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I
D3l
I
SYNTAKTISCHE
FORSCHUNGEN
VON
B. delbrOck und e. windisch.
i.
HALLE,
VEBLAO DER BUCHHANDLUNG DES WAISENHAUSES.
1871.
i^H^'c
DEB GEBBAUCH
DES
CONJUNCTIVS UND OPTATIVS
IM
SANSKBIT UND GRIECHISCHEN
VON
B. DELBRÜCK.
HALLE,
VERLAO DBB BUCHHANDLUNG DBS WAISENHAUSES.
1871.
Dm Recht der Uebersetsong In fremde Sprachen wird vorbehalten
Vorrede.
I
V
Die folgenden Bogen sind, obwohl ich sie unter meinem Namen
in die Welt sende, nicht in dem gewöhnlichen Sinne mein Eigenthum,
vielmehr gehört ein nicht geringer Theil meinem Freunde Windisch.
Freilich ein kleinerer als ich wohl gewünscht hätte und als in unserer
Absicht lag. Aus vielfachen Gesprächen nämlich und Gorrespondenzen
über syntaktische Fragen war uns eine solche üebereinstimmung unserer
Anschauungen zum Bewusstsein gekonmien, dass wir den Versuch wagen
wollten, den durch gegenseitige Mittheilung und Kritik uns zum
Gemeingut gewordenen Besitz an syntaktischen Erkenntnissen den Mit-
forschem als einheitliche Arbeit vorzulegen , far die wir eine solidarische
Verantwortung zu übernehmen gedachten. Aeussere Umstände zwangen
uitö, diesen Plan aufzugeben. Da Windisch durch andere Pflichten
zu sehr in Anspruch genommen wurde, musste ich mich entschliessen,
die Ausarbeitung allein zu unternehmen, jedoch natürlich mit Benutzung
dessen, was schon als Grundstock der gemeinsamen Arbeit vorhanden
war. Dieser Grundstock bestand aus den Sanmilungen der Belege , von
denen Windisch einen Theil der griechischen, ich den anderen Theil
der griechischen und die sanskritischen beschafft hatte. Ausserdem
waren die Belege schon im Grossen und Ganzen so geordnet, wie sie
jetzt in der Beispielsammlung sind, und zwar hatte die Arbeit sich so
vertheilt, dass Windisch die Belativsätze , ich das üebrige besorgte.
Aus diesen Angaben ist der Antheil von Windisch, soweit er
sich noch absondern lässt, ersichtlich. Was ich ihm sonst an frucht-
baren Anregungen und fördernder Kritik verdanke, lässt sich nicht mit
deutlichen Worten angeben, aber von solchen einigermaassen nach-
empfinden, die den Genuss und Gewinn eingehender wissenschaftlicher
Diskussion aus eigener Erfahrung kennen.
VI
Die auf diese Weise entstandene Arbeit zerfällt in zwei Abthei-
Inngen, die ich nicht „allgemeiner Theil^^ und „besonderer Theil^'
genannt habe, soivdem „Einleitung" und „Beispielsanmünng", weil, ich
schon durch die möglichste Bescheidenheit der Ueberschriften der Gefahr
entgehen wollte, dass mehr von mir gefordert wfirde, als ich zu geben
die Absicht und Fähigkeit hatte.
Die „Einleitung" sucht die Grundbegriffe der Untersuchung fest-
zustellen, soweit dies ohne Eingehen in psychologische Details möglich
schien, aber hoffentlich derartig, dass man die Anlehnung an die haupt-
sächlich durch Lazarus und Steinthal vertretene Sichtung überall
gewahr wird , und sucht von dieser Grundlage aus die Entwickelung der
Modi und die Genesis des Satzgefüges zu begreifen. Eine Satzlehre
schreiben zu wollen kam mir nicht in den Sinn. Doch hoffe ich, dass
der Leser einige Vorarbeiten dazu herauslesen wird. Namentlich glaube
ich, dass Aber die Relativsätze richtigere Anschauungen gewonnen sind
als früher, bei den Gonjunctionssätzen wird der prüfende Leser dagegen
bald inne werden, dass das Problem der sogenannten „abhängigen"
Sätze nur hier und da gestreift ist. üeberall hoffe ich aber, mag nun
das Einzelne gelungen oder misslungen sein, gezeigt zu haben, dass eine
geschichtliche Betrachtung der Syntax nothwendig und dass sie möglich ist.
Auch von der „Beispielsammlung" verlange man nicht mehr als
der Name sagt , keine Specialsyntax des Veda oder des Homer , und vor
allem keine Beiträge zur Texteskritik, sondern einen vielfacher Ver-
besserung fähigen Anfang einer Ansanmilung des statistischen Materials,
die reichlicher sein sollte, als die bisherige philologische Gewohnheit
es mit sich bringt
Nicht zu übersehen bitte ich die Nachträge und Berichtigungen.
Die beiden mit C. bezeichneten Notizen sind einer Beihe von Bemer-
kungen entnomtien, die Georg Curtius mir nach der Leetüre der
Einleitung mittheilte, Zeugen des freundlichen Interesses, das ihr Urheber
einer Arbeit zuwendete, die so vielfach gerade an seine Auffassungen
und Bestrebungen anknüpft.
Jena, October 1870.
B. Delbrück.
Uebersicht des Inhaltes.
Einleitung.
Cap« L Conjanctiv und Optativ in formeller Beziehung 3 — 7.
I)er Gonjanctiv 3 — 5. Im Sanskrit: Endungen 4. ConjancÜT vom
Aoriststamme 4. L^. 4. ünächter Conjnnctiv 5. Im Griechischen 5.
Der Optativ 5 — 6. Im Sanskrit: Potentialis, Precativ^ Optativ des
Aorist 5 — 6. Im Griechischen 6.
Gründe, weswegen in der vorliegen^n Arheit nur Sanskrit und Griechisch
berücksichtigt sind.
€ap. IL Die Quellen und ihre Benutzung 8 — 11.
Im Sanskrit: Beschränkung auf das vedische, Sicherheit der Deutung des
Yeda 8. Brahmana -Literatur 9. Im Griechischen: Beschrankung auf Homer 10.
Verhaltniss zu den Vorgängern.
Cap. ni. Die Grundhegrif/e 11-15.
Wie ahstrahirt man GrundhegrifFe ? 11. Unterscheidung des relativen und
absoluten Grundhegriffes 12. Die relativen Grundbegriffe 12 — 13 (§ 1), die
absoluten Grundbegriffe 14— 15 (§ 2).
€ap. IT. Die Hauptsätze 15—30.
Vorläufiges : Angaben Über die hier befolgte Eintheilung der Sätze 15. Definition
der Ausdrücke Wille, Wunsch, Aufforderung, Bitte 16 — 17.
I. Die coigunctivischen Hauptsätze 17 — 25.
Noth wendiger Eintheilungsgrund der Grad der subjectiven Erregung. Danach
zwei Gruppen: Gonjunctiv des Wollens und Conjunctiv der Erwartung 17.
Conjunctiv des WoUens 17 — 23. In positiven Sätzen 17 — 21. Die Grund-
bedeutung ist rein in der ersten Person Singularis 18 (Vermischung mit der
Bedeutung des Optativs abgewiesen 18 — 19). Die Grundbedeutung thcUs rein,
tiieils schon umgestaltet (indirecte Aufforderung) in der ersten Person Plur. 19—20.
Urundbedeutung in der zweiten und dritten Person 20 — 21. Conjunctiv des
WoUens in negativen Sätzen 21 — 23. Unabhängige und abhängige Sätze mit
mä' und ^17 22. Eintheilung der Sätze mit /ui; in Wamungs- und Befürchtungs-
sätze 22 (Kategorie des Inhaltssatzcs abgewiesen 23).
Conjunctiv der Erwartung 23— 25. Rechtfertigung des Ausdruckes. Grade
und Bedingungen der Abschwächung des Grundbegriffes in drei Gruppen sur
Anschauung gebracht 24 — 25.
II. Die optativischen Hauptsätze 25—30.
Der Eintheilungsgrund derselbe wie beim Conjunctiv. Daher ebenfalls ziwei
Gruppen: Optative des Wunsches und abgeschwächte Optative.
Optative des Wunsches 25—27. Negation 26. Wunschsätze mit i^ und
ei 26 — 27.
vm
Abgeschwächte Optative 27 — 30. Analog dem Conjunctiv drei Gruppen:
1) Allgemeine (Gebote. 2) Concessionen. 3) Fntorische Optative (Scheinbares
Zusammenfallen mit dem Conjunctiv 27). Die fatarischen Optative in 6 Gruppen
zerlegt 30.
Cap. y. Die relativen Nebensätze 30 — 52.
Einleitendes: .Ursprung und Grundbedeutung des Belativums 30—32. Orien-
tirende üebersicht über die Relativsätze der Vedensprache 32 — 34.
Eintheilung der Belativsätze. Sie zerfallen in posteriorische und pri-
orische 35.
§ 1. Die posteriorischen Relativsätze 36—42. Zerfallen in zwei AbtheUungen
entsprechend den zwei Gruppen des Conjunctivs im Hauptsätze: I. Der Con-
junctiv ist der wollende und der Optativ der wünschende 36—39. Diese
Relativsätze stehen den Hauptsätzen noch am nächsten 36. Absicht und beab-
sichtigte Folge 37. Verhältniss zu den Conjunctionssätzen 38. II. Der Con-
junctiv ist der erwartende und der Optativ der vermuthende 39 — 42. Relativ-
sätze als „Bestimmung eines Abstractums'* 39—41. Relativsätze, die sich
dem Sinne nach den abhängigen Fragen nähern 41—42.
§ 2. Die priorischen Relativsätze 42 — 50. Verschiedene Arten des
Frius 43. Freiere und reichere Entwickclung des Relativums in diesen Sätzen 43.
In vier Gruppen zur Anschauung gebracht 43 — 44 und zwar 1) der Hauptsatz
mit dem Bezugswort geht voran 44 — 45, darunter besonders die homerischen
Gleichnisse. 2) Der Hauptsatz mit dem Bezugswort folgt 45 — 46. Das Rela-
tivum sucht sein Bezugswort. 3) Der Hauptsatz ohne Bezugswort, das also
ergänzt werden muss , geht voran 46 — 48. Das Relativum bekommt in dieser
Constellation einen indefiniten Inhalt 46. Formale Ergänzune: (Stamm ta) im
Gegensatz zur sachlichen 47. 4) Der Hauptsatz ohne Bezugswort, das also
ergänzt werden muss , folgt 48 — 50. Anakoluthieen im Sanskrit 49. Verhält-
niss der priorischen Relativsätze zu den Bedingungssätzen 50.
Anhang: Tis und rt hinter dem Relativpronomen 50 — 52.
Cap. VL Die Nebensätze mit Conjunctionen 53—74.
Die Conjunctionen zerfallen in (A) solche , welche vom Relativstamme abzuleiten
sind, (B) solche von anderer Herkunft.
A. Die Sätze mit Conjunctionen vom Relativstamme 53— 69. Aufzählung
der in Betracht kommenden Conjunctionen 53. Unterschied der Conjunctionen
vom flectirten Relativpronomen 53 — 54. Nur ein Unterschied des Grades,
daher die Eintheilung der Conjunctionssätze dieselbe wie die der Relativsätze 54.
Die Conjunctionen zerfallen der Form nach in casuelle und adverbiale Bil-
dungen 54. Die casuellen Bildungen 54 — 58. Accusativisch yad o oxe «iJ«
€tg o 54 — 55. Wie ist hier der Accusativ zu verstehen ? 55 — 56. Accusativisch
femer yävad und <w;. Ablativisch yät tog onmg 56 — 57. Ausfahrung über yät
57. Instrumentalisch yena yabhis Iva 57—58. Adverbielle Bildungen 58—59.
§ 1. Die posteriorischen Conjunctionssätze mit Conjunctionen vom Relativ-
stamme 59—64. Die Belege hier fast durchweg dem Conjunctiv entnommen 59.
Wieder die zwei Gruppen wie bei den Hauptsätzen und den relativen Nebensätzen.
I. Der Conjunctiv ist der wollende 59 — 62. yad yathä Xva otpQa leiten
reine Absichtssätze ein 59— 60, tog und oTrmg Sätze der beabsichtigten Folge
60—61. Sind die Sätze mit Sntog Fragesätze? 61 — 62. Kategorie des
Inhaltssatzes abgewiesen 62.
II. Der Conjunctiv ist der erwartende 62 — 04, Su, o(fQa, dg o, mg.
IX
§ 2. Die prioriscben Conjunctioiissätze mit ConjunctioneD vom Belativ-
stamme 64 — 69. Yoransteben des Conjanctionssatzes das Natürliche 64.
Gredankeninhalt der Conjunction ein indefiniter 65. Der Paragraph zerföUt in drei
Grappen: L Vergleichssätze 65 — 67 (ok, tos Stb, wg el). II. 'Slg bei faturischen
ConjnnctiTen 67. DI. Temporal- nnd Bedingungssätze 67— C9. Drei Arten der
Yoraussetzmig beim Conjunctiv 67 — 68. Annahme im Optativ 69.
B. Die Sätze mit satzverbindenden Partikeln von anderer Herkunft 69—74.
ca und ced 69—70. Griechisch: it. Etymologie 70—71. Eintheilung der
Sätze mit €i in posteriorische und priorische 71. 1) Posterioriscbe 71—72.
2) Priorische 72—73. Wunschsätze mit ii 74.
Cap. Vn. Fragesätze 74 — 79.
Definition der Frage. Drei Bestandtbeile derselben 74. Sprachlicher Ausdruck
derselben. Frageton 75. Bezeichnung des Fragetons in der Schrift der
Inder 75. Bestätigungs- und Yerdeutlichungsfiragen 75. Der Interrogativstamm 76.
Was wird aus dem conjunctivischen Wollen im Fragesätze? 76 — 77. ij und
i) 77. Modification des optativischen Grundbegriffes durch die Frage 78 — 79.
€i^^. YIDL Personen- und Mödusverschiebung 79 — 83.
Zeichen der erzählten Bede. Yerschiebung der Person 79 — 82. Das Pronomen
dient nur einer Situation, daher Möglichkeit eines Missverständnisses bei der
Erzählung 80. Dieser Möglichkeit entgeht das Sanskrit durch iti (80 — 82),
das Griechische durch Yerschiebung 82.
Zweites, nur im Griechischen auftretendes Zeichen der erzählten Bede die
Modusverschiebung 83.
Ca|i. HL KEN xmd jidf Si — 90.
xiy und av zu trennen 84. xiv ist mit Itam identisch 84. Da indessen kam
sehr verwischte Bedeutung hat, ist die Grundbedeutung von xiv aus dem
Gebrauch zu ermitteln 84. xiv weist auf das Eintreten der Handlung hin 85.
Diese Bedeutung in den verschiedenen Satzarten nachgiewiesen 85—86. Gebrauch
von kam 86—88. Gewährt wenig Aufschluss 88. Etymologie von kam ^ xiv 88.
Nicht zur Wurzel kam lieben, sondern zum Pronominalstamm ka in seinem
indefiniten Sinne 88.
Unterschiede im Gebrauche von xiv und av 89. Etymologie von ov, nicht
mit sanskritisch te identisch, auch nicht mit lateinisch an 89.
Zusammenfassung der Ergebnisse 89 — 90.
Cap. X. Bückblick auf die Satzeintheilung. Gräcoarisch? 90—104.
Unterschied von Haupt- und Nebensatz 91 — 96. Kein untrügliches äusseres
Unterscheidungszeichen 91—92. Also der Unterschied in der Bedeutung 92.
Dieser Unterschied vergegenwärtigt durch eine Uebersicht über die Belativ-
sätze 93. Primitivste Art der Nebensätze solche, die aus praktischen Gründen
zurücktreten 93. Die nothwendigen Belativsätze 94—95. Sie sind logisch
untergeordnet. Wie sind logische Kategorien hier zu verstehen? 95. Definition
des Hauptsatzes 96. Satzbetonung, besonders bei den Indem 96 — 98.
Skizze der Entstehung der Nebensätze 98 — 100. Definition des Belativums
99. Folgerungen hinsichtlich der Satzeintheilung überhaupt 100. Anordnung
der conjunctivischen und optativischen Sätze insbesondere, priorische und
posteriorische 101.
Gräcoarisch. Darf man aus den syntaktischen Uebereinstimmungen zwischen
Sanskrit und Griechisch auf eine gräcoarische Epoche schliessen? 102 — 104.
Beispiel- Sammlung.
CONJUNCTIV. 107-190.
A. Der Conjonctty In AnssagesStzen. 107—186.
Cap. I. 107-128.
Der Conjunctiv in Hauptsätzen.
§ 1. Der Conjunctiv des WoUens 107—122.
I. In positiven Sätzen 107—112.
1) Erste Person 107 — 111.
a. des Singularis 107 — 109.
b. des Dualis und Pluralis 109—111.
2) Zweite und dritte Person 111 — 112.
IT. In negativen Sätzen 112—121.
1) Erste Person 113—115.
a. des Singularis 113—114.
b. des Dualis und Pluralis 115.
2) Zweite und dritte Person 115—121.
Anhang: na und ned in prohibitivem Sinne 121 — 122.
§ 2. Der Conjunctiv der Erwartung 122 — 128.
Sanskritische Beispiele 122—124.
Griechische Beispiele 124—128.
Reiner Conjunctiv 124—125.
Conjunctiv mit »iv 125—128.
Conjunctiv mit av 128.
Cap. n. 129—147.
Der Conjunctiv in relativen Nebensätzen.
§ 1. Die posteriorischen Relativsätze 129 — 132.
I. Conjunctiv des WoDens 129 — 131.
n. Conjunctiv der Erwartung 131 — 132.
§ 2. Die priorischen Relativsätze 132—147.
Sanskritische Beispiele 133—134.
Griechische Beispiele 135 — 147.
Reiner Conjunctiv 135—139.
Conjunctiv mit itiv 139 — 146.
Conjunctiv mit civ 147.
Cap. DI. 147-186.
Der Conjunctiv in Nebensätzen mit Conjunctionen.
Die Sätze mit Conjunctionen vom Relativstamme 147 — 171.
§ 1. Die posteriorischen Sätze 147—160.
I. Der Conjunctiv ist der wollende 148—158.
Sanskritische Beispiele 148—150.
XI
Griechische Beispiele 150—158.
tva 150—152,
oipga 152 — 155.
(k 155-157.
ontos 157—158.
n. Der ConjunctiY ist der erwartende 158—160.
OT€, onSrs, cfpQa, its 5, Ifti^.
§ 2. Die priorischen Sätze 161—171.
L tag and (oe 8r€ in Gleichnissen 161 — 162.
IL tag und ontos hei futurischem Ck)njunctiY 162 — 169.
m. Temporal- und Bedingungssätze 163 — 171.
Sanskritische Beispiele 163 — 165 (t^od ycidi yadä).
Griechische Beispiele 165—171.
orc and onore 165—169.
€5t€ 169-170.
flfiog 170.
wfiQa 170 — 171.
ik 5 171.
B. Die Sätze mit satzrerhindenden Partikeln von anderer Herkunft 171 — 186.
m 171—182.
1) Posteriorische Sätze mit bI 171 — 175.
2) Priorische Sätze mit el 175 — 182.
L Der Conjnnctiv ist rein 175—177.
n. Der Conjunctiv mit x^v 177 — 181.
m. Der Conjnnctiv mit av 181 — 182.
'JEnfi 182 - 185.
HQtv 185-186.
B. Der ConJonctlT In FragesStzen.
Cap. IV. 186—189.
I. Bestätigungsfragen 186 — 187.
n. Verdeutlichungsfragen 187—189.
OPTATIV. 190-256.
A. Der Optativ In AnssagesStzen. 190—244.
Cap. I. 190—216.
Der Optativ in Hauptsätzen.
S 1. Der Optativ des Wunsches 190—197.
I. In positiven Sätzen 190 — 194.
n. In negativen Sätzen 194 — 195.
Wunschsätze mit ms und ei 195 — 196.
Optative der Bitte 196—197.
xn
§ 2. Die abgeschwächten Optative 197 — 216.
I. Optative des allgemeinen Gebotes 198.
n. Concessive Optative 199.
m. Futurische Optative 200 — 216.
Sanskritische Beispiele 200 — 201.
Griechische Beispiele 201 — 216.
«
Cap. n. 217—227.
Der Optativ in relativen Nebensätzen.
% 1. Die posteriorischen Relativsätze 217 — 222. i
I. Die wünschenden Optative 217 — 218. !
n. Die abgeschwächten Optative 218—222.
§ 2. Die priorischen Relativsätze 222 — 227. '
Sanskritische Beispiele 223 — 224.
Griechische Beispiele 224 — 227.
Cap. m. 228-244.
Der Optativ in Nebensätzen mit Conjnnctionen.
A. Die Sätze mit Conjnnctionen vom Relativstamme 228 — 236.
§ 1. Die posteriorischen Sätze 228 — 231.
yathä 228.
yad 229.
tva 229.
ofpga 229 — 230.
10S und o/r(og 230 — 231.
§ 2. Die priorischen Sätze 231—236.
I. Der Optativ in Gleichnissen 231 — 232.
n. Temporal - und Bedingungssätze 232 — 236.
Sanskritische Beispiele (yad yadi yada yarhi) 232 — 234.
Griechische Beispiele (ort onore oaaäxtg) 235 — 236.
B. Sätze mit Conjnnctionen von anderer Herkunft 236 — 244.
1) Posteriorische Sätze mit li 286 — 238.
2) Priorische Sätze mit et 238 — 244.
B. Der Optatir in FragesBtzen.
Cap. IV. 245—248.
Anhang. 248—266.
Der Optativ der abhängigen Rede.
§ 1. Der aus dem Conjunctiv entstandene Optativ 248—255.
§ 2. Der aus dem Indicativ entstandene Optativ 255 — 256.
Einleitung.
]>eIbrflGk n. Windisch, BynUkt. Forach. I.
/^
Oap. I.
Conjunetlr und Optativ In formeller Beziehung.
Die Untersuchungen, welche wir hiermit dem philologischen
Pnblibun vorlegen, kündigen sich an als einen Beitrag zur vergleichenden
Sjntai der indogermanischen Sprachen. Da dieses weite Forschungs-
gebiet noch wenig bearbeitet, und speciell die Moduslehre noch nicht
Dach den Principien der vergleichenden Granmiatik behandelt worden ist, |
so fühlen wir uns verpflichtet, über Ziel und Methode unserer Arbeit
uns etwas ausfuhrlicher einleitend auszusprechen.
Zunächst haben wir uns mit unseren Lesern darüber zu verständigen,
welche Verbalformen wir unter der Bezeichnung Conjunctiv und Optativ
verstanden wissen woUen.
Zwar hinsichtlich des Griechischen kann darüber kein Zweifel
walten, wohl aber hinsichtlich des Sanskrit. Es ist nicht unsere Absicht,
an dieser Stelle in eine Untersuchung über die Bildung der altindischen
Modi einzugehen. Da aber derjenige, der nicht mit der vedischcn Lite-
ratur bekannt ist, sich aus den vorliegenden grammatischen Hülfs-
mitteln schwerlich ein deutliches Bild von dem Verhältniss der Modi des
Sanskrit zu denen der verwandten Sprachen wird machen können, so
sind einige Worte über^ die JPorm des Conjunctivs und Optativs hier
am Platze.
In dem vedischen Sanskrit ist der Conjunctiv ein überaus häufig
gebrauchter Modus. Sein Zeichen ist a. Dies tritt an das Thema des
Präsens oder des Aorist. Auch ist EV. 4, 30, 23 in karishyas, du wirst
thun eine zweite Person Sing, des Conj. des Futurums belegt, und die-
selbe Form ist wahrscheinlich RV. 1, 165, 9 durch Conjectur herzustellen
(vgl Böhtlingk-ßoth s. v. Jcarishya). Indem das a an den Tem-
pusstamm antritt, entsteht z. B. aus dem Praesensthema han- (schlagen)
^ Conjunctivthema hana- (3. Sing, hanati), aus dem Präsensthema
pafa- [pai, fliegen) das Conjunctivthema patä- (3. Sing, patätt), aus dem
Aoristthema jesh- (ß, besiegen) das Conjunctivthema jesha- (3. Sing.
jeshat). An das so gebildete Modi^thema traten urspnlnglich, wie man
ans dem Griechischen folgern mnss, auch im Sanskrit die primären
Endungen, sind aber mehrfach modificirt worden. Was zunächst den
Conjunctiv des Präsens betrifft, so hat dieser im Medium, mit dem
wir der Uebersichtlichkeit wegen beginnen, entweder die gewöhnlichen
auf -e ausgehenden primären Endungen, oder statt des -e zeigt sich
äi, so dass neben -sc, -te, -vaJie, -matej -dhve, -nie auch -säi, -tai,
"Vahäi, -maMi, -dhväi, -niäi sich findet. Bei dieser Aufzählung sind,
wie man sieht, die zweite und dritte Dualis, über die wir nichts Sicheres
aufstellen mögen , .weggelassen , und ausserdem die erste Singularis, von
der zu bemerken ist, dass sie immer den Ausgang äi haben muss, da
sowohl die Endung e als die. Endung äi im Verein mit dem Conjunctiv
-a ein äi ergeben würde. Im A'ctivum sind die Personen zu scheiden.
Die erste Sing, hat die Endung -ni, vor der das a wie sonst vor dem m
und V gedehnt wird, so dass der Ausgang -äni entsteht, die erste Dualis
und Pluralis zeigen wohl stets die secundären Endungen -va und -nm,
also die Ausgänge -äva und -äma. Die dritte des Plurals hat
unseres Wissens nur die secundäre Endung -an. Ueber die zweite
und dritte des Duals stellen wir keine Behauptung auf. Die zweite und
dritte des Singulars aber zeigen ein Schwanken zwischen den primären
und secundären Endungen. So finden sich z. B. von as sein sowold
dsasi und dscUi als dsas und dsat Man nennt die Formen mit den
secundären Endungen wohl Oonjunctive des Imperfectums. Aber diese
irreleitende Bezeichnung ist durchaus zu verwerfen. Das Imperfectuni
und der Conjunctiv sind zwei aus dem Präsensstamme abgeleitete unab-
hängige Bildungen, die, eine jede für sich, die Abstumpfung der
Endungen haben eintreten lassen. Das beweist u. a. der Umstand , dass
auch der Conjunctiv des Aorists neben den allerdings häufigeren secun-
dären primäre Endungen zeigt, z. B. in dadharshati Conj. Aor. von
dharsk (vgl. Benfey VoUsi Skrtgr. § 860 und Böhtlingk-Koth
s. V. dharsK).
Von dem Conjunctiv des Aorist sind nur sehr wenige Medial-
formen belegt z. B. drikshase von dem Aoristthema driksh- zu der
Wurzel darg, sehen, ebenfalls mit der primären Endung (vgl. Max Müller
Rigv. transl. I, pag. 32). Das Activum zeigt, wie gesagt, überwiegend
die secundären Endungen. In dem klassischen Sanskrit nun ist der
Conjunctiv des Aorists völlig, der des Präsens bis auf die erste Person
der drei Numeri verschwunden. Diese drei ersten Personen aber rechneu
die indischen Grammatiker zum Imperativ. Für die in der vedischen
Sprache auftretenden zweiten und dritten Personen haben sie den Namen
Lef, den wir uns, da er nur in ihrem System einen Sinn hat, nicht
aneignen können. Wir vereinigen vielmehr das, was die indischen
Granmiatiker , die das nachvedische Sanskrit als Norm betrachteten,
unter zwei Modi getheilt haben, wieder nnter dem Namen Gonjunctiy.
Hiermit ist das, was wir über die Bildung des echten Conjunc-
tivs im Altindischen bemerken zu müssen glaubten, beendet
Es hat sich aber im Altindischen noch ein unechter Gonjunc-
tiy entwickelt. Der seines Augmentes beraubte Indicativ, Imperfecti
und Aoristi kann nämlich im Sinne des Conjunctivs gebraucht werden.
Im klassischen Sanskrit jedoch nur in Verbindung mit der Prohibitiv-
Degation mä', während im vedischen auch einige erste Personen des
Aorists ohne Augment ausserhalb der Verbindung mit mä' in diesem
Sinne vorkommen, z. B. vocam, ich tviU reden, von vac, (Man ver-
Sfleiche hierzu n^h Kuhn K. Z. 18, 326.)
Da diese unechten Conjunctive sich in ihrer Bedeutung von den
echten nicht unterscheiden, so haben wir sie in unserer Beispielsamm-
lang mit diesen auf gleiche Stufe gestellt.
Es bedarf kaum noch der Ausfahrung, dass der griechische
Conjunctiv dasselbe Moduszeichen hat, wie der altindische. Das a er-
scheint als 6, z. B. in (fd^ievai neben tq^&itOj als o, z. B. in ioftev
neben Yfiev, Durch die Verbindung mit dem thematischen a - Vocal ent*
steht 1^, z. B. in qiiqrpis neben tpeQere, oder lo in q>lqtD^ev neben (pf.QOf.i€v,
Eine nähere Ausführung über die Form des Oonjunctivs im ältesten
Griechisch gehOrt nicht hierher.
Auch was den Optativ betrifft, beabsichtigen wir nur einen zu-
sammenfassenden üeberblick, nicht eine vollständige Ausnutzung des
sprachlichen Materials. Das Moduszeichen des Optativs im Altindischen
ist i, ya und yä. Diese drei Zeichen sind in dem aus dem Präsens-
stamme gebildeten Optativ folgendermassen vertheilt: i erscheint bei
den auf a ausgehenden Präsensstämmen , z. B. bhares 2. Sing. Opt. Praes.
von hhar, tragen, aus dem Präsensstamme bhara^ gleich €p€Qoig. Nur
in der ersten Sing, und dritten Plur. zeigen diese Stämme das Zeichen
ya, aber in der Modification iya (bha/reyam und bhareyus aus bhareyornt).^
Das Zeichen yä erscheint bei den nicht auf a ausgehenden Stänmien,
z. B. dvishyäs, zweite Sing, von dvish, hassen. Im Medium wird bei
diesen Stämmen das yä txl % zusammengezogen , welches vor Vocalen in
iy gespalten wird. Diesen Optativ vom Präsensstamme nennt Bopp
Potentlalis, worunter aber nicht das verstanden werden soll, was
man in der griechischen und lateinischen Syntax Potentialis nennt, son-
l) So Schleicher Compendiam^ pag. 712. Man kann das a aber auch zom
^affix ziehen. Dann hat man im Sanskrit das OptatiYzeichen ya nicht an-
zonehmen.
dern nur eine Bezeichnung für die Form des präsentischen Optativs im
Gegensatz zum aoristischen.
Ganz ebenso werden im vedischen Sanskrit Optative von Aorist-
stänunen gebildet, z. B. hhüyänia^ erste Flur, von dem Aoristthema hhü,
welches der Wurzel gleich ist, voceyam von dem Aoristthema voca- zur
Wurzel vac.
Ausserdem giebt es im vedischen und im klassischen Sanskrit einen
Optativ vom Aoriststanune, der sich von dem ebenerwähnten durch den
Zusatz eines s in den meisten Personen unterscheidet. Von hhü würde
die erste Plur. dieses Optativs hhüyäsnia lauten. Ueber die Bildung und
das VorkoDunen dieser Formen im Veda giebt Bollensen, Zeitschrift
d. d. morgenl. Ges. 22, 594 die beste Auskunft.
Für diese letzte Optativbüdung hat die indische Grammatik,
während sie den übrigen Optativ lin nennt, die Bezeichnung lin äqishi
oder ägir-lin, d. h. Wunsch-Optativ, Gebets-Optativ, was Bopp durch
Precativ, Max Müller durch Benedictiv überträgt. Eine Ver-
schiedenheit der Bedeutung zwischen diesem und dem -übrigen Optativ
existirt nicht, nur dass der sogenannte Precativ auf die ursprüngliche
Sphäre des Wunsches beschränkt geblieben ist, während der „Optativ"
diesen Grundbegriff vielseitig entwickelt hat. Wir lassen desshalb die
besondere Bezeichnung für den Precativ fallen, und fassen ihn mit dem, was
Bopp Potential nennt, unter dem Namen OpUitiv zusammen. Erwähnt
mag noch werden, dass in der vedischen Sprache auch einige Optative
vom Perfectstamme belegt sind.
Die Endungen des Optativs im Sanskrit sind durchweg die secundären.
Der griechische Optativ zeigt das Zeichen l z. B. in (piQotg
gleich bhares, das Zeichen irj gleich yä z. B. in didoujg, ausserdem
u in der dritten Pers. Plur., wie ehv aus ea-ie-v, q^eQoiev etc., und
wahrscheinlich la in den Nebenformen des sigmatischen Aorists wie
kvaeiag. Seine Endungen sind die secundären, bis auf die erste Sing,
bei den Themen auf a, welche die primäre Endung als einen Best aus
dem äussersten Alterthume bewahrt hat (vgl. Curtius, Chronologie 241).
Aus diesen Ausfahrungen ergiebt sich, dass der Conjunctiv und
Optativ des Sanskrit und griechischen ihrer Form nach im wesentlichen
identisch sind. Dazu gesellen sich noch dieselben Bildungen im Zend,
worüber man sich am bequemsten bei Schleicher Comp. 708 und 715
unterrichtet. In keiner andern indogermanischen Sprache sind der ur-
sprüngliche Conjunctiv und Optativ in ihrer alten Getrenntheit erhalten.*
1) Hinsichtlich des altirischen urtbeilt £bel in den Nachträgen zu Schlei-
chers Compendimn (Chrestomathie 372), dass ein Optativ im altirischen bis jetzt nicht
sicher nachweisbar sei.
Daraus folgte dass eine Untersuchung über Conjunctiv- und
Optativgebrauch in den indogermanischen Sprachen sich zunächst an
das Sanskrit Zend und Griechische zu halten hat.
Zu demselben Sesultat gelangt man, wenn man das Yerhältniss
des Conjunctivs und Optativs zu den Tempusstämmen des
Präsens und Aorists, von denen sie ja fast ausschliesslich gebildet
werden, in Erwägung nimmt. Wie man in der Declination die Casus
nicht von dem Nominativ, sondern von dem Stamme, so hat man in
der Conjugation die Modi nicht von dem Indicativ, sondern von dem
Tempusstamme abzuleiten. Die Tempusstämme des Präsens und des
Aorists enthalten aber nichts von Gegenwart und Vergangenheit in sich.
Das einzige Zeichen der Vergangenheit, über das die Sprache im Sanskrit,
Zend und Griechichen gebietet, ist das A u g m e n t. Die Modi des Aoristes
haben kein Augment, bezeichnen also nicht die Vergangenheit. Wenn
man diese Sätze, die Georg Curtius längst aus der Analyse der
Formen und dem Gebrauch des Griechischen gefolgert hat, und die
durch den Gebrauch des Sanskrit die vollste Bestätigung erhalten, nicht
festhält, so kann man die Tempus- und Moduslehre des Sanskrit und
Griechischen schlechterdings nicht begreifen.
Den positiven Nachweis, dass die bezeichneten Gedanken zum
Verständniss der indischen und griechischen Verbalsyntax sehr wesentlich
beitragen, wird sowohl die vorliegende Untersuchung, als eine künftige
Tempuslehre zu liefern haben. An dieser Stelle sei nur so viel bemerkt,
dass das ursprüngliche Verhältniss des Modus zum Tempusstanmie nur
an denjenigen Sprachen gelernt werden kann, welche ausser den Modis
des Präsens auch die Modi des Aorists erhalten haben, d. h. wiederum
nur an den dreien: Sanskrit Zend und Griechisch.
Somit empfiehlt es sich von zwei Seiten aus, bei einer Unter-
suchung über indogermanische Moduslehre zunächst die drei genannten
Sprachen zu Grunde zu legen.
Zu diesen sachlichen Grenzen konmien nun noch persönliche.
Keiner von uns beiden ist mit den eigenthümlichen philologischen
Schwierigkeiten, welche die Zend texte darbieten^ so vertraut, dass er
die volle Verantwortung für die richtige Benutzung der Quellen, über-
aehmen möchte. Aus diesem Grunde ist das Zend unberücksichtigt
geblieben, die vorliegende Untersuchung also auf Sanskrit und Grie-
chisch beschränkt.
8
Cap. n.
Die Quellen und ihre Benntzung.
Nachdem wir hiermit gezeigt haben, was wir unter Gonjunctiv
und Optativ verstehen, mid wie schon die Betrachtung der Form und
ihrer Stellung im Ganzen der Formenbildung uns auf das Sanskrit und
Oriechische als die nothwendige Grundlage für unsere Untersuchung
hinweist, haben wir nun darüber Bechenschaft abzulegen, in welchem
Umfenge und in welcher Weise wir die Literatur des Sanskrit und
Griechischen fax unsere Zwecke ausgebeutet haben.
Was zunächst das Sanskrit betrifTt, so müssen wir natürlich die
Periode ausschliessen, in welcher die Sprache den Gonjunctiv bis auf
schwache Beste verloren hat, also das gesammte nachvedische Sanskrit.
Dieses Sanskrit im engern Sinne ist zwar in syntaktischer Beziehung
weder unausgiebig noch uninteressant , aber es steht mit dem Lateinischen
und Deutschen auf gleicher Stufe, insofern es sich ebenfalls des einen
Modus entledigt hat, nur in anderer Weise. Es hat nämlich das, was
früher der Gonjunctiv ausdrückte, auf den Indicativ und zum geringeren
Theile auf den Imperativ übertragen. Dieses Sanskrit gehört also aus
demselben Grunde nicht in unsere Darstellung, wie das Lateinische
und Deutsche.
Von den vedischen Schriften^ die mithin im Sanskrit die allei-
nige Grundlage unserer Aufstellungen bilden , ist natürlich hauptsächlich
derBigveda ausgebeutet, der nach der Ausgabe von Aufrecht citirt
ist Den Laien gegenüber sind vielleicht einige Worte über den Grad
der Sicherheit, mit der die Wissenschaft dieses älteste Denkmal der
indogermanischen Poesie zu deuten versteht, nicht überflüssig» Wer
ohne nähere Eenntniss den heftigen Debatten folgt, die über die Inter-
pretation des Yeda gefuhrt werden, und wer z. B. die vier parallelen
Uebersetzungen derselben Stücke , die Müller in dem ersten Bande seiner
Bigveda-Üebersetzung hat zusammendrucken lassen, unter einander
vergleicht, der möchte leicht zu der Ansicht kommen, dass es um die
Deutung des Yeda etwa eben so glänzend stehe, wie um die Entziffe-
rung gewisser Buneninschriften , bei denen es wohl vorkonmien soU^ dass
sie gleich sicher und überzeugend gelesen werden, mag man nun die
Leetüre von vorn oder von hinten beginnen. Nichts wäre verkehrter
als diese Meinung. Ein grosser Theil des Yeda ist mit etwa derselben
Sicherheit übersetzbar , wie die homerischen Gedichte , ein nicht geringer
freilich ist schwierig und dunkel. Die Schwierigkeiten und Dunkelheiten
beziehen sich auf die Deutung einzelner Wörter, den Zusammenhang
der Verse, die mythischen nnd mystischen Anspielungen, das Ritual
und andere Partien der Alterthfimer, aber die Syntax des Yeda ist im
Ganzen klar und einfach. Wir haben natürlich unsere Belegstellen wo-
möglich den Versen entnommen, die uns ohne Schwierigkeit schienen,
und dürfen mithin die üebersetzungen der vedischen Belegstellen — die
IrrÜiumer , die bei allen üebersetzungen unterlaufen , vorbehalten — für
sicher ausgeben. Ausserdem sei hier erwähnt, dass wir uns möglichst
wenig auf unsere eigene Weisheit verlassen haben , sondern wo irgend
üebersetzungen von Männern wie Aufrecht, Benfey, Bühler,
Kuhn, Muir, Müller, Roth, Weber vorhanden waren, diese eifrig
zu Rathe gezogen haben. Dass uns das Petersburger Wörterbuch nicht
aus der Hand gekommen ist, versteht sich von selbst. Nächst dem
Rigveda ist hauptsächlich das Qätapatha-Brähmana in der Ausgabe
von A. Weber und das Aitar6ya-Brähmana in der Ausgabe von
Hang benutzt 9 die älteste indische Prosa, welche für das Verständniss
des Satzgefüges von unschätzbarem Werthe ist, und somit bei allen
Untersuchungen über Tempus- und Moduslehre nicht entbehrt werden
kann , während man sich für die Casuslehre allenfalls mit dem Rigveda
begnügen mag.
Ich habe freilich von der nach umfang und Inhalt wahrhaft ab-
schreckenden Brähmana - Literatur nur einen geringen Bruchtheil ausge-
beutet, hoffe aber doch die wesentlichen Eigenheiten dieses Stils, so
weit es unsere Aufgabe angeht, aufgefasst und mitgetheüt zu haben,
was darum nicht so sehr schwierig ist, weil in den Brähmana's wie im
Veda dieselben Wendungen nur leise variirt, in's unendliche wiederholt
zu werden pflegen. Von grossem Nutzen waren mir für diesen Theil
der Literatur auch Muir 's Original Sanscrit Texts, die jedem, der
sich für Sanskritsyntax interressirt , auf das Wärmste empfohlen seien,
weil er in ihnen eine Reihe historisch geordneter Texte , von denen immer
mehrere hintereinander denselben Stoff behandeln, versehen mit den
zuverlässigsten üebersetzungen in die Hände bekonunt, und also die
Entwickelung der syntaktischen Verhältnisse auf das Bequemste an ihnen
verfolgen kann.
Aus diesen Schriften also haben wir unsere Moduslehre des Alt-
indischen ausgezogen. Einen Vorgänger haben wir auf diesem Gebiete
nicht, ausser Kuhn, der in seiner Zeitschrift 15, 412 flgd. eine Reihe
treffender Belegstellen für den Gebrauch des Conjunctiv zusammen-
gestellt hat Was die indischen Grammatiker über den Gebrauch des
Conjunctiv und Optativ lehren, ist nicht eben bedeutend, und darf
Ton uns um so eher unerwähnt gelassen werden, als ihre Regeln sich
kaaptsächlich auf das nachvedische Sanskrit beziehen.
10
Durch die Beschränkung auf die ältesten Quellen im Sanskrit be-
kommt unsere Untersuchung auch hinsichtlich des Griechischen
ihre Grenzen. Es wäre schon um der Concinnität willen uAthunlich,
in die Fundamente emer Sanskritsyntax eine vollständige griechische
Moduslehre hineinzuarbeiten. Es kommt uns vielmehr auch bei dem
Griechischen darauf an, die Grundlagen für eine historische Syntax zu
legen. Darum haben wir uns auf die Ausnutzung der homerischen
Gedichte beschränkt. Zwar ist es ja sehr wohl möglich, dass die
homerischen Gedichte nicht überall den ältesten Gebrauch zeigen, und
es wäre deswegen wünsch enswerth, dass überall zur Controle die In-
schriften, die alten Prosaiker, die Lyriker, die Dramatiker, kurz —
die übrige griechische Literatur herangezogen würde. Da aber Unter-
suchungen wie die unsrige möglichste Vollständigkeit der Belege verlangen,
so ist das, was bisher von griechischen Grammatiken existirt, für unsere
Zwecke wenig brauchbar. Aus einer eigenen selbständigen Durcharbei-
tung der hauptsächlichsten Schriftsteller wäre uns aber schliesslich doch
nur Stückwerk erwachsen. Wir haben es daher vorgezogen, auch im
Griechischen nur einen Anfang zu erstreben. Homer aber ist — so
war wenigstens unsere Absicht — vollständig benutzt Freilich ist uns
im Laufe der Arbeit nicht entgangen, dass unsere Sammlungen hier
und da Lücken zeigen , und anderen werden diese vermuthlich sich noch
deutlicher enthüllen, aber wir hoffen wenigstens, dass wir besonders
charakteristische Stellen nicht übersehen haben. Nach diesem Gesichts-
punkt sind auch die Zahlenangaben zu beurtheilen. Es ist freilich be-
quemer zu sagen, der eine Gebrauch konmie oft^ und der andere selten
vor, statt der eine 76mal und der andere 13mal, aber die letztere An-
gabe ist in so weit nützlicher , als sie , wenn auch die Zahlen als absolute
falsch sein sollten, wenigstens das Verhältniss der Häufigkeit, worauf
es ja allein ankommt, annähernd richtig angeben wird.
Citii-t haben wir nach der ersten Bekker'schen Ausgabe von 1838.
Wo wir von ihr abgewichen sind, haben wir es angegeben. Sollten
sich in den Citaten vielleicht Inconsequenzen in orthographischen Dingen
zeigen, so wird das der Leser, dem der heutige Zustand der Homer-
forschung bekannt ist, gewiss entschuldigen.
Ein Wort ist noch nöthig über unser Verhältniss zu denjenigen,
die uns in der Darstellung der griechischen Moduslehre vorangegangen
sind. Während wir für eine, die gesammte Moduslehre umfassende
Darstellung ün Sanskrit keinen Vorgänger hatten, ist ihre Zahl im Grie-
chischen Legion. Wir treten aus ihrer Beihe insofern heraus , als wir zum
ersten Male unternehmen, eine vergleichende Darstellung der Moduslehre
zu liefern. Wir haben uns desshalb lur berechtigt gehalten, von einer
11
aasdrückli€hen Bäcksichtnahme auf unsere Vorgänger abzusehen, und
zwar um so mehr, als es uns darauf ankommen musste, die ohnehin
verschlungenen Pfade der Untersuchung durch abseits führende Polemik
nicht noch verschlungener zu machen.
Cap. HL
Die Grundbegriffe.
Das also ist das Material, das uns vorliegt. Es handelt sich
nunmehr um die Erörterung. der Frage, wie aus diesem Material eine
geordnete Darstellung des Modusgebrauches zu gewinnen sei. In der
Literatur treten dem Leser nichts als eine Menge von Einzelheiten ent-
gegen. Der Conjunctiv erscheint bald als Ausdruck des Willens, bald
der Erwartung, bald nur des Futurums, bald der Aufforderung, und
ähnlich der Optativ bald den Wunsch , bald die bescheidene Behauptung,
bald die Bedingtheit bezeichnend. Nun kann aber doch nicht von An-
fang an die ganze Fülle verschiedener Bedeutungen in der einen Form
gelegen haben, denn bei solcher Annahme würde die Sprache aufhören
bedeutsam zu sein, sondern man muss die Frage aufwerfen, welches
als die ursprüngliche Anschauung zu betrachten sei, von der alle vor-
liegenden Bedeutungen ausgegangen seien. Ob diese Anschauung als
ein nach unserer entwickelteren Ansicht einheitlicher Begriff £u denken
sei, darüber ist mit dieser Frage noch nichts präjudicirt. Wir wollen
nur die Frage beantworten : Wa s liegt der Mannigfaltigkeit der erschei-
nenden Bedeutungen zu Grunde?
Wir betreten mit diesen Fragen das Gebiet der Bedeutungs-
lehre, mithin einer Wissenschaft, über deren Methodik noch wenig
feststeht. Glücklicherweise aber scheint wenigstens die Frage, die uns
hier beschäftigt „Wie abstrahirt man aus den vorliegenden Bedeutungen
den Grundbegriff?" nur nach- ein er Richtung hin entschieden werden zu
können. Mag es sich nun darum handeln, die Entwickelung eines
Verbal-, Nominal-, Pronominal - Begriffs , oder die einer Flexionsform zu
begreifen, überall gut der Grundsatz: Man soll nicht etwa die vorlie-
genden Begriffe neben einander stellen , die verwandten zu höheren Be-
griffen sammeln und so allmählich zu dem umfangreichsten und inhalt-
losesten Begriffe aufsteigen, der dann als Quelle aller besonderen Be-
deutungen an der Spitze des logischen Schematismus thronen würde,
sondern man soll den geschichtlichen Ausgangspunkt der Bedeutungs-
entwickelung , denjenigen Begriff, aus dem die übrigen sich nicht, als
12
ob sie in ihm eingekapselt gewesen wären, entwickeln, sondern an den
sie sich nach dem Gesetze der Begriffsbildnng anschliessen , man soll
die älteste Bedentnng snchen. (Man vergleiche meine Bemerkungen
K Z. 18, 99.) Diese Aufgabe kann in unserem Falle in doppelter Weise
aufgefasst werden. Entweder nämlich kann man sich bemühen mit
»
Hülfe der Etymologie den Sinn zu entdecken, der bei der Entstehung
der Formen sich mit ihnen verband , oder man kann aus dem Gebrauche
der Modi in der Literatur des Sanskrit und Griechischen ermitteln wollen,
welches die älteste vorliegende sprachliche Verwendung des Conjunctiv
und Optativ sei . Für den vorliegenden Zweck ist natürlich der zweite
Gesichtspunkt der wichtigere. Wir werden also zunächst den von der
Literatur dargebotenen relativen Grundbegriff suchen, und erst dann
den durch die Etymologie zu findenden absoluten.
§1.
Die relativen Grundbegriffe.
Wenn man die Entwickelung der Casus mit dem der Modi ver-
gleicht, so fällt ein wichtiger Unterschied sofort in die Augen. Für
die Auffassung der Casus ist es ganz gleichgültig, welcher Art der Satz
ist , in dem sie stehen , die Bedeutung der Modi dagegen ist wesentlich
davon beeinSusst, ob der Satz, in dem sie stehen, ein selbständiger
oder ein abhängiger ist. Es wird also nöthig sein, zu untersuchen, ob
nicht vielleicht schon in der Beschaffenheit der Sätze ein Anhalt gege-
ben sei , um die ürsprünglichkeit oder Unursprünglichkeit einer Modos-
anwendung zu beurtheilen. Und das ist in der That der FalL
Als Gn^idlage aller Untersuchungen über Satzlehre darf man wie
einen rocher de bronze die Behauptung hinstellen , dass der einfache Satz
älter sei als der zusammengesetzte. Es hat also eine Periode der indo-
germanischen Sprache gegeben , in welcher sie nur einfache , unabhängige
Sätze kannte. Alle Ueber-, Unter- und Nebenordnung im Satzgefüge
ist aus dem älteren Zustand der einfachen Parataxis entstanden. Den
strikten Beweis fär diese an sich einleuchtenden Sätze liefert die fol-
gende Untersuchung , üidem sie nachweist , dass alle der Satzverknüpfung
dienenden Wörter den satz verknüpf enden Sinn nicht von An&ng an be-
sitzen, sondern erst allmählich bekommen haben. Wir müssen also die
Sätze in ältere und jüngere scheiden. Da man nun nicht wissen kann,
ob nicht in den jungem Sätzen auch eine jüngere Anwendung der Modi
vorliegt, so muss man als einziges Operationsfeld für die Auffindung der
Grundbegriffe die Gesammtheit der selbständigen Sätze ansehen. Die
selbständigen Sätze nun aber sind entweder aussagend oder fragend.
13
In welcher Gattung dürfen wir hoffen den ältesten Gebrauch der Modi
anzutreffen? Unzweifelhaft in den Aussagesätzen, denn sie zeigen den
regelmässigen Ablauf der Vorstellungen, während die Frage, von ihrer
psychologischen Seite betrachtet, sich als eine Stockung dieses Verlaufes
darsteUi In der That werden wir später sehen, dass in den Frage-
sätzen die Grundbegriffe der Modi am wenigsten deutlich zur Erscheinung
konmien (vgl. cap. VII). Die Nichtfrage- oder Aussagesätze, auf die wir
also allein hingewiesen sind, sind aber nicht alle einer Art, sie zerfallen in
positive und negative. Da die Verneinung ein besonderes Zeichen hat,
die positive Aussage aber nicht, also die Verneinungssätze als eine
Modification der Bejahungssätze aufgefasst werden müssen, so dürfen
wir auch die verneinenden Aussagesätze ausschliessen , und uns also nur
an die selbständigen positiven Aussagesätze halten. Aber die Eingrän-
zong der Basis f&r unsere Untersuchung muss noch weiter getrieben
werden. Es ist noch wichtig eine Anschauung darüber zu gewinnen, in
welcher Person man wohl erwarten darf, die relativ älteste Bedeutung
zu finden. Diese Anschauung gewährt uns am besten der Optativ. Es
wird vennuthlich jetzt allgemein angenommen, dass die älteste Bedeu-
tung des Optativs der Wunsch sei. Dieser Wunsch kommt an den
drei Personen in folgender Art zur Erscheinung: (pi^ifxL heisst: ich
wünsche zu tragen; (peQOig^ ich wiinsche, dass du trägst; q)€Qoty ich
wünsche, dass er trägt. Diese drei Personen (peQoifAi, q)€Qoig, q)iQoi
enthalten also einen Thätigkeitsbegriff, als dessen Träger eine erste, zweite,
dritte Person gedacht ist, und einen Wunsch, dessen Träger in allen drei
Fällen die erste Person ist Der einfachste der drei Fälle ist nun offen-
bar der, dass der Träger der Thätigkeit und des Wunsches eine und
dieselbe Person ist, ein Fall, der nur bei der ersten Person eintrifft.
Zum Zustandekonunen dieser Aeusserung ist überhaupt nur ein Wesen
nöthig, während es bei der zweiten und dritten mindestens zweier bedarf.
Wir müssen also behaupten , dass der Grundbegriff des Optativs in seiner
aUerelementarsten Gestalt in der ersten Person des Singulars vorliegt,
and dasselbe dürfen wir bei dem Conjunctiv erwarten.
Diese auf wesentlich formalen Gesichtspunkten beruhende Deduktion
bekommt nun eine materielle Bestätigung durch die Beobachtung, welche
wir als Quintessenz unserer ganzen Untersuchung ansehen können, dass
ein einheitliches Verständniss des Conjunctiv- und Optativgebrauchs nur
möglich ist, wenn man von dem Grundbegriff ausgeht, wie er in der
ersten Person Sing, im selbständigen positiven Aussagesatze vorliegt
Dieser relative Grundbegriff ist für den Conjunctiv
der Wille, für den Optativ der Wunsch.
14
§2.
Die absolnten Grundbegriffe.
Die Entstehung der Modusstämme ist von Gurtius in seiner Schrift
zur Chronologie der indogermanischen Sprachforschung, Leipzig 1867
in einer Weise erörtert , der ich mich durchaus anschliesse. Er scheint
mir einleuchtend gemacht zu haben, dass die Themen des Conjunctivs
und Optativs Bildungen sind, die sich ursprünglich von den Indicativ-
themen in nichts unterschieden, die sich aber mit der Zeit, als sich
die Bedeutung immer mehr vom Indicativ absonderte, auch in der
Form abweichend gestalteten.
Seine Analyse des Optativs ist von der Bopp'schen nicht wesent-
lich verschieden. Schon Bopp (Vgl. Gr. 2, 560) hat erkannt, dass der
Optativ eine zusammengesetzte Form sei, und dass das Element ya oder i,
das,, wie wir oben (Seite 5) sahen , das Kennzeichen des Optativs ist , eine
Verbalwurzel sei. Er dachte an die Wurzel ? „wünschen". Diese Wurzel
aber ist, wie man aus Böhtlingk-Roth ersehen kann, nicht als
selbständige Wurzel anzuerkennen, sondern die Formen, die man von
ihr abgeleitet hat, gehören mit unter die Wurzel i, gehen. (ptQoiin
heisst also etymologisch betrachtet, ich gehe zu tragen, (vgl. Gurtius 239).
Dagegen die Erklärung des Conjunctivs ist, so weit ich weiss,
Gurtius eigenthümUch. Sein Baisonnement ist im wesentlichen fol-
gendes. Das a des Gonjunctivs (s. oben Seite 3) ist nicht eine Verbal-
wurzel wie das ya oder i des Optativs, sondern ein stammbildendes
Suffix, dasselbe, was z. B. in dem Prasensstamme lihara von der Wurzel
hhar vorliegt. Die Bildung hanati^ die wir Gonjunctiv nennen, ist also
von der Bildung hharati^ die wir Indicativ nennen, ursprünglich nicht
verschieden. Hanati wird nur zum Gonjunctiv im Gegensatz gegen die
einfachere Form hanti, die dem Indicativ zufallt. In Folge solcher
Gegensätze wie hanaü und hanti erwuchs der Sprache die Empfindung,
dass das a Zeichen des Gonjunctivs sei, und so kam es, dass dieser
Vocal eine selbständige Beweglichkeit erhielt und auch in Themen wie
paia (patati) antrat, was dadurch zu patä (patäti) wurde (Gurtius
229 flgd.).
Was nun die Bedeutungen solcher Themen mit dem Suffix a be-
trifft, so macht Gurtius durch eine Erörterung der Tempusbildung
wahrscheinlich, dass die längere Form z. B. hanaü im Gegensatz gegen
die kürzere z. B. hamii urspnlnglich einen durativen Sinn hatte.
Mithin wäre der ursprüngliche Grundbegriff des Gonjunctivs der
der dauernden Handlung. Und dieser lässt sich mit dem relativen sehr
wohl vereinen. Denn die dauernde Handlung kann leicht als eine
15
conatiTe aofgefasst werden, und an den Begriff des Gonates schliesst
sich sehr natürlich der des Willens.
Diese absoluten Grundbegriffe des Strebens und der Dauer liegen
nun aber jenseits aller Literatur. Sie werden uns in der folgenden
Untersuchung nicht weiter beschäftigen. Es lag mir hier nur an, darauf
hinzuweisen, dass die relativen Grundbegriffe des Wunsches und des
Willens sich aus ihnen leicht »und ungezwungen ableiten lassen. Nur
die eine Lehre wollen wir noch von der Etymologie entnehmen, dass
der Conjunctiv die ältere, der Optativ die jüngere Bildung ist, dass es
also auch von diesem Standpunkt aus nahe gelegt wird, den Conjunctiv
dem Optative in der Darstellung vorangehen zu lassen.
Cap. IV.
Die HaaptsBtze.
Die Grundbegriffe des Conjunctivs und Optativs, wie sie im vori-
gen Capitel aufgestellt sind , erleiden im Laufe ihres sprachlichen Daseins
die mannigfaltigsten Modificationen. Einer der wichtigsten Faktoren
dieser Entwickelung ist die Ausbildung des Satzgefüges. Es wäre also,
wenn diese Studien ein methodisches Lehrbuch wären, jetzt an der Zeit,
eine Theorie der Satzentwickelung und Satzeintheilung vorzutragen.
Indessen, da die Wissenschaft, um die es sich in diesen Blättern
handelt, erst in den allerersten Anföngen begriffen ist, so wird es der
Leser verzeihen, wenn ich ihn bitte, die im Folgenden aufgestellte Ein-
tbeihmg der Sätze einstweilen hinzunehmen, und erst in dem letzten
Capitel mit mir einen Bückblick auf die für die Anordming der Sätze
gewonnenen Besultate zu thun.
Die von mir befolgte EintheUung der Sätze ist die folgende : Alle
Sätze zerfallen zunächst in Aussagesätze einerseits und Frage-
sätze andererseits. Die Aussagesätze zerlegen sich dann weiter in
1) Hauptsätze, 2) relativische Nebensätze, 3) Nebensätze
mit Gonjunctionen. Zur Empfehlung dieser EintheUung mache ich
vorläufig darauf aufmerksam, dass sie dieselbe ist, die Ourtius,
Erläuterungen ^ 195, vorschlägt.
Ehe ich nun zu der ersten Gruppe der Aussagesätze, den Haupt-
sätzen übergehe, sind noch zwei Bemerkungen allgemeineren Inhalts
vorauszQschicken , die eine betreffend die Frage, was in dieser ganzen
Untersuchung unter Wille und Wunsch verstanden sein soll , die zweite
16
betreffend einige Benennungen, die wir dem Willen und dem Wmisch
in gewissen Situationen zu ertheilen pflegen.
1. Wille und Wunsch gehören derselben Sphäre des Seelenlebens
an. Sie fallen beide unter den höheren Begriff der Begehrung. Eine
Begehrung nun richtet sich, da man nur das begehrt, was man noch
nicht hat, immer auf etwas Zukünftiges. Man darf also an einer Be-
gehrung zweierlei unterscheiden, nämlich erstens die Vorstellung des
Zukünftigen , das man begehrt , und zweitens die Gemfithsbewegung des
Begehrens. In diesen allgemeinen Eigenschaften gleichen sich Wille
und Wunsch, da sie eben Arten der Begehrung sind. Ihr Unterschied
aber liegt in Folgendem: Der Wunsch ist eine Begehrung, mit welcher
nicht die Voraussicht verknüpft zu sein braucht, dass der Begehrende
den Gegenstand seiner Begehrung erreichen werde. Man wünscht eben
Erreichbares und unerreichbares, und unsere Wünsche sind durchaus
nicht immer von dem Bewusstsein getragen , dass es uns glücken werde,
sie erfüllt zu sehn. Dagegen der Wille ist eine Begehrung mit der
Voraussicht des Erreichens. Man will nur das, was man erreichen zu
können glaubt. Ob die Praxis dem Wollenden zeigt, dass er Recht
oder dass er Unrecht habe, darauf kommt es natürlich nicht an, der
Seelenzustand des Wollenden ist in jedem Falle derselbe; sein Wille
war in jedem Falle von seinem Machtbewusstsein getragen, mochte
dies nun gerechtfertigt sein oder nicht.
2. Für die Aeusserungen des Willens und des Wunsches haben
wir nicht in allen Situationen den gleichen Namen. Ich definire hier
nur einige der geläufigsten Bezeichnungen, die ich im Folgenden häufig
anwenden werde. Den an eine zweite oder dritte Person adressirten
Willen nennen wir Aufforderung, die Situation, in der sich ein
Aufgeforderter befindet, bezeichnen wir mit dem Namen des SoUens.
„Du sollst", „er soll" bedeutet „ich will, dass du thuest", „ich will,
dass er thue".
Bei dem Wunsche sind zwei Fälle zu unterscheiden. Einen
direct oder indirect an diejenige zweite oder dritte Person adressirten
Wunsch, von der nach der Meinung des Wünschenden die Erfüllung
des Wunsches abhängt, nennen wir Bitte. Wenn z. B. der Opfernde
an Agni den Wunsch richtet:
imäm me agne samfdham imäm upasädam vaneh , imä' ü shü 9rudhi
gfrah, mögest du o Agni dieses mein Opfer y meine Aufwartung
freundlich anndimen^ höre gern diese meine Lieder RV. 2, 6, 1, oder
wenn Odjsseus an DoUos und dessen Söhne den Wunsch adressirt:
i^ei/9tiv tig YSoi ^ij örj cxedov tüat Tuovreg oi 491
17
80 bezeichnen wir diese Wünsche als Bitten. Wenn dagegen der
Sprechende nicht die Ansicht hat, dass die Erfüllung des Wunsches von
der zweiten oder dritten Person abhängt, so behalten wir Ar solche
Aeasserungen den Namen Wunsch bei, z. B.
av di fioi x^^Q^^ ätpUoio
oiY.ov huTifiavov xat arp^ ig /rargida yalav. o 128
„möge es dir beschieden sein u. s. w."
Einer der wichtigsten Gesichtspunkte, den man nicht aus den
Augen yerlieren darf, ist der , dass die subjective Erregung des WoUens
oder Wfinschens immer bei derselben Person bleibt , und nicht etwa auf
eine zweite oder dritte übergehen kann. Hierdurch scheiden sich z. B.
die Desiderativa von den Modis begrifflich ab.
I.
Die conjnnctiyischeii Hanptsatze.
Wir unterschieden in dem Wollen zwei Bestandtheile , nämlich
erstens den Inhalt des Wollens und zweitens die Bewegung des Be-
gehrens. Diese Zweitheilung giebt uns den leitenden Gesichtspunkt für
eine sachgemässe Anordnung der sanskritischen und griechischen Gon-
juactive in Hauptsätzen. Der Inhalt des Wollens nämlich kann offen-
bar zum Ausgangspunkt far eine Anordnung nicht genommen werden,
denn dieser Inhalt ist so mannigfaltig wie die Gegenstände, auf die
sich die menschliche Begierde richten kann> dagegen die Gemüths-
bewegung des Begehrens zeigt nur eine Verschiedenheit^ die der Stärke.
Die Masse der unabhängigen Sätze kann nur eingetheilt
werden nach dem Intensitätsgrade der subjectiven Erre-
gung, die in dem Gonjunctiv liegt. Freilich lässt die Linie der
Empfindungen unendliche Gradtheilungen zu, es ist aber in unserem
Falle doch praktisch möglich, zwei grosse Gruppen aufzustellen, die
erste die Belege fQr die stärkere Erregung, die zweite die Belege für
die schwächere Erregung umfassend. Ich will, um einen bequemen
Namen zu haben, die erste Gruppe xorr e^oxrjv Conjunctive des
Wollens nennen, die zweite Conjunctive der Erwartung.
Aeusserlich scheiden sich diese beiden Gruppen am klarsten im
Griechischen.* Die erste enthält als Negation nur /i?;, die zweite nur or,
die erste zeigt nie yciv oder aV, die zweite in den allermeisten Stellen.
Was nun die Conjunctive des Wollens, für welche Conjunctiv,
Cap. I, § 1 die Belege bietet, im Besondern betrifft, so sind zunächst die
Sätze in positive und negative geschieden , und innerhalb dieser Unter-
abiheilungen die drei Personen getrennt behandelt. Bei der ersten wird
noch eine Theilung nach dem Numerus sich als nöthig erweisen.
Delbrück o. Windisch, sjntakt. Forsch. I. 2
18
In der ersten Person des Singular nun liegt die Willenserklärung
in einer Anzahl yon Belegen deutlich vor. So drückt sich z. B. jemand,
der sich entschlossen hat, Brahmanenschüler zu werden, und sich zu
dem Zwecke der Aufnahme bei dem Lehrer meldet, so aus: brahmacäry
äsani, ich will Brahmanenschüler werden (Jat. Br. 11, 5, 4, 1 u. ö. Ein
mehr auf momentanen Eindrücken beiiihender Entschluss, der demgemäss
eine lebhaftere Erklärung hervorruft, pflegt durch ermunternde Partikeln
oder Sätze eingeleitet zu werden. Im Griechischen weiss ich. nur erste
Personen dieser zweiten Art zu belegen.
Kuhn in seiner Zeitschrift 15, 413 schreibt dem sanskritischen
Gonjunctiv freilich auch die Fähigkeit zu, den Wunsch zu bezeichnen,
was nach meinen Aufstellungen dem Optativ zukonmit. Er führt zum
Belege eine Stelle aus Yäj. Sanh. 19, 37 an: pa Vitrena (atayushä vi9yam
äyur vya9navai, die er übersetzt:' „DwrcÄ hundert Jahre verleihende
Beinigung möge ich das volle Lehen erreichen ^\ Man muss aber doch
wohl seine Auffassung etwas modificiren. Gewiss ist , dass wir in einem
solchen Satze, wenn wir ihn griechisch ausdrücken sollten, den
Optativ gebrauchen würden, aber es liegt oft in der Natur des Gedan-
kens, dass er sowohl in der Form einer Willensäusserung als in der
eines Wunsches ausgedrückt werden kann, so dass es nicht verwunder-
lich ist, wenn das eine Volk ihn so, das andere so bezeichnet. Wer
sicher auf die Wirkung der eigenen Frömmigkeit vertraut, kann auch
wohl sagen: „ich will das volle Leben erreichen." Auch bei zweiten
und dritten Personen , die hier , um die Frage an einer Stelle zu absol-
viren, mit angeführt werden mögen, kommt Aehnliches vor.
So heisst es in einem Hochzeitsliede :
enä' pätyä tanväm sam srijasvä' dhä jfvri vidätham
ä' vadäthah KV. 10, 85, 27
was Weber Ind. Stud. 5, 187 so übersetzt: Dem Manne hier misch'
dich mit deinem Leibe. Als Greise noch mögt ihr vorstehn dem Haus-
stand, Der Gonjunctiv ist unserer Anschauung nicht eben geläufig, aber
im Sanskrit in diesen Verbindungen gar nicht selten. Der Wunsch,
dessen Eintreffen man zuversichtlich erhofft, wird als etwas sicher zu
Erwartendes ausgesprochen. Eine dritte Person gewährt Vers 39
desselben Liedes:
dirghäyur asyä yäh pätir, jiväti 9arädah 9atäm „langlebend (sei),
wer ihr Gemahl ist, er soll leben hundert Herbste lang" (Weber
ebenda 191).
Dass meine Auffassung dieses Conjunctivgebrauches richtig ist,
dass es sich nicht um einen unbestimmteren Sinn des Modus, sondern
um eine etwas von der unsrigen abweichende Wendung des Gtedankens
19
handelt, beweist auch der Umstand , dass derlmperatir in derselben
Gedankenconstellation gebraucht wird, z. B.
Tindäsva tväm puträm näri^ yäs tübhyam 9äin &sat „erlange o Weib
einen Sohn, der dir eum Heile gereichen söU" AY. 3, 23, 5,
ein Vers aus einem liede zum Herrorrufen der Schwangerschaft (vergl.
Weber ebenda 223). Man wird nicht sagen wollen, dass der Imperativ
im Sanskrit eine Form von unbestinmiter Bedeutung sei , die bald den
Befehl und bald den Wunsch ausdrücke. Aber es giebt Gedanken, die
man mit einem gewissen Becht sowohl in die Form der Forderung , wie
des Wunsches kleiden kann. Bisweilen findet man im Sanskrit diese
Verschiedenheit der Auffassung nahe bei einander, so BV. 10, 119^ wo
ein vom Somasaft Begeisterter im ersten Verse sagt:
iti vä' fti me mäno gäm i^Ydm sanuyäm (ti, „so, ja so ist mein
Sinn, eine Kuh, ein Boss mochte ich erbeuten^', und im neunten:
hintäli&m prithivi'm imä'm nl dadhänfhä ve'hä vä, „wohlan ich tviU
diese Erde hierhin oder dorthin setzen". In diesen beiden Stellen ist
klar, dass das erste Mal die Form des Wunsches gewählt ist, weil der
Gegenstand der Begehrung nicht vorhanden ist, und das zweite Mal
aus dem umgekehrten Grunde die Form des Willens, und so wird sich,
so weit meine Eenntniss reicht , fast durchweg ein Grund f&r die Wahl
des Modus ermitteln lassen. Jeder Modus hat, so viel ich sehe, von
Anfang an seine bestimmten Grenzen gehabt. Es giebt aber ein Mittel-
gebiet von Gedanken , auf dem die Entscheidung far den einen oder den
anderen Modus nicht immer sofoi*t gegeben ist. Dieses Mittelgebiet nun
ist bei den Indem grösser, als bei den Griechen.
In der ersten Person Singularis zeigt sich der Grundbegriff d^s
Conjunctivs noch in seiner ursprüglichen Beinheit Schon bei der
ersten Dualis mid Pluralis dagegen ergiebt sich die Beobachtung,
dass etwas, was ursprünglich nicht in dem Modus liegt,
dnrch die Einwirkung der umgebenden Situation in ihn
eindringen kann. Zwar eine Anzahl erster Personen Pluralis sind
nur so zu sagen Multiplicationen des Singulars, wie wenn eine Schaar
Gläubiger spricht:
yät te divo duhitar martabhöjanam, t4d r&sva, bhun&jftmahäi RV. 7,
81, 5 „was du, o Himmelstochter Menschenerg^ichendes besitaest^
das g%d> u/ns, wir woUen es gemessen''.
Andere Stellen aber enthalten entschieden eine Aufforderung,
z. B. folgende Stelle , in der Purüravas seine in einen Wasservogel ver-
wandelte Gattin anredet:
v4e&äsi im9rä' krinavftvahfti nü d. h. woUan, wir beide wdUen Worte
wechseln ^at. Br. 11, 5, 1, 6.
2*
20
In der That will aber nui- der eine Purüravas , und^ doch sagt er
krinaväyahäi. Derselbe Gebrauch findet sich durchgehends bei
Homer, z. B. ¥^ 97, wo Achilleus zu der Seele des Patroklos spricht:
älXd fioi aaaoy avrjd'i' ^Lvvvd-d 7teq afitpißaXovTe
älki^Xovg oloolo TeTaQ/rio^ead-a yooio.
In dergleichen Conjunctiven liegt offenbar eine Aufforderung, die aber
nach der oben entwickelten Anschauung nicht ursprünglich in der ersten
Person liegen kann. Es ist klar, dass sie erst von aussen hinein-
gekommen ist. Indem nämlich einer sagt „wir wollen *\ ohne dass er der
Zustimmung des andern schon versichert ist, anticipirt er diese Zustim-
mung, und eine solche Anticipation wirkt indirect als Aufforderung.
Wenn es auch im Sanskrit nur solche erste Personen Pluralis gäbe,
die eine Aufforderung ausdrücken, und nur solche erste Personen Sin-
gularis, die man allenfalls als Selbstaufforderungen gelten lassen kann,
so könnte man es sich gefallen lassen, wenn als Grundbedeutung des
Conjunctivs auch' in der ersten Person die Aufforderung bezeichnet
wird , aber das Sanskrit beweist zur Evidenz , dass die Grundbedeutung
der Wille ist, und dass der Gedanke der Aufforderung in der ersten
Pluralis nur dann entsteht, wenn von den mehreren Personen, um die
es sich handelt, sich eine zum Wortführer aufwirft.
Während in die ersten Person Pluralis somit eine indirecte
Aufforderung hineinkonmien kann, so dienen die zweite und dritte
Person, zu denen wir uns jetzt wenden, zum Ausdruck der directen
Aufforderung, d. h. des an eine gewisse zweite oder dritte Person
ausdrücklich adressirten Willens einer ersten Person. Im Sanskrit ist
der Conjunctiv in dieser Verwendung sehr häufig, z. B.
ä' vahäsi tä'fi ihä devä'n „ du sollst die Götter hierher bringen, bringe
die Götter hierher'' KV. 1, 74, 6.
Aus der Gräcität weiss ich nur eine Stelle anzufahren, nämlich
Sophocles Philoctet 300
9)f^' c3 rexvov, vvv xat to Ttjg v^aov fidd-j^g ^^du sollst erfahren'',
eine Aufforderung übrigens nicht zu einer Activität, sondern nur zu
einer Passivität Dass ein solcher Gebrauch des Conjunctivs im älteren
Griechisch nicht unerhört war, ist ganz zweifellos, nicht sowohl wegen
der gleichen Verwendung im Sanskrit, als weil im Griechischen in
Hauptsätzen mit fii^ und in Belativ- und Conjunctionssätzen der auffor-
dernde Conjunctiv sehr häufig ist. Die Gründe, weswegen das Grie-
chische diese Anwendung des Conjunctivs aufgegeben hat, sind nicht
schwer zu erkennen. Das Griechische ist wie wir sahen inmier bemüht,
fQr gleiche Situationen nur eine Verbalform anzuwenden, der auffor-
21
dernde Conjnnctiy aber würde, wie das Sanskrit zeigt, mit dem Imperativ
wesentlich gleichbedeutend gewesen sein, er ist also im Griechischen aus
Streben nach klarer und deutlicher Ausdrucksweise abgeschafft worden.
In den negativen Sätzen und den Nebensätzen stand die Sache anders.
Was zunächst die Sätze mit fuj betrifft, so beruht die Verbindung von
fiij mit dem Conjunctiv des Aorist auf einer vorgriechischen Gewohnheit,
sie stammt aus einer Zeit, in der höchst wahrscheinlich ein Imperativ vom.
Aoriststamme noch nicht , oder wenigstens erst in schüchternen Auffingen
vorhanden war. Dass sich in sogenannten abhängigen Sätzen derselbe
alterthümliche Gebrauch des Conjunctivs bewahrt hat, ist auch nicht
auf&llend. Denn, wie sich noch ergeben wird, ist der Conjunctiv der
Modus , der zur Herstellung der Satzverbindung am meisten beigetragen
hat und jedenfalls sehr früh verwendet worden ist Wenn also die Ver-
wendung des Conjunctivs in diesem Sinne nicht von vorn herein als
ungriechisch zu betrachten ist, so muss man behaupten, dass ein
grammatischer Grund (mit Nauck in seiner Ausgabe 1867) fiddyg in
iid^€ zu ändern, nicht vorliegt.
Es folgen sodann die negativen Sätze. Einer Erläuterung be-
darf nur das Zwillingspaar mä' und ^irj. Es ist nicht meine Absicht,
hier auf eine Darstellung dieser höchst interessanten Partikeln einzugehen
- zu der der Artikel mä' bei Böhtlingk-Roth und Bäumlein,
Untersuchungen über griechische Partikeln , Stuttgart 1861 ein bequemes
Material bieten, — ich will nur über die Natur der Sätze, in denen
mä' und firj stehn, einiges bemerken.
Wir pflegen ^ii^ mit dem Conjunctiv durch den Imperativ mit
nicht, oder durch damit nicht mit dem Conjunctiv (resp. Indicativ)
zu übersetzen, das erste in Sätzen, die wir unabhängig nennen, z. B.
IlQiafndrjj (ti^ dij fie ?Aoip Javaolaiv eaaug]
xslad^aiy E 684
mä' nah samärane vadhih ^^schlage uns nickt im Kampfe^'' BV. 1, 170, 2,
das zweite dagegen in Sätzen, die uns abhängig erscheinen, z. B.
aiief av juev vrv cnng ccTtAarixe i-trj ae voTjar^
"Hqti. A 522.
Dergleichen Sätze sind im Griechischen sehr häufig , und kommen auch,
wenngleich viel seltener im Sanskrit vor:
mä vanam chinddhi savyäghram, mä vyäghrä nina^an vanät
vanam hi rakshyate vyäghrair, vyäghrän rakshati l^anam
„haue nicht einen von Tigern bewohnten Wald nieder^ damit nickt
die Tiger aus dem Walde verschunnden : der Wald wird ja von den
Tigern beschützt und er schützt ja wiederum die Tiger^*" Böhtlingk,
Sprüche 4716.
22
Der Unterschied nun zwischen diesen „unabhängigen^ und ,, ab-
hängigen^^ Sätzen ist ein rein logischer, kein sprachlicher. Die Sprache
setzt zwei unabhängige Sätze neben einander , wo wir eine Unterordnung
des einen Gedankens unter den andern yomehmen. Das griechische
Beispiel ist, wenn man seine Genesis verstehen wUl, so aufzufassen:
„Gehe fort von hier, Here soll nichts merken". Wenn nun ein zweiter
Gedanke so beschaffen ist, dass er als Motiv zu einem ersten gelten kann,
dann drücken wir das Gedankenverhältniss , genauer als die Griechen,
äusserUch durch „damit" aus. Dass die Griechen dies Yerhältniss der
Gedanken ebenfalls empfunden haben, folgt aus dem Umstände, dass sie in
derselben Gedankenconstellation oft den wirklichen Absichtssatz mit iva
oq>Qa etc. haben eintreten lassen, der dann als Negation firj empfing.
Auch die Inder haben ein Bedürfiiiss nach sprachlichem Ausdruck des
sich aufdrängenden Gedankenverhältnisses empfunden , und haben ihm in
doppelter Weise genfigt, einmal wie die Griechen, indem sie Sätze mit
yäthä mfi. oder yatha na verwendeten (vgl. Conjunctiv cap. UI § 1, I),
andererseits, indem sie für die als abhängig empfundenen Sätze eine
besondere, den Stamm na enthaltende Form der Negation nämlich ned
verwendeten, wovon am Ende des hier besprochenen Abschnittes der
Beispielsammlung Belege gegeben sind.
Bei der Mehrzahl derartiger Sätze aber findet sich im Griechischen
— im Sanskrit sind sie wie gesagt seltener — keine Andeutung ihres
Verhältnisses zum vorhergehenden Satze, sondern sie sind der Form
nach einfach Hauptsätze mit der Negation firj. Daraus entsteht nun
eine Schwierigkeit der Anordnung. Man könnte die sämmtlichen
Belege einfach nach der Yerbalform ordnen, ich habe es aber doch
vorgezogen, auf den Inhalt des Gedankencomplexes , in dem die Sätze
mit iui; stehen, einige Rücksicht zu nehmen. Die Negation ma
^ij bedeutet ursprünglich eine Abwehr. Ein Gedanke, der sich etwa
realisiren könnte^ tritt dem Sprechenden gewissermassen als etwas
Aeusseres gegenüber , das er sich vom Leibe hält. Eine solche Abwehr
kann nun aus verschiedenen Stimmungen entspringen, aus Hass und
Liebe, aus Furcht und Hoffnung etc. Ich habe nach diesen der Ab-
wehr zu Grunde liegenden Stimmungen die Sätze mit /iif in Warnungs-
und Befürchtungs Sätze eingetheilt, eine Theilung, die natürlich
nur darauf Anspruch macht, ein Versuch zu sein, der einem besseren
Eintheüungsgrunde gern weichen wird. Wo eine Warnung oder Be-
fürchtung nicht deutlich vorlag, habe ich mich mit der Kategorie der
negativen Aufforderung begnügt.
Als Beispiel für die Warnungssätze mag dienen
fiTj ae, yiQoVf xoih]Civ eyto naqa vrjvai Ktx^iio^ A 26
23
Indem Agamemnon den Gedanken, ^em Chryses je wieder im Lager zu
b^egnen, weit von sich weist^ warnt er damit diesen, sich nicht den
Gefahren einer solchen Begegnung auszusetzen.
„weiche o Greis von der Thür, du sollst nickt am Fusse geschleppt
werden" (» damit du nicM) a 10.
Diese und ähnliche Ausdrucksweisen haben für uns nichts Aufifallendes,
aufTaliend erscheinen uns nur solche Fügungen, bei denen wir einen
abb&Dgigen Inhaltssatz gebrauchen. In
deidw //jy d-iljQ€aaiv l'lioQ xal xvQfia yivcjfiai, 6 473
sind wir — um mich einmal der scholastischen Terminologie zu be-
dienen — geneigt, den Satz mit ,ui^ als einen Objectssatz zu betrachten.
Die ojsprQngliche griechische Auffassung aber ist folgende : Beide Sätze
sind selbständig, der mit firj wehrt einen Gedanken von dem Subject
ab, der andere, welcher vor ihn tritt, zeigt, aus welcher Oemüths-
stimmimg die Abwehr entspringt. Wir müssen also so übersetzen : „ ich
furchte mich". „Dass ich nur nicht den Thieren zu/r Beute u)erde"!
Anf den ähnlichen Thatbestand bei anderen Verben, z. B. bei schwören
ist in der Beispielsanmilung hingewiesen.
Bei den unter der üeberschrift des zweiten Abschnittes, Gon-
jnnctiT der Erwartung, zusammengestellten Belegen ist nicht der
Versuch gemacht, die Conjunctive nach der Intensität der Erregung auf-
zureihen^ sondern es sind drei Gruppen aufgestellt, deren erste die rei-
nen Conjunctive, die zweite die mit vUv, die dritte die mit äv umfasst
Diese Eintkeilung rechtfertigt sich durch den Wunsch, den Gebrauch dieser
wichtigen Partikeln überall möglichst deutlich hervortreten zu lassen. Ich
werde Cap. IX versuchen, einen Beitrag zur Lehre von xtV und av zu
geben, hier bemerke ich nur so viel: xaV und av haben nicht die
Macht, den Gebrauch des Modus zu modificiren, sondern sind sprach-
liche Zeichen des modiücirten Gebrauches. Daher erklärt es sich, dass
wir im Griechischen den reinen Conjunctiv und Optativ noch bisweilen
ebenso gebraucht finden, wie den mit ydv und cfy, und dass im Sanskrit,
wo av gar keine und X6V nur eine sehr verblasste Parallele hat, sich
im Ganzen und Grossen dieselbe Anwendung der Modi zeigt, wie im
Griechischen. Diese Thatsachen rechtfertigen es , dass ich hier zunächst
nur die Conjunctive ins Auge fasse und von xeV und aV ganz absehe.
Der Ausdruck Erwartung hat die Schattenseiten aller kurzen
zusammenfassenden Bezeichnungen, ich behalte ihn aber doch bei, weil
der Nutzen einer bequemen Terminologie doch auch nicht zu unter-
schätzen ist. Es sollen darunter diejenigen Conjunctive befasst sein, in
denen die subjective Erregung, verglichen mit den Conjunctiven des
24
WoUeoS} abgeschwächt erscheint. Die Qrade und Bedingungen <üeser
Abschwächung glaube ich am schicklichsten durch folgende üebersicht
zur Anschauung bringen zu können:
1. Die Lebhaftigkeit der Willenserklärung (Aufforderung) ist ge-
ringer, weil es sich nicht um etwas sofort, unter den Augen des Be-
denden , sondern erst in entfernterer Zukunft Herbeizuführendes handelt.
Dahin gehören sanskritische Beispiele wie das folgende:
athe*tithim sämäm täd aughä ägantä, tän mä näVam upatalpyö
'päsäsäi, sä aughä ütthite näyam äpadyäsäi, tätas tvä pärayitä'smi'^ti,
„im so find so vidten Jahre wird die Fluth kommen^ dann ein Schiff
gimmemd sollst du dich an mich wenden^ dann wenn die Fluih sich
erhebt j soüst du das Schiff besteigen, darauf werde ich dich tetten^^
Qat Br. 1, 8, 1, 4, eine Instruction des Gottes an Manu, die sich auf
ein nach Jahren bevorstehendes Ereigniss bezieht. (In der epischen Er-
zählung, die denselben Gegenstand behandelt, sind statt der C^njunc-
tive , die verloren sind , Optative eingetreten.) Solche Conjunctive werden
gebraucht, wo es sich um eine Anweisung, etwas Auszubediigendes,
ei;ie Prophezeihung handelt, z. B.
ov yaq rig pie ßir] ye kxiov deyLOvza dirjfcai H 127
2. Die Lebhaftigkeit wird dadurch beeinträchtigt, dass die Willens-
erklärung nicht aus der freiwilligen Initiative des Wollenden hervorgeht,
sondern ihm durch einen anderen , oder durch die Verhältnisse besonders
nahe gelegt oder abgerungen wird. Aus der Forderung ifrird dann
eine Erlaubniss, ein Zugeständniss. Dahin gehören griechische
Ausdrucksweisen, wie die Worte des Telemachos:
diX iJToi ßaaikijeg lixaiüv elal wxi alloi
TtoXkoi hf dfig)i(il(fi U^chnt] vioi '^di Tvalaioi,
Twv ikAv tig tod^ exr}aLv^ iTtei d'dve dlog ^Odvdoevg^
ovraQ iywv oXxoio äva^ kaofi fj/ieTeQOio a 394
3. Die Energie der Willenserklärung ist verringert, weil das
Gewollte etwas ist, das als ^in natürliches Ergebniss eines vorherge-
henden Gedankens, oder der Umstände überhaupt erscheint.
Wenn Helios z. B. gedroht hat /£ 383
dvoof-iai elg ^idao
80 erscheint es als ein natürliches Ergebniss dieser Drohung, wenn
Helios weiter erklärt, dann nicht mehr der Oberwelt, Bondem der Unter-
welt leuchten zu wollen. Diese Erklärung ist in dem Coiyunctiv ymI
iv venveaai g)aeivio gegeben.
Je mehr nun in solchen Conjunctiven die subjective Erregung
gegenüber dem Gedanken des naturgemäss zu Erwartenden schwindet,
desto mehr nähert sich der Conjunctiv dem Futurum.
25
Diesen futarischen Conjunctiv darf man wieder in zwei Gruppen
spalten. Entweder nämlich ist im Conjunctiv wirklich etwas in der
Zukunft f und zwar nur in der Zukunft zu Erwartendes bezeichnet, z. B.
ä' ghä tä' gachän üttarä yugäni „sie werden herankommen j die
späteren Zeiten'' RV. 10, 10, 10,
Ol' yaQ TUf) Toifwg idov avigag, ovdi Xöta^ai A 262
oder — um einen kühnen Ausdruck zu gebrauchen — der zeitliche Begriff
des Futurums tritt zurück, und der logische tritt hervor, ich meine:
durch den futurischen Conjunctiv wird nicht bloss das bezeichnet,
was von dem Augenblick des Sprechens an zu erwarten ist, sondern
das für alle Zeiten Natürliche , z. B.
yäthä vä9anti devä's, täth^'d asat, täd eshäm ndkir ä' minat „tvie
die Götter es wollen, so muss es geschehen^ das kann ihnen niemand
nehmen " AV. 8, 28, 4
Wir werden derselben Gedankenentwickelung noch beim Optativ begegnen.
IL
Die optatiyischen Hanptsätze.
Der Grundbegriff des Optativs ist der Wunsch. Die Entwicke-
Irmg des „Wunsches *' nun geht in derselben Weise und nach den-
selben Gesetzen vor sich, wie die des „Willens". Wir theilen dess-
halb auch die Masse der vorliegenden Optative (Opt. cap. I) nach dem
Intensitätsgrade der subjectiven Erregung. Wie beim Conjunctiv lassen
sich zwei Elassen aufstellen, von denen die erste die Bepräsentanten
der stärkeren, die zweite die der schwächeren Erregung umfasst. Die
erste Gruppe will ich xot fi^o^^v Optative des Wunsches, die
zweite mit dem Gesammtnamen der abgeschwächten Optative
benennen.
Die Belege für den wünschenden Optativ finden sich Opt.
cap. I, § 1. Sie sind ebenso, wie die entsprechende Partie des Con-
Jnnctivs angeordnet. Hier will ich zur Probe für die positiven Wünsche
nur ein sanskritisches Beispiel anfuhren, in dem neben dem Optativ
der Conjunctiv und Indicativ steht:
devä väi somasya räjno' grapeye na samapädayann: „aham prathamal^
pibeyam, aham prathamah pibeyam** ity evä *kämayanta. te sampä-
dayanto *bruvan: „hanta'jim ayäma, so yo na ujjeshyati, sa pra-
thamah somasya päsyati'ti „die Götter konnten sich über den Vor-
rang im Somatrinken nicht einigen, sie tvünschten aUe „ic% mö(Jde
zuerst trinken^ ich möchte euerst trinken''. Sie einigten [sidi und
26
sprachen „ Wolan ! wir wollen einen WetÜauf anstellen , wer von uns
siegen wird, der wird zuerst vom Soma trinken. Ait. Br. 2, 25.
Die Negationen sind bei den negativen Optativsätzen dieser Art
ebenso vertheUt, wie bei den entsprechenden Conjunctivsätzen. Im ganzen
§ 1 steht im Griechischen nur //i^, im Sanskrit mÜ und nä. Ich führe
wieder nur einen Sanskritbeleg an , in dem Optativ und Conjunctiv neben
einander stehen,
mä' va too anyäkritam bhujema , m&' tat karma vasavo yäc cäyadhve
„möchten wir nicht vor euch fremde Sunde su büssen haben, nicht
wollen wir thun, was ihr o Vasus hasst^*^ ßV. 6, 51, 7.
Wenn man die Abwehr , die in der Negation mft' liegt , recht deutlich
zum Ausdruck bringen will, kann man übersetzen:
,^ Möchtet ihr von uns fern halten die Strafe für fremde Sünde ^ fern
von uns soU sein die That, die ihr hasst^\
Aus dem Griechischen sei die ausdrucksvolle Gegenüberstellung des
Optativs und Gonjunctivs in folgendem Beispiel erwähnt:
r]/n€ig d^ iv&döe ol q>Qat,io^e&a XvyQov oled^QOv
TrjXe^aXip^ fir^d* rjfiag vnexcpvyoi 7t 371.
An die Optative des reinen Wunsches in allen drei Personen schliesst
sich der Optativ der Bitte in der zweiten und dritten Person. Ueber
den Begriff der Bitte habe ich mich im Anfang dieses Capitels unter
Nr. 2. ausgesprochen.
Nächst den reinen Optativen sind gewisse griechische Optative mit
wg und ei zu erwähnen, in denen wg und ei scheinbar gar keine Be-
deutung haben, als die den Wunsch einzuführen. Die Griechen mögen
in der That in diesen Partikeln nichts anderes empfunden haben, und
darum haben wir diese Sätze zu. den Hauptsätzen gestellt, die Etymo-
logie zeigt aber bei c^g mit Sicherheit, bei ei mit Wahrscheinlichkeit,
dass diese Partikeln einen au&nunternden , anfeuernden Sinn von vorn
herein durchaus nicht hatten.
'Qg nämlich ist, wie weiter unten (Cap.VI) gezeigt werden wird, Ablativ
des Belaüvstammes , der Belativstanmi aber dient der Satzverknüpfuug,
folglich kann cjg auch in der uns vorliegenden Verwendung nur die
Aufgabe haben , einen Wunsch an die Situation anzuknüpfen. Dass diese
Bedeutung richtig erschlossen ist, zeigt eine Analyse der Beispiele. Ich
führe hier nur eins an:
(og eQig Ix te d'eüv, Ix t av&qmrwv änoloito 2 107.
In diesem Falle ist die Situation folgende: Achilleus empfindet die
furchtbaren Wirkungen der Zwietracht durch den Tod seines Freundes.
Der Streit — dieser Gedanke drängt sich ihm entgegen — ist an allem
27
Unglüek schuld. So wollte ich doch, ruft er aus, dass der Streit für
immer aus der Welt verschwände. Aehnlich in den anderen Beispielen.
üeber ei werde ich mich Cap. VI B im Zusammenhange aus-
sprechen und dort auch den an dieser Stelle vorliegenden Gehrauch
zu erU&ren suchen.
Es folgt sodann die zweite grosse Gruppe der Optative, für die
ich keinen besseren Namen als den der abgeschwächten Optative vor-
zuschlagen weiss. Sie umfasst diejenigen, in denen die subjective Er-
.regong, verglichen mit der ersten Gruppe geringer ist. Ich unterscheide
in dieser Gruppe wieder, analog dem Coiyunctiv, drei Abtheilungen:
1. Die Kraft der Erregung ist darum geringer, weil der Wunsch
sich auf eine unbestimmte Zeit bezieht. Dahin gehören die Optative,
in welchen eine ganz allgemeine Anweisung , ein ganz allgemeines , nicht
auf eine bestimmte Person oder eine bestimmte Handlung bezügliches
Gebot ausgedrückt ist. Solche Optative sind besonders im Sanskrit
häufig, und dort besonders im Brähmanastil , z. B.
£har-ahar dadyät „ Tag für Tag gebe man" <^at Br. 11, Ö, 6, 2.
Als Negation weiss ich nur n& zu belegen.
2. Der Wunsch ist nicht aus der freien Initiative des Wünschenden
hervorgegangen, sondern ist ihm abgerungen. Er wird gewünscht um
eines andern Gedanken willen, er ist eine Goncession:
our/xa yap f£e ycarayiTeiveiev l^xiXXevg
äymag eXovv ifiov tJov, iTrfjv yoov i^ eQov etrjv ß 226.
Der Wunsch, seinen Sohn in die Arme zu nehmen, ist dem Priamos
der hauptsächliche. Um dieses willen wünscht er sogar von Achilleus
getödtet zu werden, was er ohne ihn nicht thun würde.
3. Der Wunsch ist darum nicht so lebhaft ausgedrückt, weil die
Erwägung hinzutritt , dass das Erreichen des Gewünschten möglich oder
wahrscheinlich oder nahe bevorstehend ist
An dieser Stelle ist es nöthig, sich wieder folgender allgemeiner
Grundlagen zu erinnern: Jede Begierde richtet sich auf etwas Zukünf-
tiges. Der Wunsch ist diejenige Begierde , mit der die Voraussicht des
Erreichens nicht verbunden zu sein braucht, der Wille dagegen ist die
Begierde mit der Voraussicht des Erreichens. Wenn nun , wie ich eben
behauptete, zu dem Wunsch die Erwägung hinzutritt, dass die Errei-
chung möglich oder wahrscheinlich ist , so scheint es sich ja dem Willen
zu nähern. Das ist in der That der Fall. Der Wunsch nähert sich
dem Willen, ohne indess mit ihm zusammenzufallen. Es giebt eine
lange Scala von Empfindungen und Stimmungen von dem Wunsche nach
etwas, das wahrscheinlich eintreiFen wird, bis an die Grenzen der Willens-
erUänmg oder rein futurischen Aussage. Dieser ganzen Scala dienen
28
die Optative dieser dritten Gruppe. Weil nun ihnen allen gemeinsam
ist , dass auf das mögliche Eintreten des Gewünschten ein Gewicht ge-
legt wird, so nenne ich sie futurische Optative.
Die Anordnung dieser, besonders im Griechischen sehr zahlreich
-vertretenen Klasse hat nun grosse Schvnerigkeit. Man könnte versuchen
wollen, die Optative nach dem Grade der Erregung zu ordnen, wird
sich aber bald überzeugen, dass dieser Eintheilungsgrund einem unter
den Händen verschwindet, sobald man in's Einzelne geht, so gut er
sich auch far die Eintheilung in grosse Gruppen eignet, wo er überdiess
noch durch äussere Merkmale (fiij und oi, xiv und av) gestützt wird.
Man kann dann versuchen wollen, die Gründe der Abschwächung
näher zu specialisiren. Diese kann daran liegen, dass der Bedende sich
selbst die Kraft zutraut, seinen Wunsch zu verwirklichen. Das ist der
Fall im Sanskritbei den sehr häufigen Wendungen folgender Art:
vayäm te agna ukthafr vidhema „wir möchten dich Agni mit Opfern
verehren'' RV. 5, 4, 7.
Es könnte auch der Conjunctiv stehen, dann würde die Energie der
Willenserklärung grösser sein. Auch im Griechischen ist dieser Optativ
sehr häufig, z. B.
vvv d^ BTtEi ov veo^iai ye (fiktiv eg noptqida yaiav
IlaTQOxXc^ iJQCJi xoiiirjv onaaaifjit (pegead-at V 151
Sie kann auch dadurch motivirt sein, dass der Bedende das Eintreten
des in Aussicht genommenen, als durch die Verhältnisse nahe gelegt
betrachtet, z. B.
ov f4€v ycLQ ti xaTUüTEQOv clllo 7tad^0lf.U T 321,
ein Beispiel , in dem der Optativ geradezu fiiturisch gebraucht erscheint
Indessen auch die Eintheilung nach diesem Gesichtspunkt hat mir nicht
gelingen wollen. Ich habe nach mehreren vergeblichen Versuchen end-
lich folgende beibehalten.
Allen diesen Conjunctiven ist eigenthümlich , dass sie etwas Futu-
risches enthalten, mag dies nun erhofft, vermuthet, als möglich oder
als ziemlich sicher eintreffend gedacht sein, unter Futurisch muss man nun
zunächst natürlich das verstehen, was von dem Standpunkte des jedesmaligen
Wünschenden aus als zukünftig erscheint Nun bezeichnen aber viele
Optative, wie bekannt, das, was'ganz allgemein als möglich erscheint. Die
Entwickelung vom Individuell-Futurischen bis zum All-
gemein-Möglichen suche ich nun in der Beispielsammlung
vorzuführen. Zu dem Zwecke habe ich folgende Stufen aufgestellt, die
ich hier immer nur durch je ein griechisches Beispiel belegen werde.
1. Das im Optativ ausgesprochene findet, von dem Augenblicke des
Sprechens an gerechnet, in der Zukunft statt Das Eintreten des in
29
Aassicht genommenen ist nicht ausdrücklich von Bedingungen abhängig
gedacht, z. B.
vvv d^ i/rel ov vio/nai ye (fikrjv ig naxqida yaiav,
TleiTQOKJUit jJQm xofirjv OTraaaifAL q)€Q€a&ai 'F 151.
2. Das Eintreten in der Zukunft ist in Aussicht genommen, aber
abhängig gemacht von dem Eintreten eines anderen Ereignisses, das aber
mit grösserer oder geringerer Sicherheit erwartet wird, z. B.
Ttai x€ TOI ij^iäig zavtd y vnooxofievoi Teliaaifisv'
doijLiev 6^ ^AvQeidao xhyaTQwv eldog ccQiarrjVy
^'^gyeog i^ayayovregy onviifxBv, u xe avv a^ifiiv
^Ikiov €X7i€Qaijg fwai6f4€vov TtTokied-QOv N 377.
3. Das im Optativ ausgesagte ist abhängig gedacht von einer
Annahme , deren Eintreten in der Zukunft erhofft oder als möglich an-
gesehen wird, z. B.
7t (og vvvy ei xi ^aivog iv "fifierigoiai dofioiaiv
ijuevog lode Ttdd-oi ^'ataxrvog i^ dlsyeivrjg;
aoi X alaxog kdßrj re fier dvd'QiOTtoiöt ftiXoiro a 223.
4. Es ist allerdings ein bestimmtes futurisches Ereigniss in Aus-
sicht genonmien, aber die Kraft der futurischen Aussage ist dadurch
gebrochen, dass das Eintreten des Ereignisses durch ein anderes ge-
hindert wird, z. B.
xai yaq % eig eviavrdv lyw Ttagcc aoi y dvexolfAijv
^fievog, ovde kle ^i oYxov Slot no&og ovdi Toxajiav'
aiviog ydq fiv&oiaiv Ineaai tb aolaiv dxovtov
%€Q7t0fiai' diX ^drj /.loi dvid^ovaiv eraiQOi d 595.
Dazu kann dann noch kommen, dass der Zeitpunkt, von dem an das
Futurum gerechnet wird, in der Vergangenheit liegend gedacht wird,
ohne dass indess dies irgendwie in dem Yerbum angedeutet würde, z. B.
sv^a %B ^eia q>€Qoi xitTa Tevxaa nav&oldao
^TQeidrjg, el fitj oi dydaaccro Oöißog ^uinollwv P 70.
5. Die Situation ist nicht mehr, wie unter 1 — 4, gegeben,
sondern wird fingirt. Das Futurum wird also von einem fingirten Punkte
gerechnet. Die Situation wird aber doch noch als eine einzelne charac-
terisirt, z. B.
od av y av i^ oi%ov at^ i/riardrij ovd^ Sla doirjg q 455,
gesetzt, einer bettelte dich an, dem wirst (wir: würdest) du woM nicht
einmal ein ScdeJcam geben.
TvdetÖTjv d^oim av yvoir^ n&ttqoiOL ^lereirj E 85,
nimm an du seiest da^ du toirst nicht erkennen. Die fingirte Situation
liegt bei diesem Beispiel ausserdem noch in der Vergangenheit.
30
6. Auch die Gharakterisirung der Situation als einer einzelnen ist
aufgegeben. Der Ausgangspunkt für das Futurum ist nicht einer, son-
dern viele. Was von vielen Ausgangspunkten aus futurisch ist, nennen
wir aber möglich, z. B.
^eia •d'cog y' e&^liov ytai Tr^Xod-ev avdga aatoaai y 231.
leiiM kawn ein Gott etc.
Wer nun noch bedenkt , dass „ das kann sein '^ als höflichere Aus-
drucksweise für* „das ist" gebraucht werden kann, wird begreifen, wie
es kommt, dass der Optativ im Sanskrit wie im Griechischen fast wie
ein Indicativ gebraucht werden kann, z. B.
nä täsya mäyäyä canä ripür t^ita märtyah , yö agnäye dadä 9a havyä-
dätibhih „den überwindet selbst nicht durch Zauberei ein feindlicher
Sterblicher, wer dem Agni opfert mit Spenden'''' RV. 8, 23, 15.
Im späteren Sanskrit ist dieser Gebrauch sehr häufig. Einen griechischen
reinen Optativ gewährt:
To yoQ Sfiipveg oIt' aY&ujv dlconrj^ orV iQißqofjiot Xiovteg diaXXa^aiPTo
Yi»oq Pindar Ol. X, 19.
Cap. V.
Die relatiTen KebensStze.
Dass wir die Relativsätze auf die Hauptsätze folgen lassen, ist
auch historisch gerechtfertigt. Denn sicherlich ist die Ausbildung des
Relativpronomens mit der ersten Entwickelung einer engeren Satzver-
bindung Hand in Hand gegangen; und da auch die meisten Conjunctionen
von dem Stamme des Relativpronomens abzuleiten sind, so darf man
geradezu behaupten, dass der Relativstamm im Sanskrit und Griechi-
schen das Hauptorgan der Satzverbindung sei.
Es kann nicht meine Absicht sein, alle Fragen, welche sich an
den Ursprung und Gebrauch des Relativums anschliessen lassen, hier
zur Erörterung zu bringen, sondern ich muss mich begnügen, das zum
Verständniss der conjunctivischen und optativischen Relativsätze Nöthige
anzudeuten.
Das Relativpronomen des Sanskrit lautet yas yä yad, Dass das
Griechische og ^ o mit ihm identisch sei , ist schon von B 0 p p behauptet
worden, dann von anderen Forschem bestritten, jetzt aber durch die
Erörterung von Wihdisch in Gurtius Studien 2, 209 flgd. zur zweifel-
losesten Evidenz erhoben, so dass ich es mcht nöthig finde, noch ein->
mal auf die formale Frage einzugehen. Ich darf mich auf die Unter-
suchung über die Bedeutung des Relativmns beschränken.
31
Dass die gewöhnliche Definition , wonach das Belativum die Kraft
besitzen soll, zwei Sätze auf eine gewisse Art mit einander zu verbinden,
ungenau sei, ergiebt sich bei näherem Nachdenken sofort. Zwei dem
Gedanken nach unzusammengehörige Sätze kann auch das Belativum
nicht verbinden, der innere Grund der Verknüpfung ist stets die Zu-
sammengehörigkeit der Oedanken, das Belativum kann man nur als
Zeichen der Verbindung ansehen. Indessen , wie dies auch sei , so viel
ist klar, dass das Belativum zwei Sätze voraussetzt^ die verbunden
werden sollen. Nun ist aber der oberste Grundsatz, von dem unsere
Untersuchung angehoben hat, der, dass es ursprünglich nur einfache,
unverbundene Sätze gegeben , die Satzverbindung also sich erst allmählich
entwickelt hat Soll man nun annehmen, dass das Hauptzeichen der
Satzverbindung, das Belativum, erst zu der Zeit als die innerlich voll-
zogene Verbindung zweier Sätze nach einem sprachlichen Ausdruck rang
zur Erfüllung dieses Bedürfnisses als ein sprachliches novum geschaffen
wurde, oder dass die Laute, welche später dem dem pron. reL dienten,
ursprünglich etwas anderes bedeuteten und erst mit der Zeit die rela-
tivische Bedeutung annahmen? Begreiflicher Weise hat man sich längst
für die letztere Alternative entschieden. Im Hinblick auf das homerische
o r^ ro, was ja auch relativische Funktionen ausübt, und das deutsche
der, die, das, hat man sich ziemlich allgemein för die Annahme ent-
schieden, dass das Belativum aus dem Demonstrativum hervorgegangen sei.
Diese schon oft ausgesprochene Ansicht hat nun Windisch in seinen
grundlegenden Untersuchungen über den Ursprung des Belativpronomens
in den indogermanischen Sprachen in Curtius Studien 2, 201 — 419 im
Allgemeinen als stichhaltig erwiesen, sie aber doch wesentlich neu ge-
schaffen, indem er den Weg, den diese Bedeutungsverwandlung ge-
nommen hat, nachweist. Das pron. dem. hat die Aufgabe, in die
Aussenwelt zu weisen: wie aus einem solchen Pronomen das relative
entstehen konnte, ist zunächst unverständlich. Von der öal^ig fährt
kein directer Weg zur Verknüpfung zweier Sätze. Es muss eine Mittel-
stufe zwischen den beiden Extremen gefunden werden. Eine solche hat
nun Win di seh in der Fähigkeit mehrerer Pronominalstämme erkannt,
auf etwas in der Bede schon vorher erwähntes hinzuweisen.
Ein Pronomen, das diese Fähigkeit hat, nennt er mit ApoUonios Dys-
kolos anaphorisches Pronomen. Schon aus diesen Andeutungen
geht hervor, dass das anaphorische Pronomen dem deiktischen nicht
gleichgeordnet, sondern aus ihm entstanden ist. Alle einfachen Prono-
minalstämme hatten ursprünglich deiktischen Sinn, an einigen Prono-
minibus ist er in den Einzelsprachen immer geblieben, wie an hde im
klassischen Griechisch, bei andern ist er ganz verschwunden, wie an
32
avTog ebenda, in der Mitte stehen oizog und iy^eivog (Windisch 394).
Auch der Pronominalstamm, welcher im Sanskrit und Oriechischen
relativischen Sinn hat , ist diesen Weg gegangen. Auch der Pronominal-
stamm ja — oder wenigstens sein am meisten charakteristischer Be-
standtheil: i — hat einmal echt deiktischen Sinn gehabt (Windisch 31G).
Sehr früh, schon vor der Yölkertrennung, hai; er dann die anaphorische
Bedeutung angenonmien , wie aus dem anaphorischen Gebrauch im grie-
chischen, litauischen, slavischen und auch lateinischen und deutschen
(Windisch 250) hervorgeht Aus der anaphorischen Bedeutung hat sich
die relative im Sanskrit, Zend und Griechischen entwickelt
Doch stehen das Sanskrit und Griechische in dieser Beziehung
nicht auf einer Stufe. Während schon in der Yedensprache yas yä yad
und alles was dazu gehört, erstens ausschliesslich Nebensätze einleitet,
und zweitens diese Funktion mit keinem anderen Pronomen theilt, kann
og rj 0 in der homerischen Sprache auch an der Spitze von Hauptsätzen
stehn, und kann neben ihm auch 6 rj t6 zmi Einführung von relativen
Nebensätzen verwendet werden. Die Beweise für diese Behauptungen,
so weit sie das Griechische betreffen , stehen Jedermann zur Verfugung,
ich begnüge mich daher mit wenigen Bemerkungen. Dass bg ij b noch
rein anaphorisch gebraucht werden kann, beweisen z. B.
zov / et mag av dvvaio Xox'qodfJievog kelaßia&ai,
bg xev zoi unrjatv odöv xal fUTQa xelev&av
voGTOv ^', (jjg krci tcovkov ilevaeat Ix^oena
aal di xi toi eiTtr^ai d 389.
An dieser Stelle steht bg sogar an der Spitze eines Nachsatzes. Ander-
weitige Beispiele sind M 344 ^ 9 co 190. Noch bekannter ist, dass
6 i] t6 auch relativisch verwendet werden, z. B. ^321
a>U'oy€ TaXdvßtov ie xal EvQvßdrtjv ngoaeet^cavy
tii o\ eaav %r^v%B nal ovQrjQCj S-egaTtovre.
An dieser Stelle sei nur noch darauf hingewiesen, dass die Haupt-
sätze mit 6 {] t6 von den Belativsätzen nicht immer durch ein
äusseres Kennzeichen geschieden sind. Während . allerdings 6 i] zoy so-
bald es Hauptsätze einleitet, gewöhnlich die Partikel di oder fiev hinter
sich hat, kommen auch Fälle vor, wo es ganz allein steht, z. B. H 148
ovraQ inei ^vKOoqyog ivi fieyaQOiatv iyriQCL^
dwKS d^ ^EQev&akicüVL, q>ihfi &iQa7iov%L^ ipoQf^vai'
tdv oye tevxe' sxiov^ Ttgoxakl^ero novrag agiazotg
vgl. auch a 31.
Der einzige Unterschied zwischen dem Hauptsatz H 150 und
dem Belativsatz u4 322 ist der, dass das in dem letzteren ausge-
sagte dem Sprechenden und Hörenden als untergeordnet erscheint.
33
Die Relativsätze derVedensprache, über die hier zur vorläufigen
OrientiniDg einiges bemerkt werden mag, unterscheiden sich von dem
Gros der homerischen dadurch, dass sie häufig mit dem Hauptsatz in
eigenihümlicher Weise verquickt sind. Während es die Natur des ana-
phorischen Pronomens eigentlich mit sich bringt , dass der Relativsatz
dem Hauptsatze, der das Bezugswort enthält, nachfolge, geht der Re-
lativsatz im Sanskrit in den meisten Fällen voraus. Dieser Gebrauch,
der sich ja auch im Griechischen findet, ist offenbar jünger als das
Nachfolgen des Relativsatzes. Man darf darum diese Eigenschaft,
auch auf etwas zu nennendes hinzuweisen, nicht mit in die Definition
des anaphorischen Pronomens hineinziehen , denn sie ist aus der Fähig-
keit das genannte wieder aufzunehmen, erst secundär entwickelt.
Der Relativsatz wird nur einstweilen vorangestellt ; er wird im Gedächt-
niss behalten, bis der Hauptsatz vorüber ist, und dann anknüpfend an
das Bezugswort nun hinter dem Hauptsatz an seiner eigenüichen Stelle
noch einmal flüchtig reproducirt Es giebt solche Satzgestaltungen,
auf die ich noch zurückkonmien werde, auch im Deutschen, z. B. tmd
die einen so infamirenden Titel führet — was enthält diese Goegische
Scharteke? (Lessing). In diesem Beispiel wird augenscheinlich durch
die Yoranstellung des Relativsatzes eine Spannung erzeugt und damit
kommt eine gewisse Leidenschaftlichkeit in die ganze Periode. Durch
die sehr häufige Anwendung dieser Fignr kommt denn auch in den
vedischen Hjnmenstil ein energischer Schwung. Die Eintönigkeit des
vedischen Satzbau's, der auch durch die strophische Gliederung des Metrums
auf kleine Satz gebilde hingewiesen ist, würde noch viel auffallender
sein, wenn alle Yerse mit einem kraftvollen Hauptsatze begönnen, und
in einen mehr oder weniger tonlosen Relativsatz ausklängen. Natürlich
fehlen derartige Verbindungen nicht durchaus in der Yedensprache , z. B.
agnfm sükt^bhir väcobhir imahe yäm sim id anyä i'late j^Agni gehen
wir an mit Liedern und Gebeten, den ja auch andere preisen*^
RV. 1, 36, 1.
Oder es kann der Relativsatz vorangestellt worden. Das Bezugswort
bleibt im Hauptsatze:
yä'bhih sfndhum ävatha yä'bhis türvatha yä'bhir da^asyäthä krfvim,
mäyo no bbütotibhir mayobhuvah „mit welchen (nämlich Hülfen,
vlibhih) ihr den Sindhu unter stiUzt, mit welchen ihr ihm zum Siege
verhdfl^ mit welchen ihr dem Krim beisteht^ mit (den) Hülfen seid
uns Trost ihr Trostreichen'' RV. 8, 20, 24.
Doch sind diese beiden Formen nicht eben sehr häufig. Das gewöhn-
liche ist vielmehr, dass das Bezugswort in den Relativsatz aufgenommen
DftlbrBek ti. Windisch, syntakt. Forsch. I. 3
34
wird. Im Hauptsatz steht dann entweder das Substantivum noch* ein-
mal, z. B.
7^ te pänthäh savitah pürvyäso 'renävah sükrita antärikshe, tebhir
no ady& pathibhih sag6bhi räJcshä ca no ädhi ca brfihi deva „welche
aUen staublosen wohXbereUeten Pfade dir sind, o Savitar, in def^
Luftj mittels dieser wohlgangbaren Pfade rette und segne uns heute*'
BV. 1, 35, 11,
oder ein Synonymen des Bezugswortes, z. B.
sä ghä Yirö nä. rishyati, yäm fndro brähmanaspätih sömo hinöti mär-
tyam „der Mann leidet nicht Schaden, welchen Sterblichen Indra
Brahmanaspati Soma fördern^' BV. 1, 18, 4 vgl. 1, 94, 9.
Oder — und dies ist bei weitem das häufigste — das Bezugswort steht
nur im Relativsätze. Folgt in diesem Falle der Belativsatz nach, so
steht im Hauptsatze gar keine Hinweisung auf das Bezugswort, z. B.
sthirafr äÄgais tush^vänsas tanft'bhir vy a9ema devähitam yäd äyuh
„mit festen Oliedem und Körpern möchten tvir hbsingend erreichen^
welches Alter von den Göttern festgesetzt ist" RV. 1, 89, 8.
Geht aber, was das gewöhnliche ist, der Relativsatz mit dem Bezugs-
wort, das er in sich aufgenommen hat, dem Hauptsatz voran, so pflegt
das Bezugswort durch eine Form des Stammes ta noch einmal in
Erinnerung gebracht zu werden, z. B.
söma jik te mayobhüva utäyah sänti dä9Ü8he tä'bhir nö 'vita bhava
„Soma! welche Hülfen von dir dem Opferer erquicklich sind, mit
denen sei uns ein Helfer'' RV. 1, 91, 9.
y<5 nah 9ä9vat purä' *vithä' 'mridhro väjasätaye sä. tvä.m na indra
mrilaya „der du uns frvker stets unablässig unterstützt hast zur
Beuteerlangung ^ du Indra sei uns gnädig" RV. 8, 69, 2.
Uebrigens ist ein Wiederaufnehmen des Substantivum durch ta nicht
nöthig:
y6 räjä carshantnäin yä'tä räthebhir ädhriguh, vffväsäm taruta'
pritanänäm jy6shtho yö vritrahä', grinö „welcher König der Metisehefi
ist, unaufhaltsamer Wagenfahrer, aUer Feinde Ueberwinder^ welcher
der vornehmste Vritraiödter, (den) preise ich" RV. 8, 59, 1.
Von der Häufigkeit der die Periode beginnenden Relativsätze kann man
sich eine ungeföhre Vorstellung machen; wenn man die Verzeichnisse der
vedischen Versanßlnge von Pertsch, Whitney, Weber durchsieht.
Nach diesen einleitenden Betrachtungen wenden wir uns zu der
Eintheilung der conjunctrvischen und optativischen Relativsätze. Dass
der Eintheilungsgrund von dem Verhältniss, das zwischen dem Hauptsatz
einerseits und dem Relativsatz andererseits besteht, hergenommen werden
mässe, ist klar, man kann nur zweifeln, ob von der Form oder dem
35
Inhali Den ersteren Gedanken, so nahe er zu liegen scheint, sieht man
sicli bei näherem Nachdenken gezwungen, aufzugeben. . Es liegt nicht
fem, die Relativsätze in solche die dem Hauptsatz vorangehen, und solche,
die ihm nachfolgen, einzutheilen. Aber wir haben schon ges^en, dass
die Stellung nicht ^wohl von grammatisclien , als von ästhetisch - stili-
stischen Bücksichten beherrscht wird. Man könnte auch nach der Be-
schaffenheit des Bezugswortes eintheilen wollen, indess dieser Gesichts-
punkt ist doch, wie sich herausstellen wird, nur von ziemlich unter-
geordnetem Werthe. Es muss uns angelegen sein , eine Formel zu finden,
unter die sich alle Beziehungen, die der Gedanke des Relativsatzes zu
dem des Hauptsatzes haben kann, vollständig und ungezwungen unter-
bringen lassen. Wenn wir z. B. die Stelle:
xal fiju' rffSfAü^ ia&Jüov oftaaaov,
og xi IIB xüa* opyayri o 311
auf ihren Gedanken Inhalt hin prüfen, so ergiebt sich als unzweifel-
haft, dass in dem 6'^ ni fie %Bia* ayoeyrj eine Absicht ausgedrückt ist,
und ebenso klar ist, dass z. B. in
olq S' 6 ye^(ay (isvhfliVy Sfia ngdooti) xai oTtiaato
levaaet r 109
in dem Relativsatz eine Bedingung enthalten ist
Dass weder der Gedanke der Absicht, noch der der Bedingung in dem
Pronomen relativum oder dem Conjunctiv als solchem eingekapselt liegt,
versteht sich von selbst. Absicht und Bedingung sind Bezeichnungen für die
Stellnng, die die Gedanken des Haupt- und des Relativsatzes zu einander
einnehmen. Aber sie sind nicht die einzigen: Voraussetzung, Folge u. a.
konunen hinzu. Es handelt sich darum, die natürliche Formel zu finden,
aus vrelcher diese zu speciellen und zu abstrakten Eategorieen sich unge-
zwungen ableiten lassen. Diese Formel nun braucht man nicht weit zu
suchen: Entweder setzt die Handlung des Nebensatzes die des Haupt-
satzes voraus, oder umgekehrt die Handlung des Hauptsatzes setzt die
des Nebensatzes voraus. Mit besonderer Anwendung auf den Relativ-
satz: Die Handlung des Relativsatzes ist entweder das
Posterius oder das Prius zu der des Hauptsatzes.
Dies ist der allgemeinste Gesichtspunkt, nach welchem wir die
conjunctivischen wie die optativischen Relativsätze eingetheilt haben (vgl.
ooeh Cap. X). Das zweite Gapitel jedes Modus zerfällt in der Beispiel-
sammlung in zwei Paragraphen, deren erster die Relativsätze umfasst,
welche das Posterius zur Handlung des Hauptsatzes enthalten, der zweite
diejenigen, welche das Prius enthalten. Ich will die ersteren^ aus
Mangel an einer besseren Bezeichnung die posteriorischen, die
zweite» die prior ischen Relativsätze nennen. Im Uebrigen ist in
3*
36
unserer Beispielsammlung die Anordnung nach der Bedeutung des Modus
vorgenommen, während in diesem einleitenden Capitel die Hauptaufinerk-
samkeit auf das Pronomen gerichtet sein solL Indessen werde ich mich
der Uebersichtlichkeit wegen bemühen, so selten als möglich von der
im zweiten Buche befolgten Eintheilung abzuweichen.
Ich behandle also auch hier unter
§ 1
die posteriorischen BelatiYsätze mit Oonjunctiv
und Optativ
und mache in diesem Paragraphen dieselben ünterabtheilungen wie in
den entsprechenden Paragraphen der Beispielsammlung. Wie dort der
wollende Conjunctiv und der wünschende Optativ vorangestellt sind, so
mag es auch hier geschehen. Ich handle demgemäss hier unter
L
über die im Conjunctiv Cap. II. § 1, I zusammengestellten Relativ-
sätze, in welchen der Coiyunctiv der wollende ist. Vom Optativ
kommt natürlich zunächst auch Cap. 11. § 1, I in Betracht, welche
Bubriken den wünschenden Optativ enthalten, es tritt aber noch
die Abtheilung II, 1 desselben Paragraphen hinzu, in welcher die
Optative behandelt sind , die zwar schon abgeschwächte genannt werden
mögen, in denen aber der Wunsch noch nicht erloschen ist.
Die das Posterius enthaltenden Relativsätze sind deswegen voran-
gestellt, weil sie den Hauptsätzen noch am nächsten stehen. Desshalb
lassen sie auch die Bedeutung der Modi leicht erkennen. Der Con-
junctiv bezeichnet in allen Fällen, auf die wir hier Rücksicht zu
nehmen haben, die Willensäusserung einer redenden oder denkenden
Person, z. B. — um daä schon vorher gebrauchte Beispiel wieder an-
zuwenden —
xai Slfjü fffBfiov ia&Xov OTtaaaov
og xi fis xeiif äyäyf] o 311
„und gid) mir einen guten Fuhrer mit, der soll mich dorthin
bring en^^. Meist nämlich erst dann, wenn wir die Nebensätze zunächst
als selbständige behandeln , können wir uns in der deutschen üebersetzung
die ursprüngliche Bedeutung der Modi wieder zur Anschauung bringen.
Denn, wenn man in dem obigen Satze die Form des Relativsatzes bei-
behält, also übersetzt:' „gieb mir einen Führer mit, der midi, dorthin
Imnge", so lässt uns die veränderte Wortstellung den Satz nur in
seiner Beziehung zum Hauptsatze empfinden, ohne dass uns dabei klar
würde, was denn eigentlich der Satz an und far sich bedeute. Gerade
37
dieses wiederzugeben sind wir in unseren üebersetzungen bemfiht gewesen
und bitten, sie aus diesem Gesichtspunkte zu beurtheilen.
Die Worte og ni fie xelo' dyayy also bilden zunächst einen unab-
hängigen Satz, „der soll mich dahin fuhren ^^ Das og weist auf etwas
vorhergenanntes hin: iffefiov' iad'Xbv oTtaadov. Wir nennen diesen Satz
nach althergebrachter Terminologie Hauptsatz. Das Verhältniss des
Relativsatzes zu diesem Hauptsatz ist nun in diesem Falle das, dass
der Inhalt des Relativsatzes nothwendig den des Hauptsatzes voraus-
setzt. Denn ehe ein FQhrer da ist, kann er auch nicht fOhren sollen.
Aber damit ist das Verhältniss der beiden Sätze zu einander nur ganz
allgemein bezeichnet. Das spedelle Gedankenverhältniss ergiebt sich
aus einer Betrachtung der Situation, welche in den unserem Beispiel
vorangehenden Versen so bezeichnet ist:
Totg d* ^Odvaevg fiethiTte avßwzew TtBiqrjftlXjunf
Tj fuv It' ivdvx4(og tfiiloi fisival ta nelevoi
airov ivi OTa&^ip ^ oxqvvBU TtoJUvde,
xexkv&L vvv Ev^aie aal äHoi rcavteg erai^ot,
rjw&ey TtQorl olotv Xilalofiai aTtwieaS'ai
mtaxBvaojVy tva ^rj as -Mnaiqvxta med eralQOvg
äXla fioi ev &* vno&ev yuxi Sfi' fffefiov etc.
Odysseus wUl also zur Stadt gehen, darum soll ihm Eumaios einen
Führer mitgeben. Ein Wollen, das einem anderen Gedanken unter-
geordnet ist, pflegen wir nun wohl als Absicht zu bezeichnen. ''Og-^i
fu Tteiif äydyy ist also ein Absichtssatz. Es sei aber ausdrücklich
noch einmal bemerkt, dass die Art der Verbindung zwischen den
beiden Sätzen sprachlich gar nicht besonders ausgedrückt ist, nur die
Verbindung selbst durch die Thatsache , dass ein anaphorisches Pronomen
in dem einen Satz auf ein Nomen in dem anderen verweist^)
Dergleichen Absichtssätze sind alle hier in Betracht kommenden
Conjunetivsätze. Die wenigen, von denen in der Beispielsammlung
gesagt ist, sie seien den Consecutivsätzen innerlich verwandt, drücken
nicht die reine Folge, sondern die beabsichtigte Folge aus.
Die natürlichen Grenzen und der sprachliche Werth dieser Relativ-
satze lassen sich durch eine Vergleichung mit den die Absicht aus-
drückenden Conjunctionssätzen am besten veranschaulichen. Das Gebiet
der Relativsätze ist natürlich enger als das der Conjunctionssätze. üeberall,
wo wir das Relativpronomen fanden, könnten auch Absichtspartikeln
wie ydthä und tva stehen. Dagegen sind die Relativpronomina nur
1) Ueber die AccentvcrhältnisBe im Sanskrit siehe das zehnte Capitel, in
velchem ein Backblick auf die Satzlehre gethan wird.
38
anwendbaf, wenn in beiden Sätzen dieselbe Person oder Sache foe
theiligt ist. Sätze wie:
Xvaovj W 6q>9aXfi6iaiv i8(o Si 555
könnten mit dem Beiati vpronomen nicht ausgedrückt werden. Dazi
kommt noch ein zweites , das Gebiet der Relativsätze verengende Momeni
Alle von uns angefahrten relativen Absichtssätze haben die gemeinsaml
Eigenthümlichkeit , dass sich das Belativum stets auf eine unbestinuntj
Person bezieht, z. B.
vindäsva tväm puträm näri yäs tübhyam ^äm äsat „edange o JVei
einen Sohn, der soll dir zum Heile gereichen^' AV. 3, 23, 5
xat puot tabv cnivofMX eiTte
amlxa vw, tva tot Sä ^einoVj ^ ne av xcilqvig e 356
ein Gastgeschenk , über das sdUst du dich freuen.
Handelt es sich aber um eine bestinmite, etwa eine angeredet
Person, so pflegt die Form des Gonjunctionssatzes gewählt zu w^er
den, z. B.
gribhnämi te saubhagatväya hästam, mäyä pätyä jarädashtir yäth^
'sah „ich ergreife zu Glück deine Uand^ damit du mit mir als deitieti
Gatten Greisin werdest'' BV. 10, 85, 36.
d&üQ^ X&if vvftq>a q^ili]^ IW d'daiula egya idTjai F 130.
Auch diese Gebietsabgrenzung ist leicht verständlich. Denn eine unbe
stimmte Person oder Sache bedarf am meisten einer an sie selbst siel
anschliessenden näheren Bestimmung, die in dem relativen Satze ent^
halten ist.
Der sprachliche Werth der relativen Absichtssätze steht insoferi
unter dem der Conjunctionssätze, als in letzteren die Absicht durch ei^
nur diesem Zwecke dienendes Wort unzweideutig ausgedrückt wird , was
wie wir gesehen haben, bei den Belativsätzen nicht der Fall ist.
Hinsichtlich der äusseren Erscheinung der posteriorischen conjuuci
tivischen Belativsätze sei noch bemerkt, dass in allen von uns angefubrtei]
griechischen Beispielen der Belativsatz nachsteht und das Bezugsworl
genannt ist, während es im Sanskrit auch vorkommt, dass der Belativ^
satz vorsteht und das Bezugswort zu ergänzen ist. Das Griechische isi
also in dieser Beziehung einfacher und primitiver als das Sanskrit.
Die Belativsätze des Optativs sind für die Entwickelung de^j
posteriorischen Satzgefüges lange nicht so wichtig geworden, als di«
des Conjunctivs. Die Verbindung mit dem Hauptsatze ist besonder^
bei den wünschenden Optativen im Griechischen sehr lose, wofür auol^
die Bemerkung charakteristisch ist , dass in den fünf Beispielen , die un^j
vorliegen, allemal der Hauptsatz ein erzählender Aussagesatz ist, wäh-
rend wir beim Conjunctiv durchweg Heischesätze oder futurische Sätze
39
haben, und dass zweitens in vier Stellen der Stamm to als Belativurn
fungirt Bei den schon mehr abgeschwächten Optativen des Griechi-
schen zeigt sich wie beim Conjunctiv deutlich , dass der Relativsatz ganz
nahe aa den Cmijunctionssatz streifen kann. Man vergleiche
eiaoa^cv de ßad'eiav oQv^ofiev eyyv&i rafpqw
f} x' tTtftovg xal laov i^tmntoi^ apHplg iovaa H 342
mit
iv <)' aitöiai Ttvlaq TtoitjaoiAev eö aqaqvUng
oq>^ 6t*avtdtüfy tTtTrtjlaalfj odog £ii] ebenda 339
n.
Unter ü. kommen diejenigen posteriorischen Relativsätze
zur Besprechung, in welchen der Conjunctiv die Erwartung, und
der Optativ die Yermuthung^ Annahme und ähnliches bezeichnet.
Die Beispiele stehen Conjunctiv Cap. IL § 1, 11 und Optativ Cap. II. § 1, U, 2.
Zunächst finden sich unter dem Conjunctiv wie Optativ eine An-
zahl griechischer Beispiele, in denen das Yerhältniss der beiden Sätze
ein ziemlich loses ist. Zu ihrem Yerständniss ist nichts weiter zu be-
merken. Dagegen verlangen diejenigen Sätze eine Besprechung, in denen
der Hauptsatz negativ ist , und der Relativsatz sich also auf etwas nicht
vorhandenes bezieht. Ich meine Sätze, wie:
wg ovx ea-y og aijg ye nvmg iieq)aX^g anaXaXxoi X 348.
Bäumlein, Untersuchungen über die griech. Modi 283 formulirt
ansere gedankliche Auffassung solcher Sätze gewiss richtig, wenn er
sagt, „sie seien recht eigentlich als innere Bestimmung eines Abstrac-
tums zu betrachten ^^ Aber es fragt sich nur, wie ein Relativsatz einen
solchen Sinn hat annehmen können.
Man gelangt nun sofort zu einem Yerständniss dieser Entwicke-
lang, wenn man auch hier^ wie inuner, von der Thatsache ausgeht,
dass der Relativsatz ursprünglich Hauptsatz, und das Relativpronomen
anaphorisches Pronomen war. Dies ist noch am deutlichsten dann , wenn '
ein Bezugswort für das Relativum vorhanden ist. Ich führe dafür zu-
nächst das einzige Sanskritbeispiel an, was mir bekannt ist, das aber
natürlich nicht das einzige seiner Art ist:
t^ ho' cuh : nä vaf sä' manushyösh v agnfo yajnfya tanü'r asti , yäye'
shtvä' 'smAlcam 6kah syad fti, ^at. Br. 11, 5, 1, 13, d. h. die Oötter
sprachen: „nickt ist unter den Menschen die opfertoürdige Gestalt
des Feuers vorhanden. Mit ihr (der OestaU) opfernd könnte man
vielleicht einer von uns werden".
Wir können uns die Hauptsatznatur des Relativsatzes noch deutlicher
machen, wenn wir einen Nebengedanken hinzusetzen: „Mit ihr, wenn
40
sie vorhanden wäre, opfernd, könnte man einer von uns werden". Diese
Gestalt des Feuers ist nun freilich nicht vorhanden^ und folglich gehört
der weitere Gedanke, der sich anschliesst, in das Beich der Phantasie.
Dies Sachverhältniss aber ist weder in dem Belatiyum, noch in
dem Modus ausgedrückt. Das Belativurn nimmt einfach ein genanntes
Wort auf, mag dieses Wort nun ein Ding der Wirklichkeit oder der
Gedankenwelt bezeichnen; und der Optativ bezeichnet etwas, was an
sich als möglich gedacht wird, unbekümmert darum, ob diese Möglich-
keit, nachdem sie einmal angenommen ist, etwal durch andere hinzukom-
mende Gedanken ausgeschlossen wird. Wenn wir mit unserem ent-
wickelteren Denkvermögen, und wenn vielleicht auch die Inder und
Griechen dieser Art von Belativsätzen die abstrakte Natur anzufahlen
glaubten, so legten sie und legen wir einen geistigen Gehalt in die
Sprachformen, der ursprünglich nicht darin liegt. Genau so sind die
griechischen Beispiele der Art au&ufassen, so:
tftTCoi J* ov TtaqiaOL xat ogfÄCcra rtav x' intßaiTp^ £ 192
„Pferde sind nickt da und Wagen. Auf sie (wenn sie nämlich da
wären) könnte ich vidleicht steigen''.
Einen Schritt weiter geht die Satzverbindung, wenn kein Bezugs-
wort für das Belativum vorhanden ist, z. B.
&g om ead'* dg a^g ye xvvag ii€q)alrjg aTtalaXuov X 348.
In diesen Fällen muss, wie das auch sonst bei dem Belativum, beson-
ders in priorischen Belativsätzen sehr häufig, aber auch in posteriorischen
(z. 6. asm^ dhattam yäd äsad äskridhoyu „gebet uns etwas, das reichlich
sei" BV. 7, 53, 3) geschehen muss, ein Indefinitum als Bezugswort er-
gänzt werden. Man muss also, wenn man sich die Genesis des obigen
Beispiels deutlich machen will , übersetzen : nicht ist jemand vorhanden ;
er könnte vielleicht (wenn er da wäre) dir die Hunde abwehren. Durch
diese Ergänzung stehen dann diese Sätze auf demselben Standpunkt,
wie diejenigen, welche im Hauptsatz ein Bezugswort haben.
Noch ist ein Wort zu sagen über die Wahl des Modus in diesen
Belativsätzen. Es kommt sowohl der Ind., besonders der des Fut., als
der Conj., als der Opt. vor. Der letztere ist, da er das, was an sich
möglich ist, bezeichnet, besonders geeignet zum Ausdruck des nur
Phantasirten zu dienen. Wir haben desshalb unten besonders viel
Stellen dieser Art mit dem Optativ zu verzeichnen gehabt. Der Gon-
junctiv, der das Geschehen fordert, erscheint weniger geeignet und ist
auch seltener. Um zu zeigen, wie die homerische Sprache auch in
diesen Belativsätzen die Modi, deren Sinn für unsere Auffassung zu-
sammenzu&llen scheint, doch fein zu scheiden weiss, sei zum Schluss
41
noch ein Beispiel mit dem Gonjunctiv analysirt. Odyssee 2, 25 spricht
Aigyptios folgendes: ^
TcMivte Sri vvv fi£Vj ^Idma^aioi^ otti xcy eiTtw,
^1 ov ^Odvaaevg diog eßrj %oilf]g ivi vr/volv,
vvv di zig iSd' rjyeiQS; rlva xQSKa toaov txsi
^i yetay avd^&iß ^ (Si nQ&y€piaT€Qoi elaiv;
^ tiv* dyyeXitpf arQOTov ¥kIv€¥ igfioiiivoio
rp^ x' fjfuv ad(pa eiJtoi ate nQOT€Q6g ye Ttv&otTo;
„Oder hat er eine Kunde von dem entfernten Heere gehört? Die
könnte er uns wohl sagen, angenommen er erführe sie euerst".
Darauf erwidert nnn Telemachos :
dSke %iv äyyeXirpf atQ(nov hiXvoiv i^o^ivoio
fjv X* vfiiv (rd(pa BVTtia, otB TtgotegSg ye Ttv&oifirpf
„und ich habe keine Kunde von dem entfernten Heere vernommen.
Die will ich euch wohl sagen, angenommen, ich erführe sie zuerst*'.
um seine Bereitwilligkeit recht energisch auszudrücken, wählt der
Redende den Gonjunctiv der Willenserklärung, als könnte er diesen
Willen verwirklichen. Die Durchfuhrung des Gewollten ist aber in diesem
Falle unmöglich. Daher komiAt es, dass wir dem Gonjunctiv «IVroi beim
Lesen die Nichtwirklichkeit anzufühlen meinen.
Hiermit ist der Exeis der Erscheinungen, die gleicher Weise in
den conjunctivischen wie in den optativischen posteriorischen Relativ-
sätzen auftreten, geschlossen. Es bleibt, ehe wir diesen Paragraphen
verlassen, noch übrig, über eine Art von Relativsätzen zu berichten,
die sidi nur beim Gonjunctiv finden, nämlich diejenigen, welche sich
dem Sinne nach den abhängigen Fragen nähern, z. B.
yik^Qif vvv TteTtdhaxd-B dtafjLJteqig , og ne hxxrjaiv H 171.
Wer diesen Satz aus dem Zusanunenhang mit den übrigen Relativsätzen
herausreisst , dürfte geneigt sein , ihn so zu analysiren : „ schüttelt jetzt
mit dem Loose, indem ihr denkt, wer wird es erlangen ?^^ Es lässt sich
nicht leugnen, dass es auch eine Anzahl von Sanskritstellen giebt, in
denen Ableitungen vom Stamme des Relativpronomens in interrogativem
Sinne gebraucht zu werden scheinen. So werden (^at. Br. 14, 9, i, l flgd. eine
Anzahl Fragen an vid „wissen ^^ mit ydtha „wie'^ angeknüpft, z. B.
vettha yathä imäh jpraj&h prayatyo vipratipadyante Dost thou know
how these creatures when departing^. proceed in different directions?
(Muir. 0. S. T. I «, 434).
(ruyatäm yad asmi harinä bhavatprakäyam preshitah y,höre, weswegen
ich von Indra zu dir geschickt hin'' ^^kuntala Böhtlingk pag. 95
(vgL ebenda pag. 145 flgd.).
42
Die Stellen aus Homer, die etwa zur Erwägung kommen könnten, finden
sich bei Windisch, Relativpronomen p^. 211 Anm. Es fragt sich
nun, wie diese Sätze zu erklären sind. Ganz verwerflich ist die An-
nahme, dass das Belativum ursprünglich ein interrogatives Pronomen
gewesen sei. Diese Annahme ist in etymologischer Beziehung ebenso
abenteuerlich wie in syntaktischer (Vgl. Windisch a. a. 0.). Wir müssen
natürlich auch hier das Belativum als anaphorisches Pronomen fassen,
und zwar stehen diese Sätze den zuletzt erwähnten ganz nahe. Auch
in ihnen ist als Bezugswort für das Belativum ein indefinites Pronomen
zu ergänzen, unser griechisches Beispiel
ist also so aufzufassen: „schüttdt jetsst mit dem Loose in Betreff eines,
der wird es ja woU („Erwartung") erhalten". Da aber dieser eine,
in Betreff dessen geloost werden soll , ein zu Suchender ist , so kommt
in den ganzen Gredankencomplex der Sinn der Frage, und nur darum
erscheint uns der Belativsatz als abhängiger Fragesatz. Auf dieselbe
Weise erklären sich ein^e priorische Relativsätze, die wir hier gleich
anschliessen wollen, nämlich Sätze wie /u 189, i/; 140, £ 365.
Besonders interessant ist das letzte Beispiel:
yvdöjj etteir* og ^' ff/e^tAinaif utaxog og %i w laär
^d" og X* iad^log erjai, B 365.
Wer diesen Satz „durch die lateinische Brille" ansieht, wird ihn
freilich entschieden für einen abhängigen Fragesatz erklären. Der Sinn
ist damit auch richtig getroffen, aber nicht die Genesis. Um dieser
gerecht zu werden, muss man so übersetzen: „Es soU einer feige y es
soU eifier tapfer sein, du tmrst sie kennen lernen" (vgl. noch in diesem
Capitel § 2 Nr. 3, wo die Uebersetzung „einer" gerechtfertigt ist).
§ 2.
Die priorischen Relativsätze mit Conjunctiy
and Optativ.
Während in den bis jetzt besprochenen Sätzen der Belativsatz das
Posterius enthielt, enthält er von nun an (Gonj. und Opt. Gap. II § 2)
das Prius zu der Handlung des Hauptsatzes. Dieses Prius ist je
nach der Situation zeitlich oder logisch zu verstehen.' Zeitlich z. B. in
folgendem Falle:
ovdi XBV ig dexarovg TceQiteiXofiivovg iviavrovg
S^xe' ajtal&rjaea&ov S xev fiaQTtrtiai xegctwog G 405
„und nicht sollen bis zum zehnten Jahre die Wunden heilen, die soll
der Blitz schlagen".
43
Nun müssen aber die Wunden erst geschlagen sein, ehe sie heilen
können , der Belativsatz enthält also das zeitliche Prius zum Hauptsätze.
Wir k5nnen etwa umschreiben: „wenn der Blitz sie geschlagen hat*^
Oder das Prius ist logisch. Das heisst, der eine Gedanke ist die noth-
wendige Grundlage für den anderen, der ohne den ersteren nicht in
dieser Form würde ausgesprochen werden können^ z. B.
avcl w TCoX^jiSfif
hx&v eatlv cnnjQy ov te Zsvg x^qi qnhjOf] / 117
„viele Sahaaren wiegt ein Mann auf, es scU ihn nur Zeus lieben".
Die Behauptung, dass ein Mann viele Schaaren aufwiegt, kann nur aus-
gesprochen werden unter der Voraussetzung , dass Zeus diesen Mann liebt.
Schon aus diesen beiden Beispielen ergiebt sich , was es zu bedeuten
hat, wenn man solche Conjunctive Gonjunctive der Voraussetzung nennt.
Ursprünglich lag natürlich der Gedanke der Voraussetzung nicht in dem
Conjunctiv, sondern auch diese Conjunctive sind Ausdruck einer For-
derung. Die Situation der hier in Betracht kommenden Satzverbin-
dungen ist stets die , dass der Hauptsatz mit mehr oder weniger Sicher-
heit das Bevorstehen oder die Natürlichkeit einer Handlung oder eines
Gedankens verkündigt oder ausspricht, vorausgesetzt, dass etwas
anderes sich erfülle. Diese Voraussetzung nun wurde sprachlich aus-
gedrückt als Forderung , dass sich das andere erfülle. Wir können noch
jetzt denselben Ausdruck anwenden in Sätzen wie: „es soll einer kommen,
und er wird mich bereit finden" u. a. m. (Vgl. auch Max Müller Eigveda
transl. I, 79). Das sind Sätze, in denen eine gewisse Leidenschaft sich
ausspricht Man wird aber von ihnen aus begreifen , dass bei geringerer
personlicher Erregung aus dergleichen Herausforderungen ein Postulat
werden konnte.
In diesen priorischen Sätzen nun entwickelt sich das relative Satz-
gefüge bei weitem mannichfaltiger und freier, als in den posteriorischen.
Um diese Entwickelung zur Anschauung zu bringen, wollen wir von
der Eintheilung, die in der Beispielsammlung gewählt ist, abweichen.
Dort wird es sich darum handeln , vorzugsweise die Bedeutung des Modus,
hier vorzugsweise die Bedeutung des Relativums zu erläutern. Wir werden
demnach an dieser Stelle das Verhältniss des Belativums zu seinem
Bezugswort zum Eintheilungsgrund machen. Dabei ergeben sich, wenn
man, wie billig, von dem primitivsten Verhältniss anhebt und zu dem
entwickeltsten fortzuschreiten sucht, folgende Stufen:
1. Der Hauptsatz mit dem Bezugswort geht voran.
2. Der Hauptsatz mit dem Bezugswort folgt
'ä. Der Hauptsatz ohne Bezugswort, das also ergänzt werden muss,
geht voran.
44
4. Der Hauptsatz ohne Bezugswort, das also ergänzt werden muss,
folgt
Schliesslicli wetde ich über diejenigen anakoluthischen Satzfor-
mationen zu sprechen haben, in denen das Bezugswort fehlt, und nicht
leicht zu ergänzen ist.
Zwischen Sanskrit und Griechisch waltet wiederum im Allgemeinen
der Unterschied ob, dass im Sanskrit der Belativsatz weit häufiger als
im Griechischen voran steht.
1. Der Hauptsatz mit dem Bezugswort geht voran.
Unter dieser Bubrik seien zunächst die homerischen Gleichnisse
erwähnt, z. B.
6 d' cftV BTteaev fxekirj &g
Tj t' oqBog KO^q>^ Sxa^ev TtBqiqxxivofiivoio
XCtXiMfi rafivofievt] xiqeva xd'ovi (pvHa TceXaccy N 178.
Es wird ein zum Tode getroflFener Held mit einer Esche verglichen.
Ein solcher Vergleich an sich ist aber nicht anschaulich , es konunt erst
im Belativsatz der Zug hinzu, der das Bild anschaulich macht. Dieser
Zug nun wird ausgesprochen in einem Conjunctivsatz, also als Forde-
rung, und zwar als Forderung an die Phantasie des Hörers: Er fid
wie eine Esche, die soU auf des Berges Gipfel gefattt ihre Blätter sur
Erde betten. Insofern nun diese Forderung die Grundlage für das Zutreffen
des Bildes und damit für das rechte Verständniss des durch das Bild
erläuterten Vorganges abgiebt, ist der Belativsatz ein priorischer. In
dem angcfführten Falle ist der der Phantasie des Hörers nahe gelegte
Zug das tertium comparationis. Das ist nicht immer der Fall. Oefter
wird nur das in dem Belativsatz ausgedrückt, was das Bild besonders
plastisch und lebendig macht, z. B.
T(b (T ovt' Sxp iTti vijag btvI nXazvv ^EXkr^aTtovrov
^-S^elhrjv ievoLi orr* ig noXe^ov /ler' lixaiovg,
akV äg te atrjkri fievei eftTtedov, ^ t* iTti Tvfißfi)
dviqog kati^y Tedvrjorog 'qi ywainogy
ßg liivov äoq>akia)g P 432 flgd.
Für alle diese Gleichnisse aber ist das charakteristisch, dass der
Hörer aufgefordert wird, dem Bilde einen Zug kraft seiner Phantasie
beizulegen, so dass also der Zug so zu sagen beweglich ist. Dem
scheint zu widersprechen, dass bisweilen Gleichnisse vorkommen, die
im Belativsatze eine dauernde Eigenschaft enthalten, z. B.
doli Ol ix TLoqvd'og re xat aamdog axd^iarov tzvq
aoriQ* oTtwQiv^ ivallyxiov, og re fudhata
XafiTtQov TtafKpaivriat XeXovftevog Üueavoto E 4.
45
Allerdings ist es eine allgemeine Eigenschaft des Sternes , dass er beson-
ders hell glänzt, wenn er sich im Okeanos gebadet hat, aber in dem
Gleichniss wird der Hörer eben aufgefordert, sich diese allgemeine
Eigenschaft als in einem speciellen Falle wirksam zu denken. Der
Conjunctiv individualisirt die bleibende Eigenschaft. Darum pflegt denn
auch nur der wesentlichste Zug des Bildes im Conjunctiv zu stehen,
die weiter ausmalenden dagegen im Indicativ, z. B.
ßij ^' Yfisv üig TB Xiwv 6q€attqoq>oq^ og t* iTtidevfig
dfjQÖv eg tcqbuüv, nileraL di e 9vfidg dytp^WQ
firjixav TteiQ^oovra xai eg Ttwuvov dofiov iX^aiv M 299.
An die Gleichnisse schliessen sich die übrigen Relativsätze, die dem
das Bezugswort enthaltenden Hauptsatz nachfolgen, z. B.
%al ydq rig t* äiXdiov odvQetai avdq* oHüaaa
Tüovqidiov rtp zeuva rixr] q>il6tijft fityslaa r 265.
TQUHadag di ywäixag hixoaiv avrdg klia-S^w
a% KS fict' ^oyeirp^ ^Ekevrpf ndiliotai eoHJiv / 139
dvri w Ttolküv
Xaäv itntv dy^Q ov te Zevg xijQi q)iXi^ar] / 117
ov3e %iv oi'io
TQioünf ;fCfifiJ<T€iv Sg Tig axeödv eyxBog VkSji Y 362
oiaw yaq nai xQvaov ovlg x' V7to%Biqiog ildTj o 448.
In allen diesen Beispielen ist deuüich der Begriff der Voraussetzung
enthalten, auch in dem ersten; denn nach antiker Anschauung liegt in
dem Relativsätze das ausgesprochen , was den Gatten erst als ivirklichen
Gatten erscheinen lässt. üeber die verschiedenen Gestalten des Relativ-
pronomens in diesen Beispielen werde ich noch unten handeln. Aus dem
Sanskrit führe ich zur Parallele ein interessantes Beispiel an, das das
Bezugswort so zu sagen zwischen Haupt- und Relativsatz getheilt hat:
mä' hinsishta pitarah k^na ein no yäd va Sgah purushätä käräma
„bestraft uns nicht, ihr Väter, um irgend einer Sünde willen^ wir sollen
nur eine gegen euch nach Menschenweise begehen'' RV. 10, 15, 6.
Hier steht das indefinite Pronomen kena dt im Hauptsatz, das Sub-
stantivum ägas ist in den Relativsatz hineingeschlungen. Im Griechi-
schen wurde das Substantivum im Hauptsatz stehen und og xig im
Relativsatz. Genau den griechischen Beispielen entsprechend ist:
asyä' 'gne vittä'd dhavlsho yäd yäjäma „gieb Acht o Agni auf das
Opfer ^ toir sollen es nur opfern" RV. 5, 60, 6.
2. Der Hauptsatz mit dem Bezugswort folgt
Der Unterschied von den unter 1. behandelten Perioden ist uner-
heblich. Das Relativum tritt voran, ohne darum seine Natur zu ver-
ändern. Es soll nur einstweilen im Gedächtniss behalten werden , gleich-
46
sam um seinen Platz zn suchen. Erst nachdem das Bezugswort ge-
funden ist^ kommt das Belativum zur Buhe, indem man hinter dem
Bezugswort den vorher frei schwebenden Belativsatz in Gedanken noch
einmal, wenn auch undeutlich, reproducirt, etwa wie man bei dem zweiten
Beimwort des correspondirenden ersten sich noch einmal erinnert
Im Sanskrit sind dergleichen Sätze wohl nicht sehr häufig, aber
' doch häufiger als im Griechischen, z. B.
j6 nä ä^o abhy 6no bhäräty ädhi'd aghäm aghä^nse dadhäta „er soll
Frevel oder Simde gegen uns im Schilde führen y dem BöstoiUigenr
legt Böses auf' BV. 5, 3, 7,
y6 yäjäti yäjäta It sunävac ca päcäti ca, brahm^d fndrasya cäkanat
„er soll nur für sich oder für andere opfern und pressen und backefi,
der Priester gefäüt dem Indra'^ BV. 8, 31, 1.
Aus dem Homer wüsste ich nur ij 7i anzuführen:
oJaly T* €v ^pfjoviijai xal dydqdai veintea Übi
„vorausgesetzt dass sie ihnen wohl unU, löst sie auch Männern die
Streitigkeiten".
3. Der Hauptsatz ohne Bezugswort, das also ergänzt
werden muss, geht voran.
Das Bezugswort fehlt natürlich deshalb, weil der Gegenstand ein
unbestimmter ist, der erst durch den Belativsatz irgendwie charakterisirt
werden soll. Will noan diesen unbestimmten Gegenstand sprachlich be-
zeichnen, so kann es am einfachsten geschehen durch ein indefinites
Pronomen. Ein solches indefinites Pronomen, das sich jeder Hörer leicht
ergänzt, ist dann das Bezugswort des Belativums. So ist z. B. der Satz:
ou drjvavog, 0$ ad-apopfoiai fidxf]Tai E 406
so aufzulösen: Nicht langldng ist einer, er soU nur mit den Göttern
kämpfen, (vorausgesetzt , dass er mit den Göttern kämpß). Damit ist
nicht behauptet, dass die Griechen sich in Gedanken jeden derartigen
Satz ähnlich analysirten, vielmehr ist anzunehmen, dass sie in dem
Belativum dasselbe fühlten was ivir, nämlich sowohl die Satzverbindung
als das Indefinitum; aber man muss festhalten, dass diesfe beiden Vor-
stellungen sich erst im Laufe der Sprachentwicklung in dem Belativum
vereinigt haben , ursprünglich war es auch in solchen Verbindungen nur
ein anaphorisches Pronomen , welches seinen zu ergänzenden Vorgänger,
das indefinite Pronomen, wieder aufnahm.
Das zu ergänzende pron. indef. kann nun je nach der Situation
entweder ein einzelner von der durch den Belativsatz charakterisirten
Gattung sein, oder die Gesammtheit. Für das erste ist ein Beispiel:
dlX* äys a^ täds (atjfCQi Ttagetofievog xatale^ov
yi]fuxa9' og Tig a^iOTog anjq xat nleuna TtoQtfiiv v 334
47
„sie möge einen heirathen, vorausgesetzt^ dass er der beste ist und
das meiste bringt ^*^ •
ebenso: vvy fiiy navaai To|oy, iTtitifdtfHa de 'S^ediai^.
^ä&ey di -^edg ddasi x^cnro^ ^ x i&ilijaiv g> 279
„morgen wird der Gatt einem (von euch) den Sieg gd)en, vorausge-
setzt^ dass er ihn ihm geben tcilV.
Das allgemeine Indefinitum dagegen ist zu ergänzen:
idfiey d' oaaa yivr[eai Int x^ovt novXvßo^dqri fi 191
„wir wissen AUes, es sdU nur geschehen, lass es nur erst geschehen*'
vgL K 67, T 235.
Aus dem Sanskrit darf man anführen :
nieafh padyantäm ädhare bhavantu j6 nah sürfm maghävänam pritanyä'n
„nieder sollen fallen ^ unterliegen sollen (aUe), vorausgesetzt, dass
sie unseren weisen Herrn bekämpfen'^ AY. 3^ 19, 3.
Bisweilen ist im Griechischen nag wirklich genannt, z. B.
Ttävza di nuzXa dtcvorti neQj o wi gfovrjtj X 73.
Alle diese Ergänzungen kann man sachliche nennen, insofern sie den
Sinn des zn Ergänzenden wieder zu geben Sachen. Uns Deutschen von
heute liegt es überall näher, eine rein formale Ergänzung eintreten zu
lassen, ein Wort, das an sich gar keinen Qedankeninhalt hat, sondern
einäg auf das kommende Belativum hinweist, unser derjenige, diejenige,
dasjenige. Im älteren Deutsch können die Stämme i und ta in gleicher
Weise verwendet werden. Dergleichen rein formale Hinweisungen auf das
Relatiyum finden sich nun auch im Sanskrit und Griechischen. In beiden
Sprachen findet sich das Pronomen sa sä tad o i^ tö so verwendet, z. B.
sä ghä virö n& rishyati yäm fndro brähmanas patih sömo hinöti
märtyam „derjenige Mensch leidet keinen Schaden, welchen Sterblichen
Indra Brahmanaspati Soma beschützen" BV. 1, 18, 4,
te dhanyäs te vivekajnäs te sabhyä iha bhütale, ägacchanti grihe
yeshäm käryärthaip suhjido janäh „Diejenigen sind hier auf Erden
glücklich, haben die rechte EinsidU und sind Leute aus guter Gesell-
Schaft, in deren Haus befreundete Männer in ihren Angelegenheiten
kommen'' Böhtlingk Spruche 1056.
m (pQayiovo^ avä ^vfiov & oi neQi ddhiep ^^drpnj ß 116
yvpnaa%iav at^ äyalmg trjv 9e6g, ovde d'eadüv
mwv ai t' i^dif&v Ttoi^inonf xctra nLOiQCcyiovaiv E 331 vgl. ^ 554 a 352
In derselben Bedeutung wird ausserdem Tcsipog verwendet, entsprechend
ttoserem derjenige in der Stelle:
cnpQtay d^ xalvog ys xal oitidavog nelei cnnjQ,
og Tig ^sivodoTUi^ eqida 7tqoq>iqrj[tai did'luv
48
Ich gehe an dieser Stelle nicht auf die interessante Untersuchung
über 'diese vorwärts in die Bede weisenden Pronomina ein. Nur die
eine Bemerkung darf hier nicht übergangen werden, dass dieser Gebrauch
von sa sä tad 6^ to, ixeivos u- &. jünger ist als die Ausprägung
des relativen Pronomens. Das erhellt aus folgender Erwägung:
Aus allen Relativperioden, die wir bis jetzt analysirten, konnten wir
einen Hauptsatz abscheiden, der, wie unvollständig er auch dem Sinne
nach sein mochte, doch kein Zeichen an sich trug, dass er gerade durch
einen Belativsatz ergänzt werden müsse. Es war z. B. oft ebenso
gut möglich den Sinn durch ein Adjectivum oder Participium zu ver-
vollständigen. Dagegen in diesen Perioden zeigt der Hauptsatz durch
das vorwärts in die Rede verweisende Pronomen, dass er nur durch
einen Relativsatz ergänzt werden kann. Nur unter dieser Voraussetzung
haben die betreffenden Pronomina einen Sinn. Folglich muss ihrem
Entstehen die Ausbildung des relativen Satzgefüges vorangegangen sein.
4. Der Hauptsatz ohne Bezugswort, das also ergänzt
werden muss, folgt
Diese Rubrik verhält sich zur dritten, wie die zweite zur ersten.
Es fehlt das Bezugswort wie in der dritten Rubrik, und darum zieht
wie bei dieser, der Sinn des Indefinitums in das Relativum ein. Der
Unterschied von 3. ist nur, dass der Relativsatz voransteht Dieser
Umstand übt nicht nothwendig einen Einfluss auf den Hauptsatz aus,
wie man z. B. an folgenden Beispielen sieht:
og fiev x€ ßoXrj xqrjqiavct nil^iav
Ttctyvag aeiqdfieyog nsUneag olxovde q>Bqiad'b} V 855
vgl. T 71 0 10 (KV. 8, 59, 1).
In den allermeisten Fällen aber tritt in den Hauptsatz der Deut-
lichkeit wegen ein dem Relativum correspondirendes Pronomen, nur
zum Unterschied von 3. natürlich nicht ein vorwärts , sondern ein rück-
wärts weisendes. Dieses Pronomen ist natürlich ebenso gut verhältniss-
mässig jüngeren Ursprungs , wie das nach vorn weisende , da beide ohne
ein festes relatives Satzgefüge nicht zu denken sind. Für diesen rück-
wärts in die Rede weisenden Gebrauch kann ich im Sanskrit und Grie-
chischen nur den Stamm ta oder doch Zusammensetzungen mit tu
belegen.
Im Sanskrit ist diese vierte Art der Relativsätze die häufigste
von allen. Wir führen hier nur ein paar Beispiele an:
yäs tübhyam dä9än nä täm änho a9navat „es soll dir einer dieneti
(=- wer dir etwa dient) den soll keine Noth treffen " RV. 2, 23, 4.
yö nah pritanyä'd äpa täm-tam id dhatani „es soü tms einer bekäm-
pfen, den schlofft, wer er auch sei" RV. 1, 132, 6.
49
yad äha vacanam samyag etat käryam „er hat ein Wart gesagt
{^iioas er gesagt hat)^ das ist durchaus zu thun^^ Rämäyana 1,
60, 5 (Schlegel).
Es können auch mehrere Relativa verbunden werden:
jo yatra satatam ylti bhunkte cäi *va nirantaram, sa tatra laghutäm
yäti yadi 9akra8amo bhavet y,wohin jemand beständig geht und wo
er regelmäsÜg speist^ da büsst er sein Ansehen ein^ stünde er auch
so hoch wie Indra^' Böhtlingk Sprüche 4911.
Weitere Beispiele bei Böhtlingk-Roth unter ya. Auf die pronomi-
nalen Erscheinungen des Brähmanastiles gehe ich hier absichtlich nicht
ein, weil ich diese einmal im Zusammenhang zu behandeln denke.
Auch im homerischen Griechisch ist diese Satzform häufig, z. B.
og fiiv aTttpnjg avrog eg xat iXTirpfia aiiy
T(jf de Tuxtaqüytai navreg ß^o%oi oikyi omaaui % 329
vgL A 409, P 229, «F 805, ^u 41, a 276 u. a. m.
Seltener sind andere pronominale Verbindungen:
^ (seil, fiv&oy) di x' kytav anavsv&e d'B&v i^eha^i voSjaat
fiij ri av tcnrva Ixaara dieiQeo ^rfie fievdlka A 549
og ne d'Bolg imnudifjtai (lahx %^ eulvov avxov ^218.
Wer die angeführten Beispiele überschaut, wird sicherlich den
Eindruck gewinnen, dass das rückwärts weisende Pronomen zur Befe-
stigung des Satzgef&ges und zur Ermöglichung einer genauen Auf-
fassung des Sinnes sehr wesentlich beiträgt, und dass es in den auf
Seite 48 citirten Fällen nur darum nicht sehr vermisst wird, weil es
leicht und nur auf eine Weise zu ergänzen ist. Nun giebt es aber im
Sanskrit Satzbildungen dieser Art, in denen das rückwärts weisende
Pronomen zwar vorhanden ist, aber nur sehr ungenau zurückweist, z. B.
yäm (sdl. ajäm) prasahya vriko hanyät, päle tat kilbisham bhavet.
Manu 8, 235. . Wenn wir dem Sinne nach übersetzen, so müssen wir
sagen: „wenn der Wolf die Ziege raubt und tödtet, so ist die Schuld
auf Seiten des Hüters^'. Wörtlich: „der Wolf soU eine Ziege tödten,
die Schuld ist auf Seiten des Hüters'' y oder wenn man tatkilbisham
als Compositum betrachtet: „die darauf bezügliche Schuld''. Aber das
Sanskrit geht noch weiter. Es beginnt bisweilen Vordersätze mit dem
Relativum, obgleich im Nachsatz ein entsprechendes rückwärts weisendes
Pronomen keine Stelle findet, z. B.
yah kämän äpnuyät sarvän ya9 cai'tän kevaläns tyajet pr&panät
sanrakämänäm parityägo vi^ishyate „wenn Einer alle seine Wünsche
erreicht, ein Änderer aber aUen insgesamnU entsagt, (so sage ich),
dass das Aufgeben aUer Wünsche besser sei als das Erreichen der-
sdben" Böhtlingk Sprüche 4756.
DelbrDck n.W!ndiach, synUkt. Forach. I. 4
60
Dieses letzte Beispiel zeigt eise entschiredeiie Aasscbreitang des relativen
Sategejfllg<es und wird deshalb) nebst ähnlichen mit Recht unter die
Anakoluthien gerechnet (vgl. Böhtlingk-Both s. y. fa 3),
Somit haben wir das Relativmn von dem natürlichen primitiven
ChebraHch als eines ani^harischen Pronomens, das etwas genanntes
wieder aufnimmt, verfolgt bis zu dem oomplicirtesten Gebrauch als
eines satzveiinndenden Pronomens, das auf etwas folgendes hinweist, und
haben uns bemüht zu zeigen, wie diese beiden letzterwähnten Eigen-
sobaftien ursprünglich durchaus nicht im Relativum liegen, sondern erst
allmälig gewissermassen als Extract der bei der Satzentwickelung sich
einstdtenden Gedanken in dasselbe einziehen.
Bs bleibt nur noch übrig, auf den Sinn der priorischen Belativ-
sätze mit einigen Worten hinzuweisen. Es ist keinem Leser entgangen,
dass wie die posteriorischen conjunctivischeii Relativsätze mit den Final-
sätzen, so die prioriscben mit den Bedingungssätzen eine innere
Verwandtschaft haben. Die Grenzen und der Werth der relativen Satz-
gestaltung bestimmen «ich hier ebenso, wie oben Seite 37. Nach unse-
rem Gefühl wären statt mancher Belativsätze besser Gonditionalsätze
gewählt, Bo: | 65, ^ 230, o 422, £81, 0 103 u. a. m.
Die optativischen Belativsätze zeigen keine Ersdieinungen,
die nidit den oonjunctivischen durchaus entsprädien , so weit es nämlich
das Blelativum angeht. Der Sinn des Modus ist natürlich ein anderer.
Darüber wird im Optativ Gap. II, § 2 am Anfange gehandelt, wo ge-
zeigt wird, dass der Voraussetzung in conjuncti vischen Sätzen die
Annahme in optativischen entspricht.
Anhang.
Tig und ti hinter dem Relativpronomen.
Ttg und te gehören zu demselben Pronominalstamme , demjenigen,
der in allen indogermanischen Sprachen den interrogativen und indefiniten
I^bh in sich vereinigt. Eine umfassende Untersuchung über ihn, nach
Art der von Windisch über das Belativprcmomen , bentzen wir nicht.
Diese soll natürlich auch hier nicht angestellt werden, ich beabsichtige
moht «nnmal tig und re , so weit sie mit dem Relativpronomen Verbin-
dungen eingehen, voll^ndig zu behandeln. Nur einige Andeutungen
über ihr Yerhältniss zum Stamme ja seien mir gestattet
Das indefinite n kann sich mit dem Relativstamme auf doppelte
Weise verbinden^ einmal durch Zusammensetzung: otig, sodann durch
61
Zusammenrücknng: fnntg. Der Sinn beider Verbindungen ist derselbe.
Da das Relativum die Bestimmung hat, etwas Genanntes aufzunehmen,
so sagt das mit dem Relativum verbundene Indefinitum aas, dass dieses
Genannte etwas Unbestimmtes sei. Nun ist aber in den meisten FäUen
(las Wort, an welches sich ein relativer Nebensatz anschliesst, in gewissem
Sinne schon an sich unbestimmt, und man könnte daher das vi gewöhnlich
Iiiuter dem Belativum erwarten. In der That lässt sich auch ein scharf
durchgeführtes Princip hinsichtlich der Setzung oder Nichteetzung des
» nicht erkennen. Nur so viel lässt sich behaupten: In einer €las8e
von eoujunctivischen Belativsätzeu findet ri sich nie, nämlich bei den
Relativsätzen in Gleichnissen. Das Nomen, welches den Mittelpunkt
des Bildes ausmacht , existirt ja immer nur in der Phantasie , \mA kann
daher auch als indefinites bezeichnet werden {tiq %b ksojv F i33). Wenn
es aber einmal genannt ist, soll seine Unbestimmtheit nicht weiter
hervorgehoben werden , weil dadurch die Deutlidikeit und Anschaulichkeit
beeinträchtigt werden wurde.
In den übrigen Belativsätzen wird sich im einzelnen Falle st^ts
nachempfinden lassen, warum ti gesetzt ist. Dagegen findet sich in
nicht ganz wenigen FäUen das blosse og, wo wir vielmehr bgtig er-
warten, z. B.
ov xev e(pripdQi6g ye ßakoL xütra dayi^ TtaqBtQv d 222
0. a. m. In solchem og ist der indefinite Sinn gewiss eben so gut empfun-
den, wie in ogtig, er ist aber nicht zum sprachlichen Ausdruck gelangt.
Die Sprache ist eben ein fortdauerndes Streben nach Ausdruck, und jeder
zeitliche Querdurchschnitt einer Sprache zeigt Bestrebungen verschiedener
Epochen neben einander.
T« hat augenscheinlich die Aufgabe, eine Verbindung auszudrücken
wie das mit %b identische sanskritische ca. Ob es, wie Sonne K. Z. 12, 273
annimmt (vgL BB. s. v. ca), ursprünglich bei beiden zu verbindenden
GUedern gestanden hat, ebenso die Frage, wie der Stamjn ka dazu
kommen konnte, satzverbindend zu werden, lassen wir hier unerörtert.
Diese Fragen können nur im Zusammenhange mit einer Untersuchung
fiber das lateinische und deutsche Belativpronomen zum Austrag
gebracht werden. Ich begnüge mich hier mit einer Andeutung über
den Gebrauch von tt in den conjunctivischen und optativischen Belativ-
sätzen.
Die copulative Kraft des la ist ganz deutlich, wenn es einen
zweiten Belativsatz an einen ersten fügt, wie:
Ti^vr/y d* *^Qy€ioig a7i(nivi^€V ijv xiif fcotxey
i\ %B xal eoaofifvoiGt fier* avd-^'motav naXfjfcai F 287.
4*
52
Die copulative Kraft ist aber nach unserer Empfindung nicht vorhanden,
wenn ts in einem Relativsatz steht, der sich unmittelbar an einen
Hauptsatz anschliesst, z. B.
äwi w TtoXküJV
Xaciv F.arlv ävrJQ Hv t€ Z«;g xrJQt q^ikrjoi] / 117.
Wenn man diesen letzteren Gebrauch des re in den conjunctivischen
und optativischen Relativsätzen überschaut, so fällt sofort ein augen-
scheinlich nicht gleichgültiger Umstand in die Augen: t£ in dieser
Verbindung mit dem Belativum steht nur in priorischen Sätzen.
Die posteriorischen Sätze nun sind, wie oben (pag. 36) ausgeführt ist,
den Hauptsätzen noch am ähnlichsten, re steht also ofTenbar mit der
Degradirung der Hauptsätze zu Nebensätzen im Zusammenhang. Inner-
halb der priorischen Relativsätze nun bilden das eigentliche Feld der
Partikel t€ die Oleichm'sssätze. unter 26 in unserer Beispielsammlung
angef&hrten relativen Oleichnisssätzen, sind zwei, welche hinter dem
Relativpronomen kein re zeigen , zwölf, welche te unmittelbar dem
Pronomen anfügen, zwölf, welche zwischen dem Pronomen und re die
Partikel ^a zeigen. Nun enthalten die conjunctivischen Relativsätze bei
Oleichnissen stets den Zug, welcher das Bild besonders anschaulich
macht (pag. 44) den unentbehrlichen Zug, der mit dem Nomen
eng verknüpft gedacht werden soll. Somit ist es einleuchtend , dass auch
in diesen Sätzen ze Zeichen einer besonders nahen Verbindung ist
Eine Copulativpartikel in Relativsätzen hat nun nichts Auffallendes,
wenn man bedenkt, dass ja die Relativsätze auch Hauptsätze waren.
Zur Verbindung zweier Hauptsätze schlug Hie Sprache mehrere Wege
ein, sie verband den zweiten Satz mit einem Worte des ersten durch
das anaphorische Pronomen, und verwies die ganaen Sätze an einander
durch das copulative re. Oft hat man sich selbst mit dieser doppelten
Verbindung nicht begnügt, sondern als Zeichen einer dritten ^ hinzu-
gefugt, welches andeuten soll, dass der zweite Satz als Explication
(dieses Wort im weitesten Sinne gefasst) des ersten diene.
Wer freilich t€ mit unserem modernen „und'' schlecht und recht
identificirt, und einen Relativsatz för gänzlich und ursprünglich von
einem Hauptsatz verschieden ansieht, wird in der Verbindung von ovc
mit dem copulativen t£ einen Widerspruch finden müssen.
53
Cap. VI.
Die Nebensätze mit Conjunctlonen.
Den Erörternngen dieses Capitels liegen die Thatsachen zn Grunde,
welche Conjunctiy Cap. III und Optativ Cap. m zusammengestellt sind.
Die Conjunctlonen zerfallen in solche , welche vom Belativstamme,
und solche, welche von anderen Stämmen abzuleiten sind. Demnach
zerlegt sich dieses Capitel in zwei Abschnitte.
A.
Die Sätze mit Conjnnctionen vom Belativstamme.
Hierher gehören: ydd yat yena yahhis yävai ydtha yddä ydtra
ydrhi yddi, o fhc oVe OTtAre evre elg o iva 'iwg oq)^a Tjfiog,
In diesem Abschnitt A. ist nach einigen allgemeinen Bemerkungen
über die Conjunctionssätze, und zwar vorzüglich über die Nothwendigkeit,
auch sie in posteriorische und priorische einzutheüen , von der Etymo-
logie der Belativconjunctionen zu handeln. Sodann folgen in § 1 die
posterionschen Conjunctionssätze , in § 2 die priorischen.
Alle eben genannten Conjunctlonen sind Ableitungen desselben
Pronominalstanmies ja , aus dem auch das Belativum sich entwickelt
haL Es gilt also hinsichtlich der Frage , ob sie mit Recht als „ satz-
verbindend ^ bezeichnet werden können, dasselbe, was eben über das
Belativum gesagt worden ist. Sie unterscheiden sich nun insgesammt von
dem Belativum dadurch, dass sie nicht flectirt werden können, während
das Belativum flectirt wird. Sie können also nicht wie dieses die Sätze
dadurch aneinander ketten, dass sie sich auf ein einzelnes vorher ge-
nanntes Nomen beziehen , sondern sie nehmen allemal den ganzen vorher
ausgesprochenen Satz auf. Der Inhalt der Conjunction ist der
Satz, an den der Conjunctionssatz sich anschliesst. Wäh-
rend also in a/*' fjyefiov^ iö^Xov OTtaaaop
og Tce ^€ x€i(f dydyt] o 311
das og nur fffefiova ia&Xov wieder vergegenwärtigt, so enthält in
TtQiv* avdqag xaca qwka ytarä (pqfytqcLg ^u4ya^€fivov
iog (pQl^Q^ q>QijTQfiq)iv dgijyr] B 363
das wg ein Bild des ganzen vorhergehenden Satzes. Will man die
ursprüngliche Selbständigkeit der beiden Sätze zur Geltung bringen, so
muss man übersetzen : scheide die Männer nach Geschlechtem, in Folge
davon soll ein GresMecht dem anderen helfen.
Es ist schon bei den Belativsätzen darauf hingewiesen , dass durch
diese Eigenschaft der Conjunctionen eine Beschränktheit der Belativsätze
54
überwunden wird. Während die relative Verbindung nur zwischen zwei
solchen Sätzen stattfinden kann, die eine Person oder Sache gemeinsam
haben , kann die conjunctionelle Verknüpfung auch da stattfinden , wo
dies nicht der Fall ist. Die conjunctionelle Verknüpfung als die allge-
meiner anwendbare ist die bequemere, und hat darum z. B. in unserer
Sprache die relative bedeutend überwuchert.
Dazu kommt dann noch ein zweiter Unterschied , der ebenfalls an
die Form sich anknüpft. Die Conjunctionen sind casuelle oder adverbielle
Bildungen, die an sich schon einer gewissen grammatisehen Kategorie
angehören, z. B. der des „Woher?" des „Wo?" und ähnlichen, während
das Belativum die grammatische Kategorie, wie jedes fiectierte Wort,
nach dem Bedürfhiss des einzelnen Falles annimmt. Dieser specifische
Sinn der Gonjunction ist zwar, wie wir sehen werden, anfänglich noch
ziemlich weit, so dass dieselbe Gonjunction zu Functionen verwendet werden
kann, die uns manchmal weit von einander abliegend vorkonmien, im
Laufe der Sprachentwickelung aber verengt sich das Gebiet jeder Gon-
junction , so dass man schon an ihr allein ziemlich deutlich sehen kann,
in welchem Sinne der eine Satz mit dem andern verbunden gedacht
sein soll. Dieser Fortschritt fällt besonders in die Augen, wenn man
die attische Prosa mit der homerischen Sprache vergleicht
Die Gonjunctionen also — um die Summe zu ziehen — sind einer-
seits bequemer, andererseits deutlicher als das Belativum. Sie repra-
sentiren mithin, verglichen mit dem Belativum, einen Fortschritt in
der Bezeichnung der die Sätze verknüpfenden Gedanken. Immerhin aber,
wenn sie auch eine Stufe höher gerückt sind als. das Belativum , ruhen
sie auf demselben Boden. Es versteht sich also von selbst, dass die
Gonjunctionssätze nicht nach einem anderen Princip eingetheilt werden kön-
nen, als die Belativsätze. Auch die Gonjunctionssätze müssen
in posteriorisohe und priorische geschieden werden.
Ehe ich indess dazu übergehe, diese Theilung darzustellen, muss
ich dasjenige, was über die Form der Gonjunctionen feststeht,
vorausschicken. Die Gonjunctionen zerfallen ihrer Form nach in casuelle
und adverbielle Bildungen. Von den Gasus, die erst zu besprechen
sind, sind der Accusativ, Ablativ, Instrumentalis vertreten.
Dem Accusativ fällt zunächst das sanskr. ydd zu. Mit ihm ist
das homerische o der Form nach identisch, da es aus *jod entstanden
ist. Auch die Anwendung der beiden Partikeln ist wohl ursprünglich
dieselbe gewesen, hat sich aber mit der Zeit dadurch geschieden, dass
im Griechischen das einfache o durch allerhand Zusammensetzungen aus
einigen Positionen verdrängt ist Das indische ydd zeigt — wie wir
weiter sehen werden — am wenigsten deutlich durch seine Form an.
55
in welcher Weise zwei Sätze verbuiiden gedacht werden sollen, es bat,
weil es in der That die allgemeinste Bedeutung hat, scheinbar die
meisten i^edellen. Das Griechische hat, um dieser Unsicherheit abzu-
helfen, mehrere Mittel angewendet. Es hat dem ein&ohen H das satz-
verbindende re hinzugefügt in Hre und dem damit aller Wahrschein-
lichkeit nach identische evte. Denn ich nehme mit Gurtius Orundz.' &69
an , dass edt€ aus *j(n$^ der Art entstanden ist , dass y in c überging und
$0 in SV contrahirt wurde. Es hat den Indefinitivstamm t« hinzugefügt
in arty den Indefinitivstamm no und das satzverbindende t£ in h-Tto-ve.
Endlich — die loseste Art der Verknüpfting — es setzt vor den Acou-
sativ eine Präposition: aig o. Ich werde suchen, die Bedeutung dieser
Zusätze im Laufe dieses Gapitels näher anzugeben, hier bemerke ioh
nur so viel, dass sie alle, ausser der Präposition ug^ nicht dazu dienen,
die Form des Oedankes , in der die Sätze verbunden gedacht sein sollen,
näher zu bezeichnen. Das Qedankenverhältniss der Sätze ist vielmehr
sprachlich nur durch den umstand ausgedruckt, dass die Gonjunction
die Form des Accusativs hat. ,
Der Gonjunctionssatz soll — das ist die Intention der Sprache —
zu dem Hauptsatz in demjenigen Yerhältniss stehend gedacht werden,
welches sich im Accusativ verkörpert hat Natürlich darf man den
Accusativ in diesem Falle nicht als Objectscasus verstehen, denn ydd
steht am Anfange von Bedingungs -, Gausal - vl fL. Sätzen , die ndt dem
Gedanken des Objeets nicht das geringste zu'thun haben, sondern man
muss den Accusativ in seiner ursprünglichen Bedeutung nehmen. Welches
diese Bedeutung sei, lässt sich freilich nicht in einer bequemen Kategorie
ausdrücken, aber doch für denjenigen ziemlich deutlich machen, der darauf
verzichtet, überall unsere klareren logischen Kategorien den Intentionen
der Sprachschöpfung unterzuschieben. Dass nicht die Sichtung nach
etwas hin, der Grundbegriff des Accusativs ist, ist besonders von
Curtius einleuchtend dargethan worden (vgl. Erläuterungen ^ pag.160 flgd.).
Man muss vielmehr meiner Ansicht nach dem zustinmien, was derselbe
Gelehrte in seiner Chronologie pag. 250 flgd. entwickelt hat Demnach
muss man die Gasus in zwei Schichten eintheilen, deren ältere den
Nominativ, Yocativ und Accusativ umfasst Diese drei Gasus werden
wohl eine Zeit lang genügt haben , um dasjenige undeutlich zu bezeich-
nen , was später mit Hülfe auch der übrigen Casus und der Präpositionen
deutlicher ausgedrückt werden konnte. „Dass sich die Sprache längere
Zeit mit diesen bescheidenen Anfängen begnügte, scheint mir auch aus
dem weiten Gebrauche des Accusativs gefolgert werden zu könuen. Irre
ich nichts so leuchtet in cier grossen Ausdehnung, die der Gebraudi
dieses Casus namentlich im Griechischen gefunden hat, noch etwas von
56
jener sehr frühen Anwendung durch, nach welcher er der allgemeine
Casus obliquus war'^ (ebenda pag. 252). Der „allgemeine Casus obliquns'^
nun konnte nur bezeichnen sollen , dass ein Nomen zu einem andern Satz-
theil in irgend einer Beziehung steht. Einen so ganz allgemeinen Sinn
hat freilich der Accusativ im Sanskrit wie im Griechischen nur noch in
Besten. Zu diesen Besten scheint mir aber der hier vorliegende Ge-
brauch von ydd und o zu gehören. Auch in diesen Conjunctionen kann
der Accusativ schwerlich etwas anderes bedeuten, als dass der Haupt-
satz zu dem Conjunctionssatz in irgend einer, nicht deutlich bezeichneten
Beziehung steht
Accusative sind auch yävad und eo;^. Dass diese beiden Partikeln
der Form nach identisch sind, ist längst anerkannt, ebenso tävad und
Tewg (vgl. Curtius Studien 2, 193 flgd.). Auch der Bedeutung und, wie
sich noch zeigen wird, dem Gebrauche nach stimmen sie durchaus über ein.
Die Bedeutungsentwickelung wird man sich am besten an dem Demon-
strativum deutlich machen können, tävad ist das Neutrum deti Adjec-
tivums tävant, welches aus dem Stamme ta und dem Suffix vant (fevr)
gebildet ist, welches die Bedeutung des mit etwas Versehenseins hat.
(Leo Meyer vgl. Gr. 2, 602). Aus diesem allgemeineren Begriff ent-
wickelt sich leicht der besondere des in ausgezeichnetem Maasse Yersehen-
seins, so dass wir die genannten Adjective auch durch „reich an, voU von^^
übersetzen. So heisst denn tävant „reich an diesem ^S d. h. so gross,
so viel, 80 lange etc. Die üebertragung auf die Zeit dürfte schon der
gemeinsamen Entivickelung der beiden Sprachen angehören. Es bedeuten
also die Accusative yävad und ewg, dass zwei Sätze in irgend einer
Weise durch die Zeitdauer verbunden gedacht werden sollen. Unter
welchen Conjuncturen sich die Bedeutungen „wie lange ^^ und „bis^^
entwickeki, wird unten gezeigt werden.
Ablativische Form haben yat, djg und oTtwg. Seitdem Bopp
einmal erkannt hatte, dass das -tog der griechischen Adverbien dem -ät
des Ablativs im Sanskrit entspricht, war es nicht schwer, auszusprechen,
dass (bg der Ablativ des Belativstammes sei. Dass im Sanskrit ein
genau auf dieselbe Weise — nicht nach der gewöhnlichen mit Hülfe
von sma — gebildeter Ablativ in der vedischen Conjunction yat vorliege,
hat zuerst Kuhn inHoefers Zeitschrift 2, 174 f. nachgewiesen. Die
Identität der Form kann nicht bezweifelt werden (vgl. C u r t i u s Grund-
züge* 551). Auch der Gebrauch ist von der ursprünglich vorauszu-
setzenden Identität nur in durchaus in den Entwickelungsgesetzen der
beiden Sprachen begründeter Weise abgewichen. Die Grundbedeutung
des Ablativs ist das apädäna, d. h. der Punkt, von dem aus eine Be-
wegung anhebt (vgl Delbrück abl. loc. instr. pag. 3), und zwar ist dieser
57
Grundbegriff bei dem satzverbindenden yät und utq sowohl zeitlich
als logisch gewendet. Die zeitliche Anwendung Hegt nur im Sanskrit
vor, wo yät also bedeuten kann, dass der zeitliche Ausgangspunkt des
einen Satzes in dem anderen liege, ein Verhältniss, das wir durch
„seit^' ausdrücken, z. B.
yä ä'kshiyan prithivim, yä'd äjäyata „der die Erde heherrsckt^ sdt er
gehören tvurde'* AV. 12, 1, 57.
Das Beherrschen hat seinen zeitlichen Ausgangspunkt in dem Geboren-
werden« Im Griechischen hat der reine Ablativ in dieser Bedeutung
dem Genitiv - Ablativ mit Präpositionen Platz gemacht, daher im Grie-
chischen in dieser Bedeutung nicht wg sondern i^ ov. Die logische
Anwendung liegt besonders deutlich im Griechischen vor, wo (og in
posteriorischen Sätzen „damit" bedeutet, d. h. andeutet, dass das Motiv
zu dem Conjunctionssatz im Hauptsatz zu suchen sei. Dass auch im
Sanskrit wenigstens an einer Stelle t/ät ebenso gebraucht sei, hoffe
ich unten nachzuweisen (pag. 61). Schliesslich kann nun der Ablativ
auch so weit abblassen, dass er, wie die Adverbien, die Art und Weise
bezeichnet. Daher yät und c5g in dem Sinne von „soweit als'', „wie"
gebraucht werden, z. B.
ärcamasi yää evä vidmä tä't tvä mahäntam „mr preisen wie wir
wissen so dich den grossen" RV. 6, 21, 6, wörtlich: „gesetzt wvr
wissen irgendwie, so preisen wir dich" (vidmä ist Indicativ).
üeber wg mit dem Gonjunctiv, der statt des Begriffes der Setzung,
der dem Indicativ zukommt , den der Voraussetzung einführt , s. unten.
Von wg ist onwg nur durch den Zusatz des indefiniten Stammes
;ro verschieden. Es verhält sich zu log wie ore zu oTtore.
Instrumentalisch ist ausser dem häufigen yena^ für das ich
aber in der vedischen Sprache keine Belege in conjunctivischen oder
optativischen Sätzen zur Hand habe, das vereinzelte yäbhiSj das der
Form nach instr. plur. fem. ist, in der Stelle BV. 8, 1, 8 aber in einem
posteriorischen Conjunctivsatz durch „damifc^^ zu fibersetzen ist:
prä' 'smai gäyaträm arcata, yä'bhih känväsyö' pa barhfr äsädam
yäsad vajrf „singet ihm ein Lied^ damit der KeiÜräger in dc^
Haus des Kamriden komme, um sich auf die Opferstreu eu setzen".
Im Griechischen wird %va als Instrumentalis angesehen (Gurtius Erläu-
terungen' 195), was die Form allerdings an die Hand giebt. Dann muss
man annehmen, dass die Bedeutung „wo'* auf IVa ebenso erst übertragen
worden ist, wie dieselbe Bedeutung auf y^na. Die Grundbedeutung des
Instrumentalis nun ist das Zusammensein, das Mittel wird sprachlich
als der Genosse aufgefasst (vgl. Delbrück a. a. 0. pag. 50). In %va liegt
58
also ausgedritekt , dass der eine Satz init dem anderen in einer Ver-
bindung von Ursache und Wirkung steht.
Damit ist die Beihe der Gonjunctionen , die man ala oasuelle
Bildungen zu betrachten hat, geschlossen.
Adverbielle Bildungen sind inoi Sanskrit y<Uk&, fdäa^ yahra^
ffdrbL Und zwar ist ^hä durch das die Art und Weise bezeichnende
Suffix 'thä gebildet, welches ausserdem in tdthä so^ anydthä auf
andere Weise, kaiha neben kathdm wie? ittha neben üthdm so aufkritt.
Es dürfte eine alte Instrumentalform sein, ydthä zeigt also an, dass
in dem einen Satz die Art und Weise ausgedrückt liegt, wie die
Handlung des anderen vor sich gehend gedacht wird.
In yada liegt das temporale Suffix - da vor , welches in demselben
Sinn in ta^' dann, kadä wann? ida jetzt, anyadä zu einer andern
Zeit, kada eimnal, sarvaäa jedesmal auftritt, yada bleibt ganz genau
in dieser Sphäre; es erscheint nur in Sätzen, die wir Temporal- oder
Bedingungssätze nennen.
Tatra dagegen geht über diese Grenze hinaus. Es ist mit dem
Suffix 'tra gebildet, das für den Localis vicarirt, wie tos für den Ablativ.
Seine Aufgabe ist also, den ruhenden Punkt, das „Wo" zu bezeichnen.
Tatra wird denn auch gewöhnlich im Sinne unseres wo, wann, wenn^
da gebraucht. Es hat aber der Sprache gefallen, es einzeln auch da
anzuwenden, wo wir damit gebrauchen, nämlich nach Böhtlingk-
Roth an den folgenden Stellen:
räkshä sü no ärarushah svanä't samasya käsya cit, nido yätra
mumucmähe „rette uns vor dem kargen j vor dem Geschrei eines
jeden (Feindes), damit uHr von dem Neider befreit werden*'*' KV. 9,
29, 5.
In diesem Verse ist auffallend, dass nach der im späteren Sanskrit
üblichen Weise der Indicativ steht, wo man den Conjunctiv erwarten
sollte. Ausserdem :
stävai purä' pä'ryäd indram ähnah, änhaso yätra pipärad yäthä nah
„ich wül Indra vor dem entscheidenden Tage preisen, damit er uns
vor Noth rette'' ßV. 3, 32, 14,
eigentlich „darin, auf diese Weise soll er*' etc. Es ist also in diesen
beiden Stellen die Handlung, die sich an eine andere anschliessen soll,
als in ihr liegend bezeichnet, wie auch wir wohl sagen „das liegt nicht
darin", statt „das folgt nicht daraus".
Verschiedene Ansichten existiren über die Bildung von yddi. B opp
im Glossar sagt „ut mihi videtur a stirpe relat. ya suff. di pro ti cf.
^ti, nisi a neutro yat adjecto i." Der ersten der angedeuteten Ansichten
^^i^'^-Qi sich Benfey Vollst. Sanskrit Gramm. § 613 CXLVH Nr. 1
59
(Seite 237 oben) am nächsten an , indem er yddi für eine Kuf zung aus
*yadyä ansieht und dies auf ^yai^ä zurückfuhrt, was ein alter Instru-
menialis des Suffixes tya sein soll. Pott (zuletzt Wurzel -Wörter-
buch I, 2, 1047) sieht in di einen Abkömmling von diVj und übersetzt
„an wdekem To^ge'^. Lassen endlich Oitagov. 108 betrachtet yadi
als Locatiy von yad. Die Erklärungen von Bopp und Benfey nehmen
Lautübergänge zu Hülfe, welche ich nicht anerkennen kann, gegen
Lassen lässt sich einwenden, dass der Stamm ycUl nur in Gompositis
vorhanden ist; so durfte wohl die Ableitung Potts sich am meisten
empfehlen.
Ganz undeutlich ist mir die Bildung des vedischen yärhi wann,
das als Qenossen idrhi dann und etdrhi jetzt aufzuweisen hat.
Von den griechischen Conjunctionen bleiben noch otpQa und ijittog
übrig. Hinsichtlich beider scheint mir sicher , dass sie von dem Stamme
ja abzuleiten sind. Das beweisen die correspondirenden Demonstrativa
Toifi^ und Ttjiiiog. Im üebrigen ist ihre Bildung nicht sicher ermittelt
(ygL Curtius Orundzüge^ pag. 638 und 544).
Nach diesen Vorbereitungen können wir nunmehr in
§1
die posteriorischen Conjunctionssätze mit Conjnnctionen
vom RelatiTstamme
betrachten. Wir gehen auch hier zunächst den Gonjunctiv durch, der
für die Satzverknüpfung, wie schon bemerkt, weit wichtiger ist als der
Optativ, und behandeln auch hier, wie bei den Relativsätzen
L
diejenigen posteriorischen Conjunctionssätze, in denen
der Gonjunctiv der wollende ist
Man nennt die hier in Betracht kommenden Sätze gewöhnlich
Absichtssätze, und zwar mit Becht, wie bei den Belativsätzen dar-
gelegt ist Wir können auch hier wie dort zwei Classen der Absichts-
satze unterscheiden. Wenn der Anschluss des zweiten Gedankens an
den ersten nur als aus unserem Willen hervorgehend gedacht ist, so
haben wir den reinen Absichtssatz, wenn auch noch als in der
Natur der Dinge liegend, wobei also der Gonjunctiv mehr ein erwar-
tender ist, den Satz der beabsichtigten Folge.
Solchen reinen Absichtssätzen darf man die sanskritischen Sätze
mit gdd und ydtha zurechnen, ebenso die griechischen mit iva und
— 60
otpga. Nur ganz selten scheint iva nach unserem Gefühl einen Folge -
und nicht einen Absichtssatz einzuleiten, nämlich:
xal av, q>ilog' (Jiahx yaq (f oqoo) xalov re fisyav re-
ahufiog iaa\ %v(x tIq ae xal oiptyovtav ev emji a 301
und / 199. Aber nach der Absicht des Dichters soll wohl ausgesprochen
sein, dass Telemachos seine Kraft besitze, damit er sich Buhm
erwerbe.
Bei Sätzen mit wg ist ebenfalls in der Majorität der Fälle der
Conjunctiv der wollende, dagegen in manchen findet sich ein schon ein
wenig abgeschwächter, in welchem mehr eine Erwartung als ein kräf-
tiges Wollen liegt , so dass in dem Nebensatz nicht sowohl die Absicht,
als die beabsichtigte Folge ausgesprochen ist Das ist z. B. der Fall
Trjlificix^^ ^^ ^^ ^il^^fov STtiatafAivwg- dvvaaai yaq-
äg Kfi f-idl* aaxfjdrjg rjv TtaxqLda yaiav XurfcotL e 25
„geleite den Telemachos, in Folge davon mag er dann unversehrt in
sein Vaterland gelangen". Wir treffen den Sinn vielleicht am besten,
wenn wir sagen: „soll und wird er gelangen'^. Ebenso
fit] fiäy aOTtovdi ye vewv iTtißalev exrjXoi
all* äg Tig tovtwv ye ßiXog aal oixod'i niaar] 0 513.
Wenn man die Nebengedanken, die in diesen Sätzen unterdrückt sind,
weil sie zum Verständniss der Sache nicht nöthig sind , deren Ergänzung
aber zum Verständniss der Satzform nöthig ist, hinzusetzt, muss man
diese Sätze etwa so auflösen: „sie sollen nicht ohne Gefahr ihre Schiffe
besteigen, sondern sie soUen sie mit Gefahr besteigen, in Folge davon
sott und wird noch mancher an unserem Geschoss zu Hause eu kauen
haben''. Man lasse sich nicht durch unsere moderne Empfindung ver-
leiten zu sagen , es sei vielmehr zu ergänzen : „ sie sotten so auf die
Schiffe kommen, dass mancher etc." Denn ein solches vorwärts weisendes
Pronomen ist, wie wir bei den ßelativsätzen sahen (pag. 48) erst ein
Erzeugniss einer späteren Periode, welches noch nicht dagewesen sein
kann , als beide Sätze noch unabhängig waren. Ein derartiges Pronomen
findet sich allerdings auch bei Sätzen mit tag, z. B.
Ttai Ilqlaixov xoilag irtl y^ag lAxaiviv
&g aycty\ c5g [iifc ag rig idj] fir/i' aq te vorjorj ii 337,
aber es ist, wie gesagt, erst aus der engeren Verbindung der beiden
Sätze entsprossen , und man darf nicht sagen , dass das zweite ibg nur
dies erste aufzunehmen habe , sondern das zweite dg hat als Inhalt den
ganzen vorhergehenden Satz , das erste ist erst nachträglich in diesen
hineingekommen, um auf die Art wie der Nebensatz an den Hauptsatz
geknüpft werden soll , schon im Voraus die Aufmerksamkeit des Hörers
zu lenken. Uebrigens ist es sehr auffallend, dass in diesem Falle als
61
vorwärts in die Bede weisendes Pronomen der Stamm jo gebraucht ist,
und nicht der Stamm ro. Ich sehe darin natürlich nicht einen Best
der uralterthümlichen Bedeutung, sondern eine späte Entwickelung,
deren Grund mir aber nicht klar ist So wie mq in diesen Sätzen dürfte
auch yat BV. 10, 68, 10 anzusehen sein:
anänukrityäm apunäf cakära yä't sü'ryämä'sä mithä uccärätah ,,das
Uniuichahndiche hat er ein für aüe Mal gethan^ dass Sonne und
Mond wechselweise aufgehen sollen*'.
Ich schliesse mich dieser Auffassung (Kuhn 's) an, weil, wenn man
mit Both yat als seit nimmt, sich meiner Meinung nach der Con-
junctiv nicht erklären lässt.
Von wg ist oTtfog dadurch unterschieden, dass zu j6 noch der
indefinite Stamm no hinzutritt omag bedeutet also „in Folge von
diesem, was es nun auch sei'S Es deutet also an, dass der vorher-
gehende Gedanke ein unbestimmter sei, und in der That sind alle
Hauptsätze zu Nebensätzen mit onwg der Ergänzung besonders bedürftig,
wovon man sich in der Beispielsammlung überzeugen kann.
Es stehen in den Hauptsätzen fast lauter ergänzungsbedürftige
Verba wie q>qa'CBOd'ai cncoveiv etc, 07t(og verhält sich also zu log wie
oatig zu ogj und wird ganz unter denselben Bedingungen wie dieses
gebraucht.
Hier nun sind zwei Einwände zu berücksichtigen, von denen der
eine uns schon bei den Belativsätzen begegnet ist (pag. 41). Auch
hier scheint es so viel natürlicher, die Sätze mit OTtwg in Fragesätze
mit ncjg zurückzuübersetzen. Stellen wie
fjfiev OTtwg zov vexQov iQvaaofi&f ^ds nat avroi
XaQfice (piloig hagoiai yevwfied'a voGTtjaavreg P 634
scheinen viel natürlicher so aufgelöst werden zu müssen: „Wir wollen
uns den besten Bath darüber ersinnen, wie werden wir den Leichnam
retten?^ etc. Man könnte dann sagen, der Stanmi no in oit oig sei fragend
zu nehmen, und o als Zeichen für die Abhängigkeit der Frage vorge-
treten. Aber dieses nahe liegende Baisonnement wird dadurch widerlegt,
dass c^^ genau so wie omag gebraucht wird, z. B.
aAk ert xor^ vw
(p^dllfifjiead'^ log x/v ixlv aQeaaäfieyov Tteuld'iofisv I 112
and ebenso in vielen andern Stellen, ^iig aber enthält doch schlechter-
dings nichts Fragendes. Ebenso wird yäthä im Sanskrit verwendet, z. B.
ti ho' cuh t^bhyo vä'i nas tv&m evä täd brühi, yäthä te särväni
rfipä'ny upadädhäme'ti Qz,t. Br. 10, 4, 3, 7 dem Sinne nach zu über-
setzen: „sie sprechen^ sage uns das, wie wir dich in allen deinen
6i ■ — -
Gestalten feiern sollen'^ (die Götter hatten Prajäpati vorher nicht richtig
in allen seinen Gestalten gefeiert).
Diese Anwendung von ibg und yäthä beweist, dass wir an eine
ursprüngliche Frage nicht denken können. Die genannten Sätze sind
vielmehr so zu erklären:
P 634: „wir wollen den besten RcUh ersinnen ^ in Folge davon
woUen wir den Todten retten^K oTtwg ist aber nicht etwa axii fit/viv ,
äqiaTrpf zu beziehen, sondern auf den ganzen Satz „wir wollen den
besten Roth ersinnen "^ denn die Gonjunctionen nehmen stets den ganzen
Satz auf. Ebenso das Sanskritbeispiel, was wir uns etwa so näher
bringen können: „sprich zu wns und so wollen wir dich denn in allen
Gestalten feiern '\
Ein zweiter Einwand könnte dahin gerichtet sein, dass, wenn nicht
alle, doch einige der vorliegenden Sätze als Inhaltssätze aufgefasst
werden müssen. So z. B.
manämahe, yäd fn nv indram vrfshanam säcä sut6 säkbäyam kiini-
vämahSi ^^wir denken daran ^ dass wir uns Indra den Spender beim
Opfer zum Freunde machen^'' BV. 8, 50, 11,
oder im Griechischen:
tfj o* (Hü) zatavBvaai erijrvfiov tbg ^xüSjcc
rif.ir]arjgy olearjg äi jtoXeag STtt vr^atv uiyiatibv u4 558,
wo uns der Satz mit log als Inhalt des Schwurs erscheint. Aber „ In-
haltssatz ^^ ist eine rein logische Kategorie, für welche das ältere
Sanskrit und Griechisch, so weit ich sehe, gar keine eigene Form hat.
Vielmehr sind auch die vorliegenden Sätze so zu fassen:
„Wir wollen nachsinnen ^ dadurch wollen wir uns denn Indra zum
Freunde machen*''' und ^^Ich glaube y du hast ihr ein Versprechen
gegeben; weU du das gethan ha>st (dg)^ willst du ÄchiUeus ehren ''^
Solche Auflösungen konmien uns bisweilen im emzelnen Falle
unnatürlich vor, aber die Gesammtheit des vorliegenden Gebrauches
zeigt doch , dass so in der That die ursprüngliche Auffassung der Sprache
war (vgl. noch Curtius, Erläuterungen^ 193).
n.
Posteriorische Sätze, in denen ein Conjunctiv der
Erwartung steht.
Ich weiss nur Sätze beizubringen, welche ausdrücken, dass sieb
die Handlung des Gonjuncüonssatzes zeitlich an die Handlung des
Hauptsatzes anschliessen wird.
Zunächst sind Sätze mit ors in Betracht zu ziehen. Che ist , wie
oben gezeigt ist, aus b und re zusammengesetzt o ist das Neutrum,
«3
des Belatiyums, te ist weiter nichts als ein zweiter Ausdruck dafür,
dass die Sätze zusammengehören. Es liegt also in (ke schlechterdings
nichts von temporalem Charakter. Dieser Sinn hat sich erst mit der
Zeit, and bekanntlich nicht ausschliesslich, in ote festgesetzt.
Wir treffen diesen mit der Zeit in ike einheimisch gewordenen,
nicht dea ursprünglichen Sinn, wenn wir es durch „wann'' übersetzen, z.B.
saaerai fjfiCLQ ot' av noc* dkdhj ^'IXiog IgjJ Z 448
„ein Tag wird da sein, dann (wenn er da sein wird) soll die heüige
Ilios sm Grunde gehen".
Sodann folgen die Sätze mit oq>Qa ewg dg o, in denen wir diese
Conjunctionen mit bis übersetzen. Die Etymologie von otpqa weiss
man leider nicht, wir müssen also suchen, uns diese Satzgebüde an
€(og und dg S klar zu machen. ^'Eiog nun, wie oben bemerkt gleich dem
sanskritischen yävat, bedeutete sicherlich schon in uralter Zeit „tine
lange^\ Von dieser Bedeutung müssen wir auch hier ausgehen. Die
Hauptsätze zu den Sätzen mit eiog drücken stets eine Handlung aus,
4ie sich über eine gewisse Zeitdauer erstreckt, z. B.
' ovraQ iydf nal e'fteira paxrjffoitat eivexa Ttoivfjg
aid-i fievwVy eXiog xfi reXog TColtf.ioio xixslco F 291.
Wenn wir nun bedenken, dass ^a;<; ein Accusativ ist, und dass,
wie wir sahen, die accusativische Conjunction die Aufgabe hat, irgend
welche Verbindung der beiden Sätze zu bezeichnen, so ergiebt sich fol-
gende Uebersetzung : „Ich werde wegen des Weibes kämpfen^ hier blei-
bend, in Verbindung mit dieser langen Zeit werde ich ja wohl das
Ende von Ilios erleben^''. Diese Uebersetzung ist natürlich vom ästhe-
tischen Standpunkte betrachtet schauderhaft, giebt aber das ursprüng-
liche Gedankenverhältniss der Sätze wohl ziemlich richtig an. Ge-
lenker aber undeutlicher köimen wir vielleicht sagen „ic% werde hier
bleiben und kämpfen, so lange werde ich ja wohl das Ende Ilions
erleben^^. Dass das Bleiben des Diomedes durch den Fall Ilions seinen
Abschluss finden soll, ist nirgends sprachlich ausgedrückt, diesen Ge-
danken supplirt jeder Hörer, weil er sachlich natürlich ist, und wir
Deutschen drücken ihn in der Uebersetzung mit aus, wenn wir Vt^
durch „bis" wiedergeben.
Ganz so wie itog ist in dem vorliterarischen Griechisch wohl
anch OTB gebraucht worden. In den homerischen Gedichten finde ich
es einmal auch bei einem Hauptsatz, der eine dauernde Handlung ent-
hält, also ganz wie ^xog, nämlich:
rfiti yaq nt]l^a y' otofiai ij xcrra rcapjtav
64
yi^Qat te orvyeQfp xat ifxrp^ Ttorideyfiivov alel
kvyQrjv dyyelir/v, 6V a7toq)&i^tivoio Ttid^rai T 334,
jj wartend auf die traurige Botschaft ^ dann wird er ja wohl erfahren''*'.
Aber diese ündeutlichkeit ist den Griechen doch unerträglich geworden,
und sie haben daher durch ein zugefügtes elg dem Gedankenausdruck
nachgeholfen. Dieses eig o wird uns unten (pag. 68) noch einmal be-
schäftigen.
Im Sanskrit wird yävad ganz so wie nog gebraucht, ich weiss es
aber nicht mit dem Conjunctiv, sondern nur mit dejn Indicativ (vgl.
Böhtlingk-Both s.v.) zu belegen.
Die optativischen Conjunctionssätze (Opt. cap. IIT) zeigen keine neuen
Erscheinungen. Man muss nur festhalten^ dass, wie es der Grund-
begriff des Optativs mit sich bringt , alle optativischen Nebensätze loser
an den Hauptsatz angefügt sind, als die conjunctivischen.
§2.
Die priorischen Conjunctionssätze mit Conjunetionen
vom Relativstamme.
