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Full text of "System der vergleichenden Anatomie"

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C/ 



System 

! 
der 



yers:Ieichenden Anatomie 



von 



/. F. M e c k e l, 

Koniglicli Preufsischem Geheimen Medicinalrath, 
Professor der Medicin, Anatomie und Physiologie zu Halle, 
Ritter des eisernen Kreuzes, des rothen Adler- und des 

Wladimirordens, 
Mitglied der Academieen der Wissenschaften zu München, Kopen* 
hagen, Petersburg, Stockholm, Paris und Gottingen, so wie der 
kaiserlichen Academie der iNaturforscher, der medicinisch • ohirnr- 
gLschen Academieen und Gesellschaften zu London , Kopenhagen, 
Petersburg und Philadelphia, der naturforschenden aU Moskau, 
Neapel, Marburg, Zürich, Genfund Halle, der niederrheinischen 
für Natur- und Heilkunde, der Linneischen Gesellschaft zu £.on- 
don , und der physicalisch - medicinischen zu Erlangen, 
Professor honorarius zu Wilna. 



FÜNFTER .ThEIL. 



Halle, 

in dtr Rengerschen Buchhandlung. 

1831. 



\ 



• ' 



Inhalt. 



System der vergleichenden Anatomie. 

Zweiter Theil. Besondere Anatomie. 
Zweites Buch. Organe des Bildens. 
Erstes Hauptstück. Bildungsorgane «ur Erhal- 
tung des Individuums. 
Zweite Abtheilung. Gefäfssystem. 
I. Gefäfssystem im Allgemeinen Seite 1. 

U. Gefäfssystem im Besondern. 

Erster Abschnitt. 

Echinodennen ..;— 25 

Zweiter Abschnitt. 

Anneliden •••••••— 40 

Dritter Abschnitt 

Inse^en '....;•••;..• — 61 

Vierter Abschnitt. 

Arachniden ••..••.••*;•••• — 73 
Fünftel: Abschnitt. 

Crustenthiere '•••' •••! — 78 

Sechster Abschnitt. 

Cirripeden • — > 101 

Siebenter Abschnitt. 

Mollusken — 102 

a. Brachiopoden • — 103 

b. Acephalen ...•• — * — 

c. Gasteropoden und Pteropoden — 114 

Achter Abschnitt. 

Cephalopoden ••• — 129 

Neunter Abschnitt 
Fische 
1. Allgemeine Beschreibung —- 1.S7 



•» 



IV Inhalt. ' . 

II. Besondere Besolireibiing •. Seitel39 

1. Herz — 140 

2. Gefäfse 

a. Blutgefafse .....;....... — 185 

b. Lymphgefafse ..•• •• — 205 

Zehnter Abschnitt« 

Amphibien ' 

I. Allgemeine Beschreibung — 213 

IL Besondere Beschreibung 

1. Herz. 

a. Batrachier • — 215 

b. Ophidier ^ ...... — 218 

c. Chelonier — 221 

d. . Saurier ....—' 227 

2. Gefäfse 

a. Blutgefafse 

a. Körpergeiäfse ...••..•..• — 232 

I. Batrachier — 233 

U. Ophidier — 240 

III. Chelonier — 24f. 

IV. Saurier .....»......... — 248 

ß. Lungengefafse ..••..•••• — 257 

b. Lymphgefaüe — 262 

Elfter Abschnitt. 

Vogel- 

1. Herz . — 263 

2. Gefäfse 

a^ Blutgefafse 
o. Kör|)ergefafse ........... — 274 

j?. Lungengefafse — 284 

b. Lymphgefafse — 286 

Zwölfter Abschnitt 
-Saugthiere 

1. *lerz i.... — 287 

2. Gefafse 

a. Blutgefafse 
a. Körpergefafse •.....••••• — 298 
ß. Lungengefafse — 330 

b. Lymphgefafte ...."..•.... — 348 



\ 



System der vergleichenden. 

Anatomie. 



/ 



Zweiter Theil. 

Besondere Anatomie. 



Zweites Buch« 

O r ga ne des Bilden s. 



Erstes HaupJ;stückjr > 

Bildungsorgane zur Erhaltung des Individuum^.' 

Zweite Abtheilung» 
Gefäfssystem. 

Erster Abschnitt. 

Allgemeine Beschreibung. 

zjLuf die im vorigen Bande abgehandelten Verdauungs- 
werkzeuge folgen in anatomischer Ordnung zunächst die, 
welche die im Darmcanal gebildete Nahrungsflüssigkeit 
aufnehmen, und 1) Behufs der weitern Ausbildung und 
Vervollkommnung derselben zu den Respirationsorganen ; 
2) Behufs der Ernährung zu diesen und den übrigen, mit- 
Meckel's TergL Anat. y. 1 



2 . GefäfssjÄtem 

hin dem ganzen Kürpejr, führen. Diese handle ich daher 
hier zunächst ab, wenn gleich die Function des Ath- 
mens, wodurch die NahrungsflüssigKeit den höchsten 
Grad der Vollkommehheit erreicht, der sie zur .Ernährung 
timglich macht, zunächst auf die Verdauung folgt und 
in der That bei nicht oder unvollkommen vorhande- 
nem Gefäfssystem, wie bei den Insecten, blos durch 
das Respirationssystem oder den Act der Respiration, 
wo auch dieses fehlte bereitet wird. 

Die Entstehung des Gefäfssystems entweder aus 
den Verdauungswerkzeugen als eine Verzweigung der- 
selben durch den Körper, oder wenigstens als eine un- 
Tollkommne einfachere W^iederholung des Darmcanals ha- 
be ich schon oben *) angegeben, eben so die allmähUche 
VervoDkommnurig desselben in den verschiedenen Tliier- 
cl^ssen im Allgemeinen angedeutet*), und die Bescliaf- 
fenheit desselben bei den Zoophyten, wo es blos als 
verzweigter Theil des Darmcanals erscheint, genau be- 
schrieben ^), 

Die allgemeinste Bedingung der äufsernForm die- 
ses Systems ist: Darstellung einer Höhle. 

Bei den Insecten ist diese am einfachsten, setzt 
sich aber bei den übrigen Thieren auf verschiedene W^eise 
allmählich immer mehr zusammen, indem sie sich theils 
von der Mitte aus gegen den Umfang immer feiger ver- 



1) Bd. 1. S. 47. 48. 

2) Ges. der Mannichfaltigkeit a. M. O. Bd. T. 

3) Bd. 4. 8. 3S. 



/ 



s 



im Allgemeinen« 3 

zweigt, theils in Abschnitte zerlegt, welche sich durch 
aufsere Gestalt, Zusammensetzung, Lage, Beschaffen- 
heit der in ihnen enthaltenen Flüssigkeiten, Beziehung zu 
den übrigen Organen und Functionen bedeutend von 
einander unterscheiden. 

Die Zweige gehen meistens imter spitzen Winkeln 
ab, und werden von der Mitte gegen den Umfang all- 
mählich zahlreicher und enger, dagegen nimmt die ßapa« 
cität des Gefafsystems im entgegengesetzten Verhällnifs zu. 

Sowohl gröfsere als kleinere Gefafse, diese aber in weit 
höherm Grade, fliefsen indessen vielfach durch Verbin- 
dungsäste zusammen, die sich zwischen grofsen Abthti- 
lungen hauptsächhch da finden, wo sich ein gi'öfsfres 
Geßfs schnell in mehrere spaltet, also die Verbindung 
zwischen dem Stamme und den Aesten so unterhalten, 
dafs durch ihi'e Erweilerung auch nach Zerstörung eines 
Theiles^des Stammes der Blutlauf von ihm zu den Aesten 
erhalten werdenkaün. Aufserdem vermittelnindessen, wenn 
gleich seltener, ansehnliche GefaTse die Verbindung von 
GefaTsen, die weit von einander entfernt entspringen und 
verlaufen. 

Hinsichtlich seines Innern Baues erscheint das 
Gefäfssystem ' sehr allgemein aus mehrem, dicht an 
einander gehefteten Schichten gebildet Von diesen ist 
die innerste anä dünnsten, überhaupt dtinn, einförmig, 
mehr oder weniger brüchig. Sie hat mit den serösen 
Häuteni die meiste Aehnlichkeit: 1) durch Bau, 2) Le- 
benseigenschaften und 3) krankhafte Veränderungen, na- 
mentlich: 1) grofse Neigung ihrer Entzündung zur Ver- 
wachsung und 2) Vorkommen von Verknöcherungen , die 
sich besonders in gewissen Abschnitten des Gefafssystöms, 

1 * 



4 Gefalssy^tem 

namentlich denen ^ welche das zur Unterhaltung des Le- 
bens durch den Respirationsprocefs tauglich gewordiie 
Blut fuhren, in spätem JLebensperioden entwickehi. 

Diese Gleichung scheint mir schwerlich gelaugnet 
werden zu könilen, wemi man nicht einzelner, unbe- 
deutender und imtergeordneter Verschiedenheiten wegen 
die allgemeinen, wichtigem und wesentlichem Ueberein- 
kunftspunlfc unA Merkmale übersehen will. 

' Die gröfsere Brüchigkeit der innem Haut der 
Pulsadern, welche Bichat als wesentliches Unterschei- 
dungsmerkmal anfuhrt *), beweist wohl sehr wem'g, da 
auf ähnliche Weise selbst die verschiedenen Abtheilun- 
gen: 1) der innem Haut des GefaTssystems ; 2) die des 
serösen Systems von einander abweichen^ Die von ihm 
beigefügte Thatsache, dafs der ganze Widerstand der 
Pulsadern ihrer Faserhant einwohne , ist auch nicht ganz 
richtig , denn dafs auch diese sowohl bei Unterbindungen, 
überhaupt bei Einwirkung äufserer Schädlichkeiten, als bei 
krankhafter Veränderung zwischen ihr und der serösen, iii- 
nern Haut sehr leicht eirireifst, beweist die genaue Unter- 
suchung der Aneurysmen, aus welcher deutlich hervorgeht, 
dafs die Zellhaut wenigstens den meisten Widerstand leistet 

Eben so zeigt die innerste Haut des Gefäfssystems 
zwar in den verschiedenen Abschnitten viele Verschieden- 
heilen, doch sind diese nicht so bedeutend, dafs man 
defshalb eine gänzliche Differenz derselben von einander 
und von dem serösen System annehmen dürfte. 



1) Anat. generale* I. 290. 



I' 



I 

im Allgemeinen. 5 

Nach Bichat ist die innere Haut dea GofiUa^ystems 
des schwarzen Blutes von der des Gefafsystems des rO'- 
then Blutes wesentlich durch gröfsere Auadehnbarkeit, 
Dünne, geringe Neigung zur Verknöcherung, die er so- 
gar bis zur ganzlichen Unfähigkeit dazu ausdehnt^ ver* 
schieden *), man sieht aber leicht, dals auch dies nur 
gradweise Verschiedenheiten sind. 

Noch weniger genügend sind wohl die Grunde , wei- 
che Nasse *) gegen die Uebereinkunft zwischen der in- 
uern Herzhaut und den serösen Häuten anfuhrt. 
Es sind folgende: 

1) unmittelbarer Uebergang derselben an ihrer In- 
nern Fläciie in sehm'ge Fäden; 

12) Mangel an Beweisen für ihre Absonderungstha- ^ 

« 

tigkeit; 

3) niemals statt findende Verwachsung ihrer in- 
nem Flächen. 

Der erste Grund hat, näher untersucht, gar kein 
Gewicht. Die innere Herzhaut verhält sich in der That 
zu den sehnigen Fäden der venösen Herzklappen durch- 
aus nicht anders als überall, wo sie mit dem Faser- 
system in Verbindung ist. Sie bekleidet und umhüllt 
die Sehnenfäden, die sich in ihr entwickeln, gerade so 
wie sie die Fasersclucht der Gelenkkapseln, der Faser- 
bander umgiebt. Die gröfste Aehnh'chkeit zeigen hier 
die innem Gelenkbänder, wie z. B. das runde und die 
Kreuzbänder, denen man sehr wolü die Zwischengelenk- 
knorpel beifügen kann. 



1) A. a. O: 403. 404. 

2) Zur Kenntnifs der Herzpolypen. In-Horns Archiv lur medic. 

ErfiO^rung. 11. 1818- 144. 



■ 4 



6 Gefäfssystem 

Auch kann man zusetzen , dafs die Faserschicht sich 
überhaupt erst allmählich aus und auf der serösen ent- 
wickelt, wie man sich davon leicht aus der Entwickelungs- 
geschichte überzeugen kann. 

Eben so ist es eine bekannte Thatsache, dafs so- 
wohl die eigentlichen serösen, als die Synovieihäute fast 
ohne Ausnahme mit fasrigen Theilen in enger Ver- 
bindung sind. 

2) Auch der zweite Grund dürfte wohl nicht viel 
beweisen, da aus leicht einzusehenden Gründen die Be- 
weisführung, etwas zu schwierig ist. 

3) Gregen den dritten läfst sich woH mit Recht an- 
führen, dafs die beständige, sehr bedeutende Bewe- 
gung des Herzens die Thatsache sehr leicht erklärt. 
Hiegegen kann man wohl nicht mit Recht die Häufig- 
keit der Verwachsungen zwischen dem äufsern imddem 
intern, umgeschlagnen Blatte des Herzbeutels anführen, 
indem diese bei den Bewegungen des IJerzens fortwüh- 
rend in einer nahen Berührung sind, was für die innere 
Herzhaut nicht der Fall ist. 

Hiermit sind zugleich auch gröfstentheils die Gründe 
von Nasse *) gegen die Uebereinkunft zwischen der in- 
nem Haut des Herzens und der Pulsadern beseitigt. 

Auch die übrigen scheinen mir nicht sehr schwer 
zu widerlegen. Denn: 

1) dafs beide Häute unverkennbar durch die 
Beschaffenheit der von ihnen umkleideten Theile ver- 
schieden seyen, sofern das Gewebe des Herzeus nius- 



1) Zur Kenntnifs der Herzpolypen. In Homs Archiv für medic. 
Erfahrung. II. 18ia 145. 



im Allgemctinen. 7 

kelaliig, der Pulsaderu «nicht muskelartig sey, beweist 
offenbar gar nichts, da das upigeschlagne Blatt d^s 
Herzbeutels, der Brustfelle, des Bauchfells, der Schei- 
dehaut des Hoden u. s. w. trotz der weit gröfsem Ver- 
schiedenheit der Theile überall von derselben. Beschaf- 
fenheit ist. 

2) Eben so wenig widerlegend ist die Bemerkung 
dafs die Verknöcherung dör imiem Haut dem rechten 
Herzen Beträchtlich minder eigen sey, als den Pulsadern. 

, Diese bekannte Thatsache beweist nur für eine un- 
tergeordnete Verschiedenheit zwischen ' der innern Haut ' 
des GefaTssystems des schwarzen und des rothen Blutes, 
spricht aber gerade sehr bedeutend für die Ueberein- , 
kunft zwischen der innern Haut des linken Herzens mit 
der des Aortensystems, da diese gerade durch die Neigmig 
zur Verknöcherung übereinkommen* 

Für jetzt glaube ich also noch immer mit Recht an- 
nehmen zu dürfen, dafs: 

1) die innre Haut des Gefafssystems im Wesentli- 
chen überall dieselbe ist; 

2) dafs sie mit dem serösen System die meiste Aehn- 
Üclikeit hat; 

3) die an verschiedenen Stellen desselben vorkom- 
menden Verschiedenheiten nur untergeordnet sind. 

Die zweite Haut des Gefafssystems ist weit dicker« 
härter und mehr oder weniger deutüch gefasexi;, wes- 
halb sie den Nainen der Faserhaut erhält. 

Sie bewirkt sowohl durch ihre Elasticität', als durch 
ihre, fälschlich i^onMehremgeläugnete) lebendige Con- 
tractilitäi die Blutbewegung. . , ' , V 






'8 Ge^iSssjstem, 

Auf sie folgt nadb anfiieii die dritte oder Zell- 
haut, die lockere, bedentand dehnbarer als die übrige 
ist) allmählich in das umgebende Schleim- oder Zell- 
gewebe üb^'geht, indessen dodi zugleich das Ge£Us- 
System von den übrigen Theiien sondert. 

.5-3. 

Ans der, anfänglich einfachen Höhle des Insecten- 
gefafses bildet sich allmählich ein innrer, mittlerer Theil, 
das Herz, im Gegensatz zu dem äafsern, den G e f ä fs e n. 
Das Herz nimmt Ton den übrigen Organen und aus 
seiner eignen Substanz alles Blut auf, und versendet es 
zu denselben, beides zum Behuf der Vervollkommuung 
des Blutes durch das Athmen, und der Ernährung; die 
Gefäfse führen es dagegen theils von ihm ab, theils 
zu ihm zurück« 

Von den Gefäfsen unterscheidet sich das Herz 

1) durch geringere Gröfse; dagegen 

2) ansehnlichere Weite seiner Höhle; 

3) meistens weit gröfsere Dicke, und 

4) deutliche Musculosität seiner zweiten Haut, die 
deshalb hier in der That den Namen der Fleischhaut 
verdient Aus demselben Grunde erhält diese auch weit 
beträchtlichere Cefafse und Nerven, und ist weit stärke- 
rer und deutlicherer Zusammenziehungen fähig. Sie zer- 
fSllt femer in eine gröfsere Anssahl von, durch ihre ßich- 
tnng unterschiedene Schichten. 

Die Gefäfse zerfallen zunächst 1) in Pulsadern 
(Arterien), die das Blut vom Herzen ab, eben so 
in die Substanz desselben fuhren; und 2) Bltitadern, 
(Venen), durchweiche eszti ihm zurückgelangt Die 



/ \ 



im Allgemeinen. 9 

erstem liegen sehr allgemein tiefer, sind weniger zahl- 
reich, enger, anastomosiren weniger häufig, bestehen 
ans brüchigem, aber weit dickem Wänden, indem 
vorzüglich ihre Faserhaat stärlcer, ans mehrem Schichten 
gebildet ist, und sind hinsichthdi ihres Verlaufs mehrem 
Abweichungen von der Regel unterworfen. 

Diese Ansicht habe ich söhon vor geraumer Zeit 
aufgestellt'), ungeachtet sie mit der gewöhnh'chen nicht 
iibereinstinmit. Vielleicht irre ich, indessen gesteheich, 
durch Hm. Webers zu Bonn Gründe •) nicht von mei- 
nem Irrthum überzeugt worden zu sejTi. Ohne mich jetzt 
auf eine weitläufige Erörterung einzulassen, wozu mir 
hier nicht der Ort zu seyn scheint, bemerke ich nur, 
dafs es wohl aweckmäfsiger gewesen wäre, mir die Un- 
richtigkeit der von mir angegebenen Thatsachen zu be- 
weisen, als über die Gründe der vorhandenen oder nicht 
vorhandenen zu sprechen. Mit Vergnügen glaube ich, 
dafs Hr. Weber eifrig nach Arterienvarietäten suchte, 
bedaure aber, dafs sich im J. 1829, wie er selbst sagt 3), 
in der anatomischen Sammlung zu Bonn dem Anschein 
nach eine so geringe Anzahl Fälle von Varietäten des 
Aortenbogens, namentlich vier: 

t) zweimal der Ursprung der rechten Schlüsselpuls- 
ader auf der linken Seite ; 



1) üeber ien Verlauf der Arterien und Venen. ArohiT för die 

Physiologie 1815* 1. 285. Handb« der menschlichen Anatomie« 
Bd.1. 8.177—79. 

2) Ueber Varietäten der Venen. Vom Professor Weber in Bonn. 

Meckels ArchiT f. Anatomie und Physiologie^ 1829. 1* ^ 

3) A. a. O. 8. 



10 Gefäfssystem 

ÜQ einmal die Versetzung 'der linken Kopfpulsader 
lind Schlüsselblutader; 

.3) einmal der Ursprung der linken Kopfpulsader 
aus dem rechten gemeinschafUiqhen Stamme befand. 

■■ Ich besitze deren, wenn ich auch blos die einzelnen 
aufgestellten . Fälle aus übrigens regelmäfsigen Körpel^n 
oberflächlich zusammenzähle, über siebzig, <Iie ich 
'meistens selbst gefunden habe. Namen thch sind dies : 

1) 28 Fälle, in denen die linke Köpfpulsader aus 
dem rechten gemeinschaftlidien Stamme entspringt; 

2) 25, wo die linke Wirbelpulsader, immittelbiar 
aus dem Aortenbogen kommt; 

3) 15, wo die rechte Schlüsselpulsader linkerseits 
entsteht; 

4) 9, wo die rechte untere Schilddrüsenpülsader 
an einer ungewöhnlichen Stelle entsteht,, oder die un- 
terste (Neubauer*sche) Schilddrüsenpulsader sich fin- 
det 

Unter diesen Umständen mufs ich freilich "ein 
andres Resultat ziehen, als Hr. Weber, zumal da in al- 
len diesen Fällen immer zugleich die cörrespondirenden 
Venen untersucht wurden, und nur äufserst selten sich 
^ auf analoge Weise von der Regel entfernten. 

WoUte ich mir die Mühe geben, Inoch die Fälle 
von regelwidrigem Ursprünge der Aorte aus einem der 
beiden Ventrikeln, wobei auch die Venen regelmäfsig 
verliefen, eben so die regQlwidi*]ge Anox'dnung der Herz- 
kammern, gleichfalls mit normaler Beschaffenheit der 
Vorhöfe, die ich besitze, anzuführen, so würde ich sein* 
leicht die Zahl weit über hundert bringen, und so mein 
Uiiheil uodi fester begründen. 



im Allgemeinen. 11 

Wer übrigens auch Körper- mid oberflächli- 
che Venen eiilander, wie Hr. Weber sagt^), schroff 
entgegengesetzt haben möge, so wird wohl Niemand mir 
diese sinnreiche Idee zutrauen , da jeder Anfänger in der 
Anatomie weifs, dafs nur Lungen- und Körperve- 
nen, unter den letztem aber wieder tiefe imd ober^ 
flächliche untergeordnet einander en%egengesetzt 
werden können* Dafs auch die oberflächlichen und tiefen 
nicht wesentlich von einander verscliied^n sind, dürf- 
te auch niemand ein Geheimnifs seyn, der 1) den Blutlauf; 
2} die 'vielfachen Verbindungen zwischen oberfiächUchen 
imd tiefen Venen kennt. 

Aufserdem wird die innre Haut der Venen bei 
denWirbelthieren sehr allgemein durch, in den kleinern 
an . Zahl zunehmende halbmondförmige Klappen, 
vergrofsert, welche mit dem gewölbten, vom Herzen 
abgewandten Rande auf der Wand des Gefafses festsitzen, 
mit dem [freien hingegen nach dem Herzen hingewandt 
sind. Während diese in den Venen, da wo sie überhäuft 
vorhanden sind, sich in grofser Menge, meistens "^wei 
nebeneinander, finden, kommen sie im Pulsadersy«^ 
stem ntu7 an der Abgangsstelle des Stammes oder der 
Stämme aus dem Herzen vor, und haben eüie entgegen^ 

gesetzte Richtung. Sie sind auf eine leicht einzusehende 

1" 

Weise für die Rlolitung des Blotea öuTserst wichtig. 

5. 4. 

Das ganze Gefäfssystem setzt sich aufwärts in der 
Thierreihe, aufser den schon früher im Allgemeinen 

1) A, a..O. 8. 4. 



12 Gefälssjstem 

angcgidbneii Bedingongen^ besonders auf folg»ide Weise 
bedeutend zosammen und bildet sich aus: 

1} Herz, Arterien und V^enen upterscheiden 
sich durch Bau und Gestalt alhnählich mehr yon einan- 
der. 

2) Das Herz zieht sich finih auf einer kleinen Stel- 
le zusammen, es wird Terhältnifsmälsig weiter, rundli- 
eher und seine Muhkelhaut dicker, die Faserhaut der 
Arterien »itwickelt sich gleichfalls alhnäUich, dodi bei 
weitem nicht in demselben Grade. 

3) Die Verzweigung des GefaTssjstems wird feiner, 
und die Verbindungen der Aeste durch Zwischenwege 
werden zahlreicher. 

4^ Femer entwickeln sich, wie schon bemerkt, 
Klappen, und diese yervoUkommnen sich, namentlich 
besonders im Herzen, indem sie aus blolsen halbmond« 
förmigen Vorsprüngen der innem Haut, deren einer 
Rand frei ist, sich in Hervorragungen umwandeln, 
welche an yielen Stellen durch sehnige Fäden mit Mus- 
kelTorspriingen der fleischigen Substanz des Herzens ver- 
bunden werden. Die Folge hievon ist nothwendig ^e 
genauere Verschliefsnng der Oefihungen, an welche 
sich die erwähnten. iUappen befinden. 

Dieser Grad der Vervollkommnung findet nur an 
der Uebergangsstelle des aufnehmenden Herztheiles in 
den absendenden Statt, die ich sogleich naher bezeichnen 
werde. 

5) Das Venensystem setzt sich auf doppelte Wei- 
se zusammen. Es bildet sich nämhch: a) ein eigner, 
ansehnlicher Abschnilt, das Saugadersystem, der 
eine, vom Blute verschiedene Flüssigkeit, die Lymphe 



I I 



im Allgemeinen. 13 

und den Chylus, fiihrt, und sich an mehrem Stellen 
in den blutenthaltenden Theil senkt, welcher das Blut 
von den übrigen Organen zum Respirationsorgail un- 
mittelbar oder mittelbar durch das Herz zurückführt, 
also in die Körpervenen* Diese Sonderung fängt an 
den C^phaloparden an. 

6) auf eine noch zusammengesetztere Weise entsteht 

» 

in dem System der Körpervenen ein eignes Ve- 
nensystem, die Pfortader, welche das Blut von den 
meisten Verdauungs Werkzeugen' nicht unmittelbar 
in die Körpervenen, sondern, indem sie sich spaltet 
und verzweigt, in die Leber fjihrt, von wo aus es auf 
die gewöhnhche Weise durch die Lebervenen in die 
Körpei-venen gelangt. 

Die letzte Art der Zusammensetzung des Venen- 
Systems kommt nur den Wirbelthieren ganz, au3- 
schlielslich zu. 

Sowohl die Saugadern als die Pfortader hangen 
bei niedrigem Wirbelthieren an mehrem Stellen als bei 
höhei'n mit den Körpervenen zusammen. Dies ergiebt, 
«ich für die erstem besonders aus den vortrefflichen 
Hewsonschen Untersuchungen über das System der 
Saugadern '), wemi es gleich sowohl durch ältere als 
neuere Beobachtungen ^) erwiesen ist, dafs sich auch bei 
hohem Wirbelthieren an mehrern Stelleu Verbindungen 



1) Exp. inquiriei. Part. 11. London 1774« 

2) Fohmann anatomische Untersuchungen aber die Verbindung 

der Saugadern mit den Venen. Heidelberg 1821* Lippi illu- 
ttrazioni fislologiche e patologiche del sistema linfatico - chi- 
Hfero mediante lascoperta di un gran numero di commuoi» 
cazioni di .«tto col Yeuoso. Firenze 182d. , 



14 GefäCssjstem 

sswischen den Venen tmd Sangadem finden, als gewöhn-* 
Bqh angehomnsen wird. Freilich kann man sich wohl 
nicht verhehlen, dafs, znmal in neuem Zeiten, hiebei 
öfl gerade nicht sehr feine Täuschungen Statt gefunden 
haben, deren Quelle offenbar nicht immer dieselbe war. 

Das Saugadersystem vervollkommnet sich theils 
. durch Bildung von Klappen, die sich in ihnen in noch 
gröfserer Menge als in den eigenlhchen Venen finden; 
theils durch Entwicklung länglich rundlicher Körper, 
der Saugaderdrüsen, oder zusammengeballten 
Drüsen, die man neuerlich im Auslande auf eine eben 
so unpassende als geschmacklose AVeise mit dem Na- 
men von Ganglien belegt hat, dadurch diese Benennung 
laugst Nervenknoten und Geschwülste verschiedener 
Art bezeichnet werden , diese Anschwellungen aber wirk- 
lich alle Charaktere einer Drüse haben. 

Anfiinghch, bei FischentmdAmphibien, sind sie 
allerdings nur mehr oderwem'ger zusammengesetzte Win- 
dungen von Saugadem, die durch Zellgewebe zusammen 
gehalten, zu länglichen Körpern verbunden werden und 
den Namen von Geflechten (Pleocus) fühi'en. Diese 
Bildungen zeigen auch mehrere dieser Diiisen selbst bei 
den Säugthieren. Sehr allgemein aber sind sie bei 
diesen zusammengesetzter, indem sich eine von den Ge- 
iafsen und. dem Zellgewebe verschiedene, harte und 
feste Substanz und Höhlen, Zellen, in ihnen entwik- 
keln. Jene eigentliümliclie Substanz bereitet unstreitig 
eine, in die Zellen sich ergiefsende Flüssigkeit, .wel- 
che zur fernem Umwandlung des Chylus und der Lym- 
phe dient. Eigne Ausfülirungsgänge besitzen sie 
nicht , dagegen treten gewöhnlich weniger zahlreiche, 
aber weitere Saugadem aus den Drüsen, als sich in s\<^ 



J , 



im Allgemeinen« 15 

Hbegeben« Allgemeines Gesetz ist, dafs sie sich in deii , 
peripberischen Theilen cjes Körpers ia geringerer Menge 
als in den' centralen befinden und vorzüglich in der 
Nähe des Darmcanäls, hier wieder in der Gegend 
seines Anfangstheils in grösserer Zahl befinden, um de- 
sto luräftiger auf die Umwandlung des Chylus in Blut 
wirken zu können. 

