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Full text of "Syntaktische Forschungen"

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I 


D3l 


I 


SYNTAKTISCHE 


FORSCHUNGEN 


VON 


B.  delbrOck  und  e.  windisch. 


i. 


HALLE, 

VEBLAO   DER    BUCHHANDLUNG    DES  WAISENHAUSES. 

1871. 


i^H^'c 


DEB  GEBBAUCH 


DES 


CONJUNCTIVS  UND  OPTATIVS 


IM 


SANSKBIT  UND  GRIECHISCHEN 


VON 


B.  DELBRÜCK. 


HALLE, 

VERLAO  DBB  BUCHHANDLUNG  DBS  WAISENHAUSES. 

1871. 


Dm  Recht  der  Uebersetsong  In  fremde  Sprachen  wird  vorbehalten 


Vorrede. 


I 

V 


Die  folgenden  Bogen  sind,  obwohl  ich  sie  unter  meinem  Namen 
in  die  Welt  sende,  nicht  in  dem  gewöhnlichen  Sinne  mein  Eigenthum, 
vielmehr  gehört  ein  nicht  geringer  Theil  meinem  Freunde  Windisch. 
Freilich  ein  kleinerer  als  ich  wohl  gewünscht  hätte  und  als  in  unserer 
Absicht  lag.  Aus  vielfachen  Gesprächen  nämlich  und  Gorrespondenzen 
über  syntaktische  Fragen  war  uns  eine  solche  üebereinstimmung  unserer 
Anschauungen  zum  Bewusstsein  gekonmien,  dass  wir  den  Versuch  wagen 
wollten,  den  durch  gegenseitige  Mittheilung  und  Kritik  uns  zum 
Gemeingut  gewordenen  Besitz  an  syntaktischen  Erkenntnissen  den  Mit- 
forschem als  einheitliche  Arbeit  vorzulegen ,  far  die  wir  eine  solidarische 
Verantwortung  zu  übernehmen  gedachten.  Aeussere  Umstände  zwangen 
uitö,  diesen  Plan  aufzugeben.  Da  Windisch  durch  andere  Pflichten 
zu  sehr  in  Anspruch  genommen  wurde,  musste  ich  mich  entschliessen, 
die  Ausarbeitung  allein  zu  unternehmen,  jedoch  natürlich  mit  Benutzung 
dessen,  was  schon  als  Grundstock  der  gemeinsamen  Arbeit  vorhanden 
war.  Dieser  Grundstock  bestand  aus  den  Sanmilungen  der  Belege ,  von 
denen  Windisch  einen  Theil  der  griechischen,  ich  den  anderen  Theil 
der  griechischen  und  die  sanskritischen  beschafft  hatte.  Ausserdem 
waren  die  Belege  schon  im  Grossen  und  Ganzen  so  geordnet,  wie  sie 
jetzt  in  der  Beispielsammlung  sind,  und  zwar  hatte  die  Arbeit  sich  so 
vertheilt,  dass  Windisch  die  Belativsätze ,  ich  das  üebrige  besorgte. 

Aus  diesen  Angaben  ist  der  Antheil  von  Windisch,  soweit  er 
sich  noch  absondern  lässt,  ersichtlich.  Was  ich  ihm  sonst  an  frucht- 
baren Anregungen  und  fördernder  Kritik  verdanke,  lässt  sich  nicht  mit 
deutlichen  Worten  angeben,  aber  von  solchen  einigermaassen  nach- 
empfinden, die  den  Genuss  und  Gewinn  eingehender  wissenschaftlicher 
Diskussion  aus  eigener  Erfahrung  kennen. 


VI     

Die  auf  diese  Weise  entstandene  Arbeit  zerfällt  in  zwei  Abthei- 
Inngen,  die  ich  nicht  „allgemeiner  Theil^^  und  „besonderer  Theil^' 
genannt  habe,  soivdem  „Einleitung"  und  „Beispielsanmünng",  weil,  ich 
schon  durch  die  möglichste  Bescheidenheit  der  Ueberschriften  der  Gefahr 
entgehen  wollte,  dass  mehr  von  mir  gefordert  wfirde,  als  ich  zu  geben 
die  Absicht  und  Fähigkeit  hatte. 

Die  „Einleitung"  sucht  die  Grundbegriffe  der  Untersuchung  fest- 
zustellen, soweit  dies  ohne  Eingehen  in  psychologische  Details  möglich 
schien,  aber  hoffentlich  derartig,  dass  man  die  Anlehnung  an  die  haupt- 
sächlich durch  Lazarus  und  Steinthal  vertretene  Sichtung  überall 
gewahr  wird ,  und  sucht  von  dieser  Grundlage  aus  die  Entwickelung  der 
Modi  und  die  Genesis  des  Satzgefüges  zu  begreifen.  Eine  Satzlehre 
schreiben  zu  wollen  kam  mir  nicht  in  den  Sinn.  Doch  hoffe  ich,  dass 
der  Leser  einige  Vorarbeiten  dazu  herauslesen  wird.  Namentlich  glaube 
ich,  dass  Aber  die  Relativsätze  richtigere  Anschauungen  gewonnen  sind 
als  früher,  bei  den  Gonjunctionssätzen  wird  der  prüfende  Leser  dagegen 
bald  inne  werden,  dass  das  Problem  der  sogenannten  „abhängigen" 
Sätze  nur  hier  und  da  gestreift  ist.  üeberall  hoffe  ich  aber,  mag  nun 
das  Einzelne  gelungen  oder  misslungen  sein,  gezeigt  zu  haben,  dass  eine 
geschichtliche  Betrachtung  der  Syntax  nothwendig  und  dass  sie  möglich  ist. 

Auch  von  der  „Beispielsammlung"  verlange  man  nicht  mehr  als 
der  Name  sagt ,  keine  Specialsyntax  des  Veda  oder  des  Homer ,  und  vor 
allem  keine  Beiträge  zur  Texteskritik,  sondern  einen  vielfacher  Ver- 
besserung fähigen  Anfang  einer  Ansanmilung  des  statistischen  Materials, 
die  reichlicher  sein  sollte,  als  die  bisherige  philologische  Gewohnheit 
es  mit  sich  bringt 

Nicht  zu  übersehen  bitte  ich  die  Nachträge  und  Berichtigungen. 
Die  beiden  mit  C.  bezeichneten  Notizen  sind  einer  Beihe  von  Bemer- 
kungen entnomtien,  die  Georg  Curtius  mir  nach  der  Leetüre  der 
Einleitung  mittheilte,  Zeugen  des  freundlichen  Interesses,  das  ihr  Urheber 
einer  Arbeit  zuwendete,  die  so  vielfach  gerade  an  seine  Auffassungen 
und  Bestrebungen  anknüpft. 
Jena,  October  1870. 

B.  Delbrück. 


Uebersicht  des  Inhaltes. 


Einleitung. 

Cap«  L    Conjanctiv  und  Optativ  in  formeller  Beziehung  3  —  7. 

I)er  Gonjanctiv  3  —  5.     Im  Sanskrit:  Endungen  4.     ConjancÜT  vom 

Aoriststamme  4.    L^.  4.    ünächter  Conjnnctiv  5.    Im  Griechischen  5. 

Der  Optativ  5  —  6.     Im  Sanskrit:  Potentialis,  Precativ^   Optativ  des 

Aorist  5 — 6.    Im  Griechischen  6. 

Gründe,  weswegen  in  der  vorliegen^n  Arheit  nur  Sanskrit  und  Griechisch 

berücksichtigt  sind. 
€ap.  IL    Die  Quellen  und  ihre  Benutzung  8  —  11. 

Im   Sanskrit:    Beschränkung  auf  das  vedische,   Sicherheit  der  Deutung  des 

Yeda  8.   Brahmana -Literatur  9.    Im  Griechischen:  Beschrankung  auf  Homer  10. 

Verhaltniss  zu  den  Vorgängern. 
Cap.  ni.    Die  Grundhegrif/e  11-15. 

Wie  ahstrahirt  man  GrundhegrifFe  ?   11.     Unterscheidung  des  relativen  und 

absoluten  Grundhegriffes  12.     Die  relativen  Grundbegriffe  12  —  13  (§  1),  die 

absoluten  Grundbegriffe  14— 15  (§  2). 
€ap.  IT.    Die  Hauptsätze  15—30. 

Vorläufiges :  Angaben  Über  die  hier  befolgte  Eintheilung  der  Sätze  15.   Definition 

der  Ausdrücke  Wille,  Wunsch,  Aufforderung,  Bitte  16  — 17. 

I.  Die  coigunctivischen  Hauptsätze  17  —  25. 

Noth wendiger  Eintheilungsgrund  der  Grad  der  subjectiven  Erregung.  Danach 
zwei  Gruppen:  Gonjunctiv  des  Wollens  und  Conjunctiv  der  Erwartung  17. 

Conjunctiv  des  WoUens  17  —  23.  In  positiven  Sätzen  17  —  21.  Die  Grund- 
bedeutung ist  rein  in  der  ersten  Person  Singularis  18  (Vermischung  mit  der 
Bedeutung  des  Optativs  abgewiesen  18  — 19).  Die  Grundbedeutung  thcUs  rein, 
tiieils  schon  umgestaltet  (indirecte  Aufforderung)  in  der  ersten  Person  Plur.  19—20. 
Urundbedeutung  in  der  zweiten  und  dritten  Person  20  —  21.  Conjunctiv  des 
WoUens  in  negativen  Sätzen  21  —  23.  Unabhängige  und  abhängige  Sätze  mit 
mä'  und  ^17  22.  Eintheilung  der  Sätze  mit  /ui;  in  Wamungs-  und  Befürchtungs- 
sätze 22  (Kategorie  des  Inhaltssatzcs  abgewiesen  23). 

Conjunctiv  der  Erwartung  23— 25.  Rechtfertigung  des  Ausdruckes.  Grade 
und  Bedingungen  der  Abschwächung  des  Grundbegriffes  in  drei  Gruppen  sur 
Anschauung  gebracht  24 — 25. 

II.  Die  optativischen  Hauptsätze  25—30. 

Der  Eintheilungsgrund  derselbe  wie  beim  Conjunctiv.  Daher  ebenfalls  ziwei 
Gruppen:  Optative  des  Wunsches  und  abgeschwächte  Optative. 

Optative  des  Wunsches  25—27.  Negation  26.  Wunschsätze  mit  i^  und 
ei  26  —  27. 


vm    

Abgeschwächte  Optative  27  —  30.     Analog  dem  Conjunctiv  drei  Gruppen: 
1)  Allgemeine  (Gebote.     2)  Concessionen.     3)  Fntorische  Optative  (Scheinbares 
Zusammenfallen  mit  dem  Conjunctiv  27).    Die  fatarischen  Optative  in  6  Gruppen 
zerlegt  30. 
Cap.  y.    Die  relativen  Nebensätze  30  —  52. 

Einleitendes:  .Ursprung  und  Grundbedeutung  des  Belativums  30—32.    Orien- 
tirende  üebersicht  über  die  Relativsätze  der  Vedensprache  32  —  34. 

Eintheilung  der  Belativsätze.  Sie  zerfallen  in  posteriorische  und  pri- 
orische 35. 

§  1.  Die  posteriorischen  Relativsätze  36—42.  Zerfallen  in  zwei  AbtheUungen 
entsprechend  den  zwei  Gruppen  des  Conjunctivs  im  Hauptsätze:  I.  Der  Con- 
junctiv ist  der  wollende  und  der  Optativ  der  wünschende  36—39.  Diese 
Relativsätze  stehen  den  Hauptsätzen  noch  am  nächsten  36.  Absicht  und  beab- 
sichtigte Folge  37.  Verhältniss  zu  den  Conjunctionssätzen  38.  II.  Der  Con- 
junctiv ist  der  erwartende  und  der  Optativ  der  vermuthende  39  —  42.  Relativ- 
sätze als  „Bestimmung  eines  Abstractums'*  39—41.  Relativsätze,  die  sich 
dem  Sinne  nach  den  abhängigen  Fragen  nähern  41—42. 

§  2.  Die  priorischen  Relativsätze  42 — 50.  Verschiedene  Arten  des 
Frius  43.  Freiere  und  reichere  Entwickclung  des  Relativums  in  diesen  Sätzen  43. 
In  vier  Gruppen  zur  Anschauung  gebracht  43  —  44  und  zwar  1)  der  Hauptsatz 
mit  dem  Bezugswort  geht  voran  44  —  45,  darunter  besonders  die  homerischen 
Gleichnisse.  2)  Der  Hauptsatz  mit  dem  Bezugswort  folgt  45  —  46.  Das  Rela- 
tivum  sucht  sein  Bezugswort.  3)  Der  Hauptsatz  ohne  Bezugswort,  das  also 
ergänzt  werden  muss ,  geht  voran  46  —  48.  Das  Relativum  bekommt  in  dieser 
Constellation  einen  indefiniten  Inhalt  46.  Formale  Ergänzune:  (Stamm  ta)  im 
Gegensatz  zur  sachlichen  47.  4)  Der  Hauptsatz  ohne  Bezugswort,  das  also 
ergänzt  werden  muss ,  folgt  48  —  50.  Anakoluthieen  im  Sanskrit  49.  Verhält- 
niss der  priorischen  Relativsätze  zu  den  Bedingungssätzen  50. 
Anhang:  Tis  und  rt  hinter  dem  Relativpronomen  50 — 52. 

Cap.  VL    Die  Nebensätze  mit  Conjunctionen   53—74. 

Die  Conjunctionen  zerfallen  in  (A)  solche ,  welche  vom  Relativstamme  abzuleiten 
sind,  (B)  solche  von  anderer  Herkunft. 

A.  Die  Sätze  mit  Conjunctionen  vom  Relativstamme  53— 69.  Aufzählung 
der  in  Betracht  kommenden  Conjunctionen  53.  Unterschied  der  Conjunctionen 
vom  flectirten  Relativpronomen  53  —  54.  Nur  ein  Unterschied  des  Grades, 
daher  die  Eintheilung  der  Conjunctionssätze  dieselbe  wie  die  der  Relativsätze  54. 
Die  Conjunctionen  zerfallen  der  Form  nach  in  casuelle  und  adverbiale  Bil- 
dungen 54.  Die  casuellen  Bildungen  54  —  58.  Accusativisch  yad  o  oxe  «iJ« 
€tg  o  54  —  55.  Wie  ist  hier  der  Accusativ  zu  verstehen  ?  55  —  56.  Accusativisch 
femer  yävad  und  <w;.  Ablativisch  yät  tog  onmg  56 — 57.  Ausfahrung  über  yät 
57.    Instrumentalisch  yena  yabhis  Iva  57—58.    Adverbielle Bildungen  58—59. 

§  1.  Die  posteriorischen  Conjunctionssätze  mit  Conjunctionen  vom  Relativ- 
stamme 59—64.  Die  Belege  hier  fast  durchweg  dem  Conjunctiv  entnommen  59. 
Wieder  die  zwei  Gruppen  wie  bei  den  Hauptsätzen  und  den  relativen  Nebensätzen. 

I.  Der  Conjunctiv  ist  der  wollende  59  —  62.  yad  yathä  Xva  otpQa  leiten 
reine  Absichtssätze  ein  59— 60,  tog  und  oTrmg  Sätze  der  beabsichtigten  Folge 
60—61.  Sind  die  Sätze  mit  Sntog  Fragesätze?  61  —  62.  Kategorie  des 
Inhaltssatzes  abgewiesen  62. 

II.  Der  Conjunctiv  ist  der  erwartende  62  —  04,  Su,  o(fQa,  dg  o,  mg. 


IX 

§  2.  Die  prioriscben  Conjunctioiissätze  mit  ConjunctioneD  vom  Belativ- 
stamme  64 — 69.  Yoransteben  des  Conjanctionssatzes  das  Natürliche  64. 
Gredankeninhalt  der  Conjunction  ein  indefiniter  65.  Der  Paragraph  zerföUt  in  drei 
Grappen:  L  Vergleichssätze  65 — 67  (ok,  tos  Stb,  wg  el).  II.  'Slg  bei  faturischen 
ConjnnctiTen  67.  DI.  Temporal-  nnd  Bedingungssätze  67— C9.  Drei  Arten  der 
Yoraussetzmig  beim  Conjunctiv  67  —  68.    Annahme  im  Optativ  69. 

B.   Die  Sätze  mit  satzverbindenden  Partikeln  von  anderer  Herkunft  69—74. 
ca  und  ced  69—70.     Griechisch:   it.     Etymologie  70—71.     Eintheilung  der 
Sätze  mit  €i  in  posteriorische  und  priorische  71.     1)  Posterioriscbe  71—72. 
2)  Priorische  72—73.    Wunschsätze  mit  ii  74. 
Cap.  Vn.    Fragesätze  74  —  79. 

Definition  der  Frage.  Drei  Bestandtbeile  derselben  74.  Sprachlicher  Ausdruck 
derselben.  Frageton  75.  Bezeichnung  des  Fragetons  in  der  Schrift  der 
Inder  75.  Bestätigungs-  und  Yerdeutlichungsfiragen  75.  Der  Interrogativstamm  76. 
Was  wird  aus  dem  conjunctivischen  Wollen  im  Fragesätze?  76  —  77.  ij  und 
i)  77.  Modification  des  optativischen  Grundbegriffes  durch  die  Frage  78  —  79. 
€i^^.  YIDL    Personen-  und  Mödusverschiebung  79  —  83. 

Zeichen  der  erzählten  Bede.  Yerschiebung  der  Person  79  —  82.  Das  Pronomen 
dient  nur  einer  Situation,  daher  Möglichkeit  eines  Missverständnisses  bei  der 
Erzählung  80.  Dieser  Möglichkeit  entgeht  das  Sanskrit  durch  iti  (80  —  82), 
das  Griechische  durch  Yerschiebung  82. 

Zweites,  nur  im  Griechischen  auftretendes  Zeichen  der  erzählten  Bede  die 
Modusverschiebung  83. 
Ca|i.  HL    KEN  xmd  jidf  Si  —  90. 

xiy  und  av  zu  trennen  84.  xiv  ist  mit  Itam  identisch  84.  Da  indessen  kam 
sehr  verwischte  Bedeutung  hat,  ist  die  Grundbedeutung  von  xiv  aus  dem 
Gebrauch  zu  ermitteln  84.  xiv  weist  auf  das  Eintreten  der  Handlung  hin  85. 
Diese  Bedeutung  in  den  verschiedenen  Satzarten  nachgiewiesen  85—86.  Gebrauch 
von  kam  86—88.  Gewährt  wenig  Aufschluss  88.  Etymologie  von  kam  ^  xiv  88. 
Nicht  zur  Wurzel  kam  lieben,  sondern  zum  Pronominalstamm  ka  in  seinem 
indefiniten  Sinne  88. 

Unterschiede  im  Gebrauche  von  xiv  und  av  89.  Etymologie  von  ov,  nicht 
mit  sanskritisch  te  identisch,  auch  nicht  mit  lateinisch  an  89. 
Zusammenfassung  der  Ergebnisse  89  —  90. 
Cap.  X.  Bückblick  auf  die  Satzeintheilung.  Gräcoarisch?  90—104. 
Unterschied  von  Haupt-  und  Nebensatz  91  —  96.  Kein  untrügliches  äusseres 
Unterscheidungszeichen  91—92.  Also  der  Unterschied  in  der  Bedeutung  92. 
Dieser  Unterschied  vergegenwärtigt  durch  eine  Uebersicht  über  die  Belativ- 
sätze  93.  Primitivste  Art  der  Nebensätze  solche,  die  aus  praktischen  Gründen 
zurücktreten  93.  Die  nothwendigen  Belativsätze  94—95.  Sie  sind  logisch 
untergeordnet.  Wie  sind  logische  Kategorien  hier  zu  verstehen?  95.  Definition 
des  Hauptsatzes  96.    Satzbetonung,  besonders  bei  den  Indem  96  —  98. 

Skizze  der  Entstehung  der  Nebensätze  98 — 100.  Definition  des  Belativums 
99.  Folgerungen  hinsichtlich  der  Satzeintheilung  überhaupt  100.  Anordnung 
der  conjunctivischen  und  optativischen  Sätze  insbesondere,  priorische  und 
posteriorische  101. 

Gräcoarisch.  Darf  man  aus  den  syntaktischen  Uebereinstimmungen  zwischen 
Sanskrit  und  Griechisch  auf  eine  gräcoarische  Epoche  schliessen?  102  —  104. 


Beispiel-  Sammlung. 


CONJUNCTIV.    107-190. 
A.    Der  Conjonctty  In  AnssagesStzen.    107—186. 

Cap.  I.    107-128. 
Der  Conjunctiv  in  Hauptsätzen. 

§  1.    Der  Conjunctiv  des  WoUens  107—122. 
I.    In  positiven  Sätzen  107—112. 

1)  Erste  Person  107  —  111. 

a.  des  Singularis  107  —  109. 

b.  des  Dualis  und  Pluralis  109—111. 

2)  Zweite  und  dritte  Person  111  —  112. 
IT.    In  negativen  Sätzen  112—121. 

1)  Erste  Person  113—115. 

a.  des  Singularis  113—114. 

b.  des  Dualis  und  Pluralis  115. 

2)  Zweite  und  dritte  Person  115—121. 
Anhang:  na  und  ned  in  prohibitivem  Sinne  121  —  122. 

§  2.    Der  Conjunctiv  der  Erwartung  122  —  128. 
Sanskritische  Beispiele  122—124. 
Griechische  Beispiele  124—128. 

Reiner  Conjunctiv  124—125. 

Conjunctiv  mit  »iv  125—128. 

Conjunctiv  mit  av  128. 

Cap.  n.    129—147. 
Der  Conjunctiv  in  relativen  Nebensätzen. 

§  1.    Die  posteriorischen  Relativsätze  129 — 132. 
I.    Conjunctiv  des  WoDens  129  —  131. 
n.    Conjunctiv  der  Erwartung  131 — 132. 
§  2.    Die  priorischen  Relativsätze  132—147. 
Sanskritische  Beispiele  133—134. 
Griechische  Beispiele  135 — 147. 
Reiner  Conjunctiv  135—139. 
Conjunctiv  mit  itiv  139  —  146. 
Conjunctiv  mit  civ  147. 

Cap.  DI.    147-186. 

Der  Conjunctiv  in  Nebensätzen  mit  Conjunctionen. 

Die  Sätze  mit  Conjunctionen  vom  Relativstamme  147 — 171. 
§  1.    Die  posteriorischen  Sätze  147—160. 

I.   Der  Conjunctiv  ist  der  wollende  148—158. 
Sanskritische  Beispiele  148—150. 


XI     

Griechische  Beispiele  150—158. 
tva  150—152, 
oipga  152  — 155. 
(k  155-157. 
ontos  157—158. 
n.    Der  ConjunctiY  ist  der  erwartende  158—160. 
OT€,  onSrs,  cfpQa,  its  5,  Ifti^. 
§  2.    Die  priorischen  Sätze  161—171. 

L    tag  and  (oe  8r€  in  Gleichnissen  161 — 162. 
IL    tag  und  ontos  hei  futurischem  Ck)njunctiY  162  —  169. 
m.    Temporal-  und  Bedingungssätze  163  —  171. 

Sanskritische  Beispiele  163  —  165  (t^od  ycidi  yadä). 
Griechische  Beispiele  165—171. 
orc  and  onore  165—169. 
€5t€  169-170. 
flfiog  170. 
wfiQa  170  —  171. 
ik  5  171. 

B.    Die  Sätze  mit  satzrerhindenden  Partikeln  von  anderer  Herkunft  171  —  186. 
m  171—182. 

1)  Posteriorische  Sätze  mit  bI  171  —  175. 

2)  Priorische  Sätze  mit  el  175  — 182. 

L    Der  Conjnnctiv  ist  rein  175—177. 

n.    Der  Conjunctiv  mit  x^v  177  —  181. 

m.    Der  Conjnnctiv  mit  av  181  —  182. 
'JEnfi  182  - 185. 
HQtv  185-186. 

B.    Der  ConJonctlT  In  FragesStzen. 

Cap.  IV.    186—189. 

I.    Bestätigungsfragen  186 — 187. 
n.    Verdeutlichungsfragen  187—189. 


OPTATIV.  190-256. 

A.    Der  Optativ  In  AnssagesStzen.   190—244. 

Cap.  I.  190—216. 

Der  Optativ  in  Hauptsätzen. 

S  1.    Der  Optativ  des  Wunsches  190—197. 
I.    In  positiven  Sätzen  190  —  194. 
n.    In  negativen  Sätzen  194  —  195. 

Wunschsätze  mit  ms  und  ei  195  —  196. 
Optative  der  Bitte  196—197. 


xn    

§  2.    Die  abgeschwächten  Optative  197 — 216. 

I.    Optative  des  allgemeinen  Gebotes  198. 
n.    Concessive  Optative  199. 
m.    Futurische  Optative  200  —  216. 
Sanskritische  Beispiele  200  —  201. 

Griechische  Beispiele  201  —  216. 

« 

Cap.  n.   217—227. 
Der  Optativ  in  relativen  Nebensätzen. 

%  1.    Die  posteriorischen  Relativsätze  217 — 222.  i 

I.    Die  wünschenden  Optative  217  —  218.  ! 

n.    Die  abgeschwächten  Optative  218—222. 
§  2.    Die  priorischen  Relativsätze  222  —  227.  ' 

Sanskritische  Beispiele  223  —  224. 
Griechische  Beispiele  224  —  227. 

Cap.  m.   228-244. 
Der  Optativ  in  Nebensätzen  mit  Conjnnctionen. 

A.  Die  Sätze  mit  Conjnnctionen  vom  Relativstamme  228 — 236. 
§  1.    Die  posteriorischen  Sätze  228  —  231. 

yathä  228. 
yad  229. 
tva  229. 

ofpga  229  —  230. 
10S  und  o/r(og  230  —  231. 
§  2.    Die  priorischen  Sätze  231—236. 

I.    Der  Optativ  in  Gleichnissen  231  —  232. 
n.    Temporal  -  und  Bedingungssätze  232  —  236. 

Sanskritische  Beispiele  (yad  yadi  yada  yarhi)  232  —  234. 
Griechische  Beispiele  (ort  onore  oaaäxtg)  235  —  236. 

B.  Sätze  mit  Conjnnctionen  von  anderer  Herkunft  236  —  244. 

1)  Posteriorische  Sätze  mit  li  286  —  238. 

2)  Priorische  Sätze  mit  et  238  —  244. 

B.    Der  Optatir  in  FragesBtzen. 

Cap.  IV.  245—248. 

Anhang.  248—266. 

Der  Optativ  der  abhängigen  Rede. 

§  1.    Der  aus  dem  Conjunctiv  entstandene  Optativ  248—255. 
§  2.    Der  aus  dem  Indicativ  entstandene  Optativ  255  —  256. 


Einleitung. 


]>eIbrflGk  n.  Windisch,  BynUkt.  Forach.  I. 


/^ 


Oap.  I. 

Conjunetlr  und  Optativ  In  formeller  Beziehung. 

Die  Untersuchungen,  welche  wir  hiermit  dem  philologischen 
Pnblibun  vorlegen,  kündigen  sich  an  als  einen  Beitrag  zur  vergleichenden 
Sjntai  der  indogermanischen  Sprachen.  Da  dieses  weite  Forschungs- 
gebiet noch  wenig  bearbeitet,  und  speciell  die  Moduslehre  noch  nicht 
Dach  den  Principien  der  vergleichenden  Granmiatik  behandelt  worden  ist,  | 

so  fühlen  wir  uns  verpflichtet,  über  Ziel  und  Methode  unserer  Arbeit 
uns  etwas  ausfuhrlicher  einleitend  auszusprechen. 

Zunächst  haben  wir  uns  mit  unseren  Lesern  darüber  zu  verständigen, 
welche  Verbalformen  wir  unter  der  Bezeichnung  Conjunctiv  und  Optativ 
verstanden  wissen  woUen. 

Zwar  hinsichtlich  des  Griechischen  kann  darüber  kein  Zweifel 
walten,  wohl  aber  hinsichtlich  des  Sanskrit.  Es  ist  nicht  unsere  Absicht, 
an  dieser  Stelle  in  eine  Untersuchung  über  die  Bildung  der  altindischen 
Modi  einzugehen.  Da  aber  derjenige,  der  nicht  mit  der  vedischcn  Lite- 
ratur bekannt  ist,  sich  aus  den  vorliegenden  grammatischen  Hülfs- 
mitteln  schwerlich  ein  deutliches  Bild  von  dem  Verhältniss  der  Modi  des 
Sanskrit  zu  denen  der  verwandten  Sprachen  wird  machen  können,  so 
sind  einige  Worte  über^  die  JPorm  des  Conjunctivs  und  Optativs  hier 
am  Platze. 

In  dem  vedischen  Sanskrit  ist  der  Conjunctiv  ein  überaus  häufig 
gebrauchter  Modus.  Sein  Zeichen  ist  a.  Dies  tritt  an  das  Thema  des 
Präsens  oder  des  Aorist.  Auch  ist  EV.  4,  30,  23  in  karishyas,  du  wirst 
thun  eine  zweite  Person  Sing,  des  Conj.  des  Futurums  belegt,  und  die- 
selbe Form  ist  wahrscheinlich  RV.  1, 165,  9  durch  Conjectur  herzustellen 
(vgl  Böhtlingk-ßoth  s.  v.  Jcarishya).  Indem  das  a  an  den  Tem- 
pusstamm  antritt,  entsteht  z.  B.  aus  dem  Praesensthema  han-  (schlagen) 
^  Conjunctivthema  hana-  (3.  Sing,  hanati),  aus  dem  Präsensthema 
pafa-  [pai,  fliegen)  das  Conjunctivthema  patä-  (3.  Sing,  patätt),  aus  dem 
Aoristthema  jesh-  (ß,  besiegen)  das  Conjunctivthema  jesha-  (3.  Sing. 
jeshat).    An  das  so  gebildete  Modi^thema  traten  urspnlnglich,  wie  man 


ans  dem  Griechischen  folgern  mnss,  auch  im  Sanskrit  die  primären 
Endungen,  sind  aber  mehrfach  modificirt  worden.  Was  zunächst  den 
Conjunctiv  des  Präsens  betrifft,  so  hat  dieser  im  Medium,  mit  dem 
wir  der  Uebersichtlichkeit  wegen  beginnen,  entweder  die  gewöhnlichen 
auf  -e  ausgehenden  primären  Endungen,  oder  statt  des  -e  zeigt  sich 
äi,  so  dass  neben  -sc,  -te,  -vaJie,  -matej  -dhve,  -nie  auch  -säi,  -tai, 
"Vahäi,  -maMi,  -dhväi,  -niäi  sich  findet.  Bei  dieser  Aufzählung  sind, 
wie  man  sieht,  die  zweite  und  dritte  Dualis,  über  die  wir  nichts  Sicheres 
aufstellen  mögen ,  .weggelassen ,  und  ausserdem  die  erste  Singularis,  von 
der  zu  bemerken  ist,  dass  sie  immer  den  Ausgang  äi  haben  muss,  da 
sowohl  die  Endung  e  als  die.  Endung  äi  im  Verein  mit  dem  Conjunctiv 
-a  ein  äi  ergeben  würde.  Im  A'ctivum  sind  die  Personen  zu  scheiden. 
Die  erste  Sing,  hat  die  Endung  -ni,  vor  der  das  a  wie  sonst  vor  dem  m 
und  V  gedehnt  wird,  so  dass  der  Ausgang  -äni  entsteht,  die  erste  Dualis 
und  Pluralis  zeigen  wohl  stets  die  secundären  Endungen  -va  und  -nm, 
also  die  Ausgänge  -äva  und  -äma.  Die  dritte  des  Plurals  hat 
unseres  Wissens  nur  die  secundäre  Endung  -an.  Ueber  die  zweite 
und  dritte  des  Duals  stellen  wir  keine  Behauptung  auf.  Die  zweite  und 
dritte  des  Singulars  aber  zeigen  ein  Schwanken  zwischen  den  primären 
und  secundären  Endungen.  So  finden  sich  z.  B.  von  as  sein  sowold 
dsasi  und  dscUi  als  dsas  und  dsat  Man  nennt  die  Formen  mit  den 
secundären  Endungen  wohl  Oonjunctive  des  Imperfectums.  Aber  diese 
irreleitende  Bezeichnung  ist  durchaus  zu  verwerfen.  Das  Imperfectuni 
und  der  Conjunctiv  sind  zwei  aus  dem  Präsensstamme  abgeleitete  unab- 
hängige Bildungen,  die,  eine  jede  für  sich,  die  Abstumpfung  der 
Endungen  haben  eintreten  lassen.  Das  beweist  u.  a.  der  Umstand ,  dass 
auch  der  Conjunctiv  des  Aorists  neben  den  allerdings  häufigeren  secun- 
dären primäre  Endungen  zeigt,  z.  B.  in  dadharshati  Conj.  Aor.  von 
dharsk  (vgl.  Benfey  VoUsi  Skrtgr.  §  860  und  Böhtlingk-Koth 
s.  V.  dharsK). 

Von  dem  Conjunctiv  des  Aorist  sind  nur  sehr  wenige  Medial- 
formen belegt  z.  B.  drikshase  von  dem  Aoristthema  driksh-  zu  der 
Wurzel  darg,  sehen,  ebenfalls  mit  der  primären  Endung  (vgl.  Max  Müller 
Rigv.  transl.  I,  pag.  32).  Das  Activum  zeigt,  wie  gesagt,  überwiegend 
die  secundären  Endungen.  In  dem  klassischen  Sanskrit  nun  ist  der 
Conjunctiv  des  Aorists  völlig,  der  des  Präsens  bis  auf  die  erste  Person 
der  drei  Numeri  verschwunden.  Diese  drei  ersten  Personen  aber  rechneu 
die  indischen  Grammatiker  zum  Imperativ.  Für  die  in  der  vedischen 
Sprache  auftretenden  zweiten  und  dritten  Personen  haben  sie  den  Namen 
Lef,  den  wir  uns,  da  er  nur  in  ihrem  System  einen  Sinn  hat,  nicht 
aneignen  können.    Wir   vereinigen   vielmehr  das,   was   die   indischen 


Granmiatiker ,  die  das  nachvedische  Sanskrit  als  Norm  betrachteten, 
unter  zwei  Modi  getheilt  haben,  wieder  nnter  dem  Namen  Gonjunctiy. 

Hiermit  ist  das,  was  wir  über  die  Bildung  des  echten  Conjunc- 
tivs  im  Altindischen  bemerken  zu  müssen  glaubten,  beendet 

Es  hat  sich  aber  im  Altindischen  noch  ein  unechter  Gonjunc- 
tiy entwickelt.  Der  seines  Augmentes  beraubte  Indicativ,  Imperfecti 
und  Aoristi  kann  nämlich  im  Sinne  des  Conjunctivs  gebraucht  werden. 
Im  klassischen  Sanskrit  jedoch  nur  in  Verbindung  mit  der  Prohibitiv- 
Degation  mä',  während  im  vedischen  auch  einige  erste  Personen  des 
Aorists  ohne  Augment  ausserhalb  der  Verbindung  mit  mä'  in  diesem 
Sinne  vorkommen,  z.  B.  vocam,  ich  tviU  reden,  von  vac,  (Man  ver- 
Sfleiche  hierzu  n^h  Kuhn  K.  Z.  18,  326.) 

Da  diese  unechten  Conjunctive  sich  in  ihrer  Bedeutung  von  den 
echten  nicht  unterscheiden,  so  haben  wir  sie  in  unserer  Beispielsamm- 
lang  mit  diesen  auf  gleiche  Stufe  gestellt. 

Es  bedarf  kaum  noch  der  Ausfahrung,  dass  der  griechische 
Conjunctiv  dasselbe  Moduszeichen  hat,  wie  der  altindische.  Das  a  er- 
scheint als  6,  z.  B.  in  (fd^ievai  neben  tq^&itOj  als  o,  z.  B.  in  ioftev 
neben  Yfiev,  Durch  die  Verbindung  mit  dem  thematischen  a  - Vocal  ent* 
steht  1^,  z.  B.  in  qiiqrpis  neben  tpeQere,  oder  lo  in  q>lqtD^ev  neben  (pf.QOf.i€v, 
Eine  nähere  Ausführung  über  die  Form  des  Oonjunctivs  im  ältesten 
Griechisch  gehOrt  nicht  hierher. 

Auch  was  den  Optativ  betrifft,  beabsichtigen  wir  nur  einen  zu- 
sammenfassenden üeberblick,  nicht  eine  vollständige  Ausnutzung  des 
sprachlichen  Materials.  Das  Moduszeichen  des  Optativs  im  Altindischen 
ist  i,  ya  und  yä.  Diese  drei  Zeichen  sind  in  dem  aus  dem  Präsens- 
stamme gebildeten  Optativ  folgendermassen  vertheilt:  i  erscheint  bei 
den  auf  a  ausgehenden  Präsensstämmen ,  z.  B.  bhares  2.  Sing.  Opt.  Praes. 
von  hhar,  tragen,  aus  dem  Präsensstamme  bhara^  gleich  €p€Qoig.  Nur 
in  der  ersten  Sing,  und  dritten  Plur.  zeigen  diese  Stämme  das  Zeichen 
ya,  aber  in  der  Modification  iya  (bha/reyam  und  bhareyus  aus  bhareyornt).^ 
Das  Zeichen  yä  erscheint  bei  den  nicht  auf  a  ausgehenden  Stänmien, 
z.  B.  dvishyäs,  zweite  Sing,  von  dvish,  hassen.  Im  Medium  wird  bei 
diesen  Stämmen  das  yä  txl  %  zusammengezogen ,  welches  vor  Vocalen  in 
iy  gespalten  wird.  Diesen  Optativ  vom  Präsensstamme  nennt  Bopp 
Potentlalis,  worunter  aber  nicht  das  verstanden  werden  soll,  was 
man  in  der  griechischen  und  lateinischen  Syntax  Potentialis  nennt,  son- 


l)  So  Schleicher  Compendiam^  pag.  712.  Man  kann  das  a  aber  auch  zom 
^affix  ziehen.  Dann  hat  man  im  Sanskrit  das  OptatiYzeichen  ya  nicht  an- 
zonehmen. 


dern  nur  eine  Bezeichnung  für  die  Form  des  präsentischen  Optativs  im 
Gegensatz  zum  aoristischen. 

Ganz  ebenso  werden  im  vedischen  Sanskrit  Optative  von  Aorist- 
stänunen  gebildet,  z.  B.  hhüyänia^  erste  Flur,  von  dem  Aoristthema  hhü, 
welches  der  Wurzel  gleich  ist,  voceyam  von  dem  Aoristthema  voca-  zur 
Wurzel  vac. 

Ausserdem  giebt  es  im  vedischen  und  im  klassischen  Sanskrit  einen 
Optativ  vom  Aoriststanune,  der  sich  von  dem  ebenerwähnten  durch  den 
Zusatz  eines  s  in  den  meisten  Personen  unterscheidet.  Von  hhü  würde 
die  erste  Plur.  dieses  Optativs  hhüyäsnia  lauten.  Ueber  die  Bildung  und 
das  VorkoDunen  dieser  Formen  im  Veda  giebt  Bollensen,  Zeitschrift 
d.  d.  morgenl.  Ges.  22,  594  die  beste  Auskunft. 

Für  diese  letzte  Optativbüdung  hat  die  indische  Grammatik, 
während  sie  den  übrigen  Optativ  lin  nennt,  die  Bezeichnung  lin  äqishi 
oder  ägir-lin,  d.  h.  Wunsch-Optativ,  Gebets-Optativ,  was  Bopp  durch 
Precativ,  Max  Müller  durch  Benedictiv  überträgt.  Eine  Ver- 
schiedenheit der  Bedeutung  zwischen  diesem  und  dem -übrigen  Optativ 
existirt  nicht,  nur  dass  der  sogenannte  Precativ  auf  die  ursprüngliche 
Sphäre  des  Wunsches  beschränkt  geblieben  ist,  während  der  „Optativ" 
diesen  Grundbegriff  vielseitig  entwickelt  hat.  Wir  lassen  desshalb  die 
besondere  Bezeichnung  für  den  Precativ  fallen,  und  fassen  ihn  mit  dem,  was 
Bopp  Potential  nennt,  unter  dem  Namen  OpUitiv  zusammen.  Erwähnt 
mag  noch  werden,  dass  in  der  vedischen  Sprache  auch  einige  Optative 
vom  Perfectstamme  belegt  sind. 

Die  Endungen  des  Optativs  im  Sanskrit  sind  durchweg  die  secundären. 

Der  griechische  Optativ  zeigt  das  Zeichen  l  z.  B.  in  (piQotg 
gleich  bhares,  das  Zeichen  irj  gleich  yä  z.  B.  in  didoujg,  ausserdem 
u  in  der  dritten  Pers.  Plur.,  wie  ehv  aus  ea-ie-v,  q^eQoiev  etc.,  und 
wahrscheinlich  la  in  den  Nebenformen  des  sigmatischen  Aorists  wie 
kvaeiag.  Seine  Endungen  sind  die  secundären,  bis  auf  die  erste  Sing, 
bei  den  Themen  auf  a,  welche  die  primäre  Endung  als  einen  Best  aus 
dem  äussersten  Alterthume  bewahrt  hat  (vgl.  Curtius,  Chronologie  241). 

Aus  diesen  Ausfahrungen  ergiebt  sich,  dass  der  Conjunctiv  und 
Optativ  des  Sanskrit  und  griechischen  ihrer  Form  nach  im  wesentlichen 
identisch  sind.  Dazu  gesellen  sich  noch  dieselben  Bildungen  im  Zend, 
worüber  man  sich  am  bequemsten  bei  Schleicher  Comp.  708  und  715 
unterrichtet.  In  keiner  andern  indogermanischen  Sprache  sind  der  ur- 
sprüngliche Conjunctiv  und  Optativ  in  ihrer  alten  Getrenntheit  erhalten.* 


1)  Hinsichtlich  des  altirischen  urtbeilt  £bel  in  den  Nachträgen  zu  Schlei- 
chers Compendimn  (Chrestomathie  372),  dass  ein  Optativ  im  altirischen  bis  jetzt  nicht 
sicher  nachweisbar  sei. 


Daraus  folgte  dass  eine  Untersuchung  über  Conjunctiv-  und 
Optativgebrauch  in  den  indogermanischen  Sprachen  sich  zunächst  an 
das  Sanskrit  Zend  und  Griechische  zu  halten  hat. 

Zu  demselben  Sesultat  gelangt  man,  wenn  man  das  Yerhältniss 
des  Conjunctivs  und  Optativs  zu  den  Tempusstämmen  des 
Präsens  und  Aorists,  von  denen  sie  ja  fast  ausschliesslich  gebildet 
werden,  in  Erwägung  nimmt.  Wie  man  in  der  Declination  die  Casus 
nicht  von  dem  Nominativ,  sondern  von  dem  Stamme,  so  hat  man  in 
der  Conjugation  die  Modi  nicht  von  dem  Indicativ,  sondern  von  dem 
Tempusstamme  abzuleiten.  Die  Tempusstämme  des  Präsens  und  des 
Aorists  enthalten  aber  nichts  von  Gegenwart  und  Vergangenheit  in  sich. 
Das  einzige  Zeichen  der  Vergangenheit,  über  das  die  Sprache  im  Sanskrit, 
Zend  und  Griechichen  gebietet,  ist  das  A  u  g  m  e  n  t.  Die  Modi  des  Aoristes 
haben  kein  Augment,  bezeichnen  also  nicht  die  Vergangenheit.  Wenn 
man  diese  Sätze,  die  Georg  Curtius  längst  aus  der  Analyse  der 
Formen  und  dem  Gebrauch  des  Griechischen  gefolgert  hat,  und  die 
durch  den  Gebrauch  des  Sanskrit  die  vollste  Bestätigung  erhalten,  nicht 
festhält,  so  kann  man  die  Tempus-  und  Moduslehre  des  Sanskrit  und 
Griechischen  schlechterdings  nicht  begreifen. 

Den  positiven  Nachweis,  dass  die  bezeichneten  Gedanken  zum 
Verständniss  der  indischen  und  griechischen  Verbalsyntax  sehr  wesentlich 
beitragen,  wird  sowohl  die  vorliegende  Untersuchung,  als  eine  künftige 
Tempuslehre  zu  liefern  haben.  An  dieser  Stelle  sei  nur  so  viel  bemerkt, 
dass  das  ursprüngliche  Verhältniss  des  Modus  zum  Tempusstanmie  nur 
an  denjenigen  Sprachen  gelernt  werden  kann,  welche  ausser  den  Modis 
des  Präsens  auch  die  Modi  des  Aorists  erhalten  haben,  d.  h.  wiederum 
nur  an  den  dreien:  Sanskrit  Zend  und  Griechisch. 

Somit  empfiehlt  es  sich  von  zwei  Seiten  aus,  bei  einer  Unter- 
suchung über  indogermanische  Moduslehre  zunächst  die  drei  genannten 
Sprachen  zu  Grunde  zu  legen. 

Zu  diesen  sachlichen  Grenzen  konmien  nun  noch  persönliche. 
Keiner  von  uns  beiden  ist  mit  den  eigenthümlichen  philologischen 
Schwierigkeiten,  welche  die  Zend  texte  darbieten^  so  vertraut,  dass  er 
die  volle  Verantwortung  für  die  richtige  Benutzung  der  Quellen,  über- 
aehmen  möchte.  Aus  diesem  Grunde  ist  das  Zend  unberücksichtigt 
geblieben,  die  vorliegende  Untersuchung  also  auf  Sanskrit  und  Grie- 
chisch beschränkt. 


8 


Cap.  n. 

Die  Quellen  und  ihre  Benntzung. 

Nachdem  wir  hiermit  gezeigt  haben,  was  wir  unter  Gonjunctiv 
und  Optativ  verstehen,  mid  wie  schon  die  Betrachtung  der  Form  und 
ihrer  Stellung  im  Ganzen  der  Formenbildung  uns  auf  das  Sanskrit  und 
Oriechische  als  die  nothwendige  Grundlage  für  unsere  Untersuchung 
hinweist,  haben  wir  nun  darüber  Bechenschaft  abzulegen,  in  welchem 
Umfenge  und  in  welcher  Weise  wir  die  Literatur  des  Sanskrit  und 
Griechischen  fax  unsere  Zwecke  ausgebeutet  haben. 

Was  zunächst  das  Sanskrit  betrifTt,  so  müssen  wir  natürlich  die 
Periode  ausschliessen,  in  welcher  die  Sprache  den  Gonjunctiv  bis  auf 
schwache  Beste  verloren  hat,  also  das  gesammte  nachvedische  Sanskrit. 
Dieses  Sanskrit  im  engern  Sinne  ist  zwar  in  syntaktischer  Beziehung 
weder  unausgiebig  noch  uninteressant ,  aber  es  steht  mit  dem  Lateinischen 
und  Deutschen  auf  gleicher  Stufe,  insofern  es  sich  ebenfalls  des  einen 
Modus  entledigt  hat,  nur  in  anderer  Weise.  Es  hat  nämlich  das,  was 
früher  der  Gonjunctiv  ausdrückte,  auf  den  Indicativ  und  zum  geringeren 
Theile  auf  den  Imperativ  übertragen.  Dieses  Sanskrit  gehört  also  aus 
demselben  Grunde  nicht  in  unsere  Darstellung,  wie  das  Lateinische 
und  Deutsche. 

Von  den  vedischen  Schriften^  die  mithin  im  Sanskrit  die  allei- 
nige Grundlage  unserer  Aufstellungen  bilden ,  ist  natürlich  hauptsächlich 
derBigveda  ausgebeutet,  der  nach  der  Ausgabe  von  Aufrecht  citirt 
ist  Den  Laien  gegenüber  sind  vielleicht  einige  Worte  über  den  Grad 
der  Sicherheit,  mit  der  die  Wissenschaft  dieses  älteste  Denkmal  der 
indogermanischen  Poesie  zu  deuten  versteht,  nicht  überflüssig»  Wer 
ohne  nähere  Eenntniss  den  heftigen  Debatten  folgt,  die  über  die  Inter- 
pretation des  Yeda  gefuhrt  werden,  und  wer  z.  B.  die  vier  parallelen 
Uebersetzungen  derselben  Stücke ,  die  Müller  in  dem  ersten  Bande  seiner 
Bigveda-Üebersetzung  hat  zusammendrucken  lassen,  unter  einander 
vergleicht,  der  möchte  leicht  zu  der  Ansicht  kommen,  dass  es  um  die 
Deutung  des  Yeda  etwa  eben  so  glänzend  stehe,  wie  um  die  Entziffe- 
rung gewisser  Buneninschriften ,  bei  denen  es  wohl  vorkonmien  soU^  dass 
sie  gleich  sicher  und  überzeugend  gelesen  werden,  mag  man  nun  die 
Leetüre  von  vorn  oder  von  hinten  beginnen.  Nichts  wäre  verkehrter 
als  diese  Meinung.  Ein  grosser  Theil  des  Yeda  ist  mit  etwa  derselben 
Sicherheit  übersetzbar ,  wie  die  homerischen  Gedichte ,  ein  nicht  geringer 
freilich  ist  schwierig  und  dunkel.  Die  Schwierigkeiten  und  Dunkelheiten 
beziehen  sich  auf  die  Deutung  einzelner  Wörter,  den  Zusammenhang 


der  Verse,  die  mythischen  nnd  mystischen  Anspielungen,  das  Ritual 
und  andere  Partien  der  Alterthfimer,  aber  die  Syntax  des  Yeda  ist  im 
Ganzen  klar  und  einfach.  Wir  haben  natürlich  unsere  Belegstellen  wo- 
möglich den  Versen  entnommen,  die  uns  ohne  Schwierigkeit  schienen, 
und  dürfen  mithin  die  üebersetzungen  der  vedischen  Belegstellen  —  die 
IrrÜiumer ,  die  bei  allen  üebersetzungen  unterlaufen ,  vorbehalten  —  für 
sicher  ausgeben.  Ausserdem  sei  hier  erwähnt,  dass  wir  uns  möglichst 
wenig  auf  unsere  eigene  Weisheit  verlassen  haben ,  sondern  wo  irgend 
üebersetzungen  von  Männern  wie  Aufrecht,  Benfey,  Bühler, 
Kuhn,  Muir,  Müller,  Roth,  Weber  vorhanden  waren,  diese  eifrig 
zu  Rathe  gezogen  haben.  Dass  uns  das  Petersburger  Wörterbuch  nicht 
aus  der  Hand  gekommen  ist,  versteht  sich  von  selbst.  Nächst  dem 
Rigveda  ist  hauptsächlich  das  Qätapatha-Brähmana  in  der  Ausgabe 
von  A.  Weber  und  das  Aitar6ya-Brähmana  in  der  Ausgabe  von 
Hang  benutzt 9  die  älteste  indische  Prosa,  welche  für  das  Verständniss 
des  Satzgefüges  von  unschätzbarem  Werthe  ist,  und  somit  bei  allen 
Untersuchungen  über  Tempus-  und  Moduslehre  nicht  entbehrt  werden 
kann ,  während  man  sich  für  die  Casuslehre  allenfalls  mit  dem  Rigveda 
begnügen  mag. 

Ich  habe  freilich  von  der  nach  umfang  und  Inhalt  wahrhaft  ab- 
schreckenden Brähmana  -  Literatur  nur  einen  geringen  Bruchtheil  ausge- 
beutet, hoffe  aber  doch  die  wesentlichen  Eigenheiten  dieses  Stils,  so 
weit  es  unsere  Aufgabe  angeht,  aufgefasst  und  mitgetheüt  zu  haben, 
was  darum  nicht  so  sehr  schwierig  ist,  weil  in  den  Brähmana's  wie  im 
Veda  dieselben  Wendungen  nur  leise  variirt,  in's  unendliche  wiederholt 
zu  werden  pflegen.  Von  grossem  Nutzen  waren  mir  für  diesen  Theil 
der  Literatur  auch  Muir 's  Original  Sanscrit  Texts,  die  jedem,  der 
sich  für  Sanskritsyntax  interressirt ,  auf  das  Wärmste  empfohlen  seien, 
weil  er  in  ihnen  eine  Reihe  historisch  geordneter  Texte ,  von  denen  immer 
mehrere  hintereinander  denselben  Stoff  behandeln,  versehen  mit  den 
zuverlässigsten  üebersetzungen  in  die  Hände  bekonunt,  und  also  die 
Entwickelung  der  syntaktischen  Verhältnisse  auf  das  Bequemste  an  ihnen 
verfolgen  kann. 

Aus  diesen  Schriften  also  haben  wir  unsere  Moduslehre  des  Alt- 
indischen ausgezogen.  Einen  Vorgänger  haben  wir  auf  diesem  Gebiete 
nicht,  ausser  Kuhn,  der  in  seiner  Zeitschrift  15,  412  flgd.  eine  Reihe 
treffender  Belegstellen  für  den  Gebrauch  des  Conjunctiv  zusammen- 
gestellt hat  Was  die  indischen  Grammatiker  über  den  Gebrauch  des 
Conjunctiv  und  Optativ  lehren,  ist  nicht  eben  bedeutend,  und  darf 
Ton  uns  um  so  eher  unerwähnt  gelassen  werden,  als  ihre  Regeln  sich 
kaaptsächlich  auf  das  nachvedische  Sanskrit  beziehen. 


10     

Durch  die  Beschränkung  auf  die  ältesten  Quellen  im  Sanskrit  be- 
kommt unsere  Untersuchung  auch  hinsichtlich  des  Griechischen 
ihre  Grenzen.  Es  wäre  schon  um  der  Concinnität  willen  uAthunlich, 
in  die  Fundamente  emer  Sanskritsyntax  eine  vollständige  griechische 
Moduslehre  hineinzuarbeiten.  Es  kommt  uns  vielmehr  auch  bei  dem 
Griechischen  darauf  an,  die  Grundlagen  für  eine  historische  Syntax  zu 
legen.  Darum  haben  wir  uns  auf  die  Ausnutzung  der  homerischen 
Gedichte  beschränkt.  Zwar  ist  es  ja  sehr  wohl  möglich,  dass  die 
homerischen  Gedichte  nicht  überall  den  ältesten  Gebrauch  zeigen,  und 
es  wäre  deswegen  wünsch enswerth,  dass  überall  zur  Controle  die  In- 
schriften, die  alten  Prosaiker,  die  Lyriker,  die  Dramatiker,  kurz  — 
die  übrige  griechische  Literatur  herangezogen  würde.  Da  aber  Unter- 
suchungen wie  die  unsrige  möglichste  Vollständigkeit  der  Belege  verlangen, 
so  ist  das,  was  bisher  von  griechischen  Grammatiken  existirt,  für  unsere 
Zwecke  wenig  brauchbar.  Aus  einer  eigenen  selbständigen  Durcharbei- 
tung der  hauptsächlichsten  Schriftsteller  wäre  uns  aber  schliesslich  doch 
nur  Stückwerk  erwachsen.  Wir  haben  es  daher  vorgezogen,  auch  im 
Griechischen  nur  einen  Anfang  zu  erstreben.  Homer  aber  ist  —  so 
war  wenigstens  unsere  Absicht  —  vollständig  benutzt  Freilich  ist  uns 
im  Laufe  der  Arbeit  nicht  entgangen,  dass  unsere  Sammlungen  hier 
und  da  Lücken  zeigen ,  und  anderen  werden  diese  vermuthlich  sich  noch 
deutlicher  enthüllen,  aber  wir  hoffen  wenigstens,  dass  wir  besonders 
charakteristische  Stellen  nicht  übersehen  haben.  Nach  diesem  Gesichts- 
punkt sind  auch  die  Zahlenangaben  zu  beurtheilen.  Es  ist  freilich  be- 
quemer zu  sagen,  der  eine  Gebrauch  konmie  oft^  und  der  andere  selten 
vor,  statt  der  eine  76mal  und  der  andere  13mal,  aber  die  letztere  An- 
gabe ist  in  so  weit  nützlicher ,  als  sie ,  wenn  auch  die  Zahlen  als  absolute 
falsch  sein  sollten,  wenigstens  das  Verhältniss  der  Häufigkeit,  worauf 
es  ja  allein  ankommt,  annähernd  richtig  angeben  wird. 

Citii-t  haben  wir  nach  der  ersten  Bekker'schen  Ausgabe  von  1838. 
Wo  wir  von  ihr  abgewichen  sind,  haben  wir  es  angegeben.  Sollten 
sich  in  den  Citaten  vielleicht  Inconsequenzen  in  orthographischen  Dingen 
zeigen,  so  wird  das  der  Leser,  dem  der  heutige  Zustand  der  Homer- 
forschung bekannt  ist,  gewiss  entschuldigen. 

Ein  Wort  ist  noch  nöthig  über  unser  Verhältniss  zu  denjenigen, 
die  uns  in  der  Darstellung  der  griechischen  Moduslehre  vorangegangen 
sind.  Während  wir  für  eine,  die  gesammte  Moduslehre  umfassende 
Darstellung  ün  Sanskrit  keinen  Vorgänger  hatten,  ist  ihre  Zahl  im  Grie- 
chischen Legion.  Wir  treten  aus  ihrer  Beihe  insofern  heraus ,  als  wir  zum 
ersten  Male  unternehmen,  eine  vergleichende  Darstellung  der  Moduslehre 
zu  liefern.    Wir  haben  uns  desshalb  lur  berechtigt  gehalten,  von  einer 


11 


aasdrückli€hen  Bäcksichtnahme  auf  unsere  Vorgänger  abzusehen,  und 
zwar  um  so  mehr,  als  es  uns  darauf  ankommen  musste,  die  ohnehin 
verschlungenen  Pfade  der  Untersuchung  durch  abseits  führende  Polemik 
nicht  noch  verschlungener  zu  machen. 


Cap.  HL 

Die  Grundbegriffe. 

Das  also  ist  das  Material,  das  uns  vorliegt.  Es  handelt  sich 
nunmehr  um  die  Erörterung. der  Frage,  wie  aus  diesem  Material  eine 
geordnete  Darstellung  des  Modusgebrauches  zu  gewinnen  sei.  In  der 
Literatur  treten  dem  Leser  nichts  als  eine  Menge  von  Einzelheiten  ent- 
gegen. Der  Conjunctiv  erscheint  bald  als  Ausdruck  des  Willens,  bald 
der  Erwartung,  bald  nur  des  Futurums,  bald  der  Aufforderung,  und 
ähnlich  der  Optativ  bald  den  Wunsch ,  bald  die  bescheidene  Behauptung, 
bald  die  Bedingtheit  bezeichnend.  Nun  kann  aber  doch  nicht  von  An- 
fang an  die  ganze  Fülle  verschiedener  Bedeutungen  in  der  einen  Form 
gelegen  haben,  denn  bei  solcher  Annahme  würde  die  Sprache  aufhören 
bedeutsam  zu  sein,  sondern  man  muss  die  Frage  aufwerfen,  welches 
als  die  ursprüngliche  Anschauung  zu  betrachten  sei,  von  der  alle  vor- 
liegenden Bedeutungen  ausgegangen  seien.  Ob  diese  Anschauung  als 
ein  nach  unserer  entwickelteren  Ansicht  einheitlicher  Begriff  £u  denken 
sei,  darüber  ist  mit  dieser  Frage  noch  nichts  präjudicirt.  Wir  wollen 
nur  die  Frage  beantworten :  Wa  s  liegt  der  Mannigfaltigkeit  der  erschei- 
nenden Bedeutungen  zu  Grunde? 

Wir  betreten  mit  diesen  Fragen  das  Gebiet  der  Bedeutungs- 
lehre, mithin  einer  Wissenschaft,  über  deren  Methodik  noch  wenig 
feststeht.  Glücklicherweise  aber  scheint  wenigstens  die  Frage,  die  uns 
hier  beschäftigt  „Wie  abstrahirt  man  aus  den  vorliegenden  Bedeutungen 
den  Grundbegriff?"  nur  nach- ein  er  Richtung  hin  entschieden  werden  zu 
können.  Mag  es  sich  nun  darum  handeln,  die  Entwickelung  eines 
Verbal-,  Nominal-,  Pronominal  -  Begriffs ,  oder  die  einer  Flexionsform  zu 
begreifen,  überall  gut  der  Grundsatz:  Man  soll  nicht  etwa  die  vorlie- 
genden Begriffe  neben  einander  stellen ,  die  verwandten  zu  höheren  Be- 
griffen sammeln  und  so  allmählich  zu  dem  umfangreichsten  und  inhalt- 
losesten Begriffe  aufsteigen,  der  dann  als  Quelle  aller  besonderen  Be- 
deutungen an  der  Spitze  des  logischen  Schematismus  thronen  würde, 
sondern  man  soll  den  geschichtlichen  Ausgangspunkt  der  Bedeutungs- 
entwickelung ,  denjenigen  Begriff,  aus  dem  die  übrigen  sich  nicht,  als 


12     

ob  sie  in  ihm  eingekapselt  gewesen  wären,  entwickeln,  sondern  an  den 
sie  sich  nach  dem  Gesetze  der  Begriffsbildnng  anschliessen ,  man  soll 
die  älteste  Bedentnng  snchen.  (Man  vergleiche  meine  Bemerkungen 
K  Z.  18,  99.)  Diese  Aufgabe  kann  in  unserem  Falle  in  doppelter  Weise 
aufgefasst  werden.    Entweder   nämlich   kann  man   sich   bemühen  mit 

»  

Hülfe  der  Etymologie  den  Sinn  zu  entdecken,  der  bei  der  Entstehung 
der  Formen  sich  mit  ihnen  verband ,  oder  man  kann  aus  dem  Gebrauche 
der  Modi  in  der  Literatur  des  Sanskrit  und  Griechischen  ermitteln  wollen, 
welches  die  älteste  vorliegende  sprachliche  Verwendung  des  Conjunctiv 
und  Optativ  sei  .  Für  den  vorliegenden  Zweck  ist  natürlich  der  zweite 
Gesichtspunkt  der  wichtigere.  Wir  werden  also  zunächst  den  von  der 
Literatur  dargebotenen  relativen  Grundbegriff  suchen,  und  erst  dann 
den  durch  die  Etymologie  zu  findenden  absoluten. 

§1. 

Die  relativen  Grundbegriffe. 

Wenn  man  die  Entwickelung  der  Casus  mit  dem  der  Modi  ver- 
gleicht, so  fällt  ein  wichtiger  Unterschied  sofort  in  die  Augen.  Für 
die  Auffassung  der  Casus  ist  es  ganz  gleichgültig,  welcher  Art  der  Satz 
ist ,  in  dem  sie  stehen ,  die  Bedeutung  der  Modi  dagegen  ist  wesentlich 
davon  beeinSusst,  ob  der  Satz,  in  dem  sie  stehen,  ein  selbständiger 
oder  ein  abhängiger  ist.  Es  wird  also  nöthig  sein,  zu  untersuchen,  ob 
nicht  vielleicht  schon  in  der  Beschaffenheit  der  Sätze  ein  Anhalt  gege- 
ben sei ,  um  die  ürsprünglichkeit  oder  Unursprünglichkeit  einer  Modos- 
anwendung  zu  beurtheilen.    Und  das  ist  in  der  That  der  FalL 

Als  Gn^idlage  aller  Untersuchungen  über  Satzlehre  darf  man  wie 
einen  rocher  de  bronze  die  Behauptung  hinstellen ,  dass  der  einfache  Satz 
älter  sei  als  der  zusammengesetzte.  Es  hat  also  eine  Periode  der  indo- 
germanischen Sprache  gegeben ,  in  welcher  sie  nur  einfache ,  unabhängige 
Sätze  kannte.  Alle  Ueber-,  Unter-  und  Nebenordnung  im  Satzgefüge 
ist  aus  dem  älteren  Zustand  der  einfachen  Parataxis  entstanden.  Den 
strikten  Beweis  fär  diese  an  sich  einleuchtenden  Sätze  liefert  die  fol- 
gende Untersuchung ,  üidem  sie  nachweist ,  dass  alle  der  Satzverknüpfung 
dienenden  Wörter  den  satz  verknüpf  enden  Sinn  nicht  von  An&ng  an  be- 
sitzen, sondern  erst  allmählich  bekommen  haben.  Wir  müssen  also  die 
Sätze  in  ältere  und  jüngere  scheiden.  Da  man  nun  nicht  wissen  kann, 
ob  nicht  in  den  jungem  Sätzen  auch  eine  jüngere  Anwendung  der  Modi 
vorliegt,  so  muss  man  als  einziges  Operationsfeld  für  die  Auffindung  der 
Grundbegriffe  die  Gesammtheit  der  selbständigen  Sätze  ansehen.  Die 
selbständigen  Sätze  nun  aber  sind  entweder  aussagend  oder  fragend. 


13     

In  welcher  Gattung  dürfen  wir  hoffen  den  ältesten  Gebrauch  der  Modi 
anzutreffen?  Unzweifelhaft  in  den  Aussagesätzen,  denn  sie  zeigen  den 
regelmässigen  Ablauf  der  Vorstellungen,  während  die  Frage,  von  ihrer 
psychologischen  Seite  betrachtet,  sich  als  eine  Stockung  dieses  Verlaufes 
darsteUi  In  der  That  werden  wir  später  sehen,  dass  in  den  Frage- 
sätzen die  Grundbegriffe  der  Modi  am  wenigsten  deutlich  zur  Erscheinung 
konmien  (vgl.  cap.  VII).  Die  Nichtfrage-  oder  Aussagesätze,  auf  die  wir 
also  allein  hingewiesen  sind,  sind  aber  nicht  alle  einer  Art,  sie  zerfallen  in 
positive  und  negative.  Da  die  Verneinung  ein  besonderes  Zeichen  hat, 
die  positive  Aussage  aber  nicht,  also  die  Verneinungssätze  als  eine 
Modification  der  Bejahungssätze  aufgefasst  werden  müssen,  so  dürfen 
wir  auch  die  verneinenden  Aussagesätze  ausschliessen ,  und  uns  also  nur 
an  die  selbständigen  positiven  Aussagesätze  halten.  Aber  die  Eingrän- 
zong  der  Basis  f&r  unsere  Untersuchung  muss  noch  weiter  getrieben 
werden.  Es  ist  noch  wichtig  eine  Anschauung  darüber  zu  gewinnen,  in 
welcher  Person  man  wohl  erwarten  darf,  die  relativ  älteste  Bedeutung 
zu  finden.  Diese  Anschauung  gewährt  uns  am  besten  der  Optativ.  Es 
wird  vennuthlich  jetzt  allgemein  angenommen,  dass  die  älteste  Bedeu- 
tung des  Optativs  der  Wunsch  sei.  Dieser  Wunsch  kommt  an  den 
drei  Personen  in  folgender  Art  zur  Erscheinung:  (pi^ifxL  heisst:  ich 
wünsche  zu  tragen;  (peQOig^  ich  wiinsche,  dass  du  trägst;  q)€Qoty  ich 
wünsche,  dass  er  trägt.  Diese  drei  Personen  (peQoifAi,  q)€Qoig,  q)iQoi 
enthalten  also  einen  Thätigkeitsbegriff,  als  dessen  Träger  eine  erste,  zweite, 
dritte  Person  gedacht  ist,  und  einen  Wunsch,  dessen  Träger  in  allen  drei 
Fällen  die  erste  Person  ist  Der  einfachste  der  drei  Fälle  ist  nun  offen- 
bar der,  dass  der  Träger  der  Thätigkeit  und  des  Wunsches  eine  und 
dieselbe  Person  ist,  ein  Fall,  der  nur  bei  der  ersten  Person  eintrifft. 
Zum  Zustandekonunen  dieser  Aeusserung  ist  überhaupt  nur  ein  Wesen 
nöthig,  während  es  bei  der  zweiten  und  dritten  mindestens  zweier  bedarf. 
Wir  müssen  also  behaupten ,  dass  der  Grundbegriff  des  Optativs  in  seiner 
aUerelementarsten  Gestalt  in  der  ersten  Person  des  Singulars  vorliegt, 
and  dasselbe  dürfen  wir  bei  dem  Conjunctiv  erwarten. 

Diese  auf  wesentlich  formalen  Gesichtspunkten  beruhende  Deduktion 
bekommt  nun  eine  materielle  Bestätigung  durch  die  Beobachtung,  welche 
wir  als  Quintessenz  unserer  ganzen  Untersuchung  ansehen  können,  dass 
ein  einheitliches  Verständniss  des  Conjunctiv-  und  Optativgebrauchs  nur 
möglich  ist,  wenn  man  von  dem  Grundbegriff  ausgeht,  wie  er  in  der 
ersten  Person  Sing,  im  selbständigen  positiven  Aussagesatze  vorliegt 

Dieser  relative  Grundbegriff  ist  für  den  Conjunctiv 
der  Wille,  für  den  Optativ  der  Wunsch. 


14     

§2. 

Die  absolnten  Grundbegriffe. 

Die  Entstehung  der  Modusstämme  ist  von  Gurtius  in  seiner  Schrift 
zur  Chronologie  der  indogermanischen  Sprachforschung,  Leipzig  1867 
in  einer  Weise  erörtert ,  der  ich  mich  durchaus  anschliesse.  Er  scheint 
mir  einleuchtend  gemacht  zu  haben,  dass  die  Themen  des  Conjunctivs 
und  Optativs  Bildungen  sind,  die  sich  ursprünglich  von  den  Indicativ- 
themen  in  nichts  unterschieden,  die  sich  aber  mit  der  Zeit,  als  sich 
die  Bedeutung  immer  mehr  vom  Indicativ  absonderte,  auch  in  der 
Form  abweichend  gestalteten. 

Seine  Analyse  des  Optativs  ist  von  der  Bopp'schen  nicht  wesent- 
lich verschieden.  Schon  Bopp  (Vgl.  Gr.  2,  560)  hat  erkannt,  dass  der 
Optativ  eine  zusammengesetzte  Form  sei,  und  dass  das  Element  ya  oder  i, 
das,,  wie  wir  oben  (Seite  5)  sahen ,  das  Kennzeichen  des  Optativs  ist ,  eine 
Verbalwurzel  sei.  Er  dachte  an  die  Wurzel  ?  „wünschen".  Diese  Wurzel 
aber  ist,  wie  man  aus  Böhtlingk-Roth  ersehen  kann,  nicht  als 
selbständige  Wurzel  anzuerkennen,  sondern  die  Formen,  die  man  von 
ihr  abgeleitet  hat,  gehören  mit  unter  die  Wurzel  i,  gehen.  (ptQoiin 
heisst  also  etymologisch  betrachtet,  ich  gehe  zu  tragen,  (vgl.  Gurtius  239). 

Dagegen  die  Erklärung  des  Conjunctivs  ist,  so  weit  ich  weiss, 
Gurtius  eigenthümUch.  Sein  Baisonnement  ist  im  wesentlichen  fol- 
gendes. Das  a  des  Gonjunctivs  (s.  oben  Seite  3)  ist  nicht  eine  Verbal- 
wurzel wie  das  ya  oder  i  des  Optativs,  sondern  ein  stammbildendes 
Suffix,  dasselbe,  was  z.  B.  in  dem  Prasensstamme  lihara  von  der  Wurzel 
hhar  vorliegt.  Die  Bildung  hanati^  die  wir  Gonjunctiv  nennen,  ist  also 
von  der  Bildung  hharati^  die  wir  Indicativ  nennen,  ursprünglich  nicht 
verschieden.  Hanati  wird  nur  zum  Gonjunctiv  im  Gegensatz  gegen  die 
einfachere  Form  hanti,  die  dem  Indicativ  zufallt.  In  Folge  solcher 
Gegensätze  wie  hanaü  und  hanti  erwuchs  der  Sprache  die  Empfindung, 
dass  das  a  Zeichen  des  Gonjunctivs  sei,  und  so  kam  es,  dass  dieser 
Vocal  eine  selbständige  Beweglichkeit  erhielt  und  auch  in  Themen  wie 
paia  (patati)  antrat,  was  dadurch  zu  patä  (patäti)  wurde  (Gurtius 
229  flgd.). 

Was  nun  die  Bedeutungen  solcher  Themen  mit  dem  Suffix  a  be- 
trifft, so  macht  Gurtius  durch  eine  Erörterung  der  Tempusbildung 
wahrscheinlich,  dass  die  längere  Form  z.  B.  hanaü  im  Gegensatz  gegen 
die  kürzere  z.  B.  hamii  urspnlnglich  einen  durativen  Sinn  hatte. 

Mithin  wäre  der  ursprüngliche  Grundbegriff  des  Gonjunctivs  der 
der  dauernden  Handlung.  Und  dieser  lässt  sich  mit  dem  relativen  sehr 
wohl  vereinen.     Denn  die   dauernde  Handlung  kann   leicht   als   eine 


15     

conatiTe  aofgefasst  werden,  und  an  den  Begriff  des  Gonates  schliesst 
sich  sehr  natürlich  der  des  Willens. 

Diese  absoluten  Grundbegriffe  des  Strebens  und  der  Dauer  liegen 
nun  aber  jenseits  aller  Literatur.  Sie  werden  uns  in  der  folgenden 
Untersuchung  nicht  weiter  beschäftigen.  Es  lag  mir  hier  nur  an,  darauf 
hinzuweisen,  dass  die  relativen  Grundbegriffe  des  Wunsches  und  des 
Willens  sich  aus  ihnen  leicht  »und  ungezwungen  ableiten  lassen.  Nur 
die  eine  Lehre  wollen  wir  noch  von  der  Etymologie  entnehmen,  dass 
der  Conjunctiv  die  ältere,  der  Optativ  die  jüngere  Bildung  ist,  dass  es 
also  auch  von  diesem  Standpunkt  aus  nahe  gelegt  wird,  den  Conjunctiv 
dem  Optative  in  der  Darstellung  vorangehen  zu  lassen. 


Cap.  IV. 

Die  HaaptsBtze. 

Die  Grundbegriffe  des  Conjunctivs  und  Optativs,  wie  sie  im  vori- 
gen Capitel  aufgestellt  sind ,  erleiden  im  Laufe  ihres  sprachlichen  Daseins 
die  mannigfaltigsten  Modificationen.  Einer  der  wichtigsten  Faktoren 
dieser  Entwickelung  ist  die  Ausbildung  des  Satzgefüges.  Es  wäre  also, 
wenn  diese  Studien  ein  methodisches  Lehrbuch  wären,  jetzt  an  der  Zeit, 
eine  Theorie  der  Satzentwickelung  und  Satzeintheilung  vorzutragen. 
Indessen,  da  die  Wissenschaft,  um  die  es  sich  in  diesen  Blättern 
handelt,  erst  in  den  allerersten  Anföngen  begriffen  ist,  so  wird  es  der 
Leser  verzeihen,  wenn  ich  ihn  bitte,  die  im  Folgenden  aufgestellte  Ein- 
tbeihmg  der  Sätze  einstweilen  hinzunehmen,  und  erst  in  dem  letzten 
Capitel  mit  mir  einen  Bückblick  auf  die  für  die  Anordming  der  Sätze 
gewonnenen  Besultate  zu  thun. 

Die  von  mir  befolgte  EintheUung  der  Sätze  ist  die  folgende :  Alle 
Sätze  zerfallen  zunächst  in  Aussagesätze  einerseits  und  Frage- 
sätze andererseits.  Die  Aussagesätze  zerlegen  sich  dann  weiter  in 
1)  Hauptsätze,  2)  relativische  Nebensätze,  3)  Nebensätze 
mit  Gonjunctionen.  Zur  Empfehlung  dieser  EintheUung  mache  ich 
vorläufig  darauf  aufmerksam,  dass  sie  dieselbe  ist,  die  Ourtius, 
Erläuterungen  ^  195,  vorschlägt. 

Ehe  ich  nun  zu  der  ersten  Gruppe  der  Aussagesätze,  den  Haupt- 
sätzen übergehe,  sind  noch  zwei  Bemerkungen  allgemeineren  Inhalts 
vorauszQschicken ,  die  eine  betreffend  die  Frage,  was  in  dieser  ganzen 
Untersuchung  unter  Wille  und  Wunsch  verstanden  sein  soll ,  die  zweite 


16     

betreffend  einige  Benennungen,  die  wir  dem  Willen  und  dem  Wmisch 
in  gewissen  Situationen  zu  ertheilen  pflegen. 

1.  Wille  und  Wunsch  gehören  derselben  Sphäre  des  Seelenlebens 
an.  Sie  fallen  beide  unter  den  höheren  Begriff  der  Begehrung.  Eine 
Begehrung  nun  richtet  sich,  da  man  nur  das  begehrt,  was  man  noch 
nicht  hat,  immer  auf  etwas  Zukünftiges.  Man  darf  also  an  einer  Be- 
gehrung zweierlei  unterscheiden,  nämlich  erstens  die  Vorstellung  des 
Zukünftigen ,  das  man  begehrt ,  und  zweitens  die  Gemfithsbewegung  des 
Begehrens.  In  diesen  allgemeinen  Eigenschaften  gleichen  sich  Wille 
und  Wunsch,  da  sie  eben  Arten  der  Begehrung  sind.  Ihr  Unterschied 
aber  liegt  in  Folgendem:  Der  Wunsch  ist  eine  Begehrung,  mit  welcher 
nicht  die  Voraussicht  verknüpft  zu  sein  braucht,  dass  der  Begehrende 
den  Gegenstand  seiner  Begehrung  erreichen  werde.  Man  wünscht  eben 
Erreichbares  und  unerreichbares,  und  unsere  Wünsche  sind  durchaus 
nicht  immer  von  dem  Bewusstsein  getragen ,  dass  es  uns  glücken  werde, 
sie  erfüllt  zu  sehn.  Dagegen  der  Wille  ist  eine  Begehrung  mit  der 
Voraussicht  des  Erreichens.  Man  will  nur  das,  was  man  erreichen  zu 
können  glaubt.  Ob  die  Praxis  dem  Wollenden  zeigt,  dass  er  Recht 
oder  dass  er  Unrecht  habe,  darauf  kommt  es  natürlich  nicht  an,  der 
Seelenzustand  des  Wollenden  ist  in  jedem  Falle  derselbe;  sein  Wille 
war  in  jedem  Falle  von  seinem  Machtbewusstsein  getragen,  mochte 
dies  nun  gerechtfertigt  sein  oder  nicht. 

2.  Für  die  Aeusserungen  des  Willens  und  des  Wunsches  haben 
wir  nicht  in  allen  Situationen  den  gleichen  Namen.  Ich  definire  hier 
nur  einige  der  geläufigsten  Bezeichnungen,  die  ich  im  Folgenden  häufig 
anwenden  werde.  Den  an  eine  zweite  oder  dritte  Person  adressirten 
Willen  nennen  wir  Aufforderung,  die  Situation,  in  der  sich  ein 
Aufgeforderter  befindet,  bezeichnen  wir  mit  dem  Namen  des  SoUens. 
„Du  sollst",  „er  soll"  bedeutet  „ich  will,  dass  du  thuest",  „ich  will, 
dass  er  thue". 

Bei  dem  Wunsche  sind  zwei  Fälle  zu  unterscheiden.  Einen 
direct  oder  indirect  an  diejenige  zweite  oder  dritte  Person  adressirten 
Wunsch,  von  der  nach  der  Meinung  des  Wünschenden  die  Erfüllung 
des  Wunsches  abhängt,  nennen  wir  Bitte.  Wenn  z.  B.  der  Opfernde 
an  Agni  den  Wunsch  richtet: 

imäm  me  agne  samfdham  imäm  upasädam  vaneh ,  imä'  ü  shü  9rudhi 
gfrah,   mögest  du  o  Agni  dieses  mein  Opfer  y  meine  Aufwartung 
freundlich  anndimen^  höre  gern  diese  meine  Lieder  RV.  2,  6,  1,  oder 
wenn  Odjsseus  an  DoUos  und  dessen  Söhne  den  Wunsch  adressirt: 

i^ei/9tiv  tig  YSoi  ^ij  örj  cxedov  tüat  Tuovreg  oi  491 


17     

80  bezeichnen  wir  diese  Wünsche  als  Bitten.  Wenn  dagegen  der 
Sprechende  nicht  die  Ansicht  hat,  dass  die  Erfüllung  des  Wunsches  von 
der  zweiten  oder  dritten  Person  abhängt,  so  behalten  wir  Ar  solche 
Aeasserungen  den  Namen  Wunsch  bei,  z.  B. 

av  di  fioi  x^^Q^^  ätpUoio 
oiY.ov  huTifiavov  xat  arp^  ig  /rargida  yalav.    o  128 
„möge  es  dir  beschieden  sein  u.  s.  w." 

Einer  der  wichtigsten  Gesichtspunkte,  den  man  nicht  aus  den 
Augen  yerlieren  darf,  ist  der ,  dass  die  subjective  Erregung  des  WoUens 
oder  Wfinschens  immer  bei  derselben  Person  bleibt ,  und  nicht  etwa  auf 
eine  zweite  oder  dritte  übergehen  kann.  Hierdurch  scheiden  sich  z.  B. 
die  Desiderativa  von  den  Modis  begrifflich  ab. 

I. 

Die  conjnnctiyischeii  Hanptsatze. 

Wir  unterschieden  in  dem  Wollen  zwei  Bestandtheile ,  nämlich 
erstens  den  Inhalt  des  Wollens  und  zweitens  die  Bewegung  des  Be- 
gehrens. Diese  Zweitheilung  giebt  uns  den  leitenden  Gesichtspunkt  für 
eine  sachgemässe  Anordnung  der  sanskritischen  und  griechischen  Gon- 
juactive  in  Hauptsätzen.  Der  Inhalt  des  Wollens  nämlich  kann  offen- 
bar zum  Ausgangspunkt  far  eine  Anordnung  nicht  genommen  werden, 
denn  dieser  Inhalt  ist  so  mannigfaltig  wie  die  Gegenstände,  auf  die 
sich  die  menschliche  Begierde  richten  kann>  dagegen  die  Gemüths- 
bewegung  des  Begehrens  zeigt  nur  eine  Verschiedenheit^  die  der  Stärke. 
Die  Masse  der  unabhängigen  Sätze  kann  nur  eingetheilt 
werden  nach  dem  Intensitätsgrade  der  subjectiven  Erre- 
gung, die  in  dem  Gonjunctiv  liegt.  Freilich  lässt  die  Linie  der 
Empfindungen  unendliche  Gradtheilungen  zu,  es  ist  aber  in  unserem 
Falle  doch  praktisch  möglich,  zwei  grosse  Gruppen  aufzustellen,  die 
erste  die  Belege  fQr  die  stärkere  Erregung,  die  zweite  die  Belege  für 
die  schwächere  Erregung  umfassend.  Ich  will,  um  einen  bequemen 
Namen  zu  haben,  die  erste  Gruppe  xorr  e^oxrjv  Conjunctive  des 
Wollens  nennen,  die  zweite  Conjunctive  der  Erwartung. 

Aeusserlich  scheiden  sich  diese  beiden  Gruppen  am  klarsten  im 
Griechischen.*  Die  erste  enthält  als  Negation  nur  /i?;,  die  zweite  nur  or, 
die  erste  zeigt  nie  yciv  oder  aV,  die  zweite  in  den  allermeisten  Stellen. 

Was  nun  die  Conjunctive  des  Wollens,  für  welche  Conjunctiv, 
Cap.  I,  §  1  die  Belege  bietet,  im  Besondern  betrifft,  so  sind  zunächst  die 
Sätze  in  positive  und  negative  geschieden ,  und  innerhalb  dieser  Unter- 
abiheilungen die  drei  Personen  getrennt  behandelt.  Bei  der  ersten  wird 
noch  eine  Theilung  nach  dem  Numerus  sich  als  nöthig  erweisen. 

Delbrück  o.  Windisch,  sjntakt.  Forsch.  I.  2 


18     

In  der  ersten  Person  des  Singular  nun  liegt  die  Willenserklärung 
in  einer  Anzahl  yon  Belegen  deutlich  vor.  So  drückt  sich  z.  B.  jemand, 
der  sich  entschlossen  hat,  Brahmanenschüler  zu  werden,  und  sich  zu 
dem  Zwecke  der  Aufnahme  bei  dem  Lehrer  meldet,  so  aus:  brahmacäry 
äsani,  ich  will  Brahmanenschüler  werden  (Jat.  Br.  11,  5,  4,  1  u.  ö.  Ein 
mehr  auf  momentanen  Eindrücken  beiiihender  Entschluss,  der  demgemäss 
eine  lebhaftere  Erklärung  hervorruft,  pflegt  durch  ermunternde  Partikeln 
oder  Sätze  eingeleitet  zu  werden.  Im  Griechischen  weiss  ich. nur  erste 
Personen  dieser  zweiten  Art  zu  belegen. 

Kuhn  in  seiner  Zeitschrift  15,  413  schreibt  dem  sanskritischen 
Gonjunctiv  freilich  auch  die  Fähigkeit  zu,  den  Wunsch  zu  bezeichnen, 
was  nach  meinen  Aufstellungen  dem  Optativ  zukonmit.  Er  führt  zum 
Belege  eine  Stelle  aus  Yäj.  Sanh.  19,  37  an:  pa Vitrena  (atayushä  vi9yam 
äyur  vya9navai,  die  er  übersetzt:' „DwrcÄ  hundert  Jahre  verleihende 
Beinigung  möge  ich  das  volle  Lehen  erreichen  ^\  Man  muss  aber  doch 
wohl  seine  Auffassung  etwas  modificiren.  Gewiss  ist ,  dass  wir  in  einem 
solchen  Satze,  wenn  wir  ihn  griechisch  ausdrücken  sollten,  den 
Optativ  gebrauchen  würden,  aber  es  liegt  oft  in  der  Natur  des  Gedan- 
kens, dass  er  sowohl  in  der  Form  einer  Willensäusserung  als  in  der 
eines  Wunsches  ausgedrückt  werden  kann,  so  dass  es  nicht  verwunder- 
lich ist,  wenn  das  eine  Volk  ihn  so,  das  andere  so  bezeichnet.  Wer 
sicher  auf  die  Wirkung  der  eigenen  Frömmigkeit  vertraut,  kann  auch 
wohl  sagen:  „ich  will  das  volle  Leben  erreichen."  Auch  bei  zweiten 
und  dritten  Personen ,  die  hier ,  um  die  Frage  an  einer  Stelle  zu  absol- 
viren,  mit  angeführt  werden  mögen,  kommt  Aehnliches  vor. 
So  heisst  es  in  einem  Hochzeitsliede : 

enä'  pätyä  tanväm  sam  srijasvä'  dhä  jfvri  vidätham 

ä'  vadäthah  KV.  10,  85,  27 
was  Weber  Ind.  Stud.  5,  187  so  übersetzt:  Dem  Manne  hier  misch' 
dich  mit  deinem  Leibe.  Als  Greise  noch  mögt  ihr  vorstehn  dem  Haus- 
stand, Der  Gonjunctiv  ist  unserer  Anschauung  nicht  eben  geläufig,  aber 
im  Sanskrit  in  diesen  Verbindungen  gar  nicht  selten.  Der  Wunsch, 
dessen  Eintreffen  man  zuversichtlich  erhofft,  wird  als  etwas  sicher  zu 
Erwartendes  ausgesprochen.  Eine  dritte  Person  gewährt  Vers  39 
desselben  Liedes: 

dirghäyur  asyä  yäh  pätir,    jiväti   9arädah   9atäm  „langlebend  (sei), 
wer  ihr  Gemahl  ist,  er  soll  leben  hundert  Herbste  lang"  (Weber 
ebenda  191). 

Dass  meine  Auffassung  dieses  Conjunctivgebrauches  richtig  ist, 
dass  es  sich  nicht  um  einen  unbestimmteren  Sinn  des  Modus,  sondern 
um  eine  etwas  von  der  unsrigen  abweichende  Wendung  des  Gtedankens 


19     

handelt,  beweist  auch  der  Umstand ,  dass  derlmperatir  in  derselben 
Gedankenconstellation  gebraucht  wird,  z.  B. 

Tindäsva  tväm  puträm  näri^  yäs  tübhyam  9äin  &sat  „erlange  o  Weib 

einen  Sohn,  der  dir  eum  Heile  gereichen  söU"  AY.  3,  23,  5, 
ein  Vers  aus  einem  liede  zum  Herrorrufen  der  Schwangerschaft  (vergl. 
Weber  ebenda  223).  Man  wird  nicht  sagen  wollen,  dass  der  Imperativ 
im  Sanskrit  eine  Form  von  unbestinmiter  Bedeutung  sei ,  die  bald  den 
Befehl  und  bald  den  Wunsch  ausdrücke.  Aber  es  giebt  Gedanken,  die 
man  mit  einem  gewissen  Becht  sowohl  in  die  Form  der  Forderung ,  wie 
des  Wunsches  kleiden  kann.  Bisweilen  findet  man  im  Sanskrit  diese 
Verschiedenheit  der  Auffassung  nahe  bei  einander,  so  BV.  10, 119^  wo 
ein  vom  Somasaft  Begeisterter  im  ersten  Verse  sagt: 

iti  vä'  fti  me  mäno  gäm  i^Ydm  sanuyäm  (ti,  „so,  ja  so  ist  mein 
Sinn,  eine  Kuh,  ein  Boss  mochte  ich  erbeuten^',  und  im  neunten: 

hintäli&m  prithivi'm  imä'm  nl  dadhänfhä  ve'hä  vä,  „wohlan  ich  tviU 
diese  Erde  hierhin  oder  dorthin  setzen".  In  diesen  beiden  Stellen  ist 
klar,  dass  das  erste  Mal  die  Form  des  Wunsches  gewählt  ist,  weil  der 
Gegenstand  der  Begehrung  nicht  vorhanden  ist,  und  das  zweite  Mal 
aus  dem  umgekehrten  Grunde  die  Form  des  Willens,  und  so  wird  sich, 
so  weit  meine  Eenntniss  reicht ,  fast  durchweg  ein  Grund  f&r  die  Wahl 
des  Modus  ermitteln  lassen.  Jeder  Modus  hat,  so  viel  ich  sehe,  von 
Anfang  an  seine  bestimmten  Grenzen  gehabt.  Es  giebt  aber  ein  Mittel- 
gebiet von  Gedanken ,  auf  dem  die  Entscheidung  far  den  einen  oder  den 
anderen  Modus  nicht  immer  sofoi*t  gegeben  ist.  Dieses  Mittelgebiet  nun 
ist  bei  den  Indem  grösser,  als  bei  den  Griechen. 

In  der  ersten  Person  Singularis  zeigt  sich  der  Grundbegriff  d^s 
Conjunctivs  noch  in  seiner  ursprüglichen  Beinheit  Schon  bei  der 
ersten  Dualis  mid  Pluralis  dagegen  ergiebt  sich  die  Beobachtung, 
dass  etwas,  was  ursprünglich  nicht  in  dem  Modus  liegt, 
dnrch  die  Einwirkung  der  umgebenden  Situation  in  ihn 
eindringen  kann.  Zwar  eine  Anzahl  erster  Personen  Pluralis  sind 
nur  so  zu  sagen  Multiplicationen  des  Singulars,  wie  wenn  eine  Schaar 
Gläubiger  spricht: 

yät  te  divo  duhitar  martabhöjanam,  t4d  r&sva,  bhun&jftmahäi  RV.  7, 

81,  5  „was  du,   o   Himmelstochter  Menschenerg^ichendes   besitaest^ 

das  g%d>  u/ns,  wir  woUen  es  gemessen''. 

Andere  Stellen  aber  enthalten  entschieden  eine  Aufforderung, 
z.  B.  folgende  Stelle ,  in  der  Purüravas  seine  in  einen  Wasservogel  ver- 
wandelte Gattin  anredet: 

v4e&äsi  im9rä'  krinavftvahfti  nü  d.  h.  woUan,  wir  beide  wdUen  Worte 

wechseln  ^at.  Br.  11,  5,  1,  6. 

2* 


20     

In  der  That  will  aber  nui-  der  eine  Purüravas ,  und^  doch  sagt  er 
krinaväyahäi.  Derselbe  Gebrauch  findet  sich  durchgehends  bei 
Homer,  z.  B.  ¥^  97,  wo  Achilleus  zu  der  Seele  des  Patroklos  spricht: 

älXd  fioi  aaaoy  avrjd'i'     ^Lvvvd-d  7teq  afitpißaXovTe 
älki^Xovg  oloolo  TeTaQ/rio^ead-a  yooio. 

In  dergleichen  Conjunctiven  liegt  offenbar  eine  Aufforderung,  die  aber 
nach  der  oben  entwickelten  Anschauung  nicht  ursprünglich  in  der  ersten 
Person  liegen  kann.  Es  ist  klar,  dass  sie  erst  von  aussen  hinein- 
gekommen ist.  Indem  nämlich  einer  sagt  „wir  wollen  *\  ohne  dass  er  der 
Zustimmung  des  andern  schon  versichert  ist,  anticipirt  er  diese  Zustim- 
mung, und  eine  solche  Anticipation  wirkt  indirect  als  Aufforderung. 
Wenn  es  auch  im  Sanskrit  nur  solche  erste  Personen  Pluralis  gäbe, 
die  eine  Aufforderung  ausdrücken,  und  nur  solche  erste  Personen  Sin- 
gularis,  die  man  allenfalls  als  Selbstaufforderungen  gelten  lassen  kann, 
so  könnte  man  es  sich  gefallen  lassen,  wenn  als  Grundbedeutung  des 
Conjunctivs  auch'  in  der  ersten  Person  die  Aufforderung  bezeichnet 
wird ,  aber  das  Sanskrit  beweist  zur  Evidenz ,  dass  die  Grundbedeutung 
der  Wille  ist,  und  dass  der  Gedanke  der  Aufforderung  in  der  ersten 
Pluralis  nur  dann  entsteht,  wenn  von  den  mehreren  Personen,  um  die 
es  sich  handelt,  sich  eine  zum  Wortführer  aufwirft. 

Während  in  die  ersten  Person  Pluralis  somit  eine  indirecte 
Aufforderung  hineinkonmien  kann,  so  dienen  die  zweite  und  dritte 
Person,  zu  denen  wir  uns  jetzt  wenden,  zum  Ausdruck  der  directen 
Aufforderung,  d.  h.  des  an  eine  gewisse  zweite  oder  dritte  Person 
ausdrücklich  adressirten  Willens  einer  ersten  Person.  Im  Sanskrit  ist 
der  Conjunctiv  in  dieser  Verwendung  sehr  häufig,  z.  B. 

ä'  vahäsi  tä'fi  ihä  devä'n  „  du  sollst  die  Götter  hierher  bringen,  bringe 
die  Götter  hierher''  KV.  1,  74,  6. 

Aus  der  Gräcität  weiss  ich  nur  eine  Stelle  anzufahren,  nämlich 
Sophocles  Philoctet  300 

9)f^'  c3  rexvov,  vvv  xat  to  Ttjg  v^aov  fidd-j^g  ^^du  sollst  erfahren'', 

eine  Aufforderung  übrigens  nicht  zu  einer  Activität,  sondern  nur  zu 
einer  Passivität  Dass  ein  solcher  Gebrauch  des  Conjunctivs  im  älteren 
Griechisch  nicht  unerhört  war,  ist  ganz  zweifellos,  nicht  sowohl  wegen 
der  gleichen  Verwendung  im  Sanskrit,  als  weil  im  Griechischen  in 
Hauptsätzen  mit  fii^  und  in  Belativ-  und  Conjunctionssätzen  der  auffor- 
dernde Conjunctiv  sehr  häufig  ist.  Die  Gründe,  weswegen  das  Grie- 
chische diese  Anwendung  des  Conjunctivs  aufgegeben  hat,  sind  nicht 
schwer  zu  erkennen.  Das  Griechische  ist  wie  wir  sahen  inmier  bemüht, 
fQr  gleiche  Situationen  nur  eine  Verbalform  anzuwenden,  der  auffor- 


21      

dernde  Conjnnctiy  aber  würde,  wie  das  Sanskrit  zeigt,  mit  dem  Imperativ 
wesentlich  gleichbedeutend  gewesen  sein,  er  ist  also  im  Griechischen  aus 
Streben  nach  klarer  und  deutlicher  Ausdrucksweise  abgeschafft  worden. 
In  den  negativen  Sätzen  und  den  Nebensätzen  stand  die  Sache  anders. 
Was  zunächst  die  Sätze  mit  fuj  betrifft,  so  beruht  die  Verbindung  von 
fiij  mit  dem  Conjunctiv  des  Aorist  auf  einer  vorgriechischen  Gewohnheit, 
sie  stammt  aus  einer  Zeit,  in  der  höchst  wahrscheinlich  ein  Imperativ  vom. 
Aoriststamme  noch  nicht ,  oder  wenigstens  erst  in  schüchternen  Auffingen 
vorhanden  war.  Dass  sich  in  sogenannten  abhängigen  Sätzen  derselbe 
alterthümliche  Gebrauch  des  Conjunctivs  bewahrt  hat,  ist  auch  nicht 
auf&llend.  Denn,  wie  sich  noch  ergeben  wird,  ist  der  Conjunctiv  der 
Modus ,  der  zur  Herstellung  der  Satzverbindung  am  meisten  beigetragen 
hat  und  jedenfalls  sehr  früh  verwendet  worden  ist  Wenn  also  die  Ver- 
wendung des  Conjunctivs  in  diesem  Sinne  nicht  von  vorn  herein  als 
ungriechisch  zu  betrachten  ist,  so  muss  man  behaupten,  dass  ein 
grammatischer  Grund  (mit  Nauck  in  seiner  Ausgabe  1867)  fiddyg  in 
iid^€  zu  ändern,  nicht  vorliegt. 

Es  folgen  sodann  die  negativen  Sätze.  Einer  Erläuterung  be- 
darf nur  das  Zwillingspaar  mä'  und  ^irj.  Es  ist  nicht  meine  Absicht, 
hier  auf  eine  Darstellung  dieser  höchst  interessanten  Partikeln  einzugehen 
-  zu  der  der  Artikel  mä'  bei  Böhtlingk-Roth  und  Bäumlein, 
Untersuchungen  über  griechische  Partikeln ,  Stuttgart  1861  ein  bequemes 
Material  bieten,  —  ich  will  nur  über  die  Natur  der  Sätze,  in  denen 
mä'  und  firj  stehn,  einiges  bemerken. 

Wir  pflegen  ^ii^  mit  dem  Conjunctiv  durch  den  Imperativ  mit 
nicht,  oder  durch  damit  nicht  mit  dem  Conjunctiv  (resp.  Indicativ) 
zu  übersetzen,  das  erste  in  Sätzen,  die  wir  unabhängig  nennen,  z.  B. 

IlQiafndrjj  (ti^  dij  fie  ?Aoip  Javaolaiv  eaaug] 
xslad^aiy  E  684 
mä'  nah  samärane  vadhih  ^^schlage  uns  nickt  im  Kampfe^''  BV.  1, 170,  2, 
das  zweite  dagegen  in  Sätzen,  die  uns  abhängig  erscheinen,  z.  B. 

aiief  av  juev  vrv  cnng  ccTtAarixe  i-trj  ae  voTjar^ 
"Hqti.   A  522. 
Dergleichen  Sätze  sind  im  Griechischen  sehr  häufig ,  und  kommen  auch, 
wenngleich  viel  seltener  im  Sanskrit  vor: 

mä  vanam  chinddhi  savyäghram,  mä  vyäghrä  nina^an  vanät 
vanam  hi  rakshyate  vyäghrair,  vyäghrän  rakshati  l^anam 
„haue  nicht  einen  von  Tigern  bewohnten  Wald  nieder^   damit  nickt 
die  Tiger  aus  dem  Walde  verschunnden :  der  Wald  wird  ja  von  den 
Tigern  beschützt  und  er  schützt  ja  wiederum  die  Tiger^*"  Böhtlingk, 
Sprüche  4716. 


22     

Der  Unterschied  nun  zwischen  diesen  „unabhängigen^  und  ,, ab- 
hängigen^^ Sätzen  ist  ein  rein  logischer,  kein  sprachlicher.  Die  Sprache 
setzt  zwei  unabhängige  Sätze  neben  einander ,  wo  wir  eine  Unterordnung 
des  einen  Gedankens  unter  den  andern  yomehmen.  Das  griechische 
Beispiel  ist,  wenn  man  seine  Genesis  verstehen  wUl,  so  aufzufassen: 
„Gehe  fort  von  hier,  Here  soll  nichts  merken".  Wenn  nun  ein  zweiter 
Gedanke  so  beschaffen  ist,  dass  er  als  Motiv  zu  einem  ersten  gelten  kann, 
dann  drücken  wir  das  Gedankenverhältniss ,  genauer  als  die  Griechen, 
äusserUch  durch  „damit"  aus.  Dass  die  Griechen  dies  Yerhältniss  der 
Gedanken  ebenfalls  empfunden  haben,  folgt  aus  dem  Umstände,  dass  sie  in 
derselben  Gedankenconstellation  oft  den  wirklichen  Absichtssatz  mit  iva 
oq>Qa  etc.  haben  eintreten  lassen,  der  dann  als  Negation  firj  empfing. 
Auch  die  Inder  haben  ein  Bedürfiiiss  nach  sprachlichem  Ausdruck  des 
sich  aufdrängenden  Gedankenverhältnisses  empfunden ,  und  haben  ihm  in 
doppelter  Weise  genfigt,  einmal  wie  die  Griechen,  indem  sie  Sätze  mit 
yäthä  mfi.  oder  yatha  na  verwendeten  (vgl.  Conjunctiv  cap.  UI  §  1,  I), 
andererseits,  indem  sie  für  die  als  abhängig  empfundenen  Sätze  eine 
besondere,  den  Stamm  na  enthaltende  Form  der  Negation  nämlich  ned 
verwendeten,  wovon  am  Ende  des  hier  besprochenen  Abschnittes  der 
Beispielsammlung  Belege  gegeben  sind. 

Bei  der  Mehrzahl  derartiger  Sätze  aber  findet  sich  im  Griechischen 
—  im  Sanskrit  sind  sie  wie  gesagt  seltener  —  keine  Andeutung  ihres 
Verhältnisses  zum  vorhergehenden  Satze,  sondern  sie  sind  der  Form 
nach  einfach  Hauptsätze  mit  der  Negation  firj.  Daraus  entsteht  nun 
eine  Schwierigkeit  der  Anordnung.  Man  könnte  die  sämmtlichen 
Belege  einfach  nach  der  Yerbalform  ordnen,  ich  habe  es  aber  doch 
vorgezogen,  auf  den  Inhalt  des  Gedankencomplexes ,  in  dem  die  Sätze 
mit  iui;  stehen,  einige  Rücksicht  zu  nehmen.  Die  Negation  ma 
^ij  bedeutet  ursprünglich  eine  Abwehr.  Ein  Gedanke,  der  sich  etwa 
realisiren  könnte^  tritt  dem  Sprechenden  gewissermassen  als  etwas 
Aeusseres  gegenüber ,  das  er  sich  vom  Leibe  hält.  Eine  solche  Abwehr 
kann  nun  aus  verschiedenen  Stimmungen  entspringen,  aus  Hass  und 
Liebe,  aus  Furcht  und  Hoffnung  etc.  Ich  habe  nach  diesen  der  Ab- 
wehr zu  Grunde  liegenden  Stimmungen  die  Sätze  mit  /iif  in  Warnungs- 
und  Befürchtungs Sätze  eingetheilt,  eine  Theilung,  die  natürlich 
nur  darauf  Anspruch  macht,  ein  Versuch  zu  sein,  der  einem  besseren 
Eintheüungsgrunde  gern  weichen  wird.  Wo  eine  Warnung  oder  Be- 
fürchtung nicht  deutlich  vorlag,  habe  ich  mich  mit  der  Kategorie  der 
negativen  Aufforderung  begnügt. 

Als  Beispiel  für  die  Warnungssätze  mag  dienen 

fiTj  ae,  yiQoVf  xoih]Civ  eyto  naqa  vrjvai  Ktx^iio^  A  26 


23     

Indem  Agamemnon  den  Gedanken,  ^em  Chryses  je  wieder  im  Lager  zu 
b^egnen,  weit  von  sich  weist^  warnt  er  damit  diesen,  sich  nicht  den 
Gefahren  einer  solchen  Begegnung  auszusetzen. 

„weiche  o  Greis  von  der  Thür,  du  sollst  nickt  am  Fusse  geschleppt 

werden"  (»  damit  du  nicM)  a  10. 
Diese  und  ähnliche  Ausdrucksweisen  haben  für  uns  nichts  Aufifallendes, 
aufTaliend  erscheinen   uns  nur  solche  Fügungen,  bei  denen  wir  einen 
abb&Dgigen  Inhaltssatz  gebrauchen.    In 

deidw  //jy  d-iljQ€aaiv  l'lioQ  xal  xvQfia  yivcjfiai,  6  473 
sind  wir  —  um  mich  einmal  der  scholastischen  Terminologie  zu  be- 
dienen —  geneigt,  den  Satz  mit  ,ui^  als  einen  Objectssatz  zu  betrachten. 
Die  ojsprQngliche  griechische  Auffassung  aber  ist  folgende :  Beide  Sätze 
sind  selbständig,  der  mit  firj  wehrt  einen  Gedanken  von  dem  Subject 
ab,  der  andere,  welcher  vor  ihn  tritt,  zeigt,  aus  welcher  Oemüths- 
stimmimg  die  Abwehr  entspringt.  Wir  müssen  also  so  übersetzen :  „  ich 
furchte  mich".  „Dass  ich  nur  nicht  den  Thieren  zu/r  Beute  u)erde"! 
Anf  den  ähnlichen  Thatbestand  bei  anderen  Verben,  z.  B.  bei  schwören 
ist  in  der  Beispielsanmilung  hingewiesen. 

Bei  den  unter  der  üeberschrift  des  zweiten  Abschnittes,  Gon- 
jnnctiT  der  Erwartung,  zusammengestellten  Belegen  ist  nicht  der 
Versuch  gemacht,  die  Conjunctive  nach  der  Intensität  der  Erregung  auf- 
zureihen^ sondern  es  sind  drei  Gruppen  aufgestellt,  deren  erste  die  rei- 
nen Conjunctive,  die  zweite  die  mit  vUv,  die  dritte  die  mit  äv  umfasst 
Diese  Eintkeilung  rechtfertigt  sich  durch  den  Wunsch,  den  Gebrauch  dieser 
wichtigen  Partikeln  überall  möglichst  deutlich  hervortreten  zu  lassen.  Ich 
werde  Cap.  IX  versuchen,  einen  Beitrag  zur  Lehre  von  xtV  und  av  zu 
geben,  hier  bemerke  ich  nur  so  viel:  xaV  und  av  haben  nicht  die 
Macht,  den  Gebrauch  des  Modus  zu  modificiren,  sondern  sind  sprach- 
liche Zeichen  des  modiücirten  Gebrauches.  Daher  erklärt  es  sich,  dass 
wir  im  Griechischen  den  reinen  Conjunctiv  und  Optativ  noch  bisweilen 
ebenso  gebraucht  finden,  wie  den  mit  ydv  und  cfy,  und  dass  im  Sanskrit, 
wo  av  gar  keine  und  X6V  nur  eine  sehr  verblasste  Parallele  hat,  sich 
im  Ganzen  und  Grossen  dieselbe  Anwendung  der  Modi  zeigt,  wie  im 
Griechischen.  Diese  Thatsachen  rechtfertigen  es ,  dass  ich  hier  zunächst 
nur  die  Conjunctive  ins  Auge  fasse  und  von  xeV  und  aV  ganz  absehe. 

Der  Ausdruck  Erwartung  hat  die  Schattenseiten  aller  kurzen 
zusammenfassenden  Bezeichnungen,  ich  behalte  ihn  aber  doch  bei,  weil 
der  Nutzen  einer  bequemen  Terminologie  doch  auch  nicht  zu  unter- 
schätzen ist.  Es  sollen  darunter  diejenigen  Conjunctive  befasst  sein,  in 
denen  die  subjective  Erregung,  verglichen  mit  den  Conjunctiven  des 


24     

WoUeoS}  abgeschwächt  erscheint.  Die  Qrade  und  Bedingungen  <üeser 
Abschwächung  glaube  ich  am  schicklichsten  durch  folgende  üebersicht 
zur  Anschauung  bringen  zu  können: 

1.  Die  Lebhaftigkeit  der  Willenserklärung  (Aufforderung)  ist  ge- 
ringer, weil  es  sich  nicht  um  etwas  sofort,  unter  den  Augen  des  Be- 
denden ,  sondern  erst  in  entfernterer  Zukunft  Herbeizuführendes  handelt. 
Dahin  gehören  sanskritische  Beispiele  wie  das  folgende: 

athe*tithim  sämäm  täd  aughä  ägantä,  tän  mä  näVam  upatalpyö 
'päsäsäi,  sä  aughä  ütthite  näyam  äpadyäsäi,  tätas  tvä  pärayitä'smi'^ti, 
„im  so  find  so  vidten  Jahre  wird  die  Fluth  kommen^  dann  ein  Schiff 
gimmemd  sollst  du  dich  an  mich  wenden^  dann  wenn  die  Fluih  sich 
erhebt j  soüst  du  das  Schiff  besteigen,  darauf  werde  ich  dich  tetten^^ 
Qat  Br.  1,  8,  1,  4,  eine  Instruction  des  Gottes  an  Manu,  die  sich  auf 
ein  nach  Jahren  bevorstehendes  Ereigniss  bezieht.  (In  der  epischen  Er- 
zählung, die  denselben  Gegenstand  behandelt,  sind  statt  der  C^njunc- 
tive ,  die  verloren  sind ,  Optative  eingetreten.)  Solche  Conjunctive  werden 
gebraucht,  wo  es  sich  um  eine  Anweisung,  etwas  Auszubediigendes, 
ei;ie  Prophezeihung  handelt,  z.  B. 

ov  yaq  rig  pie  ßir]  ye  kxiov  deyLOvza  dirjfcai    H  127 

2.  Die  Lebhaftigkeit  wird  dadurch  beeinträchtigt,  dass  die  Willens- 
erklärung nicht  aus  der  freiwilligen  Initiative  des  Wollenden  hervorgeht, 
sondern  ihm  durch  einen  anderen ,  oder  durch  die  Verhältnisse  besonders 
nahe  gelegt  oder  abgerungen  wird.  Aus  der  Forderung  ifrird  dann 
eine  Erlaubniss,  ein  Zugeständniss.  Dahin  gehören  griechische 
Ausdrucksweisen,  wie  die  Worte  des  Telemachos: 

diX  iJToi  ßaaikijeg  lixaiüv  elal  wxi  alloi 
TtoXkoi  hf  dfig)i(il(fi  U^chnt]  vioi  '^di  Tvalaioi, 
Twv  ikAv  tig  tod^  exr}aLv^  iTtei  d'dve  dlog  ^Odvdoevg^ 
ovraQ  iywv  oXxoio  äva^  kaofi  fj/ieTeQOio  a  394 

3.  Die  Energie  der  Willenserklärung  ist  verringert,  weil  das 
Gewollte  etwas  ist,  das  als  ^in  natürliches  Ergebniss  eines  vorherge- 
henden Gedankens,  oder  der  Umstände  überhaupt  erscheint. 

Wenn  Helios  z.  B.  gedroht  hat  /£  383 

dvoof-iai  elg  ^idao 
80  erscheint  es  als   ein  natürliches  Ergebniss  dieser  Drohung,   wenn 
Helios  weiter  erklärt,  dann  nicht  mehr  der  Oberwelt,  Bondem  der  Unter- 
welt leuchten  zu  wollen.    Diese  Erklärung  ist  in   dem  Coiyunctiv  ymI 
iv  venveaai  g)aeivio  gegeben. 

Je  mehr  nun  in  solchen  Conjunctiven  die  subjective  Erregung 
gegenüber  dem  Gedanken  des  naturgemäss  zu  Erwartenden  schwindet, 
desto  mehr  nähert  sich  der  Conjunctiv  dem  Futurum. 


25     

Diesen  futarischen  Conjunctiv  darf  man  wieder  in  zwei  Gruppen 
spalten.  Entweder  nämlich  ist  im  Conjunctiv  wirklich  etwas  in  der 
Zukunft  f  und  zwar  nur  in  der  Zukunft  zu  Erwartendes  bezeichnet,  z.  B. 

ä'  ghä  tä'  gachän  üttarä  yugäni  „sie  werden  herankommen j  die 
späteren  Zeiten''  RV.  10,  10, 10, 

Ol'  yaQ  TUf)  Toifwg  idov  avigag,  ovdi  Xöta^ai  A  262 

oder  —  um  einen  kühnen  Ausdruck  zu  gebrauchen  —  der  zeitliche  Begriff 
des  Futurums  tritt  zurück,  und  der  logische  tritt  hervor,  ich  meine: 
durch  den  futurischen  Conjunctiv  wird  nicht  bloss  das  bezeichnet, 
was  von  dem  Augenblick  des  Sprechens  an  zu  erwarten  ist,  sondern 
das  für  alle  Zeiten  Natürliche ,  z.  B. 

yäthä  vä9anti  devä's,  täth^'d  asat,  täd  eshäm  ndkir  ä'  minat  „tvie 
die  Götter  es  wollen,  so  muss  es  geschehen^  das  kann  ihnen  niemand 
nehmen "  AV.  8,  28,  4 
Wir  werden  derselben  Gedankenentwickelung  noch  beim  Optativ  begegnen. 

IL 

Die  optatiyischen  Hanptsätze. 

Der  Grundbegriff  des  Optativs  ist  der  Wunsch.  Die  Entwicke- 
Irmg  des  „Wunsches *'  nun  geht  in  derselben  Weise  und  nach  den- 
selben Gesetzen  vor  sich,  wie  die  des  „Willens".  Wir  theilen  dess- 
halb  auch  die  Masse  der  vorliegenden  Optative  (Opt.  cap.  I)  nach  dem 
Intensitätsgrade  der  subjectiven  Erregung.  Wie  beim  Conjunctiv  lassen 
sich  zwei  Elassen  aufstellen,  von  denen  die  erste  die  Bepräsentanten 
der  stärkeren,  die  zweite  die  der  schwächeren  Erregung  umfasst.  Die 
erste  Gruppe  will  ich  xot  fi^o^^v  Optative  des  Wunsches,  die 
zweite  mit  dem  Gesammtnamen  der  abgeschwächten  Optative 
benennen. 

Die  Belege  für  den  wünschenden  Optativ  finden  sich  Opt. 
cap.  I,  §  1.  Sie  sind  ebenso,  wie  die  entsprechende  Partie  des  Con- 
Jnnctivs  angeordnet.  Hier  will  ich  zur  Probe  für  die  positiven  Wünsche 
nur  ein  sanskritisches  Beispiel  anfuhren,  in  dem  neben  dem  Optativ 
der  Conjunctiv  und  Indicativ  steht: 

devä  väi  somasya  räjno'  grapeye  na  samapädayann:  „aham  prathamal^ 
pibeyam,  aham  prathamah  pibeyam**  ity  evä  *kämayanta.  te  sampä- 
dayanto  *bruvan:  „hanta'jim  ayäma,  so  yo  na  ujjeshyati,  sa  pra- 
thamah somasya  päsyati'ti  „die  Götter  konnten  sich  über  den  Vor- 
rang  im  Somatrinken  nicht  einigen,  sie  tvünschten  aUe  „ic%  mö(Jde 
zuerst  trinken^  ich  möchte  euerst  trinken''.    Sie  einigten  [sidi  und 


26     

sprachen  „  Wolan !  wir  wollen  einen  WetÜauf  anstellen ,  wer  von  uns 
siegen  wird,  der  wird  zuerst  vom  Soma  trinken.    Ait.  Br.  2,  25. 
Die  Negationen  sind  bei  den  negativen  Optativsätzen  dieser  Art 
ebenso  vertheUt,  wie  bei  den  entsprechenden  Conjunctivsätzen.  Im  ganzen 
§  1  steht  im  Griechischen  nur  //i^,  im  Sanskrit  mÜ  und  nä.    Ich  führe 
wieder  nur  einen  Sanskritbeleg  an ,  in  dem  Optativ  und  Conjunctiv  neben 
einander  stehen, 
mä'  va  too  anyäkritam  bhujema ,  m&'  tat  karma  vasavo  yäc  cäyadhve 
„möchten  wir  nicht  vor  euch  fremde  Sunde  su  büssen  haben,  nicht 
wollen  wir  thun,  was  ihr  o  Vasus  hasst^*^  ßV.  6,  51,  7. 
Wenn  man  die  Abwehr ,  die  in  der  Negation  mft'  liegt ,  recht  deutlich 
zum  Ausdruck  bringen  will,  kann  man  übersetzen: 

,^  Möchtet  ihr  von  uns  fern  halten  die  Strafe  für  fremde  Sünde  ^  fern 
von  uns  soU  sein  die  That,  die  ihr  hasst^\ 

Aus  dem  Griechischen  sei  die  ausdrucksvolle  Gegenüberstellung  des 
Optativs  und  Gonjunctivs  in  folgendem  Beispiel  erwähnt: 

r]/n€ig  d^  iv&döe  ol  q>Qat,io^e&a  XvyQov  oled^QOv 
TrjXe^aXip^  fir^d*  rjfiag  vnexcpvyoi  7t  371. 

An  die  Optative  des  reinen  Wunsches  in  allen  drei  Personen  schliesst 
sich  der  Optativ  der  Bitte  in  der  zweiten  und  dritten  Person.  Ueber 
den  Begriff  der  Bitte  habe  ich  mich  im  Anfang  dieses  Capitels  unter 
Nr.  2.  ausgesprochen. 

Nächst  den  reinen  Optativen  sind  gewisse  griechische  Optative  mit 
wg  und  ei  zu  erwähnen,  in  denen  wg  und  ei  scheinbar  gar  keine  Be- 
deutung haben,  als  die  den  Wunsch  einzuführen.  Die  Griechen  mögen 
in  der  That  in  diesen  Partikeln  nichts  anderes  empfunden  haben,  und 
darum  haben  wir  diese  Sätze  zu.  den  Hauptsätzen  gestellt,  die  Etymo- 
logie zeigt  aber  bei  c^g  mit  Sicherheit,  bei  ei  mit  Wahrscheinlichkeit, 
dass  diese  Partikeln  einen  au&nunternden ,  anfeuernden  Sinn  von  vorn 
herein  durchaus  nicht  hatten. 

'Qg  nämlich  ist,  wie  weiter  unten  (Cap.VI)  gezeigt  werden  wird,  Ablativ 
des  Belaüvstammes ,  der  Belativstanmi  aber  dient  der  Satzverknüpfuug, 
folglich  kann  cjg  auch  in  der  uns  vorliegenden  Verwendung  nur  die 
Aufgabe  haben ,  einen  Wunsch  an  die  Situation  anzuknüpfen.  Dass  diese 
Bedeutung  richtig  erschlossen  ist,  zeigt  eine  Analyse  der  Beispiele.  Ich 
führe  hier  nur  eins  an: 

(og  eQig  Ix  te  d'eüv,  Ix  t   av&qmrwv  änoloito  2  107. 

In  diesem  Falle  ist  die  Situation  folgende:  Achilleus  empfindet  die 
furchtbaren  Wirkungen  der  Zwietracht  durch  den  Tod  seines  Freundes. 
Der  Streit  —  dieser  Gedanke  drängt  sich  ihm  entgegen  —  ist  an  allem 


27     

Unglüek  schuld.  So  wollte  ich  doch,  ruft  er  aus,  dass  der  Streit  für 
immer  aus  der  Welt  verschwände.    Aehnlich  in  den  anderen  Beispielen. 

üeber  ei  werde  ich  mich  Cap.  VI  B  im  Zusammenhange  aus- 
sprechen und  dort  auch  den  an  dieser  Stelle  vorliegenden  Gehrauch 
zu  erU&ren  suchen. 

Es  folgt  sodann  die  zweite  grosse  Gruppe  der  Optative,  für  die 
ich  keinen  besseren  Namen  als  den  der  abgeschwächten  Optative  vor- 
zuschlagen weiss.  Sie  umfasst  diejenigen,  in  denen  die  subjective  Er- 
.regong,  verglichen  mit  der  ersten  Gruppe  geringer  ist.  Ich  unterscheide 
in  dieser  Gruppe  wieder,  analog  dem  Coiyunctiv,  drei  Abtheilungen: 

1.  Die  Kraft  der  Erregung  ist  darum  geringer,  weil  der  Wunsch 
sich  auf  eine  unbestimmte  Zeit  bezieht.  Dahin  gehören  die  Optative, 
in  welchen  eine  ganz  allgemeine  Anweisung ,  ein  ganz  allgemeines ,  nicht 
auf  eine  bestimmte  Person  oder  eine  bestimmte  Handlung  bezügliches 
Gebot  ausgedrückt  ist.  Solche  Optative  sind  besonders  im  Sanskrit 
häufig,  und  dort  besonders  im  Brähmanastil ,  z.  B. 

£har-ahar  dadyät  „  Tag  für  Tag  gebe  man"  <^at  Br.  11,  Ö,  6,  2. 
Als  Negation  weiss  ich  nur  n&  zu  belegen. 

2.  Der  Wunsch  ist  nicht  aus  der  freien  Initiative  des  Wünschenden 
hervorgegangen,  sondern  ist  ihm  abgerungen.  Er  wird  gewünscht  um 
eines  andern  Gedanken  willen,  er  ist  eine  Goncession: 

our/xa  yap  f£e  ycarayiTeiveiev  l^xiXXevg 
äymag  eXovv   ifiov  tJov,  iTrfjv  yoov  i^  eQov  etrjv  ß  226. 
Der  Wunsch,  seinen  Sohn  in  die  Arme  zu  nehmen,  ist  dem  Priamos 
der  hauptsächliche.    Um  dieses  willen  wünscht  er  sogar  von  Achilleus 
getödtet  zu  werden,  was  er  ohne  ihn  nicht  thun  würde. 

3.  Der  Wunsch  ist  darum  nicht  so  lebhaft  ausgedrückt,  weil  die 
Erwägung  hinzutritt ,  dass  das  Erreichen  des  Gewünschten  möglich  oder 
wahrscheinlich  oder  nahe  bevorstehend  ist 

An  dieser  Stelle  ist  es  nöthig,  sich  wieder  folgender  allgemeiner 
Grundlagen  zu  erinnern:  Jede  Begierde  richtet  sich  auf  etwas  Zukünf- 
tiges. Der  Wunsch  ist  diejenige  Begierde ,  mit  der  die  Voraussicht  des 
Erreichens  nicht  verbunden  zu  sein  braucht,  der  Wille  dagegen  ist  die 
Begierde  mit  der  Voraussicht  des  Erreichens.  Wenn  nun ,  wie  ich  eben 
behauptete,  zu  dem  Wunsch  die  Erwägung  hinzutritt,  dass  die  Errei- 
chung möglich  oder  wahrscheinlich  ist ,  so  scheint  es  sich  ja  dem  Willen 
zu  nähern.  Das  ist  in  der  That  der  Fall.  Der  Wunsch  nähert  sich 
dem  Willen,  ohne  indess  mit  ihm  zusammenzufallen.  Es  giebt  eine 
lange  Scala  von  Empfindungen  und  Stimmungen  von  dem  Wunsche  nach 
etwas,  das  wahrscheinlich  eintreiFen  wird,  bis  an  die  Grenzen  der  Willens- 
erUänmg  oder  rein  futurischen  Aussage.    Dieser  ganzen  Scala  dienen 


28     

die  Optative  dieser  dritten  Gruppe.  Weil  nun  ihnen  allen  gemeinsam 
ist ,  dass  auf  das  mögliche  Eintreten  des  Gewünschten  ein  Gewicht  ge- 
legt wird,  so  nenne  ich  sie  futurische  Optative. 

Die  Anordnung  dieser,  besonders  im  Griechischen  sehr  zahlreich 
-vertretenen  Klasse  hat  nun  grosse  Schvnerigkeit.  Man  könnte  versuchen 
wollen,  die  Optative  nach  dem  Grade  der  Erregung  zu  ordnen,  wird 
sich  aber  bald  überzeugen,  dass  dieser  Eintheilungsgrund  einem  unter 
den  Händen  verschwindet,  sobald  man  in's  Einzelne  geht,  so  gut  er 
sich  auch  far  die  Eintheilung  in  grosse  Gruppen  eignet,  wo  er  überdiess 
noch  durch  äussere  Merkmale  (fiij  und  oi,  xiv  und  av)  gestützt  wird. 

Man  kann  dann  versuchen  wollen,  die  Gründe  der  Abschwächung 
näher  zu  specialisiren.  Diese  kann  daran  liegen,  dass  der  Bedende  sich 
selbst  die  Kraft  zutraut,  seinen  Wunsch  zu  verwirklichen.  Das  ist  der 
Fall  im  Sanskritbei  den  sehr  häufigen  Wendungen  folgender  Art: 

vayäm  te  agna  ukthafr  vidhema  „wir  möchten  dich  Agni  mit  Opfern 

verehren''  RV.  5,  4,  7. 
Es  könnte  auch  der  Conjunctiv  stehen,  dann  würde  die  Energie   der 
Willenserklärung  grösser  sein.    Auch  im  Griechischen  ist  dieser  Optativ 
sehr  häufig,  z.  B. 

vvv  d^  BTtEi  ov  veo^iai  ye  (fiktiv  eg  noptqida  yaiav 

IlaTQOxXc^  iJQCJi  xoiiirjv  onaaaifjit  (pegead-at  V  151 

Sie  kann  auch  dadurch  motivirt  sein,  dass  der  Bedende  das  Eintreten 

des  in  Aussicht  genommenen,  als  durch  die  Verhältnisse  nahe  gelegt 

betrachtet,  z.  B. 

ov  f4€v  ycLQ  ti  xaTUüTEQOv  clllo  7tad^0lf.U  T  321, 

ein  Beispiel ,  in  dem  der  Optativ  geradezu  fiiturisch  gebraucht  erscheint 
Indessen  auch  die  Eintheilung  nach  diesem  Gesichtspunkt  hat  mir  nicht 
gelingen  wollen.  Ich  habe  nach  mehreren  vergeblichen  Versuchen  end- 
lich folgende  beibehalten. 

Allen  diesen  Conjunctiven  ist  eigenthümlich ,  dass  sie  etwas  Futu- 
risches enthalten,  mag  dies  nun  erhofft,  vermuthet,  als  möglich  oder 
als  ziemlich  sicher  eintreffend  gedacht  sein,  unter  Futurisch  muss  man  nun 
zunächst  natürlich  das  verstehen,  was  von  dem  Standpunkte  des  jedesmaligen 
Wünschenden  aus  als  zukünftig  erscheint  Nun  bezeichnen  aber  viele 
Optative,  wie  bekannt,  das,  was'ganz  allgemein  als  möglich  erscheint.  Die 
Entwickelung  vom  Individuell-Futurischen  bis  zum  All- 
gemein-Möglichen suche  ich  nun  in  der  Beispielsammlung 
vorzuführen.  Zu  dem  Zwecke  habe  ich  folgende  Stufen  aufgestellt,  die 
ich  hier  immer  nur  durch  je  ein  griechisches  Beispiel  belegen  werde. 

1.  Das  im  Optativ  ausgesprochene  findet,  von  dem  Augenblicke  des 
Sprechens  an  gerechnet,  in  der  Zukunft  statt    Das  Eintreten  des  in 


29 

Aassicht  genommenen  ist  nicht  ausdrücklich  von  Bedingungen  abhängig 

gedacht,  z.  B. 

vvv  d^  i/rel  ov  vio/nai  ye  (fikrjv  ig  naxqida  yaiav, 
TleiTQOKJUit  jJQm  xofirjv  OTraaaifAL  q)€Q€a&ai  'F  151. 

2.  Das  Eintreten  in  der  Zukunft  ist  in  Aussicht  genommen,  aber 
abhängig  gemacht  von  dem  Eintreten  eines  anderen  Ereignisses,  das  aber 
mit  grösserer  oder  geringerer  Sicherheit  erwartet  wird,  z.  B. 

Ttai  x€  TOI  ij^iäig  zavtd  y   vnooxofievoi  Teliaaifisv' 
doijLiev  6^  ^AvQeidao  xhyaTQwv  eldog  ccQiarrjVy 
^'^gyeog  i^ayayovregy  onviifxBv,  u  xe  avv  a^ifiiv 
^Ikiov  €X7i€Qaijg  fwai6f4€vov  TtTokied-QOv  N  377. 

3.  Das  im  Optativ  ausgesagte  ist  abhängig  gedacht  von  einer 
Annahme ,  deren  Eintreten  in  der  Zukunft  erhofft  oder  als  möglich  an- 
gesehen wird,  z.  B. 

7t (og  vvvy  ei  xi  ^aivog  iv  "fifierigoiai  dofioiaiv 

ijuevog  lode  Ttdd-oi  ^'ataxrvog  i^  dlsyeivrjg; 

aoi  X  alaxog  kdßrj  re  fier  dvd'QiOTtoiöt  ftiXoiro  a  223. 

4.  Es  ist  allerdings  ein  bestimmtes  futurisches  Ereigniss  in  Aus- 
sicht genonmien,  aber  die  Kraft  der  futurischen  Aussage  ist  dadurch 
gebrochen,  dass  das  Eintreten  des  Ereignisses  durch  ein  anderes  ge- 
hindert wird,  z.  B. 

xai  yaq  %   eig  eviavrdv  lyw  Ttagcc  aoi  y   dvexolfAijv 

^fievog,  ovde  kle  ^i   oYxov  Slot  no&og  ovdi  Toxajiav' 

aiviog  ydq  fiv&oiaiv  Ineaai  tb  aolaiv  dxovtov 

%€Q7t0fiai'  diX  ^drj  /.loi  dvid^ovaiv  eraiQOi  d  595. 

Dazu  kann  dann  noch  kommen,  dass  der  Zeitpunkt,  von  dem  an  das 

Futurum  gerechnet  wird,  in   der  Vergangenheit  liegend  gedacht  wird, 

ohne  dass  indess  dies  irgendwie  in  dem  Yerbum  angedeutet  würde,  z.  B. 

sv^a  %B  ^eia  q>€Qoi  xitTa  Tevxaa  nav&oldao 
^TQeidrjg,  el  fitj  oi  dydaaccro  Oöißog  ^uinollwv  P  70. 

5.  Die  Situation  ist  nicht  mehr,  wie  unter  1 — 4,  gegeben, 
sondern  wird  fingirt.  Das  Futurum  wird  also  von  einem  fingirten  Punkte 
gerechnet.  Die  Situation  wird  aber  doch  noch  als  eine  einzelne  charac- 
terisirt,  z.  B. 

od  av  y   av  i^  oi%ov  at^  i/riardrij  ovd^  Sla  doirjg  q  455, 
gesetzt,  einer  bettelte  dich  an,  dem  wirst  (wir:  würdest)  du  woM  nicht 
einmal  ein  ScdeJcam  geben. 

TvdetÖTjv  d^oim  av  yvoir^  n&ttqoiOL  ^lereirj  E  85, 
nimm  an  du  seiest  da^  du  toirst  nicht  erkennen.    Die  fingirte  Situation 
liegt  bei  diesem  Beispiel  ausserdem  noch  in  der  Vergangenheit. 


30     

6.  Auch  die  Gharakterisirung  der  Situation  als  einer  einzelnen  ist 
aufgegeben.  Der  Ausgangspunkt  für  das  Futurum  ist  nicht  einer,  son- 
dern viele.  Was  von  vielen  Ausgangspunkten  aus  futurisch  ist,  nennen 
wir  aber  möglich,  z.  B. 

^eia  •d'cog  y'  e&^liov  ytai  Tr^Xod-ev  avdga  aatoaai  y  231. 
leiiM  kawn  ein  Gott  etc. 

Wer  nun  noch  bedenkt ,  dass  „  das  kann  sein  '^  als  höflichere  Aus- 
drucksweise für* „das  ist"  gebraucht  werden  kann,  wird  begreifen,  wie 
es  kommt,  dass  der  Optativ  im  Sanskrit  wie  im  Griechischen  fast  wie 
ein  Indicativ  gebraucht  werden  kann,  z.  B. 
nä  täsya  mäyäyä  canä  ripür  t^ita  märtyah ,  yö  agnäye  dadä  9a  havyä- 
dätibhih  „den  überwindet  selbst  nicht  durch  Zauberei  ein  feindlicher 
Sterblicher,  wer  dem  Agni  opfert  mit  Spenden''''  RV.  8,  23,  15. 
Im  späteren  Sanskrit  ist  dieser  Gebrauch  sehr  häufig.   Einen  griechischen 
reinen  Optativ  gewährt: 

To  yoQ  Sfiipveg  oIt'  aY&ujv  dlconrj^  orV  iQißqofjiot  Xiovteg  diaXXa^aiPTo 
Yi»oq  Pindar  Ol.  X,  19. 


Cap.  V. 

Die  relatiTen  KebensStze. 

Dass  wir  die  Relativsätze  auf  die  Hauptsätze  folgen  lassen,  ist 
auch  historisch  gerechtfertigt.  Denn  sicherlich  ist  die  Ausbildung  des 
Relativpronomens  mit  der  ersten  Entwickelung  einer  engeren  Satzver- 
bindung Hand  in  Hand  gegangen;  und  da  auch  die  meisten  Conjunctionen 
von  dem  Stamme  des  Relativpronomens  abzuleiten  sind,  so  darf  man 
geradezu  behaupten,  dass  der  Relativstamm  im  Sanskrit  und  Griechi- 
schen das  Hauptorgan  der  Satzverbindung  sei. 

Es  kann  nicht  meine  Absicht  sein,  alle  Fragen,  welche  sich  an 
den  Ursprung  und  Gebrauch  des  Relativums  anschliessen  lassen,  hier 
zur  Erörterung  zu  bringen,  sondern  ich  muss  mich  begnügen,  das  zum 
Verständniss  der  conjunctivischen  und  optativischen  Relativsätze  Nöthige 
anzudeuten. 

Das  Relativpronomen  des  Sanskrit  lautet  yas  yä  yad,  Dass  das 
Griechische  og  ^  o  mit  ihm  identisch  sei ,  ist  schon  von  B  0  p  p  behauptet 
worden,  dann  von  anderen  Forschem  bestritten,  jetzt  aber  durch  die 
Erörterung  von  Wihdisch  in  Gurtius  Studien  2,  209  flgd.  zur  zweifel- 
losesten Evidenz  erhoben,  so  dass  ich  es  mcht  nöthig  finde,  noch  ein-> 
mal  auf  die  formale  Frage  einzugehen.  Ich  darf  mich  auf  die  Unter- 
suchung über  die  Bedeutung  des  Relativmns  beschränken. 


31     

Dass  die  gewöhnliche  Definition ,  wonach  das  Belativum  die  Kraft 
besitzen  soll,  zwei  Sätze  auf  eine  gewisse  Art  mit  einander  zu  verbinden, 
ungenau  sei,  ergiebt  sich  bei  näherem  Nachdenken  sofort.  Zwei  dem 
Gedanken  nach  unzusammengehörige  Sätze  kann  auch  das  Belativum 
nicht  verbinden,  der  innere  Grund  der  Verknüpfung  ist  stets  die  Zu- 
sammengehörigkeit der  Oedanken,  das  Belativum  kann  man  nur  als 
Zeichen  der  Verbindung  ansehen.  Indessen ,  wie  dies  auch  sei ,  so  viel 
ist  klar,  dass  das  Belativum  zwei  Sätze  voraussetzt^  die  verbunden 
werden  sollen.  Nun  ist  aber  der  oberste  Grundsatz,  von  dem  unsere 
Untersuchung  angehoben  hat,  der,  dass  es  ursprünglich  nur  einfache, 
unverbundene  Sätze  gegeben ,  die  Satzverbindung  also  sich  erst  allmählich 
entwickelt  hat  Soll  man  nun  annehmen,  dass  das  Hauptzeichen  der 
Satzverbindung,  das  Belativum,  erst  zu  der  Zeit  als  die  innerlich  voll- 
zogene Verbindung  zweier  Sätze  nach  einem  sprachlichen  Ausdruck  rang 
zur  Erfüllung  dieses  Bedürfnisses  als  ein  sprachliches  novum  geschaffen 
wurde,  oder  dass  die  Laute,  welche  später  dem  dem  pron.  reL  dienten, 
ursprünglich  etwas  anderes  bedeuteten  und  erst  mit  der  Zeit  die  rela- 
tivische  Bedeutung  annahmen?  Begreiflicher  Weise  hat  man  sich  längst 
für  die  letztere  Alternative  entschieden.  Im  Hinblick  auf  das  homerische 
o  r^  ro,  was  ja  auch  relativische  Funktionen  ausübt,  und  das  deutsche 
der,  die,  das,  hat  man  sich  ziemlich  allgemein  för  die  Annahme  ent- 
schieden, dass  das  Belativum  aus  dem  Demonstrativum  hervorgegangen  sei. 
Diese  schon  oft  ausgesprochene  Ansicht  hat  nun  Windisch  in  seinen 
grundlegenden  Untersuchungen  über  den  Ursprung  des  Belativpronomens 
in  den  indogermanischen  Sprachen  in  Curtius  Studien  2,  201 — 419  im 
Allgemeinen  als  stichhaltig  erwiesen,  sie  aber  doch  wesentlich  neu  ge- 
schaffen, indem  er  den  Weg,  den  diese  Bedeutungsverwandlung  ge- 
nommen hat,  nachweist.  Das  pron.  dem.  hat  die  Aufgabe,  in  die 
Aussenwelt  zu  weisen:  wie  aus  einem  solchen  Pronomen  das  relative 
entstehen  konnte,  ist  zunächst  unverständlich.  Von  der  öal^ig  fährt 
kein  directer  Weg  zur  Verknüpfung  zweier  Sätze.  Es  muss  eine  Mittel- 
stufe zwischen  den  beiden  Extremen  gefunden  werden.  Eine  solche  hat 
nun  Win di seh  in  der  Fähigkeit  mehrerer  Pronominalstämme  erkannt, 
auf  etwas  in  der  Bede  schon  vorher  erwähntes  hinzuweisen. 
Ein  Pronomen,  das  diese  Fähigkeit  hat,  nennt  er  mit  ApoUonios  Dys- 
kolos  anaphorisches  Pronomen.  Schon  aus  diesen  Andeutungen 
geht  hervor,  dass  das  anaphorische  Pronomen  dem  deiktischen  nicht 
gleichgeordnet,  sondern  aus  ihm  entstanden  ist.  Alle  einfachen  Prono- 
minalstämme  hatten  ursprünglich  deiktischen  Sinn,  an  einigen  Prono- 
minibus  ist  er  in  den  Einzelsprachen  immer  geblieben,  wie  an  hde  im 
klassischen  Griechisch,  bei  andern  ist  er  ganz  verschwunden,  wie  an 


32 

avTog  ebenda,  in  der  Mitte  stehen  oizog  und  iy^eivog  (Windisch  394). 
Auch  der  Pronominalstamm,  welcher  im  Sanskrit  und  Oriechischen 
relativischen  Sinn  hat ,  ist  diesen  Weg  gegangen.  Auch  der  Pronominal- 
stamm ja  —  oder  wenigstens  sein  am  meisten  charakteristischer  Be- 
standtheil:  i  —  hat  einmal  echt  deiktischen  Sinn  gehabt  (Windisch  31G). 
Sehr  früh,  schon  vor  der  Yölkertrennung,  hai;  er  dann  die  anaphorische 
Bedeutung  angenonmien ,  wie  aus  dem  anaphorischen  Gebrauch  im  grie- 
chischen, litauischen,  slavischen  und  auch  lateinischen  und  deutschen 
(Windisch  250)  hervorgeht  Aus  der  anaphorischen  Bedeutung  hat  sich 
die  relative  im  Sanskrit,  Zend  und  Griechischen  entwickelt 

Doch  stehen  das  Sanskrit  und  Griechische  in  dieser  Beziehung 
nicht  auf  einer  Stufe.  Während  schon  in  der  Yedensprache  yas  yä  yad 
und  alles  was  dazu  gehört,  erstens  ausschliesslich  Nebensätze  einleitet, 
und  zweitens  diese  Funktion  mit  keinem  anderen  Pronomen  theilt,  kann 
og  rj  0  in  der  homerischen  Sprache  auch  an  der  Spitze  von  Hauptsätzen 
stehn,  und  kann  neben  ihm  auch  6  rj  t6  zmi  Einführung  von  relativen 
Nebensätzen  verwendet  werden.  Die  Beweise  für  diese  Behauptungen, 
so  weit  sie  das  Griechische  betreffen ,  stehen  Jedermann  zur  Verfugung, 
ich  begnüge  mich  daher  mit  wenigen  Bemerkungen.  Dass  bg  ij  b  noch 
rein  anaphorisch  gebraucht  werden  kann,  beweisen  z.  B. 

zov  /  et  mag  av  dvvaio  Xox'qodfJievog  kelaßia&ai, 
bg  xev  zoi  unrjatv  odöv  xal  fUTQa  xelev&av 
voGTOv  ^',  (jjg  krci  tcovkov  ilevaeat  Ix^oena 
aal  di  xi  toi  eiTtr^ai  d  389. 
An  dieser  Stelle  steht  bg  sogar  an  der  Spitze  eines  Nachsatzes.    Ander- 
weitige Beispiele  sind  M  344  ^  9  co  190.    Noch  bekannter  ist,   dass 
6  i]  t6  auch  relativisch  verwendet  werden,  z.  B.  ^321 

a>U'oy€  TaXdvßtov  ie  xal  EvQvßdrtjv  ngoaeet^cavy 
tii  o\  eaav  %r^v%B  nal  ovQrjQCj  S-egaTtovre. 
An  dieser  Stelle  sei  nur  noch  darauf  hingewiesen,  dass  die  Haupt- 
sätze mit  6  {]  t6  von  den  Belativsätzen  nicht  immer  durch  ein 
äusseres  Kennzeichen  geschieden  sind.    Während .  allerdings  6  i]  zoy  so- 
bald es  Hauptsätze  einleitet,  gewöhnlich  die  Partikel  di  oder  fiev  hinter 
sich  hat,  kommen  auch  Fälle  vor,  wo  es  ganz  allein  steht,  z.  B.  H  148 
ovraQ  inei  ^vKOoqyog  ivi  fieyaQOiatv  iyriQCL^ 
dwKS  d^  ^EQev&akicüVL,  q>ihfi  &iQa7iov%L^  ipoQf^vai' 
tdv  oye  tevxe'  sxiov^  Ttgoxakl^ero  novrag  agiazotg 
vgl.  auch  a  31. 

Der  einzige  Unterschied  zwischen  dem  Hauptsatz  H  150  und 
dem  Belativsatz  u4  322  ist  der,  dass  das  in  dem  letzteren  ausge- 
sagte dem  Sprechenden  und  Hörenden  als  untergeordnet  erscheint. 


33     

Die  Relativsätze  derVedensprache,  über  die  hier  zur  vorläufigen 
OrientiniDg  einiges  bemerkt  werden  mag,  unterscheiden  sich  von  dem 
Gros  der  homerischen  dadurch,  dass  sie  häufig  mit  dem  Hauptsatz  in 
eigenihümlicher  Weise  verquickt  sind.  Während  es  die  Natur  des  ana- 
phorischen  Pronomens  eigentlich  mit  sich  bringt ,  dass  der  Relativsatz 
dem  Hauptsatze,  der  das  Bezugswort  enthält,  nachfolge,  geht  der  Re- 
lativsatz im  Sanskrit  in  den  meisten  Fällen  voraus.  Dieser  Gebrauch, 
der  sich  ja  auch  im  Griechischen  findet,  ist  offenbar  jünger  als  das 
Nachfolgen  des  Relativsatzes.  Man  darf  darum  diese  Eigenschaft, 
auch  auf  etwas  zu  nennendes  hinzuweisen,  nicht  mit  in  die  Definition 
des  anaphorischen  Pronomens  hineinziehen ,  denn  sie  ist  aus  der  Fähig- 
keit das  genannte  wieder  aufzunehmen,  erst  secundär  entwickelt. 
Der  Relativsatz  wird  nur  einstweilen  vorangestellt ;  er  wird  im  Gedächt- 
niss  behalten,  bis  der  Hauptsatz  vorüber  ist,  und  dann  anknüpfend  an 
das  Bezugswort  nun  hinter  dem  Hauptsatz  an  seiner  eigenüichen  Stelle 
noch  einmal  flüchtig  reproducirt  Es  giebt  solche  Satzgestaltungen, 
auf  die  ich  noch  zurückkonmien  werde,  auch  im  Deutschen,  z.  B.  tmd 
die  einen  so  infamirenden  Titel  führet  —  was  enthält  diese  Goegische 
Scharteke?  (Lessing).  In  diesem  Beispiel  wird  augenscheinlich  durch 
die  Yoranstellung  des  Relativsatzes  eine  Spannung  erzeugt  und  damit 
kommt  eine  gewisse  Leidenschaftlichkeit  in  die  ganze  Periode.  Durch 
die  sehr  häufige  Anwendung  dieser  Fignr  kommt  denn  auch  in  den 
vedischen  Hjnmenstil  ein  energischer  Schwung.  Die  Eintönigkeit  des 
vedischen  Satzbau's,  der  auch  durch  die  strophische  Gliederung  des  Metrums 
auf  kleine  Satz  gebilde  hingewiesen  ist,  würde  noch  viel  auffallender 
sein,  wenn  alle  Yerse  mit  einem  kraftvollen  Hauptsatze  begönnen,  und 
in  einen  mehr  oder  weniger  tonlosen  Relativsatz  ausklängen.  Natürlich 
fehlen  derartige  Verbindungen  nicht  durchaus  in  der  Yedensprache ,  z.  B. 

agnfm  sükt^bhir  väcobhir  imahe  yäm  sim  id  anyä  i'late  j^Agni  gehen 
wir  an  mit  Liedern  und  Gebeten,  den  ja  auch  andere  preisen*^ 
RV.  1,  36,  1. 

Oder  es  kann  der  Relativsatz  vorangestellt  worden.     Das  Bezugswort 
bleibt  im  Hauptsatze: 

yä'bhih  sfndhum  ävatha  yä'bhis  türvatha  yä'bhir  da^asyäthä  krfvim, 
mäyo  no  bbütotibhir  mayobhuvah  „mit  welchen  (nämlich  Hülfen, 
vlibhih)  ihr  den  Sindhu  unter stiUzt,  mit  welchen  ihr  ihm  zum  Siege 
verhdfl^  mit  welchen  ihr  dem  Krim  beisteht^  mit  (den)  Hülfen  seid 
uns  Trost  ihr  Trostreichen''  RV.  8,  20,  24. 

Doch  sind  diese  beiden  Formen  nicht  eben  sehr  häufig.    Das  gewöhn- 
liche ist  vielmehr,  dass  das  Bezugswort  in  den  Relativsatz  aufgenommen 

DftlbrBek  ti.  Windisch,  syntakt.  Forsch.  I.  3 


34     

wird.    Im  Hauptsatz  steht  dann  entweder  das  Substantivum  noch*  ein- 
mal,  z.  B. 
7^  te  pänthäh  savitah  pürvyäso  'renävah  sükrita  antärikshe,   tebhir 
no  ady&  pathibhih  sag6bhi  räJcshä  ca  no  ädhi  ca  brfihi  deva  „welche 
aUen  staublosen  wohXbereUeten  Pfade  dir  sind,   o  Savitar,  in  def^ 
Luftj  mittels  dieser  wohlgangbaren  Pfade  rette  und  segne  uns  heute*' 
BV.  1,  35, 11, 
oder  ein  Synonymen  des  Bezugswortes,  z.  B. 
sä  ghä  Yirö  nä.  rishyati,  yäm  fndro  brähmanaspätih  sömo  hinöti  mär- 
tyam  „der  Mann  leidet  nicht  Schaden,  welchen  Sterblichen  Indra 
Brahmanaspati  Soma  fördern^'  BV.  1,  18,  4  vgl.  1,  94,  9. 
Oder  —  und  dies  ist  bei  weitem  das  häufigste  —  das  Bezugswort  steht 
nur  im  Relativsätze.    Folgt  in  diesem  Falle  der  Belativsatz  nach,  so 
steht  im  Hauptsatze  gar  keine  Hinweisung  auf  das  Bezugswort,  z.  B. 
sthirafr  äÄgais  tush^vänsas  tanft'bhir  vy  a9ema  devähitam  yäd  äyuh 
„mit  festen  Oliedem  und  Körpern  möchten  tvir  hbsingend  erreichen^ 
welches  Alter  von  den  Göttern  festgesetzt  ist"  RV.  1,  89,  8. 
Geht  aber,  was  das  gewöhnliche  ist,  der  Relativsatz  mit  dem  Bezugs- 
wort, das  er  in  sich  aufgenommen  hat,  dem  Hauptsatz  voran,  so  pflegt 
das  Bezugswort   durch   eine  Form  des   Stammes   ta  noch   einmal   in 
Erinnerung  gebracht  zu  werden,  z.  B. 
söma  jik  te  mayobhüva  utäyah  sänti  dä9Ü8he  tä'bhir  nö  'vita  bhava 
„Soma!  welche  Hülfen  von  dir  dem  Opferer  erquicklich  sind,  mit 
denen  sei  uns  ein  Helfer''  RV.  1,  91,  9. 

y<5  nah  9ä9vat  purä'  *vithä'  'mridhro  väjasätaye  sä.  tvä.m  na  indra 

mrilaya  „der  du  uns  frvker  stets  unablässig  unterstützt  hast  zur 

Beuteerlangung ^  du  Indra  sei  uns  gnädig"  RV.  8,  69,  2. 

Uebrigens  ist  ein  Wiederaufnehmen  des  Substantivum  durch  ta  nicht 

nöthig: 

y6    räjä   carshantnäin   yä'tä   räthebhir   ädhriguh,    vffväsäm  taruta' 

pritanänäm  jy6shtho  yö  vritrahä',  grinö  „welcher  König  der  Metisehefi 

ist,  unaufhaltsamer  Wagenfahrer,  aUer  Feinde  Ueberwinder^  welcher 

der  vornehmste  Vritraiödter,  (den)  preise  ich"  RV.  8,  59, 1. 

Von  der  Häufigkeit  der  die  Periode  beginnenden  Relativsätze  kann  man 

sich  eine  ungeföhre  Vorstellung  machen;  wenn  man  die  Verzeichnisse  der 

vedischen  Versanßlnge  von  Pertsch,  Whitney,  Weber  durchsieht. 

Nach  diesen  einleitenden  Betrachtungen  wenden  wir  uns  zu  der 

Eintheilung  der  conjunctrvischen  und  optativischen  Relativsätze.  Dass 

der  Eintheilungsgrund  von  dem  Verhältniss,  das  zwischen  dem  Hauptsatz 

einerseits  und  dem  Relativsatz  andererseits  besteht,  hergenommen  werden 

mässe,  ist  klar,  man  kann  nur  zweifeln,  ob  von  der  Form  oder  dem 


35     

Inhali  Den  ersteren  Gedanken,  so  nahe  er  zu  liegen  scheint,  sieht  man 
sicli  bei  näherem  Nachdenken  gezwungen,  aufzugeben.  .  Es  liegt  nicht 
fem,  die  Relativsätze  in  solche  die  dem  Hauptsatz  vorangehen,  und  solche, 
die  ihm  nachfolgen,  einzutheilen.  Aber  wir  haben  schon  ges^en,  dass 
die  Stellung  nicht  ^wohl  von  grammatisclien ,  als  von  ästhetisch  -  stili- 
stischen Bücksichten  beherrscht  wird.  Man  könnte  auch  nach  der  Be- 
schaffenheit des  Bezugswortes  eintheilen  wollen,  indess  dieser  Gesichts- 
punkt ist  doch,  wie  sich  herausstellen  wird,  nur  von  ziemlich  unter- 
geordnetem Werthe.  Es  muss  uns  angelegen  sein ,  eine  Formel  zu  finden, 
unter  die  sich  alle  Beziehungen,  die  der  Gedanke  des  Relativsatzes  zu 
dem  des  Hauptsatzes  haben  kann,  vollständig  und  ungezwungen  unter- 
bringen lassen.    Wenn  wir  z.  B.  die  Stelle: 

xal  fiju'  rffSfAü^  ia&Jüov  oftaaaov, 

og  xi  IIB  xüa*  opyayri  o  311 
auf  ihren  Gedanken  Inhalt  hin  prüfen,  so  ergiebt  sich  als  unzweifel- 
haft, dass  in  dem  6'^  ni  fie  %Bia*  ayoeyrj  eine  Absicht  ausgedrückt  ist, 
und  ebenso  klar  ist,  dass  z.  B.  in 

olq  S'  6  ye^(ay  (isvhfliVy  Sfia  ngdooti)  xai  oTtiaato 

levaaet  r  109 
in  dem  Relativsatz  eine  Bedingung  enthalten  ist 

Dass  weder  der  Gedanke  der  Absicht,  noch  der  der  Bedingung  in  dem 
Pronomen  relativum  oder  dem  Conjunctiv  als  solchem  eingekapselt  liegt, 
versteht  sich  von  selbst.  Absicht  und  Bedingung  sind  Bezeichnungen  für  die 
Stellnng,  die  die  Gedanken  des  Haupt-  und  des  Relativsatzes  zu  einander 
einnehmen.  Aber  sie  sind  nicht  die  einzigen:  Voraussetzung,  Folge  u.  a. 
konunen  hinzu.  Es  handelt  sich  darum,  die  natürliche  Formel  zu  finden, 
aus  vrelcher  diese  zu  speciellen  und  zu  abstrakten  Eategorieen  sich  unge- 
zwungen ableiten  lassen.  Diese  Formel  nun  braucht  man  nicht  weit  zu 
suchen:  Entweder  setzt  die  Handlung  des  Nebensatzes  die  des  Haupt- 
satzes voraus,  oder  umgekehrt  die  Handlung  des  Hauptsatzes  setzt  die 
des  Nebensatzes  voraus.  Mit  besonderer  Anwendung  auf  den  Relativ- 
satz: Die  Handlung  des  Relativsatzes  ist  entweder  das 
Posterius  oder  das  Prius  zu  der  des  Hauptsatzes. 

Dies  ist  der  allgemeinste  Gesichtspunkt,  nach  welchem  wir  die 
conjunctivischen  wie  die  optativischen  Relativsätze  eingetheilt  haben  (vgl. 
ooeh  Cap.  X).  Das  zweite  Gapitel  jedes  Modus  zerfällt  in  der  Beispiel- 
sammlung in  zwei  Paragraphen,  deren  erster  die  Relativsätze  umfasst, 
welche  das  Posterius  zur  Handlung  des  Hauptsatzes  enthalten,  der  zweite 
diejenigen,  welche  das  Prius  enthalten.  Ich  will  die  ersteren^  aus 
Mangel  an  einer  besseren  Bezeichnung  die  posteriorischen,  die 
zweite»  die  prior ischen  Relativsätze  nennen.    Im  Uebrigen  ist  in 

3* 


36     

unserer  Beispielsammlung  die  Anordnung  nach  der  Bedeutung  des  Modus 
vorgenommen,  während  in  diesem  einleitenden  Capitel  die  Hauptaufinerk- 
samkeit  auf  das  Pronomen  gerichtet  sein  solL  Indessen  werde  ich  mich 
der  Uebersichtlichkeit  wegen  bemühen,  so  selten  als  möglich  von  der 
im  zweiten  Buche  befolgten  Eintheilung  abzuweichen. 
Ich  behandle  also  auch  hier  unter 

§  1 

die  posteriorischen  BelatiYsätze  mit  Oonjunctiv 

und  Optativ 

und  mache  in  diesem  Paragraphen  dieselben  ünterabtheilungen  wie  in 
den  entsprechenden  Paragraphen  der  Beispielsammlung.  Wie  dort  der 
wollende  Conjunctiv  und  der  wünschende  Optativ  vorangestellt  sind,  so 
mag  es  auch  hier  geschehen.    Ich  handle  demgemäss  hier  unter 

L 

über  die  im  Conjunctiv  Cap.  II.  §  1,  I  zusammengestellten  Relativ- 
sätze, in  welchen  der  Coiyunctiv  der  wollende  ist.  Vom  Optativ 
kommt  natürlich  zunächst  auch  Cap.  11.  §  1,  I  in  Betracht,  welche 
Bubriken  den  wünschenden  Optativ  enthalten,  es  tritt  aber  noch 
die  Abtheilung  II,  1  desselben  Paragraphen  hinzu,  in  welcher  die 
Optative  behandelt  sind ,  die  zwar  schon  abgeschwächte  genannt  werden 
mögen,  in  denen  aber  der  Wunsch  noch  nicht  erloschen  ist. 

Die  das  Posterius  enthaltenden  Relativsätze  sind  deswegen  voran- 
gestellt, weil  sie  den  Hauptsätzen  noch  am  nächsten  stehen.  Desshalb 
lassen  sie  auch  die  Bedeutung  der  Modi  leicht  erkennen.  Der  Con- 
junctiv bezeichnet  in  allen  Fällen,  auf  die  wir  hier  Rücksicht  zu 
nehmen  haben,  die  Willensäusserung  einer  redenden  oder  denkenden 
Person,  z.  B.  —  um  daä  schon  vorher  gebrauchte  Beispiel  wieder  an- 
zuwenden — 

xai  Slfjü  fffBfiov  ia&Xov  OTtaaaov 
og  xi  fis  xeiif  äyäyf]  o  311 
„und  gid)  mir  einen  guten  Fuhrer  mit,  der  soll  mich  dorthin 
bring en^^.  Meist  nämlich  erst  dann,  wenn  wir  die  Nebensätze  zunächst 
als  selbständige  behandeln ,  können  wir  uns  in  der  deutschen  üebersetzung 
die  ursprüngliche  Bedeutung  der  Modi  wieder  zur  Anschauung  bringen. 
Denn,  wenn  man  in  dem  obigen  Satze  die  Form  des  Relativsatzes  bei- 
behält, also  übersetzt:'  „gieb  mir  einen  Führer  mit,  der  midi,  dorthin 
Imnge",  so  lässt  uns  die  veränderte  Wortstellung  den  Satz  nur  in 
seiner  Beziehung  zum  Hauptsatze  empfinden,  ohne  dass  uns  dabei  klar 
würde,  was  denn  eigentlich  der  Satz  an  und  far  sich  bedeute.    Gerade 


37     

dieses  wiederzugeben  sind  wir  in  unseren  üebersetzungen  bemfiht  gewesen 
und  bitten,  sie  aus  diesem  Gesichtspunkte  zu  beurtheilen. 

Die  Worte  og  ni  fie  xelo'  dyayy  also  bilden  zunächst  einen  unab- 
hängigen Satz,  „der  soll  mich  dahin  fuhren ^^  Das  og  weist  auf  etwas 
vorhergenanntes  hin:  iffefiov'  iad'Xbv  oTtaadov.  Wir  nennen  diesen  Satz 
nach  althergebrachter  Terminologie  Hauptsatz.  Das  Verhältniss  des 
Relativsatzes  zu  diesem  Hauptsatz  ist  nun  in  diesem  Falle  das,  dass 
der  Inhalt  des  Relativsatzes  nothwendig  den  des  Hauptsatzes  voraus- 
setzt. Denn  ehe  ein  FQhrer  da  ist,  kann  er  auch  nicht  fOhren  sollen. 
Aber  damit  ist  das  Verhältniss  der  beiden  Sätze  zu  einander  nur  ganz 
allgemein  bezeichnet.  Das  spedelle  Gedankenverhältniss  ergiebt  sich 
aus  einer  Betrachtung  der  Situation,  welche  in  den  unserem  Beispiel 
vorangehenden  Versen  so  bezeichnet  ist: 

Totg  d*  ^Odvaevg  fiethiTte  avßwzew  TtBiqrjftlXjunf 
Tj  fuv  It'  ivdvx4(og  tfiiloi  fisival  ta  nelevoi 
airov  ivi  OTa&^ip  ^  oxqvvBU  TtoJUvde, 
xexkv&L  vvv  Ev^aie  aal  äHoi  rcavteg  erai^ot, 
rjw&ey  TtQorl  olotv  Xilalofiai  aTtwieaS'ai 
mtaxBvaojVy  tva  ^rj  as  -Mnaiqvxta  med  eralQOvg 
äXla  fioi  ev  &*  vno&ev  yuxi  Sfi'  fffefiov  etc. 
Odysseus  wUl  also  zur  Stadt  gehen,  darum  soll  ihm  Eumaios  einen 
Führer  mitgeben.     Ein  Wollen,  das  einem  anderen  Gedanken  unter- 
geordnet ist,  pflegen  wir  nun  wohl  als  Absicht  zu  bezeichnen.  ''Og-^i 
fu  Tteiif  äydyy  ist  also  ein  Absichtssatz.    Es  sei  aber  ausdrücklich 
noch  einmal  bemerkt,  dass  die  Art  der  Verbindung  zwischen  den 
beiden  Sätzen  sprachlich  gar  nicht  besonders  ausgedrückt  ist,  nur  die 
Verbindung  selbst  durch  die  Thatsache ,  dass  ein  anaphorisches  Pronomen 
in  dem  einen  Satz  auf  ein  Nomen  in  dem  anderen  verweist^) 

Dergleichen  Absichtssätze  sind  alle  hier  in  Betracht  kommenden 
Conjunetivsätze.  Die  wenigen,  von  denen  in  der  Beispielsammlung 
gesagt  ist,  sie  seien  den  Consecutivsätzen  innerlich  verwandt,  drücken 
nicht  die  reine  Folge,  sondern  die  beabsichtigte  Folge  aus. 

Die  natürlichen  Grenzen  und  der  sprachliche  Werth  dieser  Relativ- 
satze lassen  sich  durch  eine  Vergleichung  mit  den  die  Absicht  aus- 
drückenden Conjunctionssätzen  am  besten  veranschaulichen.  Das  Gebiet 
der  Relativsätze  ist  natürlich  enger  als  das  der  Conjunctionssätze.  üeberall, 
wo  wir  das  Relativpronomen  fanden,  könnten  auch  Absichtspartikeln 
wie  ydthä  und  tva  stehen.     Dagegen  sind  die  Relativpronomina  nur 


1)  Ueber  die  AccentvcrhältnisBe  im   Sanskrit  siehe   das  zehnte  Capitel,  in 
velchem  ein  Backblick  auf  die  Satzlehre  gethan  wird. 


38 

anwendbaf,    wenn    in   beiden  Sätzen  dieselbe  Person  oder  Sache    foe 
theiligt  ist.    Sätze  wie: 

Xvaovj  W  6q>9aXfi6iaiv  i8(o  Si  555 
könnten  mit  dem  Beiati vpronomen  nicht  ausgedrückt  werden.  Dazi 
kommt  noch  ein  zweites ,  das  Gebiet  der  Relativsätze  verengende  Momeni 
Alle  von  uns  angefahrten  relativen  Absichtssätze  haben  die  gemeinsaml 
Eigenthümlichkeit ,  dass  sich  das  Belativum  stets  auf  eine  unbestinuntj 
Person  bezieht,  z.  B. 

vindäsva  tväm  puträm  näri  yäs  tübhyam  ^äm  äsat  „edange  o  JVei 
einen  Sohn,  der  soll  dir  zum  Heile  gereichen^'  AV.  3,  23,  5 

xat  puot  tabv  cnivofMX  eiTte 
amlxa  vw,  tva  tot  Sä  ^einoVj  ^  ne  av  xcilqvig  e  356 
ein  Gastgeschenk ,  über  das  sdUst  du  dich  freuen. 

Handelt  es  sich  aber  um  eine  bestinmite,  etwa  eine  angeredet 

Person,   so   pflegt  die  Form  des  Gonjunctionssatzes  gewählt  zu  w^er 

den,  z.  B. 

gribhnämi  te  saubhagatväya  hästam,  mäyä  pätyä  jarädashtir  yäth^ 

'sah  „ich  ergreife  zu  Glück  deine  Uand^  damit  du  mit  mir  als  deitieti 

Gatten  Greisin  werdest''  BV.  10,  85,  36. 

d&üQ^  X&if  vvftq>a  q^ili]^  IW  d'daiula  egya  idTjai  F  130. 
Auch  diese  Gebietsabgrenzung  ist  leicht  verständlich.    Denn  eine  unbe 
stimmte  Person  oder  Sache  bedarf  am  meisten  einer  an  sie  selbst  siel 
anschliessenden  näheren  Bestimmung,  die  in  dem  relativen  Satze  ent^ 
halten  ist. 

Der  sprachliche  Werth  der  relativen  Absichtssätze  steht  insoferi 
unter  dem  der  Conjunctionssätze,  als  in  letzteren  die  Absicht  durch  ei^ 
nur  diesem  Zwecke  dienendes  Wort  unzweideutig  ausgedrückt  wird ,  was 
wie  wir  gesehen  haben,  bei  den  Belativsätzen  nicht  der  Fall  ist. 

Hinsichtlich  der  äusseren  Erscheinung  der  posteriorischen  conjuuci 
tivischen  Belativsätze  sei  noch  bemerkt,  dass  in  allen  von  uns  angefubrtei] 
griechischen  Beispielen  der  Belativsatz  nachsteht  und  das  Bezugsworl 
genannt  ist,  während  es  im  Sanskrit  auch  vorkommt,  dass  der  Belativ^ 
satz  vorsteht  und  das  Bezugswort  zu  ergänzen  ist.  Das  Griechische  isi 
also  in  dieser  Beziehung  einfacher  und  primitiver  als  das  Sanskrit. 

Die  Belativsätze  des  Optativs  sind  für  die  Entwickelung  de^j 
posteriorischen  Satzgefüges  lange  nicht  so  wichtig  geworden,  als  di« 
des  Conjunctivs.  Die  Verbindung  mit  dem  Hauptsatze  ist  besonder^ 
bei  den  wünschenden  Optativen  im  Griechischen  sehr  lose,  wofür  auol^ 
die  Bemerkung  charakteristisch  ist ,  dass  in  den  fünf  Beispielen ,  die  un^j 
vorliegen,  allemal  der  Hauptsatz  ein  erzählender  Aussagesatz  ist,  wäh- 
rend wir  beim  Conjunctiv  durchweg  Heischesätze  oder  futurische  Sätze 


39      

haben,   und  dass  zweitens  in  vier  Stellen  der  Stamm  to  als  Belativurn 
fungirt    Bei  den  schon  mehr  abgeschwächten  Optativen  des  Griechi- 
schen zeigt  sich  wie  beim  Conjunctiv  deutlich ,  dass  der  Relativsatz  ganz 
nahe  aa  den  Cmijunctionssatz  streifen  kann.    Man  vergleiche 
eiaoa^cv  de  ßad'eiav  oQv^ofiev  eyyv&i  rafpqw 
f}  x'  tTtftovg  xal  laov  i^tmntoi^  apHplg  iovaa  H  342 
mit 

iv  <)'  aitöiai  Ttvlaq  TtoitjaoiAev  eö  aqaqvUng 
oq>^  6t*avtdtüfy  tTtTrtjlaalfj  odog  £ii]  ebenda  339 

n. 

Unter  ü.  kommen  diejenigen  posteriorischen  Relativsätze 
zur  Besprechung,  in  welchen  der  Conjunctiv  die  Erwartung,  und 
der  Optativ  die  Yermuthung^  Annahme  und  ähnliches  bezeichnet. 
Die  Beispiele  stehen  Conjunctiv  Cap.  IL  §  1, 11  und  Optativ  Cap.  II.  §  1,  U,  2. 
Zunächst  finden  sich  unter  dem  Conjunctiv  wie  Optativ  eine  An- 
zahl griechischer  Beispiele,  in  denen  das  Yerhältniss  der  beiden  Sätze 
ein  ziemlich  loses  ist.  Zu  ihrem  Yerständniss  ist  nichts  weiter  zu  be- 
merken. Dagegen  verlangen  diejenigen  Sätze  eine  Besprechung,  in  denen 
der  Hauptsatz  negativ  ist ,  und  der  Relativsatz  sich  also  auf  etwas  nicht 
vorhandenes  bezieht.    Ich  meine  Sätze,  wie: 

wg  ovx  ea-y  og  aijg  ye  nvmg  iieq)aX^g  anaXaXxoi  X  348. 
Bäumlein,  Untersuchungen  über  die  griech.  Modi  283  formulirt 
ansere  gedankliche  Auffassung  solcher  Sätze  gewiss  richtig,  wenn  er 
sagt,  „sie  seien  recht  eigentlich  als  innere  Bestimmung  eines  Abstrac- 
tums  zu  betrachten ^^  Aber  es  fragt  sich  nur,  wie  ein  Relativsatz  einen 
solchen  Sinn  hat  annehmen  können. 

Man  gelangt  nun  sofort  zu  einem  Yerständniss  dieser  Entwicke- 
lang, wenn  man  auch  hier^  wie  inuner,  von  der  Thatsache  ausgeht, 
dass  der  Relativsatz  ursprünglich  Hauptsatz,  und  das  Relativpronomen 
anaphorisches  Pronomen  war.   Dies  ist  noch  am  deutlichsten  dann ,  wenn  ' 
ein  Bezugswort  für  das  Relativum  vorhanden  ist.    Ich  führe  dafür  zu- 
nächst das  einzige  Sanskritbeispiel  an,  was  mir  bekannt  ist,  das  aber 
natürlich  nicht  das  einzige  seiner  Art  ist: 
t^  ho'  cuh :  nä  vaf  sä'  manushyösh v  agnfo  yajnfya  tanü'r  asti ,  yäye' 
shtvä'  'smAlcam  6kah  syad  fti,  ^at.  Br.  11,  5, 1, 13,  d.  h.  die  Oötter 
sprachen:  „nickt  ist  unter  den  Menschen  die  opfertoürdige  Gestalt 
des  Feuers  vorhanden.    Mit  ihr  (der  OestaU)  opfernd  könnte  man 
vielleicht  einer  von  uns  werden". 
Wir  können  uns  die  Hauptsatznatur  des  Relativsatzes  noch  deutlicher 
machen,  wenn  wir  einen  Nebengedanken  hinzusetzen:  „Mit  ihr,  wenn 


40 

sie  vorhanden  wäre,  opfernd,  könnte  man  einer  von  uns  werden".  Diese 
Gestalt  des  Feuers  ist  nun  freilich  nicht  vorhanden^  und  folglich  gehört 
der  weitere  Gedanke,  der  sich  anschliesst,  in  das  Beich  der  Phantasie. 
Dies  Sachverhältniss  aber  ist  weder  in  dem  Belatiyum,  noch  in 
dem  Modus  ausgedrückt.  Das  Belativurn  nimmt  einfach  ein  genanntes 
Wort  auf,  mag  dieses  Wort  nun  ein  Ding  der  Wirklichkeit  oder  der 
Gedankenwelt  bezeichnen;  und  der  Optativ  bezeichnet  etwas,  was  an 
sich  als  möglich  gedacht  wird,  unbekümmert  darum,  ob  diese  Möglich- 
keit, nachdem  sie  einmal  angenommen  ist,  etwal  durch  andere  hinzukom- 
mende Gedanken  ausgeschlossen  wird.  Wenn  wir  mit  unserem  ent- 
wickelteren Denkvermögen,  und  wenn  vielleicht  auch  die  Inder  und 
Griechen  dieser  Art  von  Belativsätzen  die  abstrakte  Natur  anzufahlen 
glaubten,  so  legten  sie  und  legen  wir  einen  geistigen  Gehalt  in  die 
Sprachformen,  der  ursprünglich  nicht  darin  liegt.  Genau  so  sind  die 
griechischen  Beispiele  der  Art  au&ufassen,  so: 

tftTCoi  J*  ov  TtaqiaOL  xat  ogfÄCcra  rtav  x'  intßaiTp^  £  192 

„Pferde  sind  nickt  da  und  Wagen.  Auf  sie  (wenn  sie  nämlich  da 
wären)  könnte  ich  vidleicht  steigen''. 

Einen  Schritt  weiter  geht  die  Satzverbindung,  wenn  kein  Bezugs- 
wort für  das  Belativum  vorhanden  ist,  z.  B. 

&g  om  ead'*  dg  a^g  ye  xvvag  ii€q)alrjg  aTtalaXuov  X  348. 

In  diesen  Fällen  muss,  wie  das  auch  sonst  bei  dem  Belativum,  beson- 
ders in  priorischen  Belativsätzen  sehr  häufig,  aber  auch  in  posteriorischen 
(z.  6.  asm^  dhattam  yäd  äsad  äskridhoyu  „gebet  uns  etwas,  das  reichlich 
sei"  BV.  7,  53,  3)  geschehen  muss,  ein  Indefinitum  als  Bezugswort  er- 
gänzt werden.  Man  muss  also,  wenn  man  sich  die  Genesis  des  obigen 
Beispiels  deutlich  machen  will ,  übersetzen :  nicht  ist  jemand  vorhanden ; 
er  könnte  vielleicht  (wenn  er  da  wäre)  dir  die  Hunde  abwehren.  Durch 
diese  Ergänzung  stehen  dann  diese  Sätze  auf  demselben  Standpunkt, 
wie  diejenigen,  welche  im  Hauptsatz  ein  Bezugswort  haben. 

Noch  ist  ein  Wort  zu  sagen  über  die  Wahl  des  Modus  in  diesen 
Belativsätzen.  Es  kommt  sowohl  der  Ind.,  besonders  der  des  Fut.,  als 
der  Conj.,  als  der  Opt.  vor.  Der  letztere  ist,  da  er  das,  was  an  sich 
möglich  ist,  bezeichnet,  besonders  geeignet  zum  Ausdruck  des  nur 
Phantasirten  zu  dienen.  Wir  haben  desshalb  unten  besonders  viel 
Stellen  dieser  Art  mit  dem  Optativ  zu  verzeichnen  gehabt.  Der  Gon- 
junctiv,  der  das  Geschehen  fordert,  erscheint  weniger  geeignet  und  ist 
auch  seltener.  Um  zu  zeigen,  wie  die  homerische  Sprache  auch  in 
diesen  Belativsätzen  die  Modi,  deren  Sinn  für  unsere  Auffassung  zu- 
sammenzu&llen  scheint,  doch  fein  zu  scheiden  weiss,  sei  zum  Schluss 


41     

noch  ein  Beispiel  mit  dem  Gonjunctiv  analysirt.    Odyssee  2,  25  spricht 
Aigyptios  folgendes:  ^ 

TcMivte  Sri  vvv  fi£Vj  ^Idma^aioi^  otti  xcy  eiTtw, 

^1  ov  ^Odvaaevg  diog  eßrj  %oilf]g  ivi  vr/volv, 
vvv  di  zig  iSd'  rjyeiQS;  rlva  xQSKa  toaov  txsi 
^i  yetay  avd^&iß  ^  (Si  nQ&y€piaT€Qoi  elaiv; 
^  tiv*  dyyeXitpf  arQOTov  ¥kIv€¥  igfioiiivoio 
rp^  x'  fjfuv  ad(pa  eiJtoi  ate  nQOT€Q6g  ye  Ttv&otTo; 
„Oder  hat  er  eine  Kunde  von  dem  entfernten  Heere  gehört?   Die 
könnte  er  uns  wohl  sagen,  angenommen  er  erführe  sie  euerst". 
Darauf  erwidert  nnn  Telemachos : 

dSke  %iv  äyyeXirpf  atQ(nov  hiXvoiv  i^o^ivoio 
fjv  X*  vfiiv  (rd(pa  BVTtia,  otB  TtgotegSg  ye  Ttv&oifirpf 
„und  ich  habe  keine  Kunde  von  dem  entfernten  Heere  vernommen. 
Die  will  ich  euch  wohl  sagen,  angenommen,  ich  erführe  sie  zuerst*'. 
um   seine  Bereitwilligkeit   recht    energisch   auszudrücken,    wählt   der 
Redende  den  Gonjunctiv  der  Willenserklärung,    als  könnte  er  diesen 
Willen  verwirklichen.   Die  Durchfuhrung  des  Gewollten  ist  aber  in  diesem 
Falle  unmöglich.    Daher  komiAt  es,  dass  wir  dem  Gonjunctiv  «IVroi  beim 
Lesen  die  Nichtwirklichkeit  anzufühlen  meinen. 

Hiermit  ist  der  Exeis  der  Erscheinungen,  die  gleicher  Weise  in 
den  conjunctivischen  wie  in  den  optativischen  posteriorischen  Relativ- 
sätzen auftreten,  geschlossen.  Es  bleibt,  ehe  wir  diesen  Paragraphen 
verlassen,  noch  übrig,  über  eine  Art  von  Relativsätzen  zu  berichten, 
die  sidi  nur  beim  Gonjunctiv  finden,  nämlich  diejenigen,  welche  sich 
dem  Sinne  nach  den  abhängigen  Fragen  nähern,  z.  B. 

yik^Qif  vvv  TteTtdhaxd-B  dtafjLJteqig ,  og  ne  hxxrjaiv  H  171. 
Wer  diesen  Satz  aus  dem  Zusanunenhang  mit  den  übrigen  Relativsätzen 
herausreisst ,  dürfte  geneigt  sein ,  ihn  so  zu  analysiren :  „  schüttelt  jetzt 
mit  dem  Loose,  indem  ihr  denkt,  wer  wird  es  erlangen ?^^   Es  lässt  sich 
nicht  leugnen,  dass  es  auch  eine  Anzahl  von  Sanskritstellen  giebt,  in 
denen  Ableitungen  vom  Stamme  des  Relativpronomens  in  interrogativem 
Sinne  gebraucht  zu  werden  scheinen.  So  werden  (^at.  Br.  14, 9,  i,  l  flgd.  eine 
Anzahl  Fragen  an  vid  „wissen ^^  mit  ydtha  „wie'^  angeknüpft,  z.  B. 
vettha  yathä  imäh  jpraj&h  prayatyo  vipratipadyante  Dost  thou  know 
how  these  creatures  when  departing^.  proceed  in  different  directions? 
(Muir.  0.  S.  T.  I «,  434). 
(ruyatäm  yad  asmi  harinä  bhavatprakäyam  preshitah  y,höre,  weswegen 
ich  von  Indra  zu  dir  geschickt  hin''  ^^kuntala  Böhtlingk  pag.  95 
(vgL  ebenda  pag.  145  flgd.). 


42     

Die  Stellen  aus  Homer,  die  etwa  zur  Erwägung  kommen  könnten,  finden 
sich  bei  Windisch,  Relativpronomen  p^.  211  Anm.  Es  fragt  sich 
nun,  wie  diese  Sätze  zu  erklären  sind.  Ganz  verwerflich  ist  die  An- 
nahme, dass  das  Belativum  ursprünglich  ein  interrogatives  Pronomen 
gewesen  sei.  Diese  Annahme  ist  in  etymologischer  Beziehung  ebenso 
abenteuerlich  wie  in  syntaktischer  (Vgl.  Windisch  a.  a.  0.).  Wir  müssen 
natürlich  auch  hier  das  Belativum  als  anaphorisches  Pronomen  fassen, 
und  zwar  stehen  diese  Sätze  den  zuletzt  erwähnten  ganz  nahe.  Auch 
in  ihnen  ist  als  Bezugswort  für  das  Belativum  ein  indefinites  Pronomen 
zu  ergänzen,    unser  griechisches  Beispiel 

ist  also  so  aufzufassen:  „schüttdt  jetsst  mit  dem  Loose  in  Betreff  eines, 
der  wird  es  ja  woU  („Erwartung")  erhalten".  Da  aber  dieser  eine, 
in  Betreff  dessen  geloost  werden  soll ,  ein  zu  Suchender  ist ,  so  kommt 
in  den  ganzen  Gredankencomplex  der  Sinn  der  Frage,  und  nur  darum 
erscheint  uns  der  Belativsatz  als  abhängiger  Fragesatz.  Auf  dieselbe 
Weise  erklären  sich  ein^e  priorische  Relativsätze,  die  wir  hier  gleich 
anschliessen  wollen,  nämlich  Sätze  wie  /u  189,  i/;  140,  £  365. 
Besonders  interessant  ist  das  letzte  Beispiel: 

yvdöjj  etteir*  og  ^'  ff/e^tAinaif  utaxog  og  %i  w  laär 

^d"  og  X*  iad^log  erjai,  B  365. 

Wer  diesen  Satz  „durch  die  lateinische  Brille"  ansieht,  wird  ihn 
freilich  entschieden  für  einen  abhängigen  Fragesatz  erklären.  Der  Sinn 
ist  damit  auch  richtig  getroffen,  aber  nicht  die  Genesis.  Um  dieser 
gerecht  zu  werden,  muss  man  so  übersetzen:  „Es  soU  einer  feige y  es 
soU  eifier  tapfer  sein,  du  tmrst  sie  kennen  lernen"  (vgl.  noch  in  diesem 
Capitel  §  2  Nr.  3,  wo  die  Uebersetzung  „einer"  gerechtfertigt  ist). 

§  2. 

Die  priorischen  Relativsätze  mit  Conjunctiy 

and  Optativ. 

Während  in  den  bis  jetzt  besprochenen  Sätzen  der  Belativsatz  das 
Posterius  enthielt,  enthält  er  von  nun  an  (Gonj.  und  Opt.  Gap.  II  §  2) 
das  Prius  zu  der  Handlung  des  Hauptsatzes.  Dieses  Prius  ist  je 
nach  der  Situation  zeitlich  oder  logisch  zu  verstehen.'  Zeitlich  z.  B.  in 
folgendem  Falle: 

ovdi  XBV  ig  dexarovg  TceQiteiXofiivovg  iviavrovg 
S^xe'  ajtal&rjaea&ov  S  xev  fiaQTtrtiai  xegctwog  G  405 
„und  nicht  sollen  bis  zum  zehnten  Jahre  die  Wunden  heilen,  die  soll 
der  Blitz  schlagen". 


43     

Nun  müssen  aber  die  Wunden  erst  geschlagen  sein,  ehe  sie  heilen 
können ,  der  Belativsatz  enthält  also  das  zeitliche  Prius  zum  Hauptsätze. 
Wir  k5nnen  etwa  umschreiben:  „wenn  der  Blitz  sie  geschlagen  hat*^ 
Oder  das  Prius  ist  logisch.  Das  heisst,  der  eine  Gedanke  ist  die  noth- 
wendige  Grundlage  für  den  anderen,  der  ohne  den  ersteren  nicht  in 
dieser  Form  würde  ausgesprochen  werden  können^  z.  B. 

avcl  w  TCoX^jiSfif 
hx&v  eatlv  cnnjQy  ov  te  Zsvg  x^qi  qnhjOf]  /  117 
„viele  Sahaaren  wiegt  ein  Mann  auf,  es  scU  ihn  nur  Zeus  lieben". 
Die  Behauptung,  dass  ein  Mann  viele  Schaaren  aufwiegt,  kann  nur  aus- 
gesprochen werden  unter  der  Voraussetzung ,  dass  Zeus  diesen  Mann  liebt. 

Schon  aus  diesen  beiden  Beispielen  ergiebt  sich ,  was  es  zu  bedeuten 
hat,  wenn  man  solche  Conjunctive  Gonjunctive  der  Voraussetzung  nennt. 
Ursprünglich  lag  natürlich  der  Gedanke  der  Voraussetzung  nicht  in  dem 
Conjunctiv,  sondern  auch  diese  Conjunctive  sind  Ausdruck  einer  For- 
derung. Die  Situation  der  hier  in  Betracht  kommenden  Satzverbin- 
dungen ist  stets  die ,  dass  der  Hauptsatz  mit  mehr  oder  weniger  Sicher- 
heit das  Bevorstehen  oder  die  Natürlichkeit  einer  Handlung  oder  eines 
Gedankens  verkündigt  oder  ausspricht,  vorausgesetzt,  dass  etwas 
anderes  sich  erfülle.  Diese  Voraussetzung  nun  wurde  sprachlich  aus- 
gedrückt als  Forderung ,  dass  sich  das  andere  erfülle.  Wir  können  noch 
jetzt  denselben  Ausdruck  anwenden  in  Sätzen  wie:  „es  soll  einer  kommen, 
und  er  wird  mich  bereit  finden"  u.  a.  m.  (Vgl.  auch  Max  Müller  Eigveda 
transl.  I,  79).  Das  sind  Sätze,  in  denen  eine  gewisse  Leidenschaft  sich 
ausspricht  Man  wird  aber  von  ihnen  aus  begreifen ,  dass  bei  geringerer 
personlicher  Erregung  aus  dergleichen  Herausforderungen  ein  Postulat 
werden  konnte. 

In  diesen  priorischen  Sätzen  nun  entwickelt  sich  das  relative  Satz- 
gefüge bei  weitem  mannichfaltiger  und  freier,  als  in  den  posteriorischen. 
Um  diese  Entwickelung  zur  Anschauung  zu  bringen,  wollen  wir  von 
der  Eintheilung,  die  in  der  Beispielsammlung  gewählt  ist,  abweichen. 
Dort  wird  es  sich  darum  handeln ,  vorzugsweise  die  Bedeutung  des  Modus, 
hier  vorzugsweise  die  Bedeutung  des  Relativums  zu  erläutern.  Wir  werden 
demnach  an  dieser  Stelle  das  Verhältniss  des  Belativums  zu  seinem 
Bezugswort  zum  Eintheilungsgrund  machen.  Dabei  ergeben  sich,  wenn 
man,  wie  billig,  von  dem  primitivsten  Verhältniss  anhebt  und  zu  dem 
entwickeltsten  fortzuschreiten  sucht,  folgende  Stufen: 

1.  Der  Hauptsatz  mit  dem  Bezugswort  geht  voran. 

2.  Der  Hauptsatz  mit  dem  Bezugswort  folgt 

'ä.  Der  Hauptsatz  ohne  Bezugswort,  das  also  ergänzt  werden  muss, 
geht  voran. 


44     

4.  Der  Hauptsatz  ohne  Bezugswort,  das  also  ergänzt  werden  muss, 
folgt 

Schliesslicli  wetde  ich  über  diejenigen  anakoluthischen  Satzfor- 
mationen zu  sprechen  haben,  in  denen  das  Bezugswort  fehlt,  und  nicht 
leicht  zu  ergänzen  ist. 

Zwischen  Sanskrit  und  Griechisch  waltet  wiederum  im  Allgemeinen 
der  Unterschied  ob,  dass  im  Sanskrit  der  Belativsatz  weit  häufiger  als 
im  Griechischen  voran  steht. 

1.  Der  Hauptsatz  mit  dem  Bezugswort  geht  voran. 
Unter  dieser  Bubrik  seien  zunächst  die  homerischen  Gleichnisse 
erwähnt,  z.  B. 

6  d'  cftV  BTteaev  fxekirj  &g 
Tj  t'  oqBog  KO^q>^  Sxa^ev  TtBqiqxxivofiivoio 
XCtXiMfi  rafivofievt]  xiqeva  xd'ovi  (pvHa  TceXaccy  N  178. 

Es  wird  ein  zum  Tode  getroflFener  Held  mit  einer  Esche  verglichen. 
Ein  solcher  Vergleich  an  sich  ist  aber  nicht  anschaulich ,  es  konunt  erst 
im  Belativsatz  der  Zug  hinzu,  der  das  Bild  anschaulich  macht.  Dieser 
Zug  nun  wird  ausgesprochen  in  einem  Conjunctivsatz,  also  als  Forde- 
rung, und  zwar  als  Forderung  an  die  Phantasie  des  Hörers:  Er  fid 
wie  eine  Esche,  die  soU  auf  des  Berges  Gipfel  gefattt  ihre  Blätter  sur 
Erde  betten.  Insofern  nun  diese  Forderung  die  Grundlage  für  das  Zutreffen 
des  Bildes  und  damit  für  das  rechte  Verständniss  des  durch  das  Bild 
erläuterten  Vorganges  abgiebt,  ist  der  Belativsatz  ein  priorischer.  In 
dem  angcfführten  Falle  ist  der  der  Phantasie  des  Hörers  nahe  gelegte 
Zug  das  tertium  comparationis.  Das  ist  nicht  immer  der  Fall.  Oefter 
wird  nur  das  in  dem  Belativsatz  ausgedrückt,  was  das  Bild  besonders 
plastisch  und  lebendig  macht,  z.  B. 

T(b  (T  ovt'  Sxp  iTti  vijag  btvI  nXazvv  ^EXkr^aTtovrov 
^-S^elhrjv  ievoLi  orr*  ig  noXe^ov  /ler'  lixaiovg, 
akV  äg  te  atrjkri  fievei  eftTtedov,  ^  t*  iTti  Tvfißfi) 
dviqog  kati^y  Tedvrjorog  'qi  ywainogy 
ßg  liivov  äoq>akia)g  P  432  flgd. 

Für  alle  diese  Gleichnisse  aber  ist  das  charakteristisch,  dass  der 
Hörer  aufgefordert  wird,  dem  Bilde  einen  Zug  kraft  seiner  Phantasie 
beizulegen,  so  dass  also  der  Zug  so  zu  sagen  beweglich  ist.  Dem 
scheint  zu  widersprechen,  dass  bisweilen  Gleichnisse  vorkommen,  die 
im  Belativsatze  eine  dauernde  Eigenschaft  enthalten,  z.  B. 

doli  Ol  ix  TLoqvd'og  re  xat  aamdog  axd^iarov  tzvq 
aoriQ*  oTtwQiv^  ivallyxiov,  og  re  fudhata 
XafiTtQov  TtafKpaivriat  XeXovftevog  Üueavoto  E  4. 


45     

Allerdings  ist  es  eine  allgemeine  Eigenschaft  des  Sternes ,  dass  er  beson- 
ders  hell  glänzt,  wenn  er  sich  im  Okeanos  gebadet  hat,  aber  in  dem 
Gleichniss  wird  der  Hörer  eben  aufgefordert,  sich  diese  allgemeine 
Eigenschaft  als  in  einem  speciellen  Falle  wirksam  zu  denken.  Der 
Conjunctiv  individualisirt  die  bleibende  Eigenschaft.  Darum  pflegt  denn 
auch  nur  der  wesentlichste  Zug  des  Bildes  im  Conjunctiv  zu  stehen, 
die  weiter  ausmalenden  dagegen  im  Indicativ,  z.  B. 

ßij  ^'  Yfisv  üig  TB  Xiwv  6q€attqoq>oq^  og  t*  iTtidevfig 
dfjQÖv  eg  tcqbuüv,  nileraL  di  e  9vfidg  dytp^WQ 
firjixav  TteiQ^oovra  xai  eg  Ttwuvov  dofiov  iX^aiv  M  299. 
An  die  Gleichnisse  schliessen  sich  die  übrigen  Relativsätze,  die  dem 
das  Bezugswort  enthaltenden  Hauptsatz  nachfolgen,  z.  B. 
%al  ydq  rig  t*  äiXdiov  odvQetai  avdq*  oHüaaa 
Tüovqidiov  rtp  zeuva  rixr]  q>il6tijft  fityslaa  r  265. 
TQUHadag  di  ywäixag  hixoaiv  avrdg  klia-S^w 
a%  KS  fict'  ^oyeirp^  ^Ekevrpf  ndiliotai  eoHJiv  /  139 

dvri  w  Ttolküv 
Xaäv  itntv  dy^Q  ov  te  Zevg  xijQi  q)iXi^ar]  /  117 

ov3e  %iv  oi'io 
TQioünf  ;fCfifiJ<T€iv  Sg  Tig  axeödv  eyxBog  VkSji  Y  362 
oiaw  yaq  nai  xQvaov  ovlg  x'  V7to%Biqiog  ildTj  o  448. 
In  allen  diesen  Beispielen  ist  deuüich  der  Begriff  der  Voraussetzung 
enthalten,  auch  in  dem  ersten;  denn  nach  antiker  Anschauung  liegt  in 
dem  Relativsätze  das  ausgesprochen ,  was  den  Gatten  erst  als  ivirklichen 
Gatten  erscheinen  lässt.    üeber  die  verschiedenen  Gestalten  des  Relativ- 
pronomens in  diesen  Beispielen  werde  ich  noch  unten  handeln.    Aus  dem 
Sanskrit  führe   ich  zur  Parallele  ein  interessantes  Beispiel  an,  das  das 
Bezugswort  so  zu  sagen  zwischen  Haupt-  und  Relativsatz  getheilt  hat: 
mä'  hinsishta  pitarah  k^na  ein  no  yäd  va  Sgah  purushätä  käräma 
„bestraft  uns  nicht,  ihr  Väter,  um  irgend  einer  Sünde  willen^  wir  sollen 
nur  eine  gegen  euch  nach  Menschenweise  begehen''  RV.  10, 15,  6. 
Hier  steht  das  indefinite  Pronomen  kena  dt  im  Hauptsatz,  das  Sub- 
stantivum  ägas  ist  in  den  Relativsatz  hineingeschlungen.    Im  Griechi- 
schen  wurde  das  Substantivum  im  Hauptsatz  stehen  und  og  xig  im 
Relativsatz.    Genau  den  griechischen  Beispielen  entsprechend  ist: 
asyä'  'gne  vittä'd  dhavlsho  yäd  yäjäma  „gieb  Acht  o  Agni  auf  das 
Opfer ^  toir  sollen  es  nur  opfern"  RV.  5,  60,  6. 

2.  Der  Hauptsatz  mit  dem  Bezugswort  folgt 
Der  Unterschied  von  den  unter  1.  behandelten  Perioden  ist  uner- 
heblich.   Das  Relativum  tritt  voran,  ohne  darum  seine  Natur  zu  ver- 
ändern.   Es  soll  nur  einstweilen  im  Gedächtniss  behalten  werden ,  gleich- 


46     

sam  um  seinen  Platz  zn  suchen.  Erst  nachdem  das  Bezugswort  ge- 
funden ist^  kommt  das  Belativum  zur  Buhe,  indem  man  hinter  dem 
Bezugswort  den  vorher  frei  schwebenden  Belativsatz  in  Gedanken  noch 
einmal,  wenn  auch  undeutlich,  reproducirt,  etwa  wie  man  bei  dem  zweiten 
Beimwort  des  correspondirenden  ersten  sich  noch  einmal  erinnert 

Im  Sanskrit  sind  dergleichen  Sätze  wohl  nicht  sehr  häufig,  aber 
'  doch  häufiger  als  im  Griechischen,  z.  B. 

j6  nä  ä^o  abhy  6no  bhäräty  ädhi'd  aghäm  aghä^nse  dadhäta  „er  soll 
Frevel  oder  Simde  gegen  uns  im  Schilde  führen  y  dem  BöstoiUigenr 
legt  Böses  auf'  BV.  5,  3,  7, 

y6  yäjäti  yäjäta  It  sunävac  ca  päcäti  ca,  brahm^d  fndrasya  cäkanat 
„er  soll  nur  für  sich  oder  für  andere  opfern  und  pressen  und  backefi, 
der  Priester  gefäüt  dem  Indra'^  BV.  8,  31, 1. 
Aus  dem  Homer  wüsste  ich  nur  ij  7i  anzuführen: 

oJaly  T*  €v  ^pfjoviijai  xal  dydqdai  veintea  Übi 
„vorausgesetzt  dass  sie  ihnen  wohl  unU,  löst  sie  auch  Männern  die 
Streitigkeiten". 

3.  Der  Hauptsatz  ohne  Bezugswort,  das  also  ergänzt 
werden  muss,  geht  voran. 

Das  Bezugswort  fehlt  natürlich  deshalb,  weil  der  Gegenstand  ein 
unbestimmter  ist,  der  erst  durch  den  Belativsatz  irgendwie  charakterisirt 
werden  soll.  Will  noan  diesen  unbestimmten  Gegenstand  sprachlich  be- 
zeichnen, so  kann  es  am  einfachsten  geschehen  durch  ein  indefinites 
Pronomen.  Ein  solches  indefinites  Pronomen,  das  sich  jeder  Hörer  leicht 
ergänzt,  ist  dann  das  Bezugswort  des  Belativums.    So  ist  z.  B.  der  Satz: 

ou  drjvavog,  0$  ad-apopfoiai  fidxf]Tai  E  406 
so  aufzulösen:  Nicht  langldng  ist  einer,  er  soU  nur  mit  den  Göttern 
kämpfen,  (vorausgesetzt ,  dass  er  mit  den  Göttern  kämpß).  Damit  ist 
nicht  behauptet,  dass  die  Griechen  sich  in  Gedanken  jeden  derartigen 
Satz  ähnlich  analysirten,  vielmehr  ist  anzunehmen,  dass  sie  in  dem 
Belativum  dasselbe  fühlten  was  ivir,  nämlich  sowohl  die  Satzverbindung 
als  das  Indefinitum;  aber  man  muss  festhalten,  dass  diesfe  beiden  Vor- 
stellungen sich  erst  im  Laufe  der  Sprachentwicklung  in  dem  Belativum 
vereinigt  haben ,  ursprünglich  war  es  auch  in  solchen  Verbindungen  nur 
ein  anaphorisches  Pronomen ,  welches  seinen  zu  ergänzenden  Vorgänger, 
das  indefinite  Pronomen,  wieder  aufnahm. 

Das  zu  ergänzende  pron.  indef.  kann  nun  je  nach  der  Situation 
entweder  ein  einzelner  von  der  durch  den  Belativsatz  charakterisirten 
Gattung  sein,  oder  die  Gesammtheit.    Für  das  erste  ist  ein  Beispiel: 
dlX*  äys  a^  täds  (atjfCQi  Ttagetofievog  xatale^ov 
yi]fuxa9'  og  Tig  a^iOTog  anjq  xat  nleuna  TtoQtfiiv  v  334 


47     

„sie  möge  einen  heirathen,  vorausgesetzt^   dass  er  der  beste  ist  und 
das  meiste  bringt  ^*^  • 

ebenso:    vvy  fiiy  navaai  To|oy,  iTtitifdtfHa  de  'S^ediai^. 

^ä&ey  di  -^edg  ddasi  x^cnro^  ^  x  i&ilijaiv  g>  279 
„morgen  wird  der  Gatt  einem  (von  euch)  den  Sieg  gd)en,  vorausge- 
setzt^ dass  er  ihn  ihm  geben  tcilV. 
Das  allgemeine  Indefinitum  dagegen  ist  zu  ergänzen: 

idfiey  d'  oaaa  yivr[eai  Int  x^ovt  novXvßo^dqri  fi  191 
„wir  wissen  AUes,  es  sdU  nur  geschehen,  lass  es  nur  erst  geschehen*' 
vgL  K  67,  T  235. 
Aus  dem  Sanskrit  darf  man  anführen : 
nieafh  padyantäm  ädhare  bhavantu  j6  nah  sürfm  maghävänam  pritanyä'n 
„nieder  sollen  fallen  ^  unterliegen  sollen  (aUe),   vorausgesetzt,  dass 
sie  unseren  weisen  Herrn  bekämpfen'^  AY.  3^  19,  3. 
Bisweilen  ist  im  Griechischen  nag  wirklich  genannt,  z.  B. 

Ttävza  di  nuzXa  dtcvorti  neQj  o  wi  gfovrjtj  X  73. 

Alle  diese  Ergänzungen  kann  man  sachliche  nennen,  insofern  sie  den 

Sinn  des  zn  Ergänzenden  wieder  zu  geben  Sachen.    Uns  Deutschen  von 

heute  liegt  es  überall  näher,  eine  rein  formale  Ergänzung  eintreten  zu 

lassen,  ein  Wort,  das  an  sich  gar  keinen  Qedankeninhalt  hat,  sondern 

einäg  auf  das  kommende  Belativum  hinweist,  unser  derjenige,  diejenige, 

dasjenige.    Im  älteren  Deutsch  können  die  Stämme  i  und  ta  in  gleicher 

Weise  verwendet  werden.   Dergleichen  rein  formale  Hinweisungen  auf  das 

Relatiyum  finden  sich  nun  auch  im  Sanskrit  und  Griechischen.   In  beiden 

Sprachen  findet  sich  das  Pronomen  sa  sä  tad  o  i^  tö  so  verwendet,  z.  B. 

sä   ghä    virö  n&  rishyati  yäm  fndro  brähmanas   patih   sömo  hinöti 

märtyam  „derjenige  Mensch  leidet  keinen  Schaden,  welchen  Sterblichen 

Indra  Brahmanaspati  Soma  beschützen"  BV.  1,  18,  4, 

te  dhanyäs  te  vivekajnäs  te  sabhyä  iha  bhütale,  ägacchanti  grihe 
yeshäm  käryärthaip  suhjido  janäh  „Diejenigen  sind  hier  auf  Erden 
glücklich,  haben  die  rechte  EinsidU  und  sind  Leute  aus  guter  Gesell- 
Schaft,  in  deren  Haus  befreundete  Männer  in  ihren  Angelegenheiten 
kommen''  Böhtlingk  Spruche  1056. 
m  (pQayiovo^  avä  ^vfiov  &  oi  neQi  ddhiep  ^^drpnj  ß  116 
yvpnaa%iav  at^  äyalmg  trjv  9e6g,  ovde  d'eadüv 

mwv  ai  t'  i^dif&v  Ttoi^inonf  xctra  nLOiQCcyiovaiv  E  331  vgl.  ^  554  a  352 
In  derselben  Bedeutung  wird  ausserdem  Tcsipog  verwendet,  entsprechend 
ttoserem  derjenige  in  der  Stelle: 

cnpQtay  d^  xalvog  ys  xal  oitidavog  nelei  cnnjQ, 
og  Tig  ^sivodoTUi^  eqida  7tqoq>iqrj[tai  did'luv 


48     

Ich  gehe  an  dieser  Stelle  nicht  auf  die  interessante  Untersuchung 
über  'diese  vorwärts  in  die  Bede  weisenden  Pronomina  ein.  Nur  die 
eine  Bemerkung  darf  hier  nicht  übergangen  werden,  dass  dieser  Gebrauch 
von  sa  sä  tad  6^  to,  ixeivos  u-  &.  jünger  ist  als  die  Ausprägung 
des  relativen  Pronomens.  Das  erhellt  aus  folgender  Erwägung: 
Aus  allen  Relativperioden,  die  wir  bis  jetzt  analysirten,  konnten  wir 
einen  Hauptsatz  abscheiden,  der,  wie  unvollständig  er  auch  dem  Sinne 
nach  sein  mochte,  doch  kein  Zeichen  an  sich  trug,  dass  er  gerade  durch 
einen  Belativsatz  ergänzt  werden  müsse.  Es  war  z.  B.  oft  ebenso 
gut  möglich  den  Sinn  durch  ein  Adjectivum  oder  Participium  zu  ver- 
vollständigen. Dagegen  in  diesen  Perioden  zeigt  der  Hauptsatz  durch 
das  vorwärts  in  die  Rede  verweisende  Pronomen,  dass  er  nur  durch 
einen  Relativsatz  ergänzt  werden  kann.  Nur  unter  dieser  Voraussetzung 
haben  die  betreffenden  Pronomina  einen  Sinn.  Folglich  muss  ihrem 
Entstehen  die  Ausbildung  des  relativen  Satzgefüges  vorangegangen  sein. 

4.  Der  Hauptsatz  ohne  Bezugswort,  das  also  ergänzt 
werden  muss,  folgt 

Diese  Rubrik  verhält  sich  zur  dritten,  wie  die  zweite  zur  ersten. 
Es  fehlt  das  Bezugswort  wie  in  der  dritten  Rubrik,  und  darum  zieht 
wie  bei  dieser,  der  Sinn  des  Indefinitums  in  das  Relativum  ein.  Der 
Unterschied  von  3.  ist  nur,  dass  der  Relativsatz  voransteht  Dieser 
Umstand  übt  nicht  nothwendig  einen  Einfluss  auf  den  Hauptsatz  aus, 
wie  man  z.  B.  an  folgenden  Beispielen  sieht: 

og  fiev  x€  ßoXrj  xqrjqiavct  nil^iav 
Ttctyvag  aeiqdfieyog  nsUneag  olxovde  q>Bqiad'b}  V  855 
vgl.  T  71  0  10  (KV.  8,  59,  1). 

In  den  allermeisten  Fällen  aber  tritt  in  den  Hauptsatz  der  Deut- 
lichkeit wegen  ein  dem  Relativum  correspondirendes  Pronomen,  nur 
zum  Unterschied  von  3.  natürlich  nicht  ein  vorwärts ,  sondern  ein  rück- 
wärts weisendes.  Dieses  Pronomen  ist  natürlich  ebenso  gut  verhältniss- 
mässig  jüngeren  Ursprungs ,  wie  das  nach  vorn  weisende ,  da  beide  ohne 
ein  festes  relatives  Satzgefüge  nicht  zu  denken  sind.  Für  diesen  rück- 
wärts in  die  Rede  weisenden  Gebrauch  kann  ich  im  Sanskrit  und  Grie- 
chischen nur  den  Stamm  ta  oder  doch  Zusammensetzungen  mit  tu 
belegen. 

Im  Sanskrit  ist  diese  vierte  Art  der  Relativsätze  die  häufigste 
von  allen.    Wir  führen  hier  nur  ein  paar  Beispiele  an: 
yäs  tübhyam  dä9än  nä  täm  änho  a9navat  „es  soll  dir  einer  dieneti 
(=-  wer  dir  etwa  dient)  den  soll  keine  Noth  treffen "  RV.  2,  23,  4. 

yö  nah  pritanyä'd  äpa  täm-tam  id  dhatani  „es  soü  tms  einer  bekäm- 
pfen, den  schlofft,  wer  er  auch  sei"  RV.  1,  132,  6. 


49     

yad  äha  vacanam   samyag  etat  käryam   „er  hat  ein  Wart  gesagt 
{^iioas  er  gesagt  hat)^  das  ist  durchaus  zu  thun^^   Rämäyana  1, 
60,  5  (Schlegel). 
Es  können  auch  mehrere  Relativa  verbunden  werden: 
jo  yatra  satatam  ylti  bhunkte  cäi  *va  nirantaram,  sa  tatra  laghutäm 
yäti  yadi  9akra8amo  bhavet  y,wohin  jemand  beständig  geht  und  wo 
er  regelmäsÜg  speist^  da  büsst  er  sein  Ansehen  ein^  stünde  er  auch 
so  hoch  wie  Indra^'  Böhtlingk  Sprüche  4911. 
Weitere  Beispiele  bei  Böhtlingk-Roth  unter  ya.    Auf  die  pronomi- 
nalen Erscheinungen  des  Brähmanastiles  gehe  ich  hier  absichtlich  nicht 
ein,  weil  ich  diese  einmal  im  Zusammenhang  zu  behandeln  denke. 

Auch  im  homerischen  Griechisch  ist  diese  Satzform  häufig,  z.  B. 
og  fiiv  aTttpnjg  avrog  eg  xat  iXTirpfia  aiiy 
T(jf  de  Tuxtaqüytai  navreg  ß^o%oi  oikyi  omaaui  %  329 
vgL  A  409,  P  229,  «F  805,  ^u  41,  a  276  u.  a.  m. 
Seltener  sind  andere  pronominale  Verbindungen: 

^  (seil,  fiv&oy)  di  x'  kytav  anavsv&e  d'B&v  i^eha^i  voSjaat 
fiij  ri  av  tcnrva  Ixaara  dieiQeo  ^rfie  fievdlka  A  549 
og  ne  d'Bolg  imnudifjtai  (lahx  %^  eulvov  avxov  ^218. 
Wer  die  angeführten  Beispiele  überschaut,  wird  sicherlich  den 
Eindruck  gewinnen,  dass  das  rückwärts  weisende  Pronomen  zur  Befe- 
stigung des  Satzgef&ges  und   zur  Ermöglichung  einer  genauen  Auf- 
fassung des  Sinnes  sehr  wesentlich  beiträgt,  und  dass  es  in  den  auf 
Seite  48   citirten  Fällen  nur  darum  nicht  sehr  vermisst  wird,  weil  es 
leicht  und  nur  auf  eine  Weise  zu  ergänzen  ist.    Nun  giebt  es  aber  im 
Sanskrit  Satzbildungen  dieser  Art,   in  denen  das  rückwärts  weisende 
Pronomen  zwar  vorhanden  ist,  aber  nur  sehr  ungenau  zurückweist,  z.  B. 

yäm  (sdl.  ajäm)  prasahya  vriko  hanyät,  päle  tat  kilbisham  bhavet. 
Manu  8,  235. .  Wenn  wir  dem  Sinne  nach  übersetzen,  so  müssen  wir 
sagen:  „wenn  der  Wolf  die  Ziege  raubt  und  tödtet,  so  ist  die  Schuld 
auf  Seiten  des  Hüters^'.    Wörtlich:  „der  Wolf  soU  eine  Ziege  tödten, 
die  Schuld  ist  auf  Seiten  des  Hüters'' y  oder  wenn  man  tatkilbisham 
als  Compositum  betrachtet:  „die  darauf  bezügliche  Schuld''.    Aber  das 
Sanskrit  geht  noch  weiter.    Es  beginnt  bisweilen  Vordersätze  mit  dem 
Relativum,  obgleich  im  Nachsatz  ein  entsprechendes  rückwärts  weisendes 
Pronomen  keine  Stelle  findet,  z.  B. 
yah  kämän  äpnuyät  sarvän  ya9  cai'tän  kevaläns   tyajet  pr&panät 
sanrakämänäm  parityägo  vi^ishyate  „wenn  Einer  alle  seine  Wünsche 
erreicht,  ein  Änderer  aber  aUen  insgesamnU  entsagt,  (so  sage  ich), 
dass  das  Aufgeben  aUer  Wünsche  besser  sei  als  das  Erreichen  der- 
sdben"  Böhtlingk  Sprüche  4756. 

DelbrDck  n.W!ndiach,  synUkt.  Forach.  I.  4 


60     

Dieses  letzte  Beispiel  zeigt  eise  entschiredeiie  Aasscbreitang  des  relativen 
Sategejfllg<es  und  wird  deshalb)  nebst  ähnlichen  mit  Recht  unter  die 
Anakoluthien  gerechnet  (vgl.  Böhtlingk-Both  s.  y.  fa  3), 

Somit  haben  wir  das  Relativmn  von  dem  natürlichen  primitiven 
ChebraHch  als  eines  ani^harischen  Pronomens,  das  etwas  genanntes 
wieder  aufnimmt,  verfolgt  bis  zu  dem  oomplicirtesten  Gebrauch  als 
eines  satzveiinndenden  Pronomens,  das  auf  etwas  folgendes  hinweist,  und 
haben  uns  bemüht  zu  zeigen,  wie  diese  beiden  letzterwähnten  Eigen- 
sobaftien  ursprünglich  durchaus  nicht  im  Relativum  liegen,  sondern  erst 
allmälig  gewissermassen  als  Extract  der  bei  der  Satzentwickelung  sich 
einstdtenden  Gedanken  in  dasselbe  einziehen. 

Bs  bleibt  nur  noch  übrig,  auf  den  Sinn  der  priorischen  Belativ- 
sätze  mit  einigen  Worten  hinzuweisen.  Es  ist  keinem  Leser  entgangen, 
dass  wie  die  posteriorischen  conjunctivischeii  Relativsätze  mit  den  Final- 
sätzen, so  die  prioriscben  mit  den  Bedingungssätzen  eine  innere 
Verwandtschaft  haben.  Die  Grenzen  und  der  Werth  der  relativen  Satz- 
gestaltung bestimmen  «ich  hier  ebenso,  wie  oben  Seite  37.  Nach  unse- 
rem Gefühl  wären  statt  mancher  Belativsätze  besser  Gonditionalsätze 
gewählt,  Bo:  |  65,  ^  230,  o  422,  £81,  0  103  u.  a.  m. 

Die  optativischen  Belativsätze  zeigen  keine  Ersdieinungen, 
die  nidit  den  oonjunctivischen  durchaus  entsprädien ,  so  weit  es  nämlich 
das  Blelativum  angeht.  Der  Sinn  des  Modus  ist  natürlich  ein  anderer. 
Darüber  wird  im  Optativ  Gap.  II,  §  2  am  Anfange  gehandelt,  wo  ge- 
zeigt wird,  dass  der  Voraussetzung  in  conjuncti vischen  Sätzen  die 
Annahme  in  optativischen  entspricht. 


Anhang. 

Tig  und  ti  hinter  dem  Relativpronomen. 

Ttg  und  te  gehören  zu  demselben  Pronominalstamme ,  demjenigen, 
der  in  allen  indogermanischen  Sprachen  den  interrogativen  und  indefiniten 
I^bh  in  sich  vereinigt.  Eine  umfassende  Untersuchung  über  ihn,  nach 
Art  der  von  Windisch  über  das  Belativprcmomen ,  bentzen  wir  nicht. 
Diese  soll  natürlich  auch  hier  nicht  angestellt  werden,  ich  beabsichtige 
moht  «nnmal  tig  und  re ,  so  weit  sie  mit  dem  Relativpronomen  Verbin- 
dungen eingehen,  voll^ndig  zu  behandeln.  Nur  einige  Andeutungen 
über  ihr  Yerhältniss  zum  Stamme  ja  seien  mir  gestattet 

Das  indefinite  n  kann  sich  mit  dem  Relativstamme  auf  doppelte 
Weise  verbinden^  einmal  durch  Zusammensetzung:  otig,  sodann  durch 


61     

Zusammenrücknng:  fnntg.  Der  Sinn  beider  Verbindungen  ist  derselbe. 
Da  das  Relativum  die  Bestimmung  hat,  etwas  Genanntes  aufzunehmen, 
so  sagt  das  mit  dem  Relativum  verbundene  Indefinitum  aas,  dass  dieses 
Genannte  etwas  Unbestimmtes  sei.  Nun  ist  aber  in  den  meisten  FäUen 
(las  Wort,  an  welches  sich  ein  relativer  Nebensatz  anschliesst,  in  gewissem 
Sinne  schon  an  sich  unbestimmt,  und  man  könnte  daher  das  vi  gewöhnlich 
Iiiuter  dem  Belativum  erwarten.  In  der  That  lässt  sich  auch  ein  scharf 
durchgeführtes  Princip  hinsichtlich  der  Setzung  oder  Nichteetzung  des 
»  nicht  erkennen.  Nur  so  viel  lässt  sich  behaupten:  In  einer  €las8e 
von  eoujunctivischen  Belativsätzeu  findet  ri  sich  nie,  nämlich  bei  den 
Relativsätzen  in  Gleichnissen.  Das  Nomen,  welches  den  Mittelpunkt 
des  Bildes  ausmacht ,  existirt  ja  immer  nur  in  der  Phantasie ,  \mA  kann 
daher  auch  als  indefinites  bezeichnet  werden  {tiq  %b  ksojv  F  i33).  Wenn 
es  aber  einmal  genannt  ist,  soll  seine  Unbestimmtheit  nicht  weiter 
hervorgehoben  werden ,  weil  dadurch  die  Deutlidikeit  und  Anschaulichkeit 
beeinträchtigt  werden  wurde. 

In  den  übrigen  Belativsätzen  wird  sich  im  einzelnen  Falle  st^ts 
nachempfinden  lassen,  warum  ti  gesetzt  ist.  Dagegen  findet  sich  in 
nicht  ganz  wenigen  FäUen  das  blosse  og,  wo  wir  vielmehr  bgtig  er- 
warten, z.  B. 

ov  xev  e(pripdQi6g  ye  ßakoL  xütra  dayi^  TtaqBtQv  d  222 
0.  a.  m.  In  solchem  og  ist  der  indefinite  Sinn  gewiss  eben  so  gut  empfun- 
den, wie  in  ogtig,  er  ist  aber  nicht  zum  sprachlichen  Ausdruck  gelangt. 
Die  Sprache  ist  eben  ein  fortdauerndes  Streben  nach  Ausdruck,  und  jeder 
zeitliche  Querdurchschnitt  einer  Sprache  zeigt  Bestrebungen  verschiedener 
Epochen  neben  einander. 

T«  hat  augenscheinlich  die  Aufgabe,  eine  Verbindung  auszudrücken 
wie  das  mit  %b  identische  sanskritische  ca.  Ob  es,  wie  Sonne  K.  Z.  12,  273 
annimmt  (vgL  BB.  s.  v.  ca),  ursprünglich  bei  beiden  zu  verbindenden 
GUedern  gestanden  hat,  ebenso  die  Frage,  wie  der  Stamjn  ka  dazu 
kommen  konnte,  satzverbindend  zu  werden,  lassen  wir  hier  unerörtert. 
Diese  Fragen  können  nur  im  Zusammenhange  mit  einer  Untersuchung 
fiber  das  lateinische  und  deutsche  Belativpronomen  zum  Austrag 
gebracht  werden.  Ich  begnüge  mich  hier  mit  einer  Andeutung  über 
den  Gebrauch  von  tt  in  den  conjunctivischen  und  optativischen  Belativ- 
sätzen. 

Die  copulative  Kraft  des  la  ist  ganz  deutlich,  wenn  es  einen 
zweiten  Belativsatz  an  einen  ersten  fügt,  wie: 

Ti^vr/y  d*  *^Qy€ioig  a7i(nivi^€V  ijv  xiif  fcotxey 
i\  %B  xal  eoaofifvoiGt  fier*  avd-^'motav  naXfjfcai  F  287. 

4* 


52     

Die  copulative  Kraft  ist  aber  nach  unserer  Empfindung  nicht  vorhanden, 
wenn  ts  in  einem  Relativsatz  steht,  der  sich  unmittelbar  an  einen 
Hauptsatz  anschliesst,  z.  B. 

äwi  w  TtoXküJV 
Xaciv  F.arlv  ävrJQ  Hv  t€  Z«;g  xrJQt  q^ikrjoi]  /  117. 

Wenn  man  diesen  letzteren  Gebrauch  des  re  in  den  conjunctivischen 
und  optativischen  Relativsätzen  überschaut,  so  fällt  sofort  ein  augen- 
scheinlich nicht  gleichgültiger  Umstand  in  die  Augen:  t£  in  dieser 
Verbindung  mit  dem  Belativum  steht  nur  in  priorischen  Sätzen. 
Die  posteriorischen  Sätze  nun  sind,  wie  oben  (pag.  36)  ausgeführt  ist, 
den  Hauptsätzen  noch  am  ähnlichsten,  re  steht  also  ofTenbar  mit  der 
Degradirung  der  Hauptsätze  zu  Nebensätzen  im  Zusammenhang.  Inner- 
halb der  priorischen  Relativsätze  nun  bilden  das  eigentliche  Feld  der 
Partikel  t€  die  Oleichm'sssätze.  unter  26  in  unserer  Beispielsammlung 
angef&hrten  relativen  Oleichnisssätzen,  sind  zwei,  welche  hinter  dem 
Relativpronomen  kein  re  zeigen ,  zwölf,  welche  te  unmittelbar  dem 
Pronomen  anfügen,  zwölf,  welche  zwischen  dem  Pronomen  und  re  die 
Partikel  ^a  zeigen.  Nun  enthalten  die  conjunctivischen  Relativsätze  bei 
Oleichnissen  stets  den  Zug,  welcher  das  Bild  besonders  anschaulich 
macht  (pag.  44)  den  unentbehrlichen  Zug,  der  mit  dem  Nomen 
eng  verknüpft  gedacht  werden  soll.  Somit  ist  es  einleuchtend ,  dass  auch 
in  diesen  Sätzen  ze  Zeichen  einer  besonders  nahen  Verbindung  ist 

Eine  Copulativpartikel  in  Relativsätzen  hat  nun  nichts  Auffallendes, 
wenn  man  bedenkt,  dass  ja  die  Relativsätze  auch  Hauptsätze  waren. 
Zur  Verbindung  zweier  Hauptsätze  schlug  Hie  Sprache  mehrere  Wege 
ein,  sie  verband  den  zweiten  Satz  mit  einem  Worte  des  ersten  durch 
das  anaphorische  Pronomen,  und  verwies  die  ganaen  Sätze  an  einander 
durch  das  copulative  re.  Oft  hat  man  sich  selbst  mit  dieser  doppelten 
Verbindung  nicht  begnügt,  sondern  als  Zeichen  einer  dritten  ^  hinzu- 
gefugt, welches  andeuten  soll,  dass  der  zweite  Satz  als  Explication 
(dieses  Wort  im  weitesten  Sinne  gefasst)  des  ersten  diene. 

Wer  freilich  t€  mit  unserem  modernen  „und''  schlecht  und  recht 
identificirt,  und  einen  Relativsatz  för  gänzlich  und  ursprünglich  von 
einem  Hauptsatz  verschieden  ansieht,  wird  in  der  Verbindung  von  ovc 
mit  dem  copulativen  t£  einen  Widerspruch  finden  müssen. 


53 


Cap.  VI. 

Die  Nebensätze  mit  Conjunctlonen. 

Den  Erörternngen  dieses  Capitels  liegen  die  Thatsachen  zn  Grunde, 
welche  Conjunctiy  Cap.  III  und  Optativ  Cap.  m  zusammengestellt  sind. 

Die  Conjunctlonen  zerfallen  in  solche ,  welche  vom  Belativstamme, 
und  solche,  welche  von  anderen  Stämmen  abzuleiten  sind.  Demnach 
zerlegt  sich  dieses  Capitel  in  zwei  Abschnitte. 

A. 

Die  Sätze  mit  Conjnnctionen  vom  Belativstamme. 

Hierher  gehören:  ydd  yat  yena  yahhis  yävai  ydtha  yddä  ydtra 
ydrhi  yddi,  o  fhc  oVe  OTtAre  evre  elg  o  iva  'iwg  oq)^a  Tjfiog, 

In  diesem  Abschnitt  A.  ist  nach  einigen  allgemeinen  Bemerkungen 
über  die  Conjunctionssätze,  und  zwar  vorzüglich  über  die  Nothwendigkeit, 
auch  sie  in  posteriorische  und  priorische  einzutheüen ,  von  der  Etymo- 
logie der  Belativconjunctionen  zu  handeln.  Sodann  folgen  in  §  1  die 
posterionschen  Conjunctionssätze ,  in  §  2  die  priorischen. 

Alle  eben  genannten  Conjunctlonen  sind  Ableitungen  desselben 
Pronominalstanmies  ja ,  aus  dem  auch  das  Belativum  sich  entwickelt 
haL  Es  gilt  also  hinsichtlich  der  Frage ,  ob  sie  mit  Recht  als  „  satz- 
verbindend ^  bezeichnet  werden  können,  dasselbe,  was  eben  über  das 
Belativum  gesagt  worden  ist.  Sie  unterscheiden  sich  nun  insgesammt  von 
dem  Belativum  dadurch,  dass  sie  nicht  flectirt  werden  können,  während 
das  Belativum  flectirt  wird.  Sie  können  also  nicht  wie  dieses  die  Sätze 
dadurch  aneinander  ketten,  dass  sie  sich  auf  ein  einzelnes  vorher  ge- 
nanntes Nomen  beziehen ,  sondern  sie  nehmen  allemal  den  ganzen  vorher 
ausgesprochenen  Satz  auf.  Der  Inhalt  der  Conjunction  ist  der 
Satz,  an  den  der  Conjunctionssatz  sich  anschliesst.  Wäh- 
rend also  in  a/*'  fjyefiov^  iö^Xov  OTtaaaop 

og  Tce  ^€  x€i(f  dydyt]  o  311 
das  og  nur  fffefiova  ia&Xov  wieder  vergegenwärtigt,  so  enthält  in 
TtQiv*  avdqag  xaca  qwka  ytarä  (pqfytqcLg  ^u4ya^€fivov 
iog  (pQl^Q^  q>QijTQfiq)iv  dgijyr]  B  363 
das   wg  ein  Bild  des   ganzen  vorhergehenden  Satzes.    Will  man  die 
ursprüngliche  Selbständigkeit  der  beiden  Sätze  zur  Geltung  bringen,  so 
muss  man  übersetzen :  scheide  die  Männer  nach  Geschlechtem,  in  Folge 
davon  soll  ein  GresMecht  dem  anderen  helfen. 

Es  ist  schon  bei  den  Belativsätzen  darauf  hingewiesen ,  dass  durch 
diese  Eigenschaft  der  Conjunctionen  eine  Beschränktheit  der  Belativsätze 


54 

überwunden  wird.  Während  die  relative  Verbindung  nur  zwischen  zwei 
solchen  Sätzen  stattfinden  kann,  die  eine  Person  oder  Sache  gemeinsam 
haben ,  kann  die  conjunctionelle  Verknüpfung  auch  da  stattfinden ,  wo 
dies  nicht  der  Fall  ist.  Die  conjunctionelle  Verknüpfung  als  die  allge- 
meiner anwendbare  ist  die  bequemere,  und  hat  darum  z.  B.  in  unserer 
Sprache  die  relative  bedeutend  überwuchert. 

Dazu  kommt  dann  noch  ein  zweiter  Unterschied ,  der  ebenfalls  an 
die  Form  sich  anknüpft.  Die  Conjunctionen  sind  casuelle  oder  adverbielle 
Bildungen,  die  an  sich  schon  einer  gewissen  grammatisehen  Kategorie 
angehören,  z.  B.  der  des  „Woher?"  des  „Wo?"  und  ähnlichen,  während 
das  Belativum  die  grammatische  Kategorie,  wie  jedes  fiectierte  Wort, 
nach  dem  Bedürfhiss  des  einzelnen  Falles  annimmt.  Dieser  specifische 
Sinn  der  Gonjunction  ist  zwar,  wie  wir  sehen  werden,  anfänglich  noch 
ziemlich  weit,  so  dass  dieselbe  Gonjunction  zu  Functionen  verwendet  werden 
kann,  die  uns  manchmal  weit  von  einander  abliegend  vorkonmien,  im 
Laufe  der  Sprachentwickelung  aber  verengt  sich  das  Gebiet  jeder  Gon- 
junction ,  so  dass  man  schon  an  ihr  allein  ziemlich  deutlich  sehen  kann, 
in  welchem  Sinne  der  eine  Satz  mit  dem  andern  verbunden  gedacht 
sein  soll.  Dieser  Fortschritt  fällt  besonders  in  die  Augen,  wenn  man 
die  attische  Prosa  mit  der  homerischen  Sprache  vergleicht 

Die  Gonjunctionen  also  —  um  die  Summe  zu  ziehen  —  sind  einer- 
seits bequemer,  andererseits  deutlicher  als  das  Belativum.  Sie  repra- 
sentiren  mithin,  verglichen  mit  dem  Belativum,  einen  Fortschritt  in 
der  Bezeichnung  der  die  Sätze  verknüpfenden  Gedanken.  Immerhin  aber, 
wenn  sie  auch  eine  Stufe  höher  gerückt  sind  als.  das  Belativum ,  ruhen 
sie  auf  demselben  Boden.  Es  versteht  sich  also  von  selbst,  dass  die 
Gonjunctionssätze  nicht  nach  einem  anderen  Princip  eingetheilt  werden  kön- 
nen, als  die  Belativsätze.  Auch  die  Gonjunctionssätze  müssen 
in  posteriorisohe  und  priorische  geschieden  werden. 

Ehe  ich  indess  dazu  übergehe,  diese  Theilung  darzustellen,  muss 
ich  dasjenige,  was  über  die  Form  der  Gonjunctionen  feststeht, 
vorausschicken.  Die  Gonjunctionen  zerfallen  ihrer  Form  nach  in  casuelle 
und  adverbielle  Bildungen.  Von  den  Gasus,  die  erst  zu  besprechen 
sind,  sind  der  Accusativ,  Ablativ,  Instrumentalis  vertreten. 

Dem  Accusativ  fällt  zunächst  das  sanskr.  ydd  zu.  Mit  ihm  ist 
das  homerische  o  der  Form  nach  identisch,  da  es  aus  *jod  entstanden 
ist.  Auch  die  Anwendung  der  beiden  Partikeln  ist  wohl  ursprünglich 
dieselbe  gewesen,  hat  sich  aber  mit  der  Zeit  dadurch  geschieden,  dass 
im  Griechischen  das  einfache  o  durch  allerhand  Zusammensetzungen  aus 
einigen  Positionen  verdrängt  ist  Das  indische  ydd  zeigt  —  wie  wir 
weiter  sehen  werden  —  am  wenigsten  deutlich  durch  seine  Form  an. 


55     

in  welcher  Weise  zwei  Sätze  verbuiiden  gedacht  werden  sollen,  es  bat, 
weil  es  in  der  That  die  allgemeinste  Bedeutung  hat,  scheinbar  die 
meisten  i^edellen.  Das  Griechische  hat,  um  dieser  Unsicherheit  abzu- 
helfen, mehrere  Mittel  angewendet.  Es  hat  dem  ein&ohen  H  das  satz- 
verbindende  re  hinzugefügt  in  Hre  und  dem  damit  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  identische  evte.  Denn  ich  nehme  mit  Gurtius  Orundz.'  &69 
an ,  dass  edt€  aus  *j(n$^  der  Art  entstanden  ist ,  dass  y  in  c  überging  und 
$0  in  SV  contrahirt  wurde.  Es  hat  den  Indefinitivstamm  t«  hinzugefügt 
in  arty  den  Indefinitivstamm  no  und  das  satzverbindende  t£  in  h-Tto-ve. 
Endlich  —  die  loseste  Art  der  Verknüpfting  —  es  setzt  vor  den  Acou- 
sativ  eine  Präposition:  aig  o.  Ich  werde  suchen,  die  Bedeutung  dieser 
Zusätze  im  Laufe  dieses  Gapitels  näher  anzugeben,  hier  bemerke  ioh 
nur  so  viel,  dass  sie  alle,  ausser  der  Präposition  ug^  nicht  dazu  dienen, 
die  Form  des  Oedankes ,  in  der  die  Sätze  verbunden  gedacht  sein  sollen, 
näher  zu  bezeichnen.  Das  Qedankenverhältniss  der  Sätze  ist  vielmehr 
sprachlich  nur  durch  den  umstand  ausgedruckt,  dass  die  Gonjunction 
die  Form  des  Accusativs  hat.  , 

Der  Gonjunctionssatz  soll  —  das  ist  die  Intention  der  Sprache  — 
zu  dem  Hauptsatz  in  demjenigen  Yerhältniss  stehend  gedacht  werden, 
welches  sich  im  Accusativ  verkörpert  hat  Natürlich  darf  man  den 
Accusativ  in  diesem  Falle  nicht  als  Objectscasus  verstehen,  denn  ydd 
steht  am  Anfange  von  Bedingungs  -,  Gausal  -  vl  fL.  Sätzen ,  die  ndt  dem 
Gedanken  des  Objeets  nicht  das  geringste  zu'thun  haben,  sondern  man 
muss  den  Accusativ  in  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  nehmen.  Welches 
diese  Bedeutung  sei,  lässt  sich  freilich  nicht  in  einer  bequemen  Kategorie 
ausdrücken,  aber  doch  für  denjenigen  ziemlich  deutlich  machen,  der  darauf 
verzichtet,  überall  unsere  klareren  logischen  Kategorien  den  Intentionen 
der  Sprachschöpfung  unterzuschieben.  Dass  nicht  die  Sichtung  nach 
etwas  hin,  der  Grundbegriff  des  Accusativs  ist,  ist  besonders  von 
Curtius  einleuchtend  dargethan  worden  (vgl.  Erläuterungen ^  pag.160  flgd.). 
Man  muss  vielmehr  meiner  Ansicht  nach  dem  zustinmien,  was  derselbe 
Gelehrte  in  seiner  Chronologie  pag.  250  flgd.  entwickelt  hat  Demnach 
muss  man  die  Gasus  in  zwei  Schichten  eintheilen,  deren  ältere  den 
Nominativ,  Yocativ  und  Accusativ  umfasst  Diese  drei  Gasus  werden 
wohl  eine  Zeit  lang  genügt  haben ,  um  dasjenige  undeutlich  zu  bezeich- 
nen ,  was  später  mit  Hülfe  auch  der  übrigen  Casus  und  der  Präpositionen 
deutlicher  ausgedrückt  werden  konnte.  „Dass  sich  die  Sprache  längere 
Zeit  mit  diesen  bescheidenen  Anfängen  begnügte,  scheint  mir  auch  aus 
dem  weiten  Gebrauche  des  Accusativs  gefolgert  werden  zu  könuen.  Irre 
ich  nichts  so  leuchtet  in  cier  grossen  Ausdehnung,  die  der  Gebraudi 
dieses  Casus  namentlich  im  Griechischen  gefunden  hat,  noch  etwas  von 


56     

jener  sehr  frühen  Anwendung  durch,  nach  welcher  er  der  allgemeine 
Casus  obliquus  war'^  (ebenda  pag.  252).  Der  „allgemeine  Casus  obliquns'^ 
nun  konnte  nur  bezeichnen  sollen ,  dass  ein  Nomen  zu  einem  andern  Satz- 
theil  in  irgend  einer  Beziehung  steht.  Einen  so  ganz  allgemeinen  Sinn 
hat  freilich  der  Accusativ  im  Sanskrit  wie  im  Griechischen  nur  noch  in 
Besten.  Zu  diesen  Besten  scheint  mir  aber  der  hier  vorliegende  Ge- 
brauch von  ydd  und  o  zu  gehören.  Auch  in  diesen  Conjunctionen  kann 
der  Accusativ  schwerlich  etwas  anderes  bedeuten,  als  dass  der  Haupt- 
satz zu  dem  Conjunctionssatz  in  irgend  einer,  nicht  deutlich  bezeichneten 
Beziehung  steht 

Accusative  sind  auch  yävad  und  eo;^.  Dass  diese  beiden  Partikeln 
der  Form  nach  identisch  sind,  ist  längst  anerkannt,  ebenso  tävad  und 
Tewg  (vgl.  Curtius  Studien  2,  193  flgd.).  Auch  der  Bedeutung  und,  wie 
sich  noch  zeigen  wird,  dem  Gebrauche  nach  stimmen  sie  durchaus  über  ein. 
Die  Bedeutungsentwickelung  wird  man  sich  am  besten  an  dem  Demon- 
strativum  deutlich  machen  können,  tävad  ist  das  Neutrum  deti  Adjec- 
tivums  tävant,  welches  aus  dem  Stamme  ta  und  dem  Suffix  vant  (fevr) 
gebildet  ist,  welches  die  Bedeutung  des  mit  etwas  Versehenseins  hat. 
(Leo  Meyer  vgl.  Gr.  2,  602).  Aus  diesem  allgemeineren  Begriff  ent- 
wickelt sich  leicht  der  besondere  des  in  ausgezeichnetem  Maasse  Yersehen- 
seins,  so  dass  wir  die  genannten  Adjective  auch  durch  „reich  an,  voU  von^^ 
übersetzen.  So  heisst  denn  tävant  „reich  an  diesem ^S  d.  h.  so  gross, 
so  viel,  80  lange  etc.  Die  üebertragung  auf  die  Zeit  dürfte  schon  der 
gemeinsamen  Entivickelung  der  beiden  Sprachen  angehören.  Es  bedeuten 
also  die  Accusative  yävad  und  ewg,  dass  zwei  Sätze  in  irgend  einer 
Weise  durch  die  Zeitdauer  verbunden  gedacht  werden  sollen.  Unter 
welchen  Conjuncturen  sich  die  Bedeutungen  „wie  lange  ^^  und  „bis^^ 
entwickeki,  wird  unten  gezeigt  werden. 

Ablativische  Form  haben  yat,  djg  und  oTtwg.  Seitdem  Bopp 
einmal  erkannt  hatte,  dass  das  -tog  der  griechischen  Adverbien  dem  -ät 
des  Ablativs  im  Sanskrit  entspricht,  war  es  nicht  schwer,  auszusprechen, 
dass  (bg  der  Ablativ  des  Belativstammes  sei.  Dass  im  Sanskrit  ein 
genau  auf  dieselbe  Weise  —  nicht  nach  der  gewöhnlichen  mit  Hülfe 
von  sma  —  gebildeter  Ablativ  in  der  vedischen  Conjunction  yat  vorliege, 
hat  zuerst  Kuhn  inHoefers  Zeitschrift  2, 174  f.  nachgewiesen.  Die 
Identität  der  Form  kann  nicht  bezweifelt  werden  (vgl.  C  u  r  t  i  u  s  Grund- 
züge* 551).  Auch  der  Gebrauch  ist  von  der  ursprünglich  vorauszu- 
setzenden Identität  nur  in  durchaus  in  den  Entwickelungsgesetzen  der 
beiden  Sprachen  begründeter  Weise  abgewichen.  Die  Grundbedeutung 
des  Ablativs  ist  das  apädäna,  d.  h.  der  Punkt,  von  dem  aus  eine  Be- 
wegung anhebt  (vgl  Delbrück  abl.  loc.  instr.  pag.  3),  und  zwar  ist  dieser 


57     

Grundbegriff  bei  dem  satzverbindenden  yät  und  utq  sowohl  zeitlich 
als  logisch  gewendet.  Die  zeitliche  Anwendung  Hegt  nur  im  Sanskrit 
vor,  wo  yät  also  bedeuten  kann,  dass  der  zeitliche  Ausgangspunkt  des 
einen  Satzes  in  dem  anderen  liege,  ein  Verhältniss,  das  wir  durch 
„seit^'  ausdrücken,  z.  B. 

yä  ä'kshiyan  prithivim,  yä'd  äjäyata  „der  die  Erde  heherrsckt^  sdt  er 
gehören  tvurde'*  AV.  12,  1,  57. 

Das  Beherrschen  hat  seinen  zeitlichen  Ausgangspunkt  in  dem  Geboren- 
werden« Im  Griechischen  hat  der  reine  Ablativ  in  dieser  Bedeutung 
dem  Genitiv  -  Ablativ  mit  Präpositionen  Platz  gemacht,  daher  im  Grie- 
chischen in  dieser  Bedeutung  nicht  wg  sondern  i^  ov.  Die  logische 
Anwendung  liegt  besonders  deutlich  im  Griechischen  vor,  wo  (og  in 
posteriorischen  Sätzen  „damit"  bedeutet,  d.  h.  andeutet,  dass  das  Motiv 
zu  dem  Conjunctionssatz  im  Hauptsatz  zu  suchen  sei.  Dass  auch  im 
Sanskrit  wenigstens  an  einer  Stelle  t/ät  ebenso  gebraucht  sei,  hoffe 
ich  unten  nachzuweisen  (pag.  61).  Schliesslich  kann  nun  der  Ablativ 
auch  so  weit  abblassen,  dass  er,  wie  die  Adverbien,  die  Art  und  Weise 
bezeichnet.  Daher  yät  und  c5g  in  dem  Sinne  von  „soweit  als'',  „wie" 
gebraucht  werden,  z.  B. 

ärcamasi  yää  evä  vidmä  tä't  tvä  mahäntam  „mr  preisen  wie  wir 
wissen  so  dich  den  grossen"  RV.  6,  21,  6,   wörtlich:  „gesetzt  wvr 
wissen  irgendwie,  so  preisen  wir  dich"  (vidmä  ist  Indicativ). 
üeber  wg  mit  dem  Gonjunctiv,   der  statt  des  Begriffes  der  Setzung, 
der  dem  Indicativ  zukommt ,  den  der  Voraussetzung  einführt ,  s.  unten. 
Von  wg  ist  onwg  nur  durch  den  Zusatz  des  indefiniten  Stammes 
;ro  verschieden.    Es  verhält  sich  zu  log  wie  ore  zu  oTtore. 

Instrumentalisch  ist  ausser  dem  häufigen  yena^  für  das  ich 
aber  in  der  vedischen  Sprache  keine  Belege  in  conjunctivischen  oder 
optativischen  Sätzen  zur  Hand  habe,  das  vereinzelte  yäbhiSj  das  der 
Form  nach  instr.  plur.  fem.  ist,  in  der  Stelle  BV.  8, 1,  8  aber  in  einem 
posteriorischen  Conjunctivsatz  durch  „damifc^^  zu  fibersetzen  ist: 

prä'  'smai  gäyaträm  arcata,  yä'bhih  känväsyö'  pa  barhfr  äsädam 
yäsad  vajrf  „singet  ihm  ein  Lied^  damit  der  KeiÜräger  in  dc^ 
Haus  des  Kamriden  komme,  um  sich  auf  die  Opferstreu  eu  setzen". 

Im  Griechischen  wird  %va  als  Instrumentalis  angesehen  (Gurtius  Erläu- 
terungen' 195),  was  die  Form  allerdings  an  die  Hand  giebt.  Dann  muss 
man  annehmen,  dass  die  Bedeutung  „wo'*  auf  IVa  ebenso  erst  übertragen 
worden  ist,  wie  dieselbe  Bedeutung  auf  y^na.  Die  Grundbedeutung  des 
Instrumentalis  nun  ist  das  Zusammensein,  das  Mittel  wird  sprachlich 
als  der  Genosse  aufgefasst  (vgl.  Delbrück  a.  a.  0.  pag.  50).    In  %va  liegt 


58     

also  ausgedritekt ,  dass  der  eine  Satz  init  dem  anderen  in  einer  Ver- 
bindung von  Ursache  und  Wirkung  steht. 

Damit  ist  die  Beihe  der  Gonjunctionen ,  die  man  ala  oasuelle 
Bildungen  zu  betrachten  hat,  geschlossen. 

Adverbielle  Bildungen  sind  inoi  Sanskrit  y<Uk&,  fdäa^  yahra^ 
ffdrbL  Und  zwar  ist  ^hä  durch  das  die  Art  und  Weise  bezeichnende 
Suffix  'thä  gebildet,  welches  ausserdem  in  tdthä  so^  anydthä  auf 
andere  Weise,  kaiha  neben  kathdm  wie?  ittha  neben  üthdm  so  aufkritt. 
Es  dürfte  eine  alte  Instrumentalform  sein,  ydthä  zeigt  also  an,  dass 
in  dem  einen  Satz  die  Art  und  Weise  ausgedrückt  liegt,  wie  die 
Handlung  des  anderen  vor  sich  gehend  gedacht  wird. 

In  yada  liegt  das  temporale  Suffix  -  da  vor ,  welches  in  demselben 
Sinn  in  ta^'  dann,  kadä  wann?  ida  jetzt,  anyadä  zu  einer  andern 
Zeit,  kada  eimnal,  sarvaäa  jedesmal  auftritt,  yada  bleibt  ganz  genau 
in  dieser  Sphäre;  es  erscheint  nur  in  Sätzen,  die  wir  Temporal-  oder 
Bedingungssätze  nennen. 

Tatra  dagegen  geht  über  diese  Grenze  hinaus.    Es  ist  mit  dem 
Suffix  'tra  gebildet,  das  für  den  Localis  vicarirt,  wie  tos  für  den  Ablativ. 
Seine  Aufgabe  ist  also,  den  ruhenden  Punkt,  das  „Wo"  zu  bezeichnen. 
Tatra  wird  denn  auch  gewöhnlich  im  Sinne  unseres  wo,  wann,  wenn^ 
da  gebraucht.    Es  hat  aber  der  Sprache  gefallen,  es  einzeln  auch  da 
anzuwenden,   wo  wir  damit  gebrauchen,  nämlich  nach  Böhtlingk- 
Roth  an  den  folgenden  Stellen: 
räkshä    sü    no    ärarushah    svanä't    samasya   käsya    cit,    nido   yätra 
mumucmähe   „rette  uns  vor  dem  kargen j   vor  dem  Geschrei  eines 
jeden  (Feindes),  damit  uHr  von  dem  Neider  befreit  werden*'*'  KV.  9, 
29,  5. 
In   diesem  Verse  ist  auffallend,  dass  nach  der  im  späteren  Sanskrit 
üblichen  Weise  der  Indicativ  steht,  wo  man  den  Conjunctiv  erwarten 
sollte.    Ausserdem : 
stävai  purä'  pä'ryäd  indram  ähnah,  änhaso  yätra  pipärad  yäthä  nah 
„ich  wül  Indra  vor  dem  entscheidenden  Tage  preisen,  damit  er  uns 
vor  Noth  rette''  ßV.  3,  32,  14, 
eigentlich  „darin,  auf  diese  Weise  soll  er*'  etc.     Es  ist  also  in  diesen 
beiden  Stellen  die  Handlung,  die  sich  an  eine  andere  anschliessen  soll, 
als  in  ihr  liegend  bezeichnet,  wie  auch  wir  wohl  sagen  „das  liegt  nicht 
darin",  statt  „das  folgt  nicht  daraus". 

Verschiedene  Ansichten  existiren  über  die  Bildung  von  yddi.  B  opp 
im  Glossar  sagt  „ut  mihi  videtur  a  stirpe  relat.  ya  suff.  di  pro  ti  cf. 
^ti,  nisi  a  neutro  yat  adjecto  i."  Der  ersten  der  angedeuteten  Ansichten 
^^i^'^-Qi  sich  Benfey  Vollst.  Sanskrit  Gramm.  §  613  CXLVH  Nr.  1 


59 

(Seite  237  oben)  am  nächsten  an ,  indem  er  yddi  für  eine  Kuf zung  aus 
*yadyä  ansieht  und  dies  auf  ^yai^ä  zurückfuhrt,  was  ein  alter  Instru- 
menialis  des  Suffixes  tya  sein  soll.  Pott  (zuletzt  Wurzel -Wörter- 
buch I,  2, 1047)  sieht  in  di  einen  Abkömmling  von  diVj  und  übersetzt 
„an  wdekem  To^ge'^.  Lassen  endlich  Oitagov.  108  betrachtet  yadi 
als  Locatiy  von  yad.  Die  Erklärungen  von  Bopp  und  Benfey  nehmen 
Lautübergänge  zu  Hülfe,  welche  ich  nicht  anerkennen  kann,  gegen 
Lassen  lässt  sich  einwenden,  dass  der  Stamm  ycUl  nur  in  Gompositis 
vorhanden  ist;  so  durfte  wohl  die  Ableitung  Potts  sich  am  meisten 
empfehlen. 

Ganz  undeutlich  ist  mir  die  Bildung  des  vedischen  yärhi  wann, 
das  als  Qenossen  idrhi  dann  und  etdrhi  jetzt  aufzuweisen  hat. 

Von  den  griechischen  Conjunctionen  bleiben  noch  otpQa  und  ijittog 
übrig.  Hinsichtlich  beider  scheint  mir  sicher ,  dass  sie  von  dem  Stamme 
ja  abzuleiten  sind.  Das  beweisen  die  correspondirenden  Demonstrativa 
Toifi^  und  Ttjiiiog.  Im  üebrigen  ist  ihre  Bildung  nicht  sicher  ermittelt 
(ygL  Curtius  Orundzüge^  pag.  638  und  544). 

Nach  diesen  Vorbereitungen  können  wir  nunmehr  in 

§1 

die  posteriorischen  Conjunctionssätze  mit  Conjnnctionen 

vom  RelatiTstamme 

betrachten.  Wir  gehen  auch  hier  zunächst  den  Gonjunctiv  durch,  der 
für  die  Satzverknüpfung,  wie  schon  bemerkt,  weit  wichtiger  ist  als  der 
Optativ,  und  behandeln  auch  hier,  wie  bei  den  Relativsätzen 

L 

diejenigen  posteriorischen  Conjunctionssätze,  in  denen 
der  Gonjunctiv  der  wollende  ist 

Man  nennt  die  hier  in  Betracht  kommenden  Sätze  gewöhnlich 
Absichtssätze,  und  zwar  mit  Becht,  wie  bei  den  Belativsätzen  dar- 
gelegt ist  Wir  können  auch  hier  wie  dort  zwei  Classen  der  Absichts- 
satze unterscheiden.  Wenn  der  Anschluss  des  zweiten  Gedankens  an 
den  ersten  nur  als  aus  unserem  Willen  hervorgehend  gedacht  ist,  so 
haben  wir  den  reinen  Absichtssatz,  wenn  auch  noch  als  in  der 
Natur  der  Dinge  liegend,  wobei  also  der  Gonjunctiv  mehr  ein  erwar- 
tender ist,  den  Satz  der  beabsichtigten  Folge. 

Solchen  reinen  Absichtssätzen  darf  man  die  sanskritischen  Sätze 
mit  gdd  und  ydtha  zurechnen,  ebenso  die  griechischen  mit  iva  und 


— 60 

otpga.    Nur  ganz  selten  scheint  iva  nach  unserem  Gefühl  einen  Folge - 
und  nicht  einen  Absichtssatz  einzuleiten,  nämlich: 

xal  av,  q>ilog'  (Jiahx  yaq  (f  oqoo)  xalov  re  fisyav  re- 
ahufiog  iaa\  %v(x  tIq  ae  xal  oiptyovtav  ev  emji  a  301 
und  /  199.    Aber  nach  der  Absicht  des  Dichters  soll  wohl  ausgesprochen 
sein,   dass  Telemachos   seine  Kraft   besitze,    damit  er   sich  Buhm 
erwerbe. 

Bei  Sätzen  mit  wg  ist  ebenfalls  in  der  Majorität  der  Fälle  der 
Conjunctiv  der  wollende,  dagegen  in  manchen  findet  sich  ein  schon  ein 
wenig  abgeschwächter,  in  welchem  mehr  eine  Erwartung  als  ein  kräf- 
tiges Wollen  liegt ,  so  dass  in  dem  Nebensatz  nicht  sowohl  die  Absicht, 
als  die  beabsichtigte  Folge  ausgesprochen  ist    Das  ist  z.  B.  der  Fall 
Trjlificix^^  ^^  ^^  ^il^^fov  STtiatafAivwg-  dvvaaai  yaq- 
äg  Kfi  f-idl*  aaxfjdrjg  rjv  TtaxqLda  yaiav  XurfcotL  e  25 
„geleite  den  Telemachos,  in  Folge  davon  mag  er  dann  unversehrt  in 
sein  Vaterland  gelangen".    Wir  treffen  den  Sinn  vielleicht  am  besten, 
wenn  wir  sagen:  „soll  und  wird  er  gelangen'^.    Ebenso 
fit]  fiäy  aOTtovdi  ye  vewv  iTtißalev  exrjXoi 
all*  äg  Tig  tovtwv  ye  ßiXog  aal  oixod'i  niaar]  0  513. 
Wenn  man  die  Nebengedanken,  die  in  diesen  Sätzen  unterdrückt  sind, 
weil  sie  zum  Verständniss  der  Sache  nicht  nöthig  sind ,  deren  Ergänzung 
aber  zum  Verständniss  der  Satzform  nöthig  ist,  hinzusetzt,  muss  man 
diese  Sätze  etwa  so  auflösen:  „sie  sollen  nicht  ohne  Gefahr  ihre  Schiffe 
besteigen,  sondern  sie  soUen  sie  mit  Gefahr  besteigen,  in  Folge  davon 
sott  und  wird  noch  mancher  an  unserem  Geschoss  zu  Hause  eu  kauen 
haben''.    Man  lasse  sich  nicht  durch  unsere  moderne  Empfindung  ver- 
leiten  zu  sagen ,    es  sei  vielmehr  zu  ergänzen :   „  sie  sotten  so  auf  die 
Schiffe  kommen,  dass  mancher  etc."  Denn  ein  solches  vorwärts  weisendes 
Pronomen  ist,  wie  wir  bei  den  ßelativsätzen  sahen  (pag.  48)  erst  ein 
Erzeugniss  einer  späteren  Periode,  welches  noch  nicht  dagewesen  sein 
kann ,  als  beide  Sätze  noch  unabhängig  waren.   Ein  derartiges  Pronomen 
findet  sich  allerdings  auch  bei  Sätzen  mit  tag,  z.  B. 

Ttai  Ilqlaixov  xoilag  irtl  y^ag  lAxaiviv 
&g  aycty\  c5g  [iifc  ag  rig  idj]  fir/i'  aq  te  vorjorj  ii  337, 
aber  es  ist,  wie  gesagt,  erst  aus  der  engeren  Verbindung  der  beiden 
Sätze  entsprossen ,  und  man  darf  nicht  sagen ,  dass  das  zweite  ibg  nur 
dies  erste  aufzunehmen  habe ,  sondern  das  zweite  dg  hat  als  Inhalt  den 
ganzen  vorhergehenden  Satz ,  das  erste  ist  erst  nachträglich  in  diesen 
hineingekommen,  um  auf  die  Art  wie  der  Nebensatz  an  den  Hauptsatz 
geknüpft  werden  soll ,  schon  im  Voraus  die  Aufmerksamkeit  des  Hörers 
zu  lenken.    Uebrigens  ist  es  sehr  auffallend,  dass  in  diesem  Falle  als 


61 

vorwärts  in  die  Bede  weisendes  Pronomen  der  Stamm  jo  gebraucht  ist, 
und  nicht  der  Stamm  ro.    Ich  sehe  darin  natürlich  nicht  einen  Best 
der   uralterthümlichen  Bedeutung,    sondern    eine    späte  Entwickelung, 
deren  Grund  mir  aber  nicht  klar  ist    So  wie  mq  in  diesen  Sätzen  dürfte 
auch  yat  BV.  10,  68,  10  anzusehen  sein: 
anänukrityäm  apunäf  cakära  yä't  sü'ryämä'sä  mithä  uccärätah  ,,das 
Uniuichahndiche  hat  er  ein  für  aüe  Mal  gethan^  dass  Sonne  und 
Mond  wechselweise  aufgehen  sollen*'. 
Ich  schliesse  mich  dieser  Auffassung  (Kuhn 's)  an,  weil,  wenn  man 
mit  Both  yat  als  seit  nimmt,  sich  meiner  Meinung  nach  der  Con- 
junctiv  nicht  erklären  lässt. 

Von  wg  ist  oTtfog  dadurch  unterschieden,  dass  zu  j6  noch  der 
indefinite  Stamm  no  hinzutritt  omag  bedeutet  also  „in  Folge  von 
diesem,  was  es  nun  auch  sei'S  Es  deutet  also  an,  dass  der  vorher- 
gehende Gedanke  ein  unbestimmter  sei,  und  in  der  That  sind  alle 
Hauptsätze  zu  Nebensätzen  mit  onwg  der  Ergänzung  besonders  bedürftig, 
wovon  man  sich  in  der  Beispielsammlung  überzeugen  kann. 

Es  stehen  in  den  Hauptsätzen  fast  lauter  ergänzungsbedürftige 
Verba  wie  q>qa'CBOd'ai  cncoveiv  etc,  07t(og  verhält  sich  also  zu  log  wie 
oatig  zu  ogj  und  wird  ganz  unter  denselben  Bedingungen  wie  dieses 
gebraucht. 

Hier  nun  sind  zwei  Einwände  zu  berücksichtigen,  von  denen  der 
eine  uns  schon  bei  den  Belativsätzen  begegnet  ist  (pag.  41).  Auch 
hier  scheint  es  so  viel  natürlicher,  die  Sätze  mit  OTtwg  in  Fragesätze 
mit  ncjg  zurückzuübersetzen.    Stellen  wie 

fjfiev  OTtwg  zov  vexQov  iQvaaofi&f  ^ds  nat  avroi 
XaQfice  (piloig  hagoiai  yevwfied'a  voGTtjaavreg  P  634 
scheinen  viel  natürlicher  so  aufgelöst  werden  zu  müssen:  „Wir  wollen 
uns  den  besten  Bath  darüber  ersinnen,  wie  werden  wir  den  Leichnam 
retten?^  etc.  Man  könnte  dann  sagen,  der  Stanmi  no  in  oit oig  sei  fragend 
zu  nehmen,  und  o  als  Zeichen  für  die  Abhängigkeit  der  Frage  vorge- 
treten. Aber  dieses  nahe  liegende  Baisonnement  wird  dadurch  widerlegt, 
dass  c^^  genau  so  wie  omag  gebraucht  wird,  z.  B. 

aAk   ert  xor^  vw 
(p^dllfifjiead'^  log  x/v  ixlv  aQeaaäfieyov  Tteuld'iofisv  I  112 
and  ebenso  in  vielen  andern  Stellen,    ^iig  aber  enthält  doch  schlechter- 
dings nichts  Fragendes.    Ebenso  wird  yäthä  im  Sanskrit  verwendet,  z.  B. 
ti  ho'  cuh  t^bhyo   vä'i  nas  tv&m  evä  täd  brühi,  yäthä  te  särväni 
rfipä'ny  upadädhäme'ti   Qz,t.  Br.  10,  4,  3,  7  dem  Sinne  nach  zu  über- 
setzen: „sie  sprechen^  sage  uns  das,  wie  wir  dich  in  allen  deinen 


6i    ■ — - 

Gestalten  feiern  sollen'^  (die  Götter  hatten  Prajäpati  vorher  nicht  richtig 
in  allen  seinen  Gestalten  gefeiert). 

Diese  Anwendung  von  ibg  und  yäthä  beweist,  dass  wir  an  eine 
ursprüngliche  Frage  nicht  denken  können.  Die  genannten  Sätze  sind 
vielmehr  so  zu  erklären: 

P  634:  „wir  wollen  den  besten  RcUh  ersinnen ^  in  Folge  davon 
woUen  wir  den  Todten  retten^K  oTtwg  ist  aber  nicht  etwa  axii  fit/viv , 
äqiaTrpf  zu  beziehen,  sondern  auf  den  ganzen  Satz  „wir  wollen  den 
besten  Roth  ersinnen  "^  denn  die  Gonjunctionen  nehmen  stets  den  ganzen 
Satz  auf.  Ebenso  das  Sanskritbeispiel,  was  wir  uns  etwa  so  näher 
bringen  können:  „sprich  zu  wns  und  so  wollen  wir  dich  denn  in  allen 
Gestalten  feiern '\ 

Ein  zweiter  Einwand  könnte  dahin  gerichtet  sein,  dass,  wenn  nicht 
alle,  doch  einige  der  vorliegenden  Sätze  als  Inhaltssätze  aufgefasst 
werden  müssen.    So  z.  B. 

manämahe,  yäd  fn  nv  indram  vrfshanam  säcä  sut6  säkbäyam  kiini- 
vämahSi  ^^wir  denken  daran ^  dass  wir  uns  Indra  den  Spender  beim 
Opfer  zum  Freunde  machen^''  BV.  8,  50,  11, 
oder  im  Griechischen: 

tfj  o*  (Hü)  zatavBvaai  erijrvfiov  tbg  ^xüSjcc 
rif.ir]arjgy  olearjg  äi  jtoXeag  STtt  vr^atv  uiyiatibv  u4  558, 
wo  uns  der  Satz  mit  log  als  Inhalt  des  Schwurs  erscheint.    Aber  „  In- 
haltssatz ^^   ist  eine   rein   logische   Kategorie,    für   welche    das    ältere 
Sanskrit  und  Griechisch,  so  weit  ich  sehe,  gar  keine  eigene  Form  hat. 
Vielmehr  sind  auch  die  vorliegenden  Sätze  so  zu  fassen: 
„Wir  wollen  nachsinnen ^  dadurch  wollen  wir  uns  denn  Indra  zum 
Freunde  machen*'''   und  ^^Ich  glaube y  du  hast  ihr  ein  Versprechen 
gegeben;  weU  du  das  gethan  ha>st  (dg)^  willst  du  ÄchiUeus  ehren ''^ 
Solche  Auflösungen    konmien   uns   bisweilen   im  emzelnen   Falle 
unnatürlich  vor,    aber  die  Gesammtheit  des  vorliegenden   Gebrauches 
zeigt  doch ,  dass  so  in  der  That  die  ursprüngliche  Auffassung  der  Sprache 
war  (vgl.  noch  Curtius,  Erläuterungen^  193). 

n. 

Posteriorische  Sätze,  in  denen  ein  Conjunctiv  der 
Erwartung  steht. 

Ich  weiss  nur  Sätze  beizubringen,  welche  ausdrücken,  dass  sieb 
die  Handlung  des  Gonjuncüonssatzes  zeitlich  an  die  Handlung  des 
Hauptsatzes  anschliessen  wird. 

Zunächst  sind  Sätze  mit  ors  in  Betracht  zu  ziehen.  Che  ist ,  wie 
oben  gezeigt  ist,  aus  b  und  re  zusammengesetzt    o  ist  das  Neutrum, 


«3     

des  Belatiyums,  te  ist  weiter  nichts  als  ein  zweiter  Ausdruck  dafür, 
dass  die  Sätze  zusammengehören.  Es  liegt  also  in  (ke  schlechterdings 
nichts  von  temporalem  Charakter.  Dieser  Sinn  hat  sich  erst  mit  der 
Zeit,  and  bekanntlich  nicht  ausschliesslich,  in  ote  festgesetzt. 

Wir  treffen  diesen  mit  der  Zeit  in  ike  einheimisch  gewordenen, 
nicht  dea  ursprünglichen  Sinn,  wenn  wir  es  durch  „wann''  übersetzen,  z.B. 

saaerai  fjfiCLQ  ot'  av  noc*  dkdhj  ^'IXiog  IgjJ  Z  448 
„ein  Tag  wird  da  sein,  dann  (wenn  er  da  sein  wird)  soll  die  heüige 
Ilios  sm  Grunde  gehen". 

Sodann  folgen  die  Sätze  mit  oq>Qa  ewg  dg  o,  in  denen  wir  diese 
Conjunctionen  mit  bis  übersetzen.  Die  Etymologie  von  otpqa  weiss 
man  leider  nicht,  wir  müssen  also  suchen,  uns  diese  Satzgebüde  an 
€(og  und  dg  S  klar  zu  machen.  ^'Eiog  nun,  wie  oben  bemerkt  gleich  dem 
sanskritischen  yävat,  bedeutete  sicherlich  schon  in  uralter  Zeit  „tine 
lange^\  Von  dieser  Bedeutung  müssen  wir  auch  hier  ausgehen.  Die 
Hauptsätze  zu  den  Sätzen  mit  eiog  drücken  stets  eine  Handlung  aus, 
4ie  sich  über  eine  gewisse  Zeitdauer  erstreckt,  z.  B. 

'    ovraQ  iydf  nal  e'fteira  paxrjffoitat  eivexa  Ttoivfjg 
aid-i  fievwVy  eXiog  xfi  reXog  TColtf.ioio  xixslco  F  291. 

Wenn  wir  nun  bedenken,  dass  ^a;<;  ein  Accusativ  ist,  und  dass, 
wie  wir  sahen,  die  accusativische  Conjunction  die  Aufgabe  hat,  irgend 
welche  Verbindung  der  beiden  Sätze  zu  bezeichnen,  so  ergiebt  sich  fol- 
gende Uebersetzung :  „Ich  werde  wegen  des  Weibes  kämpfen^  hier  blei- 
bend, in  Verbindung  mit  dieser  langen  Zeit  werde  ich  ja  wohl  das 
Ende  von  Ilios  erleben^''.  Diese  Uebersetzung  ist  natürlich  vom  ästhe- 
tischen Standpunkte  betrachtet  schauderhaft,  giebt  aber  das  ursprüng- 
liche Gedankenverhältniss  der  Sätze  wohl  ziemlich  richtig  an.  Ge- 
lenker aber  undeutlicher  köimen  wir  vielleicht  sagen  „ic%  werde  hier 
bleiben  und  kämpfen,  so  lange  werde  ich  ja  wohl  das  Ende  Ilions 
erleben^^.  Dass  das  Bleiben  des  Diomedes  durch  den  Fall  Ilions  seinen 
Abschluss  finden  soll,  ist  nirgends  sprachlich  ausgedrückt,  diesen  Ge- 
danken supplirt  jeder  Hörer,  weil  er  sachlich  natürlich  ist,  und  wir 
Deutschen  drücken  ihn  in  der  Uebersetzung  mit  aus,  wenn  wir  Vt^ 
durch  „bis"  wiedergeben. 

Ganz  so  wie  itog  ist  in  dem  vorliterarischen  Griechisch  wohl 
anch  OTB  gebraucht  worden.  In  den  homerischen  Gedichten  finde  ich 
es  einmal  auch  bei  einem  Hauptsatz,  der  eine  dauernde  Handlung  ent- 
hält, also  ganz  wie  ^xog,  nämlich: 

rfiti  yaq  nt]l^a  y'  otofiai  ij  xcrra  rcapjtav 


64     

yi^Qat  te  orvyeQfp  xat  ifxrp^  Ttorideyfiivov  alel 
kvyQrjv  dyyelir/v,  6V  a7toq)&i^tivoio  Ttid^rai  T  334, 
jj  wartend  auf  die  traurige  Botschaft ^  dann  wird  er  ja  wohl  erfahren''*'. 
Aber  diese  ündeutlichkeit  ist  den  Griechen  doch  unerträglich  geworden, 
und  sie  haben  daher  durch  ein  zugefügtes  elg  dem  Gedankenausdruck 
nachgeholfen.  Dieses  eig  o  wird  uns  unten  (pag.  68)  noch  einmal  be- 
schäftigen. 