Der Belativstanmi hat die Aufgabe^ auf etwas vorher in der Bede
Dagewesenes hinzuweisen. Darum ist es das Naturgemässe , dass der
Satz, in welchem der Belativstamm vorkommt, nachstehe.. Ich habe
daher oben bei der Behandlung auch der priorischen Belativsätze den
Fall, dass der Belativsatz voransteht, an das Ende gesetzt Bei den
Conjunctionssätzen tritt aber eine Erwägung hinzu , welche ein Abweichen
von dieser Ordnung verlangt. Es ist nichts Unnatürliches, dass man
eine Bestimmung zu einem einzelnen Begriff, welche ihm aus
logischen Gründen hätte vorangehen müssen, nachholt, daher hat das
Nachstehen priorischer Belativsätze nichts Auffallendes. Unnatürlich
aber wäre, den Satz nachfolgen zu lassen, der die Grundlage zu dem
gesanmiten Gedanken des Hauptsatzes enthält, wie das bei den prio-
rischen Conjunctionssätzen der Fall ist.
Ich sehe daher das Voranstehen des priorischen Conjunctionssatzes
als das Natürliche an und suche an dieser Satzconstellation die Bedeutung
der Conjunetionen deutlich zu machen. Die Fähigkeit, auch priorische
Conjunctionssätze nachzustellen, kann sich erst eingestellt haben, als
die Satzverbindung schon hoch entwickelt und der Sinn der Conjune-
tionen in hohem Grade befestigt war.
Wenn denn die Conjunetionen im voranstehenden priorischen Satze
ihren eigenthümlichen Sinn erworben haben, so muss man sie mit dem
Belativum, welches unter den priorischen Belativsätzen die vierte Stelle
65
einnimmt, vergleichen. Sie haben die Bestinmmng, auszusagen, dass
der Gonjunddonssatz mit einem noch unbekannten Hauptsatze in der
Richtung zu verbinden sei, welche die Conjunction angiebt. Ihr Gedanken-
iohalt ist also ein indefiniter.
Die ^Richtigkeit dieses allgemeinen Baisonnements hat sich nun im
Einzelnen zu bewähren.
I.
Ich habe hier , indem ich der Ordnung , welche Conjunctiv cap. in,
§ 2 , und Optativ cap. III , § 2 eingehalten ist , folge , zuerst von den
Vergleichssätzen zu handeln. Dass diese Sätze zu den priorischen
gehören, kann nicht zweifelhaft sein, da ja das Bild die Grundlage für
das Yerständniss des durch ein Bild Verdeutlichten sein soll.
Die den Vergleich vermittelnde Partikel ist in den conjunctivischen
Sätzen wg, wozu auch o^e treten kann> in den optativischen ebenfalls
bßg, wozu noch ei treten kann. Was zunächst die conjunctivischen be-
trifft, sa steht unter 64 mir vorliegenden Fällen 58 mal der Satz mit
(^^ oder (og ore voran. Ein Beispiel für c^^ ist:
€jg d* OQvig amijaL veoaaölai 7iqo(f>iQr}öLV
fiaoTcnC eTtel xs laßijai nuxxiog d' oQa ol niXat avr^
aig xal iyd nokkag fiiv ätmvovg vvxtag Xavov 1 323.
'iig nun ist Ablativ des Belativstanmies. Der Ablativ bezeichnet auch
die Art und Weise (vgl. Adverbium), (bg ist also hier „irgendwie" zu
übersetzen: „Es söß irgendwie ein Vogd seinen Jungen Nahrung
bringen^ nachdem er sie erbeutet, ihm selbst aber geht es dendy so
brachte auch ich vide Nackte schlaflos gu^. ''Che nun muss demgemäss
durch „irgendwann" verdeutscht werden, z. B.
(bg d* <ke TiivTjOT] ZeqwQog ßadv kfjCov ild^tiv
laßQog inaiyi^wv, iitl r* ^fivet daToxveaaiv
cSg Twy na(f ayoQTj xiv^^t] B 147,
„es soU irgendwie irgendwann der Zephyros u. s. w., so u. s. wJ^
lieber den Sinn des Conjunctivs in diesen Sätzen vgl. die Relativ-
sätze (pag. 44).
Die Sätze mit ibg stehen immer voran, dagegen sind mir sechs
Fälle bekannt , in denen der Satz mit u)g ore nachsteht , z. B.
t(b <f ai^ ofÄikov loYce nvdoi^ieovj wg ore nuiftQU)
iv xval ^fjQevryai fiiya q^qoviovze niar[cov ui 325.
Man darf ike nicht einfach - anaphorisch auf den vorhergehenden Satz
beziehen , denn sonst würde ja die Gleichzeitigkeit der beiden Handlungen
ausgedruckt sein, vielmehr muss man auch dieses Beispiel übersetzen:
y^sie stürmten durch die Schlacht hin, es soUen nur zwei Eber irgendwie
DelbrQck a.Wlndisch, nyntakt. Forsch. I. 5
66
irgendioann sich auf Hunde stürzen'* (zu ergänzen: so stürmten sie.
muss also der vorangestellte Hauptsatz hinter dem Conjunctionss
flüchtig reproducirt werden). Aus dem Umstände , dass Sre , wenn m
den Sinn nicht gänzlich zerstören will, durch irgendwann überse
werden muss, und aus der Erwägung, dass sich in einer Conjunctio
welche ja einen ganzen Satzgedanken zum Inhalt hat , der indefinite Si
nur entwickeln konnte, wenn der Hauptsatz dem Conjunctionssatz nie
vorangegangen ist — aus diesen zwei Prämissen ziehe ich in diese
einzelnen Falle den schon durch allgemeine Erwägungen nahe gele
Schluss, dass die Nachstellung des Vergleichssatzes wie ^325 unu
sprüngHcher ist als die VoransteUung. Man mag zur Befestigung dies
Anschauung auch noch die Thatsache hinzunehmen, dass die nac
stehenden Vergleichssätze alle die vollkommenere Satzverbindung, näm
lieh wg (ke, nicht die einfache, nämlich tog zeigen.
In einem far die Bedeutung der Modi charakteristischen Gegensalj
zu den eben behandelten stehen die optativischen Vergleichssätze. Da
Optativ ist in ihnen der abgeschwächte , der etwas als möglich hinstellt
Eine solche Behauptung nennen wir in priorischen Sätzen Ann ahme i
entsprechend der Voraussetzung des Conjunctivs. Solche Annahme^
Sätze im Gegensatze zu den Forderungen oder Voraussetzungen sind
nun besonders dazu geeignet, dasjenige zu bezeichnen, was sich nach
der Vermuthung des Bedenden wohl verwirklichen möchte, z. B.
dfiifl ijC ^Odvaaijog Talaaiq)Qovog %%b%^ awij
Tqp ixilrj, (bg ii h ßicijato (növvov iovra A 467,
„man Idowifde anmhmen, dass sie ihn bedrängten, dem ähnlich kam
die Stimme gu mir".
Oder was überhaupt nur als Annahme ausgesprochen wird:
oi d* ag laav (ig £v re ttvqI xd-visv näaa vipoiro J5 780
„angenommen, die Erde brennte, so erschien ihr Gehen*^.
Endlich drittens kann die Annahme als im Gegensatz zui
Wirklichkeit stehend gedacht werden, z. B. in dem Satze:
ßij ff XfA€v ah^aiüv hdi^ia qmva enaatov
navToae xeiq oqiywv dg ei 7tttj%og nahxi eitj q 366
eigentlich: „angenommen er wäre längst ein Bettler, so etc."
Im Sanskrit steht an Stelle des doppelten griechischen wg ei da^
einfache y&thä. Das Verständniss dieser optativischen Sätze ist nichi
ganz leicht Man darf vielleicht annehmen, dass sie erst den conjunc-
tivischen nachgebildet sind. In den allmählichen Aufbau der Satz«
gliederung können erst fortgesetzte Specialuntersuchungen einen deut-
lichen Einblick gewähren.
67
IL
Die Conjnnctiye in den Gleichnissen stellen eine Fordenmg an
die Phantasie des Hörers. Sie postoliren nnr und haben mit dem
Eintreffen nichts zn thnn. ^iig kann aber auch zu Conjunctiven
mehr futurischen Inhalts treten, z. B.
nei&Bo d' üg rot. iycj fivd'ov zilog iv g)Q€ai d'dfo 11 SS^
yy vorausgesetzt, dass ich dir irgendwie zi^rede, so gehorche".
So auch OTtiog:
Zevg d' avtog vifAev olßov ^OXvpiTtiog mf&Qcinoiaiv
iad-lolg ^€ nomolaiv OTtwg i&eXfjaiv exdattp f 189
m.
Es folgen sodann die priorischen Conjunctivsätze mit
den Conjunctionen yäd, yädi, yadä', ote, onoTe^ evte^ ^f^ogy
o(pQa, eig o, die man gewöhnlich als Temporal- und als Bedingungs-
sätze bezeichnet
Man kann drei Arten der Voraussetzung unterscheiden.
1. Die Handlung des Conjunctionssatzes ist das zeitliche Prius zur
Handlung des Hauptsatzes.
2. Die beiden Handlungen sind gleichzeitig gedacht, aber die des
Hauptsatzes ist nicht möglich ohne die des Conjunctionssatzes.
Diese ist ihre logische Grundlage.
3. Die Handlung des Conjunctionssatzes bildet den Hintergrund fBr
die des Hauptsatzes.
1. Aus der grossen Menge von Belegstellen föhre ich nur folgende
bezeichnende an:
maf'nam agne vi dabo mä''bhf 90CO mä"sya tväcaqi cikshipo mä' 9&rt-
ram, yadä' (ritäm krinävo jatavedö 'the'm enaip prä hinutät pitrfbhya^
„verbrenne ihn (den Todten) nicht, thue ihm kein Leid 0 Agni, zer-
stückle nicht die HatU und seine Glieder, wenn du ihn gar gekocht
o Jätavedas, magst du ihn hin zu unsem Vätern senden" KV. 10, 16, 1.
Ich mache gelegentlich darauf aufmerksam, dass krinävas Conjunctiv
des Präsens sei. Niemand wird annehmen , dass der Conjunctiv Präsentis
an und far sich die Bedeutung eines Fui exactums habe. Dieser Sinn
kommt nur zeitweilig durch die Situation in ihn hinein.
OTtTt&VB inßv toucovg 7iTe(afiev nocceQ tjdi nat viov,
iv d£ ov ToXoiv eTteirtx Tteqn^aeai ^ 216.
2. vacyänte väm kakuhä^o jürnäyäm ädhi yish^äpl , J&i yäm rätho
yfbhib p&tät „es schwanken eure Sitze über der zerbrechliehen Orund-
5*
68
läge, wenn euer Waagen durch die Kraft der Vögel fliegt (euer Waaen
soU nur durch die Kraft der Vögel fliegen)^' KV. 1, 46, 3.
Die Sitze könnten nicht schwankend genannt werden , wenn der Wagen
nicht durch die Luft flöge.
avrbg vvv tde TCWfia d-owg d* irci deaiiov trjXov
fjiri Tig toi v.a&' hdbv dtjXi^aevai, ortTtdi^ av avte
a^drjdd'a yXvKvv mtvov liov hf vrjl fiekalvrj ^ 443
iTtet ov ^ m devtSQOV MÖe
i'^eu axog ycQadirpf, oq>Qa tiooiai fierelcj V 46,
„vorausgesetzt dass ich unter den Lebenden weüe, die ganze Zeit über
wird nicht zum zweiten Male ein solches Leid mich treffen'^.
Auch Big o wird in dem Sinne gebraucht, dass es die gleicjie Zeit-
dauer der beiden Handlungen bezeichnet^ was wir durch so lange
als ausdrücken, wie man auch sagt elg eviawov auf ein Jahr. Dabifi
gehört z. B. folgende interessante Stelle:
7te7tTa(jiivag hf XBQai mhxg e^^ ^h o xe Ixxol
eXd-anJi TtQorl aarv necpv^OTeg <D 531.
Wenn wir unserer Anschauungsweise folgen , so sind wir geneigt , so zu
übersetzen: „haltet die Thüren offen, bis die flüchtigen hereinge-
kommen sind^^. Aber der Conj. Aor. enthält so wenig etwas Perfec-
tisches, als der des Präsens. Man muss also übersetzen: „haltet die
Thüren offen, während sie herein kommen^'. Dies Beispiel unterscheidet
sich von ähnlichen wie:
^ifivev* iTteiyofievoir tov ifiov yd^ov elg o xe (pSgog
hxeUaio ß 98
dadurch, dass in ihm auch die Handlung des Conjunctionssatzes eine
dauernde ist , während das ixveleiv als etwas punktuelles zu denken ist.
Freilich ist immer wieder geltend zu machen, dass dieser unterschied
sprachlich nicht ausgedrückt ist, und es lässt sich daher rechtfertigen,
wenn man die Beispiele für elg o lieber alle unter eine Kategorie
bringen wilL
3. Die Handlung des Conjunctionssatzes bildet den Hintergrund
für die des Hauptsatzes.
Unter diese nicht sehr deutliche üeberschrift bringe ich Sätze mit
oipqa wie den folgenden:
fÄv^aacd^e de d-ovQidog dlxfjg
oq)Q^ av sywv l4xiX^og äfxv^ovog evtea dvw P 185.
Man könnte auf den ersten Blick geneigt sein, zu glauben, hier passe
die Bezeichnung „priorischer Nebensatfc" gar nicht, indem ja die Hand-
lungen einfach aneinandergereiht seien. Aber das ist ja gerade das
Wesentliche an der conjunctionellen Verbindung, soweit sie uns bei den
69
conjanctiyischeii und optativischen Sätzen entgegengetreten ist, dass die
Sätze in einer innerlichen Verbindung stehen, der Art, dass der eine
Gedanke dem andern untergeordnet ist. Und in der That sind auch in
unserem Falle die Gedanken der beiden Sätze sich gegenseitig nicht
gleichgültig und nicht gleichberechtigt, sondern der Gedanke des Neben-
satzes soU als eine Art von Motiv für den Gedanken des Hauptsatzes
wirken! ,,Ich werde meine Pflicht thun^ so thut denn auch ihr die
curige". Aehnlich bei allen hierhergehörigen Satzgebilden.
Die Optativsätze dieser Art sind wiederum sofort verständlich,
wenn man bedenkt, dass statt des Begriffes der Voraussetzung der
der Annahme eintritt. Wie sich in derartigen Sätzen der Gedanke der
Wiederholung einstellen konnte, ist Optativ Gap. m, § 2 entwickelt
Von den Sätzen, die man ausschliesslich Bedingungssätze zu
nennen pflegt, wird noch in dem jetzt folgenden Abschnitt gelegentlich
die Bede sein.
B.
Die Sätze mit satzverbindenden Partikeln von anderer Herkunft.
Indem ich einige allgemeine Bemerkungen über die Nebensätze im
Sanskrit dem zehnten Gapitel vorbehalte, erwähne ich hier nur die
CoDjonctionen cd und ced in dem Gebrauch , wo man sie durch „wenn ^^
m umschreiben pflegt.
ca entspricht dem griechischen re, seine Aufgabe ist: zu verbinden.
Es verbindet also zwei Sätze einfach mit einander, ohne über die Art
der Verbindung das geringste auszusagen. Wir können es durch „wenn'^
übersetzen, sobald es in priorischen Sätzen steht, z.B. in folgendem
optativischen Annahmesatz;
sä.cä *tisrij6j juhuyän, na ca* tisrijen nä juhuyät f, angenommen er
(Vr&tya) giebt die Erlaubniss, so soU er (der Hausherr) opfern,
angenommen er giebt sie nicht, so soll er nicht opfern*' AV. 15, 12, 3.
Von ca ist ced nur durch den Hinzutritt des deiktischen id ver-
schieden, was auch in ned erscheint; es liegt also in ihm nicht die
Spur mehr von satzverbindender Kraft. Aus dem lehrreichen Artikel
Ton Böhtlingk-Both sieht man, dass das Wort sowohl in posteriorischen
als in priorischen Nebensätzen vorkommt In den ersteren pflegen wir
es durch „ damit ^^ zu umschreiben, obgleich dieser Sinn natürlich nur
aus dem Gtedankenzusammenhange der Sätze übertragen ist (Beispiele
ans dem Bämäyana siehe BB. ced (U pag. 1054). ^Sehr viel häufiger ist
es in priorischen Sätzen, wo wir es dann wieder durch „wenn" ver-
deutschen.
70
Ich führe einige Belege für optativische Annahmesätze an.
et&jJCL c6i anyäsmä anubrüyäs, täta evä te 9fra9 chindyäm „wenn du
das einem andern sagen soUtest, so würde iek dir das Haupt db-
schlagen'' (;!at. Br. 14, 1, 1, 19.
finam asmint samnayaty amritatvain ca gacchati pit& putrasya
jätasya pa9yec cej jivato mukham „Eine Schuld löst er in ihm, und
zur Unsterblichkeit geht er ein, wenn der Vater des neug^arenen
lebenden Sohnes Anüitz sieht" Ait. Br. 7, 13.
ksheträc ced ubhayatahsasyäd g|ihniyäd annavaty asyäh prajä
bhavishyati „wenn sie von dem zweimal tragenden Fdde (einen
Kloss) nimmt, so wird ihre Nachkommenschaft speisereich sein''
A9V. gr. 1, 5, 5.
Für das Qri-echische kommt hauptsächlich eP) und was damit
zusammenhängt in Betracht.
Leider steht die Etymologie dieses wichtigen Wörtchens nicht
vollkommen fest Nur das negative Ergebniss scheint mir sicher,
dass 68 nicht, wie Bopp im Glossar meint, gleich dem sanskritischen
yadi ist, denn abgesehen von allen anderen Gegengründen ist der Ausfall
eines ä zwischen Yokaleif nicht nachgewiesen. Als wahrscheinliche
positive Yermuthung darf man aufstellen, dass ei zu dem Stamme sva
gehört Auf diese Ansicht fOhren das oskische svaf » lat. s!, wonach
also ei vom a/ verloren hätte, wie z. B. idlo). Eine Spur der anlautenden
Consonantengruppe findet Curtius nach Hugo Weber (die dorische
Partikel ka 110) in dem von Hesychius als kretisch bezeichneten ßaiKav,
das als et x€v aufgefasst werden könnte. Aber da bei Hesychius die
Bedeutung von ßaixav nicht angegeben ist, so kann möglicher Weise
ein Nomen oder sonst etwas anderes dahinter verborgen sein. Ein
sanskritisches svai, wovon Weber spricht, existirt nicht, und ist auch
nach den Gesetzen dieser Sprache unmöglich.
Es fragt sich nun , ob und wie die formell mögliche Ableitung des
ei von dem Stamme sva sich dem Sinne nach rechtfertigen lasse.
Glücklicherweise kommt mir an dieser Stelle wieder eine Untersuchung von
Windisch zu Statten, die er in seiner Arbeit über das Relativpronomen
S. 329 — 373 angestellt hat. Die Hauptresultate seiner, im wesentUchen
mit den Ansichten von Miklosich und Curtius zusammentreffenden
Darlegung, sind, so weit sie uns hier interessiren, die folgenden.
Die reflexive Bedeutung im engeren Sinne^st nicht der ursprüng-
Uche Inhalt des Stammes sva. Vielmehr bedeutete dieser aller Wahr-
1) Ich schreibe mit der zweiten Bekker*schen Ausgabe bei Homer stets tt,
nicht atf was übrigens mit ii natürlich dem ürspnmge nach identisch ist.
71
scheinlichkeit nach als sabstantiyisches Pronomen „ die genannte Person
selbst '\ als adjectivisches „znm Selbst der genannten Person gehörig,
eigen ^^ Es war also ein anaphorisches Pronomen, das sich nur auf
schon genannte Personen bezog, gleichsam ein emphatisches ana-
phorisches Pronomen. Es hat sich nun von diesem Grunde aus nach
zwei Seiten hin entwickelt. Einerseits ist der Kreis der Personen, auf
die es sich zuruckbeziehen kann, verengert worden, so dass das Beflexiv-
pronomen im engsten Sinne entstehen konnte, welches nur das Bubject
des Satzes im Casus obliquus wieder aufnimmt, andererseits ist der
Ereis der Nomina, die es aufnehmen kann, erweitert, so dass die Formen
des Stammes ^a — in den homerischen Gedichten — als einfaches
anaphorisches Pronomen gebraucht werden.^)
Dieser letzteren Phase des Gebrauches dürfte el angehören. Da
nun ei als Locativ des Stammes sva angesehen werden muss, so darf
man als Grundbedeutung von ei „am genannten Orte^^ „zur genannten
Zeit^^ „auf die genannte Weise *^ angeben.
Ist diese Entwickelung richtig, ansteht der Stamm sva in dieser
Beziehung durchaus auf einer Linie mit dem Stamm ja. Beide sind
anaphorisch und können darum beide Af Satzverbindung gebraucht
werden.
Sonach befinden wir uns auch bei £^ auf bekanntem Boden. Die
Sätze mit ei müssen ebenso behandelt werden, wie Sätze mit Conjunc-
tionen vom Stamme ;a. Sie müssen also ebenfalls in posterio-
rische und priorische eingetheilt werden.
1. Posterioriache Sätze mit ei.
Sie sind am nächsten den posteriorischen mit dg zu vergleichen.
Der Conjunctiv, um von diesem wieder zunächst zu reden, ist weniger
ein wollender, als ein erwartender. Als Beispiele mögen dienen:
int d' avT<p Ttavreg exto^ev
ad'QOOiy ei %i ^iv ovSov antiao^iev ^di dvqiuiv,
eld^iofiev d' aya äatv % 76.
Wenn wir die Genesis dieser Periode erkennen wollen, so müssen wir
übersetzen: „toir wollen doch <Me auf ihn zielen, auf diese Weise woUen
wir ihn von der Schwelle und der Thür wegstossen und in die Stadt
gelangen'^
ßdlX cnkiagj et xiv ri q>6a)g Javadia i yivtjav 0 282
jyWirf eu, auf diese Weise soUst du ein Licht den Danaern werden^'.
1) Eine interessante Parallele zn sva gewährt das sanskritische nija (vgl.
Böhtlingk-Both s. t.).
72
Eine Anzahl von Sätzen mit ei ist man wieder, ähnlich wie es
uns bei orttag begegnet ist, geneigt als Fragesätze aufzufassen. Ich
habe mich in der Beispielsammlung selbst bemüht nachzuweisen , wie
dieser Sinn in die Sätze und damit in das et- hineingekommen ist. Eine
griechische Specialsyntax würde nun nachzuweisen haben , ob und wann,
dieser Sinn in dem el fest geworden ist, und ob es auch bei ei
mit dem Indicativ noch möglich ist, ei anaphorisch zu fassen, oder ob
die Indicativconstructionen vielleicht erst den Gonjunctiv- und Optativ-
constructionen nachgebildet sind.
Die posteriorischen Optativsätze mit ei sind ganz so aufzufassen
wie die Gonjunctivsätze. Der Erwartung des Gonjunctivs entspricht die
Hofihung des Optativs. Doch darf man zwei Bemerkungen nicht über-
sehen, erstens dass die Grenzlinien zwischen Ei*wartung und Hoffnung
überhaupt nicht sehr schaif sind, und zweitens dass man nicht wissen
kann, ob nicht die grösste Anzahl der optativischen Sätze mit ei auf
die im .achten Capitel zu erörternde Weise aus conjunctivischen ent-
standen, sind. # « .
M
2. P^vische Sätze mit c/.
Dies sind die sogenaimten Bedingungssätze. Ich kann es
nicht als meine Aufgabe betrachten , auf die griechischen Bedingungs-
sätze hier ausfuhrlicher einzugehen. Man wird diese nur dann gründlich
verstehen können , wenn die Lehre vom Indicativ und damit die Tempus-
lehre vorliegen wird. Daher hier nur wenige Bemerkungen.
Eine besondere Form, die den Bedingungssätzen allein zukäme,
giebt es nicht. Sie sind priorische Nebensätze. Wir haben oben gesehen,
dass in diesen beim Gonjunctiv der Qedanke der Voraussetzung,
beim Optativ der der Annahme entsteht. Diesen Sinn haben der
Gonjunctiv und Optativ auch in den Bedingungssätzen. Die Gonjunction
giebt nun an, auf welche Weise die Voraussetzung oder Annahme des
Nebensatzes mit dem Hauptsatze verbunden gedacht sein soll. Zur Be-
zeichnung des Gedankens, dass der Nebensatz als die logische
Grundlage des Hauptsatzes zu betrachten sei, hat das ältere Sanskrit
und Griechisch keine eigene Form. Wir haben schon bei yada und
ore gesehen, wie eine Partikel die gewöhnlich temporalen Sinn hat,
in rein bedingendem verwendet wird. Danach zu schliessen dürfte auch
ei in Bedingungssätzen ursprünglich als temporal zu fassen sein. Die
zeitliche Grundlage ist die Form , in welcher die logische mit ausgedrückt
wird. Eine genauere Scheidung der temporalen und der rein logischen
Bedingtheit ist erst eine Errungenschaft des Atticismus.
73
Der Sinn der Partikel et entwickelt sich in den priorischen Sätzen
ganz ebenso, wie der der Partikeln vom Stamme ja, es kommt nämlich
ein indefiniter Bestandtheil hinzu. Wir werden denmach el am besten
dm-ch „irgendwann" „irgendwie" übersetzen, z. B.
u 9 av tig ^ifjOi 9'BÜv ivl otvoni novtif
Tkrjaofiai ev avijd'eaaiv sxixjv Tahxnevd^ia ^vfiov «221,
„ein Gott sott mir das Schiff irgendwann zerschmettern im Meere,
ich werde es dann ertragen ''.
H zovxia %ß Xaßoi(A€Vy aQoifie&a xe nXiog iad-iAv E 273,
„wir könnten sie etwa irgendwann in unsere Gewalt bekommen, wir
würden dann treffUchen Buhpi erlangen''.
Wenn der Satz mit ei nachsteht, ist die Auffassung ganz die-
selbe. Denn auch hier gilt , was von den Conjunctionen des Stammes ja
in priorischen Sätzen gilt. Die Yoranstellung des Nebensatzes ist das
natürliche, und an dieser Satzform hat sich der Sinn der Gonjunction
entwickelt
Auf einige Einzelheiten, z. B. auf den Sinn der Unmöglichkeit,
die man wohl fälschlich in dem Modus gesucht hat u. a. ist in der
Beispielsammlung selbst gelegentlich hingewiesen. Hier will ich nur
noch eine Schwierigkeit zur Sprache bringen, deren ich nicht völlig
Herr geworden bin.
Es wird in der Beispielsammlung bei den optativischen Sätzen
mit H darauf hingewiesen , dass man bei manchen Bedingungsperioden
den Satz mit si noch nicht als Annahme, sondern geradezu als Wunsch
auffassen kann, z. B. kann man
ei Tceivov ye idoi^i xarcA^dyr' "^idog elaio
q)€U7i» x£ (pqiv^ dziqTCOv o'iC^vog ixlei.a^'ia^'ai Z 284
noch geradezu übersetzen: „sähe ich doch jenen irgendwann in den Hades
steigen, dann würde ich glauben mein Elend vergessen zu können".
B heisst nach der Auffassung, die sich uns als die einzig mögliche
ergeben hat, „irgendwann" und hat nur eine Berechtigung und einen
Sinn üi der Periode; nur dadurch, dass ein Satz auf den Satz mit ei
folgt, der zu ihm in einem bestimmten Gedankenverhältniss steht, ent-
wickelt sich die Bedeutung „irgendwann". Nun aber giebt es, wie
schon oben erwähnt ist, Hauptsätze, an deren Spitze ei steht, wo es
nichts zu sein scheint, als eine den Wunsch einleitende Partikel, z. B.
ei yaq i^iol tocoade nooig xexXrjfiivog eYrj ^ 244
ei&e (.ioi äg fiaXcmov ^avarov noqoi ^J^q^efiig ayvi^ a 202
und viele ähnliche.
Auch conjunctivische Hauptsätze derart sind vielleicht anzuerkennen
B12 q> 260.
74
Zur Erklänmg dieser Sätze kann man einen doppelten Weg ein-
schlagen. Entweder muss man annehmen, dass ü in ihnen die Bedeu-
tung hat, wie in posteriorischen Sätzen, „ auf diese Weise ^S dass sie also
den Wunsch an die Situation ebenso anknüpfen wie wg das thut. Oder
man muss diese Satzart far verhältnissmässig jung ansehen , und anneh-
men, dass sie erst den Bedingungsperioden ihr Dasein verdanken, in der
Weise, dass der Nachsatz verschwiegen ist. Gegen die erste An-
nahme spricht die Erwägung, dass man dann das ei in selbständigen
Wunschsätzen anders fassen muss , als in Wunschsätzen , die den ersten
Theil einer Bedingungsperiode bilden. Die zweite ist auch nicht ebea
einladend. Ich weiss nicht zu entscheiden.
cap. vn.
Fragesätze.
Wenn man etwas, was man wissen möchte, nicht weiss, so ent-
steht eine Stockung im Verlaufe der Gedanken, die als Spannung
empfunden wird. Zur Beseitigung dieser Spannung wendet man sich
entweder an seinen eigenen übrigen Gedanken vorrath : man besinnt sich;
oder man adressirt den Gedankencomplex, bei dem die Spannung eintritt,
an eine zweite Person , von der man Aufklärung erwartet. Diese letztere
Operation nennt man bekanntlich Frage. Und zwar ist die eben be-
schriebene Art der Frage die natürlichste. Es giebt noch einige Modi-
ficationen der Frage , die aber alle dieselbe Grundform zeigen. Es kann
nämlich der FaU eintreten, dass man sich nicht an eine bestinmite
anwesende, sondern an eine abwesende oder fingirte Person wendet,
von der man eine Antwort nicht erwarten kann. Dann entstehen die
rhetorischen Fragen , welche sich dem Ausruf nähern. Oder man kann
auch die Operation des Besinnens , Nachdenkens u. s. w. in Frageform
kleiden. Man richtet Fragen an sich selbst. In einem solchen Falle
scheidet sich das Ich in zwei Personen , eine fragende und eine gefragte.
Es ist also zum Zustandekommen der Frage nöthig : Eine gewisse
Yorstellungsmasse, eine Spannung, eine Hinwendung zu einer zweiten Person.
Sprachlich finden diese Bestandtheile der Frage folgenden Ausdruck:
Die Yorstellungsmasse wird durch Worte ausgedrückt, ebenso wie im
Aussagesatz. Die Spannung findet ihren Ausdruck in einer Modification
des Satzaccentes , dem sogenannten Frageton. Während nämlich in der
Begel die letzte Silbe des Satzes die am tiefsten betonte ist, ist in der
Frage die letzte Silbe besonders hoch betont üeber den Bhythmos der
75
Bede, den ästhetischen und logischen Werth des Satzaccentes sind, so
viel ich weiss , noch wenig ins Detail gehende Untersuchungen gemacht
Auch ich bin nicht in der Lage, auf alle Einzelheiten des Fragetons
einzugehen, sondern begnüge mich mit der Bemerkung, dass die Spannung
der Frage durch die unnatürliche, nach Beruhigung verlangende Betonung
trefflich gekennzeichnet ist (vgl. noch Westphal, Philosophisch-historische
Grammatik der deutschen spräche pag. 11). Die Inder haben einen
Versuch gemacht , den Frageton durch die Schrift zu bezeichnen , indem
sie dem letzten Yocal des Satzes das Zeichen der „pluti^* d. h. der
verschwimmenden gedehnten Aussprache hinzufügen, z. B.
adhäh svid äsi3d upäri svid äsi3d yyWar es unten, war es oben? '^
BV. 10, 129, 5 (vgl. Max Müller, Bigveda-Prati9äkhya pag. 16). Doch
dient die 3, das Zeichen der Plutirung nicht allein dem Frageton , son-
dern die Inder versuchen überhaupt dadurch allerhand declamatorische
Betonungen schriftlich zu bezeichnen, z. B. in Sätzen, welche Drohungen,
Versprechungen, Grüsse, Lobeserhebungen und ähnliches enthalten, pie
einheimische Literatur über die Plutirung findet sich bei Böhtlingk-
Both s. V. pluta, eine Darstellung, die auf diesen Angaben fusst, bei
Benfey Vollst Sanskrit Gramm, pag. 71).
Die Hinwendung zu einer zweiten Person findet ihren Ausdruck
in Geberden oder den gewöhnlichen sprachlichen Mitteln (Pronomen der
zweiten Person) oder muss in der Erzählung aus dem Zusammenhange
erschlossen werden.
Dies sind, so weit ich sehe, die Eigenthümlichkeiten der Frageform.
Nun können die Fragen noch nach der Beschaffenheit des Gedankens, bei
welchem die Stockung stattfindet , eingetheilt werden ; dieser kann an sich
ganz vollständig sein , die Spannung tritt nur ein, weil man nicht weiss,
ob er mit der Meinung eines andern oder aller (d. h. der Wirklichkeit)
übereinstimmt Auf solche Fragen , die man Bestätigungsfragen nennen
könnte , weil sie eine Bestätigung oder Widerlegung verlangen , erwarten
wir die Antwort ja oder nein, z. B. „Ist das dein Sohn?'' Oder der
Gedanke ist nur zum Theil deutlich, zum anderen Theil undeutlich.
Wenn ich frage: „Wie heisst du?'' so ist mir klar, dass der Angeredete
irgendwie heisst, (Namenlosigkeit setze ich bei ihm nicht einmal als
Möglichkeit voraus, sonst würde ich fragen: „Heiäst du irgendwie? '%
mir ist aber unklar, welchen bestimmten Namen er hat Solche Fr^en
könnte man Verdeuüichungs&agen nennen.
Die Bestätigungsfiragen waren ursprünglich durch nichts anderes,
als die allgemeinen Zeichen der Frage charakterisirt. Im Laufe der
sprachlichen Entwickelung treten aber bisweilen gewisse Zeichen hinzu,
entweder besondere Wörtchen, oder die Wortstellung.
76
Die Yerdeutlichungsfragen haben för den in Frage gestellten
undeutlichen Theil des Gedankens ein bestimmtes sprachliches Ge^s:
den Interrogativstamm.
Für diesen Stamm hat man im Indogermanischen als ürgestalt
wohl ha anzunehmen. Im Sanskrit erscheint er als ha hi hu, z. B. in dem
älteren has ha hdd, wof&r das jüngere has ha htm, und in htdra, wo.
Im Griechischen tritt er als Tto und m auf, noi in nozeqog Smog etc.
Ti in dem deklinirbaren Fragepronomen (Curtius Grundz.^ 446). Neben
dem fragenden Sinne hat dieser Stamm auch den indefiniten, und dieser
kann zum indefinit -anaphorischen werden. Auf den Streit darüber, ob der
fragende oder unbestimmte Sinn der ältere sei, gehe ich hier nicht ein,
weil er nur durch eine umfassende Untersuchung über den Pronominal-
stanun ha nach Art der von Windisch über ja zu entscheiden ist
Vielmehr gehe ich sofort zu der speciellen hier vorliegenden Auf-
gabe über, indem ich untersuche, wie die Grundbedeutungen des Con-
junctivs und Optativs sich im Fragesatze gestaltet haben.
Was wird aus dem conjuncti vischen Wollen im Fragesätze? Ver-
gegenwärtigen wir uns die Entstehung der Frage. Wenn bei einer
Willensbestimmung, der ich eben Folge zu geben im Begriff bin, eine
Stockung eintritt, so kann dies geschehen, weil ich im Zweifel bin, ob
ich auch wirklich will, was ich zu thun oder zu lassen mich anschicke.
Wer etwas seiner Natur Fremdes zu thun sich anschickt, kann sich
wohl fi-agen: „wiU ich wirUich das und das unternehmen?" Aber
dieser Fall ist doch sehr selten. Bei weitem häufiger tritt die Stockung
ein, weil wir nicht wissen, ob wir unsere Absicht ^durch-
führen dürfen oder können. Um Aufklärung hierüber zu bekonunen,
wenden wir uns an eine zweite Person. So kommt auch in die erste
Person des Conjunctivs der Gedanke des Sollens, Dürfens, Könnens
aber nicht durch selbständige Evolution des Grundbegriffes, sondern nur
durch die Eigenthümlichkeit der Slituation, aus welcher die Frage her-
vorgeht, z, B.
fidig yoQ liot fiv&f^ imtilXBai rjde xeleveig;
av&i /Aiv(o fietä xoiai dedey^ievog elg o xsv IX^g,
^i d-iw fieca a' avrig, 6/riyv €v rolg STtiTellw Ä 61.
Wir übersetzen: „soU ich bleiben, oder soll ich gehen?'* Ursprünglich
aber bedeuten die Conjunctive fiivcj und &tio „ich will bleiben ^ ich wiU
gehen''. Da aber Menelaos die Aufführung seines Anerbietens von dem
Willen eines anderen abhängig macht, so wird durch Bückwirkung
dieses zweiten mächtigeren Wollens aus dem ersten Wollen ein Sollen.
In unserer Beispielsammlung (Conjunctiv Cap. IV) finden sich aus
dem Sanskrit keine Bestätigungsfragen, dagegen einige aus dem Grie-
77
chischeii. Diese haben nicht immer, aber meist ein ^ an ihrer Spitze.
Die üeberliefening (der Bekker folgt) versieht es mit einem Akut, z. B.
aU! aye ftoi zode elfte nai drQexewg xavd)^^ov
rj Tuxl Aaiqi[fi avtr/v biov ayyelog IX^; ft 137,
y,S€y mir, soll ich auch zu Laeries diesen Botengang gehen? *^ Das t;
kann nicht das disjmictiYe „oder^^ sein, sondern scheint vielmehr mit
dem versichernden ^ identisch zu sein, das circumflectirt wird. Man
könnte desshalb geneigt sein, auch n 137 und an ähnlichen Stellen
vielmehr ^ zu schreiben. Die beiden ^ des Oriechischen verlangen eine
eingehendere Untersuchung von Seiten der Sprachwissenschaft, als ihnen
bis jetzt zu Theil geworden ist. Ich möchte als bis jetzt feststehend
Folgendes betrachten. Das disjunctive und das versichernde ^ sind nicht
gleichen Ursprunges. Das diqlanctive möchte ich nicht direct mit vä
und ve identificiren , sondern wegen ^i, mit Ebel £. Z. 5, 70, auf den
Pronominsdstamm ava zurfickfuhren. Dagegen das versichernde ^ scheint
mir mit unserem ja identisch. Man vergleiche Ahrens E. Z. 8, 357,
der auch schon darauf hingewiesen hat, dass das ahd. ja auch Fragen
einleiten kann. In Doppelfragen scheint es mir vemQnfldg, an erster
Stelle das die Frage einleitende ^ (Stamm ja) zu setzen, und an zweiter
das disjunctive (Stamm ava)^ also z. B. zu schreiben:
av di fwi vrj/AeQtig ivianeg
ij ^iv anoncteiviay ei xe m^iaauw ye yiv wfiai
^e aoi iv&ad^ ayw, IV vneqßaaiag anoriarj % 166.
Die üeberlieferung aber lehrt an erster Stelle rj^ an zweiter ije zu
schreiben. Ich bin nicht im Stande zu entscheiden, wie viel Werth der
üeberlieferung in diesem Falle beigemessen werden muss. Ausser der
speciell philologischen Literatur ist über diese Frage noch Misteli E. Z.
17, 99 zu vergleichen.
Bei den Yerdeutlichungsfragen sieht man recht deutlich,
wie die Frage in den Ausruf übergehen, und wie in die Frage durch
die Situation ein negativer Sinn hineinkonmien kann, z. B.
TtiSg T Sq* Yü) fiera fuSlw; txovai de zevxe* hcelvoi ^188.
Besonders interessant sind die Fragesätze der zweiten und dritten
Person , in welchen der ursprüngliche Sinn der Aufforderung noch deut-
lich durchscheint, z. B.
kadä' gachätha maruta itthä' vfpram hävamänam „wann, o Maruts,
werdet ihr hierher kommen zum rufenden Sänger?'^ (des Sinnes: Tcammt
doch recht baid) BY. 8, 7, 30.
Wenn solche auffordernde Fragesätze einem Hauptsatz ihrem Gedanken-
inhalt nach untergeordnet sind , so kann man sie als eine Art Absichts-
sätze auffassen. Diese Unterordnung ist mir bekannt bei Sätzen, die
78
das Fragewort huvid an der Spitze tragen, das ich mit Böhtlingk-Both
aus hu und id deute und mit „ irgendwie ^^ „etwa" übersetze. Dies
kuvid ist natürlich nicht von vom herein satzverbindende Conjunction,
und steht desshalb durchaus an seiner Stelle, wenn es einen unabhängigen
Fragesatz einleitet, z. B. in dem Befrain von BY. 10, 119:
kuyfd sömasyä' *päm fti „in dem Gedanken: bin ich denn van Soma
trunken?''
Die indischen Diaskeuasten betrachten auch diesen Satz als abhängige
aber doch schwerlich mit Becht. Dagegen ist der Gedanke des Satzes
mit kuvidj z. B. in der folgenden Stelle allerdings untergeordnet:
t&m indra mädam ä' gahi barhihshthä'm grävabhih sutäm, kuvüi ny
äsya tripnivah „eu diesem Trank komm heran, dem auf der Opfer-
streu stehenden, mit Steinen gepressi^, wirst du dich wohl daran
ergötzen?'' BV. 3, 42, 2.
Da aber die als Frage ausgedrückte Möglichkeit als Motiv für Indra
wirken soll, so trifft man den Sinn des Ganzen richtig, wenn man wie
Kuhn E. Z. 15, 415 solche kuvid durch „ damit '^ umschreibt.
Im Optativ (Cap. lY) sind ebenfalls die Bestätigungsfragen von
den Erläuterungsfragen getrennt. Die Modificationen , die der Grund-
begriff durch die Frage empfängt, sind die analogen wie beim Optativ.
Eine Besprechung verdienen die nicht seltenen Fragen der ersten Art
mit oi) (bei welcher der Optativ stets mit ixv verbunden ist), z. B.
orx av ^01 dofiov aviqng fiyrflaio tj 22.
In diesem Satze gehört das ov nicht dem ursprünglichen Wunsche an,
denn Odysseus wünscht ja gerade zu dem Hause gef&hrt zu werden.
Das Ol* verdankt vielmehr seine Entstehung der Frage. Wenn jemand
im Zweifel ist, ob der Wunsch, den er hat, sich erföllen werde, kann
er bei der Fragestellung ebenso gut von der negativen als von der
positiven Yoraussetzung ausgehen, wie auch wir ebenso wohl sagen
können: „WiUst du mir nickt den Weg eeigen?" als „Willst du mir
wohl den Weg eeigen?"
Anders ist es bei einem in Frageform gekleideten Gedanken,
dessen Eintreten man abwehren möchte. In einem solchen Falle muss
allemal im Griechischen ^17 gebraucht werden, z. B.
ov &iy* ävi^ei firjdi deiUav äqü Aias 76.
An den Yerdeutlichungsfragen lässt sich eine ähnliche Wandlung
des Optativbegriffes wie in den aussagenden Hauptsätzen beobachten.
Man sehe, wie in folgenden vier Beispielen der Wunsch und das
individuell - futurische immer mehr zurücktritt
1. iA hä' 'surftlti sämüdire: päpäm vata no* yäm rishabhä^ sacate,
kathäip nv imäm dabhnuyäm^* ti „die Asuras sprachen: wehe, UMes
79
ihut uns dieser Stier an, wie könnten tvir ihn doch tmschädlich
machen?" Qat Br. 1, 1, 4, 14.
2. kathä' dä9emä* gn&ye „wie könnten wir wohl dem Agni dienen?"
BV. 1, 77, 1.
3. Bharadv&jo ha tribhir äjubhir brahmacaryam nväsa. tim ha
jirniin sthaviram 9ayänam indra upa^rajyo* yäca: „Bharadväja yat te
caturtbam äynr dadyäm, kirn etena knryäh^^ iti. brahmacaryam evai
'nena careyam iti ho' väca „BhcMradvaja wa/r durch drei Menschen-
äUer BrahmacOrin. Zu ihm, als er aU und krank lag, kam Indra
und spradi: Bh., wenn ich dir ein viertes Leben gäbe, was wurdest
du damit machen ? Ich würde das Leben eines Brahmacarin führen,
antwortete er" Taitt. Br. 3, 10, 11, 3 (bei Muir 3«, 17).
4. sa hi jätänäm veda. yävatftm väi sa jätänäm veda, te bhavantl
y esh&m u na veda , kirn n te synh „ Jatavedas weiss von den gebore-
nen^ von wie vielen er weisSj die existiren, von welchen er aber
nicht u^s, wie könnten die existiren ? " Aii Br. 2, 39.
Cap. Yffl.
Personen- und ModnsTerschiebnng.
Während bis hierhin die Wege der indischen und griechischen
Syntax parallel gingen, scheiden sie sich an dieser Stelle. Man kann
in dem Oebrauch des Griechischen Optativs eine dentliche Scheidnng in
eine ältere und eine jüngere Abtheilung vornehmen. Zu der älteren
gehört, was wir bisher erörterten, unter die jüngere f&Ilt der Optativ
der erzählten Bede, welcher erst in der Zeit des Einzellebens der
griechischen Sprache aus dem Conjunctiv oder Indicativ entstanden ist
Yon diesem spätgeborenen Optativ ist im Folgenden die Bede.
Er kommt nur vor in solchen Nebensätzen, welche die Worte oder
Gedanken jemandes erzählen. Indessen ist der aus einem andern Modus
entstandene Optativ nicht das einzige, und nicht einmal das wichtigste
Zeichen der erzählten Bede. Die erzählte Bede im Gegensatz zu der
directen wird vielmehr wesentlich charakterisirt durch die Personen-
vers*c hiebung. Yon dieser muss daher hier zunächst gehandelt werden.
Der gesammte Wurzelvorrath des Indogermanischen zerfällt in
qualitative und demonstrative^ wie Steinthal, oder nennende und deutende
Wurzeln, wie Curtius sie bezeichnet Die nennenden Wurzeln enthalten
in sich keine Hindeutung auf eine nennende Person. Was ich Baum
nenne, nennst du so und nennt er so. Dagegen die Deutewurzeln
80
dienten dem Sprechenden ursprünglich dazu , sich als Mittelpunkt seiner
Umgebung zu nennen und weiterhin auf gewisse Punkte seiner Um-
gebung zu deuten, welche zu dem sprechenden Mittelpunkte in einer
Beziehung stehen. Das Pronomen der ersten Person bezeichnet den
Sprechenden , den Herrn der Situation , das der zweiten den Angeredeten,
das dem Sprechenden ebenbürtige Wesen der Umgebung, die mannig-
fachen Pronomina der dritten die übrigen Punkte der Umgebung , sofern
die Aufmerksamkeit des Sprechenden sich auf sie richtet. Alle Prono-
minalwurzeln dienen ursprünglich nur dem Augenblick, nur einer ein-
zigen Situation, wer sich eben ich nannte, wird unter der Herrschaft
eines anderen Redenden zum du und zum er. Die Pronomina der
dritten Person haben diesen ursprünglichen Gebrauch nicht durchweg
festgehalten, z. B. in das lateinische iUe im Sinne von „jener berühmte ^^
ist etwas von der Stetigkeit der nennenden Wurzeln hineingekommen, das
Pronomen der ersten und zweiten Perdon dagegen sind von den nennenden
Wurzeln immer völlig verschieden geblieben. Sie haben immer nur Sinn
für eine ganz bestimmte Situation. So lange sich die Rede nun nur mit
der Gegenwart beschäftigt, kann ein Missverständniss aus dieser Natur der
Pronomina nicht entstehen, um so weniger als die Worte durch Gesten
erläutert werden können. Wohl aber entsteht eine Schwierigkeit, wenn
etwas Vergangenes erzählt, das heisst der Phantasie als gegenwärtig
vorgestellt werden soll. Dann stossen zwei Situationen, die in Wahr-
heit gegenwärtige, und die in der Phantasie gegenwärtige zusammen,
in beiden können dieselben Pronomina aber bezogen auf verschiedene
Personen auftreten, z. B. A fragt mich (B): ^^me heisst du?^^ Dieses
Erlebniss erzähle ich einer dritten Person C mit den Worten: ^^ denke
dir, A fragt mich j^wie heisst du?^^ In dieser Erzählung treten zwei
„du^' auf, bezogen auf die Personen C und B. Das ist eine nicht zu
duldende Undeuüichkeit. Wir helfen dieser ab durch eine Verschie-
bung der Personen. Wir lassen stets den wirklich gegenwärtigen
Redner die Personen bestimmen, und sagen: jj denke dir, er fragte mich^
toie ich hiesse^^. Das ist auch die Art, wie das Griechische die Zwei-
deutigkeit, wo sie ihm vorhanden zu sein scheint, aufhebt. Das Sanskrit
dagegen schlägt einen völlig anderen Weg ein. Es behält die Personen
der direkten Rede bei, auch wenn sie erzählt wird, und braucht, wenn
eine Undeutlichkeit entstehen könnte, als Zeichen der Anfahrung das
Wörtchen iti {so). Der Inder sagt also nicht: „Er fragte, wo er bleiben
solle ^S sondern: sa ho* väca: kvä *ham bhaväni iti „er sprach: wo soll
ich Ueiben? So^^.
Die Gewohnheit, die Rede jemandes in der direkten Form anzuführen,
dürfte im klassischen Sanskrit keine Ausnahme leiden. Aus der vedischen
81
literatar ist mir dagegen ein höchst interessantes Beispiel bekannt, in
dem sich wie im Griechischen und Deutschen Personen Verschiebung
zeigt, nämlich:
9unah96po hy ähvad gribhitäs trishy ä'dityäm drupad^shu baddhäh,
ävai* nam räjä yärunah sasrijyäd vidyä'fl ädabdho vf mumoktu pä9än
„^ndhQepa, als er er griffen und an die drei Hcieer gebunden war,
rief den Aditya an, der König Varuna (^ Ädüya) möge ihn (enam)
befreien, der weise, untrügliche soll die Fesseln lösen'' RV. 1, 24, 13.
Vielleicht werden sich noch mehr Beispiele fQr diesen Gebrauch finden.
Das aber darf man jedenfalls behaupten , dass die Personenverschiebung
im Sanskrit nur in den aUerschwächsten Anfängen vorhanden ist Das
Gebräuchliche ist die Anftihrung in der directen Bede. In der Brah-
manaliteratur , wo solche Anfuhrungen ausserordentlich häufig sind, habe
ich durchweg iti als Zeichen der Anfuhrung gefdnden. Dagegen im
Epos und besonders in der späteren Prosa ist häufig nicht einmal iti
angewendet, z. B.
Sävitry äha bhartäram: „nai *ka8 tvaro gantum arhasi „Savitri sprach
eu ihrem Gatten: „gehe doch nicht allein'' (er möge doch nicht allein
gehen)" Sävitryupäkhyänam (Bopp) 4, 19.
Das Wörtchen iti, aber dessen Verwendung hier noch einige Worte zu
sagen sind, wird, um mit Böhtlingk-Both zu reden, gebraucht
„bei Anführungen aller Art, um das Gesprochene, Gedachte, Gewusste,
Beabsichtigte als Jemandes verba ipsissima, die er wirklich gesprochen
oder unter den gegebenen Verhältnissen hat sprechen können, kenntlich
zu machen ^^ Die Verwendung dieses iti ist eine ausserordentlich freie
und vielartige, wie aus der Gebrauchsübersicht bei Böhtlingk-Both
zu ersehen ist. Hier seien nur einige Sätze angef&hrt, in welchen das
Verbum declarandi oder sentiendi wirklich vorhanden oder doch sofort
zu ergänzen ist.
yäd nä marä fti mänyase, utö tat satyäm ft täva „wenn du denkst, ich
werde nidd sterben, so ist das dein wahrhaftiges Vorrecht" EV. 8, 82, 5,
te devä^ Prajäpatim abruvan: „prajäyämahäi'^ iti. so'bravid: „yathä
'ham yushmäns tapasä 'srikshy, evam tapasi prajananam ichadhvam'^
iti „die Götter sprachen zu Prajäpati: „wir wollen uns fortpflaneen".
Er sprach: „wie ich euch durch Büssung erschaffen habe, so sucht
auch durch Büssung Fortpflanzung" Taitt Sanh. 7, 1, 5, 1 (bei
Muir IS 52),
tarn devä abruvann: „ayam väi Prajäpatir akritam akar, imam
vidhya" itL sa „tathä" ity abravit „die Götter sprachen zu ihm
(Rudra): „dieser Prajäpati that ünziemliehes , tödte ihn". Er sprach
„ja" Alt Br. 3, 33.
Delbrück u. Windiach, syntakt. Forsch. I. Q
82 —
iaprächen, in denen die Wecliselrede sieh öfter wiederholt, pflegt
irbum des Sagens nnr bei der ersten Rede gesetzt zu werden , z. B.
hä'gätyo'catur: mäno yäjayäva tvä fti. k^na fti. anänarshabb^na
tathä' (ti „die beiden sprachen: „o Manu wir wollen für dich
m". (Er fragte) „womit denn?" (Sic antworteten) „mit diesem
r". (Er sagte) „ja" ^at Br. 1, 1, 4, 15.
.? ca drishtvai 'va tarn düräd äyäntani kH9yapätmajani pratynd-
yä 'brnvan yäkyani 'prabasantya idam tadä: eby ä^ramapadant
fam pa^yä 'smäkam iti „und sie, den SoÄ» des Kagjapa von
herankommen sehend, sprachen, indem sie eu ihm herantraten,
piml folgendes Wort: „komm eu einer lieblichen Einsiedelei, Iw-
uc auch die unsrigc" Rämäyana (Schlegel) 1, 9, 53.
besteht die Kede, welche durch Ui als erzählte bezeichnet wird.
s einem Worte, ?.. B,
lyä iti yah kanyäm brüyät „wer eu einer Jungfrau sagt „Nlcht-
frau" (d. h. sie sei nicht Jungfrau) «. s. w. Manu 8, 225.
Ivitri ity eva näroä 'syäf caknir vipräh „Heisse Savitri, so
hten ihren Namen die Weisen" Säyitr. 1, 21.
[n all den angeführten Sätzen würden wir die Personenverschie-
eintreten lassen. Man muss gestehen, dass das Verfahren des
it hinsichtlich der Deutlichkeit vor unserem den Vorzug verdient,
em aber stehen das Griechische und Deutsche in dieser Beziehung
ner hSheren Stufe syntaktischer Entwickelung, denn im Sanskrit
die angeführte Rede mit ihren einer anderen Situation angehörigen
ninibus doch nur ein eingekapselter fremder Körper , während sie
echiscben, Lateinischen und Deutschen ein Qlied des Gesammt-
imus wird.
Luf die Personenyersehiebung des Griechischen näher einzagehcii.
icht in meiner Absicht. Es bleibt zu untersuchen , welche Ptoqo-
n der indirecten Rede des Griechischen gebraucht werden, wiefern
Verwendung ans ihrem ursprünglichen Sinne zu erklären ist, und
d besonders lehrreich sein, eine Vergleichung des Griechischen
im Lateinischen und Deutschen yoizunehmen. Dagegen ist über
odi der erzählten Rede im Griechischen einiges zu bemerken,
^alil des Modus steht bekanntlich im Zusammenhang mit dem
9 des Vcrbums im Hauptsätze. Wenn dieses ein tempus praeseiirt
bleibt der Modus der directen Rede, z. B.
I.njcql S' ifitj dixa Su/iog evL ip^eol fu^fitjQitei ,
ij avtov naq' ifioi le /«Vij xai Swfia yo/iiLij etc. ti 73,
dritte Person des Conjunctivs aus der ersten entstanden ist Wenn
ts Verbum des Hauptsatzes ein historisches Tempus ist, so ki>n)ieii
— 83
bei GonjuBctivischen Sätzen (und diese allein haben wir hier genauer zu
untersuchen) zwei Fälle eintreten. Entweder die Handlung des abhän-
gigen Satzes hat eine deutliche Beziehung zur Gegenwart: dann bleibt
der Conjunctiv, z. B.
axlvy S* av rot cltz* otpO'alf^twv ?Aov, rj nqlv i/r^ev,
oq^g* ei yiyvioGxjjg rfi-ihv ^eov ffie y.ai avdqa E 128.
Oder die Nebenhandlung soll, ebenso wie die Haupthandlung in der
Vergangenheit gedacht werden: dann tritt statt des Conjunctivs
der Optativ ein, z. B.
ßrj ö* l'fievai. ytaza dijif.ia&\ iV ayyeikete Tonevoiv c 50.
Dieser im Griechischen, wie bekannt, ausserordentlich häufige, aber
doch auf den ersten Blick sehr auffallende Vorgang der Modusver-
schiebung erfordert nun eine Erklärung. Es soll bezeichnet werden,
dass etwas in der Vergangenheit zu denken sei, und dazu findet eine
Verschiebung des Modus statt! Ein Deutscher könnte geneigt sein
zu fragen, warum denn das Griechische nicht einfach in solchem Falle
den Conjunctiv eines historischen Tempus angewendet hat.
Die Antwort ist, weil es keinen besitzt. Dass die Modi des Aorist von
denen des Präsens nicht der Zeitstufe nach verschieden sind, ist aus
jeder Seite unserer Beispielsammlung ersichtlich, und wird hoffentlich
in einer Arbeit über die Tempusstänune nach nicht zu langer Zeit
näher ausgefahrt werden. Wenn also das Griechische nicht eine Ver-
schiebung des Tempus eintreten lassen konnte, so musste es sich auf
andere Weise helfen, und hat dies in sehr sinniger Weise gethan. Es
setzte statt des Conjunctivs, welcher, wie unsere ganze Darstellung ge-
zeigt hat, immer eiae „Tendenz zur Wirklichkeit" hat, den von der
Wirklichkeit viel weiter entfeniten Modus, den Modus des Wunsches,
der Vermuthung, der Annahme, den Optativ ein. Es drückt also
nicht direct die Vergangenheit aus, sondern deutet nur an, dass die
Handlung nicht eben nah mit der Wirklichkeit verknüpft sei.
Diese Modusverschiebung ist , so weit ich sehe , eine Errungenschaft
des Griechischen. In dem einen oben angeführten sanskritischen Beispiel,
das die Personenverschiebung zeigt, steht freilich auch der Optativ,
aber er könnte dort auch ursprünglich sein.
Ich möchte also , bis etwa aus dem Sanskrit Beispiele beigebracht
werden, die anderer Natur sind, als die mir bekannten, behaupten,
dass die Personen Verschiebung im Sanskrit zwar vorhanden war, aber
bis auf geringe Spuren wieder verdrängt ist, also vielleicht in ihren
Anfängen schon in „ proethnische " Zeiten zurückgeht , dass dagegen die
Modusverschiebung erst in griechischer Zeit entstanden ist.
84
Cap. IX.
KEN und ^N.
Man pflegt die beiden in der üeberschrift genannten Partikeln wohl
als gleichbedeutend zu betrachten , ich mache auch nicht darauf Anspruch,
den Unterschied in deutlichen Worten angeben zu können ; um indessen
der Untersuchung nicht vorzugreifen, so sollen sie im Folgenden, so
weit es möglich ist, abgesondert behandelt werden.
Was zunächst nev betrifft, so ist seine Identität mit dem indischen
Mm unzweifelhaft , und der Zusammenhang beider mit dem Interrogativ-
und Indefinitstamme sehr wahrscheinlich. Da indessen der Gebrauch
des indischen Mm schon sehr verwischt ist, und ich die Untersuchung
über die Grundbedeutung des Stammes M ablehnen möchte, so scheint
es mir angemessen, zunächst den relativen, d. h. sich aus dem Ge-
brauche ergebenden Grundbegriff von x«/ zu ermitteln, so weit er in
conjunctivischen und optativischen Sätzen zu Tage tritt.
Ich beginne mit dem Gonjunctiv und zwar zunächst bei den Haupt-
sätzen. Diese thoilten wir in zwei Classen, den Gonjunctiv des Wollens
und der Erwartung. Bei der Erwartung ist die subjective Erregung
geringer, weil der Eintritt der in Aussicht genommenen Handlung durch
ausserhalb des wollenden Subjects liegende Gründe befördert wird. Zu
diesen zwei Glassen nun stellt sich xh so, dass es bei dem Gonjunctiv
des Wollens nie, bei dem Gonjunctiv der Erwartung meist erscheint, z. B.
T^ fiey iyd avv vrjt %* i^fj xal if^öig eraQOiaiv
TcijLixpü) iycj de tC ayco BQiatjida xalliTtdgfjov -^189
tjÖ 6TI Tcai wv
Ttsid^ev eyio de xe toi löeio xaptv ^^ava nivta H234
el de x€ 1X1} ddr/aiVj iycj di nev avrog ^Iwfiai A 324.
In keinem dieser drei Sätze , die als Bepräsentanten sehr häufiger Satz-
constellationen gewählt sind, ist die conjunctivische Aussage etwa eine
besonders milde oder schwankende, sondern sie ist emphatisch drohend
und feierlich versprechend. In dem Verse:
%rpf de x£ %oi fcvoifi Bogeao (piqrjOiv x 504
könnte man die Aussage beruhigend nennen und anderswo anders. Alle
diese Nüan9en liegen natürlich nicht in xevy das folgt schon daraus,
dass der blosse Gonjunctiv ebenso gebraucht wird (vgl. unsere
Beispielsammlung), sondern xcv kann nur das noch ausdrücklich hervor-
heben sollen, was der gemeinsame Zug aller dieser Gonjunctive ist.
Das gemeinsame ist, dass sie eine Beziehung auf das Eintreten der
85
Handlung haben, und so muss man auch von xev behaupten, dass es
auf das Eintreten der Handlung hinweist.
Bei den Belativsätzen unterscheiden wir posteriorische und
priorische. Was zunächst die posteriorischen betrifft, in welchen
der wollende Conjunctiv steht, also die Absichtssätze, so haben wir
gegen drei reine Conjunctive fünfzehn xiv. Der scheinbare Widerspruch,
dass der wollende Conjunctiv in Hauptsätzen xey gar nicht kennt, in
Relativsätzen aber häufig zeigt , hebt sich , wenn man bedenkt , dass die
Eraft des Wollens durch die Degradirung des Satzes zum Nebensatze
geschwächt wird. Die Conjunctive der Erwartung in posteriorischen
Sätzen zeigen den reinen Conjunctiv Imal, xev 8 mal.
In den priorischen. Sätzen ist der Conjunctiv der Gleichnisse
immer rein, denn er enthält stets Fhantasieforderungen , an deren Ein-
treten zu denken eine Absurdität wäre, in den sonstigen priorischen
Nebensätzen zeigt sich ein ähnliches Yerhältniss wie in den Hauptsätzen.
xev überwiegt bedeutend den reinen Conjunctiv (126 Fälle gegen 45).
Es ist seltsam, dass auf die bis jetzt erwähnten 149 Fälle von xiv in
Belativsätzen nur 3 av kommen.
Es folgen die Conjunctionssätze und zwai* erstens die Sätze mit
Conjunctionen vom Belativstamme. Wir erwähnen zunächst die posteriori-
schen: Bei iva findet sich stets der reine Conjunctiv ausser f4 156, bei
oq^ 140 reine Conjunctive gegen 9 xiv, also bei iVa und oq>Qa ein
ungeheures Uebergewicht der reinen Conjunctive. Natürlich! denn iva
und atpQo leiten eben Sätze ein, in denen ganz ausschliesslich das
Wollen, die Absicht, und nicht die Folge ausgesprochen ist. Anders
steht es bei c^, das ja gewöhnlich Sätze der beabsichtigten Folge ein-
leitet. Gegen 8 reine Conjunctive habe ich 3 2 mal xev, Sxmlav, ähnlich
o/ftag. Bei denjenigen posteriorischen Sätzen dagegen, welche den
erwartenden Conjunctiv enthalten, ist die Herrschaft yon niv (und äv)
vollendet. Bei o(pQa bis findet sich kaum der reine Conjunctiv, 5 mal
yjvy 6 mal aV, bei i'tog nur xev, bei elg o nur xiv.
Unter den priorischen Conjunctionssätzen mit Conjunctionen
vom Belativstamme findet sich bei Gleichnissen mit wg nur der reine
Conjimctiv, aus demselben Grunde wie bei den Belativsätzen in
Gleichnissen. Bei Gleichnissen mit c5g ote dagegen habe ich gegen
39 reine Conjunctive kein xev, aber 10 av. Diese auffällige Thateache
dürfte sich wohl so erklären, dass ove eine temporale Bestimmung
hinziifngt, also der Voraussetzung etwas von Idealität benimmt.
Bei wg und o7to)g, welche einen futurischen auf einen einzelnen Fall
weisenden Conjunctiv einleiten, dürfte die Vertheilung von reinen Con-
junctiven einerseits und ndv und av andererseits etwa gleich sein. Sehr
8ß
charakteristisch ist ore und b/rone. Bei den Sätzen, welche nicht eine
einzelne futurische Erwartung, sondern eine ganz allgemeine Voraus-
setzung aussprechen, finde ich 30 mal den reinen Conjunctiv, 6 mal xtv,
4 mal aV. Bei den Sätzen dagegen, welche eine futurische Ei'wartung
aussprechen 3 reine Conjunctive, 28 mal xtV, 14 mal av. Also rJv und
av weisen auf das Eintreten der Handlung hin.
Bei den Bedingungssätzen ist das Verhältniss durchaus dem bisher
Ausgeführten entsprechend, so dass ich auf eine genauere Darstellung
verzichten kann. Auch im Optativ ist das Verhältniss durchaus das,
was sich nach der Analogie des Conjunctivs erwarten lässt. Es sei
nur einiges besonders Charakteristische herausgehoben. Bei dem wün-
schenden Optativ steht nie x^V, fast nie in den prioiischen Relativsätzen,
welche eine Annahme ausdrücken. Auffallend dagegen ist, dass in
den posteriorischen Relativsätzen bei negativem Hauptsatz 1 1 yiev gegen
einen reinen Optativ belegt sind.
Wie manches indessen auch im Einzelnen nocl^ der Erklärung
bedürftig sein mag, im Allgemeinen steht das Resultat durchaus fest:
/.iv beim Conjunctiv und Optativ weist auf das Eintreten
der Handlung hin.
Dies ist der relative Grundbegriff von x^V. Es entsteht nunmehr
die Frage nach dem absoluten. Versuchen wir zunächst, ob das iden-
tische altindische kam uns weiter bringt. Hugo Weber (die dorische
Partikel KA, Halle 1864) hat erwiesen, dass dem dorischen xa und dem
epischen x^V eine ältere Form xaV mit kurzem a-Laut zu Grunde liegt.
Diese Form ist aus dem arkadischen Dialekte überliefert in den beiden
inschrifllichen Stellen: ei %av tt yivrjtai und ei xav xeXevtovat (a. a. O.
pag. 17). Dass mit diesem xdv die vedische Partikel Mm identisch sei,
ist zuerst von Kuhn, Hallische A. L. Z. 1846 H pag. 846 ausgesprochen.
Benfey im Glossar zum Sämaveda pag. 46 fügte noch die Parallele nu
kam = vv tlsv hinzu, die denn auch von Kuhn, Beiträge 1, 364 aner-
kannt worden ist. Ueber die Bedeutung dieses kam äussert sich Kuhn
so : „ Das Wort kam wird von Yäßka bedeutungslos genannt und Säyana
stimmt ihm öfters bei, indess werden wir nicht allzusehr fehlgehen,
wenn wir ihm an den meisten Stellen eine verstärkende Bedeutung,
etwa die unseres ja beilegen". Benfey schreibt ihm hervorhebende und
verstärkende Kraft zu, und übersetzt es durch „sicÄcr", Böhtlingk-Rotli
durch „woMy ja'% und sie fugen zugleich hinzu, es sei so abgeschwächt,
dass es von den indischen Grammatikern mit Recht zu den Füllwörtern
gezählt werde. Es ist eben ein nur in den ältesten vedischen Schriften
vorkommendes Wort, dass vielleicht schon von manchen Verfassern
vedischer Hymnen als Antiquität empfunden, und nicht mehr seiner
- 87 - -
ursprünglichen Bedeutung nach verstanden wurde. Versuchen wir durch
eine üebersicht des Gebrauches uns das Material, aus dem Kuhn,
Benfey und Roth die Bedeutung das Wörtchens erschlossen haben,
zu vergegenwärtigen.
kam kommt orthotonirt und enklitisch vor, im letzteren Falle an-
gelehnt an die Versicherungspartikeln mi sü Jii. Wir gehen von dieser
Hälfte des Gebrauches aus, weil von ihr die andere Hälfte Licht
empfangt Zuerst sei hi kam und nü kam erwähnt inindicativischen
Sätzen, die eine allgemeine, zeitlich nicht näher definirte Handlung
enthalten :
väi^vänarasya sumatäü syäma, rajä hf kam bhüvauäräm abhi^ri'h „in
des Vai^^änara Wohlwollen möchten wir sein, er ist ja der Wesen
ardnetider Herrscher'' KV. 1, 98, 1, ähnlich 2, 28, 8.
vidärd gävyam sarämä drilhäm ürväm, y^na nü kam mänushi bhöjate
vit „Sarama fatid den festen Binder stall (die Wolken), durch den
ja die Metischen ihre Nahrung hekoinmen*' KV. 1, 72, 8.
Femer stehen hi kam und nii kam in einem indicativischen erzählenden
Satze :
ukthebhir arväg dvase purüväsii arkaif ca ni hvayämahe, fdyvat
känvänäm sädasi priye hf kam sömam papdthur afvinä „mit Gebeten
hierher zur Hülfe , ihr Gutspender, und mit Liederrir rufen wir euch,
immer in der Kanviden liebem Mause habt ihr ja den Som^a getrun-
ken, ihr Agvinen'' KV. 1, 47, 10, ähnlich 7, 33, 3.
In der Verbindung mit dem Conjunctiv des Willens steht
nu kam:
vishnor nü kam viryäni prä vocam „ich will doch preisen die Hddcn-
thateti des Vishnu" KV. 1, 154, 1 (im Anfange eines Hymnus).
hdri nü kam rätha fndrasya yojam „idh will doch die Ilari's an
den Wagen des Indra anschirren" KV. 2, 18, 3.
Endlich steht sü kam und hi Jcam auch in der Verbindung mit
dem Imperativ, also eine Aufforderung verstärkend:
tishtha sü kam maghavan mä' pdrä gäh „halt doch an. Mächtiger,
gell nickt bei Seite'' KV. 3, 53, 2 vgl. 1, 191, 6 und 2, 37, 5 (lif kam).
Diese Anwendung des Izam bei dem Conjunctiv und Imperativ, wo es
in einem Satze steht, der etwas Herbeizuführendes, Futurisches ausdrückt,
leitet hinüber zu dem Gebrauche des betonten kam. Dieses steht nämlich,
was auf den ersten Bück sehr auffallend erscheint, nur hinter Dativen.
Bedenkt man aber, dass der Dativ in den meisten FäUen (unter 9 von
BK. aus dem Kigveda angeführten 6 mal) finalen Sinn hat, also auf
etwas Herbeizuführendes, Futurisches weist, so zeigt sich die Einheit
'.10
stamme an (na), xev ist identisch mit dem sanakritiscben kam, ay liab
keiae unzweifelliafte auBläiidische Paiullcle neben Bich.
r Ermittelung der Bedeutung; trägt aber weder die Parallele mit
cb die Etymologie viel bei. Sie muss au3 dem Gebrauebe
t werden. An dieser Stelle bandelt es sich aber nur um eineu
3 Gebrauches, nämlich um das Auftreten von xdv und av in
viseben und optativisch cn Sätzen.
dem Zwecke der Ermittelang dieses Gebrauches sei liier auü
itel über die Grundbegriffe folgendes in Erinnerung gebracht
adbegriffe der beideo Modi sind Wille und Wunsch. Diese
entwickeln rieh in der Art, dass die aubjective Erregung der
immer mehr zurücktritt, und dadurch das Futurisehe mehr
tt. Sie nähern sich dadurch beide dem Indicativ. Diese ganze
lungsscala, mit Ausschluss allein des energischen Willens und
3, ist das Gebiet von xiy mid av. Sie begleiten den Coii-
nd Optativ durch alle inneren Wandlungen, aber sie erzeugen
nicht. Sie sind nur ein beredterer Ausdruck dessen, was auch
in blossen Conjunctiv und Optativ ausgedrückt wird. Wie es
allgemeiner Charakter der bezeichneten Conjunctive und Optative
1 werden muss , dass sie das Putuiische mehr als die Begierde
so muss es auch als die allgemeine Aufgabe von xtV und av
\t werden, auf den Emtritt der Handlung hinzuweisen. Ferner
gezeigt worden , wie mannigfache Modificationen der futurische
Conjunctiv und Optativ im einfachen und zusammengesetzten
:det; nicht durch innere Evolution des Begriffes, sondern durch
von aussen. Allen diesen Einflüssen sind auch xtv und av
t, und erhalten daher im Laufe der Zeit die verschiedensten
der Bedeutung. Alle aber gehen auf den einfachen Orund-
[rück.
le weitere Verfolgung der angedeuteten Ideen liegt nicht in dem
ler Arbeit. Es kam hier wesentlich darauf an, die geschieht-
"undlagen für das Vorständniss von xiv und ov zu legen.
Cap. X.
BUcbbUck anf die Satzctnthcllnng.
CtrScoarischJ
r haben in den vorhergehenden Capiteln die Entwickelung der
Conjunctiv und Optativ haftenden Grundbegriffe durch alle in
ten Sanskrit und Griecliischen sich darbietenden Arten von Sätzen
tu -
hindurch verfolgt. Es hat sich dabei herausgestellt, dass die Satzgestal-
tung, welche unsere Quellen zeigten, zum grössten Theile nicht etwas
Gegebenes und Fertiges, sondern etwas sich fortdauernd Erzeugendes
und Entwickelndes ist, nicht ein tqyov, sondern eine ivigyeia. Nur von
dem Gegensatze der Aussage- und Fragesätze muss man behaupten,
dass er ein natürlich und unvermeidlich in allen Sprachen vorhandener
ist. Denn wie sollte eine menschliche Gesellschaft bestehen ohne Frage
und Antwort? Dagegen die mannigfachen Arten der Aussagesätze sahen
wir sich aus einer ürgestalt, dem einfachen unabhängigen Satze allmälig
entwickeln. Wir versuchten nachzuweisen, wie ein Pronominalstamm,
dessen Aufgabe ursprünglich auch nur die gewesen sein kann, in die
Umgebung des Sprechenden hinauszuweisen, sich durch mancherlei
Stufen zum Relativpronomen gestaltete. Wir haben ferner gezeigt, wie
gleichsam in einer zweiten Schicht der Entwickelung sich aus demselben
Stamme gebildete Casus und Adverbia zur Satzverbindung gebrauchen
Hessen, und wie andere Pronominalstämme denselben Weg gewandert
sind wie der Relativstamm. Bei dieser Flüssigkeit, die allen satzver-
bindenden Elementen eigen ist, scheint es ein gewagter Versuch, die
Sätze gerade mit Hülfe dieser Elemente classificiren zu wollen, wie wir
es doch gethan haben. Es muss die Frage aufgeworfen werden , ob wir
nicht doch der Sprache etwas aufdrängen, was nicht in ihr ist, wenn
wir die Aussagesätze in Hauptsätze, relative Nebensätze und Neben-
satze mit Conjunctionen eintheilen.
Um auf diese Frage eine Antwort zu geben , bemerken wir zunächst,
dass die beiden letzten Gruppen sich unter den Begriff des Nebensatzes
vereinigen, dass also nur der Gegensatz von Haupt- und Nebensätzen
übrig bleibt. Wir haben diese beiden Begriffe bis jetzt als bekannt
vorausgesetzt. Es handelt sich nun darum, sie etwas eingehender zu
definiren.
Dass äussere Zeichen nicht genügen , um die Nebensätze von den
Hauptsätzen zu unterscheiden , davon überzeugt man sich bald. Es giebt,
wie wir schon Seite 32 bemerkten im Griechischen Sätze mit dem
Relativpronomen, die wir dennoch ihrem Gedankenwerthe nach zu den
Hauptsätzen rechnen, z. B.
rov y ii Ttwg ah dvvaio loxrjocif^ievog lelaßiad'av
og xiv TOI etJtrfiiv bdov nat fierga ycehvdov d 389,
und wir haben ferner (S. 26 und 74) gesehen, dass gewisse Sätze, welche tag
und d an der Spitze haben , zu den Hauptsätzen gezählt werden müssen.
Andererseits finden sich Sätze, die kein Zeichen der Verbundenheit oder
Abhängigkeit an sich tragen, sowohl im Sanskrit als im Griechischen
wie Nebensätze gebraucht Ein Beispiel aus dem Sanskrit gewährt:
92
alamkritya kanyäm ndakapfirväm dadyäd: esba brähmo vivähas,
tasyäm jäto dväda9ä' varän dväda^ parän punäty ubhayatah. ritvije
yitate karmani dadyäd alamkiitya, sa däivab „wenn der Vater die
Jungfrau weggiebt, nachdem sie geschmückt und gebadet worden, so
ist das die brahmanische Ehe. Ein Sohn, der von einer solchen
Frau gd>oren wird^ reinigt zwölf spätere und zwölf frühere nach
beiden Seiten. Wenn er sie dem Opferpriester in ausgebreitetem
Opfer giebt, nachdem sie geschmückt worden, so ist das die götUicke
Ehe'' A9V. grih. 1, 6, 1—2.
Aus dem Griecbischen sei erwähnt:
eYtj /iey vvv vmv im yji^fyyov tjfiev idwdrj
fjdi fii&v ykvasQov xXiairjg hrcoad-ev iovmv
dalyva&ai miovt, aXkoi if Ini sQyoy ^noiev,
^7]idl(og 7CSV eTteita xat eig eviavrdv anocircoL
ov TV öuxTtQi^^aifiv Xeywv Sfia xijdea Svfiov ^ 193.
Natürlich sind die drei ersten Verse dieser Stelle ursprünglich als
Wunsch gefasst, aber durch das Yerhältniss zu dem Gedanken der beiden
nächsten Verse kommt in den Wunsch ein deutlicher Anklang an eine
Bedingung hinein, der durch nichts sprachlich ausgedrückt ist. Bekannt
und oft angefahrt ist auch die euripideische Stelle:
TLcct d^ re^äar zig /le di^ezai nohg; Medea 386 (Nauck).
Wir können freilich in der Uebersetzung dieser Stelle den
Hauptsatz ganz wohl nachbilden, wir fühlen ganz deutlich, wie der erste
Hauptsatz erst durch den folgenden herabgedrückt wird. Aber dadurch
unterscheidet sich diese Art der Nebensätze nicht von allen übrigen,
welche ja auch — wenn unsere ganze Untersuchung nicht auf Sand
gebaut ist — nur heruntergekommene Nebensätze sind.
Dass die Nebensätze nicht nothwendig durch ein äusseres Zeichen
von den Hauptsätzen geschieden sind, haben wir auch bei den Con-
junctivsätzen mit mä und /ui; Seite 21 flgd. gesehen.
Aus diesen Thatsachen , die sich leicht yermehren Hessen , ergiebt
sich der Schluss, dass, wenn auch die Mehrzahl der Nebensätze von
den Hauptsätzen äusserlich geschieden sind, doch ein durchgehendes
und untrügliches, in artikulirter ßede ausgedrücktes Unterscheidungs-
zeichen nicht vorhanden ist.
Wir müssen also den wesentlichen Unterschied des Haupt- und
Nebensatzes in der Bedeutung suchen. Es ist nun nicht möglich,
dies Gedankenverhältniss von Haupt- und Nebensatz in einer, alle
Stadien der Satzentwickelung um&ssenden Definition zu vereinigen , wenn
diese einen materiellen Inhalt haben soll , sondern es ist durchaus nöthig,
93
die Terschiedenen Schichten des Satzgefüges zu unterscheiden. Wir ver-
gegenwärtigen uns diese am bequemsten an den Belativsätzen. Das
Pronomen ja ist, wie schon öfter ausgeführt ist, ein anaphorisches
Demonstrativpronomen , das auch an der Spitze von Hauptsätzen stehen
kann, z. B.
rov y ei Ttwg av &vvaio loxfjocifievog lelaßiod'ai^
og xev TOt unrjaiv bdaif xal fievQa xelevd'ov d 389,
wo es einen Nachsatz einleitet. Als Hauptsatz fasse ich auch auf:
Toiav d* äviavrj
diog ^iJ^avdqog, 'Elevrjg noatg ^vxöfioio'
og (Jitv afieißofieyog eTtea TtTeQoevva nqogriida H 356,
denn der Satz mit og enthält eine an das Vorhergehende sich anschlies-
sende Handlung, welche die Erzählung weiter fQhrt. In vielen Fällen
aber tritt die Handlung des Satzes, der den Stamm ja enthält, an
Wichtigkeit hinter demjenigen , an den er sich anschliesst , zurück , z. B.
tdiai ff erteiT* iJQwg ^lyvTVciog tjq^ dyoQeveiv
og drj yr/Qa'i xvtpog Sfjv xal ixvqla rfii^ ß 16.
Durch den Satz mit og wird in diesem Falle die Erzählung nicht
weiter geführt , er tritt völlig in den Schatten gegenüber dem Hauptsatz,
der den weitaus wichtigeren Gedanken enthält.
Aehnliche Sätze sind ausserordentlich häufig. Man vergleiche
a 106, 153, 199, 282, 304, 341, 349, ß 16 etc. Diese erst nennen wir
Relativsätze. Sie unterscheiden sich, wie man sieht, von den zuerst
angeführten nur durch den Werth, den der Gedanke, den sie ausdrücken,
in der Erzählung beanspruchen darf.
Unter Nebengedanke verstehen wir also in der primitivsten
Art der Belativsätze einen solchen Gedanken, der einen f&r die gerade
vorliegende Aussage aus irgend welchem Grund minder wichtigen Zug
enthält Er sagt das aus, worauf es dem ßedenden weniger ankommt,
was allenfalls auch wegbleiben könnte, ohne dass das Yerständniss
geradezu verloren ginge. Niemals steht in einem solchen Relativsatz
ein Gedanke , der von dem Verstände besonders stark betont , oder von
der Leidenschaft besonders stark beleuchtet würde. Wir dürfen zusammen-
fassend sagen, diese Nebensätze enthalten den Gedauken, der aus
praktischen Gründen zurücktritt.
Das Verhältniss erscheint aber anders, sobald wir diejenigen
Relativsätze in Betracht ziehen, die man nothwendige genannt hat,
d. h. diejenigen, die für das Verständniss des Sinnes so unentbehrlich
sind, dass nach ihrem Wegfall das üebrigbleibende nicht verständlich
sein würde. Diese Art von Sätzen repräsentiren einen Fortschritt in
94
lizverknüpfiing , ja mit ihnen erst, kann man sagen, beginnt das
iche Satzgefüge. Solche Sätze sind, z. B.
ix. d* e&oge tdr/gog xweijg, ÖV ag' tj^bIov aiiol H 181.
)er Relativsatz ist aus praktischen Gründen hier gerade so wichtig
r Hauptsatz, beide können ohne einander nicht bestehen , ja man
ielmehr sagen, dass auf dem Relativsatz ein besonderer Accent
lenn die Handlung des Hauptsatzes, die Thatsache, daas üher-
!in Loos aus dem Helme springt, nachdem er geschüttelt ist, ist
then merkwürdig, der Inhalt aber des Relativsatzes, dass dieR
as von allen erwünschte des Aias war, ist merkwürdig und trägt
eden einen Accent der Empfindung. Noch auffUlliger ist das
ehe Uebergewicht des Relativsatzes in folgendem Beispiel:
roloe yäq toi hiaigog iyu) ttaiQtätög elfu
og lot v^a 5o^ azeXtvi xai aft' Sipoftai avtös ß 28G,
' Relativsatz dasjenige specielle Anerbieten enthält, was für die
kelung der Geschichte von weit grösserer Wichtigkeit ist, als die
;ine Freund Schaftsv ersieh erung des Hauptsatzes. Namentlich im
t, wo das relative Satzgefüge, wie wir schon mehrfach zn he-
Gelegenheit hatten, straffer ist als im Griechischen, empfindet
uaserordentiicli häufig das praktische Uebergewicht des Relativ-
über den Hauptsati^, oder doch wenigstens die Ebenbürtigkeit
mselben, eine.Beobachtung, der die indischen Grammatiker, wie
ten zeigen werden, auch in der Satzbetonung Ausdruck gegebe»
So wird — um nur eine Art von Sätzen anzuführen, in denen
nem tieferen Werthe des Relativsatzes schlechterdings nicht die
lein kann — im Sanskrit häufig das hochbetonte Subject durch
lelativsatz umschrieben, z. B.
tvam kathain vettha „der du Ust, wie. loeist du etwas" d. li.
: weisst du etwas" Ait. Br. 7, 27.
n maraiiam so' sya vi^rämah {vi(väsah) „der Tod ist seine
ilung" Böhtlingk Sprüche 264G,
's fragt sich, ob wir nach diesen Beispielen, die sich iu's Unend-
ermehren lassen, noch den Namen Nebensatz für die Relativsätze
Tend zngeben können. Gewiss nicht in dem Sinne, wie wir die
othwendigen Relativsätze, so nannten , wohl aber in einem andern
hem Sinne. Es treten nämlich bei dem entwickelteren Satzgeluge
geistige Motoren auf, als hei dem primitiven. Während bei
die unmittelbare Empfindung für den bestimmten Fall dem Satze
Grad zuerkennt, kommt bei dem eigentlichen Satzgefüge die
lende Logik in Thätigkeit, es beginnt das Anordnen nach mehr
95 -
formalen Gesichtspunkten. Prüfen wir die vorliegenden Beispiele, so
finden wir, dass bei allen der Hauptsatz das Allgemeinere enthält, der
Nebensatz das Speciellere. In dem Verse:
Ix d' ed-OQSV xlfJQog xwerjQy ov ap* ^d'elov avrol
spricht der Hauptsatz ganz allgemein von einem Loose, der Relativsatz
bezeichnet das specielle, von dem hier die Rede ist. Und so bei allen
griechischen Beispielen. Schwierigkeiten machen nur die Sanskritbeispiele,
welche gleichsam den äussersten Gipfel der relativen Satzverbindung
darstellen. In „yas tvam, kathain vettha?" ist das Subject des Haupt-
satzes dasselbe wie das des Nebensatzes ^ aber trotzdem darf man auch
hier von einer Specialisirung durch den Relativsatz reden, denn das
R^lativum hebt das „du" aus dem Niveau der gewöhnlichen Betonung,
der jedes in der zweiten Person des Verbums steckende Du unterworfen
ist, zu einer höheren und energischeren empor, und specialisirt es somit
in gewissem Sinne. Man darf also auch mit Rücksicht auf diese Sanskrit-
beispiele behaupten, dass in den noth wendige Relativsätze enthaltenden
Perioden der Hauptsatz das Allgemeinere , also den höheren Begriff, der
Relativsatz das Speciellere, also den tieferen Begriff enthält. Somit ist
auch für diese Art von Relativsätzen der Name Nebensatz, freilich in
anderem Sinne, gerechtfertigt.
Nur muss man sich hüten, die eben eingeführten Kategorien in
dem Sinne aufzufassen, wie die philosophiche Logik sie lehri Die Begriffe
der Logik existiren nirgend rein in der Seele des Ungelehrten , sie sind
überhaupt psychologische Ideale, und am wenigsten darf man vermuthen,
sie in den ersten Entwickelungsstadien der Satzlehre angewendet zu
finden. Wir sind von der Logik her gewohnt, uns unter einem höheren
Begriffe einen solchen vorzustellen, der verhältnissmässig inhaltslos ist,
und aus dem durch Hinzufügung neuer Merkmale ein niedrigerer derivirt
werden kann; diese Vorstellung passt hier natürlich nicht, wir dürfen
uns vielmehr, wenn wir der Sprach- und Denkentwickelung nicht Gewalt
anthun wollen, hier unter höherem Begiiff nur eine solche Gesanmit-
vorstellung denken , welche wegen ihrer verhältnissmässigen UnvoUstän-
digkeit zu Ergänzungen herausfordert. Natürlich genügt die verhältniss-
mässige Undeutlichkeit des Gedankens nicht allein, um ihn zum Ge-
danken des Hauptsatzes geschickt zu machen. Dabei hat die Rücksicht
auf den Verlauf der gesammten Rede, von der eine Periode vielleicht
nur ein kleiner Theil ist, mitzusprechen. Wenn z. B. der oben ange-
führte Satz: „Es sprang das Loos heraus, welches sie wünschten''
allein stände, so könnte man ihn auch umdrehen und sagen: „Sie
hatten gerade das Loos getcünscht, welches heraussprang ^'. So wäre
der jetzige Nebensatz zum Hauptsatz geworden und umgekehrt.
96
Wenn man aber den unmittelbar vorhergehenden Vers hinzunimmt,
welcher lautet:
&g OQ eqxxv^ naXXev de FeQi^iog tTtnota Neatwg H 180,
so sieht man ein, dass d'Qwoyceiv deswegen das Hauptverbum geworden
ist, weil es sich unmittelbar an das TrdHeiv anschliesst, und also von
dem Verlaufe der Erzählung gefordert wird.
Wir dürfen also , wenn wir die Belehrung , die wir aus einer Revue
über die Relativsätze geschöpft haben, zusammenfassen, uns etwa so
ausdrücken: Zum Hauptsatz wird derjenige Gedankencomplex, welcher
wegen seines praktischen Werthes oder seiner logischen Beschaffenheit
geeignet ist, an einer bestimmten Stelle der Rede zum Anknüpfungspunkt
für andere Gedanken zu werden, während der Gedankencomplex mit den
entgegengesetzten Eigenschaften zum Nebensatz wird. Ich kann sogleich
hinzufugen , dass diese Definition , die nur aus den relativen Nebensätzen
gewonnen war, auch auf die conjunctionellen passt.
Dieses Gedankenverhältniss der Sätze sucht nun die Sprache im
Laufe ihrer Entwickelung immer deutlicher auszudrücken. Und zwar
sind es nicht die Pronomina und Conjunctionen, überhaupt nicht die
Wörter allein, die in der lebendigen Sprache zum Zeichen der Satz-
bedeutung werden können , sondern auch — etwas , worauf man weniger
zu achten pflegt — die von allem Gesprochenen untrennbare Melodie,
der sogenannte Satzton , welcher nicht etwa bloss bei der Unterscheidung
von Aussage- und Fragesätzen, sondern gerade auch bei der Rang-
bestimmung der Aussagesätze eine Rolle spielt. Freilich sind die
indischen Grammatiker die einzigen, die auf diesen Punkt ihre Auf-
merksamkeit gerichtet haben, aber man überzeugt sich bald, dass das,
was sie an ihrer Sprache beobachtet haben , mutatis mutandis auch auf
die übrigen passt.
Die Inder betrachten mit Recht das Verbum als die Seele des
Satzes und haben desshalb der Betonung des Verbums in den verschie-
denen Arten der Sätze besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Sie haben
nun gefunden, und dieser Beobachtung auch in den accentuirt auf uns
gekommenen Texten graphischen Ausdruck gegeben, dass in ihrer
Sprache das Verbum des Hauptsatzes enklitisch in Bezug auf jedes
vorangehende Wort, das des Nebensatzes dagegen orthotonirt ist. So
wird z. B. in dem Verse:
j& sömäsah paräväti y6 arväväti sunvirä, särväns tä'fi indra gacchasi
„welche Somatränke in der Ferne, welche in der Nähe gepresst werden,
ssu denen allen o Indra kommst du" RV. 8, 82, 6,
das erste Verbum betont , das zweite unbetont gelassen. Dabei ist hin-
97
sichtlich der Hauptsätze zu bemerken , dass natürlich ein Yerbum , wel-
ches am Anfang des Satzes steht, nicht enklitisch sein kann, z. B.
yunjänti bradhn&m arushäm „sie schirren die rothe Sonne an"
KV. 1, 6, i,
und dass jeder Imperativ als ausserhalb des Satzes stehend, gleichsam
als selbständiger Körper betrachtet wird, hinter dem jedes Mal ein
neuer Satz beginnt, z. B.
süsamiddho na ä' vaha devä'fi agne havfshmate bötab pävaka yäkshi ca
„wohl angemndet bringe o Agni uns die GöUer, und opfere für uns
flammender Priester" EV. 1, 13, 1,
wo ydkshi, weil es hinter einem Imperativ steht, accentuirt ist. Bei
den Nebensätzen ihrerseits muss man beachten, dass die indischen Ge-
lehrten manche Sätze als untergeordnet ansehen, die wir beigeordnet
nennen, z. B. begründende Sätze mit hi „denn", so dass z. B. in dem
folgenden Verse das Verbum des zweiten Satzes orthotonirt wird.
üpa nab sutäm &' gab! häribhir indra ke9fl)hih sut6 bf tvä hävämahe
„komm zu unserem Saft heran, o Indra, mit den Falben, denn
beim Saft rufen wir dich'' RV. 1, 16, 4.
Weiteren Aufschluss über die Accentuation , zunächst des Atharva-
veda findet man in einem höchst interessanten Aufsatz von Whitney,
den Kuhn in den Beiträgen 1, 187 in deutschem Qewande veröffent-
licht hat.
Dieses Accentgesetz nun hat auf den ersten Blick etwas sehr
Befremdliches. Wir, die wiy uns so gern von dem Namen gefangen
nehmen lassen, finden es auff&llig, dass das Verbum des Nebensatzes
so hoch geehrt, und das des Hauptsatzes zur Tonlosigkeit herabgedrückt
werden soll. Indessen, irre ich nicht, so ist die Erklärung für diese
Thatsache im Vorhergehenden enthalten. Wir sahen, wie der Neben-
satz sehr oft gerade das enthält , was im Zusammenhange der Bede das
Allerwichtigste ist, und im Sanskrit, wo z. B. die Relativsätze zum
allergrössten Theile „ nothwendige " sind, ist das besonders häufig der
FalL Dadurch allein schon ist eine stärkere Betonung des Nebensatz-
verbums gerechtfertigt Nun kommt noch die Gewohnheit des Sanskrit
hinzu, die Nebensätze voranzustellen, wodurch unläugbar in dem Hörenden
eine Spannung auf den Hauptsatz hervorgerufen wird. Wenn die zwei
Bedingungen , welche im Sanskrit so ausserordentlich häufig zusammen-
treffen , Unentbehrlichkeit und Voranstellung des Nebensatzes , im Deut-
schen ebenfalls eintreten, so betonen auch wir das Verbum des Neben-
satzes weit kräftiger und höher, als das des Hauptsatzes. Wer hört z. B.
diese Betonung nicht heraus in dem Satze:
„Was man nicht nützt, ist eine schwere Last"!
Delbrück u. Windisch, syntakt. Forsch. I. 7
98
In diesem Verse ist „nützt" unzweifelhaft das Wort, was am meisten
durch die Betonung ausgezeichnet ist, und das Yerbum des Hauptsatzes
tritt dagegen bedeutend in den Schatten. Aehnlicher Art nun ist im
Sanskrit die Majorität der Nebensätze. Von dieser Majorität haben die
indischen Sprachgelehrten die Regel abgeleitet, dass allemal das Verbum
des Nebensatzes zu betonen sei. Das Yerbum des Hauptsatzes
musste natürlich im Gegensatz dazu unbetont bleiben. Man kann bei
diesem Verfahren allenfalls tadeln wollen,^ dass sie eine Accentuation,
die nur auf fast alle Sätze Anwendung fand, auf alle ausdehnten, und
besonders auch auf die einzeln stehenden Hauptsätze. Aber man bedenke,
dass die indischen Philologen mit dieser Accentuation zugleich etwas
ausgedruckt haben, wozu wir die Interpunktion verwenden, die sie in
dieser Art nicht kannten. Wenn man diesen Gesichtspunkt nicht aus
den Augen lässt , wird sich das Urtheil wohl auch in diesem Falle dahin
zusammenfassen lassen, dass die indischen Grammatiker feine Beobach-
tungen zu machen und sie klug zu gebrauchen verstanden.
Hiermit ist denn das hauptsächlichste Material vereinigt, um die
Entstehung der Relativ- und Conjunctionssätze zu verstehen.
Ich vermeide es, an dieser Stelle eine Untersuchung über den
Begriff des Satzes, die Nothwendigkeit des Yerbum finitum in ihm, und
Aehnliches vorzunehmen , sondern betrachte den einfachen unabhängigen
Aussagesatz als gegeben. Jeder dieser Sätze ist der Ausdruck eines
Yorstellungsinhaltes, der dem Sprechenden als ein Ganzes erschien. Nun
liegen die Gedankencomplexe , welche in der Sprache zu Sätzen werden,
nicht gleichgültig in der Seele neben einander, sondern wirken auf
einander, fl^rdernd und hemmend, und erleiden Einfluss von allen übrigen
Gedanken und Empfindungen. Der eine Gedanke wird gehoben, der
andere gedrückt, der eine mit Pathos, der andere mit Gleichgültigkeit
ausgesprochen. Auch logische Beziehungen der Gedanken fehlten natür-
lich nicht , selbstverständlich von einfacher Art. Yon Grund und Folge
und Aehnlichem werden die ersten Ahnungen doch sehr Mh aufschim-
mern. Mit einem Worte: Haupt- und Nebengedanken und folglich
Haupt- und Nebensätze existiiiien schon in der Periode des einfachen
Satzes vor der Entstehung des Relativums und der Conjunctionen, nur
dass sie kein sprachliches Zeichen hatten, ausser dem freilich sehr mäch-
tigen und mannigfaltigster Nüan9en filhigen der Satzbetonung. Allmälig
rückte dann die Sprache dem geistigen Processe der Satzunterscheidung
nach, und schuf in besonderen Wörtern Zeichen und Hebel des Satz-
gefüges. Die thätigsten Helfer bei dieser Arbeit waren die Pronomina.
Alle Pronomina nun dienten — wie wir oben sahen — zuerst nur einer j
Situation ; sie konnten nur bezeichnen , was dem Sprecher gegenwärtig
99
erschien. Es war ein wichtiger Schritt, als man anfing, einige Prono-
mina auch zur Einweisung anf Gedankenbilder von früher dagewesenen
Dingen zu verwenden, als man anfing, das deiktische Pronomen zum
anaphorischen umzuformen. Aus dem anaphorischen Pronomen entstand
ansser den Wörtchen , welche die Verbindung der Hauptsätze zum Zweck
haben, wie Und, oder, auf welche ich hier nicht näher eingehen kann,
das Relativpronomen.
In den ältesten Zeiten — so darf man aus der Verschiedenheit
der Belativstämme in den indogermanischen Sprachen schliessen —
konnten wohl zur Anfügung von Haupt- und Nebensätzen die gleichen
anaphorischen Pronominalstämme verwendet werden. Mit der Zeit aber
trat eine Scheidung ein. Man gewöhnte sich, nur ganz bestimmte
Pronomina zur Anknüpfung von Nebensätzen zu verwenden. Diese Ge-
wohnheit ward die Quelle des Belativums. Ausserdem ist das anapho-
rische Pronomen, aus welchem das Belativum entstand^ noch durch eine
Eigenschaft vor anderen ausgezeichnet, welche die Wörter wie ca, ve
und ähnliche hervorbrachten. Das Belativum ist deklinirbar. Schon
daraus ist zu folgern , was die Beobachtung bestätigt , dass das Belativum
in der Begel auf einen vorangegangenen Nominalbegriff hinweist Zwar
können auch ganze Sätze substantivirt und es kann auf diese Quasi-
Substantiva verwiesen werden, aber dieser Gebrauch des Belativums ist
auf wenige Casus des Singulars eingeschränkt. Seine Hauptaufgabe
bleibt immer, ein Nomen des vorangehenden Satzes zu reproduciren.
Durch diese Beproduktion bindet das Belativum den* zweiten Satz an
deD ersten, und mit dieser Beschäftigung scheint auch die natürliche
Stellung des Belativums an der Spitze des Satzes gegeben. Freilich
finden sich, und besonders im Sanskrit, zahlreiche Ausnahmen von der
natürlichen Wortstellung; ich möchte aber glauben, dass sie erst, als
der Begriff des Belativums sich schon fest eingebürgert hatte, möglich
geworden sind. Demgemäss definire ich das ursprünglichste Belativum
als ein an der Spitze eines Nebensatzes stehendes anaphorisches Pro-
nomen, welches auf ein Nomen des vorangehenden Hauptsatzes hinweist.
Man sieht , dass schon das allerprimitivste Belativum eine auf dem Zu-
sammentreffen mehrerer Bedingungen beruhende Schöpfung ist, die schon
eme nicht geringe Sprachentwickelung voraussetzt; und doch wie steif
ond arm ist dieser primitive Gebrauch des Belativums gegenüber der
Geschmeidigkeit und Freiheit des Belativums der vedischen und home-
rischen Sprache , das ich im fünften Gapitel zu schildern versucht habe !
Das Belativum, in welcher Weise es auch gebraucht sein mag,
vermittelt immer eine Verbindung zwischen zwei Sätzen. Welcher Art
diese Verbindung sei, ob etwa der eine Satz als Grund des anderen,
7*
100
oder als Folge oder Aehnliches anzusehen sei, davon enthält das Bela-
tivum nichts. Ein Versuch , auch diese sich nothwendig einstellenden
Gedanken zum Ausdruck zu bringen, liegt in den Conjunctionen
vor. Ich habe im sechsten Capitel darzulegen versucht, wie weit dieser
Versuch in der uns vorliegenden Sprachperiode gelungen ist Es hat
sich dort ergeben , dass die conjunctionelle Verbindung für gewisse feinere
Gedankenverhältnisse genauer und bequemer ist als die relative, und
schon desshalb darf sie wohl als die jüngere Schicht betrachtet werden.
Wir konunen nun auf die Frage zurück, ob wir die in der Sprache
selbst gegebenen Andeutungen in der von uns vorgeschlagenen Satz-
eintheilung richtig befolgt haben. Es hat sich gezeigt , dass der Gegen-
satz von Haupt- und Nebensätzen unvermeidlich durch die Natur des
menschlichen Denkens gegeben ist Es hat sich ferner gezeigt, dass
der Nebensatz nicht von allem Anfang an ein lautliches Zeichen gehabt
sondern erst bekommen hat Man muss also die Nebensätze in solche
eintheilen, die kein lautliches Zeichen haben, und solche, die eins haben.
Aus der Beobachtung der uns beschäftigenden Spracherscheinungen haben
wir nun entnommen, dass die lautlichen Zeichen folgende sind: erstens
das Relativum , zweitens die Conjunctionen. Somit ergäbe sich folgende
Classification der Aussagesätze.
A. Hauptsätze,
B. Nebensätze,
1) solche ohne lautliches Abzeichen,
2) solche mit lautlichem Abzeichen,
a. mit dem Belativum,
b. mit Conjunctionen.
In unserer Beispielsanunlung fehlt nun die Gruppe B. 1, weil diese
Sätze in dem uns vorliegenden Sprachzustand verhältnissmässig selten
sind, und sie theils unter den Hauptsätzen (vgl ma und juty) theils in
der Einleitung aus Gründen der üebersichtlichkeit Erwähnung gefunden
haben. Im übrigen ist die eben gewonnene rationelle Eintheilung befolgt
Nach diesen Ausführungen über Satzeintheilung im Allgemeinen
habe ich nun noch über die conjunctivischen und optativischen Sätze
im besondem ein paar Worte zu sagen.
Auf die Hauptsätze , überhaupt auf das ganze Gebiet der Correla-
tion, sind wir in der vorliegenden Arbeit nicht näher eing^angen.
Dagegen haben die Nebensätze eine neue Classification erfahren, die ich
zwar schon Cap. Y, Seite 35 gerechtfertigt habe , auf die ich aber ihrer
Wichtigkeit wegen hier noch einmal zurückkommen muss.
Die conjunctivischen und optativischen Nebensätze zerfallen natür-
lich wie die indicativischen in relativische und conjunctionelle, aber jede
101
dieser beiden grossen Gruppen zerlegt sich nach unserer Darstellung
wiederum in 1) posteriorische, 2) priorische Sätze. Diese zweite Theilung
ist hier noch einmal zu begründen.
Der Conjunctiv und Optativ erzählen nicht etwas Thatsächliches,
draussen Gegebenes, sondern enthalten Begehrungen des Subjects. Der
Inhalt conjunctivischer und optativischer Sätze steht also in höherem
(rrade unter der Botmässigkeit des Subjects , als der Inhalt indicativischer
Sätze. Damm sind die conjunctivischen und optativischen Nebensätze
ganz besonders geeignet, auf das Engste an den Hauptsatz angeknüpft
zu werden, sie sind das eigentlichste Gebiet der Satzunterordnung, in
ihnen kommen alle jene Eategorieen wie Absicht, Folge, Bedingung u. a.
zar Anwendung. Es gilt nun zu ermitteln, was von diesen Eategorieen,
die wir in dergleichen Sätzen finden, wohl schon den Indem und
Griechen der ältesten Zeit vorgeschwebt haben mag. unsere ganze
Untersuchung hat uns gezeigt , dass das Griechische in den Nebensätzen
die Spuren eines primitiveren Zustandes weit treuer bewahrt hat als das
Sanskrit Wir werden uns also bei der vorliegenden Frage zunächst
an das Griechische zu halten haben, und zwar sollen an dieser SteUe,
da Seite 35 schon die Belativsätze herangezogen worden sind , besonders
die Conjunctionssätze befragt werden. Bei den griechischen Gonjunc-
tionssätzen nun fällt auf, dass gewisse Arten dem Hauptsatz zu folgen,
andere ihm vorauszugehen pflegen. Zwar ist diese Scheidung nicht ganz
durchgreifend, weil die Satzstellung von mehreren, sich bisweilen durch-
kreuzenden Rücksichten beherrscht wird, aber doch so deutlich, dass
sie nicht als zufällig oder gleichgültig angesehen werden kann. Die
gewöhnlich nachstehenden Sätze nun enthalten Absicht, Folge u. ähnl.,
die gewöhnlich vorausstehenden Bedingung, Voraussetzung u. ähnl. Die
ältere Sprache hat also Absicht u. ähnl. unter der Kategorie des Posterius,
Bedingung u. ähnl. unter der Kategorie des Prius gedacht. Dabei muss
Posterius und Prius im weitesten Sinne genonmien werden. Entweder
ein Gedanke folgt dem Hauptgedanken, sei es zeitlich, sei es logisch,
oder er bildet die Stufe, über die man zum Hauptgedanken hinaufge-
langt, in jedem Falle aber muss der Nebengedanke durch eine Seelen-
regung des Subjects an den Hauptsatz geknüpft sein. Diese Eintheilung
io posteriorische. und priorische beherrscht nun die gesammten von uns
behandelten Nebensätze, und es ist in der vorliegenden Arbeit des
Ausführlicheren erwiesen, wie die Gmndbegriffe der Modi, der Sinn
des Belativums und der Gonjunctionen sich unter der wesentlichen Mit-
wirkung dieser Kategorie gestaltet haben.
1 •
• • ••• ••
• ' • « :•
• * •.'•1
4 « • *
1
102
CfrScoariscli.
Die vorliegende Untersuchung hat neben einigen unbedeutenderen
Differenzen eine überwiegende Anzahl wichtiger Uebereinstimmungen
zwischen Sanskrit und Griechisch zu Tage gefördert Die wesentlichen
lassen sich unter folgende vier Nummern zusammenfassen.
1) Das Sanskrit und Griechische haben die Geschiedenheit der
beiden Modi bewahrt, ebenso das Zend und Altpersische, in den übrigen
Sprachen sind die Modi zusammengeflossen.
2) Das Sanskrit und Griechische haben als Relativpronomen den
Stamm ja, ebenso das Zend, das Altpersische zeigt ihn in yathä wie,
yad'iy wenn, yätä tvährendy yävä tüie lange, während als flectirtes
Belativum tya verwendet wird. Als specielle Uebereinstimmungen
zwischen Sanskrit und Griechisch ist der conjunctionelle Gebrauch von
yid =« o, yä't =« uig, yävad =« ^log zu erwähnen. In den übrigen indo-
germanischen Sprachen finden sich keine sicheren Spuren von dem rela-
tiven Gebrauch des Stammes ja, ausser etwa in der gotischen Gon-
junction ei, die ich mit Seh er er (ZGDS. 382) auf unseren Stamm
zurückfuhren möchte.
3) Das Sanskrit und Griechische besitzen die Prohibitivnegation ma,
ebenso das Zend und Altpersische. In den übrigen Sprachen keine Spur.
Denn es liegt kein Grund vor, das lateinische ne von dem Stamme na
zu trennen.
4) Das Sanskrit und Griechische besitzen eine vom indefiniten
Fronominalstamme gebildete Conjunction, Sanskrit kam, griechisch xdv^
von der die übrigen Sprachen nichts wissen.
Diese vier Parallelen lassen sich zu der Behauptung vereinigen,
welche wohl Jeder als Totaleindruck aus diesen Studien mitnehmen
wird , dass das Griechische in der Moduslehre dem Sanskrit näher steht,
als zum Beispiel dem Lateinischen und Deutschen. Wenn man allein
die Moduslehre zu berücksichtigen hätte, würde man die indogermani-
schen Sprachen in zwei Gruppen theUen , nämlich die asiatische Gruppe
sammt dem Griechischen einerseits, und die übrigen europäischen Sprachen
andererseits.
Es fragt sich, ob man aus der auffallenden Uebereinstinunung in
diesem Theile der Syntax historische Schlüsse ziehen kann, Schlüsse,
welche auf die successive Lösung der Einzelsprachen aus der indoger-
manischen Grundsprache Licht zu werfen geeignet sind? Prüfen wir
darauf hin die vier Punkte.
Aus der ersten Thatsache lässt sich ein solcher Schluss nicht
ziehen, denn es ist keinem Zweifel unterworfen, dass das Indogermanische
^
103
alle die Modi besass, welche das Sanskrit und Griechische zeigen, und
dass die übrigen Sprachen nur verarmt sind. Das Sanskrit und Grie-
chische haben das älteste Sprachgut am treuesten bewahrt, aber nichts
zwingt uns anzunehmen, dass sie es zusammen gethan haben.
Gewichtiger scheint der zweite Punkt Wie auffällig die Ueber-
einstimmung zwischen yäs yä' yäd 8g tj o, yä't wg, yävad ^(og. Sollte
man aus solchen üebereinstimmungen nicht auf eine gräcoarische Zeit
schliessen dürfen? Allein dass man aus der Gemeinsamkeit des Relativums
nicht sehr viel auf die Frage der Verwandtschaft schliessen darf, beweist
das Altpersische, welches ein anderes flectirtes Belatiypronomen hat ds
seine Zwillingsschwester das Zend. Macht diese Analogie schon be-
denklich, so entzieht der Gebrauch des Belativums bei Homer einem
etwaigen Schluss in gräcoarischer Bichtung allen Boden. Der Stamm
ja ist bei Homer noch hin und wieder rein anaphorisch, kann also, als
das Griechische sich von einer grösseren Sprachgruppe trennte, noch
nicht rein relativ gewesen sein. Zu demselben Besultat fahi*t die Be-
trachtung des Stanmies ja in den übrigen Sprachen. Es scheint mir
ein sicheres Besultat von Windisch's Untersuchungen, dass vor der
Sprachtrennung der Stamm ja noch nicht relativ, sondern erst ana-
phorisch war. Wenn man bedenkt, wie verschieden der Belativstamm
in den Einzelsprachen ist, so wird die Yermuthung nahe gelegt,
dass in der Grundsprache mehrere Pronominalstämme in ganz ähnlichem
anaphorischen Sinne gebraucht wurden und also mehrere Stämme dem
relativen Gebrauche zutrieben. Vielleicht haben auch schon Adverbia
wie *jäi und *jävad bestanden , und sind in den Sprachen erhalten ge-
blieben, welche den Stamm ja zum Belativum ausbildeten. Warum
nnn das Sanskrit, Zend und Griechische gerade diesen Stamm begün-
stigten, weiss ich freilich nicht zu sagen, und ebenso wenig, warum
das Altpersische ihn mied oder vielleicht wieder aufgab. Jedenfalls darf
man die Ausbildung des Belativums nicht in eine etwaige gräcoarische
Epoche legen , denn bei Homer ist es noch nicht fertig , und selbst wenn
die homerische Sprache nicht zu uns redete, würde das gotische ei
beweisen^ dass auch eine Sprache aus eigenen Mitteln lernen konnte,
das anaphorische Pronomen ja zur engeren Satzverbindung anzuwenden.
Die dritte Nummer bietet eine der allermerkwürdigsten üeberein-
stimmungen. Die asiatischen Sprachen haben eine eigene Prohibitiv-
negation mä, der in Europa nur das Griechische sein ^iij an die Seite
zu setzen hat Und damit nicht genug. Wir sehen auch die deutlichen
Spuren einer uralten Construction dieses mä mit dem Gonjunctiv des
Aorist. Der Gonjunctiv des Aorist ist nun in den übrigen Sprachen
verloren gegangen, soll man dasselbe von mä vermuthen? Diese Frage
104
Igemeiiien spracblichen Analogieo bejahen. Die Existenz
Prohibitivnegation neben der allgemeinen scheint mir
eichthnm, wie der Besitz des Dual neben dem Plural,
I neben dem Activam. Die Tendenz der Sprachen geht
g des Materials. Darnm ist mir die Annahme, das»
iche die zwei Negationen schon besass, wahrscheijilicher
[gesetzte, dass bb sie noch nicht besass, mä vielmehr
Hcoarischen Zeit ansgebüdet worden wäre. Somit ist
üebereinstimmoi^ nur zu folgern, dass sowohl die
i wie das Griechische in der Bewahrung des indoger-
hgutes sehr z&ho sind.
vierten Punkt, die Gleichheit von Mm and xiv, wird
über den dritten Fankt Gesäte richtig ist, ähnlich
also, dass die entscheidenden Gründe für die BeurUioi-
ng des Griechischen uiderswo als in der Syntax za
ßeispiel- Sammlung.
rt
CONJUNCTIY.
A. Der Conjunctiv in Aussagesätzen.
Cap. I.
Der ConJnnetlT In HanptsStzen.
Zu diesem Capitel ist Einleitung Seite 17 bis 25 zu vergleichen.
Hier bemerke ich nur, dass auch diejenigen Sätze mit ma und ^nj,
welche , wenn sie auch äusserüch sich von den Hauptsätzen nicht unter-
scheiden, doch aus inneren Gründen als Nebensätze betrachtet werden
müssen , mit den Hauptsätzen zusammen behandelt sind , weil es unthun-
lich schien, die Belege f&r ma und ^r^ in zwei Capitel zu zerstreuen.
Nach Einleitung 17 zerfällt dieses Capitel in zwei Paragraphen,
deren erster den Conjunctiv des Wolle ns, der zweite den der Erwar-
tung enthält
§ 1.
Der Conjunctiv des WoUens.
I. In positiven Sätzen.
* 1) Erste Ptrson.
a. des Singülaris.
Man vergleiche Einleitung Seite 17 — 19. Zunächst seien hier
sanskritische Beispiele angeführt
Sanskritische Beispiele.
Yoran stehen Sätze ohne ermunternde Partikeln, dann folgen
Satze mit ermunternden Partikeln.
brahmacäry äsäni „ich tvill Br. werden'^ 9^t. Br. 11, 5, 4, 1 sagt
jemand, der sich entschlossen hat, Brahmanenschüler zu werden, und
sich zum Zweck der Aufnahme bei dem Lehrer meldet Aham etad
asäni yat tvam, aham mahän asäni (Indra sprach zu Prajäpati) „ich
wdl d4is sein, was du bist, ich wiU gross sein" Ait Br. 3^ 21 vergl.
108
Alt. Br. 1, 23, 3, 23. 2, 19 a. 8. w. ürva?! spricht zu ihrem Geliebten:
Qardharven werden dir morgen eine Wahlgahe gdxM (frei^etlen,
SU wäMen), die wähle dir". „Wähle du für müA". „Nun so
: yushmä'kam evä'i 'ko 'sänf'ti „ich mit einer von euch werden"
!tr. 11, 5, 1, 12. tarn ho' väca: „rishe' harn te ^atam dadämy,
eehäm ekenä'tmänam nishkrinä" iü „er sprach eu ihm: „RisJii,
^ dir hundert Kühe, ich wiä midi mit änetn von diesen (deinen
n) loskaufen" Ait Br. 7, 15.
brnvann adiMm: „tvsye 'matn yajnam prajänäme' td, sä „tathe"
itavtt, Bä v&i vo varam vrinä" iti „die Götter sprachen eu Adili;
•h dich lass uns dies Opfer finden (wollen wir dies Opfer finden) ;
ra<^ „ja", öfter ich tviU mir von euch einen Wunsch ausbitten"
tr. 1, 7.
Bväpi^ cä ' rahtisheDah (autann^ ca käuravyäu bhrätar&a babhfl-
; sa ^antannh kanlyän abhishecayäip cakre, deväpis tapas pratipede.
(antano räjye dväda^a rarshäni devo na Tavarsha. tarn Qcar
lauä: „adhannas tvayä Carito jyeBh^haip bhiätaram antarityä 'bhi-
am, taemät te devo na varshati 'tä. sa pantanur deväpim ^i^iksha
la. tarn nväca deväpih: „purohitas te 'säni yäjayäni ca tve" 'ti
ipis, der Sohn des Bishtishenas und ^ntanus, beide aus dem
lechte der Kuru waren Brüder, Qintanus, rfer jüngere, Hess sich
Kdnig machen, Deväpis wandte sich eur Frömmigkeit. Darauf
'e der Gott swölf Jahre lang nicht in dem Beiehe des ^ntanus.
em sprachen die Brahmanen: „Unrecht ist von dir verübt, du
dich mit U^tergehung deines erstgeborenen Bruders zum König
m lassen. Deswegen regnet dir der Gott nicht, ^ntanus bot dem
ns das Beich an, aber Dcväpis sprach, ich wiU dein Hauspriestcr
n und für dich opfern" Yäska Nirukta 2, 10 (Roth pag. 44).
Von den ermtmtenideii Partäkeln sind die häufigsten nü
\änta:
i. nfi' mahjtvUni Trishabhdsya vocam „tcA wiU die Grösse des
s preisen" RV. 1, 59, 6 vgl. 1, 32, 1. 1, 154, 1. 2, 15, 1. 6, 8, I
weimal nw) u. a. w. häri nü kam rätha fndrasya yojam äyäf sükt^na
i närena „ icÄ will mit einem wMgesungenen neuen Liede die beiden
» an den Wagen des Indra schirren, dass sie herankommen"
', 18, 3 und Ähnliche Wendungen in ,^os8er Menga „huite 'man
lyä" iti t&n abhiprä^vaslt „(die Götter etilen auf Vritra eu, um
u tödten), in dem Gedanken „wdlan ich will sie erschrecken"
b er sie an" Ait Br. 3, 20. hante' man asminn uküia äbhaja iti
a dachte) „wolan ich wiü (die Maruts) an diesem Opfer theil-
M lassen" Ait Br. 3, 20 vgl. (Jat Br. 10 4, 2, 22 u. s. w.
109
Griechische Beispiele.
Im Griechischen wird der Conjunctiv stets durch eine au&nunternde
Phrase wie ei d' aye, diX äye eingeleitet. Doch ist durchaus nicht
unmer eine Selbstaufmunterung des Redenden anzunehmen, vielmehr
kann dieser auch die Hörer aufmerksam machen oder auffordern , seinem
Entschlüsse nichts in den Weg zu legen. So kommt es, dass eine
WiUenserklärung in der ersten Person Singularis auch durch ayere ein-
geleitet werden kann:
aW ayBS'\ vfuv revxe* iveluto d^w^rjpuß^vai % 139.
Femer mit dXV aye: "
all' aye ol xat iya) äw ^eiviov v 296.
aü' äy eydvy og aeio yeQalzeQog evxofiai eivai,
i^eiTtio xal nawa dil^Ofiat / 61, vgl. x ^29, 487.
du.' ay\ iywv avrog neiQi^aofiat '^äi Yäußfiai ^126.
Mit ei (T aye:
el (faye t<H xai voazov efiov noXvwffiV hioTtia i 37, vgl. (f 217, lo 337.
Mit erweiterter auffordernder Phrase:
dUi* aye vvv efrifieivoy, dqrjia revxea 6vu) Z 340.
rf«7r€, dvu} fwi inea9ov. Xdia^C otiv' eqya xhvycjcai X 450 vgl. X* 418.
- b. des Dualis und Pluralis.
Man vergleiche Einleitung Seite 19 — 20.
Sanskritische Beispiele.
Die erste Person Dualis oder Pluralis wird in doppelter Weise
gebraucht , entweder so , dass statt der einen Person mehrere das gleiche
sprechend gedacht werden, oder so, dass eine oder einige die übrigen
auflfordem.
Für den ersten Fall sind Beispiele:
yät te divo duhitar martabhöjanam täd räsva bhunäjämahäi „was
du 0 Himmdstockkr Menschenerquickendes besitzest , das ffieb uns , wir
tßcUen es geniessen (lass es tms geniessen)'' RV. 7, 81, 5. abruvann
aditim: „tvaye 'mam yajnam prajänäme'ti ,ydie Oötter sprachen su Adüi:
»durch dich woUen wir finden (Uiss uns finden)'^ Ait Br. 1, 7. ä' yähi
knnäväma ta fndra br4hmäni v&rdhanä „komm heran, wir wollen dir,
Indra, Gebete, Stärkungen bereiten^' RV. 8, 51, 4 vergL 5, 45, 6.
6, 16, 16 u. s. w. svastäye väyüm üpa bravämahäi „zum Heüe wollen
mr Vagu anrufen^' RV. 5, 51, 12. mino yäjayäva tv6'ti „Manu, wir
woUcn für dich opfern'^ ^at. Br. 1, 1, 4, 15. t^ hö 'cuh: „hinte'mäm
110
prithiviin vibhajämaMi „die spradien: „wdan, wvr woUen diese Erde
tmkr uns vertheilen^' ^at. Br. 1, 2, 5, 2. te devä abravaim „aräjatayä
yäi no jayanti, räjänam karavämahä iti „die Götter sprachen: „wegen
unserer Königslosigkeü besiegen sie uns, wir woUen uns einen König
wählen'' Ait.Br. 1, 14.
Den zweiten Fall verdeutlichen folgende Beispiele:
Pururavas erkennt Urvafi in dem Wasservogel und spricht: „o Gattin
halt, grausame j sinnberaubte, väcänsi mi9rä' krinavävahäi nti" „wolan,
lass uns Worte wechseln" (Jat. Br. 11, 5, 1, 6 vgL RV. 1, 25, 17.
hänämäi' näfl fti tväshtä y&d äbravit „als Tvashtar sprach, wolan,
lasst sie uns tödten'' RV. 1, 161, 5. Einleitung Seite 20 ist entwickelt
worden , bei welcher Situation der Gedanke der AuflForderung in die erste
Person, in der er ursprünglich nicht liegt, hineinkommen konnte.
Griechische Beispiele.
Aus dem Homer ist nur die zweite Art zu belegen. Immer wird
einer sprechend gedacht, der die übrigen auffordert. Der Conjunctiv
steht entweder allein, oder nach einem auffordernden Wort.
Allein :
^'Etctoqoq OQGtofÄev TCQOPUSQdv fi€vog iTiTtodafiOLO H 38.
Tohg ^ehovg .... ig Siiielovg 7ti(i\p(0(iev v 382.
rilAeig de y^Qa^dfisd'' OTtiog o^' aQioxa yivfjTai tp 117 vgl. tt 371,
J 14, S 61.
cv*' lOfiev xeiotrreg S 340, vgl. P 340, M 328.
omxdi neq avv vtjval vedfisd'a novTOTCoqoiOLv JT205 vgl B 236, r'283
i]pLBlg d*, c5g tb TtaQog Tteq iTtorqvvdfudix TtofiTtijv ^ 31 vgl. a 85.
viSv d^ i9vg fUfiacSre ^ia%iüpLBdu X 243 vgl. O 160.
VW öi fivfjawfied'a öoqtcov Q 601 vgl. T 148.
(uvwd'd 7t€Q aiKpißaXovxB, aiXriXovg oXoolo Tera^cifiead'a yooio V 98
vgl. o 399, a 369.
rSv fiiv novoiafiead'a fidxijg tuxI driidttfcog H 290, vgl. H 29 und
ausserdem if333flgd., 0 110, Ä 108, <Z)309, ^244, 0208, a 372,
» 100, /ri 321, V 271, v 485.
Durch aUj& eingeführt:
aU: hfiev q 194, vgl Z526, K 126, 2 266, fl 469, ß 404, ^ 31,
X 549, CO 358 u. 437.
aUa q>Qa^(ofi€d^a »aaaov x 192 vgl. ß 168.
aXÜ ^ %oi vvy fiev neidwfAed'a vvxtl fielaivf] I 65 vgl. 0 502, V 48,
ju 291 (mit folgendem Futurum),
ciHa (injüiafied'a daiTog v 246 vgl. x '^3*
111
dU.^ onXiCcifud'a 9aaaov to 495, man vergleiche noch x 228 u. 269,
7t 384 (der Optativ ausmalend) mid 402, a 39, Y 136, C& 467, V 9.
Mittelbar ist der Conjmictiv durch aUa eingefßhrt: ^45 und 168.
Durch aye und ayeze eingeführt:
dtaga d* äf aXh^hoiai TtegiTclvrä dciofiep afufna H 299.
yvp d' aye-^y (og Sv iywv utcw^ neidii^d'a Ttdvrag ^ 213 vgl. A' 392,
^ 140—144.
Durch äiX ilye und diX* ayere eingeführt:
diX opye9-\ (og aV iywv una) Ttei&wfiedix Ttovreg 2 297 vgl. ß 139,
/ 26, M 75, O 295 flgd., ^ 179.
diX äyer* amoL neq q>Qa^ia^u9'a /Äfjftiv dflarrpf P634 vgl. a 76, q 274.
diX aye ol dwfiev z^lnoda fiiyccv tjdi Xißrp^a v IS vgl, ^ 389.
diX aye dij tuxI vwi fiedwfied'a d-oigidog dXxijg £718, z/418 vgL
ß 618. Man vergleiche noch u^ 62, r 441, ^ 348, Y 119 und 300,
A' 231 und 254, ß 356, d 776, x 44 und 177, (p 135 und folgende Stellen,
an denen der Conjunctiv durch dlk* aye oder ayere mittelbar ein-
geleitet wird: B 140, M 78, S 76 flgd. und 374, 2 304, & 394, x 334,
a 420, €0 432.
Durch ei ä* ay&te ist der Conjunctiv eingeleitet in der Stelle:
d d* ayet* dfjiqi Ttokir aw Tevjnjeöt nei^dwfiep A' 381.
Durch dev^, devre eingeleitet:
dävze, q>lloi, ^la q>eq6(ie»a ß 4:10 vgl. K 97, Hl28, 'F485, 9 133
und 292. Durch driV ayere: H 351.
2) Zweite und dritte Person.
Die Unterscheidung nach dem Numerus ist hier überflüssig, weil
^e Natur der Aufforderung dieselbe bleibt, ob sie nun an einen
oder an mehrere gerichtet ist.
Man vergleiche zu diesem Abschnitt Einleitung Seite 20 und 21.
Sanskritische Beispiele.
a vahäsi tä'd ih& deväh „du soUst die Oöüer hierher bringen'^
KV. 1, 74, 6 VgL 6, 2, 11. indrena s&m hf drikshase „(2u sMst dich
mt Indra eusammen sehen lassen" RV. 1, 6, 7 (vgl. M. Müller Eigv.
transl. 1 pag. 32). ä8a9 ca tv&m dakshinatäh säJ^hä me 'dhä vriträhi
jafighanäva bhün „sei du mein Freund (du seilst mein Freund sein)
zu meiner rechten Hand, wnd wir werden manchen Feind schlagen^^
RV. 8, 89, 2, man vergleiche noch 5, 82, 4. 6, 8, 7. 6, 19, 6. 10, 47, 1.
ta' no mfiläta idrf9e „seid beide unsresgleichen gnädig" KV. 1, 17, 1,
man vergleiche noch 3, 35, 2. 5, 74, 1. yädi tän n^Wa häryatha tritiye
ghä sävane mädayädhväi „wenn ihr das nicht woUt, so ergötzt euch
112
wenigstens am dritten Opfer" RV. 1, 161, 8 vgl. 1, 37, 14. 5, 77, I.
iAArin i'^näso — viditlia — mahüd brähma vadishyati „jäzt ihr Leute
'■ wM — vnrd er ein grosses Qd)fi sprechen" ÄV. 1, 32, 1.
iDJunctiv vidätha ist parenthetisch nnd behält desbalb seinen
[1. Weber Ind. stad. 4, 427).
:e dritte Person im auflbrdemden Sinne ist besonders im Veda
isa hanati vritrahä' „den VrUra soU der Vritratödter iödte»
er Vritratödter)" RV. 8, 78, 3 vgL 6, 16, 34 n. ö. agnfm ile sä
t „den Agni ^eÄe icA an, er soU hören (höre)" RV. 8, 43, 24.
f9väni hävanäni joshat „er soU freundlich alle unsere Opfer t»
\g nehmen (nehme in Empfang)" RV. 10, 81, 7. prä ^a ayflnsli
„er (der Gott Väyu) sdU rmser Leben verlängern (verlängere)"
186, 1 n. 0. jätävedase sunaväma sömam arätiyatö nf dahätt
dem Jätavedas teoUen wir Sotna pressen, er soU verbrennen des
(parcas deonan ctdtor) Habe (v^brenne)" RV. 1, 99, 1. av&'so
hä'c ca Dli „gestroMt hat Ushas und soU auch jetzt strahlen
)" RV. 1, 48, 3. t^ asmäbhyatn f&rma yansan „die soUen uns
verleihen (ntögen verleihen)" BV. 1, 90, 3. asmä vriddhä' asann
ier bei uns sollen die Grossen sein (seien)*^ RV. I, 38, 15.
päprih pärayäti svasti „er, der Retter soß uf^ heriäterführen
ile" RV. 8, 16, 11. ä' te vatsiS mäno yamat „Vatsa (der S&nger)
nen Sitm (den des Gottes) AerneA«» (eiehe her)" RV. 8, 11, 7.
rgleicho noch RV. 6, 2, 6. 5,9,7. 6,14,5. 5,31,12. 5,42,3.
6, 60, 1. 5, 82, 3 u. s. w.
18 Griechische kennt den aofTordemden ConjnncÜv in Hanpt-
n der dritten PeiBon nicht, für die zneite Person habe ich nur
es Phil. 300 anzuführen, worfiber Einleitnng Seite 20 und
irochen worden ist
n. In negativen Sätzen.
1 Griechischen tritt bei den Conjunctiven des Wollen» nur ;"i
ation anf, im Sanskrit gewöhnlich ma, doch begegnet, wenigstciia
zweiten ond dritten Person auch nd, und in abhängten Sätzen
ited. Der Conjunctiv des Pr&sensstanunes ist mir bei m&' nicht
lass bei den Sätzen mit mä' und ^^ ein sprachliches Zeichen
)b der Satz als Haupt- oder Nebeimatz zu betrachten sei, nicht
en ist, ist Einleitnng äeite 21 und 22 erjjrtert Deswegen habe
für besser gehalten, alle Sätze mit mä und ff^ zusanunen zu
In. Ebenda ist darauf hingedeutet, daas man aus der grossen
113
Masse der hierher gehörigen Beispiele einige ausscheiden könne, die
man passend Warnungssätze, andere, die man Befürchtungssätze
nennen kann. Freilich sind diese Kategorieen nicht durch besondere Wörter
ausgedruckt, sondern ergeben sich lediglich aus dem Zusammenhang
der Gedanken. Immerhin aber sind sie zur Gliederung der sonst
ziemlich unübersichtlichen Masse brauchbar. Sie sind für die erste
Person ausreichend, bei der zweiten und dritten dagegen bleibt eine
Anzahl von Beispielen übrig, die man nur als negative Aufforderung
cbarakterisiren kann.
1) Erste Person.
a. des Singularis.
Voran stellen wir die Sätze, in welchen die durch ma und ^uj
eingeleitete Abwehr aus einer auf den Sprechenden selbst bezüglichen
Befürchtung hervorgeht.
Aus dem Sanskrit gehören hierher: mä' häm räjann anyäkritena
bhojam „nicht mll ich, o Gott, fremde Thai zu büssen hohen'' BV. 2,
28,9. Freilich leidet die Energie der Willensäusserung, welche in der
ersten Person des Conjunctivs liegt, durch die Thatsache, dass die
Erfüllung des Willens nicht von dem Redenden, sondern von einem
Anderen abhängt. Wir pflegen deshalb zu übersetzen: „dass ich nur
nicht ,u, s, w.^\ Da so der Modus etwas von seinem specifischen Sinn
verliert, so ist es nicht auffällig, wenn Optative vorkommen, die sich
von diesen Gonjunctiven dem Sinne nach kaum unterscheiden, z. B.
fiV. 6, 51, 7. 7, 52, 2. 4, 3, 13. Andere Beispiele des in Bede stehenden
CoDJunctivgebrauches sind: mö (=» mä' u) ahäm dvishat^ radham „dass
ich nur nicht dem Feinde unterliege^'' RV. 1, 50, 13. mö shü varuna
mrinmäyam grihäm räjann ahäm gamam ^^dass ich nur nichts o Varuna,
in das Haus van Erde (das Grab) eingehe^' RV. 7, 89, 1 vgl. AV. 1, 1, 14
(Weber Ind. Stud. 4, 393).
Im Griechischen darf als eine ganz unabhängig gedachte
Befürchtung angesehen werden:
aXXa TiT] fioi Tovra q>ilog disH^ctro ^f,i6g;
jUi^ fÄiv iy(a fiiv ixto^i hiv b di ^ ovx eleijaei X 121.
Dagegen nennt man abhängig oder untergeordnet die folgenden:
deidw i^rj diriQ^aaiv ^1(oq xal ycvQ^a yivwfiai € 473,
wozu man Einleitung Seite 23 vergleiche, und
^r; ^oi oivov a€iQ€ fißXiq>Qovay noryia (nfjtSQ,
fii] /t' aTtoyvuaoyqy fiiveog 9 aAx^^ xe kdSto^ai Z 264,
wo fiij hx&tafiai als Motiv für ^u'i aeige wirken soll, folglich diesem
Hauptgedanken untergeordnet ist.
Delbrack a.Wlndisch, synUkt. Forsch. I. g
114
Auf die Befurchtungssätze lasse ich die Warnungssätze folgen.
Ich gebe ihnen die zweite Stelle, nicht wie es in der Einleitung S. 22
geschehen ist, die erste, weil die Situation, in der sie auftreten, eine
complicirtere ist, als bei den Befürchtungssätzen. Denn eine Warnung
entsteht erst dann , wenn wir einen Gedanken in der ostensiblen Absicht
von uns fernhalten, dass ein Anderer sich aus dieser Abwehrung eine
Lehre entnehme.
Aus dem Sanskrit gehört ein Wort der Ürva9i hierher, das sie
an ihren Geliebten Purüravas richtet: mö sma tvä nagnäm dar9am
„dass ich dich nur nicht nackt sehe!^^ Qd,t Br. 11, 5, 1, 1.
Aehnlich, nur etwas drohender, ist das einzige homerische
Beispiel, in dem man einen solchen Wamungssatz unabhängig nennen
muss:
fii^ ae yiqov Tcoiltjaiy iyca Ttagä vrpnji %i%ei(a A 26.
In den übrigen Beispielen steht der Satz mit ju^ allemal in solcher
Gedankenverbindung mit dem vorhergehenden Satze, dass wir ihn als
abhängig bezeichnen. Wenn wir nach unserer modernen Auffassung den
Satz mit nr\ als Inhaltssatz betrachten, pflegen wir /ui} durch „dass''
zu übersetzen:
q)Qa}^€0 mV, fiij zoi ti &e(av firjvi^a yevoi^ai X 358.
Es bedarf aber keiner Ausfuhrung mehr, dass die moderne Kategorie
des Inhaltssatzes dem Griechischen nicht aufgezwungen werden darf.
Will man den ursprünglichen Sinn des Griechischen treffen, so muss
man übersetzen: „denke nach! dass ich dir nur nicht Ursache des
Götterzornes werde"!
In den Sätzen , welche wir als Absichtssätze auffassen , übersetzen
wir fiTj durch „damit''. Die Griechen sind primitiver als wir, indem
sie einfach den abwehrenden Satz an den vorhergehenden anreihen , ohne
von dem Gedankenverhältniss etwas anzudeuten. Dahin gehören:
avra tzqoow q)iQ€ TO^a' xa^ ovn ev naot Ttidrfieig*
fii] ae xal onloTeQog TtsQ liip dyQOvde diwfiai (p 369
^iri TL XLrjy TtQOxaU^eo fifj jU€ xohiorig
/ijj OB yiqojv neq iwy ar^&og xal xdlea q)vqaia o 20
ti^ vvv fii^ fioi fxäXkov h ahyeav dvfibv OQivijg
/AT] cjß, y€QOv, ovd* avTOv ivi ythalfjatv idaio
xal ixhfjy 7t€Q iovca Q 575 vgl. l 73, Pl7, r414.
xhhxd'iy fivJTCQ ifn^, xat ävdoxeOy nrjdofiirri Tteg,
^iTj (7€, q>iXrpf 7t€Q iovaaVf iv 6q>d'akfioiaiv Xdio^av
d-eivofiivrjv ^587
(eine aus liebevoller Besorgniss hervorgegangene Wai-nung).
115
b. des Dualis und Plurcdis.
Hier ist dieselbe Doppelheit des Gebrauches anzuerkennen wie bei
den positiven Sätzen. Entweder die Abwehr wird gemeinsam von allen
ausgesprochen , oder von einem an die übrigen gerichtet (vgl. oben S. 109).
Im Sanskrit liegt mur nur der erste Fall vor:
sakhy^ mä' rishämä vayäm täva „lass uns in deiner Freundschaft
nicht Schaden leiden (dass wir nur nicht) '^ KV. 1, 94, 1. mä' tvft
Tayäm sahasävann avirä ma'psavah pari shadäma mä'^duvah ,ylasswns
nie, 0 Hdd, dich umsitzen ohne Mannen, ohne Lebensmittel^ ohne
Opfergaben" RV. 7, 4, 6 vgl. 1, 11, 2 u. a. m.
Im Griechischen kommt dieser selbe Gebrauch auch vor, z. B.
fitj Tt yia-xm ^^(oai xat ^/diag i^elaaoHJiv,
yaifjg fjfieviQrjg, alktov d' äq>imü^Bd'a dtj^ov n 378,
häufiger bei den sog. abhängigen Sätzen mit /ui^: ^irfik %iv' vrcvog
aiQeiToiy fiij %aQ^ia yevcified'a dvofievieaaiv Ä 192.
Ti3v de ßoiüv ciTtexcifiedxx, firj %i Ttdd'Wfiev /u 321.
Tjj di dij cdvöratoy neqideldiay firj tt rcad'fofiev N 52.
Gewöhnlich dagegen wird fi^ mit der ersten Fluralis des Conjunc-
tivs in dem zweiten Sinne gebraucht
fifpLiri vvv dij-y ard-L Xeywfied-a, iirjlF ¥vi dtjQOv
a^ßaUjCüf4€»a sqyov B 435 vgl. N 292, Y 244, y 240, v 296.
/u^ lOfisv Javaolai fict^rjaofisvoi Tteql vrfüiv iH 216 vgl. co 462.
\a\ %Lv* ei* ayyeXLrjy auQvvofiev n 355. Man vergleiche noch V 7,
ßiOi, K 177, TT 389.
2) Zweite und dritte Person.
Im Sanskrit finden sich , wie bei der ersten Person , nur unabhän-
gige Sätze angef&hrt, wegen der seltneren abhängigen sei auf die Ein-
leitung S. 21 verwiesen. Im Griechischen sind wieder die unabhängigen
Sätze von den abhängigen geschieden.
Sanskritische Beispiele.
Die Prohibition mit ma und dem Conjunctiv bezieht sich gewöhn-
lich auf einen einzelnen Fall, allgemeine negative Vorschriften haben
gewöhnlich nd mit dem Optativ, selten auch ma mit dem Conjunctiv,
z. B. divä mä sväpsih „scÜafe nicht bei Tage'* Ä^v grih. 1, 22, 2. Wir
fnhren aus der ungemein grossen Zahl vedischer Beispiele einige an,
zunächst für die zweite Person.
mä'nah sam&rane vadhih ^^schlage uns nicht imKampfe^^ RY. 1, 170, 2.
mä' na ä'yuh prä moshih ,, stiehl uns nicht das Leben'''' RV. 1, 24, 11.
mä' nas tok6 tänaye mä' na äyaä mä' no göshu mä' no äfveshu
rlrishah „beschädige uns nicht an unserer Nachkommenschaft, nicht am
8*
116
Leben y nicht an den Rindern, nicht an den Bossen" RV. 1, 114, 8.
mä' bibher, nä marishyasi „fiirchte dich nicht, du wirst nicht sterben"
AV. 5, 30, 8. mä' purä' jaräso mrithäh „stirb nicht vor dem Alter" AV. 30, 17
(eine Beschwörung, also Aufforderung, kein Wunsch), täm vrikshä' äpa
sedhanti chäyäm no mö'pa gä fti, yö brähmanäsya säddhanam abhi,
närada, mänyate „den treiben die Bäume fort, indem sie sprechen,
komm nicht in unseren Schatten, wer, o Narada, eines Brahmanefi
Besitdhum begehrt'^ AV. 5, 19, 9. uttudäs tvö 'ttudatu mä' dhrithäh
9dyane sv6 „der Äufstachler stachle dich auf, nicht sollst du dich halten
können auf dem eigenen Lager ''^ AV. 3, 25, 1. mä' vi yaushtam „trennet
euch nickt'' KV. 10, 85, 42 u. s. f.
Sodann für die zweite Person:
mö shü nah pärä-parä nfrritir durhänä vadhit „nicht schlage uns
unablässig die schwer eu wehrende Nirriti " KV. 1, 38, 6. mä' no märtä
abhi druhan tanü'näm „nicht mögen uns die Sterblichen beschädigeti
an unseren Leibern'''^ RV. 1, 5, 10. urv äfyäm äbhayam jyötir indra mä'
no dirghä' abhi na9an tämisräh „ich möchte erlangen breites furchtlösendes
Licht, nicht treffe uns die lange Finsternisse' RV. 2, 27, 14. mä' no
jäishur idäm dhänam „mögen sie nicht er siegen unseren Beichthum"
AV. 4, 38, 3. aträi 'nam pipäsä hantu sarasvatyä udakam mä pät „dort
soU ihn der Durst tödten, das Wasser der Sarasvati soll er nicJU
trinken" Ait. Br. 1, 19. mä' mnta „er sterbe nicht" (in einem Gebete,
das der Lehrer um des Schülers willen an Savitar richtet) A9y. grih.
1, 20, 7.
Griechische Beispiele.
Wir stellen wie bei der ersten Person diejenigen Sätze voran,
welche wir als Befurchtungssätze betrachten. Bei ihnen ist fast nur die
dritte Person vertreten , da eine Befürchtung , die an eine zweite Person
gerichtet ist, meist den Charakter der Warnung trägt. Doch ist das
nicht nothwendig, denn n 254 wird man schwerlich als Warnung be-
zeichnen können. Innerhalb dieser Rubrik unterscheiden wir die unab-
hängigen Sätze von den abhängigen. Die letzteren sind nach dem
Verbum des Hauptsatzes geordnet. Darauf folgen die Warnungssätze
mit derselben Eintheilung. An das Ende habe ich diejenigen Sätze
gestellt, in denen der Conjunctiv mit ^itj einfach eine negative Auffor-
derung ausdrückt Es wäre, wenn allein die zweite und dritte Person
zu ordnen gewesen wären , besser gewesen , mit der dritten Nummer zu
beginnen, aber der Anschluss an die erste Person ist bei der hier ge-
wählten Anordnung besser. Uebrigens ist die Reihenfolge der Gruppen
in diesem Falle nicht so sehr wichtig , weil sie nicht historische Bedeu-
-— 117
tung hat. Diese Erwägung entschuldigt es , wenn ich auch hier beginne
mit den Befürchtungssätzen.
1) unabhängige:
rwv ei Kev Ttantay dvcijaofiev evdov eÖvroßv,
fiij TtoXvTtinQa xai alva ßlag aTtoriaeaL ild^tiv n 254.
/ijj /t' dnaeiQOfievov Ttohog neäioväß voi^ay,
xal fie fierat^ag f^dqifnj Toxieaai nodecai 0 563.
(0 fiioi iyci, fUj zig ^iol vqKxlvijaiv äokov avie^
äd^avartup e 356.
fiij fis dafidaarj azißi] v/trjolrj ^24 vgl. € 468.
fit] fiiv xegtofiitoaiv, ifwl d* axog eaaevai alvov ti 87.
fiT^ Ttdg //' exßaivovra ßdXf] lid-cna nervi TcirQj]
xvfia fidy aQTtd^av € 415.
fii^ rig f.ioi dfuiunf vefieci^aeTai r 121 (Put.P),
/i^ dt] fwi teXiacooi &boI xcmd xi^dsa ^fiqf 2 8.
furj d^ v^ag ^Itaai aal ovxiri qwxrd TtiXtayrai II 128.
a|£r« ÖB IlQidfjLOio ßir^y, oq>Q^ OQXia xd^tvy
ctvrog, inei oi naldeg vncQipiaXoi tuxi aniüroi,
fi/j Tig VTtBQßaair] Jiog OQTua drjkrjüritai F 107.
2) abhängige.
Man darf bei diesen Sätzen nicht ausser Acht lassen, dass wir
Deutschen viele Gedanken in die Form eines Inhaltssatzes kleiden
(z. B. nach deidw) oder eines abhängigen Fragesatzes (z. B. nach Ideiv)
wo der Grieche einfach einen Prohibitivsatz anwendet ohne anzugeben,
in welchem Zusammenhange der abgewehrte Gedanke mit dem Haupt-
gedanken stehen soll (vgl. Einleitung S. 23). Wir haben natürlich auf
diese deutsche Gewohnheit bei der Anordnung der griechischen Beispiele
keine Rucksicht genommen , sondern den formalen Gesichtspunkt walten
lassen, indem wir die Sätze mit /ii; nach dem Modus und Tempus des
Hauptsatzes eintheilen. In diesem kann stehen:
a. ein Imperativ oder Imperativisch gebrauchter Infinitiv:
Tiavead'ov yJiav&fioio yooio tc, firj tig Ydrjtat q) 228.
qjvloKij de Tcg efiTiBÖog earo},
lifj XAiog aiaik&TjOi noXiv Xadv aTteonfav Q 522 vgl. 511.
dll^ ava (iri xdxa aarv nvqog dfjioio d^eqrpcai Z 331 vgl. rr 13.
filfivec* ineiyofievoi %6v ifiov ydfiov flg oxe q>aQog
hxdLeaw, ^ttj /401 fierafÄtivia vrj^ai;* oXijcai ß 98.
dlXd ft€ vtpg €q>€aaai, iftel ae (pvydnf ixerfvaa,
^11} fie xataxueivwai 0 278 vgl. o 199.
d-BCüv (T vTtodeiaaze jnfjviv,
fit] %i fteraatQe^aHJiv dyaaadfievoi xand egya ß 67.
118
lAYi fie TtBQia&evewv ötj^aerat o^ii %ahi(^ % 367.
„sprich mit deinem Vater. Boss er mich nur nicht tödtet" (vgl. S. 114),
airrj vvv q>qo^€v av "koriov d'eioio yiqovrog^
fii] Tvdg fi€ TtQoXdtäv rji ngodaeig aHrjfvai d 396. Man vergleiche
noch K 348, O 428, V 575, o 442, x 107, \p 137, J 38.
b. Conjunctiv:
all* oiye^ ^f^^^S ^^Q f^^^ VTtin d'avdrov ayaytofiev,
firj Tttog Tuxt Kqovidifjg -Mxohoaeiai Y 301.
alX XofjLBVj firj q>d'i(aav TceQaiwd'evreg iyuivoi lo 437.
fiTj YofiSVf fiij Ttov Ttg iTtioTtaaTOv nanov evQij w 462.
dkk* äye drj rä XPII^^ oQiS'fii^ato xai üSwfiai,
(xri tI fioi oVxüiVTcci xoihjg im vrjog ayortsg v 216
,, wohlan, ich wül die Crüter überzählen und nachsehen !i Boss sie nur
nur nichts weggenommen hohen ^*!
Wenn wir juij in solchen Fällen durch „ob auch nicht" übersetzen,
so umschreiben wir. Im Griechischen folgt einfach ein Befiirchtungssatz
QMfXdwfiaif dem Hörer bleibt es überlassen, den Zusammenhang zwischen
den beiden Gedanken zu finden , vgl. K 99.
c. Optativ:
i^eXd'dv Tig löoi, jui; öi^ cxedbif wai TLiovteg co 491,
„^eAe doch jemand hituius und sehe nach! Bass sie nur nickt schon
nähe sind^*^ (der letzte Satz ist ursprünglich ein selbständiger Befurch-
tungssatz).
d. Futurum:
ovöi fiiv avTOv
naXUixffia ^iri naig fxoi %X(oq aXloiai yevrjftai v 208 vgl. H 343.
e. Ein Tempus praesens:
tüv aXeeivw qnjfiiv ddevxiaf /ätj rtg omaau)
(AWfievjf] Z 274.
man vergleiche auch Q 436.
deidcD jui^ Ti Ttd&rjatv hi T^eaai fiovtod'eigy
iad'Xog iatv, fieyalt] de Ttodij JavaoXai yivrjrai A 470.
dlXoL ^ioX aivwg
deidto fifj ov Tig toi V7t6axr[vcii toda eqyov K 39. Ausserdem findet
sich deidto JV745, £44, Y 30, X456, € 420, fx 122.
Tcnm' alvwg deldoina xorä q>Qeva, ^ri ol diteihxg
exTeliawai d'sol /245.
vvy <r aivdig deidoixa xaza q>QSva (itj as TtaqBinrj
aqyvqonBtpt Qitig A 555. Ausserdem findet sich dddoi%a K 538,
& 230, 0) 353.
119
deldia yäg fj,^ ovXog avTjQ ig Tsiyog ahjrm 0 536. Ausserdem findet
sich deldia P 242, d 820, q 188.
otdi Tt Ydfxey^
fiTj Tccog aal öia vmza fievoiv^a(aCi fioxeod-at K 101.
f. ein historisches Tempus.
TtQog d* m xat rode fiei^oy hl q>Qeaiv efißaXe dalfiujv,
fii^ 7t(og olvtod'iyveg, eqiv anjactweg iv vfuv,
aU.'^kovg xqioOTfce 1 10 und 7t 292,
axf) d* haQfOP ig e&vog ixd^sro ySjq dleelvwv,
TtavToae TtaTtraivwv, fxi^ zig xqoa x^^^V i^^'Qt] ■N'649.
Diese Verbindungen sind als Antiquitäten von Interesse. In der
Regel hat das historische Tempus sich so weit geltend gemacht, dass
der Conjunctiv in den Optativ verwandelt wurde (vgl Cap. VIII).
Die War nungs Sätze sind genau so zu behandeln wie die Be-
furchtungssätze. Auch bei ihnen schicken wir die unabhängigen voran,
und lassen die abhängigen folgen. Letztere schliessen sich nur an solche
Hauptsätze an, welche einen Imperativ oder Imperativisch gebrauchten
Infinitiv als Verbum haben. Sie sind deswegen , da von der Verbalform
des Hauptsatzes ein EintheUungsgrund nicht hergenommen werden kann,
nach den Personen in zwei Classen eingetheilt.
1) unabhängige Wamungssätze.
fifj niog, (og äxpiai Uvov alovte Ttavaygov^
avdqaai dvgfdevieaai i'l(OQ %ai xvQfta yevrjüd'B'
ot di Tox' iüTtiQaovif €v vaio^iivqv noXiv v^rpf E 488.
T(jJ vvv fit] Ttave xal av, yvvai, ano Ttaaav oliaarjg
ayhztrjVj tfj viv ye ftierä dfionjai xeycaaaai,
(11^ Ttfig tot dioTtoiva xfrveoaa^ievrj xaXenrjinj
ri ^Odvaevg ild^n t 83.
^jj vv TOI av XQOLia^irj aurJTtZQOv xal ari/dfia d'soio A 28.
MivTOQ ^rj a* iTtieaai 7iaQai7t€7Vi&rjaiv ^Odvaaevg X 213.
/«} Ti yohiaaftevog '^i^ naxov vlag i/;fer£c5y B 195.
fiij vv TL aev a€Xfp;i dofiKov ex xtfj/ia (paqrjcai o 19.
l-irj TOI xorra navra qxxywaiv o 12,
2) abhängige Wamungssätze.
a. zweite Person.
cixfi yiqov nqo^vqoVy fiij ä^ xaxa ytal Ttodog ^1x7] er 10.
diX aye dfj x«&«Jit<€d' iq)* l^TtTtiov, ^rfii (ioi ovrwg
xHhe diä TtQOfidxtüv, fiij ntag q>iXov tjtoq dXeaarjg E 250.
Xl^ov d* dleaad'ai inavQeiv
lATj Tciog iTCTtovg T€ TQciarjg yuna d* aQ^ictva a^g 'F 341.
dJiX dvax(oQijaat y ot€ xev av^ißli^eai avT(p,
120
iLifj Kai xrrteQ fioiQcev d6(,iov ^S^idog elgaq^tKf^ai Y 336.
fiirjdi (TV ye ^eivojv xal Tttto^üv molqavog eivaiy
Xvyqhg Btav, iirj itov %v iMxyLOv xat iieiCiov eTtcnyqv) o 106, q 595, F 436.
b. dritte Person.
alya vvvy juij zig oev lAxauov aXlog anoiarj ^ 493.
av de oxo/rilwv irti^aUo, fii^ ae li^aiy
yteia' e^og/itrjaaaa xal ig xaxov afifie ßdlrjad^a ^ 220.
aXka (XV fiiv vvv axrtig a7t6(ni%Ey (.i-ff n vorjaf]
"Herj A 522.
c3 ykqov eI d* aye örj (ticcvreveo aoioi rexeoatv,
oi'nad' iiüVj f,ii^ itov ri xaxov Ttaoxtoaiv OTtiaau} ß 179.
daiftovioi, ^iv9ovg ftiiv vTtegcpidXovg aXiaaQ-e
Ttavrag Ofiiogy ^irj jtov zig iTtayyeilrjai ycal eYaio d 775.
äXl* a'Aeovaa na^rflo^ iitttp 6* i7ti7tel&eo (jvd^tp,
(iTj vv TOI ov xqalaiJKaaiv oaoi d-eoi eio^ ev ^Ohü(,i7ii^ A 566.
f,iij ae vioi öta dio/aat' iqiaaioai q 478. Man vergleiche noch FI 545,
V 408, y 315, e 147, ii 651, E 411, n 446 {(pQa^ea»ai), K 510, Y 378,
X 301, (0 544.
"^ fifjds av ^dr^dvveiVy ji«J zig a* eKzoad-e vorjaag
fj ßdkf] f] ildarj Q 278
iitt 3* Ovar* alelipai ezaiQtJv
xtjqdv öeipi^aag fieXitjdea f^irj zig dnovatj
zwv aXX(ov f.1 48 vgl. II 94.
Auch die aaf o^ivv^n folgenden Sätze mit /<y;, welche nach unserer
deutschen Auffassung den Inhalt des Schwnres enthalten , sind nach der
griechischen Auffassung ursprünglich Wamungssätze. Die Stelle
dXV äye vvv fioi ndvzeg ofÄoaaate xa^zegov oqxov
fii^ zig i/i* '7ß<j) ^Qa (pegwv eine x^ißt ßctQeifj
7tXi]^ dzaad-dlX(av o" 56
ist zu übersetzen: ,, schwört mir einen Eid! Dass mir Niemand dein
Iros hdfe! Ebenso /e 301. Die erste Stelle könnte man auch allenfalls
den Befurchtungssätzen zutheilen.
Schliesslich sei eine Stelle erwähnt, welche man erst wieder in
die ursprüngliche directe Bede zurückübersetzen muss, damit der Imperativ
des Hauptverbums zu Tage komme:
ccvzaQ zovg alXavg %eX6^rjv BQitjqag ezaiqovg
arcEq^o^ivfyvg vrjcav imßaivi^iBV loyteidcüv
^jj neig zig Iwröio (foytjv voazoio Xd&rjtai i 102.
An das Ende stellen wir die Sätze, welche einfach eine negative
Aufforderung enthalten.
121
Wir theilen sie ebenso wie die anderen Gruppen in unabhängige
und abhängige.
a. unabhängige.
JlgiafÄidrjy fi^ dtj fie ^Iwq yJavdoiaiv iaatjg,
xeiad'ai, dUJ i7td/4wov E684.
Tip vvv ^iTj fioi ixaXkov ev alyeai ^vfiov OQivrjg ß 568.
TtJSv fitj av ye fiv^ov iley^g ^iijde nodag I 522.
ai) de fiij xi xohß}d^g /33.
^Ttnovg d* l^TQsidao Tuxdveve, firjde XiTcrjad'Ov W 407.
BiTte ^oi UQO^ievfi) vfjfiEgria fitjd* eni%evarjg o 263.
wv d' eq%ev nqog dio^ia luxt laxeo fitjö* ovo^irpffjg X 251.
TiXv&i Tloaddaov yairio%B firfie fisyi^Qfjg
ij^lv evxofievoici zelevt^aai Tode €Qya y 55.
a^€T€ vvvy TQwegy ^hx aavvdef fitjdd ti xhjfup
öeioijt' ^Agyelüfp twtuvov loxov ß 779.
b. abhängige:
fifjd' ifAOv i^eghtve yivag xoi TtatQida yaiav, ,
/r«y (AOi (AoXkov -^fiov iviTtXrjayg odvvdiov ir 117,
Tuxt avcöv fil^v int Ttvgyti}
fi^ jtdiif oQq>aviKov ^ijjg XWl^ ^^ ywaina Z 493.
Anhang.
nd und nid in prohibitivem Sinno.
Das Sanskrit gebraucht auch im prohibitiven Sinne bisweilen nd,
gewöhnlich ^eilich mä. Als sichere Beispiele far na in diesem Sinne
darf man ansehen:
sä mandasvä hy ändhaso rädhase tanvä' mah6, nä stotäiram nid^
karah „berausche dich mü deinem Leibe an dem Trank zu grossem
Gedeihen, überlass deinen Lobsänger nicht der Missgunst'' RV. 3, 41, 6.
nä no grihänäm üpa titapäsi „verbrenne nicht eins von unsern
Häusern'* AV. 6, 32, 1. (ndra9 ca mriläyäti no nä nah pa9cä3 aghäm
na^at, bhadrdm bhaväti nah puräh „Lidra sei uns gnädig, nicht möge
uns von hinten Unglück treffen ^ vor uns sei Ileü" RV. 2, 41, 11. gämat
sä ^ipri' nä sä yoshat „es komme heran der Bärtige^ nicht bleibe er
fem'' KV. 8, 1, 27. Man vergleiche noch 1, 158, 5. 2, 30, 7. 4, 2, 9.
8, 33, 9. 8, 32, 15.
Aus einer Zusammensetzung von na und dem deiktischen id ist
ned entstanden.
Ned ist in selbständigen Sätzen nicht prohibitiv, sondern eine starke
objective Verneinung. Im Satzgefüge aber bekommt es den Sinn, den
Q Griechiscbeii and Belten auch ma' bekommen kann, den wir
1 damit nicht wiedergeben. Nur dieser Gebrauch hat für \m»
esse.
Ned ist eine spätvediBche Partikel, die im Bi^eda ans nur an
Stellen bekannt ist, nämlich ausser den beiden von BB. ange-
3n noch:
f üchä duhitar diro, mä' ciräm tanuthä äpah, n^t tvä 8ten% yäthä
I täpäti BÜ'ro arcishä „ verglimme Tochter des Himmds , dehne nicht
aus dein Werk, damit dich nicht tote einen räaberiseken Dieb
'onne senge mit ihrem Strahl" RV. 5, 79, 9.
Wir fuhren noch einige Stellen ans dem (^aL Br. an, wo diese
laupt seltene Partikel noch am häufigsten ist:
idegbiJ ha mäthavö 'gnfm vfÜ^Tänaräni mdkhe babhära, täsya götamo
;anÄ risbih paröhita äsa, t^mäi ha soiä 'mantrjdmäno na präti-
i, Bin me'gnir väifvänarö mökhän nishpÄdyätä (ti „Mäthava, der
jhalümig, trag den Agni Väi^änara im Munde: der RisHi Gotama
gana war sein Hauspriester. Diesem, obu?ohl von ihm angeredel,
yrtäe er niiM, „damit mir nicht der Agni Väi^änara aus dem
ie faUe" (so denkend), ^at. Br. 1, 4, 1, 10. tä' nä' 'ntarena sämca-
I, n£n mithunim caryämäiiam äntareqa samcdrän fti „daswischeti
man nickt hindurch, damit man nicht sunschen eine <
Uung trete" ^at. Br. 1, 1, 1, 21.
Der Conjunctiv der Erwartung. |
Der nicht yöllig zutreffende, aber bequeme Name ist Einleitung
23 gerechtfertigt. Ebenda ist der Gmnd angegeben, warum in
n Paragraphen die Beispiele aus dem Griechischen nach einem
en Princip angeordnet sind , als die aus dem Sanskrit. Im Sanskrit i
die Grade und Bedingungen der Bedeutungsabschwäcfaung zur An- '
lung gebracht, im Griechischen flborwog das Interesse, den Gebrancb
«V und^f deutlich hervortreten zu lassen.
Sanskritiache Beispiele.
1) Die im Conjunctiv angedrückte Forderung bezieht sich auf '
etwas entferntere Zukunft (Einl. S. 24 Nr. I).
in mä nävam upakalpyö 'päsäsäi „dann sdlst du ein Schiff
ern und Btt mir dich im Geiste wenden" ^at. Br. 1, 8, 1, 4 (eine i
iction bezüglich auf ein nach Jahren bevorstehendes Ereigniss).
igbä dtthite nä'vam äpadyäsäi „tvenn die Fluth sich erhoben hat, '
123
soUst du das Schiff besteigen^^ Qat. Br. 1, 8, 1, 4. gandharvä' vä'i te
pratär väram dätä'ras, täm vrinäsä'fti „die Gandharven werden dir
morgen einen Wunsch erlauben^ den sollst du wählen ^^ ^ai Br. 11, ö,
1, 12. yajno väi devebhya udäkrämai te devä na kincanä '9aknuvan
kartnm. na prajänans. te'brnvann aditiip: tvaye'inam yajnam pra-
jänäjue'ti. sä tathe'ty abravit, sä yäi vo yaram vrinä iti. yrinishye^tL
säi'tam eya yaram ayrinita: matpräyanä yajnäh santa, madudayanä iti.
tathe^ti. tasmäd äditya^ caruh präyamyo bhayaty, äditya adayaniyo,
varayiito hy asyä. atho etam yaram ayrinita: mayäiWa präcim di^am
prajänäthä*gninä dakshinam etc. „das Opfer entfernte sich von den
Göttern. Die Götter konnten nidd irgend etwas thun (keine Cerimonie
vollziehen). Sie konnten es nicht finden. Sie sprachen zu Aditi: lass
uns durch dich dies Opfer finden. Sie sprach: ja, ich unU mir aber
etidlas Wünschenswerthes ausbitten, Bitte es dir aus. Sie wählte
sich folgendes: mit mir soUen die Opfer beginnen, mit mir endigen.
Ja. Darum ist der Caru für Aditi der Beginnende und der Endende,
defin das ist ihr Erbetenes. Darauf wählte sie folgenden Wunsch:
„Durch mich sollt ihr die östliche Himmelsgegend kennen lernen, durch
Agni die südliche etc." Ait. Br. 1, 7. yo'to jäjrätäi, asmäkam sa eko
'sat „der von ihr geboren werden wird, der soll einer von uns sein"
Taitt Sanh. 6, 5, 6, 1 (Muir 1«, 26).
2) Der Gonjnnctiy bezeichnet ein in der Zukunft zu erwartendes
Ereigniss. (Einleitung Seite 24 Nr. 3) ^).
Sichere Belege werden sich uns besonders bei den Belatiysätzen
ergeben. Hier führe ich einen Vers an aus dem Gespräche des Yama
and der Yami. Sie fordert ihn auf, ihr Gatte zu werden, er lehnt es
ab, mit Hinweis auf ihre Verwandtschaft, und fahrt fort : ä' ghä tä' gachän
uttarä yugäiii yätra jämäyah krinäyann äjämi „sie werden (früh genug)
herankommen die spateren Zeiten, wann Verwandte thun werden, was
ihrer Verwandtschaft nicht ziemt" KV. 10, 10, 10. Wahrscheinlich
richtig ist die futurische Auffassung RV. 1, 124, 11. 5, 37, 1. 8, 85, 7.
10, 14, 8.
Wenn zu einer solchen futurischen Aussage eine Negation tritt,
so kann es natürlich nur nd sein.
yäd adyä käc ca yritrahann udägä abhi sürya, säryam täd indra te
vä^e. yäd yä pravriddha satpate nä marä iti mänyase, utö tat satyäm
ittäya „was du irgend heute, o Vritratödter Sonne! aufgehend erblickst,
das aUes, o Indra, ist dir unterthänig, oder wenn du, ehrwürdiger
1) Für die Einleitung Seite 24 Nr. 2 angegebene Kategorie steht mir
ein Beispiel ans dem Sanskrit nicht zu Gebote.
st, ich werde nicht sterben (^ nie stcrl>en), so ist auch dan
hämlicher Sesite (dein Vorrecht)'^ RV. 8, 82, 4 — 5. nä näa
iditSsa et^ mäyas karan päratare canä' 'han „nicht mrd'una
«<Jj dass loir jetzt das Gespräch ungesprochen lassen, in
reude bringen" ^at. Br. 11, 5, 1, 6.
dieselbe Nummer ist nach Einleitang Seite 34 nnd 25 zn
enn der GonjnnctdT etwas nach allgemeiner Ansicht unter
zn Erwartendes, Natürliches bezeichnet, doch sind die
icht eben zahlreich. Sicher scheinen mir:
ILfanti devä's, täth^'d asat, täd eshäip u&kii ä' minat „wie
es weiten, so wird es sein, d. h. so geschieht es immer,
tnn ihnen das nehmen" RV. 8, 28, 4. nAkir h( dä'nam
hat tv6 „bei dir wird (kann) das Geben nicht nachlassen
Fach: lässt nicht nach)" RV. 8, 50, 6, vgl. auch 8, 47," 1.
23, 9 u. a. m.
Griechische Beispiele.
riechischen behandeln wir zunächst den reinen Conjunctiv,
mit xtv und endlich den mit av.
Reiner Conjunctiv.
a Erste Person,
äii' ^TTEt coffo/ujc q<^ai XevyaXerjai fri^aag
Sifi e&^i.ta a^aai, döfiEvai t' mugei'ai' änatva
vfitv d' £!■ TrävTtaoi ne^txlvra Öw^' avoftjjyv),
[ich die Aufzählung der Geschenke folgt, I 121. Das ovoiit'jvto
einen selbständigen Entschluss ein, sondern der Entschluss
nnon, die Geschenke zu nennen, ist die natürliche Con-
: HauptentscblosBes, Geschenke zu geben.
0 bezeichnet der Conjunctiv in:
et de fioi ov %iümm ßoÖiv Intefui' aitotßijv
ävanfiai elg L4idao xai Iv vEXVEOai ipaEivio ft 383
be Conseqnenz der im Futurum ausgedrückten Handlung.
b. Zweite Person,
ov yäg ti TtQ^^eig maj^fievog vlog f^og
nidi fuv avat^eig nQiv xai xcmov aiXo na&rjO&a
rst du ein anderes Unglück trieben" (keine Drohung), Sl 550.
c. Dritte Person.
lehrfach wiederkehrende Formel xai nme ttg eifii/ai H 87,
h t 275) wird stets an andere Vorstellungen derart Mge-
125
schlössen, dass sie als etwas Natürliches und zu Erwartendes erscheint.
Wenn das xat ittyii %iq elntjOi wiederum aufgenommen wird durch äg
TtatSs Tig igiei (H 91, Z 462), so ist der Gedanke noch einmal, aber
nun wegen seiner Wichtigkeit als selbständiger ausgedrückt
Wird ein solcher Conjunctiv negirt, so geschieht es durch ovy
wie im Sanskrit durch nd.
Er schliesst sich an ein paralleles Futurum an:
orx ea^y ovzog canjQ ovd* eaaetai ovdi ylvtjcai
og nev Ttjleiiidxffi o^ ^^'^^ X^^Q^S i^olaei tc 438
avTov Ol d^dvoTov fir^ziaofiai y ovdi vv %6p y«
yvvmoi re yvanai ze nvQog kehixtoat 9av6vta O 349.
An ein paralleles Präsens:
otJx laS^* ovrog av^g öiegog ßgorog aide ylvrp;at
og x€v 0airpc(ov avdqCHv ig yaiav ixfjrai
dfjioTTJfva (piQwv f 200.
An einen parallelen Aorist:
ov ydg ttw xoiovg Xdov avigag^ ovdi idaifiai
olov Tleiqi&oov %e Jqvawä ze Ttoifiiva hzüv A 262.
Ohne Anknüpfung an einen vorhergehenden parallelen Satz oder
ein derartiges Satzglied:
oü yaq zig ^e ßiy ye iiawv dixoyza dlrjtai if 197
(„niemand scU mich etc")
Conjunctiv mit niv.
1) Conjunctive, die sich an ein vorhergehendes Futurum an-
schliessen.
* a. Erste Person.
ZTjv fiiv iyw avv vtjt z* ifxy xal i^oig ezagoiaiv
Tcifitpw^ iyw de x' ayio BQiarjlda xaXhfcdQtjOv A 189,
wo Agamemnon gewiss nicht darüber im Zweifel ist, ob er Briseis
holen lassen will, vielmehr dies drohend mit grosser Emphase in Aus-
sicht stellt AV^l folgt das Futurum nach, aber es ist sehr die Frage,
ob 138 und 139 nicht als späterer Zusatz zu betrachten sind.
b. ZiMtte Vwson.
arjfiBQOv t] doiöiaiv iTtev^eai ^IitnaaldfjOiv
rj xfiv ifii^ VTto öovgt zvTCElg a/ro dv^iov oXioayg ^433
„von den beiden angenommenen Möglichkeiten ist die zweite im Con-
junctiv mit xe ausgedrückte diejenige, welche, als dem Selbstgefühl
126
des Kedenden am meisten entsprechend, einen zuversichtlicheren Aas-
druck verlangt" (Hentze Philologus XXIX, Bd. 1, pag. 138).
Diesen Stellen , in denen der Conjunctiv sich an das Futurum* an-
schliesst, ist gemeinsam, dass die im Conjunctiv ausgedruckte Aussäe
diejenige ist, auf deren Eintreten dem Redenden am meisten ankommL
Es wird mit dem xev gleichsam auf dies Eintreten hingewiesen (S. 86).
2) Der conjunctivische Satz enthält eine nahe Beziehung zu einem
Imperativischen.
a. Erste Person,
rp ezL xat wv
TCuS-ev • eyiü de xi roi idio) xaqiv ij^ara Ttavta S 234.
Sog q)ilog' ov /4€v fioi öoTciaig 6 xaTuCTog l^xcuwv
Bfxiievaiy d}X aigiazog, iTrel ßaoiXrji Ibtxag*
T(p ae xqtj do^evai mal hitov ^i neq alXoL
aizov' fy(b di yA ae Tdeiw nat^ anuqova yaiav g 418
dvaeo teuxect ^äaaovy iyd di xc laov äyeiQO} 11 129.
In diesen drei Stellen wird auf das, was der Bedende selbst zu
thun gedenkt, mit besonderem Nachdruck hingewiesen. Die Form, ist
bei allen dreien: thue du das, ich will das thun. Bei den beiden ersten
ist deutlich, dass die mit Emphase in Aussicht gestellte Dankbarkeit
des Redenden auf die Bereitwilligkeit des Angeredeten einwirken soll.
Es wird dasjenige besonders scharf hervorgehoben, was, wenn die g^ze
Bede in der Form einer Bedingung gesprochen wäre, den Nachsatz
bilden würde. Ein wichtiger Wink für das Verständniss der Bedingmigs-
perioden.
b. Dritte Person,
dioyevig ^aequaörj^ TtoXv^rffjav^ ^Odvaaev
juij tI toi tjYEiAovog ya Ttodij Ttaqa vtjl fieXiad^Wy
lOTOv de CTtjOag ovo, d* lazia levm Ttetaaaag
^d-ai' Tfjv di xe roi nvottj Bogiao (pigrjaLV x 504.
Auf die Thätigkeit des Boreas, der seine Pflicht schon von selbst
thun wird, wird mit Nachdruck hingewiesen.
3) Er schliesst sich an einen Satz mit et , wovon bei den Bedin-
gungssätzen mehr Beispiele beizubringen sind.
a. Erste Persofi,
ei öi x£ fifj öcicDaiVy iyio de xev avrdg elw^at 'A 324,
Es ist klar, dass, wie schon die Hervorhebung der Person durch
iyt) öi zeigt, mit Nachdruck auf das, was der Bedende zu thun denkt,
hingewiesen wird.
127
b. Dritte Person,
Tov y' ei' Tt(og av dvvaio koxtiaa^evog kelaßiad'ai
og xh TOI el'ftrjaiv odov xat (xhqa luXev&ov d 388.
Man beachte auch hier den Wechsel der Person: „Thue du nur
Jas Deine, er wird dir dann geigen*^.
Eine Bedingung ist nicht sprachlich ausgedrückt, soll aber ver-
standen werden in dem folgenden interessanten Satze:
rwg di (f d7iex^Q(o mg vvv kxTtayl* iq>ilriaay
fiiaofp d' afiq)OV€Q(av ^ijvioofjtai s^d'Ba IvyQdy
Tquhjüv xal JavawVj av de nev xaxdv oltov oXrjat
yjdann soll es dir übd ergehen'^ /'414.
Für das Verständniss des Conjunctivs im Gegensatz zum Optativ
ist i2 655 interessant. In folgenden Stellen muss der Conjunctiv mit
x/v in concessivem Sinne genommen werden (Einl. S. 24).
aXk' ijToi ßaoiXrjeg ^^%auov aiai xat älXoi
TtoXkoi h dfiq)idkqf Id^d^Hy veoi ^e naXaiol
n&v idv Tig %6if sxTjoiv, iTtet &avB Siog ^Odvaoevg*
ccvTctQ iywv ocxoio ava^ eaofjü fjfieviQOio xzL a 394.
Daran schliessen sich drei Beispiele von disjunctiven Sätzen , welche
in beiden Satztheilen xiv haben. Zunächst I 701, wo in beiden Con-
junctive, und wo jeder Conjunctiv im Gegensatz gegen den andern an
seiner ursprünglichen Kraft einbüsst.
diX ijroi tteivov ^ev edao^er, r/ ncev irjoiv
ij %B fievt] /701.
Femer zwei Fälle, wo im zweiten Theil ein Optativ steht:
oiog Odvaoevg eaxe nee* fj/nerigoiai Toxe€atv
ovte riva ^i^ag i^aiaiov mrce %l elTtciv
iv drjifiq}, ^V ioTl öini] d-eiwv ßaaihfiwv'
akkov tC ix&cciqrjoi ßgoriaVy aUAv x£ q)iXolri.
xuvog & (w TtorcB ndfXTtav drda&akov ävdga iwQyei d 689 flgd.
„ihr unsst nicht mehr, wie Odysseus unter euren Eltern sich erwies,
er fügte nietnand im Volke etwas Leides zu durch Thaten oder Worte,
und doch ist das das Recht der Könige, den einen soll er feindlich
behandeln, den andern freundlich".
Im Conjunctiv steht das , was dem Gedankengange nach am näch-
sten liegt, denn zunächst ist von dem i^aiowv ^^eiv die Rede.
128
Ganz analog ist
<w iiLv ^ytjye
^ q>€vSofxai ix noXi^oio övarjxiogy ctkla ^laV avtrpf
aTtjaofiai , ij ne q>€QrjOi fiiya xQdzog ?j ne q)€Qolfifpf 2 30ö,
dass Achilles den Hector besiegen wird , ist das nächstliegende , und der
wenig individnalisirende Dichter lässt diese Ansicht den Hector so gut
aussprechen wie einen anderen.
Conjunctiv mit äv.
In keinem der vorliegenden Fälle handelt es sich um eine schwan-
kende, sondern überall tim eine sehr bestimmte Aeusserung.
Positiv sind folgende zwei Sätze:
diX £x TOi iqiu) t6 di aal TelisaS-at olcj
7jg vneQOTcUyac zax* «^ ^or« dvixov oleaatj A 205,
„er soU noch verlieren", aber in dem Sinne „es ist vorauszusetzen, dciss
er noch verlieren wird".
vvv d' av TioXka nd'S'rjOL fpiXov d7tb nccTQog a/tiaQzwv X 505,
„er soll noch viel erdulden, er wird detn nicht entgehen".
Sonst steht liv nur in negativen Sätzen mit ov, und zwar zunächst
anschliessend an ein Futurum:
7tdv%a ^iv ovx av iyu) fiv&i^oofiai ovd^ ovo^fjVfa d 240,
vgl. B 488, X 328, 517 (ich wül, werde nicht), sodann in Verbindung
mit einer imperativischen Aufforderung an andere Personen:
OTTJd'* ovzia anonood-ep, og)Q* eycj airvog
aXfitpf wfAOuv aTioXavoo^ai j a^q>l d* ikaUfi
XQloofiai' ^ ydg dtjQOV and XQ^^S ioxiv akoiq>i^.
avtrpf d' oin av eywye loiaaofiai t 218 (ich wiü nidU),
endlich in Verbindung mit Bedingungssätzen:
ei ^sv dfj dvTißiov avv reixsüL TceiQtj&eifjg
ovx av TOI xQalaiArjai ßidg xat TaQtpieg loi ^386
yydann soll dir nichts helfen". Ebenso i'54.
Cap. n
Der ConJunetiT in relativen Nebensätzen«
lieber das Belativpronomen ist Einleitung Cap. V und sodann in
dem Rückblick auf die Satzlehre Cap. X gehandelt. An diesen beiden
Stellen hat sich als nothwendige Eintheilung der conjunctivischen und
optaüvischen Nebensätze die in posteriorische und priorische ergeben.
Demgemäss zerftUt dieses Capitel in zwei Paragraphen.
129
§ 1.
Die posteriorischen Relativsätze-
Dieser Paragraph umfasst unter sich zwei Nummern : I. die Con-
junctive des Wollens, ü. die der Erwartung. Der Auseinandersetzung
Einleitung S. 36 flgd. ist hier nur noch folgende Bemerkung hinsichtlich
des Tempus im Hauptsatze hinzuzufügen:
Da die Handlung des Hauptsatzes die des Belativsatzes unmittelbar
nach sich zieht, so kann' der Natur der Sache nach letztere nur so
lange als gewollt bezeichnet werden, als die Handlung des Haupt-
satzes selbst noch nicht der Vergangenheit angehört. Daher steht im
Hauptsatze in der Begel kein Tempus der Vergangenheit, sondern
Imperativ, Conjunctiv, Optativ oder die Indicative des Futurums und des
Präsens.
I. ConJunetiT des Wollens.
Vgl. Einleitung S. 36—39.
Sanskritische Beispiele.
Bayfm . . . bhara, nf y^na mushtihatyäyä nf vriträ' runädhämahäi
„britig Beichthum (Kraft), durch ihn tcoUen wir im Faustkampf die
Feinde besiegen'^ RV. 1, 8, 2, vgl. 6, 19, 8. vindäsva tväm puträm näri,
yäs tübhyam 9am asat „erlange, o Weib, dir einen Sohn, der soll dir
zum Heile gereichen" AV. 3, 23, 5, vgl. ebenda 6, 33, 1. 7, 8, 6. tat
savitdr värenyam bhärgo deväsya dhimahi dhiyo yö nah pracodäyät
„möchten wir empfangen den herrlichen Glanz des Savüar, der soU
unsere Gebete fördern" RV. 3, 62, 10.
asmäbhyam täd . . . rädha ä' gät 9am yät stotrfbhya äpäye bhäväti
r,rw uns homme dieser Beichthum, der soU den Sängern, dem Freunde
zum Heile sein" RV. 2, 38, 11.
Der Relativsatz geht voraus:
yä' nah piparad afvinä jyötishmati tämas tiräh tain asm6 räsäthäm
(sham „die tms hinOberhringen soll, die lichte über die Finstemiss,
sdche Kraft schenket uns" RV. 1, 46, 6.
Während die bisher angefahrten Relativsätze leicht in Fmalsätze
verwandelt werden könnten, so ist dagegen der folgende den Consecutiv-
Sätzen innerlich verwandt:
asm£ dhattam yäd äsad äskridhoyu „gebt uns etwas, das reichlich
sei" RV. 7, 53, 3.
DolbrSck n. Windiicb, lyntakt. Foncb. I. 9
130
Griechische Beispiele.
Wir ordnen danach, ob der Conjunctiv rein ist, oder von ytiv
begleitet. ^!Av ist uns nicht begegnet
1) Stellen mit reinem Conjunctiv:
Tf jU^ 9 ^^Qyelois aTtorcivifAev ijv Ttv' eoiTtev,
i] te aal iaaofjievoiai fier* av^qdnoKJi niXvfcaL
„eine Busse aber sollen sie den Ärgeiem eoMen, die sich geziemt und
die auch unter den kommenden Geschlechtern f orfleiben soll" (Wille des
redenden Agamenmon) /*286. 460.
(ÄT^ zig TOI Toxa ^Iqov afisivwv aXXog avaazy,
og Tig (f ä^q>l nagr] xexoncüg XBqoi arißa^^aiv
dwfiCCTog hüTtifiiprjai
„dass nur nicht hald ein anderer, der hesser ist als Iros, sich erhebt,
der soU dich um das Haupt mit gewaltigen Fäusten schlagen und dich
aus dem Hause werfen " a 334. Beide Sätze könnte man in Consecutiv-
sätze verwandeln.
2) Stellen mit Conjunctiv und beigefügtem xev:
cevTog vvy ovoy! evgeo o vcl xe dijai,
Ttaidog Ttaidt (pihfi
„selibst überlege dir jetzt einen Namen, den soUst du dem lieben Enkel-
hinde geben" t 403.
xai afii Tjyefxov* iad'Xdy oTtaaaov
og xi fi€ neitf dyayr]
„und gieb mir einen guten Führer mit, der soU mich dorthin führen" o 31 1 .
aXX' ayere, xhjzovg OTQvvofieVy o% kb %a%iaTa
eld-ioo^ ig KiUolrpf nrjlfjiadeo} l/ixiXrjog
. . . ,^die seilen schnell gehen" . . / 166.
oW «IV rj aqxovv nataXvaofiev cantiag Xnnovg,
rj alXov nifiJtwfxev ixavefiev, og xfi (pili^arj
„aber sa^, sollen toir ihm die schnellen Bosse ausspannen, oder sollen
wir ihn zu einem andern schicken, der sie unUkommen heissen scU"
d 29, vgl. /? 213, S 37, x 288, n 348.
%ai fiot TBov owofia eiTti
avtUa vvv, %va toi 8ü ^eiviov, ^ xe ov xcLiqjjg
„und sage mir jetzt gleich deinen Namen, damit ich dir ein Gast-
geschenk gebe, über das sollst du dich freuen" 1 356, vgl. fl 119. 147. 196.
a^tpi de käi(pog
^aaiü, o %e awyitjatv Idcjv av&QWJtog ^ovta
„in lumpiges Oewand unU ich dich kleiden, vor dem söU sich jeder
ekdn, der es an dir sieht" v 400.
l-
>
131
TtifÄifHo (f ijTteiQovdej ßahav h vtjt fulaivj]^
eig ^ExBXOv ßaotl^a . .
og x' and (iiva TafitjCi . .
. . „der sott dir die Nase abschneiden" . . (Wille des drohenden
Antinoos) a 84.
Tig yoQ Sfj ^elvov xaXsi aHod-ev avtdg iTteXd'iiv
^ aXXov y' el fxij tüv oi drjfxioeQyol eaaiv,
fidvTiv rj IrjtfJQa nutxtov rj zinctova dov(f(av^
f] xai d^iarciv äoiddvj o xev ziqnriaiv aeldwv;
. . yjoder auch den goUbegeisterten Sänger, der soU mit seinem Gesänge
erfreuen" q 382.
n. Con^imetiT der Enrartuiiir«
Vgl. Einleitung S. 39 — 42. . '
Sanskritische Beispiele.
Im Sanskrit tritt die Erwarining mehr zurück, und also das
Fntoiische mehr hervor, als im Griechischen.
ijüsh \6 j6 pürvataräm äpa9yan vyuchäntim ushäsam märtyäsah,
asmä'bhir ü nu praticäkshyä'bhüd, 6 t6 yanti y^ aparishu pä^yftn „es kamen
die Sterblichen, welche die frühere Morgenröthe glänzen sahen, uns war
sie eben sichtbar; heran kommen, die sie in Zukunft sehen sollen
(werden)" BV. 1, 113, 11, vgl. yä' vyüchür yäip ca nünäm vyuchän
„welche geleuchtet haben und welche von jetzt an leuchten sollen
(werden)" ebenda 10.
Griechische Beispiele.
Alle die bisher angeführten griechischen Belativsätze zeigten noch
durchaas den Conjunctiv des WoUens.
In den folgenden Stellen macht sich eine Annäherang des Con-
junctivs an das Futur bemerklich, nur dass das erwartete Ereigniss des
Belativsatzes eben als von dem Redenden gefordert (aber nicht von ihm
allein abhängig) hingestellt wird:
d'^foaiuav %ig xarä nv^ia ^ihxivav q>Qlx* vrcat^ei
ix^g* og %s qxiyrjat ^vxäovog aQyiza dtjiiov
. . „der soU (wird) fressen des Lykaon weisses Fett" 0 126.
hfd'a TOt avTixa fiavTig ilevaevaij o(fffit(is kawv,
og xiv zoi etTTtjaiv bdov . .
. . „der sott (wird) dir den Weg sagen" , . x 539.
9»
132
d^avatog de toi i^ alog avT<^
(xßlriXQog fidla TÖlog ilevaetai, og xe ae 7tiq)vy
. . „der soll (uoird) dich tödten" A 134 (iff 282).
akl* €Tt 7t ov Tig eniaaecaij og xev e/rjOiv
dai^iaza ^' vipegecpea . .
„sondern es wird noch irgendwo jemand übrig sein, der soU (wird)
besitzen das hohe Haus'' . . d 756. ♦
Besondere Beachtung verdienen noch zwei Arten von griechischen
Sätzen.
1) Solche, in d^nen der Hauptsatz negativ ist, mag nun das
Bezugswort genannt sein, wie:
ov%a ztv ay/aXirp^ otqcltov hfXvov Bq^ofiivoLO
fjv X* vfiiv oaq>a uthü, ot€ TCQÖTßQog ye nvd'olfirjv ß 43, vgl. t 200^
oder zu ergänzen sein, wie:
vvv ovn ea&* og zig ■d^avccrov qwyj] Ö> 113.
ovyc iad'' og xe a* ^Itjol V 345.
Man vergleiche über diese Sätze Einleitung Seite 39.
2) Solche, welche dem Sinne nach Fragesätzen gleichkommen r
yiXiJQ(p vvv neTtdlaod-e diafiJieQig og xe Idxrjoiv H 171,
Ueber diese scheinbaren Fragesätze ist Einleitung S. 41 gehandelt
§2.
Die priorischen Relativsätze.
Der Eelativsatz enthält gleichfalls die Willensäusserung einer
ersten Person, aber diese gewollte oder geforderte Handlung soll sich
nicht an die des Hauptsatzes anschliessen (§ 1), sondern es hängt
umgekehrt das Eintreten der letztern von der Erfüllung jener Willens-
äusserung des Relativsatzes ab. So bringen es die Verhältnisse mit
sich, dass der Belativsatz als Voraussetzung des Hauptsatzes erscheint.
Ebenso sehr ist es in den Verhältnissen begrfmdet, dass die Handlung des
Hauptsatzes nicht als bereits eingetreten, sondern erst als in der Gegen-
wart oder in der Zukunft eintretend hingestellt wird. Es findet sich
also auch hier im Hauptsatze in der Kegel entweder ein Imperativ, oder
ein Conjunctiv, oder ein Optativ, oder der Indicativ des Futurs, oder
der des Präsens.
Ueber diese Sätze ist Einleitung Cap. V § 2 (S. 42 flgd.) gehandelt
und zwar, wie es die Sache mit sich bringt, dort mit überwiegender
Bücksicht auf das Belativum , während für die hier befolgte Eintheilung
überwiegend der Modus massgebend gewesen ist.
133
Sanskritische Beispiele.
1) Im Hauptsatz steht der Imperativ.
a. Der Relativsatz folgt nach:
nicäfh padyantäm ädhare bhavantu y^ nah sürfm maghävänam
piitanjän nieder sollen fallen, unterliegen sollen, die unsern weisen
Herrn bekämpfen sollten*' AV. 3, 19, 3. asyft' 'gne vittä'd dhavfsho yad
yäjäma „gieb acht auf das Opfer, wir scUen es nur opfern'* BV. 5,
60, 6, vgl. Einleitong pag. 44.
b. Der Belativsatz geht vorans:
yö nah pritanyä'd äpa täm-tam fd dhatam „es sott uns einer he-
kämpfen, den schlagt, wer es auch sei*' BV. 1, 132, 6.
yäs tübhyam dä9äd yö vä te 9fkshät täsm&i cüdtvft n rayim dayasva
„es soll einer dir opfern, oder es soU einer dir spenden, dem schenke
wohlbedacht Beichthum'* BV. 1, 68, 6, vgl. 1, 71, 6. 1, 93, 8. 2, 23, 7.
3, 51, 11. 4, 2, 7. 6, 5, 4. 7, 70, 6. 8, 8, 16.
Ein Imperativ ist zu ergänzen:
yad atra sakntam krinavathä 'smäsu tad, yad dushkritam anyatra
tdt „was ihr Gutes thun soUtet, das sei hei uns; was Böses, das sei
anderswo" Ait Br. 2, 7.
Indicativ und Conjunctiv stehen neben einander:
iü vä yö maruto mänyate no brähma vä yäh kriy&mänam nfnitsät
täpünshi täsmai vpjinäni santu „wer uns, o Maruts, verachtet, oder
icer einen, der euch Verehrung darbringt, schmähen soUte, dem sollen
seine Sünden heiss sein" BV. 6, 52, 2.
2) Im Hauptsatze steht der Conjunctiv.
a. Der Belativsatz folgt nach:
ptimänsam putr^ janaya, täm püm&n änu jäyatäm, bhäv&si puträ'-
näm mätä' jätähäm janäyä9 ca yäh „gebier einen Sohn, fhoch diesem
soll wieder ein Sohn geboren werden; so soUst du Mutter von Söhnen
werden, von geborenen und von solchen, die du noch gebären soUst"
AV. 3, 23, 3.
mä' hinsishta pitarah k^na ein no yäd va ägah purushätä käräma
„bestraft uns nicht, ihr Väter, um einer Sünde willen, sollten wir eine
gegen euch nach Menschenweise begehen" BV. 10, 15, 6 (vgl. Einleitung
Seite 45).
b. der Belativsatz geht voraus:
kathö n6 te pari caräni vidvän viryä' maghavan yä' cakärtha, yä' co
nu nivyä krinä.vah 9avishtha pr6d u tä' te vidätheshu braväma „wie
sott ich denn umwandeln mit meinem Wiesen die Hddenfhaten, die du.
I
134
0 Mächtiger, gethan hast; du sollst neue vollbringen, die woUen wir
hei den Opfern preisen" EV. 5, 29, 13. yäs tvä doshä' yä ushäsi
prafansät priyäm vä tvä krinävate havishmän, täm änhasab piparo
däfvänsam „es soU dich einer am Abend oder am Morgen preisen- oder
opfernd soll er dir Liebes thun, den Spender rette aus der Noth"
BY. 4, 28, vgl. 9. yö na ägo abhy 6no bhäräty ädh!3 aghäm aghä9anse
dadhäta „er soll Frevel oder Sünde gegen uns im Schilde fahren^ dem
BösunUigen legt Böses auf" (d. h. dem Böswilligen, welcher u. s. w.)
ßV. 5, 3, 7. yä eshäm bhrityäm rinädhat sä jivät „es soU einer ihre
Nahrung mehren (Both: in ihrer Pflege Erfolg haben), der soU leben"
bV. 1, 84, 16.
Uta nünäm yäd indriyäm karishyä' indra paünsyam, adyä' n&Msh
täd Sl minat „du sollst jetgt eine Heldenthat thun woUen, die soU (wird)
dir heute niemand wehren" BV. 4, 30, 23.
yäs tübhyam däfän nä täm änho afnavat „es soU dir einer dienen,
den soll keine Noth treffen" BV. 2, 23, 4 (Einleitung S. 48). vi9ä9 ca
yäsyä ätithir bhäväsi sa yajn6na vanavad deva märtän „du sollst bei
einem Gau zu Gaste sein, der überwindet die Menschen durch des
Opfers Kraft" BV. 5, 3, 5. yö yäjäti yäjftta ft sunävac ca päcäti ca,
brahm^d indrasya cäkanat „ er soll nur für andere oder für sich opfern
(zu dem Medium vgl. A9V. gr. 4, 7, 18) und pressen und backen, der
Priester gefällt dem Indra" BV. 8, 31, 1, vgl. 1, 93, 3. 5, 37, 5 u. ö.
(vgl. Einleitung S. 46). •
t6 ho'cuh: „yö nah 9rämena täpasä 9raddhäyä yajnßnä' ' hütibhir
yajnäsyo 'dri9am pö'rvo'vagäcchät, sä nah 9rÖ8hto'8at, „sie sprachen:
„es soU einer von uns durch Anstrengung, durch Busse, durch Glauben,
dunrch Opfer, durch Anrufungen das Zid des Opfers zuerst erreichen,
der soU der beste unter uns sein" ^at Br. 14, 1, 1, 4.
3) Im Hauptsatze steht der Indicativ:
nü' märto dayate sanishyän yö vfshnava urugäyäya dä9ät, prä yäh
saträcä mänasä yäjäte „nie bereut es der nach einem Gute strebende
Mensch, der dem weitschreitenden Vischnu opfern, der mü ganzem
Herzen ihm dienen sollte" BV. 7, 100, 1. päpäm ähur yäh sväsäram
nigächät „sie nennen es ein Unrecht, soUte einer seine Schwester 6c-
scUafen" EV. 10, 10, 12 (vgl. Einleitung S. 49).
Es stehen Conjunctiv und Indicativ im Hauptsatze neben einander :
9näthad vriträm uta sanoti väjam Indräyö agnf sähuri saparyä't
„es soU den Vritra schlagen und es erringt die Beute, wer Indra und
Agni, die Sieger, verehren sollte" BV. 6, 60, 1.
136
Griechische Beispiele.
I. Stellen mit dem reinen Conjunctiv ohne niv oder av.
Wir beginnen hier mit den in Gleichnissen befindlichen Relativ-
sätzen, weil sich in ihnen am deutlichsten die fordernde Kraft des
Conjunctivs erkennen lässt.
Man vergleiche über die Gleichnisssätze Einleitung S. 45.
wq rtg z£ Xicjv Tteql olai Teneaaiv,
ifi ^a T€ vrjTtL* äyovri awavnqoiovrai iv vXij
avd^g inctx,T^Q€g
. . „dem sollen, tcie er seine Jungen fuhrt, %m Walde die Jager he-
gegnen" P 134.
oloolTQOxog äg otTtb Tthffjg
ov re xatä aretpavrjg jccrrafibg x^f^f^QQOog warj
. . . „den soü herabstossen*' . . N 138.
6 d* ovt' ertBüev /leUi] aig,
i] t^ ogeog xogvqyjj &o^€v Ttegupaivofiivoio
Xa^ycqi TOfivo^ivrj rigsva %9^ovl qjvXka Ttei/iaaj]
„. . die soU . . vom* Eisen getroffen, ihr zartes Laub ssur Erde betten**^
A 178, vgl. E 138, O 580. 680, il 260, P 110. 726, i 319, O 283,
X 23, T 108.
äXl* äg re avfiXrj jihei e/iTtedov, i] t* Int TVfißtf
VLviqog eatrjxf] ze&mriotog ije ywaixog
. . . „die soU stehen auf dem Orabe eines Mannes** . . . P 435.
wg d* oV avriq dögnoio XihxUxai, ^ re navfjfiaQ
v€iov aif ^hajcov ßoe oivOTte TttpcTov aqovqov
. . „dem soUen zwei dwnkdfarbige Rinder den ganzen Tag den Pflug
auf dem Fdde ziehen" v 31, vgl. /r 19.
oaarj (T alyavhjg ^itvt] Tovaoio rhvKTav
. . „den soU ein Mann scUeudem** TI 590, vgl. O 411, V 517, q 518.
dcui ol hi ytoQvd-Sg tb nat aoftidog ccKafiaro^ rtvq
aatiq* ontaqtvijf ivallyniov, og T€ fidhata
lafiTtQoy Ttafiqtaivtiai kelovfiivog ^Siiuccyoto
. „gleich dem herbstlichen Gestirne, das soU besonders heU glänzen,
abtauchend aus dem Okeanos '' E 5 (vgl Einleitung S. 45).
Charakteristisch ist, dass eben nur eine Vorstellung, welche den
Vergleich besonders zu einem plastischen Bilde macht, im Gonjuhctiv
zu stehen pflegt, während die andern Angaben im Indicativ gemacht
werden (Einleitung S. 45).
136
aUi TOL TLQaäirj TcileKvg cSg iariv atei^t;
og r* eloiv äia äovQog u/r' avigog, og ^d re lix^
vqtov exTdf^ivrjaiVy ocpikkec ä* dvdQog igwi^
. . „der soU kunstgerecht einen Schiffsbaiken behauen^* reo.
6 d* iv xovitjai xctiiai Ttiaey aiyeigog iSg,
tj ^ 1^ h elajAevfj ^keog /.leyaloio Trcqpvxiy
XeiTjy äraQ re oi o^oi btc' dx^OTary 7t€q)vaacv
. . „die soU in der Niederung eines grossen Sumpfes gewachsen sein, gloM,
aber an der Spitze sind ihr Zweige entsprossen" J 482, vgl. M299. 423.
Seltner findet sich der Gonjunctiv zugleich in mehreren Sätzen:
&g de TfLvvBg TtBqi /iTJXa dvgwQi^acoaiv iv avkfj
dn^gog dxovoavreg TLqaxeqotpQovogy og re xa^' vhfjy
eqfjKTijtai dl* OQsaq)i
„Wie aber die Hunde schlimme Wacht über die Schafe im Gehöfte
haben soUen, na^chdem sie ein mldes Thier gehört hohen, das soU durch
den Wald im Gebirge daher kommen" K 184, vgl. O 80, s 395.
Die übrigen Relativsätze mit Gonjunctiv ohne xev oder av ordnen
wir nach der Verbalform des Hauptsatzes.
1) Hin Imperativ geht im Hauptsatze voraus:
Hierher könnte man höchstens rechnen:
aXr äye, afj tdde iirjcql Ttage^ojAevog xardle^ov,
Y^fiaad'^ og Tig agiarog dvrjg xat nXelaza tcoqtjücv
. . „einen- zu heirathen, vorausgesetzt, dass der Mann der beste sei
und das Meiste bringe" v 334 (Einleitung S. 46).
2) Für den Gonjunctiv im Hauptsatze . steht uns kein Beispiel zu
Gebote, wohl aber für den Optativ:
dm avd-i xvvfSv /ÄekTttjd'Qa yivoivo,
og Tig in* rjfxaxt rtpöe «tcäv fied-irjoi fiaxeod-ai
„ein Frass der Hunde möge einer werden, er soU (nur) an diesem
Tage freiwillig nachlassen im Kämpfen" N 234.
3) Auch der Indicativ des Futurums ist im Hauptsatze nicht nach-
weisbar, sondern nur der Infinitiv:
ovdi XIV* oIlü)
TQiiwv xaiQTJceiv, og rig axedov eyx^og eldy
. . „es soU (nur) einer in die Nähe meiner Lanze kommen" Y 362.
4) Der Indicativ des Präsens steht im Hauptsatze,
a. der Belativsatz folgt nach:
%rj» yoq doidrpf fiSHov imxXeiova* ca^d-giOTtoi
ij Tig oKOvorteaai veurrdttj dfjupvTtihrjcai
„denn das Lied preisen die Menschen um so mehr, es soU (nur) hei
ihnen als das neueste in Aufnahme sein" a 351, vgl. ^ 105.
137
Oalrpiig fjC ayayov vavaincXvzoif o% t€ xai aklovg
ävd-QiafCCvs Tce/ÄTtovaiy o vlg aq)€ag eigaq>i%rjvai
. . „die auch andere Menschen geleiten, es soU (nur) einer eu ihnen
kommen" n 227, vgl [i 40, X 73, x 39, o 400, A 230, B 294.
£i de %i %(avS €7tioQxop, ifiol ^eot akyea doUv
noila fidi^'f oaaa didovaiv, o rig a(p* dXittjTai 6/i6oaag
. . „6S soU nur einer freveln gegen seinen Eid" T 264, vgL v 214.
cme d-eoTtQOTtlfjg ifinäCp^ai y ijv^viva ^i^Q
ig fiiyaQOv xaXiaaaa d-eoTCQOTtov e^BQerjcaL
. . ^ydie Mutter soll nur eine erfragen" a 416.
(ig d' ot' OTtwQivög BoQerjg veootqdi^ dXoyrjv
€uxf/ cty^Qavy %aiqu di jäiv, og zig i&eiQrj
. . „es freut sich aber, es soU es nur einer 'pflegen" 0 346, vgl. lo 286.
Ovdi TL Ttii ftOl
7tq6q>Qunf terktpcag elnelv BTtog, o m votjOrjg
. . „du seilst nur etwas vorhaben" ^A 543, ygl. A 554.
Toy x€y ayoif-i inl vriog, 6 d' vfuv fxvqiov äpüv
ai/poi, onjj Tteqdarjte xor' aiXoS-qoovg dvd-qwicovg
. . „der würde euch unermesslichen Gewinn einbringen, ihr sollt ihn
(nur) wohin verkaufen unter die fremdredenden Menschen" o 452,
vgl. » 45.
ßikrsQOv og q>evy€üv TtQoqrvyrj xcmdv ^i dhij]
„es seil einer fliehend dem Ungliick entrinnen, so isfs (ihm) iesser,
als taenn er gefangen werden sollte" S Sl.
dvri w noXküh
ht&v iativ dvijQ, ov te Zeig htjqI q>vhfiari
„vide Schaaren wiegt ein Mann auf, es soll ihn (nur) Zeus lieben" 1 117.
ovde To olde nccrä (pqiva Tvdeog vlog,
Sm ixaX ov drp^aiog, dg dd'avdrotai fidxrjraL
. . „dass einer nicht lange lebt, er soll (nur) mit Göttern kämpfen"
E 406 (Einleitung S. 46).
dvrl xaaiyyi^ov ^eivog ^' IxeTtjg re vecvaucai
aviqi, og % oUyov neq iTtixpavT] TtQaTtidecacv
„einem Manne, er soU sonst auch nur wenig fassen mit seinem Ver-
stände, gUt der Fremdling und der Schutzflehende einem Bruder gleich"
d^ 546 (vgl. S^ 585, niit xev).
Tuxi fiiv dva^ieveeg xal dvdqatoi, o% t* iTtl yairjg
diXoTQlrjg ßwaiv nal aq)i Zevg Irjida dwtj
^Bösewichte u/nd schlimme Gäste sind es, es sollen (nur) welche fremdes
Land betreten und Zeus soll ihnen Beute gewähren" f 85, vgl. ^ 210,
Ä 428, ^ 287-
ov fiiv yä^ ftei^ov xXiog ävi^g, o<p^ x' ei^iv,
ij o ZI fcoaalv re ^^ xai x^Qoi-v s^aiv
nn s<^ eiioas mit seinen Händen oder Füssen leisten, und so
lebt, ist kein grösserer Ruhm für ihn" 9 147, vgL e 447.
^sla d* a^iyvtuzog ^Jibg cevÖQÜOt yiyvetai aAxi^,
^fUv oziotatv xvdog vni^eQOr iyyvali^,
ijS (kivag fiivvS^ re v-al ovit i&ilrjaty afivvetv
•hennbar ist die Stärke des Zeus den Männern, er soU ihnen
m Ruhm verleihen, oder er soU sie demüihigen und sie nicht
wollen" 0 490, vgl. (J 208.
xat yäf Ttg z' alkoiov oäv^ezat ai^q' oliaaaa-
xovfldiov, T^ zexva zixj] tpiXöirfii. fttyeiaa
^ OtSval]' . .
ie ihren rechtmässigen Eheherm verloren hat, dem sie Sinder
?otl" . . (Was zum Begriff von xov^idiog gehört, iet hier als
g ausgesprochen, vgl. fiinleitnng S. 45), z 26&.
) Unrecht wird als abhängige Frage betrachtet:
tdfiEy yaq zoi näy&' Sa' ivl Tpot'jy evfjsirj
lä^Eioi Tqäig ze 9ebiv 10x1711 ftöyrjoav
tdftiv <f oaaa yimjiai ini x^ovi jiovXvßmei^
wissen alles, es soU (nur) etwas auf der vielnahrenden Erde
:" ft 189, Vgl. i/' 14O7 ß 365 und Einleitung S. 47.
der Relativsatz geht voran.
iJg fiev antp^jg cn/iog «j xai anrjvea etdfj,
T(^ de Ttataqävzai itävzeg ßQozoi iclye' onloam
einer wnfreundlich sein und wnfreundlidie Gesinriung haben,
sehen aUe Menschen Schlimmes an" t 329.
5g ztg aid^irj jzeläar] xal ip96yyov mtovajj
SeiQ^vtov, T<p iJ" ov ZI ywij xal v^iria zixva
ol'xade voaz^aayzi naQiazazai oväi ydwnai
sich nur einer in Unwissenheit nahen und den Gesang der
hören, dem" ... /i 41.
oV r' äya&rjv ze ywcüxa mit agweioio A^orpa
ftvjjOzBveiv i'^iliooi xai äXl^Xoig iQtOüxJiv,
avtot zol y' dnäyovat ßöas xai 'i^ia fiijht
H (Männer) ein gutes Weib, die Tochter eines Reichen freien
nd uid&r mnander wetteifern, sie sdbst bringen (dann) Rinder
! Schafe herbei " a 276.