Sie zeigen topographische Verschiedenheiten, na-^ 
menflich sind die in den Lungen und an der Thei- . 
lungsslelle der Luftröhre befindlichen schwärzlich; 
doch habe ich diese Eigenthümlichkeit mehrmals in den 
verschiedensten Gegenden des Körpers gefunden. 

Die Behauptung , dafs das Saugadersyst e m ent- 
weder nur den Saugt h i e r en , oder wem'gstens nicht allen . 
\Virbelthieren zukäme *), ist ein desto auffallenderer Irr- 
llium, da aufser andern, welche Lauth sehr gut zu- 
sammengestellt hat, schon besonders Hewson es aus 
den drei untern Wirbelthierclassen sehr gut bsclirie- 
ben hatte *). Für die Fische haben es übrigens 
später Fohmann '), so wie für die Vögel Lauth ^), 
Lippi*) weiter nachgewiesen. Zumal bei den Che'- 



1) Treviranus, d. J. Unters, über wichtige -Gegenstände der 

Naturvr. und Medicin. Götfingen 1803. S. 127. Magen- 
^ die, Mem. sur les vaisseaux lymphatiques des oiseaux. Jour- 
nal de Physiologie 1821. I. 47- 

2) H e vr 8 o n Account of the lymph. System in birds y fish and 

turtle. Fhil* Transact. Vol. 58 u. 59. S. aucjb seine £xp. 
inquir. London 1774* II. Second edition. 

3) Das Saugadersystem derWirbelthiere. Heidelberg 1827. Hft. 1. 

Saugadem der Fische. 

4} M^m. sur les Vaisseaux lymphatiques. Paris 1825. Aus den 
Annales des sc. naturelles 1825. 

6) A.' a. O. 



' \ 



t6 GefäCssystem . 

loniern zeigt es si^h, namentlich in den Cfaelonen, 
wegen seiner ansehnlichen Weite ohne Anwendung ir- 
gend eines Hiilfsmittels auf. das Deutlichste. Herrn 
Magendie*s Rath, nichts von ihnen auf die übrigen 
Amphibien zu schliefsen, wird wohl nur mit grofser 
Vorsicht befolgt werden können, da die übrigen Amphi- 
bien, all denen wir Untersuchungen anstellen können, 
klein und selten frisch sind. 

Das Herz zeigt, besonders aufser den schon so 
eben angegebenen Momenten, höchst interessante Grade 
der Ausbildung, die auch hier wenigstens. im Allgemei- 
nen angegeben werden müssen. 

1) wird es im Allgemeinen aufwärts in der Thier- 
reihe verhältnirsmäfsig gröfser; doch ist es bei den 
Vögeln, aufserdemxbesonders bei Raubthieren über- 
haupt, am gröfsten. 

2) verwandelt sich seine anfangs, noch bei den 
Arachniden und Krustenthieren, ganz einfache 
Höhle in zwei völlig von einander getrennte,, deren jede 
wieder in zwei Abtheilungen zerfallt. 

Der Bildungsgang ist dieser. 

Die einfache Höhle, welche einerseits Venen auf- 
nimmt, andererseits Arterien absendet; theilt sich zuerst 
durch eine Einschniu^ung in zwei, die dünnere, mit den 
Venen verbundene und dadurch das rückkehrende Blut 
aufnehmende, das Ohr, den Vorhof, die dickere 
durch die Arterien das Blut aussendende, die Kam- 
mer, welche das Blut von dem Vorhof erhält Die 
Mollusken, Fische und Amphibien zeigen diese 
Bildung, doch mit mehreren Verschiedenheiten. Bei 
den Mollusken nämlich nimmt die Vorkammer, wie 

bei 



im Allgemeinen. 17 

bei den Krusten thieren die einfache Herzhöhle , das 
aus den Respirationsorganen durch die Lungen- oder 
Kiemenyenen kommende Blut auf, aus der Kammer 
gelangt es dul»ch die Körperpulsader oder Aorte zu 
den übrigen Organen, von diesen unmittelbar durch 
Verzweigung der Körpervenen, deren Stamm zu- 
gleich Respirationspulsader, ist, in die Respirationsor- 
gane. 

Bei den Fischen findet sich derselbe Bau des Her- 
zens , adeiÄ. der Vorhof m*mmt das Körperblut auf, die 
Kammer schickt das Blut zu den Kiemen und voii die- 
sen gelangt es durch die Kiemenvenen unmittelbar in 
die Aorte, welche es dem Körper zufiihil;. 

Dort also ist, wenigstens der Function nach, 

V 

; blos ein Körperherz j hier nur ein Lungenherz, vor- 
banden« 

Die Amphibien zeigen sehr verschiedene Grade 
in der Entwicklung der Herzform; alle kommen in- 
dessen darin iiberein, dafs die Kammer mehr oder 
weniger einfach ist, wenn sich gleich bei den Ophi- 
diern^ noch mehr bei den Schildkröten und Sau- 
riiern, eine unvollkommne Scheidewand zeigt. Bei den 
Batrachiern ist auch der Vorhof. einfach, die Lun- 
genvenen senken sich in die Korpervenen, die 
Aorte schickt die Lüngenpulsader ab, bei den üb- 
rigen dagegen sind die Vorhöfe vÖlhg getrennt , die Lun- 
genblutadern ti'eten in den linken, die Körperblutadern ' 
in den rechten V^orhof , die Lungenspulsadcr entspringt 
zwar mit der Aorte aus dersell?en Kammer, ist aber 
aufserdem ein von ihr ganz getrenntes Gefäfs. 
Meckel's vergl. Anat. V. 2 



18 GefäTssystem 

Bei den Vögeln und Säugthieren verwächst 
endlich auch die Oeffiiung, wodurch bisher die Kam- 
merscheidewand oben durchbrochen wurde, die linke 
oder Köi^perhäifle ist gams von der rechten^ oder Lungen- 
hälfte getrennt, und jede zerfallt wieder in die schon be- 
kamiten zwei Ahtheilungen, so dafs sich nun das bis- 
her allein vorhandene Körper * und Lungenlierz zugleich 
und zu einem Organ vereinigt findet. 

Dem Wesentlichen nach zeigen in der That schon 
die Cephalopoden diese Bildung, doch sind Kör- 
per - und Lungenherz 1) weit von einander entfernt, 
imd 2) weniger vollkommen ausgebildet als da, wo je- 
des allein vorhandeiii ist 

Sehr allgemein gelangt also kein Blut zu den ver- 
schiedenen Organen, Behufs der Ernährung und der 
Bildung überhaupt, ohne vorher geathmet zu haben, imd * 
eben so wenig gelangt Blut zu den Respirationsorganen 
zurück, ohne vorher zur Bildung gedient zu haben. 
Dafs es hiebei völlig gleichgültig ist, ob* sich das Herz 
zwischen den Körpervenen und der Luugcnpulsader be- 
findet, d. h* ein Limgenherz ist, oder ob es zwischen . 
der Lungenpulsader und Aorte als Körperherz liegt, ob 
unreines dieser Herzen, ob beide, oder keines vorhan- 
den ist, beweist die vorher gegebne Darstellung. Nur 
die Amphibien machen von der allgemeinen Regel 
eine Ausnahme, indem sich hier melu^ oder weniger J 
venöses und arteriöses Blut vermischt , auch hier aber fin- 
den sich merkwürdige, weiter unten noch näher anzuge- 
bende Uebergänge von der gänzlichen Verschmelzung bis 
zur fast gänzlichen Trennung beider Systeme. 



im Allgemeinen. 19 

Sdir allgemein ist übrigens das Kürperherz uud 
die Aorte durch stärkere Entwicklung der Muskelliaut 
weit dickwandiger als das Lungenherz und die Lungen« 
pnlsader. Eben so ist das Körperlierz gewohnlicli enger 
als das Lungeulierz. Damit übereinstimmend sind die 
Lungeuvenen enger als die Körpervenen. 

§. 5. 
Das Gefaüssy Stern gehört zu denen, welche beson- 
ders in den höheren Thieren die meisten periodischen 
Verscliiedenheiten dai*bieten, die auf eine sehr merk- 
würdige Weise mit sehr vielen, bei niedem Thieren 
bleibenden Formen übereinkommen. Der zuerst ent- 
stehende Abschnitt ist der venöse Theil der Pf ort a der, 
der sicli in der Dotterhaut entwickelt. Aus ihr ent- 
steht höchst~wa]n*scheinlich das Herz und eine Spur die- 
ses Hervorgehens ist der venöse Gang, der die Pfort- 
ader auch noch das ganze Fötusleben liindui'ch mit der 
untern Hohlader, dicht unter dem Eintritte derselben 
in das Herz, verbindet. Hierin findet wahrscheinlich 
die bisweilen vorkommende Mifsbildung der Pioiiader 
ihre Erkläilirig, wo diese gar nicht in die Leber, son- 
dern blos in die untere Hohlader tritt. Vom Herzen 
entsteht zuerst dm-ch Erweiterung der Pfortader der 
venöse Theil oder der Vorhof, der anfangs einfach 
ist, 'aus diesem dann die anfänglich gleichfalls einfache 
Kammer, der arteriöse Theil, welcher die K ör per- 
pal sac(,er absendet. Diese schickt von ihrem untern 
Ende die Nabelpulsadern ab, welche sich auf der 
GefaTshaut des Eies ausbreiten. Ihnen entsprechen 
;' eine oder zwei Nabelblutadern, welche das Blut, 

2 * 



20 • GefUrs^fitem 

das sie zu der G,efäfshaut führten, und das hier 
mehr oder weniger vollkommen athmete, zu dem Fö- 
lus zuriickfiilirÖii. Wo sich auch im Anfange meh- 
rere Nabelblatadem finden, veireinigen sie sicli doch, 
und treten in die Leber, wo sie sich mit der Pfort- 
ader verbinden^ und gemeinschaftlich mit ihr in der- 
selben verzweigen. Den Körperarterien entspre- 
chend entstehen nun zugleich die Körperveuen, wel- 
che dc^ Blut zurückfuhren, und die anfänglich mit 
dor Pförtader auf die angegebne W^eise zusammenhan- 
gen. In dem Maafse als sie, und übei'liaupt der Fötus, 
sich weiter ausbilden, schwindet indessen dieser Zu sam- 
menhang und hört bald nach der Geburt, bisweilen 
schon vorher, ganz auf. Anfänglich findet sich keine 
eigne Lungenpulsader, sondern blos zwei, aus dem 
Brusttheil der Aorte abgehende Aeste, welche sich zur 
Lunge begeben , i die auch das ganze Leben hindurcli 
als Pulsadern der Luftröhrenäste übrig bleiben, biswei- 
len, wenn gleich selten, sehr anselmhch, ganz nach dem 
Typus der Lungenpulsadem, elrscheinen. Ihnen entspre- 
chen anfangs auch blos Luftröhrenastblutadern. 

Noch früher finden sich auch die von der Brust- 
aorte zu den Kiemen abgehendeti untergeordneten Puls- 
adern, und der Kreislauf verhält sich bei dem sehr jun- 
gen Embryo der drei obem Wirbelthierclassen, allem 
Anschein nach anfllnglich, ehe die Lungen sich gebildet 
haben, wie bei den Fischen imd einigen niedrigem 
Batrachiern das ganze Leben hindurch. Es sind 
nämlich anfänglich als Respirationsorgane anfangs allein, 
dann zugleich mit den später entstehenden Lungen, 
Kiemen vorhanden und die Aorte spaltet sich bald 



im Allgemeinen. 21 

nacli ihrem Austritte aus dem Herzen in Tier bis fiinf 
Kiemenpulsadem, die sieh in den Kiemen in eben so 
TJel Kiemenblutädem verwandeln, welche sich dann hin« 
ter den Kiemen auf jeder Seite zu einem Stamme ver- 
binden,- der mit dem der andern Seite bald zu dem, in 
oder nahe. an der Mittellinie absteigenden Aortenstamme 
zusammenfliefst. Die Kiemenpuls ^ und Blutadern schwind 
den früher oder später, immer aber, wenigstens da , wo 
sie nicht das ga^e Leben hindurch bestehen, in sehr 
fi*iihen Perioden, bis auf a^ei oder- drei Hauptstamme, 
von denen einer oder zwei did Aorte oder die Aor<^ 
ten, der zweite oder di'itte die Lungdnpulsadev 
darstellt Für die Batrachier hatte diese Entwick- 
lungsweise des Gefafssystems schon langst Swammerr 
dam *) dargethan. Seine Untersuchungen erstreckten 
sichbesonders auf die ungeschwänzten, namentlich die 
Frösche, Später wurden sie durch Steinbuch •), frei^ 
lieh nur unvollkommen, auch für die geschwänzten^ 
augedeutet. C u V i e r ') und Rusconi*) haben beson- 
ders die Geschichte derselben- vervollkommnet. 

Für die Classe der Vögel hatte Malpighi *) al- 



1) Biblia naturae. T. IL 789. de Rana et huius gyrino^ 

2) Analecten neuer Beobachtungen und Unterstichungen für die 
. ^Naturkunde. ;No.2. Beobachtungen über den Larvenzustand, 

-vorzüglich über das Athmen der )ungen iSumpfeydechsen« 
Fürth. 1802. 

« 

3^ Mem. sur les reptiles douteux aus Hufnboldts Mem. de Zoo- 
logie et de Zootoinie. Paris 1807* 

4) Amours des salamandres aquatiques et d^veloppementdut^ard 

de ces salamandres etc. ä Milan 1821. 

5) De formatione pullL F. 16.17. 18. 



N> *' 



^2 Qefaßsystem 

lerdings Andeutupgen gegeben, und ich hatte die Ver- 
xnathung aufgestellt, dafs auch bei den Säugthieren 
sich anfanglich Kiemen und Kiemengefafse fanden >), 
doch fehlte bis auf die neuesten Zeiten die Grewifsheit, 
dafs auch hier das Gefafs- imd RespiraÜonssystem sich 
auf dieselbe Weise entwickeln , und namentlich war über 
die Classe der Saugthiere hierüber noch so gut als nichts 
bekannt« 

Diese ist in der Xhat, wie auch die Entwicklungs- 
geschichte des Respirationssystems noch näher darthun 
wird, jetzt auch für die beiden obem Thierclassen vor- 
handen, und die Wissenschaft Verdankt die Begründung 
dieser wichtigen Thatsache vorzüglich den Untersuchung 
gen von Rathke »), Baer ') und Huschke*). 

Das anfangs einfache Herz bildet sich zu ehiem 
doppelten aus , indem sich eine Scheidewand in dem Vor- 
hofe bildet, die aber doch bis zur Geburt und selbst 
einige Zeit nachher unvollkommen bleibt, so dafs beide 
Vorhöfe durch das sogenannte eirunde Loch im Zu- 
sammenhange stehen. Die spater entstehende rechte 
Kamn^er hängt anfangs gleichfalls durch eine, an' der 



1) Beitr. zur rergl. Anatomie. 1. 1. S. 103. 1806. £bdf • 11« i. 8. 

25. 1811. Deutsches Arohiv IL 1816. 451. 

2) Kiemen bei Säugthieren. Isl^ 1825. L 747 £F. üeber das Da- 

seyn von Kiemenandeutungen bei mensoblicben Embryonen. 
Ebds. 1828. 108 i£. lieber die früheste Form und Entwick- 
lung des Yenensystems und der Lungen beim Schafe» Me- 
okels ArchiT f. Anatomie und Physiologie 1830. 63 iL 

3) lieber die Kiemen und Kiemengefafse in den Embryonen der 
~ Wirbelthiere. MeckeU Archiv 1827. 556 iF. 

4) lieber die Kiemen und Kiemengefafse beim bebruteten Huhn- 

chen. IsU 1827.. 401« 



im Allgemeinen. 23 

Grundfläche des arteriösen Theiles befindliclie Oefihung 
mit der linken, fi*iilier vorliaudeneii zusammen. Aus 
ihr entspringt die Lungenpulsader, die aber während 
des ganzen Fotuslebens durch den Pulsadergau g, 
auch der Botallische, riclitiger Galenischc geuamit^ 
mit der Körperpulsader zusammenhängt, in die er sich 
in geringer Entfernung vom Herzen, namentlich nach« 
dem aus dieser die Kopf- und ArmgefaTse .abgetreten 
sind, einsenkt. Zugleich bilden sich jetzt eigne Lun« 
genvenen, wahrscheinhch wohl stärker enUickelte 
Luftröhrenastvenen, weshalb diese auch sich nicht 
in die Körperyeuen, soudem iu die Lungeuvenen senken. 
Die anfkngliclie Verbindungsöffiiung zwischen den 
beiden Kammern schliefst sich beim regelmäfsigeu Ent- 
wicklungsgange weit finiher als das eirunde Loch. 

Durch dieses tritt alles, oder wenigstens bei wei- 
tem das meiste Blut, welches: 1) aus der Nabelvene; 
2) der untern Köi^erhälfte zurückkommt, mittelbar oder 
unmittelbar in die linke Vorkammer, von dieser aus in 
die linke Kiunmer, die es gröfsteutheils zu der obem 
Körperhälfte durch die Aorte versendet. Das aus jener 
zurückkehrende Blut gelangt durch die obere Uohlvene 
in den rechten Vorhbf , vermischt sich hier nur wenig mit 
dem, blos durch ihn zum linkefn Vorhofe gehenden Blute 
und tritt in die rechte Kammer, von da aus dnrcli die 
Lungenpulsader vei*mittelst des Fulsaderganges grofsen- 
ihcils in die. absteigende Aorie. 

In die Lnngen selbst gelangt auf diese Ai-t, auch 
uachdem sich eigne Lungengefafse gebildet haben, sehr 
wenig Blut, indem 1) so gut als alles Blut, welches 
aus der imtern Körperhälfte und der Gefalshant des Eies 



\ I 

24 / Gefö&system, 

zurückkehrt, durch das eirunde Loch vor ihr vorbei 
xmi unmittelbar in die Aorte geführt wird ; 2) auch die 
Lungenpulsader das meiste Blut, welches von der obem 
Körperliälfte zurückkehrt, gleichfalls vor der Lunge vor- 
bei durch den Pulsadergang in die Aorte leitet: 
deshalb ist dieser auch 1) weiter als die Seitenaste der 
Lungenpulsader und 2) die Lunge noch beim reifen Fö* 
lus zwar nicht blutleer, doch sehr blutarm. 

Die rechte Kämmer ist noch beim reifen FötuB 
verhältnifsmaTsig zur linken weit dickwandiger als spä« 
terhin, unstreitig, weil sie gemeinschaftUch mit der lin« 
ken durch den arteriösen Gang das Blut in den Kör- 
per zu treiben hat. 

Nach der Geburt ändern sich alle Verhältnisse sehr 
schnell, indem nun das, das ganze Leben hindurch Statt 
findende Athmen durch die Lungen eintritt Daher geht 
das Blut freier durch die Lungenpuls - und blutadern, und 
in Folge hievon scliliefsen sich sowohl der Pulsadergang 
als das eirunde Loch, so dafs nun die beiden Herz- 
hälAen und somit Körper - und Lungenkreislauf ganz 
von einander geschieden werden. 

Die übrigen Fötuswege, Nabelblutader und Puls- 
adern , eben so der venöse Gang, verwachsen und schwin- 
den gleichfalls theils durch dieselbe Veranlassung, theils 
weil sich besonders die untern Gliedmafsen nun stärker 
entwickeln. Indessen mufs man allerdings wolil amieh- 
men, dafs aufser diesen mechanischen Veranlassungen 
auch andere, höhere, dynamische vorhanden sind, ver- 
möge derer diese Abschnitte des Gefafssystems nur für 
eine gewisse Periode bestimmt waren, und ihre Lebens- 
energie nur für diese ausreidite; dafs aber diese durcli 



im Allgemeinen. 25 

jene mechanischen Gründe bedeutend unterstützt werden, 
läfst sich wohl schwerlich bezweifeln. Namentlich bie^ 
tet die Geschichte der Zähne imd ilires Wechsels be- 
kanntlich Thatsachen dar« welche sein* bestimmt fiir die« 
se Ansicht sprechen. 

Das GefaTssystem ist in den frühem Lebensperio- 
den im Allgemeinen verhältnifsmäfsig grölser als später- 
hin; indessen erweitem sich die Blutadern im Alter, un- 
streitig weil sie an Energie verheren, wahrend sich die 
Pulsadern verengem, zum Theil kleinere Aeste und Zwei- 
ge selbst verschwinden. 

Zugleich werden besonders die Körperpulsadem 
brüchiger, weniger ausdehnbar und besonders im männ- 
lichen Geschlecht entwickelt sich im Alter beinahe re- 
gelmäfsig in der serösen inuem Haut des Herzens und 
des Aortensystems eine bedeutende Neigung zur Ver- 
knöcherung, welche die Folge jener Brüchigkeit, Zer- 
reiisbarkeit, inoch vergröfsert. 

Aufser dieser sexuellen Verschiedenheit ist auch 
das Herz beim weiblichen Geschlechte verliältnifsmäfsig 
etwas kleiner ah beim männlichen , wenn sich gleich auch 
hier viele individuelle Verschiedenheiten finden« 

Zweites Hauptstück. 

G e f äf ssy s t e m im BesonderiL». 



Erster Abschnitt« 
Echinoderraen« 

§. 6. 
Das Gefafssystem ist in den Echiuodermen 
weit deutlicher, veriiältnifsmäfsig gi'ofser, verbreiteter 



26 Gefäßsystem im Besondern. 

und Yollkommner als in den Insecten, zum Tlieil selbst 
als in den Würmern, und kömite daher vielleicht mit 
Recht erst nach dem ihrigen betrachtet werden. Da in- 
dessen diese Classe hinsichtlich ilires ganzen Baues sich 
an die Medusen und ihre Verwandten näher anschliefst 
und unter den Insecteb und Würmern steht, so halte 
ich es für zweckmaTsiger, mit seiner Beschreibung den 
Anfang zu machen und diese auf die der Zoophy-> 
ten *) folgen zu lassen. Es bietet aber wegen der 
Dünne seiner Wände, des Mangels oder der Kleinheit 
von Centralorganen , dei: doch nicht sehr ansehnlichen 
Gröfse, des im Allgemeinen vorhandenen Mangels von 
starker Färbung seiner Flüssigkeit der Untersuchung so 
viele Schwierigkeiten dar, dafs auch noch jetzt nicht 
alle Punkte seiner Anordnung völlig ausgemittelt sind. 
NamentUch stehen besonders die Angaben der neuesten 
Beobachter, Tiedemann *) und Delle Cliiaje ^y, 
welche diesen Gegenstand hauptsäclilich verfolgten, über 
mehrere wichtige Momente unter einander im Wider- 
spruch. 

Freilich ist hiebei zu bemerken, dafs DelleChiaje 
die Arbeiten seines l)erühmten Vorgängers nicht, oder 
nur dem Namen nach, oder weingslens nur sehr un- 
vollkommen, gekamit zu haben scheint. 



1) Bd. 4. 8. 38fF. 

2) Anatomie der Rohrenliolotliurie , des pomeranzenfarbenen 

Seesteriig und des SteinseeigeU. Landshut 1816- a. m. O. 

3} In den Memorie sulla storia o notomia degli animaU senxa 
vertebre dcl regno di Napoli. T. L 1822. T. IL 1825. a. 
111.0. 



Echinodennen. 27 

Mit Gewifsheit ^gieht sich aus, zumal an leben- 
den Thiei-en leicht anzustellenden Beobachtungen 1) die 
Anwesenheit von zum Tlieil sehr vferzweigten Gefafsen^ 
in welchen die Nahrungsfliissigkeit in verschiedener, na- 
mentlich entgegengesetzter, Richtung kreist; 2) von cen- 
tralen Abschnitten diesem G^fiiTssystems , die sich beson- 
ders im Umfange des Anfangstlieils des Darmcanals 
befinden, zufulu*ende Gefiffse abschicken, zurückführende 
aufnehmen, also dem Anschein nach ein Gegensatz zwi- 
schen Herz und GefaTsen. Sehr allgemein entspringen die 
Gefafse aus einem, und vereinigen sich zu einem zweiten, 
den Anfang der Speiseröhre umgebenden Ringe, der nicht 
beträchtlich weiter als sie ist. Der aber nicht dem Herzen zu 
entsprechen scheint, da er sich durch Bau und Durch- 
messer wenig oder gar nicht von ihnen unterscheidet 

AuTserdem finden sich dagegen deutlicli musculöse, 
auch weitere Abschnitte des Gefafssystems, die mehr oder 
wen^er deutlich dem Herzen zu entsprechen scheinen. 

Der Zusammenhang der verschiedenen Abschnitte 
des GefaTssystems unter einander, ihre Verbindung zu 
«inem Ganzen, namentlich besonders auch die Allge- 
meinheit der Anwesenheit der lierza'hnlicheu Theile ist 
noch so wenig mit Bestimmtlieit dargethan, dafs nach 
Tiedemann bei allen Echinodermen zwei, vonein- 
ander ganz verschiedene, Gefafssysteme bestehen, von de- 
nen das eine ein höchst vollkommnes Kreislaufsystem, das 
andere dagegen nur ein Theil der Bewegungs- und Ge- 
fUliisorgane ist. Nach ilun hängt dieses System 1) mit 
dem Kreislaufsystem nur durch £rnährungsgefaTse zu- 
sammen, welche sich von jenem zu seinem Centraltheile 
begeben; ' 2) dieser Centraltheil wird, durch in der Nahe 



"V . 



28 Gefäfssystem im Besöndern« 

* 

des Mundes und der Speiseröhre befindliclie, deullich 
musculöse, wenn gleich dünnhäutige Blasen gebildet, 
die eine in ihnen befindliche Flüs&igkeit durch eigene 
Gänge in einen kreisförmigen, den Anfang der Speise- 
i^hre umgebenden Canal ergiefsen, aus welchem im 
Allgem einen fünf, zwischen den Fufsbläschen verlau- 
fende Gefäfse entstehu, welche die in ihnen befindliche 
Flüssigkeit durch Seitengefäfse den Fufsbläschen imd 
dadurch den holilen Füfsen überhaupt mitlheilen; 3) off- i 
nen sieh in den ringförmigen Canal zehn gelappte, 
holüe, kleinere Anhänge; 4) finden sich in diesem Haut- 
system durchaus gar keine rückiührende , den zufüh- 
renden entsprechende GefäfsiS, 

' Dies Gefafssystem ist also in der That nur Central- 
theil der Tentakeln und Füfse, deren Bewegungen durch 
den Wechsel der Thätigkeit der innem Bläschen und 
der Tentakeln und Füfse bestimmt werden. 

Das eigentliche Gefafs - oder Kreislaufsystem ge- 
hört nach Tiedemann blos ^em Darmcanal und' 
den Zeugungstheilen an, und liier findet sich ein, 
besonders bei den Holothurien sehr deutlich aus- 
gebildeter, dem der höchsten Tliiere analoger Kreis- 
lauf. 

Zu den Theilen, namentlich vorzüglich dem Darm- 
canal, wird das Blut durch Gefafsstämme gefiilnrt, die 
sicli an ihnen sehr vielfach durch quere Aeste verzwei- 
gen, von ilmen kehrt es durch weitere tmd dünnere 
Gefäfse zurück. Diese spalten sich an den Respirations- 
organen bei den Holothurien in vielfach mit ih- 
nen vei-schlungene Zweige, welche sich in ihnen ont- 
sprechende einsenken, die den Anfang eines andern 



Echinodennen. 29 

Gefafses darstellen, das uoch Zweige vom Darmkanal 
aufhiramt uud sich durch mehrere Zweige in den Hanpt- 
stomm, welcher die Theile versieht, einsenkt. 

Sehr allgemein ist 1) ein mittlerer, ' länglicher Ab- 
scluiitt des, die Organe mit Blut yersehenden Gefafses 
weiter, dickwandiger, mehi* öder weniger deutlich mus- 
culös, zeigt deutliche Pulsationen uud scheint dalier ein 
Herz darzustellen; 

-2) finden sich auch in diesem GefaTssystem ring- 
förmige Gefafse im Umfange des Mundes, von denen 
das eine den Arterien, das andi*e den Venen als Cen- 
traltheil entspricht. 

Hier wäre demnach ein vollkommner Kreislauf 
vorhanden. Das erste Gefafs^ die Aorte, fülirt das 
Blut dem Darmcanal und den Genitalien zu, die von 
diesen entsprungnen Gefafse vereinigen sich zu einem 
Stamme, der Hohlvene und Lungenvene zugleich ist. 
Diese spaltet sich am Respirationsorgan , und die mit ihm 
zusammenhängenden Zweige sind die Anfange der Lun- 
genvenen und senken sich durch diese wieder in die 
Aorte. 

So deutlich sieht man übrigens diese Anordnung des 
GefaTssystems nur bei den H o 1 o t h u r i e n , denn aufser- 
dem fehlen die deutlichen Verzweigungen und Verbin- 
dungen der Lungenpuls- und blutader, wenn gleich die 
Function, zumal der Analogie nach, wahi'scheinlich ist. 