Im  Sanskrit  wird  yävad  ganz  so  wie  nog  gebraucht,  ich  weiss  es 
aber  nicht  mit  dem  Conjunctiv,  sondern  nur  mit  dejn  Indicativ  (vgl. 
Böhtlingk-Both  s.v.)  zu  belegen. 

Die  optativischen  Conjunctionssätze  (Opt.  cap.  IIT)  zeigen  keine  neuen 
Erscheinungen.  Man  muss  nur  festhalten^  dass,  wie  es  der  Grund- 
begriff des  Optativs  mit  sich  bringt ,  alle  optativischen  Nebensätze  loser 
an  den  Hauptsatz  angefügt  sind,  als  die  conjunctivischen. 

§2. 

Die  priorischen  Conjunctionssätze  mit  Conjunetionen 

vom  Relativstamme. 

Der  Belativstanmi  hat  die  Aufgabe^  auf  etwas  vorher  in  der  Bede 
Dagewesenes  hinzuweisen.  Darum  ist  es  das  Naturgemässe ,  dass  der 
Satz,  in  welchem  der  Belativstamm  vorkommt,  nachstehe..  Ich  habe 
daher  oben  bei  der  Behandlung  auch  der  priorischen  Belativsätze  den 
Fall,  dass  der  Belativsatz  voransteht,  an  das  Ende  gesetzt  Bei  den 
Conjunctionssätzen  tritt  aber  eine  Erwägung  hinzu ,  welche  ein  Abweichen 
von  dieser  Ordnung  verlangt.  Es  ist  nichts  Unnatürliches,  dass  man 
eine  Bestimmung  zu  einem  einzelnen  Begriff,  welche  ihm  aus 
logischen  Gründen  hätte  vorangehen  müssen,  nachholt,  daher  hat  das 
Nachstehen  priorischer  Belativsätze  nichts  Auffallendes.  Unnatürlich 
aber  wäre,  den  Satz  nachfolgen  zu  lassen,  der  die  Grundlage  zu  dem 
gesanmiten  Gedanken  des  Hauptsatzes  enthält,  wie  das  bei  den  prio- 
rischen Conjunctionssätzen  der  Fall  ist. 

Ich  sehe  daher  das  Voranstehen  des  priorischen  Conjunctionssatzes 
als  das  Natürliche  an  und  suche  an  dieser  Satzconstellation  die  Bedeutung 
der  Conjunetionen  deutlich  zu  machen.  Die  Fähigkeit,  auch  priorische 
Conjunctionssätze  nachzustellen,  kann  sich  erst  eingestellt  haben,  als 
die  Satzverbindung  schon  hoch  entwickelt  und  der  Sinn  der  Conjune- 
tionen in  hohem  Grade  befestigt  war. 

Wenn  denn  die  Conjunetionen  im  voranstehenden  priorischen  Satze 
ihren  eigenthümlichen  Sinn  erworben  haben,  so  muss  man  sie  mit  dem 
Belativum,  welches  unter  den  priorischen  Belativsätzen  die  vierte  Stelle 


65     

einnimmt,  vergleichen.  Sie  haben  die  Bestinmmng,  auszusagen,  dass 
der  Gonjunddonssatz  mit  einem  noch  unbekannten  Hauptsatze  in  der 
Richtung  zu  verbinden  sei,  welche  die  Conjunction  angiebt.  Ihr  Gedanken- 
iohalt  ist  also  ein  indefiniter. 

Die  ^Richtigkeit  dieses  allgemeinen  Baisonnements  hat  sich  nun  im 
Einzelnen  zu  bewähren. 

I. 

Ich  habe  hier ,  indem  ich  der  Ordnung ,  welche  Conjunctiv  cap.  in, 
§  2 ,  und  Optativ  cap.  III ,  §  2  eingehalten  ist ,  folge ,  zuerst  von  den 
Vergleichssätzen  zu  handeln.  Dass  diese  Sätze  zu  den  priorischen 
gehören,  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  da  ja  das  Bild  die  Grundlage  für 
das  Yerständniss  des  durch  ein  Bild  Verdeutlichten  sein  soll. 

Die  den  Vergleich  vermittelnde  Partikel  ist  in  den  conjunctivischen 
Sätzen  wg,  wozu  auch  o^e  treten  kann>  in  den  optativischen  ebenfalls 
bßg,  wozu  noch  ei  treten  kann.  Was  zunächst  die  conjunctivischen  be- 
trifft, sa  steht  unter  64  mir  vorliegenden  Fällen  58  mal  der  Satz  mit 
(^^  oder  (og  ore  voran.    Ein  Beispiel  für  c^^  ist: 

€jg  d*  OQvig  amijaL  veoaaölai  7iqo(f>iQr}öLV 
fiaoTcnC  eTtel  xs  laßijai  nuxxiog  d'  oQa  ol  niXat  avr^ 
aig  xal  iyd  nokkag  fiiv  ätmvovg  vvxtag  Xavov  1 323. 
'iig  nun  ist  Ablativ  des  Belativstanmies.     Der  Ablativ  bezeichnet  auch 
die  Art  und  Weise  (vgl.  Adverbium),  (bg  ist  also  hier  „irgendwie"  zu 
übersetzen:    „Es  söß  irgendwie   ein   Vogd  seinen  Jungen  Nahrung 
bringen^  nachdem  er  sie  erbeutet,  ihm  selbst  aber  geht  es  dendy  so 
brachte  auch  ich  vide  Nackte  schlaflos  gu^.  ''Che  nun  muss  demgemäss 
durch  „irgendwann"  verdeutscht  werden,  z.  B. 

(bg  d*  <ke  TiivTjOT]  ZeqwQog  ßadv  kfjCov  ild^tiv 
laßQog  inaiyi^wv,  iitl  r*  ^fivet  daToxveaaiv 
cSg  Twy  na(f  ayoQTj  xiv^^t]  B  147, 
„es  soU  irgendwie  irgendwann  der  Zephyros  u.  s.  w.,  so  u.  s.  wJ^ 
lieber  den  Sinn  des  Conjunctivs  in  diesen  Sätzen  vgl.  die  Relativ- 
sätze (pag.  44). 

Die  Sätze  mit  ibg  stehen  immer  voran,  dagegen  sind  mir  sechs 
Fälle  bekannt ,  in  denen  der  Satz  mit  u)g  ore  nachsteht ,  z.  B. 
t(b  <f  ai^  ofÄikov  loYce  nvdoi^ieovj  wg  ore  nuiftQU) 
iv  xval  ^fjQevryai  fiiya  q^qoviovze  niar[cov  ui  325. 
Man  darf  ike  nicht  einfach  -  anaphorisch  auf  den  vorhergehenden  Satz 
beziehen ,  denn  sonst  würde  ja  die  Gleichzeitigkeit  der  beiden  Handlungen 
ausgedruckt  sein,  vielmehr  muss  man  auch  dieses  Beispiel  übersetzen: 
y^sie  stürmten  durch  die  Schlacht  hin,  es  soUen  nur  zwei  Eber  irgendwie 

DelbrQck  a.Wlndisch,  nyntakt.  Forsch.  I.  5 


66     

irgendioann  sich  auf  Hunde  stürzen'*  (zu  ergänzen:  so  stürmten  sie. 
muss   also   der   vorangestellte  Hauptsatz  hinter  dem  Conjunctionss 
flüchtig  reproducirt  werden).    Aus  dem  Umstände ,  dass  Sre ,  wenn  m 
den  Sinn  nicht  gänzlich  zerstören  will,  durch  irgendwann  überse 
werden  muss,  und  aus  der  Erwägung,  dass  sich  in  einer  Conjunctio 
welche  ja  einen  ganzen  Satzgedanken  zum  Inhalt  hat ,  der  indefinite  Si 
nur  entwickeln  konnte,  wenn  der  Hauptsatz  dem  Conjunctionssatz  nie 
vorangegangen  ist  —  aus  diesen  zwei  Prämissen  ziehe  ich  in  diese 
einzelnen  Falle  den  schon  durch  allgemeine  Erwägungen  nahe  gele 
Schluss,  dass  die  Nachstellung  des  Vergleichssatzes  wie  ^325  unu 
sprüngHcher  ist  als  die  VoransteUung.    Man  mag  zur  Befestigung  dies 
Anschauung   auch  noch  die  Thatsache  hinzunehmen,   dass  die  nac 
stehenden  Vergleichssätze  alle  die  vollkommenere  Satzverbindung,  näm 
lieh  wg  (ke,  nicht  die  einfache,  nämlich  tog  zeigen. 

In  einem  far  die  Bedeutung  der  Modi  charakteristischen  Gegensalj 
zu  den  eben  behandelten  stehen  die  optativischen  Vergleichssätze.  Da 
Optativ  ist  in  ihnen  der  abgeschwächte ,  der  etwas  als  möglich  hinstellt 
Eine  solche  Behauptung  nennen  wir  in  priorischen  Sätzen  Ann  ahme  i 
entsprechend  der  Voraussetzung  des  Conjunctivs.  Solche  Annahme^ 
Sätze  im  Gegensatze  zu  den  Forderungen  oder  Voraussetzungen  sind 
nun  besonders  dazu  geeignet,  dasjenige  zu  bezeichnen,  was  sich  nach 
der  Vermuthung  des  Bedenden  wohl  verwirklichen  möchte,  z.  B. 

dfiifl  ijC  ^Odvaaijog  Talaaiq)Qovog  %%b%^  awij 

Tqp  ixilrj,  (bg  ii  h  ßicijato  (növvov  iovra  A  467, 

„man  Idowifde  anmhmen,  dass  sie  ihn  bedrängten,  dem  ähnlich  kam 

die  Stimme  gu  mir". 

Oder  was  überhaupt  nur  als  Annahme  ausgesprochen  wird: 

oi  d*  ag  laav  (ig  £v  re  ttvqI  xd-visv  näaa  vipoiro  J5  780 
„angenommen,  die  Erde  brennte,  so  erschien  ihr  Gehen*^. 

Endlich  drittens  kann  die  Annahme  als  im  Gegensatz  zui 
Wirklichkeit  stehend  gedacht  werden,  z.  B.  in  dem  Satze: 

ßij  ff  XfA€v  ah^aiüv  hdi^ia  qmva  enaatov 
navToae  xeiq  oqiywv  dg  ei  7tttj%og  nahxi  eitj  q  366 
eigentlich:  „angenommen  er  wäre  längst  ein  Bettler,  so  etc." 

Im  Sanskrit  steht  an  Stelle  des  doppelten  griechischen  wg  ei  da^ 
einfache  y&thä.  Das  Verständniss  dieser  optativischen  Sätze  ist  nichi 
ganz  leicht  Man  darf  vielleicht  annehmen,  dass  sie  erst  den  conjunc- 
tivischen  nachgebildet  sind.  In  den  allmählichen  Aufbau  der  Satz« 
gliederung  können  erst  fortgesetzte  Specialuntersuchungen  einen  deut- 
lichen Einblick  gewähren. 


67     

IL 

Die  Conjnnctiye  in  den  Gleichnissen  stellen  eine  Fordenmg  an 
die  Phantasie  des  Hörers.  Sie  postoliren  nnr  und  haben  mit  dem 
Eintreffen  nichts  zn  thnn.  ^iig  kann  aber  auch  zu  Conjunctiven 
mehr  futurischen  Inhalts  treten,  z.  B. 

nei&Bo  d'  üg  rot.  iycj  fivd'ov  zilog  iv  g)Q€ai  d'dfo  11 SS^ 
yy vorausgesetzt,  dass  ich  dir  irgendwie  zi^rede,  so  gehorche". 

So  auch  OTtiog: 

Zevg  d'  avtog  vifAev  olßov  ^OXvpiTtiog  mf&Qcinoiaiv 
iad-lolg  ^€  nomolaiv  OTtwg  i&eXfjaiv  exdattp  f  189 

m. 

Es  folgen  sodann  die  priorischen  Conjunctivsätze  mit 
den  Conjunctionen  yäd,  yädi,  yadä',  ote,  onoTe^  evte^  ^f^ogy 
o(pQa,  eig  o,  die  man  gewöhnlich  als  Temporal-  und  als  Bedingungs- 
sätze bezeichnet 

Man  kann  drei  Arten  der  Voraussetzung  unterscheiden. 

1.  Die  Handlung  des  Conjunctionssatzes  ist  das  zeitliche  Prius  zur 

Handlung  des  Hauptsatzes. 

2.  Die  beiden  Handlungen  sind  gleichzeitig  gedacht,  aber  die  des 

Hauptsatzes  ist  nicht  möglich  ohne  die  des  Conjunctionssatzes. 
Diese  ist  ihre  logische  Grundlage. 

3.  Die  Handlung  des  Conjunctionssatzes  bildet  den  Hintergrund  fBr 

die  des  Hauptsatzes. 

1.  Aus  der  grossen  Menge  von  Belegstellen  föhre  ich  nur  folgende 
bezeichnende  an: 

maf'nam  agne  vi  dabo  mä''bhf  90CO  mä"sya  tväcaqi  cikshipo  mä'  9&rt- 
ram,  yadä'  (ritäm  krinävo  jatavedö  'the'm  enaip  prä  hinutät  pitrfbhya^ 
„verbrenne  ihn  (den  Todten)  nicht,  thue  ihm  kein  Leid  0  Agni,  zer- 
stückle nicht  die  HatU  und  seine  Glieder,  wenn  du  ihn  gar  gekocht 
o  Jätavedas,  magst  du  ihn  hin  zu  unsem  Vätern  senden"  KV.  10, 16, 1. 
Ich   mache  gelegentlich  darauf  aufmerksam,  dass  krinävas  Conjunctiv 
des  Präsens  sei.   Niemand  wird  annehmen ,  dass  der  Conjunctiv  Präsentis 
an   und  far  sich  die  Bedeutung  eines  Fui  exactums  habe.    Dieser  Sinn 
kommt  nur  zeitweilig  durch  die  Situation  in  ihn  hinein. 

OTtTt&VB  inßv  toucovg  7iTe(afiev  nocceQ  tjdi  nat  viov, 
iv  d£  ov  ToXoiv  eTteirtx  Tteqn^aeai  ^  216. 

2.  vacyänte  väm  kakuhä^o  jürnäyäm  ädhi  yish^äpl ,  J&i  yäm  rätho 
yfbhib  p&tät  „es  schwanken  eure  Sitze  über  der  zerbrechliehen  Orund- 

5* 


68     

läge,  wenn  euer  Waagen  durch  die  Kraft  der  Vögel  fliegt  (euer  Waaen 
soU  nur  durch  die  Kraft  der  Vögel  fliegen)^'  KV.  1,  46,  3. 
Die  Sitze  könnten  nicht  schwankend  genannt  werden ,  wenn  der  Wagen 
nicht  durch  die  Luft  flöge. 

avrbg  vvv  tde  TCWfia  d-owg  d*  irci  deaiiov  trjXov 
fjiri  Tig  toi  v.a&'  hdbv  dtjXi^aevai,  ortTtdi^  av  avte 
a^drjdd'a  yXvKvv  mtvov  liov  hf  vrjl  fiekalvrj  ^  443 

iTtet  ov  ^  m  devtSQOV  MÖe 
i'^eu  axog  ycQadirpf,  oq>Qa  tiooiai  fierelcj  V  46, 
„vorausgesetzt  dass  ich  unter  den  Lebenden  weüe,  die  ganze  Zeit  über 
wird  nicht  zum  zweiten  Male  ein  solches  Leid  mich  treffen'^. 
Auch  Big  o  wird  in  dem  Sinne  gebraucht,  dass  es  die  gleicjie  Zeit- 
dauer der  beiden  Handlungen  bezeichnet^  was  wir  durch  so  lange 
als  ausdrücken,  wie  man  auch  sagt  elg  eviawov  auf  ein  Jahr.    Dabifi 
gehört  z.  B.  folgende  interessante  Stelle: 

7te7tTa(jiivag  hf  XBQai  mhxg  e^^  ^h  o  xe  Ixxol 
eXd-anJi  TtQorl  aarv  necpv^OTeg  <D  531. 
Wenn  wir  unserer  Anschauungsweise  folgen ,  so  sind  wir  geneigt ,  so  zu 
übersetzen:  „haltet  die  Thüren  offen,  bis  die  flüchtigen  hereinge- 
kommen sind^^.  Aber  der  Conj.  Aor.  enthält  so  wenig  etwas  Perfec- 
tisches,  als  der  des  Präsens.  Man  muss  also  übersetzen:  „haltet  die 
Thüren  offen,  während  sie  herein  kommen^'.  Dies  Beispiel  unterscheidet 
sich  von  ähnlichen  wie: 

^ifivev*  iTteiyofievoir  tov  ifiov  yd^ov  elg  o  xe  (pSgog 
hxeUaio  ß  98 
dadurch,  dass  in  ihm  auch  die  Handlung  des  Conjunctionssatzes  eine 
dauernde  ist ,  während  das  ixveleiv  als  etwas  punktuelles  zu  denken  ist. 
Freilich  ist  immer  wieder  geltend  zu  machen,  dass  dieser  unterschied 
sprachlich  nicht  ausgedrückt  ist,  und  es  lässt  sich  daher  rechtfertigen, 
wenn  man  die  Beispiele  für  elg  o  lieber  alle  unter  eine  Kategorie 
bringen  wilL 

3.  Die  Handlung  des  Conjunctionssatzes  bildet  den  Hintergrund 
für  die  des  Hauptsatzes. 

Unter  diese  nicht  sehr  deutliche  üeberschrift  bringe  ich  Sätze  mit 
oipqa  wie  den  folgenden: 

fÄv^aacd^e  de  d-ovQidog  dlxfjg 
oq)Q^  av  sywv  l4xiX^og  äfxv^ovog  evtea  dvw  P  185. 
Man  könnte  auf  den  ersten  Blick  geneigt  sein,  zu  glauben,  hier  passe 
die  Bezeichnung  „priorischer  Nebensatfc"  gar  nicht,  indem  ja  die  Hand- 
lungen  einfach  aneinandergereiht  seien.     Aber  das  ist  ja  gerade  das 
Wesentliche  an  der  conjunctionellen  Verbindung,  soweit  sie  uns  bei  den 


69     

conjanctiyischeii  und  optativischen  Sätzen  entgegengetreten  ist,  dass  die 
Sätze  in  einer  innerlichen  Verbindung  stehen,  der  Art,  dass  der  eine 
Gedanke  dem  andern  untergeordnet  ist.  Und  in  der  That  sind  auch  in 
unserem  Falle  die  Gedanken  der  beiden  Sätze  sich  gegenseitig  nicht 
gleichgültig  und  nicht  gleichberechtigt,  sondern  der  Gedanke  des  Neben- 
satzes soU  als  eine  Art  von  Motiv  für  den  Gedanken  des  Hauptsatzes 
wirken!  ,,Ich  werde  meine  Pflicht  thun^  so  thut  denn  auch  ihr  die 
curige".    Aehnlich  bei  allen  hierhergehörigen  Satzgebilden. 

Die  Optativsätze  dieser  Art  sind  wiederum  sofort  verständlich, 
wenn  man  bedenkt,  dass  statt  des  Begriffes  der  Voraussetzung  der 
der  Annahme  eintritt.  Wie  sich  in  derartigen  Sätzen  der  Gedanke  der 
Wiederholung  einstellen  konnte,  ist  Optativ  Gap.  m,  §  2  entwickelt 

Von  den  Sätzen,  die  man  ausschliesslich  Bedingungssätze  zu 
nennen  pflegt,  wird  noch  in  dem  jetzt  folgenden  Abschnitt  gelegentlich 
die  Bede  sein. 

B. 

Die  Sätze  mit  satzverbindenden  Partikeln  von  anderer  Herkunft. 

Indem  ich  einige  allgemeine  Bemerkungen  über  die  Nebensätze  im 
Sanskrit  dem  zehnten  Gapitel  vorbehalte,  erwähne  ich  hier  nur  die 
CoDjonctionen  cd  und  ced  in  dem  Gebrauch ,  wo  man  sie  durch  „wenn  ^^ 
m  umschreiben  pflegt. 

ca  entspricht  dem  griechischen  re,  seine  Aufgabe  ist:  zu  verbinden. 
Es  verbindet  also  zwei  Sätze  einfach  mit  einander,  ohne  über  die  Art 
der  Verbindung  das  geringste  auszusagen.  Wir  können  es  durch  „wenn'^ 
übersetzen,  sobald  es  in  priorischen  Sätzen  steht,  z.B.  in  folgendem 
optativischen  Annahmesatz; 

sä.cä  *tisrij6j  juhuyän,  na  ca*  tisrijen  nä  juhuyät  f, angenommen  er 
(Vr&tya)  giebt  die  Erlaubniss,  so  soU  er  (der  Hausherr)  opfern, 
angenommen  er  giebt  sie  nicht,  so  soll  er  nicht  opfern*'  AV.  15,  12,  3. 

Von  ca  ist  ced  nur  durch  den  Hinzutritt  des  deiktischen  id  ver- 
schieden, was  auch  in  ned  erscheint;  es  liegt  also  in  ihm  nicht  die 
Spur  mehr  von  satzverbindender  Kraft.  Aus  dem  lehrreichen  Artikel 
Ton  Böhtlingk-Both  sieht  man,  dass  das  Wort  sowohl  in  posteriorischen 
als  in  priorischen  Nebensätzen  vorkommt  In  den  ersteren  pflegen  wir 
es  durch  „ damit ^^  zu  umschreiben,  obgleich  dieser  Sinn  natürlich  nur 
aus  dem  Gtedankenzusammenhange  der  Sätze  übertragen  ist  (Beispiele 
ans  dem  Bämäyana  siehe  BB.  ced  (U  pag.  1054).  ^Sehr  viel  häufiger  ist 
es  in  priorischen  Sätzen,  wo  wir  es  dann  wieder  durch  „wenn"  ver- 
deutschen. 


70     

Ich  führe  einige  Belege  für  optativische  Annahmesätze  an. 
et&jJCL  c6i  anyäsmä  anubrüyäs,  täta  evä  te  9fra9  chindyäm  „wenn  du 
das  einem  andern  sagen  soUtest,  so  würde  iek  dir  das  Haupt  db- 
schlagen''  (;!at.  Br.  14, 1,  1, 19. 

finam  asmint  samnayaty  amritatvain  ca  gacchati  pit&  putrasya 
jätasya  pa9yec  cej  jivato  mukham  „Eine  Schuld  löst  er  in  ihm,  und 
zur  Unsterblichkeit  geht  er  ein,  wenn  der  Vater  des  neug^arenen 
lebenden  Sohnes  Anüitz  sieht"  Ait.  Br.  7, 13. 

ksheträc  ced  ubhayatahsasyäd  g|ihniyäd  annavaty  asyäh  prajä 
bhavishyati  „wenn  sie  von  dem  zweimal  tragenden  Fdde  (einen 
Kloss)  nimmt,  so  wird  ihre  Nachkommenschaft  speisereich  sein'' 
A9V.  gr.  1,  5,  5. 

Für  das  Qri-echische  kommt  hauptsächlich  eP)  und  was  damit 
zusammenhängt  in  Betracht. 

Leider  steht  die  Etymologie  dieses  wichtigen  Wörtchens  nicht 
vollkommen  fest  Nur  das  negative  Ergebniss  scheint  mir  sicher, 
dass  68  nicht,  wie  Bopp  im  Glossar  meint,  gleich  dem  sanskritischen 
yadi  ist,  denn  abgesehen  von  allen  anderen  Gegengründen  ist  der  Ausfall 
eines  ä  zwischen  Yokaleif  nicht  nachgewiesen.  Als  wahrscheinliche 
positive  Yermuthung  darf  man  aufstellen,  dass  ei  zu  dem  Stamme  sva 
gehört  Auf  diese  Ansicht  fOhren  das  oskische  svaf  »  lat.  s!,  wonach 
also  ei  vom  a/ verloren  hätte,  wie  z.  B.  idlo).  Eine  Spur  der  anlautenden 
Consonantengruppe  findet  Curtius  nach  Hugo  Weber  (die  dorische 
Partikel  ka  110)  in  dem  von  Hesychius  als  kretisch  bezeichneten  ßaiKav, 
das  als  et  x€v  aufgefasst  werden  könnte.  Aber  da  bei  Hesychius  die 
Bedeutung  von  ßaixav  nicht  angegeben  ist,  so  kann  möglicher  Weise 
ein  Nomen  oder  sonst  etwas  anderes  dahinter  verborgen  sein.  Ein 
sanskritisches  svai,  wovon  Weber  spricht,  existirt  nicht,  und  ist  auch 
nach  den  Gesetzen  dieser  Sprache  unmöglich. 

Es  fragt  sich  nun ,  ob  und  wie  die  formell  mögliche  Ableitung  des 
ei  von  dem  Stamme  sva  sich  dem  Sinne  nach  rechtfertigen  lasse. 
Glücklicherweise  kommt  mir  an  dieser  Stelle  wieder  eine  Untersuchung  von 
Windisch  zu  Statten,  die  er  in  seiner  Arbeit  über  das  Relativpronomen 
S.  329  —  373  angestellt  hat.  Die  Hauptresultate  seiner,  im  wesentUchen 
mit  den  Ansichten  von  Miklosich  und  Curtius  zusammentreffenden 
Darlegung,  sind,  so  weit  sie  uns  hier  interessiren,  die  folgenden. 

Die  reflexive  Bedeutung  im  engeren  Sinne^st  nicht  der  ursprüng- 
Uche  Inhalt  des  Stammes  sva.    Vielmehr  bedeutete  dieser  aller  Wahr- 


1)  Ich  schreibe  mit  der  zweiten  Bekker*schen  Ausgabe  bei  Homer  stets  tt, 
nicht  atf  was  übrigens  mit  ii  natürlich  dem  ürspnmge  nach  identisch  ist. 


71     

scheinlichkeit  nach  als  sabstantiyisches  Pronomen  „  die  genannte  Person 
selbst '\  als  adjectivisches  „znm  Selbst  der  genannten  Person  gehörig, 
eigen ^^  Es  war  also  ein  anaphorisches  Pronomen,  das  sich  nur  auf 
schon  genannte  Personen  bezog,  gleichsam  ein  emphatisches  ana- 
phorisches  Pronomen.  Es  hat  sich  nun  von  diesem  Grunde  aus  nach 
zwei  Seiten  hin  entwickelt.  Einerseits  ist  der  Kreis  der  Personen,  auf 
die  es  sich  zuruckbeziehen  kann,  verengert  worden,  so  dass  das  Beflexiv- 
pronomen  im  engsten  Sinne  entstehen  konnte,  welches  nur  das  Bubject 
des  Satzes  im  Casus  obliquus  wieder  aufnimmt,  andererseits  ist  der 
Ereis  der  Nomina,  die  es  aufnehmen  kann,  erweitert,  so  dass  die  Formen 
des  Stammes  ^a  —  in  den  homerischen  Gedichten  —  als  einfaches 
anaphorisches  Pronomen  gebraucht  werden.^) 

Dieser  letzteren  Phase  des  Gebrauches  dürfte  el  angehören.  Da 
nun  ei  als  Locativ  des  Stammes  sva  angesehen  werden  muss,  so  darf 
man  als  Grundbedeutung  von  ei  „am  genannten  Orte^^  „zur  genannten 
Zeit^^  „auf  die  genannte  Weise *^  angeben. 

Ist  diese  Entwickelung  richtig,  ansteht  der  Stamm  sva  in  dieser 
Beziehung  durchaus  auf  einer  Linie  mit  dem  Stamm  ja.  Beide  sind 
anaphorisch  und  können  darum  beide  Af  Satzverbindung  gebraucht 
werden. 

Sonach  befinden  wir  uns  auch  bei  £^  auf  bekanntem  Boden.  Die 
Sätze  mit  ei  müssen  ebenso  behandelt  werden,  wie  Sätze  mit  Conjunc- 
tionen  vom  Stamme  ;a.  Sie  müssen  also  ebenfalls  in  posterio- 
rische  und  priorische  eingetheilt  werden. 

1.   Posterioriache  Sätze  mit  ei. 

Sie  sind  am  nächsten  den  posteriorischen  mit  dg  zu  vergleichen. 
Der  Conjunctiv,  um  von  diesem  wieder  zunächst  zu  reden,  ist  weniger 
ein  wollender,  als  ein  erwartender.    Als  Beispiele  mögen  dienen: 

int  d'  avT<p  Ttavreg  exto^ev 
ad'QOOiy  ei  %i  ^iv  ovSov  antiao^iev  ^di  dvqiuiv, 
eld^iofiev  d'  aya  äatv  %  76. 
Wenn  wir  die  Genesis  dieser  Periode  erkennen  wollen,  so  müssen  wir 
übersetzen:  „toir  wollen  doch  <Me  auf  ihn  zielen,  auf  diese  Weise  woUen 
wir  ihn  von  der  Schwelle  und  der  Thür  wegstossen  und  in  die  Stadt 
gelangen'^ 

ßdlX  cnkiagj  et  xiv  ri  q>6a)g  Javadia i  yivtjav  0  282 
jyWirf  eu,  auf  diese  Weise  soUst  du  ein  Licht  den  Danaern  werden^'. 


1)  Eine  interessante  Parallele  zn  sva  gewährt  das  sanskritische  nija  (vgl. 
Böhtlingk-Both  s.  t.). 


72     

Eine  Anzahl  von  Sätzen  mit  ei  ist  man  wieder,  ähnlich  wie  es 
uns  bei  orttag  begegnet  ist,  geneigt  als  Fragesätze  aufzufassen.  Ich 
habe  mich  in  der  Beispielsammlung  selbst  bemüht  nachzuweisen ,  wie 
dieser  Sinn  in  die  Sätze  und  damit  in  das  et- hineingekommen  ist.  Eine 
griechische  Specialsyntax  würde  nun  nachzuweisen  haben ,  ob  und  wann, 
dieser  Sinn  in  dem  el  fest  geworden  ist,  und  ob  es  auch  bei  ei 
mit  dem  Indicativ  noch  möglich  ist,  ei  anaphorisch  zu  fassen,  oder  ob 
die  Indicativconstructionen  vielleicht  erst  den  Gonjunctiv-  und  Optativ- 
constructionen  nachgebildet  sind. 

Die  posteriorischen  Optativsätze  mit  ei  sind  ganz  so  aufzufassen 
wie  die  Gonjunctivsätze.  Der  Erwartung  des  Gonjunctivs  entspricht  die 
Hofihung  des  Optativs.  Doch  darf  man  zwei  Bemerkungen  nicht  über- 
sehen, erstens  dass  die  Grenzlinien  zwischen  Ei*wartung  und  Hoffnung 
überhaupt  nicht  sehr  schaif  sind,  und  zweitens  dass  man  nicht  wissen 
kann,  ob  nicht  die  grösste  Anzahl  der  optativischen  Sätze  mit  ei  auf 
die  im  .achten  Capitel  zu  erörternde  Weise  aus  conjunctivischen  ent- 
standen, sind.  #     «  . 


M 


2.    P^vische  Sätze  mit  c/. 

Dies  sind  die  sogenaimten  Bedingungssätze.  Ich  kann  es 
nicht  als  meine  Aufgabe  betrachten ,  auf  die  griechischen  Bedingungs- 
sätze hier  ausfuhrlicher  einzugehen.  Man  wird  diese  nur  dann  gründlich 
verstehen  können ,  wenn  die  Lehre  vom  Indicativ  und  damit  die  Tempus- 
lehre vorliegen  wird.    Daher  hier  nur  wenige  Bemerkungen. 

Eine  besondere  Form,  die  den  Bedingungssätzen  allein  zukäme, 
giebt  es  nicht.  Sie  sind  priorische  Nebensätze.  Wir  haben  oben  gesehen, 
dass  in  diesen  beim  Gonjunctiv  der  Qedanke  der  Voraussetzung, 
beim  Optativ  der  der  Annahme  entsteht.  Diesen  Sinn  haben  der 
Gonjunctiv  und  Optativ  auch  in  den  Bedingungssätzen.  Die  Gonjunction 
giebt  nun  an,  auf  welche  Weise  die  Voraussetzung  oder  Annahme  des 
Nebensatzes  mit  dem  Hauptsatze  verbunden  gedacht  sein  soll.  Zur  Be- 
zeichnung des  Gedankens,  dass  der  Nebensatz  als  die  logische 
Grundlage  des  Hauptsatzes  zu  betrachten  sei,  hat  das  ältere  Sanskrit 
und  Griechisch  keine  eigene  Form.  Wir  haben  schon  bei  yada  und 
ore  gesehen,  wie  eine  Partikel  die  gewöhnlich  temporalen  Sinn  hat, 
in  rein  bedingendem  verwendet  wird.  Danach  zu  schliessen  dürfte  auch 
ei  in  Bedingungssätzen  ursprünglich  als  temporal  zu  fassen  sein.  Die 
zeitliche  Grundlage  ist  die  Form ,  in  welcher  die  logische  mit  ausgedrückt 
wird.  Eine  genauere  Scheidung  der  temporalen  und  der  rein  logischen 
Bedingtheit  ist  erst  eine  Errungenschaft  des  Atticismus. 


73     

Der  Sinn  der  Partikel  et  entwickelt  sich  in  den  priorischen  Sätzen 
ganz  ebenso,  wie  der  der  Partikeln  vom  Stamme  ja,  es  kommt  nämlich 
ein  indefiniter  Bestandtheil  hinzu.     Wir  werden  denmach  el  am  besten 
dm-ch  „irgendwann"  „irgendwie"  übersetzen,  z.  B. 
u  9  av  tig  ^ifjOi  9'BÜv  ivl  otvoni  novtif 
Tkrjaofiai  ev  avijd'eaaiv  sxixjv  Tahxnevd^ia  ^vfiov  «221, 
„ein  Gott  sott  mir  das  Schiff  irgendwann  zerschmettern  im  Meere, 
ich  werde  es  dann  ertragen ''. 

H  zovxia  %ß  Xaßoi(A€Vy  aQoifie&a  xe  nXiog  iad-iAv  E  273, 
„wir  könnten  sie  etwa  irgendwann  in  unsere  Gewalt  bekommen,  wir 
würden  dann  treffUchen  Buhpi  erlangen''. 

Wenn  der  Satz  mit  ei  nachsteht,  ist  die  Auffassung  ganz  die- 
selbe. Denn  auch  hier  gilt ,  was  von  den  Conjunctionen  des  Stammes  ja 
in  priorischen  Sätzen  gilt.  Die  Yoranstellung  des  Nebensatzes  ist  das 
natürliche,  und  an  dieser  Satzform  hat  sich  der  Sinn  der  Gonjunction 
entwickelt 

Auf  einige  Einzelheiten,  z.  B.  auf  den  Sinn  der  Unmöglichkeit, 
die  man  wohl  fälschlich  in  dem  Modus  gesucht  hat  u.  a.  ist  in  der 
Beispielsammlung  selbst  gelegentlich  hingewiesen.  Hier  will  ich  nur 
noch  eine  Schwierigkeit  zur  Sprache  bringen,  deren  ich  nicht  völlig 
Herr  geworden  bin. 

Es  wird  in  der  Beispielsammlung  bei  den  optativischen  Sätzen 
mit  H  darauf  hingewiesen ,  dass  man  bei  manchen  Bedingungsperioden 
den  Satz  mit  si  noch  nicht  als  Annahme,  sondern  geradezu  als  Wunsch 
auffassen  kann,  z.  B.  kann  man 

ei  Tceivov  ye  idoi^i  xarcA^dyr'  "^idog  elaio 
q)€U7i»  x£  (pqiv^ dziqTCOv  o'iC^vog  ixlei.a^'ia^'ai  Z  284 
noch  geradezu  übersetzen:  „sähe  ich  doch  jenen  irgendwann  in  den  Hades 
steigen,    dann  würde  ich  glauben  mein  Elend  vergessen  zu  können". 
B  heisst  nach  der  Auffassung,  die  sich  uns  als  die  einzig  mögliche 
ergeben  hat,  „irgendwann"  und  hat  nur  eine  Berechtigung  und  einen 
Sinn  üi  der  Periode;  nur  dadurch,  dass  ein  Satz  auf  den  Satz  mit  ei 
folgt,  der  zu  ihm  in  einem  bestimmten  Gedankenverhältniss  steht,  ent- 
wickelt sich  die  Bedeutung  „irgendwann".    Nun  aber  giebt  es,   wie 
schon  oben  erwähnt  ist,  Hauptsätze,  an  deren  Spitze  ei  steht,  wo  es 
nichts  zu  sein  scheint,  als  eine  den  Wunsch  einleitende  Partikel,  z.  B. 
ei  yaq  i^iol  tocoade  nooig  xexXrjfiivog  eYrj  ^  244 
ei&e  (.ioi  äg  fiaXcmov  ^avarov  noqoi  ^J^q^efiig  ayvi^  a  202 
und  viele  ähnliche. 

Auch  conjunctivische  Hauptsätze  derart  sind  vielleicht  anzuerkennen 
B12  q>  260. 


74 

Zur  Erklänmg  dieser  Sätze  kann  man  einen  doppelten  Weg  ein- 
schlagen. Entweder  muss  man  annehmen,  dass  ü  in  ihnen  die  Bedeu- 
tung hat,  wie  in  posteriorischen  Sätzen,  „ auf  diese  Weise ^S  dass  sie  also 
den  Wunsch  an  die  Situation  ebenso  anknüpfen  wie  wg  das  thut.  Oder 
man  muss  diese  Satzart  far  verhältnissmässig  jung  ansehen ,  und  anneh- 
men, dass  sie  erst  den  Bedingungsperioden  ihr  Dasein  verdanken,  in  der 
Weise,  dass  der  Nachsatz  verschwiegen  ist.  Gegen  die  erste  An- 
nahme spricht  die  Erwägung,  dass  man  dann  das  ei  in  selbständigen 
Wunschsätzen  anders  fassen  muss ,  als  in  Wunschsätzen ,  die  den  ersten 
Theil  einer  Bedingungsperiode  bilden.  Die  zweite  ist  auch  nicht  ebea 
einladend.    Ich  weiss  nicht  zu  entscheiden. 


cap.  vn. 

Fragesätze. 

Wenn  man  etwas,  was  man  wissen  möchte,  nicht  weiss,  so  ent- 
steht eine  Stockung  im  Verlaufe  der  Gedanken,  die  als  Spannung 
empfunden  wird.  Zur  Beseitigung  dieser  Spannung  wendet  man  sich 
entweder  an  seinen  eigenen  übrigen  Gedanken vorrath :  man  besinnt  sich; 
oder  man  adressirt  den  Gedankencomplex,  bei  dem  die  Spannung  eintritt, 
an  eine  zweite  Person ,  von  der  man  Aufklärung  erwartet.  Diese  letztere 
Operation  nennt  man  bekanntlich  Frage.  Und  zwar  ist  die  eben  be- 
schriebene Art  der  Frage  die  natürlichste.  Es  giebt  noch  einige  Modi- 
ficationen  der  Frage ,  die  aber  alle  dieselbe  Grundform  zeigen.  Es  kann 
nämlich  der  FaU  eintreten,  dass  man  sich  nicht  an  eine  bestinmite 
anwesende,  sondern  an  eine  abwesende  oder  fingirte  Person  wendet, 
von  der  man  eine  Antwort  nicht  erwarten  kann.  Dann  entstehen  die 
rhetorischen  Fragen ,  welche  sich  dem  Ausruf  nähern.  Oder  man  kann 
auch  die  Operation  des  Besinnens ,  Nachdenkens  u.  s.  w.  in  Frageform 
kleiden.  Man  richtet  Fragen  an  sich  selbst.  In  einem  solchen  Falle 
scheidet  sich  das  Ich  in  zwei  Personen ,  eine  fragende  und  eine  gefragte. 

Es  ist  also  zum  Zustandekommen  der  Frage  nöthig :  Eine  gewisse 
Yorstellungsmasse,  eine  Spannung,  eine  Hinwendung  zu  einer  zweiten  Person. 

Sprachlich  finden  diese  Bestandtheile  der  Frage  folgenden  Ausdruck: 
Die  Yorstellungsmasse  wird  durch  Worte  ausgedrückt,  ebenso  wie  im 
Aussagesatz.  Die  Spannung  findet  ihren  Ausdruck  in  einer  Modification 
des  Satzaccentes ,  dem  sogenannten  Frageton.  Während  nämlich  in  der 
Begel  die  letzte  Silbe  des  Satzes  die  am  tiefsten  betonte  ist,  ist  in  der 
Frage  die  letzte  Silbe  besonders  hoch  betont   üeber  den  Bhythmos  der 


75     

Bede,  den  ästhetischen  und  logischen  Werth  des  Satzaccentes  sind,  so 
viel  ich  weiss ,  noch  wenig  ins  Detail  gehende  Untersuchungen  gemacht 
Auch  ich  bin  nicht  in  der  Lage,  auf  alle  Einzelheiten  des  Fragetons 
einzugehen,  sondern  begnüge  mich  mit  der  Bemerkung,  dass  die  Spannung 
der  Frage  durch  die  unnatürliche,  nach  Beruhigung  verlangende  Betonung 
trefflich  gekennzeichnet  ist  (vgl.  noch  Westphal,  Philosophisch-historische 
Grammatik  der  deutschen  spräche  pag.  11).  Die  Inder  haben  einen 
Versuch  gemacht ,  den  Frageton  durch  die  Schrift  zu  bezeichnen ,  indem 
sie  dem  letzten  Yocal  des  Satzes  das  Zeichen  der  „pluti^*  d.  h.  der 
verschwimmenden  gedehnten  Aussprache  hinzufügen,  z.  B. 

adhäh  svid  äsi3d  upäri  svid  äsi3d  yyWar  es  unten,  war  es  oben? '^ 
BV.  10, 129,  5  (vgl.  Max  Müller,  Bigveda-Prati9äkhya  pag.  16).  Doch 
dient  die  3,  das  Zeichen  der  Plutirung  nicht  allein  dem  Frageton ,  son- 
dern die  Inder  versuchen  überhaupt  dadurch  allerhand  declamatorische 
Betonungen  schriftlich  zu  bezeichnen,  z.  B.  in  Sätzen,  welche  Drohungen, 
Versprechungen,  Grüsse,  Lobeserhebungen  und  ähnliches  enthalten,  pie 
einheimische  Literatur  über  die  Plutirung  findet  sich  bei  Böhtlingk- 
Both  s.  V.  pluta,  eine  Darstellung,  die  auf  diesen  Angaben  fusst,  bei 
Benfey  Vollst  Sanskrit  Gramm,  pag.  71). 

Die  Hinwendung  zu  einer  zweiten  Person  findet  ihren  Ausdruck 
in  Geberden  oder  den  gewöhnlichen  sprachlichen  Mitteln  (Pronomen  der 
zweiten  Person)  oder  muss  in  der  Erzählung  aus  dem  Zusammenhange 
erschlossen  werden. 

Dies  sind,  so  weit  ich  sehe,  die  Eigenthümlichkeiten  der  Frageform. 
Nun  können  die  Fragen  noch  nach  der  Beschaffenheit  des  Gedankens,  bei 
welchem  die  Stockung  stattfindet ,  eingetheilt  werden ;  dieser  kann  an  sich 
ganz  vollständig  sein ,  die  Spannung  tritt  nur  ein,  weil  man  nicht  weiss, 
ob  er  mit  der  Meinung  eines  andern  oder  aller  (d.  h.  der  Wirklichkeit) 
übereinstimmt  Auf  solche  Fragen ,  die  man  Bestätigungsfragen  nennen 
könnte ,  weil  sie  eine  Bestätigung  oder  Widerlegung  verlangen ,  erwarten 
wir  die  Antwort  ja  oder  nein,  z.  B.  „Ist  das  dein  Sohn?''  Oder  der 
Gedanke  ist  nur  zum  Theil  deutlich,  zum  anderen  Theil  undeutlich. 
Wenn  ich  frage:  „Wie  heisst  du?''  so  ist  mir  klar,  dass  der  Angeredete 
irgendwie  heisst,  (Namenlosigkeit  setze  ich  bei  ihm  nicht  einmal  als 
Möglichkeit  voraus,  sonst  würde  ich  fragen:  „Heiäst  du  irgendwie? '% 
mir  ist  aber  unklar,  welchen  bestimmten  Namen  er  hat  Solche  Fr^en 
könnte  man  Verdeuüichungs&agen  nennen. 

Die  Bestätigungsfiragen  waren  ursprünglich  durch  nichts  anderes, 
als  die  allgemeinen  Zeichen  der  Frage  charakterisirt.  Im  Laufe  der 
sprachlichen  Entwickelung  treten  aber  bisweilen  gewisse  Zeichen  hinzu, 
entweder  besondere  Wörtchen,  oder  die  Wortstellung. 


76     

Die  Yerdeutlichungsfragen  haben  för  den  in  Frage  gestellten 
undeutlichen  Theil  des  Gedankens  ein  bestimmtes  sprachliches  Ge^s: 
den  Interrogativstamm. 

Für  diesen  Stamm  hat  man  im  Indogermanischen  als  ürgestalt 
wohl  ha  anzunehmen.  Im  Sanskrit  erscheint  er  als  ha  hi  hu,  z.  B.  in  dem 
älteren  has  ha  hdd,  wof&r  das  jüngere  has  ha  htm,  und  in  htdra,  wo. 
Im  Griechischen  tritt  er  als  Tto  und  m  auf,  noi  in  nozeqog  Smog  etc. 
Ti  in  dem  deklinirbaren  Fragepronomen  (Curtius  Grundz.^  446).  Neben 
dem  fragenden  Sinne  hat  dieser  Stamm  auch  den  indefiniten,  und  dieser 
kann  zum  indefinit -anaphorischen  werden.  Auf  den  Streit  darüber,  ob  der 
fragende  oder  unbestimmte  Sinn  der  ältere  sei,  gehe  ich  hier  nicht  ein, 
weil  er  nur  durch  eine  umfassende  Untersuchung  über  den  Pronominal- 
stanun  ha  nach  Art  der  von  Windisch  über  ja  zu  entscheiden  ist 

Vielmehr  gehe  ich  sofort  zu  der  speciellen  hier  vorliegenden  Auf- 
gabe über,  indem  ich  untersuche,  wie  die  Grundbedeutungen  des  Con- 
junctivs  und  Optativs  sich  im  Fragesatze  gestaltet  haben. 

Was  wird  aus  dem  conjuncti vischen  Wollen  im  Fragesätze?  Ver- 
gegenwärtigen wir  uns  die  Entstehung  der  Frage.  Wenn  bei  einer 
Willensbestimmung,  der  ich  eben  Folge  zu  geben  im  Begriff  bin,  eine 
Stockung  eintritt,  so  kann  dies  geschehen,  weil  ich  im  Zweifel  bin,  ob 
ich  auch  wirklich  will,  was  ich  zu  thun  oder  zu  lassen  mich  anschicke. 
Wer  etwas  seiner  Natur  Fremdes  zu  thun  sich  anschickt,  kann  sich 
wohl  fi-agen:  „wiU  ich  wirUich  das  und  das  unternehmen?"  Aber 
dieser  Fall  ist  doch  sehr  selten.  Bei  weitem  häufiger  tritt  die  Stockung 
ein,  weil  wir  nicht  wissen,  ob  wir  unsere  Absicht  ^durch- 
führen dürfen  oder  können.  Um  Aufklärung  hierüber  zu  bekonunen, 
wenden  wir  uns  an  eine  zweite  Person.  So  kommt  auch  in  die  erste 
Person  des  Conjunctivs  der  Gedanke  des  Sollens,  Dürfens,  Könnens 
aber  nicht  durch  selbständige  Evolution  des  Grundbegriffes,  sondern  nur 
durch  die  Eigenthümlichkeit  der  Slituation,  aus  welcher  die  Frage  her- 
vorgeht, z,  B. 

fidig  yoQ  liot  fiv&f^  imtilXBai  rjde  xeleveig; 
av&i  /Aiv(o  fietä  xoiai  dedey^ievog  elg  o  xsv  IX^g, 
^i  d-iw  fieca  a'  avrig,  6/riyv  €v  rolg  STtiTellw  Ä  61. 
Wir  übersetzen:  „soU  ich  bleiben,  oder  soll  ich  gehen?'*    Ursprünglich 
aber  bedeuten  die  Conjunctive  fiivcj  und  &tio  „ich  will  bleiben ^  ich  wiU 
gehen''.   Da  aber  Menelaos  die  Aufführung  seines  Anerbietens  von  dem 
Willen   eines  anderen  abhängig  macht,   so  wird  durch  Bückwirkung 
dieses  zweiten  mächtigeren  Wollens  aus  dem  ersten  Wollen  ein  Sollen. 

In  unserer  Beispielsammlung  (Conjunctiv  Cap.  IV)  finden  sich  aus 
dem  Sanskrit  keine  Bestätigungsfragen,  dagegen  einige  aus  dem  Grie- 


77     

chischeii.  Diese  haben  nicht  immer,  aber  meist  ein  ^  an  ihrer  Spitze. 
Die  üeberliefening  (der  Bekker  folgt)  versieht  es  mit  einem  Akut,  z.  B. 
aU!  aye  ftoi  zode  elfte  nai  drQexewg  xavd)^^ov 
rj  Tuxl  Aaiqi[fi  avtr/v  biov  ayyelog  IX^;  ft  137, 
y,S€y  mir,  soll  ich  auch  zu  Laeries  diesen  Botengang  gehen? *^  Das  t; 
kann  nicht  das  disjmictiYe  „oder^^  sein,  sondern  scheint  vielmehr  mit 
dem  versichernden  ^  identisch  zu  sein,  das  circumflectirt  wird.  Man 
könnte  desshalb  geneigt  sein,  auch  n  137  und  an  ähnlichen  Stellen 
vielmehr  ^  zu  schreiben.  Die  beiden  ^  des  Oriechischen  verlangen  eine 
eingehendere  Untersuchung  von  Seiten  der  Sprachwissenschaft,  als  ihnen 
bis  jetzt  zu  Theil  geworden  ist.  Ich  möchte  als  bis  jetzt  feststehend 
Folgendes  betrachten.  Das  disjunctive  und  das  versichernde  ^  sind  nicht 
gleichen  Ursprunges.  Das  diqlanctive  möchte  ich  nicht  direct  mit  vä 
und  ve  identificiren ,  sondern  wegen  ^i,  mit  Ebel  £.  Z.  5,  70,  auf  den 
Pronominsdstamm  ava  zurfickfuhren.  Dagegen  das  versichernde  ^  scheint 
mir  mit  unserem  ja  identisch.  Man  vergleiche  Ahrens  E.  Z.  8,  357, 
der  auch  schon  darauf  hingewiesen  hat,  dass  das  ahd.  ja  auch  Fragen 
einleiten  kann.  In  Doppelfragen  scheint  es  mir  vemQnfldg,  an  erster 
Stelle  das  die  Frage  einleitende  ^  (Stamm  ja)  zu  setzen,  und  an  zweiter 
das  disjunctive  (Stamm  ava)^  also  z.  B.  zu  schreiben: 

av  di  fwi  vrj/AeQtig  ivianeg 
ij  ^iv  anoncteiviay  ei  xe  m^iaauw  ye  yiv wfiai 
^e  aoi  iv&ad^  ayw,  IV  vneqßaaiag  anoriarj  %  166. 
Die  üeberlieferung  aber  lehrt  an  erster  Stelle  rj^  an  zweiter  ije  zu 
schreiben.    Ich  bin  nicht  im  Stande  zu  entscheiden,  wie  viel  Werth  der 
üeberlieferung  in  diesem  Falle  beigemessen  werden  muss.    Ausser  der 
speciell  philologischen  Literatur  ist  über  diese  Frage  noch  Misteli  E.  Z. 
17,  99  zu  vergleichen. 

Bei  den  Yerdeutlichungsfragen  sieht  man  recht  deutlich, 
wie  die  Frage  in  den  Ausruf  übergehen,  und  wie  in  die  Frage  durch 
die  Situation  ein  negativer  Sinn  hineinkonmien  kann,  z.  B. 

TtiSg  T  Sq*  Yü)  fiera  fuSlw;  txovai  de  zevxe*  hcelvoi  ^188. 
Besonders  interessant  sind  die  Fragesätze  der  zweiten  und  dritten 
Person ,  in  welchen  der  ursprüngliche  Sinn  der  Aufforderung  noch  deut- 
lich durchscheint,  z.  B. 

kadä'  gachätha  maruta  itthä'  vfpram  hävamänam  „wann,  o  Maruts, 
werdet  ihr  hierher  kommen  zum  rufenden  Sänger?'^  (des  Sinnes:  Tcammt 
doch  recht  baid)  BY.  8,  7,  30. 
Wenn  solche  auffordernde  Fragesätze  einem  Hauptsatz  ihrem  Gedanken- 
inhalt nach  untergeordnet  sind ,  so  kann  man  sie  als  eine  Art  Absichts- 
sätze auffassen.    Diese  Unterordnung  ist  mir  bekannt  bei  Sätzen,   die 


78     

das  Fragewort  huvid  an  der  Spitze  tragen,  das  ich  mit  Böhtlingk-Both 
aus  hu  und  id  deute  und  mit  „ irgendwie ^^  „etwa"  übersetze.  Dies 
kuvid  ist  natürlich  nicht  von  vom  herein  satzverbindende  Conjunction, 
und  steht  desshalb  durchaus  an  seiner  Stelle,  wenn  es  einen  unabhängigen 
Fragesatz  einleitet,  z.  B.  in  dem  Befrain  von  BY.  10, 119: 

kuyfd  sömasyä'  *päm  fti  „in  dem  Gedanken:  bin  ich  denn  van  Soma 

trunken?'' 
Die  indischen  Diaskeuasten  betrachten  auch  diesen  Satz  als  abhängige 
aber  doch  schwerlich  mit  Becht.    Dagegen  ist  der  Gedanke  des  Satzes 
mit  kuvidj  z.  B.  in  der  folgenden  Stelle  allerdings  untergeordnet: 

t&m  indra  mädam  ä'  gahi  barhihshthä'm  grävabhih  sutäm,  kuvüi  ny 

äsya  tripnivah  „eu  diesem  Trank  komm  heran,  dem  auf  der  Opfer- 

streu  stehenden,  mit  Steinen  gepressi^,  wirst  du  dich  wohl  daran 

ergötzen?''  BV.  3,  42,  2. 
Da  aber  die  als  Frage  ausgedrückte  Möglichkeit  als  Motiv  für  Indra 
wirken  soll,  so  trifft  man  den  Sinn  des  Ganzen  richtig,  wenn  man  wie 
Kuhn  E.  Z.  15,  415  solche  kuvid  durch  „ damit '^  umschreibt. 

Im  Optativ  (Cap.  lY)  sind  ebenfalls  die  Bestätigungsfragen  von 
den  Erläuterungsfragen  getrennt.  Die  Modificationen ,  die  der  Grund- 
begriff durch  die  Frage  empfängt,  sind  die  analogen  wie  beim  Optativ. 
Eine  Besprechung  verdienen  die  nicht  seltenen  Fragen  der  ersten  Art 
mit  oi)  (bei  welcher  der  Optativ  stets  mit  ixv  verbunden  ist),  z.  B. 

orx  av  ^01  dofiov  aviqng  fiyrflaio  tj  22. 
In  diesem  Satze  gehört  das  ov  nicht  dem  ursprünglichen  Wunsche  an, 
denn  Odysseus  wünscht  ja  gerade  zu  dem  Hause  gef&hrt  zu  werden. 
Das  Ol*  verdankt  vielmehr  seine  Entstehung  der  Frage.  Wenn  jemand 
im  Zweifel  ist,  ob  der  Wunsch,  den  er  hat,  sich  erföllen  werde,  kann 
er  bei  der  Fragestellung  ebenso  gut  von  der  negativen  als  von  der 
positiven  Yoraussetzung  ausgehen,  wie  auch  wir  ebenso  wohl  sagen 
können:  „WiUst  du  mir  nickt  den  Weg  eeigen?"  als  „Willst  du  mir 
wohl  den  Weg  eeigen?" 

Anders  ist  es  bei  einem  in  Frageform  gekleideten  Gedanken, 
dessen  Eintreten  man  abwehren  möchte.  In  einem  solchen  Falle  muss 
allemal  im  Griechischen  ^17  gebraucht  werden,  z.  B. 

ov  &iy*  ävi^ei  firjdi  deiUav  äqü  Aias  76. 
An  den  Yerdeutlichungsfragen  lässt  sich  eine  ähnliche  Wandlung 
des  Optativbegriffes  wie  in  den  aussagenden  Hauptsätzen  beobachten. 
Man  sehe,    wie  in  folgenden   vier  Beispielen   der  Wunsch   und  das 
individuell  -  futurische  immer  mehr  zurücktritt 

1.  iA  hä'  'surftlti  sämüdire:  päpäm  vata  no*  yäm  rishabhä^  sacate, 

kathäip  nv  imäm  dabhnuyäm^*  ti  „die  Asuras  sprachen:  wehe,  UMes 


79     

ihut  uns  dieser  Stier  an,   wie  könnten  tvir  ihn  doch  tmschädlich 
machen?"  Qat  Br.  1,  1,  4, 14. 

2.  kathä'  dä9emä*  gn&ye  „wie  könnten  wir  wohl  dem  Agni  dienen?" 
BV.  1,  77, 1. 

3.  Bharadv&jo  ha  tribhir  äjubhir  brahmacaryam  nväsa.  tim  ha 
jirniin  sthaviram  9ayänam  indra  upa^rajyo*  yäca:  „Bharadväja  yat  te 
caturtbam  äynr  dadyäm,  kirn  etena  knryäh^^  iti.  brahmacaryam  evai 
'nena  careyam  iti  ho'  väca  „BhcMradvaja  wa/r  durch  drei  Menschen- 
äUer  BrahmacOrin.  Zu  ihm,  als  er  aU  und  krank  lag,  kam  Indra 
und  spradi:  Bh.,  wenn  ich  dir  ein  viertes  Leben  gäbe,  was  wurdest 
du  damit  machen  ?  Ich  würde  das  Leben  eines  Brahmacarin  führen, 
antwortete  er"  Taitt.  Br.  3, 10,  11,  3  (bei  Muir  3«,  17). 

4.  sa  hi  jätänäm  veda.  yävatftm  väi  sa  jätänäm  veda,  te  bhavantl 
y esh&m  u  na  veda ,  kirn  n  te  synh  „  Jatavedas  weiss  von  den  gebore- 
nen^  von  wie  vielen  er  weisSj  die  existiren,  von  welchen  er  aber 
nicht  u^s,  wie  könnten  die  existiren  ? "  Aii  Br.  2,  39. 


Cap.  Yffl. 

Personen-  und  ModnsTerschiebnng. 

Während  bis  hierhin  die  Wege  der  indischen  und  griechischen 
Syntax  parallel  gingen,  scheiden  sie  sich  an  dieser  Stelle.  Man  kann 
in  dem  Oebrauch  des  Griechischen  Optativs  eine  dentliche  Scheidnng  in 
eine  ältere  und  eine  jüngere  Abtheilung  vornehmen.  Zu  der  älteren 
gehört,  was  wir  bisher  erörterten,  unter  die  jüngere  f&Ilt  der  Optativ 
der  erzählten  Bede,  welcher  erst  in  der  Zeit  des  Einzellebens  der 
griechischen  Sprache  aus  dem  Conjunctiv  oder  Indicativ  entstanden  ist 

Yon  diesem  spätgeborenen  Optativ  ist  im  Folgenden  die  Bede. 
Er  kommt  nur  vor  in  solchen  Nebensätzen,  welche  die  Worte  oder 
Gedanken  jemandes  erzählen.  Indessen  ist  der  aus  einem  andern  Modus 
entstandene  Optativ  nicht  das  einzige,  und  nicht  einmal  das  wichtigste 
Zeichen  der  erzählten  Bede.  Die  erzählte  Bede  im  Gegensatz  zu  der 
directen  wird  vielmehr  wesentlich  charakterisirt  durch  die  Personen- 
vers*c hiebung.    Yon  dieser  muss  daher  hier  zunächst  gehandelt  werden. 

Der  gesammte  Wurzelvorrath  des  Indogermanischen  zerfällt  in 
qualitative  und  demonstrative^  wie  Steinthal,  oder  nennende  und  deutende 
Wurzeln,  wie  Curtius  sie  bezeichnet  Die  nennenden  Wurzeln  enthalten 
in  sich  keine  Hindeutung  auf  eine  nennende  Person.  Was  ich  Baum 
nenne,  nennst  du  so  und  nennt  er  so.    Dagegen  die  Deutewurzeln 


80     

dienten  dem  Sprechenden  ursprünglich  dazu ,  sich  als  Mittelpunkt  seiner 
Umgebung  zu  nennen  und  weiterhin  auf  gewisse  Punkte  seiner  Um- 
gebung zu  deuten,  welche  zu  dem  sprechenden  Mittelpunkte  in  einer 
Beziehung  stehen.  Das  Pronomen  der  ersten  Person  bezeichnet  den 
Sprechenden ,  den  Herrn  der  Situation ,  das  der  zweiten  den  Angeredeten, 
das  dem  Sprechenden  ebenbürtige  Wesen  der  Umgebung,  die  mannig- 
fachen Pronomina  der  dritten  die  übrigen  Punkte  der  Umgebung ,  sofern 
die  Aufmerksamkeit  des  Sprechenden  sich  auf  sie  richtet.  Alle  Prono- 
minalwurzeln dienen  ursprünglich  nur  dem  Augenblick,  nur  einer  ein- 
zigen Situation,  wer  sich  eben  ich  nannte,  wird  unter  der  Herrschaft 
eines  anderen  Redenden  zum  du  und  zum  er.  Die  Pronomina  der 
dritten  Person  haben  diesen  ursprünglichen  Gebrauch  nicht  durchweg 
festgehalten,  z.  B.  in  das  lateinische  iUe  im  Sinne  von  „jener  berühmte ^^ 
ist  etwas  von  der  Stetigkeit  der  nennenden  Wurzeln  hineingekommen,  das 
Pronomen  der  ersten  und  zweiten  Perdon  dagegen  sind  von  den  nennenden 
Wurzeln  immer  völlig  verschieden  geblieben.  Sie  haben  immer  nur  Sinn 
für  eine  ganz  bestimmte  Situation.  So  lange  sich  die  Rede  nun  nur  mit 
der  Gegenwart  beschäftigt,  kann  ein  Missverständniss  aus  dieser  Natur  der 
Pronomina  nicht  entstehen,  um  so  weniger  als  die  Worte  durch  Gesten 
erläutert  werden  können.  Wohl  aber  entsteht  eine  Schwierigkeit,  wenn 
etwas  Vergangenes  erzählt,  das  heisst  der  Phantasie  als  gegenwärtig 
vorgestellt  werden  soll.  Dann  stossen  zwei  Situationen,  die  in  Wahr- 
heit gegenwärtige,  und  die  in  der  Phantasie  gegenwärtige  zusammen, 
in  beiden  können  dieselben  Pronomina  aber  bezogen  auf  verschiedene 
Personen  auftreten,  z.  B.  A  fragt  mich  (B):  ^^me  heisst  du?^^  Dieses 
Erlebniss  erzähle  ich  einer  dritten  Person  C  mit  den  Worten:  ^^ denke 
dir,  A  fragt  mich  j^wie  heisst  du?^^  In  dieser  Erzählung  treten  zwei 
„du^'  auf,  bezogen  auf  die  Personen  C  und  B.  Das  ist  eine  nicht  zu 
duldende  Undeuüichkeit.  Wir  helfen  dieser  ab  durch  eine  Verschie- 
bung der  Personen.  Wir  lassen  stets  den  wirklich  gegenwärtigen 
Redner  die  Personen  bestimmen,  und  sagen:  jj denke  dir,  er  fragte  mich^ 
toie  ich  hiesse^^.  Das  ist  auch  die  Art,  wie  das  Griechische  die  Zwei- 
deutigkeit, wo  sie  ihm  vorhanden  zu  sein  scheint,  aufhebt.  Das  Sanskrit 
dagegen  schlägt  einen  völlig  anderen  Weg  ein.  Es  behält  die  Personen 
der  direkten  Rede  bei,  auch  wenn  sie  erzählt  wird,  und  braucht,  wenn 
eine  Undeutlichkeit  entstehen  könnte,  als  Zeichen  der  Anfahrung  das 
Wörtchen  iti  {so).  Der  Inder  sagt  also  nicht:  „Er  fragte,  wo  er  bleiben 
solle ^S  sondern:  sa  ho*  väca:  kvä  *ham  bhaväni  iti  „er  sprach:  wo  soll 
ich  Ueiben?   So^^. 

Die  Gewohnheit,  die  Rede  jemandes  in  der  direkten  Form  anzuführen, 
dürfte  im  klassischen  Sanskrit  keine  Ausnahme  leiden.   Aus  der  vedischen 


81     

literatar  ist  mir  dagegen  ein  höchst  interessantes  Beispiel  bekannt,  in 

dem   sich   wie   im  Griechischen  und  Deutschen  Personen  Verschiebung 

zeigt,  nämlich: 

9unah96po  hy  ähvad  gribhitäs  trishy  ä'dityäm  drupad^shu  baddhäh, 

ävai*  nam  räjä  yärunah  sasrijyäd  vidyä'fl  ädabdho  vf  mumoktu  pä9än 

„^ndhQepa,  als  er  er  griffen  und  an  die  drei  Hcieer  gebunden  war, 

rief  den  Aditya  an,  der  König  Varuna  (^  Ädüya)  möge  ihn  (enam) 

befreien,  der  weise,  untrügliche  soll  die  Fesseln  lösen''  RV.  1,  24,  13. 

Vielleicht  werden  sich  noch  mehr  Beispiele  fQr  diesen  Gebrauch  finden. 

Das  aber  darf  man  jedenfalls  behaupten ,  dass  die  Personenverschiebung 

im  Sanskrit  nur  in  den  aUerschwächsten  Anfängen  vorhanden  ist    Das 

Gebräuchliche  ist  die  Anftihrung  in  der  directen  Bede.    In  der  Brah- 

manaliteratur ,  wo  solche  Anfuhrungen  ausserordentlich  häufig  sind,  habe 

ich   durchweg  iti  als  Zeichen  der  Anfuhrung  gefdnden.    Dagegen  im 

Epos  und  besonders  in  der  späteren  Prosa  ist  häufig  nicht  einmal  iti 

angewendet,  z.  B. 

Sävitry  äha  bhartäram:  „nai  *ka8  tvaro  gantum  arhasi  „Savitri  sprach 

eu  ihrem  Gatten:  „gehe  doch  nicht  allein''  (er  möge  doch  nicht  allein 

gehen)"  Sävitryupäkhyänam  (Bopp)  4,  19. 

Das  Wörtchen  iti,  aber  dessen  Verwendung  hier  noch  einige  Worte  zu 

sagen  sind,   wird,   um  mit  Böhtlingk-Both  zu  reden,  gebraucht 

„bei  Anführungen  aller  Art,  um  das  Gesprochene,  Gedachte,  Gewusste, 

Beabsichtigte  als  Jemandes  verba  ipsissima,  die  er  wirklich  gesprochen 

oder  unter  den  gegebenen  Verhältnissen  hat  sprechen  können,  kenntlich 

zu  machen  ^^    Die  Verwendung  dieses  iti  ist  eine  ausserordentlich  freie 

und  vielartige,  wie  aus  der  Gebrauchsübersicht  bei  Böhtlingk-Both 

zu  ersehen  ist.    Hier  seien  nur  einige  Sätze  angef&hrt,  in  welchen  das 

Verbum  declarandi  oder  sentiendi  wirklich  vorhanden  oder  doch  sofort 

zu  ergänzen  ist. 

yäd  nä  marä  fti  mänyase,  utö  tat  satyäm  ft  täva  „wenn  du  denkst,  ich 

werde  nidd  sterben,  so  ist  das  dein  wahrhaftiges  Vorrecht"  EV.  8,  82,  5, 

te  devä^  Prajäpatim  abruvan:  „prajäyämahäi'^  iti.  so'bravid:  „yathä 

'ham  yushmäns  tapasä  'srikshy,  evam  tapasi  prajananam  ichadhvam'^ 

iti  „die  Götter  sprachen  zu  Prajäpati:  „wir  wollen  uns  fortpflaneen". 

Er  sprach:  „wie  ich  euch  durch  Büssung  erschaffen  habe,  so  sucht 

auch   durch  Büssung  Fortpflanzung"   Taitt  Sanh.  7,  1,  5,  1    (bei 

Muir  IS  52), 

tarn  devä  abruvann:  „ayam  väi  Prajäpatir  akritam  akar,  imam 
vidhya"  itL  sa  „tathä"  ity  abravit  „die  Götter  sprachen  zu  ihm 
(Rudra):  „dieser  Prajäpati  that  ünziemliehes ,  tödte  ihn".  Er  sprach 
„ja"  Alt  Br.  3,  33. 

Delbrück  u.  Windiach,  syntakt.  Forsch.  I.  Q 


82     — 

iaprächen,  in  denen  die  Wecliselrede  sieh  öfter  wiederholt,  pflegt 
irbum  des  Sagens  nnr  bei  der  ersten  Rede  gesetzt  zu  werden ,  z.  B. 

hä'gätyo'catur:  mäno  yäjayäva  tvä  fti.  k^na  fti.  anänarshabb^na 
tathä'  (ti  „die  beiden  sprachen:  „o  Manu  wir  wollen  für  dich 
m".  (Er  fragte)  „womit  denn?"  (Sic  antworteten)  „mit  diesem 
r".    (Er  sagte)  „ja"  ^at  Br.  1,  1,  4,  15. 

.?  ca  drishtvai  'va  tarn  düräd  äyäntani  kH9yapätmajani  pratynd- 
yä  'brnvan  yäkyani  'prabasantya  idam  tadä:  eby  ä^ramapadant 
fam   pa^yä   'smäkam  iti   „und  sie,  den  SoÄ»   des  Kagjapa  von 

herankommen  sehend,  sprachen,  indem  sie  eu  ihm  herantraten, 
piml  folgendes  Wort:  „komm  eu  einer  lieblichen  Einsiedelei,  Iw- 
uc  auch  die  unsrigc"  Rämäyana  (Schlegel)  1,  9,  53. 

besteht  die  Kede,  welche  durch  Ui  als  erzählte  bezeichnet  wird. 
s  einem  Worte,  ?..  B, 

lyä  iti  yah  kanyäm  brüyät  „wer  eu  einer  Jungfrau  sagt  „Nlcht- 
frau"  (d.  h.  sie  sei  nicht  Jungfrau)  «.  s.  w.  Manu  8,  225. 
Ivitri  ity  eva  näroä  'syäf  caknir  vipräh  „Heisse  Savitri,  so 
hten  ihren  Namen  die  Weisen"  Säyitr.  1,  21. 
[n  all  den  angeführten  Sätzen  würden  wir  die  Personenverschie- 
eintreten  lassen.  Man  muss  gestehen,  dass  das  Verfahren  des 
it  hinsichtlich  der  Deutlichkeit  vor  unserem  den  Vorzug  verdient, 
em  aber  stehen  das  Griechische  und  Deutsche  in  dieser  Beziehung 
ner  hSheren  Stufe  syntaktischer  Entwickelung,  denn  im  Sanskrit 
die  angeführte  Rede  mit  ihren  einer  anderen  Situation  angehörigen 
ninibus  doch  nur  ein  eingekapselter  fremder  Körper ,  während  sie 
echiscben,  Lateinischen  und  Deutschen  ein  Qlied  des  Gesammt- 
imus  wird. 

Luf  die  Personenyersehiebung  des  Griechischen  näher  einzagehcii. 
icht  in  meiner  Absicht.  Es  bleibt  zu  untersuchen ,  welche  Ptoqo- 
n  der  indirecten  Rede  des  Griechischen  gebraucht  werden,  wiefern 
Verwendung  ans  ihrem  ursprünglichen  Sinne  zu  erklären  ist,  und 
d  besonders  lehrreich  sein,  eine  Vergleichung  des  Griechischen 
im  Lateinischen  und  Deutschen  yoizunehmen.  Dagegen  ist  über 
odi  der  erzählten  Rede  im  Griechischen  einiges  zu  bemerken, 
^alil  des  Modus  steht  bekanntlich  im  Zusammenhang  mit  dem 
9  des  Vcrbums  im  Hauptsätze.    Wenn  dieses  ein  tempus  praeseiirt 

bleibt  der  Modus  der  directen  Rede,   z.  B. 
I.njcql  S'  ifitj  dixa  Su/iog  evL  ip^eol  fu^fitjQitei , 
ij  avtov  naq'  ifioi  le  /«Vij  xai  Swfia  yo/iiLij  etc.  ti  73, 

dritte  Person  des  Conjunctivs  aus  der  ersten  entstanden  ist  Wenn 
ts  Verbum  des  Hauptsatzes  ein  historisches  Tempus  ist,  so  ki>n)ieii 


—     83 

bei  GonjuBctivischen  Sätzen  (und  diese  allein  haben  wir  hier  genauer  zu 
untersuchen)  zwei  Fälle  eintreten.  Entweder  die  Handlung  des  abhän- 
gigen Satzes  hat  eine  deutliche  Beziehung  zur  Gegenwart:  dann  bleibt 
der  Conjunctiv,  z.  B. 

axlvy  S*  av  rot  cltz*  otpO'alf^twv  ?Aov,  rj  nqlv  i/r^ev, 
oq^g*  ei  yiyvioGxjjg  rfi-ihv  ^eov  ffie  y.ai  avdqa  E  128. 
Oder  die  Nebenhandlung  soll,   ebenso  wie  die  Haupthandlung  in  der 
Vergangenheit  gedacht  werden:  dann  tritt  statt  des  Conjunctivs 
der  Optativ  ein,  z.  B. 

ßrj  ö*  l'fievai.  ytaza  dijif.ia&\  iV  ayyeikete  Tonevoiv  c  50. 
Dieser  im  Griechischen,  wie  bekannt,  ausserordentlich  häufige,  aber 
doch  auf  den  ersten  Blick  sehr  auffallende  Vorgang  der  Modusver- 
schiebung erfordert  nun  eine  Erklärung.  Es  soll  bezeichnet  werden, 
dass  etwas  in  der  Vergangenheit  zu  denken  sei,  und  dazu  findet  eine 
Verschiebung  des  Modus  statt!  Ein  Deutscher  könnte  geneigt  sein 
zu  fragen,  warum  denn  das  Griechische  nicht  einfach  in  solchem  Falle 
den  Conjunctiv  eines  historischen  Tempus  angewendet  hat. 
Die  Antwort  ist,  weil  es  keinen  besitzt.  Dass  die  Modi  des  Aorist  von 
denen  des  Präsens  nicht  der  Zeitstufe  nach  verschieden  sind,  ist  aus 
jeder  Seite  unserer  Beispielsammlung  ersichtlich,  und  wird  hoffentlich 
in  einer  Arbeit  über  die  Tempusstänune  nach  nicht  zu  langer  Zeit 
näher  ausgefahrt  werden.  Wenn  also  das  Griechische  nicht  eine  Ver- 
schiebung des  Tempus  eintreten  lassen  konnte,  so  musste  es  sich  auf 
andere  Weise  helfen,  und  hat  dies  in  sehr  sinniger  Weise  gethan.  Es 
setzte  statt  des  Conjunctivs,  welcher,  wie  unsere  ganze  Darstellung  ge- 
zeigt hat,  immer  eiae  „Tendenz  zur  Wirklichkeit"  hat,  den  von  der 
Wirklichkeit  viel  weiter  entfeniten  Modus,  den  Modus  des  Wunsches, 
der  Vermuthung,  der  Annahme,  den  Optativ  ein.  Es  drückt  also 
nicht  direct  die  Vergangenheit  aus,  sondern  deutet  nur  an,  dass  die 
Handlung  nicht  eben  nah  mit  der  Wirklichkeit  verknüpft  sei. 

Diese  Modusverschiebung  ist ,  so  weit  ich  sehe ,  eine  Errungenschaft 
des  Griechischen.  In  dem  einen  oben  angeführten  sanskritischen  Beispiel, 
das  die  Personenverschiebung  zeigt,  steht  freilich  auch  der  Optativ, 
aber  er  könnte  dort  auch  ursprünglich  sein. 

Ich  möchte  also ,  bis  etwa  aus  dem  Sanskrit  Beispiele  beigebracht 
werden,  die  anderer  Natur  sind,  als  die  mir  bekannten,  behaupten, 
dass  die  Personen  Verschiebung  im  Sanskrit  zwar  vorhanden  war,  aber 
bis  auf  geringe  Spuren  wieder  verdrängt  ist,  also  vielleicht  in  ihren 
Anfängen  schon  in  „  proethnische "  Zeiten  zurückgeht ,  dass  dagegen  die 
Modusverschiebung  erst  in  griechischer  Zeit  entstanden  ist. 


84    

Cap.  IX. 

KEN  und  ^N. 

Man  pflegt  die  beiden  in  der  üeberschrift  genannten  Partikeln  wohl 
als  gleichbedeutend  zu  betrachten ,  ich  mache  auch  nicht  darauf  Anspruch, 
den  Unterschied  in  deutlichen  Worten  angeben  zu  können ;  um  indessen 
der  Untersuchung  nicht  vorzugreifen,  so  sollen  sie  im  Folgenden,  so 
weit  es  möglich  ist,  abgesondert  behandelt  werden. 

Was  zunächst  nev  betrifft,  so  ist  seine  Identität  mit  dem  indischen 
Mm  unzweifelhaft ,  und  der  Zusammenhang  beider  mit  dem  Interrogativ- 
und  Indefinitstamme  sehr  wahrscheinlich.  Da  indessen  der  Gebrauch 
des  indischen  Mm  schon  sehr  verwischt  ist,  und  ich  die  Untersuchung 
über  die  Grundbedeutung  des  Stammes  M  ablehnen  möchte,  so  scheint 
es  mir  angemessen,  zunächst  den  relativen,  d.  h.  sich  aus  dem  Ge- 
brauche ergebenden  Grundbegriff  von  x«/  zu  ermitteln,  so  weit  er  in 
conjunctivischen  und  optativischen  Sätzen  zu  Tage  tritt. 

Ich  beginne  mit  dem  Gonjunctiv  und  zwar  zunächst  bei  den  Haupt- 
sätzen. Diese  thoilten  wir  in  zwei  Classen,  den  Gonjunctiv  des  Wollens 
und  der  Erwartung.  Bei  der  Erwartung  ist  die  subjective  Erregung 
geringer,  weil  der  Eintritt  der  in  Aussicht  genommenen  Handlung  durch 
ausserhalb  des  wollenden  Subjects  liegende  Gründe  befördert  wird.  Zu 
diesen  zwei  Glassen  nun  stellt  sich  xh  so,  dass  es  bei  dem  Gonjunctiv 
des  Wollens  nie,  bei  dem  Gonjunctiv  der  Erwartung  meist  erscheint,  z.  B. 

T^  fiey  iyd  avv  vrjt  %*  i^fj  xal  if^öig  eraQOiaiv 
TcijLixpü)  iycj  de  tC  ayco  BQiatjida  xalliTtdgfjov  -^189 

tjÖ    6TI  Tcai  wv 
Ttsid^ev  eyio  de  xe  toi  löeio  xaptv  ^^ava  nivta  H234 
el  de  x€  1X1}  ddr/aiVj  iycj  di  nev  avrog  ^Iwfiai  A  324. 

In  keinem  dieser  drei  Sätze ,  die  als  Bepräsentanten  sehr  häufiger  Satz- 
constellationen  gewählt  sind,  ist  die  conjunctivische  Aussage  etwa  eine 
besonders  milde  oder  schwankende,  sondern  sie  ist  emphatisch  drohend 
und  feierlich  versprechend.    In  dem  Verse: 

%rpf  de  x£  %oi  fcvoifi  Bogeao  (piqrjOiv  x  504 

könnte  man  die  Aussage  beruhigend  nennen  und  anderswo  anders.  Alle 
diese  Nüan9en  liegen  natürlich  nicht  in  xevy  das  folgt  schon  daraus, 
dass  der  blosse  Gonjunctiv  ebenso  gebraucht  wird  (vgl.  unsere 
Beispielsammlung),  sondern  xcv  kann  nur  das  noch  ausdrücklich  hervor- 
heben sollen,  was  der  gemeinsame  Zug  aller  dieser  Gonjunctive  ist. 
Das  gemeinsame  ist,  dass  sie  eine  Beziehung  auf  das  Eintreten  der 


85     

Handlung  haben,  und  so  muss  man  auch  von  xev  behaupten,  dass  es 
auf  das  Eintreten  der  Handlung  hinweist. 

Bei  den  Belativsätzen  unterscheiden  wir  posteriorische  und 
priorische.  Was  zunächst  die  posteriorischen  betrifft,  in  welchen 
der  wollende  Conjunctiv  steht,  also  die  Absichtssätze,  so  haben  wir 
gegen  drei  reine  Conjunctive  fünfzehn  xiv.  Der  scheinbare  Widerspruch, 
dass  der  wollende  Conjunctiv  in  Hauptsätzen  xey  gar  nicht  kennt,  in 
Relativsätzen  aber  häufig  zeigt ,  hebt  sich ,  wenn  man  bedenkt ,  dass  die 
Eraft  des  Wollens  durch  die  Degradirung  des  Satzes  zum  Nebensatze 
geschwächt  wird.  Die  Conjunctive  der  Erwartung  in  posteriorischen 
Sätzen  zeigen  den  reinen  Conjunctiv  Imal,  xev  8  mal. 

In  den  priorischen. Sätzen  ist  der  Conjunctiv  der  Gleichnisse 
immer  rein,  denn  er  enthält  stets  Fhantasieforderungen ,  an  deren  Ein- 
treten zu  denken  eine  Absurdität  wäre,  in  den  sonstigen  priorischen 
Nebensätzen  zeigt  sich  ein  ähnliches  Yerhältniss  wie  in  den  Hauptsätzen. 
xev  überwiegt  bedeutend  den  reinen  Conjunctiv  (126  Fälle  gegen  45). 
Es  ist  seltsam,  dass  auf  die  bis  jetzt  erwähnten  149  Fälle  von  xiv  in 
Belativsätzen  nur  3  av  kommen. 

Es  folgen  die  Conjunctionssätze  und  zwai*  erstens  die  Sätze  mit 
Conjunctionen  vom  Belativstamme.  Wir  erwähnen  zunächst  die  posteriori- 
schen: Bei  iva  findet  sich  stets  der  reine  Conjunctiv  ausser  f4  156,  bei 
oq^  140  reine  Conjunctive  gegen  9  xiv,  also  bei  iVa  und  oq>Qa  ein 
ungeheures  Uebergewicht  der  reinen  Conjunctive.  Natürlich!  denn  iva 
und  atpQo  leiten  eben  Sätze  ein,  in  denen  ganz  ausschliesslich  das 
Wollen,  die  Absicht,  und  nicht  die  Folge  ausgesprochen  ist.  Anders 
steht  es  bei  c^,  das  ja  gewöhnlich  Sätze  der  beabsichtigten  Folge  ein- 
leitet. Gegen  8  reine  Conjunctive  habe  ich  3  2  mal  xev,  Sxmlav,  ähnlich 
o/ftag.  Bei  denjenigen  posteriorischen  Sätzen  dagegen,  welche  den 
erwartenden  Conjunctiv  enthalten,  ist  die  Herrschaft  yon  niv  (und  äv) 
vollendet.  Bei  o(pQa  bis  findet  sich  kaum  der  reine  Conjunctiv,  5 mal 
yjvy  6  mal  aV,  bei  i'tog  nur  xev,  bei  elg  o  nur  xiv. 

Unter  den  priorischen  Conjunctionssätzen  mit  Conjunctionen 
vom  Belativstamme  findet  sich  bei  Gleichnissen  mit  wg  nur  der  reine 
Conjimctiv,  aus  demselben  Grunde  wie  bei  den  Belativsätzen  in 
Gleichnissen.  Bei  Gleichnissen  mit  c5g  ote  dagegen  habe  ich  gegen 
39  reine  Conjunctive  kein  xev,  aber  10  av.  Diese  auffällige  Thateache 
dürfte  sich  wohl  so  erklären,  dass  ove  eine  temporale  Bestimmung 
hinziifngt,  also  der  Voraussetzung  etwas  von  Idealität  benimmt. 
Bei  wg  und  o7to)g,  welche  einen  futurischen  auf  einen  einzelnen  Fall 
weisenden  Conjunctiv  einleiten,  dürfte  die  Vertheilung  von  reinen  Con- 
junctiven  einerseits  und  ndv  und  av  andererseits  etwa  gleich  sein.   Sehr 


8ß     

charakteristisch  ist  ore  und  b/rone.  Bei  den  Sätzen,  welche  nicht  eine 
einzelne  futurische  Erwartung,  sondern  eine  ganz  allgemeine  Voraus- 
setzung aussprechen,  finde  ich  30 mal  den  reinen  Conjunctiv,  6 mal  xtv, 
4 mal  aV.  Bei  den  Sätzen  dagegen,  welche  eine  futurische  Ei'wartung 
aussprechen  3  reine  Conjunctive,  28  mal  xtV,  14  mal  av.  Also  rJv  und 
av  weisen  auf  das  Eintreten  der  Handlung  hin. 

Bei  den  Bedingungssätzen  ist  das  Verhältniss  durchaus  dem  bisher 
Ausgeführten  entsprechend,  so  dass  ich  auf  eine  genauere  Darstellung 
verzichten  kann.  Auch  im  Optativ  ist  das  Verhältniss  durchaus  das, 
was  sich  nach  der  Analogie  des  Conjunctivs  erwarten  lässt.  Es  sei 
nur  einiges  besonders  Charakteristische  herausgehoben.  Bei  dem  wün- 
schenden Optativ  steht  nie  x^V,  fast  nie  in  den  prioiischen  Relativsätzen, 
welche  eine  Annahme  ausdrücken.  Auffallend  dagegen  ist,  dass  in 
den  posteriorischen  Relativsätzen  bei  negativem  Hauptsatz  1 1  yiev  gegen 
einen  reinen  Optativ  belegt  sind. 

Wie  manches  indessen  auch  im  Einzelnen  nocl^  der  Erklärung 
bedürftig  sein  mag,  im  Allgemeinen  steht  das  Resultat  durchaus  fest: 
/.iv  beim  Conjunctiv  und  Optativ  weist  auf  das  Eintreten 
der  Handlung  hin. 

Dies  ist  der  relative  Grundbegriff  von  x^V.  Es  entsteht  nunmehr 
die  Frage  nach  dem  absoluten.  Versuchen  wir  zunächst,  ob  das  iden- 
tische altindische  kam  uns  weiter  bringt.  Hugo  Weber  (die  dorische 
Partikel  KA,  Halle  1864)  hat  erwiesen,  dass  dem  dorischen  xa  und  dem 
epischen  x^V  eine  ältere  Form  xaV  mit  kurzem  a-Laut  zu  Grunde  liegt. 
Diese  Form  ist  aus  dem  arkadischen  Dialekte  überliefert  in  den  beiden 
inschrifllichen  Stellen:  ei  %av  tt  yivrjtai  und  ei  xav  xeXevtovat  (a.  a.  O. 
pag.  17).  Dass  mit  diesem  xdv  die  vedische  Partikel  Mm  identisch  sei, 
ist  zuerst  von  Kuhn,  Hallische  A.  L.  Z.  1846  H  pag.  846  ausgesprochen. 
Benfey  im  Glossar  zum  Sämaveda  pag.  46  fügte  noch  die  Parallele  nu 
kam  =  vv  tlsv  hinzu,  die  denn  auch  von  Kuhn,  Beiträge  1,  364  aner- 
kannt worden  ist.  Ueber  die  Bedeutung  dieses  kam  äussert  sich  Kuhn 
so :  „  Das  Wort  kam  wird  von  Yäßka  bedeutungslos  genannt  und  Säyana 
stimmt  ihm  öfters  bei,  indess  werden  wir  nicht  allzusehr  fehlgehen, 
wenn  wir  ihm  an  den  meisten  Stellen  eine  verstärkende  Bedeutung, 
etwa  die  unseres  ja  beilegen".  Benfey  schreibt  ihm  hervorhebende  und 
verstärkende  Kraft  zu,  und  übersetzt  es  durch  „sicÄcr",  Böhtlingk-Rotli 
durch  „woMy  ja'%  und  sie  fugen  zugleich  hinzu,  es  sei  so  abgeschwächt, 
dass  es  von  den  indischen  Grammatikern  mit  Recht  zu  den  Füllwörtern 
gezählt  werde.  Es  ist  eben  ein  nur  in  den  ältesten  vedischen  Schriften 
vorkommendes  Wort,  dass  vielleicht  schon  von  manchen  Verfassern 
vedischer  Hymnen  als  Antiquität  empfunden,    und  nicht  mehr  seiner 


-        87      -     - 

ursprünglichen  Bedeutung  nach  verstanden  wurde.  Versuchen  wir  durch 
eine  üebersicht  des  Gebrauches  uns  das  Material,  aus  dem  Kuhn, 
Benfey  und  Roth  die  Bedeutung  das  Wörtchens  erschlossen  haben, 
zu  vergegenwärtigen. 

kam  kommt  orthotonirt  und  enklitisch  vor,  im  letzteren  Falle  an- 
gelehnt an  die  Versicherungspartikeln  mi  sü  Jii.  Wir  gehen  von  dieser 
Hälfte  des  Gebrauches  aus,  weil  von  ihr  die  andere  Hälfte  Licht 
empfangt  Zuerst  sei  hi  kam  und  nü  kam  erwähnt  inindicativischen 
Sätzen,  die  eine  allgemeine,  zeitlich  nicht  näher  definirte  Handlung 
enthalten : 

väi^vänarasya  sumatäü  syäma,  rajä  hf  kam  bhüvauäräm  abhi^ri'h  „in 
des  Vai^^änara  Wohlwollen  möchten  wir  sein,  er  ist  ja  der  Wesen 
ardnetider  Herrscher''  KV.  1,  98,  1,  ähnlich  2,  28,  8. 

vidärd  gävyam  sarämä  drilhäm  ürväm,  y^na  nü  kam  mänushi  bhöjate 
vit  „Sarama  fatid  den  festen  Binder  stall  (die  Wolken),  durch  den 
ja  die  Metischen  ihre  Nahrung  hekoinmen*'  KV.  1,  72,  8. 

Femer  stehen  hi  kam  und  nii  kam  in  einem  indicativischen  erzählenden 
Satze : 

ukthebhir  arväg  dvase  purüväsii  arkaif  ca  ni  hvayämahe,  fdyvat 
känvänäm  sädasi  priye  hf  kam  sömam  papdthur  afvinä  „mit  Gebeten 
hierher  zur  Hülfe ,  ihr  Gutspender,  und  mit  Liederrir  rufen  wir  euch, 
immer  in  der  Kanviden  liebem  Mause  habt  ihr  ja  den  Som^a  getrun- 
ken, ihr  Agvinen''  KV.  1,  47,  10,  ähnlich  7,  33,  3. 

In  der  Verbindung  mit  dem  Conjunctiv  des  Willens  steht 
nu  kam: 

vishnor  nü  kam  viryäni  prä  vocam  „ich  will  doch  preisen  die  Hddcn- 
thateti  des  Vishnu"  KV.  1,  154,  1  (im  Anfange  eines  Hymnus). 

hdri  nü  kam  rätha  fndrasya  yojam  „idh  will  doch  die  Ilari's  an 
den  Wagen  des  Indra  anschirren"  KV.  2,  18,  3. 

Endlich  steht  sü  kam  und  hi  Jcam  auch  in  der  Verbindung  mit 
dem  Imperativ,  also  eine  Aufforderung  verstärkend: 
tishtha  sü  kam  maghavan  mä'  pdrä  gäh  „halt  doch  an.  Mächtiger, 
gell  nickt  bei  Seite''  KV.  3,  53,  2  vgl.  1,  191,  6  und  2,  37,  5  (lif  kam). 

Diese  Anwendung  des  Izam  bei  dem  Conjunctiv  und  Imperativ,  wo  es 
in  einem  Satze  steht,  der  etwas  Herbeizuführendes,  Futurisches  ausdrückt, 
leitet  hinüber  zu  dem  Gebrauche  des  betonten  kam.  Dieses  steht  nämlich, 
was  auf  den  ersten  Bück  sehr  auffallend  erscheint,  nur  hinter  Dativen. 
Bedenkt  man  aber,  dass  der  Dativ  in  den  meisten  FäUen  (unter  9  von 
BK.  aus  dem  Kigveda  angeführten  6 mal)  finalen  Sinn  hat,  also  auf 
etwas  Herbeizuführendes,  Futurisches  weist,  so  zeigt  sich  die  Einheit 


'.10 

stamme  an  (na),    xev  ist  identisch  mit  dem  sanakritiscben  kam,  ay  liab 
keiae  unzweifelliafte  auBläiidische  Paiullcle  neben  Bich. 

r  Ermittelung  der  Bedeutung;  trägt  aber  weder  die  Parallele  mit 
cb  die  Etymologie  viel  bei.  Sie  muss  au3  dem  Gebrauebe 
t  werden.  An  dieser  Stelle  bandelt  es  sich  aber  nur  um  eineu 
3  Gebrauches,  nämlich  um  das  Auftreten  von  xdv  und  av  in 
viseben  und  optativisch  cn  Sätzen. 

dem  Zwecke  der  Ermittelang  dieses  Gebrauches  sei  liier  auü 
itel  über  die  Grundbegriffe  folgendes  in  Erinnerung  gebracht 
adbegriffe  der  beideo  Modi  sind  Wille  und  Wunsch.  Diese 
entwickeln  rieh  in  der  Art,  dass  die  aubjective  Erregung  der 

immer  mehr  zurücktritt,  und  dadurch  das  Futurisehe  mehr 
tt.  Sie  nähern  sich  dadurch  beide  dem  Indicativ.  Diese  ganze 
lungsscala,  mit  Ausschluss  allein  des  energischen  Willens  und 
3,  ist  das  Gebiet  von  xiy  mid  av.  Sie  begleiten  den  Coii- 
nd  Optativ  durch  alle  inneren  Wandlungen,  aber  sie  erzeugen 

nicht.  Sie  sind  nur  ein  beredterer  Ausdruck  dessen,  was  auch 
in  blossen  Conjunctiv  und  Optativ  ausgedrückt  wird.  Wie  es 
allgemeiner  Charakter  der  bezeichneten  Conjunctive  und  Optative 
1  werden  muss ,  dass  sie  das  Putuiische  mehr  als  die  Begierde 

so  muss  es  auch  als  die  allgemeine  Aufgabe  von  xtV  und  av 
\t  werden,  auf  den  Emtritt  der  Handlung  hinzuweisen.  Ferner 
gezeigt  worden ,  wie  mannigfache  Modificationen  der  futurische 

Conjunctiv  und  Optativ  im  einfachen  und  zusammengesetzten 
:det;  nicht  durch  innere  Evolution  des  Begriffes,  sondern  durch 

von  aussen.  Allen  diesen  Einflüssen  sind  auch  xtv  und  av 
t,  und  erhalten  daher  im  Laufe  der  Zeit  die  verschiedensten 

der  Bedeutung.  Alle  aber  gehen  auf  den  einfachen  Orund- 
[rück. 

le  weitere  Verfolgung  der  angedeuteten  Ideen  liegt  nicht  in  dem 
ler  Arbeit.  Es  kam  hier  wesentlich  darauf  an,  die  geschieht- 
"undlagen  für  das  Vorständniss  von  xiv  und  ov  zu  legen. 


Cap.  X. 

BUcbbUck  anf  die  Satzctnthcllnng. 

CtrScoarischJ 

r  haben  in  den  vorhergehenden  Capiteln  die  Entwickelung  der 
Conjunctiv  und  Optativ  haftenden  Grundbegriffe  durch  alle  in 
ten  Sanskrit  und  Griecliischen  sich  darbietenden  Arten  von  Sätzen 


tu    - 

hindurch  verfolgt.  Es  hat  sich  dabei  herausgestellt,  dass  die  Satzgestal- 
tung, welche  unsere  Quellen  zeigten,  zum  grössten  Theile  nicht  etwas 
Gegebenes  und  Fertiges,  sondern  etwas  sich  fortdauernd  Erzeugendes 
und  Entwickelndes  ist,  nicht  ein  tqyov,  sondern  eine  ivigyeia.  Nur  von 
dem  Gegensatze  der  Aussage-  und  Fragesätze  muss  man  behaupten, 
dass  er  ein  natürlich  und  unvermeidlich  in  allen  Sprachen  vorhandener 
ist.  Denn  wie  sollte  eine  menschliche  Gesellschaft  bestehen  ohne  Frage 
und  Antwort?  Dagegen  die  mannigfachen  Arten  der  Aussagesätze  sahen 
wir  sich  aus  einer  ürgestalt,  dem  einfachen  unabhängigen  Satze  allmälig 
entwickeln.  Wir  versuchten  nachzuweisen,  wie  ein  Pronominalstamm, 
dessen  Aufgabe  ursprünglich  auch  nur  die  gewesen  sein  kann,  in  die 
Umgebung  des  Sprechenden  hinauszuweisen,  sich  durch  mancherlei 
Stufen  zum  Relativpronomen  gestaltete.  Wir  haben  ferner  gezeigt,  wie 
gleichsam  in  einer  zweiten  Schicht  der  Entwickelung  sich  aus  demselben 
Stamme  gebildete  Casus  und  Adverbia  zur  Satzverbindung  gebrauchen 
Hessen,  und  wie  andere  Pronominalstämme  denselben  Weg  gewandert 
sind  wie  der  Relativstamm.  Bei  dieser  Flüssigkeit,  die  allen  satzver- 
bindenden Elementen  eigen  ist,  scheint  es  ein  gewagter  Versuch,  die 
Sätze  gerade  mit  Hülfe  dieser  Elemente  classificiren  zu  wollen,  wie  wir 
es  doch  gethan  haben.  Es  muss  die  Frage  aufgeworfen  werden ,  ob  wir 
nicht  doch  der  Sprache  etwas  aufdrängen,  was  nicht  in  ihr  ist,  wenn 
wir  die  Aussagesätze  in  Hauptsätze,  relative  Nebensätze  und  Neben- 
satze mit  Conjunctionen  eintheilen. 

Um  auf  diese  Frage  eine  Antwort  zu  geben ,  bemerken  wir  zunächst, 
dass  die  beiden  letzten  Gruppen  sich  unter  den  Begriff  des  Nebensatzes 
vereinigen,  dass  also  nur  der  Gegensatz  von  Haupt-  und  Nebensätzen 
übrig  bleibt.  Wir  haben  diese  beiden  Begriffe  bis  jetzt  als  bekannt 
vorausgesetzt.  Es  handelt  sich  nun  darum,  sie  etwas  eingehender  zu 
definiren. 

Dass  äussere  Zeichen  nicht  genügen ,  um  die  Nebensätze  von  den 
Hauptsätzen  zu  unterscheiden ,  davon  überzeugt  man  sich  bald.  Es  giebt, 
wie  wir  schon  Seite  32  bemerkten  im  Griechischen  Sätze  mit  dem 
Relativpronomen,  die  wir  dennoch  ihrem  Gedankenwerthe  nach  zu  den 
Hauptsätzen  rechnen,  z.  B. 

rov  y  ii  Ttwg  ah  dvvaio  loxrjocif^ievog  lelaßiad'av 
og  xiv  TOI  etJtrfiiv  bdov  nat  fierga  ycehvdov  d  389, 
und  wir  haben  ferner  (S.  26  und  74)  gesehen,  dass  gewisse  Sätze,  welche  tag 
und  d  an  der  Spitze  haben ,  zu  den  Hauptsätzen  gezählt  werden  müssen. 
Andererseits  finden  sich  Sätze,  die  kein  Zeichen  der  Verbundenheit  oder 
Abhängigkeit  an  sich  tragen,  sowohl  im  Sanskrit  als  im  Griechischen 
wie  Nebensätze  gebraucht    Ein  Beispiel  aus  dem  Sanskrit  gewährt: 


92     

alamkritya  kanyäm  ndakapfirväm  dadyäd:  esba  brähmo  vivähas, 
tasyäm  jäto  dväda9ä'  varän  dväda^  parän  punäty  ubhayatah.  ritvije 
yitate  karmani  dadyäd  alamkiitya,  sa  däivab  „wenn  der  Vater  die 
Jungfrau  weggiebt,  nachdem  sie  geschmückt  und  gebadet  worden,  so 
ist  das  die  brahmanische  Ehe.  Ein  Sohn,  der  von  einer  solchen 
Frau  gd>oren  wird^  reinigt  zwölf  spätere  und  zwölf  frühere  nach 
beiden  Seiten.  Wenn  er  sie  dem  Opferpriester  in  ausgebreitetem 
Opfer  giebt,  nachdem  sie  geschmückt  worden,  so  ist  das  die  götUicke 
Ehe''  A9V.  grih.  1,  6, 1—2. 

Aus  dem  Griecbischen  sei  erwähnt: 

eYtj  /iey  vvv  vmv  im  yji^fyyov  tjfiev  idwdrj 
fjdi  fii&v  ykvasQov  xXiairjg  hrcoad-ev  iovmv 
dalyva&ai  miovt,  aXkoi  if  Ini  sQyoy  ^noiev, 
^7]idl(og  7CSV  eTteita  xat  eig  eviavrdv  anocircoL 
ov  TV  öuxTtQi^^aifiv  Xeywv  Sfia  xijdea  Svfiov  ^  193. 

Natürlich  sind  die  drei  ersten  Verse  dieser  Stelle  ursprünglich  als 
Wunsch  gefasst,  aber  durch  das  Yerhältniss  zu  dem  Gedanken  der  beiden 
nächsten  Verse  kommt  in  den  Wunsch  ein  deutlicher  Anklang  an  eine 
Bedingung  hinein,  der  durch  nichts  sprachlich  ausgedrückt  ist.  Bekannt 
und  oft  angefahrt  ist  auch  die  euripideische  Stelle: 

TLcct  d^  re^äar  zig  /le  di^ezai  nohg;  Medea  386  (Nauck). 

Wir  können  freilich  in  der  Uebersetzung  dieser  Stelle  den 
Hauptsatz  ganz  wohl  nachbilden,  wir  fühlen  ganz  deutlich,  wie  der  erste 
Hauptsatz  erst  durch  den  folgenden  herabgedrückt  wird.  Aber  dadurch 
unterscheidet  sich  diese  Art  der  Nebensätze  nicht  von  allen  übrigen, 
welche  ja  auch  —  wenn  unsere  ganze  Untersuchung  nicht  auf  Sand 
gebaut  ist  —  nur  heruntergekommene  Nebensätze  sind. 

Dass  die  Nebensätze  nicht  nothwendig  durch  ein  äusseres  Zeichen 
von  den  Hauptsätzen  geschieden  sind,  haben  wir  auch  bei  den  Con- 
junctivsätzen  mit  mä  und  /ui;  Seite  21  flgd.  gesehen. 

Aus  diesen  Thatsachen ,  die  sich  leicht  yermehren  Hessen ,  ergiebt 
sich  der  Schluss,  dass,  wenn  auch  die  Mehrzahl  der  Nebensätze  von 
den  Hauptsätzen  äusserlich  geschieden  sind,  doch  ein  durchgehendes 
und  untrügliches,  in  artikulirter  ßede  ausgedrücktes  Unterscheidungs- 
zeichen nicht  vorhanden  ist. 

Wir  müssen  also  den  wesentlichen  Unterschied  des  Haupt-  und 
Nebensatzes  in  der  Bedeutung  suchen.  Es  ist  nun  nicht  möglich, 
dies  Gedankenverhältniss  von  Haupt-  und  Nebensatz  in  einer,  alle 
Stadien  der  Satzentwickelung  um&ssenden  Definition  zu  vereinigen ,  wenn 
diese  einen  materiellen  Inhalt  haben  soll ,  sondern  es  ist  durchaus  nöthig, 


93     

die  Terschiedenen  Schichten  des  Satzgefüges  zu  unterscheiden.  Wir  ver- 
gegenwärtigen uns  diese  am  bequemsten  an  den  Belativsätzen.  Das 
Pronomen  ja  ist,  wie  schon  öfter  ausgeführt  ist,  ein  anaphorisches 
Demonstrativpronomen ,  das  auch  an  der  Spitze  von  Hauptsätzen  stehen 
kann,  z.  B. 

rov  y  ei  Ttwg  av  &vvaio  loxfjocifievog  lelaßiod'ai^ 
og  xev  TOt  unrjaiv  bdaif  xal  fievQa  xelevd'ov  d  389, 

wo  es  einen  Nachsatz  einleitet.    Als  Hauptsatz  fasse  ich  auch  auf: 

Toiav  d*  äviavrj 
diog  ^iJ^avdqog,  'Elevrjg  noatg  ^vxöfioio' 
og  (Jitv  afieißofieyog  eTtea  TtTeQoevva  nqogriida  H  356, 

denn  der  Satz  mit  og  enthält  eine  an  das  Vorhergehende  sich  anschlies- 
sende Handlung,  welche  die  Erzählung  weiter  fQhrt.  In  vielen  Fällen 
aber  tritt  die  Handlung  des  Satzes,  der  den  Stamm  ja  enthält,  an 
Wichtigkeit  hinter  demjenigen ,  an  den  er  sich  anschliesst ,  zurück ,  z.  B. 

tdiai  ff  erteiT*  iJQwg  ^lyvTVciog  tjq^  dyoQeveiv 
og  drj  yr/Qa'i  xvtpog  Sfjv  xal  ixvqla  rfii^  ß  16. 

Durch  den  Satz  mit  og  wird  in  diesem  Falle  die  Erzählung  nicht 
weiter  geführt ,  er  tritt  völlig  in  den  Schatten  gegenüber  dem  Hauptsatz, 
der  den  weitaus  wichtigeren  Gedanken  enthält. 

Aehnliche  Sätze  sind  ausserordentlich  häufig.  Man  vergleiche 
a  106,  153,  199,  282,  304,  341,  349,  ß  16  etc.  Diese  erst  nennen  wir 
Relativsätze.  Sie  unterscheiden  sich,  wie  man  sieht,  von  den  zuerst 
angeführten  nur  durch  den  Werth,  den  der  Gedanke,  den  sie  ausdrücken, 
in  der  Erzählung  beanspruchen  darf. 

Unter  Nebengedanke  verstehen  wir  also  in  der  primitivsten 
Art  der  Belativsätze  einen  solchen  Gedanken,  der  einen  f&r  die  gerade 
vorliegende  Aussage  aus  irgend  welchem  Grund  minder  wichtigen  Zug 
enthält  Er  sagt  das  aus,  worauf  es  dem  ßedenden  weniger  ankommt, 
was  allenfalls  auch  wegbleiben  könnte,  ohne  dass  das  Yerständniss 
geradezu  verloren  ginge.  Niemals  steht  in  einem  solchen  Relativsatz 
ein  Gedanke ,  der  von  dem  Verstände  besonders  stark  betont ,  oder  von 
der  Leidenschaft  besonders  stark  beleuchtet  würde.  Wir  dürfen  zusammen- 
fassend sagen,  diese  Nebensätze  enthalten  den  Gedauken,  der  aus 
praktischen  Gründen  zurücktritt. 

Das  Verhältniss  erscheint  aber  anders,  sobald  wir  diejenigen 
Relativsätze  in  Betracht  ziehen,  die  man  nothwendige  genannt  hat, 
d.  h.  diejenigen,  die  für  das  Verständniss  des  Sinnes  so  unentbehrlich 
sind,  dass  nach  ihrem  Wegfall  das  üebrigbleibende  nicht  verständlich 
sein  würde.    Diese  Art  von  Sätzen  repräsentiren  einen  Fortschritt  in 


94       

lizverknüpfiing ,  ja  mit  ihnen  erst,  kann  man  sagen,  beginnt  das 
iche  Satzgefüge.    Solche  Sätze  sind,  z.  B. 

ix.  d*  e&oge  tdr/gog  xweijg,  ÖV  ag'  tj^bIov  aiiol  H  181. 
)er  Relativsatz  ist  aus  praktischen  Gründen  hier  gerade  so  wichtig 
r  Hauptsatz,  beide  können  ohne  einander  nicht  bestehen ,  ja  man 
ielmehr  sagen,   dass  auf  dem  Relativsatz  ein  besonderer  Accent 
lenn  die  Handlung  des  Hauptsatzes,  die  Thatsache,  daas  üher- 
!in  Loos  aus  dem  Helme  springt,  nachdem  er  geschüttelt  ist,  ist 
then  merkwürdig,   der  Inhalt  aber  des  Relativsatzes,  dass  dieR 
as  von  allen  erwünschte  des  Aias  war,  ist  merkwürdig  und  trägt 
eden  einen  Accent  der  Empfindung.     Noch  auffUlliger  ist  das 
ehe  Uebergewicht  des  Relativsatzes  in  folgendem  Beispiel: 
roloe  yäq  toi  hiaigog  iyu)  ttaiQtätög  elfu 
og  lot  v^a  5o^  azeXtvi  xai  aft'  Sipoftai  avtös  ß  28G, 
'  Relativsatz  dasjenige  specielle  Anerbieten  enthält,  was  für  die 
kelung  der  Geschichte  von  weit  grösserer  Wichtigkeit  ist,  als  die 
;ine  Freund  Schaftsv  ersieh  erung   des  Hauptsatzes.     Namentlich  im 
t,  wo   das  relative  Satzgefüge,  wie  wir  schon  mehrfach  zn  he- 

Gelegenheit  hatten,  straffer  ist  als  im  Griechischen,  empfindet 
uaserordentiicli  häufig  das  praktische  Uebergewicht  des  Relativ- 
über  den  Hauptsati^,  oder  doch  wenigstens  die  Ebenbürtigkeit 
mselben,  eine.Beobachtung,  der  die  indischen  Grammatiker,  wie 
ten  zeigen  werden,  auch  in  der  Satzbetonung  Ausdruck  gegebe» 

So  wird  —  um  nur  eine  Art  von  Sätzen  anzuführen,  in  denen 
nem  tieferen  Werthe  des  Relativsatzes  schlechterdings  nicht  die 
lein  kann  —  im  Sanskrit  häufig  das  hochbetonte  Subject  durch 
lelativsatz  umschrieben,   z.  B. 

tvam  kathain  vettha  „der  du  Ust,  wie.  loeist  du  etwas"  d.  li. 
:  weisst  du  etwas"  Ait.  Br.  7,  27. 

n  maraiiam  so'  sya  vi^rämah  {vi(väsah)  „der  Tod  ist  seine 
ilung"  Böhtlingk  Sprüche  264G, 

's  fragt  sich,  ob  wir  nach  diesen  Beispielen,  die  sich  iu's  Unend- 
ermehren  lassen,  noch  den  Namen  Nebensatz  für  die  Relativsätze 
Tend  zngeben  können.  Gewiss  nicht  in  dem  Sinne,  wie  wir  die 
othwendigen  Relativsätze,  so  nannten ,  wohl  aber  in  einem  andern 
hem  Sinne.    Es  treten  nämlich  bei  dem  entwickelteren  Satzgeluge 

geistige  Motoren  auf,  als  hei  dem  primitiven.  Während  bei 
die  unmittelbare  Empfindung  für  den  bestimmten  Fall  dem  Satze 
Grad  zuerkennt,  kommt  bei  dem  eigentlichen  Satzgefüge  die 
lende  Logik  in  Thätigkeit,  es  beginnt  das  Anordnen  nach  mehr 


95  - 

formalen  Gesichtspunkten.  Prüfen  wir  die  vorliegenden  Beispiele,  so 
finden  wir,  dass  bei  allen  der  Hauptsatz  das  Allgemeinere  enthält,  der 
Nebensatz  das  Speciellere.    In  dem  Verse: 

Ix  d'  ed-OQSV  xlfJQog  xwerjQy  ov  ap*  ^d'elov  avrol 
spricht  der  Hauptsatz  ganz  allgemein  von  einem  Loose,  der  Relativsatz 
bezeichnet  das  specielle,  von  dem  hier  die  Rede  ist.  Und  so  bei  allen 
griechischen  Beispielen.  Schwierigkeiten  machen  nur  die  Sanskritbeispiele, 
welche  gleichsam  den  äussersten  Gipfel  der  relativen  Satzverbindung 
darstellen.  In  „yas  tvam,  kathain  vettha?"  ist  das  Subject  des  Haupt- 
satzes dasselbe  wie  das  des  Nebensatzes  ^  aber  trotzdem  darf  man  auch 
hier  von  einer  Specialisirung  durch  den  Relativsatz  reden,  denn  das 
R^lativum  hebt  das  „du"  aus  dem  Niveau  der  gewöhnlichen  Betonung, 
der  jedes  in  der  zweiten  Person  des  Verbums  steckende  Du  unterworfen 
ist,  zu  einer  höheren  und  energischeren  empor,  und  specialisirt  es  somit 
in  gewissem  Sinne.  Man  darf  also  auch  mit  Rücksicht  auf  diese  Sanskrit- 
beispiele behaupten,  dass  in  den  noth wendige  Relativsätze  enthaltenden 
Perioden  der  Hauptsatz  das  Allgemeinere ,  also  den  höheren  Begriff,  der 
Relativsatz  das  Speciellere,  also  den  tieferen  Begriff  enthält.  Somit  ist 
auch  für  diese  Art  von  Relativsätzen  der  Name  Nebensatz,  freilich  in 
anderem  Sinne,  gerechtfertigt. 

Nur  muss  man  sich  hüten,  die  eben  eingeführten  Kategorien  in 
dem  Sinne  aufzufassen,  wie  die  philosophiche  Logik  sie  lehri  Die  Begriffe 
der  Logik  existiren  nirgend  rein  in  der  Seele  des  Ungelehrten ,  sie  sind 
überhaupt  psychologische  Ideale,  und  am  wenigsten  darf  man  vermuthen, 
sie  in  den  ersten  Entwickelungsstadien  der  Satzlehre  angewendet  zu 
finden.  Wir  sind  von  der  Logik  her  gewohnt,  uns  unter  einem  höheren 
Begriffe  einen  solchen  vorzustellen,  der  verhältnissmässig  inhaltslos  ist, 
und  aus  dem  durch  Hinzufügung  neuer  Merkmale  ein  niedrigerer  derivirt 
werden  kann;  diese  Vorstellung  passt  hier  natürlich  nicht,  wir  dürfen 
uns  vielmehr,  wenn  wir  der  Sprach-  und  Denkentwickelung  nicht  Gewalt 
anthun  wollen,  hier  unter  höherem  Begiiff  nur  eine  solche  Gesanmit- 
vorstellung  denken ,  welche  wegen  ihrer  verhältnissmässigen  UnvoUstän- 
digkeit  zu  Ergänzungen  herausfordert.  Natürlich  genügt  die  verhältniss- 
mässige  Undeutlichkeit  des  Gedankens  nicht  allein,  um  ihn  zum  Ge- 
danken des  Hauptsatzes  geschickt  zu  machen.  Dabei  hat  die  Rücksicht 
auf  den  Verlauf  der  gesammten  Rede,  von  der  eine  Periode  vielleicht 
nur  ein  kleiner  Theil  ist,  mitzusprechen.  Wenn  z.  B.  der  oben  ange- 
führte Satz:  „Es  sprang  das  Loos  heraus,  welches  sie  wünschten'' 
allein  stände,  so  könnte  man  ihn  auch  umdrehen  und  sagen:  „Sie 
hatten  gerade  das  Loos  getcünscht,  welches  heraussprang  ^'.  So  wäre 
der  jetzige  Nebensatz  zum  Hauptsatz  geworden  und  umgekehrt. 


96     

Wenn  man  aber  den  unmittelbar  vorhergehenden  Vers  hinzunimmt, 
welcher  lautet: 

&g  OQ  eqxxv^  naXXev  de  FeQi^iog  tTtnota  Neatwg  H  180, 

so  sieht  man  ein,  dass  d'Qwoyceiv  deswegen  das  Hauptverbum  geworden 
ist,  weil  es  sich  unmittelbar  an  das  TrdHeiv  anschliesst,  und  also  von 
dem  Verlaufe  der  Erzählung  gefordert  wird. 

Wir  dürfen  also ,  wenn  wir  die  Belehrung ,  die  wir  aus  einer  Revue 
über  die  Relativsätze  geschöpft  haben,  zusammenfassen,  uns  etwa  so 
ausdrücken:  Zum  Hauptsatz  wird  derjenige  Gedankencomplex,  welcher 
wegen  seines  praktischen  Werthes  oder  seiner  logischen  Beschaffenheit 
geeignet  ist,  an  einer  bestimmten  Stelle  der  Rede  zum  Anknüpfungspunkt 
für  andere  Gedanken  zu  werden,  während  der  Gedankencomplex  mit  den 
entgegengesetzten  Eigenschaften  zum  Nebensatz  wird.  Ich  kann  sogleich 
hinzufugen ,  dass  diese  Definition ,  die  nur  aus  den  relativen  Nebensätzen 
gewonnen  war,  auch  auf  die  conjunctionellen  passt. 

Dieses  Gedankenverhältniss  der  Sätze  sucht  nun  die  Sprache  im 
Laufe  ihrer  Entwickelung  immer  deutlicher  auszudrücken.  Und  zwar 
sind  es  nicht  die  Pronomina  und  Conjunctionen,  überhaupt  nicht  die 
Wörter  allein,  die  in  der  lebendigen  Sprache  zum  Zeichen  der  Satz- 
bedeutung werden  können ,  sondern  auch  —  etwas ,  worauf  man  weniger 
zu  achten  pflegt  —  die  von  allem  Gesprochenen  untrennbare  Melodie, 
der  sogenannte  Satzton ,  welcher  nicht  etwa  bloss  bei  der  Unterscheidung 
von  Aussage-  und  Fragesätzen,  sondern  gerade  auch  bei  der  Rang- 
bestimmung der  Aussagesätze  eine  Rolle  spielt.  Freilich  sind  die 
indischen  Grammatiker  die  einzigen,  die  auf  diesen  Punkt  ihre  Auf- 
merksamkeit gerichtet  haben,  aber  man  überzeugt  sich  bald,  dass  das, 
was  sie  an  ihrer  Sprache  beobachtet  haben ,  mutatis  mutandis  auch  auf 
die  übrigen  passt. 

Die  Inder  betrachten  mit  Recht  das  Verbum  als  die  Seele  des 
Satzes  und  haben  desshalb  der  Betonung  des  Verbums  in  den  verschie- 
denen Arten  der  Sätze  besondere  Aufmerksamkeit  zugewendet.  Sie  haben 
nun  gefunden,  und  dieser  Beobachtung  auch  in  den  accentuirt  auf  uns 
gekommenen  Texten  graphischen  Ausdruck  gegeben,  dass  in  ihrer 
Sprache  das  Verbum  des  Hauptsatzes  enklitisch  in  Bezug  auf  jedes 
vorangehende  Wort,  das  des  Nebensatzes  dagegen  orthotonirt  ist.  So 
wird  z.  B.  in  dem  Verse: 

j&  sömäsah  paräväti  y6  arväväti  sunvirä,  särväns  tä'fi  indra  gacchasi 
„welche  Somatränke  in  der  Ferne,  welche  in  der  Nähe  gepresst  werden, 
ssu  denen  allen  o  Indra  kommst  du"  RV.  8,  82,  6, 

das  erste  Verbum  betont ,  das  zweite  unbetont  gelassen.    Dabei  ist  hin- 


97 

sichtlich  der  Hauptsätze  zu  bemerken ,  dass  natürlich  ein  Yerbum ,  wel- 
ches am  Anfang  des  Satzes  steht,  nicht  enklitisch  sein  kann,  z.  B. 

yunjänti    bradhn&m    arushäm   „sie   schirren   die   rothe    Sonne   an" 

KV.  1,  6,  i, 
und  dass  jeder  Imperativ  als  ausserhalb  des  Satzes  stehend,  gleichsam 
als  selbständiger  Körper  betrachtet  wird,   hinter  dem  jedes  Mal  ein 
neuer  Satz  beginnt,  z.  B. 

süsamiddho  na  ä'  vaha  devä'fi  agne  havfshmate  bötab  pävaka  yäkshi  ca 

„wohl  angemndet  bringe  o  Agni  uns  die  GöUer,  und  opfere  für  uns 

flammender  Priester"  EV.  1,  13,  1, 
wo  ydkshi,  weil  es  hinter  einem  Imperativ  steht,  accentuirt  ist.  Bei 
den  Nebensätzen  ihrerseits  muss  man  beachten,  dass  die  indischen  Ge- 
lehrten manche  Sätze  als  untergeordnet  ansehen,  die  wir  beigeordnet 
nennen,  z.  B.  begründende  Sätze  mit  hi  „denn",  so  dass  z.  B.  in  dem 
folgenden  Verse  das  Verbum  des  zweiten  Satzes  orthotonirt  wird. 

üpa  nab  sutäm  &'  gab!  häribhir  indra  ke9fl)hih  sut6  bf  tvä  hävämahe 

„komm  zu  unserem  Saft  heran,  o  Indra,  mit  den  Falben,  denn 

beim  Saft  rufen  wir  dich''  RV.  1,  16,  4. 

Weiteren  Aufschluss  über  die  Accentuation ,  zunächst  des  Atharva- 
veda  findet  man  in  einem  höchst  interessanten  Aufsatz  von  Whitney, 
den  Kuhn  in  den  Beiträgen  1,  187  in  deutschem  Qewande  veröffent- 
licht hat. 

Dieses  Accentgesetz  nun  hat  auf  den  ersten  Blick  etwas  sehr 
Befremdliches.  Wir,  die  wiy  uns  so  gern  von  dem  Namen  gefangen 
nehmen  lassen,  finden  es  auff&llig,  dass  das  Verbum  des  Nebensatzes 
so  hoch  geehrt,  und  das  des  Hauptsatzes  zur  Tonlosigkeit  herabgedrückt 
werden  soll.  Indessen,  irre  ich  nicht,  so  ist  die  Erklärung  für  diese 
Thatsache  im  Vorhergehenden  enthalten.  Wir  sahen,  wie  der  Neben- 
satz sehr  oft  gerade  das  enthält ,  was  im  Zusammenhange  der  Bede  das 
Allerwichtigste  ist,  und  im  Sanskrit,  wo  z.  B.  die  Relativsätze  zum 
allergrössten  Theile  „ nothwendige "  sind,  ist  das  besonders  häufig  der 
FalL  Dadurch  allein  schon  ist  eine  stärkere  Betonung  des  Nebensatz- 
verbums  gerechtfertigt  Nun  kommt  noch  die  Gewohnheit  des  Sanskrit 
hinzu,  die  Nebensätze  voranzustellen,  wodurch  unläugbar  in  dem  Hörenden 
eine  Spannung  auf  den  Hauptsatz  hervorgerufen  wird.  Wenn  die  zwei 
Bedingungen ,  welche  im  Sanskrit  so  ausserordentlich  häufig  zusammen- 
treffen ,  Unentbehrlichkeit  und  Voranstellung  des  Nebensatzes ,  im  Deut- 
schen ebenfalls  eintreten,  so  betonen  auch  wir  das  Verbum  des  Neben- 
satzes weit  kräftiger  und  höher,  als  das  des  Hauptsatzes.  Wer  hört  z.  B. 
diese  Betonung  nicht  heraus  in  dem  Satze: 

„Was  man  nicht  nützt,  ist  eine  schwere  Last"! 

Delbrück  u.  Windisch,  syntakt.  Forsch.  I.  7 


98     

In  diesem  Verse  ist  „nützt"  unzweifelhaft  das  Wort,  was  am  meisten 
durch  die  Betonung  ausgezeichnet  ist,  und  das  Yerbum  des  Hauptsatzes 
tritt  dagegen  bedeutend  in  den  Schatten.  Aehnlicher  Art  nun  ist  im 
Sanskrit  die  Majorität  der  Nebensätze.  Von  dieser  Majorität  haben  die 
indischen  Sprachgelehrten  die  Regel  abgeleitet,  dass  allemal  das  Verbum 
des  Nebensatzes  zu  betonen  sei.  Das  Yerbum  des  Hauptsatzes 
musste  natürlich  im  Gegensatz  dazu  unbetont  bleiben.  Man  kann  bei 
diesem  Verfahren  allenfalls  tadeln  wollen,^  dass  sie  eine  Accentuation, 
die  nur  auf  fast  alle  Sätze  Anwendung  fand,  auf  alle  ausdehnten,  und 
besonders  auch  auf  die  einzeln  stehenden  Hauptsätze.  Aber  man  bedenke, 
dass  die  indischen  Philologen  mit  dieser  Accentuation  zugleich  etwas 
ausgedruckt  haben,  wozu  wir  die  Interpunktion  verwenden,  die  sie  in 
dieser  Art  nicht  kannten.  Wenn  man  diesen  Gesichtspunkt  nicht  aus 
den  Augen  lässt ,  wird  sich  das  Urtheil  wohl  auch  in  diesem  Falle  dahin 
zusammenfassen  lassen,  dass  die  indischen  Grammatiker  feine  Beobach- 
tungen zu  machen  und  sie  klug  zu  gebrauchen  verstanden. 

Hiermit  ist  denn  das  hauptsächlichste  Material  vereinigt,  um  die 
Entstehung  der  Relativ-  und  Conjunctionssätze  zu  verstehen. 

Ich  vermeide  es,  an  dieser  Stelle  eine  Untersuchung  über  den 
Begriff  des  Satzes,  die  Nothwendigkeit  des  Yerbum  finitum  in  ihm,  und 
Aehnliches  vorzunehmen ,  sondern  betrachte  den  einfachen  unabhängigen 
Aussagesatz  als  gegeben.  Jeder  dieser  Sätze  ist  der  Ausdruck  eines 
Yorstellungsinhaltes,  der  dem  Sprechenden  als  ein  Ganzes  erschien.  Nun 
liegen  die  Gedankencomplexe ,  welche  in  der  Sprache  zu  Sätzen  werden, 
nicht  gleichgültig  in  der  Seele  neben  einander,  sondern  wirken  auf 
einander,  fl^rdernd  und  hemmend,  und  erleiden  Einfluss  von  allen  übrigen 
Gedanken  und  Empfindungen.  Der  eine  Gedanke  wird  gehoben,  der 
andere  gedrückt,  der  eine  mit  Pathos,  der  andere  mit  Gleichgültigkeit 
ausgesprochen.  Auch  logische  Beziehungen  der  Gedanken  fehlten  natür- 
lich nicht ,  selbstverständlich  von  einfacher  Art.  Yon  Grund  und  Folge 
und  Aehnlichem  werden  die  ersten  Ahnungen  doch  sehr  Mh  aufschim- 
mern. Mit  einem  Worte:  Haupt-  und  Nebengedanken  und  folglich 
Haupt-  und  Nebensätze  existiiiien  schon  in  der  Periode  des  einfachen 
Satzes  vor  der  Entstehung  des  Relativums  und  der  Conjunctionen,  nur 
dass  sie  kein  sprachliches  Zeichen  hatten,  ausser  dem  freilich  sehr  mäch- 
tigen und  mannigfaltigster  Nüan9en  filhigen  der  Satzbetonung.  Allmälig 
rückte  dann  die  Sprache  dem  geistigen  Processe  der  Satzunterscheidung 
nach,  und  schuf  in  besonderen  Wörtern  Zeichen  und  Hebel  des  Satz- 
gefüges. Die  thätigsten  Helfer  bei  dieser  Arbeit  waren  die  Pronomina. 
Alle  Pronomina  nun  dienten  —  wie  wir  oben  sahen  —  zuerst  nur  einer  j 
Situation ;  sie  konnten  nur  bezeichnen ,  was  dem  Sprecher  gegenwärtig 


99     

erschien.  Es  war  ein  wichtiger  Schritt,  als  man  anfing,  einige  Prono- 
mina auch  zur  Einweisung  anf  Gedankenbilder  von  früher  dagewesenen 
Dingen  zu  verwenden,  als  man  anfing,  das  deiktische  Pronomen  zum 
anaphorischen  umzuformen.  Aus  dem  anaphorischen  Pronomen  entstand 
ansser  den  Wörtchen ,  welche  die  Verbindung  der  Hauptsätze  zum  Zweck 
haben,  wie  Und,  oder,  auf  welche  ich  hier  nicht  näher  eingehen  kann, 
das  Relativpronomen. 

In  den  ältesten  Zeiten  —  so  darf  man  aus  der  Verschiedenheit 
der  Belativstämme  in  den  indogermanischen  Sprachen  schliessen  — 
konnten  wohl  zur  Anfügung  von  Haupt-  und  Nebensätzen  die  gleichen 
anaphorischen  Pronominalstämme  verwendet  werden.  Mit  der  Zeit  aber 
trat  eine  Scheidung  ein.  Man  gewöhnte  sich,  nur  ganz  bestimmte 
Pronomina  zur  Anknüpfung  von  Nebensätzen  zu  verwenden.  Diese  Ge- 
wohnheit ward  die  Quelle  des  Belativums.  Ausserdem  ist  das  anapho- 
rische  Pronomen,  aus  welchem  das  Belativum  entstand^  noch  durch  eine 
Eigenschaft  vor  anderen  ausgezeichnet,  welche  die  Wörter  wie  ca,  ve 
und  ähnliche  hervorbrachten.  Das  Belativum  ist  deklinirbar.  Schon 
daraus  ist  zu  folgern ,  was  die  Beobachtung  bestätigt ,  dass  das  Belativum 
in  der  Begel  auf  einen  vorangegangenen  Nominalbegriff  hinweist  Zwar 
können  auch  ganze  Sätze  substantivirt  und  es  kann  auf  diese  Quasi- 
Substantiva  verwiesen  werden,  aber  dieser  Gebrauch  des  Belativums  ist 
auf  wenige  Casus  des  Singulars  eingeschränkt.  Seine  Hauptaufgabe 
bleibt  immer,  ein  Nomen  des  vorangehenden  Satzes  zu  reproduciren. 
Durch  diese  Beproduktion  bindet  das  Belativum  den*  zweiten  Satz  an 
deD  ersten,  und  mit  dieser  Beschäftigung  scheint  auch  die  natürliche 
Stellung  des  Belativums  an  der  Spitze  des  Satzes  gegeben.  Freilich 
finden  sich,  und  besonders  im  Sanskrit,  zahlreiche  Ausnahmen  von  der 
natürlichen  Wortstellung;  ich  möchte  aber  glauben,  dass  sie  erst,  als 
der  Begriff  des  Belativums  sich  schon  fest  eingebürgert  hatte,  möglich 
geworden  sind.  Demgemäss  definire  ich  das  ursprünglichste  Belativum 
als  ein  an  der  Spitze  eines  Nebensatzes  stehendes  anaphorisches  Pro- 
nomen, welches  auf  ein  Nomen  des  vorangehenden  Hauptsatzes  hinweist. 
Man  sieht ,  dass  schon  das  allerprimitivste  Belativum  eine  auf  dem  Zu- 
sammentreffen mehrerer  Bedingungen  beruhende  Schöpfung  ist,  die  schon 
eme  nicht  geringe  Sprachentwickelung  voraussetzt;  und  doch  wie  steif 
ond  arm  ist  dieser  primitive  Gebrauch  des  Belativums  gegenüber  der 
Geschmeidigkeit  und  Freiheit  des  Belativums  der  vedischen  und  home- 
rischen Sprache ,  das  ich  im  fünften  Gapitel  zu  schildern  versucht  habe ! 

Das  Belativum,  in  welcher  Weise  es  auch  gebraucht  sein  mag, 
vermittelt  immer  eine  Verbindung  zwischen  zwei  Sätzen.  Welcher  Art 
diese  Verbindung  sei,  ob  etwa  der  eine  Satz  als  Grund  des  anderen, 

7* 


100    

oder  als  Folge  oder  Aehnliches  anzusehen  sei,  davon  enthält  das  Bela- 
tivum  nichts.  Ein  Versuch ,  auch  diese  sich  nothwendig  einstellenden 
Gedanken  zum  Ausdruck  zu  bringen,  liegt  in  den  Conjunctionen 
vor.  Ich  habe  im  sechsten  Capitel  darzulegen  versucht,  wie  weit  dieser 
Versuch  in  der  uns  vorliegenden  Sprachperiode  gelungen  ist  Es  hat 
sich  dort  ergeben ,  dass  die  conjunctionelle  Verbindung  für  gewisse  feinere 
Gedankenverhältnisse  genauer  und  bequemer  ist  als  die  relative,  und 
schon  desshalb  darf  sie  wohl  als  die  jüngere  Schicht  betrachtet  werden. 
Wir  konunen  nun  auf  die  Frage  zurück,  ob  wir  die  in  der  Sprache 
selbst  gegebenen  Andeutungen  in  der  von  uns  vorgeschlagenen  Satz- 
eintheilung  richtig  befolgt  haben.  Es  hat  sich  gezeigt ,  dass  der  Gegen- 
satz von  Haupt-  und  Nebensätzen  unvermeidlich  durch  die  Natur  des 
menschlichen  Denkens  gegeben  ist  Es  hat  sich  ferner  gezeigt,  dass 
der  Nebensatz  nicht  von  allem  Anfang  an  ein  lautliches  Zeichen  gehabt 
sondern  erst  bekommen  hat  Man  muss  also  die  Nebensätze  in  solche 
eintheilen,  die  kein  lautliches  Zeichen  haben,  und  solche,  die  eins  haben. 
Aus  der  Beobachtung  der  uns  beschäftigenden  Spracherscheinungen  haben 
wir  nun  entnommen,  dass  die  lautlichen  Zeichen  folgende  sind:  erstens 
das  Relativum ,  zweitens  die  Conjunctionen.  Somit  ergäbe  sich  folgende 
Classification  der  Aussagesätze. 

A.  Hauptsätze, 

B.  Nebensätze, 

1)  solche  ohne  lautliches  Abzeichen, 

2)  solche  mit  lautlichem  Abzeichen, 

a.  mit  dem  Belativum, 

b.  mit  Conjunctionen. 

In  unserer  Beispielsanunlung  fehlt  nun  die  Gruppe  B.  1,  weil  diese 
Sätze  in  dem  uns  vorliegenden  Sprachzustand  verhältnissmässig  selten 
sind,  und  sie  theils  unter  den  Hauptsätzen  (vgl  ma  und  juty)  theils  in 
der  Einleitung  aus  Gründen  der  üebersichtlichkeit  Erwähnung  gefunden 
haben.   Im  übrigen  ist  die  eben  gewonnene  rationelle  Eintheilung  befolgt 

Nach  diesen  Ausführungen  über  Satzeintheilung  im  Allgemeinen 
habe  ich  nun  noch  über  die  conjunctivischen  und  optativischen  Sätze 
im  besondem  ein  paar  Worte  zu  sagen. 

Auf  die  Hauptsätze ,  überhaupt  auf  das  ganze  Gebiet  der  Correla- 
tion,  sind  wir  in  der  vorliegenden  Arbeit  nicht  näher  eing^angen. 
Dagegen  haben  die  Nebensätze  eine  neue  Classification  erfahren,  die  ich 
zwar  schon  Cap.  Y,  Seite  35  gerechtfertigt  habe ,  auf  die  ich  aber  ihrer 
Wichtigkeit  wegen  hier  noch  einmal  zurückkommen  muss. 

Die  conjunctivischen  und  optativischen  Nebensätze  zerfallen  natür- 
lich wie  die  indicativischen  in  relativische  und  conjunctionelle,  aber  jede 


101 

dieser  beiden  grossen  Gruppen  zerlegt  sich  nach  unserer  Darstellung 
wiederum  in  1)  posteriorische,  2)  priorische  Sätze.  Diese  zweite  Theilung 
ist  hier  noch  einmal  zu  begründen. 

Der  Conjunctiv  und  Optativ  erzählen  nicht  etwas  Thatsächliches, 
draussen  Gegebenes,  sondern  enthalten  Begehrungen  des  Subjects.  Der 
Inhalt  conjunctivischer  und  optativischer  Sätze  steht  also  in  höherem 
(rrade  unter  der  Botmässigkeit  des  Subjects ,  als  der  Inhalt  indicativischer 
Sätze.  Damm  sind  die  conjunctivischen  und  optativischen  Nebensätze 
ganz  besonders  geeignet,  auf  das  Engste  an  den  Hauptsatz  angeknüpft 
zu  werden,  sie  sind  das  eigentlichste  Gebiet  der  Satzunterordnung,  in 
ihnen  kommen  alle  jene  Eategorieen  wie  Absicht,  Folge,  Bedingung  u.  a. 
zar  Anwendung.  Es  gilt  nun  zu  ermitteln,  was  von  diesen  Eategorieen, 
die  wir  in  dergleichen  Sätzen  finden,  wohl  schon  den  Indem  und 
Griechen  der  ältesten  Zeit  vorgeschwebt  haben  mag.  unsere  ganze 
Untersuchung  hat  uns  gezeigt ,  dass  das  Griechische  in  den  Nebensätzen 
die  Spuren  eines  primitiveren  Zustandes  weit  treuer  bewahrt  hat  als  das 
Sanskrit  Wir  werden  uns  also  bei  der  vorliegenden  Frage  zunächst 
an  das  Griechische  zu  halten  haben,  und  zwar  sollen  an  dieser  SteUe, 
da  Seite  35  schon  die  Belativsätze  herangezogen  worden  sind ,  besonders 
die  Conjunctionssätze  befragt  werden.  Bei  den  griechischen  Gonjunc- 
tionssätzen  nun  fällt  auf,  dass  gewisse  Arten  dem  Hauptsatz  zu  folgen, 
andere  ihm  vorauszugehen  pflegen.  Zwar  ist  diese  Scheidung  nicht  ganz 
durchgreifend,  weil  die  Satzstellung  von  mehreren,  sich  bisweilen  durch- 
kreuzenden Rücksichten  beherrscht  wird,  aber  doch  so  deutlich,  dass 
sie  nicht  als  zufällig  oder  gleichgültig  angesehen  werden  kann.  Die 
gewöhnlich  nachstehenden  Sätze  nun  enthalten  Absicht,  Folge  u.  ähnl., 
die  gewöhnlich  vorausstehenden  Bedingung,  Voraussetzung  u.  ähnl.  Die 
ältere  Sprache  hat  also  Absicht  u.  ähnl.  unter  der  Kategorie  des  Posterius, 
Bedingung  u.  ähnl.  unter  der  Kategorie  des  Prius  gedacht.  Dabei  muss 
Posterius  und  Prius  im  weitesten  Sinne  genonmien  werden.  Entweder 
ein  Gedanke  folgt  dem  Hauptgedanken,  sei  es  zeitlich,  sei  es  logisch, 
oder  er  bildet  die  Stufe,  über  die  man  zum  Hauptgedanken  hinaufge- 
langt, in  jedem  Falle  aber  muss  der  Nebengedanke  durch  eine  Seelen- 
regung des  Subjects  an  den  Hauptsatz  geknüpft  sein.  Diese  Eintheilung 
io  posteriorische.  und  priorische  beherrscht  nun  die  gesammten  von  uns 
behandelten  Nebensätze,  und  es  ist  in  der  vorliegenden  Arbeit  des 
Ausführlicheren  erwiesen,  wie  die  Gmndbegriffe  der  Modi,  der  Sinn 
des  Belativums  und  der  Gonjunctionen  sich  unter  der  wesentlichen  Mit- 
wirkung dieser  Kategorie  gestaltet  haben. 


1  • 

•  •  •••  •• 

•  '  •  «  :• 

•  *  •.'•1 

4     «  •         * 


1 


102     

CfrScoariscli. 

Die  vorliegende  Untersuchung  hat  neben  einigen  unbedeutenderen 
Differenzen  eine  überwiegende  Anzahl  wichtiger  Uebereinstimmungen 
zwischen  Sanskrit  und  Griechisch  zu  Tage  gefördert  Die  wesentlichen 
lassen  sich  unter  folgende  vier  Nummern  zusammenfassen. 

1)  Das  Sanskrit  und  Griechische  haben  die  Geschiedenheit  der 
beiden  Modi  bewahrt,  ebenso  das  Zend  und  Altpersische,  in  den  übrigen 
Sprachen  sind  die  Modi  zusammengeflossen. 

2)  Das  Sanskrit  und  Griechische  haben  als  Relativpronomen  den 
Stamm  ja,  ebenso  das  Zend,  das  Altpersische  zeigt  ihn  in  yathä  wie, 
yad'iy  wenn,  yätä  tvährendy  yävä  tüie  lange,  während  als  flectirtes 
Belativum  tya  verwendet  wird.  Als  specielle  Uebereinstimmungen 
zwischen  Sanskrit  und  Griechisch  ist  der  conjunctionelle  Gebrauch  von 
yid  =«  o,  yä't  =«  uig,  yävad  =«  ^log  zu  erwähnen.  In  den  übrigen  indo- 
germanischen Sprachen  finden  sich  keine  sicheren  Spuren  von  dem  rela- 
tiven Gebrauch  des  Stammes  ja,  ausser  etwa  in  der  gotischen  Gon- 
junction  ei,  die  ich  mit  Seh  er  er  (ZGDS.  382)  auf  unseren  Stamm 
zurückfuhren  möchte. 

3)  Das  Sanskrit  und  Griechische  besitzen  die  Prohibitivnegation  ma, 
ebenso  das  Zend  und  Altpersische.  In  den  übrigen  Sprachen  keine  Spur. 
Denn  es  liegt  kein  Grund  vor,  das  lateinische  ne  von  dem  Stamme  na 
zu  trennen. 

4)  Das  Sanskrit  und  Griechische  besitzen  eine  vom  indefiniten 
Fronominalstamme  gebildete  Conjunction,  Sanskrit  kam,  griechisch  xdv^ 
von  der  die  übrigen  Sprachen  nichts  wissen. 

Diese  vier  Parallelen  lassen  sich  zu  der  Behauptung  vereinigen, 
welche  wohl  Jeder  als  Totaleindruck  aus  diesen  Studien  mitnehmen 
wird ,  dass  das  Griechische  in  der  Moduslehre  dem  Sanskrit  näher  steht, 
als  zum  Beispiel  dem  Lateinischen  und  Deutschen.  Wenn  man  allein 
die  Moduslehre  zu  berücksichtigen  hätte,  würde  man  die  indogermani- 
schen Sprachen  in  zwei  Gruppen  theUen ,  nämlich  die  asiatische  Gruppe 
sammt  dem  Griechischen  einerseits,  und  die  übrigen  europäischen  Sprachen 
andererseits. 

Es  fragt  sich,  ob  man  aus  der  auffallenden  Uebereinstinunung  in 
diesem  Theile  der  Syntax  historische  Schlüsse  ziehen  kann,  Schlüsse, 
welche  auf  die  successive  Lösung  der  Einzelsprachen  aus  der  indoger- 
manischen Grundsprache  Licht  zu  werfen  geeignet  sind?  Prüfen  wir 
darauf  hin  die  vier  Punkte. 

Aus  der  ersten  Thatsache  lässt  sich  ein  solcher  Schluss  nicht 
ziehen,  denn  es  ist  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  das  Indogermanische 


^ 


103 

alle  die  Modi  besass,  welche  das  Sanskrit  und  Griechische  zeigen,  und 
dass  die  übrigen  Sprachen  nur  verarmt  sind.  Das  Sanskrit  und  Grie- 
chische haben  das  älteste  Sprachgut  am  treuesten  bewahrt,  aber  nichts 
zwingt  uns  anzunehmen,  dass  sie  es  zusammen  gethan  haben. 

Gewichtiger  scheint  der  zweite  Punkt  Wie  auffällig  die  Ueber- 
einstimmung  zwischen  yäs  yä'  yäd  8g  tj  o,  yä't  wg,  yävad  ^(og.  Sollte 
man  aus  solchen  üebereinstimmungen  nicht  auf  eine  gräcoarische  Zeit 
schliessen  dürfen?  Allein  dass  man  aus  der  Gemeinsamkeit  des  Relativums 
nicht  sehr  viel  auf  die  Frage  der  Verwandtschaft  schliessen  darf,  beweist 
das  Altpersische,  welches  ein  anderes  flectirtes  Belatiypronomen  hat  ds 
seine  Zwillingsschwester  das  Zend.  Macht  diese  Analogie  schon  be- 
denklich, so  entzieht  der  Gebrauch  des  Belativums  bei  Homer  einem 
etwaigen  Schluss  in  gräcoarischer  Bichtung  allen  Boden.  Der  Stamm 
ja  ist  bei  Homer  noch  hin  und  wieder  rein  anaphorisch,  kann  also,  als 
das  Griechische  sich  von  einer  grösseren  Sprachgruppe  trennte,  noch 
nicht  rein  relativ  gewesen  sein.  Zu  demselben  Besultat  fahi*t  die  Be- 
trachtung des  Stanmies  ja  in  den  übrigen  Sprachen.  Es  scheint  mir 
ein  sicheres  Besultat  von  Windisch's  Untersuchungen,  dass  vor  der 
Sprachtrennung  der  Stamm  ja  noch  nicht  relativ,  sondern  erst  ana- 
phorisch war.  Wenn  man  bedenkt,  wie  verschieden  der  Belativstamm 
in  den  Einzelsprachen  ist,  so  wird  die  Yermuthung  nahe  gelegt, 
dass  in  der  Grundsprache  mehrere  Pronominalstämme  in  ganz  ähnlichem 
anaphorischen  Sinne  gebraucht  wurden  und  also  mehrere  Stämme  dem 
relativen  Gebrauche  zutrieben.  Vielleicht  haben  auch  schon  Adverbia 
wie  *jäi  und  *jävad  bestanden ,  und  sind  in  den  Sprachen  erhalten  ge- 
blieben, welche  den  Stamm  ja  zum  Belativum  ausbildeten.  Warum 
nnn  das  Sanskrit,  Zend  und  Griechische  gerade  diesen  Stamm  begün- 
stigten, weiss  ich  freilich  nicht  zu  sagen,  und  ebenso  wenig,  warum 
das  Altpersische  ihn  mied  oder  vielleicht  wieder  aufgab.  Jedenfalls  darf 
man  die  Ausbildung  des  Belativums  nicht  in  eine  etwaige  gräcoarische 
Epoche  legen ,  denn  bei  Homer  ist  es  noch  nicht  fertig ,  und  selbst  wenn 
die  homerische  Sprache  nicht  zu  uns  redete,  würde  das  gotische  ei 
beweisen^  dass  auch  eine  Sprache  aus  eigenen  Mitteln  lernen  konnte, 
das  anaphorische  Pronomen  ja  zur  engeren  Satzverbindung  anzuwenden. 

Die  dritte  Nummer  bietet  eine  der  allermerkwürdigsten  üeberein- 
stimmungen. Die  asiatischen  Sprachen  haben  eine  eigene  Prohibitiv- 
negation  mä,  der  in  Europa  nur  das  Griechische  sein  ^iij  an  die  Seite 
zu  setzen  hat  Und  damit  nicht  genug.  Wir  sehen  auch  die  deutlichen 
Spuren  einer  uralten  Construction  dieses  mä  mit  dem  Gonjunctiv  des 
Aorist.  Der  Gonjunctiv  des  Aorist  ist  nun  in  den  übrigen  Sprachen 
verloren  gegangen,  soll  man  dasselbe  von  mä  vermuthen?  Diese  Frage 


104     

Igemeiiien  spracblichen  Analogieo  bejahen.  Die  Existenz 
Prohibitivnegation  neben  der  allgemeinen  scheint  mir 
eichthnm,  wie  der  Besitz  des  Dual  neben  dem  Plural, 
I  neben  dem  Activam.  Die  Tendenz  der  Sprachen  geht 
g  des  Materials.  Darnm  ist  mir  die  Annahme,  das» 
iche  die  zwei  Negationen  schon  besass,  wahrscheijilicher 
[gesetzte,  dass  bb  sie  noch  nicht  besass,  mä  vielmehr 
Hcoarischen  Zeit  ansgebüdet  worden  wäre.  Somit  ist 
üebereinstimmoi^  nur  zu  folgern,  dass  sowohl  die 
i  wie  das  Griechische  in  der  Bewahrung  des  indoger- 
hgutes  sehr  z&ho  sind. 

vierten  Punkt,  die  Gleichheit  von  Mm  and  xiv,  wird 
über  den  dritten  Fankt  Gesäte  richtig  ist,  ähnlich 

also,  dass  die  entscheidenden  Gründe  für  die  BeurUioi- 
ng  des  Griechischen   uiderswo   als  in  der  Syntax  za 


ßeispiel- Sammlung. 


rt 


CONJUNCTIY. 


A.  Der  Conjunctiv  in  Aussagesätzen. 

Cap.  I. 

Der  ConJnnetlT  In  HanptsStzen. 

Zu  diesem  Capitel  ist  Einleitung  Seite  17  bis  25  zu  vergleichen. 
Hier  bemerke  ich  nur,  dass  auch  diejenigen  Sätze  mit  ma  und  ^nj, 
welche ,  wenn  sie  auch  äusserüch  sich  von  den  Hauptsätzen  nicht  unter- 
scheiden, doch  aus  inneren  Gründen  als  Nebensätze  betrachtet  werden 
müssen ,  mit  den  Hauptsätzen  zusammen  behandelt  sind ,  weil  es  unthun- 
lich  schien,   die  Belege  f&r  ma  und  ^r^  in  zwei  Capitel  zu  zerstreuen. 

Nach  Einleitung  17  zerfällt  dieses  Capitel  in  zwei  Paragraphen, 
deren  erster  den  Conjunctiv  des  Wolle ns,  der  zweite  den  der  Erwar- 
tung enthält 

§  1. 

Der  Conjunctiv  des  WoUens. 

I.    In  positiven  Sätzen. 

*  1)  Erste  Ptrson. 

a.   des  Singülaris. 

Man  vergleiche  Einleitung  Seite  17 — 19.  Zunächst  seien  hier 
sanskritische  Beispiele  angeführt 

Sanskritische  Beispiele. 

Yoran  stehen  Sätze  ohne  ermunternde  Partikeln,  dann  folgen 
Satze  mit  ermunternden  Partikeln. 

brahmacäry  äsäni  „ich  tvill  Br.  werden'^  9^t.  Br.  11,  5,  4,  1  sagt 
jemand,  der  sich  entschlossen  hat,  Brahmanenschüler  zu  werden,  und 
sich  zum  Zweck  der  Aufnahme  bei  dem  Lehrer  meldet  Aham  etad 
asäni  yat  tvam,  aham  mahän  asäni  (Indra  sprach  zu  Prajäpati)  „ich 
wdl  d4is  sein,  was  du  bist,  ich  wiU  gross  sein"  Ait  Br.  3^  21  vergl. 


108     

Alt.  Br.  1,  23,  3,  23.  2,  19  a.  8.  w.    ürva?!  spricht  zu  ihrem  Geliebten: 
Qardharven  werden  dir   morgen  eine  Wahlgahe  gdxM  (frei^etlen, 

SU  wäMen),  die  wähle  dir".    „Wähle  du  für  müA".    „Nun  so 

:  yushmä'kam  evä'i  'ko  'sänf'ti  „ich  mit  einer  von  euch  werden" 
!tr.  11,  5,  1,  12.    tarn  ho'  väca:  „rishe' harn  te  ^atam  dadämy, 

eehäm  ekenä'tmänam  nishkrinä"  iü  „er  sprach  eu  ihm:  „RisJii, 
^  dir  hundert  Kühe,  ich  wiä  midi  mit  änetn  von  diesen  (deinen 
n)  loskaufen"  Ait  Br.  7,  15. 

brnvann  adiMm:  „tvsye  'matn  yajnam  prajänäme'  td,  sä  „tathe" 
itavtt,  Bä  v&i  vo  varam  vrinä"  iti  „die  Götter  sprachen  eu  Adili; 
•h  dich  lass  uns  dies  Opfer  finden  (wollen  wir  dies  Opfer  finden) ; 
ra<^  „ja",  öfter  ich  tviU  mir  von  euch  einen  Wunsch  ausbitten" 
tr.  1,  7. 
Bväpi^  cä '  rahtisheDah  (autann^  ca  käuravyäu  bhrätar&a  babhfl- 

;  sa  ^antannh  kanlyän  abhishecayäip  cakre,  deväpis  tapas  pratipede. 

(antano  räjye  dväda^a  rarshäni  devo  na  Tavarsha.  tarn  Qcar 
lauä:  „adhannas  tvayä  Carito  jyeBh^haip  bhiätaram  antarityä  'bhi- 
am,  taemät  te  devo  na  varshati  'tä.  sa  pantanur  deväpim  ^i^iksha 
la.  tarn  nväca  deväpih:  „purohitas  te  'säni  yäjayäni  ca  tve"  'ti 
ipis,  der  Sohn  des  Bishtishenas  und  ^ntanus,  beide  aus  dem 
lechte  der  Kuru  waren  Brüder,  Qintanus,  rfer  jüngere,  Hess  sich 
Kdnig  machen,  Deväpis  wandte  sich  eur  Frömmigkeit.  Darauf 
'e  der  Gott  swölf  Jahre  lang  nicht  in  dem  Beiehe  des  ^ntanus. 
em  sprachen  die  Brahmanen:  „Unrecht  ist  von  dir  verübt,  du 
dich  mit  U^tergehung  deines  erstgeborenen  Bruders  zum  König 
m  lassen.  Deswegen  regnet  dir  der  Gott  nicht,  ^ntanus  bot  dem 
ns  das  Beich  an,  aber  Dcväpis  sprach,  ich  wiU  dein  Hauspriestcr 
n  und  für  dich  opfern"  Yäska  Nirukta  2, 10  (Roth  pag.  44). 

Von  den  ermtmtenideii  Partäkeln  sind  die  häufigsten  nü 
\änta: 

i.  nfi'  mahjtvUni  Trishabhdsya  vocam  „tcA  wiU  die  Grösse  des 
s  preisen"  RV.  1,  59,  6  vgl.  1,  32,  1.  1,  154,  1.  2,  15,  1.  6,  8,  I 
weimal  nw)  u.  a.  w.  häri  nü  kam  rätha  fndrasya  yojam  äyäf  sükt^na 
i  närena  „  icÄ  will  mit  einem  wMgesungenen  neuen  Liede  die  beiden 
»  an  den  Wagen  des  Indra  schirren,  dass  sie  herankommen" 
',  18,  3  und  Ähnliche  Wendungen  in  ,^os8er  Menga  „huite  'man 
lyä"  iti  t&n  abhiprä^vaslt  „(die  Götter  etilen  auf  Vritra  eu,  um 
u  tödten),  in  dem  Gedanken  „wdlan  ich  will  sie  erschrecken" 
b  er  sie  an"  Ait  Br.  3,  20.  hante'  man  asminn  uküia  äbhaja  iti 
a  dachte)  „wolan  ich  wiü  (die  Maruts)  an  diesem  Opfer  theil- 
M  lassen"  Ait  Br.  3,  20  vgl.  (Jat  Br.  10  4,  2,  22  u.  s.  w. 


109     

Griechische  Beispiele. 

Im  Griechischen  wird  der  Conjunctiv  stets  durch  eine  au&nunternde 
Phrase  wie  ei  d'  aye,  diX  äye  eingeleitet.  Doch  ist  durchaus  nicht 
unmer  eine  Selbstaufmunterung  des  Redenden  anzunehmen,  vielmehr 
kann  dieser  auch  die  Hörer  aufmerksam  machen  oder  auffordern ,  seinem 
Entschlüsse  nichts  in  den  Weg  zu  legen.  So  kommt  es,  dass  eine 
WiUenserklärung  in  der  ersten  Person  Singularis  auch  durch  ayere  ein- 
geleitet werden  kann: 

aW  ayBS'\  vfuv  revxe*  iveluto  d^w^rjpuß^vai  %  139. 

Femer  mit  dXV  aye:    " 

all'  aye  ol  xat  iya)  äw  ^eiviov  v  296. 
aü'  äy  eydvy  og  aeio  yeQalzeQog  evxofiai  eivai, 
i^eiTtio  xal  nawa  dil^Ofiat  /  61,  vgl.  x  ^29,  487. 
du.'  ay\  iywv  avrog  neiQi^aofiat  '^äi  Yäußfiai  ^126. 

Mit  ei  (T  aye: 

el  (faye  t<H  xai  voazov  efiov  noXvwffiV  hioTtia  i  37,  vgl.  (f  217,  lo  337. 

Mit  erweiterter  auffordernder  Phrase: 

dUi*  aye  vvv  efrifieivoy,    dqrjia  revxea  6vu)  Z  340. 

rf«7r€,  dvu}  fwi  inea9ov.  Xdia^C  otiv'  eqya  xhvycjcai  X  450  vgl.  X*  418. 

-     b.    des  Dualis  und  Pluralis. 
Man  vergleiche  Einleitung  Seite  19  —  20. 

Sanskritische  Beispiele. 

Die  erste  Person  Dualis  oder  Pluralis  wird  in  doppelter  Weise 
gebraucht ,  entweder  so ,  dass  statt  der  einen  Person  mehrere  das  gleiche 
sprechend  gedacht  werden,  oder  so,  dass  eine  oder  einige  die  übrigen 
auflfordem. 

Für  den  ersten  Fall  sind  Beispiele: 
yät  te  divo  duhitar  martabhöjanam  täd  räsva  bhunäjämahäi  „was 
du  0  Himmdstockkr  Menschenerquickendes  besitzest ,  das  ffieb  uns ,  wir 
tßcUen  es  geniessen  (lass  es  tms  geniessen)''  RV.  7,  81,  5.  abruvann 
aditim:  „tvaye  'mam  yajnam  prajänäme'ti  ,ydie  Oötter  sprachen  su  Adüi: 
»durch  dich  woUen  wir  finden  (Uiss  uns  finden)'^  Ait  Br.  1,  7.  ä'  yähi 
knnäväma  ta  fndra  br4hmäni  v&rdhanä  „komm  heran,  wir  wollen  dir, 
Indra,  Gebete,  Stärkungen  bereiten^'  RV.  8,  51,  4  vergL  5,  45,  6. 
6, 16,  16  u.  s.  w.  svastäye  väyüm  üpa  bravämahäi  „zum  Heüe  wollen 
mr  Vagu  anrufen^'  RV.  5,  51,  12.  mino  yäjayäva  tv6'ti  „Manu,  wir 
woUcn  für  dich  opfern'^  ^at.  Br.  1, 1,  4,  15.    t^  hö  'cuh:  „hinte'mäm 


110 


prithiviin  vibhajämaMi  „die  spradien:  „wdan,  wvr  woUen  diese  Erde 
tmkr  uns  vertheilen^'  ^at.  Br.  1,  2,  5,  2.  te  devä  abravaim  „aräjatayä 
yäi  no  jayanti,  räjänam  karavämahä  iti  „die  Götter  sprachen:  „wegen 
unserer  Königslosigkeü  besiegen  sie  uns,  wir  woUen  uns  einen  König 
wählen''  Ait.Br.  1, 14. 

Den  zweiten  Fall  verdeutlichen  folgende  Beispiele: 

Pururavas  erkennt  Urvafi  in  dem  Wasservogel  und  spricht:  „o  Gattin 
halt,  grausame j  sinnberaubte,  väcänsi  mi9rä'  krinavävahäi  nti"  „wolan, 
lass  uns  Worte  wechseln"  (Jat.  Br.  11,  5,  1,  6  vgL  RV.  1,  25,  17. 
hänämäi'  näfl  fti  tväshtä  y&d  äbravit  „als  Tvashtar  sprach,  wolan, 
lasst  sie  uns  tödten''  RV.  1,  161,  5.  Einleitung  Seite  20  ist  entwickelt 
worden ,  bei  welcher  Situation  der  Gedanke  der  AuflForderung  in  die  erste 
Person,  in  der  er  ursprünglich  nicht  liegt,  hineinkommen  konnte. 

Griechische  Beispiele. 

Aus  dem  Homer  ist  nur  die  zweite  Art  zu  belegen.  Immer  wird 
einer  sprechend  gedacht,  der  die  übrigen  auffordert.  Der  Conjunctiv 
steht  entweder  allein,  oder  nach  einem  auffordernden  Wort. 

Allein : 

^'Etctoqoq  OQGtofÄev  TCQOPUSQdv  fi€vog  iTiTtodafiOLO  H  38. 

Tohg  ^ehovg ....  ig  Siiielovg  7ti(i\p(0(iev  v  382. 

rilAeig  de  y^Qa^dfisd''  OTtiog  o^'  aQioxa  yivfjTai  tp  117  vgl.  tt  371, 
J  14,  S  61. 

cv*'  lOfiev  xeiotrreg  S  340,  vgl.  P  340,  M  328. 

omxdi  neq  avv  vtjval  vedfisd'a  novTOTCoqoiOLv  JT205  vgl  B  236,  r'283 

i]pLBlg  d*,  c5g  tb  TtaQog  Tteq  iTtorqvvdfudix  TtofiTtijv  ^  31  vgl.  a  85. 

viSv  d^  i9vg  fUfiacSre  ^ia%iüpLBdu  X  243  vgl.  O  160. 

VW  öi  fivfjawfied'a  öoqtcov  Q  601  vgl.  T  148. 

(uvwd'd  7t€Q  aiKpißaXovxB,  aiXriXovg  oXoolo  Tera^cifiead'a  yooio  V  98 
vgl.  o  399,  a  369. 

rSv  fiiv  novoiafiead'a  fidxijg  tuxI  driidttfcog  H  290,  vgl.  H  29   und 
ausserdem  if333flgd.,  0  110,  Ä  108,  <Z)309,  ^244,  0208,  a  372, 
»  100,  /ri  321,  V  271,  v  485. 
Durch  aUj&  eingeführt: 

aU:  hfiev  q  194,  vgl  Z526,  K  126,  2  266,  fl  469,  ß  404,  ^  31, 
X  549,  CO  358  u.  437. 

aUa  q>Qa^(ofi€d^a  »aaaov  x  192  vgl.  ß  168. 

aXÜ  ^  %oi  vvy  fiev  neidwfAed'a  vvxtl  fielaivf]  I  65  vgl.  0  502,  V  48, 
ju  291  (mit  folgendem  Futurum), 

ciHa  (injüiafied'a  daiTog  v  246  vgl.  x  '^3* 


111    

dU.^  onXiCcifud'a  9aaaov  to  495,  man  vergleiche  noch  x  228  u.  269, 
7t  384  (der  Optativ  ausmalend)  mid  402,  a  39,  Y  136,  C&  467,   V  9. 
Mittelbar  ist  der  Conjmictiv  durch  aUa  eingefßhrt:  ^45  und  168. 
Durch  aye  und  ayeze  eingeführt: 

dtaga  d*  äf  aXh^hoiai  TtegiTclvrä  dciofiep  afufna  H  299. 

yvp  d'  aye-^y  (og  Sv  iywv  utcw^  neidii^d'a  Ttdvrag  ^  213  vgl.  A'  392, 
^  140—144. 

Durch  äiX  ilye  und  diX*  ayere  eingeführt: 

diX  opye9-\  (og  aV  iywv  una)  Ttei&wfiedix  Ttovreg  2  297  vgl.  ß  139, 
/  26,  M  75,  O  295  flgd.,  ^  179. 

diX  äyer*  amoL  neq  q>Qa^ia^u9'a  /Äfjftiv  dflarrpf  P634  vgl.  a  76,  q  274. 

diX  aye  ol  dwfiev  z^lnoda  fiiyccv  tjdi  Xißrp^a  v  IS  vgl,  ^  389. 

diX  aye  dij  tuxI  vwi  fiedwfied'a  d-oigidog  dXxijg  £718,  z/418  vgL 
ß  618.  Man  vergleiche  noch  u^  62,  r  441,  ^  348,  Y  119  und  300, 
A'  231  und  254,  ß  356,  d  776,  x  44  und  177,  (p  135  und  folgende  Stellen, 
an  denen  der  Conjunctiv  durch  dlk*  aye  oder  ayere  mittelbar  ein- 
geleitet wird:  B  140,  M  78,  S  76  flgd.  und  374,  2  304,  &  394,  x  334, 
a  420,  €0  432. 

Durch  ei  ä*  ay&te  ist  der  Conjunctiv  eingeleitet  in  der  Stelle: 

d  d*  ayet*  dfjiqi  Ttokir  aw  Tevjnjeöt  nei^dwfiep  A'  381. 
Durch  dev^,  devre  eingeleitet: 

dävze,  q>lloi,  ^la  q>eq6(ie»a  ß  4:10  vgl.  K  97,  Hl28,  'F485,  9  133 
und  292.    Durch  driV  ayere:  H  351. 

2)  Zweite  und  dritte  Person. 

Die  Unterscheidung  nach  dem  Numerus  ist  hier  überflüssig,  weil 
^e  Natur  der  Aufforderung  dieselbe  bleibt,  ob  sie  nun  an  einen 
oder  an  mehrere  gerichtet  ist. 

Man  vergleiche  zu  diesem  Abschnitt  Einleitung  Seite  20  und  21. 

Sanskritische  Beispiele. 

a  vahäsi  tä'd  ih&  deväh  „du  soUst  die  Oöüer  hierher  bringen'^ 
KV.  1,  74,  6  VgL  6,  2,  11.  indrena  s&m  hf  drikshase  „(2u  sMst  dich 
mt  Indra  eusammen  sehen  lassen"  RV.  1,  6,  7  (vgl.  M.  Müller  Eigv. 
transl.  1  pag.  32).  ä8a9  ca  tv&m  dakshinatäh  säJ^hä  me  'dhä  vriträhi 
jafighanäva  bhün  „sei  du  mein  Freund  (du  seilst  mein  Freund  sein) 
zu  meiner  rechten  Hand,  wnd  wir  werden  manchen  Feind  schlagen^^ 
RV.  8,  89,  2,  man  vergleiche  noch  5,  82,  4.  6,  8,  7.  6, 19,  6.  10,  47,  1. 
ta'  no  mfiläta  idrf9e  „seid  beide  unsresgleichen  gnädig"  KV.  1, 17, 1, 
man  vergleiche  noch  3,  35,  2.  5,  74,  1.  yädi  tän  n^Wa  häryatha  tritiye 
ghä  sävane  mädayädhväi  „wenn  ihr  das  nicht  woUt,  so  ergötzt  euch 


112     

wenigstens  am  dritten  Opfer"  RV.  1,  161,  8  vgl.  1,  37,  14.   5,  77,  I. 
iAArin  i'^näso  —  viditlia  —  mahüd  brähma  vadishyati  „jäzt  ihr  Leute 

'■  wM  —  vnrd  er  ein  grosses  Qd)fi  sprechen"  ÄV.  1,  32,  1. 

iDJunctiv   vidätha  ist   parenthetisch  nnd  behält  desbalb  seinen 

[1.  Weber  Ind.  stad.  4,  427). 

:e  dritte  Person  im  auflbrdemden  Sinne  ist  besonders  im  Veda 

isa  hanati  vritrahä'  „den  VrUra  soU  der  Vritratödter  iödte» 
er  Vritratödter)"  RV.  8,  78,  3  vgL  6,  16,  34  n.  ö.  agnfm  ile  sä 
t  „den  Agni  ^eÄe  icA  an,  er  soU  hören  (höre)"  RV.  8,  43,  24. 
f9väni  hävanäni  joshat  „er  soU  freundlich  alle  unsere  Opfer  t» 
\g  nehmen  (nehme  in  Empfang)"  RV.  10,  81,  7.  prä  ^a  ayflnsli 
„er  (der  Gott  Väyu)  sdU  rmser  Leben  verlängern  (verlängere)" 
186,  1  n.  0.  jätävedase  sunaväma  sömam  arätiyatö  nf  dahätt 
dem  Jätavedas  teoUen  wir  Sotna  pressen,  er  soU  verbrennen  des 
(parcas  deonan  ctdtor)  Habe  (v^brenne)"  RV.  1,  99,  1.  av&'so 
hä'c  ca  Dli  „gestroMt  hat  Ushas  und  soU  auch  jetzt  strahlen 
)"  RV.  1,  48,  3.  t^  asmäbhyatn  f&rma  yansan  „die  soUen  uns 
verleihen  (ntögen  verleihen)"  BV.  1,  90,  3.  asmä  vriddhä'  asann 
ier  bei  uns  sollen  die  Grossen  sein  (seien)*^  RV.  I,  38,  15. 
päprih  pärayäti  svasti  „er,  der  Retter  soß  uf^  heriäterführen 
ile"  RV.  8, 16, 11.  ä'  te  vatsiS  mäno  yamat  „Vatsa  (der  S&nger) 
nen  Sitm  (den  des  Gottes)  AerneA«»  (eiehe  her)"  RV.  8,  11,  7. 
rgleicho  noch  RV.  6,  2,  6.    5,9,7.    6,14,5.    5,31,12.    5,42,3. 

6,  60,  1.    5,  82,  3  u.  s.  w. 
18  Griechische  kennt  den  aofTordemden  ConjnncÜv  in  Hanpt- 
n  der  dritten  PeiBon  nicht,  für  die  zneite  Person  habe  ich  nur 
es  Phil.  300  anzuführen,  worfiber  Einleitnng  Seite  20  und 
irochen  worden  ist 

n.  In  negativen  Sätzen. 

1  Griechischen  tritt  bei  den  Conjunctiven  des  Wollen»  nur  ;"i 
ation  anf,  im  Sanskrit  gewöhnlich  ma,  doch  begegnet,  wenigstciia 
zweiten  ond  dritten  Person  auch  nd,  und  in  abhängten  Sätzen 
ited.    Der  Conjunctiv  des  Pr&sensstanunes  ist  mir  bei  m&'  nicht 

lass  bei  den  Sätzen  mit  mä'  und  ^^  ein  sprachliches  Zeichen 
)b  der  Satz  als  Haupt-  oder  Nebeimatz  zu  betrachten  sei,  nicht 
en  ist,  ist  Einleitnng  äeite  21  und  22  erjjrtert  Deswegen  habe 
für  besser  gehalten,  alle  Sätze  mit  mä  und  ff^  zusanunen  zu 
In.    Ebenda  ist  darauf  hingedeutet,  daas  man  aus  der  grossen 


113     

Masse  der  hierher  gehörigen  Beispiele  einige  ausscheiden  könne,  die 
man  passend  Warnungssätze,  andere,  die  man  Befürchtungssätze 
nennen  kann.  Freilich  sind  diese  Kategorieen  nicht  durch  besondere  Wörter 
ausgedruckt,  sondern  ergeben  sich  lediglich  aus  dem  Zusammenhang 
der  Gedanken.  Immerhin  aber  sind  sie  zur  Gliederung  der  sonst 
ziemlich  unübersichtlichen  Masse  brauchbar.  Sie  sind  für  die  erste 
Person  ausreichend,  bei  der  zweiten  und  dritten  dagegen  bleibt  eine 
Anzahl  von  Beispielen  übrig,  die  man  nur  als  negative  Aufforderung 
cbarakterisiren  kann. 

1)  Erste  Person. 

a.   des  Singularis. 

Voran  stellen  wir  die  Sätze,  in  welchen  die  durch  ma  und  ^uj 
eingeleitete  Abwehr  aus  einer  auf  den  Sprechenden  selbst  bezüglichen 
Befürchtung  hervorgeht. 

Aus  dem  Sanskrit  gehören  hierher:  mä'  häm  räjann  anyäkritena 
bhojam  „nicht  mll  ich,  o  Gott,  fremde  Thai  zu  büssen  hohen''  BV.  2, 
28,9.  Freilich  leidet  die  Energie  der  Willensäusserung,  welche  in  der 
ersten  Person  des  Conjunctivs  liegt,  durch  die  Thatsache,  dass  die 
Erfüllung  des  Willens  nicht  von  dem  Redenden,  sondern  von  einem 
Anderen  abhängt.  Wir  pflegen  deshalb  zu  übersetzen:  „dass  ich  nur 
nicht  ,u,  s,  w.^\  Da  so  der  Modus  etwas  von  seinem  specifischen  Sinn 
verliert,  so  ist  es  nicht  auffällig,  wenn  Optative  vorkommen,  die  sich 
von  diesen  Gonjunctiven  dem  Sinne  nach  kaum  unterscheiden,  z.  B. 
fiV.  6,  51,  7.  7,  52,  2.  4,  3,  13.  Andere  Beispiele  des  in  Bede  stehenden 
CoDJunctivgebrauches  sind:  mö  (=»  mä'  u)  ahäm  dvishat^  radham  „dass 
ich  nur  nicht  dem  Feinde  unterliege^''  RV.  1,  50,  13.  mö  shü  varuna 
mrinmäyam  grihäm  räjann  ahäm  gamam  ^^dass  ich  nur  nichts  o  Varuna, 
in  das  Haus  van  Erde  (das  Grab)  eingehe^'  RV.  7, 89, 1  vgl.  AV.  1, 1, 14 
(Weber  Ind.  Stud.  4,  393). 

Im  Griechischen  darf  als  eine  ganz  unabhängig  gedachte 
Befürchtung  angesehen  werden: 

aXXa  TiT]  fioi  Tovra  q>ilog  disH^ctro  ^f,i6g; 

jUi^  fÄiv  iy(a  fiiv  ixto^i  hiv  b  di  ^  ovx  eleijaei  X  121. 
Dagegen  nennt  man  abhängig  oder  untergeordnet  die  folgenden: 

deidw  i^rj  diriQ^aaiv  ^1(oq  xal  ycvQ^a  yivwfiai  €  473, 
wozu  man  Einleitung  Seite  23  vergleiche,  und 

^r;  ^oi  oivov  a€iQ€  fißXiq>Qovay  noryia  (nfjtSQ, 

fii]  /t'  aTtoyvuaoyqy  fiiveog  9  aAx^^  xe  kdSto^ai  Z  264, 
wo  fiij  hx&tafiai  als  Motiv   für  ^u'i  aeige  wirken  soll,  folglich  diesem 
Hauptgedanken  untergeordnet  ist. 

Delbrack  a.Wlndisch,  synUkt.  Forsch.  I.  g 


114     

Auf  die  Befurchtungssätze  lasse  ich  die  Warnungssätze  folgen. 
Ich  gebe  ihnen  die  zweite  Stelle,  nicht  wie  es  in  der  Einleitung  S.  22 
geschehen  ist,  die  erste,  weil  die  Situation,  in  der  sie  auftreten,  eine 
complicirtere  ist,  als  bei  den  Befürchtungssätzen.  Denn  eine  Warnung 
entsteht  erst  dann ,  wenn  wir  einen  Gedanken  in  der  ostensiblen  Absicht 
von  uns  fernhalten,  dass  ein  Anderer  sich  aus  dieser  Abwehrung  eine 
Lehre  entnehme. 

Aus  dem  Sanskrit  gehört  ein  Wort  der  Ürva9i  hierher,  das  sie 
an  ihren  Geliebten  Purüravas  richtet:  mö  sma  tvä  nagnäm  dar9am 
„dass  ich  dich  nur  nicht  nackt  sehe!^^  Qd,t  Br.  11,  5,  1,  1. 

Aehnlich,  nur  etwas  drohender,  ist  das  einzige  homerische 
Beispiel,  in  dem  man  einen  solchen  Wamungssatz  unabhängig  nennen 
muss: 

fii^  ae  yiqov  Tcoiltjaiy  iyca  Ttagä  vrpnji  %i%ei(a  A  26. 

In  den  übrigen  Beispielen  steht  der  Satz  mit  ju^  allemal  in  solcher 
Gedankenverbindung  mit  dem  vorhergehenden  Satze,  dass  wir  ihn  als 
abhängig  bezeichnen.  Wenn  wir  nach  unserer  modernen  Auffassung  den 
Satz  mit  nr\  als  Inhaltssatz  betrachten,  pflegen  wir  /ui}  durch  „dass'' 
zu  übersetzen: 

q)Qa}^€0  mV,  fiij  zoi  ti  &e(av  firjvi^a  yevoi^ai  X  358. 

Es  bedarf  aber  keiner  Ausfuhrung  mehr,  dass  die  moderne  Kategorie 
des  Inhaltssatzes  dem  Griechischen  nicht  aufgezwungen  werden  darf. 
Will  man  den  ursprünglichen  Sinn  des  Griechischen  treffen,  so  muss 
man  übersetzen:  „denke  nach!  dass  ich  dir  nur  nicht  Ursache  des 
Götterzornes  werde"! 

In  den  Sätzen ,  welche  wir  als  Absichtssätze  auffassen ,  übersetzen 
wir  fiTj  durch  „damit''.  Die  Griechen  sind  primitiver  als  wir,  indem 
sie  einfach  den  abwehrenden  Satz  an  den  vorhergehenden  anreihen ,  ohne 
von  dem  Gedankenverhältniss  etwas  anzudeuten.    Dahin  gehören: 

avra  tzqoow  q)iQ€  TO^a'  xa^  ovn  ev  naot  Ttidrfieig* 
fii]  ae  xal  onloTeQog  TtsQ  liip  dyQOvde  diwfiai  (p  369 
^iri  TL  XLrjy  TtQOxaU^eo  fifj  jU€  xohiorig 
/ijj  OB  yiqojv  neq  iwy  ar^&og  xal  xdlea  q)vqaia  o  20 
ti^  vvv  fii^  fioi  fxäXkov  h  ahyeav  dvfibv  OQivijg 
/AT]  cjß,  y€QOv,  ovd*  avTOv  ivi  ythalfjatv  idaio 
xal  ixhfjy  7t€Q  iovca  Q  575  vgl.  l  73,  Pl7,  r414. 
xhhxd'iy  fivJTCQ  ifn^,  xat  ävdoxeOy  nrjdofiirri  Tteg, 
^iTj  (7€,  q>iXrpf  7t€Q  iovaaVf  iv  6q>d'akfioiaiv  Xdio^av 
d-eivofiivrjv  ^587 
(eine  aus  liebevoller  Besorgniss  hervorgegangene  Wai-nung). 


115     

b.    des  Dualis  und  Plurcdis. 
Hier  ist  dieselbe  Doppelheit  des  Gebrauches  anzuerkennen  wie  bei 
den  positiven  Sätzen.    Entweder  die  Abwehr  wird  gemeinsam  von  allen 
ausgesprochen ,  oder  von  einem  an  die  übrigen  gerichtet  (vgl.  oben  S.  109). 
Im  Sanskrit  liegt  mur  nur  der  erste  Fall  vor: 

sakhy^  mä'  rishämä  vayäm  täva  „lass  uns  in  deiner  Freundschaft 
nicht  Schaden  leiden  (dass  wir  nur  nicht) '^  KV.  1,  94,  1.  mä'  tvft 
Tayäm  sahasävann  avirä  ma'psavah  pari  shadäma  mä'^duvah  ,ylasswns 
nie,  0  Hdd,  dich  umsitzen  ohne  Mannen,  ohne  Lebensmittel^  ohne 
Opfergaben"  RV.  7,  4,  6  vgl.  1,  11,  2  u.  a.  m. 

Im  Griechischen  kommt  dieser  selbe  Gebrauch  auch  vor,  z.  B. 

fitj  Tt  yia-xm  ^^(oai  xat  ^/diag  i^elaaoHJiv, 

yaifjg  fjfieviQrjg,  alktov  d'  äq>imü^Bd'a  dtj^ov  n  378, 
häufiger  bei  den  sog.  abhängigen  Sätzen  mit  /ui^:  ^irfik  %iv'  vrcvog 

aiQeiToiy  fiij  %aQ^ia  yevcified'a  dvofievieaaiv  Ä  192. 

Ti3v  de  ßoiüv  ciTtexcifiedxx,  firj  %i  Ttdd'Wfiev  /u  321. 

Tjj  di  dij  cdvöratoy  neqideldiay  firj  tt  rcad'fofiev  N  52. 
Gewöhnlich  dagegen  wird  fi^  mit  der  ersten  Fluralis  des  Conjunc- 
tivs  in  dem  zweiten  Sinne  gebraucht 

fifpLiri  vvv  dij-y  ard-L  Xeywfied-a,  iirjlF  ¥vi  dtjQOv 

a^ßaUjCüf4€»a  sqyov  B  435  vgl.  N  292,  Y  244,  y  240,  v  296. 

/u^  lOfisv  Javaolai  fict^rjaofisvoi  Tteql  vrfüiv  iH  216  vgl.  co  462. 

\a\  %Lv*  ei*  ayyeXLrjy  auQvvofiev  n  355.    Man  vergleiche  noch    V  7, 
ßiOi,  K  177,  TT  389. 

2)  Zweite  und  dritte  Person. 

Im  Sanskrit  finden  sich ,  wie  bei  der  ersten  Person ,  nur  unabhän- 
gige Sätze  angef&hrt,  wegen  der  seltneren  abhängigen  sei  auf  die  Ein- 
leitung S.  21  verwiesen.  Im  Griechischen  sind  wieder  die  unabhängigen 
Sätze  von  den  abhängigen  geschieden. 

Sanskritische  Beispiele. 

Die  Prohibition  mit  ma  und  dem  Conjunctiv  bezieht  sich  gewöhn- 
lich auf  einen  einzelnen  Fall,  allgemeine  negative  Vorschriften  haben 
gewöhnlich  nd  mit  dem  Optativ,  selten  auch  ma  mit  dem  Conjunctiv, 
z.  B.  divä  mä  sväpsih  „scÜafe  nicht  bei  Tage'*  Ä^v  grih.  1,  22,  2.  Wir 
fnhren  aus  der  ungemein  grossen  Zahl  vedischer  Beispiele  einige  an, 
zunächst  für  die  zweite  Person. 

mä'nah  sam&rane  vadhih  ^^schlage  uns  nicht  imKampfe^^  RY.  1, 170, 2. 
mä'  na  ä'yuh  prä  moshih  ,, stiehl  uns  nicht  das  Leben''''  RV.  1,  24,  11. 

mä'  nas  tok6  tänaye  mä'  na  äyaä  mä'  no  göshu  mä'  no  äfveshu 
rlrishah  „beschädige  uns  nicht  an  unserer  Nachkommenschaft,  nicht  am 

8* 


116     

Leben y  nicht  an  den  Rindern,  nicht  an  den  Bossen"  RV.  1,  114,  8. 
mä'  bibher,  nä  marishyasi  „fiirchte  dich  nicht,  du  wirst  nicht  sterben" 
AV.  5, 30, 8.  mä'  purä' jaräso  mrithäh  „stirb  nicht  vor  dem  Alter"  AV.  30, 17 
(eine  Beschwörung,  also  Aufforderung,  kein  Wunsch),  täm  vrikshä'  äpa 
sedhanti  chäyäm  no  mö'pa  gä  fti,  yö  brähmanäsya  säddhanam  abhi, 
närada,  mänyate  „den  treiben  die  Bäume  fort,  indem  sie  sprechen, 
komm  nicht  in  unseren  Schatten,  wer,  o  Narada,  eines  Brahmanefi 
Besitdhum  begehrt'^  AV.  5,  19,  9.  uttudäs  tvö  'ttudatu  mä'  dhrithäh 
9dyane  sv6  „der  Äufstachler  stachle  dich  auf,  nicht  sollst  du  dich  halten 
können  auf  dem  eigenen  Lager ''^  AV.  3,  25,  1.  mä'  vi  yaushtam  „trennet 
euch  nickt''  KV.  10,  85,  42  u.  s.  f. 

Sodann  für  die  zweite  Person: 

mö  shü  nah  pärä-parä  nfrritir  durhänä  vadhit  „nicht  schlage  uns 
unablässig  die  schwer  eu  wehrende  Nirriti "  KV.  1,  38,  6.  mä'  no  märtä 
abhi  druhan  tanü'näm  „nicht  mögen  uns  die  Sterblichen  beschädigeti 
an  unseren  Leibern'''^  RV.  1,  5, 10.  urv  äfyäm  äbhayam  jyötir  indra  mä' 
no  dirghä'  abhi  na9an  tämisräh  „ich  möchte  erlangen  breites  furchtlösendes 
Licht,  nicht  treffe  uns  die  lange  Finsternisse'  RV.  2,  27,  14.  mä'  no 
jäishur  idäm  dhänam  „mögen  sie  nicht  er  siegen  unseren  Beichthum" 
AV.  4,  38,  3.  aträi  'nam  pipäsä  hantu  sarasvatyä  udakam  mä  pät  „dort 
soU  ihn  der  Durst  tödten,  das  Wasser  der  Sarasvati  soll  er  nicJU 
trinken"  Ait.  Br.  1,  19.  mä'  mnta  „er  sterbe  nicht"  (in  einem  Gebete, 
das  der  Lehrer  um  des  Schülers  willen  an  Savitar  richtet)  A9y.  grih. 
1,  20,  7. 

Griechische  Beispiele. 

Wir  stellen  wie  bei  der  ersten  Person  diejenigen  Sätze  voran, 
welche  wir  als  Befurchtungssätze  betrachten.  Bei  ihnen  ist  fast  nur  die 
dritte  Person  vertreten ,  da  eine  Befürchtung ,  die  an  eine  zweite  Person 
gerichtet  ist,  meist  den  Charakter  der  Warnung  trägt.  Doch  ist  das 
nicht  nothwendig,  denn  n  254  wird  man  schwerlich  als  Warnung  be- 
zeichnen können.  Innerhalb  dieser  Rubrik  unterscheiden  wir  die  unab- 
hängigen Sätze  von  den  abhängigen.  Die  letzteren  sind  nach  dem 
Verbum  des  Hauptsatzes  geordnet.  Darauf  folgen  die  Warnungssätze 
mit  derselben  Eintheilung.  An  das  Ende  habe  ich  diejenigen  Sätze 
gestellt,  in  denen  der  Conjunctiv  mit  ^itj  einfach  eine  negative  Auffor- 
derung ausdrückt  Es  wäre,  wenn  allein  die  zweite  und  dritte  Person 
zu  ordnen  gewesen  wären ,  besser  gewesen ,  mit  der  dritten  Nummer  zu 
beginnen,  aber  der  Anschluss  an  die  erste  Person  ist  bei  der  hier  ge- 
wählten Anordnung  besser.  Uebrigens  ist  die  Reihenfolge  der  Gruppen 
in  diesem  Falle  nicht  so  sehr  wichtig ,  weil  sie  nicht  historische  Bedeu- 


-—       117     

tung  hat.    Diese  Erwägung  entschuldigt  es ,  wenn  ich  auch  hier  beginne 
mit  den  Befürchtungssätzen. 

1)  unabhängige: 

rwv  ei  Kev  Ttantay  dvcijaofiev  evdov  eÖvroßv, 

fiij  TtoXvTtinQa  xai  alva  ßlag  aTtoriaeaL  ild^tiv  n  254. 

/ijj  /t'  dnaeiQOfievov  Ttohog  neäioväß  voi^ay, 

xal  fie  fierat^ag  f^dqifnj  Toxieaai  nodecai  0  563. 

(0  fiioi  iyci,  fUj  zig  ^iol  vqKxlvijaiv  äokov  avie^ 

äd^avartup  e  356. 

fiij  fis  dafidaarj  azißi]  v/trjolrj  ^24  vgl.  €  468. 

fit]  fiiv  xegtofiitoaiv,  ifwl  d*  axog  eaaevai  alvov  ti  87. 

fiT^  Ttdg  //'  exßaivovra  ßdXf]  lid-cna  nervi  TcirQj] 

xvfia  fidy  aQTtd^av  €  415. 

fii^  rig  f.ioi  dfuiunf  vefieci^aeTai  r  121  (Put.P), 

/i^  dt]  fwi  teXiacooi  &boI  xcmd  xi^dsa  ^fiqf  2  8. 

furj  d^  v^ag  ^Itaai  aal  ovxiri  qwxrd  TtiXtayrai  II 128. 

a|£r«  ÖB  IlQidfjLOio  ßir^y,  oq>Q^  OQXia  xd^tvy 

ctvrog,  inei  oi  naldeg  vncQipiaXoi  tuxi  aniüroi, 

fi/j  Tig  VTtBQßaair]  Jiog  OQTua  drjkrjüritai  F  107. 

2)  abhängige. 

Man  darf  bei  diesen  Sätzen  nicht  ausser  Acht  lassen,  dass  wir 
Deutschen  viele  Gedanken  in  die  Form  eines  Inhaltssatzes  kleiden 
(z.  B.  nach  deidw)  oder  eines  abhängigen  Fragesatzes  (z.  B.  nach  Ideiv) 
wo  der  Grieche  einfach  einen  Prohibitivsatz  anwendet  ohne  anzugeben, 
in  welchem  Zusammenhange  der  abgewehrte  Gedanke  mit  dem  Haupt- 
gedanken stehen  soll  (vgl.  Einleitung  S.  23).  Wir  haben  natürlich  auf 
diese  deutsche  Gewohnheit  bei  der  Anordnung  der  griechischen  Beispiele 
keine  Rucksicht  genommen ,  sondern  den  formalen  Gesichtspunkt  walten 
lassen,  indem  wir  die  Sätze  mit  /ii;  nach  dem  Modus  und  Tempus  des 
Hauptsatzes  eintheilen.    In  diesem  kann  stehen: 

a.  ein  Imperativ  oder  Imperativisch  gebrauchter  Infinitiv: 

Tiavead'ov  yJiav&fioio  yooio  tc,  firj  tig  Ydrjtat  q)  228. 

qjvloKij  de  Tcg  efiTiBÖog  earo}, 

lifj  XAiog  aiaik&TjOi  noXiv  Xadv  aTteonfav  Q  522  vgl.  511. 

dll^  ava  (iri  xdxa  aarv  nvqog  dfjioio  d^eqrpcai  Z  331  vgl.  rr  13. 

filfivec*  ineiyofievoi  %6v  ifiov  ydfiov  flg  oxe  q>aQog 

hxdLeaw,  ^ttj  /401  fierafÄtivia  vrj^ai;*  oXijcai  ß  98. 

dlXd  ft€  vtpg  €q>€aaai,  iftel  ae  (pvydnf  ixerfvaa, 

^11}  fie  xataxueivwai  0  278  vgl.  o  199. 

d-BCüv  (T  vTtodeiaaze  jnfjviv, 

fit]  %i  fteraatQe^aHJiv  dyaaadfievoi  xand  egya  ß  67. 


118     

lAYi  fie  TtBQia&evewv  ötj^aerat  o^ii  %ahi(^  %  367. 
„sprich  mit  deinem  Vater.  Boss  er  mich  nur  nicht  tödtet"  (vgl. S.  114), 

airrj  vvv  q>qo^€v  av  "koriov  d'eioio  yiqovrog^ 

fii]  Tvdg  fi€  TtQoXdtäv  rji  ngodaeig  aHrjfvai  d  396.     Man  vergleiche 
noch  K  348,  O  428,  V  575,  o  442,  x  107,  \p  137,  J  38. 

b.  Conjunctiv: 

all*  oiye^  ^f^^^S  ^^Q  f^^^  VTtin  d'avdrov  ayaytofiev, 

firj  Tttog  Tuxt  Kqovidifjg  -Mxohoaeiai  Y  301. 

alX  XofjLBVj  firj  q>d'i(aav  TceQaiwd'evreg  iyuivoi  lo  437. 

fiTj  YofiSVf  fiij  Ttov  Ttg  iTtioTtaaTOv  nanov  evQij  w  462. 

dkk*  äye  drj  rä  XPII^^  oQiS'fii^ato  xai  üSwfiai, 

(xri  tI  fioi  oVxüiVTcci  xoihjg  im  vrjog  ayortsg  v  216 
,, wohlan,  ich  wül  die  Crüter  überzählen  und  nachsehen !i  Boss  sie  nur 
nur  nichts  weggenommen  hohen  ^*! 

Wenn  wir  juij  in  solchen  Fällen  durch  „ob  auch  nicht"  übersetzen, 
so  umschreiben  wir.  Im  Griechischen  folgt  einfach  ein  Befiirchtungssatz 
QMfXdwfiaif  dem  Hörer  bleibt  es  überlassen,  den  Zusammenhang  zwischen 
den  beiden  Gedanken  zu  finden ,  vgl.  K  99. 

c.  Optativ: 

i^eXd'dv  Tig  löoi,  jui;  öi^  cxedbif  wai  TLiovteg  co  491, 
„^eAe  doch  jemand  hituius  und  sehe  nach!   Bass  sie  nur  nickt  schon 
nähe  sind^*^  (der  letzte  Satz  ist  ursprünglich  ein  selbständiger  Befurch- 
tungssatz). 

d.  Futurum: 

ovöi  fiiv  avTOv 

naXUixffia  ^iri  naig  fxoi  %X(oq  aXloiai  yevrjftai  v  208  vgl.  H  343. 

e.  Ein  Tempus  praesens: 

tüv  aXeeivw  qnjfiiv  ddevxiaf  /ätj  rtg  omaau) 

(AWfievjf]  Z  274. 
man  vergleiche  auch  Q  436. 

deidcD  jui^  Ti  Ttd&rjatv  hi  T^eaai  fiovtod'eigy 

iad'Xog  iatv,  fieyalt]  de  Ttodij  JavaoXai  yivrjrai  A  470. 

dlXoL  ^ioX  aivwg 

deidto  fifj  ov  Tig  toi  V7t6axr[vcii  toda  eqyov  K  39.    Ausserdem  findet 
sich  deidto  JV745,  £44,  Y  30,  X456,  €  420,  fx  122. 

Tcnm'  alvwg  deldoina  xorä  q>Qeva,  ^ri  ol  diteihxg 

exTeliawai  d'sol  /245. 

vvy  <r  aivdig  deidoixa  xaza  q>QSva  (itj  as  TtaqBinrj 

aqyvqonBtpt  Qitig  A  555.    Ausserdem  findet  sich  dddoi%a  K  538, 
&  230,  0)  353. 


119 


deldia  yäg  fj,^  ovXog  avTjQ  ig  Tsiyog  ahjrm  0  536.    Ausserdem  findet 
sich  deldia  P  242,  d  820,  q  188. 

otdi  Tt  Ydfxey^ 

fiTj  Tccog  aal  öia  vmza  fievoiv^a(aCi  fioxeod-at  K  101. 
f.  ein  historisches  Tempus. 

TtQog  d*  m  xat  rode  fiei^oy  hl  q>Qeaiv  efißaXe  dalfiujv, 

fii^  7t(og  olvtod'iyveg,  eqiv  anjactweg  iv  vfuv, 

aU.'^kovg  xqioOTfce  1 10  und  7t  292, 

axf)  d*  haQfOP  ig  e&vog  ixd^sro  ySjq   dleelvwv, 

TtavToae  TtaTtraivwv,  fxi^  zig  xqoa  x^^^V  i^^'Qt]  ■N'649. 
Diese  Verbindungen  sind  als  Antiquitäten  von  Interesse.    In  der 
Regel  hat  das  historische  Tempus  sich  so  weit  geltend  gemacht,  dass 
der  Conjunctiv  in  den  Optativ  verwandelt  wurde  (vgl  Cap.  VIII). 

Die  War nungs Sätze  sind  genau  so  zu  behandeln  wie  die  Be- 
furchtungssätze.  Auch  bei  ihnen  schicken  wir  die  unabhängigen  voran, 
und  lassen  die  abhängigen  folgen.  Letztere  schliessen  sich  nur  an  solche 
Hauptsätze  an,  welche  einen  Imperativ  oder  Imperativisch  gebrauchten 
Infinitiv  als  Verbum  haben.  Sie  sind  deswegen ,  da  von  der  Verbalform 
des  Hauptsatzes  ein  EintheUungsgrund  nicht  hergenommen  werden  kann, 
nach  den  Personen  in  zwei  Classen  eingetheilt. 

1)  unabhängige  Wamungssätze. 

fifj  niog,  (og  äxpiai  Uvov  alovte  Ttavaygov^ 
avdqaai  dvgfdevieaai  i'l(OQ  %ai  xvQfta  yevrjüd'B' 
ot  di  Tox'  iüTtiQaovif  €v  vaio^iivqv  noXiv  v^rpf  E  488. 
T(jJ  vvv  fit]  Ttave  xal  av,  yvvai,  ano  Ttaaav  oliaarjg 
ayhztrjVj  tfj  viv  ye  ftierä  dfionjai  xeycaaaai, 
(11^  Ttfig  tot  dioTtoiva  xfrveoaa^ievrj  xaXenrjinj 
ri  ^Odvaevg  ild^n  t  83. 

^jj  vv  TOI  av  XQOLia^irj  aurJTtZQOv  xal  ari/dfia  d'soio  A  28. 
MivTOQ  ^rj  a*  iTtieaai  7iaQai7t€7Vi&rjaiv  ^Odvaaevg  X  213. 
/«}  Ti  yohiaaftevog  '^i^  naxov  vlag  i/;fer£c5y  B  195. 
fiij  vv  TL  aev  a€Xfp;i  dofiKov  ex  xtfj/ia  (paqrjcai  o  19. 

l-irj  TOI  xorra  navra  qxxywaiv  o  12, 

2)  abhängige  Wamungssätze. 
a.   zweite  Person. 

cixfi  yiqov  nqo^vqoVy  fiij  ä^  xaxa  ytal  Ttodog  ^1x7]  er  10. 

diX  aye  dfj  x«&«Jit<€d'  iq)*  l^TtTtiov,  ^rfii  (ioi  ovrwg 

xHhe  diä  TtQOfidxtüv,  fiij  ntag  q>iXov  tjtoq  dXeaarjg  E  250. 

Xl^ov  d*  dleaad'ai  inavQeiv 
lATj  Tciog  iTCTtovg  T€  TQciarjg  yuna  d*  aQ^ictva  a^g  'F  341. 
dJiX  dvax(oQijaat  y  ot€  xev  av^ißli^eai  avT(p, 


120     

iLifj  Kai  xrrteQ  fioiQcev  d6(,iov  ^S^idog  elgaq^tKf^ai    Y  336. 

fiirjdi  (TV  ye  ^eivojv  xal  Tttto^üv  molqavog  eivaiy 

Xvyqhg  Btav,  iirj  itov  %v  iMxyLOv  xat  iieiCiov  eTtcnyqv)  o  106,  q  595,  F  436. 

b.  dritte  Person. 
alya  vvvy  juij  zig  oev  lAxauov  aXlog  anoiarj  ^  493. 

av  de  oxo/rilwv  irti^aUo,  fii^  ae  li^aiy 
yteia'  e^og/itrjaaaa  xal  ig  xaxov  afifie  ßdlrjad^a  ^  220. 
aXka  (XV  fiiv  vvv  axrtig  a7t6(ni%Ey  (.i-ff  n  vorjaf] 
"Herj  A  522. 

c3  ykqov  eI  d*  aye  örj  (ticcvreveo  aoioi  rexeoatv, 
oi'nad'  iiüVj  f,ii^  itov  ri  xaxov  Ttaoxtoaiv  OTtiaau}  ß  179. 
daiftovioi,  ^iv9ovg  ftiiv  vTtegcpidXovg  aXiaaQ-e 
Ttavrag  Ofiiogy  ^irj  jtov  zig  iTtayyeilrjai  ycal  eYaio  d  775. 
äXl*  a'Aeovaa  na^rflo^  iitttp  6*  i7ti7tel&eo  (jvd^tp, 
(iTj  vv  TOI  ov  xqalaiJKaaiv  oaoi  d-eoi  eio^  ev  ^Ohü(,i7ii^  A  566. 

f,iij  ae  vioi  öta  dio/aat'  iqiaaioai  q  478.  Man  vergleiche  noch  FI  545, 
V  408,  y  315,  e  147,  ii  651,  E  411,  n  446  {(pQa^ea»ai),  K  510,  Y  378, 
X  301,  (0  544. 

"^  fifjds  av  ^dr^dvveiVy  ji«J  zig  a*  eKzoad-e  vorjaag 

fj  ßdkf]  f]  ildarj  Q  278 

iitt  3*  Ovar*  alelipai  ezaiQtJv 
xtjqdv  öeipi^aag  fieXitjdea  f^irj  zig  dnovatj 
zwv  aXX(ov  f.1  48  vgl.  II  94. 
Auch  die  aaf  o^ivv^n  folgenden  Sätze  mit  /<y;,  welche  nach  unserer 
deutschen  Auffassung  den  Inhalt  des  Schwnres  enthalten ,  sind  nach  der 
griechischen  Auffassung  ursprünglich  Wamungssätze.    Die  Stelle 
dXV  äye  vvv  fioi  ndvzeg  ofÄoaaate  xa^zegov  oqxov 
fii^  zig  i/i*  '7ß<j)  ^Qa  (pegwv  eine  x^ißt  ßctQeifj 
7tXi]^  dzaad-dlX(av  o"  56 
ist  zu  übersetzen:  ,, schwört  mir  einen  Eid!    Dass  mir  Niemand  dein 
Iros  hdfe!   Ebenso  /e  301.    Die  erste  Stelle  könnte  man  auch  allenfalls 
den  Befurchtungssätzen  zutheilen. 

Schliesslich  sei  eine  Stelle  erwähnt,  welche  man  erst  wieder  in 
die  ursprüngliche  directe  Bede  zurückübersetzen  muss,  damit  der  Imperativ 
des  Hauptverbums  zu  Tage  komme: 

ccvzaQ  zovg  alXavg  %eX6^rjv  BQitjqag  ezaiqovg 
arcEq^o^ivfyvg  vrjcav  imßaivi^iBV  loyteidcüv 
^jj  neig  zig  Iwröio  (foytjv  voazoio  Xd&rjtai  i  102. 
An  das  Ende  stellen  wir  die  Sätze,  welche  einfach  eine  negative 
Aufforderung  enthalten. 


121     

Wir  theilen  sie  ebenso  wie  die  anderen  Gruppen  in  unabhängige 
und  abhängige. 

a.  unabhängige. 

JlgiafÄidrjy  fi^  dtj  fie  ^Iwq  yJavdoiaiv  iaatjg, 
xeiad'ai,  dUJ  i7td/4wov  E684. 

Tip  vvv  ^iTj  fioi  ixaXkov  ev  alyeai  ^vfiov  OQivrjg  ß  568. 
TtJSv  fitj  av  ye  fiv^ov  iley^g  ^iijde  nodag   I  522. 

ai)  de  fiij  xi  xohß}d^g  /33. 
^Ttnovg  d*  l^TQsidao  Tuxdveve,  firjde  XiTcrjad'Ov  W  407. 
BiTte  ^oi  UQO^ievfi)  vfjfiEgria  fitjd*  eni%evarjg  o  263. 
wv  d'  eq%ev  nqog  dio^ia  luxt  laxeo  fitjö*  ovo^irpffjg  X  251. 
TiXv&i  Tloaddaov  yairio%B  firfie  fisyi^Qfjg 
ij^lv  evxofievoici  zelevt^aai  Tode  €Qya  y  55. 
a^€T€  vvvy  TQwegy  ^hx  aavvdef  fitjdd  ti  xhjfup 
öeioijt'  ^Agyelüfp  twtuvov  loxov  ß  779. 

b.  abhängige: 

fifjd'  ifAOv  i^eghtve  yivag  xoi  TtatQida  yaiav,  , 

/r«y  (AOi  (AoXkov  -^fiov  iviTtXrjayg  odvvdiov  ir  117, 

Tuxt  avcöv  fil^v   int  Ttvgyti} 
fi^  jtdiif  oQq>aviKov  ^ijjg  XWl^  ^^  ywaina  Z  493. 

Anhang. 

nd  und  nid  in  prohibitivem  Sinno. 

Das  Sanskrit  gebraucht  auch  im  prohibitiven  Sinne  bisweilen  nd, 
gewöhnlich  ^eilich  mä.  Als  sichere  Beispiele  far  na  in  diesem  Sinne 
darf  man  ansehen: 

sä  mandasvä  hy  ändhaso  rädhase  tanvä'  mah6,  nä  stotäiram  nid^ 
karah  „berausche  dich  mü  deinem  Leibe  an  dem  Trank  zu  grossem 
Gedeihen,  überlass  deinen  Lobsänger  nicht  der  Missgunst''  RV.  3,  41,  6. 
nä  no  grihänäm  üpa  titapäsi  „verbrenne  nicht  eins  von  unsern 
Häusern'*  AV.  6,  32,  1.  (ndra9  ca  mriläyäti  no  nä  nah  pa9cä3  aghäm 
na^at,  bhadrdm  bhaväti  nah  puräh  „Lidra  sei  uns  gnädig,  nicht  möge 
uns  von  hinten  Unglück  treffen ^  vor  uns  sei  Ileü"  RV.  2,  41,  11.  gämat 
sä  ^ipri'  nä  sä  yoshat  „es  komme  heran  der  Bärtige^  nicht  bleibe  er 
fem''  KV.  8,  1,  27.  Man  vergleiche  noch  1,  158,  5.  2,  30,  7.  4,  2,  9. 
8,  33,  9.   8,  32,  15. 

Aus  einer  Zusammensetzung  von  na  und  dem  deiktischen  id  ist 
ned  entstanden. 

Ned  ist  in  selbständigen  Sätzen  nicht  prohibitiv,  sondern  eine  starke 
objective  Verneinung.    Im  Satzgefüge  aber  bekommt  es  den  Sinn,  den 


Q  Griechiscbeii  and  Belten  auch  ma'  bekommen  kann,  den  wir 
1  damit  nicht  wiedergeben.  Nur  dieser  Gebrauch  hat  für  \m» 
esse. 

Ned  ist  eine  spätvediBche  Partikel,  die  im  Bi^eda  ans  nur  an 
Stellen  bekannt  ist,  nämlich  ausser  den  beiden  von  BB.  ange- 
3n  noch: 

f  üchä  duhitar  diro,  mä'  ciräm  tanuthä  äpah,  n^t  tvä  8ten%  yäthä 
I  täpäti  BÜ'ro  arcishä  „  verglimme  Tochter  des  Himmds ,  dehne  nicht 
aus  dein  Werk,  damit  dich  nicht  tote  einen  räaberiseken  Dieb 
'onne  senge  mit  ihrem  Strahl"  RV.  5,  79,  9. 

Wir  fuhren  noch  einige  Stellen  ans  dem  (^aL  Br.  an,  wo  diese 
laupt  seltene  Partikel  noch  am  häufigsten  ist: 
idegbiJ  ha  mäthavö  'gnfm  vfÜ^Tänaräni  mdkhe  babhära,  täsya  götamo 
;anÄ  risbih  paröhita  äsa,  t^mäi  ha  soiä  'mantrjdmäno  na  präti- 
i,  Bin  me'gnir  väifvänarö  mökhän  nishpÄdyätä  (ti  „Mäthava,  der 
jhalümig,  trag  den  Agni  Väi^änara  im  Munde:  der  RisHi  Gotama 
gana  war  sein  Hauspriester.  Diesem,  obu?ohl  von  ihm  angeredel, 
yrtäe  er  niiM,  „damit  mir  nicht  der  Agni  Väi^änara  aus  dem 
ie  faUe"  (so  denkend),  ^at.  Br.  1,  4,  1,  10.  tä'  nä'  'ntarena  sämca- 
I,  n£n  mithunim  caryämäiiam  äntareqa  samcdrän  fti  „daswischeti 
man  nickt  hindurch,  damit  man  nicht  sunschen  eine  < 
Uung  trete"  ^at.  Br.  1,  1,  1,  21. 


Der  Conjunctiv  der  Erwartung.  | 

Der  nicht  yöllig  zutreffende,  aber  bequeme  Name  ist  Einleitung 
23  gerechtfertigt.  Ebenda  ist  der  Gmnd  angegeben,  warum  in 
n  Paragraphen  die  Beispiele  aus  dem  Griechischen  nach  einem 
en  Princip  angeordnet  sind ,  als  die  aus  dem  Sanskrit.  Im  Sanskrit  i 
die  Grade  und  Bedingungen  der  Bedeutungsabschwäcfaung  zur  An-  ' 
lung  gebracht,  im  Griechischen  flborwog  das  Interesse,  den  Gebrancb 
«V  und^f  deutlich  hervortreten  zu  lassen. 

Sanskritiache  Beispiele. 

1)  Die  im  Conjunctiv  angedrückte  Forderung  bezieht  sich  auf  ' 
etwas  entferntere  Zukunft  (Einl.  S.  24  Nr.  I). 
in    mä    nävam    upakalpyö  'päsäsäi    „dann   sdlst  du   ein   Schiff 
ern  und  Btt  mir  dich  im  Geiste  wenden"  ^at.  Br.  1,  8,  1,  4   (eine    i 
iction  bezüglich   auf  ein  nach  Jahren   bevorstehendes  Ereigniss). 
igbä  dtthite  nä'vam  äpadyäsäi  „tvenn  die  Fluth  sich  erhoben  hat,   ' 


123     

soUst  du  das  Schiff  besteigen^^  Qat.  Br.  1,  8,  1,  4.  gandharvä'  vä'i  te 
pratär  väram  dätä'ras,  täm  vrinäsä'fti  „die  Gandharven  werden  dir 
morgen  einen  Wunsch  erlauben^  den  sollst  du  wählen ^^  ^ai  Br.  11,  ö, 
1,  12.  yajno  väi  devebhya  udäkrämai  te  devä  na  kincanä  '9aknuvan 
kartnm.  na  prajänans.  te'brnvann  aditiip:  tvaye'inam  yajnam  pra- 
jänäjue'ti.  sä  tathe'ty  abravit,  sä  yäi  vo  yaram  vrinä  iti.  yrinishye^tL 
säi'tam  eya  yaram  ayrinita:  matpräyanä  yajnäh  santa,  madudayanä  iti. 
tathe^ti.  tasmäd  äditya^  caruh  präyamyo  bhayaty,  äditya  adayaniyo, 
varayiito  hy  asyä.  atho  etam  yaram  ayrinita:  mayäiWa  präcim  di^am 
prajänäthä*gninä  dakshinam  etc.  „das  Opfer  entfernte  sich  von  den 
Göttern.  Die  Götter  konnten  nidd  irgend  etwas  thun  (keine  Cerimonie 
vollziehen).  Sie  konnten  es  nicht  finden.  Sie  sprachen  zu  Aditi:  lass 
uns  durch  dich  dies  Opfer  finden.  Sie  sprach:  ja,  ich  unU  mir  aber 
etidlas  Wünschenswerthes  ausbitten,  Bitte  es  dir  aus.  Sie  wählte 
sich  folgendes:  mit  mir  soUen  die  Opfer  beginnen,  mit  mir  endigen. 
Ja.  Darum  ist  der  Caru  für  Aditi  der  Beginnende  und  der  Endende, 
defin  das  ist  ihr  Erbetenes.  Darauf  wählte  sie  folgenden  Wunsch: 
„Durch  mich  sollt  ihr  die  östliche  Himmelsgegend  kennen  lernen,  durch 
Agni  die  südliche  etc."  Ait.  Br.  1,  7.  yo'to  jäjrätäi,  asmäkam  sa  eko 
'sat  „der  von  ihr  geboren  werden  wird,  der  soll  einer  von  uns  sein" 
Taitt  Sanh.  6,  5,  6, 1  (Muir  1«,  26). 

2)  Der  Gonjnnctiy  bezeichnet  ein  in  der  Zukunft  zu  erwartendes 
Ereigniss.    (Einleitung  Seite  24  Nr.  3)  ^). 

Sichere  Belege  werden  sich  uns  besonders  bei  den  Belatiysätzen 
ergeben.  Hier  führe  ich  einen  Vers  an  aus  dem  Gespräche  des  Yama 
and  der  Yami.  Sie  fordert  ihn  auf,  ihr  Gatte  zu  werden,  er  lehnt  es 
ab,  mit  Hinweis  auf  ihre  Verwandtschaft,  und  fahrt  fort :  ä'  ghä  tä'  gachän 
uttarä  yugäiii  yätra  jämäyah  krinäyann  äjämi  „sie  werden  (früh  genug) 
herankommen  die  spateren  Zeiten,  wann  Verwandte  thun  werden,  was 
ihrer  Verwandtschaft  nicht  ziemt"  KV.  10,  10,  10.  Wahrscheinlich 
richtig  ist  die  futurische  Auffassung  RV.  1, 124,  11.  5,  37,  1.  8,  85,  7. 
10,  14,  8. 

Wenn  zu  einer  solchen  futurischen  Aussage  eine  Negation  tritt, 
so  kann  es  natürlich  nur  nd  sein. 

yäd  adyä  käc  ca  yritrahann  udägä  abhi  sürya,  säryam  täd  indra  te 
vä^e.  yäd  yä  pravriddha  satpate  nä  marä  iti  mänyase,  utö  tat  satyäm 
ittäya  „was  du  irgend  heute,  o  Vritratödter  Sonne!  aufgehend  erblickst, 
das  aUes,  o  Indra,  ist  dir  unterthänig,  oder  wenn  du,  ehrwürdiger 


1)  Für  die  Einleitung  Seite  24  Nr.  2   angegebene  Kategorie    steht  mir 
ein  Beispiel  ans  dem  Sanskrit  nicht  zu  Gebote. 


st,  ich  werde  nicht  sterben  (^  nie  stcrl>en),  so  ist  auch  dan 
hämlicher  Sesite  (dein  Vorrecht)'^  RV.  8,  82,  4  —  5.  nä  näa 
iditSsa  et^  mäyas  karan  päratare  canä'  'han  „nicht  mrd'una 
«<Jj  dass  loir  jetzt  das  Gespräch  ungesprochen  lassen,  in 
reude  bringen"  ^at.  Br.  11,  5,  1,  6. 

dieselbe  Nummer  ist  nach  Einleitang  Seite  34  nnd  25   zn 
enn  der  GonjnnctdT  etwas  nach  allgemeiner  Ansicht  unter 

zn  Erwartendes,  Natürliches  bezeichnet,  doch  sind  die 
icht  eben  zahlreich.  Sicher  scheinen  mir: 
ILfanti  devä's,  täth^'d  asat,  täd  eshäip  u&kii  ä'  minat  „wie 
es  weiten,  so  wird  es  sein,  d.  h.  so  geschieht  es  immer, 
tnn  ihnen  das  nehmen"  RV.  8,  28,  4.  nAkir  h(  dä'nam 
hat  tv6  „bei  dir  wird  (kann)  das  Geben  nicht  nachlassen 
Fach:  lässt  nicht  nach)"  RV.  8,  50,  6,  vgl.  auch  8,  47,"  1. 
23,  9  u.  a.  m. 

Griechische  Beispiele. 
riechischen  behandeln  wir  zunächst  den  reinen  Conjunctiv, 
mit  xtv  und  endlich  den  mit  av. 

Reiner  Conjunctiv. 
a    Erste  Person, 
äii'  ^TTEt  coffo/ujc  q<^ai  XevyaXerjai  fri^aag 
Sifi  e&^i.ta  a^aai,   döfiEvai  t'  mugei'ai'  änatva 
vfitv  d'  £!■  TrävTtaoi  ne^txlvra  Öw^'  avoftjjyv), 
[ich  die  Aufzählung  der  Geschenke  folgt,  I  121.    Das  ovoiit'jvto 
einen  selbständigen  Entschluss  ein,  sondern  der  Entschluss 
nnon,  die  Geschenke  zu  nennen,  ist  die  natürliche  Con- 
:  HauptentscblosBes,  Geschenke  zu  geben. 
0  bezeichnet  der  Conjunctiv  in: 
et  de  fioi  ov  %iümm  ßoÖiv  Intefui'  aitotßijv 
ävanfiai  elg  L4idao  xai  Iv  vEXVEOai  ipaEivio  ft  383 
be  Conseqnenz  der  im  Futurum  ausgedrückten  Handlung. 

b.    Zweite  Person, 
ov  yäg  ti  TtQ^^eig  maj^fievog  vlog  f^og 
nidi  fuv  avat^eig  nQiv  xai  xcmov  aiXo  na&rjO&a 
rst  du  ein  anderes  Unglück  trieben"  (keine  Drohung),  Sl  550. 

c.    Dritte  Person. 
lehrfach  wiederkehrende  Formel  xai  nme  ttg  eifii/ai  H  87, 
h  t  275)  wird  stets  an  andere  Vorstellungen  derart  Mge- 


125     

schlössen,  dass  sie  als  etwas  Natürliches  und  zu  Erwartendes  erscheint. 
Wenn  das  xat  ittyii  %iq  elntjOi  wiederum  aufgenommen  wird  durch  äg 
TtatSs  Tig  igiei  (H  91,  Z  462),  so  ist  der  Gedanke  noch  einmal,  aber 
nun  wegen  seiner  Wichtigkeit  als  selbständiger  ausgedrückt 

Wird  ein  solcher  Conjunctiv  negirt,   so  geschieht  es  durch  ovy 
wie  im  Sanskrit  durch  nd. 

Er  schliesst  sich  an  ein  paralleles  Futurum  an: 

orx  ea^y  ovzog  canjQ  ovd*  eaaetai  ovdi  ylvtjcai 
og  nev  Ttjleiiidxffi  o^  ^^'^^  X^^Q^S  i^olaei  tc  438 
avTov  Ol  d^dvoTov  fir^ziaofiai  y  ovdi  vv  %6p  y« 
yvvmoi  re  yvanai  ze  nvQog  kehixtoat  9av6vta  O  349. 
An  ein  paralleles  Präsens: 

otJx  laS^*  ovrog  av^g  öiegog  ßgorog  aide  ylvrp;at 
og  x€v  0airpc(ov  avdqCHv  ig  yaiav  ixfjrai 
dfjioTTJfva  (piQwv  f  200. 
An  einen  parallelen  Aorist: 

ov  ydg  ttw  xoiovg  Xdov  avigag^  ovdi  idaifiai 
olov  Tleiqi&oov  %e  Jqvawä  ze  Ttoifiiva  hzüv  A  262. 
Ohne  Anknüpfung  an  einen  vorhergehenden  parallelen  Satz  oder 
ein  derartiges  Satzglied: 

oü  yaq  zig  ^e  ßiy  ye  iiawv  dixoyza  dlrjtai  if  197 
(„niemand  scU  mich  etc") 

Conjunctiv  mit  niv. 

1)  Conjunctive,    die   sich   an   ein   vorhergehendes   Futurum   an- 
schliessen. 

*  a.   Erste  Person. 

ZTjv  fiiv  iyw  avv  vtjt  z*  ifxy  xal  i^oig  ezagoiaiv 
Tcifitpw^  iyw  de  x'  ayio  BQiarjlda  xaXhfcdQtjOv  A  189, 
wo   Agamemnon  gewiss  nicht  darüber  im  Zweifel  ist,  ob  er  Briseis 
holen  lassen  will,  vielmehr  dies  drohend  mit  grosser  Emphase  in  Aus- 
sicht stellt    AV^l  folgt  das  Futurum  nach,  aber  es  ist  sehr  die  Frage, 
ob  138  und  139  nicht  als  späterer  Zusatz  zu  betrachten  sind. 

b.   ZiMtte  Vwson. 

arjfiBQOv  t]  doiöiaiv  iTtev^eai  ^IitnaaldfjOiv 
rj  xfiv  ifii^  VTto  öovgt  zvTCElg  a/ro  dv^iov  oXioayg  ^433 
„von   den  beiden  angenommenen  Möglichkeiten  ist  die  zweite  im  Con- 
junctiv mit  xe  ausgedrückte  diejenige,  welche,    als  dem  Selbstgefühl 


126     

des  Kedenden  am  meisten  entsprechend,  einen  zuversichtlicheren  Aas- 
druck verlangt"  (Hentze  Philologus  XXIX,  Bd.  1,  pag.  138). 

Diesen  Stellen ,  in  denen  der  Conjunctiv  sich  an  das  Futurum*  an- 
schliesst,  ist  gemeinsam,  dass  die  im  Conjunctiv  ausgedruckte  Aussäe 
diejenige  ist,  auf  deren  Eintreten  dem  Redenden  am  meisten  ankommL 
Es  wird  mit  dem  xev  gleichsam  auf  dies  Eintreten  hingewiesen  (S.  86). 

2)  Der  conjunctivische  Satz  enthält  eine  nahe  Beziehung  zu  einem 
Imperativischen. 

a.  Erste  Person, 

rp   ezL  xat  wv 
TCuS-ev  •  eyiü  de  xi  roi  idio)  xaqiv  ij^ara  Ttavta  S  234. 
Sog  q)ilog'  ov  /4€v  fioi  öoTciaig  6  xaTuCTog  l^xcuwv 
Bfxiievaiy  d}X  aigiazog,  iTrel  ßaoiXrji  Ibtxag* 
T(p  ae  xqtj  do^evai  mal  hitov  ^i  neq  alXoL 
aizov'  fy(b  di  yA  ae  Tdeiw  nat^  anuqova  yaiav  g  418 
dvaeo  teuxect  ^äaaovy  iyd  di  xc  laov  äyeiQO}  11 129. 
In  diesen  drei  Stellen  wird  auf  das,   was  der  Bedende  selbst  zu 
thun  gedenkt,  mit  besonderem  Nachdruck  hingewiesen.    Die  Form,  ist 
bei  allen  dreien:  thue  du  das,  ich  will  das  thun.    Bei  den  beiden  ersten 
ist  deutlich,  dass  die  mit  Emphase  in  Aussicht  gestellte  Dankbarkeit 
des  Redenden  auf  die  Bereitwilligkeit  des  Angeredeten  einwirken   soll. 
Es  wird  dasjenige  besonders  scharf  hervorgehoben,  was,  wenn  die  g^ze 
Bede  in  der  Form  einer  Bedingung  gesprochen  wäre,   den   Nachsatz 
bilden  würde.   Ein  wichtiger  Wink  für  das  Verständniss  der  Bedingmigs- 
perioden. 

b.  Dritte  Person, 

dioyevig  ^aequaörj^  TtoXv^rffjav^  ^Odvaaev 
juij  tI  toi  tjYEiAovog  ya  Ttodij  Ttaqa  vtjl  fieXiad^Wy 
lOTOv  de  CTtjOag  ovo,  d*  lazia  levm  Ttetaaaag 
^d-ai'  Tfjv  di  xe  roi  nvottj  Bogiao  (pigrjaLV  x  504. 
Auf  die  Thätigkeit  des  Boreas,  der  seine  Pflicht  schon  von  selbst 
thun  wird,  wird  mit  Nachdruck  hingewiesen. 

3)  Er  schliesst  sich  an  einen  Satz  mit  et ,   wovon  bei  den  Bedin- 
gungssätzen mehr  Beispiele  beizubringen  sind. 

a.   Erste  Persofi, 

ei  öi  x£  fifj  öcicDaiVy  iyio  de  xev  avrdg  elw^at  'A  324, 
Es  ist  klar,  dass,  wie  schon  die  Hervorhebung  der  Person  durch 
iyt)  öi  zeigt,  mit  Nachdruck  auf  das,  was  der  Bedende  zu  thun  denkt, 
hingewiesen  wird. 


127 

b.   Dritte  Person, 

Tov  y'  ei'  Tt(og  av  dvvaio  koxtiaa^evog  kelaßiad'ai 
og  xh  TOI  el'ftrjaiv  odov  xat  (xhqa  luXev&ov  d  388. 

Man  beachte  auch  hier  den  Wechsel  der  Person:  „Thue  du  nur 
Jas  Deine,  er  wird  dir  dann  geigen*^. 

Eine  Bedingung  ist  nicht  sprachlich  ausgedrückt,  soll  aber  ver- 
standen werden  in  dem  folgenden  interessanten  Satze: 

rwg  di  (f  d7iex^Q(o  mg  vvv  kxTtayl*  iq>ilriaay 
fiiaofp  d'  afiq)OV€Q(av  ^ijvioofjtai  s^d'Ba  IvyQdy 
Tquhjüv  xal  JavawVj  av  de  nev  xaxdv  oltov  oXrjat 
yjdann  soll  es  dir  übd  ergehen'^  /'414. 

Für  das  Verständniss  des  Conjunctivs  im  Gegensatz  zum  Optativ 
ist  i2  655  interessant.  In  folgenden  Stellen  muss  der  Conjunctiv  mit 
x/v  in  concessivem  Sinne  genommen  werden  (Einl.  S.  24). 

aXk'  ijToi  ßaoiXrjeg  ^^%auov  aiai  xat  älXoi 
TtoXkoi  h  dfiq)idkqf  Id^d^Hy  veoi  ^e  naXaiol 
n&v  idv  Tig  %6if  sxTjoiv,  iTtet  &avB  Siog  ^Odvaoevg* 
ccvTctQ  iywv  ocxoio  ava^  eaofjü  fjfieviQOio  xzL  a  394. 

Daran  schliessen  sich  drei  Beispiele  von  disjunctiven  Sätzen ,  welche 
in  beiden  Satztheilen  xiv  haben.  Zunächst  I  701,  wo  in  beiden  Con- 
junctive,  und  wo  jeder  Conjunctiv  im  Gegensatz  gegen  den  andern  an 
seiner  ursprünglichen  Kraft  einbüsst. 

diX  ijroi  tteivov  ^ev  edao^er,  r/  ncev  irjoiv 
ij  %B  fievt]  /701. 

Femer  zwei  Fälle,  wo  im  zweiten  Theil  ein  Optativ  steht: 

oiog  Odvaoevg  eaxe  nee*  fj/nerigoiai  Toxe€atv 

ovte  riva  ^i^ag  i^aiaiov  mrce  %l  elTtciv 

iv  drjifiq},  ^V  ioTl  öini]  d-eiwv  ßaaihfiwv' 

akkov  tC  ix&cciqrjoi  ßgoriaVy  aUAv  x£  q)iXolri. 

xuvog  &  (w  TtorcB  ndfXTtav  drda&akov  ävdga  iwQyei  d  689  flgd. 

„ihr  unsst  nicht  mehr,  wie  Odysseus  unter  euren  Eltern  sich  erwies, 
er  fügte  nietnand  im  Volke  etwas  Leides  zu  durch  Thaten  oder  Worte, 
und  doch  ist  das  das  Recht  der  Könige,  den  einen  soll  er  feindlich 
behandeln,  den  andern  freundlich". 

Im  Conjunctiv  steht  das ,  was  dem  Gedankengange  nach  am  näch- 
sten liegt,  denn  zunächst  ist  von  dem  i^aiowv  ^^eiv  die  Rede. 


128 

Ganz  analog  ist 


<w  iiLv  ^ytjye 


^     q>€vSofxai  ix  noXi^oio  övarjxiogy  ctkla  ^laV  avtrpf 

aTtjaofiai ,  ij  ne  q>€QrjOi  fiiya  xQdzog  ?j  ne  q)€Qolfifpf  2  30ö, 
dass  Achilles  den  Hector  besiegen  wird ,  ist  das  nächstliegende ,  und  der 
wenig  individnalisirende  Dichter  lässt  diese  Ansicht  den  Hector  so  gut 
aussprechen  wie  einen  anderen. 

Conjunctiv  mit  äv. 

In  keinem  der  vorliegenden  Fälle  handelt  es  sich  um  eine  schwan- 
kende, sondern  überall  tim  eine  sehr  bestimmte  Aeusserung. 
Positiv  sind  folgende  zwei  Sätze: 

diX  £x  TOi  iqiu)  t6  di  aal  TelisaS-at  olcj 
7jg  vneQOTcUyac  zax*  «^  ^or«  dvixov  oleaatj  A  205, 
„er  soU  noch  verlieren",  aber  in  dem  Sinne  „es  ist  vorauszusetzen,  dciss 
er  noch  verlieren  wird". 

vvv  d'  av  TioXka  nd'S'rjOL  fpiXov  d7tb  nccTQog  a/tiaQzwv  X  505, 
„er  soll  noch  viel  erdulden,  er  wird  detn  nicht  entgehen". 

Sonst  steht  liv  nur  in  negativen  Sätzen  mit  ov,  und  zwar  zunächst 
anschliessend  an  ein  Futurum: 

7tdv%a  ^iv  ovx  av  iyu)  fiv&i^oofiai  ovd^  ovo^fjVfa  d  240, 
vgl.  B  488,  X  328,  517  (ich  wül,  werde  nicht),  sodann  in  Verbindung 
mit  einer  imperativischen  Aufforderung  an  andere  Personen: 

OTTJd'*  ovzia  anonood-ep,  og)Q*  eycj  airvog 
aXfitpf  wfAOuv  aTioXavoo^ai  j  a^q>l  d*  ikaUfi 
XQloofiai'  ^  ydg  dtjQOV  and  XQ^^S  ioxiv  akoiq>i^. 
avtrpf  d'  oin  av  eywye  loiaaofiai  t  218  (ich  wiü  nidU), 
endlich  in  Verbindung  mit  Bedingungssätzen: 

ei  ^sv  dfj  dvTißiov  avv  reixsüL  TceiQtj&eifjg 
ovx  av  TOI  xQalaiArjai  ßidg  xat  TaQtpieg  loi  ^386 
yydann  soll  dir  nichts  helfen".    Ebenso  i'54. 


Cap.  n 

Der  ConJunetiT  in  relativen  Nebensätzen« 

lieber  das  Belativpronomen  ist  Einleitung  Cap.  V  und  sodann  in 
dem  Rückblick  auf  die  Satzlehre  Cap.  X  gehandelt.  An  diesen  beiden 
Stellen  hat  sich  als  nothwendige  Eintheilung  der  conjunctivischen  und 
optaüvischen  Nebensätze  die  in  posteriorische  und  priorische  ergeben. 
Demgemäss  zerftUt  dieses  Capitel  in  zwei  Paragraphen. 


129 


§  1. 

Die  posteriorischen  Relativsätze- 

Dieser  Paragraph  umfasst  unter  sich  zwei  Nummern :  I.  die  Con- 
junctive  des  Wollens,  ü.  die  der  Erwartung.  Der  Auseinandersetzung 
Einleitung  S.  36  flgd.  ist  hier  nur  noch  folgende  Bemerkung  hinsichtlich 
des  Tempus  im  Hauptsatze  hinzuzufügen: 

Da  die  Handlung  des  Hauptsatzes  die  des  Belativsatzes  unmittelbar 
nach  sich  zieht,  so  kann'  der  Natur  der  Sache  nach  letztere  nur  so 
lange  als  gewollt  bezeichnet  werden,  als  die  Handlung  des  Haupt- 
satzes selbst  noch  nicht  der  Vergangenheit  angehört.  Daher  steht  im 
Hauptsatze  in  der  Begel  kein  Tempus  der  Vergangenheit,  sondern 
Imperativ,  Conjunctiv,  Optativ  oder  die  Indicative  des  Futurums  und  des 
Präsens. 

I.    ConJunetiT  des  Wollens. 

Vgl.  Einleitung  S.  36—39. 

Sanskritische  Beispiele. 

Bayfm . . .  bhara,  nf  y^na  mushtihatyäyä  nf  vriträ'  runädhämahäi 
„britig  Beichthum  (Kraft),  durch  ihn  tcoUen  wir  im  Faustkampf  die 
Feinde  besiegen'^  RV.  1,  8,  2,  vgl.  6,  19,  8.  vindäsva  tväm  puträm  näri, 
yäs  tübhyam  9am  asat  „erlange,  o  Weib,  dir  einen  Sohn,  der  soll  dir 
zum  Heile  gereichen"  AV.  3,  23,  5,  vgl.  ebenda  6,  33,  1.  7,  8,  6.  tat 
savitdr  värenyam  bhärgo  deväsya  dhimahi  dhiyo  yö  nah  pracodäyät 
„möchten  wir  empfangen  den  herrlichen  Glanz  des  Savüar,  der  soU 
unsere  Gebete  fördern"  RV.  3,  62,  10. 

asmäbhyam  täd . . .  rädha  ä'  gät  9am  yät  stotrfbhya  äpäye  bhäväti 
r,rw  uns  homme  dieser  Beichthum,  der  soU  den  Sängern,  dem  Freunde 
zum  Heile  sein"  RV.  2,  38,  11. 

Der  Relativsatz  geht  voraus: 

yä'  nah  piparad  afvinä  jyötishmati  tämas  tiräh  tain  asm6  räsäthäm 
(sham  „die  tms  hinOberhringen  soll,  die  lichte  über  die  Finstemiss, 
sdche  Kraft  schenket  uns"  RV.  1,  46,  6. 

Während  die  bisher  angefahrten  Relativsätze  leicht  in  Fmalsätze 
verwandelt  werden  könnten,  so  ist  dagegen  der  folgende  den  Consecutiv- 
Sätzen  innerlich  verwandt: 

asm£  dhattam  yäd  äsad  äskridhoyu  „gebt  uns  etwas,  das  reichlich 
sei"  RV.  7,  53,  3. 

DolbrSck  n.  Windiicb,  lyntakt. Foncb.  I.  9 


130     

Griechische  Beispiele. 

Wir  ordnen  danach,   ob  der  Conjunctiv  rein  ist,  oder  von  ytiv 
begleitet.    ^!Av  ist  uns  nicht  begegnet 

1)  Stellen  mit  reinem  Conjunctiv: 

Tf  jU^  9  ^^Qyelois  aTtorcivifAev  ijv  Ttv'  eoiTtev, 
i]  te  aal  iaaofjievoiai  fier*  av^qdnoKJi  niXvfcaL 
„eine  Busse  aber  sollen  sie  den  Ärgeiem  eoMen,  die  sich  geziemt  und 
die  auch  unter  den  kommenden  Geschlechtern  f orfleiben  soll"  (Wille  des 
redenden  Agamenmon)  /*286.  460. 

(ÄT^  zig  TOI  Toxa  ^Iqov  afisivwv  aXXog  avaazy, 
og  Tig  (f  ä^q>l  nagr]  xexoncüg  XBqoi  arißa^^aiv 
dwfiCCTog  hüTtifiiprjai 
„dass  nur  nicht  hald  ein  anderer,  der  hesser  ist  als  Iros,  sich  erhebt, 
der  soU  dich  um  das  Haupt  mit  gewaltigen  Fäusten  schlagen  und  dich 
aus  dem  Hause  werfen "  a  334.    Beide  Sätze  könnte  man  in  Consecutiv- 
sätze  verwandeln. 

2)  Stellen  mit  Conjunctiv  und  beigefügtem  xev: 

cevTog  vvy  ovoy!  evgeo  o  vcl  xe  dijai, 

Ttaidog  Ttaidt  (pihfi 
„selibst  überlege  dir  jetzt  einen  Namen,  den  soUst  du  dem  lieben  Enkel- 
hinde  geben"  t  403. 

xai  afii   Tjyefxov*  iad'Xdy  oTtaaaov 

og  xi  fi€  neitf  dyayr] 
„und  gieb  mir  einen  guten  Führer  mit,  der  soU  mich  dorthin  führen"  o  31 1 . 

aXX'  ayere,  xhjzovg  OTQvvofieVy  o%  kb  %a%iaTa 

eld-ioo^  ig  KiUolrpf  nrjlfjiadeo}  l/ixiXrjog 
. . .  ,^die  seilen  schnell  gehen" . .   /  166. 

oW  «IV  rj  aqxovv  nataXvaofiev  cantiag  Xnnovg, 

rj  alXov  nifiJtwfxev  ixavefiev,  og  xfi  (pili^arj 
„aber  sa^,  sollen  toir  ihm  die  schnellen  Bosse  ausspannen,  oder  sollen 
wir  ihn  zu  einem  andern  schicken,  der  sie  unUkommen  heissen  scU" 
d  29,  vgl.  /?  213,  S  37,  x  288,  n  348. 

%ai  fiot  TBov  owofia  eiTti 

avtUa  vvv,  %va  toi  8ü  ^eiviov,  ^  xe  ov  xcLiqjjg 
„und  sage  mir  jetzt  gleich  deinen  Namen,  damit  ich  dir  ein   Gast- 
geschenk gebe,  über  das  sollst  du  dich  freuen"  1 356,  vgl.  fl  119. 147. 196. 

a^tpi  de  käi(pog 

^aaiü,  o  %e  awyitjatv  Idcjv  av&QWJtog  ^ovta 
„in  lumpiges  Oewand  unU  ich  dich  kleiden,  vor  dem  söU  sich  jeder 

ekdn,  der  es  an  dir  sieht"  v  400. 

l- 

> 


131      

TtifÄifHo  (f  ijTteiQovdej  ßahav  h  vtjt  fulaivj]^ 

eig  ^ExBXOv  ßaotl^a  . . 

og  x'  and  (iiva  TafitjCi .  . 
.  .  „der  sott  dir  die   Nase   abschneiden"  .  .    (Wille   des  drohenden 
Antinoos)  a  84. 

Tig  yoQ  Sfj  ^elvov  xaXsi  aHod-ev  avtdg  iTteXd'iiv 
^       aXXov  y'  el  fxij  tüv  oi  drjfxioeQyol  eaaiv, 
fidvTiv  rj  IrjtfJQa  nutxtov  rj  zinctova  dov(f(av^ 
f]  xai  d^iarciv  äoiddvj  o  xev  ziqnriaiv  aeldwv; 

.  .  yjoder  auch  den  goUbegeisterten  Sänger,  der  soU  mit  seinem  Gesänge 

erfreuen"  q  382. 

n.    Con^imetiT  der  Enrartuiiir« 

Vgl.  Einleitung  S.  39  —  42.        .  ' 

Sanskritische  Beispiele. 

Im  Sanskrit  tritt  die  Erwarining  mehr  zurück,  und  also  das 
Fntoiische  mehr  hervor,  als  im  Griechischen. 

ijüsh  \6  j6  pürvataräm  äpa9yan  vyuchäntim  ushäsam  märtyäsah, 
asmä'bhir  ü  nu  praticäkshyä'bhüd,  6  t6  yanti  y^  aparishu  pä^yftn  „es  kamen 
die  Sterblichen,  welche  die  frühere  Morgenröthe  glänzen  sahen,  uns  war 
sie  eben  sichtbar;  heran  kommen,  die  sie  in  Zukunft  sehen  sollen 
(werden)"  BV.  1,  113,  11,  vgl.  yä'  vyüchür  yäip  ca  nünäm  vyuchän 
„welche  geleuchtet  haben  und  welche  von  jetzt  an  leuchten  sollen 
(werden)"  ebenda  10. 

Griechische  Beispiele. 

Alle  die  bisher  angeführten  griechischen  Belativsätze  zeigten  noch 
durchaas  den  Conjunctiv  des  WoUens. 

In  den  folgenden  Stellen  macht  sich  eine  Annäherang  des  Con- 
junctivs  an  das  Futur  bemerklich,  nur  dass  das  erwartete  Ereigniss  des 
Belativsatzes  eben  als  von  dem  Redenden  gefordert  (aber  nicht  von  ihm 
allein  abhängig)  hingestellt  wird: 

d'^foaiuav  %ig  xarä  nv^ia  ^ihxivav  q>Qlx*  vrcat^ei 
ix^g*  og  %s  qxiyrjat  ^vxäovog  aQyiza  dtjiiov 
.  .  „der  soU  (wird)  fressen  des  Lykaon  weisses  Fett"  0  126. 

hfd'a  TOt  avTixa  fiavTig  ilevaevaij  o(fffit(is  kawv, 
og  xiv  zoi  etTTtjaiv  bdov .  . 
.  .  „der  sott  (wird)  dir  den  Weg  sagen" , .  x  539. 

9» 


132     

d^avatog  de  toi  i^  alog  avT<^ 
(xßlriXQog  fidla  TÖlog  ilevaetai,  og  xe  ae  7tiq)vy 
.  .  „der  soll  (uoird)  dich  tödten"  A  134  (iff  282). 

akl*  €Tt  7t ov  Tig  eniaaecaij  og  xev  e/rjOiv 
dai^iaza  ^'  vipegecpea  .  . 
„sondern  es   wird  noch  irgendwo  jemand  übrig  sein,  der  soU  (wird) 
besitzen  das  hohe  Haus'' . .  d  756.  ♦ 

Besondere  Beachtung  verdienen  noch  zwei  Arten  von  griechischen 
Sätzen. 

1)  Solche,   in   d^nen   der  Hauptsatz  negativ  ist,   mag  nun   das 
Bezugswort  genannt  sein,  wie: 

ov%a  ztv  ay/aXirp^  otqcltov  hfXvov  Bq^ofiivoLO 
fjv  X*  vfiiv  oaq>a  uthü,  ot€  TCQÖTßQog  ye  nvd'olfirjv  ß  43,  vgl.  t  200^ 
oder  zu  ergänzen  sein,  wie: 

vvv  ovn  ea&*  og  zig  ■d^avccrov  qwyj]  Ö>  113. 
ovyc  iad''  og  xe  a*  ^Itjol  V  345. 
Man  vergleiche  über  diese  Sätze  Einleitung  Seite  39. 

2)  Solche,  welche  dem  Sinne  nach  Fragesätzen  gleichkommen r 
yiXiJQ(p  vvv  neTtdlaod-e  diafiJieQig  og  xe  Idxrjoiv  H  171, 

Ueber  diese  scheinbaren  Fragesätze  ist  Einleitung  S.  41  gehandelt 

§2. 

Die  priorischen  Relativsätze. 

Der  Eelativsatz  enthält  gleichfalls  die  Willensäusserung  einer 
ersten  Person,  aber  diese  gewollte  oder  geforderte  Handlung  soll  sich 
nicht  an  die  des  Hauptsatzes  anschliessen  (§  1),  sondern  es  hängt 
umgekehrt  das  Eintreten  der  letztern  von  der  Erfüllung  jener  Willens- 
äusserung des  Relativsatzes  ab.  So  bringen  es  die  Verhältnisse  mit 
sich,  dass  der  Belativsatz  als  Voraussetzung  des  Hauptsatzes  erscheint. 
Ebenso  sehr  ist  es  in  den  Verhältnissen  begrfmdet,  dass  die  Handlung  des 
Hauptsatzes  nicht  als  bereits  eingetreten,  sondern  erst  als  in  der  Gegen- 
wart oder  in  der  Zukunft  eintretend  hingestellt  wird.  Es  findet  sich 
also  auch  hier  im  Hauptsatze  in  der  Kegel  entweder  ein  Imperativ,  oder 
ein  Conjunctiv,  oder  ein  Optativ,  oder  der  Indicativ  des  Futurs,  oder 
der  des  Präsens. 

Ueber  diese  Sätze  ist  Einleitung  Cap.  V  §  2  (S.  42  flgd.)  gehandelt 
und  zwar,  wie  es  die  Sache  mit  sich  bringt,  dort  mit  überwiegender 
Bücksicht  auf  das  Belativum ,  während  für  die  hier  befolgte  Eintheilung 
überwiegend  der  Modus  massgebend  gewesen  ist. 


133     

Sanskritische  Beispiele. 

1)  Im  Hauptsatz  steht  der  Imperativ. 

a.  Der  Relativsatz  folgt  nach: 

nicäfh  padyantäm  ädhare  bhavantu  y^  nah  sürfm  maghävänam 
piitanjän  nieder  sollen  fallen,  unterliegen  sollen,  die  unsern  weisen 
Herrn  bekämpfen  sollten*'  AV.  3, 19,  3.  asyft'  'gne  vittä'd  dhavfsho  yad 
yäjäma  „gieb  acht  auf  das  Opfer,  wir  scUen  es  nur  opfern'*  BV.  5, 
60,  6,  vgl.  Einleitong  pag.  44. 

b.  Der  Belativsatz  geht  vorans: 

yö  nah  pritanyä'd  äpa  täm-tam  fd  dhatam  „es  sott  uns  einer  he- 
kämpfen,  den  schlagt,  wer  es  auch  sei*'  BV.  1,  132,  6. 

yäs  tübhyam  dä9äd  yö  vä  te  9fkshät  täsm&i  cüdtvft  n  rayim  dayasva 
„es  soll  einer  dir  opfern,  oder  es  soU  einer  dir  spenden,  dem  schenke 
wohlbedacht  Beichthum'*  BV.  1,  68,  6,  vgl.  1,  71,  6.  1,  93,  8.  2,  23,  7. 
3,  51,  11.   4,  2,  7.    6,  5,  4.    7,  70,  6.   8,  8,  16. 

Ein  Imperativ  ist  zu  ergänzen: 

yad  atra  sakntam  krinavathä  'smäsu  tad,  yad  dushkritam  anyatra 
tdt  „was  ihr  Gutes  thun  soUtet,  das  sei  hei  uns;  was  Böses,  das  sei 
anderswo"  Ait  Br.  2,  7. 

Indicativ  und  Conjunctiv  stehen  neben  einander: 

iü  vä  yö  maruto  mänyate  no  brähma  vä  yäh  kriy&mänam  nfnitsät 
täpünshi  täsmai  vpjinäni  santu  „wer  uns,  o  Maruts,  verachtet,  oder 
icer  einen,  der  euch  Verehrung  darbringt,  schmähen  soUte,  dem  sollen 
seine  Sünden  heiss  sein"  BV.  6,  52,  2. 

2)  Im  Hauptsatze  steht  der  Conjunctiv. 

a.  Der  Belativsatz  folgt  nach: 

ptimänsam  putr^  janaya,  täm  püm&n  änu  jäyatäm,  bhäv&si  puträ'- 
näm  mätä'  jätähäm  janäyä9  ca  yäh  „gebier  einen  Sohn,  fhoch  diesem 
soll  wieder  ein  Sohn  geboren  werden;  so  soUst  du  Mutter  von  Söhnen 
werden,  von  geborenen  und  von  solchen,  die  du  noch  gebären  soUst" 
AV.  3,  23,  3. 

mä'  hinsishta  pitarah  k^na  ein  no  yäd  va  ägah  purushätä  käräma 
„bestraft  uns  nicht,  ihr  Väter,  um  einer  Sünde  willen,  sollten  wir  eine 
gegen  euch  nach  Menschenweise  begehen"  BV.  10, 15,  6  (vgl.  Einleitung 
Seite  45). 

b.  der  Belativsatz  geht  voraus: 

kathö  n6  te  pari  caräni  vidvän  viryä'  maghavan  yä'  cakärtha,  yä'  co 
nu  nivyä  krinä.vah  9avishtha  pr6d  u  tä'  te  vidätheshu  braväma  „wie 
sott  ich  denn  umwandeln  mit  meinem  Wiesen  die  Hddenfhaten,  die  du. 


I 


134     

0  Mächtiger,  gethan  hast;  du  sollst  neue  vollbringen,  die  woUen  wir 
hei  den  Opfern  preisen"  EV.  5,  29,  13.  yäs  tvä  doshä'  yä  ushäsi 
prafansät  priyäm  vä  tvä  krinävate  havishmän,  täm  änhasab  piparo 
däfvänsam  „es  soU  dich  einer  am  Abend  oder  am  Morgen  preisen-  oder 
opfernd  soll  er  dir  Liebes  thun,  den  Spender  rette  aus  der  Noth" 
BY.  4,  28,  vgl.  9.  yö  na  ägo  abhy  6no  bhäräty  ädh!3  aghäm  aghä9anse 
dadhäta  „er  soll  Frevel  oder  Sünde  gegen  uns  im  Schilde  fahren^  dem 
BösunUigen  legt  Böses  auf"  (d.  h.  dem  Böswilligen,  welcher  u.  s.  w.) 
ßV.  5,  3,  7.  yä  eshäm  bhrityäm  rinädhat  sä  jivät  „es  soU  einer  ihre 
Nahrung  mehren  (Both:  in  ihrer  Pflege  Erfolg  haben),  der  soU  leben" 
bV.  1,  84,  16. 

Uta  nünäm  yäd  indriyäm  karishyä'  indra  paünsyam,  adyä'  n&Msh 
täd  Sl  minat  „du  sollst  jetgt  eine  Heldenthat  thun  woUen,  die  soU  (wird) 
dir  heute  niemand  wehren"  BV.  4,  30,  23. 

yäs  tübhyam  däfän  nä  täm  änho  afnavat  „es  soU  dir  einer  dienen, 
den  soll  keine  Noth  treffen"  BV.  2,  23,  4  (Einleitung  S.  48).  vi9ä9  ca 
yäsyä  ätithir  bhäväsi  sa  yajn6na  vanavad  deva  märtän  „du  sollst  bei 
einem  Gau  zu  Gaste  sein,  der  überwindet  die  Menschen  durch  des 
Opfers  Kraft"  BV.  5,  3,  5.  yö  yäjäti  yäjftta  ft  sunävac  ca  päcäti  ca, 
brahm^d  indrasya  cäkanat  „  er  soll  nur  für  andere  oder  für  sich  opfern 
(zu  dem  Medium  vgl.  A9V.  gr.  4,  7,  18)  und  pressen  und  backen,  der 
Priester  gefällt  dem  Indra"  BV.  8,  31,  1,  vgl.  1,  93,  3.  5,  37,  5  u.  ö. 
(vgl.  Einleitung  S.  46).  • 

t6  ho'cuh:  „yö  nah  9rämena  täpasä  9raddhäyä  yajnßnä' ' hütibhir 
yajnäsyo  'dri9am  pö'rvo'vagäcchät,  sä  nah  9rÖ8hto'8at,  „sie  sprachen: 
„es  soU  einer  von  uns  durch  Anstrengung,  durch  Busse,  durch  Glauben, 
dunrch  Opfer,  durch  Anrufungen  das  Zid  des  Opfers  zuerst  erreichen, 
der  soU  der  beste  unter  uns  sein"  ^at  Br.  14,  1, 1,  4. 

3)  Im  Hauptsatze  steht  der  Indicativ: 

nü'  märto  dayate  sanishyän  yö  vfshnava  urugäyäya  dä9ät,  prä  yäh 
saträcä  mänasä  yäjäte  „nie  bereut  es  der  nach  einem  Gute  strebende 
Mensch,  der  dem  weitschreitenden  Vischnu  opfern,  der  mü  ganzem 
Herzen  ihm  dienen  sollte"  BV.  7,  100,  1.  päpäm  ähur  yäh  sväsäram 
nigächät  „sie  nennen  es  ein  Unrecht,  soUte  einer  seine  Schwester  6c- 
scUafen"  EV.  10,  10,  12  (vgl.  Einleitung  S.  49). 

Es  stehen  Conjunctiv  und  Indicativ  im  Hauptsatze  neben  einander : 

9näthad  vriträm  uta  sanoti  väjam  Indräyö  agnf  sähuri  saparyä't 
„es  soU  den  Vritra  schlagen  und  es  erringt  die  Beute,  wer  Indra  und 
Agni,  die  Sieger,  verehren  sollte"  BV.  6,  60, 1. 


136     

Griechische  Beispiele. 

I.    Stellen  mit  dem  reinen  Conjunctiv  ohne  niv  oder  av. 

Wir  beginnen  hier  mit  den  in  Gleichnissen  befindlichen  Relativ- 
sätzen, weil  sich  in  ihnen  am  deutlichsten  die  fordernde  Kraft  des 
Conjunctivs  erkennen  lässt. 

Man  vergleiche  über  die  Gleichnisssätze  Einleitung  S.  45. 

wq  rtg  z£  Xicjv  Tteql  olai  Teneaaiv, 

ifi  ^a  T€  vrjTtL*  äyovri  awavnqoiovrai  iv  vXij 

avd^g  inctx,T^Q€g 

. .  „dem  sollen,  tcie  er  seine  Jungen  fuhrt,  %m  Walde  die  Jager  he- 

gegnen"  P  134. 

oloolTQOxog  äg  otTtb  Tthffjg 

ov  re  xatä  aretpavrjg  jccrrafibg  x^f^f^QQOog  warj 

. . .  „den  soü  herabstossen*' . .  N  138. 

6  d*  ovt'  ertBüev  /leUi]  aig, 
i]  t^  ogeog  xogvqyjj  &o^€v  Ttegupaivofiivoio 
Xa^ycqi  TOfivo^ivrj  rigsva  %9^ovl  qjvXka  Ttei/iaaj] 
„. .  die  soU  . .  vom*  Eisen  getroffen,  ihr  zartes  Laub  ssur  Erde  betten**^ 
A  178,  vgl.  E  138,  O  580.  680,  il  260,  P  110.  726,  i  319,  O  283, 
X  23,  T  108. 

äXl*  äg  re  avfiXrj  jihei  e/iTtedov,  i]  t*  Int  TVfißtf 
VLviqog  eatrjxf]  ze&mriotog  ije  ywaixog 
. . .  „die  soU  stehen  auf  dem  Orabe  eines  Mannes** . . .  P  435. 

wg  d*  oV  avriq  dögnoio  XihxUxai,  ^  re  navfjfiaQ 
v€iov  aif  ^hajcov  ßoe  oivOTte  TttpcTov  aqovqov 

. .  „dem  soUen  zwei  dwnkdfarbige  Rinder  den  ganzen  Tag  den  Pflug 

auf  dem  Fdde  ziehen"  v  31,  vgl.  /r  19. 

oaarj  (T  alyavhjg  ^itvt]  Tovaoio  rhvKTav 

. .  „den  soU  ein  Mann  scUeudem**  TI  590,  vgl.  O  411,  V  517,  q  518. 

dcui  ol  hi  ytoQvd-Sg  tb  nat  aoftidog  ccKafiaro^  rtvq 
aatiq*  ontaqtvijf  ivallyniov,  og  T€  fidhata 
lafiTtQoy  Ttafiqtaivtiai  kelovfiivog  ^Siiuccyoto 
.  „gleich  dem  herbstlichen  Gestirne,  das  soU  besonders  heU  glänzen, 
abtauchend  aus  dem  Okeanos ''  E  5  (vgl  Einleitung  S.  45). 

Charakteristisch  ist,  dass  eben  nur  eine  Vorstellung,  welche  den 
Vergleich  besonders  zu  einem  plastischen  Bilde  macht,  im  Gonjuhctiv 
zu  stehen  pflegt,  während  die  andern  Angaben  im  Indicativ  gemacht 
werden  (Einleitung  S.  45). 


136     

aUi  TOL  TLQaäirj  TcileKvg  cSg  iariv  atei^t; 
og  r*  eloiv  äia  äovQog  u/r'  avigog,  og  ^d  re  lix^ 
vqtov  exTdf^ivrjaiVy  ocpikkec  ä*  dvdQog  igwi^ 
. .  „der  soU  kunstgerecht  einen  Schiffsbaiken  behauen^*  reo. 

6  d*  iv  xovitjai  xctiiai  Ttiaey  aiyeigog  iSg, 
tj  ^  1^  h  elajAevfj  ^keog  /.leyaloio  Trcqpvxiy 
XeiTjy  äraQ  re  oi  o^oi  btc'  dx^OTary  7t€q)vaacv 
.  .  „die  soU  in  der  Niederung  eines  grossen  Sumpfes  gewachsen  sein,  gloM, 
aber  an  der  Spitze  sind  ihr  Zweige  entsprossen"  J  482,  vgl.  M299.  423. 
Seltner  findet  sich  der  Gonjunctiv  zugleich  in  mehreren  Sätzen: 
&g  de  TfLvvBg  TtBqi  /iTJXa  dvgwQi^acoaiv  iv  avkfj 
dn^gog  dxovoavreg  TLqaxeqotpQovogy  og  re  xa^'  vhfjy 
eqfjKTijtai  dl*  OQsaq)i 
„Wie  aber  die  Hunde  schlimme  Wacht   über  die  Schafe  im  Gehöfte 
haben  soUen,  na^chdem  sie  ein  mldes  Thier  gehört  hohen,  das  soU  durch 
den  Wald  im  Gebirge  daher  kommen"  K  184,  vgl.  O  80,  s  395. 

Die  übrigen  Relativsätze  mit  Gonjunctiv  ohne  xev  oder  av  ordnen 
wir  nach  der  Verbalform  des  Hauptsatzes. 

1)  Hin  Imperativ  geht  im  Hauptsatze  voraus: 
Hierher  könnte  man  höchstens  rechnen: 

aXr  äye,  afj  tdde  iirjcql  Ttage^ojAevog  xardle^ov, 
Y^fiaad'^  og  Tig  agiarog  dvrjg  xat  nXelaza  tcoqtjücv 

.  .  „einen-  zu  heirathen,  vorausgesetzt,  dass  der  Mann  der  beste  sei 

und  das  Meiste  bringe"  v  334  (Einleitung  S.  46). 

2)  Für  den  Gonjunctiv  im  Hauptsatze .  steht  uns  kein  Beispiel   zu 
Gebote,  wohl  aber  für  den  Optativ: 

dm  avd-i  xvvfSv  /ÄekTttjd'Qa  yivoivo, 
og  Tig  in*  rjfxaxt  rtpöe  «tcäv  fied-irjoi  fiaxeod-ai 
„ein  Frass  der  Hunde  möge  einer  werden,  er  soU  (nur)  an  diesem 
Tage  freiwillig  nachlassen  im  Kämpfen"  N  234. 

3)  Auch  der  Indicativ  des  Futurums  ist  im  Hauptsatze  nicht  nach- 
weisbar, sondern  nur  der  Infinitiv: 

ovdi  XIV*  oIlü) 
TQiiwv  xaiQTJceiv,  og  rig  axedov  eyx^og  eldy 
. .  „es  soU  (nur)  einer  in  die  Nähe  meiner  Lanze  kommen"  Y  362. 

4)  Der  Indicativ  des  Präsens  steht  im  Hauptsatze, 
a.   der  Belativsatz  folgt  nach: 

%rj»  yoq  doidrpf  fiSHov  imxXeiova*  ca^d-giOTtoi 

ij  Tig  oKOvorteaai  veurrdttj  dfjupvTtihrjcai 
„denn  das  Lied  preisen  die  Menschen  um  so  mehr,  es  soU  (nur)  hei 
ihnen  als  das  neueste  in  Aufnahme  sein"  a  351,  vgl.  ^  105. 


137     

Oalrpiig  fjC  ayayov  vavaincXvzoif  o%  t€  xai  aklovg 
ävd-QiafCCvs  Tce/ÄTtovaiy  o  vlg  aq)€ag  eigaq>i%rjvai 

. .  „die  auch  andere  Menschen  geleiten,  es  soU  (nur)  einer  eu  ihnen 

kommen"  n  227,  vgl  [i  40,  X  73,  x  39,  o  400,  A  230,  B  294. 

£i  de  %i  %(avS  €7tioQxop,  ifiol  ^eot  akyea  doUv 
noila  fidi^'f  oaaa  didovaiv,  o  rig  a(p*  dXittjTai  6/i6oaag 

. .  „6S  soU  nur  einer  freveln  gegen  seinen  Eid"  T  264,  vgL  v  214. 

cme  d-eoTtQOTtlfjg  ifinäCp^ai  y  ijv^viva  ^i^Q 
ig  fiiyaQOv  xaXiaaaa  d-eoTCQOTtov  e^BQerjcaL 

. .  ^ydie  Mutter  soll  nur  eine  erfragen"  a  416. 

(ig  d'  ot'  OTtwQivög  BoQerjg  veootqdi^  dXoyrjv 
€uxf/  cty^Qavy  %aiqu  di  jäiv,  og  zig  i&eiQrj 

. .  „es  freut  sich  aber,  es  soU  es  nur  einer  'pflegen"  0  346,  vgl.  lo  286. 

Ovdi  TL   Ttii  ftOl 

7tq6q>Qunf  terktpcag  elnelv  BTtog,  o  m  votjOrjg 
. .  „du  seilst  nur  etwas  vorhaben"  ^A  543,  ygl.  A  554. 

Toy  x€y  ayoif-i  inl  vriog,  6  d'  vfuv  fxvqiov  äpüv 

ai/poi,  onjj  Tteqdarjte  xor'  aiXoS-qoovg  dvd-qwicovg 
. .  „der  würde  euch  unermesslichen  Gewinn  einbringen,  ihr  sollt  ihn 
(nur)  wohin  verkaufen  unter   die  fremdredenden   Menschen"   o  452, 
vgl.  »  45. 

ßikrsQOv  og  q>evy€üv  TtQoqrvyrj  xcmdv  ^i  dhij] 
„es   seil  einer  fliehend  dem  Ungliick  entrinnen,  so  isfs  (ihm)  iesser, 
als  taenn  er  gefangen  werden  sollte"  S  Sl. 

dvri  w  noXküh 

ht&v  iativ  dvijQ,  ov  te  Zeig  htjqI  q>vhfiari 
„vide  Schaaren  wiegt  ein  Mann  auf,  es  soll  ihn  (nur)  Zeus  lieben"  1 117. 

ovde  To  olde  nccrä  (pqiva  Tvdeog  vlog, 

Sm  ixaX  ov  drp^aiog,  dg  dd'avdrotai  fidxrjraL 
. .  „dass  einer  nicht  lange  lebt,  er  soll  (nur)  mit  Göttern  kämpfen" 
E  406  (Einleitung  S.  46). 

dvrl  xaaiyyi^ov  ^eivog  ^'  IxeTtjg  re  vecvaucai 

aviqi,  og  %   oUyov  neq  iTtixpavT]  TtQaTtidecacv 
„einem  Manne,  er  soU  sonst  auch  nur  wenig  fassen  mit  seinem  Ver- 
stände, gUt  der  Fremdling  und  der  Schutzflehende  einem  Bruder  gleich" 
d^  546  (vgl.  S^  585,  niit  xev). 

Tuxi  fiiv  dva^ieveeg  xal  dvdqatoi,  o%  t*  iTtl  yairjg 

diXoTQlrjg  ßwaiv  nal  aq)i  Zevg  Irjida  dwtj 
^Bösewichte  u/nd  schlimme  Gäste  sind  es,  es  sollen  (nur)  welche  fremdes 
Land  betreten  und  Zeus  soll  ihnen  Beute  gewähren"  f  85,  vgl.  ^  210, 
Ä  428,  ^  287- 


ov  fiiv  yä^  ftei^ov  xXiog  ävi^g,  o<p^  x'  ei^iv, 

ij  o  ZI  fcoaalv  re  ^^  xai  x^Qoi-v  s^aiv 
nn  s<^  eiioas  mit  seinen  Händen  oder  Füssen  leisten,  und  so 
lebt,  ist  kein  grösserer  Ruhm  für  ihn"  9  147,  vgL  e  447. 

^sla  d*  a^iyvtuzog  ^Jibg  cevÖQÜOt  yiyvetai  aAxi^, 

^fUv  oziotatv  xvdog  vni^eQOr  iyyvali^, 

ijS  (kivag  fiivvS^  re  v-al  ovit  i&ilrjaty  afivvetv 
•hennbar  ist  die  Stärke  des  Zeus  den  Männern,  er  soU  ihnen 
m  Ruhm  verleihen,  oder  er  soU  sie  demüihigen  und  sie  nicht 
wollen"  0  490,  vgl.  (J  208. 

xat  yäf  Ttg  z'  alkoiov  oäv^ezat  ai^q'  oliaaaa- 

xovfldiov,  T^  zexva  zixj]  tpiXöirfii.  fttyeiaa 

^   OtSval]' .  . 
ie  ihren  rechtmässigen  Eheherm  verloren  hat,  dem  sie  Sinder 
?otl" .  .    (Was  zum  Begriff  von  xov^idiog  gehört,  iet  hier  als 
g  ausgesprochen,  vgl.  fiinleitnng  S.  45),  z  26&. 
)  Unrecht  wird  als  abhängige  Frage  betrachtet: 

tdfiEy  yaq  zoi  näy&'  Sa'  ivl  Tpot'jy  evfjsirj 

lä^Eioi  Tqäig  ze  9ebiv  10x1711  ftöyrjoav 

tdftiv  <f  oaaa  yimjiai  ini  x^ovi  jiovXvßmei^ 
wissen  alles,  es  soU  (nur)  etwas  auf  der  vielnahrenden  Erde 
:"  ft  189,  Vgl.  i/'  14O7  ß  365  und  Einleitung  S.  47. 
der  Relativsatz  geht  voran. 

iJg  fiev  antp^jg  cn/iog  «j  xai  anrjvea  etdfj, 

T(^  de  Ttataqävzai  itävzeg  ßQozoi  iclye'  onloam 
einer  wnfreundlich  sein  und  wnfreundlidie  Gesinriung  haben, 
sehen  aUe  Menschen  Schlimmes  an"  t  329. 

5g  ztg  aid^irj  jzeläar]  xal  ip96yyov  mtovajj 

SeiQ^vtov,  T<p  iJ"  ov  ZI  ywij  xal  v^iria  zixva 

ol'xade  voaz^aayzi  naQiazazai  oväi  ydwnai 
sich  nur  einer  in  Unwissenheit  nahen  und  den  Gesang  der 
hören,  dem"  ...  /i  41. 

oV  r'  äya&rjv  ze  ywcüxa  mit  agweioio  A^orpa 

ftvjjOzBveiv  i'^iliooi  xai  äXl^Xoig  iQtOüxJiv, 

avtot  zol  y'  dnäyovat  ßöas  xai  'i^ia  fiijht 
H  (Männer)  ein  gutes  Weib,  die  Tochter  eines  Reichen  freien 
nd  uid&r  mnander  wetteifern,  sie  sdbst  bringen  (dann)  Rinder 
!  Schafe  herbei "  a  276. 