189
xai yoQ zig &' fv« qiüra xazaxcüvag ivl d^fH(i
ipevyei nijovg ze tr^liTtüiv %al ncnglda yäiav
„und wenn einer einen Mann im Volke getödtet hat, es soth
(nur) nicht viele Schützer sein, der verlässt Verwandte und Vai<
uad ßieht" \p 118.
OTtrfrj z' i^a-g, zy t' uxovai azixeg äydQÜv
„er soü sich irgendwohin wenden, da teeichen die Beihen der Jk
zurück" M 48.
o^ d* ö yi^w» fteziijCtv, afia TtQÖaaa) xot onLoata
„es sdl aber der Greis unter den Leuten sein, eugleich vorwän
Twhwärts sieht er für die" 1' 109.
olatv z* ev (fQoveijOi, xal ävd^ai velxea Xvet
„sie soll (nur) ihnen nur wohlwollen, sogar Mänttem löst sie
den Streit" ij 74 (Einleitung S. 4ß).
5) An einigen Stellen geht im Hauptsätze der Aorist i
doch sind es KrfahnmgBBfttze , die aacb fOr die Qegenwart und Z
Geltang haben.
z^ d' (Ä MW tig ytfig tpvyev avÖ^öJv, § zig ixtjitta,
älhi *■ ofiov nlvaxäg ze veäy xat otäftaza iftasüv
xifia^' äXng (pogiovot ?rt'pös i' otooXo &velXat
»noch nie erUham da ein Schifft der Männer, es soU (nur
kommen . . " (man beachte den Ind. Präs. in den darauf fol|
Worten) fi 66.
^ yag zov ye &eoi *azä vöaxov edijaco',
Sg xev tfi' evävxitog itpiXet xai Ttz^oiv onaaoev,
olä ZE ^ olif^t &va% ^dvfiog eSüixev,
OS Ol TtoiJM näfiTjOL, &edg J* ini sQyov äi^
■ . „une ^n gütiger SSnig seinem S/daven (immer) gab, es si
dersdbe (nur) vid für ihn abmühen und die GoHheU die Arbeit gt
fassen" i 61,
n. Der Gonjunctiv mit xiv.
1) Im Hauptsätze steht der Imperativ,
a. der Relativsatz folgt nach:
ly vtv fifjde aii xcv^e yo^/iaai XBQdaXioioiv
S tri kI a" et^iDfiai # 548.
xixXvze dij vvv fiev '/^oxijfftot , o zrl xe» eino)
,itk wiU etwas sagen, das hört jetet von mir" ß 26. 161. 229,
t 378. 406, V 115.
140 —
den erwähnten Stellen fShrt die redende Person ihre'
t wirklich ans. Trotzdem aber ist der Relativsatz ala
m dem vorausgehenden Hauptsatze aorznfassen. |
eyyeo & '^ %sv irjo^a
du sollst (nt*r) wo hinkommen" K 67.
' akXog fiiv öuuHpd^la&üi , SlXog di ßmiia
xe T&xTj
der andere sterbe, es soU (nur) das SchickstU an cineti,
) 430.
^e*' 0 tri xsv vfifu xaxov niftnr^i exäartfi
Unglück auf euch, er soll (nur) euch allen welches'
)9.
■ade ff sa (pStvv^etv, ^va xai ovo, rot xcc -^X'^"''»' I
»piy ßovXevtMi . , .
■ass verderben, eine» oder eicei, sie sdHen (nur) getrennt,
rn Beschluss fassen" B 346,
(Diääag de ywalxag ietxoaiv airtbg iija&ta,
xe fiei' ji^yeirp' 'EUvrpi viaU.iarai emaiv
CT- aber soU er sich zwanzig selbst auswählen, nach der
me, wo&ei vorausgesagt ist, dass es die schönsten sind
. 281 (vgl. K 305).
itiv steht an Stelle des Imperativs:
s^etta de xat xov .^x***"*'
iw ^ vtf^Xöv T€ ziötj^iEvat, ol' xev eneio
ize^oi SV v^Eaai TioXvxXrjiai Xlrnjad-E
•Men den Chabhügd weit und hoch machen die Achäer,
mir bei den vidrudengen Schiffen euriic}ä?leU)en soUtet''
442.
Relativsatz ist eingeschoben:
pov d' o Ttl xe |iioi dow-ci tplXoy ^oq aviäyri,
ag äus^otiiviff döftevai olxövde g>i^sa&ai
erz dich treiben mir irgend ein Geschenk zu machen, so
ickkehrenden . ." o 316, vgl. / 146. 288, ff 47. 286.
Relativsatz geht vorans:
dg fih xe ßäX'i) t^^va friKeimi,
vrag ^ei^/tevog neUxeag olxövds tpeqia^
iie zitternde Tauhe treffen, und er nehme (die BeOe und
Hause" f 855, vgl J 306, 0 495, f 661.
141
OTtTtoreQog di xe vixi^ai] TLqeiaamv te yevrjtai
ycn^fjad^ ekcüv ev ndwa yvyaixd rs oYxad* ayio9(a
j.es seil einer von den beiden siegen und die Oberhand gewinnen,, der
ergreife seine Schätze und führe das Weih nach Hause" F 71. 92, vgl. a 46.
ov di x' iyiüv änavevd-e d-ewv id^alcofu vorjaai,,
/iij Ti av ravta «caa-ra dieiQeo fxtjdi ^evdlka
„ich soU aber einen verborgen vor den Göttern ausdenken wollen, dann
frage und forsche du nicht nach allem dem einzelnen" A 549. (Das
Sollen kommt durch den Umstand ^ dass der Satz eine Voraussetzung
enthält, auch in die erste Person, welche in Hauptsätzen nur das
Wollen bezeichnet).
2) Ein Conjunctiv in einem Nebensatze geht voraus:
vvv S om i'ad-^ ogvig d^dvarov q^vyy, ov xe d'eog ys
^Illov nqoTtdqoid^ev efiifjg h x^Q^^ ßakrjaiv
jj jetzt aber ist keiner^ der dem Tode entrinnen soU, es soU ihn (nur)
ein Gott vor Uios in meine Hände liefern" O 103.
dlk' ace luv dri & avrdg avBiqrftai enhaaiv,*
tolog iwv oiov Te xcttawTjd'ivTa Yörja^e,
xai rore Jjj oxia&aL te ßlrig Xvaal re yiqovra
.^aber wenn er didi wieder selbst mit Worten fragt, in der Gestalt, wie
ihr ihn schlafend sehen sollt, dann haltet ein mit der Gewalt und gebt
den Greis frei" d 420.
oq>Qa Tig SQgiyrjaL nat oifjiyovojv dvd^qfinujv
^eivodoxov xaxä ^^ai, b nev tpilorrjra naqdaxfj
„damit jeder auch der spätem Menschen sich scheue, einem gastfreien
Menschen Böses anzuthun, sollte dieser Freundschaft gewährt haben"
r 353, vgl. 0 296.
3) Im Hauptsatze steht der Optativ.
a. der Belativsatz folgt nach:
ij ydq x€v d^ikog x« %ai ovridavög xaleoif^irp^
ei drj aol nav eQyov V7cei^0fiaij o tri r.ev elLJtrjg
.jdenn feig und nichtsnutzig umrde ich wohl genannt werden, wenn ich
dir in jeder Sache weichen werde, du seiltest nur etwas anordnen"
A 294, vgl. B 127.
b. der Relativsatz geht voraus:
bg de x« ^rjLTCtt* ivravioTj ßiov iv TtaXdf^irjatv
xat dioiazevarj nekixanf dvoxaiäeyta Ttdvrwv,
T^ xcv Sfi eOTtolfirpf
„es soll aber (nur) einer den Bogen in seinen Händen recht leicht
spannen und durch edle zwölf Beile hindurchschiessen, dem umrde ich
wohl folgen" r bll, (p 75.
142
OTtTtdiov ifC eiTtrjad-a enog^ zdiov x* inanovaaig
„du sollst (nur) irgend ein Wart sprechen, ein solches würdest du
wieder hören'' Y 250.
4) Der Indicativ des Futurs steht im Hauptsätze,
a. der Belativsatz folgt nach:
rjw&ey de d'sog dwaei xQorog^ ^ x' i^ikijOiVf
„am Margen aber wird der Oott Kraft geben, er soll es (nur) einem
wollen'' q> 280.
dciaei de oi og x' id^ihjoiv
nvQvov xcrt xorvAip'
„es wird aber mancher, er soU es (nur) woUen, Waieenbrod und einen
Becher geben" q 11, vgl. 19. 559, | 444.
Tov jASv drj ^agov / ai(fi^aeai ov x i&iXr}a9a
„deti einen wirst du dir eum Freunde wählen, du soUst ihn (nur)
wallen" K 235.
wg'ol revxea xala nagiaaeraiy oXa %ig onrts
av&QWTtüty TtoXiwv ^avfidaaerai , og xev Xdrjftat
. . „wie sie mancher hewwndern wird, er saU sie (nur) sehen" 2 466,
vgl. P 93. 100.
^ eti xal x^aov knideveai^ ou xi rig ocaei
TQamv iTtTtodd^uay i^ ^tkiov vlog arcoiva,
ov xev iyw dtjoag ayayw fj aXkog lixaiiav
„bedarfst du auch noch des Goldes, das mancher der rossebändigenden
Troer aus Ilios bringen wird als Lösegdd für den Söhn, ich soU ihn
nur gebunden wegßihren, oder ein anderer der Ächäer" B 229, vgl. / 75.
vvv av tovg akXovg iTCieiaofiai, ov xe xixslio
9,jetgt aber werde ick die andern angreifen, ich soU (nur) einen finden"
A 367, y 454, vgl. A 139.
oiaoi yäq xal xqfvaov, 8 tig x* vftoxdqiog eldy
„denn ich werde auch Gdd bringen, es soll mir (nur) welches unter
die Hände kommen" o 448, vgl. -:? 271, T 110.
ZeS TtdteQ, ij ^ tc fioi xexoXdaeai, o txL xev eiTtto;
„Vater Zeus, unrst du mir wohl zürnen, soUte ich dir etwas sagen"
E 421, vgl. B 361, er 158, fl 92.
inei Ttkedveaai fiaxf^aerai, og xi ae ^elvt]
„da mit mehreren eu kämpfen haben wird, es soü dich (nur) einer
schlagen" a 63, vgl x 27, 0 405.
aeo 0 eSeraiy o rxi xey a^
„von dir aber wird abhängen, er soll (nur) etwas vorstMagen" l 102.
143
^ds yoQ atifwtvg xomov eaaetaiy og xc iiTtifiai
vr^vaiv It^ lä^ysiiav
„dieser BefM wird (jedem) zum Verderben gereichen, er soU (nur)
bei den Schiffen der Ärgeier isurOckbleiben" T 235.
vvy di dri Ahelao ßit] TQcieaaiv dvd^ei
xai Tiaidijjv Ttäidegy toi nev f.ietoTiiad'a yivcüvrai
. . „sie sollen (nur) geboren werden'' Y 307 (vgl. (o 29).
dtiata yaQ ditpQOv re dvw r' eQiavx^vag innovg
0% x€v agiazoi etaai O^of^ ini vrjvaiv lA%mu}v
„denn ich werde geben einen Wagen und ewei starkhalsige Rosse,
vorausgesetzt, es seien die besten bei den schnellen Schiffen der Ächäer*'
K 305 (vgl. / 139).
IV^a d* eneiTa
<PQaaa6fi€d^^ o ttI ne ind^og 'OkvfiTtiog fyyvaXl^
yy da werden wir detm überlegen, es soll (nwr) der Olympier einen
klugen Plan eingeben'' xp 139, vgl. B 365.
ei de xev wg eQ§f]g xal toi neidwvTai lä%aioij
yvioaj] Sn^i&\ og &* rffe^6viav Tcaxdg og Te w Xawv
rfi^ og»% iad-Xog etjai
„es soll nun der eine der Fährer, das eine von den Volhem feige, und
es sM der andere tapfer sein, du wirst sie kennen lernen'* B 364, vgl.
Einleitung Seite 42 und 46.
b. der Belativsatz ist eingeschoben:
Tddjy, rjv x' i&ilw^i, (piXrjif noirfio^ aycoiTiv
„van diesen werde ich eine, ich soU (nur) wollen, zu meiner lieben
Gattin machen" 1 397, vgl W 554. (üeber das Sollen der ersten Person
s. oben Seite 141 and B 229 u. s. w. anf Seite 142).
c. der Relativsatz geht voran:
og di x€ naTQOnlov %ai TS&vrjuiTd Tteq e/mrjg
T^üag ig iTtnoddfiOvg igvcf], eY^ de oi ^Xag^
fjlAiav Ti^ ivdqtüv dnoddaao^ai, ij^uav d' avTog
?f w iyci
„es soU aber (nur) einer den PatroMos , . und sei es auch nur den
todten, zu den rossebändigenden Troern ziehen, Äias aber soll ihm
weichen: die Hälfte werde ich dem von der Waffenbeute geben, die
andere Hälfte aber werde ich seihst behalten" P 229, vgl. W 857, k 147.
bfindcBQog xe q>&^aiv o^B^d/iepog xQoa xalov,
tfßovarj d* ivdivtav did t* hrrea xai fiilav al^ia,
T^ xev iytj dwao) Tode (fdayavov d^yvqtnjXov
„einer von diesen beiden soU (nur) zuerst die schöne Haut erreichen,
und durch die Rüstung und das schwarze Blut hindurch in die
144
%ei{e treffen, dem werde ich das silberbeschlagene Schwert
805.
; Indicativ des Präsens steht im Haaptsatze.
der Kelativsatz folgt nach;
Tov d* Ol! jctQ ^«t #^005, Sg xev XStjiat
syycg im
U es (nur) mner in der Näke ansehen" S 416,
avd^qärcovq ziwa&ov, o rlg x' ijtioQv.ov ofiöaarj
ihr da drunten die todten Menschen straft, es soll (nur)
m Meineid schtcören" F 279, Tgl. T 260, 0 55.
fiäXa yÖQ je ^cnead^iei bv xe läßjjoiv
frisst, er soU (nur) einen erfassen" 0 24, vgl. T 228, d 196.
vEfteaatSfiai 6i xai a)J^
dvdqi ^eivod6Mf), og x' e^oxa /lö* q)iXit]aiv
(ioxa &' ix^aiqTjOi
« auch jedem andern Gadgä>er, er soff nun über die Masse»
iin, oder über die Massen gehässig" 0 69, Tgl. 0 421.
^ z' a^a xai aol nqÜrca jtaqaazrjacaS^at tfieD-EV
ftoiQ' ölo^, trjv tw Tig äi^vezai Sg xe yivrfiai
fc soUte an dich euerst das verderbliche Geschick herantreten,
land entrinnt, er sdl (nur) einmal gehören sein" w 29 (ygl.
xe/ww ßovXetai olxov oipiU^iv, Sg xsr onvif}
ie (nur) einer ehdiehen, dessen Haus mll sie beretehem" o 21.
Olli' Svex' oiXofiCVjjg yaazqdg xaxä xiqSe' e-^ovaiv
ovtQEg, ov xev Xxjitai aXrj v.ai tirjfia xcrt alyog
gen des bösen Magens haben die Männer schlimme Sorgen,
nur an einen die Ijeiden wnd Qwüen einer Irrfahrt heran-
33, (p 312, V 295.
aiX' efinr^g ^avaöJv 6)uO<pv^ftE&' ulxtir/räü/y,
oV xev 3^ xaxöv oitov avaTtXf^aavieg oXatyrat
r beJdagen wir die lanzenschwingenden Danaer, soUten sie ein
chick erfüllend zu Grunde gehen" & 33.
(ni TOI änößhiT' iari ^eiÜv iqtxvdta ätÜQa,
oaaa xev avtoi diäatv, haav d' ovx av tig ?XotTO
:ht Sit verachten sind dir aUe die herrlichen Gaben der Götter,
sollen sie nur geben, denn aus eigner Kraß könnte sie keiner
■en" r 65.
OT^etg de xai SiXov, 5&i /ie^iena lätjai
st jeden an, du s<Mst (nur) wo einen nachlassen sehen" N 229.
145
iTtel ov fiev ri uLaaiyvrjtoio x^Q^i^^
yiyveraiy og xev eraiQog iwv Tt&cw^iva eüy
„denn nicht dem Bruder steht ein Freund nach, er scU (nur) besonnenen
Sinn haben'' » 685 (vgl. » 546, ohne x^).
ix^Q^Q yaQ fioi xsivog Sfiwg Idldao Ttvkrjaiv,
og / ^^SQOv ^iv x£v&7j iri (pQeaix, ailo di eLTty
„es soU einer das eine im Innern verbergen, ettoas anderes aber sagen,
und er ist mir verhasst gleich den Pforten des Hades** 1 312, vgl ^ 158.
ov yäq kfiov TtaXivdy^ov ovi* äjtavrjXov
oviF aTBXevTrjTOP, o ri nsv xeq)aXij xaravsvaio
„denn nichts von mir ist gurüchndmbar, noch trügerisch, noch unvol-
lendbar, ich soU es (nur) einmal unter Neigen des Hauptes zugesagt
haben" A 526.
Hierher gehören auch die Fälle, in denen ein abhängiger Infinitiv
des Präsens vorausgeht:
Ttoklol juey yoQ i/iot Tqcieg xkuTol %^ imiiovQOi,
YxelvBiv ov ne ^eog ys noqrj xai noaai yuxBua,
TtolXol d* av aol l^xatol, ivai^ifiey ov xe ivvfjai
„denn mir sind viele Troer und treffliche HülfsvSlker bu tödten, es soU
(nur) ein Gott einen entgegen bringen, und ich soll ihn (nur) mit meinen
Füssen erreichen. Du aber hast viele Ächäer eu erlegen, du sollst (nur)
einen können'* Z 227, vgl y 355, x 22, x 6ß.
TuxXov TOI avv i^ot tov nijdeiv og x* i^i xrjdtj
„es giemt sich für dich, mit mir zu kränken, es söU mich (nur) einer
kränken'' I 615, vgl P 99, ? 28, x 74.
Ein Infinitiv des Aorist, der hier gleich mit erwähnt werden mag,
geht voraus:
fjfieig i* ovV ini e^ya naqog / l'ju«' cmb Ttfj aXhj,
nqiv / avTrjfv yi^^iaa&ai ^x^^^ ^ ^ id'iXrjOiv
. . „ehe sie sich vermählt hat einem der Ächäer, sie scU (nur) einen
iOoUen'' ß 127, vgl v 341, 0 46.
AivBia, x^^^ov CB xat iq>^ifi6v tibq iovza
navrwv av^qdTCiov aßBaaai fiBvog, og xb cbv avra
eJidT] a/ÄwofiBvog
„es ist dir schwer, dbwoU du stark bist, allen Menschen das Lebenslicht
ausßtUösdien , es soU dir (nur) einer kämpfend entgegenkommen" 11 620.
b. der Belativsatz ist eingeschoben:
Twv oV fiiv x' ekd'OHJi diä TtQiarov iliq>avTog,
0% ^' iXB(palqoviat
„die einen von diesen sollen durch das dfenbeineme Thor kommen, die
trügen" % 565.
Delbraek a. Windisch, syntakt. Foracb. I. 10
146
ovdi yoQ avdi rig aHogy o tig x' ifia diofnaS'* ixijrai
evd'ad^ SdvQOfievog dfjQOv jjivei eUvsTca nofiTC^g
„auck Teein anderer, es soU (nur) einer eu meinem Hause kommen,
bleibt lange hier klagend wegen der Entsendung" ^ 32, vgl. q> 344.
c. der Belativsatz geht voraus:
Sg di X* dQiarevfjai fidxn ^^} ^^ ^^ (lahx XQ^^
eatdfiepai TCQoreQwg
„es soll einer im Kampfe der trefflichste sein, der muss besonders fest
stehen" A 409, vgl. V 322.
og lih t' aidiaetai xovqag Jiog äaaov lovaagy
Tov di fiiy üJVTjaav, wxL %* &kXvov €vxo/xivoio'
dg di x' avijyrp;at Ttai re (negetSg anoeiftrjy
Xiaaoimai d' aqa xaL ys Jia Kqovibmx xiovcai
Xifi arrpf afi ^nea&ai
„es soU aber einer abschlagen und starr sich weigern, dann gehen sie
zu Zeus Kronion und flehen ihn an, dass dem die Schuld nachfolgen
möge" / 518, vgl T 167, ^ 127.
6) Der Indicativ eines historischen Tempus steht selten im Haupt-
satze, und immer nur dann, wenn die Handlung in ihren Folgen bis
in die Gegenwart und Zukunft reicht.
a. der Belativsatz folgt nach:
fj d* e^oxa Xvyqa Idvla
ol re xot' alaxog exeve xai iacojjivfjoiv dnlaata
-dT^kvrifijai ywai^i, xal fj x' eve^yög eriaiv
„sie brauchte Schande sich und allen Frauen in Zukunft, es seil eine
auch (sonst) tüchtig sein" k 432, vgl. (o 201 (o 421).
inei ae kdovra ywai^lv
Zevg d^xev xal edwxe xaraxTa/iev ijy x id'iktja&a
„ da dich Zeus eur Löwin unter den Frauen machte und dir es perlieh
zu tödten, du seilst (nur) eine wollen" 0 483, vgl. Q 335.
ovdi yäq oide rig alkog avijQ xade qxxQ/Äax' avirkrj
og Tce Ttirj xai jtqvhov afieirpevai ^Qxog odovton^
„denn nie ertrug ein anderer Mann diesen Zaubertrank, es soU ihn
(nur) einer trinken und über die Lippen bringen" x 327.
b. der Belativsatz geht voraus:
og xe d^BoTg inmel^rftai ^lihx t* exkvov avtov
„es soU nur einer den Oöttern folgen, und sie hörten bisher sehr auf
ihn" A 218.
HL stellen mit Conjunctiv and beigefügtem o
a. der Relativsatz folgt nach :
ohög OB T^€i fitXtijöris, Ss %6 xai aXKovs
ßXÜTtzEi, bg öV ftiv xavJöv ^Xrj fttji' aiaifia nivT)
■ . „der jedem schadet, er snÜ ihn (nur) massenweise zu sich
und nicht mit Mass trinken'' tp 293,
b. der Belativsatz geht v&ran:
iv ff Sy iyuiv änävev^e ^eüv a&iloyra vo^oia
il&öy^ § T(imaaiv af/TjyifASy § Javaoiow,
Tthjyeig ov xorrä xöoftov iXevaezat OvlvftTCovde
„ich soö (nur) einen fem von den Göttern bemerken . ., gei
nicht mit Ehren wird er in den Olymp kommen" 0 10.
ö'ffOot d' Sy nnlif/oto ne^l arvye^olo ItTtanTat,
fiEftv^a^ai Ttöaiog xat idtjrvog
„es sollen aber welche vom grausen Kampfe übrig Uahen, alle d\
an Speise und Trank denken" T 230.
Cap. in.
Der ConJunctlT In NebensStzen mit Conjiioctioneii,
Einleitung Seite 53 ägd. ist dargelegt, daes die Conjui
ihrer Herkonft nach in zwei grosse Gruppen zerfallen, und da:
halb auch dieses Capitel in folgende zwei Hauptahscbnitte zu :
ist: A. die Sätze mit Conjnnctionen vom Relativstamme, B. d
mit Conjonctionea vob anderer Herkunft.
A.
Die Sätze mit Conjunctionen vom Relativstam
Die allgemeine Giutheilnng dieser S&tze ist dieselbe wie
entepiechenden Partie der Relativsätze. Sie zerfallen in postei
and priorische. Auch über das Tempus des Hauptsatzes gilt
wie hei den Relativsätzen.
Die posterlorbehen Sitze mit Coi^anetloiieii vom ReUtlTsUmn
Wiederum, wie hei den Relativsätzen, scheiden wir den w
von dem erwartenden Conjunctiv.
I. Der ConjuDctiv ist der wollende.
Heber diese Slltze iat Einleitung Seite 59 flgd. gehandelt Sie sind
dort bezeichnet als Sätze der Absicht oder der beabsichtigten Folge. Es
kommen von Gonjunctionen in Betracht ydd t/dihä &a oq)Qa tag oicüig.
üeber die vereinzelt vorkommenden yä'Ntis' nnd j/dtra ist Einleitung
Seite 57 und 58, Aber t/ä't-^iög Seite 57 and 61 gesprochen.
SanakritiBcho Beispiele.
Ydd ist in der Yerbindnng mit dem wollenden ConjoncUv nicht
eben h&nfig, obgleich es sonst eine der gebräncblichsten Sanskrit-
Goujnnctionen ist.
Im Hauptsätze steht:
1) Imperativ :
sk ä' vaha devätätiin yaviah^ha järdbo yäd adyü divyäm jäjäsi
„ bringe heran die GÖtlersehaft o jüngster (Agni), damit du heute die
himmlische Schaar verehrst" RV. 3, 19, 4. bhadräm - bhadram na ä'
bharä' abam flrjam catakrato, ydd indra mriläyäsi nah „Glanz auf
Glane bringe uns, Kraß und Stärke, damit du Indra uns beglückest"
RV. 8, 82, 28.
2) Conjunctiv:
täv^'d n tä'h snkirtäyö'sano utä prä^tayah, y&d indra mrildyäsi
nah „ dir sollen diese Preis - und Lobgesänge gehören , damit du Indra
uns beglückest" RT. 8, 45, 33.
3) Optativ:
ä' te agna idhimahi dynmäntaiii devä'järaip, yii dha ayä' te p^iyasi
samid didäyati dyävi „wir möchten entzünden deine glänzende nie
alternde (Flamme), damit deine preiswerlhe Lohe am Himmd ^nee"
BV. 6, 6, 4, vgl. 1, 166, 14 (Mai Müller Rigv. transl. l, 201).
4) Indicativ, nnd zwar habe ich nnr Belege fOr den Indicativ
präsentis:
{ndraip ndro aemddhitä havante, yät pä'ryä yun^ate dhlyas tä'h „den
Indra rufen die Menschen beim Kampfe an, damit er richtig fuge die
schützenden Gdtete" RV. 7, 27, 1. ni päpäso manämahe nä''räyäso nä
jälhava^ , j&ä in nv fndram vrishanam säcä sutä säkhäyam krinävämahäi
„nicht als sddeehte, nicht als Knicker, nicht als jdlhavah '), denken wir
daran, dass wir uns Indra beim Opfer zum Freunde matSien" RV, «,
50, 11 (vgl. Einleitni^ Seite 62).
1) jalhaTah weüa icli nicht zu übersetien.
149
Yäthä ist Veit häafiger.
Im Hauptsatz steht:
1) Imperativ:
havish krintuhTa snbhägo yäthä"saBi „bereite ein Opfer, c
guter Qdbe theilhaflig werdest" BV. 2, 26, 2/ yönish (a indn
akäri täm ä' nrfbhil^ pnmhßta prä yähi, ^o yäthä no 'vitä' vridli
Täsönl mamäda^ ca sdmail^ „ein Schoos ist dir eum Süssen ha
dem Icomm, Vidgerufen^, mit den JUäanem, damit du uns e
eum Gedeihen seiest, Gut gä>est und dich an den Tränken beri
RT. 7, 24, 1. grihäi) gacha grihäpatni yäthä"sal^ „geh im Hau
du Hausherrin seiest" BV. 10, 85, 26. äram me gantam bävanS
grinänä' yäthä pfbätho ändhah „kommt heran zu diesem meine
damit ihr gepriesen trinket den Trank" EV. 6, 63, 2. Man V
noch EV. 1, 89, 1. 6, 61, 4. 6, 4, 1. 6, 36, 6.
2) Indicativ und zwar
a. präsentis:
gribtanämi te säubhagaträya häetam, m&j& pätj>4 jar&dashl
'sah „ich ergreife su Glück deine Hand, damit du mit mir al
Gatten Greisin werdest" EV. 10, 86, 36. imä' rudräja tavise 1
kshayädvträya prä bharämahe matil^ , yäthä <^m äsad dvipflde cd
„diese Lieder bringen wir dar dem kräftigen, dem lockigen
beherrscker, damit es woM gehe unsem Zvidfüsslem und Vier]
RV. 1, 114, 1, vgl. 1, 89, 6, ÄV. 1, 16, 4. yäthe'däip bhflh
tifgaip vfii'to matbayiti, evft' mathnämi te m&oo, yithä rnftk
^0, yäthä m^ iiä"pagll äsah „wie der Wind hier das Gras
Erde schüttelt, so schüttle ich deine» Geist, damit du mia
damit du ni<M von mir gehest" AV. 2, 30, 1, vgl. AV. 1, 34, 5,
7, 37, 1.
b. des Aorist:
idäni tyit pa tram indrapäham fndrasya priy&m am^ftam apäyi
yäthä säomanasäya deväip vy äsm^ dv6sbo ynyävad vy änha
Sehaale dient Indra eum trinken, getrunken ist des Indra
Ambrosia, damit es den Gott eu WofdwoUen hegeiäre, uttd
abwende Hass und Noth" BV. 6, 44, 16. iSd asäö sö'ryo agäd,
mämakäm väca^ , yäthä ' hAm ^atrohö ' säni „ auf stieg diese Sm
dies mein Lied, damit ich Feindesieger werde" AV. 1, 29, i
jakshy amtitatvint suviiaqi yäthä vo devä värival^ kärä^i „
euch Unsterblichkeit, Heldenthum eropfert, damU ich euch, ih:
etwas Li^>e3 erweise" (die üebersetzmig nicht zweifellos), BV. ]
Weitere Belege für die erste Person des ConjonctivB aof -äni
jnnctionen giebt BoUensen Z. D. M. G. 22, 677.
Tritt zu fftühä eine Negation, so kann diese entweder mä sein,
I Frafnopanishad eine Stelle anfGhren, oder na i. B.:
prathamo devatänäm, so'sjäi prajäm müncata mrityupä^ät
Tarnno'nQmanyatäm, yathe'yam stri päatram aghain na
komme heran, als der erste der Götter, er möge dieser
nmenschaß befreien von den Fesseln des Todes, und das
ig Varuna gnädig verleihen, dass dieses Weib nicht Sünde
u beweinai habe" Pär. grih. 1, 5 bei Weber J. St 6, 314.
Instructionen sind selten. „Damit nicht" wird gewCbnlich
)r mä ausgedrückt (Tgl. oben Seite 122).
Griechische Beispiele.
"Iva.
einer Stelle steht bei Homer IVa nnr beim reinen Con-
Einleitung Seite 67, 60, 85).
ptsatz steht:
irativ:
«AJUr zöxiara
dq>9aXfiOiaty t3<a ß 555, vgl. x 387.
Ti^atiqia, Xva tot itaq ieina *«w .2 387, vgl. t 517.
Kai fiM ztöv ovvofia elfte
', tva zoi Sä §Eivioy t 356.
■tov ä^iarop, iva iüt^ lEQevao} |414.
ftr]di Tt dov^am
tahj, iva eYäoftev -Y244, vgl. ^ 363, JT19.
Eö*' itii dtlfcvov, Xva ^dyiofte» jt^tja B 381, vgl. T 276.
, Xva TOI Ttexa^tOfiEva Säofisv iqd st 184. Man vergleiche
80, » 542, q 176.
teiJ^ Si-af , IV e'iiog wxi fiv&ov axovcrjg
l 661, vgl fi 185.
ravia de fiävta
wxt fterönta^t tsj anTfl^a yvyaixi l 224.
v{-(i^a fpLXr}, %va S'iaxela e^a tdtjai
130. Man vergleiche noch T 180, X 39, £i 467, & 461.
nei^aaaS-e ■deot iva e'ideiE nävits 0 18. Man vergleiche
^307.
Ittfii tt 9v(u^
Xva eld^ r 122.
HO xäXeaaov, IV aniov avcog Mattf/ g 529.
'.ol, aye TijXt/iaxv xaAA*V^z«S Ksrnrotie
161 — -
^ev^ad'* vq> agfictv ayovzegy IVa Ttgi^atjOiv bddio y 476.
u <r aye /htjv neiqrflaij %va yvtmai mal clids A 302, vgl. a 30. Man
vergleiche noch V 314, v 267, A 410, H 196, T 174, 6 262, t 612.
Im Sinne des Imperativs steht der Infinitiv:
Idtp^odg Ttegi yovvaai x^^Q^S
ßdlleiv ^fisrifr^g, iVa voari/iov ^f^ag idijai ^ 311.
tdiv Ol e7t€iT* avehjüv dofievai xal (leiCpv aed'lov,
rji nai avrlna vvv, tva & alvrfliaaiv Axcciol f 852.
kiaaea^ai öi /niv avzog, IVa vrj^iefrig Motcj] y 317.
2) Conjnnctiv:
avToi T* afißahufiev, IWr Ttqrfiaiafxev odölo o 219.
iatOQa d' AxQeidrj» Ayafxifxvova d'UOfi&f afiqxOy
onnateqoi rcqoay iftTtoi, Xva yp(6r]g aTtoriviav ^487.
^elofiey ovrina vvvy SVa 71£q rdde toi aoa fufitnj v 364. Man ver-
gleiche noch 0 515, o 373.
3) Optativ:
u^t ^ol log fiahxxdv S'dpaTOV tvoqol ^!f4fTefiig aytnj
ctvtixa vvv, iVa (lypih^ odvgofxivf] xoro &vfz6p
ahjiya q>d'ivvd'(o a 202.
TtaTtna q>iX\ ovx cey öij fioi iq>07tXiaaecag aTtrjvtjv
vtfnjl^v evxvKlov, %va xXvtä BtfjLCC^ aywfxat
ig narafxov TtXwiovoa ^ 68, vgl. S2 264.
4) Indicativ, und zwar
a. des Futurums:
OTtevoofjuu dg AxiX^a^ %v^ OTQvyu) Ttolsfil^eiv 0 402.
Ttop (f avTig fivi^Oü), IV dnolkij^g aTtctvdünf 0 31.
nifixfßui ff ig SndQvipf %e nai ig IlvXoy '^(lad-devza
voaroif Ttevaofuvov nctTQog g)llov, rp nov dxovai]
^d* Hva luv TtXeog la&Xov iv avd'Qiijtoiaiv ^oiv a 96.
fjöi xai i'Ttnov
dtiato ifii^v TceQ iovcay, !Va ynSonn nuxi oide V 610. Man vergleiche
noch ß 307, d 691, ^ 27, a 339.
b. des Präsens oder Perfectums:
^d-ev nQori aazv XiXatofiai aTtophod-at.
7t%(ax'^aiaify Yva fn^ aa nunctTQvx^ ^ eralQOvg o 308.
dXXd IIB yatnriQ
offvyu xoau>€Qy6g, Hva nXfjfy^i dafieio} a 53.
oi de TtsQTOf^iovoccy otw
tavt^ dyo^evdfievai, IV l^äg q>Qivag ^TteQOTceujjg v 326.
aal ff äde fMvrjaviiq^ vrtonQivovzai, &* dö^g
152
avtdg Oif &v^^, eidüat de Ttaweg uixatoi /9 111.
i] TB (na&fiov exovaa xal eügiov äf4q>tg av^Xxev
. löäCflV(f^ tva Ttaiaiv aaivda fiiad-ov aqvfcat M 435.
i&eha nagnuxUia v^a
^toai, IV Tjdrj a%(ain;av v 149 vgl. 157.
ziTtj' avT\ aiyioxoto Jihg texog eili^lovd'ag,
^ IVa vßQiv Ydf] !t4yafiifivovog lirqeidao A 203. Man vergleiche
noch B 232, / 614, S, 365 und 484, ß 44 und 382, 6 710.
c. eines historischen Tempus:
vvv S ai devQ' Ixo^irp^, iva toi ovv fiijttv v(p^(o v 303.
ifilfivofiev ^ dlav
Trjlifioxov Xox6(aPT€gy iVa q)d'loü)fi€v iloweg n 368.
aXki ae naida, d-eoig iftieiiuK ^AxilXsVy
TtoiBVfjLrj»^ Iva fioi nan^ aeixia loiyov afivvrjg J495.
Tov di d'eol fiiv zev^av, in&ikdoavco (F oled'Qov
avd-Q(07toig , iva f]Oi xat iacofiivoiaiv doidtj d- 580. Man vergleiche
noch H26, /99, 7126, x 24, i^ 418.
Die einzige Stelle, an der IVcr mit x^ auftritt ist:
aiX iqiu} ixkv fyeoy, %va eldoreg Vj ne d-avwixev
Vi xep dlevaf4Bvoc 'd'ivarov xoe xrJQa qifvyoifiev fi 156.
unter 140 mir vorliegenden Fällen folgt 124 mal der blosse Gon-
junctiv, 9 mal x^ und 7 mal av,^ Doch sind diese 16 Fälle nicht alle gleich
sicher. Die Etymologie von oq>Qa ist unbekannt (vgl. Einleitung S. 85).
Im Hauptsatze steht:
1) Imperativ:
Zunächst erwähne ich 'den blossen Conjunctiv:
mhclvie OairjMmf r/yi^OQeg "^i ixidovteg
oq>(l' iintOj %a juc ^vfibg hl ari^d'eaai nelevei ^ 27.
xdleaov tQoq)dv Evgvxleiav,
oq>qa ejtog eiTtwfu % 391, vgl H 68. 349. 369, 0 6, i/ 187, 1 96, ^ 272.
%ai iiov xox/t^ dyoQevaov iti^zvfiov, oq)Q* ev eiöä a 174 , vgl. A 515,
6 645, S 186, 0) 297. 405.
dleiTti fiOiy oq>Qa daelu) K 425, vgl. i 280, tp 282, q 509.
(rij/id Ti fiOi, vvv eine dQiq>Qadig, o(pqa Ttertol&u} io 329.
vQiv iP wd* BTJi^ aqiaziq ^£ axqcn&Vy otpqa %d%ia%a
eidofisv N 327. Man vergleiche noch B 299, J 269, K 146, IT 525,
y 334, 3 295, ^ 42, ^ 161, o 47, q> 265. 336.
Küüiotp T^ nie olvov^ iTtei (fdyeg dvägofiea Ttqia
og>Q* eli^f olov tt mnbv %6de vrfig hteKSv&ei
153
^fietigrj i 348, vgl. % 234.
eyQBo nrjveXoTteia tpllov rixog oq>Qa Yötjai tp 5, vgl. ri63, J 249,
E 221, Ö 105, N 449, x 426.
d d* aye devQO dwrqetpig^ oq>qa Ttvdrjai P685.
aiX aye vvv ifiid'ev ^Ut iTtog, og>Qa xai allifi
eiTtjjg fi^iwv ^ 242. Man vergleiche noch J 158, £ 110, £1 295
(=313), «311, C33, V;52.
a^exe öi Tlgia^ioio ßirpfy o(pQ^ ogiua zäfivrj F 105.
dg if otv %qvao%6ov ^ae^ia devQO noakia&w
ii.S'eiVy oipQO ßoog xqvaöv xeQaaiv neqixevrj y 426.
tiflBo vvv (jL&va qwla d-eßv xal devQO naleaaov
^Iqiv t' ild'efievai Tuxi ^TtoUxava tJLvtoto^ov,
oq>^ rj /niv fierä laov Lixaiüv x^^^^^xiTimav
el9i] TUxi eifttjoi Iloaeidawvi avaxTi
navaafisvov Ttolifioio nä a nqbg ödfiad^ lniaS'ai
^xzoqa d* oT^'vrjai fiax;f}v eg Oolßog ^toHmv,
avTig 9 ifijtvevoijai fiivogy leladj] 9 odvvatav etc. 0 56 flgd. Man
vergleiche noch B 359, J 195 (vgl. 205), /428. 691, y 422, » 429. 477.
556, r 354.
oq>qa ijcrj mit der ersten Person Singularis Conjunctivi findet
sich A 119.
Sodann folge der Conjunctiv mit %hn
aXkd iioi AvTOvdfpf ts xal ^Innodafieiav avwxd't
ilS'ifiev, oq>Qa xi f,ioi TcaQOTi^eTOv iv fieyaQOiaiv a 182.
le^av vvv fiS %a%ta%a diOTQefpeg, oq>qa xev i^
vjtvifi VTto yXvKSQ^ zaQTtdfxed'a xoiytj^ivreg Q 636.
Die Lesart wird aber dadurch zweifelhaft, dass in den beiden
genau entsprechenden Stellen d 295 und tp 255 oq>Qa xai ^rj steht
An drei Stellen Z 258, Y 24, i2 431 bin ich zweifelhaft, ob man oq>(ia
durch „ damit '^ oder „bis'' übersetzen soll, vgl. unten.
Endlich der Conjunctiv mit av findet sich:
Tov ^elvov dvotrp^ov S/ ig Ttohv, oq>Q* av ixeid'i
ddita Tcxwx&üti q 10
Gleichbedeutend mit dem Imperativ steht der Infinitiv:
r^ navT^ ayoQevi^ev (bg initilka)
a^jupadovy oq>qa xal akloi imaxv^onrcai l^xaiol 1370.
a&pia de oixad' ifidv dofievai TtaXiVy otpqa jtvqog (xe
Tqdkg xai Tqwmv aXoxoi Xelcexioai d'ovovta X 343. Man vergleiche
noch * 12, f 400. Der Conjunctiv mit %iv findet sich:
ev9a ah pirpLi^ eTteir' äftavrpfaad'ai d^eov evvijv^
og)qa xi tot Xvotj ^' ktaqovg ctvrov re xofuaar] x 298.
2) Im Hdnptsatze steht der Conjunctiv:
öAJ.' IJmjti^ lOfiEv fiBiä Ttaiä' Iftov, Si^a tdwfiev ip 83, vgl. K 97.
aiX e'^et; littr^ä' l'ofiEV yvvm, S(p^ xat ^i;
vJTvtfi VTto yXvKs^i^ xa^tüfie9a xoifirjSirre tp 255. Man vergleiche
noch X 335.
fy(ü dg x' ayo} Bgiarjüa vxtXXmä^m
avtog ((w xXioijpfiE to aov yi^g, 091^' ei eldijg
oaao» ip^dregög elfti a^S-ev, arvyii} di xat aXlog
}aov ifiol gxia&ai xai ofioiio&^ftevca avrrjv ji. 18&. Man vergleiche
noch B 237, H 300, ö 376, 0 32, a 86, ^ 395, v 296.
Der Conjunctiv mit %h findet eich:
et J oysT* a/i(pi 7tölt>' ffw roJ^*'" nsictj^üftev,
S(f)Qa xi TL yviäfiev T(näw vöo* X 382 (bis ?},
10/ici' 0^0 xs &äaaoy lyetgofitv o^v ^^(ftja B 440.
3) Im Hauptsätze steht der Optativ:
aiX ei Tig xaliaeie d-eüv Qhiv Saaov iftelo
oip^ zi Ol etTCüi nvKtvov ettos Q 75. Uan vei^Ieiche J7 100, d 738.
^ ^ xe vi}v näXiv ocittg &ft,' fjftiv oixaS' Snoio
ojppa idtj TtceiQog xat ptiiti^g vtpegeipig öä 0 431.
4) Im Hauptsätze steht der Indicativ und zwar
a. des Futurums:
xat yoQ iywv ÖLmvö^ igelevaoftai , ofpffa Ydtoftat
olxijas aXoxöv te q/ilyv Z 363, vgl. S 63, 0 61.
avn^oi yäq iyta tovä' ävigog, wpga daeito II i)i3.
iyiä S" %rcniav anoß^Oftai, Sq)Qa ftäxot/iai P 480, vgl. ji 524,
E 227, S 114, c 88, » 344, g 62.
tdv ii i>h.w irtt v^ag ivaaelftovg anoSäaa,
og>fa ya Tix^x^iaat xd^ xoftöfavieg jäxattä
afjfiä di ot xetWatv ini Ttlaiel ' EiXijaTtovnjt H 85. Man vergleiche
noch T 144, » 432. Z 231 ist es mir zweifelhaft, ob enafieliffofia'
Cotgunctiv Äoristi oder Indicativ Faturi ist
Der Conjunctiv mit xev findet sich:
iyw (T VTtoleiipoftai avtov
oipiia x' £» öfiioag xai ittjtifia arpi ife&iCfo t 45.
ÖVl' odtog (iiv yvy aot SpC hpsrai , o^ijä xev Evdrj
aoujiv hl ueyänoiaiv y 359. Ob sich Conjanctiv mit öfv findet,
moBS zweifelhaft bleiben, denn in
wv J ovofia ffp&rtOT fiv&rjaoiuxt, wpffa tat vfulg
eSfcr' iya 3" ay efteira (pvytav vno ytjXeeg ^fui(t
vfüv ^tivog e<o xai dtiönpo&e Ötafuna vaiay ist es zwelfelhait, ob
der CoDJanctiT mit a» zu dem Satze mit oip^ gehört.
- - 155
b. eines Tempus präsens:
dlla (le daifÄtav
-S^ilysig, oq>f^ ezv iiällov odvQo^evog arevccxi^o) n 195.
aid'ev d' JVoc' ivd'dS* ixdvo)
o(pQCi ai t' oq^d-aXfiolaiv Xdw Tcai fivS-ov dxovaw tt 31.
Tio^iTtijv d^ sg xoS eyw t&maiqofxaty oq>^ ev eii^g rj Sil.
xai vnia%etai uqä naXcc
oq)Qa Ttvqrp^ oQOrjre xa^fievai V 210.
üixl^axeL ae TtarfjQ i^og oqp^a zi sYttj] % 397.
TLOiiirflag (T dvifxovg xbev e/nTtedov, oq)Qa xaXvxfnj
vxfnjltay oqiwv xoqvgfdg M 281. Man vergleiche noch M317, £98,
n 10, T 232, ß 329, x 341, X 212.
Der Conjunctiv mit fiij findet sich ^ 579 und Y 303, der mit av :
aXlä TtTtiaaeiv xcrrä dij/iov
ßcvleaiy og)Q' Sy ^xjjg ßoaneiv ctjv yaaxeq^ avaXrov a 363.
c. eines Augmenttempus:
vvv d* av devQ* tnuofupf vTtodTjfioavvijaiv ^t&i^vfjg
o€f>qa lu dvofXfvieaGt q>6vov niQi ßovXevCfo/iev 7t 234.
Tovvßxa ydq nai novvov ijtiTtXtog, oqiqa TtvOrjai
TtoTQogy OTtov üvd^e ydia xai 8v 4^iva Ttavfiov iTtsüTtev y 15.
^vdyBi Jlevedfo di(nqBq>iog q>iXog v\6g
yt£uf Y/iieVy oq>Qa novoio fiiwpdvt neq dvriaaijvov M 356.
TTjv fiiv T^ CLQfiatOTtrffbg ävtjQ aid-ojvi aidriqif
i^iza(i\ oq>Qa Xtw yui^tpj] neQixaXXe'i dlq>q(fi ä 486. Man vergleiche
noch B 87, X 282, ^ 52, i 713, « 13, X 94, % 373 und B 128 (s. unten).
Der Conjunctiv mit oV findet sich:
^ /ley <f ir3vTii(og dneTtifXTtoixev oq>q' Sv Hxtjav
Ttatqida atp^ 'ncai dü^a x 65.
ov ds XdßoifLL
^iTTTaaxov Teraytbv djtb ßrjlov, oq>q^ av txrjtai
yijv ohpiTceXidov 0 23.
'Qg.
Von 48 mir vorliegenden Fällen ist mit (og 8 mal der einfache
Conjunctiv vertreten, 32 mal der Conjunctiv mit xiv, 8 mal der mit av.
(Ueber wg vergleiche Einleitung Seite 56, 60, 85).
Im Hauptsatze steht:
1) Imperativ:
Tcqiv* avdqag xatä qivXa xarä q>Qrfi:Qag Ü^yäfiefivov
tag g>qijjfQri g>qijrgr]g)iv ^Qf/yj] B 363.
aly/ ST((vyov ifibv nmi duifia yvmlxas
doif' ajtojiefiifiw, a ftoi MtviXttos ^umev d 75.
ConjunctJT mit x^ findet sich:
rtg Sfftazog Oft^tg ISiav noXiftoio fuÖeo&io
nayijfii^ioi arvyeqi^ xQivföfie&' 'j^pji B 385.
H |i(ij /i' i^i^i^e, oaiäz€Qog big xs VEijat j4 32.
ty, äg xev &äaaov 6Xi&qov jceIqoS' i'xi^t Z 143, Y 429.
xör^CTE S' cwjjv
e^ ^ahtiötav xfnxsö^qovav jjw tvnjiai. t 317. Man vergleiche
). 364, © 608, e 25 (beabsichtigte Folge, vgl. EinL S. 60), » 251.
Conjnnctiv mit av findet sich:
ftvjjmil^aiv 96vtnov xai x^^' agä^ovre
'w jtffoti amv n 168. Man vergleiche IJ 84 flgd. and 271 flgd.
mperativiachem Sinne steht der Infinitiv:
ard^ Xyi.iiia ttf^at ii^ orrr^
fttS ffe fpiiifTfliv ij€ tjeQoeiäia növtov E 164.
Conjnnctiv mit xev findet sich:
di fiäX' ^Qt loiaaat tc z^Taot n
£v<fo>' TioE^ TijKefiäxifi dEinvoto (tiäi[iai x 321.
nekäaai xe Soxdtmy
■ ir/&ä tfitog ewv x°^^' aXyea ftäax!] X H^. Man vergleiche
S. 71, H463, £31.
m imperativischen Sinn hat auch:
ov yän xpij xXoTOJiEvetv ir&äS' ionrag
larfflßetv eti yaq ftiya s'^ov a^exrov
zig oIt' ^%ikift ftezä 7t((i&iotaa> Xdriiat etc. T 151.
in Hauptsatz Conjonctiv.
blossen GoDJnnctiv nur ein Beleg:
litf Stpßa %i zoi (teliijdia olvov iveitua
slajjg Jti rtarqi Z 259.
3t Conjnnctiv mit x^:
^W.' Eti xat vvv
fi€ad'', äg yiv fuv afeaadfievoi nem^tafief I 112. Man ver-
leb i2 76, a87, * 101.
Sv ein Beleg, n&mlicb 6 672.
in Eanptsatz (zn ergänzender) Optativ:
¥ äoTtovÖl ys vE(Sv inißauv ht,^lot
»S Tig TOVTtav ys ßeXog xai otxoSt jiiaai] @ 512 (vgl. Einlei-
) 60).
157
4) Im Hauptsatz Indicativ und zwar
a. des Futurums, wobei nur der Gonjunctiv mit xey vorkommt:
neiqvjiawy äg x* vfifu naxag int nfj^ag irjha /9 316.
0% öi toi avtiTfC iovti nana q>Qaaaoyvat oitiaaw
äg X6 doXfif (pd-ijjg ß 368.
ccvraQ Ol Ttqotpqtav vrcodijaofiai ovd* inmevaui
äg x€ ^aJC äaxi]&rjg fjv narQida ycuav ixrjrai e 144. 168.
(p^aoevai äg xfi virjcai^ inet noXvfifjxayog ioti a 205. Man ver-
gleiche noch 0 235, r] 193.
b. des Präsens:
äyad-ov xat vwtxt nid-ia^ai (sc. iotiv)
wg av t' ivq>qffpnßg ndvtag naqa vtpjatv uixaiovg H 295.
Gonjunctiv mit nh findet sich:
oi) de fiey^ fjiÄiwv
TteiQ^ äg xe TQäeg vneqq>iaijoi anolunnai
nqirgyv xotxcDg (2> 459.
c. eines Augmenttempus:
Der blosse Gonjunctiv findet sich A 559, vgl. Einleitung Seite 62,
der Gonjunctiv mit av in folgendem positiven Satze:
ev^a de Trjle/iiaxop xai ßovxoXov ^i avßwrrjv
nQOvnefiy/, äg av detnvav iq>oniloaiaai %axio%a (o 360.
äg firi findet sich /311:
j[jpj fiiv dii zbv fiv9ov änrjXeyitog dnoemelv
fjneq itj q>QOV€ü) re xat äg Tereleofievov lorai
wg fii^ iioi %qvQqte. Man vergleiche noch Si 337.
äg Sv firj findet sich:
eHfiaza 9 iv&aS' iyä nifiipio xat aizov anavza
edfievaiy äg av firi ae xaroTQvxf] nat ezaiQOvg n 84, ausserdem /9 376
und y 749.
Onwg.
TJeber onujg ist Einleitung Seite 61 gehandelt. Es ist daselbst
auseinandergesetzt, dass onwg aus dem Belativ- und Indefinitstamme
zusammengesetzt ist, dass man folglich die Sätze mit ojiwg durchaus
nicht als Fragesätze, sondern als relative Sätze betrachten muss, in
welche freilich , wie wir dies auch bei anderen relativen Sätzen gesehen
haben, durch die Eigenthümlichkeit des ganzen Gedankencomplexes, in
dem sie stehen, ein fragender Sinn hineinkonmien kann.
Voran stellen wir den blossen Gonjunctiv:
Xiaaeod-ai di fiiv airog onwg vr]fie(iTia einjj y 19
„flehe ihn an, in Felge davon soll er die Wahrheit sagen" (vergleiche
die Parallelstelle mit iva y 327).
vöOTOv onojs eXd^i a 76
~~"?n über seine Heimkunft berathen, in Folge davon soll er
le (pca^fifieQ-' öViaig ox' a^iora yivrjiai v 365
t aber wollen überlegen, in Folge davon soU das Beste sich
Mau vergleiche die Farallelstelle mit (ög 1112.
(pQa^cüftedu fi^tv äqiüvrp/
Tiog Tov vBxeov E^aaofiev ^äi xai avtol
tpiXoig hfä^oiai yevwftEd'a voor^aat^sg ^634.
oq>Qa &eoio
'}g vtfHxöfioto Jibg ßovHpi iTtaxovaat
voairfly I9mtjg ig ftiova d^ftov i 329,
Ind. Praa. steht im Hauptsätze in folgenden Beispielen:
tÖv di fivtjurijpes ayavoi
l6vTa Inx^''*', OJitug dno qivlov okr^Tai f 181
ihm einen Hinterhalt, in Folge davon soU eu Grunde gehen"
ö yi^wv fiEtit^aiv Sfia itQdaatD xai OTtiaaw
oniDg ox' oijtata fisi' a(i<poriQoiai yivijiai i'llO.
idrtoärts und rückwärts, in Folge davon soU gut (Matten"
ovdi k i,^st
To n^TOv zavvojj ßodotatv tfiSatv *P 3!i4
Icht in Ungewissheit , in Folge davon soS er (wird er) mÜ
anziehen ",
QU folgt der Conjuncüv mit xh:
älXa räxiara
^Tifog Ttev dij a^v nccr^da yäita %Y.r^i Ö &4& (vgL lüg ß 316).
7e <f^t,EO&ai kv jä^eioiaiv aywyev
7UV v^g re aöt^g tuxI Aadv ^%ai&v I 681.
&at Öe inuta xazä (p^va xal xmä &vftoy
xe (ittjarij^g ivi fieyäeoiai. reoiai
ij£ Ööltp i} afupadöv a 296.
n. Der Conjunctiv ist der erwartende.
gleiche Einleittmg Seite 62 flgd. Ich weiss nnt griechische
lubringen, welche ausdrücken, dass sich die Handlung des
nssatzes zeitlich an die Handlung des Hauptsatzes anscbliessen
die Handlung des Hauptsatzes eine momentane, so fiber-
r die Gonjaoction durch „wann", ist sie eine dauernde.
159
Es kommen f&r den ersten Fall Sr« und OTtorSj für den zweiten
oq>qa ^iog eig o (ke in Betracht.
1) ore und 5/rorfi im Sinne von „wann'^:
aoaerai rj '^wg rj deiXtj i] /niaov fniaq
OfiTtatB Tig xal ifiEto ^S^get hc ^fiov i%rp:ai (Z> 112.
eaaerai tj^clq oh* a» nort' ohiXtj ^'IXiog Ifffj Z 448, d 164.
einai fiav ot* av avrs q>iXtp^ yXavuuanida einfj & 373.
2) wpQa^ iwg und elg o im Sinne von „bis".
oq>Qa
a. der reine Gonjunctiv:
äiXa TB xal fietonia&ev s^bi %aio¥^ oq)Qa xeXioarj j± 82. Oder ist
o^a durch y^d^imit" zu übersetzen?
b. Gonjunctiv mit %h\
alX aye vvv inifieivov hfl fieydQOiaiv ifxdiaiv
oq>Qa xev höexarr] tb dvioÖBxan] %b yivtp^ai 3 588.
^ fiB dijaayfBg Xlneii* avvod't nfjUi ÖBOfi^
wpqa Tuy b%9ijvov xat TtBiQfj&fJTOv ifuTo K 444.
aXld r' aviyyeixav d-hi efiTtsdov, oq)Qa %bv &jg7] X 192. Man ver-
gleiche noch Z259 und T191, wo man aber vielleicht „damit" zu
übersetzen hat
c. Gonjunctiv mit av:
Im Hauptsatz
a) Imperativ:
TO^pQa 9 ircl TQiaBaOL ri&Bi x^oro^, oq)Q^ av l^xaioL
viov ifjLov riataaiv, oq>€Xi.(oalv %e I %i(ifj A 510.
Das Beispiel ist insofern interessant, als es sehr leicht missver-
standen werden kann , indem man otfifa durch „ so lange als " fibersetzt.
i^wpqa yag ovv ol eyBiQB fxhog fieya, oq)Q^ üv ^xaioL
q>€vyOyrBg v^dg tb xat ^Ekkr^aTtovrov ixtaptai 0 233, vgl. ^304 (damit?)
ß) Futurum:
ol' d' ilowai yalrpnjVy oq>Q* av Hxiofiai
vij'' uiyaiiBfjLvovirjiv K 325.
y) Präsens:
0 d' aoipakiiag S-bbi Bf^TtBÖov, oq>Q* av t-Krjtai,
laoniöov N 141, vgl. Ö> 558.
S(og immer mit iciv:
av%aQ fyw xal BTtBira /laxi^aofiai b%v&mx xovQtjg
avd-i fievwv, Bluog xs tiXog nolefioio xLXBiia F 291.
ftaoTiB vvv B%(ag xe &oäg iTti v^ag ixfjai P 622 , vgl. Si 154.
160
€ig o, immer mit unmittelbar folgendem läv.
Im Hauptsatz
1) Imperativ:
fiifiver' i7t€iy6/ii£VOL %6v ifiov yd^oVy elg o %b qAqog
ixTeXiaio ß 98, r 141.
äiXa fiev* elg o xs dwQa q)€Q(jüv imdiq>Qia d^eiy o 51. 75, vgl. auch
B 332, X 352, H 7, € 378, x 461, v 59.
Tov §elvov aytav iv dd^iaai aoiaiv
iyötmiiüg q>il€eiv xai viifiep, elg o nev el&u) o 542. Imperativische
Infinitive ausserdem 11 455, C 296, i 139, 1 122.
Ein von einem historischen Tempus abhängiger Infinitiv, der, auf-
gelöst, ein Imperativ wird:
üeigaiw de fiiv rpfuyyea rtgovl olxov ayovra
ivivaiiag q>ileeiv xal ziifiev^ eig o ycev ekdw q 56, vgl. <2> 231, ^ 269.
Ein Optativ der höflichen Ermahnung geht vorher:
diXä avy^ iXd^anf airdg iTtiZQixpeiag ^iaaza
dfiüHxvttP fj zig TOI aQiavrj q>aivetai elvaif
elg 0 %i %0L q^^vonn S'eot xvÖQrp^ jtaQcniOiTiv o 24.
2) Conjunctiv:
xai rä fxev iv X^ohj q>iah] xal diTtXaxt 3Tjfi(p
d-eiofiev, elg o %ev avrdg eywv !^tdt xev^iafiai V 244, fragender
Conjunctiv: K 62.
3) Indicativ und zwar
a. Futuri :
vdii d' fy(o Sd'ivelog xe /naxrjOOfieS^ elg o X6 rexfiwQ
Bxov ^QtJfiev 1 49, vgl. H 31, 292 und 378.
vxpi (T ifc* evvdwv bq^laaofxevy elg o %ev elSr]
vv^ dßqacrj S 77.
CS ri ¥ti Kzeivead'ai idaere Xadv lixaioi^;
Tj elg 0 itev dfiq>i nvXjjg evTtoLtjcrjai iid%iav%aL; E 466. Man ver-
gleiche noch ^ 193 und 208, P 454, * 318, x 89 und 73, tfß 358.
Futurischen Sinn haben auch die Hauptsätze ff 71. 377. 396.
b. Präsentis:
^ ^livec elg o xe d^ v^eg d'oal ayxi d-aXdaatjg
l4{fyei(av dixr[fiy Ttvgog drjloio d^igtüwai
cevtol ve x%eivia^e&^ htiaxeqd A 667.
vTCul öi %e xofiTtog 6ö6vT(av
yiyperaiy eig 8 xi zig ze ßahav Ix 9v^bv ^Xrjtav M 150.
lieber oze in diesem Sinne vergleiche Einleitung Seite 63 und 64.
'7 — '
161
§ 2-
IHe priorisehen Sfttie mit Coi^iinetioneii Tom BelatiTstAiiinie.
Man vergleiche zu diesem Paragraphen Einleitang Seite 64 flgd.
Er zerfällt in drei durch L, ü. und ni. bezeichnete Abtheilungen.
I. enthält die Vergleichssätze, n. die Sätze futurischen Inhalts mit wg^
m. die Temporal- und Bedingungssätze. Für L und IL weiss ich nur
griechische Beispiele beizubringen, für III. dagegen sanskritische und
griechische.
I.
cü$ und wq ozB in Qleichnissen (Einleitung Seite 66 — 66).
1) c5g. •
Ich kann bei wq nur den reinen Conjunctiv belegen. Der Stellung
des tag nach scheiden sich die Belege in zwei Gruppen. Entweder
nämlich beginnt iaq das Gleichniss, z. B.
iog d' o^iQ aTtttjai vsoaaolai nQoq>i^iv
&g xai iyw TtoiXag (lev avrtvovg vüciag uxvov 1323.
Genau ebenso smd geformt E 161, jK 183. 486, N 199, X 93, e 369,
& 523. Oder es wird ein auf den verglichenen Gegenstand hinweisendes
Demonstrativum an die erste Stelle gesetzt. Diesem folgt wg^ welches
immer ein ri hinter sich hat.
01 (T wg &'* fifilovoi umareQdv fiivog afig>ißaX6neg
thut^f ii oQeog xaza TtaiTtaloßoaav araQTtov
fj doKov ^ doqv fiiya n^iov' h de %b ^iiog
Tu^^y Sfiov TUXfiOTtp IS xal lÖQ^ üTtevöorfecaiv*
a>s oi / ififiSfiawze vixvy. g>iQOv P 742.
Tovg ä* äg %^ alftoha nhni^ oiybSv al^oXoi ayö^eg
^Xa dittx^lv(oaiVj inei xs vofiijf fiiyiwaiv
äg tovg '^efiSveg 3i€x6ai4eov ei^a nuxi My&a
vafuvtp^lF Uvai B 474.
Genau ebenso sind geformt A 67, M 168, 0 324, i7429, % 302.
2) wg ^B und wg OTtote.
unter 49 mir vorliegenden Fällen findet sich 39 mal der reine
Conjunctiv. Gewöhnlich steht der Satz mit (ig &ve dem Hauptsatz
voran. Nur 6 mal folgt er ihm.
a. Der Yergleichungssatz steht voran {wg d* Sre).
unter 32 mir vorliegenden Fällen wird das wg 31 mal durch wg
aufgenommen, nur Imal durch TÖio-y nämlich:
wg d' ike tlg t* sliqHxvra yvtrq q>olvna fui^
Mgovig rji Kaei^y rtaqijiov ei^fievai tftntf*
Delbrück n. Wlndiaeh, tyntiikt. Foneb. L 11
162
iTtTv^eg g>o^€LV ...
Toiol voi Meyilae (iiav^rpf atficcri fitjQoi ä 141.
c^ 9 0T€ xivrjaj] Zitpvqoq ßa&v lijiov il9tiv,
HßQOS eftacyi^taVf ini %* riftvai aaraxveaaiv
äg tüv Tcaxf äyo^ Tum^Stj B 147. Die Fälle sind alle ganz gleich-
förmig. Man vergleiche B 147, E 598, Z 607, 0 339, K 362, ^ 155.
292. 415, N 334. 589, S 16. 414, 0 264, il 212. 298. 365, P 62.
390, 2 207, 7 495, O 258. 347. 522, X 189, e 328, i 392, z 519, v 25,
tp 158, mit OTtme: d 337, q 128.
Der Conjunctiv mit av bei (og ore kommt 10 mal vor, der mit
HSV gar nicht:
wg d* or* Sv ä/Mpl ayaxta Tcuveg daitrj&ey Iowa
aalvwa^' aUl yag re q>^Qei fteiXiyfiata ^fidv*
wg xovg . . x 217. Das av steht immer unmittelbar hinter wg o%b.
Man vergleiche noch Kh, A 269, 0 170, F522, T 375, fl 480, b 394,
X 468, ^ 233.
b. Der Yergleichungssatz folgt:
TW (T av' ofulov lovre TLvdolfxeov, wg ore -mjtqw
hf %vai ^Qrp^Qüi f^iya (pQOviovTS Ttiorjvov A 325.
^ <J« %oGO(if /iiv esQyev aTto %Qobg^ wg ore firjrrjQ
Ttaiddg Hgyr] (ivlavy off* fjdei Xi^etav vjtvtfi J 130.
rovg aQ* o y* rffsfiovag Javawv %Xev^ ctizag eTtena
nXfjdvVy wg STtoze viq>€a Ziqjvqog arvipsXi^
OQyeaTSo NovoiOy ßad'elt] Xalkaici tvtzzwv A 305. Man vergleiche
noch 0 606. 624, JI 642.
n.
wg und oTtwg auf einen in Aussicht genommenen Fall, nicht
einen Mos fingirten, wie bei den Gleichnissen, bezogen. (Einleitung
Seite 67).
fiyrjfioevy^j tig eTtuta Ttvqog drjloio yspiod-w
iig TWQL v^ag hiTtgi^w xzelvw de nuxl avzovg
„voratisgesetet , dass ich irgendtvie die Schiffe verbrenne, van dem Feuer
soU eine Erinnerung Ueiben" & 182.
ndd-Bo S* wg rot iyw ^ivS-ov rilog h q>Qeai d'dw
„vorausgesagt, dass ich dir irgendwie zurede, so gehorche*' TL 83.
vvv S* ayed-', cäg ay iywp einwj neiSwfied'a noofteg fi 213, vgl. /26.
704, S 74. 370, 2 297.
'•^ 4.
•
163 1^
Zsvg iP ägevipf avdQeaaiv oq>ilXBi te fiivvd'ei re
OTtTtmg xev id^iXtjaiv Y 243.
Z€vg d* avTog vifiei %Xßov ^OlvfiTtiog avd'^djtotüiv
iad-löig i^di xcmoTaiv ojttog id-ilrfiiv hma%(f 1 189, vgL o 349.
Man yergleiche die analoge Verwendung von yat bei dem Indi-
cativ Einleitung Seite 57.
m.
Temporal- und Bedingungssätze.
Einleitung Seite 67 sind die hierher gehörigen Beispiele nach der
Satzbedeutung in drei Gruppen geschieden:
1) Die Handlung des Gonjunctionssatzes ist das zeitliche Prius zur
Handlung des Hauptsatzes.
2) Die beiden Handlungen sind gleichzeitig gedacht, aber die des
Hauptsatzes ist nicht möglich ohne die des Gonjunctionssatzes.
Diese ist ihre logische Grundlage.
3) Die Handlung des Gonjunctionssatzes bildet den Hintergrund ffir
die des Hauptsatzes.
Diese Eintheilung ist, weil sie von einem geistigen nicht durchweg
m der Sprache zum Ausdruck gelangten Moment ausgeht, zur über-
sichtiichen Anordnung zahlreicher Beispiele nicht brauchbar. Wir ent-
nehmen vielmehr an dieser Stelle die Anordnung dem Sinne des Modus,
insofern dieser mit dem Yerbum des Hauptsatzes in Zusammenhang
steht Wir unterscheiden den Gonjunctiv der individuell - futurischen
und der zeitlosen Voraussetzung. Die Gonjunctive der ersten Art sind
mit solchen Hauptsätzen verbunden, welche Imperativ, Gonjunctiv,
Optativ, Indicativ Futuri zeigen, während in den Hauptsätzen zu Gon-
junctivsätzen der zweiten Art der Indicativ eines Präsens oder histori-
schen Tempus steht Wo auch durch diese Eintheilung die üebersicht
noch nicht recht hergestellt scheint, sind die einzelnen Gonjunctionen
zü Hülfe genonunen.
Es konmien aber von Gonjunctionen in Betracht: ydd yddi yada
OT£ ^TtotB evT€ TjfLog oq>iia (vgl. Einleitung Seite 64 figd.).
Sanskritische Beispiele.
1) Gonjunctive der futurischen Voraussetzung. Im Hauptsatz Gon-
junctiv oder Imperativ:
kumbhyä'm mä'*gre bibharäsi, sä yadä' tä'm ativärdhä, ätha karshfiip
khätvä' täsyäm mä bibharäsi yydu scUst mich zuerst in einer Schüssd
halten^ vorausgesetzt, dass ich diese einmal überwachse (wenn ich sie
11*
' i
164
überwachsen sollte), dann sollst du eine Grube graben, und mich darin
halten'' ^at. Br. 1, 8, 1, 3.
maf*nam agne vi dabo iiiä''bhf 90CO mä''8ya tväcam cikshipo mä.'
färiram, yadä' 9ritäin kpnäyo jätavedö'them enani prä hinutat pitrlbhyah
„verbrenn^ ihn nicht, thu ihm kein Leid, 0 Agni, ser stückle nickt die
Haut und seine Glieder, wenn du ihn gar gekocht, 0 Jätavedas, magst
du ihn hin eu unsem Vätern senden"" KY. 10, 16, 1 (übersetzt von
Max Müller Z. D. M. G. 9, 14). sä mrityür deväii abravid: „itthM
eva särve manoshyä' amrftä bhavisbyanty , ätha kö mäbyam bhägö
bbavishyaty ? '^ fti. t^ ho* cor: „nä*ttf*parah käf canä sahä 9änren§i
'mrfto*sad; yadä'i'va tväm etäm bbägäm häräsä, ätha vyävrftya (ärire^
'mrito'sad, yö ' mritö ' sad vidyäyä vä kärmanävä" fti „der Tod sprach
0U den Göttern: „so werden aUe Menschen unsterblich werden und
welcher Theil sott dann mir geMren?'' Sie sprachen: „hinfort soU
niemand mit dem Körper unsterblich werden; wenn du deinen Anfheil
hinnehmen unrst, dann soll, wer durch Wissen oder Thai unsterblich
werden s<M, ohne Körper unsterblich werden" 9&t. Br. 10, 4, 3, 9 (bei Muir
Or. sanskr. Texts 4, 50, andere, aber schwerlich richtige Satzverbindung).
yädi stömam mäma frävad asmä'kam fndram fndavah tiräh pavftram
sasrivä'Asa äfävo mändanta „wenn er mein Loblied hört, so mögen
unseren Indra die Tropfen, welche durch das Seihtuch fliessen, berau-
schen" RV. 8, 1, 15.
yäd vä marutvah param6 sadhästhe yäd vä* vani6 vrijäne mädäyäse,
äta ä' yähy adhvaräm no ächa „nuigst du nun im grössten Palast oder
in der untersten Hütte dich erfreuen, komm heran zu unserem Opfer''
RV. 1, 101, 8.
yäd ürdhväs tfshthä drävine'hä dhattäd yäd vä kshäyo mätür asyä'
upästhe „gid> hierher Schotee, magst du nun aufrecht stehen, oder
magst du im Schoosse deiner Mutter liegen'^ RY. 3, 8, 1 (die letzten
Worte werden im Aii Br. glossirt: yadi ca tishtäsi yadi ca 9ayäsai).
yädi stotür maghävä 9rinävad dhävam, n6*ndro yoshaty ä' gamat
„wenn des Sängers Ruf der Mächtige hört, so gehe Indra nicht weg,
er komme heran" RV. 8, 33, 9, vgL 1, 30, 8.
yäjäma devl^ yädi 9aknäväma „opfern wir den Göttern tvann wir
können" RV. 1, 27, 13.
yadä' kadä' ca sunäväma sömam agnlsh (vä dütö dhanväty ächa „ wann
immer wir Soma pressen werden, soll Agni eu dir eüen als Bote " RV. 3, 53, 4.
2) Conjonctive der zeitlosen Voraussetzung. Im Hauptsatz Indicativ
des Präsens und gnomischen Aorists:
ih^ ' va f pi^va, eshäqi kä9ä hästeshu yäd vädän „als ob es hier wäre,
höre ich es, wenn die Peitschen in ihren Händen knallen (es scUen
• V *
'''■,*
165
nur hndUen)" BV. 1, 37, 3. vacyänte väm kaknhftso jümäyäm ädhi
vishtäpi, yü väm rätho vibhi^ pätät „es schwanken eure Süee über
der zerbrechlichen Grundlage, wenn euer Wagen durch die Kraft der
Vögd fliegt" RV. 1, 46, 3 (Benfey übersetzt ganz anders), vrfshne
yät te Yifsha^o ärkäm ärcän fndra gr&yäno äditih sajöshäh, ana9Yäso
yi'payäyo'rathä' Indreshitä abh;^ ävartanta däsyün „wann immer dir
dem Begner die Opferer ein Lied singen, die Steine und Äditi mit,
dann besiegen (gnomisch) die Bosselosen, Schienenlosen, Wagenlosen
vm Indra getrieben die Feinde'' RV. 5, 31, 5^), vgl. 8, 5, 22 und
7, 88, 2, wozu Roths Uebersetzung Z. D. M. 0. 6, 71, die mir nicht
klar ist
Griechische Beispiele. ^
Ffir das Griechische empfiehlt es sich, da die homerischen (Gedichte ^^"^
eine grosse Zahl von Belegen zn Gebote stellen, der Uebersichtlichkeit
wegen den Hanpteintheilongsgrand von den Gonjnnctionen herzunehmen.
Vfit behandeln demnach zuerst
*0t6 und '07t6%e.
1) Der Conjunctiy der futurischen Voraussetzung.
Der Conjunctiv ist rein:
Im Hauptsatz Futurum:
ovdi TL fiiv XQBia
eaiai tvfißoxo^o* ots fiiv ^aTVTwaiv u^xaiol O 323.
evyij fiiv dtj aoi ye roV eaaevat onnivB 9v^(p
G(fi i^ilgg xp 258. Man vergleiche noch n 267.
Dem Conjunctiv ist tUv beigefügt:
Im Hauptsatz
a. Imperativ:
vrja aJUg x/fvaöv xal xahMib vrjrjaaad-u}
€ia€jL9iJv, S^e xev dccredfied'a ItjiJF l/i%aioi / 138 » 279.
nofiTt^ fiiv Tcavoaad-e ß^üv, oVe miv Tig Xxijrai v 180.
iäX oie x£y 1^ vrfbg Ttkeitj ßioroio yhrqtai
a^yeUfj fioi STteira d-otog ig diifÄa&* Ixiadw o 446.
OTCTtoTS nev Ki^rj a* ikdat] neQifi'ijKei ^ßdip
d^ roT£ ai) ^Itpog o^ ifvaadfisvog notqa fifjQOt
Klonj] iTtatfyti äg %b xvafievai fieveaiviov x 293. Man vergleiche noch
J 40, 0 180, d 420, X 128 (vgl xp 275), v 155 (wo »etvai wohl impe-
rativisch zu fassen ist), ft 287. Imperativischen Sinn haben die Haupt-
sätze auch J 230 und t 6.
1) y^*payäyo ist meine Conjectur statt y^ paväyo.
166
b. Gonjunctiy:
fit] vi TOI ov xqoiiaiiaKHv oaoi 9boL bW ev ^OXvfiTttp
äaaov iov'y, ovs yuh toi aaTtrovg XBi^q iq>€l(o A 667.
alX aye vvv ified'Bv ^iei enog^ oq>Qa xal aJiltp
BiTTfjg ^QmaVj ors xsp aoig hf ueyaQOiai
davnjj Ttaqa ay t* al6%ifi xal aoloC Theaaiv ^ 243. Man vergleiche
noch X860.
c. Futorische Wendungen:
xfJQa d* eyii tote di^ofiai oTcnote Key dij
Zevg iȟfj Tsliaai. ^iP a&dyatoi ^eol akXoi X 366, vgl. 2 116.
T&re JF cehe fiOxvjoeTai OTtTtors xev fiiv
'9vfwg €vt arrjd'taaiv avwyj] xai S'eog ogarj I 703.
hoTtiqiog yof iywv aiqijaofiaij OTtnoTB %sv dij
fiTjTTiQ dg VTteQ^^ ayaßjj hoItov tb /lidrjTai ß 358.
dalaay mei&\ otb tUv Tig ivavTcßiov d'Bog eldj]
h noJLifÄ(p Y 130.
ovdi yoQ ^ IZQOfiäxoio dafiaq l/iXByrp^oqldao
dpögt q)ihff il96vTi yayvaaBrai, Ötttvotb tibv drj
hc TQoirjg avv vipai vetofiB^a xovqoi i4xaiiav S bOb.
xal kli]v TOi eytayB TtoQiaaofiag, ovde fi£ kijasig
OTtnoTB XBV drj tccSto nsviifiBd-a v 394.
OTtTtoTB KCBv TOVTOvg xTiwfiBP noxif^ rfik xai vlov
h di ah Tolaiv BTtBvia itBgj^aBai x ^^^ (wenn wir getödtet hahai
werden). Man vergleiche noch 1 106, Z 455.
An eine mehrmalige Handlung ist zu denken:
oSrcog cnj Tig oi vBfiBOrjaBrai ovä* antdiflBi
jiqyBiwv^ OTB xiv Tiv^ inoTQvvi] xal dviayrj K 130.
Dem Conjunctiv ist av beigefügt:
Im Hauptsatz
a. Imperativ:
ayQBi fi^y OT^ av avTB xd^fj xofiotavTBg Idxaiol
oXx'byvTai H 459.
aiX SnoT* av üb do^ov xBxvd-wai xai avlrj
äxa fiala fiByoQOio duX^insv t, 303. Man vergleiche noch x 508.
Auf eine mehrmalig gedachte Handlung bezieht sich :
Tag dianiQüac, or* av tov anix^iavTat negl xtjqI J bh.
b. Conjunctiv:
avTog vtv Xöb nwfxa^ d^oüg iP etzI dsafidv Xrihov
lATi Tig TOI xa&* odov drjXi^aBTac, otctzot* av avTB
i&drjad-a ykvxvv vtvvop iutv iv vrjl ^Blaivt] & 445.
167
ovdi x€v ig deiiorovg TteQivelXofiivovg hfionnovg
oipif eläy yXavKäTtig or' Sy ^ Ttar^l fiaxijrai Q 406 (das Kämpfen
geht dem Lmewerden voraus).
c. Futorische Wendmigen:
OTcnoz* ay ^ßijCf] t« xai ^ l^siQetai aiijg a 40, vgL t 410.
In der indirecten Bede findet sich onove mit dem Conjanctiv mit
av JT62 mid 7 317:
^oi Mqnpf ye
ov Tcgtv fifpfi^fiov xaraTtavaiiAey, aW StvAi^ av dij
vtjag ifiag dq)l7tijrai avTtj Te Ttrolefiog te /T62.
rjfpoi lASv yäq vwi Ttdleag touoaaafisv Sfxavg
naai /uer' dd'avdioiaiv, iyd xcri ndUag *4?^yij
fii^ nox^ ijti TQmaaiv dls^aeiv xomov ^^»q,
fifjff OTTOT* av Tqoiri fialsQq) tvvqI näaa ddrf^ai
daio^evrjy daitoai dl* dqi^ioi vhg uijuaiaiv Y dl6| ebenso nqiv / m*
av ß 374. Dagegen TtQiv or' av in directer Bede :
ov ydq toi nqlv fiOiQa ipiXovg t' idhiv %ai ixia9ai
olxov hmrifievav Ttal orjv ig na^qlda ydiavy
nqlv / St' av uiiyvTttoio duTteriog Tcova^oto
avTig vdiDQ el^yg ^i^g y Uqäg hunöfißag ö 478.
2) Der Conjanctiv der zeitlosen Voraussetziuig.
Der Conjimctiv ist rein:
Im Hauptsatz Präsens, Ferfect, gnomischer Aorist:
ot fiev qy^ivv^ovai q>lXov xfjQ
dfig)^ efi^ odvQOfievoiy Sie tvov av ye v6o(pc yinjai x486.
adv de nkeiov diitag aiei
tütrj^ wg 7C€Q l^oi TtUuv Sr« Svfiog dvciyt] J 263, vgl. J 344.
(A fÄiv ^ ^eov wg eiaoQOtavTBg
deidixarai fiv^oiatVy ata artljriif dvd Satv i; 72.
Ttal w n(o x^Q^^ TtinoiS^a
avÖQ^ aTtafivvaad'ai y Sre rig Ttgate^g xaX^Ttrpfjj 7t 72^ g> 132^ vgl.
ß369, T183.
0% ^' ¥tvfia TLQaivovci ßqatuiv ore Tiiv Tig Xdritai r 567.
^ ^iv jAiv Tteqi a^fia kov etaQOio q>lloio
^liui duijSiatwgj fjihg ate 8ia (pavijf] (jedesmal wenn) fi 417.
ij yoQ ^fidg ivl atfjd-eaaiv ifioioiv
axwtai, ÖTtnate tig iivriay xedvoio avaxtog 1 169.
dlla tod' aivov axog TCQodifpf laxi ^fidv Ituovu
OTiTtöte iaöfio^y xal o(t^ Tcen^iiivo» ata^
veimUiv i&ihfli xoXbnouiiy iieeeaaiv 0 210, vgl. iT53.
BeBonders hänfig in Sentenzen ond QleichniBsen :
ov yä^ iyta ye xi (fnint zilog xaQiiazEQov elvai
^ ot' iv^oavyi] ftev ^xj} »cerä dtjfioy Sitovia
daitvfwyes ^ ^va dtaficn^ dxovä^vrm aoidov
^fwoi e^Eir/g, icofä 3i iil^diooi TQdTce^ai
aäov xai x^iür, fti^ S" hu %qt^(jos äipvoaiav
olvo%öos tpOQifjai Ktti lyx^^'ü ienäeaai i 6 flgd.
dJU' Ott d^ Mit ivyga &Eoi fuxxafieg TEidaiaaiv
xat rä tpeQEi aata^ftsvog tef3Lrj6ii 9vfi^ a 134, vgl. o 411.
io&iiv xai 10 TSTvxrat, Sr' ayyel^g ai'aifia eid^ 0 207.
ij yati äfuäow dixrj eaxlv
alti detdiOKov os* intxQaTiwaiv ovcoltes
OL viot ib9, vgl z 169.
ov ftay ovr' axog imi fieia tp^ealv ovte n Ttiv^og
onTtös" dvijQ nEQt olert fiaxeto/ievog xiEÖreaaiv
ß^etat f 470.
öffffrfr* dinjQ i9il^ itgog daifiova quarl ftaxeo^ai
ov K« 9edg ttfi^, T(^a o'i ftiya ir^fta xvUa&i] P98.
In QleictmiiBen findet es sich;
yaia iF {iiteatevöxi^ i^il ^s teqTtiMQoivi^
XUiOfthtfi OTB %' &fupl Tvqmtit yaun iftäaatj B 782.
äg TG jpaqüv viqiog S^eiat tje xoi.aiäiv
oiXov XBxXtjy^eg, oie it^otdütaiv iövta v-i^ov f'766.
&g TB fifya m/ia &(ddffarjg evffVTtÖQOto
vtjog htie^ lolxfiw Ttataß^erat, hnnöt^ Imlfr^
Is miipM\) 0 382. Man vergleiche noch B 39ö, M 286, J7 386 flgd.,
i 792, E 501.
Im Hauptsatz steht ein Optativ:
n XEV ^^Eie xal aXiog
Anttör' ay^ voiOvios exiav fiekuS^fiata 9vfi^
ahils i 65 1-
Ein historisches Tempns:
oi ya^ ot Tig Sfiotog Imania&ta noalv ijcc
avdqwv iffEaatinun', ois re Zeig h> g>6ßov o^oj] S £>22.
Dem Conjnnctiv ist xiv beigefögt.
Im Hanptaatz PrSsens oder gnomischer Aorist:
T^ tum aoi ftev iyw ^elvog tpilog ^^tt fiiaai^
elfU, av tF iy jivxl^, ove xgv %äv i^ftov ^wofiai Z 225.
169
xat fi^ Tovg dvitaoi xal eixfol^g ^yayffJiv
Xiaa6fievoiy are iciv rig vTteqßtiij aal afiaqTfj /501.
aiX avtfj dUfj iari ßqaiGvy otb rig ne ^avrjaiv X 218.
xat q>Lhp aydqi dvvawai cHaXicifiev, OTCTtaxB xsv dij
^oiq^ olotj TUx^iXfjai Tcnnjleyiog ^avdtoio y 238.
aXla To fiev tuxI avsKvdv ^ei ncmov, önTtora %iv xig
ijfiora fiiv idair] Ttvaiväg ayuxx;^fi€vog rjfcoQ
vifKsag d* VTtvog exrjoiv v 83.
diX ave xiv xig d^i^oanf alCfiwv
öovqI ßiXrjy iakrj le xtminfy neQt t' dq>Qdg odovrag
ylyynai yi68.
Dem Gonjonctiv ist av beigeffigt:
evToad'ev di t* avev deoftoio fiivovaiv
vfjeg üaaeXfÄOi in* av oQfiov fiitQov txwwav v 100.
Tov S* ov TtOfie xv^ora leiTtat
TtcnfToitav ävi^iov^ ih^ Sv ev&* rj ev^a yiv(avTai B 397.
cvdi Ttox^ avTOvg
^iXiag q>aid'atp xaradiQxetai dxTiveaaiv
ovS^ on6x* av aTeixTjai n^g ovgavov aaregoevta
on^d^ az* ay aip ircl yaiav OTt* ovQavoS'ev TCQOTQdnrjxai X 17. Man
vei^leiche noch /lOl.
Eixi.
Der Gonjunctiv ist rein:
aiei yäq xb Ttdqog ye &€ol (paivoircaL ivaQyetg
fjfuv eh^ egdcDfisv dyaTiXeiTag kxarofißag rj 202.
Dem Gonjunctiv ist av beigefugt und zwar steht er
a. im Sinne einer bestimmten futorischen Erwartung:
dXXa av afjaiv l^e (pQeai urfii as Xijdrj
aiQeiTiOy evt* av oe fi€Xiq>Qiüv vjtvog dvi^ B 34.
iTtei ovK oXlyov %qavav earai
qniXoTtigj em^ av nQwtav ofuXrjaitHn (pdXayyeg
dvdQßvy h de d^eog TtvBvatj fiivog dfigxnsQOiaiv T 158. Man ver-
gleiche noch ^ 243.
b. im Sinne einer sdlgemeinen Erwartung:
TCoXXal de ywalmeg
elaiv hfl TcXtalfjg i^aiqexoij ag rot li4%aiol
TVfwvlatip didofievy eSr* av TttoXieS'QOv yXcjfÄSv B 228.
^ Ol ßgäaiv te nioiv re
noifti^elj eh^ av fiiv Tcdfiatog nunä yvia Xaßrfiiv a 192.
170
dfißeg d\ evz* Bp fitpih^ iniTLoaritoaiv ävceyaeg
oimir' entix' i&ilovaiv htdaifia kqydCßod'ai. q 320. Man vergleiche
noch q 323 und a 194.
'i^fioq kommt nur einmal mit dem Gonjunctiv vor im Sinne einer
allgemeinen Erwartung (jedesmal wenn):
TTjiJLoq aQ* i^ aXog elai yiQwv Shog VTjfXBqfcrß d 400.
^'Oq>Qa und elg o xev im Sinne von „so lange cis'^ und „«;aÄ-
renä"^ vgl. Einleitung Seite 68.
1) Der Gonjunctiv ist rein:
iTtel ov ijC Irt devregov äde
H^er* axog xQadlipf^ og>Qa tjumai fieveiw VH.
svd'a q>ik* OTtTakia mgia i'dfi&^ai ^de TWTteXla
oXvov 7tivi(JLevai iiehrfiiog^ oq^g* e^iXtpcov J 346.
ri id-eleigy oq>q^ avtog exjjg ysQccgy ovrctq efi^ avvwg
rja^ai devofxevov A 133.
%ov iiiv t' rikviß Ttodeaatv
(pevjfüVy oepQ^ aJfia Xiaqhv xai yovvat^ ^Q^^ -^ ^77.
ov (xev yccQ noxi (prjCi xomov Tteiaaad-ai Ofcloata
oq>q^ aQerrjv jtaqixiaoi d-Eot a 132.
2) Dem Gonjunctiv ist tJv beigefugt:
eqv^ov hl (ieyaqoiai ywaixag
oq>qoL Tcev ig d-dlccfiov xarad-eiofiai evrea noTQog t 16.
fiTj fii nta ig d-qovov iZe, diotQ&pig, oq>Qa nsv^'ExTCjq
%fjfcat Ivl xhaijjaiv dxrjdfjg il 554. Dahin wohl auch (i 52.
T6q>Qa yciQ oiv ßiorov re teov xal xri^^onr' edovToi
oq>Qa x£ Tieivf] xomov l^j/ voov^ ov ziva ol vvv
iv Gxfi^eaov ti^äiai d-eoi ß 124, vgl 204.
ov fiiv yäg fiei^ov xXiog aviqog oqyqa x£v tjüiv
t] 0 Ti Ttoaaiv tb ^i^ xal x^Q<fl'^ e^iv & 147.
3) Dem Gonjunctiv ist av beigef>. Nur Beispiele , in denen die
erste Person steht:
Tov ä* ovK e7tili^aof4aiy oipQ* Sy eyotye
^(oölaiv ^evio) xai fioi q>ila yovvav* OQii^ X 388, vgl. y 354.
älXa ov ftiv vvv ol naQO&eg ^eivijia xald,
oq)Q* av iyw qwaag anod-üo^m ortla re nana S 409.
liVTjaaa&B de d-ovQidog aXx^g
og)Q^ av iywv L4%iXi]0g afivftovog evrea dvw P 186, vgl. Z 113, © 376
(Imperativ), y 411 (imperativischer Infinitiv).
171
4) Dem Conjunctiy ist xiy nnd av beigefügt:
IkpQ* av pdv Tiey Sq^g l^yafiifivopa Ttoifiiva i/xßv
&vvoyf* hf 7tqo(x6%oioiv^ ivalqovta arlxag avögiSv
%6q>Q^ vnoeiTce ficexrig A 202.
oqp^' Ol' lih nC ayQOvg Xofiev xal eq^ av&qmtwiv
%6q>qa aiv oiiiq>i7t6koiai ^€&^ ^fiwvovg xai afia^op
TUxqnaXifiiog eq%eodtii t, 259.
oq>Q^ av fiiv nev dovQOz^ h aQfiOvirjaiv aqvj^
%6q>^ avtciv (teviu) %ai rXtjaofiai alyea Ttaaxofv e 361.
Von eig o nav liegen folgende Beispiele vor:
ypticeai uäxqaldrjv u^yafiifivova vdv Ttaqi Ttdvrtay
Zevg hfirpfLB Tcovoiai diafiTtegigj elg o x* avTfiij
iv OTiqd'eaai fievy xal fioi q>L'Ka yovvax^ ^Q^^ ^ 9^» vgl. / 610.
B.
Die Sätze mit satzverbindenden Partikeln von
anderer Herkunft.
üeber diese Sätze ist Einleitung Seite 69 gehandelt. Daselbst
sind einige sanskritische Belege angefahrt, so dass wir hier nnr noch
die griechischen zu verzeichnen haben.
Aus dem Griechischen nun kommen ei, sTtely rtqiv in Betracht.
Aas dem Einleitung Seite 70 über el Beigebrachten erhellt, dass auch
die Sätze mit ei in posteriorische und priorische eingetheilt werden
müssen. Zum Hauptanordnungsgrund wähle ich die Gonjunctionen.
El
1) Posteriorische SStze mit ei :
Wir unterscheiden zwei Gruppen: 1) die Sätze, in denen nnzwei-
deatig eine Erwartung oder Hoffnung des Subjects ausgedrückt ist;
2) diejenigen, welche Tielmehr eine abhängige Frage zu enthalten
schdnen, in Wahrheit aber denselben Gedanken wie die unter 1), nur
etwas durch die Umstände modificirt, enthalten. Innerhalb der ersten
Gruppe theilen wir wieder dreifach, je nachdem der einfache Conjunctiv
oder der Conjunctiv mit x«', oder der mit av vorliegt.
Für den einfachen Conjunctiv sind nur zwei Beispiele anzuführen:
bI di Tcev ig xhzvv avaßäg xcrt daaxiov vktjv
-d-afivoig ev Ttvaivolai xaradgad-tOj et ^le ^e&elrj
^lyog xai xdfiaTog, yXviUQog de fioi VTtvog inik&rj
deidij {jiTj ^Qeaaiv h'X(OQ xai nvQfia yivwfiai € 470 flgd.
• 172
^€ di ol xazä dvfjiov a^iatf] g)aiv€TO ßovXrj^
iXd-üv eig ^'l&rpf ev evrvvaaav 8 cwnjv,
et Ttmg ifielgaiTO TtaqadQa&ieiv q>iXotip:L
V XQOi^i ^V ^ VTtvov ccTti^fiOva ts liaQOv tb
%evrj irtl ßkeqnxQoiaiv S 1^1 flgd., wo x^H durch Personenverschie-
bung aus xmo entstanden ist.
Am häufigsten ist der Conjunctiv mit x«V. Die Belege werden
wieder aufgeführt nach Anleitung des Verbums im Hauptsatze. Dieses
ist nämlich
a. Conjunctiv:
iTti (F avt(^ Ttdvreg ^mta^iBv
il^wfiev d' äva aatv x 76 (Einleitung Seite 71).
Tteql IlarQoxXoio ^avövrog
OTteioo^ev, £i xe vixvv Ttsq l4%v}Xrji 7tQoq)iQ(x)fi€v
yvfjpov P120.
b. Imperativ:
ßaiX ovttDg, ei xiv ti q>6a}g Javaoiat yh^fli 0 282, eigentlich:
„schiess zu, so sollst du werden ein Licht für die Danaer '^. Was der
Redende (Aganiemnon) als Forderung an den Angeredeten (Teukros)
ausspricht, soll diesem ein Ideal werden, in Hinblick auf das er
handeln soll. Man muss also auch hier sagen, dass der Satz mit el
dem inneren Gedankenzusammenhange nach als Erwartung der Haupt-
person (des Teukros) erscheint, vgl. ^797.
cxiTtteo vvv Mevelae diOTQeq)ig, u xev Xdrjai
^wov It' l^wiko%ov P 652.
cHX^ äye ncccqoxhfi Eq>€7te xQOTSQcivvx^S XrcTtovg
£i xiv neig fiiv ?Ajg, dtirj di toi svxog uiTtoXXtop iI725.
evx£0 naai d-eoiat Tekrjiaaag exarofißag
^i^eiv et xi Tto&i 2!eig avtiza egya %eXiüarj q 50, nicht: „für d^
Fall, dass Zeus Bache gewahrt (Voraussetzung), sondern* oh er etwa etc.
(Hoffiiung, Erwartung).
Tüßv vvv {xtv f.ivrjaaaa TtaqiCjBO xat ixxße yovviov
eXxiv Ttwg i&iXrjaiv ini Tqtkoaiv äqi^^eiv A 407, vgl. / 172, P 692,
H375, M 275, % 252, /w 216, 7141, A 799, 2199.
c. ein Optativ der Bitte:
alX eri xat vvv
xavT* sinoig A%ikfii dat<p^t ei xe TtldT/vai A 791.
d. Futurum:
vvv aßre axortov aXXov, Sv av tzw rig ßalev ovr^q
elao^ai, ev xe zvxw^i, noqrj di fioc eSxog u^noUiov % 6.
173
äXXo di TOi iqeta xai iip^aofiai u xe nid-rjai ^ 82 , vgl 0 293,
a 279, A 420.
iyio di S'eovg inißtieofiai aiiv iinag
€t nfi nod'i Zevq di^ai TtaUvtixa t(jya yevia&ai /? 144, a 378.
Iloaetddtavi di ravQOvg
dfodexa xeKQifiivovg ieQavaofieVj ü x* iker^arj
fnjd* fjfiiv TteQifirpceg oqog nolei afiq>ixalv\p7] y 181.
elfii TtOQ^ **Hq>aia%ov %kvT(ni%vrjVy et ifC i&ihjCiv
viel iiAif d6fi€vat xXvza tevxea 7tafÄq)av6(ayTa 2 143, vgl. /iC*55,
Z 281, ii 357, 0 311.
e. Eine Präsensform mit in die Zukunft weisendem Sinne:
TOt^exa viv ra ad yovvad'* Ixdvofiai, ei x' id'iXrja&a
Tuivov h/y^v oled^QOv iviaitBiv S 322, y 92, vgl. S 457.
aU! ov yof & i&ika) ßaXieiv toiovray iovra
Jia^ilf] oniTtevaagy alX dfiq)ad6v, ei xe vvx^M^ ^ ^^3.
Tovra d* Sfta xqt^
OTtevdeiVf ei y! oq>ek6g %t yevd^e^a xat dv* iovte N 235.
f. Ein Präteritum geht vorher, die Wirkungen der vergangenen
Handlung sind aber noch in der Qegenwart sichtbar:
xat de Toi' tjvvjyei elnelv enog, ei % ed-ilrjte
Ttavaaa^ai TtoXifiOio övorjiiog H394.
^ fiey 8fi vÜL ^ein^ia TtoUa q>ay6vte
aUuujv äv'd^QiJTtiav d&jQ* ix6fied'\ ei xi tvo&i Zevg
i^OTtlauf TteQ navay oi^vog d 35.
Ein Tempus, in dem keine bestimmte Zeitstufe ausgedrückt ist,
geht an folgenden Stellen vorher:
üg ate %ig %qo%oy ciqfievov iv Ttala^ijaiv
e^Ofiepog ueQafievg neiQijaeTai, ei xe &irfiiv ^601.
ia&Xoy ydq Jd xelaag dvaaxif^j ^ x' Heriaji Si 301 , vgl. S 213,
ß 116, /? 186.
Seltener als der Gonjunctiv mit xeVist der Conjunctiv mit av.
Wir ordnen die Belege in derselben Weise:
llaawfi* wiQa v&vtov dzdad'akov oßqi^oeQyov
ijy 7t(og fjhxlrjv alöiaaerai ^* ilei^rj
Y^qag X418.
ei di x' Irt 7tQOviQ(o Ttagan^ofiai ^ ijy nov e(pevQw
^lifmg ve noQartlfjyag Xt^iivag %e d-akdaarig
deiioi firi.,. e 417.
of/ua 6^ akkov laov onaaaov
MüQfiidoviov, ijv nov %t qmjg Joyaolai yimifiai 11 dB.
eqxßo nevaofievog Tcarqog drpf olxofiivoio
174
ijv Tig %0L etTttjüi ßqorwv ij oaaaUf axovajjg
ix Ji6g a 281, vgl. P245, ß 216. 360.
vyji d* in' evvdtov SQfilaoofiev, elg o xev ehSrj
vv^ 0Lßq6frrj^ ijv xai %fi aTtoaxiavtai TtoH^oio
TQweg St 8, vgl. a 94, y 83.
Um nun zu dem zweiten Absclinitt überzuleiten, in welchem die
scheinbaren Fragesätze mit ei behandelt werden sollen, führen wir zu-
nächst einige Stellen an, in welchen zwar der Satz mit el durchaus
wie in den bisherigen die Erwartung der Hauptperson ausdrückt, in
denen aber durch die Lage der Dinge diese Hoffnung wenig zuversichtlich,
also schon fast zur üngewissheit herabgedrückt erscheint Dies ist
der Fall in dem Satze:
cäX ijcoi fiiv zavxa ^edv iv youvaat xeitaiy
et xe aa x^^^QOi^^Qog ^eq itav anb &vfAüv l^hafiav
dovqi ßahAv y436.
Für unsere Auffassung erscheint der Satz mit ei als der Inhalt
dessen, was im Schoosse der Götter liegt, nach der Auffassung der
Sprache aber ist die Qesanmitsituation — xcnha — ungewiss, und an
diese üngewissheit knüpft ein Erwartungssatz an, der aber natürlich,
nachdem er dem Gedankenzusammenhange eingefügt ist, an zuversicht-
licher Energie einbüsst. Aehnlich ist
eiTti iioiy eX xi no9v yvcicj toiövtov iovta f 118
yynefMfhe ihn mir nur, so tvül ich ihn schon kennen'^. Man ver^eiche
auch u4 67.
Auch äusserlich wird die üngewissheit ausgedrückt , sobald es sich
um zwei Möglichkeiten handelt, von denen indessen immer die erste
als die erhoffte erscheint. ,
ovraQ iyd 7ta%Qog Tteiqtiaofxai rifieti^io
et xi (jC intyvdiri xai {pQaaaerat 6q>9'aXftoiatv
fji xev äyvotrjat noXvv xßovov äfiq)ig iovta «218.
ylctvAiowv d^ i-^vg g>iQevat fiivety ijv xiva Tciqnnß
avd^v Tj avtog (pd'letat Ttqvkifi iv bfilhp Y 112. Dahin gehört auch
a 265, wenn, wie Savelsberg E. Z. 16, 407 sehr wahrscheinlich macht,
dviaet (« dviai^ Gonjunctiv Aoristi ist.
Der Schein, dass man es mit einer abhängigen Frage zu thuu
habe, li^ am nächsten, sobald der erste Satz eine Form des Stammes
hd enthält.
7:1g S oid* et x' ^x^^S Oividog Ttatg ^vxofioio
fp^rm i(JU^ vrto dovQt vvTcelg aTto dvfiov oUcaat 77 861.
176
In Wahrheit aber sind auch in diesem Falle zwei unabhängige
Sätze nebeneinander gestellt: „wer weiss! möge er umkommen, d. h.
vidleiekt wird er dach noch umkommen".
vig d* cid' eX %iv o\ avv daifiovi '9vfidv oqIvo}
fioQemdv 0 403 (vgl den Optativ yi 792).
zig d* old\ ei xe xai avvog uov xolltjg im vrjog
T^ke q>lhfjv aTColrjTai dXtofievog äg tcsq ^Odvoaevg ß 333.
ov fiäy old* ei ahe xaK0QQa(pi7]g dleyeivtjg
TtQtüTr] iTtavQrfiLi xal aa nhff^aiv ifidaow 0 17, wo ov fiav oida
bedeutet: ^yich hin noch unschlüssig, glaube aber, dass ich es thun werde".
Schliesslich bleiben noch zwei Fälle übrig, m denen die abhängige
Frage anf den ersten Blick die einzig naturliche Auffassung zu sein
scheint:
ij fiivete T^aiag a%edbv ild'ifiev, ev&a tb vijeg
eiqvcni* &in^fivoij noXitfi ini 9tvl d-alaaatjg
oq>Qa Xdtjv^ ei x' vii(JLtv wtiQOxj] %ei^a KqopIwv J 247.
TÄy a' cMig nvrjpia^ %v^ aTtoilrj^g änaraojv
og>^ idfjg rpf toi xq^^^MH fpt^iJS ^£ xa^ evvij 0 32.
Diese beiden Beispiele haben das Gemeinsame, dass die redende
Person aus der Seele der angeredeten Person herausspricht. Der Satz
mit ei nun ist im Sinne der redenden Person allerdings kein Hoffnungs-
satz, wohl aber im Sinne der angeredeten, der er ursprünglich ange-
hört. Mithin gehören auch diese Sätze ihrem Ursprünge nach nicht zu
den Fragesätzen.
2) Priorisehe SStxe mit ei.
Die sogenannten Bedingungssätze.
Wir entnehmen die Haupteintheilung wie oben von der Beschaffen-
heit des Modus. Man vergleiche über diese Sätze Einleitung S. 72 flgd.
I. Der Conjunctiv ist rein.
1) Der Conjunctiv der futurischen Erwartung.
Im äauptsatz
a. Futurum:
ei S av rtg ^Irjov d'ewv ivi oXvortt Ttovrc^
%hqaoimi iv üTfjd-eaaiv e^iov noXvTtev&ia &v^6v e 221.
iog "^fielg, ei niq xe nvXag xai leixog Hx^u&v
^tj^fied'a o&evei pieyahfiy et^wac d* ^%aioi
ov ntdofitp Jtaqd vav<piv ikevadfied'' aita xiXevd'a M224.
eX neq yaq ae utazcMvdvt] ^ ov o* er' eyotye
xkaujofiai iv lexieacL X 86.
176
Der Bediügangssatz steht nach in den folgenden Beispielen:
TovTüf d* ov TtaXiv avriQ OTtoiaesov taxieg tnnov
iifiqxa agf r/fielojv, u / ovv ^eQog ye gwyrjai E 258.
(w TOI m dtjQov ye (pilfjg ano ncecqldog aifjg
eaaerai, ovS* et niq re aidi^Qea diofia^ s^rjoi a 204.
Fntorischen Sinn, wenn auch nicht futurische Fonn hat der
Hauptsatz :
ei de xo^Modfievog %i ßoüv oq&oaqai^tap
v^' i^eX'Q oXiaaif inl ff iantüvrai ^eoi oXIol
ßovkofi^ aTta^ TtQog xvfia xavuv anb dvfiov oliaaai
i] dtjd'ä OTQevyead'ai iwiv h vrfl(fi iQijfif] fi 349.
Ein faturischer Satz, nähmUch „was du erfahren wirst" ist zu
ergänzen :
^sivoi d* aXXrjhüv 7t<n(((6tOL evxofxeS^ elvat
i^ ddxijgf et 7t ig xe yi^^orc* eY^ai IneXd'iav
^aiqrrpf iJQwa a 188.
b. Imperativ:
T(o i* orvTCü lAaqpjQOi ea%(av
Tcqog re d^eäv lAOxaqiov nQog re dmfjttHv äv&Qdmüv
nat TtQog TOü ßaatJ^og aTtrpfiogy el Ttote S' avte
Xgeid ifißio yivtjvai aeixia Xotybv äfivvai ^ 341.
2) Der ConjunctiY der allgemeinen Erwartung.
Im Hauptsatz Präsens oder Perfectum:
et neq yaQ %" aXloi ye TteqinTeivti^e&a navteg
vTjvaiv in* llqyeuavj aoi ff ov diog ea%* anoliad-ai M 245 (Hektor
setzt nur den sehr möglichen Fall, keine Todesahnung).
ovdi Tfdhvde
eqxofiaij ei fifj nov %t 7teQiq>q(av Urp^ekoneia
il&dfiey otfvvriaiv ^ 372.
twv ff <w ZI fieroTQiftOfi^ ovff aXeyltfa
ei %^ ini de^P Xioat TtQog ^<3 t* ^ihop re
ü t' in^ aqiareqä M 239.
ei ff QQa Tig xal fiovvog im ^fißXijrai bdlTTjg
ov Ti wnanqvTCxovoiv tj 204.
eX neQ yaq %e xoXov ye %al avTTJfiaQ xaraTthp]]
dXXa %e tuxI fistdjtiad'ev ^ec xoroiff oq>Qa TeXiaay ^81, vgL noch
a 168.
fiovyog ff et Ttiq rt varfifi
aXXa %i o\ ßQaaawv te v6og XeTtvtj di re lArjtig K 225.
Tov ff et Ttiq %e IddTjai TunaTtnj^ag vnb d-dfivtf
177
dlla T* dvixveiixtv i^hi efinedotf X 191, in einem Oleichniss, wie
auch A 116, M302, /T263, 4^576, wo ebenfalls der Bedingungssatz
nach steht
Der nachstehende Bedingungssatz beginnt mit xal üi
olal TtBQ avijQ
fia^afiivoiai 7tinoi/9^e tuxI el (liya veixog o^ai n 98. 116.
avTov d* Ix^vdq, OTidTteXoy fteQifioifiwuHia
Sehpivag %a nvvag re, xal eX no9i (i£SCfiv SXtjai (jl 96.
Den Sinn eines Gegensatzes bekommt das ei neq in folgendem
Falle, obgleich es natflrlich ursprünglich nur „irgendwcmn" ist:
ti neq yoq %" aXkot ye wift] xofiodnfreg ^A%aioL
dattgoy Ttivwaiv, adv de nkeiw dinag ahi
^atf/x* äg TtBQ ifiol J 262«
n. Dem Gonjnnctiv ist %iv beigefügt
Bei €i mit dem Gonjunctiv und yth überwiegt die fnturische
Erwartung so sehr die allgemeine, dass gegen 111 F&Ue der futurischen
Erwartung wir nur einen der allgemeinen, nämlich A 391 belegen
können.
Im Hauptsatz
a. Imperativ,
a) der Bedingungssatz steht voran:
u x£ ya¥ nifiy/rjg Sa^rjdova ovöe dofioyde
g>Qdfyo fiTj etc. iT446.
d da x£ Xiaarjai evofovg Ivaai re xslevijg
^ di (f eil Ttleoveaai tot' iy deagiöiai didiyvwv (i 63, vgl. / 136. 278.
el lih x£y iixi neivog ^Xjj tavcnpdi %ahujf
tevxea avXi^ag q>eqi%(a niollag inl yf/ag
el di x' iy(h zbv iha^ dcij] di fdoi evxog ^noUMv
tevxea avhjaag oYam Ttqovl ^Ikiay iQijy H 77, vgl. T 281 und 284.
ei di x€ Xiaaw^i vfiiag Xvaai ve TceXevw^
vfieig di nXeSyeaav tot* iy decfidiaL nieCßty fi 163.
%ifi yvy, ei yje &e6g TtUQtafieyog iy&äff ixtjffai
lifi %i ov / dd-ctydzoioi d^eotg am%qv (laxead'ai
Toig aXloig' ärotQ eX X£ Jidg ^vyotrqq l4q)QodlTi]
eX^rpf ig noXefwyf vip / ovtduev o^iv %ahu^ E 129, vgL E 132.
821, t 503, a 289, E 260.
dioQa lihy el x* i9iXrfl9a Tta^oaxif^^y d^g i^uixig,
? T* ix^fiey T 147, vgl q 79, J 395.
Delbrflek a. WindlBch« «yiiUkt. Fonch. 1. 12
178
el de xev ccv toi
ddt] nvdog aqiod-ai iQiydovTtogTtoaig^'HQTjg
fit] av / ävsvd'ev ifisio ItXaUa&at Ttolefii^eiv il 88.
ß) der Bedingungssatz steht nach:
fiij (lot ndrQOide aKud^aivefiep^ ei x« Ttv^fjai
eiv ^'iidoQ ^€Q iiiv, Sri ^XToqa 8iov ilvaa ii 592.
draQ avrdg äxovifiev bC x' i&iXrio&a
ihjadwwv (7* hf vrjt d'O^ X^^Q^S ^^ nodag tb /u 49.
avTaQ eytbv inid'ev neqiddaonai avTrjQ'
fit %h (f i^aTcdqxo, xTeivai ^ oiTcvlaTtfi oXid-Qip \f) 79, gehört wohl
auch zu ' den Bedingungssätzen mit imperativischem Hauptsatz , denn ich
glaube, dass so wie ich geschrieben habe, zu interpungiren ist
b. Futurum,
a) der Bedingungssatz geht voran:
ß? x' otirbv yvwio vrjfieQria Ttdvz* ivenovrot
^aa(o ficv xiaivav q 549. 556, vgl. X 99.
amdq €fi\ el x« d'dvo), xtegiovai ye öioi ^Axaiol A 455, vgl. ß 220.
fit lih x' oSü^i (ievwv Tq(6(jüv TtoXtv afiq)ifidx(Ofiai
wlevo fiiv fiot voaTOQy aroQ xliog ag)d-iTOv e(nai /412, vgl. 414.
el fiev yoQ x^ ae vvv aTtoXvaofiev ^e fied'iofiev
^ te xai varegov eJad-a S'odg eTtl vqag l/i%auSjv K 449.
fit xfi vedieQOv avdqa Tcahxia tb TCoXld re eldwg
7taQg)dfievog irceeoatv iTtovQvvTjg xaheTtalveiv
avttfi (xiv o\ TtQükov dvnjQiareQOv eatai ß 189 (es ist ein bestimmter
jüngerer Mann, Telemachos, gemeint), vgl. 7181.
fit di x' i^irjg vtco ^fi^crt dafieig drcb dvfiop oleaiXfjg
ov'Ki%* eTteira av TtrjfHx ncrc^ etxaeai jiqyeioiCLv K 452.
dovQOTa ö' fit x' e^ilrjad'a xal Sv xal ei%oai dtjeig ^j
etnech* h ytXialrj iV260.
fit di xey äg eQ^fjg xai toi neid-iavtai ^%aioi
yvaiaf] eneid'* og &* ^yefiovwv naxog etc. B 364, vgl. / 604.
avTog ö* fit n:iQ msv dlv^
Olpe noatuig veXai oleaag otvo ndvrag eraiQOvg fi 140 (X 113), vgL
^ 4%.
fit x* V7t* efioiye &edg da^dafj lAVtfni^qag ayomovg
ovde XQoqm) (niaijg aev dtpe^ofiai t 490, vgl. t 496, g) 212, © 287.
^*Hq>aia%* ei Tteq ydq xey ^-^^g XQ^^S VTtaXv^ag
oYxTjzai {pe6yonf, avrog rot iywv %dde xlam & 356.
Der cavirende setzt seine Bereitwilligkeit durch die Annahme,
dass der eigentliche Schuldner sich vielleicht der Pflicht entziehen würde,
in ein noch helleres Licht.
179
avTog ff et x' i^ibja' l^etai t 520, ygL & 142, S 306, q 230.
ei xh a* ovTog vnfdfFQ XQeiaaatP %€ yimrjcai,
n:iiAtfm (f rptai^dB o 82, vgl. q> 338, Y 138.
sl fiiy x' cdvfjaoMii, Jibg fieydXoio ^ifutneg
ctvTÖg T8 xteyiw tovq t' aXlovg Ttdvrag ävci^w
ei di x' dTtoTQomüici ^eol, 7favoaa9av aviüya n 403.
ß) der Bedingungssatz folgt nacb :
tlbIvov S ov XI Xlipf fto9i] eaaerai, ei xsv oi oAXoi
^fisig oxqwiifieS''* äfÄwifiev aiX^loiaiv £'369.
Tovro fih oSrw d^ eatai CTrog, u Ttev eyd ye
tfodg OairpLBüai q)ikriqh(ioiaiv aviaata X 349.
Tüßy cnkig ijC aixovta ßitjaerai, ai x* id-ihofii etc. q> 348, vgl.
/ 255.
äg dTpf Tuxt adv iyw Xiau) iiivog^ ei %i fiev avra
OTTjug P 30.
fidXa TOI nexoXdaofiai^ et x£ reXaaajjg
Tovto enog V 543, vgl. N 829.
oöiaiv d* oqyS'aXfÄdlaiv in:6tpeaiy et x* id'iXrjad'a v 233, vgl. ai 511.
aXXa fioi alvov axog cid-ey eaaerai ai MeviXae
et %e &ayt]g xai TC&tfxov dvaTcXrjafjg ßiaroio J 170, vgl. % 345.
ov yccQ iyw o^ enTtayXov deiTUW, et xev ifiol Zevg
d{ät] xofifiovlriPy aijv 3i tfnjxijv atpiXta^aL X 257, vgl. JT 500.
cnrvaQ u^xcciol
XQiTcXji xetqaTtX^ %^ aTtorlaoi^eVy et xi jto&i 2^evg
ddiai TCoXiv TQoiiav evreixeov i^aXaTta^ai A 128, vgl. Z 527, v 358.
xig£ otv a* iq>^ veaai xvveg raxieg yunidovrat
oTav OTT* ovd'QciTtafP, cfßg evQefpegy et x€v IdnolXtav
fjfiiv iXrixrjai q> 363.
xovtfp iih yaq xvdog ol(jC Stperaiy ei xep Idxaiot
TQäag dTjdaaHnv tXuHjL %e ^IXiov Iqrpf J 416.
cnifiov ^ dqeTfjv diaelaetai, ei nH ifiov eyxog
lAeiyjß iTtedXOfievov 0 536, vgl. A 315.
Der Bedingungssatz beginnt mit ovff el:
ov yoLQ er* aXXw
f^niop wie av€tx%a xi%rfiO{miy STtTtöa^ iniXS'W
cAff et xev nceTQdg xai fifjfriqog aviig ixwfiai
olxßv $ 138.
Der Hauptsatz hat Frageform:
Zev TtateQj ^ ^ xi fioi xexoXüiaeaiy et xev ^Jdqirfx
Ivyfäg TteTtXrffvia nax^jg i^otftodlwfiai E 763, vgl JT 32, x 325.
12*
180
Abhängige Infinitive Futuri im Hauptsatz:
äXka fuv oi(ü
he xoXov aqyaXioio furaoTQetl^ qdlov fjfiOQ K 107, vgl. M71, £351, 9)73.
Präsentia, die eine dem Futurum ähnliche Bedeutung haben, stehen
im Hauptsatz:
äg xai iyd fiiya nijfia niqKxvanofiaiy ei xe v6 %6^
ivTttvvajjg q> 305.
€1 di x£ alvfjai tovs toi tSKfiaiQOfn^ okeS'QOv l 112 {fi 139).
Ein Futurum ist im Hauptsatz zu ergänzen:
nartiQ d' ifjidg akXoQ-i yaitjg,
J^diei o y rj Ti^hrpua' xcncöv di fie nolX dnoiivuv
huxQUff ei x' avvdg eywv ano fiT/piga nifixpia ß 131.
fiiya fiiv xcmoVy ei xc ipißwfiai
Tthj&vv voQßi^ag, to de ^iyiov^ et xev aXbm A 404.
aol hißrjy ei %iv %i vixvg yaxvfifiivog cX*g 2 180, vgl. 278,
0 499, 0)438.
c. Conjunctiv:
a) der Bedingungssatz geht voran:
el di xe fiij dmjaiVj eyto di xew avvdg SiMfiat A 131 und 324.
ei xi %vi tje ßoäv dyihjv tj nuiv fiif oiäv
^QWf^eif, fuj Ttov Tig draoS-aXiTjai xaxffJiv
^ ßovv f/i ti fiijlov änoxscnffj fi 300. Femer mit fiiqi P93 und 94,
e 466. 471, e 417.
ß) der Bedingungssatz folgt nach:
fi'fj 7t (og xai KQoyldfjg x^ohaaerai^ et xe¥ ldxilXm)g
%6vde xataxTelvg Y 302, vgl. ß 102.
vvy de aev eivexa devQO xcrr' OvXv^noio Ixdyw
fiij Tttog iioi fierineita %oXviaeai^ ei xe aiwft^
oixtofiai TtQog dtSfia ßa&vqqoov ^Sixeavoio iH311.
aXka fiiv\ oq)Qa xi toi fiekitjdia oivov ivelxto
wg anelarjg ^u na%qi xai aXloig ä&avdtoiaiy
nQ&roVj efteiTa di x* autdg binjaeai^ eixe nlrjad'a Z 260, vgL e 169.
Der Conjunctiv ist umschrieben:
ei ydq x' iv viaay ye naQe^eldatjod'a duixiop
ovx ead-\ 8g xi a* tkrfli fieraXfiet^og V344.
d^ Optativ mit xiv oder av:
a) der Bedingungssatz geht voran:
ei di xep ivraifvato dio'iatevato ve atdi^qov
cni xi fiOi Ajnyü^iiHfi %ade dwfuna noivia fujrtjQ
lelnoi 9 114.
181
rag ei fiiv x* äaiviag iaqg vootov %b fiidtjai
yuxl x&f «r* sig I&cnajy xonui naq itaa%<nf%eg txoia&e il 110, /x 137.
^ di 7ce evTrloitp^ ddij xXvtog eivoaiyaiog
ijfjuni yfjof TQiTOTif O^Lrpf iQißüßXov ixoifitjv I 362.
el liiv Ksy natqog ßi(nov xai voaray axovaa)
tj 1^ av VQvxofiepog naq m xXalrjv hiovrov /} 218, vgl. a 287.
ß) der Bedingungssatz folgt nach :
^ x£ aq>iv deiloiai yocv mxraTtavfia yevoi^irpf
€v xew iyw %Bq)akrj^ %e TSfjy tuu Teixs^ eyeiTtag
Hiy&fp iv xBtQeaat ßaha xat 0^6vxu5l dir] P 40.
aXk^ eti fi&f xe xai äg xaxa Ttsq Ttaaxnvrsg txoia^e
ei nC ed'iXfjg üov 9v^av i^uxaxeeiv xai eTcuQünf X 105, vgl. J 98,
N 380, ß 688.
Der Bedingungssatz beginnt mit ovd* el:
tog oix eaS'\ og oijg ye xvvag x£q>aX7]g änalahioi
ovif ei xev dexayug Te yuxi elxoaivi^Qiv* anoiva
(nrflüHf iv&aä* ayovteg, vnoaxatvrat de xai aiXo X 350.
e. Ein Tempus Präsens:
iitei ovä* ifie &vfidg avtaye^
Ctaeiv ovd* avdqeaai fietififievaiy ei ,xe fiij^ExTiOQ
TtQWTog ifi(p VTto dovqi TVTteig Atco &vf4dv dleaof]
IlatQoxXoio S* thaqa MevoiTiadecj äftotiay S 92.
aed'ev ö* iyut oix äleyit^ü)
XOfOfihnjg^ ovS* et xe ta velara TteiQaff^ %xt]ai
yairjg yuxi novroto 0 478.
aldeofiai TQßag xai TQfpadag eXxeameTcXnvg
a xe xjaxog äg voatpiv aXvaxal^w noiifwio Z 443.
Das einzige Beispiel einer allgemeinen Annahme bei d xkv ist
schon erwähnt. Es lautet:
T] T* aJltag vTt* ifxelo xoi el x oXiyov neq inavqji
o|t; ßeXog niXerai jI 391.
in. Dem Conjunctiv ist av beigefügt,
welches mit d sehr häufig zu y^ verschmilzt
Im Hauptsatz
a. Imperativ, wobei der Gonjunptiv immer im Sinne einer futu-
rischen Erwartung:
rpß de tig Hj atayax^g tje xTurtov höav onwiarj
avd^wv TifAeteqoiGiv iv Mqxeaiy fitj Tt -^vgoCfi
ftqoßhaoxBiV q) 237. 383.
182
ei de ^ aTifii^ovat dofiov xoro, adv de q>üuov xijq
tetlarto h av^eaai tutxdig naaxorsog ifielo*
rp Tteq aal diä dwfia nodäv Shuaai -Svga^
rj ßileaiv ßaiX(oaij av 3* ügoqoiov wi%ea9at n 274 (so zu interpnngireii).
b. Futamm, wobei der Conjunctiv immer im Simie einer
fätarischen Erwartung:
Tpf y&Q di^ (48 aowai d-eoi ycai oiimiF Hxwficu
nfjlevg •9iqy fiov enuxa ywdhua ya naaa^ai avvog I 394, vgl. X 487.
rpf 7t€Q yoQ x' id-eJUoaiv H&qovov ijä fUfiveiv
(w %l fie vixrjaovat a 318.
u 3* av ifAol vifiijv ÜQlafjiog Ilqiafioio t£ näiöeg
viveiv oim id'Bhaaiv ^AXß^dqoio neaovrog
avtOQ iyw nai enu%a ficexi^aofiai eXvena fcoiv^g F 289.
fiSHov vq>^ fivwjüV elw&oTi nuifiTtvlov oQfia
OiaeTWt ei neq av ahe q^ßw^ie^a Tvieog viov E 232, vgl. E 225,
X 55, ^ 90, O 504.
av mid xiv sind vereinigt:
oij/eai ijv id-iktiaS-a xai ei xiv rot vä fiefii^hi J 353, / 359.
c. Optativ:
nf^ viv %ug vnexqwyoi ainiv oled'QOv
fjv Ttwg i^anmig eXSi] ävifioio dvekla /i 288.
d. ein Tempus Präsens
a) der Gonjmictiv im Sinne einer fdtnrischen Erwartung:
fpf yotQ dtjdvvfjad'a xoqvaadfievog naqa 7ti%qjj
delöw, fiij if i^avTig iq>0Qfii]9ei0a Tiixrjai fi 121.
ovff fjv ev9^ cupUriai oiMfiivtij cni aev iyw ye
axi^fiivfjg aUyto Q 482.
ß) im Sinne einer allgemeinen Erwartung:
draQ rjfv nate dacfiog intjrai
aoi t6 yi^ag tcoÜ) fiet^ov A 166.
%ov ^drciog eü%i neQijaai
Tte^ov lovi? fjv iirj %ig exj] eveqyia vija l 159.
[ioXa yaq %e %a%ea9leiy ei neq av avTov
aeviovtai tax^eg te xiveg d'dUqol t* aV^riol F 26.
^ETteL
ist höchst wahrscheinlich aus ini und el entstanden. Das ^Tti gleich
Sanskrit dpi dürfte mir noch einmal die Zusammengehörigkeit der Sätze
ausdrucken (vgl. Gurtius Grundz.^ 249). *E7tei steht nur in priorischen
"-«n. Wir scheiden wieder den reinen Conjunctiv von dem CSonjunc-
ih und av.
183
L Der OonjunctiT ist rein.
Mir liegen nur zwei Beispiele vor. In ihnen steht der Conjunctiv
im Sinne einer allgemeinen Erwartung.
Im Hauptsatz gnomischer Aorist:
6 (seil. VTtvog) yotq t* inihiaev andvTüty
ia^lüy '^di wxnuav^ inet oq ßlitpaq^ afiq>vmki\pTi v 85.
e^BiTtB di veixog ^4xau!iv
^la fiaX\ WS Ste tiq 'kpdfiad-ov nalg ayxi d'alaaatig
OQ T* iftei ovv non^ a&vQfictta vijrtiifjaiv
Sxp avrig awi%eve Ttoatv xai x^Q<fi^ d&vQiav O 361.
IL Dem Conjunctiv ist xiv beigeffigt.
1) Der Conjunctiv der futurischen Erwartung:
Im Hauptsatz steht:
a. Imperativ:
evayyiJUov di /aoi etno)
ovtiyC inei x£v neTvog iwv ra & ddfiaS'* %%rp:m f 154.
aJltaq dt] q>(j(xCßa9'B aatoaifiev ^viox^a
axp Javaiav ig ofiiloVf inel %' Bcüfiev noKifioio T 402.
avtäq iftei xe qxnjj xaA^ ^doddii7n)log ^Hwg,
xaQTtakififog Ttgo veäv ixifiev Xaiv te xal tnTtovg 1 707. Man ver-
gleiche noch Y 337 und 0 534, wo ebenfalls Imperativische Infinitive.
b. futurische Wendungen:
xteyiec de fie yviivov eovta
(wt(og wg Te ywäina, inel x' dno teixeot dua X125.
ovraQ inei x oloölo veraQTtwfiead'a yooio
HftTtovg Xvadfievoi öoQn^aoiieif iv^dde ndvceg V 10.
Der Satz mit inei steht voran: Z 83, folgt dem fiiturischen nach
3 121. 281, X 68. 509, q 22. Er schliesst sich an einen abhängigen
Infinitiv des Futurums:
^ %i /AiV 010}
noXltt fietaidttvaea^aij Inet x' aTto hxbg ohjzai A 764, vgl. a 150
ovoe ae qnjpii
8rpf Sxlavtov eaea9ai inel x' eJ5 ndvca Ttvdtjai d 494.
2) Der Conjunctiv der allgemeinen Erwartung (Voraussetiung),
wobei im Hauptsatz Präsens oder gnomischer Aorist steht:
iyü) ff oUyop te g>lXov ve
^W>1^^ ^^^ ^^^ ^^$9 ^^^^ x^ xcr/ioi nolefiV^afv A 173.
ta^ßeij inei xߥ Ttgikov iaiC;rp:m Xa^ov dvdQÜv N 285.
#^
184
aJiX inl Ttäai vid-sytaij ind %ß tiwaoi tondjeg 9 554. Maa ver-
gleiche noch H 410, l 221.
In Gleichnissen stehen die folgenden Belege:
(og %ig T€ lifoy anb ^eacavXoio
og T* Inu aq x£ nuuiirfli ncvvag % avdqag t* iqed-tCfiw etc. P658.
ovdi %i 9v(jufi
vaQßei aide q)oßeiTcci, imei ncev vhxyfiov okovüjj 0 575. Man ver-
gleiche noch B 475, ff 5, / 324, (o 7.
m. Dem Conjunctiv ist av beigefügt
^Emet av findet sich nur Z 412, sonst immer das aus ind av
durch die Mittelstufe inejav entstandene irti^.
1) Der Conjunctiv der futurischen Erwartung:
Im Hauptsatz steht:
a. Imperativ:
zw fiiv irtrjv d^ 7cq&ca yunewrj^ima lötjO&e
mal t6%* i7t€i&* ifÄiv fiekerü} nd^og te ßirj ve 8 414.
avtoQ imrpf to^ov reei^aevai tjöe Xdr[tai
SXhjv d^ Tiv' eneiva lA%auddwv evTtiTtXtay
livaa9fo q> 159.
auvaQ impf fAytjat^gag hi f^aQoiai veoiai
Tcceivfjg ^i doltp ij afiqKzöov o^ii xceAxfi
l(^€(r^at d^ €7t£iTa laßdfy evtJQsg igeriiov X 120. Ganz gleich ge-
bildet, nämlich mit avwoQ iTtrpf im Tordersatz und dem imperaüvischen
Infinitiv im Nachsatz sind ausserdem: 0 147, IL 453, a 294, a 348 (?),
5 297, X 526, 0 37, o 270, % 440.
Der Satz mit intj^ steht nach:
alXu ftaUv TQWTtaa^aif inrpf q>dog h n^eaaiv
»ijUg n 96.
b. JFuturische Wendungen:
av yaq er aAj.7j
eüvcci dixiatta^, inai Sy av ye mdtfioy iTtlanrjg Z412.
ali^a S* ilevaofiai aurig intp^ ev %oig inafivvo} M 369, N 753. Man
vergleiche noch J 239, / 358, W 76.
oivaQ iTtrpf Ttiaag nefiTtdaaetai ^i Xdrjtai
li^etai h fiiaarjai vofievg Sg ftdeai fn^Xanf d 412, wozu man ver-
gleiche Si 185, e 363, /i 55, | 515 (vgl 0^338), % 219.
Futurischen Sinn muss man auch in folgenden Wendungen aner-
kennen:
alaa yäq tjv änolea'9'ai, imrpf Ttohg aiiq>i%alif^fij
dovQareov idyav trtTtov 9 511.
185
ToJv d^ aiXanf ov x^og, ifcrpf o5t6g ye Tcitjtjaiv % 254.
rfi ^€(o fzera a* avtig^ impf sv Tolg initellw; K 63.
2) Der Cionjunctiv im Sinne einer allgemeinen Annahme:
ov fiep yoQ Tig Ttdfmcav aydwfxoq iat^ av^qiiTtfav
ov yuxxog aide fdv ia9X6gj irtijv zä nfj&ca yivr[uai, 9 553 vgl. Z 489.
fj xf'ifug iari ywaixog^ €7tfjp noaig aXXod'^ ohp^ai ^ 130.
^v T* EvQog wneTtti^ep, inipf Zeqwqog wncexsvy t 206.
(ig ff (h^ By ayQctvXoi ftoqug Tteqi ß&vg dyelalag
eJLS-avaag ig xonQoy, impf ßavdvtjg xogiatawaij
naaai Sfda anuxlqovatv iyavxlai x 41 1. Man vergleiche noch T 223,
1 192, T 515 (die beiden letzten mit ovzolq inrpi).
IIqIv,
üeber die Etymologie von ftQiv vergleiche man Gurt ins Orond-
zöge^ 267. Es steht dabei immer der reine Gonjunctiv. In einem
FaJle wenigstens ist der Satz mit rcgiv dem vorhergehenden seinem
GedaDkenwerthe nach nur beigeordnet, nämlich:
ov ydq Tt nqrj^eig äxaxij^cvog vlog e^g
ovdi fuv ävavrfjBigy nqtv xal xoxov aUo nädTjoS'a „eher wird dir
sdbst ein Unglück passiren" Ü 551.
In den übrigen Beispielen erscheint der Satz mit 7cqiv seinem
Gedankenwerthe nach als Vorbedingung für das Eintreten oder Nicht-
eintreten des durch den Hauptsatz Ausgedrückten. Es hat also tzqIv
seine Stelle nur in priorischen Sätzen.
Im Hauptsatz steht:
a. Imperativ:
dlla av fiiv fiiq mo xaradvaeo iAÜh)v Z4qrjog
TtQiv / iiAB devQ' iX&ovaav iv 6q)d'aXfi6iaiv idrjai 2 135.
In den beiden folgenden Sätzen ergiebt sich bei der Zurückfuhrung
auf die directe Bede ebenfalls ein Imperativ:
^ yäg uixiXMg
TtifutiOP fC (aS* imereXle fielaivdwv and vrpüv
f£^ TtQiy mi(iavhiv TtQiv dtadexarrj fioXfj i^g iQ 781, vgl. ^190.
b. Futurum:
c3 q>lloiy ov ydq ma xaTadva6fie&' axrufieifoL neq
eig Ididao dofiovg nqiv fiOQüifioy ^fiag inih^ x 175.
Ein Infinitiv Futuri:
cv yaq fiiv TCQoad'ev nctvcead'ai oi(o
TÜüav&iAOv %e atvyeQolo yooio ze daxQvoevTog
TtQlv y* avTov fie üijvat q 7.
c. FrSseus:
TtQtv y Irt aijs ctXöxflv Jtei^rjami v 335.
B. Der ConjunetiT in Fragesätzen.
Cap. IV.
üeber die Fragesätze ist Einleitung Cap. VII (Seite 74 — 79) ge-
bandelt. Gemäss der dort vorgenonmienen Erörterung theilen wir die
Fragen in Bestätigangs&agea einerseits ond Verdentlicbongafcagen
andererseits.
L Bestatigangsfragen. '
Ans dem Sanskrit sind mir keine hierher gehörigen Sätze zur
Hand. Im Griechischen finden sie sich häufig. Bei Homer sind sie
gewöhnlich durch die Partikel ^ eingeleitet, die Bekker in diesem
Falle mit dem Acut versieht; ^ (vgl. darüber Einleitung Seite 77).
Doch steht K 62 eine an eine Terdeatlicbungsfrage sich anschliesseude
Bestätigungsfrage ohne ^:
niäg yäf /40t (iv&<fi ifiitiilea^i ^Öi XElevEig;
Ctv&i ftevtu fteia voiOiv; etc.
'H findet sich in einer einfachen Frage :
düLil' SyE (tot z6Se EiJte xai ai^sx^iog xaiale^ov
ij xal jiaiqfiri avrijv odov ayysiag eK^ot n 137.
In einer einfochen Bestätignngs&age, die steh an eine Verdent-
lichnngefiri^e anschliesst:
jirj yäfi iyta ffÄXe zixmv loi ; reü Si^futi' txto/tai
av6^v tX xpovo^ I&äxTjv xäta xoi^aviovatv ;
^ tSvg a^g ftrfTQog tut xai ooio üö/toto; o 509,
obwohl man das ^ an dieser Stelle auch als „oder" auffassen könnte,
ebenso wie ip 193.
Das eigentliche Gebiet von ^ sind die Doppelfragen. Ich bemerke
nur vorflbergebend , da&s ein unterschied zwischen sogenannten abhän-
gen und unabhängigen Fragen hier in keiner Weise sprachlich ansge-
drficfet ist and führe zunächst die Doppelfragen in erster Person an:
av di (tot vTjfisgrig ivianeg
^ (Uf aTioxrelM», ei xe x^taaiM ys yivoifiai
^e aot iv^äi' Sya, tv" vTie^ßaaiag anofiaji % 166.
187
oAJl' ein^ 1j atpüiv yunaXvaofjLev widaq tfCftovg
^ aXlofp nifin(Ofiev huxyifi&f d 28, vgl. J 15, JT437, t 524.
In solchen Doppelfragen findet sich anch niv beim Gonjnnctiv,
das uns bis jetzt in den Fragesätzen nicht begegnet ist:
g>faaa6fia9^ ij x£ vBtifAB&^ iqi* i^/uire^' ^ xe fiirtofiev 1 619, vgl. N 742.
Bei der dritten Person sind zwei F&lle zu unterscheiden, indem
nämlich entweder die dritte Person ursprünglich ist , oder auf die erste
zurück geht.
Fär den ersten Fall fahren wir an:
IJi:rfik ti dovQioy
vßi Tttncna^eivag h^aqa ßqatoevta g>i^ai
vijag im yXagwQagj ij iuv a^ öovqI dctfii^ X 245, vgl. Jl 650.
Für den zweiten Fall:
fifp^Qi i* ifi^ ii%a &vfi6g hl q>qBal fAeqiiriqlJCßt
ff avTOv TcaQ^ ifiol te ixivQ nuxt doi/ua xojtii^
eitnjv T* aldo^ihvi noaiog drifioio t€ ff^iaiv
^ f/dt; Sfi' %n7[tai l4%aiüv og mg Sqiatog etc. 7t 73.
n. Verdeutlichnngsf ragen.
Wh- ordnen , um die Veränderung des Orundbegriffs zur Anschau-
ong zu bringen (Einleitung Seite 76 flgd.) nach den Personen.
a. Erste Person.
Sanskritische Beispiele.
sä ho' väca videghö mäthaväh: „kvä' 'häm bhaväni' 'tyP äta evä
te präcfnam bhdvanam fti „der Videgherkönig Mäthava sprach: „wo
soU ich Ueiben? von hier östlich sei deine Wohnung ^^ (ist die Antwort)
QaiBr. 1, 4, 1, 17. kim etä' väcä' krinavä tävä'häm? „was söU ich
thun mit dieser deiner Bede" (^at. Br. 11, 5, 1, 7. kadä' nv äntär värune
bhaväni, kfm me havyäm ährinäno jusheta (Optativ) kadä' nqrilikäin
samänä abhl khyam „wann werde ich in Varuna eindringen, was fiir
ein Opfer von mir möchte er wohl gnädig aufnehmen, wann werde ich
ruhigen Oemüthes Gnade schauen?'' BV. 7, 86, 2.
k6na mahä' mänasä riramäma „mit welcher grossen Andacht sollen
wir sie erfreuen?'' BV. 1, 165, 2. kathä' rädhäma sakhäyah stömam
miträsyä 'ryamnäh „wie werden unr bereiten, o Freunde, einen dem '
Mitra und Aryaman gebührenden Lobgesang?" BV. 1, 41, 7, vgl. 5, 41, 11
and 16, in welcher letzteren Stelle der Optativ.
kathö nü te pari caräni vidväh viryä' maghavan yä' cakärtha, yä'
CO nü nävyä krinävah ^avish^a prM u ta' te vidätheshu braväma „wie
188
kann ich mit dem Geeiste umwandeln aUe Heldenthaten, die du o Mäch-
tiger völlbrackt hast? die neuen, die du vMringen wirst, die uxUlen
wir hei den Opfern preisen'' RV. 5, 29, 13.
Griechische Beispiele.
MevroQ Ttaig t' Sq' lu, Tt&g %* Sq TtQogTtrv^ofiai avzov y 22.
7C^ yaq iyd (pile rixvop X(o ; t€V dwfior' ixfofiai o 509 , wohl auch
V 203.
w fioi. iyw, tI ftdd'w; was wird mir passiren? A 404, £ 465
(Bäumlein Unters. 183) vgl. e 299.
Ein negativer Sinn kommt in folgende Frage:
TTccig r* of^* tcd xoTcr fdwlov „ich kann unmöglich in den Kampf
gehen". Der Grund wird angegeben in den folgenden Worten: ej^nvai
de T€vxe' heivoi 5 188 (vgl. Einleitung Seite 77).
b. 2!weUe und drüte Person.
Voran stellen wir diejenigen Sätze, in welchen die Frage einen
ermunternden Sinn hat.
Sanskritische Beispiele.
kadä' gachätha maruta itthä' vipram hävamänam „wann o Maruts
werdet ihr hierher kommen eum rufenden Sänger?'' (des Sinnes: kommt
doch ja recht bald!") BV. 8, 7, 30, vgl. 8, 13, 22 (Einleitung Seite 77).
kd imäm nä'hushishv &' Indram sömasya tarpayät, sä no väsfiny ä'
bharat „wer tinter den Nahushas ersättigt den Indra an Borna? er
(Indra) urird uns Schätze herbeibringen" (des Sinnes: ,, ersättige doch
einer !'^ Sämaveda 1, 190.
Besonders deutlich ist der ermunternde Sinn in solchen Sätzen
mit ku^id (vgl. Einleitung Seite 77 — 78), welche ihrem Gedankeninhalt
nach untergeordnet sind. Die Umschreibung des kuvid durch damit ist
an der angezogenen Stelle der Einleitung gerechtfertigL
Wir ordnen diese Sätze mit kuvid nach ihrer Stellung zum
Hauptsatze :
1) Der Satz mit kuvid schliesst sich an einen vorhergehenden
Hauptsatz an:
täm indra mädam &' gahi barhihshthäin grävabhih sutäm, kuvln
nv äsya tripnävah „eu diesem Trank komme heran, dem auf der
Opferstreu stehenden, mit Steinen gepressten, damit du dich daran
ergötzest" (eigentlich: „wirst du dich wohl daran ergötzen?'^ BV. 3,
43, 2. fndram sömasya pitäye stömair ihä havämahe, ukth^bhih kuvid
ägämat „den Indra rufen wir zum Trinken des Soma heran durch
189
unsere Gesänge, damit er um unserer lAeder willen komme ^^ BV. 3, 42, 4.
Qävam nü stömam agndye diväh fyenäya jijanam, väsvah kuvld vanä'ti
nah „ein neues Lied habe ich dem Agni, des Himmds Falben erzeugt,
damit er um des Gutes scJienke'' BV. 7, 15, 4, vgl. 2, 35, 1. 6, 23, 9.
8, 26, 10. 8, 85, 10. Auch die Verse 3, 43, 5 und 8, 80, 4 sind an die
vorhergehenden in derselben Weise anzuschliessen.
2) Der Hauptsatz steht nach:
cod4h kuvft tutujyä't sätdye dhlyah 9ucipratikam täm ayä' dhiyä'
giine „damit der Begeisternde meine Gehete etMr ErßUung befördere
(Conjunctiv des Causativums) , preise ich ihn mit diesem Gebete'' BV. 1,
143, 6, vgl 2, 16, 7.
Andere Fragen zweiter und dritter Person, in denen der auffor-
dernde Sinn nicht mehr so deutlich ist:
käs tokäya kä ibhäyo'tä räy^'dhi brayat „wer wird IWbitte ein-
kgen für Kind und Gesinde und Habe?'' BV. 1, 84, 17 (vgl. 1, 84, 10
bei Kuhn E. Z. 15, 415. Als Antwort ist zu suppliren: „die Priester''
vgl Benfey Or. u. Occ. 2, 246). Man vergleiche noch 6, 47, 15.
4, 43, 1. kö devayäntam a9navaj jdnam „wer kommt dem frommen
Manne gleich?" BV. 1, 40, 7. kö addhä' veda, kä ihä. prä. vocat „u^er
fürwahr weiss es, wer kann es sagen?" BV. 10, 129, 6. äpäma sömam
amritä abhümä" ganma jyötir dvidäma deväb, kfm nünäm asmäii kri-
navad ärätih „wir haben Soma getrunken, sind unsterblich geworden,
in dcts Licht eingegangen, haben die Götter gesehen, was kann uns
jdgt die Missgunst thun?" BV. 8, 48, 3, vgl. 10, 10, 11.
Qriechische Beispiele.
Im Griechischen scheinen conjunctivische Fragesätze dieser Art
in der zweiten und dritten Person selben zu sein. Mir sind nur zur
Hand:
ä fwi iyti, %i Tta^to, xL vi fia fn^xiata yhrjcai e 465.
ä fioi iyco deiXog, %i vi fioi fii^Tuara yhrjftai e 299.
ndig tlg toi 7r^q>QWV ineaiv nei&rfcai Idxaiwv ^ 150.
OPTATIY.
A. Der Optativ in Aussagesätzen.
Gap. L
Der OptaÜT In HauptsStzen.
Der Optativ in Hauptsätzen ist Einleitung Seite 25 flgd. erörtert
worden. Daselbst ist gezeigt, dass der Optativ, ebenso wie der Con-
junctiv nach dem Grade der subjectiven Erregung in zwei grosse
Gruppen zerfällt. Die erste nennen wir Optative des Wunsches,
die zweite, aus Mangel an einer besseren Bezeichnung, abgeschwächte
Optative. Die Beispiele für die Optative des Wunsches finden sich im
§ 1 dieses Capitels. Die Anordnung des § 1 entspricht dem § 1 im
ersten Capitel des Conjunctivs. Nur ist bei der ersten Person eine
Scheidung nach dem Numerus nicht nöthig , da die erste Person PluraUs
des Optativs sich eben nur durch den Numerus von der ersten des
Singularis unterscheidet , während wir beim Conjunctiv die erste Pluralis
in zwei Gebrauchsweisen vorfanden. Wir ordnen also hier folgender-
maassen :
§1.
Der Optativ des Wunsches.
L In positiven Sätzen.
1) Erste Person.
Sanskritische Beispiele.
ästam iv^'j jarimänam jagamyäm „wie in eine Heinudh möchte ich
in das AUer eingehen'^ BY. 1, 116, 25, vgl 2^ 33, 2. prajä'bhir agne
amritatväm afyäm jy mochte ich, o Agni, mit meiner Nachkommenschaft
UnsterUichkeit erlangen'' BV. 5, 4, 10, vgl. 1, 92, 8. 6, 1, 13. v(9väbhir
girbhfr abhf pfirtün a^yäm, mädema 9at£himäh suvi^ „möMe ich
durch alle Oebete ErßÜlung erlangen, möchten mr froh leben hundert-
jährig heldenreich'' BV. 6, 13, 6, vgl. auch 6, 26, 7 (Max Müller
191
transl. 1, 253). bhakshtyä yö'yaso dafyyasya „mochte ich geniessen
ewer gotüichen Hälfe'' BV. 5, 57, 7. yäthä vrikshäm a9äiür vifvä'hä
hänty apratf, evä^häm adyd Mtayän aJtshair badhyäsam apraÜ „me
der alles tödtende Blitz den Baum tmmdersteJdich niederschlägt, so
möchte icJ^ heute mit dem WOrfd die Spieler unwiderstehlich sdhlagen''
AY. 7, 50, 1. ägne vratapate vratäm carishyämi , t^ chakeyam , t&a me
rädhyatäm „Agni, Herr des Qottesdienstes , ich wiU den Gottesdienst
heilten, möchte ich es können, es gelinge mir'' V. S. 1, 5\ a9y&mä'
'yfinslii südhitäni pürvä „möchten wir das glückliche lange Leben
unserer Vorfahren erlangen" KV. 2, 27, 10, vgl. 3, 11, 8. smät süribhiB
tdva 9ärmant syäma „mochten wir sammt den Sängern in deinem
Schutze sein" BV. 1, 51, 15, vgl. 5, 70, 2. 6, 5, 7. jä.yema sdm yudhl
spridhah „mödiien wir die Feinde in der Schlacht 'besiegen" BV. 1, 8, 3.
ayä' dhiyä' syäma devägopä, ayä' dhlyä' tatiiry&m&''ty änhah „hraft
dieses Gebetes seien wir götterbeschützt, kraft dieses Gebetes möchten
wir die Noih überwinden" BV. 5, 45, 11, vgl. 6, 8, 6. 6, 11, 6. 9, 61, 29.
10, 105, 8 etc. bhadräm kärnebhih (rinuyäma devä, bhadräm pafyemä
'kahäbhih „erfreuliches möchten wir hören mit den Ohren, ihr Götter,
greuliches sehen mit den Augen" BV. 1, 89, 8. tdm fd vöcema
yidätheshu 9ambhüvam mäntram devä anehäsam „den heilbringenden
Spruch, den unvergleichlichen ihr Götter, möchten wir sprechen bei den
Opfern" BV. 1, 40, 6. Die Götter werden in diesem Falle gebeten,
den heilbringenden Sprach dem Betenden in den Mund zu legen, daher ist
vocema reiner kräftiger Wunsch (vgl. 2, 24, 1. 3, 27, 15 etc.). Anders ist
vocema z. B. 10, 81, 7 zu fassen, was unter der Bubrik der abgeschwächten
Optative erwähnt werden wird. Aus den Brähmanas mögen folgende
Beispiele angeführt werden:
prajäpatir vä idam eka evä'gra äsa, so'kämayata: „praj&yeya
bhüyänt syäm*' iti „Prajäpaii war im Anfang aUein das Existirende,
er wünschte: „ich möchte mich fortpflanzen, ich möchte mehr werden"
ÄitBr. 2, 33 und ähnlich oft in den Br. Devä vfti somasya räjno
'grapeye na samapädayann: „aham prathamah pibeyam, aham prathamah
pibeyam'* ity evä'ktoiayanta. te sampädayanto'bruvan: „hantä'jim
ayäma, sa yo na ujjeshyati sa prathamah somasya päsyat!^* 'ti „die
Götter konnten sich über den Vorrang im SomatrinJcen nicht einigen^
sie wünschten (aUe): „ich möchte zuerst trinken, ich möchte zuerst
Mnken. Sie einigten sidi und sprachen: „wcHan wir wcUen einen
Wetäauf cmstdlen, wer von uns siegen wird, der wird zuerst vom
Soma trinken" Aii Br. 2, 25. särve ha väl devä' ägre 8ad]:f9ä äsuh,
8är?e pünyäs, t^häm.. träyo ' kämayantä „'tishthävänah syäm£*^ 'ty
agnir ihdra^ süryah „aUe Götter waren im Anfang gleich, aüe rein,
192
van ihnen toünschten drei: „wären wir doch hervorrcigend", nämlich
Agni, Indra, Sürya'' (^uL Br. 4, 5, 4, 1. yat te agne tejas, tenä'ham
tejasvi hlitLyiiasm,,weldier dein Qlam ist o Agni, mit dem möchte ich
glmeend sein" A9y.gr. 1, 21, 3, vgL 3, 8, 16. 2, 10, 8. Yivahävahäi,
prajäni prajanayävahäi , sampriyäu rocishnä sumanasyamänäu jiveva
faradah 9atam ,jmr wollen heirathen, wir wollen Kinder zeugen, moch-
ten wir in Liebe vereint glänzend gutes MtUhes leben hundert Jahre''
Ä9V. gr. 1, 7, 6.
Griechische Beispiele.
ijäri yaq tetHeancu, a fioi q>ikog ^&el6 Svfiog
nofiTcij xal q>ila dwQa, %d fioi d-eol Ov^avlwveg
okßia novfjOBUxv* äfivfioya d* oixov moiTiv
vooTTjoag &jQ0ifii ovp dg^efiieaai q>iXounv.
vfulg 9 avd'i fiivoyreg hHpqaivovcB ywaiKag
%ovQidiag aal tixva' '^eot d* a^cr^v OTcdaeiav
navToitpf, xal fii^ tv xanbv fierad^fiiov eirj fi 40 flgd.
vvv de ydiog iad^lov aQoiiirpf 2 121.
wg vvv ^ßiioifu „so möchte ich jetzt kräftig sein" ^503.
wg d* oV av dl^ voog dvigog, og t' int tioXX^v
yoLiav iXrikov&ug q>qeai nevxalifitjai vo^jarj
h»' eirjv fj h9a 0 80 (die Lesart Aristarchs).
avtUa Te9vaiijv, inel oix Sqo fiilXov Ira/^y
xTeivo/iivff iTtafivvai S 98.
2) Zweite Porton.
Bei der zweiten Person des Optativs muss man, wie Einleitung
Seite 16 und 17 gezeigt worden ist, die Bitte von dem Wunsch
unterscheiden. An dieser Stelle sollen nur Wünsche angeführt werden, ,
die Bitten erst am Ende des § 1.
Aus dem Sanskrit sei angefahrt:
Y&naspate vidväfigo h( bhüyä'h „o Waldesherr, möchtest du starb- j
gliedrig sein" BY. 6, 47, 26. ädhä hl takmann arasö hl bhüyä'h „möch-
test du nun 0 Täkman kraftlos sein" AV. 5, 22, 2 (Takman ist eine
Krankheit, vgL Webers Indische Studien 9, 380 flgd.).
Aus dem Griechischen:
av di %üv9 dnovcuo xal eJiSvig
aipf ig TtatQlöa yaiav ii 666.
av di fioL xcUQütv äfpixaio
olxov ivxTiji&fov xm aipf ig na^qlda yalay. 0 129.
xnjfiOTa d* ccitog exP^S ^^l dwfiaai aoiaiv dvdaaoig ä 402.
193
äiX vfieis fxiv Ttdvreg vdwQ xai yala yivoia&B H 99.
cJ q>ll* STtei oe Ttgtha %ixävti} %^S* hl x^QV
Xaiqe re xal ^tj fioi %i xorx^ vo^ dvrißoXrjoaiq v 388 („mögen die
Götter geben, dass du mir freundlieh gesinnt seist").
3) Dritti Person.
Hinsichtiich der Unterscheidung von Wunsch und Bitte gilt bei
der dritten Person dasselbe wie bei der zweiten.
Sanskritische Beispiele.
täjor fd ävasä vayäm san^ma nf ca dhunahi, syad utä prar^canam
„möchten wir durch euer leider Hülfe erwerben und für uns auf-
bewahren, und möchte auch noch üeberschuss sein" KV. 1, 17, 6. asmß
tad indrävarunä väsu shyät „möchte uns dies Gut zu Theil werden,
0 Tndra und Varuna" KV. 3, 62, 3. syäh nah sünüs tänayo vijäVä"gne!
sa' te sumatir bhütv asmß „möchte uns ein Sohn zu Theil werden, ein
das Geschlecht fortpflanzender Zeuger, das sei deine Gnade gegen uns"
KV. 3, 1, 23. präti me stömam äditir jagribhyät sündm nä mätä' „möchte
Aditi mein Gebet aufnehmen, wie die Mutter den Sohn" KV. 5, 42, 2.
Uta nah subhägää arfr yoc^yur dasma krisbtäyah, syäm^'d fndrasya
9ännani „möchten ur^ Feind und Leute glücklich nennen, möchten wir
im Schulze Indras sein" KV. 1, 4, 6. vidylir me asya devä' fndro
vidyät sahä rlshibhih „möchten mir des die Götter Zeugen sein, Zeuge
sein Indra sammt den Eishis" KV. 1, 23, 24. ä' no agne sumatün
sambhalö gamed imäm kumäriin „möchte uns zur Freude der Werber
herankommen zu diesem Mädchen" AV. 2, 36, 1 (aus einem Spruche
für ein Mädchen, das heirathsfähig wird, Weber Ind. Stud. 5, 219).
abhayam nah präjäpatyebhyo bhüyäd ity agnim ikshamäno japati „Sicher-
heil sei uns vor den Söhnen Prajäpatis, so murmelt er, das Feuer an-
blickend" A97. gr. 2, 3, 5.
Griechische Beispiele.
oot de ^Bot tCjvS' avtl xa^iv fievosixia dolev \p 650, vgl. ^ 18,
^ 363, ^ 180, » 411 und 413, | 53, 0 112, a 112, w 402.
all* auvQv yaia (.leXaiva
Ttaai x^yoi P417, J 182.
Tode fioi Tiqrpfpfov iildoßQ'
%laaiav Javaol ifia ddxQva aolai ßeleaaiv .^41, vgl. r 300.
^vTivoov Ttqb yafioio ziloq &ava%oio xixeiti q 476, vgl. a 47.
o^pi Tuxxwg eld'Oi oliaag ültvo Ttavrag hnaiQOvg- 1 534.
BTtog ff et Ttiq %i ßißcna^aL
Delbrück a.Wlndisch, synUkt. Forsch. L 13
194
deivoVy aq>aQ to q>iQOiev äyaQna^aaai. aeXXai & 409.
iv fiayoQOigXfdvatjoQ kkoiaro dah^ igareivi^ („möchten sie einnehnmi,
nickt: möchten sie eingenommen haben") i; 117, vgl. B 418, Z 480,
H142, il 247, '?91, y346, d 668, y 213, f 172 und 408, ^355 und
597, a 123 und 147, v 79 und 199.
Satzverbindungen wie
olikw vüv 2^€vg S-elt], eqiydovTtog rcoaig ^tidijg
T(jf xev TOI Mit X€l5"t d'S^ WQ evxeTO^fitpf o 180,
an denen man lernen kann, wie aus dem Wunschsatz ein Bedingungs-
satz wird, werden uns noch unten beschäftigen.
II. In negativen Sätzen.
Im Sanskrit erscheint neben ma auch die Negation nd und ihre
vedische Nebenform nü {nü') , von welcher letzteren bei dem Conjunctiv
nur zufällig kein Beispiel angeführt ist. Im Griechischen kommt nur firj
vor. Die Belege fai den wünschenden Optativ mit der Negation sind weit
seltener, als die für den wollenden Gonjunctiv. Auch habe ich bei dem
Optativ mit ma' und ^itj nicht jenen üebergang des unabhängigen in den
abhängigen Satz gefonden, der bei dem Gonjunctiv (S. 112) besprochen
worden ist.
Sanskritische Beispiele.
1) Mit mä':
m&' va 6no anyäkritam bhujema, mä' tat karma vasavo yäc cäyadhve
„möchten wir nicht euch gegenüber fremde Sünden eu büssen haben,
mögen wir nicht daß thun, was ihr hasset o Vasus" RV. 6, 51, 7, vgl.
4, 3, 13. 5, 70, 4. 7, 52, 2. 7, 88, 6 und Gonjunctiv Gap. I. Seite 19).
miityör mukshiya mä'*mrftät „möchte ick vom Tode loskommen, ni^M
von der Unsterblichkeit'' RV. 7, 59, 12.
2) Mit nd {nii):
Böhtlingk-Roth fahren aus der späteren Sprache einige Belege
für diesen Gebrauch an. Er dürfte aber auch an manchen Stellen des
Yeda anzuerkennen sein, z. B.:
püshan täva vrat4 vayäm nä rishyema kädä canä „ o Pushan, tnöch-
ten toir tmter deinem Schutze nickt Schaden leiden" RV. 6, 54, 9.
nä rishyet tvävatah säkhä „mödUe ein Freund von deinesgleichen nicht
Schaden leiden" RV. 1, 91, 8. nü' ein nü väyör amjltaip vf dasyet
„möchte nickt Vajus Lebenstrank ausgehen" RV. 6, 37, 3 (Roth Nirukta
X, 3 fasst den Satz als abhängig, worauf nichts ankommt).
195
Griechische Beispiele.
fi^ fiav aOTtovdi ye xal axleiwg dnoXol/ifpf X 304.
firj ^iv dfj xa&aQ<(t &(xvdt(p äno -dvfiov iXoi^riv
zdiay, ai d^ ifi^ xB(paXfi nai^ oveidea xfvav
fiTjzeQi 3* fjfiei^iQj] naQa te fivrjOT^Qaiv lavov % 462,
^,G<M verhüte, dass ich auf den Gedankefi komme" u. s. w.
fiij av ye neU^i Tvxoig oze ^ißöi^aeuv fi 106.
gurj Tovxo d-eog tekiaeuv v 344.
^t] xaivog äv^Q eri voanjaeuv N 232.
Weitere Beispiele sind: Z 59, 0 512, A' 232, O 476, n 30, a 387. 403,
d 685, 71 316, & 414, o 359, q 399.
Charakteristisch ist der Gegensatz zu einem vorhergehenden Gon-
juncfiv :
^^eig iP iv&dde oi q>qaCjiiiAed^a Xvy^v bi^d^QOv
TfjXefuixv ^rjV ijfiag vnexqwyoi /r 371, vgl. P 341.
zu einem Imperativ:
dlka av fii^ fioi, Tovra vobi q>(feai, firfie ae dalfiaiv
IrraV'd^a TQeipeUy ^iXog /600, vgl. F 160.
Wunschsätze mit wg und ei.
An die positiven und negativen einfachen Wunschsätze schliessen
sich die Wunschoptative in solchen Hauptsätzen, welche durch die
Conjunctionen wg und ei eingeleitet sind. Es ist über diese Sätze Ein-
leitung Seite 26 und 73 gesprochen, und daselbst gezeigt, dass tag
sicher und ei wahrscheinlich keine andere Aufgabe hat, als den Wunsch
an die Situation anzuknüpfen. Ich will hier noch erwähnen, dass das
Sanskrit einen ähnlichen Gebrauch von ydd kennt, z. B. täsmäd devä'
abibhayur: „yäd vä'i no'yäm nä hiflsyäS" fti ,,vor dem (Rudra) furch-
(den sich die Götter, (indem sie dachten): „möcJUe er uns nur nicht
vemicMm'' ^at Br. 9, 1, 1, 1, vgl. ^t. Br. 10, 4, 3, 3. Doch bedarf
diese Bedeweise noch einer genaueren Untersuchung.
Ich fähre zunächst die Belege für wg an:
c^ efftg hc te d'ewv Ix t ävd'QWTttinf anohiito S 107 (Einleitung
Seite 26).
wg dfi fuy a^ iv xqdt nay iMfiiaaio X 286.
Ebendahin gehört auch Z 281, wenn man mit der neuesten Bekk er-
sehen Ausgabe wg di ol ctv&i yäia %avoi lesen darf (nicht x^. Die
SteDen, welche man sonst wohl fBr diesen Gebrauch angeführt hat,
Qändich «r 45 und ^ 503 lassen eine andere Erklärung zu.
13*
196
Die zweite der in Betracht kommenden Conjunctionen ist el%
Ich schreibe mit der neuesten Bekkerschen Ausgabe überall bI,
während früher an vielen Stellen at gelesen wurde. Am häufigsten ist
die Verbindung d yaQ, z. B.
el yoQ ifioi Toiogde Ttoaig yLBYXrj^iivog urj ^ 244, vgl. ^ 189, G 538,
A:536, JT97, ^272. 464, X346. 454, y205, d 697, *339, i 523,
o 156, Q 251, a 235, t 22, g> 402.
Demnächst folgt an Häufigkeit ei&ey d. h. ei mit einem Zusatz,
über den ich nichts zu sagen weiss.
eY»' äg fjßwoLfii ßlij de //ot efiTtedog eir/ A 670, vgl. V 629, ^ 468.
£1^* (nftidg ß)fiaie q>iXog Jii Ttaxql yevoio
(og Ifioi 1 440, vgL o 341.
eid'e ftoc äg fialomov d^dvarov noQOi^ u^q^efAig ayvrj a 202, vgl. J 178.
313, Q 494, V 61.
Auch das blosse el tritt auf, aber nicht ganz in demselben Sinne
wie' ei ydq und elS'e^ sondern bei dem Wunsch, der nahe an die Auf-
forderung streift:
xeTxaL dvijQ og nq&cog igijhno telxog ^xaiäy
2aQ7tridciv ' diX et fiiv aeindaaai^e&' elovregy
tevxed t' äfiouv aq>eXol^ed'a nuxl tiv^ eralQwv
avTOv dfivvofiivanf dafxaaai^ed-a vrilei x^ilx^ n 558 flgd.
dU.' et Tig yuxliaeie d'etjv Ghiv aaaov i^eio fi 74, vgl. Ä! 111.
Die letzten Beispiele leiten hinüber zu den
Optativen der Bitte.
üeber den Begriff der Bitte ist Einleitung Seite 16 gehandelt.
Hier seien zuerst zweite, sodann dritte Personen angeführt
a. Zweite Person.
Sanskritische Beispiele.
imäm me agne samfdham imä'm upasädam vaneh imä' fi shö 9rudhi
girah „möchtest du o Agni dieses mein Opfer, meine Aufwartung
freundlich annehmen, höre gern diese meine Lieder'' BV. 2, 6, 1.
nrfbhir vriträm hanyäma 9Ücuyäina cä"ver indra prä no dhfyah „möch-
ten wir mit unseren Mannen den Vritra scldagen, und gedeihen, und
möchtest du Indra an unseren Gebeten Gefallen finden" ßV. 8, 21, 12.
yä.s te nfinäm 9atakratav indra dyumnftamo mädah, t^na nünäm mäde
madeh „wdcher für dich jetzt der kraftvollste Rausch ist, o Indra,
1) Was hier an Citaten vermisst wird, suche man unter den Bedingungss&tcen.
197
möchtest du dich mit dem jetzt im Bausche berauschen*' BY. 8, 81, 16.
je cid dM mrityubändliaya ä'dityä mänayah smäsi | prä sü' na äyur
jiyäse tiretana „möchtet ihr Adityas verlängern unsere Zeit, so dass
icir leben, tms, die wir Todesgenossen, Menschen, sind'* BV. 8, 18, 28,
Tgl. 1, 165, 3, 2, 10, 2. 6, 11, 1.
Aus dem Homer gehören in diese Kategorie:
xai vvy ei vi Ttov ea%i Tti&oio /not d 192.
aiXa av / i^cav avrog iTCiTQeipeiag Snaata o 24.
aAA, sTt nav wv
tcni^ eiTVOig IdxiXiJL ^891.
Ein negativer Beleg ist:
juij(J' ¥ti oöioL nodeaoiv vnoarqitpBiaq ^Ükv/n7tov
dkl' aUl Tteql Ttaivoy ott;ve F 407.
b. Dritte Person.
Für die dritte Person ist mis aus dem Sanskrit — wohl zufällig —
kein Beispiel zur Hand. Aus dem Griechischen führen wir an:
aUA Tig oTQrjQwg J6kiov xaHaeie ysQOpra d 735,
ein Wunsch , dessen Gewährung im Kothfalle erzwungen werden könnte,
der also dem Angeredeten anders gegenüber gestellt wird , als etwa ein
Gebet den Göttern.
i^eXd'wv %ig vdoi m 491.
eirj <J' oarig eraiQog aTcayyelXeie rocjUKna
nrjJieidr] P 640.
aXX' ayeS^ vfxelg niq /luv aTtavQto^wftep OTtiaato
avrod'ev ij rig eTveita nat ^fxel(ov l4.%ikrii
Ttagazaii], doit] de Ti^arog /iiiya Y 121, vgl. ^ 496.
Immer ist, wie sich für die bescheidene Form der Bitte geziemt,
nicht ein bestimmter genannt, sondern nur allgemein gewünscht, dass
ein tig dies und das thun möge.
§2.
Die abgeschwächten Optative,
Ueber diese Optative ist Einleitung Seite 27 flgd. gehandelt. Es
sind dort drei Gruppen aufgestellt: die Optative des allgemeinen nicht
auf einen bestimmten Fall bezüglichen Gebotes oder Verbotes , die con-
cessiven Optative, die futurischen Optative. Diese Eintheilung, welche
anf das genaueste mit der bei den entsprechenden Conjunctiven aufge-
stellten übereinstimmt, dürfte nicht gerade anzufechten sein. Dagegen
ist der Name „abgeschwächte Optative ^^ augenscheinlich mangelhaft.
198
insofern er keine selbständige Bestinuntlieit ausdrückt. Aber ich habe
die Bezeichnung „potentialer Optativ ^^ nicht anwenden wollen, weil
diese Kategorie nur auf die letzte Gruppe der dritten Abtheilung passt
Einen anderen passenden Namen habe ich nicht gefunden.
I. OptaÜTe des allgemeinen Gebotes oder Terbotes, das sieh nleht auf
einen bestimmten Fall bezieht.
Sanskritische Beispiele.
prätär agnih purupriyö vi9äh 8tavetä"tithih „/Vmä werde gepriesen
Agni^ des Hauses vidgdiebter Gast" BV. 5, 18, 1.
ähar-ahar dadyät „Tag fwr Tag soU man geben" (}s,t. Br. 11, 5,
6, 2 figd. täsmät puträsya jätäsya näma kuryät, päpmäham eYä^'syä
täd äpahanti „darum soll man einem Knaben, wenn er geboren ist,
einen Namen geben, das nimmt die Sünde hinweg" Qat. Br. 6, 1, 3, 9.
täsmät s&msthite yajn^ brähmanim t&rpayitavä'i brüyät „darum soll
mo/n am Ende des Opfers einen Brahmanen sich sättigen heissen"
^at. Br. 1, 7, 3, 28. blilvam yüpam kurvitä ' nnädy akämafa „einen Opfer-
pfosten von Büvahds soU der manchen, der Speise wünscht" Ait. Br. 2, 1.
buddhinmte kanyäm prayacchet „einem Einsichtigen soll man seine
Tochter zwr Frau geben" k^Y. gr. 1, 5, 2. atha säyaip pr&tah siddhasya
havishasya juhuyät „ nun Abends und Morgens opfere er von eubereiteier
opfermassiger Speise" A9V. gr. 1, 2, 1. mantravido mantram japeyuh
„die Spruchkundigen sollen die Sprüche hersagen" A9V. gr. 2, 3, 10
(vgl. noch A9V. gr. 1, 8, 1).
Aus dem Griechischen lässt sich vergleichen :
^ Tig m 7CQ6g>Q(av äyavog xal ijftwg eata)
axrpcTovxos ßaailevgj /nTjöe q>Q€atv aiaifia eidwg,
du* aUi %a^n6g t* iiri yxxl aiovht ^i^OL e 8.
Die Negation ist im Sanskrit na, nicht ma.
täd u täthä n& kuryät „das nun soll man so nicht machen" ^at. Br.
1, 1, 1, 10. täsmäd nä brähmanö mlechet „darum söU ein Brahmane
nicht schlecht sprechen" ^ai Br. 3, 2, 1, 24. nä sahasre'dhi kün canä
dadyät „nicht gebe man je mehr als Tausend" (^at. Br. 4, 5, 8, 13, vgl.
4, 3, 4, 3 u. ö. na m&nsam a9niyur na striyam upeyur ä krator apavargat
,,sie sollen Teein Fleisch essen, sie sollen ihre Frau nicht besuchen bis
zur Vollendung des Opfers" A9V. gr. 1, 23, 23.
Im Griechischen ist die Negation fn^:
%ijf ^ri Tig TtoTB Ttdi^ccv dyijQ dd-efdiariog eirj
äXk' o ye aiyy düffo, d'ewv h%oi, otri didolev a 141.
199
n. GoneeBslTe OptaÜTe.
lieber den Begriff der Concesaion vergleiche Einleitung Seite 27.
Im Sanskrit sind die concessiven Optative nicht eben häufig,
doch darf man anf&hren: adyft' muriya y&di yfttndhäho dsmi „heutigen
Tages toiU ich sterben, wenn ich ein Gespenst bin^' (gemeint ist „ich
bin aber keines'^ BV. 7, 104, 15. Die
Griechischen Beispiele
ordne ich so, dass zuerst die reinen Optative, sodann die mit xa^ ange-
fahrt werden, ^^y'ist mir nicht begegnet Von reinen Optativen
führe ich an, in der ersten Person:
Zev TcäreQ c^^ ov tig /de S-eah iXeeivöv vniazt]
ix 7tovaf40io aawaai* eTteiva de nai ri Ttddvi^i 0 274. Achilleus
wünscht Hülfe in der Gefahr um jeden Preis, selbst um den Preis,
doss es ihm nachher an's Leben gehe.
In der zweiten Person:
ojtTtaveQog di xe vixfjar] ycQelaaiap te yivfjzai
UTrifiad^ hhav ev navza yvraha ta oXwxö' ayiadta'
Ol 3* aXloi q>iJü6nr[ta aal o^a Ttiara rafiovtes
vaioiTe TQotrp^ iQißwlcma, zol de veiad^iov
^^Qyog ig Innoßotw xal li%mlda xaHiyvvaixa Fll flgd. (vgL 255)
ei yoQ ToSto yipoito avct^ huxrrjßok* ^TtoJHov
dea^ioi (jLev xqlg tdaooi äTtBiqoveg afiq>ig exjoi&f
vfiug 9 eigoQÖqne d-eoi n&aai te d-iaivai
avTctQ lytüv &jdoi.fii naQa Xigvairj l4q>Qodivi[j d- 339,
wo &^oifii ein wünschender, exoiev und elgoQOffve concessive Opta-
tive sind.
In der dritten Person:
avtlyux yoQ ^e xavcncreiveiep ji%i}Xevg
dyxäg^iXoyv' ifiw viovj iTcrjv yoov i^ eqov eirjv £2 226.
ai%lx ETteii^ aTC* efielo xdfrj ra/uot äHoTQiog qxog
ei fitj iyto rade vd§a (paeiv^ iv TtvQV •d'eirpf E 214.
Idovra fxe xai Xlnoi aidv
xvfjaiv ifxrpf rj 224. Man vergleiche noch B 340, F 102, Z 464,
Q 150, ii 139 und 149 (wo xtjqv^ tig ol inoito heisst „dagegen wM
ich nichts haben, dass ihn ein alter Diener begleite'^ T 264, O 359,
71 101.
Ein negativer concessiver Optativ liegt vor:
jUf/xer' eneii^ ^Odvarji xddrj ä^oiaiv iTtelrj
fArjf eiv Ttjlefidxoio ncmjq xexXrjfiivog eir/y
H fi^ iyd ae Xaßwv an:d fiiv q>ila etfiata dvaw B 259 flgd.
• 200
Von Optativen mit idv stehen mir zu Gebote:
vvv avte fis Svfiog opyTtev
ozrjidevaL dvria aeto, ^loifil xev rj X£v aXoiTpr X 253.
&koirjp ist eine Concession, die aus heroischem Gleichmuth ent-
springt yymag ich immerhin sterben'^ Das Ulomi fasst man wohl am
besten als gemilderte futurische Aussage y,ich werde dich, denke ich,
jetfst tödten, oder ich mag meinetwegen sterhen", Aehnlich iV486.
eTteird x£y aSte q>lXov Tiaida xkaioia&a „dann magst
du immerhin beklagen" ii 619.
^ di x' €7teiTa
yfjfiai^'* OQ xe nXeiaxa tzoqoi nal fiofaifiog ek&OL (p 162, vgl. 7t 392.
xd di Ttep d-eog fj teliaeiev
ri tC dtileat* eifj wg o\ q>iXov sjtXeco &vfi(p ^ 570.
m. Faturisehe OptatiTe.
Ich schicke zunächst die nicht eben zahlreichen mir zu Gebote
stehenden Sanskritbelege voraus, um dann die grosse Masse der grie-
chischen als ein in sich zusammenhängendes Ganzes behandeln zu können.
Sanskritische Beispiele.
Voran stelle ich diejenigen Sätze , in denen der Optativ noch etwas
von seiner Wunschnatur hat. Die Lebhaftigkeit des Wunsches braucht
aber deswegen nicht eben gross zu sein, weil der Bedende sich selbst
die Kraft zutraut den Wunsch zu verwirklichen. Zunächst sei die erste
Person erwähnt:
vayäm te agnd, ukthair vidhema „tüir möchten dir, Agni, dienen
mit Gebeten" BV. 5, 4, 7. tväin indra vayäm huvema „dicJi Indra
möchten wir rufen" BV. 2, 17, 8, und so an sehr vielen Stellen. Man
vergleiche z. B. 1, 184, 1. 6, 1, 6. 6, 1, 10. 6, 15, 10. 6, 19, 4. 8, 22, 6.
Das Futurische tritt mehr hervor in folgenden Fällen:
Eine unbedingte futurische Aeusserung enthält : nä vä' u te tanva
tanväm säm papricyäm ^,ich wiU meinen Leib nickt mit dem deinigeti
vermischen" BV. 10, 10, 12 (eine entschlossene Abweisung).
Eine bedingte futurische Aeusserung , die sich auf eine vorliegende
bestimmte Situation bezieht: tä' ha vamryä ücuh: „yö'sya jyäm
apyadyä't, klm asmä'i präyachet^^^ Hy? annädyam asmäl prdyachema
„die Ameisen sprachen eu den Göttern: „wer seinen (Rudras) Bogen
annagte, was umrdet ihr dem geben"? Die Götter antworteten: „wir
wurden ihm Speise geben" (^at. Br. 14, 1, 1, 8.
Eine bedingte futurische Aeusserung, die sich auf eine fingirte
Situation bezieht, ist: mahö canä tväm adriyah pärä (ulkäya deyäm
^
201
„selbst für einen grossen Preis tmrde ich dich, o KetUräger, nicM hinr
gehen'' RV. 8, 1, 5.
Da von der zweiten Person mir nicht ganz sichere Beispiele futu-
rischer Optative vorliegen (man erwäge etwa ^^t. Br. 14, 9, 1, 6), so
föge ich hier sogleich einige Belege für die dritte Person an: Eine an
eine bestimmte Situation sich anschliessende futurische Aeusserung ist
folgende :
Purüravas hat Urva9i durch seine Verschuldung verloren, er findet
sie als einen Wasservogel wieder und will sich ihr wieder nähern. Sie
aber spricht: „für dich hin ich jetzt schwer zu erlangen, geh wieder
heim''. Nun heisst es: ätha hä'yäm päridyüna uväca: „sudevö'dyä
prapäted änävrit parävätam paramäin gäntavä' u, ädhä (ayita nlrriter
upasthö'adhäi'näm vrikä rabhasäso'dyur" Iti „da sprach er wehklagend:
rtdein Gespiele voird jetzt hinfallen, zu wandeln ohne Umkehr fort in
die fernste Feme, da wird er entweder in der Nirriti Schoos liegen,
oder die wüthigen Wolfe werden ihn fressen" (die Uebersetzung nach
Weber Ind. streifen pag. 17) ^at. Br. 11, 5, 1, 8.
An eine unbestimmte Situation: vf9V0 deväsya netür märto vu-
rita sakhyäm, vffvo räyä ishudhyati dyumnäm vrinlta pushyäse »jeder
Sterbliche wird wohl des führenden Gottes Freundschaft wünschen, jeder
bittet um Beichthum, jeder erwählt sich Kraft zum Gedeihen" RV. 5,
50, 1. yah sakrit pätakam kuryät kuryät enat tato'param „u?er einmal
Sünde thut, der thut sie auch wieder" Ait. Br. 7, 17. Man vergleiche
noch A9V. gr. 4, 1, 3 und Einleitung Seite 30.
-Griechische Beispiele.
Die Eintheilung in sechs Gruppen, die bei den griechischen futu-
rischen Optativen versucht ist, ist Einleitung Seite 28 gerechtfertigt.
Es muss zugestanden werden, dass man bei nicht wenigen Beispielen
zweifelhaft sein kann , in welche Gruppe . sie zu stellen seien. Vielleicht
ist dies Theilen zu weit getrieben. Das aber scheint mir nach mehreren
vergeblichen Versuchen anderer Art fest zu stehen, dass der gewählte
Eintheilungsgiund der richtige ist Da es allen hier vorzuführenden
Optativen gemeinsam eigenthümlich ist, dass sie futurischen Inhalt
haben, so kann nur der Begriff des Futurischen den Eintheilungsgrund
liefern. Dieser Begriff nun entwickelt sich in durchaus natürlicher Weise,
so, dass das Individuelle immer mehr zurück- und das Allgemeine
hervortritt Die folgenden sechs Gruppen bilden Stationen auf dem
Wege vom Individuell -Futurischen zum Allgemeinmöglichen.
L Das im Optativ ausgesprochene findet, von dem
Augenblicke des Sprechens an gerechnet, in der Zukunft
202
statt. Das Eintreten des in Aussicht genommenen ist nicht
ausdrücklich von Bedingungen abhängig gedacht
Wir fuhren zunächst Belege für den reinen Optativ, dann für den
Optativ mit x^v, endlich für den Optativ mit av an. Innerhalb jeder
dieser Abtheilungen ist nach Personen geordnet.
Keiner Optativ.
Erste Person.
a. Positiv :
vvv d' iTtei ov viofiai ye q>iXip^ ig Ttaxqiöa yäiav
JflatQoxixi) f]Q(ot %6firpt oTtaaaific (pigead'ai 'F 151 „ich toerde mit'
gehen ", welchem Versprechen die Erfüllung sofort auf dem Fusse folgt.
auvaQ TOI xal x£iV^ eyio noQafiv&ijaalfirpf O 4:6 „ich werde ihm
zureden".
b. Negativ:
ov fiiv yaQ Tt TtauwrsQOv aUjo 7tid'otiiv „es wird mir nie etwas
Traurigeres begegnen" T 321, eine Prophezeiung, deren pathetische
Kraft durch die folgende Bedingung nicht aufgehoben wird.
Zweite Person,
ze&vaiTjg c3 TI^oXi^ r} xdxTave BeU,€Qoq)6vTrp^ Z 164, d. h. „tödte
den BeUerophontes n oder du wirst selbst sterben müssen". Befremdlich
ist für unser Gefühl , dass das , was Proitos als nothwendige Folge seiner
Unterlassung empfinden soll, vorangestellt wird. Das ist aber geschehen,
um durch plötzliche Vorfahrung der eigenen Gefahr Proitos in die rechte
Stimmung zum Morde zu versetzen.
Dritte Person.
c3 yeQOv, ov zig xeivov avijQ aXaXi^fievog il&aiv
äyyiHtjüv Tceiaeie ywaiiui ze xal q)ilov vlov § 121, „niemand wird
überreden".
Optativ mit xev.
Erste Person,
Wir trennen die Numeri und behandeln daher zunächst die erste
Singularis.
Voran stellen wir die Fälle, wo der Optativ mit niv sich an ein
vorhergehendes Futurum anschliesst:
li^ofiat eig evvrjv, ij fioi azovoeaaa xetvnaaL
aul dauLQivü* ifxolac negwQ fiivi], i^ ov ^Odvac&ig
^X€7' eTtoxjJOfieyog KamotXiov oim ovofiacn^.
ev9a %e Xs^aifirp^ % 595.
/
203
Tuxtä di mohv amoq dvdyytfj
Ttldy^ofMxiy El %iv Tig yunvhjp nai nvQvoiy OQi^
xal nC ild'üifp TtQog äcifiiin* ^Odvaaijog 9üoio
ayytkitpß Bijtoiixi etc. o 311.
ianiqiog S* eig aajv idufv ifict eqya TLOteifii.
r^iüd'ev de x£v vfi^v odomoQioy naqad^aliirpf o 505.
oiao} yoQ xai XQ^coVj S tig x^ vnoxBiQiog €l9r]
xal de xey aXX* imßad-QOv iytav id-ilovaa ye ioirpf o 448, vgL 452.
iyui f eni vf^a fiiXaivav
elf/ %va d'aqavptti d-^ eraQOvg unm te fttacrra
• . •
ev^a TLS le^ai/Ätp^ y 361.
crAX* iyjüi ovdiv ae ^^(a xaiid, ytal de xev aXXov
aev aTtale^aaifii ii 370.
Zwar niclit an ein Futurum, aber doch an ein Präsens, welches
einen Entschluss ausspricht, schliesst sich der Optativ mit yJy in fol-
gendem Beleg:
EvQwofiTj^ 9v(x6g iioi llXdetai^ ov %i nigog ye
fivTjOttJQeaaL q>ayrjvai dnex&oiievoiaL neq eixnrjg'
naidl di xav einoi^i enog t6 x£ xiQÖiov eir^ a 164.
Folgende drei Fälle schliessen sich hier an , in welchen der Optativ
mit xiv auf einen Imperativ folgt. Es ist ihnen gemeinsam, dass
durch den Imperativ der Angeredete auf seine Obliegenheiten ver-
wiesen wird , während der Redende in dem Optativ mit dv seinen Ent-
schluss emphatisch hervorhebt.
rfiXi\ ijtoi fuv ov pLer* d^avaioiai tpaeive
xal ^mjtdiai ßQoroiaiv int ^elöwgov aQOVQCty
täv de x' eyto %OL%a vrja d-orjv agy^i 7i€Qaw(p
TVT&d ßaXunf xeäaaif^i fieati) hl oivorci rcovitf ^ 385.
aW aye ^fj fivvtjai TcaQilxeze, /arjÖ* eui zo^ov
drjQov äTvacQtJTtaad'e TawOTvog, oq>Qa Xiwixev.
Tud da Tuy avrdg iytJ tov to^ov TteiQTiaalurpf qp 111.
fu^e Ti tov ^elvov ot:vq>elit,€te juiyrc tiv* aU.ov
iiuawvy o? xorrä ddfiar* ^Odvoorjog &eioio'
Trjlefidxqf de xe (xv&ov fyia xat fii/teQi q)alrpf v 324. Die Worte des
Odysseus % ^^^ Agd.
cJ gdloif rjdfj f^ev xev iytay el'noifii xai afifiiv
setzen gewissermaassen emphatisch die Rede des Ageleos fort, der 248
seinerseits die Freier aufgefordert hatte. Negativ: $ 155 (vgl. n.)
Von den Beispielen zur ersten Person Pluralis dieses Opta-
tivs sind diejenigen übereinstinmiend , in welchen sich der Optativ
204
an einen vorhergehenden auffordernden Conjunctiv der ersten Person
anschliesst :
äkla ^v toiadeai d'Saoov
q>€vyw(XBv' m yd(i ncev aXv^aifxev xaxov rj/naQ % 269.
alX oloi av t* eyw te ywaintav yviioixBv idiiv'
Toxi Tii reo dfiwtav dvdQciv eri jteiQti&eifiev 7t 304.
aiX iüfiev fiiv TtQcSra Ttaqe^e^Blv nedloio
TVZ'^av' eTteita de x' airrop inat^avreg ^loLftev
xaQTtallfiojg K 344. Man vergleiche auch S 79 figd. 11 44 {ji 803).
Eigenthümlich ist ß 664 , wo das Futurum nachfolgt :
hvT^lxaQ fiev x' avrdv ivi /deyaQOig yodot^Bv
xy dexdvTj de xß ^aTtroi^ev daivvto te laog
evdexdzT] di x€ TVfißov eTi* avrq) Ttonjaai^ep
xy de Svwdexatr] nolefil^of^ev, ei Tteq ovdywq.
Zweite Person
anschliessend an ein Futurum :
aii d' äHovg Tteq IIava%aiovg
teiQOfievovg ileaiQe xcevd otqotov^ o% ob &e6v &g
tiaovif ' ^ yoLQ xe aq>i fidka /tieya xvdog aqoto
vvv ydg x* "Extoq' ^loig, enel av ixdXa rot G%ed6v iXd'Oi I 301.
In ähnlicher Weise an einen Conjunctiv futurischen Sinnes an-
schliessend :
Sre xiv rig Idxaiiüv xoXxoxixtJVünf
daxQvoeaaav ayrjzmy ehev&eqov fjfiaQ anovqag*
TuxL x£v ev ^^Qyei iovoa TiQog älhjg larov upaivoig
wxi xev vdwQ (foqeoig Meaajjldog rj ^YTce^eirig
Tcoüü dena^Of^evrif xQoreQr] d* eTtLxeiaer^ dvdyxrj Z 454 (vielleicht
unter IL zu setzen).
Im Sinne einer drohenden Yorherverkündigung:
oikw xey Tijg iLifjZQog igivvag e^OTtavivoig 0 412.
Im Sinne einer auf die Zukunft bezuglichen Vermuthung:
altpd me aal av yeQaie, enog Ttaqctcexziqvaio „du tvirst dann gewiss
auch schnell etwas erfinden'^ 1 131.
Dritte Person.
Wir erwähnen zunächst einen Fall, wo der Optativ sich an ein
vorhergehendes Futurum anschliesst:
ovtia dij olxovöe (piXrpf ig nazQida ydiav
^qyeloi q)ev^ovtai in^ evgea vära d'aXdaarjgf
xdd de xev evxwlfpf IlQidfitp xal TqohjI Xinoiev
"Anyeiriv 'EJiiprjp etc. B 158, vgl. J 174.
205
Sodann zwei Beispiele, die Prophezeiungen enthalten:
r^ x£ xat ovm azeXrig d-avarog fdvrjaTjJQai. yivoixo
TtSoi fidX\ aide %i rig d-dvaroy xal xfJQog dlv^oc q 546.
^ x£ TtoXv q>d'ai7j evraiofiivr] jcokig vfiti
XBQolv vqf ^fiet€Q7]aiv alovaa rs Tttqdvix&ni zb N 815.
Rne Vermuthung Uegt vor:
Ttdvto yaq ns fiähaza Tti&oiaro K 57.
Es fragt sich, ob auch B 12 hierher gehört, an das sich dann
26 und 66 anschliessen.
Optativ mit av.
Erste Person,
a. Positiv:
In einigen Beispielen bezeichnet der Optativ eine entferntere
Zoknnft als das daneben stehende Futurum. Das bestimmtere Futurum
dient dem nahe Bevorstehenden, der subjectivere Optativ dem Ent-
fernteren.
Nach einer Beihe von Futuris heisst es O 68:
Tov de xohaaafxevog xrevei "Extoqo Siog l/i%iiXevg '
Ix Tov 3* av tot BTtuxa naXUa^iv Ttaqd vrjwv
aliv ey(o revxoiftL diafiTteQig etc. und:
ä fioi iywy ei iiev nev vno liQCczeQOv 4%iXrjog
(pevywy T§ TtBQ ol aXloi awtp^evoi g>oßiovzaij
ai^aei fie xat äg %ai dvahdda deLqavofiijaev'
ei cT av iyw rovrovg fiiv vnoTckoveeod'aL iaau)
TlfjXeidTj lAxiXfiiy Ttoaiv d* ctTtd relxeog aU.T]
q>evy(o n^g Ttediov ^iXtjioVy oq)Q* av ixwfiai
^'Idrjg %e xvrj^ovg nazd re ^(OTvqia diu)'
eOTciqiog S* av eneiza Xoeoaaixevog Ttorafidio
lÖQW OLTtorpvxd'eig TtQOTi ^'Ihav djtoveoifdrp^ 0 553 flgd.
In anderen Fällen liegt nicht eine Hindeutung auf eine entferntere
Zukunft, sondern überhaupt nur auf die Zukunft vor, wobei das subjec-
tive Element, was in dem Optativ liegt, der futurischen Aussage ver-
schiedenartige Färbung geben kann, die aus der Verschiedenheit der
Situation entspringL Die Lust des Sprechenden etwas zu thun, während
sein Entschluss noch schwankend ist, ob er es thun soll, Uegt z. B. in
folgenden Stellen:
1^ T cof eyatye
vvv fiiv avwyoi^i TVCoXefxltßiv viag Itixaiäv T 206.
Tuzl S* av Totg akkotdiv iyw TtaQafivdrjaaifÄijv I 416.
206
Dagegen die Möglichkeit des Eintreffens von etwas Erwünschtem
ist betont in folgender Stelle:
aUf avaxceaaafiepog xakei iv&dde Ttdvzag aqiatovg'
ev&Bv d* av (x&hx naoiv iTtupQaaaaified-a ßofvXrpf N 740.
b. Negativ:
Tctvra 3* a // eiQon^g xal Xlaaeai, ovx av eytoye
aiXa TtaQB^ uitOLfXL TtaqanLUdbv ovd* anaxrjaui d 347, vgl. 0 357
(ich werde nickt).
iyyvg dvijQ og iixov ye fidXiaz igefAjdaaoTo ^v^ov,
og ^OL kzaiQOv €7teq>ve rerifiiyov' ovo* Sy ¥üi drpf
aXkijXovg Ttrdaaoifiev drä Tttole^oio yeqwfag Y 425.
Zweite Person.
Ich weiss nur negative Sätze zu belegen. Es sind Optative, welche
die Yermuthung aussprechen, dass etwas nicht geschehen werde. Eine
derartige an eine zweite Person gerichtete Yermuthung kann nun leicht
indirect als Aufforderung wirken. Aus der Anrede „du wirst das
gewiss nickt thun^' kann der Angeredete die AuflEbrderung „thue das
doch ja nickt '^ leicht entnehmen. Ebenso kann die Yermuthung, dass
etwas nicht geschehen werde, den Sinn der Drohung oder Prophezei-
ung annehmen. Diese verschiedenen Nüanfen finden sich denn auch
bei den hier zu erwähnenden Optativen vertreten:
ovx av fiiv vvVf vixvov, dvairiov alxioifio v 135
„du wirst doch nickt ungerecJU beschuldigen, d. h. beschuldige 7iur nicht''.
t(p ovK av fie yivog ye tuxxöv %al dvahuda qfdwag
fivd'ov drifiT^aaire Tteipaofiivovy ov tC ev eiWc(> E 126
etwa: „ich hoffe, dass ihr nicht verachten werdet".
Twv d' aUxav a f^ot earl d-oy naqd vift ^eXalvi]
xäv ov% av XL (figoig dvehay dexovxog ifiaio A 301
etwa: ,, davon soUst du mir nichts fortnehmend^.
Eine drohende Prophezeiung:
T^ om av '^dvarov ye dvarjkeyia TtQoqwyotad'a % 325.
J>ni^ Person.
a. Positiv
als Fortsetzung eines Futurums:
Qg igiovCiv^ ifiot de x6x^ av tcoXv xigdiov eirj X 108, Tgl. ip 339
und C 285, wo xev in genau derselben Yerbindung steht.
b. Negativ:
*Hipiy, firfxa S-ewv %6 ye Setdi^i firjfve xiv dviqüv
otf/ea^ai.' xdiofv xoi syti vitpog dfifpiTiaXvtfHo
Xtfiaeov ' oid* av vm dtad^axot i^hAg neq S 342.
207
ftQiv 9 Oü Tttag av ifxotya q>iloy xara Xaifiov mrj
ov ftooig avdi ßQÜaig T 209.
& yaQ öiq /i' andttjae xat r\Xi%&f* ov9 av IV cAtig
l^anaq>oiT* ifthaaiv I 375.
IL Das Eintreten in der Zukunft ist in Aussicht ge-
nommen, aber abhängig gemacht von dem Eintreten eines
anderen Ereignisses, das aber mit grösserer oder gerin-
gerer Sicherheit erwartet wird.
Die Grenzlinie gegen die vorhergehende' Nummer ist nicht überall
ganz scharf zu ziehen, weil wenige Aeusserungen unbedingt gethan
werden, vielmehr meistens eine Beschränkung durch andere Gedanken
eintritt, so dass der Unterschied zwischen I. und TL häufig nur ein
unterschied in dem Grade der Bedingtheit ist Darum kann man bei
manchen Belegen zweifeln, ob man sie zu I. oder 11. stellen soll, z. B.
TtQlv da x€ xat f^ala TteQ xBx^fxevog (w zi dexolfitpf § 155,
was ich nebst ähnlichen Beispielen unter I. angeführt habe, was aber,
weil in dem jrQiy eine gewisse Bedingtheit ausgedrückt ist, allenfalls
auch zu n. gestellt werden könnte. In den allermeisten Fällen aber
dürfte ein solcher Zweifel nicht stattfinden.
Ich theüe auch in dieser Gruppe dreifach : Reiner Optativ, Optativ
mit xev, Optativ mit äv. Innerhalb jeder Gruppe stelle ich , wo mehrere
Beispiele vorhanden sind, die in der Form selbständigeren voran ^ und
lasse diejenigen folgen, welche auch äusserlich als Glieder eines grösseren
Complexes erscheinen.
Reiner Optativ.
Ich weiss nur ein Beispiel anzufahren:
TovTov y* koTtofiivoio xal ix nvQog ai&oiuyoio
aftqxo voatr^aifiev K 247. piomedes setzt voraus, dass Odysseus
mitgehen wird).
Optativ mit nav.
Erste Person.
ravta %k oi raXiaaifii furaklij^onTi xo^^ / 157 (299). (Agamemnon
setzt voraus, dass Achilles seinen Anerbietungen nicht widerstehen werde).
Tora TLiv fzir llaaadfiepoi nanCS'Oifiatf ^100.
In Verbindung mit einem conjunctivischen Relativsatz steht:
og di xe ^ixcn* ivtcofiarj ßiov av Ttaka^rfliv
Tcal dtcSataiHStj TtaXexawv dvcnuxidaxa Ttaprtjv
T(p xev ofi höTtoifxrpf q> 75 (r 589). (Penelope macht den Freiern
gegenüber natürlich die Voraussetzung, dass einer den Bogen wird
spannen können).
208
Mit conjunctivischen Bedingnngstätzen stehen in Verbindung'):
älld fiot alvov axoQ oe&ev eaaerac w Mevilae,
€L x€ 'd'dvTjg xai ncrcfiov avcLTtXriarjg ßioroio
xal x€y ikeyxiOTog TtoXvdlxpiov Zi^oq Ixolfirp^ J 169.
xa/ xi %oi ^fieig Tovra / vnoa%6iievoL reXiaaiiiev
^u^Oyeog i^ayayovTegy OTivu^ev^ ei xe avv afiixiy
^Ikiov kKTtiqa'ißg evvaidfievov TcroXUd'Qov N 377.
Zweite Persofi.
älX* EVI fniv xe xat cjg xcma tieq Ttaaxovteg ixotad-ey
ii x' \d^iXr^g adv d^fiov iQvxaxdeiv yual etaigtav X 104. 111. Dem
Odysseus wird ja die Bückkehr unter einer Bedingung in Aussicht ge-
stellt. VgL II 138, ß 661.
Dritte Person.
Tuxl xev TTjlifiaxog rdde / €}!7toc % 350. Phemios hofft, dass Tele-
machos für ihn das Wort ergreifen werde.
An einen futurischen Bedingungssatz angeschlossen:
%6 xev rifiiv aq>aq itokv xigdiov eXf],
ei TOVTOv TQtieaaL fiedi^ofiev iTtTtodaf^oioiv q 418.
Es ist besonders eindrucksvoll, dass die Erwartung ausgesprochen
wird, die Griechen würden den Leichnam des Patroklos den Troern
lassen müssen. Die blosse Andeutung der Möglichkeit würde sie nicht
so stark anfeuern.
Zweifelhaft, ob hierher gehörig X 287.
Optativ mit av.
Erste Person,
ei fiT^ rig yQrjvg etm, TtaXaitj, Tiedvä iSvla
fj tig dij Terlrpie toaa q>qeaiv ooaa t' iyd 7t eq'
ry <J' owc av q)d'oyioi^L nodßv Sipaa&ac ifieio r 346. (Odysseus
setzt voraus, dass eine derartige alte Dienerin im Hause sei).
In näherer Verbindung nut Bedingungssätzen:
ei fiiv HSV TtOTQog ßiotop nat vootop axovao)
fj T^ av tQVXOfÄepog ncQ ¥fi tlxtirpf iviatrvov ß 218.
ei d* Itr* axovefißpal ye hXaieai, ovk av eytaye
Toirctav aoc q>di)vioi(xi xat oixTQoreQ* alX äyofevaai X 380.
1) Was hier and im Folgenden an Belegen vermisst wird, suche man beiden
Bedingungssätzen.
209
Zweite Person.
Hier ist die Parallelstelle zu der oben erwähnten Stelle /? 218
anzuführen :
ei fiiv 7UV ftoTQog ßiotov -mxI voavov dnovarfi
Tj T* Sv TQvxo^svog TTBQ tri Tlaifjg hiavtov a 287.
Die Vermnthnng, dass etwas geschehen werde, wirkt hier als Auffor-
derung, so wie wir es unter I. Seite 206 sahen.
Dritte Person,
fii^ oe yiqwv neg iwv ar^^og xat %eiXEa (pvgaw
aifiazog' fjovxirj S" av if4ot xai ^aXkov €t' eirj
avQiov a 21.
m. Das im Optativ Ausgesagte ist abhängig gedacht
von einer Annahme, deren Eintreten in der Zukunft erhofft
oder als möglich angesehen wird.
Optativ mit xev.
Ich weiss nur positive Sätze beizubringen.
An eine Annahme, deren Eintreten erhofft wird, schliessen sich:
ü di 7C0V AXavxog y€ ßoiiv ayaO^olo nv^oifirjv
afiqxo TfC aiiTig iovreg imfivrjaaifÄeS^a x^WV^i
xal jtQog daipLOva ttsq, sX nwg igvaal^C'S'a vengAp
ITrjleidij ^X'^^** yuxxäv di xb q>iQ%cn:ov eitj P 102.
i'gx^o die OocoTa, &۟jy ^lawa xdXeaaov
dfiqxniQOf fiev ^aHov o yciQ x' ox' aQiarov aTtavzonf *
cijj, kTtei laxa ttjöb Terev^erai cunvg oled'Qog M 343, vgl. 357 und
K 204 flgd.
An eine Annahme, deren Eintreten wenigstens als möglich ange-
nommen wird, schliessen sich:
Tiwg vvv u Ti ^elvog iv ijfieriQOiaL dofxoiaiv
Tiftevog wde Tta^oi ^mnaxtvog i^ dXeyeivfjg;
ooi TfC alaxog hißrj re /i€t' ßv&Qiinotai nikoiTO a 223.
xai xev eg ^ Siav avaG%oißrpfy ore [xoi ov
tlalfjg BV fiey<xQ(i) td ad xiföea fivdi^aaad'ai k 375. (Die Bereit-
willigkeit des Odysseus, seine Schicksale zu erzählen, wird von Alkinoos
als möglich angenommen).
Eine durch arj^sQOv ausdrucklich auf die Zukunft verwiesene An-
iiahme ist a 380 flgd.
d ff <xv xai Tioka^ov tcoS-bv OQfirjoeie Kqoviwv .
orjfiBQOVy avrdQ if4ol adxog ellrj xal ävo dovQe
mi xwifj rcdy%akxog, int xq(ndq>oig dqaqvia,
Delbrück n. Wlndiseh, syntekt. Forscfa. I. 14
210
T^ %i /u' ^iöoiq TtQWToiaiv evt nQOfidxoiai fxiyevta
ovo' av (xoi tipf yacrig* oveiöiCwv dyoQevoig, vgl. 375. Man ver-
gleiche noch A 294, Z 411.
Optativ mit av.
Von positiven Sätzen dürfte hierher gehören:
TOT av TiTa €Qya yevoiTO Si 213
und vielleicht C 298, obwohl man zweifelhaft sein kann, ob an dieser
Stelle nicht von der gerade gegenwärtigen Situation ganz abgesehen ist.
Von negativen Sätzen führe ich an:
lir/v yäQ ^eya eiTtag' ayrj (i efjBV oix av e^ioiye
iXn:o^ivq} Tct yivoiT* av& ei &€oi Sg i-d^iloiev y 227.
Xwßf] yäg Tode y* icTi xal iacofiivoiai Ttvd-iad^ai
ei dii fiij Ttaldiov tb TLaaiyvrjrwfv tb g>ov^ag
TiOOfied'* ' om Sv sfioiye f^erä g>Q€aiv ^dv yivoiTo
tjüdfiev alXa Ta%iaTa d^avfov (pd-tfiivoiat fieTclrpf w 433, vgl. auch
S 244 flgd. und 0 462, Q 297.
lY. Es ist allerdings ein bestimmtes futurisches
Ereigniss in Aussicht genommen, aber die Kraft der
futurischen Aussage ist dadurch gebrochen, dass das
Eintreten durch ein anderes Ereigniss oder einen anderen
Gedanken gehindert wird.
Hierher gehört ein
Beiner Optativ.
xhyariQeaaiv ydg ts xai vidot ßiXTegov eiri
hiTtayXoig iTtieoaiv hiaaefxev O 197 (das Hinderniss des Eintretens
ist der Umstand, dass Zeus nicht die richtige Einsicht hat).
Optativ mit x^y.
%al yaq x' Big Iviavrov iyto Tcaga aoi */ dvBxolfirjv
ijfievogy ovdi xe /u' olxov Slot Ttod'og ovde Toyctfav '
alviSg yäq (xv&oiüiv BTtBaal tb aölaiv axovtav
T^fTio^at' akX* rjöi] ^lot ävidt/ovaiv BTaigot d bdb, vgl. ^561.
Der beschränkende Oedanke, der in diesen Fällen durch dXld ein-
geleitet ist, in ähnlichen z. B. a 236 durch vvv, enthält in anderen ein or:
xbIob d' iyofv oix elfii, vBfUBaarjfTov öi xev Birj F 410.
ovff l^xiXrjog
6g)d'alfiovg Biaeifii * vB^Baorp;bv 6i xbv bYi] £i 462.
dU! ifiol ovx, evTBvd-ev oio^i aivov ovbiqop
ild^ifiBv' ^ x' danaoTov ifiol xat Ttaidi yhono t 568.
211
Oder der beschränkende Gedanke kann in einem Bedingungsatz
ausgedrückt werden, dessen Eintreten als unmöglich angesehen wird:
ipsvdog KL&f qmiABv nai voöipiCol^Bd^a f^aXkov B 81.
Ttaaag ö* ovx av iyw ^v&rpo^ai ovd* ovo^irp^m
oaaag fjQWOfv äloxovg tdov ^di dvyoTQag'
Ttqiv yaQ xev Ttal vv^ qydlr* Sfißgorog X 328, vgl noch / 601.
Dazu kann dann noch kommen , dass die ganze Situation in die
Vergangenheit verlegt werden muss, was aber nicht in dem Optativ
angedeutet, sondern aus dem Zusammenhange zu entnehmen ist.
yjtti vü Ttev IV^' än:6XoiTO ava^ avögtHv liyafxef^ivwv
d (jiTj ag* 6^ varfie E 311.
Ttai vi x€v ev9^ otTtoXoito ^QfiQ atog Ttolef^oio
£c fit] ^rfcqvirj TteQixalX^g ^HeQißola
'Eqiiiq i^yetlev E 388.
hd^a x£ ^la (p^QOi TiXvTä tevxm nav-d^oiöao
^TQeldfjg, el firj oi aydoaato Oolßog lAnoXXwv P 70.
Der Optativ mit av ist seltener. Interessant ist folgendes Bei-
spiel, in dem xiv und äv gleichbedeutend vorkommen:
ovx Sv Toaaa d'eoTtQOTtiwy äyo^eg
ovdi yce TtjX^fioxov xexoXut^ivov Sd* dvulfjg ß 184.
Hierher dürfte auch zu rechnen sein:
T^ orx av ßaa^Xijag dvä ütoijC txunf dyo(f€voig B 250 „wenn du
nicht so erbärmlich wärest, tmrdest du nickt^' u. s. w. (Das Hindemiss
des Eintreffens der negativen Behauptung ist die Erbärmlichkeit des
Thersites).