Delle Chiaje's Angaben weichen liinsichtUch der 
Zaid der, das Gefäfssystem zusammensetzenden, Theile 
wenig von den Tie de mann 'sehen ab, unterscheiden 
sich aber von denen des letztem besonders durch die Dar- 
Stellung 1) der Verbindung z^vischen den verschiedenen 



30 Gefälss^stem im Besondem. 

Abschnitten derselben und 2) die Bedeutung melu*erer 
derselben, besonders der Centrallheile, ^Nach ihm sind 

f 

1) die blasigen CentraltheUe des Hautsystems wii*kliehherz- 
älmliche Organe des ganzen Gefafssystems , und stehen, 
zumal bei den Holothurien, mit der Aorte und der 
Holllader im Zusammenhange, indem die erstere sich 
einsenkt, die letztere austritt; 2) findet, namentUdi selbst 
bei den Holothurien, zwischen den venösen Gefafsen 
am Darm nicht ein Gegensatz zwischen Hohlvene und 

r 

Lungenpulsadör auf der einen, und Lungenblutader auf 
der andern Seite Statt, sondern alle das Blut vom Darm 
zurückführenden Gefafse sind nur KörpeiTenen, die sich 
iu die herzälmhcheu Organe einsenken, das AÜunen 
wird dagegen auf andere Weise, besonders durdi die 
Tentakeln und ihnen ähnhclie Organe im Umfange des 
Munde», vermittelt. 

. §. 7. 

Die speciellen Bedingungen, welche die bisher im 
Allgemeinen betrachtete Anordimng des GefaTssystems 
in den verschiedenen Hauptabtlieilungen der Ecliiiioder- 
men darbietet, sind folgende: 

Bei den Seesternen finden sich nach Tiede- 
manu 1) in der centralen Scheibe des Körpers drei über 
einander liegende ringförmige Canäle. Aus dem ober- 
fiäclilichsten, am meisten nach unten, im Umfange des 
Mundes befindlichen, tritt fiir jeden Sti'ald ein, dicht unter 
der Haut zwischen den Füfsen verlaufendes Gefafs , über 
dessen Bedeutung, Verrichtung, Verbreitung, selbst Zu- 
sammehhang mit dem übrigen Gefafssystem er nichts 
näheres ausmitteln konnte. Ueber diesem Gefafsringe 



Ecbinodermen« 31 

liegt ein s weiter, tieferer, der gleichfalls den Munclum- 
giebl, und aus welchem kleine, feine GefaTse an den Ala- 
gen, die blinden Anhänge und die Eierstöcke gehen. 
Dieser zweite Kranz hängt mit einem länglichen, 
musculiisen, centralen Canale, dem Herzen, duixsh 
einen engen Gang zusammen und wird durch diesen 
mit einem dritten ringförmigen Gefafse rerbunden, das 

I 

enger als das Herz ist, unmittelbar unter der Haut des 
Kückens hegt mid 1) von jedem Darmanliang eine, an 
der obem Fläche desselben verlaufende Vene; 2) durch 
zwei Stämme fünf, vom Magen kommende; 3) von 
jedem Eierstock einen Ast, im Ganzen also 25, auf« 
uinunL 

Der zweite Ring nebst den von ihm kommenden 
Gefafsen würde also arteriell , der dritte venös , das zwi- 
schen beiden liegende Herz Köi'perherz sej n. Von Re- 
spirationsgefäfsen bemerkt er nichts, sondern nimmt an, 
dafs das in den Venen enthaltne Blut dmx^h das über« 
all eindiingende Wasser oxygenirt werde. 

Das Gefafssystera der Haut und^ der Fiifse bestellt 

I 

zunächst aus einem kreisförmigen, aus dicken, sehnen- 
artigen Wänden gebildeten Canal, der von oben nach 
unten zwischen dem zweiten und dritten des allgemeinen 
Gefafssystems hegt. Die sich in diesen öffnenden Bla« 
sen sind langgestielt, und es finden sich immer, wo sie 
vorhanden sind, meistens fünf in jedem Winkel zwi- 
schen je zwei Stralilen eine, aufserdem, wenigstens bei 
mehi'6ren Arten , unter der OelBiung eines jeden Aus- 
fuhruugsganges dieser Blasen zwei w:eit kleinere, di'ü- 
saiähnüche Körperchen, die deutlich mit dem Ringe zu- 
sammenhängen* Eben so mündet in diesen der hohle 



I. 



^2 GefafssTJstem im Besondern. 

« 

' Steincanal, vou deni schon frülier ') gehandelt wurde. 
Aus dem Ringe tritt femer für jeden Strahl ein Stamm, 
der jeder Fulsbläse einen Seitenast giebt. 

Delle Chiaje gieht eine viel einfachere Anord- 
nung an. Nach ihm findet sich 1) blos ein kreisförmi- 
ger Canal, in welchen sich die Blasen öffiien, imd der 
zugleich die Gefafse von den Verdauüngswerkzeugen auf- 
nimmt« Aus ihm leitet er, als abführende Gefafse vor- 
eüglichab: 1) fünf'Blinddai^mgefäfse, die sich statt lu 
zwei Theile nur an der untern Flache eines jeden An- 
hangs verlaufen; 2) fünf Wirbelpulsadern, die in den 
Zwischeu\^irbellöcherndie ganze Länge desStraliles durch-» 
Inufcn; 3) eben so viele Sli*ahlenpulsadem, die imter 
ihnen liegen und zu den Fufsblasen gehen. 

Nach Tiedemann's, Delle Chiaje*s und mei- 
nen eignen Beobachtungen zeigen besonders die herzähu- 
lichen Blasen sehr merkwürdige speciilsische , ja indivi- 
duelle Verschiedenheiten. 

Zuerst finden sie sich nicht bei allen Arten von 
Asteride n« Namenthch fand ich sie' nicht bei Gorso- 
nocephalus, Comaiida und Ophiura. Dagegen sähe ich sie 
immer bei ^. aurantiaca, bispinosa, papyracea^ glaciäüt, 
umbilicalis j- $• eccigua, nicht aber bei ^, rubens. 

Freilich widersprechen sich liier verschiedene Beob- 
achter. Tiedemann und Delle Chiaje sahen sie 
zwar, wie ich, bei A. aurantiaca, der erste aufserdem t 
bei Lincks Astripectcn mesodiscus, A.rubens xmdeque- 
stris, Delle Chiaje auch bei A. bispinosa. ^ 

- — . Dagegen 

1) Bd. 2. 8. 17 ff. 



Echinodermen» 33 

Dagegen Termilste sio Delle Chiaje bei ÖpTiiura ' 
A* Savaresi, rubens, echinophora. Die letztere \$t Wolil 
A* gJaciaäs^ wo ich sie fai^d« Sie sind aber hier sehr 
klein nnd können darum leicht, wie es mir selbst 
mehrmals erging, übersehen werdto« Hin imd wieder 
ist wohl theils indiyiduelle Verschiedenheit^ theiltf die 
Art der Beobaehtimg Schuld. Ich selbst wenigstens 
fand sie kürzlich in Neapel nicht bei frischen Exempla- 
ren von A. papyr€U)ea^ während ich sie an altem, in 
Weingeist aufbewahrten, nachher sehr deutlich sähe. 

Bei A' bispinosa finde ich, wie Delle Chiaje, 
eben so bei A* papyraceä und eadgua nur eine in jedem 
Winkel i. im Ganzen also immer fünf, 'bei A» glaciäAs 
in jedem Winkel zwei^ also zehn, womit auch Delle 
Chiaje*s Angabe für A* eocigua und pentacantha über- 
einkommt Bei weitem am meisten hat A* arcmüdca 
einen b^stibidigen Charakter dieser Art, da Delle 
Chiaje, Tiedemann und ich diese Bedingung im-' 
mer gefunden haben. Di<ese Verschiedenheit d^r A* bi^ 
spinosavoti A- arcmiiaca, welche ich für durchaus be* 
ständig- halte, da ich mehr als zwölf Exemplare beider 
Arten noch in diesem Jalu-e in dieser Hinsitjht verglich',* 
ist, desto interessanter, weil sie die Bichtigkeit der Son- 
derung der A. bispinosa von A. arantidca durch Otto »),: 
die auch ichmil Delle Chiaje ^) und Leuckart ')fand, 
bestätigt. Tiedemann fand fun&ehu bis achtzehn^ 



— f 



f) If • a. m c XL 285. Tab« 39; 

2) A. a. p. IL 356. 

3) BreTift animal. quoriuid* descr. Heidelb« 1828« 23« 
Meokel's TergL Anat. Y« 3 



34 Gefä&aystem im Besondera« 

m, 

Delle Chiaje bis auf siebzehn, ich Ton vierzehn bis 
. auf zwei und zwanzig, wie ich auch abgebildet habe ^). 
Aus der Angabe ihrer Zahl ergiebt sidi schon ^ dafs oft 
nicht pi jedem Winkel gleich viel liegen. In. der That 
fand ich bisweilen in dem einen doppelt so viel sfA in 
andern. 

Immer liegen die BlÜschen aber auch hier nur in 
den Vereinigungswinkeln der Strahlen, ^und die Aus« 
fiihrungsgange derer, welche in einem Winkel liegen, 
vereinigen sich 2u einem grÖfsem. Wo sich eine geringere 
Zahl findet, sind alle ungefähr gleich grofs, bei A* 
atcmda/Qa dagegen ist selbst die Grörse der in einem 
Winkel liegenden bedeutend verschieden« Eben so fand 
ich auch immer in demselben Thiere einen Gegensatz 
zwischen der Zahl und Crofse der in den verschiedienen 
Winkeln enthaltenen Bläschen* 

Auch ilu'e Gröfse variirL Bei A* aranfiäca, bispi- 
nosa, exigua, papyracea, sind sie' weit ansehnlicher 
als hei A* facialis, wo sie, wie oben bemerkt, ihrer 
Kleinheit wegen leicht übersehen werden können. Zu 
dem sitzen sie hier unmittelbar und ohne lange Auafuh« 
rungsgäng^ auf dem Kreisringe* 

Für die Seeigel sind die Angaben nicht weniger 
verschieden als fiir die Seesterne. 

Nach Tiedexüanii wird der Aftei^ von einem 
ringförmigen Canal umgeben, in welchen sich viele Ge- 
iafse von der innem Fläche der Schale begeben. Atta 
ihm geht gegen den Kauapparat ein kurzes Gefal«, 



1} Conrad de Asteriftdum fa1>rica. Italac 1014* 



Echinodermen« 



35 



das aich in einen weitem, länglichen, herzähnlichen Ca- 
nal senkt« Mit diesem steht am andenji Ende ein Ge* 
fa(s in Verhindong, das aus Zweigen von der Speise* 
röhre, dem Kauapparat und einem, am äulsem Theile 
des Darmiunfangs rerlaufenden Stamme entsteht« Au- ' 
iserdem verläuft am äuTsem. Theile des Darmumfangs 
dn Gefafs. D^s letztere hält Tiedemann zugleich fiir 
Hohlader imd Lungenpulsader, so dafs es vom Darm 
Blut aufnimmt und in die innere Schalenfläche Behufs 
des Athmens fiihrt. Von der Schale gelangt das Blut,, 
nachdem es geathmet hat, in den Afterkranz, yon hier 
aus auf den angegebenen Wegen zu den verschiedenen 
Organen. 

Vom zweiten Gefäfssysteme giebt cir 1) fünf rund-^. 
liehe Blasen im Umfange des Mundes und 2) eben so 
viele, zwischen den Fufsbläschen verlaufende Gänge an. 

Etwas verschieden ist auch hier Delle Chiaje*s' 
J^eschreibung« 

Nadh ihm findet sich 1) ein, den Mund imigebender 
Canal, deü eine, am Innern Darmrande vom After an ver^ 
laufende Vene aufnimmt, dagegen mehrere Speiseröh« 
renpulsadem und eine Darmpulsader abschickt; femer 
2) der, auch von Tiedemann beschriebene, den Af-** 
ter umgebende Ring, der nach Delle Chiaje durch 
fünf Rückenarterien gebildet wird. Aufserdem be- 
schreibt er noch 3) ein röhrenförmig vom Mundringe^ 
anfangendes und längs der Speiseröhre verlaufendes 
Crefafs, dessen Zusammenhang mit dem übrigen Ge^- 
jfaTssystem er nicht angiebt, und 4) Blasen im Umfange* 
des Mundes, die mit den Riickenpulsadem in Verbin-^ 
düng stehen. 

a * 



36 Gefal^stem im Besondem. 

Das dritte GefaCs hält er für die sogenannte Po- 
litsche Bl^se, indessen, wo ich nicht sehr irre,' mit 
Umrecht, da nnstreitig dieser, die zideUst erwifbnten Bla-" 
•en, wie bei d^i Seester^en, enftsprecheiv .Dagegen 
ist das dritte, herzähnliche Gefa'fs, das Tiedemann 
w^ besser beschreibt, dem ähnlichen hflraähnlichea 
Theile bei den Aste.rien analog. 

Bei den Holothurien scheint das GefaGssystem 
in mehreren Hinsichten am yollkonunensten entwickelt zu 
^^yn; wenigstens finden sich in ihnen eineehie, nament- 
lich mit dem Athmen, in Bezug stehende Abschnitte detit- 
licher als in den übpgeu Echin^odermen. 

Der arteriöse Theil des eigentlichen Ki;eishui&- 
Systems wird durch ein. ansehnliches, am äufsem 
Umfange des Darms liegendes, imd diesen mit vielen 
Zweigen versehendes Gefals gebildet, das sich an bei?- 
den Enden zuspitzt, deutlich pulsirt und vom in einen 
Gefäfsring übergeht, aus dem Zweige an den untern 
Darmtheil, die Zieuguogstheile upd die sogenannte Po- 
ITsche Blase gehn. 

Vom innem Rande des Darms entstehen durch viele, 
dn ansehnliches Netz bildende Zweige zwei w^iterei 
diijmere, bald zu einem verbundene Stämme. Der 
einfache Stamm theilt sich bald in einige drei£ng Gre&Is^ 
büschel, die,' wo. sich, zwei Respirationsäste finden, hai^t* 
sfichlich am rechten liegen« Diese gehen ui ihnen entspre** 
chende Gefafse über, welche sich zu einem, längs dem 
mittlem Theile des Darms aufsteigenden Ge&lse verei« 
nigen« . Dies nimmt auch die Venen des hintern Daim-« 
Stücks auf, und senkt sich in den weitesten Theil der 
Aorte durch mehrere Zweige,, die längs der li*« i^fff n 
Hälfte des Danns verlaufen« 



• Echinodermeit« 37 

JOas G^förssystem der Haut begeht znnäclist, sei«* 
tiem Cehtraltheile nach, 1) ans einet öder, seltn^, zwei 
längliche Blasen, die in ihrem hintern £nde frei sind; 
2) einem ringförmigen, die Speiseröhre timgebenden Ca«* 
nal, in. welchen sich die Blase durch ihr vorderes Ende 
öffnet Aus diesem Ringe ^tstehen fünf Aesle, die sich 
Weiter nacji rom in einen a weiten, innerhalb des fi'ü- 
her *) beschriebnen Kalkkreises liegenden Ring öffiien^ 
Aus diesem Ringe fuhren Oeffiiungeii zu den hohlen 
Tentakebi und entspringen aufserdein fiinf Gefafse, die 
innerhalb der Längenmüskeln, zwisdi6n Haut und Mus- 
keln bis zum hintern Körperende yerlaufen, und durch 
Tiele Seitenäste zu den Fufsbläächen gehn. 

I 

Delle ChiaJQ hat imgefahr dieselben Gefafse^ 
deutet die Aorte und die Hohlvene gleichmafsjg, 
weicht aber insofern ab, als er die Respirationsbii- 
schel bIo9 for Anastomosen, die vereinigten Gefafse mit** 
hin fiir gleidibedeutend hält, und l)^eine Einsenkung 
der verengten Hohlvene in die Po li' sehe Blase angiebt^ 
2) . das Verhältnifs der Arterien zur Blase verschieden be- 
schreibt Na6h ihm treten nämlich aus. der Poli*schen 
Blase. Sjochs Stämme, von denen sich fiinf zti dem Kalk- 
kreise, einer, die Aorte, zu dem äufsem Umfange des 
Darms begeben. Die fiinf erstem gehen im Umfange 
der Speiseröhre nach vorn, er weitem sich hier, und je- 
der spaltet sich in fünf Aeste, von denen vier zu ebetn 
so viel Tentdceln nach vom, dtr fiinfte in die Län- 
genmliskeln nach hinten gehen, Diesw letzte Ast geht 



O Bd. II. 1. i. 42ff. 



38 GefäTssystem im Besondern. 

zu den'Fufsblä'schen, deren Bedentun^ und Verbindung 
mit den Fiifsen er nicht kennt, und als eigne Erweis 
terungen der Gefafse unter dem Namen' der Foligna-; 
sehen Säcke beschreibt. 

Von Sipuncuius hat, meines Wissens , nur *D eile 
Chiaje') die Anatomie des Gefäfssystems be^hrieb^i. 

Nach ihm ist die Anordnimg höchst eigenthümlich* 
Namentlich findet sich: > 

1) ein Herz, dessen beide Hälften, der Vorhof 
imd die Kammer, weit von einander getrennt sind; 

2) eine Vene und eine Arterie j 

3) eine Pol i*sche Blase. • ' 
Das Veneh&ystem wird durch ein vorderes, von den 

Mundfuhlfaden,' und ein hinteres, vom ganzen Darm". 
kommendes Gefafs, die sich am Darm vereinigen, ge- 
bildet. Der aus beiden Gefafsen entstandene Stamm 
geht in das, nahe am vordem Körperende hegende, klei* 
ne, kugelförmige Herzohr über. Aus dem hintern 
Ende von diesem entspringt die in der Mittellinie ver^ 
laufende und viele. Seitengefafse absendende A orte,, die 
sich an dem hintern Körperende mit einer Anschwellung, 
der Herzkammer, endigt Den Zusammenhang der 
längUchen, ungefähr das vordere Sechstel ,des Körpers 
einnehmenden PolTschen Blase mit dem Gefafssystem 
konnte er nicht ausmitteln. 

Von den Theilen, die Delle Chiaje atigiebt, 
konnte ich mit vollerSicherheit nur dasL&igengefafs, wel« 
ches er für die Aorte hält, und die am hintern Kör- 



1} Memorie suUa storia t notomla degli animali senza rertebre 
4el regno di Napoli. I. 1823. p. 13. 



Echinodermen. 



39 



perende befindliche Anschwellung desselben, 'üach 
ihm die Herzkammer, wahrnehmen. Nie habe ich 
dagegen die vordere , von ihm fiir den Vorhof gehaltene 
Anschwellung gefunden. Das Längengefafs, welches 
nach ihm die Aorte ist, dnrchläuA: die ganze Körper- 
Tange, verengt sich von vom nach Unten allmählich 
unbeträ'chthch, bietet nirgends eine Anschwellung als 
an seinem Ende dar und ist .überall, vorzüglich aber 
vom, nur durch lange Seitengefafte locker Init der Haut 
verbunden. Dicht neben ihm/ aufserdem noch an 
mehreiren andeni Stelleu, konnte ich vorzüglich vom, 
leicht ip b^tra*chtlich<en S^trecken der ii^ierp (Fläche der 
Längenmi^skelbündel gefafsäholiphe Streifen trennen, von 
denein der zuerst erwähnte auch dui*ch Queräste mit den 
HauiQGiuskeln und der Haut überhaupt genau zusammen-, 
hing, doch halte ich diese Theile ipcht füi: GefaTse, son« 
dem iür Muskelstreifen. 

Die Po li* sehe Blase schrumpft allerdings nach 
dem Tode des Thieres und im Weingeist beträchtlich • 
zusammen, verschwindet ab^ nicht ganz, wie Delle 

Chiaje angiebt ^ 

Mit Gewifsheit kann ich nach meinen Untersuchun- 
gen bis ^etzt'nvr ein einfaches, an seinem vordem und 
hintern Ende, in diesem weit deutlicher als in jenen^^ 
angeschwollenes Gefafs bei 5ipzmcu&^ annehmen, das viele 
seitliche, wie ich noch hinzufügen kann, asymmetrisch 
abgehende Gefafse abschickt, deren Zahl imd Gröfse 
von vom nach hinten bedeutend abni]ptunt. 

In welcher Beziehung die' Poli' sehe Blase zu die- 

• sem steht, wage ich nicht zu bestimmen; nie aber konnte 

ich Quecksilber durch sie in das Körpergefäfs einbringen. 



40 GefaCssystem im Be&ondern. 

Die in dem LängengefaCi enthaltene Flüssigkeit hat 
schwerlich eine bestimmte Richtung; wenigstens flo£s sie, 
wenn das Gefafs durchschnitten wurde , aus beiden Hälf- 
ten gleich stark und lange aus ; dennoch könnten wobi 
die vordere, mehr allmähliche, und die hintere, weit 
schnellere Anschwellung für herzähnlidie Theile gehal- 
ten werden. 

Zweiter Abschnitt. 
Anneliden. 

§.8. 

Bei den Anneliden ist das Gefafssystem beson- 
ders wegen der dunkeln Röthe des Blutes, die den ge- 
wöhnlich allein in eine Classe zusammengestellten Gat- 
tungen gemeinsam zukommt, leichter, als bei den bisher 
betrachteten und zum Theil selbst nachher zu untersu- 
chenden Thieren zu erkennen. Es ist auch voUkommner 
als bei den eigentlichen Insekten, wenigstens den meisten 
imter ihnen, und diese könnten daher hier zuerst be- 
trachlet werden; allein, da sie theils durch ihren Bau 
im Ganzen l^öher stehen, theils sich durch diesen und 
die Anordnung imd fernere Ausbildung des Gefafssy- 
stems an die Arachniden und Krustenthiere schlieCsen, 
so scheint es mir zweckmäfsiger, zuerst die Bildung 
des Gefäfssystems der Anneliden zu beschreiben. 

Es zeigt verschiedene Grade der Ausbildung, be- 
steht aber sehr allgemein ans einem oder mehrem mitt- 
lem und zwei seitlichen Längengefafsen, die sich 
untereinander durch quere Aeste verbinden. Von den 
mittlem liegt das eine, ansehnlichere und vielleicht be- 
ständigere über, das andere imter dem Darmcanal, und 
ist eng an den hier belindlichen Nervenstrang geheftet 



Anneliden« » 41 

Das erste stellt wohl unstreitig das RiickengefaTs der 
IxLsecten dar. 

Die hier erwähnten Gefafse bestehen, nach den 
vorhandenen Beobachtungen, in den verschiedenen Gat^ 
tungen erst einzeln, bis sie in andern , überhaupt und be- ^ 
sonders deutlich in dieser Hinsicht hohem, zusonunen 
vorhanden, sind. Am imvollkominensten ist das Gefafssy-^ 
Stern der Anneliden ohne eignes Respirationsorgan^ 
hierauf folgen die mit innem^ zuletzt die mit äufsem 
Respiratipnsorganen, Kiemen, versehenen Gattungen« 

Am einfachsten scheint der Bau dieses Systems* 
bei "Scas zu seyn. Müller sähe nur zwei, neben dem 
Darmcanal verlaufende, aus einer, in der Nähe des Afters 
lieg^iden weitem, einfachen Stelle entstandene Gefafse, 
in denen sich das Blut von hinten nach vorn bewegt ')• 
"Wahrscheiailich sind hier Seiten- und Rücken^^und 
JBauchflächen verwedtiselt. Nach Gruithuisen we« 
nigstens findet sich bei JVois eine Arterie und eine 
Vene, von denen die erste über, die zweite imter dem 
Darmeanal liegt, und die am Halse durch einen, nicht wei- 
tem , aber deutlich pulsirenden einfachen B o g e n im un« 
unterbrochenen Zusammenhange stehen. In der Arterie 
verläuft das Blut von hinten nach vom, in der Vene 
in entgegengesetzter Richtung. Zugleich hängen beide 
durch quere Canäle zusammen, in denen das Blut zwi- 
schen ihnen schwankt >). Mit dieser Darstellung kommt 



1) Müller, von Warmem des snfsen und salzigen Wassers« 

Kf^enhagen 1771. 28. 

2) Ueber die Nais diaphana u. s. w. mit dem Nerven- uiid Blut- 

System derselben. Kova acta phys. medf.XIY. Afftd* 



/ 



r 

42 Gefalssystem im Besondern. 

im Wesentlichen die von Dug^s ») überein. Zwar 
konnte er nicht mit Sicherheit den von vom nach hin* 
ten Statt findenden Blntlauf im nntem Gefafse wahmeh- 
men^ den Gruithuisen deutlich sähe, dagegen findet 
sich nach ihm in der yorderh Gegend des Körpers un-^ 
ter andern auf jeder Seite besonders eine sehr weite 
Anastomose zwischen dem obem und imtern Gefafse, 
Ton dehen jenes viel weiter als dieses ist, eine herzähnliche 
Erweiterung, die, während das Rückengefäfs sich ent- 
leert, anschwillt, imd darauf sich zusammenzieht, um 
das Blut in das Bauchgefäfs zu treiben. Aufser den 
gröfsem AnascDomosen zwischen beiden Gefäfsen finden 
sich in der Haut,, yorzüghch des Schwanzes, viele klei-^ 
nere, und wahrscheinlich hat besonders hier der Ath- 
mungsprocefs Statt., 

Hier also würden sich, übereinstinmiend mit der 
länglichen Gestalt des Thieres, nur mittlere Gefäfse 
finden, in den breiten, platten Anneliden dagegen, wie 
denPl^narien, besteht das Qefälssystem, welches ganz 
vom Verdauungssystem verschieden ist, sehr allgemein 
au^ zwei longitudinalen Seitenstämmen, die sich, mit 
Ausnahme einer kürzen Strecke am vordem und hintern 
Ende, durch den ganzen Körper erstrecken, vom und 
hinten durch einige gröfsere, aufserdem durch viele. 
kleinere, untereinander anastomosirende Queröste zu- 
sammenflielsen, und nach aufsen eine Menge, gleichfalls 
imter einander verbundene, fein verzweigte Aeste schik- 
ken. An der vordem Vereinigungsstelle finden sich 



1} RecheroKes sur la oiroulatioo , la respiration et la reprodu- 
oüon des Anneliden abranches* Annales des sc natureUes. 
XY. 1828. p. 296. 



Anneliden. 43 

bei Flanaria tremeUaris zwei länglich rundliche , seit* 
»^ liehe, dicht neben einander liegende, herzähiüiche Er^ 
Weiterungen« Aufser den beiden longitudinalen Sei- 
tenästen hat PL tremeUaris, noch deutlicher PL nigra, 
in der Mittellinie einen weit engem, gewundenen Stamm ')• 
Nach Bär*) und Delle Chiaje 3) würden die 
Planarien kein eignes Gefäfssystem besitzen, sondern, 
wie bei den Medusen u^s. w,^), sich der Darmcanal 
durch den l^örper verzweigen , indessen wird diese An- 
nahme dmt^h die vorstehende Darstellung berichtigt , da 
-- Dugis aufser den Gefäfsen die Darmverzweigungen 
genau beschreibt. 

§. 10. 
Nicht viel voUkommner ist die Anordnung des Ge^ 
fäfssystems' bei den Blutegeln, indessen haben sie 
deutlich wenigstens ein Rückengef äTs und zwei Seiten« 
gefäfse, die sich gegen ihr vorderes und hinteres Ende 
ailmählicli beträchtlich verengen. Das Riickengefals 
ist enger, hängt mit den Seitengefäfsen weniger ge« 
nau als diese imter einander durch -kleinere Aeste zu-, 
sammen, ist sehr eng an den Darm geheftet, und 
schickt viele quere Zweige zu diesem. Die Seitengefäfse 
anastomosiren durch viele quere Aeste unter einander, 
die den Nervenknoten und den Magensacken gegen* 
über, theils über, theils unter dem Darmcanal wegge- 



1) Dugea Rech, sur rorganisation < et les moeurt des Planari^es. 

Annales des sc naturelles. XV. 1828. p* IGOff. 

2) NoTa Acta Academiae Leopoldino - Carolinae. T. XEOE. 2* .Beitr« 

zur Kenntnifs d. niedern Thiere 725. 

3) Memoiie sullastoria enotomiadegli animalisenzavertebreetOt 

I. Napoli 1823. p. 60. 

4) Dieses Werk. Bd. lY. 8. 38 ff. 



44 Gefäfssjstem im Besondem. 

hen, und so ein oberes und ein unteres Netz bilden, 
indem sie selbst sich durch Liängenäste unter einander 
vereinigen. Nur diese Gefäfse , findet man im All^- . 
meinen, namentlich von Cuvier *), Thomas *J, 

« 

Spix ^) und Kuntzmann^) angegeben, allein aufser 
dem Rückengefäfse ist wahrscheinlich immer, wenigstens , 
bei mehrem Arten, gewjfs ein ihm entgegengesetztes, 
mit dem Nervenstränge zunächst verbundenes vorhanden« 
Dies bemerkten Johnson ^) hei Hiinidö mecücmor 
&, 'Delle Chiaje *) bei dieser und H. vulgaris, Mül- 
ler bei diesen und H. scatguisuga '')• Der Bauchstamm 

« 

unterscheidet sich von den übrigen 1) durch Anschwel- 
lungen, die aber wohl nicht von physiologischer Bedeu- 
tung sind, da sie ofienbar von den Ganglien des Ner- 
venstranges bedingt sind, und 3) durch grölsere &ig6< 
0. scmguisuga und H. niedicincäis weichen nadh deM 
letztem von fil vulgaris dadurch ab, dafs bei. ihnen 
der Nervenstrang aufserhalb und über dem unter^ mitt- 
lem Rückengefäfse, mit dem er sehr eng. verbunden ist, 
liegt, während; er sich bei H. vulgaris darin befindet. 