189     

xai  yoQ  zig  &'  fv«  qiüra  xazaxcüvag  ivl  d^fH(i 

ipevyei  nijovg  ze  tr^liTtüiv  %al  ncnglda  yäiav 
„und  wenn  einer  einen  Mann  im  Volke  getödtet  hat,  es  soth 
(nur)  nicht  viele  Schützer  sein,  der  verlässt  Verwandte  und  Vai< 
uad  ßieht"  \p  118. 

OTtrfrj  z'  i^a-g,  zy  t'  uxovai  azixeg  äydQÜv 
„er  soü  sich  irgendwohin  wenden,  da  teeichen  die  Beihen  der  Jk 
zurück"  M  48. 

o^  d*  ö  yi^w»  fteziijCtv,  afia  TtQÖaaa)  xot  onLoata 

„es  sdl  aber  der  Greis  unter  den  Leuten  sein,  eugleich  vorwän 

Twhwärts  sieht  er  für  die"  1'  109. 

olatv  z*  ev  (fQoveijOi,  xal  ävd^ai  velxea  Xvet 

„sie  soll  (nur)  ihnen   nur  wohlwollen,   sogar  Mänttem   löst  sie 

den  Streit"  ij  74  (Einleitung  S.  4ß). 

5)  An  einigen  Stellen  geht  im  Hauptsätze  der  Aorist  i 

doch  sind  es  KrfahnmgBBfttze ,  die  aacb  fOr  die  Qegenwart  und  Z 

Geltang  haben. 

z^  d'  (Ä  MW  tig  ytfig  tpvyev  avÖ^öJv,  §  zig  ixtjitta, 
älhi  *■  ofiov  nlvaxäg  ze  veäy  xat  otäftaza  iftasüv 
xifia^'  äXng  (pogiovot  ?rt'pös  i'  otooXo  &velXat 

»noch    nie    erUham   da    ein    Schifft  der   Männer,    es    soU   (nur 

kommen  .  . "   (man    beachte    den  Ind.  Präs.   in   den  darauf  fol| 

Worten)  fi  66. 

^  yag  zov  ye  &eoi  *azä  vöaxov  edijaco', 
Sg  xev  tfi'  evävxitog  itpiXet  xai  Ttz^oiv  onaaoev, 
olä  ZE  ^  olif^t  &va%  ^dvfiog  eSüixev, 
OS  Ol  TtoiJM  näfiTjOL,  &edg  J*  ini  sQyov  äi^ 

■  .  „une  ^n  gütiger  SSnig   seinem  S/daven   (immer)   gab,  es  si 

dersdbe  (nur)  vid  für  ihn  abmühen  und  die  GoHheU  die  Arbeit  gt 

fassen"  i  61, 

n.    Der  Gonjunctiv  mit  xiv. 
1)  Im  Hauptsätze  steht  der  Imperativ, 
a.  der  Relativsatz  folgt  nach: 

ly  vtv  fifjde  aii  xcv^e  yo^/iaai  XBQdaXioioiv 
S  tri  kI  a"  et^iDfiai  #  548. 
xixXvze  dij  vvv  fiev  '/^oxijfftot ,  o  zrl  xe»  eino) 
,itk  wiU  etwas  sagen,  das  hört  jetet  von  mir"  ß  26.  161.  229, 
t  378.  406,  V  115. 


140      — 

den  erwähnten  Stellen  fShrt  die  redende  Person  ihre' 
t  wirklich  ans.  Trotzdem  aber  ist  der  Relativsatz  ala 
m  dem  vorausgehenden  Hauptsatze  aorznfassen.  | 

eyyeo  &  '^  %sv  irjo^a 
du  sollst  (nt*r)  wo  hinkommen"  K  67. 
'  akXog  fiiv  öuuHpd^la&üi ,  SlXog  di  ßmiia 
xe  T&xTj 

der  andere  sterbe,  es  soU  (nur)  das  SchickstU  an  cineti, 
)  430. 

^e*'  0  tri  xsv  vfifu  xaxov  niftnr^i  exäartfi 
Unglück   auf  euch,   er    soll  (nur)   euch   allen  welches' 
)9. 

■ade  ff  sa  (pStvv^etv,  ^va  xai  ovo,  rot  xcc -^X'^"''»'  I 

»piy  ßovXevtMi . , . 

■ass  verderben,  eine»  oder  eicei,  sie  sdHen  (nur)  getrennt, 
rn  Beschluss  fassen"  B  346, 
(Diääag  de  ywalxag  ietxoaiv  airtbg  iija&ta, 
xe  fiei'  ji^yeirp'  'EUvrpi  viaU.iarai  emaiv 
CT-  aber  soU  er  sich  zwanzig  selbst  auswählen,  nach  der 
me,  wo&ei  vorausgesagt  ist,  dass  es  die  schönsten  sind 
.  281  (vgl.  K  305). 
itiv  steht  an  Stelle  des  Imperativs: 
s^etta  de  xat  xov  .^x***"*' 
iw  ^  vtf^Xöv  T€  ziötj^iEvat,  ol'  xev  eneio 
ize^oi  SV  v^Eaai  TioXvxXrjiai  Xlrnjad-E 
•Men  den  Chabhügd  weit  und  hoch  machen  die  Achäer, 
mir  bei  den  vidrudengen  Schiffen  euriic}ä?leU)en  soUtet'' 

442. 

Relativsatz  ist  eingeschoben: 
pov  d'  o  Ttl  xe  |iioi  dow-ci  tplXoy  ^oq  aviäyri, 
ag  äus^otiiviff  döftevai  olxövde  g>i^sa&ai 
erz  dich  treiben  mir  irgend  ein  Geschenk  zu  machen,   so 
ickkehrenden  . ."  o  316,  vgl.  /  146.  288,  ff  47.  286. 
Relativsatz  geht  vorans: 

dg  fih  xe  ßäX'i)  t^^va  friKeimi, 
vrag  ^ei^/tevog  neUxeag  olxövds  tpeqia^ 
iie  zitternde  Tauhe  treffen,  und  er  nehme  (die  BeOe  und 

Hause"  f  855,  vgl  J  306,  0  495,  f  661. 


141     

OTtTtoreQog  di  xe  vixi^ai]  TLqeiaamv  te  yevrjtai 
ycn^fjad^  ekcüv  ev  ndwa  yvyaixd  rs  oYxad*  ayio9(a 
j.es  seil  einer  von  den  beiden  siegen  und  die  Oberhand  gewinnen,,  der 
ergreife  seine  Schätze  und  führe  das  Weih  nach  Hause"  F  71.  92,  vgl.  a  46. 
ov  di  x'  iyiüv  änavevd-e  d-ewv  id^alcofu  vorjaai,, 
/iij  Ti  av  ravta  «caa-ra  dieiQeo  fxtjdi  ^evdlka 
„ich  soU  aber  einen  verborgen  vor  den  Göttern  ausdenken  wollen,  dann 
frage  und  forsche  du  nicht  nach  allem  dem  einzelnen"  A  549.    (Das 
Sollen  kommt  durch  den  Umstand  ^   dass  der  Satz  eine  Voraussetzung 
enthält,   auch  in  die   erste  Person,   welche  in  Hauptsätzen   nur    das 
Wollen  bezeichnet). 

2)  Ein  Conjunctiv  in  einem  Nebensatze  geht  voraus: 

vvv  S  om  i'ad-^  ogvig  d^dvarov  q^vyy,  ov  xe  d'eog  ys 

^Illov  nqoTtdqoid^ev  efiifjg  h  x^Q^^  ßakrjaiv 
jj jetzt  aber  ist  keiner^  der  dem  Tode  entrinnen  soU,  es  soU  ihn  (nur) 
ein  Gott  vor  Uios  in  meine  Hände  liefern"  O  103. 

dlk'  ace  luv  dri  &  avrdg  avBiqrftai  enhaaiv,* 

tolog  iwv  oiov  Te  xcttawTjd'ivTa  Yörja^e, 

xai  rore  Jjj  oxia&aL  te  ßlrig  Xvaal  re  yiqovra 
.^aber  wenn  er  didi  wieder  selbst  mit  Worten  fragt,  in  der  Gestalt,  wie 
ihr  ihn  schlafend  sehen  sollt,  dann  haltet  ein  mit  der  Gewalt  und  gebt 
den  Greis  frei"  d  420. 

oq>Qa  Tig  SQgiyrjaL  nat  oifjiyovojv  dvd^qfinujv 

^eivodoxov  xaxä  ^^ai,  b  nev  tpilorrjra  naqdaxfj 
„damit  jeder  auch  der  spätem  Menschen  sich  scheue,  einem  gastfreien 
Menschen  Böses  anzuthun,  sollte  dieser  Freundschaft  gewährt  haben" 
r  353,  vgl.  0  296. 

3)  Im  Hauptsatze  steht  der  Optativ. 

a.  der  Belativsatz  folgt  nach: 

ij  ydq  x€v  d^ikog  x«  %ai  ovridavög  xaleoif^irp^ 
ei  drj  aol  nav  eQyov  V7cei^0fiaij  o  tri  r.ev  elLJtrjg 
.jdenn  feig  und  nichtsnutzig  umrde  ich  wohl  genannt  werden,  wenn  ich 
dir  in  jeder  Sache  weichen  werde,   du  seiltest  nur  etwas  anordnen" 
A  294,  vgl.  B  127. 

b.  der  Relativsatz  geht  voraus: 

bg  de  x«  ^rjLTCtt*  ivravioTj  ßiov  iv  TtaXdf^irjatv 
xat  dioiazevarj  nekixanf  dvoxaiäeyta  Ttdvrwv, 
T^  xcv  Sfi   eOTtolfirpf 
„es  soll  aber  (nur)  einer  den  Bogen   in  seinen  Händen  recht  leicht 
spannen  und  durch  edle  zwölf  Beile  hindurchschiessen,  dem  umrde  ich 
wohl  folgen"  r  bll,  (p  75. 


142     

OTtTtdiov  ifC  eiTtrjad-a  enog^  zdiov  x*  inanovaaig 
„du  sollst  (nur)  irgend  ein  Wart  sprechen,  ein  solches  würdest  du 
wieder  hören''  Y  250. 

4)  Der  Indicativ  des  Futurs  steht  im  Hauptsätze, 
a.  der  Belativsatz  folgt  nach: 

rjw&ey  de  d'sog  dwaei  xQorog^  ^  x'  i^ikijOiVf 
„am  Margen  aber  wird  der  Oott  Kraft  geben,  er  soll  es  (nur)  einem 
wollen''  q>  280. 

dciaei  de  oi  og  x'  id^ihjoiv 

nvQvov  xcrt  xorvAip' 
„es  wird  aber  mancher,  er  soU  es  (nur)  woUen,  Waieenbrod  und  einen 
Becher  geben"  q  11,  vgl.  19.  559,  |  444. 

Tov  jASv  drj  ^agov  /  ai(fi^aeai  ov  x   i&iXr}a9a 
„deti  einen  wirst  du  dir  eum  Freunde  wählen,  du  soUst  ihn  (nur) 
wallen"  K  235. 

wg'ol  revxea  xala  nagiaaeraiy  oXa  %ig  onrts 

av&QWTtüty  TtoXiwv  ^avfidaaerai ,  og  xev  Xdrjftat 
.  .  „wie  sie  mancher  hewwndern  wird,  er  saU  sie  (nur)  sehen"  2  466, 
vgl.  P  93.  100. 

^  eti  xal  x^aov  knideveai^  ou  xi  rig  ocaei 

TQamv  iTtTtodd^uay  i^  ^tkiov  vlog  arcoiva, 

ov  xev  iyw  dtjoag  ayayw  fj  aXkog  lixaiiav 
„bedarfst  du  auch  noch  des  Goldes,  das  mancher  der  rossebändigenden 
Troer  aus  Ilios  bringen  wird  als  Lösegdd  für  den  Söhn,  ich  soU  ihn 
nur  gebunden  wegßihren,  oder  ein  anderer  der  Ächäer"  B  229,  vgl.  /  75. 

vvv  av  tovg  akXovg  iTCieiaofiai,  ov  xe  xixslio 
9,jetgt  aber  werde  ick  die  andern  angreifen,  ich  soU  (nur)  einen  finden" 
A  367,   y  454,  vgl.  A  139. 

oiaoi  yäq  xal  xqfvaov,  8  tig  x*  vftoxdqiog  eldy 
„denn  ich  werde  auch  Gdd  bringen,  es  soll  mir  (nur)  welches  unter 
die  Hände  kommen"  o  448,  vgl.  -:?  271,  T  110. 

ZeS  TtdteQ,  ij  ^  tc  fioi  xexoXdaeai,  o  txL  xev  eiTtto; 
„Vater  Zeus,  unrst  du  mir  wohl  zürnen,  soUte  ich  dir  etwas  sagen" 
E  421,  vgl.  B  361,  er  158,  fl  92. 

inei  Ttkedveaai  fiaxf^aerai,  og  xi  ae  ^elvt] 
„da  mit  mehreren  eu  kämpfen  haben  wird,  es  soü  dich  (nur)  einer 
schlagen"  a  63,  vgl  x  27,  0  405. 

aeo  0   eSeraiy  o  rxi  xey  a^ 
„von  dir  aber  wird  abhängen,  er  soll  (nur)  etwas  vorstMagen"  l  102. 


143     

^ds  yoQ  atifwtvg  xomov  eaaetaiy  og  xc  iiTtifiai 

vr^vaiv  It^  lä^ysiiav 
„dieser  BefM  wird  (jedem)  zum  Verderben  gereichen,  er  soU  (nur) 
bei  den  Schiffen  der  Ärgeier  isurOckbleiben"  T  235. 

vvy  di  dri  Ahelao  ßit]  TQcieaaiv  dvd^ei 

xai  Tiaidijjv  Ttäidegy  toi  nev  f.ietoTiiad'a  yivcüvrai 
.  .  „sie  sollen  (nur)  geboren  werden''  Y  307  (vgl.  (o  29). 

dtiata  yaQ  ditpQOv  re  dvw  r'  eQiavx^vag  innovg 

0%  x€v  agiazoi  etaai  O^of^  ini  vrjvaiv  lA%mu}v 
„denn  ich   werde  geben  einen   Wagen   und  ewei  starkhalsige  Rosse, 
vorausgesetzt,  es  seien  die  besten  bei  den  schnellen  Schiffen  der  Ächäer*' 
K  305  (vgl.  /  139). 

IV^a  d*  eneiTa 

<PQaaa6fi€d^^  o  ttI  ne  ind^og  'OkvfiTtiog  fyyvaXl^ 
yy  da  werden  wir  detm  überlegen,    es  soll  (nwr)  der   Olympier  einen 
klugen  Plan  eingeben''  xp  139,  vgl.  B  365. 

ei  de  xev  wg  eQ§f]g  xal  toi  neidwvTai  lä%aioij 

yvioaj]  Sn^i&\  og  &*  rffe^6viav  Tcaxdg  og  Te  w  Xawv 

rfi^  og»%  iad-Xog  etjai 
„es  soll  nun  der  eine  der  Fährer,  das  eine  von  den  Volhem  feige,  und 
es  sM  der  andere  tapfer  sein,  du  wirst  sie  kennen  lernen'*  B  364,  vgl. 
Einleitung  Seite  42  und  46. 

b.  der  Belativsatz  ist  eingeschoben: 

Tddjy,  rjv  x'  i&ilw^i,  (piXrjif  noirfio^  aycoiTiv 
„van  diesen  werde  ich  eine,  ich  soU  (nur)  wollen,  zu  meiner  lieben 
Gattin  machen"  1 397,  vgl  W  554.   (üeber  das  Sollen  der  ersten  Person 
s.  oben  Seite  141  and  B  229  u.  s.  w.  anf  Seite  142). 

c.  der  Relativsatz  geht  voran: 

og  di  x€  naTQOnlov  %ai  TS&vrjuiTd  Tteq  e/mrjg 
T^üag  ig  iTtnoddfiOvg  igvcf],  eY^  de  oi  ^Xag^ 
fjlAiav  Ti^  ivdqtüv  dnoddaao^ai,  ij^uav  d'  avTog 
?f w  iyci 
„es  soU  aber  (nur)  einer  den  PatroMos , . und  sei  es  auch  nur  den 
todten,  zu  den  rossebändigenden   Troern  ziehen,  Äias  aber  soll  ihm 
weichen:  die  Hälfte  werde  ich  dem  von  der  Waffenbeute  geben,  die 
andere  Hälfte  aber  werde  ich  seihst  behalten"  P  229,  vgl.  W  857,  k  147. 
bfindcBQog  xe  q>&^aiv  o^B^d/iepog  xQoa  xalov, 
tfßovarj  d*  ivdivtav  did  t*  hrrea  xai  fiilav  al^ia, 
T^  xev  iytj  dwao)  Tode  (fdayavov  d^yvqtnjXov 
„einer  von  diesen  beiden  soU  (nur)  zuerst  die  schöne  Haut  erreichen, 
und   durch   die  Rüstung   und  das  schwarze  Blut  hindurch   in   die 


144     

%ei{e  treffen,   dem   werde   ich  das  silberbeschlagene  Schwert 

805. 

;  Indicativ  des  Präsens  steht  im  Haaptsatze. 

der  Kelativsatz  folgt  nach; 

Tov  d*  Ol!  jctQ  ^«t  #^005,  Sg  xev  XStjiat 
syycg  im 
U  es  (nur)  mner  in  der  Näke  ansehen"  S  416, 

avd^qärcovq  ziwa&ov,   o  rlg  x'  ijtioQv.ov  ofiöaarj 
ihr   da  drunten   die  todten  Menschen  straft,   es  soll  (nur) 
m  Meineid  schtcören"  F  279,  Tgl.  T  260,  0  55. 

fiäXa  yÖQ  je  ^cnead^iei  bv  xe  läßjjoiv 
frisst,  er  soU  (nur)  einen  erfassen"  0  24,  vgl.  T  228,  d  196. 
vEfteaatSfiai  6i  xai  a)J^ 

dvdqi  ^eivod6Mf),  og  x'  e^oxa  /lö*  q)iXit]aiv 

(ioxa  &'  ix^aiqTjOi 
«  auch  jedem  andern  Gadgä>er,  er  soff  nun  über  die  Masse» 
iin,  oder  über  die  Massen  gehässig"  0  69,  Tgl.  0  421. 

^  z'  a^a  xai  aol  nqÜrca  jtaqaazrjacaS^at  tfieD-EV 

ftoiQ'  ölo^,  trjv  tw  Tig  äi^vezai  Sg  xe  yivrfiai 
fc  soUte  an  dich  euerst  das  verderbliche  Geschick  herantreten, 
land  entrinnt,  er  sdl  (nur)  einmal  gehören  sein"  w  29  (ygl. 

xe/ww  ßovXetai  olxov  oipiU^iv,  Sg  xsr  onvif} 

ie  (nur)  einer  ehdiehen,  dessen  Haus  mll  sie  beretehem"  o  21. 
Olli'  Svex'  oiXofiCVjjg  yaazqdg  xaxä  xiqSe'  e-^ovaiv 
ovtQEg,  ov  xev  Xxjitai  aXrj  v.ai  tirjfia  xcrt  alyog 

gen  des  bösen  Magens  haben  die  Männer  schlimme  Sorgen, 

nur  an  einen  die  Ijeiden  wnd  Qwüen  einer  Irrfahrt  heran- 

33,  (p  312,  V  295. 
aiX'  efinr^g  ^avaöJv  6)uO<pv^ftE&'  ulxtir/räü/y, 
oV  xev  3^  xaxöv  oitov  avaTtXf^aavieg  oXatyrat 

r  beJdagen  wir  die  lanzenschwingenden  Danaer,  soUten  sie  ein 

chick  erfüllend  zu  Grunde  gehen"  &  33. 
(ni  TOI  änößhiT'  iari  ^eiÜv  iqtxvdta  ätÜQa, 
oaaa  xev  avtoi  diäatv,  haav  d'  ovx  av  tig  ?XotTO 

:ht  Sit  verachten  sind  dir  aUe  die  herrlichen  Gaben  der  Götter, 

sollen  sie  nur  geben,  denn  aus  eigner  Kraß  könnte  sie  keiner 

■en"  r  65. 

OT^etg  de  xai  SiXov,  5&i  /ie^iena  lätjai 

st  jeden  an,  du  s<Mst  (nur)  wo  einen  nachlassen  sehen"  N  229. 


145     

iTtel  ov  fiev  ri  uLaaiyvrjtoio  x^Q^i^^ 
yiyveraiy  og  xev  eraiQog  iwv  Tt&cw^iva  eüy 
„denn  nicht  dem  Bruder  steht  ein  Freund  nach,  er  scU  (nur)  besonnenen 
Sinn  haben''  »  685  (vgl.  »  546,  ohne  x^). 

ix^Q^Q  yaQ  fioi  xsivog  Sfiwg  Idldao  Ttvkrjaiv, 
og  /  ^^SQOv  ^iv  x£v&7j  iri  (pQeaix,  ailo  di  eLTty 
„es  soU  einer  das  eine  im  Innern  verbergen,  ettoas  anderes  aber  sagen, 
und  er  ist  mir  verhasst  gleich  den  Pforten  des  Hades**  1 312,  vgl  ^  158. 

ov  yäq  kfiov  TtaXivdy^ov  ovi*  äjtavrjXov 
oviF  aTBXevTrjTOP,  o  ri  nsv  xeq)aXij  xaravsvaio 
„denn  nichts  von  mir  ist  gurüchndmbar,  noch  trügerisch,  noch  unvol- 
lendbar,  ich  soU  es  (nur)  einmal  unter  Neigen  des  Hauptes  zugesagt 
haben"  A  526. 

Hierher  gehören  auch  die  Fälle,  in  denen  ein  abhängiger  Infinitiv 
des  Präsens  vorausgeht: 

Ttoklol  juey  yoQ  i/iot  Tqcieg  xkuTol  %^  imiiovQOi, 
YxelvBiv  ov  ne  ^eog  ys  noqrj  xai  noaai  yuxBua, 
TtolXol  d*  av  aol  l^xatol,  ivai^ifiey  ov  xe  ivvfjai 
„denn  mir  sind  viele  Troer  und  treffliche  HülfsvSlker  bu  tödten,  es  soU 
(nur)  ein  Gott  einen  entgegen  bringen,  und  ich  soll  ihn  (nur)  mit  meinen 
Füssen  erreichen.   Du  aber  hast  viele  Ächäer  eu  erlegen,  du  sollst  (nur) 
einen  können'*  Z  227,  vgl  y  355,  x  22,  x  6ß. 

TuxXov  TOI  avv  i^ot  tov  nijdeiv  og  x*  i^i  xrjdtj 
„es  giemt  sich  für  dich,  mit  mir  zu  kränken,  es  söU  mich  (nur)  einer 
kränken''  I  615,  vgl  P  99,  ?  28,  x  74. 

Ein  Infinitiv  des  Aorist,  der  hier  gleich  mit  erwähnt  werden  mag, 
geht  voraus: 

fjfieig  i*  ovV  ini  e^ya  naqog  /  l'ju«'  cmb  Ttfj  aXhj, 
nqiv  /  avTrjfv  yi^^iaa&ai  ^x^^^  ^  ^  id'iXrjOiv 
.  .  „ehe  sie  sich  vermählt  hat  einem  der  Ächäer,  sie  scU  (nur)  einen 
iOoUen''  ß  127,  vgl  v  341,  0  46. 

AivBia,  x^^^ov  CB  xat  iq>^ifi6v  tibq  iovza 
navrwv  av^qdTCiov  aßBaaai  fiBvog,  og  xb  cbv  avra 
eJidT]  a/ÄwofiBvog 
„es  ist  dir  schwer,  dbwoU  du  stark  bist,  allen  Menschen  das  Lebenslicht 
ausßtUösdien ,  es  soU  dir  (nur)  einer  kämpfend  entgegenkommen"  11 620. 
b.  der  Belativsatz  ist  eingeschoben: 

Twv  oV  fiiv  x'  ekd'OHJi  diä  TtQiarov  iliq>avTog, 
0%  ^'  iXB(palqoviat 
„die  einen  von  diesen  sollen  durch  das  dfenbeineme  Thor  kommen,  die 
trügen"  %  565. 

Delbraek  a.  Windisch,  syntakt.  Foracb.  I.  10 


146     

ovdi  yoQ  avdi  rig  aHogy  o  tig  x'  ifia  diofnaS'*  ixijrai 
evd'ad^  SdvQOfievog  dfjQOv  jjivei  eUvsTca  nofiTC^g 

„auck  Teein  anderer,  es  soU  (nur)  einer  eu  meinem  Hause  kommen, 
bleibt  lange  hier  klagend  wegen  der  Entsendung"  ^  32,  vgl.  q>  344. 

c.  der  Belativsatz  geht  voraus: 

Sg  di  X*  dQiarevfjai  fidxn  ^^}  ^^  ^^  (lahx  XQ^^ 
eatdfiepai  TCQoreQwg 

„es  soll  einer  im  Kampfe  der  trefflichste  sein,  der  muss  besonders  fest 
stehen"  A  409,  vgl.  V  322. 

og  lih  t'  aidiaetai  xovqag  Jiog  äaaov  lovaagy 
Tov  di  fiiy  üJVTjaav,  wxL  %*  &kXvov  €vxo/xivoio' 
dg  di  x'  avijyrp;at  Ttai  re  (negetSg  anoeiftrjy 
Xiaaoimai  d'  aqa  xaL  ys  Jia  Kqovibmx  xiovcai 
Xifi  arrpf  afi   ^nea&ai 

„es  soU  aber  einer  abschlagen  und  starr  sich  weigern,  dann  gehen  sie 
zu  Zeus  Kronion  und  flehen  ihn  an,  dass  dem  die  Schuld  nachfolgen 
möge"  /  518,  vgl  T  167,  ^  127. 

6)  Der  Indicativ  eines  historischen  Tempus  steht  selten  im  Haupt- 
satze, und  immer  nur  dann,  wenn  die  Handlung  in  ihren  Folgen  bis 
in  die  Gegenwart  und  Zukunft  reicht. 

a.  der  Belativsatz  folgt  nach: 

fj  d*  e^oxa  Xvyqa  Idvla 
ol  re  xot'  alaxog  exeve  xai  iacojjivfjoiv  dnlaata 
-dT^kvrifijai  ywai^i,  xal  fj  x'  eve^yög  eriaiv 

„sie  brauchte  Schande  sich  und  allen  Frauen  in  Zukunft,  es  seil  eine 
auch  (sonst)  tüchtig  sein"  k  432,  vgl.  (o  201  (o  421). 

inei  ae  kdovra  ywai^lv 
Zevg  d^xev  xal  edwxe  xaraxTa/iev  ijy  x  id'iktja&a 

„  da  dich  Zeus  eur  Löwin  unter  den  Frauen  machte  und  dir  es  perlieh 
zu  tödten,  du  seilst  (nur)  eine  wollen"  0  483,  vgl.  Q  335. 

ovdi  yäq  oide  rig  alkog  avijQ  xade  qxxQ/Äax'  avirkrj 
og  Tce  Ttirj  xai  jtqvhov  afieirpevai  ^Qxog  odovton^ 

„denn  nie  ertrug  ein  anderer  Mann  diesen  Zaubertrank,  es  soU  ihn 
(nur)  einer  trinken  und  über  die  Lippen  bringen"  x  327. 

b.  der  Belativsatz  geht  voraus: 

og  xe  d^BoTg  inmel^rftai  ^lihx  t*  exkvov  avtov 

„es  soU  nur  einer  den  Oöttern  folgen,  und  sie  hörten  bisher  sehr  auf 
ihn"  A  218. 


HL     stellen  mit  Conjunctiv   and  beigefügtem  o 

a.  der  Relativsatz  folgt  nach : 

ohög  OB  T^€i  fitXtijöris,  Ss  %6  xai  aXKovs 
ßXÜTtzEi,  bg  öV  ftiv  xavJöv  ^Xrj  fttji'  aiaifia  nivT) 

■ .  „der  jedem  schadet,  er  snÜ  ihn  (nur)  massenweise  zu  sich 

und  nicht  mit  Mass  trinken''  tp  293, 

b.  der  Belativsatz  geht  v&ran: 

iv  ff  Sy  iyuiv  änävev^e  ^eüv  a&iloyra  vo^oia 
il&öy^  §  T(imaaiv  af/TjyifASy  §  Javaoiow, 
Tthjyeig  ov  xorrä  xöoftov  iXevaezat  OvlvftTCovde 

„ich  soö  (nur)  einen  fem  von  den  Göttern  bemerken . .,    gei 

nicht  mit  Ehren  wird  er  in  den  Olymp  kommen"  0  10. 
ö'ffOot  d'  Sy  nnlif/oto  ne^l  arvye^olo  ItTtanTat, 
fiEftv^a^ai  Ttöaiog  xat  idtjrvog 

„es  sollen  aber  welche  vom  grausen  Kampfe  übrig  Uahen,  alle  d\ 

an  Speise  und  Trank  denken"  T  230. 


Cap.  in. 

Der  ConJunctlT  In  NebensStzen  mit  Conjiioctioneii, 

Einleitung  Seite  53  ägd.  ist  dargelegt,  daes  die  Conjui 
ihrer  Herkonft  nach  in  zwei  grosse  Gruppen  zerfallen,  und  da: 
halb  auch  dieses  Capitel  in  folgende  zwei  Hauptahscbnitte  zu  : 
ist:  A.  die  Sätze  mit  Conjnnctionen  vom  Relativstamme,  B.  d 
mit  Conjonctionea  vob  anderer  Herkunft. 

A. 

Die  Sätze  mit  Conjunctionen  vom  Relativstam 

Die  allgemeine  Giutheilnng  dieser  S&tze  ist  dieselbe  wie 
entepiechenden  Partie  der  Relativsätze.  Sie  zerfallen  in  postei 
and  priorische.  Auch  über  das  Tempus  des  Hauptsatzes  gilt 
wie  hei  den  Relativsätzen. 

Die  posterlorbehen  Sitze  mit  Coi^anetloiieii  vom  ReUtlTsUmn 

Wiederum,  wie  hei  den  Relativsätzen,  scheiden  wir  den  w 
von  dem  erwartenden  Conjunctiv. 


I.    Der  ConjuDctiv  ist  der  wollende. 

Heber  diese  Slltze  iat  Einleitung  Seite  59  flgd.  gehandelt  Sie  sind 
dort  bezeichnet  als  Sätze  der  Absicht  oder  der  beabsichtigten  Folge.  Es 
kommen  von  Gonjunctionen  in  Betracht  ydd  t/dihä  &a  oq)Qa  tag  oicüig. 
üeber  die  vereinzelt  vorkommenden  yä'Ntis'  nnd  j/dtra  ist  Einleitung 
Seite  57  und  58,  Aber  t/ä't-^iög  Seite  57  and  61  gesprochen. 

SanakritiBcho  Beispiele. 

Ydd  ist  in  der  Yerbindnng  mit  dem  wollenden  ConjoncUv  nicht 
eben  h&nfig,  obgleich  es  sonst  eine  der  gebräncblichsten  Sanskrit- 
Goujnnctionen  ist. 

Im  Hauptsätze  steht: 

1)  Imperativ : 

sk  ä'  vaha  devätätiin  yaviah^ha  järdbo  yäd  adyü  divyäm  jäjäsi 
„  bringe  heran  die  GÖtlersehaft  o  jüngster  (Agni),  damit  du  heute  die 
himmlische  Schaar  verehrst"  RV.  3,  19,  4.  bhadräm - bhadram  na  ä' 
bharä'  abam  flrjam  catakrato,  ydd  indra  mriläyäsi  nah  „Glanz  auf 
Glane  bringe  uns,  Kraß  und  Stärke,  damit  du  Indra  uns  beglückest" 
RV.  8,  82,  28. 

2)  Conjunctiv: 

täv^'d  n  tä'h  snkirtäyö'sano  utä  prä^tayah,  y&d  indra  mrildyäsi 
nah  „  dir  sollen  diese  Preis  -  und  Lobgesänge  gehören ,  damit  du  Indra 
uns  beglückest"  RT.  8,  45,  33. 

3)  Optativ: 

ä'  te  agna  idhimahi  dynmäntaiii  devä'järaip,  yii  dha  ayä'  te  p^iyasi 
samid  didäyati  dyävi  „wir  möchten  entzünden  deine  glänzende  nie 
alternde  (Flamme),  damit  deine  preiswerlhe  Lohe  am  Himmd  ^nee" 
BV.  6,  6,  4,  vgl.  1, 166, 14  (Mai  Müller  Rigv.  transl.  l,  201). 

4)  Indicativ,  nnd  zwar  habe  ich  nnr  Belege  fOr  den  Indicativ 
präsentis: 

{ndraip  ndro  aemddhitä  havante,  yät  pä'ryä  yun^ate  dhlyas  tä'h  „den 
Indra  rufen  die  Menschen  beim  Kampfe  an,  damit  er  richtig  fuge  die 
schützenden  Gdtete"  RV.  7,  27,  1.  ni  päpäso  manämahe  nä''räyäso  nä 
jälhava^ ,  j&ä  in  nv  fndram  vrishanam  säcä  sutä  säkhäyam  krinävämahäi 
„nicht  als  sddeehte,  nicht  als  Knicker,  nicht  als  jdlhavah '),  denken  wir 
daran,  dass  wir  uns  Indra  beim  Opfer  zum  Freunde  matSien"  RV,  «, 
50, 11  (vgl.  Einleitni^  Seite  62). 


1)  jalhaTah  weüa  icli  nicht  zu  übersetien. 


149     

Yäthä  ist  Veit  häafiger. 
Im  Hauptsatz  steht: 

1)  Imperativ: 

havish  krintuhTa  snbhägo  yäthä"saBi  „bereite  ein  Opfer,  c 
guter  Qdbe  theilhaflig  werdest"  BV.  2,  26,  2/  yönish  (a  indn 
akäri  täm  ä'  nrfbhil^  pnmhßta  prä  yähi,  ^o  yäthä  no  'vitä'  vridli 
Täsönl  mamäda^  ca  sdmail^  „ein  Schoos  ist  dir  eum  Süssen  ha 
dem  Icomm,  Vidgerufen^,  mit  den  JUäanem,  damit  du  uns  e 
eum  Gedeihen  seiest,  Gut  gä>est  und  dich  an  den  Tränken  beri 
RT.  7,  24, 1.  grihäi)  gacha  grihäpatni  yäthä"sal^  „geh  im  Hau 
du  Hausherrin  seiest"  BV.  10,  85,  26.  äram  me  gantam  bävanS 
grinänä'  yäthä  pfbätho  ändhah  „kommt  heran  zu  diesem  meine 
damit  ihr  gepriesen  trinket  den  Trank"  EV.  6,  63,  2.  Man  V 
noch  EV.  1,  89,  1.   6,  61,  4.   6,  4,  1.   6,  36,  6. 

2)  Indicativ  und  zwar 

a.  präsentis: 

gribtanämi  te  säubhagaträya  häetam,  m&j&  pätj>4  jar&dashl 
'sah  „ich  ergreife  su  Glück  deine  Hand,  damit  du  mit  mir  al 
Gatten  Greisin  werdest"  EV.  10,  86,  36.  imä'  rudräja  tavise  1 
kshayädvträya  prä  bharämahe  matil^ ,  yäthä  <^m  äsad  dvipflde  cd 
„diese  Lieder  bringen  wir  dar  dem  kräftigen,  dem  lockigen 
beherrscker,  damit  es  woM  gehe  unsem  Zvidfüsslem  und  Vier] 
RV.  1,  114,  1,  vgl.  1,  89,  6,  ÄV.  1,  16,  4.  yäthe'däip  bhflh 
tifgaip  vfii'to  matbayiti,  evft'  mathnämi  te  m&oo,  yithä  rnftk 
^0,  yäthä  m^  iiä"pagll  äsah  „wie  der  Wind  hier  das  Gras 
Erde  schüttelt,  so  schüttle  ich  deine»  Geist,  damit  du  mia 
damit  du  ni<M  von  mir  gehest"  AV.  2,  30, 1,  vgl.  AV.  1,  34,  5, 
7,  37,  1. 

b.  des  Aorist: 

idäni  tyit  pa  tram  indrapäham  fndrasya  priy&m  am^ftam  apäyi 
yäthä  säomanasäya  deväip  vy  äsm^  dv6sbo  ynyävad  vy  änha 
Sehaale  dient  Indra  eum  trinken,  getrunken  ist  des  Indra 
Ambrosia,  damit  es  den  Gott  eu  WofdwoUen  hegeiäre,  uttd 
abwende  Hass  und  Noth"  BV.  6,  44,  16.  iSd  asäö  sö'ryo  agäd, 
mämakäm  väca^ ,  yäthä '  hAm  ^atrohö '  säni  „  auf  stieg  diese  Sm 
dies  mein  Lied,  damit  ich  Feindesieger  werde"  AV.  1,  29,  i 
jakshy  amtitatvint  suviiaqi  yäthä  vo  devä  värival^  kärä^i  „ 
euch  Unsterblichkeit,  Heldenthum  eropfert,  damU  ich  euch,  ih: 
etwas  Li^>e3  erweise"  (die  üebersetzmig  nicht  zweifellos),  BV.  ] 
Weitere  Belege  für  die  erste  Person  des  ConjonctivB  aof  -äni 
jnnctionen  giebt  BoUensen  Z.  D.  M.  G.  22,  677. 


Tritt  zu  fftühä  eine  Negation,  so  kann  diese  entweder  mä  sein, 
I  Frafnopanishad  eine  Stelle  anfGhren,  oder  na  i.  B.: 
prathamo  devatänäm,  so'sjäi  prajäm  müncata  mrityupä^ät 
Tarnno'nQmanyatäm,  yathe'yam  stri  päatram  aghain  na 
komme  heran,  als  der  erste  der  Götter,  er  möge  dieser 
nmenschaß  befreien  von  den  Fesseln  des  Todes,  und  das 
ig  Varuna  gnädig  verleihen,  dass  dieses  Weib  nicht  Sünde 
u  beweinai  habe"  Pär.  grih.  1,  5  bei  Weber  J.  St  6,  314. 
Instructionen  sind  selten.  „Damit  nicht"  wird  gewCbnlich 
)r  mä  ausgedrückt  (Tgl.  oben  Seite  122). 

Griechische  Beispiele. 

"Iva. 

einer  Stelle  steht  bei  Homer  IVa  nnr  beim  reinen  Con- 
Einleitung  Seite  67,  60,  85). 
ptsatz  steht: 
irativ: 

«AJUr  zöxiara 
dq>9aXfiOiaty  t3<a  ß  555,  vgl.  x  387. 
Ti^atiqia,  Xva  tot  itaq  ieina  *«w  .2  387,  vgl.  t  517. 

Kai  fiM  ztöv  ovvofia  elfte 
',  tva  zoi  Sä  §Eivioy  t  356. 
■tov  ä^iarop,  iva  iüt^  lEQevao}  |414. 

ftr]di  Tt  dov^am 
tahj,  iva  eYäoftev  -Y244,  vgl.  ^  363,  JT19. 
Eö*'  itii  dtlfcvov,  Xva  ^dyiofte»  jt^tja  B  381,  vgl.  T  276. 
,  Xva  TOI  Ttexa^tOfiEva  Säofisv  iqd  st  184.    Man  vergleiche 
80,  »  542,  q  176. 

teiJ^  Si-af ,  IV  e'iiog  wxi  fiv&ov  axovcrjg 
l  661,  vgl  fi  185. 

ravia  de  fiävta 
wxt  fterönta^t  tsj  anTfl^a  yvyaixi  l  224. 
v{-(i^a  fpLXr},  %va  S'iaxela  e^a  tdtjai 
130.     Man  vergleiche  noch  T  180,  X  39,  £i  467,  &  461. 
nei^aaaS-e  ■deot  iva  e'ideiE  nävits  0  18.    Man  vergleiche 
^307. 

Ittfii  tt  9v(u^ 
Xva  eld^   r  122. 

HO  xäXeaaov,  IV  aniov  avcog  Mattf/  g  529. 
'.ol,  aye  TijXt/iaxv  xaAA*V^z«S  Ksrnrotie 


161     —  - 

^ev^ad'*  vq>  agfictv  ayovzegy  IVa  Ttgi^atjOiv  bddio  y  476. 
u  <r  aye  /htjv  neiqrflaij  %va  yvtmai  mal  clids  A  302,  vgl.  a  30.    Man 
vergleiche  noch  V  314,  v  267,  A  410,  H 196,  T  174,  6  262,  t  612. 

Im  Sinne  des  Imperativs  steht  der  Infinitiv: 

Idtp^odg  Ttegi  yovvaai  x^^Q^S 
ßdlleiv  ^fisrifr^g,  iVa  voari/iov  ^f^ag  idijai  ^  311. 
tdiv  Ol  e7t€iT*  avehjüv  dofievai  xal  (leiCpv  aed'lov, 
rji  nai  avrlna  vvv,  tva  &  alvrfliaaiv  Axcciol  f  852. 
kiaaea^ai  öi  /niv  avzog,  IVa  vrj^iefrig  Motcj]  y  317. 

2)  Conjnnctiv: 

avToi  T*  afißahufiev,  IWr  Ttqrfiaiafxev  odölo  o  219. 
iatOQa  d'  AxQeidrj»  Ayafxifxvova  d'UOfi&f  afiqxOy 
onnateqoi  rcqoay  iftTtoi,  Xva  yp(6r]g  aTtoriviav  ^487. 
^elofiey  ovrina  vvvy  SVa  71£q  rdde  toi  aoa  fufitnj  v  364.     Man  ver- 
gleiche noch  0  515,  o  373. 

3)  Optativ: 

u^t  ^ol  log  fiahxxdv  S'dpaTOV  tvoqol  ^!f4fTefiig  aytnj 

ctvtixa  vvv,  iVa  (lypih^  odvgofxivf]  xoro  &vfz6p 

ahjiya  q>d'ivvd'(o  a  202. 

TtaTtna  q>iX\  ovx  cey  öij  fioi  iq>07tXiaaecag  aTtrjvtjv 

vtfnjl^v  evxvKlov,  %va  xXvtä  BtfjLCC^  aywfxat 

ig  narafxov  TtXwiovoa  ^  68,  vgl.  S2  264. 

4)  Indicativ,  und  zwar 

a.  des  Futurums: 

OTtevoofjuu  dg  AxiX^a^  %v^  OTQvyu)  Ttolsfil^eiv  0  402. 
Ttop  (f  avTig  fivi^Oü),  IV  dnolkij^g  aTtctvdünf  0  31. 
nifixfßui  ff  ig  SndQvipf  %e  nai  ig  IlvXoy  '^(lad-devza 
voaroif  Ttevaofuvov  nctTQog  g)llov,  rp  nov  dxovai] 
^d*  Hva  luv  TtXeog  la&Xov  iv  avd'Qiijtoiaiv  ^oiv  a  96. 

fjöi  xai  i'Ttnov 
dtiato  ifii^v  TceQ  iovcay,  !Va  ynSonn  nuxi  oide  V  610.    Man  vergleiche 
noch  ß  307,  d  691,  ^  27,  a  339. 

b.  des  Präsens  oder  Perfectums: 
^d-ev  nQori  aazv  XiXatofiai  aTtophod-at. 
7t%(ax'^aiaify  Yva  fn^  aa  nunctTQvx^  ^  eralQOvg  o  308. 

dXXd  IIB  yatnriQ 
offvyu  xoau>€Qy6g,  Hva  nXfjfy^i  dafieio}  a  53. 

oi  de  TtsQTOf^iovoccy  otw 
tavt^  dyo^evdfievai,  IV  l^äg  q>Qivag  ^TteQOTceujjg  v  326. 
aal  ff  äde  fMvrjaviiq^  vrtonQivovzai,  &*  dö^g 


152     

avtdg  Oif  &v^^,  eidüat  de  Ttaweg  uixatoi  /9  111. 
i]  TB  (na&fiov  exovaa  xal  eügiov  äf4q>tg  av^Xxev 
.  löäCflV(f^  tva  Ttaiaiv  aaivda  fiiad-ov  aqvfcat  M  435. 

i&eha  nagnuxUia  v^a 
^toai,  IV  Tjdrj  a%(ain;av  v  149  vgl.  157. 
ziTtj'  avT\  aiyioxoto  Jihg  texog  eili^lovd'ag, 

^  IVa  vßQiv  Ydf]  !t4yafiifivovog  lirqeidao   A  203.     Man   vergleiche 
noch  B  232,  /  614,  S,  365  und  484,  ß  44  und  382,  6  710. 
c.  eines  historischen  Tempus: 
vvv  S  ai  devQ'  Ixo^irp^,  iva  toi  ovv  fiijttv  v(p^(o  v  303. 

ifilfivofiev  ^  dlav 
Trjlifioxov  Xox6(aPT€gy  iVa  q)d'loü)fi€v  iloweg  n  368. 

aXki  ae  naida,  d-eoig  iftieiiuK  ^AxilXsVy 
TtoiBVfjLrj»^  Iva  fioi  nan^  aeixia  loiyov  afivvrjg  J495. 
Tov  di  d'eol  fiiv  zev^av,  in&ikdoavco  (F  oled'Qov 
avd-Q(07toig ,  iva  f]Oi  xat  iacofiivoiaiv  doidtj  d-  580.    Man  vergleiche 
noch  H26,  /99,  7126,  x  24,  i^  418. 

Die  einzige  Stelle,  an  der  IVcr  mit  x^  auftritt  ist: 
aiX  iqiu}  ixkv  fyeoy,  %va  eldoreg  Vj  ne  d-avwixev 
Vi  xep  dlevaf4Bvoc  'd'ivarov  xoe  xrJQa  qifvyoifiev  fi  156. 

unter  140  mir  vorliegenden  Fällen  folgt  124  mal  der  blosse  Gon- 
junctiv,  9  mal  x^  und  7  mal  av,^  Doch  sind  diese  16  Fälle  nicht  alle  gleich 
sicher.    Die  Etymologie  von  oq>Qa  ist  unbekannt  (vgl.  Einleitung  S.  85). 
Im  Hauptsatze  steht: 
1)  Imperativ: 
Zunächst  erwähne  ich 'den  blossen  Conjunctiv: 
mhclvie  OairjMmf  r/yi^OQeg  "^i  ixidovteg 
oq>(l'  iintOj  %a  juc  ^vfibg  hl  ari^d'eaai  nelevei  ^  27. 

xdleaov  tQoq)dv  Evgvxleiav, 
oq>qa  ejtog  eiTtwfu  %  391,  vgl  H  68. 349.  369,  0  6,  i/ 187, 1 96,  ^  272. 
%ai  iiov  xox/t^  dyoQevaov  iti^zvfiov,  oq)Q*  ev  eiöä  a  174 ,  vgl.  A  515, 
6  645,  S  186,  0)  297.  405. 

dleiTti  fiOiy  oq>Qa  daelu)  K  425,  vgl.  i  280,  tp  282,  q  509. 
(rij/id  Ti  fiOi,  vvv  eine  dQiq>Qadig,  o(pqa  Ttertol&u}  io  329. 
vQiv  iP  wd*  BTJi^  aqiaziq   ^£  axqcn&Vy  otpqa  %d%ia%a 
eidofisv  N  327.   Man  vergleiche  noch  B  299,  J  269,  K  146,  IT  525, 
y  334,  3  295,  ^  42,  ^  161,  o  47,  q>  265.  336. 
Küüiotp  T^  nie  olvov^  iTtei  (fdyeg  dvägofiea  Ttqia 
og>Q*  eli^f  olov  tt  mnbv  %6de  vrfig  hteKSv&ei 


153     

^fietigrj  i  348,  vgl.  %  234. 

eyQBo  nrjveXoTteia  tpllov  rixog  oq>Qa  Yötjai  tp  5,  vgl.  ri63,  J  249, 
E  221,  Ö  105,  N  449,  x  426. 

d  d*  aye  devQO  dwrqetpig^  oq>qa  Ttvdrjai  P685. 
aiX  aye  vvv  ifiid'ev  ^Ut  iTtog,  og>Qa  xai  allifi 
eiTtjjg  fi^iwv  ^  242.    Man  vergleiche  noch  J  158,  £  110,  £1  295 
(=313),  «311,  C33,  V;52. 

a^exe  öi  Tlgia^ioio  ßirpfy  o(pQ^  ogiua  zäfivrj  F  105. 
dg  if  otv  %qvao%6ov  ^ae^ia  devQO  noakia&w 
ii.S'eiVy  oipQO  ßoog  xqvaöv  xeQaaiv  neqixevrj  y  426. 
tiflBo  vvv  (jL&va  qwla  d-eßv  xal  devQO  naleaaov 
^Iqiv  t'  ild'efievai  Tuxi  ^TtoUxava  tJLvtoto^ov, 
oq>^  rj  /niv  fierä  laov  Lixaiüv  x^^^^^xiTimav 
el9i]  TUxi  eifttjoi  Iloaeidawvi  avaxTi 
navaafisvov  Ttolifioio  nä  a  nqbg  ödfiad^  lniaS'ai 
^xzoqa  d*  oT^'vrjai  fiax;f}v  eg  Oolßog  ^toHmv, 
avTig  9  ifijtvevoijai  fiivogy  leladj]  9  odvvatav  etc.  0  56  flgd.    Man 
vergleiche  noch  B  359,  J  195  (vgl.  205),  /428.  691,  y  422,  »  429.  477. 
556,  r  354. 

oq>qa  ijcrj   mit    der   ersten   Person  Singularis   Conjunctivi  findet 
sich  A  119. 

Sodann  folge  der  Conjunctiv  mit  %hn 
aXkd  iioi  AvTOvdfpf  ts  xal  ^Innodafieiav  avwxd't 
ilS'ifiev,  oq>Qa  xi  f,ioi  TcaQOTi^eTOv  iv  fieyaQOiaiv  a  182. 
le^av  vvv  fiS  %a%ta%a  diOTQefpeg,  oq>qa  xev  i^ 
vjtvifi  VTto  yXvKSQ^  zaQTtdfxed'a  xoiytj^ivreg  Q  636. 
Die  Lesart  wird  aber  dadurch  zweifelhaft,    dass  in  den  beiden 
genau  entsprechenden  Stellen  d  295  und  tp  255  oq>Qa  xai  ^rj  steht 
An  drei  Stellen  Z  258,  Y  24,  i2  431  bin  ich  zweifelhaft,  ob  man  oq>(ia 
durch  „ damit '^  oder  „bis''  übersetzen  soll,  vgl.  unten. 
Endlich  der  Conjunctiv  mit  av  findet  sich: 
Tov  ^elvov  dvotrp^ov  S/  ig  Ttohv,  oq>Q*  av  ixeid'i 
ddita  Tcxwx&üti  q  10 
Gleichbedeutend  mit  dem  Imperativ  steht  der  Infinitiv: 

r^  navT^  ayoQevi^ev  (bg  initilka) 
a^jupadovy  oq>qa  xal  akloi  imaxv^onrcai  l^xaiol  1370. 
a&pia  de  oixad'  ifidv  dofievai  TtaXiVy  otpqa  jtvqog  (xe 
Tqdkg  xai  Tqwmv  aXoxoi  Xelcexioai  d'ovovta  X  343.    Man  vergleiche 
noch  *  12,  f  400.    Der  Conjunctiv  mit  %iv  findet  sich: 
ev9a  ah  pirpLi^  eTteir'  äftavrpfaad'ai  d^eov  evvijv^ 
og)qa  xi  tot  Xvotj  ^'  ktaqovg  ctvrov  re  xofuaar]  x  298. 


2)  Im  Hdnptsatze  steht  der  Conjunctiv: 

öAJ.'  IJmjti^  lOfiEv  fiBiä  Ttaiä'  Iftov,  Si^a  tdwfiev  ip  83,  vgl.  K  97. 

aiX  e'^et;  littr^ä'  l'ofiEV  yvvm,  S(p^  xat  ^i; 

vJTvtfi  VTto  yXvKs^i^  xa^tüfie9a  xoifirjSirre  tp  255.     Man  vergleiche 
noch  X  335. 

fy(ü  dg  x'  ayo}  Bgiarjüa  vxtXXmä^m 

avtog  ((w  xXioijpfiE  to  aov  yi^g,  091^'  ei  eldijg 

oaao»  ip^dregög  elfti  a^S-ev,  arvyii}  di  xat  aXlog 

}aov  ifiol  gxia&ai  xai  ofioiio&^ftevca  avrrjv  ji.  18&.    Man  vergleiche 
noch  B  237,  H  300,  ö  376,  0  32,  a  86,  ^  395,  v  296. 
Der  Conjunctiv  mit  %h  findet  eich: 

et  J  oysT*  a/i(pi  7tölt>'  ffw  roJ^*'"  nsictj^üftev, 

S(f)Qa  xi  TL  yviäfiev  T(näw  vöo*  X  382  (bis  ?}, 

10/ici'  0^0  xs  &äaaoy  lyetgofitv  o^v  ^^(ftja  B  440. 

3)  Im  Hauptsätze  steht  der  Optativ: 
aiX  ei  Tig  xaliaeie  d-eüv  Qhiv  Saaov  iftelo 

oip^  zi  Ol  etTCüi  nvKtvov  ettos  Q  75.    Uan  vei^Ieiche  J7  100,  d  738. 
^  ^  xe  vi}v  näXiv  ocittg  &ft,'  fjftiv  oixaS'  Snoio 
ojppa  idtj  TtceiQog  xat  ptiiti^g  vtpegeipig  öä  0  431. 

4)  Im  Hauptsätze  steht  der  Indicativ  und  zwar 
a.  des  Futurums: 

xat  yoQ  iywv  ÖLmvö^  igelevaoftai ,  ofpffa  Ydtoftat 

olxijas  aXoxöv  te  q/ilyv  Z  363,  vgl.  S  63,  0  61. 

avn^oi  yäq  iyta  tovä'  ävigog,  wpga  daeito  II  i)i3. 

iyiä  S"  %rcniav  anoß^Oftai,  Sq)Qa  ftäxot/iai  P  480,  vgl.  ji  524, 
E  227,  S  114,  c  88,  »  344,  g  62. 

tdv  ii  i>h.w  irtt  v^ag  ivaaelftovg  anoSäaa, 

og>fa  ya  Tix^x^iaat  xd^  xoftöfavieg  jäxattä 

afjfiä  di  ot  xetWatv  ini  Ttlaiel ' EiXijaTtovnjt  H  85.    Man  vergleiche 
noch    T  144,  »  432.    Z  231   ist  es  mir  zweifelhaft,  ob  enafieliffofia' 
Cotgunctiv  Äoristi  oder  Indicativ  Faturi  ist 
Der  Conjunctiv  mit  xev  findet  sich: 

iyw  (T  VTtoleiipoftai  avtov 

oipiia  x'  £»  öfiioag  xai  ittjtifia  arpi  ife&iCfo  t  45. 

ÖVl'  odtog  (iiv  yvy  aot  SpC  hpsrai ,  o^ijä  xev  Evdrj 

aoujiv  hl  ueyänoiaiv  y  359.      Ob  sich  Conjanctiv  mit  öfv  findet, 
moBS  zweifelhaft  bleiben,  denn  in 

wv  J  ovofia  ffp&rtOT  fiv&rjaoiuxt,  wpffa  tat  vfulg 

eSfcr'  iya  3"  ay  efteira  (pvytav  vno  ytjXeeg  ^fui(t 

vfüv  ^tivog  e<o  xai  dtiönpo&e  Ötafuna  vaiay   ist  es   zwelfelhait,   ob 
der  CoDJanctiT  mit  a»  zu  dem  Satze  mit  oip^  gehört. 


-     -       155     

b.  eines  Tempus  präsens: 

dlla  (le  daifÄtav 
-S^ilysig,  oq>f^  ezv  iiällov  odvQo^evog  arevccxi^o)  n  195. 

aid'ev  d'  JVoc'  ivd'dS*  ixdvo) 
o(pQCi  ai  t'  oq^d-aXfiolaiv  Xdw  Tcai  fivS-ov  dxovaw  tt  31. 
Tio^iTtijv  d^  sg  xoS  eyw  t&maiqofxaty  oq>^  ev  eii^g  rj  Sil. 

xai  vnia%etai  uqä  naXcc 
oq)Qa  Ttvqrp^  oQOrjre  xa^fievai  V  210. 

üixl^axeL  ae  TtarfjQ  i^og  oqp^a  zi  sYttj]  %  397. 
TLOiiirflag  (T  dvifxovg  xbev  e/nTtedov,  oq)Qa  xaXvxfnj 
vxfnjltay  oqiwv  xoqvgfdg  M  281.    Man  vergleiche  noch  M317,  £98, 
n  10,  T  232,  ß  329,  x  341,  X  212. 

Der  Conjunctiv  mit  fiij  findet  sich  ^  579  und  Y  303,  der  mit  av : 

aXlä  TtTtiaaeiv  xcrrä  dij/iov 
ßcvleaiy  og)Q'  Sy  ^xjjg  ßoaneiv  ctjv  yaaxeq^  avaXrov  a  363. 

c.  eines  Augmenttempus: 

vvv  d*  av  devQ*  tnuofupf  vTtodTjfioavvijaiv  ^t&i^vfjg 
o€f>qa  lu  dvofXfvieaGt  q>6vov  niQi  ßovXevCfo/iev  7t  234. 
Tovvßxa  ydq  nai  novvov  ijtiTtXtog,  oqiqa  TtvOrjai 
TtoTQogy  OTtov  üvd^e  ydia  xai  8v  4^iva  Ttavfiov  iTtsüTtev  y  15. 
^vdyBi  Jlevedfo  di(nqBq>iog  q>iXog  v\6g 
yt£uf  Y/iieVy  oq>Qa  novoio  fiiwpdvt  neq  dvriaaijvov  M  356. 
TTjv  fiiv  T^  CLQfiatOTtrffbg  ävtjQ  aid-ojvi  aidriqif 
i^iza(i\  oq>Qa  Xtw  yui^tpj]  neQixaXXe'i  dlq>q(fi  ä  486.    Man  vergleiche 
noch  B  87,  X  282,  ^  52,  i  713,  «  13,  X  94,  %  373  und  B  128  (s.  unten). 

Der  Conjunctiv  mit  oV  findet  sich: 

^  /ley  <f  ir3vTii(og  dneTtifXTtoixev  oq>q'  Sv  Hxtjav 
Ttatqida  atp^  'ncai  dü^a  x  65. 

ov  ds  XdßoifLL 
^iTTTaaxov  Teraytbv  djtb  ßrjlov,  oq>q^  av  txrjtai 
yijv  ohpiTceXidov  0  23. 

'Qg. 

Von  48  mir  vorliegenden  Fällen  ist  mit  (og  8  mal  der  einfache 
Conjunctiv  vertreten,  32 mal  der  Conjunctiv  mit  xiv,  8 mal  der  mit  av. 
(Ueber  wg  vergleiche  Einleitung  Seite  56,  60,  85). 
Im  Hauptsatze  steht: 
1)  Imperativ: 
Tcqiv*  avdqag  xatä  qivXa  xarä  q>Qrfi:Qag  Ü^yäfiefivov 
tag  g>qijjfQri  g>qijrgr]g)iv  ^Qf/yj]  B  363. 


aly/  ST((vyov  ifibv  nmi  duifia  yvmlxas 

doif'  ajtojiefiifiw,  a  ftoi  MtviXttos  ^umev  d  75. 

ConjunctJT  mit  x^  findet  sich: 
rtg  Sfftazog  Oft^tg  ISiav  noXiftoio  fuÖeo&io 

nayijfii^ioi  arvyeqi^  xQivföfie&'  'j^pji  B  385. 
H  |i(ij  /i'  i^i^i^e,  oaiäz€Qog  big  xs  VEijat  j4  32. 

ty,  äg  xev  &äaaov  6Xi&qov  jceIqoS'  i'xi^t  Z  143,  Y  429. 

xör^CTE  S'  cwjjv 
e^  ^ahtiötav  xfnxsö^qovav  jjw  tvnjiai.  t  317.     Man  vergleiche 
).  364,  ©  608,  e  25  (beabsichtigte  Folge,  vgl.  EinL  S.  60),  »  251. 

Conjnnctiv  mit  av  findet  sich: 

ftvjjmil^aiv  96vtnov  xai  x^^'  agä^ovre 
'w  jtffoti  amv  n  168.  Man  vergleiche  IJ  84  flgd.  and  271  flgd. 
mperativiachem  Sinne  steht  der  Infinitiv: 
ard^  Xyi.iiia  ttf^at  ii^  orrr^ 

fttS  ffe  fpiiifTfliv  ij€  tjeQoeiäia  növtov  E  164. 

Conjnnctiv  mit  xev  findet  sich: 

di  fiäX'  ^Qt  loiaaat  tc  z^Taot  n 
£v<fo>'  TioE^  TijKefiäxifi  dEinvoto  (tiäi[iai  x  321. 

nekäaai  xe  Soxdtmy 
■  ir/&ä  tfitog  ewv  x°^^'  aXyea  ftäax!]  X  H^.     Man  vergleiche 
S.  71,  H463,  £31. 
m  imperativischen  Sinn  hat  auch: 

ov  yän  xpij  xXoTOJiEvetv  ir&äS'  ionrag 
larfflßetv  eti  yaq  ftiya  s'^ov  a^exrov 

zig  oIt'  ^%ikift  ftezä  7t((i&iotaa>  Xdriiat  etc.  T  151. 
in  Hauptsatz  Conjonctiv. 

blossen  GoDJnnctiv  nur  ein  Beleg: 
litf  Stpßa  %i  zoi  (teliijdia  olvov  iveitua 
slajjg  Jti  rtarqi  Z  259. 
3t  Conjnnctiv  mit  x^: 

^W.'  Eti  xat  vvv 
fi€ad'',  äg  yiv  fuv  afeaadfievoi  nem^tafief  I  112.     Man  ver- 
leb i2  76,  a87,  *  101. 

Sv  ein  Beleg,  n&mlicb  6  672. 
in  Eanptsatz  (zn  ergänzender)  Optativ: 
¥  äoTtovÖl  ys  vE(Sv  inißauv  ht,^lot 

»S  Tig  TOVTtav  ys  ßeXog  xai  otxoSt  jiiaai]   @  512  (vgl.  Einlei- 
)  60). 


157     

4)  Im  Hauptsatz  Indicativ  und  zwar 

a.  des  Futurums,  wobei  nur  der  Gonjunctiv  mit  xey  vorkommt: 
neiqvjiawy  äg  x*  vfifu  naxag  int  nfj^ag  irjha  /9  316. 

0%  öi  toi  avtiTfC  iovti  nana  q>Qaaaoyvat  oitiaaw 
äg  X6  doXfif  (pd-ijjg  ß  368. 
ccvraQ  Ol  Ttqotpqtav  vrcodijaofiai  ovd*  inmevaui 
äg  x€  ^aJC  äaxi]&rjg  fjv  narQida  ycuav  ixrjrai  e  144.  168. 
(p^aoevai  äg  xfi  virjcai^  inet  noXvfifjxayog  ioti  a  205.    Man  ver- 
gleiche noch  0  235,  r]  193. 

b.  des  Präsens: 

äyad-ov  xat  vwtxt  nid-ia^ai  (sc.  iotiv) 
wg  av  t'  ivq>qffpnßg  ndvtag  naqa  vtpjatv  uixaiovg  H  295. 
Gonjunctiv  mit  nh  findet  sich: 

oi)  de  fiey^  fjiÄiwv 
TteiQ^  äg  xe  TQäeg  vneqq>iaijoi  anolunnai 
nqirgyv  xotxcDg  (2>  459. 

c.  eines  Augmenttempus: 

Der  blosse  Gonjunctiv  findet  sich  A  559,  vgl.  Einleitung  Seite  62, 
der  Gonjunctiv  mit  av  in  folgendem  positiven  Satze: 
ev^a  de  Trjle/iiaxop  xai  ßovxoXov  ^i  avßwrrjv 
nQOvnefiy/,  äg  av  detnvav  iq>oniloaiaai  %axio%a  (o  360. 

äg  firi  findet  sich  /311: 
j[jpj  fiiv  dii  zbv  fiv9ov  änrjXeyitog  dnoemelv 
fjneq  itj  q>QOV€ü)  re  xat  äg  Tereleofievov  lorai 
wg  fii^  iioi  %qvQqte.    Man  vergleiche  noch  Si  337. 

äg  Sv  firj  findet  sich: 

eHfiaza  9  iv&aS'  iyä  nifiipio  xat  aizov  anavza 

edfievaiy  äg  av  firi  ae  xaroTQvxf]  nat  ezaiQOvg  n  84,  ausserdem  /9  376 

und  y  749. 

Onwg. 

TJeber  onujg  ist  Einleitung  Seite  61  gehandelt.  Es  ist  daselbst 
auseinandergesetzt,  dass  onwg  aus  dem  Belativ-  und  Indefinitstamme 
zusammengesetzt  ist,  dass  man  folglich  die  Sätze  mit  ojiwg  durchaus 
nicht  als  Fragesätze,  sondern  als  relative  Sätze  betrachten  muss,  in 
welche  freilich ,  wie  wir  dies  auch  bei  anderen  relativen  Sätzen  gesehen 
haben,  durch  die  Eigenthümlichkeit  des  ganzen  Gedankencomplexes,  in 
dem  sie  stehen,  ein  fragender  Sinn  hineinkonmien  kann. 

Voran  stellen  wir  den  blossen  Gonjunctiv: 

Xiaaeod-ai  di  fiiv  airog  onwg  vr]fie(iTia  einjj  y  19 
„flehe  ihn  an,  in  Felge  davon  soll  er  die  Wahrheit  sagen"  (vergleiche 
die  Parallelstelle  mit  iva  y  327). 


vöOTOv  onojs  eXd^i  a  76 

~~"?n   über  seine  Heimkunft  berathen,  in  Folge  davon  soll  er 

le  (pca^fifieQ-'  öViaig  ox'  a^iora  yivrjiai  v  365 

t  aber  wollen  überlegen,   in  Folge  davon  soU  das  Beste  sich 

Mau  vergleiche  die  Farallelstelle  mit  (ög  1112. 
(pQa^cüftedu  fi^tv  äqiüvrp/ 
Tiog  Tov  vBxeov  E^aaofiev  ^äi  xai  avtol 
tpiXoig  hfä^oiai  yevwftEd'a  voor^aat^sg  ^634. 

oq>Qa  &eoio 
'}g  vtfHxöfioto  Jibg  ßovHpi  iTtaxovaat 

voairfly  I9mtjg  ig  ftiova  d^ftov  i  329, 
Ind.  Praa.  steht  im  Hauptsätze  in  folgenden  Beispielen: 

tÖv  di  fivtjurijpes  ayavoi 
l6vTa  Inx^''*',  OJitug  dno  qivlov  okr^Tai  f  181 

ihm  einen  Hinterhalt,  in  Folge  davon  soU  eu  Grunde  gehen" 
ö  yi^wv  fiEtit^aiv  Sfia  itQdaatD  xai  OTtiaaw 

oniDg  ox'  oijtata  fisi'  a(i<poriQoiai  yivijiai  i'llO. 
idrtoärts  und  rückwärts,   in  Folge  davon  soU  gut  (Matten" 
ovdi  k  i,^st 

To  n^TOv  zavvojj  ßodotatv  tfiSatv  *P  3!i4 
Icht   in  Ungewissheit ,   in  Folge  davon  soS  er  (wird  er)  mÜ 

anziehen  ", 
QU  folgt  der  Conjuncüv  mit  xh: 

älXa  räxiara 
^Tifog  Ttev  dij  a^v  nccr^da  yäita  %Y.r^i  Ö  &4&  (vgL  lüg  ß  316). 
7e  <f^t,EO&ai  kv  jä^eioiaiv  aywyev 

7UV  v^g  re  aöt^g  tuxI  Aadv  ^%ai&v  I  681. 
&at  Öe  inuta  xazä  (p^va  xal  xmä  &vftoy 

xe  (ittjarij^g  ivi  fieyäeoiai.  reoiai 

ij£  Ööltp  i}  afupadöv  a  296. 

n.    Der  Conjunctiv  ist  der  erwartende. 

gleiche  Einleittmg  Seite  62  flgd.  Ich  weiss  nnt  griechische 
lubringen,  welche  ausdrücken,  dass  sich  die  Handlung  des 
nssatzes  zeitlich  an  die  Handlung  des  Hauptsatzes  anscbliessen 
die  Handlung  des  Hauptsatzes  eine  momentane,  so  fiber- 
r    die    Gonjaoction   durch    „wann",    ist   sie   eine  dauernde. 


159     

Es  kommen  f&r  den  ersten  Fall  Sr«  und  OTtorSj  für  den  zweiten 
oq>qa    ^iog    eig  o    (ke  in  Betracht. 

1)  ore  und  5/rorfi  im  Sinne  von  „wann'^: 

aoaerai  rj  '^wg  rj  deiXtj  i]  /niaov  fniaq 
OfiTtatB  Tig  xal  ifiEto  ^S^get  hc  ^fiov  i%rp:ai  (Z>  112. 
eaaerai  tj^clq  oh*  a»  nort'  ohiXtj  ^'IXiog  Ifffj  Z  448,  d  164. 
einai  fiav  ot*  av  avrs  q>iXtp^  yXavuuanida  einfj  &  373. 

2)  wpQa^  iwg  und  elg  o  im  Sinne  von  „bis". 

oq>Qa 

a.  der  reine  Gonjunctiv: 

äiXa  TB  xal  fietonia&ev  s^bi  %aio¥^  oq)Qa  xeXioarj  j±  82.  Oder  ist 
o^a  durch  y^d^imit"  zu  übersetzen? 

b.  Gonjunctiv  mit  %h\ 

alX  aye  vvv  inifieivov  hfl  fieydQOiaiv  ifxdiaiv 

oq>Qa  xev  höexarr]  tb  dvioÖBxan]  %b  yivtp^ai  3  588. 

^  fiB  dijaayfBg  Xlneii*  avvod't  nfjUi  ÖBOfi^ 

wpqa  Tuy  b%9ijvov  xat  TtBiQfj&fJTOv  ifuTo  K  444. 

aXld  r'  aviyyeixav  d-hi  efiTtsdov,  oq)Qa  %bv  &jg7]  X  192.  Man  ver- 
gleiche noch  Z259  und  T191,  wo  man  aber  vielleicht  „damit"  zu 
übersetzen  hat 

c.  Gonjunctiv  mit  av: 
Im  Hauptsatz 

a)  Imperativ: 

TO^pQa  9  ircl  TQiaBaOL  ri&Bi  x^oro^,  oq)Q^  av  l^xaioL 
viov  ifjLov  riataaiv,  oq>€Xi.(oalv  %e  I  %i(ifj  A  510. 

Das  Beispiel  ist  insofern  interessant,  als  es  sehr  leicht  missver- 
standen werden  kann ,  indem  man  otfifa  durch  „  so  lange  als "  fibersetzt. 
i^wpqa  yag  ovv  ol  eyBiQB  fxhog  fieya,  oq)Q^  üv  ^xaioL 
q>€vyOyrBg  v^dg  tb  xat  ^Ekkr^aTtovrov  ixtaptai  0  233,  vgl.  ^304  (damit?) 

ß)  Futurum: 

ol'  d'  ilowai  yalrpnjVy  oq>Q*  av  Hxiofiai 
vij''  uiyaiiBfjLvovirjiv  K  325. 

y)  Präsens: 

0  d'  aoipakiiag  S-bbi  Bf^TtBÖov,  oq>Q*  av  t-Krjtai, 
laoniöov  N  141,  vgl.  Ö>  558. 

S(og  immer  mit  iciv: 
av%aQ  fyw  xal  BTtBira  /laxi^aofiai  b%v&mx  xovQtjg 
avd-i  fievwv,  Bluog  xs  tiXog  nolefioio  xLXBiia  F  291. 
ftaoTiB  vvv  B%(ag  xe  &oäg  iTti  v^ag  ixfjai  P  622 ,  vgl.  Si  154. 


160     

€ig  o,  immer  mit  unmittelbar  folgendem  läv. 

Im  Hauptsatz 

1)  Imperativ: 

fiifiver'  i7t€iy6/ii£VOL  %6v  ifiov  yd^oVy  elg  o  %b  qAqog 

ixTeXiaio  ß  98,  r  141. 

äiXa  fiev*  elg  o  xs  dwQa  q)€Q(jüv  imdiq>Qia  d^eiy  o  51.  75,  vgl.  auch 
B  332,  X  352,  H  7,  €  378,  x  461,  v  59. 

Tov  §elvov  aytav  iv  dd^iaai  aoiaiv 

iyötmiiüg  q>il€eiv  xai  viifiep,  elg  o  nev  el&u)  o  542.     Imperativische 
Infinitive  ausserdem  11 455,  C  296,  i  139,  1 122. 

Ein  von  einem  historischen  Tempus  abhängiger  Infinitiv,  der,  auf- 
gelöst, ein  Imperativ  wird: 

üeigaiw  de  fiiv  rpfuyyea  rtgovl  olxov  ayovra 

ivivaiiag  q>ileeiv  xal  ziifiev^  eig  o  ycev  ekdw  q  56,  vgl.  <2>  231,  ^  269. 

Ein  Optativ  der  höflichen  Ermahnung  geht  vorher: 

diXä  avy^  iXd^anf  airdg  iTtiZQixpeiag  ^iaaza 

dfiüHxvttP  fj  zig  TOI  aQiavrj  q>aivetai  elvaif 

elg  0  %i  %0L  q^^vonn  S'eot  xvÖQrp^  jtaQcniOiTiv  o  24. 

2)  Conjunctiv: 

xai  rä  fxev  iv  X^ohj  q>iah]  xal  diTtXaxt  3Tjfi(p 
d-eiofiev,  elg  o  %ev  avrdg  eywv  !^tdt  xev^iafiai   V  244,  fragender 
Conjunctiv:  K  62. 

3)  Indicativ  und  zwar 

a.  Futuri : 

vdii  d'  fy(o  Sd'ivelog  xe  /naxrjOOfieS^  elg  o  X6  rexfiwQ 

Bxov  ^QtJfiev  1  49,  vgl.  H  31,  292  und  378. 

vxpi  (T  ifc*  evvdwv  bq^laaofxevy  elg  o  %ev  elSr] 

vv^  dßqacrj  S  77. 

CS  ri  ¥ti  Kzeivead'ai  idaere  Xadv  lixaioi^; 

Tj  elg  0  itev  dfiq>i  nvXjjg  evTtoLtjcrjai  iid%iav%aL;  E  466.  Man  ver- 
gleiche noch  ^  193  und  208,  P  454,  *  318,  x  89  und  73,  tfß  358. 
Futurischen  Sinn  haben  auch  die  Hauptsätze  ff  71.  377.  396. 

b.  Präsentis: 

^  ^livec  elg  o  xe  d^  v^eg  d'oal  ayxi  d-aXdaatjg 
l4{fyei(av  dixr[fiy  Ttvgog  drjloio  d^igtüwai 
cevtol  ve  x%eivia^e&^  htiaxeqd  A  667. 

vTCul  öi  %e  xofiTtog  6ö6vT(av 
yiyperaiy  eig  8  xi  zig  ze  ßahav  Ix  9v^bv  ^Xrjtav  M  150. 

lieber  oze  in  diesem  Sinne  vergleiche  Einleitung  Seite  63  und  64. 


'7 — ' 


161     

§  2- 
IHe  priorisehen  Sfttie  mit  Coi^iinetioneii  Tom  BelatiTstAiiinie. 

Man  vergleiche  zu  diesem  Paragraphen  Einleitang  Seite  64  flgd. 
Er  zerfällt  in  drei  durch  L,  ü.  und  ni.  bezeichnete  Abtheilungen. 
I.  enthält  die  Vergleichssätze,  n.  die  Sätze  futurischen  Inhalts  mit  wg^ 
m.  die  Temporal-  und  Bedingungssätze.  Für  L  und  IL  weiss  ich  nur 
griechische  Beispiele  beizubringen,  für  III.  dagegen  sanskritische  und 
griechische. 

I. 

cü$  und  wq  ozB  in  Qleichnissen  (Einleitung  Seite  66  —  66). 

1)  c5g.  • 

Ich  kann  bei  wq  nur  den  reinen  Conjunctiv  belegen.    Der  Stellung 
des  tag  nach  scheiden  sich  die  Belege  in  zwei  Gruppen.    Entweder 
nämlich  beginnt  iaq  das  Gleichniss,  z.  B. 
iog  d'  o^iQ  aTtttjai  vsoaaolai  nQoq>i^iv 

&g  xai  iyw  TtoiXag  (lev  avrtvovg  vüciag  uxvov  1323. 
Genau  ebenso  smd  geformt  E  161,  jK  183.  486,  N  199,  X  93,  e  369, 
&  523.  Oder  es  wird  ein  auf  den  verglichenen  Gegenstand  hinweisendes 
Demonstrativum  an  die  erste  Stelle  gesetzt.    Diesem  folgt  wg^  welches 
immer  ein  ri  hinter  sich  hat. 

01  (T  wg  &'*  fifilovoi  umareQdv  fiivog  afig>ißaX6neg 

thut^f  ii  oQeog  xaza  TtaiTtaloßoaav  araQTtov 

fj  doKov  ^  doqv  fiiya  n^iov'  h  de  %b  ^iiog 

Tu^^y  Sfiov  TUXfiOTtp  IS  xal  lÖQ^  üTtevöorfecaiv* 

a>s  oi  /  ififiSfiawze  vixvy.  g>iQOv  P  742. 

Tovg  ä*  äg  %^  alftoha  nhni^  oiybSv  al^oXoi  ayö^eg 

^Xa  dittx^lv(oaiVj  inei  xs  vofiijf  fiiyiwaiv 

äg  tovg  '^efiSveg  3i€x6ai4eov  ei^a  nuxi  My&a 

vafuvtp^lF  Uvai  B  474. 
Genau  ebenso  sind  geformt  A  67,  M  168,  0  324,  i7429,  %  302. 

2)  wg  ^B  und  wg  OTtote. 

unter  49  mir  vorliegenden  Fällen  findet  sich  39  mal  der  reine 
Conjunctiv.  Gewöhnlich  steht  der  Satz  mit  (ig  &ve  dem  Hauptsatz 
voran.    Nur  6  mal  folgt  er  ihm. 

a.  Der  Yergleichungssatz  steht  voran  {wg  d*  Sre). 
unter  32  mir  vorliegenden  Fällen  wird  das  wg  31  mal  durch  wg 
aufgenommen,  nur  Imal  durch  TÖio-y  nämlich: 
wg  d'  ike  tlg  t*  sliqHxvra  yvtrq  q>olvna  fui^ 
Mgovig  rji  Kaei^y  rtaqijiov  ei^fievai  tftntf* 

Delbrück  n.  Wlndiaeh,  tyntiikt.  Foneb.  L  11 


162     

iTtTv^eg  g>o^€LV ... 

Toiol  voi  Meyilae  (iiav^rpf  atficcri  fitjQoi  ä  141. 

c^  9  0T€  xivrjaj]  Zitpvqoq  ßa&v  lijiov  il9tiv, 

HßQOS  eftacyi^taVf  ini  %*  riftvai  aaraxveaaiv 

äg  tüv  Tcaxf  äyo^  Tum^Stj  B  147.  Die  Fälle  sind  alle  ganz  gleich- 
förmig. Man  vergleiche  B  147,  E  598,  Z  607,  0  339,  K  362,  ^  155. 
292.  415,  N  334.  589,  S  16.  414,  0  264,  il  212.  298.  365,  P  62. 
390,  2  207,  7  495,  O  258.  347.  522,  X  189,  e  328,  i  392,  z  519,  v  25, 
tp  158,  mit  OTtme:  d  337,  q  128. 

Der  Conjunctiv  mit  av  bei  (og  ore  kommt  10 mal  vor,  der  mit 
HSV  gar  nicht: 

wg  d*  or*  Sv  ä/Mpl  ayaxta  Tcuveg  daitrj&ey  Iowa 

aalvwa^'  aUl  yag  re  q>^Qei  fteiXiyfiata  ^fidv* 

wg  xovg  . .  x  217.  Das  av  steht  immer  unmittelbar  hinter  wg  o%b. 
Man  vergleiche  noch  Kh,  A  269,  0  170,  F522,  T  375,  fl  480,  b  394, 
X  468,  ^  233. 

b.  Der  Yergleichungssatz  folgt: 

TW  (T  av'  ofulov  lovre  TLvdolfxeov,  wg  ore  -mjtqw 
hf  %vai  ^Qrp^Qüi  f^iya  (pQOviovTS  Ttiorjvov  A  325. 
^  <J«  %oGO(if  /iiv  esQyev  aTto  %Qobg^  wg  ore  firjrrjQ 
Ttaiddg  Hgyr]  (ivlavy  off*  fjdei  Xi^etav  vjtvtfi  J  130. 
rovg  aQ*  o  y*  rffsfiovag  Javawv  %Xev^  ctizag  eTtena 
nXfjdvVy  wg  STtoze  viq>€a  Ziqjvqog  arvipsXi^ 
OQyeaTSo  NovoiOy  ßad'elt]  Xalkaici  tvtzzwv  A  305.     Man  vergleiche 
noch  0  606.  624,  JI 642. 

n. 

wg  und  oTtwg  auf  einen  in  Aussicht  genommenen  Fall,  nicht 

einen  Mos  fingirten,  wie  bei  den  Gleichnissen,  bezogen.    (Einleitung 

Seite  67). 

fiyrjfioevy^j  tig  eTtuta  Ttvqog  drjloio  yspiod-w 
iig  TWQL  v^ag  hiTtgi^w  xzelvw  de  nuxl  avzovg 

„voratisgesetet ,  dass  ich  irgendtvie  die  Schiffe  verbrenne,  van  dem  Feuer 

soU  eine  Erinnerung  Ueiben"  &  182. 

ndd-Bo  S*  wg  rot  iyw  ^ivS-ov  rilog  h  q>Qeai  d'dw 
„vorausgesagt,  dass  ich  dir  irgendwie  zurede,  so  gehorche*'  TL  83. 

vvv  S*  ayed-',  cäg  ay  iywp  einwj  neiSwfied'a  noofteg  fi  213,  vgl.  /26. 
704,  S  74.  370,  2  297. 


'•^  4. 


• 


163     1^ 


Zsvg  iP  ägevipf  avdQeaaiv  oq>ilXBi  te  fiivvd'ei  re 
OTtTtmg  xev  id^iXtjaiv  Y  243. 
Z€vg  d*  avTog  vifiei  %Xßov  ^OlvfiTtiog  avd'^djtotüiv 
iad-löig  i^di  xcmoTaiv  ojttog  id-ilrfiiv  hma%(f  1 189,  vgL  o  349. 
Man  yergleiche  die  analoge  Verwendung  von  yat  bei  dem  Indi- 
cativ  Einleitung  Seite  57. 

m. 

Temporal-  und  Bedingungssätze. 

Einleitung  Seite  67  sind  die  hierher  gehörigen  Beispiele  nach  der 
Satzbedeutung  in  drei  Gruppen  geschieden: 

1)  Die  Handlung  des  Gonjunctionssatzes  ist  das  zeitliche  Prius  zur 
Handlung  des  Hauptsatzes. 

2)  Die  beiden  Handlungen  sind  gleichzeitig  gedacht,  aber  die  des 
Hauptsatzes  ist  nicht  möglich  ohne  die  des  Gonjunctionssatzes. 
Diese  ist  ihre  logische  Grundlage. 

3)  Die  Handlung  des  Gonjunctionssatzes  bildet  den  Hintergrund  ffir 
die  des  Hauptsatzes. 

Diese  Eintheilung  ist,  weil  sie  von  einem  geistigen  nicht  durchweg 
m  der  Sprache  zum  Ausdruck  gelangten  Moment  ausgeht,  zur  über- 
sichtiichen  Anordnung  zahlreicher  Beispiele  nicht  brauchbar.  Wir  ent- 
nehmen vielmehr  an  dieser  Stelle  die  Anordnung  dem  Sinne  des  Modus, 
insofern  dieser  mit  dem  Yerbum  des  Hauptsatzes  in  Zusammenhang 
steht  Wir  unterscheiden  den  Gonjunctiv  der  individuell  -  futurischen 
und  der  zeitlosen  Voraussetzung.  Die  Gonjunctive  der  ersten  Art  sind 
mit  solchen  Hauptsätzen  verbunden,  welche  Imperativ,  Gonjunctiv, 
Optativ,  Indicativ  Futuri  zeigen,  während  in  den  Hauptsätzen  zu  Gon- 
junctivsätzen  der  zweiten  Art  der  Indicativ  eines  Präsens  oder  histori- 
schen Tempus  steht  Wo  auch  durch  diese  Eintheilung  die  üebersicht 
noch  nicht  recht  hergestellt  scheint,  sind  die  einzelnen  Gonjunctionen 
zü  Hülfe  genonunen. 

Es  konmien  aber  von  Gonjunctionen  in  Betracht:  ydd  yddi  yada 
OT£  ^TtotB  evT€  TjfLog  oq>iia  (vgl.  Einleitung  Seite  64  figd.). 

Sanskritische  Beispiele. 

1)  Gonjunctive  der  futurischen  Voraussetzung.  Im  Hauptsatz  Gon- 
junctiv oder  Imperativ: 

kumbhyä'm  mä'*gre  bibharäsi,  sä  yadä'  tä'm  ativärdhä,  ätha  karshfiip 
khätvä'  täsyäm  mä  bibharäsi  yydu  scUst  mich  zuerst  in  einer  Schüssd 
halten^  vorausgesetzt,  dass  ich  diese  einmal  überwachse  (wenn  ich  sie 

11* 


'    i 


164    

überwachsen  sollte),  dann  sollst  du  eine  Grube  graben,  und  mich  darin 
halten''  ^at.  Br.  1,  8,  1,  3. 

maf*nam  agne  vi  dabo  iiiä''bhf  90CO  mä''8ya  tväcam  cikshipo  mä.' 
färiram,  yadä'  9ritäin  kpnäyo  jätavedö'them  enani  prä  hinutat  pitrlbhyah 
„verbrenn^  ihn  nicht,  thu  ihm  kein  Leid,  0  Agni,  ser stückle  nickt  die 
Haut  und  seine  Glieder,  wenn  du  ihn  gar  gekocht,  0  Jätavedas,  magst 
du  ihn  hin  eu  unsem  Vätern  senden""  KY.  10,  16,  1  (übersetzt  von 
Max  Müller  Z.  D.  M.  G.  9, 14).  sä  mrityür  deväii  abravid:  „itthM 
eva  särve  manoshyä'  amrftä  bhavisbyanty ,  ätha  kö  mäbyam  bhägö 
bbavishyaty ? '^  fti.  t^  ho* cor:  „nä*ttf*parah  käf  canä  sahä  9änren§i 
'mrfto*sad;  yadä'i'va  tväm  etäm  bbägäm  häräsä,  ätha  vyävrftya  (ärire^ 
'mrito'sad,  yö ' mritö ' sad  vidyäyä  vä  kärmanävä"  fti  „der  Tod  sprach 
0U  den  Göttern:  „so  werden  aUe  Menschen  unsterblich  werden  und 
welcher  Theil  sott  dann  mir  geMren?''  Sie  sprachen:  „hinfort  soU 
niemand  mit  dem  Körper  unsterblich  werden;  wenn  du  deinen  Anfheil 
hinnehmen  unrst,  dann  soll,  wer  durch  Wissen  oder  Thai  unsterblich 
werden  s<M,  ohne  Körper  unsterblich  werden"  9&t.  Br.  10, 4, 3,  9  (bei  Muir 
Or.  sanskr.  Texts  4,  50,  andere,  aber  schwerlich  richtige  Satzverbindung). 

yädi  stömam  mäma  frävad  asmä'kam  fndram  fndavah  tiräh  pavftram 
sasrivä'Asa  äfävo  mändanta  „wenn  er  mein  Loblied  hört,  so  mögen 
unseren  Indra  die  Tropfen,  welche  durch  das  Seihtuch  fliessen,  berau- 
schen" RV.  8, 1,  15. 

yäd  vä  marutvah  param6  sadhästhe  yäd  vä*  vani6  vrijäne  mädäyäse, 
äta  ä'  yähy  adhvaräm  no  ächa  „nuigst  du  nun  im  grössten  Palast  oder 
in  der  untersten  Hütte  dich  erfreuen,  komm  heran  zu  unserem  Opfer'' 
RV.  1,  101,  8. 

yäd  ürdhväs  tfshthä  drävine'hä  dhattäd  yäd  vä  kshäyo  mätür  asyä' 
upästhe  „gid>  hierher  Schotee,  magst  du  nun  aufrecht  stehen,  oder 
magst  du  im  Schoosse  deiner  Mutter  liegen'^  RY.  3,  8,  1  (die  letzten 
Worte  werden  im  Aii  Br.  glossirt:  yadi  ca  tishtäsi  yadi  ca  9ayäsai). 

yädi  stotür  maghävä  9rinävad  dhävam,  n6*ndro  yoshaty  ä'  gamat 
„wenn  des  Sängers  Ruf  der  Mächtige  hört,  so  gehe  Indra  nicht  weg, 
er  komme  heran"  RV.  8,  33,  9,  vgL  1,  30,  8. 

yäjäma  devl^  yädi  9aknäväma  „opfern  wir  den  Göttern  tvann  wir 
können"  RV.  1,  27, 13. 

yadä'  kadä'  ca  sunäväma  sömam  agnlsh  (vä  dütö  dhanväty  ächa  „  wann 
immer  wir  Soma  pressen  werden,  soll  Agni  eu  dir  eüen  als  Bote  "  RV.  3, 53, 4. 

2)  Conjonctive  der  zeitlosen  Voraussetzung.  Im  Hauptsatz  Indicativ 
des  Präsens  und  gnomischen  Aorists: 

ih^ '  va  f pi^va,  eshäqi  kä9ä  hästeshu  yäd  vädän  „als  ob  es  hier  wäre, 
höre  ich  es,  wenn  die  Peitschen  in  ihren  Händen  knallen  (es  scUen 


•  V  * 


'''■,* 


165 


nur  hndUen)"  BV.  1,  37,  3.  vacyänte  väm  kaknhftso  jümäyäm  ädhi 
vishtäpi,  yü  väm  rätho  vibhi^  pätät  „es  schwanken  eure  Süee  über 
der  zerbrechlichen  Grundlage,  wenn  euer  Wagen  durch  die  Kraft  der 
Vögd  fliegt"  RV.  1,  46,  3  (Benfey  übersetzt  ganz  anders),  vrfshne 
yät  te  Yifsha^o  ärkäm  ärcän  fndra  gr&yäno  äditih  sajöshäh,  ana9Yäso 
yi'payäyo'rathä'  Indreshitä  abh;^  ävartanta  däsyün  „wann  immer  dir 
dem  Begner  die  Opferer  ein  Lied  singen,  die  Steine  und  Äditi  mit, 
dann  besiegen  (gnomisch)  die  Bosselosen,  Schienenlosen,  Wagenlosen 
vm  Indra  getrieben  die  Feinde''  RV.  5,  31,  5^),  vgl.  8,  5,  22  und 
7,  88,  2,  wozu  Roths  Uebersetzung  Z.  D.  M.  0.  6,  71,  die  mir  nicht 
klar  ist 

Griechische  Beispiele.  ^ 

Ffir  das  Griechische  empfiehlt  es  sich,  da  die  homerischen  (Gedichte   ^^"^ 
eine  grosse  Zahl  von  Belegen  zn  Gebote  stellen,  der  Uebersichtlichkeit 
wegen  den  Hanpteintheilongsgrand  von  den  Gonjnnctionen  herzunehmen. 
Vfit  behandeln  demnach  zuerst 

*0t6  und  '07t6%e. 

1)  Der  Conjunctiy  der  futurischen  Voraussetzung. 

Der  Conjunctiv  ist  rein: 

Im  Hauptsatz  Futurum: 

ovdi  TL  fiiv  XQBia 

eaiai  tvfißoxo^o*  ots  fiiv  ^aTVTwaiv  u^xaiol  O  323. 

evyij  fiiv  dtj  aoi  ye  roV  eaaevat  onnivB  9v^(p 

G(fi  i^ilgg  xp  258.    Man  vergleiche  noch  n  267. 
Dem  Conjunctiv  ist  tUv  beigefügt: 
Im  Hauptsatz 
a.  Imperativ: 

vrja  aJUg  x/fvaöv  xal  xahMib  vrjrjaaad-u} 

€ia€jL9iJv,  S^e  xev  dccredfied'a  ItjiJF  l/i%aioi  / 138  »  279. 

nofiTt^  fiiv  Tcavoaad-e  ß^üv,  oVe  miv  Tig  Xxijrai  v  180. 

iäX  oie  x£y  1^  vrfbg  Ttkeitj  ßioroio  yhrqtai 

a^yeUfj  fioi  STteira  d-otog  ig  diifÄa&*  Ixiadw  o  446. 

OTCTtoTS  nev  Ki^rj  a*  ikdat]  neQifi'ijKei  ^ßdip 

d^  roT£  ai)  ^Itpog  o^  ifvaadfisvog  notqa  fifjQOt 

Klonj]  iTtatfyti  äg  %b  xvafievai  fieveaiviov  x  293.  Man  vergleiche  noch 
J  40,  0  180,  d  420,  X  128  (vgl  xp  275),  v  155  (wo  »etvai  wohl  impe- 
rativisch  zu  fassen  ist),  ft  287.  Imperativischen  Sinn  haben  die  Haupt- 
sätze auch  J  230  und  t  6. 


1)  y^*payäyo  ist  meine  Conjectur  statt  y^  paväyo. 


166     

b.  Gonjunctiy: 

fit]  vi  TOI  ov  xqoiiaiiaKHv  oaoi  9boL  bW  ev  ^OXvfiTttp 
äaaov  iov'y,  ovs  yuh  toi  aaTtrovg  XBi^q  iq>€l(o  A  667. 
alX  aye  vvv  ified'Bv  ^iei  enog^  oq>Qa  xal  aJiltp 
BiTTfjg  ^QmaVj  ors  xsp  aoig  hf  ueyaQOiai 

davnjj  Ttaqa  ay  t*  al6%ifi  xal  aoloC Theaaiv  ^  243.  Man  vergleiche 
noch  X860. 

c.  Futorische  Wendungen: 

xfJQa  d*  eyii  tote  di^ofiai  oTcnote  Key  dij 
Zevg  iȟfj  Tsliaai.  ^iP  a&dyatoi  ^eol  akXoi  X  366,  vgl.  2  116. 

T&re  JF  cehe  fiOxvjoeTai  OTtTtors  xev  fiiv 
'9vfwg  €vt  arrjd'taaiv  avwyj]  xai  S'eog  ogarj  I  703. 
hoTtiqiog  yof  iywv  aiqijaofiaij  OTtnoTB  %sv  dij 
fiTjTTiQ  dg  VTteQ^^  ayaßjj  hoItov  tb  /lidrjTai  ß  358. 
dalaay  mei&\  otb  tUv  Tig  ivavTcßiov  d'Bog  eldj] 
h  noJLifÄ(p  Y  130. 

ovdi  yoQ  ^  IZQOfiäxoio  dafiaq  l/iXByrp^oqldao 
dpögt  q)ihff  il96vTi  yayvaaBrai,  Ötttvotb  tibv  drj 
hc  TQoirjg  avv  vipai  vetofiB^a  xovqoi  i4xaiiav  S  bOb. 
xal  kli]v  TOi  eytayB  TtoQiaaofiag,  ovde  fi£  kijasig 
OTtnoTB  XBV  drj  tccSto  nsviifiBd-a  v  394. 
OTtTtoTB  KCBv  TOVTOvg  xTiwfiBP  noxif^  rfik  xai  vlov 
h  di  ah  Tolaiv  BTtBvia  itBgj^aBai  x  ^^^   (wenn  wir  getödtet  hahai 
werden).    Man  vergleiche  noch  1 106,  Z  455. 

An  eine  mehrmalige  Handlung  ist  zu  denken: 
oSrcog  cnj  Tig  oi  vBfiBOrjaBrai  ovä*  antdiflBi 
jiqyBiwv^  OTB  xiv  Tiv^  inoTQvvi]  xal  dviayrj  K  130. 

Dem  Conjunctiv  ist  av  beigefügt: 
Im  Hauptsatz 

a.  Imperativ: 

ayQBi  fi^y  OT^  av  avTB  xd^fj  xofiotavTBg  Idxaiol 
oXx'byvTai  H  459. 

aiX  SnoT*  av  üb  do^ov  xBxvd-wai  xai  avlrj 
äxa  fiala  fiByoQOio  duX^insv  t,  303.    Man  vergleiche  noch  x  508. 

Auf  eine  mehrmalig  gedachte  Handlung  bezieht  sich : 
Tag  dianiQüac,  or*  av  tov  anix^iavTat  negl  xtjqI  J  bh. 

b.  Conjunctiv: 

avTog  vtv  Xöb  nwfxa^  d^oüg  iP  etzI  dsafidv  Xrihov 
lATi  Tig  TOI  xa&*  odov  drjXi^aBTac,  otctzot*  av  avTB 
i&drjad-a  ykvxvv  vtvvop  iutv  iv  vrjl  ^Blaivt]  &  445. 


167     

ovdi  x€v  ig  deiiorovg  TteQivelXofiivovg  hfionnovg 

oipif  eläy  yXavKäTtig  or'  Sy  ^  Ttar^l  fiaxijrai  Q  406   (das  Kämpfen 
geht  dem  Lmewerden  voraus). 

c.  Futorische  Wendmigen: 

OTcnoz*  ay  ^ßijCf]  t«  xai  ^  l^siQetai  aiijg  a  40,  vgL  t  410. 

In  der  indirecten  Bede  findet  sich  onove  mit  dem  Conjanctiv  mit 
av  JT62  mid  7  317: 

^oi  Mqnpf  ye 
ov  Tcgtv  fifpfi^fiov  xaraTtavaiiAey,  aW  StvAi^  av  dij 
vtjag  ifiag  dq)l7tijrai  avTtj  Te  Ttrolefiog  te  /T62. 
rjfpoi  lASv  yäq  vwi  Ttdleag  touoaaafisv  Sfxavg 
naai  /uer'  dd'avdioiaiv,  iyd  xcri  ndUag  *4?^yij 
fii^  nox^  ijti  TQmaaiv  dls^aeiv  xomov  ^^»q, 
fifjff  OTTOT*  av  Tqoiri  fialsQq)  tvvqI  näaa  ddrf^ai 
daio^evrjy  daitoai  dl*  dqi^ioi  vhg  uijuaiaiv  Y  dl6|  ebenso  nqiv  /  m* 
av  ß  374.    Dagegen  TtQiv  or'  av  in  directer  Bede : 
ov  ydq  toi  nqlv  fiOiQa  ipiXovg  t'  idhiv  %ai  ixia9ai 
olxov  hmrifievav  Ttal  orjv  ig  na^qlda  ydiavy 
nqlv  /  St'  av  uiiyvTttoio  duTteriog  Tcova^oto 
avTig  vdiDQ  el^yg  ^i^g  y  Uqäg  hunöfißag  ö  478. 

2)  Der  Conjanctiv  der  zeitlosen  Voraussetziuig. 

Der  Conjimctiv  ist  rein: 

Im  Hauptsatz  Präsens,  Ferfect,  gnomischer  Aorist: 

ot  fiev  qy^ivv^ovai  q>lXov  xfjQ 
dfig)^  efi^  odvQOfievoiy  Sie  tvov  av  ye  v6o(pc  yinjai  x486. 

adv  de  nkeiov  diitag  aiei 
tütrj^  wg  7C€Q  l^oi  TtUuv  Sr«  Svfiog  dvciyt]  J  263,  vgl.  J  344. 

(A  fÄiv  ^  ^eov  wg  eiaoQOtavTBg 
deidixarai  fiv^oiatVy  ata  artljriif  dvd  Satv  i;  72. 

Ttal  w  n(o  x^Q^^  TtinoiS^a 
avÖQ^  aTtafivvaad'ai  y  Sre  rig  Ttgate^g  xaX^Ttrpfjj  7t  72^  g>  132^  vgl. 
ß369,  T183. 

0%  ^'  ¥tvfia  TLQaivovci  ßqatuiv  ore  Tiiv  Tig  Xdritai  r  567. 

^  ^iv  jAiv  Tteqi  a^fia  kov  etaQOio  q>lloio 

^liui  duijSiatwgj  fjihg  ate  8ia  (pavijf]  (jedesmal  wenn)  fi  417. 

ij  yoQ  ^fidg  ivl  atfjd-eaaiv  ifioioiv 
axwtai,  ÖTtnate  tig  iivriay  xedvoio  avaxtog  1 169. 
dlla  tod'  aivov  axog  TCQodifpf  laxi  ^fidv  Ituovu 


OTiTtöte  iaöfio^y  xal  o(t^  Tcen^iiivo»  ata^ 

veimUiv  i&ihfli  xoXbnouiiy  iieeeaaiv  0  210,  vgl.  iT53. 

BeBonders  hänfig  in  Sentenzen  ond  QleichniBsen : 
ov  yä^  iyta  ye  xi  (fnint  zilog  xaQiiazEQov  elvai 
^  ot'  iv^oavyi]  ftev  ^xj}  »cerä  dtjfioy  Sitovia 
daitvfwyes  ^  ^va  dtaficn^  dxovä^vrm  aoidov 
^fwoi  e^Eir/g,  icofä  3i  iil^diooi  TQdTce^ai 
aäov  xai  x^iür,  fti^  S"  hu  %qt^(jos  äipvoaiav 
olvo%öos  tpOQifjai  Ktti  lyx^^'ü  ienäeaai  i  6  flgd. 
dJU'  Ott  d^  Mit  ivyga  &Eoi  fuxxafieg  TEidaiaaiv 
xat  rä  tpeQEi  aata^ftsvog  tef3Lrj6ii  9vfi^  a  134,  vgl.  o  411. 
io&iiv  xai  10  TSTvxrat,  Sr'  ayyel^g  ai'aifia  eid^  0  207. 

ij  yati  äfuäow  dixrj  eaxlv 
alti  detdiOKov  os*  intxQaTiwaiv  ovcoltes 
OL  viot  ib9,  vgl  z  169. 

ov  ftay  ovr'  axog  imi  fieia  tp^ealv  ovte  n  Ttiv^og 
onTtös"  dvijQ  nEQt  olert  fiaxeto/ievog  xiEÖreaaiv 
ß^etat  f  470. 

öffffrfr*  dinjQ  i9il^  itgog  daifiova  quarl  ftaxeo^ai 
ov  K«  9edg  ttfi^,  T(^a  o'i  ftiya  ir^fta  xvUa&i]  P98. 

In  QleictmiiBen  findet  es  sich; 
yaia  iF  {iiteatevöxi^  i^il  ^s  teqTtiMQoivi^ 
XUiOfthtfi  OTB  %'  &fupl  Tvqmtit  yaun  iftäaatj  B  782. 

äg  TG  jpaqüv  viqiog  S^eiat  tje  xoi.aiäiv 
oiXov  XBxXtjy^eg,  oie  it^otdütaiv  iövta  v-i^ov  f'766. 

&g  TB  fifya  m/ia  &(ddffarjg  evffVTtÖQOto 
vtjog  htie^  lolxfiw  Ttataß^erat,  hnnöt^  Imlfr^ 
Is  miipM\)  0  382.    Man  vergleiche  noch  B  39ö,  M  286,  J7  386  flgd., 
i  792,  E  501. 

Im  Hauptsatz  steht  ein  Optativ: 

n  XEV  ^^Eie  xal  aXiog 
Anttör'  ay^  voiOvios  exiav  fiekuS^fiata  9vfi^ 
ahils  i  65 1- 

Ein  historisches  Tempns: 
oi  ya^  ot  Tig  Sfiotog  Imania&ta  noalv  ijcc 
avdqwv  iffEaatinun',  ois  re  Zeig  h>  g>6ßov  o^oj]  S  £>22. 
Dem  Conjnnctiv  ist  xiv  beigefögt. 
Im  Hanptaatz  PrSsens  oder  gnomischer  Aorist: 
T^  tum  aoi  ftev  iyw  ^elvog  tpilog  ^^tt  fiiaai^ 
elfU,  av  tF  iy  jivxl^,  ove  xgv  %äv  i^ftov  ^wofiai  Z  225. 


169     

xat  fi^  Tovg  dvitaoi  xal  eixfol^g   ^yayffJiv 

Xiaa6fievoiy  are  iciv  rig  vTteqßtiij  aal  afiaqTfj  /501. 
aiX  avtfj  dUfj  iari  ßqaiGvy  otb  rig  ne  ^avrjaiv  X  218. 
xat  q>Lhp  aydqi  dvvawai  cHaXicifiev,  OTCTtaxB  xsv  dij 
^oiq^  olotj  TUx^iXfjai  Tcnnjleyiog  ^avdtoio  y  238. 
aXla  To  fiev  tuxI  avsKvdv  ^ei  ncmov,  önTtora  %iv  xig 
ijfiora  fiiv  idair]  Ttvaiväg  ayuxx;^fi€vog  rjfcoQ 
vifKsag  d*  VTtvog  exrjoiv  v  83. 

diX  ave  xiv  xig  d^i^oanf  alCfiwv 
öovqI  ßiXrjy  iakrj  le  xtminfy  neQt  t'  dq>Qdg  odovrag 
ylyynai  yi68. 
Dem  Gonjonctiv  ist  av  beigeffigt: 

evToad'ev  di  t*  avev  deoftoio  fiivovaiv 
vfjeg  üaaeXfÄOi  in*  av  oQfiov  fiitQov  txwwav  v  100. 

Tov  S*  ov  TtOfie  xv^ora  leiTtat 
TtcnfToitav  ävi^iov^  ih^  Sv  ev&*  rj  ev^a  yiv(avTai  B  397. 

cvdi  Ttox^  avTOvg 
^iXiag  q>aid'atp  xaradiQxetai  dxTiveaaiv 
ovS^  on6x*  av  aTeixTjai  n^g  ovgavov  aaregoevta 
on^d^  az*  ay  aip  ircl  yaiav  OTt*  ovQavoS'ev  TCQOTQdnrjxai  X  17.    Man 
vei^leiche  noch  /lOl. 

Eixi. 

Der  Gonjunctiv  ist  rein: 
aiei  yäq  xb  Ttdqog  ye  &€ol  (paivoircaL  ivaQyetg 
fjfuv  eh^  egdcDfisv  dyaTiXeiTag  kxarofißag  rj  202. 

Dem  Gonjunctiv  ist  av  beigefugt  und  zwar  steht  er 

a.  im  Sinne  einer  bestimmten  futorischen  Erwartung: 

dXXa  av  afjaiv  l^e  (pQeai  urfii  as  Xijdrj 
aiQeiTiOy  evt*  av  oe  fi€Xiq>Qiüv  vjtvog  dvi^  B  34. 

iTtei  ovK  oXlyov  %qavav  earai 
qniXoTtigj  em^  av  nQwtav  ofuXrjaitHn  (pdXayyeg 
dvdQßvy  h  de  d^eog  TtvBvatj  fiivog  dfigxnsQOiaiv  T  158.     Man  ver- 
gleiche noch  ^  243. 

b.  im  Sinne  einer  sdlgemeinen  Erwartung: 

TCoXXal  de  ywalmeg 
elaiv  hfl  TcXtalfjg  i^aiqexoij  ag  rot  li4%aiol 
TVfwvlatip  didofievy  eSr*  av  TttoXieS'QOv  yXcjfÄSv  B  228. 

^  Ol  ßgäaiv  te  nioiv  re 
noifti^elj  eh^  av  fiiv  Tcdfiatog  nunä  yvia  Xaßrfiiv  a  192. 


170     

dfißeg  d\  evz*  Bp  fitpih^  iniTLoaritoaiv  ävceyaeg 

oimir'  entix'  i&ilovaiv  htdaifia  kqydCßod'ai.  q  320.    Man  vergleiche 
noch  q  323  und  a  194. 

'i^fioq  kommt  nur  einmal  mit  dem  Gonjunctiv  vor  im  Sinne  einer 
allgemeinen  Erwartung  (jedesmal  wenn): 

TTjiJLoq  aQ*  i^  aXog  elai  yiQwv  Shog  VTjfXBqfcrß  d  400. 

^'Oq>Qa  und  elg  o  xev  im  Sinne  von  „so  lange  cis'^  und  „«;aÄ- 
renä"^  vgl.  Einleitung  Seite  68. 

1)  Der  Gonjunctiv  ist  rein: 

iTtel  ov  ijC  Irt  devregov  äde 
H^er*  axog  xQadlipf^  og>Qa  tjumai  fieveiw  VH. 
svd'a  q>ik*  OTtTakia  mgia  i'dfi&^ai  ^de  TWTteXla 
oXvov  7tivi(JLevai  iiehrfiiog^  oq^g*  e^iXtpcov  J  346. 
ri  id-eleigy  oq>q^  avtog  exjjg  ysQccgy  ovrctq  efi^  avvwg 
rja^ai  devofxevov  A  133. 

%ov  iiiv  t'  rikviß  Ttodeaatv 
(pevjfüVy  oepQ^  aJfia  Xiaqhv  xai  yovvat^  ^Q^^  -^  ^77. 
ov  (xev  yccQ  noxi  (prjCi  xomov  Tteiaaad-ai  Ofcloata 
oq>q^  aQerrjv  jtaqixiaoi  d-Eot  a  132. 

2)  Dem  Gonjunctiv  ist  tJv  beigefugt: 

eqv^ov  hl  (ieyaqoiai  ywaixag 
oq>qoL  Tcev  ig  d-dlccfiov  xarad-eiofiai  evrea  noTQog  t  16. 
fiTj  fii  nta  ig  d-qovov  iZe,  diotQ&pig,  oq>Qa  nsv^'ExTCjq 
%fjfcat  Ivl  xhaijjaiv  dxrjdfjg  il  554.    Dahin  wohl  auch  (i  52. 
T6q>Qa  yciQ  oiv  ßiorov  re  teov  xal  xri^^onr'  edovToi 
oq>Qa  x£  Tieivf]  xomov  l^j/  voov^  ov  ziva  ol  vvv 
iv  Gxfi^eaov  ti^äiai  d-eoi  ß  124,  vgl  204. 
ov  fiiv  yäg  fiei^ov  xXiog  aviqog  oqyqa  x£v  tjüiv 
t]  0  Ti  Ttoaaiv  tb  ^i^  xal  x^Q<fl'^  e^iv  &  147. 

3)  Dem  Gonjunctiv  ist  av  beigef&gt.    Nur  Beispiele ,  in  denen  die 
erste  Person  steht: 

Tov  ä*  ovK  e7tili^aof4aiy  oipQ*  Sy  eyotye 
^(oölaiv  ^evio)  xai  fioi  q>ila  yovvav*  OQii^  X  388,  vgl.  y  354. 
älXa  ov  ftiv  vvv  ol  naQO&eg  ^eivijia  xald, 
oq)Q*  av  iyw  qwaag  anod-üo^m  ortla  re  nana  S  409. 

liVTjaaa&B  de  d-ovQidog  aXx^g 
og)Q^  av  iywv  L4%iXi]0g  afivftovog  evrea  dvw  P 186,  vgl.  Z 113,  ©  376 
(Imperativ),  y  411  (imperativischer  Infinitiv). 


171     

4)  Dem  Conjunctiy  ist  xiy  nnd  av  beigefügt: 
IkpQ*  av  pdv  Tiey  Sq^g  l^yafiifivopa  Ttoifiiva  i/xßv 
&vvoyf*  hf  7tqo(x6%oioiv^  ivalqovta  arlxag  avögiSv 
%6q>Q^  vnoeiTce  ficexrig  A  202. 
oqp^'  Ol'  lih  nC  ayQOvg  Xofiev  xal  eq^  av&qmtwiv 
%6q>qa  aiv  oiiiq>i7t6koiai  ^€&^  ^fiwvovg  xai  afia^op 
TUxqnaXifiiog  eq%eodtii  t,  259. 
oq>Q^  av  fiiv  nev  dovQOz^  h  aQfiOvirjaiv  aqvj^ 
%6q>^  avtciv  (teviu)  %ai  rXtjaofiai  alyea  Ttaaxofv  e  361. 

Von  eig  o  nav  liegen  folgende  Beispiele  vor: 
ypticeai  uäxqaldrjv  u^yafiifivova  vdv  Ttaqi  Ttdvrtay 
Zevg  hfirpfLB  Tcovoiai  diafiTtegigj  elg  o  x*  avTfiij 
iv  OTiqd'eaai  fievy  xal  fioi  q>L'Ka  yovvax^  ^Q^^  ^  9^»  vgl.  /  610. 

B. 

Die  Sätze  mit  satzverbindenden  Partikeln  von 

anderer  Herkunft. 

üeber  diese  Sätze  ist  Einleitung  Seite  69  gehandelt.  Daselbst 
sind  einige  sanskritische  Belege  angefahrt,  so  dass  wir  hier  nnr  noch 
die  griechischen  zu  verzeichnen  haben. 

Aus  dem  Griechischen  nun  kommen  ei,  sTtely  rtqiv  in  Betracht. 
Aas  dem  Einleitung  Seite  70  über  el  Beigebrachten  erhellt,  dass  auch 
die  Sätze  mit  ei  in  posteriorische  und  priorische  eingetheilt  werden 
müssen.    Zum  Hauptanordnungsgrund  wähle  ich  die  Gonjunctionen. 

El 
1)  Posteriorische  SStze  mit  ei : 

Wir  unterscheiden  zwei  Gruppen:  1)  die  Sätze,  in  denen  nnzwei- 
deatig  eine  Erwartung  oder  Hoffnung  des  Subjects  ausgedrückt  ist; 
2)  diejenigen,  welche  Tielmehr  eine  abhängige  Frage  zu  enthalten 
schdnen,  in  Wahrheit  aber  denselben  Gedanken  wie  die  unter  1),  nur 
etwas  durch  die  Umstände  modificirt,  enthalten.  Innerhalb  der  ersten 
Gruppe  theilen  wir  wieder  dreifach,  je  nachdem  der  einfache  Conjunctiv 
oder  der  Conjunctiv  mit  x«',  oder  der  mit  av  vorliegt. 

Für  den  einfachen  Conjunctiv  sind  nur  zwei  Beispiele  anzuführen: 
bI  di  Tcev  ig  xhzvv  avaßäg  xcrt  daaxiov  vktjv 
-d-afivoig  ev  Ttvaivolai  xaradgad-tOj  et  ^le  ^e&elrj 
^lyog  xai  xdfiaTog,  yXviUQog  de  fioi  VTtvog  inik&rj 
deidij  {jiTj  ^Qeaaiv  h'X(OQ  xai  nvQfia  yivwfiai  €  470  flgd. 


•   172     

^€  di  ol  xazä  dvfjiov  a^iatf]  g)aiv€TO  ßovXrj^ 

iXd-üv  eig  ^'l&rpf  ev  evrvvaaav  8  cwnjv, 

et  Ttmg  ifielgaiTO  TtaqadQa&ieiv  q>iXotip:L 

V  XQOi^i  ^V  ^  VTtvov  ccTti^fiOva  ts  liaQOv  tb 

%evrj  irtl  ßkeqnxQoiaiv  S  1^1  flgd.,  wo  x^H  durch  Personenverschie- 
bung aus  xmo  entstanden  ist. 

Am  häufigsten  ist  der  Conjunctiv  mit  x«V.  Die  Belege  werden 
wieder  aufgeführt  nach  Anleitung  des  Verbums  im  Hauptsatze.  Dieses 
ist  nämlich 

a.  Conjunctiv: 

iTti  (F  avt(^  Ttdvreg  ^mta^iBv 

il^wfiev  d'  äva  aatv  x  76  (Einleitung  Seite  71). 

Tteql  IlarQoxXoio  ^avövrog 
OTteioo^ev,  £i  xe  vixvv  Ttsq  l4%v}Xrji  7tQoq)iQ(x)fi€v 
yvfjpov  P120. 

b.  Imperativ: 

ßaiX  ovttDg,  ei  xiv  ti  q>6a}g  Javaoiat  yh^fli  0  282,  eigentlich: 
„schiess  zu,  so  sollst  du  werden  ein  Licht  für  die  Danaer '^.  Was  der 
Redende  (Aganiemnon)  als  Forderung  an  den  Angeredeten  (Teukros) 
ausspricht,  soll  diesem  ein  Ideal  werden,  in  Hinblick  auf  das  er 
handeln  soll.  Man  muss  also  auch  hier  sagen,  dass  der  Satz  mit  el 
dem  inneren  Gedankenzusammenhange  nach  als  Erwartung  der  Haupt- 
person (des  Teukros)  erscheint,  vgl.  ^797. 

cxiTtteo  vvv  Mevelae  diOTQeq)ig,  u  xev  Xdrjai 

^wov  It'  l^wiko%ov  P  652. 

cHX^  äye  ncccqoxhfi  Eq>€7te  xQOTSQcivvx^S  XrcTtovg 

£i  xiv  neig  fiiv  ?Ajg,  dtirj  di  toi  svxog  uiTtoXXtop  iI725. 

evx£0  naai  d-eoiat  Tekrjiaaag  exarofißag 

^i^eiv  et  xi  Tto&i  2!eig  avtiza  egya  %eXiüarj  q  50,  nicht:  „für  d^ 
Fall,  dass  Zeus  Bache  gewahrt  (Voraussetzung),  sondern*  oh  er  etwa  etc. 
(Hoffiiung,  Erwartung). 

Tüßv  vvv  {xtv  f.ivrjaaaa  TtaqiCjBO  xat  ixxße  yovviov 

eXxiv  Ttwg  i&iXrjaiv  ini  Tqtkoaiv  äqi^^eiv  A  407,  vgl.  /  172,  P  692, 
H375,  M  275,  %  252,  /w  216,  7141,  A  799,  2199. 

c.  ein  Optativ  der  Bitte: 

alX  eri  xat  vvv 
xavT*  sinoig  A%ikfii  dat<p^t  ei  xe  TtldT/vai  A  791. 

d.  Futurum: 

vvv  aßre  axortov  aXXov,  Sv  av  tzw  rig  ßalev  ovr^q 
elao^ai,  ev  xe  zvxw^i,  noqrj  di  fioc  eSxog  u^noUiov  %  6. 


173     

äXXo  di  TOi  iqeta  xai  iip^aofiai  u  xe  nid-rjai   ^  82 ,  vgl  0  293, 
a  279,  A  420. 

iyio  di  S'eovg  inißtieofiai  aiiv  iinag 

€t  nfi  nod'i  Zevq  di^ai  TtaUvtixa  t(jya  yevia&ai  /?  144,  a  378. 

Iloaetddtavi  di  ravQOvg 

dfodexa  xeKQifiivovg  ieQavaofieVj  ü  x*  iker^arj 

fnjd*  fjfiiv  TteQifirpceg  oqog  nolei  afiq>ixalv\p7]  y  181. 

elfii  TtOQ^  **Hq>aia%ov  %kvT(ni%vrjVy  et  ifC  i&ihjCiv 

viel  iiAif  d6fi€vat  xXvza  tevxea  7tafÄq)av6(ayTa    2  143,  vgl.   /iC*55, 
Z  281,  ii  357,  0  311. 

e.  Eine  Präsensform  mit  in  die  Zukunft  weisendem  Sinne: 
TOt^exa  viv  ra  ad  yovvad'*  Ixdvofiai,  ei  x'  id'iXrja&a 

Tuivov  h/y^v  oled^QOv  iviaitBiv  S  322,  y  92,  vgl.  S  457. 

aU!  ov  yof  &  i&ika)  ßaXieiv  toiovray  iovra 

Jia^ilf]  oniTtevaagy  alX  dfiq)ad6v,  ei  xe  vvx^M^  ^  ^^3. 

Tovra  d*  Sfta  xqt^ 
OTtevdeiVf  ei  y!  oq>ek6g  %t  yevd^e^a  xat  dv*  iovte  N  235. 

f.  Ein  Präteritum  geht  vorher,  die  Wirkungen  der  vergangenen 
Handlung  sind  aber  noch  in  der  Qegenwart  sichtbar: 

xat  de  Toi'  tjvvjyei  elnelv  enog,  ei  %   ed-ilrjte 

Ttavaaa^ai  TtoXifiOio  övorjiiog  H394. 

^  fiey  8fi  vÜL  ^ein^ia  TtoUa  q>ay6vte 

aUuujv  äv'd^QiJTtiav  d&jQ*  ix6fied'\  ei  xi  tvo&i  Zevg 

i^OTtlauf  TteQ  navay  oi^vog  d  35. 

Ein  Tempus,  in  dem  keine  bestimmte  Zeitstufe  ausgedrückt  ist, 
geht  an  folgenden  Stellen  vorher: 

üg  ate  %ig  %qo%oy  ciqfievov  iv  Ttala^ijaiv 

e^Ofiepog  ueQafievg  neiQijaeTai,  ei  xe  &irfiiv  ^601. 

ia&Xoy  ydq  Jd  xelaag  dvaaxif^j  ^  x'  Heriaji   Si  301 ,  vgl.  S  213, 
ß  116,  /?  186. 

Seltener  als  der  Gonjunctiv  mit  xeVist  der  Conjunctiv  mit  av. 
Wir  ordnen  die  Belege  in  derselben  Weise: 

llaawfi*  wiQa  v&vtov  dzdad'akov  oßqi^oeQyov 

ijy  7t(og  fjhxlrjv  alöiaaerai  ^*  ilei^rj 

Y^qag  X418. 

ei  di  x'  Irt  7tQOviQ(o  Ttagan^ofiai  ^  ijy  nov  e(pevQw 

^lifmg  ve  noQartlfjyag  Xt^iivag  %e  d-akdaarig 

deiioi  firi.,.  e  417. 

of/ua  6^  akkov  laov  onaaaov 

MüQfiidoviov,  ijv  nov  %t  qmjg  Joyaolai  yimifiai  11  dB. 

eqxßo  nevaofievog  Tcarqog  drpf  olxofiivoio 


174     

ijv  Tig  %0L  etTttjüi  ßqorwv  ij  oaaaUf  axovajjg 
ix  Ji6g  a  281,  vgl.  P245,  ß  216.  360. 
vyji  d*  in'  evvdtov  SQfilaoofiev,  elg  o  xev  ehSrj 
vv^  0Lßq6frrj^  ijv  xai  %fi  aTtoaxiavtai  TtoH^oio 
TQweg  St 8,  vgl.  a  94,  y  83. 

Um  nun  zu  dem  zweiten  Absclinitt  überzuleiten,  in  welchem  die 
scheinbaren  Fragesätze  mit  ei  behandelt  werden  sollen,  führen  wir  zu- 
nächst einige  Stellen  an,  in  welchen  zwar  der  Satz  mit  el  durchaus 
wie  in  den  bisherigen  die  Erwartung  der  Hauptperson  ausdrückt,  in 
denen  aber  durch  die  Lage  der  Dinge  diese  Hoffnung  wenig  zuversichtlich, 
also  schon  fast  zur  üngewissheit  herabgedrückt  erscheint  Dies  ist 
der  Fall  in  dem  Satze: 

cäX  ijcoi  fiiv  zavxa  ^edv  iv  youvaat  xeitaiy 
et  xe  aa  x^^^QOi^^Qog  ^eq  itav  anb  &vfAüv  l^hafiav 
dovqi  ßahAv  y436. 

Für  unsere  Auffassung  erscheint  der  Satz  mit  ei  als  der  Inhalt 
dessen,  was  im  Schoosse  der  Götter  liegt,  nach  der  Auffassung  der 
Sprache  aber  ist  die  Qesanmitsituation  —  xcnha  —  ungewiss,  und  an 
diese  üngewissheit  knüpft  ein  Erwartungssatz  an,  der  aber  natürlich, 
nachdem  er  dem  Gedankenzusammenhange  eingefügt  ist,  an  zuversicht- 
licher Energie  einbüsst.    Aehnlich  ist 

eiTti  iioiy  eX  xi  no9v  yvcicj  toiövtov  iovta  f  118 
yynefMfhe  ihn  mir  nur,  so  tvül  ich  ihn  schon  kennen'^.    Man  ver^eiche 
auch  u4  67. 

Auch  äusserlich  wird  die  üngewissheit  ausgedrückt ,  sobald  es  sich 
um  zwei  Möglichkeiten  handelt,  von  denen  indessen  immer  die  erste 
als  die  erhoffte  erscheint.  , 

ovraQ  iyd  7ta%Qog  Tteiqtiaofxai  rifieti^io 

et  xi  (jC  intyvdiri  xai  {pQaaaerat  6q>9'aXftoiatv 

fji  xev  äyvotrjat  noXvv  xßovov  äfiq)ig  iovta  «218. 

ylctvAiowv  d^  i-^vg  g>iQevat  fiivety  ijv  xiva  Tciqnnß 

avd^v  Tj  avtog  (pd'letat  Ttqvkifi  iv  bfilhp  Y  112.  Dahin  gehört  auch 
a  265,  wenn,  wie  Savelsberg  E.  Z.  16,  407  sehr  wahrscheinlich  macht, 
dviaet  («  dviai^  Gonjunctiv  Aoristi  ist. 

Der  Schein,  dass  man  es  mit  einer  abhängigen  Frage  zu  thuu 
habe,  li^  am  nächsten,  sobald  der  erste  Satz  eine  Form  des  Stammes 
hd  enthält. 

7:1g  S  oid*  et  x'  ^x^^S  Oividog  Ttatg  ^vxofioio 

fp^rm  i(JU^  vrto  dovQt  vvTcelg  aTto  dvfiov  oUcaat  77  861. 


176     

In  Wahrheit  aber  sind  auch  in  diesem  Falle  zwei  unabhängige 
Sätze  nebeneinander  gestellt:  „wer  weiss!  möge  er  umkommen,  d.  h. 
vidleiekt  wird  er  dach  noch  umkommen". 

vig  d*  cid'  eX  %iv  o\  avv  daifiovi  '9vfidv  oqIvo} 

fioQemdv  0  403  (vgl  den  Optativ  yi  792). 

zig  d*  old\  ei  xe  xai  avvog  uov  xolltjg  im  vrjog 

T^ke  q>lhfjv  aTColrjTai  dXtofievog  äg  tcsq  ^Odvoaevg  ß  333. 

ov  fiäy  old*  ei  ahe  xaK0QQa(pi7]g  dleyeivtjg 

TtQtüTr]  iTtavQrfiLi  xal  aa  nhff^aiv  ifidaow   0  17,  wo  ov  fiav  oida 

bedeutet:  ^yich  hin  noch  unschlüssig,  glaube  aber,  dass  ich  es  thun  werde". 

Schliesslich  bleiben  noch  zwei  Fälle  übrig,  m  denen  die  abhängige 

Frage  anf  den  ersten  Blick  die  einzig  naturliche  Auffassung  zu  sein 

scheint: 

ij  fiivete  T^aiag  a%edbv  ild'ifiev,  ev&a  tb  vijeg 

eiqvcni*  &in^fivoij  noXitfi  ini  9tvl  d-alaaatjg 

oq>Qa  Xdtjv^  ei  x'  vii(JLtv  wtiQOxj]  %ei^a  KqopIwv  J  247. 

TÄy  a'  cMig  nvrjpia^  %v^  aTtoilrj^g  änaraojv 

og>^  idfjg  rpf  toi  xq^^^MH  fpt^iJS  ^£  xa^  evvij  0  32. 
Diese  beiden  Beispiele  haben  das  Gemeinsame,  dass  die  redende 
Person  aus  der  Seele  der  angeredeten  Person  herausspricht.  Der  Satz 
mit  ei  nun  ist  im  Sinne  der  redenden  Person  allerdings  kein  Hoffnungs- 
satz, wohl  aber  im  Sinne  der  angeredeten,  der  er  ursprünglich  ange- 
hört. Mithin  gehören  auch  diese  Sätze  ihrem  Ursprünge  nach  nicht  zu 
den  Fragesätzen. 

2)  Priorisehe  SStxe  mit  ei. 

Die  sogenannten  Bedingungssätze. 

Wir  entnehmen  die  Haupteintheilung  wie  oben  von  der  Beschaffen- 
heit des  Modus.    Man  vergleiche  über  diese  Sätze  Einleitung  S.  72  flgd. 

I.    Der  Conjunctiv  ist  rein. 

1)  Der  Conjunctiv  der  futurischen  Erwartung. 

Im  äauptsatz 
a.  Futurum: 
ei  S  av  rtg  ^Irjov  d'ewv  ivi  oXvortt  Ttovrc^ 
%hqaoimi  iv  üTfjd-eaaiv  e^iov  noXvTtev&ia  &v^6v  e  221. 
iog  "^fielg,  ei  niq  xe  nvXag  xai  leixog  Hx^u&v 
^tj^fied'a  o&evei  pieyahfiy  et^wac  d*  ^%aioi 
ov  ntdofitp  Jtaqd  vav<piv  ikevadfied''  aita  xiXevd'a  M224. 

eX  neq  yaq  ae  utazcMvdvt]  ^  ov  o*  er'  eyotye 
xkaujofiai  iv  lexieacL  X  86. 


176     

Der  Bediügangssatz  steht  nach  in  den  folgenden  Beispielen: 
TovTüf  d*  ov  TtaXiv  avriQ  OTtoiaesov  taxieg  tnnov 
iifiqxa  agf  r/fielojv,  u  /  ovv  ^eQog  ye  gwyrjai  E  258. 
(w  TOI  m  dtjQov  ye  (pilfjg  ano  ncecqldog  aifjg 
eaaerai,  ovS*  et  niq  re  aidi^Qea  diofia^  s^rjoi  a  204. 

Fntorischen  Sinn,    wenn  auch  nicht   futurische  Fonn   hat  der 
Hauptsatz : 

ei  de  xo^Modfievog  %i  ßoüv  oq&oaqai^tap 
v^'  i^eX'Q  oXiaaif  inl  ff  iantüvrai  ^eoi  oXIol 
ßovkofi^  aTta^  TtQog  xvfia  xavuv  anb  dvfiov  oliaaai 
i]  dtjd'ä  OTQevyead'ai  iwiv  h  vrfl(fi  iQijfif]  fi  349. 

Ein  faturischer  Satz,  nähmUch  „was  du  erfahren  wirst"  ist  zu 
ergänzen : 

^sivoi  d*  aXXrjhüv  7t<n(((6tOL  evxofxeS^  elvat 
i^  ddxijgf  et  7t ig  xe  yi^^orc*  eY^ai  IneXd'iav 
^aiqrrpf  iJQwa  a  188. 

b.  Imperativ: 

T(o  i*  orvTCü  lAaqpjQOi  ea%(av 
Tcqog  re  d^eäv  lAOxaqiov  nQog  re  dmfjttHv  äv&Qdmüv 
nat  TtQog  TOü  ßaatJ^og  aTtrpfiogy  el  Ttote  S'  avte 
Xgeid  ifißio  yivtjvai  aeixia  Xotybv  äfivvai  ^  341. 

2)  Der  ConjunctiY  der  allgemeinen  Erwartung. 
Im  Hauptsatz  Präsens  oder  Perfectum: 
et  neq  yaQ  %"  aXloi  ye  TteqinTeivti^e&a  navteg 
vTjvaiv  in*  llqyeuavj  aoi  ff  ov  diog  ea%*  anoliad-ai  M  245  (Hektor 
setzt  nur  den  sehr  möglichen  Fall,  keine  Todesahnung). 

ovdi  Tfdhvde 
eqxofiaij  ei  fifj  nov  %t  7teQiq>q(av  Urp^ekoneia 
il&dfiey  otfvvriaiv  ^  372. 

twv  ff  <w  ZI  fieroTQiftOfi^  ovff  aXeyltfa 
ei  %^  ini  de^P  Xioat  TtQog  ^<3  t*  ^ihop  re 
ü  t'  in^  aqiareqä  M  239. 
ei  ff  QQa  Tig  xal  fiovvog  im  ^fißXijrai  bdlTTjg 
ov  Ti  wnanqvTCxovoiv  tj  204. 
eX  neQ  yaq  %e  xoXov  ye  %al  avTTJfiaQ  xaraTthp]] 
dXXa  %e  tuxI  fistdjtiad'ev  ^ec  xoroiff  oq>Qa  TeXiaay  ^81,  vgL  noch 
a  168. 

fiovyog  ff  et  Ttiq  rt  varfifi 
aXXa  %i  o\  ßQaaawv  te  v6og  XeTtvtj  di  re  lArjtig  K  225. 
Tov  ff  et  Ttiq  %e  IddTjai  TunaTtnj^ag  vnb  d-dfivtf 


177     

dlla  T*  dvixveiixtv  i^hi  efinedotf  X  191,  in  einem  Oleichniss,  wie 
auch  A  116,  M302,  /T263,  4^576,  wo  ebenfalls  der  Bedingungssatz 
nach  steht 

Der  nachstehende  Bedingungssatz  beginnt  mit  xal  üi 

olal  TtBQ  avijQ 

fia^afiivoiai  7tinoi/9^e  tuxI  el  (liya  veixog  o^ai  n  98.  116. 

avTov  d*  Ix^vdq,  OTidTteXoy  fteQifioifiwuHia 

Sehpivag  %a  nvvag  re,  xal  eX  no9i  (i£SCfiv  SXtjai  (jl  96. 

Den  Sinn  eines  Gegensatzes  bekommt  das  ei  neq  in  folgendem 
Falle,  obgleich  es  natflrlich  ursprünglich  nur  „irgendwcmn"  ist: 

ti  neq  yoq  %"  aXkot  ye  wift]  xofiodnfreg  ^A%aioL 
dattgoy  Ttivwaiv,  adv  de  nkeiw  dinag  ahi 
^atf/x*  äg  TtBQ  ifiol  J  262« 

n.    Dem  Gonjnnctiv  ist  %iv  beigefügt 

Bei  €i  mit  dem  Gonjunctiv  und  yth  überwiegt  die  fnturische 
Erwartung  so  sehr  die  allgemeine,  dass  gegen  111  F&Ue  der  futurischen 
Erwartung  wir  nur  einen  der  allgemeinen,  nämlich  A  391  belegen 
können. 

Im  Hauptsatz 
a.  Imperativ, 

a)  der  Bedingungssatz  steht  voran: 

u  x£  ya¥  nifiy/rjg  Sa^rjdova  ovöe  dofioyde 
g>Qdfyo  fiTj  etc.  iT446. 
d  da  x£  Xiaarjai  evofovg  Ivaai  re  xslevijg 

^  di  (f  eil  Ttleoveaai  tot'  iy  deagiöiai  didiyvwv  (i  63,  vgl.  / 136.  278. 
el  lih  x£y  iixi  neivog  ^Xjj  tavcnpdi  %ahujf 
tevxea  avXi^ag  q>eqi%(a  niollag  inl  yf/ag 
el  di  x'  iy(h  zbv  iha^  dcij]  di  fdoi  evxog  ^noUMv 
tevxea  avhjaag  oYam  Ttqovl  ^Ikiay  iQijy  H  77,  vgl.  T  281  und  284. 
ei  di  x€  Xiaaw^i  vfiiag  Xvaai  ve  TceXevw^ 
vfieig  di  nXeSyeaav  tot*  iy  decfidiaL  nieCßty  fi  163. 
%ifi  yvy,  ei  yje  &e6g  TtUQtafieyog  iy&äff  ixtjffai 
lifi  %i  ov  /  dd-ctydzoioi  d^eotg  am%qv  (laxead'ai 
Toig  aXloig'  ärotQ  eX  X£  Jidg  ^vyotrqq  l4q)QodlTi] 
eX^rpf  ig  noXefwyf  vip  /  ovtduev  o^iv  %ahu^  E  129,  vgL  E  132. 
821,  t  503,  a  289,  E  260. 

dioQa  lihy  el  x*  i9iXrfl9a  Tta^oaxif^^y  d^g  i^uixig, 
?  T*  ix^fiey  T  147,  vgl  q  79,  J  395. 

Delbrflek  a.  WindlBch«  «yiiUkt.  Fonch.  1.  12 


178     

el  de  xev  ccv  toi 

ddt]  nvdog  aqiod-ai  iQiydovTtogTtoaig^'HQTjg 

fit]  av  /  ävsvd'ev  ifisio  ItXaUa&at  Ttolefii^eiv  il  88. 
ß)  der  Bedingungssatz  steht  nach: 

fiij  (lot  ndrQOide  aKud^aivefiep^  ei  x«  Ttv^fjai 

eiv  ^'iidoQ  ^€Q  iiiv,  Sri  ^XToqa  8iov  ilvaa  ii  592. 

draQ  avrdg  äxovifiev  bC  x'  i&iXrio&a 

ihjadwwv  (7*  hf  vrjt  d'O^  X^^Q^S  ^^  nodag  tb  /u  49. 
avTaQ  eytbv  inid'ev  neqiddaonai  avTrjQ' 

fit  %h  (f  i^aTcdqxo,  xTeivai  ^  oiTcvlaTtfi  oXid-Qip  \f)  79,  gehört  wohl 
auch  zu '  den  Bedingungssätzen  mit  imperativischem  Hauptsatz ,  denn  ich 
glaube,  dass  so  wie  ich  geschrieben  habe,  zu  interpungiren  ist 
b.  Futurum, 

a)  der  Bedingungssatz  geht  voran: 

ß?  x'  otirbv  yvwio  vrjfieQria  Ttdvz*  ivenovrot 

^aa(o  ficv  xiaivav  q  549.  556,  vgl.  X  99. 

amdq  €fi\  el  x«  d'dvo),  xtegiovai  ye  öioi  ^Axaiol  A  455,  vgl.  ß  220. 

fit  lih  x'  oSü^i  (ievwv  Tq(6(jüv  TtoXtv  afiq)ifidx(Ofiai 

wlevo  fiiv  fiot  voaTOQy  aroQ  xliog  ag)d-iTOv  e(nai  /412,  vgl.  414. 

el  fiev  yoQ  x^  ae  vvv  aTtoXvaofiev  ^e  fied'iofiev 

^  te  xai  varegov  eJad-a  S'odg  eTtl  vqag  l/i%auSjv  K  449. 

fit  xfi  vedieQOv  avdqa  Tcahxia  tb  TCoXld  re  eldwg 

7taQg)dfievog  irceeoatv  iTtovQvvTjg  xaheTtalveiv 

avttfi  (xiv  o\  TtQükov  dvnjQiareQOv  eatai  ß  189  (es  ist  ein  bestimmter 
jüngerer  Mann,  Telemachos,  gemeint),  vgl.  7181. 

fit  di  x'  i^irjg  vtco  ^fi^crt  dafieig  drcb  dvfiop  oleaiXfjg 

ov'Ki%*  eTteira  av  TtrjfHx  ncrc^  etxaeai  jiqyeioiCLv  K  452. 

dovQOTa  ö'  fit  x'  e^ilrjad'a  xal  Sv  xal  ei%oai  dtjeig  ^j 

etnech*  h  ytXialrj  iV260. 

fit  di  xey  äg  eQ^fjg  xai  toi  neid-iavtai  ^%aioi 

yvaiaf]  eneid'*  og  &*  ^yefiovwv  naxog  etc.  B  364,  vgl.  /  604. 

avTog  ö*  fit  n:iQ  msv  dlv^ 

Olpe  noatuig  veXai  oleaag  otvo  ndvrag  eraiQOvg  fi  140  (X  113),    vgL 
^  4%. 

fit  x*  V7t*  efioiye  &edg  da^dafj  lAVtfni^qag  ayomovg 

ovde  XQoqm)  (niaijg  aev  dtpe^ofiai  t  490,  vgl.  t  496,  g)  212,  ©  287. 

^*Hq>aia%*  ei  Tteq  ydq  xey  ^-^^g  XQ^^S  VTtaXv^ag 

oYxTjzai  {pe6yonf,  avrog  rot  iywv  %dde  xlam  &  356. 
Der  cavirende  setzt  seine  Bereitwilligkeit  durch  die  Annahme, 
dass  der  eigentliche  Schuldner  sich  vielleicht  der  Pflicht  entziehen  würde, 
in  ein  noch  helleres  Licht. 


179     

avTog  ff  et  x'  i^ibja'  l^etai  t  520,  ygL  &  142,  S  306,  q  230. 

ei  xh  a*  ovTog  vnfdfFQ  XQeiaaatP  %€  yimrjcai, 

n:iiAtfm  (f  rptai^dB  o  82,  vgl.  q>  338,  Y  138. 

sl  fiiy  x'  cdvfjaoMii,  Jibg  fieydXoio  ^ifutneg 

ctvTÖg  T8  xteyiw  tovq  t'  aXlovg  Ttdvrag  ävci^w 

ei  di  x'  dTtoTQomüici  ^eol,  7favoaa9av  aviüya  n  403. 

ß)  der  Bedingungssatz  folgt  nacb : 

tlbIvov  S  ov  XI  Xlipf  fto9i]  eaaerai,  ei  xsv  oi  oAXoi 
^fisig  oxqwiifieS''*  äfÄwifiev  aiX^loiaiv  £'369. 
Tovro  fih  oSrw  d^  eatai  CTrog,  u  Ttev  eyd  ye 
tfodg  OairpLBüai  q)ikriqh(ioiaiv  aviaata  X  349. 
Tüßy  cnkig  ijC  aixovta  ßitjaerai,   ai  x*  id-ihofii  etc.   q>  348,  vgl. 
/  255. 

äg  dTpf  Tuxt  adv  iyw  Xiau)  iiivog^  ei  %i  fiev  avra 
OTTjug  P  30. 

fidXa  TOI  nexoXdaofiai^  et  x£  reXaaajjg 
Tovto  enog  V  543,  vgl.  N  829. 

oöiaiv  d*  oqyS'aXfÄdlaiv  in:6tpeaiy  et  x*  id'iXrjad'a  v  233,  vgl.  ai  511. 
aXXa  fioi  alvov  axog  cid-ey  eaaerai  ai  MeviXae 
et  %e  &ayt]g  xai  TC&tfxov  dvaTcXrjafjg  ßiaroio  J  170,  vgl.  %  345. 
ov  yccQ  iyw  o^  enTtayXov  deiTUW,  et  xev  ifiol  Zevg 
d{ät]  xofifiovlriPy  aijv  3i  tfnjxijv  atpiXta^aL  X  257,  vgl.  JT  500. 

cnrvaQ  u^xcciol 
XQiTcXji  xetqaTtX^  %^  aTtorlaoi^eVy  et  xi  jto&i  2^evg 
ddiai  TCoXiv  TQoiiav  evreixeov  i^aXaTta^ai  A  128,  vgl.  Z  527,  v  358. 

xig£  otv  a*  iq>^  veaai  xvveg  raxieg  yunidovrat 
oTav  OTT*  ovd'QciTtafP,  cfßg  evQefpegy  et  x€v  IdnolXtav 
fjfiiv  iXrixrjai  q>  363. 

xovtfp  iih  yaq  xvdog  ol(jC  Stperaiy  ei  xep  Idxaiot 
TQäag  dTjdaaHnv  tXuHjL  %e  ^IXiov  Iqrpf  J  416. 
cnifiov  ^  dqeTfjv  diaelaetai,  ei  nH  ifiov  eyxog 
lAeiyjß  iTtedXOfievov  0  536,  vgl.  A  315. 
Der  Bedingungssatz  beginnt  mit  ovff  el: 

ov  yoLQ  er*  aXXw 
f^niop  wie  av€tx%a  xi%rfiO{miy  STtTtöa^  iniXS'W 
cAff  et  xev  nceTQdg  xai  fifjfriqog  aviig  ixwfiai 
olxßv  $  138. 

Der  Hauptsatz  hat  Frageform: 
Zev  TtateQj  ^  ^  xi  fioi  xexoXüiaeaiy  et  xev  ^Jdqirfx 
Ivyfäg  TteTtXrffvia  nax^jg  i^otftodlwfiai  E  763,  vgl  JT  32,  x  325. 

12* 


180    

Abhängige  Infinitive  Futuri  im  Hauptsatz: 

äXka  fuv  oi(ü 

he  xoXov  aqyaXioio  furaoTQetl^  qdlov  fjfiOQ  K 107,  vgl.  M71,  £351, 9)73. 
Präsentia,  die  eine  dem  Futurum  ähnliche  Bedeutung  haben,  stehen 
im  Hauptsatz: 

äg  xai  iyd  fiiya  nijfia  niqKxvanofiaiy  ei  xe  v6  %6^ 
ivTttvvajjg  q>  305. 

€1  di  x£  alvfjai  tovs  toi  tSKfiaiQOfn^  okeS'QOv  l  112  {fi  139). 
Ein  Futurum  ist  im  Hauptsatz  zu  ergänzen: 

nartiQ  d'  ifjidg  akXoQ-i  yaitjg, 
J^diei  o  y  rj  Ti^hrpua'  xcncöv  di  fie  nolX  dnoiivuv 
huxQUff  ei  x'  avvdg  eywv  ano  fiT/piga  nifixpia  ß  131. 

fiiya  fiiv  xcmoVy  ei  xc  ipißwfiai 
Tthj&vv  voQßi^ag,  to  de  ^iyiov^  et  xev  aXbm  A  404. 
aol   hißrjy    ei  %iv   %i   vixvg  yaxvfifiivog    cX*g    2  180,   vgl.    278, 
0  499,  0)438. 

c.  Conjunctiv: 

a)  der  Bedingungssatz  geht  voran: 
el  di  xe  fiij  dmjaiVj  eyto  di  xew  avvdg  SiMfiat  A  131  und  324. 
ei  xi  %vi  tje  ßoäv  dyihjv  tj  nuiv  fiif  oiäv 
^QWf^eif,  fuj  Ttov  Tig  draoS-aXiTjai  xaxffJiv 

^  ßovv  f/i  ti  fiijlov  änoxscnffj  fi  300.    Femer  mit  fiiqi  P93  und  94, 
e  466.  471,  e  417. 

ß)  der  Bedingungssatz  folgt  nach: 
fi'fj  7t (og  xai  KQoyldfjg  x^ohaaerai^  et  xe¥  ldxilXm)g 
%6vde  xataxTelvg  Y  302,  vgl.  ß  102. 
vvy  de  aev  eivexa  devQO  xcrr'  OvXv^noio  Ixdyw 
fiij  Tttog  iioi  fierineita  %oXviaeai^  ei  xe  aiwft^ 
oixtofiai  TtQog  dtSfia  ßa&vqqoov  ^Sixeavoio  iH311. 
aXka  fiiv\  oq)Qa  xi  toi  fiekitjdia  oivov  ivelxto 
wg  anelarjg  ^u  na%qi  xai  aXloig  ä&avdtoiaiy 
nQ&roVj  efteiTa  di  x*  autdg  binjaeai^  eixe  nlrjad'a  Z  260,  vgL  e  169. 

Der  Conjunctiv  ist  umschrieben: 
ei  ydq  x'  iv  viaay  ye  naQe^eldatjod'a  duixiop 
ovx  ead-\  8g  xi  a*  tkrfli  fieraXfiet^og  V344. 
d^  Optativ  mit  xiv  oder  av: 

a)  der  Bedingungssatz  geht  voran: 
ei  di  xep  ivraifvato  dio'iatevato  ve  atdi^qov 
cni  xi  fiOi  Ajnyü^iiHfi  %ade  dwfuna  noivia  fujrtjQ 
lelnoi  9  114. 


181     

rag  ei  fiiv  x*  äaiviag  iaqg  vootov  %b  fiidtjai 

yuxl  x&f  «r*  sig  I&cnajy  xonui  naq  itaa%<nf%eg  txoia&e  il  110,  /x  137. 

^  di  7ce  evTrloitp^  ddij  xXvtog  eivoaiyaiog 

ijfjuni  yfjof  TQiTOTif  O^Lrpf  iQißüßXov  ixoifitjv  I  362. 

el  liiv  Ksy  natqog  ßi(nov  xai  voaray  axovaa) 

tj  1^  av  VQvxofiepog  naq  m  xXalrjv  hiovrov  /}  218,  vgl.  a  287. 
ß)  der  Bedingungssatz  folgt  nach : 

^  x£  aq>iv  deiloiai  yocv  mxraTtavfia  yevoi^irpf 

€v  xew  iyw  %Bq)akrj^  %e  TSfjy  tuu  Teixs^  eyeiTtag 

Hiy&fp  iv  xBtQeaat  ßaha  xat  0^6vxu5l  dir]  P  40. 

aXk^  eti  fi&f  xe  xai  äg  xaxa  Ttsq  Ttaaxnvrsg  txoia^e 

ei  nC  ed'iXfjg  üov  9v^av  i^uxaxeeiv  xai  eTcuQünf  X  105,  vgl.  J  98, 
N  380,  ß  688. 

Der  Bedingungssatz  beginnt  mit  ovd*  el: 

tog  oix  eaS'\  og  oijg  ye  xvvag  x£q>aX7]g  änalahioi 

ovif  ei  xev  dexayug  Te  yuxi  elxoaivi^Qiv*  anoiva 

(nrflüHf  iv&aä*  ayovteg,  vnoaxatvrat  de  xai  aiXo  X  350. 
e.  Ein  Tempus  Präsens: 

iitei  ovä*  ifie  &vfidg  avtaye^ 

Ctaeiv  ovd*  avdqeaai  fietififievaiy  ei  ,xe  fiij^ExTiOQ 

TtQWTog  ifi(p  VTto  dovqi  TVTteig  Atco  &vf4dv  dleaof] 

IlatQoxXoio  S*  thaqa  MevoiTiadecj  äftotiay  S  92. 

aed'ev  ö*  iyut  oix  äleyit^ü) 

XOfOfihnjg^  ovS*  et  xe  ta  velara  TteiQaff^  %xt]ai 

yairjg  yuxi  novroto  0  478. 

aldeofiai  TQßag  xai  TQfpadag  eXxeameTcXnvg 

a  xe  xjaxog  äg  voatpiv  aXvaxal^w  noiifwio  Z  443. 
Das  einzige  Beispiel  einer  allgemeinen  Annahme  bei  d  xkv  ist 
schon  erwähnt.    Es  lautet: 

T]  T*  aJltag  vTt*  ifxelo  xoi  el  x  oXiyov  neq  inavqji 

o|t;  ßeXog  niXerai  jI  391. 

in.    Dem  Conjunctiv  ist  av  beigefügt, 
welches  mit  d  sehr  häufig  zu  y^  verschmilzt 

Im  Hauptsatz 
a.  Imperativ,  wobei  der  Gonjunptiv  immer  im  Sinne  einer  futu- 
rischen Erwartung: 

rpß  de  tig  Hj  atayax^g  tje  xTurtov  höav  onwiarj 
avd^wv  TifAeteqoiGiv  iv  Mqxeaiy  fitj  Tt  -^vgoCfi 
ftqoßhaoxBiV  q)  237.  383. 


182     

ei  de  ^  aTifii^ovat  dofiov  xoro,  adv  de  q>üuov  xijq 

tetlarto  h  av^eaai  tutxdig  naaxorsog  ifielo* 

rp  Tteq  aal  diä  dwfia  nodäv  Shuaai  -Svga^ 

rj  ßileaiv  ßaiX(oaij  av  3*  ügoqoiov  wi%ea9at  n  274  (so  zu  interpnngireii). 

b.  Futamm,   wobei   der   Conjunctiv   immer  im    Simie   einer 
fätarischen  Erwartung: 

Tpf  y&Q  di^  (48  aowai  d-eoi  ycai  oiimiF  Hxwficu 
nfjlevg  •9iqy  fiov  enuxa  ywdhua  ya  naaa^ai  avvog  I  394,  vgl.  X  487. 
rpf  7t€Q  yoQ  x'  id-eJUoaiv  H&qovov  ijä  fUfiveiv 
(w  %l  fie  vixrjaovat  a  318. 

u  3*  av  ifAol  vifiijv  ÜQlafjiog  Ilqiafioio  t£  näiöeg 
viveiv  oim  id'Bhaaiv  ^AXß^dqoio  neaovrog 
avtOQ  iyw  nai  enu%a  ficexi^aofiai  eXvena  fcoiv^g  F  289. 
fiSHov  vq>^  fivwjüV  elw&oTi  nuifiTtvlov  oQfia 

OiaeTWt  ei  neq  av  ahe  q^ßw^ie^a  Tvieog  viov  E  232,  vgl.  E  225, 
X  55,  ^  90,  O  504. 

av  mid  xiv  sind  vereinigt: 
oij/eai  ijv  id-iktiaS-a  xai  ei  xiv  rot  vä  fiefii^hi  J  353,  /  359. 

c.  Optativ: 

nf^  viv  %ug  vnexqwyoi  ainiv  oled'QOv 
fjv  Ttwg  i^anmig  eXSi]  ävifioio  dvekla  /i  288. 

d.  ein  Tempus  Präsens 

a)  der  Gonjmictiv  im  Sinne  einer  fdtnrischen  Erwartung: 
fpf  yotQ  dtjdvvfjad'a  xoqvaadfievog  naqa  7ti%qjj 
delöw,  fiij  if  i^avTig  iq>0Qfii]9ei0a  Tiixrjai  fi  121. 
ovff  fjv  ev9^  cupUriai  oiMfiivtij  cni  aev  iyw  ye 
axi^fiivfjg  aUyto  Q  482. 

ß)  im  Sinne  einer  allgemeinen  Erwartung: 

draQ  rjfv  nate  dacfiog  intjrai 
aoi  t6  yi^ag  tcoÜ)  fiet^ov  A  166. 

%ov  ^drciog  eü%i  neQijaai 
Tte^ov  lovi?  fjv  iirj  %ig  exj]  eveqyia  vija  l  159. 

[ioXa  yaq  %e  %a%ea9leiy  ei  neq  av  avTov 
aeviovtai  tax^eg  te  xiveg  d'dUqol  t*  aV^riol  F  26. 

^ETteL 

ist  höchst  wahrscheinlich  aus  ini  und  el  entstanden.    Das  ^Tti  gleich 

Sanskrit  dpi  dürfte  mir  noch  einmal  die  Zusammengehörigkeit  der  Sätze 

ausdrucken  (vgl.  Gurtius  Grundz.^  249).    *E7tei  steht  nur  in  priorischen 

"-«n.    Wir  scheiden  wieder  den  reinen  Conjunctiv  von  dem  CSonjunc- 

ih  und  av. 


183     

L    Der  OonjunctiT  ist  rein. 

Mir  liegen  nur  zwei  Beispiele  vor.    In  ihnen  steht  der  Conjunctiv 
im  Sinne  einer  allgemeinen  Erwartung. 
Im  Hauptsatz  gnomischer  Aorist: 

6  (seil.  VTtvog)  yotq  t*  inihiaev  andvTüty 
ia^lüy  '^di  wxnuav^  inet  oq  ßlitpaq^  afiq>vmki\pTi  v  85. 

e^BiTtB  di  veixog  ^4xau!iv 
^la  fiaX\  WS  Ste  tiq  'kpdfiad-ov  nalg  ayxi  d'alaaatig 
OQ  T*  iftei  ovv  non^  a&vQfictta  vijrtiifjaiv 
Sxp  avrig  awi%eve  Ttoatv  xai  x^Q<fi^  d&vQiav  O  361. 

IL    Dem  Conjunctiv  ist  xiv  beigeffigt. 

1)  Der  Conjunctiv  der  futurischen  Erwartung: 
Im  Hauptsatz  steht: 

a.  Imperativ: 

evayyiJUov  di  /aoi  etno) 

ovtiyC  inei  x£v  neTvog  iwv  ra  &  ddfiaS'*  %%rp:m  f  154. 
aJltaq  dt]  q>(j(xCßa9'B  aatoaifiev  ^viox^a 
axp  Javaiav  ig  ofiiloVf  inel  %'  Bcüfiev  noKifioio  T  402. 
avtäq  iftei  xe  qxnjj  xaA^  ^doddii7n)log  ^Hwg, 
xaQTtakififog  Ttgo  veäv  ixifiev  Xaiv  te  xal  tnTtovg  1 707.    Man  ver- 
gleiche noch  Y  337  und  0  534,  wo  ebenfalls  Imperativische  Infinitive. 

b.  futurische  Wendungen: 

xteyiec  de  fie  yviivov  eovta 
(wt(og  wg  Te  ywäina,  inel  x'  dno  teixeot  dua  X125. 
ovraQ  inei  x  oloölo  veraQTtwfiead'a  yooio 
HftTtovg  Xvadfievoi  öoQn^aoiieif  iv^dde  ndvceg  V 10. 
Der  Satz  mit  inei  steht  voran:  Z  83,  folgt  dem  fiiturischen  nach 
3  121.  281,  X  68.  509,  q  22.    Er  schliesst  sich  an  einen  abhängigen 
Infinitiv  des  Futurums: 

^  %i  /AiV   010} 

noXltt  fietaidttvaea^aij  Inet  x'  aTto  hxbg  ohjzai  A  764,  vgl.  a  150 

ovoe  ae  qnjpii 
8rpf  Sxlavtov  eaea9ai  inel  x'  eJ5  ndvca  Ttvdtjai  d  494. 

2)  Der  Conjunctiv  der   allgemeinen  Erwartung  (Voraussetiung), 
wobei  im  Hauptsatz  Präsens  oder  gnomischer  Aorist  steht: 

iyü)  ff  oUyop  te  g>lXov  ve 
^W>1^^  ^^^  ^^^  ^^$9  ^^^^  x^  xcr/ioi  nolefiV^afv  A  173. 

ta^ßeij  inei  xߥ  Ttgikov  iaiC;rp:m  Xa^ov  dvdQÜv  N  285. 


#^ 


184     

aJiX  inl  Ttäai  vid-sytaij  ind  %ß  tiwaoi  tondjeg  9  554.    Maa  ver- 
gleiche noch  H  410,  l  221. 

In  Gleichnissen  stehen  die  folgenden  Belege: 

(og  %ig  T€  lifoy  anb  ^eacavXoio 
og  T*  Inu  aq  x£  nuuiirfli  ncvvag  %  avdqag  t*  iqed-tCfiw  etc.  P658. 

ovdi  %i  9v(jufi 
vaQßei  aide  q)oßeiTcci,  imei  ncev  vhxyfiov  okovüjj  0  575.    Man  ver- 
gleiche noch  B  475,  ff  5,  /  324,  (o  7. 

m.    Dem  Conjunctiv  ist  av  beigefügt 

^Emet  av  findet  sich  nur  Z  412,  sonst  immer  das  aus  ind  av 
durch  die  Mittelstufe  inejav  entstandene  irti^. 

1)  Der  Conjunctiv  der  futurischen  Erwartung: 
Im  Hauptsatz  steht: 

a.  Imperativ: 

zw  fiiv  irtrjv  d^  7cq&ca  yunewrj^ima  lötjO&e 

mal  t6%*  i7t€i&*  ifÄiv  fiekerü}  nd^og  te  ßirj  ve  8  414. 

avtoQ  imrpf  to^ov  reei^aevai  tjöe  Xdr[tai 

SXhjv  d^  Tiv'  eneiva  lA%auddwv  evTtiTtXtay 

livaa9fo  q>  159. 

auvaQ  impf  fAytjat^gag  hi  f^aQoiai  veoiai 

Tcceivfjg  ^i  doltp  ij  afiqKzöov  o^ii  xceAxfi 

l(^€(r^at  d^  €7t£iTa  laßdfy  evtJQsg  igeriiov  X  120.  Ganz  gleich  ge- 
bildet, nämlich  mit  avwoQ  iTtrpf  im  Tordersatz  und  dem  imperaüvischen 
Infinitiv  im  Nachsatz  sind  ausserdem:  0  147,  IL  453,  a  294,  a  348  (?), 
5  297,  X  526,  0  37,  o  270,  %  440. 

Der  Satz  mit  intj^  steht  nach: 

alXu  ftaUv  TQWTtaa^aif  inrpf  q>dog  h  n^eaaiv 

»ijUg  n  96. 

b.  JFuturische  Wendungen: 

av  yaq  er   aAj.7j 

eüvcci  dixiatta^,  inai  Sy  av  ye  mdtfioy  iTtlanrjg  Z412. 

ali^a  S*  ilevaofiai  aurig  intp^  ev  %oig  inafivvo}  M  369,  N  753.  Man 
vergleiche  noch  J  239,  /  358,  W  76. 

oivaQ  iTtrpf  Ttiaag  nefiTtdaaetai  ^i  Xdrjtai 

li^etai  h  fiiaarjai  vofievg  Sg  ftdeai  fn^Xanf  d  412,  wozu  man  ver- 
gleiche Si  185,  e  363,  /i  55,  |  515  (vgl  0^338),  %  219. 

Futurischen  Sinn  muss  man  auch  in  folgenden  Wendungen  aner- 
kennen: 

alaa  yäq  tjv  änolea'9'ai,  imrpf  Ttohg  aiiq>i%alif^fij 

dovQareov  idyav  trtTtov  9  511. 


185     

ToJv  d^  aiXanf  ov  x^og,  ifcrpf  o5t6g  ye  Tcitjtjaiv  %  254. 
rfi  ^€(o  fzera  a*  avtig^  impf  sv  Tolg  initellw;  K  63. 

2)  Der  Cionjunctiv  im  Sinne  einer  allgemeinen  Annahme: 
ov  fiep  yoQ  Tig  Ttdfmcav  aydwfxoq  iat^  av^qiiTtfav 
ov  yuxxog  aide  fdv  ia9X6gj  irtijv  zä  nfj&ca  yivr[uai,  9  553  vgl.  Z  489. 
fj  xf'ifug  iari  ywaixog^  €7tfjp  noaig  aXXod'^  ohp^ai  ^  130. 
^v  T*  EvQog  wneTtti^ep,  inipf  Zeqwqog  wncexsvy  t  206. 
(ig  ff  (h^  By  ayQctvXoi  ftoqug  Tteqi  ß&vg  dyelalag 
eJLS-avaag  ig  xonQoy,  impf  ßavdvtjg  xogiatawaij 
naaai  Sfda  anuxlqovatv  iyavxlai  x  41 1.    Man  vergleiche  noch  T  223, 
1 192,  T  515  (die  beiden  letzten  mit  ovzolq  inrpi). 

IIqIv, 

üeber  die  Etymologie  von  ftQiv  vergleiche  man  Gurt  ins  Orond- 
zöge^  267.  Es  steht  dabei  immer  der  reine  Gonjunctiv.  In  einem 
FaJle  wenigstens  ist  der  Satz  mit  rcgiv  dem  vorhergehenden  seinem 
GedaDkenwerthe  nach  nur  beigeordnet,  nämlich: 

ov  ydq  Tt  nqrj^eig  äxaxij^cvog  vlog  e^g 

ovdi  fuv  ävavrfjBigy  nqtv  xal  xoxov  aUo  nädTjoS'a  „eher  wird  dir 
sdbst  ein  Unglück  passiren"  Ü  551. 

In  den  übrigen  Beispielen  erscheint  der  Satz  mit  7cqiv  seinem 
Gedankenwerthe  nach  als  Vorbedingung  für  das  Eintreten  oder  Nicht- 
eintreten des  durch  den  Hauptsatz  Ausgedrückten.  Es  hat  also  tzqIv 
seine  Stelle  nur  in  priorischen  Sätzen. 

Im  Hauptsatz  steht: 

a.  Imperativ: 

dlla  av  fiiv  fiiq  mo  xaradvaeo  iAÜh)v  Z4qrjog 

TtQiv  /  iiAB  devQ'  iX&ovaav  iv  6q)d'aXfi6iaiv  idrjai  2  135. 

In  den  beiden  folgenden  Sätzen  ergiebt  sich  bei  der  Zurückfuhrung 
auf  die  directe  Bede  ebenfalls  ein  Imperativ: 

^  yäg  uixiXMg 
TtifutiOP  fC  (aS*  imereXle  fielaivdwv  and  vrpüv 
f£^  TtQiy  mi(iavhiv  TtQiv  dtadexarrj  fioXfj  i^g  iQ  781,  vgl.  ^190. 

b.  Futurum: 

c3  q>lloiy  ov  ydq  ma  xaTadva6fie&'  axrufieifoL  neq 
eig  Ididao  dofiovg  nqiv  fiOQüifioy  ^fiag  inih^  x  175. 

Ein  Infinitiv  Futuri: 

cv  yaq  fiiv  TCQoad'ev  nctvcead'ai  oi(o 
TÜüav&iAOv  %e  atvyeQolo  yooio  ze  daxQvoevTog 
TtQlv  y*  avTov  fie  üijvat  q  7. 


c.  FrSseus: 
TtQtv  y  Irt  aijs  ctXöxflv  Jtei^rjami  v  335. 


B.    Der  ConjunetiT  in  Fragesätzen. 
Cap.  IV. 

üeber  die  Fragesätze  ist  Einleitung  Cap.  VII  (Seite  74  —  79)  ge- 
bandelt. Gemäss  der  dort  vorgenonmienen  Erörterung  theilen  wir  die 
Fragen  in  Bestätigangs&agea  einerseits  ond  Verdentlicbongafcagen 
andererseits. 

L    Bestatigangsfragen.      ' 

Ans  dem  Sanskrit  sind  mir  keine  hierher  gehörigen  Sätze  zur 
Hand.  Im  Griechischen  finden  sie  sich  häufig.  Bei  Homer  sind  sie 
gewöhnlich  durch  die  Partikel  ^  eingeleitet,  die  Bekker  in  diesem 
Falle  mit  dem  Acut  versieht;  ^  (vgl.  darüber  Einleitung  Seite  77). 
Doch  steht  K  62  eine  an  eine  Terdeatlicbungsfrage  sich  anschliesseude 
Bestätigungsfrage  ohne  ^: 

niäg  yäf  /40t  (iv&<fi  ifiitiilea^i  ^Öi  XElevEig; 
Ctv&i  ftevtu  fteia  voiOiv;  etc. 
'H  findet  sich  in  einer  einfachen  Frage : 

düLil'  SyE  (tot  z6Se  EiJte  xai  ai^sx^iog  xaiale^ov 
ij  xal  jiaiqfiri  avrijv  odov  ayysiag  eK^ot  n  137. 
In  einer  einfochen  Bestätignngs&age,  die  steh  an  eine  Verdent- 
lichnngefiri^e  anschliesst: 

jirj  yäfi  iyta  ffÄXe  zixmv  loi ;  reü  Si^futi'  txto/tai 

av6^v  tX  xpovo^  I&äxTjv  xäta  xoi^aviovatv ; 

^  tSvg  a^g  ftrfTQog  tut  xai  ooio  üö/toto;   o  509, 

obwohl  man  das  ^  an  dieser  Stelle  auch  als  „oder"  auffassen  könnte, 

ebenso  wie  ip  193. 

Das  eigentliche  Gebiet  von  ^  sind  die  Doppelfragen.    Ich  bemerke 
nur  vorflbergebend ,  da&s  ein  unterschied  zwischen  sogenannten  abhän- 
gen und  unabhängigen  Fragen  hier  in  keiner  Weise  sprachlich  ansge- 
drficfet  ist  and  führe  zunächst  die  Doppelfragen  in  erster  Person  an: 
av  di  (tot  vTjfisgrig  ivianeg 
^  (Uf  aTioxrelM»,  ei  xe  x^taaiM  ys  yivoifiai 
^e  aot  iv^äi'  Sya,  tv"  vTie^ßaaiag  anofiaji  %  166. 


187     

oAJl'  ein^  1j  atpüiv  yunaXvaofjLev  widaq  tfCftovg 
^  aXlofp  nifin(Ofiev  huxyifi&f  d  28,  vgl.  J  15,  JT437,  t  524. 
In  solchen  Doppelfragen  findet  sich  anch  niv  beim  Gonjnnctiv, 
das  uns  bis  jetzt  in  den  Fragesätzen  nicht  begegnet  ist: 

g>faaa6fia9^  ij  x£  vBtifAB&^  iqi*  i^/uire^'  ^  xe  fiirtofiev  1 619,  vgl.  N  742. 
Bei  der  dritten  Person  sind  zwei  F&lle  zu  unterscheiden,  indem 
nämlich  entweder  die  dritte  Person  ursprünglich  ist ,  oder  auf  die  erste 
zurück  geht. 

Fär  den  ersten  Fall  fahren  wir  an: 

IJi:rfik  ti  dovQioy 

vßi  Tttncna^eivag  h^aqa  ßqatoevta  g>i^ai 

vijag  im  yXagwQagj  ij  iuv  a^  öovqI  dctfii^  X  245,  vgl.  Jl  650. 

Für  den  zweiten  Fall: 
fifp^Qi  i*  ifi^  ii%a  &vfi6g  hl  q>qBal  fAeqiiriqlJCßt 
ff  avTOv  TcaQ^  ifiol  te  ixivQ  nuxt  doi/ua  xojtii^ 
eitnjv  T*  aldo^ihvi  noaiog  drifioio  t€  ff^iaiv 
^  f/dt;  Sfi'  %n7[tai  l4%aiüv  og  mg  Sqiatog  etc.  7t  73. 

n.    Verdeutlichnngsf ragen. 

Wh-  ordnen ,  um  die  Veränderung  des  Orundbegriffs  zur  Anschau- 
ong  zu  bringen  (Einleitung  Seite  76  flgd.)  nach  den  Personen. 

a.   Erste  Person. 
Sanskritische  Beispiele. 

sä  ho'  väca  videghö  mäthaväh:  „kvä'  'häm  bhaväni'  'tyP  äta  evä 
te  präcfnam  bhdvanam  fti  „der  Videgherkönig  Mäthava  sprach:  „wo 
soU  ich  Ueiben?  von  hier  östlich  sei  deine  Wohnung  ^^  (ist  die  Antwort) 
QaiBr.  1,  4, 1,  17.  kim  etä'  väcä'  krinavä  tävä'häm?  „was  söU  ich 
thun  mit  dieser  deiner  Bede"  (^at.  Br.  11,  5,  1,  7.  kadä'  nv  äntär  värune 
bhaväni,  kfm  me  havyäm  ährinäno  jusheta  (Optativ)  kadä'  nqrilikäin 
samänä  abhl  khyam  „wann  werde  ich  in  Varuna  eindringen,  was  fiir 
ein  Opfer  von  mir  möchte  er  wohl  gnädig  aufnehmen,  wann  werde  ich 
ruhigen  Oemüthes  Gnade  schauen?''  BV.  7,  86,  2. 

k6na  mahä'  mänasä  riramäma  „mit  welcher  grossen  Andacht  sollen 
wir  sie  erfreuen?''  BV.  1,  165,  2.     kathä'  rädhäma  sakhäyah  stömam 
miträsyä  'ryamnäh  „wie  werden  unr  bereiten,  o  Freunde,  einen  dem  ' 
Mitra  und  Aryaman  gebührenden  Lobgesang?"  BV.  1, 41, 7,  vgl.  5, 41, 11 
and  16,  in  welcher  letzteren  Stelle  der  Optativ. 

kathö  nü  te  pari  caräni  vidväh  viryä'  maghavan  yä'  cakärtha,  yä' 
CO  nü  nävyä  krinävah  ^avish^a  prM  u  ta'  te  vidätheshu  braväma  „wie 


188     

kann  ich  mit  dem  Geeiste  umwandeln  aUe  Heldenthaten,  die  du  o  Mäch- 
tiger  völlbrackt  hast?  die  neuen,  die  du  vMringen  wirst,  die  uxUlen 
wir  hei  den  Opfern  preisen''  RV.  5,  29, 13. 

Griechische  Beispiele. 

MevroQ  Ttaig  t'  Sq'  lu,  Tt&g  %*  Sq  TtQogTtrv^ofiai  avzov  y  22. 

7C^  yaq  iyd  (pile  rixvop  X(o ;  t€V  dwfior'  ixfofiai  o  509 ,  wohl  auch 
V  203. 

w  fioi.  iyw,  tI  ftdd'w;  was  wird  mir  passiren?  A  404,  £  465 
(Bäumlein  Unters.  183)  vgl.  e  299. 

Ein  negativer  Sinn  kommt  in  folgende  Frage: 

TTccig  r*  of^*  tcd  xoTcr  fdwlov  „ich  kann  unmöglich  in  den  Kampf 
gehen".  Der  Grund  wird  angegeben  in  den  folgenden  Worten:  ej^nvai 
de  T€vxe'  heivoi  5  188  (vgl.  Einleitung  Seite  77). 

b.    2!weUe  und  drüte  Person. 

Voran  stellen  wir  diejenigen  Sätze,  in  welchen  die  Frage  einen 
ermunternden  Sinn  hat. 

Sanskritische  Beispiele. 

kadä'  gachätha  maruta  itthä'  vipram  hävamänam  „wann  o  Maruts 
werdet  ihr  hierher  kommen  eum  rufenden  Sänger?''  (des  Sinnes:  kommt 
doch  ja  recht  bald!")  BV.  8,  7,  30,  vgl.  8, 13,  22  (Einleitung  Seite  77). 
kd  imäm  nä'hushishv  &'  Indram  sömasya  tarpayät,  sä  no  väsfiny  ä' 
bharat  „wer  tinter  den  Nahushas  ersättigt  den  Indra  an  Borna?  er 
(Indra)  urird  uns  Schätze  herbeibringen"  (des  Sinnes:  ,, ersättige  doch 
einer  !'^  Sämaveda  1,  190. 

Besonders  deutlich  ist  der  ermunternde  Sinn  in  solchen  Sätzen 
mit  ku^id  (vgl.  Einleitung  Seite  77 — 78),  welche  ihrem  Gedankeninhalt 
nach  untergeordnet  sind.  Die  Umschreibung  des  kuvid  durch  damit  ist 
an  der  angezogenen  Stelle  der  Einleitung  gerechtfertigL 

Wir  ordnen  diese  Sätze  mit  kuvid  nach  ihrer  Stellung  zum 
Hauptsatze : 

1)  Der  Satz  mit  kuvid  schliesst  sich  an  einen  vorhergehenden 
Hauptsatz  an: 

täm  indra  mädam  &'  gahi  barhihshthäin  grävabhih  sutäm,  kuvln 
nv  äsya  tripnävah  „eu  diesem  Trank  komme  heran,  dem  auf  der 
Opferstreu  stehenden,  mit  Steinen  gepressten,  damit  du  dich  daran 
ergötzest"  (eigentlich:  „wirst  du  dich  wohl  daran  ergötzen?'^  BV.  3, 
43,  2.  fndram  sömasya  pitäye  stömair  ihä  havämahe,  ukth^bhih  kuvid 
ägämat  „den  Indra  rufen  wir  zum  Trinken  des  Soma  heran  durch 


189    

unsere  Gesänge,  damit  er  um  unserer  lAeder  willen  komme  ^^  BV.  3, 42, 4. 
Qävam  nü  stömam  agndye  diväh  fyenäya  jijanam,  väsvah  kuvld  vanä'ti 
nah  „ein  neues  Lied  habe  ich  dem  Agni,  des  Himmds  Falben  erzeugt, 
damit  er  um  des  Gutes  scJienke''  BV.  7, 15,  4,  vgl.  2,  35,  1.  6,  23,  9. 
8,  26, 10.  8,  85, 10.  Auch  die  Verse  3,  43,  5  und  8,  80,  4  sind  an  die 
vorhergehenden  in  derselben  Weise  anzuschliessen. 
2)  Der  Hauptsatz  steht  nach: 

cod4h  kuvft  tutujyä't  sätdye  dhlyah  9ucipratikam  täm  ayä'  dhiyä' 
giine  „damit  der  Begeisternde  meine  Gehete  etMr  ErßUung  befördere 
(Conjunctiv  des  Causativums) ,  preise  ich  ihn  mit  diesem  Gebete''  BV.  1, 
143,  6,  vgl  2,  16,  7. 

Andere  Fragen  zweiter  und  dritter  Person,  in  denen  der  auffor- 
dernde Sinn  nicht  mehr  so  deutlich  ist: 

käs  tokäya  kä  ibhäyo'tä  räy^'dhi  brayat  „wer  wird  IWbitte  ein- 
kgen  für  Kind  und  Gesinde  und  Habe?''  BV.  1,  84, 17  (vgl.  1,  84, 10 
bei  Kuhn  E.  Z.  15,  415.  Als  Antwort  ist  zu  suppliren:  „die  Priester'' 
vgl  Benfey  Or.  u.  Occ.  2,  246).  Man  vergleiche  noch  6,  47,  15. 
4,  43,  1.  kö  devayäntam  a9navaj  jdnam  „wer  kommt  dem  frommen 
Manne  gleich?"  BV.  1,  40,  7.  kö  addhä'  veda,  kä  ihä.  prä.  vocat  „u^er 
fürwahr  weiss  es,  wer  kann  es  sagen?"  BV.  10,  129,  6.  äpäma  sömam 
amritä  abhümä"  ganma  jyötir  dvidäma  deväb,  kfm  nünäm  asmäii  kri- 
navad  ärätih  „wir  haben  Soma  getrunken,  sind  unsterblich  geworden, 
in  dcts  Licht  eingegangen,  haben  die  Götter  gesehen,  was  kann  uns 
jdgt  die  Missgunst  thun?"  BV.  8,  48,  3,  vgl.  10, 10, 11. 

Qriechische  Beispiele. 

Im  Griechischen  scheinen  conjunctivische  Fragesätze  dieser  Art 
in  der  zweiten  und  dritten  Person  selben  zu  sein.  Mir  sind  nur  zur 
Hand: 

ä  fwi  iyti,  %i  Tta^to,  xL  vi  fia  fn^xiata  yhrjcai  e  465. 

ä  fioi  iyco  deiXog,  %i  vi  fioi  fii^Tuara  yhrjftai  e  299. 

ndig  tlg  toi  7r^q>QWV  ineaiv  nei&rfcai  Idxaiwv  ^  150. 


OPTATIY. 


A.    Der  Optativ  in  Aussagesätzen. 

Gap.  L 

Der  OptaÜT  In  HauptsStzen. 

Der  Optativ  in  Hauptsätzen  ist  Einleitung  Seite  25  flgd.  erörtert 
worden.  Daselbst  ist  gezeigt,  dass  der  Optativ,  ebenso  wie  der  Con- 
junctiv  nach  dem  Grade  der  subjectiven  Erregung  in  zwei  grosse 
Gruppen  zerfällt.  Die  erste  nennen  wir  Optative  des  Wunsches, 
die  zweite,  aus  Mangel  an  einer  besseren  Bezeichnung,  abgeschwächte 
Optative.  Die  Beispiele  für  die  Optative  des  Wunsches  finden  sich  im 
§  1  dieses  Capitels.  Die  Anordnung  des  §  1  entspricht  dem  §  1  im 
ersten  Capitel  des  Conjunctivs.  Nur  ist  bei  der  ersten  Person  eine 
Scheidung  nach  dem  Numerus  nicht  nöthig ,  da  die  erste  Person  PluraUs 
des  Optativs  sich  eben  nur  durch  den  Numerus  von  der  ersten  des 
Singularis  unterscheidet ,  während  wir  beim  Conjunctiv  die  erste  Pluralis 
in  zwei  Gebrauchsweisen  vorfanden.  Wir  ordnen  also  hier  folgender- 
maassen : 

§1. 

Der  Optativ  des  Wunsches. 

L    In  positiven  Sätzen. 

1)  Erste  Person. 

Sanskritische  Beispiele. 

ästam  iv^'j  jarimänam  jagamyäm  „wie  in  eine  Heinudh  möchte  ich 
in  das  AUer  eingehen'^  BY.  1,  116,  25,  vgl  2^  33,  2.  prajä'bhir  agne 
amritatväm  afyäm  jy mochte  ich,  o  Agni,  mit  meiner  Nachkommenschaft 
UnsterUichkeit  erlangen''  BV.  5,  4, 10,  vgl.  1,  92,  8.  6, 1, 13.  v(9väbhir 
girbhfr  abhf  pfirtün  a^yäm,  mädema  9at£himäh  suvi^  „möMe  ich 
durch  alle  Oebete  ErßÜlung  erlangen,  möchten  mr  froh  leben  hundert- 
jährig  heldenreich''  BV.  6,  13,  6,  vgl.  auch  6,  26,  7  (Max  Müller 


191     

transl.  1,  253).  bhakshtyä  yö'yaso  dafyyasya  „mochte  ich  geniessen 
ewer  gotüichen  Hälfe''  BV.  5,  57,  7.  yäthä  vrikshäm  a9äiür  vifvä'hä 
hänty  apratf,  evä^häm  adyd  Mtayän  aJtshair  badhyäsam  apraÜ  „me 
der  alles  tödtende  Blitz  den  Baum  tmmdersteJdich  niederschlägt,  so 
möchte  icJ^  heute  mit  dem  WOrfd  die  Spieler  unwiderstehlich  sdhlagen'' 
AY.  7,  50, 1.  ägne  vratapate  vratäm  carishyämi ,  t^  chakeyam ,  t&a  me 
rädhyatäm  „Agni,  Herr  des  Qottesdienstes ,  ich  wiU  den  Gottesdienst 
heilten,  möchte  ich  es  können,  es  gelinge  mir''  V.  S.  1,  5\  a9y&mä' 
'yfinslii  südhitäni  pürvä  „möchten  wir  das  glückliche  lange  Leben 
unserer  Vorfahren  erlangen"  KV.  2,  27,  10,  vgl.  3,  11,  8.  smät  süribhiB 
tdva  9ärmant  syäma  „mochten  wir  sammt  den  Sängern  in  deinem 
Schutze  sein"  BV.  1,  51,  15,  vgl.  5,  70,  2.  6,  5,  7.  jä.yema  sdm  yudhl 
spridhah  „mödiien  wir  die  Feinde  in  der  Schlacht  'besiegen"  BV.  1,  8,  3. 
ayä'  dhiyä'  syäma  devägopä,  ayä'  dhlyä'  tatiiry&m&''ty  änhah  „hraft 
dieses  Gebetes  seien  wir  götterbeschützt,  kraft  dieses  Gebetes  möchten 
wir  die  Noih  überwinden"  BV.  5,  45, 11,  vgl.  6,  8,  6.  6,  11,  6.  9,  61,  29. 
10, 105,  8  etc.  bhadräm  kärnebhih  (rinuyäma  devä,  bhadräm  pafyemä 
'kahäbhih  „erfreuliches  möchten  wir  hören  mit  den  Ohren,  ihr  Götter, 
greuliches  sehen  mit  den  Augen"  BV.  1,  89,  8.  tdm  fd  vöcema 
yidätheshu  9ambhüvam  mäntram  devä  anehäsam  „den  heilbringenden 
Spruch,  den  unvergleichlichen  ihr  Götter,  möchten  wir  sprechen  bei  den 
Opfern"  BV.  1,  40,  6.  Die  Götter  werden  in  diesem  Falle  gebeten, 
den  heilbringenden  Sprach  dem  Betenden  in  den  Mund  zu  legen,  daher  ist 
vocema  reiner  kräftiger  Wunsch  (vgl.  2,  24, 1.  3,  27, 15  etc.).  Anders  ist 
vocema  z.  B.  10, 81, 7  zu  fassen,  was  unter  der  Bubrik  der  abgeschwächten 
Optative  erwähnt  werden  wird.  Aus  den  Brähmanas  mögen  folgende 
Beispiele  angeführt  werden: 

prajäpatir  vä  idam  eka  evä'gra  äsa,  so'kämayata:  „praj&yeya 
bhüyänt  syäm*'  iti  „Prajäpaii  war  im  Anfang  aUein  das  Existirende, 
er  wünschte:  „ich  möchte  mich  fortpflanzen,  ich  möchte  mehr  werden" 
ÄitBr.  2,  33  und  ähnlich  oft  in  den  Br.  Devä  vfti  somasya  räjno 
'grapeye  na  samapädayann:  „aham  prathamah  pibeyam,  aham  prathamah 
pibeyam'*  ity  evä'ktoiayanta.  te  sampädayanto'bruvan:  „hantä'jim 
ayäma,  sa  yo  na  ujjeshyati  sa  prathamah  somasya  päsyat!^*  'ti  „die 
Götter  konnten  sich  über  den  Vorrang  im  SomatrinJcen  nicht  einigen^ 
sie  wünschten  (aUe):  „ich  möchte  zuerst  trinken,  ich  möchte  zuerst 
Mnken.  Sie  einigten  sidi  und  sprachen:  „wcHan  wir  wcUen  einen 
Wetäauf  cmstdlen,  wer  von  uns  siegen  wird,  der  wird  zuerst  vom 
Soma  trinken"  Aii  Br.  2,  25.  särve  ha  väl  devä'  ägre  8ad]:f9ä  äsuh, 
8är?e  pünyäs,  t^häm..  träyo ' kämayantä  „'tishthävänah  syäm£*^  'ty 
agnir  ihdra^  süryah  „aUe  Götter  waren  im  Anfang  gleich,  aüe  rein, 


192     

van  ihnen  toünschten  drei:  „wären  wir  doch  hervorrcigend",  nämlich 
Agni,  Indra,  Sürya''  (^uL  Br.  4,  5,  4, 1.  yat  te  agne  tejas,  tenä'ham 
tejasvi  hlitLyiiasm,,weldier  dein  Qlam  ist  o  Agni,  mit  dem  möchte  ich 
glmeend  sein"  A9y.gr.  1,  21,  3,  vgL  3,  8,  16.  2, 10,  8.  Yivahävahäi, 
prajäni  prajanayävahäi ,  sampriyäu  rocishnä  sumanasyamänäu  jiveva 
faradah  9atam  ,jmr  wollen  heirathen,  wir  wollen  Kinder  zeugen,  moch- 
ten wir  in  Liebe  vereint  glänzend  gutes  MtUhes  leben  hundert  Jahre'' 
Ä9V.  gr.  1,  7,  6. 

Griechische  Beispiele. 

ijäri  yaq  tetHeancu,  a  fioi  q>ikog  ^&el6  Svfiog 
nofiTcij  xal  q>ila  dwQa,  %d  fioi  d-eol  Ov^avlwveg 
okßia  novfjOBUxv*  äfivfioya  d*  oixov  moiTiv 
vooTTjoag  &jQ0ifii  ovp  dg^efiieaai  q>iXounv. 
vfulg  9  avd'i  fiivoyreg  hHpqaivovcB  ywaiKag 
%ovQidiag  aal  tixva'  '^eot  d*  a^cr^v  OTcdaeiav 
navToitpf,  xal  fii^  tv  xanbv  fierad^fiiov  eirj  fi  40  flgd. 

vvv  de  ydiog  iad^lov  aQoiiirpf  2  121. 
wg  vvv  ^ßiioifu  „so  möchte  ich  jetzt  kräftig  sein"  ^503. 
wg  d*  oV  av  dl^  voog  dvigog,  og  t'  int  tioXX^v 
yoLiav  iXrikov&ug  q>qeai  nevxalifitjai  vo^jarj 
h»'  eirjv  fj  h9a  0  80  (die  Lesart  Aristarchs). 
avtUa  Te9vaiijv,  inel  oix  Sqo  fiilXov  Ira/^y 
xTeivo/iivff  iTtafivvai  S  98. 

2)  Zweite  Porton. 

Bei  der  zweiten  Person  des  Optativs  muss  man,  wie  Einleitung 
Seite  16  und  17  gezeigt  worden  ist,    die  Bitte  von  dem  Wunsch 
unterscheiden.    An  dieser  Stelle  sollen  nur  Wünsche  angeführt  werden, , 
die  Bitten  erst  am  Ende  des  §  1. 

Aus  dem  Sanskrit  sei  angefahrt: 
Y&naspate  vidväfigo  h(  bhüyä'h  „o  Waldesherr,  möchtest  du  starb-  j 
gliedrig  sein"  BY.  6,  47, 26.    ädhä  hl  takmann  arasö  hl  bhüyä'h  „möch- 
test du  nun  0  Täkman  kraftlos  sein"  AV.  5,  22,  2  (Takman  ist  eine 
Krankheit,  vgL  Webers  Indische  Studien  9,  380  flgd.). 

Aus  dem  Griechischen: 

av  di  %üv9  dnovcuo  xal  eJiSvig 
aipf  ig  TtatQlöa  yaiav  ii  666. 

av  di  fioL  xcUQütv  äfpixaio 
olxov  ivxTiji&fov  xm  aipf  ig  na^qlda  yalay.  0  129. 
xnjfiOTa  d*  ccitog  exP^S  ^^l  dwfiaai  aoiaiv  dvdaaoig  ä  402. 


193     

äiX  vfieis  fxiv  Ttdvreg  vdwQ  xai  yala  yivoia&B  H  99. 
cJ  q>ll*  STtei  oe  Ttgtha  %ixävti}  %^S*  hl  x^QV 

Xaiqe  re  xal  ^tj  fioi  %i  xorx^  vo^  dvrißoXrjoaiq  v  388  („mögen  die 
Götter  geben,  dass  du  mir  freundlieh  gesinnt  seist"). 

3)  Dritti  Person. 

Hinsichtiich  der  Unterscheidung  von  Wunsch  und  Bitte  gilt  bei 
der  dritten  Person  dasselbe  wie  bei  der  zweiten. 

Sanskritische  Beispiele. 

täjor  fd  ävasä  vayäm  san^ma  nf  ca  dhunahi,  syad  utä  prar^canam 
„möchten  wir  durch  euer  leider  Hülfe  erwerben  und  für  uns  auf- 
bewahren, und  möchte  auch  noch  üeberschuss  sein"  KV.  1,  17,  6.  asmß 
tad  indrävarunä  väsu  shyät  „möchte  uns  dies  Gut  zu  Theil  werden, 
0  Tndra  und  Varuna"  KV.  3, 62,  3.  syäh  nah  sünüs  tänayo  vijäVä"gne! 
sa'  te  sumatir  bhütv  asmß  „möchte  uns  ein  Sohn  zu  Theil  werden,  ein 
das  Geschlecht  fortpflanzender  Zeuger,  das  sei  deine  Gnade  gegen  uns" 
KV.  3,  1,  23.  präti  me  stömam  äditir  jagribhyät  sündm  nä  mätä'  „möchte 
Aditi  mein  Gebet  aufnehmen,  wie  die  Mutter  den  Sohn"  KV.  5,  42,  2. 
Uta  nah  subhägää  arfr  yoc^yur  dasma  krisbtäyah,  syäm^'d  fndrasya 
9ännani  „möchten  ur^  Feind  und  Leute  glücklich  nennen,  möchten  wir 
im  Schulze  Indras  sein"  KV.  1,  4,  6.  vidylir  me  asya  devä'  fndro 
vidyät  sahä  rlshibhih  „möchten  mir  des  die  Götter  Zeugen  sein,  Zeuge 
sein  Indra  sammt  den  Eishis"  KV.  1,  23,  24.  ä'  no  agne  sumatün 
sambhalö  gamed  imäm  kumäriin  „möchte  uns  zur  Freude  der  Werber 
herankommen  zu  diesem  Mädchen"  AV.  2,  36,  1  (aus  einem  Spruche 
für  ein  Mädchen,  das  heirathsfähig  wird,  Weber  Ind.  Stud.  5,  219). 
abhayam  nah  präjäpatyebhyo  bhüyäd  ity  agnim  ikshamäno  japati  „Sicher- 
heil  sei  uns  vor  den  Söhnen  Prajäpatis,  so  murmelt  er,  das  Feuer  an- 
blickend" A97.  gr.  2,  3,  5. 

Griechische  Beispiele. 

oot  de  ^Bot  tCjvS'  avtl  xa^iv  fievosixia  dolev  \p  650,  vgl.  ^  18, 
^  363,  ^  180,  »  411  und  413,  |  53,  0  112,  a  112,  w  402. 

all*  auvQv  yaia  (.leXaiva 
Ttaai  x^yoi  P417,  J  182. 

Tode  fioi  Tiqrpfpfov  iildoßQ' 
%laaiav  Javaol  ifia  ddxQva  aolai  ßeleaaiv  .^41,  vgl.  r  300. 
^vTivoov  Ttqb  yafioio  ziloq  &ava%oio  xixeiti  q  476,  vgl.  a  47. 
o^pi  Tuxxwg  eld'Oi  oliaag  ültvo  Ttavrag  hnaiQOvg- 1  534. 

BTtog  ff  et  Ttiq  %i  ßißcna^aL 

Delbrück  a.Wlndisch,  synUkt.  Forsch.  L  13 


194    

deivoVy  aq>aQ  to  q>iQOiev  äyaQna^aaai.  aeXXai  &  409. 

iv  fiayoQOigXfdvatjoQ  kkoiaro  dah^  igareivi^  („möchten  sie  einnehnmi, 
nickt:  möchten  sie  eingenommen  haben")  i;  117,  vgl.  B  418,  Z  480, 
H142,  il  247,  '?91,  y346,  d  668,  y  213,  f  172  und  408,  ^355  und 
597,  a  123  und  147,  v  79  und  199. 

Satzverbindungen  wie 

olikw  vüv  2^€vg  S-elt],  eqiydovTtog  rcoaig  ^tidijg 

T(jf  xev  TOI  Mit  X€l5"t  d'S^  WQ  evxeTO^fitpf  o  180, 
an  denen  man  lernen  kann,  wie  aus  dem  Wunschsatz  ein  Bedingungs- 
satz wird,  werden  uns  noch  unten  beschäftigen. 

II.    In  negativen  Sätzen. 

Im  Sanskrit  erscheint  neben  ma  auch  die  Negation  nd  und  ihre 
vedische  Nebenform  nü  {nü') ,  von  welcher  letzteren  bei  dem  Conjunctiv 
nur  zufällig  kein  Beispiel  angeführt  ist.  Im  Griechischen  kommt  nur  firj 
vor.  Die  Belege  fai  den  wünschenden  Optativ  mit  der  Negation  sind  weit 
seltener,  als  die  für  den  wollenden  Gonjunctiv.  Auch  habe  ich  bei  dem 
Optativ  mit  ma'  und  ^itj  nicht  jenen  üebergang  des  unabhängigen  in  den 
abhängigen  Satz  gefonden,  der  bei  dem  Gonjunctiv  (S.  112)  besprochen 
worden  ist. 

Sanskritische  Beispiele. 

1)  Mit  mä': 

m&'  va  6no  anyäkritam  bhujema,  mä'  tat  karma  vasavo  yäc  cäyadhve 
„möchten  wir  nicht  euch  gegenüber  fremde  Sünden  eu  büssen  haben, 
mögen  wir  nicht  daß  thun,  was  ihr  hasset  o  Vasus"  RV.  6,  51,  7,  vgl. 
4,  3,  13.  5,  70,  4.  7,  52,  2.  7,  88,  6  und  Gonjunctiv  Gap.  I.  Seite  19). 
miityör  mukshiya  mä'*mrftät  „möchte  ick  vom  Tode  loskommen,  ni^M 
von  der  Unsterblichkeit''  RV.  7,  59,  12. 

2)  Mit  nd  {nii): 

Böhtlingk-Roth  fahren  aus  der  späteren  Sprache  einige  Belege 
für  diesen  Gebrauch  an.  Er  dürfte  aber  auch  an  manchen  Stellen  des 
Yeda  anzuerkennen  sein,  z.  B.: 

püshan  täva  vrat4  vayäm  nä  rishyema  kädä  canä  „  o  Pushan,  tnöch- 
ten  toir  tmter  deinem  Schutze  nickt  Schaden  leiden"  RV.  6,  54,  9. 
nä  rishyet  tvävatah  säkhä  „mödUe  ein  Freund  von  deinesgleichen  nicht 
Schaden  leiden"  RV.  1,  91,  8.  nü'  ein  nü  väyör  amjltaip  vf  dasyet 
„möchte  nickt  Vajus  Lebenstrank  ausgehen"  RV.  6,  37,  3  (Roth  Nirukta 
X,  3  fasst  den  Satz  als  abhängig,  worauf  nichts  ankommt). 


195     

Griechische  Beispiele. 

fi^  fiav  aOTtovdi  ye  xal  axleiwg  dnoXol/ifpf  X  304. 
firj  ^iv  dfj  xa&aQ<(t  &(xvdt(p  äno  -dvfiov  iXoi^riv 
zdiay,  ai  d^  ifi^  xB(paXfi  nai^  oveidea  xfvav 
fiTjzeQi  3*  fjfiei^iQj]  naQa  te  fivrjOT^Qaiv  lavov  %  462, 
^,G<M  verhüte,  dass  ich  auf  den  Gedankefi  komme"  u.  s.  w. 
fiij  av  ye  neU^i  Tvxoig  oze  ^ißöi^aeuv  fi  106. 
gurj  Tovxo  d-eog  tekiaeuv  v  344. 
^t]  xaivog  äv^Q  eri  voanjaeuv  N  232. 
Weitere  Beispiele  sind:  Z  59,  0  512,  A'  232,  O  476,  n  30,  a  387.  403, 
d  685,  71  316,  &  414,  o  359,  q  399. 

Charakteristisch  ist  der  Gegensatz  zu  einem  vorhergehenden  Gon- 
juncfiv : 

^^eig  iP  iv&dde  oi  q>qaCjiiiAed^a  Xvy^v  bi^d^QOv 
TfjXefuixv  ^rjV  ijfiag  vnexqwyoi  /r  371,  vgl.  P  341. 

zu  einem  Imperativ: 

dlka  av  fii^  fioi,  Tovra  vobi  q>(feai,  firfie  ae  dalfiaiv 
IrraV'd^a  TQeipeUy  ^iXog  /600,  vgl.  F  160. 

Wunschsätze  mit  wg  und  ei. 

An  die  positiven  und  negativen  einfachen  Wunschsätze  schliessen 
sich  die  Wunschoptative  in  solchen  Hauptsätzen,  welche  durch  die 
Conjunctionen  wg  und  ei  eingeleitet  sind.  Es  ist  über  diese  Sätze  Ein- 
leitung Seite  26  und  73  gesprochen,  und  daselbst  gezeigt,  dass  tag 
sicher  und  ei  wahrscheinlich  keine  andere  Aufgabe  hat,  als  den  Wunsch 
an  die  Situation  anzuknüpfen.  Ich  will  hier  noch  erwähnen,  dass  das 
Sanskrit  einen  ähnlichen  Gebrauch  von  ydd  kennt,  z.  B.  täsmäd  devä' 
abibhayur:  „yäd  vä'i  no'yäm  nä  hiflsyäS"  fti  ,,vor  dem  (Rudra)  furch- 
(den  sich  die  Götter,  (indem  sie  dachten):  „möcJUe  er  uns  nur  nicht 
vemicMm''  ^at  Br.  9,  1, 1,  1,  vgl.  ^t.  Br.  10,  4,  3,  3.  Doch  bedarf 
diese  Bedeweise  noch  einer  genaueren  Untersuchung. 

Ich  fähre  zunächst  die  Belege  für  wg  an: 
c^  efftg  hc  te  d'ewv  Ix  t  ävd'QWTttinf  anohiito  S  107  (Einleitung 
Seite  26). 

wg  dfi  fuy  a^  iv  xqdt  nay  iMfiiaaio  X  286. 

Ebendahin  gehört  auch  Z  281,  wenn  man  mit  der  neuesten  Bekk er- 
sehen Ausgabe  wg  di  ol  ctv&i  yäia  %avoi  lesen  darf  (nicht  x^.  Die 
SteDen,  welche  man  sonst  wohl  fBr  diesen  Gebrauch  angeführt  hat, 
Qändich  «r  45  und  ^  503  lassen  eine  andere  Erklärung  zu. 

13* 


196     

Die  zweite  der  in  Betracht  kommenden  Conjunctionen  ist  el% 
Ich  schreibe  mit  der  neuesten  Bekkerschen  Ausgabe  überall  bI, 
während  früher  an  vielen  Stellen  at  gelesen  wurde.  Am  häufigsten  ist 
die  Verbindung  d  yaQ,  z.  B. 

el  yoQ  ifioi  Toiogde  Ttoaig  yLBYXrj^iivog  urj  ^  244,  vgl.  ^  189,  G  538, 
A:536,  JT97,  ^272.  464,  X346.  454,  y205,  d  697,  *339,  i  523, 
o  156,  Q  251,  a  235,  t  22,  g>  402. 

Demnächst  folgt  an  Häufigkeit  ei&ey  d.  h.  ei  mit  einem  Zusatz, 
über  den  ich  nichts  zu  sagen  weiss. 

eY»'  äg  fjßwoLfii  ßlij  de  //ot  efiTtedog  eir/  A  670,  vgl.  V  629,  ^  468. 

£1^*  (nftidg  ß)fiaie  q>iXog  Jii  Ttaxql  yevoio 

(og  Ifioi  1 440,  vgL  o  341. 

eid'e  ftoc  äg  fialomov  d^dvarov  noQOi^  u^q^efAig  ayvrj  a  202,  vgl.  J  178. 
313,  Q  494,  V  61. 

Auch  das  blosse  el  tritt  auf,  aber  nicht  ganz  in  demselben  Sinne 
wie'  ei  ydq  und  elS'e^  sondern  bei  dem  Wunsch,  der  nahe  an  die  Auf- 
forderung streift: 

xeTxaL  dvijQ  og  nq&cog  igijhno  telxog  ^xaiäy 

2aQ7tridciv '  diX  et  fiiv  aeindaaai^e&'  elovregy 

tevxed  t'  äfiouv  aq>eXol^ed'a  nuxl  tiv^  eralQwv 

avTOv  dfivvofiivanf  dafxaaai^ed-a  vrilei  x^ilx^  n  558  flgd. 

dU.'  et  Tig  yuxliaeie  d'etjv  Ghiv  aaaov  i^eio  fi  74,  vgl.  Ä!  111. 
Die  letzten  Beispiele  leiten  hinüber  zu  den 

Optativen  der  Bitte. 

üeber  den  Begriff  der  Bitte  ist  Einleitung  Seite  16  gehandelt. 
Hier  seien  zuerst  zweite,  sodann  dritte  Personen  angeführt 

a.    Zweite  Person. 
Sanskritische  Beispiele. 

imäm  me  agne  samfdham  imä'm  upasädam  vaneh  imä'  fi  shö  9rudhi 
girah  „möchtest  du  o  Agni  dieses  mein  Opfer,  meine  Aufwartung 
freundlich  annehmen,  höre  gern  diese  meine  Lieder''  BV.  2,  6,  1. 
nrfbhir  vriträm  hanyäma  9Ücuyäina  cä"ver  indra  prä  no  dhfyah  „möch- 
ten wir  mit  unseren  Mannen  den  Vritra  scldagen,  und  gedeihen,  und 
möchtest  du  Indra  an  unseren  Gebeten  Gefallen  finden"  ßV.  8,  21,  12. 
yä.s  te  nfinäm  9atakratav  indra  dyumnftamo  mädah,  t^na  nünäm  mäde 
madeh   „wdcher  für  dich  jetzt  der  kraftvollste  Rausch  ist,  o  Indra, 


1)  Was  hier  an  Citaten  vermisst  wird,  suche  man  unter  den  Bedingungss&tcen. 


197     

möchtest  du  dich  mit  dem  jetzt  im  Bausche  berauschen*'  BY.  8,  81,  16. 
je  cid  dM  mrityubändliaya  ä'dityä  mänayah  smäsi  |  prä  sü'  na  äyur 
jiyäse  tiretana  „möchtet  ihr  Adityas  verlängern  unsere  Zeit,  so  dass 
icir  leben,  tms,  die  wir  Todesgenossen,  Menschen,  sind'*  BV.  8,  18,  28, 
Tgl.  1,  165,  3,    2,  10,  2.    6,  11,  1. 

Aus  dem  Homer  gehören  in  diese  Kategorie: 
xai  vvy  ei  vi  Ttov  ea%i  Tti&oio  /not  d  192. 
aiXa  av  /  i^cav  avrog  iTCiTQeipeiag  Snaata  o  24. 

aAA,   sTt  nav  wv 
tcni^  eiTVOig  IdxiXiJL  ^891. 

Ein  negativer  Beleg  ist: 
juij(J'  ¥ti  oöioL  nodeaoiv  vnoarqitpBiaq  ^Ükv/n7tov 
dkl'  aUl  Tteql  Ttaivoy  ott;ve  F  407. 

b.    Dritte  Person. 

Für  die  dritte  Person  ist  mis  aus  dem  Sanskrit  —  wohl  zufällig  — 
kein  Beispiel  zur  Hand.    Aus  dem  Griechischen  führen  wir  an: 

aUA  Tig  oTQrjQwg  J6kiov  xaHaeie  ysQOpra  d  735, 
ein  Wunsch ,  dessen  Gewährung  im  Kothfalle  erzwungen  werden  könnte, 
der  also  dem  Angeredeten  anders  gegenüber  gestellt  wird ,  als  etwa  ein 
Gebet  den  Göttern. 

i^eXd'wv  %ig  vdoi  m  491. 

eirj  <J'  oarig  eraiQog  aTcayyelXeie  rocjUKna 

nrjJieidr]   P  640. 

aXX'  ayeS^  vfxelg  niq  /luv  aTtavQto^wftep  OTtiaato 

avrod'ev  ij  rig  eTveita  nat  ^fxel(ov  l4.%ikrii 

Ttagazaii],  doit]  de  Ti^arog  /iiiya  Y  121,  vgl.  ^  496. 
Immer  ist,  wie  sich  für  die  bescheidene  Form  der  Bitte  geziemt, 
nicht  ein  bestimmter  genannt,  sondern  nur  allgemein  gewünscht,  dass 
ein  tig  dies  und  das  thun  möge. 

§2. 

Die  abgeschwächten  Optative, 

Ueber  diese  Optative  ist  Einleitung  Seite  27  flgd.  gehandelt.  Es 
sind  dort  drei  Gruppen  aufgestellt:  die  Optative  des  allgemeinen  nicht 
auf  einen  bestimmten  Fall  bezüglichen  Gebotes  oder  Verbotes ,  die  con- 
cessiven  Optative,  die  futurischen  Optative.  Diese  Eintheilung,  welche 
anf  das  genaueste  mit  der  bei  den  entsprechenden  Conjunctiven  aufge- 
stellten übereinstimmt,  dürfte  nicht  gerade  anzufechten  sein.  Dagegen 
ist  der  Name   „abgeschwächte  Optative ^^  augenscheinlich  mangelhaft. 


198     

insofern  er  keine  selbständige  Bestinuntlieit  ausdrückt.  Aber  ich  habe 
die  Bezeichnung  „potentialer  Optativ ^^  nicht  anwenden  wollen,  weil 
diese  Kategorie  nur  auf  die  letzte  Gruppe  der  dritten  Abtheilung  passt 
Einen  anderen  passenden  Namen  habe  ich  nicht  gefunden. 

I.    OptaÜTe  des  allgemeinen  Gebotes  oder  Terbotes,  das  sieh  nleht  auf 

einen  bestimmten  Fall  bezieht. 

Sanskritische  Beispiele. 

prätär  agnih  purupriyö  vi9äh  8tavetä"tithih  „/Vmä  werde  gepriesen 
Agni^  des  Hauses  vidgdiebter  Gast"  BV.  5,  18, 1. 

ähar-ahar  dadyät  „Tag  fwr  Tag  soU  man  geben"  (}s,t.  Br.  11,  5, 
6,  2  figd.  täsmät  puträsya  jätäsya  näma  kuryät,  päpmäham  eYä^'syä 
täd  äpahanti  „darum  soll  man  einem  Knaben,  wenn  er  geboren  ist, 
einen  Namen  geben,  das  nimmt  die  Sünde  hinweg"  Qat.  Br.  6,  1,  3,  9. 
täsmät  s&msthite  yajn^  brähmanim  t&rpayitavä'i  brüyät  „darum  soll 
mo/n  am  Ende  des  Opfers  einen  Brahmanen  sich  sättigen  heissen" 
^at.  Br.  1,  7,  3,  28.  blilvam  yüpam  kurvitä '  nnädy akämafa  „einen  Opfer- 
pfosten von  Büvahds  soU  der  manchen,  der  Speise  wünscht"  Ait.  Br.  2, 1. 
buddhinmte  kanyäm  prayacchet  „einem  Einsichtigen  soll  man  seine 
Tochter  zwr  Frau  geben"  k^Y.  gr.  1,  5,  2.  atha  säyaip  pr&tah  siddhasya 
havishasya  juhuyät  „  nun  Abends  und  Morgens  opfere  er  von  eubereiteier 
opfermassiger  Speise"  A9V.  gr.  1,  2, 1.  mantravido  mantram  japeyuh 
„die  Spruchkundigen  sollen  die  Sprüche  hersagen"  A9V.  gr.  2,  3,  10 
(vgl.  noch  A9V.  gr.  1,  8, 1). 

Aus  dem  Griechischen  lässt  sich  vergleichen : 

^  Tig  m  7CQ6g>Q(av  äyavog  xal  ijftwg  eata) 
axrpcTovxos  ßaailevgj  /nTjöe  q>Q€atv  aiaifia  eidwg, 
du*  aUi  %a^n6g  t*  iiri  yxxl  aiovht  ^i^OL  e  8. 

Die  Negation  ist  im  Sanskrit  na,  nicht  ma. 

täd  u  täthä  n&  kuryät  „das  nun  soll  man  so  nicht  machen"  ^at.  Br. 
1,  1,  1,  10.  täsmäd  nä  brähmanö  mlechet  „darum  söU  ein  Brahmane 
nicht  schlecht  sprechen"  ^ai  Br.  3,  2,  1,  24.  nä  sahasre'dhi  kün  canä 
dadyät  „nicht  gebe  man  je  mehr  als  Tausend"  (^at.  Br.  4,  5,  8, 13,  vgl. 
4,  3,  4,  3  u.  ö.  na  m&nsam  a9niyur  na  striyam  upeyur  ä  krator  apavargat 
,,sie  sollen  Teein  Fleisch  essen,  sie  sollen  ihre  Frau  nicht  besuchen  bis 
zur  Vollendung  des  Opfers"  A9V.  gr.  1,  23,  23. 

Im  Griechischen  ist  die  Negation  fn^: 
%ijf  ^ri  Tig  TtoTB  Ttdi^ccv  dyijQ  dd-efdiariog  eirj 
äXk'  o  ye  aiyy  düffo,  d'ewv  h%oi,  otri  didolev  a  141. 


199     

n.   GoneeBslTe  OptaÜTe. 

lieber  den  Begriff  der  Concesaion  vergleiche  Einleitung  Seite  27. 

Im  Sanskrit  sind  die  concessiven  Optative  nicht  eben  häufig, 
doch  darf  man  anf&hren:  adyft'  muriya  y&di  yfttndhäho  dsmi  „heutigen 
Tages  toiU  ich  sterben,  wenn  ich  ein  Gespenst  bin^'  (gemeint  ist  „ich 
bin  aber  keines'^  BV.  7,  104, 15.    Die 

Griechischen  Beispiele 

ordne  ich  so,  dass  zuerst  die  reinen  Optative,  sodann  die  mit  xa^  ange- 
fahrt werden,  ^^y'ist  mir  nicht  begegnet  Von  reinen  Optativen 
führe  ich  an,  in  der  ersten  Person: 

Zev  TcäreQ  c^^  ov  tig  /de  S-eah  iXeeivöv  vniazt] 

ix  7tovaf40io  aawaai*  eTteiva  de  nai  ri  Ttddvi^i  0  274.    Achilleus 
wünscht  Hülfe  in  der  Gefahr  um  jeden  Preis,  selbst  um  den  Preis, 
doss  es  ihm  nachher  an's  Leben  gehe. 
In  der  zweiten  Person: 

ojtTtaveQog  di  xe  vixfjar]  ycQelaaiap  te  yivfjzai 

UTrifiad^  hhav  ev  navza  yvraha  ta  oXwxö'  ayiadta' 

Ol  3*  aXloi  q>iJü6nr[ta  aal  o^a  Ttiara  rafiovtes 

vaioiTe  TQotrp^  iQißwlcma,  zol  de  veiad^iov 

^^Qyog  ig  Innoßotw  xal  li%mlda  xaHiyvvaixa  Fll  flgd.  (vgL  255) 

ei  yoQ  ToSto  yipoito  avct^  huxrrjßok*  ^TtoJHov 

dea^ioi  (jLev  xqlg  tdaooi  äTtBiqoveg  afiq>ig  exjoi&f 

vfiug  9  eigoQÖqne  d-eoi  n&aai  te  d-iaivai 

avTctQ  lytüv  &jdoi.fii  naQa  Xigvairj  l4q>Qodivi[j  d-  339, 
wo  &^oifii  ein  wünschender,  exoiev  und  elgoQOffve  concessive  Opta- 
tive sind. 

In  der  dritten  Person: 

avtlyux  yoQ  ^e  xavcncreiveiep  ji%i}Xevg 

dyxäg^iXoyv'  ifiw  viovj  iTcrjv  yoov  i^  eqov  eirjv  £2  226. 

ai%lx  ETteii^  aTC*  efielo  xdfrj  ra/uot  äHoTQiog  qxog 

ei  fitj  iyto  rade  vd§a  (paeiv^  iv  TtvQV  •d'eirpf  E  214. 

Idovra  fxe  xai  Xlnoi  aidv 

xvfjaiv  ifxrpf  rj  224.  Man  vergleiche  noch  B  340,  F  102,  Z  464, 
Q  150,  ii  139  und  149  (wo  xtjqv^  tig  ol  inoito  heisst  „dagegen  wM 
ich  nichts  haben,  dass  ihn  ein  alter  Diener  begleite'^  T  264,  O  359, 

71  101. 

Ein  negativer  concessiver  Optativ  liegt  vor: 
jUf/xer'  eneii^  ^Odvarji  xddrj  ä^oiaiv  iTtelrj 
fArjf  eiv  Ttjlefidxoio  ncmjq  xexXrjfiivog  eir/y 
H  fi^  iyd  ae  Xaßwv  an:d  fiiv  q>ila  etfiata  dvaw  B  259  flgd. 


•  200     

Von  Optativen  mit  idv  stehen  mir  zu  Gebote: 

vvv  avte  fis  Svfiog  opyTtev 
ozrjidevaL  dvria  aeto,  ^loifil  xev  rj  X£v  aXoiTpr  X  253. 
&koirjp  ist  eine  Concession,  die  aus  heroischem  Gleichmuth  ent- 
springt yymag  ich  immerhin  sterben'^    Das  Ulomi  fasst  man  wohl  am 
besten  als  gemilderte  futurische  Aussage  y,ich  werde  dich,  denke  ich, 
jetfst  tödten,  oder  ich  mag  meinetwegen  sterhen",    Aehnlich  iV486. 

eTteird  x£y  aSte  q>lXov  Tiaida  xkaioia&a  „dann  magst 
du  immerhin  beklagen"  ii  619. 

^  di  x'  €7teiTa 
yfjfiai^'*  OQ  xe  nXeiaxa  tzoqoi  nal  fiofaifiog  ek&OL  (p  162,  vgl.  7t  392. 

xd  di  Ttep  d-eog  fj  teliaeiev 
ri  tC  dtileat*  eifj  wg  o\  q>iXov  sjtXeco  &vfi(p  ^  570. 

m.    Faturisehe  OptatiTe. 

Ich  schicke  zunächst  die  nicht  eben  zahlreichen  mir  zu  Gebote 
stehenden  Sanskritbelege  voraus,  um  dann  die  grosse  Masse  der  grie- 
chischen als  ein  in  sich  zusammenhängendes  Ganzes  behandeln  zu  können. 

Sanskritische  Beispiele. 

Voran  stelle  ich  diejenigen  Sätze ,  in  denen  der  Optativ  noch  etwas 
von  seiner  Wunschnatur  hat.  Die  Lebhaftigkeit  des  Wunsches  braucht 
aber  deswegen  nicht  eben  gross  zu  sein,  weil  der  Bedende  sich  selbst 
die  Kraft  zutraut  den  Wunsch  zu  verwirklichen.  Zunächst  sei  die  erste 
Person  erwähnt: 

vayäm  te  agnd,  ukthair  vidhema  „tüir  möchten  dir,  Agni,  dienen 
mit  Gebeten"  BV.  5,  4,  7.  tväin  indra  vayäm  huvema  „dicJi  Indra 
möchten  wir  rufen"  BV.  2, 17,  8,  und  so  an  sehr  vielen  Stellen.  Man 
vergleiche  z.  B.  1,  184,  1.   6, 1,  6.  6, 1,  10.  6,  15,  10.  6,  19,  4.  8,  22,  6. 

Das  Futurische  tritt  mehr  hervor  in  folgenden  Fällen: 

Eine  unbedingte  futurische  Aeusserung  enthält :  nä  vä'  u  te  tanva 
tanväm  säm  papricyäm  ^,ich  wiU  meinen  Leib  nickt  mit  dem  deinigeti 
vermischen"  BV.  10,  10,  12  (eine  entschlossene  Abweisung). 

Eine  bedingte  futurische  Aeusserung ,  die  sich  auf  eine  vorliegende 
bestimmte  Situation  bezieht:  tä'  ha  vamryä  ücuh:  „yö'sya  jyäm 
apyadyä't,  klm  asmä'i  präyachet^^^  Hy?  annädyam  asmäl  prdyachema 
„die  Ameisen  sprachen  eu  den  Göttern:  „wer  seinen  (Rudras)  Bogen 
annagte,  was  umrdet  ihr  dem  geben"?  Die  Götter  antworteten:  „wir 
wurden  ihm  Speise  geben"  (^at.  Br.  14,  1,  1,  8. 

Eine  bedingte  futurische  Aeusserung,  die  sich  auf  eine  fingirte 
Situation  bezieht,  ist:    mahö  canä  tväm  adriyah  pärä  (ulkäya  deyäm 


^ 


201     

„selbst  für  einen  grossen  Preis  tmrde  ich  dich,  o  KetUräger,  nicM  hinr 
gehen''  RV.  8,  1,  5. 

Da  von  der  zweiten  Person  mir  nicht  ganz  sichere  Beispiele  futu- 
rischer  Optative  vorliegen  (man  erwäge  etwa  ^^t.  Br.  14,  9,  1,  6),  so 
föge  ich  hier  sogleich  einige  Belege  für  die  dritte  Person  an:  Eine  an 
eine  bestimmte  Situation  sich  anschliessende  futurische  Aeusserung  ist 
folgende : 

Purüravas  hat  Urva9i  durch  seine  Verschuldung  verloren,  er  findet 
sie  als  einen  Wasservogel  wieder  und  will  sich  ihr  wieder  nähern.  Sie 
aber  spricht:  „für  dich  hin  ich  jetzt  schwer  zu  erlangen,  geh  wieder 
heim''.  Nun  heisst  es:  ätha  hä'yäm  päridyüna  uväca:  „sudevö'dyä 
prapäted  änävrit  parävätam  paramäin  gäntavä'  u,  ädhä  (ayita  nlrriter 
upasthö'adhäi'näm  vrikä  rabhasäso'dyur"  Iti  „da sprach  er  wehklagend: 
rtdein  Gespiele  voird  jetzt  hinfallen,  zu  wandeln  ohne  Umkehr  fort  in 
die  fernste  Feme,  da  wird  er  entweder  in  der  Nirriti  Schoos  liegen, 
oder  die  wüthigen  Wolfe  werden  ihn  fressen"  (die  Uebersetzung  nach 
Weber  Ind.  streifen  pag.  17)  ^at.  Br.  11,  5, 1,  8. 

An  eine  unbestimmte  Situation:  vf9V0  deväsya  netür  märto  vu- 
rita  sakhyäm,  vffvo  räyä  ishudhyati  dyumnäm  vrinlta  pushyäse  »jeder 
Sterbliche  wird  wohl  des  führenden  Gottes  Freundschaft  wünschen,  jeder 
bittet  um  Beichthum,  jeder  erwählt  sich  Kraft  zum  Gedeihen"  RV.  5, 
50,  1.  yah  sakrit  pätakam  kuryät  kuryät  enat  tato'param  „u?er  einmal 
Sünde  thut,  der  thut  sie  auch  wieder"  Ait.  Br.  7, 17.  Man  vergleiche 
noch  A9V.  gr.  4, 1,  3  und  Einleitung  Seite  30. 

-Griechische  Beispiele. 

Die  Eintheilung  in  sechs  Gruppen,  die  bei  den  griechischen  futu- 
rischen  Optativen  versucht  ist,  ist  Einleitung  Seite  28  gerechtfertigt. 
Es  muss  zugestanden  werden,  dass  man  bei  nicht  wenigen  Beispielen 
zweifelhaft  sein  kann ,  in  welche  Gruppe .  sie  zu  stellen  seien.  Vielleicht 
ist  dies  Theilen  zu  weit  getrieben.  Das  aber  scheint  mir  nach  mehreren 
vergeblichen  Versuchen  anderer  Art  fest  zu  stehen,  dass  der  gewählte 
Eintheilungsgiund  der  richtige  ist  Da  es  allen  hier  vorzuführenden 
Optativen  gemeinsam  eigenthümlich  ist,  dass  sie  futurischen  Inhalt 
haben,  so  kann  nur  der  Begriff  des  Futurischen  den  Eintheilungsgrund 
liefern.  Dieser  Begriff  nun  entwickelt  sich  in  durchaus  natürlicher  Weise, 
so,  dass  das  Individuelle  immer  mehr  zurück-  und  das  Allgemeine 
hervortritt  Die  folgenden  sechs  Gruppen  bilden  Stationen  auf  dem 
Wege  vom  Individuell -Futurischen  zum  Allgemeinmöglichen. 

L  Das  im  Optativ  ausgesprochene  findet,  von  dem 
Augenblicke  des  Sprechens  an  gerechnet,  in  der  Zukunft 


202     

statt.   Das  Eintreten  des  in  Aussicht  genommenen  ist  nicht 
ausdrücklich  von  Bedingungen  abhängig  gedacht 

Wir  fuhren  zunächst  Belege  für  den  reinen  Optativ,  dann  für  den 
Optativ  mit  x^v,  endlich  für  den  Optativ  mit  av  an.  Innerhalb  jeder 
dieser  Abtheilungen  ist  nach  Personen  geordnet. 

Keiner  Optativ. 

Erste  Person. 

a.  Positiv : 

vvv  d'  iTtei  ov  viofiai  ye  q>iXip^  ig  Ttaxqiöa  yäiav 

JflatQoxixi)  f]Q(ot  %6firpt  oTtaaaific  (pigead'ai  'F  151  „ich  toerde  mit' 
gehen ",  welchem  Versprechen  die  Erfüllung  sofort  auf  dem  Fusse  folgt. 

auvaQ  TOI  xal  x£iV^  eyio  noQafiv&ijaalfirpf  O  4:6  „ich  werde  ihm 
zureden". 

b.  Negativ: 

ov  fiiv  yaQ  Tt  TtauwrsQOv  aUjo  7tid'otiiv  „es  wird  mir  nie  etwas 
Traurigeres  begegnen"  T  321,  eine  Prophezeiung,  deren  pathetische 
Kraft  durch  die  folgende  Bedingung  nicht  aufgehoben  wird. 

Zweite  Person, 

ze&vaiTjg  c3  TI^oXi^  r}  xdxTave  BeU,€Qoq)6vTrp^  Z  164,  d.  h.  „tödte 
den  BeUerophontes  n  oder  du  wirst  selbst  sterben  müssen".  Befremdlich 
ist  für  unser  Gefühl ,  dass  das ,  was  Proitos  als  nothwendige  Folge  seiner 
Unterlassung  empfinden  soll,  vorangestellt  wird.  Das  ist  aber  geschehen, 
um  durch  plötzliche  Vorfahrung  der  eigenen  Gefahr  Proitos  in  die  rechte 
Stimmung  zum  Morde  zu  versetzen. 

Dritte  Person. 

c3  yeQOv,  ov  zig  xeivov  avijQ  aXaXi^fievog  il&aiv 
äyyiHtjüv  Tceiaeie  ywaiiui  ze  xal  q)ilov  vlov  §  121,  „niemand  wird 
überreden". 

Optativ  mit  xev. 
Erste  Person, 

Wir  trennen  die  Numeri  und  behandeln  daher  zunächst  die  erste 
Singularis. 

Voran  stellen  wir  die  Fälle,  wo  der  Optativ  mit  niv  sich  an  ein 
vorhergehendes  Futurum  anschliesst: 

li^ofiat  eig  evvrjv,  ij  fioi  azovoeaaa  xetvnaaL 
aul  dauLQivü*  ifxolac  negwQ fiivi],  i^  ov  ^Odvac&ig 
^X€7'  eTtoxjJOfieyog  KamotXiov  oim  ovofiacn^. 
ev9a  %e  Xs^aifirp^  %  595. 


/ 


203     

Tuxtä  di  mohv  amoq  dvdyytfj 

Ttldy^ofMxiy  El  %iv  Tig  yunvhjp  nai  nvQvoiy  OQi^ 

xal  nC  ild'üifp  TtQog  äcifiiin*  ^Odvaaijog  9üoio 

ayytkitpß  Bijtoiixi  etc.  o  311. 

ianiqiog  S*  eig  aajv  idufv  ifict  eqya  TLOteifii. 

r^iüd'ev  de  x£v  vfi^v  odomoQioy  naqad^aliirpf  o  505. 

oiao}  yoQ  xai  XQ^coVj  S  tig  x^  vnoxBiQiog  €l9r] 

xal  de  xey  aXX*  imßad-QOv  iytav  id-ilovaa  ye  ioirpf  o  448,  vgL  452. 

iyui  f  eni  vf^a  fiiXaivav 

elf/  %va  d'aqavptti  d-^  eraQOvg  unm  te  fttacrra 

•     .     • 

ev^a  TLS  le^ai/Ätp^  y  361. 

crAX*  iyjüi  ovdiv  ae  ^^(a  xaiid,  ytal  de  xev  aXXov 

aev  aTtale^aaifii  ii  370. 
Zwar  niclit  an  ein  Futurum,  aber  doch  an  ein  Präsens,  welches 
einen  Entschluss  ausspricht,  schliesst  sich  der  Optativ  mit  yJy  in  fol- 
gendem Beleg: 

EvQwofiTj^  9v(x6g  iioi  llXdetai^  ov  %i  nigog  ye 

fivTjOttJQeaaL  q>ayrjvai  dnex&oiievoiaL  neq  eixnrjg' 

naidl  di  xav  einoi^i  enog  t6  x£  xiQÖiov  eir^  a  164. 
Folgende  drei  Fälle  schliessen  sich  hier  an ,  in  welchen  der  Optativ 
mit  xiv  auf  einen  Imperativ  folgt.  Es  ist  ihnen  gemeinsam,  dass 
durch  den  Imperativ  der  Angeredete  auf  seine  Obliegenheiten  ver- 
wiesen wird ,  während  der  Redende  in  dem  Optativ  mit  dv  seinen  Ent- 
schluss emphatisch  hervorhebt. 

rfiXi\  ijtoi  fuv  ov  pLer*  d^avaioiai  tpaeive 

xal  ^mjtdiai  ßQoroiaiv  int  ^elöwgov  aQOVQCty 

täv  de  x'  eyto  %OL%a  vrja  d-orjv  agy^i  7i€Qaw(p 

TVT&d  ßaXunf  xeäaaif^i  fieati)  hl  oivorci  rcovitf  ^  385. 

aW  aye  ^fj  fivvtjai  TcaQilxeze,  /arjÖ*  eui  zo^ov 

drjQov  äTvacQtJTtaad'e  TawOTvog,  oq>Qa  Xiwixev. 

Tud  da  Tuy  avrdg  iytJ  tov  to^ov  TteiQTiaalurpf  qp  111. 

fu^e  Ti  tov  ^elvov  ot:vq>elit,€te  juiyrc  tiv*  aU.ov 

iiuawvy  o?  xorrä  ddfiar*  ^Odvoorjog  &eioio' 

Trjlefidxqf  de  xe  (xv&ov  fyia  xat  fii/teQi  q)alrpf  v  324.    Die  Worte  des 
Odysseus  %  ^^^  Agd. 

cJ  gdloif    rjdfj  f^ev  xev  iytay  el'noifii  xai  afifiiv 
setzen  gewissermaassen  emphatisch  die  Rede  des  Ageleos  fort,  der  248 
seinerseits  die  Freier  aufgefordert  hatte.    Negativ:   $  155  (vgl.  n.) 

Von  den  Beispielen  zur  ersten  Person  Pluralis  dieses  Opta- 
tivs  sind   diejenigen  übereinstinmiend ,    in  welchen  sich  der  Optativ 


204     

an  einen  vorhergehenden  auffordernden  Conjunctiv  der  ersten  Person 

anschliesst : 

äkla  ^v  toiadeai  d'Saoov 

q>€vyw(XBv'  m  yd(i  ncev  aXv^aifxev  xaxov  rj/naQ  %  269. 

alX  oloi  av  t*  eyw  te  ywaintav  yviioixBv  idiiv' 

Toxi  Tii  reo  dfiwtav  dvdQciv  eri  jteiQti&eifiev  7t  304. 

aiX  iüfiev  fiiv  TtQcSra  Ttaqe^e^Blv  nedloio 

TVZ'^av'  eTteita  de  x'  airrop  inat^avreg  ^loLftev 

xaQTtallfiojg  K  344.   Man  vergleiche  auch  S  79  figd.  11 44  {ji  803). 

Eigenthümlich  ist  ß  664 ,  wo  das  Futurum  nachfolgt : 

hvT^lxaQ  fiev  x'  avrdv  ivi  /deyaQOig  yodot^Bv 

xy  dexdvTj  de  xß  ^aTtroi^ev  daivvto  te  laog 

evdexdzT]  di  x€  TVfißov  eTi*  avrq)  Ttonjaai^ep 

xy  de  Svwdexatr]  nolefil^of^ev,  ei  Tteq  ovdywq. 

Zweite  Person 

anschliessend  an  ein  Futurum  : 

aii  d'  äHovg  Tteq  IIava%aiovg 
teiQOfievovg  ileaiQe  xcevd  otqotov^  o%  ob  &e6v  &g 
tiaovif '  ^  yoLQ  xe  aq>i  fidka  /tieya  xvdog  aqoto 
vvv  ydg  x*  "Extoq'  ^loig,  enel  av  ixdXa  rot  G%ed6v  iXd'Oi   I  301. 
In  ähnlicher  Weise  an  einen  Conjunctiv  futurischen  Sinnes  an- 
schliessend : 

Sre  xiv  rig  Idxaiiüv  xoXxoxixtJVünf 

daxQvoeaaav  ayrjzmy  ehev&eqov  fjfiaQ  anovqag* 

TuxL  x£v  ev  ^^Qyei  iovoa  TiQog  älhjg  larov  upaivoig 

wxi  xev  vdwQ  (foqeoig  Meaajjldog  rj  ^YTce^eirig 

Tcoüü  dena^Of^evrif  xQoreQr]  d*   eTtLxeiaer^  dvdyxrj  Z  454    (vielleicht 
unter  IL  zu  setzen). 

Im  Sinne  einer  drohenden  Yorherverkündigung: 

oikw  xey  Tijg  iLifjZQog  igivvag  e^OTtavivoig  0  412. 
Im  Sinne  einer  auf  die  Zukunft  bezuglichen  Vermuthung: 

altpd  me  aal  av  yeQaie,  enog  Ttaqctcexziqvaio  „du  tvirst  dann  gewiss 
auch  schnell  etwas  erfinden'^  1 131. 

Dritte  Person. 

Wir  erwähnen  zunächst  einen  Fall,  wo  der  Optativ  sich  an  ein 
vorhergehendes  Futurum  anschliesst: 

ovtia  dij  olxovöe  (piXrpf  ig  nazQida  ydiav 
^qyeloi  q)ev^ovtai  in^  evgea  vära  d'aXdaarjgf 
xdd  de  xev  evxwlfpf  IlQidfitp  xal  TqohjI  Xinoiev 
"Anyeiriv  'EJiiprjp  etc.  B  158,  vgl.  J  174. 


205 

Sodann  zwei  Beispiele,  die  Prophezeiungen  enthalten: 

r^  x£  xat  ovm  azeXrig  d-avarog  fdvrjaTjJQai.  yivoixo 

TtSoi  fidX\  aide  %i  rig  d-dvaroy  xal  xfJQog  dlv^oc  q  546. 

^  x£  TtoXv  q>d'ai7j  evraiofiivr]  jcokig  vfiti 

XBQolv  vqf  ^fiet€Q7]aiv  alovaa  rs  Tttqdvix&ni  zb   N  815. 

Rne  Vermuthung  Uegt  vor: 
Ttdvto  yaq  ns  fiähaza  Tti&oiaro  K  57. 

Es  fragt  sich,  ob  auch  B  12  hierher  gehört,  an  das  sich  dann 
26  und  66  anschliessen. 

Optativ  mit  av. 

Erste  Person, 

a.  Positiv: 

In  einigen  Beispielen  bezeichnet  der  Optativ  eine  entferntere 
Zoknnft  als  das  daneben  stehende  Futurum.  Das  bestimmtere  Futurum 
dient  dem  nahe  Bevorstehenden,  der  subjectivere  Optativ  dem  Ent- 
fernteren. 

Nach  einer  Beihe  von  Futuris  heisst  es  O  68: 
Tov  de  xohaaafxevog  xrevei  "Extoqo  Siog  l/i%iiXevg ' 
Ix  Tov  3*  av  tot  BTtuxa  naXUa^iv  Ttaqd  vrjwv 
aliv  ey(o  revxoiftL  diafiTteQig  etc.  und: 
ä  fioi  iywy  ei  iiev  nev  vno  liQCczeQOv    4%iXrjog 
(pevywy  T§  TtBQ  ol  aXloi  awtp^evoi  g>oßiovzaij 
ai^aei  fie  xat  äg  %ai  dvahdda  deLqavofiijaev' 
ei  cT  av  iyw  rovrovg  fiiv  vnoTckoveeod'aL  iaau) 
TlfjXeidTj  lAxiXfiiy  Ttoaiv  d*  ctTtd  relxeog  aU.T] 
q>evy(o  n^g  Ttediov  ^iXtjioVy  oq)Q*  av  ixwfiai 
^'Idrjg  %e  xvrj^ovg  nazd  re  ^(OTvqia  diu)' 
eOTciqiog  S*  av  eneiza  Xoeoaaixevog  Ttorafidio 
lÖQW  OLTtorpvxd'eig  TtQOTi  ^'Ihav  djtoveoifdrp^  0  553  flgd. 

In  anderen  Fällen  liegt  nicht  eine  Hindeutung  auf  eine  entferntere 
Zukunft,  sondern  überhaupt  nur  auf  die  Zukunft  vor,  wobei  das  subjec- 
tive  Element,  was  in  dem  Optativ  liegt,  der  futurischen  Aussage  ver- 
schiedenartige Färbung  geben  kann,  die  aus  der  Verschiedenheit  der 
Situation  entspringL  Die  Lust  des  Sprechenden  etwas  zu  thun,  während 
sein  Entschluss  noch  schwankend  ist,  ob  er  es  thun  soll,  Uegt  z.  B.  in 

folgenden  Stellen: 

1^  T  cof  eyatye 

vvv  fiiv  avwyoi^i  TVCoXefxltßiv  viag  Itixaiäv  T  206. 

Tuzl  S*  av  Totg  akkotdiv  iyw  TtaQafivdrjaaifÄijv  I  416. 


206     

Dagegen  die  Möglichkeit  des  Eintreffens  von  etwas  Erwünschtem 

ist  betont  in  folgender  Stelle: 

aUf  avaxceaaafiepog  xakei  iv&dde  Ttdvzag  aqiatovg' 
ev&Bv  d*  av  (x&hx  naoiv  iTtupQaaaaified-a  ßofvXrpf  N  740. 

b.  Negativ: 
Tctvra  3*  a  //  eiQon^g  xal  Xlaaeai,  ovx  av  eytoye 
aiXa  TtaQB^  uitOLfXL  TtaqanLUdbv  ovd*  anaxrjaui  d  347,  vgl.  0  357 

(ich  werde  nickt). 

iyyvg  dvijQ  og  iixov  ye  fidXiaz  igefAjdaaoTo  ^v^ov, 
og  ^OL  kzaiQOv  €7teq>ve  rerifiiyov'  ovo*  Sy  ¥üi  drpf 
aXkijXovg  Ttrdaaoifiev  drä  Tttole^oio  yeqwfag  Y  425. 

Zweite  Person. 

Ich  weiss  nur  negative  Sätze  zu  belegen.  Es  sind  Optative,  welche 
die  Yermuthung  aussprechen,  dass  etwas  nicht  geschehen  werde.  Eine 
derartige  an  eine  zweite  Person  gerichtete  Yermuthung  kann  nun  leicht 
indirect  als  Aufforderung  wirken.  Aus  der  Anrede  „du  wirst  das 
gewiss  nickt  thun^'  kann  der  Angeredete  die  AuflEbrderung  „thue  das 
doch  ja  nickt '^  leicht  entnehmen.  Ebenso  kann  die  Yermuthung,  dass 
etwas  nicht  geschehen  werde,  den  Sinn  der  Drohung  oder  Prophezei- 
ung annehmen.  Diese  verschiedenen  Nüanfen  finden  sich  denn  auch 
bei  den  hier  zu  erwähnenden  Optativen  vertreten: 

ovx  av  fiiv  vvVf  vixvov,  dvairiov  alxioifio  v  135 
„du  wirst  doch  nickt  ungerecJU  beschuldigen,  d.  h.  beschuldige  7iur  nicht''. 
t(p  ovK  av  fie  yivog  ye  tuxxöv  %al  dvahuda  qfdwag 
fivd'ov  drifiT^aaire  Tteipaofiivovy  ov  tC  ev  eiWc(>  E  126 
etwa:  „ich  hoffe,  dass  ihr  nicht  verachten  werdet". 

Twv  d'  aUxav  a  f^ot  earl  d-oy  naqd  vift  ^eXalvi] 
xäv  ov%  av  XL  (figoig  dvehay  dexovxog  ifiaio  A  301 
etwa:  ,, davon  soUst  du  mir  nichts  fortnehmend^. 
Eine  drohende  Prophezeiung: 

T^  om  av  '^dvarov  ye  dvarjkeyia  TtQoqwyotad'a  %  325. 

J>ni^  Person. 

a.  Positiv 

als  Fortsetzung  eines  Futurums: 

Qg  igiovCiv^   ifiot  de  x6x^  av  tcoXv  xigdiov  eirj    X  108,  Tgl.   ip  339 
und  C  285,  wo  xev  in  genau  derselben  Yerbindung  steht. 

b.  Negativ: 

*Hipiy,  firfxa  S-ewv  %6  ye  Setdi^i  firjfve  xiv  dviqüv 
otf/ea^ai.'  xdiofv  xoi  syti  vitpog  dfifpiTiaXvtfHo 
Xtfiaeov '  oid*  av  vm  dtad^axot  i^hAg  neq  S  342. 


207     

ftQiv  9  Oü  Tttag  av  ifxotya  q>iloy  xara  Xaifiov  mrj 

ov  ftooig  avdi  ßQÜaig  T  209. 

&  yaQ  öiq  /i'  andttjae  xat  r\Xi%&f*  ov9  av  IV  cAtig 

l^anaq>oiT*  ifthaaiv  I  375. 
IL    Das  Eintreten  in  der  Zukunft  ist  in  Aussicht  ge- 
nommen,  aber  abhängig  gemacht  von  dem  Eintreten  eines 
anderen  Ereignisses,  das  aber  mit  grösserer  oder  gerin- 
gerer Sicherheit  erwartet  wird. 

Die  Grenzlinie  gegen  die  vorhergehende'  Nummer  ist  nicht  überall 
ganz  scharf  zu  ziehen,  weil  wenige  Aeusserungen  unbedingt  gethan 
werden,  vielmehr  meistens  eine  Beschränkung  durch  andere  Gedanken 
eintritt,  so  dass  der  Unterschied  zwischen  I.  und  TL  häufig  nur  ein 
unterschied  in  dem  Grade  der  Bedingtheit  ist  Darum  kann  man  bei 
manchen  Belegen  zweifeln,  ob  man  sie  zu  I.  oder  11.  stellen  soll,  z.  B. 

TtQlv  da  x€  xat  f^ala  TteQ  xBx^fxevog  (w  zi  dexolfitpf  §  155, 
was  ich  nebst  ähnlichen  Beispielen  unter  I.  angeführt  habe,  was  aber, 
weil  in  dem  jrQiy  eine  gewisse  Bedingtheit  ausgedrückt  ist,  allenfalls 
auch  zu  n.  gestellt  werden  könnte.    In  den  allermeisten  Fällen  aber 
dürfte  ein  solcher  Zweifel  nicht  stattfinden. 

Ich  theüe  auch  in  dieser  Gruppe  dreifach :  Reiner  Optativ,  Optativ 
mit  xev,  Optativ  mit  äv.  Innerhalb  jeder  Gruppe  stelle  ich ,  wo  mehrere 
Beispiele  vorhanden  sind,  die  in  der  Form  selbständigeren  voran ^  und 
lasse  diejenigen  folgen,  welche  auch  äusserlich  als  Glieder  eines  grösseren 
Complexes  erscheinen. 

Reiner  Optativ. 

Ich  weiss  nur  ein  Beispiel  anzufahren: 
TovTov  y*  koTtofiivoio  xal  ix  nvQog  ai&oiuyoio 
aftqxo  voatr^aifiev  K  247.    piomedes  setzt  voraus,  dass  Odysseus 
mitgehen  wird). 

Optativ  mit  nav. 

Erste  Person. 

ravta  %k  oi  raXiaaifii  furaklij^onTi  xo^^  / 157  (299).   (Agamemnon 
setzt  voraus,  dass  Achilles  seinen  Anerbietungen  nicht  widerstehen  werde). 

Tora  TLiv  fzir  llaaadfiepoi  nanCS'Oifiatf  ^100. 
In  Verbindung  mit  einem  conjunctivischen  Relativsatz  steht: 
og  di  xe  ^ixcn*  ivtcofiarj  ßiov  av  Ttaka^rfliv 
Tcal  dtcSataiHStj  TtaXexawv  dvcnuxidaxa  Ttaprtjv 
T(p  xev  ofi  höTtoifxrpf   q>  75  (r  589).    (Penelope  macht  den  Freiern 
gegenüber  natürlich   die  Voraussetzung,  dass  einer  den  Bogen  wird 
spannen  können). 


208     

Mit  conjunctivischen  Bedingnngstätzen  stehen  in  Verbindung'): 
älld  fiot  alvov  axoQ  oe&ev  eaaerac  w  Mevilae, 
€L  x€  'd'dvTjg  xai  ncrcfiov  avcLTtXriarjg  ßioroio 
xal  x€y  ikeyxiOTog  TtoXvdlxpiov  Zi^oq  Ixolfirp^  J  169. 
xa/  xi  %oi  ^fieig  Tovra  /  vnoa%6iievoL  reXiaaiiiev 

^u^Oyeog  i^ayayovTegy  OTivu^ev^  ei  xe  avv  afiixiy 
^Ikiov  kKTtiqa'ißg  evvaidfievov  TcroXUd'Qov  N  377. 

Zweite  Persofi. 

älX*  EVI  fniv  xe  xat  cjg  xcma  tieq  Ttaaxovteg  ixotad-ey 
ii  x'  \d^iXr^g  adv  d^fiov  iQvxaxdeiv  yual  etaigtav  X  104.    111.    Dem 
Odysseus  wird  ja  die  Bückkehr  unter  einer  Bedingung  in  Aussicht  ge- 
stellt.   VgL  II  138,  ß  661. 

Dritte  Person. 

Tuxl  xev  TTjlifiaxog  rdde  /  €}!7toc  %  350.    Phemios  hofft,  dass  Tele- 
machos  für  ihn  das  Wort  ergreifen  werde. 

An  einen  futurischen  Bedingungssatz  angeschlossen: 

%6  xev  rifiiv  aq>aq  itokv  xigdiov  eXf], 
ei  TOVTOv  TQtieaaL  fiedi^ofiev  iTtTtodaf^oioiv   q  418. 
Es  ist  besonders  eindrucksvoll,  dass  die  Erwartung  ausgesprochen 
wird,   die  Griechen  würden  den  Leichnam  des  Patroklos  den  Troern 
lassen  müssen.    Die  blosse  Andeutung  der  Möglichkeit  würde  sie  nicht 
so  stark  anfeuern. 

Zweifelhaft,  ob  hierher  gehörig  X  287. 

Optativ  mit  av. 

Erste  Person, 

ei  fiT^  rig  yQrjvg  etm,  TtaXaitj,  Tiedvä  iSvla 
fj  tig  dij  Terlrpie  toaa  q>qeaiv  ooaa  t'  iyd  7t eq' 
ry  <J'  owc  av  q)d'oyioi^L  nodßv  Sipaa&ac  ifieio   r  346.    (Odysseus 
setzt  voraus,  dass  eine  derartige  alte  Dienerin  im  Hause  sei). 
In  näherer  Verbindung  nut  Bedingungssätzen: 
ei  fiiv  HSV  TtOTQog  ßiotop  nat  vootop  axovao) 
fj  T^  av  tQVXOfÄepog  ncQ  ¥fi  tlxtirpf  iviatrvov  ß  218. 
ei  d*  Itr*  axovefißpal  ye  hXaieai,  ovk  av  eytaye 
Toirctav  aoc  q>di)vioi(xi  xat  oixTQoreQ*  alX  äyofevaai  X  380. 


1)  Was  hier  and  im  Folgenden  an  Belegen  vermisst  wird,  suche  man  beiden 
Bedingungssätzen. 


209     

Zweite  Person. 

Hier  ist  die  Parallelstelle  zu  der  oben  erwähnten  Stelle  /?  218 
anzuführen : 

ei  fiiv  7UV  ftoTQog  ßiotov  -mxI  voavov  dnovarfi 
Tj  T*  Sv  TQvxo^svog  TTBQ  tri  Tlaifjg  hiavtov    a  287. 
Die  Vermnthnng,  dass  etwas  geschehen  werde,  wirkt  hier  als  Auffor- 
derung, so  wie  wir  es  unter  I.  Seite  206  sahen. 

Dritte  Person, 

fii^  oe  yiqwv  neg  iwv  ar^^og  xat  %eiXEa  (pvgaw 

aifiazog'  fjovxirj  S"  av  if4ot  xai  ^aXkov  €t'  eirj 

avQiov  a  21. 
m.    Das  im  Optativ  Ausgesagte  ist  abhängig  gedacht 
von  einer  Annahme,  deren  Eintreten  in  der  Zukunft  erhofft 
oder  als  möglich  angesehen  wird. 

Optativ  mit  xev. 

Ich  weiss  nur  positive  Sätze  beizubringen. 
An  eine  Annahme,  deren  Eintreten  erhofft  wird,  schliessen  sich: 
ü  di  7C0V  AXavxog  y€  ßoiiv  ayaO^olo  nv^oifirjv 
afiqxo  TfC  aiiTig  iovreg  imfivrjaaifÄeS^a  x^WV^i 
xal  jtQog  daipLOva  ttsq,  sX  nwg  igvaal^C'S'a  vengAp 
ITrjleidij  ^X'^^**   yuxxäv  di  xb  q>iQ%cn:ov  eitj  P  102. 
i'gx^o  die  OocoTa,  &۟jy  ^lawa  xdXeaaov 
dfiqxniQOf  fiev  ^aHov  o  yciQ  x'  ox'  aQiarov  aTtavzonf  * 
cijj,  kTtei  laxa  ttjöb  Terev^erai  cunvg  oled'Qog  M  343,  vgl.  357  und 
K  204  flgd. 

An  eine  Annahme,  deren  Eintreten  wenigstens  als  möglich  ange- 
nommen wird,  schliessen  sich: 

Tiwg  vvv  u  Ti  ^elvog  iv  ijfieriQOiaL  dofxoiaiv 
Tiftevog  wde  Tta^oi  ^mnaxtvog  i^  dXeyeivfjg; 
ooi  TfC  alaxog  hißrj  re  /i€t'  ßv&Qiinotai  nikoiTO  a  223. 
xai  xev  eg  ^  Siav  avaG%oißrpfy  ore  [xoi  ov 

tlalfjg  BV  fiey<xQ(i)  td  ad  xiföea  fivdi^aaad'ai  k  375.  (Die  Bereit- 
willigkeit des  Odysseus,  seine  Schicksale  zu  erzählen,  wird  von  Alkinoos 
als  möglich  angenommen). 

Eine  durch  arj^sQOv  ausdrucklich  auf  die  Zukunft  verwiesene  An- 
iiahme  ist  a  380  flgd. 

d  ff  <xv  xai  Tioka^ov  tcoS-bv  OQfirjoeie  Kqoviwv  . 
orjfiBQOVy  avrdQ  if4ol  adxog  ellrj  xal  ävo  dovQe 
mi  xwifj  rcdy%akxog,  int  xq(ndq>oig  dqaqvia, 

Delbrück  n.  Wlndiseh,  syntekt.  Forscfa.  I.  14 


210     

T^  %i  /u'  ^iöoiq  TtQWToiaiv  evt  nQOfidxoiai  fxiyevta 
ovo'  av  (xoi  tipf  yacrig*  oveiöiCwv  dyoQevoig,  vgl.  375.     Man  ver- 
gleiche noch  A  294,  Z  411. 

Optativ  mit  av. 

Von  positiven  Sätzen  dürfte  hierher  gehören: 

TOT   av  TiTa  €Qya  yevoiTO  Si  213 
und  vielleicht  C  298,   obwohl  man  zweifelhaft  sein  kann,  ob  an  dieser 
Stelle  nicht  von  der  gerade  gegenwärtigen  Situation  ganz  abgesehen  ist. 
Von  negativen  Sätzen  führe  ich  an: 
lir/v  yäQ  ^eya  eiTtag'  ayrj  (i   efjBV  oix  av  e^ioiye 
iXn:o^ivq}  Tct  yivoiT*  av&  ei  &€oi  Sg  i-d^iloiev  y  227. 
Xwßf]  yäg  Tode  y*  icTi  xal  iacofiivoiai  Ttvd-iad^ai 
ei  dii  fiij  Ttaldiov  tb  TLaaiyvrjrwfv  tb  g>ov^ag 
TiOOfied'* '  om  Sv  sfioiye  f^erä  g>Q€aiv  ^dv  yivoiTo 
tjüdfiev  alXa  Ta%iaTa  d^avfov  (pd-tfiivoiat  fieTclrpf  w  433,   vgl.  auch 
S  244  flgd.  und  0  462,  Q  297. 

lY.  Es  ist  allerdings  ein  bestimmtes  futurisches 
Ereigniss  in  Aussicht  genommen,  aber  die  Kraft  der 
futurischen  Aussage  ist  dadurch  gebrochen,  dass  das 
Eintreten  durch  ein  anderes  Ereigniss  oder  einen  anderen 
Gedanken  gehindert  wird. 

Hierher  gehört  ein 

Beiner  Optativ. 

xhyariQeaaiv  ydg  ts  xai  vidot  ßiXTegov  eiri 

hiTtayXoig  iTtieoaiv  hiaaefxev  O  197  (das  Hinderniss  des  Eintretens 
ist  der  Umstand,  dass  Zeus  nicht  die  richtige  Einsicht  hat). 

Optativ  mit  x^y. 

%al  yaq  x'  Big  Iviavrov  iyto  Tcaga  aoi  */  dvBxolfirjv 
ijfievogy  ovdi  xe  /u'  olxov  Slot  Ttod'og  ovde  Toyctfav ' 
alviSg  yäq  (xv&oiüiv  BTtBaal  tb  aölaiv  axovtav 
T^fTio^at'  akX*  rjöi]  ^lot  ävidt/ovaiv  BTaigot  d  bdb,  vgl.  ^561. 
Der  beschränkende  Oedanke,  der  in  diesen  Fällen  durch  dXld  ein- 
geleitet ist,  in  ähnlichen  z.  B.  a  236  durch  vvv,  enthält  in  anderen  ein  or: 
xbIob  d'  iyofv  oix  elfii,  vBfUBaarjfTov  öi  xev  Birj  F  410. 

ovff  l^xiXrjog 
6g)d'alfiovg  Biaeifii  *  vB^Baorp;bv  6i  xbv  bYi]  £i  462. 
dU!  ifiol  ovx,  evTBvd-ev  oio^i  aivov  ovbiqop 
ild^ifiBv'  ^  x'  danaoTov  ifiol  xat  Ttaidi  yhono  t  568. 


211     

Oder  der  beschränkende  Gedanke  kann  in  einem  Bedingungsatz 
ausgedrückt  werden,  dessen  Eintreten  als  unmöglich  angesehen  wird: 

ipsvdog  KL&f  qmiABv  nai  voöipiCol^Bd^a  f^aXkov  B  81. 

Ttaaag  ö*  ovx  av  iyw  ^v&rpo^ai  ovd*  ovo^irp^m 

oaaag  fjQWOfv  äloxovg  tdov  ^di  dvyoTQag' 

Ttqiv  yaQ  xev  Ttal  vv^  qydlr*  Sfißgorog  X  328,  vgl  noch  /  601. 
Dazu  kann  dann  noch  kommen ,  dass  die  ganze  Situation  in  die 
Vergangenheit  verlegt  werden  muss,  was  aber  nicht  in  dem  Optativ 
angedeutet,  sondern  aus  dem  Zusammenhange  zu  entnehmen  ist. 

yjtti  vü  Ttev  IV^'  än:6XoiTO  ava^  avögtHv  liyafxef^ivwv 

d  (jiTj  ag*  6^  varfie   E  311. 

Ttai  vi  x€v  ev9^  otTtoXoito  ^QfiQ  atog  Ttolef^oio 

£c  fit]  ^rfcqvirj  TteQixalX^g  ^HeQißola 

'Eqiiiq  i^yetlev  E  388. 

hd^a  x£  ^la  (p^QOi  TiXvTä  tevxm  nav-d^oiöao 

^TQeldfjg,  el  firj  oi  aydoaato  Oolßog  lAnoXXwv  P  70. 
Der  Optativ  mit  av  ist  seltener.    Interessant  ist  folgendes  Bei- 
spiel, in  dem  xiv  und  äv  gleichbedeutend  vorkommen: 

ovx  Sv  Toaaa  d'eoTtQOTtiwy  äyo^eg 

ovdi  yce  TtjX^fioxov  xexoXut^ivov  Sd*  dvulfjg  ß  184. 
Hierher  dürfte  auch  zu  rechnen  sein: 

T^  orx  av  ßaa^Xijag  dvä  ütoijC  txunf  dyo(f€voig  B  250  „wenn  du 
nicht  so  erbärmlich  wärest,  tmrdest  du  nickt^'  u.  s.  w.  (Das  Hindemiss 
des  Eintreffens  der  negativen  Behauptung  ist  die  Erbärmlichkeit  des 
Thersites). 

V.  Die  Situation  ist  nicht  mehr,  wie  unter  I.  —  IV. 
gegeben,  sondern  wird  fingirt  Das  Futurum  wird  also 
Dicht  von  dem  Augenblicke  des  jedesmaligen  Sprechens, 
sondern  von  einem  fingirten  Punkte  an  gerechnet  Die 
Situation  wird  aber  doch  noch  als  eine  bestimmte  oder 
von  einem  genauer  bezeichneten  Träger  ausgehende 
gekennzeichnet. 

Optativ  mit  xiv. 

Erste  Person. 

fnj  dri  noi  i^dvoTov  ys  Ttagavöa  q>aidi^C  ^Odvaaev 
ßovXolftfjv  x'  ^Ttaqofvqog  idv  O-rirev^fiev  cf^i^ 
ayögt  naq^  dxXriQffi  (^  f^fj  ßiorog  TtoXvg  ei^  A  488 
eine  Stinmiungsäusserung,  die  sich  nicht  auf  ein  vorliegendes  Anerbieten 
bezieht,  sondern  fiir  jede  beliebige  Zeit  Geltung  haben  soU. 

14* 


212 

ZweUe  Person, 

• 

Hier  ist  die  Anrede  tpairiq  ns  {pvdi  xe  qHxitjg)  zu  verzeichnen, 
gerichtet  an  eine  unbestimmte  Person.  Diese  Person  wird  aufgefordert, 
sich  in  eine  gewisse  Situation  zu  versetzen,  und  sich  vorzustellen,  was 
sie  in  dieser  fingirten  Lage  sagen  oder  empfinden  würde. 

ccvTig  di  ÖQi^eia  fiäxi]  na^  vrpalv  hvxdij 
q)air]g  nC  axfiij^ag  xai  azeiQiag  älXi^Xoiaiv 

ävTEoS'^  €v  TtoHfiff*  &g  iaov^€Vü}g  l^a%€Yi:o   O  696.     Anrede  des 
Dichters  an  den  Hörer:  „wenn  du  dabei  wärest,  du  könntest  glauben ''. 

Ebenso  mit  der  Negation: 

äg  ol  fdiv  fidqvavTO  öifiag  nvqog  ovöi  xe  q>aii]g 
cnke  7t(n^  ^iXiov  aßv  e'fifievai  ernte  aekfprp  P  366. 

x^lsve  de  olatv  ^aarog 
ifyefAOViou'  oi  d*  ailoi  aurjv  Xaav  —  ovöi  x«  ifaifjg 
TÖaaov  laov  inea&ai  ^ovr*  iv  aTrjS'eotv  avdr^v  J  428. 

Auch  wo  nicht  der  Dichter,  sondern  eine  andere  Person  redet, 
muss  man  das  ovdk  x€  ifairig  auf  einen  beliebigen  anderen,  nicht 
auf  den  gerade  Angeredeten  beziehen.  Das  folgt  aus  }^  120  flgd.,  wo 
Nestor  zu  Telemachos  redet: 

evS'  oo  zig  7to%e  firjfciv  o^oiiodi^fieyai  ampf 

Tjd'ek*  ETtei  ^ahx  noUJofv  ivixa  Siog  ^Odvaaevg 

navzoioiat  doXotai  itonrjq  reog,  ei  eveov  ye 

yteivov  exyovog  iaat*^  aeßag  fi*  e^ei  elaoqounria' 

ijTOi  yäq  fivd-ol  ye  ioixoregj  ovöe  ns  q>aitig 

avdqa  vetkeqov  wde  ioixava  ^vdrjaaad^ixt, 
Nestor  kann  doch  nicht  wohl  sagen:  „du  redest  so  vernünftig,  dass  du 
nickt  glauben  solltest,  ein  junger  Mann  könne  so  vemOnflige  Worte 
führen^' ^  sondern  unzweifelhaft  ist  die  mit  ovii  xe  qKthjg  angeredete 
Person  eine  unbestimmte.  Denselben  Gebrauch  muss  man  denn  auch 
r  218  und  392  anerkennen. 

Dritte  Person. 

a.  Positiv. 
Die  Situation  ist  nicht  in  der  Vergangenheit  zu  denken  in  fol- 
genden Stellen: 

ay%i  yaq  ainüg 
avXijg  ruxlä  &VQeTQa  xai  aQyaliop  atofia  kavQtjg' 
xal  X*  elg  Ttavrag  efvxoi  avtjq  og  %"  aXxifiog  eitj  %  138. 
avtog  exiiv  oi  dahux'  %l  xev  ^^eie  xai  aXkog 
OTtnat*  driiQ  zoiovrog  exiav  fdeled^fiara  dvfit^ 


213 

fUTiCi];  %(xh,it6v  -nuBv  mrlpaa^ai  doaiv  ett]  „schwer  ivürde  es  in  sol- 
chem FaUe  sei»"  d  649. 

vejdeaarjaaito  x£y  mnjQ 
oSaxBa  TtolX  bqodjv  og  Ttg  TtivwSg  ye  /deril^oi  a  228. 
TuqdaXiog  x'  bltj  nai  ifthtXoTtog  og  ae  TtoQiK&oi 
h  TtavTsaai  doXoiai  v  292. 
Die  Situation  ist  in  der  Vergangenheit  zu  denken : 

ev&a  X*  BTtBita  xal  admonog  nag  iTtel&Mv 
^ip^aaiTo  idtiv  e  73. 

fiaXa  iuev  d'QaavKOQdiog  eii] 
og  Torc  yri^ijaeiey  idütv  tzovov  ovS*  mcaxoixo   N  343. 
b.  Negativ: 
Die  Situation  ist  nicht  in  der  Vergangenheit  zu  denken : 

ovdi  x£y  ix  vrpg  yXaqwg^g  atCrjiog  avi^Q 
z6§({}  oiazevaag  xoilov  aniog  eiaaq>ixoi%o  fi  83. 

fttj  av  ye  ntäiS-i  Tvxoig  ate  ^ißii^aeuv 
oh  yaq  mev  ^aat%6  &  vTtix  xcmov  ovd*  hoaixOiov  fi  106. 

ovd^  x£y  äiXfüg 
Tigivdfieyog  li^airo   o)  107. 

ovde  X*  ^^Qf^g  og  rteg  S'eog  äfißgacog  ovdi  tC  !4,9rp^rj 
Toaa^aS  va^vijg  itpinot  anofia   Y  358. 
avdgojv  S'  ov  xiv  tig  t,w6g  ßgotog  ovdi  fmV  ^ßwv 
^la  fieraxlijaeiey  tf)  187,  vgl.  S  54. 

Tov  <r  OV  x€  dr'  avige  dfj/dov  ägiavu 
^Tjidiijg  in*  äfia^ay  cctt'  ovöeog  oxXiaaeiav 

olol  vvv  ßgoToi  eiaiv  M  447,  vgL  382  (man  vergleiche  die  beiden 
Relativsätze  E  203,  Y  286,  in  denen  der  blosse  Optativ  steht),  vgl. 
fi  565. 

av  xev  dX^iog  eXr]  äv^g  ^  Tooaa  yivoito  /  125. 

ov  fiiv  x'  aXXi]  y   tSde  yw^  rerAijort  ^fi(p 

ca^dgdg  aq>€Otaiti  og  oi  xctxct  TtoiXa  (xoyrjaag 

el^OL  1//  100  und  168. 

ovdi  xev  äfißaifj  ßgorog  aptjg  ov  xazaßair] 

ovo*  ei  o\  %ei(^g  %e  ieixoat  xai  rtodeg  slev  fx  11. 

ovdi  xi  %ig  fiiv 
yfj&i^aetep  idwv  ovd*  el  d'eog  dvziaaeiev  fi  87. 
Die  Situation  ist  in  der  Vergangenheit  zu  denken  in  folgenden 
Fällen : 

ev&a  xev  ovxeci  egyov  ävfjg  ovoaaito  fiereld-dv 
og  Tig  er'  aßhjtog  xal  dvovtarog  o^ii  x^^^V 
divevoi  xatd  fiiaaov  J  539. 


214     

^  de  ^aX  dag>ak£fog  &iev  efjtTfeSop  ovdi  tuev  iQf]^ 
TuqyLog  ofia^i^aeiev  v  86. 

cv^'  ov  xev  ^ea  IrtTtog  ivTqo%ov  aqpux  Titaiviov 
igßairiy  n^ol  de  fievolvBOP  el  teHovaiv   M  58. 

Optativ  mit  av. 

Erste  Person. 

OVO   av  eyuyye 
dvÖQi  fiaxfjoaifÄrpf  og  xtg  JtoXifxoio  fiad-eirj 
XvyQog  ifov   N  118. 

Zioeüe  Person. 

^yiv  kommt  in  dem  anter  xev  an  der  entsprechenden  Stelle  (Seite  212) 
erwähnten  Gebrauche  nur  in  negativen  Sätzen  vor.  Dem  ovdt  xe  (pair^ 
entsprechen  die  Wendungen  ovx  av  yvolrjgy  ovx.  av  k%7cow,  ovx  av  Ydoig' 

a>^  Ol  fiev  TtoviovTO  nuna  xQareQ^  vofiiwjv 

Tvdeidrjv  d*  ovn  av  yvolr/gy  Ttoceqoiov  fietelfj  E  85 
„wenn  du  dabei  wärest,  du  wu/rdest  nickt  erkennen"., 

evd'*  ovx  av  ßqi^owa  Xdoig  l^ya^ifivova  Siov  .A  223. 

fi  d'  ov  %i  voijfiarog  ^ftßQOzev  iad-lov 

cug  ovx  av  eXTtOio  vscitegov  ävTiaaavra 

iQ^ifiev  f]  292 
„du  (ein  unbestimmter  Angeredeter)  wirst  nicht  glauben,  dass  ein 
ßingerer  so  handeln  wird".  Nun  kommt  aber  hinzu,  das  die  Anwesen- 
heit der  Person  bloss  fingirt  wird,  und  es  entsteht  also  der  Sinn:  y^toam 
dir  das  begegnete,  du  vmrdest  nicht  glauben".  Da  aber  die  ganze 
Situation  vergangen  ist ,  so  heisst  es :  „  wenn  einem  das  passirt  wäre, 
er  würde  nicht  geglaubt  haben".  Dieser  Sinn  der  Vergangenheit  liegt 
in  allen  bisher  angefahrten  Stellen  ausser  y  120.  Aber  er  steckt  natür- 
lich weder  in  dem  Optativ  noch  in  av  oder  xiv,  sondern  kommt  in  diese 
hinein ,  wo  die  Situation  es  mit  sich  bringt ;  wo  dies  nicht  der  Fall  ist, 
wie  ;^  120,  konmit  er  nicht  hinein. 