V. Die Situation ist nicht mehr, wie unter I. — IV.
gegeben, sondern wird fingirt Das Futurum wird also
Dicht von dem Augenblicke des jedesmaligen Sprechens,
sondern von einem fingirten Punkte an gerechnet Die
Situation wird aber doch noch als eine bestimmte oder
von einem genauer bezeichneten Träger ausgehende
gekennzeichnet.
Optativ mit xiv.
Erste Person.
fnj dri noi i^dvoTov ys Ttagavöa q>aidi^C ^Odvaaev
ßovXolftfjv x' ^Ttaqofvqog idv O-rirev^fiev cf^i^
ayögt naq^ dxXriQffi (^ f^fj ßiorog TtoXvg ei^ A 488
eine Stinmiungsäusserung, die sich nicht auf ein vorliegendes Anerbieten
bezieht, sondern fiir jede beliebige Zeit Geltung haben soU.
14*
212
ZweUe Person,
•
Hier ist die Anrede tpairiq ns {pvdi xe qHxitjg) zu verzeichnen,
gerichtet an eine unbestimmte Person. Diese Person wird aufgefordert,
sich in eine gewisse Situation zu versetzen, und sich vorzustellen, was
sie in dieser fingirten Lage sagen oder empfinden würde.
ccvTig di ÖQi^eia fiäxi] na^ vrpalv hvxdij
q)air]g nC axfiij^ag xai azeiQiag älXi^Xoiaiv
ävTEoS'^ €v TtoHfiff* &g iaov^€Vü}g l^a%€Yi:o O 696. Anrede des
Dichters an den Hörer: „wenn du dabei wärest, du könntest glauben ''.
Ebenso mit der Negation:
äg ol fdiv fidqvavTO öifiag nvqog ovöi xe q>aii]g
cnke 7t(n^ ^iXiov aßv e'fifievai ernte aekfprp P 366.
x^lsve de olatv ^aarog
ifyefAOViou' oi d* ailoi aurjv Xaav — ovöi x« ifaifjg
TÖaaov laov inea&ai ^ovr* iv aTrjS'eotv avdr^v J 428.
Auch wo nicht der Dichter, sondern eine andere Person redet,
muss man das ovdk x€ ifairig auf einen beliebigen anderen, nicht
auf den gerade Angeredeten beziehen. Das folgt aus }^ 120 flgd., wo
Nestor zu Telemachos redet:
evS' oo zig 7to%e firjfciv o^oiiodi^fieyai ampf
Tjd'ek* ETtei ^ahx noUJofv ivixa Siog ^Odvaaevg
navzoioiat doXotai itonrjq reog, ei eveov ye
yteivov exyovog iaat*^ aeßag fi* e^ei elaoqounria'
ijTOi yäq fivd-ol ye ioixoregj ovöe ns q>aitig
avdqa vetkeqov wde ioixava ^vdrjaaad^ixt,
Nestor kann doch nicht wohl sagen: „du redest so vernünftig, dass du
nickt glauben solltest, ein junger Mann könne so vemOnflige Worte
führen^' ^ sondern unzweifelhaft ist die mit ovii xe qKthjg angeredete
Person eine unbestimmte. Denselben Gebrauch muss man denn auch
r 218 und 392 anerkennen.
Dritte Person.
a. Positiv.
Die Situation ist nicht in der Vergangenheit zu denken in fol-
genden Stellen:
ay%i yaq ainüg
avXijg ruxlä &VQeTQa xai aQyaliop atofia kavQtjg'
xal X* elg Ttavrag efvxoi avtjq og %" aXxifiog eitj % 138.
avtog exiiv oi dahux' %l xev ^^eie xai aXkog
OTtnat* driiQ zoiovrog exiav fdeled^fiara dvfit^
213
fUTiCi]; %(xh,it6v -nuBv mrlpaa^ai doaiv ett] „schwer ivürde es in sol-
chem FaUe sei»" d 649.
vejdeaarjaaito x£y mnjQ
oSaxBa TtolX bqodjv og Ttg TtivwSg ye /deril^oi a 228.
TuqdaXiog x' bltj nai ifthtXoTtog og ae TtoQiK&oi
h TtavTsaai doXoiai v 292.
Die Situation ist in der Vergangenheit zu denken :
ev&a X* BTtBita xal admonog nag iTtel&Mv
^ip^aaiTo idtiv e 73.
fiaXa iuev d'QaavKOQdiog eii]
og Torc yri^ijaeiey idütv tzovov ovS* mcaxoixo N 343.
b. Negativ:
Die Situation ist nicht in der Vergangenheit zu denken :
ovdi x£y ix vrpg yXaqwg^g atCrjiog avi^Q
z6§({} oiazevaag xoilov aniog eiaaq>ixoi%o fi 83.
fttj av ye ntäiS-i Tvxoig ate ^ißii^aeuv
oh yaq mev ^aat%6 & vTtix xcmov ovd* hoaixOiov fi 106.
ovd^ x£y äiXfüg
Tigivdfieyog li^airo o) 107.
ovde X* ^^Qf^g og rteg S'eog äfißgacog ovdi tC !4,9rp^rj
Toaa^aS va^vijg itpinot anofia Y 358.
avdgojv S' ov xiv tig t,w6g ßgotog ovdi fmV ^ßwv
^la fieraxlijaeiey tf) 187, vgl. S 54.
Tov <r OV x€ dr' avige dfj/dov ägiavu
^Tjidiijg in* äfia^ay cctt' ovöeog oxXiaaeiav
olol vvv ßgoToi eiaiv M 447, vgL 382 (man vergleiche die beiden
Relativsätze E 203, Y 286, in denen der blosse Optativ steht), vgl.
fi 565.
av xev dX^iog eXr] äv^g ^ Tooaa yivoito / 125.
ov fiiv x' aXXi] y tSde yw^ rerAijort ^fi(p
ca^dgdg aq>€Otaiti og oi xctxct TtoiXa (xoyrjaag
el^OL 1// 100 und 168.
ovdi xev äfißaifj ßgorog aptjg ov xazaßair]
ovo* ei o\ %ei(^g %e ieixoat xai rtodeg slev fx 11.
ovdi xi %ig fiiv
yfj&i^aetep idwv ovd* el d'eog dvziaaeiev fi 87.
Die Situation ist in der Vergangenheit zu denken in folgenden
Fällen :
ev&a xev ovxeci egyov ävfjg ovoaaito fiereld-dv
og Tig er' aßhjtog xal dvovtarog o^ii x^^^V
divevoi xatd fiiaaov J 539.
214
^ de ^aX dag>ak£fog &iev efjtTfeSop ovdi tuev iQf]^
TuqyLog ofia^i^aeiev v 86.
cv^' ov xev ^ea IrtTtog ivTqo%ov aqpux Titaiviov
igßairiy n^ol de fievolvBOP el teHovaiv M 58.
Optativ mit av.
Erste Person.
OVO av eyuyye
dvÖQi fiaxfjoaifÄrpf og xtg JtoXifxoio fiad-eirj
XvyQog ifov N 118.
Zioeüe Person.
^yiv kommt in dem anter xev an der entsprechenden Stelle (Seite 212)
erwähnten Gebrauche nur in negativen Sätzen vor. Dem ovdt xe (pair^
entsprechen die Wendungen ovx av yvolrjgy ovx. av k%7cow, ovx av Ydoig'
a>^ Ol fiev TtoviovTO nuna xQareQ^ vofiiwjv
Tvdeidrjv d* ovn av yvolr/gy Ttoceqoiov fietelfj E 85
„wenn du dabei wärest, du wu/rdest nickt erkennen".,
evd'* ovx av ßqi^owa Xdoig l^ya^ifivova Siov .A 223.
fi d' ov %i voijfiarog ^ftßQOzev iad-lov
cug ovx av eXTtOio vscitegov ävTiaaavra
iQ^ifiev f] 292
„du (ein unbestimmter Angeredeter) wirst nicht glauben, dass ein
ßingerer so handeln wird". Nun kommt aber hinzu, das die Anwesen-
heit der Person bloss fingirt wird, und es entsteht also der Sinn: y^toam
dir das begegnete, du vmrdest nicht glauben". Da aber die ganze
Situation vergangen ist , so heisst es : „ wenn einem das passirt wäre,
er würde nicht geglaubt haben". Dieser Sinn der Vergangenheit liegt
in allen bisher angefahrten Stellen ausser y 120. Aber er steckt natür-
lich weder in dem Optativ noch in av oder xiv, sondern kommt in diese
hinein , wo die Situation es mit sich bringt ; wo dies nicht der Fall ist,
wie ;^ 120, konmit er nicht hinein.
An eine bestimmte Person ist die Anrede gerichtet:
ov av y av i^ oixov aq) kTtianattj omT aka doirjg
„gesellst einer bettelte dich an, du wurdest ihm auch nickt ein Salskoni
geben" q 455, wohl auch S 58?
Brüte Person,
Nur in negativen Sätzen:
xetvoiav o av ov zig
twv Ol vvv ßqoToi ^loiv iftix^oviot fiaxioiro .A 211.
215
oim av %6v ye öua xot ununf afia^ai
ea&kai TerQaxvTdoi än^ (wdeog oxiloaeioof i 241.
%a%i yäq a^gHneQoiOiv oveidea (xv^flotad^ai
nolXa iddl\ ovo* Sv vrfig kmarö^vyog «x^og oqoito Y 247.
dai^ovi* ovx av rig toi avijq og ivaiaifdog urj
eqyoy driiiAtjaßle fidxrjg Z 521.
In die Vergangenheit ist wohl zu versetzen:
aiX ike di^ ^ oua tb fieyahp^ ex avi^d-eog ist
ovx, av %7tUT^ ^Odva^ y iglaosu ßq&tbg aXkog T 221.
Wahrscheinlich ist zu dieser Abtheilung noch P 360 zu rechnen.
VI. Während wir in der letzten Abtheilung Optative
zusammenstellten, welche zwar nicht mehr in die Zukunft
weisen, aber doch eine bestimmte Situation mehr oder
minder deutlich vor Augen hatten, so haben wir jetzt
schliesslich diejenigen Optative zu erwähnen, welche
auch diese Bestimmtheit eingebüsst haben, welche also
nur noch ausdrücken, dass etwas irgendwann und bei
irgend jemand sich ereignen möchte, mithin nur die
Möglichkeit ausdrücken. Eine besondere Klasse dieser die
Möglichkeit bezeichnenden Optative sind die der beschei-
denen Behauptung, bei der man statt zu sagen, dass etwas
wirklich »ei, sich auf die Angabe beschränkt, dass es
möglich sei
Wir fahren zunächst den reinen Optativ in der Sentenz an:
^la d'eog / ed^eXtav xal rrjlod^ev avdqa aatioai y 231 (vgl. K 556).
Sodann Optative mit xiv, und zwar zunächst positive. Von
der ersten Person liegt eine bescheidene Behauptung vor:
KQ€iaa€av elg i^ed^ev xal q>iq%eqog ovx oXiyov neq
Byxeiy eyw de xe aeio vofniorci ye TtQoßalolfirjv T 218.
Zioeüe Person,
^ Ijtfjv xal veog eaai ifiog de xe tuxI Ttaig eirjg
onXatarog ytvefjg>iv „du könntest mein Sohn sein" (wenn wir
mndich nur das ÄUer heriicksichtigen) 1 57.
Hierher ist auch zu rechnen:
%6v d' iveQOv axoTteXov %d^a^ah!ne^v orpu ^Odvaaev
Tthjaiov aXkiihav xal xev öioiatevaeiag /u 101,
„man konnte (nicht du könntest s. Seite 212) hinübersehiessen". Man
vergleiche dieses xev dioXatevaeiag einerseits mit den Wendungen wie
/€ (paifjg, welche behaupten, dass bei einer gewissen Situation jemand
sicher sagen würde, und andererseits mit ^u 83, wo die Situation des
216
Schiessens genauer ausgemalt ist, und wird nicht zweifeln, dass /^ 101
in der That zu dieser Gruppe gehört.
Dritte Person,
ov jusv yoLQ tL Y,ayuq yc, q)eQOi de xey ägia narca t 131.
Etwas anders ist aufzufassen:
xai vv XEV ig öeKdripf yevetpf ^€q6v / cVt ßoanoL ^ 323 und t 294.
Hierher scheint mir auch
(m zi (t' ccvifiaKovoL S'eoi xaXBJthv de xsv ecf] y 141 zu gehören.
Es ist, wie schon das Präsens ärt^iaCovat zeigt, viel allgemeiner
als die ähnlichen Stellen, wie F 410. Man vergleiche auch 6 644 und
A 653. Von negativen Sätzen mit xeV seien angefahrt:
aipf yctQ aqiaTTpf
(irfciv In^ avd^QiOTtavg q}aa* e^ifievai ovde xe Tig toi
itlXog ävfjQ iglaeie mavadyrjtdiv dv^'^ioTttav xp 124.
ovde Ttev eii)
avÖQB OVO) TtoXloloL aal upd^l^oiat ^ax^ad'ai, was doch wohl als
Sentenz zu fassen ist, tv 244.
dvfjQ de xev ovrv ^log voov eiQvaaatro
ovde ^aV icpO-i^og Q 143, eine Sentenz allgemeineren Inhalts als
z. B. tp 187.
Der Optativ mit av
kommt nur in negativen Sätzen vor:
dvQCi d* eve^xeeg elaiv
dixXideg' ovx. av rig jluv dvfjQ vTteQOTtXlaaaito q 267.
Die ganz ähnliche Stelle i// 187 fühi-t doch eine genauer speciaü-
sirte Situation vor Augen:
ovx av zig ae ßQOTwv in dneiqova yalav
veUeot „niemand toird dich scheUen", aber nicht im Sinne der
Zukunft, 1 107, vgl. Q 387?
äg Tteql xegdea TtolXa -Mxta&vrjtuiv dvd-QWTtiiDv
old^ ^Odvaevg ovd^ av Tig igiaaeie ßgorog allog x 285, vgl. o .^21.
ov yfXQ Ttcjg av dyfjrog av^g tdde fifjxavofirro
(p avtov ye voip ote fifj d'sog avrog irtelx^tiv
^idiwg id^ehav d'elrj veov rjde yeqovza tt 196 mit unlogischer Satz-
verbindung !
Ferner zwei Sentenzen:
ovn av drj tig eni ^rjd-evtt dmalii)
dvTißioig inieaai xa^aTtzoiievog yiaXenalvoi a 414, wenn man diese
Worte als Sentenz fassen darf.
zeTcva (piV Tftoi Zrjvl ßqoziov orx av xig eqltoi (J 78.
217
Cap- n.
Der Optatir In relatiren NebensStzen.
Die optativischen Belativsätze zerfallen in dieselben Gruppen wie
die conjunctivischen. Man vergleiche darüber Einleitung Cap. V. Wir
behandeln daher auch hier zunächst in
§ 1-
Die posteriorißchen Eelativsätze.
Dieser Paragraph zerfällt, wie der entsprechende des Conjunctivs
in zwei Abtheilungen und zwar:
I. Die wllnsehendeii OptatiTe.
Sanskritische Beispiele.
a. der Belativsatz ist positiv:
idäm sü me maruto haryatä. väco yäsya tärema tärasä (atäm himäh
»nehmet freundlich an, ihr Maruts, dieses mein Wort, durch dessen
Kraft wir erreichen mochten hundert Jahre** RV. 5, 54, 15.
f äs te mädah pritanäshä'l ämridhra fndra täin na ä' bhara 9Ü9Uvän-
sam , yena tok^ya täuayasya sätaü mansimähi jigivänsas tvötäh „welcher
dein Bausch ist, der Feinde besiegende, unermüdliche, o Indra, den
bringe uns heran, den schwellenden, durch den wir unter Erlangung
von Nachkommenschaft lebend erscheinen möchten von dir beschützt"
ßV. 6, 19, 7 (vgl. den Conjunctiv 8), vgl. 5, 31, 13. 8, 42, 3 u. ö.
b. der Relativsatz ist negativ; als Negation können wir nur
nd belegen:
ndüdärena säkhyä saceya, yö mä nd rlshy ed , dharya9va, pitäh „mit
deni müden Fretmde (dem Somatrarike) mochte ich zusammenkommen,
der mieh, wenn getrunken, o Herr der falben Bosse, nicht beschädigen
möge" RV. 8, 48, 10, vgl. 6, 63, 2.
Griechische Beispiele.
An allen Stellen, wo der Optativ rein wünschend ist, kann man
den Relativsatz noch als selbständigen Satz auffassen,
a. der Relativsatz ist positiv:
rfirj yaq TereleaTai a fxoL (pilog l^^sle dv^ioq,
uoiiTtfj xai q)iXa dwqa, xd ixoi ^eoi OvQOviwveg
oXßia ftoirjoeiav v 41, vgl. rj 148, q 597, ii 212.
218
b. der Relativsatz ist negativ, als Negation dient ^r):
fivrjaT^eg q>QdCovTai, o fii] zeXiaeie Kgovliav d 698.
n. Die abgr^sehwftehten Optative.
Wie schon Einleitung S. 36 angedeutet ist, haben wir es passend
gefunden, diQ Optative dieser Nummer — bis auf eine Ausnahme alle
dem Griechischen entlehnt — in zwei Classen zu theilen. Die erste (1)
umfasst diejenigen Optative, welche man zwar schon abgeschwächte nennen
mag, in denen der Wunsch aber noch durchscheint, die zweite (2) die
mehr futurischen Optative.
Der Optativsatz tritt nicht so lose an den Hauptsatz , wie unter L,
sondern zwischen Hauptsatz und Relativsatz besteht ein engeres inner-
liches Band. Die Handlung des Hauptsatzes wird in vielen Fällen
geradezu nur in dem Gedanken unternommen, dass dann möglicher
Weise die Handlung des Relativsatzes geschehen könnte.
1) Die abgeschwächten Optative, in denen der Wunsch
(der Hauptperson) noch durchscheint.
Ich weiss nur griechische Beispiele beizubringen, üeberall ist
dem Optativ die Partikel xev beigegeben:
og X eiTtoc
„aber wolan, wir wollen einen Seher fragen, oder einen Priester, der
könnte vidleicht sagen . . ^64.
exToad'€v de ßctd^eiav dgv^ofxßv eyyvd^i tdq)QOv,
ij x' XftTtovg ycal laov i^vncmot d^q>ig iovaa'
„draussen aber wollen wir dicht daran einen tiefen Graheti aufwerfcfh,
der könnte vielleicht ringsumlaufend Boss und Mann abhaUcfi*^ H 342,
vgl. e 166.
fj 7C€v aTtavtag
Tj avg rji Xvxovg Ttoirjaezai rje liovrag
0% xh Ol ^iya öiofia gwldaaoifiev xai dvayxiß
„die toird aUe zu Schweinen oder zu Wölfen machen oder su Lötoen,
die wir ihr vidleidU den grossen Paiast bewachen könnten auch wider
misem WiUen" x 432.
vno de x^qtjvw tioüIv ijaeiy
Tcp xey ifciaxoirjg kinaqovg Ttodag elhxTCiväCfap
„darunter aber wird er einen Schemel setzen, auf den könntest du die
Füsse setzen beim Schmausen'' S 241, 0 291.
219
eLOOfdai i^ alad^ev xaKenvpf oqoovoa ^velXav^
iflAy^a Tuxxdv q)OQiovoa
„ich gehe hin, vom Meere her einen heftigen Sturm zu erregen, der
kOtinie vielleicht die Häupter der Troer und ihre Waffen verbrennen"
O 335.
Das Präsens geht voraus:
alka TOI aiXov q^üta ni<pavaKOfiai ov xev ixaio
.yOhcr ich nenne dir einen andern Mann, zu dem könntest du gehen"
o 518.
2) Die mehr futurischen Optative.
Auch für diese Gattung haben wir fast nur griechische Belege.
Ein sehr instruktives Beispiel aus dem Sanskrit folgt weiter unten.
Wir ordnen die Belege nach dem Innigkeitsgrade der Verknü-
pfung zwischen Haupt- und Nebensatz, doch wird diese Eintheilung von
anderen Rücksichten , wie sich aus dem Texte ergiebt , bisweilen durch-
schnitten.
Die Yerknüpftmg zwischen Hauptsatz und Relativsatz ist eine mehr
äusserliche :
a. der Optativ ist rein:
6 di xeqfiddiov laße X^^Q^
Alveiaqy fiiya Sgyov^ d ov dvo / avöge (pigouv
. . „eine gewaltige Last, die schwerlich zwei Männer tragen könnten"
V 286, ^ 303.
vvv d' eirj, og r^aSi y' äjiieivova fiiJTtv tvianoi
„nun möge es einen geben, der einen besseren Rath als diesen unisste"
S 107 (vgl. K 170).
b. dem Optativ ist xiv beigefügt:
ri dtj TtoXXov a/toixo^evov ^Odvaijog
devy, 0 ks fivfjatfJQOiv avaidioi ;f€?pag e(peiri
j, wahrlich gar sehr fehlt dir der abwesende Odysseus, der würde (sclwn)
Hand anlegen an die scha^indosen Freier" a 253.
vvv S* alkovg jiiiv Ttdvtag oqw klixwTtag i/jfa«nJ<;,
ovg xsv iv yvoiijv xal t* (wvofia ^v&t]aaiftrpf'
^ doito ä* ov övvafiai Idietv ytoofn^oge kacjv
jyjäet sehe ich aUe andern Achäer, die könnte ich recht wohl erkennen
und mit Namen nennett; aber zwei Fürsten kann ich nicht sehen" r 235.
Tcaidt di xev einoi^u enog, %6 x£ lugdiov €U],
(xri Ttavra (xvrjotfi^iv vne^iaXoioi bfiiXeiv
„meinem Sohne könnte ich etwas saugen, das könnte (ihm) nützlich sein,
\ (mfrilich) nicht so sehr mit den äbermüthigen Freiern zu verkehren" a 166.
220
eiaiv fiiv /doi Ttaideg dfiifioveg^ etat de laol
xat Ttolieg, %üv Tcev Tig iTtoixofieyog %aXeOBuv
„wohl habe ich trefßiche Söhne, wohl habe ich viele Krieger, von denen
könnte einer hingehen und rufen, abe/r . y K 170, vgl. 165 (s. unter d).
An Stelle des gewöhnlichen og steht das Adverb ei^&a relativ:
av S* av texogy tj ifioi avr^
^iffeai, Evd^a xev e^ya aeixia iQyaCpio
„du aber, o Kind, wirst mir entweder folgen (dahin), wo du schimpf-
liche Arbeiten verrichten imrdest . ." fl 732.
Der Relativsatz ist negativ (ov):
iTcei voeta xotlov vfifiiv
iQXOfieyov, %6 xev oii %ug VTtexqwyot ovS* äliaiTo
„da ich das Unglück auf euch heranJcommen sehe, dem vieUeüM keifier
entrinnen oder ausweichen dürfte" v 368.
cr/ya, ^ij Tig d' alXog lAxatüv rovrov anLOvatj
f4,v9oVy ov ov liBv dvfiQ ye diä arofia Tta^jtav ayoito
og rig iTcioTairo rjGL fpQeaiv ag^uz ßäLuv
„schweig, damit nicht ein anderer der Achaer dies Wort höre, das
schwerlich ein Mann in den Mund nehmen dürfte, verstände er Ver-
nimftiges zu reden" S 90.
c. dem Optativ ist av beigefugt:
litp^ (i%^0(.i(xt %Xifuog, o jU£ ßgorög (wraaev ovijq
Tvdeidrjg, og vvv y€ xai otp /tu Ttaiqi ^axoito
„schmerzlich empfinde ich die Wunde, die mir ein sterblicher Mann
schlug, der Tydide, der jetzt vielleicht gar mit Vater Zeus kärnj^fen
durfte" E 362. 457.
ä TtoTtoiy ibg 6 fiokoßQog imTQoxdStp^ äyogeveif
yO^i xaiiiivöl laog' ov av xaxa firjTiaaifitjv
xoTtTwv a^iforciQrjaiv . . .
„0, wie der Fresser geläufig redet . ., ich könnte ihm sdwn Schlimmes
anstiften ihn schlagend mit beiden Fäusten , , ." a 26.
^vd-EViac Kaza fiöiQOV, a niq x* oioi%o xai aHog
„er spricht nach Gebuhr, es dürfte ihm wohl auch ein anderer bei-
stimmen (so dass ihm beistimmen dürfte)" q 586, vgl. e 188.
fllimg d* elfiiv rotoi dt Sv aed-ev avTidaaifiev
„wir aber sind solche, die dir recht wohl entgege7%gchen könnten" ff 231.
Der Relativsatz ist negativ (oil):
. . xal vMTBQOv Hxog avtwv
TLOVQtdiov, to fiiv ovK av eyw Ttoxs (näifj ofioaai^
. . . „bei dem würde ich schwerlich trügerisch schwören" 0 40.
221
d. dem Optativ ist av und xev beigefügt:
dfiq>l d* Sq* AYavTog öoiovg iarayto qxxlayyei;
yLOLQftBQaiy Sg w^ av tcsv '-^QTjg ovoaairo fiereld-wv N 127.
An den Schluss stellen wir die Fälle, in denen der Hauptsatz
negativ ist. Zunächst sei ein Beispiel aus dem Sanskrit erwähnt,
zufällig das einzige, was uns zu Gebote steht.- Man vergleiche Ein-
leitung Seite 39 flgd.:
t^ ho'cuh: nä väi sä' manushy^shv agn^r yajnfyä tanür asti, yäye
' shtvä' ' smätam 6kah syä'd f ti „ die Götter sprachen : „ unter den
Menschen ist die opfertmrdige OestaU des Feuers nicht vorhanden, mit
welclier opfernd man einer von uns werden könnte" (^2Li. Br. 11, 5, 1, 13.
In den uns vorliegenden homerischen Beispielen steht bei dem
Optativ 7i€v ausser A' 348, was den reinen Optativ zeigt. Sie sind die
folgenden :
ov ydq Tto) laddi q>i'koi xctrd dwfjtad'* exdarov
0% dC aTtopitpavteg fiiXava ßQOtop e^ wcsiXiwv
xard'efievoi yodoiep
„denn nicJd unssen es daheim die Freunde eines jeden, die wiü/rden
gewiss das schwarze Blut von den Wunden abwaschen, und sie bestoMen
und sie beklagen" co 188, vgl. /i 280.
Besonders häufig steht im Hauptsatze eine Form von elfd, oder
ist eine solche zu ergänzen:
(og ovx ead^ og a^g ye xvvag x€q>akfjg aTtaXdlxoi
„denn keinen gieht es, der die Hunde von deinem Haupte abwehren
kötinte, (der könnte sonst u. s. w.) X 348, vgl. ö 167.
iTtTtoi S ov Ttaqeaai yuxl a^fiora twv x' inißattp^
„Boss und Wagen sind nicht da, die ich etwa besteigen könnte" E 192,
H299.
ov fiev TL üjj^iofv ioTL TtoXig Ttv^oig aQa^ia,
y x' dnaiiwalf.iead^ ereQalxea dijf^ov expvteg
„keine Stadt, mit Thürmen versehen, ist in der Nähe^ durch die wir
uns etwa schützen könnten" O 737.
ov ydq Ol Ttaqa vrJBg eTtrjQeTfioi aal eralQoi,
0% %iv fiiv TtifATtoL&f in^ evqia vwra d-aldaarjg
„denn nicht stehen ihm beruderte Schiffe und Gefährten zu Gebote,
die ihn etwa geleiten könnten auf dem weiten Bücken des Meeres"
i 559, vgl. i 126.
d%äq cni %i fioi ivd^ada tolov
oJov % ris (peQOUv ld%aioi J| x«' ayoiev
f,aber nicht habe ich hier solche Dinge, die die Achäer forttragen oder
treiben könnten" E 483 (vgl. H 231).
222
Eine Frage, die negativen Sinn hat, geht vorans:
tji Tivdg q>a^ev eivai aocorjrfjQag OTtiaaWy
rji Ti T£ixog aQBiov, o x' avÖQdai Xoiyov afivvai;
„sengen wir, dass noch Hdfer uns im Bücken stehen, oder eine stärkere
Mauer, die den Männern vielleicht das Verderben aJnoehren könnte '* O 7:ir).
Die richtige Auffassung aller dieser Beispiele wird uns erleichtert
wenn wir uns die unter b. verzeichneten ähnlichen Beispiele mit voraus-
gehendem positiven Hauptsatze vergegenwärtigen:
eialv fiiv fioi TtaWeg dfiv^ioveg, eiai de hxoL
Tuxi noXiegy %iav %iv %ig enoixofjteyog xaiJaeiev K 170.
cX) w aal älXoi mat vemeqoi vleg !/i%aivivy
of x€v enena huxOTOv fyeiQeiccy ßaoiXi^wv
TtdvTtj inoixofiievoi ÜC 165, vgl. if 231 mit E 483 und Einleitung
Seite 39'flgd.).
§2.
Die priorischen Relativsätze.
Der wünschende Optativ ist hier im Belativsatze nicht nachweisbar«
immer finden wir den futurischen Optativ. Der Relativsatz enthält also
gleichfalls die Meinung oder Vermuthung einer redenden Person, aber
die in ihm als möglich hingestellte Handlung wurde nichts wenn sie
einträte, der im Hauptsatze ausgesprochenen Handlung nachfolgen,
sondern es hängt umgekehrt das Eintreten der letztem von der Erfüllung
jener möglichen Handlung des Relativsatzes ab. Den Optativ in solcher
Situation pflegt man wohl den Optativ der Annahme zu nennen.
Annehmen bedeutet eben zunächst abgesehen von der Wirklichkeit sich
irgend einen Gedanken nur vorstellen, und zwar um ihn als Grand-
lage weiterer Gedanken zu betrachten; an ein „angenommen, dass..''
schliesst sich, stets ein weiterbauender Satz mit „so./' an.
Wenn aber das Eintreten der Handlung des Hauptsatzes von der
nur möglicher Weise stattfindenden Handlung des Relativsatzes abhängig
gemacht wird, so darf man wohl erwarten, dass auch die Handlung
des Hauptsatzes als nur möglich hingestellt wird, dass also auch im
Hauptsatze der abgeschwächte Optativ sich findet Dieses, wir können
sagen, natürlichste Verhältniss ist aber nur im Griechischen als ein
gewöhnliches nachzuweisen; es ist hier nicht nur in den relativen, son^
dem auch in zahlreichen hypothetischen Satzgefügen vertreten {ei fioi
%t nld'oio, %6 x£v rtoJiA) xe^iov Btrj H 28). Im Sanskrit weist der
Hauptsatz in den meisten Stellen den wünschenden Optativ auf, und
auch im Griechischen finden sich entsprechende Beispiele.
223
Ein Wort der Erklärnog verlangen diejenigen Optative, welche
man nach alter Terminologie Optative der Wiederholung nennt. Natür-
lich liegt der Gedanke der Wiederholung nicht im Optativ, sondern nur
die Beliebigkeit der Annahme. Befindet sich aber im Hauptsatz ein
Tempus, das von einer wiederholt vorgekommenen Handlung erzählt,
so liegt es nahe , den Gedankeninhalt des Hauptsatzes derart nach vor-
wärts oder rückwärts wirken zu lassen, dass man dem Optativ einen
iterativen Sinn unterlegt Es mag sein, dass die Griechen diesen Sinn
in dem Optativ empfunden haben, das steht aber fest, dass er nur
momentan durch die umgebenden Gedanken in den Optativ hinein-
kommt Ein Optativ in einem selbständigen Satze hat nie den Sinn der
Wiederholung.
Sanskritische Beispiele.
1) Ein fragender Optativ steht im Hauptsatze:
yo hi'mäni na vidyät, katham so'nu9ishto bravita „es könnte einer
dies nicht wissen (wer dies nicht weiss), wie konnte der sich unter-
richtet nennen?" Chänd. Upan. 5, 3, 4 (Muir 1«, 435).
2) Der Indicativ (des Präsens) steht im Hauptsatze :
sdryäin y<5 brahmä' vidyä't, sä Id vä'dhüyam arhati „es könnte ein
Priester das Süryälied kennen (weicher kennt), der verdient das Braut-
hemd'' ßV. 10, 85, 34 (vgl Weber, Ind. St 5, 189).
pränenäi'väi'nam tad vyardhayati yam kämayeta „auf diese Weise
beraubt der Priester den des Lebens, wen er etwa wiU (angenommen,
er will einen)'' Ait Br. 3, 3.
Pronominale Adverbia leiten den Relativsatz ein:
sa yävan manyeta tävad adhityäi*tayä paridadhäti „nachdem er so
cid gelesen, als ihm gut dünken dürfte, schliesst er mit folgendem
Verse ... (es könnte ihm etwas gut dünken, so viel gelesen habend
schliesst er ...) A^v. gr. 3, 3, 4.
yatra sarvata äpah prasyanderann etad ädahanasya lakshanam ^ma-
(änasya „wo von aUen Seiten Wasser herabströmen (es könnte wo von allen
Seiten Wasser her abströmen), das ist die Beschaffenheit der Verbrennungs-
stäUe " ebendas. 4 , 1 , 15. Solche Wendungen sind im Sfitrastile häufig.
3) Der wünschende Optativ steht im Hauptsatze:
täd yäsyäi'väm vidvän vrä'tyo räjnö'tithir grihäh ägächet, 9r6yän-
sam enam ätmäno mänayet „ es könnte der also wissende Vrätya in das
Haus eines Königs eintreten (in wessen Haus eintritt), der möge ihn
höher schätzen als sich selbst" AV. 15, 10, 1.
yo 'nnädyam ichet prayäjähfitibhir dakshinä sa iyäd „ es könnte jemand
Speise zu erlangen wünschen (wer tvünsckt), der möge nach Süden gehen"
Ait Br. 1, 8.
224
yam dvishyät, tarn dhyäyet „es könnte jemand einen hassen {'wen
einer hasst), den möge er im Sinne haben (bei einer gewissen Cere-
monie)" Ait Br. 3, 6.
yäc chaknuyä't täd dadyän nä''dakshinäin havlh syät „gesetzt man
könnte etwas (was man etwa kann), das möge man thun; nicht gabenlos
(d. Ä. nicht ohne, dass ein Brahmane etwas bekommt) soll ein Opfer
sein'' (;!at. Br. 2, 4, 3, 14.
yö nv hY& jnätäs täsmäi brüyäd, ätha yö'nücäno'tha yö'sya priydh
syän, n6t tv övä särvasmä'iva „es könnte einer bekannt sein (wer bekannt
ist), dem möge er es mittheilen , oder es könnte einer gelehrt sein, oder
es könnte einer sein Freund sein, nicht aber jedem beliebigen^' Qat. Br.
13, 6, 2, 20, vgl. 2, 1, 4, 27 u. ö.
Solche Constmctionen sind im Brähmanastil unzählig. Eine Anzahl
aus Taitt. Sanh. finden sich Ind. Stud. 10, 51.
yad yad upadi9eyus, tat tat kuryuh „gar manches könnten (altf
Brähnumenfratien) befehien, aUes das mögen (die jungen ElidetUf)
thun (was, das)" A9V. gr. 1, 14, 9.
Ein relatives Adverbium leitet den Relativsatz ein:
yatamäthä kämäyeta täthä kuryät „ auf welche Weise er etwas tv'dl
(er könnte es auf irgend eine Weise wollen), so möge er es thun''
gat. Br. 2, 1, 4, 27.
4) Ein Imperativ steht im Hauptsatze:
prä'fi putraka vrajatät tätra yät pä9yes täd drishtvä' dakshinä' vra-
jatät „du sollst nach Osten wandern, Sohn; dort könntest du ettcas
sehen (was du dort siehst), das gesehen habend sollst du nach Süden
wandern" 9*t. Br. 11, 6, 1, 2.
Griechische Beispiele.
1) Im Hauptsatze der fiiturische Optativ,
a. der Relativsatz folgt nach:
ovo* av eywye
avdql fiaxfjoalfjirp^ og Tig TtoXi^oio fie^^eirj
XvyQOQ iciv
„angenommen, es Hesse ein Schwächling vom Kampfe ab, mit dem
würde ich nicht kämpfen" N 117.
evä^a nev ovTciri eqyov ov^q oroocctTO fiere^civ,
og tig IV aßXrjtog y^ai avouvarog o^eX x^^^V
divevoi xarä fiiaaov, ayoi de i Ilallag li&rp^ri
XeiQog eXotkf, ovtciq ßelAtav aTte^vKOi iQiaijv
„da umrde jetzt keiner mehr, käme er dazu, den Kampf sdkmäliejK
angenommen, er wandelte noch ungetroffen und unverwundet vom scliarfen
225
Eisen fnitfen umher, Athene aber führte ihn an der Hand, und hielte
ler Geschosse Gewalt von ihm ab'^ J 539, vgl. * 240.
vsfisaai^aaito Tcev ävTjQ
ai'axta noiX oqoujv^ oq tiq Ttiwrog ye ^lezehd'Oi
, zürnen würde ein Mann, das viele Unziemliche sehend, angenommen,
*r käme dazu^* a 228.
dvdft de x' orx £i^BiB ^iyag Telafiwnog ^uxg,
dg ^VTjTog T* ««; xal edoi JrjfAi^aqog dxryv
„tönern Manne würde Aia^, der gewaltige Telamonier, nicht weichen,
angenommen, er wäre sterblich und nährte sich von der Frucht der
Demeter'' N 321.
(oö^ / vnoxfivaiTO ^eonf^onog, og aäq>a -^vfKp
eldelrj T€Qd(ov nuxi ol nBi&oicno laoi
,,so würde ein Wahrsager deuten, angenommen, er verstände sid^ gut
auf Zeichen und das Volk traute ihm" M228, vgl. £'92.
Tuxl %' elg Ttavtag igmoi dvfjq^ og t' ahufiog eiti
„ein Mann konnte alle abhatten, angenommen, er wäre stark'' x ^38.
ov xev ak'qiog eXrj OLvriQ, <^ Tooaa yevoito
„nicht arm wurde ein Mann sein, angenommen, es fiele ihm so viel
2h" I 125, vgl. Z 521, X 383, v 291, x}f 101 (169).
Eine Negation steht im Relativsätze, und zwar ist fii^ und ov zu
belegen :
ßovloifitjp X* inccQOVQog iofv ^rfCBveiiev aXXtf
avögl TtaQ^ dxlrjQtp, «^ firj ßlorog Ttokvg eirj
^ näoiv vBxveaai xceratpd'ifÄivoiaiv avdaasiv
„angenommen, er hätte nicht viel Qut" X 489.
liaXa laev 9^qaav%6Lqdiog bXti,
og %6tB yri^TjOBiBv Idwv novov owT axo^oiTO
,, überaus ktüin würde einer sein, angenommmen, er freute sich beim
Anblick der Drangsal und betrübte sich nicht" N 343.
b. der Relativsatz geht voraus:
og TO xccvaßQO^BiBv ijtrjv xqrp^JJQL fayBiri
cnj xey itpfjfiiqiog yB ßdkoi xorrä dax^ naqBidßv . . ,
„es könnte vielleicht einer das herunterschlucken . ,, der würde an dem
m'indichen Tage keine Thräne vergiessen . ." ö 222.
2) Im Hauptsatz steht der wünschende Optativ,
a. der Relativsatz folgt nach:
(og drcoloiTO xat alXog, o xig toiavza yB ^toi
„so möge verderben jeder andere, angenommen, er handelte so" a 47,
vgl. a 142.
Delbrack u. WindUch, synUkt. Forsch. 1. 15
226
b. der Belativsatz geht voraus:
OTCTtoreQOi TtQoreQOi VTtiq OQxia Ttrifujveutv
ädi a(p* iyxiq>aXog x^t^^^^Q ^^'^^ ^S o^^ olvog
„die einen könnten gegen den Vertrag mit Feindseligkeiten beginnen
(angenommen, die einen begannen), denen möge das Gehirn auf die
Erde fliessen, tvie dieser Wein" V 299.
Der Optativ im Hauptsätze ist negativ:
Twv /Ml/ %Lg v7teKg>vyoL alnvv oked-QOv
X^I^c; -y fiiÄ€TeQaQ, firjÖ* bv riva yaOTigi fii^vrjQ
xovQOv iovra q>€QOi
„auch nicht dann, angenommen, die Mutter trüge ihn als Kind noch
im Leibe" Z 57, vgl. o 359.
3) Der Indicativ des Präsens steht im Hauptsatze:
Kuxl <r ailj] ve/neawy ij Tig Toionrca ye ^i^oi
„auch güme ich einer andern, angenommen, sie thäte solches ^^ ^ 286,
W 494 (vgl X 315 unter ö*').
T(Sv fiiv yoQ TtdvTwv ßile* cinTerai^ og rig dg>€irj
„denn bei allen treffen die Geschosse, angenommen, es wirft einer
(hier im Sinne von: so oft einer wirft)" P631.
4) Der Indicativ des Futurs steht im Hauptsatz :
xat yoQ drj hoitoio tax* iaaerai fjdiog ä^rj
ov Tiva / vTtvog eloL ykvKeQÖg xat xfjdofievoy neq
„denn bald wird da sein die Zeit der sanften Ruhe, angenommen, es
überwältigt einen der süsse Schlaf, auch wenn man betrübt ist" r 510.
5) Der Indicativ eines historischen Tempus steht im Hauptsatze,
a. der Relativsatz folgt nach:
eyx€i 0 aiet
T^wag a/nw€ veüv, iig xig q^efoi omfACttov nvq
„mit der Lanze wehrte er die Troer von den Schiffen ab, angenommett,
es brächte einer Feuer (so oft einer bracJUe)" 0 730.
äHov fAßiXixioig, alXov oreQeolg inhaaiv
velxaov, ov xiva ndyxv jnax^S ^u9Uv%a Xioi&f
„den einen schalten sie mit freundlichen, den andern mit harten Worten.
angenommen, sie sähen ihn ganz ^vom Kampfe atlassen (so oft sie
sahen)" M 267.
ot; tiva yaQ tUcKOv iTtix^ovLojv avd'QiOTtwVy
ov Tuxxdv ovdi /nev iad^kov, o ug aq>eag €iaaq>lxoiTO
„keinen Menschen ehrten sie, weder einen schlechten, noch einen edlen,
angenommen, er käme zu ihnen (so oft einer kam)" % 414, %p 65, vgl.
fi 331, (i 317.
227
dkla yuxl alXovg
Ttaveaxov fivrjOr^Qagy o zig roiavra ye ^tot
. . y^angeMmmen, es ihäte einer solches (so oft einer solches that)"
X 315 (vgl. K 286 unter 3).
9 xal TtoiXoKi doaxov ahqtrj
foiq» bnoXog eoi 'aal ot€v xexQ^f^^oS i'^oi
„ und oft gab ich einem Bettler, wie er auch sein machte, angenommen,
es käme einer, der etwas brauchte (so oft einer kam)" q 420, t 77,
vgl. d 204.
og ^^ €7t€a q>Qealv rfsiv Sycoa/nd re TtoiXa ve yStj
fioiipy araQ ov xorra 7i6a/nov, eQit^ifievai ßaaiXevaiv
dkl* o tI Ol uaaito yeloiiov l4^doiOiv
eßifievat
„angenommen, es schiene ihm etwas lächerlich für die Adiäer sfu sein
(so oft ihm schien)" B 213, vgl. 31428.
b. der Belativsatz geht voraus:
ov di Idßoifii,
^iTVcaCKOV Teraycbv drco ßtjlov
„angenommen, ich hätte einen ergriffen (so oft ich einen ergriff), den
packte ich und schleuderte ihn von der Schwelle .." O 23.
0¥ Tiva fXEv ßaaiX^a xai e^o^ov avdna y^ix^^y
Tov 3* dyavolg krcieaaiv iQrjtvaaoxs^ Tta^aarag
„angenommen, er träfe einen König und einen hervorragenden Mann
(so oft er einen traf), zu dem trat er und hidt ihn zurück mU freund-
lichen Worten" fl 188, vgl 198.
xal ^* oSg fiiv QTCBvdovtag Xüok Javaäv raxvTtiihüfif,
tofvg fidka ^agatmeaite TtaQtatdfievog ifteeaaiv
„und angenommen, er hätte welche von den schnMrossigen Danaem
dahineilen sehen, zu denen trai er und ermufhigte sie mit Worten"
J 232, vgl. 240.
TCiiv 6^ S^ Tvg Ijonoio g>ayot fiehrjdia xa^/rJy,
cixir* ajtayyäiXai nakiv if^elsv ovdi veea-9'ai
„angenommen, es hätte einer von diesen die süs^ Fr%tcht genossen, so
wollte er nicht mehr Botschaft zurückbringen und zurückkommen" t 94,
vgl. 0 743.
6) Ein Imperativ steht im Hauptsätze:
öioqov S* avTi %i fioi öoirjg xeifitjkiov soto}
„das Gesclhcnk, angenommen, du gäbest mir eines, soll mir ein Schatz
sein".
15
228
Cap. in.
Der OptaÜT in NebensBtzen mit Conjunctloiieii.
Entsprechend dem dritten Capitel des Conjunctivs ztrfällt auch
das dritte Capitel des «Optativs in zwei grosse Abtheilungen. Die erste
umfasst die Sätze mit Conjunctionen vom Belativstamme, die zweite die
Sätze mit Conjunctionen von anderer Herkmift.
A.
Die Sätze mit Gonjunctionen vom Relativstamme.
Sie zerfallen natürlich wie die entsprechende Partie der Con-
junctivsätze in posteriorische und priorische.
§1.
Die posterlorisehen Sfttze mit ConJunetioBeB Tom Relati?Bt«mme«
Es kommen in Betracht die Conjunctionen ydd ydthä, iva oipQa
(bg ofttjg l'fog, über welche Einleitung Seite 53 flgd. zu vergleichen ist
Sanskritische Beispiele.
Ydthä.
äpa präca indra vf9väfi amfträn, äpä'*päco abhibhüte nudasva, dpö'dico
äpa 9Ürä * dharäca , uräü yäthä täva 9ärman mädema „ schUig o mächtiger
Indra unsere Feinde fort, mögen sie vom oder hinten, oben oder unten
sein, damit wir uns tummeln in deinem breiten Schutee, wörtlich: auf
diese Weise (wenn du unsere Feinde schlägst) möchten mr uns tum-
mdn etc." BV. 10, 131, 1.
ä' däivyä vrinimahö ' v&nsi brihaspätir no maha ä' sakhäyah, yäthä
bhävema mUhüshe änägä yö no data' parävdtah pit^'va „wir bitten heran
die göttlichen Hülfen, Brihaspati wird von uns gefeiert, ihr Freunde,
damit wir schuldlos seien vor dem gnädigen, der aus der Feme giebt
wie ein Vater'' RV. 7, 97, 2.
üpajänlta yäthe ' yäm pünar ägächet „ denJct nach , auf diese Weise
mochte sie dann wohl wieder zu uns zurückkehren ("= denkt etwas
aus, wie sie wieder zurückgebracht werden könnte)" ^at. Br. 11, 5, 1, 2,
vgl. Einleitung Seite 61.
sa väi yathä nojnapayä, räjaputra, tathävada, yathäi'vä*angirasab
sann upeyam tava putratäm „du, damit du uns belehrest, spridi o
Königssohn, auf diese Weise (= in Folge davon) möchte ich, obgleich
229
Angirase seiend, wohl eingehen in deine Sohnschaft" d. h. sagey tvie ich
eingehen könnte" Ait. Br. 7, 17 (vgl. Einleitung Seite 62).
Ydd liegt mir vor in folgender Stelle:
yän nünäm afyäin gätim miträsya yäyäm pathä' „möchte ich, damit
i<:h nun gtUen Weg erlange, auf dem Pfade des Mitra wandeln"
RV. 5, 64, 3.
Während in den bisher angeführten Sätzen der Optativ des Neben-
satzes dem Wunsch - Optative , wie er uns in Hauptsätzen begegnet ist,
am nächsten steht, ist er in dem folgenden Beispiel den Hauptsatz-
Optativen des nicht auf einen bestimmten Fall bezüglichen allgemeinen
Gebotes (Seite 198) zu vergleichen:
täd hy ^vä brähmanönai ' shtävyam yäd brahmavarcasi' syä't 9^t. Br.
1, 9, 3, 16. Wenn man die Genesis dieser Periode verständlich machen
will, muss man so übersetzen: „ein Brahmane muss sich Mühe geben,
in Folge davon soU er Brahmavarcasin sein ". Das vorwärts weisende
tdd ist erst hinzugekommen, nachdem die beiden Sätze ihre ursprüng-
liche Selbständigkeit verloren hatten (vgl. Einleitung Seite 48).
Griechische Beispiele.
Wie an der entsprechenden Stelle des Conjunctivs kommen hier
Sätze zur Sprache , die eine Absicht oder beabsichtigte Folge enthalten,
doch ist gemäss der von dem Conjunctiv abweichenden specifischen
Bedeutung des Optativs nie eine so bestimmte Absicht oder eine so
nothwendige Folge ausgedrückt, wie in den Conjunctivsätzen.
"Iva.
%6v /tot' iydnf int vrjog ivaaiXfioio iieXaivrjg
ä^(ü T^A' ,7^cfxi;e i''« f^oi ßiotov Ttolvv aixpoi
j,auf diese Weise könnte er mir viel einbringen" q 249.
zdxiOTii ftoi evdov etaJQOi
elev IV SV uliaiij Xaqav Tetvxoliisd^a SoQTtov f 408.
vvv d' Iva xai aot Ttevd^og evI (pQeai ^ivqIov eirj
naidbg ccTCOfpS'i^iivoio, tov ovx VTtodi^eai avrig
oiTcade voaTrjaavza S 88.
"0 q>Qa,
iv d' ovroIOL nvhxg Jtoii^ao^ev ev aqaqviag
0(pqa öt^avtaiov iTVTtrjlaalrj odog ecij H 340,
yydurch die würde auf diese Weise ein Weg gehen". H 349 könnte der
Optativ aus dem Conjunctiv entstanden sein.
230
äg ifi' äi<nioaetav ^Okvfima Sfifiar ex^rteg
Tji (jC evTcXMoa^iog ßdloi ^Jdqfte^ig oq^q^ 'Odvar^
oaoofiivri xai yäiav vtco a%vyBQrpf dapiyfjoifAyjpf
fiTjdi Ti xelqavog dvÖQog htp^aivoifii vorjfia t; 79.
^üg und "OTtwg.
Die optativischen Sätze mit iog bieten noch manche Schwierigkeit
und bedürfen vor allem einer über die homerischen Gedichte hinao^-
gehenden Untersuchung. Mir haben sie sich folgendermaassen dargestellt:
Für den reinen Optativ habe ich nur das Beispiel:
Zeig TO / ale^aeie xal äd^avaroi &aoi aXkoi
cog vfi^lg naq^ ifieio d^orjv ini vija xioire y 346,
Wenn man diese Sätze in ihre Selbständigkeit zurückübersetzt,
so kommt ein dem beabsichtigten entgegengesetzter Sinn heraus. Man
muss also annehmen, dass diese Periode nach Analogie solcher mit
einem Hauptsatz positiven Sinnes gebildet sei. Wenn da stände: „Zm^
gebe", so wäre das (hg wohl verständlich: „Zeus gebe, in Feige davon
könntet ihr".
Dem Optativ ist xiv beigeftgt:
ovräg •^eiog dotdog ex(ov q}6Qfiiyya kiyeiav
fjfuv fjyeiad^ü) q>ih>7taiy(ÄOvog oQXV^holo
wg nav Tig (paitj ydfxov l/u/ieyat
„in Folge davon konnte dann wohl jemand meinen" \p 135.
Xox^o9'€ TtTolifÄOv ^I^aurfJiOL d^aldoio
äg xev dvai/iuti ye SiaxQiv&elre %d%iaTa
„in Folge dessen könntet ihr noeh ohne Blutvergiessen auseinander-
kommen" w 532.
oi TtoTQog fiiv ig olxov dTteQQiyaai viea&ai
Ixagiovy wg x* avzog eedvciaaiTO ^iyarga
„sie seheuen sich in das Haus des Vaters zu gehen, in Felge davon
(nämlich in Folge ihres Kommens) möchte er wohl selbst die TodUer
verloben" ß b2. Dieser Satz ist mit den Relativsätzen zu vergleichen,
welche „ zur Ergänzung von etwas nicht Vorhandenem " dienen (vgl. Ein-
leitung Seite 89).
Auch der Satz mit hntjg, der hierher gehört, ist ebenso zu
erklären :
ovSi TL olde vofjaai Sfia TtQoaaa) xal oftiaao)
07t7to)g Ol naqd vrjval aooi fux%ioivxo Id^aiol
„nicht weiss er irgend etwas auseudenken, in Folge davon (wenn er
nämlich etwas wüsste), könnten die Achäer unverletzt bei den Schiffeti
kämpfen" A 343.
231
In folgendem Satze mit (hg scheint (ig so weit seine specifische
Bedeutung verloren zu haben, dass es wie ydd nur eine Verbindung
irgend welcher Art bezeichnet:
ola&a yäg Sg x' aortaazbg ivi fieycegoici qxxvslfj
,ydu weist es, er würde erscheinen^' xp 60.
Dem Optativ ist av beigefügt:
xwC/daw di toi oaae nccQOg TtegiTcaliJ^ iovts
wg av aaixiXiog naai ^rjOr^Qüi (pavurjg
„ in Folge dessen möchtest du woJd aMen Freiern armselig erscheinen " v 402.
tip X« Taxa yvoiTjg (piX6i;rjta re tcoÜA ze dcjQa
i^ ifiBv (og av zig ae awavrofÄevog /naTiaQiJ^oi o 538.
Bei dem Conjunctiv hatte ich Einleitung Seite 64 noch Sätze zu
erwähnen, die zeitlich mit dem Hauptsatze verknüpft waren, Sätze mit
0T€j o(pQa, Swg, elg o. Diesen weiss ich aus dem Optativ nur folgendes
an die Seite zu setzen:
TOfpQa yaq av xarä aazv TtOTinTvaaoi/Äsd'a ^i9ifi
XQTJfiar^ dnaiTitiovTeg Viag x' ärto navta dod-elti ß 78.
%^
Priorisehe Sätze mit Co^Janetlonen vom Belativstamme.
In dem entsprechenden Paragraphen des Conjunctivs unterschieden
wir drei Gruppen. Die mittlere auch dort nur durch wenige Beispiele
belegte kommt bei dem Optativ in Wegfall. Es bleibt also nur übrig:
I. Der Optativ in Gleichnissen, II. Der Optativ in Bedingungs- und
Temporalsätzen.
I.
Der Optativ in Gleichnissen.
Ueber diese Sätze vergleiche man Einleitung Seite 66 und 67.
Sanskritische Beispiele. «
yänti vä' äpa, 6tj ädityä, ^ti candrämä, yänti näkshatränl yäthä ha
va etä' devätä n^'yur nä kurjur, eväm'häi'vä täd ähar brähmanö bhavati
yäd ähah svädhyäyäm nä' ' dhite „ es wandeln die Wasser, es wandelt die
Sonne, es wandelt der Mond, es wandeln die Sterne, Als ob diese Gott-
heiten nicht wandelten und handelten, so ist ein Brahmane an dem
Tage, wo er nicht studirt'' QdA. Br. 11, 5, 6, 10. yäthä'nyäsy&m yönäu
r^tah siktäip täd anyäsyäiii prajijanayishet „une wenn er den Samen,
der in einen Schoos gegossen ist, in einem andern sich zur Frucht ent-
wickeln lassen wollte*' Qat. Br. 12, 5, 1, 13. sa yäthä nadyä'i päräm
232
paxäpä^yed eväm sväsyä 'ynshah päräm päräcakhyäu „er sah dc^ jenseitige
Ende seines Lebens, toie wenn einer das jenseitige Ufer eines Flusses
erUidäe^' 9^t. Br. 11, 1, 6, 6. Diese Construction scheint im Sanskrit
ziemlich selten zu sein. BB. fuhren nur zwei Stellen aus der nichtvedi-
sehen Literatur an. Gewöhnlich werden solche Gedanken im Sanskrit
nicht mit Verbalen, sondern mit nominalen Mitteln ausgedrückt , z. B.
amänusham iva väi mä vi9asishyanti „toie einen Nichtmenschen (tds
ob ich kein Mensch wäre) wollen sie mich schUichten^' Ait. Br. 7, 16.
Griechische Beispiele.
ovK akiyiOf (og €t /u£ ywfj ßaXot rj ndiq aq>Q(ov J 389.
a^g)/ ju' ^Oivaarioq Talaaiq>QOvog ixcr' avzij
Ti^ ixeXr], wg et I ßu/ßaro fiovvov iowa -^467.
ßi] (T i^ev avcrioixjv evöe^ia gnata hoaaxov
7tdvtoa€ %eiQ^ OQeytav, utg u mb]%bg nahxi eirj q 366, vgl. B 780,
X411, i 314, X 416 (cf. 420).
U.
Die Temporal- und Bedingungssätze mit Conjunctionen
vom Belativstamme.
Indem ich auf Einleitung Seite 68 und 72 verweise, mache ich
hier nur folgende zwei Bemerkungen:
1) Der Optativ in priorischen Nebensätzen bedeutet die AnnaJhme.
Ob diese Annahme zeitlich oder logisch das Prius zu dem Hauptgedanken
bilden soll, ist nicht immer an der Conjunction zu sehen. So kann
namentlich yadä und mB, welche gewöhnlich in temporalen Annahme-
sätzen ihre Stelle haben, auch in sogenannten reinen Bedingungssätzen
stehen. Ein durchgehendes äusseres Unterscheidungszeichen der beiden
genannten Satzarten existirt in der von uns behandelten Periode nicht.
2) Die optativischen Bedingungssätze sind Annahmesätze. In der
Mehrzahl der von mir beigebrachten Sanskritbeispiele ist besonders die
Beliebigkeit der Annahme betont. Daraus entwickelt sich der Gedanke
des voraussichtlichen Nicht -Eintretens der Annahme. Andere Beispiele
wieder zeigen Annahmen, deren Eintreten wohl möglich wäre. Diese
Nüan9en des Sinnes sind sprachlich durch nichts ausgedrückt.
Sanskritische Beispiele.
Es kommen die Conjunctionen yäd yddi yadä ydrhi in Betracht
Wir fahren zunächst Beispiele für ydd und yddi an, welche beiden
Conjunctionen, wie es scheint, dem Gebrauch nach in nichts ver-
schieden sind.
233
Im Hauptsatz steht der Optativ und zwar
a. der Hauptsatz folgt nach:
yid indrä'häm yäthä tväm i9iya väsva ^ka it, stotä' me göshakhä
syät „wenn ich wie du Indra verfügte Ober Gut aüein, so würde mein
Lobsänger rinderbesitzend sein'^ BY. 8, 14, 1. yäd agne syäin ahäm
tväm, tväin vä ghä syä' ahäm, syüsh te satyä' ihä''9{shah „wenn ich
0 Agni du wäre, oder du ich wär,est, so würden deine Wünsche erfvUt
werden'' RV. 8, 44, 23.
yäd agne märtyas tväm, syäm ahäm mitramaho ämartyah sähasah
sünav ähuta, nä tvä räsiyä*bh{9astaye vaso nä päpatväya santya, nä
me stotä^'mativä' nä dürhitah syät „wenn du o Agni ein Sterblicher
(wärest) und ich du Freundereicher (so BB.) ein UnsterUicher , du
besungener Sohn der Kraß, so würde ich dich nicht dem Fluche über-
liefern oder der Armufh, mein Sänger würde nicht arm, nicht unglück-
lich sein'' BV. 8, 19, 25 und 26. Dass diese beiden Verse im Verhält-
niss von Vorder- und Nachsatz stehen, hat Muir joum. B. A. S. ner.
ser. n, 381 nachgewiesen, vgl. noch BV. 7, 32, 18 (in der entsprechenden
Stelle des Sämaveda im Nachsatz Conjunctiv), vgl noch BV. 8, 59, 5 und
1, 38, 4; worüber Muir a. a. 0. und Max Müller Bigv. transl. I, 70.
yädi virö anu shyä'd agnlm indhitä märtyah, äjühvad dhavyäm
änushäk, 9ärma bhakshita dä'ivyam „wenn der Hdd dem Gotte nach-
geht, der SterUiche das Feuer anzündet, opfernd das Opfer der Reihe
nach, so erlangt er den göttlichen Schutz" Sämaveda I, 82 sä hd'väca
yäjnavalkyo „brähmanä' vai vayäm smo, räjanyäbandhur asäu. yädy
amum vayäm jäyema, kam ajaishm^'ti brüyämä"tha yädy asäv asmän
jäyed brähmanäh räjanyäbandhur ajäishid Iti no brüyuh „Y. sprach:
„wir sind Brähmanen, er ist ein Laie, Gesetzt, wir besiegten ihn, so
würden wir spreclien, wen haben wir besiegt? aber gesetzt, er besiegte
uns, so würde man zu wns sagen: ein Laie hat Brähmanen besiegt"
gat. Br. 11, 6, 2, 6.
na nividah padam atiyäd; yan nividah padam atiyäd, yajnasya tac
chidram kuryät „er (der Opfernde) soll kein Versglied der Nivid über-
gehen; überginge er eins, so tvürde das eine Unterbrechung des Opfers
verursachen" Ait. Br. 3, 11. yadi kirtayed upäft9U kirtayed .(©s ist
zweifelhaft, ob man die Bakshas anrufen soll) „wenn man sie aber
anruft, soll man sie leise anrufen" Ait. Br. 2, 7. sa yad ekadevatyah
pa9uh syän „ medhapataye " iti brüyät „wenn das Thier für einen Gott
bestimmt ist, soU man die Formet „medhapataye u. s. w." gebrauchen"
Ait. Br. 2, 6.
yadi väsänsi vasiran , raktäni vasiran „ wenn sie Gewänder anziehen,
sdUen sie gefärbte anziehen" Ä9V. gr. 1, 19, 11.
234
Die Negation dieser Sätze ist wohl nd, vgl. Af?. gr. 1, 13, 2.
Auch Fragesätze finden sich als Hauptsätze :
tad ähur: yad dhiranyam na vidyeta katham syäd iti „so wendet
man ein: Gesetzt nun, es wäre kein Gold auf Eintreiben , wie wurde e%
dann sein?^^ Ait Br. 2, 14.
b. der Hauptsatz steht voran:
afigushtham eva grihniyät ' yadi kämayeta pumänsa eva me putra
jäyerann iti „nur ihren Daumen ergreife er, wenn er uJÜnsdU, mochten
mir niMT Söhne geboren tverden" A9V. gr. 1, 7, 4.
kä tätah syäma yäd asyai nä bhäjemahi „was solUe dann aus uns
werden, wenn wir an ihr (der Erde) keinen Theü hätten^* 9^i Br. 1, 2, 5, 3.
kvä t^ syur, yän meghäh syä't „was soU aus ihnen werden, wenn
schlechtes Wetter ist?'^ ^at Br. 3, 2, 2, 5. (Es handelt sich um eine
Cerimonie, die nur bei heiterem Himmel vorgenommen werden darf).
Optativischen Sinn hat auch folgender Hauptsatz :
sa yadi na jäyeta, yadi ciram jäyeta räkshoghnyo gäyatryo'nücyab
„wenn Agni etwa nicht erzeugt tverden sollte oder zu langsam erzeugt
werden soüte, so sind die raJcschastödtenden Verse zu sprechen" Ali
Br. 1, 16.
Yada.
Im Hauptsatz steht der Optativ.
a. der Hauptsatz folgt nach:
yadä.. uttarakurün jayeyam, tvam u häi'va prithivyäi räjä syäh
„wenn ich das Land der Uttarakurus erobern sollte, dann umrdest
du König werden" Ait. Br. 8, 23. piese Eroberung ist aber ein Ding
der Unmöglichkeit, man vergleiche die ganze Erzählung bei Muir l^ 493).
yadä' kadä' ca milhüshe stotä' järeta märtyah, ä3 id vandeta Yärunam
„wann immer irgend ein sterblicher Lobsänger einem Spender singt,
so preise er den Varuna" Sämaveda 1, 288.
b. der Optativ ist in folgendem voranstehenden Hauptsatz zu
ergänzen :
caturthe garbhamäse simantonnayanam , äpüryamänapakshe yadä
punsä nakshatrena candramä yuktah syät „im vierten Monat der
Schwangerschaft (finde) das Ha^rauf streichen (statt), (und zwar) i»
der Hälfte des wechselnden Mondes, wenn der Mond mit einem mäiin-
lidien Stembilde in Verbindung ist" A9V. gr. 1, 14, 1.
Ydrhi
f&hren BB. aus Taitt. Sanh. 1, 7, 4, 3 in dem Satze an:
yarhi hotä yajamänasya näma grihniyät, tarhi brüyät „wenn der
Priester den Namen des Opfernden nennt, dann möge er sprechen".
235
Griechische Beispiele.
Im Griechischen gehören hierher nur Sätze mit ore, 6/ror£, oaadxig.
Wir unterscheiden zwei Gruppen, je nachdem ein Optativ oder
ein Indicati? im Hauptsatz steht. Die ersten haben eine Hinneigung zu
den Conditionalsätzen, bei den zweiten entwickelt sich leicht der Gedanke
der Wiederholung (vgl darüber das Optativ Cap. 11., Seite 222 Bemerkte).
1) Im Hauptsatz steht der Optativ.
a. der blosse Optativ:
el i* aye dij fioi tovio ^sd, vrifieQTig ivlaneg
ü TCijg rrjv olörjv /ley vjcexnQoqrvyoifÄi XaQvßSiv
tflP di x' äfÄwaifAfjv, ot€ (aol aivono / hcaiqovg f.i 112.
ei yag (ttiv &ava%oio dvarjxeog cSd« dwaifirjv
v6oq)iv dnoK^ifjai, oVe fiiv fioQog alvog l'mvoL a 464, vgl. <Z> 429.
b. der Optativ mit xiv:
xai x£ TQirpioaloiaiv iytjv avÖQeaai fioxol^rp^
avv aol, notva d^edy ot€ fioi nQ6q>Qaaa* iTtagi^yoig v 390.
c. der Optativ mit aV:
ov yaQ Ttwg av ^vrjcog dvrjQ zdde fitixctvoi^no
(Jß avtov ye v6(ffy ot€ ^iJ d-eog aitdg inehd'tiv
^7jidi(og e&il(av d-eirj viov rjdi yiQOvra tt 196.
Zrpfog d' orx av eywye Kgopiovog &oaov ixoifitpf
ovdi xccvevtn^aaifi' ote ^fj airog ye xelevoi S 247.
dXXd xä /äsv voiü) xal q>Qdaaofiai^ aod* av ifttoi tcbq
ctvrfj firjdoiiirjtf Ste /le xqbim %6aov ixoi c 189.
2) Im Hauptsatz steht der Indicativ, und zwar entweder eines
Tempus der Nichtvergangenheit oder der Vergangenheit.
Zunächst ein Tempus der Nichtvergangenheit:
ev&a (T dvä aracpvlal navroiai iaaiv
ojrnore üj Jvog lagai inißQiaeiav vneQd'e lo 344.
ainv ol iaaelrai ....
vrjag iviTt^aai, ote (xij avTog ye KqovIcjv
efißdXov al&Ofieyov dalov n^saai d-oyaiv N 320.
Sodann ein Tempus der Vergangenheit und zwar
a. ein gewöhnliches Tempus der Vergangenheit:
ev&a Tcdgog xotfiäS-'' Sr« fiiv yXvxvg vnvog rmvoi -^610, t 49.
^ 6 yegaiog
t(avw&\ St' ig TtoXBfxov q>&LaijvoQa d'WQvjaaoiro K 78.
jta'of d' oXrj dtaqnixog fj^v ig avzi^v,
xrj wiaoovTO q>OQ^€gy Src tfvy6(fi€v dXuyrjv 2 566.
236
aü' 0T€ dt] ^' ^YavTS ^i€TaaTQeq)d^tvTe xar' avrovg
OTaiTjaav, twv de rgaTttto XQf^S P 733, vgl. /C 14, P 463, Y 227,
k 510 (vgl. 513), 7t 141, T 371. .
TtoHdxv (,uv ^eiviatrev uiqrjifpiXog Mevelaog
olLY.(ff iv rjiiiaT€Q(iJy bnoxe KgiJTTjd^ev ixoito F 233.
dyoQy de e ttovqoi ^ixaiüv
vixwv, OTCTtore xovqoi eqiaaeiav neql f.iv&a}v 0 284, vgl. K 189,
iV711, T317, y283, t 217, vgl. 221.
6aa6%i 3* OQ/ni^eve TCodaQxrjg diog A%ilX^g
Toaami fiiv fieya xif^a TtXäCe O 265.
b. ein iteratives Tempus:
7] toi Sre Xrj^eiev aeidiav d'slog aoiSogy
danQv o/ÄOQ^diÄevog xeq>akijg drcb q>aQog eleaxev & 87.
aW ore dfj Tcolv^irp^ig ävat^eiev *Odvaaevg
OTaaxev, vnai de cdeoKe 1217, vgl. T132, A 503, y 191, fj 138,
^ 220, i 208, X 597, fi 237, a 7.
0? d* OTT&ce avQhpavreg Ixoiaro teXaov aQOVQtjg
roiüL d* eTtUT^ iv x^Q^*' dirtag fiehr]deog oivov
doaxev dvrjg iniciv ^544, vgl. A 591, /i 381.
oaaaTu yaq xvxpei^ 6 yeQiav nuevv (leveaLvuyv
Toaadx' vdcjQ aTcoleayLtv' dvaßQO%iv l 585, vgl. X 194.
Ein Beispiel liegt mir vor, in dem der Optativ mit y.ev erscheint:
ovTü) xal Twv 7tq6a&ev iTtevd^of^ie&a xXea ävdQÜv
fjqtmv^ ore X6V ziv^ ejtiKdq)€Xog xo^og Ixot /525.
B.
Sätze mit Conjunctionen von anderer Herkunft.
Wie Gonjunctiv Seite 171 kommt hier hauptsächlich ei in Betracht
über welche Partikel Einleitung Söite 70 flgd. gehandelt ist. Und zwar
sind auch hier wieder
1) Posteriorisehe Sfttze mit el
zu erwähnen, üeber sie ist Einleitung Seite 72 eine Bemerkung gemacht,
woraus hervorgeht, dass sie in zwei Classen zerfallen, nämlich einmal
diejenigen, in denen sicher der Optativ ursprünglich ist, und sodann
diejenigen, in denen er vielleicht aus dem Gonjunctiv hervorgegangen
ist. Zu der ersten Classe gehören die folgenden nicht eben zahlreichen
Sätze, unter denen, wie beim Gonjunctiv diejenigen vorangestellt sind,
237
in denen der ursprüngliche Sinn des Modus, also in unserem Falle der
Wunsch noch am deutlichsten ist:
et 7tü)g %rp^ oXofjv fiiv v7t€7in:QO<pvyoifu Xdgvßdiv
TTjv de x' CL^iwaifirpf 8t€ ^oi oivowo / kralQOvg
„belehre mich, auf diese Art möchte ich wohl vermeiden^' /u 112.
äXJC b%i Tov dvOTtp^ov oiofiaiy sl no&ev iXd^vjv
avd^wv fÄvrjar1^Q(av axidaaiv xarä dwficcra ■d'eir]
„ich erwarte ihn, möchte er dann auch u. s. w" v 225.
In einer Anzahl Stellen nähert sich der Satz mit ei der Frage.
Wie diese Annäherung möglich sei, habe ich Conjunctiy Seite 171 flgd.
zu erweisen gesucht
Zeig yaQ nov %6 ye olde xal a&oc¥axoi 9eoi äkloi
ei %e fuv äyyellaifiv Idciv § 120.
Tig 3* oid* ei xiv oi avv daiiiovi ^vfibv oqlvaig
noQemwv A 792. Man vergleiche auch a 414.
Zu der zweiten Glasse gehören diejenigen ^ätze, bei denen es
zweifelhaft ist, ob sie nicht. auf die im achten Capitel der Einleitung
beschriebene Weise aus Conjunctivsätzen entstanden sind.
Man muss bei ihnen die der Form nach unabhängigen von denen
unterscheiden , welche ihre Abhängigkeit schon durch den eingetretenen
Personenwandel kundgeben.
üeberall erscheint, wenn man den Satz in seiner Unabhängigkeit
wieder herstellt, ziemlich deutlich der Wunsch.
Wir stellen die erste Oattung voran:
rnxaq hyd liTtdfirp^ xcrxä ßvaaodofievdüv
ei nwg Tiaal/irpf, doirj di fdoi evxog ui^rjvri
„mit dem Wunsche: könnte ich doch^' etc., i 317.
TLaQTtakiittiog Ttagä vtjog ävi^iov eg TteQKOTvrjvy
ei nwg eqya Ydoifii ßQorüv ho7tr[v xe Ttv&oifirp^
„in der Hoffnung, möchte ich doch" etc., x 146, vgl. i 421.
Interessant ist et neben otpQa:
all iycj ov Tttd^ofit/p ....
oq>Q' avcov %e Xdoif,a y^ai ei (,ioi ^eivia dolri i 229.
fj^elg 3* avre Tuyjcxvo^eyoi zä ad yövva
ix6fie&\ €t TL Ttoqoig ^eivi^iov i 267.
^Iv^ov, ei Tivd (.loi yXrpfjdova TcarQog evloTtoig 6 317, vgl. l 479.
iyio ^ivov efÄTtedov, eX Tig IV el»oi X 628, vgl. B 98, E 163, a 115,
/?343 (man hatte die Krfige hingestellt in dem Gedanken: „möchte er
doch noch kommen") /? 351, fx 334.
238
Hieran schliessen sich die Sätze, welche ein Zeichen der Abhängig-
keit an sich tragen, indem
a. aus der ersten Person des Verbums die dritte geworden ist:
äkV cofaTteTtTa/iivag e^ov cnfigeg, u tiv" ecaiqüjv
ix Ttoli^av q>€vyayTa aawaeiav fievä vfjag
„sie hielten die Thüren offen in dem Wunsche , möchten wir doch retten
können'' M 123.
cnjTog d* elvi dvQjjai xad-iCero x^^Q^ Ttetdaaag,
£L Tiva Ttov fi€T* oBOüi Hßoc ateixovTa ^QcCe
„mit dem Wunsche: möchte ich doch einen fassen'' t 417.
nolXa di %* ayxe^ in^lS-e /iw' aviqog Xjvl^ iQewciv
eX7to9ev e^evqoi -5 32?, vgl. r450, z/ 88, J? 168, M 334, JV760,
P 681, W 40, € 439, oder
b. ans dem Pronomen der ersten Person das der dritten ge-
worden ist:
fjda di o\ Tiazä dvfiop agiart} q>aiveTO ßovXtj
Niaroq* ent nQWTOP Nrjkrjiov ihd'iiney ävdftav,
et Tiva oi avv fi^riv äfivfiova rexTijvano
„in den WunscJte: möchte er mir doch einen Bath geben" K 20.
6 g.iiv avxiog r'ikvd-e yofvvixjv,
u Ttiog ev TtBipldowo Xaßwv xat tcoöv atpeirj
„mit dem Wunsche (im Herzen) möchte meiner doch schonen" Y 465.
ffjTO xdt(o oQOtüv TtOTidfyfievog ei rt fxiv einoi ifj 91, (Odysseus
wünscht, dass Penelope ihn anreden möge). Man vergleiche noch iV807
und X 91.
2) Prlorlsehe Sätze mit d.
Man vergleiche über diese Einleitung Seite 72 flgd. Wir theilen
die hier anzufahrenden Beispiele nach der Beschaffenheit der Partikel
in drei Gruppen: erstens Sätze mit ei yctg, zweitens Sätze mit eX^e,
drittens Sätze mit el. Diesen drei Gruppen stellen wir zur Einleitung
solche priorische Optativsätze voran, welche zwar die Partikel el nicht
haben, aber doch dem Sinne nach sich mit den £e- Sätzen durchaus
decken. Man sieht in ihnen noch ganz deutlich, wie der Wunsch sich
unter der Wirkung eines nachfolgenden Gedankens zur Annahme
gestaltet.
ovtüP VV9 Zevg ^elrj SQlydovjtog noaig ^*HQfrjg
OLxaöi T* iX^efievai xal voarifiov ^/aag Idio^at
%if xiv TOi xat xeid^i d-ei^ Sg €vxeTO(p/nrpf d- 465, vgl. AT 55, CP 429,
S2 439, ^ 193, Q 243, % 134.
239
Aach in den nun anzufahrenden Sätzen mit ei yaq scheint der
Wonsch noch deatlich durch.
Der Satz mit bI yaq steht immer voran, im Nachsatz steht immer
der Optativ, und zwar
a. der reine Optativ:
€* yitq iytjv cmw viog urpf npd^ inl dvfi^
i] Ttdig fi§ ^Odvatjog afiifiovog rji xal avrog'
aizlyC ertBiT ait Ifielo xd^fj rafioi dU/kgiog qxag n 99.
b. der Optativ mit xeV:
u yoQ TovTO ^elve knog zeleasie KqovIcjv
YPoirjg j^ cXrj iftiij dvva/^ig xal x^^^S ^Ttanai v 236, vgl. (p 199,
N 287, P 159, a 265, d 346, q 513, a 366.
Oefter wird der Inhalt des Bedingungssatzes in einem t^
zusammengefasst :
el yotQ Zev tb naiBQ tuxI H^rprali^ xal ^!dn:o)Jjov
TOiovTov dlxa ittoi av^q^Qad^a^eg ehv uixaiw'
%Q xe tax* f]/^vO€i€ TtoXig IlQidfiOiO äyaxTog £ 371, vgl. J 288,
P 561, 0 536, Q 165, r 309, q> 37 A.
c. der Optativ mit äv:
et yccQ l/r' dq^aiv telog fjgj.€TiQrjai yivoiTO'
ov% Hv rig tovTüjv ye iv&QOvov rjd ixoiro q 497.
Auch in den Sätzen mit eYd-e, die sich denen mit el ydq unmittel-
bar anzuschliessen haben , ist der Wunsch noch ganz deutlich. Sie stehen
ebenso wie die mit ai ydg stets voran, es folgt im Nachsatz stets der
Optativ mit x€v:
eYd'S &eöiai q>llog roaaovde yivono
ocaov BpLoLy Toxcc xiv e 7(vveg xal yvrteg sdotsv X41, vgl. tj 333.
£1^' oaov Yiaawv elfil toaov aio q>f^BQog iirpf'
rijf X« Toxa orvyeQiSg TtoXifiov dTteQWTjaeuxg iT723, ff 157, vgl. 132.
Es verdient noch bemerkt zu werden, dass die eben angeführten
Wunschsätze mit ei ydq und eXd^e ebenso wie alle anderen Wunschsätze
realisirbare und unrealisirbare Wünsche enthalten können. »Die soge-
nannte Bedingung der Unmöglichkeit ist sprachlich dnrch nichts
angezeigt.
Ich konmie drittens zu den
Sätzen mit blossem ei.
Auf eine Schwierigkeit, welche Einleitung Seite 73 angedeutet ist,
gehe ich nicht noch einmal ein. Es konmit hier darauf an , das Material
m sachgemässer Anordnung vorzulegen. Es ist , wie schon öfter hervor-
gehoben wurde, bei priorischen Sätzen das Natürliche, dass sie voran-
240
stehen. Wir haben desshalb die voranstehenden Sätze mit ei als erste
Gruppe, die nachstehenden als zweite Gruppe anzufahren. Ein zweiter
Eintheilungsgrund ergiebt sich aus der Thatsache, dass in den priorischen
Sätzen mit el der Optativ nicht wie bei denen mit ei yaQ und ei&e immer
rein ist, sondern mit niv und ov verbunden werden kann. Die weitere
Verzweigung der Anordnung richtet sich nach dem Yerbum des Haupt-
satzes. Somit ergiebt sich folgendes Schema:
I. Der Satz mit ei steht voran.
1) Der Optativ ist rein. ^
Im Hauptsatz steht
a. Optativ,
b. Conjunctiv,
c. Indicativ.
2) Der Optativ ist mit xiv oder av verbunden.
Im Hauptsatz u. s. w.
n. Der Satz mit el folgt.
1) Der Optativ ist rein.
Im Hauptsatz u. s. w.
2) Der Optativ ist mit xev oder av verbunden.
Im Hauptsatz u. s. w.
Ich schreite nun zu der Anführung der Belege:
I. Der Satz mit ei steht voran.
1) Der Optativ ist rein:
Im Hauptsatz steht
a. der Optativ und zwar
a) der Optativ mit xev:
ei %eiv6v ye tdoifu %aveX&6v%* ^Aidoq eian}
gHxirjy x€ (pQ€v* ckignov oiCvog i7clela9ia»ai Z 284 , vgl. IT 623,
n 148, a 254, t 127, P 103. 163.
aUC et /Äol %i Tti&oio %6 inxv TtoU xiQdiov eYtj v 381, H 28.
ei ^lev dij av / l/rci^a, ßocSnig n&fvia *^Hipi?,
laov ifiol tpQoviavaa /u€t' ad^ava^oiai xad^ß^otg,
t^ xe Iloaeidatav ye, tuxI el fidXa ßovlerai älhj
alipa fieraoTQexlJeie voov O 49, vgl. y 224, t 456, A 601.
In diesen Sätzen dürfte noch ziemlich der Wunsch durchzufühlen
sein, und zwar ist der Gedanke an die Erfüllung des Wunsches durch
die Situation nicht ausgeschlossen. Ausgeschlossen ist dieser Gedanke
dagegen in folgenden Sätzen:
241
€1 toiogo eiTj Tjfiev oefiag i;de xat e^a
oJov fiiv TQolrpfde luwv nuxrilsiTtev ^OdvaaeuSy
alipa ne ^rpjaaio iöwv taxvTijTa xal dXxi^ ^313.
ei Ttavreg ae Ydoup äy* ^laaov ^gyog u^xaiol,
Ttlioveg xe fivriGT^eg ev vfierdQOiat dofxoiaiv
Tfä^sv daivvoTO a 246, vgl. 1 386 {7tdaBv\ e 206, % ^h M322.
In den folgenden Sätzen ist der Wunscli nicht mehr 90 deutlich
fühlbar nnd über die Erfüllbarkeit oder Unerfollbarkeit der Annahme
nichts direct in den umgebenden Gedanken ausgesagt:
el de av/ eigehS'Ovaa nvlag xat zsix^a fictytQa
wfiov ßeßQii&oig Jlgiafiop ÜQiafioio te natdag
akXovg TB TQwagf totb -Kev %okov i^cmiaaio J 34.
Die Möglichkeit, dass die ungeheuerliche Annahme wahr gemacht
werden könne, ist nicht direct von der Hand gewiesen, da es sich ja
um Götter handelt.
u TtBvrrp^aifta Xo^oi fiBQOTCüJV av'^QWTCtav
vüi TtegiaToiev xreivai fiefiawteg !^^t
xat xey TcSv iXdaaio ßöag xai Xq>ux fifjla t; 51.
€i meivov y' ^Id'omrpfde Idoicero voaTrjaana
TtavcBg X* äqviaalat'' iXaq>Q6T€Q0i nodag elvat a 163.
el d* 'Odvoevg el9oi nuxl Yholt" ig ncnqida ydiav
alipä xi TOL ra dvqetqa xfxi evgia iteQ fidl* iovra
q>evyoyn azeivoiTO dtex 7tqo9vQoio 9vqatjB a 386.
I>er Bettler ist natürlich nicht in der Lage , die Bückkehr des Odysseus
als Wunsch auszusprechen. Vgl. noch ff 129, S 208, X 356, q 223. 407.
.Schliesslich sei eine Bedingungsperiode erwärmt, deren Nachsatz
ein Fragesatz ist:
et n€Q yoLQ xtelvaifit /ii6g te ai^ev %e htrjrv
rtri xev vTtexTtQoqwyoif^i v 42.
ß) der Optativ mit av:
el fiiv Yvv Int aXXip äe&levoifiev lixavoL
^ T* ay iy<a tä nQwra laßwv xUaltjyöe q>eqol^rjy V 275.
ei iiev yaq fiij öwfa q>iqoi xd (T oniad'^ ovofidCjov
^TQeidrjg, dil* alev ini^ag>el(og xalenalvot
ovx av eywyi ae fitjpiv dTtoqqi^Hxwa xeXoifirjv
^(ffeloiaiv dfiwi/jievai / 515.
Tüh eX zig ae Xdono &oijy 3id vvxTa fiilaivav
avtW ßy i^elTtoi fl 653. Man vergleiche noch JY 289, il 744.
b. Im Hauptsatz steht der Gonjunctiv:
el lih üi drvlßiov avv tei%eai fteiqrj^eirjg
ovx av toi xi^iafjLTfli ßiog xal ra^ieg ioi A 387, vielleicht auch q 539.
Delbrück a.WindiBohy syntakt. Foraclu L 16
242
c. Im Hauptsatz steht der Indicatiy des Fatomms:
diX €1 zig fAOi avriQ aijC %7tot%o aal dU/>g
fiaHov -d-alTcwQTj yuxl d'aQaaXewreQOv eazai K 222.
el de 'S'eog neq
laov Teiveiev TtoXifxov tiXog ov fie puahx ^ia
viKqaei Y 102.
2) Der Optativ im Bedingungssatze ist mit xev verbunden (Sv ist
mir niclit begegnet).
Im Hauptsatz steht immer der Optativ, und zwar fast durchaus
mit xiv, far av habe ich nur einen Beleg:
ei TOVTü) ne Xaßotfiev dqol^e&a xe xliog ia&Xov E 373.
ei di x€v ^pyog inolfied-^ l/lxauy(.bv ovd-aq OQOvQtjg
yaiißqog iäv iioi eoi 1 141, vgl. 283, B 128, 0 196. 205.
eX x' ed^iXoig fioi ^eive na^ptevog h fieyclgoiaiv
Tiqjteiv (ni me fioi VTtvog erct ßleqiagoiai x^^^'^i ^ 59ö> ^ ^^3, v 389.
ei di xev evitkolrp^ dfprj xlvrog ^Evvoalyaiog
ij^iozi x€ TQLTaT(^ Od'Lrjv iglßwlov ItcoI^tjv 1 363, vgl. ß 246.
Folgende Periode hat im Nachsatz Futurum und Optativ mit xer:
ei de x€v elg ^Id^dxtp^ äq>i7colfied'a TtavQida yaiav
altfjd Tcev ^HeUip ^Yneqlova niova vrpv
Tev^ofjtev hf di TLe d-eiixev dydkfKxta fi 345.
Der Nachsatz hat av in folgendem Beispiel:
ei X* vfielg ye (payotre rax^ av rcare xal zlaig eVrj ß 76.
n. Der Satz mit et folgt nach.
Eine besondere Species bilden hier die mit xal oder ovdi angefugten
Bedingungssätze, z. B.:
ovx Ol' ifiol ye
ik7tofiiv(p td yivoiz^ ohS ei d-eol äg i&iXoiev y 227.
In ihnen muss hinter xa/ oder ovdi der Hauptsatz noch einmal flüchtig
gedacht werden , sie unterscheiden sich also nicht wesentlich von den
anderen hierher gehörigen Bödingungsperioden und mögen desshalb
promiscue mit diesen aufgeführt werden. Ich komme also sofort zur
ersten Abtheilung. ^
1) Der Optativ in dem Satze mit ei ist rein,
a. Im Hauptsatze steht der Optativ und zwar
o) der reine Optativ:
avtiyC eTteit^ dn^ ifnelo xa^ to^wl diX6tQiog q>€ig
ei fifj eyw %dde To^a qwteiv^ iv nvqt 9elfpf E 214.
243
ß) der Optativ mit Tciv:
Tj xev yTj^aai ügia/ÄOS ÜQuifiOio ts Ttaidas
aXkoi ze Tgüeg fiiya nev i^Bxaqoiceco dvfifp
€t ag>citv fade navta nvd'olaro fiagvafihouv ^ 257.
Twv Tciv TOI xaqlaaiTO ticccj^q aTtegeiat* anoiva
ei vm C(oovQ nsitvd'OiT* ini vijvatv !/ixamv A 135. (Man vergleiche
hierzu K 380, wo auch im Bedingungssätze x^y), vgl. il 72, P 489
(nach Bekker 1858), ^ 217.
vvv di (pll(og )^ oQOipre xal ei dixa rcvqyoi *A%aiiüv
vpelwv TtQOTtdqoiS'a /Äccxoiato vrjlii xaAx^ A 347.
Diesen positiven Sätzen schliessen wir die negativen an:
ovdi x' ^-y^Qijg laoaooog ovde x' li9rpnfi
Tov ye Idöva* ov6aaiT\ ovff ei iiäka fiiv x^^^S ^^^i P 398.
ovde nev afißairj ßQOTOQ äyijQ ov ncctaßairj
ovo* et Ol x^^Q^S ^^ ieUoai xat nodeg elev fi 77, vgl. ^ 87, d 222,
Der Hauptsatz ist fragend:
^ ag x' id^eloig ^eveiiev ei a' avelolfjirjv a 357, vgl. a 225 und y 116.
y) der Optativ mit av:
Zwei Sätze beginnen mit rj:
fj & av tiaai/ÄTpf ei (loi dvvafiig ye Ttagelij X 20.
ri t* av dfiwaifitjv ei fiov dvvafiig ye Ttaqelrj /? 62.
Die übrigen sind negativ:
ovS* av iyia / id-ikoifu Tefjg inißijfievai evvijg
ei.firi (AOL Tlairjg yß, d'ea, f^iyav o^ov ofioaaat x 344, vgl. e 178, i 278.
ovK av ifiol ye
iljtofievtp rä yevoit' ovo' ei 9eoi &g e&iXoiev y 228, vgl. 0 22.
b. Im Hauptsatze steht der Gonjunctiv:
e^evy draQ dogv Mtjqiovj] iJQwt TtoQw/uev
ei av ye a^J -Svfit^ i&iloig V 894.
nhjdvv 3* ovtC av iyo) ^v9^ao^aL ovS* ovourpfWy
ovo* et ^01 dexa fiev yXwaaai dina de otoiiaT* elev
qnavf) S^ aqqvffLTOg xo^^ov di fxoi fftoq iveifj'
ei fi^ ^Olv/ÄTtiadeg Movaai jdiog aiyioxoio
dvyaziqeg firtjaolaro B 492.
c. Im Hauptsatz steht der Indicativ und zwar
a) des Futurums: »
xovQTp^ d' ov yafiiü) liyapLefivavog Livqeidao
ovd* ei XQ^^^h ^VQoditr] xailog e^i^oi 1 389, vgl. x I^-
ß) eines Tempus Präsens: ^
d'aqaaXiog yaq dvfjq iv icaaiv anelvatv
eqyoiaiv xeXid^ei ei xal Tcod-ev äXlo&ev eld-oi tj 52.
16*
244
^€ivov atififjaai f 56, vgl. d 139 und /318, wo der Indicativ
Präsens zu ergänzen ist.
y) eines historischen Tempus:
ov fiey yaq (piimtjrl / huevd'avov ei rig Xdovco F 453.
2) Der Optativ in dem £2 -Satze ist mit xey verbunden.
a. Im Hauptsatz steht der Optativ und zwar
a) der reine Optativ:
oi) fiiv yoQ Ti xoDUjiTEQOV aiXo Tcdd'Oifu
oid* ei xfiv %6v nargog a7toq>d'ifievoiO Ttvd'olfirpf T 322.
ß) der Optativ mit xev:
olncov 3i yC (Bekker 1858) kyu xal xTtjfiara dohj»
ei x' id^ihav ye f^ivoig t] 314.
TcSy X* vfifuv xaqlaai/co ftcnrjq aneqeiai^ anoiva
ei xfiy ifAE tfoov Ttenid^ott* ifti vrjvaiv l/lxaiwv K 380, vgL Z 49,
Si 696 und den blossen Optativ A 135.
y) der Optativ mit avi
wg oof eneit* and oelOy q)lhnf irexog, ovx i&iloiiu
Xelfieay oviF ei xiv (loi vTtoaTaitj d^eog ovrog 1 445.
b. Im Hauptsatz steht der Indicativ:
ov Ol vvv Mti / ea%L Tteqwyf^iivov Sfifie yeriod-ai
oid* ä x£y (AaXa noUua nid-oi X 220.
^Ttel.
1) Der Optativ ist rein:
TOiovtfp de ioixag htel Xovaaixo q>ayov Te
evdijievai fioXcMijg w 254.
diX Sy inel ^eti^euv vq>* oQfjuxaiv (oxiag iTtTtovg
^moqa i* Silxear^oi dTjadaxero dUpqov OTtiad^&f W 11.
Dem Conjunctiv ist av beigefugt:
vvv ydq x* "ExroQ* Sloig^ inet Sv fidla tot axedov eX^Oi I 304, was
mit inel zu iTti^ zusanunenschmelzen kann:
ctvtiwx ydq fie navanTelveuv ^A%ilXevg
dyToag elovr^ ifiov vlov inip^ yoov i^ egov etrjv Si 226.
hg TO wnaßqo^euvy inf[v tiqijv^qi fuyelrj
cv nev iqnjfiiQiog ye ßdXoi xoerä ddx^ TtaqeUav S 222.
245
B. Der' Optativ in Fragesätzen.
Cap. IV.
Ueber die Frage und den Optativ in Fragesätzen ist Einleitung
S. 74 flgd. gehandelt Wir unterscheiden natürlich ebenso wie im vierten
Capitel des Gonjunctivs Bestätigungs - und YerdeuÜichungsfragen.
I. Bestätigungs fragen.
Aus dem Sanskrit sind mir zwei Belege zur Hand, in denen
der fragende Optativ auf den Optativ des allgemeinen Gebotes zurückgeht :
tad ähuh: 8arpe3t, na sarpe3t iti „sie fragen: soll er gehen oder
nicht?" Ait. Br. 2, 22. tad ähur: yämim pürväm 9anse3t? „sie fragen:
sau er zuerst den Jamavers singen (oder zuerst einen andern)?*^ Ait. Br.
3, 37. (üeber die 3, das Zeichen der Pluti vgl. Einleitung Seite 75).
Aus dem Griechischen fOhre ich zunächst reine Optative an:
rf ^ VI) ^ol XV 7tl»oio J 93, H 48, S 190,
sodann Optative mit xiv:
fj ^ xe vvv TtäUv otitig afjC ^fuv otxad* &roiO o 431.
f] ^a xev h deofiolg iS'ikotg TiQctveQo'lai Ttiea&elg
^uv hf lixrQOiai naga xqva^ u^q>qodlTj] -9* 337, vgl. a 357,
endlich Optative mit av:
Mir stehen nur negative Fragen dieser Art zu Gebote, doch gehört
die Negation nur der Frage , nicht dem der Frage zu Grunde liegenden
Wunsche an (vgl. Einleitung Seite 78).
(ü q>iloi ouK av drj Tig aytiQ nemd'ovd'^ k^ aivov
dv(A(f toXiirjevti fisra Tgtiag fieya^fiovg
il»Biv; K 204.
ovK av ixoi dofiov avigog rjyi^aaio; rj 22.
ovx av dtj %6vif ayÖQa iid%r}g i^caio fietekdiiv
Tvdeidrpf, dg vvv y€ xcri av Ju Ttatql fioxoLto; £456.
ovx av Sri fioi Sfia^av iq>07tUaaeiag ccTti^rpf ^ 57 (schmeichelnde Bitte).
oinc av dtj fioi Sfia^av ktponklaoaiTB taxiaia Si 263 (unfreundlicher
Befehl).
Man vergleiche noch £ 33, T 52.
n. Yerdeutlichungsf ragen.
Die Beispiele sind in vier Gruppen geordnet, welche das stufen-
weise Zurücktreten des Wunsches vor der Frage veranschaulichen sollen
(vgl. Einleitung Seite 78).
246
1) Ans den Brähmana's sind mir sehr instmctive Beispiele zur
Hand, in denen der Wunsch noch neben der Frage ganz deutlieh
empfanden wird:
tä' akämayanta: kathdm nü präjäyemahf ' ti „die icünschten, une
könnten wir uns wohl fortpflamen?*' ^ai Br. 11, 1, 6, 1, vgL 2, 2, 4, 1.
t6 hä'*suräh sämüdire: päpdm vata no*yäm rishabhäh sacate, kathäm
nv imäm dabhnuyäme*ti „die Asura sprachen: wehe! Obles thtd uns
dieser Stier, wie könnten wir ihn doch unschäMich machen?'^ ^at. Br.
1, 1, 4, 14, vgl 3, 9, 1, 3 bei Muir 1*, 68 und Taitt. Br. 1, 1, 3, 5 bei
Muir l^ 53. somo väi räjä gandharveshv äsit. tarn devä9 ca rishayaf
cä'bhyädhyäyan: katham ayam asmänt somo räjä gacched iti „der König
Borna war bei den Oandharven, in Bezug auf ihn dachten die GröUer
und Rischis: wie könnte doch dieser König Soma zu uns kommen?''
Ait. Br. 1, 27, vgl 3, 25.
Mit diesem sanskritischen Gebrauch stimmt eine zwar bei Homer
nicht vorkommende, aber bei den Tragikern nicht seltene Ausdrucks-
weise überein:
u q>ikxazov piep rifxaq ^diatog i* ccvrJQ,
(flXot de vcnjTai, 7t(og av vfiiv ifiq>cev^g
eqyff yeyoifXTjv, äg [£ h^ea^B nQogq)iX7J Soph. Phil. 530.
Ttwg av an' ifioH
tov laov xQOvov xqiqfoitB TTjvde t^ toaov; ebenda 795. Man ver-
gleiche noch Aias 389 nebst der Anmerkung von Schneidewin-
Nauck.
2) Mehr hervortretend ist die Frage in folgenden vedischen und
homerischen Sätzen, in denen aber der Wunsch immer noch durchscheint:
käd rudräya präcetase milhüshtamäya tävyase voc6ma fämtamam
hrid6 „was könnten wir wohl dem weisen Rudra, dem Spender, de^n
Starken, singen als das liebste seinem Herzen? ^^ BV. 1, 43, 1. kathä
däcemä'gnäye „wie könnten wir wohl dem Agni dienen?*' RV. 1, 77, 1,
VgL 5, 41, 16, ähnlich kadä' nünäm te maghavan dä9ema „wann denn
könnten wir dir, o Mächtiger, dienen*' ßV. 7, 29, 3. kadä' na indra räyä
ä' dafasyeh „wann möchtest du uns Indra wohl Reichthum schenken?''
EV. 8, 86, 15, VgL 7, 37, 5. kadä' nv äntär värune bhuväni, kfm me
havyäm ährinäno jusheta kadä' mrilikäm sumänä abbf khyam „wann
werde ich in Varuna eindringen, was für ein Opfer von mir möchte
er wohl gnädig aufnehmen, wann werde ich ruhigen Gemülhes Gnade
schauen?" 'RY.l.Sß, 2.
Aus Homer sind anzufiihren:
Naatoqidf], ndg nev fxoi vjtoaxoiABvog teXiaeiag
fiv9ov ifiov; o 195.
247
tig Tciv fioi Toöe iqyov vTtoaxoinevog TsUaeuv K 303.
elrte ava^ neig xiv fie avayvoltj %6v iovra k 144.
3) Fast gänzlich zurückgetreten ist der Wunsch in folgenden
fragenden Sätzen:
kirn asmäi präyacheta „was voü/rdel ihr dem woU gehen? ^^ Qai Br.
14, 1, 1, 7.
Bharadväjo ha tiibhir äyubhir brahmacaryam uväsa. tarn ha jimim
sthaviram 9ayänam indra upavrajyo'väca: Bharadväja yat te caturtham
äyur dadyäjn, kim etena kuryä? iti. brahmacaryam eväi'nena careyam
iti ho'yäca ,, Bharadväja war durch drei Menschenleben Brähmacarin.
Zu ihm, ais er ait und krank lag, kam Indra und sprach: Bharadväja,
wenn ich dir ein viertes Leben gäbe, was würdest du damit manchen?
Ich würde das Leben eines Brähmacarin ßhren'^ Taitt. Br. 3, 10, 11, 3
(bei Muir 3*, 17). Man vergleiche noch Qat. Br. 12, 6, 1, 38.
Aus Homer lässt sich etwa anffihren:
Ttoioi Tfü Biz" ^Odvatji äfivyifiev ei nod-ev ekd-ov;
^ x£ fivrjoTi^eaoiv dfivvoiTe; 9) 197, vielleicht auch ^ 838, was
aber auch zur folgenden Gruppe gerechnet werden kann.
4) Der Wunsch ist gänzlich zurückgetreten in folgenden rhetori-
schen Fragen:
Sanskritische Beispiele.
sa hi jätänäm veda. yävatäm väi sa jätänäm veda, te bhavanti.
yeshäm u na veda, kim u te syuh ? „Jätavedas weiss von den Geborenen;
von wie vielen er weiss, die existiren; von welchen er aber nicht weiss,
wie könnten die eanstiren?" Ait. Br. 2, 39. ne'ti devä abruvan, katham
vayam tvad fite sy&me'ti „nein sagten die Götter, (wir wollen dich
ni^t verkaufen), denn wie könnten wir ohne dich leben?" Ait. Br. 1, 27.
sa ho'väca avirä iva vata me'janä iva puträm harantf'ti . . . ätha
hä*yäm ikshä'in cakre: „kathäm nü täd aviräm kathäm ajanäm syä'd,
ydträ 'häm syä'm „sie sproAih: als ob keine Helden, keine Leute hier
wären, rauben sie mir den Sohn, darauf überlegte jener: wie sollten
dort keine Helden sein, wo ich bin*' ^at. Br. 11, 5, 1, 3 — 4. (Das syäm
ist nur durch Assimilation zu erklären.)
Griechische Beispiele.
Bei Homer findet sich nie der reine Optativ.
1) Optativ mit yiivi
aiXa tl xev ^e^aifii; T 90.
^'ExTOQ Tig xi G* IV' aXkog l/i%aiüv TaQßrjaetev; P586.
tfSv (J* alhay tig xei^ ^aiv q)Qealv (nivofxa evTtoi P260, vgl. 114.
248
Ttg yaQ x' dvailff TtoQa -».ipiü xotfiTj^eirj ö 443. Man vergleiche
noch X 384, tp 259, % 1^-
Ttüig xfi av %Bi^ova (pwra aadasiag fie-y o/iiXop P 149.
• avÖQwv d* iv noXkif ofiddq) Ttwg %iv %tg äxovaai
1] einoi; ßkaßerai de hyvg tisq itav ayoqrfcrjg T 82. Man vergleiche
noch i 351, /u 287, v 43, T227, 5*336.
2) Optativ mit av:
tlg av q>iliovxi fAa%oixo; 9^ 208.
xLg 9 av huov toccfovde dcadgafioc ctXyvqbv vötoQ; e 100.
tlg av tdöe /rj^i^eiey; / 77. Man vergleiche
noch X 574, £i 367.
Ttäg av eneii* ^Odvafiog eyio d-eloco Xad-olfifpf; K 24:3 j a 65.
Ttaig av etiux' and aeto q>lXov tixog avd'i hnol^i^; I 437. Man
vergleiche noch & 532, a 31.
Anhaiig.
Der Optativ der abh&nglgeii Bede.
Einleitung Cap. YIU sind als Zeichen der abhängigen Bede im
Griechischen die Personen- und Modusverschiebung angegeben worden.
Die Personenverschiebung hat sich im Allgemeinen als der ältere Vor-
gang erwiesen , doch lässt sich natürlich im einzelnen Falle nicht immer
ermitteln, ob nicht vielleicht die beiden Vorgänge zu gleicher Zeit
eingetreten sind.
§1.
Der aus dem Conjuiictiv entstandene Optativ.
Ich folge in der Aufzählung der Beispiele (bei denen übrigens
Vollständigkeit wegen der Gleichmässigkeit der meisten Belege nicht
angestrebt ist) der Ordnung , welche im Gonjunctiv eingehalten ist Daher
sind hier als erste zu nennen:
L Der Optativ mit fii^.
In folgendem Satze finden sich zwei dritte Personen, von denen
die eine ursprünglich ist, die andere aus der ersten Person durch Ver-
schiebung entstanden ist:
ovS* la lifievai iitl ^^EytxoQi ningä ßilsfÄva
fifj xig Tivdog aqovto ßahiv, 6 de devregog eX&ov X 207.
Aus der ersten Person ist die dritte entstanden:
SHQbxo yoQj iiTj Nxmxi d^ofj dno^iua eqöot H 261.
249
üeberwiegend zahlreich sind die ursprünglichen dritten Personen:
ovdi yaq aitip
VTCvog irti ßXsfpdqoioiv iq>ifynßBy ^tj %v Ttad'Oiev
^dqyeioi K 27.
deidiB yoQj fiij laifiov anoLfxiqaue aidtj^ ^34.
taqßrfiaq 9 etifUHJa ßiK opifjunay fifj d^eog ettj n 179.
TtdvTf) oLvaaT^oMpiSv TceiQWfievog hf^a nuxl evd'a
fti] lUQO iTteg edouv q> 395.
nQca&ep di aomsa ax^&ov iad'Xoi evaiQoi
firj tcqIv dvat^€i(xv ^f^grjioc vUg ^xaiah J WA:. Man vergL ausserdem
E 202. 298. 317. 346. 567. 845, iiC 468, ^509, M403, P667, ¥63,
<D 517, V 190. 435, fl 585. 672. 800, a 134, 8 527, ? 147, ri 306, i 377,
X 635, y, 224, v 22. 124. 192, 7t 457, t 391, q> 286, x 96- 467, ^ 216.
n. Der Optativ in Belativsätzen.
Er ist durchweg aus dem Conjunctiv der Erwartung entstanden.
Voran stelle ich die Sätze, welche auch dem Sinne nach gewöhnliche
Belativsätze sind und lasse diejenigen folgen, welche sich dem Sinne
nach den abhängigen Fragen nähern.
IVd' crrr' alX ivorjae d'ea ylavumnig li&rprr)
iig OSvaevg eyqoito idoi t* eviOTtida xovQrpf
ij ol OaiYpf(.bnf avdqbtv jtoXiv fffT^aaivo f 114, vgl. o 458.
TtOTCTi^ey d* cry« nvQfyov ^A.%fxiüv ei tiv^ idoiTO
fjyefiovonf Sgtig ol aqrpf erdQüiaiv dfivvai M 334.
TtQoad'S de oi öoqv t* eaxe yxxI damda ndytoa* ilaip^
%dv xTafievai lAefiadag og rig t&ü / dvtiog eXd'Oi P 8, JS 301.
iceno S* aQ* iv fueaaoiai dvo) xQvaolo mhxvta
Ttfi dofiey og fierä tolai dlurp^ Idvvrata evTtoi 2 508.
ovdi TL Nrjlevg
T(p ididov Sg nfj ^Xmag ßoag evgvfxetfOTtovg
ix dhjkduTig ildaeie l 290. Man vergleiche noch V 749, i 332.
Dem Sinne nach nähern sich den abhängigen Fragen die folgenden
Belativsätze :
ovroQ 6 fieQfirjQi^e fiivwv ori xvvTcnov egdoi K 505.
Ttdfctrpfey de hcaCTog hnfj qwyoi alniv oled'QOv S 507, JI 283.
In diesen beiden FäUen ist die dritte Person aus einer ersten
entstanden. Dagegen ist die dritte geblieben:
ccvtOQ eneiTO
xli^QOvg hf xwey x^Xxrj^'i TtdlXov eXovteg
250
07t7c6T€Qog dtj TtQoa&ep atpelf] x^^^^<^ ^yxoQ T 317 (vgl. noch Ein-
leitung Seite 41). '
ni. Der Optativ in Sätzen mit Conjunctionen.
A. Tom BelaÜTstamme«
Iva,
Wir stellen die erste Person voran:
eg ylißvrjv ^ iitl vrjog kiaaato TtovtOTtoQOio
tpevdea ßovlevaag, tva ol avp tpOQTOv oryoc^i f 296.
i^ ov Tct 7i;Q(jiTio&^ ETVÖfirjv l/iyaiiifivovi diip
''IXiov eig evTtwkoVj iVa T^deaai ^axoiftfjv l 169.
aul yaq nodot vtjog ivwi^wv ovde xtfi aU.(i}
ddix^ erdQOßv iva d'äaaov Ixolfie&a Ttargida ycuav x 33.
Eine zweite Person findet sich:
ov yaq iyto Ttkijdvv öi^fjfÄevog ovde xcnüljbjv
hf&aS' äq>^ ^fxeriQOiv noXitav ijyeiQa hLCLGTOv
alX ivoL fxoi Tqiotav dloxovg tuxI vi^Ttia zinva
7tqo(pqovi(ag ^oia^e F224.
Unter den dritten Personen nun wollen wir diejenigen voranstellen,
bei denen zur Zeit, als der Satz noch conjunctivisch war, eine Ver-
schiebung von der ersten zur dritten Person eingetreten war, also die-
jenigen, wo das Subject des Hauptsatzes im Nebensatze wiederkehrt
Dahin gehören:
fjihog d* ävoQOvae liTtwv TtBQVKokXia klfivrjv
ovQavov ig 7tokiypX%ov^ iV a^avcaoioi tpaelvoL y 2, vgl. T 2, € 2, ^ *2.
ovde % tkrffs fieyag ^€0g, cJgTO (T ivt* avtov
dTCQOnelaivioioVf tva ^ilv navaeie novoco
Siov !/l%Llli]ay TQiieaai de loiyov d^vvoi, (P 250.
%al yaq ixelvog eßtj ^Ayafiifivovog etvsKa Tififjg
^'Ihov eig &j7t(üh)v^ iva Tqdeaav ^dxoiTO | 71. Man vergleiche
noch P 126, 0 539, a 135, e 493, i 234 und / 452 (ix^aiQco verhasst
machen).
Schliesslich fahren wir die Fälle an, wo eine solche Gleichheit der
Subjecte nicht statt findet, z. B.
dwTte fievog aal ^dgaog, tv' Exörjlog fierä rtaaiv
'Aoyeloiat yevoito E 3. Man vergleiche K 368, M 391. 458, N 670,
0 598, n 576, T 39. 354, Y 235, <D 447, V 187. 297, fl 21, y 77. 438,
d 70. 584, X 236, A 316, v 74. 155, tt 332, a 94. 191, t 198. 413,
tfj 348.
261
*'Oq}Qa in der Bedeutung damit
1) Der Optativ ist rein.
Erste Person.
T€v^€ di pioi ntncew XQ^^^V ^^^^^y oq)Qa nioifXL x 316.
df) tot' iyutv ava v^aov a7ciüti%ov^ oq>qa d^eöiciv
ei^ainrp^ fi 333. Man vergleiche noch y 175, /u 428, ? 338, q 426.
Interessant wegen des parallelen Gebrauchs von oq>Qa und ei ist:
dXk^ iytb oi Tti^ofÄtjv — ij z* av TtoXv ydqSvov ^ev —
oq^^ aitov t€ idoc^Uy xat ii inoi ^elvia doirj t 228.
Zweite Person.
tlg vi TOI, ^TQ€og vU, d-eaiv avf^tpQaaaato ßovXigy
otpQa f£ i'loig adxovra loxrjadfievog ; reo ae XQ^i ^ 462, vgl. 474.
t] in€v a' ivdvniwg aTveTtifiTtofisv, otpQ* aq>ixoio x 65.
DriUe Person
a. bei Gleichheit des Subjectes im Haupt- und Nebensatz:
eixs (T vTtix ßelioiv lehfjfievog o(pqa ta%ia%a
T€vx€(x ovki^aeie J 466.
nf^g (T aqa itrfi&Xiov Tton^acrvOy og>Q' idvvoi b 2Ö5. Man vergleiche
noch E 691, :? 147, y 285, i 248, v 191, x H. 52.
b. bei Verschiedenheit der Subjecte:
Ev de Ttvqog (levog ijue aidi^eovy otp^a vefioiTO V 177. Man vergleiche
noch J 300, E 666, Z 170, I 622, K 571, M 8, -N 37, O 470, JT 568.
653, S 344. 37ß, Y 148, X 329. 443, V 197, ß 285. 350, » 275, c 320,
X 26, ^ 28, o 149. 294, or 308. 348, t 296, t; 286, ifJ 31.
2) Dem Optativ ist av beigefügt:
av de fie Ttqötaig %ai Ttorvia fifjrrjQ
eg Ttoeteq^ u^mokvxov firjTQog q)llov, 0(pQ* av eloifirjv
dijQa 10 334.
ij ol 7tqo7taQQi/&e 9vqd(jDv'
fj^iovwv T€ ßowv TE SXig üix^t', oq>Q^ av ayoiev
dftüeg ^Oövaatjog q 297.
^Oq>Qa im Sinne von „bis" findet sich fi 437.
'Qg.
1) Der Optativ ist rein.
Erste Person.
og Q evv ävfifp
irjfÄOv dijxe qxitiv wxi oveidea TtoW dvd'QWTtfov
ug piri Ttanqoqmog jm«t' ^x^'^^^^''^ nuxXeolfiipf I 460.
252
Dritte Person
a. bei Gleichheit der Subjecte im Haupt- und Nebensatz:
ßovlero yaq ^
hxov iQvxcmeeiVy ^i^ai S-^ legag enardfißag
(bg TOP ^dTpfalrjg deivov %6ljcrv i^axiaano y 143.
ix Trvxiv^g S* vlTjg mogd-ov iddaa x«^?^ ^cexdr]
qwiXatVy wg ^aaito Tteql xQot fiijdea qmcog 1 128. Man vergleiche
noch ^ 297.
b. bei Verschiedenheit der Subjecte:
dohp d* o^ d'ilyev ^TtoHtav
fog aUi h7,7toiTO xixqoea&at Ttoaiv olaiv O 605.
aaoßCB de wktI xalv ipag
wg dl] Ol infj Ttayxv y^Qtov aKceirj/iivog eYtj E 24. Man vergleiche
noch B 4. 281, / 181, V 361, fl 583, ? 113, i 42 (vgl 549), a 91.
2) Dem Optativ ist x^ beigefugt:
ovraQ ^drjvr]
SlyIi TtaQaatafiivt] AaeQTiadrpf ^Odvafja
üiTQw\ (og 8v Ttv^a xorrä fivrjOTfJQag ayeiQOt q 362. Man vergleiche
noch T 332.
^'Onwg.
Mir sind nur reine Optative begegnet:
Iv fiiv Ol xQadlt] d^dqaog ßaXSy naq di ol avrog
eOTTjy OTtiog d-avoLTOio ßa^elag x^qag dXaXxot 0 548, vgL C 319, i 480,
V 323, f 312, T 296 (? 327), x 472.
Uaaero d* aUi
^'Hqnxiatov xXvroeQydv oTtwg Ivaeiev ll^QTja ^ 344.
avraQ iyd) ßovXevov OTtwg ox' aqixna yivoiro i 420, vgl. i 554, y 129,
l 229, o 170. 203, a 160, O 137, fl 680.
^'Oz€ und OTtoTe.
Dritte Person
bei Verschiedenheit des Subjectes.
Ttoieov, oipQa to xiji^og vnexnQoqwywv äkiaito
OTtTtore fuv aevacto oltj! rjwvog Tcediovda Y 148.
(xlcciva) T] ol nagexioTcev* ajtoißag
^vwad'ai, ote tig xeifKoy exTtayXog oqolto J 522, wohl auch &• 70
und V 138.
Doch entsteht noch die Frage, ob nicht alle vier Stellen vielmehr
den ursprünglichen Optativ haben.
253
Dagegei\ ist in folgenden Stellen sicher der Optativ aus dem Con-
jauctiy entstanden:
cS d* ^az* dv ciyo^ TQuieg xal jJaQdavlwveg
Ttcnneg o/ÄtffSQhg Ttoridiyfievoi onnA^ oq* Mkd'Oi
"Idaiag H415.
Ol di ptivoifzeg
^avaacnf, hnncfte Ttiqyog ^xamv aUjog iTtekd^uiv
TQWüiv OQfiijaeu xal oQ^etav noJJ^oio J 335, vgl. / 191, ^ 524.
Der Gebrauch von ottotc in diesen Beispielen ist aufzufassen wie der
von ozBy welcher Einleitung Seite 64 erwähnt ist.
^iog.
«
ZweiU Person,
oaaa av t^ idldofg^ ägfofißvog S(og txoio
yfjQ&g %B hnagop &Qitpai6 tb q^aliifw^ viov t 367 (^wg bedeutet hier
nicht „bis^', sondern einfach „diiss'^, vgl. oq>(fa).
DriUe Person,
xal TOT* iytüv %6v fiox^v vnb OTtodov ijlaaa TtoHrjg
dog d'BQfialvoiTO (Bekker dwg) i 376. Man vergleiche noch e 386,
}p 151.
Die Bedeutung „dciss, damit" hat ^tog:
ni^na di fuv nQÖg dtiftat^ ^Odvaafjog 9bIoio
dog Tlrj^eXonuay odvQOfiivfjv yoooHJav
naoauB xkav&fwlo yooio te dax^voeyrog S 799.
B. Ton anderer Herkunft.
Ei.
BvS^ fjfieig fiev Ttdvreg ofioxJiiofUv enieaaiv
To^ov fi^ dofijByaij firjS* et fiala itolX äyoQBvoi w 174.
OTeuTO yoQ evxofievog vtxrjaifiev eircsQ av avral
Movoai äeidouv B 598.
rpfüiyei Hqlafiog tb xal aiXoi TQÜsg ayavol
ujtBiVy Bi xi nsQ vfi/Äi q>llov xal fjdv yivovto
liv^ofiß '^laidvdQOio H 388.
Erste Person
ans der zweiten in directer Bede hervorgegangen:
inBl otrx i^iXsaxBg Sfi^ aU/f
ov%* ig dal'^ livaiy olvr* iy fjuBfyAqouai Ttaaaadiu
254
TtQiv y' (ke dij a' ctt' ifioiaiv fyta yovveaat y^a&laaag
otfjov % aaaifii J486, was doch wohl aufzulösen ist: „da du sagest,
ich toiü nicht., ehe du mich futterst" itL
Dritte Person
bei Gleichheit des Subjectes, aus der ersten in directer Rede entstanden:
ovx e&eXev (pevyeiv, nqlv Ttsiqfjaan^ l4%iXrioq O 580.
IV. In Fragesätzen.
Es sind nur Doppelfragen mit ^ belegt.
Erste Person.
iyqo^evog huxtcl Svpibv afivfiova fi€Qfii^Qi^a
^e Tteawv hc vrjog aTtotpd'lfÄrjv iyi Ttowifi
7] dxiüjp Thxltjv Tcat^ eri ^axnat ^terelrp^ x 50.
Hier würde auch in der directen Frage die erste Person stehen
müssen.
Dritte Person.
a. bei Gleichheit des Subjects , also Verschiebung von der ersten
zur dritten Person:
Sg 6 yiqojv ägfiacve daXI^Ofieyog xorä Svfiov
dixS'adv'* ij f4B&^ OfiiXov tot Javamf TOXvTtdlotp
^e ixer* ^AxQeldrjif ^^yafiifivova noi^iva hxtiv S 20, vgl. tp 86.
di^e yaq rji ^a%ov€o xcera xAovoy avrig ildaaag,
^ laovg ig Tsixog SfioyMjaaLSv alrjvai JT 713.
ip di ol ^OQ
arrfi'Boaiv laaloiai diccydixcc fieQfirJQi^ev
T] oye (paayavov o^v iqvaaa^evog Ttaga fifjQOv
tovg fiiv avaaTTjOBieifj 6 d' ^^rqeidrpf evaQi^oi
rje xoXov Ttavaetev, i^rpruasLi ze dvfiov >/ 188 (man bemerke die
Pronomina und vgl. Naegelsb|ach zu. d. St.).
Jrjikpoßog de diavdixa fiegfii^Qi^ep
1] Tivd 7C0V Tgtotop sraQlaaacTO fieyadv^itov
. . . . f] Ttei^acTO xal olog iV^457, vgl. £672, d 118, C 143,
Q 236, <T 91, t; 11, X 334 (überall fieQfiTjQi^eiv).
Einmal kommt auch bei dem Optativ xiv vor:
^y&ev ff ctv vricoiatv ifCiTtgohpie S^o^atv
OQfiaivwv ri tJBv ^avavop qivyoi ^ tlsv äix^ o 300.
Einen interessanten üebergang zu der nächsten Gruppe, bei welcher
Verschiedenheit des Subjects, also Erhaltung der dritten Person statt-
256
Bildet, bfldet folgendes Beispiel, in dem eine ursprüngliche und eine
verschobene dritte Person vereinigt ist:
ovSe natB Zevg
TQhfjiv and nQCtre^g vo^ivrjg ooae q>a€inOy
aXiÄ xoT* avTovg aiiv Sqa, aal q)Qd^e%o -^v^tf
TtolXa fiaV afiq>l q>6viff IlavQOxkov fieQfiTjqi^atVy
7J tjdvj Tcal Tceivov ivt TiQCtTeQ^ vOfiivrj
ctyröv in* avxid'iff SaQnrjdovi (paidipiog ^'Eytxwq
Xochiff dffiiajjy dno r' wfiotv T«5xfi' SiijTat,
fj evi xal nXevveaaiv otpiAlauv novov aiTtiv 11 Q44,
Direct würde es heissen: „seil Hedor den Patrokhs tödten (und dadurch
die Schlacht zunächst beendigt werden) oder soU ich noch vielen die
hose Schlachtarbeit vermehren?'' In der abhängigen Frage bleibt bei
dem ersten Yerbum Person und Modus, bei dem zweiten wird Person
und Modus verschoben.
b. bei Ungleichheit des Subjects , also erhaltener dritter Person :
Toig S* ^Odvcevg fierhine ovßtitew neiQTjfflttay
Tj fiip It' hdvxiwg q>iXioiy ^eivai %b xelevoi
ctvTOv hl otad-fit^, rj orqiyete nolivde o 303.
Doch kann diese Stelle sowohl, wie die ähnliche S 789, auf den
Indicativ des Futurums zurückgehen.
§2.
Der Optativ aus dem Indicativ entstanden.
Bekanntlich geht der Optativ nicht selten aus dem Indicativ der
directen Bede hervor , und dieser üebergang darf hier , wo es sich um
eine Darstellung des Optativgebrauches handelt, natürlich nicht über-
[^ngen werden. Ich begnüge mich aber, indem ich eine genauere ünter-
Huchung einem andern Orte vorbehalte, mit der Anführung einiger
Belege. Mir liegen solche nur vor für Belativ- und Fragesätze.
1) Belativsätze :
dixct Si Offiaiv rp^ava ßovli^,
Tje dianqa&ieiv rj avdixa navza ddcaaStti
xTtjaiv oarpf Tttolied'Qoy ini^Qatov hrdg ieqyoi S 512.
Tuxi ijtes arjiia idia&ai
am ^a oi yafißQolo naqa Tlqolxoto q>iQOiTO Z 177.
Folgende Relativsätze sind dem Sinne nach Fragesätze:
<5i7 tot' iycüv sraQOvg nQoteiy nevd'ea&ai I6v%ag
0% iiveg ca^e^eg euv inl x&ovl aixov edorreg x 101, vgl. i 89.
Ix T* iqiorto
256
ag Tig tävd' eit] ßaailevg rm lolaiv avaaaoi x 110.
ovl^ om Ttid^oi % 464.
2) Fragesätze
a. ohne Fragepronomen:
ifiXGto TtevaofÄepog fuerä oov xXeog ij nov Ir' eXrjg v 415, vgl. K 394,
wo Bekker freilich gegen die vulg. ßovlswvai schreibt.
b. mit Fragepronomen:
Ol d* eleeiQOPTeg dldoactp aal id^dfißeov ccvrovy
dXkrjXovg d* eXqovro %ig evt] aal na&ev eld-oi q 367.
Tudeldip' 3^ oim &v yvoirjg Ttorciqoiai fiereitj E 85, vgl. o 423.
Sachregister.
Absicht 35, 37, s. Satz.
Accnsativ 55.
an (lateinisch) 89.
Annahme 50, 69, 72, 222.
Auffordenmg 16.
Angment 7.
Bedingnng 35, b. Satz.
Bedeutongslehie 11.
Begehrang 16.
Bitte 16, 196.
Brahmana- Literatur 9.
Concessi'on 24, 27, 127.
Conjonctionen 53, 64, 100.
Conjnnctiv, Formelles 3 — 5. Des Futu-
roms 3. Des Imperfectams im Sans-
krit 4. XJrsprang des a. GrandbegrÜf
13, besonders wichtig för Satzverbin-
dung 21 , s. die Uebersicht des Inhalts.
Frage 74.
Frageton 74.
Futurum, logisches 25.
Gleichnisse 44, 52, 65, 135, 161, 231.
Griechisch, primitiver als Sanskrit 32, 38.
Gräcoarisch 102.
Grundbegriff, wie zu abstrahiren? 11,
relativer und absoluter 12.
Indirecte Bede 79.
Logik, primitive 95.
Modi, Abgrenzung der Bedeutungen 19.
Modnsverschiebung 82, 248.
Nebengedanke 93.
Optativ, Formelles 5 — 6. Ursprung des
i 14. Grundbegriff 13, s. das Lihalts-
verzeichniss.
Parataxis 12.
Personenverschiebuug 79, 81, 248.
Pluti 75.
Potentialis 5.
Precativ 6.
Prius, zeitlich oder logisch 42.
Pronomina:
Im Allgemeinen 80, deiktbches 31, ana-
phonsches 31, 93, 99. — Belaüvum:
Form 30, Entstehung 31, 99, Ver-
schiedenheit der Ausbüdung im Sans-
krit und Griechischen 32, sucht seinen
Platz 45, bekommt indefiniten Sinn 46,
vgl. 93 und 103. — Pronominalstamm
ka 76, 84. — Pronominalstamm sva 70.
Bigveda, Zustand der Interpretation 8.
Sanskrit, im engeren Sinne 8.
Sätze:
Allgemeines 91, 98. Satzverknüpfung 12.
Eintheilung 100, 15. Hauptsatz und
Nebensatz 91. Nebensätze, posterio-
rische und priorische 35, 101. Absichts-
sätze 59. Bedingungssätze 50. Be-
förchtungssätze 117. Coinunctions-
und Belativsätze 37, 54. Fragesätze
13, 41, 62. Inhaltssatz 62, 114, 117.
Relativsätze 43, der Yedensprache 33,
nothwendige 93. Wamungssätze 119.
Satzton 96, 97.
Syntax, homerische 10.
Tempusstämme, Yerhältniss zu den
Modis 7.
Voraussetzung 43, 69, 72.
Wüle 13, 16.
Wunsch 13, 16, 25.
Wurzeln, nennende und deutende 79.
Delbrfiek n.WindlBch, syntakt. Forsch. I,
17
258
iti 81.
kam 87, 88.
kuvid 78.
ca 69.
ced 69. «.
na 26, 112, 115, 121, 123,
150, 194, 217.
nu 107, 194.
ned 112, 121.
ays, äyns 111.
aXld 111.
ay 89.
avTos 31.
ievQo 111,
d Etymologie 70, Gebrancli
26, 71, 72, 171, 195, 236.
«I r äy€ 108.
ifs S 63, 67, 160, 171.
ix€tyos 31.
inei 182.
evre 55, 67, 169.
mä, uri 21, 26, 92, 100,
103, 107, 112. mä 115,
150, 194.
yatra 58.
yatha 38, 58, 59, 61, 149,
228.
yad 55, 59, 67, 148, 163,
229, 233.
€0)c 56, 63, 159.
^ 77, 186.
rifiog 59, 67.
Vva 38, 57, 60, 150, 229.
xiv 85, 88, 127.
11^ 21, 114, 118, 225, vgl. ma.
Sd€ 31.
onore 67, vgl. Sre.
^^TTwff 57,61,157, 162,230.
oaatixis 285.
5t€ 55, 62, 67, 159, 165,
232, 235.
yadä 58, 67, 164, 232, 234.
yadi 58, 67, 164, 233.
yarhi 58, 234.
yät 56, 61.
yäbhis 57.
yävad 56.
yena 57.
banta 107.
o^ 78, 225.
ovToe 31.
og>Qa 59, 60, 63, 67, 152,
170, 229.
7iq(v 185.
« 51, 69.
jig 50.
To- 31, 48.
(og 26, 56,60,65,67,155,
^ 161, 162, 195, 230.
tag €i 66.
lüg ote 65, 161.
Stellenregister.
Die nebengesetzten Zahlen geben die Seitenzahlen an.
A9V. gl".
1,A, l.... 1«70
1,Ö, «.... XVO
1, 5, 5. . . . 70
1, 6, 1-2 . . 92
1, 7, 4. ... 234
1, 7, 6. ... 192
1,0, l...« 19o
1, 13, 2 . . . 234
1, 14, 1 . . . 234
1, 14,9 ... 224
1, 19, 11 . . 233
1, 21, 3 . . . 192
1, 23, 23 . . 198
Of Of D ... luö
2, 3, 10 . . . 198
3, 3, 4 ... 223
4, 1, 3 ... 201
4, 7, 18 . . . 134
Ait Br.
1,7 109
1, 7 123
1,8 223
1, 14 110
1, 16 234
1, 19 116
1, 23 107
1
1
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
3
3
3
3
3
3
3
3
3
7
7
7
7
7
7
8
27 246
27 247
1 198
6 233
7 133
7 233
14 234
19 107
22 245
25 26
25 191
33 191
39 79
39 247
3 223
6 224
11 233
20 108
21 107
23 107
25 246
33 81
37 245
13 70
15 108
16 232
17 201
17 229
27 95
23 234
AV.
1,1. 14 .
1, 16, 4 .
1, 29, 5.
1, 32, 1 .
1, 34, 5.
2, 30, 1 .
2, 36, 1 .
3, 19, 3 .
3, 19, 3 .
öf aöf O .
O, ^o, 5 .
O, Zi5, O .
O , Ad , O •
3, 25, 1 .
4, 38, 3 .
5, 19, 9 .
5, 04 t 2 m
5, 30, 8 .
5, 30, 17
6, 8, 1 . .
6, 32, 1 .
6, 33, 1 .
7, 8, 6 .
7, 37, 1 .
7, 50, 1.
8, 28, 4 .
15, 10, 1
15, 12, 3
. 113
. 149
. 149
. 112
. 149
. 149
. 193
. 47
. 133
. 133
. 19
. 38
. 129
. 116
. 116
. 116
. 192
. 116
. 116
. 149
. 121
. 129
. 129
. 149
. 191
. 25
. 223
. 69
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
2
2
3
3
3
4
4
4
6
9
^at Br.
, 1, 1
, 1, 1
, 1,4
. 1,4
, 1,4
, 1,4
, 2, 5
, 2, 5
, 4, 1
, 4, 1
, 7, 3
, 8,1
, 8, 1
. 8, 1
, 9, 3
, 1,4
,2,4
,4,3
, 2, 1
, 2, 2
. 9, 1
,3, 4
,5,4
,5,8,
, 1,3,
, 1, 1,
10, 4, 2
10, 4, 3
10
21
14
17
28
4.
4.
198
122
79
14 . 246
15 . 82
15 . 109
2. . 110
3. . 234
10 . 122
187
198
3.,. 164
122
123
16 . 229
27 . 224
1 .
14
24
5.
246
224
198
234
3. . 246
3.
1.
13
9.
1.
198
192
198
198
195
, 22. 108
, 3 . 195
259
10, 4, 3
10, 4, 3
11, 1, 6
11, 1,6
11, 5, 1
11, 5, 1
11, 5, 1, 3
11, 5, 1
11, 5, 1
11, 5, 1
11, 5, 1
11, 5, 1
U, 5, 1
11,5, 1
11, 5, 1
11, 5, 1
11,5,4
11, 5, 6
11, 5, 6, !
11, 6, 1
11, 6, 2
11, 5, 6
12, 5, 1
12, 6, 1
13, 6, 2
14, 1. 1
14, 1, 1
14, 1, 1
14, 1, 1
14, 9, 1
14, 9, 1
7
9
1
61
164
246
6 . 232
1 . 114
2 . 228
-4 . 247
6
6
19
110
6 . 124
7 . 187
8 . 201
12. 108
12. 123
13. 39
13. 221
1 . 107
2 . 27
flg. 198
2 . 224
6 . 233
10. 231
13. 231
38. 247
20. 224
4 . 134
7 . 247
8 . 200
19. 70
1 . 41
6 . 201
Cbäüd. üpan.
5, 3, 4. ... 223
BV.
1, 4, 6 .
1, 5, 10 .
1, 6, 1 .
1. 6, 7 .
1, 8, 2 .
1, 8, 3 .
1, 11, 2 .
1, 13, 1 .
1, 16, 4.
1, 17, 1 .
1, 17, 6 .
1, 18, 4.
1, 18, 4 .
K23, 24
1, 24, 11
1,24, 13
1, 25, 17
1, 27, 13
1, 30, 8 .
1, 32, 1 .
1,35, 11
1, 36, 1 .
193
116
97
111
129
191
115
97
97
111
193
34
47
193
115
81
110
164
164
108
34
33
37, 3 .
37, 14
38, 4.
38, 15
40, 6 .
40, 7 .
41, 7.
43, 1 .
46, 3 .
46, 3 .
46, 6.
47, 10
48, 3 .
50, 13
51, 15
59, 6 .
68, 6 .
71, 6 .
72, 8 .
74, 6.
74, 6.
77, 1 .
77, 1 .
84, 10
84, 16
84, 17
89, 1 .
89, 5.
89, 8 .
89, 8 .
90, 3 .
91, 8 .
91, 9 .
92, 8 .
93, 3 .
93, 8 .
94, 1 .
94, 9 .
98, 1 .
99, 1 .
101, 8
113, 10
113, 11
114, 1
114, 8
116, 25
124, 11
132, 6
132, 6
143, 6
154, 1
154, 1
158, 5
161, 5
161, 8
165, 2
165, 3
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1, 7, 4, 3. . zu
7, 1, 5, 1. . 81
Verzeichniss der citirten Homerstellen.
Ilias.
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26 .
28 .
32 .
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556 .
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178
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117 . . 156
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138 . . 212
138 . . 225
139 . . 109
166 . . 77
166 . . 186
213 . . 119
216 . . 67
216 . . 166
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234 . . 153
244 .. 150
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315
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155
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140 .
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187 .
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255 .
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165
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29 .
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190 .
201 .
218 .
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297 .
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334 .
337 .
344 .
353 .
358 .
360 .
402 .
405 .
432 .
433 .
437 .
437 .
454 .
462 .
462 .
491 .
491 .
491 .
495 .
511 .
532 .
544 .
184
143
144
213
253
221
32
146
174
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137
152
152
251
109
235
118
110
157
193
152
111
210
110
118
139
115
118
16
118
197
110
179
230
120
Nachträge und Berichtigungen.
»» >t
Zu Seite 3—7. lieber die Form des Conjunctiys, besonders des „unechten", behalte
ich mir weitere Angaben vor. Das hier gegebene berührt einige
Schwierigkeiten (2. und 3. ohne Augment) absichtlich nicht.
9. Das Urtheil über die Klarheit der vedischeu Syntax ist zu Sanguinisch
gefasst, doch dürfte es für die von uns citirten Stellen Geltung
haben.
10. Statt „Bekker'sche Ausgabe von 1838" ist zu lesen „von 1843".
23. Statt „zusammengestellten Belegen" ist zu lesen „ zusammengestcUteu
griechischen Belegen".
28. Statt „Allen diesen Conjunctiven " ist zu lesen „AUen diesen
Optativen ".
„ 61. In dem demonstrativen Gebrauch von lag liegt doch wohl ein Rest
• der alterthümlichen Bedeutung, vgl. x«l wg, oi5d' «5?. (C).
68. *531 ifs o xi iX&ioai. „Während" verträgt sich nicht mit der Natur
des Aorists, vielmehr „bis sie kommen", wobei die Zeitfolge unbe-
zeichnet bleibt. (C).
92. „Welche ja auch — wenn unsere ganze Untersuchung nicht auf Saud
gebaut ist — nur heruntergekommene Nebensätze sind", ist statt
„Nebensätze" zu lesen „Hauptsätze".
114. Zeile 16 von oben ist statt „dass" zu lesen „dass nicht" und
Zeile 25 „damit nichf .
144 unten. N 229 ist falschlich unter die Conjunctive mit xiv gesteUt.
ft ff
ff »»
»» »»
f
ff >>
»> »
ff >*
Verzeichniss der hauptsächlichsten Abkürzungen.
A9V. gr. = A^valäyana^s Grihyasütra's in : Indi.Nche Hausregeln. Sanskrit und Deutsch
herausgegeben von A. F. Stenzler, Leipzig, Brockhaus 1864.
Ait. Br. = The Aitareya Brahmanam of the Bigveda ed. transl. expl. by Martin
Hang. Bombay 1863.
AV. = Atharvavedasafihitä. herausgegeben von K. Roth und W. D. Whitney.
Berlin, Dümmler 1855.
^at Br. = The ^^tapathabrahmana ed. by Dr. Alb recht Weber. Berlin, Dümmler
1849.
KZ. = Kuhn's Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung.
Muir == Original Sanskrit Texts coli, transl. illustr. by J. Muir. Citirt ist Vol. i
sec. ed. London 1868 und Vol. III. sec. ed. ebenda.
RV. =^ Die Hymnen des Rigveda, herausgegeben von Th. Aufrecht Berlin.
Dümmler 1861 — 1863. *
Uallti, Bachdruckerei des Waiienhnntes.
SYNTAKTISCHE
FORSCHUNGEN
VON
B. DELBRÜCK um» E. WINDiSCH.
n.
HALLE,
VERLAU DER BUCHHANDLUNG DES WAISENHAUSES.
1876.
ALTINDI8CHB
T EMPUSLEHRE
VON
B. DELBRÜCK.
HALLE,
VERLAG DER BUCHHANDLUNG DES WAISENHAUSES.
1876,
tige ich den Gebrauch
i'^r Tempora, wie er mir ia der ältesten indischen Literatur entgegen-
-'"treten ist, darzustellen. Die Citate siud fast durchaus dem Kigreda
;iid dem ^atapatha - Brähmana entnommea, doch habe ich mich über-
zeugt, dass in den übrigen Samhits's und in den Brähnmina's (soweit
mir diese zugänglich waren) derselbe Gebrauch herrscht.
Innerhalb dieses Rahmens habe ich noch folgende Beschränkungen
eintreten lassen:
Erstens: Ich habe mich wesentlich auf die Hauptsätze beschränkt,
die Darstellung des vedischen Satzgefüges aber einer späteren Arbeit
v<*rbehalten, bei der sich zeigen wird, inwieweit der Charakter des
Nebensatzes für die Wahl des Tempus in Betracht kommt.
Zweitens: Ich habe nicht den Sinn der Tempusstämme, sondern
vorerst den Sinn der Indicative zu ermitteln gesucht, weil es mir noth-
woodig scheint, dass zuerst die einfachere Aufgabe zu einem genisseu
AbschlnsB gebracht werde.
Drittens: Von den Augmentformen habe ich nur diejenigen
in Betracht gezogen, welche wirklich das Augment haben. In der
alten Dichtersprache heisst z. B. äbharat 'er trug', hhdrat dagegen
kann sowohl heissen 'er trug' (wie bei Homer) als 'er trage'. Es
herrscht noch kein Einverständuiss darüber, wie man sieh das Ver-
hältnisB der augmentlosen Formen zu den augmentirten zu denken
hat. Deswegen habe ich alles, was mit dieser schwierigen Fr^e
zusammenhäi^t, einstweilen ausgeschieden.
Deltiiflek n, Windligt, iTDUkl. Foneb. IL 1
Die vedische Periode.
'J -
r
Der Aorist
Es giebt im Altindischen Aoriste mit s und Aoriste ohne $. Die
letzteren erscheinen in vier Gestalten. Sie werden nämlich gebildet:
1) ans der einfachen Wurzel, z. B. dsthat 'er trat hin\ 2) aus der
Wurzel mit a, z. B. druhat 'er erstieg', 3) aus der reduplicirten Wurzel,
wobei die sogenannten causativen Aoriste wie dpTparat 'er rettete' die
grosse Mehrzahl bilden; 4) wird aus der einfachen Wurzel eine dritte
Person des medio-passiven Aorists auf i gebildet, z. B. dkäri 'es wurde
gemacht'. - Unter diesen Bildungen ist die vierte formell deutlich von
allen anderen Verbalformen unterschieden, und auch die dritte in den
weitaus meisten Fällen; dagegen sind die erste und zweite von
gewissen Imperfectis formell nicht zu unterscheiden: dsthat ist genau
so gebildet wie dyOt 'er ging', unterscheidet sich aber von dyat durch
seine Stellimg im System des Verbums, denn dyat hat neben sicli
das Präsens ydti, dsthat aber tishthati. In gleicher Weise steht das
Imperfectum dduhat 'er melkte' neben dem Präsens duhdti, der Aorist
dnihat aber neben dem Präsens röhati Man könnte hiernach geneigt
sein, auch für das Altindische die Definition von Curtius anzuerkennen,
wonach man unter Aorist ein Augmenttempus von einer gewissen For-
mation versteht, neben dem kein gleich gebildetes Präsens vorhanden
ist. Indessen liegt die Sache im Altindischen nicht ganz so einfach
wie im Griechischen. Im Altindischen nämlich kommt es gar nicht
selten vor, dass von einer Wurzel das Präsens auf mehrfache Art
gebildet wird, und dadurch kann die Stellung von Augmentformen,
welche aus der einfachen Wurzel oder der Wurzel mit a herstanmien,
zweifelhaft werden; dpat 'er trank' z. B. kann formell sowohl als Imper-
fectum wie als Aorist gelten, weil nicht bloss ein Fmsens pibatiy sondern
auch ein Präsens pdti von pa 'trinken' vorhanden ist; ebenso steht
neben dsadat 'er setzte sich' sowohl ein Präsens sddati als ein Prä-
sens stdati. Die nachfolgende Darstellung wird zeigen, dass in solchen
Fällen auch der Gebrauch bisweilen schwankt: dpat z. B. kann als
Aorist, und (wenn auch seltener) als Imperfectum gebraucht werden.
In der Majorität der
aoristiach gebraucht. Ii
folgende Bildungen zusammen : 1) die bekannten Äugmentformen mit $,
2) die Passiv - Aoriste auf i, 3) die redupUcirten, namentlich die si^e-
nannten causativen Aoriste, 4) und 5) die Augmentformen aus der
einfachen Wurzel und der Wurzel mit a, sofern sie nicht ein ebenso
gebildetes PrELsens als einzige Präsensfonn neben sich haben.
Wenn man diese Eintheiluog, die auch der nachfolgenden Anord-
nung zu Grunde liegt, mit der entsprechenden Darstellnng in meinem
altindischen Verbum vergleicht, so erhellt leicht, dass bei der in dieser
syntaktischen Arbeit vorgezogenen Gruppirung die Bücksiebt auf die
praktische Bequemlichkeit in einigen Punkten den Sieg über die An-
forderungen der Sprachwissenschaft davongetragen hat
Ich ftihre nunmehr die Aoriste in diesen fünf Gruppen und ioner-
balb derselben alphabetisch geordnet auf. — Dabei ergiebt sich sis
Bedeutung des Aorists folgende:
Durch den Aorist bezeichnet der Redende etwas als eben
geschehen.
Genaueres über diese Bedeutung wird am Schlnsa des Capitels über
den Aorist beigebracht werden.
Der Aorist mit s.
ärlt, Elvishus.
7, 20, 1—3.
1. Der Gewaltige ist zu Heldenthaten geboren {jajUe), es voll-
bringt der Held das Werk, das er thon will ; der jugendliehe Indra, zur
Männörversammlung mit seiner Hilfe eilend, rettet uns von grosser
S&ndenscbuld.
2. Den Vritra tödtend hat er jetzt (nü) den flehenden mit seiner
Hülfe gewaltig unterstützt {avit), schnell hat er dem SudSs Baum
geschahen, und dem Opfernden Gut gespendet (bhüt).
3. Der unerreichbare Kämpfer, der im Streit Getümmel erregende,
der immer siegreiche Keld, der von Katur nnbezwinglicbe Indra bat
mit hoher Kraft die Heere zerstreut (vi asa) und jeden , der ihm ent-
gegentrat, zerschlagen {jcighanä).
(Ich bemerke zu dieser Stelle, dass von den Präteritalformen bei
fiA nur Aorist und Perfectum erscheinen, nie das Imperfectnm. An den
zwei Stellen, wo das Imperfectnm steht (6, 17, 9 und 6, 18, 3) ist nii
nicht selbständig, sondern lehnt sich an ddha und ha an).
Ebenso gebraucht ist ävlt 9, 97, 39 , dagegen ist vielleicht histo-
risch avishus 1, 11, 5 (vgl. Benfey, Or. u. Occ. 1, 19).
äkärisham.
4, 39, 6. Schlussve^s. Des Dadhikrävan habe ich (mit diesem
Liede) gedacht (akä^ 7i), des siegreichen beutemachenden Bosses.
• Mund, und er verlängre unsre Lebenszeit,
"iteht fast nur der Aorist (s. die Zusammen-
\ pitels).
Süssredend mache
In solchen ^^
fassung am F
4kw^'
, denn 10 ist später angefügt; vgl. 7, 21.
• dir (nun) entgegengerauscht (acikradat\ der
V ir zugewendet (akrapishia). Begier nach Reich-
^ f ergriffen (d agan), du nun schenke uns Gut.
lamlm, -Is, -It.
'•'.eisst 'ich bin jetzt herangekommen', in dem vielfach
^^^i^^ , 95, Vers 2. akramlm steht 10, 166 in dem Triumph-
\
V
^'jichen FQrsten:
\<'-\
1. ♦, Helden unter Meinesgleichen, zum Sieger über die Neben-
buhler, it/m Schläger der Feinde mache mich, zum Herrscher, zum
Herrn der Heerden.
2. Ich bin (asmi) der Besieger der Feinde, wie Indra unversehrt
und unverwundbar, alle diese meine Feinde liegen unter meinen Füssen.
3. Jetzt fessle ich euch (nahyämi) wie man die Bogenenden durch
die Sehne bindet; Herr des Wortes, wirf sie nieder, damit sie zu
meinen Füssen flehen.
4. Als Sieger bin ich hergekommen (agamam) mit der alles voll-
bringenden Schaar. Euren Willen, euren Dienst, euch insgesammt
nehme ich hin für mich (dade).
6. Euren Besitz euch nehmend möchte ich der Herrlichste sein.
Auf euer Haupt habe ich meine Füsse gesetzt (aKramtm). Nun redet
unter meinem Fuss wie Frösche aus dem Wasser, wie Frösche aus
dem Wasser.
dkram%s 10, 60.
1. Dem furchtbar aussehenden Manne, dem von den Mähinas (?)
gepriesenen, haben wir uns (hiermit) genaht (aganma), Verehrung dar-
bringend.
2. Und dem unvergleichlichen spendenden furchtbaren nieder-
fahrenden Wagen, um zu gewinnen den Herrn des Wagens.^
3. Der die Menschen durch Kau
den, sei er bewaffnet oder unbewaffn
4. In dessen Dienst Ikshvak
(edkate) u. 9. w.
5. 0 ladra, erhalte die Her
Rathaprosh^has, wie du die Sonne ai
6. Den Vorwandten (?) des Agai
Rosse an, die Panis hast du niederget
0 König.
Die natürlichste Auß'assung sei
Leiber der Kargen hinweg zu dea
Somit steht also okramTs you eim
getreten gedacht wird.
dhramti 10, 189. Vom Sonnena
1. Herangekommen ist (d akrt
er hat sich bei seiner Mutter und
zum Himmel vorschreitend.
2. Er wandelt {carait) im Licht
(Üshas) ihr lieben aus, der gewaltige I
3. Die drei Stätten durchstrahl
Vogel dargebracht {dkiyate), um die
4, 15, 1 — 3.
1. Agni, der Priester bei nnst
herumgeführt (myate), der Gott, d
werth ist.
2. Dreimal fUhrt (yaii) Agni m
lenker, den Göttern Erquickung spei
3. Der Herr der Beute, der we
wandelt (akramit), Schätze spendend
Häufig wird akramU von den:
Augen der Fressenden soeben in d
ist. Ich theile zur Probe mit:
9,45:
1. Ströme zum Bausch ein,
mahl, ludu dem Indra zum Trank.
2. Geh für uns den Botengan
u. 8. w.
3. Dich den rothen salben (ai
Öffne uns die Pforten znm Reichthui
4. In die Seihe ist er (jetzt) eingetreten {akrmntt)^ wie ein Ross
in das Joch bei der Fahrt, Indu herrscht unter den Göttern.
5. Die Freunde haben (jetzt) den in der Kufe spielenden, über
die Wolle rinnenden gepriesen (asvarmt), den Indra haben die Lieder
gelobt {anüshafa).
6. Ströme du mit dem Strom, durch den du, getrunken, o Indu,
dem Lobsänger Heldenthum schenkst.
lieber asvaran wird später gehandelt werden. akramU findet sich
noch in ähnlichen Stellen 9, 36, 1. 40, 1. 64, 29. 69, 4. 74, 8. 86, 14.
108, 2. Unklar ist 6, 59, 6.
äkrukshat.
10, 146, 4. Wer Abends im Walde weilt, denkt (manyate) wohl:
Jetzt lockt (hvayati) einer seine Kuh, jetzt hat einer Holz gehauen
(avdtdhtt)^ jetzt hat etwas geschrieen (akrukshcU).
ägasmahi.
10, 9.
1. Ihr Wasser seid (stM) ja erquickend, so gebt uns denn die
Gesundheit zurück, damit wir hoho Freude schauen.
2. Was euer heilvollstes Nass ist, dessen macht uns theilhaftig,
wie zärtliche Mütter.
4. Heilvoll seien uns die Wasser zur Hülfe, zum Trunk, Heil
sollen sie uns zuströmen.
5. Die herrschen über alles Gut, gebieten über die Menschen, die
Wasser bitte ich um ein Heilmittel.
6. In den Wassern — sagte mir Soma — sind alle Heilmittel
und auch der allbeglückende Agni.
7. Ihr Wasser, spendet Heilmittel, Schutz meinem Leibe, und
dass ich lange die Sonne schaue.
8. Alles dieses führet weg, ihr Wasser, was irgend Böses ist an
mir, alles Unrecht, was ich schädigend oder fluchend begaugen habe
(ydd vähäm abhidudröha yäd vä gejpd utänritam).
9. Heut bin ich den Wassern nachgegangen (acärisham)^ mit
ihrem Nass sind wir zusammengekommen (agasmahi), Labungsreich
komm heran, o Agni, und schaff mir Lebenskraft.
Man kann annehmen, dass zwischen Vers 8 u. 9 die entsühnende
Waschung fällt. Sollte aber Vers 9 nicht ursprünglich zu diesem Liede
gehört haben, so beweist doch adyd, däss von einer kaum vergangenen
Handlung die Rede ist. Die letzten Verse kehren wieder 1, 23, 20 ff.
ägäsishus.
8, 1, 7. Wohin bist d
(asj)? nach vielen Seiten bin
Kämpfer, Schlaehterreger, ]
(agOsishus; mau kann ungen
igrabhisbma.
5, 30, 12 ff.
12, Dieses herrliche Ge
und gaben hunderttausend
^inaiiicaya, des ritterlichsten '.
13, Wohlbeschenkt schi
tausend Eohen, die Ku^ami
Indra berauscht {amamandt
Nacht
14. Aufleuchtete (aücho
caya dem Könige der Bu?an
angetriebener, hat Babhru vi
15. Viertausend Rindsbä
setzen, einen ehernen haben
An dieser Stelle komm
adama an. aückai scheint
beim Perfeetstammo erwähnt
6, 47, 22 ff.
22. Prastoka hat von d'
Kosse gegeben {atlal), von ]
und ^aral)ara empfangen (ag
23. Zehn Roase , zehn
Goldklumpen habe ich von I
24. Zehn Wagen mit Z
hat Afvatha dem Pityu gege
25. Die Bharadvajas,
hat Ssrftjaya verehrt {ayasht
Dass mit diesem Verse
Jenaer Literaturzeitung 1875.
äghuksbat
5,40, 6 gebraucht ist,
mehreren Stöcken zusammen
— 11
dcSrisham s. unter dgasmahi.
ächäntsus s. unter dyansata,
äjanishta
1, 123.
1. Der breite Wagen der rüstigen ist angeschirrt (ayoji), die un-
sterblichen Götter haben ihn bestiegen (asthus), aus schwarzem Dunk(>l
erstand (asthat) die holde, um sich zu zeigen den menschlichen Wohn-
sitzen.
2. Sie ist früher erwacht (abodhi) als alle Creatur, Beute gewin-
nend, die hohe Spenderin, am Himmel hat aufgeleuchtet (vi dkhyat)
die junge stets neu erstehende, Ushas ist herangekommen (d agan) als
die erste beim Frühgebet.
3. Wenn du heute Gut vertheilest den Männern , Ushas, göttliche,
bei den Sterblichen verehrte, edle, dann möge uns der freundliche Gott
Savitar schuldlos erklären vor der Sonne.
4. Zu jedem Hause kommt sie (ycUi) aufleuchtend, Tag für Tag
ihr Wesen zeigend. Um zu spenden ist die Lichte wiederum heran-
gekommen (d ayat)^ alles höchste Gut besitzt sie.
5. Bhagas Schwester, Varunas Gattin, freundliche Ushas, komm
als erste heran, dahinten bleiben soll der Uebelthäter. Möchten wir
ihn besiegen mit Opfergaben und Streitwagen.
6. Lieder und Opfergaben sollen sich erheben, denn aufgestiegen
sind (asthus) die leuchtenden Flammen; reiches Gut, das die Finster-
niss verbarg, machen die leuchtenden Morgenröthen offenbar (krinvanti).
7. Weg geht (eti) der eine, her kommt (eti) die andre, einträchtig
wandeln (carete) die verschiedengestaltigen, Tag und Nacht. Von den
beiden Allumfassern hat die eine die Finsterniss mit sich hinwog-
genommen (akar), Ushas aber ist erschienen (adyaut) mit ihrem
flanmaenden Wagen.
8. Gleichgestaltig heute, gleichgestaltig morgen folgen sie (sacantc)
dem ewigen Gesetze Vamna's, tadellos durchwandeln sie (yanti) an
einem Tage dreissig Wegstrecken, indem jeder von ihnen seine Auf-
gabe erfüllt.
9. Kennend das Wesen der ersten Frühe ist (jetzt) die strahlende
weisse aus dem Dunkel geboren (ajanishtu), des Kechtes Genossin bricht
sie (minati) nicht das Gesetz, sie kommt Tag für Tag zum Stelldichein.
10. Wie ein Mädchen, prangend mit ihrem Leibe, gehst du (eslü),
0 Göttin, dem sehnenden Gotte entgegen, eine lächelnde Jungfrau ent-
hüllst du (krinushe) leuchtend deinen Busen im Osten.
12
Schönstrahlend wie ein von der Mutter geschmücktes Mäd-
bblössest du (krinushe) deinen Leib, dass man ihn schaue:
1 scheine wieder, Ushas, nicht werden andere üsbasen diese
lat erreichen.
Die ross- und kuhreiehen Morgenröthen, aller guten Gaben
äammentreffend mit den Strahlen der Sonne, gehen weg und
wieder {yanti), heranführend ihre lichte Erscheinung,
De3 Rechtes Zügel lenkend verleih uns immerdar heilvolle
TJshas leuchte uns heute, wohl angerufen. Una und den
ren möge Gut zu Theil werden.
leicht ist freilieh Vers 8 etwas anders zu übersetzen. Dann
glicherweise djanishta als erzählender Aorist zu fassen.
, 11.
)er wachsame Hirt der Menschen ist geboren (ajanishia, gesagt
eben vollzogenen Erzeugung des Feuers), der kluge Agni zu
flücke für uns, der butterbegossene helle leuchtet (bhati) den
mit seinem himmelberührenden Strahl.
Des Opfers Fahne, dou ersten Priester, haben die Menschen
m dreifachen Sitze entfacht (idhire), mit Indra und den Göttern
u setze sieh der weise Priester zum Opfern nieder auf die
h reiner SchJJnheit wirst du jetzt von deinen Eltern geboren
ein kluger Priester entwandest du dich (einst, atishthas) dem
t, mit Butter nährten (avardhtt/an) sie dich, buttergenährter
in Rauch war (abhamt) die Fahne, die zum Kimmel stieg,
i,gni komme gerades Weges zu unserem Opfer, den Agni
)haranle) die Menschen herum von Haus zu Haus, Agni war
•r, ahhavnt) der opferflihrende Bote, den weisen Agni erwählt
man gern,
deinem Herzen, o Agni, sei dieses honigsüsse Wort und dieso
lieb. Dich füllen (jyrinanti) die Gebete, wie grosse Bäche
rn, und stärken dich mit Kraft.
)ich, der jedem Holzstück innewohnt, fanden (einst, avindtm]
rasen, als du in der Höhle versteckt warst; du wirst gobori'u
wenn du mit Kraft durch Reiben erzeugt wirst, darum neiirr
f(s) dich Sohn der Kraft, o Bote.
, 76.
)er menschenfreundliche Gott Savitar liat das allerzeugemif
che lacht heraufgefflhrl (a^rä), nach dem Willen der Götlir
^
liclit, mit ihrem wirksaraeu Gebet erzeugten (ajanayan) sie die
MorgenrÖthe.
5. In gemeiusamer Halle vereinigt sind sie (die Väter) einträchtig
{sdmjanate), streiten nicht wider einander (yatan(e), sie verletzen nicht
(minanti) die Gebote der Götter, unermüdet, vereint mit den Vasus
(d.h. die Väter, die einst das Lieht auffauden, leben nun in ewiger
Seligkeit).
fi. Die Vasishthas preisen dich (ilate) mit Lobgesängen, die Mh
wachen loben dich, o reiche. Als Fahrerin der Kühe und Rossherrin
leuchte uns auf, edle üshas, komm zuerst heran.
7. Diese Föhterin der Güter und Lieder, die aufleuchtende Ushas
wird von den Vasishthas besungen {rihhyate). Gebt uns weitberühmteu
Reichthum und schützt uns mit Wohlergehen.
Man vergleiche noch ], 113, 1. 2, 5, I. 3, 29, 3. Zweifelhaft bleibt
5, 2, 4. — Erzählender Sinn ist mit Sicherheit in folgenden Stellen
anzunehmen:
5,32, 1—3.
1. Du erschlössest (ddardar) die Brunnen, öffnetest (dsrijas) die
Quellen, du schafftest den eingeschlossenen Finten Ruhe (arammis^).
Als du, 0 Indra, den grossen Berg öffnetest (la vdr),
(srijds) du die Ströme und erschlugst (Aan) den Dänava.
2. Du liessest die nach dem Lauf des Jahres
Brunnen fliessen (aranfias), fliessen das Euter der Wolke, o Schleuderer.
Den Ahi, der sorglos dalag, erschl^end, o Indra, erwiesest (adkatthas)
du deine Kraft.
3. Indra schlug fort (jaghana) mit seiner Kraft die Waffe dieses
grossen Ungethüms, das sich allein unbesiegbar dünkte. Da erstand
(ajanishta) ihm ein anderer, der stärker als es selber war.
10,72,1—.
1. Die Geburt der Uötter wollen wir nun bewundernd erzählen,
"-""hie sie) in gesungenen Liedern, wer sie erschaut von uns
renen.
Jrahmana^pati glühte sie (adhamai) wie ein Sehmied, in dem
tterzeitalter entstand (ajäi/ata) das Seiende ans dem nicht-
ji dem ersten Götterzeitalter entstand {ajayata) atiB dem
ienden das Seiende, darauf entstanden {ajayanta) die Welt-
, ja darauf aus der Weltenmutter.
)ie Erde entstand {jaSiie) aus der Weltenmutter, aus der Erde
lU (ajayanta) die Weltgegenden, aus Aditi entstand (ajayata)
aus Dakaha wiederum Aditi.
a Aditi entstand {djanisMa), welche deine Tochter ist, o Daksha.
r entstanden (ajayanta) die Götter, die glücklichen Genossen
erblichkeit.
Lied ist zweifellos sehr jung (s. Eotb Nir. XI, 23).
ISO ist äjanishta erzählend 3, 59, 4. 10, 17, 6.
lam u. B. w.
), 159.
Tetzt ist die Sonne aufgegangen (agät), und aufgegangen mein
ick, jetzt habe ich schlaue siegreich den Gatten unterjocht
cb bin nun Licht und Haupt, ich bin eine strenge Sehieds-
siegreich bin ich, nach meinem Willen mnss nun mein Qatte
deine Söhne sind Feindbezwinger, so auch meine Tochter
ich selbst bin (asmi) siegreich, bei meinem Gatten wird mir
Kubm.
cb habe dasselbe Opfer vollzogen (akri), durch welches Indra
:ste wurde (e^havat). Dadurch bin ich aller Nebenhuhlerimien
»orden (dbkuvam).
)hne Nebenbuhlerinnen, Bcsiegerin der Nebenbuhlerinnen, sieg-
!rwindend habe ich nun die Schönheit der anderen Weiber an
issen (avriksham), wie den Besitz Schweifender.
>ieses habe ich erobert (ajaisham), ich Besiegerin der Neben-
,amit ich über diesen Mann herrsche und über dieses Volk.
Gedicht ist das Triumphlied eines Weibes nach glücklich
em Zauber, der sie zum alleinigen Weihe ihres Mannes machen
15
soll. Besonders lehrreich ist der Tempuswechsel in Vers 4, worin
(Miuvam von dem eben Geschehenen, ahhavat von der Vergangen-
heit gebraucht ist.
8, 47, 18.
Heute haben wir erobert (ajaishma) und erworben (asanäma)
[d. i. Sängerlohn erhalten], heute sind wir unserer Schuld ledig gewor-
den (abhüma). Ushas möge wegleuchten den bösen Traum, vor dem
wir uns (in dieser Nacht) gefurchtet haben (dbhaishma) u. s. w., vgl.
10, 164, 5.
djais (vgl. mein Verbum S. 50.)
9,72.
1. Den Falben reinigen sie (mrijanti\ wie ein rother Hengst wird
er angeschirrt (yujyate), mit Milchtränken wird Soma im GefiLss
gesalbt {ajyate). Wenn er seine Stimme erhebt, eilen (hinvate) mit
Andacht heran alle Liebhaber des Vielgelobten.
2. Zusammen sprechen (vadanti) viele Andächtige, wenn sie den
Soma in den Leib Lidra's einmelken (aduhüs), wenn die behenden
Männer mit den zehn Nachbarn (den Fingern) das Soma-Nass strei-
fend herausdrücken (mrijdrUi),
3. Unklar.
4. Von Männern geschüttelt, vom Stein gekeltert, bei dem Barhis
beliebt, ein Herr der Kühe, seit alter Zeit regelrecht erscheinend, reich
an Weisheit (?), des Menschen Opferförderer — so strömt (pavate) der
klare Soma andächtig dir, o Lidra, zu.
5. Von Männerarmen bearbeitet, im Strom erpresst, strömt (jpavate)
nach Brauch dir, o Indra, der Soma zu. Erfüllt hat er (äpras) sein
Begehren, beim Opfer hat er sich Andachtslieder erobert (ajais)^ wie
ein Vogel auf den Baum hat sich der Falbe in die Schaale nieder-
gelassen (asadat).
6. Den Saft melken sie aus (duhanti)^ den brausenden, unerschöpf-
lichen, den weisen die Weisen, die geschäftigen Andächtigen. Milch-
tränke und Andachten kommen zusammen (t/anti) reihenweise in dem
Schooss und Sitz des Opfers, immer neu.
7. Auf dem Nabel der Erde, auf dem Fundament des hohen Him-
mels, in der Woge der Wasser, in die Fluten ergossen, des Indra
Keil, der Stier, der reiche begeisternde Soma strömt (pavaie) dem Innern
geliebte Labung zu.
8. Umströme den irdischen Dunstkreis, freigebig gegen den Lob-
sänger und Presser, o Weiser. Enthalte uns nicht häusliches Gut
vor. In goldigen kräftigen Keichthum möchten wir uns kleiden.
9. 0 Tropfen, huD
Kind und Gold miss iii
unser Loblied, o flauimi
djais erscheint au
diesem Liede ist 12 ei
hängendes Lied, 9 — 11
dabei 10 und 11 nur v
ätakshisfans.
1, 130, 6. Dieses :
tigt (atakshishus), wie
Wohlwollen haben sie <i
Wettlauf ein edles Koa
Gewinn erhaute, ja alle.
ätärishnia, atflrisb
atäriskma 1, 92 s.
Die Bedeutung vo
auch klar hervor in dei
1. Wir haben das
und bringen fromm eij
alten Ä9vinen ruft Qiav
2. Nieder hat siel
der euch verehrt und
süssen Trank ihr Afvin
bringend in der Festvei
3. Wir haben dai
Wege wählend; nehmt
eifriger Bote ist euch e:
mit Liedern begrüsst.
4. Die beiden Reis
Bakshastödter, die rast
da (sdtn agmata), versc
5. Von hinten, vo
kommt, ihr A^vinen,
immer mit Heil.
Man vergleiche noi
dtarishus 3, 33,
Erzählend steht al
auch 7, 4, 5.
17
ädrikshata.
4, 52, 5 s. unter äbhutsmahi. — 7, 83. Bitte um Sieg vor
Beginn der Schlacht.
1. Auf eure Freundschaft bauend sind die beutelustigen Träger,
der breiten Äxte ausgezogen (yayus); schlagt die fremden und ein-
heimischen Feinde, unterstützt Sudäs mit neuer Hülfe, Indra und Varuna.
2. Wo bannertragende Schaaren zusammenstossen {samäyante\ wo
alles, was uns lieb ist, auf dem Spiele steht {hhdvaii)^ wo alle Wesen
und alle, die die Sonne schauen, sich furchten (hhdyante), da seid uns
hülfreich, Indra und Varuna.
3. In Staub haben sich (jetzt) gehüllt (dhvasird ädrikshata) die
Enden der Erde, das Getöse ist zum Himmel gestiegen (aruhaf), die
Bosheit der Feinde hat sich wider mich erhoben (asthus); hierher
kommt mit Hülfe, ihr Hörer des Rufs. :
4. Indra und Varuna, mit unwiderstehlichen Schlägen habt ihr,
den Bheda besiegend, Sudäs unterstützt (Mher, ävatam) ; ihr Eufen im
Gebete habt ihr erhört (griniiiam) , erfolgreich für die Tritsus war
{dbhavaf) die Priesterarbeit.
5. Indra und Varuna, mich quält (tapanti) die Bosheit des Feindes
und die Hinterlist der Gegner. Ihr herrscht {rajathas) ja allein über
das Schlachtenglück, so steht uns denn bei am entscheidenden Tage.
6. Euch riefen (wohl havanta, nicht mit Pada havante) beide
Theile bei den Schlachten an, Indra und Varuna, um Gut zu erlangen,
als ihr den von den zehn Königen bedrängten Sudäs unterstütztet
(dvatam) mit den Tritsus zusammen.
7. Die zehn verbündeten gottlosen Könige, o Indra und Varuna,
konnten den Sudäs nicht besiegen (yuyudhus). Erfolgreich war (äbha-
vat) das Gebet der Männer beim Opferschmause, die Götter waren
anwesend (ä^van) bei ihren Anrufungen.
8. Dem in der Zehnkönigschlacht von allen Seiten umzingelten
Sudäs halft ihr (agiksJiatam)^ Indra und Varuna, als die weissgekleideten
Tritsus mit geflochtenem Haar, die andächtigen, eifrig mit Gebet sich
mühten (dsapanta).
Der Schluss gehört nicht nothwendig zum Ganzen ; der Gedanken-
gang ist: Sudäs' Heer ist zu einer Schlacht ausgezogen (1), helft uns
in der bevorstehenden Schlacht, Indra und Varuna (2). Die Feinde
haben uns augegriffen, schon naht die Entscheidung, so helft ims (3),
wie ihr dem Sudtls in der Zehnkönigschlacht geholfen habt u. s. w.
Die Uebersetzer der Siebenzig Lieder fassen die Tempora anders
Delbrflek n. Windlacb, syntokt. Forsch. II. 2
\
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blied für den Gewaltigen, Starken.
erscheint :
gen der Form b. Gr.).
— 15.
m Ungestflm des Drachen alle Götter flohen (dkramus).
ih des Thieres ergriff (mdät), da wurde (bhuvat) er mir
3r Vritratödter erwies (adisk^) aeine Heldeukraft, der
esieglicbe.
2, 36, 1. Der dir ergossene Soma hat eich in Hileb
[leidet (ävasishta nach Gr.), die Männer haben ihn mit
le Seihe gemolken (at^ukshan) u. a. w.
19
8,38.
1. Des Opfers Priester seid ihr, gewinnend in den Schlachten und
bei den Opfern. Indra und Agni, achtet auf dieses.
2. Spender, Wagenfahrer, VritratÖdter, Unbesiegte, Indra u, s. w.
3. Diesen süssen Trank haben euch die Männer mit den Steinen
gekeltert (adhidcshan\ Indra u. s. w.
4. Nehmt das Opfer zur Labung hin, nehmt den gekelterten Soma,
ihr gleich gepriesenen. Indra und Agni, ihr Helden, kommt.
5. Nehmt an diese Pressungen. Mit den Bossen, mit denen ihr
die Opfergaben entfuhrt (ühdthm\ kommt, Indra und Agni, ihr Helden,
heran.
6. Nehmt diesen im Takte sich bewegenden Lobgesang von mir
an. Indra u. s. w.
7. Mit den frühwandelnden Göttern kommt heran, ihr beiden Gut-
spender, Indra und Agni, zum Somatrank.
8. Hört den Lobgesang des kelternden ^yäväfva, der Atris. Indra
U- s. w.
9. So habe ich euch (jetzt eben) zur Hülfe gerufen (oävc), wie
euch (schon früher) die Weisen riefen (dhuvanta), Indra und Agni, zum
Somatrank.
[10. Ich erbitte die Hülfe von Indra und Agni zusammen mit Saras-
vaü, denen das Lied gesungen wird.]
8, 54, 7 — 12.
7. Weil du, o Indra, aller Gemeingut bist, darum rufen wir dich
(havämahe).
8. Diesen süssen Somatrank haben dir die Männer gekeltert
(adhukshan) mit den Steinen, trink ihn gern, o Indra.
9. Alle feindlichen Sänger übergeh, komm schnell heran und ver-
leih hohen Buhm.
[10. Der reiche König, der Spender der geschickten, goldbedeckten
Bosse möge nicht Schaden leiden.
11. Auf den tausend Gefleckten liegt grosser, breiter Goldschatz,
leuchtendes Gold habe ich erhalten (a dade).
12. Die mit Tausenden gegen mich freigebigen Nachkommen des
Durgaha haben sich Buhm (durch diese ihre Freigebigkeit) bei den
Göttern verschafft (aJcrata).]
9,2.
1. Ströme die Götter zu erquicken über die Seihe, o Soma, in
Eile. Starker Indu, besuche Indra.
2*
20
2. Woge heran zum herrlichen Miahl, o Indu, ein glänzender Held ;
setze dich, Starker, auf deine Stelle.
3. Die Priester haben erpresst {adhvkshaia) das süsse Nass, die
Ströme des Tranks. In Wasser hat sich der Weise gekleidet
(vasishta), * •
4. Dir, dem Grossen, fliessen die grossen Wasserströme zu, wemi
du in Milch dich kleiden willst.
5. Der Trank wird geläutert (mamrije) im Wasser, er ist des
Himmels feste Stütze, der Soma in der Seihe ist uns hold.
6. Laut hat der gelbe Stier aufgebrüllt {acikradat, nämlich bei
dem soeben vollzogenen Einströmen in das Gefass), willkommen wie ein
lieber Freund, er strahlt der Sonne gleich.
7. Geschäftige Lieder putzt man dir, o Indu, rüstig heraus
(marmrijyante)^ durch welche du erstrahlst (gümbhase\ zum Kauseh
verlockend.
8. Dich den Befreier flehen wir an {Tmahe) zu munterem Bausche,
dir gebührt hohes Lob.
9. Uns, 0 Indu, Indra begehrend, woge zu im Strom des Meths,
regenreich wie Parjanya.
10. Binder verleihest du, o Indu, Helden, Bosse und Beute. Du
bist des Opfers uralter Lebenshauch.
Undeutlich ist adhukshata 9, 110, 8. — Erzählend dagegen
[ erscheint
ddhtikshat
1, 33.
1. Kommt heran, wir wollen Indra, Heerden begehrend, anflehen,
seine Fürsorge für uns möge er steigern. Vielleicht wird der Unver-
) letzliche unser grosses Verlangen nach seinem reichen Besitz an Binder-
heerden zum Ziel fuhren.
2. Ich fliege (patami) zu dem unüberwindlichen, dem Schutz-
spender, wie der Falke zu seinem Neste, indem ich Indra mit den
höchsten Liedern verehre, ihn, der von Lobsängern beim Opfergaug
anzurufen ist.
3. (Jetzt) hat der Heerführer den Köcher umgethan (asakta), i^r
treibt zusammen (ajati) die Heerden des Feindes, wessen er will (vdshti).
Du hast, 0 Indra, viel Güter in deiner Gewalt, sei nicht karg gegen
uns, 0 Hoher.
(Die Auflfassung von asakta ist nicht ganz sicher. Von hier au
beginnt die Erzählung).
k.
21
4. Du erschlugst (vddJits) den kriegerischen Dämon mit der Keule,
als Führer heraneilend mit deinen helfenden Genossen, o Indra. Von
der Wolke herab stoben sie auseinander (äyan), die alten Gottlosen
wandten sich (tyus) zur Flucht.
5. Von dir weg wandten sie (vavrijus) die Häupter, o Indra, die
Gottlosen, welche mit den Frommen kämpften, als du, o starker Führer
der falben Bosse, vom Himmel und von der Erde weg bliesest die
Gottlosen.
6. Sie wollten das Heer des untadligen bestehen (ayuytdsan), aber es
hatten sich verbündet {dyotayayüa) die frommen Schaaren. Als elende
Hämmlinge einen Mann bekämpfend, flohen (ayan) sie eilig, sobald sie
Indra bemerkten.
7. Du bekämpftest (ayodhayas) diese, mochten sie lachen oder
weinen, o Indra, am äussersten Ende des Luftkreises, du* sengtest
{(idaJkas) hinweg den Feind oben vom Himmel, du segnetest (ävas)
das Gebet des Opfernden, Preisenden.
8. Einen Wall bauten sie um die Erde, glänzend in goldener
Rüstung, aber die Eilenden entflohen (tUirus) doch dem Indra nicht,
Späher stellte er rings auf {adadhat) durch die Sonne.
9. Als du, 0 Indra, Himmel und Erde von allen Seiten mit einem
Griflf umfasstest (äbuhhojTs)^ besiegtest du die Gottlosen durch die
Frommen, vertriebst (adahas) den Dämon durch die Beter.
10. Sie konnten Erde und Himmel nicht in ihre Gewalt bekom-
men (äpus) und durch ihre List nicht den Schätzespender überwinden
(parydbhüvan), zu seinem Genossen machte (cakre) Indra den Donner-
keil, aus der Finsterniss befreite (melkte, adhukshat) er die Helle durch
den Lichtstrahl.
11. Nach seinem (Vritras) Wunsch strömten (aksJiaran) die Wasser,
breit lag er da (avardhata) mitten unter den Strömen, mit gesammel-
tem Muthe schlug ihn (ahafi) Indra für ewig in gewaltigstem Schlage.
12. Er zerstörte (avidhyat) die Festungen des Hlbiga, den gehörnten
^'ushna zerschmetterte (abhinat) Indra. So weit Muth und Kraft
reichten, schlugst (avadhis) du, o Indra, mit deiner DonnerwaflFe den
kämpfenden Feind.
13. Gerades Wegs ging er los (ajigät) auf seine Feinde, mit dem
scharfen Donnerkeil zerstörte {ahhet) er die Burgen, mit dem Donner-
keil berührte (asrijat) Indra , den Vritra , seinen Willen setzte er
triumphirend durch (cUirat).
14. Du halfst (ävas) dem Kutsa, o Indra, den du liebtest {cahdn\
du halfst (prävas) dem kämpfenden Helden Da9adyu, der huferregte
24
änartishus s. unter drävishus,
äneshäta.
10, 155.
Ein nicht ganz verständliclies Lied, enthaltend die Anrede an
einen weiblichen Dämon, der die Gottlosen und Kargen heimsucht,
während den frommen Sängern dieser Verse niemand etwas anhaben
kann. (Vgl. Roth Nirukta VI, 30.)
1 . Aräyl, einäugige, scheussliche, entweich in die Berge. Mit den
Kriegern des QirfD^bitha, mit denen scheuchen wir (cätayänum) dich,
2. Vertrieben von hier und vertrieben von da sei die alle Frucht
verletzende. 0 Brahmanaspati , spitzhömiger, spiesse die Aräyl au£
3. Dort schwimmt (pldvate) drüben im Fluss ein menschenleeres
Holz, das packe dir, o bissige, mit dem geh in weite Feme.
5. Diese Frommen haben (bei diesem Opfer) die Kuh herum-
geführt (aneshata) und haben das Feuer herumgetragen (ahrisJuita), den
Göttern haben sie die Ehre erwiesen (aJcrata). Wer kann ihnen etwas
anhaben ?
änüshata, änüshätäm, änavishta.
1, 7, 1.
Indra haben (jetzt) die Sänger hoch gelobt (anüsJuita), Indra die
Dichter mit ihren Liedern, Indra die Chöre.
Man könnte auch den Aorist, mit geringem Fehler, durch das
Präsens wiedergeben, wie oft.
1, 11, 8. Schlussvers.
Den Indra, welcher mit Macht herrscht, haben Qetzt) die Lob-
gesänge gepriesen (anüsJiata)^ dessen Gaben tausend oder noch mehr
sind.
3, 51, 1.
Den menschenbeherrschenden, reichen, preisenswerthen Indra haben
die hohen Lieder gepriesen (preisen, änüshata).
Dass der Vers von Anfang an erster Vers gewesen sei, ist kauni
zweifelhaft. Der Hymnus besteht aus vier kleineren Liedern zu je
drei Versen.
4, 32, 9.
Dich haben (in diesem Liede) die Gotamas gepriesen {anüshafny
damit du spendest u. s. w. — Ein Gotama ist der Verfasser.
5, 5, 4.
Wollenweich breite dich hin, die Lieder sind jetzt erklungen
(erklingen, änüshata) j lass uns gewinnen, o herrliches Barhis.
25 :
6, 60, 7. Euch, Indra und Agni, haben hier diese Lobgesänge
gepriesen (preisen, anüsJicUa), trinkt, ihr Heilvollen, den Trank.
8, 3, 1—5.
1. Trink von dem saftigen Trank, berausche dich, o Indra, an
dem milchgemischten, sei uns gnädig als freundlicher Zechgenosse, uns
möge deine Fürsorge fördern.
2. In deiner Gunst möchten wir reichgesegnet stehn, o Reisiger;
überliefere uns nicht der Nachstellung, fördere uns mit mannichfachem
Beistand, nimm uns auf in deine Onade.
3. Diese meine Gebete sollen dich stärken, o gabenreicher; hell-
ferbig sind die reinen Tränke, die Sänger haben dich gepriesen (preisen
dich, anüshata) mit Lobgesängen.
4. Dieser, von tausend Sängern angefeuert, breitete sich aus
(papraihe) wie ein Meer, seine wahrhaftige Grösse und Stärke wird
gepriesen (grine) in den Opfern, dem Reiche der Fronunen.
5. Indra rufen wir (havämahe) zum Gottesdienst, Indra, wenn das
Opfer vor sich geht, Indra zum Erwerb von Beute.
8, 6,31 — 35.
31. Alle Kanvas vermehren (vardhanti)^ o Indra, deine Fürsorge,
deine Heldenkraft und Stärke, o gewaltigster.
32. Dies mein Loblied nimm gern an, o Indra, und fordere mich,
fördere auch meine Andacht.
33. Andächtig haben wir dir, o hoher Keilträger, (Lieder) ge-
schajEFen (atakshma), damit wir Sänger Lebenskraft empfangen.^
34. Die Kanvas sind herangerauscht {anüsluxta) wie Wasser, die
am Abhang herabströmen, den Indra hält die Andacht fest.
35. Indra stärken (vävridhus) die Gebete, wie die Flüsse das
Meer, den nimmer alternden, dessen Zorn unüberwindlich ist.
9, 17.
1. Wie Ströme auf abschüssigem Lande, so sind die schnellen
Somas dahingeströmt (asrigram)^ die eifrigen, Vritra tödtenden.
2. Die gekelterten Tropfen, die Soma*s, sind Indra zugeeilt
{aksharan\ wie Regen auf die Erde strömt.
3. Der wallende berauschende Trank, der Soma fliesst (arshati) auf
die Seihe, Rakshasen tödtend, Götter begehrend.
4. In die Gefasse rinnt er (dhavati), auf die Seihe wird er
gegossen (sicyate), durch die Gebete wächst er {vardliate) bei den
Opfern.
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27
4. Kommt geni vom Himmel her aus der Luft. Kanva's Sohn
hat euch hier süssen Somatrank gekeltert (sushdva).
5. Kommt zu uns mit Erhörung, ihr A9vinen, zum Somatrank;
Heil, ihr Förderer des Lobgesangs, mit gewogenem Sinn, ihr weisen
Helden.
6. So viel euch auch schon früher Sänger zu Hilfe gerufen
haben (Juhüre), ihr Helden, kommt zu diesem meinem Loblied heran,
ihr Afvinen.
7. Kommt von dem Lichtraum des Himmels her zu uns, ihr
Himmelsbewohner, um der Lieder willen, ihr Freunde Vatsa's, um der
Lobgesänge willen, ihr Buferhörer.
8. Verehren etwa (ascUe) andere als wir mit Liedern die A9vinen?
Der Sohn Kanva's, der Sänger Vatsa hat euch (jetzt) mit Liedern
erquickt (amvridhat, bei diesem Opfer).
9. Euch hat der Sänger hierher zu Hülfe gerufen (ahvat) mit
Liedern, ihr Afvinen, ihr reinen Vritratödter, seid uns erquickend.
10. Als das Weib (die Sonne) euren Wagen bestiegen hatte
(dtishtliaf) ^ da erreichtet ihr alle eure Wünsche, o A9vinen {agor
chatamy erzählend).
11. Von dort (wohl: vom Himmel her) kommt mit dem pracht-
vollen Wagen heran. Vatsa der weise Sänger hat euch (jetzt, hier)
ein süsses Lied gesungen (dgansxt),
12. Die freudereichen, gutreichen Schatz Verleiher , die reisigen
Afvinen haben hier mein Lied begrüsst (anüshatam).
anavishta s. unter dheshata.
Erzählend steht anüshata 4, 1, 16. Sie (die alten Weisen, welche
das Licht fanden) gedachten {manvata) rühmend der ersten Erschei-
nung der Milchkuh, dreimal sieben herrlichste Erscheinungen der Mutter
(Kuh) fanden sie. Es jauchzten ihnen zu (anüshata) die solches er-
kennenden Schaaren (der Kühe), es ward offenbar (ävir bhuvat) die
Böthliche mit dem Glänze einer Kuh.
Auf die Mittheilung einer vollständigen üebersetzung des schwie-
rigen Hynmus verzichte ich.
ä pävishus.
9, 60.
1. Besingt mit einem Liede den flammenden, regsamen, tausend-
äugigen Indu.
2. Dich den tausendäugigen, tausendfaltigen hat man jetzt strömen
lassen {apavishus) über die Wolle.
29
5. Geniess' ich dich, so rettest du mich, edler Trank,
Ein Wagenriemen festigst du {anoha) die Glieder mir.
Der Trank sei Hüter, dass der Fuss mir nicht zerbricht,
Und auch vor Siechthum hüte sorgsam uns der Trank.
6. Entflamme mich, wie den entfachten Agni,
Erleuchte uns, führ' uns zu grössrem Glücke.
Im Somarausche sprech' ich (manye) zu mir selber:
'Ein reicher Mann gelang' ich jetzt zu Wohlfahrt.'
7. Mit frohem Sinn empfangen wir den Mischtrank,
Wie von den Vätern uns ererbten Reichthum.
Yerlängre, König Soraa, unser Leben,
Wie Süria die morgendlichen Tage.
8. Sei gnädig, König Soma, uns zum Heile,
Sei dess versichert, dass wir dir gehören.
Es regt sich (alarti) Hinterlist und Zorn, o Indra;
Gieb uns nicht preis der Willkür unsres Feindes.
9. Du Soma nahmst als unsres Leibes Hüter
In jedem Gliede Wohnung (nishasdUha\ Herr der Helden.
So oft wir auch verletzen deine Satzung,
Sei gnädig uns, ein edler Freund, zum Heile.
10. Dem milden Freunde möcht' ich mich gesellen,
Der mir nicht schaden, soll, wenn ich ihn trinke.
(Rest nicht deutlich).
11. Hinweggeschwunden {dpa asthus) sind jetzt Noth und Plagen,
Zerstoben (atrcLsan) sind die lastenden, entflohen {abhaishus) i
Der starke Soma hat uns jetzt ergriffen {aruhat),
Jetzt sind wir da {aganma\ wo lang das Leben dauert (pratirdrUe).
12. Dem Trank in unserm Leib, der jetzt, ihr Väter,
Unsterblich selbst, die sterblichen besucht hat (avivega\
Dem Soma möchten wir mit Opfern dienen,
In seiner Gunst und seiner Gnade leben.
13. Du Soma, der den Vätern schon vertraut war,
Du hast durchdrungen (d tatantha) Himmelsraum und Erde.
Dir, Indu, möchten wir mit Opfern dienen.
Wir möchten sein Besitzer alles Reichthums.
4
*
32
ämafisata 10, 86, 1 ist mir nicht recht klar.
ämatsus, ämädishus, ämatsata.
1, 84, 5. Singt jetzt dem Indra und sprecht Gebete. Der gekel-
terte Trank hat ihn berauscht (amatsus\ verehrt die höchste ErafL
Dies Lied ist aus Brocken zusammengesetzt.
9, 8, 4. Die zehn Finger streichen dich (mrijanti), die sieben
Andachtswerke fördern dich (hinvanti), die Sänger jauchzen dir zu
(amädishm),
8, 58, 11.
Getrunken hat (dpät) Indra, getrunken hat (dpät) Agni, alle Götter
haben sich berauscht (ämatsata), Varuna möge hier weilen, ihn haben
die Wasser gepriesen wie Kühe das eine Kalb.
Zeitlos scheint der Sinn von ämatsata zu sein 9, 14, 3: Dann
berauschen sich (amatsa;ta) an seinem (des Soma) Safte alle Götter,
wenn er sich in Milch kleidet {vasät/dte),
ämandit, ämandishus.
8, 69, 10.
Das Lied schliesst ab: (Hiermit) hat euch gestärkt {avivridhat)
und ergötzt (amandU) Ekadyüs, ihr Götter und Göttinnen, dem gewährt
nun preisenswerthe Gabe. Früh und bald komme der Huldreiche.
ämanthishtäm.
3,23.
1. Erzeugt auf dem schönen Opferplatze, der jugendliche Weise,
der Führer der heiligen Handlung, Agni, der nie Alternde, zwischen den
ergrauenden Hölzern empföngt (dadhe) die Götternahrung, der Wesen-
kenner.
2. Die beiden Bhäratas, Devaväta und Devafravas haben tüchtig
den kräftigen Agni gerieben (amanthishtäm). Agni, blicke her mit
grossem ßeichthum, ein Bringer von Erquickungen sei uns alle Tage.
3. Die zehn Finger haben den Alten erzeugt {ajtjanan)^ den edlen
lieben Sohn der Mutter, Deva5ravas preise den von Devaväta ent-
fachten Agni, der der Männer Befehlshaber sein soll.
4. Er (Devaväta) hat dich niedergesetzt (dadhe) auf das Bund der
Erde, den Platz der Erquickung, am festlichen Tage; leuchte
kräftig auf, o menschenfreundlicher Agni, an der Drishadvati, Äpayä
und Sarasvati.
33
ämrikshäma, ämrikshanta.
10, 39, 14.
Dieses Loblied haben wir euch gemacht (akarma)^ ihr Afvinen,
wir haben es gefertigt (atakshänia)^ wie die Bhrigus den Wagen, wir
babea es euch zugeführt (ni amrikshäma) wie ein Weib dem Manne,
es überliefernd wie ein eigenes Kind.
Diese Stelle wird wegen atakshama später zu besprechen sein.
9,26,
1. Gereinigt haben sie (amrikshanta) das Ross (den Soma) im
Schoosse der Aditi, die Sänger mit einem feinen Liede.
2. Die Milchströme haben ihm zugejauchzt {anüshata\ dem tausend-
strönaigen, unerschöpflichen Indu, dem Träger des Himmels.
3. Durch die Andacht haben sie den Ordner angetrieben {ahyan),
den am Himmel flammenden, den starken, vielnährenden.
4. Ihn haben sie durch das Lied angetrieben (ahyan)^ wie man
in der Schnitzbank treibt, den Nachbar des Vivasvant, den untrüg-
lichen Herrn der Rede.
5. Ihn, den hellen, treiben (hinvanti) die Mnger mit den Steinen
auf der Unterlage, den geliebten, vielschauenden.
6. Dich den Liederfreund fördern (hinvanti) die Dichter, o Flam-
mender, 0 Tropfen, der dem Indra Rausch schafft.
Den genaueren Sinn von 1, 126, 4 lasse ich einstweilen dahin-
gestellt.
dyäüsam, äjansta, äjansata.
2, 35, 15.
Ich habe durch dieses (hiermit vollendete) Lied, o Agni, dem
Volke sicheren Wohnsitz verschafft (dyänsam)^ ich habe dem Opfer-
herm hohes Lob verschafft {dyansam).
6,71.
1. Jetzt (w) hat der weise Gottfiavitar seine goldenen Arme zum
Schaffen erhoben (ayansta). Mit Butter besprüht (prushnute) der
rüstige seine Hände, der junge, einsichtsvolle, in der weiten Luft.
2. Unter dem herrlichsten Befehl des Gottes Savitar möchten wir
sein und bestimmt zum Empfang von Gut, o Gott, der du im Ein-
schläfern und Antreiben jedes zweifussigen und vierfüssigen Wesens
geschäftig bist (asi).
3. Mit untrüglichem Schutz, o Savitar, mit gütigem schütze heute
unser Haus, du goldzungiger, zu neuem Heile. Kein böser Unhold
soll uns bemeistem.''
Delbrück u. Windisch, syntakt. Forsch. II. 3
36
äyasam, äyasus, äyaislt, äySsishus.
3, 33.
Der Dichter:
1. Voll Eifer stürzend aus deni Schooss der Berge
Wie losgelassne Rosse, schnellen Laufes,
Wie schmucke Kühe, die die Kälber lecken,
So eilen (javete) schwellend Vipäf und ^iitudrl.
2. Auf Indra's Wort und seines Winks gewärtig,
So strebt (yathas) ihr hin zum Meer wie Wagenlenker.
Ihr sucht einander auf, im Wogenschwalle
Kommt (eti) eine von euch schönen zu der andern.
Vi5Vämitra:
3. Jetzt kam ich her (ayasam) zum mütterlichsten Strome,
Gelangt sind wir (aganma) zur breiten, reichen Vipä^.
Zu einer Stelle eilen sie zusanunen.
Wie Kühe, um dem Kalbe liebzukosen.
Die Flüsse:
4. So eilen wir, in Wogenmasse schwellend,
Zur Stelle hin, die uns der Gott bestimmt hat.
Der pfeilgeschwinde Lauf ist nicht zu hemmen:
Was will der Sänger, dass er ruft (johavUi) den Strömen?
Vi9Vämitra:
5. Steht still, zu horchen meiner süssen Rede
Auf eine Spanne Zeit, ihr heiigen Ströme.
Es naht den Strömen sich die hohe Andacht,
Ku9ikas Sohn begehret (ahve) eure Hülfe.
Die Flüsse:
6. Uns hat befreit (aradat) das Blitzgeschoss des Indra,
Er sclüug {apdhan) den Vritra, der die Wasser einschloss.
Uns führte {anayat) Savitar mit starkem Arme:
Auf sein Gebot breit strömen (yämas) unsre Wasser.
Vi^vämitra:
7. Für immer ist die Heldenthat zu preisen.
Des Indra Grossthat, dass er schlug (vivrigcdt) den Drachen.
Die euch bedrängten, traf (jaghänä) er mit dem Blitze :
Die Wasser strömten {äyan\ ihre Bahn zu suchen.
37
Die Flüsse:
8. Dies Wort sei dir, o Sänger, unvergessen,
Lass es noch hören spätere Geschlechter.
In deinen Liedern sei uns, Sänger, gütig,
Beschäm' uns nicht, wir bitten, bei den Menschen.
Vi9Vämitra:
9. So höret denn, ihr Schwestern, auf den Sänger,
Der weit her kam {yayaü) auf kriegerischem Wagen;
Beugt nieder euch, lasst leicht euch überschreiten,
Berührt die Achse nicht mit euren Wellen.
Die Flüsse:
10. Wir wollen hören auf dein Wort, o Sänger.
Du kamst {yayatha) weit her auf kriegerischem Wagen.
Ein blühend Weib will ich zu dir mich neigen
Und dich umarmen, wie die Magd den Jüngling.
ViQVämitra:
11. Lasst übersetzen erst die Bharatiden,
Die rüst'ge Schaar, die Indra führt zur Beute.
Dann eile weiter euer Lauf, der schnelle.
Ich fleh* (vrine) um eure Gnade, ihr verehrten.
Der Dichter:
12. Hinüber ist (cUarishus) die Schaar der Bharatiden,
Die Gunst der Ströme hat erlangt (ahhakta) der Sänger.
So strömt denn fort, ihr reichen, Labung spendend.
Erfüllt das Bette, fliesst dahin in Eile.
Das Gedicht enthält eine episch-dramatische Darstellung des Ueber-
ganges der Bharatiden über die Zwillingsströme Vipä9 und ^utudri.
Mit Vers 1 und 2 leitet der reproducirende Dichter des Liedes den
Dialog ein, mit Vers 12 schliesst er die den Zuhörern soeben vor-
geführte (oder doch angedeutete) Handlung ab. V. 3 — ll sind ein
Zwiegespräch zwischen dem bei dem Uebergang anwesenden Vifvä-
mitra und den Flüssen. Vermuthlich wurde zwischen Vers 11 und 12
der Uebergang dargestellt. Die Aoriste ayäsam, atürishus, agamna,
ahhakta bezeichnen das soeben eingetretene, die Imperfecte cbhany ara-
dat, anayat erzählen das Vergangene, die Perfecta sind in beiden
Bedeutungen gebraucht.
dyäsus 9, 97,8 bedeutet doch wohl: * jetzt sind herangekommen';
ayäsJt heisst: 'er ist genaht' 9, 90, 1 u. 92, 0. (dahingestellt bleibt 9, 86, 16).
Ebenso heisst ayasishus 9, 61, 13 'sie haben sich jetzt genaht'.
diu ijöttiu verKurzena uas LCDeu aer menscnen,
11. Enthüllend die Euden des Himmels ist sie erwacht (abodki),
sie treibt von dannen {yayoti) ihre Schwester. Vermindernd die Lebens-
zeit der Menschen lenchtet (bhati) des ßuhlen Weib mit dem Blicke.
12. Die beglückende, ihren Glanz ausbreitend wie Heerden, wie
ein Strom sein Gewoge, ist weithin erglänzt {via^aü); sie, die nie die
göttlichen Ordnungen verletzt, hat sich gezeigt {ceti), mit den Strahlen
der Sonne erscheinend.
13. TJshas, beutereiche, bring uns die herrliche Gabe heran, durch
die wir Kinder und Enkel erlangen sollen.
14. Ushas, leuchte uns heute Reiohthum heran, kuhreiche, ross-
reicho, strahlende, Uederreiche.
15. Schirre dir an, o rossreiche, heut die rothen Pferde und bringe
UDs alles Gut heran.
Der Rest ist an die Ä^vinen gerichtet. In dieser Schilderung des
Sonnenaufgangs wechselt Aorist mit Präsens. Das eben vergangene,
kaum eingetretene steht im Aorist , das gegenwärtige im Präsens.
Man könnte auch den Aorist als Präsens übersetzen , ohne eine erheb-
liche Äenderung des Simies herbeizuführen. Auch 3, 26, 4 bedeutet
ayukshata 'sie haben soeben angeschirrt' 3, 26 zerfällt in drei Lieder
(1—3, 4—6, 7—9). Nicht recht klar ist mir 8,41,6.
äräQishus.
8, 13, 16. Der Zusammenhang ist so wenig zwingend, dass sich
der Sinn des Aorists nicht sicher ermitteln lässt.
äraösta.
2, 11, 7. vielleicht erzählend,
äräsata.
3, 53, 13. Die Vi^vSmitras haben dem Indra ein Andachtslied
dargebracht.
Das Lied ist zusammengesetzt.
^ r 3 j i 8 h u s.
8, 14.
1. Wenn ich, Lidra, so wie du allein herrechte über allen Besitz,
so würde mein Lobsänger rinderreich sein.
2, Ich würde ihm schenken, ich würde ihm helfen, o Herr der
Kraft, dem andächtigen, wenn ich Herr der Rinder wäre.
Und bast erfüllt (avidas), warum die Menscheu bateii.
9, 89, 1 — 2.
1. Der eilende Soma ist herangoeilt (asyan) auf seinen Pfaden,
wie der Begou des Himmels ist der flammende herbeigeströmt (akshär),
der tausendströmige bat sich bei uns niedergelassen (asadat) im Scbooss
der Mutter, in dem Holze.
2. Der König der Flüsse hat sein Gewand angelegt (avasishta,
vgl. 2, 36, 1), des Opfers schnelles Schiff hat er bestiegen (arukat),
in den Wassern wächst (vavridke) der Tropfen, den der Falke trug.
(Der Rest ist undeutlich).
dvitsi.
In dem Liede des Arztes 10, 97 (GKR. S. 172) heisst es in V. 7:
ävitsi särvä öshadhih 'alle Kräuter habe ich zusammengebracht.' Roth
übersetzt :
Das wässrige, das milchige,
Das nährende, das kräftige —
Beisammen sind sie alle hier.
Zu machen seinen Sehaden heil
Vgl. auch 10, 15, 3.
ävikshata,
10, 127, 1—5.
1. Erschienen ist (akkijat) die Nacht, überall naht die Göttin mit
ihren Augen, allen Sehmuck hat sie angelegt (adkila).
2. Weithin hat die Göttin Höhen und Tiefen erfüllt (o/JJ-ßs), mit
(Sternen-) Licht verjagt sie {hadhale) die Finstemiss.
3. Die herankommende Göttin hat ihre Schwester Abendröthe ver-
trieben (nir askfita), entweichen wird jetzt auch die Finsterniss.
■4. Du (sei) uns heute (gnädig), bei deren Nahen wir heute
heimgekehrt sind (avikshmahi), wie Vögel zum Neste auf dem
Baum.
5. Die Leute sind (nun) heimgekehrt (avthshata), die Heerden
und die Vögel, selbst die Adler, die auf Baub ausgehen.
Indra einem anderen Verehrer den Vorzug giebt)?
8. Zu wesaen Kelterung geht der Held freudig hin (dva gachati) ?
Wer hält Indra liebend fest (cake)?
9. Wem haben sich denn (jetzt) deine Gaben zugesellt (asakshatd),
o Vritratödter, wem die Heldenkraft? Wer ist dir der nächste in
seinem Liede?
10. Dieser Soma wird dir hei dem Menschengeschlecht, bei den
Leuten gekeltert {süyate). Komm schnell heran und trink von ihm.
11. Der liebe ist da, der berauschende in den GelUasen (so BK.}.
13. Ihn trink heut zu grosser Freigebigkeit, den lieben zu munte-
rem Rausche; komm heran und trink ihn schnell.
äsänisbam 6, 47, 23 s. dgrabMshma.
äsrikshi, öerikshata.
2, 35, 1.
Beutelustig enttessle ich (habe ich hiermit entfesselt, asrikskt)
meine Sangeslust: möchte doch der Spross der Wasser gnädig meine
Lieder annehmen.
8, 27, 11.
(Jetzt) habe ich euch ein Lied verehrungsvoll zugesendet {asri-
kshi), damit ihr gute Gaben vertheilt, ihr allwissenden, wie eiuen nie
versiegenden Strom.
Mit diesem Verse könnte wohl ein Morgenlied abgeschlossen
haben.
5,52, 1—6.
1. Sing, 0 ^yÄv5,^v&, kräftig, mit den singenden Maruts um die
Wette , welche truglos nach ihrer Weise dem Ruhme nachjagen,
(^mädanli), die verehruugswürdigen,
2. Sie sind (sanii) Genossen der ausdauernden Stärke, voller Kraft,
sie schützen (panti) auf dem Pfade vor jedem Kühnen.
3. Sie springen (s&andanti) auf ihre bunten Thiere, wie eilende
Stiere; die Grösse der Maruts im Himmel und auf der Erde feiern
wir {mantnahc).
die lachendeu Blitze, ihr Strahl hat sich erhoben {arta) vom Him-
mel her.
1. Hingeeilt sind {asrigrati) sie zum Göttermahle, wie kräftige
Rosse, die rinoendeii Somatränke, die sich der Steine freuen.
2. Geschmückt sind sie, wie ein begütertes Mädchen. Dem Väjm
sind die Tränke zugeströmt {asrikshata).
3. Diese erquickenden , in die Schaale gepressten Somatränke
stärken (vardhanti) Indra mit ihrem Thun.
4. Kommt heran, ihr behenden (Priester), ergreift den bellen
Doppeltrank, mischt mit Milch den berauschenden.
5. Ströme flammend, o Guteroberer, Darreicher hober Gaben, uns
ein Pfadfinder, o Soma.
6. Ihn, der zu reinigen ist, rein^en (mrijanti) die zehn Finger,
den flanmiendeu, der dem Indra ein berauschender Trank ist
Aebniicb wird asrikshata noch oft gebraucht, so 1, 135, 6 (s. unter
dyan$ata). 8,82,23. 9,16,5. 62,22. 63, 25 ff. 64, 4 ff. 66, 10 n. 25.
86, 2. 106, 14. 107, 15. Väl. 4, 9. Nicht ganz klar ist wegen der Ab-
sonderlichkeit des ganzen Hymnus 10, 86, l.
äsSkshi 10, 159, 1 B. unter äjaisham.
äsSylt, äsävishus.
1, 124.
1. Ushas aufleuchtend bei Entzündung des Heerdfeuers, die auf-
gehende Sonne hat Licht weithin gebreitet {a^et), und der Gott Savitar
hat die Zwei- und Viorfüssler angetrieben (jird asävft), der Arbeil
nachzugehen.
2. Nicht Abbruch thuend den göttlichen Gesetzen, Abbrach thneud
dem Lebensalter der Menschen, die letzte der endlos herangekommeneii.
die erste der zukünftigen, ist Ushas aufgeflammt (adt/aut).
3. Hier ist erschienen (adargi) die Tochter des Himmels, mit
einmal Licht anziehend ün Osten; den Pfad der Vorschrift geht (dt) sie
47
richtig, wie einer der gut Bescheid weiss verliert sie {minati) nicht
die Himmelsrichtung.
4. Es zeigte sich etwas (adargi) wie der Busen einer Schönen,
wie Nodhas (?) hat sie ihre Glieder enthüllt (akrita) ; wie ein Gast die
Schlafenden weckend, ist sie herangekommen (ayat)^ die letzte der
erschienenen.
5. In der östlichen Hälfte der feuchten Dämmerung hat die Mutter
der Kühe Licht geschaffen (akrita). Sie breitet sich (prathate) weit
und weiter aus, erfüllend den Schooss der beiden Eltern.
6. Da ist sie zu sehen, die immer wiederkehrende; sie übergeht
(vrinakti) nicht Freund noch Feind; mit fleckenlosem Leibe glänzend
flieht (tshate) die strahlende nicht vor klein noch gross.
7. Wie eine bruderlose geht (eti) sie auf die Männer zu, wie ein
Wagenkämpfer zum Beutegewinn. Wie ein begehrendes geputztes
Weib dem Gatten, so entblösst (rimte) Ushas lächelnd ihren Busen.
8. Die Schwester Nacht hat der hehreren Schwester den Platz
geräumt (äraik)^ sie weicht (eti) nachdem sie sie kaum erblickt hat,
und diese, aufleuchtend mit den Strahlen der Sonne, malt (nnkte) bunte
Strahlen, gleich Schaaren, die zum Kampfe gehn.
9. Von diesen früh aufstehenden Schwestern geht die folgende
immer hinter der ersten her (eti) ; diese neuen schöntagenden Morgen-
röthen mögen uns nach alter Weise färderhin Reichthum zustrahlen.
10. Erwecke, reiche Ushas, die freigebigen, ungeweckt sollen die
Knauser schlafen. Eeichthum leuchte heran dem Opferherrn, o reiche,
Reichthum dem Sänger, freundliche, die du altern machst.
11. Erstrahlt ist (agvait) die jugendliche von Osten, sie schirrt
an (ifunkte) der rothen Kühe Schaar; jetzt wird sie leuchten, Licht
wird sich verbreiten, Haus für Haus wird Agni besuchen.
12. Die Vögel haben sich erhoben (apaptan) vom Neste, und die
Männer, welche Nahrung geniessen. Dem daheim befindlichen bringst
du (vahasi) viel Eeichthum, göttliche Ushas, dem opfernden Sterb-
lichen.
13. Jetzt seid ihr preisenswerthen gepriesen (astodhvam) durch
meine Andacht, ihr habt euch erquickt (avivridhadhvam)^ ihr gern
erscheinenden Ushasen: durch eure Hülfe, ihr göttlichen, möchten wir
hundert- und tausendfachen Besitz erwerben.
Ebenso ist asävU gebraucht 1, 157, 1 (siehe unter dyukshätam)
und 5, 81, 2.
48
9,21, 1 — 7.
1. Diese Somatropfen strömen (dhävanti) zum Indra hin, die
munteren, die begeisternden, zum Hiumiel strebenden.
2. Abwehrend die Feinde, dem Kelterer Schätze gewährend, dem
Lobsänger selbst Erquickung schaffend.
3. Die lustig spielenden Tropfen sind zur einen Stätte im Strom
der Woge hingeflossen (aksharan).
4. Diese flammenden haben alles Gut erlangt {agaki) wie Bosse,
an den Wagen gespannt.