NachMüllers sehr bestimmten Aeufserungen könn- 
te es scheinen,, als fehlte der Rückenstamm bei H* vulga^ 



1) VergL Anat. IV. 250 fiP. 

2) Mem. pour senrir a l'hi9t» nat* de la sangsue. 1806. 56 ff. 

3} Darstellung des gesanunten Innern Körperbaues des gemeinen 
Blutegels. Münchner Denkschr. für 1813. 8. l%ff. 

4) Anat. physiol. Unters, über den Blutegel. Berlin 1817. 74 ff« 

5) A Treatise on the medicinal Leach. Lond« 1816. 113. 115. 

6) Memorie suUa storiaetc. degli animali sehzaTertebreetc« YoL 

!• Napoli 1823. Mem. I. p. 2D. 

7) Ueber den Kreislauf des Blutes bei Hirudo vulgaris. In Me- 

ckels Archiv für Anatomie und Physiologie« 1828* 26. 



Anneliden. 45 

ris, der. hier vielleicht durch einen untergeordneten^ ' ^ 
engern, innem seitlichen Längenstamm ersetzt gedacht 
werden konnte, indessen findet er sich nach Delle 
Chiaje's nchtiger Bemerkung allerdings auch hier *), 

Ueberhaupt sind wenigstens nach Moquin Tanr- 
don ^) und Duges ') die .beiden mittlem und di^ 
SeitengefaTse allgemein vorhanden, und die beiden mitt- 
lesn nach Duges durch, seithch um den Darmcanal 
gehende gerade Gef äTse verbunden. 

Vielleicht hat auch der genauere Bojanus schon 
das Bauchgefäfs, wenigstens beim Blutegel entdeckt, 
da er bemeitt, über das GefaTssystem mehr^ sagen zu 
können , als Thomas und andere haben ^). Hiegegen 
spricht der Umstand nicht , dafs er blos die SeitengefaTse 
erwähnt und abbildet, indem ihm das Rückengefäfs na- 
türlich bekannt war, und die .vollständige Beschreibung 
des Baues aufser seinem Plane lag. 

Moquin Tandon^) und Duges ^) haben noch 
andere Theile, die schon früher bekannt, aber anders ge« 
deutet waren, tnit dem GefaCssystem in Verbindung ge-^ 
bracht, nämlich ansehnliche, stark gewundene, dickhäu- 
tige, mit einer engen Höhle versehene Schlingen, eine 
mf jeder Seite, die dicht vor jeder Respirationsblase lie^ 
gen und auf den ersten Anbhck keine Oe&ung oder 



1) A. a. O. 8. 44. 45. 

2) Monographie de la famiUe des Hirudin^es. Paris 1827* p« 98* 

S) Rechercbessurla circulation etc. dansles Annelides abranches» 
Annales des sc. natureUes. XV« 1828. 309* 

4) Isis 1817. Vn. 875* 

5) A. a. O. 5a 98. 

6) A. a. O. 310. 311. 



/ 



t 



46 Ge^äfssystem im Besondern. 

Verzweigung dai*bieten. Nach Dug^s hatte sie Mo- 
quin mehrmals eingespritzt^ doch ohne ihren Ursprung ' 
und Verzweigung genau entdecken zu können, doch 
finde 'ich hierüber nichts an den betreffenden iS teilen) 
wenn er gleich diese GefaTse Lungenpulsadern 
nennt Nach l)ug^s dagegen entspringen sie von den 
Seitengefafsen, sind Tön einem sehr feinen GefafsneU 
umgeben, das yorzüglich von den obem imd imtem 
Quergefafsen entsteht und verbreiten sich in ' den Re- 
spirationsblasen. 

' Andere, gerade, Gefafse gehen nach Duges wei- 

ter Yom von den untem Querästen der Seitengefafse zu 
den Respirationsblasen ab. 

Veber die Bedeutung der verschiedenen Theile 
des Gefäfssystems beim Blutegel sind die Meinimgen 
getheilt« Cuvier und Moquin Tandon halten das 
mittlere Rückengef äfs , eben so der letztere auch das 
Bauchgefafs für Arterien, die beiden seitlichen für Ve- 
nen »), Thomas*) alle drei für Arterien; Spix 0, 
auf eine, der Cuvier* sehen gerade entgegengesetzte 
Weise, das mittlere für die Vene, die beiden seitlichen 
für die Arterien, weil sie dickere Wände haben, und 
ihr Blut röther als das in dem mittlem Gefäfse enthal- 
tene sey. Delle Chiaje ^) sieht das Rückengefafii 
^tmd die beiden Seitengefafse der rothen Farbe des Blu- 



1) Monographie de la famine des Hirudinees. Paris 1827« p. dSl 

2) A. a. O. 
3} A. a. O. 
4} A. a. 0. 



Anneliden. 47 

tBB wegen für Arterien, das untere, der schwäi*2lichen 
Farbe seines Blutes wegen, fiuveine Vene an. Das letz- 
tere ist wohl eine Tiuschu^g, die von der schwärzlichen 
Haut des Nervenstranges herrührt, und wegen der zu ge« 
ringen, Gröfse und Weite des Bauchgefälses unwahr- 
scheinlich. W eher *) drückt sich über ihre anatomische 
Bedeutung nicht mit Bestimmtheit aus, ist aber der 
Meinmig, dafs beide Seitengefäfse hinsichtlich der Fun- 
ction die Stelle des Herzens vertreten. 

Moquin Tandon hält, wie schon bemerkt, das 
Rücken- und Bauchgefals für Körperarterien, die bei« 
den * Seitengefäfse , die er „seitliche Lungengefä-^ 
fse^ nennt, für Lungenvenen, welche das Blut von 
den Lungensäcken auf nicht angegebenen Wegen auf- 
nehmen und durch die queren Rücken- und Bauchge«- 
fäfse den Körperarf erien , zusenden. Zu den Lungen- 
blasen gelangt es nach ihm durch die schon erwähn- 
ten gewjmdnen Gefafse oder Lungenpulsadenu Nach 
dieser Ansicht würde sich also kein gemeinschaftlicher 
Hohlvenenstamm finden. 

Die Beobachtungen an lebenden Thieren müssen 
unstreitig auch hier der anatomischen Untersuchung zu 
Hülfe kommen. Leider aber sind sie höchst unvollstän- 
dig, und fast kein Experimentator stimmt mit dem an- . 
dem überein. 
' Mehrere, wie Cuvier, Spix, Johnson, Kuntz- 
mann, erwähnen, namentlich beim medicinischen 
Blutegel, höchstens der pulsirepden Bewegung,, die in 
den SeitengefaDsen stärker und deutlicher als in den mitt- 

I 

1) A. a. 0. 



48 GefäTssjstem im Besondem. 

lern ist^ 8ag€fn aber nichts yon der Richtung, oder kenn« 
ten, wie Kuh tzmann ausdrücklich gegen Thomas be«' 
merkt, durchaus keine Bewegung in einer bestimmteä 
Aichtong wahrnehmen '). Thomas bemerkte beim m e- 
dicinischen Blutegel bald eine Bewegung des Bta-' 
tes von Yom nach hinten, bald in umgekehrter Richtung, 
ohne mit Gewifsheit einen regelmäfsigen Wechsel i^ahr- 
nehmen zu können *). 

Nach Kuntzmann 3) und Müller ^) findet beim 
gemeinen, nach Weber ^} beim medicinischen 
Blutegel die Blutbewegung nach einer andern. Richtung 
Statt und zugleich haben sie den ganzen Verlauf genauer 
angegeben. 

Allgemeine Bedingung ist, dafs die Blutbe^egnlig' 
Ton einer Seite zur andern geschieht. Das eine Seiten- 
gefafs ist leer, wahrend das andere yon Blut strotzt 
Während sich dieses zusammenzieht, füllen sich nach 
Kuntzmann erst die Atfaemblasen, dann das Rücken- 
gefafs und dieGeschlechtstheile,. hierauf die Athemblasen 
der andern Seite und zuletzt das Seitengefxifs der andern 
Seite. In derselben Folge entleert sich erst dieses, bis 
dtas erste Seitengefafs wieder angefüllt ist 

Müller beschreibt den Verlauf etwas anders. Nach 
ihm ist namentlich 1) in dem einen Moment das eine 
Seitengefafs und das mittlere Gefafs, und die Verbin« 
■ dungs« 

1) A, a. O. 77. 

2) Jl. a. O. 63. 
d) A* a. O. 79. 

4) A. a.O. S. 25ff. 
5J A. a. 0. 399ff. 



Anneliden, 49 

dnngsgefiTse zwischeii beiden roll, dagegen das andei*e 
Seiiengefaüi und die VerUndungsgefaTae leer^ im zwei- 
ten fiind dieses Seitengefals und die Queräste allein yoll, 
das entgegengesetzte und das mitUere zugleich leer; 
2) contrahiren sich zugleich die Geia'Ise von hinten nach 
Yom, indem sie zuerst in ihrem hintem Theile leer 
werden. 

Nach Weher antagonisiren die beiden Seitenge- 
faßre gleichfalls in einem gewissen Grade, jedes ist weit 
länger leer und zusammengezogen als angefüllt. In eig- 
ner kleinen Pause sind heide leer. Die Zusammenzie- 
faungen imd Ausdehnungen heider Seitengefafse wech- 
seln nicht regelmäfsig, immer aber geht der Anföllung 
eines jeden die Anfiillung der queren Verbindungsge- 
fafse voran. 

I>ug^s beschreibt für Hirudo s. NepheUs vulgaris 
den Blntiauf zusammengesetzter. Er unterscheidet na- 
mentüch zwei Zustände. Beim ganz ruhigen Zustande 
des Thieres, der oft Tage lang dauert, sind die Respi- 
rationsblasen und ihre Gefalse kaum sichtbar. Dasselbe 
gilt für die mittlem Längenstömme. Dagegen sind die 
Verbindungsgefafse der Seitenstämme sehr deuthch. In 
den Seitenstämmen selbst ist die Blutbewegung sehr ener- 
gisch. Das Blut läuft in ihnen nach der Längenrich- 
tung ^ gewöhnlich im rechten von vom nach hinten, 
im linken yon hinten nach yom. Ohne bestimmte 
Beobachtimgen nimmt er an, dafs in den Verbindungs- 
ästen der vordem Körperhälfle das Blut von der linken 
zur rechten, in der hintem von der rechten zur linken 

Seite läufiL 

Meokel's vergL Anat. V. 4 



\ 

50 Gefärssystem im Besondem« 

Biswetten füllt sich dagegen das Respiratfonssy- 
Stern und zugleich die mittlem Gefafse 3ehr stark mit 
!ßlut, die Seitengefäfse contrahiren sich gleichfalls^ aber 
weit schwächer, die Bewegungen der seitlich entgegen- 
gesetzten Ii$[ngengefarse und der Respirationsblasen wech- 
seln ab. Das schUngenformlge Lungengefafs bewegt sich ^ 
ijlmmer vor dem Seitengefäfse, dieses vor den mitüem 
Stämmen* Wanrscheinlich also erhalten diese ihr Blut 
aus den longitudinalen Seitengefäfsen, diese aus den 
gewundenen Lungengefäf sen, welche es wieder aus den, 
von den untern QuergefaTsen entsprungenen Lungenge« 
fafsen in den Athemblasen bekommen. 

Hiemach würde also ein Theil des Blutes, welches 
schon geathmet hat, nochmals zu den Resplrationsorga^ 
nen zurückkehren , ohne schon zur Ernährung gedient 
zu haben , wahrend das oxygenirte Blut durph die schiin* 
genformigen Gefafse nur in die seitlichen Längenge^Uiie 
träte, die blos yon jenen aus versehen würd^EU- Die 
Bedeutung der verschiedenen Abschnitte des Gefafissy^ 
stems geht allerdings nicht aus dieser Darstellung her« 
vor, ui^i namentUch sieht man nicht, welche GefiUse für 
Körpervenen zu halten seyn konnten? 

Beim Regenwurm ist die Bildung vollkommner. 
Es finden sich hier deudich folgende Gefafse: 

1) ein ansehnHcher Längenstamm, der, an beiilen 
Enden etwas verengt, die ganze Länge des Körpers, 
dicht an die. Mitte der Rückenfläche des Darmcanals ge- 
heftet, verläuft, und von dem besonders viele kreisför- 
mige Zweige an den Speisecanal, aufserdem andieZen- 
gungslheile abgehen. Femer liegt zwischen diesem Oe- 



Anneliden. 51 

Säue und einem jeden Lnngensacke ein Qnerast* Unter 
dem Speisecanal findet sich 2) ein, dein yorigen ent- 
spinnendes, etwas engeres Längengefafs, das yorziig- 
lieh aus kreisfonaigenDanngefalsen gebildet wird. Aufser- 
dem bemerkt man zwei kleinere LangengefäGie,- die ne- 
ben dem Rückenmarksstrange yerlaufen, imd ein mitt* 
leres, nnter dem Rückenmarksstrange yerlaufendesGefäfs 
einsclilielsen, und zwischen den gröfsem untern Lan- 
gengefäfsen jeder Kieme liegt gleichfalls ein Querast. 

Diese ^iden grofsen Gefäfse stehen in der Nähe 
des Tordem Körperendes durch sechs bedeutend weitere 
aber dünnhäutige Paare von Halbringen, die sich um die 
Speiseröhre schlagen, im unmittelbaren und freien Zu- 
sammenhange. Im lebenden oder eben getödteten Thiere 
sind diese Ringe gleichförmig ausgedehnt, schnüren 
sich aber bald nach dem Tode gern stellenweise eiii^ 
so diüs sie eine Reihe yon unregelmäCsigen', rundlichen 
Anschwellungen bilden. 

Schon Willis erwähnt dieser Theile, aber höchst 
unyoUkommen, als „eines, neben der Speiseröhre hegen- 
den, sich abwechselnd zusammenziehenden imd aus- 
dehnenden Herzens <)• Nachher sind sie yon mir '), 
Home'), Carus *). Leo *) und Dug^s^) naher an- 



1) De anima brutorum. Cap. III. 

2) CuTier't Vorles. IV. 1810. p. 249. 
5) PhUot. Transact. 1817. I. 3. 4. 
4) 2!botoinie 1818. 584. 

5^ De ftructura lumbrici terrestrit* Regiom. 1820« 
6^ Reoherohes sur la circulation y la respiration et la reproduction 
dea Annelides abranchet. Ann, des se. nat. XY. 1828. p. 299. 

4* 



52 Gefäfssystem im Besondern. 

gegeben w<»rden. Nach mir würden sich acht bis nenn 
Paare finden,^ ^gegen beschreiben und bilden Home und 
Leo nu^ fünf^ab. Carus bestimmt ihre Zahl nicht, 
bildet aber in der That anch fünf ab, wenn gleich nur 
die hintern bezeichnet sind. In der That finden sich 
auch, wie ich mich durch spätere Untersuchungen über- 
zeugt habe , nur fünf gröfsere , die von Tom nach hin- 
ten etwas an Gröfse zunehmen , aufserdem aber gewöhn-r 
lieh wenigstens ein kleineres, hinteres, sechstes. Der 
Ii*rdmm, den ich vor zwanzig Jahren beging, rührt 
unstreitig wohl davon her, dals' ich die Ringe zufalhg 
erst, nachdem das Blut ausgeflossen war, zählte und 
kreisförmige Scheidewände, zwischen welchen sie liegen, 
mit zu ihnen rechnete, weil sich diese dann nicht durdi 
die Farbe von ihnen unterscheiden und ungefähr dieselbe 
Gestalt haben. Wenigstens kann ich keinen andern Grund 
auffinden^ da die wirkliche 22ahl, wenn die Ringe mit 
Blut angefüllt sind, sehi* leicht auszumitteln ist. 

Nach dem Vorigen ist die neueste Angabe von 
Duges'), dafs sich 7 — 8 dergleichen ringförmige Ge- 
fäfse finden, eben so unrichtig, als die Behauptung, daCi 
erst Comparetti und Blainville dieselben gesehen 
haben. Ganz falsch ist auch seine vermeintliche Ent- 
deckung, dafs jeder dieser Ringe, vorzüglich die mitt- 
lem, ungefähr ein Dutzend Bläschen enthalten, in- 
dem diese sich erst zufällig imd keines weges inuner, 
bilden, wenn der Blutlauf ermattet« Er hätte daher 
nicht sagen sollen, dafs sie selbst^ sondern da£i aiß 
nur an den todten Thieren sichtbar seyen. 

1) A. a. O. 



Anneliden. 53 

Nach Dug&s findet sich übrigens, aufser den gro- 
ben Yordem jingförmigea VerbiudungsgafäTsen , 1) zwi- 
schen dem Rücken- iind groCsen Bauchgefafse in jedem 
Körperringe eiu kleines, tiefes, aus dem Zweige zum 
Darmcanal gehendes; 2) ein zwischen dem mittlem unter 
dem Nervenstränge liegenden GefaTse und dem Rückenge- 
fäfse liegendes oberilachhches GefaTs, das mit dem tiefem 
durch einen starken Ast zusammenfliefst und sich in 
der Haut yerbreitet. 

Von dem Verhaltnifs der GefaTse zu den Respira- 
tionsblasen spricht er gar nicht. 

Es fragt sich nun , welche Bedeutung die verschie- 
denen, eben beschriebenen Abschuilte des Gefofssystems 
haben, und auf welche Weise der Blutlauf geschieht? 
Kaum giebt es einen Gegenstand in der vergleichenden 
Anatomie, worüber die Meinungen so gelheilt wären, 
was theils in der unvollkommnen Bekaimtschaft mit der 
Anordnung, theils in der Beschränkung der Betrachtung 
auf ein einziges Thier begründet seyn mag. 

Nach Delle Chia je würden das obere und imtere 
DanngefaCs d^ Regenwurms Venen seyn, die das 
Blut vom Darm zui*ückf Uhren, dagegen über und unter dem 
Nervenstrange zwei Arterien verlauten, die Venen 
und die Arterien um die Speiserohre mit einander ana- 
stomosiren «). Er sieht also unstreitig wohl diese Ana- 
stomosen als ein Korperherz an, welches das Blut den 
Körperarterien zusendet, das es von den Darmvenen auf- 
genonunen hat. Gegen diese Meinung spricht wohl sehr 
der, nach ihr Statt findende Mangel von Darmarterien. 



1) Mem. n. 1825. 421. 



54 Gefalssystem im Besondem. 

Dagegen sehen die meisten Anatomen das Rücken- 
gefaTs für däe Aorte an. Namentlich haben erst ich ')| 
dann Home *)^' Carus '), Leo ^) diese Ansicht 
vorgetragen, für welche zunächst yorzüglich die Ana- 
logie mit den Arachniden nnd Crustenthieren 
spricht. 

Hinsichtlich der übrigen Gef aTse sind die Meinim- 
gen getheilter. Ich hielt das untere Darmgefäfs für die 
Lungenblutader, und war der Meinung, da(s Hohlyene 
und Lungenarterie eins, nicht zu gröfsem Stämmen 
vereinigt seyen, so dafs durch viele kurze GefäCse vom 
Körper aus das Blut zu den Lungen, von diesen su der 
Lungenvenc gelangte, die es* dann der Aorte durch die, 
die Speiseröhre tungebenden Ringe als eben so viele 
Körperherzen übergäbe. 

Dagegen sehen Home, Carus, Leo das untere 
grofse Gefäfs für die Hohlvene an. 

Nach Carus ist ein dritter, unter der Hohlvene 
liegender Stamm Lungenvene, der an beiden Körper- 
enden das Blut| welches geathmet hat, dem übrigen 
beimischt. 

Home sagt nichts über die Beziehung der Blut- 
bewegung zum Athmen, sondern ist der Meinung, doTs 
das Blut durch die Aorte von hinten nach vorn , durch 
die Hohlvene, welche es durch die Speiseröhrenringe von 

1) CoTier't Yorlei. IV. 18ia 249. 

2) A. a. 0. 
S) A. a. 0. 
4) A. a. 0. 



Anneliden. 55 

jener etfiäli, ron Tora nach hinten geführt werde. Die 
Speiseröfarenringe selbst sieht er nur als Behälter für das 
Blut. an, in denen dieses verweilen könne, um im Fall 
des Bediiifnisses bald in gröfserer Menge zum Kopfe 
geführt imd von demselben zurückgeführt zu werden; 
-eine wenigstens nicht sehr physiologische Meinung, die 
sich übrigens auf keine Thatsacfaen stützt. 

Die Speiseröhrenringe hielten Willis und ich für 
herzShnliche Theile; gewifs auch Willis, denn ich 
glaube nicht mit Delle Chiaje '), dafs er die Speise- 
rohre fiir ^ks Herz angesehen habe! Carus und Leo 
dagegen' sehen sie blos für zellige Zwischenräume oder 
für Verbindungsgefafse an. 

Nach Leo würde die Aorte ron den Respira- 
tionsblasen Gefafse, also Lungenvenen, aufnehmen, 
die Hohlyene theils Gefafse, Lungenarterien, zu 
den Respirationsblasen senden, theils durch die Speise- 
röhrenringe das Tom Körper zurückkehrende Blut un- 
mittelbai: in die Aorte senden, so dafs also ein luiToll- 
kommner Kreislauf Statt fände, indem viel Blut, olme 
geathmet zu haben, vom Körper aus in die Aorte ge- 
langte. Diie Darstellung von Cärrus ist nur hinsichtlich - 
der Wege für das Blut von dieser verschieden. 

Vielleicht mufs man den Blutlauf sogar für noch 
unvpllkommner halten, als er es nach dieser Darstol- 
Inng wäre. . Die Farbe ist in den verschiedenen Ab- 
schnitten des Gefafssystems dieselbe, und eben so wenig 
konnte ich eine Verschieidenheit in der Riditung der 



1) Memorie IL 419. 



56 GefäTssystem im Besondern. 

Blutbewegong wahmekmen« Da nun deutlich aus dem 
Rückengefafa Zweige tiowoU an den Darmcanal als an 
die Lungeq gehen ^ das . Baudige£iyGs Zweige yon diesen 
und allen übrigen Theilen erhält, so könnte die rieh«* 
tigste Annahme die scheinen, dafs 1) das Rückengefafii 
zugleich Aorte und Lungenpulsader , 2) das Bandbge- 
iaTs zugleich Körper- und Lungenvene ist, 3) die letztere 
das Blut durch die Herzringe oder Körperherzen « denen 
ich keine so niedrige Stelle als Carus und Leo an- 
weisen zu dürfen glaube, der erstem zifführt. 

Aufser den eben angeführten zwei Gründen könnte 
die Einfachheit des übrigen Baues und die Thatsachei 
dafs unter den Wirbelthieren die Amphibien, ammal 
die niedrigem, dieselbe Bedingung darbieten, sehr :^ 
diese Ansicht zu sprechen scheinen. 

Doch ist diese Annahme keineswegs geradezu noth- 
wendig, indem die Quergefäfse zwischen dem Rücken- 
gefaTse und Lungensäcken Lungenvenen, die zwi- 
schen den Limgensäcken und dem Bauchgefaüse befind- 
lichen Lnngenpulsadern seyn können. 

Nach den neuesten Untersuchungen von Dug^s *) 
bewegt sich in der That das Blut in dem RückengefaTse 
von hinten nach vom, geht dann durch die vordem, die 
Speiseröhre umgebenden, grolsen ringförmigen Gefälse 
in die beiden BauchgefaTse, d. h. das imtere Darmge- 
fäfs und das unter dem Nervenstrange liegende, in wel- 
chen es von vom nach hinten verläuft, und aus denen 
es zugleich durch die kleinem tiefen imd oberflächlichen 






1) A. a. O. 3Q2. 



Anneliden. 57 

ringfönnigen Grefäfse in das RiickengefaTs gelangt • Hier- 
nach würde das Rückeugefafs nur Impulsionsorgan seyn^ 
welches das Blut in das untere DarmgefaTs, Behufs der 
Ernährung, in das unter dem Bauchmarke liegende, au* 
Xserdem Behufs des Athmens in der Haut, doch so 
schickte, dafs auch in den Aesten des untern Darmge- 
fäfses, sofern sie sich in dem leberähulichen (Jeberzuge 
des Darmcanals verbreiten, durch Gallenabsonderung 
eine dem Athmen entsprechende Veränderung vor sich 
ginge. Das untere Darmgefäfs sieht er als eine Aorte, 
das unter dem Nervenstränge als eine Lungenarte- 
rie an. 

Wenn diese Thatsachen völlig richtig sind, so die- 
nen sie allerdings zur Bestätigung der Vermuthung, dafs 
eine Vermischung des arteriösen imd venösen Blutes 
Statt findet, und sprechen auf jeden Fall gegen die An- 
nahme, dafs das Blut durch die vordem Verbindung»- 
gefaTse von den untern Gefafsen dem obern sagefuhrt 
werde. 

§. 12. 
Bei Arenicola findet sich nach Cuvier: 

1) ein an beiden Enden verengtes Riickengefäfs, 
das auf beiden Seiten durch kurze Gefäfse mit allen 
Kiemenpaaren in Verbindung steht; 

2) zwei Seitengefäfse, welche längs dem Darmca- 
nal verlaufen und sich mit dem ersten am hintern Ende 
der SpeiserÖh^ durch eine, stärker als das übrige Ge- 
fäfssystem pulsirende, aber nicht fleischige Erweiterung 
verbinden; 



58 GefäGssjstem im Besondem. 

3) dicht unter dem ersten Gefäfse, gleichfalls also 
auf der Rückenseite, und dicht auf dem Darmcanal ein 
Längengefäfs, welches durch Seitenäste mit den neun 
vordem Kiemenpaaren in Verbindung steht; 

4) ein unter dem Darmcanal- verlaufendes Gefälis ' 
welches mit den hintern Kaemenpaaren auf dieselbs 
Weise zusammenhängt. 

Diese beiden letzten GefSfse hängen auf der andern 
Seite durch viele Zweige vorzügUch mit den Wänden 
des Darmcanals zusammen. 

Nach Cuvier haben Home ') und Oken *) das 
Gef^Issystem des Sandwurms beschrieben. 

Home*s Beschreibung ist weniger genau, nament- 
lich erwähnt er des zweiten Rückengef äfses gar nieht« 

Nach Oken zerfällt die Erweiterung , welche sich 
, zwischen dem obersten Aückengef äfse und den Seiten- 
gefäfsen befindet, auf jeder Seite in zwei, welche durch 
eine kur^e Verengerung mit einander verbimden sind. 
Die äufsere der beiden, auf diese Art entstehenden Höhlen . 
ist kleiner und rund, die innere gröfser und länglich. 
Nur die innere Abtheilung hängt mit den Seitengefäfsen 
zusammen, die äufsere dagegen verbindet «ich auf jeder 
Seite mit einem unter dem Darmcanal verlaufenden Gre- 
fäfse. Zwischen diesen beiden Gefäfsen liegt nach Okeii 
ein mittleres, doppelt so weites G^fäfs. Diese drei Ge- 
fäfse stehen durch quere Seitengefafse mit allen Kie- 
menpaaren im Zusammenhange. Von dem untern oder ^ 



1) Philos« Transaotions. 1817* I. An aeoouifl of the dreiiUtion ot 
the blood in the daft Tennes etc. p. liL 

2}ItU1817. lY. 469£L 



, Anneliden» 59 

tiefen RückengefäTse redet auch er nicht, läTst sich das 
obere RückengefaTs am hintern Ende der Speiserölu« 
hhnd nnd zweigespalten endigen, läugnet bestimmt jede 
Verzweigung desselben, dagegen giebt er auf jeder Seite 
ein vorderes GefaTs an, das aus dem vordem Ende der 
innem Herzabtheilung neben der Speiseröhre bis zum 
Munde verlauft« 

Die Art der Blutbewegung bei AremcoTä wird von 
jedem der verschiedenen Beobachter verschieden ange- 
geben, und Cuvier selbst deutet dieselben Theile an 
einer Stelle ganz anders , als an der andern. • 

'Nach seiner ersten Ansicht ist das oberflächliche 
Rfickengefafs Lungenherzkammer, imddie aus ihm 
tretenden Kiemengef äfse sind Lungenpulsadern; die 
beiden Seitengefäfse sind Hohladern; das tiefe Rük« 
, kengefäfs und das Bauchgefäfs dagegen sind Lungen* 
vene und'Aorte. 

Nach der zweiten Ansicht dagegen xiimmt das ober- 
flächliche Rückengefäfs durch seine Seitenäste das 
Blut voü den Kiemen auf, diese Seitenäste sind dahcsr 
£iemenvenen, und man kann auch das oberflächliche 
Rückengefäfs selbst als Stamm der Kiemenvenen anse- 
hen; das Blut geht von diesem in die Erweiterungen, 
die daher Aortenherzen sind, 'so wie die Seitenge- 
fa£ie Aorten; das tiefe Rückengefäfs und dos Bauch- 
gefofs dagegen Lungen axterien und Hohlvenen« - 

Mau sieht, dafs beide Deutungen einander hinsicht- 
lich der Function der verschiedenen Abschnitte des Ge- 
fälssystems völh'g widersprechen* Indessen kommen 
beide in der Annahme überein, dab der grofse imd 
kleine Kreislauf völh'g von einander getrennt sind. 