An  eine  bestimmte  Person  ist  die  Anrede  gerichtet: 

ov  av  y  av  i^  oixov  aq)  kTtianattj  omT  aka  doirjg 
„gesellst  einer  bettelte  dich  an,  du  wurdest  ihm  auch  nickt  ein  Salskoni 
geben"  q  455,  wohl  auch  S  58? 

Brüte  Person, 

Nur  in  negativen  Sätzen: 

xetvoiav  o   av  ov  zig 

twv  Ol  vvv  ßqoToi  ^loiv  iftix^oviot  fiaxioiro   .A  211. 


215     

oim  av  %6v  ye  öua  xot  ununf  afia^ai 

ea&kai  TerQaxvTdoi  än^  (wdeog  oxiloaeioof  i  241. 

%a%i  yäq  a^gHneQoiOiv  oveidea  (xv^flotad^ai 

nolXa  iddl\  ovo*  Sv  vrfig  kmarö^vyog  «x^og  oqoito  Y  247. 

dai^ovi*  ovx  av  rig  toi  avijq  og  ivaiaifdog  urj 

eqyoy  driiiAtjaßle  fidxrjg  Z  521. 
In  die  Vergangenheit  ist  wohl  zu  versetzen: 

aiX  ike  di^  ^  oua  tb  fieyahp^  ex  avi^d-eog  ist 

ovx,  av  %7tUT^  ^Odva^  y  iglaosu  ßq&tbg  aXkog  T  221. 
Wahrscheinlich  ist  zu  dieser  Abtheilung  noch  P  360  zu  rechnen. 

VI.  Während  wir  in  der  letzten  Abtheilung  Optative 
zusammenstellten,  welche  zwar  nicht  mehr  in  die  Zukunft 
weisen,  aber  doch  eine  bestimmte  Situation  mehr  oder 
minder  deutlich  vor  Augen  hatten,  so  haben  wir  jetzt 
schliesslich  diejenigen  Optative  zu  erwähnen,  welche 
auch  diese  Bestimmtheit  eingebüsst  haben,  welche  also 
nur  noch  ausdrücken,  dass  etwas  irgendwann  und  bei 
irgend  jemand  sich  ereignen  möchte,  mithin  nur  die 
Möglichkeit  ausdrücken.  Eine  besondere  Klasse  dieser  die 
Möglichkeit  bezeichnenden  Optative  sind  die  der  beschei- 
denen Behauptung,  bei  der  man  statt  zu  sagen,  dass  etwas 
wirklich  »ei,  sich  auf  die  Angabe  beschränkt,  dass  es 
möglich  sei 

Wir  fahren  zunächst  den  reinen  Optativ  in  der  Sentenz  an: 

^la  d'eog  /  ed^eXtav  xal  rrjlod^ev  avdqa  aatioai   y  231  (vgl.  K  556). 
Sodann  Optative  mit  xiv,  und  zwar  zunächst  positive.     Von 
der  ersten  Person  liegt  eine  bescheidene  Behauptung  vor: 

KQ€iaa€av  elg  i^ed^ev  xal  q>iq%eqog  ovx  oXiyov  neq 

Byxeiy  eyw  de  xe  aeio  vofniorci  ye  TtQoßalolfirjv   T  218. 

Zioeüe  Person, 

^  Ijtfjv  xal  veog  eaai  ifiog  de  xe  tuxI  Ttaig  eirjg 

onXatarog    ytvefjg>iv    „du   könntest   mein    Sohn   sein"    (wenn   wir 
mndich  nur  das  ÄUer  heriicksichtigen)  1  57. 
Hierher  ist  auch  zu  rechnen: 

%6v  d'  iveQOv  axoTteXov  %d^a^ah!ne^v  orpu  ^Odvaaev 

Tthjaiov  aXkiihav  xal  xev  öioiatevaeiag  /u  101, 
„man  konnte  (nicht  du  könntest  s.  Seite  212)  hinübersehiessen".    Man 
vergleiche  dieses  xev  dioXatevaeiag  einerseits  mit  den  Wendungen  wie 
/€  (paifjg,  welche  behaupten,  dass  bei  einer  gewissen  Situation  jemand 
sicher  sagen  würde,  und  andererseits  mit  ^u  83,  wo  die  Situation  des 


216     

Schiessens  genauer  ausgemalt  ist,  und  wird  nicht  zweifeln,  dass  /^  101 
in  der  That  zu  dieser  Gruppe  gehört. 

Dritte  Person, 
ov  jusv  yoLQ  tL  Y,ayuq  yc,   q)eQOi  de  xey  ägia  narca  t  131. 

Etwas  anders  ist  aufzufassen: 
xai  vv  XEV  ig  öeKdripf  yevetpf  ^€q6v  /  cVt  ßoanoL  ^  323  und  t  294. 

Hierher  scheint  mir  auch 
(m  zi  (t'  ccvifiaKovoL  S'eoi  xaXBJthv  de  xsv  ecf]  y  141  zu  gehören. 
Es  ist,  wie  schon  das  Präsens  ärt^iaCovat  zeigt,  viel  allgemeiner 
als  die  ähnlichen  Stellen,  wie  F  410.    Man  vergleiche  auch  6  644  und 
A  653.    Von  negativen  Sätzen  mit  xeV  seien  angefahrt: 

aipf  yctQ  aqiaTTpf 
(irfciv  In^  avd^QiOTtavg  q}aa*  e^ifievai  ovde  xe  Tig  toi 
itlXog  ävfjQ  iglaeie  mavadyrjtdiv  dv^'^ioTttav   xp  124. 

ovde  Ttev  eii) 
avÖQB  OVO)  TtoXloloL  aal   upd^l^oiat  ^ax^ad'ai,  was  doch  wohl  als 
Sentenz  zu  fassen  ist,  tv  244. 

dvfjQ  de  xev  ovrv  ^log  voov  eiQvaaatro 
ovde  ^aV  icpO-i^og   Q  143,  eine  Sentenz  allgemeineren  Inhalts  als 
z.  B.  tp  187. 

Der  Optativ  mit  av 

kommt  nur  in  negativen  Sätzen  vor: 

dvQCi  d*  eve^xeeg  elaiv 
dixXideg'  ovx.  av  rig  jluv  dvfjQ  vTteQOTtXlaaaito   q  267. 
Die  ganz  ähnliche  Stelle  i//  187  fühi-t  doch  eine  genauer  speciaü- 
sirte  Situation  vor  Augen: 

ovx  av  zig  ae  ßQOTwv  in   dneiqova  yalav 
veUeot  „niemand  toird  dich  scheUen",   aber  nicht  im  Sinne  der 
Zukunft,  1 107,  vgl.  Q  387? 

äg  Tteql  xegdea  TtolXa  -Mxta&vrjtuiv  dvd-QWTtiiDv 
old^  ^Odvaevg  ovd^  av  Tig  igiaaeie  ßgorog  allog  x  285,   vgl.  o  .^21. 
ov  yfXQ  Ttcjg  av  dyfjrog  av^g  tdde  fifjxavofirro 
(p  avtov  ye  voip  ote  fifj  d'sog  avrog  irtelx^tiv 
^idiwg  id^ehav  d'elrj  veov  rjde  yeqovza  tt  196  mit  unlogischer  Satz- 
verbindung ! 

Ferner  zwei  Sentenzen: 

ovn  av  drj  tig  eni  ^rjd-evtt  dmalii) 
dvTißioig  inieaai  xa^aTtzoiievog  yiaXenalvoi  a  414,  wenn  man  diese 
Worte  als  Sentenz  fassen  darf. 

zeTcva  (piV  Tftoi  Zrjvl  ßqoziov  orx  av  xig  eqltoi   (J  78. 


217 


Cap-  n. 

Der  Optatir  In  relatiren  NebensStzen. 

Die  optativischen  Belativsätze  zerfallen  in  dieselben  Gruppen  wie 
die  conjunctivischen.  Man  vergleiche  darüber  Einleitung  Cap.  V.  Wir 
behandeln  daher  auch  hier  zunächst  in 

§  1- 

Die  posteriorißchen  Eelativsätze. 

Dieser  Paragraph  zerfällt,  wie  der  entsprechende  des  Conjunctivs 
in  zwei  Abtheilungen  und  zwar: 

I.    Die  wllnsehendeii  OptatiTe. 

Sanskritische  Beispiele. 

a.  der  Belativsatz  ist  positiv: 

idäm  sü  me  maruto  haryatä.  väco  yäsya  tärema  tärasä  (atäm  himäh 
»nehmet  freundlich  an,  ihr  Maruts,  dieses  mein  Wort,  durch  dessen 
Kraft  wir  erreichen  mochten  hundert  Jahre**  RV.  5,  54,  15. 

f  äs  te  mädah  pritanäshä'l  ämridhra  fndra  täin  na  ä'  bhara  9Ü9Uvän- 
sam ,  yena  tok^ya  täuayasya  sätaü  mansimähi  jigivänsas  tvötäh  „welcher 
dein  Bausch  ist,  der  Feinde  besiegende,  unermüdliche,  o  Indra,  den 
bringe  uns  heran,  den  schwellenden,  durch  den  wir  unter  Erlangung 
von  Nachkommenschaft  lebend  erscheinen  möchten  von  dir  beschützt" 
ßV.  6,  19,  7  (vgl.  den  Conjunctiv  8),  vgl.  5,  31,  13.   8,  42,  3  u.  ö. 

b.  der  Relativsatz  ist  negativ;  als  Negation  können  wir  nur 
nd  belegen: 

ndüdärena  säkhyä  saceya,  yö  mä  nd  rlshy ed ,  dharya9va,  pitäh  „mit 
deni  müden  Fretmde  (dem  Somatrarike)  mochte  ich  zusammenkommen, 
der  mieh,  wenn  getrunken,  o  Herr  der  falben  Bosse,  nicht  beschädigen 
möge"  RV.  8,  48,  10,  vgl.  6,  63,  2. 

Griechische  Beispiele. 

An  allen  Stellen,  wo  der  Optativ  rein  wünschend  ist,  kann  man 
den  Relativsatz  noch  als  selbständigen  Satz  auffassen, 
a.  der  Relativsatz  ist  positiv: 
rfirj  yaq  TereleaTai  a  fxoL  (pilog  l^^sle  dv^ioq, 
uoiiTtfj  xai  q)iXa  dwqa,  xd  ixoi  ^eoi  OvQOviwveg 
oXßia  ftoirjoeiav   v  41,  vgl.  rj  148,  q  597,  ii  212. 


218 

b.   der  Relativsatz  ist  negativ,  als  Negation  dient  ^r): 

fivrjaT^eg  q>QdCovTai,  o  fii]  zeXiaeie  Kgovliav  d  698. 

n.    Die  abgr^sehwftehten  Optative. 

Wie  schon  Einleitung  S.  36  angedeutet  ist,  haben  wir  es  passend 
gefunden,  diQ  Optative  dieser  Nummer  —  bis  auf  eine  Ausnahme  alle 
dem  Griechischen  entlehnt  —  in  zwei  Classen  zu  theilen.  Die  erste  (1) 
umfasst  diejenigen  Optative,  welche  man  zwar  schon  abgeschwächte  nennen 
mag,  in  denen  der  Wunsch  aber  noch  durchscheint,  die  zweite  (2)  die 
mehr  futurischen  Optative. 

Der  Optativsatz  tritt  nicht  so  lose  an  den  Hauptsatz ,  wie  unter  L, 
sondern  zwischen  Hauptsatz  und  Relativsatz  besteht  ein  engeres  inner- 
liches Band.  Die  Handlung  des  Hauptsatzes  wird  in  vielen  Fällen 
geradezu  nur  in  dem  Gedanken  unternommen,  dass  dann  möglicher 
Weise  die  Handlung  des  Relativsatzes  geschehen  könnte. 

1)  Die  abgeschwächten  Optative,  in  denen  der  Wunsch 
(der  Hauptperson)  noch  durchscheint. 

Ich  weiss  nur  griechische  Beispiele  beizubringen,  üeberall  ist 
dem  Optativ  die  Partikel  xev  beigegeben: 

og  X  eiTtoc 
„aber  wolan,  wir  wollen  einen  Seher  fragen,  oder  einen  Priester,  der 
könnte  vidleicht  sagen  . .  ^64. 

exToad'€v  de  ßctd^eiav  dgv^ofxßv  eyyvd^i  tdq)QOv, 
ij  x'  XftTtovg  ycal  laov  i^vncmot  d^q>ig  iovaa' 

„draussen  aber  wollen  wir  dicht  daran  einen  tiefen  Graheti  aufwerfcfh, 

der  könnte  vielleicht  ringsumlaufend  Boss  und  Mann  abhaUcfi*^  H  342, 

vgl.  e  166. 

fj  7C€v  aTtavtag 
Tj  avg  rji  Xvxovg  Ttoirjaezai  rje  liovrag 
0%  xh  Ol  ^iya  öiofia  gwldaaoifiev  xai  dvayxiß 

„die  toird  aUe  zu  Schweinen  oder  zu  Wölfen  machen  oder  su  Lötoen, 

die  wir  ihr  vidleidU  den  grossen  Paiast  bewachen  könnten  auch  wider 

misem  WiUen"  x  432. 

vno  de  x^qtjvw  tioüIv  ijaeiy 
Tcp  xey  ifciaxoirjg  kinaqovg  Ttodag  elhxTCiväCfap 

„darunter  aber  wird  er  einen  Schemel  setzen,  auf  den  könntest  du  die 

Füsse  setzen  beim  Schmausen''  S  241,  0  291. 


219 

eLOOfdai  i^  alad^ev  xaKenvpf  oqoovoa  ^velXav^ 

iflAy^a  Tuxxdv  q)OQiovoa 
„ich  gehe  hin,  vom  Meere  her  einen  heftigen  Sturm  zu  erregen,  der 
kOtinie  vielleicht  die  Häupter  der  Troer  und  ihre  Waffen  verbrennen" 
O  335. 

Das  Präsens  geht  voraus: 

alka  TOI  aiXov  q^üta  ni<pavaKOfiai  ov  xev  ixaio 
.yOhcr  ich  nenne  dir  einen  andern  Mann,  zu  dem  könntest  du  gehen" 
o  518. 

2)  Die  mehr  futurischen  Optative. 

Auch  für  diese  Gattung  haben  wir  fast  nur  griechische  Belege. 
Ein  sehr  instruktives  Beispiel  aus  dem  Sanskrit  folgt  weiter  unten. 

Wir  ordnen  die  Belege  nach  dem  Innigkeitsgrade  der  Verknü- 
pfung zwischen  Haupt-  und  Nebensatz,  doch  wird  diese  Eintheilung  von 
anderen  Rücksichten ,  wie  sich  aus  dem  Texte  ergiebt ,  bisweilen  durch- 
schnitten. 

Die  Yerknüpftmg  zwischen  Hauptsatz  und  Relativsatz  ist  eine  mehr 
äusserliche : 

a.  der  Optativ  ist  rein: 

6  di  xeqfiddiov  laße  X^^Q^ 
Alveiaqy  fiiya  Sgyov^  d  ov  dvo  /  avöge  (pigouv 

. .  „eine  gewaltige  Last,  die  schwerlich  zwei  Männer  tragen  könnten" 

V  286,  ^  303. 

vvv  d'  eirj,  og  r^aSi  y'  äjiieivova  fiiJTtv  tvianoi 

„nun  möge  es  einen  geben,  der  einen  besseren  Rath  als  diesen  unisste" 

S  107  (vgl.  K  170). 

b.  dem  Optativ  ist  xiv  beigefügt: 

ri  dtj  TtoXXov  a/toixo^evov  ^Odvaijog 
devy,  0  ks  fivfjatfJQOiv  avaidioi  ;f€?pag  e(peiri 
j,  wahrlich  gar  sehr  fehlt  dir  der  abwesende  Odysseus,  der  würde  (sclwn) 
Hand  anlegen  an  die  scha^indosen  Freier"  a  253. 

vvv  S*  alkovg  jiiiv  Ttdvtag  oqw  klixwTtag  i/jfa«nJ<;, 
ovg  xsv  iv  yvoiijv  xal  t*  (wvofia  ^v&t]aaiftrpf' 
^  doito  ä*  ov  övvafiai  Idietv  ytoofn^oge  kacjv 
jyjäet  sehe  ich  aUe  andern  Achäer,  die  könnte  ich  recht  wohl  erkennen 
und  mit  Namen  nennett;  aber  zwei  Fürsten  kann  ich  nicht  sehen"  r  235. 
Tcaidt  di  xev  einoi^u  enog,  %6  x£  lugdiov  €U], 
(xri  Ttavra  (xvrjotfi^iv  vne^iaXoioi  bfiiXeiv 
„meinem  Sohne  könnte  ich  etwas  saugen,  das  könnte  (ihm)  nützlich  sein, 
\     (mfrilich)  nicht  so  sehr  mit  den  äbermüthigen  Freiern  zu  verkehren"  a  166. 


220     

eiaiv  fiiv  /doi  Ttaideg  dfiifioveg^  etat  de  laol 
xat  Ttolieg,  %üv  Tcev  Tig  iTtoixofieyog  %aXeOBuv 
„wohl  habe  ich  trefßiche  Söhne,  wohl  habe  ich  viele  Krieger,  von  denen 
könnte  einer  hingehen  und  rufen,  abe/r .  y  K  170,  vgl.  165  (s.  unter  d). 

An  Stelle  des  gewöhnlichen  og  steht  das  Adverb  ei^&a  relativ: 

av  S*  av  texogy  tj  ifioi  avr^ 
^iffeai,  Evd^a  xev  e^ya  aeixia  iQyaCpio 
„du  aber,  o  Kind,  wirst  mir  entweder  folgen  (dahin),  wo  du  schimpf- 
liche Arbeiten  verrichten  imrdest . ."  fl  732. 

Der  Relativsatz  ist  negativ  (ov): 

iTcei  voeta  xotlov  vfifiiv 
iQXOfieyov,  %6  xev  oii  %ug  VTtexqwyot  ovS*  äliaiTo 

„da  ich  das  Unglück  auf  euch  heranJcommen  sehe,  dem  vieUeüM  keifier 

entrinnen  oder  ausweichen  dürfte"  v  368. 

cr/ya,  ^ij  Tig  d'  alXog  lAxatüv  rovrov  anLOvatj 
f4,v9oVy  ov  ov  liBv  dvfiQ  ye  diä  arofia  Tta^jtav  ayoito 
og  rig  iTcioTairo  rjGL  fpQeaiv  ag^uz  ßäLuv 

„schweig,   damit  nicht  ein  anderer  der  Achaer  dies  Wort  höre,  das 

schwerlich  ein  Mann  in  den  Mund  nehmen  dürfte,  verstände  er  Ver- 

nimftiges  zu  reden"  S  90. 

c.  dem  Optativ  ist  av  beigefugt: 

litp^  (i%^0(.i(xt  %Xifuog,  o  jU£  ßgorög  (wraaev  ovijq 

Tvdeidrjg,  og  vvv  y€  xai  otp  /tu  Ttaiqi  ^axoito 
„schmerzlich  empfinde  ich  die  Wunde,  die  mir  ein  sterblicher  Mann 
schlug,  der  Tydide,  der  jetzt  vielleicht  gar  mit  Vater  Zeus  kärnj^fen 
durfte"  E  362.  457. 

ä  TtoTtoiy  ibg  6  fiokoßQog  imTQoxdStp^  äyogeveif 

yO^i  xaiiiivöl  laog'  ov  av  xaxa  firjTiaaifitjv 

xoTtTwv  a^iforciQrjaiv  .  . . 
„0,  wie  der  Fresser  geläufig  redet . .,  ich  könnte  ihm  sdwn  Schlimmes 
anstiften  ihn  schlagend  mit  beiden  Fäusten , , ."  a  26. 

^vd-EViac  Kaza  fiöiQOV,  a  niq  x*  oioi%o  xai  aHog 
„er  spricht  nach  Gebuhr,  es   dürfte  ihm  wohl  auch  ein  anderer  bei- 
stimmen (so  dass  ihm  beistimmen  dürfte)"  q  586,  vgl.  e  188. 

fllimg  d*  elfiiv  rotoi  dt  Sv  aed-ev  avTidaaifiev 
„wir  aber  sind  solche,  die  dir  recht  wohl  entgege7%gchen  könnten"  ff  231. 

Der  Relativsatz  ist  negativ  (oil): 

.  .  xal  vMTBQOv  Hxog  avtwv 
TLOVQtdiov,  to  fiiv  ovK  av  eyw  Ttoxs  (näifj  ofioaai^ 
. . .  „bei  dem  würde  ich  schwerlich  trügerisch  schwören"  0  40. 


221     

d.  dem  Optativ  ist  av  und  xev  beigefügt: 

dfiq>l  d*  Sq*  AYavTog  öoiovg  iarayto  qxxlayyei; 

yLOLQftBQaiy  Sg  w^  av  tcsv  '-^QTjg  ovoaairo  fiereld-wv  N  127. 
An  den  Schluss  stellen  wir  die  Fälle,  in   denen  der  Hauptsatz 
negativ   ist.      Zunächst   sei   ein   Beispiel   aus   dem   Sanskrit   erwähnt, 
zufällig  das  einzige,  was  uns  zu  Gebote  steht.-    Man  vergleiche  Ein- 
leitung Seite  39  flgd.: 

t^  ho'cuh:  nä  väi  sä'  manushy^shv  agn^r  yajnfyä  tanür  asti,  yäye 
'  shtvä' '  smätam  6kah  syä'd  f ti  „  die  Götter  sprachen :  „  unter  den 
Menschen  ist  die  opfertmrdige  OestaU  des  Feuers  nicht  vorhanden,  mit 
welclier  opfernd  man  einer  von  uns  werden  könnte"  (^2Li.  Br.  11,  5,  1,  13. 

In  den  uns  vorliegenden  homerischen  Beispielen  steht  bei  dem 
Optativ  7i€v  ausser  A'  348,  was  den  reinen  Optativ  zeigt.  Sie  sind  die 
folgenden : 

ov  ydq  Tto)  laddi  q>i'koi  xctrd  dwfjtad'*  exdarov 

0%  dC  aTtopitpavteg  fiiXava  ßQOtop  e^  wcsiXiwv 

xard'efievoi  yodoiep 
„denn  nicJd  unssen  es  daheim  die  Freunde  eines  jeden,  die  wiü/rden 
gewiss  das  schwarze  Blut  von  den  Wunden  abwaschen,  und  sie  bestoMen 
und  sie  beklagen"  co  188,  vgl.  /i  280. 

Besonders  häufig  steht  im  Hauptsatze  eine  Form  von  elfd,  oder 
ist  eine  solche  zu  ergänzen: 

(og  ovx  ead^  og  a^g  ye  xvvag  x€q>akfjg  aTtaXdlxoi 
„denn  keinen  gieht  es,   der  die  Hunde  von  deinem  Haupte  abwehren 
kötinte,  (der  könnte  sonst  u.  s.  w.)  X  348,  vgl.  ö  167. 

iTtTtoi  S  ov  Ttaqeaai  yuxl  a^fiora  twv  x'  inißattp^ 

„Boss  und  Wagen  sind  nicht  da,  die  ich  etwa  besteigen  könnte"  E  192, 

H299. 

ov  fiev  TL  üjj^iofv  ioTL  TtoXig  Ttv^oig  aQa^ia, 

y  x'  dnaiiwalf.iead^  ereQalxea  dijf^ov  expvteg 

„keine  Stadt,  mit  Thürmen  versehen,  ist  in  der  Nähe^  durch  die  wir 

uns  etwa  schützen  könnten"  O  737. 

ov  ydq  Ol  Ttaqa  vrJBg  eTtrjQeTfioi  aal  eralQoi, 

0%  %iv  fiiv  TtifATtoL&f  in^  evqia  vwra  d-aldaarjg 

„denn  nicht  stehen  ihm  beruderte  Schiffe  und  Gefährten  zu  Gebote, 

die  ihn  etwa  geleiten  könnten  auf  dem  weiten  Bücken   des  Meeres" 

i  559,  vgl.  i  126. 

d%äq  cni  %i  fioi  ivd^ada  tolov 

oJov  %  ris  (peQOUv  ld%aioi  J|  x«'  ayoiev 

f,aber  nicht  habe  ich  hier  solche  Dinge,  die  die  Achäer  forttragen  oder 

treiben  könnten"  E  483  (vgl.  H  231). 


222     

Eine  Frage,  die  negativen  Sinn  hat,  geht  vorans: 
tji  Tivdg  q>a^ev  eivai  aocorjrfjQag  OTtiaaWy 
rji  Ti  T£ixog  aQBiov,  o  x'  avÖQdai  Xoiyov  afivvai; 
„sengen  wir,  dass  noch  Hdfer  uns  im  Bücken  stehen,  oder  eine  stärkere 
Mauer,  die  den  Männern  vielleicht  das  Verderben  aJnoehren  könnte  '*  O  7:ir). 
Die  richtige  Auffassung  aller  dieser  Beispiele  wird  uns  erleichtert 
wenn  wir  uns  die  unter  b.  verzeichneten  ähnlichen  Beispiele  mit  voraus- 
gehendem positiven  Hauptsatze  vergegenwärtigen: 
eialv  fiiv  fioi  TtaWeg  dfiv^ioveg,  eiai  de  hxoL 
Tuxi  noXiegy  %iav  %iv  %ig  enoixofjteyog  xaiJaeiev   K  170. 
cX)  w  aal  älXoi  mat  vemeqoi  vleg  !/i%aivivy 
of  x€v  enena  huxOTOv  fyeiQeiccy  ßaoiXi^wv 

TtdvTtj  inoixofiievoi  ÜC  165,  vgl.  if  231  mit  E  483  und  Einleitung 
Seite  39'flgd.). 

§2. 

Die  priorischen  Relativsätze. 

Der  wünschende  Optativ  ist  hier  im  Belativsatze  nicht  nachweisbar« 
immer  finden  wir  den  futurischen  Optativ.  Der  Relativsatz  enthält  also 
gleichfalls  die  Meinung  oder  Vermuthung  einer  redenden  Person,  aber 
die  in  ihm  als  möglich  hingestellte  Handlung  wurde  nichts  wenn  sie 
einträte,  der  im  Hauptsatze  ausgesprochenen  Handlung  nachfolgen, 
sondern  es  hängt  umgekehrt  das  Eintreten  der  letztem  von  der  Erfüllung 
jener  möglichen  Handlung  des  Relativsatzes  ab.  Den  Optativ  in  solcher 
Situation  pflegt  man  wohl  den  Optativ  der  Annahme  zu  nennen. 
Annehmen  bedeutet  eben  zunächst  abgesehen  von  der  Wirklichkeit  sich 
irgend  einen  Gedanken  nur  vorstellen,  und  zwar  um  ihn  als  Grand- 
lage weiterer  Gedanken  zu  betrachten;  an  ein  „angenommen,  dass..'' 
schliesst  sich, stets  ein  weiterbauender  Satz  mit  „so./'  an. 

Wenn  aber  das  Eintreten  der  Handlung  des  Hauptsatzes  von  der 
nur  möglicher  Weise  stattfindenden  Handlung  des  Relativsatzes  abhängig 
gemacht  wird,  so  darf  man  wohl  erwarten,  dass  auch  die  Handlung 
des  Hauptsatzes  als  nur  möglich  hingestellt  wird,  dass  also  auch  im 
Hauptsatze  der  abgeschwächte  Optativ  sich  findet  Dieses,  wir  können 
sagen,  natürlichste  Verhältniss  ist  aber  nur  im  Griechischen  als  ein 
gewöhnliches  nachzuweisen;  es  ist  hier  nicht  nur  in  den  relativen,  son^ 
dem  auch  in  zahlreichen  hypothetischen  Satzgefügen  vertreten  {ei  fioi 
%t  nld'oio,  %6  x£v  rtoJiA)  xe^iov  Btrj  H  28).  Im  Sanskrit  weist  der 
Hauptsatz  in  den  meisten  Stellen  den  wünschenden  Optativ  auf,  und 
auch  im  Griechischen  finden  sich  entsprechende  Beispiele. 


223     

Ein  Wort  der  Erklärnog  verlangen  diejenigen  Optative,  welche 
man  nach  alter  Terminologie  Optative  der  Wiederholung  nennt.  Natür- 
lich liegt  der  Gedanke  der  Wiederholung  nicht  im  Optativ,  sondern  nur 
die  Beliebigkeit  der  Annahme.  Befindet  sich  aber  im  Hauptsatz  ein 
Tempus,  das  von  einer  wiederholt  vorgekommenen  Handlung  erzählt, 
so  liegt  es  nahe ,  den  Gedankeninhalt  des  Hauptsatzes  derart  nach  vor- 
wärts oder  rückwärts  wirken  zu  lassen,  dass  man  dem  Optativ  einen 
iterativen  Sinn  unterlegt  Es  mag  sein,  dass  die  Griechen  diesen  Sinn 
in  dem  Optativ  empfunden  haben,  das  steht  aber  fest,  dass  er  nur 
momentan  durch  die  umgebenden  Gedanken  in  den  Optativ  hinein- 
kommt   Ein  Optativ  in  einem  selbständigen  Satze  hat  nie  den  Sinn  der 

Wiederholung. 

Sanskritische  Beispiele. 

1)  Ein  fragender  Optativ  steht  im  Hauptsatze: 

yo  hi'mäni  na  vidyät,  katham  so'nu9ishto  bravita  „es  könnte  einer 
dies  nicht  wissen  (wer  dies  nicht  weiss),  wie  konnte  der  sich  unter- 
richtet nennen?"  Chänd.  Upan.  5,  3,  4  (Muir  1«,  435). 

2)  Der  Indicativ  (des  Präsens)  steht  im  Hauptsatze  : 

sdryäin  y<5  brahmä'  vidyä't,  sä  Id  vä'dhüyam  arhati  „es  könnte  ein 
Priester  das  Süryälied  kennen  (weicher  kennt),  der  verdient  das  Braut- 
hemd''  ßV.  10,  85,  34  (vgl  Weber,  Ind.  St  5,  189). 

pränenäi'väi'nam  tad  vyardhayati  yam  kämayeta  „auf  diese  Weise 
beraubt  der  Priester  den  des  Lebens,  wen  er  etwa  wiU  (angenommen, 
er  will  einen)''  Ait  Br.  3,  3. 

Pronominale  Adverbia  leiten  den  Relativsatz  ein: 

sa  yävan  manyeta  tävad  adhityäi*tayä  paridadhäti  „nachdem  er  so 
cid  gelesen,  als  ihm  gut  dünken  dürfte,  schliesst  er  mit  folgendem 
Verse ...  (es  könnte  ihm  etwas  gut  dünken,  so  viel  gelesen  habend 
schliesst  er ...)   A^v.  gr.  3,  3,  4. 

yatra  sarvata  äpah  prasyanderann  etad  ädahanasya  lakshanam  ^ma- 
(änasya  „wo  von  aUen  Seiten  Wasser  herabströmen  (es  könnte  wo  von  allen 
Seiten  Wasser  her  abströmen),  das  ist  die  Beschaffenheit  der  Verbrennungs- 
stäUe "  ebendas.  4 , 1 ,  15.    Solche  Wendungen  sind  im  Sfitrastile  häufig. 

3)  Der  wünschende  Optativ  steht  im  Hauptsatze: 

täd  yäsyäi'väm  vidvän  vrä'tyo  räjnö'tithir  grihäh  ägächet,  9r6yän- 
sam  enam  ätmäno  mänayet  „  es  könnte  der  also  wissende  Vrätya  in  das 
Haus  eines  Königs  eintreten  (in  wessen  Haus  eintritt),  der  möge  ihn 
höher  schätzen  als  sich  selbst"  AV.  15,  10,  1. 

yo  'nnädyam  ichet  prayäjähfitibhir  dakshinä  sa  iyäd  „  es  könnte  jemand 
Speise  zu  erlangen  wünschen  (wer  tvünsckt),  der  möge  nach  Süden  gehen" 
Ait  Br.  1,  8. 


224    

yam  dvishyät,  tarn  dhyäyet  „es  könnte  jemand  einen  hassen  {'wen 
einer  hasst),  den  möge  er  im  Sinne  haben  (bei  einer  gewissen  Cere- 
monie)"  Ait  Br.  3,  6. 

yäc  chaknuyä't  täd  dadyän  nä''dakshinäin  havlh  syät  „gesetzt  man 
könnte  etwas  (was  man  etwa  kann),  das  möge  man  thun;  nicht  gabenlos 
(d.  Ä.  nicht  ohne,  dass  ein  Brahmane  etwas  bekommt)  soll  ein  Opfer 
sein''  (;!at.  Br.  2,  4,  3,  14. 

yö  nv  hY&  jnätäs  täsmäi  brüyäd,  ätha  yö'nücäno'tha  yö'sya  priydh 
syän,  n6t  tv  övä  särvasmä'iva  „es  könnte  einer  bekannt  sein  (wer  bekannt 
ist),  dem  möge  er  es  mittheilen ,  oder  es  könnte  einer  gelehrt  sein,  oder 
es  könnte  einer  sein  Freund  sein,  nicht  aber  jedem  beliebigen^'  Qat.  Br. 
13,  6,  2,  20,  vgl.  2,  1,  4,  27  u.  ö. 

Solche  Constmctionen  sind  im  Brähmanastil  unzählig.    Eine  Anzahl 
aus  Taitt.  Sanh.  finden  sich  Ind.  Stud.  10,  51. 

yad  yad  upadi9eyus,  tat  tat  kuryuh  „gar  manches  könnten  (altf 
Brähnumenfratien)  befehien,  aUes  das  mögen  (die  jungen  ElidetUf) 
thun  (was,  das)"  A9V.  gr.  1,  14,  9. 

Ein  relatives  Adverbium  leitet  den  Relativsatz  ein: 

yatamäthä  kämäyeta  täthä  kuryät  „ auf  welche  Weise  er  etwas  tv'dl 
(er  könnte  es  auf  irgend  eine  Weise  wollen),  so  möge  er  es  thun'' 
gat.  Br.  2,  1,  4,  27. 

4)  Ein  Imperativ  steht  im  Hauptsatze: 

prä'fi  putraka  vrajatät  tätra  yät  pä9yes  täd  drishtvä'  dakshinä'  vra- 
jatät  „du  sollst  nach  Osten  wandern,  Sohn;  dort  könntest  du  ettcas 
sehen  (was  du  dort  siehst),  das  gesehen  habend  sollst  du  nach  Süden 
wandern"  9*t.  Br.  11,  6,  1,  2. 

Griechische  Beispiele. 

1)  Im  Hauptsatze  der  fiiturische  Optativ, 
a.  der  Relativsatz  folgt  nach: 

ovo*  av  eywye 
avdql  fiaxfjoalfjirp^  og  Tig  TtoXi^oio  fie^^eirj 
XvyQOQ  iciv 
„angenommen,   es  Hesse  ein  Schwächling  vom  Kampfe  ab,  mit  dem 
würde  ich  nicht  kämpfen"  N  117. 

evä^a  nev  ovTciri  eqyov  ov^q  oroocctTO  fiere^civ, 
og  tig  IV  aßXrjtog  y^ai  avouvarog  o^eX  x^^^V 
divevoi  xarä  fiiaaov,  ayoi  de  i  Ilallag  li&rp^ri 
XeiQog  eXotkf,    ovtciq  ßelAtav  aTte^vKOi  iQiaijv 
„da  umrde  jetzt  keiner  mehr,  käme  er  dazu,  den  Kampf  sdkmäliejK 
angenommen,  er  wandelte  noch  ungetroffen  und  unverwundet  vom  scliarfen 


225     

Eisen  fnitfen  umher,  Athene  aber  führte  ihn  an  der  Hand,  und  hielte 
ler  Geschosse  Gewalt  von  ihm  ab'^  J  539,  vgl.  *  240. 

vsfisaai^aaito  Tcev  ävTjQ 
ai'axta  noiX  oqoujv^  oq  tiq  Ttiwrog  ye  ^lezehd'Oi 
, zürnen  würde  ein  Mann,  das  viele  Unziemliche  sehend,  angenommen, 
*r  käme  dazu^*   a  228. 

dvdft  de  x'  orx  £i^BiB  ^iyag  Telafiwnog  ^uxg, 
dg  ^VTjTog  T*  ««;  xal  edoi  JrjfAi^aqog  dxryv 
„tönern  Manne  würde  Aia^,  der  gewaltige  Telamonier,  nicht  weichen, 
angenommen,  er  wäre  sterblich  und  nährte  sich  von  der  Frucht  der 
Demeter''  N  321. 

(oö^  /  vnoxfivaiTO  ^eonf^onog,  og  aäq>a  -^vfKp 

eldelrj  T€Qd(ov  nuxi  ol  nBi&oicno  laoi 
,,so  würde  ein  Wahrsager  deuten,   angenommen,  er  verstände  sid^  gut 
auf  Zeichen  und  das  Volk  traute  ihm"  M228,  vgl.  £'92. 

Tuxl  %'  elg  Ttavtag  igmoi  dvfjq^  og  t'  ahufiog  eiti 
„ein  Mann  konnte  alle  abhatten,  angenommen,  er  wäre  stark''  x  ^38. 

ov  xev  ak'qiog  eXrj  OLvriQ,  <^  Tooaa  yevoito 
„nicht  arm  wurde  ein  Mann  sein,  angenommen,  es  fiele  ihm  so  viel 
2h"    I  125,  vgl.  Z  521,  X  383,  v  291,  x}f  101  (169). 

Eine  Negation  steht  im  Relativsätze,  und  zwar  ist  fii^  und  ov  zu 

belegen : 

ßovloifitjp  X*  inccQOVQog  iofv  ^rfCBveiiev  aXXtf 

avögl  TtaQ^  dxlrjQtp,  «^  firj  ßlorog  Ttokvg  eirj 

^  näoiv  vBxveaai  xceratpd'ifÄivoiaiv  avdaasiv 

„angenommen,  er  hätte  nicht  viel  Qut"  X  489. 

liaXa  laev  9^qaav%6Lqdiog  bXti, 

og  %6tB  yri^TjOBiBv  Idwv  novov  owT  axo^oiTO 

,,  überaus  ktüin  würde  einer  sein,  angenommmen,  er  freute  sich  beim 

Anblick  der  Drangsal  und  betrübte  sich  nicht"  N  343. 

b.  der  Relativsatz  geht  voraus: 

og  TO  xccvaßQO^BiBv  ijtrjv  xqrp^JJQL  fayBiri 

cnj  xey  itpfjfiiqiog  yB  ßdkoi  xorrä  dax^  naqBidßv . . , 

„es  könnte  vielleicht  einer  das  herunterschlucken . ,,  der  würde  an  dem 

m'indichen  Tage  keine  Thräne  vergiessen . ."  ö  222. 

2)  Im  Hauptsatz  steht  der  wünschende  Optativ, 
a.  der  Relativsatz  folgt  nach: 

(og  drcoloiTO  xat  alXog,  o  xig  toiavza  yB  ^toi 
„so  möge  verderben  jeder  andere,  angenommen,  er  handelte  so"  a  47, 
vgl.  a  142. 

Delbrack  u.  WindUch,  synUkt.  Forsch.  1.  15 


226     

b.  der  Belativsatz  geht  voraus: 

OTCTtoreQOi  TtQoreQOi  VTtiq  OQxia  Ttrifujveutv 
ädi  a(p*  iyxiq>aXog  x^t^^^^Q  ^^'^^  ^S  o^^  olvog 
„die  einen  könnten  gegen  den  Vertrag  mit  Feindseligkeiten  beginnen 
(angenommen,  die  einen  begannen),  denen  möge  das  Gehirn  auf  die 
Erde  fliessen,  tvie  dieser  Wein"  V  299. 

Der  Optativ  im  Hauptsätze  ist  negativ: 

Twv  /Ml/  %Lg  v7teKg>vyoL  alnvv  oked-QOv 
X^I^c;  -y  fiiÄ€TeQaQ,  firjÖ*  bv  riva  yaOTigi  fii^vrjQ 
xovQOv  iovra  q>€QOi 
„auch  nicht  dann,  angenommen,  die  Mutter  trüge  ihn  als  Kind  noch 
im  Leibe"  Z  57,  vgl.  o  359. 

3)  Der  Indicativ  des  Präsens  steht  im  Hauptsatze: 

Kuxl  <r  ailj]  ve/neawy  ij  Tig  Toionrca  ye  ^i^oi 
„auch  güme  ich  einer  andern,  angenommen,  sie  thäte  solches ^^  ^  286, 
W  494  (vgl  X  315  unter  ö*'). 

T(Sv  fiiv  yoQ  TtdvTwv  ßile*  cinTerai^  og  rig  dg>€irj 
„denn  bei   allen  treffen  die  Geschosse,   angenommen,  es  wirft   einer 
(hier  im  Sinne  von:  so  oft  einer  wirft)"  P631. 

4)  Der  Indicativ  des  Futurs  steht  im  Hauptsatz : 

xat  yoQ  drj  hoitoio  tax*  iaaerai  fjdiog  ä^rj 
ov  Tiva  /  vTtvog  eloL  ykvKeQÖg  xat  xfjdofievoy  neq 
„denn  bald  wird  da  sein  die  Zeit  der  sanften  Ruhe,  angenommen,  es 
überwältigt  einen  der  süsse  Schlaf,  auch  wenn  man  betrübt  ist"  r  510. 

5)  Der  Indicativ  eines  historischen  Tempus  steht  im  Hauptsatze, 
a.  der  Relativsatz  folgt  nach: 

eyx€i  0   aiet 
T^wag  a/nw€  veüv,  iig  xig  q^efoi  omfACttov  nvq 

„mit  der  Lanze  wehrte  er  die  Troer  von  den  Schiffen  ab,  angenommett, 

es  brächte  einer  Feuer  (so  oft  einer  bracJUe)"  0  730. 
äHov  fAßiXixioig,  alXov  oreQeolg  inhaaiv 
velxaov,  ov  xiva  ndyxv  jnax^S  ^u9Uv%a  Xioi&f 

„den  einen  schalten  sie  mit  freundlichen,  den  andern  mit  harten  Worten. 

angenommen,  sie  sähen  ihn  ganz  ^vom  Kampfe  atlassen  (so  oft  sie 

sahen)"  M  267. 

ot;  tiva  yaQ  tUcKOv  iTtix^ovLojv  avd'QiOTtwVy 

ov  Tuxxdv  ovdi  /nev  iad^kov,  o  ug  aq>eag  €iaaq>lxoiTO 

„keinen  Menschen  ehrten  sie,  weder  einen  schlechten,  noch  einen  edlen, 

angenommen,  er  käme  zu  ihnen  (so  oft  einer  kam)"  %  414,  %p  65,  vgl. 

fi  331,  (i  317. 


227     

dkla  yuxl  alXovg 
Ttaveaxov  fivrjOr^Qagy  o  zig  roiavra  ye  ^tot 
.  .    y^angeMmmen,  es  ihäte  einer  solches  (so  oft  einer  solches  that)" 
X  315  (vgl.  K  286  unter  3). 

9  xal  TtoiXoKi  doaxov  ahqtrj 

foiq»  bnoXog  eoi  'aal  ot€v  xexQ^f^^oS  i'^oi 
„  und  oft  gab  ich  einem  Bettler,  wie  er  auch  sein  machte,  angenommen, 
es   käme  einer,  der  etwas  brauchte  (so  oft  einer  kam)"  q  420,  t  77, 
vgl.  d  204. 

og  ^^  €7t€a  q>Qealv  rfsiv  Sycoa/nd  re  TtoiXa  ve  yStj 
fioiipy  araQ  ov  xorra  7i6a/nov,  eQit^ifievai  ßaaiXevaiv 
dkl*  o  tI  Ol  uaaito  yeloiiov  l4^doiOiv 
eßifievat 
„angenommen,  es  schiene  ihm  etwas  lächerlich  für  die  Adiäer  sfu  sein 
(so  oft  ihm  schien)"  B  213,  vgl.  31428. 
b.  der  Belativsatz  geht  voraus: 

ov  di  Idßoifii, 
^iTVcaCKOV  Teraycbv  drco  ßtjlov 
„angenommen,  ich  hätte  einen  ergriffen  (so  oft  ich  einen  ergriff),  den 
packte  ich  und  schleuderte  ihn  von  der  Schwelle .."  O 23. 

0¥  Tiva  fXEv  ßaaiX^a  xai  e^o^ov  avdna  y^ix^^y 
Tov  3*  dyavolg  krcieaaiv  iQrjtvaaoxs^  Tta^aarag 
„angenommen,  er  träfe  einen  König  und  einen  hervorragenden  Mann 
(so  oft  er  einen  traf),  zu  dem  trat  er  und  hidt  ihn  zurück  mU  freund- 
lichen Worten"  fl  188,  vgl  198. 

xal  ^*  oSg  fiiv  QTCBvdovtag  Xüok  Javaäv  raxvTtiihüfif, 
tofvg  fidka  ^agatmeaite  TtaQtatdfievog  ifteeaaiv 
„und  angenommen,  er  hätte  welche  von  den  schnMrossigen  Danaem 
dahineilen  sehen,  zu  denen  trai  er  und  ermufhigte  sie  mit  Worten" 
J  232,  vgl.  240. 

TCiiv  6^  S^  Tvg  Ijonoio  g>ayot  fiehrjdia  xa^/rJy, 
cixir*  ajtayyäiXai  nakiv  if^elsv  ovdi  veea-9'ai 
„angenommen,  es  hätte  einer  von  diesen  die  süs^  Fr%tcht  genossen,  so 
wollte  er  nicht  mehr  Botschaft  zurückbringen  und  zurückkommen"  t  94, 
vgl.  0  743. 

6)  Ein  Imperativ  steht  im  Hauptsätze: 

öioqov  S*  avTi  %i  fioi  öoirjg  xeifitjkiov  soto} 
„das  Gesclhcnk,  angenommen,  du  gäbest  mir  eines,  soll  mir  ein  Schatz 
sein". 


15 


228 


Cap.  in. 

Der  OptaÜT  in  NebensBtzen  mit  Conjunctloiieii. 

Entsprechend  dem  dritten  Capitel  des  Conjunctivs  ztrfällt  auch 
das  dritte  Capitel  des  «Optativs  in  zwei  grosse  Abtheilungen.  Die  erste 
umfasst  die  Sätze  mit  Conjunctionen  vom  Belativstamme,  die  zweite  die 
Sätze  mit  Conjunctionen  von  anderer  Herkmift. 

A. 

Die  Sätze  mit  Gonjunctionen  vom  Relativstamme. 

Sie  zerfallen  natürlich  wie  die  entsprechende  Partie  der  Con- 
junctivsätze  in  posteriorische  und  priorische. 

§1. 

Die  posterlorisehen  Sfttze  mit  ConJunetioBeB  Tom  Relati?Bt«mme« 

Es  kommen  in  Betracht  die  Conjunctionen  ydd  ydthä,  iva  oipQa 
(bg  ofttjg  l'fog,  über  welche  Einleitung  Seite  53  flgd.  zu  vergleichen  ist 

Sanskritische  Beispiele. 

Ydthä. 

äpa  präca  indra  vf9väfi  amfträn,  äpä'*päco  abhibhüte  nudasva,  dpö'dico 
äpa  9Ürä  *  dharäca ,  uräü  yäthä  täva  9ärman  mädema  „  schUig  o  mächtiger 
Indra  unsere  Feinde  fort,  mögen  sie  vom  oder  hinten,  oben  oder  unten 
sein,  damit  wir  uns  tummeln  in  deinem  breiten  Schutee,  wörtlich:  auf 
diese  Weise  (wenn  du  unsere  Feinde  schlägst)  möchten  mr  uns  tum- 
mdn  etc."  BV.  10,  131,  1. 

ä'  däivyä  vrinimahö '  v&nsi  brihaspätir  no  maha  ä'  sakhäyah,  yäthä 
bhävema  mUhüshe  änägä  yö  no  data'  parävdtah  pit^'va  „wir  bitten  heran 
die  göttlichen  Hülfen,  Brihaspati  wird  von  uns  gefeiert,  ihr  Freunde, 
damit  wir  schuldlos  seien  vor  dem  gnädigen,  der  aus  der  Feme  giebt 
wie  ein  Vater''  RV.  7,  97,  2. 

üpajänlta  yäthe '  yäm  pünar  ägächet  „  denJct  nach ,  auf  diese  Weise 
mochte  sie  dann  wohl  wieder  zu  uns  zurückkehren  ("=  denkt  etwas 
aus,  wie  sie  wieder  zurückgebracht  werden  könnte)"  ^at.  Br.  11,  5,  1,  2, 
vgl.  Einleitung  Seite  61. 

sa  väi  yathä  nojnapayä,  räjaputra,  tathävada,  yathäi'vä*angirasab 
sann  upeyam  tava  putratäm  „du,  damit  du  uns  belehrest,  spridi  o 
Königssohn,  auf  diese  Weise  (=  in  Folge  davon)  möchte  ich,  obgleich 


229     

Angirase  seiend,  wohl  eingehen  in  deine  Sohnschaft"  d.  h.  sagey  tvie  ich 
eingehen  könnte"  Ait.  Br.  7, 17  (vgl.  Einleitung  Seite  62). 

Ydd  liegt  mir  vor  in  folgender  Stelle: 

yän  nünäm  afyäin  gätim  miträsya  yäyäm  pathä'  „möchte  ich,  damit 
i<:h  nun  gtUen  Weg  erlange,  auf  dem  Pfade  des  Mitra  wandeln" 
RV.  5,  64,  3. 

Während  in  den  bisher  angeführten  Sätzen  der  Optativ  des  Neben- 
satzes dem  Wunsch  -  Optative ,  wie  er  uns  in  Hauptsätzen  begegnet  ist, 
am  nächsten  steht,  ist  er  in  dem  folgenden  Beispiel  den  Hauptsatz- 
Optativen  des  nicht  auf  einen  bestimmten  Fall  bezüglichen  allgemeinen 
Gebotes  (Seite  198)  zu  vergleichen: 

täd  hy  ^vä  brähmanönai '  shtävyam  yäd  brahmavarcasi'  syä't  9^t.  Br. 
1,  9,  3, 16.  Wenn  man  die  Genesis  dieser  Periode  verständlich  machen 
will,  muss  man  so  übersetzen:  „ein  Brahmane  muss  sich  Mühe  geben, 
in  Folge  davon  soU  er  Brahmavarcasin  sein ".  Das  vorwärts  weisende 
tdd  ist  erst  hinzugekommen,  nachdem  die  beiden  Sätze  ihre  ursprüng- 
liche Selbständigkeit  verloren  hatten  (vgl.  Einleitung  Seite  48). 

Griechische  Beispiele. 

Wie  an  der  entsprechenden  Stelle  des  Conjunctivs  kommen  hier 
Sätze  zur  Sprache ,  die  eine  Absicht  oder  beabsichtigte  Folge  enthalten, 
doch  ist  gemäss  der  von  dem  Conjunctiv  abweichenden  specifischen 
Bedeutung  des  Optativs  nie  eine  so  bestimmte  Absicht  oder  eine  so 
nothwendige  Folge  ausgedrückt,  wie  in  den  Conjunctivsätzen. 

"Iva. 

%6v  /tot'  iydnf  int  vrjog  ivaaiXfioio  iieXaivrjg 
ä^(ü  T^A' ,7^cfxi;e  i''«  f^oi  ßiotov  Ttolvv  aixpoi 
j,auf  diese  Weise  könnte  er  mir  viel  einbringen"  q  249. 

zdxiOTii  ftoi  evdov  etaJQOi 
elev  IV  SV  uliaiij  Xaqav  Tetvxoliisd^a  SoQTtov  f  408. 
vvv  d'  Iva  xai  aot  Ttevd^og  evI  (pQeai  ^ivqIov  eirj 
naidbg  ccTCOfpS'i^iivoio,  tov  ovx  VTtodi^eai  avrig 
oiTcade  voaTrjaavza  S  88. 

"0  q>Qa, 

iv  d'  ovroIOL  nvhxg  Jtoii^ao^ev  ev  aqaqviag 
0(pqa  öt^avtaiov  iTVTtrjlaalrj  odog  ecij  H  340, 

yydurch  die  würde  auf  diese  Weise  ein  Weg  gehen".    H  349  könnte  der 

Optativ  aus  dem  Conjunctiv  entstanden  sein. 


230     

äg  ifi'  äi<nioaetav  ^Okvfima  Sfifiar   ex^rteg 
Tji  (jC  evTcXMoa^iog  ßdloi  ^Jdqfte^ig  oq^q^  'Odvar^ 
oaoofiivri  xai  yäiav  vtco  a%vyBQrpf  dapiyfjoifAyjpf 
fiTjdi  Ti  xelqavog  dvÖQog  htp^aivoifii  vorjfia  t;  79. 

^üg  und  "OTtwg. 

Die  optativischen  Sätze  mit  iog  bieten  noch  manche  Schwierigkeit 
und  bedürfen  vor  allem  einer  über  die  homerischen  Gedichte  hinao^- 
gehenden  Untersuchung.  Mir  haben  sie  sich  folgendermaassen  dargestellt: 
Für  den  reinen  Optativ  habe  ich  nur  das  Beispiel: 

Zeig  TO  /  ale^aeie  xal  äd^avaroi  &aoi  aXkoi 

cog  vfi^lg  naq^  ifieio  d^orjv  ini  vija  xioire  y  346, 
Wenn  man  diese  Sätze  in  ihre  Selbständigkeit  zurückübersetzt, 
so  kommt  ein  dem  beabsichtigten  entgegengesetzter  Sinn  heraus.  Man 
muss  also  annehmen,  dass  diese  Periode  nach  Analogie  solcher  mit 
einem  Hauptsatz  positiven  Sinnes  gebildet  sei.  Wenn  da  stände:  „Zm^ 
gebe",  so  wäre  das  (hg  wohl  verständlich:  „Zeus  gebe,  in  Feige  davon 
könntet  ihr". 

Dem  Optativ  ist  xiv  beigeftgt: 

ovräg  •^eiog  dotdog  ex(ov  q}6Qfiiyya  kiyeiav 

fjfuv  fjyeiad^ü)  q>ih>7taiy(ÄOvog  oQXV^holo 

wg  nav  Tig  (paitj  ydfxov  l/u/ieyat 
„in  Folge  davon  konnte  dann  wohl  jemand  meinen"  \p  135. 

Xox^o9'€  TtTolifÄOv  ^I^aurfJiOL  d^aldoio 

äg  xev  dvai/iuti  ye  SiaxQiv&elre  %d%iaTa 
„in  Folge  dessen  könntet  ihr  noeh  ohne  Blutvergiessen  auseinander- 
kommen"  w  532. 

oi  TtoTQog  fiiv  ig  olxov  dTteQQiyaai  viea&ai 

Ixagiovy  wg  x*  avzog  eedvciaaiTO  ^iyarga 
„sie  seheuen  sich  in  das  Haus  des  Vaters  zu  gehen,  in  Felge  davon 
(nämlich  in  Folge  ihres  Kommens)  möchte  er  wohl  selbst  die  TodUer 
verloben"  ß  b2.  Dieser  Satz  ist  mit  den  Relativsätzen  zu  vergleichen, 
welche  „  zur  Ergänzung  von  etwas  nicht  Vorhandenem  "  dienen  (vgl.  Ein- 
leitung Seite  89). 

Auch   der   Satz   mit  hntjg,   der  hierher   gehört,   ist  ebenso  zu 
erklären : 

ovSi  TL  olde  vofjaai  Sfia  TtQoaaa)  xal  oftiaao) 

07t7to)g  Ol  naqd  vrjval  aooi  fux%ioivxo  Id^aiol 
„nicht  weiss  er  irgend  etwas  auseudenken,  in  Folge  davon  (wenn  er 
nämlich  etwas  wüsste),  könnten  die  Achäer  unverletzt  bei  den  Schiffeti 
kämpfen"  A  343. 


231     

In  folgendem  Satze  mit  (hg  scheint  (ig  so  weit  seine  specifische 
Bedeutung  verloren  zu  haben,  dass  es  wie  ydd  nur  eine  Verbindung 
irgend  welcher  Art  bezeichnet: 

ola&a  yäg  Sg  x'  aortaazbg  ivi  fieycegoici  qxxvslfj 
,ydu  weist  es,  er  würde  erscheinen^'  xp  60. 
Dem  Optativ  ist  av  beigefügt: 

xwC/daw  di  toi  oaae  nccQOg  TtegiTcaliJ^  iovts 
wg  av  aaixiXiog  naai  ^rjOr^Qüi  (pavurjg 
„  in  Folge  dessen  möchtest  du  woJd  aMen  Freiern  armselig  erscheinen  "  v  402. 
tip  X«  Taxa  yvoiTjg  (piX6i;rjta  re  tcoÜA  ze  dcjQa 
i^  ifiBv  (og  av  zig  ae  awavrofÄevog  /naTiaQiJ^oi  o  538. 
Bei  dem  Conjunctiv  hatte  ich  Einleitung  Seite  64  noch  Sätze  zu 
erwähnen,  die  zeitlich  mit  dem  Hauptsatze  verknüpft  waren,  Sätze  mit 
0T€j  o(pQa,  Swg,  elg  o.    Diesen  weiss  ich  aus  dem  Optativ  nur  folgendes 
an  die  Seite  zu  setzen: 

TOfpQa  yaq  av  xarä  aazv  TtOTinTvaaoi/Äsd'a  ^i9ifi 
XQTJfiar^  dnaiTitiovTeg  Viag  x'  ärto  navta  dod-elti  ß  78. 

%^ 

Priorisehe  Sätze  mit  Co^Janetlonen  vom  Belativstamme. 

In  dem  entsprechenden  Paragraphen  des  Conjunctivs  unterschieden 
wir  drei  Gruppen.  Die  mittlere  auch  dort  nur  durch  wenige  Beispiele 
belegte  kommt  bei  dem  Optativ  in  Wegfall.  Es  bleibt  also  nur  übrig: 
I.  Der  Optativ  in  Gleichnissen,  II.  Der  Optativ  in  Bedingungs-  und 
Temporalsätzen. 

I. 

Der  Optativ  in  Gleichnissen. 
Ueber  diese  Sätze  vergleiche  man  Einleitung  Seite  66  und  67. 

Sanskritische  Beispiele.  « 

yänti  vä'  äpa,  6tj  ädityä,  ^ti  candrämä,  yänti  näkshatränl  yäthä  ha 
va  etä'  devätä  n^'yur  nä  kurjur,  eväm'häi'vä  täd  ähar  brähmanö  bhavati 
yäd  ähah  svädhyäyäm  nä' '  dhite  „  es  wandeln  die  Wasser,  es  wandelt  die 
Sonne,  es  wandelt  der  Mond,  es  wandeln  die  Sterne,  Als  ob  diese  Gott- 
heiten nicht  wandelten  und  handelten,  so  ist  ein  Brahmane  an  dem 
Tage,  wo  er  nicht  studirt''  QdA.  Br.  11,  5,  6, 10.  yäthä'nyäsy&m  yönäu 
r^tah  siktäip  täd  anyäsyäiii  prajijanayishet  „une  wenn  er  den  Samen, 
der  in  einen  Schoos  gegossen  ist,  in  einem  andern  sich  zur  Frucht  ent- 
wickeln lassen  wollte*'  Qat.  Br.  12,  5,  1,  13.    sa  yäthä  nadyä'i  päräm 


232 


paxäpä^yed  eväm  sväsyä  'ynshah  päräm  päräcakhyäu  „er  sah  dc^  jenseitige 
Ende  seines  Lebens,  toie  wenn  einer  das  jenseitige  Ufer  eines  Flusses 
erUidäe^'  9^t.  Br.  11, 1,  6,  6.  Diese  Construction  scheint  im  Sanskrit 
ziemlich  selten  zu  sein.  BB.  fuhren  nur  zwei  Stellen  aus  der  nichtvedi- 
sehen  Literatur  an.  Gewöhnlich  werden  solche  Gedanken  im  Sanskrit 
nicht  mit  Verbalen,  sondern  mit  nominalen  Mitteln  ausgedrückt ,  z.  B. 

amänusham  iva  väi  mä  vi9asishyanti  „toie  einen  Nichtmenschen  (tds 
ob  ich  kein  Mensch  wäre)  wollen  sie  mich  schUichten^'  Ait.  Br.  7,  16. 

Griechische  Beispiele. 

ovK  akiyiOf  (og  €t  /u£  ywfj  ßaXot  rj  ndiq  aq>Q(ov  J  389. 
a^g)/  ju'  ^Oivaarioq  Talaaiq>QOvog  ixcr'  avzij 
Ti^  ixeXr],  wg  et  I  ßu/ßaro  fiovvov  iowa  -^467. 
ßi]  (T  i^ev  avcrioixjv  evöe^ia  gnata  hoaaxov 

7tdvtoa€  %eiQ^  OQeytav,  utg  u  mb]%bg  nahxi  eirj   q  366,  vgl.  B  780, 
X411,  i  314,  X  416  (cf.  420). 

U. 

Die  Temporal-  und  Bedingungssätze  mit  Conjunctionen 

vom  Belativstamme. 

Indem  ich  auf  Einleitung  Seite  68  und  72  verweise,  mache  ich 
hier  nur  folgende  zwei  Bemerkungen: 

1)  Der  Optativ  in  priorischen  Nebensätzen  bedeutet  die  AnnaJhme. 
Ob  diese  Annahme  zeitlich  oder  logisch  das  Prius  zu  dem  Hauptgedanken 
bilden  soll,  ist  nicht  immer  an  der  Conjunction  zu  sehen.  So  kann 
namentlich  yadä  und  mB,  welche  gewöhnlich  in  temporalen  Annahme- 
sätzen ihre  Stelle  haben,  auch  in  sogenannten  reinen  Bedingungssätzen 
stehen.  Ein  durchgehendes  äusseres  Unterscheidungszeichen  der  beiden 
genannten  Satzarten  existirt  in  der  von  uns  behandelten  Periode  nicht. 

2)  Die  optativischen  Bedingungssätze  sind  Annahmesätze.  In  der 
Mehrzahl  der  von  mir  beigebrachten  Sanskritbeispiele  ist  besonders  die 
Beliebigkeit  der  Annahme  betont.  Daraus  entwickelt  sich  der  Gedanke 
des  voraussichtlichen  Nicht -Eintretens  der  Annahme.  Andere  Beispiele 
wieder  zeigen  Annahmen,  deren  Eintreten  wohl  möglich  wäre.  Diese 
Nüan9en  des  Sinnes  sind  sprachlich  durch  nichts  ausgedrückt. 

Sanskritische  Beispiele. 

Es  kommen  die  Conjunctionen  yäd  yddi  yadä  ydrhi  in  Betracht 
Wir  fahren  zunächst  Beispiele  für  ydd  und  yddi  an,  welche  beiden 
Conjunctionen,  wie  es  scheint,  dem  Gebrauch  nach  in  nichts  ver- 
schieden sind. 


233     

Im  Hauptsatz  steht  der  Optativ  und  zwar 
a.  der  Hauptsatz  folgt  nach: 

yid  indrä'häm  yäthä  tväm  i9iya  väsva  ^ka  it,  stotä'  me  göshakhä 
syät  „wenn  ich  wie  du  Indra  verfügte  Ober  Gut  aüein,  so  würde  mein 
Lobsänger  rinderbesitzend  sein'^  BY.  8, 14,  1.  yäd  agne  syäin  ahäm 
tväm,  tväin  vä  ghä  syä'  ahäm,  syüsh  te  satyä'  ihä''9{shah  „wenn  ich 
0  Agni  du  wäre,  oder  du  ich  wär,est,  so  würden  deine  Wünsche  erfvUt 
werden''  RV.  8,  44,  23. 

yäd  agne  märtyas  tväm,  syäm  ahäm  mitramaho  ämartyah  sähasah 
sünav  ähuta,  nä  tvä  räsiyä*bh{9astaye  vaso  nä  päpatväya  santya,  nä 
me  stotä^'mativä'  nä  dürhitah  syät  „wenn  du  o  Agni  ein  Sterblicher 
(wärest)  und  ich  du  Freundereicher  (so  BB.)  ein  UnsterUicher ,  du 
besungener  Sohn  der  Kraß,  so  würde  ich  dich  nicht  dem  Fluche  über- 
liefern oder  der  Armufh,  mein  Sänger  würde  nicht  arm,  nicht  unglück- 
lich sein''  BV.  8,  19,  25  und  26.  Dass  diese  beiden  Verse  im  Verhält- 
niss  von  Vorder-  und  Nachsatz  stehen,  hat  Muir  joum.  B.  A.  S.  ner. 
ser.  n,  381  nachgewiesen,  vgl.  noch  BV.  7,  32,  18  (in  der  entsprechenden 
Stelle  des  Sämaveda  im  Nachsatz  Conjunctiv),  vgl  noch  BV.  8,  59,  5  und 
1,  38,  4;  worüber  Muir  a.  a.  0.  und  Max  Müller  Bigv.  transl.  I,  70. 

yädi  virö  anu  shyä'd  agnlm  indhitä  märtyah,  äjühvad  dhavyäm 
änushäk,  9ärma  bhakshita  dä'ivyam  „wenn  der  Hdd  dem  Gotte  nach- 
geht, der  SterUiche  das  Feuer  anzündet,  opfernd  das  Opfer  der  Reihe 
nach,  so  erlangt  er  den  göttlichen  Schutz"  Sämaveda  I,  82  sä  hd'väca 
yäjnavalkyo  „brähmanä'  vai  vayäm  smo,  räjanyäbandhur  asäu.  yädy 
amum  vayäm  jäyema,  kam  ajaishm^'ti  brüyämä"tha  yädy  asäv  asmän 
jäyed  brähmanäh  räjanyäbandhur  ajäishid  Iti  no  brüyuh  „Y.  sprach: 
„wir  sind  Brähmanen,  er  ist  ein  Laie,  Gesetzt,  wir  besiegten  ihn,  so 
würden  wir  spreclien,  wen  haben  wir  besiegt?  aber  gesetzt,  er  besiegte 
uns,  so  würde  man  zu  wns  sagen:  ein  Laie  hat  Brähmanen  besiegt" 
gat.  Br.  11,  6,  2,  6. 

na  nividah  padam  atiyäd;  yan  nividah  padam  atiyäd,  yajnasya  tac 
chidram  kuryät  „er  (der  Opfernde)  soll  kein  Versglied  der  Nivid  über- 
gehen; überginge  er  eins,  so  tvürde  das  eine  Unterbrechung  des  Opfers 
verursachen"  Ait.  Br.  3,  11.  yadi  kirtayed  upäft9U  kirtayed  .(©s  ist 
zweifelhaft,  ob  man  die  Bakshas  anrufen  soll)  „wenn  man  sie  aber 
anruft,  soll  man  sie  leise  anrufen"  Ait.  Br.  2,  7.  sa  yad  ekadevatyah 
pa9uh  syän  „ medhapataye "  iti  brüyät  „wenn  das  Thier  für  einen  Gott 
bestimmt  ist,  soU  man  die  Formet  „medhapataye  u.  s.  w."  gebrauchen" 
Ait.  Br.  2,  6. 

yadi  väsänsi  vasiran ,  raktäni  vasiran  „  wenn  sie  Gewänder  anziehen, 
sdUen  sie  gefärbte  anziehen"  Ä9V.  gr.  1, 19, 11. 


234     

Die  Negation  dieser  Sätze  ist  wohl  nd,  vgl.  Af?.  gr.  1, 13,  2. 
Auch  Fragesätze  finden  sich  als  Hauptsätze : 
tad  ähur:  yad  dhiranyam  na  vidyeta  katham  syäd  iti  „so  wendet 
man  ein:  Gesetzt  nun,  es  wäre  kein  Gold  auf  Eintreiben ,  wie  wurde  e% 
dann  sein?^^  Ait  Br.  2, 14. 

b.  der  Hauptsatz  steht  voran: 
afigushtham  eva  grihniyät '  yadi  kämayeta  pumänsa  eva  me  putra 
jäyerann  iti  „nur  ihren  Daumen  ergreife  er,  wenn  er  uJÜnsdU,  mochten 
mir  niMT  Söhne  geboren  tverden"  A9V.  gr.  1,  7,  4. 

kä  tätah  syäma  yäd  asyai  nä  bhäjemahi  „was  solUe  dann  aus  uns 
werden,  wenn  wir  an  ihr  (der  Erde)  keinen  Theü  hätten^*  9^i  Br.  1, 2, 5, 3. 
kvä  t^  syur,  yän  meghäh  syä't  „was  soU  aus  ihnen  werden,  wenn 
schlechtes  Wetter  ist?'^  ^at  Br.  3,  2,  2,  5.    (Es  handelt  sich  um  eine 
Cerimonie,  die  nur  bei  heiterem  Himmel  vorgenommen  werden  darf). 
Optativischen  Sinn  hat  auch  folgender  Hauptsatz  : 
sa  yadi  na  jäyeta,  yadi  ciram  jäyeta  räkshoghnyo  gäyatryo'nücyab 
„wenn  Agni  etwa  nicht  erzeugt  tverden  sollte  oder  zu  langsam  erzeugt 
werden  soüte,  so  sind  die  raJcschastödtenden  Verse  zu  sprechen"  Ali 
Br.  1,  16. 

Yada. 

Im  Hauptsatz  steht  der  Optativ. 

a.  der  Hauptsatz  folgt  nach: 

yadä..  uttarakurün  jayeyam,  tvam  u  häi'va  prithivyäi  räjä  syäh 
„wenn  ich  das  Land  der  Uttarakurus  erobern  sollte,  dann  umrdest 
du  König  werden"  Ait.  Br.  8,  23.  piese  Eroberung  ist  aber  ein  Ding 
der  Unmöglichkeit,  man  vergleiche  die  ganze  Erzählung  bei  Muir  l^  493). 

yadä'  kadä'  ca  milhüshe  stotä' järeta  märtyah,  ä3  id  vandeta  Yärunam 
„wann  immer  irgend  ein  sterblicher  Lobsänger  einem  Spender  singt, 
so  preise  er  den  Varuna"  Sämaveda  1,  288. 

b.  der  Optativ  ist  in  folgendem  voranstehenden  Hauptsatz  zu 
ergänzen : 

caturthe  garbhamäse  simantonnayanam ,  äpüryamänapakshe  yadä 
punsä  nakshatrena  candramä  yuktah  syät  „im  vierten  Monat  der 
Schwangerschaft  (finde)  das  Ha^rauf streichen  (statt),  (und  zwar)  i» 
der  Hälfte  des  wechselnden  Mondes,  wenn  der  Mond  mit  einem  mäiin- 
lidien  Stembilde  in  Verbindung  ist"  A9V.  gr.  1,  14,  1. 

Ydrhi 

f&hren  BB.  aus  Taitt.  Sanh.  1,  7,  4,  3  in  dem  Satze  an: 

yarhi  hotä  yajamänasya  näma  grihniyät,  tarhi  brüyät  „wenn  der 
Priester  den  Namen  des  Opfernden  nennt,  dann  möge  er  sprechen". 


235     

Griechische  Beispiele. 

Im  Griechischen  gehören  hierher  nur  Sätze  mit  ore,  6/ror£,  oaadxig. 

Wir  unterscheiden  zwei  Gruppen,  je  nachdem  ein  Optativ  oder 
ein  Indicati?  im  Hauptsatz  steht.  Die  ersten  haben  eine  Hinneigung  zu 
den  Conditionalsätzen,  bei  den  zweiten  entwickelt  sich  leicht  der  Gedanke 
der  Wiederholung  (vgl  darüber  das  Optativ  Cap.  11.,  Seite  222  Bemerkte). 

1)  Im  Hauptsatz  steht  der  Optativ. 

a.  der  blosse  Optativ: 

el  i*  aye  dij  fioi  tovio  ^sd,  vrifieQTig  ivlaneg 

ü  TCijg  rrjv  olörjv  /ley  vjcexnQoqrvyoifÄi  XaQvßSiv 

tflP  di  x'  äfÄwaifAfjv,  ot€  (aol  aivono  /  hcaiqovg  f.i  112. 

ei  yag  (ttiv  &ava%oio  dvarjxeog  cSd«  dwaifirjv 

v6oq)iv  dnoK^ifjai,  oVe  fiiv  fioQog  alvog  l'mvoL   a  464,  vgl.  <Z>  429. 

b.  der  Optativ  mit  xiv: 

xai  x£  TQirpioaloiaiv  iytjv  avÖQeaai  fioxol^rp^ 

avv  aol,  notva  d^edy  ot€  fioi  nQ6q>Qaaa*  iTtagi^yoig  v  390. 

c.  der  Optativ  mit  aV: 

ov  yaQ  Ttwg  av  ^vrjcog  dvrjQ  zdde  fitixctvoi^no 
(Jß  avtov  ye  v6(ffy  ot€  ^iJ  d-eog  aitdg  inehd'tiv 
^7jidi(og  e&il(av  d-eirj  viov  rjdi  yiQOvra  tt  196. 
Zrpfog  d'  orx  av  eywye  Kgopiovog  &oaov  ixoifitpf 
ovdi  xccvevtn^aaifi'  ote  ^fj  airog  ye  xelevoi  S  247. 
dXXd  xä  /äsv  voiü)  xal  q>Qdaaofiai^  aod*  av  ifttoi  tcbq 
ctvrfj  firjdoiiirjtf  Ste  /le  xqbim  %6aov  ixoi  c  189. 

2)  Im  Hauptsatz  steht  der  Indicativ,  und  zwar  entweder  eines 
Tempus  der  Nichtvergangenheit  oder  der  Vergangenheit. 

Zunächst  ein  Tempus  der  Nichtvergangenheit: 
ev&a  (T  dvä  aracpvlal  navroiai  iaaiv 
ojrnore  üj  Jvog  lagai  inißQiaeiav  vneQd'e  lo  344. 
ainv  ol  iaaelrai  .... 
vrjag  iviTt^aai,  ote  (xij  avTog  ye  KqovIcjv 
efißdXov  al&Ofieyov  dalov  n^saai  d-oyaiv   N  320. 

Sodann  ein  Tempus  der  Vergangenheit  und  zwar 
a.  ein  gewöhnliches  Tempus  der  Vergangenheit: 
ev&a  Tcdgog  xotfiäS-''  Sr«  fiiv  yXvxvg  vnvog  rmvoi  -^610,  t  49. 

^  6  yegaiog 
t(avw&\  St'  ig  TtoXBfxov  q>&LaijvoQa  d'WQvjaaoiro  K  78. 

jta'of  d'  oXrj  dtaqnixog  fj^v  ig  avzi^v, 
xrj  wiaoovTO  q>OQ^€gy  Src  tfvy6(fi€v  dXuyrjv  2  566. 


236     

aü'  0T€  dt]  ^'  ^YavTS  ^i€TaaTQeq)d^tvTe  xar'  avrovg 

OTaiTjaav,  twv  de  rgaTttto  XQf^S  P  733,   vgl.  /C  14,  P  463,   Y  227, 
k  510  (vgl.  513),  7t  141,  T  371.  . 

TtoHdxv  (,uv  ^eiviatrev  uiqrjifpiXog  Mevelaog 

olLY.(ff  iv  rjiiiaT€Q(iJy  bnoxe  KgiJTTjd^ev  ixoito   F  233. 

dyoQy  de  e  ttovqoi  ^ixaiüv 

vixwv,   OTCTtore  xovqoi  eqiaaeiav  neql  f.iv&a}v   0  284,   vgl.   K  189, 
iV711,  T317,  y283,  t  217,  vgl.  221. 

6aa6%i  3*  OQ/ni^eve  TCodaQxrjg  diog  A%ilX^g 

Toaami  fiiv  fieya  xif^a  TtXäCe  O  265. 

b.  ein  iteratives  Tempus: 

7]  toi  Sre  Xrj^eiev  aeidiav  d'slog  aoiSogy 
danQv  o/ÄOQ^diÄevog  xeq>akijg  drcb  q>aQog  eleaxev  &  87. 
aW  ore  dfj  Tcolv^irp^ig  ävat^eiev  *Odvaaevg 

OTaaxev,  vnai  de  cdeoKe   1217,  vgl.  T132,  A  503,  y  191,  fj  138, 
^  220,  i  208,  X  597,  fi  237,  a  7. 

0?  d*  OTT&ce  avQhpavreg  Ixoiaro  teXaov  aQOVQtjg 
roiüL  d*  eTtUT^  iv  x^Q^*'  dirtag  fiehr]deog  oivov 
doaxev  dvrjg  iniciv  ^544,  vgl.  A  591,  /i  381. 
oaaaTu  yaq  xvxpei^  6  yeQiav  nuevv  (leveaLvuyv 
Toaadx'  vdcjQ  aTcoleayLtv'  dvaßQO%iv  l  585,  vgl.  X  194. 

Ein  Beispiel  liegt  mir  vor,  in  dem  der  Optativ  mit  y.ev  erscheint: 

ovTü)  xal  Twv  7tq6a&ev  iTtevd^of^ie&a  xXea  ävdQÜv 
fjqtmv^  ore  X6V  ziv^  ejtiKdq)€Xog  xo^og  Ixot  /525. 

B. 

Sätze  mit  Conjunctionen  von  anderer  Herkunft. 

Wie  Gonjunctiv  Seite  171  kommt  hier  hauptsächlich  ei  in  Betracht 
über  welche  Partikel  Einleitung  Söite  70  flgd.  gehandelt  ist.  Und  zwar 
sind  auch  hier  wieder 

1)  Posteriorisehe  Sfttze  mit  el 

zu  erwähnen,  üeber  sie  ist  Einleitung  Seite  72  eine  Bemerkung  gemacht, 
woraus  hervorgeht,  dass  sie  in  zwei  Classen  zerfallen,  nämlich  einmal 
diejenigen,  in  denen  sicher  der  Optativ  ursprünglich  ist,  und  sodann 
diejenigen,  in  denen  er  vielleicht  aus  dem  Gonjunctiv  hervorgegangen 
ist.  Zu  der  ersten  Classe  gehören  die  folgenden  nicht  eben  zahlreichen 
Sätze,  unter  denen,  wie  beim  Gonjunctiv  diejenigen  vorangestellt  sind, 


237     

in  denen  der  ursprüngliche  Sinn  des  Modus,  also  in  unserem  Falle  der 
Wunsch  noch  am  deutlichsten  ist: 

et  7tü)g  %rp^  oXofjv  fiiv  v7t€7in:QO<pvyoifu  Xdgvßdiv 
TTjv  de  x'  CL^iwaifirpf  8t€  ^oi  oivowo  /  kralQOvg 

„belehre  mich,  auf  diese  Art  möchte  ich  wohl  vermeiden^'  /u  112. 
äXJC  b%i  Tov  dvOTtp^ov  oiofiaiy  sl  no&ev  iXd^vjv 
avd^wv  fÄvrjar1^Q(av  axidaaiv  xarä  dwficcra  ■d'eir] 

„ich  erwarte  ihn,  möchte  er  dann  auch  u.  s.  w"  v  225. 

In  einer  Anzahl  Stellen  nähert  sich  der  Satz  mit  ei  der  Frage. 
Wie  diese  Annäherung  möglich  sei,  habe  ich  Conjunctiy  Seite  171  flgd. 
zu  erweisen  gesucht 

Zeig  yaQ  nov  %6  ye  olde  xal  a&oc¥axoi  9eoi  äkloi 

ei  %e  fuv  äyyellaifiv  Idciv  §  120. 

Tig  3*  oid*  ei  xiv  oi  avv  daiiiovi  ^vfibv  oqlvaig 

noQemwv  A  792.    Man  vergleiche  auch  a  414. 

Zu  der  zweiten  Glasse  gehören  diejenigen  ^ätze,  bei  denen  es 
zweifelhaft  ist,  ob  sie  nicht. auf  die  im  achten  Capitel  der  Einleitung 
beschriebene  Weise  aus  Conjunctivsätzen  entstanden  sind. 

Man  muss  bei  ihnen  die  der  Form  nach  unabhängigen  von  denen 
unterscheiden ,  welche  ihre  Abhängigkeit  schon  durch  den  eingetretenen 
Personenwandel  kundgeben. 

üeberall  erscheint,  wenn  man  den  Satz  in  seiner  Unabhängigkeit 
wieder  herstellt,  ziemlich  deutlich  der  Wunsch. 

Wir  stellen  die  erste  Oattung  voran: 

rnxaq  hyd  liTtdfirp^  xcrxä  ßvaaodofievdüv 
ei  nwg  Tiaal/irpf,  doirj  di  fdoi  evxog  ui^rjvri 
„mit  dem  Wunsche:  könnte  ich  doch^'  etc.,  i  317. 

TLaQTtakiittiog  Ttagä  vtjog  ävi^iov  eg  TteQKOTvrjvy 
ei  nwg  eqya  Ydoifii  ßQorüv  ho7tr[v  xe  Ttv&oifirp^ 
„in  der  Hoffnung,  möchte  ich  doch"  etc.,  x  146,  vgl.  i  421. 

Interessant  ist  et  neben  otpQa: 

all  iycj  ov  Tttd^ofit/p  .... 
oq>Q'  avcov  %e  Xdoif,a  y^ai  ei  (,ioi  ^eivia  dolri  i  229. 

fj^elg  3*  avre  Tuyjcxvo^eyoi  zä  ad  yövva 
ix6fie&\  €t  TL  Ttoqoig  ^eivi^iov  i  267. 

^Iv^ov,  ei  Tivd  (.loi  yXrpfjdova  TcarQog  evloTtoig  6  317,  vgl.  l  479. 
iyio  ^ivov  efÄTtedov,  eX  Tig  IV  el»oi  X  628,  vgl.  B  98,  E  163,  a  115, 
/?343  (man  hatte  die  Krfige  hingestellt  in  dem  Gedanken:   „möchte  er 
doch  noch  kommen")   /?  351,  fx  334. 


238     

Hieran  schliessen  sich  die  Sätze,  welche  ein  Zeichen  der  Abhängig- 
keit an  sich  tragen,  indem 

a.  aus  der  ersten  Person  des  Verbums  die  dritte  geworden  ist: 
äkV  cofaTteTtTa/iivag  e^ov  cnfigeg,  u  tiv"  ecaiqüjv 

ix  Ttoli^av  q>€vyayTa  aawaeiav  fievä  vfjag 
„sie  hielten  die  Thüren  offen  in  dem  Wunsche ,  möchten  wir  doch  retten 
können''  M 123. 

cnjTog  d*  elvi  dvQjjai  xad-iCero  x^^Q^  Ttetdaaag, 

£L  Tiva  Ttov  fi€T*  oBOüi  Hßoc  ateixovTa  ^QcCe 

„mit  dem  Wunsche:  möchte  ich  doch  einen  fassen''  t  417. 

nolXa  di  %*  ayxe^  in^lS-e  /iw'  aviqog  Xjvl^  iQewciv 
eX7to9ev  e^evqoi  -5  32?,  vgl.  r450,  z/ 88,  J?  168,  M  334,  JV760, 
P  681,  W  40,  €  439,  oder 

b.  ans  dem  Pronomen  der  ersten  Person  das  der  dritten  ge- 
worden ist: 

fjda  di  o\  Tiazä  dvfiop  agiart}  q>aiveTO  ßovXtj 
Niaroq*  ent  nQWTOP  Nrjkrjiov  ihd'iiney  ävdftav, 
et  Tiva  oi  avv  fi^riv  äfivfiova  rexTijvano 
„in  den  WunscJte:  möchte  er  mir  doch  einen  Bath  geben"  K  20. 

6  g.iiv  avxiog  r'ikvd-e  yofvvixjv, 
u  Ttiog  ev  TtBipldowo  Xaßwv  xat  tcoöv  atpeirj 
„mit  dem  Wunsche  (im  Herzen)  möchte  meiner  doch  schonen"   Y  465. 

ffjTO  xdt(o  oQOtüv  TtOTidfyfievog  ei  rt  fxiv  einoi  ifj  91,  (Odysseus 
wünscht,  dass  Penelope  ihn  anreden  möge).  Man  vergleiche  noch  iV807 
und  X  91. 

2)  Prlorlsehe  Sätze  mit  d. 

Man  vergleiche  über  diese  Einleitung  Seite  72  flgd.  Wir  theilen 
die  hier  anzufahrenden  Beispiele  nach  der  Beschaffenheit  der  Partikel 
in  drei  Gruppen:  erstens  Sätze  mit  ei  yctg,  zweitens  Sätze  mit  eX^e, 
drittens  Sätze  mit  el.  Diesen  drei  Gruppen  stellen  wir  zur  Einleitung 
solche  priorische  Optativsätze  voran,  welche  zwar  die  Partikel  el  nicht 
haben,  aber  doch  dem  Sinne  nach  sich  mit  den  £e- Sätzen  durchaus 
decken.  Man  sieht  in  ihnen  noch  ganz  deutlich,  wie  der  Wunsch  sich 
unter  der  Wirkung  eines  nachfolgenden  Gedankens  zur  Annahme 
gestaltet. 

ovtüP  VV9  Zevg  ^elrj  SQlydovjtog  noaig  ^*HQfrjg 
OLxaöi  T*  iX^efievai  xal  voarifiov  ^/aag  Idio^at 
%if  xiv  TOi  xat  xeid^i  d-ei^  Sg  €vxeTO(p/nrpf  d-  465,  vgl.  AT  55,  CP  429, 
S2  439,  ^  193,  Q  243,  %  134. 


239     

Aach  in  den  nun  anzufahrenden  Sätzen  mit  ei  yaq  scheint  der 
Wonsch  noch  deatlich  durch. 

Der  Satz  mit  bI  yaq  steht  immer  voran,  im  Nachsatz  steht  immer 
der  Optativ,  und  zwar 

a.  der  reine  Optativ: 

€*  yitq  iytjv  cmw  viog  urpf  npd^  inl  dvfi^ 
i]  Ttdig  fi§  ^Odvatjog  afiifiovog  rji  xal  avrog' 
aizlyC  ertBiT   ait   Ifielo  xd^fj  rafioi  dU/kgiog  qxag  n  99. 

b.  der  Optativ  mit  xeV: 

u  yoQ  TovTO  ^elve  knog  zeleasie  KqovIcjv 

YPoirjg  j^  cXrj  iftiij  dvva/^ig  xal  x^^^S  ^Ttanai   v  236,  vgl.  (p  199, 
N  287,  P 159,  a  265,  d  346,  q  513,  a  366. 

Oefter  wird  der  Inhalt  des  Bedingungssatzes  in  einem  t^ 
zusammengefasst : 

el  yotQ  Zev  tb  naiBQ  tuxI  H^rprali^  xal  ^!dn:o)Jjov 

TOiovTov  dlxa  ittoi  av^q^Qad^a^eg  ehv  uixaiw' 

%Q  xe  tax*  f]/^vO€i€  TtoXig  IlQidfiOiO  äyaxTog   £  371,   vgl.  J  288, 
P  561,  0  536,  Q  165,  r  309,  q>  37 A. 

c.  der  Optativ  mit  äv: 

et  yccQ  l/r'  dq^aiv  telog  fjgj.€TiQrjai  yivoiTO' 

ov%  Hv  rig  tovTüjv  ye  iv&QOvov  rjd  ixoiro  q  497. 
Auch  in  den  Sätzen  mit  eYd-e,  die  sich  denen  mit  el  ydq  unmittel- 
bar anzuschliessen  haben ,  ist  der  Wunsch  noch  ganz  deutlich.    Sie  stehen 
ebenso  wie  die  mit  ai  ydg  stets  voran,  es  folgt  im  Nachsatz  stets  der 

Optativ  mit  x€v: 

eYd'S  &eöiai  q>llog  roaaovde  yivono 

ocaov  BpLoLy  Toxcc  xiv  e  7(vveg  xal  yvrteg  sdotsv  X41,  vgl.  tj  333. 
£1^'  oaov  Yiaawv  elfil  toaov  aio  q>f^BQog  iirpf' 
rijf  X«  Toxa  orvyeQiSg  TtoXifiov  dTteQWTjaeuxg  iT723,  ff  157,  vgl.  132. 
Es  verdient  noch  bemerkt  zu  werden,  dass  die  eben  angeführten 
Wunschsätze  mit  ei  ydq  und  eXd^e  ebenso  wie  alle  anderen  Wunschsätze 
realisirbare  und  unrealisirbare  Wünsche  enthalten  können.   »Die  soge- 
nannte  Bedingung    der    Unmöglichkeit    ist    sprachlich    dnrch    nichts 
angezeigt. 

Ich  konmie  drittens  zu  den 

Sätzen  mit  blossem  ei. 

Auf  eine  Schwierigkeit,  welche  Einleitung  Seite  73  angedeutet  ist, 
gehe  ich  nicht  noch  einmal  ein.  Es  konmit  hier  darauf  an ,  das  Material 
m  sachgemässer  Anordnung  vorzulegen.  Es  ist ,  wie  schon  öfter  hervor- 
gehoben wurde,  bei  priorischen  Sätzen  das  Natürliche,  dass  sie  voran- 


240     

stehen.  Wir  haben  desshalb  die  voranstehenden  Sätze  mit  ei  als  erste 
Gruppe,  die  nachstehenden  als  zweite  Gruppe  anzufahren.  Ein  zweiter 
Eintheilungsgrund  ergiebt  sich  aus  der  Thatsache,  dass  in  den  priorischen 
Sätzen  mit  el  der  Optativ  nicht  wie  bei  denen  mit  ei  yaQ  und  ei&e  immer 
rein  ist,  sondern  mit  niv  und  ov  verbunden  werden  kann.  Die  weitere 
Verzweigung  der  Anordnung  richtet  sich  nach  dem  Yerbum  des  Haupt- 
satzes.   Somit  ergiebt  sich  folgendes  Schema: 

I.    Der  Satz  mit  ei  steht  voran. 

1)  Der  Optativ  ist  rein.         ^ 
Im  Hauptsatz  steht 

a.  Optativ, 

b.  Conjunctiv, 

c.  Indicativ. 

2)  Der  Optativ  ist  mit  xiv  oder  av  verbunden. 
Im  Hauptsatz  u.  s.  w. 

n.    Der  Satz  mit  el  folgt. 

1)  Der  Optativ  ist  rein. 
Im  Hauptsatz  u.  s.  w. 

2)  Der  Optativ  ist  mit  xev  oder  av  verbunden. 
Im  Hauptsatz  u.  s.  w. 

Ich  schreite  nun  zu  der  Anführung  der  Belege: 

I.    Der  Satz  mit  ei  steht  voran. 

1)  Der  Optativ  ist  rein: 
Im  Hauptsatz  steht 

a.  der  Optativ  und  zwar 
a)  der  Optativ  mit  xev: 
ei  %eiv6v  ye  tdoifu  %aveX&6v%*  ^Aidoq  eian} 

gHxirjy  x€  (pQ€v*  ckignov  oiCvog  i7clela9ia»ai  Z  284 ,  vgl.  IT  623, 
n  148,  a  254,  t  127,  P  103.  163. 

aUC  et  /Äol  %i  Tti&oio  %6  inxv  TtoU  xiQdiov  eYtj  v  381,  H  28. 
ei  ^lev  dij  av  /  l/rci^a,  ßocSnig  n&fvia  *^Hipi?, 
laov  ifiol  tpQoviavaa  /u€t'  ad^ava^oiai  xad^ß^otg, 
t^  xe  Iloaeidatav  ye,  tuxI  el  fidXa  ßovlerai  älhj 
alipa  fieraoTQexlJeie  voov  O  49,  vgl.  y  224,  t  456,  A  601. 
In  diesen  Sätzen  dürfte  noch  ziemlich  der  Wunsch  durchzufühlen 
sein,  und  zwar  ist  der  Gedanke  an  die  Erfüllung  des  Wunsches  durch 
die  Situation  nicht  ausgeschlossen.     Ausgeschlossen  ist  dieser  Gedanke 
dagegen  in  folgenden  Sätzen: 


241     

€1  toiogo   eiTj  Tjfiev  oefiag  i;de  xat  e^a 

oJov  fiiv  TQolrpfde  luwv  nuxrilsiTtev  ^OdvaaeuSy 

alipa  ne  ^rpjaaio  iöwv  taxvTijTa  xal  dXxi^  ^313. 

ei  Ttavreg  ae  Ydoup  äy*  ^laaov  ^gyog  u^xaiol, 

Ttlioveg  xe  fivriGT^eg  ev  vfierdQOiat  dofxoiaiv 

Tfä^sv  daivvoTO  a  246,  vgl.  1  386  {7tdaBv\  e  206,  %  ^h  M322. 
In  den  folgenden  Sätzen  ist  der  Wunscli  nicht  mehr  90  deutlich 
fühlbar  nnd  über  die  Erfüllbarkeit  oder  Unerfollbarkeit  der  Annahme 
nichts  direct  in  den  umgebenden  Gedanken  ausgesagt: 

el  de  av/  eigehS'Ovaa  nvlag  xat  zsix^a  fictytQa 

wfiov  ßeßQii&oig  Jlgiafiop  ÜQiafioio  te  natdag 

akXovg  TB  TQwagf  totb  -Kev  %okov  i^cmiaaio  J  34. 

Die  Möglichkeit,  dass  die  ungeheuerliche  Annahme  wahr  gemacht 
werden  könne,  ist  nicht  direct  von  der  Hand  gewiesen,  da  es  sich  ja 
um  Götter  handelt. 

u  TtBvrrp^aifta  Xo^oi  fiBQOTCüJV  av'^QWTCtav 

vüi  TtegiaToiev  xreivai  fiefiawteg  !^^t 

xat  xey  TcSv  iXdaaio  ßöag  xai  Xq>ux  fifjla  t;  51. 

€i  meivov  y'  ^Id'omrpfde  Idoicero  voaTrjaana 

TtavcBg  X*  äqviaalat''  iXaq>Q6T€Q0i  nodag  elvat  a  163. 

el  d*  'Odvoevg  el9oi  nuxl  Yholt"  ig  ncnqida  ydiav 

alipä  xi  TOL  ra  dvqetqa  xfxi  evgia  iteQ  fidl*  iovra 

q>evyoyn  azeivoiTO  dtex  7tqo9vQoio  9vqatjB  a  386. 
I>er  Bettler  ist  natürlich  nicht  in  der  Lage ,  die  Bückkehr  des  Odysseus 
als  Wunsch  auszusprechen.    Vgl.  noch  ff  129,  S  208,  X  356,  q  223.  407. 
.Schliesslich  sei  eine  Bedingungsperiode  erwärmt,  deren  Nachsatz 
ein  Fragesatz  ist: 

et  n€Q  yoLQ  xtelvaifit  /ii6g  te  ai^ev  %e  htrjrv 

rtri  xev  vTtexTtQoqwyoif^i  v  42. 
ß)  der  Optativ  mit  av: 

el  fiiv  Yvv  Int  aXXip  äe&levoifiev  lixavoL 

^  T*  ay  iy<a  tä  nQwra  laßwv  xUaltjyöe  q>eqol^rjy   V  275. 

ei  iiev  yaq  fiij  öwfa  q>iqoi  xd  (T  oniad'^  ovofidCjov 

^TQeidrjg,  dil*  alev  ini^ag>el(og  xalenalvot 

ovx  av  eywyi  ae  fitjpiv  dTtoqqi^Hxwa  xeXoifirjv 

^(ffeloiaiv  dfiwi/jievai  /  515. 

Tüh  eX  zig  ae  Xdono  &oijy  3id  vvxTa  fiilaivav 

avtW  ßy  i^elTtoi  fl  653.    Man  vergleiche  noch  JY  289,  il  744. 
b.  Im  Hauptsatz  steht  der  Gonjunctiv: 

el  lih  üi  drvlßiov  avv  tei%eai  fteiqrj^eirjg 

ovx  av  toi  xi^iafjLTfli  ßiog  xal  ra^ieg  ioi  A  387,  vielleicht  auch  q  539. 

Delbrück  a.WindiBohy  syntakt.  Foraclu  L  16 


242     

c.  Im  Hauptsatz  steht  der  Indicatiy  des  Fatomms: 

diX  €1  zig  fAOi  avriQ  aijC  %7tot%o  aal  dU/>g 
fiaHov  -d-alTcwQTj  yuxl  d'aQaaXewreQOv  eazai  K  222. 

el  de  'S'eog  neq 
laov  Teiveiev  TtoXifxov  tiXog  ov  fie  puahx  ^ia 
viKqaei    Y  102. 

2)  Der  Optativ  im  Bedingungssatze  ist  mit  xev  verbunden  (Sv  ist 
mir  niclit  begegnet). 

Im  Hauptsatz  steht  immer  der  Optativ,  und  zwar  fast  durchaus 
mit  xiv,  far  av  habe  ich  nur  einen  Beleg: 

ei  TOVTü)  ne  Xaßotfiev  dqol^e&a  xe  xliog  ia&Xov  E  373. 

ei  di  x€v  ^pyog  inolfied-^  l/lxauy(.bv  ovd-aq  OQOvQtjg 

yaiißqog  iäv  iioi  eoi   1 141,  vgl.  283,  B  128,  0  196.  205. 

eX  x'  ed^iXoig  fioi  ^eive  na^ptevog  h  fieyclgoiaiv 

Tiqjteiv  (ni  me  fioi  VTtvog  erct  ßleqiagoiai  x^^^'^i  ^  59ö>  ^  ^^3,  v  389. 

ei  di  xev  evitkolrp^  dfprj  xlvrog  ^Evvoalyaiog 

ij^iozi  x€  TQLTaT(^  Od'Lrjv  iglßwlov  ItcoI^tjv  1 363,  vgl.  ß  246. 

Folgende  Periode  hat  im  Nachsatz  Futurum  und  Optativ  mit  xer: 

ei  de  x€v  elg  ^Id^dxtp^  äq>i7colfied'a  TtavQida  yaiav 
altfjd  Tcev  ^HeUip  ^Yneqlova  niova  vrpv 
Tev^ofjtev  hf  di  TLe  d-eiixev  dydkfKxta  fi  345. 

Der  Nachsatz  hat  av  in  folgendem  Beispiel: 

ei  X*  vfielg  ye  (payotre  rax^  av  rcare  xal  zlaig  eVrj  ß  76. 

n.    Der  Satz  mit  et  folgt  nach. 


Eine  besondere  Species  bilden  hier  die  mit  xal  oder  ovdi  angefugten 

Bedingungssätze,  z.  B.: 

ovx  Ol'  ifiol  ye 

ik7tofiiv(p  td  yivoiz^  ohS  ei  d-eol  äg  i&iXoiev  y  227. 
In  ihnen  muss  hinter  xa/  oder  ovdi  der  Hauptsatz  noch  einmal  flüchtig 
gedacht  werden ,  sie  unterscheiden  sich  also  nicht  wesentlich  von  den 
anderen  hierher  gehörigen  Bödingungsperioden  und  mögen  desshalb 
promiscue  mit  diesen  aufgeführt  werden.  Ich  komme  also  sofort  zur 
ersten  Abtheilung.       ^ 

1)  Der  Optativ  in  dem  Satze  mit  ei  ist  rein, 
a.  Im  Hauptsatze  steht  der  Optativ  und  zwar 
o)  der  reine  Optativ: 

avtiyC  eTteit^  dn^  ifnelo  xa^  to^wl  diX6tQiog  q>€ig 
ei  fifj  eyw  %dde  To^a  qwteiv^  iv  nvqt  9elfpf  E  214. 


243     

ß)  der  Optativ  mit  Tciv: 
Tj  xev  yTj^aai  ügia/ÄOS  ÜQuifiOio  ts  Ttaidas 
aXkoi  ze  Tgüeg  fiiya  nev  i^Bxaqoiceco  dvfifp 
€t  ag>citv  fade  navta  nvd'olaro  fiagvafihouv  ^  257. 
Twv  Tciv  TOI  xaqlaaiTO  ticccj^q  aTtegeiat*  anoiva 
ei  vm  C(oovQ  nsitvd'OiT*  ini  vijvatv  !/ixamv  A  135.  (Man  vergleiche 
hierzu   K  380,  wo  auch  im  Bedingungssätze  x^y),  vgl.  il  72,  P  489 
(nach  Bekker  1858),  ^  217. 

vvv  di  (pll(og  )^  oQOipre  xal  ei  dixa  rcvqyoi  *A%aiiüv 
vpelwv  TtQOTtdqoiS'a  /Äccxoiato  vrjlii  xaAx^  A  347. 
Diesen  positiven  Sätzen  schliessen  wir  die  negativen  an: 
ovdi  x'  ^-y^Qijg  laoaooog  ovde  x'  li9rpnfi 
Tov  ye  Idöva*  ov6aaiT\  ovff  ei  iiäka  fiiv  x^^^S  ^^^i  P  398. 
ovde  nev  afißairj  ßQOTOQ  äyijQ  ov  ncctaßairj 
ovo*  et  Ol  x^^Q^S  ^^  ieUoai  xat  nodeg  elev  fi  77,  vgl.  ^  87,  d  222, 

Der  Hauptsatz  ist  fragend: 
^  ag  x'  id^eloig  ^eveiiev  ei  a'  avelolfjirjv  a  357,  vgl.  a  225  und  y  116. 
y)  der  Optativ  mit  av: 
Zwei  Sätze  beginnen  mit  rj: 
fj  &  av  tiaai/ÄTpf  ei  (loi  dvvafiig  ye  Ttagelij  X  20. 
ri  t*  av  dfiwaifitjv  ei  fiov  dvvafiig  ye  Ttaqelrj  /?  62. 

Die  übrigen  sind  negativ: 
ovS*  av  iyia  /  id-ikoifu  Tefjg  inißijfievai  evvijg 
ei.firi  (AOL  Tlairjg  yß,  d'ea,  f^iyav  o^ov  ofioaaat  x  344,  vgl.  e  178,  i  278. 

ovK  av  ifiol  ye 
iljtofievtp  rä  yevoit'  ovo'  ei  9eoi  &g  e&iXoiev  y  228,  vgl.  0  22. 

b.  Im  Hauptsatze  steht  der  Gonjunctiv: 
e^evy   draQ  dogv  Mtjqiovj]  iJQwt  TtoQw/uev 
ei  av  ye  a^J  -Svfit^  i&iloig  V  894. 

nhjdvv  3*  ovtC  av  iyo)  ^v9^ao^aL  ovS*  ovourpfWy 
ovo*  et  ^01  dexa  fiev  yXwaaai  dina  de  otoiiaT*  elev 
qnavf)  S^  aqqvffLTOg  xo^^ov  di  fxoi  fftoq  iveifj' 
ei  fi^  ^Olv/ÄTtiadeg  Movaai  jdiog  aiyioxoio 
dvyaziqeg  firtjaolaro  B  492. 

c.  Im  Hauptsatz  steht  der  Indicativ  und  zwar 
a)  des  Futurums:  » 

xovQTp^  d'  ov  yafiiü)  liyapLefivavog  Livqeidao 

ovd*  ei  XQ^^^h  ^VQoditr]  xailog  e^i^oi  1 389,  vgl.  x  I^- 

ß)  eines  Tempus  Präsens:  ^ 

d'aqaaXiog  yaq  dvfjq  iv  icaaiv  anelvatv 
eqyoiaiv  xeXid^ei  ei  xal  Tcod-ev  äXlo&ev  eld-oi  tj  52. 

16* 


244     

^€ivov  atififjaai  f  56,  vgl.  d  139  und  /318,  wo  der  Indicativ 
Präsens  zu  ergänzen  ist. 

y)  eines  historischen  Tempus: 
ov  fiey  yaq  (piimtjrl  /  huevd'avov  ei  rig  Xdovco  F  453. 

2)  Der  Optativ  in  dem  £2 -Satze  ist  mit  xey  verbunden. 

a.  Im  Hauptsatz  steht  der  Optativ  und  zwar 
a)  der  reine  Optativ: 

oi)  fiiv  yoQ  Ti  xoDUjiTEQOV  aiXo  Tcdd'Oifu 
oid*  ei  xfiv  %6v  nargog  a7toq>d'ifievoiO  Ttvd'olfirpf  T  322. 

ß)  der  Optativ  mit  xev: 

olncov  3i  yC  (Bekker  1858)  kyu  xal  xTtjfiara  dohj» 
ei  x'  id^ihav  ye  f^ivoig  t]  314. 
TcSy  X*  vfifuv  xaqlaai/co  ftcnrjq  aneqeiai^  anoiva 
ei  xfiy  ifAE  tfoov  Ttenid^ott*  ifti  vrjvaiv  l/lxaiwv   K  380,  vgL  Z  49, 
Si  696  und  den  blossen  Optativ  A  135. 

y)  der  Optativ  mit  avi 
wg  oof  eneit*  and  oelOy  q)lhnf  irexog,  ovx  i&iloiiu 
Xelfieay  oviF  ei  xiv  (loi  vTtoaTaitj  d^eog  ovrog  1 445. 

b.  Im  Hauptsatz  steht  der  Indicativ: 

ov  Ol  vvv  Mti  /  ea%L  Tteqwyf^iivov  Sfifie  yeriod-ai 
oid*  ä  x£y  (AaXa  noUua  nid-oi  X  220. 

^Ttel. 

1)  Der  Optativ  ist  rein: 
TOiovtfp  de  ioixag  htel  Xovaaixo  q>ayov  Te 
evdijievai  fioXcMijg  w  254. 
diX  Sy  inel  ^eti^euv  vq>*  oQfjuxaiv  (oxiag  iTtTtovg 
^moqa  i*  Silxear^oi  dTjadaxero  dUpqov  OTtiad^&f   W 11. 

Dem  Conjunctiv  ist  av  beigefugt: 
vvv  ydq  x*  "ExroQ*  Sloig^  inet  Sv  fidla  tot  axedov  eX^Oi  I  304,  was 
mit  inel  zu  iTti^  zusanunenschmelzen  kann: 

ctvtiwx  ydq  fie  navanTelveuv  ^A%ilXevg 
dyToag  elovr^  ifiov  vlov  inip^  yoov  i^  egov  etrjv  Si  226. 
hg  TO  wnaßqo^euvy  inf[v  tiqijv^qi  fuyelrj 
cv  nev  iqnjfiiQiog  ye  ßdXoi  xoerä  ddx^  TtaqeUav  S  222. 


245 


B.    Der'  Optativ  in  Fragesätzen. 

Cap.  IV. 

Ueber  die  Frage  und  den  Optativ  in  Fragesätzen  ist  Einleitung 
S.  74  flgd.  gehandelt  Wir  unterscheiden  natürlich  ebenso  wie  im  vierten 
Capitel  des  Gonjunctivs  Bestätigungs  -  und  YerdeuÜichungsfragen. 

I.    Bestätigungs  fragen. 

Aus  dem  Sanskrit  sind  mir  zwei  Belege  zur  Hand,  in  denen 
der  fragende  Optativ  auf  den  Optativ  des  allgemeinen  Gebotes  zurückgeht : 

tad  ähuh:  8arpe3t,  na  sarpe3t  iti   „sie  fragen:  soll  er  gehen  oder 

nicht?"  Ait.  Br.  2,  22.    tad  ähur:  yämim  pürväm  9anse3t?  „sie  fragen: 

sau  er  zuerst  den  Jamavers  singen  (oder  zuerst  einen  andern)?*^  Ait.  Br. 

3,  37.  (üeber  die  3,  das  Zeichen  der  Pluti  vgl.  Einleitung  Seite  75). 

Aus  dem  Griechischen  fOhre  ich  zunächst  reine  Optative  an: 

rf  ^  VI)  ^ol  XV  7tl»oio  J  93,  H  48,  S  190, 
sodann  Optative  mit  xiv: 

fj  ^  xe  vvv  TtäUv  otitig  afjC  ^fuv  otxad*  &roiO  o  431. 

f]  ^a  xev  h  deofiolg  iS'ikotg  TiQctveQo'lai  Ttiea&elg 

^uv  hf  lixrQOiai  naga  xqva^  u^q>qodlTj]  -9*  337,  vgl.  a  357, 
endlich  Optative  mit  av: 

Mir  stehen  nur  negative  Fragen  dieser  Art  zu  Gebote,  doch  gehört 
die  Negation  nur  der  Frage ,  nicht  dem  der  Frage  zu  Grunde  liegenden 
Wunsche  an  (vgl.  Einleitung  Seite  78). 

(ü  q>iloi  ouK  av  drj  Tig  aytiQ  nemd'ovd'^  k^  aivov 

dv(A(f  toXiirjevti  fisra  Tgtiag  fieya^fiovg 

il»Biv;  K  204. 

ovK  av  ixoi  dofiov  avigog  rjyi^aaio;  rj  22. 

ovx  av  dtj  %6vif  ayÖQa  iid%r}g  i^caio  fietekdiiv 

Tvdeidrpf,  dg  vvv  y€  xcri  av  Ju  Ttatql  fioxoLto;  £456. 

ovx  av  Sri  fioi  Sfia^av  iq>07tUaaeiag  ccTti^rpf  ^  57  (schmeichelnde  Bitte). 

oinc  av  dtj  fioi  Sfia^av  ktponklaoaiTB  taxiaia  Si  263  (unfreundlicher 
Befehl). 

Man  vergleiche  noch  £  33,  T  52. 

n.    Yerdeutlichungsf ragen. 

Die  Beispiele  sind  in  vier  Gruppen  geordnet,  welche  das  stufen- 
weise Zurücktreten  des  Wunsches  vor  der  Frage  veranschaulichen  sollen 
(vgl.  Einleitung  Seite  78). 


246     

1)  Ans  den  Brähmana's  sind  mir  sehr  instmctive  Beispiele  zur 
Hand,  in  denen  der  Wunsch  noch  neben  der  Frage  ganz  deutlieh 
empfanden  wird: 

tä'  akämayanta:  kathdm  nü  präjäyemahf ' ti  „die  icünschten,  une 
könnten  wir  uns  wohl  fortpflamen?*'  ^ai  Br.  11,  1,  6,  1,  vgL  2,  2,  4, 1. 
t6  hä'*suräh  sämüdire:  päpdm  vata  no*yäm  rishabhäh  sacate,  kathäm 
nv  imäm  dabhnuyäme*ti  „die  Asura  sprachen:  wehe!  Obles  thtd  uns 
dieser  Stier,  wie  könnten  wir  ihn  doch  unschäMich  machen?'^  ^at.  Br. 
1,  1,  4,  14,  vgl  3,  9,  1,  3  bei  Muir  1*,  68  und  Taitt.  Br.  1,  1,  3,  5  bei 
Muir  l^  53.  somo  väi  räjä  gandharveshv  äsit.  tarn  devä9  ca  rishayaf 
cä'bhyädhyäyan:  katham  ayam  asmänt  somo  räjä  gacched  iti  „der  König 
Borna  war  bei  den  Oandharven,  in  Bezug  auf  ihn  dachten  die  GröUer 
und  Rischis:  wie  könnte  doch  dieser  König  Soma  zu  uns  kommen?'' 
Ait.  Br.  1,  27,  vgl  3,  25. 

Mit  diesem  sanskritischen  Gebrauch  stimmt  eine  zwar  bei  Homer 
nicht  vorkommende,  aber  bei  den  Tragikern  nicht  seltene  Ausdrucks- 
weise  überein: 

u  q>ikxazov  piep  rifxaq  ^diatog  i*  ccvrJQ, 

(flXot  de  vcnjTai,  7t(og  av  vfiiv  ifiq>cev^g 

eqyff  yeyoifXTjv,  äg  [£  h^ea^B  nQogq)iX7J  Soph.  Phil.  530. 

Ttwg  av  an'  ifioH 

tov  laov  xQOvov  xqiqfoitB  TTjvde  t^  toaov;  ebenda  795.  Man  ver- 
gleiche noch  Aias  389  nebst  der  Anmerkung  von  Schneidewin- 
Nauck. 

2)  Mehr  hervortretend  ist  die  Frage  in  folgenden  vedischen  und 
homerischen  Sätzen,  in  denen  aber  der  Wunsch  immer  noch  durchscheint: 

käd  rudräya  präcetase  milhüshtamäya  tävyase  voc6ma  fämtamam 
hrid6  „was  könnten  wir  wohl  dem  weisen  Rudra,  dem  Spender,  de^n 
Starken,  singen  als  das  liebste  seinem  Herzen?  ^^  BV.  1,  43,  1.  kathä 
däcemä'gnäye  „wie  könnten  wir  wohl  dem  Agni  dienen?*'  RV.  1,  77, 1, 
VgL  5,  41, 16,  ähnlich  kadä'  nünäm  te  maghavan  dä9ema  „wann  denn 
könnten  wir  dir,  o  Mächtiger,  dienen*'  ßV.  7,  29,  3.  kadä'  na  indra  räyä 
ä'  dafasyeh  „wann  möchtest  du  uns  Indra  wohl  Reichthum  schenken?'' 
EV.  8,  86,  15,  VgL  7,  37,  5.  kadä'  nv  äntär  värune  bhuväni,  kfm  me 
havyäm  ährinäno  jusheta  kadä'  mrilikäm  sumänä  abbf  khyam  „wann 
werde  ich  in  Varuna  eindringen,  was  für  ein  Opfer  von  mir  möchte 
er  wohl  gnädig  aufnehmen,  wann  werde  ich  ruhigen  Gemülhes  Gnade 
schauen?"  'RY.l.Sß,  2. 

Aus  Homer  sind  anzufiihren: 

Naatoqidf],  ndg  nev  fxoi  vjtoaxoiABvog  teXiaeiag 

fiv9ov  ifiov;  o  195. 


247     

tig  Tciv  fioi  Toöe  iqyov  vTtoaxoinevog  TsUaeuv  K  303. 
elrte  ava^  neig  xiv  fie  avayvoltj  %6v  iovra  k  144. 

3)  Fast  gänzlich  zurückgetreten   ist  der  Wunsch   in   folgenden 
fragenden  Sätzen: 

kirn  asmäi  präyacheta  „was  voü/rdel  ihr  dem  woU  gehen? ^^  Qai  Br. 
14,  1,  1,  7. 

Bharadväjo  ha  tiibhir  äyubhir  brahmacaryam  uväsa.  tarn  ha  jimim 
sthaviram  9ayänam  indra  upavrajyo'väca:  Bharadväja  yat  te  caturtham 
äyur  dadyäjn,  kim  etena  kuryä?  iti.  brahmacaryam  eväi'nena  careyam 
iti  ho'yäca  ,,  Bharadväja  war  durch  drei  Menschenleben  Brähmacarin. 
Zu  ihm,  ais  er  ait  und  krank  lag,  kam  Indra  und  sprach:  Bharadväja, 
wenn  ich  dir  ein  viertes  Leben  gäbe,  was  würdest  du  damit  manchen? 
Ich  würde  das  Leben  eines  Brähmacarin  ßhren'^  Taitt.  Br.  3,  10,  11,  3 
(bei  Muir  3*,  17).  Man  vergleiche  noch  Qat.  Br.  12,  6,  1,  38. 
Aus  Homer  lässt  sich  etwa  anffihren: 

Ttoioi  Tfü  Biz"  ^Odvatji  äfivyifiev  ei  nod-ev  ekd-ov; 

^  x£  fivrjoTi^eaoiv  dfivvoiTe;  9)  197,  vielleicht  auch  ^  838,  was 
aber  auch  zur  folgenden  Gruppe  gerechnet  werden  kann. 

4)  Der  Wunsch  ist  gänzlich  zurückgetreten  in  folgenden  rhetori- 
schen Fragen: 

Sanskritische  Beispiele. 

sa  hi  jätänäm  veda.  yävatäm  väi  sa  jätänäm  veda,  te  bhavanti. 
yeshäm  u  na  veda,  kim  u  te  syuh  ?  „Jätavedas  weiss  von  den  Geborenen; 
von  wie  vielen  er  weiss,  die  existiren;  von  welchen  er  aber  nicht  weiss, 
wie  könnten  die  eanstiren?"  Ait.  Br.  2,  39.  ne'ti  devä  abruvan,  katham 
vayam  tvad  fite  sy&me'ti  „nein  sagten  die  Götter,  (wir  wollen  dich 
ni^t  verkaufen),  denn  wie  könnten  wir  ohne  dich  leben?"  Ait.  Br.  1,  27. 
sa  ho'väca  avirä  iva  vata  me'janä  iva  puträm  harantf'ti . . .  ätha 
hä*yäm  ikshä'in  cakre:  „kathäm  nü  täd  aviräm  kathäm  ajanäm  syä'd, 
ydträ  'häm  syä'm  „sie  sproAih:  als  ob  keine  Helden,  keine  Leute  hier 
wären,  rauben  sie  mir  den  Sohn,  darauf  überlegte  jener:  wie  sollten 
dort  keine  Helden  sein,  wo  ich  bin*'  ^at.  Br.  11,  5, 1,  3  —  4.  (Das  syäm 
ist  nur  durch  Assimilation  zu  erklären.) 

Griechische  Beispiele. 

Bei  Homer  findet  sich  nie  der  reine  Optativ. 

1)  Optativ  mit  yiivi 
aiXa  tl  xev  ^e^aifii;  T  90. 

^'ExTOQ  Tig  xi  G*  IV'  aXkog  l/i%aiüv  TaQßrjaetev;  P586. 
tfSv  (J*  alhay  tig  xei^  ^aiv  q)Qealv  (nivofxa  evTtoi  P260,  vgl.  114. 


248     

Ttg  yaQ  x'  dvailff  TtoQa  -».ipiü  xotfiTj^eirj   ö  443.     Man  vergleiche 

noch  X  384,  tp  259,  %  1^- 

Ttüig  xfi  av  %Bi^ova  (pwra  aadasiag  fie-y  o/iiXop  P  149. 

•    avÖQwv  d*  iv  noXkif  ofiddq)  Ttwg  %iv  %tg  äxovaai 

1]  einoi;  ßkaßerai  de  hyvg  tisq  itav  ayoqrfcrjg  T  82.    Man  vergleiche 

noch  i  351,  /u  287,  v  43,  T227,  5*336. 

2)  Optativ  mit  av: 

tlg  av  q>iliovxi  fAa%oixo;  9^  208. 

xLg  9  av  huov  toccfovde  dcadgafioc  ctXyvqbv  vötoQ;  e  100. 

tlg  av  tdöe  /rj^i^eiey;   /  77.     Man  vergleiche 
noch  X  574,  £i  367. 

Ttäg  av  eneii*  ^Odvafiog  eyio  d-eloco  Xad-olfifpf;  K  24:3 j  a  65. 

Ttaig  av  etiux'  and  aeto  q>lXov  tixog  avd'i  hnol^i^;  I  437.     Man 

vergleiche  noch  &  532,  a  31. 


Anhaiig. 

Der  Optativ  der  abh&nglgeii  Bede. 

Einleitung  Cap.  YIU  sind  als  Zeichen  der  abhängigen  Bede  im 
Griechischen  die  Personen-  und  Modusverschiebung  angegeben  worden. 
Die  Personenverschiebung  hat  sich  im  Allgemeinen  als  der  ältere  Vor- 
gang erwiesen ,  doch  lässt  sich  natürlich  im  einzelnen  Falle  nicht  immer 
ermitteln,  ob  nicht  vielleicht  die  beiden  Vorgänge  zu  gleicher  Zeit 
eingetreten  sind. 

§1. 

Der  aus  dem  Conjuiictiv  entstandene  Optativ. 

Ich  folge  in  der  Aufzählung  der  Beispiele  (bei  denen  übrigens 
Vollständigkeit  wegen  der  Gleichmässigkeit  der  meisten  Belege  nicht 
angestrebt  ist)  der  Ordnung ,  welche  im  Gonjunctiv  eingehalten  ist  Daher 
sind  hier  als  erste  zu  nennen: 

L    Der  Optativ  mit  fii^. 

In  folgendem  Satze  finden  sich  zwei  dritte  Personen,  von  denen 
die  eine  ursprünglich  ist,  die  andere  aus  der  ersten  Person  durch  Ver- 
schiebung entstanden  ist: 

ovS*  la  lifievai  iitl  ^^EytxoQi  ningä  ßilsfÄva 

fifj  xig  Tivdog  aqovto  ßahiv,  6  de  devregog  eX&ov  X  207. 

Aus  der  ersten  Person  ist  die  dritte  entstanden: 
SHQbxo  yoQj  iiTj  Nxmxi  d^ofj  dno^iua  eqöot   H  261. 


249     

üeberwiegend  zahlreich  sind  die  ursprünglichen  dritten  Personen: 

ovdi  yaq  aitip 
VTCvog  irti  ßXsfpdqoioiv  iq>ifynßBy  ^tj  %v  Ttad'Oiev 
^dqyeioi  K  27. 

deidiB  yoQj  fiij  laifiov  anoLfxiqaue  aidtj^  ^34. 
taqßrfiaq  9  etifUHJa  ßiK  opifjunay  fifj  d^eog  ettj  n  179. 

TtdvTf)  oLvaaT^oMpiSv  TceiQWfievog  hf^a  nuxl  evd'a 

fti]  lUQO  iTteg  edouv  q>  395. 

nQca&ep  di  aomsa  ax^&ov  iad'Xoi  evaiQoi 

firj  tcqIv  dvat^€i(xv  ^f^grjioc  vUg  ^xaiah  J  WA:.  Man  vergL  ausserdem 
E  202.  298.  317.  346.  567.  845,  iiC  468,  ^509,  M403,  P667,  ¥63, 
<D  517,  V  190.  435,  fl  585.  672.  800,  a  134,  8  527,  ?  147,  ri  306,  i  377, 
X  635,  y,  224,  v  22.  124.  192,  7t  457,  t  391,  q>  286,  x  96-  467,  ^  216. 

n.    Der  Optativ  in  Belativsätzen. 

Er  ist  durchweg  aus  dem  Conjunctiv  der  Erwartung  entstanden. 
Voran  stelle  ich  die  Sätze,  welche  auch  dem  Sinne  nach  gewöhnliche 
Belativsätze  sind  und  lasse  diejenigen  folgen,  welche  sich  dem  Sinne 
nach  den  abhängigen  Fragen  nähern. 

IVd'  crrr'  alX  ivorjae  d'ea  ylavumnig  li&rprr) 

iig  OSvaevg  eyqoito  idoi  t*  eviOTtida  xovQrpf 

ij  ol  OaiYpf(.bnf  avdqbtv  jtoXiv  fffT^aaivo  f  114,  vgl.  o  458. 

TtOTCTi^ey  d*  cry«  nvQfyov  ^A.%fxiüv  ei  tiv^  idoiTO 

fjyefiovonf  Sgtig  ol  aqrpf  erdQüiaiv  dfivvai  M  334. 

TtQoad'S  de  oi  öoqv  t*  eaxe  yxxI  damda  ndytoa*  ilaip^ 

%dv  xTafievai  lAefiadag  og  rig  t&ü  /  dvtiog  eXd'Oi  P  8,  JS  301. 

iceno  S*  aQ*  iv  fueaaoiai  dvo)  xQvaolo  mhxvta 

Ttfi  dofiey  og  fierä  tolai  dlurp^  Idvvrata  evTtoi  2  508. 

ovdi  TL  Nrjlevg 
T(p  ididov  Sg  nfj  ^Xmag  ßoag  evgvfxetfOTtovg 
ix  dhjkduTig  ildaeie  l  290.     Man  vergleiche  noch  V  749,  i  332. 

Dem  Sinne  nach  nähern  sich  den  abhängigen  Fragen  die  folgenden 
Belativsätze : 

ovroQ  6  fieQfirjQi^e  fiivwv  ori  xvvTcnov  egdoi  K  505. 
Ttdfctrpfey  de  hcaCTog  hnfj  qwyoi  alniv  oled'QOv  S  507,  JI 283. 

In  diesen  beiden  FäUen  ist  die  dritte  Person  aus  einer  ersten 
entstanden.    Dagegen  ist  die  dritte  geblieben: 

ccvtOQ  eneiTO 
xli^QOvg  hf  xwey  x^Xxrj^'i  TtdlXov  eXovteg 


250     

07t7c6T€Qog  dtj  TtQoa&ep  atpelf]  x^^^^<^  ^yxoQ  T  317  (vgl.  noch  Ein- 
leitung Seite  41). ' 

ni.    Der  Optativ  in  Sätzen  mit  Conjunctionen. 

A.    Tom  BelaÜTstamme« 
Iva, 

Wir  stellen  die  erste  Person  voran: 

eg  ylißvrjv  ^  iitl  vrjog  kiaaato  TtovtOTtoQOio 

tpevdea  ßovlevaag,  tva  ol  avp  tpOQTOv  oryoc^i  f  296. 

i^  ov  Tct  7i;Q(jiTio&^  ETVÖfirjv  l/iyaiiifivovi  diip 

''IXiov  eig  evTtwkoVj  iVa  T^deaai  ^axoiftfjv  l  169. 

aul  yaq  nodot  vtjog  ivwi^wv  ovde  xtfi  aU.(i} 

ddix^  erdQOßv  iva  d'äaaov  Ixolfie&a  Ttargida  ycuav  x  33. 

Eine  zweite  Person  findet  sich: 

ov  yaq  iyto  Ttkijdvv  öi^fjfÄevog  ovde  xcnüljbjv 
hf&aS'  äq>^  ^fxeriQOiv  noXitav  ijyeiQa  hLCLGTOv 
alX  ivoL  fxoi  Tqiotav  dloxovg  tuxI  vi^Ttia  zinva 
7tqo(pqovi(ag  ^oia^e  F224. 

Unter  den  dritten  Personen  nun  wollen  wir  diejenigen  voranstellen, 
bei  denen  zur  Zeit,  als  der  Satz  noch  conjunctivisch  war,  eine  Ver- 
schiebung von  der  ersten  zur  dritten  Person  eingetreten  war,  also  die- 
jenigen, wo  das  Subject  des  Hauptsatzes  im  Nebensatze  wiederkehrt 
Dahin  gehören: 

fjihog  d*  ävoQOvae  liTtwv  TtBQVKokXia  klfivrjv 

ovQavov  ig  7tokiypX%ov^  iV  a^avcaoioi  tpaelvoL  y  2,  vgl.  T  2,  €  2,  ^  *2. 

ovde  %   tkrffs  fieyag  ^€0g,  cJgTO  (T  ivt*  avtov 

dTCQOnelaivioioVf  tva  ^ilv  navaeie  novoco 

Siov  !/l%Llli]ay  TQiieaai  de  loiyov  d^vvoi,  (P  250. 

%al  yaq  ixelvog  eßtj  ^Ayafiifivovog  etvsKa  Tififjg 

^'Ihov  eig  &j7t(üh)v^  iva  Tqdeaav  ^dxoiTO  |  71.  Man  vergleiche 
noch  P  126,  0  539,  a  135,  e  493,  i  234  und  /  452  (ix^aiQco  verhasst 
machen). 

Schliesslich  fahren  wir  die  Fälle  an,  wo  eine  solche  Gleichheit  der 
Subjecte  nicht  statt  findet,  z.  B. 

dwTte  fievog  aal  ^dgaog,  tv'  Exörjlog  fierä  rtaaiv 

'Aoyeloiat  yevoito  E  3.  Man  vergleiche  K  368,  M  391.  458,  N  670, 
0  598,  n  576,  T  39.  354,  Y  235,  <D  447,  V  187.  297,  fl  21,  y  77.  438, 
d  70.  584,  X  236,  A  316,  v  74.  155,  tt  332,  a  94.  191,  t  198.  413, 
tfj  348. 


261     

*'Oq}Qa  in  der  Bedeutung  damit 

1)  Der  Optativ  ist  rein. 

Erste  Person. 

T€v^€  di  pioi  ntncew  XQ^^^V  ^^^^^y  oq)Qa  nioifXL  x  316. 
df)  tot'  iyutv  ava  v^aov  a7ciüti%ov^  oq>qa  d^eöiciv 
ei^ainrp^   fi  333.     Man  vergleiche  noch  y  175,  /u  428,  ?  338,  q  426. 
Interessant  wegen  des  parallelen  Gebrauchs  von  oq>Qa  und  ei  ist: 
dXk^  iytb  oi  Tti^ofÄtjv  —  ij  z*  av  TtoXv  ydqSvov  ^ev  — 
oq^^  aitov  t€  idoc^Uy  xat  ii  inoi  ^elvia  doirj  t  228. 

Zweite  Person. 

tlg  vi  TOI,  ^TQ€og  vU,  d-eaiv  avf^tpQaaaato  ßovXigy 

otpQa  f£  i'loig  adxovra  loxrjadfievog ;  reo  ae  XQ^i  ^  462,  vgl.  474. 

t]  in€v  a'  ivdvniwg  aTveTtifiTtofisv,  otpQ*  aq>ixoio  x  65. 

DriUe  Person 

a.  bei  Gleichheit  des  Subjectes  im  Haupt-  und  Nebensatz: 
eixs  (T  vTtix  ßelioiv  lehfjfievog  o(pqa  ta%ia%a 

T€vx€(x  ovki^aeie  J  466. 

nf^g  (T  aqa  itrfi&Xiov  Tton^acrvOy  og>Q'  idvvoi  b  2Ö5.  Man  vergleiche 
noch  E  691,  :?  147,  y  285,  i  248,  v  191,  x  H.  52. 

b.  bei  Verschiedenheit  der  Subjecte: 

Ev  de  Ttvqog  (levog  ijue  aidi^eovy  otp^a  vefioiTO  V  177.  Man  vergleiche 
noch  J  300,  E  666,  Z  170,  I  622,  K  571,  M  8,  -N  37,  O  470,  JT  568. 
653,  S  344.  37ß,  Y  148,  X  329.  443,  V 197,  ß  285.  350,  »  275,  c  320, 
X  26,  ^  28,  o  149.  294,  or  308.  348,  t  296,  t;  286,  ifJ  31. 

2)  Dem  Optativ  ist  av  beigefügt: 

av  de  fie  Ttqötaig  %ai  Ttorvia  fifjrrjQ 

eg  Ttoeteq^  u^mokvxov  firjTQog  q)llov,  0(pQ*  av  eloifirjv 

dijQa  10  334. 

ij  ol  7tqo7taQQi/&e  9vqd(jDv' 

fj^iovwv  T€  ßowv  TE  SXig  üix^t',  oq>Q^  av  ayoiev 

dftüeg  ^Oövaatjog  q  297. 

^Oq>Qa  im  Sinne  von  „bis"  findet  sich  fi  437. 

'Qg. 

1)  Der  Optativ  ist  rein. 

Erste  Person. 

og  Q  evv  ävfifp 
irjfÄOv  dijxe  qxitiv  wxi  oveidea  TtoW  dvd'QWTtfov 
ug  piri  Ttanqoqmog  jm«t'  ^x^'^^^^''^  nuxXeolfiipf  I  460. 


252     

Dritte  Person 

a.  bei  Gleichheit  der  Subjecte  im  Haupt-  und  Nebensatz: 

ßovlero  yaq  ^ 
hxov  iQvxcmeeiVy  ^i^ai  S-^  legag  enardfißag 
(bg  TOP  ^dTpfalrjg  deivov  %6ljcrv  i^axiaano  y  143. 
ix  Trvxiv^g  S*  vlTjg  mogd-ov  iddaa  x«^?^  ^cexdr] 
qwiXatVy  wg  ^aaito  Tteql  xQot  fiijdea  qmcog  1 128.    Man  vergleiche 
noch  ^  297. 

b.  bei  Verschiedenheit  der  Subjecte: 

dohp  d*  o^  d'ilyev  ^TtoHtav 
fog  aUi  h7,7toiTO  xixqoea&at  Ttoaiv  olaiv  O  605. 

aaoßCB  de  wktI  xalv  ipag 
wg  dl]  Ol  infj  Ttayxv  y^Qtov  aKceirj/iivog  eYtj   E  24.     Man  vergleiche 
noch  B  4.  281,  /  181,  V  361,  fl  583,  ?  113,  i  42  (vgl  549),  a  91. 

2)  Dem  Optativ  ist  x^  beigefugt: 

ovraQ  ^drjvr] 
SlyIi  TtaQaatafiivt]  AaeQTiadrpf  ^Odvafja 

üiTQw\  (og  8v  Ttv^a  xorrä  fivrjOTfJQag  ayeiQOt  q  362.    Man  vergleiche 
noch  T  332. 

^'Onwg. 

Mir  sind  nur  reine  Optative  begegnet: 

Iv  fiiv  Ol  xQadlt]  d^dqaog  ßaXSy   naq  di  ol  avrog 

eOTTjy  OTtiog  d-avoLTOio  ßa^elag  x^qag  dXaXxot  0  548,  vgL  C  319,  i  480, 
V  323,  f  312,  T  296  (?  327),  x  472. 

Uaaero  d*  aUi 

^'Hqnxiatov  xXvroeQydv  oTtwg  Ivaeiev  ll^QTja  ^  344. 

avraQ  iyd)  ßovXevov  OTtwg  ox'  aqixna  yivoiro  i  420,  vgl.  i  554,  y  129, 
l  229,  o  170.  203,  a  160,  O  137,  fl  680. 

^'Oz€  und  OTtoTe. 
Dritte  Person 

bei  Verschiedenheit  des  Subjectes. 

Ttoieov,  oipQa  to  xiji^og  vnexnQoqwywv  äkiaito 
OTtTtore  fuv  aevacto  oltj!  rjwvog  Tcediovda  Y  148. 

(xlcciva)  T]  ol  nagexioTcev*  ajtoißag 
^vwad'ai,  ote  tig  xeifKoy  exTtayXog  oqolto   J  522,  wohl  auch  &•  70 
und  V  138. 

Doch  entsteht  noch  die  Frage,  ob  nicht  alle  vier  Stellen  vielmehr 
den  ursprünglichen  Optativ  haben. 


253     

Dagegei\  ist  in  folgenden  Stellen  sicher  der  Optativ  aus  dem  Con- 

jauctiy  entstanden: 

cS  d*  ^az*  dv  ciyo^  TQuieg  xal  jJaQdavlwveg 

Ttcnneg  o/ÄtffSQhg  Ttoridiyfievoi  onnA^  oq*  Mkd'Oi 

"Idaiag  H415. 

Ol  di  ptivoifzeg 

^avaacnf,  hnncfte  Ttiqyog  ^xamv  aUjog  iTtekd^uiv 

TQWüiv  OQfiijaeu  xal  oQ^etav  noJJ^oio  J  335,  vgl.  /  191,  ^  524. 
Der  Gebrauch  von  ottotc  in  diesen  Beispielen  ist  aufzufassen  wie  der 
von  ozBy  welcher  Einleitung  Seite  64  erwähnt  ist. 

^iog. 

« 

ZweiU  Person, 

oaaa  av  t^  idldofg^  ägfofißvog  S(og  txoio 

yfjQ&g  %B  hnagop  &Qitpai6  tb  q^aliifw^  viov  t  367  (^wg  bedeutet  hier 
nicht  „bis^',  sondern  einfach  „diiss'^,  vgl.  oq>(fa). 

DriUe  Person, 

xal  TOT*  iytüv  %6v  fiox^v  vnb  OTtodov  ijlaaa  TtoHrjg 
dog  d'BQfialvoiTO  (Bekker  dwg)  i  376.    Man  vergleiche  noch  e  386, 
}p  151. 

Die  Bedeutung  „dciss,  damit"  hat  ^tog: 
ni^na  di  fuv  nQÖg  dtiftat^  ^Odvaafjog  9bIoio 
dog  Tlrj^eXonuay  odvQOfiivfjv  yoooHJav 
naoauB  xkav&fwlo  yooio  te  dax^voeyrog  S  799. 

B.    Ton  anderer  Herkunft. 

Ei. 

BvS^  fjfieig  fiev  Ttdvreg  ofioxJiiofUv  enieaaiv 

To^ov  fi^  dofijByaij  firjS*  et  fiala  itolX  äyoQBvoi  w  174. 

OTeuTO  yoQ  evxofievog  vtxrjaifiev  eircsQ  av  avral 

Movoai  äeidouv  B  598. 

rpfüiyei  Hqlafiog  tb  xal  aiXoi  TQÜsg  ayavol 

ujtBiVy  Bi  xi  nsQ  vfi/Äi  q>llov  xal  fjdv  yivovto 

liv^ofiß  '^laidvdQOio  H  388. 

Erste  Person 

ans  der  zweiten  in  directer  Bede  hervorgegangen: 

inBl  otrx  i^iXsaxBg  Sfi^  aU/f 
ov%*  ig  dal'^  livaiy  olvr*  iy  fjuBfyAqouai  Ttaaaadiu 


254     

TtQiv  y'  (ke  dij  a'  ctt'  ifioiaiv  fyta  yovveaat  y^a&laaag 
otfjov  %  aaaifii  J486,  was  doch  wohl  aufzulösen  ist:  „da  du  sagest, 
ich  toiü  nicht.,  ehe  du  mich  futterst"  itL 

Dritte  Person 

bei  Gleichheit  des  Subjectes,  aus  der  ersten  in  directer  Rede  entstanden: 
ovx  e&eXev  (pevyeiv,  nqlv  Ttsiqfjaan^  l4%iXrioq  O  580. 

IV.    In  Fragesätzen. 
Es  sind  nur  Doppelfragen  mit  ^  belegt. 

Erste  Person. 

iyqo^evog  huxtcl  Svpibv  afivfiova  fi€Qfii^Qi^a 
^e  Tteawv  hc  vrjog  aTtotpd'lfÄrjv  iyi  Ttowifi 
7]  dxiüjp  Thxltjv  Tcat^  eri  ^axnat  ^terelrp^  x  50. 
Hier  würde  auch  in  der  directen  Frage  die  erste  Person  stehen 
müssen. 

Dritte  Person. 

a.  bei  Gleichheit  des  Subjects ,  also  Verschiebung  von  der  ersten 
zur  dritten  Person: 

Sg  6  yiqojv  ägfiacve  daXI^Ofieyog  xorä  Svfiov 

dixS'adv'*  ij  f4B&^  OfiiXov  tot  Javamf  TOXvTtdlotp 

^e  ixer*  ^AxQeldrjif  ^^yafiifivova  noi^iva  hxtiv  S  20,  vgl.  tp  86. 

di^e  yaq  rji  ^a%ov€o  xcera  xAovoy  avrig  ildaaag, 

^  laovg  ig  Tsixog  SfioyMjaaLSv  alrjvai  JT  713. 

ip  di  ol  ^OQ 

arrfi'Boaiv  laaloiai  diccydixcc  fieQfirJQi^ev 

T]  oye  (paayavov  o^v  iqvaaa^evog  Ttaga  fifjQOv 

tovg  fiiv  avaaTTjOBieifj  6  d'  ^^rqeidrpf  evaQi^oi 

rje  xoXov  Ttavaetev,  i^rpruasLi  ze  dvfiov  >/  188  (man  bemerke  die 
Pronomina  und  vgl.  Naegelsb|ach  zu.  d.  St.). 

Jrjikpoßog  de  diavdixa  fiegfii^Qi^ep 

1]  Tivd  7C0V  Tgtotop  sraQlaaacTO  fieyadv^itov 

.     .     .     .    f]  Ttei^acTO  xal  olog  iV^457,  vgl.  £672,  d  118,  C  143, 
Q  236,  <T  91,  t;  11,  X  334  (überall  fieQfiTjQi^eiv). 

Einmal  kommt  auch  bei  dem  Optativ  xiv  vor: 

^y&ev  ff  ctv  vricoiatv  ifCiTtgohpie  S^o^atv 
OQfiaivwv  ri  tJBv  ^avavop  qivyoi  ^  tlsv  äix^  o  300. 

Einen  interessanten  üebergang  zu  der  nächsten  Gruppe,  bei  welcher 
Verschiedenheit  des  Subjects,  also  Erhaltung  der  dritten  Person  statt- 


256    

Bildet,  bfldet  folgendes  Beispiel,  in  dem  eine  ursprüngliche  und  eine 
verschobene  dritte  Person  vereinigt  ist: 

ovSe  natB  Zevg 

TQhfjiv  and  nQCtre^g  vo^ivrjg  ooae  q>a€inOy 

aXiÄ  xoT*  avTovg  aiiv  Sqa,  aal  q)Qd^e%o  -^v^tf 

TtolXa  fiaV  afiq>l  q>6viff  IlavQOxkov  fieQfiTjqi^atVy 

7J  tjdvj  Tcal  Tceivov  ivt  TiQCtTeQ^  vOfiivrj 

ctyröv  in*  avxid'iff  SaQnrjdovi  (paidipiog  ^'Eytxwq 

Xochiff  dffiiajjy  dno  r'  wfiotv  T«5xfi'  SiijTat, 

fj  evi  xal  nXevveaaiv  otpiAlauv  novov  aiTtiv  11 Q44, 
Direct  würde  es  heissen:  „seil  Hedor  den  Patrokhs  tödten  (und  dadurch 
die  Schlacht  zunächst  beendigt  werden)  oder  soU  ich  noch  vielen  die 
hose  Schlachtarbeit  vermehren?''  In  der  abhängigen  Frage  bleibt  bei 
dem  ersten  Yerbum  Person  und  Modus,  bei  dem  zweiten  wird  Person 
und  Modus  verschoben. 

b.  bei  Ungleichheit  des  Subjects ,  also  erhaltener  dritter  Person : 

Toig  S*  ^Odvcevg  fierhine  ovßtitew  neiQTjfflttay 

Tj  fiip  It'  hdvxiwg  q>iXioiy  ^eivai  %b  xelevoi 

ctvTOv  hl  otad-fit^,  rj  orqiyete  nolivde  o  303. 

Doch  kann  diese  Stelle  sowohl,  wie  die  ähnliche  S  789,  auf  den 
Indicativ  des  Futurums  zurückgehen. 

§2. 

Der  Optativ  aus  dem  Indicativ  entstanden. 

Bekanntlich  geht  der  Optativ  nicht  selten  aus  dem  Indicativ  der 
directen  Bede  hervor ,  und  dieser  üebergang  darf  hier ,  wo  es  sich  um 
eine  Darstellung  des  Optativgebrauches  handelt,  natürlich  nicht  über- 
[^ngen  werden.  Ich  begnüge  mich  aber,  indem  ich  eine  genauere  ünter- 
Huchung  einem  andern  Orte  vorbehalte,  mit  der  Anführung  einiger 
Belege.    Mir  liegen  solche  nur  vor  für  Belativ-  und  Fragesätze. 

1)  Belativsätze : 

dixct  Si  Offiaiv  rp^ava  ßovli^, 

Tje  dianqa&ieiv  rj  avdixa  navza  ddcaaStti 

xTtjaiv  oarpf  Tttolied'Qoy  ini^Qatov  hrdg  ieqyoi  S  512. 

Tuxi  ijtes  arjiia  idia&ai 

am  ^a  oi  yafißQolo  naqa  Tlqolxoto  q>iQOiTO  Z  177. 

Folgende  Relativsätze  sind  dem  Sinne  nach  Fragesätze: 

<5i7  tot'  iycüv  sraQOvg  nQoteiy  nevd'ea&ai  I6v%ag 

0%  iiveg  ca^e^eg  euv  inl  x&ovl  aixov  edorreg  x  101,  vgl.  i  89. 

Ix  T*  iqiorto 


256 


ag  Tig  tävd'  eit]  ßaailevg  rm  lolaiv  avaaaoi  x  110. 

ovl^  om  Ttid^oi  %  464. 

2)  Fragesätze 

a.  ohne  Fragepronomen: 

ifiXGto  TtevaofÄepog  fuerä  oov  xXeog  ij  nov  Ir'  eXrjg  v  415,  vgl.  K  394, 
wo  Bekker  freilich  gegen  die  vulg.  ßovlswvai  schreibt. 

b.  mit  Fragepronomen: 

Ol  d*  eleeiQOPTeg  dldoactp  aal  id^dfißeov  ccvrovy 
dXkrjXovg  d*  eXqovro  %ig  evt]  aal  na&ev  eld-oi  q  367. 
Tudeldip'  3^  oim  &v  yvoirjg  Ttorciqoiai  fiereitj  E  85,  vgl.  o  423. 


Sachregister. 


Absicht  35,  37,  s.  Satz. 

Accnsativ  55. 

an  (lateinisch)  89. 

Annahme  50,  69,  72,  222. 

Auffordenmg  16. 

Angment  7. 

Bedingnng  35,  b.  Satz. 

Bedeutongslehie  11. 

Begehrang  16. 

Bitte  16,  196. 

Brahmana- Literatur  9. 

Concessi'on  24,  27,  127. 

Conjonctionen  53,  64,  100. 

Conjnnctiv,  Formelles  3 — 5.  Des  Futu- 
roms  3.  Des  Imperfectams  im  Sans- 
krit 4.  XJrsprang  des  a.  GrandbegrÜf 
13,  besonders  wichtig  för  Satzverbin- 
dung 21 ,  s.  die  Uebersicht  des  Inhalts. 

Frage  74. 

Frageton  74. 

Futurum,  logisches  25. 

Gleichnisse  44,  52,  65,  135,  161,  231. 

Griechisch,  primitiver  als  Sanskrit  32,  38. 

Gräcoarisch  102. 

Grundbegriff,  wie  zu  abstrahiren?  11, 
relativer  und  absoluter  12. 

Indirecte  Bede  79. 

Logik,  primitive  95. 

Modi,  Abgrenzung  der  Bedeutungen  19. 

Modnsverschiebung  82,  248. 

Nebengedanke  93. 

Optativ,  Formelles  5  —  6.  Ursprung  des 
i  14.  Grundbegriff  13,  s.  das  Lihalts- 
verzeichniss. 

Parataxis  12. 

Personenverschiebuug  79,  81,  248. 


Pluti  75. 

Potentialis  5. 

Precativ  6. 

Prius,  zeitlich  oder  logisch  42. 

Pronomina: 

Im  Allgemeinen  80,  deiktbches  31,  ana- 
phonsches  31,  93,  99.  —  Belaüvum: 
Form  30,  Entstehung  31,  99,  Ver- 
schiedenheit der  Ausbüdung  im  Sans- 
krit und  Griechischen  32,  sucht  seinen 
Platz  45,  bekommt  indefiniten  Sinn  46, 
vgl.  93  und  103.  —  Pronominalstamm 
ka  76,  84.  —  Pronominalstamm  sva  70. 

Bigveda,  Zustand  der  Interpretation  8. 

Sanskrit,  im  engeren  Sinne  8. 

Sätze: 

Allgemeines  91,  98.  Satzverknüpfung  12. 
Eintheilung  100,  15.  Hauptsatz  und 
Nebensatz  91.  Nebensätze,  posterio- 
rische  und  priorische  35, 101.  Absichts- 
sätze 59.  Bedingungssätze  50.  Be- 
förchtungssätze  117.  Coinunctions- 
und  Belativsätze  37,  54.  Fragesätze 
13,  41,  62.  Inhaltssatz  62,  114,  117. 
Relativsätze  43,  der  Yedensprache  33, 
nothwendige  93.    Wamungssätze  119. 

Satzton  96,  97. 

Syntax,  homerische  10. 

Tempusstämme,  Yerhältniss  zu  den 
Modis  7. 

Voraussetzung  43,  69,  72. 

Wüle  13,  16. 

Wunsch  13,  16,  25. 

Wurzeln,  nennende  und  deutende  79. 


Delbrfiek  n.WindlBch,  syntakt.  Forsch.  I, 


17 


258 


iti  81. 

kam  87,  88. 

kuvid  78. 

ca  69. 

ced  69.    «. 

na  26,  112,  115,  121,  123, 

150,  194,  217. 
nu  107,  194. 
ned  112,  121. 

ays,  äyns  111. 
aXld  111. 
ay  89. 
avTos  31. 
ievQo  111, 

d  Etymologie  70,  Gebrancli 
26,  71,  72,  171, 195,  236. 
«I  r  äy€  108. 
ifs  S  63,  67,  160,  171. 
ix€tyos  31. 
inei  182. 
evre  55,  67,  169. 


mä,  uri  21,  26,  92,  100, 

103,  107,  112.    mä  115, 

150,  194. 
yatra  58. 
yatha  38,  58,  59,  61,  149, 

228. 
yad  55,  59,  67,  148,  163, 

229,  233. 


€0)c  56,  63,  159. 

^  77,  186. 

rifiog  59,  67. 

Vva  38,  57,  60,  150,  229. 

xiv  85,  88,  127. 

11^  21, 114, 118, 225,  vgl.  ma. 

Sd€  31. 

onore  67,  vgl.  Sre. 

^^TTwff  57,61,157, 162,230. 

oaatixis  285. 

5t€  55,  62,  67,  159,  165, 

232,  235. 


yadä  58,  67,  164,  232,  234. 
yadi  58,  67,  164,  233. 
yarhi  58,  234. 
yät  56,  61. 
yäbhis  57. 
yävad  56. 
yena  57. 
banta  107. 


o^  78,  225. 

ovToe  31. 

og>Qa  59,  60,  63,  67,  152, 

170,  229. 
7iq(v  185. 
«  51,  69. 
jig  50. 
To-  31,  48. 

(og  26,  56,60,65,67,155, 
^  161,  162,  195,  230. 
tag  €i  66. 
lüg  ote  65,  161. 


Stellenregister. 

Die  nebengesetzten  Zahlen  geben  die  Seitenzahlen  an. 


A9V.  gl". 


1,A,  l....  1«70 
1,Ö,      «....      XVO 

1,  5,  5.  .  .  .  70 
1,  6,  1-2  .  .  92 
1,  7,  4.  ...  234 
1,  7,  6.  ...  192 
1,0,  l...«  19o 
1,  13,  2  .  .  .  234 
1,  14,  1  .  .  .  234 
1,  14,9  ...  224 
1,  19,  11  .  .  233 
1,  21,  3  .  .  .  192 

1,  23,  23  .  .  198 

Of    Of    D      ...  luö 

2,  3,  10  .  .  .  198 

3,  3,  4  ...  223 

4,  1,  3  ...  201 
4,  7,  18  .  .  .  134 

Ait  Br. 

1,7 109 

1,  7 123 

1,8 223 

1,  14 110 

1,  16 234 

1,  19 116 

1,  23 107 


1 
1 
2 
2 
2 
2 
2 
2 
2 
2 
2 
2 
2 
2 
3 
3 
3 
3 
3 
3 
3 
3 
3 
7 
7 
7 
7 
7 
7 
8 


27 246 

27 247 

1 198 

6 233 

7 133 

7 233 

14 234 

19 107 

22 245 

25 26 

25 191 

33 191 

39 79 

39 247 

3 223 

6 224 

11 233 

20 108 

21 107 

23 107 

25 246 

33 81 

37 245 

13 70 

15 108 

16 232 

17 201 

17 229 

27 95 

23 234 


AV. 

1,1.  14  . 
1,  16,  4  . 
1,  29,  5. 
1,  32,  1  . 

1,  34,  5. 

2,  30,  1  . 

2,  36,  1  . 

3,  19,  3  . 
3,  19,  3  . 

öf  aöf  O  . 

O,  ^o,  5  . 

O,  Zi5,  O  . 

O ,  Ad ,  O  • 

3,  25,  1  . 

4,  38,  3  . 

5,  19,  9  . 

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,  97.  2. 

.  .  228 

8, 

48,  3  .  . 

7 

,  100,  1 

.  .  134 

8, 

48,  10  . 

.  199 
.  201 
.  57 
.  164 
.  165 
.  77 
.  188 
.  133 
.  112 
.  188 
.  233 
.  112 
.  197 
26.  233 
.  33 
.  196 
.  200 
.  30 
.  189 
.  124 
.  46 
.  134 
.  197 
.  121 
.  121 
.  164 
.  217 
.  112 
.  233 
.  148 
.  124 
.  189 
..217 


8,  50,  6  . 
8,  50,  11 
8,  50,  11 
8,  51,  4. 
8,  57,  8  . 
8,  59,  1  . 
8,  59,  1  . 
8,  59,  5  . 
8,  78,  3  . 
8',  80,  4  . 
Sy  82,  4-5 
o,  o^,  5  . 
8,  82,  6  . 
8,  82,  28 
8,  85,  7  . 
8,  85,  10 
8,  86,  15 
8,  89,  2  . 

8,  96,  2  . 

9,  61,  29 

10,  10,  10 
10,  10,  10 
10,  10,  11 
10,  10,  12 
10,  10,  12 
10,  14,  8 
10,  15,  6 
10,  15,  6 
10,  16,  1 
10,  16,  1 
10,  47,  1 
10,  52,  5 


.  124 
.  62 
.  148 
.  109 
.  124 
.  34 
.  48 
.  233 
.  112 
.  189 
.  124 
.  81 
.  96 
.  148 
.  123 
.  189 
.  246 
.  111 
.  34 
.  58 
.  191 
.  25 
.  123 
.  189 
.  134 
.  200 
.  123 
.  45 
.  133 
.  67 
.  164 
.  111 
.  149 


10,  68,  10.  .  61 
10,  81,  7  .  .  112 
10,  81,  7  .  .  191 
10,  85,  26.  .  149 
10,  85.  27.  .  18 
10,  85,  34.  .  223 
10,  85,  36.  .  38 
10,  85,  36.  .  149 
10,  85,  39 .  .  18 
10,  85,  42.  .  116 
10,  105,  8.  .  191 
10,  119  ..  .  78 
10,  119,  1.  .  19 
10,  119,  9.  .  19 
10,  129,  6.  .  189 
10,  131,  1.  .  228 
10,  186,  1.  .  112 

Sämaveda. 

1,  82 233 

1,  190  ....  188 

1 ,   Zoo  ....   ^34 

I 

Taitt  Br. 

1,  1,  3,  5.  .  24^' 
3,  10,  11,  3.  79 
3,  10,  n,  3.  247 

Taitt.  Sanh. 

1,  7,  4,  3.  .  zu 
7,  1,  5,  1.  .    81 


Verzeichniss  der  citirten  Homerstellen. 


Ilias. 


^. 


18  . 
26  . 
26  . 
28  . 
32  . 
41  . 
62  . 
64  . 
67  . 

81  . 

82  . 
90  . 

100  . 


.  193 
.  114 
.  22 
.  119 
.  156 
.  193 
.  111 
.  218 
.  174 
.  176 
.  159 
.  182 
.  207 


119 
128 
133 
137 
139 


153 
179 
170 
180 
142 


UOflg.  111 
150  .  .  189 


158 
166 
173 
185 
188 
189 
189 
203 


153 
182 
183 
154 
254 
84 
125 
152 


205  . 

.  128 

324  . 

.  84 

218  . 

.  146 

324  .  . 

.  126 

223  . 

.  214 

324  .  . 

180 

230  . 

.  50 

341  .  . 

176 

230  . 

.  137 

343  .  . 

.  230 

243  . 

.  169 

363  , 

.  150 

257  . 

.  243 

407  . 

.  172 

262  . 

.  25 

410  . 

.  151 

262  . 

.  125 

420  . 

.  173 

271  . 

.  214 

510  . 

.  159 

294  . 

.  141 

515  . 

.  152 

294  . 

.  210 

522  .  . 

21 

301  . 

.  206 

522  .  . 

120 

302  . 

.  151 

524  .  . 

.  154 

321  . 

.  32 

526  .  . 

145 

543  . 
549  . 
554  . 

554  . 

555  . 

558  . 

559  . 

566  . 

567  . 
579  . 
587  . 
610  . 


.  137 
.  141 
.  47 
.  137 
.  118 
.  62 
.  157 
.  120 
.  166 
.  155 
.  114 
.  235 


B. 

4  .  .  252 


12  . 
34  . 
72  . 
81  . 
98  . 
128  . 

139  . 

140  . 
147  . 
158  . 
188  . 
195. 
198  . 
213  . 
228  . 


205 
160 
73 
211 
237 
242 
111 
111 
162 
204 
227 
119 
227 
227 
169 


261 


229  .  . 

142 

235  .  . 

219 

229  .  . 

143 

279  .  . 

144 

232  .  . 

152 

281  .  . 

177 

236  .  . 

110 

283  .  . 

110 

250  .  . 

111 

284  .  . 

177 

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51 

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137 

289  .  . 

182 

299  .  . 

152 

291  .  . 

63 

327  .  . 

154 

291  .  . 

159 

332  .  . 

160 

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141 

361  .  . 

142 

354  .  . 

153 

363  .  . 

53 

392  .  . 

212 

363  .  . 

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407  .  . 

197 

364  .  . 

143 

410  .  . 

210 

364  .  . 

178 

410  .  . 

216 

365  .  . 

42 

414  .  . 

114 

365  .  . 

138 

414  .  . 

127 

365  .  . 

143 

436  .  . 

120 

371  .  . 

239 

450  .  . 

238 

381  .  . 

150 

453  .  . 

244 

385  .  . 

156 

460  . 

.  130 

395  .  . 

168 

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397  .  . 

169 

418  .  . 

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14  . 

.  110 

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115 

15  . 

.  187 

440  .  . 

.  154 

34  . 

.  241 

474  . 

.  161 

38  . 

.  118 

475  .  . 

184 

40  .  . 

.  165 

492  .  . 

243 

55  . 

.  166 

598  .  . 

253 

66  . 

.  156 

780  .  . 

66 

71  . 

.  156 

780  .  . 

232 

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.  238 

782  .  . 

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.  162 

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.  204 

92  .  . 

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199 

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193 

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153 

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107  .  . 

117 

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109  .  . 

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230  .  . 

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109  .  . 

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232  .  . 

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239  .  . 

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227 

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195 

249  .  . 

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163  .  . 

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217  .  . 

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263  .  . 

167 

218  .  . 

212 

269  .  . 

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236 

288  .  . 

239 

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.  251 

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.  242 

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.  125 

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306  . 

.  140 

388  . 

.  211 

464  . 

.  199 

378  .  . 

313  . 

.  196 

406  . 

.  46 

480  .  . 

.  194 

388  .  . 

335  . 

.  253 

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.  137 

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.  185 

394  .  . 

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.  167 

411  . 

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346  . 

.  170 

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.  142 

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162 

410  .  . 

347  . 

.  243 

456  . 

.  245 

521  .  . 

215 

415  .  . 

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.  182 

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.  220 

521  .  . 

225 

459  .  . 

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.  193 

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.  160 

526  .  . 

110 

463  .  . 

389  . 

.  232 

483  . 

.  221 

527  .  . 

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416  . 

.  179 

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.  222 

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143  .  . 
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182  .  . 
196  .  . 
205  .  . 
282  .  . 
282  .  . 
287  .  . 
291  .  . 
339  .  . 
373  .  . 
376  .  . 
376  .  . 
405  .  . 

405  .  . 

406  .  . 
430  .  . 
478  .  . 
482  .  . 

428  . 

.  212 

501  . 

.  168 

5  . 

.  184 

466  . 

.  251 

567  . 

.  249 

26  . 

152 

467  . 

.  232 

598  . 

.  162 

28  .  . 

.  222 

482  . 

.  136 

666  . 

.  251 

28  .  . 

240 

486  . 

.  155 

672  . 

.  254 

29  . 

.  110 

539  . 

.  213 

684  . 

.  21 

31  . 

.  160 

539  . 

.  225 

684  . 

.  121 

38  . 

.  110 

2 

7 

691  . 

.  251 

48  . 

.  245 

i. 

718  . 

.  111 

68  . 

.  152 

3  . 

.  250 

763  . 

.  179 

71  . 

.  160 

4  . 

.  44 

821  . 

.  177 

77  . 

.  177 

5  . 

.  135 

845  . 

.  249 

85  . 

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2 

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.  124 

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.  29 

49  . 

.  244 

99  . 

.  193 

85  . 

.  214 

57  . 

.  226 

129  . 

.  241 

85  . 

.  256 

59  . 

.  195 

132  . 

.  239 

110  . 

.  153 

69  . 

.  156 

148  . 

.  32 

128  . 

.  83 

83  . 

.  183 

157  . 

.  239 

128  . 

.  155 

113  . 

.  170 

171  . 

.  41 

129  . 

.  177 

143  . 

.  156 

171  . 

.  42 

132  . 

.  177 

164  . 

.  202 

171  . 

.  132 

138  . 

.  135 

170  . 

.  251 

180  . 

.  96 

161  . 

.  161 

177  . 

.  255 

181  . 

.  94 

16i  . 

.  156 

225  . 

.  168 

195  . 

.  151 

168  . 

.  238 

227  . 

.  145 

197  . 

.  24 

192  . 

.  40 

231  . 

.  154 

197  . 

.  125 

192  . 

.  221 

258  . 

.  153 

231  . 

.  220 

202  . 

.  249 

259  . 

.  156 

231  . 

.  221 

203  . 

.  213 

259  . 

.  159 

231  . 

.  222 

502  .  . 
508  .  . 

511  .  . 

512  .  . 
512  .  . 
518  .  . 
515  .  . 

214  . 

.  199 

260  . 

.  180 

243  . 

.  173 

214  . 

.  242 

264  . 

.  113 

290  . 

.   110 

221  . 

.  153 

281  . 

.  173 

292  . 

.  160 

225  . 

.  182 

281  . 

.  195 

295  . 

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Delbrück  u.  Windisch,  aynUkt.  Forsch.  I. 


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140 
251 
182 
130 
151 
251 
243 
245 
155 
239 
209 
241 
216 
111 
235 


r. 


6  . 
10  . 
16  . 
22  . 
27  . 
45  . 
49  . 
77  . 
83  . 

107  . 

108  . 
117  . 
121  . 
V27  . 
141  . 
169  . 
198  . 
206  . 
265  . 
265  . 
285  . 
294  . 
296  . 
296  . 
309  . 
317  . 
321  . 
325  . 
329  . 
329  . 
346  . 


.  165 
.  119 
.  170 
.  196 
.  142 
.  154 
.  235 
.  227 
.  119 
.  216 
.  135 
.  121 
.  117 
.  240 
.  160 
.  168 
.  250 
.  185 
.  45 
.  138 
216 
.  216 
.  251 
.  252 
.  239 
.  156 
.  156 
.  179 
.  49 
.  138 
.  208 


367  . 
371  . 
378  . 
391  . 
403  . 
406  . 
410  . 
413  . 
464  . 
490  . 
496  . 
510  . 
512  . 
515  . 
519  . 
524  . 
565  . 

567  . 

568  . 
577  . 

589  . 

590  . 
595  . 


.  253 
.  236 
.  139 
.  249 
.  130 
.  139 
.  167 
.  250 
.  256 
.  178 
.  178 
.  226 
.  151 
.  185 
.  162 
.  187 
.  145 
.  167 
.  210 
.  141 
.  207 
.  242 
.  202 


382  . 
485  . 


V 


V. 


11  . 
25  . 

42  . 

43  . 
51  . 
61  . 
79  . 
79  . 
83  . 
85  . 

115  . 
117  . 
135  . 
138  . 
199  . 
225  . 
233  . 
236  . 
246  . 
267  . 
271  . 
286  . 

295  . 

296  . 
296  . 
324  . 
334  . 
334  . 
341  . 
344  . 
368  . 
381  . 


.  254 
.  162 
.  241 
.  248 
.  241 
.  196 
.  194 
.  230 
.  169 
.  183 
.  139 
.  194 
.  206 
.  252 
.  194 
.  237 
.  179 
.  239 
.  110 
.  151 
.  110 
.  251 
.  144 
.  109 
.  154 
.  203 
.  46 
.  136 
.  145 
.  195 
.  220 
.  240 


73  . 

.  180 

75  . 

.  141 

75  . 

.  207 

111  . 

.  203 

114  . 

.  180 

132  . 

.  167 

135  . 

.  111 

159  . 

.  184 

162  . 

.  200 

193  . 

.  186 

197  . 

.  247 

199  . 

.  239 

212  . 

.  178 

217  . 

.  109 

228  . 

.  117 

237  . 

.  181 

259  .  . 

.  248 

'260  . 

.  73 

265  .  . 

.  152 

279  . 

.  47 

280  .  . 

142 

282  .  . 

152 

286  .  . 

249 

293  .  . 

147 

305  .  . 

180 

312  .  . 

144 

329  .  . 

206 

336  .  . 

152 

338  .  . 

179 

344  .  . 

146 

348  .  . 

179 

363  .  . 

179 

369  .  . 

114 

374  .  . 

239 

383  .  . 

181 

395  .  . 

249 

402  .  . 

196 

6  . 
11  . 
14  . 
14  . 
52  . 
59  . 
61  . 
66  . 
73  . 
73  . 
76  . 
76  . 
91  . 
93  . 


110 
110 


172 
251 
243 
248 
251 
160 
241 
145 
110 
160 
71 
172 
238 
161 


96  .  .  249 
107  .  .  118 
117  .  .  156 
134  ..  238 
138  .  .  212 

138  .  .  225 

139  .  .  109 
166  .  .  77 
166  .  .  186 
213  .  .  119 
216  .  .  67 
216  .  .  166 
219  .  .  184 
234  .  .  153 
244  ..  150 
252  .  .  172 
254  .  .  185 
262  flg.  203 
302  .  .  161 


315 
315 
325 
334 
343 
345 
350 
367 
373 
397 
414 
429 
440 
462 
467 
468 
472 
487 
505 


226 
227 
206 
254 
153 
179 
208 
118 
155 
155 
226 
109 
184 
195 
249 
162 
252 
109 
128 


V'. 


5  . 
31  . 
52  . 
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65  . 
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83  . 
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100  . 

101  . 

117  . 

118  . 
124  . 
135  . 
137  . 
139  . 


.  153 
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.  110 
.  139 
.  216 
.  230 
.  118 
.  143 


140  . 
140  . 
151  . 
158  . 

168  . 

169  . 
187  . 
187  . 
216  . 
233  . 
255  . 
255  . 
258  . 
209  . 
275  . 
282  . 
348  . 
358  . 
650  . 


42 
138 
253 
162 
213 
225 
213 
216 
249 
162 
153 
154 
165 
160 
165 
132 
250 
160 
193 


to. 


7  . 

29  . 

29  . 
107  . 
174  . 
188  , 
190  . 
201  . 
218  . 
254  . 
286  . 
297  . 
329  . 
334  . 
337  . 
344  . 
353  . 
358  . 
360  . 
402  . 
405  . 

432  . 

433  . 
437  . 
437  . 
454  . 
462  . 
462  . 
491  . 
491  . 
491  . 
495  . 
511  . 
532  . 
544  . 


184 
143 
144 
213 
253 
221 

32 
146 
174 
244 
137 
152 
152 
251 
109 
235 
118 
110 
157 
193 
152 
111 
210 
110 
118 
139 
115 
118 

16 
118 
197 
110 
179 
230 
120 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


»»     >t 


Zu  Seite  3—7.    lieber  die  Form  des  Conjunctiys,  besonders  des  „unechten",  behalte 

ich  mir  weitere  Angaben  vor.     Das  hier  gegebene  berührt  einige 
Schwierigkeiten  (2.  und  3.  ohne  Augment)  absichtlich  nicht. 
9.    Das  Urtheil  über  die  Klarheit  der  vedischeu  Syntax  ist  zu  Sanguinisch 
gefasst,  doch  dürfte  es  für  die  von  uns  citirten  Stellen  Geltung 
haben. 
10.    Statt  „Bekker'sche  Ausgabe  von  1838"  ist  zu  lesen  „von  1843". 
23.    Statt  „zusammengestellten  Belegen"  ist  zu  lesen  „ zusammengestcUteu 

griechischen  Belegen". 
28.    Statt    „Allen    diesen    Conjunctiven "    ist   zu   lesen    „AUen   diesen 
Optativen  ". 
„      61.    In  dem  demonstrativen  Gebrauch  von  lag  liegt  doch  wohl  ein  Rest 
•  der  alterthümlichen  Bedeutung,  vgl.  x«l  wg,  oi5d'  «5?.    (C). 

68.  *531  ifs  o  xi  iX&ioai.  „Während"  verträgt  sich  nicht  mit  der  Natur 
des  Aorists,  vielmehr  „bis  sie  kommen",  wobei  die  Zeitfolge  unbe- 
zeichnet  bleibt.  (C). 
92.  „Welche  ja  auch  —  wenn  unsere  ganze  Untersuchung  nicht  auf  Saud 
gebaut  ist  —  nur  heruntergekommene  Nebensätze  sind",  ist  statt 
„Nebensätze"  zu  lesen  „Hauptsätze". 
114.    Zeile   16    von   oben   ist  statt  „dass"   zu  lesen  „dass  nicht"    und 

Zeile  25  „damit  nichf . 
144  unten.    N  229  ist  falschlich  unter  die  Conjunctive  mit  xiv  gesteUt. 


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ff      >> 


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ff      >* 


Verzeichniss  der  hauptsächlichsten  Abkürzungen. 


A9V.  gr.  =  A^valäyana^s  Grihyasütra's  in :  Indi.Nche  Hausregeln.    Sanskrit  und  Deutsch 

herausgegeben  von  A.  F.  Stenzler,  Leipzig,  Brockhaus  1864. 
Ait.  Br.  =  The  Aitareya  Brahmanam   of  the  Bigveda  ed.  transl.  expl.  by  Martin 

Hang.    Bombay  1863. 
AV.  =  Atharvavedasafihitä.    herausgegeben   von  K.  Roth  und  W.  D.  Whitney. 

Berlin,  Dümmler  1855. 
^at  Br.  =  The  ^^tapathabrahmana  ed.  by  Dr.  Alb  recht  Weber.    Berlin,  Dümmler 

1849. 
KZ.  =  Kuhn's  Zeitschrift  für  vergleichende  Sprachforschung. 
Muir  ==  Original  Sanskrit  Texts  coli,  transl.  illustr.  by  J.  Muir.    Citirt  ist  Vol.  i 

sec.  ed.  London  1868  und  Vol.  III.  sec.  ed.  ebenda. 
RV.  =^  Die   Hymnen   des   Rigveda,    herausgegeben    von   Th.    Aufrecht      Berlin. 

Dümmler  1861  — 1863.  * 


Uallti,  Bachdruckerei  des  Waiienhnntes. 


SYNTAKTISCHE 


FORSCHUNGEN 


VON 


B.  DELBRÜCK  um»  E.  WINDiSCH. 


n. 


HALLE, 

VERLAU    DER    BUCHHANDLUNG    DES    WAISENHAUSES. 


1876. 


ALTINDI8CHB 


T  EMPUSLEHRE 


VON 


B.  DELBRÜCK. 


HALLE, 


VERLAG    DER    BUCHHANDLUNG    DES    WAISENHAUSES. 


1876, 


tige  ich  den  Gebrauch 
i'^r  Tempora,  wie  er  mir  ia  der  ältesten  indischen  Literatur  entgegen- 
-'"treten  ist,  darzustellen.  Die  Citate  siud  fast  durchaus  dem  Kigreda 
;iid  dem  ^atapatha - Brähmana  entnommea,  doch  habe  ich  mich  über- 
zeugt, dass  in  den  übrigen  Samhits's  und  in  den  Brähnmina's  (soweit 
mir  diese  zugänglich  waren)  derselbe  Gebrauch  herrscht. 

Innerhalb  dieses  Rahmens  habe  ich  noch  folgende  Beschränkungen 
eintreten  lassen: 

Erstens:  Ich  habe  mich  wesentlich  auf  die  Hauptsätze  beschränkt, 
die  Darstellung  des  vedischen  Satzgefüges  aber  einer  späteren  Arbeit 
v<*rbehalten,  bei  der  sich  zeigen  wird,  inwieweit  der  Charakter  des 
Nebensatzes  für  die  Wahl  des  Tempus  in  Betracht  kommt. 

Zweitens:  Ich  habe  nicht  den  Sinn  der  Tempusstämme,  sondern 
vorerst  den  Sinn  der  Indicative  zu  ermitteln  gesucht,  weil  es  mir  noth- 
woodig  scheint,  dass  zuerst  die  einfachere  Aufgabe  zu  einem  genisseu 
AbschlnsB  gebracht  werde. 

Drittens:  Von  den  Augmentformen  habe  ich  nur  diejenigen 
in  Betracht  gezogen,  welche  wirklich  das  Augment  haben.  In  der 
alten  Dichtersprache  heisst  z.  B.  äbharat  'er  trug',  hhdrat  dagegen 
kann  sowohl  heissen  'er  trug'  (wie  bei  Homer)  als  'er  trage'.  Es 
herrscht  noch  kein  Einverständuiss  darüber,  wie  man  sieh  das  Ver- 
hältnisB  der  augmentlosen  Formen  zu  den  augmentirten  zu  denken 
hat.  Deswegen  habe  ich  alles,  was  mit  dieser  schwierigen  Fr^e 
zusammenhäi^t,  einstweilen  ausgeschieden. 

Deltiiflek  n,  Windligt,  iTDUkl.  Foneb.  IL  1 


Die  vedische  Periode. 


'J    - 


r 


Der   Aorist 

Es  giebt  im  Altindischen  Aoriste  mit  s  und  Aoriste  ohne  $.  Die 
letzteren  erscheinen  in  vier  Gestalten.  Sie  werden  nämlich  gebildet: 
1)  ans  der  einfachen  Wurzel,  z.  B.  dsthat  'er  trat  hin\  2)  aus  der 
Wurzel  mit  a,  z.  B.  druhat  'er  erstieg',  3)  aus  der  reduplicirten  Wurzel, 
wobei  die  sogenannten  causativen  Aoriste  wie  dpTparat  'er  rettete'  die 
grosse  Mehrzahl  bilden;  4)  wird  aus  der  einfachen  Wurzel  eine  dritte 
Person  des  medio-passiven  Aorists  auf  i  gebildet,  z.  B.  dkäri  'es  wurde 
gemacht'.  -  Unter  diesen  Bildungen  ist  die  vierte  formell  deutlich  von 
allen  anderen  Verbalformen  unterschieden,  und  auch  die  dritte  in  den 
weitaus  meisten  Fällen;  dagegen  sind  die  erste  und  zweite  von 
gewissen  Imperfectis  formell  nicht  zu  unterscheiden:  dsthat  ist  genau 
so  gebildet  wie  dyOt  'er  ging',  unterscheidet  sich  aber  von  dyat  durch 
seine  Stellimg  im  System  des  Verbums,  denn  dyat  hat  neben  sicli 
das  Präsens  ydti,  dsthat  aber  tishthati.  In  gleicher  Weise  steht  das 
Imperfectum  dduhat  'er  melkte'  neben  dem  Präsens  duhdti,  der  Aorist 
dnihat  aber  neben  dem  Präsens  röhati  Man  könnte  hiernach  geneigt 
sein,  auch  für  das  Altindische  die  Definition  von  Curtius  anzuerkennen, 
wonach  man  unter  Aorist  ein  Augmenttempus  von  einer  gewissen  For- 
mation versteht,  neben  dem  kein  gleich  gebildetes  Präsens  vorhanden 
ist.  Indessen  liegt  die  Sache  im  Altindischen  nicht  ganz  so  einfach 
wie  im  Griechischen.  Im  Altindischen  nämlich  kommt  es  gar  nicht 
selten  vor,  dass  von  einer  Wurzel  das  Präsens  auf  mehrfache  Art 
gebildet  wird,  und  dadurch  kann  die  Stellung  von  Augmentformen, 
welche  aus  der  einfachen  Wurzel  oder  der  Wurzel  mit  a  herstanmien, 
zweifelhaft  werden;  dpat  'er  trank'  z.  B.  kann  formell  sowohl  als  Imper- 
fectum wie  als  Aorist  gelten,  weil  nicht  bloss  ein  Fmsens  pibatiy  sondern 
auch  ein  Präsens  pdti  von  pa  'trinken'  vorhanden  ist;  ebenso  steht 
neben  dsadat  'er  setzte  sich'  sowohl  ein  Präsens  sddati  als  ein  Prä- 
sens stdati.  Die  nachfolgende  Darstellung  wird  zeigen,  dass  in  solchen 
Fällen  auch  der  Gebrauch  bisweilen  schwankt:  dpat  z.  B.  kann  als 
Aorist,   und  (wenn  auch  seltener)  als  Imperfectum  gebraucht  werden. 


In   der  Majorität  der 

aoristiach  gebraucht.    Ii 

folgende  Bildungen  zusammen :  1)  die  bekannten  Äugmentformen  mit  $, 

2)  die  Passiv  -  Aoriste  auf  i,   3)  die  redupUcirten,  namentlich  die  si^e- 

nannten  causativen  Aoriste,    4)  und  5)  die  Augmentformen  aus  der 

einfachen  Wurzel  und  der  Wurzel  mit  a,  sofern  sie  nicht  ein  ebenso 

gebildetes  PrELsens  als  einzige  Präsensfonn  neben  sich  haben. 

Wenn  man  diese  Eintheiluog,  die  auch  der  nachfolgenden  Anord- 
nung zu  Grunde  liegt,  mit  der  entsprechenden  Darstellnng  in  meinem 
altindischen  Verbum  vergleicht,  so  erhellt  leicht,  dass  bei  der  in  dieser 
syntaktischen  Arbeit  vorgezogenen  Gruppirung  die  Bücksiebt  auf  die 
praktische  Bequemlichkeit  in  einigen  Punkten  den  Sieg  über  die  An- 
forderungen der  Sprachwissenschaft  davongetragen  hat 

Ich  ftihre  nunmehr  die  Aoriste  in  diesen  fünf  Gruppen  und  ioner- 
balb  derselben  alphabetisch  geordnet  auf.  —  Dabei  ergiebt  sich  sis 
Bedeutung  des  Aorists  folgende: 

Durch  den  Aorist  bezeichnet  der  Redende  etwas  als  eben 
geschehen. 

Genaueres  über  diese  Bedeutung  wird  am  Schlnsa  des  Capitels  über 
den  Aorist  beigebracht  werden. 


Der  Aorist  mit  s. 
ärlt,  Elvishus. 
7,  20,  1—3. 

1.  Der  Gewaltige  ist  zu  Heldenthaten  geboren  {jajUe),  es  voll- 
bringt der  Held  das  Werk,  das  er  thon  will ;  der  jugendliehe  Indra,  zur 
Männörversammlung  mit  seiner  Hilfe  eilend,  rettet  uns  von  grosser 
S&ndenscbuld. 

2.  Den  Vritra  tödtend  hat  er  jetzt  (nü)  den  flehenden  mit  seiner 
Hülfe  gewaltig  unterstützt  {avit),  schnell  hat  er  dem  SudSs  Baum 
geschahen,  und  dem  Opfernden  Gut  gespendet  (bhüt). 

3.  Der  unerreichbare  Kämpfer,  der  im  Streit  Getümmel  erregende, 
der  immer  siegreiche  Keld,  der  von  Katur  nnbezwinglicbe  Indra  bat 
mit  hoher  Kraft  die  Heere  zerstreut  (vi  asa)  und  jeden ,  der  ihm  ent- 
gegentrat, zerschlagen  {jcighanä). 

(Ich  bemerke  zu  dieser  Stelle,  dass  von  den  Präteritalformen  bei 
fiA  nur  Aorist  und  Perfectum  erscheinen,  nie  das  Imperfectnm.  An  den 
zwei  Stellen,  wo  das  Imperfectnm  steht  (6,  17,  9  und  6,  18,  3)  ist  nii 
nicht  selbständig,  sondern  lehnt  sich  an  ddha  und  ha  an). 


Ebenso  gebraucht  ist  ävlt  9,  97,  39 ,   dagegen  ist  vielleicht  histo- 
risch avishus  1,  11,  5  (vgl.  Benfey,  Or.  u.  Occ.  1,  19). 

äkärisham. 

4,  39,  6.   Schlussve^s.     Des   Dadhikrävan   habe  ich    (mit  diesem 
Liede)   gedacht   (akä^       7i),   des  siegreichen  beutemachenden  Bosses. 

•  Mund,  und  er  verlängre  unsre  Lebenszeit, 
"iteht  fast  nur  der  Aorist  (s.  die  Zusammen- 
\     pitels). 


Süssredend  mache 
In  solchen  ^^ 
fassung  am  F 


4kw^' 


,    denn   10   ist   später   angefügt;    vgl.  7,  21. 
•  dir  (nun)  entgegengerauscht  (acikradat\  der 
V    ir  zugewendet  (akrapishia).   Begier  nach  Reich- 
^  f  ergriffen  (d  agan),  du  nun  schenke  uns  Gut. 

lamlm,  -Is,  -It. 

'•'.eisst  'ich  bin  jetzt  herangekommen',  in  dem  vielfach 
^^^i^^   ,  95,  Vers  2.  akramlm  steht  10,  166  in  dem  Triumph- 


\ 


V 


^'jichen  FQrsten: 


\<'-\ 


1.  ♦,  Helden  unter  Meinesgleichen,  zum  Sieger  über  die  Neben- 
buhler, it/m  Schläger  der  Feinde  mache  mich,  zum  Herrscher,  zum 
Herrn  der  Heerden. 

2.  Ich  bin  (asmi)  der  Besieger  der  Feinde,  wie  Indra  unversehrt 
und  unverwundbar,  alle  diese  meine  Feinde  liegen  unter  meinen  Füssen. 

3.  Jetzt  fessle  ich  euch  (nahyämi)  wie  man  die  Bogenenden  durch 
die  Sehne  bindet;  Herr  des  Wortes,  wirf  sie  nieder,  damit  sie  zu 
meinen  Füssen  flehen. 

4.  Als  Sieger  bin  ich  hergekommen  (agamam)  mit  der  alles  voll- 
bringenden Schaar.  Euren  Willen,  euren  Dienst,  euch  insgesammt 
nehme  ich  hin  für  mich  (dade). 

6.  Euren  Besitz  euch  nehmend  möchte  ich  der  Herrlichste  sein. 
Auf  euer  Haupt  habe  ich  meine  Füsse  gesetzt  (aKramtm).  Nun  redet 
unter  meinem  Fuss  wie  Frösche  aus  dem  Wasser,  wie  Frösche  aus 
dem  Wasser. 

dkram%s  10,  60. 

1.  Dem  furchtbar  aussehenden  Manne,  dem  von  den  Mähinas  (?) 
gepriesenen,  haben  wir  uns  (hiermit)  genaht  (aganma),  Verehrung  dar- 
bringend. 

2.  Und  dem  unvergleichlichen  spendenden  furchtbaren  nieder- 
fahrenden  Wagen,  um  zu  gewinnen  den  Herrn  des  Wagens.^ 


3.  Der  die  Menschen  durch  Kau 
den,  sei  er  bewaffnet  oder  unbewaffn 

4.  In  dessen  Dienst  Ikshvak 
(edkate)  u.  9.  w. 

5.  0  ladra,  erhalte  die  Her 
Rathaprosh^has,  wie  du  die  Sonne  ai 

6.  Den  Vorwandten  (?)  des  Agai 
Rosse  an,  die  Panis  hast  du  niederget 
0  König. 

Die  natürlichste  Auß'assung  sei 
Leiber  der  Kargen  hinweg  zu  dea 
Somit  steht  also  okramTs  you  eim 
getreten  gedacht  wird. 

dhramti  10,  189.   Vom  Sonnena 

1.  Herangekommen  ist  (d  akrt 
er  hat  sich  bei  seiner  Mutter  und 
zum  Himmel  vorschreitend. 

2.  Er  wandelt  {carait)  im  Licht 
(Üshas)  ihr  lieben  aus,  der  gewaltige  I 

3.  Die  drei  Stätten  durchstrahl 
Vogel  dargebracht  {dkiyate),  um  die 

4,  15,  1  —  3. 

1.  Agni,  der  Priester  bei  nnst 
herumgeführt  (myate),  der  Gott,  d 
werth  ist. 

2.  Dreimal  fUhrt  (yaii)  Agni  m 
lenker,  den  Göttern  Erquickung  spei 

3.  Der  Herr  der  Beute,  der  we 
wandelt  (akramit),  Schätze  spendend 

Häufig  wird  akramU  von  den: 
Augen   der  Fressenden  soeben  in  d 
ist.    Ich  theile  zur  Probe  mit: 
9,45: 

1.  Ströme    zum   Bausch    ein, 
mahl,  ludu  dem  Indra  zum  Trank. 

2.  Geh  für  uns  den  Botengan 
u.  8.  w. 

3.  Dich  den  rothen  salben  (ai 
Öffne  uns  die  Pforten  znm  Reichthui 


4.  In  die  Seihe  ist  er  (jetzt)  eingetreten  {akrmntt)^  wie  ein  Ross 
in  das  Joch  bei  der  Fahrt,  Indu  herrscht  unter  den  Göttern. 

5.  Die  Freunde  haben  (jetzt)  den  in  der  Kufe  spielenden,  über 
die  Wolle  rinnenden  gepriesen  (asvarmt),  den  Indra  haben  die  Lieder 
gelobt  {anüshafa). 

6.  Ströme  du  mit  dem  Strom,  durch  den  du,  getrunken,  o  Indu, 
dem  Lobsänger  Heldenthum  schenkst. 

lieber  asvaran  wird  später  gehandelt  werden.  akramU  findet  sich 
noch  in  ähnlichen  Stellen  9,  36,  1.  40,  1.  64,  29.  69,  4.  74,  8.  86,  14. 
108,  2.     Unklar  ist  6,  59,  6. 

äkrukshat. 

10, 146,  4.  Wer  Abends  im  Walde  weilt,  denkt  (manyate)  wohl: 
Jetzt  lockt  (hvayati)  einer  seine  Kuh,  jetzt  hat  einer  Holz  gehauen 
(avdtdhtt)^  jetzt  hat  etwas  geschrieen  (akrukshcU). 

ägasmahi. 
10,  9. 

1.  Ihr  Wasser  seid  (stM)  ja  erquickend,  so  gebt  uns  denn  die 
Gesundheit  zurück,  damit  wir  hoho  Freude  schauen. 

2.  Was  euer  heilvollstes  Nass  ist,  dessen  macht  uns  theilhaftig, 
wie  zärtliche  Mütter. 

4.  Heilvoll  seien  uns  die  Wasser  zur  Hülfe,  zum  Trunk,  Heil 
sollen  sie  uns  zuströmen. 

5.  Die  herrschen  über  alles  Gut,  gebieten  über  die  Menschen,  die 
Wasser  bitte  ich  um  ein  Heilmittel. 

6.  In  den  Wassern  —  sagte  mir  Soma  —  sind  alle  Heilmittel 
und  auch  der  allbeglückende  Agni. 

7.  Ihr  Wasser,  spendet  Heilmittel,  Schutz  meinem  Leibe,  und 
dass  ich  lange  die  Sonne  schaue. 

8.  Alles  dieses  führet  weg,  ihr  Wasser,  was  irgend  Böses  ist  an 
mir,  alles  Unrecht,  was  ich  schädigend  oder  fluchend  begaugen  habe 
(ydd  vähäm  abhidudröha  yäd  vä  gejpd  utänritam). 

9.  Heut  bin  ich  den  Wassern  nachgegangen  (acärisham)^  mit 
ihrem  Nass  sind  wir  zusammengekommen  (agasmahi),  Labungsreich 
komm  heran,  o  Agni,  und  schaff  mir  Lebenskraft. 

Man  kann  annehmen,  dass  zwischen  Vers  8  u.  9  die  entsühnende 
Waschung  fällt.  Sollte  aber  Vers  9  nicht  ursprünglich  zu  diesem  Liede 
gehört  haben,  so  beweist  doch  adyd,  däss  von  einer  kaum  vergangenen 
Handlung  die  Rede  ist.    Die  letzten  Verse  kehren  wieder  1,  23,  20  ff. 


ägäsishus. 

8, 1,  7.    Wohin  bist   d 

(asj)?  nach  vielen  Seiten  bin 

Kämpfer,  Schlaehterreger,  ] 

(agOsishus;  mau  kann  ungen 

igrabhisbma. 
5,  30,  12  ff. 

12,  Dieses  herrliche  Ge 
und   gaben   hunderttausend 
^inaiiicaya,  des  ritterlichsten '. 

13,  Wohlbeschenkt  schi 
tausend  Eohen,  die  Ku^ami 
Indra  berauscht  {amamandt 
Nacht 

14.  Aufleuchtete  (aücho 
caya  dem  Könige  der  Bu?an 
angetriebener,  hat  Babhru  vi 

15.  Viertausend  Rindsbä 


setzen,  einen  ehernen  haben 

An  dieser  Stelle  komm 

adama   an.      aückai    scheint 

beim  Perfeetstammo  erwähnt 

6,  47,  22  ff. 

22.  Prastoka  hat  von  d' 
Kosse  gegeben  {atlal),  von  ] 
und  ^aral)ara  empfangen  (ag 

23.  Zehn  Roase ,  zehn 
Goldklumpen  habe  ich  von  I 

24.  Zehn  Wagen  mit  Z 
hat  Afvatha  dem  Pityu  gege 

25.  Die  Bharadvajas, 
hat  Ssrftjaya  verehrt  {ayasht 

Dass  mit  diesem  Verse 
Jenaer  Literaturzeitung  1875. 

äghuksbat 

5,40,  6  gebraucht  ist, 
mehreren  Stöcken  zusammen 


—    11    

dcSrisham  s.  unter  dgasmahi. 

ächäntsus  s.  unter  dyansata, 

äjanishta 
1,  123. 

1.  Der  breite  Wagen  der  rüstigen  ist  angeschirrt  (ayoji),  die  un- 
sterblichen Götter  haben  ihn  bestiegen  (asthus),  aus  schwarzem  Dunk(>l 
erstand  (asthat)  die  holde,  um  sich  zu  zeigen  den  menschlichen  Wohn- 
sitzen. 

2.  Sie  ist  früher  erwacht  (abodhi)  als  alle  Creatur,  Beute  gewin- 
nend, die  hohe  Spenderin,  am  Himmel  hat  aufgeleuchtet  (vi  dkhyat) 
die  junge  stets  neu  erstehende,  Ushas  ist  herangekommen  (d  agan)  als 
die  erste  beim  Frühgebet. 

3.  Wenn  du  heute  Gut  vertheilest  den  Männern ,  Ushas,  göttliche, 
bei  den  Sterblichen  verehrte,  edle,  dann  möge  uns  der  freundliche  Gott 
Savitar  schuldlos  erklären  vor  der  Sonne. 

4.  Zu  jedem  Hause  kommt  sie  (ycUi)  aufleuchtend,  Tag  für  Tag 
ihr  Wesen  zeigend.  Um  zu  spenden  ist  die  Lichte  wiederum  heran- 
gekommen (d  ayat)^  alles  höchste  Gut  besitzt  sie. 

5.  Bhagas  Schwester,  Varunas  Gattin,  freundliche  Ushas,  komm 
als  erste  heran,  dahinten  bleiben  soll  der  Uebelthäter.  Möchten  wir 
ihn  besiegen  mit  Opfergaben  und  Streitwagen. 

6.  Lieder  und  Opfergaben  sollen  sich  erheben,  denn  aufgestiegen 
sind  (asthus)  die  leuchtenden  Flammen;  reiches  Gut,  das  die  Finster- 
niss  verbarg,  machen  die  leuchtenden  Morgenröthen  offenbar  (krinvanti). 

7.  Weg  geht  (eti)  der  eine,  her  kommt  (eti)  die  andre,  einträchtig 
wandeln  (carete)  die  verschiedengestaltigen,  Tag  und  Nacht.  Von  den 
beiden  Allumfassern  hat  die  eine  die  Finsterniss  mit  sich  hinwog- 
genommen  (akar),  Ushas  aber  ist  erschienen  (adyaut)  mit  ihrem 
flanmaenden  Wagen. 

8.  Gleichgestaltig  heute,  gleichgestaltig  morgen  folgen  sie  (sacantc) 
dem  ewigen  Gesetze  Vamna's,  tadellos  durchwandeln  sie  (yanti)  an 
einem  Tage  dreissig  Wegstrecken,  indem  jeder  von  ihnen  seine  Auf- 
gabe erfüllt. 

9.  Kennend  das  Wesen  der  ersten  Frühe  ist  (jetzt)  die  strahlende 
weisse  aus  dem  Dunkel  geboren  (ajanishtu),  des  Kechtes  Genossin  bricht 
sie  (minati)  nicht  das  Gesetz,  sie  kommt  Tag  für  Tag  zum  Stelldichein. 

10.  Wie  ein  Mädchen,  prangend  mit  ihrem  Leibe,  gehst  du  (eslü), 
0  Göttin,  dem  sehnenden  Gotte  entgegen,  eine  lächelnde  Jungfrau  ent- 
hüllst du  (krinushe)  leuchtend  deinen  Busen  im  Osten. 


12      

Schönstrahlend  wie  ein  von  der  Mutter  geschmücktes  Mäd- 
bblössest  du  (krinushe)  deinen  Leib,  dass  man  ihn  schaue: 
1  scheine  wieder,  Ushas,  nicht  werden  andere  üsbasen  diese 
lat  erreichen. 

Die  ross-  und  kuhreiehen  Morgenröthen,  aller  guten  Gaben 
äammentreffend  mit  den  Strahlen  der  Sonne,  gehen  weg  und 

wieder  {yanti),  heranführend  ihre  lichte  Erscheinung, 

De3  Rechtes  Zügel    lenkend   verleih    uns  immerdar  heilvolle 
TJshas   leuchte   uns  heute,    wohl   angerufen.    Una  und  den 
ren  möge  Gut  zu  Theil  werden. 

leicht  ist  freilieh  Vers  8  etwas  anders  zu  übersetzen.  Dann 
glicherweise  djanishta  als  erzählender  Aorist  zu  fassen. 

,  11. 

)er  wachsame  Hirt  der  Menschen  ist  geboren  (ajanishia,  gesagt 

eben  vollzogenen  Erzeugung  des  Feuers),  der  kluge  Agni  zu 
flücke  für  uns,   der  butterbegossene   helle  leuchtet  (bhati)  den 

mit  seinem  himmelberührenden  Strahl. 

Des  Opfers  Fahne,  dou  ersten  Priester,  haben  die  Menschen 
m  dreifachen  Sitze  entfacht  (idhire),  mit  Indra  und  den  Göttern 
u    setze    sieh   der  weise  Priester  zum  Opfern  nieder  auf  die 

h  reiner  SchJJnheit  wirst  du  jetzt  von   deinen  Eltern  geboren 

ein  kluger  Priester  entwandest  du  dich  (einst,  atishthas)  dem 
t,  mit  Butter  nährten  (avardhtt/an)  sie  dich,  buttergenährter 
in  Rauch  war  (abhamt)  die  Fahne,  die  zum  Kimmel  stieg, 
i,gni  komme  gerades  Weges  zu  unserem  Opfer,  den  Agni 
)haranle)  die  Menschen  herum  von  Haus  zu  Haus,  Agni  war 
•r,  ahhavnt)  der  opferflihrende  Bote,  den  weisen  Agni  erwählt 

man  gern, 
deinem  Herzen,  o  Agni,  sei  dieses  honigsüsse  Wort  und  dieso 

lieb.  Dich  füllen  (jyrinanti)  die  Gebete,  wie  grosse  Bäche 
rn,  und  stärken  dich  mit  Kraft. 

)ich,  der  jedem  Holzstück  innewohnt,  fanden  (einst,  avindtm] 
rasen,  als  du  in  der  Höhle  versteckt  warst;    du  wirst  gobori'u 

wenn  du  mit  Kraft  durch  Reiben  erzeugt  wirst,  darum  neiirr 
f(s)  dich  Sohn  der  Kraft,  o  Bote. 

,  76. 

)er  menschenfreundliche  Gott   Savitar   liat    das  allerzeugemif 

che  lacht  heraufgefflhrl    (a^rä),  nach  dem  Willen  der  Götlir 


^ 


liclit,  mit  ihrem  wirksaraeu  Gebet  erzeugten  (ajanayan)  sie  die 
MorgenrÖthe. 

5.  In  gemeiusamer  Halle  vereinigt  sind  sie  (die  Väter)  einträchtig 
{sdmjanate),  streiten  nicht  wider  einander  (yatan(e),  sie  verletzen  nicht 
(minanti)  die  Gebote  der  Götter,  unermüdet,  vereint  mit  den  Vasus 
(d.h.  die  Väter,  die  einst  das  Lieht  auffauden,  leben  nun  in  ewiger 
Seligkeit). 

fi.  Die  Vasishthas  preisen  dich  (ilate)  mit  Lobgesängen,  die  Mh 
wachen  loben  dich,  o  reiche.  Als  Fahrerin  der  Kühe  und  Rossherrin 
leuchte  uns  auf,  edle  üshas,  komm  zuerst  heran. 

7.  Diese  Föhterin  der  Güter  und  Lieder,  die  aufleuchtende  Ushas 
wird  von  den  Vasishthas  besungen  {rihhyate).  Gebt  uns  weitberühmteu 
Reichthum  und  schützt  uns  mit  Wohlergehen. 

Man  vergleiche  noch  ],  113,  1.  2,  5,  I.  3,  29,  3.  Zweifelhaft  bleibt 
5,  2,  4.  —  Erzählender  Sinn  ist  mit  Sicherheit  in  folgenden  Stellen 
anzunehmen: 

5,32,  1—3. 

1.  Du  erschlössest  (ddardar)  die  Brunnen,  öffnetest  (dsrijas)  die 
Quellen,  du  schafftest  den  eingeschlossenen  Finten  Ruhe  (arammis^). 
Als  du,  0  Indra,  den  grossen  Berg  öffnetest  (la  vdr), 
(srijds)  du  die  Ströme  und  erschlugst  (Aan)  den  Dänava. 

2.  Du  liessest  die  nach  dem  Lauf  des  Jahres 
Brunnen  fliessen  (aranfias),  fliessen  das  Euter  der  Wolke,  o  Schleuderer. 
Den  Ahi,  der  sorglos  dalag,  erschl^end,  o  Indra,  erwiesest  (adkatthas) 
du  deine  Kraft. 

3.  Indra  schlug  fort  (jaghana)  mit  seiner  Kraft  die  Waffe  dieses 
grossen  Ungethüms,  das  sich  allein  unbesiegbar  dünkte.  Da  erstand 
(ajanishta)  ihm  ein  anderer,  der  stärker  als  es  selber  war. 


10,72,1—. 
1.  Die  Geburt  der  Uötter  wollen  wir  nun  bewundernd  erzählen, 
"-""hie   sie)   in   gesungenen  Liedern,    wer   sie   erschaut  von    uns 
renen. 

Jrahmana^pati  glühte  sie  (adhamai)  wie  ein  Sehmied,  in  dem 
tterzeitalter  entstand  (ajäi/ata)   das  Seiende   ans  dem  nicht- 

ji  dem  ersten  Götterzeitalter  entstand  {ajayata)  atiB  dem 
ienden  das  Seiende,  darauf  entstanden  {ajayanta)  die  Welt- 
,  ja  darauf  aus  der  Weltenmutter. 

)ie  Erde  entstand  {jaSiie)  aus  der  Weltenmutter,  aus  der  Erde 
lU  (ajayanta)  die  Weltgegenden,  aus  Aditi  entstand  (ajayata) 
aus  Dakaha  wiederum  Aditi. 

a  Aditi  entstand  {djanisMa),  welche  deine  Tochter  ist,  o  Daksha. 
r  entstanden  (ajayanta)  die  Götter,  die  glücklichen  Genossen 
erblichkeit. 

Lied  ist  zweifellos  sehr  jung  (s.  Eotb  Nir.  XI,  23). 
ISO  ist  äjanishta  erzählend  3,  59,  4.  10,  17,  6. 

lam  u.  B.  w. 

),  159. 

Tetzt  ist  die  Sonne  aufgegangen  (agät),  und  aufgegangen  mein 

ick,  jetzt   habe   ich   schlaue   siegreich  den  Gatten  unterjocht 

cb  bin  nun  Licht  und  Haupt,  ich  bin  eine  strenge  Sehieds- 
siegreich  bin  ich,  nach  meinem  Willen  mnss  nun  mein  Qatte 

deine  Söhne  sind  Feindbezwinger,  so  auch  meine  Tochter 
ich  selbst  bin  (asmi)  siegreich,  bei  meinem  Gatten  wird  mir 
Kubm. 

cb  habe  dasselbe  Opfer  vollzogen  (akri),  durch  welches  Indra 
:ste  wurde  (e^havat).  Dadurch  bin  ich  aller  Nebenhuhlerimien 
»orden  (dbkuvam). 

)hne  Nebenbuhlerinnen,  Bcsiegerin  der  Nebenbuhlerinnen,  sieg- 
!rwindend  habe  ich  nun  die  Schönheit  der  anderen  Weiber  an 
issen  (avriksham),  wie  den  Besitz  Schweifender. 
>ieses  habe  ich  erobert  (ajaisham),  ich  Besiegerin  der  Neben- 
,amit  ich  über  diesen  Mann  herrsche  und  über  dieses  Volk. 

Gedicht  ist  das  Triumphlied  eines  Weibes  nach  glücklich 
em  Zauber,  der  sie  zum  alleinigen  Weihe  ihres  Mannes  machen 


15     

soll.     Besonders   lehrreich   ist   der  Tempuswechsel   in  Vers  4,   worin 
(Miuvam  von  dem  eben  Geschehenen,   ahhavat  von  der  Vergangen- 
heit gebraucht  ist. 
8,  47,  18. 

Heute  haben  wir  erobert  (ajaishma)  und  erworben  (asanäma) 
[d.  i.  Sängerlohn  erhalten],  heute  sind  wir  unserer  Schuld  ledig  gewor- 
den (abhüma).  Ushas  möge  wegleuchten  den  bösen  Traum,  vor  dem 
wir  uns  (in  dieser  Nacht)  gefurchtet  haben  (dbhaishma)  u.  s.  w.,  vgl. 
10,  164,  5. 

djais  (vgl.  mein  Verbum  S.  50.) 
9,72. 

1.  Den  Falben  reinigen  sie  (mrijanti\  wie  ein  rother  Hengst  wird 
er  angeschirrt  (yujyate),  mit  Milchtränken  wird  Soma  im  GefiLss 
gesalbt  {ajyate).  Wenn  er  seine  Stimme  erhebt,  eilen  (hinvate)  mit 
Andacht  heran  alle  Liebhaber  des  Vielgelobten. 

2.  Zusammen  sprechen  (vadanti)  viele  Andächtige,  wenn  sie  den 
Soma  in  den  Leib  Lidra's  einmelken  (aduhüs),  wenn  die  behenden 
Männer  mit  den  zehn  Nachbarn  (den  Fingern)  das  Soma-Nass  strei- 
fend herausdrücken  (mrijdrUi), 

3.  Unklar. 

4.  Von  Männern  geschüttelt,  vom  Stein  gekeltert,  bei  dem  Barhis 
beliebt,  ein  Herr  der  Kühe,  seit  alter  Zeit  regelrecht  erscheinend,  reich 
an  Weisheit  (?),  des  Menschen  Opferförderer  —  so  strömt  (pavate)  der 
klare  Soma  andächtig  dir,  o  Lidra,  zu. 

5.  Von  Männerarmen  bearbeitet,  im  Strom  erpresst,  strömt  (jpavate) 
nach  Brauch  dir,  o  Indra,  der  Soma  zu.  Erfüllt  hat  er  (äpras)  sein 
Begehren,  beim  Opfer  hat  er  sich  Andachtslieder  erobert  (ajais)^  wie 
ein  Vogel  auf  den  Baum  hat  sich  der  Falbe  in  die  Schaale  nieder- 
gelassen (asadat). 

6.  Den  Saft  melken  sie  aus  (duhanti)^  den  brausenden,  unerschöpf- 
lichen, den  weisen  die  Weisen,  die  geschäftigen  Andächtigen.  Milch- 
tränke und  Andachten  kommen  zusammen  (t/anti)  reihenweise  in  dem 
Schooss  und  Sitz  des  Opfers,  immer  neu. 

7.  Auf  dem  Nabel  der  Erde,  auf  dem  Fundament  des  hohen  Him- 
mels, in  der  Woge  der  Wasser,  in  die  Fluten  ergossen,  des  Indra 
Keil,  der  Stier,  der  reiche  begeisternde  Soma  strömt  (pavaie)  dem  Innern 
geliebte  Labung  zu. 

8.  Umströme  den  irdischen  Dunstkreis,  freigebig  gegen  den  Lob- 
sänger und  Presser,  o  Weiser.  Enthalte  uns  nicht  häusliches  Gut 
vor.    In  goldigen  kräftigen  Keichthum  möchten  wir  uns  kleiden. 


9.  0  Tropfen,  huD 
Kind  und  Gold  miss  iii 
unser  Loblied,  o  flauimi 

djais  erscheint  au 
diesem  Liede  ist  12  ei 
hängendes  Lied,  9 — 11 
dabei  10  und  11  nur  v 

ätakshisfans. 

1, 130,  6.    Dieses  : 

tigt  (atakshishus),  wie 
Wohlwollen  haben  sie  <i 
Wettlauf  ein  edles  Koa 
Gewinn  erhaute,  ja  alle. 

ätärishnia,  atflrisb 

atäriskma  1,  92  s. 

Die  Bedeutung  vo 

auch  klar  hervor  in  dei 

1.  Wir  haben  das 
und  bringen  fromm  eij 
alten  Ä9vinen  ruft  Qiav 

2.  Nieder  hat  siel 
der  euch  verehrt  und 
süssen  Trank  ihr  Afvin 
bringend  in  der  Festvei 

3.  Wir  haben  dai 
Wege  wählend;  nehmt 
eifriger  Bote  ist  euch  e: 
mit  Liedern  begrüsst. 

4.  Die  beiden  Reis 
Bakshastödter,  die  rast 
da  (sdtn  agmata),  versc 

5.  Von  hinten,  vo 
kommt,  ihr  A^vinen, 
immer  mit  Heil. 

Man  vergleiche  noi 
dtarishus  3,  33, 
Erzählend  steht  al 
auch  7,  4,  5. 


17 


ädrikshata. 

4,  52,  5  s.  unter  äbhutsmahi.  —      7,  83.  Bitte  um  Sieg   vor 
Beginn  der  Schlacht. 

1.  Auf  eure  Freundschaft  bauend  sind   die  beutelustigen  Träger, 
der  breiten  Äxte   ausgezogen  (yayus);   schlagt   die   fremden   und  ein- 
heimischen Feinde,  unterstützt  Sudäs  mit  neuer  Hülfe,  Indra  und  Varuna. 

2.  Wo  bannertragende  Schaaren  zusammenstossen  {samäyante\  wo 
alles,  was  uns  lieb  ist,  auf  dem  Spiele  steht  {hhdvaii)^  wo  alle  Wesen 
und  alle,  die  die  Sonne  schauen,  sich  furchten  (hhdyante),  da  seid  uns 
hülfreich,  Indra  und  Varuna. 

3.  In  Staub  haben  sich  (jetzt)  gehüllt  (dhvasird  ädrikshata)  die 
Enden  der  Erde,  das  Getöse  ist  zum  Himmel  gestiegen  (aruhaf),  die 
Bosheit  der  Feinde  hat  sich  wider  mich  erhoben  (asthus);  hierher 
kommt  mit  Hülfe,  ihr  Hörer  des  Rufs.    : 

4.  Indra  und  Varuna,  mit  unwiderstehlichen  Schlägen  habt  ihr, 
den  Bheda  besiegend,  Sudäs  unterstützt  (Mher,  ävatam) ;  ihr  Eufen  im 
Gebete  habt  ihr  erhört  (griniiiam) ,  erfolgreich  für  die  Tritsus  war 
{dbhavaf)  die  Priesterarbeit. 

5.  Indra  und  Varuna,  mich  quält  (tapanti)  die  Bosheit  des  Feindes 
und  die  Hinterlist  der  Gegner.  Ihr  herrscht  {rajathas)  ja  allein  über 
das  Schlachtenglück,  so  steht  uns  denn  bei  am  entscheidenden  Tage. 

6.  Euch  riefen  (wohl  havanta,  nicht  mit  Pada  havante)  beide 
Theile  bei  den  Schlachten  an,  Indra  und  Varuna,  um  Gut  zu  erlangen, 
als  ihr  den  von  den  zehn  Königen  bedrängten  Sudäs  unterstütztet 
(dvatam)  mit  den  Tritsus  zusammen. 

7.  Die  zehn  verbündeten  gottlosen  Könige,  o  Indra  und  Varuna, 
konnten  den  Sudäs  nicht  besiegen  (yuyudhus).  Erfolgreich  war  (äbha- 
vat)  das  Gebet  der  Männer  beim  Opferschmause,  die  Götter  waren 
anwesend  (ä^van)  bei  ihren  Anrufungen. 

8.  Dem  in  der  Zehnkönigschlacht  von  allen  Seiten  umzingelten 
Sudäs  halft  ihr  (agiksJiatam)^  Indra  und  Varuna,  als  die  weissgekleideten 
Tritsus  mit  geflochtenem  Haar,  die  andächtigen,  eifrig  mit  Gebet  sich 
mühten  (dsapanta). 

Der  Schluss  gehört  nicht  nothwendig  zum  Ganzen ;  der  Gedanken- 
gang ist:  Sudäs'  Heer  ist  zu  einer  Schlacht  ausgezogen  (1),  helft  uns 
in  der  bevorstehenden  Schlacht,  Indra  und  Varuna  (2).  Die  Feinde 
haben  uns  augegriffen,  schon  naht  die  Entscheidung,  so  helft  ims  (3), 
wie  ihr  dem  Sudtls  in  der  Zehnkönigschlacht  geholfen  habt  u.  s.  w. 
Die  Uebersetzer    der    Siebenzig    Lieder    fassen    die   Tempora    anders 

Delbrflek  n.  Windlacb,  syntokt.  Forsch.  II.  2 


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blied  für  den  Gewaltigen,  Starken. 

erscheint : 

gen  der  Form  b.  Gr.). 

— 15. 

m  Ungestflm  des  Drachen  alle  Götter  flohen  (dkramus). 

ih  des  Thieres  ergriff  (mdät),  da  wurde  (bhuvat)  er  mir 

3r  Vritratödter  erwies  (adisk^)  aeine  Heldeukraft,  der 

esieglicbe. 


2,  36, 1.  Der  dir  ergossene  Soma  hat  eich  in  Hileb 
[leidet  (ävasishta  nach  Gr.),  die  Männer  haben  ihn  mit 
le  Seihe  gemolken  (at^ukshan)  u.  a.  w. 


19     

8,38. 

1.  Des  Opfers  Priester  seid  ihr,  gewinnend  in  den  Schlachten  und 
bei  den  Opfern.    Indra  und  Agni,  achtet  auf  dieses. 

2.  Spender,  Wagenfahrer,  VritratÖdter,  Unbesiegte,  Indra  u,  s.  w. 

3.  Diesen  süssen  Trank  haben  euch  die  Männer  mit  den  Steinen 
gekeltert  (adhidcshan\  Indra  u.  s.  w. 

4.  Nehmt  das  Opfer  zur  Labung  hin,  nehmt  den  gekelterten  Soma, 
ihr  gleich  gepriesenen.    Indra  und  Agni,  ihr  Helden,  kommt. 

5.  Nehmt  an  diese  Pressungen.  Mit  den  Bossen,  mit  denen  ihr 
die  Opfergaben  entfuhrt  (ühdthm\  kommt,  Indra  und  Agni,  ihr  Helden, 
heran. 

6.  Nehmt  diesen  im  Takte  sich  bewegenden  Lobgesang  von  mir 
an.    Indra  u.  s.  w. 

7.  Mit  den  frühwandelnden  Göttern  kommt  heran,  ihr  beiden  Gut- 
spender, Indra  und  Agni,  zum  Somatrank. 

8.  Hört  den  Lobgesang  des  kelternden  ^yäväfva,  der  Atris.  Indra 
U-  s.  w. 

9.  So  habe  ich  euch  (jetzt  eben)  zur  Hülfe  gerufen  (oävc),  wie 
euch  (schon  früher)  die  Weisen  riefen  (dhuvanta),  Indra  und  Agni,  zum 
Somatrank. 

[10.  Ich  erbitte  die  Hülfe  von  Indra  und  Agni  zusammen  mit  Saras- 
vaü,  denen  das  Lied  gesungen  wird.] 

8,  54,  7  — 12. 

7.  Weil  du,  o  Indra,  aller  Gemeingut  bist,  darum  rufen  wir  dich 
(havämahe). 

8.  Diesen  süssen  Somatrank  haben  dir  die  Männer  gekeltert 
(adhukshan)  mit  den  Steinen,  trink  ihn  gern,  o  Indra. 

9.  Alle  feindlichen  Sänger  übergeh,  komm  schnell  heran  und  ver- 
leih hohen  Buhm. 

[10.  Der  reiche  König,  der  Spender  der  geschickten,  goldbedeckten 
Bosse  möge  nicht  Schaden  leiden. 

11.  Auf  den  tausend  Gefleckten  liegt  grosser,  breiter  Goldschatz, 
leuchtendes  Gold  habe  ich  erhalten  (a  dade). 

12.  Die  mit  Tausenden  gegen  mich  freigebigen  Nachkommen  des 
Durgaha  haben  sich  Buhm  (durch  diese  ihre  Freigebigkeit)  bei  den 
Göttern  verschafft  (aJcrata).] 

9,2. 

1.  Ströme  die  Götter  zu  erquicken  über  die  Seihe,  o  Soma,  in 
Eile.    Starker  Indu,  besuche  Indra. 

2* 


20     

2.  Woge  heran  zum  herrlichen  Miahl,  o  Indu,  ein  glänzender  Held ; 
setze  dich,  Starker,  auf  deine  Stelle. 

3.  Die  Priester  haben  erpresst  {adhvkshaia)  das  süsse  Nass,  die 
Ströme  des  Tranks.  In  Wasser  hat  sich  der  Weise  gekleidet 
(vasishta),  *  • 

4.  Dir,  dem  Grossen,  fliessen  die  grossen  Wasserströme  zu,  wemi 
du  in  Milch  dich  kleiden  willst. 

5.  Der  Trank  wird  geläutert  (mamrije)  im  Wasser,  er  ist  des 
Himmels  feste  Stütze,  der  Soma  in  der  Seihe  ist  uns  hold. 

6.  Laut  hat  der  gelbe  Stier  aufgebrüllt  {acikradat,  nämlich  bei 
dem  soeben  vollzogenen  Einströmen  in  das  Gefass),  willkommen  wie  ein 
lieber  Freund,  er  strahlt  der  Sonne  gleich. 

7.  Geschäftige  Lieder  putzt  man  dir,  o  Indu,  rüstig  heraus 
(marmrijyante)^  durch  welche  du  erstrahlst  (gümbhase\  zum  Kauseh 
verlockend. 

8.  Dich  den  Befreier  flehen  wir  an  {Tmahe)  zu  munterem  Bausche, 
dir  gebührt  hohes  Lob. 

9.  Uns,  0  Indu,  Indra  begehrend,  woge  zu  im  Strom  des  Meths, 
regenreich  wie  Parjanya. 

10.  Binder  verleihest  du,  o  Indu,  Helden,  Bosse  und  Beute.    Du 
bist  des  Opfers  uralter  Lebenshauch. 

Undeutlich    ist    adhukshata    9,  110,  8.  —     Erzählend    dagegen 
[  erscheint 

ddhtikshat 
1,  33. 

1.  Kommt  heran,  wir  wollen  Indra,  Heerden  begehrend,  anflehen, 
seine  Fürsorge  für  uns  möge  er  steigern.    Vielleicht  wird  der  Unver- 

)  letzliche  unser  grosses  Verlangen  nach  seinem  reichen  Besitz  an  Binder- 

heerden  zum  Ziel  fuhren. 

2.  Ich  fliege  (patami)  zu  dem  unüberwindlichen,  dem  Schutz- 
spender, wie  der  Falke  zu  seinem  Neste,  indem  ich  Indra  mit  den 
höchsten  Liedern  verehre,  ihn,  der  von  Lobsängern  beim  Opfergaug 
anzurufen  ist. 

3.  (Jetzt)  hat  der  Heerführer  den  Köcher  umgethan  (asakta),  i^r 
treibt  zusammen  (ajati)  die  Heerden  des  Feindes,  wessen  er  will  (vdshti). 
Du  hast,  0  Indra,  viel  Güter  in  deiner  Gewalt,  sei  nicht  karg  gegen 
uns,  0  Hoher. 

(Die  Auflfassung  von  asakta  ist  nicht  ganz  sicher.  Von  hier  au 
beginnt  die  Erzählung). 


k. 


21     

4.  Du  erschlugst  (vddJits)  den  kriegerischen  Dämon  mit  der  Keule, 
als  Führer  heraneilend  mit  deinen  helfenden  Genossen,  o  Indra.  Von 
der  Wolke  herab  stoben  sie  auseinander  (äyan),  die  alten  Gottlosen 
wandten  sich  (tyus)  zur  Flucht. 

5.  Von  dir  weg  wandten  sie  (vavrijus)  die  Häupter,  o  Indra,  die 
Gottlosen,  welche  mit  den  Frommen  kämpften,  als  du,  o  starker  Führer 
der  falben  Bosse,  vom  Himmel  und  von  der  Erde  weg  bliesest  die 
Gottlosen. 

6.  Sie  wollten  das  Heer  des  untadligen  bestehen  (ayuytdsan),  aber  es 
hatten  sich  verbündet  {dyotayayüa)  die  frommen  Schaaren.  Als  elende 
Hämmlinge  einen  Mann  bekämpfend,  flohen  (ayan)  sie  eilig,  sobald  sie 
Indra  bemerkten. 

7.  Du  bekämpftest  (ayodhayas)  diese,  mochten  sie  lachen  oder 
weinen,  o  Indra,  am  äussersten  Ende  des  Luftkreises,  du*  sengtest 
{(idaJkas)  hinweg  den  Feind  oben  vom  Himmel,  du  segnetest  (ävas) 
das  Gebet  des  Opfernden,  Preisenden. 

8.  Einen  Wall  bauten  sie  um  die  Erde,  glänzend  in  goldener 
Rüstung,  aber  die  Eilenden  entflohen  (tUirus)  doch  dem  Indra  nicht, 
Späher  stellte  er  rings  auf  {adadhat)  durch  die  Sonne. 

9.  Als  du,  0  Indra,  Himmel  und  Erde  von  allen  Seiten  mit  einem 
Griflf  umfasstest  (äbuhhojTs)^  besiegtest  du  die  Gottlosen  durch  die 
Frommen,  vertriebst  (adahas)  den  Dämon  durch  die  Beter. 

10.  Sie  konnten  Erde  und  Himmel  nicht  in  ihre  Gewalt  bekom- 
men (äpus)  und  durch  ihre  List  nicht  den  Schätzespender  überwinden 
(parydbhüvan),  zu  seinem  Genossen  machte  (cakre)  Indra  den  Donner- 
keil, aus  der  Finsterniss  befreite  (melkte,  adhukshat)  er  die  Helle  durch 
den  Lichtstrahl. 

11.  Nach  seinem  (Vritras)  Wunsch  strömten  (aksJiaran)  die  Wasser, 
breit  lag  er  da  (avardhata)  mitten  unter  den  Strömen,  mit  gesammel- 
tem Muthe  schlug  ihn  (ahafi)  Indra  für  ewig  in  gewaltigstem  Schlage. 

12.  Er  zerstörte  (avidhyat)  die  Festungen  des  Hlbiga,  den  gehörnten 
^'ushna  zerschmetterte  (abhinat)  Indra.  So  weit  Muth  und  Kraft 
reichten,  schlugst  (avadhis)  du,  o  Indra,  mit  deiner  DonnerwaflFe  den 
kämpfenden  Feind. 

13.  Gerades  Wegs  ging  er  los  (ajigät)  auf  seine  Feinde,  mit  dem 
scharfen  Donnerkeil  zerstörte  {ahhet)  er  die  Burgen,  mit  dem  Donner- 
keil berührte  (asrijat)  Indra ,  den  Vritra ,  seinen  Willen  setzte  er 
triumphirend  durch  (cUirat). 

14.  Du  halfst  (ävas)  dem  Kutsa,  o  Indra,  den  du  liebtest  {cahdn\ 
du  halfst  (prävas)  dem  kämpfenden  Helden  Da9adyu,  der  huferregte 


24 

änartishus  s.  unter  drävishus, 

äneshäta. 
10,  155. 

Ein  nicht  ganz  verständliclies  Lied,  enthaltend  die  Anrede  an 
einen  weiblichen  Dämon,  der  die  Gottlosen  und  Kargen  heimsucht, 
während  den  frommen  Sängern  dieser  Verse  niemand  etwas  anhaben 
kann.    (Vgl.  Roth  Nirukta  VI,  30.) 

1 .  Aräyl,  einäugige,  scheussliche,  entweich  in  die  Berge.  Mit  den 
Kriegern  des  QirfD^bitha,  mit  denen  scheuchen  wir  (cätayänum)  dich, 

2.  Vertrieben  von  hier  und  vertrieben  von  da  sei  die  alle  Frucht 
verletzende.     0  Brahmanaspati ,  spitzhömiger,   spiesse  die  Aräyl  au£ 

3.  Dort  schwimmt  (pldvate)  drüben  im  Fluss  ein  menschenleeres 
Holz,  das  packe  dir,  o  bissige,  mit  dem  geh  in  weite  Feme. 

5.  Diese  Frommen  haben  (bei  diesem  Opfer)  die  Kuh  herum- 
geführt (aneshata)  und  haben  das  Feuer  herumgetragen  (ahrisJuita),  den 
Göttern  haben  sie  die  Ehre  erwiesen  (aJcrata).  Wer  kann  ihnen  etwas 
anhaben  ? 

änüshata,  änüshätäm,  änavishta. 
1,  7,  1. 
Indra  haben  (jetzt)  die  Sänger  hoch  gelobt  (anüsJuita),  Indra  die 
Dichter  mit  ihren  Liedern,  Indra  die  Chöre. 

Man  könnte  auch  den  Aorist,  mit  geringem  Fehler,  durch  das 
Präsens  wiedergeben,  wie  oft. 

1, 11,  8.  Schlussvers. 

Den  Indra,  welcher  mit  Macht  herrscht,  haben  Qetzt)  die  Lob- 
gesänge gepriesen  (anüsJiata)^  dessen  Gaben  tausend  oder  noch  mehr 
sind. 

3,  51,  1. 

Den  menschenbeherrschenden,  reichen,  preisenswerthen  Indra  haben 
die  hohen  Lieder  gepriesen  (preisen,  änüshata). 

Dass  der  Vers  von  Anfang  an  erster  Vers  gewesen  sei,  ist  kauni 
zweifelhaft.  Der  Hymnus  besteht  aus  vier  kleineren  Liedern  zu  je 
drei  Versen. 

4,  32,  9. 

Dich  haben  (in  diesem  Liede)  die  Gotamas  gepriesen  {anüshafny 
damit  du  spendest  u.  s.  w.  —  Ein  Gotama  ist  der  Verfasser. 

5,  5,  4. 

Wollenweich  breite  dich  hin,  die  Lieder  sind  jetzt  erklungen 
(erklingen,  änüshata) j  lass  uns  gewinnen,  o  herrliches  Barhis. 


25     : 

6,  60,  7.  Euch,  Indra  und  Agni,  haben  hier  diese  Lobgesänge 
gepriesen  (preisen,  anüsJicUa),  trinkt,  ihr  Heilvollen,  den  Trank. 

8,  3,  1—5. 

1.  Trink  von  dem  saftigen  Trank,  berausche  dich,  o  Indra,  an 
dem  milchgemischten,  sei  uns  gnädig  als  freundlicher  Zechgenosse,  uns 
möge  deine  Fürsorge  fördern. 

2.  In  deiner  Gunst  möchten  wir  reichgesegnet  stehn,  o  Reisiger; 
überliefere  uns  nicht  der  Nachstellung,  fördere  uns  mit  mannichfachem 
Beistand,  nimm  uns  auf  in  deine  Onade. 

3.  Diese  meine  Gebete  sollen  dich  stärken,  o  gabenreicher;  hell- 
ferbig  sind  die  reinen  Tränke,  die  Sänger  haben  dich  gepriesen  (preisen 
dich,  anüshata)  mit  Lobgesängen. 

4.  Dieser,  von  tausend  Sängern  angefeuert,  breitete  sich  aus 
(papraihe)  wie  ein  Meer,  seine  wahrhaftige  Grösse  und  Stärke  wird 
gepriesen  (grine)  in  den  Opfern,  dem  Reiche  der  Fronunen. 

5.  Indra  rufen  wir  (havämahe)  zum  Gottesdienst,  Indra,  wenn  das 
Opfer  vor  sich  geht,  Indra  zum  Erwerb  von  Beute. 

8,  6,31  —  35. 

31.  Alle  Kanvas  vermehren  (vardhanti)^  o  Indra,  deine  Fürsorge, 
deine  Heldenkraft  und  Stärke,  o  gewaltigster. 

32.  Dies  mein  Loblied  nimm  gern  an,  o  Indra,  und  fordere  mich, 
fördere  auch  meine  Andacht. 

33.  Andächtig  haben  wir  dir,  o  hoher  Keilträger,  (Lieder)  ge- 
schajEFen  (atakshma),  damit  wir  Sänger  Lebenskraft  empfangen.^ 

34.  Die  Kanvas  sind  herangerauscht  {anüsluxta)  wie  Wasser,  die 
am  Abhang  herabströmen,  den  Indra  hält  die  Andacht  fest. 

35.  Indra  stärken  (vävridhus)  die  Gebete,  wie  die  Flüsse  das 
Meer,  den  nimmer  alternden,  dessen  Zorn  unüberwindlich  ist. 

9,  17. 

1.  Wie  Ströme  auf  abschüssigem  Lande,  so  sind  die  schnellen 
Somas  dahingeströmt  (asrigram)^  die  eifrigen,  Vritra  tödtenden. 

2.  Die  gekelterten  Tropfen,  die  Soma*s,  sind  Indra  zugeeilt 
{aksharan\  wie  Regen  auf  die  Erde  strömt. 

3.  Der  wallende  berauschende  Trank,  der  Soma  fliesst  (arshati)  auf 
die  Seihe,  Rakshasen  tödtend,  Götter  begehrend. 

4.  In  die  Gefasse  rinnt  er  (dhavati),  auf  die  Seihe  wird  er 
gegossen  (sicyate),  durch  die  Gebete  wächst  er  {vardliate)  bei  den 
Opfern. 


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27 


4.  Kommt  geni  vom  Himmel  her  aus  der  Luft.  Kanva's  Sohn 
hat  euch  hier  süssen  Somatrank  gekeltert  (sushdva). 

5.  Kommt  zu  uns  mit  Erhörung,  ihr  A9vinen,  zum  Somatrank; 
Heil,  ihr  Förderer  des  Lobgesangs,  mit  gewogenem  Sinn,  ihr  weisen 
Helden. 

6.  So  viel  euch  auch  schon  früher  Sänger  zu  Hilfe  gerufen 
haben  (Juhüre),  ihr  Helden,  kommt  zu  diesem  meinem  Loblied  heran, 
ihr  Afvinen. 

7.  Kommt  von  dem  Lichtraum  des  Himmels  her  zu  uns,  ihr 
Himmelsbewohner,  um  der  Lieder  willen,  ihr  Freunde  Vatsa's,  um  der 
Lobgesänge  willen,  ihr  Buferhörer. 

8.  Verehren  etwa  (ascUe)  andere  als  wir  mit  Liedern  die  A9vinen? 
Der  Sohn  Kanva's,  der  Sänger  Vatsa  hat  euch  (jetzt)  mit  Liedern 
erquickt  (amvridhat,  bei  diesem  Opfer). 

9.  Euch  hat  der  Sänger  hierher  zu  Hülfe  gerufen  (ahvat)  mit 
Liedern,  ihr  Afvinen,  ihr  reinen  Vritratödter,  seid  uns  erquickend. 

10.  Als  das  Weib  (die  Sonne)  euren  Wagen  bestiegen  hatte 
(dtishtliaf) ^  da  erreichtet  ihr  alle  eure  Wünsche,  o  A9vinen  {agor 
chatamy  erzählend). 

11.  Von  dort  (wohl:  vom  Himmel  her)  kommt  mit  dem  pracht- 
vollen Wagen  heran.  Vatsa  der  weise  Sänger  hat  euch  (jetzt,  hier) 
ein  süsses  Lied  gesungen  (dgansxt), 

12.  Die  freudereichen,  gutreichen  Schatz  Verleiher ,  die  reisigen 
Afvinen  haben  hier  mein  Lied  begrüsst  (anüshatam). 

anavishta  s.  unter  dheshata. 

Erzählend  steht  anüshata  4,  1,  16.  Sie  (die  alten  Weisen,  welche 
das  Licht  fanden)  gedachten  {manvata)  rühmend  der  ersten  Erschei- 
nung der  Milchkuh,  dreimal  sieben  herrlichste  Erscheinungen  der  Mutter 
(Kuh)  fanden  sie.  Es  jauchzten  ihnen  zu  (anüshata)  die  solches  er- 
kennenden Schaaren  (der  Kühe),  es  ward  offenbar  (ävir  bhuvat)  die 
Böthliche  mit  dem  Glänze  einer  Kuh. 

Auf  die  Mittheilung  einer  vollständigen  üebersetzung  des  schwie- 
rigen Hynmus  verzichte  ich. 

ä  pävishus. 
9,  60. 

1.  Besingt  mit  einem  Liede  den  flammenden,  regsamen,  tausend- 
äugigen  Indu. 

2.  Dich  den  tausendäugigen,  tausendfaltigen  hat  man  jetzt  strömen 
lassen  {apavishus)  über  die  Wolle. 


29     

5.  Geniess'  ich  dich,  so  rettest  du  mich,  edler  Trank, 
Ein  Wagenriemen  festigst  du  {anoha)  die  Glieder  mir. 
Der  Trank  sei  Hüter,  dass  der  Fuss  mir  nicht  zerbricht, 
Und  auch  vor  Siechthum  hüte  sorgsam  uns  der  Trank. 

6.  Entflamme  mich,  wie  den  entfachten  Agni, 
Erleuchte  uns,  führ'  uns  zu  grössrem  Glücke. 

Im  Somarausche  sprech'  ich  (manye)  zu  mir  selber: 
'Ein  reicher  Mann  gelang'  ich  jetzt  zu  Wohlfahrt.' 

7.  Mit  frohem  Sinn  empfangen  wir  den  Mischtrank, 
Wie  von  den  Vätern  uns  ererbten  Reichthum. 
Yerlängre,  König  Soraa,  unser  Leben, 

Wie  Süria  die  morgendlichen  Tage. 

8.  Sei  gnädig,  König  Soma,  uns  zum  Heile, 
Sei  dess  versichert,  dass  wir  dir  gehören. 

Es  regt  sich  (alarti)  Hinterlist  und  Zorn,  o  Indra; 
Gieb  uns  nicht  preis  der  Willkür  unsres  Feindes. 

9.  Du  Soma  nahmst  als  unsres  Leibes  Hüter 

In  jedem  Gliede  Wohnung  (nishasdUha\  Herr  der  Helden. 
So  oft  wir  auch  verletzen  deine  Satzung, 
Sei  gnädig  uns,  ein  edler  Freund,  zum  Heile. 

10.  Dem  milden  Freunde  möcht'  ich  mich  gesellen, 
Der  mir  nicht  schaden,  soll,  wenn  ich  ihn  trinke. 

(Rest  nicht  deutlich). 

11.  Hinweggeschwunden  {dpa  asthus)  sind  jetzt  Noth  und  Plagen, 
Zerstoben  (atrcLsan)  sind  die  lastenden,  entflohen  {abhaishus)  i 
Der  starke  Soma  hat  uns  jetzt  ergriffen  {aruhat), 

Jetzt  sind  wir  da  {aganma\  wo  lang  das  Leben  dauert  (pratirdrUe). 

12.  Dem  Trank  in  unserm  Leib,  der  jetzt,  ihr  Väter, 
Unsterblich  selbst,  die  sterblichen  besucht  hat  (avivega\ 
Dem  Soma  möchten  wir  mit  Opfern  dienen, 

In  seiner  Gunst  und  seiner  Gnade  leben. 

13.  Du  Soma,  der  den  Vätern  schon  vertraut  war, 

Du  hast  durchdrungen  (d  tatantha)  Himmelsraum  und  Erde. 
Dir,  Indu,  möchten  wir  mit  Opfern  dienen. 
Wir  möchten  sein  Besitzer  alles  Reichthums. 


4 

* 


32     

ämafisata  10,  86,  1  ist  mir  nicht  recht  klar. 

ämatsus,  ämädishus,  ämatsata. 

1,  84,  5.  Singt  jetzt  dem  Indra  und  sprecht  Gebete.  Der  gekel- 
terte Trank  hat  ihn  berauscht  (amatsus\  verehrt  die  höchste  ErafL 

Dies  Lied  ist  aus  Brocken  zusammengesetzt. 

9,  8,  4.  Die  zehn  Finger  streichen  dich  (mrijanti),  die  sieben 
Andachtswerke  fördern  dich  (hinvanti),  die  Sänger  jauchzen  dir  zu 
(amädishm), 

8,  58,  11. 

Getrunken  hat  (dpät)  Indra,  getrunken  hat  (dpät)  Agni,  alle  Götter 
haben  sich  berauscht  (ämatsata),  Varuna  möge  hier  weilen,  ihn  haben 
die  Wasser  gepriesen  wie  Kühe  das  eine  Kalb. 

Zeitlos  scheint  der  Sinn  von  ämatsata  zu  sein  9,  14,  3:  Dann 
berauschen  sich  (amatsa;ta)  an  seinem  (des  Soma)  Safte  alle  Götter, 
wenn  er  sich  in  Milch  kleidet  {vasät/dte), 

ämandit,  ämandishus. 
8,  69,  10. 

Das  Lied  schliesst  ab:  (Hiermit)  hat  euch  gestärkt  {avivridhat) 
und  ergötzt  (amandU)  Ekadyüs,  ihr  Götter  und  Göttinnen,  dem  gewährt 
nun  preisenswerthe  Gabe.    Früh  und  bald  komme  der  Huldreiche. 

ämanthishtäm. 
3,23. 

1.  Erzeugt  auf  dem  schönen  Opferplatze,  der  jugendliche  Weise, 
der  Führer  der  heiligen  Handlung,  Agni,  der  nie  Alternde,  zwischen  den 
ergrauenden  Hölzern  empföngt  (dadhe)  die  Götternahrung,  der  Wesen- 
kenner. 

2.  Die  beiden  Bhäratas,  Devaväta  und  Devafravas  haben  tüchtig 
den  kräftigen  Agni  gerieben  (amanthishtäm).  Agni,  blicke  her  mit 
grossem  ßeichthum,  ein  Bringer  von  Erquickungen  sei  uns  alle  Tage. 

3.  Die  zehn  Finger  haben  den  Alten  erzeugt  {ajtjanan)^  den  edlen 
lieben  Sohn  der  Mutter,  Deva5ravas  preise  den  von  Devaväta  ent- 
fachten Agni,  der  der  Männer  Befehlshaber  sein  soll. 

4.  Er  (Devaväta)  hat  dich  niedergesetzt  (dadhe)  auf  das  Bund  der 
Erde,  den  Platz  der  Erquickung,  am  festlichen  Tage;  leuchte 
kräftig  auf,  o  menschenfreundlicher  Agni,  an  der  Drishadvati,  Äpayä 
und  Sarasvati. 


33     

ämrikshäma,  ämrikshanta. 

10,  39,  14. 

Dieses  Loblied  haben  wir  euch  gemacht  (akarma)^  ihr  Afvinen, 
wir  haben  es  gefertigt  (atakshänia)^  wie  die  Bhrigus  den  Wagen,  wir 
babea  es  euch  zugeführt  (ni  amrikshäma)  wie  ein  Weib  dem  Manne, 
es  überliefernd  wie  ein  eigenes  Kind. 

Diese  Stelle  wird  wegen  atakshama  später  zu  besprechen  sein. 
9,26, 

1.  Gereinigt  haben  sie  (amrikshanta)  das  Ross  (den  Soma)  im 
Schoosse  der  Aditi,  die  Sänger  mit  einem  feinen  Liede. 

2.  Die  Milchströme  haben  ihm  zugejauchzt  {anüshata\  dem  tausend- 
strönaigen,  unerschöpflichen  Indu,  dem  Träger  des  Himmels. 

3.  Durch  die  Andacht  haben  sie  den  Ordner  angetrieben  {ahyan), 
den  am  Himmel  flammenden,  den  starken,  vielnährenden. 

4.  Ihn  haben  sie  durch  das  Lied  angetrieben  (ahyan)^  wie  man 
in  der  Schnitzbank  treibt,  den  Nachbar  des  Vivasvant,  den  untrüg- 
lichen Herrn  der  Rede. 

5.  Ihn,  den  hellen,  treiben  (hinvanti)  die  Mnger  mit  den  Steinen 
auf  der  Unterlage,  den  geliebten,  vielschauenden. 

6.  Dich  den  Liederfreund  fördern  (hinvanti)  die  Dichter,  o  Flam- 
mender, 0  Tropfen,  der  dem  Indra  Rausch  schafft. 

Den  genaueren  Sinn  von  1,  126,  4  lasse  ich  einstweilen  dahin- 
gestellt. 

dyäüsam,  äjansta,  äjansata. 

2,  35,  15. 

Ich  habe  durch  dieses  (hiermit  vollendete)  Lied,  o  Agni,  dem 
Volke  sicheren  Wohnsitz  verschafft  (dyänsam)^  ich  habe  dem  Opfer- 
herm  hohes  Lob  verschafft  {dyansam). 

6,71. 

1.  Jetzt  (w)  hat  der  weise  Gottfiavitar  seine  goldenen  Arme  zum 
Schaffen  erhoben  (ayansta).  Mit  Butter  besprüht  (prushnute)  der 
rüstige  seine  Hände,  der  junge,  einsichtsvolle,  in  der  weiten  Luft. 

2.  Unter  dem  herrlichsten  Befehl  des  Gottes  Savitar  möchten  wir 
sein  und  bestimmt  zum  Empfang  von  Gut,  o  Gott,  der  du  im  Ein- 
schläfern und  Antreiben  jedes  zweifussigen  und  vierfüssigen  Wesens 
geschäftig  bist  (asi). 

3.  Mit  untrüglichem  Schutz,  o  Savitar,  mit  gütigem  schütze  heute 
unser  Haus,  du  goldzungiger,  zu  neuem  Heile.  Kein  böser  Unhold 
soll  uns  bemeistem.'' 

Delbrück  u.  Windisch,  syntakt.  Forsch.  II.  3 


36     

äyasam,  äyasus,  äyaislt,  äySsishus. 
3,  33. 

Der  Dichter: 

1.  Voll  Eifer  stürzend  aus  deni  Schooss  der  Berge 
Wie  losgelassne  Rosse,  schnellen  Laufes, 

Wie  schmucke  Kühe,  die  die  Kälber  lecken, 
So  eilen  (javete)  schwellend  Vipäf  und  ^iitudrl. 

2.  Auf  Indra's  Wort  und  seines  Winks  gewärtig, 

So  strebt  (yathas)  ihr  hin  zum  Meer  wie  Wagenlenker. 
Ihr  sucht  einander  auf,  im  Wogenschwalle 
Kommt  (eti)  eine  von  euch  schönen  zu  der  andern. 

Vi5Vämitra: 

3.  Jetzt  kam  ich  her  (ayasam)  zum  mütterlichsten  Strome, 
Gelangt  sind  wir  (aganma)  zur  breiten,  reichen  Vipä^. 

Zu  einer  Stelle  eilen  sie  zusanunen. 
Wie  Kühe,  um  dem  Kalbe  liebzukosen. 

Die  Flüsse: 

4.  So  eilen  wir,  in  Wogenmasse  schwellend, 
Zur  Stelle  hin,  die  uns  der  Gott  bestimmt  hat. 
Der  pfeilgeschwinde  Lauf  ist  nicht  zu  hemmen: 

Was  will  der  Sänger,  dass  er  ruft  (johavUi)  den  Strömen? 

Vi9Vämitra: 

5.  Steht  still,  zu  horchen  meiner  süssen  Rede 
Auf  eine  Spanne  Zeit,  ihr  heiigen  Ströme. 

Es  naht  den  Strömen  sich  die  hohe  Andacht, 
Ku9ikas  Sohn  begehret  (ahve)  eure  Hülfe. 

Die  Flüsse: 

6.  Uns  hat  befreit  (aradat)  das  Blitzgeschoss  des  Indra, 
Er  sclüug  {apdhan)  den  Vritra,  der  die  Wasser  einschloss. 
Uns  führte  {anayat)  Savitar  mit  starkem  Arme: 

Auf  sein  Gebot  breit  strömen  (yämas)  unsre  Wasser. 

Vi^vämitra: 

7.  Für  immer  ist  die  Heldenthat  zu  preisen. 

Des  Indra  Grossthat,  dass  er  schlug  (vivrigcdt)  den  Drachen. 
Die  euch  bedrängten,  traf  (jaghänä)  er  mit  dem  Blitze : 
Die  Wasser  strömten  {äyan\  ihre  Bahn  zu  suchen. 


37     

Die  Flüsse: 

8.  Dies  Wort  sei  dir,  o  Sänger,  unvergessen, 
Lass  es  noch  hören  spätere  Geschlechter. 

In  deinen  Liedern  sei  uns,  Sänger,  gütig, 
Beschäm'  uns  nicht,  wir  bitten,  bei  den  Menschen. 

Vi9Vämitra: 

9.  So  höret  denn,  ihr  Schwestern,  auf  den  Sänger, 
Der  weit  her  kam  {yayaü)  auf  kriegerischem  Wagen; 
Beugt  nieder  euch,  lasst  leicht  euch  überschreiten, 
Berührt  die  Achse  nicht  mit  euren  Wellen. 

Die  Flüsse: 

10.  Wir  wollen  hören  auf  dein  Wort,  o  Sänger. 

Du  kamst  {yayatha)  weit  her  auf  kriegerischem  Wagen. 
Ein  blühend  Weib  will  ich  zu  dir  mich  neigen 
Und  dich  umarmen,  wie  die  Magd  den  Jüngling. 

ViQVämitra: 

11.  Lasst  übersetzen  erst  die  Bharatiden, 
Die  rüst'ge  Schaar,  die  Indra  führt  zur  Beute. 
Dann  eile  weiter  euer  Lauf,  der  schnelle. 

Ich  fleh*  (vrine)  um  eure  Gnade,  ihr  verehrten. 

Der  Dichter: 

12.  Hinüber  ist  (cUarishus)  die  Schaar  der  Bharatiden, 
Die  Gunst  der  Ströme  hat  erlangt  (ahhakta)  der  Sänger. 
So  strömt  denn  fort,  ihr  reichen,  Labung  spendend. 
Erfüllt  das  Bette,  fliesst  dahin  in  Eile. 

Das  Gedicht  enthält  eine  episch-dramatische  Darstellung  des  Ueber- 
ganges  der  Bharatiden  über  die  Zwillingsströme  Vipä9  und  ^utudri. 
Mit  Vers  1  und  2  leitet  der  reproducirende  Dichter  des  Liedes  den 
Dialog  ein,  mit  Vers  12  schliesst  er  die  den  Zuhörern  soeben  vor- 
geführte (oder  doch  angedeutete)  Handlung  ab.  V.  3  —  ll  sind  ein 
Zwiegespräch  zwischen  dem  bei  dem  Uebergang  anwesenden  Vifvä- 
mitra  und  den  Flüssen.  Vermuthlich  wurde  zwischen  Vers  11  und  12 
der  Uebergang  dargestellt.  Die  Aoriste  ayäsam,  atürishus,  agamna, 
ahhakta  bezeichnen  das  soeben  eingetretene,  die  Imperfecte  cbhany  ara- 
dat,  anayat  erzählen  das  Vergangene,  die  Perfecta  sind  in  beiden 
Bedeutungen  gebraucht. 

dyäsus  9,  97,8  bedeutet  doch  wohl:  *  jetzt  sind  herangekommen'; 
ayäsJt  heisst:  'er  ist  genaht'  9, 90, 1  u.  92,  0.  (dahingestellt  bleibt  9, 86, 16). 
Ebenso  heisst  ayasishus  9,  61,  13  'sie  haben  sich  jetzt  genaht'. 


diu  ijöttiu  verKurzena  uas  LCDeu  aer  menscnen, 

11.  Enthüllend  die  Euden  des  Himmels  ist  sie  erwacht  (abodki), 
sie  treibt  von  dannen  {yayoti)  ihre  Schwester.  Vermindernd  die  Lebens- 
zeit der  Menschen  lenchtet  (bhati)  des  ßuhlen  Weib  mit  dem  Blicke. 

12.  Die  beglückende,  ihren  Glanz  ausbreitend  wie  Heerden,  wie 
ein  Strom  sein  Gewoge,  ist  weithin  erglänzt  {via^aü);  sie,  die  nie  die 
göttlichen  Ordnungen  verletzt,  hat  sich  gezeigt  {ceti),  mit  den  Strahlen 
der  Sonne  erscheinend. 

13.  TJshas,  beutereiche,  bring  uns  die  herrliche  Gabe  heran,  durch 
die  wir  Kinder  und  Enkel  erlangen  sollen. 

14.  Ushas,  leuchte  uns  heute  Reiohthum  heran,  kuhreiche,  ross- 
reicho,  strahlende,  Uederreiche. 

15.  Schirre  dir  an,  o  rossreiche,  heut  die  rothen  Pferde  und  bringe 
UDs  alles  Gut  heran. 

Der  Rest  ist  an  die  Ä^vinen  gerichtet.  In  dieser  Schilderung  des 
Sonnenaufgangs  wechselt  Aorist  mit  Präsens.  Das  eben  vergangene, 
kaum  eingetretene  steht  im  Aorist ,  das  gegenwärtige  im  Präsens. 
Man  könnte  auch  den  Aorist  als  Präsens  übersetzen ,  ohne  eine  erheb- 
liche Äenderung  des  Simies  herbeizuführen.  Auch  3,  26,  4  bedeutet 
ayukshata  'sie  haben  soeben  angeschirrt'  3,  26  zerfällt  in  drei  Lieder 
(1—3,  4—6,  7—9).    Nicht  recht  klar  ist  mir  8,41,6. 

äräQishus. 

8,  13,  16.    Der  Zusammenhang  ist  so  wenig  zwingend,  dass  sich 
der  Sinn  des  Aorists  nicht  sicher  ermitteln  lässt. 

äraösta. 

2,  11,  7.  vielleicht  erzählend, 
äräsata. 

3,  53,  13.    Die  Vi^vSmitras  haben  dem  Indra  ein  Andachtslied 
dargebracht. 

Das  Lied  ist  zusammengesetzt. 
^  r  3  j  i  8  h  u  s. 
8,  14. 

1.  Wenn  ich,  Lidra,  so  wie  du  allein  herrechte  über  allen  Besitz, 
so  würde  mein  Lobsänger  rinderreich  sein. 

2,  Ich  würde  ihm  schenken,  ich  würde  ihm  helfen,  o  Herr  der 
Kraft,  dem  andächtigen,  wenn  ich  Herr  der  Rinder  wäre. 


Und  bast  erfüllt  (avidas),  warum  die  Menscheu  bateii. 


9,  89,  1  —  2. 

1.  Der  eilende  Soma  ist  herangoeilt  (asyan)  auf  seinen  Pfaden, 
wie  der  Begou  des  Himmels  ist  der  flammende  herbeigeströmt  (akshär), 
der  tausendströmige  bat  sich  bei  uns  niedergelassen  (asadat)  im  Scbooss 
der  Mutter,  in  dem  Holze. 

2.  Der  König  der  Flüsse  hat  sein  Gewand  angelegt  (avasishta, 
vgl.  2,  36,  1),  des  Opfers  schnelles  Schiff  hat  er  bestiegen  (arukat), 
in  den  Wassern  wächst  (vavridke)  der  Tropfen,  den  der  Falke  trug. 
(Der  Rest  ist  undeutlich). 

dvitsi. 

In  dem  Liede  des  Arztes  10,  97  (GKR.  S.  172)  heisst  es  in  V.  7: 
ävitsi  särvä  öshadhih  'alle  Kräuter  habe  ich  zusammengebracht.'  Roth 
übersetzt : 

Das  wässrige,  das  milchige, 
Das  nährende,   das   kräftige  — 
Beisammen  sind  sie  alle  hier. 
Zu  machen  seinen  Sehaden  heil 
Vgl.  auch  10,  15,  3. 

ävikshata, 

10, 127, 1—5. 

1.  Erschienen  ist  (akkijat)  die  Nacht,  überall  naht  die  Göttin  mit 
ihren  Augen,  allen  Sehmuck  hat  sie  angelegt  (adkila). 

2.  Weithin  hat  die  Göttin  Höhen  und  Tiefen  erfüllt  (o/JJ-ßs),  mit 
(Sternen-)  Licht  verjagt  sie  {hadhale)  die  Finstemiss. 

3.  Die  herankommende  Göttin  hat  ihre  Schwester  Abendröthe  ver- 
trieben (nir  askfita),  entweichen  wird  jetzt  auch  die  Finsterniss. 

■4.  Du  (sei)  uns  heute  (gnädig),  bei  deren  Nahen  wir  heute 
heimgekehrt  sind  (avikshmahi),  wie  Vögel  zum  Neste  auf  dem 
Baum. 

5.  Die  Leute  sind  (nun)  heimgekehrt  (avthshata),  die  Heerden 
und  die  Vögel,  selbst  die  Adler,  die  auf  Baub  ausgehen. 


Indra  einem  anderen  Verehrer  den  Vorzug  giebt)? 

8.  Zu  wesaen  Kelterung  geht  der  Held  freudig  hin  (dva  gachati)  ? 
Wer  hält  Indra  liebend  fest  (cake)? 

9.  Wem  haben  sich  denn  (jetzt)  deine  Gaben  zugesellt  (asakshatd), 
o  Vritratödter,  wem  die  Heldenkraft?  Wer  ist  dir  der  nächste  in 
seinem  Liede? 

10.  Dieser  Soma  wird  dir  hei  dem  Menschengeschlecht,  bei  den 
Leuten  gekeltert  {süyate).    Komm  schnell  heran  und  trink  von  ihm. 

11.  Der  liebe  ist  da,  der  berauschende  in  den  GelUasen  (so  BK.}. 
13.  Ihn  trink  heut  zu  grosser  Freigebigkeit,  den  lieben  zu  munte- 
rem Rausche;  komm  heran  und  trink  ihn  schnell. 

äsänisbam  6,  47,  23  s.  dgrabMshma. 
äsrikshi,  öerikshata. 
2,  35,  1. 
Beutelustig  enttessle  ich  (habe  ich   hiermit  entfesselt,   asrikskt) 
meine  Sangeslust:  möchte  doch  der  Spross  der  Wasser  gnädig  meine 
Lieder  annehmen. 
8,  27,  11. 
(Jetzt)  habe  ich  euch  ein  Lied  verehrungsvoll  zugesendet  {asri- 
kshi),  damit  ihr  gute  Gaben  vertheilt,  ihr  allwissenden,  wie  eiuen  nie 
versiegenden  Strom. 

Mit  diesem  Verse  könnte  wohl  ein  Morgenlied  abgeschlossen 
haben. 

5,52,  1—6. 

1.  Sing,  0  ^yÄv5,^v&,  kräftig,  mit  den  singenden  Maruts  um  die 
Wette ,  welche  truglos  nach  ihrer  Weise  dem  Ruhme  nachjagen, 
(^mädanli),  die  verehruugswürdigen, 

2.  Sie  sind  (sanii)  Genossen  der  ausdauernden  Stärke,  voller  Kraft, 
sie  schützen  (panti)  auf  dem  Pfade  vor  jedem  Kühnen. 

3.  Sie  springen  (s&andanti)  auf  ihre  bunten  Thiere,  wie  eilende 
Stiere;  die  Grösse  der  Maruts  im  Himmel  und  auf  der  Erde  feiern 
wir  {mantnahc). 


die  lachendeu  Blitze,  ihr  Strahl  hat  sich  erhoben  {arta)   vom  Him- 
mel her. 


1.  Hingeeilt  sind  {asrigrati)  sie  zum  Göttermahle,  wie  kräftige 
Rosse,  die  rinoendeii  Somatränke,  die  sich  der  Steine  freuen. 

2.  Geschmückt  sind  sie,  wie  ein  begütertes  Mädchen.  Dem  Väjm 
sind  die  Tränke  zugeströmt  {asrikshata). 

3.  Diese  erquickenden ,  in  die  Schaale  gepressten  Somatränke 
stärken  (vardhanti)  Indra  mit  ihrem  Thun. 

4.  Kommt  heran,  ihr  behenden  (Priester),  ergreift  den  bellen 
Doppeltrank,  mischt  mit  Milch  den  berauschenden. 

5.  Ströme  flammend,  o  Guteroberer,  Darreicher  hober  Gaben,  uns 
ein  Pfadfinder,  o  Soma. 

6.  Ihn,  der  zu  reinigen  ist,  rein^en  (mrijanti)  die  zehn  Finger, 
den  flanmiendeu,  der  dem  Indra  ein  berauschender  Trank  ist 

Aebniicb  wird  asrikshata  noch  oft  gebraucht,  so  1,  135,  6  (s.  unter 
dyan$ata).  8,82,23.  9,16,5.  62,22.  63,  25 ff.  64,  4  ff.  66,  10  n.  25. 
86,  2.  106,  14.  107, 15.  Väl.  4,  9.  Nicht  ganz  klar  ist  wegen  der  Ab- 
sonderlichkeit des  ganzen  Hymnus  10,  86,  l. 

äsSkshi  10,  159,  1  B.  unter  äjaisham. 
äsSylt,  äsävishus. 
1, 124. 

1.  Ushas  aufleuchtend  bei  Entzündung  des  Heerdfeuers,  die  auf- 
gehende Sonne  hat  Licht  weithin  gebreitet  {a^et),  und  der  Gott  Savitar 
hat  die  Zwei-  und  Viorfüssler  angetrieben  (jird  asävft),  der  Arbeil 
nachzugehen. 

2.  Nicht  Abbruch  thuend  den  göttlichen  Gesetzen,  Abbrach  thneud 
dem  Lebensalter  der  Menschen,  die  letzte  der  endlos  herangekommeneii. 
die  erste  der  zukünftigen,  ist  Ushas  aufgeflammt  (adt/aut). 

3.  Hier  ist  erschienen  (adargi)  die  Tochter  des  Himmels,  mit 
einmal  Licht  anziehend  ün  Osten;  den  Pfad  der  Vorschrift  geht  (dt)  sie 


47 


richtig,   wie  einer  der  gut  Bescheid  weiss  verliert  sie  {minati)  nicht 
die  Himmelsrichtung. 

4.  Es  zeigte  sich  etwas  (adargi)  wie  der  Busen  einer  Schönen, 
wie  Nodhas  (?)  hat  sie  ihre  Glieder  enthüllt  (akrita) ;  wie  ein  Gast  die 
Schlafenden  weckend,  ist  sie  herangekommen  (ayat)^  die  letzte  der 
erschienenen. 

5.  In  der  östlichen  Hälfte  der  feuchten  Dämmerung  hat  die  Mutter 
der  Kühe  Licht  geschaffen  (akrita).  Sie  breitet  sich  (prathate)  weit 
und  weiter  aus,  erfüllend  den  Schooss  der  beiden  Eltern. 

6.  Da  ist  sie  zu  sehen,  die  immer  wiederkehrende;  sie  übergeht 
(vrinakti)  nicht  Freund  noch  Feind;  mit  fleckenlosem  Leibe  glänzend 
flieht  (tshate)  die  strahlende  nicht  vor  klein  noch  gross. 

7.  Wie  eine  bruderlose  geht  (eti)  sie  auf  die  Männer  zu,  wie  ein 
Wagenkämpfer  zum  Beutegewinn.  Wie  ein  begehrendes  geputztes 
Weib  dem  Gatten,  so  entblösst  (rimte)  Ushas  lächelnd  ihren  Busen. 

8.  Die  Schwester  Nacht  hat  der  hehreren  Schwester  den  Platz 
geräumt  (äraik)^  sie  weicht  (eti)  nachdem  sie  sie  kaum  erblickt  hat, 
und  diese,  aufleuchtend  mit  den  Strahlen  der  Sonne,  malt  (nnkte)  bunte 
Strahlen,  gleich  Schaaren,  die  zum  Kampfe  gehn. 

9.  Von  diesen  früh  aufstehenden  Schwestern  geht  die  folgende 
immer  hinter  der  ersten  her  (eti) ;  diese  neuen  schöntagenden  Morgen- 
röthen  mögen  uns  nach  alter  Weise  färderhin  Reichthum  zustrahlen. 

10.  Erwecke,  reiche  Ushas,  die  freigebigen,  ungeweckt  sollen  die 
Knauser  schlafen.  Eeichthum  leuchte  heran  dem  Opferherrn,  o  reiche, 
Reichthum  dem  Sänger,  freundliche,  die  du  altern  machst. 

11.  Erstrahlt  ist  (agvait)  die  jugendliche  von  Osten,  sie  schirrt 
an  (ifunkte)  der  rothen  Kühe  Schaar;  jetzt  wird  sie  leuchten,  Licht 
wird  sich  verbreiten,  Haus  für  Haus  wird  Agni  besuchen. 

12.  Die  Vögel  haben  sich  erhoben  (apaptan)  vom  Neste,  und  die 
Männer,  welche  Nahrung  geniessen.  Dem  daheim  befindlichen  bringst 
du  (vahasi)  viel  Eeichthum,  göttliche  Ushas,  dem  opfernden  Sterb- 
lichen. 

13.  Jetzt  seid  ihr  preisenswerthen  gepriesen  (astodhvam)  durch 
meine  Andacht,  ihr  habt  euch  erquickt  (avivridhadhvam)^  ihr  gern 
erscheinenden  Ushasen:  durch  eure  Hülfe,  ihr  göttlichen,  möchten  wir 
hundert-  und  tausendfachen  Besitz  erwerben. 

Ebenso  ist  asävU  gebraucht  1,  157,  1  (siehe  unter  dyukshätam) 
und  5,  81,  2. 


48 


9,21,  1  —  7. 

1.  Diese  Somatropfen  strömen  (dhävanti)  zum  Indra  hin,  die 
munteren,  die  begeisternden,  zum  Hiumiel  strebenden. 

2.  Abwehrend  die  Feinde,  dem  Kelterer  Schätze  gewährend,  dem 
Lobsänger  selbst  Erquickung  schaffend. 

3.  Die  lustig  spielenden  Tropfen  sind  zur  einen  Stätte  im  Strom 
der  Woge  hingeflossen  (aksharan). 

4.  Diese  flammenden  haben  alles  Gut  erlangt  {agaki)  wie  Bosse, 
an  den  Wagen  gespannt. 

5.  Auf  den,  der  karg  gegen  uns  ist,  ihr  Tropfen,  richtet  euren 
feurigen  Eifer,  um  ihn  anzugreifen. 

6.  Wie  ein  geschickter  (Wagner)  ein  neues  Rad  setzt  euren  Sinn 
in  Bewegung  zum  Angriff;  ihr  hellen,  flammt  dahin  im  Strom. 

7.  Diese  sind  jetzt  herangerauscht  (avwagan)^  das  Ziel  haben  die 
Renner  erreicht  (akrata)^  des  Frommen  Andacht  haben  sie  gefördert 
(asävishiAs). 

ästoshi,  ästoshta,  ästodhvam. 
8,  39,  1. 

Dem  preisenswerthen  Agni  lobsinge  ich  (astoshi)^  ihn  soll  m.an 
verehren  mit  Andacht.  Agni  soll  uns  die  Götter  verherrlichen,  zwischen 
beiden  Versammlungen  (der  göttlichen  und  der  menschlichen)  geht  der 
Weise  den  Botengang. 

Vgl.  auch  5,  41,  10.    ästodhvam  s.  unter  dsavU. 

1,  77,  5.  Schlussvers. 
So  ist  nun  Agni  von  den  Gotamas  gepriesen  (ästoshta)  u.  s.  w. 

äspärsham. 
10,  161. 

1.  Ich  löse  dich  (muncämi)  durch  das  Opfer  von  aller  Krankheit, 
damit  du  lebest,  oder  wenn  jetzt  ein  Dämon  ihn  ergriffen  hat,  so 
befreit  ihn  von  dem,  Indra  und  Agni. 

2.  Wenn  er  halb  todt  oder  hinübergegangen  oder  dem  Antlitz  des 
Todes  genaht  ist,  ich  hole  ihn  heraus  {d  harämi)  aus  dem  Schoosse 
der  Nirriti,  ich  habe  ihn  gerettet  {dspärsham)^  so  dass  er  hundert  Jahre 
alt  wird. 

3.  Ich  habe  ihn  gerettet  {d  aharsham)  durch  das  tausendäugige, 
hundert  Jahre  und  hundertfache  Lebenskraft  gewährende  Opfer,  damit 
ihn  nun  Indra  hundert  Jahre  lang  über  alle  Fährlichkeit  hinwegfuhre. 


L 


(amoavt),  au  disü  wieaer  ersenienen  (a  agas),  neugeooren ,  uesunaer; 
gesund  ist  dein  Äuge  und  deine  ganze  Lebenskraft  habe  ich  wieder- 
gewonnen {avidani). 

äsvarshtSm, 

2,  11,  7  ist  vielleicht  erzählend  gebraucht, 
ähärsham  siehe  unter  äspOrsham,    Ebenso  10, 173,  1. 
ähssata. 

9,  73. 

1.  Im  Kachen  des  gährenden  Trankes  sind  sie  (die  Ströme  von 
Milch  u.  s.  w.)  zusamiDengerauscht  (asvaran),  im  Schooss  des  Opfers 
haben  die  Verwandten  sich  zosammengefunden  (aranta),  die  drei  Spitzen 
des  Opfers  lieas  (cakre)  der  göttliche  ei^reifen,  das  Schiff  der  Erfüllung 
hat  den  Frommen  hinübergefahren  (apTparan). 

2.  Zusammen  geeilt  (ahesheUa)  sind  die  zusammenstrebeudeu 
Büffel  (Somasäfte),  auf  der  Woge  der, Flut  tanzten  (avivipan)  die  sehn- 
süchtigen, mit  den  Strömen  des  Meths  ein  Lied  erzeugend  haben  sie 
des  Indra  lieben  Leib  erquickt  (avlvridhan). 

3.  Die  läuternden  Priester  umsitzen  (asate)  das  Getön,  ihr  uralter 
Vater  sehötzt  (rakshate)  den  Opfergang,  der  grosse  Umhflller  (die  Kufe) 
verhüllt  (dadhe)  das  Meer  (den  Soma),  die  weisen  Priester  verstehen 
es  (^ekus),  dasselbe  in  den  GefUssen  aufzufangen. 

4.  In  dein  tausendströmigen  Brunnen  sind  sie  zusammengerauscht 
{asvaran),  an  des  Himmels  Gewölbe  fliessen  die  lieblich -murmeln- 
den, nie  versiegenden,  seine  (des  Sonnen -Soma)  eifrigen  Späher 
nicken  nicht  ein  (mishanti),  überall  liegen  (satitt)  Fesseln  und  Stricke 
(d.  i.  die  Sonnenstrahlen  dringen  fiberall  hin).' 

6,  Sie,  welche  vom  Vater  und  der  Mutter  her  zusammengeranscht 
sind  (samäsvaran),  durch  das  Lied  leuchtend,  die  Bösen  verbrennend, 
die  blasen  mit  ihrer  Zaubermacht  die  schwarze  Haut  (Schaar)  vom 
Himmel  und  von  der  Erde  weg. 

6.  (Ja  das  thun)  die  I*enker  des  starken  Soma  (die  Somagüsse 
und  -strahlen),  welche  vom  Liede  gelockt  aus  der  alten  Stätte  zusammen- 
geströmt sind.  Hinweg  sind  geeilt  (akasafa)  die  blinden  und  tauben, 
des  Opfers  Pfad  kreuzen  (tarantt)  nicht  die  Bösen, 


Zeitlosen  Gebraucli  habe  ich  nur  constatirt  bei  dmatsaia  '. 
und  dvritsata  8,  1,  39. 


äkari. 

1,  20, 1.  Dieser  schutzverschaffende  Lohgesang  ist  (jetzt)  von  den 
Sängern  mit  ihrem  Munde  dem  Göttergeschlecht  bereitet  worden  (akari). 
1,  63,  9.  SchlusHvers. 
(Hiermit)  ward  dir  gedient  {dkärt),  o  Indra,  von  den  Gotamas;  die 
Gebete  sind  mit  Andacht  an  die  Falben  gerichtet,  so  bring  uns  denn 
Reichthum  u.  s.  w. 
1,  104,  1. 
Ein  Platz  ist  dir,   Indra,    zum  Kiedersitzen  bereitet  (aiiäri);  auf 
den  lass  dich  nieder  u.  a.  w. 
Vergl.  7,  24,  1. 