5. Auf den, der karg gegen uns ist, ihr Tropfen, richtet euren
feurigen Eifer, um ihn anzugreifen.
6. Wie ein geschickter (Wagner) ein neues Rad setzt euren Sinn
in Bewegung zum Angriff; ihr hellen, flammt dahin im Strom.
7. Diese sind jetzt herangerauscht (avwagan)^ das Ziel haben die
Renner erreicht (akrata)^ des Frommen Andacht haben sie gefördert
(asävishiAs).
ästoshi, ästoshta, ästodhvam.
8, 39, 1.
Dem preisenswerthen Agni lobsinge ich (astoshi)^ ihn soll m.an
verehren mit Andacht. Agni soll uns die Götter verherrlichen, zwischen
beiden Versammlungen (der göttlichen und der menschlichen) geht der
Weise den Botengang.
Vgl. auch 5, 41, 10. ästodhvam s. unter dsavU.
1, 77, 5. Schlussvers.
So ist nun Agni von den Gotamas gepriesen (ästoshta) u. s. w.
äspärsham.
10, 161.
1. Ich löse dich (muncämi) durch das Opfer von aller Krankheit,
damit du lebest, oder wenn jetzt ein Dämon ihn ergriffen hat, so
befreit ihn von dem, Indra und Agni.
2. Wenn er halb todt oder hinübergegangen oder dem Antlitz des
Todes genaht ist, ich hole ihn heraus {d harämi) aus dem Schoosse
der Nirriti, ich habe ihn gerettet {dspärsham)^ so dass er hundert Jahre
alt wird.
3. Ich habe ihn gerettet {d aharsham) durch das tausendäugige,
hundert Jahre und hundertfache Lebenskraft gewährende Opfer, damit
ihn nun Indra hundert Jahre lang über alle Fährlichkeit hinwegfuhre.
L
(amoavt), au disü wieaer ersenienen (a agas), neugeooren , uesunaer;
gesund ist dein Äuge und deine ganze Lebenskraft habe ich wieder-
gewonnen {avidani).
äsvarshtSm,
2, 11, 7 ist vielleicht erzählend gebraucht,
ähärsham siehe unter äspOrsham, Ebenso 10, 173, 1.
ähssata.
9, 73.
1. Im Kachen des gährenden Trankes sind sie (die Ströme von
Milch u. s. w.) zusamiDengerauscht (asvaran), im Schooss des Opfers
haben die Verwandten sich zosammengefunden (aranta), die drei Spitzen
des Opfers lieas (cakre) der göttliche ei^reifen, das Schiff der Erfüllung
hat den Frommen hinübergefahren (apTparan).
2. Zusammen geeilt (ahesheUa) sind die zusammenstrebeudeu
Büffel (Somasäfte), auf der Woge der, Flut tanzten (avivipan) die sehn-
süchtigen, mit den Strömen des Meths ein Lied erzeugend haben sie
des Indra lieben Leib erquickt (avlvridhan).
3. Die läuternden Priester umsitzen (asate) das Getön, ihr uralter
Vater sehötzt (rakshate) den Opfergang, der grosse Umhflller (die Kufe)
verhüllt (dadhe) das Meer (den Soma), die weisen Priester verstehen
es (^ekus), dasselbe in den GefUssen aufzufangen.
4. In dein tausendströmigen Brunnen sind sie zusammengerauscht
{asvaran), an des Himmels Gewölbe fliessen die lieblich -murmeln-
den, nie versiegenden, seine (des Sonnen -Soma) eifrigen Späher
nicken nicht ein (mishanti), überall liegen (satitt) Fesseln und Stricke
(d. i. die Sonnenstrahlen dringen fiberall hin).'
6, Sie, welche vom Vater und der Mutter her zusammengeranscht
sind (samäsvaran), durch das Lied leuchtend, die Bösen verbrennend,
die blasen mit ihrer Zaubermacht die schwarze Haut (Schaar) vom
Himmel und von der Erde weg.
6. (Ja das thun) die I*enker des starken Soma (die Somagüsse
und -strahlen), welche vom Liede gelockt aus der alten Stätte zusammen-
geströmt sind. Hinweg sind geeilt (akasafa) die blinden und tauben,
des Opfers Pfad kreuzen (tarantt) nicht die Bösen,
Zeitlosen Gebraucli habe ich nur constatirt bei dmatsaia '.
und dvritsata 8, 1, 39.
äkari.
1, 20, 1. Dieser schutzverschaffende Lohgesang ist (jetzt) von den
Sängern mit ihrem Munde dem Göttergeschlecht bereitet worden (akari).
1, 63, 9. SchlusHvers.
(Hiermit) ward dir gedient {dkärt), o Indra, von den Gotamas; die
Gebete sind mit Andacht an die Falben gerichtet, so bring uns denn
Reichthum u. s. w.
1, 104, 1.
Ein Platz ist dir, Indra, zum Kiedersitzen bereitet (aiiäri); auf
den lass dich nieder u. a. w.
Vergl. 7, 24, 1.
1, 184, 5.
Dieser Lobgesang ist euch bereitet worden (akari), ihr A^vinen.
Der Vers kann als Schlussvers bezeicimet werden, denn 6 ist
später angefügt (vgl. ], 183).
3, 4, 4.
Aufrechter Gang ist euch bereitet worden (jetzt, akari) heim
Opfer, erhoben hat sich der Glanz, verschwunden ist die Finstemiss.
Ein nicht völlig deutlicher Vers aus einem Aprl-Liede.
4, 6, 11. Schlnssvers.
Bereitet ist dir (hiermit, akäri), o Entfachter, die Andacht.
4, 16, 21. Schlussvers.
^Nachdem du jetzt gelobt und gepriesen bist, o Indra, lass dem
Sänger Labung schwellen, Flüssen gleich; ein neues Gebet ist dir
bereitet worden (akari), o Herr der Falben, möchten wir durch dies
Gebet stets gewinnende Wagenkämpfer werden.
4*
52
4, 34, 1 — 4.
1. Bibhu, Vibhvan, Vaja und Indra, kommt herbei zu diesem
unserem Opfer, zu unserer Spende. Denn heut am Tage hat ja die
göttliche Dhishanä euch den Trank gespendet (spendet euch, adhät).
Eingestellt haben sich {sdm agmata) eure Kauschtränke.
2. Die ihr von Natur Schatzspender seid, ergötzt euch, ihr ßibhus,
zur rechten Zeit. Eingestellt haben sich (sdm agmata) eure Bausch-
tränke und reiche Gaben, schafft uns Heldenreichthum.
3. Dieses Opfer ist für euch bereitet (akari), ihr Ribhus, welches
ihr menschenfreundlich von jeher empfangen habt (dadhidhve). Die
heiteren (Tränke) sind vor euch hingetreten {asthus\ und ihr Väjas
seid als das Beste bei dem ganzen Opfer erschienen {aWiütd).
4. Heut hat stattgefimden (dbhiU) eure Güterspende an den ver-
ehrenden, opfernden Sterblichen : trinkt, ihr Väjas und Bibhus, gespendet
ist (dade) euch die abendliche grosse Kelterung, damit ihr euch
berauscht.
6,41, 1—3.
1. Komm gnädig heran zum Opfer, dir strömen ja flammend zu
(jpavante) die gekelterten Tropfen. Wie Heerden zu ihrem Stall, so
komm, 0 Keilträger, heran, als erster der Götter.
2. Wohlgeformt ist dein Gaumen und weit, immer trinkst du
(pibasi) mit ihm die Woge des Meths. So trinke denn, der Adhvaryu
hat sich dir zu Ehren erhoben (asthat\ deine kampfbegierige Waffe
stelle sich ein.
3. Dieser starke, vielgestaltige Somatrank ist dem starken Indra
(jetzt) bereitet {ahan\ trink, o gewaltiger Lenker der Falben, ihn, den
du fort und fort besitzest (}gishe% der deine Speise ist.
7, 60, 12. Schlussvers.
Dieses Priesterwerk ist euch, Mitra und Varuna, beim (heutigen)
Opfer dargebracht worden (akari) u. s. w.
7, 97, 9.
Dieses Lied und diese Andacht ist euch (hiermit) bereitet
(aJcäri) u. s. w.
Der Vers ist ursprünglich Schlussvers. Der Befrain 10 ist später
zugefugt. Aehnlich 6, 63, 3. — 1, 187, 6 lasse ich dahingestellt.
ägämi.
6, 16, 19 hat wohl die gewöhnliche Aoristbedeutung, doch ist der
Zusammenhang nicht zwingend.
ehrendem Sinne. Ich, der euch, ihr Dhishnya, wie ein Bote (jetzt)
erweckt hat (ajTgar), rufe euch an (vivakmi), wie der Sohn die Eltern.
2. Aufgeflammt ist (ofoci) bei una der eutfachto Agni, es zeigt
Bich {aäri^ran) das Ende der Finsterniss , das Licht der Ushas ist im
Osten erschienen (acrfi), prächtig geboren aus der Tochter des
Himmels.
3. Jetzt verehrt {sishakti) der beredte Opferer euch, ihr A9vinen,
ihr N^satyas, mit Lobgesängen; kommt auf vielen Pfaden hierher mit
dem schatzreichen, lichtgewinnenden Wagen.
7, 78.
1. Erschienen sind {adri^an) die ersten Lichtstrahlen, steigend
breitet sich ihre Helle aus {vi grayante). Ushas, bring uns erwünschte
Gabe mit hergewendetem grossen lichten Wagen.
2. Das entzündete Feuer prasselt (jarate) ihr entgegen, die Sänger
hegrfissen sie mit Andacht preisend. Die GCttm üshas kommt heran
{d yäti), mit ihrem Lichte alle Finsterniss und ünwegsamkeit ver-
treibend.
3. Diese leuchtenden Morgenröthen hier haben sich im Osten gezeigt
(adrigrati), Licht gewährend. Die Sonne, das Opfer, den Agni haben sie
erzeugt (ajijanan), abgewandt ist das unholde Duukel entwichen (agat).
4. Erschienen ist (aceti) des Himmels reiche Tochter, Alle sehen
(pa^yanti) die leuchtende üshas; sie hat den von selbst geschirrten
Wagen bestiegen (astJiat), welchen die schSn gejochten Kosse ziehen
(ydhanti).
5. Heute haben dich die Frommen erweckt (budhanta), unsere
Opferherm und wir. Erweist euch fruchtbar, leuchtende Morgenröthen,
schützt uns immer mit Wohlergehen.
Von den übrigen Stellen, in denen äceti in aoristischem Sinne vor-
kommt, ist 1, 113, 4 und Väl. 8, 5 unzweideutig. 1, 88, 5 ist mir
(trotz Benfeys und Müllers Uebersetzung) verdächtig. 1, 139, 4 ist
richtig ('es ist hell geworden, ihr öffnet den Himmel'), aber der
Zosammenhang nicht zwingend.
äjani.
1,74,1—3.
1. Herantretend zum Opfer mSchten wir Agni ein Lied singen,
der uns auch in der Feme hört,
ädar«fi.
1, 46, 11.
ErscMeoen ist (abhüf) der Pfad des Opfers, um auf ihm ans Ziel
zu gelangen, gezeigt liat sich (adarii) der Himmelsweg.
Ohne rechten Zusammenhang mit den anderen Versen.
1, 92, 5 8. unter dytikshaia, vgl. 1, 113, 7. 1, 124, 3 u. 4 a. unter
dsävtt. 4, 52, 1 und 7, 81, 1 s. unter dbhutsmaki.
5, 1, 1—2.
1. Erwacht ist {dbodki}X§m, durch die Menschen entfacht, entgegen
der Üahas, die wie eine Kuh sich naht ; wie Vögel (?) sich zum Zweige
erhebend, 30 streben (sisrate) seine Strahlen zum Himmel.
2. Erwacht ist (ahodhi) der Priester, um die Götter zu verehren,
der gnädige Agni bat sich üüh erhoben (asthat), der belle Glanz des
Entfachten hat sieh gezeigt (adarft), der grosse Gott bat sieh der
Pinstemiss entwunden (antoci).
7, 77.
1. Leuchtend ist sie erschienen (rurtice) wie ein jugendliches Weib,
alles Lebende zur Regsamkeit anfeuernd; Agni ist erschienen (abhat),
um von den Menschen entfacht zu werden. Liebt hat sie geschaffen
(akar), die Finsterniss vertreibend.
2. Dem All entgegen hat sie sich breit erhoben (asthat), licht
glänzte sie auf (a^ait), helles Gewand tragend; die goldfarbige, schöne,
die Mutter der Kühe, die Führerin der Tage ist erglommen (aroci).
3. Das Auge der Götter heranbringend, das weisse scböngestaltige
Ross führend , ist die reiche Usbas strahlongescbmüekt erschienen
(adar^), die gabenreiche, die sich durch das All verbreitet.
4. Mit Gaben nahe, leuchte weit hinweg den Feind, sehafT uns
Sicherheit und breite Weide, halte den Hass fem, schaff uns Güter
heran, bring dem Preisenden gute Gabe herbei, o Reiche.
r:
grossen Keicütüiun. bcaatzt uns immer mit womergetin.
In ganz ähnlicher Weise erscheint ädar^i noch 1, 136, 2. 8, 90,
13. 8, 92, 1. 10, 3, 1. 10, 107, 1 (a. ämoä). Väl. 8, 1.
ädhäyi.
5, 75, 9.
Erschienen (abküt) ist die MorgenrÖthe mit ihren rothen Kühen,
das Feuer ist richtig angelegt (adhai/i), der Wagen ist für euch an-
geschirrt (ayoji) u. B. w.
7, 24, 5.
Dieses Lied ist wie ein beutegieriges Boss an die Deichsel geschirrt
worden {wViaifC) für den grossen gewaltigen Reisigen. Indra, dieses
Lied bittet (7#e) dich um Gut. Wie du Tag an T^ fügst, so
schenk' uns Erhdrung.
Der Vera ist ursprünglich Schlussvors. 6 ist angefügt. Ganz
ähnlich ist der Gebrauch von äd}tayi 1, 104, 7. 1, 119, 2. 1, 162, 7.
1, 183, 6. 3, 5, 3. 7, 7, 4. 7, 34, 14. 8, 48, 10 (s. unter abhaJcsht). 8, 63,
7. 10, 31, 3.
äpSyi.
2, 19, 1 — 7. Unmittelbar nach Vollendung des Opfers gesungen.
1. (Jetzt) ward von diesem Bausch schaffenden Trank getrunken
{dpäyi), Ton dem begeisternden, gekelterten Nass, in dem Indra stets
wachsend seine Kraft findet (dadhe) und mit ihm die frommen Männer.
2. Von diesem Meth berauscht zerschmetterte (vri^ceU) Indra (einst)
mit dem Donnerkeil den Drachen, der die Wasser gefangen hielt,
wobei die labenden Gewässer eilten (cdkramanta), wie Vögel zu ihren
Nestern,
3. Der hohe Indra liess das Gewoge der Wasser zum Meere
fliessen (prairayat), erzeugte (djanayat) die Sonne, fand (viädt) die
Kühe auf, und schuf (sadhat) Helle mit dem Lichte der Tage.
i. Dem frommen Manne gewährt er viel unvergleichliches Gut,
Udtet {hdnti) den Dämon, er, der immer von den Mensehen anzuflehen
ist (hhät), die sich um die Gewinnung des Sonnenlichtes bemühen.
56
5. Der mächtige Gott Indra entschleierte (rinak) für den opfern-
den Sterblichen die Sonne, als dieser ihm die sündenlösende Gabe
überbrachte, wie ein Kenner den Preis.
6. Er unterwarf {randhayat) an einem Tage dem Wagenlenker
Kutsa den gefrässigen saatenverderbenden ^ushna, für Divodäsa zer-
brach er {vi airat) die neun und neunzig Burgen des ^^'^abara.
7. So haben wir dir, o Indra, ein Lied in Schwung gebracht
(akemd)^ eilig und wetteifernd, strebend möchten wir den Preis erlangen,
schlag nieder die Waffe des gottlosen Feindes. ^^
Ausserdem erscheint dpayi in aoristischem Sinne 1, 176, l.
6, 44, 8 und 16.
äbodhi.
1, 92, 11s. unter dyukshata, 1, 123, 2 s. unter djanishta, 1, 157, 1
s. unter dyukshätäm, 7, 73, 3 s. unter ätärishmu.
3,61.
1. üshas, die du reich bist an Kraft, nimm, o freigebige, den
Lobgesang des Preisenden weislich an; du alte und doch ewig junge
Göttin wandelst (carasi) nach festem Gesetze, Gabenreiche.
2. Ushas, göttliche, unsterbliche, erglänze du mit dem strahlenden
Wagen, Lieder erweckend. Hierher sollen dich die wohlgeschirrten
Rosse fahren, die weitstrahlenden, dich die Goldfarbige.
3. Du üshas, die du alle Wesen anschaust, stehst (tishüuisi) auf-
recht als Banner der unsterblichen Welt; immer dieselbe Arbeit erfül-
lend rolle wie ein Rad heran, o Jugendliche.
4. Gleichsam den Gurt öfihend (den Busen entblössend) kommt
{yüti) die reiche Ushas, die Herrin der Hürde, heran, Licht gebärend
breitet sich (paprathe) die reiche, wunderthätige aus vom Ende des
Himmels und der Erde her.
5. Bringt der leuchtenden Göttin üshas mit Andacht ein Lied
dar. Hohen Glanz hat die thauige am Himmel hingebreitet (o^rc^), die
rothe, lieblich-aussehende leuchtet hervor {ruruce).
6. Die heilige ist mit den Strahlen des Himmels erwacht (abodhi),
die reiche hat mit Glanz die Welt betreten (asthat). Die herannahende
leuchtende üshas gehst du (eshi) an, o Agni, bittend um Gut und
Schatz.
7. Auf Grund der heiligen Ordnung die üshasen antreibend hat
der Stier (die Sonne) Himmel und Erde erfüllt (d vivegd), das grosse
Zauberwerk des Mitra und Varuna breitet (vi dadhe) seinen Gold-
glanz überall hin.
57
7, 80, 1 — 2.
1. Die Sänger der Vasishthas haben (jetzt) als erste mit ihren
Liedern die Ushas erweckt (abudhran)^ welche die verbundenen beiden
Welten scheidet, und alle Wesen sichtbar macht.
2. Diese Ushas hier ist erwacht {abodhi)^ neues Leben gebend, die
Finsterniss mit Licht verhüllend ; voran geht (eti) die üppige Jungfrau,
kundbar machend Sonne, Opfer, Agni.
Gleich gebraucht ist dhodhi noch 3, 5, 1. 5, 1, 1 u. 2. 7, 9, 1,
Erzählend 3, 56, 4.
ämoci.
10, 107, 1.
Erschienen ist {üvir dbhtU) die grosse Gnade der Götter, alles
Lebende hat sich der Finsterniss entwunden (amoct)^ das von den
Vätern verliehene grosse Licht ist genaht (d agat\ der breite Pfad der
reichen Ushas hat sich gezeigt (adargi). — 5, 1, 2 s. unter ddargi.
äyämi.
2,41,1 — 2.
1. 0 Väyu, komm mit deinen tausend Wagen, Herr des Viel-
gespanns, zum Somatrank.
2. Herr des Vielgespanns, Väyu, komm heran ; dieser lautere Trank
ist dir (so eben) dargereicht worden (= steht für dich bereit, ayami\
du konamst in das Haus eines Eelterers.
7, 64, 5. Schlussvers.
Dieser Lobgesang ist dir, o Mitra und Varuna, dargebracht worden
(gilt dir, ayämi)^ wie klarer Soma dem Väyu : segnet die Gebete u. s. w.
In gleicher Weise ist dyami gebraucht 3, 14, 2. 4, 47, 1. 7, 92, 1.
Unklar ist mir der erste Theil des Verses 6, 34, 4.
äyoji.
1, 123, 1 s. unter djanishta. 5, 75, 9 s. unter ddhäyi, 9, 88, 2 ist
mir der Sinn des Aorists nicht völlig klar.
ärädhi.
10, 53, 1 — 3.
1. Er, den wir mit der Seele suchten (aichäma)^ ist herangekom-
men (agät\ des Opfers kundig, der Zeiten achtend ; er opfere als Priester
für uns beim Götterfest, der Geliebte setze sich nieder eher als wir.
2. Befriedigt ist (arodhi) der Priester, der beim Niedersitzen opfert;
er schaue freundlich auf die ihm bereiteten Labungen. Wohlan, lasst
7, 8, 1 s. Dnter dvedi. 7, 67, 2 s. unter äceti.
1. Hoch erhebe dich jetzt, Agni, Priester des Opfers, der du beim
Gottesdienst trefillch opferst; du beherrschest (dsi) ja alle Andacht, du
förderst (tirasi) das Gebet des Frommen.
2. Der weiae Priester hat sich (jetzt) niedergesetzt (asädi) bei den
Menschen, der gütige weiae Agni bei den Opfern; wie Savitar hat er
seinen Glanz iu der Höhe ausgebreitet (ofrrf), den Bauch stütze er
gegen den Himmel (stabhayatj, wie man eine Opferaäuls aufrichtet
Die Auffassung von stahhaytü unterliegt Zweifeln. Der Gedanke,
dass asadi und afrej historisch zu übersetzen seieu, wird durch den
Gedankengang des Hymnus abgewiesea.
Ebenso ist dsüdi gebraucht 3, 4, 4. 7, 1, 5. Der Zusammenhang
ist nicht deutlich genug 5, 43, 7.
äsarji.
Besonders häufig vom Soma gebraucht (vgl. dhramU und äsri-
kshaid). Als Probe theile ich mit:
9, 106.
1. Zum starken Indra sollen diese goldigen Tränke eilen, die rasch
erzeugten, zum Himmel dringenden Tropfen.
2. Dieser gewinuverschaffende Trank strömt flammend (jtavate)
dem Indra zu, der Soma strebt {cetati) dem siegreichen zu, wie er
pöegt {vide).
3. Berauscht von ihrn thue Indra den boutegewinnenden Griff, und
trage den starken Donnerkeil, siegend im Gew51k.
4. Eile, munterer Soma, ströme dem ludra zu. Bring uns gött-
liche Kraft, die den Himmel findet.
5. Ströme dem Indra starken Rausch zu, du herrlicher; du hast
tausend Bahnen, schaffst dir Weg, bist weise.
6. Der du uns freie Bahn schaffst, und Meth den GCttem, komm
auf tausend Fladeu, brüllend.
60
7. Fliess flammend hin zum Göttermahl, o Indu, in gewaltigem
Strom; in unsem Becher setze dich nieder, honigreich.
8. Deine wasserumgebenen Tropfen stärken (vävrWius) Indra und
berauschen ihn, in dir trinken (papus) sich die Götter Unsterb-
lichkeit.
9. Ihr gekelterten Tränke, strömt uns Keichthum zu, ihr regnen-
den, strömenden, himmlischen.
10. Der in reiner Woge strömende Soma rinnt (dMvati) durch das
wollige Vliess, beim Beginn der Andacht, flammend, brüllend.
11. Andachtsvoll keltern (hinvanti) sie den raschen, der im Gelasse
spielt und durch die Seihe rinnt; dem dreifach gemischten sind die
Andachten rauschend genaht (asvaran).
12. Hingeeilt ist er (s. v. a. er eilt, asarji) zu den Bechern, wie
ein beutegewinnendes Boss im Wettkampf; er strömt dahin {a^ishyadat)
in reinem Fluss und lässt seine Stimme hören.
13. Der geliebte, goldige strömt (pavate) eilig dahin über das
Geflecht, den Lobsängern Heldenruhm verleihend.
14. So ströme denn den Göttern zu. Losgelassen sind (asrikshata)
die Fluten des Meths, murmelnd umgiebst (pari eshi) du die Seihe
von allen Seiten.
Ganz ähnlich ist asarji gebraucht 1, 181, 7. 6, 63, 7. 9, 36, 1.
9, 67, 15. 9, 86, 46. 9, 91, 1. 9, 109, 19. Erzählend ist asarji
gebraucht 4, 26, 5.
dsävi.
1, 84, 1.
Soma ist dir, o Indra, (jetzt) gekeltert (asavi). Komm heran,
kühner Held, Kraft soll dich durchdringen, wie die Sonne mit ihren
Strahlen die Luft durchdringt.
Ganz entsprechend 5, 43, 5. 7, 21, 1. 9, 62, 4. 9, 77, 5. 9, 82, 1.
10, 104, 1.
ästäri s. unter dnjan.
ästävi.
6, 23, 10. Schlussvers. So ist Indra nun gepriesen worden (astävi)
beim Somatranke u. s. w.
Ganz entsprechend in den Schlussversen 1, 141, 13. 10, 45, 12.
10, 63, 17 und dem vorletzten Väl. 4, 9,
61
ähävi. 5,86,6. Schlussvers.
So ward dem Indra und dem Agni ein Opfer dargebracht (ahävi)
u. s. w.
Ebenso in dem Schlussvers 10, 91, 15.
Aus dieser Aufzählung geht hervor, dass ich nur 3, 56, 4 bei
dbodhi und 4, 26, 5 bei asarji den historischen Gebrauch finde. In
allen anderen Stellen ergab sich der aoristische Gebrauch.
m.
Der reduplicirte Aorist.
A. Die sogenannten causativen Aoriste.
äclkrisham.
10, 119, 11. Der somatrunkene Indra sagt von sich: 'Die eine
Hälfte von mir ist im Himmel, die andere habe ich jetzt zur Erde
hinabgestreckt (acTJcrisham)\ Bei GKK. ist sinngemäss übersetzt : (S. 82)
'Zur Hälfte bin im Himmel ich, die andre streck' ich weit hinab. Ist's
denn, dass ich vom Soma trank?' Vgl. unter dyansam.
äcikradas, äcikradat u. s. w.
Als aoristisch ist bereits 7, 20, 9 unter dkrapishta und 9, 2, 6
unter ädhuJcshat erwiesen. Ich füge noch als weiteren Beleg hinzu
7, 36, 1 — 3.
1. Das Gebet erhebe sich vom Platze des Opfers, die Sonne hat
ihre Strahlenkühe entsendet (sasrije, d.h. es wird Morgen), in aller
Breite ist die Erde sichtbar geworden, Agni hat seinen breiten Feuer-
schein entfacht (idhe).
2. Geht auf Mitra und Varuna.
3. Der Lauf des eilenden Windes kommt heran (rante, s. Gr.), die
Brunnen (der Opfergüsse) haben sich ergossen (aptpayanta, jetzt) wie
Kühe. Der im hohen Himmelssitz geborene Stier hat auf dieser Opfer-
stätte sein Gebrüll erhoben {adhradat).
In ganz derselben Weise wird dcxkradat öfter vom Soma gebraucht,
der so eben in das Gefäss einströmt. Zeitlos scheint 4, 24, 8 gebraucht.
äjlgar
heisst überall 'jetzt hat erweckt', wie schon nachgewiesen ist für
1, 92, 6 unter dyuJcshatam , 7, 67, 1 unter dcett, 7, 10, 1 unter droci.
Dagegen scheint dßgar von gar * verschlingen' erzählend zu sein 1, 163, 7.
2. Die übelnamige Krankheit, die in deiEem Leibe, deinem Schoosse
haust, die fleiacliyerzehrende , hat dir jetzt Agni mit dem Gebet ver-
trieben (aninoiai) u. s. w.
aninOQai ist mit asSJcshi u. s. w. zu vei^Ieichen. Die eben vor
sich gehende Ceremonie wird als schon wirksam angesehen und daher
das Tempus gesetzt, welches das kaum Vergangene bezeichnet. Dass
nicht etwa von einer früheren Heilung die Bede ist, beweist das Präsens
ägdye.
äpTpatat
8,89,7. Fliesst jetzt aus einander (ihr Wasser), nicht mehr ist
der da, der euch (bis jetzt) hemmte {avävarlt). Auf die Blosse des
Vritra hat Indra den Donnerkeil fallen lassen (aplpatat).
Ein versprengter Vers.
äplparan 9, 73, 1 aoristisch s. unter dkssata.
äbnhudhat 1, 161, 13 aoristisch siehe unter dkkyaia.
ftmlmadanta 1, 82, 2 aoriatisch s. unter ddküshata.
ärlramat ist als aoristisch erwiesen 6, 71, 5 unter dyäiisam.
Ebenso 2, 38, 3 (vgl. GKB.)
ärGrucat ist aoristisch gebraucht 9, 83, 3. 9, 85, 9 u. 12.
üvivatan 10, 13, 5 ist mir zweifelhaft.
ävTvritat ist aoristisch in dem Siegeszauber 10, 174, 3.
siegreich wurde (abhivavrife), mit dem, o Herr des Gebetes, mache
uns siegreich, damit wir herrschen.
2. (Anrede an den Fürsten, dem Sieg erfleht wird). Ueberwindend
die Gegner, oad alle, die uns feind sind, trinmphire über den Feind,
über den, der uns rerfolgt.
3. (Anrede an denaelben). Gott Savitar und Gott Soma hat dich
hiermit siegreich gemacht {avTvritai), siegreich Ober alle Wesen, damit
du Sieger seiest
4. (Der Fürst spricht) : Das Opfer, durch welches (einst) ladra. der
grösste Held wurde (dbhavat), dieses habe ich jetzt vollbracht (akri),
ihr Götter; der Feinde bin ich ledig geworden {abhuvam).
5. (Derselbe spricht): Der Feinde loa, der Feinde Sieger, ein Be-
herrscher, ein Ueberwinder, damit ich über alle diese Wesen herrsche
und über das Geschlecht.
ävlvfidhat
ist bereits als aoristisch erwiesen 8,8,8 unter dnüshaia, 8,69,10
nnter änumdlt, 1,124,13 unter dsävft, 9,73,2 unter dhäsata. So
ist es auch an den übrigen Stellen gebraucht (1, 11, 1 bedeutet: Wir
haben dir jetzt all unsere Lieder gesungen, darum gewähre uns
auch deine Freundschaft).
ävlva^at (vs^) n. s. w.
ist als aoristisch bereits erwiesen 9, 32, 3 nnter dnüshaia und 9, 21, 7
unter dsäi^. Ebenso 9, 33, 6. 9, 76, 4. 9, 86, 19. 9, 107, 26. Zeitlos
seheint 10, 64, 15.
dvlvipat u. s- w. ist als aoristisch erwiesen 9, 73, 2 unter dhä-
sata. Ebenso 9, 96, 7. Zweifelhaft bleibt 1, 155, 6.
ä(Q9ubhan 9, 62, 6 ist aoristisch.
&9i9nat 7, 28, 3 ist zeitlos.
ätishthipat 9, 86, 40 ist aoristisch.
äsishyadat u. s. w.
ist als aoristisch erwiesen 9, 60,3 unter dpavishus, 5, 86, 6 unter
ähavi. £benso an den übrigen Stellen.
Als historisch gebraucht haben sich also erwiesen äJTgar 1, 163, 7
(nicht sicher), djijanat 10, 134,1 und wohl auch 9, 110, 3 u. 4. 10,
88, 10. Zeitlos scheinen verwendet deih-adat 4, 24, 8, dviva^ai 10, 65,
16, dpgnat 7, 28, 3.
DslbrfiDk a. Wlndltcb, *r>ilUt. Foneb. U. &
66
B. Die übrigen redüplicirten Aoriste.
Nach meinem altindischen Yerbmn S. 111 kommen nur dpaptam
und dvocam in Betracht.
äpaptam
ist als aoristisch bereits erwiesen unter dyukshata und dsävtt. Ebenso
wird es gebraucht 1, 191, 9. 6, 64, 2 u. 6. 7, 59, 7.
ävocam.
Formen von dvocam erscheinen häufig echt aoristisch in Schluss-
versen in dem Sinne von 'hiermit haben wir gesagt, jetzt haben wir
gesagt', und zwar an folgenden Stellen 1, 78, 5. 1, 114, 11. 1, 116, 25,
1, 117, 25. 1, 182, 8. 1, 189, 8. 4, 2, 20. 4, 45, 7. 5, 1, 12. 5, 73, 10.
10, 80, 7. 10, 115, 9. 10, 120, 9. Gleichwerthig mit Schlussversen sind
1, 185, 10 und Väl. 1, 11, 5. Aoristisch 8, 89, 5.
Erzählend steht dvocan
5,2,12:
Unwiderstehlich soll Agni die Habe des Feindes erbeuten, des-
wegen nannten ihn (avocan) die Götter Agni, den Erbeuter.
Der Vers ist zweifelsohne sehr jung. — Zweifelhaft bleibt 1, 122,
12. Wegen 6, 31, 1 vgl. u* ddhithas.
IV.
Der aus der einfachen Vl^urzel gebildete Aorist.
Ich stelle zuerst diejenigen aus der einfachen Wurzel gebildeten
Augmentformen zusammen, welche nach der oben (S. 6) gegebenen
Definition den Namen Aorist verdienen. Man wird findeö, dass zwar
in den weitaus meisten Fällen diese Formen auch wirklich '»aoristischen
Sinn haben, aber nicht so regelmässig, wie die bis jetzt behandelten
Aoriste, die durch ein unverkennbares Zeichen als solche herwrgehoben
sind. Diese Erscheinung ist von grossem Interesse für das Verstand-
niss der Genesis des indogermanischen Verbums, und soll ^Iso dem
Plane dieser Arbeit gemäss hier nur angedeutet, nicht besprochen
werden. i
Bemerkenswerth ist, dass dirata 3pl. zu %r und dkhyam ii. s. w.
zu hhya sich dem Gebrauehe nach als Aoriste erweisen. Diese ff ormen
sind also auch hier mit aufgef&hrt, wenn auch in der uns bekknnten
Sprache das formelle Kriterium dafür fehlt. i
VerlasB una nicht, o Herr, in dieser Schlaehtennoth! Nicht findet
maQ das Ende deiner Kraft. Du liessest die Wogen aufrauschen
(akrandayas), die Wälder zerbrechend. Wie kam es, dass die Fluten
nicht vor Schreck znaammenfuliren (arata)?
Wenn 1, 4, 5 hierher gehört, enthält dieser Vera einen Beleg für
den aoriatischen Gebrauch von ärata.
äf ata.
Der aoristische Gebrauch Yon ägala ist constaürt worden 9, 24, 2
unter dähanvishus ; 10, 94, 2 unter dr&vishua; 9, 21, 4 unter dsavH;
9,73,9 unter dhäsata. Derselbe Gebrauch liegt vor; 2,21,5. 8,43,
17. 9, 6, 4. 9, 22, 6. 9, 67, 7. 9, 69, 7.
Erzählenden Sinn dagegen hat dfota an folgenden Stellen:
1, 20, 2: Die, welche dem Indra die wortgeschirrten Falben sinn-
reich gebildet haben (taiakshüs, nämlich die Ribhus), haben durch ihre
Mühe Oßtterstellung erlangt (ägata).
Ebenso 1, 85, 2. 7, 66, 11. VSl. 11, 2.
Zeitlos ist ägata gebraucht 8, 86, 9: Nicht kommen dir die GOtter
gleich (apofo), nicht die Stetblichen, o Donnerkeilti-figer ; alle Wesen
Übertriffst du (asi) an Macht, nicht kommen dir die Gßtter gleich
{ifsata).
So ist es wohl auch 9, 18, 4 zu fassen, wenn gleich aoristische
AuEfessnng möglich ist. — Unberücksichtigt geblieben sind 3, 45, 3
nnd 8, 58, 18.
äirata.
ist aoristiach 7, 23, 1: Eilig haben sich G^^zt) die Gebete erhoben
(airaia); zeitlos 8,20,4: Die Wüsten gerathen in Bewegung (airata),
wenn ihr Maruta euch regt {ejaiha).
äkaram, äkar n. s. w.
äkaram ist aoristiach gebraucht 1, 114, 9: (Jetzt) habe ich dir
Lohgeaänge verfertigt {iJcaram) wie ein Hirt, schenke uns Wohlwollen,
0 Vater der Maruts.
Und füllte (aprinät) kaum geboren beide Welten.
Erzählend steht dkar auch 1, 24, 8. 3, 59, 9 entweder zeitlos oder
aoristisch.
dkarma steht aoiistiscb 4, 2, 19:
(Jetzt) haben irir dir gedient (aJcarma), Icimstreicb haben wir uns
eiwiesen ((AhUma). Erschienen sind {avasran) zur rechten Zeit die
strahlenden MorgenrOthen n. s. w.
4, 16, 20.
So haben wir dem starben Indra ein Andachtslied verfertigt, wie
die Bhrigus den Wagen u. s. w. — Ebenso 6, IB, 19. 8, 2, 3. 10, 39,
14 (s. unter dmrikshama). 10, 68, 12.
dkarta ist erzählend 4, 35, 5 :
1. Kommt hierher, ihr Söhne der Kraft, ihr Sprossen Sudhanrans,
bleibet nicht fem. Bei diesem Mahle wartet euer reiche Spende, enre
Rauschtränke sollen dem Indra nachgehen.
2. (Jetzt) bat sieh uns genaht (ägan) die Freigebigiceit der Ribhas,
es trat ein (abkül) das Trinken des schCngekelterten Soma, weil ilir
durch Kunst und Fertigkeit die eine Schale yierfach getheilt habt
{«icahrd, d. h. weil ihr Götter geworden seid).
3. Ja ihr tbeiltet (akri^a) die eine Schale vierfach, ihr sprächet
(dJracito) zu einander: 'Freund, hilf mir', dann betratet {aita) ihr
5. Durch Arbeit habt ihr enre Eltern wieder jung gemacht
(<^r(a), durch Arbeit habt ihr die Schale gefertigt (akarta) zum
Oöttertrunk, durch Arbeit habt ihr die beiden eileaden Falben geacbafTea
(atashfa), die den Indra fahren, o schatzreiehe Ribhua.
6. Wer euch bei der Tage Einkehr (am Abend) den scharfen
Trank zum Rausche keltert (sumtC), dem schaffet reichen Besitz an
Helden, ihr starken fröhlichen Ribhus.
7. Früh trankest du (apilas), o Herr der falben Rosse, den Trank,
die mittägige Spende ist dir geweiht, so trink auch jetzt (am Abend)
mit den freigebigen Ribhus, die du dir, o Indra, um ihrer Kunstfertig-
keit willen zu Freunden gemacht hast (cakfisM).
8. Ihr, die ihr Götter wurdet (äbhava(a) durch eure Kunstfertig-
keit und wie Falken euch im Himmel niederliesaet (nishedd), ihr
spendet uns Schätze, o Söhne der Kraft. Ihr seid ja unsterblich
geworden (dbhavnta), Sprossen Sudhanvan's.
9. So trinkt denn zu kräftigem Rausche, was euch hingegossen
ist, ihr Ribhus, (nehmt hin) die dritte (abendliche) Kelterung und Gabe,
die ihr durch eure Kunstfertigkeit verdient habt {dkrinudhvam).
Erzählend steht akarta auch 1, 20, 6,
äkran ist als aoristisch bereits erwiesen: 5, 30, 12 unter dgra-
bhJshma und 1, 92, 2 unter nyiikshata.
Ebenso steht es 6, 28, 1. Das Lied ist ein Segen über eine glück-
lieh in den Stall eingebrachte Heerde und lautet folgendermassen :
1. Jetzt sind die Kühe eingetreten {agmari), sie haben es brav
gemacht {akran), mögen sie nun bleiben {sidatdti) im Stalle und es
sich gefallen lassen. Reich an Nachkommenschaft mögen die bunt-
farb^en hier sein, mögen sie manchen Morgen zum Opfer für Indra
Milch geben.
2. Indra schenkt ((ikshali) ja dem Opfernden und Spendenden, ja
er giebt {dadäti) ihm, entzieht (mtiskayati) ihm nicht das Seine, immer
wieder des Frommen Besitz vermehrend siedelt er ihn an {ni dadhfiti)
auf endloser Fläche.
3. Sie verlaufen sich {na^anti) nicht, nicht mag der Dieb die
Heerde beschädigen, noch ein Feind ihr heimlieb etwas anhaben, lange
70
2cate) der Herr die Kfllie, mit denen er den Göttern oftert
nd schenkt (äddati).
ein stä<ibbodeckter Kenner holt sie ein (apiute), nicht gehen
e znr Schlachtbank, furchtlos wandeln (caratUi) auf ofEiBnem
Kühe des frommen Mannes.
ie Binder gelten (achän) mir als Bhaga und als Indra, die
8 der Genus3 des herrlichen Soma, diese Rinder, ihr Leute,
Indra. Mit Herz und Sinn suche ich (ichomi) Indra.
ir Kühe macht dick (medayatha) auch den dünnsten, ihr
rhjtutha) schön auch den hässlichen. Glücklich macht ihr
) das Haus, ihr heilvoli brüllenden, hoch wird eure Krafl in
unmlungen gepriesen {ucyate).
eich an Kälbern, schönes Futter rupfend, reines Wasser an
[C saufend; so mag euer kein Dieb und Böser habhaft werden,
in mag euch die Lanze des Kudra.
8 ist später angefügt.-
ifalls aoristisch erscheint dkran 1, 61, 16. 2, 39, 8. 3, 30, 20.
6, 44, 8. 10, 14, 9. 10, 128, 9. Erz&hlend 1, 33, 15, sieh
'lukshat.
igt als aoristisch erwiesen 10, 159, 4 {= 10, 174, 4) unter
%äs ist erzählend 5, 30, 8: Zu deinem Genossen machtest
I du mich dir, o Indra, als du das Haupt des DSmonen
serschmettertest.
(a ist als aoristisch erwiesen 1, 124, 4 u. 5 unter dsUvU nnd
) unter dvikshata. Ebenso erscheint es 1, 181, 1 u. 8, 46, 24.
hlend ist 3, 36, 8; zeitlos 3, 35, 8: Wenn er zwei reiche
bene Männer im Kampfe um schmucke Rinder zusammengebracht
I, dann macht (akrita) der Erschütterer die eine zu seinem
(aber dem anderen) treibt (ajati) der rauschende die Heerde
den Kriegern.
ta ist bereits als aoristisch erwiesen: 8, 54, 12 unter ädhu-
), 155, 5 unter dneshata; 1, 92, 1 unter dyukshata; 10, 94, 5
er drävishas; 9, 21, 7 unter dsävU. Ebenso ist es gebraucht
7, 104, 8. 10, 66, 14. Imperfectisch ist dkrata 1, 20, 4 (vgl.
!a). 5, 21, 3: Dich haben alle Götter insgesammt zu ihrem
macht (vgl. 8, 23, 18 und 9, 18, 3).
Ortert lasse ich 10, 62, 7.
71
dkran, äkrän (Jcrandati).
dkrän als 2s. ist aoristisch gebraucht 9, 64, 9. c^ran und dkrän
als 3s. ebenfalls aoristisch 5, 59, 1 (vgl. unter dcucyavU). Ebenso
6, 69, 3. Wahrscheinlich imperfectisch 2, 11, 8. Zweifelhaft lasse ich
9, 97, 40.
äkripran 4, 2, 18 bleibt dahingestellt
äkshär nur von dem Soma gebraucht, der unter den Augen des
Priesters durch die Seihe rinnt Als aoristisch schon erwiesen 9, 89, 1
unter dvasishta, ebenso in folgenden Hymnen des 9ten Buches: 18, 1.
66, 28. 87, 4. 89, 3. 97, 2. 106, 9. 109, 16 u. 17. 110, 10. Unklar ist
10, 89, 6.
äkhyam, äkhyas.
dhhyam steht aoristisch 1, 109, 1.
Ich blicke um mich (habe jetzt um mich geblickt, dkhyam), Unter-
stützung suchend, nach Verwandten und Gesippten, aber ich habe
keinen andern Schutz als euch beide, darum habe ich euch beiden ein
Lied gefertigt {ataksham).
Man könnte dkJiyam auch imperfectisch auffassen, doch kann für
die aoristische Auffassung die ähnliche Stelle Väl. 7, 1 angeführt werden :
'Gross ist die Heldenkraft des Fürsten, ich habe aufgeblickt (blicke
auf, dkhyam)^ heran kommt deine Gabe, o Dasyavevrika', wo die Be-
ziehung auf die Gegenwart unverkennbar ist Zeitlos scheint dklujam
5, 48, 4 gebraucht.
dkhyat ist als aoristisch bereits erwiesen: 10, 189,2 unter dkm-
mim; 1, 123, 2 unter djanishta; 10, 127, 1 unter dvikshata. Aoristisch
steht dkhycU auch 4, 13, 1:
Erschaut (akhyat) hat Agni das Nahen der Morgenröthe, der fröh-
liche die Freigebigkeit der nahenden; kommt, ihr Afvinen, zum Hause
des Frommen, Gott Sürya kommt (eti) herauf mit Glanz.
Ebenso 1, 35, 7 u. 8. 1, 113, 4. 5, 81, 2. 9, 101, 7; wohl auch
4, 2, 18 und 4, 20, 9 (Schilderung der Geburt des durch den Blitz ent-
zündeten Feuers).
Erzählend dagegen steht akhyat 5, 30, 9 :
Weiberj machte (cakre) der Dämon zu seinen Waffen, was können
mir seine schwachen Heere thun? Er verbarg (antdr akhyat) ihm die
beiden Milchkühe, da schritt (ait) Indra vor, den Dämon zu bekämpfen.
Imperfectisch auch 10, 45, 4.
dkhyaia 2pl. ist aoristisch gebraucht in dem inhaltlich undeut-
lichen Verse 1, 161, 13: Als ihr geschlafen hattet, fragtet (oprecAa^a)
12
ihr, 0 Ribhus: Wer, o TJn verhüllbarer, hat uns denn jetzt erweckt
(abübtidhcjU)? Der Bock nannte (äbramt) den Hund Wecker, im Laufe
eines Jahres habt ihr heute zum ersten Mal die Augen geöffiiet (ri
akhyata),
dkhyan ist aoristisch 1, 35, 5, imperfectisch 4, 1, 18.
dkhyata dpi. med. ist aoristisch 9, 61, 7.
ägamam, &gan, äganma u. s. w.
dgamam ist bereits als aoristisch erwiesen 10, 166, 4 unter d^a-
mim und 10^ 137, 4 u. dbharsham. Ebenso ist es gebraucht 1, 161, 2.
dgan 2s. ist aoristisch gebraucht 3, 37, 10 : Du hast (hier) herr-
liches Lob gefunden (agan)^ so nimm denn unüberwindliche Kraft an
dich. Wir steigern {tirämast) deinen Muth.
Ebenso wohl auch 10, 29, 4.
dgan 3s. ist als aoristisch bereits erwiesen 7, 20, 9 unter (tkret-
pishta; 1, 123, 2 unter djanisJUa und 4, 35, 2 unter dkarta. Ebenso
ist es gebraucht 1, 179, 4, in einem Liede, worin eine aJt gewordene
Frau (Lopämudrä, wenn dies Wort Eigenname ist) ihren Gatten anzu-
locken sucht. Vers 5 und 6 scheinen nicht zu den vier ersten Versen
zu gehören.
1. Viele Jahre und viele erschöpfende Tage hindurch habe ich
mich Tag und Nacht gemüht. Das Alter mindert (minäii) den Beiz
des Leibes. IMe Gatten sollen bei den Weibern schlafen.
2. Die alten Verehrer der Götter, welche mit den Göttern zusam-
men das Opfer vollzogen (dvadan, d. h. unsere Vorfahren), haben jetzt
ausgespannt {dva ast^s)^ sie haben nicht das Ziel erreicht. Die Gatten
sollen bei den Weibern schlafen.
3. Weil die Götter dem helfen (dvanti), der sich redlich bemüht,
so werden wir beide jedes Hinderniss überwinden, wir werden siegen
in dem Kampf der hundert Listen, wenn wir das zusammengehörige
Paar zusammenbringen.
4. Nach meinem spröden Gatten hat mich Sehnsucht erfasst (090»),
die hierher oder dorther oder irgendwoher entstanden ist, Lopämudrä
verlockt {nis rinäti) ihren Gatten, die thörichte saugt aus (dhcofati)
den weisen schnaufenden.
Derselbe Gebrauch liegt vor: 4, 53, 7. 9, 97, 5. 10, 10, 7. 10, 40,
12, wohl auch 10, 86, 2.
dganma ist als aoristisch bereits erwiesen: 10, 60, 1 unter dkret-
mJm; 8, 48, 11 unter dbhdkshi; 3, 33, 3 unter dyOsamn Derselbe Cre-
74
ägam, ägSs, ägat u. s. w.
dgam ist aoristisch gebraucht 5, 2, 8, vgl. 10, 32, 6.
dgäs ist als aoristisch bereits erwiesen 8, 48, 2 unter dbhakshi
und 10, 161, 5 unter dspärsham. Ebenso ist es gebtaucht 3, 21, 4.
10, 22, ö.
dgät ist als aoristisch bereits erwiesen 10, 159, 1 unter djaisham;
1, 123, 4 und 7, 76, 2 unter djanishta; 1, 124, 4 unter dsävU; 7, 78» 3
unter dceti; 10, 107, 1 unter dmoci; 10, 63, 1 u. 3 unter drOdhi, Die-
selbe Bedeutung liegt noch in 23 weiteren Stellen vor, die man leicht
bei Gr. findet. Unklar sind mir 6, 59, 6 und 10, 99, 5.
dgama ist aoristisch 10, 18, 3 ('Und wir sind da, bereit zu Tanz
und Scherzen' GKR. S. 150).
dgus ist aoristisch gebraucht: 3, 8, 9. 3, 42, 3. 3, 56, 2. 7, 95, 3.
Zweifelhaft 1, 88, 4. 1, 174, 8. 1, 181, 6.
ägrabham und ägribhran sind wahrscheinlich 1, 191, 1,3 und
5, 2, 4 aoristisch aufzufassen.
äkshan (ghcts) ist 1, 82, 2 unter ddhüshata als aoristisch erwiesen
worden. Ebenso ist es gebraucht 10, 15, 12 (Abschluss des Opfers).
Unklar bleibt 10, 27, 8.
äcet 10, 102, 2.
1. Deinen Wagen (mithükrUam?) unterstütze Indra mächtig, in
diesem rühmlichen Kampfe hilf uns, o vielgerufener, beim Beutegewinn.
2. Der Wind bauscht ihr Gewand auf (vahati), weil sie tausend
Wagenlasten erbeutete {djayat). Der Wagenlenker hat sich als Mud-
galas Gattin erwiesen {ahhüt) im Kampfe, das Indra -Heer hat die
Kampfesbeute für sich eingestrichen {a^).
Es ist wohl das natürlichste, anzunehmen, dass dieser Vers dem
Triumph nach eben gewonnener Schlacht Ausdruck giebt, obgleich
ajayai im zweiten Vers sehr auffällig ist.
äcait 6, 44, 7 ist nicht völlig klar,
ächän, ächänta.
dchän bedeutet an den zwei Stellen, wo es erscheint, ^es ist mir
jetzt so vorgekonmien, es scheint mir.*
6, 28, 5 ist unter dhran übersetzt. 10, 34, 1 ist GKR. S. 158 so
wiedergegeben :
75
Die eben noch am luftgen Wipfel schwankten
Benebeln mich, wenn sie im Plane rollen;
Die Nüsse, dünkt mir, reizen meine Sinne,
Als war's ein Trunk vom Saft der Mü^avantas.
Dagegen ackanta ist entschieden imperfectisch. Die Stelle, wo
es vorliegt, übersetzt Both Z. D. M. G. 24, 304 so:
^So oft ich euch, Marut, im Schmuck erblickte,
Erfreut ich mich, und freue jetzt an euch mich/
(ächSnta me chadäyätha ca nünäm).
äjanata 4, 5, 5 ist undeutlich,
äjushran 1, 71, 1 scheint zeitlos,
ätakta 10, 28, 4 ist undeutlich.
ätakshma
ist bereits unter dnüshata 8, 6, 33 als aoristisch gebraucht erwiesen.
Imperfectisch ist es gebraucht 4, 35, 5 (s. unter dkarta). Ebenso
1, 1&3, 2: Den von Yama gegebenen Kenner spannte (ayunaJc) Trita an,
Indra bestieg (ddhi atishthat) ihn zuerst, Gandharva QrgriS (agrihhnat)
seinen Zügel. Aus der Sonne hattet ihr Yasus das Boss geschaffen
(at<ishta).
ätan, ätSn, ätnata
kommen vor 1, 37, 10. 6, 61, 9. 6, 67, 6. 8, 13, 18 (= 8, 81, 21).
Nirgends lässt sich sicher entscheiden, ob die Bedeutung aoristisch oder
imperfectisch ist. Wahrscheinlich imperfectisch ist sie 6, 67, 6. Der
mehrfach übersetzte Vers 1, 37, 10 scheint mir nicht sicher ver-
standen zu sein.
ätsär 10^58,4 ist undeutlich.
ädri^ran (-ram).
ist bereits als aoristisch erwiesen 7, 76, 2 imter djanishta; 7, 67, 2
und 7, 78, 1 u. 3 unter dceti. £benso ist es gebraucht 5, 3, 11. Ich
übersetze 8 — 12.
8. Dich machten unsere Vorfahren beim Aufleuchten dieser Morgeu-
röthe zu ihrem Boten, und verehrten (ayajanta) dich mit Opfern. Deun
du, 0 Agni, wandelst (lyase) mitten in Beichthümem, ein Gott, entfacht
von Menschen und Göttern.
9. Bette meinen Vater, schütze in deiner Weisheit ihn, der für
deinen Sohn gilt. Wann wirst du, o Weiser, uns gnädig ansehen,
wann wirst du dich zu uns gesellen, der du die Opfer prüfest?
76
10. Viele Namen giebt (dadhati) dir verehrend mein Vater, ob
dir, 0 Guter, das vielleicht gefällt, damit Agni, erquickt und sein^
Götterkraft sich freuend, sein Wohlwollen schenke.
11. Du jugendlicher Agni führe den Beter über alles Unheil hin-
weg. Diebe haben sich gezeigt (adrigran)^ feindselige Menschen, heim-
liche Tücke lauert (hat sich eingestellt, abhüvan).
12. (Abschliessend). Diese Bittgänge haben sich auf dich gerichtet
(tvadrig abhüvan). Dem Guten ist unsere Noth geklagt {aväci). Die-
ser Agni soll, an unserem Opfer sich erquickend, uns nicht dem Fluche,
nicht dem Feinde überliefern.
Ebenfalls aoristisch steht ddrigran 7, 75, 6.
ädhsk 2, 15, 4 ist imperfectisch.
ädäs, ädst u. s. w.
ddäs ist aoristisch gebraucht 10, 15, 12 (vgl. dkshan). ddat ist
als aoristisch bereits erwiesen 6, 47, 22 u. 24 unter dgrabhtshma. In
ganz ähnlicher Weise steht es z. B. 8, 3, 22: PakasthSman hat mir
(als Bezahlung für dies von ihm bestellte Lied) einen rothen schön-
ziehenden feisten Hengst gegeben (adät).
Ebenso 7, 103, 10. 8, 19, 36. Ferner sind einige Verse aus dem
Hochzeitslied 10, 85 anzuführen (vgl. Weber, Ind. Stud. 5, 190 ff.).
Die Worte werden gesprochen bei der Ergreifung der Hand der Braut
durch den Bräutigam.
37. Ich ergreife (gribhnämi) deine Hand zum Glücke, damit du
mit mir, deinem Gatten, zusammen alt werdest. Bhaga, Aryaman,
Savitar, Puramdhi die Götter haben dich mir gegeben (adus), damit
du meine Hausfrau seist.
38. Dir, 0 Agni, führte man zuerst (dgre) die Süryä mit dem
Brautgefolge zu (avaJian): gieb du nun deinerseits das Weib dem
Gatten und Nachkommenschaft dazu.
39. (Jetzt) hat sie Agni zurück gegeben (adat) in blühender
Lebenskraft, lange lebe ihr Gemahl, hundert Jahre lang.
40. Soma gewann (vivide) sie zuerst, Gandharva gewann (vivide)
sie darauf, dein dritter Gatte wurde Agni, dein vierter ist der mensch-
geborene.
41. Soma gab (dadat) sie dem Gandharva, Gandharva gab (dadat)
sie dem Agni, und darauf hat Agni mir dieses Weib und damit Söhne
und Beichthum verliehen (adät).
Aoristisch ist wohl auch 6, 27, 7. 1, 30, 16 wird dat zu lesen sein.
Ich füge hier die Formen an, in denen das a kurz und die Wurzel
mit ä zusammengesetzt erscheint: ddam 1, 126, 2 und ddäma 5, 30, 15
/
«
77
(s. unter dgräbhtshma) sind aoristisch gebraucht, ddcU 5, 32, 8 und 10,
99, 9 sind erzählend. 1, 121, 8 und 1, 127, 6 lasse ich' unentschieden.
ädhok 4, 19, 7 ist imperfectisch gebraucht.
ädyaut ist als aoristisch gebraucht bereits erwiesen 1, 123, 7 unter
djamshta und 1, 124, 2 unter dsävU. 'Ebenso muss ddyaut an den
übrigen Stellen, wo es vorkommt, aufgefasst werden. Hier und da ist
diese AufEassung nicht nothwendig, aber doch sehr wohl möglich.
ädh3m, ädhat u. s. w.
ddhäm ist aoristisch 10, 145, 6 als Triumphäusserung nach voll-
endeter Ceremonie, doch ist mir der Vers im übrigen nicht ganz deut-
lich. Man vgl. Weber Ind. Stud. 5, 222.
ddhat 4, 34, 1 ist als aoristisch erwiesen unter dkari. Ebenso ist
es gebraucht 2, 39, 4 u. 5, wahrscheinlich auch 7, 88, 4 (als Vision nach
GER. 11, gegen meine Chrestomathie). 5, 40, 9 s. unter dghukshat.
Erzählend ist 1, 164, 33. Zweifelhaft bleibt 6, 66, 3.
ddhus ist 4, 13, 4 aoristisch: Die wogenden Strahlen der Sonne
haben die Finsterniss wie ein Fell ins Wasser versenkt (adhus,
gesprochen beim Sonnenaufgang).
ddhühäs ist 4, 17, 6 u. 7 imperfectisch. Bei 6, 31, 1 zweifle ich,
ob das Lied aus einem Gusse oder nicht vielmehr zusammengeflickt
ist, so dass man den ursprünglichen Sinn des Tempus nicht wohl er-
kennen kann.
ddhita ist als aoristisch erwiesen 10, 127, 1 unter dvikshata.
Ebenso ist es gebraucht 1, 144, 5 und 9, 71, 9.
ddMtam ist aoristisch in dem Agniliede 10, 4. Vers 6 lautet:
Zwei tollkühne diebische Holzgänger haben ihn mit zehn Stricken
bedeckt (adhttom, d. h. die Hände haben ihn jetzt aus einem anderen
Holzstoss geholt). Hier ist, o Agni, far dich ein neues Lied, bespanne
den Wagen, gleichsam mit deinen leuchtenden Gliedern.
äpadran 6, 20, 3
ist erzählend. Man vgl. auch den folgenden Vers.
äprikta 10, 97, 1 aoristisch.
Der Gott, der flammend dahinströmt in eilendem Drange, hat den
Göttern seinen Saft mitgetheilt (apriUa, beim Beginn des Somaopfers).
äpäm, äpäs u. s. w.
dpäm ist als aoristisch erwiesen 10, 119 unter dyänsam,
dpas ist aoristisch 6, 39, 1 : Von dem freundlichen, weisen, himm-
lischen, priesterlichen, andachtsvollen Methtrank, von dem breitstehen-
78
den hast du getnmken (apäs)^ o Gott, gewähre dem Preisenden vor
allem Gaben an Bindern.
Aehnlich 3, 53, 6. Dagegen abweichend ist der Gebrauch Ton
dpäs 10, 96, 13: Du trankst (opös), o Herr der Falben, von den
früheren Tränken, so sei auch dieser Guss dir zugeeignet u. s. w.
dpat ist als aoristisch erwiesen 8, 58, 11 unter dmatsus. Ebenso
ist es gebraucht 2, 37, 4. 6, 38, 1. 8, 81, 4.
dpäma ist als aoristisch erwiesen 8, 48, 3 unter dbkcäcshi. Wegen
dpus 1, 164, 7 vgl. Gr. s. v.
äprät 10, 32, 7 lasse ich unerörtert.
äbudhran (-ram).
ist 7, 80, 1 als aoristisch erwiesen unter dbodM. Ebenso 7, 72, 3
('Schon wachten auf der Ritter Lobgesänge' Gr.) und 10, 35, 1.
äbhakta
ist als aoristisch erwiesen 3, 33, 12 unter dyäsam. Zweifelhaft
lasse ich 9, 102, 2.
äbhär 10, 20, 10 ist aoristisch gebraucht.
äbhet 1, 33, 13
ist imperfectisch gebraucht, üebrigens ist bhet zu lesen, s. unter
ddhükshat.
äbhüs, äbhüt u. s. w.,
wozu man auch das zweimal vorkommende dbhuvam rechnen kann.
Unter mehr als 50 Stellen, an denen diese Formen erscheinen, ist nur
eine, die imperfectischen Gebrauch zeigt, nämlich 1,33, 10 in einem
Belativsatze. Zu den übrigen bemerke ich: der aoristische Gebrancb
ist bereits erwiesen: unter djanishta, djaisham, ddhükshat^ ddhürshaiaf
dbhakshij dhhutsmahi, dyänsam^ dkäri, ddargi, ddhäyi, dmoci, dcct-
Besonders hervorzuheben ist noch 8, 21, 7: 'Nicht sind wir eben erst
als Neulinge deiner Hülfe genaht {ahhü}nd)^ wir kennen seit lange
deinen Beichthum.' — 6, 44, 10 ist zu übersetzen: *dir haben wir uns
hiermit zu eigen gegeben,' vgl. 2,11, 12. Eine etwas abweichende
Gebrauchsweise liegt vor 2, 30, 10 jyög abhüvan änudhüpitäsah, * schon
zu lange haben sie sich aufgeblasen gezeigt,' ein Gebrauch, zu dem
unter dgayisMhäs eine treffende Parallele verzeichnet ist. — Zweifel-
haft lasse ich 6, 45, 13 imd 10, 86, 23.
ämatta 2, 37, 4 ist aoristisch.
am ata von man 10, 68, 7 ist imperfectisch.
79
ämjak 1, 169, 3 ist aoristisch gebraucht.
äyäs und äyashta {yaj)
sind als aoristisch erwiesen 3, 29, 16 unter d(amishthas und 6, 47, 26
unter dgrablnshina,
äySn {yarn)
ist als aoristisch erwiesen 6, 71, 5 unter dyänsam. Ebenso 2, 38, 3.
4, 53, 1. 10, 139, 1.
äyuji, dyukta u, s. w.
ayuß 5, 46, 1 steht aoristisch :
Wie ein kluges Pferd schirre ich mich (habe ich mich jetzt geschirrt,
ayuji) selbst an die Deichsel, ich ziehe dich vorwärts, eilende, nach
Hilfe strebende. Nicht wünsche ich Losspannung von dir nach der
Einkehr. Ein des Weges kundiger Führer soll mich richtig leiten.
(Bildlich von den Andächtigen).
dyukta 1, 48, 7 ist aoristisch: ^Sie hat sich aufgemacht (ayukta)
aus der Feme, vom Aufgang der Sonne her, mit hundert Wagen ver-
breitet (vi yäti) sich die reiche Ushas über die Menschen hin.'
Ebenso 1, 50, 9. 7, 60, 3. 9, 63, 8 u. 9.
dyujmahi ebenfalls aoristisch- 6, 53, 1; dyugdhvam ebenso 1, 39, 6.
Ebenso dyujran 3, 41, 2.
1. Komm, Indra, her zu mir, gerufen zum Somatrank, mit
den Haris komm, o Keilträger.
2. Niedergelassen hat Agni sich (saUds) als regelrechter Priester,
gestreut ist {tistire) das Barhis ununterbrochen, firüh sind die Steine in
Bewegung gesetzt (ayujran).
äraik ist aoristisch gebraucht: 1, 113, 1. 2. 16. 1, 124, 8 (s. unter
dsavlf). Zweifelhaft bleibt 3, 31, 2.
ävar (2s. und 3s.), ävran, ävrita.
dvar als 2s. ist aoristisch 4, 52, 6 (s. unter dbhuismahi) , ebenso
8, 9, 6. 1, 11, 5 s. unter dvishus. Aoristisch stehen auch dvar (3s.),
dvran und dvrita an sämmtlichen Stellen. Vgl. unter dyükshätäm.
Verdorben scheint 5, 77, 2.
ävri (var wählen) steht aoristisch 4, 55, 5.
ävrijan, ävrikta. dvrijan 10, 48, 3 steht imperfectisch, dvrikfa
8, 90, 16 scheint aoristisch.
ävart, ävritran.
dvart ist aoristisch 7, 59, 4 (^aufs neue hat sich eure Gunst uus
zugewendet'). Ebenso 10, 124, 4, dvritran ebenso 8, 81, 14.
80
ävat (väh) 10, 15, 12. ist aoristisch gebraucht.
äYi9raii 8, 27^ 12 ist aoristisch gebraucht.
ä9re8, äpret
sind stets aoristisch gebraucht, dgres 3, 33, 2 ist zu übersetzen
' du hast bei uns den Halfter der Falben befestigt.' Wegen dgret genügt
es zu verweisen auf: djanishta, dtfukshata, dsärntj dbodhi, drod^ dssdi,
ä9rayam, ä9rot.
Bei a^avam 1, 109, 2 ist wohl die imperfectische Auffassung
natürlich (vgl. auch unter äkhyam)^ ebenso 10, 86, 11. dgrot 7, 33, 5
ist imperfectisch, dagegen aoristisch 1, 39, 6.
ä9Tait, ä9vitan.
dgvait ist als aoristisch erwiesen 1, 92, 12 unter dyukshata;
1, 124, 11 unter dsävlt; 7, 77, 2 unter ddargi. Ebenso 1, 113, 15.
7, 77, 2. dgvüan 10, 78, 7 ist zweifelhaft.
&sakta 1, 33, 3 s. unter ddhuhshat.
äsräk, äsfigran (-ram)
stets aoristisch gebraucht an etwa zwanzig Stellen ; vgl. auch u. dsrikshi.
ästar ist erzählend 2, 11, 20. 10, 111, 6.
ästaut
ist imperfectisch 10, 67, 3 (agäyat steht parallel). Ebenso wohl auch
10, 105, 6.
ästhäs, ästhat, ästhus, ästhithäs u. s. w.
Ich zähle 68 Stellen, von denen unklar bleiben 1, 164, 17. 3, 29, 3.
10,123, 4. Imperfectisch ist sicher. 4, 18,5; wahrscheinlich 1,80,8
und 10, 123, 4 (erzählend in Nebensätzen 1, 94, 11. 10, 113, 3); in
allen anderen Stellen liegt der aoristische Gebrauch vor. Vgl. unter
djanishta, ddrikshata, dbhakshi, dyähsam, dkari, dceti, ddargi, dbodhi,
dvaci.
äspar 5, 15, 5. Der Vers ist mir nicht klar.
äspridhran
7, 56, 3 scheint zeitlos. 6, 66, 11 ist unklar.
äsyän
9, 89, 1 ist aoristisch gebraucht^ siehe unter dvasishfa.
^
1
äbrat, AhTfl, &hQmahi.
ähümahi ist aoristiach. dhvat erzählend ausser 8, 8, 9. dhve aori-
stisch an neun Stellen, erzählend 3, 56, 4 (ahvanta gehört nicht hier-
bei); Tgl. unter ddhukshat, dnüshata, äi/iisam.
Ich lasse nun zur Vergleichung einige aas der einfachen Wurzel
gebildete Augmentteinpora folgen, welche ihrer Stellung im Systeme
des Yerbnms nach als Imperfecta zu bezeichnen sind.
äsam, äsTs, &s u. s. w. (dsH) ist stets imperfectiach gebraucht,
äsata (äste) lO, 95, 7 ist imperfectisch gebraucht,
dyam, äis, äit {eti).
An allen (zahlreichen) Stellen finde ich iinperfectischen Gebrauch,
ausser 1, 125, 3 und 10, 51, 4 u. 6.
äitta 3, 46, 3 erzählead.
äeashfa
scheint mir an den drei Stellen, wo es vorkommt (2, 15, 7. 3, 54, 6.
4, 16, 3, wozu man GEB. 64 vergleiche) imperfectisch gebraucht zu sein.
äbravam, äbravTt u. s. w.
dh-avam ist aoristisch gebraucht 6, 55, 5 : Den Freier der Mutter
(FOsban) habe ich (jetzt) angeredet. Der Schwester Buhle höre uns,
der Bruder ludras, mir ein Freund. — Ebenso 8, 3, 24 und 8, 24, 11.
dbravU dagegen ist an den meistea Stellen (1, 161, 5. 9. 12. 4, 18,
11. 8, 33, 17. 8, 66, 2. 8, 80, 1) imperfectisch gebraucht. Andere
Stellen (1, 146, 5. 1, 161, 13. 1, 191, 16. 6, 45, 37. 10, 9, 6 (= 1, 23,
20) lassen keine sichere Entseheidnng zu.
äbravüa und äbravilana sind imperfectisch gebraucht, ebenso, wie
es scheint, dbruvan.
ijäs, äy&t u. s. w. (pa)
nur imperfectisch. 9, 82, 5: Wie du unseren Vorfahren zu Liebe
hundert- und tausendfaches Qnt gewährend unerschöpflich zum Ziele
flössest (äySs), o Indu, so ströme jetzt flammend zu neuer Gnade,
deinem Befehl folgen die Wasser.
Delbta«k 0. WlDdlaeb, iTutaU. Fonch. U. 6
not) die Pflanzen und die Tage, er schuf iasanol)
riift Er C^ete (bibheda) den Fels u. 9. w.
m. 1,10 nnd 7,18,1.
isarti).
ausser 2, 24, 11 aoristiachen Gebrauch. Als Bei-
Bt Indra, o Saramä, und wie sieht er aus, als
der Ferne jetzt hierhergekommen bbt {äsaras)?
iwuodern seinen , des yölkerbeherrschenden, Eifer,
schnellen. Die in der Schlacht weichenden (?)
i: Fernhin ist Dadhikrä mit Tausenden, gegai^en
u nicht recht dentlich', wohl aber der aoristische
, und die Redewendung, die au den Brähmaga-
iber äsarai auch erzählend sein kann, beweist
1 der Stelle zwar auch nicht ganz klar, aber doch
idung Tou dsar<U ausser Zweifel ist.
nnääti, aber auch vidäti)
iristisch gebraucht. Als Belege führe ich an:
nssrers.
Lssen {marshts), halte jetzt ein, du hast die Wflst^n
ir), du hast Gras zur Nahrung aufsprossen lassen
m Geschöpfen ihren Wunsch erfüllt {avidas).
hat heute die beiden lieblichen yiel angerufenen
It (ofidfri)? —
och 1, 92, 2. 7, 89, 4. 8, 48, 3. 10, 53, 3. 10, 79, 3.
mperfectisch ist midat gebraucht
m Flusse herabgehend fand (amdat) den Soma
nach Hause tragend sprach sie (abramt): Dem
ifem, dem starken will ich dich opfern.
dvindam u. s. w. ist stets imperfectisch gebraucht
jüjoshati) ist Aorist
trunken {aptä) aus dem GefUss des Hotar, auch
Potar hat er sich berauscht {amaUa), aus dem
«■^
88
265, 7 agachat u) wo ein Imperfect dem u unmittelbar vorhergeht, ist
u in dem anreihenden Sinne gebraucht/ Es lassen sich noch einige
derartige Beobachtungen anstellen, die das Gesagte bestätigen.
Somit kann als festgestellt angesehen werden, dass der Aorist in
der überwiegenden Mehrzahl der Fälle das eben Geschehene bezeichnet.
Es liegt zwischen der Gegenwart und der durch den Aorist bezeich-
neten Handlung nur ein kurzer Zwischenraum. Natürlich kann man
nicht darauf ausgehen wollen für die Grösse dieses Zwischenraumes
einen objectiven Massstab (etwa einen Tag oder ähnl.) festzusetzen,
vielmehr handelt es sich nur um das, was nach der subjectiven
Meinung des Bedenden als eben eio getreten anzusehen ist.
Nicht selten ist (worauf gelegentlich aufmerksam gemacht worden
ist) der Zeitunterschied so gering, dass wir das Präsens vorziehen
würden. Z. B. übersetzen wir dstoshi im ersten Verse eines Liedes
mit dem Präsens 'ich lobe', während es genau genommen heisst: 'in-
dem ich zu sprechen beginne, habe ich auch schon ein Lob aus-
gesprochen' (vgl. iyilaaa und ähnl.).
Wie nun mit dieser Anwendung des Aorists sich der seltenere
historische Gebrauch und der noch seltenere zeitlose vermitteln lassen,
darüber will ich mir an dieser Stelle noch kein Urtheil gestatten.
Man hüte sich jedenfalls, den Gebrauch des iranischen und griechischen
Aorists bei der Feststellung der Grundbedeutung des Aorists ausser
Augen zu lassen.
Zum Schluss mache ich noch auf die Thatsache aufmerksam, dass
sich ein Gebrauchsunterschied zwischen den verschiedenen Aoristarten
(abgesehen von dem Verhältniss der Häufigkeit im Auftreten der histo-
rischen Bedeutung) nicht ermitteln lässt, dass also sämmtliche Aoriste schon
in dem ältesten Sanskrit als eine syntaktische Einheit empfunden werden.
äjigat erzählend s. unter ädliaksfiat.
ädadam, ädadäs u. s. w.
ädadam: Der Sänger, ludra vertretend, spricht 4, 26, 1 — 3.
1) 1, fö, 9 ist vielleicht die AnffuBUDg des FadapS^ba falsch..
der Trank,
22. Dieser kraftgeboreae Gott fesselte (astabhayai) mit lodra ver-
eint den Paui, Indu entwendete {amush^tai) die Waffen seines Vaters,
beseitigte die Listen des Unholden.
23. Dieser hat die Ushaaen geschaffen {akrinot), die Weiber des
einen Gottes, er hat das Licht in die Sonne gesetzt {adadhat). Er
hat das im Himmel, in den Lufträumen hei den Tritas verborgene
Amritam gefunden (vindaf).
24. Er hat Himmel und Erde ans einander gestemmt (stahhatfai),
er hat den Wagen mit den stehen Zügeln angeschirrt (ai/undk). Er
schafft (dadhara) die Milch in den Kühen. Soma hält den Brunnen
mit den zehn Bändern (?). —
Derselbe Gebrauch liegt vor 5, 85, 2 (vgL GKR. S. 4) und 9,
97, 41.
Mit ddhattam (9mal) wird immer von den früher vollbrachten
Grossthateu zweier Götter berichtet.
96
ädhatthäs 5, 32, 2 s. unter äjanishta.
ddhatta 1, 96, 1 übersetzt Benfey: 'Kaum war vor Alters er durch
Kraft geboren , so nahm er traun sogleich sich {adhatta) alle Weisheit*
u. s. w. Ebenso ist ddhatta gebraucht 2, 22, 2.
6,8, i— 4.
1. Jetzt will ich preisen die Kraft des lebenden starken rothen,
das Walten des Wesenkenners, dem menschenfreundlichen Agni quillt
(jpavate) das neue lichte Lied, wie der geliebte Soma.
2. Er^ geboren im höchsten Himmel, hütete (araJcshata) die Welt-
gesetze, ein Hirt der Gesetze. Die Luft mass (amimTta) der Weise
aus, durch seine Grösse berührte {aspriqat) yai9vSnara den HimmeL
3. Himmel und Erde stemmte {aslۊ>hnat) der wunderbare Freund
aus einander, er umgab (akrinot) die Finsterniss mit dem Licht, wie
zwei Häute rollte er (avartayat) Himmel und Erde aus einander,
Yai9yänara entfaltete alle Heldenkraft.
4. Im Schoosse der Wasser ergriffen {agribhnata) ihn die gewal-
tigen, die Leute nahten sich (tasthus) dem preisenswerthen König, der
Bote Mätarifvan brachte (ahharat) Agni Vai9vanara fernher von
Vivasvat.
Ebenso steht ddhatta 8, 85, 13 und 10, 102, 8.
äpibas, äpibat
stets erzählend. Ich führe als Beispiel an:
3, 32, 10 Kaum geboren am höchsten Himmel, trankst (apibas)
du, 0 Indra, den Soma zum Bausche.
3, 36, 3 : Wie du die früheren Somatränke getrunken hast (dpibas)^
so trink heute die neuen.
3, 48, 2: An dem Tage als du geboren wurdest, trankest {apibas)
du die Milch, die auf den Bergen wächst.
4, 35, 7 s. unter dkarta, 5, 29, 11 unter ddadam.
dpibat 1, 32, 3 s. unter dtürU,
2, 15.
1. Jetzt will ich die grossen Thaten des grossen, die wahrhaftigen
des wahrhaftigen preisen; aus den Schaalen trank er {apibat) den
Soma, im Somarausch erschlug {jaghanä) Indra den Ahi.
2. Ohne Balken stützte er {astdtlhayat) den hohen Himmel, er
erfüllte (aprinat) die beiden Welten und den Luftraum, er festigte
(dharayat) die Erde und breitete sie hin (jpaprathat). Das that (cakära)
Indra im Somarausch.
3. Indra bieb (alchidaf) sie zusammen, wie man die Speichen mit
dem Hammer in die Nabe haut, der höbe wurde (abhavat) Feindt0<lt«r.
i. Auf eiuetk Zug trank er {apihat) zumal dreissig Kufen, dreissig
Eimer voll Soma.
ö. Den Gandharva achoss er {airinat) im bodenlosen Luftraum,
den Betern zum Oedeibn.
6. Indra schosa {avidliyat) Ton den Bergen her, er rettete (dhar-
ayat) die gar gewordene Speise, er achoss den wohlgezielten Pfeil.
7. Huadertapitzig ist dein Pfeil, tauaendfiedrig er allein, den du,
0 Indra, zu deinem Gefährten gemacht baat (cakrishe).
8. Damit schufest du {ä abharas z. 1.) den LobsSogern, Mäonem
und Weibern zu easen, eben geboren, atarber Held.
d. Dies sind die Heldenthaten , die du in Fülle vollbracht hasL
(Der Schlusa von 9 ist mir nicht klar).
dl
äbibhar und äbibhran
10, 69, 10 und 10, 28, 8 sind erzählend gebraucht.
äbibhet
10, 138, 5.
Die schöne Ushas fürchtete sich (abibhet) vor dem Schlage von
Indras Waffe, sie entfloh (akrämat) und liess ihren Wagen im Stich
{ajahät).
ämimita
ist schon als erzählend erwiesen unter ddhatta (6, 8, 2). Ich
führe femer an
6, 47, 3 : Wenn dieser Soma getrunken wird , so lockt er (iyarti)
mir ein Lied hervor; er hat (jetzt) meine eifrige Andacht erweckt
{ajtgar), der Weise schuf (einst, amimtta) die sechs Himmelsgegenden,
ausserhalb deren kein Wesen lebt.
8, 42, 1 — 3.
1. Den Himmel stützte (astabhnat) der heilige* allwissende , er
mass die Breite der Erde aus {dmimtta\ er führte alle Wesen als
Herrscher an {d astdat). Dieses All ist das Herrschaftsgebiet des Varuna.
2. So preise denn den hohen Varuna, verehre den weisen Hüter
der Unsterblichen, er gewähre uns dreifach-schirmenden Schutz ; behütet
uns in eurem Schoosse, Himmel und Erde!
3. Feure diese Andacht an, o Gott Varuna, die Kraft und den
Willen deines Schülers; das rettende Schiff möchten wir besteigen, um
über alle Schwierigkeiten hinwegzugleiten.
Ebenso ist ämimita gebraucht 1, 126, 1. 10, 61, 2. 10, 111, 11.
Dahingestellt bleibt 2, 4, 5.
ävives {vishy
6, 31, 3 erzählend.
ävivyak
ist erzählend 7, 18, 8 (in einem übrigens nicht klaren Verse).
Dagegen ist es das natürliche, in dem Relativsatz 7, 63, 1 ävivyak
aoristisch aufzufassen: ^Auf geht der reiche allschauende Sonnengott,
der allen Menschen gemein ist, das Auge des Mitra und Varuna, der
Gott, der die Finsterniss wie ein Fell zusammengewickelt hat'. Eine
Möglichkeit freilich liegt auch vor, an die erste uranfängliche Wirkung
des Sonnengottes zu denken.
D«lbrack u. Wlndiacb, BynUkt. Forich. IL 7
Bei dem Aorist wurde schon erwähnt, dass adyd nur an zwei
Stellen bei dem ImperTeetum erscheint. Die eine ist die eben he-
Das Perfectnm und Plusquamperfectum.
Die Tenveodung des Ferfectums ist sehr mannichfaltig. Man kann
es iD sehr vielen Stellen dem Präsens vergleichen, z. B. 5, 60, 3:
Seibat der hohe Berg fürchtet sieh {bibhäya), selbst des Himmels
Bücken bebt (rejate) bei eurem Getöse,
An andern zeigt es Aehnlichkeit mit dem Aorist, z. B. 7, 38, 1 :
Jetzt hat Gott Savitar seinen goldenen Schimmer emporgehobeii
(wd yayatna), den er angelegt hat (n'fjfref).
Und wiederum in einer grossen Anzahl von Fällen erscheint es
ganz so gebraucht wie das Imperfectum, z. B. 1, 32, 1:
Kr schlug {dhan) den Drachen, Hess die Wasser strSmen
(tatarda).
Um diese Mannichfaltigkeit zn erklären, wird man vor allem die
älteste Bedeutung (den sogenannten Grundbegriff) des Ferfectums
suchen müssen. Von ihm aus wird es erlaubt sein, weiter zu tasten
und womöglich die Gebrauehsschichten zu scheiden.
Mir hat sich Folgendes als das Wahrscheinlichste ergeben:
Der Stamm des Ferfectums bezeichnet (so weit überhaupt die
Art der Handlung erkennbar ist) eine mit Intensität vollzogene oder
eine vollendete Handlung. Intensiv nenne ich hier sowohl eine Hand-
lung, welche mit Energie vollzogen wird, als eine solche, welche
als sich fort und fort wiederholend gedacht wird, und es ist mir nicht
unwahrscheinlich, dass man gerade in der sich immer wiederholenden
Handlung die Grundbedeutung des Ferfectums zu erkennen habe. Der
Begriff der vollendeten Handlung dürfte sich aus dem der intensiv
vollzogenen Handlung entwickelt haben.
Im Indicativ des Ferfectums erscheint diese Handlung wie beim
Präsens entweder zeitlos oder an die Gegenwart gebunden. Dazu
Dem hilfestarken fügen sieb (ßemire)
Der Menschen Stämme alle tunf,
Er trägt (bibharti) die Götter insgesammt. (QKB. 18).
titiriis 2,23,5.
Wen du als guter Hirt beschirmst (rdkshast), o Brabma^aspati,
den überwältigt {titirus) nicht Noth noch Unheil noch Feinde noch
Böswillige; alle Dämonen treibst du [hadhase) von ihm hinweg.
eibitß 2, 27, 11.
Die Rechte und die Linke, vorn und hinten, ist an euch nicht zu
scheiden (dkite) ihr Aditja. — (GKR. 22).
riricö 1, 59, 5,
Deine Grösse, o Wesenkenner, übertrifft (rirtce) selbst den hohen
Himmel. König der menschlichen Stämme bist du (osi), im Kampfe
hast du den Göttern Gut erworben (cakariha).
ahiis 1, 74,4 — 5.
Wessen Bote du an heiliger Stätte bist (o'si). wessen Opfergflsse
du zu geniessen verlangst (vcshi), wessen Fest du verherrlichst (krinösAi),
den nennen (ahus) die Leute scliönopfemd, götterbeliebt, wohlstreuend.
äpös 1, 24,6.
Deine Herrlichkeit, deine Macht, dein Ungestüm erreichen (äpas)
weder die Vögel, die dort fliegen, noch die Wasser, die dort ruhelos
rinnen, noch jene, die des Windes Urkraft überragen (praminätUi).
Diese Uebersetzung von äpüs wird namentlich durch das 'dort'
empfohlen.
babhüva 1, 32, 15.
Indra ist der König des Wandernden und des Ruhenden, der
gezähmten und der gehörnten Thiere, er herrscht Qishayati) als Kön^
fiber die Menschen, wie der Kadkraaz die Speichen um&sst er (bäbhüvn)
das AU.
e) Die vollendete Handlung erscheint selten in zeitloser Aussage,
weil es natörlicli ist, die Vollendung der Handlung von einem be-
stimmten Zeitpunkt zu datiren. Doch könnte man etwa folgende auf
einen Gott bezügliche Aussage hierherzieben :
sasäda l, 25, 10. ,
Der heilige Yaruna sitzt (sasada) in seinem Palast«, der Weise
um seine Herrschaft zu Qben. Von dort überschaut (pagi/ati) er in
seiner Weisheit Alles, das Vergangene und das Zukünftige.
Dir gleich o Indra ist keiner geboren, noch wird er geboren
werden, du bist über alles herausgewachsen (vavakshitha) 1, 81, 6.
Der Indicatiy Perf. wird von einer gegenwärtig gedachten
Handlung gebraucht:
a) Selten tritt in diesem FaUa der Begriff der intensiven Hand-
lung hervor. Doch führe ich an z. B. die interesaante Form davi-
dhava, ein Perfectum mit Intensivreduplieation :
1, 140, 6.
Agni, der sieb emsig über die braunen Hölzer neigt (ndmnate'),
wandelt (di) brüllend vorwärts, wie der Stier zu den Kühen. Seine
Kraft entfaltend prangt er (^utubhate), wie ein furchtbar unnahbarer
Stier schüttelt er (damdkäva) seine Hörner.
(Die Schilderung geht auf den eben aufflammenden Agni).
mSmahä 1, 165, 1.3.
Wer verherrlicht (mämahe) euch demi jetzt, ihr Maruts ? Kommt
als Freunde zu euren Freunden.
jujösha 4, 25, 1.
Welcher götterliebende Mann erfreut sich (jujoska) heute der
Freundschaft Indras ? Oder welcher Somakelterer fleht jetzt beim ent-
fachtßn Feuer um hohe entscheidende Hülfe?
h) In den weitaus meisten Fällen erseheint die Handlung als in
der Gegenwart vollendet,
yayä 5, 61, i.
Wer seid ihr herrlichsten Männer, die ihr einzeln herangekommen
seid {ayayd) aus äusserster Feme?
107
5, 25 : So haben wir güterbegehrend den mächtigen Agni gepriesen
(vavandima). Der Weise führe uns über alle Anfeindung wie mit
einem Schiff herüber.
Aehnlich steht das Perfectum 8, 65. 10, 65 und Val. 3. Gewöhn-
lich ist in solchen Fällen der Aorist.
Hier darf endlich auch das zusammenfassende Ferfect erwähnt
werden, wie z. B.
riripüs 5, 85, 8.
Wenn wir wie Schelme bei dem Spiel betrogen (rinpus\
Wenn wissentlich wir fehlten oder anders,
So löse alle diese Schuld wie Flocken. (6KR. 5.)
Bei ähnlichen Wendungen, die im Veda häufig sind, dürfte wohl
stets das Perfectum stehn.
3.
Der Indicativ des Perfectums bezeichnet eine vergangene
Handlung.
Um sich vorstellig zu machen, wie diese Bedeutung aus der unter
2 vorgeführten sich entwickeln konnte, erwäge man Sätze wie die
folgenden :
7, 26, 3.
cakdra td, krindvan nündm anyd: das hat er vollbracht, nun wird
er anderes vollbringen.
1, 48, 14.
Wie die früheren Sänger dich, o hohe, zu Hülfe gerufen haben
(juhüre), so nimm auch jetzt unsere Lobgesänge gern an.
1, 113, 13.
Immer ist die Göttin IJshas früher erschienen (uvasa)^ so ist sie
denn auch heute eingetreten (ävar) und wird auch erscheinen (uchät)
in den folgenden Zeiten.
Man sieht aus diesen und ähnlichen Sätzen, wie der Gedanke der
vollendeten Handlung in den der vergangenen übergeht.
Für diesen sehr häufigen Gebrauch, in dem sich das Perfectum
mit dem Imperfectum beinahe deckt, führe ich nun eine Beihe
von Belegen an:
1,32.
1. Jetzt will ich Indras Heldenthaten preisen, die höchsten, welche
der Träger des Donnerkeils vollbracht hat {cakdra); er schlug (dhan)
108
den Drachen, liess die Wasser strömen {tatarda) und spaltete (abhinai)
den Bauch der Wolkenberge.
2. Er schlug (ahan) den Drachen, der auf dem Berge hauste;
Tvashtar hatte ihm den sausenden Donnerkeil geschaffen {taiaksh(i)\
wie brüllende, vorwärts flutende Heerden, so eilten (jagmus) flugs die
Wasser zum Meere hinab.
3. Brünstig ergriff er (avrimta) den Soma, aus den Kufen trank
er {apihat) das Nass, den Schleuderkeil ergriff (adaUa) der mächtige,
er schlug (dhan) ihn, den erstgeborenen der Drachen.
4. Als du, 0 Indra, den erstgeborenen der Drachen schlugst (dkan)^
da rangst du nieder (aminäs) der Ränke vollen Ränke; die Sonne, den
Tag, die Morgenröthe zeugend, hast du damals keinen Feind mehr
gefunden (vivitse),
5. Indra schlug {ah<in) Vritra und den ärgeren Vyansa, mit dem
Donnerkeil, mit mächtigem Schlage; wie Baumgeäst vom Beile abge-
hauen liegt (gayate) der Drache auf dem Boden.
6. Wie ein trunkener Feigling forderte er den starken stürmischen
Helden heraus (juhve), er hielt den Andrang seiner Schläge nicht aus
(atarU)^ zerschmettert wurde (pipishe) der Feind des Indra.
7. Fusslos, handlos bekämpfte er (apritanyaf) Indra, er schleu-
derte (jaghana) ihm den Donnerkeil auf den Rücken; zerschmettert
lag Vritra da {agayat\ der Kämmling, der es dem Stiere gleich thun
wollte.
8. Ueber ihn, der dalag wie ein geschlachteter Stier, steigen (yanti)
lustig die Wasser. Die Vritra mit seiner Kraft umschlossen hatte,
{parydtishthat), zu deren Füssen lag (babhüva) der Drache.
9. Erschöpft ward (ahhavat) die Mutter des Vritra, Indra schlug
ihre Waffe weg (Jabhara)^ oben lag (asU) die Mutter, unten der Sohn,
Dänu liegt da (gaye) wie eine Kuh mit ihrem Kalbe.
10. Mitten unter den nie rastenden ruhelosen Strömen lag der
Leib; dem Vritra zum Trotz eilen (caranti) die Wasser auseinander,
in lange Nacht sank (agayat) der Feind des Indra.
11. Dem Feinde unterworfen, vom Drachen bewacht standen die
Wasser da (atishtJian), eingepfercht wie Kühe durch den Räuber; die
Thür der Wasser, die verschlossen war (dsU\ hat er geöffnet (dpa
vavara\ den Vritra erschlagend.
12. Ein Rossschweif warst (ahhavas) du damals, o Indra, als er
mit dem Stachel dich traf (ahan); du Gott allein, du erobertest
^T'
109
(ajayas) die Eühe, erobertest, o . Held, den Soma, du Messest
strömen (asHjas) die sieben Flüsse.
13. Nicht hat ihm der Blitz genützt (sishedha) und nicht der
Donner, nicht der Nebel und Hagel, den er ausgoss (dhirat); als Indra
und Ahi kämpften (yuyudhdte), da hat der mächtige für alle Zukunft
gesiegt (jigye),
14. Welchen Rächer des Ahi erblicktest du denn da {apagyas\
als dir dem Sieger Furcht in das Herz schlich (dgachat)^ als du das
Gebiet der neun und neunzig Flüsse durcheiltest (dtaras)^ wie ein
erschreckter Falke die Lüfte?
2, 12 (GKR. 58.)
1. Der Gott, der kaum geboren kühnen Sinnes
Zuerst den Muth auch in den Göttern weckte (parydbhüshat\
Vor dessen Hauche beide Welten bebten (äbhyasetam)
Ob seiner Kraft, das ist, ihr Völker, Indra.
2. Der festigte (ddrinhat) die Erde, welche wankte,
und stehen hiess (dramnat) die taumelnden Gebirge,
Die weite Luft ermass (vimame)^ und der dem Himmel
Die Stützen gab (dsthcibhnat)^ das ist, ihr Völker, Indra.
3. Der Ahi schlug, die sieben Ströme freiliess (drinat)
Und aus der Höhle Grund die Erde holte (uddjat)
Und Feuer zeugte (jajänd) zwischen Erd und Himmel,
Ein Beutemacher ist, ihr Völker, Indra.
2, 14.
1. Ihr Priester, bringt dem Indra den Soma dar, giesst aus den
Gefässen das berauschende Kraut, denn immer liebt der Held es zu trinken ;
giesst hin dem Stier, denn das wünscht er.
2. Ihr Priester , dem, der den Wasserräuber Vritra erschlagen hat
(jagMna) wie einen Baum mit dem Blitze, ihm bringt den Trank
nach seinem Wunsche, Indra verdient den Trunk.
3. Ihr Priester, dem, der Dribhika erschlagen hat (Jaghdnd)^ der
die Kühe wegtrieb (uddjat) und den Stall öffnete (vaV), dem bringt
diesen Soma dar, der braust wie der Sturm, deckt den Indra zu mit
Somaträuken, wie Bosse mit Decken.
4. Ihr Priester, den, der Urana erschlagen hat (jaghdna)^ welcher
neun und neunzig Arme ausstreckte, der den Arbuda zu Boden
gestossen hat Q>ahadhe\ den Indra feuert an bei der Darbringung des
Soma.
Bändiger der Uebermüthigen.
daddthus i, 42, 9.
Purukuts£[Dl diente euch (ada^at) voll Ehrerbietung, da habt ihr
ihr den feindetSdtenden , halbgöttlichen KGnig Trasadaayn gegeben
(dadatkus).
3,46.
1. Kaum geboren liebte (avat) es der junge Stier sich den
gepreasten Saft vorsetzen zu lassen; du trankst (pibas) von dem edlen
nach Beliehen, zum erst«n Mal von dem milchgemischten Som&traiilc.
2. An dem Tage, da du geboren wurdest (jäjfothits), trankst dn
(apibas) begierig die berggewachsene Milch dieses Krautes; ihn goss
dir ein {asiUeat) das Weib, das dich geboren im Hanse des hohen
Vaters.
3. Herantretend zur Mutter bat er (aitta) um Nahrung, auf den
herben Soma blickte er (apa^at) als sein Euter, andere wegschiebend
111
gelangte (acarat) der kluge ziim Ziel, Grosses hat er vollbracht (cakre)
überallhin gewendet.
4. Der starke Feindbesieger, der übermächtige, verwandelte {cakre)
seinen Körper nach Belieben; den Tvashtar durch seine edle Kraft
überwindend, den Soma raubend trank (apibat) er ihn in den Schalen.
5, 85, 2. (GKK. 5.)
Die Lüfte hat mit Wolken er durchwoben (tcUäna),
Ins Boss den Muth gelegt (adadhät), die Milch in Kühe,
Verstand ins Herz, in Wasserfluten Feuer,
Die Sonn' am Himmel, auf den Fels den Soma.
10, 39, 7 ff. (GKE. 43.)
7. In eurem Wagen fahrtet ihr (ühathus) von fern herbei
Dem Yimada des Purumitra schmucke Maid;
Die Frau des Hämmlings betete zu euch, ihr kamt {agachaiam\
Beschertet (cakrathus) der Purandhi glückliche Geburt.
8. Dem Kali gabt zurück (akrinutam) ihr seine Jugendkraft,
Dem Seher, da er auf des Altars Schwelle stand,
Und aus der Falle zöget ihr (üpathus) den Vandana,
Ihr lasst {krithas) sogleich Vifpalä wieder gehn.
9. Ihr hobt empor (airayatam) den Rebha, als im Wasser er
Versunken schon dem Tod, ihr Männer, nahe war;
Und ihr wart's, die dem Atri Saptavadhri einst
Im. heissen Schlünde selbst kein Leid geschehen liesst (cakrdthtis).
dadäthus 1, 117, 7.
Ihr beiden Helden habt dem betenden Krishniya Yi^vaka den Sohn
Vishnäpü verliehen {dadäthus). Der alternden Goshä, die bei dem
Vater im Hause sass, gabt {adattam) ihr A9vinen einen Gatten.
Aehnlich 1, 116.
In diesen Belegen, die sich sehr leicht vermehren lassen, erscheint
vrie gesagt, das Perfectum so gut wie identisch mit dem Imperfectum. In
der That ist aber doch ein Unterschied vorhanden. Um diesen zu finden,
führe ich zunächst den Gebrauch von pu/rd 'früher' vor. Dieses Ad-
Terbium finde ich 15 Mal beim Perfectum, einmal beim Imperfectum,
nie beim Aorist. (Die Verbindung von purd mit dem Präsens soll
*■ '■■* ■ 113
tionen, in denen beide Ausdrucksweisen gleich gut möglich sind. Auch
ist zu beachten, dass wir es mit einer fortschreitenden Bewegung zu
thun haben; der Unterschied der beiden Tempora entschwindet im
Laufe der Zeit dem Bewusstsein immer mehr.
n.
Das PluBqnamperfectam.
Durch die vorhergehende Darstellung ist erwiesen, dass der Per-
fectstamm als solcher nicht den Begriff der Vergangenheit in sich
enthält. Folglich kann ein aus demselben abgeleitetes Augmenttempus
nicht den Sinn der Vorvergangenheit haben. Es ist vielmehr unter
Plusquamperfectum (ein schlechter Name, den ich aber durch einen
besseren nicht zu ersetzen weiss) nur das Augmenttempus vom Perfect-
stamm zu verstehen.
Eine vollständige Rechenschaft von dem Gebrauch dieses Tempus
kann ich hier nicht geben, da es von einer Reihe von reduplicirten
Fonnen zweifelhaft ist, ob sie hierher oder anderswohin gehönre
(vergL altind. Verb. S. 121 ff.).
Die Formen, welche ich (ohne die Liste für abgeschlossen zu
halten) mit Sicherheit dem Plusquamperfectum zuschreibe, haben
meist denselben Sinn wie das Imperfectum. Z. B. drirecit
6, 20, 4 (nach Gr.)
Durch hundert Hiebe stürzten (apadran) da die Diebe,
0 Indra, und des bösen 9^8^?^ Listen,
Als sich Da^oni Glück erwarb, der Sänger:
Nichts übertraf (arirectt) da dieses Trankes Kräfte.
Zwei andere Stellen (4, 24, 9. 10, 13, 4), an denen drirecit er-
scheint, sind nicht deutlich genug, um die üebersetzung mitzutheilen,
doch ist klar, dass an beiden der Sinn imperfectisch ist.
djaWiartana 10, 72, 7.
Als ihr, 0 Götter, allen Welten Gedeihen brachtet (dpinvata), da
holtet ihr die im Meere verborgene Sonne herauf (ajabhartana).
Imperfectisch ist auch dcacaksJiam 5, 30, 2 aufzufassen. Aoristisch
konnte sein dmamandus 5, 30, 13.
Die übrigen Stellen, an denen ich Plusquamperfecta anerkenne,
führe ich hier nicht an, da sie in Nebensätzen stehen. Doch will ich
wenigstens eine Stelle citiren, um vor dem Gedanken zu warnen, als
müsse man im vedischen Plusquamperfectum auch denselben Sinn aji-
erkennen, wie im lateinischen. Eine Anrede an die Wasser lautet
Dalbrfiok o. Windlach, lyntokt. Forsch. II. 8
Man vergleieho mit diesem avävarU den Gebrauch von (Uishthat
1, 32, 8.
'Zu Füssen der Wasser, die Yntra mit seiner Macht lunschlossen
gehalten hatte (paryätishfhat), lag {babhBva) nun der Drache.'
Die Vergleichung dieser und ähnlicher Stellen lehrt, dass ein
plusquamperfectisßher Sinn nicht in der Form ruht, sondern durch
die Gedankenconstellation auf jedes erzählende Tempus übertragen
werden kand.
n.
Die Brahmana-Periode.
8
Ich fahre zunächst aus dem ^^t^P^tha-Brahmana nach Webers
Ausgabe und dem Aitareya-Brähmana nach Haugs Ausgabe eine Beihe
von Stellen an, die aus einer grossen Anzahl ähnlicher ausgewählt sind.
Aus dem ^^tapatha-Brähmana.
1.
1, 1,4, US.
14. Manu hatte (ßsa) einen Stier. In den war eine Stimme
gefahren {prdvishtä äsa)^ welche die Asuren und Feinde todtete. In
Folge seines Schnaufens und Brüllens wurden die Asuras und Eak-
schasas aufgerieben (ha sma mridpdmanäni yanii). Die Asuras sprachen
(sdm üdire): 'Böses thut uns dieser Stier, wie könnten wir ihn wohl
schädigen?' Kiläta und Äkuli waren {äsatus) zwei Asurenpriester.
15. Die sprachen {ücatus)\ 'göttergläubig ist dieser Manu, wir wollen
ihn prüfen,' und sie gingen zu ihm und sprachen («Cflrfws): 'Manu, wir
wollen für dich opfern.' 'Was denn?' 'Diesen Stier.' 'Gut.' Als der
Stier nun geschlachtet war, entwich {dpa caJcräma) die Stimme.
16. Und sie fuhr (prd vivega) in die Gattin des Manu, Mänavi. Wenn
nun die Asuras und Bakschasas diese sprechen hörten (tdsyai ha snia
ydtra grinvanti)^ so wurden sie aufgerieben (ha sma mridydnianani
yanti) u. s. w.
2.
1, 3, 1, 27.
Wenn jetzt zwei sich stritten, von denen der eine sagte 'ich habe
es gesehen' (adarQam\ der andere 'ich habe es gehört' (a^ausham)^
so würden wir demjenigen glauben, welcher sagte 'ich habe es gesehen'
(odarQam).
3.
1,4, l,10flf.
Videgha Mäthava trug (babhard) den Agni Vai9Vänara im Munde,
sein Hauspriester war (äsa) der Bishi Gotama Bähügana. Wenn er von
118
diesem angeredet wurde , antwortete (sma prdti grinoH) er ihm nicht,
indem er dachte ^ sonst fällt mir Agni Vai^vänara aus dem Munde/
11. Da begann {dadhre) 6ot<ama B. ihn mit Bigversen zu beschwören:
^vltihotram tvS kave dyumäntam säm idhlmahi, ägne bnhäntam adh-
var6, he! Videgha! 12. Aber er antwortete nicht (nd prdti ^ugr€h^a\
(Darauf begann G.): üd agne 9Ücayas täva 9ukrä bhiäjanta irate, täva
jyötlnshy arcäyah, he! Videgha! 13. Er antwortete (prati gugrava)
wieder nicht. (Darauf begann G.): 'täm tvä ghritasnav Imahe.' So
sprach er (abhivyd'harat). Da, bei der Erwähnung des Wortes ghrita
lohte (jajvala) ihm Agni Vaijvänara aus dem Munde, er konnte
(cagäka) ihn nicht halten, er fiel (nish pede) ihm aus dem Munde, er
berührte (prdpä) die Erde.
18. Da sprach (uvacä) Gotama ßähügana : Warum antwortetest {prdfy
aqrausMs) du denn nicht, als du angeredet wurdest? Der sagte (uvaca):
Agni Vaifvänara war {abhüt) in meinem Munde, damit mir der nicht
herausfiele, darum antwortete (prdty a^ausham) ich nicht. 19. Wie
geschah {Miüt) es denn aber doch? Als du sagtest (ahhivyähor^ls)
*tväm ghritasnav Imahe,' da, bei Erwähnung des Wortes ghrita lohte
(ajvälU) mir Agni yai9Vänara aus dem Munde, ich konnte (agakam)
ihn nicht halten, er fiel (apädi) mir aus dem Munde.'
4.
In den unter 3 nicht mehr mitgetheilten. Versen 14 — 17 sind
Angaben über Ausbreitung des Agnidienstes enthalten, aus denen ich
hier nur die Worte mittheile: 'Dies Land war (äsa) ziemlich unbe-
wohnbar, jetzt (etdrhi) ist es ganz bewohnbar, denn jetzt (nündm)
haben es die Brähmanas durch Opfer annehmbar gemacht (dsishvadany
5.
1, 6, 3, 1 flf.
Tvashtar hatte (äsa) einen dreihäuptigen, sechsäugigen Sohn, der
hatte (äsus) drei Münder, und weil er so gestaltet war (dsa\ darum
hiess er Vifvarupa. 2. Dessen einer Mund war (äsa) Soma trinkend,
der andere Sui^ trinkend, der dritte far das übrige Essen. Den hasste
(didvesha) Indra und schlug ihm die Köpfe ab {prd cicheda), 3. Da ent-
stand {sdm dbhavat) aus dem Munde, der Soma trinkend gewesen war,
{äsa) das Haselhuhn, desswegen ist dies rothbraun, denn der König Soma
ist rothbraun. 4. Und aus dem Munde, der Surä trinkend gewesen war
(ersa), daraus entstand {sdm abhavat) der Sperling, darum singt der so
120 .
mählich herab, und darum heisst dieser Theil des Berges ^Manus
Abstieg.' Die Flut nun führte alle Geschöpfe hinweg (mV uv(iha\
Manu aber blieb allein auf der Erde übrig (p<»ri ^igishe), 7. Er
lebte (cacara) nun fastend und betend nach Nachkommenschaft
begierig. Er vollbrachte (Jje) auch das Päka - Opfer. Er goss (jiJuz-
väm cakara) Opferbutter, saure Milch, Rahm und Quark ins Wasser,
daraus entstand (sdm habhüva) in Jahresfrist ein Weib, sie stieg
ganz fest geworden daraus hervor (udeyaya)^ in ihrer Spur aber
sammelte sich {sma sdm tishthxte) Opferbutter. Mit ihr trafen Mitxa
und Varuna zusammen {sdm jagmate). 8. Sie sprachen (acattis) zu ihr
'Wer bist du?' *Des Manu Tochter.' 'Sage, dass du uns gehören willst.*
'Nein,' sagte sie (uväca). Wer mich für sich (so eben) erzeugt hat
(djyanata% dem gehöre ich. Sie wünschten (tshate) nun einen Antheil
an ihr, das versprach sie (jajnau) oder versprach sie auch nicht, sie
ging an ihnen vorbei {dty iyäya) und trat (a jagäma) zu Manu.
9. Manu sprach (uväca) zu ihr: 'Wer bist du?' 'Deine Tochter.'
'Herrin, wie kannst du meine Tochter sein?' 'Aus diesem, was
du ins Wasser gegossen hast (dhausMs)^ aus Opferbutter, saurer
Milch, Bahm und Quark, daraus hast du mich erzeugt (ajijanathas),
u. s. w.
7.
3, 2, 1, 18 ff.
18. Die Götter und die Asuren, beide Kinder des Prajäpati, traten
das Erbe ihres Vaters an (lipeyus). Die Götter erbten (upäyan) den
Yajna, die Asuren die Väc. 19. Die Götter sprachen (abruvan) zu
Yajna: 'Väc ist ein Weib, rede sie an, sie wird dich zu sich rufen,'
oder er selber dachte (aikshatd): 'Vac ist ein Weib, ich will sie an-
reden, sie wird mich zu sich rufen.' Er redete sie an (tlpämantrctyata),
sie aber sah ihn zuerst unwillig von fem an (ßsüyat). Er aber sprach
(uväca) zu den Göttern: 'Sie hat mich unwillig von fem angesehen
(äsüyit)' 20. Die aber sprachen (ilcws): 'Rede sie nur an, sie wird
dich rafen.' Er redete sie zum zweiten Male an (üpäfnantrayata).
Da antwortete (uväda) sie ihm ganz verlegen. Er aber sprach (uväca)
zu den Göttern: 'Sie hat mir ganz verlegen geantwortet (aväduy
21. Die sprachen (ücus): 'Rede sie nur an, sie wird dich rufen.' Er
redete sie zum dritten Male an (üpämantrayata). Da rief sie Dm
zu sich (juhuve). Und er sprach (uväca) zu den Göttern: 'Sie
hat mich herangemfen (ahvata),'
t
>M
121
8.
3, 2, 4, 2.
2. (Gäyatrl ward von den Göttern entsendet, um den Soma zu
holen.) Als sie ihn heranbrachte, stahl (pdry amushnat) ihn ihr der
Gandharva Vi9v5vasu. Die Götter merkten (avidt^, Imperf. zu vid),
der Soma ist verschwunden, deswegen gelangt er nicht zu uns, die
Gandharven haben ihn gestohlen (jpdry amoshishus).
9.
3, 6, 2, 3 flf.
3. Kadru und Suparnl stritten mit einander und sprachen (ücattcs) :
Welche von uns beiden weiter in die Ferne sieht, die soll gewinnen.
Gut. Da sprach (uväca) Kadrü: 'sieh du in die Ferne.' 4. Suparnl
sprach (uväca): 'am jenseitigen Ufer dieses Meeres steht (sevate) ein
weisses Pferd an einem Pflock, das sehe ich, siehst du es auch?' 'Ja
wohl.' Da sprach (uväcd) Kadrü: sein Schweif hängt herab {ny äshanji),
den bewegt (dhunoti) der Wind, den sehe ich, 6. Da sprach Suparnl:
wolan, wir beide wollen hinfliegen, um zu erkunden, wer von uns
beiden Recht hat. Kadrü sprach (uväca) : fliege du , du wirst uns ver-
künden, wer von uns gewinnt. 7. SuparnT flog (papata). Und es war
(äsa) so, wie Kadrü gesagt hatte (uväca). Als sie nun mit dieser
wieder zusammentraf, sprach Suparnl zu ihr: du hast gewonnen
(ajaishts). Ich? Ja du.
10.
4, 1, 3, 1.
Als Indra gegen Vritra den Donnerkeil geschleudert hatte (praja-
hdra)^ so entfloh er (nilaydm cdkre)^ indem er sich für zu schwach
hielt und fürchtete, 'ich habe ihn nicht zu Boden gestreckt' (astrishi)\
vgl. Ait. Br. 3, 15 u. 16.
11.
4, 1, 5, 1 «F.
1. Als die Bhrigus oder die Angirasen des himmlischen Wohn-
sitzes theilhaftig wurden (ägnuvata)^ da blieb Cyavana der Bhrigu oder
der Afigirase altersschwach und wie ein Gespenst aussehend auf der
Erde liegen (jähe), 2. ^aryäta Mänava nun wanderte gerade damals
mit seiner Sippe umher (cacära). Er liess sich dort in der Nähe nieder
(ni vivige). Seine Knaben nun warfen (pipishus) den alten wie ein
122 —
Gespenst aussehenden Mann zum Spass mit Koth, indem sie ihn für
einen Strolch hielten. 3. Der aber fluchte (cukrodha) 9aryätas Leuten,
er schuf (cakära) ihnen Zwietracht. Der Vater haderte {yuyudlie) mit
dem Sohne, Bruder mit Bruder. 4. ^/aryäta nun dachte nach (ikshäm
cakre). Was habe ich gethan (dJcaram), dass ich in dies Unglück
gerathen bin {ä apadi)? Er liess {uväca) die ßinderhirten und die
Ziegenhirten zusammenrufen, und sprach (twäca): 'Wer hat hier heute
irgend etwas bemerkt {adrakshU)V Sie sprachen {ücus)i 'da liegt ein
altersschwacher und wie ein Gespenst aussehender Mensch, den haben
die Knaben, indem sie ihn für einen Strolch hielten, mit Koth geworfen
{vy äpikshan). Da erkannte er {viddm cakära), dass es Cyavana sei.
6. Er schirrte einen Wagen an, setzte seine Tochter Sukanyä darauf
und eilte vorwärts {prd sishyanda). Er kam {ä jagama) dahin, wo
der Bishi war. 7. Und sprach (uvaca) : 'Rishi, ich grüsse dich. WeU
ich dich nicht kannte (dvedisham), habe ich dich beleidigt {ahinsisham),
hier ist Sukanyä, mit der will ich es wieder gut machen. Lass meine
Sippe wieder einträchtig werden.' Da ward seine Sippe wieder ein-
trächtig {sdm jajne). Und ^a-ryäta Mänava brach von dort auf (tid
yuyuje), indem er dachte, 'damit ich ihn nur nicht wieder beleidige.'
8. Die Afvinen nun wandelten damals als Aerzte umher {ceratas).
Die kamen (upeyaius) zu Sukanyä und wünschten (ishattAs) ihre Liebe
zu geniessen. Das gestand s^e nicht zu (jajnau). 9. Die sprachen
(;il€atus): 'Sukanyä, was liegst du da bei diesem altersschwachen
gespenstisch aussehenden Manne, komm doch zu uns.' Sie aber sprach
(uväca): 'Wem mich mein Vater gegeben hat (adät), den verlasse ich
nicht, so lange er lebt.' u. s. w.
12.
9, 5, 1, 12 ff.
12. Die Götter und Asuren, beide Nachkommen des Prajäpati,
traten die Erbschaft ihres Vaters Prajäpati an {upeyus), nämlich die
wahre und die unwahre Rede, die Wahrheit und die Unwahrheit, und
so sprachen (avadan) sie denn beide sowohl die Wahrheit wie die Un-
wahrheit, und da sie ähnlich redeten, waren (asus) sie einander auch
ähnlich. Dann aber gaben die Götter die Unwahrheit auf und behielten
(anvd lebhire) nur die Wahrheit, die Asuras dagegen gaben die Walir-
heit auf und behielten {anvd lebhire) nur die Unwahrheit. 14. Da
dachte {iJcshäm cakre) die Wahrheit, die bei den Asuren gewesen war
(dsa): 'Die Götter haben die Unwahrheit aufgegeben und nur die
Wahrheit behalten (anvä^ lapsata), wohlan , ich will dahin gehen. Und
123
sie ging (rf jagama) zu den Göttern. 15. Dagegen die Unwahrheit,
die bei den Göttern gewesen war (dsa), dachte {tkshdm cakre): 'Die
Asuren haben die Wahrheit aufgegeben und nur die Unwahrheit
behalten (anvd^ lapsata), wohlan, ich will dahin gehen.' Und sie
ging (d jagänia) zu den Asuren. Von der Zeit an sprachen (avadan)
die Götter nur die Wahrheit und die Asuren nur die Unwahrheit.
13.
10, 1, 3, 1 ff.
1. Prajäpati schuf (asrijata) die Geschöpfe. 2. Von diesem Pra-
japati war (ästt) die eine Hälfte sterblich, die andere unsterblich. Und
mit dem Theile, der sterblich war (dsU), fürchtete er sich (abibhet)
vor dem Tode und aus Furcht floh er (prdvigat) auf die Erde. Der
Tod sprach (abranU) zu den Göttern: 'Wo ist denn der geblieben
(abhüt), der uns geschaffen hat (dsrishta)?* 'Der ist auf die Erde
geflohen {prdmkshaty
14.
11, 5, 1, 2.
Urvayl wohnte (uvasa) lange bei Purüravus. Sie wurde {äsa) sogar
schwanger von ihm. So lange wohnte {uvOsd) sie bei ihm. Da
sprachen {sdm üdire) die Gandharvas: 'Diese Urvafi hat nun schon
allzu lange unter den Menschen gewohnt (avätstt). Denket darauf,
dass sie wieder herkomme.'
15.
11, 6, 2, 5.
(Janaka Vaideha hatte eine Unterredung mit einigen Brahmanen
über die Art, wie jeder von ihnen das Agnihotra darbringe. Er ent-
schied, dass Yäjnavalkya der Wahrheit am nächsten gekommen sei,
und fuhr davon.) Die Brahmanen sprachen (ücus): Dieser Bäjanya hat
uns im Disputiron überwunden (dty avädUj? Wohlan, wir wollen ihn
zu einem Räthselspiel herausfordern. Yäjnavalkya sprach: 'Wir sind
Brahmanen, er ist ein Räjanya. Gesetzt wir besiegen ihn, so würden
wir sagen: 'wen haben wir besiegt (ajaishmay? Gesetzt aber, er besiegte
uns, so würde man uns nachsagen, ein Käjanya hat Brahmanen besiegt
(ajaishuy Das sahen sie ein (JajntLs).
16.
14, 8, 2, 1.
1. träyah prSjäpatyäh prajäpatau pitäri brahmacäryam üshur devä i
manushyä äsurah. 2. ushitvä brahmacäryam devä Qcuh: brävitu no
125
Bäjanyabandhu hat mich fünf Fragen gefragt (aprakshif) , von denen
weiss ich keine zu beantworten/ sagte er (uväcd). 'Welches waren
denn die Fragen ?' * Diese ,' sagte er und nannte (tidd jahära) ihm die
Anfangsworte. 6. Der Vater sprach (uväca): *So weit wirst du mich
doch kennen, mein Lieber, dass ich dir alles gesagt habe {avocam\
was ich weiss. Wohlan, wir wollen zu jenem Bäjanyabandhu gehen,
und seine Schüler werden,' — 'Gehe du.'
7. Da ging (jagäma) Gautama dorthin, wo die Wohnung des Pra-
y^ana JaivaU war. Der bot ihm einen Sitz an, und liess ihm Wasser
bringen (ahäraydm cakära), 8. Und sprach (uvaca): 'ich stelle dem
Herrn Gautama einen Wunsch frei.' Der antwortete (uväca): 'das
nehme ich an und wünsche mir: das Wort was du zu meinem Sohne
gesprochen hast (abhäshaihas) , das sage mir.' 9. Der sprach (uväca):
'Dies sind Wünsche für Götter, wähle du etwas far Menschen.'
10. Gautama sprach (uvaca): 'Es ist bekannt, mir sind Gold, Bind und
Boss, Sclavinnen, Decken und Kleider zugefallen. Sei du nun nicht
karg mit dem vielen, was endlos und unbegränzt ist.' Der antwortete:
' 0 Gautama, erstrebe es auf die richtige Weise.' Da sprach Gautama :
'so trete ich bei dir als Schüler ein.' [Denn unsere Vorfahren traten
durch die blosse Willenserklärung als Schüler ein (väcä ha smaiva
ptSrva üpa yanti).] 11. Als ^vetaketu das Wort 'Eintreten' hörte, sprach
er (uväca): 'Mögest du und deine Vorfahren es uns nicht verübeln, o
Gkiutama, dass dieses Wissen bis jetzt noch keinem Brahmanen inne
gewohnt hat (uvdsa) ; dir aber will ich es verkünden, denn wer könnte
dir etwas abschlagen, wenn du so redest?'
Es ist in sprachlicher Beziehung interessant, mit dieser Erzäh-
Imig aus dem 9- B. dieselbe Erzählung aus Chändogy a - Upanishad bei
Muir' 1, 435 zu vergleichen.
Aus dem Aitareya-Brähmana.
18.
1, 23.
Die Götter und die Asuras kämpften (sam ayatanta) in den Welt-
räumen. Die Asuren machten sich (akurvata) die Welträume zu
Festungen, wie kriegerische Grosse. So machten (akurvata) sie die
Erde zu einer ehernen Festung, die Luft zu einer silbernen, den Him-
mel zu einer goldenen. Auf diese Weise machten (aJcurvata) sie die
Welträume zu Festungen. Die Götter sprachen (abruvan): 'Zu Festungen
haben diese Asuren die Welträume gemacht (akrata). Lasst uns die
Welträume zu Gegenfestungen machen.'
Dureb das Opfer gelangten (äyan) die Götter in den HinuneL
Sie fürchtetea (bibhayus) 'wenn die Menschen und Bishis dieses un^r
Opfer sehen, so werden sie nacli uns den Weg finden.' Damm ver-
bargen (eig. verwischten, ayopayan) sie es durch den yüpa (den Opfer-
pfosten). Davon, dass sie es durch den yQpa verbargen (ayopayan),
hat dieser den Namen yüpa. Nachdem sie diesen mit der Spitze nach
unten eingerammt hatten, stiegen sie (ud äyan) gen Himmel Da
kamen {ahhy ilyan) die Menschen und die Rishis zur Opferstätte der
Götter, indem sie dachten 'wir wollen etwas von dem Opfer suchen,
um den Weg zu finden.' Sie fanden {avindan) den yüpa mit der Spitze
Däcli unten eingerammt. Da merkten {avidus) sie: 'mit diesem haben
die Götter das Opfer verborgen' {ayüyupan).
3,33.
Frajüpati gelüstete es {<A}iy adhyäyai) nach seiner Tochter ....
£r als Gazellenbock beschlief (oMy ait) sie als Gazellenweibchen. Ihn
erblickten {apa^an) die Götter und dachten 'unerhörtes thut {karoti)
FrajSpati.' Sie suchten {aiduin) jemand , der ihn strafen könnte.
Einen solchen fanden {avindan) sie unter sich nicht. Welches nun
unter ihnen die grausigsten Erscheinungen waren {äsan), die brachten
sie zusammen {sam abkaran). Aus ihrer Vereinigung entstand (abkmiat)
jener Gott (d. i. Rudra) .... Zu dem sprachen (o&ruL'o») die Götter:
'dieser Prajspati hat unerhörtes gethan (akar), schieaa auf ihn.'
3,45.
Das Opfer lief von den Göttern weg (ud akrämat) zur Opferapeise.
Die Götter sprachen: 'das Opfer ist von uns weggelaufen {ud akramU)
zur Opferspeise.'
22.
5, 14.
Den Nabhänedisbtha MSnava, der ein Brahmanenschüler war,
schlössen seine BrQder bei der Besitztheilung aus (ntr e^hajan). Er
kam zu ihuen und sprach {abravTt): 'Was habt ihr mir zugetheilt
{abhllkta)^' Sie antworteten {abruvan): 'Hier diesen entscheidenden
Siebter' (ihren Vater) .... Er ging zum Vater und sprach (abravü):
127
*Dich, 0 Väterchen, haben sie mir zugetheilt (abkäkshu$y Da sprach
(abravtt) der Vater zu ihm: 'Lieber Sohn, lass dich das nicht kümmern.
Die Afigirasen hier halten ein Somaopfer, um in den Himmel zu
gelangen. Sie gerathen jedesmal in Verwirrung, wenn sie zum sechsten
Tage kommen. Lehre sie am sechsten Tage diese beiden Hymnen
(RV. 10, 61 u. 62). Dann werden sie dir, wenn sie zum Himmel gehen,
das Tausend (an Rindern?) geben, was zur Opferausrüstung dient.'
'Gut.' Er ging {upa aü) also zu ihnen und sprach: 'nehmt den Mänava
auf, ihr Weisen.' Sie sprachen (abruvan) zu ihm: 'Was wünschest du,
dass du so redest?' 'Ich will euch den sechsten Opfertag lehren,'
sagte er (abravtt)^ 'dann sollt ihr mir, wenn ihr zum Himmel geht, das
Tausend geben, was zur Opferausrästung dient' 'Gut.' Da lehrte er
(agansayat) sie diese beiden Hymnen am sechsten Tage, und darauf
fanden (ajänan) sie das Opfer und den Himmel .... Indem sie nun
zum Himmel gingen, sprachen sie (abruvan): 'Hier ist dein Tausend,
o Brähmana.' Als er nun dies sammelte, sprach (abravU) ein Mensch
in schwärzlichem Gewände von oben her (?) auf ihn zukommend: 'mir
gehört dies, mir gehört was übrig bleibt.' 'Aber mir haben sie es
gegeben' (adus\ antwortete {abravtt) Mänava. 'So gehört es uns beiden,
dein Vater soll entscheiden.' Er ging {ait) zu seinem Vater. Der
sprach zu ihm: 'Haben sie es dir denn nicht gegeben' (adus)? 'Frei-
lich haben sie es mir gegeben' antwortete {abravtt) er, 'aber ein Mensch
in schwärzlichem Gewände von oben her herankommend, sagte 'mir
gehört es, mir gehört was übrig bleibt,' und nahm es mir weg {äditay
Der Vater sprach {ahravtt) zu ihm : 'jenem, o Sohn, gehört es, aber er wird
es dir geben.' Er kehrte zurück und sprach {cäyroA^U): 'dir, o Herr,
gehört dieses hier, so sagt {aha) mein Vater.' Der sprach {ahravU)\
'Aber ich gebe es dir, weil du die Wahrheit gesprochen hast {avädis)!
23.
7, 14. (Aus der Geschichte von ^i^nahfepa.)
Harifcandra ging zum König Varuna {upa sasära): 'Ein Sohn
werde mir geboren, den will ich dir opfern.' 'Gut.' Ihm wurde ein
Sohn geboren {jajne), Rohita mit Namen. Da sprach {uvaca) Varuna
zu ihm: 'Jetzt ist dir ein Sohn geboren {ajani\ opfere ihn mir.' Er
antwortete {uväca): 'Wenn das Opferthier zehn Tage alt ist, dann ist
es opferßlhig. Lass ihn zehn Tage alt werden, dann will ich ihn dir
opfern.' 'Gut' Nun war er {asa) zehn Tage alt. Varuna sprach
{uvaca): 'Jetzt ist er zehn Tage alt geworden {ahhüt\ opfere ihn mir.'
Die angeführten Sätze lehren über den Oebrancb der Tempora im
Brahma9a3ti1 Folgendes:
Der Aorist.
Durch den Aorist wird dasjenige bezeichnet, was der Redende
selbst erlebt bat, oder wovon er annünmt, daes der Angeredete es
erlobt hat.
Selten ist die Anwendung des Aorists aasserhalb des Gesprächs
(z. B. 4), sein eigentliches Gebiet ist die direkte Bede. Ausserordent-
lich häufig ist der Fall, dass ein Ereigniss im Perf. oder Imperf.
erzählt und dann sofort von einem Augenzeugen durch den Aorist als
eben erlebt eharakterisirt wird, z. B.: das Opfer entlief (Impf. aJirämat)
den Gittern, da sagten die Götter 'das Opfer ist uns entlaufen
(Aorist akramity
Kieht immer aber ist der Zeitraum zwisehen VorfaU und Wieder-
gabe desselben durch den Aorist so gering wie in diesem und vieleo
anderen Fällen. Es geschieht hänfig, dass lediglich das Selbsterlebte
durch den Aorist bezeichnet wird, ohne Rücksicht darauf, ob der Vor-
fall als eben oder früher geschehen zu denken ist, z. B. in 2 ist durch
den Aorist nicht nothwendig ausgedrückt, dass der Vorfall, den jemand
bezeugt, so eben sich ereignet hat. Er kann auch vor Jahren ein-
getreten sein. So kann es auch nicht Wunder nehmen, wenn bei dem
Aorist gelegentlich puri erscheint, was im Veda nicht geschieht. Ein
Beispiel dafür findet sich Nr. 17, wo der Sohn dem Vater den Vorwurf
macht, du hast mir doch früher das und das gesagt, und das trifil
jetzt nicht zu.' Alles Gewicht liegt hier darauf, dass der Sohn in der
Erinnerung des Vaters etwas wachrufen will, er will ihm nicht etwa
etwas erzählen, sondern nur ihn an das erinnern, was sie beide erlebt
haben.
Oeber den Gebrauch des Aorists bei jyök lange s. S. 87.
Dieser Gebrauch des Aorists ist so fest, dass — so viel ich sehe
— keine Abweichang davon vorkommt. Niemals steht der Aorist in
129
erzählendem Sinne, wie etwa das Imperfectum oder Perfectum. Zwar
ist der Aorist gelegentlich so aufgefasst worden, doch diese Auffassung
dürfte zu corrigiren sein. Z. B. übersetzt Muir 4, 339 die Worte
(^at. Br. 6, 1, 3, 7) äbhüd vä iyäm pratishthöti täd bhümir abhavat
folgendermassen ^this foundation existed. It became the earth,' aber
der Zusammenhang zeigt, dass anders zu übersetzen ist. In den vor-
hergehenden Versen ist erzählt, wie aus Prajäpatis Schweiss die Wasser,
daraus der Schaum, daraus Staub, Gries u. s. w. entstehen, dann folgen
die angeführten Worte, die durch fti als Prajäpatis Gedanke gekenn-
zeichnet und also folgendermassen zu übersetzen sind : indem er dachte
^hiermit ist nun eine Grundlage entstanden,* entstand die Erde. Dabei
ist zugleich nach Art der Brähmanas ein armseliges Wortspiel beab-
sichtigt.
Dieser Gebrauch des Aorists übrigens ist so unverkennbar, dass
er jedem auffallen muss, der die Brähmanas liest. Eine gedruckte
Andeutung darüber finde ich nur bei Weber, Ind. Stud. 13, 114. Bis-
weilen erscheint auch im Brähmanastil der zeitlose Gebrauch.
Das Präsens.
Das Präsens mit sma steht im Sinne der Vergangenheit, jedoch
— so viel ich sehe — nicht so, dass damit ein einmaliges vergange-
nes Ereigniss bezeichnet würde. Vielmehr drückt das Präsens mit sma
dasjenige aus, was sich öfters, besonders was sich gewohnheitsmässig
ereignet hat.
Dafür führe ich einige Belege an aus einer mir vorliegenden
ziemlich grossen Zahl.
12, 3, 5, 1.
Dem Savitar opferten (ha sma d läbhante) unsere Vorfahren dieses
Opferthier, jetzt (opfert man es) dem Prajäpati, indem man sagt *Pra-
jäpati ist dasselbe wie Savitar.*
1, 2, 4, 9.
Die Götter und die Asuren, beide Nachkommen des Prajäpati,
stritten (paspridkire). So oft aber die Götter die Asuren besiegten,
(i/dd ha sma juyanti)^ so traten sie ihnen doch wieder entgegen (tdto
ha sma pünar upöt tishthanti). Die Götter sprachen (ücus): *wir
besiegen (jdyOmas) die Asuren und doch treten sie uns wieder ent-
gegen (upöt tishthanti). Wie könnten wir sie unwiderruflich besiegen?'
Delbrück^ n. Windiscb, synUkt Fonrh. IX. 9
sich (mticyante).' Denn (in der That) befreiten sie sich (Jta sma
mttq/anle), wenn sie nach oben flohen.
Denn durch Bemühung eroberten (ha sma jayanti) die Götter das
was for sie eireichbar war {dsa). Aehnlicbe Wendungen sind hänäg
z. B. 2, 4, 3, 8.
2, 3. 4, 4.
Die beiden , Menschen und Götter, bildeten [asus] im Anfang'
gemeinsam diese Welt. Was nun die Menschen nicht hatten {ha sma
nä bhdvati), um das baten {ha sma yacante) sie die Götter. Und aus
Zorn Ober diese Forderung sind denn die Götter verschwunden (tiröbhsiäs).
2, 2, 2, 8.
Die Götter und die Asuren, beide Nachkommen des Prajäpati.
stritten (paspridhire) , beide waren (äsus) seelenlos, denn sie waren
(asus) sterblich (seelenlos nämlich ist dasselbe wie sterblich). Bei
diesen beiden sterblichen Parteien war {asa) Agni als unsterblicher.
Von diesem unaterblichen nun hatten beide das Leben (Idm ha sma
ubhdye üpa jTvanti), und wen von den Asuren die Götter tödteten,
der lebte wieder auf (sd ydm ha smaishätn ghndnti tdd dha sma vai
sd ihavafi). Da blieben {pari gi^shire) die Götter im Nachtheil. . . ■
Das3 derselbe Gebrauch in den oben angeführten Stellen vorliegt,
ist klar bei l. Ebenso 3 (denn der Priester hat sich natürlich nicht
mit einmaliger Anrede beruhigt), ferner bei 17, 11 und nunmehr
auch 6, 7.
Dasselbe läsat sich übrigens auch anderwärts beobachten, z. B-
T. S. 5, 4, 7, 3. 6, 2, 10, 4, 6, 6, 1, 2. Oefters steht auch parä dabei,
z. B. 1,4, 1, 16:
(Agni überzog alle Flüsse), aber ein Fluss Namens Sad&nIrS fliessl
vom nördlichen Gebirge herab, den überschritt (dU dadaha) er nicht
mit seiner Flamme. Den übersehritten früher auch die Brähmagen
nicht {täm ha sma purd brähmand nd taranti) indem sie sagten 'Pr
ist von Agni Vai9Vänara nicht überschritten.'
2, 1, 2, 4.
Die Plejaden waren (flsMs) im Anfang {dgre) die Frauen der Bfiren-
Die sieben ßishis nämlich nannte man Mher Bären Qia sma vai p»^
d cakshaie).
131
Aehnlich 1, 1, 4, 13 und öfters.
Im BV. findet sich für das Präsens mit sma mit der Bedeutung
der Vergangenheit kein durchaus sicheres Beispiel. Auch sma purä
mit praes. hat eine etwas abweichende Bedeutung, insofern ich mit
Grassmann finde , dass es bedeute ^ jetzt wie auch zuvo^/ z. B. y6 sma
purä gätüyänti bedeutet 'welche jetzt wie einst Bahn schallen/
Wie sich übrigens die im Brähmanastil vorliegende Bedeutung des
Präsens mit sma entwickelt hat, ist mir nicht recht verständlich und
bedarf noch weiterer Untersuchung.
Das Imperfectum und Perfectum.
Das Perf. hat im Brähmanastil nur den Sinn eines Tempus der
Vergangenheit, nicht mehr den eines Tempus praesens, wie im
RV. Das Imperfectum erzählt im Br., wie im EV.
Ob ein Unterschied zwischen dem Gebrauch des Perfectums und
des Imperfectums sich im Br. nachweisen lässt, darüber vermag ich
mir bis jetzt ein sicheres Urtheil nicht zu bilden.
Es wird Sache einer vom RV. bis zu den Br. herabgehenden
mit statistischer Genauigkeit geführten Untersuchung sein, darüber
Klarheit zu schaffen.
Schlnssbetrachtnng.
Die wesentlichsten Resultate der vorstehenden Arbeit sind
folgende :
Der Indicativ des Aorists erscheint im V. an den weitaus meisten
Stellen in dem Sinne, dass er das eben Geschehene bezeichnet, doch
kommt auch der erzählende und der zeitlose Gebrauch vor. Im Br.
liabe ich den zweiten Gebrauch nicht gefunden, den dritten sehr selten ;
der erste herrscht fast allein, jedoch eigenthümlich ausgeprägt. Der
Aorist im Br. berichtet nämlich vorwiegend das von dem Redenden
selbst Erlebte.
Der Indicativ des Präsens wird im V. ebenso gebraucht, wie im
Griechischen. Bisweilen erscheint er in lebhafter Erzählung. Einer
besonderen Nuance der Erzählung, nämlich dem Bericht über etwas
wiederholt Geschehenes, dient das Präsens mit sma im Br.
9*
pu3 der Schilderung. Doch ist diese specielle Bedeutung nicht überall
deutlich zu erkennen. Schon früh erscheint das Imperf. als Tempus
der Vergangenheit promiscue mit dem Ferfectum gebraucht.
Der Ind. des Perfectums zeigt im V. mannichfaltige Auwendung,
Er erscheint im Sinne eines intensiven Präsens, sodann um etwas in
der Gegenwart Vollendetes zu constatiren, endlich als Tempus d<^r
Vergangenheit. Im Br. finden sich die beiden erstgenannten Gebrauchs-
weisen nicht mehr.
Auch vom Perfectstamme wird ein Augmenttempua gebildet, das
wir mit altem Namen Plusquamperfectnm nennen, das aber natür-
lich nicht den Sinn der Vorvergangenheit hat, sondern erzählend oder
aoristisch gebraucht wird.
Heber das Futurum finde ich nur zu bemerken, dasa es wie das
griechische gebraucht wird. Der Unterachied zwischen dem Futurum,
welches angiebt, was geschehen wird, und dem Conjunctiv, welcher
angiebt, was geschehen soll, ist deutlicher im Br., als im V.
Somit sind im Altindischen die Tempora deutlich von einander
gesondert, nur das Ferfectum und Imperfectum beginnen schon im V.
zusammenznfiiessen , und scheinen im Br. gleichbedeutend gewordeo
zu sein.
Das Stück Sprachgeschichte, was hiermit voi^eführt ist, bedarf
nun der Weiterführung nach zwei Seiten hin.
Wenn der Gebranch des Iranischen und Griechischen mit dem hier
vorliegenden verglichen sem wird, wird es Zeit sein, die Gnindbegrife
der Tempusstämme zu suchen. Dann erst wird sich z. B. ergeben, i^ie
die drei Gebrauchsweisen des Aorists sich historisch zn einander ver-
halten, und dann erst wird namentlich der Gebrauch, den ich einst-
weilen (obwohl mir Curtius' Polemik gegen diesen Ausdruck bekannt
war) als 'zeitlos' bezeichnet habe, verständlich werden.
Femer wird es im Interesse der Sanskritsyntax nOthig werden, die
Lücken, die hier gelassen sind, auszufüllen, und die geschichtliche Dar-
stellung fortzusetzen. Wer es z. B. unternähme, eine vollständige
Syntax des ^atapatha - Brähmana auszuarbeiten, würde dem hier
Gegebenen manchen interessanten Zug hinzufügen kennen.'
Verzeiclmiss der angeführten Stellen des Rigveda.
[Die nebenstehenden Zahlen bezeichnen die Seiten.]
1. Buch.
4, 5 67
6, 6 26
7, 1 24
9, 4 50
11, 1 65
11, 5 7
11, 5 51
11, 5 79
11, 5 98
11, 8 24
14,1-2. 5 50
20, 1 51
20, 2 67
20, 4 70
20,6 69
23, 20 9
23,20 81
24, 6 104
24, 8 68
25,10 105
30,16 77
31, 18 106
32 89
32 107
32, 1 101
32, 3 94
32, 6 51
32, 8 113
32,15 104
33 20
33, 3 94
33, 8 94
33, la. 51
33,10 78
33,11 86
33,12 51
33,12 42
33,13 78
33,15 68
33,15 70
35, 5 72
35, 7. 8 .... 71
37,10 75
39, 6 79
39, 6 80
45, 4 50
45,5
86
46,11 54
48,7
48,8
79
103
48, 14 107
49,4
50,9
50
79
50,10 73
51, 10. 11 90
51,13 91
51,15 58
52,13 28
54, 1 67
54,10 98
56, 1 34
59, 5 104
61,16 70
62,13 86
63,9
65,5
70,8
71, 1
74,1-3.,..
• •• • •«
51
70
58
75
53
74,4-5.... 104
77,5
78,5
80,8
48
66
80
80,16 73
82
82,2
84,1
84,5
85,2
88,4
88,5
88,6
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7, 1
8. 1 -
8, 5
11, 2
SYNTAKTISCHE
FORSCHUNGEN
VON
B. DELBRÜCK und E. WINDISCH.
ni.
HALLE,
VERLAG DER BUCHHANDLUNG DES WAISENHAUSES.
18 78.
DIE
ALTINDISCHE WORTFOLGE
AUS DEM
CATAPATHABRAHMANA
DARGESTELLT
VON
B. D£LBBÜOK.
HALLE,
VEKLAQ DER BUCHHANDLUNG DES WAISENHAUSES.
18 78.
Vorrede.
Auf den folgenden Bogen ist — wie ich hoflfe — nachgewiesen,
dasB im Sanskrit eine traditionelle Wortfolge besteht, und dass die
Gründe für die gelegentlichen Abweichungen von derselben sich auf-
finden lassen. Das Vorhandensein einer festen Wortstellung im Sanskrit
ist übrigens schon von anderen behauptet worden, zuerst meines Wis-
sens von Benfey, Geschichte der Sprachwissenschaft 84 ff., wozu man
hinzunehme, was derselbe Gelehrte in den Göttinger Nachrichten 1878
Nr. 4, § 11 über die Stellung^ der Praepositionen bemerkt hat. Sodann
besitzen wir von Abel Bergaigne einen noch unvollendeten Aufsatz sur
la construction grammaticale consid^r^e dans son d^veloppement histo-
rique en sanscrit, en grec, en latin, dans les langues romanes et
dans les langues germaniques im dritten Bande der m^moires de la
soci6t6 de linguistique de Paris 1875, in welchem des Sanskrit aber
gemäss dem Plane der Untersuchung nur kurz gedacht wird. Auf den
geistvollen Aufsatz Bergaignes, der mir erst bekannt wurde, als das
Gerüst meiner Arbeit schon fertig aufgeschlagen war, näher einzugehen,
werde ich in dem folgenden Hefte dieser Forschungen, welches über
die Grundlagen der griechischen Syntax handeln soll, Gelegenheit haben.
Hier habe ich nur auf denselben hinweisen, und für diejenigen Punkte,
in welchen wir zusammengetroffen sind, A. Bergaigne die Priorität
sichern wollen.
Die Literaturgattung, aus welcher ich die Belege gezogen habe, ist
in diesem Bande eine andere, als in den beiden ersten. Da es sich
um die Gesetze der Wortstellung handelte, habe ich dieses Mal von
der Poesie absehen und mich an die älteste Prosa , an die sogenannten
Brähmanas halten müssen. Dass ich gelernt habe, mich in diesen
VI
Buchern einigermasseii zurechtzufinden, verdanke ich wesentlich den
Vorarbeiten Albrecht Webers, seiner Aasgabe des ^ätapathabnümiana,
den auf seinen Beiträgen beruhenden Artikeln des Böhtlingk-Botbschen
Wörterbuches, und seinen Aufsätzen in den Indischen Studien. Es
steckt in diesen Arbeiten so viel muthiger Fleiss und so viel geduldiger
Scharfsinn, dass sie die laute Anerkennung der gelehrten Welt finden
würden, wenn nicht der Kreis der Theilnehmer so gar eng wäre. Um
so mehr scheint es mir in diesem Falle Pflicht, den schuldigen Zoll
der Dankbarkeit gegen Weber auch öffentlich zu entrichten,
Jena, Juni 1878.
B. Delbrfick.
Inhaltsübersicht
Seite
Einleitendes über die alte indische Prosa 1 — 12
Vorläufige Uebersicht über den Inhalt der folgenden Untersnchung 13 — 14
L Der Sats ist normal gebaut.
§ 1. Die traditionelle Stellang des Verbmns 17 — 19
§ 2. Die occasionelle Stellung des Verbums 19 — 23
§ 3. Anmerkung über zusammengesetzte Verbalformen 23—24
§ 4. Die traditionelle Stellung der Casus 24 — 26
§ 5. Die Stellung des Praedicatsnomens 26 — 28
§ 6. Die occasionelle Stellung des Accusativ« 28 — 31
§ 7. Die occasionelle Stellung der übrigen Casus 31 — 32
§ 8. Die Stellung des Infinitivs im Verhältniss zum verbum finitum .... 33 — 35
§ 9. Die Stellung des Adjectivums 35 — 36
§ 10. Das Adjectivum im Sinne eines Substantivums oder Pariicipiums 36 — 37
§ 11. Nachstellung mehrerer Adjectiva 37 — 38
§ 12. Nachstellung eines adjecÜTischen Compositums 38
§ 13. Nachstellung eines einfachen Adjectivums 39
§ 14. Stellung des Participiums 40—41
§ 15. Stellung des absoluten Localis 41—42
§ 16. Stellung der Apposition 42
§ 17. Der Genitiv bei Substantiven 42—43
§ 18. Occasionelle Stellung des Genitivs bei Substantiven 43—44
§ 19. Der Genitiv hinter Substantiven in unvollständigen Sätzen 44 — 45
§ 20. Anhang, (lieber die Formel dväda^a mäsäh samvatsardh) 45
§ 21. Die echten Praepositionen 46
§ 22. Die unechten Praepositionen 47
§ 23. Stellung des Ablativs bei anyd und des Genitivs bei multipli-
cativis 47
§ 24. Stellung der enklitischen Wörter 47—48
n. Der Sats hat eine Schleppe.
§ 25. Ein durch ein Pronomen schon einmal angedeutetes Nomen
wird nachgeliefert 51 — 53
§ 26. Ein schwach betontes Nomen sinkt an*s Ende, auch ohne durch
ein Pronomen angekündigt zu werden 53—54
vm "
$27. £s wird dem fertigen Satz ein neues Wort oder neue Wörter
nachgeschoben 54 — 55
§ 28. Der Satz hat eine Schleppe, weil er unter Einwirkung des fol-
genden Satzes steht 56
§ 29. Ein Wort des vorangehenden Satzes wird durch ein Pronomen
aufgenommen 57 — 58
§ 30. Üebersicht über die mögliche Trennung zusammengehöriger Wörter 58 — €2
Probestücke 63—75
SchluBsbetrachtung 76 — 78
Einleitendes ftber die alte indische Prosa.
Die Beobachtungen Ober die Wortstellung im Indischen müssen vor
Allem an der ältesten Prosa angestellt werden. Es wird daher nöthig
sein, über diese einige orientirende Bemerkungen yoranzuschicken.
Das Aelteste, was wir an prosaischer üeberlieferung in Indien
.besitzen, sind ohne Zweifel die beim Opfer vorkommenden nicht metrischen
Sprüche, welche uns namentlich in den Samhitas des Tajurveda so
zahlreich überliefert sind. Diese nun sind grossentheils so kurz und
abgerissen y und die Situation , die sie voraussetzen, ist oft so wenig
deutlich, dass sich aus ihnen fär die syntactische Forschung nicht eben
viel gewinnen lässt. Dagegen ist in dieser Beziehung von ganz ausser-
ordentlicher Wichtigkeit die zusammenhängende, in gegliederten Sätzen
sich bewegende Prosa, in welcher die ältesten Betrachtungen über die
Entstehung und den Werth der einzelnen Theile des Opfers und über
den Ursprung der natürlichen und sittlichen Weltordnung abgefasst sind,
welche in kleineren Massen im Atharvaveda, in grösseren in der
Taittirlyasamhitä erscheinen, und welche weiterhin den Hauptinhalt der
sog. Brähmanas bilden. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die in den
vedischen Samhitäs auftretenden Stücke die älteren sind, und dass sich
an diese die wichtigsten Bi^hma^as, wie das Aitareya- und das ^^ta-
patha-Brähmana nahe anschliessen. Diese Brähmanas selber haben sich
bei näherer Untersuchung nicht als völlig einheitliche Bücher erwiesen,
sondern es ist gezeigt worden, dass sie aus verschiedenen Stücken
zosanmiengesetzt sind. (Vgl. namentlich Weber. Ind. Stud. 8, 371 ff.
und 13, 265 ff.) Auch in der vorliegenden Arbeit wird einmal (§ 20)
Qelegenheit sein, gewisser Discrepanzen zwischen den einzelnen Büchern
des 9&tapathabrähmaQa zu gedenken, doch ist die Gemeinsamkeit des
Stiles inmierhin eine so grosse, dass man für Untersuchungen wie die
von mir angestellten nicht bloss die Brähma^as sondern auch die
prosaischen Theile der Samhitäs mit ihnen als eine grosse gleichartige
Masse betrachten kann.
Delbraek, synUkt. Forach. 111. 1
Der Inhalt dieser weitschweifigen Bacher ist so nnerqnicklich wie
möglich« Das Ritual, welches in ihnen theils vorausgesetzt, iheils
beschrieben oder angedeutet wird, trägt den Stempel einer gränzenlosen
Kleinlichkeit, und die Erörterungen über die Entstehung und Bedeutung
der einzelnen Opfergebräuche sind zum allergrössten Theile ebenso
wunderlich wie hölzern. Die philosophischen Träumereien überraschen
bisweilen durch ihre Kühnheit, machen aber mehr den Eindruck eines
Spiels mit Begriffen als ernsthafter XJeberzeugung. Erfreulich sind im
Grunde nur die hier und da eingestreuten Stücke legendenhaften
Charakters, von denen einzelne in ganz vortrefflichem Erzählerton
abgefasst sind.
um so werthvoUer ist für uns die Sprache. Eine Fülle belehren-
den Stoffes liegt für denjenigen da, der ihn aufheben will. Zunächst
ist diese Prosasprache von hohem Interesse , weil sie den AbscUuss des
vedischen Formensystems bildet. Wir können am Nomen und Verbum
verfolgen, wie diejenigen Formen, welche man als Luxusbildongen
bezeichnen kann, verschwinden und die beibehaltenen sich zu einem
festen Kanon ordnen, und beim Yerbum können wir andererseits sehen,
wie das feiner ausgebildete logische Bedürfhiss auch neue Bildungen
hervortreibt. Sodann kann es nicht wohl bezweifelt werden, dass wir
an keinem Denkmal indogermanischer Literatur so gut wie an dieser
primitiven Prosa die Geschichte der Satzgestaltung erforschen können,
eine Behauptung, for welche die vorliegende Arbeit hoffentlich einen
Theil des Beweises erbringen wird. Endlich möchte ich noch darauf
hinweisen, dass diese Prosa uns bisweilen Bedeutungen gewisser Formen
kennen lehrt, welche aus der alten Poesie nicht mit Sicherheit ent-
nommen werden können, und welche sich doch durch die Yergleichung
mit andern indogermanischen Sprachen als alt erweisen. Zur vorläufigen
niustrirung dieser Angaben führe ich eine solche Form mit uralter
Bedeutung (den Imperativ auf -tat) und als Gegenstück ein ans
einem Nomen neu gebildetes Tempus (das Futurum auf --tar) an.
Der Imperatiy auf -tst.
Der Imperativ auf -tat ist im 9- S^- gewöhnlich als zweite
Person sing, act., seltener (11, 5, 5, 10. 14; 4, 1, 26. 14, 6, 11, 6)
als dritte gebraucht. Die modale Bedeutung der Form erhellt ans
folgenden Stellen:
Im Uten Buche, wo die Geschichte von ürvafi und Purürayas
erzählt wird, geben die Gandharven dem Purüravas folgende Anweisung
(11, 5, 1, 14): td hocuh: safjivatsardm catushprOgydm odandm paca^
sd etdsyaivägvatthasya tisrds-tisräh samidho ghritenanvdjya samidvatl"
hhir ghrüdvatibhir rigbhir abhyd dhattat, sd yds tdto ^gnirjanüd sd evd
sd bhavüeti d. L Sie sprachen: ein Jahr lang koch ein Muss fnr viere,
dann jedesmal drei Scheite von diesem a9Yattha- Baume mit Butter
bestreichend lege sie an unter Hersagung von Versen, in denen die
Worte samidh und ghrita vorkommen, und das Feuer, welches dann
entstehen wird, das wird das richtige sein. Es ist einleuchtend, dass
durch pcLca eine Handlung vorgeschrieben wird , welche sich vom Moment
des Sprechens an durch ein Jahr hin erstrecken soll , aber durch dhattat
eine Handlung, die erst in einem zukünftigen Momente eintreten soll.
Aus derselben Geschichte führe ich noch einen zweiten Satz an. Urva9T
sagt zu PurOravas: gandharvd vai te pratdr vdram '. datdras, tarn
vrinosä iü die Gandharven werden dir morgen einen Wunsch freistellen,
den magst du dir dann erwählen. Darauf erwiedert Purüravas: tdm
vai me tvdm evd vrinTshveti wähle du ihn lieber (gleich jetzt) für mich.
Sie geht darauf ein und sagt : yushmdkam evaiko ^sanfti brütäd iti gut,
so sag denn morgen, ich will einer von euch sein, brütät ist hier
ebenso gebraucht, wie vorhin dhattat. Bezeichnend ist der Gegensatz
zwischen brüM und brütot in folgendem Satze: ihawd mä tishtiumtam
äbhyehtti briHhi, tarn tu na dgatam pratiprd hrütad üi 3, 2, 1, 22. Die
Götter weisen in diesem Satze den Tajna an, wie er die Yäc gewinnen
soll, und sprechen zu ihm so: Sag (brüht) zu ihr ^komm zu mir,
während ich hier stehen bleibe*, und wenn sie dann gekommen ist, so
melde es uns (brütät). Oefter folgt -tat auf einen Bedingungssatz
von der Art derjenigen, die im griechischen idy mit dem conj. haben
z. B. yadi tvaiidt pünar hnivatdh, sä tvdin brütät wenn sie so zu dir
sprechen werden, so antworte du ihnen Folgendes 4, 1, 5, 10. Ebenso
deutlich ist der Sinn der in Bede stehenden Form 11, 5, 1, 11 (sam-
vatsaratamtm rdtrim d gachatät) und ebenso ist auch 11, 5, 1, 1 auf-
zufassen, wo es heisst: Urvd^ hapsardh purürdvasam aiddm ccikame,
tdm ha rnndamänovOca: trih sma mdhno vaüasena dandena hatot
Ürva^l die Apsaras liebte P. den Sohn der Ha. Als sie diesen zum
Manne nahm, sprach sie zu ihm: (wenn wir Mann und Frau sein
werden), so magst du mich dreimal am Tage u. s. w.
Ich kenne nur eine Stelle, in welcher die Form auf -tat eine
andere Bedeutung zu haben scheint, nämlich 11, 6, 1, 2 ^ haväca
prdn pwtraka vrajatat Yaruna sprach, wandre nach Osten mein Sohn,
eine Aufforderung welche , nicht wohl anders als auf die Gegenwart
bezogen werden kann. Der Grund der Abweichung leuchtet sofort ein,
wenn man weiter liest: tdtra ydt pdgyes tdd drisMvä dakshind vrajatäi,
tdtra ydt pägyes tdd drishtvd pratydg vrajatät u. s. w. Weil vnxfaUü
bei der zweiten , dritten u. s. w. Anweisung berechtigt ist, so ist es der
Concinnität wegen auch an erster Stelle angewendet worden.
Somit ist constatirt, dass der Imper. auf -^ eine Weisung ent-
hält, die erst von einem Augenblick der Zukunft an zur Wirklichkeit
gelangen soll.
Diese Form ist, weil sich die Weisung auf die Zukunft richtet,
natürlich besonders geeignet, solche Wünsche auszudrücken, welchen
wir die Form der Aufforderung geben, wie z. B. wenn wir einem
Abreisenden zurufen, ,,wenn du alles erreicht hast, kehre glückUch
zurück" u. ähnl. So ist es zu verstehen, wenn Pänini 7, 1, 35 sagt,
die Form auf -tat stände ägishi d. L bei einem Segenswünsche.^
Vergleichen wir nun hiermit den Thatbestand im Rigveda. Was
zunächst die Personenvertheilung betrifft , so halte ich gegen SSyana
und Grassmann daran fest, dass 10, 154 in dem Befrain gachatat als
dritte Person aufzufassen ist. Man könnte zwar in Vers 1—3 annehmen,
dass der Verstorbene oder im Verscheiden Liegende angeredet sei, und
also die zweite Person in gachaiai erkennen, aber Vers 4 und 5 zeigen,
dass das Gebet sich an Tama richtet. Es wäre unerträglich gachatat
als zweite Person aufzufassen und doch nicht mit Yania zu verbinden.
Vahatat 10, 24, 5 fassen die Erklärer als Dualis, aber man kann den
Singular retten, wenn man annimmt, dass zwar zwei gemeint sind,
aber nur einer angeredet ist, eine Wunderlichkeit des Ausdrucks, zu
der freilich nur die Versnoth Veranlassung geben konnte. In allen
übrigen Stellen ist -tat sicher zweite Sing. «
Hinsichtlich der Modusbedeutung zeigt sich üi einer Reihe von
Stellen üebereinstimmung mit dem Gebrauche des Q- ^* ^' B* ya4ä
^tdm krindvo jotavedo Hhem enati^ prd hinutät pitribhyaJk wenn du
ihn gar gekocht hast o J., dann befördere ihn hin zu den Vätern lo.
16, 1 (vgl. 2). Ebenso l, 48, 15. 1, 104, 5. 3, 8, 1. 5, 60, 6
(.welches wir opfern werden'). 9, 86, 41 (.wenn du getrunken bist').
10, 11, 8. 10, 30, 5.
In einer zweiten Reihe von Stellen erkennt man die- Bedeutung
nicht so leicht, wird sie aber gewahr, wenn man darauf achtet, dass
die Form auf -tat nicht die Aufforderung eröffnet, sondern einem andern
1) Wunderlich genug ist die Erörterung dieser Stelle bei Bopp Vgl. Gr. II
§470.
Imperativ folgt, z. B. üd agne tishfha prdty d tanushoa ny ämiträfi
oshaiät u. s. w. erheb dich o Agni, spanne den Bogen und dann brenne
die Feinde nieder 4, 4, 4. Ebenso 2, 30, 5. 3, 18, 1. 23, 2. 4, 16, 12.
Den Best bilden einige Stellen die nicht deutlich genug sind (5, 50, 2.
61, 18. 10, 24, 5) und dann einige, in denen man unbefangener Weise
zugeben muss, dass der Imperativ auf 'tat nicht anders gebraucht sei,
als ein gewöhnlicher Imperativ , nämlich 8, 3, 2. 10, 154 und 4, 54, 3.
In den beiden ersten Stellen ist zwar die Annahme der Brahmana-
Bedeutung des Imperativs nicht unmöglich (man mflsste dann annehmen,
dass 10, 154 von einem Verscheidenden handek); 4, 54, 3 aber weiss
ich diese Bedeutung nicht irgendwie zu rechtfertigen , da man schwerlich
annehmen kann, dass die erflehte Vergebung der Sünden erst im
Jenseits erfolgen soll. Somit ergiebt sich , dass die BrShmaQa-Bedeutung
zwar an der Majorität der Stellen des Bigveda, aber doch nicht über-
all passt Das Gleiche dürfte sich ergeben, wenn man diese Form in
den liturgischen Veda's verfolgt, nur dass die Zahl der nicht recht
deutlichen Stellen in diesen naturgemäss eine grössere ist.
Wollte man nun diese hiermit dargestellte Erscheinung lediglich
vom Standpunkte des Sanskrit aus beurtheilen, so könnte man viel-
leicht zu der Hypothese kommen, -tat habe von Anfang an eine
besondere von -tu und -hi abweichende Bedeutung nicht gehabt, doch
zeige sich schon im Bigveda eine Differenzirung der ursprünglich gleich-
bedeutenden Formen, und diese Differenzirung sei im 9* B. vollendet.
Indessen gegen diese Auffassung erhebt das Lateinische Einspruch. Der
Imp. auf -to hat genau dieselbe Bedeutung, wie die Form auf -IM im 9* B-
(vgl. Draeger Hist. Syntax der lat. Spr. I, 298). Es wäre unnatürlich
anzunehmen, dass diese üebereinstimmung eine zußQlige sei. Wir
müssen also für das Indogermanische einen Imper. auf -tttt mit der
beschriebenen Bedeutung annehmen.
Indem ich es mir für einen anderen Ort verspare , die Gonsequenzen
dieser. Erkenntniss mit Bücksicht auf das Griechische zu ziehen, will
ich hier nur andeuten , wie ich mir den Sachverhalt im Bigveda erkläre.
Ich glaube, er ist aus dem Umstände zu erklären, dass die vedischen
Dichter nicht immer die Anforderungen der Sprache mit dem des
Metrums völlig zu vereinigen wussten. Dass ein Dichter nicht metri
causa den Sprachformen und -Bedeutungen Gewalt anthun darf, wird
ja heute von Niemand bezweifelt , aber man muss sich andererseits auch
hüten , den griechischen Massstab sofort auf andere Völker anzuwenden.
Manche der vedischen Dichterlinge sind in der That so beschaffen, dass
man ihnen wohl zutrauen kann, sie hätten bei der Auswahl der Formen
eine geringe Bedeutungsnuance in dem Falle übersehen, dass das Metruin
die eine der Formen gebieterisch verlangt. Etwas Aehnliches lässt sich
bei dem Gebrauch des Activums und Mediums wahrnehmen, der eb^-
falls in der Prosa alterthümlicher erscheint, als im Yeda oder gar
im Epos.
Bas Fntorum auf -tar.
(in Yergleichung mit dem Futurum auf -syäti).
Ich wende mich nunmehr zu dem Futurum auf -tdr.
Meines Wissens ist BoUensen Or. u. Occ. 2^ 483 der erste ^ wel-
cher ausgesprochen hat, dass dieses Futurum im Bigveda noch nicht
existire. Dass er Becht hat, scheint mir nicht zweifelhaft, wenn auch
Grassmann in seinem Wörterbuch wieder die Formen auf -far, welche
mit dem Accusativ construirt werden, als Participia (III) zum Yerbam
zieht (vgl. unter den Wurzeln hr gam ci ji tar da dhä nl pä bhar
yam yä van gans gru sad tan sah su hon u. a.). Aber die Constrak-
tion mit dem Accusativ ist kein ausreichender Grund, eine Nominal-
form zum Yerbum zu rechnen , sonst mfisste man z. B. in dem verse
gdnteyänti sdvanä hdribhyam babhrir vdjram papih somam dadir gdk
BY. 6, 23, 4 auch babhri u. s. w. als Participium betrachten , und dasselbe
gilt von manchen der Adjectiva auf -uka, deren häufiges Yorkommen
f&r die Prosa der T. S. charakteristisch ist, z. B. veduko vdso bhawdi
yd evdm veda ein Eleid erlangt, der diese Kenntniss hat T. S. 5, 1,
5,3; grümyän pagün ddnQukäh syuh sie würden die zahmen Thiere
beissen 5, 2, 9, 6; tdsmad dpo 'gnim hdrukäh deshalb verzehren die
Wasser das Feuer 5,6,4,5; kdmuJca matn striyo bhavanti yd evdni
veda den lieben die Weiber, der diese Kenntniss hat 6, 1, 6, 6; udä-
vartdh prajd grähuhah syät Krankheit wflrde seine Nachkonmienschaft
ergreifen 6, 4, 1, 1, u. a. m. Es scheint mir also deutlich, dass man
keinen genügenden Grund hat , einen Theil der Nomina auf -for zum
Yerbum zu ziehen, und zwar um so weniger, als eine äussere Schei-
dung der Nomina und der Participia (etwa durch den Accent) nicht
durchzuführen ist, wie denn Grassmann netar und netdr^ ydntar nnd
yantdr, grötar und grotdr, hdntar und hantdr zum Participium zieht
Dass die Nomina auf -tor, wenn sie mit dem Accusativ construirt wer-
den , im Bigveda fiiturische Bedeutung hätten , habe ich nicht gefunden
(vgl. die Sammlung bei Kuhn K. Z. 18, 390). Jedenfalls ist noch
keine Stelle des Bigveda nachgewiesen worden, in welcher das mit
einer Form von as verbundene oder absolut stehende Nomen auf -tar
den zukünftigen Eintritt eines bestimmten Ereignisses ankündigte. Ich
halte also (nachdem ich die von Grassmann für die Participialbedeutung
in Ansprach genommenen Stellen nachgesehen habe) daran fest, dass
ein Faturum anf -tar im Rigveda nicht vorhanden ist. Einen sicheren
Beleg für diese Form finde ich T. S. 2, 6, 2^ 3: Tceginam ha dOrbhyäm
kegt sdtyahdmvr uvOca : saptdpadäm te gdkvartm qvö yajiie prayoktdse ^
K. S. sprach zu E. B. : „ morgen bei deinem Opfer wirst du eine aus
sieben Zeilen bestehende gahvart hersagen.'^ In diesem Satze ist ein
bestimmtes Ereigniss ffir einen bestimmten Termin in Aussicht gestellt,
und also die fdturische Bedeutung unzweifelhaft.
M 9* B. nun finden wir denselben Gebrauch des Fui auf --tdr.
Häufig steht bei demselben, ebenso wie in diesem Satze der T. S. eine
bestimmte Zeitangabe. Derartige Fälle sind: tdsmad iddm adydhar,
dfha rdtrir, dtha gvö 'har bhavitd desshalb ist hier jetzt Tag, dann
Nacht, dann wird morgen wieder Tag sein 4, 3, 1, 11. ydtha yebhyah
pakshydnt sydt tdn brüydd ityahe väh paktdsmtti wie man zu denjeni-
gen, welche man bewirthen will sagt, am so und so vielten werde ich
euch bewirthen 3, 3, 4, 17. gandharvd vai teprätdr vdram datärdh
die Gandharven werden dir morgen einen Wunsch freistellen 11, 5, 1, 12.
sä havaca samvatsarcUamtm rdtrim d gachatat, tdn ma ekäm rdtrim
ante gayitdse, jätd u te ^ydm tdrhi putro blaviteti Ürva9l sprach :
diese Nacht übers Jahr sollst du wiederkommen, dann wirst du eine
Nacht bei mir liegen, und dann wird auch dieser dein Sohn (mit dem
sie schwanger ging) geboren sein 11, 5, 1, 11. gvö nbdetd morgen
wird sie nicht aufgehen 1, 6, 4, 14. 11, 1, 4, 1. Oder wenn kein
ganz bestimmter Zeitpunkt angegeben ist, so ist doch der Gegensatz
der Zukunft gegen die Gegenwart deutlich hervorgehoben: etdddha sma
vai tdd vidvdn äha gaürivitih gäktydh: kshatrdm ivdha Jcüa vaydm
amüshmin lohe bhavüdsma iti in dieser Erkenntniss sagt G. 9m ^ii"
werden in jener Welt wie Krieger sein 12, 8, 3, 7. etdddha sma vai
tdd vidvdn äha gvetdketur druneydh: kdm svid eväpartshu mahänägdm
iväbhisamsdram didrikshitdro yd evdm etat prayajdndm ydgo vedit^ti in
dieser Erkenntniss sagt 9^. A.: in Zukunft werden die Leute zusanmien-
strömen und wie eine Biesenschlange denjenigen betrachten wollen,
der so die prayäjäs kennt 11, 2, 7, 12. saiveydm adydpi pratishthd
so evdpydto 'dhi bhavitd dies ist heute die Grundlage und wird es
auch in Zukunft sein 7, 1, 2, 8. Sehr ähnlich 3, 9, 4, 24. 9, 4,
4, 16. Immer ist das Eiu treten der Handlung in der Zukunft als ganz
sicher in Aussicht genommen, wie auch noch aus folgenden Sätzen
1) Ueber prayoktdae vgl. hinten die Anmerkung.
8
erhellt: bibhrihi ma pdrayishyämi tvetiy kdsman ma pärayishya^?
aughd imdh sdrväh prajd nirvodhd, tdtas tvä parayttasmttt (der Fisch
spricht zu Manu) pflege mich , so will ich dich retten. Wovor willst
du mich denn retten? Eine Flut wird alle Geschöpfe wegschwenunen,
vor der werde ich dich retten 1, 8, 1, 2. Das bereitwillige Anerbie-
ten wird durch parayishyami ausgesprochen, die bestimmte Prophe-
zeiung durch das Futurum auf -tar. Ebenso im 3. und 4. Vers der-
selben Erzählung. Endlich sind noch zwei nahezu identische Stellen
anzuführen: tau cen me vivakshydti nd vai jdtu yushmdkam imdm
Jcdgcid hrahmodyam jeteti wenn er mir diese zwei Fragen beantwor-
ten kann, so wird ihn niemand von euch in einer Disputation besiegen
14, 6, 8, 1 vgl. 12.
Es ist somit unzweifelhaft, dass das Futurum auf -tdr auf den
sicheren Eintritt eines Ereignisses in der Zukunft hinweist, und zwar
ganz objectiv, ohne dass dabei eine Absicht oder Hoffnung des Subjectes
hervorträte. Wie diese Bedeutung entstanden sei, lässt sich leicht
nachempfinden, yö vivakshydti sd jetd heisst genau genommen : „ wer
das rathen wird , der ist Sieger." Die Nomina auf -tar sagen aus , dasa
ein Subject ganz in einer gewissen Handlung aufgehe, sie legen also
einem Subject eine Eigenschaft mit einer gewissen Emphase bei Nun
versteht es sich femer von selbst, dass wir, wenn wir einer Handlung
nicht eine bestimmte Zeitstufe zuerkennen , sie als praesentisch verstan-
den wissen wollen, und somit kommt in die Nomina auf -tar der Sinn
eines emphatischen Praesens. Wie sich aus diesem das Futur ent-
wickeln könne, lässt sich am deutschen Praesens fahlen.
Vergleichung mit dem Futurum auf -syatL
Um dieses Futurum auf -tdr in seiner Abgegränztheit zu verste-
hen, ist es nöthig, das Futurum auf -sydti zu vergleichen. Dieses nun
ist sehr viel häufiger im Gebrauch, und in seiner Bedeutung mannich-
faltiger als das auf -tdr. Doch wird bei der grossen Gleichmässigkeit
des Stils im 9* B- ein^ verhältnissmässig kleine Anzahl von Stellen, die
ich aus den etwa 500 mir vorliegenden aussuche, genügen, um die Haupt-
typen der Anwendung festzustellen. Bei der Darstellung des mannich-
faltigen Gebrauches einer Form kann eine gewisse Willkür nie ver-
mieden werden. Die Anordnung wird stets beeinflusst sein von der
Vorstellung, die der betrefifende Forscher sich über die älteste Bedeutung
einer Form gebildet hat. In dem vorliegenden Falle glaube ich, dass
es richtig sein wird, von der Anwendung des Participiums des Futu-
rums auszugehen. Das Participium nun bezeichnet häufig die Absicht
des Snbjects , z. B. tarn indro ^hhyd dudräva hanishydn Indra lief ihn
auf ihn zu, in der Absicht ihn zu tödten 1, 6^ 3, 16. Durch Verbin-
dung dieses Participiums mit dem Indicativ bhavati und dem Optativ
sffdt nun entsteht ein in dieser Prosa sehr häufiges Tempus, welches
sich zu dem Desiderativum ungefähr so verhält, wie sich auf dem
Gebiet der Modi der Gonjunctiv zu dem Optativ verhält. Einige Belege
werden den Gebrauch klar machen. 2, 3, 4, 10 wird der Vers RV.
1, 74, 1 folgendermassen erläutert: sd aha upapraydnto adhvardm
üy adhvarö vai yajiid upapraydnto yajfidm Uy evattdd äha mdntram
vocemOgndya Ui mdntram u hy äsmä etdd vakshydn bhavaii d. L er
sagt upapraydnto adhvardm , nun ist yaßUi so viel wie adhvard, er
sagt also damit upapraydnto yaßidm, er fährt fort mdntram vocema-
gndye, er hat nämlich die Absicht, dem Agni einen Spruch zu wei-
hen. An einer anderen Stelle 3, 2, 2, 23 heisst es von dem Opferer
dtha ydtra suptvd pünar nävadrOsydn bhdvati wenn er ausgeschlafen hat
und nicht die Absicht hat noch weiter einzuschlummern , dann soll er
gewisse Sprüche sprechen. 3, 2, 2, 20 heisst es von dem Opferer ydtra
mekshydn bhdvati wenn er die Absicht hat zu harnen, dann soll er
ein Loch machen u. s. w. Den Optativ mit syät (bhavet habe ich nicht
gefunden) sehe man z. B. in folgenden Stellen: ydtha yena vähanena
syantsydnt sydt tat stihitam Tcdrtavai brüyat^ evdm etdt dies ist so , als
ob man den Wagen, mit dem man fahren will, in Ordnung bringen
lässS 2, 1, 4, 4. tdsmod ydtrOgnim manthishydnt sydt tdd dgvam dnetor
vai brüyat desswegen lasse man dahin , wo man den Agni zu erzeugen
beabsichtigt, ein Pferd bringen 2, 1, 4, 16. utdvarshishyan vdrshaty
evd selbst wenn er nicht die Absicht hat zu regnen , regnet er doch
T. S. 2, 4, 10, 3 und so an sehr vielen Stellen.
In ganz ähnlicher Weise wird nun auch der Indicativ des Futu-
rums gebraucht, so dass er also die Absicht des Snbjects der Hand-
lung ausdrückt Der Opfernde richtet an Agni den Vers: dgne tvdm
SU jägrihi vaydm sü mandishTmahi, der 3, 2, 2, 22 so erklärt wird:
tvdm jagrihi vaydrn svapsyamah du wache , wir wollen schlafen. Jemand
sagt prdkshydmi ich will dich etwas fragen, darauf wird ihm die Ant-
wort j>ficAa frag nur 11, 5, 3, 8, während im gleichen Falle z. B.
Chänd. üpan. 3, 8, 3 der Conj. prichani steht. Ein Thier wird ange-
rufen a,saa! ehi rdja tva pahshyate konmi her, der König will dich
verzehren 5, 3, 5, 4. So steht denn das Futurum sehr häufig bei Aner-
bietungen, wofür in dem fiit. parayishyami 1, 8, 1, 2 schon ein Bei-
spiel beigebracht worden ist. Die Götter suchen die Väc durch Spiel
und Tanz zu gewinnen und versprechen ihr : iti vai te vaydm gäsyäma
10
üi tva prd modayishyämahe so wollen wir dir vorsingen and so dich
erheitern 3, 2, 4, 6. te hocüh: d vai vaydm agnt dhasyämahe, oOm
yüydm Mm karishjfotha wir wollen die beiden Fener anlegen , aber was
wollt ihr thun, was erbietet ihr euch zu thon? 2, 2, 2, 12. — Die Absicht
des Snbjectes der Handlung, etwas Bestimmtes zu thun oder zu unter-
lassen kann nun bei dem Bedenden gewisse Stimmungen wie die der
Erwartung der Hoffnung der Furcht des Vertrauens hervorrufen, und
es wird also das Futurum gerade in solchen Gedankenconstellationen
häufig gebraucht, wie die folgenden Beispiele zeigen, sdrvä ha tTot
devdtä OfdkvaryiJm havir graMshydntam üpa tishihante mdma ndma
grahlshyati mdma ndma grahlshyattü alle Götter treten zu dem Prie-
ster heran y wenn er das havis zu ergreifen im Begriff ist, indem sie
dabei denken, er wird meinen Namen nennen 1, 1, 2, 18. etdddha vai
grihdpaie^ proshüsha dgatäd gfihdh samüUrastä iva IhavanH kirn
aydm ihd vadishydti Mm va karishyattti so sind die Hausgenossen vor
dem verreist gewesenen Herren, der wiedergekehrt ist^ in Angst, indem
sie denken, was wird er jetzt sagen, was wird er jetzt thun? 2, 4,
1, li yo vai brahmandm vOgdhsamäno 'nucdrati kshatriyaff^ vOydm
me dasyatiti wer sich an einen br. oder ksh. wendet in dem Ver-
trauen, er wird mir etwas geben 2, 3, 4, 6. — Der wesentlichste
Faktor fQr die Gestaltung der Bedeutungen ist die Nachahmung eines
überlieferten Typus, der dann bei jeder Nachahmung etwas geändert
werden kann. So ist es nicht zu verwundern^ wenn bei d gahs £. B.
auch ein Futurum von einem Verbum sich angewendet findet, das eine
Handlung bedeutet, die der Bestimmung des Handelnden entzogen ist,
wie z. B. jlv in dem Satze: tdsminn d gansante ^nnam ichati jfvishydti
(auf einen Kranken der Speise wünscht) setzt man die Hoffiiung, er
verlangt zu essen, er wird leben bleiben 8, 5, 2, 1. Indem nun sol-
chen Sätzen wieder ähnliche nachgebildet wurden , entstand die Gewohn-
heit, das Futurum bei solchen Ereignissen anzuwenden, welche vom
Standpunkt des Sprechenden aus möglicher oder wahrscheinlicher Weise
eintreten könnten, oI^le dass man dabei sagen könnte, dass sie in der
Absicht des Subjects der Handlung lägen. Z. B. ind/ro ha vd ikshd/m
caJcre mahdd vd ü6 *ihvam janishyata Ui Indra dachte, daraus wird
ein arges üngethüm entstehen 3, 2, 1, 26. Dahin gehören die zahl-
reichen Futura, welche die möglichen Folgen irgend eines Fehlgriffes
beim Opfer aussprechen, z. B. 1, 6, 1, 16 wenn einer das und das
thut , so soll der Priester ihm sagen : mükhyam drtim drishyasy andho
va iKUßdrö va bhavishyasfty etd vai mükhya drtayas tdthä haivd syät
du kannst eine Hauptkrankheit bekonunen, du kannst blind oder taub
11
werden (denn das sind die Hanptkrankheiten) so kann es geschehen.
(Der Zusatz tdtha haivd sydt, welcher ausdrücklich die Möglichkeit
ausdrückt , lautet im elften , zwölften und vierzehnten Buche etwas brei-
ter: igvarö ha tdihdivd syot es ist möglich, dass es so geschehen wird.)
Die Nachahmung kann natürlich auch in anderer IBUchtung Yerfin-
derungen hervorrufen. Wenn man bei d fans Zutrauen haben das
Futurum setzt wie oben in dem Satze 8, 5, 2, 1 , so wird man es nun
auch bei vid wissen anwenden^ z. B. tau yddi krishitaü sydtam anyor
taro vä krishnds tdtra vidyOt: varshishydty^ aishdfmh parjdnyo vrish-
timan bhavishyattH wenn bei einer Gerimonie die beiden Stiere schwarz
sind , oder einer von beiden schwarz ist , so soll man daraus schliessen,
es wird regnen, heuer wird Parjanya regenreich sein 3, 3, 4, 11. 'So
nähert sich das Futurum auf -sydH dem auf -tdr, so in der Prophezeiung
puretithyai fnaHshy(m du wirst vor dem so und so vielten sterben
11, 6, 3, 11; und erscheint sogar zugleich mit demselben in dem Satze
tau cen me vivaJcshydti nd vai jätu yushmdkam imdm kdfcid brahmödyam
jeteti, tdu cen me ndvivakshydti mürdhasya vi patishyatiti 14, ß, 8, 1.
Es ist aber sehr bemerkenswerth , dass genaue Datirungen, wie wir
sie bei dem Fut auf -tdr so oft gefunden haben, bei dem Fut. auf
"Sydti nicht vorkommen. In der sehr grossen Zahl von Beispielen , die
ich durchgesehen habe, habe ich nur ein paar gefunden, in denen
pratdr neben dem Fut steht, und diese gerade sind bezeichnend für
den*ünterschied der beiden Futura. Oben habe ich den Satz angeführt,
der die Prophezeiung der Ürva9l ausspricht: gandharvds te pratdr
vdram dotdras die Gandharven werden dir morgen einen Wunsch frei-
stellen ; damit vergleiche man nun 1, 1, 1, 7 mdno ha vai devd manvr
shyäsyd janantiy td enam etdd vratdm upaydntam viduh prdidr no
yakshyata iti. In diesem Satze ist nicht ein einmaliges Ereigniss vor-
hergesagt, sondern eine natürliche stets sich ergebende Folgerung
gezogen. Er ist also genau so zu übersetzen : „ den Sinn des Menschen
kennen die Götter, stets wenn er diese Fasten antritt, so wissen sie
von ihm, er will uns morgen opfern." Ebenso -2 , 3, 1, 13 und äh)i-
lich 11, 2, 4, 10.
Es ist nicht meine Absicht, der Entvdcklung des Futurbegriffs
weiter nachzugehen, namentlich nicht, zu zeigen, wie derselbe in der
zweiten Person scheinbar eine etwas andere Wendung erhält, und wie
er sich in den verschiedenen Satzgestaltungen erkennen lässt ; es genügt
mir , gezeigt zu haben , dass das (}. B. drei Tempora besitzt , denen wir
nach unserer klassischen Terminologie den Namen Futurum beilegen
können, nämlich von da gebildet: dasydn bhavati^ mit dem Optativ
12
däsydn syotj dosyämt, datdy and dass diese drei Tempora sich ihrem
Gebrauche nach deutlich von einander unterscheiden. Es ist unzwei-
felhaft, dass nur das eine derselben, dasydmiy eine indogermanische
Bildung ist, die beiden anderen Neubildungen, welche jflnger sind, als
der Bigyeda.
Ich hoffe diese Proben werden schon genügen , um zu zeigen , dass
die syntaktische Forschung aus den Bräimanas sehr viel gewinnen
kann.^
1) Dass aus dem Praesens mit sma ein neues Tempas der Vergangenheit in
einem ganz bestimmten Sinne gebildet worden ist, habe ich Synt. ForscL II, 129
nachgewiesen.
Yorlänflge Uebersieht über den Inbalt der folgenden
Untersnchnng.
Die folgende Untersuchung beschäftigt sich zum allergrössten
Theile mit der Wortstellung im einfachen Satze. Ich habe über die-
sen Punkt folgende Beobachtungen gemacht.
Es giebt eine traditionelle Wortstellung, die sich am besten in
der ruhigen Erzählung erkennen lässt. Sie ist mit derjenigen so gut
wie identisch , die wir aus dem Lateinischen kennen. Das Subject beginnt
den Satz, das Yerbum schliesst ihn, der Dativ, Accusativ u. s. w. wer-
den in die Mitte genommen, jedoch so, dass der Accusativ unmittel-
bar vor dem Yerbum steht. Das Adjectivum steht vor seinem Sub-
stantivum^ ebenso der Genitiv. Das Participium steht nach seinem
Substantivum , ebenso die Apposition. Die Praeposition steht nach dem
Casus.
Diese traditionelle Wortstellung mri durchkreuzt von der occa-
sionellen Wortstellung, welche in der bewegteren Erzählung und der
begrifflichen Erörterung häufig ist. Das Grundgesetz desselben ist:
Jeder Satztheil, der dem Sinne nach stärker betont sein soll, rückt
nach vom.
Ich habe die Darstellung so eingerichtet, dass bei jeder Wortart
zuerst die traditionelle, dann die occasionelle Stellung erörtert
wird, unter den Satztheilen selber ist folgende Anordnung getroffen:
Zuerst kommt das Yerbum mit Zubehör, dann das Nomen mit Zube-
hör zur Besprechung.
Unter den verschiedenen Satzarten erwähne ich zuerst den normal
gebauten Satz, dann den Satz, welcher eine Schleppe hat, drittens
konmien die Sätze mit anaphorischen Pronominibus zur Erörterung.
14
Die Stellung der Wörter im vielfachen Satze ist nicht mit in die
Untersuchung hineingezogen worden, weil wir eine Darstellung des
Satzgef&ges noch nicht besitzen und ich dieselbe nicht in diese Arbeit
verweben wollte. Aus demselben Grunde ist auch auf die Behandlung
der Partikeln verzichtet worden.
I.
Der Satz ist normal gebaut.
§ 1.
Die traditionelle Stellong des Yerbums.
Das Yerbum steht am Ende des Satzes
(wobei es im einfachen Hauptsätze unbetont ist, vgl. die Schlussbetrachtung).
Belege für diese Behauptung sind massenweise vorhanden. Ich
begnüge mich damit, zwei kurze Erzählungen und einige einfache Sätze
anzuführen.
4^ 1, 5. 1. ydtra vai hhrigavo väfigiraso vä svargdm lokdm
samdgnuvata^ tdc cydvano vä hhorgavdg cydvano vängirasds tdd evd
jirnih krityärüpo jähe. 2. Qdryato ha vä iddin münavo grämena
cacära. sd tdd evd prdtivego ni vivige. tdsya kumärdh hrtdanta
imdmjtrnim kriiydrüpam anarthydm mdnyamäna loshfair vi pipishuh,
3. sd güryCUebhyag cukrodha. tebhyö ^sarnjüäm cakära. pitawd
putr6na yuyudhe, bhrdtä hhrdträ. 4. Qdryato ha vd ikshdm cakre:
ydt kirn dkaram, tdsmad iddm dpadtti? sd gopäldhg cävipcUdngca
sdmhvayitavd uväca. 5. sd hoväca: kö vo ^dyehd kimcid adräkshtd
iti? te hocuh:purusha eväydm jirnih kritydrüpah gete, tdm anarÜiydm
mänyamänäh kumärd loshfair vy äpikshann iti, sd viddm cakära:
sd vai cydvana iti, 6. sd rdtham yüktvd sukanydm garyüttm upädhdya
prd sishyanda. sd djagama, ydtrdrshir dsa, tdt. 7. sd hovaca:
rishe, ndmas te. ydn ndvedisham, tenühiiksisham, iydtn sukanyd,
tdya te ^pa hnuve, sdm jänltäm me grdma iti^ tdsya ha tdta evd
grdmah sdm jajne. sd ha tdta evd gdryäto manavd üd yuyuje, ned
dpwam hindsantti. Als die Bhrigus oder die Angirasen des himm-
lischen Wohnsitzes theilhaftig wurden, da blieb Cyavana der Bhrigu
oder der Angirase altersschwach und wie ein Gespenst aussehend auf
der Erde liegen. 2. ^^ryäta Mänava nun wanderte gerade damals mit
seiner Sippe umher. Er Uess sich dort in der Nähe nieder. Die Knaben
nun bewarfen den alten wie ein Gespenst aussehenden Mann zum Spass mit
Roth, indem sie ihn für einen Strolch hielten. 3. Der aber fluchte
^aryäta's Leuten, er schuf ihnen Zwietracht. Der Vater haderte mit
D e 1 b r a o k , lynUki. Fonoh. III. 2
18 [§1.
dem Sohne, Bruder mit Bruder. 4. ^2krj§,tSL nun dachte nach: Was
habe ich gethan, dass ich in dies Unglück gerathen bin? Er liess die
Rinderhirten und Ziegenhirten zusammenrufen und sprach: ,,Wer
hat hier heute irgend etwas bemerkt?" Sie sprachen: ^^Da liegt ein
altersschwacher und wie ein Gespenst aussehender Mensch ^ den haben
die Knaben, indem sie ihn för einen Strolch hielteui mit Eoth beworfen.
Da erkannte er, dass es Gyavana sei. 6. Er schirrte einen Wagen an,
setzte seine Tochter Sukanyä darauf, und fuhr ab. Er kam dahin, wo
der Rishi war. 7. und sprach: „Kishi ich grüsse dich. Weil ich dich
nicht kannte, habe ich dich beleidigt, hier ist SukanyS durch die
will ich es wieder gut machen. Friede lass wieder in meiner Sippe
werden." Da ward wieder Friede in seiner Sippe. Und ^aryäta Mäuia?a
brach von dort auf, indem er dachte: ,,ich will ihn nur ja nicht wieder
beleidigen."
Nur in Yers 7 steht säni janltäm im Anfang des Satzes, weil
es einen starken Sinnaccent trägt.
3, 6, 2, 2. divi vai söma ästt, äthehä devds. te devä akäma-
yanta: d nah sömo gachet^ tendgatena yajemahtti, td ete mäye
asrijanta suparntm ca Jcadräm ca. tdhhyüm samddam cakruh. 3. ie
hartiydmäne Ucatuh: yatard nau ddviyah paräpdgyäd, ätmdnain
nau sd jayäd Ui, tdfheti, sd ha kadrür uväca: pdrekshveti
4. sd ha suparny üväca: dsya salüdsya päre ^gvah Qvetdh sthämu
sevate, tarn ahäm pagyämtti, tarn evd tvdm pagyastti? tdfi\ htti
dtha ha hadrür uväca: tdsya bdlo ny äshanji, tarn amüm vdto dhü-
nott, tarn ahdm pagyämtti, 6. sd ha suparny üvaca: ehlddw
pdtäva, veditum yatard nau jdyattti. sä ha hadrür uväca: tfxiw
evd pata, tvdm vai na d hhyäsyasi, yatard nau jdyattti, 7. sd
ha suparnt papäta, tdd dha tdthaivdsa, ydthä hadrür uvdca. Uim
dgatam dbhy uväda: tvdm ajaishtr, ahdm iti? tvdm iti hoväca, 8. sä
ha hadrär uväca: ätmdnam vai tväjßisham, divy äsaü sömas, tdm
devebhya d hara, tena devebhya ätmdnam nish hrtntshveti,
2. Im Himmel war der Soma, die Götter dagegen hier auf der
Erde. Die Götter wünschten: ^^ möchte doch der Soma zu ims kommen,
wir möchten dann mit ihm das Opfer vollziehen." Sie schufen die zwei
Zauberwesen Suparni und Kadrn. Denen erregten sie Zwiespalt. 3. Die
beiden stritten mit einander und sprachen : ,,welche von uns weiter in
die Ferne sieht, die soll die Herrin sein." Gut. Darauf sprach dann
Kadru: ^^ schau in die Ferne!" 4. Suparni nun sprach: ,,am jenseitigen
Ufer dieses Meeres steht ein weisses Pferd am Pflock, das sehe ich, siebst
du das auch?" „Allerdings." Da sagte aber Kadrü: .^ sein -Schweif hängt
§2.] 19
herab — jetzt bewegt ihn der Wind — den sehe ich.'* 6. Da sprach
SuparnI: „komm, wir wollen hinfliegen ^ um zu erfahren, welche von
uns die Herrin ist/' Da sprach Eadrü: „fliege du hin, du wirst uns
verkünden , welche von uns beiden die Herrin ist.'' 7. SuparnI flog hin,
und es war so, wie Eadrü gesagt hatte. Als sie nun wieder zusam-
men kamen, begrüsste SuparnI sie mit den Worten: „du bist Herrin
geworden." „Ich?" „Ja du." Kadrü sprach: „dich habe ich jetzt
zur Sklavin bekommen. Wohlan ! der Soma ist im Himmel , den bring
den Göttern herbei, und damit kaufe dich von den Göttern los."
Von einzelnen Sätzen fähre ich beispielsweise an:
Hemantö Mmdh prajdh svdtn vakant upandyate denn der Win-
ter bringt die Wesen in seine Gewalt 1, 5, 4, 5. Tdsmäd imd vigdh
kshatriyOya balim haranti desshalb leisten die Bauern dem Forsten
Abgaben 1, 3, 2, 15. Chdndansi yuktdni devebhyo yajadm vahanti
die Metra führen, wenn sie angeschirrt sind, den Göttern das Opfer
zu 1, 8, 2, 8. 8d vai parnagäkhdya vatsdn apd karoti er treibt mit
einem Parnazweige die Kälber weg 1, 7, 1, 1. tdd enam tddm evd
hiranmdyam änddm, ydvat samvatsaräsya vddsit, tdvad hibhrcU pdry
aplavata dieses goldene Ei schwanmi so lange bis ein Jahr erreicht
war, ihn tragend umher 11, 1, 6, 2.
§ 2.
Die oecasionelle Stellung des Yerbnms.
Das Verbum nimmt die erste ^ Stellung im Satze ein , sobald dem
Sinne nach ein Nachdruck auf ihm ruht (und ist dann accentuirt).
Oft ist die Betontheit durch eine besondere hervorhebende Partikel
(wie vai, evd) bezeichnet. Aus der grossen Masse von Belegen hebe
ich hervor:
ydnti vd dpa, ety dditya, 6t i candrdmä, ydnti ndkshairäni,
ydiha ha vd etd devdtä neyür nd kuryür, evdm haivd tdd dhar hräh-
mano bhavati ydd dhah svodhyäydm nädhlte es wandeln die Wasser,
es wandelt die Sonne, es wandelt der Mond, es wandeln die Sterne.
Als ob diese Gottheiten nicht wandelten und nicht handelten, so ver-
hält sich ein Brahmane an dem Tage, an welchem er sein Pensum
nicht liest 11, 5, 7, 10. indhi ha vd etdd adhvaryür idhmenägnim^
tdsmäd idhmö ndma. sdm indhe sümidhentbhir hötä, tdsfinät sämi-
1) Vgl. aber den Schluss dieses Paragraphen.
2*
20 §2.j
dhenyo ndma es entzündet der Adhvaryu die Flammen durch den
Zünder, desshalb heisst es Zünder, es entfacht sie der Hotar dnrcb
die Anfachungsverse , desshalb heisst es Anfachungsverse 1, 3, 5, 1.
sdrväni hä vai dtkshäya ydjünshy audgrahhandni, üd gribhnUe
vd eshb ^snidl lokdd devcdokdm abhi yö dtkshaie, etair evä tdd ydjur-
hhir üd gribhnUe j tdsmOd ahuh sdrväni dtkshdya ydjünshy audgra-
bhandniti „alle Sprüche bei der Weihe sind Erhebungssprüche/* Es
erhebt sich derjenige von dieser Welt zur Qötterwelt, welcher sich
weiht. Mit diesen Sprüchen erhebt er sich, desshalb sagt man: ,,alle
Sprüche der Weihe sind Erhebungssprüche" 3, 1, 4, 1. Te ha dm
ücüh: jdyamo vd dsuräns, tdtas tvevd nah punar upot tishßanü,
kdlhdm nvenan anapajayydm jayemeti? die Götter sprachen: Wir
besiegen freilich (populär: besiegen thun wir) die Asuren, dann aber
erheben sie sich wieder gegen uns , wie könnten wir sie endgültig besie-
gen? 1, 2, 4, 9*. bhdvati ha vd atmdna, pdrdsya sapdtna bhavafUi
es gedeiht selber und es vergehen die Feinde dessen u. s. w. 1, 4, 1, 35.
Die Götter sind im Kampfe mit den Asuren unterlegen, welche nim
die Erde unter sich vertheilen. Dann heisst es Vers 3 : tdd vai deväh
gtigriwuh. vi bhajante ha vd imam dsuräh prühivtmy pr^ta idd
eshydmo ydtremdm dsurä vibhdjante. ke tdtah syäma, ydd asyai
nd bhdjemahfti. te yajfidm evd vtshnum purashityeyuh, 4. te
hocuh: dnu no 'sydm prithirydm d bhajata, dstv evd no ^py asyäni
bhägd iti das hörten die Götter: es vertheilen die Asuren diese
Erde, macht euch denn auf, wir wollen dahin gehen, wo die Asu-
ren sie vertheilen. Was sollte aus uns werden, wenn wir an ihr
keinen Antheil bekämen. Sie stellten das Opfer ^ den Yishnu, an die
Spitze und gingen. Sie sprachen, macht uns auch dieser Erde tbeil-
haftig , es werde an ihr ein Antheil auch uns. 1, 2, 5, 3. Einige schrei-
ben vor, dass man von Kuh oder Stier nicht essen solle, Täjnavalky*
aber sagt: agndmy evähdm, ansaldm ced bhdvati d.h. essen thae ich
es, wenn es kräftig ist 3, 1, 2, 21. An einer anderen Stelle wird die
wunderliche Theorie aufgestellt, dass der Mensch ursprünglich Binde-
haut am Leibe hatte, dass diese aber dem Menschen abgezogen und
der Kuh verliehen wurde. Nun heisst es: no hdnte gor ntigndh syäi.
veda ha gaür ahdm asya tvdcam bibharmiti, sd b9>hyai% trasati ^'^'
cam ma d dasyafa üi. tdsmäd u gdvah suvdsasam üpaiva ni ^ayani^
man zeige sich nicht nackt vor einer Kuh, denn die Kuh weiss recht
gut, „ich trage seine Haut," sie fürchtet sich und läuft weg, indem
sie denkt , „ er wird mir die Haut rauben." Deshalb nähern sich S\t
Kühe gern einem geputzten Menschen 3, 1, 2, 17.
J
§ 2.] 21
Sehr häufig steht das Yerbum auch voran ohne hervorhebende
Partikel.
Die Bitte des (^2LijS,ta, in der oben (S. 17) mitgetheilten Geschichte
lautet in bewegter Wortstellung sdm janXtam me grdmah, in der
leidenschaftslosen Erzählung aber heisst es: tdta evd grdmah sdm
jajüe. — 3, 9, 1, 1 PrajdpcUir vai prajdh sasrijano riricänd ivdma-
nyata, tdsmät pdrOcyäh prcy'd asur, näsya prajdh griye ^nnddyäya
tasthire. 2. sd aikshcUa: drikshy ahdmj dsmä u hdmäydsrtkshi nd me
sd kämah sdm ardhi, pdräcyo mdt prajd äbhüvan, nd me prajdh
^riye ^nnddyäyasthishateti, 3. sd aikshata Prajdpatih: kaihdm nü
jmnar (Umdnam d pyayayeya^ üpa ma prajdh sam d varterans,
tishtheran me prajdh griye ^nnddyäyeH. 4. so Wcaii chrdmyahg
cacara prajdkämah. sd etdm ekadagimm apagyaty sd ekädaginyesktvd
prajdpatih pütiar atmdnam dpydyayata^ üpainam prajdh samd-
vartanta, dtishihantasya prajdh griye ^nnddyaya d; L:
Prajäpati kam sich, nachdem er die Geschöpfe geschaffen hatte,
erschöpft vor. Von ihm wandten . sich die Geschöpfe ab , sie blieben
nicht ihm zu Freude und Genuss. Da sah er: „Erschöpft habe ich
mich jetzt ^ dazu habe ich geschaffen^ mein Wunsch ist mir nicht
erfüllt, meine Geschöpfe haben sich abgewandt, sind nicht mir zu
Freude und Genuss geblieben/' Und Prajapäti überlegte: „wie könnte
ich mich doch wieder stärken, möchten doch die Geschöpfe sich mir
wieder zuwenden, blieben doch die Geschöpfe mir zu Freude und Genuss/'
Er wandelte betend und fastend , nach Nachkommenschaft begierig. Er
erfand die ekadaginT. Indem er mit der opferte, stärkte er sich wie-
der , die Geschöpfe wandten sich ihm zu , es blieben die Geschöpfe ihm
zu Freude und Genuss. — 11, 2, 4, 2 werden eine Anzahl von Din-
gen mit dem Vollmond verglichen. Es heisst dort u. a. : asdv evd
dyaüs ddrgo; dadrigd iva hy äsaü auch der Himmel ist Vollmond,
denn er scheint — 11, 5, 4, 1 ff. wird gelehrt, wie man Brahmanen-
schöler werden kann. Zu den Pflichten eines solchen gehört, dass er
täglich Feuer macht. Der tiefere Sinn dieser Verpflichtung wird Vers 5
folgendermassen angegeben: samidham ddhehtti, sdm intsvätmdnam
tejasa u. s. w., d. h. wenn der Lehrer sagt, leg Holz an, so meint er
damit, entzünde dich mit innerlichem Feuer u. s. w. Das Entzünden
ist das tertium comparationis, desshalb steht sdm itUsva an der Spitze
des Satzes.
Bei gewichtvollen Fragen und Antworten tritt das Verbum natur-
lich an die Spitze des Satzes , sobald der Inhalt des Verbums in Frage
gestellt wird. Tdddhaitdj janako vaideho ydjfiavalkyafn papracha:
22 - [§2.
vetthägnihotrdm yajüavalhya? iti. veda samrod üi. Da fragte
Janaka Vaideha den Yajnavalkya: kennst du das Feueropfer, YajnaTal-
kya? Ich kenne es, Herr, antwortete er. Und nachdem Y. sich als
Kenner wirklich ausgewiesen hat, bestätigt der König: vetthagnAo-
trdm. 11, 3, 1, 2 fiF. Tdd ahüh: ydjed äjyäbhOgau, nd? üi. ydjed
üy ahuh. Es fragt sich „soll man Opferbutter opfern, oder nicht?"*
„Allerdings soll man sie opfern'* ist die Antwort 11, 7, 4, 2. Vgl.
noch 11, 6, 1, 3 u. ö.
Wenn in der Darstellung des Rituals etwas Neues eingeführt wird,
so rückt das Neue, das natürlich besonders stark betont wird, im Satze
weiter nach vorn. Ist das Neue eine Handlung, so rückt das Yerbum
nach vorn. Ich führe einige Belege an: dpornuvanti gdlayai dvdre
dakshinatdh somdkrdyany üpa tishthafe nun öfhet man die Thür der
Hütte und von rechts kommt die Somakaufkuh heran 3, 2, 4, 15. ^
Yadd prdha sdmjfiaptdh pagur itij dthadhvaryür äha neshthah pdtnlm
udd nayeti. udd nayati neshta pdtnim pann^'anam hibhrailm. Wenn
er gesagt hat, „das Opferthier ist verendet,** so sagt der Adhvaryu:
„neshtar, bring die Frau herbei, und es bringt der neshtar die Frau
herbei, welche die Waschwanne zur Stelle schafft 3, 8, 2, 1. — vgl.
3, 8, 1, 6.
Sehr häufig ist der Fall, dass zwei Handlungen in einen wenn
auch noch so leisen Gegensatz zu einander tretend gedacht werden,
und in Folge dessen ein Verbum oder beide Verba vorrücken, z. B.
pratiprd muücanti vatsdhs tdn pünar apd hmvanti man lässt die
Kälber zu und treibt sie dann wieder fort 11, 1, 4, 1. Te sdrvam
yajfidm sdm avrifijata^ antdr ayann dsurän yajndt. Sie eigneten
sich das ganze Opfer an , aus schlössen sie die Asuren vom Opfer 1 1, 5,
9, 4 sd yddy anunirvdped^ dadydd doJcshinäm^ nädakshindm JuwA
syot wenn er die nachträgliche Austheilung (eine bestimmte Gerimonie)
vornimmt, so gebe er Opferlohn, nicht ohne Opferlohn soll die Opfer-
handlung sein 11, 1, 3, 7. — Das Priesterthum wird gelegentlich mit
Mitra, das Königthum mit Yaruna verglichen. Von dem Verhältniss
beider heisst es 4, 1, 4, 2: te hatte dgre ndnevasatur brdhma ca
Jeshatrdm ca^ tdtdh gagdJcaiva brdhma mitrd rite hshairdd vdrunäi
sthdtutn, nd kshairdm vdruna rite brdhmano mitrdt die beiden waren
im Anfang getrennt, das Priesterthum und das Königthum. Da ver-
mochte wohl das Priesterthum (Mitra) ohne das Königthum (Yaruna)
zu bestehen, nicht aber das Königthum (Yaruna) ohne das Priester-
thum (Mitra). (Das zweite gagaka ist zu ergänzen). — AÜm üd
§3.] 23 —
yachantXdhymm^ üpa yachanty upaydmanlh dann hebt man in die
Höhe den Feuerbrand, drunter legt man die Unterlage 3, 6, 2, 2.
Natürlich ist auch der Fall denkbar, dass sowohl das Yerbum,
als die Nomina eines Satzes stark betont sind, und also ein doppelter
Anspruch auf die erste Stelle erhoben würde. Ein solcher Fall liegt z. B.
in der 3, 2, 1, 18 ff. erzählten Geschichte Vers 21 vor. Es wird auf
die Erfahrung Bezug genommen, dass ein Frauenzimmer einen Bewer-
ber zuerst unfreundlich abweist, ihm dann verlegen antwortet, und
endlich ihn selbst ruft, und es soll nun gesagt werden : „So kommt es
dass die Frau schliesslich den Mann (nicht der Mann die Frau) anruft
(nicht bloss gewähren lässt).*' Es sind also sowohl die beiden Nomina
als das Yerbum betont. Dabei hilft nun die Partikel evd aus der Ver-
legenheit und der Satz lautet so: tdsmOd u strt pumänsam hvdyata
evottamdm.
§ 3.
Anmerkung Aber zusammengesetzte Yerbalformen.
Die Stärke der Gewohnheit, das Yerbum an das Ende zu setzen,
zeigt sich auch in der Behandlung der mit einer Präposition zusam-
mengesetzten Yerbalformen.
Es kommt nämlich häufig vor, dass man nicht die Praeposition
und die Yerbalform an den Anfang des Satzes rückt — Beispiele für
diesen Yorgang sind oben gegeben — sondern sich mit der Yoranschie-
bung der Praeposition begnügt.
Den Göttern gelingt es nur theilweise, die asurische Finstemiss
zu verscheuchen. Sie sagen: dpa vdvd tdmo hanmahe, nd tvevd
sdrvam iva wir verscheuchen wohl die Finstemiss, aber nicht ganz
.11, 5, 5, 3. Prajdpatir vaiprajäh srijdmäno 'tapyata, idsmäc chräntdt
tepändc chrtr üd akramcU, sd dtpyamänä hhrdjamanä Idaydnty ati-
shthaty tdm dtpyamanäm hhräjamanam Idaydnittn deodabhy ädhydyan.
2. te prajdpatim dbruvan hdnamemdm, d iddm asya dadamaha Ui.
sd hoväca: strt vd eshd ydc chrtr, nd vai striyam ghnanty, utd tvd asya
jtvantyä evd d dadata üi, 8. tdsya agnir annddyam ddatta somo
rüjydm vdrunah sdmrajyam mitrdh kshatrdm indro bdlam brihaspdtir
brahmavarcasdm savitd räshtrdm püshd bhdgatn sdrasvatT püshtim
tvdshta rüpdni, 4. sd prajdpatim abravit: dvai ma iddm adishateti
- 24 [§4.
sd hoväca: yajfienainan pünar yOcasveti. Als Prajäpati die Geschöpfe
schuf, wurde er heiss, und aus ihm, als er heiss und müde wurde,
stieg ^n empor (ein Anklang zwischen grantäd und gri ist beabsich-
tigt), sie stand da leuchtend strahlend flimmernd, und ihr der leuch-
tenden strahlenden flimmernden stellten die Götter nach. 2. Sie spra-
chen zu Prajäpati: Tödten wollen wir sie und ihr dies Alles wegneh-
men. Er sprach: die 9^1 ist ein Weib, ein Weib tödtet man nicht,
man beraubt die Lebende. 3. Ihr nahm nun Agni die Speise weg,
Soma das Eönigthum , Yaruna das Allkönigthum , Mitra die Herrschaft,
Indra die Kraft, Brihaspati die Frömmigkeit, Savitar das Reich, Pü-
shan den Beichthum, SarasvatI die Blüthe, Tvash^r die Formeu.
4. Sie sprach zu Prajäpati : Geraubt hat man mir das Meinige. Er
sprach: Fordere es ihnen wieder ab durch das Opfer. 11, 4, 3, 1 flF. —
Sd ha prajäpatir agnim uvdca: ydjai tvdya, d tvä labhä üi, Prajä-
pati sprach zu Agni: ich will mit dir opfern, darbringen will ich dich
11, 8, 3, 5. — Die Sonne (dditya) hat verachiedenen Wesen gewisse
Eigenschaften weggenommen (ddatta, desshalb dditya)^ u. a. dem Monde
den Glanz. Darüber heisst es 11, 8, 3^ 11: bhdm evd candrdtnasa
dda^xi^ tdsmäd etdyoh sadrigaydh sator ncUardm candrdmä Ihäty,
ättd hy äsya hhd, d ha vai dvishato hhrdtrivyasya bhdm daHe yd
evdm veda den Glanz nahm sie dem Monde weg, desswegen glänzt
unter den beiden ähnlichen Körpern der Mond nur schwach , denn sein
Glanz ist weggenommen, weg nimmt auch des Hassers und Feindes
Glanz, wer so Bescheid weiss. — Te hocuh: dti vai no ^ydm räjanya
bandhur avädU herunterdisputirt hat uns dieser räjanyabandhu 11, 6,
2, 5. — Von dem Schürhaken (upaveshd) wird gesagt: üpa iva vd
enenaitdd veveshti, tdsmäd upaveshd ndma der Adhvaryu bedient
gewissermassen das Opfer damit, desshalb heisst es upavesha 1, 2, 1, 3.
§ 4.
Die traditioneUe Stellimg der Casus.