60 Gefäfssystem im Besondern. 

Dies ist auch Oken*s Ansicht; er hält indessen 
dos mittlere, unpaare Bauchgefäfs für Lungenarte- 
rie und Hohlvene; die beiden seitlichen Bauchge- 
föTse dagegen für Lungenvenen, aus welchen das 
Blut in das Herz gelange, von dem es sich durch 
die vordem imd hintern, aus den Kammern tretenden 
€ref äfse im Körper verbreite. 

Nach Home ist der Kreislauf unvoUkommner. 
Er sieht das an der Bauchseite (die er fälschlich für die 
Rückenseite hält) liegende (xefäTs als die Aorte an, 
welche ihr Blut durch die seithchen Kiemenyenen 
erhält, die er sonderbar genug Arterien genannt ha- 
ben wilL Durch diese Aorte soll das Blut gegen den 
Kopf hin getrieben werden, von dem es durch ein an der 
Bauch- (d. h. Rücken-) Seite hegendes Gefäfs zurück- 
geführt wird. Dieses Gefa'fs verläuft längs dem ganzen 
Darmcanal und wird durch die herzähnhche Erweiterung, 
welche das Venenblut von den Eingeweiden aufnimmt, 
unterstützt. Von ihm geht das Blut durch Seitenäste 
zu den Kiemen, doch so, dals ein Theil davon vor ili- 
nen vorbei imd, ohne der Einwirkung der Luft ausge- 
setzt gewesen zu seyn, munittelbar zu dem hintern Ende 
des Korpers gelangt. Dieses Gefäfs würde daher nach 
ihm der rechten Herzhälfte entsprechen, und er 
kommt daher mit der ersten Cu vi er* sehen Ansicht, 
nur mit dem Unterschiede überein, dafs er eine wenir 
ger vollständige Trennung des Lungen - und Körper- 
blutlaufes annimmt 

Leider konnte ich Arenicola nie lebend und frisch, 
ja, vielfacher Bemühungen ungeachtet, kaiun jemals 
vollständig untersuchen, indem imter den sehr vielen 



Insecten. 61 

Exemplaren, die ich erhielt ^ die meisten, mehr oder 
weniger yerstümmelt waren, und nameiitlicb, wenn 
auch die übrigen Organe gut erhalten waren, doch aus 
leicht einzugehenden Gründen das Gefäfssystem nur un- 
ToIIkonxmen untersucht werden konnte. Ich enthalte 
mich daher jedes Urtheils über die vorstehenden An- 
gaben. Sollte icli späterliin, wie ich hoffe, glückliclier 
seyn, so werde ich die Resultate meiner Untersuchun- 
gen nachträglich mittheilen. 

Dritter Abschnitt 
Insecten« 

J. 13. 
Am unToIlkommensten ist das GefaTssystem , da, 
wo es überhaupt vorhanden ist, unstreitig in den In- 
secten, und diese könnten daher zuerst betrachtet wer- 
den^ doch habe ich schon oben ^) die Gründe ange* 
fuhrt, weshalb ich ihnen die Echinodermen und 
Anneliden vorangeschickt habe. 

Es hat hier, seinem gröfsten Theile nach, die^Ge^ 
stalt eines, überall oder wenigstens gröfstentheils, ver- 
schlossenen, länglichen, engen, von hinten nach vom all- 
mählich zugespitzten Sackes , der genau in der Mittellinie 
in geringer Entfernung vom Rücken des Darmcanals, dicht 
an der Haut des Rückens liegt, doch nur locker mit bei- 
den verbunden, näher der Haut als demDormcanal, so 
dafs man bei durchsichtigen Larven, z. B. denen der 
Lamellicorneur eben so von Bomby:x: nwri und vinuia, , 

1) 8. 25. 26« 



G2 GefaTssy Stern im Besondern* 

seine Bewegtmgefn fifehr deutlich dai^cb die Bedeckung^ 
sehen kann. Seine Wände sind sehr dünn und sart ' 
Die Beobachter, namentlich z. B. Malpighi '), S wam- 
mer dam ^), Lyonet «), Cuvier *), RenggerfJ^ 
sagen im Allgemeinen nichts über ihre BeschojSenheit 
Herold^) giebt an, dafs sie, wie der Darmcanal der 
Inseclen, aus einer doppelten Platte zu bestehen schei« 
nen« Allerdings spricht hiefür die Analogie auf mehr 
als eine Weise, indessen konnte ich, wenigstens bis jeUt, 
nichts Bestimmtes über diesen Punkt ausmitteln« 

In dem grüfsten Theile seines Umfanges, nament* 
lieh au den Seiten, ist es beträchthch dicker und weni* 
ger durchsichtig als oben und unten in der Mittelliniei 
wo es yöUig durchsichtig ist« An den Seiten JSnden sidi 
auch, nach meinen Untersuchungen, wenigstens bei dea 
Larven von Sphinx euphorbictCf Sph. atropos, SpTu Egu» 
stri, sehr deutliche Längenmuskelfasern« Querfa- 
sern sähe ich dagegen nicht, was sein* gut mit den Be- 
wegungen des RückengefaTses übereinstimmt, die weni- 
ger Verengerungen gegen die Axe, als Verkürzungen 
von hinten nach vom sind« Die in den Grefafswänden 
selbst fehlenden Querfasern sind übrigens wohl durch' 
äufsere dargestellt. 



1) De Bombycibus, Opp. o. L* fi. p. 20« 

2) Biblia naturae. Sil. 

3) Tr. anatom. de la chemlle qui ronge le bois de taule. 1762* 

p. 104— 106. 

4) Anat. coAip. lY. p. 418. 

5) FhysioL Unten, über die thieriscbe Haushaltung der Intecten« 

Tubingen 1817. 47 iL 

6) Fhysiol. Unten« über das RückengefiTa der Intecten« Mar- 

burg 1823. 7. 



Insecten» 63 

Es wird nämlicli, wenigstens bei den Raupen, in 
SU hintern drei Vierteln seiner Länge auf beiden Sei-* 
Oft dmrch dreieckige, mit der Grundfläche in ihm, mit 
sr Spitee neben den Längenmuskeln des Körpers in der 
[auft des Aückenswunehide, sehr weidie und dünne, aus 
laerfasem gebildete, in der Mittellinie fast zusammenflie- 
sende, auch dicht auf einander folgende, von vorn nach 
linten an Gröfse bedeutend zunehmende Muskeln be- 
eatigt. 

Nach Straufs besteht das Aückengefafs aus zwei 
läuten, von denen die äufsere sehm'g, dick und sei^r 
licht, die innere fleischig, dick und aus deutlichen, get- 
rennten Kreisfasem gebildet ist. Hinsichtlich seiner 
[n£Bem Gestalt wird es aus mehrem Abschnitten gebil- 
let, deren Zahl er beim Maikäfer auf acht angiebt, 
\jk jedem von diesen findet sich auf jeder Seite eine 
quere Cfeffiiung, durch welche die im Körper enthaltene 
N'ahrongsfltissigkeit eindringt. Am hintern Rande ist 
jede mit einer halbmondförmigen, nach vom gerichteten 
Klappe versehen, welche der Nahrungsfliissigkeit den 
Rückweg versperrt Eine ahnliche, aber bei weitem grö*- 
fcere, welche dieselbe Richtung hat, entspiingt am vor- 
dem Rande der Oeffhung und legt sich mit ihrem 
freien, vordem Rande an den vordem der gleichnami- 
gen Klappen. Diese Klappen hindern das Zurückfallen 
des Blutes vom vordem gegen das hintere Ende des 
Rückengefafses >), 



1) Consid^rations g^nerales sur ranatomie compar^ des ftnimai « 
anicul«i etc. Paris i82a 356 ff. 



64 GefäTssystem im Besondern. 

§. 14. 

In frühem sowohl als in den letzten Zeiten ist dÜe 
Frage, ob das RückengefaTs der Insecten mit dem übri- 
gen Körper aufser den eben angegebenen, durch Swam-. 
merdam'), dann durch Lyonet*) beschriebenen 
Muskelbündeln zusammenhänge, und ob namentlidi 6e& 
fse, die mithin eine bestimmte Bliitbewegung vermittel- 
ten, von ihm abgehen^ verschiedentlich beantwortet 
worden* 

Malpighi, Swammerdam, Lyonet, Cüvier, 
ich, Marcel de Serres, Herold, Rengger u.m.a. 
konnten keine, von dem Herzen entspringenden Gefä- 
fse wahrnehmen, und ihre Existenz mufste bezweifelt wer- 
den, da eiugebrachte Flüssigkeiten aller Art nur bei Zer- 
reifsong des Rückengefofses austi^aten. 

Malpighi sagt zwar '), er habe bisweilen in den 
Zwischenräumen der Ringe bei den Raupen des Maul- 
beerschmetterlings deutliche Aeste zu sehen geglaubt, 
die er üir Arterienstämme gehalten habe; allein vorher 
bemerkt er ausdrücklich, dafs er vom Herzen abgehende 
Gefäfse wahrgenommen habe. Höchst wahrscheinlich 
^aren diese Theile nur Trachäen« 

Dagegen sprechen andere Anatomen mehr oder 
weniger bestimmt von Gefafsen. 

Swammerdam konnte zwar bei den Bienen - und 

Kashomkäferlarven weder Arterien noch Venen wahr- 

■ nehmen, 

1) BibL naturae« 311. 
■ 2) A* a. O. p. 105. 
3) A. a. 0. p. 21. 



Insecten. 65 

nelimen, will aber bei den Seidenwünneni das Herz 
lind einige von ihm abgehende GrefaDse mit I^uft aufge- 
Uasen haben ^). Auch spricht er yon Arterien und Ve* 
nen, die an den Eierstöcken der Heuschrecken deutlich 
fieyeu^}. Da er diese silberglänzende Fäden nennt, so 
bemerkte ich schon längst 3) , dafs er Trachäen dafür 
gehalten habe. Diese Berichtigung hat auch Serres ^) 
g^eben und J* Müller ^) hat meine Ansicht, wie Ca-« 
rus «) die von S er res angenommen. Eben sehe ich 
mit Vergnügen , dafs Swammerd am selbst später '') 
der Wahrheit näher gekommen ist, indem er die Silber- 
faden für Verzweigungen der Luftgefafse erklärt, doch 
nimmt, er auch liier noch mit diesen am Eierstocke ver- 
webte Arterien und Venen an. 

Leeuwenhoek, Baker, Ehrenberg und 
Hemprich "), sowie Carus*)^ sprechen von deutli- 
chen, verzweigten Gefafsen, besonders in denFlügehivon 
Neuropt^ren, Orthopteren, Lepidopteren,!)!- 
p.t,eren und Koleopteren, doch sind diese wohl ge« 



1) Bibl. nat. 409- 410. 

2) Hist. insect. 1685, 82. 

3) Cuvierir Vorles. IV. 259. 

4) Serres, Obs. sur les usages du Yalsseau dorsal etc» Mem. dvC 

Mus. dliist. nat. IV. V. 

5) Ueb..die Entwicid. der Eier u. s« yr» Aus. Not» act. n, c. XIL 

p«2. pag.2. (556.) 

6) S. Noie 9. S. 3. 

7) Bibl. nat. 214. 

8) A. Y. Humboldts Bericht etc. Berlin 1826. 22« 

9) Entdeckung eines einfachen, Tom Herzen aus beschleunig- 

ten Blutlaufs derLanren netzflügllger Insecten. 1827* ^7* 

Meckel'f TergL Anat. V« 5 



66 Gefa&system im Besondern. 

wifs in mehreren Fällen Trachäen, da besonders Leen- 
wenhoek ganz den trachäenarligen Bau der W^ege be- 
schreibt Gegen die neüei*n Beobachixmgen mag ichdie- 
sen Einwurf mn so weniger macheu, als ich selbst schon 
j(riiher ') Termuthet habe, dafs die Flüssigkeit sich m 
den I^lügeln neben den Trachäen in bestimmten Gia- 
gen bewegt habe. Doch werden noch bestimmtere Beob- 
achtungen erfordert , zumal da mich ganz kürzlidi einige 
schöne Präparate des rortreffiichen Alessandrini 2a 
Bologna belehrten , dafs bei wohlgenährten Seidenwurm- 
raupen die Trachäen diesaibe Flüssigkeit als der Fetlkör- 
per enthielten, während sie bei verhungerten leer und 
zusammengefallen waren. 

Baker •), aufserdem Nitzsch^), Gruithui- 
s en ♦) , sprechen ron blutfiihrenden Gefäfsen und Kreis- 
lauf, mir Baker aber giebt genau aus einer Mückenlar?e 
die Wege als zwei vom Kopf zum Schwanz verlaufende 
Gänge an, in denen sich beständig eine durchsichtige Flns- 
sigkeit bewege. Die Richtigkeit seiner Angabe deshalb 
zu bezweifeln, weil er kein Arzt war *), scheint wohl 
kein Grund vorhanden zu seyn. Der Naturforscher möchte 
wohl eher in der letztem Eigenschaft einen Grund zum 
Zweifel finden, auch hat Gruithuisen selbst späiterhin 
dieses Grundes zum Zweifeln nicht weiter gedacht ^. 



m 



1) Cuvier Yorles. IT. 260. 

2) M^roskop u. s. w. Augsb. 1754. 506. 

3) Comm. de respir. Yiteb. 1808. 27. 

4) Salzb. Zeitung. 1818. No.29. 

5) Gruithuisen. A. a. 0. 

6) Isis 1828. 480. 



In^ecten» 67 

Am bestiimntesteii hat Carus *) für die Gefafs-- 
vreg^ bei den lusecten gesprochen. Er £uid nämlich 
nicht nnr bei den Larren von AgrUm pudla erst in den 
Kiemenblättem, später, wenn diese abstarben, in den 
Flügeln, eine von vom nach hinten, und eine von hinten 
nach vom, in, dem Anschein nach nicht Ton deut«* 
liehen Wänden umschlossenen Canälen Statt findende 
BlnMrömung, sondern sähe auch auf jec^er Seite ein 
seitliches Gefäfs, wohl dasselbe, dessen schon Baker 
gedenkt, in welchem sich das Blut von vom nach hin- 
ten be'wegtef.tmd das sich in das hintere Ende des Rük- 
kengefäfsesergofs, welches das Blut in enfgegengeseüster 
Richtung von hinten nach vom trieb. Die Wege, welche 
das Blut von der Mitte zum Umfange führen, liegen auch 
hier, wie gewöhnlich, mehr nach innen, die rückwärtsfüll- 
renden nach aufsen. Eine Verästlung findet nicht Statt, 
was mir weniger eine Uebereinstimmung dieses Gefäfs- 
System« mit dem sogenannten Hamgefäfssystem, als der • 
niedrigste Grad von Ausbildung des (xefäfssystems zu 
seyn scheint, der schon durch die weniger feine Ver- 
zweigung der Gefäfse niedrigerer, mit einem deutlichen 
Gefäf^^system versehener Thiere überhaupt hinlänglich 
angedeutet ist ^). Später sahen, aufser Carus, auch 
Thienema^nn und Reichenbach ^) in den Flügeln 
mehrerer Insecien, namentlich der Dipteren und Ko- 
leopteren eine deutliche, zum Theil in entgegengesetzter 
Richtung Statt findende Blutströmung, die bei mehrereii, 
namentlich Lamppis, Lycus, MeloIoTüha^ DermesUSf 



1) A. a. O. 

2) 8. Bd. 1. 8. 18. 19. 

3) Isis 1828. 478. 479« 

5 ♦ 



68 Gefärssystem im Besondem. 

Chrysomela mir in den obem, oder Flügeldecken be- 
trachtet wurde. 

Hier , scheint also in der That der uninittelbare Zu»» 
sammenhang zwischen schon früher gesehenen ce];itra^ 
len und peripherischen Gefälsen um so mehr dargethan, 
als auch da, wo derselbe nicht walirgenommen wurde, 
die stofswdse Bewegung des Blutes in beiden Richtun- 
gen für denselben spricht, wenn sie ihn gleich nicht 
geradezu erweist. ^ 

Hiermit verwandt sind die Resultate von Mül- 
ler ' s Untersuchungen '). Er fand bei mehreren Insecteii, ' 
besonders bei mehreren Orthopteren, namentlich Pik»- 
7na, dann bei mehreren Koleopteren, wie Mehhniha, 
hohle Yerbindungsföden zwischen dem Rückengef ätsö 
und besonders den weiblichen Zeugungstheilen, nament^ 
lieh den Eierstöcken, doch auch bei Mantis mit den 
Nebenorganen, auTserdem auch hei Manlis, den. Gallen- * 
gefafise^. Sie unterscheiden sich von ^den Theilen, 
mit denen sie verwechselt werden könnten, nament* 
lieh den Trachäen, durch unmittelbaren Substanzimsam- 
menhang mit dem Rückengefafse imd den Eierstöcken, 
ansehnliche Länge, völlig cylindrische Gestalt, gänzli^ 
chen Mangel an Verästelung, Farblosigkeit und bedeu* 
tend gröfsere Festigkeit. In ihrer Höhle befindet sich 
eine kömige, unregelmäfsig zerstreuete Substanz, die 
sich aus dem Rückengefafs in sie fortsetzt und mit dem 
Inhalte der Eierstöcke in unmittelbarer Verbindung steht. 
Sehr allgemein senken, sie sich in die Spitzen der £ier-> 
Stocksröhren. Bei Phasma findet sich eine sehr beträcht- . 



1) 5. oben S. 65. 



/ I • 



Insecteiu ' 69 

liehe AiuBahl, anf jeder Seite an fünfzig, bei den Le- 
pid<>pteren und Hymenopteren weit weniger^ doch 
eini^, meisten^f, namenlich bei den Koleopteren, 
nur einer, der von der Spitze des Eierstockes mit meli-- 
reren Wurzebi abgeht und sich in der vordem Gegend 
des Hinterleibes in das Riickeugefafs senkt, bisweilen, 
z. B. bei Meloloniha, sogar kurz vorher mit dem der an- 
dern Seite zu verbinden scheint. 

Unter den in dieser Hinsicht untersuchten Liseclen 
fand sich nur bei Loicanus cenms keine Spm* dieser Thei- 
le, doch vielleicht ein Ersatz in dem Bau der Ovarien, 
was wegen ihrer Anwesenheit - bei nahe verwandten 
Gattungen interessant ist. Bei den Puppen sind sie bei 
weitem am^ stärksten entwickelL Merkwürdig ist olTen- 
bar, dals sie bei den männUchen Thieren xiiclit gefunden 
wurden* 

Meinen Untersuchungen zu Folge findet sich al- 
leixliags bei mehreren Insecten der erwähulo genaue 
Zusammenhang. * 

Namentlich konnte ich bei Ceramhyx Tttoschatus, 
hocusiaverrucivoray viridissima, vermittelst eines einfa- 
chen von der Spitze der Ovarien nach vorn und iimen zum 
Rücken gehenden, deuthch duL*ch Gestalt und Farbe 
von den Trachäen verschiedenen Fadens nicht nur beide 
Organe wiederholt olme Zerreifsung stark gegen einan- 
der bewegen, sondern sähe auch den Faden auf das 
engste imd genaueste mit ihnen verschmolzen. . 

Unter den Lepidoptcren fand ich, wenigstens 
bei Sphinx popiili, Euphorbiae, ligiisirl, keine bestimm- 
teu Verbindungen. 



X 



70 GefäTssystem im Besondern« 

Bei Locusta vmäimma fiand ich gleichfalls im Mämi-> 

» 

chen keinb Verbindung zwischen dem Rückengefafs und 

« 

andern Theilen, namentlich den Grenerationsorganen* ' 
Auch Straufs scheint diese Theile gesehen 2uha- 
ben, indem er aus Melolonüha vulgam einen von der Spi« 
tze des Eierstockes abgehenden Faden beschreibt und 
abbildet, der sich aber nicht an das GefafS) sondern au 
den imtern Rand des Rückenstückes setzt >)• 

r 

Hat der Mangel des Verbindungsfadens bei dem 
Männchen eine physiologische oder blos eine anito- 

• _ I 

mische Bedeutung? Gegen die letztere Annahme scheint 
mir die ansehnliche Gröfse der Hoden, namentlich bei 
den Orthopteren, zusprechen, überdies, für die erster« 
das abwärts in der Thierreihe sich entwickelnde CJeber- 
gewicht des weiblichen Antheils am Zeugungsgeschäft. 

Bei Lucanua cervus sind die Ovarien, übereinstim- 
mend mit der geringen Fruchtbarkeit der Art, yerhält- 
nifsmäfsig klein, wodurch aber freilich nicht geradezu 
eine von beiden Ansichten unterstützt wird, wenngleich 
auch der männliche Zeugungsapparat klein ist. 

$. 15. 
Ungeachtet ich im Allgemeinen absichtlich die Lebens- 
äufserungen imd Functionen der Organe hier nicht berück- 
sichtige, ^so glaube ich doch bei Betrachtung des Insecten- 
herzens von dieser Methode abgehen zu müssen , weil die 
Meinungen über seine Function und Bedeutung so getheilt 
sind, dafs mehrere es nicht einmal als Analogoa des 



t) A. a. O. 903. 



Insecten. 71 

Üefaf85y8tenui anaehea, mithin dieFrage «itstel^Äi kann» 
ob ich. es hier mit Recht betrachte. Die meisten Ana-^ 
tom^OL und Physiologen ^ namentlich von dem Entdecker 
Malpighi an, denen auch ich mich immer angeschlos-« 
senhabe, sind zw£tr dieser Meinung, dagegen halten es an^- 
dere nicht fiir Gefafs, sondern wie früher Carus >) für 
Rudiment des Rückenmarkes, oder, wie Serres ^) und 
Herold 3), blos' für Assimilationsorgan. 

V Viele Yop den Gründen, welche man für die erste 
Bedeutung anführt, sind zwar, wie dies gewöhnlich da der^ 
Fall ist, wo man gar yiele zusammenstellen zu müssen V 
glaubt^ nichts weniger al^ stiingent, doch scheint mir 
die Richtigkeit dieser Ansicht erwiesen: 

1) durch die Lage des Organs, indem es dadurch 
offenbar dem Geiafssystem und dem Herzen der mei- 
sten 'wirbellosen Thiere analog erscheint; -^ 

.2) die längliche Gestalt und ansehnliche Länge des 
Herzens bei den Arachniden und mehreren Cru- 
stenthieren; 

3) den bei mehreren Insecten d^tlich nachgewie« 
senen Zusammenhang desselben mit Gefäfsen« 

Uebrigens scheint mir die Ansicht, dafs es auf die 
in ihm enthaltene und durch seine Bewegungen theils 
fortgetriefcene , theils fortwährend erschütterte Flüssigkeit 
zugleich bildend und veredelnd einwirke , durch keine 
Erfahrung widerlegt zu seyn und der grofse Luftgefäfs- 
und Nervenreichthum desselben scheint sehr für diese 



1) Ncrrensystem. 1814. 75. 76. 

2) A. a. O. 

3) A* a. 0. 



72 , Gef äfssystem im Besondern. 

zu sprechen. Auch hierdurch erschiene es dann- der 
Function nach als Wied^holung des Darmcanals. 

Die Bewegung der in ihm' enthaltenen Flüssigkeit 
findet übrigens in allen Perioden nur von hinten iiach 
vorn Statt, und der hintere, weitere Theil Wird be- 
sonders deshalb und der gröfsem Stärke der Zusammen- 
Ziehungen wegen mit dem Herzen, der vordere mit der 
Aorte verglichen, ungeachtet mir die Gleichförmigkeit 
des Baues und der Function, die höchstens quantitätire 
geringe Verschiedenheiten zeigt, so wie die Analogie mit 
dem Hei'zen der Arachniden und mehrerer Crüstenthiere 
nicht sehr für diese Ansicht zu sprechen scheint. 

§M6. 
Bei den Myriapoden ist, übereinstimmend mit 
ilirer ganzen Bildung, der Bau des Gefafssystems 
" vollkommner als bei den niedrigem Insecten. Das Herz 
erstreckt sich vom zweiten bis letzten Körperringe. ' Vom 
geht ^s in eine itnittlere, bis zum Munde verlaufen- 
de Arterie über, die drei Gefafspaare für die Organe 
des Kopfes abgiebf). 

Uebrigens ist es äo dünnhäutig; als bei den übrigen 
Insecten *) , und wird gleichfalls duixh die gewöhnli- 
chen Seitenmuskeln befestigt 3). 

Zu vergleichen sind indessen mit dieser Angabe 
die von J. Müller*) nach Beobachtungen anderer zu* 



1) Straufs a. a. O. 347. 48. 

2) Ebends. 355. 

3) Ebends. 348. 

4) A. a. O. S. 59. Note. 



Aracbnidezi. 73 

sammengestellten Citate über gewöhnliche Insecten, die 
fc^rilidi* nicht alle gleichen Wertli haben dürften, vor» 
züglich j da, aufser andern Gründen, in mehreren eben 
8o wenig die Insecten, bei welchen die Verzweigungen 
gefunden sejn sollten, benannt sind, als die Art der 
Verzwefgong angegeben worden ist. 



H. 



[ 

i 



Vierter Abschnitt« 

fl 

Araobniden. 

§•17. 
Die Arachniden haben immer ein in der Mit- 
tellinie über, dem Darmcanal liegendes, an beiden Enden 
Terengtes hetzöhnliches Langengefäfs. 

Bei Phalangium findet sich nur dieses. Es liegt 
frei, wird durch keine SeitQpmuskeln, wie bei deii In- 
secten, befestigt, ist dünn, dem Anschein nach ohne 
Muskelhaut, und schickt keine GefaTse ab* Seiner Form 
nach wird es durch zwei Verengerungen in ein mittleres, 
cylmdrisches und zwei birnförraige Endstücke getheilt *). 
-Dieser Mangel an Gefäfsen hängt unstreitig mit der iii- 
sectenahnlichen Anordnung der Respirationsorgane zu- 
sammen. 

Die meisten übrigen Arachniden haben dagegen 
ein weit yollkommner ausgebildetes GefäTssystem. Das 
Herz ist deutlich musculös, wie ich schon früher be- 
mei*kt habe *)• 



1) TteTirantis ▼erm. Sehr. 1. 1816. lieber den innern Bau der 

uDgeflügelten Insecten* S. 51. 

2) Note zu Cuvier'8 VorleÄ- IV. 261. 262. 



1) Treyiranus Arachniden 1812. S. 9. 10. 

2) CuTier Vorles. IV. 1810. 261. für die Spinnen. Meckel £1 

dieSoorpione ebend. 262. und früher Beitr. Bd. L H.2. 
1809. VIL «.108. Treviranua Araolmidenl81i Ö.9. 

3) A. a. O. S. 38. 

4) A. a. O. 8. 108. 109. 



74 Gefafssystem im Besondehi. 

Femer wird ea , wahrscheinlich immer bei den ei- 
gentlichen Spinnen sowohl ak den Scorpionen dnidi 
Seitenmuskeln angeheftet ^), und es gehen deutUcht 
GefalsQ von ihm ab ^). 

Immer ist es viel weiter und stärker niuscnlösi 
überhaupt dickhäutiger als der DarmcanaL ' 

Die eigentlichen' Spinnen und Scorpioniden 

• I 

zeigen einige Verschiedenheiten. 

Was die ä'ufsere Gestalt betiifit, so ist bei Aranea \ 
das Herz gegen das vordere Ende beträchtUch breit, zieht | 
sich dann hier plötzhch zusammen und biegt sich am, 
nach hinten verengt ds sich allmählich. Bei Scorpio ist ' 
es von einem gleichmäfsigern Umfange ^ indessen verengt 
es sich vom und hinten beträchtlich, und endigt sich 
an beiden Extremen zugespitzt. Richtig hat Müller 
bemerkt, dafs es, allmälilich verengt, bis zum Ende des 
Sdiwanzes verfolgt werden kann '). ^ 

Früher habe ich auf abwechselnde Anschwellungen, 1 
die von vom! nach hinten auf einander folgen, auf- 
merksam gemacht und bemerkt, dafs sie besonders bei 
Sc. europaeus^ weniger bei Sc. ümetanus deutUch seyen ♦)• 
Dergleichen sähe ich später besonders stark bei Sc» öcd- 
tanus, wemg merklich bei jungem und nie selbst bei 
sehr grofsen Exemplaren von Sc* afer. 



Arachniden« 75 

Auch Yermifste ich sie qft bei Sc* europaeus^ und 
konnte sie bei Sc* acciianus durch leises Streichen der 
Oberfläche des Herzens ganz vernichten, so dals es 
fladurch in einen gleichmäfsigen Canol yerwandelt wurde, 
[eh glaube daher, dafs diese Einschnürungen und Er- 
i^^terung^i nur zufalUg und vorübergehend sind. 

Was den innem Bau betrifit, so findet man bei 

I 

den Spinnen deutlich quere Muskelfasern, von denen 

längere^ die einander in der Mittellinie erreichen, und 

das- ganze Organ umgeben, mit andern, lun die Hälfle 

kurzem, abwechseln. 

Bei den Scorpionen dagegen, zumal bei Sc« q/<?r 

und acdüxnus, sehe ich sehr deutUch nur starke Lou- 

g^nfasem» 

Bei Scorpio ist nach Treviranus ») der Canäl, 

welchen das Herz bildet, wegen der Dicke der äuTsem, 

xnusculosen Haut, eng, und scheint stellenweise von 

donkeJn Querbinden umgeben. 