1,  184,  5. 
Dieser  Lobgesang  ist  euch  bereitet  worden  (akari),  ihr  A^vinen. 
Der  Vers    kann   als  Schlussvers   bezeicimet   werden,  denn  6    ist 
später  angefügt  (vgl.  ],  183). 

3,  4,  4. 

Aufrechter  Gang    ist  euch   bereitet  worden   (jetzt,  akari)    heim 
Opfer,  erhoben  hat  sich  der  Glanz,  verschwunden  ist  die  Finstemiss. 
Ein  nicht  völlig  deutlicher  Vers  aus  einem  Aprl-Liede. 

4,  6, 11.  Schlnssvers. 

Bereitet  ist  dir  (hiermit,  akäri),  o  Entfachter,  die  Andacht. 

4, 16,  21.  Schlussvers. 
^Nachdem  du  jetzt  gelobt  und  gepriesen  bist,  o  Indra,  lass  dem 
Sänger  Labung  schwellen,    Flüssen   gleich;    ein   neues  Gebet   ist  dir 
bereitet  worden  (akari),  o  Herr  der  Falben,  möchten  wir  durch  dies 
Gebet  stets  gewinnende  Wagenkämpfer  werden. 

4* 


52     

4,  34,  1  —  4. 

1.  Bibhu,  Vibhvan,  Vaja  und  Indra,  kommt  herbei  zu  diesem 
unserem  Opfer,  zu  unserer  Spende.  Denn  heut  am  Tage  hat  ja  die 
göttliche  Dhishanä  euch  den  Trank  gespendet  (spendet  euch,  adhät). 
Eingestellt  haben  sich  {sdm  agmata)  eure  Kauschtränke. 

2.  Die  ihr  von  Natur  Schatzspender  seid,  ergötzt  euch,  ihr  ßibhus, 
zur  rechten  Zeit.  Eingestellt  haben  sich  (sdm  agmata)  eure  Bausch- 
tränke und  reiche  Gaben,  schafft  uns  Heldenreichthum. 

3.  Dieses  Opfer  ist  für  euch  bereitet  (akari),  ihr  Ribhus,  welches 
ihr  menschenfreundlich  von  jeher  empfangen  habt  (dadhidhve).  Die 
heiteren  (Tränke)  sind  vor  euch  hingetreten  {asthus\  und  ihr  Väjas 
seid  als  das  Beste  bei  dem  ganzen  Opfer  erschienen  {aWiütd). 

4.  Heut  hat  stattgefimden  (dbhiU)  eure  Güterspende  an  den  ver- 
ehrenden, opfernden  Sterblichen :  trinkt,  ihr  Väjas  und  Bibhus,  gespendet 
ist  (dade)  euch  die  abendliche  grosse  Kelterung,  damit  ihr  euch 
berauscht. 

6,41,  1—3. 

1.  Komm  gnädig  heran  zum  Opfer,  dir  strömen  ja  flammend  zu 
(jpavante)  die  gekelterten  Tropfen.  Wie  Heerden  zu  ihrem  Stall,  so 
komm,  0  Keilträger,  heran,  als  erster  der  Götter. 

2.  Wohlgeformt  ist  dein  Gaumen  und  weit,  immer  trinkst  du 
(pibasi)  mit  ihm  die  Woge  des  Meths.  So  trinke  denn,  der  Adhvaryu 
hat  sich  dir  zu  Ehren  erhoben  (asthat\  deine  kampfbegierige  Waffe 
stelle  sich  ein. 

3.  Dieser  starke,  vielgestaltige  Somatrank  ist  dem  starken  Indra 
(jetzt)  bereitet  {ahan\  trink,  o  gewaltiger  Lenker  der  Falben,  ihn,  den 
du  fort  und  fort  besitzest  (}gishe%  der  deine  Speise  ist. 

7,  60,  12.  Schlussvers. 

Dieses  Priesterwerk  ist  euch,  Mitra  und  Varuna,  beim  (heutigen) 
Opfer  dargebracht  worden  (akari)  u.  s.  w. 

7,  97,  9. 
Dieses    Lied    und    diese    Andacht    ist    euch    (hiermit)    bereitet 
(aJcäri)  u.  s.  w. 

Der  Vers  ist  ursprünglich  Schlussvers.  Der  Befrain  10  ist  später 
zugefugt.    Aehnlich  6,  63,  3.  —    1,  187,  6  lasse  ich  dahingestellt. 

ägämi. 

6,  16,  19  hat  wohl  die  gewöhnliche  Aoristbedeutung,  doch  ist  der 
Zusammenhang  nicht  zwingend. 


ehrendem  Sinne.    Ich,   der  euch,  ihr  Dhishnya,  wie  ein  Bote  (jetzt) 
erweckt  hat  (ajTgar),  rufe  euch  an  (vivakmi),  wie  der  Sohn  die  Eltern. 

2.  Aufgeflammt  ist  (ofoci)  bei  una  der  eutfachto  Agni,  es  zeigt 
Bich  {aäri^ran)  das  Ende  der  Finsterniss ,  das  Licht  der  Ushas  ist  im 
Osten  erschienen  (acrfi),  prächtig  geboren  aus  der  Tochter  des 
Himmels. 

3.  Jetzt  verehrt  {sishakti)  der  beredte  Opferer  euch,  ihr  A9vinen, 
ihr  N^satyas,  mit  Lobgesängen;  kommt  auf  vielen  Pfaden  hierher  mit 
dem  schatzreichen,  lichtgewinnenden  Wagen. 

7,  78. 

1.  Erschienen  sind  {adri^an)  die  ersten  Lichtstrahlen,  steigend 
breitet  sich  ihre  Helle  aus  {vi  grayante).  Ushas,  bring  uns  erwünschte 
Gabe  mit  hergewendetem  grossen  lichten  Wagen. 

2.  Das  entzündete  Feuer  prasselt  (jarate)  ihr  entgegen,  die  Sänger 
hegrfissen  sie  mit  Andacht  preisend.  Die  GCttm  üshas  kommt  heran 
{d  yäti),  mit  ihrem  Lichte  alle  Finsterniss  und  ünwegsamkeit  ver- 
treibend. 

3.  Diese  leuchtenden  Morgenröthen  hier  haben  sich  im  Osten  gezeigt 
(adrigrati),  Licht  gewährend.  Die  Sonne,  das  Opfer,  den  Agni  haben  sie 
erzeugt  (ajijanan),  abgewandt  ist  das  unholde  Duukel  entwichen  (agat). 

4.  Erschienen  ist  (aceti)  des  Himmels  reiche  Tochter,  Alle  sehen 
(pa^yanti)  die  leuchtende  üshas;  sie  hat  den  von  selbst  geschirrten 
Wagen  bestiegen  (astJiat),  welchen  die  schSn  gejochten  Kosse  ziehen 
(ydhanti). 

5.  Heute  haben  dich  die  Frommen  erweckt  (budhanta),  unsere 
Opferherm  und  wir.  Erweist  euch  fruchtbar,  leuchtende  Morgenröthen, 
schützt  uns  immer  mit  Wohlergehen. 

Von  den  übrigen  Stellen,  in  denen  äceti  in  aoristischem  Sinne  vor- 
kommt, ist  1,  113,  4  und  Väl.  8,  5  unzweideutig.  1,  88,  5  ist  mir 
(trotz  Benfeys  und  Müllers  Uebersetzung)  verdächtig.  1,  139,  4  ist 
richtig  ('es  ist  hell  geworden,  ihr  öffnet  den  Himmel'),  aber  der 
Zosammenhang  nicht  zwingend. 

äjani. 

1,74,1—3. 
1.  Herantretend    zum  Opfer   mSchten  wir  Agni  ein  Lied  singen, 
der  uns  auch  in  der  Feme  hört, 


ädar«fi. 

1,  46, 11. 
ErscMeoen  ist  (abhüf)  der  Pfad  des  Opfers,  um  auf  ihm  ans  Ziel 
zu  gelangen,  gezeigt  liat  sich  (adarii)  der  Himmelsweg. 
Ohne  rechten  Zusammenhang  mit  den  anderen  Versen. 
1,  92,  5  8.  unter  dytikshaia,  vgl.  1,  113,  7.     1,  124,  3  u.  4  a.  unter 
dsävtt.    4,  52,  1  und  7,  81,  1  s.  unter  dbhutsmaki. 
5,  1,  1—2. 

1.  Erwacht  ist  {dbodki}X§m,  durch  die  Menschen  entfacht,  entgegen 
der  Üahas,  die  wie  eine  Kuh  sich  naht ;  wie  Vögel  (?)  sich  zum  Zweige 
erhebend,  30  streben  (sisrate)  seine  Strahlen  zum  Himmel. 

2.  Erwacht  ist  (ahodhi)  der  Priester,  um  die  Götter  zu  verehren, 
der  gnädige  Agni  bat  sich  üüh  erhoben  (asthat),  der  belle  Glanz  des 
Entfachten  hat  sieh  gezeigt  (adarft),  der  grosse  Gott  bat  sieh  der 
Pinstemiss  entwunden  (antoci). 

7,  77. 

1.  Leuchtend  ist  sie  erschienen  (rurtice)  wie  ein  jugendliches  Weib, 
alles  Lebende  zur  Regsamkeit  anfeuernd;  Agni  ist  erschienen  (abhat), 
um  von  den  Menschen  entfacht  zu  werden.  Liebt  hat  sie  geschaffen 
(akar),  die  Finsterniss  vertreibend. 

2.  Dem  All  entgegen  hat  sie  sich  breit  erhoben  (asthat),  licht 
glänzte  sie  auf  (a^ait),  helles  Gewand  tragend;  die  goldfarbige,  schöne, 
die  Mutter  der  Kühe,  die  Führerin  der  Tage  ist  erglommen  (aroci). 

3.  Das  Auge  der  Götter  heranbringend,  das  weisse  scböngestaltige 
Ross  führend ,  ist  die  reiche  Usbas  strahlongescbmüekt  erschienen 
(adar^),  die  gabenreiche,  die  sich  durch  das  All  verbreitet. 

4.  Mit  Gaben  nahe,  leuchte  weit  hinweg  den  Feind,  sehafT  uns 
Sicherheit  und  breite  Weide,  halte  den  Hass  fem,  schaff  uns  Güter 
heran,  bring  dem  Preisenden  gute  Gabe  herbei,  o  Reiche. 


r: 


grossen  Keicütüiun.    bcaatzt  uns  immer  mit  womergetin. 

In  ganz  ähnlicher  Weise  erscheint  ädar^i  noch  1,  136,  2.  8,  90, 
13.  8,  92,  1.  10,  3,  1.  10,  107,  1  (a.  ämoä).  Väl.  8,  1. 

ädhäyi. 

5,  75,  9. 
Erschienen  (abküt)  ist  die  MorgenrÖthe  mit  ihren  rothen  Kühen, 
das  Feuer  ist  richtig  angelegt  (adhai/i),  der  Wagen  ist  für  euch  an- 
geschirrt (ayoji)  u.  B.  w. 

7,  24,  5. 

Dieses  Lied  ist  wie  ein  beutegieriges  Boss  an  die  Deichsel  geschirrt 
worden  {wViaifC)  für  den  grossen  gewaltigen  Reisigen.  Indra,  dieses 
Lied  bittet  (7#e)  dich  um  Gut.  Wie  du  Tag  an  T^  fügst,  so 
schenk'  uns  Erhdrung. 

Der  Vera  ist  ursprünglich  Schlussvors.  6  ist  angefügt.  Ganz 
ähnlich  ist  der  Gebrauch  von  äd}tayi  1,  104,  7.  1,  119,  2.  1,  162,  7. 
1,  183,  6.  3,  5,  3.  7,  7,  4.  7,  34,  14.  8,  48,  10  (s.  unter  abhaJcsht).  8,  63, 
7.  10,  31,  3. 

äpSyi. 

2,  19, 1 — 7.  Unmittelbar  nach  Vollendung  des  Opfers  gesungen. 

1.  (Jetzt)  ward  von  diesem  Bausch  schaffenden  Trank  getrunken 
{dpäyi),  Ton  dem  begeisternden,  gekelterten  Nass,  in  dem  Indra  stets 
wachsend  seine  Kraft  findet  (dadhe)  und  mit  ihm  die  frommen  Männer. 

2.  Von  diesem  Meth  berauscht  zerschmetterte  (vri^ceU)  Indra  (einst) 
mit  dem  Donnerkeil  den  Drachen,  der  die  Wasser  gefangen  hielt, 
wobei  die  labenden  Gewässer  eilten  (cdkramanta),  wie  Vögel  zu  ihren 
Nestern, 

3.  Der  hohe  Indra  liess  das  Gewoge  der  Wasser  zum  Meere 
fliessen  (prairayat),  erzeugte  (djanayat)  die  Sonne,  fand  (viädt)  die 
Kühe  auf,  und  schuf  (sadhat)  Helle  mit  dem  Lichte  der  Tage. 

i.  Dem  frommen  Manne  gewährt  er  viel  unvergleichliches  Gut, 
Udtet  {hdnti)  den  Dämon,  er,  der  immer  von  den  Mensehen  anzuflehen 
ist  (hhät),  die  sich  um  die  Gewinnung  des  Sonnenlichtes  bemühen. 


56 


5.  Der  mächtige  Gott  Indra  entschleierte  (rinak)  für  den  opfern- 
den Sterblichen  die  Sonne,  als  dieser  ihm  die  sündenlösende  Gabe 
überbrachte,  wie  ein  Kenner  den  Preis. 

6.  Er  unterwarf  {randhayat)  an  einem  Tage  dem  Wagenlenker 
Kutsa  den  gefrässigen  saatenverderbenden  ^ushna,  für  Divodäsa  zer- 
brach er  {vi  airat)  die  neun  und  neunzig  Burgen  des  ^^'^abara. 

7.  So  haben  wir  dir,  o  Indra,  ein  Lied  in  Schwung  gebracht 
(akemd)^  eilig  und  wetteifernd,  strebend  möchten  wir  den  Preis  erlangen, 
schlag  nieder  die  Waffe  des  gottlosen  Feindes.  ^^ 

Ausserdem  erscheint  dpayi  in  aoristischem  Sinne  1,  176,  l. 
6,  44,  8  und  16. 

äbodhi. 

1,  92,  11s.  unter  dyukshata,  1,  123,  2  s.  unter  djanishta,  1,  157,  1 
s.  unter  dyukshätäm,    7,  73,  3  s.  unter  ätärishmu. 

3,61. 

1.  üshas,  die  du  reich  bist  an  Kraft,  nimm,  o  freigebige,  den 
Lobgesang  des  Preisenden  weislich  an;  du  alte  und  doch  ewig  junge 
Göttin  wandelst  (carasi)  nach  festem  Gesetze,  Gabenreiche. 

2.  Ushas,  göttliche,  unsterbliche,  erglänze  du  mit  dem  strahlenden 
Wagen,  Lieder  erweckend.  Hierher  sollen  dich  die  wohlgeschirrten 
Rosse  fahren,  die  weitstrahlenden,  dich  die  Goldfarbige. 

3.  Du  üshas,  die  du  alle  Wesen  anschaust,  stehst  (tishüuisi)  auf- 
recht als  Banner  der  unsterblichen  Welt;  immer  dieselbe  Arbeit  erfül- 
lend rolle  wie  ein  Rad  heran,  o  Jugendliche. 

4.  Gleichsam  den  Gurt  öfihend  (den  Busen  entblössend)  kommt 
{yüti)  die  reiche  Ushas,  die  Herrin  der  Hürde,  heran,  Licht  gebärend 
breitet  sich  (paprathe)  die  reiche,  wunderthätige  aus  vom  Ende  des 
Himmels  und  der  Erde  her. 

5.  Bringt  der  leuchtenden  Göttin  üshas  mit  Andacht  ein  Lied 
dar.  Hohen  Glanz  hat  die  thauige  am  Himmel  hingebreitet  (o^rc^),  die 
rothe,  lieblich-aussehende  leuchtet  hervor  {ruruce). 

6.  Die  heilige  ist  mit  den  Strahlen  des  Himmels  erwacht  (abodhi), 
die  reiche  hat  mit  Glanz  die  Welt  betreten  (asthat).  Die  herannahende 
leuchtende  üshas  gehst  du  (eshi)  an,  o  Agni,  bittend  um  Gut  und 
Schatz. 

7.  Auf  Grund  der  heiligen  Ordnung  die  üshasen  antreibend  hat 
der  Stier  (die  Sonne)  Himmel  und  Erde  erfüllt  (d  vivegd),  das  grosse 
Zauberwerk  des  Mitra  und  Varuna  breitet  (vi  dadhe)  seinen  Gold- 
glanz überall  hin. 


57     

7,  80,  1  —  2. 

1.  Die  Sänger  der  Vasishthas  haben  (jetzt)  als  erste  mit  ihren 
Liedern  die  Ushas  erweckt  (abudhran)^  welche  die  verbundenen  beiden 
Welten  scheidet,  und  alle  Wesen  sichtbar  macht. 

2.  Diese  Ushas  hier  ist  erwacht  {abodhi)^  neues  Leben  gebend,  die 
Finsterniss  mit  Licht  verhüllend ;  voran  geht  (eti)  die  üppige  Jungfrau, 
kundbar  machend  Sonne,  Opfer,  Agni. 

Gleich  gebraucht  ist  dhodhi  noch  3,  5,  1.  5,  1,  1  u.  2.  7,  9,  1, 
Erzählend  3,  56,  4. 

ämoci. 

10,  107,  1. 

Erschienen  ist  {üvir  dbhtU)  die  grosse  Gnade  der  Götter,  alles 
Lebende  hat  sich  der  Finsterniss  entwunden  (amoct)^  das  von  den 
Vätern  verliehene  grosse  Licht  ist  genaht  (d  agat\  der  breite  Pfad  der 
reichen  Ushas  hat  sich  gezeigt  (adargi).  —      5,  1,  2  s.  unter  ddargi. 

äyämi. 

2,41,1  —  2. 

1.  0  Väyu,  komm  mit  deinen  tausend  Wagen,  Herr  des  Viel- 
gespanns, zum  Somatrank. 

2.  Herr  des  Vielgespanns,  Väyu,  komm  heran ;  dieser  lautere  Trank 
ist  dir  (so  eben)  dargereicht  worden  (=  steht  für  dich  bereit,  ayami\ 
du  konamst  in  das  Haus  eines  Eelterers. 

7,  64,  5.  Schlussvers. 

Dieser  Lobgesang  ist  dir,  o  Mitra  und  Varuna,  dargebracht  worden 
(gilt  dir,  ayämi)^  wie  klarer  Soma  dem  Väyu :  segnet  die  Gebete  u.  s.  w. 

In  gleicher  Weise  ist  dyami  gebraucht  3,  14,  2.  4,  47,  1.  7,  92,  1. 
Unklar  ist  mir  der  erste  Theil  des  Verses  6,  34,  4. 

äyoji. 

1,  123,  1  s.  unter  djanishta.  5,  75,  9  s.  unter  ddhäyi,  9,  88,  2  ist 
mir  der  Sinn  des  Aorists  nicht  völlig  klar. 

ärädhi. 

10,  53,  1  —  3. 

1.  Er,  den  wir  mit  der  Seele  suchten  (aichäma)^  ist  herangekom- 
men (agät\  des  Opfers  kundig,  der  Zeiten  achtend ;  er  opfere  als  Priester 
für  uns  beim  Götterfest,  der  Geliebte  setze  sich  nieder  eher  als  wir. 

2.  Befriedigt  ist  (arodhi)  der  Priester,  der  beim  Niedersitzen  opfert; 
er  schaue  freundlich  auf  die  ihm  bereiteten  Labungen.    Wohlan,  lasst 


7,  8,  1  s.  Dnter  dvedi.    7,  67,  2  s.  unter  äceti. 


1.  Hoch  erhebe  dich  jetzt,  Agni,  Priester  des  Opfers,  der  du  beim 
Gottesdienst  trefillch  opferst;  du  beherrschest  (dsi)  ja  alle  Andacht,  du 
förderst  (tirasi)  das  Gebet  des  Frommen. 

2.  Der  weiae  Priester  hat  sich  (jetzt)  niedergesetzt  (asädi)  bei  den 
Menschen,  der  gütige  weiae  Agni  bei  den  Opfern;  wie  Savitar  hat  er 
seinen  Glanz  iu  der  Höhe  ausgebreitet  (ofrrf),  den  Bauch  stütze  er 
gegen  den  Himmel  (stabhayatj,  wie  man  eine  Opferaäuls  aufrichtet 

Die  Auffassung  von  stahhaytü  unterliegt  Zweifeln.  Der  Gedanke, 
dass  asadi  und  afrej  historisch  zu  übersetzen  seieu,  wird  durch  den 
Gedankengang  des  Hymnus  abgewiesea. 

Ebenso  ist  dsüdi  gebraucht  3,  4,  4.  7, 1,  5.  Der  Zusammenhang 
ist  nicht  deutlich  genug  5,  43,  7. 

äsarji. 
Besonders  häufig  vom  Soma  gebraucht    (vgl.  dhramU  und  äsri- 
kshaid).    Als  Probe  theile  ich  mit: 
9,  106. 

1.  Zum  starken  Indra  sollen  diese  goldigen  Tränke  eilen,  die  rasch 
erzeugten,  zum  Himmel  dringenden  Tropfen. 

2.  Dieser  gewinuverschaffende  Trank  strömt  flammend  (jtavate) 
dem  Indra  zu,  der  Soma  strebt  {cetati)  dem  siegreichen  zu,  wie  er 
pöegt  {vide). 

3.  Berauscht  von  ihrn  thue  Indra  den  boutegewinnenden  Griff,  und 
trage  den  starken  Donnerkeil,  siegend  im  Gew51k. 

4.  Eile,  munterer  Soma,  ströme  dem  ludra  zu.  Bring  uns  gött- 
liche Kraft,  die  den  Himmel  findet. 

5.  Ströme  dem  Indra  starken  Rausch  zu,  du  herrlicher;  du  hast 
tausend  Bahnen,  schaffst  dir  Weg,  bist  weise. 

6.  Der  du  uns  freie  Bahn  schaffst,  und  Meth  den  GCttem,  komm 
auf  tausend  Fladeu,  brüllend. 


60     

7.  Fliess  flammend  hin  zum  Göttermahl,  o  Indu,  in  gewaltigem 
Strom;  in  unsem  Becher  setze  dich  nieder,  honigreich. 

8.  Deine  wasserumgebenen  Tropfen  stärken  (vävrWius)  Indra  und 
berauschen  ihn,  in  dir  trinken  (papus)  sich  die  Götter  Unsterb- 
lichkeit. 

9.  Ihr  gekelterten  Tränke,  strömt  uns  Keichthum  zu,  ihr  regnen- 
den, strömenden,  himmlischen. 

10.  Der  in  reiner  Woge  strömende  Soma  rinnt  (dMvati)  durch  das 
wollige  Vliess,  beim  Beginn  der  Andacht,  flammend,  brüllend. 

11.  Andachtsvoll  keltern  (hinvanti)  sie  den  raschen,  der  im  Gelasse 
spielt  und  durch  die  Seihe  rinnt;  dem  dreifach  gemischten  sind  die 
Andachten  rauschend  genaht  (asvaran). 

12.  Hingeeilt  ist  er  (s.  v.  a.  er  eilt,  asarji)  zu  den  Bechern,  wie 
ein  beutegewinnendes  Boss  im  Wettkampf;  er  strömt  dahin  {a^ishyadat) 
in  reinem  Fluss  und  lässt  seine  Stimme  hören. 

13.  Der  geliebte,  goldige  strömt  (pavate)  eilig  dahin  über  das 
Geflecht,  den  Lobsängern  Heldenruhm  verleihend. 

14.  So  ströme  denn  den  Göttern  zu.  Losgelassen  sind  (asrikshata) 
die  Fluten  des  Meths,  murmelnd  umgiebst  (pari  eshi)  du  die  Seihe 
von  allen  Seiten. 

Ganz  ähnlich   ist  asarji    gebraucht    1,  181,  7.   6,  63,  7.   9,  36,  1. 

9,  67,  15.    9,  86,  46.    9,  91,  1.    9,  109,  19.      Erzählend   ist  asarji 
gebraucht  4,  26,  5. 

dsävi. 

1,  84,  1. 

Soma  ist  dir,  o  Indra,  (jetzt)  gekeltert  (asavi).  Komm  heran, 
kühner  Held,  Kraft  soll  dich  durchdringen,  wie  die  Sonne  mit  ihren 
Strahlen  die  Luft  durchdringt. 

Ganz  entsprechend  5,  43,  5.   7,  21,  1.  9,  62,  4.  9,  77,  5.  9,  82, 1. 

10,  104,  1. 

ästäri  s.  unter  dnjan. 

ästävi. 

6,  23,  10.  Schlussvers.  So  ist  Indra  nun  gepriesen  worden  (astävi) 
beim  Somatranke  u.  s.  w. 

Ganz  entsprechend  in  den  Schlussversen  1, 141,  13.  10, 45,  12. 
10,  63,  17  und  dem  vorletzten  Väl.  4,  9, 


61     

ähävi.    5,86,6.   Schlussvers. 

So  ward  dem  Indra  und  dem  Agni  ein  Opfer  dargebracht  (ahävi) 
u.  s.  w. 

Ebenso  in  dem  Schlussvers  10,  91,  15. 


Aus  dieser  Aufzählung  geht  hervor,  dass  ich  nur  3,  56,  4  bei 
dbodhi  und  4,  26,  5  bei  asarji  den  historischen  Gebrauch  finde.  In 
allen  anderen  Stellen  ergab  sich  der  aoristische  Gebrauch. 


m. 

Der  reduplicirte  Aorist. 
A.    Die   sogenannten  causativen  Aoriste. 

äclkrisham. 

10,  119,  11.  Der  somatrunkene  Indra  sagt  von  sich:  'Die  eine 
Hälfte  von  mir  ist  im  Himmel,  die  andere  habe  ich  jetzt  zur  Erde 
hinabgestreckt  (acTJcrisham)\  Bei  GKK.  ist  sinngemäss  übersetzt :  (S.  82) 
'Zur  Hälfte  bin  im  Himmel  ich,  die  andre  streck'  ich  weit  hinab.  Ist's 
denn,  dass  ich  vom  Soma  trank?'    Vgl.  unter  dyansam. 

äcikradas,  äcikradat  u.  s.  w. 

Als  aoristisch  ist  bereits  7,  20,  9  unter  dkrapishta  und  9,  2,  6 
unter  ädhuJcshat  erwiesen.    Ich  füge  noch  als  weiteren  Beleg  hinzu 

7,  36,  1  —  3. 

1.  Das  Gebet  erhebe  sich  vom  Platze  des  Opfers,  die  Sonne  hat 
ihre  Strahlenkühe  entsendet  (sasrije,  d.h.  es  wird  Morgen),  in  aller 
Breite  ist  die  Erde  sichtbar  geworden,  Agni  hat  seinen  breiten  Feuer- 
schein entfacht  (idhe). 

2.  Geht  auf  Mitra  und  Varuna. 

3.  Der  Lauf  des  eilenden  Windes  kommt  heran  (rante,  s.  Gr.),  die 
Brunnen  (der  Opfergüsse)  haben  sich  ergossen  (aptpayanta,  jetzt)  wie 
Kühe.  Der  im  hohen  Himmelssitz  geborene  Stier  hat  auf  dieser  Opfer- 
stätte sein  Gebrüll  erhoben  {adhradat). 

In  ganz  derselben  Weise  wird  dcxkradat  öfter  vom  Soma  gebraucht, 
der  so  eben  in  das  Gefäss  einströmt.    Zeitlos  scheint  4,  24,  8  gebraucht. 

äjlgar 

heisst  überall  'jetzt  hat  erweckt',  wie  schon  nachgewiesen  ist  für 
1,  92,  6  unter  dyuJcshatam ,  7,  67,  1  unter  dcett,  7,  10,  1  unter  droci. 
Dagegen  scheint  dßgar  von  gar  *  verschlingen'  erzählend  zu  sein  1, 163, 7. 


2.  Die  übelnamige  Krankheit,  die  in  deiEem  Leibe,  deinem  Schoosse 
haust,  die  fleiacliyerzehrende ,  hat  dir  jetzt  Agni  mit  dem  Gebet  ver- 
trieben (aninoiai)  u.  s.  w. 

aninOQai  ist  mit  asSJcshi  u.  s.  w.  zu  vei^Ieichen.  Die  eben  vor 
sich  gehende  Ceremonie  wird  als  schon  wirksam  angesehen  und  daher 
das  Tempus  gesetzt,  welches  das  kaum  Vergangene  bezeichnet.  Dass 
nicht  etwa  von  einer  früheren  Heilung  die  Bede  ist,  beweist  das  Präsens 
ägdye. 

äpTpatat 
8,89,7.  Fliesst  jetzt  aus  einander  (ihr  Wasser),  nicht  mehr  ist 
der  da,  der  euch  (bis  jetzt)  hemmte  {avävarlt).    Auf  die  Blosse  des 
Vritra  hat  Indra  den  Donnerkeil  fallen  lassen  (aplpatat). 
Ein  versprengter  Vers. 
äplparan  9,  73,  1  aoristisch  s.  unter  dkssata. 
äbnhudhat  1, 161, 13  aoristisch  siehe  unter  dkkyaia. 
ftmlmadanta  1,  82,  2  aoriatisch  s.  unter  ddküshata. 
ärlramat    ist   als    aoristisch    erwiesen    6,  71,  5    unter   dyäiisam. 

Ebenso  2,  38,  3  (vgl.  GKB.) 
ärGrucat    ist  aoristisch  gebraucht  9,  83,  3.    9,  85,  9  u.  12. 
üvivatan  10, 13,  5  ist  mir  zweifelhaft. 
ävTvritat  ist  aoristisch  in  dem  Siegeszauber  10, 174,  3. 


siegreich  wurde  (abhivavrife),  mit  dem,   o  Herr  des  Gebetes,  mache 
uns  siegreich,  damit  wir  herrschen. 

2.  (Anrede  an  den  Fürsten,  dem  Sieg  erfleht  wird).  Ueberwindend 
die  Gegner,  oad  alle,  die  uns  feind  sind,  trinmphire  über  den  Feind, 
über  den,  der  uns  rerfolgt. 

3.  (Anrede  an  denaelben).  Gott  Savitar  und  Gott  Soma  hat  dich 
hiermit  siegreich  gemacht  {avTvritai),  siegreich  Ober  alle  Wesen,  damit 
du  Sieger  seiest 

4.  (Der  Fürst  spricht) :  Das  Opfer,  durch  welches  (einst)  ladra.  der 
grösste  Held  wurde  (dbhavat),  dieses  habe  ich  jetzt  vollbracht  (akri), 
ihr  Götter;  der  Feinde  bin  ich  ledig  geworden  {abhuvam). 

5.  (Derselbe  spricht):  Der  Feinde  loa,  der  Feinde  Sieger,  ein  Be- 
herrscher, ein  Ueberwinder,  damit  ich  über  alle  diese  Wesen  herrsche 
und  über  das  Geschlecht. 

ävlvfidhat 
ist  bereits  als  aoristisch  erwiesen  8,8,8  unter  dnüshaia,  8,69,10 
nnter  änumdlt,  1,124,13  unter  dsävft,  9,73,2  unter  dhäsata.  So 
ist  es  auch  an  den  übrigen  Stellen  gebraucht  (1, 11, 1  bedeutet:  Wir 
haben  dir  jetzt  all  unsere  Lieder  gesungen,  darum  gewähre  uns 
auch  deine  Freundschaft). 

ävlva^at  (vs^)  n.  s.  w. 
ist  als  aoristisch  bereits  erwiesen  9,  32,  3  nnter  dnüshaia  und  9,  21,  7 
unter  dsäi^.    Ebenso  9,  33,  6.  9,  76,  4.  9,  86, 19.  9,  107,  26.    Zeitlos 
seheint  10,  64,  15. 

dvlvipat  u.  s-  w.    ist  als  aoristisch   erwiesen   9,  73,  2  unter  dhä- 
sata.   Ebenso  9,  96,  7.    Zweifelhaft  bleibt  1,  155,  6. 

ä(Q9ubhan  9,  62,  6  ist  aoristisch. 

&9i9nat  7,  28,  3  ist  zeitlos. 

ätishthipat  9,  86,  40  ist  aoristisch. 

äsishyadat  u.  s.  w. 
ist   als   aoristisch   erwiesen  9,  60,3  unter  dpavishus,   5,  86,  6  unter 
ähavi.    £benso  an  den  übrigen  Stellen. 

Als  historisch  gebraucht  haben  sich  also  erwiesen  äJTgar  1, 163,  7 
(nicht  sicher),  djijanat  10,  134,1  und  wohl  auch  9,  110,  3  u.  4.  10, 
88,  10.  Zeitlos  scheinen  verwendet  deih-adat  4,  24,  8,  dviva^ai  10,  65, 
16,  dpgnat  7,  28,  3. 

DslbrfiDk  a.  Wlndltcb,  *r>ilUt.  Foneb.  U.  & 


66 


B.   Die  übrigen  redüplicirten  Aoriste. 

Nach  meinem  altindischen  Yerbmn  S.  111  kommen  nur  dpaptam 
und  dvocam  in  Betracht. 

äpaptam 

ist  als  aoristisch  bereits  erwiesen  unter  dyukshata  und  dsävtt.    Ebenso 
wird  es  gebraucht  1,  191,  9.   6,  64,  2  u.  6.   7,  59,  7. 

ävocam. 

Formen  von  dvocam  erscheinen  häufig  echt  aoristisch  in  Schluss- 
versen in  dem  Sinne  von  'hiermit  haben  wir  gesagt,  jetzt  haben  wir 
gesagt',  und  zwar  an  folgenden  Stellen  1,  78,  5.  1, 114,  11.  1, 116,  25, 
1,  117,  25.  1,  182,  8.  1,  189,  8.  4,  2,  20.  4,  45,  7.  5,  1,  12.  5,  73,  10. 
10,  80,  7.  10,  115,  9.  10, 120,  9.  Gleichwerthig  mit  Schlussversen  sind 
1,  185, 10  und  Väl.  1,  11,  5.    Aoristisch  8,  89,  5. 

Erzählend  steht  dvocan 
5,2,12: 

Unwiderstehlich  soll  Agni  die  Habe  des  Feindes  erbeuten,  des- 
wegen nannten  ihn  (avocan)  die  Götter  Agni,  den  Erbeuter. 

Der  Vers  ist  zweifelsohne  sehr  jung.  —  Zweifelhaft  bleibt  1,  122, 
12.    Wegen  6,  31,  1  vgl.  u*  ddhithas. 

IV. 

Der  aus  der  einfachen  Vl^urzel  gebildete  Aorist. 

Ich  stelle  zuerst  diejenigen  aus  der  einfachen  Wurzel  gebildeten 
Augmentformen  zusammen,  welche  nach  der  oben  (S.  6)  gegebenen 
Definition  den  Namen  Aorist  verdienen.  Man  wird  findeö,  dass  zwar 
in  den  weitaus  meisten  Fällen  diese  Formen  auch  wirklich '»aoristischen 
Sinn  haben,  aber  nicht  so  regelmässig,  wie  die  bis  jetzt  behandelten 
Aoriste,  die  durch  ein  unverkennbares  Zeichen  als  solche  herwrgehoben 
sind.  Diese  Erscheinung  ist  von  grossem  Interesse  für  das  Verstand- 
niss  der  Genesis  des  indogermanischen  Verbums,  und  soll  ^Iso  dem 
Plane  dieser  Arbeit  gemäss  hier  nur  angedeutet,  nicht  besprochen 
werden.  i 

Bemerkenswerth  ist,  dass  dirata  3pl.  zu  %r  und  dkhyam  ii.  s.  w. 
zu  hhya  sich  dem  Gebrauehe  nach  als  Aoriste  erweisen.  Diese  ff ormen 
sind  also  auch  hier  mit  aufgef&hrt,  wenn  auch  in  der  uns  bekknnten 
Sprache  das  formelle  Kriterium  dafür  fehlt.  i 


VerlasB  una  nicht,  o  Herr,  in  dieser  Schlaehtennoth!  Nicht  findet 
maQ  das  Ende  deiner  Kraft.  Du  liessest  die  Wogen  aufrauschen 
(akrandayas),  die  Wälder  zerbrechend.  Wie  kam  es,  dass  die  Fluten 
nicht  vor  Schreck  znaammenfuliren  (arata)? 

Wenn  1,  4,  5  hierher  gehört,  enthält  dieser  Vera  einen  Beleg  für 
den  aoriatischen  Gebrauch  von  ärata. 

äf  ata. 

Der  aoristische  Gebrauch  Yon  ägala  ist  constaürt  worden  9,  24,  2 
unter  dähanvishus ;  10,  94,  2  unter  dr&vishua;  9,  21,  4  unter  dsavH; 
9,73,9  unter  dhäsata.  Derselbe  Gebrauch  liegt  vor;  2,21,5.  8,43, 
17.  9,  6,  4.  9,  22,  6.  9,  67,  7.    9,  69,  7. 

Erzählenden  Sinn  dagegen  hat  dfota  an  folgenden  Stellen: 

1,  20,  2:  Die,  welche  dem  Indra  die  wortgeschirrten  Falben  sinn- 
reich gebildet  haben  (taiakshüs,  nämlich  die  Ribhus),  haben  durch  ihre 
Mühe  Oßtterstellung  erlangt  (ägata). 

Ebenso  1,  85,  2.  7,  66,  11.  VSl.  11,  2. 

Zeitlos  ist  ägata  gebraucht  8,  86,  9:  Nicht  kommen  dir  die  GOtter 
gleich  (apofo),  nicht  die  Stetblichen,  o  Donnerkeilti-figer ;  alle  Wesen 
Übertriffst  du  (asi)  an  Macht,  nicht  kommen  dir  die  Gßtter  gleich 
{ifsata). 

So  ist  es  wohl  auch  9, 18,  4  zu  fassen,  wenn  gleich  aoristische 
AuEfessnng  möglich  ist.  —  Unberücksichtigt  geblieben  sind  3,  45,  3 
nnd  8,  58, 18. 

äirata. 
ist  aoristiach  7,  23,  1:  Eilig   haben  sich  G^^zt)  die  Gebete  erhoben 
(airaia);  zeitlos  8,20,4:  Die  Wüsten  gerathen  in  Bewegung  (airata), 
wenn   ihr  Maruta  euch  regt  {ejaiha). 

äkaram,  äkar  n.  s.  w. 
äkaram  ist  aoristiach  gebraucht  1,  114,  9:    (Jetzt)  habe  ich  dir 
Lohgeaänge  verfertigt  {iJcaram)  wie  ein  Hirt,  schenke  uns  Wohlwollen, 
0  Vater  der  Maruts. 


Und  füllte  (aprinät)  kaum  geboren  beide  Welten. 
Erzählend  steht  dkar  auch  1,  24,  8.    3,  59,  9  entweder  zeitlos  oder 
aoristisch. 

dkarma  steht  aoiistiscb  4,  2, 19: 
(Jetzt)  haben  irir  dir  gedient  (aJcarma),  Icimstreicb  haben  wir  uns 
eiwiesen  ((AhUma).    Erschienen   sind  {avasran)   zur   rechten  Zeit  die 
strahlenden  MorgenrOthen  n.  s.  w. 
4, 16,  20. 
So  haben  wir  dem  starben  Indra  ein  Andachtslied  verfertigt,  wie 
die  Bhrigus  den  Wagen  u.  s.  w.  —    Ebenso  6,  IB,  19.  8,  2,  3.  10,  39, 
14  (s.  unter  dmrikshama).  10,  68,  12. 

dkarta  ist  erzählend  4,  35,  5 : 

1.  Kommt  hierher,  ihr  Söhne  der  Kraft,  ihr  Sprossen  Sudhanrans, 
bleibet  nicht  fem.  Bei  diesem  Mahle  wartet  euer  reiche  Spende,  enre 
Rauschtränke  sollen  dem  Indra  nachgehen. 

2.  (Jetzt)  bat  sieh  uns  genaht  (ägan)  die  Freigebigiceit  der  Ribhas, 
es  trat  ein  (abkül)  das  Trinken  des  schCngekelterten  Soma,  weil  ilir 
durch  Kunst  und  Fertigkeit  die  eine  Schale  yierfach  getheilt  habt 
{«icahrd,  d.  h.  weil  ihr  Götter  geworden  seid). 

3.  Ja  ihr  tbeiltet  (akri^a)  die  eine  Schale  vierfach,  ihr  sprächet 
(dJracito)  zu  einander:   'Freund,  hilf  mir',   dann   betratet  {aita)   ihr 


5.  Durch  Arbeit  habt  ihr  enre  Eltern  wieder  jung  gemacht 
(<^r(a),  durch  Arbeit  habt  ihr  die  Schale  gefertigt  (akarta)  zum 
Oöttertrunk,  durch  Arbeit  habt  ihr  die  beiden  eileaden  Falben  geacbafTea 
(atashfa),  die  den  Indra  fahren,  o  schatzreiehe  Ribhua. 

6.  Wer  euch  bei  der  Tage  Einkehr  (am  Abend)  den  scharfen 
Trank  zum  Rausche  keltert  (sumtC),  dem  schaffet  reichen  Besitz  an 
Helden,  ihr  starken  fröhlichen  Ribhus. 

7.  Früh  trankest  du  (apilas),  o  Herr  der  falben  Rosse,  den  Trank, 
die  mittägige  Spende  ist  dir  geweiht,  so  trink  auch  jetzt  (am  Abend) 
mit  den  freigebigen  Ribhus,  die  du  dir,  o  Indra,  um  ihrer  Kunstfertig- 
keit willen  zu  Freunden  gemacht  hast  (cakfisM). 

8.  Ihr,  die  ihr  Götter  wurdet  (äbhava(a)  durch  eure  Kunstfertig- 
keit und  wie  Falken  euch  im  Himmel  niederliesaet  (nishedd),  ihr 
spendet  uns  Schätze,  o  Söhne  der  Kraft.  Ihr  seid  ja  unsterblich 
geworden  (dbhavnta),  Sprossen  Sudhanvan's. 

9.  So  trinkt  denn  zu  kräftigem  Rausche,  was  euch  hingegossen 
ist,  ihr  Ribhus,  (nehmt  hin)  die  dritte  (abendliche)  Kelterung  und  Gabe, 
die  ihr  durch  eure  Kunstfertigkeit  verdient  habt  {dkrinudhvam). 

Erzählend  steht  akarta  auch  1,  20,  6, 

äkran  ist  als  aoristisch  bereits  erwiesen:  5,  30,  12  unter  dgra- 
bhJshma  und  1,  92,  2  unter  nyiikshata. 

Ebenso  steht  es  6,  28,  1.  Das  Lied  ist  ein  Segen  über  eine  glück- 
lieh in  den  Stall  eingebrachte  Heerde  und  lautet  folgendermassen : 

1.  Jetzt  sind  die  Kühe  eingetreten  {agmari),  sie  haben  es  brav 
gemacht  {akran),  mögen  sie  nun  bleiben  {sidatdti)  im  Stalle  und  es 
sich  gefallen  lassen.  Reich  an  Nachkommenschaft  mögen  die  bunt- 
farb^en  hier  sein,  mögen  sie  manchen  Morgen  zum  Opfer  für  Indra 
Milch  geben. 

2.  Indra  schenkt  ((ikshali)  ja  dem  Opfernden  und  Spendenden,  ja 
er  giebt  {dadäti)  ihm,  entzieht  (mtiskayati)  ihm  nicht  das  Seine,  immer 
wieder  des  Frommen  Besitz  vermehrend  siedelt  er  ihn  an  {ni  dadhfiti) 
auf  endloser  Fläche. 

3.  Sie  verlaufen  sich  {na^anti)  nicht,  nicht  mag  der  Dieb  die 
Heerde  beschädigen,  noch  ein  Feind  ihr  heimlieb  etwas  anhaben,  lange 


70     

2cate)  der  Herr  die  Kfllie,  mit  denen  er  den  Göttern  oftert 
nd  schenkt  (äddati). 

ein  stä<ibbodeckter  Kenner  holt  sie  ein  (apiute),  nicht  gehen 
e  znr  Schlachtbank,  furchtlos  wandeln  (caratUi)  auf  ofEiBnem 

Kühe  des  frommen  Mannes. 

ie  Binder  gelten  (achän)  mir  als  Bhaga  und  als  Indra,  die 
8  der  Genus3  des  herrlichen  Soma,  diese  Rinder,  ihr  Leute, 
Indra.  Mit  Herz  und  Sinn  suche  ich  (ichomi)  Indra. 
ir  Kühe  macht  dick  (medayatha)  auch  den  dünnsten,  ihr 
rhjtutha)  schön  auch  den  hässlichen.  Glücklich  macht  ihr 
)  das  Haus,  ihr  heilvoli  brüllenden,  hoch  wird  eure  Krafl  in 
unmlungen  gepriesen  {ucyate). 

eich  an  Kälbern,  schönes  Futter  rupfend,  reines  Wasser  an 
[C  saufend;  so  mag  euer  kein  Dieb  und  Böser  habhaft  werden, 
in  mag  euch  die  Lanze  des  Kudra. 

8  ist  später  angefügt.- 
ifalls  aoristisch  erscheint  dkran   1,  61,  16.  2,  39,  8.  3,  30,  20. 

6,  44,  8.  10,  14,  9.  10,  128,  9.  Erz&hlend  1,  33,  15,  sieh 
'lukshat. 

igt  als  aoristisch  erwiesen  10, 159,  4  {=  10,  174,  4)  unter 

%äs  ist  erzählend  5,  30,  8:  Zu  deinem  Genossen  machtest 
I  du  mich  dir,  o  Indra,  als  du  das  Haupt  des  DSmonen 
serschmettertest. 

(a  ist  als  aoristisch  erwiesen  1,  124,  4  u.  5  unter  dsUvU  nnd 
)  unter  dvikshata.  Ebenso  erscheint  es  1,  181,  1  u.  8,  46,  24. 
hlend  ist  3,  36,  8;  zeitlos  3,  35,  8:  Wenn  er  zwei  reiche 
bene  Männer  im  Kampfe  um  schmucke  Rinder  zusammengebracht 
I,  dann  macht  (akrita)  der  Erschütterer  die  eine  zu  seinem 
(aber  dem  anderen)  treibt  (ajati)  der  rauschende  die  Heerde 
den  Kriegern. 

ta  ist  bereits  als  aoristisch  erwiesen:  8,  54,  12  unter  ädhu- 
),  155,  5  unter  dneshata;  1,  92,  1  unter  dyukshata;  10,  94,  5 
er  drävishas;  9,  21,  7  unter  dsävU.  Ebenso  ist  es  gebraucht 
7,  104,  8.  10,  66,  14.  Imperfectisch  ist  dkrata  1,  20,  4  (vgl. 
!a).  5,  21,  3:  Dich  haben  alle  Götter  insgesammt  zu  ihrem 
macht  (vgl.  8,  23,  18  und  9,  18,  3). 
Ortert  lasse  ich  10,  62,  7. 


71     

dkran,  äkrän  (Jcrandati). 

dkrän  als  2s.  ist  aoristisch  gebraucht  9,  64,  9.  c^ran  und  dkrän 
als  3s.  ebenfalls  aoristisch  5,  59,  1  (vgl.  unter  dcucyavU).  Ebenso 
6,  69,  3.    Wahrscheinlich  imperfectisch  2,  11,  8.    Zweifelhaft  lasse  ich 

9,  97,  40. 

äkripran  4,  2,  18  bleibt  dahingestellt 

äkshär  nur  von  dem  Soma  gebraucht,  der  unter  den  Augen  des 
Priesters  durch  die  Seihe  rinnt  Als  aoristisch  schon  erwiesen  9,  89,  1 
unter  dvasishta,  ebenso  in  folgenden  Hymnen  des  9ten  Buches:  18,  1. 
66,  28.   87,  4.   89,  3.  97,  2.  106,  9.   109,  16  u.  17.  110,  10.     Unklar  ist 

10,  89,  6. 

äkhyam,  äkhyas. 

dhhyam  steht  aoristisch  1,  109,  1. 

Ich  blicke  um  mich  (habe  jetzt  um  mich  geblickt,  dkhyam),  Unter- 
stützung suchend,  nach  Verwandten  und  Gesippten,  aber  ich  habe 
keinen  andern  Schutz  als  euch  beide,  darum  habe  ich  euch  beiden  ein 
Lied  gefertigt  {ataksham). 

Man  könnte  dkJiyam  auch  imperfectisch  auffassen,  doch  kann  für 
die  aoristische  Auffassung  die  ähnliche  Stelle  Väl.  7,  1  angeführt  werden : 
'Gross  ist  die  Heldenkraft  des  Fürsten,  ich  habe  aufgeblickt  (blicke 
auf,  dkhyam)^  heran  kommt  deine  Gabe,  o  Dasyavevrika',  wo  die  Be- 
ziehung auf  die  Gegenwart  unverkennbar  ist  Zeitlos  scheint  dklujam 
5,  48,  4  gebraucht. 

dkhyat  ist  als  aoristisch  bereits  erwiesen:  10,  189,2  unter  dkm- 
mim;  1,  123,  2  unter  djanishta;  10, 127,  1  unter  dvikshata.  Aoristisch 
steht  dkhycU  auch  4,  13,  1: 

Erschaut  (akhyat)  hat  Agni  das  Nahen  der  Morgenröthe,  der  fröh- 
liche die  Freigebigkeit  der  nahenden;  kommt,  ihr  Afvinen,  zum  Hause 
des  Frommen,  Gott  Sürya  kommt  (eti)  herauf  mit  Glanz. 

Ebenso  1,  35,  7  u.  8.  1,  113,  4.  5,  81,  2.  9,  101,  7;  wohl  auch 
4,  2, 18  und  4,  20,  9  (Schilderung  der  Geburt  des  durch  den  Blitz  ent- 
zündeten Feuers). 

Erzählend  dagegen  steht  akhyat  5,  30,  9 : 

Weiberj  machte  (cakre)  der  Dämon  zu  seinen  Waffen,  was  können 
mir  seine  schwachen  Heere  thun?  Er  verbarg  (antdr  akhyat)  ihm  die 
beiden  Milchkühe,  da  schritt  (ait)  Indra  vor,  den  Dämon  zu  bekämpfen. 

Imperfectisch  auch  10,  45,  4. 

dkhyaia  2pl.  ist  aoristisch  gebraucht  in  dem  inhaltlich  undeut- 
lichen Verse  1, 161, 13:  Als  ihr  geschlafen  hattet,  fragtet  (oprecAa^a) 


12     

ihr,  0  Ribhus:  Wer,  o  TJn verhüllbarer,  hat  uns  denn  jetzt  erweckt 
(abübtidhcjU)?  Der  Bock  nannte  (äbramt)  den  Hund  Wecker,  im  Laufe 
eines  Jahres  habt  ihr  heute  zum  ersten  Mal  die  Augen  geöffiiet  (ri 
akhyata), 

dkhyan  ist  aoristisch  1,  35,  5,  imperfectisch  4, 1, 18. 

dkhyata  dpi.  med.  ist  aoristisch  9,  61,  7. 

ägamam,  &gan,  äganma  u.  s.  w. 

dgamam  ist  bereits  als  aoristisch  erwiesen  10, 166,  4  unter  d^a- 
mim  und  10^  137,  4  u.  dbharsham.    Ebenso  ist  es  gebraucht  1,  161,  2. 

dgan  2s.  ist  aoristisch  gebraucht  3,  37, 10 :  Du  hast  (hier)  herr- 
liches Lob  gefunden  (agan)^  so  nimm  denn  unüberwindliche  Kraft  an 
dich.    Wir  steigern  {tirämast)  deinen  Muth. 

Ebenso  wohl  auch  10,  29,  4. 

dgan  3s.  ist  als  aoristisch  bereits  erwiesen  7,  20,  9  unter  (tkret- 
pishta;  1,  123,  2  unter  djanisJUa  und  4,  35,  2  unter  dkarta.  Ebenso 
ist  es  gebraucht  1, 179,  4,  in  einem  Liede,  worin  eine  aJt  gewordene 
Frau  (Lopämudrä,  wenn  dies  Wort  Eigenname  ist)  ihren  Gatten  anzu- 
locken sucht.  Vers  5  und  6  scheinen  nicht  zu  den  vier  ersten  Versen 
zu  gehören. 

1.  Viele  Jahre  und  viele  erschöpfende  Tage  hindurch  habe  ich 
mich  Tag  und  Nacht  gemüht.  Das  Alter  mindert  (minäii)  den  Beiz 
des  Leibes.    IMe  Gatten  sollen  bei  den  Weibern  schlafen. 

2.  Die  alten  Verehrer  der  Götter,  welche  mit  den  Göttern  zusam- 
men das  Opfer  vollzogen  (dvadan,  d.  h.  unsere  Vorfahren),  haben  jetzt 
ausgespannt  {dva  ast^s)^  sie  haben  nicht  das  Ziel  erreicht.  Die  Gatten 
sollen  bei  den  Weibern  schlafen. 

3.  Weil  die  Götter  dem  helfen  (dvanti),  der  sich  redlich  bemüht, 
so  werden  wir  beide  jedes  Hinderniss  überwinden,  wir  werden  siegen 
in  dem  Kampf  der  hundert  Listen,  wenn  wir  das  zusammengehörige 
Paar  zusammenbringen. 

4.  Nach  meinem  spröden  Gatten  hat  mich  Sehnsucht  erfasst  (090»), 
die  hierher  oder  dorther  oder  irgendwoher  entstanden  ist,  Lopämudrä 
verlockt  {nis  rinäti)  ihren  Gatten,  die  thörichte  saugt  aus  (dhcofati) 
den  weisen  schnaufenden. 

Derselbe  Gebrauch  liegt  vor:  4,  53,  7.  9,  97,  5.  10, 10,  7.  10,  40, 
12,  wohl  auch  10,  86,  2. 

dganma  ist  als  aoristisch  bereits  erwiesen:  10,  60,  1  unter  dkret- 
mJm;  8,  48, 11  unter  dbhdkshi;  3,  33,  3  unter  dyOsamn    Derselbe  Cre- 


74     

ägam,  ägSs,  ägat  u.  s.  w. 
dgam  ist  aoristisch  gebraucht  5,  2,  8,  vgl.  10,  32,  6. 

dgäs  ist  als  aoristisch  bereits  erwiesen  8,  48,  2  unter  dbhakshi 
und  10,  161,  5  unter  dspärsham.  Ebenso  ist  es  gebtaucht  3,  21,  4. 
10,  22,  ö. 

dgät  ist  als  aoristisch  bereits  erwiesen  10,  159,  1  unter  djaisham; 
1,  123,  4  und  7,  76,  2  unter  djanishta;  1,  124,  4  unter  dsävU;  7,  78»  3 
unter  dceti;  10,  107,  1  unter  dmoci;  10,  63,  1  u.  3  unter  drOdhi,  Die- 
selbe Bedeutung  liegt  noch  in  23  weiteren  Stellen  vor,  die  man  leicht 
bei  Gr.  findet.    Unklar  sind  mir  6,  59,  6  und  10,  99,  5. 

dgama  ist  aoristisch  10, 18,  3  ('Und  wir  sind  da,  bereit  zu  Tanz 
und  Scherzen'  GKR.  S.  150). 

dgus  ist  aoristisch  gebraucht:  3,  8,  9.  3,  42,  3.  3,  56,  2.  7,  95,  3. 
Zweifelhaft  1,  88,  4.  1,  174,  8.  1,  181,  6. 

ägrabham  und  ägribhran  sind  wahrscheinlich  1,  191,  1,3  und 
5,  2,  4  aoristisch  aufzufassen. 

äkshan  (ghcts)  ist  1,  82,  2  unter  ddhüshata  als  aoristisch  erwiesen 
worden.  Ebenso  ist  es  gebraucht  10, 15,  12  (Abschluss  des  Opfers). 
Unklar  bleibt  10,  27,  8. 

äcet    10,  102,  2. 

1.  Deinen  Wagen  (mithükrUam?)  unterstütze  Indra  mächtig,  in 
diesem  rühmlichen  Kampfe  hilf  uns,  o  vielgerufener,  beim  Beutegewinn. 

2.  Der  Wind  bauscht  ihr  Gewand  auf  (vahati),  weil  sie  tausend 
Wagenlasten  erbeutete  {djayat).  Der  Wagenlenker  hat  sich  als  Mud- 
galas  Gattin  erwiesen  {ahhüt)  im  Kampfe,  das  Indra -Heer  hat  die 
Kampfesbeute  für  sich  eingestrichen  {a^). 

Es  ist  wohl  das  natürlichste,  anzunehmen,  dass  dieser  Vers  dem 
Triumph  nach  eben  gewonnener  Schlacht  Ausdruck  giebt,  obgleich 
ajayai  im  zweiten  Vers  sehr  auffällig  ist. 

äcait  6,  44,  7  ist  nicht  völlig  klar, 
ächän,  ächänta. 

dchän  bedeutet  an  den  zwei  Stellen,  wo  es  erscheint,  ^es  ist  mir 
jetzt  so  vorgekonmien,  es  scheint  mir.* 

6,  28,  5  ist  unter  dhran  übersetzt.  10,  34,  1  ist  GKR.  S.  158  so 
wiedergegeben : 


75     

Die  eben  noch  am  luftgen  Wipfel  schwankten 
Benebeln  mich,  wenn  sie  im  Plane  rollen; 
Die  Nüsse,  dünkt  mir,  reizen  meine  Sinne, 
Als  war's  ein  Trunk  vom  Saft  der  Mü^avantas. 

Dagegen  ackanta  ist  entschieden  imperfectisch.    Die  Stelle,    wo 
es  vorliegt,  übersetzt  Both  Z.  D.  M.  G.  24,  304  so: 

^So  oft  ich  euch,  Marut,  im  Schmuck  erblickte, 
Erfreut  ich  mich,  und  freue  jetzt  an  euch  mich/ 

(ächSnta  me  chadäyätha  ca  nünäm). 

äjanata  4,  5,  5  ist  undeutlich, 
äjushran  1,  71,  1  scheint  zeitlos, 
ätakta  10,  28,  4  ist  undeutlich. 

ätakshma 
ist  bereits  unter  dnüshata  8,  6,  33  als  aoristisch  gebraucht  erwiesen. 
Imperfectisch  ist  es  gebraucht  4,  35,  5  (s.  unter  dkarta).  Ebenso 
1,  1&3,  2:  Den  von  Yama  gegebenen  Kenner  spannte  (ayunaJc)  Trita  an, 
Indra  bestieg  (ddhi  atishthat)  ihn  zuerst,  Gandharva  QrgriS  (agrihhnat) 
seinen  Zügel.  Aus  der  Sonne  hattet  ihr  Yasus  das  Boss  geschaffen 
(at<ishta). 

ätan,  ätSn,  ätnata 
kommen  vor  1,  37,  10.  6,  61,  9.  6,  67,  6.  8,  13, 18  (=  8,  81,  21). 
Nirgends  lässt  sich  sicher  entscheiden,  ob  die  Bedeutung  aoristisch  oder 
imperfectisch  ist.  Wahrscheinlich  imperfectisch  ist  sie  6,  67,  6.  Der 
mehrfach  übersetzte  Vers  1,  37,  10  scheint  mir  nicht  sicher  ver- 
standen zu  sein. 

ätsär  10^58,4  ist  undeutlich. 

ädri^ran  (-ram). 
ist   bereits   als  aoristisch   erwiesen   7,  76,  2  imter  djanishta;   7,  67,  2 
und  7,  78,  1  u.  3  unter  dceti.    £benso  ist  es  gebraucht  5,  3, 11.    Ich 
übersetze  8  — 12. 

8.  Dich  machten  unsere  Vorfahren  beim  Aufleuchten  dieser  Morgeu- 
röthe  zu  ihrem  Boten,  und  verehrten  (ayajanta)  dich  mit  Opfern.  Deun 
du,  0  Agni,  wandelst  (lyase)  mitten  in  Beichthümem,  ein  Gott,  entfacht 
von  Menschen  und  Göttern. 

9.  Bette  meinen  Vater,  schütze  in  deiner  Weisheit  ihn,  der  für 
deinen  Sohn  gilt.  Wann  wirst  du,  o  Weiser,  uns  gnädig  ansehen, 
wann  wirst  du  dich  zu  uns  gesellen,  der  du  die  Opfer  prüfest? 


76 

10.  Viele  Namen  giebt  (dadhati)  dir  verehrend  mein  Vater,  ob 
dir,  0  Guter,  das  vielleicht  gefällt,  damit  Agni,  erquickt  und  sein^ 
Götterkraft  sich  freuend,  sein  Wohlwollen  schenke. 

11.  Du  jugendlicher  Agni  führe  den  Beter  über  alles  Unheil  hin- 
weg. Diebe  haben  sich  gezeigt  (adrigran)^  feindselige  Menschen,  heim- 
liche Tücke  lauert  (hat  sich  eingestellt,  abhüvan). 

12.  (Abschliessend).  Diese  Bittgänge  haben  sich  auf  dich  gerichtet 
(tvadrig  abhüvan).  Dem  Guten  ist  unsere  Noth  geklagt  {aväci).  Die- 
ser Agni  soll,  an  unserem  Opfer  sich  erquickend,  uns  nicht  dem  Fluche, 
nicht  dem  Feinde  überliefern. 

Ebenfalls  aoristisch  steht  ddrigran  7,  75,  6. 

ädhsk  2,  15,  4  ist  imperfectisch. 

ädäs,  ädst  u.  s.  w. 

ddäs  ist  aoristisch  gebraucht  10,  15,  12  (vgl.  dkshan).  ddat  ist 
als  aoristisch  bereits  erwiesen  6,  47,  22  u.  24  unter  dgrabhtshma.  In 
ganz  ähnlicher  Weise  steht  es  z.  B.  8,  3,  22:  PakasthSman  hat  mir 
(als  Bezahlung  für  dies  von  ihm  bestellte  Lied)  einen  rothen  schön- 
ziehenden feisten  Hengst  gegeben  (adät). 

Ebenso  7,  103, 10.  8, 19,  36.  Ferner  sind  einige  Verse  aus  dem 
Hochzeitslied  10,  85  anzuführen  (vgl.  Weber,  Ind.  Stud.  5,  190  ff.). 
Die  Worte  werden  gesprochen  bei  der  Ergreifung  der  Hand  der  Braut 
durch  den  Bräutigam. 

37.  Ich  ergreife  (gribhnämi)  deine  Hand  zum  Glücke,  damit  du 
mit  mir,  deinem  Gatten,  zusammen  alt  werdest.  Bhaga,  Aryaman, 
Savitar,  Puramdhi  die  Götter  haben  dich  mir  gegeben  (adus),  damit 
du  meine  Hausfrau  seist. 

38.  Dir,  0  Agni,  führte  man  zuerst  (dgre)  die  Süryä  mit  dem 
Brautgefolge  zu  (avaJian):  gieb  du  nun  deinerseits  das  Weib  dem 
Gatten  und  Nachkommenschaft  dazu. 

39.  (Jetzt)  hat  sie  Agni  zurück  gegeben  (adat)  in  blühender 
Lebenskraft,  lange  lebe  ihr  Gemahl,  hundert  Jahre  lang. 

40.  Soma  gewann  (vivide)  sie  zuerst,  Gandharva  gewann  (vivide) 
sie  darauf,  dein  dritter  Gatte  wurde  Agni,  dein  vierter  ist  der  mensch- 
geborene. 

41.  Soma  gab  (dadat)  sie  dem  Gandharva,  Gandharva  gab  (dadat) 
sie  dem  Agni,  und  darauf  hat  Agni  mir  dieses  Weib  und  damit  Söhne 
und  Beichthum  verliehen  (adät). 

Aoristisch  ist  wohl  auch  6,  27,  7.    1,  30,  16  wird  dat  zu  lesen  sein. 

Ich  füge  hier  die  Formen  an,  in  denen  das  a  kurz  und  die  Wurzel 

mit  ä  zusammengesetzt  erscheint:  ddam  1, 126, 2  und  ddäma  5,  30, 15 


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77     

(s.  unter  dgräbhtshma)  sind  aoristisch  gebraucht,  ddcU  5,  32,  8  und  10, 
99,  9  sind  erzählend.    1, 121,  8  und  1, 127,  6  lasse  ich' unentschieden. 

ädhok  4, 19,  7  ist  imperfectisch  gebraucht. 

ädyaut  ist  als  aoristisch  gebraucht  bereits  erwiesen  1, 123,  7  unter 
djamshta  und  1, 124,  2  unter  dsävU.  'Ebenso  muss  ddyaut  an  den 
übrigen  Stellen,  wo  es  vorkommt,  aufgefasst  werden.  Hier  und  da  ist 
diese  AufEassung  nicht  nothwendig,  aber  doch  sehr  wohl  möglich. 

ädh3m,  ädhat  u.  s.  w. 

ddhäm  ist  aoristisch  10, 145,  6  als  Triumphäusserung  nach  voll- 
endeter Ceremonie,  doch  ist  mir  der  Vers  im  übrigen  nicht  ganz  deut- 
lich.   Man  vgl.  Weber  Ind.  Stud.  5,  222. 

ddhat  4,  34, 1  ist  als  aoristisch  erwiesen  unter  dkari.  Ebenso  ist 
es  gebraucht  2,  39,  4  u.  5,  wahrscheinlich  auch  7,  88,  4  (als  Vision  nach 
GER.  11,  gegen  meine  Chrestomathie).  5,  40,  9  s.  unter  dghukshat. 
Erzählend  ist  1,  164,  33.    Zweifelhaft  bleibt  6,  66,  3. 

ddhus  ist  4, 13,  4  aoristisch:  Die  wogenden  Strahlen  der  Sonne 
haben  die  Finsterniss  wie  ein  Fell  ins  Wasser  versenkt  (adhus, 
gesprochen  beim  Sonnenaufgang). 

ddhühäs  ist  4, 17,  6  u.  7  imperfectisch.  Bei  6,  31, 1  zweifle  ich, 
ob  das  Lied  aus  einem  Gusse  oder  nicht  vielmehr  zusammengeflickt 
ist,  so  dass  man  den  ursprünglichen  Sinn  des  Tempus  nicht  wohl  er- 
kennen kann. 

ddhita  ist  als  aoristisch  erwiesen  10,  127,  1  unter  dvikshata. 
Ebenso  ist  es  gebraucht  1,  144,  5  und  9,  71,  9. 

ddMtam  ist  aoristisch  in  dem  Agniliede  10,  4.  Vers  6  lautet: 
Zwei  tollkühne  diebische  Holzgänger  haben  ihn  mit  zehn  Stricken 
bedeckt  (adhttom,  d.  h.  die  Hände  haben  ihn  jetzt  aus  einem  anderen 
Holzstoss  geholt).  Hier  ist,  o  Agni,  far  dich  ein  neues  Lied,  bespanne 
den  Wagen,  gleichsam  mit  deinen  leuchtenden  Gliedern. 

äpadran  6,  20,  3 
ist  erzählend.    Man  vgl.  auch  den  folgenden  Vers. 

äprikta  10,  97, 1  aoristisch. 

Der  Gott,  der  flammend  dahinströmt  in  eilendem  Drange,  hat  den 
Göttern  seinen  Saft  mitgetheilt  (apriUa,  beim  Beginn  des  Somaopfers). 

äpäm,  äpäs  u.  s.  w. 

dpäm  ist  als  aoristisch  erwiesen  10, 119  unter  dyänsam, 
dpas  ist  aoristisch  6,  39,  1 :  Von  dem  freundlichen,  weisen,  himm- 
lischen, priesterlichen,  andachtsvollen  Methtrank,  von  dem  breitstehen- 


78 


den  hast  du  getnmken  (apäs)^  o  Gott,  gewähre  dem  Preisenden  vor 
allem  Gaben  an  Bindern. 

Aehnlich  3,  53,  6.  Dagegen  abweichend  ist  der  Gebrauch  Ton 
dpäs  10,  96,  13:  Du  trankst  (opös),  o  Herr  der  Falben,  von  den 
früheren  Tränken,  so  sei  auch  dieser  Guss  dir  zugeeignet  u.  s.  w. 

dpat  ist  als  aoristisch  erwiesen  8,  58,  11  unter  dmatsus.  Ebenso 
ist  es  gebraucht  2,  37,  4.  6,  38,  1.  8,  81,  4. 

dpäma  ist  als  aoristisch  erwiesen  8,  48,  3  unter  dbkcäcshi.  Wegen 
dpus  1,  164,  7  vgl.  Gr.  s.  v. 

äprät  10,  32,  7  lasse  ich  unerörtert. 

äbudhran  (-ram). 

ist  7,  80,  1  als  aoristisch  erwiesen  unter  dbodM.  Ebenso  7,  72,  3 
('Schon  wachten  auf  der  Ritter  Lobgesänge'  Gr.)  und  10,  35,  1. 

äbhakta 
ist  als  aoristisch   erwiesen  3,  33,  12   unter  dyäsam.    Zweifelhaft 
lasse  ich  9, 102,  2. 

äbhär  10,  20, 10  ist  aoristisch  gebraucht. 

äbhet  1,  33,  13 

ist  imperfectisch  gebraucht,  üebrigens  ist  bhet  zu  lesen,  s.  unter 
ddhükshat. 

äbhüs,  äbhüt  u.  s.  w., 

wozu  man  auch  das  zweimal  vorkommende  dbhuvam  rechnen  kann. 
Unter  mehr  als  50  Stellen,  an  denen  diese  Formen  erscheinen,  ist  nur 
eine,  die  imperfectischen  Gebrauch  zeigt,  nämlich  1,33,  10  in  einem 
Belativsatze.  Zu  den  übrigen  bemerke  ich:  der  aoristische  Gebrancb 
ist  bereits  erwiesen:  unter  djanishta,  djaisham,  ddhükshat^  ddhürshaiaf 
dbhakshij  dhhutsmahi,  dyänsam^  dkäri,  ddargi,  ddhäyi,  dmoci,  dcct- 
Besonders  hervorzuheben  ist  noch  8,  21,  7:  'Nicht  sind  wir  eben  erst 
als  Neulinge  deiner  Hülfe  genaht  {ahhü}nd)^  wir  kennen  seit  lange 
deinen  Beichthum.'  —  6,  44,  10  ist  zu  übersetzen:  *dir  haben  wir  uns 
hiermit  zu  eigen  gegeben,'  vgl.  2,11,  12.  Eine  etwas  abweichende 
Gebrauchsweise  liegt  vor  2,  30,  10  jyög  abhüvan  änudhüpitäsah,  *  schon 
zu  lange  haben  sie  sich  aufgeblasen  gezeigt,'  ein  Gebrauch,  zu  dem 
unter  dgayisMhäs  eine  treffende  Parallele  verzeichnet  ist.  —  Zweifel- 
haft lasse  ich  6,  45,  13  imd  10,  86,  23. 

ämatta  2,  37,  4  ist  aoristisch. 

am  ata  von  man  10,  68,  7  ist  imperfectisch. 


79     

ämjak  1,  169,  3  ist  aoristisch  gebraucht. 

äyäs  und  äyashta  {yaj) 
sind  als  aoristisch  erwiesen  3,  29, 16  unter  d(amishthas  und  6,  47,  26 
unter  dgrablnshina, 

äySn  {yarn) 
ist  als  aoristisch  erwiesen  6,  71,  5   unter  dyänsam.    Ebenso  2,  38,  3. 
4,  53,  1.  10,  139, 1. 

äyuji,  dyukta  u,  s.  w. 

ayuß  5,  46, 1  steht  aoristisch : 

Wie  ein  kluges  Pferd  schirre  ich  mich  (habe  ich  mich  jetzt  geschirrt, 
ayuji)  selbst  an  die  Deichsel,  ich  ziehe  dich  vorwärts,  eilende,  nach 
Hilfe  strebende.  Nicht  wünsche  ich  Losspannung  von  dir  nach  der 
Einkehr.  Ein  des  Weges  kundiger  Führer  soll  mich  richtig  leiten. 
(Bildlich  von  den  Andächtigen). 

dyukta  1,  48,  7  ist  aoristisch:  ^Sie  hat  sich  aufgemacht  (ayukta) 
aus  der  Feme,  vom  Aufgang  der  Sonne  her,  mit  hundert  Wagen  ver- 
breitet (vi  yäti)  sich  die  reiche  Ushas  über  die  Menschen  hin.' 

Ebenso  1,  50,  9.  7,  60,  3.  9,  63,  8  u.  9. 

dyujmahi  ebenfalls  aoristisch-  6,  53, 1;  dyugdhvam  ebenso  1,  39,  6. 
Ebenso  dyujran  3,  41,  2. 

1.  Komm,  Indra,  her  zu  mir,  gerufen  zum  Somatrank,  mit 
den  Haris  komm,  o  Keilträger. 

2.  Niedergelassen  hat  Agni  sich  (saUds)  als  regelrechter  Priester, 
gestreut  ist  {tistire)  das  Barhis  ununterbrochen,  firüh  sind  die  Steine  in 
Bewegung  gesetzt  (ayujran). 

äraik  ist  aoristisch  gebraucht:   1, 113,  1.  2. 16.   1,  124,  8  (s.  unter 
dsavlf).    Zweifelhaft  bleibt  3,  31,  2. 

ävar  (2s.  und  3s.),   ävran,  ävrita. 

dvar  als  2s.  ist  aoristisch  4,  52,  6  (s.  unter  dbhuismahi) ,  ebenso 
8,  9,  6.  1,  11,  5  s.  unter  dvishus.  Aoristisch  stehen  auch  dvar  (3s.), 
dvran  und  dvrita  an  sämmtlichen  Stellen.  Vgl.  unter  dyükshätäm. 
Verdorben  scheint  5,  77,  2. 

ävri  (var  wählen)  steht  aoristisch  4,  55,  5. 

ävrijan,  ävrikta.    dvrijan  10,  48,  3    steht  imperfectisch,   dvrikfa 
8,  90,  16  scheint  aoristisch. 

ävart,  ävritran. 

dvart  ist  aoristisch  7,  59,  4  (^aufs  neue  hat  sich  eure  Gunst  uus 
zugewendet').    Ebenso  10, 124,  4,    dvritran  ebenso  8,  81, 14. 


80     

ävat  (väh)  10,  15,  12.  ist  aoristisch  gebraucht. 
äYi9raii  8,  27^  12  ist  aoristisch  gebraucht. 

ä9re8,  äpret 

sind  stets  aoristisch  gebraucht,  dgres  3,  33,  2  ist  zu  übersetzen 
'  du  hast  bei  uns  den  Halfter  der  Falben  befestigt.'  Wegen  dgret  genügt 
es  zu  verweisen  auf:  djanishta,  dtfukshata,  dsärntj  dbodhi,  drod^  dssdi, 

ä9rayam,  ä9rot. 

Bei  a^avam  1,  109,  2  ist  wohl  die  imperfectische  Auffassung 
natürlich  (vgl.  auch  unter  äkhyam)^  ebenso  10,  86,  11.  dgrot  7,  33,  5 
ist  imperfectisch,  dagegen  aoristisch  1,  39,  6. 

ä9Tait,  ä9vitan. 

dgvait  ist  als  aoristisch  erwiesen  1,  92,  12  unter  dyukshata; 
1,  124,  11  unter  dsävlt;  7,  77,  2  unter  ddargi.  Ebenso  1,  113,  15. 
7,  77,  2.    dgvüan  10,  78,  7  ist  zweifelhaft. 

&sakta  1,  33,  3  s.  unter  ddhuhshat. 

äsräk,  äsfigran  (-ram) 
stets  aoristisch  gebraucht  an  etwa  zwanzig  Stellen ;  vgl.  auch  u.  dsrikshi. 

ästar  ist  erzählend  2, 11,  20.  10, 111,  6. 

ästaut 

ist  imperfectisch  10,  67,  3   (agäyat  steht  parallel).    Ebenso  wohl  auch 
10,  105,  6. 

ästhäs,  ästhat,  ästhus,  ästhithäs  u.  s.  w. 

Ich  zähle  68  Stellen,  von  denen  unklar  bleiben  1,  164,  17.  3,  29,  3. 
10,123,  4.  Imperfectisch  ist  sicher.  4,  18,5;  wahrscheinlich  1,80,8 
und  10,  123,  4  (erzählend  in  Nebensätzen  1,  94,  11.  10,  113,  3);  in 
allen  anderen  Stellen  liegt  der  aoristische  Gebrauch  vor.  Vgl.  unter 
djanishta,  ddrikshata,  dbhakshi,  dyähsam,  dkari,  dceti,  ddargi,  dbodhi, 
dvaci. 

äspar  5, 15,  5.    Der  Vers  ist  mir  nicht  klar. 

äspridhran 
7,  56,  3  scheint  zeitlos.    6,  66,  11  ist  unklar. 

äsyän 
9,  89, 1  ist  aoristisch  gebraucht^  siehe  unter  dvasishfa. 


^ 


1 


äbrat,  AhTfl,  &hQmahi. 

ähümahi  ist  aoristiach.  dhvat  erzählend  ausser  8,  8,  9.  dhve  aori- 
stisch an  neun  Stellen,  erzählend  3,  56,  4  (ahvanta  gehört  nicht  hier- 
bei); Tgl.  unter  ddhukshat,  dnüshata,  äi/iisam. 


Ich  lasse  nun  zur  Vergleichung  einige  aas  der  einfachen  Wurzel 
gebildete  Augmentteinpora  folgen,  welche  ihrer  Stellung  im  Systeme 
des  Yerbnms  nach  als  Imperfecta  zu  bezeichnen  sind. 

äsam,  äsTs,  &s  u.  s.  w.  (dsH)  ist  stets  imperfectiach  gebraucht, 
äsata  (äste)  lO,  95,  7  ist  imperfectisch  gebraucht, 
dyam,  äis,  äit  {eti). 

An  allen  (zahlreichen)  Stellen  finde  ich  iinperfectischen  Gebrauch, 
ausser  1,  125,  3  und  10,  51,  4  u.  6. 
äitta  3,  46,  3  erzählead. 
äeashfa 
scheint  mir  an  den  drei  Stellen,  wo  es  vorkommt  (2,  15,  7.  3,  54,  6. 
4,  16,  3,  wozu  man  GEB.  64  vergleiche)  imperfectisch  gebraucht  zu  sein. 

äbravam,  äbravTt  u.  s.  w. 

dh-avam  ist  aoristisch  gebraucht  6,  55,  5 :  Den  Freier  der  Mutter 
(FOsban)  habe  ich  (jetzt)  angeredet.  Der  Schwester  Buhle  höre  uns, 
der  Bruder  ludras,  mir  ein  Freund.  —  Ebenso  8,  3,  24  und  8,  24,  11. 

dbravU  dagegen  ist  an  den  meistea  Stellen  (1,  161,  5.  9.  12.  4, 18, 
11.  8,  33,  17.  8,  66,  2.  8,  80,  1)  imperfectisch  gebraucht.  Andere 
Stellen  (1,  146,  5.  1,  161,  13.  1,  191,  16.  6,  45,  37.  10,  9,  6  (=  1,  23, 
20)  lassen  keine  sichere  Entseheidnng  zu. 

äbravüa  und  äbravilana  sind  imperfectisch  gebraucht,  ebenso,  wie 
es  scheint,  dbruvan. 

ijäs,  äy&t  u.  s.  w.  (pa) 

nur  imperfectisch.  9,  82,  5:  Wie  du  unseren  Vorfahren  zu  Liebe 
hundert-  und  tausendfaches  Qnt  gewährend  unerschöpflich  zum  Ziele 
flössest  (äySs),  o  Indu,  so  ströme  jetzt  flammend  zu  neuer  Gnade, 
deinem  Befehl  folgen  die  Wasser. 

Delbta«k  0.  WlDdlaeb,  iTutaU.  Fonch.  U.  6 


not)  die  Pflanzen  und  die  Tage,  er  schuf  iasanol) 
riift    Er  C^ete  (bibheda)  den  Fels  u.  9.  w. 
m.  1,10  nnd  7,18,1. 
isarti). 
ausser  2,  24,  11  aoristiachen  Gebrauch.    Als  Bei- 


Bt  Indra,  o  Saramä,  und  wie  sieht  er  aus,  als 
der  Ferne  jetzt  hierhergekommen  bbt  {äsaras)? 

iwuodern  seinen ,  des  yölkerbeherrschenden,  Eifer, 
schnellen.  Die  in  der  Schlacht  weichenden  (?) 
i:  Fernhin  ist  Dadhikrä  mit  Tausenden,  gegai^en 

u  nicht  recht  dentlich',  wohl  aber  der  aoristische 

,  und  die  Redewendung,   die  au  den  Brähmaga- 

iber  äsarai   auch  erzählend   sein   kann,    beweist 

1  der  Stelle  zwar  auch  nicht  ganz  klar,  aber  doch 

idung  Tou  dsar<U  ausser  Zweifel  ist. 

nnääti,  aber  auch  vidäti) 

iristisch  gebraucht.    Als  Belege  führe  ich  an: 

nssrers. 

Lssen  {marshts),  halte  jetzt  ein,  du  hast  die  Wflst^n 

ir),  du  hast  Gras  zur  Nahrung  aufsprossen  lassen 

m  Geschöpfen  ihren  Wunsch  erfüllt  {avidas). 

hat  heute  die  beiden  lieblichen  yiel  angerufenen 
It  (ofidfri)?  — 

och  1,  92,  2.  7,  89,  4.  8,  48,  3.  10,  53,  3.  10,  79,  3. 
mperfectisch  ist  midat  gebraucht 

m  Flusse  herabgehend    fand  (amdat)  den  Soma 
nach  Hause  tragend  sprach   sie  (abramt):    Dem 
ifem,  dem  starken  will  ich  dich  opfern. 
dvindam  u.  s.  w.  ist  stets  imperfectisch  gebraucht 
jüjoshati)  ist  Aorist 

trunken  {aptä)  aus  dem  GefUss  des  Hotar,  auch 
Potar  hat  er  sich  berauscht  {amaUa),  aus  dem 


«■^ 


88     

265,  7  agachat  u)  wo  ein  Imperfect  dem  u  unmittelbar  vorhergeht,  ist 
u  in  dem  anreihenden  Sinne  gebraucht/  Es  lassen  sich  noch  einige 
derartige  Beobachtungen  anstellen,  die  das  Gesagte  bestätigen. 

Somit  kann  als  festgestellt  angesehen  werden,  dass  der  Aorist  in 
der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Fälle  das  eben  Geschehene  bezeichnet. 
Es  liegt  zwischen  der  Gegenwart  und  der  durch  den  Aorist  bezeich- 
neten Handlung  nur  ein  kurzer  Zwischenraum.  Natürlich  kann  man 
nicht  darauf  ausgehen  wollen  für  die  Grösse  dieses  Zwischenraumes 
einen  objectiven  Massstab  (etwa  einen  Tag  oder  ähnl.)  festzusetzen, 
vielmehr  handelt  es  sich  nur  um  das,  was  nach  der  subjectiven 
Meinung  des  Bedenden  als  eben  eio  getreten  anzusehen  ist. 

Nicht  selten  ist  (worauf  gelegentlich  aufmerksam  gemacht  worden 
ist)  der  Zeitunterschied  so  gering,  dass  wir  das  Präsens  vorziehen 
würden.  Z.  B.  übersetzen  wir  dstoshi  im  ersten  Verse  eines  Liedes 
mit  dem  Präsens  'ich  lobe',  während  es  genau  genommen  heisst:  'in- 
dem ich  zu  sprechen  beginne,  habe  ich  auch  schon  ein  Lob  aus- 
gesprochen' (vgl.  iyilaaa  und  ähnl.). 

Wie  nun  mit  dieser  Anwendung  des  Aorists  sich  der  seltenere 
historische  Gebrauch  und  der  noch  seltenere  zeitlose  vermitteln  lassen, 
darüber  will  ich  mir  an  dieser  Stelle  noch  kein  Urtheil  gestatten. 
Man  hüte  sich  jedenfalls,  den  Gebrauch  des  iranischen  und  griechischen 
Aorists  bei  der  Feststellung  der  Grundbedeutung  des  Aorists  ausser 
Augen  zu  lassen. 

Zum  Schluss  mache  ich  noch  auf  die  Thatsache  aufmerksam,  dass 
sich  ein  Gebrauchsunterschied  zwischen  den  verschiedenen  Aoristarten 
(abgesehen  von  dem  Verhältniss  der  Häufigkeit  im  Auftreten  der  histo- 
rischen Bedeutung)  nicht  ermitteln  lässt,  dass  also  sämmtliche  Aoriste  schon 
in  dem  ältesten  Sanskrit  als  eine  syntaktische  Einheit  empfunden  werden. 


äjigat  erzählend  s.  unter  ädliaksfiat. 
ädadam,  ädadäs  u.  s.  w. 
ädadam:  Der  Sänger,  ludra  vertretend,  spricht  4,  26, 1 — 3. 


1)  1,  fö,  9  ist  vielleicht  die  AnffuBUDg  des  FadapS^ba  falsch.. 


der  Trank, 

22.  Dieser  kraftgeboreae  Gott  fesselte  (astabhayai)  mit  lodra  ver- 
eint den  Paui,  Indu  entwendete  {amush^tai)  die  Waffen  seines  Vaters, 
beseitigte  die  Listen  des  Unholden. 

23.  Dieser  hat  die  Ushaaen  geschaffen  {akrinot),  die  Weiber  des 
einen  Gottes,  er  hat  das  Licht  in  die  Sonne  gesetzt  {adadhat).  Er 
hat  das  im  Himmel,  in  den  Lufträumen  hei  den  Tritas  verborgene 
Amritam  gefunden  (vindaf). 

24.  Er  hat  Himmel  und  Erde  ans  einander  gestemmt  (stahhatfai), 
er  hat  den  Wagen  mit  den  stehen  Zügeln  angeschirrt  (ai/undk).  Er 
schafft  (dadhara)  die  Milch  in  den  Kühen.  Soma  hält  den  Brunnen 
mit  den  zehn  Bändern  (?).  — 

Derselbe  Gebrauch  liegt  vor  5,  85,  2  (vgL  GKR.  S.  4)  und  9, 
97,  41. 

Mit  ddhattam  (9mal)  wird  immer  von  den  früher  vollbrachten 
Grossthateu  zweier  Götter  berichtet. 


96    

ädhatthäs  5,  32,  2  s.  unter  äjanishta. 

ddhatta  1,  96,  1  übersetzt  Benfey:  'Kaum  war  vor  Alters  er  durch 
Kraft  geboren ,  so  nahm  er  traun  sogleich  sich  {adhatta)  alle  Weisheit* 
u.  s.  w.    Ebenso  ist  ddhatta  gebraucht  2,  22,  2. 

6,8,  i— 4. 

1.  Jetzt  will  ich  preisen  die  Kraft  des  lebenden  starken  rothen, 
das  Walten  des  Wesenkenners,  dem  menschenfreundlichen  Agni  quillt 
(jpavate)  das  neue  lichte  Lied,  wie  der  geliebte  Soma. 

2.  Er^  geboren  im  höchsten  Himmel,  hütete  (araJcshata)  die  Welt- 
gesetze, ein  Hirt  der  Gesetze.  Die  Luft  mass  (amimTta)  der  Weise 
aus,  durch  seine  Grösse  berührte  {aspriqat)  yai9vSnara  den  HimmeL 

3.  Himmel  und  Erde  stemmte  {aslۊ>hnat)  der  wunderbare  Freund 
aus  einander,  er  umgab  (akrinot)  die  Finsterniss  mit  dem  Licht,  wie 
zwei  Häute  rollte  er  (avartayat)  Himmel  und  Erde  aus  einander, 
Yai9yänara  entfaltete  alle  Heldenkraft. 

4.  Im  Schoosse  der  Wasser  ergriffen  {agribhnata)  ihn  die  gewal- 
tigen, die  Leute  nahten  sich  (tasthus)  dem  preisenswerthen  König,  der 
Bote  Mätarifvan  brachte  (ahharat)  Agni  Vai9vanara  fernher  von 
Vivasvat. 

Ebenso  steht  ddhatta  8,  85,  13  und  10,  102,  8. 

äpibas,  äpibat 

stets  erzählend.    Ich  führe  als  Beispiel  an: 

3,  32,  10  Kaum  geboren  am  höchsten  Himmel,  trankst  (apibas) 
du,  0  Indra,  den  Soma  zum  Bausche. 

3,  36,  3 :  Wie  du  die  früheren  Somatränke  getrunken  hast  (dpibas)^ 
so  trink  heute  die  neuen. 

3,  48,  2:  An  dem  Tage  als  du  geboren  wurdest,  trankest  {apibas) 
du  die  Milch,  die  auf  den  Bergen  wächst. 

4,  35,  7  s.  unter  dkarta,    5,  29,  11  unter  ddadam. 
dpibat  1,  32,  3  s.  unter  dtürU, 

2,  15. 

1.  Jetzt  will  ich  die  grossen  Thaten  des  grossen,  die  wahrhaftigen 
des  wahrhaftigen  preisen;  aus  den  Schaalen  trank  er  {apibat)  den 
Soma,  im  Somarausch  erschlug  {jaghanä)  Indra  den  Ahi. 

2.  Ohne  Balken  stützte  er  {astdtlhayat)  den  hohen  Himmel,  er 
erfüllte  (aprinat)  die  beiden  Welten  und  den  Luftraum,  er  festigte 
(dharayat)  die  Erde  und  breitete  sie  hin  (jpaprathat).  Das  that  (cakära) 
Indra  im  Somarausch. 


3.  Indra  bieb  (alchidaf)  sie  zusammen,  wie  man  die  Speichen  mit 
dem  Hammer  in  die  Nabe  haut,  der  höbe  wurde  (abhavat)  Feindt0<lt«r. 

i.  Auf  eiuetk  Zug  trank  er  {apihat)  zumal  dreissig  Kufen,  dreissig 
Eimer  voll  Soma. 

ö.  Den  Gandharva  achoss  er  {airinat)  im  bodenlosen  Luftraum, 
den  Betern  zum  Oedeibn. 

6.  Indra  schosa  {avidliyat)  Ton  den  Bergen  her,  er  rettete  (dhar- 
ayat)  die  gar  gewordene  Speise,  er  achoss  den  wohlgezielten  Pfeil. 

7.  Huadertapitzig  ist  dein  Pfeil,  tauaendfiedrig  er  allein,  den  du, 
0  Indra,  zu  deinem  Gefährten  gemacht  baat  (cakrishe). 

8.  Damit  schufest  du  {ä  abharas  z.  1.)  den  LobsSogern,  Mäonem 
und  Weibern  zu  easen,  eben  geboren,  atarber  Held. 

d.  Dies  sind  die  Heldenthaten ,  die  du  in  Fülle  vollbracht  hasL 
(Der  Schlusa  von  9  ist  mir  nicht  klar). 


dl    

äbibhar  und  äbibhran 

10,  69, 10  und  10,  28,  8  sind  erzählend  gebraucht. 

äbibhet 

10,  138,  5. 

Die  schöne  Ushas  fürchtete  sich  (abibhet)  vor  dem  Schlage  von 
Indras  Waffe,  sie  entfloh  (akrämat)  und  liess  ihren  Wagen  im  Stich 
{ajahät). 

ämimita 

ist  schon  als  erzählend  erwiesen  unter  ddhatta  (6,  8,  2).  Ich 
führe  femer  an 

6,  47,  3 :  Wenn  dieser  Soma  getrunken  wird ,  so  lockt  er  (iyarti) 
mir  ein  Lied  hervor;  er  hat  (jetzt)  meine  eifrige  Andacht  erweckt 
{ajtgar),  der  Weise  schuf  (einst,  amimtta)  die  sechs  Himmelsgegenden, 
ausserhalb  deren  kein  Wesen  lebt. 

8,  42,  1  —  3. 

1.  Den  Himmel  stützte  (astabhnat)  der  heilige*  allwissende ,  er 
mass  die  Breite  der  Erde  aus  {dmimtta\  er  führte  alle  Wesen  als 
Herrscher  an  {d  astdat).  Dieses  All  ist  das  Herrschaftsgebiet  des  Varuna. 

2.  So  preise  denn  den  hohen  Varuna,  verehre  den  weisen  Hüter 
der  Unsterblichen,  er  gewähre  uns  dreifach-schirmenden  Schutz ;  behütet 
uns  in  eurem  Schoosse,  Himmel  und  Erde! 

3.  Feure  diese  Andacht  an,  o  Gott  Varuna,  die  Kraft  und  den 
Willen  deines  Schülers;  das  rettende  Schiff  möchten  wir  besteigen,  um 
über  alle  Schwierigkeiten  hinwegzugleiten. 

Ebenso  ist  ämimita  gebraucht  1,  126,  1.  10,  61,  2.  10,  111,  11. 
Dahingestellt  bleibt  2,  4,  5. 

ävives  {vishy 
6,  31,  3  erzählend. 

ävivyak 

ist  erzählend  7,  18,  8  (in  einem  übrigens  nicht  klaren  Verse). 
Dagegen  ist  es  das  natürliche,  in  dem  Relativsatz  7,  63,  1  ävivyak 
aoristisch  aufzufassen:  ^Auf  geht  der  reiche  allschauende  Sonnengott, 
der  allen  Menschen  gemein  ist,  das  Auge  des  Mitra  und  Varuna,  der 
Gott,  der  die  Finsterniss  wie  ein  Fell  zusammengewickelt  hat'.  Eine 
Möglichkeit  freilich  liegt  auch  vor,  an  die  erste  uranfängliche  Wirkung 
des  Sonnengottes  zu  denken. 

D«lbrack  u.  Wlndiacb,  BynUkt.  Forich.  IL  7 


Bei  dem  Aorist   wurde  schon   erwähnt,   dass  adyd  nur  an  zwei 
Stellen   bei   dem  ImperTeetum   erscheint.     Die  eine  ist  die  eben  he- 


Das  Perfectnm  und  Plusquamperfectum. 


Die  Tenveodung  des  Ferfectums  ist  sehr  mannichfaltig.  Man  kann 
es  iD  sehr  vielen  Stellen  dem  Präsens  vergleichen,  z.  B.  5,  60,  3: 

Seibat  der  hohe  Berg  fürchtet  sieh  {bibhäya),  selbst  des  Himmels 
Bücken  bebt  (rejate)  bei  eurem  Getöse, 

An  andern  zeigt  es  Aehnlichkeit  mit  dem  Aorist,   z.  B.  7,  38,  1 : 

Jetzt  hat  Gott  Savitar  seinen  goldenen  Schimmer  emporgehobeii 
(wd  yayatna),  den  er  angelegt  hat  (n'fjfref). 

Und  wiederum  in  einer  grossen  Anzahl  von  Fällen  erscheint  es 
ganz  so  gebraucht  wie  das  Imperfectum,  z.  B.  1,  32,  1: 

Kr  schlug  {dhan)  den  Drachen,  Hess  die  Wasser  strSmen 
(tatarda). 

Um  diese  Mannichfaltigkeit  zn  erklären,  wird  man  vor  allem  die 
älteste  Bedeutung  (den  sogenannten  Grundbegriff)  des  Ferfectums 
suchen  müssen.  Von  ihm  aus  wird  es  erlaubt  sein,  weiter  zu  tasten 
und  womöglich  die  Gebrauehsschichten  zu  scheiden. 

Mir  hat  sich  Folgendes  als  das  Wahrscheinlichste  ergeben: 

Der  Stamm  des  Ferfectums  bezeichnet  (so  weit  überhaupt  die 
Art  der  Handlung  erkennbar  ist)  eine  mit  Intensität  vollzogene  oder 
eine  vollendete  Handlung.  Intensiv  nenne  ich  hier  sowohl  eine  Hand- 
lung, welche  mit  Energie  vollzogen  wird,  als  eine  solche,  welche 
als  sich  fort  und  fort  wiederholend  gedacht  wird,  und  es  ist  mir  nicht 
unwahrscheinlich,  dass  man  gerade  in  der  sich  immer  wiederholenden 
Handlung  die  Grundbedeutung  des  Ferfectums  zu  erkennen  habe.  Der 
Begriff  der  vollendeten  Handlung  dürfte  sich  aus  dem  der  intensiv 
vollzogenen  Handlung  entwickelt  haben. 

Im  Indicativ  des  Ferfectums  erscheint  diese  Handlung  wie  beim 
Präsens   entweder   zeitlos   oder    an    die    Gegenwart   gebunden.     Dazu 


Dem  hilfestarken  fügen  sieb  (ßemire) 

Der  Menschen  Stämme  alle  tunf, 

Er  trägt  (bibharti)  die  Götter  insgesammt.    (QKB.  18). 

titiriis  2,23,5. 
Wen  du  als  guter  Hirt  beschirmst  (rdkshast),   o  Brabma^aspati, 
den  überwältigt  {titirus)  nicht  Noth   noch  Unheil  noch  Feinde  noch 
Böswillige;  alle  Dämonen  treibst  du  [hadhase)  von  ihm  hinweg. 

eibitß  2,  27,  11. 

Die  Rechte  und  die  Linke,  vorn  und  hinten,  ist  an  euch  nicht  zu 
scheiden  (dkite)  ihr  Aditja.  —    (GKR.  22). 

riricö  1,  59,  5, 
Deine  Grösse,  o  Wesenkenner,  übertrifft  (rirtce)  selbst  den  hohen 
Himmel.    König  der  menschlichen  Stämme  bist  du  (osi),  im  Kampfe 
hast  du  den  Göttern  Gut  erworben  (cakariha). 

ahiis  1,  74,4  —  5. 
Wessen  Bote  du  an  heiliger  Stätte  bist  (o'si).  wessen  Opfergflsse 
du  zu  geniessen  verlangst  (vcshi),  wessen  Fest  du  verherrlichst  (krinösAi), 
den  nennen  (ahus)  die  Leute  scliönopfemd,  götterbeliebt,  wohlstreuend. 

äpös  1,  24,6. 

Deine  Herrlichkeit,  deine  Macht,  dein  Ungestüm  erreichen  (äpas) 
weder  die  Vögel,  die  dort  fliegen,  noch  die  Wasser,  die  dort  ruhelos 
rinnen,  noch  jene,  die  des  Windes  Urkraft  überragen  (praminätUi). 

Diese  Uebersetzung  von  äpüs  wird  namentlich  durch  das  'dort' 
empfohlen. 

babhüva  1,  32, 15. 

Indra  ist  der  König  des  Wandernden  und  des  Ruhenden,  der 
gezähmten  und  der  gehörnten  Thiere,  er  herrscht  Qishayati)  als  Kön^ 


fiber  die  Menschen,  wie  der  Kadkraaz  die  Speichen  um&sst  er  (bäbhüvn) 
das  AU. 

e)  Die  vollendete  Handlung  erscheint  selten  in  zeitloser  Aussage, 
weil  es  natörlicli  ist,  die  Vollendung  der  Handlung  von  einem  be- 
stimmten Zeitpunkt  zu  datiren.  Doch  könnte  man  etwa  folgende  auf 
einen  Gott  bezügliche  Aussage  hierherzieben : 

sasäda  l,  25, 10.  , 

Der  heilige  Yaruna  sitzt  (sasada)  in  seinem  Palast«,  der  Weise 
um  seine  Herrschaft  zu  Qben.  Von  dort  überschaut  (pagi/ati)  er  in 
seiner  Weisheit  Alles,  das  Vergangene  und  das  Zukünftige. 

Dir  gleich  o  Indra  ist  keiner  geboren,  noch  wird  er  geboren 
werden,  du  bist  über  alles  herausgewachsen  (vavakshitha)    1,  81,  6. 


Der  Indicatiy  Perf.  wird  von  einer  gegenwärtig  gedachten 
Handlung  gebraucht: 
a)  Selten  tritt  in  diesem  FaUa  der  Begriff  der  intensiven  Hand- 
lung hervor.     Doch  führe  ich  an   z.  B.  die  interesaante  Form  davi- 
dhava,  ein  Perfectum  mit  Intensivreduplieation : 
1,  140,  6. 
Agni,  der  sieb  emsig  über  die  braunen  Hölzer  neigt  (ndmnate'), 
wandelt  (di)  brüllend  vorwärts,   wie  der  Stier  zu  den  Kühen.    Seine 
Kraft  entfaltend  prangt  er  (^utubhate),  wie  ein  furchtbar  unnahbarer 
Stier  schüttelt  er  (damdkäva)  seine  Hörner. 

(Die  Schilderung  geht  auf  den  eben  aufflammenden  Agni). 
mSmahä  1,  165,  1.3. 
Wer  verherrlicht  (mämahe)  euch  demi  jetzt,  ihr  Maruts  ?    Kommt 
als  Freunde  zu  euren  Freunden. 

jujösha  4,  25,  1. 

Welcher  götterliebende  Mann  erfreut  sich  (jujoska)  heute  der 
Freundschaft  Indras  ?  Oder  welcher  Somakelterer  fleht  jetzt  beim  ent- 
fachtßn  Feuer  um  hohe  entscheidende  Hülfe? 

h)  In  den  weitaus  meisten  Fällen  erseheint  die  Handlung  als  in 
der  Gegenwart  vollendet, 
yayä  5,  61,  i. 

Wer  seid  ihr  herrlichsten  Männer,  die  ihr  einzeln  herangekommen 
seid  {ayayd)  aus  äusserster  Feme? 


107     

5,  25 :  So  haben  wir  güterbegehrend  den  mächtigen  Agni  gepriesen 
(vavandima).  Der  Weise  führe  uns  über  alle  Anfeindung  wie  mit 
einem  Schiff  herüber. 

Aehnlich  steht  das  Perfectum  8,  65.  10,  65  und  Val.  3.  Gewöhn- 
lich ist  in  solchen  Fällen  der  Aorist. 

Hier  darf  endlich  auch  das  zusammenfassende  Ferfect  erwähnt 
werden,  wie  z.  B. 

riripüs  5,  85,  8. 

Wenn  wir  wie  Schelme  bei  dem  Spiel  betrogen  (rinpus\ 

Wenn  wissentlich  wir  fehlten  oder  anders, 

So  löse  alle  diese  Schuld  wie  Flocken.    (6KR.  5.) 

Bei  ähnlichen  Wendungen,  die  im  Veda  häufig  sind,  dürfte  wohl 
stets  das  Perfectum  stehn. 

3. 

Der  Indicativ  des  Perfectums  bezeichnet  eine  vergangene 
Handlung. 

Um  sich  vorstellig  zu  machen,  wie  diese  Bedeutung  aus  der  unter 
2  vorgeführten  sich  entwickeln  konnte,  erwäge  man  Sätze  wie  die 
folgenden : 

7,  26,  3. 

cakdra  td,  krindvan  nündm  anyd:  das  hat  er  vollbracht,  nun  wird 
er  anderes  vollbringen. 

1,  48,  14. 

Wie  die  früheren  Sänger  dich,  o  hohe,  zu  Hülfe  gerufen  haben 
(juhüre),  so  nimm  auch  jetzt  unsere  Lobgesänge  gern  an. 

1,  113,  13. 

Immer  ist  die  Göttin  IJshas  früher  erschienen  (uvasa)^  so  ist  sie 
denn  auch  heute  eingetreten  (ävar)  und  wird  auch  erscheinen  (uchät) 
in  den  folgenden  Zeiten. 

Man  sieht  aus  diesen  und  ähnlichen  Sätzen,  wie  der  Gedanke  der 
vollendeten  Handlung  in  den  der  vergangenen  übergeht. 

Für  diesen  sehr  häufigen  Gebrauch,  in  dem  sich  das  Perfectum 
mit  dem  Imperfectum  beinahe  deckt,  führe  ich  nun  eine  Beihe 
von  Belegen  an: 

1,32. 
1.  Jetzt  will  ich  Indras  Heldenthaten  preisen,  die  höchsten,  welche 
der  Träger  des  Donnerkeils  vollbracht  hat  {cakdra);  er  schlug  (dhan) 


108     

den  Drachen,  liess  die  Wasser  strömen  {tatarda)  und  spaltete  (abhinai) 
den  Bauch  der  Wolkenberge. 

2.  Er  schlug  (ahan)  den  Drachen,  der  auf  dem  Berge  hauste; 
Tvashtar  hatte  ihm  den  sausenden  Donnerkeil  geschaffen  {taiaksh(i)\ 
wie  brüllende,  vorwärts  flutende  Heerden,  so  eilten  (jagmus)  flugs  die 
Wasser  zum  Meere  hinab. 

3.  Brünstig  ergriff  er  (avrimta)  den  Soma,  aus  den  Kufen  trank 
er  {apihat)  das  Nass,  den  Schleuderkeil  ergriff  (adaUa)  der  mächtige, 
er  schlug  (dhan)  ihn,  den  erstgeborenen  der  Drachen. 

4.  Als  du,  0  Indra,  den  erstgeborenen  der  Drachen  schlugst  (dkan)^ 
da  rangst  du  nieder  (aminäs)  der  Ränke  vollen  Ränke;  die  Sonne,  den 
Tag,  die  Morgenröthe  zeugend,  hast  du  damals  keinen  Feind  mehr 
gefunden  (vivitse), 

5.  Indra  schlug  {ah<in)  Vritra  und  den  ärgeren  Vyansa,  mit  dem 
Donnerkeil,  mit  mächtigem  Schlage;  wie  Baumgeäst  vom  Beile  abge- 
hauen liegt  (gayate)  der  Drache  auf  dem  Boden. 

6.  Wie  ein  trunkener  Feigling  forderte  er  den  starken  stürmischen 
Helden  heraus  (juhve),  er  hielt  den  Andrang  seiner  Schläge  nicht  aus 
(atarU)^  zerschmettert  wurde  (pipishe)  der  Feind  des  Indra. 

7.  Fusslos,  handlos  bekämpfte  er  (apritanyaf)  Indra,  er  schleu- 
derte (jaghana)  ihm  den  Donnerkeil  auf  den  Rücken;  zerschmettert 
lag  Vritra  da  {agayat\  der  Kämmling,  der  es  dem  Stiere  gleich  thun 
wollte. 

8.  Ueber  ihn,  der  dalag  wie  ein  geschlachteter  Stier,  steigen  (yanti) 
lustig  die  Wasser.  Die  Vritra  mit  seiner  Kraft  umschlossen  hatte, 
{parydtishthat),  zu  deren  Füssen  lag  (babhüva)  der  Drache. 

9.  Erschöpft  ward  (ahhavat)  die  Mutter  des  Vritra,  Indra  schlug 
ihre  Waffe  weg  (Jabhara)^  oben  lag  (asU)  die  Mutter,  unten  der  Sohn, 
Dänu  liegt  da  (gaye)  wie  eine  Kuh  mit  ihrem  Kalbe. 

10.  Mitten  unter  den  nie  rastenden  ruhelosen  Strömen  lag  der 
Leib;  dem  Vritra  zum  Trotz  eilen  (caranti)  die  Wasser  auseinander, 
in  lange  Nacht  sank  (agayat)  der  Feind  des  Indra. 


11.  Dem  Feinde  unterworfen,  vom  Drachen  bewacht  standen  die 
Wasser  da  (atishtJian),  eingepfercht  wie  Kühe  durch  den  Räuber;  die 
Thür  der  Wasser,  die  verschlossen  war  (dsU\  hat  er  geöffnet  (dpa 
vavara\  den  Vritra  erschlagend. 

12.  Ein  Rossschweif  warst  (ahhavas)  du  damals,  o  Indra,  als  er 
mit   dem   Stachel   dich   traf  (ahan);    du   Gott   allein,    du  erobertest 


^T' 


109     

(ajayas)    die    Eühe,    erobertest,    o .  Held,    den    Soma,    du    Messest 
strömen  (asHjas)  die  sieben  Flüsse. 

13.  Nicht  hat  ihm  der  Blitz  genützt  (sishedha)  und  nicht  der 
Donner,  nicht  der  Nebel  und  Hagel,  den  er  ausgoss  (dhirat);  als  Indra 
und  Ahi  kämpften  (yuyudhdte),  da  hat  der  mächtige  für  alle  Zukunft 
gesiegt  (jigye), 

14.  Welchen  Rächer  des  Ahi  erblicktest  du  denn  da  {apagyas\ 
als  dir  dem  Sieger  Furcht  in  das  Herz  schlich  (dgachat)^  als  du  das 
Gebiet  der  neun  und  neunzig  Flüsse  durcheiltest  (dtaras)^  wie  ein 
erschreckter  Falke  die  Lüfte? 

2,  12  (GKR.  58.) 

1.  Der  Gott,  der  kaum  geboren  kühnen  Sinnes 

Zuerst  den  Muth  auch  in  den  Göttern  weckte  (parydbhüshat\ 
Vor  dessen  Hauche  beide  Welten  bebten  (äbhyasetam) 
Ob  seiner  Kraft,  das  ist,  ihr  Völker,  Indra. 

2.  Der  festigte  (ddrinhat)  die  Erde,  welche  wankte, 
und  stehen  hiess  (dramnat)  die  taumelnden  Gebirge, 
Die  weite  Luft  ermass  (vimame)^  und  der  dem  Himmel 
Die  Stützen  gab  (dsthcibhnat)^  das  ist,  ihr  Völker,  Indra. 

3.  Der  Ahi  schlug,  die  sieben  Ströme  freiliess  (drinat) 
Und  aus  der  Höhle  Grund  die  Erde  holte  (uddjat) 

Und  Feuer  zeugte  (jajänd)  zwischen  Erd  und  Himmel, 
Ein  Beutemacher  ist,  ihr  Völker,  Indra. 

2,  14. 

1.  Ihr  Priester,  bringt  dem  Indra  den  Soma  dar,  giesst  aus  den 
Gefässen  das  berauschende  Kraut,  denn  immer  liebt  der  Held  es  zu  trinken ; 
giesst  hin  dem  Stier,  denn  das  wünscht  er. 

2.  Ihr  Priester ,  dem,  der  den  Wasserräuber  Vritra  erschlagen  hat 
(jagMna)  wie  einen  Baum  mit  dem  Blitze,  ihm  bringt  den  Trank 
nach  seinem  Wunsche,  Indra  verdient  den  Trunk. 

3.  Ihr  Priester,  dem,  der  Dribhika  erschlagen  hat  (Jaghdnd)^  der 
die  Kühe  wegtrieb  (uddjat)  und  den  Stall  öffnete  (vaV),  dem  bringt 
diesen  Soma  dar,  der  braust  wie  der  Sturm,  deckt  den  Indra  zu  mit 
Somaträuken,  wie  Bosse  mit  Decken. 

4.  Ihr  Priester,  den,  der  Urana  erschlagen  hat  (jaghdna)^  welcher 
neun  und  neunzig  Arme  ausstreckte,  der  den  Arbuda  zu  Boden 
gestossen  hat  Q>ahadhe\  den  Indra  feuert  an  bei  der  Darbringung  des 
Soma. 


Bändiger  der  Uebermüthigen. 
daddthus  i,  42,  9. 
Purukuts£[Dl  diente  euch  (ada^at)  voll  Ehrerbietung,  da  habt  ihr 
ihr   den   feindetSdtenden ,    halbgöttlichen    KGnig   Trasadaayn    gegeben 
(dadatkus). 

3,46. 

1.  Kaum  geboren  liebte  (avat)  es  der  junge  Stier  sich  den 
gepreasten  Saft  vorsetzen  zu  lassen;  du  trankst  (pibas)  von  dem  edlen 
nach  Beliehen,  zum  erst«n  Mal  von  dem  milchgemischten  Som&traiilc. 

2.  An  dem  Tage,  da  du  geboren  wurdest  (jäjfothits),  trankst  dn 
(apibas)  begierig  die  berggewachsene  Milch  dieses  Krautes;  ihn  goss 
dir  ein  {asiUeat)  das  Weib,  das  dich  geboren  im  Hanse  des  hohen 
Vaters. 

3.  Herantretend  zur  Mutter  bat  er  (aitta)  um  Nahrung,  auf  den 
herben  Soma  blickte  er  (apa^at)  als  sein  Euter,  andere  wegschiebend 


111    

gelangte  (acarat)  der  kluge  ziim  Ziel,  Grosses  hat  er  vollbracht  (cakre) 
überallhin  gewendet. 

4.  Der  starke  Feindbesieger,  der  übermächtige,  verwandelte  {cakre) 
seinen  Körper  nach  Belieben;  den  Tvashtar  durch  seine  edle  Kraft 
überwindend,  den  Soma  raubend  trank  (apibat)  er  ihn  in  den  Schalen. 

5,  85,  2.  (GKK.  5.) 

Die  Lüfte  hat  mit  Wolken  er  durchwoben  (tcUäna), 
Ins  Boss  den  Muth  gelegt  (adadhät),  die  Milch  in  Kühe, 
Verstand  ins  Herz,  in  Wasserfluten  Feuer, 
Die  Sonn'  am  Himmel,  auf  den  Fels  den  Soma. 

10,  39,  7  ff.  (GKE.  43.) 

7.  In  eurem  Wagen  fahrtet  ihr  (ühathus)  von  fern  herbei 
Dem  Yimada  des  Purumitra  schmucke  Maid; 

Die  Frau  des  Hämmlings  betete  zu  euch,  ihr  kamt  {agachaiam\ 
Beschertet  (cakrathus)  der  Purandhi  glückliche  Geburt. 

8.  Dem  Kali  gabt  zurück  (akrinutam)  ihr  seine  Jugendkraft, 
Dem  Seher,  da  er  auf  des  Altars  Schwelle  stand, 

Und  aus  der  Falle  zöget  ihr  (üpathus)  den  Vandana, 
Ihr  lasst  {krithas)  sogleich  Vifpalä  wieder  gehn. 

9.  Ihr  hobt  empor  (airayatam)  den  Rebha,  als  im  Wasser  er 
Versunken  schon  dem  Tod,  ihr  Männer,  nahe  war; 

Und  ihr  wart's,  die  dem  Atri  Saptavadhri  einst 

Im.  heissen  Schlünde  selbst  kein  Leid  geschehen  liesst  (cakrdthtis). 

dadäthus  1, 117,  7. 

Ihr  beiden  Helden  habt  dem  betenden  Krishniya  Yi^vaka  den  Sohn 
Vishnäpü  verliehen  {dadäthus).  Der  alternden  Goshä,  die  bei  dem 
Vater  im  Hause  sass,  gabt  {adattam)  ihr  A9vinen  einen  Gatten. 

Aehnlich  1, 116. 


In  diesen  Belegen,  die  sich  sehr  leicht  vermehren  lassen,  erscheint 
vrie  gesagt,  das  Perfectum  so  gut  wie  identisch  mit  dem  Imperfectum.  In 
der  That  ist  aber  doch  ein  Unterschied  vorhanden.  Um  diesen  zu  finden, 
führe  ich  zunächst  den  Gebrauch  von  pu/rd  'früher'  vor.  Dieses  Ad- 
Terbium  finde  ich  15  Mal  beim  Perfectum,  einmal  beim  Imperfectum, 
nie  beim  Aorist.    (Die  Verbindung  von  purd  mit  dem  Präsens  soll 


*■  '■■*  ■        113     

tionen,  in  denen  beide  Ausdrucksweisen  gleich  gut  möglich  sind.  Auch 
ist  zu  beachten,  dass  wir  es  mit  einer  fortschreitenden  Bewegung  zu 
thun  haben;  der  Unterschied  der  beiden  Tempora  entschwindet  im 
Laufe  der  Zeit  dem  Bewusstsein  immer  mehr. 

n. 

Das  PluBqnamperfectam. 

Durch  die  vorhergehende  Darstellung  ist  erwiesen,  dass  der  Per- 
fectstamm  als  solcher  nicht  den  Begriff  der  Vergangenheit  in  sich 
enthält.  Folglich  kann  ein  aus  demselben  abgeleitetes  Augmenttempus 
nicht  den  Sinn  der  Vorvergangenheit  haben.  Es  ist  vielmehr  unter 
Plusquamperfectum  (ein  schlechter  Name,  den  ich  aber  durch  einen 
besseren  nicht  zu  ersetzen  weiss)  nur  das  Augmenttempus  vom  Perfect- 
stamm  zu  verstehen. 

Eine  vollständige  Rechenschaft  von  dem  Gebrauch  dieses  Tempus 
kann  ich  hier  nicht  geben,  da  es  von  einer  Reihe  von  reduplicirten 
Fonnen  zweifelhaft  ist,  ob  sie  hierher  oder  anderswohin  gehönre 
(vergL  altind.  Verb.  S.  121  ff.). 

Die  Formen,  welche  ich  (ohne  die  Liste  für  abgeschlossen  zu 
halten)  mit  Sicherheit  dem  Plusquamperfectum  zuschreibe,  haben 
meist  denselben  Sinn  wie  das  Imperfectum.  Z.  B.  drirecit 
6,  20,  4  (nach  Gr.) 

Durch  hundert  Hiebe  stürzten  (apadran)  da  die  Diebe, 
0  Indra,  und  des  bösen  9^8^?^  Listen, 
Als  sich  Da^oni  Glück  erwarb,  der  Sänger: 
Nichts  übertraf  (arirectt)  da  dieses  Trankes  Kräfte. 

Zwei  andere  Stellen  (4,  24,  9.  10,  13,  4),  an  denen  drirecit  er- 
scheint, sind  nicht  deutlich  genug,  um  die  üebersetzung  mitzutheilen, 
doch  ist  klar,  dass  an  beiden  der  Sinn  imperfectisch  ist. 

djaWiartana  10,  72,  7. 

Als  ihr,  0  Götter,  allen  Welten  Gedeihen  brachtet  (dpinvata),  da 
holtet  ihr  die  im  Meere  verborgene  Sonne  herauf  (ajabhartana). 

Imperfectisch  ist  auch  dcacaksJiam  5,  30,  2  aufzufassen.  Aoristisch 
konnte  sein  dmamandus  5,  30,  13. 

Die  übrigen  Stellen,  an  denen  ich  Plusquamperfecta  anerkenne, 
führe  ich  hier  nicht  an,  da  sie  in  Nebensätzen  stehen.  Doch  will  ich 
wenigstens  eine  Stelle  citiren,  um  vor  dem  Gedanken  zu  warnen,  als 
müsse  man  im  vedischen  Plusquamperfectum  auch  denselben  Sinn  aji- 
erkennen,   wie   im  lateinischen.    Eine   Anrede   an  die  Wasser   lautet 

Dalbrfiok  o.  Windlach,  lyntokt.  Forsch.  II.  8 


Man  vergleieho  mit  diesem  avävarU  den  Gebrauch  von  (Uishthat 
1,  32,  8. 

'Zu  Füssen  der  Wasser,  die  Yntra  mit  seiner  Macht  lunschlossen 
gehalten  hatte  (paryätishfhat),  lag  {babhBva)  nun  der  Drache.' 

Die  Vergleichung  dieser  und  ähnlicher  Stellen  lehrt,  dass  ein 
plusquamperfectisßher  Sinn  nicht  in  der  Form  ruht,  sondern  durch 
die  Gedankenconstellation  auf  jedes  erzählende  Tempus  übertragen 
werden  kand. 


n. 


Die   Brahmana-Periode. 


8 


Ich  fahre  zunächst  aus  dem  ^^t^P^tha-Brahmana  nach  Webers 
Ausgabe  und  dem  Aitareya-Brähmana  nach  Haugs  Ausgabe  eine  Beihe 
von  Stellen  an,  die  aus  einer  grossen  Anzahl  ähnlicher  ausgewählt  sind. 

Aus  dem  ^^tapatha-Brähmana. 

1. 
1,  1,4,  US. 

14.  Manu  hatte  (ßsa)  einen  Stier.  In  den  war  eine  Stimme 
gefahren  {prdvishtä  äsa)^  welche  die  Asuren  und  Feinde  todtete.  In 
Folge  seines  Schnaufens  und  Brüllens  wurden  die  Asuras  und  Eak- 
schasas  aufgerieben  (ha  sma  mridpdmanäni  yanii).  Die  Asuras  sprachen 
(sdm  üdire):  'Böses  thut  uns  dieser  Stier,  wie  könnten  wir  ihn  wohl 
schädigen?'     Kiläta   und   Äkuli   waren   {äsatus)   zwei   Asurenpriester. 

15.  Die  sprachen  {ücatus)\  'göttergläubig  ist  dieser  Manu,  wir  wollen 
ihn  prüfen,'  und  sie  gingen  zu  ihm  und  sprachen  («Cflrfws):  'Manu,  wir 
wollen  für  dich  opfern.'  'Was  denn?'  'Diesen  Stier.'  'Gut.'  Als  der 
Stier    nun   geschlachtet    war,    entwich    {dpa   caJcräma)    die   Stimme. 

16.  Und  sie  fuhr  (prd  vivega)  in  die  Gattin  des  Manu,  Mänavi.  Wenn 
nun  die  Asuras  und  Bakschasas  diese  sprechen  hörten  (tdsyai  ha  snia 
ydtra  grinvanti)^  so  wurden  sie  aufgerieben  (ha  sma  mridydnianani 
yanti)  u.  s.  w. 

2. 
1,  3,  1,  27. 

Wenn  jetzt  zwei  sich  stritten,  von  denen  der  eine  sagte  'ich  habe 
es  gesehen'  (adarQam\  der  andere  'ich  habe  es  gehört'  (a^ausham)^ 
so  würden  wir  demjenigen  glauben,  welcher  sagte  'ich  habe  es  gesehen' 
(odarQam). 

3. 
1,4,  l,10flf. 

Videgha  Mäthava  trug  (babhard)  den  Agni  Vai9Vänara  im  Munde, 
sein  Hauspriester  war  (äsa)  der  Bishi  Gotama  Bähügana.    Wenn  er  von 


118     

diesem  angeredet  wurde ,  antwortete  (sma  prdti  grinoH)  er  ihm  nicht, 
indem  er  dachte  ^  sonst  fällt  mir  Agni  Vai^vänara  aus  dem  Munde/ 
11.  Da  begann  {dadhre)  6ot<ama  B.  ihn  mit  Bigversen  zu  beschwören: 
^vltihotram  tvS  kave  dyumäntam  säm  idhlmahi,  ägne  bnhäntam  adh- 
var6,  he!  Videgha!  12.  Aber  er  antwortete  nicht  (nd  prdti  ^ugr€h^a\ 
(Darauf  begann  G.):  üd  agne  9Ücayas  täva  9ukrä  bhiäjanta  irate,  täva 
jyötlnshy  arcäyah,  he!  Videgha!  13.  Er  antwortete  (prati  gugrava) 
wieder  nicht.  (Darauf  begann  G.):  'täm  tvä  ghritasnav  Imahe.'  So 
sprach  er  (abhivyd'harat).  Da,  bei  der  Erwähnung  des  Wortes  ghrita 
lohte  (jajvala)  ihm  Agni  Vaijvänara  aus  dem  Munde,  er  konnte 
(cagäka)  ihn  nicht  halten,  er  fiel  (nish  pede)  ihm  aus  dem  Munde,  er 
berührte  (prdpä)  die  Erde. 

18.  Da  sprach  (uvacä)  Gotama  ßähügana :  Warum  antwortetest  {prdfy 
aqrausMs)  du  denn  nicht,  als  du  angeredet  wurdest?  Der  sagte  (uvaca): 
Agni  Vaifvänara  war  {abhüt)  in  meinem  Munde,  damit  mir  der  nicht 
herausfiele,  darum  antwortete  (prdty  a^ausham)  ich  nicht.  19.  Wie 
geschah  {Miüt)  es  denn  aber  doch?  Als  du  sagtest  (ahhivyähor^ls) 
*tväm  ghritasnav  Imahe,'  da,  bei  Erwähnung  des  Wortes  ghrita  lohte 
(ajvälU)  mir  Agni  yai9Vänara  aus  dem  Munde,  ich  konnte  (agakam) 
ihn  nicht  halten,  er  fiel  (apädi)  mir  aus  dem  Munde.' 

4. 

In  den  unter  3  nicht  mehr  mitgetheilten.  Versen  14 — 17  sind 
Angaben  über  Ausbreitung  des  Agnidienstes  enthalten,  aus  denen  ich 
hier  nur  die  Worte  mittheile:  'Dies  Land  war  (äsa)  ziemlich  unbe- 
wohnbar, jetzt  (etdrhi)  ist  es  ganz  bewohnbar,  denn  jetzt  (nündm) 
haben  es  die  Brähmanas  durch  Opfer  annehmbar  gemacht  (dsishvadany 

5. 
1,  6,  3,  1  flf. 

Tvashtar  hatte  (äsa)  einen  dreihäuptigen,  sechsäugigen  Sohn,  der 
hatte  (äsus)  drei  Münder,  und  weil  er  so  gestaltet  war  (dsa\  darum 
hiess  er  Vifvarupa.  2.  Dessen  einer  Mund  war  (äsa)  Soma  trinkend, 
der  andere  Sui^  trinkend,  der  dritte  far  das  übrige  Essen.  Den  hasste 
(didvesha)  Indra  und  schlug  ihm  die  Köpfe  ab  {prd  cicheda),  3.  Da  ent- 
stand {sdm  dbhavat)  aus  dem  Munde,  der  Soma  trinkend  gewesen  war, 
{äsa)  das  Haselhuhn,  desswegen  ist  dies  rothbraun,  denn  der  König  Soma 
ist  rothbraun.  4.  Und  aus  dem  Munde,  der  Surä  trinkend  gewesen  war 
(ersa),  daraus  entstand  {sdm  abhavat)  der  Sperling,  darum  singt  der  so 


120     . 

mählich  herab,  und  darum  heisst  dieser  Theil  des  Berges  ^Manus 
Abstieg.'  Die  Flut  nun  führte  alle  Geschöpfe  hinweg  (mV  uv(iha\ 
Manu  aber  blieb  allein  auf  der  Erde  übrig  (p<»ri  ^igishe),  7.  Er 
lebte  (cacara)  nun  fastend  und  betend  nach  Nachkommenschaft 
begierig.  Er  vollbrachte  (Jje)  auch  das  Päka  -  Opfer.  Er  goss  (jiJuz- 
väm  cakara)  Opferbutter,  saure  Milch,  Rahm  und  Quark  ins  Wasser, 
daraus  entstand  (sdm  habhüva)  in  Jahresfrist  ein  Weib,  sie  stieg 
ganz  fest  geworden  daraus  hervor  (udeyaya)^  in  ihrer  Spur  aber 
sammelte  sich  {sma  sdm  tishthxte)  Opferbutter.  Mit  ihr  trafen  Mitxa 
und  Varuna  zusammen  {sdm  jagmate).  8.  Sie  sprachen  (acattis)  zu  ihr 
'Wer  bist  du?'  *Des  Manu  Tochter.'  'Sage,  dass  du  uns  gehören  willst.* 
'Nein,'  sagte  sie  (uväca).  Wer  mich  für  sich  (so  eben)  erzeugt  hat 
(djyanata%  dem  gehöre  ich.  Sie  wünschten  (tshate)  nun  einen  Antheil 
an  ihr,  das  versprach  sie  (jajnau)  oder  versprach  sie  auch  nicht,  sie 
ging  an  ihnen  vorbei  {dty  iyäya)  und  trat  (a  jagäma)  zu  Manu. 
9.  Manu  sprach  (uväca)  zu  ihr:  'Wer  bist  du?'  'Deine  Tochter.' 
'Herrin,  wie  kannst  du  meine  Tochter  sein?'  'Aus  diesem,  was 
du  ins  Wasser  gegossen  hast  (dhausMs)^  aus  Opferbutter,  saurer 
Milch,  Bahm  und  Quark,  daraus  hast  du  mich  erzeugt  (ajijanathas), 
u.  s.  w. 


7. 
3,  2,  1,  18  ff. 

18.  Die  Götter  und  die  Asuren,  beide  Kinder  des  Prajäpati,  traten 
das  Erbe  ihres  Vaters  an  (lipeyus).  Die  Götter  erbten  (upäyan)  den 
Yajna,  die  Asuren  die  Väc.  19.  Die  Götter  sprachen  (abruvan)  zu 
Yajna:  'Väc  ist  ein  Weib,  rede  sie  an,  sie  wird  dich  zu  sich  rufen,' 
oder  er  selber  dachte  (aikshatd):  'Vac  ist  ein  Weib,  ich  will  sie  an- 
reden, sie  wird  mich  zu  sich  rufen.'  Er  redete  sie  an  (tlpämantrctyata), 
sie  aber  sah  ihn  zuerst  unwillig  von  fem  an  (ßsüyat).  Er  aber  sprach 
(uväca)  zu  den  Göttern:  'Sie  hat  mich  unwillig  von  fem  angesehen 
(äsüyit)'  20.  Die  aber  sprachen  (ilcws):  'Rede  sie  nur  an,  sie  wird 
dich  rafen.'  Er  redete  sie  zum  zweiten  Male  an  (üpäfnantrayata). 
Da  antwortete  (uväda)  sie  ihm  ganz  verlegen.  Er  aber  sprach  (uväca) 
zu  den  Göttern:  'Sie  hat  mir  ganz  verlegen  geantwortet  (aväduy 
21.  Die  sprachen  (ücus):  'Rede  sie  nur  an,  sie  wird  dich  rufen.'  Er 
redete  sie  zum  dritten  Male  an  (üpämantrayata).  Da  rief  sie  Dm 
zu  sich  (juhuve).  Und  er  sprach  (uväca)  zu  den  Göttern:  'Sie 
hat  mich  herangemfen  (ahvata),' 


t 


>M 


121 


8. 
3,  2,  4,  2. 

2.  (Gäyatrl  ward  von  den  Göttern  entsendet,  um  den  Soma  zu 
holen.)  Als  sie  ihn  heranbrachte,  stahl  (pdry  amushnat)  ihn  ihr  der 
Gandharva  Vi9v5vasu.  Die  Götter  merkten  (avidt^,  Imperf.  zu  vid), 
der  Soma  ist  verschwunden,  deswegen  gelangt  er  nicht  zu  uns,  die 
Gandharven  haben  ihn  gestohlen  (jpdry  amoshishus). 

9. 

3,  6,  2,  3  flf. 

3.  Kadru  und  Suparnl  stritten  mit  einander  und  sprachen  (ücattcs) : 
Welche  von  uns  beiden  weiter  in  die  Ferne  sieht,  die  soll  gewinnen. 
Gut.  Da  sprach  (uväca)  Kadrü:  'sieh  du  in  die  Ferne.'  4.  Suparnl 
sprach  (uväca):  'am  jenseitigen  Ufer  dieses  Meeres  steht  (sevate)  ein 
weisses  Pferd  an  einem  Pflock,  das  sehe  ich,  siehst  du  es  auch?'  'Ja 
wohl.'  Da  sprach  (uväcd)  Kadrü:  sein  Schweif  hängt  herab  {ny  äshanji), 
den  bewegt  (dhunoti)  der  Wind,  den  sehe  ich,  6.  Da  sprach  Suparnl: 
wolan,  wir  beide  wollen  hinfliegen,  um  zu  erkunden,  wer  von  uns 
beiden  Recht  hat.  Kadrü  sprach  (uväca) :  fliege  du ,  du  wirst  uns  ver- 
künden, wer  von  uns  gewinnt.  7.  SuparnT  flog  (papata).  Und  es  war 
(äsa)  so,  wie  Kadrü  gesagt  hatte  (uväca).  Als  sie  nun  mit  dieser 
wieder  zusammentraf,  sprach  Suparnl  zu  ihr:  du  hast  gewonnen 
(ajaishts).    Ich?    Ja  du. 

10. 

4,  1,  3,  1. 

Als  Indra  gegen  Vritra  den  Donnerkeil  geschleudert  hatte  (praja- 
hdra)^  so  entfloh  er  (nilaydm  cdkre)^  indem  er  sich  für  zu  schwach 
hielt  und  fürchtete,  'ich  habe  ihn  nicht  zu  Boden  gestreckt'  (astrishi)\ 
vgl.  Ait.  Br.  3,  15  u.  16. 

11. 
4, 1,  5,  1  «F. 

1.  Als  die  Bhrigus  oder  die  Angirasen  des  himmlischen  Wohn- 
sitzes theilhaftig  wurden  (ägnuvata)^  da  blieb  Cyavana  der  Bhrigu  oder 
der  Afigirase  altersschwach  und  wie  ein  Gespenst  aussehend  auf  der 
Erde  liegen  (jähe),  2.  ^aryäta  Mänava  nun  wanderte  gerade  damals 
mit  seiner  Sippe  umher  (cacära).  Er  liess  sich  dort  in  der  Nähe  nieder 
(ni  vivige).    Seine  Knaben   nun   warfen   (pipishus)   den   alten   wie  ein 


122     — 

Gespenst  aussehenden  Mann  zum  Spass  mit  Koth,  indem  sie  ihn  für 
einen  Strolch  hielten.  3.  Der  aber  fluchte  (cukrodha)  9aryätas  Leuten, 
er  schuf  (cakära)  ihnen  Zwietracht.  Der  Vater  haderte  {yuyudlie)  mit 
dem  Sohne,  Bruder  mit  Bruder.  4.  ^/aryäta  nun  dachte  nach  (ikshäm 
cakre).  Was  habe  ich  gethan  (dJcaram),  dass  ich  in  dies  Unglück 
gerathen  bin  {ä  apadi)?  Er  liess  {uväca)  die  ßinderhirten  und  die 
Ziegenhirten  zusammenrufen,  und  sprach  (twäca):  'Wer  hat  hier  heute 
irgend  etwas  bemerkt  {adrakshU)V  Sie  sprachen  {ücus)i  'da  liegt  ein 
altersschwacher  und  wie  ein  Gespenst  aussehender  Mensch,  den  haben 
die  Knaben,  indem  sie  ihn  für  einen  Strolch  hielten,  mit  Koth  geworfen 
{vy  äpikshan).  Da  erkannte  er  {viddm  cakära),  dass  es  Cyavana  sei. 
6.  Er  schirrte  einen  Wagen  an,  setzte  seine  Tochter  Sukanyä  darauf 
und  eilte  vorwärts  {prd  sishyanda).  Er  kam  {ä  jagama)  dahin,  wo 
der  Bishi  war.  7.  Und  sprach  (uvaca) :  'Rishi,  ich  grüsse  dich.  WeU 
ich  dich  nicht  kannte  (dvedisham),  habe  ich  dich  beleidigt  {ahinsisham), 
hier  ist  Sukanyä,  mit  der  will  ich  es  wieder  gut  machen.  Lass  meine 
Sippe  wieder  einträchtig  werden.'  Da  ward  seine  Sippe  wieder  ein- 
trächtig {sdm  jajne).  Und  ^a-ryäta  Mänava  brach  von  dort  auf  (tid 
yuyuje),  indem  er  dachte,  'damit  ich  ihn  nur  nicht  wieder  beleidige.' 
8.  Die  Afvinen  nun  wandelten  damals  als  Aerzte  umher  {ceratas). 
Die  kamen  (upeyaius)  zu  Sukanyä  und  wünschten  (ishattAs)  ihre  Liebe 
zu  geniessen.  Das  gestand  s^e  nicht  zu  (jajnau).  9.  Die  sprachen 
(;il€atus):  'Sukanyä,  was  liegst  du  da  bei  diesem  altersschwachen 
gespenstisch  aussehenden  Manne,  komm  doch  zu  uns.'  Sie  aber  sprach 
(uväca):  'Wem  mich  mein  Vater  gegeben  hat  (adät),  den  verlasse  ich 
nicht,  so  lange  er  lebt.'  u.  s.  w. 

12. 
9,  5,  1,  12  ff. 

12.  Die  Götter  und  Asuren,  beide  Nachkommen  des  Prajäpati, 
traten  die  Erbschaft  ihres  Vaters  Prajäpati  an  {upeyus),  nämlich  die 
wahre  und  die  unwahre  Rede,  die  Wahrheit  und  die  Unwahrheit,  und 
so  sprachen  (avadan)  sie  denn  beide  sowohl  die  Wahrheit  wie  die  Un- 
wahrheit, und  da  sie  ähnlich  redeten,  waren  (asus)  sie  einander  auch 
ähnlich.  Dann  aber  gaben  die  Götter  die  Unwahrheit  auf  und  behielten 
(anvd  lebhire)  nur  die  Wahrheit,  die  Asuras  dagegen  gaben  die  Walir- 
heit  auf  und  behielten  {anvd  lebhire)  nur  die  Unwahrheit.  14.  Da 
dachte  {iJcshäm  cakre)  die  Wahrheit,  die  bei  den  Asuren  gewesen  war 
(dsa):  'Die  Götter  haben  die  Unwahrheit  aufgegeben  und  nur  die 
Wahrheit  behalten  (anvä^  lapsata),  wohlan ,  ich  will  dahin  gehen.    Und 


123     

sie  ging  (rf  jagama)  zu  den  Göttern.  15.  Dagegen  die  Unwahrheit, 
die  bei  den  Göttern  gewesen  war  (dsa),  dachte  {tkshdm  cakre):  'Die 
Asuren  haben  die  Wahrheit  aufgegeben  und  nur  die  Unwahrheit 
behalten  (anvd^  lapsata),  wohlan,  ich  will  dahin  gehen.'  Und  sie 
ging  (d  jagänia)  zu  den  Asuren.  Von  der  Zeit  an  sprachen  (avadan) 
die  Götter  nur  die  Wahrheit  und  die  Asuren  nur  die  Unwahrheit. 

13. 

10,  1,  3, 1  ff. 

1.  Prajäpati  schuf  (asrijata)  die  Geschöpfe.  2.  Von  diesem  Pra- 
japati  war  (ästt)  die  eine  Hälfte  sterblich,  die  andere  unsterblich.  Und 
mit  dem  Theile,  der  sterblich  war  (dsU),  fürchtete  er  sich  (abibhet) 
vor  dem  Tode  und  aus  Furcht  floh  er  (prdvigat)  auf  die  Erde.  Der 
Tod  sprach  (abranU)  zu  den  Göttern:  'Wo  ist  denn  der  geblieben 
(abhüt),  der  uns  geschaffen  hat  (dsrishta)?*  'Der  ist  auf  die  Erde 
geflohen  {prdmkshaty 

14. 

11,  5,  1,  2. 

Urvayl  wohnte  (uvasa)  lange  bei  Purüravus.  Sie  wurde  {äsa)  sogar 
schwanger  von  ihm.  So  lange  wohnte  {uvOsd)  sie  bei  ihm.  Da 
sprachen  {sdm  üdire)  die  Gandharvas:  'Diese  Urvafi  hat  nun  schon 
allzu  lange  unter  den  Menschen  gewohnt  (avätstt).  Denket  darauf, 
dass  sie  wieder  herkomme.' 

15. 
11,  6,  2,  5. 

(Janaka  Vaideha  hatte  eine  Unterredung  mit  einigen  Brahmanen 
über  die  Art,  wie  jeder  von  ihnen  das  Agnihotra  darbringe.  Er  ent- 
schied, dass  Yäjnavalkya  der  Wahrheit  am  nächsten  gekommen  sei, 
und  fuhr  davon.)  Die  Brahmanen  sprachen  (ücus):  Dieser  Bäjanya  hat 
uns  im  Disputiron  überwunden  (dty  avädUj?  Wohlan,  wir  wollen  ihn 
zu  einem  Räthselspiel  herausfordern.  Yäjnavalkya  sprach:  'Wir  sind 
Brahmanen,  er  ist  ein  Räjanya.  Gesetzt  wir  besiegen  ihn,  so  würden 
wir  sagen:  'wen  haben  wir  besiegt  (ajaishmay?  Gesetzt  aber,  er  besiegte 
uns,  so  würde  man  uns  nachsagen,  ein  Käjanya  hat  Brahmanen  besiegt 
(ajaishuy    Das  sahen  sie  ein  (JajntLs). 

16. 
14,  8,  2,  1. 

1.   träyah  prSjäpatyäh  prajäpatau  pitäri  brahmacäryam  üshur  devä  i 

manushyä  äsurah.    2.  ushitvä   brahmacäryam   devä  Qcuh:  brävitu  no 


125     

Bäjanyabandhu  hat  mich  fünf  Fragen  gefragt  (aprakshif) ,  von  denen 
weiss  ich  keine  zu  beantworten/  sagte  er  (uväcd).  'Welches  waren 
denn  die  Fragen  ?'  *  Diese ,'  sagte  er  und  nannte  (tidd  jahära)  ihm  die 
Anfangsworte.  6.  Der  Vater  sprach  (uväca):  *So  weit  wirst  du  mich 
doch  kennen,  mein  Lieber,  dass  ich  dir  alles  gesagt  habe  {avocam\ 
was  ich  weiss.  Wohlan,  wir  wollen  zu  jenem  Bäjanyabandhu  gehen, 
und  seine  Schüler  werden,'  —   'Gehe  du.' 

7.  Da  ging  (jagäma)  Gautama  dorthin,  wo  die  Wohnung  des  Pra- 
y^ana  JaivaU  war.  Der  bot  ihm  einen  Sitz  an,  und  liess  ihm  Wasser 
bringen  (ahäraydm  cakära),  8.  Und  sprach  (uvaca):  'ich  stelle  dem 
Herrn  Gautama  einen  Wunsch  frei.'  Der  antwortete  (uväca):  'das 
nehme  ich  an  und  wünsche  mir:  das  Wort  was  du  zu  meinem  Sohne 
gesprochen  hast  (abhäshaihas) ,  das  sage  mir.'  9.  Der  sprach  (uväca): 
'Dies  sind  Wünsche  für  Götter,  wähle  du  etwas  far  Menschen.' 
10.  Gautama  sprach  (uvaca):  'Es  ist  bekannt,  mir  sind  Gold,  Bind  und 
Boss,  Sclavinnen,  Decken  und  Kleider  zugefallen.  Sei  du  nun  nicht 
karg  mit  dem  vielen,  was  endlos  und  unbegränzt  ist.'  Der  antwortete: 
'  0  Gautama,  erstrebe  es  auf  die  richtige  Weise.'  Da  sprach  Gautama : 
'so  trete  ich  bei  dir  als  Schüler  ein.'  [Denn  unsere  Vorfahren  traten 
durch  die  blosse  Willenserklärung  als  Schüler  ein  (väcä  ha  smaiva 
ptSrva  üpa  yanti).]  11.  Als  ^vetaketu  das  Wort  'Eintreten'  hörte,  sprach 
er  (uväca):  'Mögest  du  und  deine  Vorfahren  es  uns  nicht  verübeln,  o 
Gkiutama,  dass  dieses  Wissen  bis  jetzt  noch  keinem  Brahmanen  inne 
gewohnt  hat  (uvdsa) ;  dir  aber  will  ich  es  verkünden,  denn  wer  könnte 
dir  etwas  abschlagen,  wenn  du  so  redest?' 

Es  ist  in  sprachlicher  Beziehung  interessant,  mit  dieser  Erzäh- 
Imig  aus  dem  9-  B.  dieselbe  Erzählung  aus  Chändogy a  -  Upanishad  bei 
Muir'  1,  435  zu  vergleichen. 

Aus  dem  Aitareya-Brähmana. 

18. 
1,  23. 

Die  Götter  und  die  Asuras  kämpften  (sam  ayatanta)  in  den  Welt- 
räumen. Die  Asuren  machten  sich  (akurvata)  die  Welträume  zu 
Festungen,  wie  kriegerische  Grosse.  So  machten  (akurvata)  sie  die 
Erde  zu  einer  ehernen  Festung,  die  Luft  zu  einer  silbernen,  den  Him- 
mel zu  einer  goldenen.  Auf  diese  Weise  machten  (aJcurvata)  sie  die 
Welträume  zu  Festungen.  Die  Götter  sprachen  (abruvan):  'Zu  Festungen 
haben  diese  Asuren  die  Welträume  gemacht  (akrata).  Lasst  uns  die 
Welträume  zu  Gegenfestungen  machen.' 


Dureb  das  Opfer  gelangten  (äyan)  die  Götter  in  den  HinuneL 
Sie  fürchtetea  (bibhayus)  'wenn  die  Menschen  und  Bishis  dieses  un^r 
Opfer  sehen,  so  werden  sie  nacli  uns  den  Weg  finden.'  Damm  ver- 
bargen (eig.  verwischten,  ayopayan)  sie  es  durch  den  yüpa  (den  Opfer- 
pfosten).  Davon,  dass  sie  es  durch  den  yQpa  verbargen  (ayopayan), 
hat  dieser  den  Namen  yüpa.  Nachdem  sie  diesen  mit  der  Spitze  nach 
unten  eingerammt  hatten,  stiegen  sie  (ud  äyan)  gen  Himmel  Da 
kamen  {ahhy  ilyan)  die  Menschen  und  die  Rishis  zur  Opferstätte  der 
Götter,  indem  sie  dachten  'wir  wollen  etwas  von  dem  Opfer  suchen, 
um  den  Weg  zu  finden.'  Sie  fanden  {avindan)  den  yüpa  mit  der  Spitze 
Däcli  unten  eingerammt.  Da  merkten  {avidus)  sie:  'mit  diesem  haben 
die  Götter  das  Opfer  verborgen'  {ayüyupan). 


3,33. 
Frajüpati  gelüstete  es  {<A}iy  adhyäyai)  nach  seiner  Tochter .... 
£r  als  Gazellenbock  beschlief  (oMy  ait)  sie  als  Gazellenweibchen.  Ihn 
erblickten  {apa^an)  die  Götter  und  dachten  'unerhörtes  thut  {karoti) 
FrajSpati.'  Sie  suchten  {aiduin)  jemand ,  der  ihn  strafen  könnte. 
Einen  solchen  fanden  {avindan)  sie  unter  sich  nicht.  Welches  nun 
unter  ihnen  die  grausigsten  Erscheinungen  waren  {äsan),  die  brachten 
sie  zusammen  {sam  abkaran).  Aus  ihrer  Vereinigung  entstand  (abkmiat) 
jener  Gott  (d.  i.  Rudra)  ....  Zu  dem  sprachen  (o&ruL'o»)  die  Götter: 
'dieser  Prajspati  hat  unerhörtes  gethan  (akar),  schieaa  auf  ihn.' 


3,45. 
Das  Opfer  lief  von  den  Göttern  weg  (ud  akrämat)  zur  Opferapeise. 
Die  Götter  sprachen:  'das  Opfer  ist  von  uns  weggelaufen  {ud  akramU) 
zur  Opferspeise.' 

22. 
5,  14. 
Den  Nabhänedisbtha  MSnava,  der  ein  Brahmanenschüler  war, 
schlössen  seine  BrQder  bei  der  Besitztheilung  aus  (ntr  e^hajan).  Er 
kam  zu  ihuen  und  sprach  {abravTt):  'Was  habt  ihr  mir  zugetheilt 
{abhllkta)^'  Sie  antworteten  {abruvan):  'Hier  diesen  entscheidenden 
Siebter'  (ihren  Vater) ....    Er  ging  zum  Vater  und  sprach  (abravü): 


127 

*Dich,  0  Väterchen,  haben  sie  mir  zugetheilt  (abkäkshu$y  Da  sprach 
(abravtt)  der  Vater  zu  ihm:  'Lieber  Sohn,  lass  dich  das  nicht  kümmern. 
Die  Afigirasen  hier  halten  ein  Somaopfer,  um  in  den  Himmel  zu 
gelangen.  Sie  gerathen  jedesmal  in  Verwirrung,  wenn  sie  zum  sechsten 
Tage  kommen.  Lehre  sie  am  sechsten  Tage  diese  beiden  Hymnen 
(RV.  10,  61  u.  62).  Dann  werden  sie  dir,  wenn  sie  zum  Himmel  gehen, 
das  Tausend  (an  Rindern?)  geben,  was  zur  Opferausrüstung  dient.' 
'Gut.'  Er  ging  {upa  aü)  also  zu  ihnen  und  sprach:  'nehmt  den  Mänava 
auf,  ihr  Weisen.'  Sie  sprachen  (abruvan)  zu  ihm:  'Was  wünschest  du, 
dass  du  so  redest?'  'Ich  will  euch  den  sechsten  Opfertag  lehren,' 
sagte  er  (abravtt)^  'dann  sollt  ihr  mir,  wenn  ihr  zum  Himmel  geht,  das 
Tausend  geben,  was  zur  Opferausrästung  dient'  'Gut.'  Da  lehrte  er 
(agansayat)  sie  diese  beiden  Hymnen  am  sechsten  Tage,  und  darauf 
fanden  (ajänan)  sie  das  Opfer  und  den  Himmel ....  Indem  sie  nun 
zum  Himmel  gingen,  sprachen  sie  (abruvan):  'Hier  ist  dein  Tausend, 
o  Brähmana.'  Als  er  nun  dies  sammelte,  sprach  (abravU)  ein  Mensch 
in  schwärzlichem  Gewände  von  oben  her  (?)  auf  ihn  zukommend:  'mir 
gehört  dies,  mir  gehört  was  übrig  bleibt.'  'Aber  mir  haben  sie  es 
gegeben'  (adus\  antwortete  {abravtt)  Mänava.  'So  gehört  es  uns  beiden, 
dein  Vater  soll  entscheiden.'  Er  ging  {ait)  zu  seinem  Vater.  Der 
sprach  zu  ihm:  'Haben  sie  es  dir  denn  nicht  gegeben'  (adus)?  'Frei- 
lich haben  sie  es  mir  gegeben'  antwortete  {abravtt)  er,  'aber  ein  Mensch 
in  schwärzlichem  Gewände  von  oben  her  herankommend,  sagte  'mir 
gehört  es,  mir  gehört  was  übrig  bleibt,'  und  nahm  es  mir  weg  {äditay 
Der  Vater  sprach  {ahravtt)  zu  ihm :  'jenem,  o  Sohn,  gehört  es,  aber  er  wird 
es  dir  geben.'  Er  kehrte  zurück  und  sprach  {cäyroA^U):  'dir,  o  Herr, 
gehört  dieses  hier,  so  sagt  {aha)  mein  Vater.'  Der  sprach  {ahravU)\ 
'Aber  ich  gebe  es  dir,  weil  du  die  Wahrheit  gesprochen  hast  {avädis)! 


23. 

7, 14.         (Aus  der  Geschichte  von  ^i^nahfepa.) 

Harifcandra  ging  zum  König  Varuna  {upa  sasära):  'Ein  Sohn 
werde  mir  geboren,  den  will  ich  dir  opfern.'  'Gut.'  Ihm  wurde  ein 
Sohn  geboren  {jajne),  Rohita  mit  Namen.  Da  sprach  {uvaca)  Varuna 
zu  ihm:  'Jetzt  ist  dir  ein  Sohn  geboren  {ajani\  opfere  ihn  mir.'  Er 
antwortete  {uväca):  'Wenn  das  Opferthier  zehn  Tage  alt  ist,  dann  ist 
es  opferßlhig.  Lass  ihn  zehn  Tage  alt  werden,  dann  will  ich  ihn  dir 
opfern.'  'Gut'  Nun  war  er  {asa)  zehn  Tage  alt.  Varuna  sprach 
{uvaca):  'Jetzt  ist  er  zehn  Tage  alt  geworden  {ahhüt\  opfere  ihn  mir.' 


Die  angeführten  Sätze  lehren  über  den  Oebrancb  der  Tempora  im 
Brahma9a3ti1  Folgendes: 

Der  Aorist. 

Durch  den  Aorist  wird  dasjenige  bezeichnet,  was  der  Redende 
selbst  erlebt  bat,  oder  wovon  er  annünmt,  daes  der  Angeredete  es 
erlobt  hat. 

Selten  ist  die  Anwendung  des  Aorists  aasserhalb  des  Gesprächs 
(z.  B.  4),  sein  eigentliches  Gebiet  ist  die  direkte  Bede.  Ausserordent- 
lich häufig  ist  der  Fall,  dass  ein  Ereigniss  im  Perf.  oder  Imperf. 
erzählt  und  dann  sofort  von  einem  Augenzeugen  durch  den  Aorist  als 
eben  erlebt  eharakterisirt  wird,  z.  B.:  das  Opfer  entlief  (Impf.  aJirämat) 
den  Gittern,  da  sagten  die  Götter  'das  Opfer  ist  uns  entlaufen 
(Aorist  akramity 

Kieht  immer  aber  ist  der  Zeitraum  zwisehen  VorfaU  und  Wieder- 
gabe desselben  durch  den  Aorist  so  gering  wie  in  diesem  und  vieleo 
anderen  Fällen.  Es  geschieht  hänfig,  dass  lediglich  das  Selbsterlebte 
durch  den  Aorist  bezeichnet  wird,  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  der  Vor- 
fall als  eben  oder  früher  geschehen  zu  denken  ist,  z.  B.  in  2  ist  durch 
den  Aorist  nicht  nothwendig  ausgedrückt,  dass  der  Vorfall,  den  jemand 
bezeugt,  so  eben  sich  ereignet  hat.  Er  kann  auch  vor  Jahren  ein- 
getreten sein.  So  kann  es  auch  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  bei  dem 
Aorist  gelegentlich  puri  erscheint,  was  im  Veda  nicht  geschieht.  Ein 
Beispiel  dafür  findet  sich  Nr.  17,  wo  der  Sohn  dem  Vater  den  Vorwurf 
macht,  du  hast  mir  doch  früher  das  und  das  gesagt,  und  das  trifil 
jetzt  nicht  zu.'  Alles  Gewicht  liegt  hier  darauf,  dass  der  Sohn  in  der 
Erinnerung  des  Vaters  etwas  wachrufen  will,  er  will  ihm  nicht  etwa 
etwas  erzählen,  sondern  nur  ihn  an  das  erinnern,  was  sie  beide  erlebt 
haben. 

Oeber  den  Gebrauch  des  Aorists  bei  jyök  lange  s.  S.  87. 

Dieser  Gebrauch  des  Aorists  ist  so  fest,  dass  —  so  viel  ich  sehe 
—  keine  Abweichang  davon  vorkommt.    Niemals  steht  der  Aorist  in 


129     

erzählendem  Sinne,  wie  etwa  das  Imperfectum  oder  Perfectum.  Zwar 
ist  der  Aorist  gelegentlich  so  aufgefasst  worden,  doch  diese  Auffassung 
dürfte  zu  corrigiren  sein.  Z.  B.  übersetzt  Muir  4,  339  die  Worte 
(^at.  Br.  6,  1,  3,  7)  äbhüd  vä  iyäm  pratishthöti  täd  bhümir  abhavat 
folgendermassen  ^this  foundation  existed.  It  became  the  earth,'  aber 
der  Zusammenhang  zeigt,  dass  anders  zu  übersetzen  ist.  In  den  vor- 
hergehenden Versen  ist  erzählt,  wie  aus  Prajäpatis  Schweiss  die  Wasser, 
daraus  der  Schaum,  daraus  Staub,  Gries  u.  s.  w.  entstehen,  dann  folgen 
die  angeführten  Worte,  die  durch  fti  als  Prajäpatis  Gedanke  gekenn- 
zeichnet und  also  folgendermassen  zu  übersetzen  sind :  indem  er  dachte 
^hiermit  ist  nun  eine  Grundlage  entstanden,*  entstand  die  Erde.  Dabei 
ist  zugleich  nach  Art  der  Brähmanas  ein  armseliges  Wortspiel  beab- 
sichtigt. 

Dieser  Gebrauch  des  Aorists  übrigens  ist  so  unverkennbar,  dass 
er  jedem  auffallen  muss,  der  die  Brähmanas  liest.  Eine  gedruckte 
Andeutung  darüber  finde  ich  nur  bei  Weber,  Ind.  Stud.  13,  114.  Bis- 
weilen erscheint  auch  im  Brähmanastil  der  zeitlose  Gebrauch. 


Das  Präsens. 

Das  Präsens  mit  sma  steht  im  Sinne  der  Vergangenheit,  jedoch 
—  so  viel  ich  sehe  —  nicht  so,  dass  damit  ein  einmaliges  vergange- 
nes Ereigniss  bezeichnet  würde.  Vielmehr  drückt  das  Präsens  mit  sma 
dasjenige  aus,  was  sich  öfters,  besonders  was  sich  gewohnheitsmässig 
ereignet  hat. 

Dafür  führe  ich  einige  Belege  an  aus  einer  mir  vorliegenden 
ziemlich  grossen  Zahl. 

12,  3,  5,  1. 

Dem  Savitar  opferten  (ha  sma  d  läbhante)  unsere  Vorfahren  dieses 
Opferthier,  jetzt  (opfert  man  es)  dem  Prajäpati,  indem  man  sagt  *Pra- 
jäpati  ist  dasselbe  wie  Savitar.* 

1,  2,  4,  9. 

Die  Götter  und  die  Asuren,  beide  Nachkommen  des  Prajäpati, 
stritten  (paspridkire).  So  oft  aber  die  Götter  die  Asuren  besiegten, 
(i/dd  ha  sma  juyanti)^  so  traten  sie  ihnen  doch  wieder  entgegen  (tdto 
ha  sma  pünar  upöt  tishthanti).  Die  Götter  sprachen  (ücus):  *wir 
besiegen  (jdyOmas)  die  Asuren  und  doch  treten  sie  uns  wieder  ent- 
gegen (upöt  tishthanti).    Wie  könnten  wir  sie  unwiderruflich  besiegen?' 

Delbrück^  n.  Windiscb,  synUkt  Fonrh.  IX.  9 


sich  (mticyante).'     Denn  (in    der  That)  befreiten    sie   sich    (Jta  sma 
mttq/anle),  wenn  sie  nach  oben  flohen. 


Denn  durch  Bemühung  eroberten  (ha  sma  jayanti)  die  Götter  das 
was  for  sie  eireichbar  war  {dsa).  Aehnlicbe  Wendungen  sind  hänäg 
z.  B.  2,  4,  3,  8. 

2,  3.  4,  4. 

Die    beiden ,   Menschen  und    Götter,    bildeten    [asus]   im    Anfang' 

gemeinsam  diese  Welt.    Was  nun  die  Menschen  nicht  hatten  {ha  sma 

nä  bhdvati),  um  das  baten  {ha  sma  yacante)  sie  die  Götter.     Und  aus 

Zorn  Ober  diese  Forderung  sind  denn  die  Götter  verschwunden  (tiröbhsiäs). 

2,  2,  2,  8. 
Die  Götter  und  die  Asuren,  beide  Nachkommen  des  Prajäpati. 
stritten  (paspridhire) ,  beide  waren  (äsus)  seelenlos,  denn  sie  waren 
(asus)  sterblich  (seelenlos  nämlich  ist  dasselbe  wie  sterblich).  Bei 
diesen  beiden  sterblichen  Parteien  war  {asa)  Agni  als  unsterblicher. 
Von  diesem  unaterblichen  nun  hatten  beide  das  Leben  (Idm  ha  sma 
ubhdye  üpa  jTvanti),  und  wen  von  den  Asuren  die  Götter  tödteten, 
der  lebte  wieder  auf  (sd  ydm  ha  smaishätn  ghndnti  tdd  dha  sma  vai 
sd  ihavafi).    Da  blieben  {pari  gi^shire)  die  Götter  im  Nachtheil. . .  ■ 

Das3  derselbe  Gebrauch  in  den  oben  angeführten  Stellen  vorliegt, 
ist  klar  bei  l.  Ebenso  3  (denn  der  Priester  hat  sich  natürlich  nicht 
mit  einmaliger  Anrede  beruhigt),  ferner  bei  17,  11  und  nunmehr 
auch  6,  7. 

Dasselbe  läsat  sich  übrigens  auch  anderwärts  beobachten,  z.  B- 
T.  S.  5,  4,  7,  3.  6,  2,  10,  4,  6,  6, 1,  2.  Oefters  steht  auch  parä  dabei, 
z.  B.  1,4,  1,  16: 

(Agni  überzog  alle  Flüsse),  aber  ein  Fluss  Namens  Sad&nIrS  fliessl 
vom  nördlichen  Gebirge  herab,  den  überschritt  (dU  dadaha)  er  nicht 
mit  seiner  Flamme.  Den  übersehritten  früher  auch  die  Brähmagen 
nicht  {täm  ha  sma  purd  brähmand  nd  taranti)  indem  sie  sagten  'Pr 
ist  von  Agni  Vai9Vänara  nicht  überschritten.' 

2,  1,  2,  4. 
Die  Plejaden  waren  (flsMs)  im  Anfang  {dgre)  die  Frauen  der  Bfiren- 
Die  sieben  ßishis  nämlich  nannte  man  Mher  Bären  Qia  sma  vai  p»^ 
d  cakshaie). 


131     

Aehnlich  1,  1,  4,  13  und  öfters. 

Im  BV.  findet  sich  für  das  Präsens  mit  sma  mit  der  Bedeutung 
der  Vergangenheit  kein  durchaus  sicheres  Beispiel.  Auch  sma  purä 
mit  praes.  hat  eine  etwas  abweichende  Bedeutung,  insofern  ich  mit 
Grassmann  finde ,  dass  es  bedeute  ^ jetzt  wie  auch  zuvo^/  z.  B.  y6  sma 
purä  gätüyänti  bedeutet  'welche  jetzt  wie  einst  Bahn  schallen/ 

Wie  sich  übrigens  die  im  Brähmanastil  vorliegende  Bedeutung  des 
Präsens  mit  sma  entwickelt  hat,  ist  mir  nicht  recht  verständlich  und 
bedarf  noch  weiterer  Untersuchung. 


Das  Imperfectum  und  Perfectum. 

Das  Perf.  hat  im  Brähmanastil  nur  den  Sinn  eines  Tempus  der 
Vergangenheit,  nicht  mehr  den  eines  Tempus  praesens,  wie  im 
RV.    Das  Imperfectum  erzählt  im  Br.,  wie  im  EV. 

Ob  ein  Unterschied  zwischen  dem  Gebrauch  des  Perfectums  und 
des  Imperfectums  sich  im  Br.  nachweisen  lässt,  darüber  vermag  ich 
mir  bis  jetzt  ein  sicheres  Urtheil  nicht  zu  bilden. 

Es  wird  Sache  einer  vom  RV.  bis  zu  den  Br.  herabgehenden 
mit  statistischer  Genauigkeit  geführten  Untersuchung  sein,  darüber 
Klarheit  zu  schaffen. 


Schlnssbetrachtnng. 


Die  wesentlichsten  Resultate  der  vorstehenden  Arbeit  sind 
folgende : 

Der  Indicativ  des  Aorists  erscheint  im  V.  an  den  weitaus  meisten 
Stellen  in  dem  Sinne,  dass  er  das  eben  Geschehene  bezeichnet,  doch 
kommt  auch  der  erzählende  und  der  zeitlose  Gebrauch  vor.  Im  Br. 
liabe  ich  den  zweiten  Gebrauch  nicht  gefunden,  den  dritten  sehr  selten ; 
der  erste  herrscht  fast  allein,  jedoch  eigenthümlich  ausgeprägt.  Der 
Aorist  im  Br.  berichtet  nämlich  vorwiegend  das  von  dem  Redenden 
selbst  Erlebte. 

Der  Indicativ  des  Präsens  wird  im  V.  ebenso  gebraucht,  wie  im 
Griechischen.  Bisweilen  erscheint  er  in  lebhafter  Erzählung.  Einer 
besonderen  Nuance  der  Erzählung,  nämlich  dem  Bericht  über  etwas 
wiederholt  Geschehenes,  dient  das  Präsens  mit  sma  im  Br. 

9* 


pu3  der  Schilderung.  Doch  ist  diese  specielle  Bedeutung  nicht  überall 
deutlich  zu  erkennen.  Schon  früh  erscheint  das  Imperf.  als  Tempus 
der  Vergangenheit  promiscue  mit  dem  Ferfectum  gebraucht. 

Der  Ind.  des  Perfectums  zeigt  im  V.  mannichfaltige  Auwendung, 
Er  erscheint  im  Sinne  eines  intensiven  Präsens,  sodann  um  etwas  in 
der  Gegenwart  Vollendetes  zu  constatiren,  endlich  als  Tempus  d<^r 
Vergangenheit.  Im  Br.  finden  sich  die  beiden  erstgenannten  Gebrauchs- 
weisen nicht  mehr. 

Auch  vom  Perfectstamme  wird  ein  Augmenttempua  gebildet,  das 
wir  mit  altem  Namen  Plusquamperfectnm  nennen,  das  aber  natür- 
lich nicht  den  Sinn  der  Vorvergangenheit  hat,  sondern  erzählend  oder 
aoristisch  gebraucht  wird. 

Heber  das  Futurum  finde  ich  nur  zu  bemerken,  dasa  es  wie  das 
griechische  gebraucht  wird.  Der  Unterachied  zwischen  dem  Futurum, 
welches  angiebt,  was  geschehen  wird,  und  dem  Conjunctiv,  welcher 
angiebt,  was  geschehen  soll,  ist  deutlicher  im  Br.,  als  im  V. 

Somit  sind  im  Altindischen  die  Tempora  deutlich  von  einander 
gesondert,  nur  das  Ferfectum  und  Imperfectum  beginnen  schon  im  V. 
zusammenznfiiessen ,  und  scheinen  im  Br.  gleichbedeutend  gewordeo 
zu  sein. 

Das  Stück  Sprachgeschichte,  was  hiermit  voi^eführt  ist,  bedarf 
nun  der  Weiterführung  nach  zwei  Seiten  hin. 

Wenn  der  Gebranch  des  Iranischen  und  Griechischen  mit  dem  hier 
vorliegenden  verglichen  sem  wird,  wird  es  Zeit  sein,  die  Gnindbegrife 
der  Tempusstämme  zu  suchen.  Dann  erst  wird  sich  z.  B.  ergeben,  i^ie 
die  drei  Gebrauchsweisen  des  Aorists  sich  historisch  zn  einander  ver- 
halten, und  dann  erst  wird  namentlich  der  Gebrauch,  den  ich  einst- 
weilen (obwohl  mir  Curtius'  Polemik  gegen  diesen  Ausdruck  bekannt 
war)  als  'zeitlos'  bezeichnet  habe,  verständlich  werden. 

Femer  wird  es  im  Interesse  der  Sanskritsyntax  nOthig  werden,  die 
Lücken,  die  hier  gelassen  sind,  auszufüllen,  und  die  geschichtliche  Dar- 
stellung fortzusetzen.  Wer  es  z.  B.  unternähme,  eine  vollständige 
Syntax  des  ^atapatha  -  Brähmana  auszuarbeiten,  würde  dem  hier 
Gegebenen  manchen  interessanten  Zug  hinzufügen  kennen.' 


Verzeiclmiss  der  angeführten  Stellen  des  Rigveda. 

[Die  nebenstehenden  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten.] 


1.  Buch. 

4,  5  67 

6,  6  26 

7,  1  24 

9,  4  50 

11,  1  65 

11,  5  7 

11,  5  51 

11,  5  79 

11,  5  98 

11,  8  24 

14,1-2.  5    50 

20, 1  51 

20,  2  67 

20,  4  70 

20,6  69 

23, 20 9 

23,20 81 

24,  6  104 

24,  8  68 

25,10 105 

30,16 77 

31, 18 106 

32  89 

32  107 

32, 1  101 

32,  3  94 

32,  6  51 

32,  8  113 

32,15 104 

33  20 

33,  3  94 

33,  8  94 

33,  la. 51 

33,10 78 

33,11 86 

33,12 51 

33,12 42 

33,13 78 

33,15 68 

33,15 70 

35,  5  72 

35,  7.  8 ....  71 

37,10 75 

39,  6  79 

39,  6  80 

45,  4  50 


45,5 


86 


46,11 54 


48,7 
48,8 


79 
103 


48, 14 107 


49,4 
50,9 


50 
79 


50,10 73 

51,  10.  11  90 

51,13 91 

51,15 58 

52,13 28 

54,  1  67 

54,10 98 

56, 1  34 

59,  5  104 

61,16 70 

62,13 86 


63,9 
65,5 
70,8 

71,  1  

74,1-3.,.. 


• ••  • •« 


51 
70 
58 
75 
53 


74,4-5....  104 


77,5 

78,5 
80,8 


48 
66 
80 


80,16 73 


82 

82,2 

84,1 

84,5 

85,2 

88,4 

88,5 

88,6 

92  ... 

92,2 

92,5 

92,6 


22 
64 
60 
32 
67 
74 
53 
99 
.38 
84 
54 
61 


92,11 56 


80 
95 
112 
51 
55 
80 
109,1 71 


94,11 

96,1  . 

103,1 

104,1 

104,7, 

109,2 


110,6... 
112,  16 
113,3... 
113,4... 
113,4 


.  85 
.  112 
.  103 
.  53 
.  71 
113,1.2.16  79 


113,7... 
113.  11 
113,  13 
113,  13 

113,  15 
113, 16 
114,9... 

114,  11 
115,1... 
116,  13 
116,  17 


54 

106 

107 

112 

80 

73 

67 

66 

28 

91 

98 


116,18-20  82 

116,  25  ....  66 

117,7 111 

117,7.8....  91 

117,  25  ....  66 

118,9 91 

119,2 55 

120,9 83 

121,8 77 

122,7 73 

122. 12  ....  66 

123 11 

123, 1 57 

123,2 56 

124 46 

124,3.4....  54 

124,8 79 

125,3 81 

125,3 100 

126,1 97 

126,2 77 

127,6 77 

130,6 16 

135,  1-6....  34 

136,2 34 

136,2 55 

139,4 53 

140,6 105 

141. 13  ....  60 
143,  1-2....  83 
144,2 26 


144,3... 

144,4... 

144,5... 

145,3... 

145,5... 

151,6... 

153,3... 

155,6... 

157,1... 

157,1... 

157,1... 

161,7... 

161, 13 

161,2... 

161,5... 

161,  13 

161,  13 

162,  7 


34 

.  54 

,  77 

,  94 

,  81 

.  26 

.  103 

.  65 

.  38 

.  47 

.  56 

.  82 

.  71 

.  72 

.  81 

.  64 

.  81 

.  55 

163,2 75 


163,7 

163,7... 

164,7... 

164,  17 
164,33 

165,  13 
168,9 
169,3 


.  61 

.  65 

.  78 

.  80 

.  77 

.  105 

.  82 

.  79 

174,8 74 


175,1 

179 

181, 1 , 
181,6, 
181,7 


56 
72 
70 
74 
60 
182,8 66 


183,6 

183,6... 

184,5... 

185,10 

187,6... 

187,6... 

187,  11 


16 
55 
51 
66 
52 
42 
106 


189,8 66 


191 
191,4... 
191,4... 
191,9... 
191, 13 
191, 16 


42 
44 
83 
66 
74 
81 


2.  Buch. 

4,  2  94 

4,  5  97 

5,  4 54 

11,  7  28 

11,  7  39 

11,  7  49 

11,  7  51 

11,  8  71 

11,12 78 

11,16 73 

11,20 80 

12  109 

14  109 

15  95 

15  110 

15,  4  76 

15,  7  81 

17,  3  89 

17,  4  82 

19,1-7....  55 

20,  4  112 

21,  5  67 

22,  2  95 

23,  5  104 

23,18 98 

24,14 84 

27,11 104 

28,  4  304 

30,10 78 

31,  7  86 

35,  1  45 

35,15 33 

36, 1  18 

36,  1  43 

37,  4  78 

37,  4 84 

38,3  64 

38,  3 79 

38,  8  68 

Ö*fy    4.     O    ....  I  I 

39,  8  70 

41,1-2....    57 

3.  Buch. 

2,7-10....    94 
4,  4  51 


110 

31,  5  

48,3  . 

95 

48,3  . 

81 

33,  7  

24 

33,  9  

53,6  . 

78 

53,13. 

39 

64,6  . 

81 

34,11 

70 

35  

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74 

35,  5  

56,4  . 

57 

56,4  . 

81 

103 

39,  6  

5!l,4 

51 

41.  9  

59,4  . 

14 

59.8  , 

104 

44,  6  

68 

60,2  . 

86 

47, 1  

61  

56 

52  

4.  Bucb. 

52, 1  

1,12, 

67 

52,  5  

1,16. 

52,  5  

1,1« 

51 

52,  6  

1,18, 

72 

53  

2,18. 

71 

53,  7  

2,ia. 

30, 15 

.  ?7 

32,  2  

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32,1-3. 

.  13 

32,  3  

.  51 

32,  8  

.  77 

32,  8  

40,  8  

.  10 

40,  9  

.  77 

41, 10 

.  48 

43,  5  

.  60 

43.  7  

.  59 

43.  9  

.  18 

44, 14 

.  73 

.  82 

45, 10 

.  98 

46,  1  

.  79 

52,1-6. 

.  45 

53,  1  

.  112 

55,  1  

.  42 

59  

.  62 
.  103 

60,  3  

60,  3  

.  101 

61,  1  

105 

73, 10 

.  66 

75,  9  

.  55 

75,  9  

.  57 

.  70 

41,1-3.,..  52 

44,  8  70 

44,  7  74 

44,8.16....  56 

44.10 78 

44,  21-^4  94 

45,11 112 

45,13 78 

47,  3  97 

47,20 73 

47,  22-25  10 

51,  15.  16  73 

53,  1  79 

55,  5  81 

57,  2  83 

59,  6  74 

GO,  7  25 

61  91 

61,  9  75 

63,  1  84 

63,  3  52 

63.7  60 

64,  2.  6 ....  66 
66, 1  lüß 

66,  3  77 

66,11 80 

67,  6  75 


34,14 55 

36,1-3....  61 

38,  1  101 

56,  3  80 

59.  4  79 

59,  7  66 

60,3  79 

60, 12 bS 

63. 1  97 

64,  5  57 

66,11 67 

67,1-3....  53 

67,  I  61 

67. 2  59 

70,1-2....  58 

70, 7  73 

72,  3  7S 

73  16 

73,  3  56 

75,  6  76 

76  12 

77  54 

77. 1  106 

77,  2  58 

77.2  80 

78  53 

80,1-2....  57 


81  31 

81, 1  54 

83  17 

88,  4 77 

88,  5  106 

89,  4  84 

92,  1  57 

94,  1  54 

95,  3  74 

97,  9  52 

103,  10  ....  42 

103,  10  ....  76 

104,  8 70 

8.  Buch. 

1,  7  10 

1,29 42 

1,29 51 

1,33 98 

2,  3  68 

3,1-5....  25 

3,22 76 

3,24 81 

5,1-4...,  18 

5,  1  82 

6,  31-35  25 

6,33 75 

8,1-12....  27 

8,11 44 

8,  3  73 

8,  9  81 

8,18 50 

9,  6  79 

12,  15.  22  26 

13,16 39 

13, 18 75 

14  89 

19,32 73 

19,36 76 

20,  4  67 

21,  7  78 

21,  7  112 

23, 18 70 

24,14 81 

24,15 112 

25,19 34 

25,  22.  24  83 

27,11 45 

27,12 80 

28,  1  83 

33,17 81 

38  19 

39,  1  48 

39,  8  73 

40,11 16 

40,12 58 

41,6  II 

41,8... 85 

42,1-3....  ^i 


42,  1  83 

42,4-6....  62 

43,1-5....  18 

43,17 67 

45,37 81 

46,  22.  29  83 

46,24 70 

47,18 15 

47,18 83 

48,10 55 


48 

48,2 

48,3 

48,11 

52,  5 

53  .... 

53  .... 

54 

55 

56 

58 

58 

58 

61 

61 

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63 

63 

65 

66 

66 

69 

69 

69 

76 

80 

80 

81 

81 

81 

82 

82 

82 

84 

84 

85 

85 

85 

86 

89 

89 

90 

90 

92 


7-12.... 

9   


16 

11 

11 

11 

4  

4  

16 

4  

7  

12 

1-9... 
2  

1  

2  

10 

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1  

1  

4  

14 

21 

14-15 

15 

23 

1  

2  

7  

13 

13 

9  

5  


7 

13 
16, 
1  . 


28 
78 
84 
86 
26 
42 
44 
19 
112 
112 
26 
32 
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42 
64 
48 
73 
55 
107 
95 
81 
68 
112 
32 
50 
81 
84 
78 
79 
75 
18 

51 

46 

26 

63 

98 

95 

98 

67 

66 

64,  113 

55 

79 

55 


9.  Buch. 


1,2 
2  ... 
6,4 


83 
19 
67 


8,  4  ... 

32 

12,  2  ... 

26 

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....  67 

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22,  1  .... 

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....  67 

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77,  5  60 

82,  1  60 

82,  5  81 

83,  3  64 

85,9.12....  64 

86,  2  46 

86,16 37 

86,  17.  31  26 

86,19 65 

86,25 50 

86,40 65 

86,46 60 

87  4  71 

88,  2  57 

89,  1  ....  80,  82 
89,1-2....  43 
89,  2  85 


89,3 
90,1 
91,  1 
92,1 
92,6 
96,7 
97,2 
97,5 
97,8 


71 
37 
60 
85 
37 
65 
71 
72 
37 


97,38 28 

97,39 7 

97.40 71 

97,41 94 

99,  3  112 

99,  4  26 

101,7 71 

101,8 26 

102,2 78 

102,4 82 

104,4 26 

106 59 

106,9 71 

106,  14  ....  46 
107,9 73 

107,  15  ....  46 
107,  26  ....  65 
109,  16. 17  71 

109,  19  ....  60 
110, 3. 4  G3,  65 
110,8 20 

110,  10  ....  71 

111,3 73 

113 94 


10.  Buch. 


2,3 

3,1 

4,6 

5,5 

8,2 

9  ... 

9,6 


73 
55 

77 

84 

42 

9 

81 


10,  4  112 

10,  7  72 

13,4  113 

13,  5 64 

14,  9  70 

15,  3  43 

15,12 80 

15,12 74 

17,  2  93 

17,  2  98 

17,  6  14 

17,  6  51 

18,  3  74 

20, 10 78 

22,  5  74 

23,  7  63 

27,  8  74 

27,23 98 

28,  4  75 

28,  8  97 

29,  4  72 

30,  14.  15  73 

31,3  55 

31,11 94 

32,  6  74 

34,  1  74 

35,  1  78 

35,  6  38 

39,  7  111 

39,14 33 

39,14 68 

39,14 86 

40,12 35 

40,12 72 

43,  1  26 

45,  4  71 

45,12 61 

48,  3  79 

50,  5  68 

51,  4.  6  ....  81 
53,1-3....  57 

53,  1  99 

53,3  84 

53,11 94 

54,  2  112 

54,  6  58 

58,  4  75 

58,  4.  6  ....  94 

60  7 

60,  9  103 

61,  2  97 

61,13 73 

62,  1  -2  ....  64 

62,  7  70 

63,17 61 

64,  2  35 

65,15 65 

65,15 65 

65,15 107 

66,14 70 


76,3  112 


85,  37-41    76 


94'::.:::::: 

40 

94,  3 

»4 

95.  2  

7 

95,  7  

Hl 

95.  8  

KK 

95.11 

K3 

96, 13 

7K 

97,  1  

77 

97.  7  

4H 

97, 10 

W 

98,  6  

99.  6  

74 

99.  9  ..._. 

77 

99,  10  .. 

.W 

102,  1-2.. 

74 

124,1 44 


63 

134. 1 

65 

137,  1-6.. 

30 

138,5 

97 

138,5 

98 

138,6 

94 

145,  G 

77 

146.-t 

9 

14e,4 

42 

146,  6 

44 

149,1 

51 

149,1 

«a 

155 

24 

159 

14 

159,4 

70 

189,1 

Val. 
1.  10  .... 
1.  11.  5 

4,  9 

4,  9 

4,  9 

7, 1  

8.  1 - 

8,  5  

11,  2  


SYNTAKTISCHE 


FORSCHUNGEN 


VON 


B.  DELBRÜCK  und  E.  WINDISCH. 


ni. 


HALLE, 

VERLAG    DER    BUCHHANDLUNG    DES    WAISENHAUSES. 

18  78. 


DIE 


ALTINDISCHE   WORTFOLGE 


AUS    DEM 


CATAPATHABRAHMANA 


DARGESTELLT 


VON 


B.    D£LBBÜOK. 


HALLE, 

VEKLAQ    DER    BUCHHANDLUNG    DES   WAISENHAUSES. 

18  78. 


Vorrede. 


Auf  den  folgenden  Bogen  ist  —  wie  ich  hoflfe  —  nachgewiesen, 
dasB  im  Sanskrit  eine  traditionelle  Wortfolge  besteht,  und  dass  die 
Gründe  für  die  gelegentlichen  Abweichungen  von  derselben  sich  auf- 
finden lassen.  Das  Vorhandensein  einer  festen  Wortstellung  im  Sanskrit 
ist  übrigens  schon  von  anderen  behauptet  worden,  zuerst  meines  Wis- 
sens von  Benfey,  Geschichte  der  Sprachwissenschaft  84  ff.,  wozu  man 
hinzunehme,  was  derselbe  Gelehrte  in  den  Göttinger  Nachrichten  1878 
Nr.  4,  §  11  über  die  Stellung^  der  Praepositionen  bemerkt  hat.  Sodann 
besitzen  wir  von  Abel  Bergaigne  einen  noch  unvollendeten  Aufsatz  sur 
la  construction  grammaticale  consid^r^e  dans  son  d^veloppement  histo- 
rique  en  sanscrit,  en  grec,  en  latin,  dans  les  langues  romanes  et 
dans  les  langues  germaniques  im  dritten  Bande  der  m^moires  de  la 
soci6t6  de  linguistique  de  Paris  1875,  in  welchem  des  Sanskrit  aber 
gemäss  dem  Plane  der  Untersuchung  nur  kurz  gedacht  wird.  Auf  den 
geistvollen  Aufsatz  Bergaignes,  der  mir  erst  bekannt  wurde,  als  das 
Gerüst  meiner  Arbeit  schon  fertig  aufgeschlagen  war,  näher  einzugehen, 
werde  ich  in  dem  folgenden  Hefte  dieser  Forschungen,  welches  über 
die  Grundlagen  der  griechischen  Syntax  handeln  soll,  Gelegenheit  haben. 
Hier  habe  ich  nur  auf  denselben  hinweisen,  und  für  diejenigen  Punkte, 
in  welchen  wir  zusammengetroffen  sind,  A.  Bergaigne  die  Priorität 
sichern  wollen. 

Die  Literaturgattung,  aus  welcher  ich  die  Belege  gezogen  habe,  ist 
in  diesem  Bande  eine  andere,  als  in  den  beiden  ersten.  Da  es  sich 
um  die  Gesetze  der  Wortstellung  handelte,  habe  ich  dieses  Mal  von 
der  Poesie  absehen  und  mich  an  die  älteste  Prosa ,  an  die  sogenannten 
Brähmanas   halten   müssen.     Dass   ich  gelernt  habe,   mich  in  diesen 


VI 


Buchern  einigermasseii  zurechtzufinden,  verdanke  ich  wesentlich  den 
Vorarbeiten  Albrecht  Webers,  seiner  Aasgabe  des  ^ätapathabnümiana, 
den  auf  seinen  Beiträgen  beruhenden  Artikeln  des  Böhtlingk-Botbschen 
Wörterbuches,  und  seinen  Aufsätzen  in  den  Indischen  Studien.  Es 
steckt  in  diesen  Arbeiten  so  viel  muthiger  Fleiss  und  so  viel  geduldiger 
Scharfsinn,  dass  sie  die  laute  Anerkennung  der  gelehrten  Welt  finden 
würden,  wenn  nicht  der  Kreis  der  Theilnehmer  so  gar  eng  wäre.  Um 
so  mehr  scheint  es  mir  in  diesem  Falle  Pflicht,  den  schuldigen  Zoll 
der  Dankbarkeit  gegen  Weber  auch  öffentlich  zu  entrichten, 

Jena,  Juni  1878. 

B.  Delbrfick. 


Inhaltsübersicht 


Seite 

Einleitendes  über  die  alte  indische  Prosa  1  —  12 

Vorläufige  Uebersicht  über  den  Inhalt  der  folgenden  Untersnchung 13  —  14 

L    Der  Sats  ist  normal  gebaut. 

§  1.    Die  traditionelle  Stellang  des  Verbmns 17  — 19 

§  2.    Die  occasionelle  Stellung  des  Verbums  19 — 23 

§  3.    Anmerkung  über  zusammengesetzte  Verbalformen    23—24 

§  4.    Die  traditionelle  Stellung  der  Casus    24 — 26 

§  5.    Die   Stellung  des  Praedicatsnomens    26 — 28 

§  6.    Die  occasionelle  Stellung  des  Accusativ«   28 — 31 

§  7.    Die  occasionelle  Stellung  der  übrigen  Casus    31 — 32 

§  8.    Die  Stellung  des  Infinitivs  im  Verhältniss  zum  verbum  finitum  ....  33  —  35 

§  9.    Die  Stellung  des  Adjectivums    35  —  36 

§  10.    Das  Adjectivum  im  Sinne  eines  Substantivums  oder  Pariicipiums  36 — 37 

§  11.    Nachstellung  mehrerer  Adjectiva     37 — 38 

§  12.    Nachstellung  eines  adjecÜTischen  Compositums    38 

§  13.    Nachstellung  eines  einfachen  Adjectivums  39 

§  14.    Stellung  des  Participiums  40—41 

§  15.    Stellung  des  absoluten  Localis  41—42 

§  16.    Stellung  der  Apposition  42 

§  17.    Der  Genitiv  bei  Substantiven    42—43 

§  18.    Occasionelle  Stellung  des  Genitivs  bei  Substantiven    43—44 

§  19.    Der  Genitiv  hinter  Substantiven  in  unvollständigen  Sätzen  44 — 45 

§  20.    Anhang,    (lieber  die  Formel   dväda^a  mäsäh  samvatsardh)    45 

§  21.    Die  echten  Praepositionen 46 

§  22.    Die  unechten  Praepositionen  47 

§  23.    Stellung  des   Ablativs  bei   anyd  und   des  Genitivs  bei  multipli- 

cativis  47 

§  24.    Stellung  der  enklitischen  Wörter    47—48 

n.    Der  Sats  hat  eine  Schleppe. 

§  25.    Ein    durch    ein    Pronomen    schon    einmal    angedeutetes   Nomen 

wird  nachgeliefert 51 — 53 

§  26.    Ein  schwach  betontes  Nomen  sinkt  an*s  Ende,   auch  ohne  durch 

ein  Pronomen  angekündigt  zu  werden  53—54 


vm " 

$27.    £s   wird   dem  fertigen   Satz   ein   neues  Wort   oder   neue   Wörter 

nachgeschoben    54 — 55 

§  28.  Der  Satz  hat  eine  Schleppe,  weil  er  unter  Einwirkung  des  fol- 
genden Satzes  steht  56 


§  29.    Ein  Wort   des   vorangehenden   Satzes   wird   durch   ein   Pronomen 

aufgenommen     57 — 58 


§  30.    Üebersicht  über  die  mögliche  Trennung  zusammengehöriger  Wörter    58 — €2 


Probestücke    63—75 


SchluBsbetrachtung   76  —  78 


Einleitendes  ftber  die  alte  indische  Prosa. 


Die  Beobachtungen  Ober  die  Wortstellung  im  Indischen  müssen  vor 
Allem  an  der  ältesten  Prosa  angestellt  werden.  Es  wird  daher  nöthig 
sein,  über  diese  einige  orientirende  Bemerkungen  yoranzuschicken. 

Das  Aelteste,  was  wir  an  prosaischer  üeberlieferung  in  Indien 
.besitzen,  sind  ohne  Zweifel  die  beim  Opfer  vorkommenden  nicht  metrischen 
Sprüche,  welche  uns  namentlich  in  den  Samhitas  des  Tajurveda  so 
zahlreich  überliefert  sind.  Diese  nun  sind  grossentheils  so  kurz  und 
abgerissen y  und  die  Situation ,  die  sie  voraussetzen,  ist  oft  so  wenig 
deutlich,  dass  sich  aus  ihnen  fär  die  syntactische  Forschung  nicht  eben 
viel  gewinnen  lässt.  Dagegen  ist  in  dieser  Beziehung  von  ganz  ausser- 
ordentlicher Wichtigkeit  die  zusammenhängende,  in  gegliederten  Sätzen 
sich  bewegende  Prosa,  in  welcher  die  ältesten  Betrachtungen  über  die 
Entstehung  und  den  Werth  der  einzelnen  Theile  des  Opfers  und  über 
den  Ursprung  der  natürlichen  und  sittlichen  Weltordnung  abgefasst  sind, 
welche  in  kleineren  Massen  im  Atharvaveda,  in  grösseren  in  der 
Taittirlyasamhitä  erscheinen,  und  welche  weiterhin  den  Hauptinhalt  der 
sog.  Brähmanas  bilden.  Es  ist  mehr  als  wahrscheinlich,  dass  die  in  den 
vedischen  Samhitäs  auftretenden  Stücke  die  älteren  sind,  und  dass  sich 
an  diese  die  wichtigsten  Bi^hma^as,  wie  das  Aitareya-  und  das  ^^ta- 
patha-Brähmana  nahe  anschliessen.  Diese  Brähmanas  selber  haben  sich 
bei  näherer  Untersuchung  nicht  als  völlig  einheitliche  Bücher  erwiesen, 
sondern  es  ist  gezeigt  worden,  dass  sie  aus  verschiedenen  Stücken 
zosanmiengesetzt  sind.  (Vgl.  namentlich  Weber. Ind.  Stud.  8,  371  ff. 
und  13,  265  ff.)  Auch  in  der  vorliegenden  Arbeit  wird  einmal  (§  20) 
Qelegenheit  sein,  gewisser  Discrepanzen  zwischen  den  einzelnen  Büchern 
des  9&tapathabrähmaQa  zu  gedenken,  doch  ist  die  Gemeinsamkeit  des 
Stiles  inmierhin  eine  so  grosse,  dass  man  für  Untersuchungen  wie  die 
von  mir  angestellten  nicht  bloss  die  Brähma^as  sondern  auch  die 
prosaischen  Theile  der  Samhitäs  mit  ihnen  als  eine  grosse  gleichartige 
Masse  betrachten  kann. 

Delbraek,  synUkt.  Forach.    111.  1 


Der  Inhalt  dieser  weitschweifigen  Bacher  ist  so  nnerqnicklich  wie 
möglich«  Das  Ritual,  welches  in  ihnen  theils  vorausgesetzt,  iheils 
beschrieben  oder  angedeutet  wird,  trägt  den  Stempel  einer  gränzenlosen 
Kleinlichkeit,  und  die  Erörterungen  über  die  Entstehung  und  Bedeutung 
der  einzelnen  Opfergebräuche  sind  zum  allergrössten  Theile  ebenso 
wunderlich  wie  hölzern.  Die  philosophischen  Träumereien  überraschen 
bisweilen  durch  ihre  Kühnheit,  machen  aber  mehr  den  Eindruck  eines 
Spiels  mit  Begriffen  als  ernsthafter  XJeberzeugung.  Erfreulich  sind  im 
Grunde  nur  die  hier  und  da  eingestreuten  Stücke  legendenhaften 
Charakters,  von  denen  einzelne  in  ganz  vortrefflichem  Erzählerton 
abgefasst  sind. 

um  so  werthvoUer  ist  für  uns  die  Sprache.  Eine  Fülle  belehren- 
den Stoffes  liegt  für  denjenigen  da,  der  ihn  aufheben  will.  Zunächst 
ist  diese  Prosasprache  von  hohem  Interesse ,  weil  sie  den  AbscUuss  des 
vedischen  Formensystems  bildet.  Wir  können  am  Nomen  und  Verbum 
verfolgen,  wie  diejenigen  Formen,  welche  man  als  Luxusbildongen 
bezeichnen  kann,  verschwinden  und  die  beibehaltenen  sich  zu  einem 
festen  Kanon  ordnen,  und  beim  Yerbum  können  wir  andererseits  sehen, 
wie  das  feiner  ausgebildete  logische  Bedürfhiss  auch  neue  Bildungen 
hervortreibt.  Sodann  kann  es  nicht  wohl  bezweifelt  werden,  dass  wir 
an  keinem  Denkmal  indogermanischer  Literatur  so  gut  wie  an  dieser 
primitiven  Prosa  die  Geschichte  der  Satzgestaltung  erforschen  können, 
eine  Behauptung,  for  welche  die  vorliegende  Arbeit  hoffentlich  einen 
Theil  des  Beweises  erbringen  wird.  Endlich  möchte  ich  noch  darauf 
hinweisen,  dass  diese  Prosa  uns  bisweilen  Bedeutungen  gewisser  Formen 
kennen  lehrt,  welche  aus  der  alten  Poesie  nicht  mit  Sicherheit  ent- 
nommen werden  können,  und  welche  sich  doch  durch  die  Yergleichung 
mit  andern  indogermanischen  Sprachen  als  alt  erweisen.  Zur  vorläufigen 
niustrirung  dieser  Angaben  führe  ich  eine  solche  Form  mit  uralter 
Bedeutung  (den  Imperativ  auf  -tat)  und  als  Gegenstück  ein  ans 
einem  Nomen  neu  gebildetes  Tempus  (das  Futurum  auf  --tar)  an. 

Der  Imperatiy  auf  -tst. 

Der  Imperativ  auf  -tat  ist  im  9-  S^-  gewöhnlich  als  zweite 
Person  sing,  act.,  seltener  (11,  5,  5,  10.  14;  4,  1,  26.  14,  6,  11,  6) 
als  dritte  gebraucht.  Die  modale  Bedeutung  der  Form  erhellt  ans 
folgenden  Stellen: 

Im  Uten  Buche,  wo  die  Geschichte  von  ürvafi  und  Purürayas 
erzählt  wird,  geben  die  Gandharven  dem  Purüravas  folgende  Anweisung 


(11,  5,  1,  14):  td  hocuh:  safjivatsardm  catushprOgydm  odandm  paca^ 
sd  etdsyaivägvatthasya  tisrds-tisräh  samidho  ghritenanvdjya  samidvatl" 
hhir  ghrüdvatibhir  rigbhir  abhyd  dhattat,  sd  yds  tdto  ^gnirjanüd  sd  evd 
sd  bhavüeti  d.  L  Sie  sprachen:  ein  Jahr  lang  koch  ein  Muss  fnr  viere, 
dann  jedesmal  drei  Scheite  von  diesem  a9Yattha- Baume  mit  Butter 
bestreichend  lege  sie  an  unter  Hersagung  von  Versen,  in  denen  die 
Worte  samidh  und  ghrita  vorkommen,  und  das  Feuer,  welches  dann 
entstehen  wird,  das  wird  das  richtige  sein.  Es  ist  einleuchtend,  dass 
durch  pcLca  eine  Handlung  vorgeschrieben  wird ,  welche  sich  vom  Moment 
des  Sprechens  an  durch  ein  Jahr  hin  erstrecken  soll ,  aber  durch  dhattat 
eine  Handlung,  die  erst  in  einem  zukünftigen  Momente  eintreten  soll. 
Aus  derselben  Geschichte  führe  ich  noch  einen  zweiten  Satz  an.  Urva9T 
sagt  zu  PurOravas:  gandharvd  vai  te  pratdr  vdram '.  datdras,  tarn 
vrinosä  iü  die  Gandharven  werden  dir  morgen  einen  Wunsch  freistellen, 
den  magst  du  dir  dann  erwählen.  Darauf  erwiedert  Purüravas:  tdm 
vai  me  tvdm  evd  vrinTshveti  wähle  du  ihn  lieber  (gleich  jetzt)  für  mich. 
Sie  geht  darauf  ein  und  sagt :  yushmdkam  evaiko  ^sanfti  brütäd  iti  gut, 
so  sag  denn  morgen,  ich  will  einer  von  euch  sein,  brütät  ist  hier 
ebenso  gebraucht,  wie  vorhin  dhattat.  Bezeichnend  ist  der  Gegensatz 
zwischen  brüM  und  brütot  in  folgendem  Satze:  ihawd  mä  tishtiumtam 
äbhyehtti  briHhi,  tarn  tu  na  dgatam  pratiprd  hrütad  üi  3,  2,  1,  22.  Die 
Götter  weisen  in  diesem  Satze  den  Tajna  an,  wie  er  die  Yäc  gewinnen 
soll,  und  sprechen  zu  ihm  so:  Sag  (brüht)  zu  ihr  ^komm  zu  mir, 
während  ich  hier  stehen  bleibe*,  und  wenn  sie  dann  gekommen  ist,  so 
melde  es  uns  (brütät).  Oefter  folgt  -tat  auf  einen  Bedingungssatz 
von  der  Art  derjenigen,  die  im  griechischen  idy  mit  dem  conj.  haben 
z.  B.  yadi  tvaiidt  pünar  hnivatdh,  sä  tvdin  brütät  wenn  sie  so  zu  dir 
sprechen  werden,  so  antworte  du  ihnen  Folgendes  4,  1,  5,  10.  Ebenso 
deutlich  ist  der  Sinn  der  in  Bede  stehenden  Form  11,  5,  1,  11  (sam- 
vatsaratamtm  rdtrim  d  gachatät)  und  ebenso  ist  auch  11,  5,  1,  1  auf- 
zufassen, wo  es  heisst:  Urvd^  hapsardh  purürdvasam  aiddm  ccikame, 
tdm  ha  rnndamänovOca:  trih  sma  mdhno  vaüasena  dandena  hatot 
Ürva^l  die  Apsaras  liebte  P.  den  Sohn  der  Ha.  Als  sie  diesen  zum 
Manne  nahm,  sprach  sie  zu  ihm:  (wenn  wir  Mann  und  Frau  sein 
werden),  so  magst  du  mich  dreimal  am  Tage  u.  s.  w. 

Ich  kenne  nur  eine  Stelle,  in  welcher  die  Form  auf  -tat  eine 
andere  Bedeutung  zu  haben  scheint,  nämlich  11,  6,  1,  2  ^  haväca 
prdn  pwtraka  vrajatat  Yaruna  sprach,  wandre  nach  Osten  mein  Sohn, 
eine  Aufforderung  welche ,  nicht  wohl  anders  als  auf  die  Gegenwart 
bezogen  werden  kann.    Der  Grund  der  Abweichung  leuchtet  sofort  ein, 


wenn  man  weiter  liest:  tdtra  ydt  pdgyes  tdd  drisMvä  dakshind  vrajatäi, 
tdtra  ydt  pägyes  tdd  drishtvd  pratydg  vrajatät  u.  s.  w.  Weil  vnxfaUü 
bei  der  zweiten ,  dritten  u.  s.  w.  Anweisung  berechtigt  ist,  so  ist  es  der 
Concinnität  wegen  auch  an  erster  Stelle  angewendet  worden. 

Somit  ist  constatirt,  dass  der  Imper.  auf  -^  eine  Weisung  ent- 
hält, die  erst  von  einem  Augenblick  der  Zukunft  an  zur  Wirklichkeit 
gelangen  soll. 

Diese  Form  ist,  weil  sich  die  Weisung  auf  die  Zukunft  richtet, 
natürlich  besonders  geeignet,  solche  Wünsche  auszudrücken,  welchen 
wir  die  Form  der  Aufforderung  geben,  wie  z.  B.  wenn  wir  einem 
Abreisenden  zurufen,  ,,wenn  du  alles  erreicht  hast,  kehre  glückUch 
zurück"  u.  ähnl.  So  ist  es  zu  verstehen,  wenn  Pänini  7,  1,  35  sagt, 
die  Form  auf  -tat  stände  ägishi  d.  L  bei  einem  Segenswünsche.^ 

Vergleichen  wir  nun  hiermit  den  Thatbestand  im  Rigveda.  Was 
zunächst  die  Personenvertheilung  betrifft ,  so  halte  ich  gegen  SSyana 
und  Grassmann  daran  fest,  dass  10,  154  in  dem  Befrain  gachatat  als 
dritte  Person  aufzufassen  ist.  Man  könnte  zwar  in  Vers  1—3  annehmen, 
dass  der  Verstorbene  oder  im  Verscheiden  Liegende  angeredet  sei,  und 
also  die  zweite  Person  in  gachaiai  erkennen,  aber  Vers  4  und  5  zeigen, 
dass  das  Gebet  sich  an  Tama  richtet.  Es  wäre  unerträglich  gachatat 
als  zweite  Person  aufzufassen  und  doch  nicht  mit  Yania  zu  verbinden. 
Vahatat  10,  24,  5  fassen  die  Erklärer  als  Dualis,  aber  man  kann  den 
Singular  retten,  wenn  man  annimmt,  dass  zwar  zwei  gemeint  sind, 
aber  nur  einer  angeredet  ist,  eine  Wunderlichkeit  des  Ausdrucks,  zu 
der  freilich  nur  die  Versnoth  Veranlassung  geben  konnte.  In  allen 
übrigen  Stellen  ist  -tat  sicher  zweite  Sing.   « 

Hinsichtlich  der  Modusbedeutung  zeigt  sich  üi  einer  Reihe  von 
Stellen  üebereinstimmung  mit  dem  Gebrauche  des  Q-  ^*  ^'  B*  ya4ä 
^tdm  krindvo  jotavedo  Hhem  enati^  prd  hinutät  pitribhyaJk  wenn  du 
ihn  gar  gekocht  hast  o  J.,  dann  befördere  ihn  hin  zu  den  Vätern  lo. 
16,  1  (vgl.  2).  Ebenso  l,  48,  15.  1,  104,  5.  3,  8,  1.  5,  60,  6 
(.welches  wir  opfern  werden').  9,  86,  41  (.wenn  du  getrunken  bist'). 
10,  11,  8.    10,  30,  5. 

In  einer  zweiten  Reihe  von  Stellen  erkennt  man  die-  Bedeutung 
nicht  so  leicht,  wird  sie  aber  gewahr,  wenn  man  darauf  achtet,  dass 
die  Form  auf  -tat  nicht  die  Aufforderung  eröffnet,  sondern  einem  andern 


1)  Wunderlich  genug  ist  die  Erörterung  dieser  Stelle  bei  Bopp  Vgl.  Gr.  II 
§470. 


Imperativ  folgt,  z.  B.  üd  agne  tishfha  prdty  d  tanushoa  ny  ämiträfi 
oshaiät  u.  s.  w.  erheb  dich  o  Agni,  spanne  den  Bogen  und  dann  brenne 
die  Feinde  nieder  4,  4,  4.  Ebenso  2,  30,  5.  3,  18,  1.  23,  2.  4,  16,  12. 
Den  Best  bilden  einige  Stellen  die  nicht  deutlich  genug  sind  (5,  50,  2. 
61,  18.  10,  24,  5)  und  dann  einige,  in  denen  man  unbefangener  Weise 
zugeben  muss,  dass  der  Imperativ  auf  'tat  nicht  anders  gebraucht  sei, 
als  ein  gewöhnlicher  Imperativ ,  nämlich  8,  3,  2.  10,  154  und  4,  54,  3. 
In  den  beiden  ersten  Stellen  ist  zwar  die  Annahme  der  Brahmana- 
Bedeutung  des  Imperativs  nicht  unmöglich  (man  mflsste  dann  annehmen, 
dass  10,  154  von  einem  Verscheidenden  handek);  4,  54,  3  aber  weiss 
ich  diese  Bedeutung  nicht  irgendwie  zu  rechtfertigen ,  da  man  schwerlich 
annehmen  kann,  dass  die  erflehte  Vergebung  der  Sünden  erst  im 
Jenseits  erfolgen  soll.  Somit  ergiebt  sich ,  dass  die  BrShmaQa-Bedeutung 
zwar  an  der  Majorität  der  Stellen  des  Bigveda,  aber  doch  nicht  über- 
all passt  Das  Gleiche  dürfte  sich  ergeben,  wenn  man  diese  Form  in 
den  liturgischen  Veda's  verfolgt,  nur  dass  die  Zahl  der  nicht  recht 
deutlichen  Stellen  in  diesen  naturgemäss  eine  grössere  ist. 

Wollte  man  nun  diese  hiermit  dargestellte  Erscheinung  lediglich 
vom  Standpunkte  des  Sanskrit  aus  beurtheilen,  so  könnte  man  viel- 
leicht zu  der  Hypothese  kommen,  -tat  habe  von  Anfang  an  eine 
besondere  von  -tu  und  -hi  abweichende  Bedeutung  nicht  gehabt,  doch 
zeige  sich  schon  im  Bigveda  eine  Differenzirung  der  ursprünglich  gleich- 
bedeutenden Formen,  und  diese  Differenzirung  sei  im  9*  B.  vollendet. 
Indessen  gegen  diese  Auffassung  erhebt  das  Lateinische  Einspruch.  Der 
Imp.  auf  -to  hat  genau  dieselbe  Bedeutung,  wie  die  Form  auf  -IM  im  9*  B- 
(vgl.  Draeger  Hist.  Syntax  der  lat.  Spr.  I,  298).  Es  wäre  unnatürlich 
anzunehmen,  dass  diese  üebereinstimmung  eine  zußQlige  sei.  Wir 
müssen  also  für  das  Indogermanische  einen  Imper.  auf  -tttt  mit  der 
beschriebenen  Bedeutung  annehmen. 

Indem  ich  es  mir  für  einen  anderen  Ort  verspare ,  die  Gonsequenzen 
dieser.  Erkenntniss  mit  Bücksicht  auf  das  Griechische  zu  ziehen,  will 
ich  hier  nur  andeuten ,  wie  ich  mir  den  Sachverhalt  im  Bigveda  erkläre. 
Ich  glaube,  er  ist  aus  dem  Umstände  zu  erklären,  dass  die  vedischen 
Dichter  nicht  immer  die  Anforderungen  der  Sprache  mit  dem  des 
Metrums  völlig  zu  vereinigen  wussten.  Dass  ein  Dichter  nicht  metri 
causa  den  Sprachformen  und  -Bedeutungen  Gewalt  anthun  darf,  wird 
ja  heute  von  Niemand  bezweifelt ,  aber  man  muss  sich  andererseits  auch 
hüten ,  den  griechischen  Massstab  sofort  auf  andere  Völker  anzuwenden. 
Manche  der  vedischen  Dichterlinge  sind  in  der  That  so  beschaffen,  dass 
man  ihnen  wohl  zutrauen  kann,  sie  hätten  bei  der  Auswahl  der  Formen 


eine  geringe  Bedeutungsnuance  in  dem  Falle  übersehen,  dass  das  Metruin 
die  eine  der  Formen  gebieterisch  verlangt.  Etwas  Aehnliches  lässt  sich 
bei  dem  Gebrauch  des  Activums  und  Mediums  wahrnehmen,  der  eb^- 
falls  in  der  Prosa  alterthümlicher  erscheint,  als  im  Yeda  oder  gar 
im  Epos. 

Bas  Fntorum  auf  -tar. 

(in  Yergleichung  mit  dem  Futurum  auf  -syäti). 

Ich  wende  mich  nunmehr  zu  dem  Futurum  auf  -tdr. 

Meines  Wissens  ist  BoUensen  Or.  u.  Occ.  2^  483  der  erste  ^  wel- 
cher ausgesprochen  hat,  dass  dieses  Futurum  im  Bigveda  noch  nicht 
existire.  Dass  er  Becht  hat,  scheint  mir  nicht  zweifelhaft,  wenn  auch 
Grassmann  in  seinem  Wörterbuch  wieder  die  Formen  auf  -far,  welche 
mit  dem  Accusativ  construirt  werden,  als  Participia  (III)  zum  Yerbam 
zieht  (vgl.  unter  den  Wurzeln  hr  gam  ci  ji  tar  da  dhä  nl  pä  bhar 
yam  yä  van  gans  gru  sad  tan  sah  su  hon  u.  a.).  Aber  die  Constrak- 
tion  mit  dem  Accusativ  ist  kein  ausreichender  Grund,  eine  Nominal- 
form zum  Yerbum  zu  rechnen ,  sonst  mfisste  man  z.  B.  in  dem  verse 
gdnteyänti  sdvanä  hdribhyam  babhrir  vdjram  papih  somam  dadir  gdk 
BY.  6,  23,  4  auch  babhri  u.  s.  w.  als  Participium  betrachten ,  und  dasselbe 
gilt  von  manchen  der  Adjectiva  auf  -uka,  deren  häufiges  Yorkommen 
f&r  die  Prosa  der  T.  S.  charakteristisch  ist,  z.  B.  veduko  vdso  bhawdi 
yd  evdm  veda  ein  Eleid  erlangt,  der  diese  Kenntniss  hat  T.  S.  5,  1, 
5,3;  grümyän  pagün  ddnQukäh  syuh  sie  würden  die  zahmen  Thiere 
beissen  5,  2,  9,  6;  tdsmad  dpo  'gnim  hdrukäh  deshalb  verzehren  die 
Wasser  das  Feuer  5,6,4,5;  kdmuJca  matn  striyo  bhavanti  yd  evdni 
veda  den  lieben  die  Weiber,  der  diese  Kenntniss  hat  6,  1,  6,  6;  udä- 
vartdh  prajd  grähuhah  syät  Krankheit  wflrde  seine  Nachkonmienschaft 
ergreifen  6,  4,  1,  1,  u.  a.  m.  Es  scheint  mir  also  deutlich,  dass  man 
keinen  genügenden  Grund  hat ,  einen  Theil  der  Nomina  auf  -for  zum 
Yerbum  zu  ziehen,  und  zwar  um  so  weniger,  als  eine  äussere  Schei- 
dung der  Nomina  und  der  Participia  (etwa  durch  den  Accent)  nicht 
durchzuführen  ist,  wie  denn  Grassmann  netar  und  netdr^  ydntar  nnd 
yantdr,  grötar  und  grotdr,  hdntar  und  hantdr  zum  Participium  zieht 
Dass  die  Nomina  auf  -tor,  wenn  sie  mit  dem  Accusativ  construirt  wer- 
den ,  im  Bigveda  fiiturische  Bedeutung  hätten ,  habe  ich  nicht  gefunden 
(vgl.  die  Sammlung  bei  Kuhn  K.  Z.  18,  390).  Jedenfalls  ist  noch 
keine  Stelle  des  Bigveda  nachgewiesen  worden,  in  welcher  das  mit 
einer  Form  von  as  verbundene  oder  absolut  stehende  Nomen  auf  -tar 
den  zukünftigen  Eintritt  eines  bestimmten  Ereignisses  ankündigte.    Ich 


halte  also  (nachdem  ich  die  von  Grassmann  für  die  Participialbedeutung 
in  Ansprach  genommenen  Stellen  nachgesehen  habe)  daran  fest,  dass 
ein  Faturum  anf  -tar  im  Rigveda  nicht  vorhanden  ist.  Einen  sicheren 
Beleg  für  diese  Form  finde  ich  T.  S.  2,  6,  2^  3:  Tceginam  ha  dOrbhyäm 
kegt  sdtyahdmvr  uvOca :  saptdpadäm  te  gdkvartm  qvö  yajiie  prayoktdse  ^ 
K.  S.  sprach  zu  E.  B. :  „  morgen  bei  deinem  Opfer  wirst  du  eine  aus 
sieben  Zeilen  bestehende  gahvart  hersagen.'^  In  diesem  Satze  ist  ein 
bestimmtes  Ereigniss  ffir  einen  bestimmten  Termin  in  Aussicht  gestellt, 
und  also  die  fdturische  Bedeutung  unzweifelhaft. 

M  9*  B.  nun  finden  wir  denselben  Gebrauch  des  Fui  auf  --tdr. 
Häufig  steht  bei  demselben,  ebenso  wie  in  diesem  Satze  der  T.  S.  eine 
bestimmte  Zeitangabe.  Derartige  Fälle  sind:  tdsmad  iddm  adydhar, 
dfha  rdtrir,  dtha  gvö  'har  bhavitd  desshalb  ist  hier  jetzt  Tag,  dann 
Nacht,  dann  wird  morgen  wieder  Tag  sein  4,  3,  1,  11.  ydtha  yebhyah 
pakshydnt  sydt  tdn  brüydd  ityahe  väh  paktdsmtti  wie  man  zu  denjeni- 
gen, welche  man  bewirthen  will  sagt,  am  so  und  so  vielten  werde  ich 
euch  bewirthen  3,  3,  4,  17.  gandharvd  vai  teprätdr  vdram  datärdh 
die  Gandharven  werden  dir  morgen  einen  Wunsch  freistellen  11,  5,  1,  12. 
sä  havaca  samvatsarcUamtm  rdtrim  d  gachatat,  tdn  ma  ekäm  rdtrim 
ante  gayitdse,  jätd  u  te  ^ydm  tdrhi  putro  blaviteti  Ürva9l  sprach : 
diese  Nacht  übers  Jahr  sollst  du  wiederkommen,  dann  wirst  du  eine 
Nacht  bei  mir  liegen,  und  dann  wird  auch  dieser  dein  Sohn  (mit  dem 
sie  schwanger  ging)  geboren  sein  11,  5,  1,  11.  gvö  nbdetd  morgen 
wird  sie  nicht  aufgehen  1,  6,  4,  14.  11,  1,  4,  1.  Oder  wenn  kein 
ganz  bestimmter  Zeitpunkt  angegeben  ist,  so  ist  doch  der  Gegensatz 
der  Zukunft  gegen  die  Gegenwart  deutlich  hervorgehoben:  etdddha  sma 
vai  tdd  vidvdn  äha  gaürivitih  gäktydh:  kshatrdm  ivdha  Jcüa  vaydm 
amüshmin  lohe  bhavüdsma  iti  in  dieser  Erkenntniss  sagt  G.  9m  ^ii" 
werden  in  jener  Welt  wie  Krieger  sein  12,  8,  3,  7.  etdddha  sma  vai 
tdd  vidvdn  äha  gvetdketur  druneydh:  kdm  svid  eväpartshu  mahänägdm 
iväbhisamsdram  didrikshitdro  yd  evdm  etat  prayajdndm  ydgo  vedit^ti  in 
dieser  Erkenntniss  sagt  9^.  A.:  in  Zukunft  werden  die  Leute  zusanmien- 
strömen  und  wie  eine  Biesenschlange  denjenigen  betrachten  wollen, 
der  so  die  prayäjäs  kennt  11,  2,  7,  12.  saiveydm  adydpi  pratishthd 
so  evdpydto  'dhi  bhavitd  dies  ist  heute  die  Grundlage  und  wird  es 
auch  in  Zukunft  sein  7,  1,  2,  8.  Sehr  ähnlich  3,  9,  4,  24.  9,  4, 
4,  16.  Immer  ist  das  Eiu treten  der  Handlung  in  der  Zukunft  als  ganz 
sicher  in  Aussicht  genommen,  wie  auch   noch   aus  folgenden  Sätzen 


1)  Ueber  prayoktdae  vgl.  hinten  die  Anmerkung. 


8     

erhellt:  bibhrihi  ma  pdrayishyämi  tvetiy  kdsman  ma  pärayishya^? 
aughd  imdh  sdrväh  prajd  nirvodhd,  tdtas  tvä  parayttasmttt  (der  Fisch 
spricht  zu  Manu)  pflege  mich ,  so  will  ich  dich  retten.  Wovor  willst 
du  mich  denn  retten?  Eine  Flut  wird  alle  Geschöpfe  wegschwenunen, 
vor  der  werde  ich  dich  retten  1,  8,  1,  2.  Das  bereitwillige  Anerbie- 
ten wird  durch  parayishyami  ausgesprochen,  die  bestimmte  Prophe- 
zeiung durch  das  Futurum  auf  -tar.  Ebenso  im  3.  und  4.  Vers  der- 
selben Erzählung.  Endlich  sind  noch  zwei  nahezu  identische  Stellen 
anzuführen:  tau  cen  me  vivakshydti  nd  vai  jdtu  yushmdkam  imdm 
Jcdgcid  hrahmodyam  jeteti  wenn  er  mir  diese  zwei  Fragen  beantwor- 
ten kann,  so  wird  ihn  niemand  von  euch  in  einer  Disputation  besiegen 
14,  6,  8,  1  vgl.  12. 

Es  ist  somit  unzweifelhaft,  dass  das  Futurum  auf  -tdr  auf  den 
sicheren  Eintritt  eines  Ereignisses  in  der  Zukunft  hinweist,  und  zwar 
ganz  objectiv,  ohne  dass  dabei  eine  Absicht  oder  Hoffnung  des  Subjectes 
hervorträte.  Wie  diese  Bedeutung  entstanden  sei,  lässt  sich  leicht 
nachempfinden,  yö  vivakshydti  sd  jetd  heisst  genau  genommen :  „  wer 
das  rathen  wird ,  der  ist  Sieger."  Die  Nomina  auf  -tar  sagen  aus ,  dasa 
ein  Subject  ganz  in  einer  gewissen  Handlung  aufgehe,  sie  legen  also 
einem  Subject  eine  Eigenschaft  mit  einer  gewissen  Emphase  bei  Nun 
versteht  es  sich  femer  von  selbst,  dass  wir,  wenn  wir  einer  Handlung 
nicht  eine  bestimmte  Zeitstufe  zuerkennen ,  sie  als  praesentisch  verstan- 
den wissen  wollen,  und  somit  kommt  in  die  Nomina  auf  -tar  der  Sinn 
eines  emphatischen  Praesens.  Wie  sich  aus  diesem  das  Futur  ent- 
wickeln könne,  lässt  sich  am  deutschen  Praesens  fahlen. 

Vergleichung  mit  dem  Futurum  auf  -syatL 

Um  dieses  Futurum  auf  -tdr  in  seiner  Abgegränztheit  zu  verste- 
hen, ist  es  nöthig,  das  Futurum  auf  -sydti  zu  vergleichen.  Dieses  nun 
ist  sehr  viel  häufiger  im  Gebrauch,  und  in  seiner  Bedeutung  mannich- 
faltiger  als  das  auf  -tdr.  Doch  wird  bei  der  grossen  Gleichmässigkeit 
des  Stils  im  9*  B-  ein^  verhältnissmässig  kleine  Anzahl  von  Stellen,  die 
ich  aus  den  etwa  500  mir  vorliegenden  aussuche,  genügen,  um  die  Haupt- 
typen der  Anwendung  festzustellen.  Bei  der  Darstellung  des  mannich- 
faltigen  Gebrauches  einer  Form  kann  eine  gewisse  Willkür  nie  ver- 
mieden werden.  Die  Anordnung  wird  stets  beeinflusst  sein  von  der 
Vorstellung,  die  der  betrefifende  Forscher  sich  über  die  älteste  Bedeutung 
einer  Form  gebildet  hat.  In  dem  vorliegenden  Falle  glaube  ich,  dass 
es  richtig  sein  wird,  von  der  Anwendung  des  Participiums  des  Futu- 
rums auszugehen.    Das  Participium  nun  bezeichnet  häufig  die  Absicht 


des  Snbjects ,  z.  B.  tarn  indro  ^hhyd  dudräva  hanishydn  Indra  lief  ihn 
auf  ihn  zu,  in  der  Absicht  ihn  zu  tödten  1,  6^  3,  16.  Durch  Verbin- 
dung dieses  Participiums  mit  dem  Indicativ  bhavati  und  dem  Optativ 
sffdt  nun  entsteht  ein  in  dieser  Prosa  sehr  häufiges  Tempus,  welches 
sich  zu  dem  Desiderativum  ungefähr  so  verhält,  wie  sich  auf  dem 
Gebiet  der  Modi  der  Gonjunctiv  zu  dem  Optativ  verhält.  Einige  Belege 
werden  den  Gebrauch  klar  machen.  2,  3,  4,  10  wird  der  Vers  RV. 
1,  74,  1  folgendermassen  erläutert:  sd  aha  upapraydnto  adhvardm 
üy  adhvarö  vai  yajiid  upapraydnto  yajfidm  Uy  evattdd  äha  mdntram 
vocemOgndya  Ui  mdntram  u  hy  äsmä  etdd  vakshydn  bhavaii  d.  L  er 
sagt  upapraydnto  adhvardm ,  nun  ist  yaßUi  so  viel  wie  adhvard,  er 
sagt  also  damit  upapraydnto  yaßidm,  er  fährt  fort  mdntram  vocema- 
gndye,  er  hat  nämlich  die  Absicht,  dem  Agni  einen  Spruch  zu  wei- 
hen. An  einer  anderen  Stelle  3,  2,  2,  23  heisst  es  von  dem  Opferer 
dtha  ydtra  suptvd  pünar  nävadrOsydn  bhdvati  wenn  er  ausgeschlafen  hat 
und  nicht  die  Absicht  hat  noch  weiter  einzuschlummern ,  dann  soll  er 
gewisse  Sprüche  sprechen.  3,  2,  2,  20  heisst  es  von  dem  Opferer  ydtra 
mekshydn  bhdvati  wenn  er  die  Absicht  hat  zu  harnen,  dann  soll  er 
ein  Loch  machen  u.  s.  w.  Den  Optativ  mit  syät  (bhavet  habe  ich  nicht 
gefunden)  sehe  man  z.  B.  in  folgenden  Stellen:  ydtha  yena  vähanena 
syantsydnt  sydt  tat  stihitam  Tcdrtavai  brüyat^  evdm  etdt  dies  ist  so ,  als 
ob  man  den  Wagen,  mit  dem  man  fahren  will,  in  Ordnung  bringen 
lässS  2,  1,  4,  4.  tdsmod  ydtrOgnim  manthishydnt  sydt  tdd  dgvam  dnetor 
vai  brüyat  desswegen  lasse  man  dahin ,  wo  man  den  Agni  zu  erzeugen 
beabsichtigt,  ein  Pferd  bringen  2,  1,  4,  16.  utdvarshishyan  vdrshaty 
evd  selbst  wenn  er  nicht  die  Absicht  hat  zu  regnen ,  regnet  er  doch 
T.  S.  2,  4,  10,  3  und  so  an  sehr  vielen  Stellen. 

In  ganz  ähnlicher  Weise  wird  nun  auch  der  Indicativ  des  Futu- 
rums gebraucht,  so  dass  er  also  die  Absicht  des  Snbjects  der  Hand- 
lung ausdrückt  Der  Opfernde  richtet  an  Agni  den  Vers:  dgne  tvdm 
SU  jägrihi  vaydm  sü  mandishTmahi,  der  3,  2,  2,  22  so  erklärt  wird: 
tvdm  jagrihi  vaydrn  svapsyamah  du  wache ,  wir  wollen  schlafen.  Jemand 
sagt  prdkshydmi  ich  will  dich  etwas  fragen,  darauf  wird  ihm  die  Ant- 
wort j>ficAa  frag  nur  11,  5,  3,  8,  während  im  gleichen  Falle  z.  B. 
Chänd.  üpan.  3,  8,  3  der  Conj.  prichani  steht.  Ein  Thier  wird  ange- 
rufen a,saa!  ehi  rdja  tva  pahshyate  konmi  her,  der  König  will  dich 
verzehren  5,  3,  5,  4.  So  steht  denn  das  Futurum  sehr  häufig  bei  Aner- 
bietungen, wofür  in  dem  fiit.  parayishyami  1,  8,  1,  2  schon  ein  Bei- 
spiel beigebracht  worden  ist.  Die  Götter  suchen  die  Väc  durch  Spiel 
und  Tanz  zu  gewinnen  und  versprechen  ihr :  iti  vai  te  vaydm  gäsyäma 


10     

üi  tva  prd  modayishyämahe  so  wollen  wir  dir  vorsingen  and  so  dich 
erheitern  3,  2,  4,  6.  te  hocüh:  d  vai  vaydm  agnt  dhasyämahe,  oOm 
yüydm  Mm  karishjfotha  wir  wollen  die  beiden  Fener  anlegen ,  aber  was 
wollt  ihr  thun,  was  erbietet  ihr  euch  zu  thon?  2,  2,  2, 12.  —  Die  Absicht 
des  Snbjectes  der  Handlung,  etwas  Bestimmtes  zu  thun  oder  zu  unter- 
lassen kann  nun  bei  dem  Bedenden  gewisse  Stimmungen  wie  die  der 
Erwartung  der  Hoffnung  der  Furcht  des  Vertrauens  hervorrufen,  und 
es  wird  also  das  Futurum  gerade  in  solchen  Gedankenconstellationen 
häufig  gebraucht,  wie  die  folgenden  Beispiele  zeigen,  sdrvä  ha  tTot 
devdtä  OfdkvaryiJm  havir  graMshydntam  üpa  tishihante  mdma  ndma 
grahlshyati  mdma  ndma  grahlshyattü  alle  Götter  treten  zu  dem  Prie- 
ster heran y  wenn  er  das  havis  zu  ergreifen  im  Begriff  ist,  indem  sie 
dabei  denken,  er  wird  meinen  Namen  nennen  1,  1,  2,  18.  etdddha  vai 
grihdpaie^  proshüsha  dgatäd  gfihdh  samüUrastä  iva  IhavanH  kirn 
aydm  ihd  vadishydti  Mm  va  karishyattti  so  sind  die  Hausgenossen  vor 
dem  verreist  gewesenen  Herren,  der  wiedergekehrt  ist^  in  Angst,  indem 
sie  denken,  was  wird  er  jetzt  sagen,  was  wird  er  jetzt  thun?  2,  4, 
1,  li  yo  vai  brahmandm  vOgdhsamäno  'nucdrati  kshatriyaff^  vOydm 
me  dasyatiti  wer  sich  an  einen  br.  oder  ksh.  wendet  in  dem  Ver- 
trauen, er  wird  mir  etwas  geben  2,  3,  4,  6.  —  Der  wesentlichste 
Faktor  fQr  die  Gestaltung  der  Bedeutungen  ist  die  Nachahmung  eines 
überlieferten  Typus,  der  dann  bei  jeder  Nachahmung  etwas  geändert 
werden  kann.  So  ist  es  nicht  zu  verwundern^  wenn  bei  d  gahs  £.  B. 
auch  ein  Futurum  von  einem  Verbum  sich  angewendet  findet,  das  eine 
Handlung  bedeutet,  die  der  Bestimmung  des  Handelnden  entzogen  ist, 
wie  z.  B.  jlv  in  dem  Satze:  tdsminn  d  gansante  ^nnam  ichati  jfvishydti 
(auf  einen  Kranken  der  Speise  wünscht)  setzt  man  die  Hoffiiung,  er 
verlangt  zu  essen,  er  wird  leben  bleiben  8,  5,  2,  1.  Indem  nun  sol- 
chen Sätzen  wieder  ähnliche  nachgebildet  wurden ,  entstand  die  Gewohn- 
heit, das  Futurum  bei  solchen  Ereignissen  anzuwenden,  welche  vom 
Standpunkt  des  Sprechenden  aus  möglicher  oder  wahrscheinlicher  Weise 
eintreten  könnten,  oI^le  dass  man  dabei  sagen  könnte,  dass  sie  in  der 
Absicht  des  Subjects  der  Handlung  lägen.  Z.  B.  ind/ro  ha  vd  ikshd/m 
caJcre  mahdd  vd  ü6  *ihvam  janishyata  Ui  Indra  dachte,  daraus  wird 
ein  arges  üngethüm  entstehen  3,  2,  1,  26.  Dahin  gehören  die  zahl- 
reichen Futura,  welche  die  möglichen  Folgen  irgend  eines  Fehlgriffes 
beim  Opfer  aussprechen,  z.  B.  1,  6,  1,  16  wenn  einer  das  und  das 
thut ,  so  soll  der  Priester  ihm  sagen :  mükhyam  drtim  drishyasy  andho 
va  iKUßdrö  va  bhavishyasfty  etd  vai  mükhya  drtayas  tdthä  haivd  syät 
du  kannst  eine  Hauptkrankheit  bekonunen,  du  kannst  blind  oder  taub 


11    

werden  (denn  das  sind  die  Hanptkrankheiten)  so  kann  es  geschehen. 
(Der  Zusatz  tdtha  haivd  sydt,  welcher  ausdrücklich  die  Möglichkeit 
ausdrückt ,  lautet  im  elften ,  zwölften  und  vierzehnten  Buche  etwas  brei- 
ter: igvarö  ha  tdihdivd  syot  es  ist  möglich,  dass  es  so  geschehen  wird.) 
Die  Nachahmung  kann  natürlich  auch  in  anderer  IBUchtung  Yerfin- 
derungen  hervorrufen.  Wenn  man  bei  d  fans  Zutrauen  haben  das 
Futurum  setzt  wie  oben  in  dem  Satze  8,  5,  2,  1 ,  so  wird  man  es  nun 
auch  bei  vid  wissen  anwenden^  z.  B.  tau  yddi  krishitaü  sydtam  anyor 
taro  vä  krishnds  tdtra  vidyOt:  varshishydty^  aishdfmh  parjdnyo  vrish- 
timan  bhavishyattH  wenn  bei  einer  Gerimonie  die  beiden  Stiere  schwarz 
sind ,  oder  einer  von  beiden  schwarz  ist ,  so  soll  man  daraus  schliessen, 
es  wird  regnen,  heuer  wird  Parjanya  regenreich  sein  3,  3,  4,  11.  'So 
nähert  sich  das  Futurum  auf  -sydH  dem  auf  -tdr,  so  in  der  Prophezeiung 
puretithyai  fnaHshy(m  du  wirst  vor  dem  so  und  so  vielten  sterben 
11,  6,  3,  11;  und  erscheint  sogar  zugleich  mit  demselben  in  dem  Satze 
tau  cen  me  vivaJcshydti  nd  vai  jätu  yushmdkam  imdm  kdfcid  brahmödyam 
jeteti,  tdu  cen  me  ndvivakshydti  mürdhasya  vi  patishyatiti  14,  ß,  8,  1. 
Es  ist  aber  sehr  bemerkenswerth ,  dass  genaue  Datirungen,  wie  wir 
sie  bei  dem  Fut  auf  -tdr  so  oft  gefunden  haben,  bei  dem  Fut.  auf 
"Sydti  nicht  vorkommen.  In  der  sehr  grossen  Zahl  von  Beispielen ,  die 
ich  durchgesehen  habe,  habe  ich  nur  ein  paar  gefunden,  in  denen 
pratdr  neben  dem  Fut  steht,  und  diese  gerade  sind  bezeichnend  für 
den*ünterschied  der  beiden  Futura.  Oben  habe  ich  den  Satz  angeführt, 
der  die  Prophezeiung  der  Ürva9l  ausspricht:  gandharvds  te  pratdr 
vdram  dotdras  die  Gandharven  werden  dir  morgen  einen  Wunsch  frei- 
stellen ;  damit  vergleiche  man  nun  1,  1,  1,  7  mdno  ha  vai  devd  manvr 
shyäsyd  janantiy  td  enam  etdd  vratdm  upaydntam  viduh  prdidr  no 
yakshyata  iti.  In  diesem  Satze  ist  nicht  ein  einmaliges  Ereigniss  vor- 
hergesagt,  sondern  eine  natürliche  stets  sich  ergebende  Folgerung 
gezogen.  Er  ist  also  genau  so  zu  übersetzen :  „  den  Sinn  des  Menschen 
kennen  die  Götter,  stets  wenn  er  diese  Fasten  antritt,  so  wissen  sie 
von  ihm,  er  will  uns  morgen  opfern."  Ebenso -2 ,  3,  1,  13  und  äh)i- 
lich  11,  2,  4,  10. 

Es  ist  nicht  meine  Absicht,  der  Entvdcklung  des  Futurbegriffs 
weiter  nachzugehen,  namentlich  nicht,  zu  zeigen,  wie  derselbe  in  der 
zweiten  Person  scheinbar  eine  etwas  andere  Wendung  erhält,  und  wie 
er  sich  in  den  verschiedenen  Satzgestaltungen  erkennen  lässt ;  es  genügt 
mir ,  gezeigt  zu  haben ,  dass  das  (}.  B.  drei  Tempora  besitzt ,  denen  wir 
nach  unserer  klassischen  Terminologie  den  Namen  Futurum  beilegen 
können,  nämlich  von  da  gebildet:   dasydn  bhavati^  mit  dem  Optativ 


12     

däsydn  syotj  dosyämt,  datdy  and  dass  diese  drei  Tempora  sich  ihrem 
Gebrauche  nach  deutlich  von  einander  unterscheiden.  Es  ist  unzwei- 
felhaft, dass  nur  das  eine  derselben,  dasydmiy  eine  indogermanische 
Bildung  ist,  die  beiden  anderen  Neubildungen,  welche  jflnger  sind,  als 
der  Bigyeda. 

Ich  hoffe  diese  Proben  werden  schon  genügen ,  um  zu  zeigen ,  dass 
die  syntaktische  Forschung  aus  den  Bräimanas  sehr  viel  gewinnen 
kann.^ 


1)  Dass  aus  dem  Praesens  mit  sma  ein  neues  Tempas  der  Vergangenheit  in 
einem  ganz  bestimmten  Sinne  gebildet  worden  ist,  habe  ich  Synt.  ForscL  II,  129 
nachgewiesen. 


Yorlänflge  Uebersieht  über  den  Inbalt  der  folgenden 

Untersnchnng. 


Die  folgende  Untersuchung  beschäftigt  sich  zum  allergrössten 
Theile  mit  der  Wortstellung  im  einfachen  Satze.  Ich  habe  über  die- 
sen Punkt  folgende  Beobachtungen  gemacht. 

Es  giebt  eine  traditionelle  Wortstellung,  die  sich  am  besten  in 
der  ruhigen  Erzählung  erkennen  lässt.  Sie  ist  mit  derjenigen  so  gut 
wie  identisch ,  die  wir  aus  dem  Lateinischen  kennen.  Das  Subject  beginnt 
den  Satz,  das  Yerbum  schliesst  ihn,  der  Dativ,  Accusativ  u.  s.  w.  wer- 
den in  die  Mitte  genommen,  jedoch  so,  dass  der  Accusativ  unmittel- 
bar vor  dem  Yerbum  steht.  Das  Adjectivum  steht  vor  seinem  Sub- 
stantivum^  ebenso  der  Genitiv.  Das  Participium  steht  nach  seinem 
Substantivum ,  ebenso  die  Apposition.  Die  Praeposition  steht  nach  dem 
Casus. 

Diese  traditionelle  Wortstellung  mri  durchkreuzt  von  der  occa- 
sionellen  Wortstellung,  welche  in  der  bewegteren  Erzählung  und  der 
begrifflichen  Erörterung  häufig  ist.  Das  Grundgesetz  desselben  ist: 
Jeder  Satztheil,  der  dem  Sinne  nach  stärker  betont  sein  soll,  rückt 
nach  vom. 

Ich  habe  die  Darstellung  so  eingerichtet,  dass  bei  jeder  Wortart 
zuerst  die  traditionelle,  dann  die  occasionelle  Stellung  erörtert 
wird,  unter  den  Satztheilen  selber  ist  folgende  Anordnung  getroffen: 
Zuerst  kommt  das  Yerbum  mit  Zubehör,  dann  das  Nomen  mit  Zube- 
hör zur  Besprechung. 

Unter  den  verschiedenen  Satzarten  erwähne  ich  zuerst  den  normal 
gebauten  Satz,  dann  den  Satz,  welcher  eine  Schleppe  hat,  drittens 
konmien  die  Sätze  mit  anaphorischen  Pronominibus  zur  Erörterung. 


14     

Die  Stellung  der  Wörter  im  vielfachen  Satze  ist  nicht  mit  in  die 
Untersuchung  hineingezogen  worden,  weil  wir  eine  Darstellung  des 
Satzgef&ges  noch  nicht  besitzen  und  ich  dieselbe  nicht  in  diese  Arbeit 
verweben  wollte.  Aus  demselben  Grunde  ist  auch  auf  die  Behandlung 
der  Partikeln  verzichtet  worden. 


I. 


Der  Satz  ist  normal  gebaut. 


§  1. 

Die  traditionelle  Stellong  des  Yerbums. 

Das  Yerbum  steht  am  Ende  des  Satzes 

(wobei  es  im  einfachen  Hauptsätze  unbetont  ist,  vgl.  die  Schlussbetrachtung). 

Belege  für  diese  Behauptung  sind  massenweise  vorhanden.  Ich 
begnüge  mich  damit,  zwei  kurze  Erzählungen  und  einige  einfache  Sätze 
anzuführen. 

4^  1,  5.  1.  ydtra  vai  hhrigavo  väfigiraso  vä  svargdm  lokdm 
samdgnuvata^  tdc  cydvano  vä  hhorgavdg  cydvano  vängirasds  tdd  evd 
jirnih  krityärüpo  jähe.  2.  Qdryato  ha  vä  iddin  münavo  grämena 
cacära.  sd  tdd  evd  prdtivego  ni  vivige.  tdsya  kumärdh  hrtdanta 
imdmjtrnim  kriiydrüpam  anarthydm  mdnyamäna  loshfair  vi  pipishuh, 
3.  sd  güryCUebhyag  cukrodha.  tebhyö  ^sarnjüäm  cakära.  pitawd 
putr6na  yuyudhe,  bhrdtä  hhrdträ.  4.  Qdryato  ha  vd  ikshdm  cakre: 
ydt  kirn  dkaram,  tdsmad  iddm  dpadtti?  sd  gopäldhg  cävipcUdngca 
sdmhvayitavd  uväca.  5.  sd  hoväca:  kö  vo  ^dyehd  kimcid  adräkshtd 
iti?  te  hocuh:purusha  eväydm  jirnih  kritydrüpah  gete,  tdm  anarÜiydm 
mänyamänäh  kumärd  loshfair  vy  äpikshann  iti,  sd  viddm  cakära: 
sd  vai  cydvana  iti,  6.  sd  rdtham  yüktvd  sukanydm  garyüttm  upädhdya 
prd  sishyanda.  sd  djagama,  ydtrdrshir  dsa,  tdt.  7.  sd  hovaca: 
rishe,  ndmas  te.  ydn  ndvedisham,  tenühiiksisham,  iydtn  sukanyd, 
tdya  te  ^pa  hnuve,  sdm  jänltäm  me  grdma  iti^  tdsya  ha  tdta  evd 
grdmah  sdm  jajne.  sd  ha  tdta  evd  gdryäto  manavd  üd  yuyuje,  ned 
dpwam  hindsantti.  Als  die  Bhrigus  oder  die  Angirasen  des  himm- 
lischen Wohnsitzes  theilhaftig  wurden,  da  blieb  Cyavana  der  Bhrigu 
oder  der  Angirase  altersschwach  und  wie  ein  Gespenst  aussehend  auf 
der  Erde  liegen.  2.  ^^ryäta  Mänava  nun  wanderte  gerade  damals  mit 
seiner  Sippe  umher.  Er  Uess  sich  dort  in  der  Nähe  nieder.  Die  Knaben 
nun  bewarfen  den  alten  wie  ein  Gespenst  aussehenden  Mann  zum  Spass  mit 
Roth,  indem  sie  ihn  für  einen  Strolch  hielten.  3.  Der  aber  fluchte 
^aryäta's  Leuten,  er  schuf  ihnen  Zwietracht.    Der  Vater  haderte  mit 

D  e  1  b  r  a  o  k ,  lynUki.  Fonoh.  III.  2 


18     [§1. 

dem  Sohne,  Bruder  mit  Bruder.  4.  ^2krj§,tSL  nun  dachte  nach:  Was 
habe  ich  gethan,  dass  ich  in  dies  Unglück  gerathen  bin?  Er  liess  die 
Rinderhirten  und  Ziegenhirten  zusammenrufen  und  sprach:  ,,Wer 
hat  hier  heute  irgend  etwas  bemerkt?"  Sie  sprachen:  ^^Da  liegt  ein 
altersschwacher  und  wie  ein  Gespenst  aussehender  Mensch  ^  den  haben 
die  Knaben,  indem  sie  ihn  för  einen  Strolch  hielteui  mit  Eoth  beworfen. 
Da  erkannte  er,  dass  es  Gyavana  sei.  6.  Er  schirrte  einen  Wagen  an, 
setzte  seine  Tochter  Sukanyä  darauf,  und  fuhr  ab.  Er  kam  dahin,  wo 
der  Rishi  war.  7.  und  sprach:  „Kishi  ich  grüsse  dich.  Weil  ich  dich 
nicht  kannte,  habe  ich  dich  beleidigt,  hier  ist  SukanyS  durch  die 
will  ich  es  wieder  gut  machen.  Friede  lass  wieder  in  meiner  Sippe 
werden."  Da  ward  wieder  Friede  in  seiner  Sippe.  Und  ^aryäta  Mäuia?a 
brach  von  dort  auf,  indem  er  dachte:  ,,ich  will  ihn  nur  ja  nicht  wieder 
beleidigen." 

Nur  in  Yers  7  steht  säni  janltäm  im  Anfang  des  Satzes,  weil 
es  einen  starken  Sinnaccent  trägt. 

3,  6,  2,  2.  divi  vai  söma  ästt,  äthehä  devds.  te  devä  akäma- 
yanta:  d  nah  sömo  gachet^  tendgatena  yajemahtti,  td  ete  mäye 
asrijanta  suparntm  ca  Jcadräm  ca.  tdhhyüm  samddam  cakruh.  3.  ie 
hartiydmäne  Ucatuh:  yatard  nau  ddviyah  paräpdgyäd,  ätmdnain 
nau  sd  jayäd  Ui,  tdfheti,  sd  ha  kadrür  uväca:  pdrekshveti 
4.  sd  ha  suparny  üväca:  dsya  salüdsya  päre  ^gvah  Qvetdh  sthämu 
sevate,  tarn  ahäm  pagyämtti,  tarn  evd  tvdm  pagyastti?  tdfi\  htti 
dtha  ha  hadrür  uväca:  tdsya  bdlo  ny  äshanji,  tarn  amüm  vdto  dhü- 
nott,  tarn  ahdm  pagyämtti,  6.  sd  ha  suparny  üvaca:  ehlddw 
pdtäva,  veditum  yatard  nau  jdyattti.  sä  ha  hadrür  uväca:  tfxiw 
evd  pata,  tvdm  vai  na  d  hhyäsyasi,  yatard  nau  jdyattti,  7.  sd 
ha  suparnt  papäta,  tdd  dha  tdthaivdsa,  ydthä  hadrür  uvdca.  Uim 
dgatam  dbhy  uväda:  tvdm  ajaishtr,  ahdm  iti?  tvdm  iti  hoväca,  8.  sä 
ha  hadrär  uväca:  ätmdnam  vai  tväjßisham,  divy  äsaü  sömas,  tdm 
devebhya  d  hara,  tena  devebhya  ätmdnam  nish  hrtntshveti, 

2.  Im  Himmel  war  der  Soma,  die  Götter  dagegen  hier  auf  der 
Erde.  Die  Götter  wünschten:  ^^ möchte  doch  der  Soma  zu  ims  kommen, 
wir  möchten  dann  mit  ihm  das  Opfer  vollziehen."  Sie  schufen  die  zwei 
Zauberwesen  Suparni  und  Kadrn.  Denen  erregten  sie  Zwiespalt.  3.  Die 
beiden  stritten  mit  einander  und  sprachen :  ,,welche  von  uns  weiter  in 
die  Ferne  sieht,  die  soll  die  Herrin  sein."  Gut.  Darauf  sprach  dann 
Kadru:  ^^ schau  in  die  Ferne!"  4.  Suparni  nun  sprach:  ,,am  jenseitigen 
Ufer  dieses  Meeres  steht  ein  weisses  Pferd  am  Pflock,  das  sehe  ich,  siebst 
du  das  auch?"   „Allerdings."   Da  sagte  aber  Kadrü:  .^  sein -Schweif  hängt 


§2.]  19     

herab  —  jetzt  bewegt  ihn  der  Wind  —  den  sehe  ich.'*  6.  Da  sprach 
SuparnI:  „komm,  wir  wollen  hinfliegen ^  um  zu  erfahren,  welche  von 
uns  die  Herrin  ist/'  Da  sprach  Eadrü:  „fliege  du  hin,  du  wirst  uns 
verkünden ,  welche  von  uns  beiden  die  Herrin  ist.''  7.  SuparnI  flog  hin, 
und  es  war  so,  wie  Eadrü  gesagt  hatte.  Als  sie  nun  wieder  zusam- 
men kamen,  begrüsste  SuparnI  sie  mit  den  Worten:  „du  bist  Herrin 
geworden."  „Ich?"  „Ja  du."  Kadrü  sprach:  „dich  habe  ich  jetzt 
zur  Sklavin  bekommen.  Wohlan !  der  Soma  ist  im  Himmel ,  den  bring 
den  Göttern  herbei,  und  damit  kaufe  dich  von  den  Göttern  los." 
Von  einzelnen  Sätzen  fähre  ich  beispielsweise  an: 
Hemantö  Mmdh  prajdh  svdtn  vakant  upandyate  denn  der  Win- 
ter bringt  die  Wesen  in  seine  Gewalt  1,  5,  4,  5.  Tdsmäd  imd  vigdh 
kshatriyOya  balim  haranti  desshalb  leisten  die  Bauern  dem  Forsten 
Abgaben  1,  3,  2,  15.  Chdndansi  yuktdni  devebhyo  yajadm  vahanti 
die  Metra  führen,  wenn  sie  angeschirrt  sind,  den  Göttern  das  Opfer 
zu  1,  8,  2,  8.  8d  vai  parnagäkhdya  vatsdn  apd  karoti  er  treibt  mit 
einem  Parnazweige  die  Kälber  weg  1,  7,  1,  1.  tdd  enam  tddm  evd 
hiranmdyam  änddm,  ydvat  samvatsaräsya  vddsit,  tdvad  hibhrcU  pdry 
aplavata  dieses  goldene  Ei  schwanmi  so  lange  bis  ein  Jahr  erreicht 
war,  ihn  tragend  umher  11,  1,  6,  2. 


§  2. 
Die  oecasionelle  Stellung  des  Yerbnms. 

Das  Verbum  nimmt  die  erste  ^  Stellung  im  Satze  ein ,  sobald  dem 
Sinne  nach  ein  Nachdruck  auf  ihm  ruht  (und  ist  dann  accentuirt). 

Oft  ist  die  Betontheit  durch  eine  besondere  hervorhebende  Partikel 
(wie  vai,  evd)  bezeichnet.  Aus  der  grossen  Masse  von  Belegen  hebe 
ich  hervor: 

ydnti  vd  dpa,  ety  dditya,  6t i  candrdmä,  ydnti  ndkshairäni, 
ydiha  ha  vd  etd  devdtä  neyür  nd  kuryür,  evdm  haivd  tdd  dhar  hräh- 
mano  bhavati  ydd  dhah  svodhyäydm  nädhlte  es  wandeln  die  Wasser, 
es  wandelt  die  Sonne,  es  wandelt  der  Mond,  es  wandeln  die  Sterne. 
Als  ob  diese  Gottheiten  nicht  wandelten  und  nicht  handelten,  so  ver- 
hält sich  ein  Brahmane  an  dem  Tage,  an  welchem  er  sein  Pensum 
nicht  liest  11,  5,  7,  10.  indhi  ha  vd  etdd  adhvaryür  idhmenägnim^ 
tdsmäd  idhmö  ndma.    sdm  indhe  sümidhentbhir  hötä,  tdsfinät  sämi- 


1)  Vgl.  aber  den  Schluss  dieses  Paragraphen. 

2* 


20     §2.j 

dhenyo  ndma  es  entzündet  der  Adhvaryu  die  Flammen  durch  den 
Zünder,  desshalb  heisst  es  Zünder,  es  entfacht  sie  der  Hotar  dnrcb 
die  Anfachungsverse ,  desshalb  heisst  es  Anfachungsverse  1,  3,  5,  1. 
sdrväni  hä  vai  dtkshäya  ydjünshy  audgrahhandni,  üd  gribhnUe 
vd  eshb  ^snidl  lokdd  devcdokdm  abhi  yö  dtkshaie,  etair  evä  tdd  ydjur- 
hhir  üd  gribhnUe  j  tdsmOd  ahuh  sdrväni  dtkshdya  ydjünshy  audgra- 
bhandniti  „alle  Sprüche  bei  der  Weihe  sind  Erhebungssprüche/*  Es 
erhebt  sich  derjenige  von  dieser  Welt  zur  Qötterwelt,  welcher  sich 
weiht.  Mit  diesen  Sprüchen  erhebt  er  sich,  desshalb  sagt  man:  ,,alle 
Sprüche  der  Weihe  sind  Erhebungssprüche"  3,  1,  4,  1.  Te  ha  dm 
ücüh:  jdyamo  vd  dsuräns,  tdtas  tvevd  nah  punar  upot  tishßanü, 
kdlhdm  nvenan  anapajayydm  jayemeti?  die  Götter  sprachen:  Wir 
besiegen  freilich  (populär:  besiegen  thun  wir)  die  Asuren,  dann  aber 
erheben  sie  sich  wieder  gegen  uns ,  wie  könnten  wir  sie  endgültig  besie- 
gen? 1,  2,  4,  9*.  bhdvati  ha  vd  atmdna,  pdrdsya  sapdtna  bhavafUi 
es  gedeiht  selber  und  es  vergehen  die  Feinde  dessen  u.  s.  w.  1,  4, 1, 35. 
Die  Götter  sind  im  Kampfe  mit  den  Asuren  unterlegen,  welche  nim 
die  Erde  unter  sich  vertheilen.  Dann  heisst  es  Vers  3 :  tdd  vai  deväh 
gtigriwuh.  vi  bhajante  ha  vd  imam  dsuräh  prühivtmy  pr^ta  idd 
eshydmo  ydtremdm  dsurä  vibhdjante.  ke  tdtah  syäma,  ydd  asyai 
nd  bhdjemahfti.  te  yajfidm  evd  vtshnum  purashityeyuh,  4.  te 
hocuh:  dnu  no  'sydm  prithirydm  d  bhajata,  dstv  evd  no  ^py  asyäni 
bhägd  iti  das  hörten  die  Götter:  es  vertheilen  die  Asuren  diese 
Erde,  macht  euch  denn  auf,  wir  wollen  dahin  gehen,  wo  die  Asu- 
ren sie  vertheilen.  Was  sollte  aus  uns  werden,  wenn  wir  an  ihr 
keinen  Antheil  bekämen.  Sie  stellten  das  Opfer  ^  den  Yishnu,  an  die 
Spitze  und  gingen.  Sie  sprachen,  macht  uns  auch  dieser  Erde  tbeil- 
haftig ,  es  werde  an  ihr  ein  Antheil  auch  uns.  1,  2,  5,  3.  Einige  schrei- 
ben vor,  dass  man  von  Kuh  oder  Stier  nicht  essen  solle,  Täjnavalky* 
aber  sagt:  agndmy  evähdm,  ansaldm  ced  bhdvati  d.h.  essen  thae  ich 
es,  wenn  es  kräftig  ist  3,  1,  2,  21.  An  einer  anderen  Stelle  wird  die 
wunderliche  Theorie  aufgestellt,  dass  der  Mensch  ursprünglich  Binde- 
haut am  Leibe  hatte,  dass  diese  aber  dem  Menschen  abgezogen  und 
der  Kuh  verliehen  wurde.  Nun  heisst  es:  no  hdnte  gor  ntigndh  syäi. 
veda  ha  gaür  ahdm  asya  tvdcam  bibharmiti,  sd  b9>hyai%  trasati  ^'^' 
cam  ma  d  dasyafa  üi.  tdsmäd  u  gdvah  suvdsasam  üpaiva  ni  ^ayani^ 
man  zeige  sich  nicht  nackt  vor  einer  Kuh,  denn  die  Kuh  weiss  recht 
gut,  „ich  trage  seine  Haut,"  sie  fürchtet  sich  und  läuft  weg,  indem 
sie  denkt ,  „  er  wird  mir  die  Haut  rauben."  Deshalb  nähern  sich  S\t 
Kühe  gern  einem  geputzten  Menschen  3,  1,  2,  17. 


J 


§  2.]  21     

Sehr  häufig  steht  das  Yerbum  auch  voran  ohne  hervorhebende 
Partikel. 

Die  Bitte  des  (^2LijS,ta,  in  der  oben  (S.  17)  mitgetheilten  Geschichte 
lautet  in  bewegter  Wortstellung  sdm  janXtam  me  grdmah,  in  der 
leidenschaftslosen  Erzählung  aber  heisst  es:  tdta  evd  grdmah  sdm 
jajüe.  —  3,  9,  1,  1  PrajdpcUir  vai  prajdh  sasrijano  riricänd  ivdma- 
nyata,  tdsmät  pdrOcyäh  prcy'd  asur,  näsya  prajdh  griye  ^nnddyäya 
tasthire.  2.  sd  aikshcUa:  drikshy  ahdmj  dsmä  u  hdmäydsrtkshi  nd  me 
sd  kämah  sdm  ardhi,  pdräcyo  mdt  prajd  äbhüvan,  nd  me  prajdh 
^riye  ^nnddyäyasthishateti,  3.  sd  aikshata  Prajdpatih:  kaihdm  nü 
jmnar  (Umdnam  d  pyayayeya^  üpa  ma  prajdh  sam  d  varterans, 
tishtheran  me  prajdh  griye  ^nnddyäyeH.  4.  so  Wcaii  chrdmyahg 
cacara  prajdkämah.  sd  etdm  ekadagimm  apagyaty  sd  ekädaginyesktvd 
prajdpatih  pütiar  atmdnam  dpydyayata^  üpainam  prajdh  samd- 
vartanta,  dtishihantasya  prajdh  griye  ^nnddyaya  d;  L: 

Prajäpati  kam  sich,  nachdem  er  die  Geschöpfe  geschaffen  hatte, 
erschöpft  vor.  Von  ihm  wandten .  sich  die  Geschöpfe  ab ,  sie  blieben 
nicht  ihm  zu  Freude  und  Genuss.  Da  sah  er:  „Erschöpft  habe  ich 
mich  jetzt ^  dazu  habe  ich  geschaffen^  mein  Wunsch  ist  mir  nicht 
erfüllt,  meine  Geschöpfe  haben  sich  abgewandt,  sind  nicht  mir  zu 
Freude  und  Genuss  geblieben/'  Und  Prajapäti  überlegte:  „wie  könnte 
ich  mich  doch  wieder  stärken,  möchten  doch  die  Geschöpfe  sich  mir 
wieder  zuwenden,  blieben  doch  die  Geschöpfe  mir  zu  Freude  und  Genuss/' 
Er  wandelte  betend  und  fastend ,  nach  Nachkommenschaft  begierig.  Er 
erfand  die  ekadaginT.  Indem  er  mit  der  opferte,  stärkte  er  sich  wie- 
der ,  die  Geschöpfe  wandten  sich  ihm  zu ,  es  blieben  die  Geschöpfe  ihm 
zu  Freude  und  Genuss.  —  11,  2,  4,  2  werden  eine  Anzahl  von  Din- 
gen mit  dem  Vollmond  verglichen.  Es  heisst  dort  u.  a. :  asdv  evd 
dyaüs  ddrgo;  dadrigd  iva  hy  äsaü  auch  der  Himmel  ist  Vollmond, 
denn  er  scheint  —  11,  5,  4,  1  ff.  wird  gelehrt,  wie  man  Brahmanen- 
schöler  werden  kann.  Zu  den  Pflichten  eines  solchen  gehört,  dass  er 
täglich  Feuer  macht.  Der  tiefere  Sinn  dieser  Verpflichtung  wird  Vers  5 
folgendermassen  angegeben:  samidham  ddhehtti,  sdm  intsvätmdnam 
tejasa  u.  s.  w.,  d.  h.  wenn  der  Lehrer  sagt,  leg  Holz  an,  so  meint  er 
damit,  entzünde  dich  mit  innerlichem  Feuer  u.  s.  w.  Das  Entzünden 
ist  das  tertium  comparationis,  desshalb  steht  sdm  itUsva  an  der  Spitze 
des  Satzes. 

Bei  gewichtvollen  Fragen  und  Antworten  tritt  das  Verbum  natur- 
lich an  die  Spitze  des  Satzes ,  sobald  der  Inhalt  des  Verbums  in  Frage 
gestellt  wird.     Tdddhaitdj  janako   vaideho  ydjfiavalkyafn  papracha: 


22      -  [§2. 

vetthägnihotrdm  yajüavalhya?  iti.  veda  samrod  üi.  Da  fragte 
Janaka  Vaideha  den  Yajnavalkya:  kennst  du  das  Feueropfer,  YajnaTal- 
kya?  Ich  kenne  es,  Herr,  antwortete  er.  Und  nachdem  Y.  sich  als 
Kenner  wirklich  ausgewiesen  hat,  bestätigt  der  König:  vetthagnAo- 
trdm.  11,  3,  1,  2  fiF.  Tdd  ahüh:  ydjed  äjyäbhOgau,  nd?  üi.  ydjed 
üy  ahuh.  Es  fragt  sich  „soll  man  Opferbutter  opfern,  oder  nicht?"* 
„Allerdings  soll  man  sie  opfern'*  ist  die  Antwort  11,  7,  4,  2.  Vgl. 
noch  11,  6,  1,  3  u.  ö. 

Wenn  in  der  Darstellung  des  Rituals  etwas  Neues  eingeführt  wird, 
so  rückt  das  Neue,  das  natürlich  besonders  stark  betont  wird,  im  Satze 
weiter  nach  vorn.  Ist  das  Neue  eine  Handlung,  so  rückt  das  Yerbum 
nach  vorn.  Ich  führe  einige  Belege  an:  dpornuvanti  gdlayai  dvdre 
dakshinatdh  somdkrdyany  üpa  tishthafe  nun  öfhet  man  die  Thür  der 
Hütte  und  von  rechts  kommt  die  Somakaufkuh  heran  3,  2,  4,  15.  ^ 
Yadd  prdha  sdmjfiaptdh  pagur  itij  dthadhvaryür  äha  neshthah  pdtnlm 
udd  nayeti.  udd  nayati  neshta pdtnim pann^'anam  hibhrailm.  Wenn 
er  gesagt  hat,  „das  Opferthier  ist  verendet,**  so  sagt  der  Adhvaryu: 
„neshtar,  bring  die  Frau  herbei,  und  es  bringt  der  neshtar  die  Frau 
herbei,  welche  die  Waschwanne  zur  Stelle  schafft  3,  8,  2,  1.  —  vgl. 
3,  8,  1,  6. 

Sehr  häufig  ist  der  Fall,  dass  zwei  Handlungen  in  einen  wenn 
auch  noch  so  leisen  Gegensatz  zu  einander  tretend  gedacht  werden, 
und  in  Folge  dessen  ein  Verbum  oder  beide  Verba  vorrücken,  z.  B. 
pratiprd  muücanti  vatsdhs  tdn  pünar  apd  hmvanti  man  lässt  die 
Kälber  zu  und  treibt  sie  dann  wieder  fort  11,  1,  4,  1.  Te  sdrvam 
yajfidm  sdm  avrifijata^  antdr  ayann  dsurän  yajndt.  Sie  eigneten 
sich  das  ganze  Opfer  an ,  aus  schlössen  sie  die  Asuren  vom  Opfer  1 1,  5, 
9,  4  sd  yddy  anunirvdped^  dadydd  doJcshinäm^  nädakshindm  JuwA 
syot  wenn  er  die  nachträgliche  Austheilung  (eine  bestimmte  Gerimonie) 
vornimmt,  so  gebe  er  Opferlohn,  nicht  ohne  Opferlohn  soll  die  Opfer- 
handlung sein  11,  1,  3,  7.  —  Das  Priesterthum  wird  gelegentlich  mit 
Mitra,  das  Königthum  mit  Yaruna  verglichen.  Von  dem  Verhältniss 
beider  heisst  es  4,  1,  4,  2:  te  hatte  dgre  ndnevasatur  brdhma  ca 
Jeshatrdm  ca^  tdtdh  gagdJcaiva  brdhma  mitrd  rite  hshairdd  vdrunäi 
sthdtutn,  nd  kshairdm  vdruna  rite  brdhmano  mitrdt  die  beiden  waren 
im  Anfang  getrennt,  das  Priesterthum  und  das  Königthum.  Da  ver- 
mochte wohl  das  Priesterthum  (Mitra)  ohne  das  Königthum  (Yaruna) 
zu  bestehen,  nicht  aber  das  Königthum  (Yaruna)  ohne  das  Priester- 
thum (Mitra).     (Das  zweite  gagaka  ist   zu   ergänzen).   —     AÜm  üd 


§3.]  23     — 

yachantXdhymm^  üpa  yachanty  upaydmanlh  dann  hebt  man  in  die 
Höhe  den  Feuerbrand,  drunter  legt  man  die  Unterlage  3,  6,  2,  2. 


Natürlich  ist  auch  der  Fall  denkbar,  dass  sowohl  das  Yerbum, 
als  die  Nomina  eines  Satzes  stark  betont  sind,  und  also  ein  doppelter 
Anspruch  auf  die  erste  Stelle  erhoben  würde.  Ein  solcher  Fall  liegt  z.  B. 
in  der  3,  2,  1,  18  ff.  erzählten  Geschichte  Vers  21  vor.  Es  wird  auf 
die  Erfahrung  Bezug  genommen,  dass  ein  Frauenzimmer  einen  Bewer- 
ber zuerst  unfreundlich  abweist,  ihm  dann  verlegen  antwortet,  und 
endlich  ihn  selbst  ruft,  und  es  soll  nun  gesagt  werden :  „So  kommt  es 
dass  die  Frau  schliesslich  den  Mann  (nicht  der  Mann  die  Frau)  anruft 
(nicht  bloss  gewähren  lässt).*'  Es  sind  also  sowohl  die  beiden  Nomina 
als  das  Yerbum  betont.  Dabei  hilft  nun  die  Partikel  evd  aus  der  Ver- 
legenheit und  der  Satz  lautet  so:  tdsmOd  u  strt  pumänsam  hvdyata 
evottamdm. 


§  3. 

Anmerkung  Aber  zusammengesetzte  Yerbalformen. 

Die  Stärke  der  Gewohnheit,  das  Yerbum  an  das  Ende  zu  setzen, 
zeigt  sich  auch  in  der  Behandlung  der  mit  einer  Präposition  zusam- 
mengesetzten Yerbalformen. 

Es  kommt  nämlich  häufig  vor,  dass  man  nicht  die  Praeposition 
und  die  Yerbalform  an  den  Anfang  des  Satzes  rückt  —  Beispiele  für 
diesen  Yorgang  sind  oben  gegeben  —  sondern  sich  mit  der  Yoranschie- 
bung  der  Praeposition  begnügt. 

Den  Göttern  gelingt  es  nur  theilweise,  die  asurische  Finstemiss 
zu  verscheuchen.  Sie  sagen:  dpa  vdvd  tdmo  hanmahe,  nd  tvevd 
sdrvam  iva  wir  verscheuchen  wohl  die  Finstemiss,  aber  nicht  ganz 
.11,  5,  5,  3.  Prajdpatir  vaiprajäh  srijdmäno  'tapyata,  idsmäc  chräntdt 
tepändc  chrtr  üd  akramcU,  sd  dtpyamänä  hhrdjamanä  Idaydnty  ati- 
shthaty  tdm  dtpyamanäm  hhräjamanam  Idaydnittn  deodabhy  ädhydyan. 
2.  te  prajdpatim  dbruvan  hdnamemdm,  d  iddm  asya  dadamaha  Ui. 
sd  hoväca:  strt  vd  eshd  ydc  chrtr,  nd  vai  striyam  ghnanty,  utd  tvd  asya 
jtvantyä  evd  d  dadata  üi,  8.  tdsya  agnir  annddyam  ddatta  somo 
rüjydm  vdrunah  sdmrajyam  mitrdh  kshatrdm  indro  bdlam  brihaspdtir 
brahmavarcasdm  savitd  räshtrdm  püshd  bhdgatn  sdrasvatT  püshtim 
tvdshta  rüpdni,    4.  sd  prajdpatim  abravit:  dvai  ma  iddm  adishateti 


-         24     [§4. 

sd  hoväca:  yajfienainan  pünar  yOcasveti.  Als  Prajäpati  die  Geschöpfe 
schuf,  wurde  er  heiss,  und  aus  ihm,  als  er  heiss  und  müde  wurde, 
stieg  ^n  empor  (ein  Anklang  zwischen  grantäd  und  gri  ist  beabsich- 
tigt), sie  stand  da  leuchtend  strahlend  flimmernd,  und  ihr  der  leuch- 
tenden strahlenden  flimmernden  stellten  die  Götter  nach.  2.  Sie  spra- 
chen zu  Prajäpati:  Tödten  wollen  wir  sie  und  ihr  dies  Alles  wegneh- 
men. Er  sprach:  die  9^1  ist  ein  Weib,  ein  Weib  tödtet  man  nicht, 
man  beraubt  die  Lebende.  3.  Ihr  nahm  nun  Agni  die  Speise  weg, 
Soma  das  Eönigthum ,  Yaruna  das  Allkönigthum ,  Mitra  die  Herrschaft, 
Indra  die  Kraft,  Brihaspati  die  Frömmigkeit,  Savitar  das  Reich,  Pü- 
shan  den  Beichthum,  SarasvatI  die  Blüthe,  Tvash^r  die  Formeu. 
4.  Sie  sprach  zu  Prajäpati :  Geraubt  hat  man  mir  das  Meinige.  Er 
sprach:  Fordere  es  ihnen  wieder  ab  durch  das  Opfer.  11,  4,  3,  1  flF.  — 
Sd  ha  prajäpatir  agnim  uvdca:  ydjai  tvdya,  d  tvä  labhä  üi,  Prajä- 
pati sprach  zu  Agni:  ich  will  mit  dir  opfern,  darbringen  will  ich  dich 
11,  8,  3,  5.  —  Die  Sonne  (dditya)  hat  verachiedenen  Wesen  gewisse 
Eigenschaften  weggenommen  (ddatta,  desshalb  dditya)^  u.  a.  dem  Monde 
den  Glanz.  Darüber  heisst  es  11,  8,  3^  11:  bhdm  evd  candrdtnasa 
dda^xi^  tdsmäd  etdyoh  sadrigaydh  sator  ncUardm  candrdmä  Ihäty, 
ättd  hy  äsya  hhd,  d  ha  vai  dvishato  hhrdtrivyasya  bhdm  daHe  yd 
evdm  veda  den  Glanz  nahm  sie  dem  Monde  weg,  desswegen  glänzt 
unter  den  beiden  ähnlichen  Körpern  der  Mond  nur  schwach ,  denn  sein 
Glanz  ist  weggenommen,  weg  nimmt  auch  des  Hassers  und  Feindes 
Glanz,  wer  so  Bescheid  weiss.  —  Te  hocuh:  dti  vai  no  ^ydm  räjanya 
bandhur  avädU  herunterdisputirt  hat  uns  dieser  räjanyabandhu  11,  6, 
2,  5.  —  Von  dem  Schürhaken  (upaveshd)  wird  gesagt:  üpa  iva  vd 
enenaitdd  veveshti,  tdsmäd  upaveshd  ndma  der  Adhvaryu  bedient 
gewissermassen  das  Opfer  damit,  desshalb  heisst  es  upavesha  1,  2,  1,  3. 