Die traditionelle Stellung ist folgende: Der Subjectsnominativ
beginnt den Satz, der Accusativ steht unmittelbar vor dem Verbum,
die übrigen Casus (und Adverbia) werden in die Mitte genommen.*
1) Den Genitiv des Besitzes beim Verbum subsi siehe § 7 am Ende.
§4.] 25
Ich führe einige Belege an:
Lokdh päcyamänag catürbhir dkdmiair hrökmandm bhunakty,
arcdyä ca dänena cdjyeydtayä cavadhydtaya ca die Welt, wenn sie
verständig wird, stattet den Brahmanen mit vier Vorrechten aus,
indem sie ihn ehrt, beschenkt, nicht verletzt und nicht tödtet 11, 5,
7, 1 (über die Schleppe dieses Satzes später). Tdddhaitdd eke kugala
mdnyamanä daksinenaivd juhüm addäate, savy&nopahhritam dabei
nun ergreifen einige, die sich klug vorkommen, den juhü genannten
OpferlöiFel mit der rechten, den updbhrtt genannten mit der linken
Hand 11, 4, 2, 1. Sd vai parnagakhdyä vatsdn apd karoti er treibt
mit einem Parnazweige die Kälber weg 1, 7, 1, 1. Chdndänsi yuk-
täni devebhyo yaßidm vahanti die Metra bringen, angeschirrt, den
Göttern das Opfer 1, 8, 2, 8. Tdsmad imd vigah kshatriyOya balim
karanti desshalb zahlen die Bauern den Fürsten Abgaben 1, 3, 2, 15.
hrdhma vai mritydve prajdh prdyachat das Brahman übergab die
Geschöpfe dem Tode 11, 3, 2, 1. mdro ha yd^ra vritrdya vdjratn
prajahdra als Indra auf Yritra den Donnerkeil schleuderte 4, 1, 3, 1.
Agtitr ha ydtra devebhyo manushyän abhyupävavdrta als Agni sich
von den Göttern zu den Menschen wandte 2, 2, 1, 13. Sd etena
yajfiena devebhya atmdnam nir akrlnUa er kaufte sich durch dieses
Opfer von den Göttern los 11, 1, 8, 4.
Kommen zwei Accusative zusammen, so ist es, so weit ich sehe,
nicht der Accusativ des directen Objects, sondern der der Richtung,
welcher unmittelbar vor dem Verbum steht:
Hemantö. Mmäh prajdh svdm vdgam upandyate denn der Winter
bringt die Geschöpfe in seine Gewalt 1, 5, 4, 5. Svdn u caivaüdt pUrtfi
chreyänsam lokdm upön nayati auf diese Weise führt er seine Väter
in die bessere Welt 2, 6, 1, 3. Nd brähmandm brdhmacdryam upa-
ntya mifhundm caret wenn er einen Schüler in die Brahmanenschaft
eingeführt hat, soll er keine Begattung vollziehen 11, 5, 4, 16. In
demselben Buche 4, 1, 8 und 16 heisst eine gayatrl folgendermassen :
hdrirß jyotishpakshä ydjamänam svargdm lokdm abhivdhantl eine gol-
dene, lichtgeflügelte, den Opferherrn zum Himmel führend.
Natürlich kommt es sehr häufig vor , dass das Subject nicht beson-
ders ausgedrückt wird, z. B. Ned anena vdjrena sdmgitenatmdnam va
prithivtm va hindsäntti dass ich nicht mit diesem Donnerkeil, wenn
er geschärft ist, mich selbst oder die Erde verletze 1, 2, 4, 7. Atha
nOpitdya kshurdm prd yachati dann reicht er dem Barbier das Messer
hin 3, 1, 2, 9 tdm hddbhutam ahhijanitor jäydyai garbhdm nir avad-
26 f§5.
hu ein solches Ungeheuer fortzupflanzen , hat er den Schooss eines Wei-
bes verhindert 3, 1, 2, 21.
Die occaslonelle Stellung der Casus.
Sobald ein Casus eine stärkere Sinnbetonung erhält, rückt er
nach vom.
Ich führe die Belege, geordnet nach den Casus, an und erwähne
zuerst den
Nominativ:
Das Subjectsnomen kann nicht weiter nach vorn rücken, weil es
den Satz eröffnet, es kann also hier nur von dem Praedikatsnomen die
Bede sein, üeber dieses nun gilt folgende Regel:
§ 5.
Das PrBdleatsnomen.
Das Praedikatsnomen eröffnet den Satz, und verdrängt also den
Subjectsnominativ von seiner Stelle.
Diese Beobachtung ist far das richtige Verständniss vieler Stellen
der Prosa von Wichtigkeit. Z. B. mdrtya ha vä dgre devä astth
11, 2, 3, 6 heisst „die Götter waren ursprünglich Menschen ,^^ aber
devä ha vd dgre mdrtya asuh würde heissen „die Menschen waren
ursprünglich Götter/^ vamanö ha vishnur Osa heisst: Yishnu war ein
Zwerg 1, 2, 5, 5 u. s. w.
Oew'öhnlich nun sind die Sätze nicht so vollständig, wie dieser,
sondern das verb. subst. fehlt. Ich fahre aus einer ungezählten Masse
einige Beispiele an, welche den Sprachgebrauch genügend feststellen.
In einer Betrachtung über das Opfer wird dasselbe mit dem Menschen
identificirt. Es heisst da: pürusho vai yaj''dh, pürushas tena yajno
ydd enam piirushas tdnute das Opfer ist ein Mensch, das Opfer ist des-
wegen ein Mensch, weil der Mensch es zu Wege bringt 3, 5, 3, 1. Die
folgenden Zeilen nun beginnen: gira eväsya hamrdhdnam das h. ist sein
Haupt, müJcham eväsydhavantyah das ähavamya-YevLer ist sein Mund
u. s. w. Solche Identificationen sind sehr nach dem Geschmacke der Br.,
es Hessen sich daher aus ihnen hunderte von Belegen für die Stellung
des Praedicatsnomens anführen. Ich will nur noch 11, 2, 7, 1 ff.
namhaft machen. Dort wird das Opfer, welches Subject ist, ver-
glichen mit dem Jahre. Es heisst daselbst satnvatsaro yc^fkih das
Opfer ist das Jahr, ritdva ritvijah die Priester sind die Jahreszeiten,
mdsah havtnshi die Opfergaben sind die Monate, ardhamasd havi^-
§ 5.] — 27
patrdni, die Gefässe för das havis sind die Halbmonate, iydm evd
prathamd samidhent der erste sflw.-Vers ist die Erde, agnir dvittyd
der zweite Agni, vayüs trittya der dritte Väyu u. s. w. — tdsmot
gyeto ^nadvdn ddkshina desshalb besteht die Opfergabe in einein
weissen Stier 5, 3, 1, 7. — Im Beginn des dritten Buches wird über
den Opferplatz gehandelt und hinsichtlich desselben u. a. folgende Mei-
nung geäussert: ritvijo haivd devaydjanam ye brdhmandh gtigruvdnso
^nücänd vidvdnso yajdyanti der Opferplatz besteht in den Priestern,
welche als gelehrte, unterrichtete, kundige Brahmanen das Opfer für
jemand darbringen 3, 1, 1, 5. aparahne dJJcsheta, purd kegagmctgrör
vdpanod ydt hamdyeta tdd aQntyOd ydd vä sampddyeta, vratdm
hyhväsydtö ^ganatn bhavati am Nachmittag soll er sich weihen, ?or
dem Beschneiden von Haar und Bart mag er essen was ihm beliebt
oder vorkommt, denn nach dieser Zeit besteht sein Essen nur noch in
der Fastenspeise (d. i. Milch) 3, 1, 2, 1. Qareshtkdyanakti , vdjro vai
garo virakshdstäyai er pinselt das Auge mit einem Bohrende, denn das
Rohr ist ein Donnerkeil, geeignet Unheil abzuwehren 3, 1, 3, 13. tos-
mot tryängula vedih syat desshalb soll die Yedi drei Finger tief sein
1, 2, 5, 9. tdsmöd dpy etdrhi möghasanihita evd yösJiäh desshalb
sind die Weiber auch heute noch vergnügungssüchtig 3, 2, 4, 6.
[Anmerkung.
Sätze wie brdhma vd iddm dgra OsU sind wohl zu übersetzen
„diese Welt (iddm) bestand im Anfang aus dem hrahma" und nicht:
„das Br. war hier im Anfang." Dagegen dvayyb ha vd iddm dgre
prajd asus ist zu übersetzen: zwiefach waren hier im Anfang die
Geschöpfe 3, 5, 1, 13.]
Der Orund far diese Stellung liegt auf der Hand. Das Subject
nämlich ist bekannt, das Praedikatsnomen aber bringt etwas Neues
hinzu, und tritt also nach dem allgemeinen Gesetz der occasionellen
Wortstellung vor.
Diese Erwägung macht es zugleich wahrscheinlich , dass die Yor-
anstellung des Praedicatsnomens nicht ganz ausnahmslos sein wird.
Denn es ist doch auch denkbar, dass das Subject einmal ganz beson-
ders hervorgehoben werden soll, und also an seinem, sonst von dem
Praedicatsnomen ihm streitig gemachten Platze verbleibt. Ein solcher
Fall liegt z. B. vor in sdrve ha vai devä dgre sadrigä asuh, sdrve pünyah
alle Götter waren im Anfang gleich, alle rein 4, 5, 4, 2. Der Ton
liegt auf ,alle Götter S was desshalb voran steht. Ebenso 3, 1, 4, 1 (S. 20).
28 [§6.
Dagegen iu anderen Sätzen kann man zweifelhaft sein, welches
Nomen das Sabject ist, und welches dem Praedicat angehört^ so T. S.
5, 5, 4, 1 dpo vdrunasya pdinaya (isan. Soll man nicht vielleicht
übersetzen: Yamnas Frauen waren die Äpas, indem man selbstver-
ständlich voraussetzt, dass Varuna Frauen hatte? Diese Auffassung
ist mir recht wahrscheinlich in folgendem Satze der T. S. 6, 2, 10, 1:
devdsya tva savitüh prasavd Uy dbhrim d daUe prdsütyai; agvinor
hahübhydm ity ähäj agvinau hi devdnam odhvaryA ostOm mit den Wor-
ten „auf das Geheiss des Gottes Savitar'' ergreift der Adhvarfu die
Hacke um zu arbeiten, „mit den Armen der A9vinau^' sagt er, denn
die Adhvaryus der Götter waren die A9vinen. So können nun auch
noch manche Sätze im 9* B* i^- B. 1, 4, 1, 10) zu Zweifeln Anlass
geben, die ich hier nicht auffahre, weil ich ein Kriterium fär sichere
Entscheidung nicht gefunden habe.
§6.
Die oeeaslonelle Stellung des Aceusatlvs.
Mdno ha vai devd manushyäsyd jananti das Innere des Men-
schen ist es, was die Götter erkennen 1, 1, l, 7. Die traditionelle
Ordnung würde sein: devd manushyäsya mdna d jänanti, nun wird
mdnas an die Spitze geschoben, das übrige aber bleibt unverändert,
derartig , dass manushyäsya nicht einmal nahe an mdnas heranrückt. —
Täjiiavalkya räth den Brahmanen ab, sich mit einem Laien in Streit
einzulassen, unter folgender Motivirung: hrähmand vai vaydm smo,
rajanyäbandhur asaü, yddy am um vaydm jdyema, kdm ajatshmefi
brüyama, dtha yddy asdv asmdn jdyedj brahmandn rajanyäbandhur
ajalshld üi no brüyuh wir sind Brahmanen, er ist ein Laie. Gesetzt
wir besiegten ihn, so würden wir sagen „wen haben wir besiegt?'*
Gesetzt aber, er besiegte uns, so würde man zu uns sagen „die Brah-
manen hat ein Laie besiegt'' 11, 6, 2, 5. In der Stellung brahmandn
rajanyäbandhur ajaishU fühlt man deutlich das Sensationelle.
Beim Beginn einer Erzählung wird wohl die Hauptperson im Acca-
sativ vorgeschoben, z. B. Prajdpatim vai bhütdny updsJdan dem
Prajapati nahten sich einst ehrfurchtig die Geschöpfe 2, 4, 2, 1. Devdn
vd ürdhvdnt svargdm loJcdm yato ^suras tdmasantdr adadhus , te hocur:
nd vd asyanyena sattrdd apaghdto 'sti die Götter (acc.) als sie gerade
§6.] 29
auf zum Himmel stiegen , mnhüllten die Asuren (nom.) mit Finsterniss.
Sie sprachen, hiergegen giebt es keine andere Abhülfe, als die sattra-
Cerimonie. 11, 5, 5, 1. Die Götter sind in der nun folgenden Geschichte
durchaus die Hauptpersonen, und mussten also den Satz eröffnen. Bezeich-
nend ist auch , dass das Pronomen U sich nicht auf die zuletzt genann-
ten Asuren, sondern auf die Hauptpersonen, die Götter, bezieht.
Dieselbe Bewandniss hat es mit dem Anfang der bekannten Erzählung
Ait. Br. 7y 15: atha haikshvakam varuno jagräha. — Sehr häufig
sind Sätze wie prohshanlr adkvaryür d datte das Sprengwasser
nimmt der Adhvaryu 1, 3, 3, 1. Das Object des Satzes ist das Neue,
der fungirende Priester ist selbstverständlich, desshalb steht das erstere
voran. Ebenso z. B.: dtha stirndyai veder dve trine adkvaryür a
datte dann ninmit der Adhvaryu zwei Gräser von der gestreuten vedi
3, 8, 1, 11 und so oft. Dasselbe Verhältniss liegt vor in 2, 2, 2, 20,
zu dessen Yerständniss ich auch den vorhergehenden Vers mittheile:
tdsya vd etdsyOgnyddheyasya satydm evbpacärdh. sd ydh saiydm vddati
ydthagnim sdmiddha/ni tarn ghritenäbhishiüced evdm hainam sd üd
dSpayati, tdsya hhüyo-bhüya evd tejo bhdvaii Qvdh-gvah Qr6yan bha-
vati, dtha yö ^nritam vddaii ydthagnim sdmiddham tdm udakenäbhi-
shinc4d evdm hainam sd jasayati, tdsya Tzdnlya-kanlya evd tejo bhd-
vaii Qvdh - fvah pdptyan bhavati, tdsmod u satydm evd vadet 20. tdd
u hdpy arundm aüpavegim jnätdya ücüh: sthdviro vd asy agnt d
dhatsveti, sd hoväca: te maitdd brütha vOcamyamd evatdhi nd vd
dhitagninänritam vaditdvyam, nd vddan jatu ndnritam vadet, tdvat
satydm evbpacard iti. Bei dieser Anlegung des heiligen Feuers ist
Wahrhaftigkeit Pflicht. Wenn einer wahrhaft redet, so macht er sein
Feuer auflodern, als ob er das entfachte Feuer mit Fett begösse, sein
eigener Glanz wird immer mächtiger und er wird von Tag zu Tag
glücklicher; aber wer unwahr* redet, der löscht sein Feuer aus, als ob
er das entfachte Feuer mit Wasser begösse, sein eigener Glanz wird
immer geringer, und er wird von Tag zu Tag kümmerlicher. Des-
wegen rede man die Wahrheit. So sagten einst auch zu Arunä Aupa-
ve9i seine Verwandten: du bist alt genug, lege die beiden heiligen
Feuer an. Der sprach: „damit sagt ihr zu mir: , schweig still'. Wer
die Feuer anlegt, darf nicht unwahr reden. Nur wer überhaupt nicht
redet, wird nicht die Unwahrheit reden, bis zu diesem Grade (d. h. bis
zum Schweigen) ist Wahrhaftigkeit Pflicht" In dem letzten Satze ist
Aruna, dessen Aeusserung erzählt wird, die Hauptperson, ^e jfiatdyas
sind selbstverständlich, da es Sache der Familie ist zu sorgen, dass
die Anlegung der heiligen Feuer nicht versäumt werde.
30 [§6.
Von den Wassern heisst es mehrfach z. B. 2, 1, 1, 3 yademdm
loh dm dpa €Lgdchanti „wenn die Wasser herunter kommen/' Dabei i^t
imdin lokdm betont, weil es sich um das Herabkommen der oben befind-
lichen Wasser handelt. — Ebenfalls ein mehrfach wiederkehrender Satz
ist der folgende : yajnena vai devd imdm jüim ßgyur, yaishöm iydm
jUis, te hocuh: Jcathdm na iddm manushyair andbhyärohydm syäd
üi. te yajndpya rdsam dhttvd ydtha mddhu mddhtikrito nirdhd^ey^r
viduhyaj yajndm yüpena yopayüvd Uro ^bhavan. Durch das Opfer
erlangten die Götter die Obergewalt, welche sie besitzen. Sie spra-
chen: Wie könnte dieses unser Vorrecht für die Menschen unerreichbar
gemacht werden? Sie sogen den Saft des Opfers aus, ihn heraus-
ziehend als ob Bienen Blumensaft aussögen , verwischten das Opfer mit
dem Opferpfahl und verschwanden 3, 1, 4, 3. In diesem Satze steht
das Object mddhu vor dem Subject madhukrücts, weil mddhu im Ver-
gleich mit rdsa steht, auf mddhu also ein Sinnaccent ruht, üeber die
Stellung yajfidm yüpena yapayUvd s. die Anm. zum folgende Paragra-
phen, ete ha vai rdtri sdrva rdtrayah samdva yanti auf diese beiden
Nächte (Voll- und Neumondsnacht) reduciren sich alle Nächte 11, 1,
7, 4. — Lehrreich ist auch folgendes Beispiel: devd ha vd asydw
yaßdfn tanvänd imdm yajüdd antdr tyuh, sd haishäm iydm yajndw
mohaydrn cakära kathdvji nü mdyi yajfidm tanvand mdm yajnäd
antdr tyur iH. tdm ha yajMffi nd prd jajnuh die Götter vollzogCD
das Opfer auf der Erde, schlössen diese aber vom Opfer aus. Sie
störte ihnen das Opfer , „ wie konnten sie denn mich , während sie auf
mir das Opfer vollzogen, vom Opfer ausschliessen/^ Jene brachten das
Opfer nicht zu Ende 3, 2, 3, 1. In diesen Sätzen liegt der Ton auf
dem Pronomen iydm ^die Erde', wofür in directer Rede mdm und mdyi.
Die Locale asydm und mdyi sind vermöge ihrer traditionellen Stellung
weit genug nach vorn gerückt, aber die Accusative imdm und mdm
würden zu weit hinten stehen, und rücken also um eine Stelle weiter
nach vorn, wodurch denn yajMt unmittelbar vor das Verbum konmit
Dieselbe occasionelle Stellung des Accusativs kann natürlich auch
in solchen Sätzen stattfinden, in welchen das Verbum ebenfalls occa-
sionell steht Ich analysire z. B. den oben (S. 20) angeführten Satz
m bhajante ha vd imdm dsurüh prithivtm^ die Asuren vertheilen diese
Erde. Die traditionelle Stellung wäre dsuras imdm prithivfm vi bha-
jante. Der Sinn aber erfordert eine Betonung des Vertheüens, es
würde danach entstehen vi bhajante dsuras imdm prifhivtm (wie es z. B.
heisst udd nayati n^shfä pdtmm aus der Normalstellung neshta pdtntm
udd nayati vgl. S. 22). Nun soll aber das Object nicht zu weit vom
§7.] 31
Verbom getrennt werden , weil es ja mehr auf das Yertheilen der Erde,
als auf das Yertheilen durch die Asuren ankommt, und man könnte
also die Stellung vi bhajatUe imdm prithivtm dsara^ erwarten , indes-
sen so weit ist der Schriftsteller nicht gegangen. Wie das componirte
Verbum durch das entgegengesetzte Wirken der Tradition und Occasion
auseinandergezogen wird, so auch hier. Die Yoranstellung des Adjec-
tivoms allein genügt. So entsteht die Satzgestalt: vi bhajanta imdm
cisuräh prithivtm. Derselbe Fall liegt vor in einem ebenfalls schon
angefahrten Beispiel (S. 22) te sdrvam yaßdm sdm avrifijatay antdr
ayann dsuran yajüdt sie eigneten sich das ganze Opfer an, aus
schlössen sie die Asaren von dem Opfer. Hier stehen einander die
Begriffe Götter und Asuren, aneignen und ausschliessen betont gegen-
über, unbetont ist nur Opfer, was desshalb durch dsuran von seinem
Platze verdrängt wird. — Ebenso steht es mit dem öfter wiederkeh-
renden der Y. S. angehörigen Satze: d vaha devdn ydjamandya z. B«
1, 4, 2, 16. In der gleich folgenden Ausfahrung heisst es dann mit
traditioneller Stellung : tdd asmai yajüdya devdn dvodhavd aha.
§7-
Die oeeasionelle Stellang der flbrigen Casns.
Für diese genügen nunmehr folgende Belege:
Prayajair vai devdh svargdm Idkdm dyan. Mittels der PraySjäs
gelangten die Götter in den Himmel 11, 2, 7, 26. Taurnamas6na
vd indro vritrdm ahan Mittels des Yollmondopfers schlug Indra den
Yritra, 11, 1, 3, 5. — indro ha yätra vritrdya vdjram prajahdra sd
prdhritag catwdMbhavat tdsya sphyds tritlyam va ydvad va yüpas
tritXyam vü ydvad va rdthas trüiyam va ydvad va. dtha ydira prd-
harat tdc chdkalo 'qiryata. sd paiUvd garb ^bhavat, tdsmac charö
nama ydd dgfryata. evdm u sd caturdhd vdjro ^bhavat. 2. tdto dvd-
bhyam brOhmand yajne cdranti dvdbhyam rajanyäbandhavah sam-
vyodhö, yApena ca sphyena ca brOhmand rdthena ca garena ca
rajanyäbandhavah Als Indra gegen Yritra den Donnerkeil schleuderte,
so ging dieser in vier Stücke. Ungef&hr ein Drittel von ihm wurde
der Opferspahn, ungefähr ein Drittel der Opferpfosten, ungefähr ein
Drittel ein Wagen. Und wo er hinschlug, da fiel ein Splitter herab.
Dieser wurde im Fallen zum Pfeil. (Desshalb heisst er Pfeil, weil er
fiel). So ging der Donnerkeil in vier Stücke. Seitdem erscheinen mit
zwei Dingen die Priester beim Opfer, die Krieger in der Schlacht, mit
32 [§7.
Spahn und Pfosten die Priester, mit Wagen und Pfeil die Krieger
1, 2, 4, 1. Divi vai söma dsld, dthehd devdh Im Himmel war der
Soma, aber hier die Götter 3, 2, 4, 1 u. oft. Bohinydm agnf ä da-
dhtta, rohinyäm ha vai prajdpaiih prajdkamo *gnt d dadhe am Bohini-
Tage lege man die beiden heiligen Feuer an, denn am Bohini-Ts^e
legte Prajäpati, nach Nachkommenschaft begierig, die Feuer an 2, i,
2, 6. Tdsniod u samvatsard evd kumarö vyd jihtrshati desshalb
fängt gerade nach einem Jahre ein Knabe an zu sprechen 11, 1, 6, 3.
Ätha ha sd devayajt yö veda devdn evähdm iddm ydje, devdnf sapar-
yamtti. sd ydtha greyase pdptyan balim hdred, vaigyo va rdjht
baUm hdred, evdm sd. Auch der ist ein Götteropferer , der da weiss,
den Göttern opfere ich jetzt, die Götter verehre ich jetzt Als ob
dem Höheren der Niedere Abgabe zahlte , oder der Bauer dem Fürsten
Abgabe zahlte, so verhält es sich 11, 2, 6, 14. Weil devdn stark
betont ist, so ist auch greydse nach vorn geruckt , bei der Fortsetzung
durch va aber hat die traditionelle Stellung wieder das Uebergewicht
erlangt
Für den Genitiv kommen namentlich solche Anfänge von Erzäh-
lungen in Betracht wie tvdshtur ha vai putrd asa, mdnor ha vai
duhitäsa u. ähnl. Nach der normalen Wortstellung sollte man erwar-
ten putrds tvdshtur asa „ein Sohn gehörte dem Tvashtar,^^ wie es z. B.
T. S. 1, 5, 9, 2 heist: dhar devdnam äsU der Tag gehörte den Göt-
tern; wobei also der Genitiv des Besitzes unmittelbar vor dem verb.
subst steht (vgl. auch § 19). Die Worte tvdshtur und mdnor sind
aber hier nach vom gerückt, weil sie das Stichwort der Erzählung
bilden. Da begreiflicherweise zu einem solchen Erzählungsanfang häufig
Gelegenheit ist, so sind diese Genitive in occasioneller Stellung häa-
figer anzutreffen, als in traditioneller.
Anmerkung.
Eine besondere Bewandniss hat es vielleicht mit der Wendung yajhdm
yüpena yapayitvd 3, 1, 4^ 3 u. oft. In diesem Falle liegt vielleicht
keine Verschiebung der Wortstellung in Folge starker Betonung vor,
sondern yüpena yopayitvd bildet eine so enge begriffliche Einheit, dass
diese Worte nicht getrennt werden dürfen. Man könnte wohl auch auf
die Meinung kommen , dass in der Wendung hotrdya prd var zum Prie-
ster wählen die Sache ebenso stände und mir ist diese Ansicht niclit
unwahrscheinlich, obwohl in den Stellen 1, 3, 3, 13. 1, 2, 3, 1 anch
die stärkere Betonung des Accusativs gerechtfertigt erscheint
§ 8,] 33
Die Stellung des Inflnitirs im YerhSltniss zum yerbnm flnltum.
Da die Infinitive auf -tos im (^. B. stets nur entweder in Ver-
bindung mit der Praeposition i oder abhängig von I^varäs vorkommen,
also nicht mit einem verbom finitum constroirt werden, und von den nur
sporadisch auftretenden Infinitivformen hier abgesehen werden kann, £(b
kommen nur die Infinitive auf -tum und ^tcbvai in Betracht. Die
letzteren stehen, wo sie überhaupt mit dem verbum finitum verbunden
sind (was überall ausser 2, 3, 1, 21 und 14, 9, 4, 13 der Fall ist)
immer unmittelbar vor demselben , z. B.: tdd dgvam änetavai hrüyät
dahin lasse er ein Boss herbeibringen 2, l, 4, 16. Das verbum fini-
tum ist entweder, wie in dem angeführten Beispiel hrüyat oder aha
oder (4, 1, 5, 4) uvOca.
Am zahlreichsten sind die Infinitive auf -tum. Bei diesen stellt
sich die Sache so, dass in den positiven nicht fragenden Sätzen der
Infinitiv unmittelbar vor dem Verbum steht (wenn dieses nicht etwa
occasionell vorgetreten ist). So z. B. : varshnydya devaydjanam
jöshayitum aima wir gingen für V. einen Opferplatz zu suchen
3, 1, 1, 4. Ebenso bei ä gam: 2, 2, 3, 1 und 4, 2, 4, 9. Bei gak:
dthötpatitum gaknuvanti dann vermögen sie zu fliegen 10, 2, 1, 1.
Aehnlich 1, 5, 1, 1. Bei dhar: tdm ha tdta evd prdshfutn dadhre
den begann er darauf zu fragen 11, 4, l, 3. Ebenso 1, 4, l, il.
6, 2, 2. 4, 2. 2, 3, 3, 1. 10, 2, 2, 1. 10, 6, 5, 6. 13, 4, 4, 6. 14,
4, 3, 32. 14, 6, 1, 4. Auffällig ist mir die Stellung in dem Satze:
anydd evd k dr tu fti dadhrire, anydd vai hurvanti ein Anderes haben
sie zu thun unternommen, ein anderes thun sie 9, 5, 1, 20. Man
könnte anydd evd dadhrire kdrtum, anydd vai kurvanti erwarten. Die
Erklärung liegt wohl darin, dass die Phrase kdrtum dadhrire als den
einen Begriff „versuchen'' bezeichnend aufgefasst wird. Dieselbe Stel-
lung findet sich ferner bei a/rh: sd ha vai brahmd bhdvitum arhtUi
der verdient Priester zu sein 12, 6, l, 41. Ebenso 6, 7, 1, i. 3. 12,
6, 1, 41, 13, 1, 4, 2.
Natürlich kann aber der Infinitiv nicht vor dem Verbum stehen,
sobald dieses occasionell an die Spitze des Satzes tritt. DafQr führe
ich folgende Belege an: tdtah gagäkaivd brdhma mitrd riti kshaträd
vdrunat sthätutfiy nd kshatrdtß vdmna rite brdhmafio miträt deshalb
vermochte wohl der mit dem Priesterstand identische Mitra ohne den
mit dem Eriegerstand identischen Varuna zu stehen, aber nicht umge-
kehrt 4, 1, 4, 2. Die Betontheit des Verbums ist auch durch vai gekenn-
Dttlbrack, lyntakt. Forach. 111, ;>
34 [§ 8.
zeichnet: 5, 2, 5, 4. 8. (gahnöti vai tat kdrtum\ TgL auch 5, 1, 1, 13.
Ebenso ist die Betontheit deutlich in folgendem Satze: sd ycis iäi
hdrma qahnoti kdrtum, ydc ciktrshati wer die Handlung, die er aus-
zuführen beabsichtigt, auszufahren auch wirklich yermag 5, 2, 3, 4.
Dieselbe Gonstruktion findet sich noch 2, 4, 2, 6. 4, 6, 7, 21. 9, 5.
5, 2, 5, 12. 6, 3, 1, 39. 6, 7, 1, 16 ff. Dagegen liegt die Sache anders
in folgendem Fall: ektddm pdtava veditum yatard nau jdyaitti
wohlan jetzt, lass uns hinfliegen , um zu erfahren , wer von uns beiden
Siegerin ist 3, 6, 2, 6. In diesem Satze erklärt sich die Nachstellung
des Infinitivs daraus, dass an vSdüum sich ein Satz anschliesst.
In negativen und fragenden Sätzen aber steht gewöhnlich der
Infinitiv hinter dem Yerbum. Dies ist der Fall in der Verbindung mit
gak: anindyd vai mävrishatay sb^nindyair vritö nägakam dpahra-
mit um untadlige Leute (die Götter) haben mich aufgefordert, ihr
Opferpriester zu sein, und da ich von untadligen aufgefordert war, war
ich nicht im Stande, mich der Aufforderung zu entziehen 3, 5, l, 17.
Dieselbe Gonstruktion liegt vor l, l, 1, 18. 4, 17. 4, 1, 13. 19. 6, 3,
36. 2, 1, 4, 26. 4, 2, 1, 5. 4, 19. 6, 4, 1. 6, 1, 1, 3. 3, 1, 14.
8, 7, 1, 4. 10, 4, 1, 5. 11, 4, 2, 19. 14, 1, 1, 6. Bei (xrh 2, 4,
1, 10; bei kam 4, 1, 4, 9; bei d dar 2, 6, 3, 17. 9, 1, 2, 16.
10, 5, 2, 6.
Von fragenden Sätzen, in welchen der Infinitiv nach steht, sind
mir folgende bekannt: ko hyUdm drhaiy abhydrodhum denn wer
darf zu ihm (dem Soma) auf den Wagen herauf steigen 3, 3, 4, 9.
Bei demselben Yerbum findet sich dieselbe Gonstruktion noch 2, 1, 2, 11.
13, 4, 2, 16. 14, 9, 1, 11; bei gak 14, 9, 2, 8 kathdm agakaJta mdd
rite jtvitum wie brachtet ihr es fertig, ohne mich zu leben?
Doch findet sich bisweilen in negativen Sätzen auch diejenige
Stellung des Infinitivs, welche sonst in positiven Sätzen auftritt. Mir
sind folgende Fälle bekannt geworden: Mit gak finde ich: tdsmind
apigrihya ndsike nd himkartum gaknott desshalb kann man, wenn man
die Nase (nicht wie gewöhnlich offen lässt, sondern) zuhält, nicht hm
sagen 1, 4, 1, 2. 4, 2, 2, 11. Aehnlich 9, 5, 1, 5. 6. 9. Bei arh
findet dasselbe statt 6, 4, 1, 8. 7, 4, l, 9. 13, 7, 1, 5. 13, 8, 4, 2. »
Somit ergiebt sich, dass bei normaler Yerbalstellung der Infinitiv
in positiven Aussagesätzen unmittelbar vor dem Yerbum steht, in
negativen und fragenden gewöhnlich hinter dem Yerbum, dass also eine
1) Soll nicht das Yerbum , sondern nnr der Infinitiv negirt werden, so wird
er mit -an componirt. So steht dnahkibhartum 10» 4, 1, 18.
§ 9.] 36
ganz feste traditionelle Stellang des Infinitivs nicht vorhanden ist Der
Grund für die Scheidung der Stellung nach Sätzen mag wohl darin zu
finden sein, dass fragende und negative Sätze ohnehin schon gefüllter
sind, und also vor dem Verbum nicht so viel Platz bieten, als positive
Aussagesätze.
§9.
Die Stellang des Adjectimms.
Die traditionelle Stellung adjectivischer Wörter ist vor dem Sub-
stantivum.
Zum Belege führe ich zunächst einige Pronomina an:
aydm samudrdh dieses Meer; iydm prithivi diese Erde; iddm
sdrvam dieses All; asaü loJcdh jene Welt; svätfi duhitdram seine
Tochter u. a. m.
Ebenso ist die Stellung der pronominalen Adjectiva wie dnya, sdrva,
uttaraj pArva u. s. w.; ebenso die der Zahlwörter, wie pdüea fitdväh
fünf Jahreszeiten; dvddaga mdsdh zwölf Monate u. s. w. Von anderen
Adjectiven führe ich beispielsweise folgende an: bahdvo brahmanäh
viel Brahmanen ; ddkshinatii jdnu das rechte Knie; savydm jdnu das
linke Knie; Tcfishrjkdm vdsali das schwarze Kleid; gvetdh pdrvatah
die weissen Berge (14, 6, 8, 9); hdritah hugdh die grünen Gräser;
babhrür gaüh der braune Stier (doch wird uns später bei den Bezeich-
nungen der Farbe von Pferden und Bindern eine Ausnahme begegnen) ;
güshkah gdrkaräh die trockenen Kiesel; sukhe gdyane gdyana^ auf
bequemem Lager liegend; hiranmdyam aitddm das goldene Ei;
panyä angtUaydh die Finger an den Händen; divydh gvd der himm-
lische Hund; manusht vdk die menschliche Stimme; avanegyam
udakdm Wasser zum Waschen, und viele andere.
Auch wenn ein Acyectivum noch mit einem Pronomen oder einem
anderen Adjectivum verbunden ist, stehen diese voran: z. B. eshd
varunyä rdjjuh jene Fessel des Yaruna; imdni sdrvany dngani
alle diese Glieder; asuraghnt sapatnaghni vdk eine Asuren und
Feinde tödtende Stimme; agnTshomtya ekadagakapalah puraddgah
ein für Agni und Soma bestimmter elfschaaliger Opferkuchen. Ver-
bindungen dieser letzten Art sind, wie der Stoff des 9- B. es mit sich
bringt, ausserordentlich häufig. (Jedoch ist die Stellung nicht ganz
constant Es kommt auch vor, dass von zwei Adjectiven eins nach
steht, z. B. 9- B. 3, 2, 3. 1; s. unten S. 38.)
36 [§ 10.
§ 10.
Das AdJectiTiuii im Sinne eines SnbstantiYams oder
Partieipiums.
Wo das Adjectivum nach dem Substantivuin steht, da hat es oft den
Sinn der Apposition, d. L das Adj. und Subst. werden nicht in einem
Athem ausgesprochen, sondern es findet nach dem Sabstantiynm ein
Abschnitt des Sinnes und also auch der Aussprache statt, so dass das
Adjectivum eine selbstständigere Stellung einninmit, sei es, dass es
einem Substantivum ähnlich wird, sei es, dass es wie ein Participiuffl
eine Nebenhandlung auszudrücken bestimmt ist
a. Das Adjectivum im Sinne eines Substantivums.
Unter dieser Bubrik erwähne ich zuerst geläufige Bezeichnungen
der Farbe des Pferdes oder des Bindviehs. Durchgehend scheint zo
sein dsvdh (vetdh oder gukldh z. B. 2, 6, 3, 9. 3, 5, 1, 19. 20. 6, 2, 4
(auch Ait. Br. 5, 35). 7, 3, 2, 1. 10. 14. Ebenso gaüh gvetdh ein
weisser Stier, z. B. yddy ägvom Qvetdm nd ^Hndet, gaür evd gvetdh
sy(Ü 2, 6, 3, 9. 3, 5, 1, 20, obgleich in diesem öfter wiederkehrenden
Satze auch die starke Betontheit des Substantivxmis gaüs^ welches zu
dgvas in Gegensatz tritt, die Stellung veranlasst haben könnte (woran
man bei dgvah ^etdh nicht immer denken kann, weil nur in einigen
wenigen Stellen ein solcher Gegensatz vorhanden ist). Ob auch bei den
weniger geläufigen Farbennamen die Nachstellung des Adjectivums üblich
gewesen sei, vermag ich aus dem mir vorliegenden Material nicht zu
entscheiden. Zwar findet sich mit Voranstellung des Adjectivums
hdbhrür gaüh, prishan gaüh, gyamö gaüh, gitiprishihö gaüh.
Aber aus den mir bekannten Stellen lässt sich ein Schluss nicht ziehen,
weil in ihnen iumier ein besonderer Ton auf der Farbenbezeichnung
ruht, das Adjectivum also nach der occasionellen Wortstellung die erste
Stelle behalten muss. Z. B. steht 5, 5, 1, 9 ff. folgender Satz : yddg u
saumgdg carur hhdvati, tdsya babhrür gaür ddkshina und weiter:
dtha yd eshd vaigvctdevdg carur bhdvati, tdsya pfishan gaür ddkMnd
d. h. wenn das Mus für Soma bestinmit ist, so ist dabei ein brauner
Stier die Opfergabe, aber wenn es für alle Götter bestimmt ist, ein
bunter Stier. Ebensowenig kann gyeto 'nadvän 5, 3, 1, 7 beweisend
sein, weil auch in diesem Falle ein Ton auf der Farbe liegt Somit
kann nur als festgestellt angesehen werden, dass man dfvat^ gvetdh
sagte, während man doch andererseits gvetdh pdrvatah gebraucht. Der
§ 11.] 37
Grund ist offenbar der, dass die geläufige Farbenbezeichnung substan-
tivirt war (vgL der Braune etc.)
An Farbenbezeichnungen schliessen sich am besten gewisse Epi-
theta perpetua von Göttern, die als Namen, mitbin auch substantivisch
anfgefasst werden müssen , z. B. agnih svishtakrit, agnir dcyutah^
agnir annaddh. (ygl. Zevg OXöfAJtiog.)
b. Das Adjectiyum im Sinne eines Participiums.
Einen participialen Sinn hat z. B. prcyäkamah in folgendem Satze:
rohimfdm ha vai prajdpatih prajdkamo ^gnt d dadhe am Bohinitage
zündete Prajapati, weil (oder als) er Nachkommenschaft begehrte, die
beiden Feuer an 2, 1, 2, 6. Ebenso erscheint mehrfach das adj.
praclnavUin „einer der die heilige Schnur von der rechten Schulter
nach der linken Seite trägt^^ gebraucht z. B. dthainatn pitdrah pracX-
nävitinah savtfdip jdnvdcyqpO^Sdan darauf verehrten ihn (den Prajapati)
die Pitaras, indem sie die Schnur umlegten und das linke Knie beugten
2, 4, 2, 2. Es hätte auch bhütvd dazu gesetzt werden können , wie 9.
Ebenso ist es zu erklären, wenn caturgrihUd und paficagrihUd
bald vor, bald nach djya erscheinen. Diese Wörter werden entweder
als Adjectiva oder als Partidpia angesehen.
§ 11.
Naehstellnng mehrerer Adjectiva.
Mehrfach findet sich der Satz: tvdshfur ha vai patrdfh trigTrsha
shadahshd Osa, tdsya trtny evd mükhany asüh Tvash^r hatte
einen Sohn, dreiköpfig, sechsäugig, der hatte auch drei Munde 1, 6, 3, 1.
(Dagegen bei zwei Adjectiven im Gonjunctionssatz : sd ydtra trigir-
shanam tvashfrdm viQvdrüpafjt jaghdna als er den dreiköpfigen
Tvash^rsohn Yi^varQpa erschlagen hatte 1, 2, 3, 2.) i4 dntarena
pwrushah hrishndh pingakshö danddpänis tasthau zwischen den
beiden Weibern stand ein Mann, schwarz, rothäugig, einen Stock in
der Hand 11, 6, 1, 7. gayatriifi hdrimm jyötishpaksham ydja-
mänam svargdm lokdm abhivdhant^m eine güyatrT, grün, licht-
geflügelty den Opferherm zur Himmelswelt geleitend 11, 4, 1, 8. Femer
ist geläufig die Wendung: brähmai^h gugruvdnso ^nücünd vidvdnsah
Brahmanen gelehrt, belesen, unterrichtet Auch wenn nur zwei
oder eines dieser drei ehrenden Epitheta steht, bleibt die Stellung
dieselbe, offenbar in Erinnerung an die volle Phrase.
38 — — [§12.
Der Grand, warnm in diesen nnd ähnlichen Wendungen das Snb-
stanti vmn voransteht , ist der, dass man auf dasselbe nicht allzu lange
warten lassen will
§ 12.
Naelistelliiiig eines adJeeÜTisehen Compositiiiiis.
tdsffai hdmr dvyürana gdyana üpabaddhOsa an deren Lager war
ein Mutterschaf mit zwei Jungen angebunden 11, 5, 1, 2. ydd asimif
vigve devd dsldans^ tasmOt sddo nanuiy td u eväsminn ete hrähmani
vigvdgotralf^ gidanti weil alle Gatter sich in dasselbe setzten, danmi
heisst es sddcts, und auch jene sitzen darin, die Brahmanen yon
allen Geschlechtern 3, 5, 3, 5. Bezeichnend ist der Wechsel in der
Stellung des adjectivischen Gompositums in folgenden Sätzen: Im
Anfang des dritten Buches wird Anweisung zum Bau eines Schup-
pens oder einer Hütte auf dem Opferplatz gegeben, und es heisst
daselbst 1, 1, 6: tdc chdlam va virnüam va practnavangam miiwanti
dann bauen sie eine Hütte oder einen Schuppen mit dem Tragebalken
nach Osten. In diesen Worten m^Lg prüc"* nachstehen, weil es ein adj.
Comp, ist, oder weil unmittelbar nachher folgt: prdci M devänOm dit
In dem folgenden Satze aber, in welchem der Ton auf dem adj. Com-
positum liegt, rückt dasselbe nach vorn: tdsmän manushd ud^ctna-
vangam evd gälüAn vä virnüam va minvanti desshalb baut man im
gewöhnlichen Leben die Hütte oder den Schuppen mit dem Trage-
balken nach Westen. In diesem Falle ist das betonte adjectiyische
Compositum vorangestellt, obgleich auch hier die Worte folgen:
üdicl hi manushyänam dik. So sehr überwiegt das Grundgesetz
der occasionellen Wortstellung, dass das betonte Wort nach Torn
rückt.
Jedoch ist die Nachstellung eines componirten Adjectivums nicht
nothwendig, wie denn oben solche Wendungen wie ekadagakapälah
puroddgäh angeführt worden sind. Das componirte AdjectiTum wird
nur dann nachgestellt, wenn es dem Sinne nach so reich, gleichsam so
schwer ist, dass es nicht wie ein gewöhnliches Adjectivum gehand-
habt werden kann. Es scheint in dieser Beziehung eine gewisse
Willkür zu herrschen (oder ich habe das Gesetz noch nicht ent-
deckt); so findet sich neben dem häufigen a shtäk apaiah pur odd^ah
^udh puroddgam ashtdkapalam z.B. T. S. 1, 8, 1, 1.
§ 13.] 39
§ 13.
Nachstellnng eines einfiiehen AdJeetiTnms.
Wir haben bis jetzt gesehen, dass das Adjectivum nachsteht, wenn
es im Sinne eines Substantivums oder einer Apposition gebraucht wird,
und femer wenn das adjectivische Element so viel Baum einnimmt,
dass man es vorzieht, ihm das Substantivurn yoranzuschicken ^ auf
^welches man sonst zu lange warten müsste. Es entsteht nun noch die
Frage, ob nicht eine occasioneUe Stellung des einzelnen einfachen
Adjectivums möglich ist.
Man hätte zu erwarten, dass das Substantivum dann voran steht,
wenn auf demselben ein besonderer Nachdruck liegt.
In der That verhält es sich auch so. Doch weiss ich nur
wenige sichere Belege dafür beizubringen. Einer ist aus T. S. 5, 7, 3, 4
und lautet ydd äjyam ucckishyeta tdsmin brahmaudandm pacet, tarn
hrahmandQ catvdrah prägnlyuh in der etwa übrig bleibenden Opfer-
butter koche er ein Mus für Brahmanen^ das sollen vier Brahmanen
essen. Der Ton liegt hier darauf, dass dieses Mus fQr Brahmanen,
and niemand anders bestimmt ist. Desshalb steht brdhmanah vor
ccdvdrah, während wenige Zeilen später cdtasro dheniih steht. Ebenso
^. B. 4, 2, 5, 10 naür ha vd esM svargyä, ydd iaMshpavamandm,
tdsyä ritvija evd sphydg cärUrag ca das Bahishpavamänam ist ein zum
Himmel führendes Schiff, dessen Spieren und Buder sind die Priester.
Da der Nachdruck auf dem Vergleich mit einem Schiff ruht, so
wird naüs vorangesetzt.
Wie es mit mddhu sOraghdm 3, 4, 3, 14. 14, 2, 1, 20 und anaduM
vahald 5, 2, 4, 13 steht, weiss ich nicht sicher zu entscheiden.
Stehen mir also — woran gewiss der Zufall mitschuldig ist —
nur wenige Belege für den vorliegenden Fall zu Gebote, so ist doch
unzweifelhaft constatirt, dass das Substantivum wegen starker Betont-
heit occasionell vorrücken kann.
Schliesslich kann das Adjectivum nachstehen, weil es die Schleppe
eines Satzes bildet, s. § 28.
Vielleicht steht gelegentlich ein Adjectivum aus einem ästhe-
tischen Orunde nach, s. § 30.
40 [§14.
§ 14. Stellung des Participimiis.
Das Parücipium steht hinter dem Sabstantivum.
Zum Beleg führe ich einige Beispiele an:
ydtheddm pagdvo yuktd manashyihhyo vdhanty, evdm d^indansi
yuktdni devebhyo yajüdm vähanü wie das Zugvieh, wenn es ange-
schirrt ist, dem Menschen etwas fährt, so fahren die Metra, angeschirrt,
zu den Göttern das Opfer hin 1, 8, 2, 8. td enam ubhöye devdh
prTtdh svargdm Idkdm abhi vaha/nti diese beiden Arten von Göttern
(Götter und Brahmanen) fuhren den Menschen, erfreut, zum Himmel
hin 4, 3, 4, 4. Idkdh pdcyamänag caturhhir dhdrmair brdhnuindm
bhtmMy, arcdyä ca ddnena cäjyeydtaya cüvacOiydtayä ca die Welt,
wenn sie reif an Verstand wird, vergnügt den Brahmanen durch vier
Vorrechte, sie ehrt ihn, beschenkt ihn, bedrückt ihn nicht und verletzt
ihn nicht 11, 5, 7, 1. etdd dha vai grihdpaieh proshüsha dgatad
grihdh samüUrasta iva ihavanti so sind die Hausgenossen vor dem Haus-
herrn, der, nachdem er verreist gewesen, wiedergekehrt ist, in Angst
2, 4, 1, 14. etdd dha tv evdnavaTdiptam ydt kshatriyo ^hriü^mano bhdvaii.
ydd dha kirn ca kdrma kurute ^prasütam hrdhmand mitrena, nd
haiväsmai tat sdm ridhyate: tdsmad u kshatriyena kdrma karishyd-
manenopasartdvya evd hrahmandh das ist ungehörig; wenn ein kshatrija
ohne Brahmanen ist; welche heilige Handlung immer er unternimmt
ohne Billigung eines Priesters, der sein Freund ist, die gelingt ihm
nicht, deswegen ist von einem kshatriya, der eine heilige Handlung zu
begehen beabsichtigt, eine Brahmane anzugehen 4, l, 4, 6 (upasarf*
steht voran, weil der Ton darauf liegt , in Folge dessen rückt das Sub-
ject hrähmand an*s Ende). — ydtha dh6nur dügdhä pünar apydyda
wie eine Kuh, wenn sie gemolken ist, wieder Milch bekommt 12, 8, 2, 2.
Jandko ha vai vaideho hrohmanaw dhCLvdyadbhih samd jagama
Janaka Vaideha kam mit Brahmanen zusammen, welche umher-
reisten 11, 6, 2, 1.
Merkwürdig ist folgender Satz: sd ydtha drüir nishptta eodm
sdmUnah gifye^ ydtha nirdhütasaktur bhastraivdni sdnüinah gigye
wie ein Schlauch, der ausgetrunken ist, so zusammengeschrumpft lag
Vritra da; wie ein grützeleerer Sack, so zusammengeschrumpft lag er
da 1, 6, 3, 16. Das Partie. nishpTta steht nach, das Adj. mrdhuia-
saktu steht vor (obwohl nach dem in § 12 Entwickelten auch dieses,
weil es componirt ist, nachstehen könnte).
In diesen Sätzen, die sich leicht vermehren lassen, erfUlt das Parti-
cipium seine eigentliche Bestimmung, einen Nebenvorgang auszudrücken.
§ 15.] 41
Sobald aber das Participium den Sinn eines Adjectiynms annimmt,
erhält es auch dessen Stellung. Z. B. samgrämS krürdffi kriyaiey
hatdh pürusho hatö ^gvdh gete in der Schlacht entstehen Wunden,
todte Menschen und todte Pferde liegen da 1, 2, 5, 19. Dahin gehört
femer das Participium jushfd u. a. m.
Ebenso : dtha stlrt^dyai veder dve trifie adkvaryur d datte darauf
von der bestreuten Yedi zwei Halme nimmt der Adhvaryu 3, 8, 1, 11.
Stünde stirndyai hinter vedeh, so wQrde das heissen können „von der
Yedi, sobald sie bestreut ist,*^ und es würde damit vorausgesetzt sein,
das Bestreuen sei dem Wegnehmen der zwei Halme unmittelbar vorher-
gegangen, was nicht der Fall ist.
§ 15.
Stellung des absoluten Localis.
Ein Blick auf die thatsächlich erscheinenden absoluten Locale
zeigt, dass das Participium etwas häufiger vor als nach dem Nomen
steht. Welche Stellung die normale sei, kann nur auf dem Wege der
Yermuthung festgestellt werden. Mir erscheint Folgendes wahrschein-
lich: Das Participium steht traditionell hinter dem Nomen, weil das,
wie wir gesehen haben, sonst die traditionelle Stellung des Participiums
ist. Danach würde also z. B.vate väti genau genommen heissen
„beim Winde, wenn er weht" (11, 5, 6, 9) und aughe üUhite 1, 8, 1, 5
„bei der Flut, wenn sie sich erhoben hat.^^ Die gleiche Stellung habe
ich mir (ohne YoUständigkeit zu beanspruchen) noch notirt : 1, 3, 2, 15.
5, 4, 12. 6, 1, 2. 9, 2, 26. 2, 1, 2, 16. 3, 1, 7. 2. 1, 33. 6, 3, 1, 22.
6, 4, 11. 7, 3, 2, 18. 5, 1, 17. 19. 11, 7, 2, 4. 13, 4, 1, 9. 3, 5. 8.
4, 2. 6. 5, 3, 1. 6, 2, 16. Mit dieser Auffassung stimmt denn auch
die Beobachtung, dass auf dem voranstehenden Participium ein starker
Sinnaccent zu liegen pflegt, wie z. B. wenn 7, 3, 1, 2 cUe gdrhäpcUye
und adle ahavan%ye neben einander steht und ebenso im Anfang des
Uten Buches vivritäydfn dväri und dpihitayam dvdri. Belege für
diese Stellung sind z.B.: 1, 2, 5, 20. 7, 3, 7. 28. 9, 3, 1. 2, 3, 4, 2.
4, 1, 1. 5, 2, 30. 4, 1, 5, 15. 2, 5, 11. 3, 1, 3. 5, 2, 8. 5, 10, 7.
5, 1, 4, 1. 6, 6, 1, 22. 4, 2. 7, 4, 14. 7, 1, 2, 9. 3. 1, 2. 9, 2, 1, 1.
12, 3, 4, 6. 4, 2, 5. 7, 3, 3. 13, 2, 7, 1. 5, 2, 1. 2. 11. 23. 14, 7, 1, 3.
Eine Besprechung verdient 14, 7, 1, 2 ff. Janaka fragt den
Tajfiavalkya: kimjyotir aydm pürushah? „bei welchem Lichte sieht der
Mensch?" und erhält die Antwort: ädHydjyotil^ „beim Sonnenlichte.*^
44 [§19.
halmes ist^ das nimmt er in seine linke Hand, das was das Ende ist, ergreift
er nodt der rechten 3, 8, 2, 13. agnir vai yonir yajndsjfa, gdrbho
d%kshüdh Agni ist der Mutterschooss des Opfers, Embryo desselben
ist der Geweihte 3, 1, 3, 28. tdsmad u samävanty evästhlni
midyatciQ ca hrigyatoQ ca bhavatUy, dfha ydd bhüya iva ca havk
grihnäti kdn^ya iva ca täsmod u mänsäny evd midyato fnädyatUi
mansdni krigyatah krigyanti deswegen sind die Knochen eines fetten
and eines mageren Menschen gleich, aber weil er von dem havis bald
mehr bald weniger nimmt, desshalb ist das Fleisch eines fetten
Menschen fett, das eines magern mager 11, 1, 6, 34.
Ich verzichte auf die Anfahrung weiterer Sätze, die sich zu Hun-
derten beibringen Hessen, weil der Thatbestand sich aus den angeführten
zur Genfige erkennen lässt.
§ 19.
Der G^enitir hinter dem SuhstantlYnm in nnrollstBndlgen Sfttsen.
1. Sehr häufig sind Wendungen wie die folgende : eshä vai dik
pUrt^m das ist die Himmelsgegend der Götter, yd ddkshina dik sä
pUf[ndm, yd prattcl sd sarpdnam die südliche Gegend ist die der
Väter, die nördliche die der Schlangen 3, 1, 1, 7. Daneben findet sich
präa M devdnäm {2i% 3, 1, 1, 2. Es scheint mir, dass in beiden Wen-
dungen einmal das Wort d^ zu ergänzen ist, dass es also vollständig
heissen müsste : eshd vai dik piirfnäm dik und im zweiten Falle
prä(^ hi dik devdnam dik. Denn unter dieser Voraussetzung ist die
Stellung des Genitivs begreiflich. Genau so verhält sich eshd (nuUrä)
veder mdträ 10, 2, 3, 1 zu eshd mdträ vSdeh {mäträ) 3, 5, 1, 6. Dass
ein Nomen in dieser Weise ergänzt wird, hat natfirlich keine
Schwierigkeit.
2. Es giebt aber eine Anzahl äusserlich ebenso aussehender Sätze,
in welchen man mit dieser Auffassung nicht durchkömmt, z. B. pur-
vohnö vai devdnäm madhydndino mamishyätUHnj aparOhfuäk pitr^fUhn
der Vormittag gehört den Göttern, der Mittag den Menschen, der
Abend den Vätern 2, 4, 2, 8. Natürlich kann man hier nicht sagen:
„der Vormittag ist der Vormittag der Götter" etc. Ebenso yajüö vai
devdnäm, ägfr ydjamänasya das Opfer kommt den Göttern zu, i^
Bittgebet dem Opferer 2, 3, 4, 5. dgram iva vai devdnäm mädhyaf»
iva manushyänäm miUam iva pürtr^m die Spitze gehört den Göttern,
die Mitte den Menschen, das Ende den Vätern 2, 4, 2, 17. sdrvo
vai yaßd indrasyaivd das ganze Opfer gehört dem Indra 11, 1, 3, 4.
§ 20.] 46
ctshtaü ha vai ptUrd dditeh acht Söhne hatte Aditi 3, 1, 3, 3. Wie
die Sätze aufzufassen sind, lehrt T. S. 1, 5, 9, 2: dhar devänam ds^t,
rdtrir dsuranam^et Tag gehörte den Göttern, die Nacht den Asuras.
Ss ist also eine Form des yerb. sahst zu ergänzen, und man kann
die Regel aufstellen: Der prädikative Genitiv folgt nach.
Sobald auf diesem Genitiv der Ton liegt, steht er natfirlich voran,
z. B. wenn der Genitiv den Namen der Hauptperson einer Erzählung
enthält, z. B. agnes trdyo jyiyanso hhrdta/ra Oscm Agni hatte drei
altere Brüder T. S. 2, 6, 6, 1. (vgl. auch § 7 am Schlüsse.)
§ 20.
Anhang.
üeber die Formel dvddofa mäsdfh samvatsardh oder saffivcUsardsya.
In einem Theile des (}a.t Br., nämlich den Büchern 6 — 10 und
dem 13ten Buche (z. B. 1, 2, l) ist häufig die Phrase dväduga mdsäh
samvatsardh .das Jahr ist gleich zwölf Monaten', und ähnlich pdfica
*rtdvah samvatsardh, oder statt pdüca: shdf oder wohl auch sdptaj
wie denn auch statt dvddaga gelegentlich trdyodaga erscheint. Diese
Phrase, welche auch in der T. S., dem Taitt. Br., dem Ait. Br., dem
TSnd. Br. auftritt, ist durchaus im Einklang mit dem Gesetz der Wort-
stellung, denn das Praedikatsnomen dvddaga mäsdh steht voran und
das Subject samvatsardh folgt nach.
In dem anderen Theile des ^^^ Br. aber, nämlich den Büchern 1, 5,
11, 12, 14 lautet die Phrase stets: dvddaga vai mdsäh samvatsardsya
ebenso trdyah, pdfica^ shdd ritdvah samvatsardsya , aber daneben stets
cdtfMrvingatir vai sarßvatsardsyärdhamOsdh. Man vergleiche z. B. 2, 2, 2,
wo es Vers 3 heisst shdd vd Txtdvah samvatsardsya, Vers 4 dvddaQa
mdsäh samvatsardsya, dagegen Vers 5 cdturvin^atir vai samvatsardsyär-
dhamäsdh. Ebenso 4, 6, 1, 11. 12; 5, 4, 5, 20. 21 und ofL Auch
heisst es in einer Erweiterung der geläufigen Phrase dvddaga va vai
trayödaga va samvatsardsya mdsäfi, 5, 4, 5, 23. — Die Wendung cdtur^
vingatir vai samvatsardsyärdhamäsdh ist ganz wie sie zu erwarten
war, wie denn z. B. T. S. 7, 3, 7, 2 pdiicadaga vd ardhamOsdsya rdtraydh
gelesen wird. In der Wendung dvddaga vai mdsah samvatsardsya ist
der Genitiv wohl als Genitiv des Besitzes zu deuten, so dass man zu
übersetzen hätte „das Jahr hat zwölf Monate/' Warum aber der constante
Wechsel in der Stellung des Genitivs stattfindet, habe ich nicht ermittelt
46 [§ 21.
§ 21.
Die eehten Praeposltlonen.
Die alten echten Praepositionen stehen nach dem Casus, mit
dem sie construirt werden.
So heisst es: imän Idkdn dti cattirthdm zu diesen (drei) Welten
das vierte 1, 2, 1, 2. ydjamana evd juh4m dnu der Opfernde ent-
spricht der juhQ 1, 5, 3, 18. svargdm lokdm abhi zum Himmel hin
6, 6, 1, 12. nd haivd tdd gäyatryd ekam cand paddm prdti das
wiegt nicht einen einzigen gäyatrI-Vers auf 14, 8, 15, 8. tdsmöi
irishnajindm ddhi dikshante desshalb weiht man sich auf einem
Antilopenfell 1, 1, 4, 3. vaydm agner ddhi wir stammen von Agni
1, 9, 1, 19 (umschreibt das vedische pdri). tdsya asyai tvdg ydd
iddm asydm ddhi das ist ihre Haut, was auf ihr ist 1, 1^ 4, 5.
purtAshe anidh im Menschen 1, 1, 3, 2. indrena sahd mit Indra
1, 2, 3, 2.
In wie weit von dieser durch ziemlich viel Beispiele zu belegenden
Regel Abweichungen vorkommen, vermag ich, da meine Sammlungen
nicht vollständig genug sind, nicht anzugeben. Diejenigen, welche ich mr
notirt habe, erklären sich aus dem allgemeinen Gesetz der occasioneUen
Stellung. Die Praepositionen treten voran, wenn sie besonders stark
betont sind, z. B. tdsmad u sahd vaivd vashafkarSfia juhuyOd vdshaf-
krüe va desshalb möge er entweder mit dem Yashatruf zugleich hin-
giessen, oder nach demselben 1, 7, 2, 12. Ebenso liegt 11, 1, 2, 8
auf dem Hinzukommen, mithin auf dti ein besonderer Nachdruck.
Ebenso scheint mir, dass antdr atmdn 14, 5, 3, 6. 7 und antdr
hridaye 14, 5, 1, 17 zu übersetzen sei: inwendig im Herzen und drinnen
im Geiste. Ebenso ist dnu mdtram 1, 1, 3, 2 die Entsprechung betont
Es ist nämlich die erwartete Zweiheit (Einhauch und Aushauch) gegen-
über einer Einheit (Wind) hervorgehoben.
Ich glaube somit, wenn mir auch nicht sämmtliches Material vor-
liegt, dennoch behaupten zu dürfen, dass die echten Praepositionen
regelmässig dem Casus folgen.
Nur hinsichtlich zweier findet eine constante Ausnahme sisatt, inso-
fern nämlich d ,bis' und purd jor' dem Ablativ stets vorangehen.
Den Grund darf man wohl in dem umstände suchen, dass diese beiden
Praepositionen stärker als die anderen den Sinn des Casus modificiren.
§ 22-24.] 47
§22.
Die unechten Praepositionen.
Die unechten Praepositionen, me antard, dntarena^ üttarena,
jaghdnena, pärvenUy updrishthat, purdstat, hahirdhd, ür-
dhvdm, rite u. a. stehen vor dem Casus.
Die Ausnahmen von dieser Begel, welche ich gefunden habe, erklären
sich sämmtlich aus den von mir aufgestellten Regeln der occasionellen
Wortfolge. Zum Beweise führe ich einige Stellen an, in denen
jaghdnena und rite vorkommen. Von jaghdnena heisst es bei
B. B.; dass es immer vor dem Accusativ stehe, nur 7, 2, 2, 4 nach
demselben. In dieser Stelle nun stehen sich als Gegensätze gegenüber:
agner ddkshinam Qronim jaghdnena und üttarasydnsasya purdstaiy
und um dieses Gegensatzes der Nomina willen haben sowohl jaghd-
nena b\s purdstat die erste Stelle räumen müssen. Eine halbe Ver-
schiebung ist 3, 5, 3, 13 in uhhdu jaghdnenägni erfolgt, weil 2k\itubhaü
ein besonderer Nachdruck liegt. — rite steht nach dem Substantivum
z. B. 9, 2, 1, 15, wo unzweifelhaft auf pranebhydh der Nachdruck liegt
(die ganze Stelle ist mir nicht recht deutlich), ebenso nd etdhhyo
devdtahh^a rite Mm cand nagyati^ wo das Pronomen etdbhyas natür-
lich der Grund der Voranstellung des Nomons ist.
§ 23.
Stellung des Abl^ bei anyä und des Gfen. bei mnltiplleatlven.
Der Ablativ steht hinter anyd, z. B. trdyo vä anyS rajanyät
purushä brähmano vaigyah güdrdh es giebt drei Arten Menschen
ausser den rajanya, nämlich u. s. w. T. S. 2, 5, 10, 1. nd vd asyan-
yena sattrdd apaghdto ^sti man kann sich dagegen durch nichts
anderes als durch ein sattram vertheidigen 9- B. 11, 5, 5, 1 und so
häufig (vgl. 2, 5, 1, 2. 3, 1, 1, 1. 11, 7, 2, 8).
Der Genitiv bei multiplicativen Zahlwörtern steht nach, z. B. trih
samvatsardsya dreimal des Jahres 2, 6, 3, 10. 17 u. s. w.
§ 24.
Stelloug der enklitischen WOrter.
Enklitische Wörter rücken möglichst an den An&ng des Satzes.
Die Bichtigkeit dieser Beobachtung lässt sich besonders an den
enklitischen Casus von Pronominibus erweisen, weil wir bei ihnen
48 [§24.
wissen, an welcher Stelle des Satzes sie stehen mflssten, wenn sie
nicht enklitisch wären, während eine solche Controle uns bei den
enklitischen Partikeln nicht in gleichem Maasse zu Gebote steht Ich
beschränke mich also hier auf Aufzählung enklitischer Pronominalformen.
indro ha vä ikshdm cakre: iddm vai ma smnOd antdr yantUi
Indra dachte, so schliessen sie mich vom Soma aus 1, 6, 3, 7. Der
Accusativ ma trägt keinen Sinnaccent, und sollte also an seiner gewöhn-
lichen Stelle hinter dem Ablativ stehen, das verbietet aber seine
enklitische Natur, und nur um dieser willen ist es unmittelbar an vai
angeschlossen. Läge ein Sinnaccent auf tna, so wärde die accentuirte
Form gewählt worden sein, wie z. B. kathäm nü mdtfi yajüdm tan-
vünd mdip yajfidd atddr %yuh warum haben sie denn, während sie
doch auf mir das Opfer vollzogen, mich vom Opfer ausgeschlossen?
3, 2, 3, 1. Es steht also ma vor sömat, weil es als Enklitika möglichst
weit nach vom muss, mdm vor yajtUit, weil es einen Sinnaccent trägt.
— nen me ^gnir vaigvanarö mükhän nishpddyäta üi damit Agni yai9-
vänara mir nicht aus dem Munde falle 1, 4, 1, 10. Man würde sonst
me vor mükJuU erwarten. Ebenso ist asya in dem 13ten Verse
derselben Erzählung: dthasya ghritaMridv evägnir vaifvanarö mükhod
üjjajvcUa, das Wort asya von dem dazugehörigen mükhat nur aus dem
Grunde, weil es enklitisch ist, sehr weit getrennt. Noch f&hre ich
ein Beispiel f&r das enklitische enam an: dthainam agnir vydUe-
nopaparyä vavarta da wandte sich Agni zu ihm mit geöffnetem
Bachen 2, 2, 4, 4, wo man den Accusativ nach dem Instrumentalis
erwarten sollte.
.Manchmal ist das Yerständniss durch diese Verschiebung erschwert,
z. B. 11, 2, 7, 1 : samvaisaro yajMh^ sd yo ha vai sarnvatsarö yaßid
iti veda, dnte haiväsya samvatsardsyeshfdm bhavati das Opfer ist
gleich dem Jahre, wer dies weiss, dessen (asya) Opfer ist angesichts
des Jahres vollzogen, ndsya prajdh griye 'nnddyäya tasthire die
Geschöpfe blieben nicht, ihm zu Freude und Genuss (wie sie hätten
thun sollen) 3, 9, 1, 1. Man könnte geneigt sein , asya zu prajdh zu
ziehen, aber indrdsya (riyai 3, 4, 2, 2 beweist, dass asya dem Sinne
nach zu griye gehört.
Der Grund dieser Erscheinung, f&r die sich noch viele Belege bei-
bringen Hessen (z. B. 1, 1, 4, 14. 16. 1, 2, 1, 6. 1, 2, 4, 10. 1, 3,
1, 4. 2, 4, 2, 2. 4, 3, 3, 4 u. s. w.) ist klar. Die Enklitika wird von
dem am stärksten betonten Worte, und das ist das erste im Satze,
wie von einem Magnet angezogen.
IL
Der Satz hat eine Schleppe.
DelbrOok, synUkt. Fonich. III.
Ein Satz kann eine Schleppe erhalten entweder aus Gründen, die
im Satze selber liegen,- oder durch die Einwirkung des folgenden Satzes.
Zunächst soll von dem ersten Punkte die Bede sein. Ich unterscheide
dabei zwei Fälle, nämlich 1) ein schwach betontes Nomen sinkt an
das Ende des Satzes, 2) ein ergänzender Nominalbegriff bringt etwas
Neues hinzu.
§ 25.
1. Ein schwach betontes Nomen sinkt an das Ende des Satzes,
und zwar
a) ein durch ein Pronomen schon einmal angedeutetes Nomen wird nachgeliefert.
Unter dieser Bubrik mag zuerst die Wortstellung bei Unter-
redungen zur Besprechung kommen. Der Anfang einer Disputation wird
mit gewöhnlicher Wortstellung eingeleitet, z. B. Atha hainani jarcU"
koravd drtabhogah papracha 14, 6, 2, 1. (Dass enam vor dem Subject
steht, hat seinen Onmd in der enklitischen Natur des Pronomens,
s. § 24). Mit diesen Worten tritt ein neuer noch nicht genannter
Gegner des Yajnavalkya auf die Mensur. Dieselbe Wortstellung findet
sieh 14, 6, 9, 29^ wo Tajnavalkya wieder zu reden beginnt, nachdem
einem seiner Gegner der Schädel geborsten ist. Ebenso hat der Schluss
die traditionelle Wortstellung, z. B. tdto ha jaratkaravd drtdbhaga
upa rarama da verstummte u. s. w. 14, 6, 2, 14. Dagegen im Verlauf
der Wechselrede wird stets das Pronomen sd vorausgeschickt, dann
folgt das Verbum {uvoca, aha) und nun erst wird der Name nach-
geliefert. Z. B. 14, 5, 1, 1 ff. heisst es stets sd hovOcdjatagatruh
und sd hovoca gdrgyah. Im Uten Buche heisst es 6, 2, 1:
Janakö ha vai vaideho brohmanair dhävdyadbhih samd jagama gvetdr-
käunOruneyena sdmagushmena sdtyayajfiina yöj9Uii,vdlkyena, tdn hovOca:
kcUham-katham agnihotrdm juhutheti. Der König J. Y. kam mit fah-
renden Brahmanen zusammen, mit ^v. A., So. S. und T. Zu denen
sagte er: „Wie opfert ihr das Feueropfer?" Dann folgt die Antwort
des einen mit den Worten: sd hovoca gvetdketur aruneydh. Diese
4*
62 [§25.
Stellung ist typisch.^ Die Erklärung dieser Wortstellung ist einleuch-
tend: das Subject, welches bekannt und erwartet ist, ist schwach
betont und kann deswegen den Ehrenplatz, den sonst das Subject hat^
nicht behaupten. Man deutet das Subject an durch ein Pronomem
eilt sofort zum Yerbum und liefert nun erst das Subject nach.
Dabei mag noch nebenbei mitwirken, dass in vielen (aber nicht in
allen) der hierher gehörigen Fälle der Nominalbegriff aus einem
oder mehreren schweren Wörtern besteht.
Natürlich findet sich dieselbe Wortstellung auch ausserhalb der
Wechselrede, da ja die Gelegenheit dazu überall gegeben ist, wo tod
einem schon bekannten Subjecte etwas Neues ausgesagt wird. Ich
führe noch einige Beispiele an. 2, 2, 4, 1 heisst es: Prajäpattir ha
vd iddm dgra eka eväsa, sd aikshata kathdtn nü prd jäyeyeli, so
^grämyat sd tdpo ^tapyata so ^gnim evd mükhäj janayäm cakre diese
Welt bestand im Anfang nur aus Prajäpati, der dachte: ,wie könnte
ich mich doch fortpflanzen.* Er mühte und kasteite sich, und gebar
aus seinem Munde den Agni. Nun wird mehrere Zeilen hindurch von
Agni geredet, nachher kommt der Schriftsteller wieder auf das ursprüng-
liche Subject Prajäpati zurück und fährt Vers 3 fort: sd aikshaia
Prajäpatih der dachte (Prajäpati nämlich). Diese Wendung ist
ausserordentlich häufig. Te ha devd ücur hrihaspdtim ängirasdm
dgraddha vai manushyän avidat, tehhyo vi dhehi yajhdm üi, sd
hetyavOca bfihaspdtir ängirasdh: kathä nd yajadhva üi? die Götter
sprachen zu Brihaspati dem Angirasen (über die Stellung vgl S. 53):
Unglaube hat die Menschen ergriffen, befiehl ihnen das O^fer. Der
ging hin und sprach (nämlich Brihaspati der Angirase): Warum opfert
ihr nicht? 1, 2, 5, 26. Td u haitd ücur devd aditydh Sie sprachen
nun, die Adityas 3, 1, 3, 4. Te asyaite atmdn devdte ddhfte hhavata
dkiUig ca prayük ca diese beiden Gottheiten sind in seinen Geist hinein-
gedacht, Aküti und Prayuj 3, 1, 4, 12.
Anders liegen die Verhältnisse, wenn ein Nominalbegriff erst
beschrieben, und dann das Wort für denselben nachgeliefert wird.
Yd evd devdnam höta tdm evdgre prd vriniie, agnint evd welcher der
Priester der Götter ist, den erwählt er zuerst, Agni 1, 5, 1, 4. Avi-
kritam hashtamdm janayäm cakara, martanddm sie gebar auch einen
unentwickelten achten Sohn, den martai34d 3, 1, 3, 3. vgl. § 27.
\
1) Anm.: Wenn 14, 5, 4, 1 die Disputstellnng' gleich im Anfange auftritt» so
ist das ein Beweis, dass der Anfang der Erzählung verstümmelt ist. Der richtige
Anfang steht 14, 7, 3, 1.
§26.] 53
Anmerkung.
Manchmal kommt das nachgelieferte Nomen nicht ganz an's Ende,
sondern noch vor das Verbum. Es hat also die Gewohnheit, den Satz
mit dem Verbum zu schliessen gesiegt. Z. B. so Wcäü chrdmyan
j>rajdpatir ikshdm cakre 2, 6, 1, 3 und so öfter; vgl. 11, 1, 6, 4.
§ 26.
b) Ein schwach betontes Nomen sinkt an*s Ende, auch ohne durch ein Pronomen
angekündigt zu werden.
Ich erwähne zuerst das Subject in dieser Stellung. So eben wurde
unter a) der Stellung des Subjects in der Wechselrede erwähnt, wie
z. B. sd hovdca gdrgyah u. a. m. Es kann nun auch geschehen, dass
kein sd auftritt, sondern das bekannte und erwartete Nomen in der
Wechselrede einfach hinter das Verbum tritt Z. B. beginnt in der
unter a) angeführten Geschichte 11, 6, 2, 1 ff. der zweite Vers mit
den Worten: sd hoväca ^vetdketuh, der dritte aber dtha haväca
Söma^ushmah. Ebenso heisst es im 3ten Buch beim Somakauf: sd
aha: sömavikrapin krdyyas te sömo rajd? ÜL krdyya ity aha somor
vikrayt tdm vai te krtnantti. krlnxhtty äha somavikrayt der spricht :
Somaverkäufer, ist dir der Soma feil ? Er ist mir feil, sagt der Soma-
verkäufer. Ich will ihn von dir kaufen. Kauf ihn , sagt der Somaver-
käufer 3, 3, 3, 1.
Der Vers 14, 6, 1, 4 beginnt mit den Worten: dtha hajanakdsya
vaidehasya hotagvalö babhüva Damals war Afvala hotar des Königs
J. V., und schliesst so: tdm ha tdta evd prdshtum dadhre hotä^aldh,
welche Stellung sich also auch wieder daraus erklärt, dass es sich um
ein bekanntes Subject handelt.
Auf analoge Weise muss auch erklärt werden, wenn die bestätigende
oder abweichende Meinung gewisser Theologen angefahrt wird, z. B.
tdd u hovaca Ydjüavalkyah 1, 3, 1, 21. 6, 3, 26. 2, 1, 4, 7. 3, 1, 9.
21. 34. 4, 1, 3. 3, 1. 3, 2. 6, 1, 25. 33. 4, 17. 3, 1, 1, 4. 1, 2, 21.
4, 2, 17. 3, 13 u. s. w. (dagegen drui^ir aha 4, 6, 7, 9. 1, 1, 2, 11.)
Auch den bekannten Accusativ findet man bisweilen in dieser
Stellung, und zwar sind mir auch nur Accusative bei Verben des
Sprechens begegnet, z. B. in dem vorhin angefahrten Verse te ha devd
ücur brihaspdtim angirasdm 1, 2, 5, 15 und so öfter (vgl. 12, 9,
3, 2. 14, 6, 7, 1 ff. 14, 18, 13, 2 und sonst).
54 f§27.
Der eben aufgestellten Bedingung, dass es sich um einen 8ch<m
genannten Accusativ handle, widerspricht vielleicht nicht die Zeile
14, 5, 1, 1: driptabdlahir hamtcänö gärgya Osa^ sd hoväcdjäkt^rum
kagydm, denn es ist von dem Leser vorauszusetzen, dass er bei der
Nennung des ersten Namens auch des zweiten sich sofort erinnere, da
es sich ja um berühmte Disputanten handelt. Aber im Widerspraeli
damit steht folgende Stelle: dvayyb ha vd iddm dgre prajä äsurj
äditydg caivdügirasag ca tdto 'flgir(isah pärve yaßUim sdm abharan,
te yajfidm sambhrUyocur agnim zweifach wai'en hier im Anfange dia
Wesen, Adityas und Aflgirasen. Da brachten die Afigirasen zuerst Aas
Opfer zusammen, sie brachten das Opfer zusammen und sprachen zn
Agni (folgt der Auftrag) 3, 5, 1, 13. Mir scheint, dass die Erklärung
aus dem Wunsche zu erklären ist, den Auftrag unmittelbar auf den
Namen der angeredeten Person folgen zu lassen. Uebrigens könnte
man wohl auch annehmen, dass gelegentlich die Wortstellung der
Wechselrede auf die einfache Bede übertragen worden sei.
Man könnte auf den ersten Blick geneigt sein, die unter b) ange-
fQhrte Erscheinung dem Abschnitt über das Verbum zuzuweisen, indem
man sagen könnte tdd u hovoca YdjfUwcdkyah sei dasselbe wie ydnü
vai dpdh u. s. w. Indessen ist der Unterschied deutlich. In den hier
vorliegenden Sätzen ist das Verbum, wie uns unser Sprachgefühl sagt,
nicht ungewöhnlich stark betont, wesshalb es in den Texten auch nidit
accentuirt ist; es steht desshalb auch nie eine hervorhebende Partikel
hinter demselben. Nur das Besultat ist bei den beiden Vorgängen
dasselbe, das Verbum rückt beide Male weiter nach vom, und zwar
einmal weil es an sich stark betont ist, das andere Mal weil das Nomen
so schwach betont ist, dass es an das Ende des Satzes sinkt. Man
beachte auch — um die Berechtigung meiner Anordnung zu empfin-
den — dass die unter a) und b) genannten Fälle nahe zusammen
gehören.
§ 27.
3. Es wird dem fertigen Satz ein neues Wort oder neue
WOrter nachgeschoben.
a) Dasselbe schliesst sich an ein Wort des Satzes an.
So Wco/Ü (rdtnyang cctcära prajakdmah er wandelte in Gebet
und Easteiung, Nachkommenschaft wünschend 1, 8, 1, 7 und so oft
Das Adjectivum ist so viel werth wie ein Nebensatz, und darin liegt
§27.] 55
cler Grund der Sonderstellung. Tau hocatar: üpa nau hvayadhvam
iti. te ha devd ücur: nd väm üpa hvayishyämahey hahü manushyeshu
sdtnsrisJUam acarishtam bhishajydntav iU die A9yinen sprachen, ladet
uns zum Opfer ein. Die Götter sprachen: wir werden euch nicht ein-
laden, ihr seid zu viel mit Menschen in Berührung gekommen, als ihr
Ärztei wart (als Ärzte auf der Erde wandeltet) 4, 1, 5, 14. Hier liegt
derselbe Grund der Sonderstellung vor, wie bei dem ersten Beispiel. —
Anders liegt die Sache in dem folgenden Satze: Päpmd vai vritro yo
hhäter varayitvd tishfhati, Tcalydnat kdrmanaJh südhoh Yritra
ist das Böse, das stets von dem Gedeihen fern hält^ von der heilsamen
Handlung, der guten 11, 1, 5, 7. Die beiden Adjectiva könnten auch
zusammen vor dem Substantivum stehen. Bei der hier gewählten
Anordnung ist vielleicht die Bäcksicht auf Abwechselung massgebend
gewesen (vgl. § 30). tdd brdhma ca kshdfram cd gOstey uhh4 v%rye
herauf wünscht er sich hrähman und hshdtram^ die beiden Hauptkräfte
3, 6, 1, 17 u. s. w. (vgl. § 25 am Ende.)
b) Die Schleppe schliesst sich an den ganzen Satz an.
An dieser Stelle sind namentlich die Dative zu erwähnen, die
ausserordentlich häufig ganzen Sätzen locker angefügt werden, z. B.
Tat pagän eväsmä etdt pari dadäH güptyai auf diese Weise über-
giebt er ihm die Heerden zur Bewachung 2, 4, 1, 5. Ebenso erscheinen
häufig djamitäyai damit es ungleich sei, dvaruddhyai zur Gewinnung,
dyOtayämatayai damit keine Erschöpfung eintrete , virakslmstöyai um
die Bakshasen zu vertreiben, dhinsäyai und drishtyai zur Sicherheit,
svargdsya lokdsya abhijityai zur Gewinnung des Himmels u. s. w.
e) Es wird ein Nomen oder mehrere durch ca angefügt, so dass ein abgekürzter
neuer Satz entsteht.
Z. B. dthaitdd barhir anusdm asyati paridhtng ca dann legt
er das barhis hinzu, und ebenso die paridhis 2, 6, 1, 47. Yajüena
ha sma vai tdd devdh kalpayante ydd eshäm kdlpam dsa, rishayag
ca denn durch das Opfer pflegten die Götter das zu leisten, was ihnen
leistbar war, und ebenso die i-ishis 2, 4, 3, 3. Dass dieses rishayag ca
als ein abgekürzter Satz gleichsam in Klammer steht, sieht man recht
deutlich aus dem folgenden Satze, der mit einem U beginnt, welches
sich nicht auf die rishis, sondern auf die Götter bezieht.
56 [§28,
*
§ 28.
Der Satz hat eine Schleppe, well er unter Elnwlrknng
des folgenden Satzes steht.
Indem der nachfolgende Satz ein Wort oder einige Wörter des
vorhergehenden an sich heranzieht, bekommt dieser eine Schleppe.
tä vd etdh pdfica devdta yajati, yö vai sd yajno mugdhd d^, pdnkto
vai sd äsU, tdm etdbhih paficdbhir devdtabhih prdjanan, riiävo
mugdhd äsan pdüca, tdn etdbhir evd paücdbhir devdtabhih prdjanan
er verehrt diese fünf Gottheiten. Das Opfer, welches verloren war,
war fünffach, das fanden sie durch diese fönf Gottheiten wieder. Die
Jahreszeiten waren' verloren , die fünf, die fanden sie durch eben diese
fünf Gottheiten wieder 3, 2, 3, 12-13. Die traditionelle Wortstellung
wäre pdnca rüdva^ u. s. w., aber weil in dem folgenden Satze von fünt
Gottheiten die Bede ist, die zu den fünf Jahreszeiten in Beziehung
stehen, so ist das erste pdhca an das Ende des Satzes gekommen. —
3, 5^ 1, 16 heisst es: te ^nydm evd pratiprd jighyur dügirasö ^cha sie
schickten einen anderen zu den Angirasen hin. Man sollte die Worte
dügirasö 'cha vor dem Yerbum erwarten, sie stehen aber nach dem-
selben, weil der nächste Satz beginnt: tS hdpy dngirasah u. s. w, —
devdg ca vd dsuräg cobhdye prdjäpatydh paspridhira etdsfnin
yajne prajdpatau pitdri samvatsare 'snidkam aydm hhavishyaty
asmdkam aydm bhavishyaÜH die Götter und die Asuren, beide Nach-
konmien des Prajäpati kämpften um das Opfer, den Vater Prajäpati,
das Jahr, indem sie dachten, uns wird er zufallen, uns wird er zufallen
1, 5, 3, 2. — Ptitdncaiasya kdpyasya grihdn aima^ tdsyäsid duhitd
gandharvdgrihtta, tdm aprichama wir gingen in das Haus des
P. Km der hatte eine Tochter, die von einem Gandharven besessen war,
den fragten wir u. s. w. 14, 6, 3, 1. Nach der trad. Stellung könnte
es heissen: tdsya duhitd gandh. dsU^ oder tdsya gandh. duh. asit
(da componirte Adjectiva nachstehen können, § 12), hier ist das Adj.
nachgestellt und ausserdem das Substantivum hinter das Yerbum
gerückt, weil von dem Gandharven, der in dem Adj. erwähnt wird,
sogleich weiter die Bede ist.
ni.
Ein Wort des yorangehenden Satzes wird durch ein Pronomen
anfgenommen.
§ 29.
Wenn ein Nomen des vorangehenden Satzes durch ein anaphorisches
Pronomen im nächsten Satze aufgenommen wird, so tritt dieses Pro-
nomen an die Spitze des Satzes, gleichviel ob es durch den Casus, in
welchem es steht, dazu berechtigt ist oder nicht.*
Dabei kommt natürlich hauptsächlich der Stamm ta in Betracht.
Auf die Anfuhrung einer grösseren Zahl von Belegen kann ich
verzichten, da in den Probestücken sich hinreichend Beispiele finden.
Ich begnüge mich daher mit folgenden:
T. S. 2, 3, 7, 1 devasurdh sdmyatta asan. 2 tdn devdn dsura
ajayan. 3 te devdh parajigyänd dsuranäm vaiqyam üpäyan. 4 tehhya
indriydm vTryäm dpäkramat. 5 tdd indro 'cäyaU 6 idd dnv dpär
kranuU, 7 tdd avarüdham ndgaknot. 8 tdd ctsmod abhyardho ^carat.
9 sd prajdpatim tipadhavat. 10 tarn etdya sdrvaprishthayayajayat
11 tdyaivdsminn indriydm vtryäm adadhat „die Götter und Asuren
lagen im Kampfe. 2 Die Asuren besiegten die Götter. 3 Diese, besiegt,
geriethen in Abhängigkeit von den Asuren. 4 Da entlief ihnen ihre
Kraft und Heldenschafb. 5 Darob erschrak Indra. 6 Er lief ihr nach.
7 Aber er konnte sie nicht zurückhalten. 8 Sie wendete sich vielmehr
von ihm weg. 9 Da nahm er seine Zuflucht zu Prajäpati. 10 Der
lehrte ihn mit einer bestimmten ishti zu opfern. 11 Durch die verheb
er ihm Kraft und Heldenschaft.'' In diesen 11 Sätzen ist 4mal (2. 4.
5. 10) die normale Stellung um des Pronomens willen verlassen worden.
Im Satz 2 müsste der Nom. vor dem Accus., in 4 vor dem Ablativ,
1) Natürlich kann auch dieses Pronomen durch ein noch stärker betontes
Wort Yon seinem Platze verdrängt werden, vgl. u. den Probestücken T. S. 2, 3, 3» 1 ff.
58 [§ 30.
in 5 vor dem Accusativ , in 10 der Accusativ vor dem Instromentalis
stehen.
In dem Satze 9« B- ^i ^) ^9 ^ ^^ havoca: dptparam vcU Iva,
vrikshe ndvam prdti badJimshva, tarn tu tvä mä giraü sdntam udakdm
antdg chaitsU der sprach : „jetzt habe ich dich gerettet, binde das Schiff
an einen Baum, damit dir nicht, wenn du auf dem Berge bist, das
Wasser entwischt^* — in diesem Satze ist der Accusativ tarn tu ivä
bis sdntam vor den Nominativ udakdm gesetzt, weil die Anknüpfong
durch tdm erfolgt; und so an unzähligen Stellen.
Es ist übrigens ein Bestreben sichtbar, im Gefolge dieses Pro-
nomens nicht mehr Satztheile als durchaus nöthig ist, nach vorn rücken
zu lassen, so dass oft das Pronomen ziemlich weit von einem Nomen,
mit dem es sonst nahe verbunden ist, entfernt steht, z. B. Q. B. 1, 8, l, 7
tdtah samvatsare yoshit sdm babhüva daraus bildete sich im Laufe des
Jahres ein Weib , tdsyai ha sma ghritdm pade sdm tishthate in deren
Fusstapfe sammelte sich Butter. Der Satz würde mit normaler Stel-
lung heissen: ghritdm yoshitah pade sdm tishthate. Nun tritt statt
yoshüah tdsyai ein. Dies rückt an den Anfang, zieht aber pade nicht
nach, sondern die sonstige Stellung bleibt intact und so entsteht die
Folge: tdsyai ghritdm pade sdm tishfhate. Ganz ähnlich 11, 5, 1, 2
tdsyai havir dvyürand gdyana üpabaddhäsa an deren Lager war ein
Mutterschaf mit zwei Lämmern angebunden.
§ 30.
Uebersiclit Aber die mOgltche Trennnpg zusammengehöriger
nominaler Satztheile*
Es hat sich im Laufe der Darstellung öfter gezeigt, dass nominale
Satztheile getrennt werden können, und zwar
ein parallel stehendes Nomen von dem andern, z. B. dvishan-
tarn hasya tdd bhrdtrivyam abhydti ricyate denn dies kommt
seinem Feinde und Widersacher zu Gute 3, 1, 1, 3. oder
ein Nomen von seiner Apposition, z. B. (dryäto ha vä iddm
manavo grdmena cacära ^^-ryäta der Sohn Manns wanderte hier
gerade mit seinen Leuten umher 4, 1, 5, 2. oder
ein adjectivisches Pronomen oder pronominales Adjectivum
von seinem Substantivum, z. B. tdm vd etdm masi-masy evdfva-
medhdm d labhante dieses Pferdeopfer bringen sie monatlich
dar 11, 2, 5, 5. prdc%m tena digatn jayati dadurch gewinnt er
§ 30.] 59
die östliche Gegend 11, 2, 7, 7. sd ddkshinam evdgre goädnatfi
vi tarayati er kämmt zuerst den rechten Backenbart durch 3, 1,
2, 5. oder
der Genitiv von seinem Nomen, z. B. tdsyai ha sma ghritdm
pade sdm tisMhaie in deren Fussspur stand Butter 1, 8, 1, 7. oder
die Praeposition von ihrem Casus, z,^. Mm rite purushaQ
cdkshurbhyam sydt was wäre der Mensch ohne Augen? 11, 7, 4, 2.
Gründe dieser Trennungen.
Als Gründe dieser Trennungen ergeben sich folgende:
1) Ein enklitisches Wort wird durch das erste Wort des Satzes
aus musikalischem Grunde angezogen, z. B. anena tva kamaprena
yaßiena yäjayani ich will dich lehren mit diesem wunscherfüllenden
Opfer zu opfern 11, 1, 6, 18. vgl. § 24.
2) Ein durch ein Pronomen angedeutetes Substantivum wird nach-
geliefert, z. B, sd vd ekaksharadvyakshardwy evd praihamdm vddan
prajdpatir avadat als Prajäpati zuerst sprach, sprach er ein- und
zweisilbige Wörter 11, 1, 6, 4. vgl. § 25.
3) Das eingeschobene Wort ist durch occasionelle Verschiebung
an diese Stelle gekommen, z. B. dtha ydd dhruvdyam djyam pari"
gishiam hhdvati tdj juhvdm d nayati die Butter nun, welche in der
dhruvd übrig geblieben ist, giesst er in die juh4 3, 1, 4, 17. Man
sollte ydd djyain dhruvdyam erwarten, dhruvdyam aber ist vorgeschoben,
weil es wegen seines Gegensatzes zu juhvdm stark betont ist. —
ydtrosya pürushasya mrüdsyägnim vdg apyeti, vdtamprandg, cdkshur
aditydm, manag candrdm; digcih grötram, prithivim gdr^ram, akOgdm
atmd, öshadMr lomani, vdnaspdtin kigä, apsu lohitam ca ritag ca
nidhtyaiey kväydm tadd pürusho hhavati? Wenn von dem Menschen,
nachdem er gestorben ist, die Stimme in das Feuer aufgeht, der Hauch
in den Wind, das Auge in die Sonne, der Sinn in den Mond, das
Gehör in die Himmelsgegenden, der Leib in die Erde, die Seele in die
Luft, die Haare in die Pflanzen, das Haupthaar in die Bäume, wenn
ferner Blut und Same in das Wasser niedergelegt werden, wo bleibt
dann der Mensch? 14, 6, 2, 13. Man würde im Anfang erwarten:
ydtra asya pürushasya mritdsya vdg agnim apyeti. Indessen da die
Frage schliesslich lautet: „wo bleibt der Mensch,'^ so liegt der Ton
weniger auf den verschiedenen Bestandtheilen des Menschen, als auf
dem Ort, wohin diese kommen. Desshalb wird agnim vorgeschoben,
und somit vdk von seinem Genitiv pürushasya getrennt. In der
60 [§ 3C».
weiteren Aufzählung ist dann wieder ein Wechsel beliebt, vgL nnter
Nr. 5. — Ein wenig anders liegt die Sache 3, 1, 4, 13 te asyaitc
atmdn devote ddhite bhavatOj medhd ca mdnoQ ca diese beiden Gott-
heiten sind in seine Seele eingedacht, medhd und mdnas. Man würde
bei normaler Stellung erwarten: te ete devdte asya atmdn n. s. w.
Nun schliesst sich asya als Enklitika (§ 24) an das erste Wort an,
und es ergäbe sich also: te asya ete devdte atmdn. Nun übt aber
OiSya doch auf atmdn eine gewisse Anziehungskraft aus, und bew^
es dadurch eine Stelle weiter nach vorn.
Hiermit ist zu einem weiteren sehr häufigen Grunde solcher Tren-
nungen übergeleitet, nämlich 4) von zwei verbundenen nominalen
Satzgliedern wird nur das eine durch occasionelle Wortstellung vor-
geschoben, das andere dagegen bleibt an seiner ursprünglichen Stelle.
Als Zwischenwörter treten sehr häufig Pronomina auf wie in
den oben angeführten Beispielen: prdctm tena di(am jayati und dvi-
shdntam hasya tdd bhrdtrivyam abhydti ricyate, in welchem Satze
asya vermöge seiner enklitischen Natur von dvishdntam angezogen ist,
tdd aber ein Zwischenwort in dem hier gemeinten Sinne ist. svdm
evdsminn et dt tvdcam dadhati seine eigene Haut giebt er ihm hier-
mit 3, 1, 2, 13 und so an sehr vielen Stellen. Gerade diese Zwischen-
schiebung ist so häufig, dass sie als eine Stileigenthümlichkeit dieser
Prosa sofort auffällt.
Nächst den Pronominibus erscheinen ebenfalls nicht selten lokale
und temporale Adverbien oder adverbienähnliche Ausdrücke, wofür
oben schon Sätze angeführt sind wie ^dryato ha vd iddm manavo
grämena cacara; sd ddkshinam evdgre goddnam vi tarayati; tarn
vd etdm masi-masy evS^amedhdm d lahhante u. a. mehr.
Sehr häufig findet sich als Zwischen wort das Subject, welches
ja gern möglichst vorn erhalten wird, tdta etdm parameshthi
prajapatyö yajüdm apagyad ydd dargapürnamasaü da erfand Par.,
der Sohn Prajäpatis, dasjenige Opfer, welches das Voll- und Neu-
mondsopfer ist 11, 1, 6, 16. Der Ton liegt auf dem erfundenen Opfer,
es ist aber nicht etdm yajf^dm vorgeschoben, sondern nur etdm, und
dadurch ist parameshthi prajapatydh zum Zwischenwort geworden.
Ganz ebenso tdsmat tädrigam pagükamo yüpam nd kurvlta dess-
wegen möge, wer Heerden wünscht, einen solchen Opferpfahl nicht
herstellen 11, 7, 3, 1. sd ekom evd höta samidhentm trir anv aha
den einen samidhenl-Yers spricht der hotar dreimal 2, 6, 1, 21. te
gvmav dbruvan: yuvdm vai hraJimdnau bhishdjau stho yuvdm na
imdm dvittyam dtim üpa dhattam iti. Mm nau tdto bhavishya^.
§ 30.] 61
yuvdm evd no ^syd agnicUydya adhvaryü hhamshyatha ÜL tatheti,
tebhya etdm aqvinau dvitiyam citim üpädhattäm die Götter sprachen
zu den A9vinen : ihr seid Priester und Ärzte, legt für uns diese zweite
Schicht. Was wird uns dann zu Theil werden? Ihr werdet die
Adhvaryu's dieser Agnischichtung sein. Gut. Da legten ihnen die
Afvinen diese zweite Schicht 8, 2, 1, 3. vi bhajante ha vd imdm
dsuräh prithivim die Asuras yertheilten diese Erde 1, 2, 5, 3. Das
Vertheilen der Erde ist es, worauf der Ton liegt, das Subject dsuräh
ist weniger betont (da dies bekannt und völlig ausser Zweifel ist).
Diesem Yerhältniss wird dadurch Bechnung getragen, dass das ganze
Verbum und das halbe Object vorgeschoben wird. (vgl. S. 30.) —
girshno htydm ddhi vdg vadati denn aus dem Haupte spricht die
Stimme 1, 4, 4, 11. Die normale Stellung würde sein: iydm hi vdk
^rshnö ddhi vddati, nun wird gtrshndh nach vorn genommen, weil
auf ihm der Ton liegt, an glrshndh schliesst sich hi, welches immer
die zweite Stelle im Satze einnimmt, ddhi aber ist nicht nachgezogen,
sondern bleibt an seiner alten Stelle. Ganz ähnlich tdm u hy änyd
dnu yöshäh der entsprechen auch die anderen Weiber 3, 2, 4, 6.
rdkshöbhyo vai tdm bhtshd vdcam ayachan aus Furcht vor den Bak-
shasen hielten sie den Laut zurück 4, 2, 2, 7, wo man rdkshöbhyo bhlshd
erwartet hätte. Uebrigens verdient noch bemerkt zu werden, dass wie
diese Beispiele zeigen, das vorgeschobene Wort (ebenso wie das Zwischen-
wort) besonders häufig ein Pronomen •ist. Die Pronomina sind über-
haupt die beweglichsten Glieder des Satzes.
Streben nach Abwechselung.
5) Ob nun bei dieser verschränkten Wortstellung etwa auch die
Bücksicht auf Abwechselung mitwirkt, das wüsste ich weder zu bejahen
noch zu verneinen.
Sicher finde ich die Bücksicht auf Abwechselung bei Ketten ange-
wendet, deren Glieder aus je zwei Nominibus bestehen, aber auch dort
nur gelegentlich , z. B. in dem schon soeben (S. 59) angeführten Bei-
spiel 14, 6, 2, 13. Ganz ähnlich ist 11, 2, 3, 1 tdd' devdnt srisht-
vatshü lokeshu vydrohayat, asminn evd lohe ^gnim, väyüm antdrikshe^
divy evd süryam nachdem das Brahman die Götter geschaffen hatte,
brachte es sie in den Welten unter, in dieser Erdenwelt den Agni,
Väyu in der Luft, in der Himmelswelt die Sonne. Von dem Gewände
des dikshita wird folgendes ausgesagt: tdsya vd etdsya vdsaso ^gneh
parydso bhavati, väyor anuchädo, ntvü^ pitftndm, sarpdnäm
62 t§ 30.
praghätö, vigvesham devändm tdntava, Orokd nähshatränam
von diesem Oewande gehört die Einfassung dem Agni, dem Vsya der
anuchädoj die nivi den Vätern, den Schlangen der Yorstoss, alloi
Göttern die Fäden, die Lichtpunkte den Gestirnen 3, 1, 2, 18. Viel-
leicht lässt sich ein gleiches Streben nach Abwechselung auch da con-
statiren, wo von zwei zu einem Substantivum gehörigen AdjectiTeii
eins vorn, eins hinterher steht, z. B. kalydnat kdrtnanah sadkA
oben § 27, a). Vielleicht ist auch die Stellung Oditydm carüm prü-
yantyam, die sich öfter findet, so zu erklären. Freilich könnte auch
die nähere oder entferntere Zugehörigkeit des Adjectivums zum Sub-
stantivum den Ausschlag geben, worüber erst weitere Untersuchungen
aufklären können.
.->
Probestücke.
Ich habe grössere Erzählungen, in denen die traditionelle Wort-
stellung fast durchaus herrscht» nicht mitgetheilt , weil ich auf Texte,
die jetzt in Böhtlingks Sanskrit-Chrestomathie, Petersburg
1877 allgemein zugänglich gemacht und die zugleich von Weber,
Indische Streifen, Berlin 1868 übersetzt sind, verweisen kann.
Um an den hier mitgetheilten Probesjjpcken , in welchen viel occa-
aionelle Stellungen vorkommen, die Wortstellungsregeln richtig zu erkennen,
thut man gut, bei jedem Satze die normale Wortstellung wieder her-
zustellen und sich dann von den Gründen der Abweichungen Bechen-
schaft zu geben.
Q. B. 1, e, 3, 1 ff.
1 tväshtur ha vaf puträs trffirshä shadakshä äsa. 2 täsya trlny
evä mikhany äsul^. 3 täd yäd evämrüpa äsa tdsmad vi9värupo näma.
4 täsya somapänam evaikam mükham äsa, suräpänam ^kam, anyäsmS
ä9anayafkara. 5 täm indro didvesha. 6 täsya täni 9lrshäni prä cicheda.
7 sä yät somapänam äsa tätah kapinjalah säm abhavat. 8 täsmät sä
babhrukä iva, bäbhrur iva hl sömo räja. 9 ätha yät surSpänam äsa
tätah kalavffikah säm abhavat. 10 täsmEt so 'bhimädyatkä iva vadaty,
abhimädyann iva hi süräm pitvä vädati. 11 ätha yäd anyäsmä äfans-
yäsa tätas tittirih säm abhavat. 12 täsmät sä vi^värüpatama iva.
13 sänty evä ghritastokä iva tvan madhustokä iva tvat parn^hv
ä9cutitäh. 14 evämrüpam hi sä tenä9anam ävayat. 15 sa tväsh^ä
cukrodha kuvfn me puträm ävadhid fti.
1 Tvashtar hatte einen dreiköpfigen sech säugigen Sohn. 2 Der
hatte denn auch drei Munde. 3 Weil er so gestaltet war, deshalb
hiess er Yi^varupa. 4 Dessen einer Mund war somatrinkend , der
andere branntweintrinkend, der dritte für das übrige Essen. 5 Den
64
hasste Indra. 6 und hieb ihm seine Köpfe ab. 7 Was nun der soma-
trinkende gewesen war, daraus entstand das Haselhuhn. 8 Desshalb
ist dies bräunlich, denn der König Soma ist ja so gut wie braun.
9 Aber was branntweintrinkend gewesen war, daraus entstand der
Sperling. 10 Desshalb schwatzt der, als ob er etwas angeheitert wäre,
denn wenn einer Branntwein getrunken hat, schwatzt er angeheitert
11 Aber was für das andere Essen gewesen war, daraus entstand das
Bebhuhn. 12 Deswegen ist dies ganz bunt. 13 Denn wirklich sind
über seine Flügel Tüpfelchen bald wie Butter-, bald wie Honig-
tropfen ausgestreut. 14 Denn solches Essen hatte er mit diesem
Munde genossen. 15 Tvashtar wurde zornig „hat er mir denn meinen
Sohn getödtet?"
Anmerkungen.
1 tväshtuh ist Genitiv des Besitzes, und sollte als solcher unmittel-
bar yor dem Yerbum stehen, rückt aber als Stichwort der Erzählung
an den Anfang; ygl. § 7 Ende. Die zu puträh gehörigen Adjectiva
stehen nach; vgl. § 11. 3. nloia ovoina steht immer hinter dem Eigen-
namen. 4 Die Prädicatsnomina somapänam etc. stehen voran nach
§ 5. somapänam würde den Satz eröffnen, wenn nicht täsya es von
der ersten Stelle verdrängt hätte. 7 sä, ursprünglich nom. sing, masc,
ist in diesem Stil sehr oft blosse Satzverknüpfung. 8 Das Praedikats-
nomen babhrukä iva würde voranstehen (babhrukä ivä sä), wie es
babhrür iva hl sömo räjä heisst, aber sä ist anaphorisches Pronomen
und eröffnet darum den Satz. 10 abhimädyan ist von vädati getrennt,
weil es an abhimädyatkä unmittelbar anknüpft. 12 wie 8. 13 Das
Yerbum sänti ist vorangestellt, weil hervorgehoben werden soll, dass
etwas Erwartetes (in diesem Falle die Buntheit) wirklich da ist
Würde etwas ganz Neues ausgesagt, so stünde das Wort, dessen Inhalt
dieses Neue ist, voran. Dieser Gebrauch von as ist recht häufig, z. B.
tä haitä änäpüyitä äpo, ästi vä ftaräsu sämsrishtam iva dieses sind die
nicht stinkenden Wasser, aber den anderen ist wirklich etwas bei-
gemischt 1, 1, 3, 5. t^ hocuh: änu no 'syäm prithivyäm ä bhajata,
ästv evä nö 'py asyäm bhägä iti die sprachen, lasst uns Theil haben
an dieser Erde, ja es sei wirklich auch uns ein Antheil daran 1 , 2, 5, 4
u. s. w. 14 evämrüpam steht voran, weil es an das vorherige anknüpft.
Q. B. U, 1, 6, 1 ff.
1 äpo ha vä idäm ägre saliläm eväsa. 2 tä akSmayanta kathäm nä
prä jäyemahiti. 3 iA a9rämyan. 4 täs täpo 'tapyanta. 6 täsu täpas
65
tapyämanäsu hiranmäyam andäm säm babhüva. 6 äjäto ha tärbi sam-
vatsarä asa. 7 täd idäm hiranmäyam andäm yävat samvatsaräsya
Y^la; tävat päry aplavata. 8 tätah samvatsar^ pürnshah säm abhavat,
sä prajäpatib. 9 täsmäd u samvatsarä evä strf vä gaür vä vädava vS
vi jSyate. 10 samyatsare hf prajäpatir äjäyata. 11 sä idäm hiran-
mäyam ändäm vy ärujat. 12 näha tärbi kä canä pratisbtfhäsa. 13 täd
enam idäm evä hiraQmäyam ändäm yävat samvatsaräsya völäsTt tävad
bibhrat päry aplavata. 14 sä samyatsar^ yyäjihlrshat. 15 sä bhlir fti
vyäharat, s^yäm prithivy äbbavat, bhüva iti täd idäm antäriksham
abhavat, svär fti säsaü dyaür abhavat. 16 täsmSd a samvatsarä evä
kumarö vyä jihirshati. 17 samvatsarä hf prajäpatir vyäharat. 18 sä
vä ekaksharadvyaksharäny evä prathamäm vädan prajäpatir avadat.
19 täsmäd ekaksharadvyaksharäny evä prathamäm vädan kumärö vadati.
20 täni vä etäni päncäkshäräni. 21 tän päncarttin akuruta, tä im^
päncartävah. 22 sä eväm imän lokän j&tänt samvatsarä prajäpatir
abhyüd atishthat. 23 täsmäd u samvatsarä evä kumärä üt tishthäsati.
24 samvatsarä hf prajäpatir üd atishthat. 25 sä sahäsrSyur jajne.
26 sä yäthä nadyaf päräm paräpä^yed, eväm sväsyäynsba^ päräm pärä
cakhyau. 27 so 'rcan chrämyan9 cacära, prajäk&mah. 28 sä ätmäny
evä präjatim adhatta.
1 Die Welt bestand im Anfang aus den Wassern, dem Meere.
2 Die Wasser wünschten, wie könnten wir uns doch fortpflanzen ! 3 Sie
kasteiten sich, 4 sie wurden warm. 5 Als sie warm wurden, bildete
sich ein goldenes Ei. 6 Damals war das Jahr noch ungeboren.
7 Dieses goldene Ei schwamm so lange herum, als die Zeit eines
Jahres ist. 8 Daraus entstand nach einem Jahre ein Mann, das war
Prajäpati. 9 Deswegen geschieht es nach einem Jahre, dass ein Weib,
eine Euh oder eine Stute gebiert, 10 denn nach einem Jahre entstand
Prajäpati. 11 Der zerbrach dieses goldene Ei. 12 Damals existirte
kein fester Punkt. 13 Denn dieses goldene Ei war, so lange der
Zeitraum eines Jahres dauerte, ihn tragend herumgeschwommen.
14 Nach einem Jahre empfand er Lust zu sprechen. 15 Er sagte
bhdsy das wurde die Erde, bhüvas, das wurde die Luft, süar das wurde
der Himmel. 16 Desswegen zeigt nach einem Jahre ein Eind Lust
zu sprechen. 17 denn nach einem Jahre sprach PrajSpati. 18 Pra-
jäpati sprach ja, als er zuerst sprach, nur ein - und zweisilbige Wörter.
19 Desswegen spricht ein Kind zuerst nur ein- und zweisilbige Wörter.
20 Sie (jene drei Wörter) machen zusammen fanf Silben. 21 Er schuf
daraus fonf Jahreszeiten, das sind die fanf Jahreszeiten. 22 Pra-
jäpati trat diesen Welten, nachdem sie entstanden waren, nach einem
Delbrück, synt. Forach. III. 5
66
Jahre gegenüber (eig. stand gegen sie auf). 23 Desshalb sii<^t ein
Kind nach einem Jahre aufzustehn. 24 Denn nach einem Jahre stand
Prajapati auf. 25 Er wurde tausend Jahre alt. 26 Wie man das
andere Ufer eines Flusses vor sic^ sieht, so sah er das Ende seines
Lebens vor sich. 27 Er betete und kasteite sich, nach Nachkommen-
schaft begierig. 28 Er legte in sich selbst den Keim.
Anmerkungen.
1 vgl. § 5 Anm. 6 vgl. § 5. 8 samvatsar^ knüpft an 7 an^ dess-
halb ist es stark betont und steht also vor dem Subject, ebenso wie in
9, 10, 16, 17. evä steht immer bei der zweiten Erwähnung von sam-
vatsar6. 12 Damals war noch keine Grundlage vorhanden, jetzt ist
eine solche da. 13 enam gehört zu dem weit entfernten bibhrat Es
ist als Enklitika von dem ersten Worte des Satzes angezogen nach
§ 24. 18 Man sollte erwarten sä vaf prajäpatir prathamsim vädan
ek^ avadat. Nun soll der Begriff , ein - und zweisilbig ', auf den es
hier besonders ankommt, hervorgehoben werden, sä muss aber im
Anfange bleiben und vaf muss ihm unmittelbar folgen, desswegen wird
ekä° nach sä vai gesetzt und ihm folgt das hervorhebende evä. Da
nun ein- und zweisilbige Wörter nur beim ersten Sprechen von
PrajSpati hervorgebracht wurden, nicht immer, so folgt nunmehr der
Wichtigkeit nach prathamäm vädan, und es bleibt also far Prajäpatih
nur die Stellung unmittelbar vor dem Yerbum. 19 wie 18. 22 ähn-
lich wie 18; das Neue ist imän lokän, das steht also voran, dem-
nächst wichtig der Umstand, dass dieses nach einem Jahre geschieht,
darum folgt samvatsarä, bekannt ist das Subject Die Stellung des
Participiums jStii § 14. 27 vgl. § 27.
3, 6, 1, 1 ff. (vgl. Weber, Ind. Stud. 10, 364 ff.)
1 udäram eväsya sädah. 2 täsmät sädasi bhakshayanti. 3 yäd*
dhtdäm klm cä^nänti, udära evMäm särvam präti tish^hati. 4 ätha
yäd asnün vlfve devä äsidan, täsmät sädo näma. 5 tä u eväsminn
et& brähmanä vi^vägoträh sldanti. 6 aindräm devätayä. 7 tän mädhya
aüdumbarim minoti, 8 ännam vä tirg udumbära, 9 udäram ev^ya
sädah, tän madhyäto 'nuädyam dadhäti. 10 täsmän mädhya aüdum-
barim minoti. 11 ätha yä eshä madhyamäh ^afikdr bhävati vMer
jaghanärdh^, täsmät präfi prä krämati shäd vikramän. 12 dakshinä
saptamäm äpa krämati, sampädah kämäya. 13 täd ava^äip pari likhaü.
14 so 'bhrim ä datte: deväsya tvä savitüh prasav^ 'fvinor
bähübhyäm püshnö hästäbhyäm ä dade näry astti. 15 samänä
67
etäsya yäjusho bändhuh. 16 yöshä vä eshä yäd äbhrih. 17 tdsmäd^aha
näry astti. 18 äthSvatäm pari likhati: idäm ahäm r&kshasam
grIvÄ äpi krintämlti. 19 väjro vft äbhrih. 20 väjrenaivaitän näshträ-
nfim räkshasäm grlyä dpi krintati. 21 ätha khanati. 22 princam
utkaräm üt kirati. 23 yäjamSnena samiDäyaüdainbarlm pdri vSsayati.
24 t&xn. ägrena präclm nl dadhEti. 25 etävanmaträni barhfnshy upd-
rightad adhinf dadhäti. 26 ätha yävamatyah prökshanyo bhavanti.
27 äpo ha vä öshadhlnäm räsah. 28 täsmäd öshadhaya^ k^valyah
khäditä nä dhinvanti. 29 öshadhaya u häpäm räsah. 30 täsinSd äpah
pitäh kövalyo nä dhinvanti. 31 yädaivöbhäyyah sämsrishtä bhävanty,
äthaivä dhinvanti. 32 tärhi hl särasS bhavanti. 33 särasäbhih prö-
kshsntti. 34 devä9 ca vä äsurS9Cobhäye präjäpatyäh paspridhire.
35 täto devöbhyah särvä evaüshadhaya lynh. 36 yävS haivaibhyo nfeyuh.
37 täd vaf devä asprinvata. 38 tä etaih särvSh sapätnOnäm öshadhir
ayuvata. 39 yäd äynvata, täsmäd yäv3 näma. 40 t^ hocur: hänta
yäb särväsSm öshadhlnam räsas täm yäveshu dädham^ti. 41 sä yäh
särv3säm öshadhinäm rasa äsxt, täm yäveshv adadhuh. 42 täsmad
yätränyä öshadhayo mläyanti täd et^ mödamänä vardhante. 43 eväm
hy ^hu räsam ädadhuh. 44 tätho evaishä etafh särvah sapätnanam
öshadhir yute. 45 täsmäd yävamatyah prökshanyo bhavanti. 46 9i
yävän ä vapati: yävo 'si yaväyäsmäd dvösho yaväyärätlr fti.
47 nätra tiröhitam ivSsti. 48 ätha prökshati. 49 öko vai prökshanasya
bändhuh. 50 mödhySm evaität karoti. 51 sä prökshati: divö tv3n-
tärikshäya tv9; prithivyal tvöti. 52 imän evaitäl lokän Qrjä
räsena bhsjäyati, eshü lok^shlirjain räsam dadhäti. 53 ätha yäh prö-
kshanyah pari9ishyänte tä avatö Va nayati (ündhantam lokäh
pitrishädana fti. 54 pitridevätyo vaf küpah khatäh, 55 täm evaHän
m^dhyam karoti. 56 ätha barhinshi prSctnSgräni codicfnagräni cäva
strinäti pitrishädanam asfti. 57 pitridevätyam vä asyä etäd bhavati
yän nfkhatam. 58 sä yathänikhataüshadhishu mitä syäd, eväm etäsv
öshadhishu mitä bhavati. 59 täm üc chrayati: üd dfvam stabhanä-
ntäriksham prina drfnhasva prithivyäm fti. 60 imän evaitäl
lokän ürjä räsena bhajäyati, eshü loköshtirjam räsam dadhati. 61 ätha
minoti dyntanäs tva marutö minotv fti. 62 yö vä ayäm pävata
eshä dyutanö märutäs. 63 täd enäm et^na minoti. 64 mitravärunau
dhruvöna dhärmanöti. 65 pranodanaü vaf mitravämnau. 66 täd
enam pranodänäbhyam minoti. 67 ätha päry ühati brahmaväni tva
kshatraväni räyasposhaväni päry Ohämtti. 69 bahvf vaf
yäjuhshv a9ih. 69 täd brähma ca kshaträm cä 9asta ubhö viryfe.
70 rayasposhaväntti, bhfimä vaf rayaspöshah. 71 täd bhümänam ä 9aste.
5»
68
72 ätha pdry rishati brähma drinha kshaträm drinhäyar drinha
prajäm drinh^ty. 73 a^ir evalshaitäsya kärmanah. 74 ä^sham
evaitäd i (Este. 75 samambhQml pary&rshanam karotL 76 gärtasra
vi uparibhuml, äthaiväm devatrl 77 täthä Mgartamid bhavati.
78 äthapä upanf nayati. 79 yätra vä asyai khänantah krürlkarTäntj
apaghnänti (Üntir ipas täd adbhfh 9äiityä famayati täd adbhih sam
dadhati. 80 täsmad apä upanl nayati. 81 ätbaiväm abhipddya yäcayati
dhruyäsi dhruvö 'yäm yäjamano 'sminn äyätane prajäyä
bhüyäd Iti pa9Übhir fti vä. 82 eväm yäm kämam kämäyate so
'smai kämah säm ridhyate. 83 ätha sruv^nopahätyäjyam vish^pam abhi
juhoti ghrit^na dyävaprithivl puryeth&m fti. 84 täd ime
dyävaprithivf ürjä räsena bhäjäyati, anäyor ürjaip räsam dadhäti.
85 U rärSavatya upajlvanfye imäh prajä üpa jlvanti. 86 ätha chadir
adhinf dadhati: indrasya chadfr astti, aindräm hf sädah. 87 vi^-
vajanäsyachSy^ti. 88 yi9vägotra hy äsmin brähmanä äsate. 89 täd
ubhayätaf chadfshi üpa dädhsti, uttaratäs trtni paräs trf^i. 90 täni
näva bhavanti. 91 trivrid yaf yajnö näya yaf triyrft. 92 täsmEn näya
bhayanti. 93 täd udlctnayan^am sädo bhayati, practnayan9am ha vir-
dhänam. 94 etäd yaf deyänSm nfshkeyalyam yäd dhavirdhänam.
95 täsmat tätra nä9naiiti nä bhakshayanti, nfshkeyalyam hy ^täd devä-
nam. 96 sä yö ha täträ9nlyäd ya bhakshäyed yS, mürdhä hasya vi
patet. 97 äthait^ mi9r6 yäd ägnldhram ca säda9 ca. 98 täsmat täyor
a9nanti täsmad bhakshayanti, mi9r6 hy et^. 99 üdicl yaf mannshyänam
dfk, täsmad udlctnayan9am sädo bhayati. 100 tat pari 9rayanti pari
tya giryano gfra imä bhayantu yi9yätah, yriddhäyum änn
yrfddhayo jüshtä bhayantu jüshtaya fti. 101 fndro yaf giryä
yf90 gfro, vi9aiyaität kshaträm pari brinhati. 102 täd idäm kshaträm
ubhayäto yi9ä päribridham. 103 ätha laspajanyä syandyäya prä slyyati:
fndrasya sytt astti. 104 ätha grantibfm karoti: fndrasya
dhruyö 'slti, n6d yyavapädyata fti. 105 präkrite kärman yf shyati.
106 tätho hadhyaryüm ya yäjamanam yS grahö nä yindati. 107 tän
nfshthitam abhf mri9ati: aindräm asiti, aindräm hf sädab.
1 Das sädas ist der Bauch des Opfers. ^ 2 Desshalb trinkt man im
sädas. 3 Denn was man hier auf der Erde irgend geniesst, das ruht alles
im Bauche. 4 Aber weil alle Götter sich darin niedersetzten, desshalb
heisst es sädas, 5 und nun sitzen denn anch in ihm diese Brahmanen
aller Geschlechter. 6 Der Gottheit nach ist es indraisch. 7 Dort in
der Mitte richtet er einen udumbära - Pfahl auf. 8 Der udumbära ist
1) So heisst es 3, b, 3, 5, was hier wiederholt wird.
69
Nahioing und Kraft. 9 Das sädas aber ist der Bauch des Opfers, dort
mitten hinein bringt er Speise. 10 Desshalb richtet er in der Mitte
eisen udumbära- Pfahl auf. 11^ Was nun der mittelste Pflock ist, am
Hinterende der v6di, von dem aus schreitet er ostwärts, und zwar
sechs Schritte. 12 nach rechts hin macht er den siebenten, der Voll-
zähligkeit halber. 13 Dort sticht er eine Grube ab.* 14 Er ergreift
die Schaufel mit den Worten deväsya tvä u. s. w. 15 Die Beziehung
dieses Spruches ist dieselbe, wie sonst. 16 Die Schaufel ist ein Femi-
ninum. 17 Desshalb sagt er „näry asi.'^ 18 Dann sticht er die
Grube ab mit den Worten : hiermit schneide ich den Hals der Baksha-
sen ab. 19 Die Schaufel ist die Blitzwaffe. 20 Mit der Blitzwaffe
also schneidet er hierbei den Bakshasen den Hals ab. 21 Dann gräbt
er. 22 Nach Osten hin wirft er den Erdhaufen auf. 23 Nachdem er
den udumbära -Ast dem Opfernden an Grösse gleichgemacht hat,
glättet er ihn. 24 Er legt ihn nieder, mit der Spitze nach Osten.
25 Auf ihn legt er Gräser in gleicher Länge. 26 Das Sprengwasser
ist dabei mit Gerste gemischt. 27 Der Saft der Pflanzen ist das
Wasser. 28 Desshalb sättigen Pflanzen nicht, wenn sie allein gegessen
werden. 29 Die Pflanzen hinwiederum sind der Saft des Wasser.
30 Desswegen sättigt Wasser nicht, wenn es allein getrunken wird.
31 Wenn sie aber beide vereinigt sind, dann sättigen sie. 32 Dann
sind sie saftreich. 33 (und so denkt er dabei) mit den saftreichen
will ich besprengen. 34 Die Götter und die Asuren, beide Nach-
konmien Prajäpatis, stritten mit einander. 35 Da wichen von den
Göttern alle pflanzen. 36 Aber die Gerste wich nicht von ihnen.
37 Da gewannen die Götter. 38 Sie zogen mittels derselben alle
Pflanzen der Feinde an sich. 39 Weil sie damit an sich zögen,
desshalb heissen diese yäväs. 40 Sie sagten: „wohlan! welches der
Saft aller Pflanzen ist, den woUen wir in die Gerste legen.'' 41 Und
sie legten in die Gerste das, was der Saft aller Pflanzen war. 42 Dess-
halb, wo andere Pflanzen verwelken, da gedeiht diese fröhlich.
43 Denn derart legten die Götter den Saft in sie. 44 Ebenso zieht
nun auch der (der so verfährt) mit der Gerste (wenn er sie in Spreng-
wasser thut) alle Pflanzen der Feinde an sich. 45 Desswegen ist das
Spreng wasser mit Gerste gemischt.' 46 Er wirft die Gerste hinein mit
1) Nachdem die symbolische Bedeatung von sadas und ndumbära angegeben
ist, beginnt nun die Beschreibnng der Handlungen bei Errichtung des sädas.
2) nnd zwar macht er es wie folgt.
3) Nachdem somit die Bedentnng des gerstegemischten Sprengwassers ange-
geben ist, folgt nunmehr die Beschreibung der Handlungen.
70
den Worten yävo *8i u. s. w. 47 Daran ist nichts unklar. 48 Dann
besprengt er. 49 Die Bedeutung des Besprengens ist nur eine, bekannte.
50 Er macht den udumbära- Pfahl damit opferrein. 51 Er besjo-engt
ihn mit den Worten divö tvä u. s. w. 52 * Auf die Weise begabt er
die Welten mit Kraft und Saft, legt Kraft und Saft in die Welten.
53 Aber das Sprengwasser, welches übrig bleibt, das giesst er in die
Grube mit den Worten „rein sein soll der Platz, der den Yätem zum
Sitze dient.'^ 54 Eine Qrube, die gegraben ist, ist den Yätem geweiht
55 Die macht er auf diese Weise opferrein. 56 Dann streut er Gräser
(in die Grube) mit den Spitzen nach Osten und nach Norden unter den
Worten „du bist der Sitz der Väter." 57 Denn der Theil des Pfahles,
der eingegraben ist, ist den Vätern geweiht 58 und er ruht jetzt auf
diesen Gräsern, als ob er nicht eingegraben auf Gräsern ruhte (auf
dem Basen stände). 59 Er richtet ihn auf mit den Worten „stütze
den Himmel, erfülle die Lufk, steh fest in der Erde,'' 60 auf diese
Weise begabt er die Welten mit Kraft und Saft, legt Kraft und Safi
in die Welten. 61 Nun senkt er ihn ein mit den Worten „Dyutäni
Märutä senke dich ein.'' 62 Dyutänä Märutä ist so viel wie der
Wind. 63 Auf die Weise senkt er ihn durch diesen ein. 64 Dann
fährt er fort „Mitra und Varuiaa mit festem Halt." 65 Mitra und
Varuna sind Einhauch und Aushauch, 66 so senkt er ihn ein durch
Einhauch und Aushauch. 67 Dann umhäuft er ihn mit den Worten
brahmayäni u. s. w. 68 Das Bittgebet ist in den Opfersprüchen man-
nichfaltig. 69 Hiermit wünscht er sich brähman und kshaträm, die
beiden Hauptkräfte. 70 Mit dem Wort räyasposhaväni aber folgeudes:
räyaspöshas ist soyiel wie Fülle, 71 auf diese Weise wünscht er sieb
Fülle. 72 Dann befestigt er rings um mit den Worten „halte das
brähman fest, halte das kshaträm fest, halte das Leben fest, halte die
Nachkommenschaft fest." 73 Das ist das Bittgebet für diese Handlung.
74 So spricht er das Bittgebet aus. 75 Die Umlage macht er der
Erde gleich, 76 bei einer (gewöhnlichen) Grube ist sie höher als die
Erde, aber so (wie es hier gelehrt wird) beim Opfer, 77 auf diese
Weise ruht der Pfahl nicht in einer gewöhnlichen Grube. 78 Nun
giesst er Wasser drauf. 79 Wo man durch die Grube die Erde ver-
wundet oder zerschlägt (Wasser ist Arzenei), da heilt man sie mit
Wasser -Arzenei, da fugt man sie durch Wasser zusanmien. 80 Dess-
wegen giesst er Wasser drauf. 81 Nachdem er so ange&sst (?) hat,
lässt er ihn sagen: „fest bist du, fest soll der Opferer an dieser
Stätte an Nachkommenschaft sein, oder an Yieh." 82 So wird
ihm der Wunsch, den er wünscht, erfallt. 83 Darauf nimmt er
71 .
Butter mit dem Löffel und giesst Butter auf die Gabel, indem er
sagt „werdet voll von Butter Himmel und Erde." 84 Auf diese Weise
begabt er Himmel und Erde mit Kraft und Saft, legt in sie Kraft
und Saft. 85 Von diesen, wenn sie saftreich und lebengewährend
sind, leben die Geschöpfe. 86 Darauf legt er eine Decke auf den Pfahl
mit den Worten „du bist des Indra Decke," denn das sädas ist
indraisck 87 „Du bist jedermanns Schirm," 88 denn Brahmanen von
allen Geschlechtern sitzen in ihm. 89 Daran fügt er auf beiden Seiten
eine Decke, hintep drei und vorne drei. 90 Das sind neun. 91 Das
Opfer ist dreifach (trivrft) und die neun ist auch dreifach. 92 Dess-
halb sind es neun. 93 Dabei blickt das sädas nach links, das
havirdhäna nach vorn. 94 Das havirdhäna gehört den Göttern aus-
schliesslich. 95 Desshalb isst man darin nicht und trinkt dort nicht,
denn es gehört den Göttern ausschliesslich an. 96 Sollte einer dort
essen oder trinken, so würde ihm der Schädel bersten. 97 Aber das
ägnldhra und das sädas sind doppelt verwendbar. 98 Desshalb isst
und tiinkt man dort, denn sie sind doppelt verwendbar. 99 Die
Gegend der Menschen ist die nördliche, desshalb sieht das sädas nach
Norden. 100 Nun fasst man es ein mit den Worten pari tvä u. s. w.
101 Unter dem girvan ist Indra zu verstehen, unter den gfras die
Bauern, auf diese Weise umgiebt er die Bitterschaft mit Bauern.
102 So ist für gewöhnlich die Bitterschaft auf beiden Seiten von
Bauernschaft umgeben. 103 Dann näht er mit Nadel und Schnur mit
den Worten „d» bist die Schnur des Indra. ^' 104 Dann macht er
einen Knoten „du bist des Indra fester'^ (und denkt dabei) „damit es
nicht zerfalle.^^ 105 Ist das Werk beendet, so löst er ihn wieder.
106 Auf diese Weise ergreift den Priester oder Opferherrn keine Krank-
heit 107 Wenn es nun fertig dasteht, so berührt er es, indem er
spricht „du bist indraisch, denn das sädas ist indraisch."
Anmerkungen.
1 § 5. 3 auf udäre liegt der Ton, wie schon evä zeigt, desshalb
steht es vorn. 4 asmin folgt als Enklitika auf yäd nach § 24. 5 asmin
nach § 24, die Stellung von vi^vägoträh nach § 12. 8 § 5. 9 § 5.
11 v^der jäghai^rdh^ ist fast wie ein neuer Satz aufzufassen, als ob
dastünde yö v^der jaghanärdh^ tfshthati; mit täsmät präü prä krSmati
ist die Handlung schon abgeschlossen und es folgt ergänzend nach
„und zwar sechs Schritte.^' Ebenso heisst es bei der Beschreibung der
vedi 3, 5, 1^ 1 präfi prä krämati trfn vikramän, in allen folgenden
Versen aber mit gewöhnlicher Wortstellung dakshiqiä päncada9a vikra-
72
min prä krämati. Wo die Handlang des Schreitens zum ersten Mal
erwähnt wird, soll sie als solche rein hervortreten. 12 sampädah
kdmäya ist Schleppe, § 27. 15 § 5. 16 § 5. .19 § 5. 26 § 5.
27 § 5. 28 „wenn sie allein gegessen werden/' Die Stelltmg des
Partieipiums § 14. 29 § 5. 30 der Wechsel in der Stellung von
k^valyah ist aoflallig. 31 samsiishtd bhavanti ist ein zusammengesetztes
Tempus. 35 Zweierlei soll hervorgehoben werden, einmal, dass die
Götter es sind, welche im Nachtheil sind, und sodann dass alle Pflan-
zen ausser der Gerste von ihnen abfielen. Der Ablativ dev4bhyah wird
durch occasionelle Yorschiebung hervorgehoben, das Subject durch evä
vgl. § 2 am Ende. 45 § 5. 49 § 5. 50 Wenn der Begriff m^dhyäm
nicht hervorgehoben wäre, so würde es heissen täm evaitäd m^dhyäni
karoti, so aber ist m^dhyäm besonders betont. 52 Die Welten sind
betont, weil in dem zu erklärenden Spruche von Himmel, Luft und
Erde die Rede ist Desshalb steht der Accusativ vor dem Iiistrnmen-
talis und dem Localis. 54 § 5 und § 14. 55 vgl. 50. 56 üeber die
Stellung der Adjectiva § 11 und § 12. 57 § 5. 58 mitä syät und
mitä bhavati sind zusammengesetzte Tempora. 60 zu den ersten Worten
vgl. § 30. Ueber die Stellung des Accusativs s. zu 52. 62 eshä steht
als anaphorisches Pronomen voran. 63 Die Stellung von enäm s. § 24.
65 § 5. 66 Die Stellung von enäm s. § 24. 68 § 5. 69 ubh^ vlrye
§27. 73 § 5. Durch Yoranschiebung von ä^th kommt dann auch der
Genitiv etäsya kärmanah aus seiner normalen Stellung. 75 Die Stel-
lung von samambhOmf erklärt sich dadurch , das^ diese Form der
Umlage das eigenthümliche ist. 76 zu gartäsya ist paryärshanam zu
ergänzen, und das Substantivum (nicht das Adjectivum, wie nach § 5 zu
erwarten wäre) steht voran, weil das paryärshana beim gärta in
Gegensatz tritt zu dem sonstigen paryärshana. 77 Auf diese Weise
kommt es denn, dass er ägartamit ist. Es wäre wohl auch ägarta-
mid dha täthä bhavati möglich gewesen. Dann hätte der Nachdruck auf
der Eigenschaft gelegen, so auf dem Zustandekommen des Zustandes.
79 ^äntir äpah „die Wasser sind Heilung" ist wie in Klammern
geschlossen. Die Worte treten als motivirende voran, eine häufige
Wendung. 82 asmai nach § 24 vorgeschoben. 83 man muss vor
upahätya noch äjyam ergänzen (die Butter berührend); abhf gehört
wohl zu juhotiy die Stellung der beiden Accusative s. § 4. 84 vgl.
zu 52. 85 auch hier noch sind die beiden Welten die wichtigsten
Begriffe und der Accusativ steht desshalb vor dem Nominativ.
88 vi(vägöträb steht nicht, wie in 5 hinter dem Substantivum, weil
die Worte vi^vajanäsya chäyä erklärt werden sollen und also auf vi(va-
73
der Ton liegt, asmin § 24. 91 § 5. 93 § 5. 94 Wenn nach § 5
die Stellung nlshkevalyam vä etäd devänäm gewählt wäre, so würde
devänäm nicht geang hervortreten. Nachdem die deväh genannt sind,
ist diese Hervorhebung nicht mehr nöthig, desshalb heisst es 95 nfsh-
kevalyam hy ^täd devänäm. 98 § 5. 99 § 5. 101 § 5. 105 der
Ton liegt auf dem Begriffe .fertig', desshalb steht präkrite voran, vgl.
§ 15. 106 Die Accusative stehen vor dem Nominativ, weil der Nach-
druck darauf liegt, dass weder dem einen noch dem andern et^^s
Schlimmes begegnen soll. 107 § 5.
T. 8. 2, 3, 3, 1 ff.
1 devä vaf satträm äsata , rf ddhiparimitam yäfaskämäh. 2 t^shäm
sömam räja;nam yä^a ärchat. 3 sä gfrim üd ait, 4 täm agnir änüd
ait, 5 täv agntshömau sätn abhavatam. 6 täv fndro yajfiävibhrashtö
'nu pärait, 7 täv abravit: yäjäyatam miü. 8 täsmä etäm Ishtim nfr
avapatäm: ägneyäm ashtäkapälam aindräm ^käda^akapälam saumyäm
carüm. 9 täyaiväsmin t6ja indriyäm brahmavarcasäm adhattäm.
10 yö yajnävibhrashtah syät täsmä etäm fsh^im nlr vapet: Sgneyäm
asht&apälam aindräm ^käda^akapälam saumyäm cartim. 11 yäd ägneyö
bhävati t^ja eväsmin t^na dadhäti, yäd aindrö bhävati, indriyäm evä-
smin t^na dadhati, yät saumyö brahmavarcasäm t^na. 12 ägneyäsya
ca saumyäsya caindr^ samä fleshayet, t^jaf caiväsmin brahmavarcasäm
ca samicl dadhati. 13 agnlshomiyam ^kada9akapalam nlr vaped yäm
käme nöpanämet. 14 ägneyd vai brahmanäh, sä sömam pibati.
15 sväm evä devätam sv6na bhägadh^yenöpa dhävati. 16 safvainam
kämena säm ardhayati^ üpainam käme namati. 17 agnlshomiyam ashtä-
kapälam nir vaped brahmavarcasäkamah. 18 agntshömSv evä sv^na
bhäyadh^yenöpa dhavati. 19 täv eväsmin brahmavarcasäm dhattah.
20 brahmavarcasy ^vä bhävati. 21 yäd ashtäkapälas tönägneyö, yäc
chyämakäs t^na saumyäh sämriddhyai. 22 sömaya väjlne 9yainakäm
cartim nlr vaped yäb klalbyäd bibhlyät. 23 röto hl vä etäsmäd väjinam
apakrämati. 24 äthaishä klafbyad bibhaya. 25 sömam evä väjfnam
svöna bhägadböyenö 'pa dhavati. 26 sä eväsmin röto väjinam dadhati,
nä kllbö bhävati. 27 brahmanaspatyäm ökäda^akapalam nlr vaped
grämakäraah. 28 brähmanas pätim evä svöna bhägadhöyenöpa dhavati.
29 sä eväsmai sajätän prä yachati, gramy evä bhävati. 30 ganävati
yäjyänuväkyfe bhavatah, sajätalr evalnam ganävantam karoti. 31 etäm
evä nlr vaped yäh kamäyeta: brähman vl9am vi nä9ayeyam Iti.
32 märutl yäjyänuväkyö kuryäd, brähmann evä vf9am vf na9ayati.
74
1 Die Oötter vollzogen ein sattra von nur beschranktem Erfolge,
nach Auszeichnung begierig. 2 Die Auszeichnung tr^ unter ihnen des
König Soma. 3 Der stieg auf den Berg. 4 Agni stieg ihm nach,
5 sie vereinigten sich als Agni*Soma. 6 Zu ihnen trat Indra, dem sein
Opfer missglückt war. 7 Er sprach zu ihnen: opfert far midt
8 Da warfen sie ihm die folgende ishti aus ; einen für Agni besümmteii
achtschaligen (sc. purodä9am Opferkuchen), einen für Indra bestimmten
eilfschaligen , ein Mus an Soma. 9 Damit legten sie in ihn Glanz.
Kraft, Heiligkeit. 10 Wem sein Opfer missglückt ist, dem werfe
man diese ishti aus: einen für Agni bestimmten achtschaligen Opfer-
kuchen, einen für Indra bestimmten eilfschaligen , ein Mus für Soma.
11 Dass er für Agni bestimmt ist, dadurch legt er in ihn (den Opfern-
den) Glanz, dass er für Indra bestimmt ist, dadurch legt er in ihn
Kraft, dass es für Soma bestimmt ist, dadurch Heiligkeit 12 An-
genommen er vereinigte etwas von dem für Agni und Soma bestimmt«!
in dem für Indra bestimmten, so legt er in ihn Glanz und Frömmig-
keit zugleich. — 13 Einen an Agni* Soma gerichteten eilfBchaligeo
(Opferkuchen) werfe derjenige aus, dem ein Wunsch nicht eintrifft.
14 Ein Brahmane ist nämlich agnihaft, er trinkt auch den Soma.
15 So naht er sich der ihm eigenen Gottheit mit der jener Crotfcheit
eigenen Gabe, 16 und die beglückt ihn mit Erfüllung seines Wunsches,
und der Wunsch trifft dann wirklich ein. — 17 Einen für Agni- Soma
bestimmten achtschaligen werfe aus wer Heiligkeit wünscht. 18 So
naht er sich Agni und Soma mit der ihnen eigenen Gabe 19 und sie
legen in ihn Heiligkeit, 20 er wird heilig. 21 Dass er acht-
schaUg ist, dadurch ist er für Agni bestimmt, dass er von Hirse ist,
dadurch ist er für Soma bestimmt, zu vollem Gedeihen. — 22 Soma
dem Mannhaften werfe ein Hirsemus aus, wer Impotenz f&rchtet.
23 Same nämlich und Manneskraft weicht von ihm, 24 dann f&rchtet
er sich vor Impotenz. 25 So naht er sich dem Soma mit seiner eige-
nen Gabe. 26 Der legt in ihn Same und Manneskraft, und er wird
nicht impotent — 27 Einen für Brahmanaspati bestimmten eilfisdia-
ligen Kuchen werfe der aus, der Herrschaft wünscht. 28 So naht er
dem Brahmanaspati mit seiner eigenen Gabe. 29 Der unterwirft ihm
seine Verwandten, er wird Herr. 30 Die dabei gebrauchten Opfer- und
Einladungsverse enthalten das Wort gana (Sohaar), so macht er ihn
schaarenreich durch (viele) Verwandte. — 31 Dieselbe ishti werfe auch
derjenige aus, welcher wünscht : in der Priesterschafl möchte ich das Volk
aufgehen lassen. 32 Die Opfer- und Einladungsverse mache er in diesem
Falle marutisch, so lässt er das Volk in der Priesterschaft aufgehen.
I
75
Anmerkungen.
1 rfddhipariniitam steht nach als componirtes Adjectivum, vgl. § 12,
yäfaskamah ist Schleppe wie prajäkamah u. a., § 27. 2 Einer muss das
yä9as erlangen, man will wissen, wer dies sei. Darum ist sömam stark
betont und tritt vor das Subject. r^änam steht nach sömam, vgl. § 1 6.
6 yajMvibhrashtah hat die Stellung des einfachen Participiums. 9 asmin
steht nach dem ersten Wort als Enklitika, s. § 24. 11 Der Ton liegt
auf dem, was in jedem einzelnen Falle verlieben wird, also auf den
Begriffen t^jah, indrijäm und brahmavarcasäm. Diese sind so sehr
hervorgehoben, dass sie vor das satz verknüpf ende t^na gestellt sind.
14, § 5. 15 Der Accusativ sväm ist stark betont, wie schon evä zeigt,
und zieht devätam nach sich, § 16. Zu dpa vgl. § 3. 17 brahma-
varcasäkamah und grämakamah (27) entsprechen den Sätzen yäm käme
Qöpanämet (13) und yäh klaibyad bibhlyät (22) und haben dieselbe
Stellung wie diese Sätze, weil sie zum folgenden überleiten, vgl. § 28.
18 Der Accusativ betont wie evä zeigt. 21 sämiiddhyai § 27.
22 sömäya väjfne, s. § 10. 23 etäsmät als anaphorisches Pronomen
strebt nach vorn, dadurch wird das Subject getheilt; vgl. auch § 30.
25 sömam betont wie evä zeigt. 28 ebenso. 30, § 5. 32 märuti
betont. —
Schlnssbetrachtung.
Als ein sicheres Resultat dieser Untersuchungen betrachte ich
zunächst das Gesetz der occasionellen Wortstellung. Es ist durch eine
Reihe von Belegen erwiesen, dass ein Wort dem Anfang eines Satzes
znrQckt oder an den Anfang rückt, sobald ein Nachdruck des Sinnes
auf ihm liegt. Daraus folgt denn sogleich, dass der Anfang des Satzes
mit stärkerer (vielleicht auch höherer) Betonung ausgesprochen worden
ist, als der übrige Theil. Für diese an sich einleuchtende Folgerung
sprechen noch zwei Thatsachen, nämlich einmal der Umstand, dass die
enklitischen Wörter von dem ersten Wort des Satzes wie von einem
Magnet angezogen werden, und sodann die Thatsache, dass das Verbum,
wenn es in seiner normalen Stellung steht, unbetont ist, wovon sogleich
mehr zu reden sein wird. Es scheint mir also hinsichtlich der Satz-
betonung bei den Indem der in Frage stehenden Zeit Folgendes fest-
zustehen: Sie begannen den Satz mit starker (vielleicht hoher) Beto-
nung und Hessen die Stimme gegen das Ende hin sinken.
Das zweite sichere Resultat scheint mir die Beobachtung zu sein,
dass bei den Indern eine traditionelle Wortstellung vorhanden war,
der Art, dass das Subject den Satz eröffnete, das Yerbum ihn schloss,
das Object unmittelbar vor das Verbum trat, das Adjectivum vor das
Substantivum , die Praeposition hinter den Casus u. s. w. Man könnte
zwar gegen diese Beobachtung einen Einwand erheben und behaupteo:
die Wortstellung war vollkommen frei, und lediglich dictirt durch das
Qesetz, dass das stärker betonte Satzglied vom steht; die Inder
betonten eben das Subject besonders stark, darum eröffnet dieses stets
den Satz u. s. w. Indessen dieser Einwand zerfällt bei näherer üeber-
legung, zunächst schon aus einem allgemeinen Grunde*. Es ist mir
nämlich zweifelhaft, ob sich irgendwo im Bereiche der Erfahrung ein
solcher Sprachzustand findet, wie der bei diesem Einwand voraus-
gesetzte, ein Sprachzustand der Art, dass die Sprechenden mit den
Worten hinsichtlich ihrer Stellung vollkommen irei schalten können.
77
Alle sprachliche üeberliefeining geht doch in Sätzen vor sich, und es
werden sich wohl in jeder sprechenden Gesellschaft Satztypen aus-
bilden, die als zusammenhängende Körper überliefert werden. Dazu
kommt denn noch ein specieller Grund : Wäre die Ordnung der Wörter
vollkommen frei gewesen, so müsste sich eine grössere Mannichfaltig-
keit zeigen, als thatsächlich vorhanden ist. Das Gewichtsverhältniss
der Satztheile ist in der ruhigen Erzählung durchaus nicht immer als
ein ganz einleuchtendes gegeben; hätte jeder Redende und Schreibende
völlig freie Disposition über die Bangirung der Satztheile gehabt, so
wäre gewiss mancher auf den Gedanken gekonmien, auch in der
ruhigen Erzählung gelegentlich das Object hinter das Verbum, den
Accusativ vor den Instrumentalis u. s. w. zu setzen. Die grosse Gleich-
mässigkeit der Wortstellung bürgt durchaus für eine feste Tradition.
Nimmt man nun noch hinzu , dass wir im Wesentlichen dieselbe Wort-
stellung auch in andern indogermanischen Sprachen finden, so kann auch
das zweite Resultat — betreffend das Vorhandensein einer traditionellen
Ordnung der Wörter im Satze — als gesichert angesehen werden.^
Combinirt man nun diese beiden Beobachtungen, so erklärt sich
auch die eigenthümliche Behandlung des Verbums rücksichtlich der
Accentuirung. Das Verbum des Hauptsatzes nämlich hat keinen Accent,
es erhält denselben nur, wenn es den Satz eröffnet oder wenn es zu
einem andern Verbum in einen ausgesprochenen oder angedeuteten
Gegensatz tritt, also wenn es aus irgend einem Grunde occasionell
hervorgehoben wird. Das Verbum des Nebensatzes aber ist stets
accentuirt. (vgl. Böhtlingk Chrestomatie ^ Seite 356.) Diese Erschei-
nung erklärt sich nun sehr einfach wie folgt: Da der Satzschluss
stets schwach betont ist, und das Verbum regelmässig im Satzschluss
steht, so ist der häufigste Zustand des Verbums die ünbetontheit.
Dieser häufigste Zustand nun wird so zu sagen zu seiner inhärirenden
Eigenschaft und bleibt auch in Satzgestalten wie sä hoväca Pra-
jäpatih u. ähnl. um die Accentuirung des Verbums im Nebensatze
zu verstehen, bedenke man, dass die Mehrzahl der Nebensätze dem
Hauptsatze vorangeht, und dass in einem solchen Nebensatz der Satz-
schluss allerdings nicht unbetont sein darf, sondern vielmehr in seiner
starken Betontheit der Spannung Ausdruck verleihen soll, mit welcher
der Hauptsatz erwartet yrird.
1) Der Frage, ob nicht bei der Aoabildong dieser Wortstellungsregeln das
Getietz der occasionellen Wortstellung ein hauptsächlicher Faktor gewesen sei,
ist damit nicht präjudicirt.
78
Somit sehen wir, daas die Eigenthümlichkeiten der Verbalbetonung
im Satze mit der Wortstellung im nahen Zusammenhange stehen, und
können weiter die Folgerung ziehen, dass da, wo das Yerbum im
Hauptsatze tonlos ist, auch die Wortstellung der Brahmanas herrschen
oder geherrscht haben muss.
Damit ist die Frage nach dem Alter dieser Wortstellung in Indien
im Grunde schon entschieden. Im Veda herrscht dieselbe Satzbetonung
des Verbums, wie in den Brahmanas, also ist dieselbe Wortstellung für
die Zeit des Veda vorauszusetzen. Man könnte freilich ss^en, dass
wir in der Betonung des vedischen Verbums doch nur die Ansichten
derjenigen Grammatiker zu erkennen haben, welche die vedischen
Texte constituirten. Indessen dass diese Gelehrten in der fraglichen
Betonung nur einen alten Gebrauch der wirklichen Aussprache con-
statirten, lässt sich von anderer Seite her erweisen. Wackernagel hat
nämlich in Kuhns Zeitschrift 23, 457 ff. gezeigt, dass das Griechische
Spuren derselben Behandlung de? Verbums in der Accentuation von
eifxl und qnjfil aufweist, somit ist dieses Betonungsgesetz uralt,
üebrigens zeigt sich auch sonst, dass im Veda die Wortstellungsgesetze
der Bi^hmanas ebenfalls beobachtet sind, natürlich so weit die poetische
Form es gestattet.
Es bedarf nach allem diesen kaum noch der Versicherung, dass
diese selben Gesetze der Hauptsache nach schon in urindogermanischer
Zeit vorhanden gewesen sein müssen. Das Lateinische und Litauische
zeigen dieselben noch in grosser Beinheit, in den übrigen Sprachen
(vielleicht mit Ausnahme des Keltischen) sind noch Spuren der-
selben zu entdecken.
Anmerkungen.
Zu Seite 7 Anm. proyoktise ist nach grammatiscber Üeberlieferung als
zweite Person zu fassen, und dieser Meinung ist auch der Scholiast. Aber der Situa-
tion würde es entsprechender sein, wenn man es als erste Person ansehen könnte.
Zu Seite 8. Unter den Futuris auf -tar ist mit Absicht die Form yimtd
9. B. 3, 2, 1, 22 weggelassen worden. Das Bdhtlingk - Bothsche Wörterbuch über-
setzt : ,,wcil sie ihn nicht an sich ziehen — d. h. nicht an sich herankommen lassen
will." Der Zusammenhang ist der: Tajfia hat die spröde thuende Vsc so weit
gebracht, dass sie ihn selbst zu sich gerufen hat. Nun befehlen die Götter dem
Yajfia, diesem Bufe nicht zu folgen, sondern vielmehr stehen zu bleiben, und der
Väc zu sagen „komm zu mir, während ich hier stehen bleibe.'' Diesen Befohl
rootiviren die Götter bei sich durch die Ueberlegung: yöshä vä iydm vag, yddenam
nd yumtä. Die üebersetzung bei BB. scheint mir nun in diese Worte einen Sinn
zu legen, der weder dem Begriffe des Futurums, noch der Situation entspricht.
Die letztere scheint mir die Befürchtung zu verlangen, dass die VSc als
ein verführerisches Frauenzimmer den Yajfia am £nde ganz zu sich herüber-
zöge. Ich glaube also, dass yuvitd zu lesen sei.
Zu Seite 25 Zeile 8 von unten. Ich habe aus Versehen hdrini durch
, golden* übersetzt, während es .grün" heissen muss, (wie ich auch § 11 richtig
geschrieben habe). Die vädi wird als eine gfijatri angesehen, die grün ist, weil
die vädi mit grünen Gräsern bestreut ist.
Zur Anm. S. 27. Ich bin zu keiner ganz sicheren Entscheidung darüber
gekommen, wie solche Sätze, wie der in den Probestücken mitgetheilte äpo ha vd
iddm dgre saJüdm evasa aufzufassen sind. Meine Auffassung hat das für sich,
dass die Gesetze der Wortstellung beobachtet sind, und dass durch die Identifi-
cation der iipas mit der Welt der Begriff ,nur' hinzukommt, dessen man bedarf.
Wenn man iddm als „hier'' iSbst, so wäre nach meinem Sprachgefühl zu erwarten,
dass die Stellung folgende wäre: apo ha vä iddm dgra äsuh, salildm evd. Viel-
leicht bringen Beispiele , die mir entgangen sind , eine Entscheidung.
Zu Seite 29 unten. Der Satz mit der doppelten Negation: nd vddan jätu
nanfitam vadet wäre genau so zu übersetzen; „niemals wird einer, der überhaupt
redet, nicht die Unwahrheit sprechen." jätu ist nach BB. Ozytonon, vielleicht ist
doch auch hier jdtu zu schreiben.
Zu Seite 40 Zeile 12 von unten, dhävayati habe ich durch ^fahren*
übersetzt. Man könnte auch daran denken zu übersetzen: „eine Versammlung
veranstalten," wenn man vergleicht jd/nä dhävanti (}. B. 14, 5, 1, 1.
80
ichniss der hauptsächlichsten Abkürzungen.
Q. B. = The ^atapatiia-BrShmana ed. by Albrecht Weber, Berlin und London
1855 (zweiter Theil des White Yajurveda ed. by A. W. ebenda 185&).
A. B. = The Aitareya Brahmanam of the Bigveda edited translated and expüüneii
by Martin Haag, Bombay 1863.
T. 8. = Die Taittiriya-Samhitä herausgegeben von Albrecht Weber, 2 Bande,
Leipzig 1871 und 1872 (gleich Weber, Indische Studien 11 und 12)
Druckfehler.
Seite 5 Zeile 7 v. u. lies , denen* statt ,dem\ ^
- 22 - 16 V. u. - nayati statt nayati.
- 11 y. u. ist statt „Schüler in die Brahmanenschaft eingeführt'* zu
lesen: „Brahmanen in die Schulerschaft eingeführt'* (d. h. als
Schüler angenommen hat).
2 y. o. lies lipa statt apa.
- 16 V. 0. - yopayitvä statt yapayityä.
- 25
- 30
- 30
Halle, Bnchdruckerel de« WalsenhauBoa.
SYNTAKTISCHE
FORSCHUNGEN
VON
B. DELBRÜCK.
IV.
HALLE A.S.,
VERLAG DEK BUCIIHANDLUNG DES WAISENHAUSES.
187 9.
DIE GRUNDLAGEN
DER
GRIECHISCHEN SYNTAX
ERÖRTERT
VON
B. DELBRÜCK.
HALLE A.S.,
VEBLAa DEB BUCHOANDLin^O DES WAISENHAUSES.
1879.
Vorrede.
Bei der Ausarbeitung dieses vierten Theiles meiner syntaktischen
Forschungen habe ich mich bemüht, besonders den Wünschen solcher
classischen Philologen entgegenzukommen, welche an den sprachwissen-
schaftlichen Studien ein Interesse nehmen, ohne sich doch an allen
Einzeluntersuchungen zu betheiligen. Ich habe mich desshalb von der
Erörterung linguistischer Streitfragen möglichst fern gehalten, und habe
die Citate aus dem Sanskrit so eingerichtet, dass sie auch Ton den
dieser Sprache nicht kundigen Lesern benutzt werden können. Auf
andere indogermanische Sprachen als das Sanskrit näher einzugehen,
habe ich selten angezeigt gefunden, namentlich habe ich auf die Her-
beiziehung lateinischer und deutscher Analogieen fast durchaus ver-
zichtet, weil ich annehme, dass die Leser meine Darstellung nach
dieser Seite hin aus eigenen Mitteln ergänzen werden. Bei der Behand-
lung des Qriechischen selbst ist die Voraussetzung massgebend gewesen,
dass niemand erwarte, aus dieser Schrift über die Thatsachen des
griechischen Sprachgebrauches belehrt zu werden. Der Stoff ist dess-
halb überall nur soweit herbeigezogen, als für die jedesmalige Erörte-
rung wünschenswerth erschien. Die endlose Literatur, in der von
griechischer Syntax gehandelt worden ist, zusammenzuschaffen und an-
zuführen, habe ich nicht für meine Aufgabe gehalten. Ich habe mich
zwar bemüht, die wichtigsten neueren Schriften zu Bathe zu ziehen,
aber wer aus dem Griechischen ein Specialstudium macht, vdrd gewiss
manche Lücke nach dieser Bichtung hin entdecken. Freilich bitte ich,
nicht sofort aus dem umstände, dass ich eine Schrift nicht citirt habe,
auf meine ünbekanntschaft mit derselben zu schliessen, da ich es für
das Bichtige gehalten habe, fast nur solche Bücher anzuführen, von
denen ich wünsche, dass der Leser sie nachschlage.
VI
Dass bei einer so ausserordentlich ninfänglichen und zersplitterten
Literatur den Prioritätsrechten eines Anderen gelegentlich zu nahe
getreten wird, ist nicht zu vermeiden. Ich ergreife mit VergnögBn die
Gelegenheit, um ein derartiges Unrecht, welches ich Synt Forsch.
2, 129 begangen habe, wieder gut zu machen. Bei der Constatinuig
eines gewissen Aoristgebrauches im Sanskrit habe ich a. a. 0. folgende
Bemerkung gemacht: „Dieser Gebrauch des Aorists übrigens ist so
unverkennbar, dass er jedem auffallen muss, der die Brähmanas liest
Eine gedruckte Andeutung darüber finde ich nur bei Weber Ind. Stad.
13, 114/^ Es war mir damals entgangen, dass vor mir schon
Bamkrishna Gopal Bhandarkar in der Vorrede zu seinem Second book
of Sanskrit, datirt Ratnagiri 8th April 1868, diesen Gebrauch des
Aorists festgestellt hatte.
Jena, August 1879.
B. Delbrflek.
Inhalt.
Einleitendes 1 — 3.
Üeberlieferung in Sätzen. Grundbegriffe.
Erstes Kapitel 4—13.
Genus der Substantiva. Genus im Indogermanischen, Mebrgeschlechtigkeit
daselbst 4—5. Ueber Geschlechtswechsel im Allgemeinen 5 — 6. Geschlecht
Ton ^Qög 6. Masculina nachher ersten Declination ursprünglich Feminina
6 — 12. Feminina nach der zweiten Declination ursprünglich Masculina 12 — 13.
Zweites Kapitel 14—27.
Die Numeri. Der Singular collectiv 14. Der Dual im Sanskrit und Grie-
chischen 14 — 20. Das Neutrum im Plural mit dem Yerbum im Singular
20—27.
Drittes Kapitel 28—62.
Die Casus. Vocativ 28. Accus ativ 29 — 37. Grundbegriff und Ein-
theilung 29. Der nothwendige (Objects-) Accusativ 30. Anhang dazu 31.
Acc. des inneren Objects 31 — 32, des Zieles 32, der Erstreckung 32, der
Beziehung 32 —33. Der doppelte Accusativ 34 (vgl. Nachtrag). Adverbialer
Gebrauch 34—37. — Genetiv 37—52. Der echte Genetiv 37—46. Grund-
begriff desselben 37 — 38. Gen. bei Substantiven 38 — 39. Gen. bei Verben
39—43. Prädicativer Gen. 43. Gen. bei Adjectiven 43 — 44. Der locale und
temporale Gen. 44 — 45. Bückblick 46. Der ablativische Bestandtbeil dos
Gen. 46 — 48. Adverbia aus dem Ablativ 48 — 49. Vermuthungen über die
Grunde des Zusammenfliessens von Ablativ und Genetiv 49 — 52. — Dativ
52 — 61. Besteht aus Dativ, Localis und Instrumentalis 52 — 53. Der echte
Dativ 53—54. Der locale Dativ 54 — 57. Der instrumentale Dativ 57 — 61. —
Der Casus auf '(pi(v) 61—62. (Nominativ 78).
Tiertes Kapitel 63—66.
Die Adjectiva. Bildung des Femininums 63. Adjectiva ohne Femininum (wie
ijiSvxog) ursprünglich Substantiva 64—65. Adjectivische Composita 65.
Fünftes Kapitel 66—79.
Das Augment und die Genera des Verbums. Das griechische Verbum fast
durchaus proethnisch 67. Augment und unechter Conjunctiv 68. Me-
dium im Indogermanischen 69 — 71, im Altindischen 71 — 74. Die Vorliebe des
Griechischen für die mediale Form des Futurums 74 — 75. Passivum, ins-
besondere Passivaoriste 75 — 78. Nominativ und Instrumentalis bei dem Passi-
vum 78 — 79.
VIII
Seehstes Kapitel 80—114.
Die Tempora. Die Actionen der Tempora gewohnlich nicht genug unter-
schieden 80. Der Unterschied an einigen Beispielen {äyto, ßalvti, ßaXlm, dixaCt^,
itxto, (QXOfiaif iQvxüi, ^y^ofAtti, trifAi, xal^to, xotfAtofjiaif xofii^ta, voito, oTtaCa,
oTQvvto, Ttei&ta, n(fM.n(Of nCnxia, miQato, ^ito, hXr^Vy ip^dCofiai erl&ntert 80 — ^-
Die ans mehreren Wurzeln zosammengesetzten Verba (wie ögato tldov 6t*fouat}
im Sanskrit und Griechischen 92 — 93. Der Perfectstamm 94 — 97. Das
Plusquamperfectum 96 — 97. Der Puturstamm 97—100. Der Aori&t-
stamm 100—111. Verhältniss von Aorist und Imperfectum 103 — 105, (vgl. 114).
Die Modi enthalten nicht den Sinn der Vergangenheit 109 — 110. Der Pri-
sen s stamm 111 — 114.
Siebentes Kapitel 115 — 120.
Die Modi. Conjunctiv und Optativ 115 — 118. Kann man den Gmnd-
begrifF feststellen ? 115 — 117. Proethnischer Gebrauch des Oonjunctivs 117 — 118,
des Optativs 118. Imperativ. Zwei Formschichten 118 — 119. Verbindung
der Partikel ^>j mit dem Imperativ des Präsens und dem Conjunctiv des Aon»t>
119—120. *
Achtes Kapitel 121—125.
Das verbum infinitum. Infinitiv 120 — 125. Participia 125.
Neimtes Kapitel 126 — 134.
Die Präpositionen. Allgemeines 126—127. Bei dem Verbum 127 — 128. Bei
dem Nomen 128—134. äno 129, ini 130, naga 130, nfgC 131, n^ 132, tw^
132, /Afrd 132, aöv 133, iv 133. ßückbUck 134.
Zelintes Kapitel 135—142.
Welche Pronomina sind im Griechischen proethnisch? 135. Pronomina erster
und zweiter Person 136. Pronomen reflexivum 136—138. Pronomen interroga-
tivum 138. 6 1^ t6 138. oüros 139 — 140. Eigene Casus der Pronomina
141 - 142.
Elftes Kapitel 143—147.
Einmal gesetzte postpositive Partikeln -tj, -*, ye, w, xev, av 143 — 144.
Doppelt gesetzte: re, ij 144. Negation 145 — 147.
Zwölftes Kapitel 148—155.
Wortstellung. Traditionelle und occasionelle 148—150. Adjectivum 150—151.
Apposition 152. Attributiver Genetiv 152. Präpositionen 153. Verbum 153 — 154.
Das Verbum im Hauptsatz enklitisch 154.
Einleitendes.
Dass die Griechen aus der indogermanischen Heimat Nomina mid
Verba in bestimmten Flexionsformen, Zahlwörter, Präpositionen, Pro-
nomina, Partikeln mitgebracht haben, wird jetzt von Niemand bezwei-
felt. Da nun die sprachliche Mittheilung in Sätzen vor »ich geht, so
folgt aus der angeführten Thatsache zugleich, dass die Griechen auch
gewisse Formen der Sätze , Gewohnheiten in Bezug auf die Stellung der
Satztheile, sogenannte Constructionen der Verba u. s. w. mit nach
Hellas eingeführt haben. In wie weit dieser alte Besitz sich noch in
dem uns überlieferten Griechisch erkennen lasse, soll im Folgenden
iintei-sucht werden, und zwar mit Beschränkung der Untersuchung auf
den einfachen Satz. Es wird also meine Aufgabe sein, zu scheiden,
welche syntactischen Gestaltungen die Griechen der indogermanischen
Grundsprache verdanken, und welche sie selbst dem Ueberlieferten
hinzugefügt haben. Dabei werde ich in gleichem Sinne, wie „vorgrie-
chisch" oder „proethnisch" den Ausdruck „indogermanisch" anwenden,
ohne damit einer Entscheidung der Frage vorgreifen zu wollen, ob
nicht vielleicht unter der indogermanischen Einheit noch kleinere Ein-
heiten wie „europäisch" anzunehmen sein mochten, Einheiten, über
welche bei dem jetzigen Stande der Forschung etwas Sicheres nicht
ausgesagt werden kann.
Gelegentlich wird es nöthig sein, hinter diese indogermanische
Grundsprache, welche ja eine ausgebildete Flexionssprache war so gut
wie das Griechische , bis in die Entstehung der Flexion zurückzugehen,
namentlich bei der Erörterung der sogenannten Grundbegriffe. Als
Grundbegriffe hat man früher häufig solche allgemeinen Begriffe auf-
gestellt, welche nach der Ansicht des betreffenden Forschers geeignet
waren, die Mannichfaltigkeit des Gebrauches einer Form in einem
umfangreichen Schema zusammenzufassen, (so z. B. bei dem Conjunctiv
„die Möglichkeit" u. a. m.). Neuerdings ist man mit Recht von diesen
Bemühungen zurückgekommen, weil man eingesehen hat, dass derglei-
chen Aufstellungen einen historischen Werth nicht haben können. Eher
Delbrück, syntakt. Foracb. IV. 1
2
I^önnte mau glsuben, dass es wichtig wäre zu ermitteln, welcher Begriff
etwa den Griechen als Inbegriff des Gebrauches einer Form erschienen
sein möchte. Allein, abgesehoii von der Schwierigkeit der Constatinin^
der Thatsache, hat man Grund zu zweifeln^ ob bei Formen mannich-
fachen Gebrauches ein solches Allgemeinbild überhaupt in dem Bewusst-
sein der Sprechenden je existirt hat. Augenscheinlich existirt im
Sprachbewusstsein nichts Anderes als Anwendungsty pen, z. B. des Gene-
tivs bei Verben, bei Substantiven, bei Präpositionen u. s. w. (Typen
deren Vorhandensein dadurch bewiesen wird, dass gegen den Versuch
einer stark abweichenden Anwendung das Sprachbewusstsein rebellirt),
aber keine Zusammenfassung dieser Typen zu einer Allgemein Vorstel-
lung. Somit bleibt denn nichts übrig, als unter Grundbegriff die
älteste Bedeutung zu verstehen. Da nun die älteste Bedeutung diejenige
ist, welche der Form bei ihrer Entstehung zukam, die Flexionsformen
des Griechischen aber (abgesehen von etwaigen auf Analogie gegründeten
Neubildungen) lange vor der griechischen Zeit entstanden sind, so fällt
die Frage nach den Grundbegriffen nicht mehr in den Bereich der Unter-
suchung der Einzelsprache, sondern gehört in die Untersuchung über
die Entstehung der Flexionsformen und Bedetheile. Es ist also streng-
genommen unrichtig, z. B. von dem Grundbegriff des griechischen Aorist«^
zu sprechen. Man kann nur sprechen von dem Grundbegriff des indo-
germanischen, und von den Anwendungstypen des griechischen Aorists,
der ein Fortsetzer des indogermanischen ist. Da aber in dieser Schrift
nicht von der Entstehung der Wort -Arten und Formen, sondern nur
von der Verwandlung des indogermanischen Gebrauchs derselben in den
griechischen die Bede sein soll, so gehört die Untersuchung der Grund-
begriffe strenggenommen nicht zu meinem Plan. Indessen da die
Anordnung des Stoffes oft von der Ansicht abhängen muss, die ich
über den Grundbegriff einer Form hege, so werde ich nicht umhin
können , dieses schwierige Gebiet dennoch zu berühren. Ueberall werde
ich mich bei diesen Fragen grosser Zurückhaltung befleissigen, und mir
lieber zu weit getriebene Skepsis, als zu nachgiebigen Glauben an ety-
mologische Analysen zum Vorwurf machen lassen.
Zur Ermittelung des proethnischen Gebrauches habe ich in erster
Linie die alte Poesie und Prosa ^ des Sanskrit herangezogen , welches,
wie diese Arbeit zeigen wird , dem Griechischen in syntactischer Bezie-
hung sehr viel näher steht, als das Lateinische. Welche Daten vor-
1) Ueber den Werth derselben ftir syntactiscbe Untersnchnn^on habe ich mich
Synt. Forsch. lU, 1 ff. ausgesprochen.
liegen müssen, damit Zufälligkeit der üebereinstimmung ausgeschlossen
und demnach ursprüngliche Gleichheit als festgestellt gelten kann, dar-
über allgemeine methodische Betrachtungen anzustellen, halte ich für
überflüssig. Der Leser wird in jedem einzelnen Falle zu prüfen haben,
ob und inwieweit meine Vermuthungen Anspruch auf Glaubwürdigkeit
erbeben können.
Wenn es mir durch diese Erörterungen gelingt, die Grundlagen
für ein geschichtliches Yerständniss der griechischen Syntax zu legen,
so ist die Absicht dieser Schrift erreicht. Die grosse Aufgabe, auf
diesen Grundlagen eine Geschichte der griechischen Rede aufzubauen,
habe ich nicht anrühren wollen.
Die Darstellung habe ich der Uebersichtlichkeit wegen nach Wort-
arten gegliedert. Die Adverbia sind unter den Casus besprochen.
Erstes Kapitel.
Das Genus der Snbstantlra.
Dass die Lehre vom grammatischen Geschlecht einer wissenschaft-
lichen Behandlung f&hig ist, sieht man namentlich aus der geistvollen
Darstellung Jacob Orimms (Deutsche Grammatik 3, 311 — 563), womit
man vergleiche Diez Grammatik der romanischen^ Sprachen 2, 17 ff.
und Miklosich Vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen 4«
17 ff., wo man weitere Literatur verzeichnet findet.
Dass man mit Anwendung der in diesen Schriften aufgestellten
Gtoichtspunkte auch auf dem Gebiete des Griechischen Ergebnisse
gewinnen kann, welche mehr Interesse bieten, als die bisherigen Ver-
suche, die fiber eine Zusammenstellung des Faktischen kaum hinaus-
gegangen sind, versuche ich an einigen Beispielen zu zeigen.
Um die Grundlage f&r die Betrachtung des Genus im Griechischen zu
gewinnen, muss vor Allem gefragt werden, was über das grammatische
Genus im Indogermanischen ausgesagt werden kann. In dieser Beziehung
nun kann man aus der Formenlehre mit Sicherheit folgern, dass die
Indogermanen die Eintheilung der Substantive in männliche, weibliche
und ungeschlechtige bereits gekannt haben. Daher zeigen denn auch
diejenigen griechischen Wörter, welche wir mit Wörtern verwandter Spra-
chen identificiren können, fast durchgängig dasselbe Geschlecht wie diese.
Um zu zeigen, wie weit die üebereinstimmung geht, mustre ich die
Substantive, welche sich im Sanskrit und Griechischen übereinstimmend
vorfinden, indem ich dabei nur solche Wörter berühre, bei denen ein
grammatisches (nicht ein natürliches) Geschlecht im strengen Sinne
erscheint. Von Masculinis flihre ich an: äfiog dmsa Schulter, AdoA;
ddnt Zahn, Ttoig päd Fuss, ^tlf^vg hdhü Vorderarm, ifTihIpf plüuin
Milz, jui^ mds Monat, dygig cyra Flur, ÜKfiütv dfman Ambos, uUertv^
parapi Beil. Von Femininis: iq>(f6g bhrü Augenbraue, oifß väe Stimme,
yiwg hdnu (nur f belegt) Kinnbacke, y(X6vig grani (ebenfalls nur f.
belegt) Steissbein, Hinterbacke, vtxeqva pdrshiii (nur f. belegt) Ferse,
va^ naü Schiff, vv^ ndkt Nacht, oKQig d(ri Ecke, Kante. Von Neutris:
dardov asihdn dsthi Knochen , oi&aQ Üdhan Üdhar Euter , x^eog Jcravis
rohes Fleisch, yAw jänu Knie, J^naQ ydkrit Leber, (iidv mddhu süsser
Trank , ^ioq addn Wasser, ovofia ndman Name, ^vy6v yugd Joch,
ödQv ddru (wie es scheint nur n. belegt) Holz, dazu eine Reihe von
Wörtern auf as, wie fiivog mdnas, Hnog vdcas, ytXifog ^dvas^ %dog
scidas, veg>og nätikctö^ Syog dgas u. a. m.
Gegenüber einer so grossen Uebereinstimmung lassen sich Ver-
schiedenheiten kaum beibringen.
Zugleich zeigt diese üebersicht, was sich noch eingehender begrün-
den lässt, dass schon in vorgriechischer Zeit mit gewissen Suffixen ein
gewisses Geschlecht sich zu verbinden pflegte, z. B. das f. mit den
Stämmen auf -S (erste Declinatiou), das m. und n. mit den Stämmen
auf -a (zweite Declination), das f. mit dem Suffix -ti, welches Abstracta
bildet, ebenso das f. mit dem Suffix -tat, das n. (nur vereinzelt das f.)
mit dem Suffix -as u. a. m. Auch ist wahrscheinlich, dass schon im
Indogermanischen Mehrgeschlechtigkeit bei einzelnen Wörtern vorkam.
Das indische Wörterbuch ist voll solcher Angaben, und mag auch
manche derartige Doppelheit auf indischer Neugestaltung beruhen, so
wird doch manches auch als uralt anzusehen sein. Wenn z. B. cahrd
Bad n. und ni. ist, und das entsprechende griechische liAdog auch den
pl. TLikla zeigt, so beruht eine solche Uebereinstimmung schwerlich auf
Zufall.
Schon aus diesen Andeutungen über das Geschlecht im Indoger-
manischen lässt sich folgern (und diese Folgerung Hesse sich leicht
noch weiter stützen), dass das Griechische in Bezug auf das gramma-
tische Geschlecht im Wesentlichen den indogermanischen Zustand bewahrt
hat. Es gehören also die letzten und schwierigsten Fragen über das
Genus, z. B. die Frage aus was für Gründen gewisse Begriffe unter ein
bestimmtes Geschlecht subsumirt werden, nicht in die Grammatik der
Einzelsprache, sondern der indogermanischen Gesammtsprache. Bei der
Behandlung der Einzelsprache ist nur die Frage zu erörtern, welche
Abweichungen vom Indogermanischen stattgefunden haben, und wie
diese etwa zu erklären sein möchten.
Ehe ich diese Frage im Bezug auf das Griechische einer Erörterung:
unterziehe, führe ich noch einige Worte von Brugman an, der sich in
Kuhns Zeitschrift 24, 47 ff. über die Gründe, weshalb ein Geschlechts-
wechsel stattfinden kann, so ausspricht:
„Dass Substantive ihr geschlecht ändern, ist eine auf allen Sprach-
gebieten begegnende, auf einigen in sehr weitem umfang auftretende
erscbeinung. Got. namO z. b. ist neutrum y ahd. namo aber^ ohne zweifei
dasselbe wert, ist masc. geworden, got. dragk (draggk) und ahd. trank
sind neutra, jetzt heisst es der trank. Die mhd. mascolina slange.
sneckO; made, höuschrecke u. a. auf -e sind jetzt feminina^ ?gl. J. Grimm
d. g. III, 549 ff. Im litauischen sind die neutralen substantiva dorch-
gehends in die geschlechtige dcclination übergetreten , so dass z. b. szir-
dis, fem. herz, auf einem neutralstamm *szirdi beruht lieber analoge
Vorgänge im Slavischen vgl. Miklosich vergl. gr. IV, 24. Die Ursache
zu solchem genuswechsel ist entweder in der äusseren oder in der
inneren sprachform zu suchen. Wenn wir jetzt die schlänge , die
Schnecke u. s. w. sagen, so beruht dies sicherlich auf der ein Wirkung
der zahlreichen alten ä-feminina mit dem nominativausgang -e, wie
die wespe; ebenso, glaube ich, ist z. b. im lateinischen der Übergang
des neutrum pulvis in die geschlechtige declination durch die analogie
des nominativausgangs -is der i-stämme, wie pisci-s, bewirkt, und
im Slavischen der Übergang der ursprünglichen neutra medü (jidd^v)
und olü (germ. alu) in die geschlechtige declination dadurch hervor-
gerufen, dass die form des nom. acc. der neutralen u- stamme mit
dem nom. acc. des masc, z. b. synu = '^'sünus und '^sünum, nothweudig
zusammenfallen musste (wegen dieser slavischen neutra vgl. Leskien
decl. s. 67). Wenn dagegen aus das fräulein, die fräulein w^ird,
oder wenn die Bussen das femininum golova „haupt'', falls es den
anführer bedeutet, als masc. behandeln (vgl. J. Grimm III, 321. lY,
268 f., Miklosich IV, 33 f., L. Schroeder s. 89) so ist das natürliche
geschlecht oder die innere sprachform massgebend geworden.''
Im Griechischen nun sind mir Veränderungen des Geschlecbts um
der äusseren Sprachform willen nicht zur Hand.
Dagegen giebt es eine Beihe von Belegen für Geschlechtswechsel
in Folge von Veränderung der inneren Sprachform.
Abgesehen von Einzelheiten, wie z.B. dQik;^ welches ursprünglich
m. gewesen zu sein scheint, (als welches es auch die Peloponnesier
gebraucht haben sollen) und welches f. geworden sein mag, weil die
Bedeutung (im Sanskrit: Holz, Buder, hölzernes Gefäss, Baum) sich
auf „Baum'' specialisirte, und die Bäume im Gr. meist f. waren —
abgesehen von solchen Einzelheiten kommen namentlich die Masc. auf
-TTig in der ersten, und eine Anzahl von Nominibus auf -og in der
zweiten Decl. in Betracht.
Von den Masc. nach der ersten Declination behaupte ich im An-
schluss an Jacob Gnmms Aufsatz: Von Vertretung männlicher durch
weibliche Namensformen, E^leine Schriften 3, 349 ff., dass sie ar-
sprünglich Feminina gewesen und in Folg'e eines Bedeutungs-
wandels zu Masculinis geworden sein.
Um diese Behauptung wahrscheinlich zu machen, gehe ich die
appellativen m. nach der ersten Declination durch, welche sich bei
Homer finden. Bei einer Durchmusterung derselben muss* zunächst
auffallen, dass die bei weitem überwiegende Mehrzahl im N. s. auf -rijg
(alt -To) ausgeht. Ein anderes Suffix als -ta zeigen ausser dem mehr
als zweifelhaften äyyelujg nur ver/vltjg und Tafiirjg. Den Mittelpunkt
der Erörterung haben also die Nomina auf -trjg zu bilden.
Ton diesen nun ist bekannt, dass viele von ihnen eine Beziehung
zu Nominibus auf -Ti;ß zeigen. So findet sich neben alavf^vfj^at ^257
alavfivrjfufjQi ß 347, neben doTEiOTtjg äantaxfiQEg bei Sophocles, neben
Tivßtqvfjfciqg yLvßeQvr/cfjQeg d- 557, neben d^rjorrjg ÖQX^^aT^Qeg 2 494,
neben ccKovtiar^ dr/iovtiarfjQ bei Euripides. Dasselbe zeigt sich bei
der Weiterbildung. Die f. zu m. auf -Trjg gehen nicht bloss auf -Tig,
sondern häufig auch auf -TQia aus, z. B. diyLtqia bei Archilochos neben
dvAxvfi^ tpaidvvtqta neben (patdwrtig u. a. m. Auch Ableitungen wie
lYJExijQiog neben mV^/ij, ßovleirrjQiov neben ßovXevri^ zeigen dieselbe
Vermischung. Aus diesen und weiteren Thatsachcn folgt nun zwar
nicht, dass überall wo in einer Ableitung ein q auftaucht, ein Nomen
auf -Ti]Q zu Grunde liege, wohl aber, dass irgend welche Nomina auf
-tr^Q unter die auf -rryg gerathen sind, von denen dann der ^- Typus
in den Ableitungen ausging.
Auf die Vermuthung, dass eine Vermischung von Wörtern auf
-TJjg und -TrjQ stattgefunden habe, fuhrt auch die Vergleichung mit
den verwandten Sprachen. Denn es ist scbr wahrscheinlich, dass ige-
Trjg dasselbe Wort sei wie aritdr^ und attdr Esser dasselbe wie -eazrß
in üfirfiTijg.^ Ausserdem lehre» die verwandten Sprachen, dass das
Suffix -tä stets nur von Nominalstämmen weiterbildet.
Aus allen diesen Gründen wird man berechtigt sein anzunehmen,
dass alle diejenigen Nomina auf -rr^g, welche eine directe Beziehung zu
einem Verbum zeigen, nicht ursprünglich das Suffix -ta, sondern das
Suffix -tar gehabt haben, oder Nominibus mit dem Suffix -tar nach-
gebildet worden sind.
Diese Vermuthung ist auch schon von anderen ausgesprochen wor-
den, vgl. Bnigman in Curtius Studien 9, 404.
Von den bei Homer vorkommenden Nominibus dürften zu diesem
Typus die folgenden zu rechnen sein: alavfmfvrjgy dKovzKm^y «Ae/rij^,
1) Oder vielmehr ^f^ioriig nach Wackornagcl in Bezzenbergers Beiträgen 4, 267.
Tfjg, r/Jrr^g, /.vßeqvt/ctfi^ oaQiaz/^i;, olwviatr^y iqfjUtfixf^y TtccQmßart^c^
Tttqivaitxai, yceguctiTai, 7calaiat/^i:y 7€oXef.uaT^, avßifnr^g^ ToHtrr^c^
ZQWKtf^g, cßgiar/jg, hccHpr/vrji;,
Diese dürfen also bei der jetzigen Betrachtung unberücksiditigt
bleiben.
Die übrigbleibenden nun, abgesehen von einigen unverständlichen,
sind die folgenden: tza- Verwandter in den Formen irot, trag^ tzr^oir;
eine Reihe von Bezeichnungen für Waffenträger, Krieger: aixfir^Ta-
in den Formen alxf.1t/1:dy {yeQitfv alxftt/rd Av-miov) E 197, aix^r^TjJc,
rrjv, rg, du. cdxf^tjTa ff 281, alxf4i^Tai und aixfÄf/cdioVy gewöhnlich in
den Wendungen dvÖQOy aixini^tdior , Javatav aixfir/rdiov; da7zia%d-
nur in der Form da/noxdiov stets mit einem Völkernamen verbunden
(_y 201 mit hxihv); d-vjqrj.rd- in ü^ioQtf/judiov und d-coQffKvpji immer mit
einem Völkeniaraen; '/.OQrard- in ävöga tloquott^v und duto ^/iiavte
'KOQvatd; 'A,oQvvrjta- in dem Verse äioc ^^Qtjix^oov zov hiijünfiiv tloqv-
vr/vr^v üvÖQeg /ly^Xt^OTiov H 138 und 'Aoqi-v/fcr/g yigfjli^ovg H9; to Pota-
in dem Vocativ zo^ora A .-585. Dahin kann man noch dozeQOTti^zd-
rechnen, in A G09: Zevg di .rqbg ov l^xog ll}t^ ^OXifuciog davBQo:ci-
z/jg. Eine, Eriegerbezeichuung ist auch ijr7c6za- in dem Nominativ
hcTtoza Utjlevg und hfjiöza Nlaziaq. Dazu endlich gehört fAaxt.zd-
in f^fxxt^Trjg, z. B. frigi fuv i^eleiv zaxvg ^i ftccXW^y H^^/^^S Svögag
(woneben auch dyxifiaxf/ral immer mit einem Völkernamen). Der
Bedeutung nach gehören zusammen die folgenden Wörter: dygöza- in
q)fjivai }] aiyvTizol ya^xliwvvxeg oiat ze ziycva
dyq&tai e^etXovzo ycdqog 7cezet^vä yevea^ai n 218,
woneben das in seiner Bildung undeutliche dyqonaza- in der Form
dyQOi(jyrai; /coliza- und /colirjza- in den Formen 7cokiTag und
Ttohr/vag; vavza- in den Pluralcasus va€zaiy vavzdutVy vccvzrfliv.
Endlich i.ajvrjZi^g Bartträger. Wir haben also bei diesen Nominibus
folgende Bedeutungen gefunden : Verwandter, Lanzenträger , Helmti*ager
u. s. w., Beiter, Kämpfer, Landbewohner, Stadtbewohner, SchifEsmann-
Schaft, endlich: Bartträger. ^
Was die Formation dieser Worte betrifft, so sind sie alle von
Nominibus abgeleitet, was bei allen, ausser bei tzqg^ ohne Weiteres
1) Nicht deutlich sind die Wörter auf airi;;: aaTiiäimris, ifSvtoTiis- Nicht
erwähnt sind im Text <iyopi?rr/ff (von dyoQti oder äyöQtiofAai) , Alfßrig (ob von äIij
oder uXnofiai*?), &Xif)r\ajTigy ßvxidtov itvifxtov x 20, rinura (Nomen *^7ivs oder ^^vw)
xQartvTnajv 1214, fAtfiUta dessen Bildung undeutlich ist, d^lrtigt aCvtiig, jj^i^^aktto/
E 158.
9
deutlich ist. Dieses nun lautet bekanntlich aeolisch fhag (auch bei
Homer fkr^) und ist abgeleitet von dem indogermanischen sva suus.
Dass nun diese vom Nominibus abgeleiteten Nomina auf - tr^ nicht
von Anfang an das Nominativ -s gehabt haben, wird schon durch die
bei Homer vorkommenden auf - ro (welches aus xä verkürzt ist , wie das
a des nom. acc. pl. neutr.) ausgehenden Nomina, wie \7c7tdrtay zu denen
ausserhalb Homers noch TeXiaxa auf der alten elischen Yratra kommt,
nahe gelegt. Denn dass in diesen Wörtern nicht etwa das s abgefallen
ist^ macht ihre hohe Alterthümlichkeit, welche durch ihr Vorkommen
in formelhaften Ausdrücken (vgl. Brugman in Curtius Studien 9, 259 ff.)
gewährleistet ist, wahrscheinlich.
Somit werden wir schon durch das Griechische allein an die
Schwelle der Vermuthung geführt, dass diese Wörter ursprünglich in
der Flexion dem f. ganz gleich, mithin selbst f. waren, und dass sie
die masculinische Flexion des Nom. und Gen. sing, erst erhalten haben,
nachdem ihre Bedeutung mascuUnisch geworden war.
Diese Vermuthung wird nun durch die verwandten Sprachen auf
das Entschiedenste bestätigt, wie die folgende Betrachtung zeigt.
Im Sanskrit bildet das SekundärsufBx -tä Ableitungen von Adjec-
tiven und Substantiven, die coUectiven oder abstracten Sinn haben z. B.
jandta Genossenschaft von Leuten, Gemeinde, von Jana Mensch^ dindta
Spärlichkeit, Schwäche, von dlnä schwach. Es kommt aber auch vor,
dass durch solche Bildungen ein Einzelwesen bezeichnet wird: devdta
heisst 1) göttliche Macht, Würde, Göttlichkeit, 2) Gottheit. In diesem.
Sinne bildet es auch einen Plural {trdyas tringdd devdtas AV. 12, 3, 16).
Die Wörter sind durchaus f., auch devdta^ wenn es von einem männ-
lichen Gotte gebraucht wird.
Im Slavischen (Miklosich 2, 163) haben wir ebenfalls Ableitungen
von Adjectiven und Substantiven und zwar in denselben Bedeutungen.
Wir finden Abstracta wie öech. psota Elend (eig. Hundewirthschaft,
vgl. unsere Bildungen wie „Schweinerei"), polnisch golota Armutli,
kirchensL krasota jucunditas, bSlota albitudo, und namentlich von der
letzten Art viele andere. Ferner Collectiva: So fahrt Mikl. aus dem
kleinrussischen an: bidota Proletariat, divota Mädchen (die Mädchen-
schaft) , nimota die Deutschen, temnota unwissende Leute, pichota Fuss-
volk. Aber auch Einzelwesen finden wir so bezeichnet, z. B. neben dem
neuslovenischen svojita consanguinitas findet sich im serbischen svojta
propinquus (vgl. ezfjg) , im polnischen heisst golota nicht bloss Armuth,
sondern auch armer Wicht, im serbischen ist vranota (eig. Schwärze)
Bezeichnung für einen schwarzen Ochsen. Ebenso schon im kirchen-
10
sla vischen sirota orphanus, junota javenis, starosta senex. Ganz besos-
ders interessant sind nun hier die Genusverhältnisse. Die Wörter auf
ta sind Feminina, aber bei denen, welche Goncrete bezeichnen, beob-
achten wir einen üebergang in's Masculinum. Das serbische sTojt&
propinquus ist noch Fem., ebenso sirota die Waise, aber das kirchai-
slavische junota in der Bedeutung „Jüngling*^ ist schon Masculinum,
während es in der Bedeutung „Nachwuchs der Heerde^' (wenn ich da^
Gitat bei Mikl. lex. richtig verstehe) noch Fem. ist. Dagegen starosU
Dorfältester (vgl. Teliara) ist durchaus Masculinum. Ein üebergang
von Femininis auf a in Masculina lässt sich auch sonst im Slavisdien
beobachten, z. B. sluga der Diener (eig. die Bedienung) und vladjka
der Herr (eig. die Herrschaft), sind urspr. Fem., werden dann masc.
und variiren in Folge dessen in den einzelnen slavischen Sprachen
sowohl im Geschlecht als auch in der Flexion, indem sie bald wie
Fem., bald wie Masc. declinirt werden (Mikl. 4, 22).
Somit sehen wir^ dass Wörter mit dem Suffix -tä im Slavischen
ursprünglich femininale GoUectiva oder Abstracta waren und dann zur
Bezeichnung männlicher Einzelwesen verwendet wurden.
Ziehen wir nun hieraus die Gonsequenzen f&r das Griechische, so
ergiebt sich Folgendes: Auch im Griechischen waren die Masculina
nach der ersten Declination ursprünglich Feminina. Sie wurden dann
zu Bezeichnungen männlicher Wesen, und dieser Veränderung der inne-
ren Sprachform folgte auch die äussere nach. Im Einzelnen stelle ich
mir den Vorgang folgendermassen vor:
Das Femininum Nra (vgl. svojeta) hiess „ Verwandtschaft^', genau
genommen „die Genossenschaft der Angehörigen '^ Wie nun Odysseos
zu Mentor sagen kann ö^rjhiur^ di fioL eooi x ^^^i so konnte auch
Fha von einem einzelnen gesagt werden, und wurde in dieser Ver-
bindung ein concretum so gut wie das serbische svojta, und nabm
nun das Masc. als das genus potius an. Nachdem dieser Bedeutangs-
und Geschlechtswandel vollzogen war, erhielt es das Nominativ -s.
Aehnlich steht es mit TeXiaTa, eig. die Gesammtheit der iv rilec befind-
lichen. Auch uns isl ja geläufig, von einem Einzelnen zu sagen, er
sei eine Behörde.^ Die Bezeichnungen der Krieger, wie i7C7t6iay cixfojvd
dürften auf folgende Weise zu ihrer Bedeutung gekommen sein:
^hcTiöta f. hiess „die Gesammtheit der Rosse, Reiterei ^^ Nim konnte
man gewiss bei derartigen GoUectiven das Verbum im Plural gebrau-
1) Das ist doch wohl der Sinn von tel^ata auf der bekannten ellschen
11
ohen, wie man sagt, Qg (pdaav i^ Tiltjxhjgj und so konnte es leicht
geschehen, dass iTtycöra selbst in den Plural trat. Sind nun iTtndraL
die Gesammtheit der Wagenkämpfer, so ist natürlich htnöra einer
unter diesen. Dass nun das Wort m. wurde ^ ist selbstverständlich,
da es ja immer nur als Bezeichnung männlicher Wesen gebraucht
Dvurde. üebrigens ist wohl zu beachten, wie alle diese Wörter noch
der Anlehnung an andere Masculina bedürfen. Sie stehen meist appo-
sitiouell^ und man kann noch die masculinischen Hauptwörter erkennen,
von denen sie ihr genus empfingen. Ganz ähnlich wie hcjcöra wird
ceixfirp^d zu seiner Bedeutung gekommen sein. aixfÄffi^d heisst eig. die
„ Lanzenschaft'' , aix^ufcai die Gesammtheit der Lanzenträger, und
der einzelne Lanzenträger aixfAi^fß, An einem solchen Worte konnte
sich die Sprachempfindung entwickeln^ dass die Nomina auf -tä den-
jenigen bezeichnen, der etwas als charakteristisches Merkmal an sich
trägt, und so wurden nach aixfujri^g auch daTtiax/jg u. s. w. und
endlich sogar i/crprj^tjg Träger eines Bartes gebildet. ^iiyQÖta f.
bedeutete vermuthlich die Landschaft, dyqdtm alle Landleute, äyq&itjg
einen von diesen. Ebenso ^coUrtjg und vaikrjg. Neaviag findet viel-
leicht an dem slavischen junota sein Analogen. Das Wort ist seiner
Entstehung nach undeutlich, hat aber möglicherweise die Jugend (ju-
nota) bedeutet, und ist dann zur Bezeichnung eines concreten Einzel-
wesens geworden. Sonach wäre ein altes f. *veavia „die junge Brut''
vorauszusetzen.
Schliesslich bleibt noch zafilrjg. tafiirj ist vielleicht von Anfang
an ein concretes f. gewesen, und das m. in Anlehnung an dasselbe neu
gebildet
Hiermit scheint mir die oben ausgesprochene Vermuthung über
die Nomina auf -tä zu hoher Wahrscheinlichkeit erhoben zu sein. Auf
die abweichende Ansicht von Angermann in seinem Aufsatz „die römi-
schen Männemamen" in Curtius Studien 5, 379 ff. gehe ich nach dieser
Ausführung nicht mehr ein. Dagegen verweise ich noch auf interessante
Analogien aus den romanischen Sprachen bei Diez 2, 17 ff., wo z. B.
mitgetheilt wird, dass im Spanischen el justicia (die personificirte Ge-
rechtigkeit) der Richter heisst, was klärlich aus einem f. ein m.
geworden ist.
Ausser den erwähnten Nominibus kommen dann noch eine Anzahl
von einfachen oder componirten Beinamen in Betracht (vgl. Grimm
a. a. 0. 381). Sie sind freilich nicht alle etymologisch verständlich,
so weit sie es aber sind, bereitet die Ableitung aus dem Fem. keine
12
Schwierigkeit. Wenn ein Gyclop SceQÖrtrjg heisst,^ so ist das unzwei-
felhaft eine Umbildung von ategoTci^y und ähnlich steht es bei xtHm>*
Xccira, -rrjg u. ähnl. ^H(ig ^ododar/zvlog heisst ursprünglich Eos der
Bosenfinger, und ebenso IIooBiddiav i^vctpoxalra Poseidon Schwarzhaar
(wie Harald Schönhaar). Ursprünglich also war ^oSodihtTvlog Masc
wie dchitvlog, und nvovoxäita Fem. wie x«^^* Als aber diese Com-
posita zu Adjectiven herabsanken, richteten sie sich im Geschlecht
nach ihrem Substantivxun, und diese Anbequemung fand ihren Ausdruck
in der Nominativbildung -^vavo^aivr^.
lieber die Nomina anf -di^ endlich, welche Völkemamen, Ge-
schlechtsnamen und Einzelnamen um&ssen , die sog. patronymica , wurde
ich zuversichtlicher urtheilen, wenn der Ursprung des Suffixes deutlich
und seine Beziehung zu den Suffixen anderer indogermanischer Spra-
chen besser erforscht wäre, als bis jetzt der Fall ist. Ich vermuthe
dass ein f. auf -da mit coUectivem Sinne anzunehmen ist, so dass
also ^ Bowada t geheissen hätte „die Gemeinde der ßoCrai^^ ^Tana-
Uda t das Geschlecht des Tantalos. Bei diesen GoUectiven hatte
sich dann, ebenso wie ich im Bezug auf ifCTt&ta u. ähnl. vermuthet
habe, der Plural eingebürgert, so dass TavtaUdai als m. in Gebrauch
kam. Der einzelne würde dann Tavtakidtj^ heissen.
Auf dieselbe Weise würden nun auch die lateinischen m. auf a
zu deuten sein, bei denen aber im Einzelnen manche Schwierigkeit
bleibt. Jedenfalls aber bleibt nach Ausweis des Slavischen und nun
auch des Griechischen nur die Annahme übrige dass auch sie erst im
Einzelleben des Lateinischen zu m. geworden sind.
Die gleiche Bewandtniss wie mit TtoUxrj^ etc. dürfte es haben mit
öd6g^ vfjaog u. ähnl. Sie sind der Form nach Masculina, und sind es
also wahrscheinlich auch dem Geschlecht nach gewesen. Belehrend für
die Auffassung sind Wörter wie o7^o^, das in älterer Zeit m. später
„besonders bei Attikern'' f. wird. OfTeubar hat dabei die Analogie
von ^ 6d6g eingewirkt. Ebenso wird dgöaog durch die Analogie von
Ugat) zum f gekommen sein. So lässt sich noch hier und da ein Grund
der Aenderung vermuthen, bei einigen wie ^ 6d6g ist er mir nicht
deutlich, man wird aber diese von ihren Genossen nicht trennen dür-
fen, und darf also nicht etwa annehmen, dass in dem Mangel an Form-
unterscheidung zwischen m. und f. etwas Uraltes stecke. Vielmehr
ist auch hier der Satz festzuhalten, dass man aus bezeugten Sprach-
perioden auf unbezeugte schliessen soll. Wie nun 6 olfwg durch An-
1) Denn so ist doch wohl der Nominativ anzusetzen nach Hesiod. Theog. 140.
13
lehnang an fj ödög zum f. gekommen ist, so wird auch ö 6d6g ein fem.
Vorbild gehabt haben, das uns verloren gegangen ist.
üebrigens sind wir über die Thatsachen im Griechischen selbst
nicht genug unterrichtet.
Die vollständigste Sanmilung finde ich bei Buttmann, Ausf.
Spracbl. 148, der auch einiges zur Erklärung beibringt Wenn erst
eine nach Literaturgattungen und Dialekten geordnete Sammlung vor-
liegen wird, wird man wie ich vermuthe auch bei diesen Wörtern zu
der Einsicht gelangen, dass sie ursprünglich m. waren und im Laufe
der Zeit zu f. geworden sind.
Diese wenigen Bemerkungen sollen natürlich den reichen Stoff
nicht erschöpfen, sie sollen nur die Methode zeigen, welche meiner
Ansicht nach bei Untersuchungen über den Geschlechtswechsel im
Griechischen anzuwenden ist.
Zweites Kapitel.
Die Numeri.
Hinsichtlich des Numerus ist ohne Weiteres klar, dass schon in
der Grundsprache Singular, Dual und Plural vorhanden waren, und
im Wesentlichen wie in den Einzelsprachen verwendet wurden.
lieber den Singular finde ich nur zu bemerken, dass der sing,
bei Völkernamen im coUectiven Sinne wie 6 Aotmov^ b AccudcufAdyiog
u. s. w. (worüber man vgl. E. Curtius , Archäol. Zeitung N. P. Band
IX, 7) sich auch im asiatischen Theile der indogermanischen Sprach-
welt findet. Spiegel, die altpersischen Keilinschriften, äussert sich
darüber S. 170 so: „In Bezug auf die Namen der Länder haben sich
verschiedene Gewohnheiten bei den alten Persern festgesetzt. Nur bei
einem Theile derselben wird ein wirklicher Landesname gebraucht, wie
Harauvatis, Haraiva, üvärazm^s. Bei einem weit grösseren Theile
wird der Name der Einwohner — und zwar im Singular — auch
zur Bezeichnung des Landes gebraucht. So heisst Pär^a ebensowohl
der Perser als Persien, Mäda der Meder und Medien u. s. f. Andere
dagegen kommen nur im Pluralis vor, wie E'usiyä, Maciyä, Karkä.
Wieder "bei anderen wechselt der Singularis mit dem Pluralis ab, so
findet man Yauna und Yaunä für die Qriechen gebraucht, ebensowohl
^aka als (^dkSi für die Scythen, M*udraya und M'udrayä für Aegypten.
Man sieht schon hieraus , dass es den alten Persem ebensowenig unge-
wohnt war, wie den alten Baktrem einen Singularis als Collectivum
aufzufassen.^'
Der Dual scheint mir im Griechischen im Ganzen und Grossen
den indogermanischen Gebrauch bewahrt zu haben.
Zur Begründung dieses Urtheils bespreche ich zunächst die Ge-
brauchssphäre und die Gongnienzverhältnisse des Duals im Altindischen
und Griechischen, und erwähne sodann eine Besonderheit des altindi-
schen und iranischen Gebrauchs, die vielleicht noch Spuren im Grie-
chischen hinterlassen hat.
15
Der Dual. wird im Altindischen angewendet bei Gliedmassen des
Körpers, z. B.:
akshf oaäe^ kdrnä die Ohren und die Henkel eines Gefasses,
Jidnü die Kinnbacken, gipre die Lippen, ndse die Nase (eine kürzere
Fornd in dem Verse prishthe sddo , nasör ydmah auf dem Racken der
Sitz, in der Nase der Zaum Rv. 5, 61, 2), dma üfio), bahü Tvi^ee^
gdblMstl die beiden Hände, pakshd die Flügel (aber parnd nicht im
Dual), kagaplakaü die Hinterbacken, päda 7t6de^ ktdphaü die beiden
Ejiöchel, asthwdntau die beiden Kniescheiben. Dabei ist zu bemerken,
dass der Dual bei diesen Wörtern nicht wie im Griechischen auch
durch den Plural vertreten werden kann, sondern dass wo ein solches
Wort im Plural steht, immer von mehreren Wesen die Rede ist.
Nur padbhis habe ich ebenso wie das griechische jcoaal auch da gefim-
den, wo man padbhydm nodolv erwartet hätte.
Der Dual steht ferner bei sonstigen paarweis zusammenhängigen
gleichen Wesen oder Dingen, z. B.: yamd Zwillinge, hdr% die beiden
falben Götterrosse , vdhnT und sdptl die beiden Rosse am Wagen , gdva
ein Zweigespann von Rindern, ebenso dhene und anadvdhau, ubhe
dhürau die beiden Stangen zwischen denen das Zugthier geht^ cakre
die beiden Räder am zweirädrigen Wagen, drtni die beiden Bogen-
enden. Ferner bei allerhand paarweis auftretenden Geräthe beim Opfer,
wie ddrt die beiden Presssteine, tibM ddrvt die beiden beim Opferguss
gebrauchten Löffel u. a. m. Ebendahin gehören Ausdrücke wie ubhe
ändhast die beiden Ufer eines Flusses, übhaü drdhau die beiden Welt-
hälften, und allerhand Umschreibungen für „Himmel und Erde", als:
rödast, dhdmant^ ubhd kshdycm , Jcshoni, vgl. auch janüshi ubhe die
beiden Geschlechter d. i. Götter und Menschen. Ferner stehen im Dual
allerhand mythische Wesen, wie ^dnau die beiden Hunde des Yama,
agvina die beiden Afvinen, adttyaü Mitra und Yaruna, u. s. w.
Ferner können zwei Begriffe, die im Gegensatz zu einander stehen,
im Dual des höheren Begriffes vereinigt werden , z. B. sdc cdsac ca
vdca^ paspridhate die beiden Worte, das wahre und das unwahre
kämpften mit einander Rv. 7, 104, 12.
Es ist fQr die bisher erwähnten Duale bezeichnend, dass sie häufig
das Wort ubhaü gleich ü^cpo) bei sich haben.
Einen andern Sinn hat der Dual bei dem Zahlwort dvd diw oder
vielmehr dvd mit dem Dual. Das Zahlwort hebt aus der Zahlenreihe
ein, zwei, drei u. s. w. die Zweizahl hervor, z. B. Rv. 4, 33, 5 : jyeshthd
äha camasd dvd kareti hdntyän trin Jcnnavämety aha, kanishthd aha
catüras kareti der älteste sprach „mach zwei Schaalen** der jüngere
16
sprach „drei wollen wir machen", der jüngste sprach, „mach vier'*.
Die beiden Bosse des Indra heissen die hdriy soll aber nicht die 6e-
paartheit^ sondern die Zahl hervorgehoben werden, so tritt die Zweizahl
hinzu, so in dem Verse Bv. 2, 18, 4 ä dvdbhyüm härihhyCLm indra
yOhy d caiürbhir d shadbhir hüydmanah komm mit zwei Falben heran,
0 Indra, mit vieren, mit sechsen, wenn du gerufen wirst. Es stimmt
also der indische Gebrauch zu dem griechischen, den G. Hermann so
formulirt hat „solo duali non addito düo non uti Graecos nisi quutn
ipsa rei ratio dualem quodamraodo poscat ut in oaae /€iß6 iW/rw voca-
bulis; atque IVr/ro; quidem sine düo esse equorum par, currai adjun-
ctum, duos vero equos a grege quodam libere vagantes esse dvio Z-rmr^
(Man vgl. auch Grimmas Wörlerbuch unter „beide**).
Nun scheiden sich freilich die beiden Gruppen^ die ich so eben
aufgestellt habe^ nicht so scharf, dass nicht gelegentlich die erste in
die zweite übergiiffe, (ich finde z. B. Bv. 10, 62, 10 dßsd zwei Knechte
in einem Sinne gebraucht, dass man dvd dabei erwartet hätte), aber
für die ganz überwiegende Mehrzahl der mir bekannten Stellen siebt
doch die Begel fest:
Man gebraucht im alten Sanskrit den Dual da, wo wir das Wort
„ beide ^' anwenden ^ also sobald es sich um bekannte aus zwei Weseo
bestehende Einheiten handelt, sei es dass diese Einheiten bekannt sind,
weil die Wesen von Natur zusammengehören, sei es dass sie bekannt
sind, weil die Wesen vorher in der Bede erwähnt worden sind. Mit
dvd aber hebt man zwei Wesen aus der Zahlenreihe heraus.
Ebenso verhält es sich mit der Gebrauchssphäre des Duals im
Altbaktrischen , über den Spiegel, Sitzungsberichte der Königl. bayeri-
schen Akademie der Wissenschaften 1861, gehandelt hat. „Der blosse
Dual — heisst es daselbst — steht überall bei Gegenständen, welche
paarweise vorhanden sind, oder von den Parsen so gedacht werden."
Vergleichen wir nun mit diesem altindiscben und iranischen Ge-
brauch den Gebrauch des alten Griechisch unter Benutzung von Blackert
de vi usuque dualis numeri apud Homerum, Marburg 1837 diss. , nnd
Bieber, de duali numero apud epicos lyricos Atticos, Jena 1864 diss..
so ergiebt sich Folgendes:
Bei Homer stehen im Dual die Wörter, welche Gliedmassen bezeich-
nen, wie oaae (akshf), dq^d^aXfxdf^ äfno (amsä\ griffet (biüiti), x^i^, /^'/^<
itodoiiv {pdda)j revovre. Sodann gilt der Dual bei anderen zusam-
mengehörigen Wesen oder Dingen wie öidv^idovi Tralde, i/r/rni (rfft-fl),
ßde (cfdva), dodQc. Dass zwei nicht durch Natur oder Sitte zusammen-
gehörige, sondern nur fTir eine gewisse Zeit oder Handlung zusammen-
17
orefügte Dinge in den Dual treten, kommt bei Homer ol)en so selten
vor als im Veda. Ein solcher Fall ist l 578:
yuxi Tiivbv eldov, yah^g FQr/.vdi'Og tidv,
ycelfiievov h da/ceöiir 6 d* hc ewia yuEiio /filed'Qa,
Auch der Gebrauch von ävo ist derselbe wie der des indischen
dt'd, wofür es der Belege nicht bedarf; ebensowenig wie für die That-
Sache, dass auch im Griechischen der Dual zwei vorher in der Rede
genannte Begriffe aufnimmt.