Ich finde wenigstens bei allen von mir imtersuch-- 

ten Arten t) die Muskelhaut keinesweges besonders dick 

und 2) die Höhle durch diese nicht verengt, vielmehr 

in dem gröfsern, mittlem Theile, verhäitnilsmäfsig 

rar Dicke der Wände , beträchtlich weit. Natürlich 

f finden hier viele Verschiedenheiten Statt, die vom AI« 

\ ter^ dem Geschlecht, der individuellen Beschafien- 
heil, der Todesart u. s.w. abhängen können« Dieser Mei- 
nung bin ich aufser der Analogie desto melu*, da ich 
bei gleich grofsen Exemplaren in beiden Hinsichten mehr- 

' mals die gröfste Verschiedenheit fand. 



I 



1) s. la 



76 Gefäfssystem im Besondenu 

. Eben so wenig fand ich, wie Treviranus an- 
g^ebt, auch bei guten und groDsen Exemplaren yon^. qfcp 
Fon 6bis7'' Lange an einigen Stellen Spuren von Klap- 
pen« Eben so wenig .zeigten sich diese bei Sc. ocd*, 
ianUs und Sc. europaeus. Was Treviranus dafür' 
hält, schien mir blos geronnenes Blut zu seyn, das 
ich bei allen stellenweise fand, und ohne die geringste 
Verletzi;ng der innem Haut trennen konllte. Es löste 
sich sogar von selbst dmxh Einweichen in Wasser ab. 
(Jeberdiels fapd ich bei ganz frischen Exemplaren kdne 
Spur davon. 

lieber die Seitenmuskeln des Herzens der Spinnen 
ist Treviranus mit sich selbst nicht einig, indem er 
sie ejrst bei Aranea diadema annimifit ^), dann auf der 
Folgenden Seite ihr und Aranea airox abspricht, und, was 
or vorher als Muskeln beschrieb , für Gefalse hält *}• Bei 
Scorpio nimmt er dagegen zweierlei Muskeln an, 1) drei- 
eckige, mit aer Grundfläche in die Muskelhaut^ mit 
der Spitze in> die äufsere Haut übergehende; 2) vier 
Paare, die dünner, cylindrisch mid fester als jene, zu, 
an der eiiien Seite der Respirationsorgane Verlaufenden 
Muskeln gehen, mit denen sie sich vei'binden. 

Die erstem habe ich überall sehr deutlich gefunden, 
über die letztem bin ich weniger gewifs. * 

Auch Müller bildet nur jene ab '). 

Die Gefäfse entspringen von den Seiten des Hei- 
zens iu beträchtlicher Menge. 



i) Venu. Sehr. I. S. J28. 

2) Vcrm. Sehr. S. 29. 

3) Beitr. zur Anat. der Scorpione. Archiv f. Aiiat« und FhysioL 

1828. Taf. U. ¥is. 22. 



. Arachniden. ^ 77 

Aufser mehrem kleinen queren, kurzen und einigen 
tem grofsen, in welche sich das Herz gewissermsüGsen 
liiat^ gehen bei den Spinnen yom zwei Längen- 
äfse ab, die bei Aranea cUadema neben dem Her- 
nach hinten herabsteigen , bei A» atrox ' dagegen 
h vom verlaufen und vielleicht KiemengefaTse sind '). 

Bei den Scorpionen finden sich 1) zahlreiche, 
ine, in regehnäfsigen Zwischenräumen von dem Her- 
I abgehende Seitengefäfse^ die hauptsächlich au den 
enannten Fettkörper' treten, 2) kommen aus diesem 
fsere hervor, die sich an dem Respirationsorgan 
zweigen *). 

AuTserdem ist nach J. Müller ein besonderes 
(ofssystem vorhanden. Aus den beiden volrdem Er- 
terongen des Herzens entsteht nämlich auf jeder Seite 
Gefäß, das quer nach aufsen verläuft^ und sich hier 
t der yordern Gegend des Gallen - Hamgefafses ver- 

Nach Müller führen Jene, zwischen deim Herzen 
1 dw Harngefäfseu liegenden Canäle kein Blut aus, 

■ 

idem eine, in<lem sogenannten, Fettkörper abgeson* 
rle Flüssigkeit in das Herz dem Blute zu, wähi'end. 
j mit ilmen verbundenen Hai'ngefafse eine andere, in 
ringerer Menge gebildete Flüssigkeit an der bekann- 
a Stelle in den Darm leiten «). 

Indessen scheint es mir, der Analogie mit den üb- 
?en Thieren nach, natürlicher, diese Gefäfse für Blut- 



1) TfeTiranus. A. a. 0. 28. 29« 
2)^bend. 9. 
i) A. a. O. 47fT. 






k 



78 GefaCssystem im Besondem» 

gefäfse und namentlich, da sie sich von den übrigeo, 
Tom Herzen abgehenden Gefofsen etwas miterscheidea, 
Tielleicht für rückfülu^ende . oder Blutadern sni halteiii 
durch welche Ansicht dann die von Müller nicht gam 
ausgeschlossen wäre. 



I 

\ 



Fünfter Abschnitt' \ 

Crustenthiere« ' 

f. 18. 

Das GefäTssystem ist in den Crustenthieren 
vollkommner als bei den Arachniden, wenigstens vor- 
ssüglich leichter seinen verschiedenen Theilen nach so 
darzustellen f dafs ein vollständiger Blutlauf näehgewie« 
sen werden kann. Besonders ist auch bei mehreren das 
Herz stärker musculös, verhaltnifsmäfsig zum übrigen 
Gefäfssystem weiter, rundlicher und mehr auf eine kleine 
Stelle conceutrirt, mithin dem der hohem Thiere ähn- 
licher als bisher. Immer liegt dieses Organ und die aus 
ihm entspringenden Gefofsstümme auf dem Rücken des ^ 
Thieres. Vielleicht heiTscht iiidefs über die Anordnnii|[ 
des Gefafssystems keiner Thierclasse weniger Ueberein- 
stizümung zwischen den Schriftstellern als hier* 

Schon über den Grad der Ausbildung des Herzens 
weichen die Anatomen bedeutend von einander ab. Eini« 
ge, z.B. Blumenbach für den Krebs und den krebs« 
artigen Kiefenfufs *), erwalmenblos seiner Anwe- 
senheit Eben so spricht O. F. Müller bei DaphmOf 



1) Handb. der vergl. Anat. 3. Ausg. 1824. 



Crustenthiere» 79 

Cyclops, Cäligus von einem pulsirenden Herzen, dessen 
Gestalt er aber nicht einmal beschreibt >)• 

Nach den meisten ist es blos eine einfache Hoh- 
le, welche an mehrern Stellen, vorzüglich den Seiten, 
der obem und untern Fläche, die Kiemenvenen aufnimmt, 
vom und hinten dagegen Pulsadern absendet, also ganz 
oder wenigstens hauptsächlich Körperherz. ' 

Dies sagen ausdrücklidh Swammerdara •), Cu- 
vier^), Jurin^*), zumTheil Treviranus^), Lund^), 
Suckow^), Aüdouin und Milne Edwards«), 
Rösel beschreibt das Herz nicht umständlicher, bildet 
es a[ber nur ganz einfach, als aus einer Höhle beste- 
hend, ab ^). 

Dagegen sprechen andere auf verschiedene Weise 
von einer Theilung des Herzens in zwei Abschnitte, 
also der Anwesenheit eines Vorhofes und einer Kammer, 

Treviranus schreibt nur ganz allgemein, ohne 
irgend eine nähere Bestimmung, dem Herzen der eigent- 
' liehen Crustenthiere aufser der Kammer „eine Art 
vonVenensack zu, m welchen sich das aus d^n Kiemen 



1) Entomostraca 1785. 81. 107« 133. 

2) BibL nat. 201. 

3} Anat, comp. IV- 407!!f. 

4) Mem. sur FArgule foliace. *Ann. du Mus. YIL 439* 

5) S. Note 9. 
6} Isis 1825. 

7) Anat. und physioL Unters, der Insecten und Crustenthiere. 

1806. 59. 

8) Rech, anatomiques et physiologiques sur la circulation dans 

les crustac^s« Paris 1827. 

9) Insectenbelustigungen. UK* 



i^) Gefafssjstem im Besondera. 

zurücLkelireiide Bfazt er]gieläe>>^, bfnola aber baU 
nacLher^ da£» er ^die Art da- Rückkdkr «les Bluts nun 
Henea bei der Garneele nicht bemalt babe *}.^ 

AVillis giebt den Theil, wekfaen er fiir das Herzr 
ohr hält, genau an und bemerkt, dals er die HohlTCiie 
auihehniey man sieht aber ans der JBescJu^bnng und 
Abbildang, dals es nichts als der etiras augeschwoDeiie 
Anfang der hintern Aorte ist 3}, die er fiir die hintere 
Hohlvene halL 

Am bestimmtesten und genauesten spricht Straufs 
neuerlichst Ton der Theilung des Herzens in Kammer 
und Vorkanuner ^). Diese ist nach ihm eine hantle 
Hülle, welche die Kammer überall wie ein H^^zbeutd 
umgiebt, und worin diese nur 1) durch die aus ihr ab- 
gehenden und durch den Vorhof gehenden Pulsadern; 
2) durch eigne, Ton dem Vorhofe zu ihr gehende BÖO' 
der frei befestigt ist. Beide Hölilen hängen unter ein- 
ander durch melurere Paare seitlicher Oe£Enungen zusam- 
men, die mit klappenformigen Vorspriingen versehen 
sind, welche dem Blute den Rückweg aus der Kammer 
in die Vorkammer rersperreli. 

Diese Bildung findet sich nach ihm nicht nur bd 
Limubis gigas^ wo er sie zuerst gesehen und dargestellt 
zu haben glaubt, sondern bei allen Crustaceen, selbst 
auch bei den durch Lungen athmenden'^rachniden ')• 
In- 

1) Biologi«. IV. 242. 

2) Biologie. IV. 243. 

3) An. bnitor. Opp. o. Amstelod. 1682. IT. 12. 

4} Contiderationt generalet 8ur l'anatomie compar^e des as^^ 
maux articules etc. Paris 1828* 345 IT. 

5) Ebdt. 






Grastenthiere. 81 

•Indessen fragt es sich, ob diese Angaben ganz rieh- 
ig «ind? Für jetst scheint es mir wenigstens richüger, 
lue, die Herzkammer umgebende Höhle für einen Herz« 
leutel za halten, durch welchen die Kiemenyenenstäm* 
ae xa der Kammer gehen, um sich unmittelbar diuxdi 
Ke seitlichen Oeffiiungen in sie einzumünden« 

Straufs giebt wenigstens die Art der Einmündung 
Fon diesen in den Vorhof nicht an, während Audouin 
md Miine. Edwards, die er tadelt, weil sieden Vor- 
lof nicht sahen, aus mehreren Cr ustaceenordnungen den 
lanzen Verlauf und die Einsenkungsstelle der Kiemen- 
ftlutadem in die Kammer sehr genau angeben und ab- 
nldeo« 

flie scheinen, was mit meiner Ansicht sehr wohl 
ibereinstimmt, den von Straufs für den Vorhof gehaU. 
eaen Theil gesehen zu haben, indem sie Haute besdurei- 
3€^, die zwischen dem Herzen und der Schale liegen 
cmd Tdn denen die tiefste, sehr durchsichtige', seröse, 
lie.QigHne erst äufserlich, dann durch eigne Hüllen um^ 
giebt, Blätter für die Muskeln abschickt, welche das 
Herz mit den benachbarten Theilen verbinden und sich 
an die Lücken seiner eignen Muskelbündel setzen ^). 

liund spricht von sechs Spalten an der Herzkam- 
mer des Hummers, die gerade in die Höhle führen, 
und durch welche dieinjectionsmasse bisweilen entschlüpft, 
über deren Function er aber ganz ungewifs ist ^). 

Diese sind, nach Straufs, die venösen Mündun- 
gen der Kammer, können aber eben sowohl Mündun- 



1) A. 9. O. S. 34. a5. 
2} A. a. 0. 5. 594. 
Heckel's TergLAnauV» 



82 Gefärssystem im Besondern. 

gen der, durch den Herzbeutel gediomgenen KiemenTe« 
nen seyn, indem die £nden der Venen zerrissen odör 
sonst übersehen wurden* Dies wird theils durch die An- 
gäbe von Lund, dafs aus diesen Oeffnungen bisweilen 
die Injectionsmasse hervordringe, theils noch mehr 
durch die von Straufs, dafs die äuf9ere, von ihm for 
daä Herzohr gehaltene Holde durch eigne Bänder an die 
Kammer geheftet werde, sehr wahrscheinlich, indem diese 
Bänder vielleicht die Venenstämme sind, oder, wenn dies 
nicht der Fall wäre , ähnlichen Bändern entsprechen, \fel- 
che sich bei Fischen und Amphibien oft regelmt- 
fsig zwischen dem Herzen und dem Herzbeutel ))efin- 
den , ungeachtet hier Kammer und Vorkammer geschie- 
den, und beide im Herzbeutel enthalten sind. Bemer- 
kenswerth ist dabei , dafs diese Fäden bei diesen Thieren 
vorzugsweise die K a m m e r mit dem Herzbeutel verbinden. 

Hiernach ist also die Behauptung, dafs . sc^on^die 
Crustentiiiere ein in eine Kammer und Vorkammer 
getheiltes Herz besitzen, meiner Ueberzeugung nach, 
noch nicht erwiesen* 

Bei den grofsen anderweitigen Verschiedenheiten im 
Baue giebt es in dieser Classe vielleicht in dieser Hin- 
sicht mehrere quantitative Verschiedenheiten in der 
Anordnung des Herzens* Dagegen spricht zwar die Ein- 
förmigkeit desselben bei den Insccten , Arachniden und 
Fischen, dafür aber sind 1) selbst die sogleich an- 
zugebenden bedeutenden Verschiedenheiten der Form 
der Herzkammer bei den verschiedenen Gattungen; 2) die 
allmähliolie Steigerung desselben in den verschiedenen 
Ordnungen der Amphibien , abgeselieu von den sehr be- 



.Crustenthiere, 83 

deutenden Verscfaiedexilieiten, welche die Ordnungen der 
Mo^usken unter einander, und von den Cephalopoden 
iEei^eii. 

Die Anordnung des Herzens bietet übrigens mit 
Gewifsheit mehi'ere interessante Verschiedenheiten dar, 
£e zum Theil mit der Gestalt des ganzen Körper/s über« 
dnstimmen« 

Unter den kleinem und niedrigem Gattungen spriclit 
O. F. Müller *) bei Daphnia, Cydcfps, CaUgus von ei- 
nem pulsirenden Herzen, beschreibt aber, wie obenbe- 
m'erkt, seine Gestalt nicht Bei Oniscus aquaticus fand 
etf atich Treviranus ■) so zart und weich, daCs er es 
nie verfolgen konnte. 

üagegen ist es nach ihm bei Onisöui urmadUlö^)^ 
nach Schäffer bei Apus^^^ nach Cuvier bei limu- 
iis «^ und den Stoniapoden *), nach Straufs ^) ou- 
iserdieseiiundmehrerenSranchiop öden, überhaupt bei 
den Amphipoden, Isopoden und Gnathopoden 
sehr lang mid eng, oft länglich, indem es ganz oder fast 
ganz von elneni Ende ctes Körpers zum andern verlauft 

Schäffer und Treviranus geben füv Apu$ und 

.■■■■•■•■•*'■ ♦ • 

ÖfiisQUs ausdrücklich, mehrere, von vom nach hinten auf 

einander folgende, durch beträchtliche quere Einschnü- 



. 1) Entomostraoa 1785. 81. 107- 133« 

2) Ungeflugelte Insecten. 1816« 78* 

3) EbdB. 58. 

4) Der krebsartige KiefenfuD». 1736* 76« 77. 

5) H^gne animal. HI. 62. * 

6) Ebds. 401 

6 * 



84 GefaTssjstem im Besondern. 

mngen getrenij^te Erweiterungen an , die bei Apus Mreit 
zahlreicher üiid rundlich, bei Omscus IHnglidi waren. 
Bei den Stomapoden finde ich keine Spur vondi^Beii^ 
sondern . hlbs eine gleichma'fsige OberilSche. 

Unterden Isopoden finde ich bei Cymothae un- 
gefähr am Anfang 'des letzten Viertele des Küipers eine 
ansehnliche rundliche Anschwellung, von der durch die 
zwei mittlem Viertel ein länglicher, einfacher, weit en- 
gerer, äufserlich aus fleischigen Längenfasem gebildeter 
Canal abgeht. 

Bei mehreren Branchiopoden, namentlich iladi 
Jurine hei Argidiis foliaceus ^), nach Straufs bei Ikqjfh 
via, jnäex *), ist auch das Herz weit kürzer, länglich« 
rundlich, liegt aber^weitvom am Rücken, dicht hinter dem 
Kopfe« Bei Daphma pulex findet sich an der Rücken- 
fläche eine Einschnürung, welche das letzte 'pritteL Ton 
dem übrigen Herzen trennt und vielleicht wegen der 
Einschnürungen interessant ist, welche die Längebherzen 
von Apus und Oniscus zeigen. 

Diese Bildungen führen zu der Anordnung der De- 
kapoden« Das Herz ist auch hier auf einen engen 
Raum beschrankt, liegt ungefähr in der mittlem G^end 
des Brustschildes, wo seine Stelle fast immer durcli d- 
nen^ von seitlichen Vertiefungen begränzten Vorsprang 1 
an diesem angedeutet ist ')• ', 

Die verschiedenen Unterabtheilungen zeigen wieder 
Verschiedenheiten« 



1) Mem. sur TArgule foliaic^. Ann. du Mus. 1806. VIL 438« 

2) Mem. sur lei Daphnie» etc. Hein« du Mus. V. 412. 

3) Desmarets Consid^rations gent^rales sur let orutlacjst* 
Paris 1835. p. 2a t 






Crustenthiere. 85 

.1 i 

Sei den langschwänzigen Dekapoden ist 
tdir .länglich viereckig, ungefähr doppelt so lang als 
isit, vorn breiter als hinten, von oben nach unten 
tt gedrückt. 

Die kurzschwanzigen dagegen haben ein ziem- 
I regelmäfsig sechseckiges Herz, das ungefähr so breit 
lang ist , . 

Hiernach bilden also die verschiedenen Gattungen 
e unünterbrochne Reilio von dem riickengefafsahn- 
leu länglichen Herzen der niedrigem Crustaceen bis 
dem sehr breiten und kturzen der kurzschwänzi- 
a Dekapoden. 

Auch die innere Form oder das Gewebe z^t 
leutende Verscliiedenheiten. 

Bei den niedi*igern Crustenthieren scheint es 
rexnein dünnhäutiger zu seyn, als bei den hohem. 

Dies ergiebt sich für Oniscus aus der vorher ange- 
ttien-Angabe von Treviranus; eben so verhält es 
i bei den Stomapoden« 

DiesQ Verschiedenheit rührt von der Muskelhaut 
', die ich bei den Stomapoden sehr schwach finde* 
r die übrigen giebt nur Cuvier bei Limulus gigas 
; Bestimmtheit innere Muskelbündel an <)• Die Mus- 
bündel sind besonders bei den Dekapoden sehi* 
rk entwickelt und kreuzen sich vielfach. 

Nach 8 tr aufs besieht die Kammer aus drei Häuten, ^ 
von besonders zwei sehr deutlich sind. Die äufsere 
:d aus geti*eimten Ijängenbündeln, welche frei um die 
losen Oefihuugen weggehen, und sie yerscbliefsen, die 



) A. a. O. 354. 55^ 



> / 



86 Gefäfssystem im Besondern. 

< . . * .. . 

mittlere, sehr dichte, aus queren, sehnigen Fasern , die 
innere, stärkste tius unregelmäTsig queren, grofscnMus- 
ielbundeln gebildet '). 

Gewifs aber findet sich hieir, wie überhaupt im 
Gefafssystem, eine innere sfi-röseHaut, und ich glaube, 
was auch selbst Straüfs für wahrischeinlich halt, dafs 
die mittlere nur die äufserste Scliicht der iunem Mus- 
kellage ist. 

Klappen scheinen sich wenigstens mit Gewifsheit 
nur am Herzen der Dekapoden zu finden, nament- 
lieh 1) an der Mündung der Kiemenblutadern, der 
hintern Aorte und der JLeberpülsadern. Anden 
beiden ersten Stellen sind es zwei halbmondförmige, 
düime Vorsprünge, welche eine longitudinale Oeffnung 
z\vischen sich lassen, und die Mündungen sehr genau ver- 
schliefsen, so dafs die der erstem nur den Eintritt, die 
letztem nur den Austritt des Blutes gestatten. Vor den 
Mündungen der Leberarterien befindet sich nur eine häu- 
tige Klappe. 

Weniger wichtig sind die Verschiedenheiten der 
Lage des Herzens, die grofsentheils mit seiner oder 
des Korpers Gestalt zusammenhängen. 

Wo jene sehr länglich ist, nimmt es mehr oder 
weniger fast die ganze Länge des Körpers ein. 

Bei den Dekapoden befindet es sich gegen das 
hintere '£nde des Bruststückes , dicht vor dem Anfange 
des Schwanzes. Unter den Branchiopoden liegt 
es bei Arguhu foliaceus ^^ \md DapJmia^) selu- weil 

1) A. a. O: 

2) Jurine a. a. Ü. 437. 
3> Siraiifs «. a. O. 412. 



Grustenthiere. 87 

nach Tom in einem festen, hinter dem Rüssel hefindli- 
chen Haken, hi^r hinter dem Kopfe, im ersten AbschniU 
te des Stammes. 

bnmer ist das Herz rerhältnifsmaTsig zum Korper 
nicht sehr klein. 

Beim gewöhnlichen Fiufskrebs fand ich es 
wie 1:144, indem das ganze Thier 1| Unzen, das Herz 
5 Gran wog,' 

§.19. 
Auch die Gefäfse zeigen Verschiedenheiten, die 
desto interessanter sind, Wj^il sie durch allmählich voll- 
iLommnere Ausbildung der Wände in den höheren Ord- 
nungen zu den, zumal hinsichtlich der Strnetur des Ge- 
fofssystems, vollkommnem Thierclassen führen, während *^ 
sich die niedem, wo blos Wege, keine deutlichen Wän- 
de Torhanden zu seyn scheinen, an die Insecten 
schlielsen. 

So deutlich man auch die Blutbewegung, selbst ih- 
rer Sichtung nach, bei diesen Ordnungen sieht, so fan- 
den doch Jurine bei Argubis foliaceus «), Trevira- 
nns bei Oniscus aquaticüs •) keine eignen Gefäfs wände- * 
Nach Audouin und Milne Edwards verhält 
es sich unter den Isöpoden bei Lygia ähnlich '); in- 
dessen ergiebt sich aus ihren Versuchen oftenbar nur 
ein leichter Uebergang aus den Körperpulsadern in die 
Körperblutaderh , keinesweges Mangel der Wände, und 
namentlich eine Verbindung zwischen dem aileriellen und 



1) A. a. O. 439. 

2) Biol. IV. 248. ^ Vcrm. Schriften. I. 1816. 79. 

3) A. a. 0. 



88 Gefäfesyfttem im Besondern. 

venösen Körpersystem und dadurch dem arteriellen Kte- 
mensystem durch blofse Lücken zwischen den Orgeum 
an der untern Koiperiläche« • 

Doch will ich die Richtigkeit der Ansicht nicht ge- 
radezu läughen und bin nur der Meinung, dals sie durdi 
unmittelbare Beobachtung nachgewiesen werden mu£s* 

Um so ^^mhrscheinlicher ist /sie mir allerdings, da 
hinsichtlich des Baues der Körper venen bei den Sto« 
map öden meine Beobachtungen mit denken von Au- 

douin imd Milne Edwards übereinstimmen 'X indem 
mir gleichfalls wenigstens die von ihr zu den Eaemea 
gehenden Aeste weniger durch eine eigene Membran, 
als verdichtetes, genau an die benachbarten Muskeln ge* 
hefietes Schleimgewebe gebildet scheinen. 

Bei den Dekapoden sind die GefaTse, wie das 
Herz, noch voUkommner als bei den Stomapoden ent- 
wickelt, indem ihre Häute selljstständiger geworden. sind 

Wieder finden sich auch hier mei*kwürdige Stufen, 
indem bei den langschwänzigen Dekapoden die 
Wände, vorzüglich der Venen, weit dünner al^ beiden 
kurzscihwänzigeur sind, so dafs sie auch bei sehr ge- 
ringer Gewalt viel leichter als bei diesen zerreifsen. 

Nach Straufs haben die Arterien zwei Häute, 
von denen die äufsere aus longitudinalen, die innere ans 
queren Fasern besteht, die Venen zeigen nur undeutlicbe ;; 
Querfasem und sind mit den benachbarten Tljieilen vic^ 
enger verbunden als. die Arterien *). 

Nach allem hier Vorgetragenen zeigen die verschie- 
denen Ordnungen der Crustenthiere vielleicht mehr 



1) A. a. 0. 74. 

2) A. a. 0. 3.>5. 









Crustenthiere. B9 

Eniwiddimgsstiifeii des GefiUasystems als selbst die Am« 
phibifiii unter den Wirbelthieren. 

§.20. 
Die Art des Blutlaufs ist vielleicht nicht überall 
dieselbe 9 oder wird fvenigstens nicht von allen Schrift« 
steilem auf gleiche Welse angegeben, so dafs in -jeder 

• 

Hinsicht die gröfste Verschiedenheit der Ansichten über 
die Bedeutung der verschiedenen Gefafse Statt findet 
Allgemein kann man nur sagen, dafs überall Gefäfse 
vorkommen, welche mit dem Herzen an mehreren Stel« 
len in Verbindung stehen und sich durch den «'Körper 
vesxweigen« 

-Nach Blumenbach würde „kein Uebergang der 
Arterfenenden in die Anfänge der Venen, mithin kein 
wahrer Kreislauf Statt haben *)." 

Indessen wird sich nachher ergeben, dafs diese An- 
gabe durch mehrere altere imd neuere Beobachtungen 
wxderl^ ist. 

Aeltere und neuere Schriflstelleir sind 1) über die 
Bedeutung der verschiedenen Gefäfse und 2) das Ver- 
haltnils des Körperkreislaufs zum Kiemenkreislaufe höchst 
verschiedener Meinung. 

' Am unvollkommensten sind die Gefafse in jeder 
Hinsicht bei den niedrigem Crustenthieren bekannt. 

Straufs erwähnt für DapTmia jaulex aufser dem 
vorher Angeführten gar nichts; Cuvier giebt für £i- 
mubis gigas nur an, dafs auf beiden Seiten aus dem 
Herzen Gefafse abgehen *). Seh äff er spricht bei jipus 



i) VergL Anatomie* Dritte Aufl. 1824. 245. 
3) A. a. O. 62« 



1) A. a. O. 77. 

2) A. a. O. 65. 

3) A. a. O. 78. 79. 

4) A. a. 0. 437—39. 

5) Zool. dan. IL 22. 



•90 Gefälssystem im Besbndern: 

cancrijhmüs von zwei. GeiaTseu, die mit dem'Y'or^eni 
Ende des Herzens zusaminfenbäTigen <); hei Oniscus at- 
madillo gehen nach Treviranus ^) aus dem hintern 
Ende des Herzens Tier sehr 25arte GefaTse ab« dio ziem- 
lidi gerade nach den Seitenwändep jdes Körpers fortge- 
hem, sich aber nicht deutlich ,jLn ihren Veraweignngen 
verfolgen lassen. Bei Oniscus aquaticus sähe er in den 
Füfsen und Fühlhörnern einen aufsteigenden und einöi 
abwärlssteigenden Strom ^). 

Am genauesten hat Jurine aus Argutus foSujir 
ceus die Gefafswege beschrieben ^). Nach ihm tritt vom 
aus dem Herzen ein GefaTs zu den Augen, und den 
Hörnern, ein zweites zu den Flügeln, ein drittes zum 
Schwänze, indessen ergiebt sich auch aus seineu Beschra- 
bungen und Abbildungen hjcht deutlich, auf welcheu 
Wegen das Blut von und zu dem Herzen, so wie von 
und zu den Respirationsorganen gelaugt. 

§. 21. 

Auch über den Blutlauf der höhern Cinistentliiere, 
namentlich der Stomapoden und Dekapoden^ sind 
die Meinungen noch jetzt getheilt. 

O. F. Müller giebt für Squiüa quadrilohala nm* 
überhaupt die Sichtbarkeit der Blutbeweguug an *). 

Nach Willis spaltet sich die vorn aus dem Her- 
ssen abgehende Aorte in di'd Aeste, von denen der 



Critstetitliiere. 91 

ilere zumvKopfe, die beiden seitlichen zu den KJe- 
n gehen. In das hintere Eud^ ti^ten vermiltelst der von 
2 für das Herzohr gehaltenen Erweiterung zugleich 
vordere und hintere Hohlader. 