§  4. 

Die  traditioneUe  Stellimg  der  Casus. 

Die  traditionelle  Stellung  ist  folgende:  Der  Subjectsnominativ 
beginnt  den  Satz,  der  Accusativ  steht  unmittelbar  vor  dem  Verbum, 
die  übrigen  Casus  (und  Adverbia)  werden  in  die  Mitte  genommen.* 


1)  Den  Genitiv  des  Besitzes  beim  Verbum  subsi  siehe  §  7  am  Ende. 


§4.]  25     

Ich  führe  einige  Belege  an: 

Lokdh  päcyamänag  catürbhir  dkdmiair  hrökmandm  bhunakty, 
arcdyä  ca  dänena  cdjyeydtayä  cavadhydtaya  ca  die  Welt,  wenn  sie 
verständig  wird,  stattet  den  Brahmanen  mit  vier  Vorrechten  aus, 
indem  sie  ihn  ehrt,  beschenkt,  nicht  verletzt  und  nicht  tödtet  11,  5, 
7,  1  (über  die  Schleppe  dieses  Satzes  später).  Tdddhaitdd  eke  kugala 
mdnyamanä  daksinenaivd  juhüm  addäate,  savy&nopahhritam  dabei 
nun  ergreifen  einige,  die  sich  klug  vorkommen,  den  juhü  genannten 
OpferlöiFel  mit  der  rechten,  den  updbhrtt  genannten  mit  der  linken 
Hand  11,  4,  2,  1.  Sd  vai  parnagakhdyä  vatsdn  apd  karoti  er  treibt 
mit  einem  Parnazweige  die  Kälber  weg  1,  7,  1,  1.  Chdndänsi  yuk- 
täni  devebhyo  yaßidm  vahanti  die  Metra  bringen,  angeschirrt,  den 
Göttern  das  Opfer  1,  8,  2,  8.  Tdsmad  imd  vigah  kshatriyOya  balim 
karanti  desshalb  zahlen  die  Bauern  den  Fürsten  Abgaben  1,  3,  2,  15. 
hrdhma  vai  mritydve  prajdh  prdyachat  das  Brahman  übergab  die 
Geschöpfe  dem  Tode  11,  3,  2,  1.  mdro  ha  yd^ra  vritrdya  vdjratn 
prajahdra  als  Indra  auf  Yritra  den  Donnerkeil  schleuderte  4,  1,  3,  1. 
Agtitr  ha  ydtra  devebhyo  manushyän  abhyupävavdrta  als  Agni  sich 
von  den  Göttern  zu  den  Menschen  wandte  2,  2,  1,  13.  Sd  etena 
yajfiena  devebhya  atmdnam  nir  akrlnUa  er  kaufte  sich  durch  dieses 
Opfer  von  den  Göttern  los  11,  1,  8,  4. 

Kommen  zwei  Accusative  zusammen,  so  ist  es,  so  weit  ich  sehe, 
nicht  der  Accusativ  des  directen  Objects,  sondern  der  der  Richtung, 
welcher  unmittelbar  vor  dem  Verbum  steht: 

Hemantö.  Mmäh  prajdh  svdm  vdgam  upandyate  denn  der  Winter 
bringt  die  Geschöpfe  in  seine  Gewalt  1,  5,  4,  5.  Svdn  u  caivaüdt  pUrtfi 
chreyänsam  lokdm  upön  nayati  auf  diese  Weise  führt  er  seine  Väter 
in  die  bessere  Welt  2,  6,  1,  3.  Nd  brähmandm  brdhmacdryam  upa- 
ntya  mifhundm  caret  wenn  er  einen  Schüler  in  die  Brahmanenschaft 
eingeführt  hat,  soll  er  keine  Begattung  vollziehen  11,  5,  4,  16.  In 
demselben  Buche  4,  1,  8  und  16  heisst  eine  gayatrl  folgendermassen : 
hdrirß  jyotishpakshä  ydjamänam  svargdm  lokdm  abhivdhantl  eine  gol- 
dene, lichtgeflügelte,  den  Opferherrn  zum  Himmel  führend. 

Natürlich  kommt  es  sehr  häufig  vor ,  dass  das  Subject  nicht  beson- 
ders ausgedrückt  wird,  z.  B.  Ned  anena  vdjrena  sdmgitenatmdnam  va 
prithivtm  va  hindsäntti  dass  ich  nicht  mit  diesem  Donnerkeil,  wenn 
er  geschärft  ist,  mich  selbst  oder  die  Erde  verletze  1,  2,  4,  7.  Atha 
nOpitdya  kshurdm  prd  yachati  dann  reicht  er  dem  Barbier  das  Messer 
hin  3,  1,  2,  9   tdm  hddbhutam  ahhijanitor  jäydyai  garbhdm  nir  avad- 


26 f§5. 

hu  ein  solches  Ungeheuer  fortzupflanzen ,  hat  er  den  Schooss  eines  Wei- 
bes verhindert  3,  1,  2,  21. 


Die  occaslonelle  Stellung  der  Casus. 

Sobald  ein  Casus  eine  stärkere  Sinnbetonung  erhält,  rückt  er 
nach  vom. 

Ich  führe  die  Belege,  geordnet  nach  den  Casus,  an  und  erwähne 
zuerst  den 

Nominativ: 

Das  Subjectsnomen  kann  nicht  weiter  nach  vorn  rücken,  weil  es 
den  Satz  eröffnet,  es  kann  also  hier  nur  von  dem  Praedikatsnomen  die 
Bede  sein,    üeber  dieses  nun  gilt  folgende  Regel: 

§  5. 

Das  PrBdleatsnomen. 

Das  Praedikatsnomen  eröffnet  den  Satz,  und  verdrängt  also  den 
Subjectsnominativ  von  seiner  Stelle. 

Diese  Beobachtung  ist  far  das  richtige  Verständniss  vieler  Stellen 
der  Prosa  von  Wichtigkeit.  Z.  B.  mdrtya  ha  vä  dgre  devä  astth 
11,  2,  3,  6  heisst  „die  Götter  waren  ursprünglich  Menschen ,^^  aber 
devä  ha  vd  dgre  mdrtya  asuh  würde  heissen  „die  Menschen  waren 
ursprünglich  Götter/^  vamanö  ha  vishnur  Osa  heisst:  Yishnu  war  ein 
Zwerg  1,  2,  5,  5  u.  s.  w. 

Oew'öhnlich  nun  sind  die  Sätze  nicht  so  vollständig,  wie  dieser, 
sondern  das  verb.  subst.  fehlt.  Ich  fahre  aus  einer  ungezählten  Masse 
einige  Beispiele  an,  welche  den  Sprachgebrauch  genügend  feststellen. 
In  einer  Betrachtung  über  das  Opfer  wird  dasselbe  mit  dem  Menschen 
identificirt.  Es  heisst  da:  pürusho  vai  yaj''dh,  pürushas  tena  yajno 
ydd  enam  piirushas  tdnute  das  Opfer  ist  ein  Mensch,  das  Opfer  ist  des- 
wegen ein  Mensch,  weil  der  Mensch  es  zu  Wege  bringt  3,  5,  3,  1.  Die 
folgenden  Zeilen  nun  beginnen:  gira  eväsya  hamrdhdnam  das  h.  ist  sein 
Haupt,  müJcham  eväsydhavantyah  das  ähavamya-YevLer  ist  sein  Mund 
u.  s.  w.  Solche  Identificationen  sind  sehr  nach  dem  Geschmacke  der  Br., 
es  Hessen  sich  daher  aus  ihnen  hunderte  von  Belegen  für  die  Stellung 
des  Praedicatsnomens  anführen.  Ich  will  nur  noch  11,  2,  7,  1  ff. 
namhaft  machen.  Dort  wird  das  Opfer,  welches  Subject  ist,  ver- 
glichen mit  dem  Jahre.  Es  heisst  daselbst  satnvatsaro  yc^fkih  das 
Opfer  ist  das  Jahr,  ritdva  ritvijah  die  Priester  sind  die  Jahreszeiten, 
mdsah  havtnshi  die  Opfergaben  sind  die  Monate,  ardhamasd  havi^- 


§  5.]  —     27     

patrdni,  die  Gefässe  för  das  havis  sind  die  Halbmonate,  iydm  evd 
prathamd  samidhent  der  erste  sflw.-Vers  ist  die  Erde,  agnir  dvittyd 
der  zweite  Agni,  vayüs  trittya  der  dritte  Väyu  u.  s.  w.  —  tdsmot 
gyeto  ^nadvdn  ddkshina  desshalb  besteht  die  Opfergabe  in  einein 
weissen  Stier  5,  3,  1,  7.  —  Im  Beginn  des  dritten  Buches  wird  über 
den  Opferplatz  gehandelt  und  hinsichtlich  desselben  u.  a.  folgende  Mei- 
nung geäussert:  ritvijo  haivd  devaydjanam  ye  brdhmandh  gtigruvdnso 
^nücänd  vidvdnso  yajdyanti  der  Opferplatz  besteht  in  den  Priestern, 
welche  als  gelehrte,  unterrichtete,  kundige  Brahmanen  das  Opfer  für 
jemand  darbringen  3,  1,  1,  5.  aparahne  dJJcsheta,  purd  kegagmctgrör 
vdpanod  ydt  hamdyeta  tdd  aQntyOd  ydd  vä  sampddyeta,  vratdm 
hyhväsydtö  ^ganatn  bhavati  am  Nachmittag  soll  er  sich  weihen,  ?or 
dem  Beschneiden  von  Haar  und  Bart  mag  er  essen  was  ihm  beliebt 
oder  vorkommt,  denn  nach  dieser  Zeit  besteht  sein  Essen  nur  noch  in 
der  Fastenspeise  (d.  i.  Milch)  3,  1,  2,  1.  Qareshtkdyanakti ,  vdjro  vai 
garo  virakshdstäyai  er  pinselt  das  Auge  mit  einem  Bohrende,  denn  das 
Rohr  ist  ein  Donnerkeil,  geeignet  Unheil  abzuwehren  3,  1,  3,  13.  tos- 
mot  tryängula  vedih  syat  desshalb  soll  die  Yedi  drei  Finger  tief  sein 
1,  2,  5,  9.  tdsmöd  dpy  etdrhi  möghasanihita  evd  yösJiäh  desshalb 
sind  die  Weiber  auch  heute  noch  vergnügungssüchtig  3,  2,  4,  6. 

[Anmerkung. 

Sätze  wie  brdhma  vd  iddm  dgra  OsU  sind  wohl  zu  übersetzen 
„diese  Welt  (iddm)  bestand  im  Anfang  aus  dem  hrahma"  und  nicht: 
„das  Br.  war  hier  im  Anfang."  Dagegen  dvayyb  ha  vd  iddm  dgre 
prajd  asus  ist  zu  übersetzen:  zwiefach  waren  hier  im  Anfang  die 
Geschöpfe  3,  5,  1,  13.] 

Der  Orund  far  diese  Stellung  liegt  auf  der  Hand.  Das  Subject 
nämlich  ist  bekannt,  das  Praedikatsnomen  aber  bringt  etwas  Neues 
hinzu,  und  tritt  also  nach  dem  allgemeinen  Gesetz  der  occasionellen 
Wortstellung  vor. 

Diese  Erwägung  macht  es  zugleich  wahrscheinlich ,  dass  die  Yor- 
anstellung  des  Praedicatsnomens  nicht  ganz  ausnahmslos  sein  wird. 
Denn  es  ist  doch  auch  denkbar,  dass  das  Subject  einmal  ganz  beson- 
ders hervorgehoben  werden  soll,  und  also  an  seinem,  sonst  von  dem 
Praedicatsnomen  ihm  streitig  gemachten  Platze  verbleibt.  Ein  solcher 
Fall  liegt  z.  B.  vor  in  sdrve  ha  vai  devä  dgre  sadrigä  asuh,  sdrve  pünyah 
alle  Götter  waren  im  Anfang  gleich,  alle  rein  4,  5,  4,  2.  Der  Ton 
liegt  auf  ,alle  Götter  S  was  desshalb  voran  steht.  Ebenso  3, 1, 4, 1  (S.  20). 


28     [§6. 

Dagegen  iu  anderen  Sätzen  kann  man  zweifelhaft  sein,  welches 
Nomen  das  Sabject  ist,  und  welches  dem  Praedicat  angehört^  so  T.  S. 
5,  5,  4,  1  dpo  vdrunasya  pdinaya  (isan.  Soll  man  nicht  vielleicht 
übersetzen:  Yamnas  Frauen  waren  die  Äpas,  indem  man  selbstver- 
ständlich voraussetzt,  dass  Varuna  Frauen  hatte?  Diese  Auffassung 
ist  mir  recht  wahrscheinlich  in  folgendem  Satze  der  T.  S.  6,  2,  10,  1: 
devdsya  tva  savitüh  prasavd  Uy  dbhrim  d  daUe  prdsütyai;  agvinor 
hahübhydm  ity  ähäj  agvinau  hi  devdnam  odhvaryA  ostOm  mit  den  Wor- 
ten „auf  das  Geheiss  des  Gottes  Savitar''  ergreift  der  Adhvarfu  die 
Hacke  um  zu  arbeiten,  „mit  den  Armen  der  A9vinau^'  sagt  er,  denn 
die  Adhvaryus  der  Götter  waren  die  A9vinen.  So  können  nun  auch 
noch  manche  Sätze  im  9*  B*  i^-  B.  1,  4,  1,  10)  zu  Zweifeln  Anlass 
geben,  die  ich  hier  nicht  auffahre,  weil  ich  ein  Kriterium  fär  sichere 
Entscheidung  nicht  gefunden  habe. 


§6. 
Die  oeeaslonelle  Stellung  des  Aceusatlvs. 

Mdno  ha  vai  devd  manushyäsyd  jananti  das  Innere  des  Men- 
schen ist  es,  was  die  Götter  erkennen  1,  1,  l,  7.  Die  traditionelle 
Ordnung  würde  sein:  devd  manushyäsya  mdna  d  jänanti,  nun  wird 
mdnas  an  die  Spitze  geschoben,  das  übrige  aber  bleibt  unverändert, 
derartig ,  dass  manushyäsya  nicht  einmal  nahe  an  mdnas  heranrückt.  — 
Täjiiavalkya  räth  den  Brahmanen  ab,  sich  mit  einem  Laien  in  Streit 
einzulassen,  unter  folgender  Motivirung:  hrähmand  vai  vaydm  smo, 
rajanyäbandhur  asaü,  yddy  am  um  vaydm  jdyema,  kdm  ajatshmefi 
brüyama,  dtha  yddy  asdv  asmdn  jdyedj  brahmandn  rajanyäbandhur 
ajalshld  üi  no  brüyuh  wir  sind  Brahmanen,  er  ist  ein  Laie.  Gesetzt 
wir  besiegten  ihn,  so  würden  wir  sagen  „wen  haben  wir  besiegt?'* 
Gesetzt  aber,  er  besiegte  uns,  so  würde  man  zu  uns  sagen  „die  Brah- 
manen hat  ein  Laie  besiegt''  11,  6,  2,  5.  In  der  Stellung  brahmandn 
rajanyäbandhur  ajaishU  fühlt  man  deutlich  das  Sensationelle. 

Beim  Beginn  einer  Erzählung  wird  wohl  die  Hauptperson  im  Acca- 
sativ  vorgeschoben,  z.  B.  Prajdpatim  vai  bhütdny  updsJdan  dem 
Prajapati  nahten  sich  einst  ehrfurchtig  die  Geschöpfe  2,  4,  2,  1.  Devdn 
vd  ürdhvdnt  svargdm  loJcdm  yato  ^suras  tdmasantdr  adadhus ,  te  hocur: 
nd  vd  asyanyena  sattrdd  apaghdto  'sti  die  Götter  (acc.)  als  sie  gerade 


§6.]  29     

auf  zum  Himmel  stiegen ,  mnhüllten  die  Asuren  (nom.)  mit  Finsterniss. 
Sie  sprachen,  hiergegen  giebt  es  keine  andere  Abhülfe,  als  die  sattra- 
Cerimonie.  11,  5,  5,  1.  Die  Götter  sind  in  der  nun  folgenden  Geschichte 
durchaus  die  Hauptpersonen,  und  mussten  also  den  Satz  eröffnen.  Bezeich- 
nend ist  auch ,  dass  das  Pronomen  U  sich  nicht  auf  die  zuletzt  genann- 
ten Asuren,  sondern  auf  die  Hauptpersonen,  die  Götter,  bezieht. 
Dieselbe  Bewandniss  hat  es  mit  dem  Anfang  der  bekannten  Erzählung 
Ait.  Br.  7y  15:  atha  haikshvakam  varuno  jagräha.  —  Sehr  häufig 
sind  Sätze  wie  prohshanlr  adkvaryür  d  datte  das  Sprengwasser 
nimmt  der  Adhvaryu  1,  3,  3,  1.  Das  Object  des  Satzes  ist  das  Neue, 
der  fungirende  Priester  ist  selbstverständlich,  desshalb  steht  das  erstere 
voran.  Ebenso  z.  B.:  dtha  stirndyai  veder  dve  trine  adkvaryür  a 
datte  dann  ninmit  der  Adhvaryu  zwei  Gräser  von  der  gestreuten  vedi 
3,  8,  1,  11  und  so  oft.  Dasselbe  Verhältniss  liegt  vor  in  2,  2,  2,  20, 
zu  dessen  Yerständniss  ich  auch  den  vorhergehenden  Vers  mittheile: 
tdsya  vd  etdsyOgnyddheyasya  satydm  evbpacärdh.  sd  ydh  saiydm  vddati 
ydthagnim  sdmiddha/ni  tarn  ghritenäbhishiüced  evdm  hainam  sd  üd 
dSpayati,  tdsya  hhüyo-bhüya  evd  tejo  bhdvaii  Qvdh-gvah  Qr6yan  bha- 
vati,  dtha  yö  ^nritam  vddaii  ydthagnim  sdmiddham  tdm  udakenäbhi- 
shinc4d  evdm  hainam  sd  jasayati,  tdsya  Tzdnlya-kanlya  evd  tejo  bhd- 
vaii Qvdh  -  fvah  pdptyan  bhavati,  tdsmod  u  satydm  evd  vadet  20.  tdd 
u  hdpy  arundm  aüpavegim  jnätdya  ücüh:  sthdviro  vd  asy  agnt  d 
dhatsveti,  sd  hoväca:  te  maitdd  brütha  vOcamyamd  evatdhi  nd  vd 
dhitagninänritam  vaditdvyam,  nd  vddan  jatu  ndnritam  vadet,  tdvat 
satydm  evbpacard  iti.  Bei  dieser  Anlegung  des  heiligen  Feuers  ist 
Wahrhaftigkeit  Pflicht.  Wenn  einer  wahrhaft  redet,  so  macht  er  sein 
Feuer  auflodern,  als  ob  er  das  entfachte  Feuer  mit  Fett  begösse,  sein 
eigener  Glanz  wird  immer  mächtiger  und  er  wird  von  Tag  zu  Tag 
glücklicher;  aber  wer  unwahr* redet,  der  löscht  sein  Feuer  aus,  als  ob 
er  das  entfachte  Feuer  mit  Wasser  begösse,  sein  eigener  Glanz  wird 
immer  geringer,  und  er  wird  von  Tag  zu  Tag  kümmerlicher.  Des- 
wegen rede  man  die  Wahrheit.  So  sagten  einst  auch  zu  Arunä  Aupa- 
ve9i  seine  Verwandten:  du  bist  alt  genug,  lege  die  beiden  heiligen 
Feuer  an.  Der  sprach:  „damit  sagt  ihr  zu  mir:  , schweig  still'.  Wer 
die  Feuer  anlegt,  darf  nicht  unwahr  reden.  Nur  wer  überhaupt  nicht 
redet,  wird  nicht  die  Unwahrheit  reden,  bis  zu  diesem  Grade  (d.  h.  bis 
zum  Schweigen)  ist  Wahrhaftigkeit  Pflicht"  In  dem  letzten  Satze  ist 
Aruna,  dessen  Aeusserung  erzählt  wird,  die  Hauptperson,  ^e  jfiatdyas 
sind  selbstverständlich,  da  es  Sache  der  Familie  ist  zu  sorgen,  dass 
die  Anlegung  der  heiligen  Feuer  nicht  versäumt  werde. 


30     [§6. 

Von  den  Wassern  heisst  es  mehrfach  z.  B.  2,  1,  1,  3  yademdm 
loh  dm  dpa  €Lgdchanti  „wenn  die  Wasser  herunter  kommen/'  Dabei  i^t 
imdin  lokdm  betont,  weil  es  sich  um  das  Herabkommen  der  oben  befind- 
lichen Wasser  handelt.  —  Ebenfalls  ein  mehrfach  wiederkehrender  Satz 
ist  der  folgende :  yajnena  vai  devd  imdm  jüim  ßgyur,  yaishöm  iydm 
jUis,  te  hocuh:  Jcathdm  na  iddm  manushyair  andbhyärohydm  syäd 
üi.  te  yajndpya  rdsam  dhttvd  ydtha  mddhu  mddhtikrito  nirdhd^ey^r 
viduhyaj  yajndm  yüpena  yopayüvd  Uro  ^bhavan.  Durch  das  Opfer 
erlangten  die  Götter  die  Obergewalt,  welche  sie  besitzen.  Sie  spra- 
chen: Wie  könnte  dieses  unser  Vorrecht  für  die  Menschen  unerreichbar 
gemacht  werden?  Sie  sogen  den  Saft  des  Opfers  aus,  ihn  heraus- 
ziehend als  ob  Bienen  Blumensaft  aussögen ,  verwischten  das  Opfer  mit 
dem  Opferpfahl  und  verschwanden  3,  1,  4,  3.  In  diesem  Satze  steht 
das  Object  mddhu  vor  dem  Subject  madhukrücts,  weil  mddhu  im  Ver- 
gleich mit  rdsa  steht,  auf  mddhu  also  ein  Sinnaccent  ruht,  üeber  die 
Stellung  yajfidm  yüpena  yapayUvd  s.  die  Anm.  zum  folgende  Paragra- 
phen, ete  ha  vai  rdtri  sdrva  rdtrayah  samdva  yanti  auf  diese  beiden 
Nächte  (Voll-  und  Neumondsnacht)  reduciren  sich  alle  Nächte  11,  1, 
7,  4.  —  Lehrreich  ist  auch  folgendes  Beispiel:  devd  ha  vd  asydw 
yaßdfn  tanvänd  imdm  yajüdd  antdr  tyuh,  sd  haishäm  iydm  yajndw 
mohaydrn  cakära  kathdvji  nü  mdyi  yajfidm  tanvand  mdm  yajnäd 
antdr  tyur  iH.  tdm  ha  yajMffi  nd  prd  jajnuh  die  Götter  vollzogCD 
das  Opfer  auf  der  Erde,  schlössen  diese  aber  vom  Opfer  aus.  Sie 
störte  ihnen  das  Opfer ,  „  wie  konnten  sie  denn  mich ,  während  sie  auf 
mir  das  Opfer  vollzogen,  vom  Opfer  ausschliessen/^  Jene  brachten  das 
Opfer  nicht  zu  Ende  3,  2,  3,  1.  In  diesen  Sätzen  liegt  der  Ton  auf 
dem  Pronomen  iydm  ^die  Erde',  wofür  in  directer  Rede  mdm  und  mdyi. 
Die  Locale  asydm  und  mdyi  sind  vermöge  ihrer  traditionellen  Stellung 
weit  genug  nach  vorn  gerückt,  aber  die  Accusative  imdm  und  mdm 
würden  zu  weit  hinten  stehen,  und  rücken  also  um  eine  Stelle  weiter 
nach  vorn,  wodurch  denn  yajMt  unmittelbar  vor  das  Verbum  konmit 

Dieselbe  occasionelle  Stellung  des  Accusativs  kann  natürlich  auch 
in  solchen  Sätzen  stattfinden,  in  welchen  das  Verbum  ebenfalls  occa- 
sionell  steht  Ich  analysire  z.  B.  den  oben  (S.  20)  angeführten  Satz 
m  bhajante  ha  vd  imdm  dsurüh  prithivtm^  die  Asuren  vertheilen  diese 
Erde.  Die  traditionelle  Stellung  wäre  dsuras  imdm  prithivfm  vi  bha- 
jante. Der  Sinn  aber  erfordert  eine  Betonung  des  Vertheüens,  es 
würde  danach  entstehen  vi  bhajante  dsuras  imdm  prifhivtm  (wie  es  z.  B. 
heisst  udd  nayati  n^shfä  pdtmm  aus  der  Normalstellung  neshta  pdtntm 
udd  nayati  vgl.  S.  22).    Nun  soll  aber  das  Object  nicht  zu  weit  vom 


§7.]  31     

Verbom  getrennt  werden ,  weil  es  ja  mehr  auf  das  Yertheilen  der  Erde, 
als  auf  das  Yertheilen  durch  die  Asuren  ankommt,  und  man  könnte 
also  die  Stellung  vi  bhajatUe  imdm  prithivtm  dsara^  erwarten ,  indes- 
sen so  weit  ist  der  Schriftsteller  nicht  gegangen.  Wie  das  componirte 
Verbum  durch  das  entgegengesetzte  Wirken  der  Tradition  und  Occasion 
auseinandergezogen  wird,  so  auch  hier.  Die  Yoranstellung  des  Adjec- 
tivoms  allein  genügt.  So  entsteht  die  Satzgestalt:  vi  bhajanta  imdm 
cisuräh  prithivtm.  Derselbe  Fall  liegt  vor  in  einem  ebenfalls  schon 
angefahrten  Beispiel  (S.  22)  te  sdrvam  yaßdm  sdm  avrifijatay  antdr 
ayann  dsuran  yajüdt  sie  eigneten  sich  das  ganze  Opfer  an,  aus 
schlössen  sie  die  Asaren  von  dem  Opfer.  Hier  stehen  einander  die 
Begriffe  Götter  und  Asuren,  aneignen  und  ausschliessen  betont  gegen- 
über, unbetont  ist  nur  Opfer,  was  desshalb  durch  dsuran  von  seinem 
Platze  verdrängt  wird.  —  Ebenso  steht  es  mit  dem  öfter  wiederkeh- 
renden der  Y.  S.  angehörigen  Satze:  d  vaha  devdn  ydjamandya  z.  B« 
1,  4,  2,  16.  In  der  gleich  folgenden  Ausfahrung  heisst  es  dann  mit 
traditioneller  Stellung :  tdd  asmai  yajüdya  devdn  dvodhavd  aha. 


§7- 

Die  oeeasionelle  Stellang  der  flbrigen  Casns. 

Für  diese  genügen  nunmehr  folgende  Belege: 

Prayajair  vai  devdh  svargdm  Idkdm  dyan.  Mittels  der  PraySjäs 
gelangten  die  Götter  in  den  Himmel  11,  2,  7,  26.  Taurnamas6na 
vd  indro  vritrdm  ahan  Mittels  des  Yollmondopfers  schlug  Indra  den 
Yritra,  11,  1,  3,  5.  —  indro  ha  yätra  vritrdya  vdjram  prajahdra  sd 
prdhritag  catwdMbhavat  tdsya  sphyds  tritlyam  va  ydvad  va  yüpas 
tritXyam  vü  ydvad  va  rdthas  trüiyam  va  ydvad  va.  dtha  ydira  prd- 
harat  tdc  chdkalo  'qiryata.  sd  paiUvd  garb  ^bhavat,  tdsmac  charö 
nama  ydd  dgfryata.  evdm  u  sd  caturdhd  vdjro  ^bhavat.  2.  tdto  dvd- 
bhyam  brOhmand  yajne  cdranti  dvdbhyam  rajanyäbandhavah  sam- 
vyodhö,  yApena  ca  sphyena  ca  brOhmand  rdthena  ca  garena  ca 
rajanyäbandhavah  Als  Indra  gegen  Yritra  den  Donnerkeil  schleuderte, 
so  ging  dieser  in  vier  Stücke.  Ungef&hr  ein  Drittel  von  ihm  wurde 
der  Opferspahn,  ungefähr  ein  Drittel  der  Opferpfosten,  ungefähr  ein 
Drittel  ein  Wagen.  Und  wo  er  hinschlug,  da  fiel  ein  Splitter  herab. 
Dieser  wurde  im  Fallen  zum  Pfeil.  (Desshalb  heisst  er  Pfeil,  weil  er 
fiel).  So  ging  der  Donnerkeil  in  vier  Stücke.  Seitdem  erscheinen  mit 
zwei  Dingen  die  Priester  beim  Opfer,  die  Krieger  in  der  Schlacht,  mit 


32     [§7. 

Spahn  und  Pfosten   die  Priester,   mit  Wagen  und  Pfeil  die  Krieger 

1,  2,  4,  1.  Divi  vai  söma  dsld,  dthehd  devdh  Im  Himmel  war  der 
Soma,  aber  hier  die  Götter  3,  2,  4,  1  u.  oft.  Bohinydm  agnf  ä  da- 
dhtta,  rohinyäm  ha  vai  prajdpaiih  prajdkamo  *gnt  d  dadhe  am  Bohini- 
Tage  lege  man  die  beiden  heiligen  Feuer  an,  denn  am  Bohini-Ts^e 
legte  Prajäpati,  nach  Nachkommenschaft  begierig,  die  Feuer  an  2,  i, 

2,  6.  Tdsniod  u  samvatsard  evd  kumarö  vyd  jihtrshati  desshalb 
fängt  gerade  nach  einem  Jahre  ein  Knabe  an  zu  sprechen  11,  1,  6,  3. 
Ätha  ha  sd  devayajt  yö  veda  devdn  evähdm  iddm  ydje,  devdnf  sapar- 
yamtti.  sd  ydtha  greyase  pdptyan  balim  hdred,  vaigyo  va  rdjht 
baUm  hdred,  evdm  sd.  Auch  der  ist  ein  Götteropferer ,  der  da  weiss, 
den  Göttern  opfere  ich  jetzt,  die  Götter  verehre  ich  jetzt  Als  ob 
dem  Höheren  der  Niedere  Abgabe  zahlte ,  oder  der  Bauer  dem  Fürsten 
Abgabe  zahlte,  so  verhält  es  sich  11,  2,  6,  14.  Weil  devdn  stark 
betont  ist,  so  ist  auch  greydse  nach  vorn  geruckt ,  bei  der  Fortsetzung 
durch  va  aber  hat  die  traditionelle  Stellung  wieder  das  Uebergewicht 
erlangt 

Für  den  Genitiv  kommen  namentlich  solche  Anfänge  von  Erzäh- 
lungen in  Betracht  wie  tvdshtur  ha  vai  putrd  asa,  mdnor  ha  vai 
duhitäsa  u.  ähnl.  Nach  der  normalen  Wortstellung  sollte  man  erwar- 
ten putrds  tvdshtur  asa  „ein  Sohn  gehörte  dem  Tvashtar,^^  wie  es  z.  B. 
T.  S.  1,  5,  9,  2  heist:  dhar  devdnam  äsU  der  Tag  gehörte  den  Göt- 
tern; wobei  also  der  Genitiv  des  Besitzes  unmittelbar  vor  dem  verb. 
subst  steht  (vgl.  auch  §  19).  Die  Worte  tvdshtur  und  mdnor  sind 
aber  hier  nach  vom  gerückt,  weil  sie  das  Stichwort  der  Erzählung 
bilden.  Da  begreiflicherweise  zu  einem  solchen  Erzählungsanfang  häufig 
Gelegenheit  ist,  so  sind  diese  Genitive  in  occasioneller  Stellung  häa- 
figer  anzutreffen,  als  in  traditioneller. 

Anmerkung. 

Eine  besondere  Bewandniss  hat  es  vielleicht  mit  der  Wendung  yajhdm 
yüpena  yapayitvd  3,  1,  4^  3  u.  oft.  In  diesem  Falle  liegt  vielleicht 
keine  Verschiebung  der  Wortstellung  in  Folge  starker  Betonung  vor, 
sondern  yüpena  yopayitvd  bildet  eine  so  enge  begriffliche  Einheit,  dass 
diese  Worte  nicht  getrennt  werden  dürfen.  Man  könnte  wohl  auch  auf 
die  Meinung  kommen ,  dass  in  der  Wendung  hotrdya  prd  var  zum  Prie- 
ster wählen  die  Sache  ebenso  stände  und  mir  ist  diese  Ansicht  niclit 
unwahrscheinlich,  obwohl  in  den  Stellen  1,  3,  3,  13.  1,  2,  3,  1  anch 
die  stärkere  Betonung  des  Accusativs  gerechtfertigt  erscheint 


§  8,]  33     

Die  Stellung  des  Inflnitirs  im  YerhSltniss  zum  yerbnm  flnltum. 

Da  die  Infinitive  auf  -tos  im  (^.  B.  stets  nur  entweder  in  Ver- 
bindung mit  der  Praeposition  i  oder  abhängig  von  I^varäs  vorkommen, 
also  nicht  mit  einem  verbom  finitum  constroirt  werden,  und  von  den  nur 
sporadisch  auftretenden  Infinitivformen  hier  abgesehen  werden  kann,  £(b 
kommen  nur  die  Infinitive  auf  -tum  und  ^tcbvai  in  Betracht.  Die 
letzteren  stehen,  wo  sie  überhaupt  mit  dem  verbum  finitum  verbunden 
sind  (was  überall  ausser  2,  3,  1,  21  und  14,  9,  4,  13  der  Fall  ist) 
immer  unmittelbar  vor  demselben ,  z.  B.:  tdd  dgvam  änetavai  hrüyät 
dahin  lasse  er  ein  Boss  herbeibringen  2,  l,  4,  16.  Das  verbum  fini- 
tum ist  entweder,  wie  in  dem  angeführten  Beispiel  hrüyat  oder  aha 
oder  (4,  1,  5,  4)  uvOca. 

Am  zahlreichsten  sind  die  Infinitive  auf  -tum.  Bei  diesen  stellt 
sich  die  Sache  so,  dass  in  den  positiven  nicht  fragenden  Sätzen  der 
Infinitiv  unmittelbar  vor  dem  Verbum  steht  (wenn  dieses  nicht  etwa 
occasionell  vorgetreten  ist).  So  z.  B. :  varshnydya  devaydjanam 
jöshayitum   aima   wir   gingen  für   V.   einen   Opferplatz   zu   suchen 

3,  1,  1,  4.  Ebenso  bei  ä  gam:  2,  2,  3,  1  und  4,  2,  4,  9.  Bei  gak: 
dthötpatitum  gaknuvanti  dann  vermögen  sie  zu  fliegen  10,  2,  1,  1. 
Aehnlich  1,  5,  1,  1.  Bei  dhar:  tdm  ha  tdta  evd  prdshfutn  dadhre 
den  begann  er  darauf  zu  fragen  11,  4,  l,  3.  Ebenso  1,  4,  l,  il. 
6,  2,  2.    4,  2.    2,  3,  3,  1.    10,  2,  2,  1.    10,  6,  5,  6.    13,  4,  4,  6.    14, 

4,  3,  32.  14,  6,  1,  4.  Auffällig  ist  mir  die  Stellung  in  dem  Satze: 
anydd  evd  k  dr tu fti  dadhrire,  anydd  vai  hurvanti  ein  Anderes  haben 
sie  zu  thun  unternommen,  ein  anderes  thun  sie  9,  5,  1,  20.  Man 
könnte  anydd  evd  dadhrire  kdrtum,  anydd  vai  kurvanti  erwarten.  Die 
Erklärung  liegt  wohl  darin,  dass  die  Phrase  kdrtum  dadhrire  als  den 
einen  Begriff  „versuchen''  bezeichnend  aufgefasst  wird.  Dieselbe  Stel- 
lung findet  sich  ferner  bei  a/rh:  sd  ha  vai  brahmd  bhdvitum  arhtUi 
der  verdient  Priester  zu  sein  12,  6,  l,  41.  Ebenso  6,  7,  1,  i.  3.  12, 
6,  1,  41,     13,  1,  4,  2. 

Natürlich  kann  aber  der  Infinitiv  nicht  vor  dem  Verbum  stehen, 
sobald  dieses  occasionell  an  die  Spitze  des  Satzes  tritt.  DafQr  führe 
ich  folgende  Belege  an:  tdtah  gagäkaivd  brdhma  mitrd  riti  kshaträd 
vdrunat  sthätutfiy  nd  kshatrdtß  vdmna  rite  brdhmafio  miträt  deshalb 
vermochte  wohl  der  mit  dem  Priesterstand  identische  Mitra  ohne  den 
mit  dem  Eriegerstand  identischen  Varuna  zu  stehen,  aber  nicht  umge- 
kehrt 4,  1,  4,  2.   Die  Betontheit  des  Verbums  ist  auch  durch  vai  gekenn- 

Dttlbrack,  lyntakt.  Forach.  111,  ;> 


34     [§  8. 

zeichnet:  5,  2,  5,  4.  8.  (gahnöti  vai  tat  kdrtum\  TgL  auch  5, 1,  1,  13. 
Ebenso  ist  die  Betontheit  deutlich  in  folgendem  Satze:  sd  ycis  iäi 
hdrma  qahnoti  kdrtum,  ydc  ciktrshati  wer  die  Handlung,  die  er  aus- 
zuführen beabsichtigt,  auszufahren  auch  wirklich  yermag  5,  2,  3,  4. 
Dieselbe  Gonstruktion  findet  sich  noch  2,  4,  2,  6.  4,  6,  7,  21.  9,  5. 
5,  2,  5,  12.  6,  3,  1,  39.  6,  7,  1,  16  ff.  Dagegen  liegt  die  Sache  anders 
in  folgendem  Fall:  ektddm  pdtava  veditum  yatard  nau  jdyaitti 
wohlan  jetzt,  lass  uns  hinfliegen ,  um  zu  erfahren ,  wer  von  uns  beiden 
Siegerin  ist  3,  6,  2,  6.  In  diesem  Satze  erklärt  sich  die  Nachstellung 
des  Infinitivs  daraus,  dass  an  vSdüum  sich  ein  Satz  anschliesst. 

In  negativen  und  fragenden  Sätzen  aber  steht  gewöhnlich  der 
Infinitiv  hinter  dem  Yerbum.  Dies  ist  der  Fall  in  der  Verbindung  mit 
gak:  anindyd  vai  mävrishatay  sb^nindyair  vritö  nägakam  dpahra- 
mit  um  untadlige  Leute  (die  Götter)  haben  mich  aufgefordert,  ihr 
Opferpriester  zu  sein,  und  da  ich  von  untadligen  aufgefordert  war,  war 
ich  nicht  im  Stande,  mich  der  Aufforderung  zu  entziehen  3,  5,  l,  17. 
Dieselbe  Gonstruktion  liegt  vor  l,  l,  1,  18.  4,  17.  4,  1,  13.  19.  6,  3, 
36.  2,  1,  4,  26.  4,  2,  1,  5.  4,  19.  6,  4,  1.  6,  1,  1,  3.  3,  1,  14. 
8,  7,  1,  4.  10,  4,  1,  5.  11,  4,  2,  19.  14,  1,  1,  6.  Bei  (xrh  2,  4, 
1,  10;  bei  kam  4,  1,  4,  9;  bei  d  dar  2,  6,  3,  17.  9,  1,  2,  16. 
10,  5,  2,  6. 

Von  fragenden  Sätzen,  in  welchen  der  Infinitiv  nach  steht,  sind 
mir  folgende  bekannt:  ko  hyUdm  drhaiy  abhydrodhum  denn  wer 
darf  zu  ihm  (dem  Soma)  auf  den  Wagen  herauf  steigen  3,  3,  4,  9. 
Bei  demselben  Yerbum  findet  sich  dieselbe  Gonstruktion  noch  2, 1,  2, 11. 
13,  4,  2,  16.  14,  9,  1,  11;  bei  gak  14,  9,  2,  8  kathdm  agakaJta  mdd 
rite  jtvitum  wie  brachtet  ihr  es  fertig,  ohne  mich  zu  leben? 

Doch  findet  sich  bisweilen  in  negativen  Sätzen  auch  diejenige 
Stellung  des  Infinitivs,  welche  sonst  in  positiven  Sätzen  auftritt.  Mir 
sind  folgende  Fälle  bekannt  geworden:  Mit  gak  finde  ich:  tdsmind 
apigrihya  ndsike  nd  himkartum  gaknott  desshalb  kann  man,  wenn  man 
die  Nase  (nicht  wie  gewöhnlich  offen  lässt,  sondern)  zuhält,  nicht  hm 
sagen  1,  4,  1,  2.  4,  2,  2,  11.  Aehnlich  9,  5,  1,  5.  6.  9.  Bei  arh 
findet  dasselbe  statt  6,  4,  1,  8.    7,  4,  l,  9.   13,  7,  1,  5.   13,  8,  4,  2. » 

Somit  ergiebt  sich,  dass  bei  normaler  Yerbalstellung  der  Infinitiv 
in  positiven  Aussagesätzen  unmittelbar  vor  dem  Yerbum  steht,  in 
negativen  und  fragenden  gewöhnlich  hinter  dem  Yerbum,  dass  also  eine 


1)  Soll  nicht  das  Yerbum ,  sondern  nnr  der  Infinitiv  negirt  werden,  so  wird 
er  mit  -an  componirt.    So  steht  dnahkibhartum  10»  4,  1,  18. 


§  9.]  36     

ganz  feste  traditionelle  Stellang  des  Infinitivs  nicht  vorhanden  ist  Der 
Grund  für  die  Scheidung  der  Stellung  nach  Sätzen  mag  wohl  darin  zu 
finden  sein,  dass  fragende  und  negative  Sätze  ohnehin  schon  gefüllter 
sind,  und  also  vor  dem  Verbum  nicht  so  viel  Platz  bieten,  als  positive 
Aussagesätze. 

§9. 
Die  Stellang  des  Adjectimms. 

Die  traditionelle  Stellung  adjectivischer  Wörter  ist  vor  dem  Sub- 
stantivum. 

Zum  Belege  führe  ich  zunächst  einige  Pronomina  an: 

aydm  samudrdh  dieses  Meer;  iydm  prithivi  diese  Erde;  iddm 
sdrvam  dieses  All;  asaü  loJcdh  jene  Welt;  svätfi  duhitdram  seine 
Tochter  u.  a.  m. 

Ebenso  ist  die  Stellung  der  pronominalen  Adjectiva  wie  dnya,  sdrva, 
uttaraj  pArva  u.  s.  w.;  ebenso  die  der  Zahlwörter,  wie  pdüea  fitdväh 
fünf  Jahreszeiten;  dvddaga  mdsdh  zwölf  Monate  u.  s.  w.  Von  anderen 
Adjectiven  führe  ich  beispielsweise  folgende  an:  bahdvo  brahmanäh 
viel  Brahmanen ;  ddkshinatii  jdnu  das  rechte  Knie;  savydm  jdnu  das 
linke  Knie;  Tcfishrjkdm  vdsali  das  schwarze  Kleid;  gvetdh  pdrvatah 
die  weissen  Berge  (14,  6,  8,  9);  hdritah  hugdh  die  grünen  Gräser; 
babhrür  gaüh  der  braune  Stier  (doch  wird  uns  später  bei  den  Bezeich- 
nungen der  Farbe  von  Pferden  und  Bindern  eine  Ausnahme  begegnen) ; 
güshkah  gdrkaräh  die  trockenen  Kiesel;  sukhe  gdyane  gdyana^  auf 
bequemem  Lager  liegend;  hiranmdyam  aitddm  das  goldene  Ei; 
panyä  angtUaydh  die  Finger  an  den  Händen;  divydh  gvd  der  himm- 
lische Hund;  manusht  vdk  die  menschliche  Stimme;  avanegyam 
udakdm  Wasser  zum  Waschen,  und  viele  andere. 

Auch  wenn  ein  Acyectivum  noch  mit  einem  Pronomen  oder  einem 
anderen  Adjectivum  verbunden  ist,  stehen  diese  voran:  z.  B.  eshd 
varunyä  rdjjuh  jene  Fessel  des  Yaruna;  imdni  sdrvany  dngani 
alle  diese  Glieder;  asuraghnt  sapatnaghni  vdk  eine  Asuren  und 
Feinde  tödtende  Stimme;  agnTshomtya  ekadagakapalah  puraddgah 
ein  für  Agni  und  Soma  bestimmter  elfschaaliger  Opferkuchen.  Ver- 
bindungen dieser  letzten  Art  sind,  wie  der  Stoff  des  9-  B.  es  mit  sich 
bringt,  ausserordentlich  häufig.  (Jedoch  ist  die  Stellung  nicht  ganz 
constant  Es  kommt  auch  vor,  dass  von  zwei  Adjectiven  eins  nach 
steht,   z.  B.  9-  B.  3,  2,  3.  1;   s.  unten  S.  38.) 


36     [§  10. 

§  10. 

Das  AdJectiTiuii  im  Sinne   eines   SnbstantiYams  oder 

Partieipiums. 

Wo  das  Adjectivum  nach  dem  Substantivuin  steht,  da  hat  es  oft  den 
Sinn  der  Apposition,  d.  L  das  Adj.  und  Subst.  werden  nicht  in  einem 
Athem  ausgesprochen,  sondern  es  findet  nach  dem  Sabstantiynm  ein 
Abschnitt  des  Sinnes  und  also  auch  der  Aussprache  statt,  so  dass  das 
Adjectivum  eine  selbstständigere  Stellung  einninmit,  sei  es,  dass  es 
einem  Substantivum  ähnlich  wird,  sei  es,  dass  es  wie  ein  Participiuffl 
eine  Nebenhandlung  auszudrücken  bestimmt  ist 

a.   Das  Adjectivum  im  Sinne  eines  Substantivums. 

Unter  dieser  Bubrik  erwähne  ich  zuerst  geläufige  Bezeichnungen 
der  Farbe  des  Pferdes  oder  des  Bindviehs.  Durchgehend  scheint  zo 
sein  dsvdh  (vetdh  oder  gukldh  z.  B.  2,  6,  3,  9.  3,  5,  1,  19.  20.  6,  2,  4 
(auch  Ait.  Br.  5,  35).  7,  3,  2,  1.  10.  14.  Ebenso  gaüh  gvetdh  ein 
weisser  Stier,  z.  B.  yddy  ägvom  Qvetdm  nd  ^Hndet,  gaür  evd  gvetdh 
sy(Ü  2,  6,  3,  9.  3,  5,  1,  20,  obgleich  in  diesem  öfter  wiederkehrenden 
Satze  auch  die  starke  Betontheit  des  Substantivxmis  gaüs^  welches  zu 
dgvas  in  Gegensatz  tritt,  die  Stellung  veranlasst  haben  könnte  (woran 
man  bei  dgvah  ^etdh  nicht  immer  denken  kann,  weil  nur  in  einigen 
wenigen  Stellen  ein  solcher  Gegensatz  vorhanden  ist).  Ob  auch  bei  den 
weniger  geläufigen  Farbennamen  die  Nachstellung  des  Adjectivums  üblich 
gewesen  sei,  vermag  ich  aus  dem  mir  vorliegenden  Material  nicht  zu 
entscheiden.  Zwar  findet  sich  mit  Voranstellung  des  Adjectivums 
hdbhrür  gaüh,  prishan  gaüh,  gyamö  gaüh,  gitiprishihö  gaüh. 
Aber  aus  den  mir  bekannten  Stellen  lässt  sich  ein  Schluss  nicht  ziehen, 
weil  in  ihnen  iumier  ein  besonderer  Ton  auf  der  Farbenbezeichnung 
ruht,  das  Adjectivum  also  nach  der  occasionellen  Wortstellung  die  erste 
Stelle  behalten  muss.  Z.  B.  steht  5,  5,  1,  9  ff.  folgender  Satz :  yddg  u 
saumgdg  carur  hhdvati,  tdsya  babhrür  gaür  ddkshina  und  weiter: 
dtha  yd  eshd  vaigvctdevdg  carur  bhdvati,  tdsya  pfishan  gaür  ddkMnd 
d.  h.  wenn  das  Mus  für  Soma  bestinmit  ist,  so  ist  dabei  ein  brauner 
Stier  die  Opfergabe,  aber  wenn  es  für  alle  Götter  bestimmt  ist,  ein 
bunter  Stier.  Ebensowenig  kann  gyeto  'nadvän  5,  3,  1,  7  beweisend 
sein,  weil  auch  in  diesem  Falle  ein  Ton  auf  der  Farbe  liegt  Somit 
kann  nur  als  festgestellt  angesehen  werden,  dass  man  dfvat^  gvetdh 
sagte,  während  man  doch  andererseits  gvetdh  pdrvatah  gebraucht.    Der 


§  11.]  37     

Grund  ist  offenbar  der,  dass  die  geläufige  Farbenbezeichnung  substan- 
tivirt  war   (vgL  der  Braune  etc.) 

An  Farbenbezeichnungen  schliessen  sich  am  besten  gewisse  Epi- 
theta perpetua  von  Göttern,  die  als  Namen,  mitbin  auch  substantivisch 
anfgefasst  werden  müssen ,  z.  B.  agnih  svishtakrit,  agnir  dcyutah^ 
agnir  annaddh.    (ygl.  Zevg  OXöfAJtiog.) 

b.   Das  Adjectiyum  im  Sinne  eines  Participiums. 

Einen  participialen  Sinn  hat  z.  B.  prcyäkamah  in  folgendem  Satze: 
rohimfdm  ha  vai  prajdpatih  prajdkamo  ^gnt  d  dadhe  am  Bohinitage 
zündete  Prajapati,  weil  (oder  als)  er  Nachkommenschaft  begehrte,  die 
beiden  Feuer  an  2,  1,  2,  6.  Ebenso  erscheint  mehrfach  das  adj. 
praclnavUin  „einer  der  die  heilige  Schnur  von  der  rechten  Schulter 
nach  der  linken  Seite  trägt^^  gebraucht  z.  B.  dthainatn  pitdrah  pracX- 
nävitinah  savtfdip  jdnvdcyqpO^Sdan  darauf  verehrten  ihn  (den  Prajapati) 
die  Pitaras,  indem  sie  die  Schnur  umlegten  und  das  linke  Knie  beugten 
2,  4,  2,  2.    Es  hätte  auch  bhütvd  dazu  gesetzt  werden  können ,  wie  9. 

Ebenso  ist  es  zu  erklären,  wenn  caturgrihUd  und  paficagrihUd 
bald  vor,  bald  nach  djya  erscheinen.  Diese  Wörter  werden  entweder 
als  Adjectiva  oder  als  Partidpia  angesehen. 


§  11. 

Naehstellnng  mehrerer  Adjectiva. 

Mehrfach  findet  sich  der  Satz:  tvdshfur  ha  vai  patrdfh  trigTrsha 
shadahshd  Osa,  tdsya  trtny  evd  mükhany  asüh  Tvash^r  hatte 
einen  Sohn,  dreiköpfig,  sechsäugig,  der  hatte  auch  drei  Munde  1,  6,  3, 1. 
(Dagegen  bei  zwei  Adjectiven  im  Gonjunctionssatz :  sd  ydtra  trigir- 
shanam  tvashfrdm  viQvdrüpafjt  jaghdna  als  er  den  dreiköpfigen 
Tvash^rsohn  Yi^varQpa  erschlagen  hatte  1,  2,  3,  2.)  i4  dntarena 
pwrushah  hrishndh  pingakshö  danddpänis  tasthau  zwischen  den 
beiden  Weibern  stand  ein  Mann,  schwarz,  rothäugig,  einen  Stock  in 
der  Hand  11,  6,  1,  7.  gayatriifi  hdrimm  jyötishpaksham  ydja- 
mänam  svargdm  lokdm  abhivdhant^m  eine  güyatrT,  grün,  licht- 
geflügelty  den  Opferherm  zur  Himmelswelt  geleitend  11,  4, 1,  8.  Femer 
ist  geläufig  die  Wendung:  brähmai^h  gugruvdnso  ^nücünd  vidvdnsah 
Brahmanen  gelehrt,  belesen,  unterrichtet  Auch  wenn  nur  zwei 
oder  eines  dieser  drei  ehrenden  Epitheta  steht,  bleibt  die  Stellung 
dieselbe,  offenbar  in  Erinnerung  an  die  volle  Phrase. 


38     — —  [§12. 

Der  Grand,  warnm  in  diesen  nnd  ähnlichen  Wendungen  das  Snb- 
stanti  vmn  voransteht ,  ist  der,  dass  man  auf  dasselbe  nicht  allzu  lange 
warten  lassen  will 


§  12. 

Naelistelliiiig  eines  adJeeÜTisehen  Compositiiiiis. 

tdsffai  hdmr  dvyürana  gdyana  üpabaddhOsa  an  deren  Lager  war 
ein  Mutterschaf  mit  zwei  Jungen  angebunden  11,  5,  1,  2.  ydd  asimif 
vigve  devd  dsldans^  tasmOt  sddo  nanuiy  td  u  eväsminn  ete  hrähmani 
vigvdgotralf^  gidanti  weil  alle  Gatter  sich  in  dasselbe  setzten,  danmi 
heisst  es  sddcts,  und  auch  jene  sitzen  darin,  die  Brahmanen  yon 
allen  Geschlechtern  3,  5,  3,  5.  Bezeichnend  ist  der  Wechsel  in  der 
Stellung  des  adjectivischen  Gompositums  in  folgenden  Sätzen:  Im 
Anfang  des  dritten  Buches  wird  Anweisung  zum  Bau  eines  Schup- 
pens oder  einer  Hütte  auf  dem  Opferplatz  gegeben,  und  es  heisst 
daselbst  1,  1,  6:  tdc  chdlam  va  virnüam  va  practnavangam  miiwanti 
dann  bauen  sie  eine  Hütte  oder  einen  Schuppen  mit  dem  Tragebalken 
nach  Osten.  In  diesen  Worten  m^Lg  prüc"*  nachstehen,  weil  es  ein  adj. 
Comp,  ist,  oder  weil  unmittelbar  nachher  folgt:  prdci  M  devänOm  dit 
In  dem  folgenden  Satze  aber,  in  welchem  der  Ton  auf  dem  adj.  Com- 
positum liegt,  rückt  dasselbe  nach  vorn:  tdsmän  manushd  ud^ctna- 
vangam  evd  gälüAn  vä  virnüam  va  minvanti  desshalb  baut  man  im 
gewöhnlichen  Leben  die  Hütte  oder  den  Schuppen  mit  dem  Trage- 
balken  nach  Westen.  In  diesem  Falle  ist  das  betonte  adjectiyische 
Compositum  vorangestellt,  obgleich  auch  hier  die  Worte  folgen: 
üdicl  hi  manushyänam  dik.  So  sehr  überwiegt  das  Grundgesetz 
der  occasionellen  Wortstellung,  dass  das  betonte  Wort  nach  Torn 
rückt. 

Jedoch  ist  die  Nachstellung  eines  componirten  Adjectivums  nicht 
nothwendig,  wie  denn  oben  solche  Wendungen  wie  ekadagakapälah 
puroddgäh  angeführt  worden  sind.  Das  componirte  AdjectiTum  wird 
nur  dann  nachgestellt,  wenn  es  dem  Sinne  nach  so  reich,  gleichsam  so 
schwer  ist,  dass  es  nicht  wie  ein  gewöhnliches  Adjectivum  gehand- 
habt werden  kann.  Es  scheint  in  dieser  Beziehung  eine  gewisse 
Willkür  zu  herrschen  (oder  ich  habe  das  Gesetz  noch  nicht  ent- 
deckt); so  findet  sich  neben  dem  häufigen  a shtäk apaiah  pur odd^ah 
^udh  puroddgam  ashtdkapalam  z.B.  T.  S.  1,  8,  1,  1. 


§    13.]  39     

§  13. 

Nachstellnng  eines  einfiiehen  AdJeetiTnms. 

Wir  haben  bis  jetzt  gesehen,  dass  das  Adjectivum  nachsteht,  wenn 
es  im  Sinne  eines  Substantivums  oder  einer  Apposition  gebraucht  wird, 
und  femer  wenn  das  adjectivische  Element  so  viel  Baum  einnimmt, 
dass  man  es  vorzieht,  ihm  das  Substantivurn  yoranzuschicken ^  auf 
^welches  man  sonst  zu  lange  warten  müsste.  Es  entsteht  nun  noch  die 
Frage,  ob  nicht  eine  occasioneUe  Stellung  des  einzelnen  einfachen 
Adjectivums  möglich  ist. 

Man  hätte  zu  erwarten,  dass  das  Substantivum  dann  voran  steht, 
wenn  auf  demselben  ein  besonderer  Nachdruck  liegt. 

In  der  That  verhält  es  sich  auch  so.  Doch  weiss  ich  nur 
wenige  sichere  Belege  dafür  beizubringen.  Einer  ist  aus  T.  S.  5,  7,  3,  4 
und  lautet  ydd  äjyam  ucckishyeta  tdsmin  brahmaudandm  pacet,  tarn 
hrahmandQ  catvdrah  prägnlyuh  in  der  etwa  übrig  bleibenden  Opfer- 
butter koche  er  ein  Mus  für  Brahmanen^  das  sollen  vier  Brahmanen 
essen.  Der  Ton  liegt  hier  darauf,  dass  dieses  Mus  fQr  Brahmanen, 
and  niemand  anders  bestimmt  ist.  Desshalb  steht  brdhmanah  vor 
ccdvdrah,  während  wenige  Zeilen  später  cdtasro  dheniih  steht.  Ebenso 
^.  B.  4,  2,  5,  10  naür  ha  vd  esM  svargyä,  ydd  iaMshpavamandm, 
tdsyä  ritvija  evd  sphydg  cärUrag  ca  das  Bahishpavamänam  ist  ein  zum 
Himmel  führendes  Schiff,  dessen  Spieren  und  Buder  sind  die  Priester. 
Da  der  Nachdruck  auf  dem  Vergleich  mit  einem  Schiff  ruht,  so 
wird  naüs  vorangesetzt. 

Wie  es  mit  mddhu  sOraghdm  3,  4,  3,  14.  14,  2,  1,  20  und  anaduM 
vahald  5,  2,  4,  13  steht,  weiss  ich  nicht  sicher  zu  entscheiden. 

Stehen  mir  also  —  woran  gewiss  der  Zufall  mitschuldig  ist  — 
nur  wenige  Belege  für  den  vorliegenden  Fall  zu  Gebote,  so  ist  doch 
unzweifelhaft  constatirt,  dass  das  Substantivum  wegen  starker  Betont- 
heit occasionell  vorrücken  kann. 

Schliesslich  kann  das  Adjectivum  nachstehen,  weil  es  die  Schleppe 
eines  Satzes  bildet,  s.  §  28. 

Vielleicht  steht  gelegentlich  ein  Adjectivum  aus  einem  ästhe- 
tischen Orunde  nach,  s.  §  30. 


40    [§14. 

§  14.    Stellung  des  Participimiis. 

Das  Parücipium  steht  hinter  dem  Sabstantivum. 

Zum  Beleg  führe  ich  einige  Beispiele  an: 

ydtheddm  pagdvo  yuktd  manashyihhyo  vdhanty,  evdm  d^indansi 
yuktdni  devebhyo  yajüdm  vähanü  wie  das  Zugvieh,  wenn  es  ange- 
schirrt ist,  dem  Menschen  etwas  fährt,  so  fahren  die  Metra,  angeschirrt, 
zu   den   Göttern  das   Opfer  hin    1,  8,  2,  8.    td  enam  ubhöye    devdh 
prTtdh  svargdm  Idkdm  abhi  vaha/nti  diese  beiden  Arten  von  Göttern 
(Götter  und  Brahmanen)  fuhren  den  Menschen,  erfreut,  zum  Himmel 
hin   4,  3,  4,  4.    Idkdh  pdcyamänag  caturhhir  dhdrmair  brdhnuindm 
bhtmMy,  arcdyä  ca  ddnena  cäjyeydtaya  cüvacOiydtayä  ca  die  Welt, 
wenn  sie  reif  an  Verstand  wird,  vergnügt  den  Brahmanen  durch  vier 
Vorrechte,  sie  ehrt  ihn,  beschenkt  ihn,  bedrückt  ihn  nicht  und  verletzt 
ihn  nicht  11,  5,  7,  1.    etdd  dha  vai  grihdpaieh  proshüsha  dgatad 
grihdh  samüUrasta  iva  ihavanti  so  sind  die  Hausgenossen  vor  dem  Haus- 
herrn, der,  nachdem  er  verreist  gewesen,  wiedergekehrt  ist,  in  Angst 
2, 4,  1, 14.  etdd  dha  tv  evdnavaTdiptam  ydt  kshatriyo  ^hriü^mano  bhdvaii. 
ydd   dha   kirn   ca   kdrma  kurute    ^prasütam   hrdhmand  mitrena,    nd 
haiväsmai  tat  sdm  ridhyate:  tdsmad  u  kshatriyena  kdrma  karishyd- 
manenopasartdvya  evd  hrahmandh  das  ist  ungehörig;  wenn  ein  kshatrija 
ohne  Brahmanen  ist;  welche  heilige  Handlung  immer  er  unternimmt 
ohne  Billigung  eines  Priesters,   der   sein  Freund  ist,   die  gelingt  ihm 
nicht,  deswegen  ist  von  einem  kshatriya,  der  eine  heilige  Handlung  zu 
begehen  beabsichtigt,  eine  Brahmane  anzugehen  4,  l,  4,  6    (upasarf* 
steht  voran,  weil  der  Ton  darauf  liegt ,  in  Folge  dessen  rückt  das  Sub- 
ject  hrähmand  an*s  Ende).  —    ydtha  dh6nur  dügdhä  pünar  apydyda 
wie  eine  Kuh,  wenn  sie  gemolken  ist,  wieder  Milch  bekommt  12,  8,  2,  2. 
Jandko   ha   vai   vaideho   hrohmanaw  dhCLvdyadbhih  samd  jagama 
Janaka   Vaideha   kam    mit    Brahmanen    zusammen,    welche    umher- 
reisten 11,  6,  2,  1. 

Merkwürdig  ist  folgender  Satz:  sd  ydtha  drüir  nishptta  eodm 
sdmUnah  gifye^  ydtha  nirdhütasaktur  bhastraivdni  sdnüinah  gigye 
wie  ein  Schlauch,  der  ausgetrunken  ist,  so  zusammengeschrumpft  lag 
Vritra  da;  wie  ein  grützeleerer  Sack,  so  zusammengeschrumpft  lag  er 
da  1,  6,  3,  16.  Das  Partie.  nishpTta  steht  nach,  das  Adj.  mrdhuia- 
saktu  steht  vor  (obwohl  nach  dem  in  §  12  Entwickelten  auch  dieses, 
weil  es  componirt  ist,  nachstehen  könnte). 

In  diesen  Sätzen,  die  sich  leicht  vermehren  lassen,  erfUlt  das  Parti- 
cipium  seine  eigentliche  Bestimmung,  einen  Nebenvorgang  auszudrücken. 


§  15.]  41 

Sobald  aber  das  Participium  den  Sinn  eines  Adjectiynms  annimmt, 
erhält  es  auch  dessen  Stellung.  Z.  B.  samgrämS  krürdffi  kriyaiey 
hatdh  pürusho  hatö  ^gvdh  gete  in  der  Schlacht  entstehen  Wunden, 
todte  Menschen  und  todte  Pferde  liegen  da  1,  2,  5, 19.  Dahin  gehört 
femer  das  Participium  jushfd  u.  a.  m. 

Ebenso :  dtha  stlrt^dyai  veder  dve  trifie  adkvaryur  d  datte  darauf 
von  der  bestreuten  Yedi  zwei  Halme  nimmt  der  Adhvaryu  3,  8, 1, 11. 
Stünde  stirndyai  hinter  vedeh,  so  wQrde  das  heissen  können  „von  der 
Yedi,  sobald  sie  bestreut  ist,*^  und  es  würde  damit  vorausgesetzt  sein, 
das  Bestreuen  sei  dem  Wegnehmen  der  zwei  Halme  unmittelbar  vorher- 
gegangen,  was  nicht  der  Fall  ist. 


§  15. 

Stellung  des  absoluten  Localis. 

Ein  Blick  auf  die  thatsächlich  erscheinenden  absoluten  Locale 
zeigt,  dass  das  Participium  etwas  häufiger  vor  als  nach  dem  Nomen 
steht.  Welche  Stellung  die  normale  sei,  kann  nur  auf  dem  Wege  der 
Yermuthung  festgestellt  werden.  Mir  erscheint  Folgendes  wahrschein- 
lich: Das  Participium  steht  traditionell  hinter  dem  Nomen,  weil  das, 
wie  wir  gesehen  haben,  sonst  die  traditionelle  Stellung  des  Participiums 
ist.  Danach  würde  also  z.  B.vate  väti  genau  genommen  heissen 
„beim  Winde,  wenn  er  weht"  (11,  5,  6,  9)  und  aughe  üUhite  1,  8,  1,  5 
„bei  der  Flut,  wenn  sie  sich  erhoben  hat.^^  Die  gleiche  Stellung  habe 
ich  mir  (ohne  YoUständigkeit  zu  beanspruchen)  noch  notirt :  1,  3,  2, 15. 

5,  4,  12.    6,  1,  2.   9,  2,  26.    2,  1,  2,  16.    3,  1,  7.  2.  1,  33.    6,  3,  1,  22. 

6,  4,  11.  7,  3,  2,  18.  5,  1,  17.  19.  11,  7,  2,  4.  13,  4,  1,  9.  3,  5.  8. 
4,  2.  6.  5,  3,  1.  6,  2,  16.  Mit  dieser  Auffassung  stimmt  denn  auch 
die  Beobachtung,  dass  auf  dem  voranstehenden  Participium  ein  starker 
Sinnaccent  zu  liegen  pflegt,  wie  z.  B.  wenn  7,  3,  1,  2  cUe  gdrhäpcUye 
und  adle  ahavan%ye  neben  einander  steht  und  ebenso  im  Anfang  des 
Uten  Buches  vivritäydfn  dväri  und  dpihitayam  dvdri.  Belege  für 
diese  Stellung  sind  z.B.:  1,  2,  5,  20.   7,  3,  7.  28.   9,  3,  1.    2,  3,  4,  2. 

4,  1,  1.    5,  2,  30.    4,  1,  5,  15.    2,  5,  11.    3,  1,  3.    5,  2,  8.    5,  10,  7. 

5,  1,  4,  1.  6,  6,  1,  22.  4,  2.  7,  4,  14.  7,  1,  2,  9.  3.  1,  2.  9,  2,  1,  1. 
12,  3,  4,  6.   4,  2,  5.   7,  3,  3.    13,  2,  7,  1.    5,  2,  1.  2.  11.  23.    14,  7,  1,  3. 

Eine  Besprechung  verdient  14,  7,  1,  2  ff.  Janaka  fragt  den 
Tajfiavalkya:  kimjyotir  aydm  pürushah?  „bei  welchem  Lichte  sieht  der 
Mensch?"  und  erhält  die  Antwort:  ädHydjyotil^  „beim  Sonnenlichte.*^ 


44 [§19. 

halmes  ist^  das  nimmt  er  in  seine  linke  Hand,  das  was  das  Ende  ist,  ergreift 
er  nodt  der  rechten  3,  8,  2,  13.  agnir  vai  yonir  yajndsjfa,  gdrbho 
d%kshüdh  Agni  ist  der  Mutterschooss  des  Opfers,  Embryo  desselben 
ist  der  Geweihte  3,  1,  3,  28.  tdsmad  u  samävanty  evästhlni 
midyatciQ  ca  hrigyatoQ  ca  bhavatUy,  dfha  ydd  bhüya  iva  ca  havk 
grihnäti  kdn^ya  iva  ca  täsmod  u  mänsäny  evd  midyato  fnädyatUi 
mansdni  krigyatah  krigyanti  deswegen  sind  die  Knochen  eines  fetten 
and  eines  mageren  Menschen  gleich,  aber  weil  er  von  dem  havis  bald 
mehr  bald  weniger  nimmt,  desshalb  ist  das  Fleisch  eines  fetten 
Menschen  fett,  das  eines  magern  mager  11,  1,  6,  34. 

Ich  verzichte  auf  die  Anfahrung  weiterer  Sätze,  die  sich  zu  Hun- 
derten beibringen  Hessen,  weil  der  Thatbestand  sich  aus  den  angeführten 
zur  Genfige  erkennen  lässt. 


§  19. 
Der  G^enitir  hinter  dem  SuhstantlYnm  in  nnrollstBndlgen  Sfttsen. 

1.  Sehr  häufig  sind  Wendungen  wie  die  folgende :  eshä  vai  dik 
pUrt^m  das  ist  die  Himmelsgegend  der  Götter,  yd  ddkshina  dik  sä 
pUf[ndm,  yd  prattcl  sd  sarpdnam  die  südliche  Gegend  ist  die  der 
Väter,  die  nördliche  die  der  Schlangen  3,  1, 1,  7.  Daneben  findet  sich 
präa  M  devdnäm  {2i%  3, 1, 1,  2.  Es  scheint  mir,  dass  in  beiden  Wen- 
dungen einmal  das  Wort  d^  zu  ergänzen  ist,  dass  es  also  vollständig 
heissen  müsste :  eshd  vai  dik  piirfnäm  dik  und  im  zweiten  Falle 
prä(^  hi  dik  devdnam  dik.  Denn  unter  dieser  Voraussetzung  ist  die 
Stellung  des  Genitivs  begreiflich.  Genau  so  verhält  sich  eshd  (nuUrä) 
veder  mdträ  10,  2,  3,  1  zu  eshd  mdträ  vSdeh  {mäträ)  3,  5, 1,  6.  Dass 
ein  Nomen  in  dieser  Weise  ergänzt  wird,  hat  natfirlich  keine 
Schwierigkeit. 

2.  Es  giebt  aber  eine  Anzahl  äusserlich  ebenso  aussehender  Sätze, 
in  welchen  man  mit  dieser  Auffassung  nicht  durchkömmt,  z.  B.  pur- 
vohnö  vai  devdnäm  madhydndino  mamishyätUHnj  aparOhfuäk  pitr^fUhn 
der  Vormittag  gehört  den  Göttern,  der  Mittag  den  Menschen,  der 
Abend  den  Vätern  2,  4,  2,  8.  Natürlich  kann  man  hier  nicht  sagen: 
„der  Vormittag  ist  der  Vormittag  der  Götter"  etc.  Ebenso  yajüö  vai 
devdnäm,  ägfr  ydjamänasya  das  Opfer  kommt  den  Göttern  zu,  i^ 
Bittgebet  dem  Opferer  2,  3,  4,  5.  dgram  iva  vai  devdnäm  mädhyaf» 
iva  manushyänäm  miUam  iva  pürtr^m  die  Spitze  gehört  den  Göttern, 
die  Mitte  den  Menschen,  das  Ende  den  Vätern  2,  4,  2,  17.  sdrvo 
vai  yaßd  indrasyaivd  das  ganze  Opfer  gehört  dem  Indra  11, 1,  3,  4. 


§   20.]  46     

ctshtaü  ha  vai  ptUrd  dditeh  acht  Söhne  hatte  Aditi  3,  1,  3,  3.  Wie 
die  Sätze  aufzufassen  sind,  lehrt  T.  S.  1,  5,  9,  2:  dhar  devänam  ds^t, 
rdtrir  dsuranam^et  Tag  gehörte  den  Göttern,  die  Nacht  den  Asuras. 
Ss  ist  also  eine  Form  des  yerb.  sahst  zu  ergänzen,  und  man  kann 
die  Regel  aufstellen:  Der  prädikative  Genitiv  folgt  nach. 

Sobald  auf  diesem  Genitiv  der  Ton  liegt,  steht  er  natfirlich  voran, 
z.  B.  wenn  der  Genitiv  den  Namen  der  Hauptperson  einer  Erzählung 
enthält,  z.  B.  agnes  trdyo  jyiyanso  hhrdta/ra  Oscm  Agni  hatte  drei 
altere  Brüder  T.  S.  2,  6,  6,  1.    (vgl.  auch  §  7  am  Schlüsse.) 


§  20. 

Anhang. 

üeber  die  Formel  dvddofa  mäsdfh  samvatsardh  oder  saffivcUsardsya. 
In  einem  Theile  des  (}a.t  Br.,  nämlich  den  Büchern  6  —  10  und 
dem  13ten  Buche  (z.  B.  1,  2,  l)  ist  häufig  die  Phrase  dväduga  mdsäh 
samvatsardh  .das  Jahr  ist  gleich  zwölf  Monaten',  und  ähnlich  pdfica 
*rtdvah  samvatsardh,  oder  statt  pdüca:  shdf  oder  wohl  auch  sdptaj 
wie  denn  auch  statt  dvddaga  gelegentlich  trdyodaga  erscheint.  Diese 
Phrase,  welche  auch  in  der  T.  S.,  dem  Taitt.  Br.,  dem  Ait.  Br.,  dem 
TSnd.  Br.  auftritt,  ist  durchaus  im  Einklang  mit  dem  Gesetz  der  Wort- 
stellung, denn  das  Praedikatsnomen  dvddaga  mäsdh  steht  voran  und 
das  Subject  samvatsardh  folgt  nach. 

In  dem  anderen  Theile  des  ^^^  Br.  aber,  nämlich  den  Büchern  1,  5, 
11,  12,  14  lautet  die  Phrase  stets:  dvddaga  vai  mdsäh  samvatsardsya 
ebenso  trdyah,  pdfica^  shdd  ritdvah  samvatsardsya ,  aber  daneben  stets 
cdtfMrvingatir  vai  sarßvatsardsyärdhamOsdh.  Man  vergleiche  z.  B.  2,  2,  2, 
wo  es  Vers  3  heisst  shdd  vd  Txtdvah  samvatsardsya,  Vers  4  dvddaQa 
mdsäh  samvatsardsya,  dagegen  Vers  5  cdturvin^atir  vai  samvatsardsyär- 
dhamäsdh.  Ebenso  4,  6,  1,  11.  12;  5,  4,  5,  20.  21  und  ofL  Auch 
heisst  es  in  einer  Erweiterung  der  geläufigen  Phrase  dvddaga  va  vai 
trayödaga  va  samvatsardsya  mdsäfi,  5,  4,  5,  23.  —  Die  Wendung  cdtur^ 
vingatir  vai  samvatsardsyärdhamäsdh  ist  ganz  wie  sie  zu  erwarten 
war,  wie  denn  z.  B.  T.  S.  7,  3,  7,  2  pdiicadaga  vd  ardhamOsdsya  rdtraydh 
gelesen  wird.  In  der  Wendung  dvddaga  vai  mdsah  samvatsardsya  ist 
der  Genitiv  wohl  als  Genitiv  des  Besitzes  zu  deuten,  so  dass  man  zu 
übersetzen  hätte  „das  Jahr  hat  zwölf  Monate/'  Warum  aber  der  constante 
Wechsel  in  der  Stellung  des  Genitivs  stattfindet,  habe  ich  nicht  ermittelt 


46     [§  21. 

§  21. 

Die  eehten  Praeposltlonen. 

Die  alten  echten  Praepositionen  stehen  nach  dem  Casus,  mit 
dem  sie  construirt  werden. 

So  heisst  es:  imän  Idkdn  dti  cattirthdm  zu  diesen  (drei)  Welten 
das  vierte  1,  2,  1,  2.  ydjamana  evd  juh4m  dnu  der  Opfernde  ent- 
spricht der  juhQ  1,  5,  3,  18.  svargdm  lokdm  abhi  zum  Himmel  hin 
6,  6,  1,  12.  nd  haivd  tdd  gäyatryd  ekam  cand  paddm  prdti  das 
wiegt  nicht  einen  einzigen  gäyatrI-Vers  auf  14,  8,  15,  8.  tdsmöi 
irishnajindm  ddhi  dikshante  desshalb  weiht  man  sich  auf  einem 
Antilopenfell  1,  1,  4,  3.  vaydm  agner  ddhi  wir  stammen  von  Agni 
1,  9,  1,  19  (umschreibt  das  vedische  pdri).  tdsya  asyai  tvdg  ydd 
iddm  asydm  ddhi  das  ist  ihre  Haut,  was  auf  ihr  ist  1,  1^  4,  5. 
purtAshe  anidh  im  Menschen  1,  1,  3,  2.  indrena  sahd  mit  Indra 
1,  2,  3,  2. 

In  wie  weit  von  dieser  durch  ziemlich  viel  Beispiele  zu  belegenden 
Regel  Abweichungen  vorkommen,  vermag  ich,  da  meine  Sammlungen 
nicht  vollständig  genug  sind,  nicht  anzugeben.  Diejenigen,  welche  ich  mr 
notirt  habe,  erklären  sich  aus  dem  allgemeinen  Gesetz  der  occasioneUen 
Stellung.  Die  Praepositionen  treten  voran,  wenn  sie  besonders  stark 
betont  sind,  z.  B.  tdsmad  u  sahd  vaivd  vashafkarSfia  juhuyOd  vdshaf- 
krüe  va  desshalb  möge  er  entweder  mit  dem  Yashatruf  zugleich  hin- 
giessen,  oder  nach  demselben  1,  7,  2,  12.  Ebenso  liegt  11,  1,  2,  8 
auf  dem  Hinzukommen,  mithin  auf  dti  ein  besonderer  Nachdruck. 
Ebenso  scheint  mir,  dass  antdr  atmdn  14,  5,  3,  6.  7  und  antdr 
hridaye  14,  5, 1,  17  zu  übersetzen  sei:  inwendig  im  Herzen  und  drinnen 
im  Geiste.  Ebenso  ist  dnu  mdtram  1,  1,  3,  2  die  Entsprechung  betont 
Es  ist  nämlich  die  erwartete  Zweiheit  (Einhauch  und  Aushauch)  gegen- 
über einer  Einheit  (Wind)  hervorgehoben. 

Ich  glaube  somit,  wenn  mir  auch  nicht  sämmtliches  Material  vor- 
liegt, dennoch  behaupten  zu  dürfen,  dass  die  echten  Praepositionen 
regelmässig  dem  Casus  folgen. 

Nur  hinsichtlich  zweier  findet  eine  constante  Ausnahme  sisatt,  inso- 
fern nämlich  d  ,bis'  und  purd  jor'  dem  Ablativ  stets  vorangehen. 
Den  Grund  darf  man  wohl  in  dem  umstände  suchen,  dass  diese  beiden 
Praepositionen  stärker  als  die  anderen  den  Sinn  des  Casus  modificiren. 


§  22-24.]  47     

§22. 

Die  unechten  Praepositionen. 

Die  unechten  Praepositionen,  me  antard,  dntarena^  üttarena, 
jaghdnena,  pärvenUy  updrishthat,  purdstat,  hahirdhd,  ür- 
dhvdm,  rite  u.  a.  stehen  vor  dem  Casus. 

Die  Ausnahmen  von  dieser  Begel,  welche  ich  gefunden  habe,  erklären 
sich  sämmtlich  aus  den  von  mir  aufgestellten  Regeln  der  occasionellen 
Wortfolge.  Zum  Beweise  führe  ich  einige  Stellen  an,  in  denen 
jaghdnena  und  rite  vorkommen.  Von  jaghdnena  heisst  es  bei 
B.  B.;  dass  es  immer  vor  dem  Accusativ  stehe,  nur  7,  2,  2,  4  nach 
demselben.  In  dieser  Stelle  nun  stehen  sich  als  Gegensätze  gegenüber: 
agner  ddkshinam  Qronim  jaghdnena  und  üttarasydnsasya  purdstaiy 
und  um  dieses  Gegensatzes  der  Nomina  willen  haben  sowohl  jaghd- 
nena b\s  purdstat  die  erste  Stelle  räumen  müssen.  Eine  halbe  Ver- 
schiebung ist  3,  5,  3,  13  in  uhhdu  jaghdnenägni  erfolgt,  weil  2k\itubhaü 
ein  besonderer  Nachdruck  liegt.  —  rite  steht  nach  dem  Substantivum 
z.  B.  9,  2,  1,  15,  wo  unzweifelhaft  auf  pranebhydh  der  Nachdruck  liegt 
(die  ganze  Stelle  ist  mir  nicht  recht  deutlich),  ebenso  nd  etdhhyo 
devdtahh^a  rite  Mm  cand  nagyati^  wo  das  Pronomen  etdbhyas  natür- 
lich der  Grund  der  Voranstellung  des  Nomons  ist. 


§  23. 
Stellung  des  Abl^  bei  anyä  und  des  Gfen.  bei  mnltiplleatlven. 

Der  Ablativ  steht  hinter  anyd,  z.  B.  trdyo  vä  anyS  rajanyät 
purushä  brähmano  vaigyah  güdrdh  es  giebt  drei  Arten  Menschen 
ausser  den  rajanya,  nämlich  u.  s.  w.  T.  S.  2,  5,  10,  1.  nd  vd  asyan- 
yena  sattrdd  apaghdto  ^sti  man  kann  sich  dagegen  durch  nichts 
anderes  als  durch  ein  sattram  vertheidigen  9-  B.  11,  5,  5,  1  und  so 
häufig  (vgl.  2,  5,  1,  2.    3,  1,  1,  1.    11,  7,  2,  8). 

Der  Genitiv  bei  multiplicativen  Zahlwörtern  steht  nach,  z.  B.  trih 
samvatsardsya  dreimal  des  Jahres  2,  6,  3,  10.  17  u.  s.  w. 


§  24. 
Stelloug  der  enklitischen  WOrter. 

Enklitische  Wörter  rücken  möglichst  an  den  An&ng  des  Satzes. 
Die  Bichtigkeit  dieser  Beobachtung  lässt  sich  besonders  an  den 
enklitischen  Casus   von  Pronominibus   erweisen,    weil  wir  bei  ihnen 


48     [§24. 

wissen,  an  welcher  Stelle  des  Satzes  sie  stehen  mflssten,  wenn  sie 
nicht  enklitisch  wären,  während  eine  solche  Controle  uns  bei  den 
enklitischen  Partikeln  nicht  in  gleichem  Maasse  zu  Gebote  steht  Ich 
beschränke  mich  also  hier  auf  Aufzählung  enklitischer  Pronominalformen. 

indro  ha  vä  ikshdm  cakre:  iddm  vai  ma  smnOd  antdr  yantUi 
Indra  dachte,  so  schliessen  sie  mich  vom  Soma  aus  1,  6,  3,  7.  Der 
Accusativ  ma  trägt  keinen  Sinnaccent,  und  sollte  also  an  seiner  gewöhn- 
lichen Stelle  hinter  dem  Ablativ  stehen,  das  verbietet  aber  seine 
enklitische  Natur,  und  nur  um  dieser  willen  ist  es  unmittelbar  an  vai 
angeschlossen.  Läge  ein  Sinnaccent  auf  tna,  so  wärde  die  accentuirte 
Form  gewählt  worden  sein,  wie  z.  B.  kathäm  nü  mdtfi  yajüdm  tan- 
vünd  mdip  yajfidd  atddr  %yuh  warum  haben  sie  denn,  während  sie 
doch  auf  mir  das  Opfer  vollzogen,  mich  vom  Opfer  ausgeschlossen? 
3,  2,  3, 1.  Es  steht  also  ma  vor  sömat,  weil  es  als  Enklitika  möglichst 
weit  nach  vom  muss,  mdm  vor  yajtUit,  weil  es  einen  Sinnaccent  trägt. 
—  nen  me  ^gnir  vaigvanarö  mükhän  nishpddyäta  üi  damit  Agni  yai9- 
vänara  mir  nicht  aus  dem  Munde  falle  1,  4,  1,  10.  Man  würde  sonst 
me  vor  mükJuU  erwarten.  Ebenso  ist  asya  in  dem  13ten  Verse 
derselben  Erzählung:  dthasya  ghritaMridv  evägnir  vaifvanarö  mükhod 
üjjajvcUa,  das  Wort  asya  von  dem  dazugehörigen  mükhat  nur  aus  dem 
Grunde,  weil  es  enklitisch  ist,  sehr  weit  getrennt.  Noch  f&hre  ich 
ein  Beispiel  f&r  das  enklitische  enam  an:  dthainam  agnir  vydUe- 
nopaparyä  vavarta  da  wandte  sich  Agni  zu  ihm  mit  geöffnetem 
Bachen  2,  2,  4,  4,  wo  man  den  Accusativ  nach  dem  Instrumentalis 
erwarten  sollte. 

.Manchmal  ist  das  Yerständniss  durch  diese  Verschiebung  erschwert, 
z.  B.  11,  2,  7,  1 :  samvaisaro  yajMh^  sd  yo  ha  vai  sarnvatsarö  yaßid 
iti  veda,  dnte  haiväsya  samvatsardsyeshfdm  bhavati  das  Opfer  ist 
gleich  dem  Jahre,  wer  dies  weiss,  dessen  (asya)  Opfer  ist  angesichts 
des  Jahres  vollzogen,  ndsya  prajdh  griye  'nnddyäya  tasthire  die 
Geschöpfe  blieben  nicht,  ihm  zu  Freude  und  Genuss  (wie  sie  hätten 
thun  sollen)  3,  9,  1,  1.  Man  könnte  geneigt  sein ,  asya  zu  prajdh  zu 
ziehen,  aber  indrdsya  (riyai  3,  4,  2,  2  beweist,  dass  asya  dem  Sinne 
nach  zu  griye  gehört. 

Der  Grund  dieser  Erscheinung,  f&r  die  sich  noch  viele  Belege  bei- 
bringen Hessen  (z.  B.  1,  1,  4,  14.  16.  1,  2,  1,  6.  1,  2,  4,  10.  1,  3, 
1,  4.  2,  4,  2,  2.  4,  3,  3,  4  u.  s.  w.)  ist  klar.  Die  Enklitika  wird  von 
dem  am  stärksten  betonten  Worte,  und  das  ist  das  erste  im  Satze, 
wie  von  einem  Magnet  angezogen. 


IL 


Der  Satz  hat  eine  Schleppe. 


DelbrOok,  synUkt.  Fonich.    III. 


Ein  Satz  kann  eine  Schleppe  erhalten  entweder  aus  Gründen,  die 
im  Satze  selber  liegen,-  oder  durch  die  Einwirkung  des  folgenden  Satzes. 
Zunächst  soll  von  dem  ersten  Punkte  die  Bede  sein.  Ich  unterscheide 
dabei  zwei  Fälle,  nämlich  1)  ein  schwach  betontes  Nomen  sinkt  an 
das  Ende  des  Satzes,  2)  ein  ergänzender  Nominalbegriff  bringt  etwas 
Neues  hinzu. 

§  25. 
1.   Ein  schwach  betontes  Nomen  sinkt  an  das  Ende  des  Satzes, 

und   zwar 
a)   ein  durch  ein  Pronomen  schon  einmal  angedeutetes  Nomen  wird  nachgeliefert. 

Unter  dieser  Bubrik  mag  zuerst  die  Wortstellung  bei  Unter- 
redungen zur  Besprechung  kommen.  Der  Anfang  einer  Disputation  wird 
mit  gewöhnlicher  Wortstellung  eingeleitet,  z.  B.  Atha  hainani  jarcU" 
koravd  drtabhogah  papracha  14,  6,  2,  1.  (Dass  enam  vor  dem  Subject 
steht,  hat  seinen  Onmd  in  der  enklitischen  Natur  des  Pronomens, 
s.  §  24).  Mit  diesen  Worten  tritt  ein  neuer  noch  nicht  genannter 
Gegner  des  Yajnavalkya  auf  die  Mensur.  Dieselbe  Wortstellung  findet 
sieh  14,  6,  9,  29^  wo  Tajnavalkya  wieder  zu  reden  beginnt,  nachdem 
einem  seiner  Gegner  der  Schädel  geborsten  ist.  Ebenso  hat  der  Schluss 
die  traditionelle  Wortstellung,  z.  B.  tdto  ha  jaratkaravd  drtdbhaga 
upa  rarama  da  verstummte  u.  s.  w.  14,  6,  2,  14.  Dagegen  im  Verlauf 
der  Wechselrede  wird  stets  das  Pronomen  sd  vorausgeschickt,  dann 
folgt  das  Verbum  {uvoca,  aha)  und  nun  erst  wird  der  Name  nach- 
geliefert. Z.  B.  14,  5,  1,  1  ff.  heisst  es  stets  sd  hovOcdjatagatruh 
und  sd  hovoca  gdrgyah.  Im  Uten  Buche  heisst  es  6,  2,  1: 
Janakö  ha  vai  vaideho  brohmanair  dhävdyadbhih  samd  jagama  gvetdr- 
käunOruneyena  sdmagushmena  sdtyayajfiina  yöj9Uii,vdlkyena,  tdn  hovOca: 
kcUham-katham  agnihotrdm  juhutheti.  Der  König  J.  Y.  kam  mit  fah- 
renden Brahmanen  zusammen,  mit  ^v.  A.,  So.  S.  und  T.  Zu  denen 
sagte  er:  „Wie  opfert  ihr  das  Feueropfer?"  Dann  folgt  die  Antwort 
des  einen  mit  den  Worten:  sd  hovoca  gvetdketur  aruneydh.     Diese 

4* 


62     [§25. 

Stellung  ist  typisch.^  Die  Erklärung  dieser  Wortstellung  ist  einleuch- 
tend: das  Subject,  welches  bekannt  und  erwartet  ist,  ist  schwach 
betont  und  kann  deswegen  den  Ehrenplatz,  den  sonst  das  Subject  hat^ 
nicht  behaupten.  Man  deutet  das  Subject  an  durch  ein  Pronomem 
eilt  sofort  zum  Yerbum  und  liefert  nun  erst  das  Subject  nach. 
Dabei  mag  noch  nebenbei  mitwirken,  dass  in  vielen  (aber  nicht  in 
allen)  der  hierher  gehörigen  Fälle  der  Nominalbegriff  aus  einem 
oder  mehreren  schweren  Wörtern  besteht. 

Natürlich  findet  sich  dieselbe  Wortstellung  auch  ausserhalb  der 
Wechselrede,  da  ja  die  Gelegenheit  dazu  überall  gegeben  ist,  wo  tod 
einem  schon  bekannten  Subjecte  etwas  Neues  ausgesagt  wird.  Ich 
führe  noch  einige  Beispiele  an.  2,  2,  4,  1  heisst  es:  Prajäpattir  ha 
vd  iddm  dgra  eka  eväsa,  sd  aikshata  kathdtn  nü  prd  jäyeyeli,  so 
^grämyat  sd  tdpo  ^tapyata  so  ^gnim  evd  mükhäj  janayäm  cakre  diese 
Welt  bestand  im  Anfang  nur  aus  Prajäpati,  der  dachte:  ,wie  könnte 
ich  mich  doch  fortpflanzen.*  Er  mühte  und  kasteite  sich,  und  gebar 
aus  seinem  Munde  den  Agni.  Nun  wird  mehrere  Zeilen  hindurch  von 
Agni  geredet,  nachher  kommt  der  Schriftsteller  wieder  auf  das  ursprüng- 
liche Subject  Prajäpati  zurück  und  fährt  Vers  3  fort:  sd  aikshaia 
Prajäpatih  der  dachte  (Prajäpati  nämlich).  Diese  Wendung  ist 
ausserordentlich  häufig.  Te  ha  devd  ücur  hrihaspdtim  ängirasdm 
dgraddha  vai  manushyän  avidat,  tehhyo  vi  dhehi  yajhdm  üi,  sd 
hetyavOca  bfihaspdtir  ängirasdh:  kathä  nd  yajadhva  üi?  die  Götter 
sprachen  zu  Brihaspati  dem  Angirasen  (über  die  Stellung  vgl  S.  53): 
Unglaube  hat  die  Menschen  ergriffen,  befiehl  ihnen  das  O^fer.  Der 
ging  hin  und  sprach  (nämlich  Brihaspati  der  Angirase):  Warum  opfert 
ihr  nicht?  1,  2,  5,  26.  Td  u  haitd  ücur  devd  aditydh  Sie  sprachen 
nun,  die  Adityas  3,  1,  3,  4.  Te  asyaite  atmdn  devdte  ddhfte  hhavata 
dkiUig  ca  prayük  ca  diese  beiden  Gottheiten  sind  in  seinen  Geist  hinein- 
gedacht, Aküti  und  Prayuj  3,  1,  4,  12. 

Anders  liegen  die  Verhältnisse,  wenn  ein  Nominalbegriff  erst 
beschrieben,  und  dann  das  Wort  für  denselben  nachgeliefert  wird. 
Yd  evd  devdnam  höta  tdm  evdgre  prd  vriniie,  agnint  evd  welcher  der 
Priester  der  Götter  ist,  den  erwählt  er  zuerst,  Agni  1,  5,  1,  4.  Avi- 
kritam  hashtamdm  janayäm  cakara,  martanddm  sie  gebar  auch  einen 
unentwickelten  achten  Sohn,  den  martai34d  3,  1,  3,  3.    vgl.  §  27. 


\ 


1)  Anm.:  Wenn  14,  5,  4,  1  die  Disputstellnng'  gleich  im  Anfange  auftritt»  so 
ist  das  ein  Beweis,  dass  der  Anfang  der  Erzählung  verstümmelt  ist.  Der  richtige 
Anfang  steht  14,  7,  3,  1. 


§26.]  53 

Anmerkung. 

Manchmal  kommt  das  nachgelieferte  Nomen  nicht  ganz  an's  Ende, 
sondern  noch  vor  das  Verbum.  Es  hat  also  die  Gewohnheit,  den  Satz 
mit  dem  Verbum  zu  schliessen  gesiegt.  Z.  B.  so  Wcäü  chrdmyan 
j>rajdpatir  ikshdm  cakre  2,  6,  1,  3  und  so  öfter;  vgl.  11,  1,  6,  4. 


§  26. 

b)   Ein  schwach  betontes  Nomen  sinkt  an*s  Ende,  auch  ohne  durch  ein  Pronomen 

angekündigt  zu  werden. 

Ich  erwähne  zuerst  das  Subject  in  dieser  Stellung.  So  eben  wurde 
unter  a)  der  Stellung  des  Subjects  in  der  Wechselrede  erwähnt,  wie 
z.  B.  sd  hovdca  gdrgyah  u.  a.  m.  Es  kann  nun  auch  geschehen,  dass 
kein  sd  auftritt,  sondern  das  bekannte  und  erwartete  Nomen  in  der 
Wechselrede  einfach  hinter  das  Verbum  tritt  Z.  B.  beginnt  in  der 
unter  a)  angeführten  Geschichte  11,  6,  2,  1  ff.  der  zweite  Vers  mit 
den  Worten:  sd  hoväca  ^vetdketuh,  der  dritte  aber  dtha  haväca 
Söma^ushmah.  Ebenso  heisst  es  im  3ten  Buch  beim  Somakauf:  sd 
aha:  sömavikrapin  krdyyas  te  sömo  rajd?  ÜL  krdyya  ity  aha  somor 
vikrayt  tdm  vai  te  krtnantti.  krlnxhtty  äha  somavikrayt  der  spricht : 
Somaverkäufer,  ist  dir  der  Soma  feil  ?  Er  ist  mir  feil,  sagt  der  Soma- 
verkäufer.  Ich  will  ihn  von  dir  kaufen.  Kauf  ihn ,  sagt  der  Somaver- 
käufer 3,  3,  3,  1. 

Der  Vers  14,  6,  1,  4  beginnt  mit  den  Worten:  dtha  hajanakdsya 
vaidehasya  hotagvalö  babhüva  Damals  war  Afvala  hotar  des  Königs 
J.  V.,  und  schliesst  so:  tdm  ha  tdta  evd  prdshtum  dadhre  hotä^aldh, 
welche  Stellung  sich  also  auch  wieder  daraus  erklärt,  dass  es  sich  um 
ein  bekanntes  Subject  handelt. 

Auf  analoge  Weise  muss  auch  erklärt  werden,  wenn  die  bestätigende 
oder  abweichende  Meinung  gewisser  Theologen  angefahrt  wird,  z.  B. 
tdd  u  hovaca  Ydjüavalkyah  1,  3,  1,  21.  6,  3,  26.  2,  1,  4,  7.  3,  1,  9. 
21.  34.  4,  1,  3.  3,  1.  3,  2.  6,  1,  25.  33.  4,  17.  3,  1,  1,  4.  1,  2,  21. 
4,  2,  17.   3,  13  u.  s.  w.  (dagegen  drui^ir  aha  4,  6,  7,  9.    1,  1,  2,  11.) 

Auch  den  bekannten  Accusativ  findet  man  bisweilen  in  dieser 
Stellung,  und  zwar  sind  mir  auch  nur  Accusative  bei  Verben  des 
Sprechens  begegnet,  z.  B.  in  dem  vorhin  angefahrten  Verse  te  ha  devd 
ücur  brihaspdtim  angirasdm  1,  2,  5,  15  und  so  öfter  (vgl.  12,  9, 
3,  2.    14,  6,  7,  1  ff.    14,  18,  13,  2  und  sonst). 


54 f§27. 

Der  eben  aufgestellten  Bedingung,  dass  es  sich  um  einen  8ch<m 
genannten  Accusativ  handle,  widerspricht  vielleicht  nicht  die  Zeile 
14,  5,  1,  1:  driptabdlahir  hamtcänö  gärgya  Osa^  sd  hoväcdjäkt^rum 
kagydm,  denn  es  ist  von  dem  Leser  vorauszusetzen,  dass  er  bei  der 
Nennung  des  ersten  Namens  auch  des  zweiten  sich  sofort  erinnere,  da 
es  sich  ja  um  berühmte  Disputanten  handelt.  Aber  im  Widerspraeli 
damit  steht  folgende  Stelle:  dvayyb  ha  vd  iddm  dgre  prajä  äsurj 
äditydg  caivdügirasag  ca  tdto  'flgir(isah  pärve  yaßUim  sdm  abharan, 
te  yajfidm  sambhrUyocur  agnim  zweifach  wai'en  hier  im  Anfange  dia 
Wesen,  Adityas  und  Aflgirasen.  Da  brachten  die  Afigirasen  zuerst  Aas 
Opfer  zusammen,  sie  brachten  das  Opfer  zusammen  und  sprachen  zn 
Agni  (folgt  der  Auftrag)  3,  5,  1,  13.  Mir  scheint,  dass  die  Erklärung 
aus  dem  Wunsche  zu  erklären  ist,  den  Auftrag  unmittelbar  auf  den 
Namen  der  angeredeten  Person  folgen  zu  lassen.  Uebrigens  könnte 
man  wohl  auch  annehmen,  dass  gelegentlich  die  Wortstellung  der 
Wechselrede  auf  die  einfache  Bede  übertragen  worden  sei. 

Man  könnte  auf  den  ersten  Blick  geneigt  sein,  die  unter  b)  ange- 
fQhrte  Erscheinung  dem  Abschnitt  über  das  Verbum  zuzuweisen,  indem 
man  sagen  könnte  tdd  u  hovoca  YdjfUwcdkyah  sei  dasselbe  wie  ydnü 
vai  dpdh  u.  s.  w.  Indessen  ist  der  Unterschied  deutlich.  In  den  hier 
vorliegenden  Sätzen  ist  das  Verbum,  wie  uns  unser  Sprachgefühl  sagt, 
nicht  ungewöhnlich  stark  betont,  wesshalb  es  in  den  Texten  auch  nidit 
accentuirt  ist;  es  steht  desshalb  auch  nie  eine  hervorhebende  Partikel 
hinter  demselben.  Nur  das  Besultat  ist  bei  den  beiden  Vorgängen 
dasselbe,  das  Verbum  rückt  beide  Male  weiter  nach  vom,  und  zwar 
einmal  weil  es  an  sich  stark  betont  ist,  das  andere  Mal  weil  das  Nomen 
so  schwach  betont  ist,  dass  es  an  das  Ende  des  Satzes  sinkt.  Man 
beachte  auch  —  um  die  Berechtigung  meiner  Anordnung  zu  empfin- 
den —  dass  die  unter  a)  und  b)  genannten  Fälle  nahe  zusammen 
gehören. 


§  27. 

3.    Es  wird  dem  fertigen  Satz  ein  neues  Wort  oder  neue 

WOrter  nachgeschoben. 

a)    Dasselbe  schliesst  sich  an  ein  Wort  des  Satzes  an. 

So  Wco/Ü  (rdtnyang  cctcära  prajakdmah  er  wandelte  in  Gebet 
und  Easteiung,  Nachkommenschaft  wünschend  1,  8,  1,  7  und  so  oft 
Das  Adjectivum  ist  so  viel  werth  wie  ein  Nebensatz,  und  darin  liegt 


§27.]  55 

cler    Grund   der  Sonderstellung.     Tau  hocatar:  üpa  nau  hvayadhvam 
iti.      te  ha  devd  ücur:  nd  väm  üpa  hvayishyämahey  hahü  manushyeshu 
sdtnsrisJUam  acarishtam  bhishajydntav  iU  die  A9yinen  sprachen,  ladet 
uns  zum  Opfer  ein.    Die  Götter  sprachen:  wir  werden  euch  nicht  ein- 
laden, ihr  seid  zu  viel  mit  Menschen  in  Berührung  gekommen,  als  ihr 
Ärztei  wart  (als  Ärzte  auf  der  Erde  wandeltet)  4,  1,  5,  14.    Hier  liegt 
derselbe  Grund  der  Sonderstellung  vor,  wie  bei  dem  ersten  Beispiel.  — 
Anders  liegt  die  Sache  in  dem  folgenden  Satze:  Päpmd  vai  vritro  yo 
hhäter  varayitvd  tishfhati,   Tcalydnat  kdrmanaJh  südhoh   Yritra 
ist  das  Böse,  das  stets  von  dem  Gedeihen  fern  hält^  von  der  heilsamen 
Handlung,  der  guten   11,  1,  5,  7.    Die  beiden  Adjectiva  könnten  auch 
zusammen  vor   dem   Substantivum   stehen.     Bei   der  hier  gewählten 
Anordnung  ist  vielleicht  die  Bäcksicht  auf  Abwechselung  massgebend 
gewesen  (vgl.  §  30).    tdd  brdhma  ca  kshdfram  cd  gOstey  uhh4  v%rye 
herauf  wünscht  er  sich  hrähman  und  hshdtram^  die  beiden  Hauptkräfte 
3,  6,  1,  17  u.  s.  w.    (vgl.  §  25  am  Ende.) 

b)    Die  Schleppe  schliesst  sich  an  den  ganzen  Satz  an. 

An  dieser  Stelle  sind  namentlich  die  Dative  zu  erwähnen,  die 
ausserordentlich  häufig  ganzen  Sätzen  locker  angefügt  werden,  z.  B. 
Tat  pagän  eväsmä  etdt  pari  dadäH  güptyai  auf  diese  Weise  über- 
giebt  er  ihm  die  Heerden  zur  Bewachung  2,  4,  1,  5.  Ebenso  erscheinen 
häufig  djamitäyai  damit  es  ungleich  sei,  dvaruddhyai  zur  Gewinnung, 
dyOtayämatayai  damit  keine  Erschöpfung  eintrete ,  virakslmstöyai  um 
die  Bakshasen  zu  vertreiben,  dhinsäyai  und  drishtyai  zur  Sicherheit, 
svargdsya  lokdsya  abhijityai  zur  Gewinnung  des  Himmels  u.  s.  w. 

e)   Es  wird  ein  Nomen  oder  mehrere  durch  ca  angefügt,  so  dass  ein  abgekürzter 

neuer  Satz  entsteht. 

Z.  B.  dthaitdd  barhir  anusdm  asyati  paridhtng  ca  dann  legt 
er  das  barhis  hinzu,  und  ebenso  die  paridhis  2,  6,  1,  47.  Yajüena 
ha  sma  vai  tdd  devdh  kalpayante  ydd  eshäm  kdlpam  dsa,  rishayag 
ca  denn  durch  das  Opfer  pflegten  die  Götter  das  zu  leisten,  was  ihnen 
leistbar  war,  und  ebenso  die  i-ishis  2,  4,  3,  3.  Dass  dieses  rishayag  ca 
als  ein  abgekürzter  Satz  gleichsam  in  Klammer  steht,  sieht  man  recht 
deutlich  aus  dem  folgenden  Satze,  der  mit  einem  U  beginnt,  welches 
sich  nicht  auf  die  rishis,  sondern  auf  die  Götter  bezieht. 


56     [§28, 

* 

§  28. 

Der  Satz   hat   eine  Schleppe,  well  er   unter  Elnwlrknng 

des  folgenden  Satzes  steht. 

Indem  der  nachfolgende  Satz  ein  Wort  oder  einige  Wörter  des 
vorhergehenden  an  sich  heranzieht,  bekommt  dieser  eine  Schleppe. 
tä  vd  etdh  pdfica  devdta  yajati,  yö  vai  sd  yajno  mugdhd  d^,  pdnkto 
vai  sd  äsU,  tdm  etdbhih  paficdbhir  devdtabhih  prdjanan,  riiävo 
mugdhd  äsan  pdüca,  tdn  etdbhir  evd  paücdbhir  devdtabhih  prdjanan 
er  verehrt  diese  fünf  Gottheiten.  Das  Opfer,  welches  verloren  war, 
war  fünffach,  das  fanden  sie  durch  diese  fönf  Gottheiten  wieder.  Die 
Jahreszeiten  waren'  verloren ,  die  fünf,  die  fanden  sie  durch  eben  diese 
fünf  Gottheiten  wieder  3,  2,  3,  12-13.  Die  traditionelle  Wortstellung 
wäre  pdnca  rüdva^  u.  s.  w.,  aber  weil  in  dem  folgenden  Satze  von  fünt 
Gottheiten  die  Bede  ist,  die  zu  den  fünf  Jahreszeiten  in  Beziehung 
stehen,  so  ist  das  erste  pdhca  an  das  Ende  des  Satzes  gekommen.  — 
3,  5^  1,  16  heisst  es:  te  ^nydm  evd  pratiprd  jighyur  dügirasö  ^cha  sie 
schickten  einen  anderen  zu  den  Angirasen  hin.  Man  sollte  die  Worte 
dügirasö  'cha  vor  dem  Yerbum  erwarten,  sie  stehen  aber  nach  dem- 
selben, weil  der  nächste  Satz  beginnt:  tS  hdpy  dngirasah  u.  s.  w,  — 
devdg  ca  vd  dsuräg  cobhdye  prdjäpatydh  paspridhira  etdsfnin 
yajne  prajdpatau  pitdri  samvatsare  'snidkam  aydm  hhavishyaty 
asmdkam  aydm  bhavishyaÜH  die  Götter  und  die  Asuren,  beide  Nach- 
konmien  des  Prajäpati  kämpften  um  das  Opfer,  den  Vater  Prajäpati, 
das  Jahr,  indem  sie  dachten,  uns  wird  er  zufallen,  uns  wird  er  zufallen 
1,  5,  3,  2.  —  Ptitdncaiasya  kdpyasya  grihdn  aima^  tdsyäsid  duhitd 
gandharvdgrihtta,  tdm  aprichama  wir  gingen  in  das  Haus  des 
P.  Km  der  hatte  eine  Tochter,  die  von  einem  Gandharven  besessen  war, 
den  fragten  wir  u.  s.  w.  14,  6,  3,  1.  Nach  der  trad.  Stellung  könnte 
es  heissen:  tdsya  duhitd  gandh.  dsU^  oder  tdsya  gandh.  duh.  asit 
(da  componirte  Adjectiva  nachstehen  können,  §  12),  hier  ist  das  Adj. 
nachgestellt  und  ausserdem  das  Substantivum  hinter  das  Yerbum 
gerückt,  weil  von  dem  Gandharven,  der  in  dem  Adj.  erwähnt  wird, 
sogleich  weiter  die  Bede  ist. 


ni. 

Ein  Wort  des  yorangehenden  Satzes  wird  durch  ein  Pronomen 

anfgenommen. 

§  29. 

Wenn  ein  Nomen  des  vorangehenden  Satzes  durch  ein  anaphorisches 
Pronomen  im  nächsten  Satze  aufgenommen  wird,  so  tritt  dieses  Pro- 
nomen an  die  Spitze  des  Satzes,  gleichviel  ob  es  durch  den  Casus,  in 
welchem  es  steht,  dazu  berechtigt  ist  oder  nicht.* 

Dabei  kommt  natürlich  hauptsächlich  der  Stamm  ta  in  Betracht. 

Auf  die  Anfuhrung  einer  grösseren  Zahl  von  Belegen  kann  ich 
verzichten,  da  in  den  Probestücken  sich  hinreichend  Beispiele  finden. 
Ich  begnüge  mich  daher  mit  folgenden: 

T.  S.  2,  3,  7,  1  devasurdh  sdmyatta  asan.  2  tdn  devdn  dsura 
ajayan.  3  te  devdh  parajigyänd  dsuranäm  vaiqyam  üpäyan.  4  tehhya 
indriydm  vTryäm  dpäkramat.  5  tdd  indro  'cäyaU  6  idd  dnv  dpär 
kranuU,  7  tdd  avarüdham  ndgaknot.  8  tdd  ctsmod  abhyardho  ^carat. 
9  sd  prajdpatim  tipadhavat.  10  tarn  etdya  sdrvaprishthayayajayat 
11  tdyaivdsminn  indriydm  vtryäm  adadhat  „die  Götter  und  Asuren 
lagen  im  Kampfe.  2  Die  Asuren  besiegten  die  Götter.  3  Diese,  besiegt, 
geriethen  in  Abhängigkeit  von  den  Asuren.  4  Da  entlief  ihnen  ihre 
Kraft  und  Heldenschafb.  5  Darob  erschrak  Indra.  6  Er  lief  ihr  nach. 
7  Aber  er  konnte  sie  nicht  zurückhalten.  8  Sie  wendete  sich  vielmehr 
von  ihm  weg.  9  Da  nahm  er  seine  Zuflucht  zu  Prajäpati.  10  Der 
lehrte  ihn  mit  einer  bestimmten  ishti  zu  opfern.  11  Durch  die  verheb 
er  ihm  Kraft  und  Heldenschaft.''  In  diesen  11  Sätzen  ist  4mal  (2.  4. 
5.  10)  die  normale  Stellung  um  des  Pronomens  willen  verlassen  worden. 
Im  Satz  2  müsste  der  Nom.  vor  dem  Accus.,  in  4  vor  dem  Ablativ, 


1)  Natürlich  kann   auch  dieses  Pronomen  durch   ein  noch  stärker  betontes 
Wort  Yon  seinem  Platze  verdrängt  werden,  vgl.  u.  den  Probestücken  T.  S.  2, 3, 3»  1  ff. 


58     [§  30. 

in  5  vor  dem  Accusativ ,   in  10  der  Accusativ  vor  dem  Instromentalis 
stehen. 

In  dem  Satze  9«  B-  ^i  ^)  ^9  ^  ^^  havoca:  dptparam  vcU  Iva, 
vrikshe  ndvam  prdti  badJimshva,  tarn  tu  tvä  mä  giraü  sdntam  udakdm 
antdg  chaitsU  der  sprach :  „jetzt  habe  ich  dich  gerettet,  binde  das  Schiff 
an  einen  Baum,  damit  dir  nicht,  wenn  du  auf  dem  Berge  bist,  das 
Wasser  entwischt^*  —  in  diesem  Satze  ist  der  Accusativ  tarn  tu  ivä 
bis  sdntam  vor  den  Nominativ  udakdm  gesetzt,  weil  die  Anknüpfong 
durch  tdm  erfolgt;   und  so  an  unzähligen  Stellen. 

Es  ist  übrigens  ein  Bestreben  sichtbar,  im  Gefolge  dieses  Pro- 
nomens nicht  mehr  Satztheile  als  durchaus  nöthig  ist,  nach  vorn  rücken 
zu  lassen,  so  dass  oft  das  Pronomen  ziemlich  weit  von  einem  Nomen, 
mit  dem  es  sonst  nahe  verbunden  ist,  entfernt  steht,  z.  B.  Q.  B.  1,  8,  l,  7 
tdtah  samvatsare  yoshit  sdm  babhüva  daraus  bildete  sich  im  Laufe  des 
Jahres  ein  Weib ,  tdsyai  ha  sma  ghritdm  pade  sdm  tishthate  in  deren 
Fusstapfe  sammelte  sich  Butter.  Der  Satz  würde  mit  normaler  Stel- 
lung heissen:  ghritdm  yoshitah  pade  sdm  tishthate.  Nun  tritt  statt 
yoshüah  tdsyai  ein.  Dies  rückt  an  den  Anfang,  zieht  aber  pade  nicht 
nach,  sondern  die  sonstige  Stellung  bleibt  intact  und  so  entsteht  die 
Folge:  tdsyai  ghritdm  pade  sdm  tishfhate.  Ganz  ähnlich  11,  5,  1,  2 
tdsyai  havir  dvyürand  gdyana  üpabaddhäsa  an  deren  Lager  war  ein 
Mutterschaf  mit  zwei  Lämmern  angebunden. 


§  30. 

Uebersiclit  Aber  die  mOgltche  Trennnpg  zusammengehöriger 

nominaler  Satztheile* 

Es  hat  sich  im  Laufe  der  Darstellung  öfter  gezeigt,  dass  nominale 
Satztheile  getrennt  werden  können,  und  zwar 

ein  parallel  stehendes  Nomen  von  dem  andern,  z.  B.  dvishan- 
tarn  hasya  tdd  bhrdtrivyam  abhydti  ricyate  denn  dies  kommt 
seinem  Feinde  und  Widersacher  zu  Gute  3,  1,  1,  3.    oder 

ein  Nomen  von  seiner  Apposition,  z.  B.  (dryäto  ha  vä  iddm 
manavo  grdmena  cacära  ^^-ryäta  der  Sohn  Manns  wanderte  hier 
gerade  mit  seinen  Leuten  umher  4,  1,  5,  2.    oder 

ein  adjectivisches  Pronomen  oder  pronominales  Adjectivum 
von  seinem  Substantivum,  z.  B.  tdm  vd  etdm  masi-masy  evdfva- 
medhdm  d  labhante  dieses  Pferdeopfer  bringen  sie  monatlich 
dar  11,  2,  5,  5.    prdc%m  tena  digatn  jayati  dadurch  gewinnt  er 


§  30.]  59 

die  östliche  Gegend  11,  2,  7,  7.  sd  ddkshinam  evdgre  goädnatfi 
vi  tarayati  er  kämmt  zuerst  den  rechten  Backenbart  durch  3,  1, 
2,  5.   oder 

der  Genitiv  von  seinem  Nomen,  z.  B.  tdsyai  ha  sma  ghritdm 
pade  sdm  tisMhaie  in  deren  Fussspur  stand  Butter  1,  8, 1,  7.  oder 

die  Praeposition  von  ihrem  Casus,  z,^.  Mm  rite  purushaQ 
cdkshurbhyam  sydt  was  wäre  der  Mensch  ohne  Augen?  11,  7, 4,  2. 

Gründe    dieser  Trennungen. 

Als  Gründe  dieser  Trennungen  ergeben  sich  folgende: 

1)  Ein  enklitisches  Wort  wird  durch  das  erste  Wort  des  Satzes 
aus  musikalischem  Grunde  angezogen,  z.  B.  anena  tva  kamaprena 
yaßiena  yäjayani  ich  will  dich  lehren  mit  diesem  wunscherfüllenden 
Opfer  zu  opfern   11,  1,  6,  18.     vgl.  §  24. 

2)  Ein  durch  ein  Pronomen  angedeutetes  Substantivum  wird  nach- 
geliefert, z.  B,  sd  vd  ekaksharadvyakshardwy  evd  praihamdm  vddan 
prajdpatir  avadat  als  Prajäpati  zuerst  sprach,  sprach  er  ein-  und 
zweisilbige  Wörter    11,  1,  6,  4.    vgl.  §  25. 

3)  Das  eingeschobene  Wort  ist  durch  occasionelle  Verschiebung 
an  diese  Stelle  gekommen,  z.  B.  dtha  ydd  dhruvdyam  djyam  pari" 
gishiam  hhdvati  tdj  juhvdm  d  nayati  die  Butter  nun,  welche  in  der 
dhruvd  übrig  geblieben  ist,  giesst  er  in  die  juh4  3,  1,  4,  17.  Man 
sollte  ydd  djyain  dhruvdyam  erwarten,  dhruvdyam  aber  ist  vorgeschoben, 
weil  es  wegen  seines  Gegensatzes  zu  juhvdm  stark  betont  ist.  — 
ydtrosya pürushasya  mrüdsyägnim  vdg  apyeti,  vdtamprandg,  cdkshur 
aditydm,  manag  candrdm;  digcih  grötram,  prithivim  gdr^ram,  akOgdm 
atmd,  öshadMr  lomani,  vdnaspdtin  kigä,  apsu  lohitam  ca  ritag  ca 
nidhtyaiey  kväydm  tadd  pürusho  hhavati?  Wenn  von  dem  Menschen, 
nachdem  er  gestorben  ist,  die  Stimme  in  das  Feuer  aufgeht,  der  Hauch 
in  den  Wind,  das  Auge  in  die  Sonne,  der  Sinn  in  den  Mond,  das 
Gehör  in  die  Himmelsgegenden,  der  Leib  in  die  Erde,  die  Seele  in  die 
Luft,  die  Haare  in  die  Pflanzen,  das  Haupthaar  in  die  Bäume,  wenn 
ferner  Blut  und  Same  in  das  Wasser  niedergelegt  werden,  wo  bleibt 
dann  der  Mensch?  14,  6,  2,  13.  Man  würde  im  Anfang  erwarten: 
ydtra  asya  pürushasya  mritdsya  vdg  agnim  apyeti.  Indessen  da  die 
Frage  schliesslich  lautet:  „wo  bleibt  der  Mensch,'^  so  liegt  der  Ton 
weniger  auf  den  verschiedenen  Bestandtheilen  des  Menschen,  als  auf 
dem  Ort,  wohin  diese  kommen.  Desshalb  wird  agnim  vorgeschoben, 
und  somit   vdk   von    seinem   Genitiv  pürushasya   getrennt.     In   der 


60     [§  3C». 

weiteren  Aufzählung  ist  dann  wieder  ein  Wechsel  beliebt,  vgL  nnter 
Nr.  5.  —  Ein  wenig  anders  liegt  die  Sache  3,  1,  4,  13  te  asyaitc 
atmdn  devote  ddhite  bhavatOj  medhd  ca  mdnoQ  ca  diese  beiden  Gott- 
heiten sind  in  seine  Seele  eingedacht,  medhd  und  mdnas.  Man  würde 
bei  normaler  Stellung  erwarten:  te  ete  devdte  asya  atmdn  n.  s.  w. 
Nun  schliesst  sich  asya  als  Enklitika  (§  24)  an  das  erste  Wort  an, 
und  es  ergäbe  sich  also:  te  asya  ete  devdte  atmdn.  Nun  übt  aber 
OiSya  doch  auf  atmdn  eine  gewisse  Anziehungskraft  aus,  und  bew^ 
es  dadurch  eine  Stelle  weiter  nach  vorn. 

Hiermit  ist  zu  einem  weiteren  sehr  häufigen  Grunde  solcher  Tren- 
nungen übergeleitet,  nämlich  4)  von  zwei  verbundenen  nominalen 
Satzgliedern  wird  nur  das  eine  durch  occasionelle  Wortstellung  vor- 
geschoben, das  andere  dagegen  bleibt  an  seiner  ursprünglichen  Stelle. 

Als  Zwischenwörter  treten  sehr  häufig  Pronomina  auf  wie  in 
den  oben  angeführten  Beispielen:  prdctm  tena  di(am  jayati  und  dvi- 
shdntam  hasya  tdd  bhrdtrivyam  abhydti  ricyate,  in  welchem  Satze 
asya  vermöge  seiner  enklitischen  Natur  von  dvishdntam  angezogen  ist, 
tdd  aber  ein  Zwischenwort  in  dem  hier  gemeinten  Sinne  ist.  svdm 
evdsminn  et  dt  tvdcam  dadhati  seine  eigene  Haut  giebt  er  ihm  hier- 
mit 3,  1,  2, 13  und  so  an  sehr  vielen  Stellen.  Gerade  diese  Zwischen- 
schiebung ist  so  häufig,  dass  sie  als  eine  Stileigenthümlichkeit  dieser 
Prosa  sofort  auffällt. 

Nächst  den  Pronominibus  erscheinen  ebenfalls  nicht  selten  lokale 
und  temporale  Adverbien  oder  adverbienähnliche  Ausdrücke,  wofür 
oben  schon  Sätze  angeführt  sind  wie  ^dryato  ha  vd  iddm  manavo 
grämena  cacara;  sd  ddkshinam  evdgre  goddnam  vi  tarayati;  tarn 
vd  etdm  masi-masy  evS^amedhdm  d  lahhante  u.  a.  mehr. 

Sehr  häufig  findet  sich  als  Zwischen  wort  das  Subject,  welches 
ja  gern  möglichst  vorn  erhalten  wird,  tdta  etdm  parameshthi 
prajapatyö  yajüdm  apagyad  ydd  dargapürnamasaü  da  erfand  Par., 
der  Sohn  Prajäpatis,  dasjenige  Opfer,  welches  das  Voll-  und  Neu- 
mondsopfer ist  11,  1,  6,  16.  Der  Ton  liegt  auf  dem  erfundenen  Opfer, 
es  ist  aber  nicht  etdm  yajf^dm  vorgeschoben,  sondern  nur  etdm,  und 
dadurch  ist  parameshthi  prajapatydh  zum  Zwischenwort  geworden. 
Ganz  ebenso  tdsmat  tädrigam  pagükamo  yüpam  nd  kurvlta  dess- 
wegen  möge,  wer  Heerden  wünscht,  einen  solchen  Opferpfahl  nicht 
herstellen  11,  7,  3,  1.  sd  ekom  evd  höta  samidhentm  trir  anv  aha 
den  einen  samidhenl-Yers  spricht  der  hotar  dreimal  2,  6,  1,  21.  te 
gvmav  dbruvan:  yuvdm  vai  hraJimdnau  bhishdjau  stho  yuvdm  na 
imdm  dvittyam  dtim  üpa  dhattam  iti.    Mm  nau  tdto  bhavishya^. 


§  30.]  61     

yuvdm  evd  no  ^syd  agnicUydya  adhvaryü  hhamshyatha  ÜL  tatheti, 
tebhya  etdm  aqvinau  dvitiyam  citim  üpädhattäm  die  Götter  sprachen 
zu  den  A9vinen :  ihr  seid  Priester  und  Ärzte,  legt  für  uns  diese  zweite 
Schicht.  Was  wird  uns  dann  zu  Theil  werden?  Ihr  werdet  die 
Adhvaryu's  dieser  Agnischichtung  sein.  Gut.  Da  legten  ihnen  die 
Afvinen  diese  zweite  Schicht  8,  2,  1,  3.  vi  bhajante  ha  vd  imdm 
dsuräh  prithivim  die  Asuras  yertheilten  diese  Erde  1,  2,  5,  3.  Das 
Vertheilen  der  Erde  ist  es,  worauf  der  Ton  liegt,  das  Subject  dsuräh 
ist  weniger  betont  (da  dies  bekannt  und  völlig  ausser  Zweifel  ist). 
Diesem  Yerhältniss  wird  dadurch  Bechnung  getragen,  dass  das  ganze 
Verbum  und  das  halbe  Object  vorgeschoben  wird.  (vgl.  S.  30.)  — 
girshno  htydm  ddhi  vdg  vadati  denn  aus  dem  Haupte  spricht  die 
Stimme  1,  4,  4,  11.  Die  normale  Stellung  würde  sein:  iydm  hi  vdk 
^rshnö  ddhi  vddati,  nun  wird  gtrshndh  nach  vorn  genommen,  weil 
auf  ihm  der  Ton  liegt,  an  glrshndh  schliesst  sich  hi,  welches  immer 
die  zweite  Stelle  im  Satze  einnimmt,  ddhi  aber  ist  nicht  nachgezogen, 
sondern  bleibt  an  seiner  alten  Stelle.  Ganz  ähnlich  tdm  u  hy  änyd 
dnu  yöshäh  der  entsprechen  auch  die  anderen  Weiber  3,  2,  4,  6. 
rdkshöbhyo  vai  tdm  bhtshd  vdcam  ayachan  aus  Furcht  vor  den  Bak- 
shasen  hielten  sie  den  Laut  zurück  4,  2,  2,  7,  wo  man  rdkshöbhyo  bhlshd 
erwartet  hätte.  Uebrigens  verdient  noch  bemerkt  zu  werden,  dass  wie 
diese  Beispiele  zeigen,  das  vorgeschobene  Wort  (ebenso  wie  das  Zwischen- 
wort) besonders  häufig  ein  Pronomen  •ist.  Die  Pronomina  sind  über- 
haupt die  beweglichsten  Glieder  des  Satzes. 

Streben  nach  Abwechselung. 

5)  Ob  nun  bei  dieser  verschränkten  Wortstellung  etwa  auch  die 
Bücksicht  auf  Abwechselung  mitwirkt,  das  wüsste  ich  weder  zu  bejahen 
noch  zu  verneinen. 

Sicher  finde  ich  die  Bücksicht  auf  Abwechselung  bei  Ketten  ange- 
wendet, deren  Glieder  aus  je  zwei  Nominibus  bestehen,  aber  auch  dort 
nur  gelegentlich ,  z.  B.  in  dem  schon  soeben  (S.  59)  angeführten  Bei- 
spiel 14,  6,  2,  13.  Ganz  ähnlich  ist  11,  2,  3,  1  tdd' devdnt  srisht- 
vatshü  lokeshu  vydrohayat,  asminn  evd  lohe  ^gnim,  väyüm  antdrikshe^ 
divy  evd  süryam  nachdem  das  Brahman  die  Götter  geschaffen  hatte, 
brachte  es  sie  in  den  Welten  unter,  in  dieser  Erdenwelt  den  Agni, 
Väyu  in  der  Luft,  in  der  Himmelswelt  die  Sonne.  Von  dem  Gewände 
des  dikshita  wird  folgendes  ausgesagt:  tdsya  vd  etdsya  vdsaso  ^gneh 
parydso  bhavati,   väyor  anuchädo,   ntvü^  pitftndm,   sarpdnäm 


62     t§  30. 

praghätö,  vigvesham  devändm  tdntava,  Orokd  nähshatränam 
von  diesem  Oewande  gehört  die  Einfassung  dem  Agni,  dem  Vsya  der 
anuchädoj  die  nivi  den  Vätern,  den  Schlangen  der  Yorstoss,  alloi 
Göttern  die  Fäden,  die  Lichtpunkte  den  Gestirnen  3,  1,  2,  18.  Viel- 
leicht lässt  sich  ein  gleiches  Streben  nach  Abwechselung  auch  da  con- 
statiren,  wo  von  zwei  zu  einem  Substantivum  gehörigen  AdjectiTeii 
eins  vorn,  eins  hinterher  steht,  z.  B.  kalydnat  kdrtnanah  sadkA 
oben  §  27,  a).  Vielleicht  ist  auch  die  Stellung  Oditydm  carüm  prü- 
yantyam,  die  sich  öfter  findet,  so  zu  erklären.  Freilich  könnte  auch 
die  nähere  oder  entferntere  Zugehörigkeit  des  Adjectivums  zum  Sub- 
stantivum den  Ausschlag  geben,  worüber  erst  weitere  Untersuchungen 
aufklären  können. 


.-> 


Probestücke. 


Ich  habe  grössere  Erzählungen,  in  denen  die  traditionelle  Wort- 
stellung fast  durchaus  herrscht»  nicht  mitgetheilt ,  weil  ich  auf  Texte, 
die  jetzt  in  Böhtlingks  Sanskrit-Chrestomathie,  Petersburg 
1877  allgemein  zugänglich  gemacht  und  die  zugleich  von  Weber, 
Indische  Streifen,  Berlin  1868  übersetzt  sind,  verweisen  kann. 
Um  an  den  hier  mitgetheilten  Probesjjpcken ,  in  welchen  viel  occa- 
aionelle  Stellungen  vorkommen,  die  Wortstellungsregeln  richtig  zu  erkennen, 
thut  man  gut,  bei  jedem  Satze  die  normale  Wortstellung  wieder  her- 
zustellen und  sich  dann  von  den  Gründen  der  Abweichungen  Bechen- 
schaft  zu  geben. 

Q.  B.  1,  e,  3, 1  ff. 

1  tväshtur  ha  vaf  puträs  trffirshä  shadakshä  äsa.  2  täsya  trlny 
evä  mikhany  äsul^.  3  täd  yäd  evämrüpa  äsa  tdsmad  vi9värupo  näma. 
4  täsya  somapänam  evaikam  mükham  äsa,  suräpänam  ^kam,  anyäsmS 
ä9anayafkara.  5  täm  indro  didvesha.  6  täsya  täni  9lrshäni  prä  cicheda. 
7  sä  yät  somapänam  äsa  tätah  kapinjalah  säm  abhavat.  8  täsmät  sä 
babhrukä  iva,  bäbhrur  iva  hl  sömo  räja.  9  ätha  yät  surSpänam  äsa 
tätah  kalavffikah  säm  abhavat.  10  täsmEt  so  'bhimädyatkä  iva  vadaty, 
abhimädyann  iva  hi  süräm  pitvä  vädati.  11  ätha  yäd  anyäsmä  äfans- 
yäsa  tätas  tittirih  säm  abhavat.  12  täsmät  sä  vi^värüpatama  iva. 
13  sänty  evä  ghritastokä  iva  tvan  madhustokä  iva  tvat  parn^hv 
ä9cutitäh.  14  evämrüpam  hi  sä  tenä9anam  ävayat.  15  sa  tväsh^ä 
cukrodha  kuvfn  me  puträm  ävadhid  fti. 

1  Tvashtar  hatte  einen  dreiköpfigen  sech  säugigen  Sohn.  2  Der 
hatte  denn  auch  drei  Munde.  3  Weil  er  so  gestaltet  war,  deshalb 
hiess  er  Yi^varupa.  4  Dessen  einer  Mund  war  somatrinkend ,  der 
andere  branntweintrinkend,  der  dritte  für  das  übrige  Essen.    5  Den 


64     

hasste  Indra.  6  und  hieb  ihm  seine  Köpfe  ab.  7  Was  nun  der  soma- 
trinkende  gewesen  war,  daraus  entstand  das  Haselhuhn.  8  Desshalb 
ist  dies  bräunlich,  denn  der  König  Soma  ist  ja  so  gut  wie  braun. 
9  Aber  was  branntweintrinkend  gewesen  war,  daraus  entstand  der 
Sperling.  10  Desshalb  schwatzt  der,  als  ob  er  etwas  angeheitert  wäre, 
denn  wenn  einer  Branntwein  getrunken  hat,  schwatzt  er  angeheitert 
11  Aber  was  für  das  andere  Essen  gewesen  war,  daraus  entstand  das 
Bebhuhn.  12  Deswegen  ist  dies  ganz  bunt.  13  Denn  wirklich  sind 
über  seine  Flügel  Tüpfelchen  bald  wie  Butter-,  bald  wie  Honig- 
tropfen ausgestreut.  14  Denn  solches  Essen  hatte  er  mit  diesem 
Munde  genossen.  15  Tvashtar  wurde  zornig  „hat  er  mir  denn  meinen 
Sohn  getödtet?" 

Anmerkungen. 

1  tväshtuh  ist  Genitiv  des  Besitzes,  und  sollte  als  solcher  unmittel- 
bar yor  dem  Yerbum  stehen,  rückt  aber  als  Stichwort  der  Erzählung 
an  den  Anfang;    ygl.  §  7  Ende.    Die   zu   puträh  gehörigen  Adjectiva 
stehen  nach;  vgl.  §  11.    3.  nloia  ovoina  steht  immer  hinter  dem  Eigen- 
namen.    4   Die  Prädicatsnomina  somapänam  etc.   stehen   voran  nach 
§  5.    somapänam  würde  den  Satz  eröffnen,   wenn  nicht  täsya  es  von 
der  ersten  Stelle  verdrängt  hätte.     7  sä,  ursprünglich  nom.  sing,  masc, 
ist  in  diesem  Stil  sehr  oft  blosse  Satzverknüpfung.    8  Das  Praedikats- 
nomen   babhrukä   iva  würde   voranstehen  (babhrukä  ivä    sä),   wie    es 
babhrür  iva  hl  sömo  räjä  heisst,   aber  sä  ist  anaphorisches  Pronomen 
und  eröffnet  darum  den  Satz.     10  abhimädyan  ist  von  vädati  getrennt, 
weil  es  an  abhimädyatkä  unmittelbar  anknüpft.     12  wie  8.     13  Das 
Yerbum  sänti  ist  vorangestellt,  weil  hervorgehoben  werden  soll,  dass 
etwas   Erwartetes    (in    diesem   Falle    die   Buntheit)    wirklich    da   ist 
Würde  etwas  ganz  Neues  ausgesagt,  so  stünde  das  Wort,  dessen  Inhalt 
dieses  Neue  ist,  voran.    Dieser  Gebrauch  von  as  ist  recht  häufig,  z.  B. 
tä  haitä  änäpüyitä  äpo,  ästi  vä  ftaräsu  sämsrishtam  iva  dieses  sind  die 
nicht  stinkenden  Wasser,   aber   den  anderen   ist  wirklich  etwas  bei- 
gemischt 1,  1,  3,  5.     t^  hocuh:  änu  no  'syäm  prithivyäm  ä  bhajata, 
ästv  evä  nö  'py  asyäm  bhägä  iti   die  sprachen,  lasst  uns  Theil  haben 
an  dieser  Erde,  ja  es  sei  wirklich  auch  uns  ein  Antheil  daran  1 ,  2,  5,  4 
u.  s.  w.    14  evämrüpam  steht  voran,  weil  es  an  das  vorherige  anknüpft. 

Q.  B.  U,  1,  6,  1  ff. 

1  äpo  ha  vä  idäm  ägre  saliläm  eväsa.     2  tä  akSmayanta  kathäm  nä 
prä  jäyemahiti.    3  iA  a9rämyan.    4  täs  täpo  'tapyanta.    6  täsu  täpas 


65     

tapyämanäsu  hiranmäyam  andäm  säm  babhüva.  6  äjäto  ha  tärbi  sam- 
vatsarä  asa.  7  täd  idäm  hiranmäyam  andäm  yävat  samvatsaräsya 
Y^la;  tävat  päry  aplavata.  8  tätah  samvatsar^  pürnshah  säm  abhavat, 
sä  prajäpatib.  9  täsmäd  u  samvatsarä  evä  strf  vä  gaür  vä  vädava  vS 
vi  jSyate.  10  samyatsare  hf  prajäpatir  äjäyata.  11  sä  idäm  hiran- 
mäyam ändäm  vy  ärujat.  12  näha  tärbi  kä  canä  pratisbtfhäsa.  13  täd 
enam  idäm  evä  hiraQmäyam  ändäm  yävat  samvatsaräsya  völäsTt  tävad 
bibhrat  päry  aplavata.  14  sä  samyatsar^  yyäjihlrshat.  15  sä  bhlir  fti 
vyäharat,  s^yäm  prithivy  äbbavat,  bhüva  iti  täd  idäm  antäriksham 
abhavat,  svär  fti  säsaü  dyaür  abhavat.  16  täsmSd  a  samvatsarä  evä 
kumarö  vyä  jihirshati.  17  samvatsarä  hf  prajäpatir  vyäharat.  18  sä 
vä   ekaksharadvyaksharäny    evä   prathamäm   vädan    prajäpatir    avadat. 

19  täsmäd  ekaksharadvyaksharäny  evä  prathamäm  vädan  kumärö  vadati. 

20  täni  vä  etäni  päncäkshäräni.  21  tän  päncarttin  akuruta,  tä  im^ 
päncartävah.  22  sä  eväm  imän  lokän  j&tänt  samvatsarä  prajäpatir 
abhyüd  atishthat.  23  täsmäd  u  samvatsarä  evä  kumärä  üt  tishthäsati. 
24  samvatsarä  hf  prajäpatir  üd  atishthat.  25  sä  sahäsrSyur  jajne. 
26  sä  yäthä  nadyaf  päräm  paräpä^yed,  eväm  sväsyäynsba^  päräm  pärä 
cakhyau.  27  so  'rcan  chrämyan9  cacära,  prajäk&mah.  28  sä  ätmäny 
evä  präjatim  adhatta. 

1  Die  Welt  bestand  im  Anfang  aus  den  Wassern,  dem  Meere. 
2  Die  Wasser  wünschten,  wie  könnten  wir  uns  doch  fortpflanzen !  3  Sie 
kasteiten  sich,  4  sie  wurden  warm.  5  Als  sie  warm  wurden,  bildete 
sich  ein  goldenes  Ei.  6  Damals  war  das  Jahr  noch  ungeboren. 
7  Dieses  goldene  Ei  schwamm  so  lange  herum,  als  die  Zeit  eines 
Jahres  ist.  8  Daraus  entstand  nach  einem  Jahre  ein  Mann,  das  war 
Prajäpati.  9  Deswegen  geschieht  es  nach  einem  Jahre,  dass  ein  Weib, 
eine  Euh  oder  eine  Stute  gebiert,  10  denn  nach  einem  Jahre  entstand 
Prajäpati.  11  Der  zerbrach  dieses  goldene  Ei.  12  Damals  existirte 
kein  fester  Punkt.  13  Denn  dieses  goldene  Ei  war,  so  lange  der 
Zeitraum  eines  Jahres  dauerte,  ihn  tragend  herumgeschwommen. 
14  Nach  einem  Jahre  empfand  er  Lust  zu  sprechen.  15  Er  sagte 
bhdsy  das  wurde  die  Erde,  bhüvas,  das  wurde  die  Luft,  süar  das  wurde 
der  Himmel.  16  Desswegen  zeigt  nach  einem  Jahre  ein  Eind  Lust 
zu  sprechen.  17  denn  nach  einem  Jahre  sprach  PrajSpati.  18  Pra- 
jäpati  sprach  ja,  als  er  zuerst  sprach,  nur  ein  -  und  zweisilbige  Wörter. 

19  Desswegen  spricht  ein  Kind  zuerst  nur  ein-  und  zweisilbige  Wörter. 

20  Sie  (jene  drei  Wörter)  machen  zusammen  fanf  Silben.  21  Er  schuf 
daraus  fonf  Jahreszeiten,  das  sind  die  fanf  Jahreszeiten.  22  Pra- 
jäpati  trat  diesen  Welten,   nachdem  sie  entstanden  waren,   nach  einem 

Delbrück,  synt.  Forach.    III.  5 


66     

Jahre  gegenüber  (eig.  stand  gegen  sie  auf).  23  Desshalb  sii<^t  ein 
Kind  nach  einem  Jahre  aufzustehn.  24  Denn  nach  einem  Jahre  stand 
Prajapati  auf.  25  Er  wurde  tausend  Jahre  alt.  26  Wie  man  das 
andere  Ufer  eines  Flusses  vor  sic^  sieht,  so  sah  er  das  Ende  seines 
Lebens  vor  sich.  27  Er  betete  und  kasteite  sich,  nach  Nachkommen- 
schaft begierig.    28  Er  legte  in  sich  selbst  den  Keim. 

Anmerkungen. 

1  vgl.  §  5  Anm.    6  vgl.  §  5.    8  samvatsar^  knüpft  an  7  an^  dess- 
halb ist  es  stark  betont  und  steht  also  vor  dem  Subject,  ebenso  wie  in 
9,  10,  16,  17.    evä  steht  immer  bei  der  zweiten  Erwähnung  von  sam- 
vatsar6.    12  Damals  war  noch  keine  Grundlage  vorhanden,  jetzt  ist 
eine  solche  da.     13   enam  gehört  zu  dem  weit  entfernten  bibhrat     Es 
ist  als  Enklitika  von   dem  ersten  Worte  des  Satzes  angezogen   nach 
§  24.     18   Man  sollte    erwarten   sä   vaf   prajäpatir  prathamsim  vädan 
ek^  avadat.    Nun  soll   der  Begriff  ,  ein  -  und  zweisilbig ',  auf  den   es 
hier   besonders   ankommt,   hervorgehoben  werden,     sä  muss  aber    im 
Anfange  bleiben  und  vaf  muss  ihm  unmittelbar  folgen,  desswegen  wird 
ekä°  nach  sä  vai  gesetzt  und   ihm  folgt  das  hervorhebende  evä.     Da 
nun   ein-   und  zweisilbige  Wörter   nur   beim   ersten   Sprechen    von 
PrajSpati  hervorgebracht  wurden,  nicht  immer,  so  folgt  nunmehr  der 
Wichtigkeit  nach  prathamäm  vädan,  und  es  bleibt  also  far  Prajäpatih 
nur  die  Stellung  unmittelbar  vor  dem  Yerbum.     19  wie  18.    22  ähn- 
lich  wie  18;  das  Neue  ist  imän  lokän,   das  steht  also  voran,   dem- 
nächst wichtig  der  Umstand,  dass  dieses  nach  einem  Jahre  geschieht, 
darum  folgt   samvatsarä,  bekannt  ist  das  Subject    Die  Stellung  des 
Participiums  jStii  §  14.     27   vgl.  §  27. 

3,  6,  1,  1  ff.    (vgl.  Weber,  Ind.  Stud.  10,  364  ff.) 

1  udäram  eväsya  sädah.  2  täsmät  sädasi  bhakshayanti.  3  yäd* 
dhtdäm  klm  cä^nänti,  udära  evMäm  särvam  präti  tish^hati.  4  ätha 
yäd  asnün  vlfve  devä  äsidan,  täsmät  sädo  näma.  5  tä  u  eväsminn 
et&  brähmanä  vi^vägoträh  sldanti.  6  aindräm  devätayä.  7  tän  mädhya 
aüdumbarim  minoti,  8  ännam  vä  tirg  udumbära,  9  udäram  ev^ya 
sädah,  tän  madhyäto  'nuädyam  dadhäti.  10  täsmän  mädhya  aüdum- 
barim minoti.  11  ätha  yä  eshä  madhyamäh  ^afikdr  bhävati  vMer 
jaghanärdh^,  täsmät  präfi  prä  krämati  shäd  vikramän.  12  dakshinä 
saptamäm  äpa  krämati,  sampädah  kämäya.  13  täd  ava^äip  pari  likhaü. 
14  so  'bhrim  ä  datte:  deväsya  tvä  savitüh  prasav^  'fvinor 
bähübhyäm  püshnö  hästäbhyäm  ä  dade  näry  astti.     15  samänä 


67     

etäsya  yäjusho  bändhuh.    16  yöshä  vä  eshä  yäd  äbhrih.    17  tdsmäd^aha 
näry   astti.      18   äthSvatäm   pari   likhati:    idäm   ahäm   r&kshasam 
grIvÄ  äpi  krintämlti.    19  väjro  vft  äbhrih.    20  väjrenaivaitän  näshträ- 
nfim   räkshasäm   grlyä    dpi  krintati.     21   ätha  khanati.     22  princam 
utkaräm  üt  kirati.     23  yäjamSnena  samiDäyaüdainbarlm  pdri  vSsayati. 
24  t&xn.  ägrena  präclm  nl  dadhEti.    25   etävanmaträni  barhfnshy  upd- 
rightad    adhinf    dadhäti.      26    ätha   yävamatyah   prökshanyo    bhavanti. 
27   äpo   ha  vä   öshadhlnäm  räsah.     28  täsmäd  öshadhaya^   k^valyah 
khäditä  nä  dhinvanti.     29  öshadhaya  u  häpäm  räsah.     30  täsinSd  äpah 
pitäh  kövalyo  nä  dhinvanti.    31   yädaivöbhäyyah  sämsrishtä  bhävanty, 
äthaivä  dhinvanti.     32  tärhi  hl  särasS  bhavanti.     33  särasäbhih  prö- 
kshsntti.      34    devä9    ca    vä    äsurS9Cobhäye    präjäpatyäh    paspridhire. 
35  täto  devöbhyah  särvä  evaüshadhaya  lynh.    36  yävS  haivaibhyo  nfeyuh. 
37  täd  vaf   devä  asprinvata.     38   tä  etaih  särvSh  sapätnOnäm  öshadhir 
ayuvata.     39  yäd  äynvata,    täsmäd  yäv3  näma.     40  t^  hocur:   hänta 
yäb   särväsSm   öshadhlnam  räsas  täm  yäveshu   dädham^ti.    41  sä  yäh 
särv3säm   öshadhinäm   rasa   äsxt,    täm  yäveshv  adadhuh.     42  täsmad 
yätränyä  öshadhayo   mläyanti  täd  et^  mödamänä  vardhante.    43  eväm 
hy  ^hu  räsam  ädadhuh.    44  tätho  evaishä   etafh  särvah  sapätnanam 
öshadhir  yute.     45  täsmäd  yävamatyah  prökshanyo  bhavanti.     46  9i 
yävän  ä  vapati:   yävo  'si  yaväyäsmäd  dvösho  yaväyärätlr  fti. 
47  nätra  tiröhitam  ivSsti.    48  ätha  prökshati.    49  öko  vai  prökshanasya 
bändhuh.     50  mödhySm  evaität  karoti.     51  sä  prökshati:   divö  tv3n- 
tärikshäya    tv9;    prithivyal    tvöti.     52   imän  evaitäl   lokän    Qrjä 
räsena  bhsjäyati,  eshü  lok^shlirjain  räsam  dadhäti.    53  ätha  yäh  prö- 
kshanyah    pari9ishyänte    tä    avatö    Va    nayati    (ündhantam    lokäh 
pitrishädana  fti.    54  pitridevätyo  vaf  küpah  khatäh,    55  täm  evaHän 
m^dhyam  karoti.     56   ätha  barhinshi  prSctnSgräni  codicfnagräni  cäva 
strinäti  pitrishädanam  asfti.     57  pitridevätyam  vä  asyä  etäd  bhavati 
yän  nfkhatam.     58  sä  yathänikhataüshadhishu  mitä  syäd,   eväm  etäsv 
öshadhishu  mitä  bhavati.     59  täm  üc  chrayati:  üd  dfvam  stabhanä- 
ntäriksham  prina  drfnhasva   prithivyäm  fti.      60  imän  evaitäl 
lokän  ürjä  räsena  bhajäyati,  eshü  loköshtirjam  räsam  dadhati.    61   ätha 
minoti  dyntanäs  tva  marutö  minotv  fti.    62  yö  vä  ayäm  pävata 
eshä  dyutanö  märutäs.   63  täd  enäm  et^na  minoti.    64  mitravärunau 
dhruvöna   dhärmanöti.    65  pranodanaü  vaf  mitravämnau.    66  täd 
enam  pranodänäbhyam  minoti.    67   ätha  päry  ühati  brahmaväni  tva 
kshatraväni     räyasposhaväni    päry    Ohämtti.      69    bahvf    vaf 
yäjuhshv   a9ih.     69   täd   brähma   ca  kshaträm   cä  9asta   ubhö   viryfe. 
70  rayasposhaväntti,  bhfimä  vaf  rayaspöshah.    71  täd  bhümänam  ä  9aste. 

5» 


68 

72  ätha  pdry  rishati  brähma  drinha  kshaträm  drinhäyar  drinha 
prajäm    drinh^ty.     73  a^ir   evalshaitäsya  kärmanah.     74    ä^sham 
evaitäd  i  (Este.     75  samambhQml  pary&rshanam  karotL    76   gärtasra 
vi   uparibhuml,    äthaiväm    devatrl      77    täthä    Mgartamid    bhavati. 
78  äthapä  upanf  nayati.     79  yätra  vä  asyai  khänantah  krürlkarTäntj 
apaghnänti  (Üntir   ipas   täd   adbhfh  9äiityä  famayati   täd  adbhih  sam 
dadhati.     80  täsmad  apä  upanl  nayati.    81  ätbaiväm  abhipddya  yäcayati 
dhruyäsi   dhruvö   'yäm  yäjamano  'sminn  äyätane  prajäyä 
bhüyäd   Iti   pa9Übhir  fti  vä.    82   eväm  yäm  kämam  kämäyate  so 
'smai  kämah  säm  ridhyate.    83  ätha  sruv^nopahätyäjyam  vish^pam  abhi 
juhoti   ghrit^na   dyävaprithivl   puryeth&m   fti.      84   täd    ime 
dyävaprithivf    ürjä    räsena    bhäjäyati,    anäyor    ürjaip    räsam    dadhäti. 
85  U  rärSavatya  upajlvanfye  imäh  prajä  üpa  jlvanti.    86  ätha  chadir 
adhinf  dadhati:  indrasya  chadfr  astti,  aindräm  hf  sädah.    87  vi^- 
vajanäsyachSy^ti.    88  yi9vägotra  hy  äsmin  brähmanä  äsate.    89  täd 
ubhayätaf  chadfshi  üpa  dädhsti,   uttaratäs   trtni  paräs  trf^i.     90  täni 
näva  bhavanti.     91  trivrid  yaf  yajnö  näya  yaf  triyrft.     92  täsmEn  näya 
bhayanti.    93  täd  udlctnayan^am  sädo  bhayati,  practnayan9am  ha  vir- 
dhänam.      94    etäd    yaf     deyänSm    nfshkeyalyam    yäd    dhavirdhänam. 
95  täsmat  tätra  nä9naiiti  nä  bhakshayanti,  nfshkeyalyam  hy  ^täd  devä- 
nam.     96  sä  yö   ha  täträ9nlyäd  ya  bhakshäyed  yS,   mürdhä  hasya  vi 
patet.     97  äthait^  mi9r6  yäd  ägnldhram  ca  säda9  ca.     98  täsmat  täyor 
a9nanti  täsmad  bhakshayanti,  mi9r6  hy  et^.    99  üdicl  yaf  mannshyänam 
dfk,  täsmad  udlctnayan9am  sädo  bhayati.     100  tat  pari  9rayanti  pari 
tya  giryano  gfra  imä  bhayantu  yi9yätah,  yriddhäyum  änn 
yrfddhayo  jüshtä  bhayantu  jüshtaya  fti.     101  fndro  yaf  giryä 
yf90  gfro,  vi9aiyaität  kshaträm  pari  brinhati.     102  täd  idäm  kshaträm 
ubhayäto  yi9ä  päribridham.     103  ätha  laspajanyä  syandyäya  prä  slyyati: 
fndrasya    sytt    astti.      104    ätha    grantibfm    karoti:    fndrasya 
dhruyö  'slti,  n6d  yyavapädyata  fti.     105  präkrite  kärman  yf  shyati. 
106   tätho  hadhyaryüm   ya  yäjamanam  yS  grahö  nä  yindati.     107  tän 
nfshthitam  abhf  mri9ati:  aindräm  asiti,  aindräm  hf  sädab. 

1  Das  sädas  ist  der  Bauch  des  Opfers.  ^  2  Desshalb  trinkt  man  im 
sädas.  3  Denn  was  man  hier  auf  der  Erde  irgend  geniesst,  das  ruht  alles 
im  Bauche.  4  Aber  weil  alle  Götter  sich  darin  niedersetzten,  desshalb 
heisst  es  sädas,  5  und  nun  sitzen  denn  anch  in  ihm  diese  Brahmanen 
aller  Geschlechter.  6  Der  Gottheit  nach  ist  es  indraisch.  7  Dort  in 
der  Mitte  richtet  er  einen  udumbära  -  Pfahl  auf.    8  Der  udumbära  ist 


1)  So  heisst  es  3,  b,  3,  5,  was  hier  wiederholt  wird. 


69 

Nahioing  und  Kraft.  9  Das  sädas  aber  ist  der  Bauch  des  Opfers,  dort 
mitten  hinein  bringt  er  Speise.  10  Desshalb  richtet  er  in  der  Mitte 
eisen  udumbära- Pfahl  auf.  11^  Was  nun  der  mittelste  Pflock  ist,  am 
Hinterende  der  v6di,  von  dem  aus  schreitet  er  ostwärts,  und  zwar 
sechs  Schritte.  12  nach  rechts  hin  macht  er  den  siebenten,  der  Voll- 
zähligkeit halber.  13  Dort  sticht  er  eine  Grube  ab.*  14  Er  ergreift 
die  Schaufel  mit  den  Worten  deväsya  tvä  u.  s.  w.  15  Die  Beziehung 
dieses  Spruches  ist  dieselbe,  wie  sonst.  16  Die  Schaufel  ist  ein  Femi- 
ninum. 17  Desshalb  sagt  er  „näry  asi.'^  18  Dann  sticht  er  die 
Grube  ab  mit  den  Worten :  hiermit  schneide  ich  den  Hals  der  Baksha- 
sen  ab.  19  Die  Schaufel  ist  die  Blitzwaffe.  20  Mit  der  Blitzwaffe 
also  schneidet  er  hierbei  den  Bakshasen  den  Hals  ab.  21  Dann  gräbt 
er.  22  Nach  Osten  hin  wirft  er  den  Erdhaufen  auf.  23  Nachdem  er 
den  udumbära -Ast  dem  Opfernden  an  Grösse  gleichgemacht  hat, 
glättet  er  ihn.  24  Er  legt  ihn  nieder,  mit  der  Spitze  nach  Osten. 
25  Auf  ihn  legt  er  Gräser  in  gleicher  Länge.  26  Das  Sprengwasser 
ist  dabei  mit  Gerste  gemischt.  27  Der  Saft  der  Pflanzen  ist  das 
Wasser.  28  Desshalb  sättigen  Pflanzen  nicht,  wenn  sie  allein  gegessen 
werden.     29   Die   Pflanzen    hinwiederum    sind   der    Saft  des   Wasser. 

30  Desswegen  sättigt  Wasser  nicht,  wenn  es  allein   getrunken  wird. 

31  Wenn  sie  aber  beide  vereinigt  sind,  dann  sättigen  sie.  32  Dann 
sind  sie  saftreich.  33  (und  so  denkt  er  dabei)  mit  den  saftreichen 
will  ich  besprengen.  34  Die  Götter  und  die  Asuren,  beide  Nach- 
konmien  Prajäpatis,  stritten  mit  einander.  35  Da  wichen  von  den 
Göttern  alle  pflanzen.  36  Aber  die  Gerste  wich  nicht  von  ihnen. 
37  Da  gewannen  die  Götter.  38  Sie  zogen  mittels  derselben  alle 
Pflanzen  der  Feinde  an  sich.  39  Weil  sie  damit  an  sich  zögen, 
desshalb  heissen  diese  yäväs.  40  Sie  sagten:  „wohlan!  welches  der 
Saft  aller  Pflanzen  ist,  den  woUen  wir  in  die  Gerste  legen.''  41  Und 
sie  legten  in  die  Gerste  das,  was  der  Saft  aller  Pflanzen  war.  42  Dess- 
halb, wo  andere  Pflanzen  verwelken,  da  gedeiht  diese  fröhlich. 
43  Denn  derart  legten  die  Götter  den  Saft  in  sie.  44  Ebenso  zieht 
nun  auch  der  (der  so  verfährt)  mit  der  Gerste  (wenn  er  sie  in  Spreng- 
wasser thut)  alle  Pflanzen  der  Feinde  an  sich.  45  Desswegen  ist  das 
Spreng wasser  mit  Gerste  gemischt.'    46  Er  wirft  die  Gerste  hinein  mit 


1)  Nachdem  die  symbolische  Bedeatung  von  sadas  und  ndumbära  angegeben 
ist,  beginnt  nun  die  Beschreibnng  der  Handlungen  bei  Errichtung  des  sädas. 

2)  nnd  zwar  macht  er  es  wie  folgt. 

3)  Nachdem  somit  die  Bedentnng  des  gerstegemischten  Sprengwassers  ange- 
geben ist,  folgt  nunmehr  die  Beschreibung  der  Handlungen. 


70     

den  Worten  yävo  *8i  u.  s.  w.    47  Daran  ist  nichts  unklar.     48   Dann 
besprengt  er.   49  Die  Bedeutung  des  Besprengens  ist  nur  eine,  bekannte. 
50  Er  macht  den  udumbära- Pfahl  damit  opferrein.    51    Er  besjo-engt 
ihn  mit  den  Worten  divö  tvä  u.  s.  w.    52  *  Auf  die  Weise  begabt  er 
die  Welten  mit  Kraft  und  Saft,  legt  Kraft  und  Saft  in  die  Welten. 
53  Aber  das  Sprengwasser,  welches  übrig  bleibt,  das  giesst  er  in  die 
Grube  mit  den  Worten  „rein  sein  soll  der  Platz,  der  den  Yätem  zum 
Sitze  dient.'^    54  Eine  Qrube,  die  gegraben  ist,  ist  den  Yätem  geweiht 
55  Die  macht  er  auf  diese  Weise  opferrein.     56  Dann  streut  er  Gräser 
(in  die  Grube)  mit  den  Spitzen  nach  Osten  und  nach  Norden  unter  den 
Worten  „du  bist  der  Sitz  der  Väter."    57  Denn  der  Theil  des  Pfahles, 
der  eingegraben  ist,  ist  den  Vätern  geweiht    58  und  er  ruht  jetzt  auf 
diesen  Gräsern,   als  ob   er  nicht   eingegraben  auf  Gräsern  ruhte    (auf 
dem  Basen  stände).    59  Er  richtet  ihn  auf  mit  den  Worten  „stütze 
den  Himmel,  erfülle  die  Lufk,  steh  fest  in  der  Erde,''    60   auf  diese 
Weise  begabt  er  die  Welten  mit  Kraft  und  Saft,  legt  Kraft  und  Safi 
in  die  Welten.     61   Nun  senkt  er  ihn  ein  mit  den  Worten  „Dyutäni 
Märutä    senke  dich   ein.''     62  Dyutänä  Märutä    ist    so  viel   wie  der 
Wind.     63  Auf  die  Weise  senkt  er  ihn  durch  diesen  ein.    64   Dann 
fährt  er  fort   „Mitra  und  Varuiaa  mit  festem  Halt."     65    Mitra  und 
Varuna  sind  Einhauch  und  Aushauch,    66   so  senkt  er  ihn  ein  durch 
Einhauch  und  Aushauch.    67  Dann  umhäuft  er  ihn  mit  den  Worten 
brahmayäni  u.  s.  w.    68  Das  Bittgebet  ist  in  den  Opfersprüchen  man- 
nichfaltig.    69    Hiermit  wünscht  er   sich  brähman  und  kshaträm,  die 
beiden  Hauptkräfte.    70  Mit  dem  Wort  räyasposhaväni  aber  folgeudes: 
räyaspöshas  ist  soyiel  wie  Fülle,    71  auf  diese  Weise  wünscht  er  sieb 
Fülle.     72  Dann  befestigt  er  rings  um  mit   den  Worten   „halte  das 
brähman  fest,  halte  das  kshaträm  fest,  halte  das  Leben  fest,  halte  die 
Nachkommenschaft  fest."    73  Das  ist  das  Bittgebet  für  diese  Handlung. 
74  So   spricht  er  das  Bittgebet  aus.    75   Die  Umlage  macht  er  der 
Erde  gleich,    76  bei  einer  (gewöhnlichen)  Grube  ist  sie  höher  als  die 
Erde,   aber  so  (wie  es  hier  gelehrt  wird)  beim  Opfer,    77    auf  diese 
Weise  ruht  der  Pfahl  nicht  in  einer  gewöhnlichen  Grube.     78  Nun 
giesst  er  Wasser  drauf.     79  Wo  man  durch  die  Grube  die  Erde  ver- 
wundet  oder  zerschlägt  (Wasser  ist  Arzenei),  da  heilt  man  sie  mit 
Wasser -Arzenei,  da  fugt  man  sie  durch  Wasser  zusanmien.    80  Dess- 
wegen  giesst  er  Wasser  drauf.    81  Nachdem  er  so  ange&sst  (?)  hat, 
lässt   er  ihn   sagen:  „fest   bist   du,  fest   soll  der  Opferer  an  dieser 
Stätte    an   Nachkommenschaft   sein,    oder    an   Yieh."      82    So   wird 
ihm   der   Wunsch,    den    er  wünscht,   erfallt.     83   Darauf  nimmt  er 


71   . 

Butter  mit  dem  Löffel  und  giesst  Butter  auf  die  Gabel,  indem  er 
sagt  „werdet  voll  von  Butter  Himmel  und  Erde."  84  Auf  diese  Weise 
begabt  er  Himmel  und  Erde  mit  Kraft  und  Saft,  legt  in  sie  Kraft 
und  Saft.  85  Von  diesen,  wenn  sie  saftreich  und  lebengewährend 
sind,  leben  die  Geschöpfe.  86  Darauf  legt  er  eine  Decke  auf  den  Pfahl 
mit  den  Worten  „du  bist  des  Indra  Decke,"  denn  das  sädas  ist 
indraisck  87  „Du  bist  jedermanns  Schirm,"  88  denn  Brahmanen  von 
allen  Geschlechtern  sitzen  in  ihm.  89  Daran  fügt  er  auf  beiden  Seiten 
eine  Decke,  hintep  drei  und  vorne  drei.  90  Das  sind  neun.  91  Das 
Opfer  ist  dreifach  (trivrft)  und  die  neun  ist  auch  dreifach.  92  Dess- 
halb  sind  es  neun.  93  Dabei  blickt  das  sädas  nach  links,  das 
havirdhäna  nach  vorn.  94  Das  havirdhäna  gehört  den  Göttern  aus- 
schliesslich. 95  Desshalb  isst  man  darin  nicht  und  trinkt  dort  nicht, 
denn  es  gehört  den  Göttern  ausschliesslich  an.  96  Sollte  einer  dort 
essen  oder  trinken,  so  würde  ihm  der  Schädel  bersten.  97  Aber  das 
ägnldhra  und  das  sädas  sind  doppelt  verwendbar.  98  Desshalb  isst 
und  tiinkt  man  dort,  denn  sie  sind  doppelt  verwendbar.  99  Die 
Gegend  der  Menschen  ist  die  nördliche,  desshalb  sieht  das  sädas  nach 
Norden.     100  Nun  fasst  man  es  ein  mit  den  Worten  pari  tvä  u.  s.  w. 

101  Unter  dem  girvan  ist  Indra  zu  verstehen,  unter  den  gfras  die 
Bauern,    auf   diese  Weise   umgiebt    er    die   Bitterschaft   mit  Bauern. 

102  So  ist  für  gewöhnlich  die  Bitterschaft  auf  beiden  Seiten  von 
Bauernschaft  umgeben.  103  Dann  näht  er  mit  Nadel  und  Schnur  mit 
den  Worten  „d»  bist  die  Schnur  des  Indra.  ^'  104  Dann  macht  er 
einen  Knoten  „du  bist  des  Indra  fester'^  (und  denkt  dabei)  „damit  es 
nicht  zerfalle.^^  105  Ist  das  Werk  beendet,  so  löst  er  ihn  wieder. 
106  Auf  diese  Weise  ergreift  den  Priester  oder  Opferherrn  keine  Krank- 
heit 107  Wenn  es  nun  fertig  dasteht,  so  berührt  er  es,  indem  er 
spricht  „du  bist  indraisch,  denn  das  sädas  ist  indraisch." 

Anmerkungen. 

1  §  5.  3  auf  udäre  liegt  der  Ton,  wie  schon  evä  zeigt,  desshalb 
steht  es  vorn.  4  asmin  folgt  als  Enklitika  auf  yäd  nach  §  24.  5  asmin 
nach  §  24,  die  Stellung  von  vi^vägoträh  nach  §  12.  8  §  5.  9  §  5. 
11  v^der  jäghai^rdh^  ist  fast  wie  ein  neuer  Satz  aufzufassen,  als  ob 
dastünde  yö  v^der  jaghanärdh^  tfshthati;  mit  täsmät  präü  prä  krSmati 
ist  die  Handlung  schon  abgeschlossen  und  es  folgt  ergänzend  nach 
„und  zwar  sechs  Schritte.^'  Ebenso  heisst  es  bei  der  Beschreibung  der 
vedi  3, 5, 1^  1  präfi  prä  krämati  trfn  vikramän,  in  allen  folgenden 
Versen  aber  mit  gewöhnlicher  Wortstellung  dakshiqiä  päncada9a  vikra- 


72     

min  prä  krämati.  Wo  die  Handlang  des  Schreitens  zum  ersten  Mal 
erwähnt  wird,  soll  sie  als  solche  rein  hervortreten.  12  sampädah 
kdmäya  ist  Schleppe,  §  27.  15  §  5.  16  §  5.  .19  §  5.  26  §  5. 
27  §  5.  28  „wenn  sie  allein  gegessen  werden/'  Die  Stelltmg  des 
Partieipiums  §  14.  29  §  5.  30  der  Wechsel  in  der  Stellung  von 
k^valyah  ist  aoflallig.  31  samsiishtd  bhavanti  ist  ein  zusammengesetztes 
Tempus.  35  Zweierlei  soll  hervorgehoben  werden,  einmal,  dass  die 
Götter  es  sind,  welche  im  Nachtheil  sind,  und  sodann  dass  alle  Pflan- 
zen ausser  der  Gerste  von  ihnen  abfielen.  Der  Ablativ  dev4bhyah  wird 
durch  occasionelle  Yorschiebung  hervorgehoben,  das  Subject  durch  evä 
vgl.  §  2  am  Ende.  45  §  5.  49  §  5.  50  Wenn  der  Begriff  m^dhyäm 
nicht  hervorgehoben  wäre,  so  würde  es  heissen  täm  evaitäd  m^dhyäni 
karoti,  so  aber  ist  m^dhyäm  besonders  betont.  52  Die  Welten  sind 
betont,  weil  in  dem  zu  erklärenden  Spruche  von  Himmel,  Luft  und 
Erde  die  Rede  ist  Desshalb  steht  der  Accusativ  vor  dem  Iiistrnmen- 
talis  und  dem  Localis.  54  §  5  und  §  14.  55  vgl.  50.  56  üeber  die 
Stellung  der  Adjectiva  §  11  und  §  12.  57  §  5.  58  mitä  syät  und 
mitä  bhavati  sind  zusammengesetzte  Tempora.  60  zu  den  ersten  Worten 
vgl.  §  30.  Ueber  die  Stellung  des  Accusativs  s.  zu  52.  62  eshä  steht 
als  anaphorisches  Pronomen  voran.  63  Die  Stellung  von  enäm  s.  §  24. 
65  §  5.  66  Die  Stellung  von  enäm  s.  §  24.  68  §  5.  69  ubh^  vlrye 
§27.  73  §  5.  Durch  Yoranschiebung  von  ä^th  kommt  dann  auch  der 
Genitiv  etäsya  kärmanah  aus  seiner  normalen  Stellung.  75  Die  Stel- 
lung von  samambhOmf  erklärt  sich  dadurch ,  das^  diese  Form  der 
Umlage  das  eigenthümliche  ist.  76  zu  gartäsya  ist  paryärshanam  zu 
ergänzen,  und  das  Substantivum  (nicht  das  Adjectivum,  wie  nach  §  5  zu 
erwarten  wäre)  steht  voran,  weil  das  paryärshana  beim  gärta  in 
Gegensatz  tritt  zu  dem  sonstigen  paryärshana.  77  Auf  diese  Weise 
kommt  es  denn,  dass  er  ägartamit  ist.  Es  wäre  wohl  auch  ägarta- 
mid  dha  täthä  bhavati  möglich  gewesen.  Dann  hätte  der  Nachdruck  auf 
der  Eigenschaft  gelegen,  so  auf  dem  Zustandekommen  des  Zustandes. 
79  ^äntir  äpah  „die  Wasser  sind  Heilung"  ist  wie  in  Klammern 
geschlossen.  Die  Worte  treten  als  motivirende  voran,  eine  häufige 
Wendung.  82  asmai  nach  §  24  vorgeschoben.  83  man  muss  vor 
upahätya  noch  äjyam  ergänzen  (die  Butter  berührend);  abhf  gehört 
wohl  zu  juhotiy  die  Stellung  der  beiden  Accusative  s.  §  4.  84  vgl. 
zu  52.  85  auch  hier  noch  sind  die  beiden  Welten  die  wichtigsten 
Begriffe  und  der  Accusativ  steht  desshalb  vor  dem  Nominativ. 
88  vi(vägöträb  steht  nicht,  wie  in  5  hinter  dem  Substantivum,  weil 
die  Worte  vi^vajanäsya  chäyä  erklärt  werden  sollen  und  also  auf  vi(va- 


73     

der  Ton  liegt,  asmin  §  24.  91  §  5.  93  §  5.  94  Wenn  nach  §  5 
die  Stellung  nlshkevalyam  vä  etäd  devänäm  gewählt  wäre,  so  würde 
devänäm  nicht  geang  hervortreten.  Nachdem  die  deväh  genannt  sind, 
ist  diese  Hervorhebung  nicht  mehr  nöthig,  desshalb  heisst  es  95  nfsh- 
kevalyam  hy  ^täd  devänäm.  98  §  5.  99  §  5.  101  §  5.  105  der 
Ton  liegt  auf  dem  Begriffe  .fertig',  desshalb  steht  präkrite  voran,  vgl. 
§  15.  106  Die  Accusative  stehen  vor  dem  Nominativ,  weil  der  Nach- 
druck darauf  liegt,  dass  weder  dem  einen  noch  dem  andern  et^^s 
Schlimmes  begegnen  soll.     107  §  5. 

T.  8.  2,  3,  3,  1  ff. 

1  devä  vaf  satträm  äsata ,  rf ddhiparimitam  yäfaskämäh.  2  t^shäm 
sömam  räja;nam  yä^a  ärchat.  3  sä  gfrim  üd  ait,  4  täm  agnir  änüd 
ait,  5  täv  agntshömau  sätn  abhavatam.  6  täv  fndro  yajfiävibhrashtö 
'nu  pärait,  7  täv  abravit:  yäjäyatam  miü.  8  täsmä  etäm  Ishtim  nfr 
avapatäm:  ägneyäm  ashtäkapälam  aindräm  ^käda^akapälam  saumyäm 
carüm.  9  täyaiväsmin  t6ja  indriyäm  brahmavarcasäm  adhattäm. 
10  yö  yajnävibhrashtah  syät  täsmä  etäm  fsh^im  nlr  vapet:  Sgneyäm 
asht&apälam  aindräm  ^käda^akapälam  saumyäm  cartim.  11  yäd  ägneyö 
bhävati  t^ja  eväsmin  t^na  dadhäti,  yäd  aindrö  bhävati,  indriyäm  evä- 
smin  t^na  dadhati,  yät  saumyö  brahmavarcasäm  t^na.  12  ägneyäsya 
ca  saumyäsya  caindr^  samä  fleshayet,  t^jaf  caiväsmin  brahmavarcasäm 
ca  samicl  dadhati.  13  agnlshomiyam  ^kada9akapalam  nlr  vaped  yäm 
käme  nöpanämet.  14  ägneyd  vai  brahmanäh,  sä  sömam  pibati. 
15  sväm  evä  devätam  sv6na  bhägadh^yenöpa  dhävati.  16  safvainam 
kämena  säm  ardhayati^  üpainam  käme  namati.  17  agnlshomiyam  ashtä- 
kapälam  nir  vaped  brahmavarcasäkamah.  18  agntshömSv  evä  sv^na 
bhäyadh^yenöpa  dhavati.  19  täv  eväsmin  brahmavarcasäm  dhattah. 
20  brahmavarcasy  ^vä  bhävati.  21  yäd  ashtäkapälas  tönägneyö,  yäc 
chyämakäs  t^na  saumyäh  sämriddhyai.  22  sömaya  väjlne  9yainakäm 
cartim  nlr  vaped  yäb  klalbyäd  bibhlyät.  23  röto  hl  vä  etäsmäd  väjinam 
apakrämati.  24  äthaishä  klafbyad  bibhaya.  25  sömam  evä  väjfnam 
svöna  bhägadböyenö  'pa  dhavati.  26  sä  eväsmin  röto  väjinam  dadhati, 
nä  kllbö  bhävati.  27  brahmanaspatyäm  ökäda^akapalam  nlr  vaped 
grämakäraah.  28  brähmanas  pätim  evä  svöna  bhägadhöyenöpa  dhavati. 
29  sä  eväsmai  sajätän  prä  yachati,  gramy  evä  bhävati.  30  ganävati 
yäjyänuväkyfe  bhavatah,  sajätalr  evalnam  ganävantam  karoti.  31  etäm 
evä  nlr  vaped  yäh  kamäyeta:  brähman  vl9am  vi  nä9ayeyam  Iti. 
32  märutl  yäjyänuväkyö  kuryäd,  brähmann  evä  vf9am  vf  na9ayati. 


74     

1   Die  Oötter  vollzogen  ein  sattra  von  nur  beschranktem  Erfolge, 
nach  Auszeichnung  begierig.     2  Die  Auszeichnung  tr^  unter  ihnen  des 
König  Soma.    3  Der  stieg   auf  den  Berg.    4   Agni   stieg   ihm    nach, 
5  sie  vereinigten  sich  als  Agni*Soma.    6  Zu  ihnen  trat  Indra,  dem  sein 
Opfer    missglückt    war.      7   Er    sprach    zu    ihnen:    opfert    far    midt 
8  Da  warfen  sie  ihm  die  folgende  ishti  aus ;  einen  für  Agni  besümmteii 
achtschaligen  (sc.  purodä9am  Opferkuchen),  einen  für  Indra  bestimmten 
eilfschaligen ,  ein  Mus   an  Soma.     9   Damit  legten  sie  in  ihn  Glanz. 
Kraft,   Heiligkeit.     10  Wem   sein  Opfer   missglückt   ist,    dem    werfe 
man  diese  ishti  aus:  einen  für  Agni  bestimmten  achtschaligen  Opfer- 
kuchen,  einen  für  Indra  bestimmten  eilfschaligen ,  ein  Mus  für  Soma. 
11  Dass  er  für  Agni  bestimmt  ist,  dadurch  legt  er  in  ihn  (den  Opfern- 
den) Glanz,   dass  er  für  Indra  bestimmt  ist,   dadurch  legt  er  in  ihn 
Kraft,  dass  es  für  Soma  bestimmt  ist,   dadurch  Heiligkeit     12    An- 
genommen er  vereinigte  etwas  von  dem  für  Agni  und  Soma  bestimmt«! 
in  dem  für  Indra  bestimmten,  so  legt  er  in  ihn  Glanz  und  Frömmig- 
keit zugleich.   —    13   Einen  an  Agni* Soma  gerichteten  eilfBchaligeo 
(Opferkuchen)  werfe  derjenige   aus,   dem  ein  Wunsch  nicht  eintrifft. 

14  Ein  Brahmane   ist   nämlich  agnihaft,    er  trinkt  auch   den  Soma. 

15  So  naht  er  sich  der  ihm  eigenen  Gottheit  mit  der  jener  Crotfcheit 
eigenen  Gabe,     16  und  die  beglückt  ihn  mit  Erfüllung  seines  Wunsches, 
und  der  Wunsch  trifft  dann  wirklich  ein.  —  17  Einen  für  Agni- Soma 
bestimmten  achtschaligen   werfe  aus  wer  Heiligkeit  wünscht.    18   So 
naht  er  sich  Agni  und  Soma  mit  der  ihnen  eigenen  Gabe    19  und  sie 
legen   in   ihn    Heiligkeit,     20    er    wird    heilig.     21    Dass    er    acht- 
schaUg  ist,  dadurch  ist  er  für  Agni  bestimmt,  dass  er  von  Hirse  ist, 
dadurch  ist  er  für  Soma  bestimmt,  zu  vollem  Gedeihen.  —  22  Soma 
dem   Mannhaften    werfe    ein    Hirsemus   aus,    wer   Impotenz   f&rchtet. 
23  Same  nämlich  und  Manneskraft  weicht  von  ihm,    24  dann  f&rchtet 
er  sich  vor  Impotenz.    25  So  naht  er  sich  dem  Soma  mit  seiner  eige- 
nen Gabe.    26  Der  legt  in  ihn  Same  und  Manneskraft,  und  er  wird 
nicht  impotent  —   27   Einen  für  Brahmanaspati  bestimmten  eilfisdia- 
ligen  Kuchen  werfe  der  aus,  der  Herrschaft  wünscht.    28  So  naht  er 
dem  Brahmanaspati  mit  seiner  eigenen  Gabe.    29  Der  unterwirft  ihm 
seine  Verwandten,  er  wird  Herr.    30  Die  dabei  gebrauchten  Opfer-  und 
Einladungsverse  enthalten  das  Wort  gana  (Sohaar),  so  macht  er  ihn 
schaarenreich  durch  (viele)  Verwandte.  —  31  Dieselbe  ishti  werfe  auch 
derjenige  aus,  welcher  wünscht :  in  der  Priesterschafl  möchte  ich  das  Volk 
aufgehen  lassen.    32  Die  Opfer-  und  Einladungsverse  mache  er  in  diesem 
Falle  marutisch,  so  lässt  er  das  Volk  in  der  Priesterschaft  aufgehen. 


I 


75 


Anmerkungen. 

1  rfddhipariniitam  steht  nach  als  componirtes  Adjectivum,  vgl.  §  12, 

yäfaskamah  ist  Schleppe  wie  prajäkamah  u.  a.,  §  27.    2  Einer  muss  das 

yä9as  erlangen,  man  will  wissen,  wer  dies  sei.    Darum  ist  sömam  stark 

betont  und  tritt  vor  das  Subject.  r^änam  steht  nach  sömam,  vgl.  §  1 6. 

6  yajMvibhrashtah  hat  die  Stellung  des  einfachen  Participiums.    9  asmin 

steht  nach  dem  ersten  Wort  als  Enklitika,  s.  §  24.     11  Der  Ton  liegt 

auf  dem,  was  in  jedem  einzelnen  Falle  verlieben  wird,    also  auf  den 

Begriffen  t^jah,   indrijäm  und   brahmavarcasäm.    Diese   sind  so   sehr 

hervorgehoben,  dass  sie  vor  das  satz  verknüpf  ende  t^na  gestellt  sind. 

14,  §  5.     15  Der  Accusativ  sväm  ist  stark  betont,  wie  schon  evä  zeigt, 

und   zieht  devätam  nach  sich,  §  16.     Zu  dpa  vgl.  §  3.     17  brahma- 

varcasäkamah  und  grämakamah  (27)  entsprechen  den  Sätzen  yäm  käme 

Qöpanämet  (13)  und  yäh  klaibyad  bibhlyät  (22)   und  haben   dieselbe 

Stellung  wie  diese  Sätze,  weil  sie  zum  folgenden  überleiten,  vgl.  §  28. 

18    Der    Accusativ    betont    wie    evä    zeigt.      21    sämiiddhyai    §  27. 

22  sömäya  väjfne,  s.  §  10.    23  etäsmät  als  anaphorisches  Pronomen 

strebt  nach  vorn,  dadurch  wird  das  Subject  getheilt;  vgl.  auch  §  30. 

25  sömam  betont  wie  evä  zeigt.     28  ebenso.     30,  §  5.    32  märuti 

betont.  — 


Schlnssbetrachtung. 


Als  ein  sicheres    Resultat   dieser  Untersuchungen    betrachte   ich 
zunächst  das  Gesetz  der  occasionellen  Wortstellung.    Es  ist  durch  eine 
Reihe  von  Belegen  erwiesen,  dass  ein  Wort  dem  Anfang  eines  Satzes 
znrQckt  oder  an  den  Anfang  rückt,  sobald  ein  Nachdruck  des  Sinnes 
auf  ihm  liegt.    Daraus  folgt  denn  sogleich,  dass  der  Anfang  des  Satzes 
mit  stärkerer  (vielleicht  auch  höherer)  Betonung  ausgesprochen  worden 
ist,  als  der  übrige  Theil.    Für  diese  an  sich  einleuchtende  Folgerung 
sprechen  noch  zwei  Thatsachen,  nämlich  einmal  der  Umstand,  dass  die 
enklitischen  Wörter  von  dem  ersten  Wort  des  Satzes  wie  von  einem 
Magnet  angezogen  werden,  und  sodann  die  Thatsache,  dass  das  Verbum, 
wenn  es  in  seiner  normalen  Stellung  steht,  unbetont  ist,  wovon  sogleich 
mehr  zu  reden  sein  wird.    Es  scheint  mir  also  hinsichtlich  der  Satz- 
betonung bei  den  Indem  der  in  Frage  stehenden  Zeit  Folgendes  fest- 
zustehen: Sie  begannen  den  Satz  mit  starker   (vielleicht  hoher)  Beto- 
nung und  Hessen  die  Stimme  gegen  das  Ende  hin  sinken. 

Das  zweite  sichere  Resultat  scheint  mir  die  Beobachtung  zu  sein, 
dass  bei  den  Indern  eine  traditionelle  Wortstellung  vorhanden  war, 
der  Art,  dass  das  Subject  den  Satz  eröffnete,  das  Yerbum  ihn  schloss, 
das  Object  unmittelbar  vor  das  Verbum  trat,  das  Adjectivum  vor  das 
Substantivum ,  die  Praeposition  hinter  den  Casus  u.  s.  w.  Man  könnte 
zwar  gegen  diese  Beobachtung  einen  Einwand  erheben  und  behaupteo: 
die  Wortstellung  war  vollkommen  frei,  und  lediglich  dictirt  durch  das 
Qesetz,  dass  das  stärker  betonte  Satzglied  vom  steht;  die  Inder 
betonten  eben  das  Subject  besonders  stark,  darum  eröffnet  dieses  stets 
den  Satz  u.  s.  w.  Indessen  dieser  Einwand  zerfällt  bei  näherer  üeber- 
legung,  zunächst  schon  aus  einem  allgemeinen  Grunde*.  Es  ist  mir 
nämlich  zweifelhaft,  ob  sich  irgendwo  im  Bereiche  der  Erfahrung  ein 
solcher  Sprachzustand  findet,  wie  der  bei  diesem  Einwand  voraus- 
gesetzte, ein  Sprachzustand  der  Art,  dass  die  Sprechenden  mit  den 
Worten  hinsichtlich  ihrer  Stellung  vollkommen  irei   schalten  können. 


77 

Alle  sprachliche  üeberliefeining  geht  doch  in  Sätzen  vor  sich,  und  es 
werden  sich   wohl  in  jeder   sprechenden  Gesellschaft  Satztypen   aus- 
bilden, die  als  zusammenhängende  Körper  überliefert  werden.    Dazu 
kommt  denn  noch  ein  specieller  Grund :  Wäre  die  Ordnung  der  Wörter 
vollkommen  frei  gewesen,  so  müsste  sich  eine  grössere  Mannichfaltig- 
keit    zeigen,  als  thatsächlich   vorhanden  ist.    Das  Gewichtsverhältniss 
der  Satztheile  ist  in  der  ruhigen  Erzählung  durchaus  nicht  immer  als 
ein  ganz  einleuchtendes  gegeben;  hätte  jeder  Redende  und  Schreibende 
völlig  freie  Disposition  über  die  Bangirung  der  Satztheile  gehabt,  so 
wäre    gewiss   mancher    auf   den   Gedanken  gekonmien,    auch  in   der 
ruhigen  Erzählung  gelegentlich  das  Object   hinter  das  Verbum,   den 
Accusativ  vor  den  Instrumentalis  u.  s.  w.  zu  setzen.    Die  grosse  Gleich- 
mässigkeit  der  Wortstellung  bürgt  durchaus   für  eine  feste  Tradition. 
Nimmt  man  nun  noch  hinzu ,  dass  wir  im  Wesentlichen  dieselbe  Wort- 
stellung auch  in  andern  indogermanischen  Sprachen  finden,  so  kann  auch 
das  zweite  Resultat  —  betreffend  das  Vorhandensein  einer  traditionellen 
Ordnung  der  Wörter  im  Satze  —  als  gesichert  angesehen  werden.^ 

Combinirt  man  nun  diese  beiden  Beobachtungen,   so  erklärt  sich 
auch   die  eigenthümliche  Behandlung    des  Verbums  rücksichtlich  der 
Accentuirung.    Das  Verbum  des  Hauptsatzes  nämlich  hat  keinen  Accent, 
es  erhält  denselben  nur,  wenn  es  den  Satz  eröffnet  oder  wenn  es  zu 
einem  andern  Verbum   in   einen   ausgesprochenen    oder   angedeuteten 
Gegensatz  tritt,    also  wenn  es  aus  irgend   einem  Grunde  occasionell 
hervorgehoben    wird.     Das  Verbum   des    Nebensatzes   aber   ist    stets 
accentuirt.    (vgl.  Böhtlingk  Chrestomatie  ^  Seite  356.)    Diese  Erschei- 
nung erklärt   sich   nun   sehr   einfach  wie  folgt:    Da   der  Satzschluss 
stets  schwach  betont  ist,  und  das  Verbum  regelmässig  im  Satzschluss 
steht,   so   ist   der   häufigste  Zustand   des  Verbums   die   ünbetontheit. 
Dieser  häufigste  Zustand  nun  wird  so  zu  sagen  zu  seiner  inhärirenden 
Eigenschaft    und    bleibt   auch   in    Satzgestalten   wie   sä   hoväca  Pra- 
jäpatih   u.  ähnl.     um   die  Accentuirung   des  Verbums  im  Nebensatze 
zu  verstehen,    bedenke  man,    dass   die  Mehrzahl  der  Nebensätze  dem 
Hauptsatze  vorangeht,   und  dass  in  einem  solchen  Nebensatz  der  Satz- 
schluss allerdings  nicht  unbetont  sein  darf,  sondern  vielmehr  in  seiner 
starken  Betontheit  der  Spannung  Ausdruck  verleihen  soll,  mit  welcher 
der  Hauptsatz  erwartet  yrird. 


1)  Der  Frage,  ob  nicht  bei  der  Aoabildong  dieser  Wortstellungsregeln  das 
Getietz  der  occasionellen  Wortstellung  ein  hauptsächlicher  Faktor  gewesen  sei, 
ist  damit  nicht  präjudicirt. 


78 

Somit  sehen  wir,  daas  die  Eigenthümlichkeiten  der  Verbalbetonung 
im  Satze  mit  der  Wortstellung  im  nahen  Zusammenhange  stehen,  und 
können  weiter  die  Folgerung  ziehen,  dass  da,  wo  das  Yerbum  im 
Hauptsatze  tonlos  ist,  auch  die  Wortstellung  der  Brahmanas  herrschen 
oder  geherrscht  haben  muss. 

Damit  ist  die  Frage  nach  dem  Alter  dieser  Wortstellung  in  Indien 
im  Grunde  schon  entschieden.  Im  Veda  herrscht  dieselbe  Satzbetonung 
des  Verbums,  wie  in  den  Brahmanas,  also  ist  dieselbe  Wortstellung  für 
die  Zeit  des  Veda  vorauszusetzen.  Man  könnte  freilich  ss^en,  dass 
wir  in  der  Betonung  des  vedischen  Verbums  doch  nur  die  Ansichten 
derjenigen  Grammatiker  zu  erkennen  haben,  welche  die  vedischen 
Texte  constituirten.  Indessen  dass  diese  Gelehrten  in  der  fraglichen 
Betonung  nur  einen  alten  Gebrauch  der  wirklichen  Aussprache  con- 
statirten,  lässt  sich  von  anderer  Seite  her  erweisen.  Wackernagel  hat 
nämlich  in  Kuhns  Zeitschrift  23,  457  ff.  gezeigt,  dass  das  Griechische 
Spuren  derselben  Behandlung  de?  Verbums  in  der  Accentuation  von 
eifxl  und  qnjfil  aufweist,  somit  ist  dieses  Betonungsgesetz  uralt, 
üebrigens  zeigt  sich  auch  sonst,  dass  im  Veda  die  Wortstellungsgesetze 
der  Bi^hmanas  ebenfalls  beobachtet  sind,  natürlich  so  weit  die  poetische 
Form  es  gestattet. 

Es  bedarf  nach  allem  diesen  kaum  noch  der  Versicherung,  dass 
diese  selben  Gesetze  der  Hauptsache  nach  schon  in  urindogermanischer 
Zeit  vorhanden  gewesen  sein  müssen.  Das  Lateinische  und  Litauische 
zeigen  dieselben  noch  in  grosser  Beinheit,  in  den  übrigen  Sprachen 
(vielleicht  mit  Ausnahme  des  Keltischen)  sind  noch  Spuren  der- 
selben zu  entdecken. 


Anmerkungen. 


Zu  Seite  7  Anm.  proyoktise  ist  nach  grammatiscber  Üeberlieferung  als 
zweite  Person  zu  fassen,  und  dieser  Meinung  ist  auch  der  Scholiast.  Aber  der  Situa- 
tion würde  es  entsprechender  sein,  wenn  man  es  als  erste  Person  ansehen  könnte. 

Zu  Seite  8.  Unter  den  Futuris  auf  -tar  ist  mit  Absicht  die  Form  yimtd 
9.  B.  3,  2,  1,  22  weggelassen  worden.  Das  Bdhtlingk  -  Bothsche  Wörterbuch  über- 
setzt :  ,,wcil  sie  ihn  nicht  an  sich  ziehen  —  d.  h.  nicht  an  sich  herankommen  lassen 
will."  Der  Zusammenhang  ist  der:  Tajfia  hat  die  spröde  thuende  Vsc  so  weit 
gebracht,  dass  sie  ihn  selbst  zu  sich  gerufen  hat.  Nun  befehlen  die  Götter  dem 
Yajfia,  diesem  Bufe  nicht  zu  folgen,  sondern  vielmehr  stehen  zu  bleiben,  und  der 
Väc  zu  sagen  „komm  zu  mir,  während  ich  hier  stehen  bleibe.''  Diesen  Befohl 
rootiviren  die  Götter  bei  sich  durch  die  Ueberlegung:  yöshä  vä  iydm  vag,  yddenam 
nd  yumtä.  Die  üebersetzung  bei  BB.  scheint  mir  nun  in  diese  Worte  einen  Sinn 
zu  legen,  der  weder  dem  Begriffe  des  Futurums,  noch  der  Situation  entspricht. 
Die  letztere  scheint  mir  die  Befürchtung  zu  verlangen,  dass  die  VSc  als 
ein  verführerisches  Frauenzimmer  den  Yajfia  am  £nde  ganz  zu  sich  herüber- 
zöge.   Ich  glaube  also,  dass  yuvitd  zu  lesen  sei. 

Zu  Seite  25  Zeile  8  von  unten.  Ich  habe  aus  Versehen  hdrini  durch 
, golden*  übersetzt,  während  es  .grün"  heissen  muss,  (wie  ich  auch  §  11  richtig 
geschrieben  habe).  Die  vädi  wird  als  eine  gfijatri  angesehen,  die  grün  ist,  weil 
die  vädi  mit  grünen  Gräsern  bestreut  ist. 

Zur  Anm.  S.  27.  Ich  bin  zu  keiner  ganz  sicheren  Entscheidung  darüber 
gekommen,  wie  solche  Sätze,  wie  der  in  den  Probestücken  mitgetheilte  äpo  ha  vd 
iddm  dgre  saJüdm  evasa  aufzufassen  sind.  Meine  Auffassung  hat  das  für  sich, 
dass  die  Gesetze  der  Wortstellung  beobachtet  sind,  und  dass  durch  die  Identifi- 
cation der  iipas  mit  der  Welt  der  Begriff  ,nur'  hinzukommt,  dessen  man  bedarf. 
Wenn  man  iddm  als  „hier''  iSbst,  so  wäre  nach  meinem  Sprachgefühl  zu  erwarten, 
dass  die  Stellung  folgende  wäre:  apo  ha  vä  iddm  dgra  äsuh,  salildm  evd.  Viel- 
leicht bringen  Beispiele ,  die  mir  entgangen  sind ,  eine  Entscheidung. 

Zu  Seite  29  unten.  Der  Satz  mit  der  doppelten  Negation:  nd  vddan  jätu 
nanfitam  vadet  wäre  genau  so  zu  übersetzen;  „niemals  wird  einer,  der  überhaupt 
redet,  nicht  die  Unwahrheit  sprechen."  jätu  ist  nach  BB.  Ozytonon,  vielleicht  ist 
doch  auch  hier  jdtu  zu  schreiben. 

Zu  Seite  40  Zeile  12  von  unten,  dhävayati  habe  ich  durch  ^fahren* 
übersetzt.  Man  könnte  auch  daran  denken  zu  übersetzen:  „eine  Versammlung 
veranstalten,"  wenn  man  vergleicht  jd/nä  dhävanti  (}.  B.  14,  5, 1, 1. 


80 


ichniss  der  hauptsächlichsten  Abkürzungen. 


Q.  B.  =  The  ^atapatiia-BrShmana  ed.   by  Albrecht  Weber,    Berlin   und   London 
1855  (zweiter  Theil  des  White  Yajurveda  ed.  by  A.  W.  ebenda  185&). 

A.  B.  =  The  Aitareya  Brahmanam  of  the  Bigveda  edited  translated  and  expüüneii 
by  Martin  Haag,  Bombay  1863. 

T.  8.  =  Die   Taittiriya-Samhitä  herausgegeben    von   Albrecht   Weber,    2  Bande, 
Leipzig  1871  und  1872    (gleich  Weber,  Indische  Studien  11  und  12) 


Druckfehler. 


Seite  5   Zeile  7  v.  u.  lies  , denen*  statt  ,dem\  ^ 

-    22      -    16  V.  u.    -    nayati  statt  nayati. 

-  11  y.  u.  ist  statt  „Schüler  in  die  Brahmanenschaft  eingeführt'*  zu 
lesen:  „Brahmanen  in  die  Schulerschaft  eingeführt'*  (d.  h.  als 
Schüler  angenommen  hat). 

2  y.  o.  lies  lipa  statt  apa. 

-  16  V.  0.    -    yopayitvä  statt  yapayityä. 


-   25 


-  30 

-  30 


Halle,  Bnchdruckerel  de«  WalsenhauBoa. 


SYNTAKTISCHE 


FORSCHUNGEN 


VON 


B.  DELBRÜCK. 


IV. 


HALLE  A.S., 

VERLAG  DEK  BUCIIHANDLUNG  DES   WAISENHAUSES. 

187  9. 


DIE  GRUNDLAGEN 


DER 


GRIECHISCHEN  SYNTAX 


ERÖRTERT 


VON 


B.  DELBRÜCK. 


HALLE  A.S., 

VEBLAa  DEB  BUCHOANDLin^O  DES  WAISENHAUSES. 

1879. 


Vorrede. 


Bei  der  Ausarbeitung  dieses  vierten  Theiles  meiner  syntaktischen 
Forschungen  habe  ich  mich  bemüht,  besonders  den  Wünschen  solcher 
classischen  Philologen  entgegenzukommen,  welche  an  den  sprachwissen- 
schaftlichen Studien  ein  Interesse  nehmen,  ohne  sich  doch  an  allen 
Einzeluntersuchungen  zu  betheiligen.  Ich  habe  mich  desshalb  von  der 
Erörterung  linguistischer  Streitfragen  möglichst  fern  gehalten,  und  habe 
die  Citate  aus  dem  Sanskrit  so  eingerichtet,  dass  sie  auch  Ton  den 
dieser  Sprache  nicht  kundigen  Lesern  benutzt  werden  können.  Auf 
andere  indogermanische  Sprachen  als  das  Sanskrit  näher  einzugehen, 
habe  ich  selten  angezeigt  gefunden,  namentlich  habe  ich  auf  die  Her- 
beiziehung lateinischer  und  deutscher  Analogieen  fast  durchaus  ver- 
zichtet, weil  ich  annehme,  dass  die  Leser  meine  Darstellung  nach 
dieser  Seite  hin  aus  eigenen  Mitteln  ergänzen  werden.  Bei  der  Behand- 
lung des  Qriechischen  selbst  ist  die  Voraussetzung  massgebend  gewesen, 
dass  niemand  erwarte,  aus  dieser  Schrift  über  die  Thatsachen  des 
griechischen  Sprachgebrauches  belehrt  zu  werden.  Der  Stoff  ist  dess- 
halb überall  nur  soweit  herbeigezogen,  als  für  die  jedesmalige  Erörte- 
rung wünschenswerth  erschien.  Die  endlose  Literatur,  in  der  von 
griechischer  Syntax  gehandelt  worden  ist,  zusammenzuschaffen  und  an- 
zuführen, habe  ich  nicht  für  meine  Aufgabe  gehalten.  Ich  habe  mich 
zwar  bemüht,  die  wichtigsten  neueren  Schriften  zu  Bathe  zu  ziehen, 
aber  wer  aus  dem  Griechischen  ein  Specialstudium  macht,  vdrd  gewiss 
manche  Lücke  nach  dieser  Bichtung  hin  entdecken.  Freilich  bitte  ich, 
nicht  sofort  aus  dem  umstände,  dass  ich  eine  Schrift  nicht  citirt  habe, 
auf  meine  ünbekanntschaft  mit  derselben  zu  schliessen,  da  ich  es  für 
das  Bichtige  gehalten  habe,  fast  nur  solche  Bücher  anzuführen,  von 
denen  ich  wünsche,  dass  der  Leser  sie  nachschlage. 


VI      

Dass  bei  einer  so  ausserordentlich  ninfänglichen  und  zersplitterten 
Literatur   den   Prioritätsrechten   eines    Anderen   gelegentlich    zu    nahe 
getreten  wird,  ist  nicht  zu  vermeiden.    Ich  ergreife  mit  VergnögBn  die 
Gelegenheit,    um   ein   derartiges  Unrecht,    welches  ich   Synt  Forsch. 
2,  129  begangen  habe,  wieder  gut  zu  machen.    Bei  der  Constatinuig 
eines  gewissen  Aoristgebrauches  im  Sanskrit  habe  ich  a.  a.  0.  folgende 
Bemerkung  gemacht:    „Dieser   Gebrauch  des  Aorists  übrigens  ist   so 
unverkennbar,  dass  er  jedem  auffallen  muss,   der  die  Brähmanas  liest 
Eine  gedruckte  Andeutung  darüber  finde  ich  nur  bei  Weber  Ind.  Stad. 
13,    114/^      Es    war    mir    damals    entgangen,    dass   vor    mir    schon 
Bamkrishna  Gopal  Bhandarkar  in  der  Vorrede  zu  seinem  Second  book 
of  Sanskrit,   datirt  Ratnagiri  8th  April  1868,    diesen   Gebrauch    des 
Aorists  festgestellt  hatte. 

Jena,  August  1879. 

B.  Delbrflek. 


Inhalt. 


Einleitendes  1  —  3. 

Üeberlieferung  in  Sätzen.    Grundbegriffe. 

Erstes  Kapitel  4—13. 

Genus  der  Substantiva.  Genus  im  Indogermanischen,  Mebrgeschlechtigkeit 
daselbst  4—5.  Ueber  Geschlechtswechsel  im  Allgemeinen  5  —  6.  Geschlecht 
Ton  ^Qög  6.  Masculina  nachher  ersten  Declination  ursprünglich  Feminina 
6 — 12.    Feminina  nach  der  zweiten  Declination  ursprünglich  Masculina  12 — 13. 

Zweites  Kapitel  14—27. 

Die  Numeri.  Der  Singular  collectiv  14.  Der  Dual  im  Sanskrit  und  Grie- 
chischen 14 — 20.  Das  Neutrum  im  Plural  mit  dem  Yerbum  im  Singular 
20—27. 

Drittes  Kapitel  28—62. 

Die  Casus.  Vocativ  28.  Accus ativ  29  —  37.  Grundbegriff  und  Ein- 
theilung  29.  Der  nothwendige  (Objects-)  Accusativ  30.  Anhang  dazu  31. 
Acc.  des  inneren  Objects  31  —  32,  des  Zieles  32,  der  Erstreckung  32,  der 
Beziehung  32  —33.  Der  doppelte  Accusativ  34  (vgl.  Nachtrag).  Adverbialer 
Gebrauch  34—37.  —  Genetiv  37—52.  Der  echte  Genetiv  37—46.  Grund- 
begriff desselben  37 — 38.  Gen.  bei  Substantiven  38 — 39.  Gen.  bei  Verben 
39—43.  Prädicativer  Gen.  43.  Gen.  bei  Adjectiven  43 — 44.  Der  locale  und 
temporale  Gen.  44  —  45.  Bückblick  46.  Der  ablativische  Bestandtbeil  dos 
Gen.  46 — 48.  Adverbia  aus  dem  Ablativ  48 — 49.  Vermuthungen  über  die 
Grunde  des  Zusammenfliessens  von  Ablativ  und  Genetiv  49 — 52.  —  Dativ 
52 — 61.  Besteht  aus  Dativ,  Localis  und  Instrumentalis  52  —  53.  Der  echte 
Dativ  53—54.  Der  locale  Dativ  54  —  57.  Der  instrumentale  Dativ  57 — 61.  — 
Der  Casus  auf  '(pi(v)  61—62.    (Nominativ  78). 

Tiertes  Kapitel  63—66. 

Die  Adjectiva.  Bildung  des  Femininums  63.  Adjectiva  ohne  Femininum  (wie 
ijiSvxog)  ursprünglich  Substantiva  64—65.    Adjectivische  Composita  65. 

Fünftes  Kapitel  66—79. 

Das  Augment  und  die  Genera  des  Verbums.  Das  griechische  Verbum  fast 
durchaus  proethnisch  67.  Augment  und  unechter  Conjunctiv  68.  Me- 
dium im  Indogermanischen  69 — 71,  im  Altindischen  71 — 74.  Die  Vorliebe  des 
Griechischen  für  die  mediale  Form  des  Futurums  74 — 75.  Passivum,  ins- 
besondere Passivaoriste  75 — 78.  Nominativ  und  Instrumentalis  bei  dem  Passi- 
vum 78  —  79. 


VIII      

Seehstes  Kapitel  80—114. 

Die  Tempora.  Die  Actionen  der  Tempora  gewohnlich  nicht  genug  unter- 
schieden 80.  Der  Unterschied  an  einigen  Beispielen  {äyto,  ßalvti,  ßaXlm,  dixaCt^, 
itxto,  (QXOfiaif  iQvxüi,  ^y^ofAtti,  trifAi,  xal^to,  xotfAtofjiaif  xofii^ta,  voito,  oTtaCa, 
oTQvvto,  Ttei&ta,  n(fM.n(Of  nCnxia,  miQato,  ^ito,  hXr^Vy  ip^dCofiai  erl&ntert  80  —  ^- 
Die  ans  mehreren  Wurzeln  zosammengesetzten  Verba  (wie  ögato  tldov  6t*fouat} 
im  Sanskrit  und  Griechischen  92  —  93.  Der  Perfectstamm  94  —  97.  Das 
Plusquamperfectum  96  —  97.  Der  Puturstamm  97—100.  Der  Aori&t- 
stamm  100—111.  Verhältniss  von  Aorist  und  Imperfectum  103 — 105,  (vgl.  114). 
Die  Modi  enthalten  nicht  den  Sinn  der  Vergangenheit  109  — 110.  Der  Pri- 
sen s  stamm  111  — 114. 

Siebentes  Kapitel  115  —  120. 

Die  Modi.  Conjunctiv  und  Optativ  115 — 118.  Kann  man  den  Gmnd- 
begrifF  feststellen  ?  115 — 117.  Proethnischer  Gebrauch  des  Oonjunctivs  117 — 118, 
des  Optativs  118.  Imperativ.  Zwei  Formschichten  118  — 119.  Verbindung 
der  Partikel  ^>j  mit  dem  Imperativ  des  Präsens  und  dem  Conjunctiv  des  Aon»t> 
119—120.  * 

Achtes  Kapitel  121—125. 

Das  verbum  infinitum.    Infinitiv  120 — 125.    Participia  125. 

Neimtes  Kapitel  126  — 134. 

Die  Präpositionen.  Allgemeines  126—127.  Bei  dem  Verbum  127  —  128.  Bei 
dem  Nomen  128—134.  äno  129,  ini  130,  naga  130,  nfgC  131,  n^  132,  tw^ 
132,  /Afrd  132,  aöv  133,  iv  133.    ßückbUck  134. 

Zelintes  Kapitel  135—142. 

Welche  Pronomina  sind  im  Griechischen  proethnisch?  135.  Pronomina  erster 
und  zweiter  Person  136.  Pronomen  reflexivum  136—138.  Pronomen  interroga- 
tivum  138.  6  1^  t6  138.  oüros  139  —  140.  Eigene  Casus  der  Pronomina 
141  - 142. 

Elftes  Kapitel  143—147. 

Einmal  gesetzte  postpositive  Partikeln  -tj,  -*,  ye,  w,  xev,  av  143 — 144. 
Doppelt  gesetzte:  re,  ij  144.    Negation  145  —  147. 

Zwölftes  Kapitel  148—155. 

Wortstellung.  Traditionelle  und  occasionelle  148—150.  Adjectivum  150—151. 
Apposition  152.  Attributiver  Genetiv  152.  Präpositionen  153.  Verbum  153 — 154. 
Das  Verbum  im  Hauptsatz  enklitisch  154. 


Einleitendes. 


Dass  die  Griechen  aus  der  indogermanischen  Heimat  Nomina  mid 
Verba  in  bestimmten  Flexionsformen,  Zahlwörter,  Präpositionen,   Pro- 
nomina, Partikeln  mitgebracht  haben,  wird  jetzt  von  Niemand  bezwei- 
felt.    Da   nun   die  sprachliche  Mittheilung  in  Sätzen  vor  »ich  geht,   so 
folgt  aus  der  angeführten  Thatsache  zugleich,   dass  die  Griechen  auch 
gewisse  Formen  der  Sätze ,  Gewohnheiten  in  Bezug  auf  die  Stellung  der 
Satztheile,    sogenannte   Constructionen   der   Verba   u.  s.  w.   mit   nach 
Hellas  eingeführt  haben.    In   wie  weit  dieser  alte  Besitz  sich  noch  in 
dem   uns   überlieferten  Griechisch  erkennen  lasse,   soll  im  Folgenden 
iintei-sucht  werden,  und  zwar  mit  Beschränkung  der  Untersuchung  auf 
den   einfachen  Satz.     Es  wird  also  meine  Aufgabe  sein,   zu  scheiden, 
welche  syntactischen  Gestaltungen  die  Griechen   der  indogermanischen 
Grundsprache   verdanken,   und   welche  sie   selbst   dem   Ueberlieferten 
hinzugefügt  haben.    Dabei  werde  ich  in  gleichem  Sinne,  wie  „vorgrie- 
chisch" oder  „proethnisch"  den  Ausdruck  „indogermanisch"  anwenden, 
ohne   damit  einer  Entscheidung  der  Frage  vorgreifen   zu  wollen,  ob 
nicht  vielleicht  unter  der  indogermanischen  Einheit  noch  kleinere  Ein- 
heiten wie  „europäisch"  anzunehmen  sein  mochten,   Einheiten,   über 
welche  bei  dem  jetzigen  Stande  der  Forschung   etwas  Sicheres  nicht 
ausgesagt  werden  kann. 

Gelegentlich  wird  es  nöthig  sein,  hinter  diese  indogermanische 
Grundsprache,  welche  ja  eine  ausgebildete  Flexionssprache  war  so  gut 
wie  das  Griechische ,  bis  in  die  Entstehung  der  Flexion  zurückzugehen, 
namentlich  bei  der  Erörterung  der  sogenannten  Grundbegriffe.  Als 
Grundbegriffe  hat  man  früher  häufig  solche  allgemeinen  Begriffe  auf- 
gestellt, welche  nach  der  Ansicht  des  betreffenden  Forschers  geeignet 
waren,  die  Mannichfaltigkeit  des  Gebrauches  einer  Form  in  einem 
umfangreichen  Schema  zusammenzufassen,  (so  z.  B.  bei  dem  Conjunctiv 
„die  Möglichkeit"  u.  a.  m.).  Neuerdings  ist  man  mit  Recht  von  diesen 
Bemühungen  zurückgekommen,  weil  man  eingesehen  hat,  dass  derglei- 
chen Aufstellungen  einen  historischen  Werth  nicht  haben  können.    Eher 

Delbrück,  syntakt.  Foracb.    IV.  1 


2       

I^önnte  mau  glsuben,  dass  es  wichtig  wäre  zu  ermitteln,  welcher  Begriff 
etwa  den  Griechen  als  Inbegriff  des  Gebrauches  einer  Form  erschienen 
sein  möchte.    Allein,  abgesehoii  von  der  Schwierigkeit  der  Constatinin^ 
der  Thatsache,  hat  man  Grund  zu  zweifeln^  ob  bei  Formen  mannich- 
fachen  Gebrauches  ein  solches  Allgemeinbild  überhaupt  in  dem  Bewusst- 
sein    der  Sprechenden   je   existirt    hat.     Augenscheinlich   existirt    im 
Sprachbewusstsein  nichts  Anderes  als  Anwendungsty pen,  z.  B.  des  Gene- 
tivs   bei  Verben,  bei  Substantiven,    bei  Präpositionen  u.  s.  w.  (Typen 
deren  Vorhandensein   dadurch  bewiesen  wird,   dass  gegen  den  Versuch 
einer  stark  abweichenden  Anwendung  das  Sprachbewusstsein  rebellirt), 
aber  keine  Zusammenfassung  dieser  Typen  zu  einer  Allgemein  Vorstel- 
lung.   Somit   bleibt    denn    nichts   übrig,    als   unter   Grundbegriff  die 
älteste  Bedeutung  zu  verstehen.    Da  nun  die  älteste  Bedeutung  diejenige 
ist,  welche  der  Form  bei  ihrer  Entstehung  zukam,  die  Flexionsformen 
des  Griechischen  aber  (abgesehen  von  etwaigen  auf  Analogie  gegründeten 
Neubildungen)  lange  vor  der  griechischen  Zeit  entstanden  sind,  so  fällt 
die  Frage  nach  den  Grundbegriffen  nicht  mehr  in  den  Bereich  der  Unter- 
suchung der  Einzelsprache,  sondern  gehört  in  die  Untersuchung  über 
die  Entstehung  der  Flexionsformen  und  Bedetheile.    Es  ist  also  streng- 
genommen unrichtig,  z.  B.  von  dem  Grundbegriff  des  griechischen  Aorist«^ 
zu  sprechen.    Man  kann  nur  sprechen  von  dem  Grundbegriff  des  indo- 
germanischen, und  von  den  Anwendungstypen  des  griechischen  Aorists, 
der  ein  Fortsetzer  des  indogermanischen  ist.    Da  aber  in  dieser  Schrift 
nicht  von  der  Entstehung  der  Wort -Arten  und  Formen,  sondern  nur 
von  der  Verwandlung  des  indogermanischen  Gebrauchs  derselben  in  den 
griechischen  die  Bede  sein  soll,  so  gehört  die  Untersuchung  der  Grund- 
begriffe  strenggenommen    nicht  zu   meinem   Plan.     Indessen    da    die 
Anordnung   des  Stoffes    oft  von  der  Ansicht  abhängen  muss,    die  ich 
über   den  Grundbegriff   einer   Form  hege,   so  werde  ich  nicht  umhin 
können ,  dieses  schwierige  Gebiet  dennoch  zu  berühren.    Ueberall  werde 
ich  mich  bei  diesen  Fragen  grosser  Zurückhaltung  befleissigen,  und  mir 
lieber  zu  weit  getriebene  Skepsis,  als  zu  nachgiebigen  Glauben  an  ety- 
mologische Analysen  zum  Vorwurf  machen  lassen. 

Zur  Ermittelung  des  proethnischen  Gebrauches  habe  ich  in  erster 
Linie  die  alte  Poesie  und  Prosa  ^  des  Sanskrit  herangezogen ,  welches, 
wie  diese  Arbeit  zeigen  wird ,  dem  Griechischen  in  syntactischer  Bezie- 
hung sehr  viel  näher  steht,  als  das  Lateinische.    Welche  Daten  vor- 


1)  Ueber  den  Werth  derselben  ftir  syntactiscbe  Untersnchnn^on  habe  ich  mich 
Synt.  Forsch.  lU,  1  ff.  ausgesprochen. 


liegen  müssen,  damit  Zufälligkeit  der  üebereinstimmung  ausgeschlossen 
und  demnach  ursprüngliche  Gleichheit  als  festgestellt  gelten  kann,  dar- 
über allgemeine  methodische  Betrachtungen  anzustellen,  halte  ich  für 
überflüssig.  Der  Leser  wird  in  jedem  einzelnen  Falle  zu  prüfen  haben, 
ob  und  inwieweit  meine  Vermuthungen  Anspruch  auf  Glaubwürdigkeit 
erbeben  können. 

Wenn  es  mir  durch  diese  Erörterungen  gelingt,  die  Grundlagen 
für  ein  geschichtliches  Yerständniss  der  griechischen  Syntax  zu  legen, 
so  ist  die  Absicht  dieser  Schrift  erreicht.  Die  grosse  Aufgabe,  auf 
diesen  Grundlagen  eine  Geschichte  der  griechischen  Rede  aufzubauen, 
habe  ich  nicht  anrühren  wollen. 

Die  Darstellung  habe  ich  der  Uebersichtlichkeit  wegen  nach  Wort- 
arten gegliedert.    Die  Adverbia  sind  unter  den  Casus  besprochen. 


Erstes  Kapitel. 

Das  Genus  der  Snbstantlra. 

Dass  die  Lehre  vom  grammatischen  Geschlecht  einer  wissenschaft- 
lichen Behandlung  f&hig  ist,  sieht  man  namentlich  aus  der  geistvollen 
Darstellung  Jacob  Orimms  (Deutsche  Grammatik  3,  311  — 563),  womit 
man  vergleiche  Diez  Grammatik  der  romanischen^  Sprachen  2,  17  ff. 
und  Miklosich  Vergleichende  Grammatik  der  slavischen  Sprachen  4« 
17  ff.,  wo  man  weitere  Literatur  verzeichnet  findet. 

Dass  man  mit  Anwendung  der  in  diesen  Schriften  aufgestellten 
Gtoichtspunkte  auch  auf  dem  Gebiete  des  Griechischen  Ergebnisse 
gewinnen  kann,  welche  mehr  Interesse  bieten,  als  die  bisherigen  Ver- 
suche, die  fiber  eine  Zusammenstellung  des  Faktischen  kaum  hinaus- 
gegangen sind,  versuche  ich  an  einigen  Beispielen  zu  zeigen. 

Um  die  Grundlage  f&r  die  Betrachtung  des  Genus  im  Griechischen  zu 
gewinnen,  muss  vor  Allem  gefragt  werden,  was  über  das  grammatische 
Genus  im  Indogermanischen  ausgesagt  werden  kann.  In  dieser  Beziehung 
nun  kann  man  aus  der  Formenlehre  mit  Sicherheit  folgern,  dass  die 
Indogermanen  die  Eintheilung  der  Substantive  in  männliche,  weibliche 
und  ungeschlechtige  bereits  gekannt  haben.  Daher  zeigen  denn  auch 
diejenigen  griechischen  Wörter,  welche  wir  mit  Wörtern  verwandter  Spra- 
chen identificiren  können,  fast  durchgängig  dasselbe  Geschlecht  wie  diese. 
Um  zu  zeigen,  wie  weit  die  üebereinstimmung  geht,  mustre  ich  die 
Substantive,  welche  sich  im  Sanskrit  und  Griechischen  übereinstimmend 
vorfinden,  indem  ich  dabei  nur  solche  Wörter  berühre,  bei  denen  ein 
grammatisches  (nicht  ein  natürliches)  Geschlecht  im  strengen  Sinne 
erscheint.  Von  Masculinis  flihre  ich  an:  äfiog  dmsa  Schulter,  AdoA; 
ddnt  Zahn,  Ttoig  päd  Fuss,  ^tlf^vg  hdhü  Vorderarm,  ifTihIpf  plüuin 
Milz,  jui^  mds  Monat,  dygig  cyra  Flur,  ÜKfiütv  dfman  Ambos,  uUertv^ 
parapi  Beil.  Von  Femininis:  iq>(f6g  bhrü  Augenbraue,  oifß  väe  Stimme, 
yiwg  hdnu  (nur  f  belegt)  Kinnbacke,  y(X6vig  grani  (ebenfalls  nur  f. 
belegt)  Steissbein,  Hinterbacke,  vtxeqva  pdrshiii  (nur  f.  belegt)  Ferse, 
va^  naü  Schiff,  vv^  ndkt  Nacht,  oKQig  d(ri  Ecke,  Kante.    Von  Neutris: 


dardov  asihdn  dsthi  Knochen ,  oi&aQ  Üdhan  Üdhar  Euter ,  x^eog  Jcravis 
rohes  Fleisch,  yAw  jänu  Knie,  J^naQ  ydkrit  Leber,  (iidv  mddhu  süsser 
Trank ,  ^ioq  addn  Wasser,  ovofia  ndman  Name,  ^vy6v  yugd  Joch, 
ödQv  ddru  (wie  es  scheint  nur  n.  belegt)  Holz,  dazu  eine  Reihe  von 
Wörtern  auf  as,  wie  fiivog  mdnas,  Hnog  vdcas,  ytXifog  ^dvas^  %dog 
scidas,  veg>og  nätikctö^  Syog  dgas  u.  a.  m. 

Gegenüber  einer  so  grossen  Uebereinstimmung  lassen  sich  Ver- 
schiedenheiten kaum  beibringen. 

Zugleich  zeigt  diese  üebersicht,  was  sich  noch  eingehender  begrün- 
den lässt,  dass  schon  in  vorgriechischer  Zeit  mit  gewissen  Suffixen  ein 
gewisses  Geschlecht  sich  zu  verbinden  pflegte,  z.  B.  das  f.  mit  den 
Stämmen  auf  -S  (erste  Declinatiou),  das  m.  und  n.  mit  den  Stämmen 
auf  -a  (zweite  Declination),  das  f.  mit  dem  Suffix  -ti,  welches  Abstracta 
bildet,  ebenso  das  f.  mit  dem  Suffix  -tat,  das  n.  (nur  vereinzelt  das  f.) 
mit  dem  Suffix  -as  u.  a.  m.  Auch  ist  wahrscheinlich,  dass  schon  im 
Indogermanischen  Mehrgeschlechtigkeit  bei  einzelnen  Wörtern  vorkam. 
Das  indische  Wörterbuch  ist  voll  solcher  Angaben,  und  mag  auch 
manche  derartige  Doppelheit  auf  indischer  Neugestaltung  beruhen,  so 
wird  doch  manches  auch  als  uralt  anzusehen  sein.  Wenn  z.  B.  cahrd 
Bad  n.  und  ni.  ist,  und  das  entsprechende  griechische  liAdog  auch  den 
pl.  TLikla  zeigt,  so  beruht  eine  solche  Uebereinstimmung  schwerlich  auf 
Zufall. 

Schon  aus  diesen  Andeutungen  über  das  Geschlecht  im  Indoger- 
manischen lässt  sich  folgern  (und  diese  Folgerung  Hesse  sich  leicht 
noch  weiter  stützen),  dass  das  Griechische  in  Bezug  auf  das  gramma- 
tische Geschlecht  im  Wesentlichen  den  indogermanischen  Zustand  bewahrt 
hat.  Es  gehören  also  die  letzten  und  schwierigsten  Fragen  über  das 
Genus,  z.  B.  die  Frage  aus  was  für  Gründen  gewisse  Begriffe  unter  ein 
bestimmtes  Geschlecht  subsumirt  werden,  nicht  in  die  Grammatik  der 
Einzelsprache,  sondern  der  indogermanischen  Gesammtsprache.  Bei  der 
Behandlung  der  Einzelsprache  ist  nur  die  Frage  zu  erörtern,  welche 
Abweichungen  vom  Indogermanischen  stattgefunden  haben,  und  wie 
diese  etwa  zu  erklären  sein  möchten. 

Ehe  ich  diese  Frage  im  Bezug  auf  das  Griechische  einer  Erörterung: 
unterziehe,  führe  ich  noch  einige  Worte  von  Brugman  an,  der  sich  in 
Kuhns  Zeitschrift  24,  47  ff.  über  die  Gründe,  weshalb  ein  Geschlechts- 
wechsel stattfinden  kann,  so  ausspricht: 

„Dass  Substantive  ihr  geschlecht  ändern,  ist  eine  auf  allen  Sprach- 
gebieten begegnende,  auf  einigen  in  sehr  weitem  umfang  auftretende 


erscbeinung.  Got.  namO  z.  b.  ist  neutrum  y  ahd.  namo  aber^  ohne  zweifei 
dasselbe  wert,  ist  masc.  geworden,  got.  dragk  (draggk)  und  ahd.  trank 
sind  neutra,  jetzt  heisst  es  der  trank.  Die  mhd.  mascolina  slange. 
sneckO;  made,  höuschrecke  u.  a.  auf  -e  sind  jetzt  feminina^  ?gl.  J.  Grimm 
d.  g.  III,  549  ff.  Im  litauischen  sind  die  neutralen  substantiva  dorch- 
gehends  in  die  geschlechtige  dcclination  übergetreten ,  so  dass  z.  b.  szir- 
dis,  fem.  herz,  auf  einem  neutralstamm  *szirdi  beruht  lieber  analoge 
Vorgänge  im  Slavischen  vgl.  Miklosich  vergl.  gr.  IV,  24.  Die  Ursache 
zu  solchem  genuswechsel  ist  entweder  in  der  äusseren  oder  in  der 
inneren  sprachform  zu  suchen.  Wenn  wir  jetzt  die  schlänge ,  die 
Schnecke  u.  s.  w.  sagen,  so  beruht  dies  sicherlich  auf  der  ein  Wirkung 
der  zahlreichen  alten  ä-feminina  mit  dem  nominativausgang  -e,  wie 
die  wespe;  ebenso,  glaube  ich,  ist  z.  b.  im  lateinischen  der  Übergang 
des  neutrum  pulvis  in  die  geschlechtige  declination  durch  die  analogie 
des  nominativausgangs  -is  der  i-stämme,  wie  pisci-s,  bewirkt,  und 
im  Slavischen  der  Übergang  der  ursprünglichen  neutra  medü  (jidd^v) 
und  olü  (germ.  alu)  in  die  geschlechtige  declination  dadurch  hervor- 
gerufen, dass  die  form  des  nom.  acc.  der  neutralen  u- stamme  mit 
dem  nom.  acc.  des  masc,  z.  b.  synu  =  '^'sünus  und  '^sünum,  nothweudig 
zusammenfallen  musste  (wegen  dieser  slavischen  neutra  vgl.  Leskien 
decl.  s.  67).  Wenn  dagegen  aus  das  fräulein,  die  fräulein  w^ird, 
oder  wenn  die  Bussen  das  femininum  golova  „haupt'',  falls  es  den 
anführer  bedeutet,  als  masc.  behandeln  (vgl.  J.  Grimm  III,  321.  lY, 
268  f.,  Miklosich  IV,  33  f.,  L.  Schroeder  s.  89)  so  ist  das  natürliche 
geschlecht  oder  die  innere  sprachform  massgebend  geworden.'' 

Im  Griechischen  nun  sind  mir  Veränderungen  des  Geschlecbts  um 
der  äusseren  Sprachform  willen  nicht  zur  Hand. 

Dagegen  giebt  es  eine  Beihe  von  Belegen  für  Geschlechtswechsel 
in  Folge  von  Veränderung  der  inneren  Sprachform. 

Abgesehen  von  Einzelheiten,  wie  z.B.  dQik;^  welches  ursprünglich 
m.  gewesen  zu  sein  scheint,  (als  welches  es  auch  die  Peloponnesier 
gebraucht  haben  sollen)  und  welches  f.  geworden  sein  mag,  weil  die 
Bedeutung  (im  Sanskrit:  Holz,  Buder,  hölzernes  Gefäss,  Baum)  sich 
auf  „Baum''  specialisirte,  und  die  Bäume  im  Gr.  meist  f.  waren  — 
abgesehen  von  solchen  Einzelheiten  kommen  namentlich  die  Masc.  auf 
-TTig  in  der  ersten,  und  eine  Anzahl  von  Nominibus  auf  -og  in  der 
zweiten  Decl.  in  Betracht. 

Von  den  Masc.  nach  der  ersten  Declination  behaupte  ich  im  An- 
schluss  an  Jacob  Gnmms  Aufsatz:  Von  Vertretung  männlicher  durch 
weibliche  Namensformen,   E^leine   Schriften  3,  349  ff.,   dass  sie   ar- 


sprünglich  Feminina  gewesen  und  in  Folg'e  eines  Bedeutungs- 
wandels zu  Masculinis  geworden  sein. 

Um  diese  Behauptung  wahrscheinlich  zu  machen,  gehe  ich  die 
appellativen  m.  nach  der  ersten  Declination  durch,  welche  sich  bei 
Homer  finden.  Bei  einer  Durchmusterung  derselben  muss*  zunächst 
auffallen,  dass  die  bei  weitem  überwiegende  Mehrzahl  im  N.  s.  auf -rijg 
(alt  -To)  ausgeht.  Ein  anderes  Suffix  als  -ta  zeigen  ausser  dem  mehr 
als  zweifelhaften  äyyelujg  nur  ver/vltjg  und  Tafiirjg.  Den  Mittelpunkt 
der  Erörterung  haben  also  die  Nomina  auf  -trjg  zu  bilden. 

Ton  diesen  nun  ist  bekannt,  dass  viele  von  ihnen  eine  Beziehung 
zu  Nominibus  auf  -Ti;ß  zeigen.  So  findet  sich  neben  alavf^vfj^at  ^257 
alavfivrjfufjQi  ß  347,  neben  doTEiOTtjg  äantaxfiQEg  bei  Sophocles,  neben 
Tivßtqvfjfciqg  yLvßeQvr/cfjQeg  d-  557,  neben  d^rjorrjg  ÖQX^^aT^Qeg  2  494, 
neben  ccKovtiar^  dr/iovtiarfjQ  bei  Euripides.  Dasselbe  zeigt  sich  bei 
der  Weiterbildung.  Die  f.  zu  m.  auf  -Trjg  gehen  nicht  bloss  auf  -Tig, 
sondern  häufig  auch  auf  -TQia  aus,  z.  B.  diyLtqia  bei  Archilochos  neben 
dvAxvfi^  tpaidvvtqta  neben  (patdwrtig  u.  a.  m.  Auch  Ableitungen  wie 
lYJExijQiog  neben  mV^/ij,  ßovleirrjQiov  neben  ßovXevri^  zeigen  dieselbe 
Vermischung.  Aus  diesen  und  weiteren  Thatsachcn  folgt  nun  zwar 
nicht,  dass  überall  wo  in  einer  Ableitung  ein  q  auftaucht,  ein  Nomen 
auf  -Ti]Q  zu  Grunde  liege,  wohl  aber,  dass  irgend  welche  Nomina  auf 
-tr^Q  unter  die  auf -rryg  gerathen  sind,  von  denen  dann  der  ^- Typus 
in  den  Ableitungen  ausging. 

Auf  die  Vermuthung,  dass  eine  Vermischung  von  Wörtern  auf 
-TJjg  und  -TrjQ  stattgefunden  habe,  fuhrt  auch  die  Vergleichung  mit 
den  verwandten  Sprachen.  Denn  es  ist  scbr  wahrscheinlich,  dass  ige- 
Trjg  dasselbe  Wort  sei  wie  aritdr^  und  attdr  Esser  dasselbe  wie  -eazrß 
in  üfirfiTijg.^  Ausserdem  lehre»  die  verwandten  Sprachen,  dass  das 
Suffix -tä  stets  nur  von  Nominalstämmen  weiterbildet. 

Aus  allen  diesen  Gründen  wird  man  berechtigt  sein  anzunehmen, 
dass  alle  diejenigen  Nomina  auf  -rr^g,  welche  eine  directe  Beziehung  zu 
einem  Verbum  zeigen,  nicht  ursprünglich  das  Suffix -ta,  sondern  das 
Suffix  -tar  gehabt  haben,  oder  Nominibus  mit  dem  Suffix  -tar  nach- 
gebildet worden  sind. 

Diese  Vermuthung  ist  auch  schon  von  anderen  ausgesprochen  wor- 
den, vgl.  Bnigman  in  Curtius  Studien  9,  404. 

Von  den  bei  Homer  vorkommenden  Nominibus  dürften  zu  diesem 
Typus  die  folgenden  zu  rechnen  sein:  alavfmfvrjgy  dKovzKm^y  «Ae/rij^, 

1)  Oder  vielmehr  ^f^ioriig  nach  Wackornagcl  in  Bezzenbergers  Beiträgen  4,  267. 


Tfjg,  r/Jrr^g,  /.vßeqvt/ctfi^  oaQiaz/^i;,  olwviatr^y  iqfjUtfixf^y  TtccQmßart^c^ 
Tttqivaitxai,  yceguctiTai,  7calaiat/^i:y  7€oXef.uaT^,  avßifnr^g^  ToHtrr^c^ 
ZQWKtf^g,  cßgiar/jg,  hccHpr/vrji;, 

Diese  dürfen  also  bei  der  jetzigen  Betrachtung  unberücksiditigt 
bleiben. 

Die  übrigbleibenden  nun,  abgesehen  von  einigen  unverständlichen, 
sind  die  folgenden:  tza-  Verwandter  in  den  Formen  irot,  trag^  tzr^oir; 
eine  Reihe  von  Bezeichnungen  für  Waffenträger,  Krieger:  aixfir^Ta- 
in  den  Formen  alxf.1t/1:dy  {yeQitfv  alxftt/rd  Av-miov)  E  197,  aix^r^TjJc, 
rrjv,  rg,  du.  cdxf^tjTa  ff  281,  alxf4i^Tai  und  aixfÄf/cdioVy  gewöhnlich  in 
den  Wendungen  dvÖQOy  aixini^tdior ,  Javatav  aixfir/rdiov;  da7zia%d- 
nur  in  der  Form  da/noxdiov  stets  mit  einem  Völkernamen  verbunden 
(_y  201  mit  hxihv);  d-vjqrj.rd-  in  ü^ioQtf/judiov  und  d-coQffKvpji  immer  mit 
einem  Völkeniaraen;  '/.OQrard-  in  ävöga  tloquott^v  und  duto  ^/iiavte 
'KOQvatd;  'A,oQvvrjta-  in  dem  Verse  äioc  ^^Qtjix^oov  zov  hiijünfiiv  tloqv- 
vr/vr^v  üvÖQeg  /ly^Xt^OTiov  H  138  und  'Aoqi-v/fcr/g  yigfjli^ovg  H9;  to Pota- 
in dem  Vocativ  zo^ora  A  .-585.  Dahin  kann  man  noch  dozeQOTti^zd- 
rechnen,  in  A  G09:  Zevg  di  .rqbg  ov  l^xog  ll}t^  ^OXifuciog  davBQo:ci- 
z/jg.  Eine,  Eriegerbezeichuung  ist  auch  ijr7c6za-  in  dem  Nominativ 
hcTtoza  Utjlevg  und  hfjiöza  Nlaziaq.  Dazu  endlich  gehört  fAaxt.zd- 
in  f^fxxt^Trjg,  z.  B.  frigi  fuv  i^eleiv  zaxvg  ^i  ftccXW^y  H^^/^^S  Svögag 
(woneben  auch  dyxifiaxf/ral  immer  mit  einem  Völkernamen).  Der 
Bedeutung  nach  gehören  zusammen  die  folgenden  Wörter:  dygöza-  in 
q)fjivai  }]  aiyvTizol  ya^xliwvvxeg  oiat  ze  ziycva 
dyq&tai  e^etXovzo  ycdqog  7cezet^vä  yevea^ai  n  218, 
woneben  das  in  seiner  Bildung  undeutliche  dyqonaza-  in  der  Form 
dyQOi(jyrai;  /coliza-  und  /colirjza-  in  den  Formen  7cokiTag  und 
Ttohr/vag;  vavza-  in  den  Pluralcasus  va€zaiy  vavzdutVy  vccvzrfliv. 
Endlich  i.ajvrjZi^g  Bartträger.  Wir  haben  also  bei  diesen  Nominibus 
folgende  Bedeutungen  gefunden :  Verwandter,  Lanzenträger ,  Helmti*ager 
u.  s.  w.,  Beiter,  Kämpfer,  Landbewohner,  Stadtbewohner,  SchifEsmann- 
Schaft,  endlich:  Bartträger. ^ 

Was  die  Formation  dieser  Worte  betrifft,  so  sind  sie  alle  von 
Nominibus  abgeleitet,    was  bei  allen,   ausser  bei  tzqg^  ohne  Weiteres 

1)  Nicht  deutlich  sind  die  Wörter  auf  airi;;:  aaTiiäimris,  ifSvtoTiis-  Nicht 
erwähnt  sind  im  Text  <iyopi?rr/ff  (von  dyoQti  oder  äyöQtiofAai) ,  Alfßrig  (ob  von  äIij 
oder  uXnofiai*?),  &Xif)r\ajTigy  ßvxidtov  itvifxtov  x  20,  rinura  (Nomen  *^7ivs  oder  ^^vw) 
xQartvTnajv  1214,  fAtfiUta  dessen  Bildung  undeutlich  ist,  d^lrtigt  aCvtiig,  jj^i^^aktto/ 
E  158. 


9     

deutlich  ist.  Dieses  nun  lautet  bekanntlich  aeolisch  fhag  (auch  bei 
Homer  fkr^)  und  ist  abgeleitet  von  dem  indogermanischen  sva  suus. 
Dass  nun  diese  vom  Nominibus  abgeleiteten  Nomina  auf  -  tr^  nicht 
von  Anfang  an  das  Nominativ -s  gehabt  haben,  wird  schon  durch  die 
bei  Homer  vorkommenden  auf  -  ro  (welches  aus  xä  verkürzt  ist ,  wie  das 
a  des  nom.  acc.  pl.  neutr.)  ausgehenden  Nomina,  wie  \7c7tdrtay  zu  denen 
ausserhalb  Homers  noch  TeXiaxa  auf  der  alten  elischen  Yratra  kommt, 
nahe  gelegt.  Denn  dass  in  diesen  Wörtern  nicht  etwa  das  s  abgefallen 
ist^  macht  ihre  hohe  Alterthümlichkeit,  welche  durch  ihr  Vorkommen 
in  formelhaften  Ausdrücken  (vgl.  Brugman  in  Curtius  Studien  9,  259  ff.) 
gewährleistet  ist,  wahrscheinlich. 

Somit  werden  wir  schon  durch  das  Griechische  allein  an  die 
Schwelle  der  Vermuthung  geführt,  dass  diese  Wörter  ursprünglich  in 
der  Flexion  dem  f.  ganz  gleich,  mithin  selbst  f.  waren,  und  dass  sie 
die  masculinische  Flexion  des  Nom.  und  Gen.  sing,  erst  erhalten  haben, 
nachdem  ihre  Bedeutung  mascuUnisch  geworden  war. 

Diese  Vermuthung  wird  nun  durch  die  verwandten  Sprachen  auf 
das  Entschiedenste  bestätigt,  wie  die  folgende  Betrachtung  zeigt. 

Im  Sanskrit  bildet  das  SekundärsufBx  -tä  Ableitungen  von  Adjec- 
tiven  und  Substantiven,  die  coUectiven  oder  abstracten  Sinn  haben  z.  B. 
jandta  Genossenschaft  von  Leuten,  Gemeinde,  von  Jana  Mensch^  dindta 
Spärlichkeit,  Schwäche,  von  dlnä  schwach.  Es  kommt  aber  auch  vor, 
dass  durch  solche  Bildungen  ein  Einzelwesen  bezeichnet  wird:  devdta 
heisst  1)  göttliche  Macht,  Würde,  Göttlichkeit,  2)  Gottheit.  In  diesem. 
Sinne  bildet  es  auch  einen  Plural  {trdyas  tringdd  devdtas  AV.  12,  3,  16). 
Die  Wörter  sind  durchaus  f.,  auch  devdta^  wenn  es  von  einem  männ- 
lichen Gotte  gebraucht  wird. 

Im  Slavischen  (Miklosich  2,  163)  haben  wir  ebenfalls  Ableitungen 
von  Adjectiven  und  Substantiven  und  zwar  in  denselben  Bedeutungen. 
Wir  finden  Abstracta  wie  öech.  psota  Elend  (eig.  Hundewirthschaft, 
vgl.  unsere  Bildungen  wie  „Schweinerei"),  polnisch  golota  Armutli, 
kirchensL  krasota  jucunditas,  bSlota  albitudo,  und  namentlich  von  der 
letzten  Art  viele  andere.  Ferner  Collectiva:  So  fahrt  Mikl.  aus  dem 
kleinrussischen  an:  bidota  Proletariat,  divota  Mädchen  (die  Mädchen- 
schaft) ,  nimota  die  Deutschen,  temnota  unwissende  Leute,  pichota  Fuss- 
volk.  Aber  auch  Einzelwesen  finden  wir  so  bezeichnet,  z.  B.  neben  dem 
neuslovenischen  svojita  consanguinitas  findet  sich  im  serbischen  svojta 
propinquus  (vgl.  ezfjg) ,  im  polnischen  heisst  golota  nicht  bloss  Armuth, 
sondern  auch  armer  Wicht,  im  serbischen  ist  vranota  (eig.  Schwärze) 
Bezeichnung  für  einen  schwarzen  Ochsen.    Ebenso  schon  im  kirchen- 


10     

sla vischen  sirota  orphanus,  junota  javenis,  starosta  senex.  Ganz  besos- 
ders  interessant  sind  nun  hier  die  Genusverhältnisse.  Die  Wörter  auf 
ta  sind  Feminina,  aber  bei  denen,  welche  Goncrete  bezeichnen,  beob- 
achten wir  einen  üebergang  in's  Masculinum.  Das  serbische  sTojt& 
propinquus  ist  noch  Fem.,  ebenso  sirota  die  Waise,  aber  das  kirchai- 
slavische  junota  in  der  Bedeutung  „Jüngling*^  ist  schon  Masculinum, 
während  es  in  der  Bedeutung  „Nachwuchs  der  Heerde^'  (wenn  ich  da^ 
Gitat  bei  Mikl.  lex.  richtig  verstehe)  noch  Fem.  ist.  Dagegen  starosU 
Dorfältester  (vgl.  Teliara)  ist  durchaus  Masculinum.  Ein  üebergang 
von  Femininis  auf  a  in  Masculina  lässt  sich  auch  sonst  im  Slavisdien 
beobachten,  z.  B.  sluga  der  Diener  (eig.  die  Bedienung)  und  vladjka 
der  Herr  (eig.  die  Herrschaft),  sind  urspr.  Fem.,  werden  dann  masc. 
und  variiren  in  Folge  dessen  in  den  einzelnen  slavischen  Sprachen 
sowohl  im  Geschlecht  als  auch  in  der  Flexion,  indem  sie  bald  wie 
Fem.,  bald  wie  Masc.  declinirt  werden  (Mikl.  4,  22). 

Somit  sehen  wir^  dass  Wörter  mit  dem  Suffix  -tä  im  Slavischen 
ursprünglich  femininale  GoUectiva  oder  Abstracta  waren  und  dann  zur 
Bezeichnung  männlicher  Einzelwesen  verwendet  wurden. 

Ziehen  wir  nun  hieraus  die  Gonsequenzen  f&r  das  Griechische,  so 
ergiebt  sich  Folgendes:  Auch  im  Griechischen  waren  die  Masculina 
nach  der  ersten  Declination  ursprünglich  Feminina.  Sie  wurden  dann 
zu  Bezeichnungen  männlicher  Wesen,  und  dieser  Veränderung  der  inne- 
ren Sprachform  folgte  auch  die  äussere  nach.  Im  Einzelnen  stelle  ich 
mir  den  Vorgang  folgendermassen  vor: 

Das  Femininum  Nra  (vgl.  svojeta)  hiess  „  Verwandtschaft^',  genau 
genommen  „die  Genossenschaft  der  Angehörigen '^  Wie  nun  Odysseos 
zu  Mentor  sagen  kann  ö^rjhiur^  di  fioL  eooi  x  ^^^i  so  konnte  auch 
Fha  von  einem  einzelnen  gesagt  werden,  und  wurde  in  dieser  Ver- 
bindung ein  concretum  so  gut  wie  das  serbische  svojta,  und  nabm 
nun  das  Masc.  als  das  genus  potius  an.  Nachdem  dieser  Bedeutangs- 
und Geschlechtswandel  vollzogen  war,  erhielt  es  das  Nominativ -s. 
Aehnlich  steht  es  mit  TeXiaTa,  eig.  die  Gesammtheit  der  iv  rilec  befind- 
lichen. Auch  uns  isl  ja  geläufig,  von  einem  Einzelnen  zu  sagen,  er 
sei  eine  Behörde.^  Die  Bezeichnungen  der  Krieger,  wie  i7C7t6iay  cixfojvd 
dürften  auf  folgende  Weise  zu  ihrer  Bedeutung  gekommen  sein: 
^hcTiöta  f.  hiess  „die  Gesammtheit  der  Rosse,  Reiterei ^^  Nim  konnte 
man  gewiss  bei  derartigen  GoUectiven  das  Verbum  im  Plural  gebrau- 


1)  Das  ist  doch   wohl   der   Sinn   von  tel^ata  auf  der  bekannten  ellschen 


11    

ohen,   wie  man  sagt,  Qg  (pdaav  i^  Tiltjxhjgj   und  so  konnte  es  leicht 
geschehen,   dass  iTtycöra  selbst  in  den  Plural  trat.     Sind  nun  iTtndraL 
die  Gesammtheit   der  Wagenkämpfer,   so   ist  natürlich  htnöra   einer 
unter   diesen.    Dass  nun  das  Wort  m.   wurde  ^  ist  selbstverständlich, 
da   es  ja  immer  nur   als  Bezeichnung   männlicher  Wesen  gebraucht 
Dvurde.    üebrigens  ist  wohl  zu  beachten,   wie  alle  diese  Wörter  noch 
der  Anlehnung  an  andere  Masculina  bedürfen.    Sie  stehen  meist  appo- 
sitiouell^  und  man  kann  noch  die  masculinischen  Hauptwörter  erkennen, 
von  denen  sie  ihr  genus  empfingen.     Ganz  ähnlich  wie  hcjcöra  wird 
ceixfirp^d  zu  seiner  Bedeutung  gekommen  sein.    aixfÄffi^d  heisst  eig.  die 
„ Lanzenschaft'' ,    aix^ufcai    die    Gesammtheit   der    Lanzenträger,    und 
der  einzelne  Lanzenträger  aixfAi^fß,    An  einem  solchen  Worte  konnte 
sich  die  Sprachempfindung  entwickeln^   dass  die  Nomina  auf  -tä  den- 
jenigen bezeichnen,  der  etwas  als  charakteristisches  Merkmal  an  sich 
trägt,   und   so   wurden   nach  aixfujri^g  auch   daTtiax/jg  u.  s.  w.   und 
endlich    sogar   i/crprj^tjg  Träger   eines   Bartes   gebildet.      ^iiyQÖta   f. 
bedeutete  vermuthlich  die  Landschaft,  dyqdtm  alle  Landleute,  äyq&itjg 
einen  von   diesen.     Ebenso  ^coUrtjg  und  vaikrjg.     Neaviag  findet  viel- 
leicht an  dem  slavischen  junota  sein  Analogen.    Das  Wort  ist  seiner 
Entstehung  nach  undeutlich,  hat  aber  möglicherweise  die  Jugend  (ju- 
nota) bedeutet,  und  ist  dann  zur  Bezeichnung  eines  concreten  Einzel- 
wesens geworden.    Sonach  wäre  ein  altes  f.  *veavia  „die  junge  Brut'' 
vorauszusetzen. 

Schliesslich  bleibt  noch  zafilrjg.  tafiirj  ist  vielleicht  von  Anfang 
an  ein  concretes  f.  gewesen,  und  das  m.  in  Anlehnung  an  dasselbe  neu 
gebildet 

Hiermit  scheint  mir  die  oben  ausgesprochene  Vermuthung  über 
die  Nomina  auf  -tä  zu  hoher  Wahrscheinlichkeit  erhoben  zu  sein.  Auf 
die  abweichende  Ansicht  von  Angermann  in  seinem  Aufsatz  „die  römi- 
schen Männemamen"  in  Curtius  Studien  5,  379  ff.  gehe  ich  nach  dieser 
Ausführung  nicht  mehr  ein.  Dagegen  verweise  ich  noch  auf  interessante 
Analogien  aus  den  romanischen  Sprachen  bei  Diez  2,  17  ff.,  wo  z.  B. 
mitgetheilt  wird,  dass  im  Spanischen  el  justicia  (die  personificirte  Ge- 
rechtigkeit) der  Richter  heisst,  was  klärlich  aus  einem  f.  ein  m. 
geworden  ist. 

Ausser  den  erwähnten  Nominibus  kommen  dann  noch  eine  Anzahl 
von  einfachen  oder  componirten  Beinamen  in  Betracht  (vgl.  Grimm 
a.  a.  0.  381).  Sie  sind  freilich  nicht  alle  etymologisch  verständlich, 
so  weit  sie  es  aber  sind,  bereitet  die  Ableitung  aus  dem  Fem.  keine 


12     

Schwierigkeit.  Wenn  ein  Gyclop  SceQÖrtrjg  heisst,^  so  ist  das  unzwei- 
felhaft eine  Umbildung  von  ategoTci^y  und  ähnlich  steht  es  bei  xtHm>* 
Xccira,  -rrjg  u.  ähnl.  ^H(ig  ^ododar/zvlog  heisst  ursprünglich  Eos  der 
Bosenfinger,  und  ebenso  IIooBiddiav  i^vctpoxalra  Poseidon  Schwarzhaar 
(wie  Harald  Schönhaar).  Ursprünglich  also  war  ^oSodihtTvlog  Masc 
wie  dchitvlog,  und  nvovoxäita  Fem.  wie  x«^^*  Als  aber  diese  Com- 
posita  zu  Adjectiven  herabsanken,  richteten  sie  sich  im  Geschlecht 
nach  ihrem  Substantivxun,  und  diese  Anbequemung  fand  ihren  Ausdruck 
in  der  Nominativbildung  -^vavo^aivr^. 

lieber  die  Nomina  anf  -di^  endlich,  welche  Völkemamen,  Ge- 
schlechtsnamen und  Einzelnamen  um&ssen ,  die  sog.  patronymica ,  wurde 
ich  zuversichtlicher  urtheilen,  wenn  der  Ursprung  des  Suffixes  deutlich 
und  seine  Beziehung  zu  den  Suffixen  anderer  indogermanischer  Spra- 
chen besser  erforscht  wäre,  als  bis  jetzt  der  Fall  ist.  Ich  vermuthe 
dass  ein  f.  auf  -da  mit  coUectivem  Sinne  anzunehmen  ist,  so  dass 
also  ^ Bowada  t  geheissen  hätte  „die  Gemeinde  der  ßoCrai^^  ^Tana- 
Uda  t  das  Geschlecht  des  Tantalos.  Bei  diesen  GoUectiven  hatte 
sich  dann,  ebenso  wie  ich  im  Bezug  auf  ifCTt&ta  u.  ähnl.  vermuthet 
habe,  der  Plural  eingebürgert,  so  dass  TavtaUdai  als  m.  in  Gebrauch 
kam.    Der  einzelne  würde  dann  Tavtakidtj^  heissen. 

Auf  dieselbe  Weise  würden  nun  auch  die  lateinischen  m.  auf  a 
zu  deuten  sein,  bei  denen  aber  im  Einzelnen  manche  Schwierigkeit 
bleibt.  Jedenfalls  aber  bleibt  nach  Ausweis  des  Slavischen  und  nun 
auch  des  Griechischen  nur  die  Annahme  übrige  dass  auch  sie  erst  im 
Einzelleben  des  Lateinischen  zu  m.  geworden  sind. 

Die  gleiche  Bewandtniss  wie  mit  TtoUxrj^  etc.  dürfte  es  haben  mit 
öd6g^  vfjaog  u.  ähnl.  Sie  sind  der  Form  nach  Masculina,  und  sind  es 
also  wahrscheinlich  auch  dem  Geschlecht  nach  gewesen.  Belehrend  für 
die  Auffassung  sind  Wörter  wie  o7^o^,  das  in  älterer  Zeit  m.  später 
„besonders  bei  Attikern''  f.  wird.  OfTeubar  hat  dabei  die  Analogie 
von  ^  6d6g  eingewirkt.  Ebenso  wird  dgöaog  durch  die  Analogie  von 
Ugat)  zum  f  gekommen  sein.  So  lässt  sich  noch  hier  und  da  ein  Grund 
der  Aenderung  vermuthen,  bei  einigen  wie  ^  6d6g  ist  er  mir  nicht 
deutlich,  man  wird  aber  diese  von  ihren  Genossen  nicht  trennen  dür- 
fen, und  darf  also  nicht  etwa  annehmen,  dass  in  dem  Mangel  an  Form- 
unterscheidung zwischen  m.  und  f.  etwas  Uraltes  stecke.  Vielmehr 
ist  auch  hier  der  Satz  festzuhalten,  dass  man  aus  bezeugten  Sprach- 
perioden auf  unbezeugte  schliessen  soll.    Wie  nun  6  olfwg  durch  An- 


1)  Denn  so  ist  doch  wohl  der  Nominativ  anzusetzen  nach  Hesiod.  Theog.  140. 


13      

lehnang  an  fj  ödög  zum  f.  gekommen  ist,  so  wird  auch  ö  6d6g  ein  fem. 
Vorbild  gehabt  haben,  das  uns  verloren  gegangen  ist. 

üebrigens  sind  wir  über  die  Thatsachen  im  Griechischen  selbst 
nicht  genug  unterrichtet. 

Die  vollständigste  Sanmilung  finde  ich  bei  Buttmann,  Ausf. 
Spracbl.  148,  der  auch  einiges  zur  Erklärung  beibringt  Wenn  erst 
eine  nach  Literaturgattungen  und  Dialekten  geordnete  Sammlung  vor- 
liegen wird,  wird  man  wie  ich  vermuthe  auch  bei  diesen  Wörtern  zu 
der  Einsicht  gelangen,  dass  sie  ursprünglich  m.  waren  und  im  Laufe 
der  Zeit  zu  f.  geworden  sind. 

Diese  wenigen  Bemerkungen  sollen  natürlich  den  reichen  Stoff 
nicht  erschöpfen,  sie  sollen  nur  die  Methode  zeigen,  welche  meiner 
Ansicht  nach  bei  Untersuchungen  über  den  Geschlechtswechsel  im 
Griechischen  anzuwenden  ist. 


Zweites   Kapitel. 

Die  Numeri. 

Hinsichtlich  des  Numerus  ist  ohne  Weiteres  klar,  dass  schon  in 
der  Grundsprache  Singular,  Dual  und  Plural  vorhanden  waren,  und 
im  Wesentlichen  wie  in  den  Einzelsprachen  verwendet  wurden. 

lieber  den  Singular  finde  ich  nur  zu  bemerken,  dass  der  sing, 
bei  Völkernamen  im  coUectiven  Sinne  wie  6  Aotmov^  b  AccudcufAdyiog 
u.  s.  w.  (worüber  man  vgl.  E.  Curtius ,  Archäol.  Zeitung  N.  P.  Band 
IX,  7)  sich  auch  im  asiatischen  Theile  der  indogermanischen  Sprach- 
welt findet.  Spiegel,  die  altpersischen  Keilinschriften,  äussert  sich 
darüber  S.  170  so:  „In  Bezug  auf  die  Namen  der  Länder  haben  sich 
verschiedene  Gewohnheiten  bei  den  alten  Persern  festgesetzt.  Nur  bei 
einem  Theile  derselben  wird  ein  wirklicher  Landesname  gebraucht,  wie 
Harauvatis,  Haraiva,  üvärazm^s.  Bei  einem  weit  grösseren  Theile 
wird  der  Name  der  Einwohner  —  und  zwar  im  Singular  —  auch 
zur  Bezeichnung  des  Landes  gebraucht.  So  heisst  Pär^a  ebensowohl 
der  Perser  als  Persien,  Mäda  der  Meder  und  Medien  u.  s.  f.  Andere 
dagegen  kommen  nur  im  Pluralis  vor,  wie  E'usiyä,  Maciyä,  Karkä. 
Wieder  "bei  anderen  wechselt  der  Singularis  mit  dem  Pluralis  ab,  so 
findet  man  Yauna  und  Yaunä  für  die  Qriechen  gebraucht,  ebensowohl 
^aka  als  (^dkSi  für  die  Scythen,  M*udraya  und  M'udrayä  für  Aegypten. 
Man  sieht  schon  hieraus ,  dass  es  den  alten  Persem  ebensowenig  unge- 
wohnt war,  wie  den  alten  Baktrem  einen  Singularis  als  Collectivum 
aufzufassen.^' 

Der  Dual  scheint  mir  im  Griechischen  im  Ganzen  und  Grossen 
den  indogermanischen  Gebrauch  bewahrt  zu  haben. 

Zur  Begründung  dieses  Urtheils  bespreche  ich  zunächst  die  Ge- 
brauchssphäre und  die  Gongnienzverhältnisse  des  Duals  im  Altindischen 
und  Griechischen,  und  erwähne  sodann  eine  Besonderheit  des  altindi- 
schen und  iranischen  Gebrauchs,  die  vielleicht  noch  Spuren  im  Grie- 
chischen hinterlassen  hat. 


15     

Der  Dual. wird  im  Altindischen  angewendet  bei  Gliedmassen  des 
Körpers,  z.  B.: 

akshf  oaäe^  kdrnä  die  Ohren  und  die  Henkel  eines  Gefasses, 
Jidnü  die  Kinnbacken,  gipre  die  Lippen,  ndse  die  Nase  (eine  kürzere 
Fornd  in  dem  Verse  prishthe  sddo ,  nasör  ydmah  auf  dem  Racken  der 
Sitz,  in  der  Nase  der  Zaum  Rv.  5,  61,  2),  dma  üfio),  bahü  Tvi^ee^ 
gdblMstl  die  beiden  Hände,  pakshd  die  Flügel  (aber  parnd  nicht  im 
Dual),  kagaplakaü  die  Hinterbacken,  päda  7t6de^  ktdphaü  die  beiden 
Ejiöchel,  asthwdntau  die  beiden  Kniescheiben.  Dabei  ist  zu  bemerken, 
dass  der  Dual  bei  diesen  Wörtern  nicht  wie  im  Griechischen  auch 
durch  den  Plural  vertreten  werden  kann,  sondern  dass  wo  ein  solches 
Wort  im  Plural  steht,  immer  von  mehreren  Wesen  die  Rede  ist. 
Nur  padbhis  habe  ich  ebenso  wie  das  griechische  jcoaal  auch  da  gefim- 
den,  wo  man  padbhydm  nodolv  erwartet  hätte. 

Der  Dual  steht  ferner  bei  sonstigen  paarweis  zusammenhängigen 
gleichen  Wesen  oder  Dingen,  z.  B.:  yamd  Zwillinge,  hdr%  die  beiden 
falben  Götterrosse ,  vdhnT  und  sdptl  die  beiden  Rosse  am  Wagen ,  gdva 
ein  Zweigespann  von  Rindern,  ebenso  dhene  und  anadvdhau,  ubhe 
dhürau  die  beiden  Stangen  zwischen  denen  das  Zugthier  geht^  cakre 
die  beiden  Räder  am  zweirädrigen  Wagen,  drtni  die  beiden  Bogen- 
enden.  Ferner  bei  allerhand  paarweis  auftretenden  Geräthe  beim  Opfer, 
wie  ddrt  die  beiden  Presssteine,  tibM  ddrvt  die  beiden  beim  Opferguss 
gebrauchten  Löffel  u.  a.  m.  Ebendahin  gehören  Ausdrücke  wie  ubhe 
ändhast  die  beiden  Ufer  eines  Flusses,  übhaü  drdhau  die  beiden  Welt- 
hälften, und  allerhand  Umschreibungen  für  „Himmel  und  Erde",  als: 
rödast,  dhdmant^  ubhd  kshdycm ,  Jcshoni,  vgl.  auch  janüshi  ubhe  die 
beiden  Geschlechter  d.  i.  Götter  und  Menschen.  Ferner  stehen  im  Dual 
allerhand  mythische  Wesen,  wie  ^dnau  die  beiden  Hunde  des  Yama, 
agvina  die  beiden  Afvinen,  adttyaü  Mitra  und  Yaruna,  u.  s.  w. 

Ferner  können  zwei  Begriffe,  die  im  Gegensatz  zu  einander  stehen, 
im  Dual  des  höheren  Begriffes  vereinigt  werden ,  z.  B.  sdc  cdsac  ca 
vdca^  paspridhate  die  beiden  Worte,  das  wahre  und  das  unwahre 
kämpften  mit  einander  Rv.  7,  104,  12. 

Es  ist  fQr  die  bisher  erwähnten  Duale  bezeichnend,  dass  sie  häufig 
das  Wort  ubhaü  gleich  ü^cpo)  bei  sich  haben. 

Einen  andern  Sinn  hat  der  Dual  bei  dem  Zahlwort  dvd  diw  oder 
vielmehr  dvd  mit  dem  Dual.  Das  Zahlwort  hebt  aus  der  Zahlenreihe 
ein,  zwei,  drei  u.  s.  w.  die  Zweizahl  hervor,  z.  B.  Rv.  4,  33,  5 :  jyeshthd 
äha  camasd  dvd  kareti  hdntyän  trin  Jcnnavämety  aha,  kanishthd  aha 
catüras  kareti  der  älteste  sprach  „mach   zwei  Schaalen**  der  jüngere 


16     

sprach  „drei  wollen  wir  machen",  der  jüngste  sprach,  „mach  vier'*. 
Die  beiden  Bosse  des  Indra  heissen  die  hdriy  soll  aber  nicht  die  6e- 
paartheit^  sondern  die  Zahl  hervorgehoben  werden,  so  tritt  die  Zweizahl 
hinzu,  so  in  dem  Verse  Bv.  2,  18,  4  ä  dvdbhyüm  härihhyCLm  indra 
yOhy  d  caiürbhir  d  shadbhir  hüydmanah  komm  mit  zwei  Falben  heran, 
0  Indra,  mit  vieren,  mit  sechsen,  wenn  du  gerufen  wirst.  Es  stimmt 
also  der  indische  Gebrauch  zu  dem  griechischen,  den  G.  Hermann  so 
formulirt  hat  „solo  duali  non  addito  düo  non  uti  Graecos  nisi  quutn 
ipsa  rei  ratio  dualem  quodamraodo  poscat  ut  in  oaae  /€iß6  iW/rw  voca- 
bulis;  atque  IVr/ro;  quidem  sine  düo  esse  equorum  par,  currai  adjun- 
ctum,  duos  vero  equos  a  grege  quodam  libere  vagantes  esse  dvio  Z-rmr^ 
(Man  vgl.  auch  Grimmas  Wörlerbuch  unter  „beide**). 

Nun  scheiden  sich  freilich  die  beiden  Gruppen^  die  ich  so  eben 
aufgestellt  habe^  nicht  so  scharf,  dass  nicht  gelegentlich  die  erste  in 
die  zweite  übergiiffe,  (ich  finde  z.  B.  Bv.  10,  62,  10  dßsd  zwei  Knechte 
in  einem  Sinne  gebraucht,  dass  man  dvd  dabei  erwartet  hätte),  aber 
für  die  ganz  überwiegende  Mehrzahl  der  mir  bekannten  Stellen  siebt 
doch  die  Begel  fest: 

Man  gebraucht  im  alten  Sanskrit  den  Dual  da,  wo  wir  das  Wort 
„  beide  ^'  anwenden  ^  also  sobald  es  sich  um  bekannte  aus  zwei  Weseo 
bestehende  Einheiten  handelt,  sei  es  dass  diese  Einheiten  bekannt  sind, 
weil  die  Wesen  von  Natur  zusammengehören,  sei  es  dass  sie  bekannt 
sind,  weil  die  Wesen  vorher  in  der  Bede  erwähnt  worden  sind.  Mit 
dvd  aber  hebt  man  zwei  Wesen  aus  der  Zahlenreihe  heraus. 

Ebenso  verhält  es  sich  mit  der  Gebrauchssphäre  des  Duals  im 
Altbaktrischen ,  über  den  Spiegel,  Sitzungsberichte  der  Königl.  bayeri- 
schen Akademie  der  Wissenschaften  1861,  gehandelt  hat.  „Der  blosse 
Dual  —  heisst  es  daselbst  —  steht  überall  bei  Gegenständen,  welche 
paarweise  vorhanden  sind,  oder  von  den  Parsen  so  gedacht  werden." 

Vergleichen  wir  nun  mit  diesem  altindiscben  und  iranischen  Ge- 
brauch den  Gebrauch  des  alten  Griechisch  unter  Benutzung  von  Blackert 
de  vi  usuque  dualis  numeri  apud  Homerum,  Marburg  1837  diss. ,  nnd 
Bieber,  de  duali  numero  apud  epicos  lyricos  Atticos,  Jena  1864  diss.. 
so  ergiebt  sich  Folgendes: 

Bei  Homer  stehen  im  Dual  die  Wörter,  welche  Gliedmassen  bezeich- 
nen, wie  oaae  (akshf),  dq^d^aXfxdf^  äfno  (amsä\  griffet  (biüiti),  x^i^,  /^'/^< 
itodoiiv  {pdda)j  revovre.  Sodann  gilt  der  Dual  bei  anderen  zusam- 
mengehörigen Wesen  oder  Dingen  wie  öidv^idovi  Tralde,  i/r/rni  (rfft-fl), 
ßde  (cfdva),  dodQc.  Dass  zwei  nicht  durch  Natur  oder  Sitte  zusammen- 
gehörige, sondern  nur  fTir  eine  gewisse  Zeit  oder  Handlung  zusammen- 


17 

orefügte  Dinge  in  den  Dual  treten,  kommt  bei  Homer  ol)en  so  selten 

vor  als  im  Veda.    Ein  solcher  Fall  ist  l  578: 

yuxi  Tiivbv  eldov,  yah^g  FQr/.vdi'Og  tidv, 

ycelfiievov  h  da/ceöiir  6  d*  hc   ewia  yuEiio  /filed'Qa, 

Auch  der  Gebrauch  von  ävo  ist  derselbe  wie  der  des  indischen 
dt'd,  wofür  es  der  Belege  nicht  bedarf;  ebensowenig  wie  für  die  That- 
Sache,  dass  auch  im  Griechischen  der  Dual  zwei  vorher  in  der  Rede 
genannte  Begriffe  aufnimmt. 

Neben  dieser  durchgängigen  Gleichheit  findet  sich  aber  auch  eine 
erhebliche  Verschiedenheit. 