Neben dieser durchgängigen Gleichheit findet sich aber auch eine
erhebliche Verschiedenheit.
Im Griechischen ist nämlich das Verhältniss, welches uns im
Sanskrit bei padhhydm und pculbhh begegnete, viel häufiger. Sogar
die Wörter welche Gliederpaare bezeichnen, stehen bei Homer häufiger
im Plural als im Dual. Man sagt neben yßqe auch h xbqoiv V&rfÄev,
neben dq^&alfuo auch dq^O^al^uötaiv dqäv, neben ;i6de auch ;r6dag rayC-g
u. s. w. Naturlich hat der Wechsel seinen Grund. Der Dual wird eben
dann gesetzt, wenn die Dualität hervorgehoben, wenn Anschaulichkeit
bezweckt werden soll, wie wenn Homer sagt äufi öf ;ratdi (plh^
ßdle yrtjxee da/^vaaaa „sie urafasste ihn mit beiden Armen" (vgl.
Bieber pag. 34). Indessen überall kommt man mit dieser Unterschei-
dung nicht durch. Man wird nicht läugnen können, dass öfter das
Bedurfniss des Metrums den Ausschlag gegeben hat. Zieht man dies
ab, so bleibt doch für das älteste Griechisch die Thatsache übrig,
dass die Namen der Gliederpaare, wie 7c6d€ (auch wenn nur von einem
Menschen die Rede ist), durchaus nicht immer im Dual standen, son-
dern nur dann, wenn die Gepaartheit hervorgehoben werden sollte.
Es lässt sich soviel ich sehe nicht mit Bestimmtheit sagen,
ob das Sanskrit oder das Griechische in dieser Beziehung den proeth-
nischen Zustand treuer repräsentiren. Es ist sehr wohl möglich dass
auch im Indogermanischen der Dual bei Paaren nur dann gebraucht
wurde, wenn die Gepaartheit ausdrücklich hervorgehoben werden sollte,
und bei dieser Annahme wäre der im Griechischen erscheinende Ge-
brauch dem Ursprünglichen näher als der altindische. Es ist aber
auch möglich, dass im Griechischen der Plural sich auf Kosten des
Dualis ausgebreitet hat.
Ich komme zu den CongruenzverhILltnissen beim Dual. An diesem
Punkte fällt das Sanskrit als Vergleichungsobject aus, weil im Sanskrit
überall eine vollständige Congruenz hergestellt ist, wie denn überhaupt
das Sanskrit durch die ausnahmslose Durchführung der Congruenz
Delbrück, synUkt. Forsch. IV. 2
18
ausgezeichnet ist. Dagegen bietet das Zend zwei interessante Ver-
gleichungspunkte, indem nämlich das Yerbum neben einem Dominaleo
Dnal gelegentlich sowohl im Plural als im Singular erscheinen kann
Ueber den ersten Fall bemerkt Spiegel a. a. 0. S. 204: „Wenn dem
Dualis noch das Zahlwort dva beigegeben ist, so folgt gewöhnlich der
Plural" (des Verbums). Das Zend stimmt also mit dem homerischen
Griechisch überein, welches auch Ausdrucksweisen kennt wie:
rdv 5' ou x€ dv äviqe difjfjiov dgiarco
^rjidiwg irc' U^a^av äir^ övdeog dxh'aaeiav M447.
Mir scheint dieser Gebrauch des Pluralis ein sehr natürlicher, ja selbst-
verständlicher. Denn da diese Art von Dualis nur eine Unterabthoi-
lung des Pluralis ist, so steht bei ihm legitimer Weise das Verbum
im Plural. Ich bin also der Meinung, dass in dieser Beziehung das
Zend und Griechische den ursprünglichen Zustand bewahrt haben, wäh-
rend das Sanskrit eine äusserliclie Uniformirung eingeführt hat. Wenn
nun freilich das Griechische noch einen Schritt weiter geht, nämlicfa
auch dem echten Dual das Verbum im Plural zugesellen kann (z. B.
deivu) di oi oaae cpdavd-ev), so darf man hierin wohl eine selbstandij^o
Neuerung des Griechischen erkennen, einen Schritt aus der ursprüng-
lichen Bahn heraus, welcher sich durch Nachahmung der eben erwähn-
ten Fälle erklären mag. Während das Sanskrit den Dual im Verbum
überall eingeführt hat, so zeigt das Griechische einige Neigung, den
Plural zu bevorzugen.^ Ueber den zweiten Fall (Verbum im Singular
neben Nomen im Dual) handelt Spiegel a. a. 0. S. 205. Er giebt dort
an, dass wenigstens in einem Falle das Verbum bei dva mainyü im
Singular stehe. Ist der Fall ganz sicher (wofür er auch Justi s, v.
maiuyu gilt), so vergleicht er sich durchaus dem homerischen: fy 6f
oi ooae dalerai. Die Erscheinung ist nicht merkwürdiger, als wenn
beim neutr. pl. das Verbum im Singular erscheint. Das im Dual
zusammengefasste Paar ist eine Einheit. Man kann auch übersetzen:
das Augenpaar leuchtet.
Fasse ich das über die verbale Congruenz Gesagte zusammen, so
möchte ich vermuthen, dass in proethnischer Zeit bei dem Zahlwort
dva das Verbum regelmässig im Plural stand, bei dem echten Dual
regelmässig im Dual, gelegentlich auch im Singular. Was im Grie-
1) Bekanntlich ist überhaupt der Dual nur noch im Homerischen nnd Attischen
im lebendigen Gebranch, in den anderen Dialekten durch den Plural fast ganz
verdrängt.
19
chischen von diesem Zustand abweicht, scheint der speciellen Entwicke-
lang des Griechischen anzugehören.
Es bleibt noch ein Wort zu sagen über die nominale Congruenz.
Das Adjectivura^ steht im Gr. häufig im Plural, z. B. baae q^aeivd
N 435, Uhuf-ia dodge dvcj u. s. w. Im Sanskrit kommt ein Gleiches
sicher nicht vor, im Zend ist es mir nicht bekannt. Ob dieser Gebrauch
alterthümlich ist oder nicht, darüber wage ich nicht zu entscheiden.
Dagegen scheint es mir wiederum eine Alterthümlichkeit des Griechischen
zu sein, wenn neben dvo häufig das Nomen im Plural steht. Im Sans-
krit und Zend hat sich in diesem Punkte eine änsserliche Angleichung
des Nomons an das Zahlwort vollzogen, welche vielleicht schon im
Indogermanischen begonnen hat.
Zum SchluBs erwähne ich noch eine dem Sanskrit und Iranischen
eigenthumliche Anwendung des Duals, von der das Griechische nur
unsichere Spuren aufweist: Zwei Begriffe, welche der Natur der Sache
nach zusammengehören, aber nicht mit demselben Worte bezeichnet
werden, lassen sich durch eine dualische Wendung ausdrücken, und zwar
a) nur das eine der beiden Wörter tritt in do\\ Dual:
dhani Tag und Nacht, eig. die beiden Tage (vgl. dhag ca hrishndm
dhar drjunam ea der schwarze Tag und der lichte Tag Rv. 6, 9, 1); pitdrä
Vater und Mutter; dasselbe bedeutet niatdra; ddmpati Hausherr und
Hausfrau, eig. die beiden Hausherren; dasselbe bedeutet vi^pdtl,
b) beide Wörter treten in den Dual, z. B. motdrapüdra und eine
Beihe von Götternamen, wie dydvaprithivt Himmel und Erde, süryn-
candramdsä oder säryäniäsa Sonne und Mond, mitrdvdrtina Mitra
und Varuna, indrävishnu und viele andere.
Meiner Meinung nach sind die unter b genannten Ausdrücke aus
den unter a genannten entstanden. Um „Himmel und Erde'' auszu-
drücken genügte ursprünglich dydva^ welches auch so alleinstehend in
diesem Sinne vorkommt. Man sagt „die zwei Himmel" und verlässt
sich darauf, dass der Hörer deu entsprechenden Zweiten Begriff bei der
Hand hat. Später aber mochte es bequemer erscheinen , denselben doch
noch hinzuzufügen. Man gab ihm in Anlehnung an den ersten Be-
griff und in Nachahmung des d vandva - Composituras ebenfalls die Form
des Duals und so entstand diese sonderbare Ausdnicksweise „zwei
Himmel, zwei Erden " statt „Himmel und Erde." Doch ist die Gewohn-
heit, beide Wörter in den Dual zu setzen, sicher schon sehr alt, da
sie sich auch im Zend findet.
Sind mm von diesem Gebrauch auch im Griecliischen Spuren vor-
handen ? Wackernagcl in Kuhns Zeitschrift 28, 302 ff. (der übrigens die
2*
20
Erscheinung im Sanskrit sich anders zarecht legt, als eben geschehn ist)
bejaht die Frage , indem er behanptet , dass ^arre bei Homer ursprüng-
lich nicht die beiden Aias, sondern Aias and Teukros bedeute. Er bezieht
sich namentlich auf die Stelle H 175 ff. y^Bei Schilderung — so sagt
er — der von den Achäem, behufs des Zweikampfs mit Hektor, Ter-
anstalteten Loosziehung wird berichtet, dass sich unter anderen auch
die wiiiavTeg ^o€^iv fTTiBififvoi ähajy zur Theilnahme erhoben hätten.
Wenn es nun im Folgenden heisst (179) Auxtra laxeiv, (182) xi^ooc
>^f4svrog, (187) g>aidifwg .yiutg, so schliesst das offenbar zwei lo<»ende
homonyme Aias aus; denn warum , wenn nicht auch sonst vollkonunene
Deutlichkeit vorhanden war , sagte der Dichter nicht „ der Telamonier^
wie er v. 179 TiSiog viöv sagte? Es hat also nur ein Aias geloost:
der andere in den u4iccv€€ inbegriffene aber war ein nicht- Aias, somit
Teukros.^' Indem ich Wackemagels interessant« Erörterungen den
Philologen zur Prüfung empfehle, erwähne ich noch eine andere Spar,
die directer ist, wenn die üeberlieferung beglaubigt ist. W. erwähnt
des lateinischen Caskores, und schliesst daraus auf ein griechisches
KdoToge im Sinne von KdartjQ und Tlolvdevxfjg. Nun sagt Welcker,
Griechische Götterlehre 1, 610 Folgendes: „Euripides hat den Dual
TOP KäaroQe, und eine späte Legende lässt den Zevg als dar^ tw Kaato^t
erzeugen/' Ich vermag freilich weder die Stelle des Euripides, noch
die Legende aufzufinden. Sollte aber Welcker tu Kdaroge aus der Luft
gegriffen haben?
Endlich mag noch die Möglichkeit, dass die Plurale oi deonoim
das lat. fratres (im Sinne von Bruder und Schwester) n. ähnl. an die
Stelle alter Duale getreten sind, erwähnt werden. Warum Wacker-
nagel a. a. 0. 303 derartige Duale von den bisher erwähnten getrennt
wissen will, sehe ich nicht ein.
lieber den Gebrauch des Pluralis im Indogermanischen, nament-
lich über die pluralia tan tum, über welche hier zu handeln sein würde,
habe ich eingehendere Untersuchungen noch nicht angestellt Ich
begnüge mich daher an dieser Stelle über eine Erscheinung zu handeln,
die in dieser Ausdehnung dem Griechischen allein eigenthümlich i^it^
nämlich die Verbindung des neutr. pL mit dem Yerbum im Singular.
Ich theile zunächst eine üebersicht derjenigen Verbindungen dieser
Art mit, die ich bei Homer gefunden habe, (die übrige Sprache habe
ich nicht untersucht) und bemerke, dass die nur mit dem s. constmirten
Neutra garnicht, die mit dem pl. constmirten durch *, und die beider
Verbindungen fähigen durch ** bezeichnet sind.
21
*ayy€a Gefässe: Tciaov Syyea rt 13; vaiov ff dQ(ß Syyea Tiavra
L 222. — Ht^Xu Eampfpreis: iTtTcfjag tdS* Se^la dedeyfieva t/lbIt' iv
ciy<üvi V 273; ähnlich V 314; 640. Ebenso de^lia X 160. —
SiXyea Leid: lekei^petai Hi/yea IvyQa ii 742; teteij^etai (Z> 585. —
civ^ea Blumen, Grün: Saa (pvHa yuxi Syd-ea yiyvetav &^i 51; B 468.
— **SQfÄaTa Wagen: SQfMxra bedeutet B 777 die ganze Wagenmenge
der Myrmidonen und insofern ist der s. xelTo gerechtfertigt. Auffallen-
der ist der s. ^ 369 j wo von mehreren einzelnen Wagen die Bede ist.
Merkwürdig ist der pl. V 504 , obgleich ügfiara hier einen Wagen
bedeutet. — Haxqa die Sternenschaar : Uatqa 6e dij Ttqoßißrj^ iC 252;
ähnlich /* 313; f 483; 0 556; 559. — *&>€cr Gelenke: U^ev de oi
ilipea Ttttvza d 794; a 189. — ßikea Masse der Geschosse, Regen
der Geschosse: d^tifotiQiav ßeXe* fjjcrero © 67; ^ 85; 0 319; II 778;
ganz ähnlich P631. — yo€va und yovvaTa Eniee: rof) d* aitoü Xito
yovvctra vuxl q^lkov JfsoQ tu 345; vgl. 0) 114; 425; (J 703; 6 297; 406;
a 212; x 66; ^'^7; \p 205; tuoll pioL (piXa yoijvar' öqfbqiß Ä 90; / 610;
X 388; a 133; ßXdßerai öi re yoivm' iövri v 34; T 166; ^ifiq)a t
yoCya q)€Q€i Z 511; veQ^e öi yofn^a m^ywtac X 453; Tod S* iipdae
yoijvat' htifia 0 302. Der pl. findet sich nur in der Verbindung mit
^cödeg: yovvaxa d' eQQihaavro nddeg 6* hcBqiyiTaivovzo ifj 3 und q>di^0V'
rat toikoiai. 7c6öeg yuai yoijva iMt^övra V 444. Dagegen hat auch in
dieser Verbindung der s. überwogen: in yoijvata re xyfjfiac re jvödeg
ö^ iniveq^Bv huaqrov Xelgig t' dqyd'aXfioi te 7cakaaae%o fxaQvafxivouv
P386; Ö) 611 ist nach Nauck aduHjav zu schreiben. — ^yvla Glieder
Der s. liegt vor: ov ydq IV e^Tteöa yvla nodav ^v N 512; {rrtrjQine
q)aldifia yiia V 691; tfjg ö' iXellx&ri yvla X 448; hftqixoi dyhtd ytla
T385. T 165 und 170 kann yvla auch als Acc. gefasst werden. Der
pl. liegt vor: (pihx yvla XiXvvj:av o 242 und ähnlich H 6; 16; iV^ 85;
O 435; ^ 233; a 238. — **(5ax^i;a Thränen, s.: ßleipdQanf Ujio ödxgva
TtiTizei ^ 129; ^ie dd}iQva ir 204; P 438; xiko ddyt^^ ^ 385. pl.
doKQva ^eQf4ä xiovso 6 523. — de/ÄVia das Lager: dd^i oi <plka difAvC
t'KEito ^277. — **divdQ€a Bäume, Gehölz: S^t devÖQea f.ia:^^ Tttifi-
Y£i E 238; ri 114; ßqi^at öi Sivöqta yuxq7t(p t 112; divdQea xie X 588;
mit pl.: € 240. — *d€Qf.iata Häute: Ttaaaqa qxjir/Aatv hi Ttdwov diQfuxr*
av€iX£Vy Tcdvra ff kaav yeödaqta ö 437. — dea^ata Fesseln: ovo* eX
TtBQ TS aiÖTjQea diafiaz^ «Xfl^^^ " 204; ^ 284. — **doC?^a und öoijQara
das Gebälk, in diesem Sinne immer mit s.: xae ö^ öo^qa aiatjTte veChf
'AOL andgra Xslwtai JB 135; yuxvdxtte di daÖQCcta TcijQywv M 36; ähn-
lich e 361; fi 441 (vgl. O 388). Auch doijqaia in der Bedeutung
;y Speere'' hat den s. bei sich, wenn von einer unbestimmten Vielheit
22
gesprochen wird : t^ ptoi doi'Qara r' tazi N 264 ; Ttoila öi Keß^orr^v
dfjLfp^ d^aa doTQ i/c€7cirjyet TI 772 (gleich darauf freilich steht bei
XBQ^adia der pl.). Ebenso steht der s. bei r«, welches einen du. doti^
aufnimmt: ähufia öo^qb rd oi fcald^rjfptv äqifjqet Tl 139. Dag^egen
wenn von einer Zahl einzelner Speere gesprochen wird, steht der pL:
£657; ^ 574. — **dQdy^aTa Garben: tä di SQdy^ara To^ea
7ci7CTEi A 69; dgayfiata 7ti7rtov eQa'Ce 2 552. — **dwfjiaTa Haus^
8.: dwfiaza yuxlä TtTV/ao A 77; vgl. t 300; q 265; in derselben Bedeu-
tung auch mit dem pl.: hi^i o\ xAtrra dtifuav' taaiv e 381; JV 22. —
**(Jö^« Geschenke: xAit« dc^qa vcaQfjev ^ 417; ähnlich fl 176; pL:
^6(öv iaav dylaä d^qa jy 132. — ^*eyxea die Lanzen, nur von einer
unbestimmten Vielheit gebraucht und zwar mit s. : /toQä ä* ty^ta lAcnfLQd
-Tthtrfytv /" 135; ähnlich a 129; pl. : ty%Ba Ö* ht%vaaov%o d-qaaeimov
drcb xetq(av 2€i6^€va N 135. — **«^v€a Schaaren, von Thieren und
Menschen gebraucht, und zwar s.: edve' iyeiQeto fiVQia veytqChf k 631;
dagegen pl. : S^c t&vea eQxccto xoiqojv ^ 73; ra & i/ci^oeov t^ea
Ttettöv A 724. Ebenso B 465 und B 92: ihg rdv t^ea TtoXkct vedv
ibto yuxl 'AUaidtav Htövog 7tqo7Tdqoid^t ßax^eitjg iatix^üfvto. Auch jB 87
ist nach Nauck mit Bentley uxai (nicht etat) zu schreiben. — **€l-
fiara Kleidungsstücke, s.: dfjtctva (a€v fioi '/sirai t 26; v 10; g> 53;
pl.: eificera pievov t 98. — ?Axea die Wunden, alles Wunde: ovv S*
^hiea Ttdvza fni/ÄVKev ii 420. — **tvtea Rüstung, und zwar mit s.:
tbv d* e^QOv /caqd tb ydialtj Yjai yrji ^elaivrj Evvfj evi fialcacg Tcagd
(T avrea 7Coi'mV evieizo K 75; 407; oi Ö* e^ov xajuerr^ adtpLoreg,
IWea de aq>iv Kala /rag' ctvrolai x^ovt YjhXiTO Ä 472; vgL T 386.
Dagegen pl.: dUA toi evrea yuaM ^etä Tqiaeaaiv Bxovtav 2 130.
**aQya Werke, Dinge. Mit dem s.: tioUä «T irt' avtod iQya
7UXTijQC7C€ TudV al^ritöv E 92; ohake de Jtiova eqya d 318; ovte ßoüv
oik' dvdqChf (paivBXo tqya x 98; S'aldaaia Iqya fiBfiijlet B 614; 6 67;
TtoXe^i^ia iQya fii^r^Xev fx 116; E 428; B 338; öaitbg htriqdza tqya
^ii^Tjlev 1 228; (pQadiog vöov tqya rhmLTac fl 354; d-icxsla tQya ti-
TXTMio X 610; "Mxi Urjv ai / efullB lux^BO^ai xonta tqya t 477; Jj t
aiiv dffivhx eqya fHBiarjXev E 876; tot* Sv Ti%d e^a yivoito £i 213;
dfjKpadd egya yivocTO t 391; Sriv' egya tivvKTai X 450; Ihitog ttnai
tdÖE aqya J 14; Z 3; 61; Y H6; vgl. auch d 694. Dagegen mit
dem pl.: dylad iqya (Arbeiten) 7iiXovtai x 223; dfi/fxwa sqya yevovio
® 130; A 310; od ydq er' dycr^erä eqya rcTet^crrcrt ß 63; tdÖB iqya
yivovTO (o 455. — **iQer^d die Ruder, s.: tcöv d' äga ÖBiaavzwv h
XBi^Cäv tTtxat* egCTjua /i 203, aber pl.: (ßQeTfAd)^ rd te nze^ vi]iai
Ttilovtai k 125. — %q%Ba das Zaunwerk: Xaxu E 90. — ^hQntxi
23
die kriechenden Thiere, Alles was da kreucht (vgl. 7l(ylr^td)\ Sa& hd
yciiav tQjcerä yivovtai d 418. — ^^i^ixata Tage, s. : rj^cna tzÖIX
^TeXea&ij to 143; 7C€Qi d' rj^iccra fAcn^ä zeHad-i] x 470. Dagegen mit
dem pl.: Ike z' rjfÄCtra fimiQd ycelovzat x 301; a 367; vgl. auch (pd-ivov-
atp v&A,TEg TB Yjai ij^iarct ^182. — r/ia Kost, Speise vorrath : i^eqy^izo
iji€x 7cdvta fi 329; 6 363. — **ijvia die Zügel, mit pl: (puyov fjvia
aiyalöevra A 128; V 465; h. 6* aqa xeiqQv fp^ia riixihfiov U 403.
Dagegen mit dem s.: fpfia de 0(piv avyxuro Fl 471. — ^cilxTi/ßtof
Zaubermittel: ivd-a re oi x^el^/.TrjQia /cdvta Tetv/ao S 21h. — d^iacpaTa
Weissagung: fj ßdla dfj jue 7taXai(paza x>iaq>axy rAjuvu v 172; ^ 507.
— d^vqetQa Thür: röa' tßQoxe 'Mxla d^ö^erga q> 49; vgl. a 386. —
lazla Segel: zixad^ lazia X 11. — 'KaQtjvaj ^aq/^aza die Häupter:
ävÖQC^ jchcze Yjaqrpfct A 500; 158; öt; üqa, mr^vä yLUQijaiF ifp* ^"Eklzoqi
dccf^vazo hxQv A 309. — '^Bif.irjXta Kostbarkeiten: Tceifurjha Y^lzat
A 47; / 382; ^ 132 ; d 618; tlüzq ^ 326; o 101; 113; z 295; (p 9;
e^ancöhaXe, döfiwv 7L€ifirjlia Äold -I^ 290. — **^ifjdea Noth, Sorge, mit
ö. : xijdc' eq>fl7czai B 15; e<pfj7czo Z 211; mit pl. : jcovog 'Kai vLtfie^
d/cioaio icaovzai X 489; rplXoiai äi xijdc' drciaaio fläaiv, i^oi de
fidliaza, zezevxcttm ^ 138. - y.fjla die Pfeile, der Pfeilregen (vgl.
M 280): fiix^zo 'KfjXa A 53 und 383. — xjjrca die Meerungethüme:
azalle de xj/t«' i/r' avzod 7idvzoiyev rx nevi^fiidp JV27. — VLQea Fleisch:
A^ia d* ttfiy' oßeldig i^efw'/£i /i 395; alzog ze Y^ea t' (J/rra (pOQvvezo
X 395. — **'Kzi^fiaza Besitzthümer, mit s.: Kzrjinaza yLEizai d 127;
Q 532: TLZi^fjiaza ftev zd fiioi tazi ijj 355; x 220; S^^ zodye döfioi y,al
yjvrj^iaz* e%eizo ^ 291; dagegen mit pl.: Sd-i 7to6 iioi xzilj/Äaz* eaaiv
z 411; '/dovzav d 79; d&dvazoi yäg zoTye döfnoi xot '/>zi^f.iaz* taaiv
d 79. — **xi5juaircr die Wellen, die Flut, mit s. u. pl.: zöv d* ov/roze
ÄVfiaza XeiTiec txovzouov dyefxiovy Uz' Sv ivd-^ rj tvd-a yevcDvzac i3 396;
S^t xtJjUOfr' €7r' rjidvog ydvKeoTLov ^61; ebenso pl. y 299. — *Xe7tadva
Riemen / 393. — koezQd Bad: oq>Qa /tekoizo ^'£/.zoql d^eQfid XoezQd
X 444. — fAezQOv Maass: clxocr^ d' eazu) fxezqa ß 355. — *fiiXea
Glieder: 7cXfja&ev fiiXea P212. — fifjXa Kleinvieh: ZQtg yäq zUzev
fi^Xa d 86; i7CiljXvx^e /nfjXa 7cdvzox^ep i^ dygOv q 170; ^fjXa zd di)
ixatuiz^ eo(fayiiiva x 532; ferner t 184 und 438; A 45; j^^ 492. —
^^^a Schenkelstiicke : arr«^ htu xcrard ^5^' excrry A 464; y 461;
\i 364. — vifjiJLaza das Gewebe: jujJ ^ol fiera/Äibvia vfjuaj^ oXr]zai ß 98;
T 143. — vCßza der Kücken: zetgiyei d' äqa v&ta W 714. — ^vXa
Brennholz: htö de ^Xa wfMxva yuuzav O 364. — oiTcla Haus:
(paveirj Y 64. — dveiaza Labsal: öveiaza fivQia /sizac x 9. — dveldea
Schmach: öveidea /cöXX' & (xoi iaziv F 242. — *l>7tXa Takelwerk:
24
Svrla de 7cavra Eig SvtXov vuDaixwTo (jl 411. — oqea das Gebirge:
i(pavi^ OQsa (r/doeiTa ij 268; zgefÄB S" ovQea ficrjLQct vuai Süj; N 18. —
**SQyua Eid, Vertrag, mit s.: ovx, tan lioivi Tuti mtÖQaair b^fxia
Ttiatd X 262: mit pl.: oiri ti vCtiv ^Üqvua laaowcu X 266. — dö%ia
das Gebein: ijBvvJ darea .rr^erai a 161; '/xirat lo 76; | 136; ijhu
(J* doTea iV 616. — **orara die Ohren, mit s.: ovara 3* ov tvio äcu-
dalea 7CQoge'/£iTo 2 378; mit pl. : ovara cJ' ctvroV (des 8e7iag) TiaooQ
iaav A 634. — *ot'^ara die Euter: ov^axa yaq atpaQctyeOrro t 440.
— *oiQa Wurfweite: Saaa di ditmov oiQa yuxTMfiadioto TtiXor^ai
V 131. — /caQfj'ia das Wangenpaar: ot^^efe ve 7caQr/ia t* dfapcri^af-
t^ev Aifiaroe^ta /celei t 208; x 405. — *7cediXa die Sohlen: ta
pLiv (piqov a 101; € 45; fl 340. — .reifjaza die Tauenden, Schlingen:
dlid'QOv 7CEi^d^ Fq)T^jrTO % 33; 41; «t (T atToiJ Tcei^ar rnnr^ffS-io fi 51.
— jtiXiOQa Gräuel: log oiv Setvä 7€ih.0Qa d'sCiv eigfjkd^ hjtnöfißag
jB 321. — 7Vijddlia Steuerruder: ovda %l ;trfiakC iati ^ 558. —
7coödvi7ciQa Fussbad : oöde u /not 7i odavurroa /coööv hu t^^ava Öi fnp
riyverat c 344. — .rort^td das Fliegende, Alles was da fleucht (Tgl.
6^7cei:d): icoit^xd jraqbqxexai /* 62. — ^scTEQd die Flügel: toav 7r%tQd
ii 319; 7CT€Qa iw/vd Xiaai^ev V 879. — Jtvqd die Wachtfeuer: jrvqd
mleio © 554; 561; K 12. — ^h^ga die Wellen, die Flut: tyAic
YMla ^ied-qa (»361; ähnlich 0 9; 218; 365. — ^/^yea Gewänder:
r/rot ifioi x^^^cci /xxl Q/^yea aiyak6evTa"HxS^eT0 t 337; C 59. — a/jfiata
Erkennungszeichen: eari ydg t)f.uv atj/iata ip 110. — *a%6iia%a
Mfinder: ötYja juiv ylOaaai Si/a df. aröfiaz^ elev B 489. — aio/iaza
die Leiber: Jtv iti xat vvp Süfiar^ oKt/öia TceiTai evl fisyd^oig ^Oövai^og
10 187. — td?.avTa Talente: y^ito övw x^^'^oio tdXccvza 2 507.
*%i%va Kinder: olkio vvv (piht zi'Kva q)vXdaaert;e K 191 u. sonst —
**TBt6x€cc die Küstung, auch die Gesammtheit der Büstungen einer
zusammengehörigen Schaar, mit s.: T/xt t^datov %c7coi deqai7to8eg mi
TiorMhx revxe' t'/£no F 328; vgl. T 195; Ä 504; 0 318; /r 284;
X 109; tevxea '/ala jcaQiaaerai 2 466; iJQ/ioae revxBa P 210; !%€ XQ^
xdh(£a revx^a X 322; dfi(pi da 7täaiv levx^a 7coi7ul^ alafA^re J 432;
€x x^^^^ e7ctavo zeöxBa co 534; ferner in den Wendungen: ß^axB
tevxea (vgl, T 21) und äqdßr^B de t€i^€' hc' avr^. Den pL finde ich
gebraucht bei einer Küstung J? 197 S toi x^it« tevxB* e^oirat, von
vielen Büstungen: /coilä de TBiJXBa Tuxlä 7ceaov P 760; d«;ovro i^/ia-
d^OL dBvovzo de xBirxBa (pwrCiv V 15; ähnlich 0 302; vgl A 74.
%6^a der Bogen: bI fifj iyw iddB rö^a (paBtvtß iv 7cvqI d^Bif^Vj XBqai
diaxXdaaag' dvBf,noha ydq /loc d7trfiBl £217. — *q>dayava Schwerdter:
7coXka de ifdayava . . . SUax fiev ex x^^Q^ • • ^ioov O 714. — *q>QBiata
25
Brunnen: Ttäaat yiQfjvai tuxI (pqeiaca ftcntgä väovacv 0 197. — *q>i)la
Stämme : a^' Ste yriQaaYioai jtolxv ^ta (pf)V dvd-giüTtiav o 363 ; xäcAittc
f^vQia (pCla P 220. — *xetica die Rander: XQ^'^^ ^ ^^^ X^^'^«
ytey^dcevtai o 116; d 133; 616. — *xfi^jMadta Feldsteine: ieq^iadia . . .
iarvcpeXi^ap 11 IIA, — xQ^f^^^^ Besitzthum: x^/wonra d' ahi xcnai)^
ßeßqihaetai ß 203.
Dazu kommen die häufigen Verbindungen von Verben mit Neutris
von Adj. u. Pron., von denen ich nur einige Beispiele mittheile: Tteqi
yctQ Tuxzä TtavTÖd-ev eazrj | 270; hcei zä x^Q^^ova viyJ^ A 576; Ttuqa
S* Sarceza 'Ajurai v 424. Sehr häufig erscheint /ravra, und zwar
gevröhnlich mit s. , z. B. t« de 5fj vüv 7idwa teXeiTai ß IIQ; tä d* cd
^tl iiavia /xeli^aei V 724; aber auch mit pL, z. B. ^cdwa fiel6vT(jttv
Q 594; a 266. Ebenso 7colkd mit s., z. B. täte de (jlov fidla tcoUm
I 364. Sehr häufig sind x« und taüta (und ä) mit s. u. pL, z. B.
iva TtBQ rdöe toi aöa f^ilf-ivr] ii 382; zd t' ijc^ dv^qibjcoiai 7celovtai
V 60; xaZvßa d-e(S>v ev yovvaai -ulxai «267; (atj iiov raDra ^etä q>QBai
afjai fteXövTiov 2 463. Oft ist auch das Subjekt garnicht bezeichnet,
z. B. in Wendungen wie: ' äg ^lot ö(r/£i eivat Hgiaraj vihf (T oirdzt
fpvTLtä TteXowat ^ 489 u. a. m.
Ueberblickt man nun diejenigen Wörter, welche das Verbum nur
im s. bei sich haben, so zeigt sich, dass diese fast durchaus solche
Mehrheiten darstellen, welche zugleich als Einheiten erscheinen, daher
auch eine grosse Zahl derselben nur im Plural auftritt (vgl. die nütz-
liche Dissertation von Juhl de numeri pluralis usu homerico Halle
1879). Dem Sinne nach kann man sie etwa in folgende Gruppen zer-
legen: 1) Körpertheile : icaqfjia yoihfa v&ta /nfjQa öazea und x^ea. Bei
vd>ra und 7iqia würde uns Deutschen der s. überhaupt natürlicher
scheinen, als der pl., bei anderen wie yoüva erinnern wir uns der That-
sache, dass neben dem pl. auch der du. erscheint, der ja auch eine
Einheit ausdrückt. 2) Naturerscheinungen, die eine aus vielen Einzel-
wesen bestehende Einheit darstellen: äatQa ogea ^eed^Qa (vgl. koezQd
TcoddviTtTQa und äpas das Wasser im Sanskrit) Svd^ea. Auch Ttvqd
die Gesammtheit der Wachtfeuer kann man mit äazqa unter eine Gruppe
bringen. Sodann ^fßja 7u/[cea 7coTip:dj die heerden weise erscheinen.
3) Werkzeuge aller Art, die aus vielen und trennbaren Theilen bestehende
Einheiten ausmachen: oiyua ^'^xea xhjgetQa öeafActra Tteiqaza vrjixtaa
defÄVia ^ea ictla 7cr^ddha zö^a und etwa noch a^fiaza. 4) Vorräthe und
Massen aller Art: rjia O^el/zrjQia öveiaza '/£iiiii^ha XQW^^^ zdhxvza
ik&la ßelsa vit^la. Aufi'ällig ist für unseren Geschmack, dass die
Häupter der Fallenden (xcfßryv«) und die Leiber der Todten {aw^otta)
26
je al» eine einheitliche Masse gedacht werden. 5) Endlich äussere
Vorgänge und Erscheinungsreihen wie TtiXtoQa oder innere Vorgänge
und Erlebnisse wie älyea öveidea.
Es ist kein Zweifel , dass in allen den angeführten Fällen die
innere Congruenz vollkommen gewahrt ist, wenn das Verbain im &
steht.
Beti'achtet man nun auf der anderen Seite diejenigen , welche nur
den pl. des Verbums kennen, so ergiebt sich wenigstens bei mehreren
derselben der Grund für die Pluralität sehr deutlich. Wenn man die
Stellen unter diqfxctva (riaaaqa {porMxutv h, 7c6vtov Seq^iav* ertnar^
jtäwa d' kactp vedda^a)^ 7n;eQdj ardfictta (di'Mx piiv yhiüaaat öinua di
atdfuxv' elev) tiio^a^ qxiayavct vergleicht , so wird man finden, dass es
sich in ihnen um solche Mehrheiten bandelt, die gerade im Geg^isatz
gegen die Einheit gedacht werden sollen. Ebenso zeigt sich oft bei
den Wörtern, welche das Verbum im s. und pl. zulassen, dass der pL
dann steht, wenn die Vielheit der einzelnen Wesen hervorgehoben wer-
den soll (vgl. unter 6o()^j */X«ö, ovoma). Freilich liegen sowohl bei
den mit dem pl. als den mit s. und pl. verbundenen ziemlich viele
Stellen vor, in welchen ein innerer Grund far die Wahl des Numerus
nicht zu erkennen ist.^
Demnach finden wir bei Homer folgenden Zustand: Es giebt eine
Anzahl von pl., in welchen der Gedanke der Vereinigtheit, andere in
denen der Gedanke der Mehrerleiheit überwiegt, bei den ersteren steht
das Verbum im s., bei den anderen im pl. Zwischen beiden existirt
ein Mittelgebiet, bei dem keine der beiden Auffassungen als allein
geboten erscheint, bei dem also beide Constructionen möglich sind,
ohne dass eine wahrnehmbare Sinnesdifferenz hervortrete. Auf die Wahl
der einen oder anderen Gonstruction mag das Metrum nicht ohne Ein-
fluss gewesen sein.
Vergleichen wir nun die verwandten Sprachen, so findet sich im
ältesten Sanskrit etwas Analoges. Es kommen im Bigveda einige
Stellen vor, an denen klärlich das Verbum im s. neben dem Neutrum
im pl. steht (vgl. Benfey Gr. u. Occ. 1, 590 und BoUensen Z. D. M. G.
22^ 613). Sicher sind folgende: dküri ta indra götamebhir brähmafü
hiermit sind dir o Indra von den Gotamas Gebete dargebracht worden
Bv. 1, 63, 9; sdrva td . . deveshv ctstu alles dieses gehöre den Göttern
1, 162, 9; nd te vivyan mahimdnam rdjansi der Luftraum fasst nicht
1) Aach mnss man erwägen, dass manche der angef&hrten Wörter zu selten
vorkommen, als dass för sie eine Regel sich auffinden Hesse.
27
deine Grösse 7, 21, 6. Da nun das Sanskrit sonst die äussere Gongruenz
luit einer ausserordentlichen Strenge wahrt, so kann diese gelegent-
liche Abweichung von der Gongruenz nur als Alterthümlichkeit auf-
gefasst werden, welche sich gegenüber dem sonst vorhandenen Bestre-
ben, die Gongruenz vollständig durchzuführen, nur noch in wenigen
Exemplaren gerettet hat.
Somit erscheint es mir wahrscheinlich, dass das älteste Griechisch
den indogermauischen Zustand am treuesten erhalten hat, und dass in
den übrigen Sprachen, welche diese Verbindung des neutr. pl. mit dem
Yerbum im s. nicht kennen, die Bücksicht auf die äussere Gongruenz
die Gleichbehaodlung aller Plurale herbeigeführt hat.
Drittes Kapitel
Die Casus.
Hinsichtlich alles dessen, was über die Casus im Allgemeinen zu
sagen ist, verweise ich auf Höbschmann zur Casuslehre, München 1875.
Ausdrücklich bemerke ich noch, dass im Folgenden nur von den
Casus des Nomons die Bede sein soll. Es werden also solche Casus-
endungen, welche ursprünglich nur dem Pronomen angehören, wie
-d^ev, hier noch nicht erwähnt werden, wohl aber der Casus auf -(fty
der ursprünglich dem Nomen eigen ist.
Der Yocativ.
Es ist darüber gestritten worden, ob für den Vocativ von Anfang
an im Indogermanischen eine besondere Form vorhanden gewesen sei,
oder ob er sich (was Benfeys Ansicht ist, Abb. der Ges. d. Wiss. zu Göttingen
Band 17, 31) erst aus dem Nominativ entwickelt habe. Diese Streit-
frage ist für die gegenwärtige Untersuchung gleichgültig. Mir genügt
es zu constatiren , dass jedenfalls schon in vorgriechischer Zeit bei einer
Beihe von Stämmen eine besondere Form des Yocativs (wenigstens im
sing.) vorhanden war.
In der Verwendung des Yocativs findet sich eine merkwürdige
Parallele zwischen Sanskrit und Griechisch, auf die Benfey zuerst auf-
merksam gemacht hat. Wie r 277
Zei) 7cdT€Q ^'ldi]d'Ev fieSewv "^idiote ^yiate
^Hihög d-^ dg tcovx' iq>OQ^ Yai 7mv%* i/ccnwijeigj
so werden auch im Yeda Yocativ und Nominativ durch ca verbunden,
und zwar im Sinne zweier Vocative z. B. vdyav indrckQ ca cetaihak
sutdnam Yäyu und Indra! ihr achtet auf die Trankopfer Bv. 1, 2, 5.
Der Yocativ wurde offenbar als eine Art Satz für sich, nicht als ein
fügsames Glied des Satzes betrachtet, und mau ging deshalb ungern
daran, ihn mit ca re anzufügen, sondern wählte an seiner Stelle den
Nom., der ja in der Form so häufig mit ihm zusammenfällt.
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Ob es als eine aus proethnischer Zeit herstammende Eigenthüm-
lichkeit betrachtet werden kann, wenn der Voc. gelegentlich im Sans-
krit und im Griechischen prädicativ erscheint, ist zweifelhaft.
Der AecusatiT.
In den Grammatiken pflegt man zahlreiche Gebrauchsweisen des
Accusativs, wie A. des äusseren Objects, des inneren Objekts, des
Erstreckens, des Zieles, der Beziehung u. s. w. zu unterscheiden.
Neuerdings ist aber von mehreren Seiten darauf hingewiesen wor-
den, dass dem A. des äusseren Objects gegenüber die sämmtlichen
übrigen Gebrauchsweisen sich leicht zu einer Gruppe vereinigen lassen,
so dass z. B. Hübschmann zwei grosse Abtheilungen macht, den noth-
wendigen Accusativ (was man sonst Accusativ des äusseren Objects
nennt) und den freiwilligen A., der das üebrige umfasst. Diese beiden
Gruppen vereinigen sich dann wieder in dem Grundbegriff. Man
betrachtet aber als den Grundbegriff des Accusativs, dass „er eine
Ergänzung oder nähere Bestimmung des Verbalbegriffs bezeichnet*'
(Hübschmann S. 133). Und in der That ist dieser Grundbegriff der
einzige, von dem aus sich die Einheit des accusativischen Gebrauchs
demonstriren lässt. Wie der Accusativ in der alten Wortfolge unmittel-
bar vor dem Yerbum stand, so diente er auch dazu, dasselbe unmittel-
bar zu ergänzen, ursprünglich dient er weder zur Bezeichnung des
Objectes, noch des Zieles, noch der Beziehung u. s. w., sondern ledig-
lich zur Ergänzung des Yerbums. In welchem Sinne diese Ergänzung
zu verstehen sei, blieb dem Yerst.ändniss des Hörenden überlassen.
Nun zeigt aber die Vergleichung der verschiedenen indogermanischen
Sprachen, dass verschiedene Anwendungstypen des einen Accusativs
sich schon in indogermanischer Zeit festgesetzt haben müssen.
In die griechische Sprache ist also kein einheitlich empfundener
Accusativgebrauch , sondern eine Anzahl einzelner Gebrauchstypen
überliefert worden. Ob wir mit unseren Eintheilungen nun über-
all die alten Gebrauchstypen richtig treffen, kann natürlich zweifel-
haft sein.
Es soll deshalb noch besonders hervorgehoben werden, dass
ich mit meiner Eintheilung nur die möglichste üebersichtlichkeit
bezwecke.
Diese glaube ich zu erreichen, wenn ich zuerst den einfachen
Accusativ mit Anwendung der Hübschmannschen Zweitheilung betrachte,
30
dann den doppelten Accnsativ, und endlich den Accusativ im adver-
bialen Sinne.
Was also zunächst den nothwendigen Accusativ (den
Objectsaccusativ bei transitiven Verben) betrifft, so haben
die Grammatiker wegen der ungeheuren Fülle des Stoffes sich nicht
die Mühe genommen, sämmtliche Acc. bei transitiven Verben aufzu-
zählen, was Hübschmann bei dem beschränkten Stoff des Zend thun
konnte. Versuchte man es für das Griechische, so würde man bald
daran verzweifeln, die Masse nach Bedeutuugskategorien zu ordnen,
man würde vielmehr auf den Ausweg verfallen müssen, den Hübsch-
mann betreten hat, indem er sagt: ,,Für die Eintheilung der Objects-
accusative finde ich keinen anderen — äusserlichen, einen inneren giebt
es nicht — Grund als die Verba bei denen er steht. Da aber für den
Accusativ die materielle Bedeutung dieser Verba voUkonmien gleich-
gültig ist, so ordne ich sie nicht nach dieser, — um nicht den Schein
zu erregen als käme sie hier irgendwie in Betracht — sondern nach
ihrer alphabetischen Reihenfolge an, eine Anordnung, die, so schlecht
und unwissenschaftlich sie sonst sein mag, mir hier am besten zu
passen , am wenigsten zu Missverständnissen fuhren zu können scheint^
Es ist unter diesen Umständen nicht zu verwundern, wenn die Granuna-
tiker (vgl. auch Miklosich S. 373) sich begnügen, solche Verbindungen
von Verben mit Accusativen anzuführen, welche in ihrer eigenen
Sprache nicht üblich sind, also in den für Deutsche geschriebenen
griechischen Grammatiken die Verba Nutzen, Schaden und ähnliche.
Selbstverständlich muss man bei diesem Verfahren im Sinne behalten,
dass es lediglich in praktischen Bücksichten seine Begründung findet,
insofern damit nur beabsichtigt wird , den Lernenden auf gewisse Ver-
schiedenheiten der griechischen und der modernen deutschen Schrift-
sprache aufmerksam zu machen.
Wie schwierig es übrigens ist, die ünterabtheilungen des Accusa-
tivs genau auseinanderzuhalten, sieht man aus dem Umstand, dass die
Gelehrten hinsichtlich mancher Accusative zweifelhaft sind, ob sie sie
bei dem Accusativ des Objects oder dem des Inhaltes unterbringen
sollen, z. B. 7c6&ev 7tlei&' iygä yJlev&a y 71 erwähnt Kühner bei den
Objectsaccusativen, während Escher, der Accusativ bei Sophocles, Leipzig
1876 S. 17 zu dieser Anordnung bemerkt, bei Kühner § 409, 5 — 7
würden durch künstliche Erklärung intransitive Verba zu transitiven
gestempelt Die Frage kann so viel ich sehe nur sein , ob die Griechen
einen Accusativ wie Ttleiv d-alaaaav kraft ihres Sprachgefühls näher
mit Wendungen wie /clveiv rd Sd(OQ oder &hiv dqdiAov in Verbindung
- - 31
brachten, eine Frage, die ich nach meiner Empfindung gegen Kfihner
entscheiden würde.*
Da8S der Gebrauch des nothwendigen Accusativs (oder der Accu-
sativ des äusseren Objects) proethnisch ist, bedarf keiner Bemerkung.
Anhang znm Objectsaccnsativ.
Im Sanskrit, Zend, Slavischen, Lateinischen können in grösserer
oder geringerer Ausdehnung Substantiva , welche dem Verbum , genauer
gesprochen dem Infinitiv oder dem Participium ihrer Bedeutung nach
nahe stehen , wie Inf. oder Part, mit dem Acc. verbunden werden , z. B.
dafd rddhahsi „dator divitias" u. s. w., vgl. Miklosich S. 376, Hübsch-
mann S. 189, Synt. Forsch. III, 6.
Auch das Griechische kennt ja diese Construktion, z. B. f/riar?}-
ftoveg f^accp rä /vQoCifKOvta Xen., t^aqvög elfii zä f.QWTÜjaeva PI. u.
einige bekannte Beispiele bei Dichtern (vgl. Schneidewin-Nauck zu
Aias 176). Abstrakte Substantiva construirt nach Art des lateinischen
„quid tibi haue curdtio 'st rem?" scheinen im Griechischen kaum vor-
zukommen, höchstens Hesse sich Oed. Col. 584 vergleichen.
Nach Einsicht der citirten Literatur wird man, denke ich, der
Vermuthung beistimmen , dass dieser Gebrauch in die indogermanischen
Zeiten zurückreicht, aber im Idg. ausgedehnter war als im Griechischen.
Zweitens aber wird man vermathen dürfen, dass im Indogermanischen
selbst diese Adjectiva und Substantiva ihre Constniction mit dem Accu-
sativ nur in Anlehnung an die Yerba erhalten haben.
Für die verschiedenen Unterabtheilungen des sog. freiwilligen
Accusativs giebt es nach dem Gesagten keine natürliche Reihenfolge.
Mir scheint es praktisch, die von Kühner gewählte beizubehalten.
Für den Accusativ des inneren Objectes {äqiarrpf ßovXrjv ßovleijetv,
'AOifii^actto xdi^'^ov fi/tvovy ^OXtjfima vitlSv) hat Kühner S. 261 ff. Belege ver-
zeichnet. Er bemerkt zugleich „in keiner Sprache hat sich der Gebrauch
dieses Accusativs so umfangreich und zugleich so ungemein sinnreich
ausgebildet, wie im Griechischen." Es wird wohl richtig sein, dass
das Griechische diesen Typus mehr bevorzugt , als andere idg. Sprachen,
sicher aber ist, dass er nicht in Griechenland entstanden ist, sondern
aus der Urzeit stammt. Das Sanskrit kennt ihn z. B. ßved vai^yasya
jimkam er lebe das Leben eines Vai9ya (bei Manu), äjim dhävanti sie
1) Die Vorwandlung des Accusativs in den Nominativ bei passiver Conatrnction
giebt keine Entscheidung, s. Kühner S. 26ö Anm. 2 gegen S. 258 Anm. 7.
32
laufen einen Wettlauf u. a. m. Interessant ist eine Verbindung , welche
mir Schröder aus der Maiträyanl-Samhitä 1, 8, 1 nachweist, wo Yon
dem udumbara-Baum gesagt wird: lohitam phalam pcicyaie s. t. a.
er trägt rothe Frucht. Dieselbe Wendung findet sich auch sonst. Man
vergleiche auch die Fülle von Belegen aus slavischen Sprachen bei
Miklosich 385 ff. und was er aus den verwandten Sprachen beibringt,
dazu noch Hübschmann S. 196.
Somit kann an dem Alter dieses Typus nicht gezweifelt werden.
Als besonders lehrreich führe ich noch an, dass auch dieser AccasatiT
von Verben auf Adjectiva sich fortgepflanzt hat, z. B. Srifiog vrjv tqi-
avrrjv ärifilav u. a. , bei Kühner S. 265 Anm. 1.
Der Accusativ bezeichnet ferner bei Verben der Bewegung diejenige
Ergänzung des Verbums, welche wir als Ziel specialisiren , ein alter
Typus, der in den meisten indogermanischen Sprachen vorliegt, übrigeos
durch den deutlicheren präpositionalen Ausdruck zurückgedrängt wird.
Im Sanskrit ist er häufig in allen Stilarten. Vgl. Miklosich S. 391 ff.
Dann wieder können wir in unserer Auffassung die unmittelbare
Verbindung des Acc. mit dem Verbum specialisiren als Ers treck ung
über Raum und Zeit, ebenfalls ein indogermanischer Typus.
Der Accusativ des erklärenden Objects oder der Beziehung
hat, wie man aus der Zusammenstellung bei La Roche S. 12 ff. am
besten ersielit, in der homerischen Sprache sein Hauptgebiet in folgen-
der Gredankenconstellation. Gewisse Zustände und Eigenschaften von
Personen erscheinen an einzelnen Theilen der Person, afliciren aber
zugleich die ganze Person. In Folge diesev«; Verhältnisses kann man
entweder die Person oder den Theil derselben zum Subject macheu.
Man sagt also: der „Fuss schmerzt mich,'* oder „ich habe Schmerzen
am Fuss," „die Augen der beiden gleichen sich," oder „die beiden
gleichen sich an den Augen." Das Griechische bevorzugt in diesem
Falle die persönliche Construction und setzt das betroffene Glied als
unmittelbare Ergänzung zum Verbum in den Accusativ : alyd töv rrddoy
7L€q>alijy tb x«i ofificcva '/aXa tor/jag 7(£iviiJ u. s. w. Natürlich beschränkt
sich nun aber die Anwendung dieses Accusativs nicht auf das bezeich-
nete Vorstellungsgebiet allein, sondern es werden dem einmal geschaffenen
Typus ähnliche Wendungen nachgebildet, man setzt in den Accusativ
nicht nur Glieder und sichtbare Eigenschaften von Personen, sondern
auch geistige Eigenschaften u. s. w. Ausser mit intransitiven und
passiven Verben wird bekanntlich dieser Accusativ auch mit Adjectiven
verbunden wie ßofp^ dyad^ög. Wie diese Ausdehnung des Gebrauchs
33
zu verstehen ist, ergiebt sich theils aus der oben (S. 32) gemachten
Beobachtung, theils aus einer Betrachtung der Beispiele bei la Roche
und Kühner. F]s kann nicht zweifelhaft sein, dass die Adjectiva sich
den Verben angeschlossen haben, und zwar auf doppeltem Wege, ein-
mal indem ein Adjectiv mit dem Verbum sein dem Verbum gleich
gilt, und die Gonstruction dann von dem prädicativcn Adjectiv auf
das attributive übertragen wurde, und sodann durch das Participium,
indem man von dem Acc. bei tor/xt zu dem Acc. bei ioiTiiog und von
da zu dem Acc. bei laog gelangt.
Es handelt sich nun um das Alter dieses üebrauches. Wenn ich
bislier nur von dem griechischen gesproclien habe , so ist das geschehen^
weil der Acc. des Inhalts nur in dieser Sprache häufig vorkommt, keines-
wegs aber in der Meinung , er sei in dieser erst entstanden. Im Gegen-
theil bin ich der Ansicht, dass die ganze hier an griechischen Beispielen
klar gelegte Entwicklung schon in proethnische Zeiten zu verlegen sei.
Zwar im Sanskrit weiss ich diesen Accusativ nicht zu belegen, ausser
dass etwa das Adverbium fiänm (gleich oroua) darauf zurückzuführen
wäre, im Lateinischen betrachtet man ihn als Gräcismus, ob er im
Slavischen ursprünglich ist (Miklosich S. 31)2), vermag ich nicht zu
entscheiden, aber im Zend (Hübschmann S. 202) ist er vorhanden, und
es ist besonders zu beachten, dass H. nur solche A. bei prädicativen
Adjectiven, nicht bei Verben anführt, so dass also auch diese Erweite-
rung sich in proethnischen Zeiten vollzogen haben muss.
In der That lässt sich auch nicht absehen, warum gerade dieser
Gebrauch des A., der ebenso natürlich ist wie die anderen, da er ja
ursprünglich auch nur eine unmittelbare Ergänzung des Verbums ist,
dem Indogermanischen gefehlt haben sollte. Und auf der anderen Seite
lässt sich der Grund angeben, warum dieser Typus in den indogerma-
nischen Sprachen, die ihn nicht besitzen, verloren gegangen ist. Dieser
Grund ist die Concurrenz des Instrumentalis, der mit ungefähr dm*-
selben Wirkung gebraucht werden kann. Im Griechischen findet man
nicht selten den instr. Dativ (also den alten Instrumentalis) mit dem
Accusativ wechseln, wie edgvreQog ä^oiaiv u. ähnl. , ebenso im Zend,
im Sanskrit aber hat der Instrumentalis den echt casuellen (noch nicht
adverbialen) Gebrauch dieses Accusativs verdrängt, ganz im Einklang
mit der Entwickelung des indischen Stils überhaupt, welcher nicht
eine solche Mannichfaltigkeit von Satztypen kennt , wie der griechische.
Dass sich dieser Gebrauch des Accusativs im Griechischen erhielt,
w^ard durch den ürastAud unterstützt, dass der A. in dieser besonderen
Constellation durchaus unmissverständlich ist.
Delbrttok, lyntakt. F^neb. IV. 3
34
Der doppelte Accusativ.
Die Constraction des doppelten Accusativs kommt entweder so zo
Stande y dass zwei AccuBative, ein sachlicher und ein persönlicher als
Ergänzung zum Verbum treten, oder so, dass der eine A. dem Pra-
dicat angehört. Kühner sagt daiüber Folgendes : ,, Alsdann verschmilzt
der A. der Sache mit dem Verb gleichsam zu einem zusammengesetz-
ten Verb , und mit diesem Verb verbindet sich der gewöhnliche Objects-
accusativ. Die Verschmelzung eines Verbalbegriffs mit einem substan-
tivischen in Einen Verbalbegriff und die Constraction desselben als
eines einfachen Verbalbegriffs kann als ein Idiom der griechischen
Sprache angesehen werden." Der erste Theil dieser Behauptung trifft
ftlr die Mehrzahl der Fälle das BichtigCt für einige nicht, insofern die
beiden Accusative auch koordinirte Ergänzungen des Verbums sein
können, z. B. in dem von Escher S. 73 angeführten Verse Soph. Ai.
1108: TLÖlaC fueivovg rct ae^v ftiij.
Adverbialer Gebrauch des Accnsativs.
Auf die Anfügung des adverbialen an den lebendigen Gebrauch
des Accusativs — die Grenze übrigens zwischen beiden Gebrauchs-
weisen ist fliessend — hat Kühner viel Fleiss verwendet, daneben ist
noch Escher S. 31 ff. mit Nutzen zu vergleichen. Ich gebe hier zu-
nächst einen Ueberblick, durch welchen die Entstehung des adverbialen
Gebrauchs aus den Unterabtheilungen des lebendigen Accusativgebrau-
ches anschaulich werden soll, sodann eine üebersicht nach formellen
Gesichtspunkten.
Besonders viel adverbialer Gebranch von Adjectiven entsteht
aus dem Accusativ des Inhaltes. Der erste Schritt ist, dass an Stelle
des Subst. mit Adj. der Acc. Neutr. des Adj. tritt, z. B. heisst es
StTtqrpLTOv Ttdlefiov Ttohfii^^ev A 121, aber SXkrpfxcv Trohefiit/fficp
„etwas Unaufhörliches kämpfen'' B 452. Auch der Plural erscheint:
rl vi & ^Qeq>ov alvct texoikja schreckliche Dinge, (Erfahrangen, Schmer-
zen) gebärend. Der Unterschied zwischen den Numeri schwindet leicht
weil es sich bei diesen Ausdrücken nicht um bestimmte Einzelerschei-
nungen handelt, sondern um solche Aeusserangen, Handlungen, Erschei-
nungen , welche beliebig als Einheiten oder Vielheiten aufgefasst werden
können, z. B. in d^fa yiSKhjyiig fasst man die auf einander folgenden
einzelnen Schreie in*s Auge, in ^ yüj&v Süsses lachen (vgl. er lacht
sich ein*s) sieht man das Lachen als eine Handlung an. Natürlich
verwischen sich diese zarten Grenzlinien, der Unterschied der Numeri
.schwindet, so dass Adverbien singularisch und pluralisch sein können,
35
und über die Auswahl nicht mehr syntactische, sondern aesthetische
Gründe entscheiden. Neben dem Numerus verachwindet auch der Casus
aus dem Gedächtniss, ebenfalls deshalb, weil keine bestimmten Einzel-
dinge vorgestellt werden. In a^EQdaXf.ov yiovaßtflav empfindet man den
Äccnsativ nicht mehr als lebendigen Casus (sie lärmten Schreckliches)
der ganz denselben Sinn hätte, wie der Acc. eines Substantivs, sondern
nur als die Art und Weise des Lärmeus beschreibend. So entsteht der
Begriff des Adverbiums, und aus dieser LosUsung von Numerus und
Casus erklären sich die Schicksale dieser Kategorie, z. B. die Ver-
bindung mit Adjectiven. Meya Haxe oder ficyaA' üo^c heisst: das Meer
toste gewaltiges Tosen, toste Gewaltiges und endlich: gewaltig. Nach-
dem .iicya so zum Adverbium geworden ist, verbindet es sich auch
mit solchen Verben, zu denen es nicht in einem Accusativverhältniss
steht. Dem Satze /i6yo fiaxt „toste gewaltig" werden Sätze nach-
gebildet wie fiiveog 6f f^f.ya q^givBg äfuptfiflaivat 7rif47rlavT0 A 103,
wo liiya als Acc. nicht mehr zu verstehen wäre, und endlich wird
uFya auch mit Adj. verbunden, wie iiiya, rrXoi'aiog u. s. w. Solche
Adverbialisirungen sind unendlich häufig. Ich erwähne namentlich noch
die Neutra von Pronominibus wie rdaaov ixibaacoy xoiko xaiqei^ auch
XI warum ist ebenso zu erklären. Toih;o xaiqu ist, wie Kühner richtig
bemerkt, so viel als Tcnkrjv Trjv xaqav xalqei, roCto also ist der Inhalt
und Gegenstand der Freude, was praktisch genommen ziemlich gleich-
bedeutend ist mit dem Grunde, der Veranlassung der Freude. So kommt
in toCto der Sinn „ darum " in ri „ warum '* u. s. w. , wobei man nie ver-
gessen darf, dass die Nachahmung der wichtigste Faktor bei der Sprach-
entwickelung ist. Hierher gehören u. a. Ausdrücke wie tijv zaxlarrjv
„ auf das Schnellste/' Ursprünglich heisst es ddiv 7coQtiBa&ai , dafür
tritt ein raxiarrpf vtoQevead'ai mit leichter Ergänzung von dddv, und
dann adverbialisirt sich raxloTtjv.
Der hier beschriebene Vorgang ist im Griechischen durchaus
lebendig, er war es aber auch schon in vorgriechischer Zeit. Auch im
Sanskrit und Zend werden in gleicher Weise Adverbien geschaffen.
Der griechische Vorgang ist also nur die Fortsetzung eines proeth-
nischen.
Kühner fiihrt sodann Adverbial - Ausdrücke der Zeit an, wie iwfj-
uaQy vhrwQ (dessen Bildung nicht ganz durchsichtig ist) u. a.. Natür-
lich ist iwfjfiOQ (peQd^rjv nicht anders aufzufassen als dvo t' l^fictta -mi
dvo vhxag yieified'a, man nennt hvTifiaq nur Adverbium, weil es ein
isolirter Casus ist. Das Gleiche liegt in anderen indogermanischen
Sprachen vor, z. B. Sanskrit ndklam Nachts. Dahin gehört auch ötiq&v
8*
36
u. 8. w. Adverbia wie 7tq&to¥ d&kBqoy fkrtsQOVy Sanskrit prathamdm
XL ähnl. entstanden wohl ans appositionellen Accnsativen, denn xoi
ßXoevo deiksQov c^ig heisst eigentlich : „ er fragte als Zweites.'' Dass
neben dem Sing, auch der Plr., neben TtQdTov auch nigtSna erscheint»
kann nach dem oben Gesagten nicht befremden.
Mit den Accusativen des erklärenden Objects bringt Kühner mit
Becht Accusative wie «üf^og Si/;o$ fiiyeS^og ßd&og yiyog ovofia in Ver-
bindung, welche ebenfalls im Sanskrit und Zend ihr Analogon haben,
z. B. im Zend drajo an Länge, maso an Grösse, nama dem Namen
nach (Hftbschmann S. 202). Im Sanskrit hat der Instrumentalis aneh
diesem A. Abbruch gethan, indessen ist doch ndma dem Namen nacb
übrig geblieben, z. B. ndmucim ndma mayinam den Zauberer mit
Namen Namuci By. vicrüau ndma tdrake die zwei Sterne mit Namen
Vicrüau Av.
üebrigens lässt sich keineswegs in allen Fällen mit Sicherheit
sagen, welcher speciellen Anwendung der A. im Adverbium seinen
Ursprung verdanke; es kann ja auch vorkommen, dass ein Acc. auf
mehreren Wegen zum Adverbium gelangt. Z. B. rechnet Kühner xälka
zu den zuletzt erwähnten Accusativen, gewiss mit Becht, wenn man
an die Worte des Aias denkt: & Ttäl yiyoio TtavQdg evrvxiaveQog, ta
d* BJiX SfioioQj aber an anderen Stellen ist rilla aus dem sog. Acc.
des Inhaltes herzuleiten, z. B. in einer Stelle des Thukydides (6, 63)
die mir zufällig in die Hand kommt : itpößQiCov äkla t€ wxi d u. s. w.
sie höhnten in anderem und indem sie fragten, ob u. s. w. Scheidet
man die accusativischen Adverbia nach formalen Kategorien , so sind sie
a) Neutra von Adjectivis, und zwar Sing, und Plur. Der Dual
erscheint nicht, weil es sich, wie oben bemerkt, um solche Vorgänge,
Aeusserungen und Erscheinungen handelt, welche als einheitlich oder
unbestimmt vielartig angesehen werden können.
b) Acc. von Adj. femininaler Form, bei denen ein femininales
Substantivum zu ergänzen ist Erwähnt sind Fälle wie trj^ raxiartfr
sc. ödöv. Ebenso ist aufzufassen nitpov axBdlrjy sc. Tthffip E 830 u. a. m.
An solche Formen wie ax^dltp^ haben sich die zahlreichen griech. Adverbia
auf -dlrp^ angeschlossen, welche femininale Accusative von Adj. sind,
wenn auch, wie Gurtius Grundz. 592 ff. bemerkt, nicht zu jedem
Adverbium das Adj. vorhanden ist. War der Typus einmal vorhanden,
so fand er auch in seiner Isolirtheit Nachahmung. Dass übrigens ein
solcher Adverbialtypus sich allmählich ausbildet, ist wiederholt
bemerkt. Man kann nicht genau den Moment angeben, mit welchem
der Erstarrungsprocess vollzogen ist, und es kann also bisweilen darüber
37
gestritten werden, ob ein solcher Accusativ noch lebendig sei^ oder
nicht An der Annahme einer Ellipse nehme man keinen Anstoss.
I^ass Substantiva wegbleiben können, wenn sie selbstverständlich sind,
unterliegt keinem Zweifel, man vgl. Wendungen wie ysgtofuoiai Ttgoa-
rpSda^ ig ^iav ßovle^ofiev und viele andere.
c) Accusative Sing, von Substantiven. Ausser den oben genannten
-wie dQog iivofAa kommen namentlich solche in Betracht, welche ans
dem appositioneilen Acc. zu erklären sind. Dahin gehört x^Q*'^' Bei
Homer erscheint nicht selten q>if(av xaqiv als Appositionssatz , z. B.
I 611. Es erscheint aber auch %aqiv allein, ohne (piQtxtv^ in gleicher
Verwendung, nicht als oh(p€Qunf einfach weggelassen wäre, sondern
indem man x^&^^ yj ^s eine Gefälligkeit '' in freier Weise als Apposition
zu der in einem ganzen Satze ausgedrückten Handlung auffasst, z. B.:
Sg Tig di Tqümov ^oiXfjg ini vrjval fpiqoito
ahv jcvqi xiyA€/<^ , 7i4q^^ '*E%%OQog drtqi&vartog^
xbv ä* ^iag ovratme O 744.
Man könnte den Nom. x^^Q^S erwarten , der aber offenbar desshalb nicht
gesetzt ist, weil nicht in einer Person, sondern in der von dieser voll-
zogenen Handlung — also dem Nicht - Subject — die Gefälligkeit gegen
Hektor beruht. In diesem appositionellen Gebrauche ist nun x^Q^^
selbstständig geworden und von den übrigen Casus isolirt. Doch wer-
den Adjective wie a^ noch mit x^Q^^ verbunden. Ebenso sind dwQBdv
TtQolyux dUrpf zu ihrer adverbialen Bedeutung gekommen.
Ber Genetiv»
In dem was man im Griechischen Genetiv nennt , sind zwei Casus
vereinigt, nämlich der alte Genetiv und der alte Ablativ (vgl. meine
Schrift: Ablativ, Localis, Instrumentalis etc. Berlin 1867). Ich handle
zuerst von dem Theile, welcher dem Genetiv des Indogermanischen
entspricht.
Ueber die Entstehung des Genetivs findet sich bei Kühner noch
die sonderbare Ansicht, dass der Genetiv aus dem Subject oder Object
eines Satzes entstanden sei, z. B. tb roü ^dov äv^og aus tb ^ov
Svx^el, fj rof) natqbg q>ikia aus 6 /cctvfjQ q>ilel u. s. w. Ich sehe nicht,
was irgend zur Begründung dieser Hypothese beigebracht werden könnte.
Dagegen ist zuzugestehen , dass man sich die Ausdrücke subjectiver
und objectiver G. ganz gut verdeutlichen kann, wenn man überlegt,
dasä bei anderer Ausdrucksweise der eine Subject, der andere Object
des Satzes sein würde.
38
Eine Ansicht, welche bei den Linguisten beliebt ist, geht da-
hin, dass der Genetiv eigentlich ein Adjectivum sei, welches freilieh
zu seinem Substantivum nicht in Congruenzverhältniss trete, üiu die
etymologische Begründung dieser Ansicht steht es schlecht, nament-
lich möchte ich bei dieser Gelegenheit bemerken, dass die immer noch
hin und wieder auftauchende Bemerkung, dij^oio sei ursprong^leich
mit drjfioaco - durchaus unrichtig ist. Nach bekanntem Gesetz ist ^
das a in driptdato aus x entstanden. Eine innere Wahrscheinlichkeit
aber lässt sich dieser Vermuthung nicht absprechen. Denn die Gebraudis-
weisen des Genetivs lassen sich aus einer etwaigen AdjectiYnatar beqaem
herleiten. Das zeigt sich zunächst bei der Verbindung des
Genetivs bei Substantiven.
In verschiedenen indogermanischen Sprachen erscheinen Adjective
gleichbedeutend mit gewissen Genetiven, z. B. tvOshtrd mgvdrüpa^
ViQvarüpa der Sohn Tvashtars^ ^eveki^tog viögy conjux Hectorea a. s. w.
Namentlich ist dieser Gebrauch im Slavischen häufig, wofür reiche und
interessante Belege bei Miklosich S. 7 ff. So kann man also auch wohl
behaupten , der Genetiv bei Substantiven stehe im Sinne eines Adjectivs.
Mit etwas anderen Worten sagt dasselbe Hübschmann S. 268: „Durch
den Genetiv werden zwei nominale Bedetheile in die engste Verbindung
mit einander gesetzt, ohne dass die Art der Beziehung irgendwie
angegeben wird.'^ Ob die Beziehung des Substantivs zum Genetiv die
des Besitzers zum Besitze, des Verursachers zum Verursachten, des
Theiles zum Ganzen sei , dies und vieles Andere wird nicht ausgedrückt^
sondern hinzuverstanden ; vgl. darüber u. a. die Bemerkungen von Kühner
S. 285 y der nur darin irrt, dass er den Begriff der Trennung und
Scheidung unter den Genetiv subsumiren möchte, während dieser Be-
griff in Wahrheit zum Ablativ gehört.
Diese Verbindung eines Substantivums mit einem Genetiv ist
natürlich uralt, doch differiren die Gewohnheiten der Sprachen im
Einzelnen. Vergleicht man z. B. das Sanskrit und Griechische mit
einander , so wird man auf Seite des Sanskrit ein minus finden , einmal
weil im Sanskrit die verbale Construction von Substantiven häufiger ist
als im Griechischen — so kann man z. B. sagen mdm kdmena „aus
Liebe zu mir'^ — , theils weil das Sanskrit nicht selten da Com-
Position anwendet, wo die übrigen Sprachen genetivische Verbindungen
bevorzugen. Lege ich bei der Vergleichung die Kategorien zu Grunde,
welche Gurtius in seiner Schulgrammatik aus praktischen Gründen aul-
stellt, so finde ich die erste JSctix^orryc; 6 2üHp^ovl(rKov viög im S.
39
wie im Gr., die zweite fj oiyJa j;oC 7tcaq6g ebenso. Unter 3 führt
Curtius xEixog Ui^ov und di7tag oivov an. Ob zu dem sog. Genetiv des
Stoffes sich im alten Sanskrit schlagende Analoga finden, weiss ich
nicht zu sagen, in anderen indog. Sprachen, z. B. im Litauischen sind
sie vorhanden (Kurschat, Grammatik der littauischen Sprache § 1496),
zu denag oXvov dagegen stimmen Wendungen wie mddhunas dritis ein
Schlauch Meth. Die vierte Kategorie, den partitiven G. kennt das S.
wie das Gr. Unter 5 steht bei Curtius 6 ipößog %&v Ttolefuofy in sub-
jectiver und objectiver Hinsicht, beides im Sanskrit ebenso, z. B
yamdsya ma yamyäm kdma ägan mich Yami hat Liebe zu Yatfui
ergriffen Rv. 10, 10, 7; devdnam dgctö ist gleich ^e&v äyog u. a. m.
Für die noch weiter von Curtius angeführten Kategorien weiss ich —
violleicht zufällig — treffende Analoga nicht anzufQhren.
Zu dem sog. partitiven Gen. sind wohl auch mit Kühner die
Gen. bei Adverbien des Ortes und der Zeit zu rechnen (§414 c). Zu
yf}g in /roD yfjg führt Höbschmann ein genaues Analogen aus dem Zend
an. Mit tQig tfjg ^f^ifag vergleicht sich im Sanskrit trih samvtUsard"
sya dreimal im Jahre. Auch diese Verbindungen scheinen proethnisch.
Der Genetiv bei VerbeD.
Ein grosser Theil des Genetivs bei Verben lässt sich verstehen,
wenn man ihn mit dem Accusativ in Parallele stellt, wobei an den
Ausspruch von Jacob Grimm erinnert werden mag: „der Accusativ
zeigt die vollste entschiedenste Bewältigung eines Gegenstandes durch
den im Verbo des Satzsubjects enthaltenen Begriff. Geringere Objectivi-
sirung liegt in dem Gen., die thätige Kraft wird dabei gleichsam nur
versucht und angehoben , nicht erschöpft.'' Es liegt auf der Hand , dass
auch dieser Gebrauch der Annahme, der Gen. sei ein Adjectivum, nicht
widerstrebt. „Des Kalbes essen '^ kann ursprünglich gewesen sein:
„Kälbernes essen.''
Wie man aber auch hierüber artheilen mag, jedenfalls kann man
den Parallelismus zwischen Accusativ und Genetiv zur Feststellung der
Terminologie und Anordnung benutzen. Ich nenne also den in diesem
Abschnitt zu besprechenden Gen. den accusativischen, und ordne
ihn nach ähnlichen Gesichtspunkten wie den Accusativ. Dabei will ich
mich der Bedeutungskategorieen unter den Verben bedienen, welche
Kühner aufgestellt hat.
Es kommen deshalb zuerst diejenigen Gen. in Betracht, welche
dem Acc. des äusseren Objects entsprechen , d. i. bei den Verben der
40
Mittheilung, z. B. da geben, ddcUid usriyanäm der Kühe gebend Rv.
7, 75, 7, yaj opfern, äjyasya yajet er soll Butter opfern und andere
Verba ähnlicher Bedeutung, vgl. Siecke, de genetivi in lingua sanscriu
imprimis vedica usu, Berlin 1869 (diss.) 36, Kühner 294. Sodann die
Verba des Qeniessens, Essens, Trinkens, Sättigens, mV«v ye6eaÖ-cu u. s. w.
(Kühner 305), im Sanskrit ad und a^ essen, pü trinken, jfAsh yeveai^at
u. 8. w. (Siecke 35). Auf derselben Stufe stehen die Gen. bei Verben
des sinnlichen und geistigen Wahrnehmens K. 308, womit indische
Verba, wie gru hören, cit bemerken, vid wahrnehmen, zu vergleidien
sind, S. 47. So auch die Gen. bei Verben des Erinnems und Vergessens
K. 313, im Sanskrit har gedenken, ^nan ah etwas denken, smcur sich
erinnern S. 50. Auch die Verba des Herrschens , welche Kühner fälsch-
lich mit den Verben des Uebertreffens zusammenstellt, die vielmehr mit
dem ablativischen Gen. verbunden werden, haben seit uralter Zeit den
Genetiv bei sich S. 56. Wir können uns den Unterschied zwischen
Acc. und Gen. anschaulich machen , wenn wir übersetzen : Gewalt haben
an jemand. Theils mit dem Acc. des äusseren, theils mit dem Acc. de2>
inneren Objects sind die Gen. bei den sog. verba affectuum (Kühner S. 324)
in Parallele zu stellen. Dass der Kern auch dieser Verbindungen pro-
ethnisch ist, zeigt die Construction von prl sich freuen, tarp sich
ergötzen, dvish hassen , druh nachstellen u. s. w. (S. 39 u. 42).
Die Verba der Bache, Vergeltung, Anklage, Verurtheilung haben
im Lat. denselben Genetiv, aus dem Sanskrit weiss ich etwas genau
entsprechendes nicht anzuführen.
Mit dem Acc. des inneren Objects lässt sich der Gen. nach oCtir^
z. B. oCmf TQvyog rqaaiäg eqiwv 7C€Qiovaiag (Arist.) vergleichen. Man
findet Acc. und Gen. bei denselben Verben, z. B. bei Anacreou tto^ct
jLivQCJv 7cvieig und bei Homer fAevea 7cvuovtegy bei Findar Ol. 3, 23: ov
•AjaXa divÖQe' td^aXXev x^Qog, bei Homer e 72: letfidh^eg fiaXcoLol lov
ifie aelivov d^leov, Stellen bei denen man das Treffende des oben
citirten Grimmschen Ausspruches über den Unterschied von Acc. und
Gen. deutlich empfindet. Aus den verwandten Sprachen liegt mir nichts
direct Vergleichbares vor. Jedenfalls aber entfernt sich auch dieser
Gen. nicht von jenem accusativischen Gebrauche des Gen., den wir
nach dem bisher Beigebrachten schon für die proethnische Zeit annehmen
müssen.
Mit dem Acc. des Zieles ist in Parallele zu stellen der Gen. des
Zieles bei den Begriffen des physischen und geistigen Tastens, Greifens,
Langens, des hastigen Bewegens, des geistigen Strebens und Verlangens,
des Zielens nach etwas (K. 301). Der Gen. des Zieles findet sich
41
namentlich auch im Slaviscben (Miklosich 501). Ob er im Sanskrit
anzuerkennen ist, soll hier nicht erörtert werden. Zur Erklärung dieses
Gebrauches wolle man sich an den sog. Accusativ des Zieles erinnern.
Sowohl in defn Acc. wie in dem Gen. liegt nur eine Ergänzung des
Verbums, die wir als Ziel auffassen. Der Genetiv in dfQfii^^ & IAym-
fÄctvrog 2 488 ist nicht anders zu erklären als der Acc. in dgfiwfiivfi}
ye^igag rtltir/jag Soph. Oed. Col. 1576. Andere Verba, die Kühner
anführt, können, wie er selbst bemerkt, als Transitive mit dem Acc.
verbanden werden, z. B. e/a/iatW^at , so dass man dann die Analogie
des Objectsaccusativs anziehen muss. Indessen ist schon bei dem
Accusativ gezeigt, dass alle diese Scheidungen nur relativen Werth
haben. Der Gen. verbindet sich mit dem Yerbum in gleich unmittel-
barer Weise wie der Accusativ, unterscheidet sich aber von dem letzteren
in der von Grimm definirten Weise.
An diese Verba schliessen sich nahe an die Verba der Annäherung
und des Begegnens (Kühner 302). Ich bemerke dazu nur, dass bei
ihnen auch der Accusativ erscheinen kann, z. B. dvti^to yctQ tod d'
dveqog YT 423 und ifudv lix^S dptiAwaav A 31.
Die Analogie des doppelten Accusativs ist bei denjenigen
Verben heranzuziehen, welche mit einem Acc. und Gen. verbunden
werden.
Dahin gehören namentlich die Verba des Füllens (Kühner 304,
der aber fälschlich auch die Verba des Mangels erwähnt, welche viel-
mehr mit dem Abi. construirt werden). Im Sanskrit werden j^ar anfüllen
und ähnliche Verba mit dem Gen. oder Instr. construirt, wie ja auch
im Griechischen der instrumentale Dativ auftritt. Die gleiche Con-
struction liegt auch in anderen Sprachen vor, so dass an dem proeth-
nischen Gharacter der Construction 7u^7clavai ri rivog nicht gezweifelt
werden kann. Zur Verdeutlichung des Entstel^ens dieses proethnischen
Typus denke man an den doppelten Acc. bei Berauben. Wie man
sagt: „jemand berauben etwas,^' so sagt man auch: „jemand beschenken,
füllen etwas,*' dieses etwas aber, weil man dabei nur einen Theil einer
grösseren Masse im Sinne hat, tritt in den Genetiv.
Dieselbe Analogie dürfte anzuwenden sein bei den von Kühner 320
erwähnten Ausdrücken: ycoulad-aL %i^äc&ai rt 7tolko€, die Verba des
Kaufs und Verkaufs u. ähiil. Derselbe Genetiv liegt auch sonst in
indogermanischen Sprachen vor, so im Lat. und Sla vischen (Miklosich
S. 508). Das Sanskrit hat bei den Verben des Kaufens u. s. w. den
Instrumentalis, der auch im Griech. vorkommt, (z. B. evx^ev Sq' oivi-
42
u. s. w.)t doch findet sich ein Anknüpfungspunkt an die genetivisehe
Construction des Griech. in der von Pänini überlieferten Yerbindang
von div spielen mit dem Gen. des Einsatzes, z. B. gatasya d^m/aü
„er spielt um hundert/^ wie im Griech. TQiTtodog TteQiöw/ÄBd'ov ^ dQyvqim:
TtqlaadvLv u. s. w. Nach der bisher erprobten Erklärung des Gen. bei
Verben müssen wir auch in diesem Falle auf die Analogie des Accosa-
tivs zurückgehen. In der That findet er sich im Sanskrit^ z. B. göm
d%vyante sie spielen mit einander um eine Kuh. Dieser Acc. ist eine
unmittelbar verständliche Ergänzung des Yerbums, für den der Gen.
dann eintreten konnte , wenn sich uno^ etwas handelte , das als der Tbeil
eines grösseren Ganzen erschien, z. B. Gold. Dabei bezeichnen natür-
lich weder Acc. noch Gen. den Einsatz oder Preis als solchen , sondern
nur eine Ergänzung des Verbums, welche selbstverständlich nur in
solchen Fällen in dieser einfachen Form auftreten kann , in welchen dn
Missverständniss nicht zu befurchten ist. Eine Schwierigkeit nun könnte
wohl eintreten, wenn noch ein Accusativ hinzukommt, dann hätte man
einen Accusativ des Gegenstandes, und einen des Preises. Das Zend
hat eine solche Schwierigkeit nicht gescheut (vgl. Hübschmann S. 201
unten) im Griechischen aber steht neben dem Acc. des Gegenstandes
niemals mehr der Acc. des Preises , sondern stets der Gen. So stammt
denn vermuthlich auch dieser Typus des Genetivs aus proethnischer
Zeit. Im Griechischen hat sich der Typus befestigt und erweitert, im
Sanskrit ist er durch den Instrumentalis verdrängt worden.^
Uebersieht man nun die hier vorgeführten Verba und vergleicht
mit dem griechischen Gebrauch den lateinischen, so findet man den
letzteren viel enger. Dass diese Enge nicht das Alterthümlichere ist,
macht die Vergleichung mit dem Deutschen , Slavischen und namentlieh
dem Sanskrit wahrscheinlich. Aber auch das Sanskrit erreicht nicht
ganz den Reichthum des Griechischen. Zwar mag mir manches aas
dem Sanskrit entgangen sein, immerhin aber ist mir wahrscheinlich,
dass auch bei genauerer Durchforschung des Sanskrit sich ein minus
auf Seiten dieser Sprache im Vergleich mit dem Griechischen heraus-
stellen wird. Wo liegt nun das Aelteste? Mit Sicherheit weiss ich
diese Frage nicht zu beantworten, doch erscheint mir wahrscheinlich,
dass das Griechische dem indogermanischen Zustand am nächsten
kommt. Von Interesse sind namentlich die Verba des Berührens,
Fassens, Langens, Erreichens, welche, so viel ich sehe, im Sanskrit
nicht mit dem Gen. verbunden werden, sondern mit dem Acc. Ihrem
1) Den Gen. dea Spiels im Slavischen s. Miklosich S. 511.
43
Sinne nach aber könnten sie, wenn die Grimmsche Unterscheidung des
Accusativ- und Qenetivsinnes , wie ich nicht zweifle, das Richtige trifft,
ganz wohl den Genetiv bei sich haben. £s kommt mir nun natürlicher
vor, anzunehmen, dass der häufigste Objectscasus, der Acc, im Sanskrit
sich auf diese Verba ausgedehnt habe, als zu glauben, dass das Grie-
chische die natürliche Gonstruction dieser Verba ex propriis eingeführt
habe.
Somit erscheint es mir wahrscheinlich, dass die Hauptmasse aller
dieser griechischen Gonstructioneu proethnisch sei.
Dor prädicatlye Genetiy.
Bei dem Verbum sein erscheint ein Gen., bei dem wir das Ver-
bum durch zugehören, angehören, zukommen u. s. w. übersetzen.
Dass dieser Typus proethnisch ist, kann keinem Zweifel unterliegen
(vgl für das Sanskrit Siecke 32 , für das Zend Hübschmann 273).
Was die Erklärung betrifft, so sagt Grimm: „Bei den Verbis sein
und werden findet sich ein Gen., den man den prädikativen nennen
möchte, weil er sich leicht in ein substantives oder adjectives Prädikat
auflösen lässt.^' In der That liegt diese Auflösung begrifflich sehr
nahe. ^E/iverco Meaai^t] ^ox^v können wir bequem übersetzen:
Messene war (wurde) lokrisch. So wäre auch in diesem Falle die
Auffassung des Genetivs als eines Adjectivums möglich, nur dass das
Adjectivum hier wie ein Nominativ aufzufassen wäre, während wir die
Gen. bei den übrigen Verben nach Analogie von Accusativen beurtheilt
haben. Freilich könnte man auch die Vermuthung aufstellen, dass in
uralten Zeiten auch bei dem verb. subst. die unmittelbare Ergänzung
im Acc. habe stehen können, worüber ich mir an dieser Stelle kein
ürtheil erlaube.
Der Genetiv bei Adjectiven.
Im Sanskrit findet sich der Gen. bei Adjectiven , wie priyd lieb,
bei Participien, wie pwrnd voll u. a. m. (Siecke p. 29). Im Rigveda
habe ich unter den eigentlichen Adjectiven nur priyd gefunden ^ bei
Fänini werden noch andere angeführt, die Siecke verzeichnet. Offenbar
ist priyd wie ein Substantivum construirt, indrcLsya priyds heisst ein
Indrascher Freund. So ist auch die Gonstruction von tptkog im Gr.
aufzufassen. Der Gen. fungirt als ein Adjectivum. Dagegen bei dem
Fartidpium pürnd voll ist die Gonstruction mit dem Instr. oder Gen.
von dem Yerbum herzuleiten. Namentlich im Sanskrit kann man ja
häufig sehen ^ wie das Adj. seine Bection von dem zu ihm gehörigen
44
Verbum bezieht, z. B. jdgmi hingehend zu mit A. oder L., jd^ni
schlagend, dadi gebend, didnkshü sehen wollend mit dem A. nnd
viele andere. Ebenso ist griech. 7tkiog u. s. w. zu beurtheilen nnd
überhaupt die Adjectiva, welche kundig, eingedenk, mächtig, fähig,
werth u. s. w. bedeuten.
Auch hier wieder lässt sich also nachweisen, dass der Typus pro-
ethnisch ist, aber er ist im Griechischen, wie es scheint, erweitert
worden.
Der sogenannte locale und temporale Genetiv.
Ich habe früher die Meinung geäussert, dass eine Anzahl yon
Genetiven bei Homer, die als ortsbestimmend erscheinen , als Vertreter
des alten Localis anzusehen sein, habe aber jetzt diese Ansicht, bewogen
durch die Einwände anderer und eigene weitere Studien aoi^e^beo.
Ich kann, (da ich jetzt auch den absoluten Gen. nicht mehr mit dem
absoluten Loc. des Sanskrit vergleiche, sondern mit Classen als eine
speciell griechische Entwicklung ansehe) jetzt nicht mehr die Ansicht
theilen, dass im griechischen Gen. auch ein Best des alten Loc. stecke,
sondern finde in ihm nur den alten Genetiv, vereinigt mit grossen
Stücken des alten Ablativs. Ich hatte früher AU. S. 29 folgende
griech. Gen. als Vertreter des Loc. betrachtet : Ortsangaben , wie jJ onc
lyiQyeog ^ ^ix^uxofj / 251. Jetzt lege ich mitHentze, Fhilologas 28
Bd. 3 S. 513 Gewicht darauf, dass in den hierher gehörigen Fällen eine
Negation steht, die man etwa als „ nirgend '' übersetzen kann, und fiisse
also ZiQY^og so auf, wie /^ in no^ yfjg. Ferner habe ich die bekannte
Wendung itezo %oixov toO hciqov setzte sich hin an die andere Seite,
locativisch aufgefasst. Jetzt möchte ich die Frage aufwerfen, ob etwa
eine Weiterbildung des Gen. bei den Verben des Strebens nach etwas
hier vorliegen möchte. Endlich habe ich kekovfiivog ^Shiectvoio^ d^iQBa^m
TtvQÖg x\. äbnl. hierher gezogen. Eine recht befriedigende Erklärung
weiss ich auch jetzt nicht zu geben, und begnüge mich daher, den Leser
auf die Erörterung von Hentze a. a. 0. zu verweisen.
Ferner ist zu erwähnen , dass ich den Gen. jcedioio in i^ieiv TttSiao
früher als Nachklang des Instrumentalis aufgefasst habe. Mit Unrecht,
denn es führt im Gr. keine Brücke vom Instr. zum Gen. Es wird
also , da an den Ablativ ebenso wenig zu denken ist , auch dieser Typus
aus dem echten Gen. zu erklären sein. Eine Anknüpfung an den „par-
titiven'' Genetiv haben Hentze a. a. 0. und la Boche, Homerische
Studien 180 versucht. Darf man die Gonstruction an den ursprüng-
lichen Sinn des Gen. anknüpfen, so wäre sie nicht schwer zu erklären.
45
Denn nach dem was ich über das Yerhältniss des Gen. zum Acc.
erörtert habe, wäre uedioio Q-ieiv ein Analogen zu 7c'knv &äkaaaav.
Ob aber die Gonstniction uralt sei^ das ist eine Frage, zu deren
Beantwortung, so viel ich sehe, das Material fehlt. Ich lasse also die
Erklärung dahingestellt
Wie Genetive, wie ctuto^ no^ u. s. w. zu deuten sind, ist mir
ebenfalls nicht recht klar. Froethnisch scheint mir dieser Gebrauch
nicht zu sein. Sollte er etwa in Anlehnung an die Gen., wie wrM:6q
u. s. w. 9 erst im Griechischen aufgekommen sein ?
üeber diese temporalen Gen. habe ich Folgendes zu bemerken:
OiQOvg xBiiA&vog fj/iigag vir/,T6g u. s. w. (Kühner p. 323) bedeuten
bekanntlich „im Sommer, im Winter*^ u. s. w. Dieselbe Gebrauchs-
weise liegt, wenn auch nicht bei* so viel Wörtern vorkommend, im
Sanskrit vor, z. B. aktös in der Nacht, vdstos am Tage. Im Zend
dasselbe (Hübschmann 279). Siecke und Hübschmann sehen auch in
diesem Falle den Gen. als ein Adjectivum an: (,yer kam Nachts'' wird
ausgedrückt als ,,es kam als der in der Nacht, als der nächtliche''),
was ja freilich mit sonstigen griechischen Gewohnheiten stimmt Wie
man nun auch diesen Gebrauch zurechtlegen mag, jedenfalls ist er
keine Erfindung des Griechischen, sondern proethnisch.
Somit ergiebt sich als das Resultat dieser Erörterung, dass als
ein proethnischer Typus nur der temporale Genetiv mit Sicherheit zu
betrachten ist. Ob auch ein localer Gen. in vorgriechischen Zeiten
vorhanden war, diese Frage wage ich nicht zu bejahen. Ich glaube
deshalb diejenigen Genetive, welche, wie avrod Ttod entschieden local
sind, eher als specielle modernere Errungenschaften des Griechischen
auffassen zu sollen. Andere Genetive, die ich früher als locale auf-
fasste , deute ich jetzt anders , leugne aber nicht , dass auch bei meiner
jetzigen Auffassung manche Schwierigkeiten übrig bleiben.
Von dem echten Genetiv sind im Griechischen kaum Adverbien
hergeleitet. Die Pronominaladverbien, wie 7cod Ttavtaxoi) u. s. w. sind
schon erwähnt.
Kühner filhrt noch ^g an, und ergänzt dabei richtig ^fjQag.
Pott hat wohl zuerst gesehen, dass ^vt] heissi^ „der alte Tag,*' wie via
„der neue."
Hiermit sind die hauptsächlichsten Gebrauchsweisen des Gen. im
Griechischen erwähnt, welche dem Gebiet des reinen Gen. anzugehören
scheinen. Es hat sich uns dabei Folgendes ergeben:
46
Als proethnisch ist in der Mehrzahl seiner Gebrauchsweisen erwiesen
der Typus des Gen. bei Substantiven, ebenso des Gen. bei Verben sehr
verschiedener Bedeutung, des Gen. bei Adjectiven und der temporale
Gen. , während über das Alter des sog. localen Genetivs Zweifel bleiben.
Es scheint mir nun gar keinem Zweifel unterworfen, dass diese höchst
verschiedenartigen Gebrauchsweisen als im Sprachbewusstsein innerlich
getrennte Typen überliefert worden sind. Das Gemeinsame war die
Form des Gen. , dass aber ein Zusammenhang des Sinnes zwischen den
verschiedenen Functionen empfunden sein sollte , ist nach dem was wir
an unserem eigenen Sprechen beobachten können, ganz unglaublich.
Die gleiche Ueberlieferung in getrennten Typen muss, da die ver-
schiedenen Gebrauchsweisen, wie gezeigt worden ist, schon in der
Grundsprache vorhanden waren, auch für diese angenommen werden.
Nun aber will uns der Gedanke nicht in den Sinn, dass eine derartige
Vielheit von allem Anfange an da gewesen sei, sondern wir suchen
hinter der Vielheit die Einheit des Begriffes, oder historisch ausge-
drückt : wir fragen , welchen Sinn die Form des Genetivs bei ihrer Ent-
stehung hatte. Zur Beantwortung dieser Frage hat man die Hypothese
aufgestellt, der Gen. sei ursprünglich der Stamm eines Adjectivums,
und sucht aus dieser Hypothese heraus die Bildung der verschiedenen
Typen zu begreifen.
So bin auch ich im Vorstehenden verfahren, doch bin ich der
Sinnesweise nicht unzugänglich, welche ein Eingehen auf solche ürsprangs-
hypothesen überhaupt abweist. Stellt man sich streng auf den historischen
Standpunkt , so gehört ja eine Betrachtung über den Grundbegriff über-
haupt nicht in dte Syntax der Einzelsprache, für die es genügend ist,
die etwaigen neuen Gebrauchstypen von den alten zu sondern. Die
Ermittlung des Grundbegriffs mag dann der indogermanischen Flexions-
geschichte überlassen bleiben.
Wenn ich es dennoch vorgezogen habe, meiner Darstellung eine
glottogonische Hypothese zu Grunde zu legen, welche, wie ich zugestehe,
nicht demonstrirbar ist, so ist das geschehen, weil sich auf diesem Wege
ein übersichtliches Gesammtbild des Genetivgebrauches erzielen liesa
Der ablativische Bestandtheil des Genetivs.
•
Der Ablativ des Indogermanischen bezeichnete, wie aus der Ver-
gleichung der indogermanischen Sprachen unzweideutig hervorgeht,
dasjenige von dem etwas weggeht oder ausgeht, den Trennnngs-
oder Ausgangspunkt (vgl. meine oben S. 37 angefahrte Schrift). Im
Lateinischen hat er sich mit dem Instr. und Loc, im Griechischen
47
mit dem Oenetiv vereinigt. Ich ffihre zunächst im Anschluss an meine
eben citirte Schrift diejenigen Verbindungen an , in welchen im Griech.
der ablatiyische Qenetiv erscheint, und erörtere dann die Gründe des
Zasammenfallens der beiden Casus. Es erscheint der Ablativ bei den
Verben, welche bedeuten: kommen von her, aufstehen von (wie
ßdd-qbjv X(naa&t Soph.), weichen {xäCovro yieleijd'ov Hom.), fernhalten,
fliehen (rfjg vöaov neipevyivai Soph.), verlustig gehen, berauben. Dazu
die Adjectiva x£V((g , yv^vög , welche übrigens eine Brücke zwischen Gen.
und Abi. bilden. Hierher gehört auch das homerische öevofiai, attische
deofiaiy und activisch deijo) und Sei. Im Anschluss an Leo Meyer in
Kuhns Zeitschrift 1 4, 87 meine ich , dass deüofiai ursprünglichst bedeutet
.,sich von etwas fern halten ^^ (vgl. sanskr. dura fern) Seiko „fern sein
von, verfehlen ,^^ also: ideihjaev d' olrjiov IUqov iTLda&ai i 540 bedeutet:
er war (noch gerade) fem davon, verfehlte es, das Steuerruder zu
treffen. So heisst denn r/ dei eigentlich: was ist fem, fehlt noch?
dann: was ist nöthig? Natürlich meine ich nicht, dass bei Homer, wo
das Verbum schon ein langes Leben hinter sich hat , noch diese Bedeu-
tung durchscheine, ich habe nur zeigen wollen, wie aus der durch
die Etymologie erschliessbaren Gmndbedeutung die bei Homer auf-
tretenden Gebrauchsweisen sich entwickelt haben mögen. Die Con-
stmction von dei mit dem Accusativ der Sache und dem Gen. der
Person, welche im Griechischen keineswegs alt ist (s. Krüger, Poet.
Dial. Syntax § 57, 16 Anm. 2) hat sich wahrscheinlich nach xf^ f^^ %iv6g
gerichtet. Dieses selber aber ist, wenn es ursprünglich ein Nom. Sing,
war, durch eine Art von Abkürzung zu dieser Gonstruction gekommen.
Die ursprüngliche Constmction scheint gewesen zu sein: xQBna fie tivbg
fx€t das Bedürfniss nach etwas kommt zu mir. Da aber der Begriff des
Kommens nicht lebhaft und anschaulich empfunden wurde, so konnte
yl/pead-ai und ehat dafür eintreten, mit Beibehaltung der Gonstruction.
Ist aber XQ^ ^^n echtes Verbum (was ich dahin gestellt sein lasse), so
ist die Annahme , dass es auf die Gonstruction von del eingewirkt habe,
natürlich ebenso unbedenklich. Es haben femer ablativische Gonstruction
die Verba: ausziehen, fernhalten, lösen, retten, schützen (vgl. adaag
fiiv ixd'nGv Ti^öe Kadfielav x^^^^ Soph.) , dann mit etwas anderer Wen-
dung des Sinnes: herrühren von, herstammen, erzeugt werden aus.
Mir erscheint es, wenn man den Gebrauch der verwandten Sprachen
und die vicarirenden Präpositionen erwägt, wahrscheinlich, dass in
Wendungen, wie Ttcaqbg iad^loC TteffVAevai (Eur.) ntn^g ablativischer
Genetiv sei (vgl. i^ und and bei yeyovevat^ Kühner p. 318 Anm. 3),
es ist aber anzuerkennen, dass hier eine Brücke vom Abi. zum Gen.
48
vorliegt, und bei Participien mit passiver Bedeutung vielleicht auch
der reine Gen. angenommen werden kann. Ferner findet sich der AbL
bei den Verben: ergiessen (vgl. 7ci&ttßv ^vaaero olvog Hom.), trinken
aus einem Qef&ss, bringen von her, empfangen. Jix^ad-ai wird enlr
weder mit dem Abi. dessen von dem, oder dem Loc. dessen bei dem
man etwas empfängt, verbunden. Die Construction von ä-junko verstehe
ich folgendermassen : Wenn nur ein Casus bei Sr/x)v(o steht, so ist dies,
sobald es sich um das Gehörte handelt, der accusativische Gen. (dxjovv)
y^e^yfjs), auch bei einer Person kann dieser Gen. ohne Bedenken
angenommen werden, wie auch wir sagen „Jemand hören/' dagegen
wenn zwei Casus mit chwvü) verbunden sind, bleibt, da der Acc. für
den Gegenstand in Anspruch genonmien ist, für die Person nur der
Ablativ übrig. Ich meine also, dass in tdye fitjcQÖg hctiS-eto^ der
Gen. ^rjtqdg ein ablativischer sei. (Die Belege bei Kühner S. 309,
vgl. auch 310 Anm. 8). Ferner kommen in Betracht die Yerba: über-
treffen, nachstehen, vorziehen. Ursprünglich im Ablativ scheint auch
der Stoff zu stehen, aus dem etwas gebildet wird {yaii^ tnSfurlaaai
Hes.), doch ist hier wieder die Grenze gegen den Gen. fliessend.
Soweit der Ablativ in naher Verbindung mit Verben. Es bleibt
noch übrig der Abi. bei Comparativen. Die Vergleichung des Sanskrit
Zend, Lat machen es unzweifelhaft, dass dieser griechische Gen. ein
Ablativ ist. Auch der Superlativ in gleicher Verwendung wie der
Comp, ist proethnisch. Ferner bemerke ich noch , dass die Construction
mit dem reinen Casus die ältere ist, jünger der Ersatz durch ^. Im
Sanskrit findet sich eine ähnliche Partikel nicht. Wie ^ zn dieser
Verwendung gekommen sei, ist noch nicht recht ermittelt (auch durch
Schömann nicht). Endlich habe ich Abi. loc. iustr. S. 1 9 noch die Frage
angeregt, wie denn Gen., wie lAexeiaiv ov ftcmQot' xßo^o^Soph. El. 478;
rdv äydQ' Voiyjsv fhcvog od fdcniQod xq6vov y^eiv Phil. 821 ; ^owa ßcaov
Tiovxi ^vgiov xqdvov Oed. Col. 397 aufzufassen sein. Im Sanskrit heisst
samvcUsardt „nach Verlauf eines Jahres,'' und es liessen sich also die
griechischen Gen. vielleicht als Abi. fassen. Ich wage nicht darüber
zu urtheilen, weil es mir an Kenntniss des Vorkommens dieser Gen.
im Griech. selbst fehlt.
Adverbia ans dem Ablativ.
Aus dem Ablativ sind die Adverbia auf -o^ zu erklären. Es ist
ein sicheres Ergebniss der vergleichenden Sprachforschung, dass -ca;
der Ausgang des Ablativs zweiter Declination ist, und dem indischen -at
49
entspricht, (wobei es gleichgültig ist, wie man sich das Verhältniss des
griechischen g zu dem indogermanischen T-Laut denkt). Es gebfihrt
also der Ausgang -log ursprünglich auch nur Adj. dieser Decliuation,
und ist von ihnen auf die anderen übertragen , ijäsiog, aiofQÖnog u. s. w.
sind eine Nachahmung von ^ai/ög u. ähnl. Dass man diesen That-
bestand auch noch am Oriechischen verfolgen kann , insofern bei Homer
noch die Adverbien von Adj. zweiter Decl. überwiegen, ist öfter aus-
geführt worden. Wie hat man sich nun den Uebergang vom Ablativ
zum Adverbium zu denken? Zunächst ist wohl klar, dass bei einem
Adverbium wie -Kahük: nicht etwa ein Substantivum zu ergänzen ist,
welches dann Masc. oder Neutr. sein könnte , sondern dass iMxlßg Ablativ
des Neutrums des selbständig gebrauchten Adjectivums ist, in der Art,
wie wir beim Accusativ Adverbien aus Neutris der Adjectiva entstehen
sahen. Wie soll man nun aber den Uebergang der G a s u s - Bedeutung
zur adverbiellen sich vorstellen? Ich vermuthe, dass die Ablative von
Pronominibus den Anstoss gegeben haben. Wir haben nämlich auch
im Sanskrit einige Ablative von Pronominibus in adverbialer Bedeutung,
namentlich ät, tdt und ydt, dt hat nach Grassmann die Bedeutungen:
darauf, dann, da, nun, femer. Tdt (rc^^), das nur einmal belegt
ist, heisst „auf diese Weise,'' und ydt (log), das ebenfalls selten ist
„in soweit als, so lange als.*^ Es haben also die dem griechischen riOg
und üg entsprechenden Ablative auch im Sanskrit nicht locale, sondern
irgendwie modale Bedeutung. Die Entwicklung der Bedeutung von tdt
dürfte dann diese gewesen sein: „von diesem aus, aus dieser Veran-
lassung, unter diesen Umständen, auf diese Weise ,'^ wobei man immer
bedenken muss, dass die Bedeutungsentwicklung nicht genau die
logische Strasse geht, sondern vielmehr von der Association der Vor-
stellungen dictirt wird. Sind nun einmal vtjg und c5c; vorhanden, so
entstehen auch TrOg^ und man kann sich leicht vorstellen, wie auf ein
7t&g mit ycalßg u. ähnl. geantwortet wird. Dazu kommt dann, dass
diese Bedeutung um so festeren Fuss fassen konnte, weil die anderen
Gebrauchsweisen des Ablativs, auf andere Formen, namentlich den
Genetiv, übertragen wurden.
Yermathiiiigen ftb&r die Gründe des Zusammenfliessens von Ablativ
und Genetiv.
An der Thatsache, dass in dem griechischen Qen. sich der pro-
ethnische Gen. und Ablativ vereinigen, kann meines Erachtens nicht
gezweifelt werden. Es fragt sich nun, wie hat sich diese Vereinigung
vollzogen?
Delbrttok, lyntakt. Foneh. IV. 4
50
Dass die Bedeutung eines Casus* von einem anderen absorbirt wird,
ist keine seltene Erscheinung. So ist im Altpersischen der Dativ ver-
schwunden und seine Funktionen sind auf den Gen. übergegangen.
In diesem Falle giebt das spätere Sanskrit einen Schlüssel, insofern
im späteren Sanskrit allerhand Funktionen des Dativs auf den Creaeti?
übergegangen sind, so dass man z. B. da geben nicht mehr mit dem
Dativ der Person , sondern mit dem Gen. verbindet. Demnach dürfte
im Altp. der Gang der gewesen sein, dass der Dativ ebenso wie im
Sanskrit allerhand Gebrauchsweisen an den Gen. abgegeben hat, und
endlich als eine selten angewendete Form in Vergessenheit gerathen
ist, so wie z. B. in gewissen deutschen Dialekten das einfache Prät-eri-
tum durch das zusammengesetzte aus dem Gedächtniss der Sprechenden
verdrängt worden ist. Auch in den romanischen Sprachen liegt der
Process der Casusverarmung vor. Ich verweise diejenigen Loser, welche
sich über die keineswegs einfache Frage Orientiren wollen, auf einen
Aufsatz von Ascoli „das romanische Nomen ^' in seiaen trefflichen
„kritischen Studien zur Sprachwissenschaft *\ Weimar 1878. Wenn
man aus diesem Aufsatz ersehen hat, wie viel Mühe es gekostet hat,
über einen gleichsam unter unseren Augen vollzogenen Process in*s
Klare zu kommen, so wird man sich nicht wundem, wenn auf dem
uns hier beschäftigenden ungleich dunkleren Gebiet nur tastende Yer-
muthungen gewagt werden.
Man kann zweierlei Motive als wirksam denken^ äussere und innere.
Beide scheinen bei dem Aussterben des Ablativs wirksam gewesen
zu sein.
Im Indogermanischen gab es — soweit man aus den vorhandenen
Sprachen schli essen kann — , im Plural eine vom Genetiv verschiedene
Form des Ablativs , welche ihrerseits mit dem Dativ zusammenfiel , wie
im Lateinischen. Im Singular hatten die Stämme mit kurzem a (die
sog. zweite Declination) eine besondere Form mit dem Ausgang -at.
Ob die anderen Stämme eine besondere Form des Ablativs hatten,
darüber kann gestritten werden. Mir scheint es mit Rücksicht auf das
Sanskrit und den Gäthädialekt wahrscheinlich, dass das nicht der Fall
war, ich fasse mithin die zendischen und lateinischen Ablative, welche
nicht den ä- Stämmen angehören, als Weiterbildungen dieser Sprachen
auf und bin der Meinung^ dass bei den übrigen Stämmen für Gen. und
Abi. die gemeinsame Endung -as vorhanden war. Ist diese Auffassung
richtig — was freilich, wie schon angedeutet ist, Zweifeln unterKegl
— so zeigt das Sanskrit den Zustand, welcher dem indogermanischen
entspricht.
51
Man könnte unter diesen ümätänden sogar die Frage aufwerfen,
ob denn wohl die Kategorie des Ablativs im Sprachbewusstsein der
Inder festen Halt hatte, es wird aber kein Kenner des Sanskrit daran
zweifeln, dass diese Frage mit ja zu beantworten ist. Die so ausser-
ordentlich zahlreichen a- Stämme boten dieser Kategorie eine sehr
bedeutende äussere Stütze. Wäre das nicht der Fall , hätten die Inder
ein deutliches Bewusstsein vom Ablativ als einem besonderen Casus
nicht gehabt, so müsste man erwarten, dass der Gen., welcher bei
den anderen Stämmen mit dem Ablativ identisch ist, auch bei den
a- Stämmen häufig mit ihm verwechselt würde. Dieser Fall nun ist in
der älteren Sprache äusserst selten (Siecke pag. 59 hat selbst das
Wenige was er anführt nicht als durchgängig sicher bezeichnet) , in der
späteren etwas häufiger, so z. B. wenn hht fürchten nicht bloss wie im
Veda mit dem Abi., sondern auch mit dem Gen. construirt wird.
Dieser Vorgang nun ist für das Griechische belehrend. Das Griechische
hat den Abi. plur., den es doch mit überkommen hat, früh verloren,
um so leichter konnte die dem Abi. und Gen. der nicht -a Stämme
gemeinsame Endung og ein Zusammenfallen der Kategorie des Abi. u.
Gen. auch bei den a- Stämmen veranlassen. Weil man sagte xdtea^ai
vrj6g, so sagte man auch xdtea^at Tslei'd-ov.^ Dazu dürfte nun noch
gekommen sein, dass aus inneren Gründen sich die Grenze zwischen
Abi. und Gen. verwischte. Dass die Gebrauchsweisen des Abi. und
Gen. sich in einigen Punkten berühren müssen, kann man schon aus
dem umstände schliessen, dass es den Grammatikern, welche von der
unhistorischen Auflassung eines einheitlichen griechischen Gen. ausgehen,
doch bis zu einem gewissen Grade gelingt, den alten Ablativ beim
Genetiv unterzubringen; wichtiger als dieser Umstand ist, dass einzelne
Berührungen sich ungesucht auch demjenigen darbieten, der kein Interesse
daran hat, alle Gebrauchsweisen der beiden Casus unter einen einheit-
lichen Grundbegriff zu nöthigen. Solche Berührungen finden sich z. B.
bei den Verben und Adjectiven der Fülle und des Mangels. Wenn
7tl€og mit dem Gen. verbunden wird, so wird man auch sein Gegen-
bild -Kevdg so construiren, eine Gleichmachung zu der um so eher
Veranlassung gegeben ist , als gerade Gegensätze zu wirksamem Contrast
parallel neben einander gestellt zu werden pflegen. Sodann haben wir
den Abi. des Ursprungs als Nachbarn des Gen. kennen gelernt. In
1) Dabei wird natürlich davon abgesehen» dass die Formen vfjoq und xeXev^ov
im urgricchischen eine etwas andere Lantgestalt. vafög und xtXsv&oio gehabt
haben. Der Ablativ wäre xeXev»(o(s) gewesen.
4*
52
TiaTQdg TQaq>eig könnte man vccnQdg als Gen. empfinden und überaetzen
der Erzeugte des Vaters (während narQÖg vermuthlich urspr. Ablativ
ist). Wie TQaq>eig fasst man aber auch yeyovivai auf, und so kommen
die Yerba, welche den Ursprung bedeuten^ zu einer Verbindung mit
dem Qen. Femer haben wir einen Abi. des Stoffes kennen gelernt in
yaiTjg atSf^nXaaae u. ähnl. Es giebt aber neben Substantiven auch einen
Gen. des Stoffes^ so dass auch in diesem Falle die Ablatiyconstruction
ans der Vorstellung der Redenden schwinden mochte. In diesen und
ähnlichen Fällen sehen wir wie den überlieferten Genetivconstructionen
alte Ablativconstructionen einverleibt wurden , so dass der Kreis des
Ablativs immer kleiner wurde , bis endlich auch der Ablativ als gramma-
tische Kategorie, als Theil der inneren Sprachform aus dem Gkdächt-
niss der Sprechenden schwand.
Zum Verschwinden des Ablativs mögen ferner die Präpositionen
wie i^ d7i6 u. s. w. beigetragen haben. Die Präpositionen wurden , wie
gezeigt werden wird , im Laufe der Zeit immer wichtiger , es ward also
natfirlich auch der Drang geringer, neben und hinter der Präposition
i^ oder ä7t6^ welche allein schon das Ablativische hinreichend andeutete,
noch in der Casusendung dieselbe Kategorie zur Anschauung zu bringen.
Endlich sei darauf verwiesen, dass auch der Casus auf -qr» sich
auf Kosten des Ablativs ausgedehnt hat.
Der Dativ.
Die Darstellung des Dativs bei Kühner schliesst sich an Kumpel
an, und theilt mit diesem den Fehler, die historische Grundls^e des
griechischen Dativs zu ignoriren. Beide suchen für den Dativ einen
einheitliehen Grundbegriff, und übersehen dabei, dass der Casus nicht
ein einheitlicher, sondern ein zusammengesetzter ist, und zwar zusammen-
geflossen aus dem alten Dativ, Localis und Instrumentalis. Für den
Singular lässt sich bekanntlich aus der Formenlehre noch der Beweis
fQhren. Der Dativ der dritten Declination ist der Form nach ein Localis.'
in der ersten und zweiten Declination hat in den meisten Dialekten der
Dativ überwogen und ist die Form des Loc. nur in vereinzelten
Exemplaren übrig geblieben, dagegen im elischen, arkadischen und
wohl auch kyprischen Dialekte ist, so viel wir aus den geringen Besten
sehen' können ^ die Form des Dativs gegenüber der des Loc. zurück-
getreten, so dass man für diese Dialekte nicht mehr von einem Dativ
reden kann, der den alten Loc, sondern von einem Loc, der den
1) Doch vgl. G. Meyer in Bezzenbergers Beitr&gen 1, 81.
53
alten Dativ in sich aufgenommen hat. Der Instrumentalis auf -a des
Indogermanischen ist zwar wahrscheinlich beim griechischen Nomen
nicht mehr vorhanden, hat aber seine Spuren in Adverbialbildungen
wie äfia zurückgelassen^ dagegen ist der indogermanische Instr. auf
- q>i im homerischen Dialekt .noch vorhanden, üeber den Plural will
ich hier keine Untersuchung anstellen, sondern nur die Vermuthung
aussprechen , dass in der Form des Dat. pl. die alten Loc. und Instr. der
Form nach zusammengeflossen sind. Wie dies aber auch sich verhalten
mag, durch den Singular ist sichergestellt, dass auch das Oriechische
noch den Instr. und Loc. besass, und dass diese Casus nicht etwa in
den andern indogermanischen Sprachen später nachgebildet worden sind.
Ausserdem wird sich zeigen , dass in dem Gebrauch der drei Casus sich
so viel Verbindungsglieder auffinden lassen , dass ein Zusammenfliessen
der früher getrennten Gebrauchsmassen als natürlich erscheint Somit
erscheint mir die Hypothese, dass in dem griechischen Dativ sich Dativ,
Loc. und Instr. vereinigt haben, als hinreichend gesichert, und ich
scheide also in der Darstellung diese drei Casjas.
1) Der echte Dativ.
Den Dativ des vedischen Sanskrit habe ich in Kuhns Zeitschrift
18^ 81 ff. behandelt, den zendischen Hübschmann S. 213 ff. Es erhebt
sich auch bei diesem Casus die Frage nach dem Grundbegriff. Ich
habe a. a. 0. mit mehr Sicherheit als ich jetzt vertreten möchte, behauptet,
die Grundbedeutung des Dativs sei die „Neigung nach etwas hin.^'
Ich gebe jetzt Hübschmann recht, der die Auffassung des Dativs als
eines rein grammatischen Casus für ebenso oder vielleicht mehr berechtigt
erklärt. Danach wäre der Dativ der Casus, welchem die Aussage gilt.
Ich vermag zwar so wenig wie Hübschmann eine Entscheidung zwischen
den beiden Möglichkeiten mit Sicherheit zu treffen, neige aber jetzt mehr
zu der Auffassung des Dativs als eines rein grammatischen Casus, weil
mit dem echten Dativ keine Präpositionen verbunden werden (vgl. unten
die Lehre von den Präpositionen).
Die Anordnung richtet sich wieder nach wesentlich praktischen
Erwägungen. Ich lege diejenige zu Grunde, welche ich in Kuhns Zeit-
schrift a. a. 0. gewählt habe, mit denjenigen kleinen Modificationen,
welche meine veränderte Auffassung des ursprünglichen Dativbegriffs
bedingt
a) Der Dativ in enger Verbindung mit Verben oder Adjectiven.
Es kommen namentlich in Betracht die Verba mit dem Begriff: Geben
und Verwandtes, zeigen, sprechen zu, seine Aufmerksamkeit auf etwas
54
richten, gnädig sein, helfen, zürnen, ebenso bei Adjectiven ähnlichen
Sinneiiy wie im Sanskrit prii/ä lieb u. a. Alle diese Yerba erscheinen im
Sanskrit wie im Griech. mit dem Dativ, und diese Constructionen sind also
proethnisch. Bei einigen griechischen Verben , wie bei denen des Streites
und der Gemeinschaft kann die Frage entstehen, ob der Dativ oder
Instrumentalis vorliege, was bei diesem Casus erörtert werden solL
Manchmal kann die Beziehung des Verbums zum Dativ eine solche
sein, dass wir sie als local auffassen (ähnlich wie das beim Accusativ
entwickelt worden ist), z.B. im Sanskrit bei gehen, streben, sich neigen
zu hin u. a. Auch im Griech. liegen solche Wendungen vor, z. B.
d^eölat de x^^Q^Q dviaxov T 318, wobei man nicht an einen ursprüng-
lichen loc. zu denken hat (vgl. unten).
Sicher dativisch ist die Verbindung mit dem Verbum substan-
tivum, welche im Sanskrit ganz in derselben Weise vorliegt wie im
Griechischen. Es bezeichnet der Dativ, wie Kühner treffend bemerkt,
die Person für welche etwas vorhanden ist. Beispiele aus dem Sanskrit
s. Kuhns Zeitschrift a. a. 0. 91.
b) Der Dativ steht in loserer Beziehung zum Verbum oder der
ganzen Aussage.
Dahin gehören der sog. Dativ des Interesses, commodi, incommodi
(Beispiele aus dem Sanskrit s. a. a. 0. S. 89), namentlich aber der finale
Dativ , den ich a. a. 0. 93 ff. mit vielen Beispielen aus dem Sanskrit
belegt habe. Er wird uns bei der Behandlung des Infinitivs wieder
begegnen.
Nicht selten findet sich bekanntlich im Griech. der Dativ bei
Substantiven in einem solchen Sinne, dass man an seiner Stelle auch den
Gen. erwarten könnte, z. B. ä fqarqa toIq fahjtoig 'Am xöiq^Hqftif^^,
lieber die Analoga zu diesem Dativ in den verwandten Sprachen,
namentlich dem Sla vischen, vgl. Brugraan, Ein Problem der homerischen
Textkritik S. 138 ff. Mir scheint dass dieser Dativ, der vielleicht schon
proethnisch ist, nur darum möglich geworden ist, weil die geläufige
Construction des Dativs mit dem verbum subst. im possessiven Sinne
vorschwebte.
2) Der locale Dativ.
Ueber den Loc. des Sanskrit habe ich AL J. S. 28 bemerkt : „ Nach
Panini dient der siebente Casus dazu, um alles das zu bezeichnen, was
als Sphäre, Bezirk, Ort einer Handlung im weitesten Sinne, oder wie
Böhtlingk es jetzt im Wörterbuche ausdrückt, als Behälter einer Hand-
lung angesehen werden kann'* und fügte dann hinzu, dass man mit
55
Hecht den Loc. des Zieles (z. B. aifiardeoaa dt x^^Q ^cBii-i'j 7iiaev) als
besondere Art abzweige. Nun maclit Holzmanu in der Zeitschrift für
Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft X, 182 ff. mit Kecht darauf
aufmerksam, dass eine solche Gliederung natürlich nur einen praktischen
Zweck verfolgen kaun und dass der Ausdruck Loc. des Zieles nicht so
verstanden werden darf, als sei der Loc. der Casus des „schlechthiunigen
Zieles," auch sei nicht etwa der Loc. ein Wo- und Wohin -Casus zu
gleicher Zeit, sondern er habe immer ohne jegliche Beziehung auf Buhe
und Bewegung, auf Wo und Wohin die Berührung bezeichuet, mochte
diese nun als von vornherein vorhanden , oder als durch eine Thätigkeit
Lerbeigefübrt dargestellt werden. Indem ich mich diesem Kaisounement
anschliesse, möchte ich mich etwas einfacher so ausdrücken: der Loc.
bezeichnet nicht bloss den Punkt wo sich etwas beiludet, sondern auch
den Funkt wo etwas eintrifft. Wenn man im Sanskrit .^agt: räthe
tishthati „er steht auf dem Wagen'' und dann von den A9vinen: ruhdtam
rdthc „steigt auf den Wagen,'' so ist der Loc. rdthe beide Male
derselbe, und es ist nur Sache unserer Auffassung, wenn wir aus den
Verben der Bewegung einen Theil der Bewegung auch auf den Loc.
übertragen.
Nach dieser Vorbemerkung wird es unschädlich sein, wenn ich
auch jetzt noch den Loc. des Verweilens und den des Eintreffens aus
praktischen Gründen unterscheide.
Wenn ich ALJ. S. '28 innerhalb der ersten Abtheilung des Loc.
uach unserer Uebersetzung durch in , auf oder an unterschieden habe,
so sollte damit natürlich auch nur der Uebersichtlichkeit gedient sein.
Der Loc. selbst ist eben nicht so specialisirt wie eine unserer Präpo-
sitionen.
a) Indem ich jetzt von dieser letzteren Zerfaserung des Begriffs
absehe, und hinsichtlich des Materiales auf die bekannten Abhandlungen
von Capelle u. a. verweise, will ich hier nur einige Loc. von Orts-
bezeichnungen und Personen anführen, und einige Verba namhaft
machen, bei denen mir der locale Dativ zu stehen scheint. Bekannt
sind homerische Wendungen, wie ^£Uadt ohla vaiiov, aid^iqt vaiwv,
tazL de vig vffiog fiiaar] ctXl, ijidevog Ovhü^iJtoj^ Svtiva yaoteQi uj/JttjQ
'ÄOVQov iovra (piqot u. s. w. — lauter Wendungen, in die man einen
eigentlichen Dativ nur mit der gi'össten Gezwungenheit hineinerklären
könnte. Zweifelhaft kann man manchmal bei Personen sein. So wird
z. B. Tolat in xdiai di fiij&iov P^Qxe u. ähuL gewöhnlich nicht als Loc,
sondern als echter Dativ verstanden, aber wahrscheinlicher ist mir die
Auffassung als Loc, namentlich, wenn der Kedende nur einen Zuhörer
56
hat. Auch spricht für die Auffassung als Loc. z. B. K 445 : ^ nucn' daa»
tU7tov iv ifilv ?fi yai ovu. Dass man bei einer Reihe vou solchen
Sätzen, wie sie Eühuer S. 349 anf&hrt, in Zweifel gerathen kann, ist
insofern erfreulich , als man sieht , wie leicht die Eategorieen des Dati?s
und des Loc. in einander fliessen konnten.
Von Yerbeu, bei deaen der Loc. steht, fähre ich an empfangen:
Ich habe ALJ. 39 gezeigt, dass im Sanskrit die Person von der (eigent-
lich bei der) man etwas empfangt, im Loc. (natürlich auch im AbL)
stehen kann. Ebenso scheint mir der Dativ bei di%eaihu zu fassen,
z. B. Qi^iaii de YjaiXL7caQrff^ diytto diuaq O 88 , ebenso in einer
bekannten in Olympia 1876 gefundenen Inschrift: Ji^o fdm^ Kgoviäa
Zed ^0Xiv7tu Yjakbv äyaXf^a ihjfiit Ot'^(p T<p Aoc^öaiiiovif^ (Cauer l) und
sonst O 88 kommt Here in den Olymp zurück, die Oötter sehen sie
und trinken ihr zu: oi de Iddvceg
7tavTBQ äyrji^cn' "mi derAovöawTO öijcaaoiv,
Vj d* äXXovg ^iv iaae, Qi^iati di -MxXkiJcaqiiii Jhxo di7cag xriL
Aus diesen Worten konnte man vielleicht schliessen wollen, es sei eine
besondere Liebenswürdigkeit von Here gewesen, dass sie gerade aus
Tbemis Becher getrunken habe, und also übersetzen: der Themis zu
Ehren nahm sie den Becher, aber man erßhrt sogleich aus den folgen-
den Worten den Grund: yc^untj yag evawuj ?jld'e d-iovaa. Es scheint
mir also, dass die prosaischere Auffassung „von Themis'^ (eig. bei
Themis) den Vorzug verdiene. Herrschen: Wenn Verba des Herr-
Sehens und dazu gehörige Adjective , die ja gewöhnlich mit dem Gen.
verbunden werden, den Dativ zu sich nehmen, so scheint mir dieser
Dativ der loc. zu sein, z. B. 7toXkyaiv vi]aoiat 7uxi!^^ei 7cavTl avdaa^v
u. a. m. Die locale Auffassung wird namentlich nahe gelegt durch die
vicarirenden Präpositionen ev und fiercr, wie juerä äi tqiTcevoiaiv ävaoaeir.
Man sagt also „unter den Leuten König sein/' aber freilich „Jeman-
dem Führer sein'' fjyeiad^ai tivi. Es scheint mir daher, dass bei Kühner
S. 352 y 6 Verschiedenartiges unrichtiger Weise gleich erklärt wird.
Uebrigens beachte man auch, dass diese Gonstruction der Verba des
Herrschens im Griechischen eine Antiquität ist Wie diese Verba sind
nun auch entsprechende Adjective coustruirt: e^oxog ^QfieaaiVy dQi^cQe-
Ttia TQ<ieaaiv u. s. w. Trinken: Im Sanskrit sagt man gel^entlich
trinken in einem Gefäss, wie im Griech. (z. B. Xenophon) 7tiveiv er
TcoTrjQif^. So habe ich ALJ. S. 33 auch dOjf^ OYVipov ifjteq Inivev 1 112
aufgefasst. Ich gebe zu, dass auch die instrumentale Auffassung mög-
lich ist, aber natürlicher scheint mir zu sagen, dass man mit dem
Munde, mit den Lippen trinkt, aber nicht mit einem Becher, sondern
57
aus, oder wie die Griechen auch sagen können in einem Becher. Diese
letztere Ausdrucksweise wird sehr anschaulich, wenn man nicht an ein
Schnapsglas, sondern an eine Schale oder einen respectablen Becher
denkt, in den man einen Theil des Gesichtes hineinsteckt, während
man trinkt.
Das Yerbum sich freuen, sanskr. tarp^ xiqitEad^ai hat den Gen.
bei sich , aber im Sanskrit auch den Instr. und Loc. Der letztere Casus
findet sich im griechischen Dativ, wenn es ^245 heisst:
Ganz ähnlich (D 45
MeiMc d* i]^ai;a d^vfidv hiqiteio olai g>lkoiaiv.
Freilich könnte man wohl auch an den Instr. denken, der echte Dativ
aber scheint mir trotz Kühner 350 (oben) sehr unwahrscheinlich. Die
Situation fordert an beiden Stellen, dass die Hauptperson es ist, die
geniesst und sich freut, die Kinder, Freunde u. s. w. sind das woran
dieselbe sich freut. Dass auch bei dem Yerbum „vertrauen^' wahr-
scheinlich einmal der Loc. des Gegenstandes , auf den man vertraut, hat
stehen können, habe ich ALJ. erörtert.
Bei den Verben waschen und besiegen kommt der Instru-
mentalis als Goncurrent des Loc. mit in Betracht. Die locale Auffassung
ist also nicht sicher.
b) Den Loc. des Eintreffens finde ich in Ausdrücken, wie x^f^^^
ßale, yzeÖLij) TtioBy xtWi; ß&le u. s. w. (vgl. Holzmann a a. 0.). Ob-
gleich der Unterschied zwischen dem Loc. 7red/(^ 7daB und dem Dat.
Medial x^^Q^S dviaxov garnicht subtil ist, insofern in dem einen Aus-
druck das Eintreffen, in dem anderen die Richtung nach etwas hin
bezeichnet ist , ist es doch auch klar , dass die Wendungen an einander
grenzen und auch dazu dienen konnten, die Casusvermischung herbei-
führen zu helfen.
An Adverbien, welche aus dem Loc. gebildet werden , sind vor
Allem isolirte Casus von Substantiven, wie aiei 7iiqvai u. s. w. -zu
erwähnen.
Die aus Substantiv - und Ac^ectivstämmen gebildeten Adverbia auf
- d und - L bedürfen noch einer gründlichen historischen Behandlung.
3) Der iDstrumentale Dativ.
Als Grundbegriff des Instr. habe ich ALJ. 50 das Zusammensein
angegeben und die einzelnen Gebrauchsweisen des sociativen Instr. folgen-
dermassen geordnet: „(der Instr. bezeichnet) l) mehrere Personen oder
58
andere selbständig gedachte Wesen, welche mit einer Hauptperson ver-
bunden sind; 2) die umstände, welche eine Handlung begleiten oder
die Eigenschaften , welche an einem Dinge haften ; 3) diejenigen Theile
des Baumes oder der Zeit, über welche sich eine Handlung ununter-
brochen erstreckt/' Diesen letzteren Gebrauch hat Miklosich an die
Spitze gestellt, und alle übrigen Gebrauchsweisen daran angeschlossen.
Es ist möglich dass er fiecht hat, möglich aber auch, dass - wie
Hübschmann andeutet — in dem Instr. des Indogermanischen schon
mehrere alte Casus vereinigt sind. Da ich diese Frage hier nicht zu
erörtern habe begnüge ich mich, zu constatiren, dass der Instr. des Indo-
germ., wie die Yergleichung namentlich des Sanskrit, Zend und Sla-
vischen lehrt, prosecutiven, sociativen und instrumentalen Sinn hatte.
Im Griechischen ist der alte Instr. theils durch den Casus auf - (fi
vertreten, theils im Dativ aufgegangen. Nur von dem letzteren soll
an dieser Stelle die Rede sein.
Den prosecutiven Insti*. der im Sanskrit häufig ist, z. B. antdrikshaui
yati „er wandelt durch die Luft hin" habe ich im Griechischen nicht
gefunden. Früher verglich ich damit den griech. Gen. Ttedioio ^esir,
habe aber diese Yergleichung schon oben S. 44 zurückgenommen.
Der sociative Instr. ist häufig. Ich erwähne zuerst den freieren
Gebrauch, und dann denjenigen,' der sich ganz eng an gewisse Yerba
und Adjectiva anschliesst.
Im Sanskrit finden wir besonders häufig, dass in den Instrumen-
talis Personen oder sonstige selbständige Wesen treten, welche mit
einer Hauptperson verbunden sind, zu der sie in einem mehr oder
weniger untergeordneten Yerhältnisse stehend gedacht werden, z. B.
indro vdsubhih pari potu nah „Indra mit den Yasus schütze uns.**
Aus dem Griech. ijabe ich damit verglichen: ?j vdv d^ TQoltjd^ev dulh-
fievog Ivd^äS* VAjivEig vtjl ze /jxi ttagotat 7coUnf xqovov X 163. Die
Stellung macht es mir wahrscheinlich, dass in diesem Satze in der
That vt]L ze xat izdqoiai trotz a 182 zu ähhfABvog gehört, ebenso wie
das unmittelbar daneben stehende 7coXvv xqovov, Ist diese Auffassung
richtig, so kann tzagoiai nur sociativ gedeutet werden. Es würde aber
jedenfalls ovv bei sich haben, wenn es nicht von vt^i in's Schlepptau
genommen würde, welches auf der Grenze des sociativen und instru-
mentalen Gebrauches steht. Sicher sociativ sind die Dative mit dem
attributiven auzög, z. B. all' aözolg iWroiat xat SQftaaiv äaaov lörrt^
ndzQO/Xov yXaiiüfiEv '^F 8; vfjeg tdXiooav avtöig dväQdai u. älml Die
TJebersetzung „mitsammt^' trifft den Sinn, es ist mir aber nicht klar,
warum gerade in der Yerbindung mit avzog sich der sociative Siun
59
erhalten hat. Daran schliessen sich — übrigens ein aach im Latei-
nischen gebräuchlicher Typus — militairische Ausdrücke, wie wenn
Thukydides sagti.^/ro^t'ovro tQiaxMoig fuv ö^clkaig kavtdiv, iTtTiedat
Ö£ f^cTÄOoioig, vgl. Kühner S. 378. Sociativ, wenn auch nicht mehr
anschaulich räumlich, ^ist doch wohl auch zu fassen Tihevo jcvoiyg
ovifAoio M 207, neben ü^ia jcvoifjg ävifioio. Man stellte sich doch wohl
ursprünglich die Flügel des Windes und den Adler um die Wette mit
einander und neben einander fliegend vor.
Der indog. Instr. bezeichnet sodann die Umstände, welche als
Begleiter einer Handlung gedacht werden, z. B. q>d^6yy(ii iTre^x^fievat
u. 8. w. (vgl. ALJ. 52).
Der ^fociative Instr. verbindet sich eng mit gewissen Verben und
Adjectiven, welche eine Gemeinschaft irgend welcher Art ausdrücken.
Diese Verbindungen sind insofern von besonderem Interesse, als man
bei ihnen das Zusammenfliessen des Instr. mit dem Dativ gut beobach-
ten kann.
Dahin gehören namentlich das Verbum hcead^ai zusammen sein
mit, mit oder ohne Sfia, gleich dem indischen sac mit Instr. (vgl. ALJ.
S. 55) ö^iXeiVy dahin Ausdrücke wie dXki/jlotg a7covöäg iTtonfflovio
(Xen.) u. a. m., ebenso Adjective, wie b^oiog xotvcfe, wie denn das
sanskr. tulya gleich mit dem Instr. (oder Gen.) verbunden wird. Es liegt
aber auf der Hand, dass diese Gebrauchsweisen sich auch aus dem Begrüfe
des Dativs ganz wohl herleiten lassen, und man würde es vielleicht für
das Griechische unbedenklich thun, wenn nicht solche Uebereinstimmungen
wie die zwischen sctc^ zend. hoc (Hübschmann S. 255) und %7tead^ai
(für welches durch die Verbindung mit äna die sociative Construction
noch besonders erwiesen wird) and das Danebenstehen der Gonsti-uction
mit dem instrumentalen -q)t zeigten, dass in das Griechische diese
Verba und Adjectiva noch oder wenigstens auch noch mit instrumen-
taler Construction eingetreten sein müssen. Ebenso steht es mit den
Verben, welche wetteifern und kämpfen bedeuten. Im Sanskrit ver-
bindet sich mit yudh kämpfen der Instr., z. B. püawd putrena yuyudhey
bhrdta bhrätra der Vater kämpfte mit dem Sohne, der Bruder mit
dem Bruder (^dit Br. 4, 1, 5, 3. So darf man wohl auch für die
griechischen Verba gleicher Bedeutung dieselbe Construction als die
ursprüngliche ansehen, wenn auch früh die Ersetzung durch die dativische
Construction stattgefunden haben mag.
Lediglich aus dem alten Instr. ist , wie mir scheint die instrumentale
Bedeutung des Dativs zu erklären. Ich habe ALJ. S. 57 zuerst einige
Wendungen angeführt, welche den Uebergang von dem Begriff der
60
Begleitung zu dem des Mittels veranschaulichen können (der ja auch
in unserem „mit'^ .sich vollzogen hat)^ wie: mit einem Wagen fahren
u. s. w., und habe dann eine Beihe von Ausdrücken augefuhrt, in denen
nach allgemeiner Ansicht der instrumentale Dativ, genauer gesprochen
der Instrumentalis im Dativ vorliegt. Indem ich auf diese Aufzählung
verweise, bemerke ich nur, dass dabei Wendungen, wie: mit den
Augen sehen, mit den Ohren hören, mit dem Munde essen, trinken,
sprechen, mit einer Waffe schlagen, mit dem Ball spielen, mit einem
Gewände bekleiden, schmucken, fesseln, benetzen, salben, kaufen für
(eig. mittels) und viele andere in Betracht kommen, die schwerlich
durch eine Aufzählung erschöpft werden können. Hier bemerke ich im
Einzelnen noch Folgendes:
Gelegentlich kann man im Zweifel sein, ob nicht vielleicht der
alte Loc. vorliegt, da die Präposition iv bisweilen vicariren kann, z. B.
iv iq>d'ali4oiatv ögäy, doch ist in den übrigen indogermanischen Sprachen,
so viel ich sehe, die instrumentale Auffassung die übliche.
In manchen Wendungen liegt die Sache so, dass der ganze Inhalt
der Handlung im Instrumentalis aufgeht, der Art, dass ein Acc. des
Inhaltes (wenn auch natürlich von anderer Grundauffassung aus) sich
mit diesem Instr. deckt. Dahin gehören: efSäetv ijTcvqßy q>6ß(ii öeiaccvrtg,
iaat VdoTc u. s. w., s. Kühner S. 265 Anm. 4. Auch dieser Typus ist
proethnisch, vgl. lat. lapidibus pluit u. s. w. und namentlich das Sla-
vische bei Miklosich S. 715.
Bei Comparativen bezeichnet der Instr. dasjenige Quantum, um
welches (eigentlich mittels dessen) a über b hervorragt.
Dass schliesslich auch der Beweggrund und die Art und Weise
sich mit dem Grundbegriff des Instr. vermitteln lassen, bedarf keiner
weiteren Ausführung (vgl. ALJ. 67 und Kühner S. 380, 382).
« Wie die Verbindung des Instr. mit dem Passivum entsteht, wird
bei dem Passiv erörtert werden. Hier will ich nur bemerken, dass
auch bei dieser Verbindung das Zusanunenfliessen des Instr. und Dat
beobachtet werden kann. Im Sanskrit kann bei dem sog. part. fut pass.
die handelnde Person im Dativ stehen, im Zend (Hübschmann S. 223)
auch bei dem pass. part. auf -ta, z. B. ^,yahmai khshnütö — pnsiio
havaüi mithro^ eigen tl.: für wen Mithra ein Befriedigter — ein Belei-
digter ist, d. i. sachlich: von wem Mithra befriedigt, beleidigt ist''
So kommen sich Instr. und Dat. in der Verbindung mit dem Passivum
entgegen.
Von Adverbien, die aus dem alten Instrumentalis herzuleiten
sind, erwähne ich dem Gebrauch nach isolirte Casus von Substantiven,
61
wie TLo^id^ a7€ovd^, sodann femininale Instr. von Adjectiven, wie noivfj
Idiff bei denen bekannte Substantiva zu ergänzen sind. Das älteste
Sanskrit kennt eine Form des Adverbiums, welche als Paralelle zu
diesen griechischen Adverbien, nicht der Form, sondern des Sinnes
wegen herangezogen werden kann, nämlich die Adverbien auf -uyd^
Instrumentale des fem. von Adject. auf -n, z. B. amuyd OQuyd dhri-
shnuyd raghuyd. Wie diese Adverbia entstanden sind , kann man z. B.
aus Bv. 1, 29, 5 ersehen: sdm indra gardabhdm mrina nuvdntam
papdya amuyd zerschmettre o Indra den Esel der auf so unheilvolle
Weise brüllt, papdya amuyd heisst eigentl. „mit dieser schlechten,^*
natürlich vOcd „Stimme/*
Es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass die griechischen Adverbia
auf -a, wie raxa ebenfalls Instr. sind, doch sind sie ihrem Baue nach
noch nicht gehörig untersucht.
Der Casus auf qii(v).
Dass das Suffix '■q>i(v) nicht etwa wie -d-ev und -^i ursprünglich
dem Pronominalgebiet angehört, beweist der umstand , dass es so gut
wie nie bei Pronominibus erscheint. In der griechischen Literatur
findet es sich nur bei Homer und Nachahmern homerischer Poesie, und
zwar, wie ich Abi. Loc. Instr. gezeigt habe, an den bei weitem meisten
Stellen im Sinne des alten Instr., Loc. und Abi. Es giebt freilich
einige Stellen , für welche nur die Auffassung als Genetiv (CD 295, wohl
auch TiTvayf,6fievog yLeq)alfjq>t A 350, obwohl hier allenfalls der Localis
zu vertheidigen wäre) oder als Dativ {B 363) allein möglich scheint.
Yermuthlich hat man an diesen Stellen eine nicht berechtigte Ausdeh-
nung des ursprünglichen Gebrauches dieses Suffixes anzunehmen, welches,
wie die Beziehung desselben auf Singular und Plural zugleich zeigt,
schon für homerische Dichter eine Antiquität war, bei deren Verwen-
dung ihr eigenes Sprachgefühl sie nicht mehr ganz sicher leitete. Das
auffälligste Verlassen des Ursprünglichen würde vorliegen, wenn (bQavlaq>i
in dem Alemanschen Fragment, Bergk 59 Mtöaa Jidg ^ilycereQ dpQceviafL
Xly äeiaof^ai wirklich als Vocativ fem. aufzufassen wäre, wie mit der
Scholiasten - Ueberlieferung auch Ahrens dor. 239 urtheilt.
Schwierig ist die Beantwortung der Frage , ^ mit welchen Suffixen
der verwandten Sprachen -qfi(v) zusammenzustellen sei. Mir scheint,
dass Schleicher das Sichtige getroffen hat, welcher annimmt, dass ein
dem Instr. plur. auf -bhis gegenüberstehender Instr sing, auf -bhi für
das Indogermanische anzunehmen sei, dem dann der Casus auf -q>i{v)
entsprechen würde. An der Annahme zweier Instrumentale natürlich
62
nicht gleicher aber verwandter Bedeutung für das Indogermanische darf
man nicht Anstoss nehmen, wie oben S. 58 angedeutet worden ist.^
Ist diese Gombination richtig, so würde man anzunehmen haben, dass
-(pi{v) ursprünglich instrumentalen Sinn gehabt habe, und dass sich
den überlieferten Instrumentalconstructionen eine Anzahl ablativischer
und locativischer angeschlossen habe. Selbstverständlich aber konnte
sich diese Bildung neben den Dativen und Genetiven , die ihr Concurrenz
machten, nicht lange halten, und ist sehr früh aus dem Gebrauche
geschwunden.
1) Die üniersachung über die einstigen Casus des Indogermanischen ist noch
nicht abgeschlossen. Vielleicht ist der indische Casus auf i, z. B. in svi kar u. s. w.
mit dXtyri in dkiyijnfX^tav zu vergleichen , und daraus ein weiterer Casus des Indo-
germanischen zu erschliesson.
Viertes Kapitel.
Die Adjectlra.
Ein besonderes Femininum bilden im Indogermanischen dio Adjec-
tiva auf -a mittels Verlängerung dieses -a und sodann diejenigen,
welche das Femininsuffix -l haben. Im Griechischen erscheinen diese
Feminina in folgender Gestalt (vgl. Kühner 406 fiF.):
Die Verlängerung des -a ergiebt im Femininum -ä (i;), z. B. San-
skrit amds amd amdm lautet d)fi6g ätfia (rj) d}^6v.
Das -I erscheint im Griechischen als -la^ und zwar ist dies ent-
weder rein erhalten in
-cüg, -t'Ia, -<Jg, entsprechend dem Indischen -vdn, -üsht, -vdt
oder das -l hat auf die vorhergehende Silbe gewirkt in
^laQy fjiihxiva (aus ^ilav-ia), (iihxv
oder es ist in dem vorhergehenden Gonsonanten aufgegangen in
-feig,'feaaa, -hv, entsprechend dem Indischen -van, -vaÄ, -vai
und in den Participien auf
-öw, -ovaa, -ov, entsprechend dem Indischen in -aw, --antt^ -at
u. s. w.
Auch kann ein Wechsel des Stammsuffixes beim Femininum ein-
treten, z. B.:
7ci(av, meiQa, tciov gleich ptvd^ pfva/nj ptvan.
Auf der üebergangsstufe von zwei zu drei Endungen (jedoch so,
dass die letztere Gewohnheit bei weitem überwiegt) stehen im Sanskrit
und im Griechischen die Adjectiva auf -u, -t5. Wir finden im Sanskrit
z. B. cdrus lieb als m. und f., neben tanüs dünn m., das f. tanüs.
Das gewöhnliche ist die Endung -l, z. B. svadüs süss, f. svodvf.
Ebenso zeigt eich im Griechischen fjdvg duTfi^, novlvv ifp* vygi^ u. ähnL,
während bei weitem das geläufigste das f. auf -eia ist.
Zweier Endungen sind im Sanskrit und Griechischen folgende
Adjectiva:
Die Adjectiva auf -i, wie Q^ici rein mit dem m. f. gudSy n. QÜd.
So im Griech. TQ6q>ig, %q6(pt und einige andere. Bei diesen tritt
64
offenbar aus lautlichen Gründen das Femininsuffix nicht an. Femer
sind zweier Endungen die Adjectiva auf -as, -eg. Aus dem Griechischen
sind von einfachen Adjectiven nur etwa xpexd^ -ig, aaqfß -ig anzu-
führen, denen im Sanskrit auch nur wenige einfache zur Seite stehen.
Dagegen zahlreich sind in beiden Sprachen die Gomposita. Brugman
in Kuhns Zeitschrift 24, 31 hat wie mir scheint sehr wahrscheinlich
gemacht, dass diese Wörter nicht ursprünglich Adjectiva gewesen,
sondern aus neutralen Substantiven zu Adjectiven umgeschaffen wor-
den sind. Immerhin fällt aber diese Umwandlung schon in indoger-
manische Zeiten, es sind also oaqr^, xlm^difjg in das Griechische als
Adjectiva übergegangen.
Hiemach darf man behaupten , dass die Fähigkeit der griechischen
Adjectiva sich den Substantiven verschiedenen Geschlechtes vollkommen
oder theilweise anzupassen nur die Fortsetzung eines schon im Indo-
germanischen vorhandenen Zustandes darstellt.
Fragen wir nun danach, inwieweit das Griechische von diesem ans
vorgriechischer Zeit überlieferten Zustande abweicht, so fallen sofort
eine Anzahl bekannter Adjective wie i^avxog^ ov auf, welche kein
Femininum zu bilden vermögen. Der Thatbestand ist freilich nicht in
Wünschenswerther Weise bekannt, denn es fehlt an geordneten Samm-
lungen, die diese Wörter durch alle Dialekte, Kunstsprachen und
Schriftsteller hindurch verfolgten, so dass ich mich begnügen mnss,
einige Gesichtspunkte zur Erklärung beizubringen.
Bekannt sind zunächst einige Einzelheiten bei Homer, wie tzlyj^
ä/tOTtvsiovaai äldg TtolvßevS-iog dd/ii^ d 406; Tikvrdg ^^^iZQivt] e 422;
(wozu noch einiges ähnliche Lobeck zu Aias 224); öXockaxog ddiu]
d 442. In diesen und ähnlichen Fällen sieht man den Grund fQr die
Setzung der Masculinforra in den Bedürfnissen des Metrums, mit Recht
wie ich glaube. Dann — wie wir sehen werden — gab es im Grie-
chischen eine nicht geringe Anzahl von einfachen und componirten
Adjectiven, die im f. -og haben, so dass sich wohl eine Entschuldigang
für derartige Wagnisse finden lässt. üeberhaupt wird man wohl die
Vorstellung , als ob das Metrum so gar keinen Einfluss auf die Gestaltung
der äusseren Sprachform habe ausüben können, wieder etwas beschränken
müssen.
Indessen nicht um diese Frage kann es sich hier handeln, die bei
jeder Literaturgattung und jedem Autor besonders erwogen werden
muss, sondern um diejenigen Adjectiva, welche regelmässig und in
der ganzen Gräcität nur zwei Endungen haben. Diese führt Kühner
S. 412 auf.
' 66
Ich vermag keineswegs bei allen zu erklären, woher es komme,
dass sie kein Femininum bilden , aber bei einer Anzahl derselben ist es
deutlich. Es sind ursprünglich Substantiva auf - og , die als Apposition
zu einem anderen Subßtantivum traten, und die dem führenden Sub-
stantivum wohl die geringere formelle Abbeugung zum Neutrum nach-
thaten, aber nicht die grössere zum Femininum. Dergleichen Wörter
sind: fjfieQog etwa „Pflegling,'^ und an ^fiCQog mag sich das gleich-
bedeutende Tid^aaög (vielleicht auch der Oegensatz äyQiog) angeschlossen
haben; Xoidoqog Lästerer, auch ^nfjlog und fjovxog sind wohl Subst.
Im Deutschen fehlen uns die edlen Substantiva der Art (die Slaven
haben sie , vgl. Miklosich S. 6 ff.) , man kann aber unedle wie Faulpelz
u. ähnl. vergleichen. KoXoßög heisst der Hämmling; xeqaog heisst
urspr. jedenfalls das Emporstarren, die Starrheit, der Stein. Man
könnte — wenn auch Sophokles das Wort als adj. empfunden haben
wird — Antigene 250 axTLcplog de yfj -ml xeQOog noch übersetzen: das
Land war Stein und Dürre {ovvq>l6g aber möchte ich far ein altes
Adjectivum halten, welches durch xeqaog angezogen wurde); etaXog
heisst wohl die Neige, also ^mXog dö^a ein Ruf, der nur noch eine
Neige ist.
Ausser diesen giebt es noch eine Anzahl von Adjectiven auf -log,
-eiog, -aiog, -t^og^ die zweier Endungen sein können. Die Special-
untersuchung wird zu zeigen haben , wie im Einzelnen sich diese That-
sachen erklären, im Allgemeinen finde ich zu bemerken, dass alle diese
Wörter griechische Specialbildungen sind, dass also eine Ableitung
dieser Eigenthümlichkeit aus vorgriechischer Zeit nirgend an die Hand
gegeben ist. Möglicherweise hat auf diese Wörter , die alle mehr als
zweisilbig sind, das Beispiel derComposita gewirkt. Bei den adjectivischen
Compositis gilt folgendes Grundgesetz :
Diejenigen adjectivischen Composita, deren Schlussglied ein Sub-
stantivum auf - og oder ov ist , bilden kein Femininum , z. B. ^ododay(.Tv-
Xogy YaXXiaq>vQogy dagegen diejenigen, deren letztes Glied ein Adjectivum
(Participium) dreier Endungen ist, bilden ein Femininum, z. B. äyoKket-
TÖg. Wer die homerischen Composita mustert, wird 'diese Behauptung
im Allgemeinen bestätigt finden , wenn auch nicht abzuleugnen ist , dass
manche Composita der zweiten Gattung auch der Analogie der ersten
folgen können. Ich möchte also , vorbehaltlich genauerer Untersuchung,
das Besultat so formuliren:
Während im Sanskrit und Zend die Adjectiva auf -a durchaus
dreier Endungen sind , hat das Griechische eine Reihe von solchen Adj.
zweier Endungen. Die Quelle derselben sind Substantiva auf -o^, die
Delbrack, synUkt Forsch. IV. 5
66
adjectivirt wurden. Da daneben auch Composita auf -og existirten,
welche mit Femininis verbunden werden konnten , so bildete sich durch
das Zusammenwirken dieser beiden Tljatsachen der Typus yon Adjectiveo
auf -0^ zweier Endungen aus. Diesem Typus schlössen sich nun eine
Anzahl von ursprunglichen Adjectiven an, und zwar solche , welche mit
jenen Substantiven der Bedeutung nach associirt wurden, zweitens solcbe,
welche mit den Compositis wegen ihrer Form associirt wurden. Dazu
treten noch bei Dichtem die Antriebe, welche im Metrum liegen. —
lieber die Comparation der Adjectiva kann nur im Bahnien einer
Stammbildungslehre gehandelt werden.
V
Fftnftes Kapitel.
Das Aagment and die Genera des Yerbnms.
Als man vom Sanskrit nur das Mittelalter, noch nicht das Alter-
thum kannte , hegte man wohl die Meinung , dass das indische Verbnm
von dem griechischen etwa so verschieden sei, wie das lateinische.
Von dieser Ansicht geht z. B. Aken in seinen verdienstlichen Unter-
suchungen über griechische Tempus- und Moduslehre aus. Seitdem man
das altindische Verbum (vgl. meine Schrift: Das altindische Yerbum,
Halle 1874) und das altiranische Verbum (vgl Bartholomae, das alt-
iranische Verbum, München 1878) kennt, weiss man, dass diese Ansicht
durchaus irrig ist. Nirgends tritt die Aehnlichkeit des Oriechischen mit
den asiatischen Sprachen entschiedener hervor, als auf dem Gebiet des
Verbums. Wie die Vergleichung der indogermanischen Sprachen lehrt,
gliederte sich das verbum finitum des Indogermanischen nach vier
Tempusstämmen, dem des Praesens, Perfectum, Aorist, Futurum.
Diese Tempusstämme erschienen in vier Modis, dem Indicativ, Con-
junctiv, Optativ, Imperativ. Es ist wahrscheinlich, dass die drei letzt-
genannten bei dem Praesensstamm unendlich viel häufiger waren, als
bei den übrigen. Der Personalendungen gab es neun, drei für jeden
Numerus. An den Personalendungen kam zum Ausdruck der Unter-
schied des Genus Verbi nach Activ und Medium. Der Indicativ der
historischen Tempora wurde gekennzeichnet (oder konnte gekennzeichnet
werden) durch das Augment. Demnach ist fast das gesammte grie-
chische Verbum proethnisch. Eine Verarmung gegenüber dem indo-
germanischen Verbum zeigt sich bei den Personalendungen, insofern
der Dual nicht mehr so vollständig gekennzeichnet ist, und eine Bereiche-
rung (abgesehen von Einzelheiten, die sich im Laufe der Darstellung
ergeben werden) bei den Genera des Verbums, insofern einige Passiv-
formen geschaffen worden sind, während, wie es scheint, eigene
Formen für das Passivum, oder doch die im Griechischen üblichen
Passivformen im Indogermanischen nicht vorhanden waren.
Ich handle hintereinander vom Augment, den Genera Verbi, den
Tempora, den Modi.
5*
68
Das AuirmeDt.
Die Eigenthümlichkeit der homerischen Sprache, dass der Indicativ
der Augmenttempora auch — und zwar ohne eine Differenz des Sinnes ^
— augmentlos erscheinen kann, theilt auch die Sprache der Veda's.
während die Prosa der Inder die augmentlosen Indicative ebenso wenig
kennt, wie die Prosa der Griechen. Auf dem iranischen Gebiete zeigt
das Altpersische durchweg den augmentirten Indicativ, das Zend dagegen
kennt das Augment bis auf einige Beste überhaupt nicht Es darf aber
bei dem Charakter der uns erhaltenen Zend - Literatur aus diesem Um-
stände nicht gefolgert werden, dass auch die Umgangs- und Prosasprache
der Ostiranier das Augment im Indicativ entbehren konnte, und es
scheint mir deshalb wahrscheinlich , dass in der gewöhnlichen Rede der
Indogermanen das Augment der stete Begleiter gewisser Indicative war,
dass aber in der Poesie dasselbe, mit Bücksicht auf das Metrum auch
weggelassen werden konnte. Diese Weglassung war um so eher mög-
lich, als das Augment ursprünglich ein selbständiges betontes Wörtchen
gewesen sein wird, an welches sich das Yerbum anlehnte. Somit darf
die Freiheit, den Indicativ auch augmentlos zu gebrauchen, welche wir
bei Homer finden, als auf alter Ueberlieferung beruhend angesehen
werden. Die augmentlosen Indicative haben aber im Sanskrit, Zend
und im Altpersischen hinter md noch einen anderen Sinn, nämlich
conjunctivischen, weshalb ich sie in diesem Gebrauch im Alündischen
als „unechte Coujunctive^^ bezeichnet habe. Im Altindischen bedeutet
also bhdrat nicht bloss wie dbharat „er trug,^^ sondern auch „er trage.''
Dass auch diese Verwendung urindogermanisch sei, scheint mir sehr
wahrscheinlich. Denn es ist doch das Natürlichste, diejenigen zum
Imperativ gerechneten Formen, welche sich von den entsprechenden
der Indicative historischer Tempora nur durch die Abwesenheit des
Augmentes unterscheiden, also im Griechischen Xiierov und ^^ere als
sog. unechte Gonjunctivformen zu betrachten.
Wie im Indogermanischen dieser Gebrauch entstanden sei, ob er
in eine Zeit zurückreicht, in welcher ein Augment noch gamicht vor-
handen war, oder ob er im Gegensatz gegen den Sinn der augmentirten
Formen entstanden ist, wird sich schwer entscheiden lassen und habe
ich jedenfalls hier nicht zu erörtern.
Die, wie es scheint, uralte Verbindung dieser Formen mit md pu\
wird uns noch beim Imperativ beschäftigen.
1) Die Yersnche, eine solche aufzufinden, scheinen mir misslungen zn sein.
69
Das Medium.
Dass die Unterscheidung der Endungen in active und mediale schon
aus indogermanischer Zeit stammt, ist durch die vergleichende Sprach-
forschung erwiesen. Das Griechische ist die einzige Sprache Europas,
welche den alten Zustand treu bewahrt hat.
üeber die älteste Bedeutung der medialen Endungen hat man durch
die Etymologie Aufschluss zu gewinnen versucht, indess ohne sicheren
Erfolg. Die weit verbreitete Ansicht , dass die medialen Endungen durch
Doppelsetzung deijenigen pronominalen Elemente entstanden seien, welche
den Endungen des Yerbums zu Orunde liegen, dass also z. B. qdqexai
in der Endung rat den Pronominalstamm ta zweimal enthalte, und
zwar einmal als Subject, das andere Mal als Objecto so dass (peqei;ai
bedeute „er trägt sich,'' und also der reflexive Sinn durch die Etymo-
logie als der älteste aufgezeigt werde — diese Ansicht kann nicht als
erwiesen gelten. Auch für die andere Hypothese, wonach die Endungen
des Mediums aus denen des Activums durch Steigerung des Yocals
hervorgegangen seien, lassen sich genügende Gründe nicht beibringen.
Ist also keine der etymologischen Hypothesen so sicher, dass man die-
selben als Grundlage einer Geschichte des Medialbegriffes brauchen
könnte (so viel Wahrscheinlichkeitsgründe auch für die eine oder andere
der vorgebrachten Vermuthungen beigebracht werden können) ^ so bleibt
nichts übrig als den Gebrauch der Formen zu befragen.
Durch directe Yergleichung des Gebrauches übereinstimmender
Wurzeln lässt sieht etwa Folgendes ermitteln:
Es giebt im Sanskrit, wie im Griechischen Verba, welche nur die
active, solche, welche nur die mediale Form, und solche, welche beide
Formen kennen. Sucht man aber nach etymologisch übereinstimmenden
Verben, welche als Belege für diese drei Kategorieen dienen könnten,
so föUt wenigstens far die beiden ersten die Zahl der reinlichen Belege
nur gering aus. Im Sanskrit nämlich, wie im Griechischen kommt es
häufig vor, dass ein Yerbum, welches in der Mehrheit seiner Formen
dem einen Genus angehört, mit vereinzelten Bildungen in das andere
herübergreift, im Sanskrit, wie im Griechischen scheidet sich Activ
und Medium bisweilen nach Temporibus, in beiden Sprachen ferner sind
die Zeiten und Schriftsteller zu beachten , und auf beiden Gebieten hegen
die Philologen gegen einige Dichter den Yerdacht, dass bei der Wahl
zwischen activer und medialer Form die Bücksicht auf das Metrum
öfter die Entscheidung gegeben habe.
Für die erste Kategorie (nur active Form) lassen sich allenfalls
beibringen: as sein, dessen Medium nur im componirten Futurum, wie
70
gayitäse zu 0 liegen vorkommt, in Anlehnnng an den medialen Gebranch
von (f. Das entsprechende ei/il hat freilich einige mediale Formen. —
bhü sein ist im Rv. (wo es unendlich häufig ist) nur actiy, ebenso
qnjo). — ad essen ist nur activ, neben l'dio existirt aber edofiai als
fut. , wie denn das Griechische überhaupt eine Vorliebe für mediale
Futura hat. Aehnlich verhält es sich mit pa trinken, das im Rv. in
der überwältigenden Majorität der Formen nur das Act. kennt and
Ttivo). — i gehen flectirt in der dem griechischen elfit entsprechenden
Bildung nur activ , wie dieses. — (Auch ga gehen hat im Rv. nur
active Formen, womit der überwiegende Gebrauch des Activnrns bei
den aus ßä- gebildeten griechischen Formen stimmt; eßt] z. B. gleich
dgat ist uralt, iß^aezo scheint eine griechische Neubildung). — mik
harnen soll sein gelegentliches Medium dem Metrum verdanken, gewöhn*
lieh ist es activ wie dpiixlu). — Allenfalls liesse sich noch gru = xJU
anfahren, da gru zwar mediale Formen kennt, aber nur im passivischen
Sinne, so dass man geneigt sein könnte, diese Formen bei diesem
Verbum für indische Specialbildungen zu halten.
Für die zweite Kategorie (nur mediale Form) habe ich mir notirt:
as sitzen gleich Jj^ai'^ gT liegen gleich xecrcri, doch tauchen bei gi
gelegentlich active Formen auf. Ferner mit nicht mehr ganz überein-
stimmender Wurzelbedeutung: nas gleich viofjai^ worüber Grassmann
Folgendes bemerkt: „der Begriff „mit Lust herangehen'* hat sich im
Griechischen zu dem der Heimkehr, Einkehr, im Sanskrit zu dem des
liebevollen Herangehens gestaltet.*' Ob mdnye gleich ftaivofiai se\, lasse
ich dahingestellt.
Die dritte Kategorie (active und mediale Formen) lässt sich dorcb
viele etymologisch gleiche Verben belegen. Ich führe nur einige an,
um zu zeigen, wie tiefgreifend die üebereinstimmung ist. dha xi^^i
hat im Activ dieselben Bedeutungen wie tidTjfii^ wie man in Grass-
manns Wörterbuch s. v. bequem übersieht , für das Medium führt Grass-
mann an „in Hand, Arm, Leib, Mund nehmen, in's Auge fassen,'^ vgl.
x^€a d^ifievog im zä ydvara, ^ o/i^aat d^io&at (Pindar); femer „Kleid,
Schmuck sich anlegen," vgl. TiS^ead^ai rä b7thx. Oft passt die Ueber-
setzung sich anlegen, sich verschaffen, so im Sanskrit „sich Rahm^
Kraft, Herrschaft, Eigenthum vorschaffen; etwas als Eigenthnm
erlangen ," vgl. d-ia&ac ywalyta u. s. w. üeber bhar q>iQiü heisst es bei
Grassmann, bhar habe im Activum die Bedeutungen: tragen, fuhren,
hegen, unterhalten, ziehen, entführen (vgl. Syeiv yuai q>€Q€iv)y bringen,
darbringen u. s. w. „Die folgenden Bedeutungen — sagt er weiter —
treten nur im Medium hervor: 1) etwas für sich davon tragen, erlangen.
71
2) sich schnell fortbewegen (ferri.). Zu 1 vergleiche man Wendungen,
"wie: ToC fiiv d^ 7tüfi7rQwra 7caQ* äyXaä d&qa (piqoio J 97. Für 2
wird allerdings nur eine Stelle aus dem Kigveda angefahrt, so dass
man zweifeln kann , ob wirklich bei dieser Wurzel das Medium in diesem
neutralen Sinne belegt ist Dass es überhaupt im Sanskrit so vorkommt,
ist sicher. Unter 1 ci hat Grassmann folgende Bemerkutig: „ci anein-
anderreihen, schichten; hieraus entwickelte sich der Begriff „zahlen''
(die zur Zahlung dienenden Gegenstände aneinanderreihen, schichten),
wie ihn das griech. xUo darbietet; daraus ging dann im Medium die
Bedeutung „sich zahlen lassen" hervor, insbesondere eine Geldschuld
oder Bassgeld (rna)^ daher „strafen'' ganz wie im Griechischen; hieraus
endlich, gleichfalls im Medium, der Begriff verdammen, als schuldig
oder sündig erkennen."
Zur Ergänzung dessen, was sich durch directe Vergleichung ermitteln
lässt, wird eine Skizze des Gebrauches der Medialformen im Altindischen
willkommen sein. In der nationalen Grammatik der Inder finden wir
ziemlich ausführlich von dem Gebrauch des Mediums gehandelt, wobei
wir denselben Kategorieen begegnen ^ die uns aus der griechischen
Grammatik geläufig sind. Auch Einzelangaben fimden sich in nicht
geringer Zahl (wie z. B. die , dass ein componirtes Verbum in dem und
dem Sinne mediale Form habe, in anderem active u. s. w.), und es wird
eine für die Geschichte der indischen Grammatik belehrende Arbeit sein,
nachzuweisen ^ aus welchem Theile der Literatur sich diese Einzelangaben
bestätigen lassen. An dieser Stelle begnüge ich mich," einige ober-
flächliche Zusammenstellungen aus der ältesten Sprache mitzutheilen.
Es giebt im Kigveda eine Beihe von Verben, welche nur in activer
Form vorkommen. Dahin gehören: ad essen; an athmen; av erquicken;
a$ sein; ah sprechen; i gehen in der A^i ensprechenden Formation;
TiTudh zürnen; foÄi wohnen, herrschen; gam gehen, aber in der Ver-
bindung des Verbums mit sdm „ zusammen ^^ erscheint ein reciprokes
Medium; ga gehen; jlv leben; dru laufen; pai fliegen; par hinüber-
fahren ; pa schützen ; (j>a trinken nicht ausnahmslos) ; hhid spalten ; hhü
sein; va^ verweilen; va wehen; vid wissen; Bad sitzen (aber nicht aus-
nahmlos , da stdasva und sedire vorkonmit) u. a. m.
Auf der anderen Seite giebt es Verba, die nur die mediale Form
kennen. Dahin gehören: äs sitzen; inc^ anzünden; td anflehen; ig
herrschen; üh achten, beobachten; kam lieben; trd retten; nas sich
gesellen zu Jemand; nu brüllen; pü flammen; badh verdrängen, ver-
jagen; niah schenken; man meinen; vas anziehen; gt liegen (mit
seltenen Ausnahmen) ; spardh kämpfen ; ha weichen u. a. m.
72
Diejenigen Verba ferner, welche die active und mediale Ponn
kennen, lassen sich der Bedeutung des Mediums nach in folgende
Gruppen ordnen:
1) Es findet sich kein recht deutlicher unterschied der Bedeutung
zwischen Activ und Medium. Dahin gehören z. B. dhav laufen ; kram
schreiten; ga singen; naksh hingelangen zu; ruh ersteigen; stha stehen
u. a. Dabei ist namentlich darauf hinzuweisen , dass nicht selten ver-
einzelte Formen medial auftreten, während das übrige Yerbnm nur
das Actiyum kennt , z. B. erscheint nicht selten die dritte Pluralis Per£
auf ire in medialer Form. Bei sü gebären ist Praesens und Aorist
medial, das Perfectum activisch. Genauere Sammlungen darüber liegmi
mir nicht vor.
2) Das Medium hat neutrale Bedeutung, das Activum transitive
oder causatiye. Dahin gehören: ram A. zur Buhe bringen, M. rasten:
yam A. zügeln, lenken, strecken, M. Stand halten; prafh A. ausbreiten,
M. sich ausbreiten u. a. m. Man kann leicht behaupten, dass diese
Glasse aus dem reflexiven Gebrauch des Mediums abzuleiten sei, aber
der Beweis ist schwer zu fuhren. Es ist ja auch das Andere denkbar,
dass das Medium in neutralem Sinne bei einigen dieser Verba ursprüng-
lich allein vorhanden war, und sich zu diesem Medium erst später ein
Activum bildete. Diese Annahme ist z. B. bei prath in hohem Grade
wahrscheinlich.
3) Das Medium erscheint mit reflexivem Zusatz, und zwar
a) so dass die betheiligte Person dativisch gedacht wird. Dieser
Gebrauch ist der bei weitem häufigste. Einige Beispiele für diese
Anwendung des Mediums habe ich schon oben gegeben. Ich führe noch
einige wenige an : Von dem Barbier heisst es : Jcegoftnagrü vapati er
scheert einem anderen Haar und Bart, dagegen von demjenigen, der
diese Verrichtung an sich selbst besorgt: kegagmagrü ca vdpate nakhätu
ca ni krintate er scheert sich Haar und Bart und schneidet sich die
Nägel ab ^at. Br. 3, 1, 2, 2 und 9. Vdsah pari dhatte er zieht sich
ein Eleid an, aber gdvy etdm tvdcam adadhus sie verliehen der Kuh
dieses Fell ibid. 13 u. 15. JELdnti sapdtnan heisst: er schlägt die
Feinde, aber dpa haie sapdtnan er schlägt die Feinde in seinem
Interesse hinweg, so dass wir übersetzen „er schlägt sie von sich hin-
weg.'^ 9^^* ^^- ^7 ^} ^f ^ \^^etL wir: nainam ete yäkshma vindanü
diese Krankheiten finden, ergreifen ihn nicht, aber prajdm vindaie
bedeutet: er findet für sich, gewinnt Nachkommenschaft;. Yaj opfern
wird im Activ von dem Gotte oder Priester gebraucht, der für einen
andern opfert, aber der ydjamana (part. med.) ist derjenige, der für
73
sich opfert, der Opferherr. Oft drücken wir das mediale Element da-
durch aus , dass wir dem Object ein possessives Pronomen hinzufügen^
z. B. yuyuje d^ün er schirrte seine Bosse an u. s. w.
b) die betheiligte Person wird accnsativisch gedacht, z. B. hakA
tid gribhnati heisst er erhebt den Arm, aber üd gribhmte er erhebt
sich; kandüydti er kratzt einen anderen, kandüydte er kratzt sich;
andkti er salbt einen anderen, ankte er salbt sich; muc heisst im
Activum losmachen , im Medium sich losmachen von. Es können auch
das dativische und das accusativische reflexive Medium sich bei einem
Yerbum fiffden, z. B. yuUkte heisst sowohl „er schirrt sich selbst an,"
als „er schirrt für sich an." Wenn der Accusativ des Beflexivums
atmdn hinzutritt, sollte man das Activum erwarten, was sich auch
findet, z. B. atmdnam evd princUi T. S. 1, 7, 5, 2. Doch findet sich
auch das Medium, z. B. pundiy evd' gnim, punftd atmdnam ebenda
1, 7, 6, 4. Ob dieser letztere Gebrauch , der in der angeführten Stelle
seine specielle Erklärung findet, häufiger vorkommt, weiss ich nicht
zu sagen.
4) Das Medium wird gebraucht, wenn Gegenseitigkeit der Ein-
wirkung ausgedrückt werden soll , z. B. vi vd etaü dvishate die beiden
hassen sich gegenseitig T. S. 5, 2, 4, 1. Vad sprechen wird im Rv.
nur activisch gebraucht, ausser an zwei Stellen: ydtra vadete dvarah
pdroQ ca wo sich der obere und der untere besprechen 10, 88, 17, wo
die Gegenseitigkeit deutlich ist. Weniger deutlich ist die zweite Stelle,
die ich hier bei Seite lasse. Ausserdem noch an fünf Stellen in der
Verbindung mit sdm zusammen, üeberhaupt ist nicht selten, dass ein
Verb, das sonst activisch ist, in der Verbindung mit sdm medial
erscheint. Wenn bei diesem reciproken Medium anyonya (dilrjXo)
erscheint, so soll nach Päninis Angabe das Verbum im Activum stehen.
5) Das Verbum hat passivischen Sinn.
Im Sanskrit giebt es eine eigene Form für das Passivum nur im
Fraesensstanmi. Es ist wahrscheinlich, dass diese Bildung sich aus
dem medialen Praesens der ya-Classe entwickelt hat (vgl. mein alt-
indisches Verbum S. 166 ff. Die abweichende Auffassung von Brugman
Morph. Unters, vermag ich mir nicht anzueignen). Dieses Passivum
hat im Bv. noch nicht die Alleinherrschaft , sondern es kann auch noch
das mediale Praesens im passivischen Sinne gebraucht werden. Im
Ferfectstamm finden wir im Bv. sowohl medialen als passivischen
Gebrauch, desgleichen bei den verschiedenen Aoristen. Namentlich ist
hervorzuheben, dass die dritte Person sing, des Aorists auf i wie dkari
keineswegs bloss passivisch erscheint, und dass auch der mediale s -Aorist
74
passivisch gebraucht werden kann, z. B. dstoshta er wurde gepriesen.
Ein mediales Futurum in passivischem Sinne ist belegt BV. 8, 59, 14
rishibhih stavishyase „du wirst von den Sängern gepriesen werden/^
lieber alle diese Dinge sind noch keine Sammlungen gemacht
worden.
üeberblickt man nun das bisher Beigebrachte und vergleicht man
den Gebrauch des Griechischen, so ergiebt sich das eine sichere Resul-
tat, dass der Gebrauch des Mediums, wie er uns im Griechischen ent-
gegentritt, in allem Wesentlichen proethnisch ist. Dagegen ist fnr
die Feststellung des Grundbegriffs des Mediums kein nenes Moment
gewonnen, und ich vermeide um so mehr, auf diese Frage hier ein-
zugehen, da die Feststellung der indogermanischen Grundbegriffe ausser-
halb des Planes dieser Arbeit liegt
Als ein Idiotismus des Griechischen ergiebt sich die Vorliebe für
das mediale Futurum. Indem ich hier über die Enstehung dieses
Idiotismus eine Vermuthung vorlege, bemerke ich zugleich, dass mir
keine chronologisch geordnete vollständige Sammlung der medialen
Futura zu Gebote steht. Ausser dem, was die Grammatiken bieten,
kenne ich nur noch Scholl, Ueber die griechischen Deponentia in den
Blättern für bayerisches Gymnasialschulwesen 6, 240. Unter den von
Kühner § 323 angeführten Verben befinden sich eine Anzahl , von denen
entweder aus dem Griechischen bekannt ist, dass sie auch andere
Formen als das Futurum medial bilden können, z. B. axoüoy oder von
denen durch die Vergleichung mit dem Sanskrit für eine vorgriechische
Periode dasselbe wahrscheinlich gemacht wird, z. B. für O^eta d-evaoficu
durch die Vergleichung mit dhav, welches sowohl activ wie medial
verwendet wird. Bei diesen Verben also ist das mediale Futurum nicht
im Griechischen neu gebildet, sondern bevorzugt worden. Dagegen
muss man bei anderen Verben Neubildung der medialen Form annehmen,
z. B. ^eo) y da das damit identische sru in BV. ebenfalls nur activische
Form kennt, ferner bei ßaivio, eifjt u. a. Eine Erklärung sowohl far
die Conservirung wie für die Neuschöpfung lässt sich, glaube ich,
gewinnen , wenn man von Verben wie ßaivco ausgeht. Es ist nach dem
indischen und sonstigen griechischen Gebrauch der Wurzel gä wahr-
scheinlich, dass „ich werde gehen ^* einst ßi^aio hiess. Warum ist nun
dieses durch ßrjaofiav verdrängt worden? Ich vermuthe durch Ein-
wirkung des Aoristes eßrjaa. Ursprünglich hatte, wie das Sanskrit
zeigt, sowohl eßrjv als kßrjaa intransitive Bedeutung und es ist eine
Errungenschaft erst des Griechischen, dass eßrjaa transitive Bedeutung
erhielt. Neben diesem transitiven tßrjaa nun konnte sich ein intransitives
75
ßrflia nicht halten , sondern wnrde transitiv oder vielmehr cansativ, und
für die intransitive Bedeutung bildete man das mediale Futurum. In
derselben Lage wie ßaivio sind auch %axr^\ii (pvto und einige andere Yerba.
Ich meine nun, dass diese Yerba den Ausgangspunkt der Bewegung
gebildet haben und dass das Festhalten oder Neubilden des medialen
Futurums bei den übrigen Verben auf Nachahmung beruht. Weil
ßi^aofiai gesagt wurde, erhielt sich d-evoo/iat^ das neben x^evoio bestanden
haben mochte. Nach x^evcofiat mag sich dann wieder d^afiof^fjat und
^qe^ofiai gerichtet haben, an das alte Medium TcXevaofiai lehnte sich
das junge ^etjaofiai u. s. w. Seltsam ist laaofiai. Ic^ wage darüber
folgende Yermuthung: In Sanskrit wird von as kein Futurum gebildet,
sondern es tritt hhavishydmi von hhü ergänzend ein. Vielleicht gebraucht
man auch im Griechischen ursprünglich neben dem Praesens eifu das
Futurum (pv<TM. Dieses qyvaco nun musste wegen Irpvaa durch (pvcofnav
ersetzt werden, und vielleicht ist, als das Griechische das Yerbum eifii
zum alleinigen verbum substantivura erhob, diesem (f^aofiai das Futurum
eaaofiai nachgebildet worden.
Das PassiviuD.
Wie schon oben bemerkt wurde, haben seit alter Zeit die Medial-
formen auch passiven Sinn gehabt, der in dieselben, wie es scheint,
auf zwei Wegen einziehen konnte , einmal durch die neutrale und sodann
durch die reflexive Bedeutung hindurch. Eine Untersuchung der Medial-
formen passiver Bedeutung bei Homer (bei der auch Classen, Beobach-
tungen über den homerischen Sprachgebrach 103 ff., zu berücksichtigen
sein würde) wäre erwünscht. Ich füge an dieser Stelle nur Einiges bei
über die Activformen passiver Bedeutung.
Diese Formen, nämlich die Aoriste auf -jjv und -^»jv werden ver-
schieden erklärt, für meinen Zweck genügt, zu constatiren, was der Augen-
schein lehrt, dass die Formen auf -ryv und -d^rjv ihrer Bildung nach dem
Activum angehören, lieber ihre Bedeutung vergleiche man ausser den
Abschnitten in Curtius Verbum und den Morphologischen Untersuchungen
von Osthoff und Brugman, die Dissertation von G. Kühne, de aoristi
passivi formis atque usu homerico, Marburg 1877. Ich lasse hier,
um die Bedeutungsentwickelung zu veranschaulichen, eine Zusammen-
stellung der bei Homer vorkommenden Aoriste auf -lyv und -^ijv folgen,
denen ich noch den analog gebildeten Aorist fdkov zugesellt habe.
idltovy die Formen äXano, äluffj, äXott] übersetzen wir, wenn von
Personen die Bede ist, durch „fallen, bleiben," so P506, a 265, mit
dem Gegensatz (pvyelv 5 81,^ 183. Aehnlich ^ 405. Sobald von
76
Dingen die Bede ist wie / 593 von einer Stadt (r^v Sarv akMOf^) ist
uns das Passivnm geläufiger, aber „fallen'^ ebensowohl möglich. Das
Passivum würden wir am liebsten anwenden <Z> 495 wo äldfievcu Ton
der Taube gesagt wird , die der Habicht verfolgt , ebenso bei dem Par-
ticipium äXodaa in xeqaiv i(p fj^wci^aiv äXodad re TteQO-ofievt^ rc
JB 374 u, 8. w., und in äifHOi Xivov dlövre Ttavdyqov E 487, wo von
im Netz gefangenen Fischen die Bede ist. ^Y^td mit dem Dativ findet
sich bei dlofksa, wobei der Sinn „ unter '^ (vgl. „unt^r den Händen des
Arztes sterben'^) noch deutlich ist.
idyrjv, iayrj heisst „brach" gebraucht vom Schwert, der Lanze,
dem Knüppel, dem Nacken. In Tidhv äyev d^hg o/koi J 214 „bogen
sich zurück."
ißldßfjv, eßlaßev vom Wagen und den Pferden beim Wettrennen
gesagt ^^461 u. 545 „zurückbleiben."
ävaßQoxev l 586 wohl passivisch „aufgesogen."
iddtjv erfahren, kennen lernen, iddrjv daeio) daßfieif Sor^evai
dafjvaL 7€Qodaeigy mit acc. ifidv v6ov d 493.
edd/^ijVy iddf^t] da^irj idofiTjfiev da/iev da^lu) da^n^fi da/jijf^ dafiur^
dafieiev dafii^i^evai dafjfjvai da/ieig u. s. w. unterliegen, fallen, und zwar
Erstens: absolut gebraucht d.h. ohne Nennung einer Person oder Sache,
die wir als Verursacher betrachten : dctfirj vom Fallen in der Schlacht, z. B.
a 237, d 499 u. s. w. Der Gegensatz ist iliTtowOj z. B. TtoXkoi (TI^^ciW
Ol fiiv ddf4€v ol ä" BkiTtovto M 14. Mit „unterliegen" können ym über-
setzen aitdq enel Sdvd-oto ddfirj fiivog 0 389. Zweitens: mit Nennung
einer solchen Person oder Sache, wobei wir in der üebersetzung meistens
unser Passivum anwenden. Die Person oder Sache steht a) im Dativ,
z. B. Ilfjleuavv Y 294; TQÜeaai P 2; *€^ te yuai dviqi. T417; doifHOi
-maiyvfjfvoiai 11 326; TtoTajKp O 291; ^oiav r 301; x«P^* ^ ^M;
TrXrjy^ai d54; dot*^/ X246; Jidg fidoTtyi M37; TUfjgi y 410; ävfxhüeifjoi
274; i}7cv(p Yjai q>il6Tr]Ti S 352. b) im localen Dativ mit iTtd, wobei das
locale unter noch deutlich empfunden wird in der sehr häufigen Wendung
htd %e^t dafii^i^ievai, auch in hcd fivi^aTfjQat d 790 und ifto TQfieaai
iV98 ist die locale Auffassung noch möglich, aber nicht mehr deutlich in
der häufigen Wendung i^/cd dovqi. c) Die moderne Gonstruction des Gen«
mit htd erscheint nur Tl 434 u. 452. d) Endlich sei noch erwähnt
Ttaq' aveQi dafifjvai P 421. Wir übersetzen Tcagd mit „durch," es hat
aber auch an dieser Stelle keinen anderen Sinn, als z. B. in der Ver-
bindung TtaQci vrjvai daf^elere H Ti,
idlfjv, mXf) äXifji.ievat älfjvaL dXelg u. s. w. , von einer Person
gebraucht „sich zusammenkauern, ducken,'' von mehreren sich zusammen-
' 77
dräDgen. An eine Uebersetzung durch das Passivum würden wir nur
etwa 2 76 denken.
i'd'iQfjVy d-eQeü) q 23 warm werden.
iyiatjv^ hj&ri yucn^^evai intrans. „brennen." Wird entweder vom
Feuer gesagt, das niederbrennt 1212, oder von Gegenständen, die ver-
brennen, so von der nvQif] ^^210, von der iihrj 'F 198, von den /uijl^a,
von dem vt^6q /i 13.
ifiiyrjVy i^yrjv ifilyfjg i^iy^ H^Y^ fiiyev fiiyrjaap /niyitaai fjiyelrp^
fiiyeifjg fiiyeirj fiiyi^^evaL (7tQo)fiiyf/yai fiiyeig u. s. w. „zusammen-
kommen mit." Diejenigen Personen oder Gegenstände, mit denen etwas
zusammenkommt, stehen a) im Dativ, wahrscheinlich ursprünglich dem
Instrumentalis, z. B. T(jdkaat £ 143, Oai/fuoai e 386, ävd^qdltJtoiai
€ 378, fiyrjaTtJQeaai o 315, /rQOfddxoiai J 354, n^tjTfjQi (nachdem es in
den Krug gelangt, geworfen ist) d 222; vielleicht ist auch vö/äw pnymai
B 475 so aufzufassen. Im Dativ steht auch das Weib, mit dem der
Mann zusammenkommt, z. B. o 420, oder der Mann, mit dem das Weib
zusammenkommt, z. B. l 306. b) im Dativ mit h, z. B. hi jrQOfAaxoiai
a 379, h döfioiat * 268, ev yLOviijCi t 55, ^ dat H 386, ev icaldfiyaiv
<2> 469 u. sonst, c) vereinzelt mit ^taqd \f) 219 in einem ffir unecht
erklärten Verse.
i/tdytjVy endyti Jtdyr] haften bleiben, nur vom Wurfgeschoss gesagt.
BTzXi/jyrjv (mit h. oder xctra in den finiten Formen) htXijytj Tthfjyi]
(tu) fclfjyev , TtXrffeig u. s. w. Das Participium ist immer passivisch
„geschlagen; getroffen," so nhfjfyeig od Yjanä xdofiov Heijaerac OvXvfiTiövde
©12, vgl. ^ 694; TtXrffeioa TLEQCcwtp /i 416 u. sonst; lÜLtfidc (p 50.
^Hvioxoi <r eKTtXtjyev 2 225 übersetzen wir „geriethen" in Verwirrung;
aber £% de oi ^io%og nXif/i] (pQ^vag N 394 scheint ebenso wie F 31
i7 403 passivisch, so dass iyLTtXijaaeiv wie ein Verbum des Beraubens
construirt wäre.
iQQijTjv, ^vTj (hC) entströmen; rfjg d* eTtet «t ^Xav alfta ^iri y 455.
iQQdytjVy ({>7t)eQQdyrj hervorbrechen 71300 (oa/rerog at^//p). •
iadTttjVy aoTtijij F 26 verfaulen.
izdQTtrjVy eraQTtijvrp^ TaQ/ctifiev rdQ/rrjcav TQajceio^ev TaQ/tJjfievat
TOQTifjvaL sich ersättigen.
ir^dyfjv, {di)hiiayev z^dyev auseinandergehen, von zwei Personen,
die sich trennen ^521, If 302, v 439; von Thorflügeln 31461; von
Heerden (il 354) oder Fliehenden (JT 374) die sich zerstreuen.
iTQdq>7]Vj TQdq>rj irQaipirr^v irQdq^rjfiev eTQaq>ev %qoL(pev tqaq>€^Bv
aufwachsen.
reQörjfievai teqofivai trocken werden.
78
iTQiiq)r]v, dior^'ipiv F 363 zerspringen.
iTVTtrjv, 6TV7ctj Tv/teig passivisch: mit einem Accusativ des inneren
Objects avv d' i'kKea ycavra ^ifAvyuev bo(f hrnttj J2 421, sonst Ttvreic,
und zwar entweder allein, oder mit dem instrumentalen Dativ, z. B.
dovqi Tvjceig J) ßli^/ievog Itp A 206, oder mit dem Dativ und fero,
z. B. iii(^ ijcd öovqI TV7C€ig A 433.
eq>av7jVy e(fdvr] qxxvrj q>avrpnrfl' (fdyrjfiev l<pccvev (pavev (pccyg ^pori^f^
(paveitjg qxxveirj gxivrjd'L qxzviffto} qxxv^fievai (pavfpfai tpavBig u. s. w. (auch
mit h, und nqd) sichtbar werden, sich zeigen, erscheinen.
i%aqrjv ^dqrj x^^ ex^^Qrjftev exä^rjcav xaqeiri %aQeig o. s. w.
Freude empfinden.
Wie die Uebersicht zeigt, sind wir nur in wenigen Fällen genöthigt,
bei der Uebersetzung ins Deutsche die passive Construction anzuwenden,
in den meisten Fällen sind wir auch mit den Mitteln unserer Sprache
noch im Stande, das ursprüngliche Activum zur Geltung zu bringen.
Um sich die Entstehung der passiven Bedeutung anschaulich zu machen,
wolle man Folgendes erwägen: Der Nominativ bezeichnet im Indo-
germanischen nicht das Subject der Handlung im logischen Sinne,
sondern denjenigen, der für den Betrachtenden als Träger und Mittel-
punkt des durch das Verbum ausgedrückten Vorganges erscheint. In
den meisten Fällen freilich wird der Träger der Handlung auch der
Verursacher derselben sein, aber es giebt doch auch zahlreiche Fälle«
in denen das nicht der Fall ist, z. B. in Wendungen wie: das Haus
brennt, der Schnee schmilzt u. a. m., in welchen der Träger der
Handlung den Vorgang nicht verursacht, sondern demselben nur als
Mittelpunkt dient. Bei derartigen Verben kann das sogenannte Passi-
vum entstehen, wenn neben dem Träger, an welchem sich die Hand-
lung abspielt, noch ein Verursacher der Handlung genannt wird. Der
Aorist edafirpf z. B. bedeutet ursprünglich „zahm werden."^ Man sagt
demnach auch von einem Gefallenen BÖapiri („nun ist der Lümmel
zahm"). Wenn nun daneben der Verursacher des Todes genannt wird,
so kann derselbe im Instrumentalis erscheinen, z. B. Ilrjletfon daftiig
„gestorben unter Mitwirkung des Peliden/'^ oder es können präpo-
sitionale Wendungen gebraucht werden, wie oben gezeigt ist. Natür-
1) Die causative Bedeutung von Säfivrjfii dürfte späteren Ursprungs sein.
Es fehlt uns noch eine Zusammenstellung derjenigen Verbalformen, welche cau-
sativen Sinn haben.
2) Es hat also der Instrumentalis beim Passivum ursprünglich auch nur den
Sinn der Begleitung.
79
lieh ist diese Construction von iddfirj nicht auffälliger als die Wendung:
c&r' &y TtoXkol i(p^ ^'EyLTOQog avdqotpdvoio SvfjOyLOvcog Trutrioai -^243
oder Ttollct d' i/t avroü l'oya yuxnjQiTie E 92 u. viele andere. So
gelangt ein intransitives oder neutrales Yerbum, oder wie man es
sonst bezeichnen will, nahe an die Grenze des Passivums. Fertig
aber ist die neue Ausdrucksweise erst dann, wenn sich an Aoriste
wie ida^rp^ analoge Bildungen aus transitiven Verben anlehnen, wie
irvTir^v. In diesem Falle erscheint dann wirklich als Subject des
Satzes jemand, der das Object einer von einem andren unternommenen
Handlung ist.
iSechstes Kapitel
Die Tempora.
Dass die Stämme des Praesens, des Aorists, des Perfectams Ter-
scbiedene Aktionen bezeichnen (das Praesens etwa die dauernde, der
Aorist die eintretende, das Perfectum die vollendete Handlang), dass
die bestimmte Aktion in jeder Form des Stammes, in den Modi so
gut wie im Indicatiy zur Erscheinung kommt, dass ferner die Zeitstufe
nur in dem Augment sichtbar bezeichnet ist, — diese Wahrheiten, um
deren Gewinnung sich Georg Curtius das grösste Verdienst erworben
hat, sind wohl jetzt in das allgemeine Bewusstsein übergegangen. Wer
noch Belehrung darüber wünscht, findet sie am Besten in Ciurtias
Erläuterungen zu seiner griechischen Schulgrammatik. Mit der Bewäh-
rung im Einzelnen aber sieht es noch schlecht aus. Auch gute Lexika
bieten die Bedeutungen der einzelnen Tempusstämme im unerfreulich-
sten Durcheinander zur Auswahl dar. Vor Allem fehlt es noch an den
nothwendigen Vorarbeiten für das Erkenntniss der homerischen Sprache.
Wie wir keine Formenlehre und keine Syntax des Homer besitzen, so
fehlt es auch an einem den heutigen Anforderungen entsprechenden
wissenschaftlichen Index, so dass wir in der That über den Bestand
der homerischen Sprache schlechter unterrichtet sind, als über die
Thatsachen der Sprache des Veda. Ein Index zu Homer müsste nach
dem Muster des in der Anordnung unübertrefflichen Grassmannscben
Wörterbuchs zum Rigveda angelegt werden. Die Verbalformen im
besonderen müssten nach Stämmen geordnet aufgeführt werden, und
unter jedem Stamme wären die vorkommenden Formen nebst Beleg-
stellen einzeln anzugeben. Dann erst würde man das Material haben,
um den Sinn der Tempusstämme genügend zu bestimmen, und sich
z. B. darüber aufzuklären , welche Verba alle Tempusstämme haben,
welchen das Praesens, welchen der Aorist u. s. w. fehlt. Da diese
durchaus nothwendigen Vorarbeiten noch nicht einmal in die Hand
genommen sind, begnüge ich mich, hier nur Beispiels halber bei einigen
81
Verben die verschiedene Bedeutung der Tempusstämme nachzuweisen.
Wenn bei manchen Verben mit Vorliebe Imperative als Belege gewählt
worden sind, so ist das geschehen, um nebenbei dem noch nicht
ganz ausgerotteten Irrthum zu begegnen, als ob zwischen dem imp.
aor. und dem imp. praes. ein anderer Unterschied bestände, als der-
jenige, wodurch sich überhaupt der Fraesensstamm vom Aoriststamm
scheidet. Ich bemerke dabei, dass die Auswahl der Verben nicht auf
irgend welchem Princip beruht, sondern dem Zufall überlassen worden
ist. Verba bei denen die Verschiedenheit der Tempusaktionen allgemein
anerkannt ist, wie ex^ iorri^ q>evy(ü sind mit Absicht übergangen
worden.
bedeutet im pr. leiten, führen, und zwar diese Bewegung selbst, ohne
dass dabei ausgedrückt wäre, dass das Ziel erreicht wird z. B.:
NiatOQ' e^io
Svriva toCtov äyei ßeßkrjfiivov h. TtolifiOio A 612 vgl. CD 421
„wen er geleitet".
t(^ di t* ävevd'ev lAvri lAthStvzeqov fpke nlaaa
q>alvti^ ibv yuxtä Ttdvrov, Hyet. de te hxihxTta TtoXUjpf ^^ 278
„führt mit sich".
Auch wenn das Ziel bezeichnet wird, ist doch in hy^w nicht das
Eintreffen an diesem Ziele betont Menelaos sieht Hektor heran-
stürmen, und überlegt ob er ihn erwarten soll. Wie er nun Hektor
sich heranbewegen sieht, schildert er mit den Worten:
TqCkiq S ivd^dde 7vdpTag Uyei yLOQvd-aioXog ''EirtaQ P 96.
Ebenso heisst Syeiv fxctrd^rp^ ig Xqiarpf sie dahin geleiten. Aehnlich
^Ekhrpf diüOfiev ^TQetdrjaiv äyeiv damit sie sie mit sich f&hren H351.
Dagegen dyayeiv heisst „bringen", z. B.:
c^ eT/d'Ov luv Tuivog dv/^q , äyayoi di i dai^ttiv
„und möchte ein Gott ihn herbringen, herfuhren ^^ {Uyoi würde heissen
ihn auf seiner Beise geleiten) q 243.
h, ö' SyayB ychaitjg Bqiar^da yLaXU7t&(fjßov
dOKe 3* äyeiv A 347
er brachte sie heraus und übergab sie ihnen, damit sie sie geleiteten.
ßalvia
im pr. heisst: die Beine bewegen, setzen, aber nicht: einen Weg
zurücklegen. Von der Eris wird gesagt
ovQCty(p ian^Qi^e xd^ %al inl xd^ovl ßaivBi. J 443
d. h. nicht „sie legt einen Weg zurück", sondern prosaisch ausgedrückt:
das Haupt ragt in den Himmel , aber die Füsse setzt sie auf die Erde.
D e 1 b r fl ok, ■ynUkt. Forsch. IV. 6
82
&g &Qa qHov^aaä* iffifstao IlaXkäQ Iddi^
yuaqTtaki^toq ' 6 d' eneiia fur' Yxi^ia ßcuve d-edio ß 405
,,er setzte seine Füsse in die Fusstapfen der Göttin ^^
axmäq ^Odvaae^
äfiq/ €vi dov^oTi ßalve 6 371
,, schlag die Beine um einen Balken^ setzte sich rittlings auf einen
Balken.<<
ö de Id^ ^ aviljd-eai ßaiv(ar
h. XQodg i'hue ddqv R 503
yyden Fuss ihm anf die Brust setzend/'
ßfjfifat dagegen heisst: „sich auf die Beine machen, aufbrechen.''
Besonders deutlich ist dieser Sinn in ßfl 3* Yfiev brach auf um zu gehen,
ebenso l^fievai. d-itiv iXdav, eßrj ,in Verbindung mit einem Partieipium
pflegen wir gerade zu durch „weg*' zu übersetzen, ßfj q)€6yüw er floh
hinweg, ßfj fpi^fav er trug hinweg. TLcnoLeioweg eßav heisst: sie brachen
auf um nach Hause zu gehen. Man vergleiche noch folgende einzelne
Stellen :
ßg qxivo, ßfj <r Sq* ^'OveiQog inet xbv /lü^ov &wvaev.
yuDLQTtaU^iog & %yuxve d-octg hti vfjag lixaiöv*
ßfj 3* &Q* iTt^ u^TQetdrp^ ^yafiifivoya y rdy 3* huxctyev
efidovT* iv ychaif] 7teQt 3* ä^ßqdaiog x^fv^* fhtvog.
arfj 3 Sq* irciq yL£q)aXffi B 16
d. i. Oneiros machte sich auf, nachdem er den Befehl gehört hatte,
und gelangt schnell zur Erde zu den Schiffen der Achaier. Dort an-
gekommen machte er sich auf den Weg zu Agamemnon, fand ihD
schlafend und trat nun ihm zu Häupten hin.
Alveiag S3* l'ßtj TLeyLOQvd-fihog aXd^OTti xothuC^ Y 117
„da hat sich Aeneas aufgemacht,"
%6vg fdiv Xircev av%oi) ßfj 3i fier* äXkovg J 292
„brach auf zu anderen hin/'
i% oi Tuivog eßf] yiolhjg iTti yrjvaiv ß 18
„seit jener abgereist ist'' und ähnlich
l4((yeioi. 3^ iv vtjval (pihjp ig 7tca;Qi3* eßrjoay M 16
„(nachdem) die Griechen aufgebrochen waren.''
Auch in den Worten ßfj 3i 3iä 7tqo^a%ixJv bezeichnet ßfj nur einen
einzigen Akt: „er durchbrach die vorderste Beihe." Einige Homer-
stellen in denen l]?]; vorkommt ^d bisher meist ungenau übersetzt
worden. So ist tu} 3i 3i(a anux^ovre ßonrpf ^^geog d^tigOTiavte T 47
nicht zu übersetzen: „sie kamen heran" (wie später ^it^e), sondern
83 -
„sie machten sich auf/^ oder nach unserer Weise: „hatten sich aufge-
macht^' In den Versen
&g tq^ac\ eddeiaev «T 6 yiQcov xai e/reid-ero fAvS-ifi
ßfj (T ohuiov Tiafa &iva 7toXvq>'koiaßoio d^cddaatjg
kann ßf} Tta^d Stva nicht heissen „er wandelte am Strande entlang/'
vielmehr sind die Verse zu übersetzen: er gerieth in Furcht und fügte
sich , brach schweigend auf zum Strande^ dort ging er fern abseits und
betete. So sind auch B 47 (zu yumd vgl. A 807), T 40 , ^ 327 zu
deuten. Ich leugne nicht, dass es bei Betrachtung einer einzelnen
Stelle natürlicher erscheinen kann ßf\ naqa 9iva zu übersetzen „er
wandelte am Strande entlang,'' aber der Gebrauch des Aorists, wie er
in den sämmtlichen übrigen sehr zahlreichen Stellen erscheint (man
übersieht sie bei Damm s. v. ßfi^i)^ verbietet diese Auffassung.
ßißtpux endlich hat einen doppelten Sinn. Als intensives Perfectum
heisst es häufig die Füsse bewegen , eilen , gehen , einen Weg zurück-
legen, z. B.:
hrcqüitaXiCo^evri d^aXeqiny yuxvct dayLQv %iovaa Z 495.
Sie legte den Weg nach Hause zurück und blickte dabei häufig zurück.
cjg einiav evtl Keß^idvif] fJQWv ßeßi^v
olfia liovtog exiov 11 751,
wobei in ßeßijKei das Vorrücken geschildert wird.
1^ fiiv &afdßi^aaa 7takiv oiyuivde ß^ßifjpui a 360
heisst nicht: „sie brach wieder auf, sondern sie begab sich wieder
zurück." So heisst auch:
älX 6 fiiv ^7] xtjqI da^etg liiddgSe ßeßiffMi. ^11
„aber er hatte schon den Weg zum Hades zurückgelegt" (natürlich nicht :
„er war schon aufgebrochen") und demgeroäss ist auch
&g Uqa fiLv etTtdvra tikog &avAvoio naXvifjBv
xpvxfj 3* h/L ^&iujv Ttrafihnf] l^tddgde ßeßilpiet Tl 856
zu übersetzen: er starb und nun vollbrachte die Seele den Weg zum
Hades. Es ist ja richtig, dass nicht selten, ohne dem Sinne zu schaden,
statt ßeßi/j%ei auch eßfj stehen könnte, dann aber wäre die Auffassung
eine andere, z. B. ^ 221 könnte auch wohl stehen: ij 3* O^XvfiTtövde
l'ßrj „sie brach auf," es steht aber da ßeßifpfUBv sie begab sich dahin,
legte den Weg dahin zurück. Als ApoUon zornerfUlt vom Olympos
aufbricht heisst es ßfj de yucn* Oikv^Tcoio TuxQi^vajv xwdiievog ycfjQ „er
brach auf," aber von Athene, die re bene gesta zurückkehrt: „sie voll-
zog die Bückkehr." Als Perf der Vollendung bedeutet äfdtpißißtpie er
84
schützt, eig. er steht über etwas, wie Thiere zum Schatz über ihre
Jungen treten.
ßaXXü)
heisst die Thätigkeit des Werfens ausüben. Wird dabei ein Ziel genannt
was nicht nöthig ist, so ist dabei nicht das Treffen ins Auge gefasst
(dessen Gegensatz das Verfehlen wäre), sondern der Hörer soll sieh
auch in einem solchen Falle die Handlung des Werfens vorstelleo,
welche nur in dem genannten Ziele ihr uothwendiges Ende hat.
Ol (J* aga yieQuadloiaiv ivdfii^oßv dird TivQyojv
ßäKkov äfiwöfdevoi OifCüv %* avcCtv laxi ytXiaiaoy
vrfiiv T* äßiüVTrdQCJv' viqxideg (J' wg TtiTtTOv egaCe M 154
fii^ ae yuxl Ö7tl6t€Q6g Tteq i(av dyqdvÖB dim^av
ßdlkwv xBQfjiadioioc q) 371 „mit Steinen nach dir werfend.''
dida^e yccQ Zigrce^g avtiq
ßdXXevv üyQia jcdvva %d ze rQeq)ei ovqeaiv ültj £ 51
„alles Gethier zu jagen.^^
eazc di ng Tcorafidg Miwijiog eig Sla ßdUcjv A 722,
Mehrfach kehren die Worte wieder yLeq)aXfjg xQixag iv TtvQi ßdiJjuv.
Dabei kommt es nicht darauf an , zu betonen , dass das Feuer getroffen
wird, sondern der Phantasie die symbolische Handlung des Werfens
vorzuführen. Aehnlich 11 105, A 52 u. s. w. ßaleiv aber heisst mit
dem Wurf erreichen, heran-, hineinwerfen, -treffen.
7CQotei doXixdcyuov tyxog
yuxl ßdXev ovo* dq^dfjiaqrcB A 350 „ traf und fehlte nicht."
Aehnlich A 376 u. s. w. B 424 heisst es: fii%ig idw/joato notfuw
laCiy ovcdaai aide ßaXälv „niemand vermochte ihn zu treffen.'' Das
ßdileiv vermochten sie wohl, aber nicht das ßaXelv. TI 866 &to yä^
ßaleeiv heisst er strebte zu treffen. Schwierig ist der unterschied von
ßaleiv und Tvxeiv H 242 wiederzugeben :
dXl' ov yäq a* e&iha ßaXaecv zoiofkov edvza
Idd-QU d7U7teiaag dlX äfiqHxddvj ai Tue rt^oi/ut.
Dass aber ßaUeiv treffen heisst beweist der Zusatz hid^qrj iitiTrevca^
der sonst keinen Sinn hätte, ßaleeiv heisst treffen, rvxelv etwa die
rechte SteUe finden, ^g fiiv ydg xc ßdXy zqrj^va Tiileicty V 855 heisst
„wer sie trifft'' und natürlich nicht „was nach ihr schiesst" hi
anderen Verbindungen, wo ßdHeiv nicht von Geschossen gesagt wird,
ist die Verschiedenheit der Aktionen nicht so augenfällig, ergiebt sich
aber ebenfalls bei näherer Betrachtung.
Was nun das Perf. ßeßXrpLa betrifft, so wird die Vorfflhrang der
Stellen in denen es erscheint beweisen, dass es sich allemal um ein
85
Durchbohren y Eindringen oder doch gewaltsames Anstosden handelt,
so dass also die intensive Geltung dieses Perfectstammes ausser Zweifel
steht. Die Stellen sind die folgenden:
(alyög) Sv ^ Ttor* (xuv&g inb atiqvoio tv%i^cag
ßBßhfpLEi TtQÖg oT^og • 6 d' f}7Ctiog Iju/reac Tthgrj J 108
6 de ylEürMv ^Odvaaiog ka&Xbv eToi^ov
ßsßlijKev ßovß&va vixw Mqwd* iqfiovta'
rjQiTte 3* ä^iff avt(py venQÖg de ol exjteae x^^'Q^S ^ ^92
%bv iih MrjQiövTjg Sre drj yuxzifiaQTtrs didnuav
ßeßXijKEi. ylovtdv Tuxvä de^iöv fj de dianqd
ävriyLQV xard xtWty irr* datiov i^Xvd^ ä^cowj E 65
TÖv fiiv OvXetdrjg dovQiyikvTdg iyyvd^ev iXd-wv
ßeßhfjf^i Yjeq>aXffi xara iviov Ö^h dovqi'
ävtiY^v (T onP dddvrag inb yXöaaav ta^ie x^^'^S ^ 72
tlfj J' *Öipi?, Src fiiv yLQOTeQÖg 7taig u4fiq>iTQijwvog
de^iTSQÖv xorra fia^öv öiüTtp TQLyhjü%ivi
ßißXrf^i' t6t€ yuai fiiv äyi^OTOv Xdßev üXyog £ 394
TlrjjtöXefÄog d' Hqa ^tjqöv dqiareqbv eyxeX fionQtp
ßeßli^iv, alxfi^ de dUaawo fmiiiwoHfa E 660
eTtei Sq Tiv* öioreioag h öiuhf
ßeßlJKOLy 6 fiev cAd^i Tteaun^ ärtb d^vfidy oleai^v 0 269
rdv d* ^Xag xat Teü^gog öfJiaQfrrjaayd^ 6 fuev Up
ßeßXi^v TeXa^adva 7teqi ari^d-eaac (paeivöv
äamdog ä^q>ißQ&vrjg M 400
und ganz ähnlich S 412 ; P 606 ; x 258 ; 286, und ebenso das Fassivum.
diyid^w
heisst im pr. Richter sein, so in dem Verse
TLßlvog de rd S q)QOvewv ivi dvfjUß
TQ(oai re xat Jctvaöiav diyuxKerca, (hg eTtuiiieg 3 431
„er mag für alle Zukunft Richter sein" vgl. yard ydg di-mCßi „ist
Richter in der Unterwelt" bei Pindar. Dagegen der Aorist bedeutet
„entscheiden:" ig fiiaov dfupoteQoiai diTcdaaccve *? 574 vgl. diwxaav
„das Urtheil ftllten" k 547.