In einer jeden Kieme finden sich dreiCanäle, von 
len zwei nach ihm Blut, der dritte Luft enthalten. 
n den beiden ersten fuhrt der eine das Blut von, der 
lere zu den Kiemen. Der dritte fuhrt nacli ihm blos 
asser und ist eigentKches Respirationsorgan. Alle letz- 
1 Canälo senken sich in einen gemeinschaftlichen, der 
nge nacli an den Seiten des Körpern verlaufenden, 
• vom in der Gegend der ersten Slieme mit einer 
iten Oeffnung versehen ist *)• 

8 wa mm er dam beschreibt zwar bei Pagurus-Ge-^ 
je , die mit dem vordem tmd hintern Ende des Her- 
18 im Zusammenhange stehen, und andere, die von 
n zum Körper, besonders aber zu den Kiemen ver- 
[fen, sagt aber über den Lauf des Blutes in ihnen 
•hts •). 

Rösel redet beim Krebs niu: von den vordem und 
item,' gleichfalls ohne die Verrichtung genau zu bestim- 
BU , wenn er sie gleich unstreitig für Pulsadern hält, da 
ausdrückhch sagt, dafs sie aus dem Herzen, entsprin« 
en 3), Nach Treviranus *) würde Rösel an der 
igeführten Stelle aufser den beiden Gefäfsen, die das 
lut von den Kiemen zuruckfüliren, noch eines diitteu 



1) A. a. O. 12. 13. 

2) A. a. 0. 204. 

^) InBectenheluitigungen. III. 323. 
4) Biologie. IV. 243. 



92 



Gefäfssystem im Besonder^. 



Veiienstammes erwÜhneu, der sich zwisclieii jenen in 
Venensack üfihe und aus demJCopfe entspringe; iudesi 
spricht in der Thal Rüael nur von den hier erv 
ten Gefafsen, welciie deutlich die schon von Willii 
und Swaramerdam angegebenen vordem und hinten) 
StÜntnie sind. 

Cuvier hat zuerst den Bhitlauf der Dekapodi 
und die Function der versciiiedeuen Abschnitte des 
ialssystems bestimmter daliin angegeben, dafs er 1} 
Zutritt des Blutes aus den Kiemen durch Seitengefal 
Kiemenvenen, zu dem Hei'zen nachwies; 2) die od! 
dem vordem und hintern Endo des Herzens abgehenden 
Gefafse für Körperpulsadern erklärte; 3) eine Hohl- 
vene, die in der Mittellinie unter dem Darmcauol vec-l 
lauft und 4) von ilu" zu den Kiemen abgehende Ki 
menpulsadern darlhat »> Diese Holilvene kann 
auch in der That ein Lungenherz, oder das sogenoq 
te KÖi-perherz bei den Crustenthieren , wo es beti'äd 
lieh lang und eng ist, eine Aorte nennen, 

Trevirauus nimmt zwar nach Ciivior au 
einen voUkoinrauen geschiedenen Körper- und Kieme 
kreislauf an, spricht aber nur von einer aus dein Hi 
zeii entspringenden, und bis zum hintern Endo i! 
Körpers gehendenAurtc, und halt die vordem Köi-p( 
pulsadem ganz ohne Grund Tiir rückrühi-ende Gefafse 

Suckow's Darstellung ') kommt dagegen 
W^esentlichen ganz mit der Cuvior'Schcn überein u 



1) Anal. comp. IV. 407 fT, 

2) A. a. O. 242. 243. 

3] Anat. |>)iyBiol. UnCersuchungei 

, 1818. 58«. 



d. Insenten tuid Crusleiithiei 



Crustenthiere. d3 

nntersclieidet sich von dieser nur dadurch, daCi mach 
ihr. keine mittlere, untere gemeinschaftliche Hohlyene 
yodbanden ist, sondon die Lungenarterien aus den Uei« 
oen eurückfuhrenden Gefafsen entstehen. 

Spater erhöh Bojanus Zweifel gegen die Rich- 
tigkeit dieser Darstellung, indem nach ihm sich beim 
K.rebs zwar sogar sechs Arterienstämme, drei vordere 
obere, zwei vordere imtere, und ein hinterer, eben so 
jnfer diesem ein venöser, aus dem Schwänze kommen- 
[er finden, durchaus aber von diesem keine Aeste zu^ 
len Kiemen als Kiemenarterien abgehen« Eben so we« 
lig erwähnt er zum Herzen gehender Kiemenvenen <,). 
. Diese Zweifel scheinen durch die Angaben von 
LfUnd ))estätigt zu werden, dessen Beschreibung fast 
ranz mit der seim'gen übereinstimmt. Er giebt beim 
üuminer gleichfalls sieben, mit dem Herzen verbun- 
lene- Stamme an, imd seine Darstellung unterscheidet 
dch von' der Bojanus*schen vorzüglich durch die Deu- 
iing des imtem der beiden hintern Gefafse. Dies \ ist 
nach ihm keine Vene, sondern eine Arterie, verbindet 
sich in der That vom mit der obem hintern Pulsader 
m einem kurzen Stamme, und versorgt durch einen 
mich vom gewandten Ast nidbit nur die Fiifse und 
Kiefern, sondern dm*ch einen, von jedem Fufsaste abge-* 
kenden. Zweig auch die Kiemen, in denen er sich sehr 
weit verbreitet. In den Kiemjen finden sich die schon * 
Ton Mehrem erwähnten zwei Gefafse, die er aber nicht 
für Kiemenarterien und Venen, sondern für Lufiröhren 
hält, weil sie 1) verhältnifamafsig zu dem übrigen Ge-* 



1) Zweifel über das GefaÜMystem des Krebses. Isis 1822. i230ff. 



04 Gefäfssystem im Besond'ern. ' 

faTssystem viel zu weit, wie 13:1, sind, 2) die von ilineD 
in die E^iemenblütter abgehenden Canäle sich zueinem^ 
der Form > de» Blattes entsprechenden Canale erweitern; 
3) sciion wenigstens eine Ordnung von Blulgefafsen, die 
von den Fufspulsadem abgehenden, bekannt ist. 

Nach Lund wärenidaher sowohl vom Körper-, ab 
vom Lungenblutlaufe nur zwei Glieder nachgewiesen^ 
namentlich blos zuführende Gefafse, Aotien und Kie- 
menpulsadem, und die Luft würde unmittelbar von den 
Kiemen in das Herz dringen *). 

Etwas Aehnliches enthält schon die Darstellung von 
Willis in der Angabe des dritten Canals in den Kie- 

men *) , aufser dem er indessen auch die beiden erstem 

' ■ • ■ ■ ■ , ^ 

als Kiemengefäfse erwälmt, 

f ' 

Dafs die beiden hintern Gefafse von derselben fie- 
deututig, »amenthch Pulsadern, seyeiij ist mir nicht 
wahrscheinlich und ich halte das untere mit Bojanus 
für die Holilvene, aus welcher dann Kiemenpolsadein 
Abgehen wüi'den. Diese soIie, wie bemerkt, Lund wirk- 
lich und auch nach Bojanus scheinen sie sich zu 
finden 3), nuj^ hält er sie für zurückfuhrende Gefafse, 
also für Kiemenvenen, was aber durch, nichts enrie- \ 
sen ist 

Für die Ansicht, dafs das untere Gefäfs Hohl- 
rene und Lungenarterie sey, spricht mich der, von 



.... i 

1) Z-weifel über das Dasey^ eines Circulatiopssyttems bei den 

Crustaceen. Isis 1825« ä93fr. 

2) 8. oben S. 91. 

3) A* a. . O. , .. . .. » ■ 



i 



Grusteiithiere. 



. I 



95 



anim^r dam. ausdrücklich angeführte Utti6tänd,'dafs 
I deii beiden hintern GetSbexi das eine^ unstreitig nn- 
e, gröfser, weiter und dünnei^' als das andefre sey ^). 

Dann wären also wirklich auch nach diesen Unter- 
huiigen ' Aorte, Hohlvene und Kiemenpuls- 
er gegeben, und in der Thal nicht nur diese, son- 
rä wahi'scheinhch auch die Kiemenblut ädern in 
1 Crefafsen, welche sich ah den Kiemen finden« 

Die letzten Arbeiten von Audouin imd Mi Ine 
wards *) bestätigen überdies die von Cuvier zu- 
t aufgestellte Ansicht durchaus, indem sie sich theils 
■genaue anatomische Untersuchung, tlieils auf Ver- 
he mit Unterbindung, Einblasen und Einspiitzimg 
inden. Zugleich enthalten sie die genaueste Topogra- 
e des Gefafssystems im Allgemeinen imd die Ver- 
iedenheiten in den verschiedenen Ordnungen ins be- 
idre, und ich benutze sie' daher hier desto lieber, da 
theils mit meinen frähem und nachher angestellten 
itersudiungen so gut als ganz übereinstimmen, theils 
I frühem Arbeiten anderer entweder bestätigen, öder 
lichtigen. 

Auch die spätem Arbeiten von Lund *) und 
jhulz ^) küunen mich nicht vom Gegentheil überzeu- 
n, so peremptorisch auch das Urtheil über frühere 
asichten grofseuthelLs allgemein anerkaimter und Hoch- 



1) A. a. O. 204. 

2} Recherclues anatomiques et physiolo^quea sur la cnirculation 

dans les Crustacees. Paris 1827. 

3) Isis 1829. XJI. 

4) Ebds. 183a XU. • 



96 Gefabsystem; im Be$ondera. 

verdienter Männer darin auf eine wenigstens : zum Tliei] 
nickt bescheidene Weise gefälk wird, was in den frühern, 
Mos Lund angehörenden S^diriftea weniger der Fall wm 

■ 

§.22. 

Immer tritt das filut durch mehrere, von Anfang 
an getrennte iwd zum The^ ziemlich weit von einander 
entfernte Stämme oder Aorten aus dem Herzen , von de- 
nen die allgemeinsten und ansehnlichsten aus dem vor- 
dem und lüntem Ende entstehen. 

Aus dem vordem Ende gehen sowohl bei den Sto- 
mapoden als den Dekapoden, kurzgeschwänzten so- 
wohl als langgeschwänzten, diclit neben einander, yremg' 
stens drei ab, eine mittlere, unpaare und zwei seitbche. 

m 

Die erstere, etwas kleinere, geht gerade nach vom, auf 
dem Anfange des jDarms« Nach Audouih ^) würde sie 
sich blos zu den Augen begeben, weshalb er sie auch 
Augenpulsader nennt, allein in der That sähe ich 
sie deutlich auch .Zweige an die hintere Gegend des' 
Magens geben« 

Die beiden etwas grölsem, seitlichen Aeste, Au* 
douin*s Antentienpulsadern, gehen dicht über 
die Zeügungstheile weg, allmählich, besonders in der hin^ 
tem Gegpnd des Magens, immer mehr von innen nadi 
aufsen, und versehen durch viele, vom Anfang an aln 
gehende Aeste, die Haut, die Zeügungstheile in ihrer 
vordem Gegend, die obere und die Seitengegänd desMs' 
gens, die Muskeln des Mundes und die Antennen« 
■ Beim 

%) A. SU 0. 8. 41. 61. 



\ 



Crostenthiere. -97 

JSeim Krebs theilen sie sich liinten am .Magen 
bec einem spitzen Winkel in zwei gleich weite Aeste. 
tr innei^e Ton diesen begiebt sich zum Magen, der 
sere längs dei innern Fläche der Leber, zwischen ihr 
1 dem Kieferheber einen ansehnlichen, nach auisen 
(TÖlbten Bogen bildend, zum Kopfe, indem er sich 
a gleichnamigen der andern Seite durch einen innern 
n^g in querer Richtung entgegenwendef , durch einen 
sem zunächst in die hier befindliche grünliche Drüse 
:t, dann sicli nach hinten imd unten zu denKiefer- 
skeln und den Antennen wendet. 

Nach Swammerdam gehen bei Pagurus^ vorn 
( dem Herzen vier Gefäfse, zwei innere uiid zwei 

> 

sere^ ab »). 

Diese Angabe ist allerdings richtig, indem ich mich 
pcli die Untersuchung melu'erer gröfserer und klei- 
rer, frischer und im Weingeist gut aufbewalirter Exem- 
re yrfn der Beständigkeit der Bildung überzeugt habe, 
freilich für den einzelnen Fall durch Swammer- 
ms bekannte Genauigkeit hinlänglich verbürgt wai\ 

Die hintere einfache, aber meistens gröfsere Aorle 
t hinten und unten aus dem hintern Ende des Her- 

IS. 

Bei den Stomapoden ist sie, wegen der ansehn- 
len Länge des letztern, nur sehr kurz, entspricht 
>s dem hinlerir>Körperringei bei den Dekapoden da- 
jen ist sie viel länger. Immer verläuft sie ganz oder 
ifstenlheils dicht auf dem Darmcanal zwischen den 



) Bibl. nat. 204. Tab. XI. Fig. VIII. b. 
icke 1 'jB vergl. Anat. V. 






98 GefäTssystem int Besondern. 

beiden obern Seitenhälften der Schwanzmuskebi in der 
Mittellinie nach hinten und versieht die Bewegungsoiv 
gane. -Bei den Stomapoden bleibt sie an der obern 
Fläche stehen, bei den Dekapoden dagegen schickt, 
sie sogleich nach ihrem Ursprünge einen , Ton hinten und 
oben nach vorn utad unten in der Mittellinie an der 
untern Körperfläche verlaufenden ansehnlichen Ast ab, 
aus dem für jeden Fufs und die hintern Kiefern &d an- 
sehnlicher Zweig abgeht Bei den Dekapoden ist am- 
gleich die hintere Aorte durchaus ganz einfach , bei den 
langges(^hwänzten Dekapoden gilt dies gleichfalls 
für den bei weitem grÖfsten Theil des obern Astes, und 
erst in dem hintern Gliede spaltet sie sich in zwei Sd-* 
tenäste, was dagegen bei den kurzschwänzigen sehe 
bald nach ihrem Abgange aus dem Herzen geschieht* 

Der obere Ast schickt bei den Dekapoden in 
jedem Ringe einen ansehnlichen queren Seitenast für die 
obern Schwanzmuskeln ab, der untere bleibt bei den 
kurzgeschwänzten an denFüfsen, also in der Brust, stehn, 
bei den langgeschwänzten dagegen dringt er, dicht auf 
dem Bauchmarke liegend, in den Schwanz und versieht 
die imtere Muskelschicht desselben auf ähnliche Vi^eise 
als die obere, indessen durch weit kleinere Aeste. 

Bei den Stomapoden gehn aufserdem aus dem 
seitlichen Umfange des Herzens beträchtlich viele Gefafse 
ab. Von denen die vordem sein: dicht hinter einander 
entspringen , von innen und hinten nach aufsen und vom 
gerichtet sind, und sich zu den Füfsen und den hintern 
Kiefern begeben. Die meisten hintern entsprechen deü 
Schwanzringen, entspringen viel weiter von einander, 
verlaufen quer und begeben sich zu den Schwanzmuskeln. 



Grustenthiere. 99 

In der That stellt hiernach der gröfste 
hintere Theil des Stomapodenherzens die hin-» 
tere Aorte den Dekapodenherzens dar. 

Bei den Dekapoden finden sich zwei Leber* 
puls ädern, die in geringer Entfernung Ton einander 
Tom aus der untern Fläche des Magens abgehen und so« 
gldch an die Leber, zu einem kleinen Theile auch an den* 
Afagen treten. Sie bleiben bei den langgeschwänzten und 
^nigen kurzgeschwänzten, namentlich C.pagurus^ durch« 
aus getrennt, fliefsen dagegen bei andern kurzgeschwäiiz« 
ien, namentlich Inachius^ bald zu einem ansehnlichen, un« 
paaren mittlem Stamme zusammen, eine Verschiedenheit, 
die mit dem Mangel und der Anwesenheit eines mitt- 
lem Leberlappens zusammenhängt 

Bei den Stomapodeh gehen die Leberpulsadem 
nicht unmittelbar und allein aus dem Herzen ab, son« 
dem sind Zweige der im Schwänze befindhchen Quer- 
äste der hintern Aorte. 

§. 23. 
Das, auf die angegebene Weise zu den Organen 
gelängte Blut wird sehr allgemein durch eigne Körper- 
renen zurück und zu den Kiemen geführt. Diese sind 
immer sehr dünnhäutig, fehlen bei manchen, nament- 
lich den Isopoden, vielleicht ganz als eigne Canäle, 
und sind hier blofs Räume zwischen dÄi verschiedenen 
Organen'). Auch wo sie sich finden, sind sie doch 
aufserordentlich zart, so dafs sich ihre Wände kaum 
von den benachbarten Theilen unterscheiden. 



13 Audouin. A. a« 0. 76« 

7* 






100 Geräfssystem im Besondern. 

Bei den 'Stomapoden liegt iii der MitteUinie un- 
ter dem Darrncaiial nur ein impaarer Stamm,- welcher 
das Venenblat aufnimmt und durch quere Gänge, die 
Lungenpulsadcm, auf beiden Seiten zu denKiemeu sendet. 

Die Dekapoden haben eine zusammcingesetzteie 
Bildung. 

Immer findet sich hier auf jeder Seite des Brost- 
Stückes und an der Grundfläche aller Fiilse eine Heilie 
von vorn nach hinten auf einander folgender, ansdinli- 
cher Erweiteiningen , in welche die Köi'pervenen /treten 
und aus' welcher aulsen und oben die Kiemenpulsadem 
entspringen. 

Bei den längs chwänzigen Dekapoden hängen 
diese Erweiterungen niclit von vom nach hinten unter ein- 
ander zusammen. Dagegen istdies beiden kur zs chwi'n- 
zigen der Fall, wenn gleich die Vereim*gung zwischen 
je, zwei von vom nach hinten auf einander folgender 
llölüen diUTh beti^ächtlich verengte Oef&iungen bewirkt 
\\di'd. 

Dagegen öBhen sich die Höhlen bei den lang- 
schwänzigen durch quere Gänge in einen unpaaren, mitt- 
lem longitudinalen Stamm, der. sich im Brustkasten be- 
findet, und offenbar dem imparen Venenstamme beiden 
Stomapoden entspricht, so dafs also die langgeschwänz- 
ten DeJuipoden beide Bildungen vereim'gen. 

§. 24. 

Aus den Erweiterungen oder Stämmen der Körper- ' 
vcnen erhält jede Kieme einGefäfs, die Kiemenpuls^ " 
ader, das sicli von der Erweiterung nach aufsen und 
oben begiebt, und, aUmählich bedeutend verkleinert, längs 



- % 



Cirripeden, 101 

der äuTsem Fläche der Kieme yerläufk; und ^ aus dem 
durch eine Menge von, Oeifiiuugea ^ehr feine Gefafse 
an die Kiemenblälter treten. 

. §. 25. 

Aelmlich yerhalten sich die tiefer an der innem Flä« 
che liegenden Kiemenblutadern. 

Sie ofihen sich in kurze Stämme, welche bei den 
Stomapoden unmittelbar zwischen den Sdiwanzmus- 
keln zu dem obem Theile des Umfangs des Herzens 
gehen, in welches sie sich dicht neben der Mittellinie 
einmünden. Hier finden ^ich auf jeder Seite iiinf weit 
getrennte Stämme. 

Bei den Dekapoden vcrdm'gen sich dagegen die 
innem Kiemengefafse oder die Kiemenblutadern auf je- 
der' Seite zu einem kurzen und dünnhäutigen, aber sehr 
weiten GefaTse, das sich auf die vorbei' angegebene 
"Weise bei den langschwänzigen in das vordere Ende, 
bei den kurzschwänzigen ungefähr in die Mitte des seit- 
lichen Umfaugs des Herzens öffnet. ^W 

' Sechs-ter Abschnitt. 

Cirripeden. 

§.56. 
Das Gefäfssy Stern der Cirripeden ist, wie ich 

schon früher*) bemerkte, wenig bekannt. 

Poli *) sagt nur, dafs das Herz unter der Grund- 
fläche der Trachäen verborgen soyn müsse, indem er. 



1) Bd. 1. S. 129. 

2) Test. utriusqiief»Slclliae I. Testacear nlutUvalYia. p*18* 



•V. 



I 

/ 



102 GefäTssjstem im Besondern. 

hier immer einen Puld bemerkt habe, gesteht aber so- 
gleich , dafs er, wegen der grofsen Dünne des Herzens, 
weder seine „äufsere noch innere Form entdecken konnte. 

CuTiei; spricht von Gefafsen, die von den Kie- 
men zum Rücken des Thieres gehn, bildet auch zwei 
in der Gegend, wo Poli das Klopfen des Herzens ge- 
sehen haben will ,' ab , erklärt aber zugleich , dafs er kein 
Herz habe finden können '), wenn er es gleich an einem 
andern Orte ^) zu derselben Zeit, wahrscheinlich nach 
Poli, als an der Rückenseite liegend, angiebt, ohne es 
indessen weiter zu beschreiben. 

Lebend konnte ich diese Thiere leider nicht beob- 
achten und auch die Untei^suchung ziemlich grofser, in 
Weingeist gut erhaltener Exemplare zeigte mir weder 
bei Analifa noch Baianus bestimmt ein Herz. 

Siebenter Abschnitt. 
Molluske nt 

§. 27. 
Das Herz der Mollusken. besteht meislentlieils 
aus einer Kammer und einem oder mehreren Vorhöfen, 
von welchen jene das Kiirperblut versendet,' diese das 
Lungen- oder Kiemenblut aufnehmen. Seine Lage wird 
sehr durch die Anordnung der Respiratiönswerkzeuge 
bedingt und variirt daher sehr. Aufserdem zeigt auch 
seine übrige Anordnimg sehr grofse Verschiedenheiten, 



1) Mem. p. s. ä l'h. ües moUusques etc. M. sur les anatifes etc. 

p. 12. 1817. 

2) R. animal. II. 505» 



Mollusken. 103 

selbst 111 rerschiedenen Gattungen derselben Ordiiuug. 
Sehr allgemein, wahrscheinlick immer, ist es in einem 
Herzbeutel enthalten. 

§.28. 

a. Brachiopoden. ^ 

Bei Lingida anatina ist die Bildung höchst einfach. 
Es finden ^sich zwei ganz von einander geU^ennte Her- 
zen, eines auf jeder Sehe, an der Wurzel der Kie^ien. 
Sie sind ansehnhch grofs, halbelliptisch, sehr platt, 
dunkel purpurfarben, deutlich musculös, aber ohne Klap- 
pen, und bilden blos einfache, nicht in Kammer 
und Vorkammer abgetheilte Hohlen '). 

■ §. 29. ' 

b.Acephalen. 
Unter den Acephalen haben die nackten ein 
unroUkommneres Herz als die g e h ä u s i g e n« Es ist ein- 
fach, bei Sdtpa länglichrundlich und liegt migefähr am 
Anfang^ des hintern Drittels des Körpers. Aehnlich ist 
seine Gestalt imd Lage auch wem'gstens bei mehreren 
A 8 ei d i e n *). Es ist hier länglich dreieckig und befindet 
sich wenigstens bei denen mit langem, nicht umgeboge- 
nem Lungensacke dicht hinter dem blinden Ende dessel- 
ben. Einen deutlichen Muskelbau zeigte es mir nicht. 
JMeistens ist es einfach, bei einigen Arten hat es in- 
dessen vom änen kleinen, vielleicht eine Theilung in 



1) Cuvier Mem. sur ranimal de laLingule* Aus den Ann. d'hist. 

nat. in seinen Mem p. s. al'hist. et k Tanat. des Mollusques. 
Paris 1817. No. XXL 

2) Schalok deAscidiarum structura« Halae 1814* 6. 






t 



t 
V 



1) Ebendt. 

2) Beitr. zur Anatomie und Physiologie der Ascidien. Meckels 

Archiv II. 578, 

3) Mem. sur les Ascidies 1817. 13* 22. 

4) Mem. sur les animaux sansTert^bres. Paris 1816. pag. 116.117. 

5) A. a. O. 113 ff. 

6) J. de pliysique 1777- p. 138. 



104 Gefä&sjstem im Besondem. 

Kammer imd' Vorkammer andeutenden Anhang, der 
indessen kein Gefäfs aufnimmt <). Eben so scheint es 
bei einigen Arten freier als bei andern zu lie|;en, indem 
es Carus deutlich schon äuTserhch wahrnahm *). Doch 
könnte dies mit dem Grade der Zusammenziehung des 
Muskelsackes und dfer Dicke der Haut im Zusammen- 
hange stehen. 

Bei den Ascidien mit umgebogenen Kiemen 
konnte Ou vi er «) keine deutliche, herzähuliche Erwd- 
terung wahrnehmen, so dafs sich auch hier merkwür- 
dige Uebergänge fänden« 

In der That habe .ich auch bei zehn guten IBxem- 
plaren von Ascidia 7?iammiflbsa, ungeachtet die GefÜlse 
sehr gut erhalten waren, keine Spur des Herzeus ge- 
funden. 

Das Herz findet sich übrigens nach Savigny*) 
nicht blos bei den einfachen, sondern auch dei) zusam- 
meiigesetzten Ascidien. 

Savigny hat auch für die einfachen, grölsem Asci- 
dien mehrere Verschiedenheiten des Herzens, besonders 
hinsichtlich seiner Lage, angegeben ^). 

Dafs der beschriebene Theil Herz ist, scheint kei- 
nem Zweifel zu unterhegen , daDicquemdre^) schnell 



Mollusken. . 105 

aufeinander folgende Verkürzungen und Verlängerungea« 
an demselben wahrnahm. 

Das Herz ist wahrscheinlich überall Körperherz. 
Es nimmt bei den A sei dien duröh eine kurze Kieraen- 
Tene das Blut aus dem hintern Ende des Kiemensackes 
auf, und Versendet es durch eine aus dem entgegenge* 
setzten Ende entspringende Pulsader, die Aorte. 

Carus giebt zwar für die Ascidien zwei mit 
dem Herzen in Verbindung stehende GefaTse an, von 
denen das eine,, welches lang, grofs und dünn ist, un- 
terhalb dem Muskelsacke auf der Rückenseite des Thieres 
yerläuft, das andere, kürzere, sich an den Verdauungs- 
we^kztugen .verbreitet. Das erste glaubt er für eine, 
Aorte, das zweite für eine Hohlvene iialten zu können ^); 
mit meiner, schon früher *) gegebenen Darstellung 
stimmt indessen auch Cuvier überein 5), und ich fin- 
de also auch noch jetzt desto weniger Veranlassung davon 
abzugehen, da bei der von Carus vorgetragnen Mei- 
nung gar kein Blullauf zwischen Herz und Respiralions- 
organ nachgewiesen ist, indem nach ihr das Blut nur 
vom Körper durch die Hohlader zum Herzen und von 
diesem durch die Aorte zum Körper g^hen wüi'de. Al- 
lerdings wäre es möglich, ^afs , die Aorte eine oder meh- 
rere Lungenpulsadern abscliickte, die Holilader Lun- 
genvenen aufiiähnie , indessen fejilen hiefür die Beweise, 
und die Analogie der übngen Mollusken spricht dage- 
gen. Üeberdies sieht man zu deutlich das von dem 



1) A. a. O. 578. 

2) Bei Schalck. S. 6. 

3) A. a. O. S. 12. 



106 GefäGssystem im Besondern. 

Respirationssacke zu dem Herzen tretende Gefäfs, von 
dem Carus mclits erwähnt. 

Ich bin daher noch jetzt iiberzengt, daCs auEser 
den KiemengefäTsen alle vom Herzen tretende Gefälse 
Aortenverzweigungen sind, wenn idi gleich die Möglich- 
keit nicht laugne, dals auch hier ähnliche Abstufungen 
Statt finden ^s b^ den Amphibien, zumal, da ja 
schon die eben erwähnten Verschiedenheiten der Herz- 
form Andeutungen hievon geben. 

Bei den Salpen finden sich nur '^"ahrscheinlidi- 
keiten. Ein Gefäfs tritt aus dem Herzen, besonders za 
der Eingeweidemasse, ein anderes zu^ dem En^; der 
Kieme. Vermuthlich ist jenes Aorte, dieses Kiemen- 
pulsader *). 

5.30. 

Bei den gehäusigen Acephalen ist das Herz 
vollkommner als bei den nackten gebildet, indem es 
1) deutlich aus einer Kammer und einer Vorkammer 
besteht, 2) beide, besonders die erstere, musculös sind. 

Es liegt meistens, namentlich bei den Gattungen 
mit symmetrischen Schalen, an der Rückenfläche und 
in der Nähe des Afters, bei andern, z. B. Osirea und 
Peclen^ zwischen dem Schliefser der Schale und der. 
Leber, und ist von dem Rücken nach den Kiemen ge- 
wandt. 

Die Vorkamnier ist meistens, namentlich bei 
den Giattungen mit symmetrischen Schalen, doppelt, 
so dafs sich eine rechte und eine linke, gleicli grofse, ne- 



1) CuTier Mein, sur les Salpes etc. p. 11. 



Mollusken.^* 107 

ben der Kammer liegende findet, die aber von gleicher 
Bedeutung sind, indem sie das Blut ans den Kiemen 
an&ehmen« Sie sind im Allgemeinen weit gi*öfsei*, aber 
Tjei dünnhäutiger als die Kammer, deren Muskelhaut 
sehr dick ist, dreieckig, mit der Grundfläche nach den 
Kiemen, mit der Spitze nach der Kammer gewandt und 
an ihrer Einmündungsstelle in diese mit zwei Klappen 
Tersehen, welche dem Blute den Rückweg aus der 
Kammer verspeiTen, zugleich an ihrer Oberfläche durch 
Tiele Erhabenheiten und Vertiefungen sehr migleich ge- 
lappt, wähi:end die Kammer glatt isL 

Bfi . den Gattungen init asymmetrischen Schalen, 
Ostrea, Pecten^ Hegt die Vorkammer yor der Kammer und 
ist nicht in zwei getrennte Seitenhälften zerfallen, son- 
dern nur halbdoppelt, zweigelappt. Indessen füliren 
doch bei Ostrea zwei kurze seitliche Canale aus dem 
Vorhofe zur Kammer, so dafs also die gewöhnliche Du- 
plicität auch hier angedeutet, ist ^). 