Im  Griechischen  ist  nämlich  das  Verhältniss,  welches  uns  im 
Sanskrit  bei  padhhydm  und  pculbhh  begegnete,  viel  häufiger.  Sogar 
die  Wörter  welche  Gliederpaare  bezeichnen,  stehen  bei  Homer  häufiger 
im  Plural  als  im  Dual.  Man  sagt  neben  yßqe  auch  h  xbqoiv  V&rfÄev, 
neben  dq^&alfuo  auch  dq^O^al^uötaiv  dqäv,  neben  ;i6de  auch  ;r6dag  rayC-g 
u.  s.  w.  Naturlich  hat  der  Wechsel  seinen  Grund.  Der  Dual  wird  eben 
dann  gesetzt,  wenn  die  Dualität  hervorgehoben,  wenn  Anschaulichkeit 
bezweckt  werden  soll,  wie  wenn  Homer  sagt  äufi  öf  ;ratdi  (plh^ 
ßdle  yrtjxee  da/^vaaaa  „sie  urafasste  ihn  mit  beiden  Armen"  (vgl. 
Bieber  pag.  34).  Indessen  überall  kommt  man  mit  dieser  Unterschei- 
dung nicht  durch.  Man  wird  nicht  läugnen  können,  dass  öfter  das 
Bedurfniss  des  Metrums  den  Ausschlag  gegeben  hat.  Zieht  man  dies 
ab,  so  bleibt  doch  für  das  älteste  Griechisch  die  Thatsache  übrig, 
dass  die  Namen  der  Gliederpaare,  wie  7c6d€  (auch  wenn  nur  von  einem 
Menschen  die  Rede  ist),  durchaus  nicht  immer  im  Dual  standen,  son- 
dern nur  dann,  wenn  die  Gepaartheit  hervorgehoben  werden  sollte. 

Es  lässt  sich  soviel  ich  sehe  nicht  mit  Bestimmtheit  sagen, 
ob  das  Sanskrit  oder  das  Griechische  in  dieser  Beziehung  den  proeth- 
nischen Zustand  treuer  repräsentiren.  Es  ist  sehr  wohl  möglich  dass 
auch  im  Indogermanischen  der  Dual  bei  Paaren  nur  dann  gebraucht 
wurde,  wenn  die  Gepaartheit  ausdrücklich  hervorgehoben  werden  sollte, 
und  bei  dieser  Annahme  wäre  der  im  Griechischen  erscheinende  Ge- 
brauch dem  Ursprünglichen  näher  als  der  altindische.  Es  ist  aber 
auch  möglich,  dass  im  Griechischen  der  Plural  sich  auf  Kosten  des 
Dualis  ausgebreitet  hat. 

Ich  komme  zu  den  CongruenzverhILltnissen  beim  Dual.  An  diesem 
Punkte  fällt  das  Sanskrit  als  Vergleichungsobject  aus,  weil  im  Sanskrit 
überall  eine  vollständige  Congruenz  hergestellt  ist,  wie  denn  überhaupt 
das    Sanskrit    durch    die    ausnahmslose    Durchführung   der    Congruenz 

Delbrück,  synUkt.  Forsch.    IV.  2 


18 

ausgezeichnet  ist.  Dagegen  bietet  das  Zend  zwei  interessante  Ver- 
gleichungspunkte,  indem  nämlich  das  Yerbum  neben  einem  Dominaleo 
Dnal  gelegentlich  sowohl  im  Plural  als  im  Singular  erscheinen  kann 
Ueber  den  ersten  Fall  bemerkt  Spiegel  a.  a.  0.  S.  204:  „Wenn  dem 
Dualis  noch  das  Zahlwort  dva  beigegeben  ist,  so  folgt  gewöhnlich  der 
Plural"  (des  Verbums).  Das  Zend  stimmt  also  mit  dem  homerischen 
Griechisch  überein,  welches  auch  Ausdrucksweisen  kennt  wie: 

rdv  5'  ou  x€  dv   äviqe  difjfjiov  dgiarco 
^rjidiwg  irc'  U^a^av  äir^  övdeog  dxh'aaeiav  M447. 

Mir  scheint  dieser  Gebrauch  des  Pluralis  ein  sehr  natürlicher,  ja  selbst- 
verständlicher. Denn  da  diese  Art  von  Dualis  nur  eine  Unterabthoi- 
lung  des  Pluralis  ist,  so  steht  bei  ihm  legitimer  Weise  das  Verbum 
im  Plural.  Ich  bin  also  der  Meinung,  dass  in  dieser  Beziehung  das 
Zend  und  Griechische  den  ursprünglichen  Zustand  bewahrt  haben,  wäh- 
rend das  Sanskrit  eine  äusserliclie  Uniformirung  eingeführt  hat.  Wenn 
nun  freilich  das  Griechische  noch  einen  Schritt  weiter  geht,  nämlicfa 
auch  dem  echten  Dual  das  Verbum  im  Plural  zugesellen  kann  (z.  B. 
deivu)  di  oi  oaae  cpdavd-ev),  so  darf  man  hierin  wohl  eine  selbstandij^o 
Neuerung  des  Griechischen  erkennen,  einen  Schritt  aus  der  ursprüng- 
lichen Bahn  heraus,  welcher  sich  durch  Nachahmung  der  eben  erwähn- 
ten Fälle  erklären  mag.  Während  das  Sanskrit  den  Dual  im  Verbum 
überall  eingeführt  hat,  so  zeigt  das  Griechische  einige  Neigung,  den 
Plural  zu  bevorzugen.^  Ueber  den  zweiten  Fall  (Verbum  im  Singular 
neben  Nomen  im  Dual)  handelt  Spiegel  a.  a.  0.  S.  205.  Er  giebt  dort 
an,  dass  wenigstens  in  einem  Falle  das  Verbum  bei  dva  mainyü  im 
Singular  stehe.  Ist  der  Fall  ganz  sicher  (wofür  er  auch  Justi  s,  v. 
maiuyu  gilt),  so  vergleicht  er  sich  durchaus  dem  homerischen:  fy  6f 
oi  ooae  dalerai.  Die  Erscheinung  ist  nicht  merkwürdiger,  als  wenn 
beim  neutr.  pl.  das  Verbum  im  Singular  erscheint.  Das  im  Dual 
zusammengefasste  Paar  ist  eine  Einheit.  Man  kann  auch  übersetzen: 
das  Augenpaar  leuchtet. 

Fasse  ich  das  über  die  verbale  Congruenz  Gesagte  zusammen,  so 
möchte  ich  vermuthen,  dass  in  proethnischer  Zeit  bei  dem  Zahlwort 
dva  das  Verbum  regelmässig  im  Plural  stand,  bei  dem  echten  Dual 
regelmässig  im  Dual,  gelegentlich  auch  im  Singular.     Was  im  Grie- 


1)  Bekanntlich  ist  überhaupt  der  Dual  nur  noch  im  Homerischen  nnd  Attischen 
im  lebendigen  Gebranch,  in  den  anderen  Dialekten  durch  den  Plural  fast  ganz 
verdrängt. 


19 

chischen  von  diesem  Zustand  abweicht,  scheint  der  speciellen  Entwicke- 
lang des  Griechischen  anzugehören. 

Es  bleibt  noch  ein  Wort  zu  sagen  über  die  nominale  Congruenz. 

Das  Adjectivura^ steht  im  Gr.  häufig  im  Plural,  z.  B.  baae  q^aeivd 
N  435,  Uhuf-ia  dodge  dvcj  u.  s.  w.  Im  Sanskrit  kommt  ein  Gleiches 
sicher  nicht  vor,  im  Zend  ist  es  mir  nicht  bekannt.  Ob  dieser  Gebrauch 
alterthümlich  ist  oder  nicht,  darüber  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 
Dagegen  scheint  es  mir  wiederum  eine  Alterthümlichkeit  des  Griechischen 
zu  sein,  wenn  neben  dvo  häufig  das  Nomen  im  Plural  steht.  Im  Sans- 
krit und  Zend  hat  sich  in  diesem  Punkte  eine  änsserliche  Angleichung 
des  Nomons  an  das  Zahlwort  vollzogen,  welche  vielleicht  schon  im 
Indogermanischen  begonnen  hat. 

Zum  SchluBs  erwähne  ich  noch  eine  dem  Sanskrit  und  Iranischen 
eigenthumliche  Anwendung  des  Duals,  von  der  das  Griechische  nur 
unsichere  Spuren  aufweist:  Zwei  Begriffe,  welche  der  Natur  der  Sache 
nach  zusammengehören,  aber  nicht  mit  demselben  Worte  bezeichnet 
werden,  lassen  sich  durch  eine  dualische  Wendung  ausdrücken,  und  zwar 

a)  nur  das  eine  der  beiden  Wörter  tritt  in  do\\  Dual: 

dhani  Tag  und  Nacht,  eig.  die  beiden  Tage  (vgl.  dhag  ca  hrishndm 
dhar  drjunam  ea  der  schwarze  Tag  und  der  lichte  Tag  Rv.  6,  9, 1);  pitdrä 
Vater  und  Mutter;  dasselbe  bedeutet  niatdra;  ddmpati  Hausherr  und 
Hausfrau,  eig.  die  beiden  Hausherren;  dasselbe  bedeutet  vi^pdtl, 

b)  beide  Wörter  treten  in  den  Dual,  z.  B.  motdrapüdra  und  eine 
Beihe  von  Götternamen,  wie  dydvaprithivt  Himmel  und  Erde,  süryn- 
candramdsä  oder  säryäniäsa  Sonne  und  Mond,  mitrdvdrtina  Mitra 
und  Varuna,  indrävishnu  und  viele  andere. 

Meiner  Meinung  nach  sind  die  unter  b  genannten  Ausdrücke  aus 
den  unter  a  genannten  entstanden.  Um  „Himmel  und  Erde''  auszu- 
drücken genügte  ursprünglich  dydva^  welches  auch  so  alleinstehend  in 
diesem  Sinne  vorkommt.  Man  sagt  „die  zwei  Himmel"  und  verlässt 
sich  darauf,  dass  der  Hörer  deu  entsprechenden  Zweiten  Begriff  bei  der 
Hand  hat.  Später  aber  mochte  es  bequemer  erscheinen ,  denselben  doch 
noch  hinzuzufügen.  Man  gab  ihm  in  Anlehnung  an  den  ersten  Be- 
griff und  in  Nachahmung  des  d vandva  -  Composituras  ebenfalls  die  Form 
des  Duals  und  so  entstand  diese  sonderbare  Ausdnicksweise  „zwei 
Himmel,  zwei  Erden "  statt  „Himmel  und  Erde."  Doch  ist  die  Gewohn- 
heit, beide  Wörter  in  den  Dual  zu  setzen,  sicher  schon  sehr  alt,  da 
sie  sich  auch  im  Zend  findet. 

Sind  mm  von  diesem  Gebrauch  auch  im  Griecliischen  Spuren  vor- 
handen ?    Wackernagcl  in  Kuhns  Zeitschrift  28,  302  ff.  (der  übrigens  die 

2* 


20     

Erscheinung  im  Sanskrit  sich  anders  zarecht  legt,  als  eben  geschehn  ist) 
bejaht  die  Frage ,  indem  er  behanptet ,  dass  ^arre  bei  Homer  ursprüng- 
lich nicht  die  beiden  Aias,  sondern  Aias  and  Teukros  bedeute.  Er  bezieht 
sich  namentlich  auf  die  Stelle  H  175  ff.  y^Bei  Schilderung  —  so  sagt 
er  —  der  von  den  Achäem,  behufs  des  Zweikampfs  mit  Hektor,  Ter- 
anstalteten  Loosziehung  wird  berichtet,  dass  sich  unter  anderen  auch 
die  wiiiavTeg  ^o€^iv  fTTiBififvoi  ähajy  zur  Theilnahme  erhoben  hätten. 
Wenn  es  nun  im  Folgenden  heisst  (179)  Auxtra  laxeiv,  (182)  xi^ooc 
>^f4svrog,  (187)  g>aidifwg  .yiutg,  so  schliesst  das  offenbar  zwei  lo<»ende 
homonyme  Aias  aus;  denn  warum ,  wenn  nicht  auch  sonst  vollkonunene 
Deutlichkeit  vorhanden  war ,  sagte  der  Dichter  nicht  „  der  Telamonier^ 
wie  er  v.  179  TiSiog  viöv  sagte?  Es  hat  also  nur  ein  Aias  geloost: 
der  andere  in  den  u4iccv€€  inbegriffene  aber  war  ein  nicht- Aias,  somit 
Teukros.^'  Indem  ich  Wackemagels  interessant«  Erörterungen  den 
Philologen  zur  Prüfung  empfehle,  erwähne  ich  noch  eine  andere  Spar, 
die  directer  ist,  wenn  die  üeberlieferung  beglaubigt  ist.  W.  erwähnt 
des  lateinischen  Caskores,  und  schliesst  daraus  auf  ein  griechisches 
KdoToge  im  Sinne  von  KdartjQ  und  Tlolvdevxfjg.  Nun  sagt  Welcker, 
Griechische  Götterlehre  1,  610  Folgendes:  „Euripides  hat  den  Dual 
TOP  KäaroQe,  und  eine  späte  Legende  lässt  den  Zevg  als  dar^  tw  Kaato^t 
erzeugen/'  Ich  vermag  freilich  weder  die  Stelle  des  Euripides,  noch 
die  Legende  aufzufinden.  Sollte  aber  Welcker  tu  Kdaroge  aus  der  Luft 
gegriffen  haben? 

Endlich  mag  noch  die  Möglichkeit,  dass  die  Plurale  oi  deonoim 
das  lat.  fratres  (im  Sinne  von  Bruder  und  Schwester)  n.  ähnl.  an  die 
Stelle  alter  Duale  getreten  sind,  erwähnt  werden.  Warum  Wacker- 
nagel a.  a.  0.  303  derartige  Duale  von  den  bisher  erwähnten  getrennt 
wissen  will,  sehe  ich  nicht  ein. 

lieber  den  Gebrauch  des  Pluralis  im  Indogermanischen,  nament- 
lich über  die  pluralia  tan  tum,  über  welche  hier  zu  handeln  sein  würde, 
habe  ich  eingehendere  Untersuchungen  noch  nicht  angestellt  Ich 
begnüge  mich  daher  an  dieser  Stelle  über  eine  Erscheinung  zu  handeln, 
die  in  dieser  Ausdehnung  dem  Griechischen  allein  eigenthümlich  i^it^ 
nämlich  die  Verbindung  des  neutr.  pL  mit  dem  Yerbum  im  Singular. 

Ich  theile  zunächst  eine  üebersicht  derjenigen  Verbindungen  dieser 
Art  mit,  die  ich  bei  Homer  gefunden  habe,  (die  übrige  Sprache  habe 
ich  nicht  untersucht)  und  bemerke,  dass  die  nur  mit  dem  s.  constmirten 
Neutra  garnicht,  die  mit  dem  pl.  constmirten  durch  *,  und  die  beider 
Verbindungen  fähigen  durch  **  bezeichnet  sind. 


21     

*ayy€a  Gefässe:   Tciaov  Syyea  rt  13;    vaiov  ff  dQ(ß  Syyea  Tiavra 
L    222.  —    Ht^Xu  Eampfpreis:    iTtTcfjag  tdS*  Se^la  dedeyfieva  t/lbIt'  iv 
ciy<üvi    V  273;    ähnlich    V  314;    640.     Ebenso   de^lia    X  160.   — 
SiXyea  Leid:    lekei^petai  Hi/yea  IvyQa  ii  742;   teteij^etai  (Z>  585.  — 
civ^ea  Blumen,  Grün:  Saa  (pvHa  yuxi  Syd-ea  yiyvetav  &^i  51;  B  468. 
—  **SQfÄaTa  Wagen:  SQfMxra  bedeutet  B  777  die  ganze  Wagenmenge 
der  Myrmidonen  und  insofern  ist  der  s.  xelTo  gerechtfertigt.    Auffallen- 
der ist  der  s.  ^  369  j  wo  von  mehreren  einzelnen  Wagen  die  Bede  ist. 
Merkwürdig  ist  der  pl.   V  504 ,    obgleich   ügfiara   hier    einen  Wagen 
bedeutet.  —  Haxqa  die  Sternenschaar :  Uatqa  6e  dij  Ttqoßißrj^  iC  252; 
ähnlich  /*  313;  f  483;   0  556;  559.  —  *&>€cr  Gelenke:    U^ev  de  oi 
ilipea  Ttttvza  d  794;  a  189.  —    ßikea  Masse  der  Geschosse,    Regen 
der  Geschosse:  d^tifotiQiav  ßeXe*  fjjcrero  ©  67;  ^  85;  0  319;  II  778; 
ganz  ähnlich  P631.  —  yo€va  und  yovvaTa  Eniee:  rof)  d*  aitoü  Xito 
yovvctra  vuxl  q^lkov  JfsoQ  tu  345;  vgl.   0)  114;  425;  (J  703;  6  297;  406; 
a  212;  x  66;  ^'^7;  \p  205;  tuoll  pioL  (piXa  yoijvar'  öqfbqiß  Ä  90;   /  610; 
X  388;    a  133;    ßXdßerai  öi  re  yoivm'  iövri  v  34;    T  166;    ^ifiq)a  t 
yoCya   q)€Q€i  Z  511;    veQ^e  öi  yofn^a  m^ywtac  X  453;    Tod  S*  iipdae 
yoijvat'  htifia  0  302.    Der  pl.  findet  sich  nur  in  der  Verbindung  mit 
^cödeg:  yovvaxa  d'  eQQihaavro  nddeg  6*  hcBqiyiTaivovzo  ifj  3  und  q>di^0V' 
rat  toikoiai.  7c6öeg  yuai  yoijva  iMt^övra  V  444.     Dagegen   hat   auch   in 
dieser  Verbindung  der  s.   überwogen:    in  yoijvata  re  xyfjfiac  re  jvödeg 
ö^  iniveq^Bv  huaqrov  Xelgig  t'  dqyd'aXfioi  te  7cakaaae%o  fxaQvafxivouv 
P386;  Ö)  611  ist  nach  Nauck  aduHjav  zu  schreiben.  —  ^yvla  Glieder 
Der  s.  liegt  vor:    ov  ydq  IV  e^Tteöa  yvla  nodav  ^v  N  512;    {rrtrjQine 
q)aldifia  yiia  V  691;  tfjg  ö'  iXellx&ri  yvla  X  448;  hftqixoi  dyhtd  ytla 
T385.     T  165  und  170  kann  yvla  auch  als  Acc.  gefasst  werden.     Der 
pl.  liegt  vor:  (pihx  yvla  XiXvvj:av  o  242  und  ähnlich  H  6;  16;  iV^  85; 
O  435;  ^  233;  a  238.  —  **(5ax^i;a  Thränen,  s.:  ßleipdQanf  Ujio  ödxgva 
TtiTizei  ^  129;    ^ie  dd}iQva  ir   204;    P  438;   xiko  ddyt^^    ^  385.    pl. 
doKQva  ^eQf4ä  xiovso  6  523.  —  de/ÄVia  das  Lager:  dd^i  oi  <plka  difAvC 
t'KEito  ^277.  —  **divdQ€a  Bäume,  Gehölz:  S^t  devÖQea  f.ia:^^  Tttifi- 
Y£i  E  238;  ri  114;  ßqi^at  öi  Sivöqta  yuxq7t(p  t  112;  divdQea  xie  X  588; 
mit  pl.:  €  240.  —  *d€Qf.iata  Häute:  Ttaaaqa  qxjir/Aatv  hi  Ttdwov  diQfuxr* 
av€iX£Vy  Tcdvra  ff  kaav  yeödaqta  ö  437.   —   dea^ata  Fesseln:    ovo*  eX 
TtBQ  TS  aiÖTjQea  diafiaz^  «Xfl^^^  "  204;  ^  284.  —  **doC?^a  und  öoijQara 
das  Gebälk,  in  diesem  Sinne  immer  mit  s.:  xae  ö^  öo^qa  aiatjTte  veChf 
'AOL  andgra  Xslwtai  JB  135;   yuxvdxtte  di  daÖQCcta  TcijQywv  M  36;  ähn- 
lich  e  361;   fi  441  (vgl.   O  388).     Auch  doijqaia  in   der  Bedeutung 
;y Speere''  hat  den  s.  bei  sich,   wenn  von  einer  unbestimmten  Vielheit 


22 

gesprochen  wird :  t^  ptoi  doi'Qara  r'  tazi  N  264 ;   Ttoila  öi  Keß^orr^v 
dfjLfp^   d^aa   doTQ    i/c€7cirjyet   TI  772    (gleich    darauf  freilich    steht    bei 
XBQ^adia  der  pl.).     Ebenso  steht  der  s.  bei  r«,  welches  einen  du.  doti^ 
aufnimmt:    ähufia    öo^qb  rd   oi  fcald^rjfptv  äqifjqet  Tl  139.      Dag^egen 
wenn  von  einer  Zahl  einzelner  Speere  gesprochen  wird,   steht  der   pL: 
£657;    ^  574.    —    **dQdy^aTa   Garben:   tä   di   SQdy^ara  To^ea 
7ci7CTEi   A  69;    dgayfiata  7ti7rtov  eQa'Ce   2  552.   —    **dwfjiaTa    Haus^ 
8.:  dwfiaza  yuxlä  TtTV/ao  A  77;  vgl.  t  300;  q  265;  in  derselben  Bedeu- 
tung auch  mit  dem  pl.:    hi^i  o\  xAtrra  dtifuav'  taaiv  e  381;    JV  22.  — 
**(Jö^«  Geschenke:   xAit«  dc^qa  vcaQfjev  ^  417;    ähnlich  fl  176;    pL: 
^6(öv  iaav  dylaä  d^qa  jy  132.  —   ^*eyxea  die  Lanzen,  nur  von  einer 
unbestimmten  Vielheit  gebraucht  und  zwar  mit  s. :  /toQä  ä*  ty^ta  lAcnfLQd 
-Tthtrfytv  /"  135;    ähnlich  a  129;   pl. :  ty%Ba  Ö*  ht%vaaov%o  d-qaaeimov 
drcb  xetq(av  2€i6^€va  N  135.  —   **«^v€a  Schaaren,    von  Thieren  und 
Menschen  gebraucht,  und  zwar  s.:  edve'  iyeiQeto  fiVQia  veytqChf  k  631; 
dagegen  pl. :    S^c  t&vea  eQxccto   xoiqojv  ^   73;   ra   &    i/ci^oeov  t^ea 
Ttettöv  A  724.     Ebenso  B  465   und  B  92:    ihg  rdv  t^ea  TtoXkct  vedv 
ibto  yuxl  'AUaidtav  Htövog  7tqo7Tdqoid^t  ßax^eitjg  iatix^üfvto.    Auch  jB  87 
ist  nach  Nauck  mit  Bentley  uxai  (nicht  etat)  zu  schreiben.  —   **€l- 
fiara  Kleidungsstücke,    s.:  dfjtctva  (a€v  fioi  '/sirai  t  26;   v  10;   g>  53; 
pl.:   eificera  pievov  t  98.  —   ?Axea  die  Wunden,  alles  Wunde:   ovv  S* 
^hiea  Ttdvza  fni/ÄVKev  ii  420.  —   **tvtea  Rüstung,    und  zwar  mit  s.: 
tbv  d*  e^QOv  /caqd  tb  ydialtj  Yjai  yrji  ^elaivrj  Evvfj  evi  fialcacg   Tcagd 
(T   avrea  7Coi'mV   evieizo   K   75;   407;    oi    Ö*    e^ov   xajuerr^    adtpLoreg, 
IWea  de  aq>iv  Kala  /rag'  ctvrolai  x^ovt  YjhXiTO  Ä  472;    vgL  T  386. 
Dagegen   pl.:    dUA  toi   evrea    yuaM   ^etä    Tqiaeaaiv   Bxovtav  2  130. 
**aQya  Werke,    Dinge.      Mit    dem    s.:    tioUä  «T   irt'    avtod   iQya 
7UXTijQC7C€  TudV  al^ritöv  E  92;    ohake  de  Jtiova  eqya   d  318;    ovte   ßoüv 
oik'  dvdqChf  (paivBXo  tqya  x  98;    S'aldaaia  Iqya  fiBfiijlet  B  614;   6  67; 
TtoXe^i^ia  iQya  fii^r^Xev  fx  116;    E  428;   B  338;    öaitbg  htriqdza  tqya 
^ii^Tjlev  1  228;    (pQadiog  vöov  tqya  rhmLTac  fl  354;    d-icxsla  tQya  ti- 
TXTMio  X  610;    "Mxi  Urjv  ai  /  efullB  lux^BO^ai  xonta  tqya  t  477;    Jj  t 
aiiv  dffivhx  eqya  fHBiarjXev  E  876;    tot*  Sv  Ti%d  e^a  yivoito  £i  213; 
dfjKpadd  egya  yivocTO  t  391;    Sriv'  egya  tivvKTai  X  450;    Ihitog  ttnai 
tdÖE  aqya  J  14;   Z  3;    61;    Y  H6;    vgl.  auch  d  694.     Dagegen   mit 
dem  pl.:  dylad  iqya  (Arbeiten)  7iiXovtai  x  223;   dfi/fxwa  sqya  yevovio 
®  130;   A  310;    od  ydq  er'  dycr^erä  eqya  rcTet^crrcrt  ß  63;   tdÖB  iqya 
yivovTO  (o  455.  —   **iQer^d  die  Ruder,    s.:  tcöv  d'  äga  ÖBiaavzwv  h 
XBi^Cäv  tTtxat*  egCTjua  /i  203,   aber  pl.:    (ßQeTfAd)^    rd  te  nze^  vi]iai 
Ttilovtai  k  125.  —  %q%Ba  das  Zaunwerk:   Xaxu  E  90.  —   ^hQntxi 


23     

die  kriechenden  Thiere,   Alles  was  da  kreucht  (vgl.  7l(ylr^td)\   Sa&  hd 

yciiav    tQjcerä    yivovtai   d   418.    —    ^^i^ixata   Tage,    s. :    rj^cna   tzÖIX 

^TeXea&ij  to  143;  7C€Qi  d'  rj^iccra  fAcn^ä  zeHad-i]  x  470.     Dagegen  mit 

dem  pl.:  Ike  z'  rjfÄCtra  fimiQd  ycelovzat  x  301;  a  367;  vgl.  auch  (pd-ivov- 

atp  v&A,TEg  TB  Yjai  ij^iarct  ^182.  —    r/ia  Kost,  Speise vorrath :   i^eqy^izo 

iji€x  7cdvta  fi  329;    6  363.    —  **ijvia  die  Zügel,    mit  pl:   (puyov  fjvia 

aiyalöevra  A  128;    V  465;    h.    6*  aqa  xeiqQv  fp^ia  riixihfiov  U  403. 

Dagegen  mit  dem  s.:    fpfia  de  0(piv  avyxuro  Fl  471.   —   ^cilxTi/ßtof 

Zaubermittel:  ivd-a  re  oi  x^el^/.TrjQia /cdvta  Tetv/ao  S 21h.  —  d^iacpaTa 

Weissagung:    fj  ßdla  dfj  jue  7taXai(paza  x>iaq>axy  rAjuvu  v  172;    ^  507. 

—  d^vqetQa  Thür:    röa'  tßQoxe  'Mxla  d^ö^erga  q>  49;   vgl.  a  386.  — 

lazla  Segel:   zixad^  lazia  X  11.  —   'KaQtjvaj  ^aq/^aza  die  Häupter: 

ävÖQC^  jchcze  Yjaqrpfct  A  500;  158;  öt;  üqa,  mr^vä  yLUQijaiF  ifp*  ^"Eklzoqi 

dccf^vazo  hxQv  A  309.   —    '^Bif.irjXta  Kostbarkeiten:   Tceifurjha  Y^lzat 

A  47;  /  382;  ^  132 ;  d  618;  tlüzq  ^  326;  o  101;   113;  z  295;  (p  9; 

e^ancöhaXe,  döfiwv  7L€ifirjlia  Äold  -I^  290.  —  **^ifjdea  Noth,  Sorge,  mit 

ö. :    xijdc'   eq>fl7czai   B   15;    e<pfj7czo  Z  211;    mit  pl. :    jcovog  'Kai  vLtfie^ 

d/cioaio  icaovzai   X  489;    rplXoiai   äi  xijdc'    drciaaio  fläaiv,    i^oi  de 

fidliaza,   zezevxcttm  ^  138.  -      y.fjla  die  Pfeile,   der  Pfeilregen  (vgl. 

M  280):   fiix^zo  'KfjXa  A  53  und  383.   —    xjjrca  die  Meerungethüme: 

azalle  de  xj/t«'  i/r'  avzod  7idvzoiyev  rx  nevi^fiidp  JV27.  —  VLQea  Fleisch: 

A^ia  d*  ttfiy'  oßeldig  i^efw'/£i  /i  395;    alzog  ze  Y^ea  t'  (J/rra  (pOQvvezo 

X  395.  —    **'Kzi^fiaza  Besitzthümer,    mit  s.:    Kzrjinaza  yLEizai  d  127; 

Q  532:    TLZi^fjiaza  ftev  zd  fiioi  tazi  ijj  355;    x  220;   S^^  zodye  döfioi  y,al 

yjvrj^iaz*   e%eizo  ^  291;    dagegen  mit  pl.:   Sd-i  7to6  iioi  xzilj/Äaz*   eaaiv 

z  411;    '/dovzav   d  79;    d&dvazoi   yäg   zoTye   döfnoi   xot  '/>zi^f.iaz*    taaiv 

d  79.  —  **xi5juaircr  die  Wellen,  die  Flut,  mit  s.  u.  pl.:  zöv  d*  ov/roze 

ÄVfiaza  XeiTiec  txovzouov  dyefxiovy    Uz'  Sv  ivd-^    rj  tvd-a  yevcDvzac  i3  396; 

S^t  xtJjUOfr'  €7r'  rjidvog  ydvKeoTLov  ^61;  ebenso  pl.  y  299.  —  *Xe7tadva 

Riemen   /  393.  —   koezQd  Bad:   oq>Qa  /tekoizo  ^'£/.zoql  d^eQfid  XoezQd 

X  444.  —    fAezQOv  Maass:    clxocr^  d'  eazu)  fxezqa  ß  355.   —  *fiiXea 

Glieder:    7cXfja&ev  fiiXea  P212.   —   fifjXa  Kleinvieh:   ZQtg  yäq  zUzev 

fi^Xa  d  86;    i7CiljXvx^e   /nfjXa   7cdvzox^ep   i^  dygOv   q  170;    ^fjXa  zd  di) 

ixatuiz^  eo(fayiiiva  x  532;   ferner  t  184  und  438;    A  45;    j^^  492.   — 

^^^a   Schenkelstiicke :    arr«^    htu   xcrard   ^5^'   excrry  A  464;    y  461; 

\i  364.  —  vifjiJLaza  das  Gewebe:  jujJ  ^ol  fiera/Äibvia  vfjuaj^  oXr]zai  ß  98; 

T  143.  —    vCßza  der  Kücken:    zetgiyei  d'  äqa  v&ta  W  714.  —   ^vXa 

Brennholz:    htö    de    ^Xa   wfMxva  yuuzav   O  364.   —    oiTcla  Haus: 

(paveirj  Y  64.  —  dveiaza  Labsal:  öveiaza  fivQia  /sizac  x  9.  —  dveldea 

Schmach:   öveidea  /cöXX'  &  (xoi  iaziv  F  242.  —  *l>7tXa  Takelwerk: 


24     

Svrla  de  7cavra  Eig  SvtXov  vuDaixwTo  (jl  411.  —  oqea  das  Gebirge: 
i(pavi^  OQsa  (r/doeiTa  ij  268;  zgefÄB  S"  ovQea  ficrjLQct  vuai  Süj;  N  18.  — 
**SQyua  Eid,  Vertrag,  mit  s.:  ovx,  tan  lioivi  Tuti  mtÖQaair  b^fxia 
Ttiatd  X  262:  mit  pl.:  oiri  ti  vCtiv  ^Üqvua  laaowcu  X  266.  —  dö%ia 
das  Gebein:  ijBvvJ  darea  .rr^erai  a  161;  '/xirat  lo  76;  |  136;  ijhu 
(J*  doTea  iV  616.  —  **orara  die  Ohren,  mit  s.:  ovara  3*  ov  tvio  äcu- 
dalea  7CQoge'/£iTo  2  378;  mit  pl. :  ovara  cJ'  ctvroV  (des  8e7iag)  TiaooQ 
iaav  A  634.  —  *ot'^ara  die  Euter:  ov^axa  yaq  atpaQctyeOrro  t  440. 

—  *oiQa  Wurfweite:  Saaa  di  ditmov  oiQa  yuxTMfiadioto  TtiXor^ai 
V  131.  —  /caQfj'ia  das  Wangenpaar:  ot^^efe  ve  7caQr/ia  t*  dfapcri^af- 
t^ev  Aifiaroe^ta  /celei  t  208;  x  405.  —  *7cediXa  die  Sohlen:  ta 
pLiv  (piqov  a  101;  €  45;  fl  340.  —  .reifjaza  die  Tauenden,  Schlingen: 
dlid'QOv  7CEi^d^  Fq)T^jrTO  %  33;   41;   «t  (T  atToiJ  Tcei^ar   rnnr^ffS-io  fi  51. 

—  jtiXiOQa  Gräuel:    log   oiv  Setvä  7€ih.0Qa   d'sCiv   eigfjkd^  hjtnöfißag 
jB  321.    —    7Vijddlia   Steuerruder:    ovda  %l   ;trfiakC  iati   ^  558.   — 
7coödvi7ciQa  Fussbad :  oöde  u  /not  7i odavurroa  /coööv  hu t^^ava  Öi fnp 
riyverat  c  344.  —  .rort^td  das  Fliegende,  Alles  was  da  fleucht  (Tgl. 
6^7cei:d):  icoit^xd  jraqbqxexai  /*  62.  —  ^scTEQd  die  Flügel:  toav  7r%tQd 
ii  319;  7CT€Qa  iw/vd  Xiaai^ev  V  879.  —  Jtvqd  die  Wachtfeuer:  jrvqd 
mleio  ©  554;    561;   K  12.  —    ^h^ga  die  Wellen,   die  Flut:   tyAic 
YMla  ^ied-qa   (»361;    ähnlich  0  9;  218;   365.  —   ^/^yea  Gewänder: 
r/rot  ifioi  x^^^cci  /xxl  Q/^yea  aiyak6evTa"HxS^eT0  t  337;  C  59.  —  a/jfiata 
Erkennungszeichen:    eari    ydg    t)f.uv   atj/iata    ip    110.   —    *a%6iia%a 
Mfinder:    ötYja  juiv  ylOaaai  Si/a  df.  aröfiaz^  elev  B  489.   —   aio/iaza 
die  Leiber:    Jtv  iti  xat  vvp  Süfiar^  oKt/öia  TceiTai  evl  fisyd^oig  ^Oövai^og 
10  187.  —    td?.avTa  Talente:   y^ito   övw  x^^'^oio  tdXccvza  2  507. 
*%i%va  Kinder:    olkio   vvv  (piht  zi'Kva   q)vXdaaert;e  K  191  u.  sonst  — 
**TBt6x€cc  die  Küstung,   auch  die  Gesammtheit  der  Büstungen  einer 
zusammengehörigen  Schaar,  mit  s.:  T/xt  t^datov  %c7coi  deqai7to8eg  mi 
TiorMhx  revxe'   t'/£no    F  328;    vgl.    T  195;    Ä  504;    0  318;    /r  284; 
X  109;  tevxea  '/ala  jcaQiaaerai  2  466;  iJQ/ioae  revxBa  P  210;  !%€  XQ^ 
xdh(£a  revx^a  X  322;    dfi(pi  da  7täaiv   levx^a  7coi7ul^  alafA^re  J  432; 
€x   x^^^^   e7ctavo  zeöxBa    co  534;    ferner    in   den  Wendungen:   ß^axB 
tevxea  (vgl,  T  21)  und  äqdßr^B  de  t€i^€'  hc'  avr^.     Den  pL  finde  ich 
gebraucht  bei  einer  Küstung  J?  197   S  toi  x^it«  tevxB*  e^oirat,   von 
vielen  Büstungen:  /coilä  de  TBiJXBa  Tuxlä  7ceaov  P  760;  d«;ovro  i^/ia- 
d^OL   dBvovzo   de   xBirxBa   (pwrCiv   V  15;    ähnlich  0  302;    vgl  A  74. 
%6^a  der  Bogen:    bI  fifj  iyw  iddB  rö^a  (paBtvtß  iv  7cvqI  d^Bif^Vj    XBqai 
diaxXdaaag'  dvBf,noha  ydq  /loc  d7trfiBl  £217.  —  *q>dayava  Schwerdter: 
7coXka  de  ifdayava  . . .  SUax  fiev  ex  x^^Q^  •  •  ^ioov  O  714.  —  *q>QBiata 


25     

Brunnen:  Ttäaat  yiQfjvai  tuxI  (pqeiaca  ftcntgä  väovacv  0  197.  —  *q>i)la 
Stämme :  a^'  Ste  yriQaaYioai  jtolxv  ^ta  (pf)V  dvd-giüTtiav  o  363 ;  xäcAittc 
f^vQia  (pCla  P  220.  —  *xetica  die  Rander:  XQ^'^^  ^  ^^^  X^^'^« 
ytey^dcevtai  o  116;  d  133;  616.  —  *xfi^jMadta  Feldsteine:  ieq^iadia  . . . 
iarvcpeXi^ap  11  IIA,  —  xQ^f^^^^  Besitzthum:  x^/wonra  d'  ahi  xcnai)^ 
ßeßqihaetai  ß  203. 

Dazu  kommen  die  häufigen  Verbindungen  von  Verben  mit  Neutris 
von  Adj.  u.  Pron.,  von  denen  ich  nur  einige  Beispiele  mittheile:  Tteqi 
yctQ  Tuxzä  TtavTÖd-ev  eazrj  |  270;  hcei  zä  x^Q^^ova  viyJ^  A  576;  Ttuqa 
S*  Sarceza  'Ajurai  v  424.  Sehr  häufig  erscheint  /ravra,  und  zwar 
gevröhnlich  mit  s. ,  z.  B.  t«  de  5fj  vüv  7idwa  teXeiTai  ß  IIQ;  tä  d*  cd 
^tl  iiavia  /xeli^aei  V  724;  aber  auch  mit  pL,  z.  B.  ^cdwa  fiel6vT(jttv 
Q  594;  a  266.  Ebenso  7colkd  mit  s.,  z.  B.  täte  de  (jlov  fidla  tcoUm 
I  364.  Sehr  häufig  sind  x«  und  taüta  (und  ä)  mit  s.  u.  pL,  z.  B. 
iva  TtBQ  rdöe  toi  aöa  f^ilf-ivr]  ii  382;  zd  t'  ijc^  dv^qibjcoiai  7celovtai 
V  60;  xaZvßa  d-e(S>v  ev  yovvaai  -ulxai  «267;  (atj  iiov  raDra  ^etä  q>QBai 
afjai  fteXövTiov  2  463.  Oft  ist  auch  das  Subjekt  garnicht  bezeichnet, 
z.  B.  in  Wendungen  wie: '  äg  ^lot  ö(r/£i  eivat  Hgiaraj  vihf  (T  oirdzt 
fpvTLtä  TteXowat  ^  489  u.  a.  m. 

Ueberblickt  man  nun  diejenigen  Wörter,    welche  das  Verbum  nur 
im   s.  bei  sich  haben,   so  zeigt  sich,    dass  diese  fast  durchaus  solche 
Mehrheiten  darstellen,  welche  zugleich  als  Einheiten  erscheinen,  daher 
auch  eine  grosse  Zahl  derselben  nur  im  Plural  auftritt  (vgl.  die  nütz- 
liche  Dissertation   von  Juhl   de  numeri  pluralis  usu  homerico  Halle 
1879).    Dem  Sinne  nach  kann  man  sie  etwa  in  folgende  Gruppen  zer- 
legen:  1)  Körpertheile :  icaqfjia  yoihfa  v&ta  /nfjQa  öazea  und  x^ea.     Bei 
vd>ra   und   7iqia   würde   uns   Deutschen  der   s.   überhaupt   natürlicher 
scheinen,  als  der  pl.,  bei  anderen  wie  yoüva  erinnern  wir  uns  der  That- 
sache,   dass  neben  dem  pl.  auch  der  du.  erscheint,    der  ja  auch  eine 
Einheit  ausdrückt.     2)  Naturerscheinungen,  die  eine  aus  vielen  Einzel- 
wesen bestehende  Einheit  darstellen:   äatQa  ogea  ^eed^Qa  (vgl.  koezQd 
TcoddviTtTQa  und   äpas   das  Wasser  im   Sanskrit)    Svd^ea.     Auch  Ttvqd 
die  Gesammtheit  der  Wachtfeuer  kann  man  mit  äazqa  unter  eine  Gruppe 
bringen.     Sodann    ^fßja  7u/[cea  7coTip:dj    die  heerden weise   erscheinen. 
3)  Werkzeuge  aller  Art,  die  aus  vielen  und  trennbaren  Theilen  bestehende 
Einheiten  ausmachen:    oiyua    ^'^xea   xhjgetQa  öeafActra  Tteiqaza  vrjixtaa 
defÄVia  ^ea  ictla  7cr^ddha  zö^a  und  etwa  noch  a^fiaza.   4)  Vorräthe  und 
Massen   aller  Art:    rjia    O^el/zrjQia    öveiaza  '/£iiiii^ha   XQW^^^  zdhxvza 
ik&la   ßelsa   vit^la.     Aufi'ällig  ist  für  unseren   Geschmack,   dass  die 
Häupter  der  Fallenden  (xcfßryv«)  und  die  Leiber  der  Todten  {aw^otta) 


26     

je  al»  eine  einheitliche  Masse  gedacht  werden.  5)  Endlich  äussere 
Vorgänge  und  Erscheinungsreihen  wie  TtiXtoQa  oder  innere  Vorgänge 
und  Erlebnisse  wie  älyea  öveidea. 

Es  ist  kein  Zweifel ,  dass  in  allen  den  angeführten  Fällen  die 
innere  Congruenz  vollkommen  gewahrt  ist,  wenn  das  Verbain  im  & 
steht. 

Beti'achtet  man  nun  auf  der  anderen  Seite  diejenigen ,  welche  nur 
den  pl.  des  Verbums  kennen,  so  ergiebt  sich  wenigstens  bei  mehreren 
derselben  der  Grund  für  die  Pluralität  sehr  deutlich.  Wenn  man  die 
Stellen  unter  diqfxctva  (riaaaqa  {porMxutv  h,  7c6vtov  Seq^iav*  ertnar^ 
jtäwa  d'  kactp  vedda^a)^  7n;eQdj  ardfictta  (di'Mx  piiv  yhiüaaat  öinua  di 
atdfuxv'  elev)  tiio^a^  qxiayavct  vergleicht ,  so  wird  man  finden,  dass  es 
sich  in  ihnen  um  solche  Mehrheiten  bandelt,  die  gerade  im  Geg^isatz 
gegen  die  Einheit  gedacht  werden  sollen.  Ebenso  zeigt  sich  oft  bei 
den  Wörtern,  welche  das  Verbum  im  s.  und  pl.  zulassen,  dass  der  pL 
dann  steht,  wenn  die  Vielheit  der  einzelnen  Wesen  hervorgehoben  wer- 
den soll  (vgl.  unter  6o()^j  */X«ö,  ovoma).  Freilich  liegen  sowohl  bei 
den  mit  dem  pl.  als  den  mit  s.  und  pl.  verbundenen  ziemlich  viele 
Stellen  vor,  in  welchen  ein  innerer  Grund  far  die  Wahl  des  Numerus 
nicht  zu  erkennen  ist.^ 

Demnach  finden  wir  bei  Homer  folgenden  Zustand:  Es  giebt  eine 
Anzahl  von  pl.,  in  welchen  der  Gedanke  der  Vereinigtheit,  andere  in 
denen  der  Gedanke  der  Mehrerleiheit  überwiegt,  bei  den  ersteren  steht 
das  Verbum  im  s.,  bei  den  anderen  im  pl.  Zwischen  beiden  existirt 
ein  Mittelgebiet,  bei  dem  keine  der  beiden  Auffassungen  als  allein 
geboten  erscheint,  bei  dem  also  beide  Constructionen  möglich  sind, 
ohne  dass  eine  wahrnehmbare  Sinnesdifferenz  hervortrete.  Auf  die  Wahl 
der  einen  oder  anderen  Gonstruction  mag  das  Metrum  nicht  ohne  Ein- 
fluss  gewesen  sein. 

Vergleichen  wir  nun  die  verwandten  Sprachen,  so  findet  sich  im 
ältesten  Sanskrit  etwas  Analoges.  Es  kommen  im  Bigveda  einige 
Stellen  vor,  an  denen  klärlich  das  Verbum  im  s.  neben  dem  Neutrum 
im  pl.  steht  (vgl.  Benfey  Gr.  u.  Occ.  1,  590  und  BoUensen  Z.  D.  M.  G. 
22^  613).  Sicher  sind  folgende:  dküri  ta  indra  götamebhir  brähmafü 
hiermit  sind  dir  o  Indra  von  den  Gotamas  Gebete  dargebracht  worden 
Bv.  1,  63,  9;  sdrva  td  . .  deveshv  ctstu  alles  dieses  gehöre  den  Göttern 
1,  162,  9;  nd  te  vivyan  mahimdnam  rdjansi  der  Luftraum  fasst  nicht 


1)  Aach  mnss  man  erwägen,   dass  manche  der  angef&hrten  Wörter  zu  selten 
vorkommen,  als  dass  för  sie  eine  Regel  sich  auffinden  Hesse. 


27     

deine  Grösse  7,  21,  6.  Da  nun  das  Sanskrit  sonst  die  äussere  Gongruenz 
luit  einer  ausserordentlichen  Strenge  wahrt,  so  kann  diese  gelegent- 
liche Abweichung  von  der  Gongruenz  nur  als  Alterthümlichkeit  auf- 
gefasst  werden,  welche  sich  gegenüber  dem  sonst  vorhandenen  Bestre- 
ben, die  Gongruenz  vollständig  durchzuführen,  nur  noch  in  wenigen 
Exemplaren  gerettet  hat. 

Somit  erscheint  es  mir  wahrscheinlich,  dass  das  älteste  Griechisch 
den  indogermauischen  Zustand  am  treuesten  erhalten  hat,  und  dass  in 
den  übrigen  Sprachen,  welche  diese  Verbindung  des  neutr.  pl.  mit  dem 
Yerbum  im  s.  nicht  kennen,  die  Bücksicht  auf  die  äussere  Gongruenz 
die  Gleichbehaodlung  aller  Plurale  herbeigeführt  hat. 


Drittes   Kapitel 

Die  Casus. 

Hinsichtlich  alles  dessen,  was  über  die  Casus  im  Allgemeinen  zu 
sagen  ist,  verweise  ich  auf  Höbschmann  zur  Casuslehre,  München  1875. 

Ausdrücklich  bemerke  ich  noch,  dass  im  Folgenden  nur  von  den 
Casus  des  Nomons  die  Bede  sein  soll.  Es  werden  also  solche  Casus- 
endungen,  welche  ursprünglich  nur  dem  Pronomen  angehören,  wie 
-d^ev,  hier  noch  nicht  erwähnt  werden,  wohl  aber  der  Casus  auf  -(fty 
der  ursprünglich  dem  Nomen  eigen  ist. 

Der  Yocativ. 

Es  ist  darüber  gestritten  worden,  ob  für  den  Vocativ  von  Anfang 
an  im  Indogermanischen  eine  besondere  Form  vorhanden  gewesen  sei, 
oder  ob  er  sich  (was  Benfeys  Ansicht  ist,  Abb.  der  Ges.  d.  Wiss.  zu  Göttingen 
Band  17,  31)  erst  aus  dem  Nominativ  entwickelt  habe.  Diese  Streit- 
frage ist  für  die  gegenwärtige  Untersuchung  gleichgültig.  Mir  genügt 
es  zu  constatiren ,  dass  jedenfalls  schon  in  vorgriechischer  Zeit  bei  einer 
Beihe  von  Stämmen  eine  besondere  Form  des  Yocativs  (wenigstens  im 
sing.)  vorhanden  war. 

In  der  Verwendung  des  Yocativs  findet  sich  eine  merkwürdige 
Parallele  zwischen  Sanskrit  und  Griechisch,  auf  die  Benfey  zuerst  auf- 
merksam gemacht  hat.    Wie  r  277 

Zei)  7cdT€Q  ^'ldi]d'Ev  fieSewv  "^idiote  ^yiate 
^Hihög  d-^  dg  tcovx'  iq>OQ^  Yai  7mv%*  i/ccnwijeigj 
so  werden  auch  im  Yeda  Yocativ  und  Nominativ  durch  ca  verbunden, 
und  zwar  im  Sinne  zweier  Vocative  z.  B.  vdyav  indrckQ  ca  cetaihak 
sutdnam  Yäyu  und  Indra!  ihr  achtet  auf  die  Trankopfer  Bv.  1,  2,  5. 
Der  Yocativ  wurde  offenbar  als  eine  Art  Satz  für  sich,  nicht  als  ein 
fügsames  Glied  des  Satzes  betrachtet,  und  mau  ging  deshalb  ungern 
daran,  ihn  mit  ca  re  anzufügen,  sondern  wählte  an  seiner  Stelle  den 
Nom.,  der  ja  in  der  Form  so  häufig  mit  ihm  zusammenfällt. 


29 

Ob  es  als  eine  aus  proethnischer  Zeit  herstammende  Eigenthüm- 
lichkeit  betrachtet  werden  kann,  wenn  der  Voc.  gelegentlich  im  Sans- 
krit und  im  Griechischen  prädicativ  erscheint,  ist  zweifelhaft. 

Der  AecusatiT. 

In  den  Grammatiken  pflegt  man  zahlreiche  Gebrauchsweisen  des 
Accusativs,  wie  A.  des  äusseren  Objects,  des  inneren  Objekts,  des 
Erstreckens,  des  Zieles,  der  Beziehung  u.  s.  w.  zu  unterscheiden. 

Neuerdings  ist  aber  von  mehreren  Seiten  darauf  hingewiesen  wor- 
den, dass  dem  A.  des  äusseren  Objects  gegenüber  die  sämmtlichen 
übrigen  Gebrauchsweisen  sich  leicht  zu  einer  Gruppe  vereinigen  lassen, 
so  dass  z.  B.  Hübschmann  zwei  grosse  Abtheilungen  macht,  den  noth- 
wendigen  Accusativ  (was  man  sonst  Accusativ  des  äusseren  Objects 
nennt)  und  den  freiwilligen  A.,  der  das  üebrige  umfasst.  Diese  beiden 
Gruppen  vereinigen  sich  dann  wieder  in  dem  Grundbegriff.  Man 
betrachtet  aber  als  den  Grundbegriff  des  Accusativs,  dass  „er  eine 
Ergänzung  oder  nähere  Bestimmung  des  Verbalbegriffs  bezeichnet*' 
(Hübschmann  S.  133).  Und  in  der  That  ist  dieser  Grundbegriff  der 
einzige,  von  dem  aus  sich  die  Einheit  des  accusativischen  Gebrauchs 
demonstriren  lässt.  Wie  der  Accusativ  in  der  alten  Wortfolge  unmittel- 
bar vor  dem  Yerbum  stand,  so  diente  er  auch  dazu,  dasselbe  unmittel- 
bar zu  ergänzen,  ursprünglich  dient  er  weder  zur  Bezeichnung  des 
Objectes,  noch  des  Zieles,  noch  der  Beziehung  u.  s.  w.,  sondern  ledig- 
lich zur  Ergänzung  des  Yerbums.  In  welchem  Sinne  diese  Ergänzung 
zu  verstehen  sei,  blieb  dem  Yerst.ändniss  des  Hörenden  überlassen. 

Nun  zeigt  aber  die  Vergleichung  der  verschiedenen  indogermanischen 
Sprachen,  dass  verschiedene  Anwendungstypen  des  einen  Accusativs 
sich  schon  in  indogermanischer  Zeit  festgesetzt  haben  müssen. 

In  die  griechische  Sprache  ist  also  kein  einheitlich  empfundener 
Accusativgebrauch ,  sondern  eine  Anzahl  einzelner  Gebrauchstypen 
überliefert  worden.  Ob  wir  mit  unseren  Eintheilungen  nun  über- 
all die  alten  Gebrauchstypen  richtig  treffen,  kann  natürlich  zweifel- 
haft sein. 

Es  soll  deshalb  noch  besonders  hervorgehoben  werden,  dass 
ich  mit  meiner  Eintheilung  nur  die  möglichste  üebersichtlichkeit 
bezwecke. 

Diese  glaube  ich  zu  erreichen,  wenn  ich  zuerst  den  einfachen 
Accusativ  mit  Anwendung  der  Hübschmannschen  Zweitheilung  betrachte, 


30     

dann  den  doppelten  Accnsativ,  und  endlich  den  Accusativ  im  adver- 
bialen Sinne. 

Was  also  zunächst  den  nothwendigen  Accusativ  (den 
Objectsaccusativ  bei  transitiven  Verben)  betrifft,  so  haben 
die  Grammatiker  wegen  der  ungeheuren  Fülle  des  Stoffes  sich  nicht 
die  Mühe  genommen,  sämmtliche  Acc.  bei  transitiven  Verben  aufzu- 
zählen, was  Hübschmann  bei  dem  beschränkten  Stoff  des  Zend  thun 
konnte.  Versuchte  man  es  für  das  Griechische,  so  würde  man  bald 
daran  verzweifeln,  die  Masse  nach  Bedeutuugskategorien  zu  ordnen, 
man  würde  vielmehr  auf  den  Ausweg  verfallen  müssen,  den  Hübsch- 
mann betreten  hat,  indem  er  sagt:  ,,Für  die  Eintheilung  der  Objects- 
accusative  finde  ich  keinen  anderen  —  äusserlichen,  einen  inneren  giebt 
es  nicht  —  Grund  als  die  Verba  bei  denen  er  steht.  Da  aber  für  den 
Accusativ  die  materielle  Bedeutung  dieser  Verba  voUkonmien  gleich- 
gültig ist,  so  ordne  ich  sie  nicht  nach  dieser,  —  um  nicht  den  Schein 
zu  erregen  als  käme  sie  hier  irgendwie  in  Betracht  —  sondern  nach 
ihrer  alphabetischen  Reihenfolge  an,  eine  Anordnung,  die,  so  schlecht 
und  unwissenschaftlich  sie  sonst  sein  mag,  mir  hier  am  besten  zu 
passen ,  am  wenigsten  zu  Missverständnissen  fuhren  zu  können  scheint^ 
Es  ist  unter  diesen  Umständen  nicht  zu  verwundern,  wenn  die  Granuna- 
tiker  (vgl.  auch  Miklosich  S.  373)  sich  begnügen,  solche  Verbindungen 
von  Verben  mit  Accusativen  anzuführen,  welche  in  ihrer  eigenen 
Sprache  nicht  üblich  sind,  also  in  den  für  Deutsche  geschriebenen 
griechischen  Grammatiken  die  Verba  Nutzen,  Schaden  und  ähnliche. 
Selbstverständlich  muss  man  bei  diesem  Verfahren  im  Sinne  behalten, 
dass  es  lediglich  in  praktischen  Bücksichten  seine  Begründung  findet, 
insofern  damit  nur  beabsichtigt  wird ,  den  Lernenden  auf  gewisse  Ver- 
schiedenheiten der  griechischen  und  der  modernen  deutschen  Schrift- 
sprache aufmerksam  zu  machen. 

Wie  schwierig  es  übrigens  ist,  die  ünterabtheilungen  des  Accusa- 
tivs  genau  auseinanderzuhalten,  sieht  man  aus  dem  Umstand,  dass  die 
Gelehrten  hinsichtlich  mancher  Accusative  zweifelhaft  sind,  ob  sie  sie 
bei  dem  Accusativ  des  Objects  oder  dem  des  Inhaltes  unterbringen 
sollen,  z.  B.  7c6&ev  7tlei&'  iygä  yJlev&a  y  71  erwähnt  Kühner  bei  den 
Objectsaccusativen,  während  Escher,  der  Accusativ  bei  Sophocles,  Leipzig 
1876  S.  17  zu  dieser  Anordnung  bemerkt,  bei  Kühner  §  409,  5  —  7 
würden  durch  künstliche  Erklärung  intransitive  Verba  zu  transitiven 
gestempelt  Die  Frage  kann  so  viel  ich  sehe  nur  sein ,  ob  die  Griechen 
einen  Accusativ  wie  Ttleiv  d-alaaaav  kraft  ihres  Sprachgefühls  näher 
mit  Wendungen  wie  /clveiv  rd  Sd(OQ  oder  &hiv  dqdiAov  in  Verbindung 


-      -      31     

brachten,   eine  Frage,   die  ich  nach  meiner  Empfindung  gegen  Kfihner 
entscheiden  würde.* 

Da8S  der  Gebrauch  des  nothwendigen  Accusativs  (oder  der  Accu- 
sativ  des  äusseren  Objects)  proethnisch  ist,   bedarf  keiner  Bemerkung. 

Anhang  znm  Objectsaccnsativ. 

Im  Sanskrit,  Zend,  Slavischen,  Lateinischen  können  in  grösserer 
oder  geringerer  Ausdehnung  Substantiva ,  welche  dem  Verbum ,  genauer 
gesprochen  dem  Infinitiv  oder  dem  Participium  ihrer  Bedeutung  nach 
nahe  stehen ,  wie  Inf.  oder  Part,  mit  dem  Acc.  verbunden  werden ,  z.  B. 
dafd  rddhahsi  „dator  divitias"  u.  s.  w.,  vgl.  Miklosich  S.  376,  Hübsch- 
mann S.  189,  Synt.  Forsch.  III,  6. 

Auch  das  Griechische  kennt  ja  diese  Construktion,  z.  B.  f/riar?}- 
ftoveg  f^accp  rä  /vQoCifKOvta  Xen.,  t^aqvög  elfii  zä  f.QWTÜjaeva  PI.  u. 
einige  bekannte  Beispiele  bei  Dichtern  (vgl.  Schneidewin-Nauck  zu 
Aias  176).  Abstrakte  Substantiva  construirt  nach  Art  des  lateinischen 
„quid  tibi  haue  curdtio  'st  rem?"  scheinen  im  Griechischen  kaum  vor- 
zukommen, höchstens  Hesse  sich  Oed.  Col.  584  vergleichen. 

Nach  Einsicht  der  citirten  Literatur  wird  man,  denke  ich,  der 
Vermuthung  beistimmen ,  dass  dieser  Gebrauch  in  die  indogermanischen 
Zeiten  zurückreicht,  aber  im  Idg.  ausgedehnter  war  als  im  Griechischen. 
Zweitens  aber  wird  man  vermathen  dürfen,  dass  im  Indogermanischen 
selbst  diese  Adjectiva  und  Substantiva  ihre  Constniction  mit  dem  Accu- 
sativ  nur  in  Anlehnung  an  die  Yerba  erhalten  haben. 

Für  die  verschiedenen  Unterabtheilungen  des  sog.  freiwilligen 
Accusativs  giebt  es  nach  dem  Gesagten  keine  natürliche  Reihenfolge. 
Mir  scheint  es  praktisch,  die  von  Kühner  gewählte  beizubehalten. 

Für  den  Accusativ  des  inneren  Objectes  {äqiarrpf  ßovXrjv ßovleijetv, 
'AOifii^actto  xdi^'^ov  fi/tvovy  ^OXtjfima  vitlSv)  hat  Kühner  S.  261  ff.  Belege  ver- 
zeichnet. Er  bemerkt  zugleich  „in  keiner  Sprache  hat  sich  der  Gebrauch 
dieses  Accusativs  so  umfangreich  und  zugleich  so  ungemein  sinnreich 
ausgebildet,  wie  im  Griechischen."  Es  wird  wohl  richtig  sein,  dass 
das  Griechische  diesen  Typus  mehr  bevorzugt ,  als  andere  idg.  Sprachen, 
sicher  aber  ist,  dass  er  nicht  in  Griechenland  entstanden  ist,  sondern 
aus  der  Urzeit  stammt.  Das  Sanskrit  kennt  ihn  z.  B.  ßved  vai^yasya 
jimkam  er  lebe  das  Leben  eines  Vai9ya  (bei  Manu),  äjim  dhävanti  sie 


1)  Die  Vorwandlung  des  Accusativs  in  den  Nominativ  bei  passiver  Conatrnction 
giebt  keine  Entscheidung,  s.  Kühner  S.  26ö  Anm.  2  gegen  S.  258  Anm.  7. 


32 

laufen  einen  Wettlauf  u.  a.  m.  Interessant  ist  eine  Verbindung ,  welche 
mir  Schröder  aus  der  Maiträyanl-Samhitä  1,  8,  1  nachweist,  wo  Yon 
dem  udumbara-Baum  gesagt  wird:  lohitam  phalam  pcicyaie  s.  t.  a. 
er  trägt  rothe  Frucht.  Dieselbe  Wendung  findet  sich  auch  sonst.  Man 
vergleiche  auch  die  Fülle  von  Belegen  aus  slavischen  Sprachen  bei 
Miklosich  385  ff.  und  was  er  aus  den  verwandten  Sprachen  beibringt, 
dazu  noch  Hübschmann  S.  196. 

Somit  kann  an  dem  Alter  dieses  Typus  nicht  gezweifelt  werden. 
Als  besonders  lehrreich  führe  ich  noch  an,  dass  auch  dieser  AccasatiT 
von  Verben  auf  Adjectiva  sich  fortgepflanzt  hat,  z.  B.  Srifiog  vrjv  tqi- 
avrrjv  ärifilav  u.  a. ,  bei  Kühner  S.  265  Anm.  1. 

Der  Accusativ  bezeichnet  ferner  bei  Verben  der  Bewegung  diejenige 
Ergänzung  des  Verbums,  welche  wir  als  Ziel  specialisiren ,  ein  alter 
Typus,  der  in  den  meisten  indogermanischen  Sprachen  vorliegt,  übrigeos 
durch  den  deutlicheren  präpositionalen  Ausdruck  zurückgedrängt  wird. 
Im  Sanskrit  ist  er  häufig  in  allen  Stilarten.    Vgl.  Miklosich  S.  391  ff. 

Dann  wieder  können  wir  in  unserer  Auffassung  die  unmittelbare 
Verbindung  des  Acc.  mit  dem  Verbum  specialisiren  als  Ers treck ung 
über  Raum  und  Zeit,  ebenfalls  ein  indogermanischer  Typus. 

Der  Accusativ  des  erklärenden  Objects  oder  der  Beziehung 
hat,  wie  man  aus  der  Zusammenstellung  bei  La  Roche  S.  12  ff.  am 
besten  ersielit,  in  der  homerischen  Sprache  sein  Hauptgebiet  in  folgen- 
der Gredankenconstellation.  Gewisse  Zustände  und  Eigenschaften  von 
Personen  erscheinen  an  einzelnen  Theilen  der  Person,  afliciren  aber 
zugleich  die  ganze  Person.  In  Folge  diesev«;  Verhältnisses  kann  man 
entweder  die  Person  oder  den  Theil  derselben  zum  Subject  macheu. 
Man  sagt  also:  der  „Fuss  schmerzt  mich,'*  oder  „ich  habe  Schmerzen 
am  Fuss,"  „die  Augen  der  beiden  gleichen  sich,"  oder  „die  beiden 
gleichen  sich  an  den  Augen."  Das  Griechische  bevorzugt  in  diesem 
Falle  die  persönliche  Construction  und  setzt  das  betroffene  Glied  als 
unmittelbare  Ergänzung  zum  Verbum  in  den  Accusativ :  alyd  töv  rrddoy 
7L€q>alijy  tb  x«i  ofificcva  '/aXa  tor/jag  7(£iviiJ  u.  s.  w.  Natürlich  beschränkt 
sich  nun  aber  die  Anwendung  dieses  Accusativs  nicht  auf  das  bezeich- 
nete Vorstellungsgebiet  allein,  sondern  es  werden  dem  einmal  geschaffenen 
Typus  ähnliche  Wendungen  nachgebildet,  man  setzt  in  den  Accusativ 
nicht  nur  Glieder  und  sichtbare  Eigenschaften  von  Personen,  sondern 
auch  geistige  Eigenschaften  u.  s.  w.  Ausser  mit  intransitiven  und 
passiven  Verben  wird  bekanntlich  dieser  Accusativ  auch  mit  Adjectiven 
verbunden   wie   ßofp^  dyad^ög.    Wie   diese  Ausdehnung  des  Gebrauchs 


33     

zu  verstehen  ist,  ergiebt  sich  theils  aus  der  oben  (S.  32)  gemachten 
Beobachtung,  theils  aus  einer  Betrachtung  der  Beispiele  bei  la  Roche 
und  Kühner.  F]s  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  die  Adjectiva  sich 
den  Verben  angeschlossen  haben,  und  zwar  auf  doppeltem  Wege,  ein- 
mal indem  ein  Adjectiv  mit  dem  Verbum  sein  dem  Verbum  gleich 
gilt,  und  die  Gonstruction  dann  von  dem  prädicativcn  Adjectiv  auf 
das  attributive  übertragen  wurde,  und  sodann  durch  das  Participium, 
indem  man  von  dem  Acc.  bei  tor/xt  zu  dem  Acc.  bei  ioiTiiog  und  von 
da  zu  dem  Acc.  bei  laog  gelangt. 

Es  handelt  sich  nun  um  das  Alter  dieses  üebrauches.  Wenn  ich 
bislier  nur  von  dem  griechischen  gesproclien  habe ,  so  ist  das  geschehen^ 
weil  der  Acc.  des  Inhalts  nur  in  dieser  Sprache  häufig  vorkommt,  keines- 
wegs aber  in  der  Meinung ,  er  sei  in  dieser  erst  entstanden.  Im  Gegen- 
theil  bin  ich  der  Ansicht,  dass  die  ganze  hier  an  griechischen  Beispielen 
klar  gelegte  Entwicklung  schon  in  proethnische  Zeiten  zu  verlegen  sei. 
Zwar  im  Sanskrit  weiss  ich  diesen  Accusativ  nicht  zu  belegen,  ausser 
dass  etwa  das  Adverbium  fiänm  (gleich  oroua)  darauf  zurückzuführen 
wäre,  im  Lateinischen  betrachtet  man  ihn  als  Gräcismus,  ob  er  im 
Slavischen  ursprünglich  ist  (Miklosich  S.  31)2),  vermag  ich  nicht  zu 
entscheiden,  aber  im  Zend  (Hübschmann  S.  202)  ist  er  vorhanden,  und 
es  ist  besonders  zu  beachten,  dass  H.  nur  solche  A.  bei  prädicativen 
Adjectiven,  nicht  bei  Verben  anführt,  so  dass  also  auch  diese  Erweite- 
rung sich  in  proethnischen  Zeiten  vollzogen  haben  muss. 

In  der  That  lässt  sich  auch  nicht  absehen,  warum  gerade  dieser 
Gebrauch  des  A.,  der  ebenso  natürlich  ist  wie  die  anderen,  da  er  ja 
ursprünglich  auch  nur  eine  unmittelbare  Ergänzung  des  Verbums  ist, 
dem  Indogermanischen  gefehlt  haben  sollte.  Und  auf  der  anderen  Seite 
lässt  sich  der  Grund  angeben,  warum  dieser  Typus  in  den  indogerma- 
nischen Sprachen,  die  ihn  nicht  besitzen,  verloren  gegangen  ist.  Dieser 
Grund  ist  die  Concurrenz  des  Instrumentalis,  der  mit  ungefähr  dm*- 
selben  Wirkung  gebraucht  werden  kann.  Im  Griechischen  findet  man 
nicht  selten  den  instr.  Dativ  (also  den  alten  Instrumentalis)  mit  dem 
Accusativ  wechseln,  wie  edgvreQog  ä^oiaiv  u.  ähnl. ,  ebenso  im  Zend, 
im  Sanskrit  aber  hat  der  Instrumentalis  den  echt  casuellen  (noch  nicht 
adverbialen)  Gebrauch  dieses  Accusativs  verdrängt,  ganz  im  Einklang 
mit  der  Entwickelung  des  indischen  Stils  überhaupt,  welcher  nicht 
eine  solche  Mannichfaltigkeit  von  Satztypen  kennt ,  wie  der  griechische. 
Dass  sich  dieser  Gebrauch  des  Accusativs  im  Griechischen  erhielt, 
w^ard  durch  den  ürastAud  unterstützt,  dass  der  A.  in  dieser  besonderen 
Constellation  durchaus  unmissverständlich  ist. 

Delbrttok,   lyntakt.  F^neb.    IV.  3 


34     

Der  doppelte  Accusativ. 

Die  Constraction  des  doppelten  Accusativs  kommt  entweder  so  zo 
Stande  y  dass  zwei  AccuBative,  ein  sachlicher  und  ein  persönlicher  als 
Ergänzung  zum  Verbum  treten,  oder  so,  dass  der  eine  A.  dem  Pra- 
dicat  angehört.  Kühner  sagt  daiüber  Folgendes :  ,,  Alsdann  verschmilzt 
der  A.  der  Sache  mit  dem  Verb  gleichsam  zu  einem  zusammengesetz- 
ten Verb ,  und  mit  diesem  Verb  verbindet  sich  der  gewöhnliche  Objects- 
accusativ.  Die  Verschmelzung  eines  Verbalbegriffs  mit  einem  substan- 
tivischen in  Einen  Verbalbegriff  und  die  Constraction  desselben  als 
eines  einfachen  Verbalbegriffs  kann  als  ein  Idiom  der  griechischen 
Sprache  angesehen  werden."  Der  erste  Theil  dieser  Behauptung  trifft 
ftlr  die  Mehrzahl  der  Fälle  das  BichtigCt  für  einige  nicht,  insofern  die 
beiden  Accusative  auch  koordinirte  Ergänzungen  des  Verbums  sein 
können,  z.  B.  in  dem  von  Escher  S.  73  angeführten  Verse  Soph.  Ai. 
1108:  TLÖlaC  fueivovg  rct  ae^v  ftiij. 

Adverbialer  Gebrauch  des  Accnsativs. 

Auf  die  Anfügung  des  adverbialen  an  den  lebendigen  Gebrauch 
des  Accusativs  —  die  Grenze  übrigens  zwischen  beiden  Gebrauchs- 
weisen ist  fliessend  —  hat  Kühner  viel  Fleiss  verwendet,  daneben  ist 
noch  Escher  S.  31  ff.  mit  Nutzen  zu  vergleichen.  Ich  gebe  hier  zu- 
nächst einen  Ueberblick,  durch  welchen  die  Entstehung  des  adverbialen 
Gebrauchs  aus  den  Unterabtheilungen  des  lebendigen  Accusativgebrau- 
ches  anschaulich  werden  soll,  sodann  eine  üebersicht  nach  formellen 
Gesichtspunkten. 

Besonders  viel  adverbialer  Gebranch  von  Adjectiven  entsteht 
aus  dem  Accusativ  des  Inhaltes.  Der  erste  Schritt  ist,  dass  an  Stelle 
des  Subst.  mit  Adj.  der  Acc.  Neutr.  des  Adj.  tritt,  z.  B.  heisst  es 
StTtqrpLTOv  Ttdlefiov  Ttohfii^^ev  A  121,  aber  SXkrpfxcv  Trohefiit/fficp 
„etwas  Unaufhörliches  kämpfen''  B  452.  Auch  der  Plural  erscheint: 
rl  vi  &  ^Qeq>ov  alvct  texoikja  schreckliche  Dinge,  (Erfahrangen,  Schmer- 
zen) gebärend.  Der  Unterschied  zwischen  den  Numeri  schwindet  leicht 
weil  es  sich  bei  diesen  Ausdrücken  nicht  um  bestimmte  Einzelerschei- 
nungen handelt,  sondern  um  solche  Aeusserangen,  Handlungen,  Erschei- 
nungen ,  welche  beliebig  als  Einheiten  oder  Vielheiten  aufgefasst  werden 
können,  z.  B.  in  d^fa  yiSKhjyiig  fasst  man  die  auf  einander  folgenden 
einzelnen  Schreie  in*s  Auge,  in  ^  yüj&v  Süsses  lachen  (vgl.  er  lacht 
sich  ein*s)  sieht  man  das  Lachen  als  eine  Handlung  an.  Natürlich 
verwischen  sich  diese  zarten  Grenzlinien,  der  Unterschied  der  Numeri 
.schwindet,   so  dass  Adverbien  singularisch  und  pluralisch  sein  können, 


35     

und  über  die  Auswahl  nicht  mehr  syntactische,  sondern  aesthetische 
Gründe  entscheiden.  Neben  dem  Numerus  verachwindet  auch  der  Casus 
aus  dem  Gedächtniss,  ebenfalls  deshalb,  weil  keine  bestimmten  Einzel- 
dinge vorgestellt  werden.  In  a^EQdaXf.ov  yiovaßtflav  empfindet  man  den 
Äccnsativ  nicht  mehr  als  lebendigen  Casus  (sie  lärmten  Schreckliches) 
der  ganz  denselben  Sinn  hätte,  wie  der  Acc.  eines  Substantivs,  sondern 
nur  als  die  Art  und  Weise  des  Lärmeus  beschreibend.  So  entsteht  der 
Begriff  des  Adverbiums,  und  aus  dieser  LosUsung  von  Numerus  und 
Casus  erklären  sich  die  Schicksale  dieser  Kategorie,  z.  B.  die  Ver- 
bindung mit  Adjectiven.  Meya  Haxe  oder  ficyaA'  üo^c  heisst:  das  Meer 
toste  gewaltiges  Tosen,  toste  Gewaltiges  und  endlich:  gewaltig.  Nach- 
dem .iicya  so  zum  Adverbium  geworden  ist,  verbindet  es  sich  auch 
mit  solchen  Verben,  zu  denen  es  nicht  in  einem  Accusativverhältniss 
steht.  Dem  Satze  /i6yo  fiaxt  „toste  gewaltig"  werden  Sätze  nach- 
gebildet wie  fiiveog  6f  f^f.ya  q^givBg  äfuptfiflaivat  7rif47rlavT0  A  103, 
wo  liiya  als  Acc.  nicht  mehr  zu  verstehen  wäre,  und  endlich  wird 
uFya  auch  mit  Adj.  verbunden,  wie  iiiya,  rrXoi'aiog  u.  s.  w.  Solche 
Adverbialisirungen  sind  unendlich  häufig.  Ich  erwähne  namentlich  noch 
die  Neutra  von  Pronominibus  wie  rdaaov  ixibaacoy  xoiko  xaiqei^  auch 
XI  warum  ist  ebenso  zu  erklären.  Toih;o  xaiqu  ist,  wie  Kühner  richtig 
bemerkt,  so  viel  als  Tcnkrjv  Trjv  xaqav  xalqei,  roCto  also  ist  der  Inhalt 
und  Gegenstand  der  Freude,  was  praktisch  genommen  ziemlich  gleich- 
bedeutend ist  mit  dem  Grunde,  der  Veranlassung  der  Freude.  So  kommt 
in  toCto  der  Sinn  „  darum  "  in  ri  „  warum  '*  u.  s.  w. ,  wobei  man  nie  ver- 
gessen darf,  dass  die  Nachahmung  der  wichtigste  Faktor  bei  der  Sprach- 
entwickelung ist.  Hierher  gehören  u.  a.  Ausdrücke  wie  tijv  zaxlarrjv 
„  auf  das  Schnellste/'  Ursprünglich  heisst  es  ddiv  7coQtiBa&ai ,  dafür 
tritt  ein  raxiarrpf  vtoQevead'ai  mit  leichter  Ergänzung  von  dddv,  und 
dann  adverbialisirt  sich  raxloTtjv. 

Der  hier  beschriebene  Vorgang  ist  im  Griechischen  durchaus 
lebendig,  er  war  es  aber  auch  schon  in  vorgriechischer  Zeit.  Auch  im 
Sanskrit  und  Zend  werden  in  gleicher  Weise  Adverbien  geschaffen. 
Der  griechische  Vorgang  ist  also  nur  die  Fortsetzung  eines  proeth- 
nischen. 

Kühner  fiihrt  sodann  Adverbial  -  Ausdrücke  der  Zeit  an,  wie  iwfj- 
uaQy  vhrwQ  (dessen  Bildung  nicht  ganz  durchsichtig  ist)  u.  a..  Natür- 
lich ist  iwfjfiOQ  (peQd^rjv  nicht  anders  aufzufassen  als  dvo  t'  l^fictta  -mi 
dvo  vhxag  yieified'a,  man  nennt  hvTifiaq  nur  Adverbium,  weil  es  ein 
isolirter  Casus  ist.  Das  Gleiche  liegt  in  anderen  indogermanischen 
Sprachen  vor,  z.  B.  Sanskrit  ndklam  Nachts.    Dahin  gehört  auch  ötiq&v 

8* 


36     

u.  8.  w.  Adverbia  wie  7tq&to¥  d&kBqoy  fkrtsQOVy  Sanskrit  prathamdm 
XL  ähnl.  entstanden  wohl  ans  appositionellen  Accnsativen,  denn  xoi 
ßXoevo  deiksQov  c^ig  heisst  eigentlich :  „  er  fragte  als  Zweites.''  Dass 
neben  dem  Sing,  auch  der  Plr.,  neben  TtQdTov  auch  nigtSna  erscheint» 
kann  nach  dem  oben  Gesagten  nicht  befremden. 

Mit  den  Accusativen  des  erklärenden  Objects  bringt  Kühner  mit 
Becht  Accusative  wie  «üf^og  Si/;o$  fiiyeS^og  ßd&og  yiyog  ovofia  in  Ver- 
bindung, welche  ebenfalls  im  Sanskrit  und  Zend  ihr  Analogon  haben, 
z.  B.  im  Zend  drajo  an  Länge,  maso  an  Grösse,  nama  dem  Namen 
nach  (Hftbschmann  S.  202).  Im  Sanskrit  hat  der  Instrumentalis  aneh 
diesem  A.  Abbruch  gethan,  indessen  ist  doch  ndma  dem  Namen  nacb 
übrig  geblieben,  z.  B.  ndmucim  ndma  mayinam  den  Zauberer  mit 
Namen  Namuci  By.  vicrüau  ndma  tdrake  die  zwei  Sterne  mit  Namen 
Vicrüau  Av. 

üebrigens  lässt  sich  keineswegs  in  allen  Fällen  mit  Sicherheit 
sagen,  welcher  speciellen  Anwendung  der  A.  im  Adverbium  seinen 
Ursprung  verdanke;  es  kann  ja  auch  vorkommen,  dass  ein  Acc.  auf 
mehreren  Wegen  zum  Adverbium  gelangt.  Z.  B.  rechnet  Kühner  xälka 
zu  den  zuletzt  erwähnten  Accusativen,  gewiss  mit  Becht,  wenn  man 
an  die  Worte  des  Aias  denkt:  &  Ttäl  yiyoio  TtavQdg  evrvxiaveQog,  ta 
d*  BJiX  SfioioQj  aber  an  anderen  Stellen  ist  rilla  aus  dem  sog.  Acc. 
des  Inhaltes  herzuleiten,  z.  B.  in  einer  Stelle  des  Thukydides  (6,  63) 
die  mir  zufällig  in  die  Hand  kommt :  itpößQiCov  äkla  t€  wxi  d  u.  s.  w. 
sie  höhnten  in  anderem  und  indem  sie  fragten,  ob  u.  s.  w.  Scheidet 
man  die  accusativischen  Adverbia  nach  formalen  Kategorien ,  so  sind  sie 

a)  Neutra  von  Adjectivis,  und  zwar  Sing,  und  Plur.  Der  Dual 
erscheint  nicht,  weil  es  sich,  wie  oben  bemerkt,  um  solche  Vorgänge, 
Aeusserungen  und  Erscheinungen  handelt,  welche  als  einheitlich  oder 
unbestimmt  vielartig  angesehen  werden  können. 

b)  Acc.  von  Adj.  femininaler  Form,  bei  denen  ein  femininales 
Substantivum  zu  ergänzen  ist  Erwähnt  sind  Fälle  wie  trj^  raxiartfr 
sc.  ödöv.  Ebenso  ist  aufzufassen  nitpov  axBdlrjy  sc.  Tthffip  E  830  u.  a.  m. 
An  solche  Formen  wie  ax^dltp^  haben  sich  die  zahlreichen  griech.  Adverbia 
auf  -dlrp^  angeschlossen,  welche  femininale  Accusative  von  Adj.  sind, 
wenn  auch,  wie  Gurtius  Grundz.  592  ff.  bemerkt,  nicht  zu  jedem 
Adverbium  das  Adj.  vorhanden  ist.  War  der  Typus  einmal  vorhanden, 
so  fand  er  auch  in  seiner  Isolirtheit  Nachahmung.  Dass  übrigens  ein 
solcher  Adverbialtypus  sich  allmählich  ausbildet,  ist  wiederholt 
bemerkt.  Man  kann  nicht  genau  den  Moment  angeben,  mit  welchem 
der  Erstarrungsprocess  vollzogen  ist,  und  es  kann  also  bisweilen  darüber 


37     

gestritten  werden,  ob  ein  solcher  Accusativ  noch  lebendig  sei^  oder 
nicht  An  der  Annahme  einer  Ellipse  nehme  man  keinen  Anstoss. 
I^ass  Substantiva  wegbleiben  können,  wenn  sie  selbstverständlich  sind, 
unterliegt  keinem  Zweifel,  man  vgl.  Wendungen  wie  ysgtofuoiai  Ttgoa- 
rpSda^  ig  ^iav  ßovle^ofiev  und  viele  andere. 

c)  Accusative  Sing,  von  Substantiven.  Ausser  den  oben  genannten 
-wie  dQog  iivofAa  kommen  namentlich  solche  in  Betracht,  welche  ans 
dem  appositioneilen  Acc.  zu  erklären  sind.  Dahin  gehört  x^Q*'^'  Bei 
Homer  erscheint  nicht  selten  q>if(av  xaqiv  als  Appositionssatz ,   z.  B. 

I  611.  Es  erscheint  aber  auch  %aqiv  allein,  ohne  (piQtxtv^  in  gleicher 
Verwendung,  nicht  als  oh(p€Qunf  einfach  weggelassen  wäre,  sondern 
indem  man  x^&^^  yj  ^s  eine  Gefälligkeit ''  in  freier  Weise  als  Apposition 
zu  der  in  einem  ganzen  Satze  ausgedrückten  Handlung  auffasst,  z.  B.: 

Sg  Tig  di  Tqümov  ^oiXfjg  ini  vrjval  fpiqoito 
ahv  jcvqi  xiyA€/<^ ,  7i4q^^  '*E%%OQog  drtqi&vartog^ 
xbv  ä*  ^iag  ovratme  O  744. 
Man  könnte  den  Nom.  x^^Q^S  erwarten ,  der  aber  offenbar  desshalb  nicht 
gesetzt  ist,  weil  nicht  in  einer  Person,  sondern  in  der  von  dieser  voll- 
zogenen Handlung  —  also  dem  Nicht  -  Subject  —  die  Gefälligkeit  gegen 
Hektor   beruht.     In  diesem   appositionellen  Gebrauche  ist   nun  x^Q^^ 
selbstständig  geworden  und  von  den  übrigen  Casus  isolirt.     Doch  wer- 
den Adjective  wie  a^  noch  mit  x^Q^^  verbunden.    Ebenso  sind  dwQBdv 
TtQolyux  dUrpf  zu  ihrer  adverbialen  Bedeutung  gekommen. 

Ber  Genetiv» 

In  dem  was  man  im  Griechischen  Genetiv  nennt ,  sind  zwei  Casus 
vereinigt,  nämlich  der  alte  Genetiv  und  der  alte  Ablativ  (vgl.  meine 
Schrift:  Ablativ,  Localis,  Instrumentalis  etc.  Berlin  1867).  Ich  handle 
zuerst  von  dem  Theile,  welcher  dem  Genetiv  des  Indogermanischen 
entspricht. 

Ueber  die  Entstehung  des  Genetivs  findet  sich  bei  Kühner  noch 
die  sonderbare  Ansicht,  dass  der  Genetiv  aus  dem  Subject  oder  Object 
eines  Satzes  entstanden  sei,  z.  B.  tb  roü  ^dov  äv^og  aus  tb  ^ov 
Svx^el,  fj  rof)  natqbg  q>ikia  aus  6  /cctvfjQ  q>ilel  u.  s.  w.  Ich  sehe  nicht, 
was  irgend  zur  Begründung  dieser  Hypothese  beigebracht  werden  könnte. 
Dagegen  ist  zuzugestehen ,  dass  man  sich  die  Ausdrücke  subjectiver 
und  objectiver  G.  ganz  gut  verdeutlichen  kann,  wenn  man  überlegt, 
dasä  bei  anderer  Ausdrucksweise  der  eine  Subject,  der  andere  Object 
des  Satzes  sein  würde. 


38 

Eine  Ansicht,  welche  bei  den  Linguisten  beliebt  ist,  geht  da- 
hin, dass  der  Genetiv  eigentlich  ein  Adjectivum  sei,  welches  freilieh 
zu  seinem  Substantivum  nicht  in  Congruenzverhältniss  trete,  üiu  die 
etymologische  Begründung  dieser  Ansicht  steht  es  schlecht,  nament- 
lich möchte  ich  bei  dieser  Gelegenheit  bemerken,  dass  die  immer  noch 
hin  und  wieder  auftauchende  Bemerkung,  dij^oio  sei  ursprong^leich 
mit  drjfioaco  -  durchaus  unrichtig  ist.  Nach  bekanntem  Gesetz  ist  ^ 
das  a  in  driptdato  aus  x  entstanden.  Eine  innere  Wahrscheinlichkeit 
aber  lässt  sich  dieser  Vermuthung  nicht  absprechen.  Denn  die  Gebraudis- 
weisen des  Genetivs  lassen  sich  aus  einer  etwaigen  AdjectiYnatar  beqaem 
herleiten.    Das  zeigt  sich  zunächst  bei  der  Verbindung  des 

Genetivs  bei  Substantiven. 

In  verschiedenen  indogermanischen  Sprachen  erscheinen  Adjective 
gleichbedeutend  mit  gewissen  Genetiven,  z.  B.  tvOshtrd  mgvdrüpa^ 
ViQvarüpa  der  Sohn  Tvashtars^  ^eveki^tog  viögy  conjux  Hectorea  a.  s.  w. 
Namentlich  ist  dieser  Gebrauch  im  Slavischen  häufig,  wofür  reiche  und 
interessante  Belege  bei  Miklosich  S.  7  ff.  So  kann  man  also  auch  wohl 
behaupten ,  der  Genetiv  bei  Substantiven  stehe  im  Sinne  eines  Adjectivs. 
Mit  etwas  anderen  Worten  sagt  dasselbe  Hübschmann  S.  268:  „Durch 
den  Genetiv  werden  zwei  nominale  Bedetheile  in  die  engste  Verbindung 
mit  einander  gesetzt,  ohne  dass  die  Art  der  Beziehung  irgendwie 
angegeben  wird.'^  Ob  die  Beziehung  des  Substantivs  zum  Genetiv  die 
des  Besitzers  zum  Besitze,  des  Verursachers  zum  Verursachten,  des 
Theiles  zum  Ganzen  sei ,  dies  und  vieles  Andere  wird  nicht  ausgedrückt^ 
sondern  hinzuverstanden ;  vgl.  darüber  u.  a.  die  Bemerkungen  von  Kühner 
S.  285  y  der  nur  darin  irrt,  dass  er  den  Begriff  der  Trennung  und 
Scheidung  unter  den  Genetiv  subsumiren  möchte,  während  dieser  Be- 
griff in  Wahrheit  zum  Ablativ  gehört. 

Diese  Verbindung  eines  Substantivums  mit  einem  Genetiv  ist 
natürlich  uralt,  doch  differiren  die  Gewohnheiten  der  Sprachen  im 
Einzelnen.  Vergleicht  man  z.  B.  das  Sanskrit  und  Griechische  mit 
einander ,  so  wird  man  auf  Seite  des  Sanskrit  ein  minus  finden ,  einmal 
weil  im  Sanskrit  die  verbale  Construction  von  Substantiven  häufiger  ist 
als  im  Griechischen  —  so  kann  man  z.  B.  sagen  mdm  kdmena  „aus 
Liebe  zu  mir'^  — ,  theils  weil  das  Sanskrit  nicht  selten  da  Com- 
Position  anwendet,  wo  die  übrigen  Sprachen  genetivische  Verbindungen 
bevorzugen.  Lege  ich  bei  der  Vergleichung  die  Kategorien  zu  Grunde, 
welche  Gurtius  in  seiner  Schulgrammatik  aus  praktischen  Gründen  aul- 
stellt,    so    finde   ich   die   erste  JSctix^orryc;  6  2üHp^ovl(rKov  viög  im  S. 


39     

wie  im  Gr.,  die  zweite  fj  oiyJa  j;oC  7tcaq6g  ebenso.  Unter  3  führt 
Curtius  xEixog  Ui^ov  und  di7tag  oivov  an.  Ob  zu  dem  sog.  Genetiv  des 
Stoffes  sich  im  alten  Sanskrit  schlagende  Analoga  finden,  weiss  ich 
nicht  zu  sagen,  in  anderen  indog.  Sprachen,  z.  B.  im  Litauischen  sind 
sie  vorhanden  (Kurschat,  Grammatik  der  littauischen  Sprache  §  1496), 
zu  denag  oXvov  dagegen  stimmen  Wendungen  wie  mddhunas  dritis  ein 
Schlauch  Meth.  Die  vierte  Kategorie,  den  partitiven  G.  kennt  das  S. 
wie  das  Gr.  Unter  5  steht  bei  Curtius  6  ipößog  %&v  Ttolefuofy  in  sub- 
jectiver  und  objectiver  Hinsicht,  beides  im  Sanskrit  ebenso,  z.  B 
yamdsya  ma  yamyäm  kdma  ägan  mich  Yami  hat  Liebe  zu  Yatfui 
ergriffen  Rv.  10,  10,  7;  devdnam  dgctö  ist  gleich  ^e&v  äyog  u.  a.  m. 
Für  die  noch  weiter  von  Curtius  angeführten  Kategorien  weiss  ich  — 
violleicht  zufällig  —  treffende  Analoga  nicht  anzufQhren. 

Zu  dem  sog.  partitiven  Gen.  sind  wohl  auch  mit  Kühner  die 
Gen.  bei  Adverbien  des  Ortes  und  der  Zeit  zu  rechnen  (§414  c).  Zu 
yf}g  in  /roD  yfjg  führt  Höbschmann  ein  genaues  Analogen  aus  dem  Zend 
an.  Mit  tQig  tfjg  ^f^ifag  vergleicht  sich  im  Sanskrit  trih  samvtUsard" 
sya  dreimal  im  Jahre.    Auch  diese  Verbindungen  scheinen  proethnisch. 

Der  Genetiv  bei  VerbeD. 

Ein  grosser  Theil  des  Genetivs  bei  Verben  lässt  sich  verstehen, 
wenn  man  ihn  mit  dem  Accusativ  in  Parallele  stellt,  wobei  an  den 
Ausspruch  von  Jacob  Grimm  erinnert  werden  mag:  „der  Accusativ 
zeigt  die  vollste  entschiedenste  Bewältigung  eines  Gegenstandes  durch 
den  im  Verbo  des  Satzsubjects  enthaltenen  Begriff.  Geringere  Objectivi- 
sirung  liegt  in  dem  Gen.,  die  thätige  Kraft  wird  dabei  gleichsam  nur 
versucht  und  angehoben ,  nicht  erschöpft.''  Es  liegt  auf  der  Hand ,  dass 
auch  dieser  Gebrauch  der  Annahme,  der  Gen.  sei  ein  Adjectivum,  nicht 
widerstrebt.  „Des  Kalbes  essen '^  kann  ursprünglich  gewesen  sein: 
„Kälbernes  essen.'' 

Wie  man  aber  auch  hierüber  artheilen  mag,  jedenfalls  kann  man 
den  Parallelismus  zwischen  Accusativ  und  Genetiv  zur  Feststellung  der 
Terminologie  und  Anordnung  benutzen.  Ich  nenne  also  den  in  diesem 
Abschnitt  zu  besprechenden  Gen.  den  accusativischen,  und  ordne 
ihn  nach  ähnlichen  Gesichtspunkten  wie  den  Accusativ.  Dabei  will  ich 
mich  der  Bedeutungskategorieen  unter  den  Verben  bedienen,  welche 
Kühner  aufgestellt  hat. 

Es  kommen  deshalb  zuerst  diejenigen  Gen.  in  Betracht,  welche 
dem  Acc.  des  äusseren  Objects  entsprechen ,   d.  i.  bei  den  Verben  der 


40     

Mittheilung,  z.  B.  da  geben,  ddcUid  usriyanäm  der  Kühe  gebend  Rv. 
7,  75,  7,  yaj  opfern,  äjyasya  yajet  er  soll  Butter  opfern  und  andere 
Verba  ähnlicher  Bedeutung,  vgl.  Siecke,  de  genetivi  in  lingua  sanscriu 
imprimis  vedica  usu,  Berlin  1869  (diss.)  36,  Kühner  294.  Sodann  die 
Verba  des  Qeniessens,  Essens,  Trinkens,  Sättigens,  mV«v  ye6eaÖ-cu  u.  s.  w. 
(Kühner  305),  im  Sanskrit  ad  und  a^  essen,  pü  trinken,  jfAsh  yeveai^at 
u.  8.  w.  (Siecke  35).  Auf  derselben  Stufe  stehen  die  Gen.  bei  Verben 
des  sinnlichen  und  geistigen  Wahrnehmens  K.  308,  womit  indische 
Verba,  wie  gru  hören,  cit  bemerken,  vid  wahrnehmen,  zu  vergleidien 
sind,  S.  47.  So  auch  die  Gen.  bei  Verben  des  Erinnems  und  Vergessens 
K.  313,  im  Sanskrit  har  gedenken,  ^nan  ah  etwas  denken,  smcur  sich 
erinnern  S.  50.  Auch  die  Verba  des  Herrschens ,  welche  Kühner  fälsch- 
lich mit  den  Verben  des  Uebertreffens  zusammenstellt,  die  vielmehr  mit 
dem  ablativischen  Gen.  verbunden  werden,  haben  seit  uralter  Zeit  den 
Genetiv  bei  sich  S.  56.  Wir  können  uns  den  Unterschied  zwischen 
Acc.  und  Gen.  anschaulich  machen ,  wenn  wir  übersetzen :  Gewalt  haben 
an  jemand.  Theils  mit  dem  Acc.  des  äusseren,  theils  mit  dem  Acc.  de2> 
inneren  Objects  sind  die  Gen.  bei  den  sog.  verba  affectuum  (Kühner  S.  324) 
in  Parallele  zu  stellen.  Dass  der  Kern  auch  dieser  Verbindungen  pro- 
ethnisch ist,  zeigt  die  Construction  von  prl  sich  freuen,  tarp  sich 
ergötzen,  dvish  hassen ,  druh  nachstellen  u.  s.  w.  (S.  39  u.  42). 

Die  Verba  der  Bache,  Vergeltung,  Anklage,  Verurtheilung  haben 
im  Lat.  denselben  Genetiv,  aus  dem  Sanskrit  weiss  ich  etwas  genau 
entsprechendes  nicht  anzuführen. 

Mit  dem  Acc.  des  inneren  Objects  lässt  sich  der  Gen.  nach  oCtir^ 
z.  B.  oCmf  TQvyog  rqaaiäg  eqiwv  7C€Qiovaiag  (Arist.)  vergleichen.  Man 
findet  Acc.  und  Gen.  bei  denselben  Verben,  z.  B.  bei  Anacreou  tto^ct 
jLivQCJv  7cvieig  und  bei  Homer  fAevea  7cvuovtegy  bei  Findar  Ol.  3,  23:  ov 
•AjaXa  divÖQe'  td^aXXev  x^Qog,  bei  Homer  e  72:  letfidh^eg  fiaXcoLol  lov 
ifie  aelivov  d^leov,  Stellen  bei  denen  man  das  Treffende  des  oben 
citirten  Grimmschen  Ausspruches  über  den  Unterschied  von  Acc.  und 
Gen.  deutlich  empfindet.  Aus  den  verwandten  Sprachen  liegt  mir  nichts 
direct  Vergleichbares  vor.  Jedenfalls  aber  entfernt  sich  auch  dieser 
Gen.  nicht  von  jenem  accusativischen  Gebrauche  des  Gen.,  den  wir 
nach  dem  bisher  Beigebrachten  schon  für  die  proethnische  Zeit  annehmen 
müssen. 

Mit  dem  Acc.  des  Zieles  ist  in  Parallele  zu  stellen  der  Gen.  des 
Zieles  bei  den  Begriffen  des  physischen  und  geistigen  Tastens,  Greifens, 
Langens,  des  hastigen  Bewegens,  des  geistigen  Strebens  und  Verlangens, 
des  Zielens   nach   etwas   (K.  301).     Der  Gen.   des   Zieles  findet   sich 


41     

namentlich  auch  im  Slaviscben  (Miklosich  501).  Ob  er  im  Sanskrit 
anzuerkennen  ist,  soll  hier  nicht  erörtert  werden.  Zur  Erklärung  dieses 
Gebrauches  wolle  man  sich  an  den  sog.  Accusativ  des  Zieles  erinnern. 
Sowohl  in  defn  Acc.  wie  in  dem  Gen.  liegt  nur  eine  Ergänzung  des 
Verbums,  die  wir  als  Ziel  auffassen.  Der  Genetiv  in  dfQfii^^  &  IAym- 
fÄctvrog  2  488  ist  nicht  anders  zu  erklären  als  der  Acc.  in  dgfiwfiivfi} 
ye^igag  rtltir/jag  Soph.  Oed.  Col.  1576.  Andere  Verba,  die  Kühner 
anführt,  können,  wie  er  selbst  bemerkt,  als  Transitive  mit  dem  Acc. 
verbanden  werden,  z.  B.  e/a/iatW^at ,  so  dass  man  dann  die  Analogie 
des  Objectsaccusativs  anziehen  muss.  Indessen  ist  schon  bei  dem 
Accusativ  gezeigt,  dass  alle  diese  Scheidungen  nur  relativen  Werth 
haben.  Der  Gen.  verbindet  sich  mit  dem  Yerbum  in  gleich  unmittel- 
barer Weise  wie  der  Accusativ,  unterscheidet  sich  aber  von  dem  letzteren 
in  der  von  Grimm  definirten  Weise. 

An  diese  Verba  schliessen  sich  nahe  an  die  Verba  der  Annäherung 
und  des  Begegnens  (Kühner  302).  Ich  bemerke  dazu  nur,  dass  bei 
ihnen  auch  der  Accusativ  erscheinen  kann,  z.  B.  dvti^to  yctQ  tod  d' 
dveqog  YT  423  und  ifudv  lix^S  dptiAwaav  A  31. 

Die  Analogie  des  doppelten  Accusativs  ist  bei  denjenigen 
Verben  heranzuziehen,  welche  mit  einem  Acc.  und  Gen.  verbunden 
werden. 

Dahin  gehören  namentlich  die  Verba  des  Füllens  (Kühner  304, 
der  aber  fälschlich  auch  die  Verba  des  Mangels  erwähnt,  welche  viel- 
mehr mit  dem  Abi.  construirt  werden).  Im  Sanskrit  werden  j^ar  anfüllen 
und  ähnliche  Verba  mit  dem  Gen.  oder  Instr.  construirt,  wie  ja  auch 
im  Griechischen  der  instrumentale  Dativ  auftritt.  Die  gleiche  Con- 
struction  liegt  auch  in  anderen  Sprachen  vor,  so  dass  an  dem  proeth- 
nischen Gharacter  der  Construction  7u^7clavai  ri  rivog  nicht  gezweifelt 
werden  kann.  Zur  Verdeutlichung  des  Entstel^ens  dieses  proethnischen 
Typus  denke  man  an  den  doppelten  Acc.  bei  Berauben.  Wie  man 
sagt:  „jemand  berauben  etwas,^'  so  sagt  man  auch:  „jemand  beschenken, 
füllen  etwas,*'  dieses  etwas  aber,  weil  man  dabei  nur  einen  Theil  einer 
grösseren  Masse  im  Sinne  hat,  tritt  in  den  Genetiv. 

Dieselbe  Analogie  dürfte  anzuwenden  sein  bei  den  von  Kühner  320 
erwähnten  Ausdrücken:  ycoulad-aL  %i^äc&ai  rt  7tolko€,  die  Verba  des 
Kaufs  und  Verkaufs  u.  ähiil.  Derselbe  Genetiv  liegt  auch  sonst  in 
indogermanischen  Sprachen  vor,  so  im  Lat.  und  Sla vischen  (Miklosich 
S.  508).  Das  Sanskrit  hat  bei  den  Verben  des  Kaufens  u.  s.  w.  den 
Instrumentalis,  der  auch  im  Griech.  vorkommt,   (z.  B.  evx^ev  Sq'  oivi- 


42     

u.  s.  w.)t  doch  findet  sich  ein  Anknüpfungspunkt  an  die  genetivisehe 
Construction  des  Griech.  in  der  von  Pänini  überlieferten  Yerbindang 
von  div  spielen  mit  dem  Gen.  des  Einsatzes,  z.  B.  gatasya  d^m/aü 
„er  spielt  um  hundert/^  wie  im  Griech.  TQiTtodog  TteQiöw/ÄBd'ov ^  dQyvqim: 
TtqlaadvLv  u.  s.  w.  Nach  der  bisher  erprobten  Erklärung  des  Gen.  bei 
Verben  müssen  wir  auch  in  diesem  Falle  auf  die  Analogie  des  Accosa- 
tivs  zurückgehen.  In  der  That  findet  er  sich  im  Sanskrit^  z.  B.  göm 
d%vyante  sie  spielen  mit  einander  um  eine  Kuh.  Dieser  Acc.  ist  eine 
unmittelbar  verständliche  Ergänzung  des  Yerbums,  für  den  der  Gen. 
dann  eintreten  konnte ,  wenn  sich  uno^  etwas  handelte ,  das  als  der  Tbeil 
eines  grösseren  Ganzen  erschien,  z.  B.  Gold.  Dabei  bezeichnen  natür- 
lich weder  Acc.  noch  Gen.  den  Einsatz  oder  Preis  als  solchen ,  sondern 
nur  eine  Ergänzung  des  Verbums,  welche  selbstverständlich  nur  in 
solchen  Fällen  in  dieser  einfachen  Form  auftreten  kann ,  in  welchen  dn 
Missverständniss  nicht  zu  befurchten  ist.  Eine  Schwierigkeit  nun  könnte 
wohl  eintreten,  wenn  noch  ein  Accusativ  hinzukommt,  dann  hätte  man 
einen  Accusativ  des  Gegenstandes,  und  einen  des  Preises.  Das  Zend 
hat  eine  solche  Schwierigkeit  nicht  gescheut  (vgl.  Hübschmann  S.  201 
unten)  im  Griechischen  aber  steht  neben  dem  Acc.  des  Gegenstandes 
niemals  mehr  der  Acc.  des  Preises ,  sondern  stets  der  Gen.  So  stammt 
denn  vermuthlich  auch  dieser  Typus  des  Genetivs  aus  proethnischer 
Zeit.  Im  Griechischen  hat  sich  der  Typus  befestigt  und  erweitert,  im 
Sanskrit  ist  er  durch  den  Instrumentalis  verdrängt  worden.^ 

Uebersieht  man  nun  die  hier  vorgeführten  Verba  und  vergleicht 
mit  dem  griechischen  Gebrauch  den  lateinischen,  so  findet  man  den 
letzteren  viel  enger.  Dass  diese  Enge  nicht  das  Alterthümlichere  ist, 
macht  die  Vergleichung  mit  dem  Deutschen ,  Slavischen  und  namentlieh 
dem  Sanskrit  wahrscheinlich.  Aber  auch  das  Sanskrit  erreicht  nicht 
ganz  den  Reichthum  des  Griechischen.  Zwar  mag  mir  manches  aas 
dem  Sanskrit  entgangen  sein,  immerhin  aber  ist  mir  wahrscheinlich, 
dass  auch  bei  genauerer  Durchforschung  des  Sanskrit  sich  ein  minus 
auf  Seiten  dieser  Sprache  im  Vergleich  mit  dem  Griechischen  heraus- 
stellen wird.  Wo  liegt  nun  das  Aelteste?  Mit  Sicherheit  weiss  ich 
diese  Frage  nicht  zu  beantworten,  doch  erscheint  mir  wahrscheinlich, 
dass  das  Griechische  dem  indogermanischen  Zustand  am  nächsten 
kommt.  Von  Interesse  sind  namentlich  die  Verba  des  Berührens, 
Fassens,  Langens,  Erreichens,  welche,  so  viel  ich  sehe,  im  Sanskrit 
nicht  mit  dem  Gen.  verbunden  werden,  sondern  mit  dem  Acc.    Ihrem 


1)  Den  Gen.  dea  Spiels  im  Slavischen  s.  Miklosich  S.  511. 


43     

Sinne  nach  aber  könnten  sie,  wenn  die  Grimmsche  Unterscheidung  des 
Accusativ-  und  Qenetivsinnes ,  wie  ich  nicht  zweifle,  das  Richtige  trifft, 
ganz  wohl  den  Genetiv  bei  sich  haben.  £s  kommt  mir  nun  natürlicher 
vor,  anzunehmen,  dass  der  häufigste  Objectscasus,  der  Acc,  im  Sanskrit 
sich  auf  diese  Verba  ausgedehnt  habe,  als  zu  glauben,  dass  das  Grie- 
chische die  natürliche  Gonstruction  dieser  Verba  ex  propriis  eingeführt 
habe. 

Somit  erscheint  es  mir  wahrscheinlich,  dass  die  Hauptmasse  aller 
dieser  griechischen  Gonstructioneu  proethnisch  sei. 

Dor  prädicatlye  Genetiy. 

Bei  dem  Verbum  sein  erscheint  ein  Gen.,  bei  dem  wir  das  Ver- 
bum  durch  zugehören,  angehören,  zukommen  u.  s.  w.  übersetzen. 
Dass  dieser  Typus  proethnisch  ist,  kann  keinem  Zweifel  unterliegen 
(vgl  für  das  Sanskrit  Siecke  32 ,  für  das  Zend  Hübschmann  273). 

Was  die  Erklärung  betrifft,  so  sagt  Grimm:  „Bei  den  Verbis  sein 
und  werden  findet  sich  ein  Gen.,  den  man  den  prädikativen  nennen 
möchte,  weil  er  sich  leicht  in  ein  substantives  oder  adjectives  Prädikat 
auflösen  lässt.^'  In  der  That  liegt  diese  Auflösung  begrifflich  sehr 
nahe.  ^E/iverco  Meaai^t]  ^ox^v  können  wir  bequem  übersetzen: 
Messene  war  (wurde)  lokrisch.  So  wäre  auch  in  diesem  Falle  die 
Auffassung  des  Genetivs  als  eines  Adjectivums  möglich,  nur  dass  das 
Adjectivum  hier  wie  ein  Nominativ  aufzufassen  wäre,  während  wir  die 
Gen.  bei  den  übrigen  Verben  nach  Analogie  von  Accusativen  beurtheilt 
haben.  Freilich  könnte  man  auch  die  Vermuthung  aufstellen,  dass  in 
uralten  Zeiten  auch  bei  dem  verb.  subst.  die  unmittelbare  Ergänzung 
im  Acc.  habe  stehen  können,  worüber  ich  mir  an  dieser  Stelle  kein 
ürtheil  erlaube. 

Der   Genetiv  bei  Adjectiven. 

Im  Sanskrit  findet  sich  der  Gen.  bei  Adjectiven ,  wie  priyd  lieb, 
bei  Participien,  wie  pwrnd  voll  u.  a.  m.  (Siecke  p.  29).  Im  Rigveda 
habe  ich  unter  den  eigentlichen  Adjectiven  nur  priyd  gefunden  ^  bei 
Fänini  werden  noch  andere  angeführt,  die  Siecke  verzeichnet.  Offenbar 
ist  priyd  wie  ein  Substantivum  construirt,  indrcLsya  priyds  heisst  ein 
Indrascher  Freund.  So  ist  auch  die  Gonstruction  von  tptkog  im  Gr. 
aufzufassen.  Der  Gen.  fungirt  als  ein  Adjectivum.  Dagegen  bei  dem 
Fartidpium  pürnd  voll  ist  die  Gonstruction  mit  dem  Instr.  oder  Gen. 
von  dem  Yerbum  herzuleiten.  Namentlich  im  Sanskrit  kann  man  ja 
häufig  sehen  ^   wie  das  Adj.   seine  Bection  von  dem  zu  ihm  gehörigen 


44     

Verbum  bezieht,  z.  B.  jdgmi  hingehend  zu  mit  A.  oder  L.,  jd^ni 
schlagend,  dadi  gebend,  didnkshü  sehen  wollend  mit  dem  A.  nnd 
viele  andere.  Ebenso  ist  griech.  7tkiog  u.  s.  w.  zu  beurtheilen  nnd 
überhaupt  die  Adjectiva,  welche  kundig,  eingedenk,  mächtig,  fähig, 
werth  u.  s.  w.  bedeuten. 

Auch  hier  wieder  lässt  sich  also  nachweisen,  dass  der  Typus  pro- 
ethnisch ist,  aber  er  ist  im  Griechischen,  wie  es  scheint,  erweitert 
worden. 

Der  sogenannte  locale  und  temporale  Genetiv. 

Ich   habe   früher  die  Meinung   geäussert,   dass  eine   Anzahl  yon 
Genetiven  bei  Homer,  die  als  ortsbestimmend  erscheinen ,  als  Vertreter 
des  alten  Localis  anzusehen  sein,  habe  aber  jetzt  diese  Ansicht,  bewogen 
durch   die  Einwände  anderer  und  eigene  weitere  Studien  aoi^e^beo. 
Ich  kann,   (da  ich  jetzt  auch  den  absoluten  Gen.  nicht  mehr  mit  dem 
absoluten  Loc.  des  Sanskrit  vergleiche,  sondern  mit  Classen   als  eine 
speciell  griechische  Entwicklung  ansehe)  jetzt  nicht  mehr  die  Ansicht 
theilen,  dass  im  griechischen  Gen.  auch  ein  Best  des  alten  Loc.  stecke, 
sondern  finde   in  ihm   nur  den  alten  Genetiv,  vereinigt  mit  grossen 
Stücken  des  alten  Ablativs.     Ich   hatte   früher  AU.  S.  29  folgende 
griech.  Gen.  als  Vertreter  des  Loc.  betrachtet :  Ortsangaben ,  wie  jJ  onc 
lyiQyeog  ^  ^ix^uxofj  /  251.    Jetzt  lege  ich  mitHentze,  Fhilologas  28 
Bd.  3  S.  513  Gewicht  darauf,  dass  in  den  hierher  gehörigen  Fällen  eine 
Negation  steht,  die  man  etwa  als  „ nirgend ''  übersetzen  kann,  und  fiisse 
also  ZiQY^og  so  auf,  wie  /^  in  no^  yfjg.    Ferner  habe  ich  die  bekannte 
Wendung  itezo  %oixov  toO  hciqov  setzte  sich  hin  an  die  andere  Seite, 
locativisch  aufgefasst.    Jetzt  möchte  ich  die  Frage  aufwerfen,  ob  etwa 
eine  Weiterbildung  des  Gen.  bei  den  Verben  des  Strebens  nach  etwas 
hier  vorliegen  möchte.    Endlich  habe  ich  kekovfiivog  ^Shiectvoio^  d^iQBa^m 
TtvQÖg  x\.  äbnl.  hierher   gezogen.     Eine  recht   befriedigende  Erklärung 
weiss  ich  auch  jetzt  nicht  zu  geben,  und  begnüge  mich  daher,  den  Leser 
auf  die  Erörterung  von  Hentze  a.  a.  0.  zu  verweisen. 

Ferner  ist  zu  erwähnen ,  dass  ich  den  Gen.  jcedioio  in  i^ieiv  TttSiao 
früher  als  Nachklang  des  Instrumentalis  aufgefasst  habe.  Mit  Unrecht, 
denn  es  führt  im  Gr.  keine  Brücke  vom  Instr.  zum  Gen.  Es  wird 
also ,  da  an  den  Ablativ  ebenso  wenig  zu  denken  ist ,  auch  dieser  Typus 
aus  dem  echten  Gen.  zu  erklären  sein.  Eine  Anknüpfung  an  den  „par- 
titiven''  Genetiv  haben  Hentze  a.  a.  0.  und  la  Boche,  Homerische 
Studien  180  versucht.  Darf  man  die  Gonstruction  an  den  ursprüng- 
lichen Sinn  des  Gen.  anknüpfen,  so  wäre  sie  nicht  schwer  zu  erklären. 


45     

Denn  nach  dem  was  ich  über  das  Yerhältniss  des  Gen.  zum  Acc. 
erörtert  habe,  wäre  uedioio  Q-ieiv  ein  Analogen  zu  7c'knv  &äkaaaav. 
Ob  aber  die  Gonstniction  uralt  sei^  das  ist  eine  Frage,  zu  deren 
Beantwortung,  so  viel  ich  sehe,  das  Material  fehlt.  Ich  lasse  also  die 
Erklärung  dahingestellt 

Wie  Genetive,  wie  ctuto^  no^  u.  s.  w.  zu  deuten  sind,  ist  mir 
ebenfalls  nicht  recht  klar.  Froethnisch  scheint  mir  dieser  Gebrauch 
nicht  zu  sein.  Sollte  er  etwa  in  Anlehnung  an  die  Gen.,  wie  wrM:6q 
u.  s.  w.  9  erst  im  Griechischen  aufgekommen  sein  ? 

üeber  diese  temporalen  Gen.  habe  ich  Folgendes  zu  bemerken: 
OiQOvg  xBiiA&vog  fj/iigag  vir/,T6g  u.  s.  w.  (Kühner  p.  323)  bedeuten 
bekanntlich  „im  Sommer,  im  Winter*^  u.  s.  w.  Dieselbe  Gebrauchs- 
weise liegt,  wenn  auch  nicht  bei*  so  viel  Wörtern  vorkommend,  im 
Sanskrit  vor,  z.  B.  aktös  in  der  Nacht,  vdstos  am  Tage.  Im  Zend 
dasselbe  (Hübschmann  279).  Siecke  und  Hübschmann  sehen  auch  in 
diesem  Falle  den  Gen.  als  ein  Adjectivum  an:  (,yer  kam  Nachts''  wird 
ausgedrückt  als  ,,es  kam  als  der  in  der  Nacht,  als  der  nächtliche''), 
was  ja  freilich  mit  sonstigen  griechischen  Gewohnheiten  stimmt  Wie 
man  nun  auch  diesen  Gebrauch  zurechtlegen  mag,  jedenfalls  ist  er 
keine  Erfindung  des  Griechischen,  sondern  proethnisch. 

Somit  ergiebt  sich  als  das  Resultat  dieser  Erörterung,  dass  als 
ein  proethnischer  Typus  nur  der  temporale  Genetiv  mit  Sicherheit  zu 
betrachten  ist.  Ob  auch  ein  localer  Gen.  in  vorgriechischen  Zeiten 
vorhanden  war,  diese  Frage  wage  ich  nicht  zu  bejahen.  Ich  glaube 
deshalb  diejenigen  Genetive,  welche,  wie  avrod  Ttod  entschieden  local 
sind,  eher  als  specielle  modernere  Errungenschaften  des  Griechischen 
auffassen  zu  sollen.  Andere  Genetive,  die  ich  früher  als  locale  auf- 
fasste ,  deute  ich  jetzt  anders ,  leugne  aber  nicht ,  dass  auch  bei  meiner 
jetzigen  Auffassung  manche  Schwierigkeiten  übrig  bleiben. 

Von  dem  echten  Genetiv  sind  im  Griechischen  kaum  Adverbien 
hergeleitet.  Die  Pronominaladverbien,  wie  7cod  Ttavtaxoi)  u.  s.  w.  sind 
schon  erwähnt. 

Kühner  filhrt  noch  ^g  an,  und  ergänzt  dabei  richtig  ^fjQag. 
Pott  hat  wohl  zuerst  gesehen,  dass  ^vt]  heissi^  „der  alte  Tag,*'  wie  via 
„der  neue." 

Hiermit  sind  die  hauptsächlichsten  Gebrauchsweisen  des  Gen.  im 
Griechischen  erwähnt,  welche  dem  Gebiet  des  reinen  Gen.  anzugehören 
scheinen.    Es  hat  sich  uns  dabei  Folgendes  ergeben: 


46     

Als  proethnisch  ist  in  der  Mehrzahl  seiner  Gebrauchsweisen  erwiesen 
der  Typus  des  Gen.  bei  Substantiven,  ebenso  des  Gen.  bei  Verben  sehr 
verschiedener  Bedeutung,  des  Gen.  bei  Adjectiven  und  der  temporale 
Gen. ,  während  über  das  Alter  des  sog.  localen  Genetivs  Zweifel  bleiben. 
Es  scheint  mir  nun  gar  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  diese  höchst 
verschiedenartigen  Gebrauchsweisen  als  im  Sprachbewusstsein  innerlich 
getrennte  Typen  überliefert  worden  sind.  Das  Gemeinsame  war  die 
Form  des  Gen. ,  dass  aber  ein  Zusammenhang  des  Sinnes  zwischen  den 
verschiedenen  Functionen  empfunden  sein  sollte ,  ist  nach  dem  was  wir 
an  unserem  eigenen  Sprechen  beobachten  können,  ganz  unglaublich. 
Die  gleiche  Ueberlieferung  in  getrennten  Typen  muss,  da  die  ver- 
schiedenen Gebrauchsweisen,  wie  gezeigt  worden  ist,  schon  in  der 
Grundsprache  vorhanden  waren,  auch  für  diese  angenommen  werden. 
Nun  aber  will  uns  der  Gedanke  nicht  in  den  Sinn,  dass  eine  derartige 
Vielheit  von  allem  Anfange  an  da  gewesen  sei,  sondern  wir  suchen 
hinter  der  Vielheit  die  Einheit  des  Begriffes,  oder  historisch  ausge- 
drückt :  wir  fragen ,  welchen  Sinn  die  Form  des  Genetivs  bei  ihrer  Ent- 
stehung hatte.  Zur  Beantwortung  dieser  Frage  hat  man  die  Hypothese 
aufgestellt,  der  Gen.  sei  ursprünglich  der  Stamm  eines  Adjectivums, 
und  sucht  aus  dieser  Hypothese  heraus  die  Bildung  der  verschiedenen 
Typen  zu  begreifen. 

So  bin  auch  ich  im  Vorstehenden  verfahren,  doch  bin  ich  der 
Sinnesweise  nicht  unzugänglich,  welche  ein  Eingehen  auf  solche  ürsprangs- 
hypothesen  überhaupt  abweist.  Stellt  man  sich  streng  auf  den  historischen 
Standpunkt ,  so  gehört  ja  eine  Betrachtung  über  den  Grundbegriff  über- 
haupt nicht  in  dte  Syntax  der  Einzelsprache,  für  die  es  genügend  ist, 
die  etwaigen  neuen  Gebrauchstypen  von  den  alten  zu  sondern.  Die 
Ermittlung  des  Grundbegriffs  mag  dann  der  indogermanischen  Flexions- 
geschichte überlassen  bleiben. 

Wenn  ich  es  dennoch  vorgezogen  habe,  meiner  Darstellung  eine 
glottogonische  Hypothese  zu  Grunde  zu  legen,  welche,  wie  ich  zugestehe, 
nicht  demonstrirbar  ist,  so  ist  das  geschehen,  weil  sich  auf  diesem  Wege 
ein  übersichtliches  Gesammtbild  des  Genetivgebrauches  erzielen  liesa 

Der  ablativische  Bestandtheil  des  Genetivs. 

• 

Der  Ablativ  des  Indogermanischen  bezeichnete,  wie  aus  der  Ver- 
gleichung  der  indogermanischen  Sprachen  unzweideutig  hervorgeht, 
dasjenige  von  dem  etwas  weggeht  oder  ausgeht,  den  Trennnngs- 
oder  Ausgangspunkt  (vgl.  meine  oben  S.  37  angefahrte  Schrift).  Im 
Lateinischen  hat  er  sich  mit  dem  Instr.  und  Loc,   im  Griechischen 


47     

mit  dem  Oenetiv  vereinigt.    Ich  ffihre  zunächst  im  Anschluss  an  meine 
eben  citirte  Schrift  diejenigen  Verbindungen  an ,  in  welchen  im  Griech. 
der  ablatiyische  Qenetiv  erscheint,  und  erörtere  dann  die  Gründe  des 
Zasammenfallens  der  beiden  Casus.    Es  erscheint  der  Ablativ  bei  den 
Verben,    welche    bedeuten:    kommen   von    her,    aufstehen   von    (wie 
ßdd-qbjv  X(naa&t  Soph.),  weichen  {xäCovro  yieleijd'ov  Hom.),  fernhalten, 
fliehen  (rfjg  vöaov  neipevyivai  Soph.),  verlustig  gehen,  berauben.    Dazu 
die  Adjectiva  x£V((g ,  yv^vög ,  welche  übrigens  eine  Brücke  zwischen  Gen. 
und  Abi.  bilden.    Hierher  gehört  auch  das  homerische  öevofiai,  attische 
deofiaiy   und  activisch  deijo)  und  Sei.    Im  Anschluss  an  Leo  Meyer  in 
Kuhns  Zeitschrift  1 4,  87  meine  ich ,  dass  deüofiai  ursprünglichst  bedeutet 
.,sich  von   etwas  fern  halten ^^  (vgl.  sanskr.  dura  fern)  Seiko  „fern  sein 
von,  verfehlen ,^^  also:  ideihjaev  d'  olrjiov  IUqov  iTLda&ai  i  540  bedeutet: 
er  war  (noch  gerade)  fem  davon,    verfehlte  es,   das  Steuerruder  zu 
treffen.     So  heisst  denn  r/  dei  eigentlich:   was  ist  fem,   fehlt  noch? 
dann:  was  ist  nöthig?    Natürlich  meine  ich  nicht,  dass  bei  Homer,  wo 
das  Verbum  schon  ein  langes  Leben  hinter  sich  hat ,  noch  diese  Bedeu- 
tung durchscheine,   ich  habe  nur   zeigen  wollen,  wie  aus  der  durch 
die  Etymologie  erschliessbaren  Gmndbedeutung    die   bei   Homer   auf- 
tretenden Gebrauchsweisen   sich   entwickelt  haben  mögen.     Die  Con- 
stmction  von  dei  mit  dem   Accusativ  der  Sache   und  dem  Gen.  der 
Person,   welche  im  Griechischen  keineswegs  alt  ist  (s.  Krüger,   Poet. 
Dial.  Syntax  §  57,  16  Anm.  2)  hat  sich  wahrscheinlich  nach  xf^  f^^  %iv6g 
gerichtet.    Dieses  selber  aber  ist,  wenn  es  ursprünglich  ein  Nom.  Sing, 
war,  durch  eine  Art  von  Abkürzung  zu  dieser  Gonstruction  gekommen. 
Die  ursprüngliche  Constmction  scheint  gewesen  zu  sein:  xQBna  fie  tivbg 
fx€t  das  Bedürfniss  nach  etwas  kommt  zu  mir.    Da  aber  der  Begriff  des 
Kommens  nicht  lebhaft  und  anschaulich  empfunden  wurde,   so  konnte 
yl/pead-ai  und  ehat  dafür  eintreten,  mit  Beibehaltung  der  Gonstruction. 
Ist  aber  XQ^  ^^n  echtes  Verbum  (was  ich  dahin  gestellt  sein  lasse),  so 
ist  die  Annahme ,  dass  es  auf  die  Gonstruction  von  del  eingewirkt  habe, 
natürlich  ebenso  unbedenklich.    Es  haben  femer  ablativische  Gonstruction 
die  Verba:  ausziehen,  fernhalten,  lösen,  retten,  schützen  (vgl.  adaag 
fiiv  ixd'nGv  Ti^öe  Kadfielav  x^^^^  Soph.) ,  dann  mit  etwas  anderer  Wen- 
dung des  Sinnes:   herrühren  von,   herstammen,    erzeugt  werden  aus. 
Mir  erscheint  es,   wenn  man  den  Gebrauch  der  verwandten  Sprachen 
und   die   vicarirenden  Präpositionen  erwägt,    wahrscheinlich,    dass  in 
Wendungen,  wie  Ttcaqbg  iad^loC  TteffVAevai  (Eur.)  ntn^g  ablativischer 
Genetiv  sei  (vgl.  i^  und  and  bei  yeyovevat^   Kühner  p.  318  Anm.  3), 
es  ist  aber  anzuerkennen,   dass  hier  eine  Brücke  vom  Abi.  zum  Gen. 


48     

vorliegt,  und  bei  Participien  mit  passiver  Bedeutung  vielleicht  auch 
der  reine  Gen.  angenommen  werden  kann.  Ferner  findet  sich  der  AbL 
bei  den  Verben:  ergiessen  (vgl.  7ci&ttßv  ^vaaero  olvog  Hom.),  trinken 
aus  einem  Qef&ss,  bringen  von  her,  empfangen.  Jix^ad-ai  wird  enlr 
weder  mit  dem  Abi.  dessen  von  dem,  oder  dem  Loc.  dessen  bei  dem 
man  etwas  empfängt,  verbunden.  Die  Construction  von  ä-junko  verstehe 
ich  folgendermassen :  Wenn  nur  ein  Casus  bei  Sr/x)v(o  steht,  so  ist  dies, 
sobald  es  sich  um  das  Gehörte  handelt,  der  accusativische  Gen.  (dxjovv) 
y^e^yfjs),  auch  bei  einer  Person  kann  dieser  Gen.  ohne  Bedenken 
angenommen  werden,  wie  auch  wir  sagen  „Jemand  hören/'  dagegen 
wenn  zwei  Casus  mit  chwvü)  verbunden  sind,  bleibt,  da  der  Acc.  für 
den  Gegenstand  in  Anspruch  genonmien  ist,  für  die  Person  nur  der 
Ablativ  übrig.  Ich  meine  also,  dass  in  tdye  fitjcQÖg  hctiS-eto^  der 
Gen.  ^rjtqdg  ein  ablativischer  sei.  (Die  Belege  bei  Kühner  S.  309, 
vgl.  auch  310  Anm.  8).  Ferner  kommen  in  Betracht  die  Yerba:  über- 
treffen, nachstehen,  vorziehen.  Ursprünglich  im  Ablativ  scheint  auch 
der  Stoff  zu  stehen,  aus  dem  etwas  gebildet  wird  {yaii^  tnSfurlaaai 
Hes.),  doch  ist  hier  wieder  die  Grenze  gegen  den  Gen.  fliessend. 

Soweit  der  Ablativ  in  naher  Verbindung  mit  Verben.  Es  bleibt 
noch  übrig  der  Abi.  bei  Comparativen.  Die  Vergleichung  des  Sanskrit 
Zend,  Lat  machen  es  unzweifelhaft,  dass  dieser  griechische  Gen.  ein 
Ablativ  ist.  Auch  der  Superlativ  in  gleicher  Verwendung  wie  der 
Comp,  ist  proethnisch.  Ferner  bemerke  ich  noch ,  dass  die  Construction 
mit  dem  reinen  Casus  die  ältere  ist,  jünger  der  Ersatz  durch  ^.  Im 
Sanskrit  findet  sich  eine  ähnliche  Partikel  nicht.  Wie  ^  zn  dieser 
Verwendung  gekommen  sei,  ist  noch  nicht  recht  ermittelt  (auch  durch 
Schömann  nicht).  Endlich  habe  ich  Abi.  loc.  iustr.  S.  1 9  noch  die  Frage 
angeregt,  wie  denn  Gen.,  wie  lAexeiaiv  ov  ftcmQot'  xßo^o^Soph.  El.  478; 
rdv  äydQ'  Voiyjsv  fhcvog  od  fdcniQod  xq6vov  y^eiv  Phil.  821 ;  ^owa  ßcaov 
Tiovxi  ^vgiov  xqdvov  Oed.  Col.  397  aufzufassen  sein.  Im  Sanskrit  heisst 
samvcUsardt  „nach  Verlauf  eines  Jahres,''  und  es  liessen  sich  also  die 
griechischen  Gen.  vielleicht  als  Abi.  fassen.  Ich  wage  nicht  darüber 
zu  urtheilen,  weil  es  mir  an  Kenntniss  des  Vorkommens  dieser  Gen. 
im  Griech.  selbst  fehlt. 

Adverbia  ans  dem  Ablativ. 

Aus  dem  Ablativ  sind  die  Adverbia  auf  -o^  zu  erklären.  Es  ist 
ein  sicheres  Ergebniss  der  vergleichenden  Sprachforschung,  dass  -ca; 
der  Ausgang  des  Ablativs  zweiter  Declination  ist,  und  dem  indischen  -at 


49     

entspricht,  (wobei  es  gleichgültig  ist,  wie  man  sich  das  Verhältniss  des 
griechischen  g  zu  dem  indogermanischen  T-Laut  denkt).  Es  gebfihrt 
also  der  Ausgang  -log  ursprünglich  auch  nur  Adj.  dieser  Decliuation, 
und  ist  von  ihnen  auf  die  anderen  übertragen ,  ijäsiog,  aiofQÖnog  u.  s.  w. 
sind  eine  Nachahmung  von  ^ai/ög  u.  ähnl.  Dass  man  diesen  That- 
bestand  auch  noch  am  Oriechischen  verfolgen  kann ,  insofern  bei  Homer 
noch  die  Adverbien  von  Adj.  zweiter  Decl.  überwiegen,  ist  öfter  aus- 
geführt worden.  Wie  hat  man  sich  nun  den  Uebergang  vom  Ablativ 
zum  Adverbium  zu  denken?  Zunächst  ist  wohl  klar,  dass  bei  einem 
Adverbium  wie  -Kahük:  nicht  etwa  ein  Substantivum  zu  ergänzen  ist, 
welches  dann  Masc.  oder  Neutr.  sein  könnte ,  sondern  dass  iMxlßg  Ablativ 
des  Neutrums  des  selbständig  gebrauchten  Adjectivums  ist,  in  der  Art, 
wie  wir  beim  Accusativ  Adverbien  aus  Neutris  der  Adjectiva  entstehen 
sahen.  Wie  soll  man  nun  aber  den  Uebergang  der  G  a  s  u  s  -  Bedeutung 
zur  adverbiellen  sich  vorstellen?  Ich  vermuthe,  dass  die  Ablative  von 
Pronominibus  den  Anstoss  gegeben  haben.  Wir  haben  nämlich  auch 
im  Sanskrit  einige  Ablative  von  Pronominibus  in  adverbialer  Bedeutung, 
namentlich  ät,  tdt  und  ydt,  dt  hat  nach  Grassmann  die  Bedeutungen: 
darauf,  dann,  da,  nun,  femer.  Tdt  (rc^^),  das  nur  einmal  belegt 
ist,  heisst  „auf  diese  Weise,''  und  ydt  (log),  das  ebenfalls  selten  ist 
„in  soweit  als,  so  lange  als.*^  Es  haben  also  die  dem  griechischen  riOg 
und  üg  entsprechenden  Ablative  auch  im  Sanskrit  nicht  locale,  sondern 
irgendwie  modale  Bedeutung.  Die  Entwicklung  der  Bedeutung  von  tdt 
dürfte  dann  diese  gewesen  sein:  „von  diesem  aus,  aus  dieser  Veran- 
lassung, unter  diesen  Umständen,  auf  diese  Weise ,'^  wobei  man  immer 
bedenken  muss,  dass  die  Bedeutungsentwicklung  nicht  genau  die 
logische  Strasse  geht,  sondern  vielmehr  von  der  Association  der  Vor- 
stellungen dictirt  wird.  Sind  nun  einmal  vtjg  und  c5c;  vorhanden,  so 
entstehen  auch  TrOg^  und  man  kann  sich  leicht  vorstellen,  wie  auf  ein 
7t&g  mit  ycalßg  u.  ähnl.  geantwortet  wird.  Dazu  kommt  dann,  dass 
diese  Bedeutung  um  so  festeren  Fuss  fassen  konnte,  weil  die  anderen 
Gebrauchsweisen  des  Ablativs,  auf  andere  Formen,  namentlich  den 
Genetiv,  übertragen  wurden. 

Yermathiiiigen  ftb&r  die  Gründe  des  Zusammenfliessens  von  Ablativ 

und  Genetiv. 

An  der  Thatsache,  dass  in  dem  griechischen  Qen.  sich  der  pro- 
ethnische Gen.  und  Ablativ  vereinigen,  kann  meines  Erachtens  nicht 
gezweifelt  werden.  Es  fragt  sich  nun,  wie  hat  sich  diese  Vereinigung 
vollzogen? 

Delbrttok,  lyntakt.  Foneh.    IV.  4 


50     

Dass  die  Bedeutung  eines  Casus*  von  einem  anderen  absorbirt  wird, 
ist  keine  seltene  Erscheinung.  So  ist  im  Altpersischen  der  Dativ  ver- 
schwunden und  seine  Funktionen  sind  auf  den  Gen.  übergegangen. 
In  diesem  Falle  giebt  das  spätere  Sanskrit  einen  Schlüssel,  insofern 
im  späteren  Sanskrit  allerhand  Funktionen  des  Dativs  auf  den  Creaeti? 
übergegangen  sind,  so  dass  man  z.  B.  da  geben  nicht  mehr  mit  dem 
Dativ  der  Person ,  sondern  mit  dem  Gen.  verbindet.  Demnach  dürfte 
im  Altp.  der  Gang  der  gewesen  sein,  dass  der  Dativ  ebenso  wie  im 
Sanskrit  allerhand  Gebrauchsweisen  an  den  Gen.  abgegeben  hat,  und 
endlich  als  eine  selten  angewendete  Form  in  Vergessenheit  gerathen 
ist,  so  wie  z.  B.  in  gewissen  deutschen  Dialekten  das  einfache  Prät-eri- 
tum  durch  das  zusammengesetzte  aus  dem  Gedächtniss  der  Sprechenden 
verdrängt  worden  ist.  Auch  in  den  romanischen  Sprachen  liegt  der 
Process  der  Casusverarmung  vor.  Ich  verweise  diejenigen  Loser,  welche 
sich  über  die  keineswegs  einfache  Frage  Orientiren  wollen,  auf  einen 
Aufsatz  von  Ascoli  „das  romanische  Nomen ^'  in  seiaen  trefflichen 
„kritischen  Studien  zur  Sprachwissenschaft *\  Weimar  1878.  Wenn 
man  aus  diesem  Aufsatz  ersehen  hat,  wie  viel  Mühe  es  gekostet  hat, 
über  einen  gleichsam  unter  unseren  Augen  vollzogenen  Process  in*s 
Klare  zu  kommen,  so  wird  man  sich  nicht  wundem,  wenn  auf  dem 
uns  hier  beschäftigenden  ungleich  dunkleren  Gebiet  nur  tastende  Yer- 
muthungen  gewagt  werden. 

Man  kann  zweierlei  Motive  als  wirksam  denken^  äussere  und  innere. 
Beide  scheinen  bei  dem  Aussterben  des  Ablativs  wirksam  gewesen 
zu  sein. 

Im  Indogermanischen  gab  es  —  soweit  man  aus  den  vorhandenen 
Sprachen  schli  essen  kann  — ,  im  Plural  eine  vom  Genetiv  verschiedene 
Form  des  Ablativs ,  welche  ihrerseits  mit  dem  Dativ  zusammenfiel ,  wie 
im  Lateinischen.  Im  Singular  hatten  die  Stämme  mit  kurzem  a  (die 
sog.  zweite  Declination)  eine  besondere  Form  mit  dem  Ausgang  -at. 
Ob  die  anderen  Stämme  eine  besondere  Form  des  Ablativs  hatten, 
darüber  kann  gestritten  werden.  Mir  scheint  es  mit  Rücksicht  auf  das 
Sanskrit  und  den  Gäthädialekt  wahrscheinlich,  dass  das  nicht  der  Fall 
war,  ich  fasse  mithin  die  zendischen  und  lateinischen  Ablative,  welche 
nicht  den  ä- Stämmen  angehören,  als  Weiterbildungen  dieser  Sprachen 
auf  und  bin  der  Meinung^  dass  bei  den  übrigen  Stämmen  für  Gen.  und 
Abi.  die  gemeinsame  Endung  -as  vorhanden  war.  Ist  diese  Auffassung 
richtig  —  was  freilich,  wie  schon  angedeutet  ist,  Zweifeln  unterKegl 
—  so  zeigt  das  Sanskrit  den  Zustand,  welcher  dem  indogermanischen 
entspricht. 


51 

Man  könnte  unter  diesen  ümätänden  sogar  die  Frage  aufwerfen, 
ob  denn  wohl  die  Kategorie  des  Ablativs  im  Sprachbewusstsein  der 
Inder  festen  Halt  hatte,  es  wird  aber  kein  Kenner  des  Sanskrit  daran 
zweifeln,  dass  diese  Frage  mit  ja  zu  beantworten  ist.  Die  so  ausser- 
ordentlich zahlreichen  a- Stämme  boten  dieser  Kategorie  eine  sehr 
bedeutende  äussere  Stütze.  Wäre  das  nicht  der  Fall ,  hätten  die  Inder 
ein  deutliches  Bewusstsein  vom  Ablativ  als  einem  besonderen  Casus 
nicht  gehabt,  so  müsste  man  erwarten,  dass  der  Gen.,  welcher  bei 
den  anderen  Stämmen  mit  dem  Ablativ  identisch  ist,  auch  bei  den 
a- Stämmen  häufig  mit  ihm  verwechselt  würde.  Dieser  Fall  nun  ist  in 
der  älteren  Sprache  äusserst  selten  (Siecke  pag.  59  hat  selbst  das 
Wenige  was  er  anführt  nicht  als  durchgängig  sicher  bezeichnet) ,  in  der 
späteren  etwas  häufiger,  so  z.  B.  wenn  hht  fürchten  nicht  bloss  wie  im 
Veda  mit  dem  Abi.,  sondern  auch  mit  dem  Gen.  construirt  wird. 
Dieser  Vorgang  nun  ist  für  das  Griechische  belehrend.  Das  Griechische 
hat  den  Abi.  plur.,  den  es  doch  mit  überkommen  hat,  früh  verloren, 
um  so  leichter  konnte  die  dem  Abi.  und  Gen.  der  nicht -a  Stämme 
gemeinsame  Endung  og  ein  Zusammenfallen  der  Kategorie  des  Abi.  u. 
Gen.  auch  bei  den  a- Stämmen  veranlassen.  Weil  man  sagte  xdtea^ai 
vrj6g,  so  sagte  man  auch  xdtea^at  Tslei'd-ov.^  Dazu  dürfte  nun  noch 
gekommen  sein,  dass  aus  inneren  Gründen  sich  die  Grenze  zwischen 
Abi.  und  Gen.  verwischte.  Dass  die  Gebrauchsweisen  des  Abi.  und 
Gen.  sich  in  einigen  Punkten  berühren  müssen,  kann  man  schon  aus 
dem  umstände  schliessen,  dass  es  den  Grammatikern,  welche  von  der 
unhistorischen  Auflassung  eines  einheitlichen  griechischen  Gen.  ausgehen, 
doch  bis  zu  einem  gewissen  Grade  gelingt,  den  alten  Ablativ  beim 
Genetiv  unterzubringen;  wichtiger  als  dieser  Umstand  ist,  dass  einzelne 
Berührungen  sich  ungesucht  auch  demjenigen  darbieten,  der  kein  Interesse 
daran  hat,  alle  Gebrauchsweisen  der  beiden  Casus  unter  einen  einheit- 
lichen Grundbegriff  zu  nöthigen.  Solche  Berührungen  finden  sich  z.  B. 
bei  den  Verben  und  Adjectiven  der  Fülle  und  des  Mangels.  Wenn 
7tl€og  mit  dem  Gen.  verbunden  wird,  so  wird  man  auch  sein  Gegen- 
bild -Kevdg  so  construiren,  eine  Gleichmachung  zu  der  um  so  eher 
Veranlassung  gegeben  ist ,  als  gerade  Gegensätze  zu  wirksamem  Contrast 
parallel  neben  einander  gestellt  zu  werden  pflegen.  Sodann  haben  wir 
den  Abi.  des  Ursprungs  als  Nachbarn  des  Gen.  kennen  gelernt.     In 


1)  Dabei  wird  natürlich  davon  abgesehen»  dass  die  Formen  vfjoq  und  xeXev^ov 
im  urgricchischen  eine  etwas  andere  Lantgestalt.  vafög  und  xtXsv&oio  gehabt 
haben.    Der  Ablativ  wäre  xeXev»(o(s)  gewesen. 

4* 


52     

TiaTQdg  TQaq>eig  könnte  man  vccnQdg  als  Gen.  empfinden  und  überaetzen 
der  Erzeugte  des  Vaters  (während  narQÖg  vermuthlich  urspr.  Ablativ 
ist).  Wie  TQaq>eig  fasst  man  aber  auch  yeyovivai  auf,  und  so  kommen 
die  Yerba,  welche  den  Ursprung  bedeuten^  zu  einer  Verbindung  mit 
dem  Qen.  Femer  haben  wir  einen  Abi.  des  Stoffes  kennen  gelernt  in 
yaiTjg  atSf^nXaaae  u.  ähnl.  Es  giebt  aber  neben  Substantiven  auch  einen 
Gen.  des  Stoffes^  so  dass  auch  in  diesem  Falle  die  Ablatiyconstruction 
ans  der  Vorstellung  der  Redenden  schwinden  mochte.  In  diesen  und 
ähnlichen  Fällen  sehen  wir  wie  den  überlieferten  Genetivconstructionen 
alte  Ablativconstructionen  einverleibt  wurden ,  so  dass  der  Kreis  des 
Ablativs  immer  kleiner  wurde ,  bis  endlich  auch  der  Ablativ  als  gramma- 
tische Kategorie,  als  Theil  der  inneren  Sprachform  aus  dem  Gkdächt- 
niss  der  Sprechenden  schwand. 

Zum  Verschwinden  des  Ablativs  mögen  ferner  die  Präpositionen 
wie  i^  d7i6  u.  s.  w.  beigetragen  haben.  Die  Präpositionen  wurden ,  wie 
gezeigt  werden  wird ,  im  Laufe  der  Zeit  immer  wichtiger ,  es  ward  also 
natfirlich  auch  der  Drang  geringer,  neben  und  hinter  der  Präposition 
i^  oder  ä7t6^  welche  allein  schon  das  Ablativische  hinreichend  andeutete, 
noch  in  der  Casusendung  dieselbe  Kategorie  zur  Anschauung  zu  bringen. 

Endlich  sei  darauf  verwiesen,  dass  auch  der  Casus  auf  -qr»  sich 
auf  Kosten  des  Ablativs  ausgedehnt  hat. 

Der  Dativ. 

Die  Darstellung  des  Dativs  bei  Kühner  schliesst  sich  an  Kumpel 
an,  und  theilt  mit  diesem  den  Fehler,  die  historische  Grundls^e  des 
griechischen  Dativs  zu  ignoriren.  Beide  suchen  für  den  Dativ  einen 
einheitliehen  Grundbegriff,  und  übersehen  dabei,  dass  der  Casus  nicht 
ein  einheitlicher,  sondern  ein  zusammengesetzter  ist,  und  zwar  zusammen- 
geflossen aus  dem  alten  Dativ,  Localis  und  Instrumentalis.  Für  den 
Singular  lässt  sich  bekanntlich  aus  der  Formenlehre  noch  der  Beweis 
fQhren.  Der  Dativ  der  dritten  Declination  ist  der  Form  nach  ein  Localis.' 
in  der  ersten  und  zweiten  Declination  hat  in  den  meisten  Dialekten  der 
Dativ  überwogen  und  ist  die  Form  des  Loc.  nur  in  vereinzelten 
Exemplaren  übrig  geblieben,  dagegen  im  elischen,  arkadischen  und 
wohl  auch  kyprischen  Dialekte  ist,  so  viel  wir  aus  den  geringen  Besten 
sehen'  können  ^  die  Form  des  Dativs  gegenüber  der  des  Loc.  zurück- 
getreten, so  dass  man  für  diese  Dialekte  nicht  mehr  von  einem  Dativ 
reden  kann,   der  den  alten  Loc,   sondern  von   einem  Loc,   der  den 


1)  Doch  vgl.  G.  Meyer  in  Bezzenbergers  Beitr&gen  1,  81. 


53     

alten  Dativ  in  sich  aufgenommen  hat.  Der  Instrumentalis  auf  -a  des 
Indogermanischen  ist  zwar  wahrscheinlich  beim  griechischen  Nomen 
nicht  mehr  vorhanden,  hat  aber  seine  Spuren  in  Adverbialbildungen 
wie  äfia  zurückgelassen^  dagegen  ist  der  indogermanische  Instr.  auf 
-  q>i  im  homerischen  Dialekt  .noch  vorhanden,  üeber  den  Plural  will 
ich  hier  keine  Untersuchung  anstellen,  sondern  nur  die  Vermuthung 
aussprechen ,  dass  in  der  Form  des  Dat.  pl.  die  alten  Loc.  und  Instr.  der 
Form  nach  zusammengeflossen  sind.  Wie  dies  aber  auch  sich  verhalten 
mag,  durch  den  Singular  ist  sichergestellt,  dass  auch  das  Oriechische 
noch  den  Instr.  und  Loc.  besass,  und  dass  diese  Casus  nicht  etwa  in 
den  andern  indogermanischen  Sprachen  später  nachgebildet  worden  sind. 
Ausserdem  wird  sich  zeigen ,  dass  in  dem  Gebrauch  der  drei  Casus  sich 
so  viel  Verbindungsglieder  auffinden  lassen ,  dass  ein  Zusammenfliessen 
der  früher  getrennten  Gebrauchsmassen  als  natürlich  erscheint  Somit 
erscheint  mir  die  Hypothese,  dass  in  dem  griechischen  Dativ  sich  Dativ, 
Loc.  und  Instr.  vereinigt  haben,  als  hinreichend  gesichert,  und  ich 
scheide  also  in  der  Darstellung  diese  drei  Casjas. 

1)   Der  echte  Dativ. 

Den  Dativ  des  vedischen  Sanskrit  habe  ich  in  Kuhns  Zeitschrift 
18^  81  ff.  behandelt,  den  zendischen  Hübschmann  S.  213  ff.  Es  erhebt 
sich  auch  bei  diesem  Casus  die  Frage  nach  dem  Grundbegriff.  Ich 
habe  a.  a.  0.  mit  mehr  Sicherheit  als  ich  jetzt  vertreten  möchte,  behauptet, 
die  Grundbedeutung  des  Dativs  sei  die  „Neigung  nach  etwas  hin.^' 
Ich  gebe  jetzt  Hübschmann  recht,  der  die  Auffassung  des  Dativs  als 
eines  rein  grammatischen  Casus  für  ebenso  oder  vielleicht  mehr  berechtigt 
erklärt.  Danach  wäre  der  Dativ  der  Casus,  welchem  die  Aussage  gilt. 
Ich  vermag  zwar  so  wenig  wie  Hübschmann  eine  Entscheidung  zwischen 
den  beiden  Möglichkeiten  mit  Sicherheit  zu  treffen,  neige  aber  jetzt  mehr 
zu  der  Auffassung  des  Dativs  als  eines  rein  grammatischen  Casus,  weil 
mit  dem  echten  Dativ  keine  Präpositionen  verbunden  werden  (vgl.  unten 
die  Lehre  von  den  Präpositionen). 

Die  Anordnung  richtet  sich  wieder  nach  wesentlich  praktischen 
Erwägungen.  Ich  lege  diejenige  zu  Grunde,  welche  ich  in  Kuhns  Zeit- 
schrift a.  a.  0.  gewählt  habe,  mit  denjenigen  kleinen  Modificationen, 
welche  meine  veränderte  Auffassung  des  ursprünglichen  Dativbegriffs 
bedingt 

a)  Der  Dativ  in  enger  Verbindung  mit  Verben  oder  Adjectiven. 
Es  kommen  namentlich  in  Betracht  die  Verba  mit  dem  Begriff:  Geben 
und  Verwandtes,  zeigen,  sprechen  zu,  seine  Aufmerksamkeit  auf  etwas 


54 

richten,  gnädig  sein,  helfen,  zürnen,  ebenso  bei  Adjectiven  ähnlichen 
Sinneiiy  wie  im  Sanskrit  prii/ä  lieb  u.  a.  Alle  diese  Yerba  erscheinen  im 
Sanskrit  wie  im  Griech.  mit  dem  Dativ,  und  diese  Constructionen  sind  also 
proethnisch.  Bei  einigen  griechischen  Verben ,  wie  bei  denen  des  Streites 
und  der  Gemeinschaft  kann  die  Frage  entstehen,  ob  der  Dativ  oder 
Instrumentalis  vorliege,  was  bei  diesem  Casus  erörtert  werden  solL 
Manchmal  kann  die  Beziehung  des  Verbums  zum  Dativ  eine  solche 
sein,  dass  wir  sie  als  local  auffassen  (ähnlich  wie  das  beim  Accusativ 
entwickelt  worden  ist),  z.B.  im  Sanskrit  bei  gehen,  streben,  sich  neigen 
zu  hin  u.  a.  Auch  im  Griech.  liegen  solche  Wendungen  vor,  z.  B. 
d^eölat  de  x^^Q^Q  dviaxov  T  318,  wobei  man  nicht  an  einen  ursprüng- 
lichen loc.  zu  denken  hat  (vgl.  unten). 

Sicher  dativisch  ist  die  Verbindung  mit  dem  Verbum  substan- 
tivum,  welche  im  Sanskrit  ganz  in  derselben  Weise  vorliegt  wie  im 
Griechischen.  Es  bezeichnet  der  Dativ,  wie  Kühner  treffend  bemerkt, 
die  Person  für  welche  etwas  vorhanden  ist.  Beispiele  aus  dem  Sanskrit 
s.  Kuhns  Zeitschrift  a.  a.  0.  91. 

b)  Der  Dativ  steht  in  loserer  Beziehung  zum  Verbum  oder  der 
ganzen  Aussage. 

Dahin  gehören  der  sog.  Dativ  des  Interesses,  commodi,  incommodi 
(Beispiele  aus  dem  Sanskrit  s.  a.  a.  0.  S.  89),  namentlich  aber  der  finale 
Dativ ,  den  ich  a.  a.  0.  93  ff.  mit  vielen  Beispielen  aus  dem  Sanskrit 
belegt  habe.  Er  wird  uns  bei  der  Behandlung  des  Infinitivs  wieder 
begegnen. 

Nicht  selten  findet  sich  bekanntlich  im  Griech.  der  Dativ  bei 
Substantiven  in  einem  solchen  Sinne,  dass  man  an  seiner  Stelle  auch  den 
Gen.  erwarten  könnte,  z.  B.  ä  fqarqa  toIq  fahjtoig  'Am  xöiq^Hqftif^^, 
lieber  die  Analoga  zu  diesem  Dativ  in  den  verwandten  Sprachen, 
namentlich  dem  Sla vischen,  vgl.  Brugraan,  Ein  Problem  der  homerischen 
Textkritik  S.  138  ff.  Mir  scheint  dass  dieser  Dativ,  der  vielleicht  schon 
proethnisch  ist,  nur  darum  möglich  geworden  ist,  weil  die  geläufige 
Construction  des  Dativs  mit  dem  verbum  subst.  im  possessiven  Sinne 
vorschwebte. 

2)  Der  locale  Dativ. 

Ueber  den  Loc.  des  Sanskrit  habe  ich  AL J.  S.  28  bemerkt :  „  Nach 
Panini  dient  der  siebente  Casus  dazu,  um  alles  das  zu  bezeichnen,  was 
als  Sphäre,  Bezirk,  Ort  einer  Handlung  im  weitesten  Sinne,  oder  wie 
Böhtlingk  es  jetzt  im  Wörterbuche  ausdrückt,  als  Behälter  einer  Hand- 
lung angesehen  werden  kann'*   und  fügte  dann  hinzu,   dass  man  mit 


55     

Hecht  den  Loc.  des  Zieles  (z.  B.  aifiardeoaa  dt  x^^Q  ^cBii-i'j  7iiaev)  als 
besondere  Art  abzweige.  Nun  maclit  Holzmanu  in  der  Zeitschrift  für 
Völkerpsychologie  und  Sprachwissenschaft  X,  182  ff.  mit  Kecht  darauf 
aufmerksam,  dass  eine  solche  Gliederung  natürlich  nur  einen  praktischen 
Zweck  verfolgen  kaun  und  dass  der  Ausdruck  Loc.  des  Zieles  nicht  so 
verstanden  werden  darf,  als  sei  der  Loc.  der  Casus  des  „schlechthiunigen 
Zieles,"  auch  sei  nicht  etwa  der  Loc.  ein  Wo-  und  Wohin -Casus  zu 
gleicher  Zeit,  sondern  er  habe  immer  ohne  jegliche  Beziehung  auf  Buhe 
und  Bewegung,  auf  Wo  und  Wohin  die  Berührung  bezeichuet,  mochte 
diese  nun  als  von  vornherein  vorhanden ,  oder  als  durch  eine  Thätigkeit 
Lerbeigefübrt  dargestellt  werden.  Indem  ich  mich  diesem  Kaisounement 
anschliesse,  möchte  ich  mich  etwas  einfacher  so  ausdrücken:  der  Loc. 
bezeichnet  nicht  bloss  den  Punkt  wo  sich  etwas  beiludet,  sondern  auch 
den  Funkt  wo  etwas  eintrifft.  Wenn  man  im  Sanskrit  .^agt:  räthe 
tishthati  „er  steht  auf  dem  Wagen''  und  dann  von  den  A9vinen:  ruhdtam 
rdthc  „steigt  auf  den  Wagen,''  so  ist  der  Loc.  rdthe  beide  Male 
derselbe,  und  es  ist  nur  Sache  unserer  Auffassung,  wenn  wir  aus  den 
Verben  der  Bewegung  einen  Theil  der  Bewegung  auch  auf  den  Loc. 
übertragen. 

Nach  dieser  Vorbemerkung  wird  es  unschädlich  sein,  wenn  ich 
auch  jetzt  noch  den  Loc.  des  Verweilens  und  den  des  Eintreffens  aus 
praktischen  Gründen  unterscheide. 

Wenn  ich  ALJ.  S.  '28  innerhalb  der  ersten  Abtheilung  des  Loc. 
uach  unserer  Uebersetzung  durch  in ,  auf  oder  an  unterschieden  habe, 
so  sollte  damit  natürlich  auch  nur  der  Uebersichtlichkeit  gedient  sein. 
Der  Loc.  selbst  ist  eben  nicht  so  specialisirt  wie  eine  unserer  Präpo- 
sitionen. 

a)  Indem  ich  jetzt  von  dieser  letzteren  Zerfaserung  des  Begriffs 
absehe,  und  hinsichtlich  des  Materiales  auf  die  bekannten  Abhandlungen 
von  Capelle  u.  a.  verweise,  will  ich  hier  nur  einige  Loc.  von  Orts- 
bezeichnungen und  Personen  anführen,  und  einige  Verba  namhaft 
machen,  bei  denen  mir  der  locale  Dativ  zu  stehen  scheint.  Bekannt 
sind  homerische  Wendungen,  wie  ^£Uadt  ohla  vaiiov,  aid^iqt  vaiwv, 
tazL  de  vig  vffiog  fiiaar]  ctXl,  ijidevog  Ovhü^iJtoj^  Svtiva  yaoteQi  uj/JttjQ 
'ÄOVQov  iovra  (piqot  u.  s.  w.  —  lauter  Wendungen,  in  die  man  einen 
eigentlichen  Dativ  nur  mit  der  gi'össten  Gezwungenheit  hineinerklären 
könnte.  Zweifelhaft  kann  man  manchmal  bei  Personen  sein.  So  wird 
z.  B.  Tolat  in  xdiai  di  fiij&iov  P^Qxe  u.  ähuL  gewöhnlich  nicht  als  Loc, 
sondern  als  echter  Dativ  verstanden,  aber  wahrscheinlicher  ist  mir  die 
Auffassung  als  Loc,  namentlich,  wenn  der  Kedende  nur  einen  Zuhörer 


56     

hat.  Auch  spricht  für  die  Auffassung  als  Loc.  z.  B.  K  445 :  ^  nucn'  daa» 
tU7tov  iv  ifilv  ?fi  yai  ovu.  Dass  man  bei  einer  Reihe  vou  solchen 
Sätzen,  wie  sie  Eühuer  S.  349  anf&hrt,  in  Zweifel  gerathen  kann,  ist 
insofern  erfreulich ,  als  man  sieht ,  wie  leicht  die  Eategorieen  des  Dati?s 
und  des  Loc.  in  einander  fliessen  konnten. 

Von  Yerbeu,  bei  deaen  der  Loc.  steht,  fähre  ich  an  empfangen: 
Ich  habe  ALJ.  39  gezeigt,  dass  im  Sanskrit  die  Person  von  der  (eigent- 
lich bei  der)  man  etwas  empfangt,  im  Loc.  (natürlich  auch  im  AbL) 
stehen  kann.  Ebenso  scheint  mir  der  Dativ  bei  di%eaihu  zu  fassen, 
z.  B.  Qi^iaii  de  YjaiXL7caQrff^  diytto  diuaq  O  88 ,  ebenso  in  einer 
bekannten  in  Olympia  1876  gefundenen  Inschrift:  Ji^o  fdm^  Kgoviäa 
Zed  ^0Xiv7tu  Yjakbv  äyaXf^a  ihjfiit  Ot'^(p  T<p  Aoc^öaiiiovif^  (Cauer  l)  und 
sonst  O  88  kommt  Here  in  den  Olymp  zurück,  die  Oötter  sehen  sie 
und  trinken  ihr  zu:  oi  de  Iddvceg 

7tavTBQ  äyrji^cn'  "mi  derAovöawTO  öijcaaoiv, 

Vj  d*  äXXovg  ^iv  iaae,  Qi^iati  di  -MxXkiJcaqiiii  Jhxo  di7cag  xriL 
Aus  diesen  Worten  konnte  man  vielleicht  schliessen  wollen,  es  sei  eine 
besondere  Liebenswürdigkeit  von  Here  gewesen,  dass  sie  gerade  aus 
Tbemis  Becher  getrunken  habe,  und  also  übersetzen:  der  Themis  zu 
Ehren  nahm  sie  den  Becher,  aber  man  erßhrt  sogleich  aus  den  folgen- 
den Worten  den  Grund:  yc^untj  yag  evawuj  ?jld'e  d-iovaa.  Es  scheint 
mir  also,  dass  die  prosaischere  Auffassung  „von  Themis'^  (eig.  bei 
Themis)  den  Vorzug  verdiene.  Herrschen:  Wenn  Verba  des  Herr- 
Sehens  und  dazu  gehörige  Adjective ,  die  ja  gewöhnlich  mit  dem  Gen. 
verbunden  werden,  den  Dativ  zu  sich  nehmen,  so  scheint  mir  dieser 
Dativ  der  loc.  zu  sein,  z.  B.  7toXkyaiv  vi]aoiat  7uxi!^^ei  7cavTl  avdaa^v 
u.  a.  m.  Die  locale  Auffassung  wird  namentlich  nahe  gelegt  durch  die 
vicarirenden  Präpositionen  ev  und  fiercr,  wie  juerä  äi  tqiTcevoiaiv  ävaoaeir. 
Man  sagt  also  „unter  den  Leuten  König  sein/'  aber  freilich  „Jeman- 
dem Führer  sein''  fjyeiad^ai  tivi.  Es  scheint  mir  daher,  dass  bei  Kühner 
S.  352  y  6  Verschiedenartiges  unrichtiger  Weise  gleich  erklärt  wird. 
Uebrigens  beachte  man  auch,  dass  diese  Gonstruction  der  Verba  des 
Herrschens  im  Griechischen  eine  Antiquität  ist  Wie  diese  Verba  sind 
nun  auch  entsprechende  Adjective  coustruirt:  e^oxog  ^QfieaaiVy  dQi^cQe- 
Ttia  TQ<ieaaiv  u.  s.  w.  Trinken:  Im  Sanskrit  sagt  man  gel^entlich 
trinken  in  einem  Gefäss,  wie  im  Griech.  (z.  B.  Xenophon)  7tiveiv  er 
TcoTrjQif^.  So  habe  ich  ALJ.  S.  33  auch  dOjf^  OYVipov  ifjteq  Inivev  1 112 
aufgefasst.  Ich  gebe  zu,  dass  auch  die  instrumentale  Auffassung  mög- 
lich ist,  aber  natürlicher  scheint  mir  zu  sagen,  dass  man  mit  dem 
Munde,  mit  den  Lippen  trinkt,   aber  nicht  mit  einem  Becher,  sondern 


57     

aus,  oder  wie  die  Griechen  auch  sagen  können  in  einem  Becher.  Diese 
letztere  Ausdrucksweise  wird  sehr  anschaulich,  wenn  man  nicht  an  ein 
Schnapsglas,  sondern  an  eine  Schale  oder  einen  respectablen  Becher 
denkt,  in  den  man  einen  Theil  des  Gesichtes  hineinsteckt,  während 
man  trinkt. 

Das  Yerbum  sich  freuen,  sanskr.  tarp^  xiqitEad^ai  hat  den  Gen. 
bei  sich ,  aber  im  Sanskrit  auch  den  Instr.  und  Loc.  Der  letztere  Casus 
findet  sich  im  griechischen  Dativ,  wenn  es  ^245  heisst: 

Ganz  ähnlich  (D  45 

MeiMc  d*  i]^ai;a  d^vfidv  hiqiteio  olai  g>lkoiaiv. 
Freilich  könnte  man  wohl  auch  an  den  Instr.  denken,  der  echte  Dativ 
aber  scheint  mir  trotz  Kühner  350  (oben)  sehr  unwahrscheinlich.  Die 
Situation  fordert  an  beiden  Stellen,  dass  die  Hauptperson  es  ist,  die 
geniesst  und  sich  freut,  die  Kinder,  Freunde  u.  s.  w.  sind  das  woran 
dieselbe  sich  freut.  Dass  auch  bei  dem  Yerbum  „vertrauen^'  wahr- 
scheinlich einmal  der  Loc.  des  Gegenstandes ,  auf  den  man  vertraut,  hat 
stehen  können,  habe  ich  ALJ.  erörtert. 

Bei  den  Verben  waschen  und  besiegen  kommt  der  Instru- 
mentalis als  Goncurrent  des  Loc.  mit  in  Betracht.  Die  locale  Auffassung 
ist  also  nicht  sicher. 

b)  Den  Loc.  des  Eintreffens  finde  ich  in  Ausdrücken,  wie  x^f^^^ 
ßale,  yzeÖLij)  TtioBy  xtWi;  ß&le  u.  s.  w.  (vgl.  Holzmann  a  a.  0.).  Ob- 
gleich der  Unterschied  zwischen  dem  Loc.  7red/(^  7daB  und  dem  Dat. 
Medial  x^^Q^S  dviaxov  garnicht  subtil  ist,  insofern  in  dem  einen  Aus- 
druck das  Eintreffen,  in  dem  anderen  die  Richtung  nach  etwas  hin 
bezeichnet  ist ,  ist  es  doch  auch  klar ,  dass  die  Wendungen  an  einander 
grenzen  und  auch  dazu  dienen  konnten,  die  Casusvermischung  herbei- 
führen zu  helfen. 

An  Adverbien,  welche  aus  dem  Loc.  gebildet  werden ,  sind  vor 
Allem  isolirte  Casus  von  Substantiven,  wie  aiei  7iiqvai  u.  s.  w.  -zu 
erwähnen. 

Die  aus  Substantiv  -  und  Ac^ectivstämmen  gebildeten  Adverbia  auf 
-  d  und  -  L  bedürfen  noch  einer  gründlichen  historischen  Behandlung. 

3)   Der  iDstrumentale  Dativ. 

Als  Grundbegriff  des  Instr.  habe  ich  ALJ.  50  das  Zusammensein 
angegeben  und  die  einzelnen  Gebrauchsweisen  des  sociativen  Instr.  folgen- 
dermassen  geordnet:  „(der  Instr.  bezeichnet)  l)  mehrere  Personen  oder 


58     

andere  selbständig  gedachte  Wesen,  welche  mit  einer  Hauptperson  ver- 
bunden sind;  2)  die  umstände,  welche  eine  Handlung  begleiten  oder 
die  Eigenschaften ,  welche  an  einem  Dinge  haften ;  3)  diejenigen  Theile 
des  Baumes  oder  der  Zeit,  über  welche  sich  eine  Handlung  ununter- 
brochen erstreckt/'  Diesen  letzteren  Gebrauch  hat  Miklosich  an  die 
Spitze  gestellt,  und  alle  übrigen  Gebrauchsweisen  daran  angeschlossen. 
Es  ist  möglich  dass  er  fiecht  hat,  möglich  aber  auch,  dass  -  wie 
Hübschmann  andeutet  —  in  dem  Instr.  des  Indogermanischen  schon 
mehrere  alte  Casus  vereinigt  sind.  Da  ich  diese  Frage  hier  nicht  zu 
erörtern  habe  begnüge  ich  mich,  zu  constatiren,  dass  der  Instr.  des  Indo- 
germ.,  wie  die  Yergleichung  namentlich  des  Sanskrit,  Zend  und  Sla- 
vischen  lehrt,  prosecutiven,  sociativen  und  instrumentalen  Sinn  hatte. 

Im  Griechischen  ist  der  alte  Instr.  theils  durch  den  Casus  auf  -  (fi 
vertreten,  theils  im  Dativ  aufgegangen.  Nur  von  dem  letzteren  soll 
an  dieser  Stelle  die  Rede  sein. 

Den  prosecutiven  Insti*.  der  im  Sanskrit  häufig  ist,  z.  B.  antdrikshaui 
yati  „er  wandelt  durch  die  Luft  hin"  habe  ich  im  Griechischen  nicht 
gefunden.  Früher  verglich  ich  damit  den  griech.  Gen.  Ttedioio  ^esir, 
habe  aber  diese  Yergleichung  schon  oben  S.  44  zurückgenommen. 

Der  sociative  Instr.  ist  häufig.  Ich  erwähne  zuerst  den  freieren 
Gebrauch,  und  dann  denjenigen,'  der  sich  ganz  eng  an  gewisse  Yerba 
und  Adjectiva  anschliesst. 

Im  Sanskrit  finden  wir  besonders  häufig,  dass  in  den  Instrumen- 
talis Personen  oder  sonstige  selbständige  Wesen  treten,  welche  mit 
einer  Hauptperson  verbunden  sind,  zu  der  sie  in  einem  mehr  oder 
weniger  untergeordneten  Yerhältnisse  stehend  gedacht  werden,  z.  B. 
indro  vdsubhih  pari  potu  nah  „Indra  mit  den  Yasus  schütze  uns.** 
Aus  dem  Griech.  ijabe  ich  damit  verglichen:  ?j  vdv  d^  TQoltjd^ev  dulh- 
fievog  Ivd^äS*  VAjivEig  vtjl  ze  /jxi  ttagotat  7coUnf  xqovov  X  163.  Die 
Stellung  macht  es  mir  wahrscheinlich,  dass  in  diesem  Satze  in  der 
That  vt]L  ze  xat  izdqoiai  trotz  a  182  zu  ähhfABvog  gehört,  ebenso  wie 
das  unmittelbar  daneben  stehende  7coXvv  xqovov,  Ist  diese  Auffassung 
richtig,  so  kann  tzagoiai  nur  sociativ  gedeutet  werden.  Es  würde  aber 
jedenfalls  ovv  bei  sich  haben,  wenn  es  nicht  von  vt^i  in's  Schlepptau 
genommen  würde,  welches  auf  der  Grenze  des  sociativen  und  instru- 
mentalen Gebrauches  steht.  Sicher  sociativ  sind  die  Dative  mit  dem 
attributiven  auzög,  z.  B.  all'  aözolg  iWroiat  xat  SQftaaiv  äaaov  lörrt^ 
ndzQO/Xov  yXaiiüfiEv  '^F  8;  vfjeg  tdXiooav  avtöig  dväQdai  u.  älml  Die 
TJebersetzung  „mitsammt^'  trifft  den  Sinn,  es  ist  mir  aber  nicht  klar, 
warum  gerade  in   der  Yerbindung  mit  avzog  sich   der  sociative  Siun 


59     

erhalten  hat.  Daran  schliessen  sich  —  übrigens  ein  aach  im  Latei- 
nischen gebräuchlicher  Typus  —  militairische  Ausdrücke,  wie  wenn 
Thukydides  sagti.^/ro^t'ovro  tQiaxMoig  fuv  ö^clkaig  kavtdiv,  iTtTiedat 
Ö£  f^cTÄOoioig,  vgl.  Kühner  S.  378.  Sociativ,  wenn  auch  nicht  mehr 
anschaulich  räumlich,  ^ist  doch  wohl  auch  zu  fassen  Tihevo  jcvoiyg 
ovifAoio  M  207,  neben  ü^ia  jcvoifjg  ävifioio.  Man  stellte  sich  doch  wohl 
ursprünglich  die  Flügel  des  Windes  und  den  Adler  um  die  Wette  mit 
einander  und  neben  einander  fliegend  vor. 

Der  indog.  Instr.  bezeichnet  sodann  die  Umstände,  welche  als 
Begleiter  einer  Handlung  gedacht  werden,  z.  B.  q>d^6yy(ii  iTre^x^fievat 
u.  8.  w.  (vgl.  ALJ.  52). 

Der  ^fociative  Instr.  verbindet  sich  eng  mit  gewissen  Verben  und 
Adjectiven,  welche  eine  Gemeinschaft  irgend  welcher  Art  ausdrücken. 
Diese  Verbindungen  sind  insofern  von  besonderem  Interesse,  als  man 
bei  ihnen  das  Zusammenfliessen  des  Instr.  mit  dem  Dativ  gut  beobach- 
ten kann. 

Dahin  gehören  namentlich  das  Verbum  hcead^ai  zusammen  sein 
mit,  mit  oder  ohne  Sfia,  gleich  dem  indischen  sac  mit  Instr.  (vgl.  ALJ. 
S.  55)  ö^iXeiVy  dahin  Ausdrücke  wie  dXki/jlotg  a7covöäg  iTtonfflovio 
(Xen.)  u.  a.  m.,  ebenso  Adjective,  wie  b^oiog  xotvcfe,  wie  denn  das 
sanskr.  tulya  gleich  mit  dem  Instr.  (oder  Gen.)  verbunden  wird.  Es  liegt 
aber  auf  der  Hand,  dass  diese  Gebrauchsweisen  sich  auch  aus  dem  Begrüfe 
des  Dativs  ganz  wohl  herleiten  lassen,  und  man  würde  es  vielleicht  für 
das  Griechische  unbedenklich  thun,  wenn  nicht  solche  Uebereinstimmungen 
wie  die  zwischen  sctc^  zend.  hoc  (Hübschmann  S.  255)  und  %7tead^ai 
(für  welches  durch  die  Verbindung  mit  äna  die  sociative  Construction 
noch  besonders  erwiesen  wird)  and  das  Danebenstehen  der  Gonsti-uction 
mit  dem  instrumentalen  -q)t  zeigten,  dass  in  das  Griechische  diese 
Verba  und  Adjectiva  noch  oder  wenigstens  auch  noch  mit  instrumen- 
taler Construction  eingetreten  sein  müssen.  Ebenso  steht  es  mit  den 
Verben,  welche  wetteifern  und  kämpfen  bedeuten.  Im  Sanskrit  ver- 
bindet sich  mit  yudh  kämpfen  der  Instr.,  z.  B.  püawd  putrena  yuyudhey 
bhrdta  bhrätra  der  Vater  kämpfte  mit  dem  Sohne,  der  Bruder  mit 
dem  Bruder  (^dit  Br.  4,  1,  5,  3.  So  darf  man  wohl  auch  für  die 
griechischen  Verba  gleicher  Bedeutung  dieselbe  Construction  als  die 
ursprüngliche  ansehen,  wenn  auch  früh  die  Ersetzung  durch  die  dativische 
Construction  stattgefunden  haben  mag. 

Lediglich  aus  dem  alten  Instr.  ist ,  wie  mir  scheint  die  instrumentale 
Bedeutung  des  Dativs  zu  erklären.  Ich  habe  ALJ.  S.  57  zuerst  einige 
Wendungen  angeführt,  welche  den  Uebergang   von   dem  Begriff  der 


60 

Begleitung  zu  dem  des  Mittels  veranschaulichen  können  (der  ja  auch 
in  unserem  „mit'^  .sich  vollzogen  hat)^  wie:  mit  einem  Wagen  fahren 
u.  s.  w.,  und  habe  dann  eine  Beihe  von  Ausdrücken  augefuhrt,  in  denen 
nach  allgemeiner  Ansicht  der  instrumentale  Dativ,  genauer  gesprochen 
der  Instrumentalis  im  Dativ  vorliegt.  Indem  ich  auf  diese  Aufzählung 
verweise,  bemerke  ich  nur,  dass  dabei  Wendungen,  wie:  mit  den 
Augen  sehen,  mit  den  Ohren  hören,  mit  dem  Munde  essen,  trinken, 
sprechen,  mit  einer  Waffe  schlagen,  mit  dem  Ball  spielen,  mit  einem 
Gewände  bekleiden,  schmucken,  fesseln,  benetzen,  salben,  kaufen  für 
(eig.  mittels)  und  viele  andere  in  Betracht  kommen,  die  schwerlich 
durch  eine  Aufzählung  erschöpft  werden  können.  Hier  bemerke  ich  im 
Einzelnen  noch  Folgendes: 

Gelegentlich  kann  man  im  Zweifel  sein,  ob  nicht  vielleicht  der 
alte  Loc.  vorliegt,  da  die  Präposition  iv  bisweilen  vicariren  kann,  z.  B. 
iv  iq>d'ali4oiatv  ögäy,  doch  ist  in  den  übrigen  indogermanischen  Sprachen, 
so  viel  ich  sehe,  die  instrumentale  Auffassung  die  übliche. 

In  manchen  Wendungen  liegt  die  Sache  so,  dass  der  ganze  Inhalt 
der  Handlung  im  Instrumentalis  aufgeht,  der  Art,  dass  ein  Acc.  des 
Inhaltes  (wenn  auch  natürlich  von  anderer  Grundauffassung  aus)  sich 
mit  diesem  Instr.  deckt.  Dahin  gehören:  efSäetv  ijTcvqßy  q>6ß(ii  öeiaccvrtg, 
iaat  VdoTc  u.  s.  w.,  s.  Kühner  S.  265  Anm.  4.  Auch  dieser  Typus  ist 
proethnisch,  vgl.  lat.  lapidibus  pluit  u.  s.  w.  und  namentlich  das  Sla- 
vische  bei  Miklosich  S.  715. 

Bei  Comparativen  bezeichnet  der  Instr.  dasjenige  Quantum,  um 
welches  (eigentlich  mittels  dessen)  a  über  b  hervorragt. 

Dass  schliesslich  auch  der  Beweggrund  und  die  Art  und  Weise 
sich  mit  dem  Grundbegriff  des  Instr.  vermitteln  lassen,  bedarf  keiner 
weiteren  Ausführung  (vgl.  ALJ.  67  und  Kühner  S.  380,  382). 
«  Wie  die  Verbindung  des  Instr.  mit  dem  Passivum  entsteht,  wird 
bei  dem  Passiv  erörtert  werden.  Hier  will  ich  nur  bemerken,  dass 
auch  bei  dieser  Verbindung  das  Zusanunenfliessen  des  Instr.  und  Dat 
beobachtet  werden  kann.  Im  Sanskrit  kann  bei  dem  sog.  part.  fut  pass. 
die  handelnde  Person  im  Dativ  stehen,  im  Zend  (Hübschmann  S.  223) 
auch  bei  dem  pass.  part.  auf  -ta,  z.  B.  ^,yahmai  khshnütö  —  pnsiio 
havaüi  mithro^  eigen tl.:  für  wen  Mithra  ein  Befriedigter  —  ein  Belei- 
digter ist,  d.  i.  sachlich:  von  wem  Mithra  befriedigt,  beleidigt  ist'' 
So  kommen  sich  Instr.  und  Dat.  in  der  Verbindung  mit  dem  Passivum 
entgegen. 

Von  Adverbien,  die   aus   dem   alten  Instrumentalis   herzuleiten 
sind,  erwähne  ich  dem  Gebrauch  nach  isolirte  Casus  von  Substantiven, 


61 

wie  TLo^id^  a7€ovd^,  sodann  femininale  Instr.  von  Adjectiven,  wie  noivfj 
Idiff  bei  denen  bekannte  Substantiva  zu  ergänzen  sind.  Das  älteste 
Sanskrit  kennt  eine  Form  des  Adverbiums,  welche  als  Paralelle  zu 
diesen  griechischen  Adverbien,  nicht  der  Form,  sondern  des  Sinnes 
wegen  herangezogen  werden  kann,  nämlich  die  Adverbien  auf  -uyd^ 
Instrumentale  des  fem.  von  Adject.  auf  -n,  z.  B.  amuyd  OQuyd  dhri- 
shnuyd  raghuyd.  Wie  diese  Adverbia  entstanden  sind ,  kann  man  z.  B. 
aus  Bv.  1,  29,  5  ersehen:  sdm  indra  gardabhdm  mrina  nuvdntam 
papdya  amuyd  zerschmettre  o  Indra  den  Esel  der  auf  so  unheilvolle 
Weise  brüllt,  papdya  amuyd  heisst  eigentl.  „mit  dieser  schlechten,^* 
natürlich  vOcd  „Stimme/* 

Es  ist  mir  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  griechischen  Adverbia 
auf  -a,  wie  raxa  ebenfalls  Instr.  sind,  doch  sind  sie  ihrem  Baue  nach 
noch  nicht  gehörig  untersucht. 

Der  Casus  auf  qii(v). 

Dass  das  Suffix  '■q>i(v)  nicht  etwa  wie  -d-ev  und  -^i  ursprünglich 
dem  Pronominalgebiet  angehört,  beweist  der  umstand ,  dass  es  so  gut 
wie  nie  bei  Pronominibus  erscheint.  In  der  griechischen  Literatur 
findet  es  sich  nur  bei  Homer  und  Nachahmern  homerischer  Poesie,  und 
zwar,  wie  ich  Abi.  Loc.  Instr.  gezeigt  habe,  an  den  bei  weitem  meisten 
Stellen  im  Sinne  des  alten  Instr.,  Loc.  und  Abi.  Es  giebt  freilich 
einige  Stellen ,  für  welche  nur  die  Auffassung  als  Genetiv  (CD  295,  wohl 
auch  TiTvayf,6fievog  yLeq)alfjq>t  A  350,  obwohl  hier  allenfalls  der  Localis 
zu  vertheidigen  wäre)  oder  als  Dativ  {B  363)  allein  möglich  scheint. 
Yermuthlich  hat  man  an  diesen  Stellen  eine  nicht  berechtigte  Ausdeh- 
nung des  ursprünglichen  Gebrauches  dieses  Suffixes  anzunehmen,  welches, 
wie  die  Beziehung  desselben  auf  Singular  und  Plural  zugleich  zeigt, 
schon  für  homerische  Dichter  eine  Antiquität  war,  bei  deren  Verwen- 
dung ihr  eigenes  Sprachgefühl  sie  nicht  mehr  ganz  sicher  leitete.  Das 
auffälligste  Verlassen  des  Ursprünglichen  würde  vorliegen,  wenn  (bQavlaq>i 
in  dem  Alemanschen  Fragment,  Bergk  59  Mtöaa  Jidg  ^ilycereQ  dpQceviafL 
Xly  äeiaof^ai  wirklich  als  Vocativ  fem.  aufzufassen  wäre,  wie  mit  der 
Scholiasten  -  Ueberlieferung  auch  Ahrens  dor.  239  urtheilt. 

Schwierig  ist  die  Beantwortung  der  Frage ,  ^  mit  welchen  Suffixen 
der  verwandten  Sprachen  -qfi(v)  zusammenzustellen  sei.  Mir  scheint, 
dass  Schleicher  das  Sichtige  getroffen  hat,  welcher  annimmt,  dass  ein 
dem  Instr.  plur.  auf  -bhis  gegenüberstehender  Instr  sing,  auf  -bhi  für 
das  Indogermanische  anzunehmen  sei,  dem  dann  der  Casus  auf  -q>i{v) 
entsprechen   würde.    An  der  Annahme  zweier  Instrumentale  natürlich 


62 

nicht  gleicher  aber  verwandter  Bedeutung  für  das  Indogermanische  darf 
man  nicht  Anstoss  nehmen,  wie  oben  S.  58  angedeutet  worden  ist.^ 
Ist  diese  Gombination  richtig,  so  würde  man  anzunehmen  haben,  dass 
-(pi{v)  ursprünglich  instrumentalen  Sinn  gehabt  habe,  und  dass  sich 
den  überlieferten  Instrumentalconstructionen  eine  Anzahl  ablativischer 
und  locativischer  angeschlossen  habe.  Selbstverständlich  aber  konnte 
sich  diese  Bildung  neben  den  Dativen  und  Genetiven ,  die  ihr  Concurrenz 
machten,  nicht  lange  halten,  und  ist  sehr  früh  aus  dem  Gebrauche 
geschwunden. 


1)  Die  üniersachung  über  die  einstigen  Casus  des  Indogermanischen  ist  noch 
nicht  abgeschlossen.  Vielleicht  ist  der  indische  Casus  auf  i,  z.  B.  in  svi  kar  u.  s.  w. 
mit  dXtyri  in  dkiyijnfX^tav  zu  vergleichen ,  und  daraus  ein  weiterer  Casus  des  Indo- 
germanischen zu  erschliesson. 


Viertes  Kapitel. 

Die  Adjectlra. 

Ein  besonderes  Femininum  bilden  im  Indogermanischen  dio  Adjec- 
tiva  auf  -a  mittels  Verlängerung  dieses  -a  und  sodann  diejenigen, 
welche  das  Femininsuffix  -l  haben.  Im  Griechischen  erscheinen  diese 
Feminina  in  folgender  Gestalt  (vgl.  Kühner  406  fiF.): 

Die  Verlängerung  des  -a  ergiebt  im  Femininum  -ä  (i;),  z.  B.  San- 
skrit amds  amd  amdm  lautet  d)fi6g  ätfia  (rj)  d}^6v. 

Das  -I  erscheint  im  Griechischen  als  -la^  und  zwar  ist  dies  ent- 
weder rein  erhalten  in 

-cüg,  -t'Ia,  -<Jg,  entsprechend  dem  Indischen  -vdn,  -üsht,  -vdt 
oder  das  -l  hat  auf  die  vorhergehende  Silbe  gewirkt  in 

^laQy  fjiihxiva  (aus  ^ilav-ia),  (iihxv 
oder  es  ist  in  dem  vorhergehenden  Gonsonanten  aufgegangen  in 

-feig,'feaaa,  -hv,  entsprechend  dem  Indischen  -van,  -vaÄ,  -vai 
und  in  den  Participien  auf 

-öw,  -ovaa,  -ov,  entsprechend  dem  Indischen  in  -aw,  --antt^  -at 
u.  s.  w. 

Auch  kann  ein  Wechsel  des  Stammsuffixes  beim  Femininum  ein- 
treten, z.  B.: 

7ci(av,  meiQa,  tciov  gleich  ptvd^  pfva/nj  ptvan. 

Auf  der  üebergangsstufe  von  zwei  zu  drei  Endungen  (jedoch  so, 
dass  die  letztere  Gewohnheit  bei  weitem  überwiegt)  stehen  im  Sanskrit 
und  im  Griechischen  die  Adjectiva  auf  -u,  -t5.  Wir  finden  im  Sanskrit 
z.  B.  cdrus  lieb  als  m.  und  f.,  neben  tanüs  dünn  m.,  das  f.  tanüs. 
Das  gewöhnliche  ist  die  Endung  -l,  z.  B.  svadüs  süss,  f.  svodvf. 
Ebenso  zeigt  eich  im  Griechischen  fjdvg  duTfi^,  novlvv  ifp*  vygi^  u.  ähnL, 
während  bei  weitem  das  geläufigste  das  f.  auf  -eia  ist. 

Zweier  Endungen  sind  im  Sanskrit  und  Griechischen  folgende 
Adjectiva: 

Die  Adjectiva  auf  -i,  wie  Q^ici  rein  mit  dem  m.  f.  gudSy  n.  QÜd. 
So   im   Griech.   TQ6q>ig,   %q6(pt   und   einige   andere.     Bei  diesen  tritt 


64     

offenbar  aus  lautlichen  Gründen  das  Femininsuffix  nicht  an.  Femer 
sind  zweier  Endungen  die  Adjectiva  auf  -as,  -eg.  Aus  dem  Griechischen 
sind  von  einfachen  Adjectiven  nur  etwa  xpexd^  -ig,  aaqfß  -ig  anzu- 
führen, denen  im  Sanskrit  auch  nur  wenige  einfache  zur  Seite  stehen. 
Dagegen  zahlreich  sind  in  beiden  Sprachen  die  Gomposita.  Brugman 
in  Kuhns  Zeitschrift  24,  31  hat  wie  mir  scheint  sehr  wahrscheinlich 
gemacht,  dass  diese  Wörter  nicht  ursprünglich  Adjectiva  gewesen, 
sondern  aus  neutralen  Substantiven  zu  Adjectiven  umgeschaffen  wor- 
den sind.  Immerhin  fällt  aber  diese  Umwandlung  schon  in  indoger- 
manische Zeiten,  es  sind  also  oaqr^,  xlm^difjg  in  das  Griechische  als 
Adjectiva  übergegangen. 

Hiemach  darf  man  behaupten ,  dass  die  Fähigkeit  der  griechischen 
Adjectiva  sich  den  Substantiven  verschiedenen  Geschlechtes  vollkommen 
oder  theilweise  anzupassen  nur  die  Fortsetzung  eines  schon  im  Indo- 
germanischen vorhandenen  Zustandes  darstellt. 

Fragen  wir  nun  danach,  inwieweit  das  Griechische  von  diesem  ans 
vorgriechischer  Zeit  überlieferten  Zustande  abweicht,  so  fallen  sofort 
eine  Anzahl  bekannter  Adjective  wie  i^avxog^  ov  auf,  welche  kein 
Femininum  zu  bilden  vermögen.  Der  Thatbestand  ist  freilich  nicht  in 
Wünschenswerther  Weise  bekannt,  denn  es  fehlt  an  geordneten  Samm- 
lungen, die  diese  Wörter  durch  alle  Dialekte,  Kunstsprachen  und 
Schriftsteller  hindurch  verfolgten,  so  dass  ich  mich  begnügen  mnss, 
einige  Gesichtspunkte  zur  Erklärung  beizubringen. 

Bekannt  sind  zunächst  einige  Einzelheiten  bei  Homer,  wie  tzlyj^ 
ä/tOTtvsiovaai  äldg  TtolvßevS-iog  dd/ii^  d  406;  Tikvrdg  ^^^iZQivt]  e  422; 
(wozu  noch  einiges  ähnliche  Lobeck  zu  Aias  224);  öXockaxog  ddiu] 
d  442.  In  diesen  und  ähnlichen  Fällen  sieht  man  den  Grund  fQr  die 
Setzung  der  Masculinforra  in  den  Bedürfnissen  des  Metrums,  mit  Recht 
wie  ich  glaube.  Dann  —  wie  wir  sehen  werden  —  gab  es  im  Grie- 
chischen eine  nicht  geringe  Anzahl  von  einfachen  und  componirten 
Adjectiven,  die  im  f.  -og  haben,  so  dass  sich  wohl  eine  Entschuldigang 
für  derartige  Wagnisse  finden  lässt.  üeberhaupt  wird  man  wohl  die 
Vorstellung ,  als  ob  das  Metrum  so  gar  keinen  Einfluss  auf  die  Gestaltung 
der  äusseren  Sprachform  habe  ausüben  können,  wieder  etwas  beschränken 
müssen. 

Indessen  nicht  um  diese  Frage  kann  es  sich  hier  handeln,  die  bei 
jeder  Literaturgattung  und  jedem  Autor  besonders  erwogen  werden 
muss,  sondern  um  diejenigen  Adjectiva,  welche  regelmässig  und  in 
der  ganzen  Gräcität  nur  zwei  Endungen  haben.  Diese  führt  Kühner 
S.  412  auf. 


' 66     

Ich  vermag  keineswegs  bei  allen  zu  erklären,  woher  es  komme, 
dass  sie  kein  Femininum  bilden ,  aber  bei  einer  Anzahl  derselben  ist  es 
deutlich.  Es  sind  ursprünglich  Substantiva  auf  -  og ,  die  als  Apposition 
zu  einem  anderen  Subßtantivum  traten,  und  die  dem  führenden  Sub- 
stantivum  wohl  die  geringere  formelle  Abbeugung  zum  Neutrum  nach- 
thaten,  aber  nicht  die  grössere  zum  Femininum.  Dergleichen  Wörter 
sind:  fjfieQog  etwa  „Pflegling,'^  und  an  ^fiCQog  mag  sich  das  gleich- 
bedeutende Tid^aaög  (vielleicht  auch  der  Oegensatz  äyQiog)  angeschlossen 
haben;  Xoidoqog  Lästerer,  auch  ^nfjlog  und  fjovxog  sind  wohl  Subst. 
Im  Deutschen  fehlen  uns  die  edlen  Substantiva  der  Art  (die  Slaven 
haben  sie ,  vgl.  Miklosich  S.  6  ff.) ,  man  kann  aber  unedle  wie  Faulpelz 
u.  ähnl.  vergleichen.  KoXoßög  heisst  der  Hämmling;  xeqaog  heisst 
urspr.  jedenfalls  das  Emporstarren,  die  Starrheit,  der  Stein.  Man 
könnte  —  wenn  auch  Sophokles  das  Wort  als  adj.  empfunden  haben 
wird  —  Antigene  250  axTLcplog  de  yfj  -ml  xeQOog  noch  übersetzen:  das 
Land  war  Stein  und  Dürre  {ovvq>l6g  aber  möchte  ich  far  ein  altes 
Adjectivum  halten,  welches  durch  xeqaog  angezogen  wurde);  etaXog 
heisst  wohl  die  Neige,  also  ^mXog  dö^a  ein  Ruf,  der  nur  noch  eine 
Neige  ist. 

Ausser  diesen  giebt  es  noch  eine  Anzahl  von  Adjectiven  auf  -log, 
-eiog,  -aiog,  -t^og^  die  zweier  Endungen  sein  können.  Die  Special- 
untersuchung wird  zu  zeigen  haben ,  wie  im  Einzelnen  sich  diese  That- 
sachen  erklären,  im  Allgemeinen  finde  ich  zu  bemerken,  dass  alle  diese 
Wörter  griechische  Specialbildungen  sind,  dass  also  eine  Ableitung 
dieser  Eigenthümlichkeit  aus  vorgriechischer  Zeit  nirgend  an  die  Hand 
gegeben  ist.  Möglicherweise  hat  auf  diese  Wörter ,  die  alle  mehr  als 
zweisilbig  sind,  das  Beispiel  derComposita  gewirkt.  Bei  den  adjectivischen 
Compositis  gilt  folgendes  Grundgesetz : 

Diejenigen  adjectivischen  Composita,  deren  Schlussglied  ein  Sub- 
stantivum  auf  -  og  oder  ov  ist ,  bilden  kein  Femininum ,  z.  B.  ^ododay(.Tv- 
Xogy  YaXXiaq>vQogy  dagegen  diejenigen,  deren  letztes  Glied  ein  Adjectivum 
(Participium)  dreier  Endungen  ist,  bilden  ein  Femininum,  z.  B.  äyoKket- 
TÖg.  Wer  die  homerischen  Composita  mustert,  wird  'diese  Behauptung 
im  Allgemeinen  bestätigt  finden ,  wenn  auch  nicht  abzuleugnen  ist ,  dass 
manche  Composita  der  zweiten  Gattung  auch  der  Analogie  der  ersten 
folgen  können.  Ich  möchte  also ,  vorbehaltlich  genauerer  Untersuchung, 
das  Besultat  so  formuliren: 

Während  im  Sanskrit  und  Zend  die  Adjectiva  auf  -a  durchaus 
dreier  Endungen  sind ,  hat  das  Griechische  eine  Reihe  von  solchen  Adj. 
zweier  Endungen.    Die  Quelle  derselben  sind  Substantiva  auf  -o^,  die 

Delbrack,  synUkt  Forsch.    IV.  5 


66     

adjectivirt  wurden.  Da  daneben  auch  Composita  auf  -og  existirten, 
welche  mit  Femininis  verbunden  werden  konnten ,  so  bildete  sich  durch 
das  Zusammenwirken  dieser  beiden  Tljatsachen  der  Typus  yon  Adjectiveo 
auf -0^  zweier  Endungen  aus.  Diesem  Typus  schlössen  sich  nun  eine 
Anzahl  von  ursprunglichen  Adjectiven  an,  und  zwar  solche ,  welche  mit 
jenen  Substantiven  der  Bedeutung  nach  associirt  wurden,  zweitens  solcbe, 
welche  mit  den  Compositis  wegen  ihrer  Form  associirt  wurden.  Dazu 
treten  noch  bei  Dichtem  die  Antriebe,  welche  im  Metrum  liegen.  — 


lieber  die  Comparation  der  Adjectiva  kann  nur  im  Bahnien  einer 
Stammbildungslehre  gehandelt  werden. 


V 


Fftnftes  Kapitel. 

Das  Aagment  and  die  Genera  des  Yerbnms. 

Als  man  vom  Sanskrit  nur  das  Mittelalter,  noch  nicht  das  Alter- 
thum  kannte ,  hegte  man  wohl  die  Meinung ,  dass  das  indische  Verbnm 
von  dem  griechischen  etwa  so  verschieden  sei,  wie  das  lateinische. 
Von  dieser  Ansicht  geht  z.  B.  Aken  in  seinen  verdienstlichen  Unter- 
suchungen über  griechische  Tempus-  und  Moduslehre  aus.  Seitdem  man 
das  altindische  Verbum  (vgl.  meine  Schrift:  Das  altindische  Yerbum, 
Halle  1874)  und  das  altiranische  Verbum  (vgl  Bartholomae,  das  alt- 
iranische Verbum,  München  1878)  kennt,  weiss  man,  dass  diese  Ansicht 
durchaus  irrig  ist.  Nirgends  tritt  die  Aehnlichkeit  des  Oriechischen  mit 
den  asiatischen  Sprachen  entschiedener  hervor,  als  auf  dem  Gebiet  des 
Verbums.  Wie  die  Vergleichung  der  indogermanischen  Sprachen  lehrt, 
gliederte  sich  das  verbum  finitum  des  Indogermanischen  nach  vier 
Tempusstämmen,  dem  des  Praesens,  Perfectum,  Aorist,  Futurum. 
Diese  Tempusstämme  erschienen  in  vier  Modis,  dem  Indicativ,  Con- 
junctiv,  Optativ,  Imperativ.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  die  drei  letzt- 
genannten bei  dem  Praesensstamm  unendlich  viel  häufiger  waren,  als 
bei  den  übrigen.  Der  Personalendungen  gab  es  neun,  drei  für  jeden 
Numerus.  An  den  Personalendungen  kam  zum  Ausdruck  der  Unter- 
schied des  Genus  Verbi  nach  Activ  und  Medium.  Der  Indicativ  der 
historischen  Tempora  wurde  gekennzeichnet  (oder  konnte  gekennzeichnet 
werden)  durch  das  Augment.  Demnach  ist  fast  das  gesammte  grie- 
chische Verbum  proethnisch.  Eine  Verarmung  gegenüber  dem  indo- 
germanischen Verbum  zeigt  sich  bei  den  Personalendungen,  insofern 
der  Dual  nicht  mehr  so  vollständig  gekennzeichnet  ist,  und  eine  Bereiche- 
rung (abgesehen  von  Einzelheiten,  die  sich  im  Laufe  der  Darstellung 
ergeben  werden)  bei  den  Genera  des  Verbums,  insofern  einige  Passiv- 
formen geschaffen  worden  sind,  während,  wie  es  scheint,  eigene 
Formen  für  das  Passivum,  oder  doch  die  im  Griechischen  üblichen 
Passivformen  im  Indogermanischen  nicht  vorhanden  waren. 

Ich  handle  hintereinander  vom  Augment,   den  Genera  Verbi,  den 
Tempora,  den  Modi. 

5* 


68 


Das  AuirmeDt. 

Die  Eigenthümlichkeit  der  homerischen  Sprache,  dass  der  Indicativ 
der  Augmenttempora  auch  —  und  zwar  ohne  eine  Differenz  des  Sinnes  ^ 
—  augmentlos  erscheinen  kann,  theilt  auch  die  Sprache  der  Veda's. 
während  die  Prosa  der  Inder  die  augmentlosen  Indicative  ebenso  wenig 
kennt,  wie  die  Prosa  der  Griechen.  Auf  dem  iranischen  Gebiete  zeigt 
das  Altpersische  durchweg  den  augmentirten  Indicativ,  das  Zend  dagegen 
kennt  das  Augment  bis  auf  einige  Beste  überhaupt  nicht  Es  darf  aber 
bei  dem  Charakter  der  uns  erhaltenen  Zend  -  Literatur  aus  diesem  Um- 
stände nicht  gefolgert  werden,  dass  auch  die  Umgangs-  und  Prosasprache 
der  Ostiranier  das  Augment  im  Indicativ  entbehren  konnte,  und  es 
scheint  mir  deshalb  wahrscheinlich ,  dass  in  der  gewöhnlichen  Rede  der 
Indogermanen  das  Augment  der  stete  Begleiter  gewisser  Indicative  war, 
dass  aber  in  der  Poesie  dasselbe,  mit  Bücksicht  auf  das  Metrum  auch 
weggelassen  werden  konnte.  Diese  Weglassung  war  um  so  eher  mög- 
lich, als  das  Augment  ursprünglich  ein  selbständiges  betontes  Wörtchen 
gewesen  sein  wird,  an  welches  sich  das  Yerbum  anlehnte.  Somit  darf 
die  Freiheit,  den  Indicativ  auch  augmentlos  zu  gebrauchen,  welche  wir 
bei  Homer  finden,  als  auf  alter  Ueberlieferung  beruhend  angesehen 
werden.  Die  augmentlosen  Indicative  haben  aber  im  Sanskrit,  Zend 
und  im  Altpersischen  hinter  md  noch  einen  anderen  Sinn,  nämlich 
conjunctivischen,  weshalb  ich  sie  in  diesem  Gebrauch  im  Alündischen 
als  „unechte  Coujunctive^^  bezeichnet  habe.  Im  Altindischen  bedeutet 
also  bhdrat  nicht  bloss  wie  dbharat  „er  trug,^^  sondern  auch  „er  trage.'' 
Dass  auch  diese  Verwendung  urindogermanisch  sei,  scheint  mir  sehr 
wahrscheinlich.  Denn  es  ist  doch  das  Natürlichste,  diejenigen  zum 
Imperativ  gerechneten  Formen,  welche  sich  von  den  entsprechenden 
der  Indicative  historischer  Tempora  nur  durch  die  Abwesenheit  des 
Augmentes  unterscheiden,  also  im  Griechischen  Xiierov  und  ^^ere  als 
sog.  unechte  Gonjunctivformen  zu  betrachten. 

Wie  im  Indogermanischen  dieser  Gebrauch  entstanden  sei,  ob  er 
in  eine  Zeit  zurückreicht,  in  welcher  ein  Augment  noch  gamicht  vor- 
handen war,  oder  ob  er  im  Gegensatz  gegen  den  Sinn  der  augmentirten 
Formen  entstanden  ist,  wird  sich  schwer  entscheiden  lassen  und  habe 
ich  jedenfalls  hier  nicht  zu  erörtern. 

Die,  wie  es  scheint,  uralte  Verbindung  dieser  Formen  mit  md  pu\ 
wird  uns  noch  beim  Imperativ  beschäftigen. 


1)  Die  Yersnche,  eine  solche  aufzufinden,  scheinen  mir  misslungen  zn  sein. 


69     

Das  Medium. 

Dass  die  Unterscheidung  der  Endungen  in  active  und  mediale  schon 
aus  indogermanischer  Zeit  stammt,  ist  durch  die  vergleichende  Sprach- 
forschung erwiesen.  Das  Griechische  ist  die  einzige  Sprache  Europas, 
welche  den  alten  Zustand  treu  bewahrt  hat. 

üeber  die  älteste  Bedeutung  der  medialen  Endungen  hat  man  durch 
die  Etymologie  Aufschluss  zu  gewinnen  versucht,  indess  ohne  sicheren 
Erfolg.  Die  weit  verbreitete  Ansicht ,  dass  die  medialen  Endungen  durch 
Doppelsetzung  deijenigen  pronominalen  Elemente  entstanden  seien,  welche 
den  Endungen  des  Yerbums  zu  Orunde  liegen,  dass  also  z.  B.  qdqexai 
in  der  Endung  rat  den  Pronominalstamm  ta  zweimal  enthalte,  und 
zwar  einmal  als  Subject,  das  andere  Mal  als  Objecto  so  dass  (peqei;ai 
bedeute  „er  trägt  sich,''  und  also  der  reflexive  Sinn  durch  die  Etymo- 
logie als  der  älteste  aufgezeigt  werde  —  diese  Ansicht  kann  nicht  als 
erwiesen  gelten.  Auch  für  die  andere  Hypothese,  wonach  die  Endungen 
des  Mediums  aus  denen  des  Activums  durch  Steigerung  des  Yocals 
hervorgegangen  seien,  lassen  sich  genügende  Gründe  nicht  beibringen. 
Ist  also  keine  der  etymologischen  Hypothesen  so  sicher,  dass  man  die- 
selben als  Grundlage  einer  Geschichte  des  Medialbegriffes  brauchen 
könnte  (so  viel  Wahrscheinlichkeitsgründe  auch  für  die  eine  oder  andere 
der  vorgebrachten  Vermuthungen  beigebracht  werden  können)  ^  so  bleibt 
nichts  übrig  als  den  Gebrauch  der  Formen  zu  befragen. 

Durch  directe  Yergleichung  des  Gebrauches  übereinstimmender 
Wurzeln  lässt  sieht  etwa  Folgendes  ermitteln: 

Es  giebt  im  Sanskrit,  wie  im  Griechischen  Verba,  welche  nur  die 
active,  solche,  welche  nur  die  mediale  Form,  und  solche,  welche  beide 
Formen  kennen.  Sucht  man  aber  nach  etymologisch  übereinstimmenden 
Verben,  welche  als  Belege  für  diese  drei  Kategorieen  dienen  könnten, 
so  föUt  wenigstens  far  die  beiden  ersten  die  Zahl  der  reinlichen  Belege 
nur  gering  aus.  Im  Sanskrit  nämlich,  wie  im  Griechischen  kommt  es 
häufig  vor,  dass  ein  Yerbum,  welches  in  der  Mehrheit  seiner  Formen 
dem  einen  Genus  angehört,  mit  vereinzelten  Bildungen  in  das  andere 
herübergreift,  im  Sanskrit,  wie  im  Griechischen  scheidet  sich  Activ 
und  Medium  bisweilen  nach  Temporibus,  in  beiden  Sprachen  ferner  sind 
die  Zeiten  und  Schriftsteller  zu  beachten ,  und  auf  beiden  Gebieten  hegen 
die  Philologen  gegen  einige  Dichter  den  Yerdacht,  dass  bei  der  Wahl 
zwischen  activer  und  medialer  Form  die  Bücksicht  auf  das  Metrum 
öfter  die  Entscheidung  gegeben  habe. 

Für  die  erste  Kategorie  (nur  active  Form)  lassen  sich  allenfalls 
beibringen:  as  sein,  dessen  Medium  nur  im  componirten  Futurum,  wie 


70     

gayitäse  zu  0  liegen  vorkommt,  in  Anlehnnng  an  den  medialen  Gebranch 
von  (f.  Das  entsprechende  ei/il  hat  freilich  einige  mediale  Formen.  — 
bhü  sein  ist  im  Rv.  (wo  es  unendlich  häufig  ist)  nur  actiy,  ebenso 
qnjo).  —  ad  essen  ist  nur  activ,  neben  l'dio  existirt  aber  edofiai  als 
fut. ,  wie  denn  das  Griechische  überhaupt  eine  Vorliebe  für  mediale 
Futura  hat.  Aehnlich  verhält  es  sich  mit  pa  trinken,  das  im  Rv.  in 
der  überwältigenden  Majorität  der  Formen  nur  das  Act.  kennt  and 
Ttivo).  —  i  gehen  flectirt  in  der  dem  griechischen  elfit  entsprechenden 
Bildung  nur  activ ,  wie  dieses.  —  (Auch  ga  gehen  hat  im  Rv.  nur 
active  Formen,  womit  der  überwiegende  Gebrauch  des  Activnrns  bei 
den  aus  ßä-  gebildeten  griechischen  Formen  stimmt;  eßt]  z.  B.  gleich 
dgat  ist  uralt,  iß^aezo  scheint  eine  griechische  Neubildung).  —  mik 
harnen  soll  sein  gelegentliches  Medium  dem  Metrum  verdanken,  gewöhn* 
lieh  ist  es  activ  wie  dpiixlu).  —  Allenfalls  liesse  sich  noch  gru  =  xJU 
anfahren,  da  gru  zwar  mediale  Formen  kennt,  aber  nur  im  passivischen 
Sinne,  so  dass  man  geneigt  sein  könnte,  diese  Formen  bei  diesem 
Verbum  für  indische  Specialbildungen  zu  halten. 

Für  die  zweite  Kategorie  (nur  mediale  Form)  habe  ich  mir  notirt: 
as  sitzen  gleich  Jj^ai'^  gT  liegen  gleich  xecrcri,  doch  tauchen  bei  gi 
gelegentlich  active  Formen  auf.  Ferner  mit  nicht  mehr  ganz  überein- 
stimmender Wurzelbedeutung:  nas  gleich  viofjai^  worüber  Grassmann 
Folgendes  bemerkt:  „der  Begriff  „mit  Lust  herangehen'*  hat  sich  im 
Griechischen  zu  dem  der  Heimkehr,  Einkehr,  im  Sanskrit  zu  dem  des 
liebevollen  Herangehens  gestaltet.*'  Ob  mdnye  gleich  ftaivofiai  se\,  lasse 
ich  dahingestellt. 

Die  dritte  Kategorie  (active  und  mediale  Formen)  lässt  sich  dorcb 
viele  etymologisch  gleiche  Verben  belegen.  Ich  führe  nur  einige  an, 
um  zu  zeigen,  wie  tiefgreifend  die  üebereinstimmung  ist.  dha  xi^^i 
hat  im  Activ  dieselben  Bedeutungen  wie  tidTjfii^  wie  man  in  Grass- 
manns Wörterbuch  s.  v.  bequem  übersieht ,  für  das  Medium  führt  Grass- 
mann an  „in  Hand,  Arm,  Leib,  Mund  nehmen,  in's  Auge  fassen,'^  vgl. 
x^€a  d^ifievog  im  zä  ydvara,  ^  o/i^aat  d^io&at  (Pindar);  femer  „Kleid, 
Schmuck  sich  anlegen,"  vgl.  TiS^ead^ai  rä  b7thx.  Oft  passt  die  Ueber- 
setzung  sich  anlegen,  sich  verschaffen,  so  im  Sanskrit  „sich  Rahm^ 
Kraft,  Herrschaft,  Eigenthum  vorschaffen;  etwas  als  Eigenthnm 
erlangen ,"  vgl.  d-ia&ac  ywalyta  u.  s.  w.  üeber  bhar  q>iQiü  heisst  es  bei 
Grassmann,  bhar  habe  im  Activum  die  Bedeutungen:  tragen,  fuhren, 
hegen,  unterhalten,  ziehen,  entführen  (vgl.  Syeiv  yuai  q>€Q€iv)y  bringen, 
darbringen  u.  s.  w.  „Die  folgenden  Bedeutungen  —  sagt  er  weiter  — 
treten  nur  im  Medium  hervor:  1)  etwas  für  sich  davon  tragen,  erlangen. 


71     

2)  sich  schnell  fortbewegen  (ferri.).  Zu  1  vergleiche  man  Wendungen, 
"wie:  ToC  fiiv  d^  7tüfi7rQwra  7caQ*  äyXaä  d&qa  (piqoio  J  97.  Für  2 
wird  allerdings  nur  eine  Stelle  aus  dem  Kigveda  angefahrt,  so  dass 
man  zweifeln  kann ,  ob  wirklich  bei  dieser  Wurzel  das  Medium  in  diesem 
neutralen  Sinne  belegt  ist  Dass  es  überhaupt  im  Sanskrit  so  vorkommt, 
ist  sicher.  Unter  1  ci  hat  Grassmann  folgende  Bemerkutig:  „ci  anein- 
anderreihen, schichten;  hieraus  entwickelte  sich  der  Begriff  „zahlen'' 
(die  zur  Zahlung  dienenden  Gegenstände  aneinanderreihen,  schichten), 
wie  ihn  das  griech.  xUo  darbietet;  daraus  ging  dann  im  Medium  die 
Bedeutung  „sich  zahlen  lassen"  hervor,  insbesondere  eine  Geldschuld 
oder  Bassgeld  (rna)^  daher  „strafen''  ganz  wie  im  Griechischen;  hieraus 
endlich,  gleichfalls  im  Medium,  der  Begriff  verdammen,  als  schuldig 
oder  sündig  erkennen." 

Zur  Ergänzung  dessen,  was  sich  durch  directe  Vergleichung  ermitteln 
lässt,  wird  eine  Skizze  des  Gebrauches  der  Medialformen  im  Altindischen 
willkommen  sein.  In  der  nationalen  Grammatik  der  Inder  finden  wir 
ziemlich  ausführlich  von  dem  Gebrauch  des  Mediums  gehandelt,  wobei 
wir  denselben  Kategorieen  begegnen  ^  die  uns  aus  der  griechischen 
Grammatik  geläufig  sind.  Auch  Einzelangaben  fimden  sich  in  nicht 
geringer  Zahl  (wie  z.  B.  die ,  dass  ein  componirtes  Verbum  in  dem  und 
dem  Sinne  mediale  Form  habe,  in  anderem  active  u.  s.  w.),  und  es  wird 
eine  für  die  Geschichte  der  indischen  Grammatik  belehrende  Arbeit  sein, 
nachzuweisen  ^  aus  welchem  Theile  der  Literatur  sich  diese  Einzelangaben 
bestätigen  lassen.  An  dieser  Stelle  begnüge  ich  mich,"  einige  ober- 
flächliche Zusammenstellungen  aus  der  ältesten  Sprache  mitzutheilen. 

Es  giebt  im  Kigveda  eine  Beihe  von  Verben,  welche  nur  in  activer 
Form  vorkommen.  Dahin  gehören:  ad  essen;  an  athmen;  av  erquicken; 
a$  sein;  ah  sprechen;  i  gehen  in  der  A^i  ensprechenden  Formation; 
TiTudh  zürnen;  foÄi  wohnen,  herrschen;  gam  gehen,  aber  in  der  Ver- 
bindung des  Verbums  mit  sdm  „  zusammen  ^^  erscheint  ein  reciprokes 
Medium;  ga  gehen;  jlv  leben;  dru  laufen;  pai  fliegen;  par  hinüber- 
fahren ;  pa  schützen ;  (j>a  trinken  nicht  ausnahmslos) ;  hhid  spalten ;  hhü 
sein;  va^  verweilen;  va  wehen;  vid  wissen;  Bad  sitzen  (aber  nicht  aus- 
nahmlos ,  da  stdasva  und  sedire  vorkonmit)  u.  a.  m. 

Auf  der  anderen  Seite  giebt  es  Verba,  die  nur  die  mediale  Form 
kennen.  Dahin  gehören:  äs  sitzen;  inc^  anzünden;  td  anflehen;  ig 
herrschen;  üh  achten,  beobachten;  kam  lieben;  trd  retten;  nas  sich 
gesellen  zu  Jemand;  nu  brüllen;  pü  flammen;  badh  verdrängen,  ver- 
jagen; niah  schenken;  man  meinen;  vas  anziehen;  gt  liegen  (mit 
seltenen  Ausnahmen) ;  spardh  kämpfen ;  ha  weichen  u.  a.  m. 


72     

Diejenigen  Verba  ferner,  welche  die  active  und  mediale  Ponn 
kennen,  lassen  sich  der  Bedeutung  des  Mediums  nach  in  folgende 
Gruppen  ordnen: 

1)  Es  findet  sich  kein  recht  deutlicher  unterschied  der  Bedeutung 
zwischen  Activ  und  Medium.  Dahin  gehören  z.  B.  dhav  laufen ;  kram 
schreiten;  ga  singen;  naksh  hingelangen  zu;  ruh  ersteigen;  stha  stehen 
u.  a.  Dabei  ist  namentlich  darauf  hinzuweisen ,  dass  nicht  selten  ver- 
einzelte Formen  medial  auftreten,  während  das  übrige  Yerbnm  nur 
das  Actiyum  kennt ,  z.  B.  erscheint  nicht  selten  die  dritte  Pluralis  Per£ 
auf  ire  in  medialer  Form.  Bei  sü  gebären  ist  Praesens  und  Aorist 
medial,  das  Perfectum  activisch.  Genauere  Sammlungen  darüber  liegmi 
mir  nicht  vor. 

2)  Das  Medium  hat  neutrale  Bedeutung,  das  Activum  transitive 
oder  causatiye.  Dahin  gehören:  ram  A.  zur  Buhe  bringen,  M.  rasten: 
yam  A.  zügeln,  lenken,  strecken,  M.  Stand  halten;  prafh  A.  ausbreiten, 
M.  sich  ausbreiten  u.  a.  m.  Man  kann  leicht  behaupten,  dass  diese 
Glasse  aus  dem  reflexiven  Gebrauch  des  Mediums  abzuleiten  sei,  aber 
der  Beweis  ist  schwer  zu  fuhren.  Es  ist  ja  auch  das  Andere  denkbar, 
dass  das  Medium  in  neutralem  Sinne  bei  einigen  dieser  Verba  ursprüng- 
lich allein  vorhanden  war,  und  sich  zu  diesem  Medium  erst  später  ein 
Activum  bildete.  Diese  Annahme  ist  z.  B.  bei  prath  in  hohem  Grade 
wahrscheinlich. 

3)  Das  Medium  erscheint  mit  reflexivem  Zusatz,  und  zwar 

a)  so  dass  die  betheiligte  Person  dativisch  gedacht  wird.  Dieser 
Gebrauch  ist  der  bei  weitem  häufigste.  Einige  Beispiele  für  diese 
Anwendung  des  Mediums  habe  ich  schon  oben  gegeben.  Ich  führe  noch 
einige  wenige  an :  Von  dem  Barbier  heisst  es :  Jcegoftnagrü  vapati  er 
scheert  einem  anderen  Haar  und  Bart,  dagegen  von  demjenigen,  der 
diese  Verrichtung  an  sich  selbst  besorgt:  kegagmagrü  ca  vdpate  nakhätu 
ca  ni  krintate  er  scheert  sich  Haar  und  Bart  und  schneidet  sich  die 
Nägel  ab  ^at.  Br.  3,  1,  2,  2  und  9.  Vdsah  pari  dhatte  er  zieht  sich 
ein  Eleid  an,  aber  gdvy  etdm  tvdcam  adadhus  sie  verliehen  der  Kuh 
dieses  Fell  ibid.  13  u.  15.  JELdnti  sapdtnan  heisst:  er  schlägt  die 
Feinde,  aber  dpa  haie  sapdtnan  er  schlägt  die  Feinde  in  seinem 
Interesse  hinweg,  so  dass  wir  übersetzen  „er  schlägt  sie  von  sich  hin- 
weg.'^ 9^^*  ^^-  ^7  ^}  ^f  ^  \^^etL  wir:  nainam  ete  yäkshma  vindanü 
diese  Krankheiten  finden,  ergreifen  ihn  nicht,  aber  prajdm  vindaie 
bedeutet:  er  findet  für  sich,  gewinnt  Nachkommenschaft;.  Yaj  opfern 
wird  im  Activ  von  dem  Gotte  oder  Priester  gebraucht,  der  für  einen 
andern  opfert,    aber  der  ydjamana  (part.  med.)  ist  derjenige,   der  für 


73     

sich  opfert,  der  Opferherr.  Oft  drücken  wir  das  mediale  Element  da- 
durch aus ,  dass  wir  dem  Object  ein  possessives  Pronomen  hinzufügen^ 
z.  B.  yuyuje  d^ün  er  schirrte  seine  Bosse  an  u.  s.  w. 

b)  die  betheiligte  Person  wird  accnsativisch  gedacht,  z.  B.  hakA 
tid  gribhnati  heisst  er  erhebt  den  Arm,  aber  üd  gribhmte  er  erhebt 
sich;  kandüydti  er  kratzt  einen  anderen,  kandüydte  er  kratzt  sich; 
andkti  er  salbt  einen  anderen,  ankte  er  salbt  sich;  muc  heisst  im 
Activum  losmachen ,  im  Medium  sich  losmachen  von.  Es  können  auch 
das  dativische  und  das  accusativische  reflexive  Medium  sich  bei  einem 
Yerbum  fiffden,  z.  B.  yuUkte  heisst  sowohl  „er  schirrt  sich  selbst  an," 
als  „er  schirrt  für  sich  an."  Wenn  der  Accusativ  des  Beflexivums 
atmdn  hinzutritt,  sollte  man  das  Activum  erwarten,  was  sich  auch 
findet,  z.  B.  atmdnam  evd  princUi  T.  S.  1,  7,  5,  2.  Doch  findet  sich 
auch  das  Medium,  z.  B.  pundiy  evd'  gnim,  punftd  atmdnam  ebenda 
1,  7,  6,  4.  Ob  dieser  letztere  Gebrauch ,  der  in  der  angeführten  Stelle 
seine  specielle  Erklärung  findet,  häufiger  vorkommt,  weiss  ich  nicht 
zu  sagen. 

4)  Das  Medium  wird  gebraucht,  wenn  Gegenseitigkeit  der  Ein- 
wirkung ausgedrückt  werden  soll ,  z.  B.  vi  vd  etaü  dvishate  die  beiden 
hassen  sich  gegenseitig  T.  S.  5,  2,  4,  1.  Vad  sprechen  wird  im  Rv. 
nur  activisch  gebraucht,  ausser  an  zwei  Stellen:  ydtra  vadete  dvarah 
pdroQ  ca  wo  sich  der  obere  und  der  untere  besprechen  10,  88,  17,  wo 
die  Gegenseitigkeit  deutlich  ist.  Weniger  deutlich  ist  die  zweite  Stelle, 
die  ich  hier  bei  Seite  lasse.  Ausserdem  noch  an  fünf  Stellen  in  der 
Verbindung  mit  sdm  zusammen,  üeberhaupt  ist  nicht  selten,  dass  ein 
Verb,  das  sonst  activisch  ist,  in  der  Verbindung  mit  sdm  medial 
erscheint.  Wenn  bei  diesem  reciproken  Medium  anyonya  (dilrjXo) 
erscheint,  so  soll  nach  Päninis  Angabe  das  Verbum  im  Activum  stehen. 

5)  Das  Verbum  hat  passivischen  Sinn. 

Im  Sanskrit  giebt  es  eine  eigene  Form  für  das  Passivum  nur  im 
Fraesensstanmi.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  diese  Bildung  sich  aus 
dem  medialen  Praesens  der  ya-Classe  entwickelt  hat  (vgl.  mein  alt- 
indisches Verbum  S.  166  ff.  Die  abweichende  Auffassung  von  Brugman 
Morph.  Unters,  vermag  ich  mir  nicht  anzueignen).  Dieses  Passivum 
hat  im  Bv.  noch  nicht  die  Alleinherrschaft ,  sondern  es  kann  auch  noch 
das  mediale  Praesens  im  passivischen  Sinne  gebraucht  werden.  Im 
Ferfectstamm  finden  wir  im  Bv.  sowohl  medialen  als  passivischen 
Gebrauch,  desgleichen  bei  den  verschiedenen  Aoristen.  Namentlich  ist 
hervorzuheben,  dass  die  dritte  Person  sing,  des  Aorists  auf  i  wie  dkari 
keineswegs  bloss  passivisch  erscheint,  und  dass  auch  der  mediale  s  -Aorist 


74     

passivisch  gebraucht  werden  kann,  z.  B.  dstoshta  er  wurde  gepriesen. 
Ein  mediales  Futurum  in  passivischem  Sinne  ist  belegt  BV.  8,  59,  14 
rishibhih  stavishyase  „du  wirst  von  den  Sängern  gepriesen  werden/^ 

lieber  alle  diese  Dinge  sind  noch  keine  Sammlungen  gemacht 
worden. 

üeberblickt  man  nun  das  bisher  Beigebrachte  und  vergleicht  man 
den  Gebrauch  des  Griechischen,  so  ergiebt  sich  das  eine  sichere  Resul- 
tat, dass  der  Gebrauch  des  Mediums,  wie  er  uns  im  Griechischen  ent- 
gegentritt, in  allem  Wesentlichen  proethnisch  ist.  Dagegen  ist  fnr 
die  Feststellung  des  Grundbegriffs  des  Mediums  kein  nenes  Moment 
gewonnen,  und  ich  vermeide  um  so  mehr,  auf  diese  Frage  hier  ein- 
zugehen, da  die  Feststellung  der  indogermanischen  Grundbegriffe  ausser- 
halb des  Planes  dieser  Arbeit  liegt 

Als  ein  Idiotismus  des  Griechischen  ergiebt  sich  die  Vorliebe  für 
das  mediale   Futurum.    Indem  ich  hier  über  die  Enstehung  dieses 
Idiotismus  eine  Vermuthung  vorlege,  bemerke  ich  zugleich,   dass   mir 
keine   chronologisch    geordnete    vollständige   Sammlung    der    medialen 
Futura  zu  Gebote  steht.    Ausser  dem,   was  die  Grammatiken   bieten, 
kenne  ich  nur  noch  Scholl,  Ueber  die  griechischen  Deponentia  in  den 
Blättern  für  bayerisches  Gymnasialschulwesen  6,  240.     Unter  den  von 
Kühner  §  323  angeführten  Verben  befinden  sich  eine  Anzahl ,  von  denen 
entweder   aus   dem  Griechischen   bekannt  ist,   dass   sie  auch   andere 
Formen  als  das  Futurum  medial  bilden  können,  z.  B.  axoüoy  oder  von 
denen  durch  die  Vergleichung  mit  dem  Sanskrit  für  eine  vorgriechische 
Periode  dasselbe  wahrscheinlich  gemacht  wird,   z.  B.  für  O^eta  d-evaoficu 
durch  die  Vergleichung  mit  dhav,  welches  sowohl  activ  wie  medial 
verwendet  wird.    Bei  diesen  Verben  also  ist  das  mediale  Futurum  nicht 
im  Griechischen  neu  gebildet,   sondern   bevorzugt  worden.     Dagegen 
muss  man  bei  anderen  Verben  Neubildung  der  medialen  Form  annehmen, 
z.  B.  ^eo)  y  da  das  damit  identische  sru  in  BV.  ebenfalls  nur  activische 
Form  kennt,  ferner  bei  ßaivio,  eifjt  u.  a.    Eine  Erklärung  sowohl  far 
die   Conservirung  wie   für   die   Neuschöpfung  lässt   sich,  glaube  ich, 
gewinnen ,  wenn  man  von  Verben  wie  ßaivco  ausgeht.    Es  ist  nach  dem 
indischen  und  sonstigen  griechischen  Gebrauch  der  Wurzel  gä  wahr- 
scheinlich, dass  „ich  werde  gehen ^*  einst  ßi^aio  hiess.    Warum  ist  nun 
dieses  durch  ßrjaofiav  verdrängt  worden?     Ich  vermuthe  durch  Ein- 
wirkung des  Aoristes  eßrjaa.     Ursprünglich   hatte,    wie   das  Sanskrit 
zeigt,  sowohl  eßrjv  als  kßrjaa  intransitive   Bedeutung  und  es  ist  eine 
Errungenschaft  erst  des  Griechischen,  dass  eßrjaa  transitive  Bedeutung 
erhielt.    Neben  diesem  transitiven  tßrjaa  nun  konnte  sich  ein  intransitives 


75     

ßrflia  nicht  halten ,  sondern  wnrde  transitiv  oder  vielmehr  cansativ,  und 
für  die  intransitive  Bedeutung  bildete  man  das  mediale  Futurum.  In 
derselben  Lage  wie  ßaivio  sind  auch  %axr^\ii  (pvto  und  einige  andere  Yerba. 
Ich  meine  nun,  dass  diese  Yerba  den  Ausgangspunkt  der  Bewegung 
gebildet  haben  und  dass  das  Festhalten  oder  Neubilden  des  medialen 
Futurums  bei  den  übrigen  Verben  auf  Nachahmung  beruht.  Weil 
ßi^aofiai  gesagt  wurde,  erhielt  sich  d-evoo/iat^  das  neben  x^evoio  bestanden 
haben  mochte.  Nach  x^evcofiat  mag  sich  dann  wieder  d^afiof^fjat  und 
^qe^ofiai  gerichtet  haben,  an  das  alte  Medium  TcXevaofiai  lehnte  sich 
das  junge  ^etjaofiai  u.  s.  w.  Seltsam  ist  laaofiai.  Ic^  wage  darüber 
folgende  Yermuthung:  In  Sanskrit  wird  von  as  kein  Futurum  gebildet, 
sondern  es  tritt  hhavishydmi  von  hhü  ergänzend  ein.  Vielleicht  gebraucht 
man  auch  im  Griechischen  ursprünglich  neben  dem  Praesens  eifu  das 
Futurum  (pv<TM.  Dieses  qyvaco  nun  musste  wegen  Irpvaa  durch  (pvcofnav 
ersetzt  werden,  und  vielleicht  ist,  als  das  Griechische  das  Yerbum  eifii 
zum  alleinigen  verbum  substantivura  erhob,  diesem  (f^aofiai  das  Futurum 
eaaofiai  nachgebildet  worden. 

Das  PassiviuD. 

Wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  haben  seit  alter  Zeit  die  Medial- 
formen auch  passiven  Sinn  gehabt,  der  in  dieselben,  wie  es  scheint, 
auf  zwei  Wegen  einziehen  konnte ,  einmal  durch  die  neutrale  und  sodann 
durch  die  reflexive  Bedeutung  hindurch.  Eine  Untersuchung  der  Medial- 
formen passiver  Bedeutung  bei  Homer  (bei  der  auch  Classen,  Beobach- 
tungen über  den  homerischen  Sprachgebrach  103  ff.,  zu  berücksichtigen 
sein  würde)  wäre  erwünscht.  Ich  füge  an  dieser  Stelle  nur  Einiges  bei 
über  die  Activformen  passiver  Bedeutung. 

Diese  Formen,  nämlich  die  Aoriste  auf  -jjv  und  -^»jv  werden  ver- 
schieden erklärt,  für  meinen  Zweck  genügt,  zu  constatiren,  was  der  Augen- 
schein lehrt,  dass  die  Formen  auf  -ryv  und  -d^rjv  ihrer  Bildung  nach  dem 
Activum  angehören,  lieber  ihre  Bedeutung  vergleiche  man  ausser  den 
Abschnitten  in  Curtius  Verbum  und  den  Morphologischen  Untersuchungen 
von  Osthoff  und  Brugman,  die  Dissertation  von  G.  Kühne,  de  aoristi 
passivi  formis  atque  usu  homerico,  Marburg  1877.  Ich  lasse  hier, 
um  die  Bedeutungsentwickelung  zu  veranschaulichen,  eine  Zusammen- 
stellung der  bei  Homer  vorkommenden  Aoriste  auf  -lyv  und  -^ijv  folgen, 
denen  ich  noch  den  analog  gebildeten  Aorist  fdkov  zugesellt  habe. 

idltovy  die  Formen  äXano,  äluffj,  äXott]  übersetzen  wir,  wenn  von 
Personen  die  Bede  ist,  durch  „fallen,  bleiben,"  so  P506,  a  265,  mit 
dem  Gegensatz  (pvyelv  5  81,^  183.    Aehnlich  ^  405.     Sobald   von 


76     

Dingen  die  Bede  ist  wie  /  593  von  einer  Stadt  (r^v  Sarv  akMOf^)  ist 
uns  das  Passivnm  geläufiger,  aber  „fallen'^  ebensowohl  möglich.  Das 
Passivum  würden  wir  am  liebsten  anwenden  <Z>  495  wo  äldfievcu  Ton 
der  Taube  gesagt  wird ,  die  der  Habicht  verfolgt ,  ebenso  bei  dem  Par- 
ticipium  äXodaa  in  xeqaiv  i(p  fj^wci^aiv  äXodad  re  TteQO-ofievt^  rc 
JB  374  u,  8.  w.,  und  in  äifHOi  Xivov  dlövre  Ttavdyqov  E  487,  wo  von 
im  Netz  gefangenen  Fischen  die  Bede  ist.  ^Y^td  mit  dem  Dativ  findet 
sich  bei  dlofksa,  wobei  der  Sinn  „  unter '^  (vgl.  „unt^r  den  Händen  des 
Arztes  sterben'^)  noch  deutlich  ist. 

idyrjv,  iayrj  heisst  „brach"  gebraucht  vom  Schwert,  der  Lanze, 
dem  Knüppel,  dem  Nacken.  In  Tidhv  äyev  d^hg  o/koi  J  214  „bogen 
sich  zurück." 

ißldßfjv,  eßlaßev  vom  Wagen  und  den  Pferden  beim  Wettrennen 
gesagt  ^^461  u.  545  „zurückbleiben." 

ävaßQoxev  l  586  wohl  passivisch  „aufgesogen." 

iddtjv  erfahren,  kennen  lernen,  iddrjv  daeio)  daßfieif  Sor^evai 
dafjvaL  7€Qodaeigy  mit  acc.   ifidv  v6ov  d  493. 

edd/^ijVy  iddf^t]  da^irj  idofiTjfiev  da/iev  da^lu)  da^n^fi  da/jijf^  dafiur^ 
dafieiev  dafii^i^evai  dafjfjvai  da/ieig  u.  s.  w.  unterliegen,  fallen,  und  zwar 
Erstens:  absolut  gebraucht  d.h.  ohne  Nennung  einer  Person  oder  Sache, 
die  wir  als  Verursacher  betrachten :  dctfirj  vom  Fallen  in  der  Schlacht,  z.  B. 
a  237,  d  499  u.  s.  w.  Der  Gegensatz  ist  iliTtowOj  z.  B.  TtoXkoi  (TI^^ciW 
Ol  fiiv  ddf4€v  ol  ä"  BkiTtovto  M  14.  Mit  „unterliegen"  können  ym  über- 
setzen aitdq  enel  Sdvd-oto  ddfirj  fiivog  0  389.  Zweitens:  mit  Nennung 
einer  solchen  Person  oder  Sache,  wobei  wir  in  der  üebersetzung  meistens 
unser  Passivum  anwenden.  Die  Person  oder  Sache  steht  a)  im  Dativ, 
z.  B.  Ilfjleuavv  Y  294;  TQÜeaai  P  2;  *€^  te  yuai  dviqi.  T417;  doifHOi 
-maiyvfjfvoiai  11  326;  TtoTajKp  O  291;  ^oiav  r  301;  x«P^*  ^  ^M; 
TrXrjy^ai  d54;  dot*^/ X246;  Jidg  fidoTtyi  M37;  TUfjgi  y  410;  ävfxhüeifjoi 
274;  i}7cv(p  Yjai  q>il6Tr]Ti  S  352.  b)  im  localen  Dativ  mit  iTtd,  wobei  das 
locale  unter  noch  deutlich  empfunden  wird  in  der  sehr  häufigen  Wendung 
htd  %e^t  dafii^i^ievai,  auch  in  hcd  fivi^aTfjQat  d  790  und  ifto  TQfieaai 
iV98  ist  die  locale  Auffassung  noch  möglich,  aber  nicht  mehr  deutlich  in 
der  häufigen  Wendung  i^/cd  dovqi.  c)  Die  moderne  Gonstruction  des  Gen« 
mit  htd  erscheint  nur  Tl  434  u.  452.  d)  Endlich  sei  noch  erwähnt 
Ttaq'  aveQi  dafifjvai  P  421.  Wir  übersetzen  Tcagd  mit  „durch,"  es  hat 
aber  auch  an  dieser  Stelle  keinen  anderen  Sinn,  als  z.  B.  in  der  Ver- 
bindung TtaQci  vrjvai  daf^elere  H  Ti, 

idlfjv,  mXf)  äXifji.ievat  älfjvaL  dXelg  u.  s.  w. ,  von  einer  Person 
gebraucht  „sich  zusammenkauern,  ducken,''  von  mehreren  sich  zusammen- 


'  77     

dräDgen.    An  eine  Uebersetzung  durch  das  Passivum  würden  wir  nur 
etwa  2  76  denken. 

i'd'iQfjVy  d-eQeü)  q  23  warm  werden. 

iyiatjv^  hj&ri  yucn^^evai  intrans.  „brennen."  Wird  entweder  vom 
Feuer  gesagt,  das  niederbrennt  1212,  oder  von  Gegenständen,  die  ver- 
brennen, so  von  der  nvQif]  ^^210,  von  der  iihrj  'F  198,  von  den  /uijl^a, 
von  dem  vt^6q  /i  13. 

ifiiyrjVy  i^yrjv  ifilyfjg  i^iy^  H^Y^  fiiyev  fiiyrjaap  /niyitaai  fjiyelrp^ 
fiiyeifjg  fiiyeirj  fiiyi^^evaL  (7tQo)fiiyf/yai  fiiyeig  u.  s.  w.  „zusammen- 
kommen mit."  Diejenigen  Personen  oder  Gegenstände,  mit  denen  etwas 
zusammenkommt,  stehen  a)  im  Dativ,  wahrscheinlich  ursprünglich  dem 
Instrumentalis,  z.  B.  T(jdkaat  £  143,  Oai/fuoai  e  386,  ävd^qdltJtoiai 
€  378,  fiyrjaTtJQeaai  o  315,  /rQOfddxoiai  J  354,  n^tjTfjQi  (nachdem  es  in 
den  Krug  gelangt,  geworfen  ist)  d  222;  vielleicht  ist  auch  vö/äw  pnymai 
B  475  so  aufzufassen.  Im  Dativ  steht  auch  das  Weib,  mit  dem  der 
Mann  zusammenkommt,  z.  B.  o  420,  oder  der  Mann,  mit  dem  das  Weib 
zusammenkommt,  z.  B.  l  306.  b)  im  Dativ  mit  h,  z.  B.  hi  jrQOfAaxoiai 
a  379,  h  döfioiat  *  268,  ev  yLOviijCi  t  55,  ^  dat  H  386,  ev  icaldfiyaiv 
<2>  469  u.  sonst,  c)  vereinzelt  mit  ^taqd  \f)  219  in  einem  ffir  unecht 
erklärten  Verse. 

i/tdytjVy  endyti  Jtdyr]  haften  bleiben,  nur  vom  Wurfgeschoss  gesagt. 

BTzXi/jyrjv  (mit  h.  oder  xctra  in  den  finiten  Formen)  htXijytj  Tthfjyi] 
(tu)  fclfjyev ,  TtXrffeig  u.  s.  w.  Das  Participium  ist  immer  passivisch 
„geschlagen;  getroffen,"  so  nhfjfyeig  od  Yjanä  xdofiov  Heijaerac  OvXvfiTiövde 
©12,  vgl.  ^  694;  TtXrffeioa  TLEQCcwtp  /i  416  u.  sonst;  lÜLtfidc  (p  50. 
^Hvioxoi  <r  eKTtXtjyev  2  225  übersetzen  wir  „geriethen"  in  Verwirrung; 
aber  £%  de  oi  ^io%og  nXif/i]  (pQ^vag  N  394  scheint  ebenso  wie  F  31 
i7  403  passivisch,  so  dass  iyLTtXijaaeiv  wie  ein  Verbum  des  Beraubens 
construirt  wäre. 

iQQijTjv,  ^vTj  (hC)  entströmen;  rfjg  d*  eTtet  «t  ^Xav  alfta  ^iri  y  455. 

iQQdytjVy  ({>7t)eQQdyrj  hervorbrechen  71300  (oa/rerog  at^//p). • 

iadTttjVy  aoTtijij  F  26  verfaulen. 

izdQTtrjVy  eraQTtijvrp^  TaQ/ctifiev  rdQ/rrjcav  TQajceio^ev  TaQ/tJjfievat 
TOQTifjvaL  sich  ersättigen. 

ir^dyfjv,  {di)hiiayev  z^dyev  auseinandergehen,  von  zwei  Personen, 
die  sich  trennen  ^521,  If  302,  v  439;  von  Thorflügeln  31461;  von 
Heerden  (il  354)  oder  Fliehenden  (JT  374)  die  sich  zerstreuen. 

iTQdq>7]Vj  TQdq>rj  irQaipirr^v  irQdq^rjfiev  eTQaq>ev  %qoL(pev  tqaq>€^Bv 
aufwachsen. 

reQörjfievai  teqofivai  trocken  werden. 


78     

iTQiiq)r]v,  dior^'ipiv  F  363  zerspringen. 

iTVTtrjv,  6TV7ctj  Tv/teig  passivisch:  mit  einem  Accusativ  des  inneren 
Objects  avv  d'  i'kKea  ycavra  ^ifAvyuev  bo(f  hrnttj  J2  421,  sonst  Ttvreic, 
und  zwar  entweder  allein,  oder  mit  dem  instrumentalen  Dativ,  z.  B. 
dovqi  Tvjceig  J)  ßli^/ievog  Itp  A  206,  oder  mit  dem  Dativ  und  fero, 
z.  B.  iii(^  ijcd  öovqI  TV7C€ig  A  433. 

eq>av7jVy  e(fdvr]  qxxvrj  q>avrpnrfl'  (fdyrjfiev  l<pccvev  (pavev  (pccyg  ^pori^f^ 
(paveitjg  qxxveirj  gxivrjd'L  qxzviffto}  qxxv^fievai  (pavfpfai  tpavBig  u.  s.  w.  (auch 
mit  h,  und  nqd)  sichtbar  werden,  sich  zeigen,  erscheinen. 

i%aqrjv  ^dqrj  x^^  ex^^Qrjftev  exä^rjcav  xaqeiri  %aQeig  o.  s.  w. 
Freude  empfinden. 

Wie  die  Uebersicht  zeigt,  sind  wir  nur  in  wenigen  Fällen  genöthigt, 
bei  der  Uebersetzung  ins  Deutsche  die  passive  Construction  anzuwenden, 
in  den  meisten  Fällen  sind  wir  auch  mit  den  Mitteln  unserer  Sprache 
noch  im  Stande,  das  ursprüngliche  Activum  zur  Geltung  zu  bringen. 
Um  sich  die  Entstehung  der  passiven  Bedeutung  anschaulich  zu  machen, 
wolle  man  Folgendes  erwägen:  Der  Nominativ  bezeichnet  im  Indo- 
germanischen nicht  das  Subject  der  Handlung  im  logischen  Sinne, 
sondern  denjenigen,  der  für  den  Betrachtenden  als  Träger  und  Mittel- 
punkt des  durch  das  Verbum  ausgedrückten  Vorganges  erscheint.  In 
den  meisten  Fällen  freilich  wird  der  Träger  der  Handlung  auch  der 
Verursacher  derselben  sein,  aber  es  giebt  doch  auch  zahlreiche  Fälle« 
in  denen  das  nicht  der  Fall  ist,  z.  B.  in  Wendungen  wie:  das  Haus 
brennt,  der  Schnee  schmilzt  u.  a.  m.,  in  welchen  der  Träger  der 
Handlung  den  Vorgang  nicht  verursacht,  sondern  demselben  nur  als 
Mittelpunkt  dient.  Bei  derartigen  Verben  kann  das  sogenannte  Passi- 
vum  entstehen,  wenn  neben  dem  Träger,  an  welchem  sich  die  Hand- 
lung abspielt,  noch  ein  Verursacher  der  Handlung  genannt  wird.  Der 
Aorist  edafirpf  z.  B.  bedeutet  ursprünglich  „zahm  werden."^  Man  sagt 
demnach  auch  von  einem  Gefallenen  BÖapiri  („nun  ist  der  Lümmel 
zahm").  Wenn  nun  daneben  der  Verursacher  des  Todes  genannt  wird, 
so  kann  derselbe  im  Instrumentalis  erscheinen,  z.  B.  Ilrjletfon  daftiig 
„gestorben  unter  Mitwirkung  des  Peliden/'^  oder  es  können  präpo- 
sitionale  Wendungen  gebraucht  werden,  wie  oben  gezeigt  ist.    Natür- 


1)  Die  causative  Bedeutung  von  Säfivrjfii  dürfte  späteren  Ursprungs  sein. 
Es  fehlt  uns  noch  eine  Zusammenstellung  derjenigen  Verbalformen,  welche  cau- 
sativen  Sinn  haben. 

2)  Es  hat  also  der  Instrumentalis  beim  Passivum  ursprünglich  auch  nur  den 
Sinn  der  Begleitung. 


79     

lieh  ist  diese  Construction  von  iddfirj  nicht  auffälliger  als  die  Wendung: 
c&r'  &y  TtoXkol  i(p^  ^'EyLTOQog  avdqotpdvoio  SvfjOyLOvcog  Trutrioai  -^243 
oder  Ttollct  d'  i/t  avroü  l'oya  yuxnjQiTie  E  92  u.  viele  andere.  So 
gelangt  ein  intransitives  oder  neutrales  Yerbum,  oder  wie  man  es 
sonst  bezeichnen  will,  nahe  an  die  Grenze  des  Passivums.  Fertig 
aber  ist  die  neue  Ausdrucksweise  erst  dann,  wenn  sich  an  Aoriste 
wie  ida^rp^  analoge  Bildungen  aus  transitiven  Verben  anlehnen,  wie 
irvTir^v.  In  diesem  Falle  erscheint  dann  wirklich  als  Subject  des 
Satzes  jemand,  der  das  Object  einer  von  einem  andren  unternommenen 
Handlung  ist. 


iSechstes  Kapitel 

Die  Tempora. 

Dass  die  Stämme  des  Praesens,  des  Aorists,  des  Perfectams  Ter- 
scbiedene  Aktionen  bezeichnen  (das  Praesens  etwa  die  dauernde,   der 
Aorist  die  eintretende,  das  Perfectum  die  vollendete  Handlang),   dass 
die  bestimmte  Aktion   in  jeder  Form  des  Stammes,   in  den  Modi  so 
gut  wie  im  Indicatiy  zur  Erscheinung  kommt,  dass  ferner  die  Zeitstufe 
nur  in  dem  Augment  sichtbar  bezeichnet  ist,  —  diese  Wahrheiten,  um 
deren  Gewinnung  sich  Georg  Curtius   das  grösste  Verdienst  erworben 
hat,  sind  wohl  jetzt  in  das  allgemeine  Bewusstsein  übergegangen.    Wer 
noch  Belehrung   darüber   wünscht,    findet  sie  am  Besten  in   Ciurtias 
Erläuterungen  zu  seiner  griechischen  Schulgrammatik.    Mit  der  Bewäh- 
rung im  Einzelnen  aber  sieht  es  noch  schlecht  aus.    Auch  gute  Lexika 
bieten  die  Bedeutungen  der  einzelnen  Tempusstämme  im  unerfreulich- 
sten Durcheinander  zur  Auswahl  dar.    Vor  Allem  fehlt  es  noch  an  den 
nothwendigen  Vorarbeiten  für  das  Erkenntniss  der  homerischen  Sprache. 
Wie  wir  keine  Formenlehre  und  keine  Syntax  des  Homer  besitzen,  so 
fehlt  es  auch  an   einem  den  heutigen  Anforderungen  entsprechenden 
wissenschaftlichen  Index,  so  dass  wir  in  der  That  über  den  Bestand 
der   homerischen  Sprache  schlechter   unterrichtet   sind,   als  über   die 
Thatsachen   der  Sprache  des  Veda.    Ein  Index  zu  Homer  müsste  nach 
dem  Muster  des  in  der  Anordnung  unübertrefflichen  Grassmannscben 
Wörterbuchs   zum  Rigveda  angelegt   werden.     Die  Verbalformen   im 
besonderen  müssten  nach  Stämmen  geordnet  aufgeführt  werden,   und 
unter  jedem  Stamme  wären  die  vorkommenden  Formen  nebst  Beleg- 
stellen einzeln  anzugeben.    Dann  erst  würde  man  das  Material  haben, 
um  den  Sinn  der  Tempusstämme  genügend  zu  bestimmen,   und  sich 
z.  B.   darüber  aufzuklären ,   welche  Verba  alle  Tempusstämme  haben, 
welchen   das  Praesens,   welchen  der  Aorist  u.  s.  w.  fehlt.     Da  diese 
durchaus   nothwendigen  Vorarbeiten   noch  nicht  einmal  in  die  Hand 
genommen  sind,  begnüge  ich  mich,  hier  nur  Beispiels  halber  bei  einigen 


81     

Verben  die  verschiedene  Bedeutung  der  Tempusstämme  nachzuweisen. 
Wenn  bei  manchen  Verben  mit  Vorliebe  Imperative  als  Belege  gewählt 
worden  sind,  so  ist  das  geschehen,  um  nebenbei  dem  noch  nicht 
ganz  ausgerotteten  Irrthum  zu  begegnen,  als  ob  zwischen  dem  imp. 
aor.  und  dem  imp.  praes.  ein  anderer  Unterschied  bestände,  als  der- 
jenige, wodurch  sich  überhaupt  der  Fraesensstamm  vom  Aoriststamm 
scheidet.  Ich  bemerke  dabei,  dass  die  Auswahl  der  Verben  nicht  auf 
irgend  welchem  Princip  beruht,  sondern  dem  Zufall  überlassen  worden 
ist.  Verba  bei  denen  die  Verschiedenheit  der  Tempusaktionen  allgemein 
anerkannt  ist,  wie  ex^  iorri^  q>evy(ü  sind  mit  Absicht  übergangen 
worden. 

bedeutet  im  pr.  leiten,  führen,  und  zwar  diese  Bewegung  selbst,  ohne 
dass  dabei  ausgedrückt  wäre,  dass  das  Ziel  erreicht  wird  z.  B.: 

NiatOQ'  e^io 

Svriva  toCtov  äyei  ßeßkrjfiivov  h.  TtolifiOio  A  612  vgl.  CD  421 
„wen  er  geleitet". 

t(^  di  t*  ävevd'ev  lAvri  lAthStvzeqov  fpke  nlaaa 

q>alvti^  ibv  yuxtä  Ttdvrov,  Hyet.  de  te  hxihxTta  TtoXUjpf  ^^  278 
„führt  mit  sich". 

Auch  wenn  das  Ziel  bezeichnet  wird,  ist  doch  in  hy^w  nicht  das 
Eintreffen  an  diesem  Ziele  betont  Menelaos  sieht  Hektor  heran- 
stürmen, und  überlegt  ob  er  ihn  erwarten  soll.  Wie  er  nun  Hektor 
sich  heranbewegen  sieht,  schildert  er  mit  den  Worten: 

TqCkiq  S  ivd^dde  7vdpTag  Uyei  yLOQvd-aioXog  ''EirtaQ  P  96. 
Ebenso  heisst  Syeiv  fxctrd^rp^  ig  Xqiarpf  sie  dahin  geleiten.    Aehnlich 
^Ekhrpf  diüOfiev  ^TQetdrjaiv  äyeiv  damit  sie  sie  mit  sich  f&hren  H351. 
Dagegen  dyayeiv  heisst  „bringen",  z.  B.: 

c^  eT/d'Ov  luv  Tuivog  dv/^q ,  äyayoi  di  i  dai^ttiv 
„und  möchte  ein  Gott  ihn  herbringen,  herfuhren  ^^  {Uyoi  würde  heissen 
ihn  auf  seiner  Beise  geleiten)  q  243. 

h,  ö'  SyayB  ychaitjg  Bqiar^da  yLaXU7t&(fjßov 

dOKe  3*  äyeiv   A  347 
er  brachte  sie  heraus  und  übergab  sie  ihnen,  damit  sie  sie  geleiteten. 

ßalvia 
im  pr.  heisst:    die  Beine   bewegen,    setzen,    aber  nicht:  einen  Weg 
zurücklegen.    Von  der  Eris  wird  gesagt 

ovQCty(p  ian^Qi^e  xd^  %al  inl  xd^ovl  ßaivBi.    J  443 
d.  h.  nicht  „sie  legt  einen  Weg  zurück",  sondern  prosaisch  ausgedrückt: 
das  Haupt  ragt  in  den  Himmel ,  aber  die  Füsse  setzt  sie  auf  die  Erde. 

D  e  1  b  r  fl  ok,  ■ynUkt.  Forsch.    IV.  6 


82     

&g  &Qa  qHov^aaä*  iffifstao  IlaXkäQ  Iddi^ 

yuaqTtaki^toq  '  6  d'  eneiia  fur'  Yxi^ia  ßcuve  d-edio  ß  405 
,,er  setzte  seine  Füsse  in  die  Fusstapfen  der  Göttin  ^^ 

axmäq  ^Odvaae^ 

äfiq/  €vi  dov^oTi  ßalve  6  371 
,, schlag  die  Beine   um  einen  Balken^  setzte  sich  rittlings  auf  einen 
Balken.<< 

ö  de  Id^  ^  aviljd-eai  ßaiv(ar 

h.  XQodg  i'hue  ddqv  R  503 
yyden  Fuss  ihm  anf  die  Brust  setzend/' 

ßfjfifat  dagegen  heisst:  „sich  auf  die  Beine  machen,  aufbrechen.'' 
Besonders  deutlich  ist  dieser  Sinn  in  ßfl  3*  Yfiev  brach  auf  um  zu  gehen, 
ebenso  l^fievai.  d-itiv  iXdav,  eßrj  ,in  Verbindung  mit  einem  Partieipium 
pflegen  wir  gerade  zu  durch  „weg*'  zu  übersetzen,  ßfj  q)€6yüw  er  floh 
hinweg,  ßfj  fpi^fav  er  trug  hinweg.  TLcnoLeioweg  eßav  heisst:  sie  brachen 
auf  um  nach  Hause  zu  gehen.  Man  vergleiche  noch  folgende  einzelne 
Stellen : 

ßg  qxivo,  ßfj  <r  Sq*  ^'OveiQog  inet  xbv  /lü^ov  &wvaev. 
yuDLQTtaU^iog  &  %yuxve  d-octg  hti  vfjag  lixaiöv* 
ßfj  3*  &Q*  iTt^  u^TQetdrp^  ^yafiifivoya  y  rdy  3*  huxctyev 
efidovT*  iv  ychaif]  7teQt  3*  ä^ßqdaiog  x^fv^*  fhtvog. 
arfj  3  Sq*  irciq  yL£q)aXffi  B  16 
d.  i.  Oneiros  machte  sich  auf,    nachdem  er  den  Befehl  gehört  hatte, 
und  gelangt  schnell  zur  Erde  zu  den  Schiffen  der  Achaier.     Dort  an- 
gekommen machte  er  sich   auf  den  Weg  zu  Agamemnon,    fand   ihD 
schlafend  und  trat  nun  ihm  zu  Häupten  hin. 

Alveiag  S3*  l'ßtj  TLeyLOQvd-fihog  aXd^OTti  xothuC^  Y  117 
„da  hat  sich  Aeneas  aufgemacht," 

%6vg  fdiv  Xircev  av%oi)  ßfj  3i  fier*  äXkovg  J  292 
„brach  auf  zu  anderen  hin/' 

i%  oi  Tuivog  eßf]  yiolhjg  iTti  yrjvaiv  ß  18 
„seit  jener  abgereist  ist''  und  ähnlich 

l4((yeioi.  3^  iv  vtjval  (pihjp  ig  7tca;Qi3*  eßrjoay  M  16 
„(nachdem)  die  Griechen  aufgebrochen  waren.'' 

Auch  in  den  Worten  ßfj  3i  3iä  7tqo^a%ixJv  bezeichnet  ßfj  nur  einen 
einzigen  Akt:  „er  durchbrach  die  vorderste  Beihe."  Einige  Homer- 
stellen in  denen  l]?];  vorkommt  ^d  bisher  meist  ungenau  übersetzt 
worden.  So  ist  tu}  3i  3i(a  anux^ovre  ßonrpf  ^^geog  d^tigOTiavte  T  47 
nicht  zu  übersetzen:  „sie  kamen  heran"  (wie  später  ^it^e),   sondern 


83  - 

„sie  machten  sich  auf/^  oder  nach  unserer  Weise:  „hatten  sich  aufge- 
macht^'   In  den  Versen 

&g  tq^ac\  eddeiaev  «T  6  yiQcov  xai  e/reid-ero  fAvS-ifi 
ßfj  (T  ohuiov  Tiafa  &iva  7toXvq>'koiaßoio  d^cddaatjg 

kann  ßf}  Tta^d  Stva  nicht  heissen  „er  wandelte  am  Strande  entlang/' 
vielmehr  sind  die  Verse  zu  übersetzen:  er  gerieth  in  Furcht  und  fügte 
sich ,  brach  schweigend  auf  zum  Strande^  dort  ging  er  fern  abseits  und 
betete.  So  sind  auch  B  47  (zu  yumd  vgl.  A  807),  T  40 ,  ^  327  zu 
deuten.  Ich  leugne  nicht,  dass  es  bei  Betrachtung  einer  einzelnen 
Stelle  natürlicher  erscheinen  kann  ßf\  naqa  9iva  zu  übersetzen  „er 
wandelte  am  Strande  entlang,''  aber  der  Gebrauch  des  Aorists,  wie  er 
in  den  sämmtlichen  übrigen  sehr  zahlreichen  Stellen  erscheint  (man 
übersieht  sie  bei  Damm  s.  v.  ßfi^i)^  verbietet  diese  Auffassung. 

ßißtpux  endlich  hat  einen  doppelten  Sinn.  Als  intensives  Perfectum 
heisst  es  häufig  die  Füsse  bewegen ,  eilen ,  gehen ,  einen  Weg  zurück- 
legen, z.  B.: 

hrcqüitaXiCo^evri  d^aXeqiny  yuxvct  dayLQv  %iovaa  Z  495. 
Sie  legte  den  Weg  nach  Hause  zurück  und  blickte  dabei  häufig  zurück. 

cjg  einiav  evtl  Keß^idvif]  fJQWv  ßeßi^v 

olfia  liovtog  exiov  11 751, 
wobei  in  ßeßijKei  das  Vorrücken  geschildert  wird. 

1^  fiiv  &afdßi^aaa  7takiv  oiyuivde  ß^ßifjpui  a  360 
heisst  nicht:   „sie  brach  wieder  auf,   sondern  sie  begab  sich  wieder 
zurück."    So  heisst  auch: 

älX  6  fiiv  ^7]  xtjqI  da^etg  liiddgSe  ßeßiffMi.  ^11 
„aber  er  hatte  schon  den  Weg  zum  Hades  zurückgelegt"  (natürlich  nicht : 
„er  war  schon  aufgebrochen")  und  demgeroäss  ist  auch 

&g  Uqa  fiLv  etTtdvra  tikog  &avAvoio  naXvifjBv 

xpvxfj  3*  h/L  ^&iujv  Ttrafihnf]  l^tddgde  ßeßilpiet  Tl  856 
zu  übersetzen:  er  starb  und  nun  vollbrachte  die  Seele  den  Weg  zum 
Hades.  Es  ist  ja  richtig,  dass  nicht  selten,  ohne  dem  Sinne  zu  schaden, 
statt  ßeßi/j%ei  auch  eßfj  stehen  könnte,  dann  aber  wäre  die  Auffassung 
eine  andere,  z.  B.  ^  221  könnte  auch  wohl  stehen:  ij  3*  O^XvfiTtövde 
l'ßrj  „sie  brach  auf,"  es  steht  aber  da  ßeßifpfUBv  sie  begab  sich  dahin, 
legte  den  Weg  dahin  zurück.  Als  ApoUon  zornerfUlt  vom  Olympos 
aufbricht  heisst  es  ßfj  de  yucn*  Oikv^Tcoio  TuxQi^vajv  xwdiievog  ycfjQ  „er 
brach  auf,"  aber  von  Athene,  die  re  bene  gesta  zurückkehrt:  „sie  voll- 
zog die  Bückkehr."    Als  Perf  der  Vollendung  bedeutet  äfdtpißißtpie  er 


84     

schützt,   eig.  er  steht  über  etwas,   wie  Thiere  zum  Schatz   über  ihre 
Jungen  treten. 

ßaXXü) 
heisst  die  Thätigkeit  des  Werfens  ausüben.    Wird  dabei  ein  Ziel  genannt 
was  nicht  nöthig  ist,   so  ist  dabei  nicht  das  Treffen  ins  Auge  gefasst 
(dessen  Gegensatz  das  Verfehlen  wäre),  sondern  der  Hörer  soll  sieh 
auch   in  einem   solchen  Falle   die   Handlung   des  Werfens   vorstelleo, 
welche  nur  in  dem  genannten  Ziele  ihr  uothwendiges  Ende  hat. 
Ol  (J*  aga  yieQuadloiaiv  ivdfii^oßv  dird  TivQyojv 
ßäKkov  äfiwöfdevoi  OifCüv  %*  avcCtv  laxi  ytXiaiaoy 
vrfiiv  T*  äßiüVTrdQCJv'  viqxideg  (J'  wg  TtiTtTOv  egaCe  M  154 
fii^  ae  yuxl  Ö7tl6t€Q6g  Tteq  i(av  dyqdvÖB  dim^av 
ßdlkwv  xBQfjiadioioc  q)  371  „mit  Steinen  nach  dir   werfend.'' 

dida^e  yccQ  Zigrce^g  avtiq 
ßdXXevv  üyQia  jcdvva  %d  ze  rQeq)ei  ovqeaiv  ültj  £  51 
„alles  Gethier  zu  jagen.^^ 

eazc  di  ng  Tcorafidg  Miwijiog  eig  Sla  ßdUcjv  A  722, 
Mehrfach  kehren  die  Worte  wieder  yLeq)aXfjg  xQixag  iv  TtvQi  ßdiJjuv. 
Dabei  kommt  es  nicht  darauf  an ,  zu  betonen ,  dass  das  Feuer  getroffen 
wird,  sondern  der  Phantasie  die  symbolische  Handlung  des  Werfens 
vorzuführen.  Aehnlich  11 105,  A  52  u.  s.  w.  ßaleiv  aber  heisst  mit 
dem  Wurf  erreichen,  heran-,  hineinwerfen,  -treffen. 

7CQotei  doXixdcyuov  tyxog 
yuxl  ßdXev  ovo*  dq^dfjiaqrcB  A  350  „  traf  und  fehlte  nicht." 
Aehnlich  A  376  u.  s.  w.  B  424  heisst  es:  fii%ig  idw/joato  notfuw 
laCiy  ovcdaai  aide  ßaXälv  „niemand  vermochte  ihn  zu  treffen.''  Das 
ßdileiv  vermochten  sie  wohl,  aber  nicht  das  ßaXelv.  TI  866  &to  yä^ 
ßaleeiv  heisst  er  strebte  zu  treffen.  Schwierig  ist  der  unterschied  von 
ßaleiv  und  Tvxeiv  H  242  wiederzugeben : 

dXl'  ov  yäq  a*  e&iha  ßaXaecv  zoiofkov  edvza 
Idd-QU  d7U7teiaag  dlX  äfiqHxddvj  ai  Tue  rt^oi/ut. 
Dass  aber  ßaUeiv  treffen  heisst  beweist  der  Zusatz  hid^qrj  iitiTrevca^ 
der  sonst  keinen  Sinn  hätte,  ßaleeiv  heisst  treffen,  rvxelv  etwa  die 
rechte  SteUe  finden,  ^g  fiiv  ydg  xc  ßdXy  zqrj^va  Tiileicty  V  855  heisst 
„wer  sie  trifft''  und  natürlich  nicht  „was  nach  ihr  schiesst"  hi 
anderen  Verbindungen,  wo  ßdHeiv  nicht  von  Geschossen  gesagt  wird, 
ist  die  Verschiedenheit  der  Aktionen  nicht  so  augenfällig,  ergiebt  sich 
aber  ebenfalls  bei  näherer  Betrachtung. 

Was  nun  das  Perf.  ßeßXrpLa  betrifft,   so  wird  die  Vorfflhrang  der 
Stellen  in  denen  es  erscheint  beweisen,   dass  es  sich  allemal  um  ein 


85     

Durchbohren  y  Eindringen  oder  doch  gewaltsames  Anstosden  handelt, 
so  dass  also  die  intensive  Geltung  dieses  Perfectstammes  ausser  Zweifel 
steht.    Die  Stellen  sind  die  folgenden: 

(alyög)  Sv  ^  Ttor*  (xuv&g  inb  atiqvoio  tv%i^cag 

ßBßhfpLEi  TtQÖg  oT^og  •  6  d'  f}7Ctiog  Iju/reac  Tthgrj  J  108 

6  de  ylEürMv  ^Odvaaiog  ka&Xbv  eToi^ov 
ßsßlijKev  ßovß&va  vixw  Mqwd*  iqfiovta' 
rjQiTte  3*  ä^iff  avt(py  venQÖg  de  ol  exjteae  x^^'Q^S  ^  ^92 
%bv  iih  MrjQiövTjg  Sre  drj  yuxzifiaQTtrs  didnuav 
ßeßXijKEi.  ylovtdv  Tuxvä  de^iöv  fj  de  dianqd 
ävriyLQV  xard  xtWty  irr*  datiov  i^Xvd^  ä^cowj  E  65 
TÖv  fiiv  OvXetdrjg  dovQiyikvTdg  iyyvd^ev  iXd-wv 
ßeßhfjf^i  Yjeq>aXffi  xara  iviov  Ö^h  dovqi' 
ävtiY^v  (T  onP  dddvrag  inb  yXöaaav  ta^ie  x^^'^S  ^  72 
tlfj  J'  *Öipi?,  Src  fiiv  yLQOTeQÖg  7taig  u4fiq>iTQijwvog 
de^iTSQÖv  xorra  fia^öv  öiüTtp  TQLyhjü%ivi 
ßißXrf^i'  t6t€  yuai  fiiv  äyi^OTOv  Xdßev  üXyog  £  394 
TlrjjtöXefÄog  d'  Hqa  ^tjqöv  dqiareqbv  eyxeX  fionQtp 
ßeßli^iv,  alxfi^  de  dUaawo  fmiiiwoHfa  E  660 

eTtei  Sq  Tiv*  öioreioag  h  öiuhf 
ßeßlJKOLy  6  fiev  cAd^i  Tteaun^  ärtb  d^vfidy  oleai^v  0  269 
rdv  d*  ^Xag  xat  Teü^gog  öfJiaQfrrjaayd^  6  fuev  Up 
ßeßXi^v  TeXa^adva  7teqi  ari^d-eaac  (paeivöv 
äamdog  ä^q>ißQ&vrjg  M  400 
und  ganz  ähnlich  S  412 ;  P  606 ;  x  258 ;  286,  und  ebenso  das  Fassivum. 

diyid^w 
heisst  im  pr.  Richter  sein,  so  in  dem  Verse 

TLßlvog  de  rd  S  q)QOvewv  ivi  dvfjUß 
TQ(oai  re  xat  Jctvaöiav  diyuxKerca,  (hg  eTtuiiieg  3  431 
„er  mag  für   alle  Zukunft  Richter  sein"   vgl.  yard  ydg  di-mCßi    „ist 
Richter  in  der  Unterwelt"  bei  Pindar.     Dagegen  der  Aorist  bedeutet 
„entscheiden:"   ig  fiiaov  dfupoteQoiai  diTcdaaccve   *?  574  vgl.   diwxaav 
„das  Urtheil  ftllten"  k  547. 