61X61
heisst im pr.: „fernbleiben, sich fernhalten."
f/oo Ttaq' avrbv lofkra, d-edv S* ^rcJetxe TLslevd'OVf
f47]d' etc odioi nddeaaiv htoax^ixpeiag ^ÜlvfiTtov,
äiX aiei Jteqi imvov dt^ve yuxi e q^laaae F 406
86
^livorc* hf n:QOfidxoiaiv, hfoiqovta axlxaq drd^Ch^
T6q>q' htdeiiiB fidxfjg so lange halt dich fem ui 204.
So heisst auch E 348 eixe halte dich fern. Mit ;,sich zuröck-
ziehn'^ übersetzen wir «IWe E 606:
dHa Ttfdg T^^oag TCZQafi^oi aiiv ÖTtiaato
elxeire^ ^rjdi d-eölg fißveaivifiev }<pi fiax^ad^ai.
Dagegen der aor. bezeichnet den Moment des Platzmachens.
(bg tq^&\ oi de duatrjaccv aal el^av (machten Platz) cbtiqrrj Q 716.
im pr. bedeutet die Handlang des Gehens, der aor. betont das Hin-
gelangen.
'SxTOß, äraQ av Ttöhvde fieri^eo, elTti d^eneira Z 86
„ begieb dich zur Stadt." Dagegen äHa ^hel&e „ hole sie ein " O 422.
v^ (J' l'^ead-' ini deiTtvov, Im ^vdyio^ev l^Qtja begebt euch zum
Mahl T 275.
ol de drj äXloi
e^ead'* oq>Q* Sv harjad^B fierct TQtöag xat i^x^^^
geht bis ihr hingelangt Y 24.
ov rot riiivov ifidv didorav TtoXefii^ia egya.
äHa avy Ifiegdevra fieri^x^o egya yäfioio £ 429
dagegen im aor. : ydMv &tä - äyadnj iioi iTtiQQO&og il&i Ttodöiiv komm
her V 770 ; axeddv el»i komm näher N 810 ; äW üye vßv eXgd9i
tritt ein Z 354. So ist auch aiipa fjidV ig ar^atih^ il»e J 10 Q 112
zu übersetzen: ,, tritt schnell ins Lager ein, gelange schnell dahin.^
Es wird der Phantasie nicht der Weg vorgeführt , sondern nur der Akt
des Eintreffens.
im pr. halten, zurückhalten, med. stehen bleiben, im aor. zum Stehen
bringen, hemmen. Für das Präsens vgl.
%7tnovg fiiv ^e^aTtovreg igv^övranf im rcr^^,
avToi de TtQvleeg ovv reijxeat. d^iaQfqxd^ivteg
^'Ektoql navceg endi^e^a M 443
dagegen £ 262 ah de roijgde fiev änUag XnTtovg ahoi) iqvModuf H
ßvTvyog -f/yia reivag betont deutlich den Akt des Hemmens..
jui; fjiOL ifiiyiead'ov fitjd* iaforov äx^v^evo} %9jq
bleibt nicht zurück und steht nicht traurig da V 443 ; dagegen
arfjfu^ cevTod yuxi Aadv igviuxuete tvqö Ttvhxiov
87
bringe das Volk znm Stehen Z 80. ^tjdi ijC tqvvuB suche mich nicht
fern zu halten 2 126, dagegen iQVKOM halt fest N 751.
im pr. heisst Führer sein, im aor. sich zum Führer machen, sich an
die Spitze stellen, den Weg weisen. aviiTtavuav d* fffeixo war Führer
B 567. Dagegen
T^ Uq^ 8 / iv xBi^aoiv ^xiov fffffsomo ladv
ergriff die Führung O 311.
TtevTTjKoyr^ Ijaccy vfjeg &oaLy rjatv IdxiJleiq
ig TQoirjv ^eito il 167 heisst „welche Achilleus als Befehls-
haber nach Troja geführt hatte/' Dagegen xat n^eac* fffffsaxo „und
den Schiffen den Weg gezeigt hatte ^* A 71. l^Lehrfach erscheint die
Wendung c6g Hqa qxxnr^aag ifyipaxo^ %ol d' ii^' inovro „er übernahm
die Führung, ging voran ,'^ dagegen wird von dem Sänger, der den
Tanz fortdauernd leiten soll gesagt: ijyeia&a) d^d-fidio t/^ 134 und
ebenso von dem Diener , der nicht gerade vorangehen, aber Führer und
Begleiter sein soll v 65. i^rjyeh&o} B 806 heisst: „er soll Anführer
sein ,'' aber fiyrjüda&tt) er soll sich an die Spitze des Zuges stellen, vor-
angehen / 168.
im pr. heisst schicken, werfen, senden, im aor. entsenden, wegschicken.
Der aor. von lij/u^ bezeichnet den An&ngspunkt der Bewegung, das pr.
irjfit und ßdiXü) die Bewegung als solche, der Aorist von ßdUto den
Endpunkt der Bewegung (treffen), z. B. Saov r' irci läav Htjat. so weit
man wirft r 12, dagegen IjyC emdiv/flag er entsandte, u. s. w., iatj
fied-leze z/ 234 „lasset nicht ab," aber vi^de d-e^ Ttqdeg „diese lass
frei dem Gotte zu Liebe'' und so an unzähligen Stellen.
pr. nach jemand rufen, nennen ; aor. anrufen, errufen ; perf. med. heissen.
Der Unterschied zwischen aor. und pr. ist nicht bei jeder einzelnen
Stelle deutlich.
Jrjltpoßov d* huiXei levKdüTtvdaf fiayLQdv döaag.
ijftee fivv ddfv fictKQÖv' 6 d^ ov tL ol iyyid'ev ijev X 294
„er rief nach ihm," dagegen Ildia^og d' ^Ekivrpf hjaXiaactco gxavfj „er
rief die vorbeigehende Helene zu sich heran." Ebenso im imp.
äXk^ äy aQiaTfjag Java(Sv yuiket ijv rig äKO^at] P 245
„ruf nach ihnen;" aber SU' Id'i vfjv u^tavta xat ^Idofievfja wileaaov
^ipufa ^iwp Ttagd vfjag „ruf sie herbei" K 53.
88
im pr. heisst ruhen, schlafen z. B.
TtewijlKovT^ eveaccv &dXafiOL ^ecroio Xl&oto
TtXrjaioc äXh^hav dedfitj/iivov* evB-a de Ttaldeg
iiOt^Chn:o ÜQuifiOto Ttaqä (ivrfitfjg Sikötoiatv Z 243
dagegen xotf^i^aad-at und yiovfiTjdijvai. sich zur Buhe begeben, in Schlaf
sinken, z. B.
SJiX äyed''' dtg Bv iyüv iiitia neid'ti^ed'a Ttavceg;
vfjv fisv xot^ijcaad-e TerafTtöfjievoi q>iXov IjtoQ
airov yuxi oYvovo I 705
cög 6 piiv ev&a Tceatbv xoi/iijcrofro xäkMov fhtvoy ^241
„sank in Schlummert*
im pr. pflegen hegen, im aor. in Pflege nehmen, an sich nehmen, auf-
nehmen, z. B. (w ae yiofii^i wendet dir keine Pflege zm m 251, &g ifä
-Mivog hfdv^ioq hö^^e verpflegte mich q 113, td & avrfjg egya -ASfule
a 356; dagegen ev^a (le &ea7tqon(3v ßaailevg i%ofuaaaTo nahm sich
meiner an, nahm mich gastlich auf ^316, ebenso
Tfjiv Joliog fiiv crtxTfi, yLÖfUCae de IlrpfeX&ieia
Ttdida de E^ drlralle a 322.
So heisst auch ai yiöfiiaaov du nimm ihn in Pflege, übernimm ihn
auf deinen Theil tv 82. Ganz deutlich ist
ßfj de &iei.v^ äjcd de x^lvav ßdXe' ttjp d* hudfiiaaev
TLfj^^ Evq^vß&rqg ^Id-ccK^atog^ Sg ol dTv/fiei £ 183
und zahlreiche ähnliche Stellen.
im pr. in Absicht haben , verstehen , wissen, kennen ; im aor. bemerkdo,
erkennen, erfinden, ersinnen.
vfjv d' evi. TMxt fiäilov voew q>qeal xiiAifjaaad^ai. habe in Absiebt
X 235 ; voio) de %al avrög, ^'ExtOQii toi. XikJai ich habe ja auch selber
die Absicht £i 560. Dagegen iTtTtw rd d* iydrjaa TtoddyLeog Aicadiao
ig Ttölefiov 7tQoq>avivTe eben bemerke ich, wie die Pferde u.s. w. P486,
ebenso in der Wendung el firj Sq d^ vdtjae. Deutlich ist auch
ßfj d* levav yuxTct Xaöv LdxatCJv %ahiuoffjL%ihfifiav
Ttaittalviov iJQCja Ma%Aova • rbv d* ivirjaep (ihn entdeckte er) J 200.
So ist v6ei / 600 etwa durch „beherzige," vdrjcov Y 310 durch
„entschliess dich'' zu übersetzen. Die Wendung Iv^* ah' SU' hirfii
heisst „da erfand, verfiel auf etwas Anderes.'' In den Versen
J
89
ctvtctQ iyü ^fi^ voicf) luxi dlda enaata
äXld rov ov dvvafiat. TteTtwfiSva navta vofjaai a 228
heisst voicj einsehen, vofjaai. ersinnen, Bath finden.
im pr. sich an jemand heften , jmdm. zugesellen. Der aor. betont den
Akt des Zutheilens. x^^^^^ ^^ ^^ y^Q^S dnäCei, heftet sich an dich,
bedrängt dich @ 103.
c&e ä^ St8 tlg re %i(av avdg dyqiov ^i liowog
&7Ctrp:at TMttdjtiad'B noch rccxiBcai didnuavy
laxicc TB ylovTOvg rc, khaadfiBvov tb do)^Biy
&g ^'EarcüQ WTtatB 'mqri y,ofi6wwag !A%aiovg 0 338.
Bezeichnend ist der imp. otioCb in den Worten xat aqtiv xOdo^
OTtaCß fuvw&d TtBQ lass den Buhm wenigstens kurze Zeit ihren Genossen
sein S 358, während orcaaaov bedeutet „theile zu/' Aus den zahl-
reichen Stellen, wo der Aorist erscheint, hebe ich hervor:
ovraQ iyw dixcc Tcdvrag hmn^fiidag izaiqovg
'^qid'HBOVy d^dv di fcer' d^orviqoiciv OJtaaaa x 203
d d* Sqa ^ Ttaidi ^OTtaaoBv (übergab) yrj^g P 196.
dtgtivo)
im pr. ermahnen, zureden, anfeuern^ der aor. betont die Effectuirung,
heisst also befehlen, schicken und ähnl. Doch ist der Unterschied nicht
überall ganz deutlich, zumal man doch auch bisweilen im Zweifel sein
kann, wohin eine Form gehört. Für das pr. diene als Beispiel: juaAa
(T dtQijvovat. toKfjBg yijfiaad^M sie reden zu, liegen an t 158, und die
Wendung
SiX 6x^0 yLQCctBQögj otQWB di ladv icTtawa sprich Muth ein
n 501. Dagegen im aor. schicken beordern:
vfja fiiv ig 7t6hv drcqijvat yuai 7tdvtag arai^ovgy
avfdg di Ttqdnuna avßdnrjv Biaag>ty£ad^aiy
Sg TOI idv BTciovQog, öfjtßig di rot rJTCia oldBv.
Bvd'a di viJxt' diaai' tdv (T drQih^ai ndXw iiaa o 37.
im pr. überreden überzeugen, med. sich überzeugen lassen, nachgeben,
gehorsam sein, der aor. med. (wo die Bed. klarer hervortritt als im
act.) bedeutet den Akt des Glauben-Schenkens oder Folge-Leistens, das
perf. bedeutet vertrauen. AlXd rdv ov ri TtBiff" dyad-d (pqoviovta er
überredete ihn nicht Z 162; dXiC sfidv cni ttotb dv^ibv ivl OTTj&Baaiv
BTtBi^Bv sie brachte mich nicht zur Nachgiebigkeit 1^258; S^ tQievBg fiiv
Ihj^B ddXtj} yuai t7tBid^Bv !Axaiovg brachte sie zum geduldigen Warten
90
ß 106. oi y&q Ttw iTteid-eto Sy Ttario' ^^^^^ ^^ hatte sich noch nicht
überzeugen lassen 7t 192.
Dagegen im aor. a{ x€ Tti&rjai ob du Folge leisten möchtest u4 207,
eY TL nov eazL fzld-oid fioi leiste mir Folge; in der öfter erscheinenden
Wendung oi cT Sga roü fidla fiiv ydiov -ffi* eTtid-ovto ist deutlich der
Sinn „ sie leisteten Folge/* Wenn auch nicht an jeder einzelnen Stelle
für uns die Nothwendigkeit der Wahl eines bestimmten Tempus ein-
leuchtet (z. B. könnte man A 33 den Aorist erwarten) so zeigt doch die
Gesammtheit der bei Damm aufgef&hrten Stellen die Richtigkeit des
oben aufgestellten Unterschieds. Für uinoid^a bedaif es keiner Beweise.
Tti^nui
im pr. gehen heissen, entsenden, geleiten, der aor. betont das Ein-
treffen am Ziel, also hinschicken , herschicken.
"Ektwq di nqori Sarv diu) yufjqvnuoQ tTtefirtev entsendete T116,
e7r€fÄ7te eg 7c6lef40v entsendete, mit dem Gegensatz idi^o 2 237.
cXt€ Tuxi äXXovg äv&qdy/tovg Tteimovai (geleiten) 7t 228
Sragov yäq dfiiifiova 7te^7t^ ü^tdcfe dt (gab das Geleit) V 137.
Mit dieser Stelle vei^leiche man den Aorist Tti^iifHu ddfiov ^idog
eioit) zum Hades hinbefördern t 524. 7te^xpw 6Uav6v heisst nicht „ent-
sende einen Yogel/^ sondern „schick einen her.*^ So ist auch K 464
7tepi\pov zu übersetzen: „bring hin^^ und ebenso £ 25 bring zurück.
Manchmal liegt allerdings die Versuchung nahe, den Aorist wie das
Praesens zu übersetzen , so l 626.
7tL7tTia
heisst fallen, im Fallen begriffen sein. Auch wenn das Ziel genannt
wird, soll der Phantasie des Hörers die Bewegung des Fallens, Sinkens
vorgeführt werden, nicht der Moment des Hinfallens.
&g TB vtqAdtg xi6vog TtlTtTUHJt. ^afieiai M 278
wobei man sich den Vorgang des Schneefalls vorzustellen hat, und nicht
etwa den Umstand, dass die Flocken hinfallen. Aehnlich td de S^dy-
fiota TaQq>€a TtiTtzBi yL 69. litBl aq>iaiv fhtvog €7ti ßljBfpaqoiüiv
e7ti7tTev ß 298 „der Schlaf senkt sich auf die Augen ^^
eir' Bp 7t6Xloi. fkp* "Ektoqoq dvÖQOtpdvoio
-dvijayiovTeg 7tl7tt(tHn A 243 „wenn sie sterbend umsinken.^^
illüv Sf amwg 7t&(5iv hdata TtiTtrev Iga^e P 633.
Es soll hervorgehoben werden, wie die Speere nicht ihr Ziel treffen,
sondern zu Boden sinken^ und diese Bewegung des Fallens soll man
sich vorstellen.
Dagegen Tteaeiv heisst hinfallen. In der Wendung 7tqfrp4a ddg
7t€aieiv Z 307 soll man sich vorstellen^ wie Diomedes mit dem Gesicht
91
auf den Boden fällt, den Boden berührt^ aber nicht die Bewegung des
Falles, rä dqayixaxa ninrei heisst die Garben sinken ^ aber xeiq 7cedi(fi
Traae der Arm fiel auf den Boden hin. dotj7crja€v de Tteatav heisst er
dröhnte, indem er den Boden berührte und so in zahlreichen Verbindungen.
Dagegen das Perfectum heisst „ hingefallen sein und nun daliegen "'
z. B. tobg di Xdev fjiahx navrag h aUficeri yuai iwvirjaiv TteTVte&caq noX-
^ovg X 384.
7teiQdii)
act. und med. im pr. heisst sich Mühe geben, im aor. ein Wagniss
unternehmen^ ein Experiment machen, im perf. med. erfahren sein.
TtBiQätif (sich Mühe zu geben) &q jte/ti&oiev äfivfiova IlrjXetwya
I 181; /ii^ fiev TteiQaTU» er soll sich nicht um mich bemühen / 345;
i/ceiQölTO KQovidrjQ Iqii^iCßixev ^'Hg^pf J 5. Dagegen
Jriiqioßog de diäydixcc fieQfii^Qi^ev
Ij Tivd 7C0V Tgimv tTaqiaaano fieya&ijfiaip
fii/; dvax(OQ^aag, !j jteiqi/jaaiTO Yxn oJog N 457
„oder selber den Versuch wagen sollte." ol (T yroi tz^ov fiiv iTtec-
qrjoavTo Ttödeaaiv stellten einen Wettlauf an ^ 120.
Wenn das Präsens bedeutet: „auf die Probe stellen" wie fl 390,
q> 394, so rückt es dem Aorist nahe , aber in der Mehrzahl der Stellen
ist der Unterschied deutlich. Das perf. / 23.
pr. strömen, aber der bei Homer nicht vorkommende Aorist ig^iifjy
bedeutet ins Strömen gerathen, anschwellen, so bei Herodot 8, 138
7catafi6g . . fiiyag ofku) e^Qijri (war so angeschwollen) äore Tovg litTtiag
fifj cXovg re y^viad-av diaßfjvav.
erXrjv
als Aorist bedeutet die Effectuirung, das üeber - sich - Nehmen als Akt
gedacht, als Präsens dazu kann man ToXficuo betrachten, z. B. alel yaq
OL evt q)qeai ^vfidg hdXfia (war unternehmend) K 232. Das Perfectum
erscheint im intensiven Sinne „über das Herz bringen, sich ent-
schliessen'^ oder zusammenfassend (r 347).
im pr. bezeichnet überlegen , bedenken^ z. B. äkka fjiAK etn^riXog %d q>((d-'
tjBai Sad* e&iXria^a A 554, dagegen der Aorist eine in einem Akt sich
vollziehende Handlung, daher „bemerken/' z. B.
%bv Si^ dyxif^dXoio ISiov iq>QdaaaTo (wurde gewahr) ^fjqv^
^EqiJieiaVy tcozI di Tlqiafjiov (pdto qxltvrjaiv te
j,q>gdl^eo (sei vorsichtig) JaQÖctvidr]' g>Qadeog vöov egya titv^rai^^ £i 354
tib d* iTtei eigidevTjv ei %^ icpQdaaavro (erkannt hatten) huaara <p 222 ;
92
auf nur im Innern sich vollziehende Vorgänge angewendet: „ersinnen,^*
z. B. aiX avrrj eadtjae yual icpQdaato /i^/ oveiaQ 3 444 ebenso ^ 83
av de (pQdaat. (mache dir klar, entschliesse dich) eX iab aadpoeig.
Es versteht sich, dass nicht alle Verbal wurzeln die verschiedene
Aktionen bilden können, da viele Wurzeln so eng sind, dass sie nor
eme Aktion bezeichnen können. So kann z. B. das Präsens , welches
doch die Aktion in ihrer Entwickelung vorführt , nicht von einer Wurzel
gebildet werden, welche nur den Akt des Erblickens, des Ergreifens,
des Eintreffens u. s. w. ausdrückt, vielmehr kann eine solche Wurzel
nur im Aorist vorkommen. Auf der anderen Seite kann wieder der Aorist
nicht von einer Wurzel gebildet werden , welche bedeutet „ in eilender
Bewegung sein, ,, anblicken'' u. s. w. Daher giebt es eine Reihe von
Wurzeln, welche nicht das Präsens, andere welche nicht den Aorist
bilden u. s. f. Die Verba des Griechischen nach diesen Gesichtspunkten
zu ordnen, wird, wenn erst bessere lexicalische Vorarbeiten vorli^en
werden, eine lohnende Aufgabe sein. Bei dem jetzigen Stande unserer
Hülfsmittel begnüge ich mich mit einem Hinweis auf die aus mehreren
Wurzeln verwandter Bedeutung zusammen gesetzten Verba wie ^^du
eldov oipofiai. Es giebt dergleichen im Sanskrit wie im Griechischen
und zwar wesentlich für die gleichen Bedeutungsgruppen, von denen
ich die folgenden hier anführe:
Laufen: Nach Panini kommt dhav ^iu nur im Präsensstamme
vor, der Aorist dazu sei dsarat (vgl. ÖQfdßa&ai). Seine Angabe wird
durch den Gebrauch der alten Prosa bestätigt Im Bigveda kommt
dhav (abgesehen von einer ganz vereinzelten Form ddadhatxU) auch
nur im Praes. vor, von sctr aber wird allerdings ein Präsens gebildet
wie denn überhaupt der Unterschied der Aktionen im Sanskrit schon
früh verwischt worden ist. Immerhin aber genügt der Gebrauch des
Sanskrit im Vergleich mit dem Griechischen, um wahrscheinlich zu
machen, dass dhav ursprünglich eilen, sar enteilen bezeichnet habe.
Im Griechischen vereinigen sich bekanntlich d^m zgex^ und idQctfioif
zu einem Verbum. r^ixo) dürfte der Grundbedeutung nach d^ito unge-
fähr entsprechen (doch wahrscheinlich mit Anwendung auf andere Sub-
jecte), die Grundbedeutung von dram wage ich nicht zu bestinunen.
Sehen : Im Sanskrit wird pdgyati nur im Präsensstamme gebraucht,
die übrigen Tempora werden von darg und khya gebildet und zwar
hat sich in der alten Prosa das a verbo pd^aii ddrak cakhyaü heraus-
gebildet (vgl. z. B. 9ät. Br. 11, 1,6, 6). Im Griechischen sind einige
93
andere Verba des Sehens zusammengetreten: ö^dco eidov oipofiav.
Ägaw heisst unzweifelhaft „betrachten," eldov „erblicken." lieber die
anderen zahlreichen Verba des Sehens handelt Curtius Grundzüge
S. 97 ff.
Essen: Die Wurzel ad erscheint in der alten Sprache nur im
Präsens. Ergänzt wird sie durch ghds (z. B. ^B,t Br. 2, 5, 2, l).
Im Griechischen entspricht dem ad ia&i(o, die Grundbedeutung dieser
Wurzel war also die Handlung des Essens. Dagegen dürfte (pay in
(payäv ursprünglich bedeutet haben: sich zu eigen machen, in sich auf-
nehmen, verschlucken, also den Akt der Aneignung der Speise aus-
gedrückt haben.
Sprechen: Nur im Präsensstamme ist Irü gebräuchlich, es
wird namentlich durch va4i (dvocam^ uväca) ergänzt. Dem indischen
hrü entspricht der Gebrauch nach Uyn)^ dem avocam auch der Form
nach ^i7tov.
Aus dem Sanskrit sind femer als sich ergänzend anzuführen : vadh
und han für schlagen, as und hhü für sein (vgl. oben S. 75), ff und
fad für fallen, aj und v% für treiben, i gam ga für gehen. Wenn nun
auch im Sanskrit die zu einem Verbum vereinigten Wurzeln gleich-
bedeutend geworden sind, und sich auch durch die Yergleichung nicht
mehr der Sinn jeder Wurzel mit Bestimmtheit ermitteln lässt, so ist
das doch wie oben gezeigt worden ist, und sich noch an anderen (z. B.
4p€Q(o und r/veyKov verglichen mit Sanskrit ag erreichen), zeigen lässt,
bei mehreren Verben sehr wohl möglich, und unser Material reicht aus,
um wenigstens Betreffs der Aktion des Präsens und Aorist die Behaup-
tung begründen zu können, dass die einzelnen Wurzeln jede eine so
enge Bedeutung gehabt haben, dass sie nur f&r eine Aktion verwend-
bar waren. Im Laufe der Zeit sind die feinen Unterschiede zwischen
den Nachbarwurzeln verwischt, und aus den einzelnen Wurzeln auch
Tempora gebildet worden, deren sie ursprünglich nicht fähig waren.
Für das Yerständniss des indogermanischen Yerbums aber gewinnen
wir den wichtigen Satz: Es giebt zwei Arten von Verbis, nämlich
solche, welche nur in einer Aktion denkbar sind (gewissermassen prä-
sentische, aoristische Verba), und andere, welche in mehreren Aktionen
denkbar sind. Die letzteren sind in den uns überlieferten Sprachen in
der entschiedenen Mehrzahl. Nur bei diesen kann von einer Unter-
scheidung nach Tempusstämmen die Bede sein, und nur diese können
also in der vorliegenden Untersuchung zur Behandlung kommen.
Ich führe nun die einzelnen Tempusstämme vor in der Reihenfolge :
Perfectum, Futurum, Aorist, Präsens.
94
Der Perfeetstamm.
Ueber die Bedeutung des Perfectstammes im Sanskrit habe ieh
mich Synt. F. 2, 102 so ausgesprochen: „Der Stamm des Perfectoms
bezeichnet (so weit überhaupt die Art der Handlung erkennbar ist) eine
mit Intensität vollzogene oder eine vollendete Handlung. Intensiv
nenne ich hier sowohl eine Handlung, welche mit Energie vollzogt
wird, als eine solche, welche als sich fort und fort wiederboleDd
gedacht wird, und es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass man gerade
in der sich immer wiederholenden Handlung die Orundbedeutong d^
Perfectums zu erkennen habe. Der Begriff der vollendeten Handlung
dürfte sich aus dem der intensiv vollzogenen Handlung entwickelt
haben/* Wenn ich in diesen Worten von Grundbegriff rede, so soll
das natürlich nichts weiter heissen, als die älteste Bedeutung, wie sie
in indogermanischer Zeit gewesen sein muss. Damit rechtfertigt sich
zugleich die vorsichtige Ausdrucksweise in den angeführten Zeilen.
Eine grössere Sicherheit wird schwerlich zu erreichen sein. Man wird
sich begnügen müssen, nachgewiesen zu haben, dass das indoger-
manische Perfectum dem Intensivum sehr nahe gestanden habe, wie es
sich aber von demselben unterschieden habe, wird sich schwerlidi je
genau feststellen lassen. Wie sich nun dieser Grundbegriff im Sanskrit
ausgestaltet hat, habe ich a. a. 0. gezeigt. Ich habe daselbst nachgemesen,
dass im Rigveda der Indicativ des Peif . sowohl im Sinne eines intensiven
Präsens, als eines Präsens der vollendeten Handlung, als endlich eines
erzählenden Tempus gebraucht wird, so dass an vielen Stellen ein
unterschied zwischen dem Perfectum und dem alten Tempus der Erzäh-
lung, dem Imperfectum, nicht zu spüren ist. Es finden sich also in den
vedischen Texten drei Schichten des Perfectgebrauchs vereinigt vor, die
ihrer Entstehung nach von verschiedenem Alter sind. Als sicher kann
man ansehen, dass die Anwendung des Perf. alsr Tempus der Erzählung
die jüngste Schicht ist, und dass diese Schicht erst im Sanskrit
selbst entstanden ist; als wahrscheinlich, dass der üebergang von der
intensiven zur vollendeten Handlung schon in indogermanischer Zeit
vollzogen worden ist. üebrigens ist das historische Yerhältniss zwischen
Perfectum und Imperfectum im Sanskrit noch nicht ganz aufgeklärt.
Sicher ist, dass im ältesten Sanskrit, wie überhaupt im Indogermani-
schen , das Imperfectum das eigentliche Tempus der Erzählung war, was
es in einem grossen Theile der alten Prosa noch, und zwar allein, ist
Wie es kommt, dass schon im BY. der junge Gebrauch des Perfectoms
als eines Tempus der Erzählung vorliegt, den ein grosser Theil der
alten Prosa noch garnicht kennt, ist ein Problem der indischen Literatur-
— 95
geschichte , das noch nicht in Angriff genommen ist , weil so viel ich
mreiss bis jetzt noch nicht einmal die Thatsache constatirt worden war.
üeber das iranische Perfectum hat Bartholomae S. 235 ff. gehandelt.
IBr constatirt, dass es im Wesentlichen ebenso gebraucht wird, wie im
Indischen, mid dass — was zu meiner obigen Ausführung vortrefflich
passt — der präteritale Gebrauch des Ferfectums im Iranischen sehr
selten ist.
Auf Orund des hiermit vorgelegten Materials aus der asiatischen
Sprachmasse darf nun wohl ausgesprochen werden^ dass das griechische
Peifectum mit dem indogermanischen im Grossen und Ganzen identisch
ist.^ Auch im Griechischen kann man beobachten, dass das Perfectum
eine intensiv vollzogene oder eine vollendete Handlung ausdrückt, und
im Indicativ kann (ebenso wie im Sanskrit) entweder gar keine Beziehung
auf eine bestimmte Zeitstufe oder eine Beziehung auf die Gegenwart
des Sprechenden stattfinden.
Der intensive Gebrauch des Perf ist neuerlich erörtert von Curtius
Verbum 2, 154 ff., welcher Verba anfahrt wie: ßiß^vxa yLhXrjya di-
doQKa yiyrj^a nlTtoid'a Ttqoßißovhx "^hLQayUy welche besonders in der
älteren Poesie häufig sind. Dass bei Homer das Perfectum der voll-
endeten Handlung sehr häufig ist, zeigt ein Blick auf die homerischen
Gedichte. Im Indicativ nun herrscht entweder der zeitlose Gebrauch
vor, z. B. 8g X^arp^ dfMpißeßrpuxgy was nicht auf die Gegenwart allein
beschränkten Schutz ausss^en soll; ^ Xaoi htixexQaqxnai xae zdoaa
fiifiTjlev B 25; Zeijgj Sgr* äv^qibnujfy Tafjiirfi TtoHfiOio ThvKTai J 84;
dupQog de xqvaioiac yual ä^yvqioiaiv ifiäaiv ^Eyritarai, doiai de Tteqi-
ÖQOiAOi äyvvyeg elaiv E 727, 28 und so an vielen Stellen. Beziehung
auf die Gegenwart des Sprechenden wird gelegentlich durch vCv
bezeichnet, z. B. vfhf S' alvOg deidoiyua A 555, gewöhnlich aber nicht
bezeichnet. Die Beispiele liegen sehr zahlreich vor: ^AlXa xä fiiv no-
Xuav i^eTtqa&Ofieyy xä didaaxai A 125; xi/ix^ atn^ ciyidxoio /iibg xenog
eWjlovd^ag wozu erscheinst du hier? Man veigleiche dazu das Präsens
ijfMJ E 478; iyyea dij ßeßdaai ^idg fieydXov evicnrxoi, luxi drj dof)qa
aearpte vedv wxl a/idqxa Hlwxai, £ 135 u. s. w.; om i^eiqyaaxo ist
noch unfertig C. J. A. I, pag. 168.
Wenn es sich darum handelt, dass das Abgeschlossensein einer
Handlung ausgedrückt werden soll, welche sich aus verschiedenen (im
Augenblick des Bedens natürlich vergangenen) Akten zusanmiensetzt,
1) Eine genauere Darstellnog, welche die Verschiedenheiten neben der Aebn-
lidbkeit ins Licht stellte, wäre erwünscht.
96
so hat das Perfectmn zusammenfassenden Sinn, z. B. ij t€ %sp ijSt] ^m-
vov taao ivtC^a yuarA/Giv ft^e/' Sacra koqyag Fbl. So oft auf Inschriften,
z. B. ärvi &v e2 7te7coirpuv xipf tb ßovX^ ycat rdr dfjfiov xinf ^SrpKUün
CTBqxxvöooL avtöv G. I. A. I, pag. 35.
Da das Ferfectum etwas als vollendet constatirt, so richtet es den
Blick des Redenden und Hörenden auf die Vergangenheit, und hat sich
deswegen im Sanskrit, Lateinischen, Deutschen zu einem Tempus ent-
wickelt, welches Vergangenes constatirt und schliesslich welches Ver-
gangenes erzählt. Inwieweit dieser Wandel etwa auch im Grriechischen
eingetreten ist , darüber habe ich keine Beobachtungen gemacht Auch
fehlt mir der Nachweis über die Häufigkeit des Perfectnms in den
verschiedenen Literaturgattungen und Dialekten.
Das Augmenttempus vom Ferfectstamm , far welches der schlechte
Name Flusquamperfectum nicht wohl zu vermeiden ist, findet sich
im Sanskrit selten , aber in vollkommen sicheren Belegen. Es hat den
Sinn eines Imperfectums. Der Gedankeninhalt des Ferfectstammes (in-
tensive oder vollendete Handlung) tritt dabei nicht recht fassbar hervor,
was auch bei anderen Formen desselben Stammes im Sanskrit vor-
kommt lieber die Flusquamperfecte des Ii-anischen äussert sich Bar-
tholomae S. 240 so: ,,Die sogenannten Flusquamperfecta d. h. die aus
dem Perfectstamme gebildeten Fräterita haben ganz die Bedeutung von
Imperfecten ; auch von einer intensiven Färbung der Handlung, wie man
sie, nach dem Ferfect zu schliessen, vermuthen könnte, ist in den vor-
liegenden Formen nichts wahrzunehmen.^'
Im Qriechischen nun ist das Tempus häufiger als in den beiden
Schwestersprachen und ist auch der specifische Sinn des Ferfectstammes
wohl erkennbar (wenn auch nicht in allen Fällen mit gleicher DeuUidi-
keit). Gemäss den zwei Gruppen, die wir bei Behandlung des Fer-
fectstammes überhaupt unterschieden, werden wir nun auch hier zu
unterscheiden haben: 1) das Flusq. ist ein Imperfectum der intensiven
Handlung, 2) es ist ein Imperfectum der vollendeten Handlung.
Für die erste Kategorie finden sich namentlich bei Homer zahlreiche
Belege, z. B. retgi^ei d* dyoqt^j f>7i6 de arevaxitjBTO yaia B 95;
Ttäaai (T dtiywyvo nihti^ «t S eaavto ladg,
TceKol ^' iTtTcfjig tb' TtoXvg d* dgvfiayödg dgi&Qei B 810
6' ol TcaXdfitjifiv äqifjqBi was ihm in die Hand passte F 338 u. s. w.
Ein Imperfectum der vollendeten Handlung ist z. B. Blhjkoid^u E 44
und es finden sich derartige nicht selten im Attischen, z. B. sagen
Uebernehmer eines halbfertigen Baues C. I. A. I, pag. 1 68 : roi^oiy rä ^iv
HUm i^e7ce7toujro (war fertig, als wir es übernahmen) eg rä Ciyä
97
Sc edei rovg Xid'ovq %ovg fiilavag eici&eivai. Ebenso ei^aato „war
fertig.**
Es giebt eine Keihe von Stellen, in welchen das griechische Plus-
quamperfectom denselben Sinn zu haben scheint, wie das lateinische,
welcher ihm nach seiner Stellung im System des Yerbums nicht zu-
kommen kann , da, um ein Tempus der Vorvergangenheit zu erzeugen,
der Perfectstamm präteritalen Sinn haben müsste, den er, nicht hat.
Eine solche Stelle ist z. B. J 105 f.
avTiTfC iaihx t6^ov H^oov l^AXov alyög
dyQiavj Sv ^ tvot* avtög iitb axi^oio rvxijoag
Ttirg^ hißaivoytay dedeyfiivog iv TtQodoKfjaiv
ßeß^pui Ttqbg (nfi&og,
wo wir geneigt sind ßeßlt^L durch ,, geschossen hatte'* zu übersetzen.
Dass hier aber in der That nur ein Schein vorliegt, beweist der Um-
stand, dass auch Aorist und Imperfectum genau in derselben Weise
gebraucht werden. Für den Aorist führe ich an Z 312:
''Ektuq de TtQog ddfACcr' ^le^aydQOW ßeßi^^i (S^^S)
"Aohi xa ^' avTÖg ti^Bv^e (gebaut hatte) avv dvägdaiv ot töt' UqiOToi
Jflav m Tqoitj igißdlccu xiicroveg iMgegy
o% Ol (Ttoirjaav d'alafiov yuxt döfia ycai avkffv u. s. w.
und für das Imperf. ist mir gerade zur Hand Theognis 675:
y(xßtqvi[trpf /aev tiiavaav
iad'Xöv S Tig qwXcnc^ elx£v (gehalten hatte) hciarafifvwg
XQrjiAocra ä* äQTtäCovai ßiij^ Y/iofiog d* d7r6ltolev.
Man hat also zu constatiren , dass die Kategorie der Vorvergangen-
heit überhaupt im Griechischen keinen Ausdruck gefunden hat, dass die
Griechen vielmehr da, wo wir diese Kategorie anwenden würden, ein
Augmenttempus gebrauchen, und zwar je nach der Art der Handlung
die ausgedrückt werden soll, einen Aorist, ein Imperf. oder ein Plus-
quamperfectum. Beßhfpui in der angefahrten Stelle ist also auch nichts
als ein Imperf. mit intensiver Färbung, welche im Deutschen wieder-
zugeben uns freilich schwer f&Ut (vgl. oben unter ßäHw),
Der Fatorstamm.
Das Futurum ist ein einfaches Tempus, weil es nur einen Stamm
giebt, der allein die Aufgabe hat, dem Futurum zu dienen. Dass
gewisse Präsentia auch futurisch gebraucht werden können , ist eine
Eigenthümlichkeit des Präsensstanmies, welche bei diesem zur Erörterung
kommen soll.
Delbrück, ■yntakt. Forsch. IV. 7
98 —
Es ist nun durch die vergleichende Sprachforschung gezeigt worden,
dass der Charakter des Futurums im Indogerm. sya war, z. B. dasydii
er wird gehen. Auf dieses sya gehen die verschiedenen Formen auch
des griechischen Futurums zurück. Dagegen ist das Zeichen des Aorist«)
s oder sa, so dass also diese beiden Stämme durchaus nicht — wie
man oft behauptet hat — , identisch sind. Die üebereinsümmung
gewisser Formen des conj. aor. mit dem fut. beruht erst auf einer im
Griechischen eingetretenen verhältnissmässig späten, nicht einmal allen
griechischen Dialekten gemeinsamen Lautverwandlung. Somit sind alle
syntaktischen Gombinationen hinfallig, welche auf die ursprüngliche
Identität des Aorist- und Futurstammes gegründet sind. Eine Verwandt-
schaft freilich zwischen dem Stamm des Aorists und dem des Futurums
soll nicht geläugnet werden, haben sie doch das s als gemeinsamen
Bestandtheil. üopp hat bekanntlich die Hypothese aufgestellt, da^
dieses s dem verb. subst. angehöre, eine Vermuthung die viel Wahr-
scheinlichkeit für sich hat Man könnte die weitere Vermuthung^ auf-
stellen, dass die Zusammensetzung der Wurzel mit dem verb. subst
die Verwirklichung, das Eintreten der Handlung bezeichnen solle.
Das Futurum müsste dann das Eintreten mit einer gewissen weiteren
Modiiication des Sinnes ausdrücken, über welche durch etymologische
Conibination etwas Sicheres nicht zu ermitteln ist. Man wird sich also
an den Gebrauch der Form halten müssen.
Ueber das Futurum im Sanskrit habe ich Synt. Forsch. III, ^ ff.
gehandelt und es dort für wahrscheinlich erklärt^ dass der Stamm des
Futurums die beabsichtigte Handlung ausdrücke, und zwar natür-
lich die von dem Subjecte, welches durch die Personalendungen
angegeben wird, nicht die vom Redenden beabsichtigte Handlung. Dieser
Begriff trete besonders deutlich hervor im Gebrauche des pari fuL, z. B.
tarn indro ^hhyd dudräva hanishydn ludra lief auf ihn zu, in der
Absicht ihn zu tödten, wie im Griech. Ivadfievdg te dvycttQa u. s. w.
Ich habe dann weiter gezeigt, wie derselbe Sinn auch im Indic. fut
häufig hervortritt, und wie dieser ursprüngliche Sinn sich im Laufe der
Zeit modificirt. „Die Absicht des Subjectes der Handlung — heisst
es S. 10 — etwas bestinuntes zu thun oder zu unterlassen kann nun
bei dem Redenden gewisse Stimmungen wie die der Erwartung, der
Hoffnung, der Furcht, des Vertrauens hervorrufen, und es wird also
das Futurum gerade in solchen Gedankenconstellationen häufig gebraucht.'*
Nun ist es natürlich, dass das Futurum durch Nachahmung auch da
angewendet wird, wo es sich um Ereignisse hcindelt, die der Sprechende
hofl*t^ fürchtet, voraussieht, die aber das Subject der Handlung nicht
-— 99
beabsichtigen kann, weil ihre Sealisirung ausser seiner Macht liegt,
z. B. weil man das Verbum ä gans „vertrauen," häufig braucht, wenn
man sagen will, man habe das Vertrauen^ das Subject der Handlung
werde etwas thun, was zu thun in seiner Absicht liegen kann, weil es
in seiner Macht liegt» bildet man mit demselben d gans auch Sätze
vvie den folgenden: tdsminn d gansante dnnam ichati jtvishycUi (auf
einen Kranken der Speise wünscht) setzt man die Hoffnung: „er ver-
langt zu essen, er wird leben." So kommt der ind. fui, der Ursprung-*
lieh nur constatirt» dass eine Absicht des Subjectes der Handlung vor-
handen ist, dazU; dasjenige auszudrucken» was nach der Meinung des
Sprechenden in der Zukunft eintreten wird. Ich fuge noch ein Wort
hinzu über die Verwendung der zweiten Person des fut. Nicht selten
scheint es so , als ob in der zweiten Person eine Aufförderung läge, z. B.
^at. Br. 4, 1» 3, 3 te vd/yüm dbruvan: vdyo tvdm iddm viddhi yddi
hato vä vritrö jtvati vä tvdm vai na dgishtho ^si, yddi jfvtshydti tvdm
evd kshiprdm pünar d gamishyastti die Götter sprachen zu Vsyu:
Yäyu du sieh jetzt nach» ob Yritra erschlagen ist, oder noch lebt» du
bist der schnellste von uns» wenn er noch leben wird» so wirst du
wieder hierher kommen. Diese futurische Aussage wirkt im gegebenen
Falle als Aufforderung» aber das liegt nur an der betreffenden Situation.
Es wäre völlig unrichtig» wenn man darum behaupten wollte, das Futu-
rum bedeute an sich auch ein Sollen.
üeber das Futurum im Iranischen bemerkt Bartholomae 240 : „ In-
dicative -des Futurs begegnen uns in unseren Texten nur ganz selten,
zumeist wird das Futur durch den Conjunctiv, seltener durch das Prä-
sens ausgedrückt. Wo es gebraucht erscheint, hat es dieselbe Bedeu-
tung wie das indische und das griechische. Das Participium des
Futurums scheint an mehreren Stellen in der Weise verwendet, dass
es eine künftige Handlung, einen künftigen Zustand als etwas Beab-
sichtigtes hinstellt."
Hiernach bedarf es keiner Ausfahrung, dass das griechische Futu-
rum mit dem indogermanischen in seinem Gebrauch im Wesentlichen
identisch ist. üeber die Anwendung des Futurs im Griechischen giebt
Kühner einige Auskunft , freilich wieder nicht mit der wünschenswerthen
Vollständigkeit. Es wäre zunächst zu wünschen, dass das Futurum
durch alle bei Homer auftretenden Satztypen verfolgt und die Modifica-
tion der Bedeutung nachgewiesen würde.
Der Conj. vom Futurstamm kommt im Sanskrit ganz vereinzelt
vor» im Griechischen nicht, der Optativ ist mir im alten Sanskrit nicht
begegnet. Im Griechischen ist er wohl als Neubildung zu betrachten.
100
Das Participium des Futurums ist häufig im Sanskrit wie im Grie-
chischen, der Infinitiv eine Neubildung des Griechischen.
Der Aoriststamm.
Der Aorist war schon in vorgriechischer Zeit ein Mischtempus, denn
die Unterscheidung von erstem und zweitem Aorist geht über das Grie-
chische hinaus. Von diesen beiden Arten ist aber nur die eine, der
erste oder S- Aorist als besondere Kategorie sprachlich bezeichnet, tod
dem Indicativ des zweiten oder thematischen Aorists ist es theils
sicher, theils wahrscheinlich , dass er in der allerältesten Zeit nichts
war als ein Imperfectum. Von Formen wie ästhät eavifj ist das an-
zweifelhaft, da sie in nichts anders gebildet sind als €q>i], von Hutt
u. s. w. ist es sehr wahrscheinlich, da wir im Sanskrit analoge Präsens-
bildungen besitzen. Nicht so sicher^ aber doch auch wahrscheinlich ist
es bei den reduplicirten Aoristen. Es entsteht also die Frage, wie
f!aTr] lliTte XL s. w. zu Aoristen geworden sind. Die Antwort giebt die
Geschichte des Präsensstammes. Das älteste Sanskrit zeigt uns, dass
bei vielen Verben mehrere Präsensbildungen von einer Wurzel vor-
handen waren. So findet sich z. B. von bhar: bhdrti^ bhdratt und hüjharti.
Eine Verschiedenheit der Bedeutung empfinden wir nicht mehr, indessen
ist doch anzunehmen y dass sie einst vorhanden war. Man kann dazu
annehmen, dass hhdrti die momentane, bhdrati die dauernde, hibharli
die wiederholte Handlung bedeutete. Es waren also bei einem Verbum
verschiedene Actionen im Präsensstamme bezeichnet. Nachdem nun
aber im Präsens des Indogermanischen die Aenderung eingetreten war,
dass in ihm nicht mehr verschiedene Actionen, sondern nur eine Action,
nämlich die Handlung, die man gewöhnlich als dauernde bezeichnet,
zum Ausdruck kam, waren Formen wie hhdrti im Präsens überflüssig
geworden, und verschmolzen allmählich mit dem S- Aorist zu einem
der Bedeutung nach einheitlichen Tempus.
Die hier geschilderte Revolution hat sich allem Anschein nach in
der indogermanischen Grundsprache vollzogen, es musste aber hier der-
selben wenigstens Erwähnung gethan werden , weil beim Präsens die
Frage aufgeworfen werden muss^ ob sich noch im Griechischen die
Spuren einer Zeit, die dieser Umwälzung vorher ging, erhalten haben.
Für den Aorist zunächst halten wir fest, dass er aus zwei ver-
schiedenen Formationen zusammengeflossen ist, nämlich erstens dem
S- Aorist, und zweitens dem thematischen Aorist, der ursprünglich dem
Präsensstamme angehörte. Dazu sind dann noch in griechischer Zeit
101
die sog. Passiv - Aoriste getreten, vielleicht Anlehnungen an thematische
Activ -Aoriste.
Es fragt sich nun, ob der Doppelheit der Form vielleicht auch
eine Doppelheit der Bedeutung entspricht.
In den Erläuterungen zu seiner griechischen Schulgrammatik recht-
fertigt Curtius den von Erüger als Bezeichnung der Aorist -Action ein-
gefOhrten Ausdruck „eintretende Handlung'^ und unterscheidet zwei
Unterarten des Tempus der eintretenden Handlung, nämlich einmal den
ingressiven Aorist, in welchem das Eintreten der darauf folgenden
Dauer der Handlung entgegengesetzt wird, und sodann den effectiven,
in welchem das Eintreten als Gegensatz zu den Vorbereitungen gedacht
^ird. Als Beispiele für den ingressiven Aorist mögen dienen: ^ctiaoro
er ist in Zorn gerathen A 64; d^aQarjae er fasste Muth A 92; öcmq^-
aag in Thränen ausbrechend ^349; ra^ßi^avte in Schrecken gerathend
A 331; ißaaikevae er vrarde König u. s. w. (vgl. auch Kühner S. 134.)
Effective Aoriste wären ßalelv treffen neben ßdXkeiv werfen, dyayeiv
bringen neben äyuv geleiten, Tcoifjaat, thun neben ytoulv mit etwas
beschäftigt sein u. s. w. Dass diese beiden Classen nicht willkfirlich
erdacht sind, sondern Thatsachen der Sprache entnommen sind, empfindet
man namentlich dann deutlich, wenn beide Bedeutungen an einem Ver-
bum zur Erscheinung konmien (z. B. in ißaailevae). Man könnte nun
anzunehmen geneigt sein, dass in dieser Doppelheit des Gebrauches
sich noch die Doppelheit des Ursprungs spiegele, und dass der S- Aorist
etwa von Anfang an ingressiven , der thematische effectiven Sinn gehabt
habe. Diese Annahme wäre gewiss nicht ungereimt, ob sie den That*«
Sachen entspricht, muss freilich dahin gestellt bleiben. Es ist ja
andererseits auch möglich, den gesammten Gebrauch des Aorists aus
dem höheren Begriff der eintretenden Handlung abzuleiten. Da ich
eine sichere Entscheidung nicht zu fällen weiss, und eine erhebliche
praktische Bedeutung der Streitfrage nicht beiwohnt, bleibe ich bei der
bisherigen Annahme, welche den Begriff der eintretenden Handlung an
die Spitze stellt
Ehe ich zur Darstellung des Einzelnen gehe, habe ich noch eine
terminologische Bemerkung zu machen. Es ist neuerdings gelegentlich
die Meinung ausgesprochen worden, man könne den Ausdruck „per-
fective Handlung'^ aus der slavischen Granmiatik entlehnen. Aber es
würde in diesem Falle Verwirrung mit dem Perfectuin nicht zu ver-
meiden sein. Ich glaube desswegen, dass es gut sein wird, die Bezeich-
nung „ eintretende Handlung ^' beizubehalteu , wo aber die Bücksicht auf
die Geschmeidigkeit des Ausdruckes es verlangt, parallel damit den
102
Ausdruck „ effectuiren ^^ zu gebrauchen. Ich würde also sag'en: der
Aorist bezeichnet die Effectuirung der Handlung.
Ich handle zunächst von dem Gebrauch des Ind. aor., dann von
den Modis.
Der Indicativ des Aorists versetzt die Action des Aorists in die
Vergangenheit, und zwar befasst er die gesanimte Zeit, welche vom
Standpunkt des Sprechenden als Vergangenheit gilt, mag sie dem Augen-
blick des Sprechens nun ganz nah oder sehr fern liegen. Ich fähre den
griechischen Gebrauch in folgenden Gruppen vor:
1. Der Ind. Aoristi constatirt die Effectuirung einer Hand-
lung in der Vergangenheit. So erscheint der Aorist auf Inschriften
bei Weihgeschenken y in Künstlerinschriften, bei Volksbeschlüssen, bei
Bechnungsabiegungen aller Art. Auf Weihgeschenken habe ich nur
ävidnrfA^j dvid^ev u. s. w. gefunden^ in Versen wie in Prosa, niemals das
Imperfectum. Es wird durch die Aoriste constatirt, dass das Weih-
geschenk (oder das Grabdenkmal u. s. w.) aufgestellt worden ist. Bei
den Künstlerinschrit'ten findet man bekanntlich sowohl Imperfectum als
Aorist, was man bei Hirschfeld Tituli statuariorum sculptorumqne grae-
corum S. 23 IT. bequem übersieht- Zwar ist in der alten Zeit das
€7tolf]aev vorherrschend, aber gerade bei sehr alten Inschriften findet
sich auch eTtoiei z. B. ^Ex^drjfidg fie htoiuv, was vor Ol. 60 gesetzt wird.
(vgl. auch KaXXtavidrjg htoui 6 Jeiviov G. I. A. I, 483 aus den Buinen
der Themistoklesmauer, also vor 479.) Der Unterschied ist der, dass
mit dem Imperfectum erzählt, mit dem Aorist constatirt wird. Es ist
natürlich, dass man die Thatsache der Aufteilung eines Weibgeschenkes
nur constatirt, dagegen entweder constatirt, dass man etwas gearbeitet
habe, oder auch von seiner Arbeit erzählt, ebenso wie es natürlich ist^
dass man von einer Thatsache, die keine sichtbare Spuren hinterlassen
hat , wie von einem Siege im Wettkampfe am liebsten erz&hlt Damm
ist es natürlich, wenn Paionios von Mende constatirt, dass er die Nike
gemacht habe und dabei erzählt, dass er im Wettkampfe bei einer
anderen damit zusammenhängenden Goncurrenz gesiegt habe: JTaictmoc
e'jtoii]Ce Mevdaiog yuxl räKgwzi^Qia Ttotdv ini %6v vabv ivlxa. (Die
Auffassung von Schubring Arch. Zeit. 1877, 662 scheint mir etwas
gezwungen). Die lakonische Inschrift des Damonon (Mittheilungen des
deutschen archäologischen Instituts zu Athen IL S. 318) beginnt mit
den Versen (Fick in Bezzenbergers Beiträgen 3, 121 ff.)
Ja/aciviav dvid^rjue lid^avaiif ytohdx(if
viYja&q Tavrä St' oddrjg /rij^roxa ztHv vCy,
103
Darauf folgt constatirend der Aorist: zdde hhuae Jafxwvtjv t^ avT(p
're^Qi7t7V(i), so wie aber die Erzählung der einzelnen Triumphe nach Ort
und Art beginnt, tritt das Imperfectum evUrj ein.
Bei Mittheilung von Yolksbeschliissen ist es technisch, dass im
Aorist Beschluss und Antrag constatirt, und dabei erzählt wird, wer als
Schreiber fungirte u. s. w. z. B. C. I. A. I, Nr. 32 : ^'E8o^ev x^ ßovX^ tmxI
T^ drjfi(i), KenQOTitg hcQwdvtvEy Mvrjai&eog iyQafifiaTeve y EvTieixhrjg
i/ceoTatei, KalXiag ehce. Die Hauptsachen werden constatirt, das
minder Wichtige erzählt. Zahlreich sind namentlich auf attischen In-
schriften die Aoriste bei Bechnungsablagen aller Art, die also consta-
tirenden Sinn haben. Ich theile zur Probe Folgendes mit: In den
traditiones pronai im C. L A. beginnt das erste Jahr des Cyclus (mut.
mut.) mit den Worten: tdde 7caqedoaav ai tevTaqeg dq%cuj ai iöi-
doaav rov Xöyov ex nctva&r/vaiiav ig navad-tjvaia tölg rafiiaaiv ol^
Kqdxrfi ^a^TVcqtvg iyqafifiaTeve' oi di TafAiai oig Kqarrjg ^afjuciqevg
iyqaf^fÄOTevey 7taqedoaav röig rafiiaaiVy olg Edd-iag ^avaq>XvaTiog
iyqafifidteve (pag. 64). Bei dem, was jährlich unter den einzelnen za-
fxiaL hinzugekommen ist, heisst es STtheia ineyereTo. Am Schluss
der Rechnungen endlich heisst es , auf Beschluss des Volkes sei Alles
den Hellenotamien übergeben, und 7LaTekeiq)d^t] ariqxxvog xqvaoZ'g,
!Bei Bechnungsablagen über Kriegsaufwand sagt man z. B. (Nr. 179)
yixhrpfoioL dv^Xioaav ig KiqKvqav tdäe. Wenn Bechenschaft gegeben
wird, was zu einem Bau verwendet worden sei, so heisst es 'Axxnkeqog
itavrjd^ri ig tö äv&tfxov u. s. w. („ist gekauft worden"). So wie aber
beschrieben wird, was bei dem Baue für Manipulationen vorgenommen
wurden, so erscheint das Imperfectum, z. B. (C. I. A. Nr. 319) ^hx
iiov/^d-tj tw liXifÄCcae Ttoifjaaiy iv olv toi dydXfxcaE igtjyea-^-tjv yxxI icp^
&v Ol Ud'oi igei^ofÄl^ovTo, Endlich sei noch erwähnt, dass die
Oriechen unser kaufmännisches „habe erhalten und gelesen'' durch
ihren Aorist ausdrücken würden, z. B. in der Inschrift bei Gauer Nr. 49
"MfÄiadfÄevoL rd ipdq)LaiMx zö itaq i^<5v dviyvcjfiev.
2. Der Ind. Aoristi steht in der Erzählung. ^
Wenn man unter Erzählung diejenige Art der Mittheilung versteht,
welche den Hörer veranlassen will, sich mit seiner Phantasie in die
Vergangenheit zu versetzen, und dem Lauf der Ereignisse als Zuschauer
zu folgen, so ist der Aorist der Griechen nie ein Tempus der Erzählung
gewesen. Er hat immer nur die Aufgabe^ etwas als in der Vergangen-
heit eingetreten zu constatiren. Ein Norddeutscher kann sich den Unter-
schied vom Imperfectum an vielen Stellen durch die Wahl des deutschen
Präteritums anschaulich machen^ eTioirjae er hat gethan, aber inoUt
104
er that. Als Beispiel wähle ich eine bekannte Stelle aus Herodot
(I, 30 fiF.)
. . . 6 Sdlatv , , . ig ^iytvrrov dTtineto (ist gekommen) 7ta^ ^fia-
aiv -ml dfj yuxi ig 2d^ig 7taqa Kqöiaov. oLTtiyuiiJUBvog de i^eivi^eto (wurde
gastlich aufgenommen) iv zoiai ßaavlrjtoiai hcö to0 Kqoiaov fierd di,
^fii^ TQvtji ^ rerdQTr] neleijactwog Kqoiaov %bv Sdlufva 3-€Qd^€nnrtg
TtSQifjyov (führten herum) nuxrä rovg ihjaavQobg xat iTiadelxyvaoa^ (zeigten)
Ttawa iövca fieydXa re yuxl oXßia' •d-erjadfievov de fiiv rä Ttarra xal
ayieifjdfievov y &g oi Tuxtä ymiqov ijVf eXQezo (fragte) 6 KQÖiaog t€xS€'
SuvB l/idifpfdie^ Tta^ fjfAcag ydq 7CBql aio X6yog dTma^ai TtoiXag xm
aoq)lr]g eiv&iev rffi afjg yuxi Ttldvtjg, c&g (ptXoatHpiufv yfy nolXipf &€iJQir/g
eXvByuBv inehfjXvd'ag'^ vijv äv ijteiQea^ai fie ifieqog iTtfjl&i ae^ (ich habe
Lust bekommen) ei Tcva l^rj ndvrwv eldeg dXßubraTov (gesehen hast). 6 fiiv
/.htlt^tav elvai dvd-gdfTriüv dXßidmnog rairra iTteiqdna (fragte). 26kunf de
ovdev i7tod'U)7teijaag dila t^ idwi %grjad^evog liyer ä ßaaiXeC 'EiAXor
^l^drpfaiov, l47cod'ü)vfidaag de KQÖiaog rd lex^ev eLQero (fn^te) iTtiaxQB'
qdiog' ycolt] Srj y^iveig TeiJ^ov elvai dXßiüratov; ö de elfte' TUJäim ToCyro
fiev Tfjg Ttdhog ei i/KOiiarjg Ttaideg Jjaccp yuakoi %e %dya&oij xal atpi elSe
(hat erlebt) &vaat, TeKva inyevöfdeva %al ndvra Ttaqa^eivoar^aj to€to di
toü ßiov ei ij^ovtiy &g t& na^ ^^^y xeljevt^ roß ßiov hxid^Qtycdvf^ irre-
yeveto (hat ein Ende gefunden). yevofaevTig yoQ Idd'rjvaioiai fadjc^jg TtQog
Tovg äoTvyeirovag iv ^Ekevdivi ßorjdT^ag xai tqoTtfpf Ttoii/jaotg rdv Tiake-
filüiv aTcid-ave (ist gestorben) yMliaxa %ai fiiv yi^rjvdioi dr^fioait] vt
ed-axpav (habe ihn begraben) avtof^ tfj Tteq eTveae (gefallen war, s. unter 3)
xat itifÄTjoav (haben ihn geehrt) fieydl(og. — In dieser ganzen Aus-
führung von Selon ist nicht erzählt worden, sondern sind die Gründe
aufgeführt, wesswegen er Teiles für den glücklichsten Menschen halte.
Dagegen in der nun folgenden Aeusserung über Eleobis und Biton liegt
eine förmliche Erzählung vor, doch werden die Hauptereignisse der
Geschichte nicht erzählt, sondern constatirt Die Geschichte lautet so:
iofiarig öqrfjg rfj ''Hqtj röiai liqyeioiai edee (sie mussten) Ttdvtwg %rpß
firjceqa avvGv tjeiyei yLOfiia-^fjvai ig rö iq^v, oi de ag>t ßdeg Äc toC
dyqofj od Tiaqeyivowo (erschienen nicht) iv äqtj* iio(Xrji6fievoi di rj
äqf] oi verpflai iftodijvveg avrol hvb t^ tßiyhrfv ethLov (zogen) %f]v Sfm-
^av, ifti Tfjg dfid^ de ctpv d^eero (fuhr) ^ f^^^q- tnadiovg di nivge
iMxi xeaaeqdKovra dicowfxiaavxeg dvtrMvco (sind sie wirklich hingekommen)
ig TÄ iqiv, irocOra de aq>i Ttoi^aaai xai ö^pd'eiaL hrd rfjg Ttarrjy^qiog
relevri^ rod ßiov dqicTrj iTteyevero (ist ihnen zu Theil geworden), du-
1) Man beachte den zosammenfassenden Sinn in äirtxtai und inUikv^at.
105
öe§€ (es hat gezeigt) te h roikoiai 6 d^eög, tbg Sfieivov eYtj äv&qdiTKi)
Te-Syavai /näXlov ^ K(ouv, Nachdem constatirt ist, dass Kleobis und
Biton bei dieser Gelegenheit ihr Ende gefunden haben^ folgt in Imper-
fectis die Erzählung, wie dies geschehen sei und zum Schluss noch
einmal die Gonstatirnng des Hauptereignisses: MQytloi fiev yäq TteQi-
cr-rcrvTCg ificcmQitov (priesen) t^ vsrpfutjv ttjv ^fiTjv, ccl de uiqyüai TTjy
fjvp;iqa cwtOv , oiW xhivtnv h(;6qiriae (sie bekommen habe). ^ de fi^Q
^^eQixccqtjg iofkja r^ tb egyqp yuai r^ (p^f^f] oräaa dvriov rot) dyalfiarog
evxero, Kleößi re yuai Bhiovi roiai eüwrfjg tr^x^oicrt, oi fiiv hifirjoav
(geehrt hatten) fieydltog, rrpf d^ebv do^at xd dv^qumiii tv%üv äqtax6v
iaxi' fiexä xcnSxrp^ di xfjv evx^ c&g e^adv xe nuxl evoy^i^&rjaav, Y/nccKoi-
fifj^ivxBg iv adx^ x^ \q^ oX vevp^iai owcexi dviaxrjaav (sind nicht wieder
aufgestanden) äXl* iv xilet xovxti) laxovxo (sind geblieben) liQyüoi de
0€peuxv e\%6vag Tcoi^rja&iievov aved-eoav (haben aufgestellt) eg Jehpavg c&g
avdqCiv äqiaxijjv yevofieviav.
An vielen Stellen freilich können wir den Aorist gegenüber dem
Imperfectum im Deutschen nicht in der angegebenen Weise ausdrücken,
sondern wählen unser Tempus der Erzählung, verzichten also auf
Wiedergabe der feineren Nuance des Ausdrucks. Dass aber doch ein
Unterschied gegen das Imperfectum vorhanden ist, hat man immer
behauptet Häufig finden wir den Aorist bei Haupthandlungen, das Im-
perfectum bei Nebenhandlungen, also den Aorist bei solchen Hand-
lungen, bei denen es hauptsächlich darauf ankommt, zu constatiren,
dass sie wirklich eingetreten sind, nicht zu erzählen, wie sie sich voll-
zogen haben. Andererseits können wieder eine Reihe von Aoristen
hinter einander gebraucht werden , um den Eintritt von Handlungen zu
constatiren^ die man darum nicht zu schildern braucht, weil sie dem
Hörer bekannt sind, bei denen es also genügt, anzugeben, dass sie
efifectuirt worden sind. Dahin gehören die Aoriste bei Angaben der
einzelnen Theile der Opferhandlung, z. B. ^ 458, oder der Kampfspiele
Soph. El. 681 flf. Es bleiben aber auch eine Reihe von Aoristen übrig,
bei denen es recht schwierig ist zu sagen , warum gerade sie, und nicht
Imperfecta gewählt worden sind. Das triflft namentlich zu in der home-
rischen Sprache, z. B. ^ 437 ff., 465. T 311 ff. ff 303 ff. K 255 ff.
^ 517. y 653 ff. y 11 ff. ^ 63 ff. 7c 118 ff. u. a. m. Auch im Attischen
ist man bekanntlich öfter in Verlegenheit, wie man die Wahl des Im-
perfectums an Stelle des erwarteten Aorists und umgekehrt rechtfertigen
soll. Für alle solche Fälle ist folgender Gesichtspunkt massgebend:
Das alte Tempus der Erzählung ist das Imperfectum und nicht der
Aorist. So findet sich das Imperfectum im Sanskrit und Iranischen,
106
im Oriechichen macht der Aorist dem Imperfectum Concorrenz, nicht
als ob er mit demselben gleichbedeutend wäre^ sondern insofern im Grie-
chischen häufig nicht Erzählung sondern Constatirung beliebt wird. Die
Inder und Iranier versetzen, indem sie das Imperfectum gebrauoheD,
den Hörer mit seiner Phantasie mitten in die Handlung, die Griechen
th eilen im Aorist die eingetretenen Handlungen mit, ohne dieselben in
ihrem Verlauf zu schildern. Sie haben damit eine doppelte Weise aus-
gebildet, Vergangenes mitzutheilen, welche allem Anschein nach in
dieser Ausdehnung im Indogermanischen nicht vorhanden war, und
welche in hervorragender Weise dazu mitwirkt, der griechischen Bede
Licht und Schatten zu verleihen Es ist unter diesen Umständen natür-
lich, dass die Grenze zwischen dem Besitzstand des Imperfectums und
des Aorists nicht überall feststeht. Das Imperfectum behauptet noch
bisweilen den alten Platz, wo man nach dem überwiegenden Sprach-
gebrauch schon den Aorist erwarten sollte.
Manchmal macht auch die Abgrenzung des Aorists gegen das Per-
fectum einige Schwierigkeit. In einer moderneren Entwickelang des
Griechischen finden sich die beiden Tempora wirklich gleichbedeutend
gebraucht So bietet von zwei dem zweiten Jahrhundert a. Chr. ange-
hörigen Decreten aus Teos (Gauer 51 u. 52) das eine den Satz litttdi^
Tfjioi ÄTttax&hüaviiy das andere inui^ Trjioi dTietneiXav. Dagegen in
der alten Sprache lässt sich der Unterschied meist leicht fühlen. Wenn
es z. B. £ 272 heisst:
c5 TtÖTtov ij d^ fivqC ^Odvaaeig ia^Xa eoQyev
ßovlag xr' i^aq^tjv dyad-ag ndlefidv tb yuoqiaaujv.
vdv di TÖde fiif Hqiatov h ^gyeioiaiv ege^evy
Sg TÖv ixaßrjftfjQa hcegßdXov eax' äyoqaiov
so wird durch eoqyaq alles zusammengefasst, was Odysseus von Ver-
diensten aufzuweisen hat, durch eqe^ev aber hervorgehoben, was er so
eben effectuirt hat. Etwas anders liegt der Fall ^125
aXKa Ta fiiv noXiiav i^eTtQdd-Ofiev tcc dedaCTat,
Wir werden zu übersetzen haben: Was wir damals (als die Ver-
theilung) vor sich ging, erbeutet hatten, das ist jetzt getheilt
Man wird so weit meine Beobachtung reicht, in der alten Sprache
den Unterschied gegen das Perfectum überall festhalten können.
3. Der Ind. Aoristi steht im Sinne unseres Plusqnam-
perfectums.
Sehr häufig steht der Aorist da, wo wir das Plusquamperfectum
anwenden würden^ z. B.
107
og rjdrj tä t* idvra xa t' eaadf^eva tvqö t' iövra
Tuxi vrjiaa^ fffiflax" (geführt hatte) läjiaiCiv ^*lXiov ciirw A 70.
©ertg S c&g fjifHxzo (gefasst hatte) yoijviov
&g i'xcr' ifi7C€(pvvia A 512.
oSJ ftiv Ticr/r/eiovTBg k'ßav oly^de ^xaoTog,
Tffv huxarq} d&iAa TteQr/Xvrdg äf4(piyvi^eig
''Hfpaiarog jcoltjaev (gemacht hatte) A 608
Sk; qxxTo TÖiai di xhfidv m avfid'eaaiv OQivev
Tiäai fierä nXrj&vVy Saot ov ßovlfjg iTtdniovaay (gehört hatten) B 142
iv&a d' laav argov-d-dio veoaaoi vijyaa rhva
oKftf ht* chfiQOTdrq), TcerAXotg iTto/teTtTTjCheg,
ÖKTiü' oraQ ^i^rjQ ivart] ^, fj reue (geboren hatte) T&iva B 311
und so an sehr vielen Stellen. Es bedarf keiner Bemerkung, dass wir
in dem sogenannten plusquamperfectischeu Sinne nicht etwa eine Ent-
Wickelung der Aoristbedeutung zu sehen haben, sondern lediglich den
Kefiex des Gesammtsinnes der Stelle. Der Aorist bezeichnet nur das
Eintreten in der Vergangenheit, die bestimmte Stufe der Vergangen-
heit folgt aus dem Sinn der Stelle, und die Bezeichnung dieser Stufe
bringen wir Deutschen durch unser „hatte*' zum Ausdruck, während
die Griechen sie nicht bezeichnen (vgl. oben S. 97).
Aehnliche Bewandtniss hat es natürlich auch mit Stellen wie 1 413,
Z 348, J 160, in denen wir den Indicativ Aoristi durch eine conditio-
nale JVendung wiedergeben.
4. Der Ind. Aoristi wird von dem gebraucht, was so
eben eingetreten ist
Dieser Gebrauch, der im Sanskrit ausserordentlich häufig, ja bei-
nahe der einzige ist, findet sich auch im Griechischen öfter als man
nach den Grammatiken annehmen sollte. Natürlich liegt das „eben''
nicht in dem Aorist, sondern wird durch eine Partikel wie vfhf aus-
gedrückt, z. B.
Zeijg fi€ fiiya KQOvidtjg Urrj eriörjae ßoQeirj
axhhog dg Ttqiv ^iv fioi hjtiox^o yuxl yunivevaev -
^*IXiov €K7viQaavt' evTBixsov ä7cov€sad^aij
vCv de iMTAipf d7tAcrpf ßovkevuaro £ 114
fii^ fie yijvav xaljETtoiaiv dveldeOL ^fiäv m/rrc.
y0i^ f4€v yctQ Mevelaog iviycqaev airv Id&i^
yuuvofv d' ochig iyd F 439,
oder aus dem Zusammenhange erschlossen, z. B. Aias 270
Tttüg tofk* eXe^agj ov xchrotd' S/rwg Xiyeig,
108
Bekannt ist, dass nicht selten Aoriste in der ünterredang von uns
durch das Präsens fibersetzt werden , wenn sie eine so eben eingetretene
Stimmnng bezeichnen, wie
vfhf de aev dn^oad^rpf Tcdyxv 99^^^ P 173, ^drpfy ht^^accy iya-
hxaa u. s. w., nnd ähnlich bei Verben des Sagens. (vgL Kühner
S. 139 ff.). Warum Kühner gerade diesen Gebranch als ,^ schon**
bezeichnet, ist nicht wohl abzusehen, wichtiger ist die Bemerkung von
Krüger, dass Wendungen wie StTtejctvaa und iTtfjveaa der familiären
Kode angehört zu haben scheinen, was sehr wahrscheinlich ist. Wenn
sie sich in* der guten Prosa nicht finden, so konunt dies eben daher,
dass die Kunstform der guten Prosa sich von der Sprache des gewöhn-
lichen Lebens recht weit entfernt.
5. Der Ind. Aoristi in Sprüchwörtern und Gleichnissen,
lieber den sog. gnomischen Aorist handelt Franke in den Berichten
der Sachs. Oes. der Wissenschaften 1854, 63 ff. in einer Weise, der ich
im Allgemeinen beistimme, wenn ich mich auch seinen allgemeinen
Betrachtungen, die an mangelnder Unterscheidung zwischen Aoriststamm
und Indicativ Aoristi leiden, nicht anschliessen kann.
Bei den Sprüchwörtem muss man zunächst solche in's Auge fassen,
welche in einer bestinmiten Situation das Eingetretensein eines bestimm-
ten ümstandes u. s. w. constatiren, z. B. wer Glück gehabt hat sagt:
tqwyov yucaubv e^ov Hpiuvovj bei einer gründlichen Zerstörung: ovdi
7tvQ<p6Qog ilelgylhf] u. s. w. Eine solche Verwendung des Aorists findet
sich auch im Sanskrit, z. B. heisst es 9^* B^* ^> ^< ^i 6 tdsmod yadd
bahü bhdvaH anovdhyäm abhüd üy dhuh. Deshalb sagt man, wenn
etwas viel wird „ das ist ja eine ganze Wagenlast geworden.'* Anders
verhält es sich mit allgemeinen Wahrheiten ?äe ^d-iv di re v^iog eyrta.
Sollten aber vielleicht auch diese auf die eben erwähnte Form zurückgehen ?
Zu den Gleichnissen bemerke ich nur Folgendes. Das erste iTsae'i
in r 23 ff
üaTB liütp ijfyjrj fji^yahf ini ad^una %6qoaQ^
eifow 1j iXaqxjv ULBQadv Hj &yqiov cäya,
Ttevvatav' fuila yAq %b yunead'ieij euzsQ fiy avrdy
aeikavTai Toxseg ve yuöveg d'alsQoi r* dÜ^oi,
&S ixdqvi Mevilaog
bezeichnet eine Handlung, von welcher der Hörer sich vorstellen soll,
dass sie eingetreten ist. Man könnte das Präsens erwarten, wie in
yunea^iecy welche dem Hörer eine sich vollziehende Handlung vorfuhrt,
aber das Griechische hat kein Präsens der eintretenden Handlung, wie
etwa die slavischen Sprachen. Weil man nicht sagen kann: „wie ein
109 -
Xiöwe in Freude ausbricht/' sagt man: y,wie ein Löwe in Freude aus-
gebrochen ist/^ Der Aorist steht also in solchen Gleichnissen gewisser-
massen nur in Folge des Mangels der zutreffenden Präsensbildung.
Es erübrigt noch, den hiermit dargestellten Indicativgebrauch mit
dem indischen und iranischen zu vergleichen, üeber den alt-
indischen Aorist habe ich ausführlich Sjnt. Forsch. II. gehandelt, und
habe daselbst die Bedeutung des Aorists so formulirt: „Durch den Aorist
(nämlich den Indicativ) bezeichnet der Bedende etwas als eben geschehen/^
Ich habe damals die Fassung so gewählt, weil die Action des Aorists
im Sanskrit nicht mit vollendeter Deutlichkeit hervortritt, und habe
also die Art der Action lieber unbezeichnet gelassen. Wenn man in-
dessen den Gebrauch der alten Prosa erwägt ^ über den ich S. 117 if.
gehandelt habe, und die Gebrauchsweise des griechischen Aorists ver-
gleicht, so wird man nicht zweifeln können, dass auch die Gebrauchs-
v^eisen des indischen Aorists auf ein Tempus der eintretenden Handlung
zurückgehen. lieber den iranischen Aorist handelt Bartholomae S. 222 ff.
Er giebt an, dass der iranische Aorist von dem griechischen nicht
wesentlich verschieden ist, nur dass der Iranier einen Theil dessen was
der Grieche durch den Aorist ausdrückt, noch durch das Imperfectum
bezeichnet, wovon schon oben die Bede war.
Hiemach muss man zu der Meinung konmieh, dass der griechische
Aorist der Hauptsache nach dem indogermanischen entspricht, wenn
auch der eine oder andere Typus dort noch nicht so ausgebildet gewesen
sein wird, wie im Griechischen. Das Indische dagegen hat den Gebrauch
des. Aorist wesentlich eingeschränkt , insofern es hauptsächlich den Ge-
brauch zeigt, welchen ich oben unter 4 erörtert habe.
Man darf also als indogermanischen Gebrauch folgenden ansehen:
der Aoriststamm bedeutet die eintretende Handlung, der Indicativ ver-
setzt diese in die Vergangenheit. Wie fem oder wie nahe die Ver-
gangenheit dem Sprechenden sei, wurde dabei nicht angedeutet.
Früher war man wohl der Meinung, dass die Modi des Aorists
auch etwas von Vergangenheit in sich enthielten, wenn auch in ver-
schiedenen Stärkegraden. Nur den Imperativ hat man wohl stets aus-
genommen. Wenigstens bedurfte es der kühnsten Sophistik, um in ihm
etwas von Vergangenheit zu finden. Der Gonj. und Opt. werden, wie
jeder zugiebt, unzählige Male so gebraucht, dass sie nichts von Ver-
gangenheit enthalten. Oder wie sollte man in conj. wie dU/ äye ol
TLul iyw diu ^eiviotf v 296 oder in opt. wie Tiaeiav Javaot ifiä 66nLQva
aotoi ßeXeaaiv A 42 irgend etwas von Vergangenheit finden können?
Soll man nun annehmen, dass diese Formen manchmal den Sinn der
110
Yergangetifaeit haben, manchmal aber nicht? Das Bichtige lehrt schim
die bisherige Betrachtung. Der conj. und opt. aorisü sind Modi der ein-
tretenden Handlung, weiter nichts, sie enthalten also keine BezeichnuDg
der Zeitstufe. Daher haben sie auch im Sanskrit und Zend niemals
einen temporalen Sinn, und ebenso wenig in den Hauptsätzen des Grie-
chischen. Sie kommen aber bei dem ausgebildeten Satzbau des Grie-
chischen bisweilen in solche Gedanken- und Satzconstellationen , dass
in sie der Sinn der Vergangenheit einzieht oder einzuziehen scheint
Namentlich ist das der Fall bei folgenden Gelegenheiten. In prioiischen
Belativ- und Gonjunctionssätzen scheint der conj. aor. den Sinn der
Vergangenheit zu haben z. B.
dg fiiv 3C£ ßdkj] TQijQiüva ^cileiav
/vdyvag deiQdfuevog TtelainBag ohuivde (peQeadw ^ 855.
Der Belativsatz heisst eigentlich nur: ,,wer die Taube treffen wird.^
Dass das Treffen dem Ergreifen des Preises vorhergehen moss, setit
das Verständniss des Hörers hinzu. Wenn wir nun diesen Umstand,
d^n jeder ohne Weiteres supplirt, auf einen pedantischen Ausdnid
bringen wollen, so können wir übersetzen ,,wer getroffen haben wird.'*
Es liegt dalm aber das fut exactum nicht im Aorist, sondern ist durch
uns aus der Situation in den Aorist hinein getragen. Wo diese
bestimmte Situation nicht vorliegt, hat ßdly daher auch nieht die Be-
deutung des fut. exactum, z. B. nicht in Verbindung mit f/i;. Dass in
solchen Satzconstellationen fast durchaus der Aorist gewählt wird, ist
natürlich, weil immer nur der Eintritt der Handlung, nie ihr Verlauf
vorgestellt werden soll. Im Sanskrit, wo die Unterscheidung der Aktionen
nicht mehr so fein ist^ wie im Griechischen, steht im gleichen Fall
auch das Präsens. Vermuthlich hat auch das Griechische in gewöhn-
licher Bede diesen Gebrauch gekannt, wenigstens liegt ein sicheres
Beispiel dafür vor in der bekannten Xuthias-In8chrift(Cauer 2). Xuthiaä
der Sohn des Philachaios bestimmt nämlich, dass nach seinem Tode
seine Kinder das von ihm im Tempel zu Tegea niedergelegte Geld haben
sollen, fünf*Jahre nachdem sie volljährig geworden sind, was in der
ersten Hälfte des Schriftstücks so ausgedrückt ist: rdtv rhcHov f^v
htei ia ithnt fhea ^ßOwL, also mit dem Präsens, schriftgemässer dano
in dem zweiten Theile, wo der entsprechende Passus lautet: irrti ta
ijßaaatvTv Ttewa firea.
Der Optativ kann den Sinn der Vergangenheit erhalten, wenn er
in der abhängigen Frage steht. So heisst es in der oben angezogenen
Stelle des Herodot hui^dkay xlva deikagop fuet' hjBlvov Xäoiy was zu
übersetzen ist: „wen er gefunden hätte/' Indess dieser Sinn kommt
111 —
<3em Xäov nicht als solchem zu, sondern nur insofern es Vertreter eines
^deg ist. Aus dem Satze €v rtva eldeg ist durch Personen- und Modus-
"verschiebung et rtva Xdot geworden und bei der Verschiebung ist der
iieinporale Sinn des Originals eldeg auf Ydot übergegangen. Diese Ver-
schiebung übrigens findet in den asiatischen Sprachen kein Analogen,
sondern ist eine specielle Errungenschaft des Griechischen.
Wie das Participium imd der Infinitiv dazu kommen, auch tempo-
ralen Sinn zu haben , wird bei dem verbum infinitum erörtert werden.
Der PrÜsensstamm.
Wie die oben angefahrten Beispiele zeigen , bedeutet der Präsens-
stamra im Griechischen die sich entwickelnde Handlung, und der
Gebrauch des Imperfectums im Sanskrit und Iranischen als Tempus der
Schilderung beweist zusammengenommen mit dem italischen Gebrauche,
dass dieser Sinn des Präsens proethnisch ist. Es Mgt sich aber, ob
diese Anwendung von Anfang an dem Präsens beigewohnt habe. Zwei
Thatsachen rathen dazu, diese Frage zu verneinen. Zunächst muss die
Tielförmigkeit in der äusseren Bildung des Präsensstammes aufTallen.
Im Griechischen unterscheidet man bekanntlich folgende Arten, das
Präsens aus der Wurzel zu bilden: tazi (eg), (p^QO^ev ((peg), (pevyoinev
(^(fvy), didofiev {do), oqwfjiev (oq), dd^vaftev (da^), lafißavöf.iev (laß),
Saio^ai (da), ßaayLo^ev (ßa). Sollten nun alle diese Bildungen, die
sämmtlich proethnisch sind, von Anfang an völlig gleichbedeutend
gewesen sein? Ist es nicht vielmehr an sich wahrscheinlich, dass ein,
wenn auch für unseren Sprachsinn feiner und schwer zu fassender
eigenthümlicher Sinn jeder einzelnen angehangen habe? Dazu kommt
die zweite Thatsache , dass nach Ausweis des Indischen, Iranischen und
Griechischen von einer und derselben Wurzel verschiedene Präsensstämme
gebildet werden konnten. Am reichlichsten ist diese Gewohnheit im
alten Indischen erhalten, wie aus meinem altindischen Verbum S. 171fr.
zu ersehen ist. Von der Wurzel bhar z. B. lautet das Präsens hhdrtt
hibharti und hhdrat% von dog däshti dägati dognöti. Dasselbe liegt im
Iranischen vor nach Bartholomae S. 119. Im Griechischen sind Doppel-
bildungen wie ßaivo) und ßdayuo gamicht selten. Eine Zusammen-
stellung derselben ist freilich meines Wissens noch nicht unternommen
worden. Wenn nun bhdrti bhdrati und hibha/rti wirklich von Anfang
an völlig gleichbedeutend gewesen wäre, so läge damit ein Luxus vor,
der schwer verständlich sein würde. Wir sind aber auch, abgesehen
von diesen allgemeinen Erwägungen in der Lage, es wahrscheinlich zu
machen^ dass hhärti eine specifische Bedeutung für sich hatte. Wenigstens
112
glaube ich es in meinem altindischen Yerbum sehr wahrsi^einliefa
gemacht zu haben, dass bhdrti ursprunglichst ein Präsens der ein-
tretenden Handlung war, und dass der sog. zweite Aorist d. i. Formen
wie iarri nichts Anderes sind, als Imperfecta von den^ Präsens der ein-
tretenden Handlung. Danach kann man es als wahrscheinlich ansehen,
dass im ältesten Indogermanischen das aus der einfachen Wurzel
gebildete Präsens (aber natürlich nur bei solchen Wurzeln , die über-
haupt mehrerer Actionen fähig sind) die eintretende Handlung aus-
drückte. Auch für eine andere Präsensbildung können wir noch einen
besonderen Sinn mit Wahrscheinlichkeit vermuthen, nämlich für das
Präsens auf -(ncft>, und zwar den inchoativen. Es würde also ßatnC
Id^i bedeuten: ^^setz dich in Bewegung und geh." Wie freilich mit
dieser Urbedeutung der iterative Sinn der bekannten Imperfecte und
Aoriste zu vereinigen ist, ist mir nicht klar.
Ist es somit sehr wahrscheinlich , dass das Präsens einst verschie-
dene Actionen in sich vereinigte , welche nur dadurch zu einem Tempus
vereinigt wurden, dass sie im Indicativ praes. das Nicht -Vergangene
ausdrückten, so ist doch zugleich zu constatiren, dass im überlieferten
Griechisch die Verschiedenheiten der Actionen bereits so gut vrie ganz
ausgeglichen sind, und das Präsens ein Tempus mit einheitlicher Action
geworden ist. Man könnte zwar in gewissen Einzelnheiten des Gebrauches
noch einen Anklang an den uralten Zustand finden, aber bei näherer
Betrachtung erweist sich diese Ansicht doch als bedenklich. Man
könnte geneigt sein, in dem gelegentlichen aoristischen Gebrauch von
^ und e(pri etwas Uraltes zu finden. Aber eifu und g>r]fd gehören ja
gerade zu jenen Wurzeln , die nur einer Action fähig sind und gerade
sie sind also unfähig einen Aorist zu bilden. Wenn also ijy und ^jft^
aoristisch gebraucht werden , so geschieht das bei f/v nur weil dasjenige
Verbum subst., das eines Aoristes föhig war, nämlich Ihü im Grie-
chischen als solches verschwunden ist , und bei i'qifj wird Anlehnung an
eOTtj und Genossen anzunehmen sein. Etwas anders steht es mit den
drei Formen IxAvc, ^xgae und eTtlero. Dass eulve und ^Qoe in syntak-
tischer Beziehung Aoriste sind, kann nicht bezweifelt werden, und
auch bei enkeo eTtlero TteqiTtXSfisyog u. s. w. scheint mir dieselbe Auf-
fassung nothwendig. Der sogenannte präsentische Gebrauch, wie vlg daig^
%ig de SfuXog &J' cWActo a 225 (vgl. Krüger Poet.- dial. Synt. § 53, 2
Anm. 3) spricht entschieden für die Auffassung als Aorist. Es wird
also zu erwägen sein, ob die genannten Formen nicht auch formell als
Aoriste gefasst werden müssen. Dass bei nachhomerischen Dichtern
Formen wie iMeiv vorkommen , würde dabei nicht in Betracht kommen.
113
Ich finde es also am Qeratheosten, die Erledigung der Frage, ob solche
Formen, welche im Formensystem als Imperfecta bezeichnet werden
müssen y aoristisch gebraucht werden können, zu verschieben, bis uns
eine homerische Formenlehre vorliegen wird.
Es ist ferner vermuthet worden, dass der Aiturische Gebrauch von
eifAL tdofjtai Ttiofnai sich aus dem umstände erkläre, dass ei^t. u. s. w.
ursprünglich Präsentia der eintretenden Handlung, oder wie man es in
der slavischen Grammatik ausdrückt, perfective Yerba gewesen seien.
Wie nun im Slavischen alle diese Präsentia in der Begel futurischen
Sinn angenommen haben, so sei auch elfit darum futurisch geworden,
weil es ursprunglich perfectives Präsens gewesen sei (vgl. Curtius Ver-
bum 2, 290, Brugman in Bezzenbergers Beiträgen 2, 251). Aber diese
Argumentation ist wenigstens für die in Frage stehenden Verba hin-
fällig. Denn sowohl ad als i gehören zu den Wurzeln, die von Anfang
an nur durativen Sinn gehabt haben. Für ad verweise ich auf S. 93,
und was i betrifft, so genügt es darauf hinzuweisen, dass i im Sanskrit
bei Umschreibungen geradezu gebraucht wird, um eine dauernde conti-
nuirliche Handlung auszudrücken, z. B. a^ir dahaii heisst „das Feuer
brennt,'' aber agnir ddhann eti „das Feuer überzieht mit Brand.^^ So
könnte also höchstens ttfjiv seine Futurbedeutung in Anlehnung an
ältere jetzt verschwundene perfective Präsentia derselben Form erhalten
haben.
Es wäre also als Besultat dieser Untersuchung anzusehen, dass
zwar unzweifelhaft im Indogermanischen ein Präsens der eintretenden
Handlung vorhanden gewesen ist, dass es aber unentschieden bleibt,
ob jioch sichere Spuren dieses Zustandes sich im Griechischen erkennen
lassen.
Was nun den Gebrauch der einzelnen zum Präsensstanmi gehörigen
Formen betrifft, so bemerke ich hinsichtlich des Indicativ Präs., dass
das historische Präsens welches bei Homer nicht vorhanden ist, in der
Ausdehnung wie es im Griechischen gebraucht wird, jedenfalls als eine
griechische Errungenschaft angesehen werden muss. Dass ein Präsens
von vergangenen Dingen in besonders lebhafter Erzählung gebraucht
wird, ist so natürlich, dass man eine gelegentliche Anwendung des
Präsens in diesem Sinne schon far das Indogermanische wird voraus-
setzen müssen. So viel ich sehe, wird aber namentlich bei griechischen
Historikern das Präsens historicum auch dann verwendet, wenn keine
besondere Lebhaftigkeit des Ausdrucks angestrebt wird, z. B. JaQeiov
yuxl Ilaqvaattdog yiyvovxai naideg (Wo. Ob dieser Gebrauch schon
genügend beobachtet worden ist, ist mir nicht bekannt.
Delbrflok, aynUkt. Forach. IV. 8
114
lieber das Imperfectum ist schon in Verbindung mit dem
Aorist gehandelt worden. Es ist daselbst gezeigt, dass das Imper-
fectum das altüberlieferte Tempus der Erzählung ist, dass aber im
Griechischen der Aorist demselben immer mehr Terrain abgewonnen
hat. Man darf also in solchen Imperfecten, wie ileysy an deren SteDe
man nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch eher einen Aorist erwartet,
eine Antiquität sehen.
lieber das Imperfectum, welches wir durch ein Plusquamperfectum
wiedergeben, s. oben S. 97.
Siebentes Kapitel
Die Modi.
ConjonetiT und Optativ.
üeber den Gonj. und Opt. des Sanskrit und Griechischen habe ich
im ersten Bande meiner Syntaktischen Forschungen gehandelt. Meine
Auffassung der beiden Modi hat von vielen Seiten Beifall gefunden ^ ist
aber auch entschieden zurückgewiesen worden, von Ludwig Agglutination
und Adaptation S. 77 ff., und namentlich von Abel Bergaigne de con-
junctivi et optativi in indoeuropaeis linguis informatione et vi anti-
quissima, Lutetiae Parisiorum 1877. Da die Streitfragen, um die es
sich hierbei handelt, zum grössten Theile jenseit der Grenzen dieser
Arbeit liegen^ so begnüge ich mich damit, dieselben kurz zu berühren,
und erörtere sodann die Frage , welche Gebrauchsweisen des griechischen
Conj. und Opt. als proethnisch angesehen werden müssen.
Ich war von der Voraussetzung ausgegangen, dass dem Gebrauch
jedes Modus ein einheitlicher Begriff zu Grunde liege. Bergaigne macht
dagegen geltend, dass wahrscheinlich ein Modus von Anfang an in ver-
schiedenem Sinne gebraucht werden konnte, indem er vermuthet „modis
primitus, nuUo conjunctivi et optativi discrimine habito sensus declara-
tos fuisse omnes qui non in meram afifirmationem redeunt, exceptis
tantum exquisitionibus illis qui non oriri potuerunt, nisi e longa quum
sermonis tum mentis cultura.^' Es ist nicht in Abrede zu stellen , dass
wir in der Geschichte mehrerer (vielleicht der meisten) grammatischen
Formen mit Sicherheit nicht weiter zurückgehen können, als bis zu
einer Mehrheit von Gebrauchstypen, aber dass diese Mehrheit zugleich
das Anfängliche sei , muss nach dem was wir sonst über die Bedeutungs-
entwickelung an der Sprache beobachten können, als unwahrscheinlich
bezeichnet werden.
Ich habe ferner angenommen, dass conj. und opt. wie von Anfang
an gesonderte Formen , so auch von Anfang an gesonderte Bedeutungen
gehabt haben. Bergaigne fuhrt gegen diese Voraussetzung die That-
8*
116 —
äache in's Feld , dass im ältesten Sanskrit die Scheidung der Modi nock
nicht so consequent durchgeführt sei, \ne im Griechischen, und schliegst
daraus, dass man bei immer tieferem Bohren auf eine Sprachsehidit
kommen werde, in welcher die Scheidung noch garnicht begonnen habe.
Ueber den Gebrauch im Sanskrit liegt mir jetzt ein viel reicheres Ma-
terial, namentlich aus der alten Prosa vor, aus dem sich, wie mir
scheint, ergiebt, dass die grössere Freiheit im Gebrauch der Modi, die
wir im Veda finden , nur zu einem Theil auf das höhere Alter desselben,
zum anderen Theil aber auf die Eigenthümlichkeit der literatorgattang
zu schieben ist. Indessen, wie man auch hierüber urtheilen mdge, so
viel steht fest, dass nicht wenige Gebrauchstypen des couj. und opt
sich im Sanskrit, Iranischen und Griechischen in solcher Ueberein-
stimmung vorfinden, dass sie aus historischer Gemeinsamkeit erklärt
werden müssen. Es muss also angenommen werden, dass schon in der
Grundsprache eine Anzahl von verschiedenen Typen des Conjonctiv-
uud Optativgebrauchs vorhanden waren. Ob man nun für eine noch
weiter zurückliegende Zeit der Ursprache einen anderen Zustand an-
nehmen will,, hängt mit der Frage zusammen, wie man sich die
Beziehung von Form und Bedeutung denkt Mir erscheint es nach wie
vor natürlich, für verschiedene Formen auch verschiedene Bedeutungen
anzunehmen. Wie gross freilich der Verschiedenheitswinkel in urältester
Zeit gewesen sei, können wir nicht mehr berechnen.
Ich habe sodann angenommen , dass der einfache Satz älter sei als
der zusammengesetzte, und dass mau daher die älteste Bedeutung der
Modi nur in den einfachen unabhängigen Sätzen suchen dürfe. Bergaigne
seinerseits leugnet, sermonem unquam subjectis sententüs caruisse.
Ohne mich hier auf die Geschichte der Sätze einlassen zu wollen, con-
statire ich nur, dass es schwierig ist zu entscheiden, wie alt gewisse
Typen der Nebensätze sind. Es ist deswegen durch die Vorsicht
geboten, den Grundbegri£r eines Modus nicht in einer Satzart zu suchen,
die möglicherweise jung ist. Sicher indogermanisch aber sind die ein-
fachen Hauptsätze, und sie sind daher das natürliche Feld für die Auf*
suchung der Grundbegriffe.
Endlich habe ich als Grundbegriff des Conjunctivs den Willen, als
Grundbegriff des Optativs den Wunsch angenommen. Ich gebe jetzt zu,
dass ich nicht vermag, den Begriff des Willens oder einen anderen
Grundbegriff mit der Form des Conj. in einen etymologischen Zusammen-
hang zu bringen, und auch die Analyse der Optativform steht nicht so
fest, dass ich auf ihr ein syntaktisches Gebäude errichten möchte. Es
bleibt also nur übrig, die Grundbegriffe aus der Betrachtung der
117
Oebrauchsweisen zu gewinnen, wenn man nicht vorzieht, auf diesen
Versuch überhaupt zu verzichten. Unternimmt man den Versuch der
Darstellung von einem Grundbegriff aus, so wird man sich, glaube ich,
immer noch am meisten durch meine Formulimng Wille und Wunsch
befriedigt fühlen. Eine andere Möglichkeit wäre, in beiden Modi den
futarischen Sinn zu finden, und zwar im Gonj. die Bezeichnung der
nahen, im Opt. die der ferneren Zukunft. Unter dieser Voraussetzung
musste die von mir Synt. Forsch. I. gewählte Anordnung gänzlich um-
gestaltet werden.
Nach diesen Vorbemerkungen untersuche ich, welche Gebrauchs-
weisen des Conjunctivs und Optativs als proethnisch zu gelten haben.
Wenn ich dabei nur die Hauptsätze berücksichtige, so geschieht dies,
weil noch nicht eingehend genug untersucht ist, inwieweit auch die
Ausbildung der Nebensätze etwa schon in die vorgriechische Zeit zu
verlegen ist. Zur Vergleichung gelangen dabei nur das Sanskrit (in
meinen Synt Forsch. I.) und das Iranische (bei Bartholomae S. 182 ff.,
der sich meiner Auffassung und Anordnung grösstentheUs angeschlossen
hat), weU nur in diesen beiden Sprachen die beiden Modi ebenso
getrennt erhalten sind, wie sie im Indogermanischen waren.
Im Gebrauch des Conjunctiv*s ist proethnisch der Gonj. des
Wollens in der ersten sing, und der Aufforderung in der ersten pl.
(Synt. Forsch. I, 109 ff.). In der zweiten und dritten Person wurde,
wie die Uebereinstimmung des Sanskrit, Iranischen, Lateinischen zeigt,
der Gonj. im Indogermanischen auffordernd gebraucht, dem Imperativ
sehr nahe kommend, oder sich mit ihm deckend. Dieser Gebrauch ist
im Griechischen fast verloren. Dass er einst vorhanden war, habe ich
Synt. Forsch. 1 , 20 aus dem Gebrauch mit ia/j , in Nebensätzen, und in
den verwandten Sprachen mit Recht gefolgert. Auf der Beweisfähig-
keit der Stelle Soph. Phil. 300 mag ich nicht mehr bestehen, da die
TJeberlieferung des Sophocles sehr mangelhaft ist. Dagegen ist seit
dem Erscheinen des ersten Bandes der Synt. Forsch, eine Inschrift aus
Elis zu Tage getreten, in welcher dieser Gebrauch des Gonj. unzweifel-
haft erscheint. Es ist das Ehrendecret far Ja^jiGP^atriq aus Tenedos
(CauerNr. 116), in welchem es heisst: tö de ipaq)tO(Jia tö yeyovdq cbco
%ctq ßwl&q yQag>iv iy xdX-MDiJUx avated'^ h %ö laqbv td Jl6q t(ü
^^Olv^Tcio)' was nur übersetzt werden kann „das Dekret soll aufgestellt
werden" und weiterhin: TteQt di tö) d7toa%akäfiev toZq Tevedioiq %ö
ytyovbq yjdq)iaf4a eTtcfukeicaf notrjcnat NvMqoijloq b ßwXoyQdq>OQy wo
noiijatai gleich uovrfsr[iiai ist und ijci/nileiav jcoi^cciai zu übersetzen:
Nikodromos soll Sorge tragen. Dass diese Auffassung die einzig
118
mögliche ist, erkennt auch Kirchhoff Archäologische Ztg. 75, 186 an
mit den Worten: „der conj. aor. dvccted'^ steht hier wie TrotTJarm
augenscheinlich ganz im Sinne eines positiven Imperativs/^ Es ist nicht
zu bezweifeln, dass dieser Gonjunctiv * Typus im Griechischen ausstarb,
weil der Imperativ dem Bedürfniss genfigte ^ es ist aber sehr interessant
zu sehen, wie der alte Qebrauch noch nach Alexanders des Grossen
Tode in einem Dialekt auftaucht. Froethnisch ist femer die Yerbindimg
von fi^ (md) mit dem Conj. des Wollens , während bei dem Aitmischen
Conj. die andere Negation nä im Sanskrit, ov im Griechischen steht
lieber fii^ tnd wird noch beim Imperativ gehandelt werden. Ebenso ist
proethnisch der Conj. in dubitativen und deliberativen Fragen. Indische
Belege für diejenige Form der Frage, welche Synt. ForscL I, 186 nodi
unbelegt blieb, finden sich in der alten Prosa, z. B. 9ät. Br. 2, 2, 4, 6:
sd vy äcikitsaj juhavdni? iti er überlegte, soll ich opfern?
Im Gebrauch des Optativs ist proethnisch der Opt. des Wunsches
in seinen verschiedeneu Nuancen, und ebenso der Optativ im Aassage-
satz, den ich als futurischen bezeichnet habe (Synt. Forsch. I, 200 f.)
von dem der sog. Optativ der gemilderten Behauptung eine ünterab-
theilung bildet. In v^ie weit dieses letztere ausserhalb des Griechischen
anzuerkennen sei, darüber möchte ich mir kein bestimmtes Urtheil
erlauben. Jedenfalls ist die reiche und feine Verwendung gerade dieses
Optativs eine Specialität des Griechischen. Dass auch der Gebraach
des Optativs in Fragesätzen proethnisch sei, ist Synt Forsch. I, 245 ff.
gezeigt.
Es kann hiernach nicht zweifelhaft sein, dass Conj. und Opt. als
getrennte Modi im Griechischen ein indogermanisches Erbtheil sind,
und dass die Gebrauchstypen, welche wir in griechischen Hauptsätzen
finden, wesentlich schon im Indogermanischen vorhanden waren.
Auf das Detail gehe ich hier nicht näher ein, da ich Synt. Forsch. L
ausführlich über Conj. und Opt. gehandelt habe, und das was ich jetzt
an dieser Arbeit zu ändern und zu bessern finde, lieber einer anderen
Gelegenheit vorbehalte.
Der Imperati?.
Nur drei Personen des Imperativs haben eigene Formen, die
zweite Sing., die dritte Sing, und die dritte Flur. Die zweite Sing.
hat im Sanskrit drei Formen, z. B. hJmra (^e^), grudhi {%kf)^i) and
hhdrcUdd. Die letztere unterscheidet sich von bhdra so wie amato von
ama, wie ich Synt. Forsch. III, 2 ff. nachgewiesen habe. Im Griechi-
schen ist die Form auf -tad bekanntlich nur in den Glossen q>a%€ig nnd
119
iXS-et&g (wenn der Acoent so richtig ist) erhalten. Offenbar ist die
Form sonst verloren gegangen, weil kein Bedurfniss vorlag, den alt-
überlieferten Bedeutungsunterschied fest zu halten. Vielleicht trag zur
Verdrängung der Form auch der Umstand bei, dass der Gebrauch des
Infinitivs sich in einer Weise entwickelt hatte, dass er dem Gebrauch
der Form auf -rwg ganz nahe kam oder völlig entsprach. Die dritte
Sing, lautet im Sanskrit nur auf - tu woneben , wenn auch selten, eben-
falls die Form auf - täd erscheint. Das Griechische tw entspricht diesem
"fad.
In der dritten Pluralis hat das Indische -n^u, dem im Griechi-
schen nichts entspricht^ so wenig wie dem -tu des Singulars. Die
Endung -vtcü (so ist die ältere Form), beruht wohl auf Nachbildung
des Singulars.
Aus dem umstand, dass die Bezeichnung der Personen durch die
Sufßxe nicht reinlich abgegrenzt ist, zusammen mit der Thatsache, dass
so wenig Suffixe vorhanden sind, darf man vielleicht den Schluss
ziehen, dass die Imperativformen ursprünglichst nicht auf bestimmte
Personen bezogen wurden, sondern Infinitiv artige Bildungen waren, bei
deren Gebrauch man die Person , auf welche sich der Befehl bezog,
nicht ausdrückte (vgl. Brugman, Morphologische Untersuchungen 1, 163).
Jedenfalls hat aber die Yertheilung auf die Personen schon in indoger-
manischer Zeit begonnen, und ebenso die Ergänzung der nunmehr
fehlenden, üeber diese ergänzenden Formen ist schon oben (S. 68)
eine Andeutung gegeben worden. Es muss auffallend erscheinen, dass
die zweite und dritte Dualis und die zweite Pluralis im Sanskrit den
sog. unechten Goiyunctiven , d. i. beim Präsensstamme den Imperfect-
formen ohne Augment völlig gleichen. Dasselbe ist im Griechischen bei
Iveroy und löere der Fall, xmiXvhmv ist von ^Xvhrpf nur in einer Weise
verschieden, die spätem Ursprungs sein kann. Ich glaube also in der
That; dass diese Formen identisch sind, und der Imperativ zusammen-
gesetzt ist aus den alten Imperativformen als erster Schicht, und den
sog. unechten Gonjunctivformen als zweiter.
Was die Yertheilung auf die Tempusstämme betrifft , so finden wir
in den asiatischen Sprachen fast nur den Imper. Präsentis. Namentlich
ist beachtenswerth , dass das Sanskrit den Imper. des S- Aorists^ der in
der vedischen Sprache nur in ganz wenigen Exemplaren vorhanden ist,
in der ältesten Prosa bereits gänzlich aufgegeben hat. Man braucht
daselbst in der positiven Aufforderung stets den Imp. praes., in der
negativen den unechten Conj. äor. (selten den Gonj. praes.), z. B. (^e^i,
Br. 3, 2, 4, 11 heisst es: „der Geist befiehlt ier Stinmie'^ itthäffi vada
120
„sprich so," oder md etdd vodth „sprich nicht so." Wenn man nim
die ganz absonderliche Bildung der zweiten sing, im Aorist act nnd
med. im Griechischen bedenkt, die jedenfalls nicht alt ist, so liegt die
Vermuthung nahe, dass erst das Griechische den Imper. aoristi, der
in indogermanischer Zeit kaum äuge wendet wurde, zu einem käufig
gebrauchten Modus erhoben hat
Von dieser Grundlage aus lassen sich nun wohl auch die Verbin-
dungen von f4:i^ verstehen. Wie kommt es , dass (Jii^ wohl mit dem Imp.
präs., aber sehr selten mit dem Imper. aoristi, dagegen so gut wie nie
mit dem Gonj. präs., aber so sehr häufig mit dem Gonj. aor. verbanden
wird ? Zur Lösung dieses Bäthsels scheint mir eine Beobachtung dienen
zu können, welche Grassmann über den vedischen Gebrauch von md
gemacht hat. Es wird ausnahmslos mit dem unechten Conjonctiv, nie
mit den wirklichen Imperativformen verbunden. Es diente also
wahrscheinlich der Imperativ ursprünglich nur der posi-
tiven Aufforderung, bei negativen Aufforderungen gebrauchte man
md mit dem unechten Gonj. Im ältesten Sanskrit hat sich dies Ver-
hältniss erhalten, im Griechischen dagegen dehnte sich, da der gesammte
Imperativ (erster uud zweiter Schicht) als eine einheitliche Formation
empfunden wurde, die Verbindung mit fxi^ von der zweiten Schicht bei
der sie überliefert war, auch auf die erste aus. Da nun der Imperativ
präs. von allem Anfang an im Griechischen eine geläufige Form war,
so befestigte sich als dauernder Typus die Gonstruktion von fv^ mit dem
Imper. präs. Der Imper. aoristi dagegen war, wenn die oben ange-
deutete Hypothese Grund hat, im allerältesten Griechisch so gut wie
nicht vorhanden. Man musste desshalb beim Aorist um ein Verbot u.
dgl. auszudrücken , zum Gonjunctiv mit fuj greifen , und so entstand als
ein zweiter fester Typus jui^ mit dem Gonj. aoristi. Als nun der Impe-
rativ aoristi später häufiger wurde, war der Gonjunctiv -Typus schon
so eingelebt, dass ein Imperativ mit /äjIj fast garnicht dagegen aufkommen
konnte. Es scheint mir also, dass die Bevorzugung des Imperativs im
Präsensstamme und des Gonjunctivs im Aoriststamme keinen logischen,
sondern einen historischen Grund hat.
Achtes Kapitel.
Das Terbum Infinltum.
Hinsichtlich des Infinitivs ist neuerdings eine so grosse üeber-
einstimmang der Ansiebten erzielt worden, dass ich mich damit begnügen
kann, in einer kurzen Skizze^ wesentlich im Anschluss an Wilhelm, de
infinitivi forma et usu Eisenach 1872, Jelly, Geschichte des Infinitivs
München 1873 u. a. einen Ueberblick über die Geschichte des Infinitivs
zu geben.
Im Veda giebt es einen Dativ vidmdne von dem Stamme vidmdn^
Wissen, Weisheit, und daneben einen Instr. vidmdna. Der Dativ vid-
mdne erscheint nur in der Yerbindung mit prichdmi z. B., Bv. 1, 164, 6
kavtn prichami vidmdne ^^ich frage die Sänger zum Wissen/* Wenn
Grassmann vidmdne als Infinitiv bezeichnet, so geschieht das nicht
sowohl, weil man statt „zum Wissen** geschmeidiger übersetzt „um
zu wissen,** sondern weil im Griechischen das entsprechende fidfievat
Infinitiv ist Für das Griechische wird auch niemand die Bichtigkeit
dieser Bezeichnung bezweifeln, und wir hätten also die merkwürdige
Thatsache zu verzeichnen, dass die gleiche Wortform im Sanskrit als
Dativ eines abstrakten Substantivums, im Griechischen als Infinitiv
bezeichnet wird. Durch die neueren Untersuchungen ist nun gezeigt
worden, dass in diesem Falle das Sanskrit den ursprünglichen^ das
Griechiche den weiter entwickelten Zustand zeigt, und man ist auch im
Stande, den Gang der Entwickelung zu verfolgen, und 7war im Indischen
selbst Es giebt im Sanskrit u. a. eine von uns als Infinitiv bezeichnete
Form davdney welche mit dem griechischen do€vav (kyprisch ddfevai)
identisch ist. Diese unterscheidet sich von dem oben besprochenen
vidmdne dadurch, dass neben davdne kein anderer Casus von dem
Staomie davdn vorkommt, dass also der Dativ isolirt ist, und femer
dadurch, dass neben davdne „zum Geben** die Gabe zwar auch im
Genitiv stehen kann, z. B. davdne vdsünäm „ zum Spenden von Gütern,**
dass aber doch auch die verbale Construction eintreten kann, z. B.
122
bhüri äävdne „zum Geben Vieles, um Vieles zu geben." Was wir an
davdne gezeigt haben , lässt sich auch an anderen Beispielen nachweisen,
und somit der Satz begründen: Gewisse Formen, welche wir InfinitiTe
nennen, sind ursprünglich Dative von abstrakten Substantiven, welche
sich von den Dativen anderer Substantive nur dadurch unterscheiden,
dass sie verbale Construction haben können, und dass neben ihnen selten
andere Casus von demselben Stamme gebildet werden. Somit ist der
Infinitiv in dem bisher beschriebenen Sinne nichts als eine syntaktische
Kategorie.
Mit den indischen Formen auf -rndne sind nun die griechischen
auf "ixsvai identisch, und mit denen auf -vdne die griechischen auf -wu
(wie Gurtius Verbum 2, 96 ff. sehr wahrscheinlich gemacht hat). Die
Inf. auf '(Aev sind höchst wahrscheinlich Locale derselben Stämme, von
denen die auf -lievoti Dative sind.
Es sind also auch diese griechischen Infinitive genau so wie die
indischen zu beurtheilen, nur dass die Entwickelung in Griechenland
noch einen Schritt weiter gegangen ist, insofern jede Erinnerung an die
Substantivnatur von Formen wie döfievat geschwunden ist, sie also im
Bewusstsein der Sprechenden gänzlich auf die verbale Seite herüber-
gezogen sind, und also auch eine Verknüpfting mit den verschiedenen
Stämmen des Verbums stattfindet. Indem döfiemt gänzlich als Verbal-
form betrachtet wird, tritt es in innerliche Beziehung zu dovgy idoacof
u. s. w., und so gut nun neben sdoaav ein dwaovci besteht, so gut
bildete man auch neben döfievat ein dtoaifievat u. s. w.
Etwas anders als mit den bisher erwähnten Inf. auf -fievacy -/i£v
und -vat steht es mit denen auf -ad-av^ welche mit den indischen auf
'dhyai identisch sind (wenn man auch über das a verschieden urtheilen
kann) und mit denen auf -etv, von denen Gurtius es neuerdings wahr-
scheinlich gemacht hat, dass sie mit dem indischen Inf. auf -sant der
Form nach übereinstinunen. Die Inf. auf ^ dhyai und -sotit verdienen
auch vom Standpunkt der griechischen Terminologie aus durchaus den
Namen von Infinitiven, einmal insofern sie nur verbale Gonstmktion
zeigen, dann insofern sie auch Imperativisch gebraucht werden können,
und endlich insofern sie aus mehreren verschiedenen Tempusstänunen
gebildet werden können , so hat man z. B. stfimshdni von einem Prä-
sensstamme mit na , pibadhyai von einem aus der verdoppelten Wurzel
bestehenden Präsensstanmie, und vübvridhddhyai von einem Perfectstamme.
lieber die Etymologie dieser Formen, können wir nicht mit solcher
Sicherheit urtheüen, wie bei der ersterwähnten Gruppe^ doch ist wahr-
scheinlich, dass der Inf. auf -dhyai Dativ, der auf -sani Localis eines
123
Sabstantiyums sei. Jedenfalls aber war schon in der Grundsprache
jeder innere Zusammenhang dieser Bildungen mit irgend welchen Nomi-
nftlstämmen verloren, sie waren bereits in der Grundsprache da ange-
kommen, wo wir im Griechischen döficvat u. s. w. finden.
Demnach darf man behaupten, dass die Formen auf -o&av und
-eiv als fertige, die auf 'IxbvqLj -fiev, -hvat als werdende Infinitive in
das Griechische übergegangen sind.
Wie ist nun die weitere Entwickelung im Griechischen gewesen?
Zunächst sind auch die noch nicht fertigen Infinitive zu fertigen gemacht
^worden , und ist damit eine völlige Egalisirung der verschiedenen Arten
des Infinitivs , die im Sanskrit noch nicht vorhanden ist , und also auch
in der Grundsprache noch nicht vorhanden war, herbei geführt worden.
Sodann ist die Angliederung der Infinitive an die verschiedenen Tempus-
stänmie vollendet worden. Schon im Sanskrit zeigt sich dieselbe im
Beginn, wie man am bequemsten in meinem altindischen Yerbum
S. 221 ff. übersehen kann. Daselbst zeigt sich mehrfach eine Be-
ziehung zum Präsensstanun , vereinzelt eine solche zum Perfectstamm
(yavridhddhyai) und wohl auch zum Aoriststamm. Wenigstens scheint
mir jetzt wahrscheinlich, dass jishe als Inf. aor. aufeufassen sei, vom
Aorisstamm jish- ebenso gebildet wie drige etc. aus der Wurzel, und
zwar auf dem Wege der Nachbildung. Im Griechischen entspricht
JiJüa-at (denn der Aoriststamm ist Iva-, nicht kvaa). Von einem Inf.
fiit findet sich im Sanskrit noch keine Spur. Dabei versteht es sich
von selbst, dass der eigenthümliche Sinn der Tempusactionen sich auch
in dem Infinitiv spiegelt, was namentlich wegen des Inf. aor. bemerkt
zu werden verdient Dass derselbe nicht etwa ursprünglich den Sinn
der Vergangenheit hat, sondern ihn nur unter gewissen Umständen an-
nehmen kann , hat Gapelle in dem gleich zu erwähnenden Jahresbericht
S. 113 ff. bei Gelegenheit der Besprechung einer Arbeit von Ca valiin
gut entwickelt. Eine völlig selbständige That des Griechischen ist die
Stempelung des Inf. auf -ad'ai zum medialen Infinitiv und damit die
vollständige Einverleibung des Infinitivs in das System des Yerbums.
Dass der Infinitiv als Nomen mit dem Genus des Yerbums nichts hat
zu thun haben können, ist oft auseinander gesetzt (z. B. von Bopp,
Ygl. Gr. III. § 868) , dass aber , nachdem er völlig verbal geworden
war, auch die Kategorie des Genus verbi auf den Inf. angewendet
worden ist, darf nicht Wunder nehmen. Dass gerade die Form auf
-a^at medialen Sinn erhielt, lag sicherlich an ihrer an die Medial-
formen erinnernden äusseren Gestalt
124
üeber die Weiterentwickelang der ursprünglichen Casusbedeutung
des Infinitivs bat sich C. Capelle in dem Jahresbericht über die neueren
Arbeiten auf dem Gebiete der homerischen Syntax Philologus XXXYIL
Bd. 1. S. 89 jBT. in einer Weise ausgesprochen, der ich in allem Wesent-
lichen beistimme. Ich beschränke mich daher auf einige wenige Be-
merkuDgen.
Mit Becht sagt Capelle dass sich in dem finalen und oonsecutiven
Infinitiv bei Homer der älteste Qebrauch dieser Form zeige (S. 95).
Geht doch dieser <}ebrauch deutlich wBontk auf den dativischen ürsinn
des Infinitivs (der den locativischen Bestandtheil in sich angesogen hat),
zurück. Aus dem dativischen Sinn geht auch der Imperativische Gre-
brauch hervor (vgl. a. a. 0. S. 111), der, wie die Uebereinstimmung des
Altindischen bei den Formen auf "dhyai und -sani zeigt, so gut wie
der finale und consecutive Gebrauch proethnisch ist Im ältesten San-
skrit sieht man deutlich , wie durch einen sog. Imperativischen Infinitiv
einfach die Handlung als ein zu erstrebendes Ziel hingestellt wird, wo-
bei die redende Person selbst oder eine zweite oder dritte als handelnd
gedacht werden kann. Wir übersetzen z. B. die Worte Bv. 1, 27, 1
d{^am nd tva vdravantam vandädhyai ich will dich rühmen wie ein
langgeschweiftes Boss, dagegen 6, 15, 6 agnim - agnim vah saitmdka
duva^ata priydm -pHyain vo dtithitn grimshdni verehret jedes Feuer
mit Holz, preiset euren lieben Gast. Ist eine dritte Person genannt,
so steht sie im Nominativ, z. B. fjandm dyaur . . abhi prabhüshdm
beim Opfernden soll sich Dyaus einstellen 10, 132, 1. Es würde
nützlich sein, wenn der Gebrauch des imperativen Infinitivs im
Indogermanischen monographisch dargestellt wurde. Dabei würden
namentlich auch die den Inf. auf -dhyal entsprechenden Zendformen zu
betrachten sein. Von Interesse ist auch die Bedeutungsnüance dieses
Infinitivgebrauches bei Homer. Wie Dr. Gädicke beobachtet hat, wird
der Inf. bei Homer meist im Sinne des Imperativs Futuri gebraucht
Die Gonstruction des acc. cum inf. kennt das Sanskrit nicht, sie
war also auch in der Grundsprache nicht vorhanden, üeber die Ent-
stehung derselben theile ich im Wesentlichen die Anschauungen, welche
Gurtius in den Erläuterungen zu seiner griechischen Schulgnunmatik ent-
wickelt hat. Wie bedeutungsvoll die Erwerbung dieser Gonstruction für
die griechische Bede geworden ist , kann man namentlich dann ermessen,
wenn man bedenkt, dass die im Griechischen so unendlich häufig gebrauchte
oratio obliqua erst auf dieser Grundlage möglich geworden ist
Die Verbindung mit üare (/ 42 , q 21) ist natürlich erst möglich
geworden, nachdem durch die acc. cum inf. die Vorstellung entstanden
— - 125
ivar, (lass der Infinitiv so zu sagen das verbum finitum eines abhängigen
Satzes sein könne.
Als ein wichtiges historisches Resultat der vergleichenden Betrach-
tung halte man namentlich fest, dass der acc. cum inf., mithin auch die
gesammte indirecte Bede eine Errungenschaft der Griechen ist.
Participia d. h. Adjectivbildungen von einem Tempusstamme
mit gewissen eigenthumlichen Suffixen gab es im Indogermanischen von
allen vier Tempusstämmen, und zwar in activer und medialer resp.
passiver Bedeutung. Ausserdem scheinen gewisse Adjective, die mittels
der Suffixe - ta und - na aus der einfachen Wurzel hergeleitet sind , im
Sinne eines part. perf. pass. verwendet worden zu sein. Dieselben sind
aber im (rriechischen, weil das part. perf. med. genügte^ ausser Gebrauch
gekommen. Ob das part. aor. in der Ursprache in so häufigem Gebrauch
üvar, wie im Griechischen, ist sehr zu bezweifeln. Im Sanskrit und
Iranischen ist es so gut wie garnicht vorhanden. Es scheint vielmehr,
als müsse die häufige Verwendung dieses Participiums als eine Errungen-
schaft des Griechischen angesehen werden. Es unterliegt keinem Zweifel,
dass durch den Besitz dieses Participiums das Griechische einen Vorzug
vor allen indogermanischen Sprachen besitzt, der durch die damit wett-
eifernden Bildungen anderer Sprachen, z. B. des Sanskrit, nicht erreicht
vrird. Das Sanskrit bedient sich da wo die Griechen dieses Participium
gebrauchen, der viel ungelenkeren Absolutiva, Wenn die Inder z. B.
einen Satz mit tdd uktvd „so gesprochen habend ^^ eig. „nach Sprechung
dieses*^ an den vorhergehenden anknüpfen, so lässt sich aus uhtvd
nicht entnehmen, ob einer oder mehrere, ob ein Masc. oder ein Fem.
gesprochen hat, was doch bei elTtiaVy ehcövreg, elnodaa der Fall ist.
Der griechische Satzanschluss ist also bei weitem fester als der indische.
Die Participia haben natürlich den Sinn ihres Tempusstammes, was
bei allen, ausser dem part. aor. ohne Weiteres klar ist. Dass dieses
aber auch nur scheinbar den Sinn der Vorvergangenheit, in Wahrheit
vielmehr den Sinn der eintretenden Handlung enthält, ist von Gurtius
(Erläuterungen u. s. w.) in einer Weise ausgeführt worden, der ich nichts
hinzuzusetzen habe.
üeber den absoluten Gebrauch des Participiums in der Gonstruction
der sog. genetivi absoluti habe ich früher falsch geurtheilt. Classen
Beobachtungen über den homerischen Sprachgebrauch (Frankfurt 1867)
hat in völlig überzeugender Weise nachgewiesen, dass dieser Gebrauch
sich erst im Griechischen entwickelt hat.
Neuntes Kapitel.
Die PrSpositioiieii.
Eine Anzahl griechischer Präpositionen ist mit denen anderer
Sprachen identisch, namentlich ävd mit Zend ana^ and mit Sanskrit dpa
Z. apa^ im mit S. dpi Z. aipi^ Ttaqa mit S. pdra Z. para^ Tte^i mit
S.pdri Z.pairi^ /tgög tiotI mit S. prdti Z. paiti, 7cq6 mit S. prd Z. /ra.
Das griechische Sfia und juera haben nicht gerade identische Wörter in den
asiatischen Sprachen neben sich , aber doch Verwandte, Sfia in sdm und
Genossen, fietd in smdt (oder etwa mühds?). Dazu konmit noch tn,
das im Griechischen als Präposition verloren gegangen, im S. dti und
Zend aiti aber als solche erhalten ist. In den italischen Sprachen finden
ivy h, und ^ (das vermuthlich mit cum identisch ist) ihre Analoga.'
üeber die ursprüngliche Anwendung dieser Präpositionen ist man
jetzt zu einer übereinstimmenden Meinung gelangt Man ninmit all-
gemein an, dass die Präpositionen ursprünglich wie alle Wörter Frei-
wörter (sog. Adverbia) waren, und dann Begleitwörter wurden,
und zwar von Anfang an in grösster Ausdehnung verbale Begleitwörter,
dagegen Anfangs seltener und erst im Laufe der Zeit häufiger werdend
nominale Begleitwörter. In der ältesten Zeit war es die wesentliche
Aufgabe der Präpositionen , die Richtung der im Yerbum ausgedrückten
Handlung näher zu bestimmen, die Beziehung der Handlung aber auf
einen Gegenstand drückte der Casus allein aus, ohne Beihülfe der Prä-
positionen. Im Sanskrit finden wir diese Beihülfe erst sehr spärlich
(„Im Sanskrit kann man oft 10 bis 20 Seiten lesen, ohne irgend einer
Präposition mit einem von ihr regierten Casus zu begegnen." Grass-
maim in Kuhns Zeitschrift 23, 560), im Griechischen jedoch schon so
häufig y dass alle oben genannten Präpositionen im Griechischen sowohl
1) a^(f)l habe ich nicht behandelt, weil ich die Bedentangsentwickelung nicht
klar zn legen vermag, vn6 nnd vn^Q nicht, weil das etymologische Yerhältniss zu
den S- Formen des Lateinischen nicht klar ist Auf die dem Griechischen allein
angehörigen Präpositionen bin ich nicht eingegangen.
- 127
bei Verbis als bei Nominibus erscheinen, während im Sanskrit und
Zend einige derselben wie pdra und prd gar nicht mit Casus verbunden
vorkommen.
Indem ich mich begnüge, auf diese durch frühere Untersuchungen
(vgl. Lange über Ziel und Methode der syntaktischen Forschung, Yerh.
der Göttinger Philologenversammlung 1852, Curtius Erläuterungen,
Grassmann a. a. 0.) festgestellten Thatsachen zu verweisen ; fage ich
einige Bemerkungen über die Verbindung der Präpositionen mit Verben
und mit Casus hinzu.
1. Die Präpositionen als verbale Begleitwörter.
Für das älteste Sanskrit ergeben sich folgende Regeln, deren Gül-
tigkeit durch einzelne Ausnahmen, die in einer Sanskritsyntax zu
erörtern sein würden, nicht beinträchtigt wird:
Im Hauptsatz ist die Präposition frei und betont, das Verbum
enklitisch, z. B. dpa gachcUi „er geht weg^\ dagegen im untergeord-
neten Satz wird die Präposition mit der betonten Verbalform zusammen-
gesetzt, z. B. yds apckgdchati ,, welcher weggehf
Das Griechische stimmt mit dem Sanskrit insofern überein, als die
Präposition wenigstens in der homerischen Sprache noch häufig genug
selbständig erscheint , in der sog. Tmesis, und als auch später die Zu-
sammensetzung nicht mit dem Verbum stattfindet, sondern abgesehen
von einzelnen Ausnahmen wie za^eüdco, nur mit der einzelnen Verbal-
form , so dass also z. B. im Sanskrit wie im Griechischen das Augment
hinter der Präposition steihi
Schwieriger, vielleicht unmöglich, ist die Entscheidung der Frage,
ob diejenigen Betonungsverhältnisse, welche wir im Sanskrit finden,
auch für das vorhistorische Griechisch angenommen werden müssen. Ich
werde bei der Lehre von der Wortstellung zu zeigen suchen, dass aller-
dings im Griechischen noch Spuren von einstiger Enklisis des verbum
finitum vorhanden sind. Ich nehme also an, dass man in ältester Zeit
im Griechischen entsprechend dem indischen dpa gachati sagte äno
ßaivei. Ob aber auch die Behandlung des Verbums ijn Nebensatze die-
selbe war, wird sich schwerlich erweisen lassen. Mit dem Eintritt
des Dreiailbengesetzes nämlich waren im Hauptsatz Betonungen wie
äfco ßatvBL nicht mehr möglich, wurden vielmehr durch ärtoßaivBi
ersetzt, und damit auch im Hauptsatz eine Bildung herbeigeführt, wie
man sie nach Analogie des indischen apagdcJuUi für den Nebensatz zu
erwarten hat Es wurde also die Verschiedenheit der Betonung des
Verbums im Haupt- und Nebensatz — wenn sie überhaupt vorhanden
128
war — jedenfalls durch die Herrschaft des Dreisilbengesetzes früh
verwischt.
Ob Untersuchungen darüber gemacht sind, in welchem Falle un-
mittelbar vor dem Yerbum stehende Präpositionen bei Homer selbständig
zu schreiben sind, und in welchem nicht, ist mir nicht bekannt. Wer
sie etwa anstellt, wird den eben skizzirten Hintergrund dieser Erschei-
nungen nicht übersehen dürfen.
Als zweite Begel ergiebt sich aus dem älteren Sanskrit folgende:
die Formen des verbum infinitum werden mit der Präposition zu einem
Worte vereinigt, und zwar ist die Verbindung um so fester, je ent-
schiedener nominal die betreffende Form ist, also am festesten bei dem
Participium auf -to, z. B. pdrikritas, während bei dem Part. präs. act.
und bei dem Infinitiv auch Getrenntheit der Präposition vorkommt,
z. B. prd davdne wie djcd döfievai. Im Griechischen ist das Yerbält-
niss dasselbe.
Auch die Verbindung mehrerer Präpositionen mit dem Verbum
findet sich im Griechischen ebenso wie im Sanskrit. Die Vergleichung im
Detail würde sich bequemer durchführen lassen, wenn in unseren grie-
chischen Lexicis nicht die schlechte Sitte herrschte, die sog. zusammeu-
gesetzten Verben unnatürlich von dem einfachen Verbum zu trennen.
2. Die Präpositionen als nominale Begleitwörter.
Dass die Präpositionen ursprünglich nicht vor, sondern hinter dem
Casus standen, dass also in der sogenannten Anastrophe nicht bloss die
ursprüngliche Betonung, sondern auch die ursprüngliche Stellung bewahrt
ist, ist in dem Abschnitt über Wortstellung ausgeführt. An dieser
Stelle gehe ich einige Präpositionen in ihrer Verbindung mit den Ter*
schiedenen Casus durch, um das Verhältniss zwischen Casus und Präpo-
sition, und die Entwickelung dieses Verhältnisses zu veranschaulichen.
dvd urspr. wohl „oben.'' Es tritt zu einem Localis, der dadarch
in der Weite seiner Bedeutung beschränkt wird. Fa^ä^ könnte
bedeuten: „in, an, auf G. ," sobald aber dyd hinzutritt, heisst es t^auf
G. oben." Ebenso wirkt es in der Verbindung mit dem Acc. Der Acc^
welcher wie wir sahen, nichts bedeutet als die unmittelbare Ergänzung
des Verbums , kann u. a. auch die Erstreckung über Baum und Zeit zu
bedeuten scheinen, oder anders ausgedrückt: Während ursprünglich der
Acc. nur eine allgemeine Ergänzung des Verbums ist, fassen ihn später
(aber schon in uralter Zeit) die Bedenden auf als die Erstreckung
durch Baum und Zeit bezeichnend. Zu diesem Acc. tritt dm. Die
Verbindung bezeichnet also ursprünglich „durch etwas hin oben*^ d. i.
1
129
,, über — hin." Doch ist der Begriff der Präposition in vielen Ver-
bindungen nahezu erloschen und nur der Acc.- Begriff übrig geblieben.
Ss versteht sich, dass in ältester Zeit dvd nur in der Nähe solcher
Verba auftreten konnte, bei denen ein Acc. der Erstreckung erscheint.
Als aber der Typus fest geworden war, erschien er bei allen Verben,
z. B. auch in dem Satze TtoXXal lixaddeg elalv dy' ^EUAda I 395 , ob-
^w^ohl ursprünglich b^ eifii kein Acc. der Erstreckung möglich war.
Durch die Verbindung mit der Präposition wird der Casus aus der
Abhängigkeit vom Verbum erlöst. — Dieselbe Verbindung mit dem
Acc. finden wir auch bei dem zendischen ana.
an 6. Das entsprechende S. dpa und Z. apa (Hübschmann 311)
ist nur verbales Begleitwort. Der Casus bei dat6 ist wie die Verglei-
ch uug mit ab und der Sinn der Präposition zeigt, der Ablativ. Es
erscheinen daher auch bei d:ii6 die Vertreter des Abi., nämlich der
Gen., der Casus auf ^e, und der pronominale Ablativ auf -Q^tv, Im
arkadischen und kyprischen Dialekte wurden &n:6 {olttv) und f^ (fg)
mit dem Dativ -Localis verbunden (vgl. h d^egaig zgiai drti r^ Sv
TÖ ddUrjfja yivrp:oi in der Inschrift von Tegea Cauer 117, und d7ti>
T^ C^ (d. i. yqi) in der Inschrift von Idalion Cauer 118,^ ferner fg
TÖi tQyoi Teg. und iag t^ foiyui) t^ ßaailifog yuxl iag t^ Tcrdhji Id.).
Ich sehe die Möglichkeit einer doppelten Erklärung dieser auffälligen
Thatsache. Da der Dialekt, um den es sich handelt — denn es ist
ja nur einer — dem üblichen Grunddialekt, welchen wir fftr die home-
rischen Gedichte vorauszusetzen haben, sehr nahe steht (näher als ein
anderer Dialekt), so liegt es nahe zu vermuthen, dass derselbe den Casus
auf -g)t verhältnissmässig lange bewahrt habe. Man könnte nun an-
nehmen, dass derselbe sich bei seinem Erlöschen mit dem Dativ ver-
schmolzen habe und so auch d7r6 mit auf den Dativ übertragen sei.
Die Construction von dnö und if mit dem Gen. -Abi., die doch zweifels-
ohne auch vorhanden war, wäre dann zu Gunsten der Dativ -Con-
struction verschwunden. Indessen ist mir doch eine andere Hypothese
wahrscheinlicher. Es erscheint mir natürlicher, anzunehmen, dass die
Dativ Verbindung von dvrö und f:^ nicht so alten Datums ist, dass viel-
mehr auch im Arkadischen wie in den anderen Dialekten, nach dem
Verschwinden des Casus auf -ye, fj und dnö nur mit dem Gen. -Abi.
verbunden wurden, und dass die Dativ -Construction nur einer An-
lehnung an die Construction anderer Präpositionen, namentlich der
1) Ich führe Citate aus Inschriften in der Canerschen Fassung an , auch wenn
ich gegen dieselbe Bedenken hege.
Delbrück, synUkt. Foraeb. IV. 9
130 ~
Präposition «'ihr Dasein verdankt. Weil man sagte fv %a yq so
bildete man auch fx t^ /^. Auf diese Weise tritt bei Gleichheit der
Gasusform der Gegensatz von h und hi noch stärker hervor.
e/rt dürfte ursprünglich „daran darauf'^ bezeichnen^ also etwa wie
ova, nur dass der Begriff des „oben'' weniger hervortritt, dpi im S. ist
nur als Partikel „auch'*, im Compositum und als verbales Begleitwort
vorhanden, wogegen aipi im Zend auch nominales Begleitwort ist. üeber
htl bei Homer giebt La Boche Zeitschrift f. d. österr. Gymn. 1870,
S. 81 ff. Auskunft. Danach bezeichnet es mit dem Acc. die Riehtang
auf etwas hin, und über etwas Md, es dient also zur Stütze des Ace.
des Zieles und der Erstreckung. Es dient dazu, diesen Gebrauch des
Accusativs mit Entschiedenheit als localen zu bezeichnen (was er ja
ursprünglich nicht war). Der gleiche Gebrauch liegt im Zend vor, z. R
vispämca aipi imdm zäm 7täaav ejti yaiav, ^Eiti mit dem Daidy ist
natürlich nichts anderes als e.7tL mit dem Localis (auch diese Verbin-
dung liegt im Zend vor). Da aber der Loc. im Griech. mit dem Dativ
verschmolzen ist, so finden wir iTii auch mit echten Dativen verbonden,
z. B. e.7tl TQdeaat ^axsad^ai u. a. (siehe a. a. 0. 105). Zwar könnte
man auch in solchen Fällen allenfalls den Loc. festhalten, aber es ist
nicht einzusehen, warum f/r/, welches mit dem Localis von Alters her
verbunden wurde, sich nicht auch auf den echten Dativ au^edehnt
haben sollte, nachdem dieser mit dem Loc. verschmolzen war. Nur
muss man festhalten, dass die Verbindung mit dem Dativ keine indo-
germanische ist. Aehnlich steht es mit iyti mit dem Genetiv. ,,Der
Gebrauch des iTti mit dem Genetiv — sagt La Koche — ist bei Homer
noch beschränkt, sowohl nach der Art als nach der Zahl der vor-
kommenden Fälle." Wenn man nun diese Fälle bei La Boche S. 108 ff.
mustert, so wird man sich leicht überzeugen, dass ercl demjenigen Theil
des Gen., den man als local empfand, zur Stütze dient. Da nun aber
dieser locale Gebrauch des Gen. selbst schwerlich uralt, sondern erst
griechisch ist, so ist natürlich auch diese Verwendung von stiI eine grie-
chische Errungenschaft.
Ttaqd, Wie man aus dem Vergleich von Tiaqa mit S. pdra und
Z. para, welche aber nicht bei Nominibus erscheinen, mit Wahrschein-
lichkeit schliessen kann, ist die älteste Bedeutung von pdra „entlang."
Diese hat sich nach zwei Sichtungen hin entwickelt, und zwar^ ange-
wendet auf ruhände Dmge zu „neben, bei," angewendet auf bewegte
zu „aus der Nähe, weg, fort." Die letztere Bedeutung liegt im S.
und Z. vor, im Griechischen in der Verbindung mit dem Gen., die
erstere im Griechischen in der Verbindung mit dem Acc. und Dat
131
Demnach gestaltet sich die Verbindung von Jtagd mit Casus im Grie-
chischen folgendermassen (vgl. Bau de praepositionis Ttagd usu in Cur-
tius Studien III, 1 ff.): Der Gen. bei ytagd ist der Ablativ, nagä
Ti^(av6io äiQWTo setzt also eine ursprünglichste Wendung Ti9-ijjvöio
äiQWTo „erhob sich vom Tithonos weg" voraus. Zu diesem Ablativ
trat dann Tidga und Tid'orydio Tcdga bedeutet also eigentlich: ,,vom
Tithonos, aus der Nähe fort." Der Dativ bei icagd ist eigentlich der
Localis, Ttagd vavaiv bedeutet also: „bei den Schiffen, daneben oder
in der Nähe." Das daneben verblasste auch zum blossen bei. Endlich
7raQd mit dem Acc. bedeutet entweder zu — hin, oder an etwas ent-
lang, an etwas vorbei, es stützt und belebt also ebenso wie i7ti die
Accusative der Richtung und der Erstreckung. Der eigene Sinn der
Präposition tritt auch da , wo er am meisten verblasst zu sein scheint,
nämlich bei dem Accusativ der Richtung insoweit hervor, als (wenig-
stens häufig) die Längsbewegung (nicht etwa das Anlangen am Ziel)
hervorgehoben erscheint.
Ttegl. Hinsichtlich der Grundbedeutit&g von jcegi stimme ich dem
bei, was Grassmann s. y. pari bemerkt: „Die Grundbedeutung ist die
der räumlichen Umgebung [rings, ringsum], daher weiter der räumlichen,
zeitlichen Nähe und der räumlichen Verbreitung. Mit dem Abi. drückt
es die Bewegung von einem Orte her aus, wobei es gleichgültig ist, ob
der Ort oben, unten oder in derselben wagerechten Ebene liegt; viel-
mehr ist die eigenthümliche Beziehung oder Anschauung, welche pari
der allgemeinen ablativischen Richtung des Woher hinzufugt, ursprüng-
lich die, dass der Ort, von wo die Bewegung ausgeht, nicht als ein
Punkt, sondern als ein rings oder an vielen Punkten den Gegenstand
umgebender Raum aufgefasst wird. Da das Umfassende nothwendig
grösser ist als das ümfasste, so geht aus dem Grundbegriffe der Begriff
der üeberragung (in ZusammenMgungen und Zusammensetzungen) her-
vor, ein Uebergang, der sich besonders in der Zusammenfägung von hhü
mit pari klar darlegt. Dagegen tritt der Begriff des räumlich höher
gelegenen (Sonne in Kuhns Zeitschrift 14, 3 ff.) nirgends weder im
Sanskrit noch in den verwandten Sprachen hervor. Die üebergänge in
bildlich aufgefasste, geistige Begriffe ergeben sich leicht.'' Danach hat
Treqi bei dem Accusativ und Localis (z. B. Tieql (W^Boai) keine Schwie-
rigkeit. Auch der Gen. bei tzbqv im Sinne von „wegen" u. s. w. ergiebt
sich mit Sicherheit als Ablativ , nach Analogie des Ablativs bei pari
im Sanskrit im Sinne von 1) von — her, 2) wegen, um — willen, aus,
gemäss. Fraglich kann nur sein , wie man den Gen. bei TtBqL im localen
Sinne auffassen soll, wie er z. B. c 68 § S* av%of> terdwaro Tttql
9*
132
ojreiovg yXaq)VQÖio vorliegt. Ich glaube, dass hier Ttegl zu dem locales
Genetiv getreten ist, ähnlich wie ItcI^ denn eine Herleitang dieses
Genetivs aus dem Ablativ scheint mir nicht möglich. Demnach wird
7ceQi im Griechischen construirt mit dem Ablativ, Localis, Accnsaiav,
gerade so wie im Zend. Eine weitere jüngere Verbindung ist die mit
dem localen Genetiv.
TtQÖg. Die Grundbedeutung von prcUi Ttgdg (wovon pciiii ^ori
dem Sinne nach nicht zu unterscheiden sind), scheint gewesen zu sein:
y^nahe, nahebei/' Daher entwickelt sich in der Yerbindung mit dem
Acc. derßichtung der Sinn unseres ,,nach — hin.'' Der Dativ bei 7^^
ist natürlich der Localis, den es in ganz ähnlicher Weise stützt und
beschränkt wie eTtl TtaqA u. s. w. Dem Ablativ fügt n^dg die Nuance
hinzu, dass die Bewegung aus der Nähe des betreffenden Gegenstandes
vor sich geht. Aus dieser räumlichen Bedeutung lassen sich die über-
tragenen leicht ableiten.
7t Q 6. S. prd und Z. fra werden nicht als nominale Begleitwörter
gebraucht. Die Grundbedeutung ist „vom, vor/* Der Gen. bei >t^
scheint durchweg der Ablativ zusein, wofür namentlich die Constniction
des lateinischen pro spricht. In ^Ikidd^v 7tq6 und -^6^1 TtQÖ sind Dllo^i
und ^(od^i behandelt wie echte nominale Locale.
jueTct. üeber die Grundbedeutung von /i^ra (dessen Etymologie nicht
ganz sicher ist) äussert sich Tycho Mommsen in dem Frankfurter Programm
von Ostern 1874, Frankfurt a. M. 1874) S. 30: „Es ist das Germanische
mank among, fr. parmi und heisst zunächst und hauptsächlich unter einer
Anzahl oder Menge. Doch zeigt uns die homerische Sprache wohl
noch eine ältere, mehr concret- sinnliche Bedeutung. Sie findet sich in
den beiden Ausdrücken der Iliade ,, zwischen den Eannladen^^ (^ 416
liexä yvafiTcrfjai yiwaaiv^ N 200 ^lerä ya^fprjX'^iv) und „zwischen den
Beinen'' (fievä Ttoaalv Nb7d TllO), ferner in dem in beiden Gedichten
häufigen „zwischen (d. i. in, mit) den Händen'* (fjerä xBqaivY u. s. w.
Dass der Dativ, welcher mit dieser Präposition verbunden erscheint^
ursrprüngUch ein Localis ist, bedarf keines Beweises. Tritt nun fieia
in dem Sinne „zwischen, unter" zu dem Accusaüv, so fugt es diesem
die Nuance des sich-Mischens, des Erreichens hinzu, z. B. ^Qfito rvr
(pühx d^B&v würde heissen „gehe nun zu den Schaaren der Götter,'^ aber
fi£ra in e^so vfjv fievä (pdla ^t&y 0 54 fügt die Nuance hinzu, dass
Here unter die Schaaren der Götter treten soll. Wenn nun solchen
pluralischen Wendungen, die bei iJUNa als die ursprünglichen betrachtet
werden müssen (vgl. Mommsen a. a. 0. S. 31), singularische nachgebildet
werden Y so verändert sich der Sinn von iJUB^ra aus „zwischen'' in „nahe
133 '-
heran." Und damit ist die weitere Entwickelung zu „nach" in ver-
schiedenem Sinne gegeben. Die Constmktion von /jerd mit dem Gene-
tiv ist jungen Datums. Sie ist, wie Mommsen S. 35 sagt, für die
homerische Sprache so gut wie nicht vorhanden, da sie nur an fünf
Stellen belegt ist. Sie wird verständlich^ wenn man erwägt , dass ein
localer Genetiv im Griechischen vorhanden ist^ und namentlich dass der
Typus einer Präposition mit dem Gen. im localen Sinne sich immer
mehr befestigte und erweiterte. Angesichts der (ursprünglich ablativi-
schen) Genetivconstruktionen mit dyrö, i^, ^tegi, Tigög, und der gene-
tivischen mit F7€i musste sich das Gefühl ausbilden, dass schliesslich jede
Präposition localer Bedeutung mit dem Genetiv verbunden werden könne.
avv. Ueber den Grundbegriff von avv sagt Mommsen a. a. 0. S. 38:
,,atV ist bei Homer der gewöhnliche Ausdruck für die Zugehörigkeit
eines Begriffs zu einem anderen; die Bedeutung theilt sich nach zwei
Seiten, jenachdem die Präposition mehr mit Zuthat von oder mehr
mit Hilfe von bezeichnet. Die durch aiiv angeknüpfte Sache oder
Person erscheint im Ganzen weniger als gleichberechtigt oder an Um-
fang oder Zahl überwiegend (wie bei fietd) sondern als das Secundäre,
oft geradezu als Anhängsel. Eine Reihe stehender oder unter sich ähn-
licher Redewendungen bietet sich dar, in denen durch avv Dinge oder
Personen angeknüpft werden, die in einem natürlichen Zugehörigkeits-
verhältniss zu anderen Dingen oder Personen stehen." (Es folgt eine
Heihe solcher Wendungen). Wenn man hiermit vergleicht, was ich Abi.
Loc. Listr. 51 über den sociativen histrumentalis gesagt habe: „In den
instrumentalis treten personen oder sonstige selbständige wesen, welche
mit einer hauptperson verbunden sind^ zu der sie in einem mehr oder
weniger untergeordneten Verhältnisse stehend gedacht werden," so kann
nicht bezweifelt werden , dass atV im Griechischen die Stütze desjenigen
Dativbestandtheils ist, der von dem Instrumentalis herstammt, wie ich
auch schon a. a. 0. S. 68 ausgeführt habe. Ich kann desshalb Momm-
sens Zweifel („ebensowenig sicher ist es, welchem Bestandtheil des
griechischen Dativs ursprünglich aiiv angehörte" a. a. 0. S. 40) nicht für
berechtigt halten.^ Dass Sfia ebenfalls ursprünglich mit dem Instru-
mentalis verbunden wurde, bedarf keiner Ausführung.
iv wird mit dem indischen d zusammengestellt, aber die Berech-
tigung dazu ist zweifelhaft. Der Dativ der bei ^ erscheint, ist selbst-
1) Ob Mommsen meine Schrift über den Abi. loc. instr. Berlin 1867 entgangen
ist, oder ob er an dieser und anderen Stellen stillschweigend gegen dieselbe polemi-
sirt, ist mir zweifelhaft geblieben.
134
verstäudlich der Localis, ursprünglich konnte im Griechischen iv aach
zum Accusatiy gefugt werden, wie das lateinische in^ und dieser
ursprüngliche Zustand hat sich in einer Anzahl von Dialekten erhalt«D.
^Eig scheint eine Specialbildung des Griechischen zu sein.
Aus der Geschichte der hier behandelten Präpositionen ergiebt sich
Folgendes:
Die Präpositionen waren ursprünglich Baumpartikeln. Man setzte
sie hinter einen Casus, um die locale Bedeutung desselben zu stötzen
oder zu specialisiren. Sie erscheinen demnach hinter dem Ablati?,
Localis, Instrumentalis und dem Accusatiy in seiner localen Bedeutung,
aber ursprünglich nicht hinter dem Dativ (der also nicht als localer
Casus empfunden sein kann) und wohl auch nicht hinter dem Geneti?,
der wohl auch im Indogermanischen noch nicht im localen Sinne
gebraucht wurde. Es scheint also, dass das Lateinische in dieser
Beziehung den ursprünglichen Zustand treu bewahrt hat. Gegen die
Behauptung, dass Präpositionen ursprünglich nicht mit dem Genetiv
verbunden seien, tritt zwar Curtius in seinen Erläuterungen S. 177 ent-
schieden auf, aber ich kann ihm wenigstens hinsichtlich derjenigen
echten Präpositionen, die als indogermanisch nachzuweisen sind, nicht
Recht geben. Einmal giebt es im Sanskrit keine solche Constmction
und sodann ist die Verbindung von Präpositionen mit Casus nicht alt
genug und die Bedeutung der Präpositionen in ihrer Verbindung nicht
Ausschlag gebend genug, als dass man, wie Curtius thut, die Präpo-
sitionen so zu sagen als regierende Nomina betrachten köimte, die den
Genetiv der Zugehörigkeit bei sich haben. Anders steht es natQrlich
mit den sogenannten unechten, d. h. den aus Nominalstämmen gebüdeien
Präpositionen, die wie xAqiv und ähnliche Wörter mit dem Genetiv con-
struirt werden können. Welche griechischen Präpositionen freilich zu
dieser Classe gehören, wird sich schwer entscheiden lassen. Wahr-
scheinlich gehört dahin avri (dem im Sanskrit dnti als Adverbinm
gegenübersteht), vielleicht dia.
Zehntes Kapitel.
Die Pronomina.
Von griechischen Pronominibus sind als proethnisch erweisbar die
folgenden: das Pronomen erster und zweiter Person, und das Beflexivum
(jedoch das Beflexivurn nur im Singular, wie unten gezeigt werden
T?ird). Von den adjectivischen ist sicher proethnisch Sg fj Ih gleich
svds svd svdm, ferner a6g gleich dem einmal im Bigveda vorkommenden
tvds (sonst heisst es im Sanskrit tvadiya^ oder wird der Oen. gebraucht),
für die erste Person existirt im Sanskrit in der alten Sprache kein
possessives Adjectiven, wohl aber im Zend ma, dem das griechische
i^Adg entsprechen dürfte. Die von den Dualen und Pluralen gebildeten
Fossessiva auf -Teqog sind wahrscheinlich griechische Neubildungen.
Von den Pronominibus dritter Person sind alt das Interrogativum
und Indefinitum, ferner 6 fi 1:6 und in gewissem Sinne auch ohiog^
endlich das^ Belativum, welches aber hier nicht zur Besprechung kommen
soll, da die Behandlung desselben in die Satzlehre gehört.
Dagegen kann man nicht als proethnisch nachweisen alle mit dem
Anhang -de gebildeten Pronomina wie Sdc, ferner yueivog, ii^lvog, dessen
Bildung mir unklar ist, ebenso avrdg und was mit diesem zusammen-
gesetzt ist, UDd endlich das bis jetzt unerklärte 6 deiva.
Unter den von Pronominibus der dritten Person abgeleiteten Ad-
, jectiven beruhen auf einem alten Typus die mit den Suffixen 'Tbqo und
-aro gebildeten, wie denn xöteQog dem indischen hata/rd genau ent-
spricht und noardg dem Sinne nach dem indischen hatamd nahe steht.
Dabei ist natürlich nicht gesagt, dass alle Bildungen dieser Art alt
seien, wie schon bei ijfiheQog u. s. w. bemerkt worden ist. Dagegen
sind Specialbildungen des Griechischen die Formationen rdaog und
völog und Verwandtes. Die Formen tdaog ndaog Saog, die bekanntlich
ursprünglich zwei a hatten, sind griechische Ableitungen aus den in*s
Griechische ebenso gut wie in's Indische und Lateinische überlieferten
ganz oder theilweise indeclinablen Bildungen tdti tot, kdti qaot, und
136
ydti vom Belativstamme. Von diesen *t6TL^ *7r(kt, *5rt wurde mit
dem geläufigen Suffix co (genauer gesprochen: in Anlehnung an Bil-
dungen mit dem Suffix lo) TÖrtog d. i. TÖaaog u. s. w. abgeleitet (vgL
Savelsberg in Kuhns Zeitschrift 8, 414). Durch diese Neubildungen
dürften alte pronom. Adj., mit dem Suffix - vani^ welche dem indiBchen
tdvant und dem lateinischen tantus vl s. w. entsprechen, verdrängt
worden sein.^ Auch zöiog und Genossen sind griechische Neubildungen
nach Analogie von Adjectiven, die von Substantiven abgeleitet sind.
Gewiss haben im Griechischen ältere Bildungen mit der Bedeutung tiüis
u. s. w. bestanden, über die wir aber ebensowenig, wie über n^nLog
u. s. w. etwas Bestimmtes zu sagen wissen. Endlich ist noch SiXog
als proethnisch zu erwähnen. Auch dXhjXo' erweist sich durch die
Natur des Goutractionsvocals als eine vorgriechische Bildung.
1. Die Pronomina erster und zweiter Person haben ur-
sprünglich wie die Vergleichung der verwandten Sprachen wahrschein-
lich macht, die Numeri nicht durch die Verschiedenheit der Casus-
Endungen, sondern durch die Verschiedenheit der Stämme bei Gleichheit
der Endungen unterschieden. Eine Angleichung an die Declination der
Nomina, namentlich üebertragung der Pluralendungen von den Nomi-
nibus mag schon in der Grundsprache begonnen haben. Im Griechischen
ist sie vollzogen ; wenn man von Formen wie äf^fu äfii vfipe vfte und
dem ursprünglich singularischen -iv in ijfuv ifuv absieht Auch im
Singular ist die Einwirkung der nominalen Declination deutlich, so dass
diese Pronomina im Griechischen eine Vielf&rmigkeit zeigen, welche sie
jedenfalls im Indogermanischen nicht gehabt haben.
Eine Doppelheit reicht aber sicher in die indogermanischen Zeiten
hinein, nämlich das Vorhandensein enklitischer Formen neben accen-
tuirten, welche sich im Sanskrit und Slavischen ebenso finden, wie im
Griechischen.' Merkwürdig ist im Sanskrit dass meund te, welche dem
griech. ^ot und rov entsprechen, sowohl dativischen als genetivischen
Sinn haben. Man könnte die Frage aufwerfen, ob nicht im griech. oi
noch dieselbe Weite des Gebrauchs vorliegt.
2. üeber das sogenannte Beflexivum ist neuerdings nach Win-
disch in Gurtius Studien 2, von Brugmau Ein Problem der homerischen
1) Von diesem Typus ist nur näs gleich *kävafU übrig geblieben.
2) Es ist damit nicht behauptet, dass alle enklitischen Formen, welche eine
£inzel8prache kennt, schon im Indogermanischen vorhanden gewesen seien, aber
auch me fAoi m», te toi ti dem Indog. mit Miklosich 73 abzusprechen, finde ich
keinen Grund.
137
Textkritik, Leipzig 1876 gehandelt worden. Das nöthige Material zur
Vergleichung ist durch diese Gelehrten zusammengebracht, und auch
die ursprüngliche Bedeutung des Pronominalstammes sichergestellt
ivorden. Danach kann man über das Keflexivpronomen Folgendes mit
Wahrscheinlichkeit behaupten :
Der Stamm lautete im Ind. sva (sava). Als Subst. war sva jeden-
falls im Plural nicht gebräuchlich, da keine indogermanische Sprache
ausser dem Griech. den Plural kennt. Im Griechischen ist der Plural
vrie Brugman S. 14 zeigt, als Neubildung zu betrachten, die sich an
die Pron. der ersten und zweiten Person angelehnt hat. Ob der ganze
Singular im Gebrauch gewesen ist, lässt sich nicht ganz sicher sagen,
da in den arischen Sprachen der substantivische Gebrauch von sva über-
haupt selten ist. So wird im Sanskrit das was im Griechischen das
Beflexivpronomen bezeichnet, meist durch die Wörter atmdn Seele oder
idnu Leib ausgedrückt. Im Zend findet sich nach Justi ein nom. hvo
ipse, im Sanskrit ganz selten der nom. svds und gelegentlich auch (aber
nicht in der ältesten Sprache) ein anderer Casus.
Geläufig ist im Sanskrit allein das erstarrte svayäm selbst, das
appositioneil gebraucht wird, wie unser selbst. Im lebendigsten Gebrauch
ist in den asiatischen Sprachen das adj. svds svd svdm suus sua suum.
Was die Bedeutung anbetrifft , so gehört sva zu den anaphorischen
Pronominibus, also zu denjenigen, die etwas vorher Genanntes aufnehmen,
jedoch mit der Eigenthümlichkeit, dass die Beziehung zwischen diesem
Fronomen und seinem Bezugswort eine besonders innige ist. Es ist ein
emphatisches anaphorisches Pronomen, bedeutet also als Subst.: ,,der
u. s. w. Genannte selbst,^' als Adj. „zu dem Genannten selbst gehörig,
eigen.*' Aus dieser Grundbedeutung ergiebt sich sowohl die Möglich-
keit eines sehr weiten Gebrauches, als die Natürlichkeit einer Einschrän-
kung desselben. Sva konnte als anaphorisches Pronomen auf jedes
vorher Genannte, welches hervorgehoben zu werden verdiente (nicht
bloss auf das Satzsubject) bezogen werden. Das Pronomen brauchte
ferner nicht nothwendig in- dem gleichen Satze, wie das Bezugswort zu
stehen. Es war also ein Nom. „der Genannte selbst'* ganz wohl denk-
bar. Sodann konnte es sich auf die erste und zweite Person so gut
wie die dritte beziehen, wie denn z. B. das adjectivische sva im San-
skrit und Slavischen auf alle Personen angewendet wird, was wir
einigermassen durch die Uebersetzung,, eigen'* veranschaulichen können.
In diesem Gebrauch haben sich nun die Einschränkungen vollzogen,
dass das Substantivum nur mehr das Subject des eigenen Satzes auf-
nehmen und also auch den Nom. nicht mehr bilden konnte, und dass
138
das AdjecÜYUiQ, veranlasst durch die Goncurrenz der Possessivpronoiiiina
erster und zweiter Person, lediglich auf die dritte Person beschränkt
wurde.
Wie und bis zu welcher Ausdehnung sich diese Einschränkongen
im Griechischen vollzogen haben, darüber finden sich in den genannten
Schriften werthvolle Ausführungen und Andeutungen.
3. Der sogenannte Interrogativstamm bezeichnet im Fragesatz das
Fragliche^ im Aussagesatz das Unbestimmte. In welcher Satsaii der
ursprünglichste Sinn des Stammes am Reinsten erscheint, habe ich hier
nicht zu erörtern, da aus der üebereinstimmung der indogennanischen
Sprachen mit Sicherheit gefolgert werden kann, dass der Stamm ka (ki)
schon in der Grundsprache sowohl interrogativ als indefinit gebraucht
wurde.
Zu dem interrogativen Gebrauch finde ich nur Folgendes zu be-
merken: Auch im Sanskrit und in den slavischen Sprachen können
mehrere Fragepronomina in einem Satze erscheinen. So heisst es z. B.
^at. Br. 14, 5, 4, 16: „Wenn in der Welt keine Dualität wäre, kemk
hdm pagyet^ womit sollte das einzige Wesen dann wen ansehen?^* Es
hindert also nichts, diesen Gebrauch schon der Grundsprache zuzu-
schreiben.
Uralt ist die Verbindung mit Demonstrativen. Man vergleiche das
indische Tco ^yam a yoti wer kommt hier (ayam dieser) heran? mit vig
d* oSvog nard yfjag ävä otQcctdv eq^eac oioq K 82.
Uralt ist auch die Verbindung mit nu. Dem griechischen %i rt
entspricht das indische kirn nü.
Indefiniten Sinn hat der unveränderte Stamm ka im Sanskrit in
Sätzen mit md (fiij). In anderen Sätzen wird er als indefinit gekenn-
zeichnet durch Hinzuiugung verschiedener Partikeln wie ca cand, svid.
Ein Unterschied der Betonung zwischen dem Interrogativum und Inde-
finitum wie im Griechischen und Slavischen (Miklosich S. 86) existirt
im Sanskrit nicht. Welche Sprache hierin das Ursprüngliche bewahrt
hat, weiss ich nicht zu entscheiden. Auf die Frs^e, ob die Hinzu-
fügung gewisser Partikeln bei dem indefinitiven Gebrauche von ka schon
proethnisch ist, wird bei Gelegenheit der Partikel t€ eingegangen
werden.
4. Dem griechischen 6 ^ t6 entspricht das indische sd sd tdd und
das gothische sa so that - a. Es liegt also eine Vereinigung der Stämme
sa und ta vor, von denen der erstere nur im Nom. Sing. m. f. erscheint
Dass %oi und xaL die älteren Formen sind, lässt sich schon aus dem
Griechischen wahrscheinlich machen, ol und ai sind wie schon der
139
Accent zeigte Neubildungen nach 6 a, durch welche xoi und xai in
einigen Dialecten verdrängt worden sind.*
Was den Gebrauch anbetrifft, so bemerken Böhtlingk-Both im
Wtb. unter ta: „der, (als correl. von ya wer, welcher, das in der Begel
dem demonstr. vorangeht), dieser, er/^ und bei sd: „auch zum Artikel
abgeschwächt/^ Indessen findet die Anwendung des Artikels nicht in
der ältesten Sprache statt, und überhaupt im Sanskrit nicht in der Be-
deutung, welche Erüger die generische nennt, und so definirt: „In
generischer Bedeutung macht der Artikel ein bloss gedachtes (belie-
biges) Individuum gleichsam als Musterbild ^um Vertreter der ganzen
Gattung.'^ Es folgt aus diesen Thatsachen, dass die Entwickelung des
pron. dem. ö ^ t6 zum Artikel dem Einzelleben des Griechischen an-
gehört
Dagegen lassen sich ein paar Gebrauchsweisen des Fronomens ö ij
%6 als proethnisch erweisen. Es wird nämlich im Indischen sä und id
nicht selten mit Pronominibus der ersten und zweiten Person verbunden,
z. B. so 'hdm ich, sd tvdm du, idtfi tva dich u. s. w., wobei sd und td
hinweisenden Sinn haben. Ich vermuthe, dass dieser Gebrauch alter-
thümlich ist Denn es findet sich zwar nicht bei & ij t($, wohl aber bei
dem Pronomen, welches im Griechischen einen Theil des Gebrauches
von ö fj t6 oocupirt hat, nämlich bei ohog derselbe Gebrauch, z. B.
dhog av TttSg de^g' fjld-eg bei Sophocles, ndfecfiev dide und Aehnl.
^O de wird in der Prosa bekanntlich fast nur so angewendet, dass
es sich nicht auf das Subject des vorhergehenden Satzes bezieht. Bei
Homer und Herodot aber kommt auch die Beziehung auf das Subject
vor, vgl. Krüger § 50, 1, A. 10. z. B. rovg fiiv eaa\ ö d' Sq' ^iTtTiaaidrpf
Xaqojt' ovraae öovqL In dieser Verwendung ist ein Nachklang eines
alten Gebrauchs zu erblicken. In der alten Prosa des Sanskrit wird
ausserordentlich häufig durch ein weiterleitendes sd oder U das Subject
des vorhergehenden Satzes aufgenommen.
5. ohog ceiktj rofrto ist unzweifelhaft mit öfi%6 zusammengesetzt.
Auch hat Benfey schon längst richtig erkannt, dass das v nichts anderes
ist als die im Sanskrit noch lebendige Partikel u. Nur die Geschichte
der Zusammensetzung kann zweifelhaft sein. Sonne in Kuhns Zeitschrift
12, 270 und Windisch in Curtius Studien 2, 263 ff. und 366 ff. nehmen
1) Der Nominativ &g hat sein Analogon an dem indischen 8ds. Mir wenigstens
erscheint diese Zusammenstellung natürlicher als die mit yds (Windisch in Cortins
Studien 2» 217). Dass auch 6' in nicht- relativem Sinne vorkommt, zwingt nicht
dazu, ^q dem Stamme sa abzusprechen, der ja auch nicht -relative Bedeutung hat.
140 —
an, dass nicht u selbst, sondern ein Stamm uta mit 6u. s. w. zusammen-
gesetzt sei. Mit Unrecht, wie mir scheint Denn dieser sogenannte
Pronominalstamm uta ist ein Wesen yon zweifelhafter Berechtigung.
Mir scheint sich das Richtige aus einer Erwägung des Gebrauchs der
Pai-tikel u zu ergeben. U steht sehr oft unmittelbar hinter Pronomini-
bus, z. B. tdm ti, sä u (so geschrieben), auch zwischen zwei Pronomini-
bus, z. B. eids u tyds^ iddm u tydd (Sonne a. a. 0. 269). Wenn es
auch schwer ist, den Sinn des u anders zu bestimmen, als dass es das
vorhergehende Pronomen hervorhebt, so ist doch auf der anderen Seite
klar, dass wir in diesem Gebrauch von u die Quelle des griechischen
ohog vor uns haben. Die Griechen brachten, wenn man nach dem
Sanskrit urtheilen darf, die Verbindungen 8 v^ ä r, r6 v, ror v aus
der Vorzeit mit , und häufig stand hinter diesen Verbindungen noch ein
zweites Demonstrativpronomen. Nun wird zunächst im NominaÜT, wo
es einen Vocal vor sich hatte, v seine Selbstständigkeit verloren haben,
und es werden die Formen oiaSrod entstanden sein. Sodann trat das Ver-
wachsen mit dem folgenden Demonstrativpronomen ein. Nach dem San-
skrit zu schliessen, mag dieses folgende Pronomen ursprünglich der Stamm
tya gewesen sein , da dieser aber im Griechischen verloren war, so konnten
hinter oS ai tod nicht wohl andere Formen folgen, als solche des Pro-
nomens 6 ij To, also of 6', ai S, rod t6. Diese letzte Verbindung nun
und neben ihr wohl auch der Plur. Tcrf) (d. i. ta und v) %a gestaltete
sich leicht zu den Wörtern zo^o und TCfCr«, und gab somit den An-
stoss zu der neuen Bildung. Alle anderen Casus betrachte ich als
Anlehnungsbildungen, bei denen die Analogie des Pron. ö fj %6 vor-
schwebte. Sie können also nicht in ihre Bestandtheile zerlegt werden,
sondern sind als neue fertige Flexionsformen auf dem Wege der Nach-
ahmung alter Flexionsformen entstanden. (Ebensowenig liegt in irr^AtxoC-
rog u. s. w. Zusanmiensetzung vor, sondern Anlehnung an oh:og^ wie
Sonne richtig gesehen hat.) Dass die alten unbequemen Verbindungen
0? 6' a-S ä durch die neueren bequemeren Formen oh:og ati;rj verdrängt
wurden, darf nicht Wunder nehmen.
So weit die als proethnisch nachweisbaren Pronomina des Griechi-
schen, üeber die übrigen weiss ich kaum etwas Sicheres zu sagen.
Was das de in Sde sei, ob es identisch sei mit dem an den Accusativ
gefugten de und in welchem Verhältniss es zu der Partikel stehe, wissen
1) Denn in ältester Zeit war 8 und & orthotonirt.
141
wir nicht. Keivog ist möglicher Weise eine griechische Adjectivbildung
aus einem überlieferten Adverbium. Ueber avrdg ist viel verhandelt
(namentlich von Windisch Curt. Stud. 2 , 362 ff. und neuerdings von
Wackernagel in Kuhns Zeitschrift 24, 604), ohne dass jedoch ein, meiner
^Meinung nach, sicheres Besultat erzielt wäre. Vielleicht ist doch die
alte Ansicht, welche darin eine in griechischer Zeit vollzogene Zu-
sammensetzung der Partikel ai mit dem obliquen Casus des Stammes
To sieht (der Nominativ wäre dann eine Nachbildung) die richtige.
Elgrene Casus der Pronomina.
Von Pronominibus werden eine Anzahl localer Casus gebildet, welche
beim Namen nicht, oder nur in Folge von Nachahmung, auftreten.
Dahin gehören im Sanskrit die Casus auf -dÄa, -^ra, -^Aö, -da, ^tar^
-tos u. s. w. üeber die entsprechenden Bildungen in den iranischen
Sprachen s. Hübschmann S. 282 ff. Im Griechischen sind manche dieser
Bildungen nur noch in Besten erhalten, z. B. -tra in der Weiterbildung
dXX&cQiog (vgl. anydtra), -tar in avnxQ (vgl. etdr in etdrhi)^ andere
haben sich streng auf pronominalem Gebiet gehalten wie - d^a und -xt^
einige aber sind auch auf das Gebiet der Nomina übergetreten, nament-
lich -^€v und -d^i,^ Dass das Suffix -d^ev ursprünglich nur pronomi-
nal war, kann man schon aus dem homerischen Gebrauche ersehen, der
es bei Nominibus auf Ortsbezeichnungen und einige ganz nahe liegende
TJebertragungen einschränkt Es findet sich bei Eigennamen wie ^ßv-
d6d'€v Kqrjftri^Bv ^'idrjd-ev, bei Appellati vis wie äyoQfJ&ev dygd&ev (f^)
AX6&ev daizrjd'ev drjfi&d'ev evvfjS'ev ut7t6d'Bv nhalrj^ev XeifAon^d&ev oThlo-
d'€v ovQccvö-J^ev Ttoru&d-ev Ttgii^ivr^d-ev hcEQiaidd^ev und einigen anderen.
Auf die Zeit ist es übertragen in 'fjQ^ev, Bei persönlich gedachten
Wesen erscheint es in Jv&d'ev d^ed^ev jtcevg&d'ev. Das Nähere bei
A. Kolbe de sufifixi d^ev usu Homerico, Greifswald 1863, diss. Was die
Casusbedeutung betrifft., so scheint es für uns mit dem Ablativ iden-
tisch, von dem es indessen doch wohl durch eine Nuance unterschieden
gewesen sein wird. Gleich diesem wird es mit den Präpositionen f^
djtd iMxrd verbunden, und gleich diesem hat es adverbialen Sinn ange-
nommen in aivd&ev aivdg und oi&d'ev olog. Nach der Verschmelzung
des Ablativs und Genetivs ist -^fiy auch da verwendet worden, wo ur-
sprünglich der reine Genetiv stand, z. B. iiii^ey fie^vrjfiivog u. s. w.
1) Die pronominale CasusbilduDg hat eine erschöpfende Darstellang noch nicht
gefunden.
142
Ebenso steht es mit dem Casus auf -^t, dem übrigens ebenso-
wenig wie dem Casus auf -^cy etwas Entsprechendes aus den verwandten
Sprachen mit zweifelloser Sicherheit gegenübergestellt werden kann.
Es erscheint auf Substantiva übertragen in I4ßv66di ölkad^i Torj^dd-t und
wie ein Localis mit ngd verbunden in IXi&d'i 7tq6y ovQ(xy6S-i Ttqo,
ffiid'L 7tq6.
Man pflegt gewöhnlich ausser -qn (welches aber ein ursprünglidi
nominales Sufiix ist) auch noch -de in diesem Zusammenhange zu
erwähnen, mit Unrecht, da es (etwa wie -t in otroaC) an die fertige
Wortform antritt (von einigen Ausnahmen abgesehen, die aber vielleicht
nur scheinbar sind). Genau Entsprechendes findet sich bekanntlicli nar
im Zend (vaegmenda = oTx<5vd€), werwandt ist vielleicht die Präpo-
sition do im Slavischen.
Elftes Kapitel.
Die Partikeln.
1. Ich erwähne zuerst einige Partikeln , welche unmittelhar hinter
ein Wort treten, welches sie hervorheben sollen, und zwar -?;, -l, yc,
n^y (yiev, ai). Dem griechischen -tj in Fyatvrjy Tvvr], ritj oder ti?J, &vu]
entspricht die hervorhebende Partikel d des Sanskrit (auch bekannt im
gothischen that-a). Ueber den ursprünglichen Sinn ist etwas Genaueres
wohl nicht festzustellen.
Mit dem griechischen r in oitoai u. s. w. vergleicht Miklosich 120
das slavische i und das indische id, welches (nach Grassmann) „den
durch das vorhergehende Wort bezeichneten Begriff hervorhebt." Ist
die Vergleichung richtig, so wird wohl die deiktische Bedeutung, welche
im Griechischen hervortritt, die ursprüngliche sein. Der Form nach
würde freilich die Zusammenstellung mit dem indischen fm (welches
aber der Bedeutung noch abliegt) sich mehr empfehlen. Das aristopha-
nische zovToyl kann keine Entscheidung für id oder im abgeben, da die
mit ye identische Partikel gha sowohl mit id als mit tm zusammen-
gezogen wird. Die Entscheidung wird namentlich dadurch erschwert,
dass die Bedeutungen dieser und ähnlicher Partikeln im Indischen kaum
zu fassen sind.
Ueber die Partikel u s. unter oSrog S. 139.
ye ist unzweifelhaft gleich dem indischen gha (vgl Pott, Beiträge
von Kuhn und Schleicher 6, 257 ff.). Ueber gha bemerkt Grassmann:
„es hebt ähnlich wie id und das mit ihm wesentlich gleiche ^a und
das griechische ye das zunächst vorhergehende betonte Wort (von dem
es aber durch ein unbetontes wie cid va getrennt sein kann) hervor,
und zwar in dem Sinne , dass die Aussage von dem durch jenes Wort
dargestellten Begriffe in besonderem Maasse oder mit Ausschluss anderer
Begriffe gelte." Damit deckt sich ungefähr was Bäumlein über ye aus-
sagt: „ye hebt einen Begriff hervor, indem er ihn von allen übrigen
aussondert, alles Weitere von ihm ablöst und fernhält, so dass er allein
144
in's Licht gestellt wird/' Böthlingk-Both geben folgende Stelluagen
von gha als die gewöhnlichen an: Erstens nach Pronominibas ^ z.B. sd
gha. Dasselbe gilt von ye z. B. tycoye aiiyey S ye gleich sä gha o. s.w.
Das Alter der Verbindung beweisen namentlich unser mi-ch und di-eL
Zweitens nach Präpositionen. Auch hierin stimmt das Griechische bei
(z. B. lg ye ^lav ßovleijaofASv B 379) wie Bäumlein S. 67 beweist
Drittens hinter Negationen. So auch im Griechischen, vgl. Pott a. a. 0.
261. Lehrreich fSr die Bedeutungsentwicklung der Partikeln überhaupt
ist die Geschichte der Partikel gha im Slavischen, Miklosich 117.
vv ist indentisch mit nü, woneben auch nü vorkommt üeber die
Natur des Schluss-n in r6v und vfh^ weiss ich nicht'S Sicheres zu sagen.
es scheint aber doch, dass die drei Formen w miv r^ nahe zu-
sammengehören. Es entspricht auch ihr vereinigter Gebrauch durchaus
dem des indischen nü nü, wie er bei Grassmann dargestellt wird.
Namentlich ist zu beachten, dass nü hinter Fragewörtern (kirn nu =
ZI vv) ausserordentlich häufig ist, und in auffordernden Sätzen z. B.
nach Imperativen in beiden Sprachen gleichmässig auftritt Dass dem
griech. vv tlsv das indische nü kam lautlich genau entspricht, hat meines
Wissens zuerst Benfey im Glossar zum SSmaveda s. v. nü bemerkt.
Ueber tuv habe ich Synt Forsch. I, 84 flF. gesprochen, worauf ich
verweise. Hier sei nur constatirt; dass die Identität mit dem indisi^en
kam (kam) unzweifelhaft ist, die Bedeutung des letzteren sich aber kaum
bestimmen lässt.
Schwierig ist das ürtheil über ai, Dass diese Partikel dem Sinne
nach ganz dem indischen u entspricht, würde eine Vergleichung des
Gebrauches beider ergeben. Aber die Form macht Schwierigkeiten,
denn für die Identificirung von cd mit u ist die Parallele avwg = uskäs
nicht genügend.
2. In zweiter Reihe sind zwei Partikeln zu erwähnen, welche die
Eigenthümlichkeit haben, dass sie doppelt gesetzt werden können: re
und 1/.
Dass re nicht etwa wie Härtung meinte , zu dem Stanmie ta gehört^
sondern mit dem indischen und iranischen ca identisch ist., ist unzweifel*
haft. üeber ca bemerken Böhtlingk-Both: „und, auch, t€, que; einzelne
Theile des Satzes oder ganzer Sätze aneinanderreihend. Scheint ursprüng-
lich beiden zu verbindenden Wörtern und Satzgliedern nachgestellt
worden zu sein, und im Rigveda ist das doppelt gesetzte ca noch häufiger
1) Was Böhtlingk und Roth von gha hervorheben, dass es möglichst am Anfkng
eines Pftda stehe, gilt ftir alle enklitischen Wörter, vgl. Synt. Forsch. 3, 47.
145
als das einfache/' Was Böhtliagk und Both hier von dem Bigveda
bemerken, gilt in noch viel höherem Orade von der alten Prosa. Wir
sind also wohl zu der Yermuthung berechtigt, dass ursprünglich diese
Partikel stets hinter jedem der an einander zu verweisenden Bedetheile
stand, und vielleicht ist die verbindende Kraft, die nach unserer Auf-
fassungsweise dem ca re beiwohnt, ursprünglich nur durch die Doppel-
setzung ausgedrückt worden, und erst secundär auch in die einfach
gesetzte Partikel hineingekommen, uralt ist ausser der Doppelsetzung mit
verbindendem Sinne die Verbindung mit dem S. 138 besprochenen Stamme
ka. Wie quisque zu quis verhält sich Mg ca zu käs, doch kommt kdg
ca fast stets in Verbindung mit dem Belativum vor, so dass ydh Mg
ca dem griechischen Sarig entspricht, z. B. yd vai Mg ca mriydte sd
gävah jeder der stirbt, wird ein Leichnam (}2A. Br. 13, 8, 1, 1.
Es fragt sich nun ob diese Gewohnheit ca re dem Interrogativstamm
hinzuzufügen, um ihn als indefinit zu kennzeichnen, proethnisch sei. Man
wird die Frage mit Bücksicht auf den Gebrauch des lateinischen - que
und des gothischen hun (gleich cana) bejahen müssen, muss aber
zugleich gestehen, dass im Griechischen selbst nicht recht durch-
sichtig ist, welchen Sinn ze hinter Pronominibus hat. Man könnte den
alten dem indischen analogen Gebrauch finden in solchen Verbindungen
wie: yuxl yäq riq 9"^ fya /ifjva fiivvjv artd ^g äXdxoio äaxcci/iif B 292,
und in den übrigen bei Bäumlein S. 233 angefahrten Belegen der Art,
auch wohl in dem re nach ov vv, aber andere Stellen rathen wieder
von dieser Auffassung ab, namentlich solche, in welchen te nach dem
fragenden rig erscheint, z. B. rig r' Sq agxoB 9söv iqidi ^^vhpie /la-
Xsad^ai v^ 8, wo Te in einem Sinne erscheint, dem im Indischen nichts
Analoges zur Seite tritt. Jedenfalls ist das überlieferte rig re als Inde-
finitum im Griechischen kein fester Typus geblieben, sondern der eigent-
liche Unterschied zwischen Interrogativum und Indefinitum lediglich in
der Betonung ausgedrückt worden. Hinter Haxig ist t£, abweichend vom
indischen ydh kdg ca ganz geschwunden, dagegen in Ötcöte erhalten.
Auch tj scheint nach dem überwiegenden Gebrauch des entspre-
chenden indischen va zu schliessen (mit dem es doch wohl trotz ^
identisch ist) ursprünglich hinter beiden sich ausschliessenden Begriffen
gestanden zu haben. Neu ist im Griechischen der Gebrauch von ^
hinter dem Comparativ, da diesem im Indogermanischen stets nur der
Ablativ gefolgt zu sein scheint. Es kann also dieser Gebrauch nicht
aus dem ältesten Sinn der Partikel abgeleitet werden.
3. In dritter Beihe nenne ich die Partikeln der Negation, (vgl.
namentlich die eingehende Behandlung der slavischen Negationen bei
Delbrrick, ayntakt. Fomcb. FV. 10
^ 146
Miklosich S. 170 ff.) Wie die Yergleichnng der indogermanischen
Sprachen beweist, gab es im Indogermanischen eine Negation des Aus-
sagesatzes nd, und eine Negation des Begehrungsatzes md. Letztere
ist nur im Indischen, Iranischen und Griechischen erhalten. Ueber
ihre Schicksale im Griechischen ist Einiges S. 119 beigebracht worden.
Die Negation des Aussagesatzes ist im Griechischen als selbst^
ständiges Wort nicht mehr vorhanden, sondern durch die ihrem
Ursprünge nach dunkle Partikel av verdrängt wordenf Indessen ist die
Geschichte von nd auch für das Griechische von Interesse, da augen-
scheinlich ov ebenso gebraucht wird, wie das verdrängte nd gebraucht
wurde. Aus dem Gebrauch des indischen nd lässt sich nun zunächst
folgern, dass nd ursprünglich nur beim verbum finitum stand. Sollte
ein Nominalbegriff negirt werden, so geschah das durch Zusammen-
setzung mit der privativen Silbe, welche im Sanskrit a oder an lautet
Dieses a- erscheint desshalb auch beim Farticipium, z. B. heisst es ^at
Br. 1, 6, 1, 2: „die Ritus erbaten von den Göttern einen Antheil am
Opfer, tdd vai devd nd jajiiuh. td ritdvo deveshv djanatsv dswran upä-
vartanta das gestanden die Götter nicht zu, die Ritus aber bei nicht-
zugestehenden Göttern wendeten sich an die Asuren. Auch der Infinitiv
wird durch a negirt (s. Synt. Forsch. III, 34). Die hiermit ausgespro-
chene Regel wird im Sanskrit mit grosser Strenge eingehalten. Wenn
doch gelegentlich ein Farticipium oder Adjectivum mit nd erscheint, so
hat diese Verbindung ihren Grund in dem Umstände, dass das Pari
oder Adj. als Vertreter eines Satzes empfunden wurde. Im Griechischen
hat sich ov auf Kosten der privativen Silbe erheblich ausgebreitet
(und zwar offenbar von den Verben durch die Participien zu den Ad-
jectiven u. s. w.), im Sla vischen ist sogar ne die einzige Negation
geworden. Nirgend aber ist das Gebiet der privativen SUbe erweitert
worden, eine Zusammensetzung derselben mit dem verbum finitum ist
nirgend möglich. Wo sie einmal im Sanskrit erscheint, ist sie eine
Künstelei, im Griechischen pflegt man Theognis 621
näg Ttg 7tXovaiov Üvdqa tUvj driet di Ttevixfidv
anzuführen, worin, wenn die Lesart fest steht, wohl auch nichts anderes
als eine gewagte Bildung des Augenblicks vorliegen würde.
In der alten Prosa des Sanskrit hat nd seine traditionelle Stellung
unmittelbar vor dem verbum finitum. Wenn es richtig ist, was eben
vermuthet wurde, dass nd ursprünglich nur die Negation des Verbums
war, und wenn ferner richtig ist, dass das verbum finitum im Idg.
ursprünglich im Hauptsatze stets enklitisch war — und an der Richtig-
147
keit beider Vermuthungen zweifle ich nicht — so ist diese Stellung von
nd auch die indogermanische gewesen.
Es war also das Yerhältniss der Negation zum verbum finitum
dasselbe wie das Yerhältniss der Präposition, es trat keine Zusanmien-
Setzung der Negation mit dem Verbum ein, aber eine enge Verbindung
zwischen der Negation und der einzelnen Verbalform. Dieses Verhält-
niss hat sich in den europäischen Sprachen bei einigen Verben gehalten.
Im Lateinischen gehört hierher namentlich nescio nequeo nolo^ im Sla-
vischen die Verben, welche bedeuten sein, haben, wollen, wissen
(Miklosich S. 171 ff.). Ueber die Bedeutung der Negation bei solchen
Verben bemerkt Miklosich S. 173 „Das mit dem Verbum zu einem
Wort verschmelzende ne dient nicht zur Negierung eines Begriffes,
sondern zur Verkehrung desselben in sein Gegentheil, z. B. altslavisch
veleH invtaoauvy juber e, nevdäi nicht: non jubere, sondern vetare.^'
Man wird dabei an griechische Ausdrücke wie ov% i& veto (Krüger
§67, 1, Anm. 2) erinnert.
Diese Bemerkungen über die Partikeln müssen, im Vergleich mit
den umfänglichen Schriften von Härtung u. A. äusserst dürftig erscheinen.
Ich habe indessen geglaubt, nur dasjenige mittheilen zu sollen, was
sich mir bei wiederholter Prüfung als wahrscheinlich erwiesen hat, und
hielt es im Interesse der Sache, mich von gewagten etymologischen
Combinationen gänzlich fern zu halten. Auf speciell - griechische Par-
tikeln wie dUd bin ich absichtlich nicht eingegangen.
10
Zwölftes Kapitel.
Wortstellung.
Als man noch der Meinung war, dass der Satz die äussere Form
des logischen ürtheils sei, nahm man die logische Ordnung der Bede-
theile als die ursprüngliche in Anspruch. Diese Ordnung sollte darin
bestehen, dass das Subject den Satz eröfibe, das Yerbum mit seinem
Adverbio unmittelbar darauf folge, und die übrigen Satztheile den
Schluss bildeten. Eine richtigere Torstellung yon der Sprache und vor
Allem eine unbefangene Beobachtung führten indess zu der Ansicht,
dass diese sogenannte logische Ordnung ein Phantom sei. Henri Weil
de Tordre des mots dans les langues anciennes compar6es aux langues
modernes^ Paris 1844 machte mit Nachdruck darauf aufmerksam, dass
in den Sprachen mit sogenannter freier Wortstellung die Ordnung der
Satztheile nicht durch die Regeln der Logik, sondern durch die Zu-
fälligkeiten der Ideen - Association bestimmt wird. Wenn man Romnlus'
Geschichte erzählt hat, so fährt man fort: idem üle Romulas Bomam
condidü; zeigt man einem Wanderer die Stadt Bom, so kann man s^en:
hanc urbem condidü Bomtdus^ und schliesslich unter einer anderen
Gedankenconstellation : condidü Bomam Bomulus, Es sind also nicht
logische, sondern praktische Gründe , die den Ausschlag geben. Indessen
würde man doch irren, wenn man annehme, dass die Stellung der
Wörter fOx einen Römer bei jedem Satz Gegenstand völlig freier Ent-
schliessung gewesen wäre. Es gab doch Liebhabereien der Sprache, die
für den Einzelnen eine Art von Norm bildeten. Die Römer liebten es
z. B., das Verbum an das Ende des Satzes zu stellen. Woher diese
Liebhaberei ? Man kann vom Standpunkte des Römischen aus nur ant-
worten, dass die Stellung des Verbums am Ende des Satzes auf Tra-
dition beruhe. Eine gleiche Tradition findet man nun auch in anderen
indogermanischen Sprachen, z. B. im Sanskrit. Von dieser Beobachtung
ausgehend, hat Abel Bergaigne in einem Aufsatz sur la construction
grammaticale consid^r^e dans son d^veloppement historique en sanskrit
en grec en latin, dans les langues romanes et dans les langues ger-
149
maniques (M^moires de la societ^ de linguistique de Paris m, 1 ff.) con-
statirt, dass in den einzelnen indogermanischen Sprachen eine gewisse
Reihenfolge der Satztheile überliefert worden ist Es war also der
damalige Zustand von dem jetzigen nicht wesentlich verschieden. Wie
uns beim Sprechen ein geyrisser Satztypns vorschwebt, der sich als Ab-
bild der gehörten Sätze in unserem Inneren festgesetzt hat, so war es
auch bei den Bömem, nur dass sie, aus oft erörterten Gründen, dem
überlieferten Typus freier gegenüber standen, als wir. Ich habe dann
(Syntaktische Forschungen III, Halle 1878) an einer der verwandten
Sprachen, nämlich an der ältesten Prosa des Sanskrit, die Wortstellungs-
regeln im Detail nachgewiesen und die Besultate übersichtlich zusammen-
gestellt. Wer dieselben überblickt, wird sofort bemerken, dass die
meisten der indischen Wortstellungsregeln auch für das Lateinische
gelten. Das Gleiche tiifft f^r das Litauische zu. Man wird desshalb
auf die Vermuthung gefuhrt, dass die am Sanskrit beobachteten Wort-
stellungsgesetze im Wesentlichen schon proethnisch seien, dass einige
der indogermanischen Sprachen den alten Typus treu bewahrt haben,
andere aber mehr davon abgewichen sind.
Es mag manchem allzu kühn erscheinen, wenn ich versuche, Wort-
stellungsgesetze des Indogermanischen zu erschliessen. Indessen möge
man bedenken, dass alle sprachliche üeberlieferung in Sätzen vor sich
geht, dass also Satztypen sich dem Gedächtnis ebenso gut einprägen,
wie z. B. Declinationstypen. Wenn nun mehrere indogermanische
Sprachen den gleichen Satztypus zeigen — der keineswegs ein allgemein
menschlicher und selbstverständlicher ist — , wie soll man dem Schluss
ausweichen, dass dieser selbe Typus schon in der einheitlichen Sprache
vorhanden gewesen sei, welche sich ja, nachdem die Flexion ausgebildet
war, in keinem wesentlichen Funkte von den sog. Tochtersprachen
unterschied? Endlich kommt noch hinzu, dass man vielleicht die Ent-
stehung dieser Wortstellungsgesetze noch bis in die Zeiten vor der
Flexion zurück verfolgen kann. Wie es sich aber auch hiermit verhalten
mag, die Hypothese, dass ein bestinmiter Satztypus im Indogermanischen
vorhanden gewesen sei, scheint mir durch die Thatsachen ebenso
empfohlen zu werden , wie z. B. die Hypothesen über den Wortaccent im
Indogermanischen. Ich lege dieselbe denmaoh für das Folgende zu Grunde.
Die nähere Begrenzung der vorliegenden Aufgabe ergiebt sich aus
folgender Ueberlegung:
Man hat neben der traditionellen Wortstellung eine occasionelle
zu unterscheiden. Traditionell ist z. B. die Stellung: Bomtdi/ts Bomam
condidit, occasionell: candidU Bomam Bamtdm. Die Motive für occa-
160
sionelle Umstellung eines Wortes sind natürlich sehr mannichfaltig and
schwer classificirbar, und um so schwieriger, je mehr die Einwirkung
der Sätze auf einander in Betracht kommt. Ich habe versucht, an der
ältesten, sehr einfachen Prosa des Sanskrit möglichst erschöpfende Beob-
achtungen zu machen, und begnüge mich hier, die für den einÜEU^hen
Satz geltende Beobachtung hervorzuheben, dass das stärker betonte
Wort nach vorn rückt, eine Beobachtung, die auch für das Griechisdie
zutrifft.^ Dass es möglich sein wird, am Griechischen durchzuführen,
was ich am Sanskrit durchgeführt habe, nämlich an grossen Stacken
der alten Prosa zu zeigen, warum in jedem einzelnen Falle eine Ab-
weichung von der traditionellen Stellung stattgefunden hat, möchte ich
bezweifeln. Die griechische Prosa ist uns nicht in so einfacher Gestalt
überliefert, als die indische, die Individualität des Schriftstellers tritt
stärker hervor, und die Beweglichkeit ist überhaupt eine grössere. So-
mit wird man für eine Menge von Wortumstellungen (Abweichungen
von der traditionellen Begel) bei jedem Schriftsteller schwerlich einen
anderen Grund ermitteln können, als den Geschmack des Einzelnen,
und steht damit am Ende der wissenschaftlichen Classification. Fällt
demnach die Untersuchung über die occasionelle Wortstellung im Grie-
chischen (so weit sie überhaupt in strenger Form zu führen ist) der
Detailuntersuchung des einzelnen Schriftstellers anheim, so bleibt für
die allgemeinere Syntax nur. die Frage zu erörtern, ob sich etwa in der
traditionellen Stellung Andeutungen ergeben haben, oder anders aus-
gedrückt, es entsteht die Frage: „Wie hat sich der indogermanische
Satztypus im Griechischen geändert ? ^' Diese Frage suche ich im Fol-
genden zu beantworten.
Ich behandle dabei zuerst das Nomen mit Zubehör » dann das Ver-
bum mit Zubehör, also zuerst das Adjectivum, den attributiven GenitiT
und die Präpositionen in ihrem Yerhältniss zum Nomen.
Hinsichtlich des Adjectivums lautete die indogermanisdie
Regel: das Adjectivum steht vor seinem Substantivum. Dieser alte
Gebrauch ist im Griechischen sehr oft bewahrt, so z. B. in den Sprich-
wörtern in der überwiegenden Zahl der Fälle z. B. xwiyubg ^dvatog^
ÖQvl&etov ydla, KokoqxivLog XQ^^^y Jelfpcnij ^ajjai^y !^q>Qodlaiog Sgtuuog
ov% EfjmoivifjLoq^ ^^TTinij Ttiarvg u. s. w. In den attischen Inschriften
findet sich dieselbe Stellung sehr oft z. B. clxoat xat hucnbv Sifd^aa^
1) Dass diese Gewohnheit, das Betonte voranzastellen, anf die Ansbildong der
traditionellen Wortstellung in der Urzeit eingewirkt haben mag, habe ich schon Synt-
Forsch. 3, 77 angedeutet.
161
T^uirMvra errj^ rglrtj ddaigy roig Ttgotegoig nccvaxhjpaloigy oi rafiiai tCifv
ie^ßh^ XQrjf^ariav, rfjv yuxfi7rvlrp^ aeXida (pag. 173a), azegxxvCkjai avrdv
X^'<y4> (JTsqxivqt u. s. w. Tritt aber das Substantivum yor das Adjecti-
vum, so wird es dadurch isolirt. Das ist ausserordentlich oft der Fall
bei Aufzählungen von Gegenständen in Rechnungen, bei denen natür-
lich zuerst das Ding genannt und hinterher die Eigenschaft angegeben
mrird, in dem gehackten Stil, den auch wir bei Rechnungen an-
nvenden, z. B. q>LaXrj XQ^'^^ „eine Schale, golden,'^ id^arca ä^yvQä,
Xi^X^og doY^QoC^y crigxxvoi xqvaöl ziinaqeg und so sehr ofL Ebenso
erklärt sich die Stellung nqdßara dijo in einer Aufzählung Nr. 31,
in welcher der Satztbeil stets mit dem SubstantiTum, welches Stich-
wort ist, beginnt: yewvd^ovg de flia&ai diyux SvÖQag, tva ex(pvhf^.
oh;oi di veifidvnav xtpf Yfjv. ^rjfioKleidrp^ öi yunaazfjaai rrjv änoiydav
avTOJAQOtOQa, ^/ad'ÖTi Sy dvyr/uai ügiara. tä de TSfiivt] ra e^qrjixiva fäy
yjad-aneq toxi Tual äila /i^ rsfievi^eiv. ßofjv öi yial Tiqdßcna dio dytd-
yeiv Big Ilavad^aia» Wird das Nomen isolirt, so erhält es eine stärkere
Betonung, wie man besonders deutlich fuhlt| wenn ein Gegensatz im
Spiele ist, wie Herodot 1, 14 nagi^ öi dqyiqov xe^<f^ SnleTOv dvid-rj-
xey und so sehr häufig. Steht vor dem Substantivum der Artikel, so
wird er bekanntlich vor dem Adjectivum wiederholt. Als Beispiel führe
ich einen Satz aus der Xuthias - Inschrift an (Gauer 2), in welchem man
die Isolirung des Substantivums deutlich fühlt: ü fiiv xa Urj^ avrdg
äveXia&w al öi yxx fi^ ^cJij, Tot vtol dyeXdad^tJ roi yvrjaioi, hcei tlo ijßd-
aurtt Ttirue firea. ei de xa ju^ Ctövrt, tat dvyareqeg dveXöod'W rat yyrj-
aiai. ei de xa ^i) Cd>vrt, roi v6&ol dveXoa&w, In diesem Satz werden
die Begriffe vlol und dvyareqeg isolirt vorangestellt, weil sie in yvrjaloi
und v&d'Oi zerlegt werden sollen. Oft freilich lassen sich die Gründe
der Umstellung nicht so sicher ermitteln, wie in den angeführten Bei-
spielen. Es scheint; dass der Unterschied zwischen den beiden Aus-
drucksweisen im Laufe der Zeit mehr verwischt wurde, so dass öfters
wohl gar kein Unterschied des Sinnes zwischen beiden ausfindig zu
machen ist, wie wenn es z. B. in einer attischen Tributliste heisst : f/rt
^9^ ^W^ ^^ (J^vre^g bis rfjg öwdeyuhtjgj ausgenommen : hei rfjg TQiTiß
Es lässt sich also etwa Folgendes behaupten : die alte Stellung des
Adjectivums ist die vor dem Substantivum. Soll das Substantivum iso-
lirt (insbesondere stark betont werden), so tritt es vor.^ Dann wurde
1) Im Gegensatz dazu erscheint bisweilen das voranstohende Adjectivum stark
betont, so dass also in die ursprOngliche Stellang in Folge des Gegensatzes gegen
152
also Substantivuin uttd Adjectivum nicht in einem Athem ausgesprochen,
sondern in zwei Absätzen (wie man es in süddeutschen Dialekten hören
kann). Doch wuchsen Subst. und Adj. auch in dieser Stellung all-
mählich fester zusammen, so dass der Unterschied von dem ersten
Typus geringer wurde. Dazu mag namentlich die Poesie beigetragen
haben.
Dass die Apposition nachsteht, wie im Sanskrit, ist bekannt
Es heisst also z. B. Zeig ^Ohi^jtioq nicht OlvfiTtiog Zeig^ wie agmh
svishtakrit u. s. w.
Hinsichtlich des attributiven Genetivs lautet die alte^Begel:
der Genitiv steht vor dem Substantivum.
Wiederum lassen sich aus der einfachen Sprache der TtaQOijuai
eine Reihe von Belegen anfQhren, z. B.: dyad-dv atOQÖg, äya&Chf ^a3uaaü<t,
«t ÄiJxoi; aTdfMXTog, XiSnüfv tpikia^ %tybg o^, oq>eu)g o^fxcLy ^eXivog fiveijög,
Zi'idog xwfjj elg ^crAjdQCUv n^ovg, ^Evdvfiicüvog If/ryov xa^ctWeig, yi^artog
Tzda&Tj d^'ivög narvakog u. s. w.
In den Inschriften verschiedener Dialekte scheint technisch der Aus-
druck yfß luxt ohäag eyi^ttjaig. In den attischen Inschriften lese ich
TTjy rfjg d^eofj iaSijra u. a. m. Liegt aber auf dem Substantivum ein
besonderer Ton, so steht es voran z. B. I. A. Nr. 9 en:aQ(of4£vov i^Juuaw
kttVT^ iTtioQTwfhfTi ycat Ttaialv eavrod. Auf naiaiv liegt ein Ton, weil
es zu iavT^ in einer Art von Gegensatz steht. Aehnlich Tt^rrfy^onf a^
yvQOfh^f arad-^dv rovrovy nicht Tot^oi; arad^iij&v. In manchen Fällen
lässt sich aber wieder ein Grund der besonderen Stellung schwerlich
auffinden. So ist z. B. technisch die Stellung: ot ra^at rdv ie^ßif
XQrjfidtaiv rfjg !t4&rp^lag, dagegen findet sich, ohne Scheu vor dem Zu-
sammentreffen der Genitive : rolg rCiv Tfjg ^idrpfcUag zafiimg (Nr. 32).
Auch weiss ich nicht zu sagen, warum in dem mehrfach wiederkehren-
den Satze: IVr^rog, y^i/^, yQvndg Tcgorofiij, yc^^y liovrog TLBgxxhjy S^fiog
ayd-ifiiavy ö^Amov (pag. TGa^ 13) gerade diese Ordnung beobachtet ist
Die Entwickelung dieses Typus scheint folgende gewesen zu sein: Alt
ist die Yoranstellung des Genetivs, wollte man das regierende Substan-
tivum hervorheben , so trat es voran. Im Gegensatz zu dieser Stellung
konnte denn auch durch die Voranstellung des Genetivs eine stärkere
Betontheit desselben ausgedrückt werden. Doch wurde dieser Gegen-
die occasionelle ein besonderer Sinn eingezogen ist (vgl. das über den Genetiv
Gesagte). Dass dieser Sinn aus der Urzeit stamme, ist mir weniger wahr-
scheinlich.
153
satz der Stellangen öfter verwischt, vermuthlich ebenfalls, wie beim
Adjectivum, unter Miteinfluss der Poesie.
Somit lässt sich beim Adjectivum und Genetiv eine Lockerung des
alten Stellungsgesetzes beobachten. Eine ümkehrung desselben zeigt
sich bei den Präpositionen.
An den Präpositionen ist schon den Alten die sogenannte Ana-
strophe sehr auffällig gewesen. Jrtzt ist man darüber einig , dass der
Accent, welchen die hinter ihrem Casus stehenden Präpositionen zeigen,
der ursprüngliche ist, was aus der Uebereinstimraung von Sanskrit dpa
mit &^'o, pari mit nigi, pdra mit ^taga, dpi mit Im hervorgeht. Aus-
gesprochen finde ich diese Wahrnehmung zuerst von Sonne in Kuhns
Zeitschrift 14, 4. Aber nicht bloss der Accent, sondern auch die
Stellung dieser Präpositionen ist die ursprüngliche. Für das Sanskrit
gilt die Begel, dass die echten Präpositionen (mit zwei gleich zu
erwähnenden Ausnahmen) ihrem Casus folgen, vgl. Benfey, Göttinger
Nachrichten 1878 Nr. 4, und Synt. Forsch. 3, 46. Dass das Sanskrit
in diesem Falle den älteren Zustand bewahrt hat, zeigt die Ueberein-
stimmung mit derjenigen Stellung der griechischen Präpositionen, in
welcher sich der ursprüngliche Accent erhalten hat Diese Stellung ist
übrigens auch ganz im Einklang mit den sonstigen Kegeln der indo-
germanischen Wortstellung. Da die meisten alten echten Präpositionen
keine andere Aufgabe hatten, als die Bedeutung des Casus zu speciali-
siren, so treten sie bescheiden hinter denselben. Nur die Präpositionen
ä bis und pard vor, welche den Sinn des Ablativ sehr erheblich ver-
ändern, machen davon eine Ausnahme. Im Griechischen nun wurden
die Präpositionen um so mächtiger, je mehr die Casus mit einander
verschmolzen y und rückten desshalb nach vorn. In welchem Yer-
hältniss bei Homer die nachstehenden Präpositionen zu den voransteheu-
den vorkommen, und warum in der Prosa gerade 7ciQi nach dem Genetiv
stehen kann, ist meines Wissens noch nicht untersucht.
Wir finden also bei den Präpositionen eine Veränderung des über-
lieferten Typus, welche mit den oben erzählten Schicksalen der Casus
zusammenhängt.
Ich komme nun zum Yerbum nebst Zubehör.
Aus den accentuirten Texten des Sanskrit lernen wir eine Eigen-
thümlichkeit der Satzbetonung kennen, welche bei ihrem ersten Bekannt-
werden sehr frappirt hat: das Yerbum finitum des Hauptsatzes (wenn
es nicht durch occasionelle Yoranstellung an die Spitze kommt) ist
enklitisch, das des Nebensatzes betont. Es heisst also z. B. devd dsu-
ran ajayan die Götter besiegten die Asuren, aber yadd devd dsuran
Delbrflek, tyiiUkt. Forseh. IV. 11
154
djayan, als die Oötter die Asuren besiegten. Im ersten Falle lehnt sidi
ajayan an dsuran an, wobei zu bemerken ist, dass im Sanskrit ein
Acut beliebig viel Silben beherrschen kann. Die Erklärung dieser Er-
scheinung glaube ich jetzt gefunden zu haben, (Synt ForscL 3, 77).
Die traditionelle Stellung des Yerbums ist am Ende des Satzes. Nun
glaube ich gezeigt zu haben , dass die Inder den Satz mit starker (oder
hoher) Betonung begannen, und mit schwacher (oder niedriger) schlössen.
Das Yerbum steht also regelmässig an der Stelle des Satzes, wo am
wenigsten Betonung vorhanden ist Auch für die Betontheit des Yer-
bums im Nebensatze glaube ich a. a. 0. den Grund angegeben zu haben.
Es fragt sich nun, ob diese Behandlung des Yerbums spedell indisch ist,
oder ob man sie als indogermanisch in Anspruch nehmen darf. Wacker-
nagel in Kuhns Zeitschrift 23, 457 ff. hat sich für die zweite Alter-
native entschieden, mit Recht, wie ich glaube. Es erklärt sich unter
dieser Hypothese namentlich die Zurfickziehung des Accents im verbum
finitum des Griechischen, die, wenn die Yerbalform zweisilbig ist^
sogar bis hinter dieselbe fortgesetzt wird, z. B. aifiq>eQ€, wxrmmcu,
oder wie man nach indischer Gewohnheit schreiben würde: <n;/u ^e^e
xoTCK neirai, während beim Infinitiv (z. B. luncnuia&aL) weder im
Sanskrit Enklisis, noch im Griechischen das Surrogat derselben, die
möglichste Zurückziehung, stattfindet. Es erklärt sich femer, warum die
beiden einzigen Yerba, deren Formen durchweg zweisilbig sind ü§u und
qnfjfjti, enklitisch sind. Sie sind der Best, den das Dreisilbengesetz übrig
lassen konnte. Ist nun dieses Baisonnement richtig — und ich denke,
dass sich die Bichtigkeit desselben bei genauerer Erörterung des grie-
chischen Yerbalaccents durchaus bewähren wird — so wäre die indische
Yerbalbetonung als proethnisch erwiesen. Wenn ich nun femer Becht
habe , diese Yerbalbetonung aus der Stellung des Yerbums am Satzende
abzuleiten, so wäre damit eine neue Stütze for meine Hypothese
gewonnen, dass der indische Satztypua im Wesentlichen als indoger-
manisch anzusehen sei.
Somit lässt sich, wie mir scheint, aus dem griechischen Yerbalaccent
ein indirecter Beweis für die Stellung des indogermanischen Yerbnms
am Satzende gewinnen. Ob man aber behaupten darf, dass im Griechi-
schen directe sichere Spuren dieser Stellung vorhanden seien , d. h. ob
im älteren Griechisch das Yerbum in der That am Ende des Satzes
steht, ist schwer zu sagen. In den Paroemien finden wir diese Stellung
in der That als die häufigste , aber eine andere Literaturgattung wüsste
ich nicht anzufahren, namentlich kommen hier die Inschriften wenig in
Betracht, weil in ihnen häufig Yeranlassung zu einer occasionellen Yor-