61X61 


heisst  im  pr.:  „fernbleiben,  sich  fernhalten." 

f/oo  Ttaq'  avrbv  lofkra,  d-edv  S*  ^rcJetxe  TLslevd'OVf 
f47]d'  etc  odioi  nddeaaiv  htoax^ixpeiag  ^ÜlvfiTtov, 
äiX  aiei  Jteqi  imvov  dt^ve  yuxi  e  q^laaae  F  406 


86     

^livorc*  hf  n:QOfidxoiaiv,  hfoiqovta  axlxaq  drd^Ch^ 
T6q>q'  htdeiiiB  fidxfjg  so  lange  halt  dich  fem  ui  204. 

So  heisst   auch  E  348  eixe  halte   dich  fern.     Mit  ;,sich  zuröck- 
ziehn'^  übersetzen  wir  «IWe  E  606: 

dHa  Ttfdg  T^^oag  TCZQafi^oi  aiiv  ÖTtiaato 
elxeire^  ^rjdi  d-eölg  fißveaivifiev  }<pi  fiax^ad^ai. 

Dagegen  der  aor.  bezeichnet  den  Moment  des  Platzmachens. 

(bg  tq^&\  oi  de  duatrjaccv  aal  el^av  (machten  Platz)  cbtiqrrj  Q  716. 


im   pr.  bedeutet  die  Handlang  des  Gehens,  der  aor.  betont  das  Hin- 
gelangen. 

'SxTOß,  äraQ  av  Ttöhvde  fieri^eo,  elTti  d^eneira  Z  86 
„  begieb  dich  zur  Stadt."    Dagegen  äHa  ^hel&e  „  hole  sie  ein  "  O  422. 
v^   (J'   l'^ead-'   ini  deiTtvov,  Im   ^vdyio^ev  l^Qtja   begebt   euch  zum 
Mahl  T  275. 

ol  de  drj  äXloi 

e^ead'*  oq>Q*  Sv  harjad^B  fierct  TQtöag  xat  i^x^^^ 
geht  bis  ihr  hingelangt  Y  24. 

ov  rot  riiivov  ifidv  didorav  TtoXefii^ia  egya. 

äHa  avy  Ifiegdevra  fieri^x^o  egya  yäfioio  £  429 
dagegen  im  aor. :  ydMv  &tä  -  äyadnj  iioi  iTtiQQO&og  il&i  Ttodöiiv  komm 
her  V  770 ;  axeddv  el»i  komm  näher  N  810 ;  äW  üye  vßv  eXgd9i 
tritt  ein  Z  354.  So  ist  auch  aiipa  fjidV  ig  ar^atih^  il»e  J  10  Q  112 
zu  übersetzen:  ,, tritt  schnell  ins  Lager  ein,  gelange  schnell  dahin.^ 
Es  wird  der  Phantasie  nicht  der  Weg  vorgeführt ,  sondern  nur  der  Akt 
des  Eintreffens. 

im  pr.  halten,  zurückhalten,  med.  stehen  bleiben,  im  aor.  zum  Stehen 
bringen,  hemmen.    Für  das  Präsens  vgl. 

%7tnovg  fiiv  ^e^aTtovreg  igv^övranf  im  rcr^^, 

avToi  de  TtQvleeg  ovv  reijxeat.  d^iaQfqxd^ivteg 

^'Ektoql  navceg  endi^e^a  M  443 
dagegen  £  262    ah   de   roijgde   fiev  änUag  XnTtovg  ahoi)  iqvModuf  H 
ßvTvyog  -f/yia  reivag  betont  deutlich  den  Akt  des  Hemmens.. 

jui;  fjiOL  ifiiyiead'ov  fitjd*  iaforov  äx^v^evo}  %9jq 
bleibt  nicht  zurück  und  steht  nicht  traurig  da  V  443 ;  dagegen 

arfjfu^  cevTod  yuxi  Aadv  igviuxuete  tvqö  Ttvhxiov 


87     

bringe  das  Volk  znm  Stehen  Z  80.  ^tjdi  ijC  tqvvuB  suche  mich  nicht 
fern  zu  halten  2  126,  dagegen  iQVKOM  halt  fest  N  751. 

im  pr.  heisst  Führer  sein,  im  aor.  sich  zum  Führer  machen,  sich  an 
die  Spitze  stellen,  den  Weg  weisen.  aviiTtavuav  d*  fffeixo  war  Führer 
B  567.    Dagegen 

T^  Uq^  8  /  iv  xBi^aoiv  ^xiov  fffffsomo  ladv 
ergriff  die  Führung  O  311. 

TtevTTjKoyr^  Ijaccy  vfjeg  &oaLy  rjatv  IdxiJleiq 

ig  TQoirjv  ^eito  il  167  heisst  „welche  Achilleus  als  Befehls- 
haber nach  Troja  geführt  hatte/'  Dagegen  xat  n^eac*  fffffsaxo  „und 
den  Schiffen  den  Weg  gezeigt  hatte  ^*  A  71.  l^Lehrfach  erscheint  die 
Wendung  c6g  Hqa  qxxnr^aag  ifyipaxo^  %ol  d'  ii^'  inovro  „er  übernahm 
die  Führung,  ging  voran ,'^  dagegen  wird  von  dem  Sänger,  der  den 
Tanz  fortdauernd  leiten  soll  gesagt:  ijyeia&a)  d^d-fidio  t/^  134  und 
ebenso  von  dem  Diener ,  der  nicht  gerade  vorangehen,  aber  Führer  und 
Begleiter  sein  soll  v  65.  i^rjyeh&o}  B  806  heisst:  „er  soll  Anführer 
sein ,''  aber  fiyrjüda&tt)  er  soll  sich  an  die  Spitze  des  Zuges  stellen,  vor- 
angehen /  168. 

im  pr.  heisst  schicken,  werfen,  senden,  im  aor.  entsenden,  wegschicken. 
Der  aor.  von  lij/u^  bezeichnet  den  An&ngspunkt  der  Bewegung,  das  pr. 
irjfit  und  ßdiXü)  die  Bewegung  als  solche,  der  Aorist  von  ßdUto  den 
Endpunkt  der  Bewegung  (treffen),  z.  B.  Saov  r'  irci  läav  Htjat.  so  weit 
man  wirft  r  12,  dagegen  IjyC  emdiv/flag  er  entsandte,  u.  s.  w.,  iatj 
fied-leze  z/  234  „lasset  nicht  ab,"  aber  vi^de  d-e^  Ttqdeg  „diese  lass 
frei  dem  Gotte  zu  Liebe''  und  so  an  unzähligen  Stellen. 

pr.  nach  jemand  rufen,  nennen ;  aor.  anrufen,  errufen ;  perf.  med.  heissen. 
Der  Unterschied  zwischen  aor.  und  pr.  ist  nicht  bei  jeder  einzelnen 
Stelle  deutlich. 

Jrjltpoßov  d*  huiXei  levKdüTtvdaf  fiayLQdv  döaag. 

ijftee  fivv  ddfv  fictKQÖv'  6  d^  ov  tL  ol  iyyid'ev  ijev  X  294 
„er  rief  nach  ihm,"  dagegen  Ildia^og  d'  ^Ekivrpf  hjaXiaactco  gxavfj  „er 
rief  die  vorbeigehende  Helene  zu  sich  heran."    Ebenso  im  imp. 

äXk^  äy  aQiaTfjag  Java(Sv  yuiket  ijv  rig  äKO^at]  P  245 

„ruf  nach  ihnen;"  aber  SU'  Id'i  vfjv  u^tavta  xat  ^Idofievfja  wileaaov 
^ipufa  ^iwp  Ttagd  vfjag  „ruf  sie  herbei"  K  53. 


88 

im  pr.  heisst  ruhen,  schlafen  z.  B. 

TtewijlKovT^  eveaccv  &dXafiOL  ^ecroio  Xl&oto 

TtXrjaioc  äXh^hav  dedfitj/iivov*  evB-a  de  Ttaldeg 

iiOt^Chn:o  ÜQuifiOto  Ttaqä  (ivrfitfjg  Sikötoiatv  Z  243 
dagegen  xotf^i^aad-at  und  yiovfiTjdijvai.  sich  zur  Buhe  begeben,  in  Schlaf 
sinken,  z.  B. 

SJiX  äyed'''  dtg  Bv  iyüv  iiitia  neid'ti^ed'a  Ttavceg; 

vfjv  fisv  xot^ijcaad-e  TerafTtöfjievoi  q>iXov  IjtoQ 

airov  yuxi  oYvovo  I  705 

cög  6  piiv  ev&a  Tceatbv  xoi/iijcrofro  xäkMov  fhtvoy  ^241 
„sank  in  Schlummert* 

im  pr.  pflegen  hegen,  im  aor.  in  Pflege  nehmen,  an  sich  nehmen,  auf- 
nehmen, z.  B.  (w  ae  yiofii^i  wendet  dir  keine  Pflege  zm  m  251,  &g  ifä 
-Mivog  hfdv^ioq  hö^^e  verpflegte  mich  q  113,  td  &  avrfjg  egya  -ASfule 
a  356;  dagegen  ev^a  (le  &ea7tqon(3v  ßaailevg  i%ofuaaaTo  nahm  sich 
meiner  an,  nahm  mich  gastlich  auf  ^316,  ebenso 

Tfjiv  Joliog  fiiv  crtxTfi,  yLÖfUCae  de  IlrpfeX&ieia 

Ttdida  de  E^  drlralle  a  322. 
So  heisst  auch  ai  yiöfiiaaov  du  nimm  ihn  in  Pflege,   übernimm  ihn 
auf  deinen  Theil  tv  82.    Ganz  deutlich  ist 

ßfj  de  &iei.v^  äjcd  de  x^lvav  ßdXe'  ttjp  d*  hudfiiaaev 

TLfj^^  Evq^vß&rqg  ^Id-ccK^atog^  Sg  ol  dTv/fiei  £  183 
und  zahlreiche  ähnliche  Stellen. 

im  pr.  in  Absicht  haben ,  verstehen ,  wissen,  kennen ;  im  aor.  bemerkdo, 
erkennen,  erfinden,  ersinnen. 

vfjv  d'  evi.  TMxt  fiäilov  voew  q>qeal  xiiAifjaaad^ai.  habe  in  Absiebt 
X  235 ;  voio)  de  %al  avrög,  ^'ExtOQii  toi.  XikJai  ich  habe  ja  auch  selber 
die  Absicht  £i  560.  Dagegen  iTtTtw  rd  d*  iydrjaa  TtoddyLeog  Aicadiao 
ig  Ttölefiov  7tQoq>avivTe  eben  bemerke  ich,  wie  die  Pferde  u.s.  w.  P486, 
ebenso  in  der  Wendung  el  firj  Sq  d^  vdtjae.    Deutlich  ist  auch 

ßfj  d*  levav  yuxTct  Xaöv  LdxatCJv  %ahiuoffjL%ihfifiav 

Ttaittalviov  iJQCja  Ma%Aova  •  rbv  d*  ivirjaep  (ihn  entdeckte  er)  J  200. 

So  ist  v6ei  /  600  etwa  durch  „beherzige,"  vdrjcov  Y  310  durch 
„entschliess  dich''  zu  übersetzen.  Die  Wendung  Iv^*  ah'  SU'  hirfii 
heisst  „da  erfand,  verfiel  auf  etwas  Anderes.''    In  den  Versen 


J 


89     

ctvtctQ  iyü  ^fi^  voicf)  luxi  dlda  enaata 

äXld  rov  ov  dvvafiat.  TteTtwfiSva  navta  vofjaai  a  228 
heisst  voicj  einsehen,  vofjaai.  ersinnen,  Bath  finden. 

im  pr.  sich  an  jemand  heften ,  jmdm.  zugesellen.  Der  aor.  betont  den 
Akt  des  Zutheilens.  x^^^^^  ^^  ^^  y^Q^S  dnäCei,  heftet  sich  an  dich, 
bedrängt  dich  @  103. 

c&e  ä^  St8  tlg  re  %i(av  avdg  dyqiov  ^i  liowog 
&7Ctrp:at  TMttdjtiad'B  noch  rccxiBcai  didnuavy 
laxicc  TB  ylovTOvg  rc,  khaadfiBvov  tb  do)^Biy 
&g  ^'EarcüQ  WTtatB  'mqri  y,ofi6wwag  !A%aiovg  0  338. 
Bezeichnend  ist   der   imp.  otioCb   in  den  Worten  xat  aqtiv  xOdo^ 
OTtaCß  fuvw&d  TtBQ  lass  den  Buhm  wenigstens  kurze  Zeit  ihren  Genossen 
sein  S  358,  während  orcaaaov  bedeutet  „theile  zu/'    Aus  den  zahl- 
reichen Stellen,  wo  der  Aorist  erscheint,  hebe  ich  hervor: 
ovraQ  iyw  dixcc  Tcdvrag  hmn^fiidag  izaiqovg 
'^qid'HBOVy  d^dv  di  fcer'  d^orviqoiciv  OJtaaaa  x  203 
d  d*  Sqa  ^  Ttaidi  ^OTtaaoBv  (übergab)  yrj^g  P  196. 

dtgtivo) 
im  pr.  ermahnen,  zureden,  anfeuern^  der  aor.  betont  die  Effectuirung, 
heisst  also  befehlen,  schicken  und  ähnl.  Doch  ist  der  Unterschied  nicht 
überall  ganz  deutlich,  zumal  man  doch  auch  bisweilen  im  Zweifel  sein 
kann,  wohin  eine  Form  gehört.  Für  das  pr.  diene  als  Beispiel:  juaAa 
(T  dtQijvovat.  toKfjBg  yijfiaad^M  sie  reden  zu,  liegen  an  t  158,  und  die 
Wendung 

SiX  6x^0  yLQCctBQögj   otQWB  di  ladv  icTtawa  sprich  Muth  ein 
n  501.    Dagegen  im  aor.  schicken  beordern: 

vfja  fiiv  ig  7t6hv  drcqijvat  yuai  7tdvtag  arai^ovgy 
avfdg  di  Ttqdnuna  avßdnrjv  Biaag>ty£ad^aiy 
Sg  TOI  idv  BTciovQog,  öfjtßig  di  rot  rJTCia  oldBv. 
Bvd'a  di  viJxt'  diaai'  tdv  (T  drQih^ai  ndXw  iiaa  o  37. 

im  pr.  überreden  überzeugen,  med.  sich  überzeugen  lassen,  nachgeben, 
gehorsam  sein,  der  aor.  med.  (wo  die  Bed.  klarer  hervortritt  als  im 
act.)  bedeutet  den  Akt  des  Glauben-Schenkens  oder  Folge-Leistens,  das 
perf.  bedeutet  vertrauen.  AlXd  rdv  ov  ri  TtBiff"  dyad-d  (pqoviovta  er 
überredete  ihn  nicht  Z  162;  dXiC  sfidv  cni  ttotb  dv^ibv  ivl  OTTj&Baaiv 
BTtBi^Bv  sie  brachte  mich  nicht  zur  Nachgiebigkeit  1^258;  S^  tQievBg  fiiv 
Ihj^B  ddXtj}  yuai  t7tBid^Bv  !Axaiovg  brachte   sie  zum  geduldigen  Warten 


90     

ß  106.    oi  y&q  Ttw  iTteid-eto  Sy  Ttario'  ^^^^^  ^^  hatte  sich  noch  nicht 
überzeugen  lassen  7t  192. 

Dagegen  im  aor.  a{  x€  Tti&rjai  ob  du  Folge  leisten  möchtest  u4  207, 
eY  TL  nov  eazL  fzld-oid  fioi  leiste  mir  Folge;  in  der  öfter  erscheinenden 
Wendung  oi  cT  Sga  roü  fidla  fiiv  ydiov  -ffi*  eTtid-ovto  ist  deutlich  der 
Sinn  „  sie  leisteten  Folge/*  Wenn  auch  nicht  an  jeder  einzelnen  Stelle 
für  uns  die  Nothwendigkeit  der  Wahl  eines  bestimmten  Tempus  ein- 
leuchtet (z.  B.  könnte  man  A  33  den  Aorist  erwarten)  so  zeigt  doch  die 
Gesammtheit  der  bei  Damm  aufgef&hrten  Stellen  die  Richtigkeit  des 
oben  aufgestellten  Unterschieds.    Für  uinoid^a  bedaif  es  keiner  Beweise. 

Tti^nui 
im  pr.  gehen  heissen,  entsenden,  geleiten,  der  aor.  betont  das   Ein- 
treffen am  Ziel,  also  hinschicken ,  herschicken. 

"Ektwq  di  nqori  Sarv  diu)  yufjqvnuoQ  tTtefirtev  entsendete  T116, 
e7r€fÄ7te  eg  7c6lef40v  entsendete,  mit  dem  Gegensatz  idi^o  2  237. 
cXt€  Tuxi  äXXovg  äv&qdy/tovg  Tteimovai  (geleiten)  7t  228 
Sragov  yäq  dfiiifiova  7te^7t^  ü^tdcfe  dt  (gab  das  Geleit)  V  137. 
Mit  dieser  Stelle  vei^leiche  man  den  Aorist  Tti^iifHu  ddfiov  ^idog 
eioit)  zum  Hades  hinbefördern  t  524.    7te^xpw  6Uav6v  heisst  nicht  „ent- 
sende einen  Yogel/^  sondern  „schick  einen  her.*^    So  ist  auch  K  464 
7tepi\pov   zu  übersetzen:   „bring  hin^^  und   ebenso  £  25  bring  zurück. 
Manchmal  liegt  allerdings  die  Versuchung  nahe,  den  Aorist  wie  das 
Praesens  zu  übersetzen ,  so  l  626. 

7tL7tTia 

heisst  fallen,  im  Fallen  begriffen  sein.  Auch  wenn  das  Ziel  genannt 
wird,  soll  der  Phantasie  des  Hörers  die  Bewegung  des  Fallens,  Sinkens 
vorgeführt  werden,  nicht  der  Moment  des  Hinfallens. 
&g  TB  vtqAdtg  xi6vog  TtlTtTUHJt.  ^afieiai  M  278 
wobei  man  sich  den  Vorgang  des  Schneefalls  vorzustellen  hat,  und  nicht 
etwa  den  Umstand,  dass  die  Flocken  hinfallen.  Aehnlich  td  de  S^dy- 
fiota  TaQq>€a  TtiTtzBi  yL  69.  litBl  aq>iaiv  fhtvog  €7ti  ßljBfpaqoiüiv 
e7ti7tTev  ß  298  „der  Schlaf  senkt  sich  auf  die  Augen ^^ 

eir'  Bp  7t6Xloi.  fkp*  "Ektoqoq  dvÖQOtpdvoio 
-dvijayiovTeg  7tl7tt(tHn  A  243  „wenn  sie  sterbend  umsinken.^^ 
illüv  Sf  amwg  7t&(5iv  hdata  TtiTtrev  Iga^e  P  633. 
Es  soll  hervorgehoben  werden,  wie  die  Speere  nicht  ihr  Ziel  treffen, 
sondern  zu  Boden  sinken^  und  diese  Bewegung  des  Fallens  soll  man 
sich  vorstellen. 

Dagegen    Tteaeiv  heisst  hinfallen.     In    der  Wendung  7tqfrp4a  ddg 
7t€aieiv  Z  307  soll  man  sich  vorstellen^  wie  Diomedes  mit  dem  Gesicht 


91     

auf  den  Boden  fällt,  den  Boden  berührt^  aber  nicht  die  Bewegung  des 
Falles,  rä  dqayixaxa  ninrei  heisst  die  Garben  sinken  ^  aber  xeiq  7cedi(fi 
Traae  der  Arm  fiel  auf  den  Boden  hin.  dotj7crja€v  de  Tteatav  heisst  er 
dröhnte,  indem  er  den  Boden  berührte  und  so  in  zahlreichen  Verbindungen. 

Dagegen  das  Perfectum  heisst  „  hingefallen  sein  und  nun  daliegen "' 
z.  B.  tobg  di  Xdev  fjiahx  navrag  h  aUficeri  yuai  iwvirjaiv  TteTVte&caq  noX- 
^ovg  X  384. 
7teiQdii) 
act.  und  med.  im  pr.  heisst  sich  Mühe  geben,  im  aor.  ein  Wagniss 
unternehmen^  ein  Experiment  machen,  im  perf.  med.  erfahren  sein. 

TtBiQätif  (sich  Mühe  zu  geben)  &q  jte/ti&oiev  äfivfiova  IlrjXetwya 
I  181;  /ii^  fiev  TteiQaTU»  er  soll  sich  nicht  um  mich  bemühen  /  345; 
i/ceiQölTO  KQovidrjQ  Iqii^iCßixev  ^'Hg^pf  J  5.     Dagegen 

Jriiqioßog  de  diäydixcc  fieQfii^Qi^ev 
Ij  Tivd  7C0V  Tgimv  tTaqiaaano  fieya&ijfiaip 
fii/;  dvax(OQ^aag,  !j  jteiqi/jaaiTO  Yxn  oJog  N  457 
„oder  selber  den  Versuch  wagen  sollte."    ol  (T  yroi  tz^ov  fiiv  iTtec- 
qrjoavTo  Ttödeaaiv  stellten  einen  Wettlauf  an  ^  120. 

Wenn  das  Präsens  bedeutet:  „auf  die  Probe  stellen"  wie  fl  390, 
q>  394,  so  rückt  es  dem  Aorist  nahe ,  aber  in  der  Mehrzahl  der  Stellen 
ist  der  Unterschied  deutlich.    Das  perf.  /  23. 

pr.  strömen,  aber  der  bei  Homer  nicht  vorkommende  Aorist  ig^iifjy 
bedeutet  ins  Strömen  gerathen,  anschwellen,  so  bei  Herodot  8,  138 
7catafi6g  .  .  fiiyag  ofku)  e^Qijri  (war  so  angeschwollen)  äore  Tovg  litTtiag 
fifj  cXovg  re  y^viad-av  diaßfjvav. 

erXrjv 
als  Aorist  bedeutet  die  Effectuirung,  das  üeber  -  sich  -  Nehmen  als  Akt 
gedacht,  als  Präsens  dazu  kann  man  ToXficuo  betrachten,  z.  B.  alel  yaq 
OL  evt  q)qeai  ^vfidg  hdXfia  (war  unternehmend)  K  232.  Das  Perfectum 
erscheint  im  intensiven  Sinne  „über  das  Herz  bringen,  sich  ent- 
schliessen'^  oder  zusammenfassend  (r  347). 

im  pr.  bezeichnet  überlegen ,  bedenken^  z.  B.  äkka  fjiAK  etn^riXog  %d  q>((d-' 

tjBai  Sad*  e&iXria^a  A  554,  dagegen  der  Aorist  eine  in  einem  Akt  sich 

vollziehende  Handlung,  daher  „bemerken/'  z.  B. 

%bv  Si^  dyxif^dXoio  ISiov  iq>QdaaaTo  (wurde  gewahr)  ^fjqv^ 

^EqiJieiaVy  tcozI  di  Tlqiafjiov  (pdto  qxltvrjaiv  te 

j,q>gdl^eo  (sei  vorsichtig)  JaQÖctvidr]'  g>Qadeog  vöov  egya  titv^rai^^  £i  354 

tib  d*  iTtei  eigidevTjv  ei  %^  icpQdaaavro  (erkannt  hatten)  huaara  <p  222 ; 


92 


auf  nur  im  Innern  sich  vollziehende  Vorgänge  angewendet:  „ersinnen,^* 
z.  B.  aiX  avrrj  eadtjae  yual  icpQdaato  /i^/  oveiaQ  3  444  ebenso  ^  83 
av  de  (pQdaat.  (mache  dir  klar,  entschliesse  dich)  eX  iab  aadpoeig. 


Es  versteht  sich,  dass  nicht  alle  Verbal  wurzeln  die  verschiedene 
Aktionen  bilden  können,  da  viele  Wurzeln  so  eng  sind,  dass  sie  nor 
eme  Aktion  bezeichnen  können.     So  kann  z.  B.  das  Präsens ,  welches 
doch  die  Aktion  in  ihrer  Entwickelung  vorführt ,  nicht  von  einer  Wurzel 
gebildet  werden,  welche  nur  den  Akt  des  Erblickens,  des  Ergreifens, 
des  Eintreffens  u.  s.  w.  ausdrückt,  vielmehr  kann  eine  solche  Wurzel 
nur  im  Aorist  vorkommen.  Auf  der  anderen  Seite  kann  wieder  der  Aorist 
nicht  von  einer  Wurzel  gebildet  werden ,  welche  bedeutet  „  in  eilender 
Bewegung  sein,  ,, anblicken''  u.  s.  w.    Daher  giebt  es  eine  Reihe  von 
Wurzeln,  welche  nicht  das  Präsens,  andere  welche   nicht  den  Aorist 
bilden  u.  s.  f.    Die  Verba  des  Griechischen  nach  diesen  Gesichtspunkten 
zu  ordnen,  wird,  wenn  erst  bessere  lexicalische  Vorarbeiten  vorli^en 
werden,  eine  lohnende  Aufgabe  sein.    Bei  dem  jetzigen  Stande  unserer 
Hülfsmittel  begnüge  ich  mich  mit  einem  Hinweis  auf  die  aus  mehreren 
Wurzeln   verwandter  Bedeutung    zusammen  gesetzten  Verba  wie  ^^du 
eldov  oipofiai.    Es  giebt  dergleichen  im  Sanskrit  wie  im  Griechischen 
und  zwar  wesentlich  für  die  gleichen  Bedeutungsgruppen,  von   denen 
ich  die  folgenden  hier  anführe: 

Laufen:  Nach  Panini  kommt  dhav  ^iu  nur  im  Präsensstamme 
vor,  der  Aorist  dazu  sei  dsarat  (vgl.  ÖQfdßa&ai).  Seine  Angabe  wird 
durch  den  Gebrauch  der  alten  Prosa  bestätigt  Im  Bigveda  kommt 
dhav  (abgesehen  von  einer  ganz  vereinzelten  Form  ddadhatxU)  auch 
nur  im  Praes.  vor,  von  sctr  aber  wird  allerdings  ein  Präsens  gebildet 
wie  denn  überhaupt  der  Unterschied  der  Aktionen  im  Sanskrit  schon 
früh  verwischt  worden  ist.  Immerhin  aber  genügt  der  Gebrauch  des 
Sanskrit  im  Vergleich  mit  dem  Griechischen,  um  wahrscheinlich  zu 
machen,  dass  dhav  ursprünglich  eilen,  sar  enteilen  bezeichnet  habe. 
Im  Griechischen  vereinigen  sich  bekanntlich  d^m  zgex^  und  idQctfioif 
zu  einem  Verbum.  r^ixo)  dürfte  der  Grundbedeutung  nach  d^ito  unge- 
fähr entsprechen  (doch  wahrscheinlich  mit  Anwendung  auf  andere  Sub- 
jecte),  die  Grundbedeutung  von  dram  wage  ich  nicht  zu  bestinunen. 

Sehen :  Im  Sanskrit  wird  pdgyati  nur  im  Präsensstamme  gebraucht, 
die  übrigen  Tempora  werden  von  darg  und  khya  gebildet  und  zwar 
hat  sich  in  der  alten  Prosa  das  a  verbo  pd^aii  ddrak  cakhyaü  heraus- 
gebildet (vgl.  z.  B.  9ät.  Br.  11,   1,6,  6).     Im  Griechischen  sind  einige 


93     

andere  Verba  des  Sehens  zusammengetreten:  ö^dco  eidov  oipofiav. 
Ägaw  heisst  unzweifelhaft  „betrachten,"  eldov  „erblicken."  lieber  die 
anderen  zahlreichen  Verba  des  Sehens  handelt  Curtius  Grundzüge 
S.  97  ff. 

Essen:  Die  Wurzel  ad  erscheint  in  der  alten  Sprache  nur  im 
Präsens.  Ergänzt  wird  sie  durch  ghds  (z.  B.  ^B,t  Br.  2,  5,  2,  l). 
Im  Griechischen  entspricht  dem  ad  ia&i(o,  die  Grundbedeutung  dieser 
Wurzel  war  also  die  Handlung  des  Essens.  Dagegen  dürfte  (pay  in 
(payäv  ursprünglich  bedeutet  haben:  sich  zu  eigen  machen,  in  sich  auf- 
nehmen, verschlucken,  also  den  Akt  der  Aneignung  der  Speise  aus- 
gedrückt haben. 

Sprechen:  Nur  im  Präsensstamme  ist  Irü  gebräuchlich,  es 
wird  namentlich  durch  va4i  (dvocam^  uväca)  ergänzt.  Dem  indischen 
hrü  entspricht  der  Gebrauch  nach  Uyn)^  dem  avocam  auch  der  Form 
nach  ^i7tov. 

Aus  dem  Sanskrit  sind  femer  als  sich  ergänzend  anzuführen :  vadh 
und  han  für  schlagen,  as  und  hhü  für  sein  (vgl.  oben  S.  75),  ff  und 
fad  für  fallen,  aj  und  v%  für  treiben,  i  gam  ga  für  gehen.  Wenn  nun 
auch  im  Sanskrit  die  zu  einem  Verbum  vereinigten  Wurzeln  gleich- 
bedeutend geworden  sind,  und  sich  auch  durch  die  Yergleichung  nicht 
mehr  der  Sinn  jeder  Wurzel  mit  Bestimmtheit  ermitteln  lässt,  so  ist 
das  doch  wie  oben  gezeigt  worden  ist,  und  sich  noch  an  anderen  (z.  B. 
4p€Q(o  und  r/veyKov  verglichen  mit  Sanskrit  ag  erreichen),  zeigen  lässt, 
bei  mehreren  Verben  sehr  wohl  möglich,  und  unser  Material  reicht  aus, 
um  wenigstens  Betreffs  der  Aktion  des  Präsens  und  Aorist  die  Behaup- 
tung begründen  zu  können,  dass  die  einzelnen  Wurzeln  jede  eine  so 
enge  Bedeutung  gehabt  haben,  dass  sie  nur  f&r  eine  Aktion  verwend- 
bar waren.  Im  Laufe  der  Zeit  sind  die  feinen  Unterschiede  zwischen 
den  Nachbarwurzeln  verwischt,  und  aus  den  einzelnen  Wurzeln  auch 
Tempora  gebildet  worden,  deren  sie  ursprünglich  nicht  fähig  waren. 

Für  das  Yerständniss  des  indogermanischen  Yerbums  aber  gewinnen 
wir  den  wichtigen  Satz:  Es  giebt  zwei  Arten  von  Verbis,  nämlich 
solche,  welche  nur  in  einer  Aktion  denkbar  sind  (gewissermassen  prä- 
sentische, aoristische  Verba),  und  andere,  welche  in  mehreren  Aktionen 
denkbar  sind.  Die  letzteren  sind  in  den  uns  überlieferten  Sprachen  in 
der  entschiedenen  Mehrzahl.  Nur  bei  diesen  kann  von  einer  Unter- 
scheidung nach  Tempusstämmen  die  Bede  sein,  und  nur  diese  können 
also  in  der  vorliegenden  Untersuchung  zur  Behandlung  kommen. 

Ich  führe  nun  die  einzelnen  Tempusstämme  vor  in  der  Reihenfolge : 
Perfectum,  Futurum,  Aorist,  Präsens. 


94 

Der  Perfeetstamm. 
Ueber  die  Bedeutung  des  Perfectstammes  im  Sanskrit  habe    ieh 
mich  Synt.  F.  2,  102  so  ausgesprochen:  „Der  Stamm  des  Perfectoms 
bezeichnet  (so  weit  überhaupt  die  Art  der  Handlung  erkennbar  ist)  eine 
mit  Intensität    vollzogene   oder  eine    vollendete   Handlung.      Intensiv 
nenne  ich  hier  sowohl  eine  Handlung,  welche  mit  Energie   vollzogt 
wird,  als  eine  solche,   welche    als   sich  fort   und   fort  wiederboleDd 
gedacht  wird,  und  es  ist  mir  nicht  unwahrscheinlich,  dass  man  gerade 
in  der  sich  immer  wiederholenden  Handlung  die  Orundbedeutong  d^ 
Perfectums  zu  erkennen  habe.    Der  Begriff  der  vollendeten  Handlung 
dürfte    sich   aus   dem   der  intensiv   vollzogenen   Handlung   entwickelt 
haben/*    Wenn  ich  in  diesen  Worten  von  Grundbegriff  rede,  so  soll 
das  natürlich  nichts  weiter  heissen,   als  die  älteste  Bedeutung,  wie  sie 
in  indogermanischer  Zeit  gewesen  sein  muss.    Damit  rechtfertigt  sich 
zugleich    die    vorsichtige   Ausdrucksweise   in  den    angeführten  Zeilen. 
Eine  grössere  Sicherheit  wird  schwerlich  zu  erreichen  sein.    Man  wird 
sich  begnügen  müssen,   nachgewiesen    zu   haben,   dass   das   indoger- 
manische Perfectum  dem  Intensivum  sehr  nahe  gestanden  habe,  wie  es 
sich  aber  von  demselben  unterschieden  habe,  wird  sich  schwerlidi  je 
genau  feststellen  lassen.    Wie  sich  nun  dieser  Grundbegriff  im  Sanskrit 
ausgestaltet  hat,  habe  ich  a.  a.  0.  gezeigt.  Ich  habe  daselbst  nachgemesen, 
dass  im  Rigveda  der  Indicativ  des  Peif .  sowohl  im  Sinne  eines  intensiven 
Präsens,  als  eines  Präsens  der  vollendeten  Handlung,  als  endlich  eines 
erzählenden  Tempus  gebraucht  wird,    so  dass  an   vielen  Stellen  ein 
unterschied  zwischen  dem  Perfectum  und  dem  alten  Tempus  der  Erzäh- 
lung, dem  Imperfectum,  nicht  zu  spüren  ist.    Es  finden  sich  also  in  den 
vedischen  Texten  drei  Schichten  des  Perfectgebrauchs  vereinigt  vor,   die 
ihrer  Entstehung  nach  von  verschiedenem  Alter  sind.    Als  sicher  kann 
man  ansehen,  dass  die  Anwendung  des  Perf.  alsr  Tempus  der  Erzählung 
die  jüngste    Schicht    ist,    und   dass    diese   Schicht  erst    im  Sanskrit 
selbst  entstanden  ist;   als  wahrscheinlich,  dass  der  üebergang  von  der 
intensiven  zur  vollendeten  Handlung  schon  in  indogermanischer  Zeit 
vollzogen  worden  ist.    üebrigens  ist  das  historische  Yerhältniss  zwischen 
Perfectum  und  Imperfectum  im   Sanskrit  noch  nicht  ganz  aufgeklärt. 
Sicher  ist,  dass  im  ältesten  Sanskrit,  wie  überhaupt  im  Indogermani- 
schen ,  das  Imperfectum  das  eigentliche  Tempus  der  Erzählung  war,  was 
es  in  einem  grossen  Theile  der  alten  Prosa  noch,  und  zwar  allein,  ist 
Wie  es  kommt,  dass  schon  im  BY.  der  junge  Gebrauch  des  Perfectoms 
als  eines  Tempus  der  Erzählung  vorliegt,  den  ein  grosser  Theil  der 
alten  Prosa  noch  garnicht  kennt,  ist  ein  Problem  der  indischen  Literatur- 


—         95      

geschichte ,  das  noch  nicht  in  Angriff  genommen  ist ,  weil  so  viel  ich 
mreiss  bis  jetzt  noch  nicht  einmal  die  Thatsache  constatirt  worden  war. 

üeber  das  iranische  Perfectum  hat  Bartholomae  S.  235  ff.  gehandelt. 
IBr  constatirt,  dass  es  im  Wesentlichen  ebenso  gebraucht  wird,  wie  im 
Indischen,  mid  dass  —  was  zu  meiner  obigen  Ausführung  vortrefflich 
passt  —  der  präteritale  Gebrauch  des  Ferfectums  im  Iranischen  sehr 
selten  ist. 

Auf  Orund  des  hiermit  vorgelegten  Materials  aus  der  asiatischen 
Sprachmasse  darf  nun  wohl  ausgesprochen  werden^  dass  das  griechische 
Peifectum  mit  dem  indogermanischen  im  Grossen  und  Ganzen  identisch 
ist.^  Auch  im  Griechischen  kann  man  beobachten,  dass  das  Perfectum 
eine  intensiv  vollzogene  oder  eine  vollendete  Handlung  ausdrückt,  und 
im  Indicativ  kann  (ebenso  wie  im  Sanskrit)  entweder  gar  keine  Beziehung 
auf  eine  bestimmte  Zeitstufe  oder  eine  Beziehung  auf  die  Gegenwart 
des  Sprechenden  stattfinden. 

Der  intensive  Gebrauch  des  Perf  ist  neuerlich  erörtert  von  Curtius 
Verbum  2,  154  ff.,  welcher  Verba  anfahrt  wie:  ßiß^vxa  yLhXrjya  di- 
doQKa  yiyrj^a  nlTtoid'a  Ttqoßißovhx  "^hLQayUy  welche  besonders  in  der 
älteren  Poesie  häufig  sind.  Dass  bei  Homer  das  Perfectum  der  voll- 
endeten Handlung  sehr  häufig  ist,  zeigt  ein  Blick  auf  die  homerischen 
Gedichte.  Im  Indicativ  nun  herrscht  entweder  der  zeitlose  Gebrauch 
vor,  z.  B.  8g  X^arp^  dfMpißeßrpuxgy  was  nicht  auf  die  Gegenwart  allein 
beschränkten  Schutz  ausss^en  soll;  ^  Xaoi  htixexQaqxnai  xae  zdoaa 
fiifiTjlev  B  25;  Zeijgj  Sgr*  äv^qibnujfy  Tafjiirfi  TtoHfiOio  ThvKTai  J  84; 
dupQog  de  xqvaioiac  yual  ä^yvqioiaiv  ifiäaiv  ^Eyritarai,  doiai  de  Tteqi- 
ÖQOiAOi  äyvvyeg  elaiv  E  727,  28  und  so  an  vielen  Stellen.  Beziehung 
auf  die  Gegenwart  des  Sprechenden  wird  gelegentlich  durch  vCv 
bezeichnet,  z.  B.  vfhf  S'  alvOg  deidoiyua  A  555,  gewöhnlich  aber  nicht 
bezeichnet.  Die  Beispiele  liegen  sehr  zahlreich  vor:  ^AlXa  xä  fiiv  no- 
Xuav  i^eTtqa&Ofieyy  xä  didaaxai  A  125;  xi/ix^  atn^  ciyidxoio  /iibg  xenog 
eWjlovd^ag  wozu  erscheinst  du  hier?  Man  veigleiche  dazu  das  Präsens 
ijfMJ  E  478;  iyyea  dij  ßeßdaai  ^idg  fieydXov  evicnrxoi,  luxi  drj  dof)qa 
aearpte  vedv  wxl  a/idqxa  Hlwxai,  £  135  u.  s.  w.;  om  i^eiqyaaxo  ist 
noch  unfertig  C.  J.  A.  I,  pag.  168. 

Wenn  es  sich  darum  handelt,  dass  das  Abgeschlossensein  einer 
Handlung  ausgedrückt  werden  soll,  welche  sich  aus  verschiedenen  (im 
Augenblick  des  Bedens   natürlich  vergangenen)  Akten  zusanmiensetzt, 


1)  Eine  genauere  Darstellnog,  welche  die  Verschiedenheiten  neben  der  Aebn- 
lidbkeit  ins  Licht  stellte,  wäre  erwünscht. 


96     

so  hat  das  Perfectmn  zusammenfassenden  Sinn,  z.  B.  ij  t€  %sp  ijSt]  ^m- 
vov  taao  ivtC^a  yuarA/Giv  ft^e/'  Sacra  koqyag  Fbl.  So  oft  auf  Inschriften, 
z.  B.  ärvi  &v  e2  7te7coirpuv  xipf  tb  ßovX^  ycat  rdr  dfjfiov  xinf  ^SrpKUün 
CTBqxxvöooL  avtöv  G.  I.  A.  I,  pag.  35. 

Da  das  Ferfectum  etwas  als  vollendet  constatirt,  so  richtet  es  den 
Blick  des  Redenden  und  Hörenden  auf  die  Vergangenheit,  und  hat  sich 
deswegen  im  Sanskrit,  Lateinischen,  Deutschen  zu  einem  Tempus  ent- 
wickelt, welches  Vergangenes  constatirt  und  schliesslich  welches  Ver- 
gangenes erzählt.  Inwieweit  dieser  Wandel  etwa  auch  im  Grriechischen 
eingetreten  ist ,  darüber  habe  ich  keine  Beobachtungen  gemacht  Auch 
fehlt  mir  der  Nachweis  über  die  Häufigkeit  des  Perfectnms  in  den 
verschiedenen  Literaturgattungen  und  Dialekten. 

Das  Augmenttempus  vom  Ferfectstamm ,  far  welches  der  schlechte 
Name  Flusquamperfectum  nicht  wohl  zu  vermeiden  ist,  findet  sich 
im  Sanskrit  selten ,  aber  in  vollkommen  sicheren  Belegen.  Es  hat  den 
Sinn  eines  Imperfectums.  Der  Gedankeninhalt  des  Ferfectstammes  (in- 
tensive oder  vollendete  Handlung)  tritt  dabei  nicht  recht  fassbar  hervor, 
was  auch  bei  anderen  Formen  desselben  Stammes  im  Sanskrit  vor- 
kommt lieber  die  Flusquamperfecte  des  Ii-anischen  äussert  sich  Bar- 
tholomae  S.  240  so:  ,,Die  sogenannten  Flusquamperfecta  d.  h.  die  aus 
dem  Perfectstamme  gebildeten  Fräterita  haben  ganz  die  Bedeutung  von 
Imperfecten ;  auch  von  einer  intensiven  Färbung  der  Handlung,  wie  man 
sie,  nach  dem  Ferfect  zu  schliessen,  vermuthen  könnte,  ist  in  den  vor- 
liegenden Formen  nichts  wahrzunehmen.^' 

Im  Qriechischen  nun  ist  das  Tempus  häufiger  als  in  den  beiden 
Schwestersprachen  und  ist  auch  der  specifische  Sinn  des  Ferfectstammes 
wohl  erkennbar  (wenn  auch  nicht  in  allen  Fällen  mit  gleicher  DeuUidi- 
keit).  Gemäss  den  zwei  Gruppen,  die  wir  bei  Behandlung  des  Fer- 
fectstammes überhaupt  unterschieden,  werden  wir  nun  auch  hier  zu 
unterscheiden  haben:  1)  das  Flusq.  ist  ein  Imperfectum  der  intensiven 
Handlung,    2)  es  ist  ein  Imperfectum  der  vollendeten  Handlung. 

Für  die  erste  Kategorie  finden  sich  namentlich  bei  Homer  zahlreiche 
Belege,  z.  B.  retgi^ei  d*  dyoqt^j  f>7i6  de  arevaxitjBTO  yaia  B  95; 
Ttäaai  (T  dtiywyvo  nihti^  «t  S  eaavto  ladg, 
TceKol  ^'  iTtTcfjig  tb'  TtoXvg  d*  dgvfiayödg  dgi&Qei  B  810 
6'  ol  TcaXdfitjifiv  äqifjqBi  was  ihm  in  die  Hand  passte  F  338  u.  s.  w. 
Ein  Imperfectum  der  vollendeten  Handlung  ist  z.  B.  Blhjkoid^u  E  44 
und  es   finden  sich  derartige  nicht  selten  im  Attischen,  z.  B.  sagen 
Uebernehmer  eines  halbfertigen  Baues  C.  I.  A.  I,  pag.  1 68 :  roi^oiy  rä  ^iv 
HUm  i^e7ce7toujro    (war    fertig,  als  wir  es  übernahmen)  eg   rä   Ciyä 


97 


Sc  edei  rovg  Xid'ovq  %ovg  fiilavag  eici&eivai.     Ebenso  ei^aato    „war 
fertig.** 

Es  giebt  eine  Keihe  von  Stellen,  in  welchen  das  griechische  Plus- 
quamperfectom  denselben  Sinn  zu  haben  scheint,  wie  das  lateinische, 
welcher  ihm  nach  seiner  Stellung  im  System  des  Yerbums  nicht  zu- 
kommen kann ,  da,  um  ein  Tempus  der  Vorvergangenheit  zu  erzeugen, 
der  Perfectstamm  präteritalen  Sinn  haben  müsste,  den  er,  nicht  hat. 
Eine  solche  Stelle  ist  z.  B.  J  105  f. 

avTiTfC  iaihx  t6^ov  H^oov  l^AXov  alyög 
dyQiavj  Sv  ^  tvot*  avtög  iitb  axi^oio  rvxijoag 
Ttirg^  hißaivoytay  dedeyfiivog  iv  TtQodoKfjaiv 
ßeß^pui  Ttqbg  (nfi&og, 
wo  wir  geneigt  sind  ßeßlt^L  durch  ,, geschossen  hatte'*  zu  übersetzen. 
Dass  hier  aber  in  der  That  nur  ein  Schein  vorliegt,  beweist  der  Um- 
stand, dass  auch  Aorist  und  Imperfectum  genau  in  derselben  Weise 
gebraucht  werden.    Für  den  Aorist  führe  ich  an  Z  312: 

''Ektuq  de  TtQog  ddfACcr'  ^le^aydQOW  ßeßi^^i  (S^^S) 
"Aohi  xa  ^'  avTÖg  ti^Bv^e  (gebaut  hatte)  avv  dvägdaiv  ot  töt'  UqiOToi 
Jflav  m  Tqoitj  igißdlccu  xiicroveg  iMgegy 
o%  Ol  (Ttoirjaav  d'alafiov  yuxt  döfia  ycai  avkffv  u.  s.  w. 
und  für  das  Imperf.  ist  mir  gerade  zur  Hand  Theognis  675: 

y(xßtqvi[trpf  /aev  tiiavaav 
iad'Xöv  S  Tig  qwXcnc^  elx£v  (gehalten  hatte)  hciarafifvwg 
XQrjiAocra  ä*  äQTtäCovai  ßiij^  Y/iofiog  d*  d7r6ltolev. 

Man  hat  also  zu  constatiren ,  dass  die  Kategorie  der  Vorvergangen- 
heit überhaupt  im  Griechischen  keinen  Ausdruck  gefunden  hat,  dass  die 
Griechen  vielmehr  da,  wo  wir  diese  Kategorie  anwenden  würden,  ein 
Augmenttempus  gebrauchen,  und  zwar  je  nach  der  Art  der  Handlung 
die  ausgedrückt  werden  soll,  einen  Aorist,  ein  Imperf.  oder  ein  Plus- 
quamperfectum.  Beßhfpui  in  der  angefahrten  Stelle  ist  also  auch  nichts 
als  ein  Imperf.  mit  intensiver  Färbung,  welche  im  Deutschen  wieder- 
zugeben uns  freilich  schwer  f&Ut  (vgl.  oben  unter  ßäHw), 

Der  Fatorstamm. 

Das  Futurum  ist  ein  einfaches  Tempus,  weil  es  nur  einen  Stamm 
giebt,  der  allein  die  Aufgabe  hat,  dem  Futurum  zu  dienen.  Dass 
gewisse  Präsentia  auch  futurisch  gebraucht  werden  können ,  ist  eine 
Eigenthümlichkeit  des  Präsensstanmies,  welche  bei  diesem  zur  Erörterung 
kommen  soll. 

Delbrück,   ■yntakt.  Forsch.    IV.  7 


98      — 

Es  ist  nun  durch  die  vergleichende  Sprachforschung  gezeigt  worden, 
dass  der  Charakter  des  Futurums  im  Indogerm.  sya  war,  z.  B.  dasydii 
er  wird  gehen.  Auf  dieses  sya  gehen  die  verschiedenen  Formen  auch 
des  griechischen  Futurums  zurück.  Dagegen  ist  das  Zeichen  des  Aorist«) 
s  oder  sa,  so  dass  also  diese  beiden  Stämme  durchaus  nicht  —  wie 
man  oft  behauptet  hat  — ,  identisch  sind.  Die  üebereinsümmung 
gewisser  Formen  des  conj.  aor.  mit  dem  fut.  beruht  erst  auf  einer  im 
Griechischen  eingetretenen  verhältnissmässig  späten,  nicht  einmal  allen 
griechischen  Dialekten  gemeinsamen  Lautverwandlung.  Somit  sind  alle 
syntaktischen  Gombinationen  hinfallig,  welche  auf  die  ursprüngliche 
Identität  des  Aorist-  und  Futurstammes  gegründet  sind.  Eine  Verwandt- 
schaft freilich  zwischen  dem  Stamm  des  Aorists  und  dem  des  Futurums 
soll  nicht  geläugnet  werden,  haben  sie  doch  das  s  als  gemeinsamen 
Bestandtheil.  üopp  hat  bekanntlich  die  Hypothese  aufgestellt,  da^ 
dieses  s  dem  verb.  subst.  angehöre,  eine  Vermuthung  die  viel  Wahr- 
scheinlichkeit für  sich  hat  Man  könnte  die  weitere  Vermuthung^  auf- 
stellen, dass  die  Zusammensetzung  der  Wurzel  mit  dem  verb.  subst 
die  Verwirklichung,  das  Eintreten  der  Handlung  bezeichnen  solle. 
Das  Futurum  müsste  dann  das  Eintreten  mit  einer  gewissen  weiteren 
Modiiication  des  Sinnes  ausdrücken,  über  welche  durch  etymologische 
Conibination  etwas  Sicheres  nicht  zu  ermitteln  ist.  Man  wird  sich  also 
an  den  Gebrauch  der  Form  halten  müssen. 

Ueber  das  Futurum  im  Sanskrit  habe  ich  Synt.  Forsch.  III,  ^  ff. 
gehandelt  und  es  dort  für  wahrscheinlich  erklärt^  dass  der  Stamm  des 
Futurums  die  beabsichtigte  Handlung  ausdrücke,  und  zwar  natür- 
lich die  von  dem  Subjecte,  welches  durch  die  Personalendungen 
angegeben  wird,  nicht  die  vom  Redenden  beabsichtigte  Handlung.  Dieser 
Begriff  trete  besonders  deutlich  hervor  im  Gebrauche  des  pari  fuL,  z.  B. 
tarn  indro  ^hhyd  dudräva  hanishydn  ludra  lief  auf  ihn  zu,  in  der 
Absicht  ihn  zu  tödten,  wie  im  Griech.  Ivadfievdg  te  dvycttQa  u.  s.  w. 
Ich  habe  dann  weiter  gezeigt,  wie  derselbe  Sinn  auch  im  Indic.  fut 
häufig  hervortritt,  und  wie  dieser  ursprüngliche  Sinn  sich  im  Laufe  der 
Zeit  modificirt.  „Die  Absicht  des  Subjectes  der  Handlung  —  heisst 
es  S.  10  —  etwas  bestinuntes  zu  thun  oder  zu  unterlassen  kann  nun 
bei  dem  Redenden  gewisse  Stimmungen  wie  die  der  Erwartung,  der 
Hoffnung,  der  Furcht,  des  Vertrauens  hervorrufen,  und  es  wird  also 
das  Futurum  gerade  in  solchen  Gedankenconstellationen  häufig  gebraucht.'* 
Nun  ist  es  natürlich,  dass  das  Futurum  durch  Nachahmung  auch  da 
angewendet  wird,  wo  es  sich  um  Ereignisse  hcindelt,  die  der  Sprechende 
hofl*t^  fürchtet,  voraussieht,  die  aber  das  Subject  der  Handlung  nicht 


-—     99     

beabsichtigen  kann,  weil  ihre  Sealisirung  ausser  seiner  Macht  liegt, 
z.  B.  weil  man  das  Verbum  ä  gans  „vertrauen,"  häufig  braucht,  wenn 
man  sagen  will,  man  habe  das  Vertrauen^  das  Subject  der  Handlung 
werde  etwas  thun,  was  zu  thun  in  seiner  Absicht  liegen  kann,  weil  es 
in  seiner  Macht  liegt»  bildet  man  mit  demselben  d  gans  auch  Sätze 
vvie  den  folgenden:  tdsminn  d  gansante  dnnam  ichati  jtvishycUi  (auf 
einen  Kranken  der  Speise  wünscht)  setzt  man  die  Hoffnung:  „er  ver- 
langt zu  essen,  er  wird  leben."  So  kommt  der  ind.  fui,  der  Ursprung-* 
lieh  nur  constatirt»  dass  eine  Absicht  des  Subjectes  der  Handlung  vor- 
handen ist,  dazU;  dasjenige  auszudrucken»  was  nach  der  Meinung  des 
Sprechenden  in  der  Zukunft  eintreten  wird.  Ich  fuge  noch  ein  Wort 
hinzu  über  die  Verwendung  der  zweiten  Person  des  fut.  Nicht  selten 
scheint  es  so ,  als  ob  in  der  zweiten  Person  eine  Aufförderung  läge,  z.  B. 
^at.  Br.  4,  1»  3,  3  te  vd/yüm  dbruvan:  vdyo  tvdm  iddm  viddhi  yddi 
hato  vä  vritrö  jtvati  vä  tvdm  vai  na  dgishtho  ^si,  yddi  jfvtshydti  tvdm 
evd  kshiprdm  pünar  d  gamishyastti  die  Götter  sprachen  zu  Vsyu: 
Yäyu  du  sieh  jetzt  nach»  ob  Yritra  erschlagen  ist,  oder  noch  lebt»  du 
bist  der  schnellste  von  uns»  wenn  er  noch  leben  wird»  so  wirst  du 
wieder  hierher  kommen.  Diese  futurische  Aussage  wirkt  im  gegebenen 
Falle  als  Aufforderung»  aber  das  liegt  nur  an  der  betreffenden  Situation. 
Es  wäre  völlig  unrichtig»  wenn  man  darum  behaupten  wollte,  das  Futu- 
rum bedeute  an  sich  auch  ein  Sollen. 

üeber  das  Futurum  im  Iranischen  bemerkt  Bartholomae  240 :  „  In- 
dicative  -des  Futurs  begegnen  uns  in  unseren  Texten  nur  ganz  selten, 
zumeist  wird  das  Futur  durch  den  Conjunctiv,  seltener  durch  das  Prä- 
sens ausgedrückt.  Wo  es  gebraucht  erscheint,  hat  es  dieselbe  Bedeu- 
tung wie  das  indische  und  das  griechische.  Das  Participium  des 
Futurums  scheint  an  mehreren  Stellen  in  der  Weise  verwendet,  dass 
es  eine  künftige  Handlung,  einen  künftigen  Zustand  als  etwas  Beab- 
sichtigtes hinstellt." 

Hiernach  bedarf  es  keiner  Ausfahrung,  dass  das  griechische  Futu- 
rum mit  dem  indogermanischen  in  seinem  Gebrauch  im  Wesentlichen 
identisch  ist.  üeber  die  Anwendung  des  Futurs  im  Griechischen  giebt 
Kühner  einige  Auskunft ,  freilich  wieder  nicht  mit  der  wünschenswerthen 
Vollständigkeit.  Es  wäre  zunächst  zu  wünschen,  dass  das  Futurum 
durch  alle  bei  Homer  auftretenden  Satztypen  verfolgt  und  die  Modifica- 
tion  der  Bedeutung  nachgewiesen  würde. 

Der  Conj.  vom  Futurstamm  kommt  im  Sanskrit  ganz  vereinzelt 
vor»  im  Griechischen  nicht,  der  Optativ  ist  mir  im  alten  Sanskrit  nicht 
begegnet.    Im  Griechischen  ist  er  wohl  als  Neubildung  zu  betrachten. 


100 

Das  Participium   des   Futurums   ist  häufig  im  Sanskrit  wie    im    Grie- 
chischen, der  Infinitiv  eine  Neubildung  des  Griechischen. 

Der  Aoriststamm. 

Der  Aorist  war  schon  in  vorgriechischer  Zeit  ein  Mischtempus,  denn 
die  Unterscheidung  von  erstem  und  zweitem  Aorist  geht  über  das  Grie- 
chische hinaus.    Von  diesen  beiden  Arten  ist   aber   nur  die  eine,  der 
erste  oder  S- Aorist  als  besondere  Kategorie  sprachlich  bezeichnet,  tod 
dem  Indicativ    des   zweiten    oder   thematischen  Aorists   ist    es    theils 
sicher,   theils   wahrscheinlich ,   dass  er  in   der  allerältesten  Zeit  nichts 
war   als   ein  Imperfectum.     Von  Formen  wie  ästhät  eavifj  ist  das  an- 
zweifelhaft,  da  sie   in  nichts  anders  gebildet  sind  als  €q>i],  von  Hutt 
u.  s.  w.  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  da  wir  im  Sanskrit  analoge  Präsens- 
bildungen  besitzen.    Nicht  so  sicher^  aber  doch  auch  wahrscheinlich  ist 
es  bei  den    reduplicirten  Aoristen.     Es  entsteht  also  die  Frage,    wie 
f!aTr]  lliTte  XL  s.  w.  zu  Aoristen  geworden  sind.    Die  Antwort  giebt  die 
Geschichte  des  Präsensstammes.    Das  älteste  Sanskrit  zeigt  uns,    dass 
bei  vielen  Verben   mehrere  Präsensbildungen   von   einer  Wurzel    vor- 
handen waren.  So  findet  sich  z.  B.  von  bhar:  bhdrti^  bhdratt  und  hüjharti. 
Eine  Verschiedenheit  der  Bedeutung  empfinden  wir  nicht  mehr,  indessen 
ist  doch  anzunehmen  y   dass  sie  einst  vorhanden  war.    Man  kann  dazu 
annehmen,  dass  hhdrti  die  momentane,  bhdrati  die  dauernde,  hibharli 
die  wiederholte  Handlung  bedeutete.    Es  waren  also  bei  einem  Verbum 
verschiedene  Actionen   im  Präsensstamme   bezeichnet.     Nachdem  nun 
aber  im  Präsens  des  Indogermanischen  die  Aenderung  eingetreten  war, 
dass  in  ihm  nicht  mehr  verschiedene  Actionen,  sondern  nur  eine  Action, 
nämlich  die  Handlung,  die  man  gewöhnlich  als  dauernde  bezeichnet, 
zum  Ausdruck  kam,  waren  Formen  wie  hhdrti  im  Präsens  überflüssig 
geworden,  und  verschmolzen  allmählich  mit  dem  S- Aorist  zu  einem 
der  Bedeutung  nach  einheitlichen  Tempus. 

Die  hier  geschilderte  Revolution  hat  sich  allem  Anschein  nach  in 
der  indogermanischen  Grundsprache  vollzogen,  es  musste  aber  hier  der- 
selben wenigstens  Erwähnung  gethan  werden ,  weil  beim  Präsens  die 
Frage  aufgeworfen  werden  muss^  ob  sich  noch  im  Griechischen  die 
Spuren  einer  Zeit,  die  dieser  Umwälzung  vorher  ging,  erhalten  haben. 

Für  den  Aorist  zunächst  halten  wir  fest,  dass  er  aus  zwei  ver- 
schiedenen Formationen  zusammengeflossen  ist,  nämlich  erstens  dem 
S- Aorist,  und  zweitens  dem  thematischen  Aorist,  der  ursprünglich  dem 
Präsensstamme   angehörte.    Dazu  sind  dann  noch  in  griechischer  Zeit 


101     

die  sog.  Passiv  -  Aoriste  getreten,  vielleicht  Anlehnungen  an  thematische 
Activ -Aoriste. 

Es  fragt  sich  nun,  ob  der  Doppelheit  der  Form  vielleicht  auch 
eine  Doppelheit  der  Bedeutung  entspricht. 

In  den  Erläuterungen  zu  seiner  griechischen  Schulgrammatik  recht- 
fertigt Curtius  den  von  Erüger  als  Bezeichnung  der  Aorist -Action  ein- 
gefOhrten  Ausdruck  „eintretende  Handlung'^  und  unterscheidet  zwei 
Unterarten  des  Tempus  der  eintretenden  Handlung,  nämlich  einmal  den 
ingressiven  Aorist,  in  welchem  das  Eintreten  der  darauf  folgenden 
Dauer  der  Handlung  entgegengesetzt  wird,  und  sodann  den  effectiven, 
in  welchem  das  Eintreten  als  Gegensatz  zu  den  Vorbereitungen  gedacht 
^ird.  Als  Beispiele  für  den  ingressiven  Aorist  mögen  dienen:  ^ctiaoro 
er  ist  in  Zorn  gerathen  A  64;  d^aQarjae  er  fasste  Muth  A  92;  öcmq^- 
aag  in  Thränen  ausbrechend  ^349;  ra^ßi^avte  in  Schrecken  gerathend 
A  331;  ißaaikevae  er  vrarde  König  u.  s.  w.  (vgl.  auch  Kühner  S.  134.) 
Effective  Aoriste  wären  ßalelv  treffen  neben  ßdXkeiv  werfen,  dyayeiv 
bringen  neben  äyuv  geleiten,  Tcoifjaat,  thun  neben  ytoulv  mit  etwas 
beschäftigt  sein  u.  s.  w.  Dass  diese  beiden  Classen  nicht  willkfirlich 
erdacht  sind,  sondern  Thatsachen  der  Sprache  entnommen  sind,  empfindet 
man  namentlich  dann  deutlich,  wenn  beide  Bedeutungen  an  einem  Ver- 
bum  zur  Erscheinung  konmien  (z.  B.  in  ißaailevae).  Man  könnte  nun 
anzunehmen  geneigt  sein,  dass  in  dieser  Doppelheit  des  Gebrauches 
sich  noch  die  Doppelheit  des  Ursprungs  spiegele,  und  dass  der  S- Aorist 
etwa  von  Anfang  an  ingressiven ,  der  thematische  effectiven  Sinn  gehabt 
habe.  Diese  Annahme  wäre  gewiss  nicht  ungereimt,  ob  sie  den  That*« 
Sachen  entspricht,  muss  freilich  dahin  gestellt  bleiben.  Es  ist  ja 
andererseits  auch  möglich,  den  gesammten  Gebrauch  des  Aorists  aus 
dem  höheren  Begriff  der  eintretenden  Handlung  abzuleiten.  Da  ich 
eine  sichere  Entscheidung  nicht  zu  fällen  weiss,  und  eine  erhebliche 
praktische  Bedeutung  der  Streitfrage  nicht  beiwohnt,  bleibe  ich  bei  der 
bisherigen  Annahme,  welche  den  Begriff  der  eintretenden  Handlung  an 
die  Spitze  stellt 

Ehe  ich  zur  Darstellung  des  Einzelnen  gehe,  habe  ich  noch  eine 
terminologische  Bemerkung  zu  machen.  Es  ist  neuerdings  gelegentlich 
die  Meinung  ausgesprochen  worden,  man  könne  den  Ausdruck  „per- 
fective  Handlung'^  aus  der  slavischen  Granmiatik  entlehnen.  Aber  es 
würde  in  diesem  Falle  Verwirrung  mit  dem  Perfectuin  nicht  zu  ver- 
meiden sein.  Ich  glaube  desswegen,  dass  es  gut  sein  wird,  die  Bezeich- 
nung „  eintretende  Handlung  ^'  beizubehalteu ,  wo  aber  die  Bücksicht  auf 
die  Geschmeidigkeit  des  Ausdruckes  es  verlangt,  parallel  damit  den 


102     

Ausdruck    „  effectuiren  ^^    zu  gebrauchen.    Ich  würde    also    sag'en:  der 
Aorist  bezeichnet  die  Effectuirung  der  Handlung. 

Ich  handle  zunächst  von  dem  Gebrauch  des  Ind.  aor.,    dann  von 
den  Modis. 

Der  Indicativ  des  Aorists  versetzt  die  Action  des  Aorists  in  die 
Vergangenheit,  und  zwar  befasst  er  die  gesanimte  Zeit,  welche  vom 
Standpunkt  des  Sprechenden  als  Vergangenheit  gilt,  mag  sie  dem  Augen- 
blick des  Sprechens  nun  ganz  nah  oder  sehr  fern  liegen.  Ich  fähre  den 
griechischen  Gebrauch  in  folgenden  Gruppen  vor: 

1.  Der  Ind.  Aoristi  constatirt  die  Effectuirung  einer  Hand- 
lung in  der  Vergangenheit.    So  erscheint  der  Aorist  auf  Inschriften 
bei  Weihgeschenken y   in  Künstlerinschriften,  bei  Volksbeschlüssen,  bei 
Bechnungsabiegungen    aller  Art.    Auf  Weihgeschenken  habe    ich   nur 
ävidnrfA^j  dvid^ev  u.  s.  w.  gefunden^  in  Versen  wie  in  Prosa,  niemals  das 
Imperfectum.    Es   wird   durch  die  Aoriste  constatirt,  dass  das  Weih- 
geschenk (oder  das  Grabdenkmal  u.  s.  w.)  aufgestellt  worden  ist.    Bei 
den  Künstlerinschrit'ten  findet  man  bekanntlich  sowohl  Imperfectum  als 
Aorist,  was  man  bei  Hirschfeld  Tituli  statuariorum  sculptorumqne  grae- 
corum   S.  23  IT.   bequem   übersieht-     Zwar    ist   in  der  alten  Zeit  das 
€7tolf]aev   vorherrschend,  aber  gerade  bei  sehr  alten  Inschriften  findet 
sich  auch  eTtoiei  z.  B.  ^Ex^drjfidg  fie  htoiuv,  was  vor  Ol.  60  gesetzt  wird. 
(vgl.  auch  KaXXtavidrjg  htoui  6  Jeiviov  G.  I.  A.  I,  483  aus  den  Buinen 
der  Themistoklesmauer,  also  vor  479.)    Der  Unterschied  ist  der,  dass 
mit  dem  Imperfectum  erzählt,  mit  dem  Aorist  constatirt  wird.    Es  ist 
natürlich,  dass  man  die  Thatsache  der  Aufteilung  eines  Weibgeschenkes 
nur  constatirt,  dagegen  entweder  constatirt,  dass  man  etwas  gearbeitet 
habe,  oder  auch  von  seiner  Arbeit  erzählt,  ebenso  wie  es  natürlich  ist^ 
dass  man  von  einer  Thatsache,  die  keine  sichtbare  Spuren  hinterlassen 
hat ,  wie  von  einem  Siege  im  Wettkampfe  am  liebsten  erz&hlt    Damm 
ist  es  natürlich,  wenn  Paionios  von  Mende  constatirt,  dass  er  die  Nike 
gemacht  habe    und  dabei  erzählt,    dass  er  im  Wettkampfe  bei  einer 
anderen  damit  zusammenhängenden  Goncurrenz  gesiegt  habe:  JTaictmoc 
e'jtoii]Ce  Mevdaiog  yuxl  räKgwzi^Qia  Ttotdv  ini  %6v  vabv  ivlxa.    (Die 
Auffassung  von  Schubring  Arch.  Zeit.  1877,    662   scheint  mir  etwas 
gezwungen).    Die  lakonische  Inschrift  des  Damonon  (Mittheilungen  des 
deutschen   archäologischen  Instituts   zu  Athen  IL  S.  318)  beginnt  mit 
den  Versen  (Fick  in  Bezzenbergers  Beiträgen  3,  121  ff.) 

Ja/aciviav  dvid^rjue  lid^avaiif  ytohdx(if 
viYja&q  Tavrä  St'  oddrjg  /rij^roxa  ztHv  vCy, 


103     

Darauf  folgt  constatirend  der  Aorist:  zdde  hhuae  Jafxwvtjv  t^  avT(p 
're^Qi7t7V(i),  so  wie  aber  die  Erzählung  der  einzelnen  Triumphe  nach  Ort 
und  Art  beginnt,  tritt  das  Imperfectum  evUrj  ein. 

Bei  Mittheilung  von  Yolksbeschliissen  ist  es  technisch,  dass  im 
Aorist  Beschluss  und  Antrag  constatirt,  und  dabei  erzählt  wird,  wer  als 
Schreiber  fungirte  u.  s.  w.  z.  B.  C.  I.  A.  I,  Nr.  32 :  ^'E8o^ev  x^  ßovX^  tmxI 
T^  drjfi(i),  KenQOTitg  hcQwdvtvEy  Mvrjai&eog  iyQafifiaTeve  y  EvTieixhrjg 
i/ceoTatei,  KalXiag  ehce.  Die  Hauptsachen  werden  constatirt,  das 
minder  Wichtige  erzählt.  Zahlreich  sind  namentlich  auf  attischen  In- 
schriften die  Aoriste  bei  Bechnungsablagen  aller  Art,  die  also  consta- 
tirenden  Sinn  haben.  Ich  theile  zur  Probe  Folgendes  mit:  In  den 
traditiones  pronai  im  C.  L  A.  beginnt  das  erste  Jahr  des  Cyclus  (mut. 
mut.)  mit  den  Worten:  tdde  7caqedoaav  ai  tevTaqeg  dq%cuj  ai  iöi- 
doaav  rov  Xöyov  ex  nctva&r/vaiiav  ig  navad-tjvaia  tölg  rafiiaaiv  ol^ 
Kqdxrfi  ^a^TVcqtvg  iyqafifiaTeve'  oi  di  TafAiai  oig  Kqarrjg  ^afjuciqevg 
iyqaf^fÄOTevey  7taqedoaav  röig  rafiiaaiVy  olg  Edd-iag  ^avaq>XvaTiog 
iyqafifidteve  (pag.  64).  Bei  dem,  was  jährlich  unter  den  einzelnen  za- 
fxiaL  hinzugekommen  ist,  heisst  es  STtheia  ineyereTo.  Am  Schluss 
der  Rechnungen  endlich  heisst  es ,  auf  Beschluss  des  Volkes  sei  Alles 
den  Hellenotamien  übergeben,  und  7LaTekeiq)d^t]  ariqxxvog  xqvaoZ'g, 
!Bei  Bechnungsablagen  über  Kriegsaufwand  sagt  man  z.  B.  (Nr.  179) 
yixhrpfoioL  dv^Xioaav  ig  KiqKvqav  tdäe.  Wenn  Bechenschaft  gegeben 
wird,  was  zu  einem  Bau  verwendet  worden  sei,  so  heisst  es  'Axxnkeqog 
itavrjd^ri  ig  tö  äv&tfxov  u.  s.  w.  („ist  gekauft  worden").  So  wie  aber 
beschrieben  wird,  was  bei  dem  Baue  für  Manipulationen  vorgenommen 
wurden,  so  erscheint  das  Imperfectum,  z.  B.  (C.  I.  A.  Nr.  319)  ^hx 
iiov/^d-tj  tw  liXifÄCcae  Ttoifjaaiy  iv  olv  toi  dydXfxcaE  igtjyea-^-tjv  yxxI  icp^ 
&v  Ol  Ud'oi  igei^ofÄl^ovTo,  Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  die 
Oriechen  unser  kaufmännisches  „habe  erhalten  und  gelesen''  durch 
ihren  Aorist  ausdrücken  würden,  z.  B.  in  der  Inschrift  bei  Gauer  Nr.  49 
"MfÄiadfÄevoL  rd  ipdq)LaiMx  zö  itaq   i^<5v  dviyvcjfiev. 

2.  Der  Ind.  Aoristi  steht  in  der  Erzählung.  ^ 
Wenn  man  unter  Erzählung  diejenige  Art  der  Mittheilung  versteht, 
welche  den  Hörer  veranlassen  will,  sich  mit  seiner  Phantasie  in  die 
Vergangenheit  zu  versetzen,  und  dem  Lauf  der  Ereignisse  als  Zuschauer 
zu  folgen,  so  ist  der  Aorist  der  Griechen  nie  ein  Tempus  der  Erzählung 
gewesen.  Er  hat  immer  nur  die  Aufgabe^  etwas  als  in  der  Vergangen- 
heit eingetreten  zu  constatiren.  Ein  Norddeutscher  kann  sich  den  Unter- 
schied vom  Imperfectum  an  vielen  Stellen  durch  die  Wahl  des  deutschen 
Präteritums  anschaulich  machen^  eTioirjae  er  hat  gethan,  aber  inoUt 


104     

er  that.     Als  Beispiel   wähle   ich   eine   bekannte   Stelle   aus  Herodot 
(I,  30  fiF.) 

. . .  6  Sdlatv  , , .  ig  ^iytvrrov  dTtineto  (ist  gekommen)  7ta^  ^fia- 
aiv  -ml  dfj  yuxi  ig  2d^ig  7taqa  Kqöiaov.  oLTtiyuiiJUBvog  de  i^eivi^eto  (wurde 
gastlich  aufgenommen)  iv  zoiai  ßaavlrjtoiai  hcö  to0  Kqoiaov  fierd  di, 
^fii^   TQvtji   ^   rerdQTr]    neleijactwog  Kqoiaov  %bv  Sdlufva   3-€Qd^€nnrtg 
TtSQifjyov  (führten  herum)  nuxrä  rovg  ihjaavQobg  xat  iTiadelxyvaoa^  (zeigten) 
Ttawa  iövca  fieydXa  re  yuxl   oXßia'  •d-erjadfievov  de   fiiv  rä  Ttarra  xal 
ayieifjdfievov  y    &g   oi   Tuxtä  ymiqov   ijVf    eXQezo  (fragte)  6  KQÖiaog  t€xS€' 
SuvB  l/idifpfdie^    Tta^  fjfAcag  ydq    7CBql   aio  X6yog  dTma^ai  TtoiXag  xm 
aoq)lr]g  eiv&iev  rffi  afjg  yuxi  Ttldvtjg,  c&g  (ptXoatHpiufv  yfy  nolXipf  &€iJQir/g 
eXvByuBv  inehfjXvd'ag'^  vijv  äv  ijteiQea^ai  fie  ifieqog  iTtfjl&i  ae^  (ich  habe 
Lust  bekommen)  ei  Tcva  l^rj  ndvrwv  eldeg  dXßubraTov  (gesehen  hast).  6  fiiv 
/.htlt^tav  elvai  dvd-gdfTriüv  dXßidmnog  rairra  iTteiqdna  (fragte).     26kunf  de 
ovdev  i7tod'U)7teijaag  dila  t^  idwi  %grjad^evog  liyer  ä  ßaaiXeC   'EiAXor 
^l^drpfaiov,    l47cod'ü)vfidaag  de  KQÖiaog  rd  lex^ev  eLQero  (fn^te)  iTtiaxQB' 
qdiog'  ycolt]  Srj  y^iveig  TeiJ^ov  elvai  dXßiüratov;  ö  de  elfte'  TUJäim  ToCyro 
fiev  Tfjg  Ttdhog  ei  i/KOiiarjg  Ttaideg  Jjaccp  yuakoi  %e  %dya&oij  xal  atpi  elSe 
(hat  erlebt)  &vaat,  TeKva  inyevöfdeva  %al  ndvra  Ttaqa^eivoar^aj  to€to  di 
toü  ßiov  ei  ij^ovtiy  &g  t&  na^  ^^^y  xeljevt^  roß  ßiov  hxid^Qtycdvf^  irre- 
yeveto  (hat  ein  Ende  gefunden).    yevofaevTig  yoQ  Idd'rjvaioiai  fadjc^jg  TtQog 
Tovg  äoTvyeirovag  iv  ^Ekevdivi  ßorjdT^ag  xai  tqoTtfpf  Ttoii/jaotg  rdv  Tiake- 
filüiv  aTcid-ave   (ist  gestorben)  yMliaxa  %ai  fiiv  yi^rjvdioi  dr^fioait]  vt 
ed-axpav  (habe  ihn  begraben)  avtof^  tfj  Tteq  eTveae  (gefallen  war,  s.  unter  3) 
xat  itifÄTjoav  (haben  ihn  geehrt)  fieydl(og.  —    In  dieser  ganzen  Aus- 
führung von  Selon  ist  nicht  erzählt  worden,  sondern  sind  die  Gründe 
aufgeführt,  wesswegen  er  Teiles  für  den  glücklichsten  Menschen  halte. 
Dagegen  in  der  nun  folgenden  Aeusserung  über  Eleobis  und  Biton  liegt 
eine  förmliche  Erzählung   vor,   doch  werden   die  Hauptereignisse  der 
Geschichte  nicht  erzählt,  sondern  constatirt    Die  Geschichte  lautet  so: 
iofiarig  öqrfjg  rfj  ''Hqtj  röiai  liqyeioiai  edee  (sie   mussten)  Ttdvtwg  %rpß 
firjceqa   avvGv   tjeiyei   yLOfiia-^fjvai   ig  rö  iq^v,    oi   de  ag>t  ßdeg  Äc  toC 
dyqofj   od  Tiaqeyivowo   (erschienen  nicht)    iv   äqtj*    iio(Xrji6fievoi  di  rj 
äqf]  oi  verpflai  iftodijvveg  avrol  hvb  t^  tßiyhrfv  ethLov  (zogen)  %f]v  Sfm- 
^av,  ifti  Tfjg  dfid^  de  ctpv  d^eero  (fuhr)  ^  f^^^q-   tnadiovg  di  nivge 
iMxi  xeaaeqdKovra  dicowfxiaavxeg  dvtrMvco  (sind  sie  wirklich  hingekommen) 
ig   TÄ   iqiv,  irocOra   de  aq>i  Ttoi^aaai  xai  ö^pd'eiaL  hrd  rfjg  Ttarrjy^qiog 
relevri^  rod  ßiov  dqicTrj  iTteyevero  (ist  ihnen  zu  Theil  geworden),   du- 

1)  Man  beachte  den  zosammenfassenden  Sinn  in  äirtxtai  und  inUikv^at. 


105     

öe§€  (es  hat  gezeigt)   te  h  roikoiai  6  d^eög,  tbg  Sfieivov  eYtj  äv&qdiTKi) 

Te-Syavai  /näXlov  ^  K(ouv,     Nachdem  constatirt  ist,    dass  Kleobis  und 

Biton  bei  dieser  Gelegenheit  ihr  Ende  gefunden  haben^  folgt  in  Imper- 

fectis  die  Erzählung,   wie  dies  geschehen  sei  und  zum  Schluss  noch 

einmal  die  Gonstatirnng  des  Hauptereignisses:  MQytloi  fiev  yäq  TteQi- 

cr-rcrvTCg  ificcmQitov  (priesen)  t^  vsrpfutjv  ttjv  ^fiTjv,  ccl  de  uiqyüai  TTjy 

fjvp;iqa  cwtOv ,   oiW  xhivtnv  h(;6qiriae  (sie  bekommen  habe).     ^  de  fi^Q 

^^eQixccqtjg  iofkja  r^  tb  egyqp  yuai  r^  (p^f^f]  oräaa  dvriov  rot)  dyalfiarog 

evxero,  Kleößi  re   yuai  Bhiovi  roiai  eüwrfjg  tr^x^oicrt,   oi  fiiv  hifirjoav 

(geehrt  hatten)  fieydltog,  rrpf  d^ebv  do^at  xd  dv^qumiii  tv%üv  äqtax6v 

iaxi'  fiexä  xcnSxrp^  di  xfjv  evx^  c&g  e^adv  xe  nuxl  evoy^i^&rjaav,  Y/nccKoi- 

fifj^ivxBg  iv  adx^  x^  \q^  oX  vevp^iai  owcexi  dviaxrjaav  (sind  nicht  wieder 

aufgestanden)  äXl*  iv  xilet  xovxti)  laxovxo  (sind  geblieben)  liQyüoi  de 

0€peuxv  e\%6vag  Tcoi^rja&iievov  aved-eoav  (haben  aufgestellt)  eg  Jehpavg  c&g 

avdqCiv  äqiaxijjv  yevofieviav. 

An  vielen  Stellen  freilich  können  wir  den  Aorist  gegenüber  dem 
Imperfectum  im  Deutschen  nicht  in  der  angegebenen  Weise  ausdrücken, 
sondern  wählen  unser  Tempus  der  Erzählung,  verzichten  also  auf 
Wiedergabe  der  feineren  Nuance  des  Ausdrucks.  Dass  aber  doch  ein 
Unterschied  gegen  das  Imperfectum  vorhanden  ist,  hat  man  immer 
behauptet  Häufig  finden  wir  den  Aorist  bei  Haupthandlungen,  das  Im- 
perfectum bei  Nebenhandlungen,  also  den  Aorist  bei  solchen  Hand- 
lungen, bei  denen  es  hauptsächlich  darauf  ankommt,  zu  constatiren, 
dass  sie  wirklich  eingetreten  sind,  nicht  zu  erzählen,  wie  sie  sich  voll- 
zogen haben.  Andererseits  können  wieder  eine  Reihe  von  Aoristen 
hinter  einander  gebraucht  werden ,  um  den  Eintritt  von  Handlungen  zu 
constatiren^  die  man  darum  nicht  zu  schildern  braucht,  weil  sie  dem 
Hörer  bekannt  sind,  bei  denen  es  also  genügt,  anzugeben,  dass  sie 
efifectuirt  worden  sind.  Dahin  gehören  die  Aoriste  bei  Angaben  der 
einzelnen  Theile  der  Opferhandlung,  z.  B.  ^  458,  oder  der  Kampfspiele 
Soph.  El.  681  flf.  Es  bleiben  aber  auch  eine  Reihe  von  Aoristen  übrig, 
bei  denen  es  recht  schwierig  ist  zu  sagen ,  warum  gerade  sie,  und  nicht 
Imperfecta  gewählt  worden  sind.  Das  triflft  namentlich  zu  in  der  home- 
rischen Sprache,  z.  B.  ^  437  ff.,  465.  T 311  ff.  ff  303  ff.  K  255  ff. 
^  517.  y  653  ff.  y  11  ff.  ^  63  ff.  7c  118  ff.  u.  a.  m.  Auch  im  Attischen 
ist  man  bekanntlich  öfter  in  Verlegenheit,  wie  man  die  Wahl  des  Im- 
perfectums  an  Stelle  des  erwarteten  Aorists  und  umgekehrt  rechtfertigen 
soll.  Für  alle  solche  Fälle  ist  folgender  Gesichtspunkt  massgebend: 
Das  alte  Tempus  der  Erzählung  ist  das  Imperfectum  und  nicht  der 
Aorist.    So  findet  sich  das  Imperfectum  im  Sanskrit  und  Iranischen, 


106 

im  Oriechichen  macht  der  Aorist  dem  Imperfectum  Concorrenz,  nicht 
als  ob  er  mit  demselben  gleichbedeutend  wäre^  sondern  insofern  im  Grie- 
chischen häufig  nicht  Erzählung  sondern  Constatirung  beliebt  wird.  Die 
Inder  und  Iranier  versetzen,  indem  sie  das  Imperfectum  gebrauoheD, 
den  Hörer  mit  seiner  Phantasie  mitten  in  die  Handlung,  die  Griechen 
th  eilen  im  Aorist  die  eingetretenen  Handlungen  mit,  ohne  dieselben  in 
ihrem  Verlauf  zu  schildern.  Sie  haben  damit  eine  doppelte  Weise  aus- 
gebildet, Vergangenes  mitzutheilen,  welche  allem  Anschein  nach  in 
dieser  Ausdehnung  im  Indogermanischen  nicht  vorhanden  war,  und 
welche  in  hervorragender  Weise  dazu  mitwirkt,  der  griechischen  Bede 
Licht  und  Schatten  zu  verleihen  Es  ist  unter  diesen  Umständen  natür- 
lich, dass  die  Grenze  zwischen  dem  Besitzstand  des  Imperfectums  und 
des  Aorists  nicht  überall  feststeht.  Das  Imperfectum  behauptet  noch 
bisweilen  den  alten  Platz,  wo  man  nach  dem  überwiegenden  Sprach- 
gebrauch schon  den  Aorist  erwarten  sollte. 

Manchmal  macht  auch  die  Abgrenzung  des  Aorists  gegen  das  Per- 
fectum  einige  Schwierigkeit.  In  einer  moderneren  Entwickelang  des 
Griechischen  finden  sich  die  beiden  Tempora  wirklich  gleichbedeutend 
gebraucht  So  bietet  von  zwei  dem  zweiten  Jahrhundert  a.  Chr.  ange- 
hörigen  Decreten  aus  Teos  (Gauer  51  u.  52)  das  eine  den  Satz  litttdi^ 
Tfjioi  ÄTttax&hüaviiy  das  andere  inui^  Trjioi  dTietneiXav.  Dagegen  in 
der  alten  Sprache  lässt  sich  der  Unterschied  meist  leicht  fühlen.  Wenn 
es  z.  B.  £  272  heisst: 

c5  TtÖTtov  ij  d^  fivqC  ^Odvaaeig  ia^Xa  eoQyev 
ßovlag  xr'  i^aq^tjv  dyad-ag  ndlefidv  tb  yuoqiaaujv. 
vdv  di  TÖde  fiif  Hqiatov  h  ^gyeioiaiv  ege^evy 
Sg  TÖv  ixaßrjftfjQa  hcegßdXov  eax'  äyoqaiov 

so  wird  durch  eoqyaq  alles  zusammengefasst,  was  Odysseus  von  Ver- 
diensten aufzuweisen  hat,  durch  eqe^ev  aber  hervorgehoben,  was  er  so 
eben  effectuirt  hat.    Etwas  anders  liegt  der  Fall  ^125 

aXKa  Ta  fiiv  noXiiav  i^eTtQdd-Ofiev  tcc  dedaCTat, 

Wir  werden  zu  übersetzen  haben:  Was  wir  damals  (als  die  Ver- 
theilung)  vor  sich  ging,  erbeutet  hatten,  das  ist  jetzt  getheilt 

Man  wird  so  weit  meine  Beobachtung  reicht,  in  der  alten  Sprache 
den  Unterschied  gegen  das  Perfectum  überall  festhalten  können. 

3.  Der  Ind.  Aoristi  steht  im  Sinne  unseres  Plusqnam- 
perfectums. 

Sehr  häufig  steht  der  Aorist  da,  wo  wir  das  Plusquamperfectum 
anwenden  würden^  z.  B. 


107     

og  rjdrj  tä  t*  idvra  xa  t'  eaadf^eva  tvqö  t'  iövra 
Tuxi  vrjiaa^  fffiflax"  (geführt  hatte)  läjiaiCiv  ^*lXiov  ciirw  A  70. 

©ertg  S  c&g  fjifHxzo  (gefasst  hatte)  yoijviov 
&g  i'xcr'  ifi7C€(pvvia  A  512. 
oSJ  ftiv  Ticr/r/eiovTBg  k'ßav  oly^de  ^xaoTog, 
Tffv  huxarq}  d&iAa  TteQr/Xvrdg  äf4(piyvi^eig 
''Hfpaiarog  jcoltjaev  (gemacht  hatte)  A  608 
Sk;  qxxTo  TÖiai  di  xhfidv  m  avfid'eaaiv  OQivev 
Tiäai  fierä  nXrj&vVy  Saot  ov  ßovlfjg  iTtdniovaay  (gehört  hatten)  B  142 
iv&a  d'  laav  argov-d-dio  veoaaoi  vijyaa  rhva 
oKftf  ht*  chfiQOTdrq),  TcerAXotg  iTto/teTtTTjCheg, 
ÖKTiü'  oraQ  ^i^rjQ  ivart]  ^,  fj  reue  (geboren  hatte)  T&iva  B  311 

und  so  an  sehr  vielen  Stellen.  Es  bedarf  keiner  Bemerkung,  dass  wir 
in  dem  sogenannten  plusquamperfectischeu  Sinne  nicht  etwa  eine  Ent- 
Wickelung  der  Aoristbedeutung  zu  sehen  haben,  sondern  lediglich  den 
Kefiex  des  Gesammtsinnes  der  Stelle.  Der  Aorist  bezeichnet  nur  das 
Eintreten  in  der  Vergangenheit,  die  bestimmte  Stufe  der  Vergangen- 
heit folgt  aus  dem  Sinn  der  Stelle,  und  die  Bezeichnung  dieser  Stufe 
bringen  wir  Deutschen  durch  unser  „hatte*'  zum  Ausdruck,  während 
die  Griechen  sie  nicht  bezeichnen    (vgl.  oben  S.  97). 

Aehnliche  Bewandtniss  hat  es  natürlich  auch  mit  Stellen  wie  1 413, 
Z  348,  J  160,  in  denen  wir  den  Indicativ  Aoristi  durch  eine  conditio- 
nale  JVendung  wiedergeben. 

4.  Der  Ind.  Aoristi  wird  von  dem  gebraucht,  was  so 
eben  eingetreten  ist 

Dieser  Gebrauch,  der  im  Sanskrit  ausserordentlich  häufig,  ja  bei- 
nahe der  einzige  ist,  findet  sich  auch  im  Griechischen  öfter  als  man 
nach  den  Grammatiken  annehmen  sollte.  Natürlich  liegt  das  „eben'' 
nicht  in  dem  Aorist,  sondern  wird  durch  eine  Partikel  wie  vfhf  aus- 
gedrückt, z.  B. 

Zeijg  fi€  fiiya  KQOvidtjg  Urrj  eriörjae  ßoQeirj 

axhhog  dg  Ttqiv  ^iv  fioi  hjtiox^o  yuxl  yunivevaev  - 

^*IXiov  €K7viQaavt'  evTBixsov  ä7cov€sad^aij 

vCv  de  iMTAipf  d7tAcrpf  ßovkevuaro  £  114 

fii^  fie  yijvav  xaljETtoiaiv  dveldeOL  ^fiäv  m/rrc. 

y0i^  f4€v  yctQ  Mevelaog  iviycqaev  airv  Id&i^ 

yuuvofv  d'  ochig  iyd  F  439, 

oder  aus  dem  Zusammenhange  erschlossen,  z.  B.  Aias  270 

Tttüg  tofk*  eXe^agj  ov  xchrotd'  S/rwg  Xiyeig, 


108     

Bekannt  ist,  dass  nicht  selten  Aoriste  in  der  ünterredang  von  uns 
durch  das  Präsens  fibersetzt  werden ,  wenn  sie  eine  so  eben  eingetretene 
Stimmnng  bezeichnen,  wie 

vfhf  de  aev  dn^oad^rpf  Tcdyxv  99^^^  P  173,  ^drpfy  ht^^accy  iya- 
hxaa  u.  s.  w.,  nnd  ähnlich  bei  Verben  des  Sagens.  (vgL  Kühner 
S.  139  ff.).  Warum  Kühner  gerade  diesen  Gebranch  als  ,^  schon** 
bezeichnet,  ist  nicht  wohl  abzusehen,  wichtiger  ist  die  Bemerkung  von 
Krüger,  dass  Wendungen  wie  StTtejctvaa  und  iTtfjveaa  der  familiären 
Kode  angehört  zu  haben  scheinen,  was  sehr  wahrscheinlich  ist.  Wenn 
sie  sich  in* der  guten  Prosa  nicht  finden,  so  konunt  dies  eben  daher, 
dass  die  Kunstform  der  guten  Prosa  sich  von  der  Sprache  des  gewöhn- 
lichen Lebens  recht  weit  entfernt. 

5.  Der  Ind.  Aoristi  in  Sprüchwörtern  und  Gleichnissen, 
lieber  den  sog.  gnomischen  Aorist  handelt  Franke  in  den  Berichten 
der  Sachs.  Oes.  der  Wissenschaften  1854,  63  ff.  in  einer  Weise,  der  ich 
im  Allgemeinen  beistimme,  wenn  ich  mich  auch  seinen  allgemeinen 
Betrachtungen,  die  an  mangelnder  Unterscheidung  zwischen  Aoriststamm 
und  Indicativ  Aoristi  leiden,  nicht  anschliessen  kann. 

Bei  den  Sprüchwörtem  muss  man  zunächst  solche  in's  Auge  fassen, 
welche  in  einer  bestinmiten  Situation  das  Eingetretensein  eines  bestimm- 
ten ümstandes  u.  s.  w.  constatiren,  z.  B.  wer  Glück  gehabt  hat  sagt: 
tqwyov  yucaubv  e^ov  Hpiuvovj   bei    einer  gründlichen  Zerstörung:    ovdi 
7tvQ<p6Qog  ilelgylhf]  u.  s.  w.    Eine  solche  Verwendung  des  Aorists  findet 
sich  auch  im  Sanskrit,  z.  B.  heisst  es  9^*  B^*  ^>  ^<  ^i  6  tdsmod  yadd 
bahü  bhdvaH  anovdhyäm  abhüd  üy  dhuh.    Deshalb  sagt  man,  wenn 
etwas  viel  wird  „  das  ist  ja  eine  ganze  Wagenlast  geworden.'*    Anders 
verhält  es  sich  mit  allgemeinen  Wahrheiten  ?äe  ^d-iv  di  re  v^iog  eyrta. 
Sollten  aber  vielleicht  auch  diese  auf  die  eben  erwähnte  Form  zurückgehen  ? 
Zu  den  Gleichnissen  bemerke  ich  nur  Folgendes.    Das  erste  iTsae'i 
in  r  23  ff 

üaTB  liütp  ijfyjrj  fji^yahf  ini  ad^una  %6qoaQ^ 

eifow  1j  iXaqxjv  ULBQadv  Hj  &yqiov  cäya, 

Ttevvatav'  fuila  yAq  %b  yunead'ieij  euzsQ  fiy  avrdy 

aeikavTai  Toxseg  ve  yuöveg  d'alsQoi  r*  dÜ^oi, 

&S  ixdqvi  Mevilaog 
bezeichnet  eine  Handlung,  von  welcher  der  Hörer  sich  vorstellen  soll, 
dass  sie  eingetreten  ist.  Man  könnte  das  Präsens  erwarten,  wie  in 
yunea^iecy  welche  dem  Hörer  eine  sich  vollziehende  Handlung  vorfuhrt, 
aber  das  Griechische  hat  kein  Präsens  der  eintretenden  Handlung,  wie 
etwa  die  slavischen  Sprachen.    Weil  man  nicht  sagen  kann:  „wie  ein 


109       - 

Xiöwe  in  Freude  ausbricht/'  sagt  man:  y,wie  ein  Löwe  in  Freude  aus- 
gebrochen ist/^  Der  Aorist  steht  also  in  solchen  Gleichnissen  gewisser- 
massen  nur  in  Folge  des  Mangels  der  zutreffenden  Präsensbildung. 

Es  erübrigt  noch,  den  hiermit  dargestellten  Indicativgebrauch  mit 
dem   indischen  und   iranischen   zu   vergleichen,     üeber   den   alt- 
indischen Aorist  habe  ich  ausführlich  Sjnt.  Forsch.  II.  gehandelt,  und 
habe  daselbst  die  Bedeutung  des  Aorists  so  formulirt:  „Durch  den  Aorist 
(nämlich  den  Indicativ)  bezeichnet  der  Bedende  etwas  als  eben  geschehen/^ 
Ich   habe  damals  die  Fassung  so  gewählt,  weil  die  Action  des  Aorists 
im  Sanskrit  nicht  mit   vollendeter  Deutlichkeit  hervortritt,  und  habe 
also   die  Art  der  Action  lieber  unbezeichnet  gelassen.    Wenn  man  in- 
dessen den  Gebrauch  der  alten  Prosa  erwägt ^  über  den  ich  S.  117  if. 
gehandelt  habe,  und  die  Gebrauchsweise  des  griechischen  Aorists  ver- 
gleicht, so  wird  man  nicht  zweifeln  können,  dass  auch  die  Gebrauchs- 
v^eisen  des  indischen  Aorists  auf  ein  Tempus  der  eintretenden  Handlung 
zurückgehen.   lieber  den  iranischen  Aorist  handelt  Bartholomae  S.  222  ff. 
Er   giebt   an,   dass  der  iranische  Aorist    von  dem   griechischen  nicht 
wesentlich  verschieden  ist,  nur  dass  der  Iranier  einen  Theil  dessen  was 
der  Grieche  durch  den  Aorist  ausdrückt,   noch  durch  das  Imperfectum 
bezeichnet,  wovon  schon  oben  die  Bede  war. 

Hiemach  muss  man  zu  der  Meinung  konmieh,  dass  der  griechische 
Aorist  der  Hauptsache  nach  dem  indogermanischen  entspricht,  wenn 
auch  der  eine  oder  andere  Typus  dort  noch  nicht  so  ausgebildet  gewesen 
sein  wird,  wie  im  Griechischen.  Das  Indische  dagegen  hat  den  Gebrauch 
des.  Aorist  wesentlich  eingeschränkt ,  insofern  es  hauptsächlich  den  Ge- 
brauch zeigt,  welchen  ich  oben  unter  4  erörtert  habe. 

Man  darf  also  als  indogermanischen  Gebrauch  folgenden  ansehen: 
der  Aoriststamm  bedeutet  die  eintretende  Handlung,  der  Indicativ  ver- 
setzt diese  in  die  Vergangenheit.  Wie  fem  oder  wie  nahe  die  Ver- 
gangenheit dem  Sprechenden  sei,  wurde  dabei  nicht  angedeutet. 

Früher  war  man  wohl  der  Meinung,  dass  die  Modi  des  Aorists 
auch  etwas  von  Vergangenheit  in  sich  enthielten,  wenn  auch  in  ver- 
schiedenen Stärkegraden.  Nur  den  Imperativ  hat  man  wohl  stets  aus- 
genommen. Wenigstens  bedurfte  es  der  kühnsten  Sophistik,  um  in  ihm 
etwas  von  Vergangenheit  zu  finden.  Der  Gonj.  und  Opt.  werden,  wie 
jeder  zugiebt,  unzählige  Male  so  gebraucht,  dass  sie  nichts  von  Ver- 
gangenheit enthalten.  Oder  wie  sollte  man  in  conj.  wie  dU/  äye  ol 
TLul  iyw  diu  ^eiviotf  v  296  oder  in  opt.  wie  Tiaeiav  Javaot  ifiä  66nLQva 
aotoi  ßeXeaaiv  A  42  irgend  etwas  von  Vergangenheit  finden  können? 
Soll  man  nun  annehmen,  dass  diese  Formen  manchmal  den  Sinn  der 


110     

Yergangetifaeit  haben,  manchmal  aber  nicht?  Das  Bichtige  lehrt  schim 
die  bisherige  Betrachtung.  Der  conj.  und  opt.  aorisü  sind  Modi  der  ein- 
tretenden Handlung,  weiter  nichts,  sie  enthalten  also  keine  BezeichnuDg 
der  Zeitstufe.  Daher  haben  sie  auch  im  Sanskrit  und  Zend  niemals 
einen  temporalen  Sinn,  und  ebenso  wenig  in  den  Hauptsätzen  des  Grie- 
chischen. Sie  kommen  aber  bei  dem  ausgebildeten  Satzbau  des  Grie- 
chischen bisweilen  in  solche  Gedanken-  und  Satzconstellationen ,  dass 
in  sie  der  Sinn  der  Vergangenheit  einzieht  oder  einzuziehen  scheint 
Namentlich  ist  das  der  Fall  bei  folgenden  Gelegenheiten.  In  prioiischen 
Belativ-  und  Gonjunctionssätzen  scheint  der  conj.  aor.  den  Sinn  der 
Vergangenheit  zu  haben  z.  B. 

dg  fiiv  3C£  ßdkj]  TQijQiüva  ^cileiav 
/vdyvag  deiQdfuevog  TtelainBag  ohuivde  (peQeadw  ^  855. 
Der  Belativsatz  heisst  eigentlich  nur:   ,,wer  die  Taube  treffen  wird.^ 
Dass  das  Treffen  dem  Ergreifen  des  Preises  vorhergehen  moss,  setit 
das  Verständniss  des  Hörers  hinzu.     Wenn  wir  nun  diesen  Umstand, 
d^n  jeder   ohne  Weiteres   supplirt,    auf  einen  pedantischen  Ausdnid 
bringen  wollen,  so  können  wir  übersetzen  ,,wer  getroffen  haben  wird.'* 
Es  liegt  dalm  aber  das  fut  exactum  nicht  im  Aorist,  sondern  ist  durch 
uns    aus    der  Situation    in    den  Aorist    hinein    getragen.     Wo    diese 
bestimmte  Situation  nicht  vorliegt,  hat  ßdly  daher  auch  nieht  die  Be- 
deutung des  fut.  exactum,  z.  B.  nicht  in  Verbindung  mit  f/i;.     Dass  in 
solchen  Satzconstellationen  fast  durchaus  der  Aorist  gewählt  wird,  ist 
natürlich,  weil  immer  nur  der  Eintritt  der  Handlung,  nie  ihr  Verlauf 
vorgestellt  werden  soll.   Im  Sanskrit,  wo  die  Unterscheidung  der  Aktionen 
nicht  mehr  so  fein  ist^  wie  im  Griechischen,   steht  im  gleichen  Fall 
auch  das  Präsens.    Vermuthlich   hat  auch  das  Griechische  in  gewöhn- 
licher Bede  diesen  Gebrauch   gekannt,   wenigstens   liegt  ein   sicheres 
Beispiel  dafür  vor  in  der  bekannten  Xuthias-In8chrift(Cauer  2).   Xuthiaä 
der  Sohn   des  Philachaios   bestimmt  nämlich,   dass  nach  seinem  Tode 
seine  Kinder  das  von  ihm  im  Tempel  zu  Tegea  niedergelegte  Geld  haben 
sollen,  fünf*Jahre  nachdem  sie   volljährig  geworden  sind,  was  in  der 
ersten  Hälfte  des  Schriftstücks  so  ausgedrückt  ist:    rdtv  rhcHov  f^v 
htei  ia  ithnt  fhea  ^ßOwL,  also  mit  dem  Präsens,  schriftgemässer  dano 
in  dem  zweiten  Theile,  wo  der  entsprechende  Passus  lautet:  irrti  ta 
ijßaaatvTv  Ttewa  firea. 

Der  Optativ  kann  den  Sinn  der  Vergangenheit  erhalten,  wenn  er 
in  der  abhängigen  Frage  steht.  So  heisst  es  in  der  oben  angezogenen 
Stelle  des  Herodot  hui^dkay  xlva  deikagop  fuet'  hjBlvov  Xäoiy  was  zu 
übersetzen  ist:  „wen  er  gefunden  hätte/'    Indess  dieser  Sinn  kommt 


111     — 

<3em  Xäov  nicht  als  solchem  zu,  sondern  nur  insofern  es  Vertreter  eines 
^deg  ist.  Aus  dem  Satze  €v  rtva  eldeg  ist  durch  Personen-  und  Modus- 
"verschiebung  et  rtva  Xdot  geworden  und  bei  der  Verschiebung  ist  der 
iieinporale  Sinn  des  Originals  eldeg  auf  Ydot  übergegangen.  Diese  Ver- 
schiebung übrigens  findet  in  den  asiatischen  Sprachen  kein  Analogen, 
sondern  ist  eine  specielle  Errungenschaft  des  Griechischen. 

Wie  das  Participium  imd  der  Infinitiv  dazu  kommen,  auch  tempo- 
ralen Sinn  zu  haben ,  wird  bei  dem  verbum  infinitum  erörtert  werden. 

Der  PrÜsensstamm. 

Wie  die  oben  angefahrten  Beispiele  zeigen ,  bedeutet  der  Präsens- 
stamra   im   Griechischen    die    sich    entwickelnde    Handlung,  und   der 
Gebrauch  des  Imperfectums  im  Sanskrit  und  Iranischen  als  Tempus  der 
Schilderung  beweist  zusammengenommen  mit  dem  italischen  Gebrauche, 
dass  dieser  Sinn   des  Präsens  proethnisch  ist.     Es  Mgt  sich  aber,  ob 
diese  Anwendung  von  Anfang  an  dem  Präsens  beigewohnt  habe.    Zwei 
Thatsachen  rathen  dazu,  diese  Frage  zu  verneinen.    Zunächst  muss  die 
Tielförmigkeit  in  der  äusseren  Bildung  des  Präsensstammes  aufTallen. 
Im  Griechischen   unterscheidet   man    bekanntlich   folgende  Arten,   das 
Präsens  aus  der  Wurzel  zu  bilden:  tazi  (eg),   (p^QO^ev  ((peg),  (pevyoinev 
(^(fvy),  didofiev  {do),  oqwfjiev  (oq),   dd^vaftev  (da^),    lafißavöf.iev  (laß), 
Saio^ai  (da),  ßaayLo^ev  (ßa).    Sollten  nun  alle  diese   Bildungen,    die 
sämmtlich    proethnisch   sind,    von   Anfang   an   völlig   gleichbedeutend 
gewesen  sein?    Ist  es  nicht  vielmehr  an  sich  wahrscheinlich,  dass  ein, 
wenn   auch   für   unseren  Sprachsinn   feiner   und    schwer  zu  fassender 
eigenthümlicher  Sinn  jeder  einzelnen  angehangen  habe?    Dazu  kommt 
die  zweite  Thatsache ,  dass  nach  Ausweis  des  Indischen,  Iranischen  und 
Griechischen  von  einer  und  derselben  Wurzel  verschiedene  Präsensstämme 
gebildet  werden  konnten.     Am  reichlichsten  ist  diese  Gewohnheit  im 
alten  Indischen  erhalten,  wie  aus  meinem  altindischen  Verbum  S.  171fr. 
zu  ersehen  ist.    Von  der  Wurzel  bhar  z.  B.  lautet  das  Präsens  hhdrtt 
hibharti  und  hhdrat%  von  dog  däshti  dägati  dognöti.    Dasselbe  liegt  im 
Iranischen  vor  nach  Bartholomae  S.  119.    Im  Griechischen  sind  Doppel- 
bildungen  wie  ßaivo)   und  ßdayuo   gamicht  selten.     Eine    Zusammen- 
stellung derselben  ist  freilich  meines  Wissens  noch  nicht  unternommen 
worden.    Wenn   nun  bhdrti  bhdrati  und  hibha/rti  wirklich  von  Anfang 
an  völlig  gleichbedeutend  gewesen  wäre,  so  läge  damit  ein  Luxus  vor, 
der  schwer  verständlich  sein  würde.    Wir  sind  aber  auch,  abgesehen 
von  diesen  allgemeinen  Erwägungen  in  der  Lage,  es  wahrscheinlich  zu 
machen^  dass  hhärti  eine  specifische  Bedeutung  für  sich  hatte.  Wenigstens 


112 

glaube  ich  es  in  meinem  altindischen  Yerbum  sehr  wahrsi^einliefa 
gemacht  zu  haben,  dass  bhdrti  ursprunglichst  ein  Präsens  der  ein- 
tretenden Handlung  war,  und  dass  der  sog.  zweite  Aorist  d.  i.  Formen 
wie  iarri  nichts  Anderes  sind,  als  Imperfecta  von  den^  Präsens  der  ein- 
tretenden Handlung.  Danach  kann  man  es  als  wahrscheinlich  ansehen, 
dass  im  ältesten  Indogermanischen  das  aus  der  einfachen  Wurzel 
gebildete  Präsens  (aber  natürlich  nur  bei  solchen  Wurzeln ,  die  über- 
haupt mehrerer  Actionen  fähig  sind)  die  eintretende  Handlung  aus- 
drückte. Auch  für  eine  andere  Präsensbildung  können  wir  noch  einen 
besonderen  Sinn  mit  Wahrscheinlichkeit  vermuthen,  nämlich  für  das 
Präsens  auf  -(ncft>,  und  zwar  den  inchoativen.  Es  würde  also  ßatnC 
Id^i  bedeuten:  ^^setz  dich  in  Bewegung  und  geh."  Wie  freilich  mit 
dieser  Urbedeutung  der  iterative  Sinn  der  bekannten  Imperfecte  und 
Aoriste  zu  vereinigen  ist,  ist  mir  nicht  klar. 

Ist  es  somit  sehr  wahrscheinlich ,  dass  das  Präsens  einst  verschie- 
dene Actionen  in  sich  vereinigte ,  welche  nur  dadurch  zu  einem  Tempus 
vereinigt  wurden,  dass  sie  im  Indicativ  praes.  das  Nicht -Vergangene 
ausdrückten,  so  ist  doch  zugleich  zu  constatiren,  dass  im  überlieferten 
Griechisch  die  Verschiedenheiten  der  Actionen  bereits  so  gut  vrie  ganz 
ausgeglichen  sind,  und  das  Präsens  ein  Tempus  mit  einheitlicher  Action 
geworden  ist.  Man  könnte  zwar  in  gewissen  Einzelnheiten  des  Gebrauches 
noch  einen  Anklang  an  den  uralten  Zustand  finden,  aber  bei  näherer 
Betrachtung    erweist    sich    diese  Ansicht   doch   als   bedenklich.     Man 
könnte  geneigt  sein,  in  dem  gelegentlichen  aoristischen  Gebrauch  von 
^  und  e(pri  etwas  Uraltes   zu  finden.    Aber  eifu  und  g>r]fd  gehören  ja 
gerade  zu  jenen  Wurzeln ,  die  nur  einer  Action  fähig  sind  und  gerade 
sie  sind  also  unfähig  einen  Aorist  zu  bilden.    Wenn  also  ijy  und  ^jft^ 
aoristisch  gebraucht  werden ,  so  geschieht  das  bei  f/v  nur  weil  dasjenige 
Verbum  subst.,  das  eines  Aoristes  föhig  war,  nämlich  Ihü  im  Grie- 
chischen als  solches  verschwunden  ist ,  und  bei  i'qifj  wird  Anlehnung  an 
eOTtj  und  Genossen  anzunehmen  sein.    Etwas  anders  steht  es  mit  den 
drei  Formen  IxAvc,  ^xgae  und  eTtlero.    Dass  eulve  und  ^Qoe  in  syntak- 
tischer Beziehung  Aoriste  sind,    kann   nicht   bezweifelt  werden,  und 
auch  bei  enkeo  eTtlero  TteqiTtXSfisyog  u.  s.  w.  scheint  mir  dieselbe  Auf- 
fassung nothwendig.  Der  sogenannte  präsentische  Gebrauch,  wie  vlg  daig^ 
%ig  de  SfuXog  &J'  cWActo  a  225  (vgl.  Krüger  Poet.- dial.  Synt.  §  53,  2 
Anm.  3)  spricht  entschieden  für  die  Auffassung  als  Aorist.    Es  wird 
also  zu  erwägen  sein,  ob  die  genannten  Formen  nicht  auch  formell  als 
Aoriste  gefasst   werden  müssen.     Dass  bei  nachhomerischen  Dichtern 
Formen  wie  iMeiv  vorkommen ,  würde  dabei  nicht  in  Betracht  kommen. 


113     

Ich  finde  es  also  am  Qeratheosten,  die  Erledigung  der  Frage,  ob  solche 
Formen,  welche  im  Formensystem  als  Imperfecta  bezeichnet  werden 
müssen y  aoristisch  gebraucht  werden  können,  zu  verschieben,  bis  uns 
eine  homerische  Formenlehre  vorliegen  wird. 

Es  ist  ferner  vermuthet  worden,  dass  der  Aiturische  Gebrauch  von 
eifAL  tdofjtai  Ttiofnai  sich  aus  dem  umstände  erkläre,  dass  ei^t.  u.  s.  w. 
ursprünglich  Präsentia  der  eintretenden  Handlung,  oder  wie  man  es  in 
der  slavischen  Grammatik  ausdrückt,  perfective  Yerba  gewesen   seien. 
Wie  nun  im  Slavischen  alle  diese  Präsentia  in  der  Begel  futurischen 
Sinn  angenommen  haben,  so  sei  auch  elfit  darum  futurisch  geworden, 
weil  es  ursprunglich  perfectives  Präsens  gewesen  sei  (vgl.  Curtius  Ver- 
bum  2,  290,  Brugman  in  Bezzenbergers  Beiträgen  2,  251).    Aber  diese 
Argumentation  ist  wenigstens  für  die  in  Frage  stehenden  Verba  hin- 
fällig.   Denn  sowohl  ad  als  i  gehören  zu  den  Wurzeln,  die  von  Anfang 
an  nur  durativen  Sinn  gehabt  haben.    Für  ad  verweise  ich  auf  S.  93, 
und  was  i  betrifft,  so  genügt  es  darauf  hinzuweisen,  dass  i  im  Sanskrit 
bei  Umschreibungen  geradezu  gebraucht  wird,  um  eine  dauernde  conti- 
nuirliche  Handlung  auszudrücken,  z.  B.  a^ir  dahaii  heisst  „das  Feuer 
brennt,''  aber  agnir  ddhann  eti  „das  Feuer  überzieht  mit  Brand.^^    So 
könnte   also   höchstens  ttfjiv   seine    Futurbedeutung   in    Anlehnung  an 
ältere  jetzt  verschwundene  perfective  Präsentia  derselben  Form  erhalten 
haben. 

Es  wäre  also  als  Besultat  dieser  Untersuchung  anzusehen,  dass 
zwar  unzweifelhaft  im  Indogermanischen  ein  Präsens  der  eintretenden 
Handlung  vorhanden  gewesen  ist,  dass  es  aber  unentschieden  bleibt, 
ob  jioch  sichere  Spuren  dieses  Zustandes  sich  im  Griechischen  erkennen 
lassen. 

Was  nun  den  Gebrauch  der  einzelnen  zum  Präsensstanmi  gehörigen 
Formen  betrifft,  so  bemerke  ich  hinsichtlich  des  Indicativ  Präs.,  dass 
das  historische  Präsens  welches  bei  Homer  nicht  vorhanden  ist,  in  der 
Ausdehnung  wie  es  im  Griechischen  gebraucht  wird,  jedenfalls  als  eine 
griechische  Errungenschaft  angesehen  werden  muss.  Dass  ein  Präsens 
von  vergangenen  Dingen  in  besonders  lebhafter  Erzählung  gebraucht 
wird,  ist  so  natürlich,  dass  man  eine  gelegentliche  Anwendung  des 
Präsens  in  diesem  Sinne  schon  far  das  Indogermanische  wird  voraus- 
setzen müssen.  So  viel  ich  sehe,  wird  aber  namentlich  bei  griechischen 
Historikern  das  Präsens  historicum  auch  dann  verwendet,  wenn  keine 
besondere  Lebhaftigkeit  des  Ausdrucks  angestrebt  wird,  z.  B.  JaQeiov 
yuxl  Ilaqvaattdog  yiyvovxai  naideg  (Wo.  Ob  dieser  Gebrauch  schon 
genügend  beobachtet  worden  ist,  ist  mir  nicht  bekannt. 

Delbrflok,   aynUkt.  Forach.    IV.  8 


114 

lieber  das  Imperfectum  ist  schon  in  Verbindung  mit  dem 
Aorist  gehandelt  worden.  Es  ist  daselbst  gezeigt,  dass  das  Imper- 
fectum das  altüberlieferte  Tempus  der  Erzählung  ist,  dass  aber  im 
Griechischen  der  Aorist  demselben  immer  mehr  Terrain  abgewonnen 
hat.  Man  darf  also  in  solchen  Imperfecten,  wie  ileysy  an  deren  SteDe 
man  nach  dem  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  eher  einen  Aorist  erwartet, 
eine  Antiquität  sehen. 

lieber  das  Imperfectum,  welches  wir  durch  ein  Plusquamperfectum 
wiedergeben,  s.  oben  S.  97. 


Siebentes  Kapitel 

Die  Modi. 

ConjonetiT  und  Optativ. 

üeber  den  Gonj.  und  Opt.  des  Sanskrit  und  Griechischen  habe  ich 
im  ersten  Bande  meiner  Syntaktischen  Forschungen  gehandelt.  Meine 
Auffassung  der  beiden  Modi  hat  von  vielen  Seiten  Beifall  gefunden  ^  ist 
aber  auch  entschieden  zurückgewiesen  worden,  von  Ludwig  Agglutination 
und  Adaptation  S.  77  ff.,  und  namentlich  von  Abel  Bergaigne  de  con- 
junctivi  et  optativi  in  indoeuropaeis  linguis  informatione  et  vi  anti- 
quissima,  Lutetiae  Parisiorum  1877.  Da  die  Streitfragen,  um  die  es 
sich  hierbei  handelt,  zum  grössten  Theile  jenseit  der  Grenzen  dieser 
Arbeit  liegen^  so  begnüge  ich  mich  damit,  dieselben  kurz  zu  berühren, 
und  erörtere  sodann  die  Frage ,  welche  Gebrauchsweisen  des  griechischen 
Conj.  und  Opt.  als  proethnisch  angesehen  werden  müssen. 

Ich  war  von  der  Voraussetzung  ausgegangen,  dass  dem  Gebrauch 
jedes  Modus  ein  einheitlicher  Begriff  zu  Grunde  liege.  Bergaigne  macht 
dagegen  geltend,  dass  wahrscheinlich  ein  Modus  von  Anfang  an  in  ver- 
schiedenem Sinne  gebraucht  werden  konnte,  indem  er  vermuthet  „modis 
primitus,  nuUo  conjunctivi  et  optativi  discrimine  habito  sensus  declara- 
tos  fuisse  omnes  qui  non  in  meram  afifirmationem  redeunt,  exceptis 
tantum  exquisitionibus  illis  qui  non  oriri  potuerunt,  nisi  e  longa  quum 
sermonis  tum  mentis  cultura.^'  Es  ist  nicht  in  Abrede  zu  stellen ,  dass 
wir  in  der  Geschichte  mehrerer  (vielleicht  der  meisten)  grammatischen 
Formen  mit  Sicherheit  nicht  weiter  zurückgehen  können,  als  bis  zu 
einer  Mehrheit  von  Gebrauchstypen,  aber  dass  diese  Mehrheit  zugleich 
das  Anfängliche  sei ,  muss  nach  dem  was  wir  sonst  über  die  Bedeutungs- 
entwickelung  an  der  Sprache  beobachten  können,  als  unwahrscheinlich 
bezeichnet  werden. 

Ich  habe  ferner  angenommen,  dass  conj.  und  opt.  wie  von  Anfang 
an  gesonderte  Formen ,  so  auch  von  Anfang  an  gesonderte  Bedeutungen 
gehabt  haben.     Bergaigne  fuhrt  gegen  diese  Voraussetzung  die  That- 

8* 


116      — 

äache  in's  Feld ,  dass  im  ältesten  Sanskrit  die  Scheidung  der  Modi  nock 
nicht  so  consequent  durchgeführt  sei,  \ne  im  Griechischen,  und  schliegst 
daraus,  dass  man  bei  immer  tieferem  Bohren  auf  eine  Sprachsehidit 
kommen  werde,  in  welcher  die  Scheidung  noch  garnicht  begonnen  habe. 
Ueber  den  Gebrauch  im  Sanskrit  liegt  mir  jetzt  ein  viel  reicheres  Ma- 
terial, namentlich  aus  der  alten  Prosa  vor,  aus  dem  sich,  wie  mir 
scheint,  ergiebt,  dass  die  grössere  Freiheit  im  Gebrauch  der  Modi,  die 
wir  im  Veda  finden ,  nur  zu  einem  Theil  auf  das  höhere  Alter  desselben, 
zum  anderen  Theil  aber  auf  die  Eigenthümlichkeit  der  literatorgattang 
zu  schieben  ist.  Indessen,  wie  man  auch  hierüber  urtheilen  mdge,  so 
viel  steht  fest,  dass  nicht  wenige  Gebrauchstypen  des  couj.  und  opt 
sich  im  Sanskrit,  Iranischen  und  Griechischen  in  solcher  Ueberein- 
stimmung  vorfinden,  dass  sie  aus  historischer  Gemeinsamkeit  erklärt 
werden  müssen.  Es  muss  also  angenommen  werden,  dass  schon  in  der 
Grundsprache  eine  Anzahl  von  verschiedenen  Typen  des  Conjonctiv- 
uud  Optativgebrauchs  vorhanden  waren.  Ob  man  nun  für  eine  noch 
weiter  zurückliegende  Zeit  der  Ursprache  einen  anderen  Zustand  an- 
nehmen will,,  hängt  mit  der  Frage  zusammen,  wie  man  sich  die 
Beziehung  von  Form  und  Bedeutung  denkt  Mir  erscheint  es  nach  wie 
vor  natürlich,  für  verschiedene  Formen  auch  verschiedene  Bedeutungen 
anzunehmen.  Wie  gross  freilich  der  Verschiedenheitswinkel  in  urältester 
Zeit  gewesen  sei,  können  wir  nicht  mehr  berechnen. 

Ich  habe  sodann  angenommen ,  dass  der  einfache  Satz  älter  sei  als 
der  zusammengesetzte,  und  dass  mau  daher  die  älteste  Bedeutung  der 
Modi  nur  in  den  einfachen  unabhängigen  Sätzen  suchen  dürfe.  Bergaigne 
seinerseits  leugnet,  sermonem  unquam  subjectis  sententüs  caruisse. 
Ohne  mich  hier  auf  die  Geschichte  der  Sätze  einlassen  zu  wollen,  con- 
statire  ich  nur,  dass  es  schwierig  ist  zu  entscheiden,  wie  alt  gewisse 
Typen  der  Nebensätze  sind.  Es  ist  deswegen  durch  die  Vorsicht 
geboten,  den  Grundbegri£r  eines  Modus  nicht  in  einer  Satzart  zu  suchen, 
die  möglicherweise  jung  ist.  Sicher  indogermanisch  aber  sind  die  ein- 
fachen Hauptsätze,  und  sie  sind  daher  das  natürliche  Feld  für  die  Auf* 
suchung  der  Grundbegriffe. 

Endlich  habe  ich  als  Grundbegriff  des  Conjunctivs  den  Willen,  als 
Grundbegriff  des  Optativs  den  Wunsch  angenommen.  Ich  gebe  jetzt  zu, 
dass  ich  nicht  vermag,  den  Begriff  des  Willens  oder  einen  anderen 
Grundbegriff  mit  der  Form  des  Conj.  in  einen  etymologischen  Zusammen- 
hang zu  bringen,  und  auch  die  Analyse  der  Optativform  steht  nicht  so 
fest,  dass  ich  auf  ihr  ein  syntaktisches  Gebäude  errichten  möchte.  Es 
bleibt   also   nur  übrig,    die  Grundbegriffe    aus   der   Betrachtung  der 


117 

Oebrauchsweisen  zu  gewinnen,  wenn  man  nicht  vorzieht,  auf  diesen 
Versuch  überhaupt  zu  verzichten.  Unternimmt  man  den  Versuch  der 
Darstellung  von  einem  Grundbegriff  aus,  so  wird  man  sich,  glaube  ich, 
immer  noch  am  meisten  durch  meine  Formulimng  Wille  und  Wunsch 
befriedigt  fühlen.  Eine  andere  Möglichkeit  wäre,  in  beiden  Modi  den 
futarischen  Sinn  zu  finden,  und  zwar  im  Gonj.  die  Bezeichnung  der 
nahen,  im  Opt.  die  der  ferneren  Zukunft.  Unter  dieser  Voraussetzung 
musste  die  von  mir  Synt.  Forsch.  I.  gewählte  Anordnung  gänzlich  um- 
gestaltet werden. 

Nach  diesen  Vorbemerkungen  untersuche  ich,  welche  Gebrauchs- 
weisen des  Conjunctivs  und  Optativs  als  proethnisch  zu  gelten  haben. 
Wenn  ich  dabei  nur  die  Hauptsätze  berücksichtige,  so  geschieht  dies, 
weil  noch  nicht  eingehend  genug  untersucht  ist,  inwieweit  auch  die 
Ausbildung  der  Nebensätze  etwa  schon  in  die  vorgriechische  Zeit  zu 
verlegen  ist.  Zur  Vergleichung  gelangen  dabei  nur  das  Sanskrit  (in 
meinen  Synt  Forsch.  I.)  und  das  Iranische  (bei  Bartholomae  S.  182  ff., 
der  sich  meiner  Auffassung  und  Anordnung  grösstentheUs  angeschlossen 
hat),  weU  nur  in  diesen  beiden  Sprachen  die  beiden  Modi  ebenso 
getrennt  erhalten  sind,  wie  sie  im  Indogermanischen  waren. 

Im  Gebrauch   des   Conjunctiv*s   ist  proethnisch   der  Gonj.  des 
Wollens  in  der  ersten  sing,   und  der  Aufforderung  in  der  ersten  pl. 
(Synt.  Forsch.  I,  109  ff.).    In  der  zweiten  und  dritten  Person  wurde, 
wie  die  Uebereinstimmung  des  Sanskrit,  Iranischen,  Lateinischen  zeigt, 
der  Gonj.  im  Indogermanischen  auffordernd  gebraucht,  dem  Imperativ 
sehr  nahe  kommend,  oder  sich  mit  ihm  deckend.    Dieser  Gebrauch  ist 
im  Griechischen  fast  verloren.    Dass  er  einst  vorhanden  war,  habe  ich 
Synt.  Forsch.  1 ,  20  aus  dem  Gebrauch  mit  ia/j  ,  in  Nebensätzen,  und  in 
den  verwandten  Sprachen  mit  Recht  gefolgert.    Auf  der  Beweisfähig- 
keit der  Stelle  Soph.  Phil.  300  mag  ich  nicht  mehr  bestehen,   da  die 
TJeberlieferung   des   Sophocles  sehr  mangelhaft  ist.     Dagegen  ist  seit 
dem  Erscheinen  des  ersten  Bandes  der  Synt.  Forsch,  eine  Inschrift  aus 
Elis  zu  Tage  getreten,  in  welcher  dieser  Gebrauch  des  Gonj.  unzweifel- 
haft erscheint.    Es  ist  das  Ehrendecret  far  Ja^jiGP^atriq  aus  Tenedos 
(CauerNr.  116),  in  welchem  es  heisst:  tö  de  ipaq)tO(Jia  tö  yeyovdq  cbco 
%ctq  ßwl&q    yQag>iv    iy   xdX-MDiJUx    avated'^    h    %ö    laqbv   td   Jl6q   t(ü 
^^Olv^Tcio)'  was  nur  übersetzt  werden  kann  „das  Dekret  soll  aufgestellt 
werden"   und   weiterhin:   TteQt  di  tö)  d7toa%akäfiev  toZq  Tevedioiq  %ö 
ytyovbq  yjdq)iaf4a  eTtcfukeicaf  notrjcnat  NvMqoijloq  b  ßwXoyQdq>OQy   wo 
noiijatai  gleich  uovrfsr[iiai  ist  und  ijci/nileiav  jcoi^cciai  zu  übersetzen: 
Nikodromos    soll  Sorge    tragen.      Dass    diese   Auffassung  die   einzig 


118 

mögliche  ist,  erkennt  auch  Kirchhoff  Archäologische  Ztg.  75,  186  an 
mit  den  Worten:  „der  conj.  aor.  dvccted'^  steht  hier  wie  TrotTJarm 
augenscheinlich  ganz  im  Sinne  eines  positiven  Imperativs/^  Es  ist  nicht 
zu  bezweifeln,  dass  dieser  Gonjunctiv *  Typus  im  Griechischen  ausstarb, 
weil  der  Imperativ  dem  Bedürfniss  genfigte  ^  es  ist  aber  sehr  interessant 
zu  sehen,  wie  der  alte  Qebrauch  noch  nach  Alexanders  des  Grossen 
Tode  in  einem  Dialekt  auftaucht.  Froethnisch  ist  femer  die  Yerbindimg 
von  fi^  (md)  mit  dem  Conj.  des  Wollens ,  während  bei  dem  Aitmischen 
Conj.  die  andere  Negation  nä  im  Sanskrit,  ov  im  Griechischen  steht 
lieber  fii^  tnd  wird  noch  beim  Imperativ  gehandelt  werden.  Ebenso  ist 
proethnisch  der  Conj.  in  dubitativen  und  deliberativen  Fragen.  Indische 
Belege  für  diejenige  Form  der  Frage,  welche  Synt.  ForscL  I,  186  nodi 
unbelegt  blieb,  finden  sich  in  der  alten  Prosa,  z.  B.  9ät.  Br.  2,  2,  4,  6: 
sd  vy  äcikitsaj  juhavdni?  iti  er  überlegte,  soll  ich  opfern? 

Im  Gebrauch  des  Optativs  ist  proethnisch  der  Opt.  des  Wunsches 
in  seinen  verschiedeneu  Nuancen,  und  ebenso  der  Optativ  im  Aassage- 
satz, den  ich  als  futurischen  bezeichnet  habe  (Synt.  Forsch.  I,  200  f.) 
von  dem  der  sog.  Optativ  der  gemilderten  Behauptung  eine  ünterab- 
theilung  bildet.  In  v^ie  weit  dieses  letztere  ausserhalb  des  Griechischen 
anzuerkennen  sei,  darüber  möchte  ich  mir  kein  bestimmtes  Urtheil 
erlauben.  Jedenfalls  ist  die  reiche  und  feine  Verwendung  gerade  dieses 
Optativs  eine  Specialität  des  Griechischen.  Dass  auch  der  Gebraach 
des  Optativs  in  Fragesätzen  proethnisch  sei,  ist  Synt  Forsch.  I,  245  ff. 
gezeigt. 

Es  kann  hiernach  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  Conj.  und  Opt.  als 
getrennte  Modi  im  Griechischen  ein  indogermanisches  Erbtheil  sind, 
und  dass  die  Gebrauchstypen,  welche  wir  in  griechischen  Hauptsätzen 
finden,  wesentlich  schon  im  Indogermanischen  vorhanden  waren. 

Auf  das  Detail  gehe  ich  hier  nicht  näher  ein,  da  ich  Synt.  Forsch.  L 
ausführlich  über  Conj.  und  Opt.  gehandelt  habe,  und  das  was  ich  jetzt 
an  dieser  Arbeit  zu  ändern  und  zu  bessern  finde,  lieber  einer  anderen 
Gelegenheit  vorbehalte. 

Der  Imperati?. 

Nur  drei  Personen  des  Imperativs  haben  eigene  Formen,  die 
zweite  Sing.,  die  dritte  Sing,  und  die  dritte  Flur.  Die  zweite  Sing. 
hat  im  Sanskrit  drei  Formen,  z.  B.  hJmra  (^e^),  grudhi  {%kf)^i)  and 
hhdrcUdd.  Die  letztere  unterscheidet  sich  von  bhdra  so  wie  amato  von 
ama,  wie  ich  Synt.  Forsch.  III,  2  ff.  nachgewiesen  habe.  Im  Griechi- 
schen ist  die  Form  auf  -tad  bekanntlich  nur  in  den  Glossen  q>a%€ig  nnd 


119     

iXS-et&g  (wenn  der  Acoent  so  richtig  ist)  erhalten.  Offenbar  ist  die 
Form  sonst  verloren  gegangen,  weil  kein  Bedurfniss  vorlag,  den  alt- 
überlieferten Bedeutungsunterschied  fest  zu  halten.  Vielleicht  trag  zur 
Verdrängung  der  Form  auch  der  Umstand  bei,  dass  der  Gebrauch  des 
Infinitivs  sich  in  einer  Weise  entwickelt  hatte,  dass  er  dem  Gebrauch 
der  Form  auf  -rwg  ganz  nahe  kam  oder  völlig  entsprach.  Die  dritte 
Sing,  lautet  im  Sanskrit  nur  auf  -  tu  woneben ,  wenn  auch  selten,  eben- 
falls die  Form  auf  -  täd  erscheint.  Das  Griechische  tw  entspricht  diesem 
"fad. 

In  der  dritten  Pluralis  hat  das  Indische  -n^u,  dem  im  Griechi- 
schen nichts  entspricht^  so  wenig  wie  dem  -tu  des  Singulars.  Die 
Endung  -vtcü  (so  ist  die  ältere  Form),  beruht  wohl  auf  Nachbildung 
des  Singulars. 

Aus  dem  umstand,  dass  die  Bezeichnung  der  Personen  durch  die 
Sufßxe  nicht  reinlich  abgegrenzt  ist,  zusammen  mit  der  Thatsache,  dass 
so  wenig  Suffixe  vorhanden  sind,  darf  man  vielleicht  den  Schluss 
ziehen,  dass  die  Imperativformen  ursprünglichst  nicht  auf  bestimmte 
Personen  bezogen  wurden,  sondern  Infinitiv  artige  Bildungen  waren,  bei 
deren  Gebrauch  man  die  Person ,  auf  welche  sich  der  Befehl  bezog, 
nicht  ausdrückte  (vgl.  Brugman,  Morphologische  Untersuchungen  1,  163). 
Jedenfalls  hat  aber  die  Yertheilung  auf  die  Personen  schon  in  indoger- 
manischer Zeit  begonnen,  und  ebenso  die  Ergänzung  der  nunmehr 
fehlenden,  üeber  diese  ergänzenden  Formen  ist  schon  oben  (S.  68) 
eine  Andeutung  gegeben  worden.  Es  muss  auffallend  erscheinen,  dass 
die  zweite  und  dritte  Dualis  und  die  zweite  Pluralis  im  Sanskrit  den 
sog.  unechten  Goiyunctiven ,  d.  i.  beim  Präsensstamme  den  Imperfect- 
formen  ohne  Augment  völlig  gleichen.  Dasselbe  ist  im  Griechischen  bei 
Iveroy  und  löere  der  Fall,  xmiXvhmv  ist  von  ^Xvhrpf  nur  in  einer  Weise 
verschieden,  die  spätem  Ursprungs  sein  kann.  Ich  glaube  also  in  der 
That;  dass  diese  Formen  identisch  sind,  und  der  Imperativ  zusammen- 
gesetzt ist  aus  den  alten  Imperativformen  als  erster  Schicht,  und  den 
sog.  unechten  Gonjunctivformen  als  zweiter. 

Was  die  Yertheilung  auf  die  Tempusstämme  betrifft ,  so  finden  wir 
in  den  asiatischen  Sprachen  fast  nur  den  Imper.  Präsentis.  Namentlich 
ist  beachtenswerth ,  dass  das  Sanskrit  den  Imper.  des  S- Aorists^  der  in 
der  vedischen  Sprache  nur  in  ganz  wenigen  Exemplaren  vorhanden  ist, 
in  der  ältesten  Prosa  bereits  gänzlich  aufgegeben  hat.  Man  braucht 
daselbst  in  der  positiven  Aufforderung  stets  den  Imp.  praes.,  in  der 
negativen  den  unechten  Conj.  äor.  (selten  den  Gonj.  praes.),  z.  B.  (^e^i, 
Br.  3,  2,  4,  11  heisst  es:  „der  Geist  befiehlt  ier  Stinmie'^  itthäffi  vada 


120     

„sprich  so,"  oder  md  etdd  vodth  „sprich  nicht  so."  Wenn  man  nim 
die  ganz  absonderliche  Bildung  der  zweiten  sing,  im  Aorist  act  nnd 
med.  im  Griechischen  bedenkt,  die  jedenfalls  nicht  alt  ist,  so  liegt  die 
Vermuthung  nahe,  dass  erst  das  Griechische  den  Imper.  aoristi,  der 
in  indogermanischer  Zeit  kaum  äuge  wendet  wurde,  zu  einem  käufig 
gebrauchten  Modus  erhoben  hat 

Von  dieser  Grundlage  aus  lassen  sich  nun  wohl  auch  die  Verbin- 
dungen von  f4:i^  verstehen.  Wie  kommt  es ,  dass  (Jii^  wohl  mit  dem  Imp. 
präs.,  aber  sehr  selten  mit  dem  Imper.  aoristi,  dagegen  so  gut  wie  nie 
mit  dem  Gonj.  präs.,  aber  so  sehr  häufig  mit  dem  Gonj.  aor.  verbanden 
wird  ?  Zur  Lösung  dieses  Bäthsels  scheint  mir  eine  Beobachtung  dienen 
zu  können,  welche  Grassmann  über  den  vedischen  Gebrauch  von  md 
gemacht  hat.  Es  wird  ausnahmslos  mit  dem  unechten  Conjonctiv,  nie 
mit  den  wirklichen  Imperativformen  verbunden.  Es  diente  also 
wahrscheinlich  der  Imperativ  ursprünglich  nur  der  posi- 
tiven Aufforderung,  bei  negativen  Aufforderungen  gebrauchte  man 
md  mit  dem  unechten  Gonj.  Im  ältesten  Sanskrit  hat  sich  dies  Ver- 
hältniss  erhalten,  im  Griechischen  dagegen  dehnte  sich,  da  der  gesammte 
Imperativ  (erster  uud  zweiter  Schicht)  als  eine  einheitliche  Formation 
empfunden  wurde,  die  Verbindung  mit  fxi^  von  der  zweiten  Schicht  bei 
der  sie  überliefert  war,  auch  auf  die  erste  aus.  Da  nun  der  Imperativ 
präs.  von  allem  Anfang  an  im  Griechischen  eine  geläufige  Form  war, 
so  befestigte  sich  als  dauernder  Typus  die  Gonstruktion  von  fv^  mit  dem 
Imper.  präs.  Der  Imper.  aoristi  dagegen  war,  wenn  die  oben  ange- 
deutete Hypothese  Grund  hat,  im  allerältesten  Griechisch  so  gut  wie 
nicht  vorhanden.  Man  musste  desshalb  beim  Aorist  um  ein  Verbot  u. 
dgl.  auszudrücken ,  zum  Gonjunctiv  mit  fuj  greifen ,  und  so  entstand  als 
ein  zweiter  fester  Typus  jui^  mit  dem  Gonj.  aoristi.  Als  nun  der  Impe- 
rativ aoristi  später  häufiger  wurde,  war  der  Gonjunctiv -Typus  schon 
so  eingelebt,  dass  ein  Imperativ  mit  /äjIj  fast  garnicht  dagegen  aufkommen 
konnte.  Es  scheint  mir  also,  dass  die  Bevorzugung  des  Imperativs  im 
Präsensstamme  und  des  Gonjunctivs  im  Aoriststamme  keinen  logischen, 
sondern  einen  historischen  Grund  hat. 


Achtes  Kapitel. 

Das  Terbum  Infinltum. 

Hinsichtlich  des  Infinitivs  ist  neuerdings  eine  so  grosse  üeber- 
einstimmang  der  Ansiebten  erzielt  worden,  dass  ich  mich  damit  begnügen 
kann,  in  einer  kurzen  Skizze^  wesentlich  im  Anschluss  an  Wilhelm,  de 
infinitivi  forma  et  usu  Eisenach  1872,  Jelly,  Geschichte  des  Infinitivs 
München  1873  u.  a.  einen  Ueberblick  über  die  Geschichte  des  Infinitivs 
zu  geben. 

Im  Veda  giebt  es  einen  Dativ  vidmdne  von  dem  Stamme  vidmdn^ 
Wissen,  Weisheit,  und  daneben  einen  Instr.  vidmdna.  Der  Dativ  vid- 
mdne erscheint  nur  in  der  Yerbindung  mit  prichdmi  z.  B.,  Bv.  1, 164,  6 
kavtn  prichami  vidmdne  ^^ich  frage  die  Sänger  zum  Wissen/*  Wenn 
Grassmann  vidmdne  als  Infinitiv  bezeichnet,  so  geschieht  das  nicht 
sowohl,  weil  man  statt  „zum  Wissen**  geschmeidiger  übersetzt  „um 
zu  wissen,**  sondern  weil  im  Griechischen  das  entsprechende  fidfievat 
Infinitiv  ist  Für  das  Griechische  wird  auch  niemand  die  Bichtigkeit 
dieser  Bezeichnung  bezweifeln,  und  wir  hätten  also  die  merkwürdige 
Thatsache  zu  verzeichnen,  dass  die  gleiche  Wortform  im  Sanskrit  als 
Dativ  eines  abstrakten  Substantivums,  im  Griechischen  als  Infinitiv 
bezeichnet  wird.  Durch  die  neueren  Untersuchungen  ist  nun  gezeigt 
worden,  dass  in  diesem  Falle  das  Sanskrit  den  ursprünglichen^  das 
Griechiche  den  weiter  entwickelten  Zustand  zeigt,  und  man  ist  auch  im 
Stande,  den  Gang  der  Entwickelung  zu  verfolgen,  und  7war  im  Indischen 
selbst  Es  giebt  im  Sanskrit  u.  a.  eine  von  uns  als  Infinitiv  bezeichnete 
Form  davdney  welche  mit  dem  griechischen  do€vav  (kyprisch  ddfevai) 
identisch  ist.  Diese  unterscheidet  sich  von  dem  oben  besprochenen 
vidmdne  dadurch,  dass  neben  davdne  kein  anderer  Casus  von  dem 
Staomie  davdn  vorkommt,  dass  also  der  Dativ  isolirt  ist,  und  femer 
dadurch,  dass  neben  davdne  „zum  Geben**  die  Gabe  zwar  auch  im 
Genitiv  stehen  kann,  z.  B.  davdne  vdsünäm  „  zum  Spenden  von  Gütern,** 
dass  aber  doch  auch   die   verbale  Construction  eintreten  kann,  z.  B. 


122     

bhüri  äävdne  „zum  Geben  Vieles,  um  Vieles  zu  geben."  Was  wir  an 
davdne  gezeigt  haben ,  lässt  sich  auch  an  anderen  Beispielen  nachweisen, 
und  somit  der  Satz  begründen:  Gewisse  Formen,  welche  wir  InfinitiTe 
nennen,  sind  ursprünglich  Dative  von  abstrakten  Substantiven,  welche 
sich  von  den  Dativen  anderer  Substantive  nur  dadurch  unterscheiden, 
dass  sie  verbale  Construction  haben  können,  und  dass  neben  ihnen  selten 
andere  Casus  von  demselben  Stamme  gebildet  werden.  Somit  ist  der 
Infinitiv  in  dem  bisher  beschriebenen  Sinne  nichts  als  eine  syntaktische 
Kategorie. 

Mit  den  indischen  Formen  auf  -rndne  sind  nun  die  griechischen 
auf  "ixsvai  identisch,  und  mit  denen  auf  -vdne  die  griechischen  auf -wu 
(wie  Gurtius  Verbum  2,  96  ff.  sehr  wahrscheinlich  gemacht  hat).  Die 
Inf.  auf  '(Aev  sind  höchst  wahrscheinlich  Locale  derselben  Stämme,  von 
denen  die  auf  -lievoti  Dative  sind. 

Es  sind  also  auch  diese  griechischen  Infinitive  genau  so  wie  die 
indischen  zu  beurtheilen,  nur  dass  die  Entwickelung  in  Griechenland 
noch  einen  Schritt  weiter  gegangen  ist,  insofern  jede  Erinnerung  an  die 
Substantivnatur  von  Formen  wie  döfievat  geschwunden  ist,  sie  also  im 
Bewusstsein  der  Sprechenden  gänzlich  auf  die  verbale  Seite  herüber- 
gezogen sind,  und  also  auch  eine  Verknüpfting  mit  den  verschiedenen 
Stämmen  des  Verbums  stattfindet.  Indem  döfiemt  gänzlich  als  Verbal- 
form betrachtet  wird,  tritt  es  in  innerliche  Beziehung  zu  dovgy  idoacof 
u.  s.  w.,  und  so  gut  nun  neben  sdoaav  ein  dwaovci  besteht,  so  gut 
bildete  man  auch  neben  döfievat  ein  dtoaifievat  u.  s.  w. 

Etwas  anders  als  mit  den  bisher  erwähnten  Inf.  auf  -fievacy  -/i£v 
und  -vat  steht  es  mit  denen  auf  -ad-av^  welche  mit  den  indischen  auf 
'dhyai  identisch  sind  (wenn  man  auch  über  das  a  verschieden  urtheilen 
kann)  und  mit  denen  auf  -etv,  von  denen  Gurtius  es  neuerdings  wahr- 
scheinlich gemacht  hat,  dass  sie  mit  dem  indischen  Inf.  auf  -sant  der 
Form  nach  übereinstinunen.  Die  Inf.  auf  ^  dhyai  und  -sotit  verdienen 
auch  vom  Standpunkt  der  griechischen  Terminologie  aus  durchaus  den 
Namen  von  Infinitiven,  einmal  insofern  sie  nur  verbale  Gonstmktion 
zeigen,  dann  insofern  sie  auch  Imperativisch  gebraucht  werden  können, 
und  endlich  insofern  sie  aus  mehreren  verschiedenen  Tempusstänunen 
gebildet  werden  können ,  so  hat  man  z.  B.  stfimshdni  von  einem  Prä- 
sensstamme mit  na ,  pibadhyai  von  einem  aus  der  verdoppelten  Wurzel 
bestehenden  Präsensstanmie,  und  vübvridhddhyai  von  einem  Perfectstamme. 
lieber  die  Etymologie  dieser  Formen,  können  wir  nicht  mit  solcher 
Sicherheit  urtheüen,  wie  bei  der  ersterwähnten  Gruppe^  doch  ist  wahr- 
scheinlich, dass  der  Inf.  auf  -dhyai  Dativ,  der  auf  -sani  Localis  eines 


123     

Sabstantiyums  sei.  Jedenfalls  aber  war  schon  in  der  Grundsprache 
jeder  innere  Zusammenhang  dieser  Bildungen  mit  irgend  welchen  Nomi- 
nftlstämmen  verloren,  sie  waren  bereits  in  der  Grundsprache  da  ange- 
kommen, wo  wir  im  Griechischen  döficvat  u.  s.  w.  finden. 

Demnach  darf  man  behaupten,  dass  die  Formen  auf  -o&av  und 
-eiv  als  fertige,  die  auf  'IxbvqLj  -fiev,  -hvat  als  werdende  Infinitive  in 
das  Griechische  übergegangen  sind. 

Wie  ist  nun  die  weitere  Entwickelung  im  Griechischen  gewesen? 
Zunächst  sind  auch  die  noch  nicht  fertigen  Infinitive  zu  fertigen  gemacht 
^worden ,  und  ist  damit  eine  völlige  Egalisirung  der  verschiedenen  Arten 
des  Infinitivs ,  die  im  Sanskrit  noch  nicht  vorhanden  ist ,  und  also  auch 
in  der  Grundsprache  noch  nicht  vorhanden  war,  herbei  geführt  worden. 
Sodann  ist  die  Angliederung  der  Infinitive  an  die  verschiedenen  Tempus- 
stänmie  vollendet  worden.    Schon  im  Sanskrit  zeigt  sich  dieselbe  im 
Beginn,    wie   man   am   bequemsten   in   meinem   altindischen   Yerbum 
S.  221  ff.    übersehen  kann.     Daselbst   zeigt  sich   mehrfach  eine  Be- 
ziehung zum  Präsensstanun ,  vereinzelt  eine  solche  zum  Perfectstamm 
(yavridhddhyai)  und  wohl  auch  zum  Aoriststamm.    Wenigstens  scheint 
mir  jetzt  wahrscheinlich,  dass  jishe  als  Inf.  aor.  aufeufassen  sei,  vom 
Aorisstamm  jish-  ebenso  gebildet  wie  drige  etc.  aus  der  Wurzel,  und 
zwar   auf   dem  Wege   der   Nachbildung.     Im   Griechischen   entspricht 
JiJüa-at  (denn  der  Aoriststamm  ist  Iva-,  nicht  kvaa).    Von  einem  Inf. 
fiit  findet  sich  im  Sanskrit  noch  keine  Spur.    Dabei  versteht  es  sich 
von  selbst,  dass  der  eigenthümliche  Sinn  der  Tempusactionen  sich  auch 
in  dem  Infinitiv  spiegelt,  was  namentlich  wegen  des  Inf.  aor.  bemerkt 
zu  werden  verdient     Dass  derselbe  nicht  etwa  ursprünglich  den  Sinn 
der  Vergangenheit  hat,  sondern  ihn  nur  unter  gewissen  Umständen  an- 
nehmen kann ,  hat  Gapelle  in  dem  gleich  zu  erwähnenden  Jahresbericht 
S.  113  ff.  bei  Gelegenheit  der  Besprechung  einer  Arbeit  von  Ca  valiin 
gut  entwickelt.    Eine  völlig  selbständige  That  des  Griechischen  ist  die 
Stempelung  des  Inf.  auf  -ad'ai   zum  medialen  Infinitiv  und  damit  die 
vollständige  Einverleibung  des  Infinitivs  in  das  System  des  Yerbums. 
Dass  der  Infinitiv  als  Nomen  mit  dem  Genus  des  Yerbums  nichts  hat 
zu  thun  haben  können,  ist  oft  auseinander  gesetzt  (z.  B.  von  Bopp, 
Ygl.  Gr.  III.  §  868) ,  dass  aber ,   nachdem   er  völlig  verbal  geworden 
war,  auch  die  Kategorie  des   Genus   verbi  auf  den  Inf.   angewendet 
worden  ist,   darf  nicht  Wunder  nehmen.    Dass  gerade   die  Form   auf 
-a^at  medialen  Sinn  erhielt,  lag  sicherlich  an  ihrer  an  die  Medial- 
formen erinnernden  äusseren  Gestalt 


124 

üeber  die  Weiterentwickelang  der  ursprünglichen  Casusbedeutung 
des  Infinitivs  bat  sich  C.  Capelle  in  dem  Jahresbericht  über  die  neueren 
Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  homerischen  Syntax  Philologus  XXXYIL 
Bd.  1.  S.  89  jBT.  in  einer  Weise  ausgesprochen,  der  ich  in  allem  Wesent- 
lichen beistimme.  Ich  beschränke  mich  daher  auf  einige  wenige  Be- 
merkuDgen. 

Mit  Becht  sagt  Capelle  dass  sich  in  dem  finalen  und  oonsecutiven 
Infinitiv  bei  Homer  der  älteste  Qebrauch  dieser  Form  zeige  (S.  95). 
Geht  doch  dieser  <}ebrauch  deutlich  wBontk  auf  den  dativischen  ürsinn 
des  Infinitivs  (der  den  locativischen  Bestandtheil  in  sich  angesogen  hat), 
zurück.  Aus  dem  dativischen  Sinn  geht  auch  der  Imperativische  Gre- 
brauch  hervor  (vgl.  a.  a.  0.  S.  111),  der,  wie  die  Uebereinstimmung  des 
Altindischen  bei  den  Formen  auf  "dhyai  und  -sani  zeigt,  so  gut  wie 
der  finale  und  consecutive  Gebrauch  proethnisch  ist  Im  ältesten  San- 
skrit sieht  man  deutlich ,  wie  durch  einen  sog.  Imperativischen  Infinitiv 
einfach  die  Handlung  als  ein  zu  erstrebendes  Ziel  hingestellt  wird,  wo- 
bei die  redende  Person  selbst  oder  eine  zweite  oder  dritte  als  handelnd 
gedacht  werden  kann.  Wir  übersetzen  z.  B.  die  Worte  Bv.  1,  27,  1 
d{^am  nd  tva  vdravantam  vandädhyai  ich  will  dich  rühmen  wie  ein 
langgeschweiftes  Boss,  dagegen  6,  15,  6  agnim - agnim  vah  saitmdka 
duva^ata  priydm  -pHyain  vo  dtithitn  grimshdni  verehret  jedes  Feuer 
mit  Holz,  preiset  euren  lieben  Gast.  Ist  eine  dritte  Person  genannt, 
so  steht  sie  im  Nominativ,  z.  B.  fjandm  dyaur  . .  abhi  prabhüshdm 
beim  Opfernden  soll  sich  Dyaus  einstellen  10,  132,  1.  Es  würde 
nützlich  sein,  wenn  der  Gebrauch  des  imperativen  Infinitivs  im 
Indogermanischen  monographisch  dargestellt  wurde.  Dabei  würden 
namentlich  auch  die  den  Inf.  auf  -dhyal  entsprechenden  Zendformen  zu 
betrachten  sein.  Von  Interesse  ist  auch  die  Bedeutungsnüance  dieses 
Infinitivgebrauches  bei  Homer.  Wie  Dr.  Gädicke  beobachtet  hat,  wird 
der  Inf.  bei  Homer  meist  im  Sinne  des  Imperativs  Futuri  gebraucht 

Die  Gonstruction  des  acc.  cum  inf.  kennt  das  Sanskrit  nicht,  sie 
war  also  auch  in  der  Grundsprache  nicht  vorhanden,  üeber  die  Ent- 
stehung derselben  theile  ich  im  Wesentlichen  die  Anschauungen,  welche 
Gurtius  in  den  Erläuterungen  zu  seiner  griechischen  Schulgnunmatik  ent- 
wickelt hat.  Wie  bedeutungsvoll  die  Erwerbung  dieser  Gonstruction  für 
die  griechische  Bede  geworden  ist ,  kann  man  namentlich  dann  ermessen, 
wenn  man  bedenkt,  dass  die  im  Griechischen  so  unendlich  häufig  gebrauchte 
oratio  obliqua  erst  auf  dieser  Grundlage  möglich  geworden  ist 

Die  Verbindung  mit  üare  (/  42 ,  q  21)  ist  natürlich  erst  möglich 
geworden,  nachdem  durch  die  acc.  cum  inf.  die  Vorstellung  entstanden 


—    -     125     

ivar,  (lass  der  Infinitiv  so  zu  sagen  das  verbum  finitum  eines  abhängigen 
Satzes  sein  könne. 

Als  ein  wichtiges  historisches  Resultat  der  vergleichenden  Betrach- 
tung halte  man  namentlich  fest,  dass  der  acc.  cum  inf.,  mithin  auch  die 
gesammte  indirecte  Bede  eine  Errungenschaft  der  Griechen  ist. 

Participia  d.  h.  Adjectivbildungen  von  einem  Tempusstamme 
mit  gewissen  eigenthumlichen  Suffixen  gab  es  im  Indogermanischen  von 
allen  vier  Tempusstämmen,  und  zwar  in  activer  und  medialer  resp. 
passiver  Bedeutung.  Ausserdem  scheinen  gewisse  Adjective,  die  mittels 
der  Suffixe  -  ta  und  -  na  aus  der  einfachen  Wurzel  hergeleitet  sind ,  im 
Sinne  eines  part.  perf.  pass.  verwendet  worden  zu  sein.  Dieselben  sind 
aber  im  (rriechischen,  weil  das  part.  perf.  med.  genügte^  ausser  Gebrauch 
gekommen.  Ob  das  part.  aor.  in  der  Ursprache  in  so  häufigem  Gebrauch 
üvar,  wie  im  Griechischen,  ist  sehr  zu  bezweifeln.  Im  Sanskrit  und 
Iranischen  ist  es  so  gut  wie  garnicht  vorhanden.  Es  scheint  vielmehr, 
als  müsse  die  häufige  Verwendung  dieses  Participiums  als  eine  Errungen- 
schaft des  Griechischen  angesehen  werden.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel, 
dass  durch  den  Besitz  dieses  Participiums  das  Griechische  einen  Vorzug 
vor  allen  indogermanischen  Sprachen  besitzt,  der  durch  die  damit  wett- 
eifernden Bildungen  anderer  Sprachen,  z.  B.  des  Sanskrit,  nicht  erreicht 
vrird.  Das  Sanskrit  bedient  sich  da  wo  die  Griechen  dieses  Participium 
gebrauchen,  der  viel  ungelenkeren  Absolutiva,  Wenn  die  Inder  z.  B. 
einen  Satz  mit  tdd  uktvd  „so  gesprochen  habend  ^^  eig.  „nach  Sprechung 
dieses*^  an  den  vorhergehenden  anknüpfen,  so  lässt  sich  aus  uhtvd 
nicht  entnehmen,  ob  einer  oder  mehrere,  ob  ein  Masc.  oder  ein  Fem. 
gesprochen  hat,  was  doch  bei  elTtiaVy  ehcövreg,  elnodaa  der  Fall  ist. 
Der  griechische  Satzanschluss  ist  also  bei  weitem  fester  als  der  indische. 

Die  Participia  haben  natürlich  den  Sinn  ihres  Tempusstammes,  was 
bei  allen,  ausser  dem  part.  aor.  ohne  Weiteres  klar  ist.  Dass  dieses 
aber  auch  nur  scheinbar  den  Sinn  der  Vorvergangenheit,  in  Wahrheit 
vielmehr  den  Sinn  der  eintretenden  Handlung  enthält,  ist  von  Gurtius 
(Erläuterungen  u.  s.  w.)  in  einer  Weise  ausgeführt  worden,  der  ich  nichts 
hinzuzusetzen  habe. 

üeber  den  absoluten  Gebrauch  des  Participiums  in  der  Gonstruction 
der  sog.  genetivi  absoluti  habe  ich  früher  falsch  geurtheilt.  Classen 
Beobachtungen  über  den  homerischen  Sprachgebrauch  (Frankfurt  1867) 
hat  in  völlig  überzeugender  Weise  nachgewiesen,  dass  dieser  Gebrauch 
sich  erst  im  Griechischen  entwickelt  hat. 


Neuntes   Kapitel. 

Die  PrSpositioiieii. 

Eine  Anzahl  griechischer  Präpositionen  ist  mit  denen  anderer 
Sprachen  identisch,  namentlich  ävd  mit  Zend  ana^  and  mit  Sanskrit  dpa 
Z.  apa^  im  mit  S.  dpi  Z.  aipi^  Ttaqa  mit  S.  pdra  Z.  para^  Tte^i  mit 
S.pdri  Z.pairi^  /tgög  tiotI  mit  S.  prdti  Z.  paiti,  7cq6  mit  S.  prd  Z. /ra. 
Das  griechische  Sfia  und  juera  haben  nicht  gerade  identische  Wörter  in  den 
asiatischen  Sprachen  neben  sich ,  aber  doch  Verwandte,  Sfia  in  sdm  und 
Genossen,  fietd  in  smdt  (oder  etwa  mühds?).  Dazu  konmit  noch  tn, 
das  im  Griechischen  als  Präposition  verloren  gegangen,  im  S.  dti  und 
Zend  aiti  aber  als  solche  erhalten  ist.  In  den  italischen  Sprachen  finden 
ivy  h,  und  ^  (das  vermuthlich  mit  cum  identisch  ist)  ihre  Analoga.' 

üeber  die  ursprüngliche  Anwendung  dieser  Präpositionen  ist  man 
jetzt  zu  einer  übereinstimmenden  Meinung  gelangt  Man  ninmit  all- 
gemein an,  dass  die  Präpositionen  ursprünglich  wie  alle  Wörter  Frei- 
wörter (sog.  Adverbia)  waren,  und  dann  Begleitwörter  wurden, 
und  zwar  von  Anfang  an  in  grösster  Ausdehnung  verbale  Begleitwörter, 
dagegen  Anfangs  seltener  und  erst  im  Laufe  der  Zeit  häufiger  werdend 
nominale  Begleitwörter.  In  der  ältesten  Zeit  war  es  die  wesentliche 
Aufgabe  der  Präpositionen ,  die  Richtung  der  im  Yerbum  ausgedrückten 
Handlung  näher  zu  bestimmen,  die  Beziehung  der  Handlung  aber  auf 
einen  Gegenstand  drückte  der  Casus  allein  aus,  ohne  Beihülfe  der  Prä- 
positionen. Im  Sanskrit  finden  wir  diese  Beihülfe  erst  sehr  spärlich 
(„Im  Sanskrit  kann  man  oft  10  bis  20  Seiten  lesen,  ohne  irgend  einer 
Präposition  mit  einem  von  ihr  regierten  Casus  zu  begegnen."  Grass- 
maim  in  Kuhns  Zeitschrift  23,  560),  im  Griechischen  jedoch  schon  so 
häufig  y  dass  alle  oben  genannten  Präpositionen  im  Griechischen  sowohl 


1)  a^(f)l  habe  ich  nicht  behandelt,  weil  ich  die  Bedentangsentwickelung  nicht 
klar  zn  legen  vermag,  vn6  nnd  vn^Q  nicht,  weil  das  etymologische  Yerhältniss  zu 
den  S- Formen  des  Lateinischen  nicht  klar  ist  Auf  die  dem  Griechischen  allein 
angehörigen  Präpositionen  bin  ich  nicht  eingegangen. 


-      127 

bei  Verbis  als  bei  Nominibus  erscheinen,  während  im  Sanskrit  und 
Zend  einige  derselben  wie  pdra  und  prd  gar  nicht  mit  Casus  verbunden 
vorkommen. 

Indem  ich  mich  begnüge,  auf  diese  durch  frühere  Untersuchungen 
(vgl.  Lange  über  Ziel  und  Methode  der  syntaktischen  Forschung,  Yerh. 
der  Göttinger  Philologenversammlung  1852,  Curtius  Erläuterungen, 
Grassmann  a.  a.  0.)  festgestellten  Thatsachen  zu  verweisen ;  fage  ich 
einige  Bemerkungen  über  die  Verbindung  der  Präpositionen  mit  Verben 
und  mit  Casus  hinzu. 

1.    Die  Präpositionen  als  verbale  Begleitwörter. 

Für  das  älteste  Sanskrit  ergeben  sich  folgende  Regeln,  deren  Gül- 
tigkeit durch  einzelne  Ausnahmen,  die  in  einer  Sanskritsyntax  zu 
erörtern  sein  würden,  nicht  beinträchtigt  wird: 

Im  Hauptsatz  ist  die  Präposition  frei  und  betont,  das  Verbum 
enklitisch,  z.  B.  dpa  gachcUi  „er  geht  weg^\  dagegen  im  untergeord- 
neten Satz  wird  die  Präposition  mit  der  betonten  Verbalform  zusammen- 
gesetzt, z.  B.  yds  apckgdchati  ,, welcher  weggehf 

Das  Griechische  stimmt  mit  dem  Sanskrit  insofern  überein,  als  die 
Präposition  wenigstens  in  der  homerischen  Sprache  noch  häufig  genug 
selbständig  erscheint ,  in  der  sog.  Tmesis,  und  als  auch  später  die  Zu- 
sammensetzung nicht  mit  dem  Verbum  stattfindet,  sondern  abgesehen 
von  einzelnen  Ausnahmen  wie  za^eüdco,  nur  mit  der  einzelnen  Verbal- 
form ,  so  dass  also  z.  B.  im  Sanskrit  wie  im  Griechischen  das  Augment 
hinter  der  Präposition  steihi 

Schwieriger,  vielleicht  unmöglich,  ist  die  Entscheidung  der  Frage, 
ob  diejenigen  Betonungsverhältnisse,  welche  wir  im  Sanskrit  finden, 
auch  für  das  vorhistorische  Griechisch  angenommen  werden  müssen.  Ich 
werde  bei  der  Lehre  von  der  Wortstellung  zu  zeigen  suchen,  dass  aller- 
dings im  Griechischen  noch  Spuren  von  einstiger  Enklisis  des  verbum 
finitum  vorhanden  sind.  Ich  nehme  also  an,  dass  man  in  ältester  Zeit 
im  Griechischen  entsprechend  dem  indischen  dpa  gachati  sagte  äno 
ßaivei.  Ob  aber  auch  die  Behandlung  des  Verbums  ijn  Nebensatze  die- 
selbe war,  wird  sich  schwerlich  erweisen  lassen.  Mit  dem  Eintritt 
des  Dreiailbengesetzes  nämlich  waren  im  Hauptsatz  Betonungen  wie 
äfco  ßatvBL  nicht  mehr  möglich,  wurden  vielmehr  durch  ärtoßaivBi 
ersetzt,  und  damit  auch  im  Hauptsatz  eine  Bildung  herbeigeführt,  wie 
man  sie  nach  Analogie  des  indischen  apagdcJuUi  für  den  Nebensatz  zu 
erwarten  hat  Es  wurde  also  die  Verschiedenheit  der  Betonung  des 
Verbums  im  Haupt-  und  Nebensatz  —  wenn  sie  überhaupt  vorhanden 


128      

war  —  jedenfalls    durch    die  Herrschaft    des   Dreisilbengesetzes    früh 
verwischt. 

Ob  Untersuchungen  darüber  gemacht  sind,  in  welchem  Falle  un- 
mittelbar vor  dem  Yerbum  stehende  Präpositionen  bei  Homer  selbständig 
zu  schreiben  sind,  und  in  welchem  nicht,  ist  mir  nicht  bekannt.  Wer 
sie  etwa  anstellt,  wird  den  eben  skizzirten  Hintergrund  dieser  Erschei- 
nungen nicht  übersehen  dürfen. 

Als  zweite  Begel  ergiebt  sich  aus  dem  älteren  Sanskrit  folgende: 
die  Formen  des  verbum  infinitum  werden  mit  der  Präposition  zu  einem 
Worte  vereinigt,  und  zwar  ist  die  Verbindung  um  so  fester,  je  ent- 
schiedener nominal  die  betreffende  Form  ist,  also  am  festesten  bei  dem 
Participium  auf  -to,  z.  B.  pdrikritas,  während  bei  dem  Part.  präs.  act. 
und  bei  dem  Infinitiv  auch  Getrenntheit  der  Präposition  vorkommt, 
z.  B.  prd  davdne  wie  djcd  döfievai.  Im  Griechischen  ist  das  Yerbält- 
niss  dasselbe. 

Auch  die  Verbindung  mehrerer  Präpositionen  mit  dem  Verbum 
findet  sich  im  Griechischen  ebenso  wie  im  Sanskrit.  Die  Vergleichung  im 
Detail  würde  sich  bequemer  durchführen  lassen,  wenn  in  unseren  grie- 
chischen Lexicis  nicht  die  schlechte  Sitte  herrschte,  die  sog.  zusammeu- 
gesetzten  Verben  unnatürlich  von  dem  einfachen  Verbum  zu  trennen. 

2.    Die  Präpositionen  als  nominale  Begleitwörter. 

Dass  die  Präpositionen  ursprünglich  nicht  vor,  sondern  hinter  dem 
Casus  standen,  dass  also  in  der  sogenannten  Anastrophe  nicht  bloss  die 
ursprüngliche  Betonung,  sondern  auch  die  ursprüngliche  Stellung  bewahrt 
ist,  ist  in  dem  Abschnitt  über  Wortstellung  ausgeführt.  An  dieser 
Stelle  gehe  ich  einige  Präpositionen  in  ihrer  Verbindung  mit  den  Ter* 
schiedenen  Casus  durch,  um  das  Verhältniss  zwischen  Casus  und  Präpo- 
sition, und   die  Entwickelung  dieses  Verhältnisses  zu  veranschaulichen. 

dvd  urspr.  wohl  „oben.''  Es  tritt  zu  einem  Localis,  der  dadarch 
in  der  Weite  seiner  Bedeutung  beschränkt  wird.  Fa^ä^  könnte 
bedeuten:  „in,  an,  auf  G. ,"  sobald  aber  dyd  hinzutritt,  heisst  es  t^auf 
G.  oben."  Ebenso  wirkt  es  in  der  Verbindung  mit  dem  Acc.  Der  Acc^ 
welcher  wie  wir  sahen,  nichts  bedeutet  als  die  unmittelbare  Ergänzung 
des  Verbums ,  kann  u.  a.  auch  die  Erstreckung  über  Baum  und  Zeit  zu 
bedeuten  scheinen,  oder  anders  ausgedrückt:  Während  ursprünglich  der 
Acc.  nur  eine  allgemeine  Ergänzung  des  Verbums  ist,  fassen  ihn  später 
(aber  schon  in  uralter  Zeit)  die  Bedenden  auf  als  die  Erstreckung 
durch  Baum  und  Zeit  bezeichnend.  Zu  diesem  Acc.  tritt  dm.  Die 
Verbindung  bezeichnet  also  ursprünglich   „durch  etwas  hin  oben*^  d.  i. 


1 


129 

,,  über  —  hin."  Doch  ist  der  Begriff  der  Präposition  in  vielen  Ver- 
bindungen nahezu  erloschen  und  nur  der  Acc.- Begriff  übrig  geblieben. 
Ss  versteht  sich,  dass  in  ältester  Zeit  dvd  nur  in  der  Nähe  solcher 
Verba  auftreten  konnte,  bei  denen  ein  Acc.  der  Erstreckung  erscheint. 
Als  aber  der  Typus  fest  geworden  war,  erschien  er  bei  allen  Verben, 
z.  B.  auch  in  dem  Satze  TtoXXal  lixaddeg  elalv  dy'  ^EUAda  I  395 ,  ob- 
^w^ohl  ursprünglich  b^  eifii  kein  Acc.  der  Erstreckung  möglich  war. 
Durch  die  Verbindung  mit  der  Präposition  wird  der  Casus  aus  der 
Abhängigkeit  vom  Verbum  erlöst.  —  Dieselbe  Verbindung  mit  dem 
Acc.  finden  wir  auch  bei  dem  zendischen  ana. 

an 6.    Das   entsprechende  S.  dpa  und  Z.  apa  (Hübschmann  311) 
ist  nur  verbales  Begleitwort.    Der  Casus  bei  dat6  ist  wie  die  Verglei- 
ch uug   mit   ab  und  der  Sinn  der  Präposition  zeigt,  der  Ablativ.     Es 
erscheinen    daher   auch   bei   d:ii6  die  Vertreter  des  Abi.,  nämlich  der 
Gen.,   der  Casus  auf  ^e,  und  der  pronominale  Ablativ  auf  -Q^tv,    Im 
arkadischen  und  kyprischen  Dialekte  wurden   &n:6  {olttv)  und   f^  (fg) 
mit  dem   Dativ -Localis  verbunden  (vgl.  h  d^egaig  zgiai  drti  r^  Sv 
TÖ   ddUrjfja  yivrp:oi  in  der  Inschrift  von   Tegea  Cauer  117,   und  d7ti> 
T^  C^  (d.  i.  yqi)  in    der   Inschrift   von  Idalion  Cauer  118,^  ferner  fg 
TÖi  tQyoi  Teg.  und  iag  t^  foiyui)  t^  ßaailifog  yuxl  iag  t^  Tcrdhji  Id.). 
Ich  sehe  die  Möglichkeit  einer   doppelten  Erklärung  dieser  auffälligen 
Thatsache.    Da  der  Dialekt,  um  den  es  sich  handelt  —  denn  es  ist 
ja  nur  einer  —  dem  üblichen  Grunddialekt,  welchen  wir  fftr  die  home- 
rischen Gedichte  vorauszusetzen  haben,  sehr  nahe  steht  (näher  als  ein 
anderer  Dialekt),  so  liegt  es  nahe  zu  vermuthen,  dass  derselbe  den  Casus 
auf  -g)t  verhältnissmässig  lange  bewahrt  habe.    Man  könnte  nun  an- 
nehmen, dass  derselbe  sich   bei  seinem  Erlöschen  mit  dem  Dativ  ver- 
schmolzen habe  und  so  auch  d7r6  mit  auf  den  Dativ  übertragen  sei. 
Die  Construction  von  dnö  und  if  mit  dem  Gen. -Abi.,  die  doch  zweifels- 
ohne auch  vorhanden  war,    wäre   dann   zu  Gunsten   der  Dativ -Con- 
struction verschwunden.    Indessen  ist  mir  doch  eine  andere  Hypothese 
wahrscheinlicher.     Es  erscheint  mir  natürlicher,  anzunehmen,  dass  die 
Dativ  Verbindung  von  dvrö  und  f:^  nicht  so  alten  Datums  ist,  dass  viel- 
mehr auch  im  Arkadischen  wie  in  den  anderen  Dialekten,  nach  dem 
Verschwinden  des  Casus  auf  -ye,  fj  und  dnö  nur  mit  dem  Gen. -Abi. 
verbunden    wurden,    und   dass  die  Dativ -Construction    nur  einer  An- 
lehnung   an   die   Construction   anderer   Präpositionen,  namentlich    der 


1)  Ich  führe  Citate  aus  Inschriften  in  der  Canerschen  Fassung  an ,  auch  wenn 
ich  gegen  dieselbe  Bedenken  hege. 

Delbrück,   synUkt.  Foraeb.     IV.  9 


130     ~ 

Präposition  «'ihr  Dasein  verdankt.  Weil  man  sagte  fv  %a  yq  so 
bildete  man  auch  fx  t^  /^.  Auf  diese  Weise  tritt  bei  Gleichheit  der 
Gasusform  der  Gegensatz  von  h  und  hi  noch  stärker  hervor. 

e/rt  dürfte  ursprünglich  „daran  darauf'^  bezeichnen^  also  etwa  wie 
ova,  nur  dass  der  Begriff  des  „oben''  weniger  hervortritt,    dpi  im  S.  ist 
nur  als  Partikel  „auch'*,  im  Compositum  und  als  verbales  Begleitwort 
vorhanden,  wogegen  aipi  im  Zend  auch  nominales  Begleitwort  ist.    üeber 
htl   bei  Homer   giebt   La  Boche  Zeitschrift  f.  d.  österr.  Gymn.  1870, 
S.  81  ff.  Auskunft.    Danach  bezeichnet  es  mit  dem  Acc.  die  Riehtang 
auf  etwas  hin,  und  über  etwas  Md,  es  dient  also  zur  Stütze  des  Ace. 
des  Zieles  und  der  Erstreckung.    Es  dient  dazu,   diesen  Gebrauch  des 
Accusativs  mit  Entschiedenheit  als   localen   zu  bezeichnen  (was   er  ja 
ursprünglich  nicht  war).    Der  gleiche  Gebrauch  liegt  im  Zend  vor,  z.  R 
vispämca  aipi   imdm  zäm  7täaav  ejti  yaiav,    ^Eiti  mit  dem  Daidy   ist 
natürlich  nichts  anderes  als  e.7tL  mit  dem  Localis  (auch  diese  Verbin- 
dung liegt  im  Zend  vor).    Da  aber  der  Loc.  im  Griech.  mit  dem  Dativ 
verschmolzen  ist,  so  finden  wir  iTii  auch  mit  echten  Dativen  verbonden, 
z.  B.  e.7tl  TQdeaat  ^axsad^ai   u.  a.  (siehe  a.  a.  0.   105).    Zwar  könnte 
man  auch  in  solchen  Fällen  allenfalls  den  Loc.  festhalten,  aber  es  ist 
nicht  einzusehen,  warum  f/r/,   welches  mit  dem  Localis  von  Alters  her 
verbunden   wurde,  sich   nicht   auch   auf  den  echten  Dativ  au^edehnt 
haben  sollte,  nachdem  dieser  mit  dem  Loc.  verschmolzen  war.     Nur 
muss  man  festhalten,  dass  die  Verbindung  mit  dem  Dativ  keine  indo- 
germanische ist.    Aehnlich  steht  es  mit  iyti  mit  dem  Genetiv.     ,,Der 
Gebrauch  des  iTti  mit  dem  Genetiv  —  sagt  La  Koche  —  ist  bei  Homer 
noch  beschränkt,    sowohl    nach  der  Art  als  nach  der  Zahl  der  vor- 
kommenden Fälle."    Wenn  man  nun  diese  Fälle  bei  La  Boche  S.  108  ff. 
mustert,  so  wird  man  sich  leicht  überzeugen,  dass  ercl  demjenigen  Theil 
des  Gen.,  den  man  als  local  empfand,  zur  Stütze  dient.    Da  nun  aber 
dieser  locale  Gebrauch  des  Gen.  selbst  schwerlich  uralt,  sondern  erst 
griechisch  ist,  so  ist  natürlich  auch  diese  Verwendung  von  stiI  eine  grie- 
chische Errungenschaft. 

Ttaqd,  Wie  man  aus  dem  Vergleich  von  Tiaqa  mit  S.  pdra  und 
Z.  para,  welche  aber  nicht  bei  Nominibus  erscheinen,  mit  Wahrschein- 
lichkeit schliessen  kann,  ist  die  älteste  Bedeutung  von  pdra  „entlang." 
Diese  hat  sich  nach  zwei  Sichtungen  hin  entwickelt,  und  zwar^  ange- 
wendet auf  ruhände  Dmge  zu  „neben,  bei,"  angewendet  auf  bewegte 
zu  „aus  der  Nähe,  weg,  fort."  Die  letztere  Bedeutung  liegt  im  S. 
und  Z.  vor,  im  Griechischen  in  der  Verbindung  mit  dem  Gen.,  die 
erstere   im  Griechischen  in   der  Verbindung  mit  dem  Acc.   und  Dat 


131 

Demnach  gestaltet  sich  die  Verbindung  von  Jtagd  mit  Casus  im  Grie- 
chischen folgendermassen  (vgl.  Bau  de  praepositionis  Ttagd  usu  in  Cur- 
tius   Studien  III,   1  ff.):    Der   Gen.    bei   ytagd  ist    der   Ablativ,   nagä 
Ti^(av6io  äiQWTo   setzt  also  eine  ursprünglichste  Wendung    Ti9-ijjvöio 
äiQWTo  „erhob  sich  vom  Tithonos  weg"  voraus.    Zu  diesem  Ablativ 
trat    dann  Tidga  und   Tid'orydio  Tcdga    bedeutet  also  eigentlich:  ,,vom 
Tithonos,  aus  der  Nähe  fort."     Der  Dativ  bei  icagd  ist  eigentlich  der 
Localis,  Ttagd  vavaiv  bedeutet  also:   „bei  den  Schiffen,  daneben  oder 
in  der  Nähe."    Das  daneben  verblasste  auch  zum  blossen  bei.    Endlich 
7raQd  mit  dem  Acc.  bedeutet  entweder  zu  —  hin,  oder  an  etwas  ent- 
lang,  an  etwas  vorbei,    es  stützt  und  belebt  also  ebenso  wie  i7ti  die 
Accusative   der  Richtung  und  der  Erstreckung.    Der  eigene  Sinn  der 
Präposition  tritt  auch  da ,  wo  er  am  meisten  verblasst  zu  sein  scheint, 
nämlich  bei  dem  Accusativ  der  Richtung  insoweit  hervor,  als  (wenig- 
stens  häufig)   die  Längsbewegung   (nicht  etwa  das  Anlangen  am  Ziel) 
hervorgehoben  erscheint. 

Ttegl.  Hinsichtlich  der  Grundbedeutit&g  von  jcegi  stimme  ich  dem 
bei,  was  Grassmann  s.  y.  pari  bemerkt:  „Die  Grundbedeutung  ist  die 
der  räumlichen  Umgebung  [rings,  ringsum],  daher  weiter  der  räumlichen, 
zeitlichen  Nähe  und  der  räumlichen  Verbreitung.  Mit  dem  Abi.  drückt 
es  die  Bewegung  von  einem  Orte  her  aus,  wobei  es  gleichgültig  ist,  ob 
der  Ort  oben,  unten  oder  in  derselben  wagerechten  Ebene  liegt;  viel- 
mehr ist  die  eigenthümliche  Beziehung  oder  Anschauung,  welche  pari 
der  allgemeinen  ablativischen  Richtung  des  Woher  hinzufugt,  ursprüng- 
lich die,  dass  der  Ort,  von  wo  die  Bewegung  ausgeht,  nicht  als  ein 
Punkt,  sondern  als  ein  rings  oder  an  vielen  Punkten  den  Gegenstand 
umgebender  Raum  aufgefasst  wird.  Da  das  Umfassende  nothwendig 
grösser  ist  als  das  ümfasste,  so  geht  aus  dem  Grundbegriffe  der  Begriff 
der  üeberragung  (in  ZusammenMgungen  und  Zusammensetzungen)  her- 
vor, ein  Uebergang,  der  sich  besonders  in  der  Zusammenfägung  von  hhü 
mit  pari  klar  darlegt.  Dagegen  tritt  der  Begriff  des  räumlich  höher 
gelegenen  (Sonne  in  Kuhns  Zeitschrift  14,  3  ff.)  nirgends  weder  im 
Sanskrit  noch  in  den  verwandten  Sprachen  hervor.  Die  üebergänge  in 
bildlich  aufgefasste,  geistige  Begriffe  ergeben  sich  leicht.''  Danach  hat 
Treqi  bei  dem  Accusativ  und  Localis  (z.  B.  Tieql  (W^Boai)  keine  Schwie- 
rigkeit. Auch  der  Gen.  bei  tzbqv  im  Sinne  von  „wegen"  u.  s.  w.  ergiebt 
sich  mit  Sicherheit  als  Ablativ ,  nach  Analogie  des  Ablativs  bei  pari 
im  Sanskrit  im  Sinne  von  1)  von  — her,  2)  wegen,  um  —  willen,  aus, 
gemäss.  Fraglich  kann  nur  sein ,  wie  man  den  Gen.  bei  TtBqL  im  localen 
Sinne   auffassen   soll,    wie  er  z.  B.    c  68  §  S*  av%of>  terdwaro   Tttql 

9* 


132     

ojreiovg  yXaq)VQÖio  vorliegt.  Ich  glaube,  dass  hier  Ttegl  zu  dem  locales 
Genetiv  getreten  ist,  ähnlich  wie  ItcI^  denn  eine  Herleitang  dieses 
Genetivs  aus  dem  Ablativ  scheint  mir  nicht  möglich.  Demnach  wird 
7ceQi  im  Griechischen  construirt  mit  dem  Ablativ,  Localis,  Accnsaiav, 
gerade  so  wie  im  Zend.  Eine  weitere  jüngere  Verbindung  ist  die  mit 
dem  localen  Genetiv. 

TtQÖg.  Die  Grundbedeutung  von  prcUi  Ttgdg  (wovon  pciiii  ^ori 
dem  Sinne  nach  nicht  zu  unterscheiden  sind),  scheint  gewesen  zu  sein: 
y^nahe,  nahebei/'  Daher  entwickelt  sich  in  der  Yerbindung  mit  dem 
Acc.  derßichtung  der  Sinn  unseres  ,,nach  —  hin.''  Der  Dativ  bei  7^^ 
ist  natürlich  der  Localis,  den  es  in  ganz  ähnlicher  Weise  stützt  und 
beschränkt  wie  eTtl  TtaqA  u.  s.  w.  Dem  Ablativ  fügt  n^dg  die  Nuance 
hinzu,  dass  die  Bewegung  aus  der  Nähe  des  betreffenden  Gegenstandes 
vor  sich  geht.  Aus  dieser  räumlichen  Bedeutung  lassen  sich  die  über- 
tragenen leicht  ableiten. 

7t  Q  6.  S.  prd  und  Z.  fra  werden  nicht  als  nominale  Begleitwörter 
gebraucht.  Die  Grundbedeutung  ist  „vom,  vor/*  Der  Gen.  bei  >t^ 
scheint  durchweg  der  Ablativ  zusein,  wofür  namentlich  die  Constniction 
des  lateinischen  pro  spricht.  In  ^Ikidd^v  7tq6  und  -^6^1  TtQÖ  sind  Dllo^i 
und  ^(od^i  behandelt  wie  echte  nominale  Locale. 

jueTct.  üeber  die  Grundbedeutung  von  /i^ra  (dessen  Etymologie  nicht 
ganz  sicher  ist)  äussert  sich  Tycho  Mommsen  in  dem  Frankfurter  Programm 
von  Ostern  1874,  Frankfurt  a.  M.  1874)  S.  30:  „Es  ist  das  Germanische 
mank  among,  fr.  parmi  und  heisst  zunächst  und  hauptsächlich  unter  einer 
Anzahl  oder  Menge.  Doch  zeigt  uns  die  homerische  Sprache  wohl 
noch  eine  ältere,  mehr  concret- sinnliche  Bedeutung.  Sie  findet  sich  in 
den  beiden  Ausdrücken  der  Iliade  ,,  zwischen  den  Eannladen^^  (^  416 
liexä  yvafiTcrfjai  yiwaaiv^  N  200  ^lerä  ya^fprjX'^iv)  und  „zwischen  den 
Beinen''  (fievä  Ttoaalv  Nb7d  TllO),  ferner  in  dem  in  beiden  Gedichten 
häufigen  „zwischen  (d.  i.  in,  mit)  den  Händen'*  (fjerä  xBqaivY  u.  s.  w. 
Dass  der  Dativ,  welcher  mit  dieser  Präposition  verbunden  erscheint^ 
ursrprüngUch  ein  Localis  ist,  bedarf  keines  Beweises.  Tritt  nun  fieia 
in  dem  Sinne  „zwischen,  unter"  zu  dem  Accusaüv,  so  fugt  es  diesem 
die  Nuance  des  sich-Mischens,  des  Erreichens  hinzu,  z.  B.  ^Qfito  rvr 
(pühx  d^B&v  würde  heissen  „gehe  nun  zu  den  Schaaren  der  Götter,'^  aber 
fi£ra  in  e^so  vfjv  fievä  (pdla  ^t&y  0  54  fügt  die  Nuance  hinzu,  dass 
Here  unter  die  Schaaren  der  Götter  treten  soll.  Wenn  nun  solchen 
pluralischen  Wendungen,  die  bei  iJUNa  als  die  ursprünglichen  betrachtet 
werden  müssen  (vgl.  Mommsen  a.  a.  0.  S.  31),  singularische  nachgebildet 
werden Y  so  verändert  sich  der  Sinn  von  iJUB^ra  aus  „zwischen''  in  „nahe 


133     '- 

heran."    Und   damit  ist  die   weitere  Entwickelung  zu   „nach"  in  ver- 
schiedenem Sinne  gegeben.    Die  Constmktion  von  /jerd  mit  dem  Gene- 
tiv   ist  jungen  Datums.     Sie  ist,    wie  Mommsen  S.  35  sagt,   für  die 
homerische  Sprache   so   gut  wie  nicht  vorhanden,   da  sie  nur  an  fünf 
Stellen  belegt  ist.    Sie  wird  verständlich^  wenn  man  erwägt ,  dass  ein 
localer  Genetiv  im  Griechischen  vorhanden  ist^  und  namentlich  dass  der 
Typus  einer  Präposition  mit  dem  Gen.  im  localen  Sinne  sich  immer 
mehr   befestigte  und  erweiterte.    Angesichts  der  (ursprünglich  ablativi- 
schen) Genetivconstruktionen  mit  dyrö,  i^,  ^tegi,  Tigög,  und  der  gene- 
tivischen mit  F7€i  musste  sich  das  Gefühl  ausbilden,  dass  schliesslich  jede 
Präposition  localer  Bedeutung  mit  dem  Genetiv  verbunden  werden  könne. 
avv.    Ueber  den  Grundbegriff  von  avv  sagt  Mommsen  a.  a.  0.  S.  38: 
,,atV  ist  bei  Homer  der  gewöhnliche  Ausdruck  für  die  Zugehörigkeit 
eines  Begriffs  zu  einem  anderen;  die  Bedeutung  theilt  sich  nach  zwei 
Seiten,  jenachdem  die  Präposition  mehr  mit  Zuthat  von  oder  mehr 
mit  Hilfe  von  bezeichnet.     Die  durch  aiiv  angeknüpfte  Sache  oder 
Person   erscheint  im  Ganzen  weniger  als  gleichberechtigt  oder  an  Um- 
fang oder  Zahl  überwiegend  (wie  bei  fietd)  sondern  als  das  Secundäre, 
oft  geradezu  als  Anhängsel.    Eine  Reihe  stehender  oder  unter  sich  ähn- 
licher Redewendungen  bietet  sich  dar,  in  denen  durch  avv  Dinge  oder 
Personen  angeknüpft  werden,  die  in  einem  natürlichen  Zugehörigkeits- 
verhältniss  zu  anderen  Dingen  oder  Personen   stehen."    (Es  folgt  eine 
Heihe  solcher  Wendungen).    Wenn  man  hiermit  vergleicht,  was  ich  Abi. 
Loc.  Listr.  51  über  den  sociativen  histrumentalis  gesagt  habe:  „In  den 
instrumentalis  treten  personen  oder  sonstige  selbständige  wesen,  welche 
mit  einer  hauptperson  verbunden  sind^  zu  der  sie  in  einem  mehr  oder 
weniger  untergeordneten  Verhältnisse  stehend  gedacht  werden,"  so  kann 
nicht  bezweifelt  werden ,  dass  atV  im  Griechischen  die  Stütze  desjenigen 
Dativbestandtheils  ist,  der  von  dem  Instrumentalis  herstammt,  wie  ich 
auch  schon  a.  a.  0.  S.  68  ausgeführt  habe.    Ich  kann  desshalb  Momm- 
sens  Zweifel  („ebensowenig  sicher   ist  es,   welchem  Bestandtheil   des 
griechischen  Dativs  ursprünglich  aiiv  angehörte"  a.  a.  0.  S.  40)  nicht  für 
berechtigt  halten.^     Dass  Sfia  ebenfalls  ursprünglich  mit  dem  Instru- 
mentalis verbunden  wurde,  bedarf  keiner  Ausführung. 

iv  wird  mit  dem  indischen  d  zusammengestellt,  aber  die  Berech- 
tigung dazu  ist  zweifelhaft.    Der  Dativ  der  bei  ^  erscheint,  ist  selbst- 


1)  Ob  Mommsen  meine  Schrift  über  den  Abi.  loc.  instr.  Berlin  1867  entgangen 
ist,  oder  ob  er  an  dieser  und  anderen  Stellen  stillschweigend  gegen  dieselbe  polemi- 
sirt,  ist  mir  zweifelhaft  geblieben. 


134     

verstäudlich  der  Localis,  ursprünglich  konnte  im  Griechischen  iv  aach 
zum  Accusatiy  gefugt  werden,  wie  das  lateinische  in^  und  dieser 
ursprüngliche  Zustand  hat  sich  in  einer  Anzahl  von  Dialekten  erhalt«D. 
^Eig  scheint  eine  Specialbildung  des  Griechischen  zu  sein. 

Aus  der  Geschichte  der  hier  behandelten  Präpositionen  ergiebt  sich 
Folgendes: 

Die  Präpositionen  waren  ursprünglich  Baumpartikeln.  Man  setzte 
sie  hinter  einen  Casus,  um  die  locale  Bedeutung  desselben  zu  stötzen 
oder  zu  specialisiren.  Sie  erscheinen  demnach  hinter  dem  Ablati?, 
Localis,  Instrumentalis  und  dem  Accusatiy  in  seiner  localen  Bedeutung, 
aber  ursprünglich  nicht  hinter  dem  Dativ  (der  also  nicht  als  localer 
Casus  empfunden  sein  kann)  und  wohl  auch  nicht  hinter  dem  Geneti?, 
der  wohl  auch  im  Indogermanischen  noch  nicht  im  localen  Sinne 
gebraucht  wurde.  Es  scheint  also,  dass  das  Lateinische  in  dieser 
Beziehung  den  ursprünglichen  Zustand  treu  bewahrt  hat.  Gegen  die 
Behauptung,  dass  Präpositionen  ursprünglich  nicht  mit  dem  Genetiv 
verbunden  seien,  tritt  zwar  Curtius  in  seinen  Erläuterungen  S.  177  ent- 
schieden auf,  aber  ich  kann  ihm  wenigstens  hinsichtlich  derjenigen 
echten  Präpositionen,  die  als  indogermanisch  nachzuweisen  sind,  nicht 
Recht  geben.  Einmal  giebt  es  im  Sanskrit  keine  solche  Constmction 
und  sodann  ist  die  Verbindung  von  Präpositionen  mit  Casus  nicht  alt 
genug  und  die  Bedeutung  der  Präpositionen  in  ihrer  Verbindung  nicht 
Ausschlag  gebend  genug,  als  dass  man,  wie  Curtius  thut,  die  Präpo- 
sitionen so  zu  sagen  als  regierende  Nomina  betrachten  köimte,  die  den 
Genetiv  der  Zugehörigkeit  bei  sich  haben.  Anders  steht  es  natQrlich 
mit  den  sogenannten  unechten,  d.  h.  den  aus  Nominalstämmen  gebüdeien 
Präpositionen,  die  wie  xAqiv  und  ähnliche  Wörter  mit  dem  Genetiv  con- 
struirt  werden  können.  Welche  griechischen  Präpositionen  freilich  zu 
dieser  Classe  gehören,  wird  sich  schwer  entscheiden  lassen.  Wahr- 
scheinlich gehört  dahin  avri  (dem  im  Sanskrit  dnti  als  Adverbinm 
gegenübersteht),  vielleicht  dia. 


Zehntes  Kapitel. 

Die  Pronomina. 

Von  griechischen  Pronominibus  sind  als  proethnisch  erweisbar  die 
folgenden:  das  Pronomen  erster  und  zweiter  Person,  und  das  Beflexivum 
(jedoch  das  Beflexivurn  nur  im  Singular,  wie  unten  gezeigt  werden 
T?ird).  Von  den  adjectivischen  ist  sicher  proethnisch  Sg  fj  Ih  gleich 
svds  svd  svdm,  ferner  a6g  gleich  dem  einmal  im  Bigveda  vorkommenden 
tvds  (sonst  heisst  es  im  Sanskrit  tvadiya^  oder  wird  der  Oen.  gebraucht), 
für  die  erste  Person  existirt  im  Sanskrit  in  der  alten  Sprache  kein 
possessives  Adjectiven,  wohl  aber  im  Zend  ma,  dem  das  griechische 
i^Adg  entsprechen  dürfte.  Die  von  den  Dualen  und  Pluralen  gebildeten 
Fossessiva  auf  -Teqog  sind  wahrscheinlich  griechische  Neubildungen. 

Von  den  Pronominibus  dritter  Person  sind  alt  das  Interrogativum 
und  Indefinitum,  ferner  6  fi  1:6  und  in  gewissem  Sinne  auch  ohiog^ 
endlich  das^  Belativum,  welches  aber  hier  nicht  zur  Besprechung  kommen 
soll,  da  die  Behandlung  desselben  in  die  Satzlehre  gehört. 

Dagegen  kann  man  nicht  als  proethnisch  nachweisen  alle  mit  dem 
Anhang  -de  gebildeten  Pronomina  wie  Sdc,  ferner  yueivog,  ii^lvog,  dessen 
Bildung  mir  unklar  ist,  ebenso  avrdg  und  was  mit  diesem  zusammen- 
gesetzt ist,  UDd  endlich  das  bis  jetzt  unerklärte  6  deiva. 

Unter  den  von  Pronominibus  der  dritten  Person  abgeleiteten  Ad- 
,  jectiven  beruhen  auf  einem  alten  Typus  die  mit  den  Suffixen  'Tbqo  und 
-aro  gebildeten,  wie  denn  xöteQog  dem  indischen  hata/rd  genau  ent- 
spricht und  noardg  dem  Sinne  nach  dem  indischen  hatamd  nahe  steht. 
Dabei  ist  natürlich  nicht  gesagt,  dass  alle  Bildungen  dieser  Art  alt 
seien,  wie  schon  bei  ijfiheQog  u.  s.  w.  bemerkt  worden  ist.  Dagegen 
sind  Specialbildungen  des  Griechischen  die  Formationen  rdaog  und 
völog  und  Verwandtes.  Die  Formen  tdaog  ndaog  Saog,  die  bekanntlich 
ursprünglich  zwei  a  hatten,  sind  griechische  Ableitungen  aus  den  in*s 
Griechische  ebenso  gut  wie  in's  Indische  und  Lateinische  überlieferten 
ganz  oder  theilweise  indeclinablen  Bildungen  tdti  tot,  kdti  qaot,  und 


136     

ydti  vom  Belativstamme.  Von  diesen  *t6TL^  *7r(kt,  *5rt  wurde  mit 
dem  geläufigen  Suffix  co  (genauer  gesprochen:  in  Anlehnung  an  Bil- 
dungen mit  dem  Suffix  lo)  TÖrtog  d.  i.  TÖaaog  u.  s.  w.  abgeleitet  (vgL 
Savelsberg  in  Kuhns  Zeitschrift  8,  414).  Durch  diese  Neubildungen 
dürften  alte  pronom.  Adj.,  mit  dem  Suffix  -  vani^  welche  dem  indiBchen 
tdvant  und  dem  lateinischen  tantus  vl  s.  w.  entsprechen,  verdrängt 
worden  sein.^  Auch  zöiog  und  Genossen  sind  griechische  Neubildungen 
nach  Analogie  von  Adjectiven,  die  von  Substantiven  abgeleitet  sind. 
Gewiss  haben  im  Griechischen  ältere  Bildungen  mit  der  Bedeutung  tiüis 
u.  s.  w.  bestanden,  über  die  wir  aber  ebensowenig,  wie  über  n^nLog 
u.  s.  w.  etwas  Bestimmtes  zu  sagen  wissen.  Endlich  ist  noch  SiXog 
als  proethnisch  zu  erwähnen.  Auch  dXhjXo'  erweist  sich  durch  die 
Natur  des  Goutractionsvocals  als  eine  vorgriechische  Bildung. 

1.  Die  Pronomina  erster  und  zweiter  Person  haben  ur- 
sprünglich wie  die  Vergleichung  der  verwandten  Sprachen  wahrschein- 
lich macht,  die  Numeri  nicht  durch  die  Verschiedenheit  der  Casus- 
Endungen,  sondern  durch  die  Verschiedenheit  der  Stämme  bei  Gleichheit 
der  Endungen  unterschieden.  Eine  Angleichung  an  die  Declination  der 
Nomina,  namentlich  üebertragung  der  Pluralendungen  von  den  Nomi- 
nibus mag  schon  in  der  Grundsprache  begonnen  haben.  Im  Griechischen 
ist  sie  vollzogen ;  wenn  man  von  Formen  wie  äf^fu  äfii  vfipe  vfte  und 
dem  ursprünglich  singularischen  -iv  in  ijfuv  ifuv  absieht  Auch  im 
Singular  ist  die  Einwirkung  der  nominalen  Declination  deutlich,  so  dass 
diese  Pronomina  im  Griechischen  eine  Vielf&rmigkeit  zeigen,  welche  sie 
jedenfalls  im  Indogermanischen  nicht  gehabt  haben. 

Eine  Doppelheit  reicht  aber  sicher  in  die  indogermanischen  Zeiten 
hinein,  nämlich  das  Vorhandensein  enklitischer  Formen  neben  accen- 
tuirten,  welche  sich  im  Sanskrit  und  Slavischen  ebenso  finden,  wie  im 
Griechischen.'  Merkwürdig  ist  im  Sanskrit  dass  meund  te,  welche  dem 
griech.  ^ot  und  rov  entsprechen,  sowohl  dativischen  als  genetivischen 
Sinn  haben.  Man  könnte  die  Frage  aufwerfen,  ob  nicht  im  griech.  oi 
noch  dieselbe  Weite  des  Gebrauchs  vorliegt. 

2.  üeber  das  sogenannte  Beflexivum  ist  neuerdings  nach  Win- 
disch in  Gurtius  Studien  2,  von  Brugmau  Ein  Problem  der  homerischen 


1)  Von  diesem  Typus  ist  nur  näs  gleich  *kävafU  übrig  geblieben. 

2)  Es  ist  damit  nicht  behauptet,  dass  alle  enklitischen  Formen,  welche  eine 
£inzel8prache  kennt,  schon  im  Indogermanischen  vorhanden  gewesen  seien,  aber 
auch  me  fAoi  m»,  te  toi  ti  dem  Indog.  mit  Miklosich  73  abzusprechen,  finde  ich 
keinen  Grund. 


137     

Textkritik,  Leipzig  1876  gehandelt  worden.  Das  nöthige  Material  zur 
Vergleichung  ist  durch  diese  Gelehrten  zusammengebracht,  und  auch 
die  ursprüngliche  Bedeutung  des  Pronominalstammes  sichergestellt 
ivorden.  Danach  kann  man  über  das  Keflexivpronomen  Folgendes  mit 
Wahrscheinlichkeit  behaupten : 

Der  Stamm  lautete  im  Ind.  sva  (sava).  Als  Subst.  war  sva  jeden- 
falls im  Plural  nicht  gebräuchlich,  da  keine  indogermanische  Sprache 
ausser  dem  Griech.  den  Plural  kennt.  Im  Griechischen  ist  der  Plural 
vrie  Brugman  S.  14  zeigt,  als  Neubildung  zu  betrachten,  die  sich  an 
die  Pron.  der  ersten  und  zweiten  Person  angelehnt  hat.  Ob  der  ganze 
Singular  im  Gebrauch  gewesen  ist,  lässt  sich  nicht  ganz  sicher  sagen, 
da  in  den  arischen  Sprachen  der  substantivische  Gebrauch  von  sva  über- 
haupt selten  ist.  So  wird  im  Sanskrit  das  was  im  Griechischen  das 
Beflexivpronomen  bezeichnet,  meist  durch  die  Wörter  atmdn  Seele  oder 
idnu  Leib  ausgedrückt.  Im  Zend  findet  sich  nach  Justi  ein  nom.  hvo 
ipse,  im  Sanskrit  ganz  selten  der  nom.  svds  und  gelegentlich  auch  (aber 
nicht  in  der  ältesten  Sprache)  ein  anderer  Casus. 

Geläufig  ist  im  Sanskrit  allein  das  erstarrte  svayäm  selbst,  das 
appositioneil  gebraucht  wird,  wie  unser  selbst.  Im  lebendigsten  Gebrauch 
ist  in  den  asiatischen  Sprachen  das  adj.  svds  svd  svdm  suus  sua  suum. 

Was  die  Bedeutung  anbetrifft ,  so  gehört  sva  zu  den  anaphorischen 
Pronominibus,  also  zu  denjenigen,  die  etwas  vorher  Genanntes  aufnehmen, 
jedoch  mit  der  Eigenthümlichkeit,  dass  die  Beziehung  zwischen  diesem 
Fronomen  und  seinem  Bezugswort  eine  besonders  innige  ist.  Es  ist  ein 
emphatisches  anaphorisches  Pronomen,  bedeutet  also  als  Subst.:  ,,der 
u.  s.  w.  Genannte  selbst,^'  als  Adj.  „zu  dem  Genannten  selbst  gehörig, 
eigen.*'  Aus  dieser  Grundbedeutung  ergiebt  sich  sowohl  die  Möglich- 
keit eines  sehr  weiten  Gebrauches,  als  die  Natürlichkeit  einer  Einschrän- 
kung desselben.  Sva  konnte  als  anaphorisches  Pronomen  auf  jedes 
vorher  Genannte,  welches  hervorgehoben  zu  werden  verdiente  (nicht 
bloss  auf  das  Satzsubject)  bezogen  werden.  Das  Pronomen  brauchte 
ferner  nicht  nothwendig  in-  dem  gleichen  Satze,  wie  das  Bezugswort  zu 
stehen.  Es  war  also  ein  Nom.  „der  Genannte  selbst'*  ganz  wohl  denk- 
bar. Sodann  konnte  es  sich  auf  die  erste  und  zweite  Person  so  gut 
wie  die  dritte  beziehen,  wie  denn  z.  B.  das  adjectivische  sva  im  San- 
skrit und  Slavischen  auf  alle  Personen  angewendet  wird,  was  wir 
einigermassen  durch  die  Uebersetzung,, eigen'*  veranschaulichen  können. 
In  diesem  Gebrauch  haben  sich  nun  die  Einschränkungen  vollzogen, 
dass  das  Substantivum  nur  mehr  das  Subject  des  eigenen  Satzes  auf- 
nehmen und  also  auch  den  Nom.  nicht  mehr  bilden  konnte,  und  dass 


138 

das  AdjecÜYUiQ,  veranlasst  durch  die  Goncurrenz  der  Possessivpronoiiiina 
erster  und  zweiter  Person,  lediglich  auf  die  dritte  Person  beschränkt 
wurde. 

Wie  und  bis  zu  welcher  Ausdehnung  sich  diese  Einschränkongen 
im  Griechischen  vollzogen  haben,  darüber  finden  sich  in  den  genannten 
Schriften  werthvolle  Ausführungen  und  Andeutungen. 

3.  Der  sogenannte  Interrogativstamm  bezeichnet  im  Fragesatz  das 
Fragliche^  im  Aussagesatz  das  Unbestimmte.  In  welcher  Satsaii  der 
ursprünglichste  Sinn  des  Stammes  am  Reinsten  erscheint,  habe  ich  hier 
nicht  zu  erörtern,  da  aus  der  üebereinstimmung  der  indogennanischen 
Sprachen  mit  Sicherheit  gefolgert  werden  kann,  dass  der  Stamm  ka  (ki) 
schon  in  der  Grundsprache  sowohl  interrogativ  als  indefinit  gebraucht 
wurde. 

Zu  dem  interrogativen  Gebrauch  finde  ich  nur  Folgendes  zu  be- 
merken: Auch  im  Sanskrit  und  in  den  slavischen  Sprachen  können 
mehrere  Fragepronomina  in  einem  Satze  erscheinen.  So  heisst  es  z.  B. 
^at.  Br.  14,  5,  4,  16:  „Wenn  in  der  Welt  keine  Dualität  wäre,  kemk 
hdm pagyet^  womit  sollte  das  einzige  Wesen  dann  wen  ansehen?^*  Es 
hindert  also  nichts,  diesen  Gebrauch  schon  der  Grundsprache  zuzu- 
schreiben. 

Uralt  ist  die  Verbindung  mit  Demonstrativen.  Man  vergleiche  das 
indische  Tco  ^yam  a  yoti  wer  kommt  hier  (ayam  dieser)  heran?  mit  vig 
d*  oSvog  nard  yfjag  ävä  otQcctdv  eq^eac  oioq  K  82. 

Uralt  ist  auch  die  Verbindung  mit  nu.  Dem  griechischen  %i  rt 
entspricht  das  indische  kirn  nü. 

Indefiniten  Sinn  hat  der  unveränderte  Stamm  ka  im  Sanskrit  in 
Sätzen  mit  md  (fiij).  In  anderen  Sätzen  wird  er  als  indefinit  gekenn- 
zeichnet durch  Hinzuiugung  verschiedener  Partikeln  wie  ca  cand,  svid. 
Ein  Unterschied  der  Betonung  zwischen  dem  Interrogativum  und  Inde- 
finitum  wie  im  Griechischen  und  Slavischen  (Miklosich  S.  86)  existirt 
im  Sanskrit  nicht.  Welche  Sprache  hierin  das  Ursprüngliche  bewahrt 
hat,  weiss  ich  nicht  zu  entscheiden.  Auf  die  Frs^e,  ob  die  Hinzu- 
fügung gewisser  Partikeln  bei  dem  indefinitiven  Gebrauche  von  ka  schon 
proethnisch  ist,  wird  bei  Gelegenheit  der  Partikel  t€  eingegangen 
werden. 

4.  Dem  griechischen  6  ^  t6  entspricht  das  indische  sd  sd  tdd  und 
das  gothische  sa  so  that  -  a.  Es  liegt  also  eine  Vereinigung  der  Stämme 
sa  und  ta  vor,  von  denen  der  erstere  nur  im  Nom.  Sing.  m.  f.  erscheint 
Dass  %oi  und  xaL  die  älteren  Formen  sind,  lässt  sich  schon  aus  dem 
Griechischen   wahrscheinlich  machen,   ol  und  ai  sind   wie  schon  der 


139     

Accent  zeigte  Neubildungen  nach  6  a,  durch  welche  xoi  und  xai  in 
einigen  Dialecten  verdrängt  worden  sind.* 

Was  den  Gebrauch  anbetrifft,  so  bemerken  Böhtlingk-Both  im 
Wtb.  unter  ta:  „der,  (als  correl.  von  ya  wer,  welcher,  das  in  der  Begel 
dem  demonstr.  vorangeht),  dieser,  er/^  und  bei  sd:  „auch  zum  Artikel 
abgeschwächt/^  Indessen  findet  die  Anwendung  des  Artikels  nicht  in 
der  ältesten  Sprache  statt,  und  überhaupt  im  Sanskrit  nicht  in  der  Be- 
deutung, welche  Erüger  die  generische  nennt,  und  so  definirt:  „In 
generischer  Bedeutung  macht  der  Artikel  ein  bloss  gedachtes  (belie- 
biges) Individuum  gleichsam  als  Musterbild  ^um  Vertreter  der  ganzen 
Gattung.'^  Es  folgt  aus  diesen  Thatsachen,  dass  die  Entwickelung  des 
pron.  dem.  ö  ^  t6  zum  Artikel  dem  Einzelleben  des  Griechischen  an- 
gehört 

Dagegen  lassen  sich  ein  paar  Gebrauchsweisen  des  Fronomens  ö  ij 
%6  als  proethnisch  erweisen.  Es  wird  nämlich  im  Indischen  sä  und  id 
nicht  selten  mit  Pronominibus  der  ersten  und  zweiten  Person  verbunden, 
z.  B.  so  'hdm  ich,  sd  tvdm  du,  idtfi  tva  dich  u.  s.  w.,  wobei  sd  und  td 
hinweisenden  Sinn  haben.  Ich  vermuthe,  dass  dieser  Gebrauch  alter- 
thümlich  ist  Denn  es  findet  sich  zwar  nicht  bei  &  ij  t($,  wohl  aber  bei 
dem  Pronomen,  welches  im  Griechischen  einen  Theil  des  Gebrauches 
von  ö  fj  t6  oocupirt  hat,  nämlich  bei  ohog  derselbe  Gebrauch,  z.  B. 
dhog  av  TttSg  de^g'  fjld-eg  bei  Sophocles,  ndfecfiev  dide  und  Aehnl. 

^O  de  wird  in  der  Prosa  bekanntlich  fast  nur  so  angewendet,  dass 
es  sich  nicht  auf  das  Subject  des  vorhergehenden  Satzes  bezieht.  Bei 
Homer  und  Herodot  aber  kommt  auch  die  Beziehung  auf  das  Subject 
vor,  vgl.  Krüger  §  50,  1,  A.  10.  z.  B.  rovg  fiiv  eaa\  ö  d'  Sq'  ^iTtTiaaidrpf 
Xaqojt'  ovraae  öovqL  In  dieser  Verwendung  ist  ein  Nachklang  eines 
alten  Gebrauchs  zu  erblicken.  In  der  alten  Prosa  des  Sanskrit  wird 
ausserordentlich  häufig  durch  ein  weiterleitendes  sd  oder  U  das  Subject 
des  vorhergehenden  Satzes  aufgenommen. 

5.  ohog  ceiktj  rofrto  ist  unzweifelhaft  mit  öfi%6  zusammengesetzt. 
Auch  hat  Benfey  schon  längst  richtig  erkannt,  dass  das  v  nichts  anderes 
ist  als  die  im  Sanskrit  noch  lebendige  Partikel  u.  Nur  die  Geschichte 
der  Zusammensetzung  kann  zweifelhaft  sein.  Sonne  in  Kuhns  Zeitschrift 
12,  270  und  Windisch  in  Curtius  Studien  2,  263  ff.  und  366  ff.  nehmen 


1)  Der  Nominativ  &g  hat  sein  Analogon  an  dem  indischen  8ds.  Mir  wenigstens 
erscheint  diese  Zusammenstellung  natürlicher  als  die  mit  yds  (Windisch  in  Cortins 
Studien  2»  217).  Dass  auch  6'  in  nicht- relativem  Sinne  vorkommt,  zwingt  nicht 
dazu,  ^q  dem  Stamme  sa  abzusprechen,   der  ja  auch  nicht -relative  Bedeutung  hat. 


140     — 

an,  dass  nicht  u  selbst,  sondern  ein  Stamm  uta  mit  6u.  s.  w.  zusammen- 
gesetzt sei.  Mit  Unrecht,  wie  mir  scheint  Denn  dieser  sogenannte 
Pronominalstamm  uta  ist  ein  Wesen  yon  zweifelhafter  Berechtigung. 
Mir  scheint  sich  das  Richtige  aus  einer  Erwägung  des  Gebrauchs  der 
Pai-tikel  u  zu  ergeben.  U  steht  sehr  oft  unmittelbar  hinter  Pronomini- 
bus, z.  B.  tdm  ti,  sä  u  (so  geschrieben),  auch  zwischen  zwei  Pronomini- 
bus, z.  B.  eids  u  tyds^  iddm  u  tydd  (Sonne  a.  a.  0.  269).  Wenn  es 
auch  schwer  ist,  den  Sinn  des  u  anders  zu  bestimmen,  als  dass  es  das 
vorhergehende  Pronomen  hervorhebt,  so  ist  doch  auf  der  anderen  Seite 
klar,  dass  wir  in  diesem  Gebrauch  von  u  die  Quelle  des  griechischen 
ohog  vor  uns  haben.  Die  Griechen  brachten,  wenn  man  nach  dem 
Sanskrit  urtheilen  darf,  die  Verbindungen  8  v^  ä  r,  r6  v,  ror  v  aus 
der  Vorzeit  mit ,  und  häufig  stand  hinter  diesen  Verbindungen  noch  ein 
zweites  Demonstrativpronomen.  Nun  wird  zunächst  im  NominaÜT,  wo 
es  einen  Vocal  vor  sich  hatte,  v  seine  Selbstständigkeit  verloren  haben, 
und  es  werden  die  Formen  oiaSrod  entstanden  sein.  Sodann  trat  das  Ver- 
wachsen mit  dem  folgenden  Demonstrativpronomen  ein.  Nach  dem  San- 
skrit zu  schliessen,  mag  dieses  folgende  Pronomen  ursprünglich  der  Stamm 
tya  gewesen  sein ,  da  dieser  aber  im  Griechischen  verloren  war,  so  konnten 
hinter  oS  ai  tod  nicht  wohl  andere  Formen  folgen,  als  solche  des  Pro- 
nomens 6  ij  To,  also  of  6',  ai  S,  rod  t6.  Diese  letzte  Verbindung  nun 
und  neben  ihr  wohl  auch  der  Plur.  Tcrf)  (d.  i.  ta  und  v)  %a  gestaltete 
sich  leicht  zu  den  Wörtern  zo^o  und  TCfCr«,  und  gab  somit  den  An- 
stoss  zu  der  neuen  Bildung.  Alle  anderen  Casus  betrachte  ich  als 
Anlehnungsbildungen,  bei  denen  die  Analogie  des  Pron.  ö  fj  %6  vor- 
schwebte. Sie  können  also  nicht  in  ihre  Bestandtheile  zerlegt  werden, 
sondern  sind  als  neue  fertige  Flexionsformen  auf  dem  Wege  der  Nach- 
ahmung alter  Flexionsformen  entstanden.  (Ebensowenig  liegt  in  irr^AtxoC- 
rog  u.  s.  w.  Zusanmiensetzung  vor,  sondern  Anlehnung  an  oh:og^  wie 
Sonne  richtig  gesehen  hat.)  Dass  die  alten  unbequemen  Verbindungen 
0?  6'  a-S  ä  durch  die  neueren  bequemeren  Formen  oh:og  ati;rj  verdrängt 
wurden,  darf  nicht  Wunder  nehmen. 


So  weit  die  als  proethnisch  nachweisbaren  Pronomina  des  Griechi- 
schen, üeber  die  übrigen  weiss  ich  kaum  etwas  Sicheres  zu  sagen. 
Was  das  de  in  Sde  sei,  ob  es  identisch  sei  mit  dem  an  den  Accusativ 
gefugten  de  und  in  welchem  Verhältniss  es  zu  der  Partikel  stehe,  wissen 


1)  Denn  in  ältester  Zeit  war  8  und  &  orthotonirt. 


141     

wir  nicht.  Keivog  ist  möglicher  Weise  eine  griechische  Adjectivbildung 
aus  einem  überlieferten  Adverbium.  Ueber  avrdg  ist  viel  verhandelt 
(namentlich  von  Windisch  Curt.  Stud.  2 ,  362  ff.  und  neuerdings  von 
Wackernagel  in  Kuhns  Zeitschrift  24,  604),  ohne  dass  jedoch  ein,  meiner 
^Meinung  nach,  sicheres  Besultat  erzielt  wäre.  Vielleicht  ist  doch  die 
alte  Ansicht,  welche  darin  eine  in  griechischer  Zeit  vollzogene  Zu- 
sammensetzung der  Partikel  ai  mit  dem  obliquen  Casus  des  Stammes 
To  sieht  (der  Nominativ  wäre  dann  eine  Nachbildung)  die  richtige. 

Elgrene  Casus  der  Pronomina. 

Von  Pronominibus  werden  eine  Anzahl  localer  Casus  gebildet,  welche 
beim  Namen  nicht,  oder  nur  in  Folge  von  Nachahmung,  auftreten. 
Dahin  gehören  im  Sanskrit  die  Casus  auf  -dÄa,  -^ra,  -^Aö,  -da,  ^tar^ 
-tos  u.  s.  w.  üeber  die  entsprechenden  Bildungen  in  den  iranischen 
Sprachen  s.  Hübschmann  S.  282  ff.  Im  Griechischen  sind  manche  dieser 
Bildungen  nur  noch  in  Besten  erhalten,  z.  B.  -tra  in  der  Weiterbildung 
dXX&cQiog  (vgl.  anydtra),  -tar  in  avnxQ  (vgl.  etdr  in  etdrhi)^  andere 
haben  sich  streng  auf  pronominalem  Gebiet  gehalten  wie  -  d^a  und  -xt^ 
einige  aber  sind  auch  auf  das  Gebiet  der  Nomina  übergetreten,  nament- 
lich -^€v  und  -d^i,^  Dass  das  Suffix  -d^ev  ursprünglich  nur  pronomi- 
nal war,  kann  man  schon  aus  dem  homerischen  Gebrauche  ersehen,  der 
es  bei  Nominibus  auf  Ortsbezeichnungen  und  einige  ganz  nahe  liegende 
TJebertragungen  einschränkt  Es  findet  sich  bei  Eigennamen  wie  ^ßv- 
d6d'€v  Kqrjftri^Bv  ^'idrjd-ev,  bei  Appellati  vis  wie  äyoQfJ&ev  dygd&ev  (f^) 
AX6&ev  daizrjd'ev  drjfi&d'ev  evvfjS'ev  ut7t6d'Bv  nhalrj^ev  XeifAon^d&ev  oThlo- 
d'€v  ovQccvö-J^ev  Ttoru&d-ev  Ttgii^ivr^d-ev  hcEQiaidd^ev  und  einigen  anderen. 
Auf  die  Zeit  ist  es  übertragen  in  'fjQ^ev,  Bei  persönlich  gedachten 
Wesen  erscheint  es  in  Jv&d'ev  d^ed^ev  jtcevg&d'ev.  Das  Nähere  bei 
A.  Kolbe  de  sufifixi  d^ev  usu  Homerico,  Greifswald  1863,  diss.  Was  die 
Casusbedeutung  betrifft.,  so  scheint  es  für  uns  mit  dem  Ablativ  iden- 
tisch, von  dem  es  indessen  doch  wohl  durch  eine  Nuance  unterschieden 
gewesen  sein  wird.  Gleich  diesem  wird  es  mit  den  Präpositionen  f^ 
djtd  iMxrd  verbunden,  und  gleich  diesem  hat  es  adverbialen  Sinn  ange- 
nommen in  aivd&ev  aivdg  und  oi&d'ev  olog.  Nach  der  Verschmelzung 
des  Ablativs  und  Genetivs  ist  -^fiy  auch  da  verwendet  worden,  wo  ur- 
sprünglich der  reine  Genetiv  stand,  z.  B.  iiii^ey  fie^vrjfiivog  u.  s.  w. 


1)  Die  pronominale  CasusbilduDg  hat  eine  erschöpfende  Darstellang  noch  nicht 
gefunden. 


142     

Ebenso  steht  es  mit  dem  Casus  auf  -^t,  dem  übrigens  ebenso- 
wenig wie  dem  Casus  auf  -^cy  etwas  Entsprechendes  aus  den  verwandten 
Sprachen  mit  zweifelloser  Sicherheit  gegenübergestellt  werden  kann. 
Es  erscheint  auf  Substantiva  übertragen  in  I4ßv66di  ölkad^i  Torj^dd-t  und 
wie  ein  Localis  mit  ngd  verbunden  in  IXi&d'i  7tq6y  ovQ(xy6S-i  Ttqo, 
ffiid'L  7tq6. 

Man  pflegt  gewöhnlich  ausser  -qn  (welches  aber  ein  ursprünglidi 
nominales  Sufiix  ist)  auch  noch  -de  in  diesem  Zusammenhange  zu 
erwähnen,  mit  Unrecht,  da  es  (etwa  wie  -t  in  otroaC)  an  die  fertige 
Wortform  antritt  (von  einigen  Ausnahmen  abgesehen,  die  aber  vielleicht 
nur  scheinbar  sind).  Genau  Entsprechendes  findet  sich  bekanntlicli  nar 
im  Zend  (vaegmenda  =  oTx<5vd€),  werwandt  ist  vielleicht  die  Präpo- 
sition do  im  Slavischen. 


Elftes    Kapitel. 

Die  Partikeln. 

1.  Ich  erwähne  zuerst  einige  Partikeln ,  welche  unmittelhar  hinter 
ein  Wort  treten,  welches  sie  hervorheben  sollen,  und  zwar  -?;,  -l,  yc, 
n^y  (yiev,  ai).  Dem  griechischen  -tj  in  Fyatvrjy  Tvvr],  ritj  oder  ti?J,  &vu] 
entspricht  die  hervorhebende  Partikel  d  des  Sanskrit  (auch  bekannt  im 
gothischen  that-a).  Ueber  den  ursprünglichen  Sinn  ist  etwas  Genaueres 
wohl  nicht  festzustellen. 

Mit  dem  griechischen  r  in  oitoai  u.  s.  w.  vergleicht  Miklosich  120 
das  slavische  i  und  das  indische  id,  welches  (nach  Grassmann)  „den 
durch  das  vorhergehende  Wort  bezeichneten  Begriff  hervorhebt."  Ist 
die  Vergleichung  richtig,  so  wird  wohl  die  deiktische  Bedeutung,  welche 
im  Griechischen  hervortritt,  die  ursprüngliche  sein.  Der  Form  nach 
würde  freilich  die  Zusammenstellung  mit  dem  indischen  fm  (welches 
aber  der  Bedeutung  noch  abliegt)  sich  mehr  empfehlen.  Das  aristopha- 
nische zovToyl  kann  keine  Entscheidung  für  id  oder  im  abgeben,  da  die 
mit  ye  identische  Partikel  gha  sowohl  mit  id  als  mit  tm  zusammen- 
gezogen wird.  Die  Entscheidung  wird  namentlich  dadurch  erschwert, 
dass  die  Bedeutungen  dieser  und  ähnlicher  Partikeln  im  Indischen  kaum 
zu  fassen  sind. 

Ueber  die  Partikel  u  s.  unter  oSrog  S.  139. 
ye  ist  unzweifelhaft  gleich  dem  indischen  gha  (vgl  Pott,  Beiträge 
von  Kuhn  und  Schleicher  6,  257  ff.).  Ueber  gha  bemerkt  Grassmann: 
„es  hebt  ähnlich  wie  id  und  das  mit  ihm  wesentlich  gleiche  ^a  und 
das  griechische  ye  das  zunächst  vorhergehende  betonte  Wort  (von  dem 
es  aber  durch  ein  unbetontes  wie  cid  va  getrennt  sein  kann)  hervor, 
und  zwar  in  dem  Sinne ,  dass  die  Aussage  von  dem  durch  jenes  Wort 
dargestellten  Begriffe  in  besonderem  Maasse  oder  mit  Ausschluss  anderer 
Begriffe  gelte."  Damit  deckt  sich  ungefähr  was  Bäumlein  über  ye  aus- 
sagt: „ye  hebt  einen  Begriff  hervor,  indem  er  ihn  von  allen  übrigen 
aussondert,  alles  Weitere  von  ihm  ablöst  und  fernhält,  so  dass  er  allein 


144     

in's  Licht  gestellt  wird/'  Böthlingk-Both  geben  folgende  Stelluagen 
von  gha  als  die  gewöhnlichen  an:  Erstens  nach  Pronominibas ^  z.B.  sd 
gha.  Dasselbe  gilt  von  ye  z.  B.  tycoye  aiiyey  S  ye  gleich  sä  gha  o.  s.w. 
Das  Alter  der  Verbindung  beweisen  namentlich  unser  mi-ch  und  di-eL 
Zweitens  nach  Präpositionen.  Auch  hierin  stimmt  das  Griechische  bei 
(z.  B.  lg  ye  ^lav  ßovleijaofASv  B  379)  wie  Bäumlein  S.  67  beweist 
Drittens  hinter  Negationen.  So  auch  im  Griechischen,  vgl.  Pott  a.  a.  0. 
261.  Lehrreich  fSr  die  Bedeutungsentwicklung  der  Partikeln  überhaupt 
ist  die  Geschichte  der  Partikel  gha  im  Slavischen,  Miklosich  117. 

vv  ist  indentisch  mit  nü,  woneben  auch  nü  vorkommt  üeber  die 
Natur  des  Schluss-n  in  r6v  und  vfh^  weiss  ich  nicht'S  Sicheres  zu  sagen. 
es  scheint  aber  doch,  dass  die  drei  Formen  w  miv  r^  nahe  zu- 
sammengehören. Es  entspricht  auch  ihr  vereinigter  Gebrauch  durchaus 
dem  des  indischen  nü  nü,  wie  er  bei  Grassmann  dargestellt  wird. 
Namentlich  ist  zu  beachten,  dass  nü  hinter  Fragewörtern  (kirn  nu  = 
ZI  vv)  ausserordentlich  häufig  ist,  und  in  auffordernden  Sätzen  z.  B. 
nach  Imperativen  in  beiden  Sprachen  gleichmässig  auftritt  Dass  dem 
griech.  vv  tlsv  das  indische  nü  kam  lautlich  genau  entspricht,  hat  meines 
Wissens  zuerst  Benfey  im  Glossar  zum  SSmaveda  s.  v.  nü  bemerkt. 

Ueber  tuv  habe  ich  Synt  Forsch.  I,  84  flF.  gesprochen,  worauf  ich 
verweise.  Hier  sei  nur  constatirt;  dass  die  Identität  mit  dem  indisi^en 
kam  (kam)  unzweifelhaft  ist,  die  Bedeutung  des  letzteren  sich  aber  kaum 
bestimmen  lässt. 

Schwierig  ist  das  ürtheil  über  ai,  Dass  diese  Partikel  dem  Sinne 
nach  ganz  dem  indischen  u  entspricht,  würde  eine  Vergleichung  des 
Gebrauches  beider  ergeben.  Aber  die  Form  macht  Schwierigkeiten, 
denn  für  die  Identificirung  von  cd  mit  u  ist  die  Parallele  avwg  =  uskäs 
nicht  genügend. 

2.  In  zweiter  Reihe  sind  zwei  Partikeln  zu  erwähnen,  welche  die 
Eigenthümlichkeit  haben,  dass  sie  doppelt  gesetzt  werden  können:  re 
und  1/. 

Dass  re  nicht  etwa  wie  Härtung  meinte ,  zu  dem  Stanmie  ta  gehört^ 
sondern  mit  dem  indischen  und  iranischen  ca  identisch  ist.,  ist  unzweifel* 
haft.  üeber  ca  bemerken Böhtlingk-Both:  „und,  auch,  t€,  que;  einzelne 
Theile  des  Satzes  oder  ganzer  Sätze  aneinanderreihend.  Scheint  ursprüng- 
lich beiden  zu  verbindenden  Wörtern  und  Satzgliedern  nachgestellt 
worden  zu  sein,  und  im  Rigveda  ist  das  doppelt  gesetzte  ca  noch  häufiger 


1)  Was  Böhtlingk  und  Roth  von  gha  hervorheben,  dass  es  möglichst  am  Anfkng 
eines  Pftda  stehe,  gilt  ftir  alle  enklitischen  Wörter,  vgl.  Synt.  Forsch.  3,  47. 


145     

als  das  einfache/'  Was  Böhtliagk  und  Both  hier  von  dem  Bigveda 
bemerken,  gilt  in  noch  viel  höherem  Orade  von  der  alten  Prosa.  Wir 
sind  also  wohl  zu  der  Yermuthung  berechtigt,  dass  ursprünglich  diese 
Partikel  stets  hinter  jedem  der  an  einander  zu  verweisenden  Bedetheile 
stand,  und  vielleicht  ist  die  verbindende  Kraft,  die  nach  unserer  Auf- 
fassungsweise dem  ca  re  beiwohnt,  ursprünglich  nur  durch  die  Doppel- 
setzung ausgedrückt  worden,  und  erst  secundär  auch  in  die  einfach 
gesetzte  Partikel  hineingekommen,  uralt  ist  ausser  der  Doppelsetzung  mit 
verbindendem  Sinne  die  Verbindung  mit  dem  S.  138  besprochenen  Stamme 
ka.  Wie  quisque  zu  quis  verhält  sich  Mg  ca  zu  käs,  doch  kommt  kdg 
ca  fast  stets  in  Verbindung  mit  dem  Belativum  vor,  so  dass  ydh  Mg 
ca  dem  griechischen  Sarig  entspricht,  z.  B.  yd  vai  Mg  ca  mriydte  sd 
gävah  jeder  der  stirbt,  wird  ein  Leichnam  (}2A.  Br.  13,  8,  1,  1. 

Es  fragt  sich  nun  ob  diese  Gewohnheit  ca  re  dem  Interrogativstamm 
hinzuzufügen,  um  ihn  als  indefinit  zu  kennzeichnen,  proethnisch  sei.  Man 
wird  die  Frage  mit  Bücksicht  auf  den  Gebrauch  des  lateinischen  -  que 
und  des  gothischen  hun  (gleich  cana)  bejahen  müssen,  muss  aber 
zugleich  gestehen,  dass  im  Griechischen  selbst  nicht  recht  durch- 
sichtig ist,  welchen  Sinn  ze  hinter  Pronominibus  hat.  Man  könnte  den 
alten  dem  indischen  analogen  Gebrauch  finden  in  solchen  Verbindungen 
wie:  yuxl  yäq  riq  9"^  fya  /ifjva  fiivvjv  artd  ^g  äXdxoio  äaxcci/iif  B  292, 
und  in  den  übrigen  bei  Bäumlein  S.  233  angefahrten  Belegen  der  Art, 
auch  wohl  in  dem  re  nach  ov  vv,  aber  andere  Stellen  rathen  wieder 
von  dieser  Auffassung  ab,  namentlich  solche,  in  welchen  te  nach  dem 
fragenden  rig  erscheint,  z.  B.  rig  r'  Sq  agxoB  9söv  iqidi  ^^vhpie  /la- 
Xsad^ai  v^  8,  wo  Te  in  einem  Sinne  erscheint,  dem  im  Indischen  nichts 
Analoges  zur  Seite  tritt.  Jedenfalls  ist  das  überlieferte  rig  re  als  Inde- 
finitum  im  Griechischen  kein  fester  Typus  geblieben,  sondern  der  eigent- 
liche Unterschied  zwischen  Interrogativum  und  Indefinitum  lediglich  in 
der  Betonung  ausgedrückt  worden.  Hinter  Haxig  ist  t£,  abweichend  vom 
indischen  ydh  kdg  ca  ganz  geschwunden,  dagegen  in  Ötcöte  erhalten. 

Auch  tj  scheint  nach  dem  überwiegenden  Gebrauch  des  entspre- 
chenden indischen  va  zu  schliessen  (mit  dem  es  doch  wohl  trotz  ^ 
identisch  ist)  ursprünglich  hinter  beiden  sich  ausschliessenden  Begriffen 
gestanden  zu  haben.  Neu  ist  im  Griechischen  der  Gebrauch  von  ^ 
hinter  dem  Comparativ,  da  diesem  im  Indogermanischen  stets  nur  der 
Ablativ  gefolgt  zu  sein  scheint.  Es  kann  also  dieser  Gebrauch  nicht 
aus  dem  ältesten  Sinn  der  Partikel  abgeleitet  werden. 

3.  In  dritter  Beihe  nenne  ich  die  Partikeln  der  Negation,  (vgl. 
namentlich  die  eingehende  Behandlung  der  slavischen  Negationen  bei 

Delbrrick,   ayntakt.  Fomcb.    FV.  10 


^ 146 

Miklosich  S.  170  ff.)  Wie  die  Yergleichnng  der  indogermanischen 
Sprachen  beweist,  gab  es  im  Indogermanischen  eine  Negation  des  Aus- 
sagesatzes nd,  und  eine  Negation  des  Begehrungsatzes  md.  Letztere 
ist  nur  im  Indischen,  Iranischen  und  Griechischen  erhalten.  Ueber 
ihre  Schicksale  im  Griechischen  ist  Einiges  S.  119  beigebracht  worden. 
Die  Negation  des  Aussagesatzes  ist  im  Griechischen  als  selbst^ 
ständiges  Wort  nicht  mehr  vorhanden,  sondern  durch  die  ihrem 
Ursprünge  nach  dunkle  Partikel  av  verdrängt  wordenf  Indessen  ist  die 
Geschichte  von  nd  auch  für  das  Griechische  von  Interesse,  da  augen- 
scheinlich ov  ebenso  gebraucht  wird,  wie  das  verdrängte  nd  gebraucht 
wurde.  Aus  dem  Gebrauch  des  indischen  nd  lässt  sich  nun  zunächst 
folgern,  dass  nd  ursprünglich  nur  beim  verbum  finitum  stand.  Sollte 
ein  Nominalbegriff  negirt  werden,  so  geschah  das  durch  Zusammen- 
setzung mit  der  privativen  Silbe,  welche  im  Sanskrit  a  oder  an  lautet 
Dieses  a-  erscheint  desshalb  auch  beim  Farticipium,  z.  B.  heisst  es  ^at 
Br.  1,  6,  1,  2:  „die  Ritus  erbaten  von  den  Göttern  einen  Antheil  am 
Opfer,  tdd  vai  devd  nd  jajiiuh.  td  ritdvo  deveshv  djanatsv  dswran  upä- 
vartanta  das  gestanden  die  Götter  nicht  zu,  die  Ritus  aber  bei  nicht- 
zugestehenden  Göttern  wendeten  sich  an  die  Asuren.  Auch  der  Infinitiv 
wird  durch  a  negirt  (s.  Synt.  Forsch.  III,  34).  Die  hiermit  ausgespro- 
chene Regel  wird  im  Sanskrit  mit  grosser  Strenge  eingehalten.  Wenn 
doch  gelegentlich  ein  Farticipium  oder  Adjectivum  mit  nd  erscheint,  so 
hat  diese  Verbindung  ihren  Grund  in  dem  Umstände,  dass  das  Pari 
oder  Adj.  als  Vertreter  eines  Satzes  empfunden  wurde.  Im  Griechischen 
hat  sich  ov  auf  Kosten  der  privativen  Silbe  erheblich  ausgebreitet 
(und  zwar  offenbar  von  den  Verben  durch  die  Participien  zu  den  Ad- 
jectiven  u.  s.  w.),  im  Sla vischen  ist  sogar  ne  die  einzige  Negation 
geworden.  Nirgend  aber  ist  das  Gebiet  der  privativen  SUbe  erweitert 
worden,  eine  Zusammensetzung  derselben  mit  dem  verbum  finitum  ist 
nirgend  möglich.  Wo  sie  einmal  im  Sanskrit  erscheint,  ist  sie  eine 
Künstelei,  im  Griechischen  pflegt  man  Theognis  621 

näg  Ttg  7tXovaiov  Üvdqa  tUvj  driet  di  Ttevixfidv 

anzuführen,  worin,  wenn  die  Lesart  fest  steht,  wohl  auch  nichts  anderes 
als  eine  gewagte  Bildung  des  Augenblicks  vorliegen  würde. 

In  der  alten  Prosa  des  Sanskrit  hat  nd  seine  traditionelle  Stellung 
unmittelbar  vor  dem  verbum  finitum.  Wenn  es  richtig  ist,  was  eben 
vermuthet  wurde,  dass  nd  ursprünglich  nur  die  Negation  des  Verbums 
war,  und  wenn  ferner  richtig  ist,  dass  das  verbum  finitum  im  Idg. 
ursprünglich  im  Hauptsatze  stets  enklitisch  war  —  und  an  der  Richtig- 


147     

keit  beider  Vermuthungen  zweifle  ich  nicht  —  so  ist  diese  Stellung  von 
nd  auch  die  indogermanische  gewesen. 

Es  war  also  das  Yerhältniss  der  Negation  zum  verbum  finitum 
dasselbe  wie  das  Yerhältniss  der  Präposition,  es  trat  keine  Zusanmien- 
Setzung  der  Negation  mit  dem  Verbum  ein,  aber  eine  enge  Verbindung 
zwischen  der  Negation  und  der  einzelnen  Verbalform.  Dieses  Verhält- 
niss  hat  sich  in  den  europäischen  Sprachen  bei  einigen  Verben  gehalten. 
Im  Lateinischen  gehört  hierher  namentlich  nescio  nequeo  nolo^  im  Sla- 
vischen  die  Verben,  welche  bedeuten  sein,  haben,  wollen,  wissen 
(Miklosich  S.  171  ff.).  Ueber  die  Bedeutung  der  Negation  bei  solchen 
Verben  bemerkt  Miklosich  S.  173  „Das  mit  dem  Verbum  zu  einem 
Wort  verschmelzende  ne  dient  nicht  zur  Negierung  eines  Begriffes, 
sondern  zur  Verkehrung  desselben  in  sein  Gegentheil,  z.  B.  altslavisch 
veleH  invtaoauvy  juber e,  nevdäi  nicht:  non  jubere,  sondern  vetare.^' 
Man  wird  dabei  an  griechische  Ausdrücke  wie  ov%  i&  veto  (Krüger 
§67,  1,  Anm.  2)  erinnert. 

Diese  Bemerkungen  über  die  Partikeln  müssen,  im  Vergleich  mit 
den  umfänglichen  Schriften  von  Härtung  u.  A.  äusserst  dürftig  erscheinen. 
Ich  habe  indessen  geglaubt,  nur  dasjenige  mittheilen  zu  sollen,  was 
sich  mir  bei  wiederholter  Prüfung  als  wahrscheinlich  erwiesen  hat,  und 
hielt  es  im  Interesse  der  Sache,  mich  von  gewagten  etymologischen 
Combinationen  gänzlich  fern  zu  halten.  Auf  speciell  -  griechische  Par- 
tikeln wie  dUd  bin  ich  absichtlich  nicht  eingegangen. 


10 


Zwölftes  Kapitel. 

Wortstellung. 

Als  man  noch  der  Meinung  war,  dass  der  Satz  die  äussere  Form 
des  logischen  ürtheils  sei,  nahm  man  die  logische  Ordnung  der  Bede- 
theile  als  die  ursprüngliche  in  Anspruch.  Diese  Ordnung  sollte  darin 
bestehen,  dass  das  Subject  den  Satz  eröfibe,  das  Yerbum  mit  seinem 
Adverbio  unmittelbar  darauf  folge,  und  die  übrigen  Satztheile  den 
Schluss  bildeten.  Eine  richtigere  Torstellung  yon  der  Sprache  und  vor 
Allem  eine  unbefangene  Beobachtung  führten  indess  zu  der  Ansicht, 
dass  diese  sogenannte  logische  Ordnung  ein  Phantom  sei.  Henri  Weil 
de  Tordre  des  mots  dans  les  langues  anciennes  compar6es  aux  langues 
modernes^  Paris  1844  machte  mit  Nachdruck  darauf  aufmerksam,  dass 
in  den  Sprachen  mit  sogenannter  freier  Wortstellung  die  Ordnung  der 
Satztheile  nicht  durch  die  Regeln  der  Logik,  sondern  durch  die  Zu- 
fälligkeiten der  Ideen  -  Association  bestimmt  wird.  Wenn  man  Romnlus' 
Geschichte  erzählt  hat,  so  fährt  man  fort:  idem  üle  Romulas  Bomam 
condidü;  zeigt  man  einem  Wanderer  die  Stadt  Bom,  so  kann  man  s^en: 
hanc  urbem  condidü  Bomtdus^  und  schliesslich  unter  einer  anderen 
Gedankenconstellation :  condidü  Bomam  Bomulus,  Es  sind  also  nicht 
logische,  sondern  praktische  Gründe ,  die  den  Ausschlag  geben.  Indessen 
würde  man  doch  irren,  wenn  man  annehme,  dass  die  Stellung  der 
Wörter  fOx  einen  Römer  bei  jedem  Satz  Gegenstand  völlig  freier  Ent- 
schliessung  gewesen  wäre.  Es  gab  doch  Liebhabereien  der  Sprache,  die 
für  den  Einzelnen  eine  Art  von  Norm  bildeten.  Die  Römer  liebten  es 
z.  B.,  das  Verbum  an  das  Ende  des  Satzes  zu  stellen.  Woher  diese 
Liebhaberei  ?  Man  kann  vom  Standpunkte  des  Römischen  aus  nur  ant- 
worten, dass  die  Stellung  des  Verbums  am  Ende  des  Satzes  auf  Tra- 
dition beruhe.  Eine  gleiche  Tradition  findet  man  nun  auch  in  anderen 
indogermanischen  Sprachen,  z.  B.  im  Sanskrit.  Von  dieser  Beobachtung 
ausgehend,  hat  Abel  Bergaigne  in  einem  Aufsatz  sur  la  construction 
grammaticale  consid^r^e  dans  son  d^veloppement  historique  en  sanskrit 
en  grec  en  latin,  dans  les  langues  romanes  et  dans  les  langues  ger- 


149     

maniques  (M^moires  de  la  societ^  de  linguistique  de  Paris  m,  1  ff.)  con- 
statirt,  dass  in  den  einzelnen  indogermanischen  Sprachen  eine  gewisse 
Reihenfolge  der  Satztheile  überliefert  worden  ist  Es  war  also  der 
damalige  Zustand  von  dem  jetzigen  nicht  wesentlich  verschieden.  Wie 
uns  beim  Sprechen  ein  geyrisser  Satztypns  vorschwebt,  der  sich  als  Ab- 
bild der  gehörten  Sätze  in  unserem  Inneren  festgesetzt  hat,  so  war  es 
auch  bei  den  Bömem,  nur  dass  sie,  aus  oft  erörterten  Gründen,  dem 
überlieferten  Typus  freier  gegenüber  standen,  als  wir.  Ich  habe  dann 
(Syntaktische  Forschungen  III,  Halle  1878)  an  einer  der  verwandten 
Sprachen,  nämlich  an  der  ältesten  Prosa  des  Sanskrit,  die  Wortstellungs- 
regeln im  Detail  nachgewiesen  und  die  Besultate  übersichtlich  zusammen- 
gestellt. Wer  dieselben  überblickt,  wird  sofort  bemerken,  dass  die 
meisten  der  indischen  Wortstellungsregeln  auch  für  das  Lateinische 
gelten.  Das  Gleiche  tiifft  f^r  das  Litauische  zu.  Man  wird  desshalb 
auf  die  Vermuthung  gefuhrt,  dass  die  am  Sanskrit  beobachteten  Wort- 
stellungsgesetze im  Wesentlichen  schon  proethnisch  seien,  dass  einige 
der  indogermanischen  Sprachen  den  alten  Typus  treu  bewahrt  haben, 
andere  aber  mehr  davon  abgewichen  sind. 

Es  mag  manchem  allzu  kühn  erscheinen,  wenn  ich  versuche,  Wort- 
stellungsgesetze des  Indogermanischen  zu  erschliessen.  Indessen  möge 
man  bedenken,  dass  alle  sprachliche  üeberlieferung  in  Sätzen  vor  sich 
geht,  dass  also  Satztypen  sich  dem  Gedächtnis  ebenso  gut  einprägen, 
wie  z.  B.  Declinationstypen.  Wenn  nun  mehrere  indogermanische 
Sprachen  den  gleichen  Satztypus  zeigen  —  der  keineswegs  ein  allgemein 
menschlicher  und  selbstverständlicher  ist  — ,  wie  soll  man  dem  Schluss 
ausweichen,  dass  dieser  selbe  Typus  schon  in  der  einheitlichen  Sprache 
vorhanden  gewesen  sei,  welche  sich  ja,  nachdem  die  Flexion  ausgebildet 
war,  in  keinem  wesentlichen  Funkte  von  den  sog.  Tochtersprachen 
unterschied?  Endlich  kommt  noch  hinzu,  dass  man  vielleicht  die  Ent- 
stehung dieser  Wortstellungsgesetze  noch  bis  in  die  Zeiten  vor  der 
Flexion  zurück  verfolgen  kann.  Wie  es  sich  aber  auch  hiermit  verhalten 
mag,  die  Hypothese,  dass  ein  bestinmiter  Satztypus  im  Indogermanischen 
vorhanden  gewesen  sei,  scheint  mir  durch  die  Thatsachen  ebenso 
empfohlen  zu  werden ,  wie  z.  B.  die  Hypothesen  über  den  Wortaccent  im 
Indogermanischen.  Ich  lege  dieselbe  denmaoh  für  das  Folgende  zu  Grunde. 

Die  nähere  Begrenzung  der  vorliegenden  Aufgabe  ergiebt  sich  aus 
folgender  Ueberlegung: 

Man  hat  neben  der  traditionellen  Wortstellung  eine  occasionelle 
zu  unterscheiden.  Traditionell  ist  z.  B.  die  Stellung:  Bomtdi/ts  Bomam 
condidit,  occasionell:  candidU  Bomam  Bamtdm.    Die  Motive  für  occa- 


160     

sionelle  Umstellung  eines  Wortes  sind  natürlich  sehr  mannichfaltig  and 
schwer  classificirbar,  und  um  so  schwieriger,  je  mehr  die  Einwirkung 
der  Sätze  auf  einander  in  Betracht  kommt.  Ich  habe  versucht,  an  der 
ältesten,  sehr  einfachen  Prosa  des  Sanskrit  möglichst  erschöpfende  Beob- 
achtungen zu  machen,  und  begnüge  mich  hier,  die  für  den  einÜEU^hen 
Satz  geltende  Beobachtung  hervorzuheben,  dass  das  stärker  betonte 
Wort  nach  vorn  rückt,  eine  Beobachtung,  die  auch  für  das  Griechisdie 
zutrifft.^  Dass  es  möglich  sein  wird,  am  Griechischen  durchzuführen, 
was  ich  am  Sanskrit  durchgeführt  habe,  nämlich  an  grossen  Stacken 
der  alten  Prosa  zu  zeigen,  warum  in  jedem  einzelnen  Falle  eine  Ab- 
weichung von  der  traditionellen  Stellung  stattgefunden  hat,  möchte  ich 
bezweifeln.  Die  griechische  Prosa  ist  uns  nicht  in  so  einfacher  Gestalt 
überliefert,  als  die  indische,  die  Individualität  des  Schriftstellers  tritt 
stärker  hervor,  und  die  Beweglichkeit  ist  überhaupt  eine  grössere.  So- 
mit wird  man  für  eine  Menge  von  Wortumstellungen  (Abweichungen 
von  der  traditionellen  Begel)  bei  jedem  Schriftsteller  schwerlich  einen 
anderen  Grund  ermitteln  können,  als  den  Geschmack  des  Einzelnen, 
und  steht  damit  am  Ende  der  wissenschaftlichen  Classification.  Fällt 
demnach  die  Untersuchung  über  die  occasionelle  Wortstellung  im  Grie- 
chischen (so  weit  sie  überhaupt  in  strenger  Form  zu  führen  ist)  der 
Detailuntersuchung  des  einzelnen  Schriftstellers  anheim,  so  bleibt  für 
die  allgemeinere  Syntax  nur.  die  Frage  zu  erörtern,  ob  sich  etwa  in  der 
traditionellen  Stellung  Andeutungen  ergeben  haben,  oder  anders  aus- 
gedrückt, es  entsteht  die  Frage:  „Wie  hat  sich  der  indogermanische 
Satztypus  im  Griechischen  geändert  ?  ^'  Diese  Frage  suche  ich  im  Fol- 
genden zu  beantworten. 

Ich  behandle  dabei  zuerst  das  Nomen  mit  Zubehör »  dann  das  Ver- 
bum  mit  Zubehör,  also  zuerst  das  Adjectivum,  den  attributiven  GenitiT 
und  die  Präpositionen  in  ihrem  Yerhältniss  zum  Nomen. 

Hinsichtlich  des  Adjectivums  lautete  die  indogermanisdie 
Regel:  das  Adjectivum  steht  vor  seinem  Substantivum.  Dieser  alte 
Gebrauch  ist  im  Griechischen  sehr  oft  bewahrt,  so  z.  B.  in  den  Sprich- 
wörtern in  der  überwiegenden  Zahl  der  Fälle  z.  B.  xwiyubg  ^dvatog^ 
ÖQvl&etov  ydla,  KokoqxivLog  XQ^^^y  Jelfpcnij  ^ajjai^y  !^q>Qodlaiog  Sgtuuog 
ov%  EfjmoivifjLoq^  ^^TTinij  Ttiarvg  u.  s.  w.  In  den  attischen  Inschriften 
findet  sich  dieselbe  Stellung  sehr  oft  z.  B.  clxoat  xat  hucnbv  Sifd^aa^ 


1)  Dass  diese  Gewohnheit,  das  Betonte  voranzastellen,  anf  die  Ansbildong  der 
traditionellen  Wortstellung  in  der  Urzeit  eingewirkt  haben  mag,  habe  ich  schon  Synt- 
Forsch.  3,  77  angedeutet. 


161     

T^uirMvra  errj^  rglrtj  ddaigy  roig  Ttgotegoig  nccvaxhjpaloigy  oi  rafiiai  tCifv 
ie^ßh^  XQrjf^ariav,  rfjv  yuxfi7rvlrp^  aeXida  (pag.  173a),  azegxxvCkjai  avrdv 
X^'<y4>  (JTsqxivqt  u.  s.  w.  Tritt  aber  das  Substantivum  yor  das  Adjecti- 
vum,  so  wird  es  dadurch  isolirt.  Das  ist  ausserordentlich  oft  der  Fall 
bei  Aufzählungen  von  Gegenständen  in  Rechnungen,  bei  denen  natür- 
lich zuerst  das  Ding  genannt  und  hinterher  die  Eigenschaft  angegeben 
mrird,  in  dem  gehackten  Stil,  den  auch  wir  bei  Rechnungen  an- 
nvenden,  z.  B.  q>LaXrj  XQ^'^^  „eine  Schale,  golden,'^  id^arca  ä^yvQä, 
Xi^X^og  doY^QoC^y  crigxxvoi  xqvaöl  ziinaqeg  und  so  sehr  ofL  Ebenso 
erklärt  sich  die  Stellung  nqdßara  dijo  in  einer  Aufzählung  Nr.  31, 
in  welcher  der  Satztbeil  stets  mit  dem  SubstantiTum,  welches  Stich- 
wort ist,  beginnt:  yewvd^ovg  de  flia&ai  diyux  SvÖQag,  tva  ex(pvhf^. 
oh;oi  di  veifidvnav  xtpf  Yfjv.  ^rjfioKleidrp^  öi  yunaazfjaai  rrjv  änoiydav 
avTOJAQOtOQa,  ^/ad'ÖTi  Sy  dvyr/uai  ügiara.  tä  de  TSfiivt]  ra  e^qrjixiva  fäy 
yjad-aneq  toxi  Tual  äila  /i^  rsfievi^eiv.  ßofjv  öi  yial  Tiqdßcna  dio  dytd- 
yeiv  Big  Ilavad^aia»  Wird  das  Nomen  isolirt,  so  erhält  es  eine  stärkere 
Betonung,  wie  man  besonders  deutlich  fuhlt|  wenn  ein  Gegensatz  im 
Spiele  ist,  wie  Herodot  1,  14  nagi^  öi  dqyiqov  xe^<f^  SnleTOv  dvid-rj- 
xey  und  so  sehr  häufig.  Steht  vor  dem  Substantivum  der  Artikel,  so 
wird  er  bekanntlich  vor  dem  Adjectivum  wiederholt.  Als  Beispiel  führe 
ich  einen  Satz  aus  der  Xuthias  -  Inschrift  an  (Gauer  2),  in  welchem  man 
die  Isolirung  des  Substantivums  deutlich  fühlt:  ü  fiiv  xa  Urj^  avrdg 
äveXia&w  al  öi  yxx  fi^  ^cJij,  Tot  vtol  dyeXdad^tJ  roi  yvrjaioi,  hcei  tlo  ijßd- 
aurtt  Ttirue  firea.  ei  de  xa  ju^  Ctövrt,  tat  dvyareqeg  dveXöod'W  rat  yyrj- 
aiai.  ei  de  xa  ^i)  Cd>vrt,  roi  v6&ol  dveXoa&w,  In  diesem  Satz  werden 
die  Begriffe  vlol  und  dvyareqeg  isolirt  vorangestellt,  weil  sie  in  yvrjaloi 
und  v&d'Oi  zerlegt  werden  sollen.  Oft  freilich  lassen  sich  die  Gründe 
der  Umstellung  nicht  so  sicher  ermitteln,  wie  in  den  angeführten  Bei- 
spielen. Es  scheint;  dass  der  Unterschied  zwischen  den  beiden  Aus- 
drucksweisen im  Laufe  der  Zeit  mehr  verwischt  wurde,  so  dass  öfters 
wohl  gar  kein  Unterschied  des  Sinnes  zwischen  beiden  ausfindig  zu 
machen  ist,  wie  wenn  es  z.  B.  in  einer  attischen  Tributliste  heisst :  f/rt 
^9^  ^W^  ^^  (J^vre^g  bis  rfjg  öwdeyuhtjgj  ausgenommen :  hei  rfjg  TQiTiß 

Es  lässt  sich  also  etwa  Folgendes  behaupten :  die  alte  Stellung  des 
Adjectivums  ist  die  vor  dem  Substantivum.  Soll  das  Substantivum  iso- 
lirt (insbesondere  stark  betont  werden),  so  tritt  es  vor.^    Dann  wurde 


1)  Im  Gegensatz  dazu  erscheint  bisweilen  das  voranstohende  Adjectivum  stark 
betont,  so  dass  also  in  die  ursprOngliche  Stellang  in  Folge  des  Gegensatzes  gegen 


152 

also  Substantivuin  uttd  Adjectivum  nicht  in  einem  Athem  ausgesprochen, 
sondern  in  zwei  Absätzen  (wie  man  es  in  süddeutschen  Dialekten  hören 
kann).  Doch  wuchsen  Subst.  und  Adj.  auch  in  dieser  Stellung  all- 
mählich fester  zusammen,  so  dass  der  Unterschied  von  dem  ersten 
Typus  geringer  wurde.  Dazu  mag  namentlich  die  Poesie  beigetragen 
haben. 

Dass  die  Apposition  nachsteht,  wie  im  Sanskrit,  ist  bekannt 
Es  heisst  also  z.  B.  Zeig  ^Ohi^jtioq  nicht  OlvfiTtiog  Zeig^  wie  agmh 
svishtakrit  u.  s.  w. 

Hinsichtlich   des  attributiven  Genetivs  lautet  die  alte^Begel: 
der  Genitiv  steht  vor  dem  Substantivum. 

Wiederum  lassen  sich  aus  der  einfachen  Sprache  der  TtaQOijuai 
eine  Reihe  von  Belegen  anfQhren,  z.  B.:  dyad-dv  atOQÖg,  äya&Chf  ^a3uaaü<t, 
«t  ÄiJxoi;  aTdfMXTog,  XiSnüfv  tpikia^  %tybg  o^,  oq>eu)g  o^fxcLy  ^eXivog  fiveijög, 
Zi'idog  xwfjj  elg  ^crAjdQCUv  n^ovg,  ^Evdvfiicüvog  If/ryov  xa^ctWeig,  yi^artog 
Tzda&Tj  d^'ivög  narvakog  u.  s.  w. 

In  den  Inschriften  verschiedener  Dialekte  scheint  technisch  der  Aus- 
druck yfß  luxt  ohäag  eyi^ttjaig.     In   den  attischen  Inschriften  lese  ich 

TTjy  rfjg  d^eofj  iaSijra  u.  a.  m.  Liegt  aber  auf  dem  Substantivum  ein 
besonderer  Ton,  so  steht  es  voran  z.  B.  I.  A.  Nr.  9  en:aQ(of4£vov  i^Juuaw 
kttVT^  iTtioQTwfhfTi  ycat  Ttaialv  eavrod.  Auf  naiaiv  liegt  ein  Ton,  weil 
es  zu  iavT^  in  einer  Art  von  Gegensatz  steht.  Aehnlich  Tt^rrfy^onf  a^ 
yvQOfh^f  arad-^dv  rovrovy  nicht  Tot^oi;  arad^iij&v.  In  manchen  Fällen 
lässt  sich  aber  wieder  ein  Grund  der  besonderen  Stellung  schwerlich 
auffinden.  So  ist  z.  B.  technisch  die  Stellung:  ot  ra^at  rdv  ie^ßif 
XQrjfidtaiv  rfjg  !t4&rp^lag,  dagegen  findet  sich,  ohne  Scheu  vor  dem  Zu- 
sammentreffen der  Genitive :  rolg  rCiv  Tfjg  ^idrpfcUag  zafiimg  (Nr.  32). 
Auch  weiss  ich  nicht  zu  sagen,  warum  in  dem  mehrfach  wiederkehren- 
den Satze:  IVr^rog,  y^i/^,  yQvndg  Tcgorofiij,  yc^^y  liovrog  TLBgxxhjy  S^fiog 
ayd-ifiiavy  ö^Amov  (pag.  TGa^  13)  gerade  diese  Ordnung  beobachtet  ist 
Die  Entwickelung  dieses  Typus  scheint  folgende  gewesen  zu  sein:  Alt 
ist  die  Yoranstellung  des  Genetivs,  wollte  man  das  regierende  Substan- 
tivum hervorheben ,  so  trat  es  voran.  Im  Gegensatz  zu  dieser  Stellung 
konnte  denn  auch  durch  die  Voranstellung  des  Genetivs  eine  stärkere 
Betontheit  desselben  ausgedrückt  werden.    Doch  wurde  dieser  Gegen- 


die  occasionelle  ein  besonderer  Sinn  eingezogen  ist  (vgl.  das  über  den  Genetiv 
Gesagte).  Dass  dieser  Sinn  aus  der  Urzeit  stamme,  ist  mir  weniger  wahr- 
scheinlich. 


153     

satz  der  Stellangen  öfter  verwischt,  vermuthlich  ebenfalls,  wie  beim 
Adjectivum,  unter  Miteinfluss  der  Poesie. 

Somit  lässt  sich  beim  Adjectivum  und  Genetiv  eine  Lockerung  des 
alten  Stellungsgesetzes  beobachten.  Eine  ümkehrung  desselben  zeigt 
sich  bei  den  Präpositionen. 

An  den  Präpositionen  ist  schon  den  Alten  die  sogenannte  Ana- 
strophe  sehr  auffällig  gewesen.  Jrtzt  ist  man  darüber  einig ,  dass  der 
Accent,  welchen  die  hinter  ihrem  Casus  stehenden  Präpositionen  zeigen, 
der  ursprüngliche  ist,  was  aus  der  Uebereinstimraung  von  Sanskrit  dpa 
mit  &^'o,  pari  mit  nigi,  pdra  mit  ^taga,  dpi  mit  Im  hervorgeht.  Aus- 
gesprochen finde  ich  diese  Wahrnehmung  zuerst  von  Sonne  in  Kuhns 
Zeitschrift  14,  4.  Aber  nicht  bloss  der  Accent,  sondern  auch  die 
Stellung  dieser  Präpositionen  ist  die  ursprüngliche.  Für  das  Sanskrit 
gilt  die  Begel,  dass  die  echten  Präpositionen  (mit  zwei  gleich  zu 
erwähnenden  Ausnahmen)  ihrem  Casus  folgen,  vgl.  Benfey,  Göttinger 
Nachrichten  1878  Nr.  4,  und  Synt.  Forsch.  3,  46.  Dass  das  Sanskrit 
in  diesem  Falle  den  älteren  Zustand  bewahrt  hat,  zeigt  die  Ueberein- 
stimmung  mit  derjenigen  Stellung  der  griechischen  Präpositionen,  in 
welcher  sich  der  ursprüngliche  Accent  erhalten  hat  Diese  Stellung  ist 
übrigens  auch  ganz  im  Einklang  mit  den  sonstigen  Kegeln  der  indo- 
germanischen Wortstellung.  Da  die  meisten  alten  echten  Präpositionen 
keine  andere  Aufgabe  hatten,  als  die  Bedeutung  des  Casus  zu  speciali- 
siren,  so  treten  sie  bescheiden  hinter  denselben.  Nur  die  Präpositionen 
ä  bis  und  pard  vor,  welche  den  Sinn  des  Ablativ  sehr  erheblich  ver- 
ändern, machen  davon  eine  Ausnahme.  Im  Griechischen  nun  wurden 
die  Präpositionen  um  so  mächtiger,  je  mehr  die  Casus  mit  einander 
verschmolzen  y  und  rückten  desshalb  nach  vorn.  In  welchem  Yer- 
hältniss  bei  Homer  die  nachstehenden  Präpositionen  zu  den  voransteheu- 
den  vorkommen,  und  warum  in  der  Prosa  gerade  7ciQi  nach  dem  Genetiv 
stehen  kann,  ist  meines  Wissens  noch  nicht  untersucht. 

Wir  finden  also  bei  den  Präpositionen  eine  Veränderung  des  über- 
lieferten Typus,  welche  mit  den  oben  erzählten  Schicksalen  der  Casus 
zusammenhängt. 

Ich  komme  nun  zum  Yerbum  nebst  Zubehör. 

Aus  den  accentuirten  Texten  des  Sanskrit  lernen  wir  eine  Eigen- 
thümlichkeit  der  Satzbetonung  kennen,  welche  bei  ihrem  ersten  Bekannt- 
werden sehr  frappirt  hat:  das  Yerbum  finitum  des  Hauptsatzes  (wenn 
es  nicht  durch  occasionelle  Yoranstellung  an  die  Spitze  kommt)  ist 
enklitisch,  das  des  Nebensatzes  betont.  Es  heisst  also  z.  B.  devd  dsu- 
ran  ajayan  die  Götter  besiegten  die  Asuren,  aber  yadd  devd  dsuran 

Delbrflek,  tyiiUkt.  Forseh.     IV.  11 


154 

djayan,  als  die  Oötter  die  Asuren  besiegten.  Im  ersten  Falle  lehnt  sidi 
ajayan  an  dsuran  an,  wobei  zu  bemerken  ist,  dass  im  Sanskrit  ein 
Acut  beliebig  viel  Silben  beherrschen  kann.  Die  Erklärung  dieser  Er- 
scheinung glaube  ich  jetzt  gefunden  zu  haben,  (Synt  ForscL  3,  77). 
Die  traditionelle  Stellung  des  Yerbums  ist  am  Ende  des  Satzes.  Nun 
glaube  ich  gezeigt  zu  haben ,  dass  die  Inder  den  Satz  mit  starker  (oder 
hoher)  Betonung  begannen,  und  mit  schwacher  (oder  niedriger)  schlössen. 
Das  Yerbum  steht  also  regelmässig  an  der  Stelle  des  Satzes,  wo  am 
wenigsten  Betonung  vorhanden  ist  Auch  für  die  Betontheit  des  Yer- 
bums im  Nebensatze  glaube  ich  a.  a.  0.  den  Grund  angegeben  zu  haben. 
Es  fragt  sich  nun,  ob  diese  Behandlung  des  Yerbums  spedell  indisch  ist, 
oder  ob  man  sie  als  indogermanisch  in  Anspruch  nehmen  darf.  Wacker- 
nagel in  Kuhns  Zeitschrift  23,  457  ff.  hat  sich  für  die  zweite  Alter- 
native entschieden,  mit  Recht,  wie  ich  glaube.  Es  erklärt  sich  unter 
dieser  Hypothese  namentlich  die  Zurfickziehung  des  Accents  im  verbum 
finitum  des  Griechischen,  die,  wenn  die  Yerbalform  zweisilbig  ist^ 
sogar  bis  hinter  dieselbe  fortgesetzt  wird,  z.  B.  aifiq>eQ€,  wxrmmcu, 
oder  wie  man  nach  indischer  Gewohnheit  schreiben  würde:  <n;/u  ^e^e 
xoTCK  neirai,  während  beim  Infinitiv  (z.  B.  luncnuia&aL)  weder  im 
Sanskrit  Enklisis,  noch  im  Griechischen  das  Surrogat  derselben,  die 
möglichste  Zurückziehung,  stattfindet.  Es  erklärt  sich  femer,  warum  die 
beiden  einzigen  Yerba,  deren  Formen  durchweg  zweisilbig  sind  ü§u  und 
qnfjfjti,  enklitisch  sind.  Sie  sind  der  Best,  den  das  Dreisilbengesetz  übrig 
lassen  konnte.  Ist  nun  dieses  Baisonnement  richtig  —  und  ich  denke, 
dass  sich  die  Bichtigkeit  desselben  bei  genauerer  Erörterung  des  grie- 
chischen Yerbalaccents  durchaus  bewähren  wird  —  so  wäre  die  indische 
Yerbalbetonung  als  proethnisch  erwiesen.  Wenn  ich  nun  femer  Becht 
habe ,  diese  Yerbalbetonung  aus  der  Stellung  des  Yerbums  am  Satzende 
abzuleiten,  so  wäre  damit  eine  neue  Stütze  for  meine  Hypothese 
gewonnen,  dass  der  indische  Satztypua  im  Wesentlichen  als  indoger- 
manisch anzusehen  sei. 

Somit  lässt  sich,  wie  mir  scheint,  aus  dem  griechischen  Yerbalaccent 
ein  indirecter  Beweis  für  die  Stellung  des  indogermanischen  Yerbnms 
am  Satzende  gewinnen.  Ob  man  aber  behaupten  darf,  dass  im  Griechi- 
schen directe  sichere  Spuren  dieser  Stellung  vorhanden  seien ,  d.  h.  ob 
im  älteren  Griechisch  das  Yerbum  in  der  That  am  Ende  des  Satzes 
steht,  ist  schwer  zu  sagen.  In  den  Paroemien  finden  wir  diese  Stellung 
in  der  That  als  die  häufigste ,  aber  eine  andere  Literaturgattung  wüsste 
ich  nicht  anzufahren,  namentlich  kommen  hier  die  Inschriften  wenig  in 
Betracht,  weil  in  ihnen  häufig  Yeranlassung  zu  einer  occasionellen  Yor-