Dagegen vereim'gen sich bei Area pilosa *) und Pe- 
cten^) beide Vorhöfe gleichfalls und gehen nur durch eine 
einfache Mündung in die Kammer. 

Die Kammer wird bei vielen Bivalven, nament- 
lich denen mit symmetrischen Schalen, also bei weitem 
•den meisten, durch den Mastdarm durchbohrL Bei Ostrea 
und Area päosa ist dies nicht der Folt 

Fast immer ist die Kammer länglich imd meistens 
liegt sie in der Längenrichtüng des Körpers. 



1) PoU Test. p. 176. Tab. XXIX. Fig. 7. S. 

2) Poü. A. a. O. Taf. XXVI. F. 13. 

3) Ebends. TaL XXVU. F. 12- 



108 Gerär«(jrstem im Besdndenu 

So verhält es sich bei PholaSy Mya, Solen vulgth 
' ris, Mactra, Venus ^ Myiilus, Chama, bei andern isl 
sie kürzer, mehr rundhch, so breit als lang« Dies gilt 
nameüllich für Solen sirigitatus^ Cardhmi, Sirongybu, 
Chama^ Pinna y Pecten, bei Area pilosa ist das Hen 
gleichfalls wem'ger längUch als gewöbnlich, doch drei- 
eckig und mit der Spitze nach vom gewandt. 

Merk\vürclig ist die Bildung der Kammer beleiiii« 
gen Gattungen, namentUch Area Noae^ nicht aber bei A^ 
pilosa. Sie ist hier ganz in zwei gleich grofsc Seiten* 
hälften zerfallen, die um die ganze Breite des Körpers 
von einander getrennt sind, imd deren jede einen Yor- 
hof aufnimmt, eine, offenbar von der Durchbohriuig der 
Kammer . dmxli den Mastdai*m und das ZerfoUen des 
* Vorliofes in zwei Seitenhälflen bei den meisten Gatttm- 
gen sdion angedeutete, liier nur weiter eutwickelte'Äu- 
Ordnung. Jede Kammer ist übrigens längUch rauteu- 
,fürmig, liegt der Länge nach und ist mit der eiueu 
Spitze nach voni, mit del' andei*n nach hinten ge- 
wandt 

Es finden sich also hier interessante Uebergange 
von dem ^einfachen , nur zweigelapplen Vorhofe an bis 
zum gänzliclien Zerfallen selbst der Kammer durch die 
Theilung der Vorkammer in zwei ganz getrennte Hälften. 

Auf eine andere Art vervielfacht sich dem Anschein 
nach die Kammer nach Poli bei Venus chione und fio-' 
rida, indem sich hier in der aufsteigenden oder hintern 
Aorle eine ansehidiche rundliche, ganz ;nusculöse Au- 
schwellung Ihidct, die bei der erslern einen Zoli^veit 



Mollusken. 109 

vom Herzen enlfemt Ist Diese, von Poli ^) angegebne 
Bäldung Iiäbe ich gleichfalls hier inuner gefunden. 

Hieher gehört wohl gewifs auch das zweite 
Paar von Vorhöfen, welches sich nach Poli bei 
Area Noae*) und Pinna findet ')• Es ist hier kleiner als 
dasgewöhnliche, seitliche und liegt ganz vom auf der Rü- 
-.cLmifläche des Herzens. Beide fliefsen bei Firma noch 
am Herzen in eines zusammen, das mit der Spitze 
nach vom gewandt ist. Da Poli ausdrücklich bemerkt, 
dafs aus diesem Ohre unmittelbar die untere oder seine 
absteigcfnde, richtiger die vordere oder aufsteigende 
At>rte abgeht, so kann es die von ihm angenom- 
mene Bedeutung nicht haben und diese beiden Anscliwel- 
langen sind daher viel walu:sch^nlicher mit denen zu 
vergleichen, welche im Gefäfssystem anderer Thiere 
vorkommen. 

^ Dies ergiebt sich auch aus dem, was er über^r- 

ca *) bemerkt. Er sagt ausdrücklich, 1) df^fs dasQueck- 
' Silber wohl aus den untern (wahren) Vorhofen in die 
Kammern, nicht aber aus tliesen in die Vorhofe zu- 
.rückfliefst, und 2) dafs es aus den Kammern in die obern 
Vorhöfe (eben die Zwiebeln), nicht aber aus diesen in 
die Kammern zurückströmt und scliliefst daraus auf die 
Anwesenheit von Klappen, die auch wirklich vorhanden 
sind. 



1) Test, utriusque Siciliae IL 92. Tab. XX. 10. 

2) Ebends. II. 132. Tab. XXV. V. 2. 

3) Ebends. U, 243. Tab. XXXIX. 
'4) Ebenda. 



-fen: 



A. 






110 GefaTssystem im Besonderp. 

Schou längst habe ich deshalb namentlich die von 
Pinna xmA Venus imi Ae^T Aortenzwiebel der Fisch« 
und melu*erer Amphibien verglichen <)• 

Die weite Entfernung der Anschwellungen vom Her- 
zen, welche bei Venus statt findet, spricht hiegegen nicht 
gerade zu, indem ja die vei^scliiedenen Theile des Her^ 
zens, namentlich bei vielen Mollusken, imd besonders 
gerade Acephalen, aufserdem den Cephalopodeui 
auf ähnliche Weise auseinander geworfen sind* Warft 
übrigens diese Erweiterung nicht deutlich fleischig, so 
könnte man, sie mit den Erweiterungen vergleichen, die 
sich in der innem ELarotis der Frösche finden •). In- 
dessen ist aufser der Musculosität dieser Erweiteniog 
diese Annahme wohl deshalb nicht statthaft, da, wie 
ich firiiher 3) schon bemerkte, zugleidi mit. diesen An- 
schwellungen sich bei den Fröschen eine fleischige Aor- 
tenzwiebel findet. Diese ist übrigens auf ähnliche Weise 
beim Salamander etwas vom Herzen abgerückt ♦J. 

P o 1 i sagt zwar in der angeführten Stelle, dafs die an- 
geblichen ungewöhnlichen Vorhöfe bei Finna hinten auf 
der Herzkammer sitzen und die absteigende Aorte erzeu- 
gen, allein er hat lüer, wie überall, die Gegenden verwech- 
selt. Die Arterie, welche mit den zwei Zwiebeln ent- 
steht, geht nach vorn zur Mundgegend, die einfache 
dagegen nach hinten, gegen den After hin. 



1) Beitr. n, 1. 8. 11 u. 96. 

23 Swammerdam bibl. nat. 832. Taf. 49. Tcli zu Cuyiers Vorle$. 
IV. 67. 

3) Cu^iers Vorles. IV. 698. 

4) Ebds. 



Mollusken. 111 

Der Analogie mit den übrigen Thieren nach mufs 
e Aorte, welche ^'öli der Stellung des Körpers nach 
)steigende, oder untere nennt, vordere, dieent* 
gl^usteliende, hintere, absteigende heifsen, 

' §. 31. 

Auch über die Beschaffenheit der GefaTse der ge^ 
[asigenAc'Cphalen weichen die Angaben der 
briflsteller, wenn gleich weniger ab über die der uack- 
a, von einander ab. \ 

. Alle kommen in der Ansicht üb^rein, dafs das 
arz ganz oder gröfstentheils Aortenherz sey, die 
immer Mut in den Körper versende, die Vorhöfe das 
$ den Kiemen zurückkehrende durch die Kiemenve* 
1 aufnehmen. 

Nach Cuvier*) gelangt das Blut vom Herzen blos 
mAibrigen Körper, ist also reines Aörtenherz, ebenso 
langt es blos von den übrigen Organen aus zu den 
emen, indem die KÖrpetvenen sich in einen Stamm 
'einigen, der zugleich Hohlvene und Lungenpulsader 
, imd als solche sich in den Kiemen verzweigt, indem 
am Rücken derselben verläuft. 

' Dagegen tritt es nach Poli *) von der Aorte, na- 
ntlich der vordem, nicht nur an die übrigen Organe, 
idem auch durch ansehnliche Aeste in die ganze 
bstanz der Kiemen, so dafs also die Aorte zu-* 
ich Limgenpulsader wäre. Ueber die Art, wie das , 
it vom Körper zu den Kiemen zurück gelangt, er- 



) Cu^iers Vorles. IV. 243. 

) Testac. utriusque Siciliae. p« 39. 



- / 



112 GefäCssjstem int Besoxrdem. 

klärt ev sich nicht bestinmit und allgemein^ so daf; 
also hier oifenbar eine Lücke in der Geschichte des £ 
laufes fände. 

Poli bleibt sich übrigens in seinen Angaben 
gleich. ' 

Er giebt erst an , da/s das Blut durch die Kie 
renen in die VorhÖfe gelangef»). Weiterhin sag 
dafs in sie nicht blos die Kierae^venen, sondern ai 
dem ein, ans vielen Zweigen zusammengeflossener Sl 
vom Mantel aus trete *), was vorzügUch bei Area 
deutlich sey. 

Bei SpondyJus soll sich nach ihm in jeden V< 
ein weiter, eine Hohlvene zu ];iennender Stamm 
ken, der^ich in äufsere, vom Mantel kommende, 
innere, von den Kiemen entstehende Zweige spa&et 

lin Wesentlichen dasselbe sagt er von Area Na 
und Ostrea eduUs. *). 

Bei Pinna ^) soll sich gleichfalls auf jeder Sei 
das gewöhnliche, eigentliche Herzolu" eine Hohlv 
senken, aufserdem noch eine, von demselben k« 
mende Hohlvene vorhanden seyn, welche sich in 
Kiemen einsenkt, und besonders vom Mantel, auJ 
dem von den übrigen Theilen ' des Körpers überh 
kommt. 



1) Test. 1. 36, 

2) Ebpnd. 38. 

3) Ebend. 110. 

4) Ebend. 134. 

5) Ebend. 176. 

6) Ebend. 24611. 



•■ 



Mollusken. 113 

Die erstem sind offenbar nicht Hohladem. sondern 

Kiemenvenen, die letztem die wirklichen Etohlvenen und 

fiemenpulsadem, die nur durch den mittlem Stamm, ^ 

wie der venöse und der arteriöse Theil der Pforlader, 

_ imter einander verbmiden sind. Dagegen ist ihre Ver- 

I einigung init den Vorhöfen unstreitig Täuschmig. 

: Aus der Herzkammer entstehen übrigens wohl im- 
mer zwei Aorten, eine vordere und eine hintere, 
- jene aus dem vordem, diese aus dem lüntem Ende der- 
selben^ welche beide noch anfänglich den Mastdarm, 
wie es für das Herz schon frülier bemerkt wui'de, um- 
gcb^i» 

Die vordere verlauft auf dem Rücken, schickt so- 
gleich einen Ast an den hintern Anzieher der Scliale, 
versieht alle Unterleibseingeweide, den Fufs, giebt be- 
sonders der Leber viele und grofse Zweige, andre an den 
vordem Anzieher, aufserdem, wie schon bemerkt, nach 
Poli ') auch an die Eaemert. 

Die hintere ti4tt an den Herzbeutel, das Herz, den 
obem Anzieher jmd ganz besonders den Mantel, auf 
dwn sie sich durch viele, aus zwei, längs dem Rande 
desselben verlaufenden Aesten entstehende Zweige netz- 
förmig sehr beträchtlich ^verzweigt, so dafs er ganz da- 
durch bedeckt wird. 

' Jeder Stamm ist gewöhnlich einfach, indessen fin- 
den sich einige Ausnalmien. So entspringt auf die schon 
Vorher angegebene Weise bei Pinna die vordere Aorte 
»4t zwei kurzen, seitlichen, bald zu einem verbundenen 
Stammen; dagegen ist die hintere, wie gewölmlich, einfach. 



i) A. a. O. 39. 
Meckel'8 TergL Anat. V. 8 



114 Gefalss/stem im fiesondern*. 

Bei Arta tloae dagegen entsteht ans der Afitte d^ 
innem Fläche jeder der beiden Kammerhälfteu^ mit einer 
fleischigen Zwiebel n^ur ein kurzer, querer Stamm, .^er 

sich in eine vordere und eine hintere Aorte spaltet, de- 

* 

ren jede sich bald mit der gleichnamigen der entge* 
gengesetzten Seite zii der gewöhnlichen, einfachep^ in 
der Mittellinie liegenden, vordem und hintern verei« 
nigti> 

Area pihsa zeigt auch hiervon keine Spur *}• 

Saugadern kommenden Acephalen schwerlich 

' ■ ■« 

zn und natnentlich läfst sich woM mit Sicherheit bew«i- 
sen, dafs die von Poli 3) dafür gehaltenen Theile Ner- 
ven sy)stem sind, wenn gleich auch no'ch in den ietz- 
ten Jahren Poli's trefflicher Schüler, Delle Cfaiaje, 
leider von unkundigen Ausländem zu lebhaft unterstützt, 
seines Lelirers Meinung möglichst aufrecht zu erhalten 
gesucht hat. In der Geschichte des Nervensystems wer- 
de ich auf diesen Gegenstand zurückkommeu« 

5.33. 

e. Oatteropoden und Pteropodem 
Alle Pteropoden und Gasterppoden haben, 
wie die gehäusigen Acephalen, ein aus Kammer und 
Vorkammer gebildetes Körperherz. Meistens ist dte 
Vorkammer aber hier einfach^ doch machen auf cine^ 



l}PoU a.a.O. Tat XXV. Fig. Z 

2) Ebend. Taf. XXX. Fig. 11. 13. 15. 

3) Ebenda« 



Mollusken. 115 

wegen dar auch in andern Hinsichten Statt findenden An^ 
näherung ihres Baues au den der Biyalven, iuteres* 
Boalia. Weise mehrere Gattungen hiervon insofern eine 
Ausnahme, als die Vorkammer in zwei Seiten- 
hälften getrennt. ist. Namentlich gehören hierher Ha» 
fyolis, Fissurdia, Emarginuia, Chiton. 

Für Chiton hat schon Poli '), für Halyoiis *) und 
FissureUa >) Iiabe ich diese Anordnung; nachgewiesen und 
sie ist von Cuvier bentätigt worden ^). Er gab zugleich 
für Emarginula denselben Bau au. Merkwürdig ist da- 
gegen, dafs sowohl'nach Cuvie;r's ^) als meinen^) Un-^ 
tersnehungen Paietta diese Anordnung nicht zeigt Hier 
fehlt Tielleicht sogar die Theilung in Vorhof imd Kam- 
mer noch ganz. Wenigstens fand ich vor einer gi*ö- 
isem, gleichschenklig dreieckigen, dünnwandigen Hohle 
nur 0ine sehr kleine Erweiterung, und Cuyier*s Be« 
siihrejbimgen imd Abbildungen zeigen keinen deutlichen 
Voriiof. 

'Hiemach scheinen sich also auch bei den Gaste- ^ 
ropodeu dieselben, oder wenigstens sehr ähnliche For- 
menFerschiedenbeiten als bei den Acephalen anfinden. 

l^ae merkwürdige Eigeutliümlichkeit zeigt nach 
Cuvier^) Chiton, sofern sich jeder Vorhof an zwei 



1) Test, utriutque Sioiliae. Fannae 1792. p« 1* Tab. 1. 
9' Felder de HalyotidvA stnictura. Halae 1814. p. 10. 
^) Stammer Obserrationef ex. anatomia comparata. Halae 1816* 
4) Memoires pour »ervir k rhisloire et ä Tahatomie des Mol- 
lusques. ' Paris 1817. M^m. sur TUaliotis etc. 

^3 A-a. O. 8.16. 

^J Stammer a« a. 0. 8. 9# 

^ A. a. O. 8. 25. . . 

8 ♦ 



116 Gefäßsystem im Besondern. 

Stellen' in die (Caramer senkt. Diese zieht sidi nnge«- '^ 
fu'lir in der Mille ihrer Länge beträchtlich zusdmmai 
und nimmt an der vordem Erweiterung und an ihrem 
liintem Ende auf jeder Seile zwei vom Vorhofe eotMe- 
hende Canäle auf. Diese Bildung scheint mir an die 
der Crnstenthiere zu erinnern, bei denen auch die * 
Kiemenvenen an mehrera Stellen in das Herz treten. 

Die Kammer wird gleichfalls, wie bei den mei- 
sten Bivalven, wenigstens bei mehrem die&w Gathm«.. 
gen, namentlich Halyoik ^), Fissureüa *) , Emargimäa *)t 
vom Mastdarm durchbohrt. . 

!3ei PateUa und Chiton rst dies dagegen wahr- 
scheinlich niclit der Fall , wenigstens konnte icli'es bei 
meinen kleinen Exemplaren nicht mit Sicherheit y^Sis^ 
nehmen. 

Eben so wenig zeigen die übrigen, weiter voh den 
Acephaien entfernten Gasteropoden diese .^JK>rd- 
nung. 

Auch ist bei diesai der Vorhof immer dnfoch. 

Meistens sind beide Abtlieilungen des Herzens 
dreieckig und, besonders die Kammer, mehr länglich, 
gQgGix das Respirationsorgan hin breit, gegen jden übri- 
gen Körper zugespitzt. 

PaieUa macht hiervon eine auffallende Ausnahme^ 
indem die Kammer aufserordenüich breit und kurz ist. 
Auch bei PleurophyUidia ist sie rundlich oder gleicIiMi^ 
tig viereckig, etwas mehr breit als lang. 



1) Meckel bei Felder de Halyotide. Halae 1814* p. 10. 

2) Ders. bei Stammer a. a. O. S. 15^ 

3) Cuvier ä. a. 0* 8. 14* 



Mollusken. 117 

Immer ist die Kammer sehr stark musculös. da- 
doroh dickurandig, die Vorkammer dagegen dünnwan- 
dig, schwach musculös. Cuvier giebt zwar der Kam- 
mer bei Apfysia nm* dünne Muskel wände <), indessen 
kann ich dieser Angabe eben so wem*g als der beistim* 
men, dafs die Kammer oval sey '), indem ich sie im- 
mer vollkommen dr^eckig .finde. Die Gestalt der 
Kammer giebt Cuvier in den Vorlesungen ') gleichfalls 
oval, an , indessen sagt er hier richtiger , dafs die Wän^ 
de dick und stark musculos seyen. 

• Eben so wenig sehe ich, wie Cuvier angiebt*), 
den Vorhof sein: weit, wenn gleich diinu. In der That 
ist er kaum so grofs als die Kammer und löist sich we- 
der dorch Einblasen von Luft, noch Quecksilber einiger- 
maCsen bedeutend ausdehnen. 

Cuvier spricht auch von einem, seiner Meinung 
nach, eigenthümlichen Organ in dem rechten Aorten- 
stamme, soweit er im Herzbeutel eingeschlossen ist ^), 
Nach ihm hat dieses Crefafs hier zwei Kämme, die aus 
kleineu Gefäfsen zusammengesetzt sind, welche aus dem 
Stamme aus- und in denselben zurücktreten und sich 
^'^ leicht aufblasen und einspiitzen lassen. 

Ich gestehe, dafs mir dies nie gelungen ist, un- 
geachtet sich dieser Theil sein: leicht durch ii^gend eine 
Masse ausdelmen läfst. 



Mcm. 8ur les Aplysies 15. Vorles. IV. 239. 240. 
2) Ebend. 
' ^3 IV. 239. 

O An beiden anscf. Orient 






118 Gefäfssystem im Besondern« 

Vielmehr ^glaube ich, nach meinen Tielfaltig wie- 
derholten Unterafuchungen mit Gewifsheii behaüptei\ zu 
können, dafs der linke Aortenast beträchtlich stark aus- 
gedehnt und mit vielen fleischigen Vorsprüngen an sei- 
ner innern Fläche besetzt ist, welche den Anschein von 
Oefüfsen annehmen köanen; die Luft oder daß Qaeck- 
i^lber liegen aber nicht in, sondern zwischen diesen, 
und wenn das Gefafs möglichst ausgedehnt ist, «o be- 
kommt es eine gleichmäfsige Oberfläche und die Kämme 
verschwinden. 

Daher halte ich die ganze Anordnung für ein Ana- 
logon der Aortenzwiebel , von der schon bei den Ace- 

phalen die Rede war und die sich in Amphibien 

■ » 

und Fischen^ stärker entwickelt. 

Cuvier's Vermutliung ^), dafs die angeblichen 
Geßifse zur Absondeiomg der Herzbeutelflüssigkeit be- 
stimmt seyen, scheint mir wenigstens die Analogie der 
serösen Häute überhaupt und des Herzbeutels in an- 
dern Thieren nicht für sich- zu haben. 

Delle Chiaje's Aeufserung *) , dafs bei den 
Aplysien sowohl im Leben als im Tode statt eine« 
Dunstes eine eJgenthümliche Flüssigkeit im Herzbeutel 
sich finde, beweist wohl nichts dafür, da ohne einea 
solchen Apparat in einem und demselben und versclue- 
denen Thieren die BeschafFenlieit der Herzbeutelflüssig- 
keit, wie die aller serösen Häute, bedculcuden Verscliic- 
deuheilen unterworfen ist. 



1) Ebend. 16. 

2} Mem. l. Z p. 64- 



Mollusken. 119 

Auch erwähnt DeUe Cliiaje^ der sich bei sei« 
nen Untersuchungen yielfach der Einspritzungen bedient, 
dißaer Anordnung nicht und scheint meine Meinung zu 
ihjBilen, indem er diese Ausdehnung den Sack der 
Aorte nennt >), welcher mehrere Arterien erzeuge, die 
Alis dem Aortenstamme selbst hätten entstehen sollen. na<> 
mentlich die des Magens, der Leber uQd einer eignen 
dreieckigen Drüse«, 

Die Lage des Herzens zeigt, wegen der gerade 
hier aufserordentlich gröfsen Verschiedenheit der Lage 
tmd Anordnung des Respirationsorgaus mehr Abänderun- 
gen als irgendwo und es giebt in der That beinahe keine 
Stelle im Körper, die es nicht \n einer oder der andern 
Gatlui^ einnähme. Immer befindet es sich indessen ge- 
gen die obere oder Rückeniläche hin. 

Wo sich das Respirationsorgan syramelrisch zu bei- 
den Seiten entweder über den Körper ausbreitet, oder 
die mittlere Gegend desselben einnimmt, liegt das Hei*z 
gleichfalls in der Mittellinie und der Länge nach unge- 
fähr in der Mitte des Körpers. 

So verhält es sich bei Teihys, Tritoniä, PhyBidia, 
ScyUaea, FissureUa, Emarginula, wahrscheinlich auch 
wohl bei Glaucus und Aeolis, worüber fernere ünter- 
sachungen aufklären müssen. 

Symmetrisch ist die Lage des Herzens noch bei 
Testacetta, ParmaceUa, Onchidiuni, Doris, indessen liegt 
hier das Herz , weil die Lungen oder Kiemen gegen das 
lüaiere Ende des Körpers einen symmeti*ischen Kranz 



1) Mem. L 2. p. 65. 



120 



Gef äfssystem im Besondern. 



4 

bilden, sehr Weit nach hinten, dicht vor diesem und 
dem After. ^ 

Eüie merkwürdige Ausnahme von dies^in Gesetz 
macht Pleurophylüdia, wo, ungeachtet der ganz symiae- • 
ti*ischen Anordnung der Kiemen x) , nach meinen frühem 
sowohl als spätem, jene ganz bestätigenden Untersu- 
chungen die Herzkammer schief nach der rechten Seite 
liegt. Doch findet sich auch hier eine Annähei%mg au. 
die gewöhnliche Bildung, indem der Yorhof hinter ihr 
in der Mittellinie liegt WeQigstens ist dies oft der FaU. 
Nicht selten liegt er dagegen neben der Kammer auf »der 
linken Seite, so dafs also beide quer verlaufen. 

Einen zweiten Vorhof, den ich früher, weg^en der 
DupHcität und gänzlichen Symmetrie der Kiemen, yer- 
muthete ^), finde ich nicht, sondern aus der, dem Ein- 
tritt des allein yorhandenen, einfachen Vorhofes ^tge- 
gengäsetzten Spitze der Kammer tiitt die einfache Aorte 
aus. Die Venen der rechten Kieme müssen daher mit- 
telbar oder immittelbar in den einfachen Vorhof gelangen. 

Da das ResjJirationsorgan sehr häufig sich blos auf 
der rechten Seite befindet, fliegt auch das Herz sehr 
ge^vöhnlich mehr auf dieser, mehr oder weniger quer 
oder scliief, mit dem Vorhofe nach dem Resph^atiotis- 
organe, der Kammer, namentlich ihrem vordem Ende, 
nach dem Koi-per gewandt. 

So verhält es sich bei Pleurobranchus , Pleurohrtm^ 
cTiaea, BuÜaea, Doridium, DolabeUa, Aplysia, Pneumo- 



i) Ueber die Pleurophyllidla. Archiv £. Anat. und Physiologie. 

1826. 19. 

2) Deutsches Archiv f. die Physiologie, yill. 1823. 207. 



• Mollusken. 121 

z 

[.ierma, Hyatus^ HeKx, Umax, Lynmaea, PUmorbis^ den' 
i^Pectinibranchen. 

Bei entgegengesetzter Lage des Respirationsorgans 
3^' befindet sich d^s Herz dagegen mehr auf der linken 
ir Seite. So verhält es sich namentlich bei Halyotis, Pa- 
'^^la, Cäo. 

b Auch bei symmetrischer Anordnung des Respira- 

\ tioDssystems liegt indessen bisweilen das Herz melu' auf 
^ der einen Seite, so z. B« bei PateUa links, bei Hyalus 
^ xechtfl. Die Anordnung von PleurophyBidia ist schon 
so eben * angegeben. 

*Auch bei dieser asymmetrischen Lage ' vatiirt noth- 
wendig mit der Lage des Respirationsorgans die Stelle 
• der LSngendimension des Körpers, in welcher sich das 
Uera befindet 

Bei Pleurobranchua, Pleurobranchaea, Sigaretus liegt 
es lingefahr in der Mitte der Länge; bei BuBaea, ^Jy^ 
ma, Doridium etwas weiter ncich liinten. 

Noch weiter nach hinten findet es sich bei Hälyotis. 
Dagegen liegt es bei PaieUa^ Gastropteron, Clio sehr 
jb weit nach vom, dicht hinter dem vordem Koipei^nde. 

f. 34. 

Ueber die Anordnung des GefaTssystems findet, so 
-viel ich weifs, kein Zweifel Statt Die Aorte führt das 
Blut £U allen Organen mit Aussclilufs der Respirations- 
organe und durcli ilie Hohlvene, welclio mit der Lun- 
genpulsader eins ist, kehrt es zu den Respirationsorga- 
f:.nen zurück. Diese übergeben es. im AUgemoinen blos 
duixh einen, sehr kurzen Stamm uumiltelbor dem 
Vorhofe. 

f 



122 Gefärssyatem im 9esMdeni. 

Aus dciF Kaiimier eplspriiigt gewöbnlich nur e 
Aorte, und dies namentlich aus der, d^ venösen ili 
düng gegenüber befindlicIiCT Gegend. Sehr ollgei 
fehlen hier Klappen, 

Nlich «iner Angabe von Cuvier würden siel 
Limaoc zwei Stämme finden <) , mdessen Ist die zweit 
dafs die einfache Aorte sich sogleich nach ihrem j 
tritt, aus dem Herzen in einen vordem imd einen 
tern Stamm spiftltet, richtiger. , 

Nach Cuvier würde Tethys zwei Aorten hi 
von denen die eine nach vorn zum Magen, der Speise 
re, den Zeugungstheilen, dem Segel und den Soitex 
Körpers, die andere, hintere, zur Leber und dem S 
darm ginge '). Indessen finde ich durchaus , ungc 
tet ich , noch jetzt fünf grofse und sehr gut erhai 
Teihy^ unt^rsuchQ, durchaus keine Spur einer aw€ 
hintern Abrte, sondern blos eine, sehr weite vor 
die sich aber einige Linien vor ihrem Ursprünge ji 
beiden angegebenen Stämme theUt, von denen sid 
eine nach vorn, der andere, weit kleinere sclinell 
hinten zur Leber wendet. 

Nach Cuvier*) würde auch Fissur eUa wahrscl 
lieh zwei Pulsadern haben, die aus den Seiten dort 
mer träten uij^d nach hinten gerichtet wären; ind( 
habe ich mich hiervon nicht überzeugen können, 
dern, wie ich sclion früher bemerkte, die Pulsadei'n 



1) L'econs. IV. 1^5. p. 403. 

2) Memoire sur la Limace et le Colimacon etc. p. 25. 

3) Mem. tur le genre Tetliy» p. 11. 

4) Mcm. sur le Sigaret etc. p. 13. 



( Moliasken. 123 

^; n» der Spitze des Herzens abgehen und sich dann nach 
. Jfi&JSdten wenden gesehen »). 

Die Länge der Aorte hatigt natürlich voil der 
tage des Herzens ab« 

Bei Chiton tmd DoHs z. B. , wo das Herz weit nach 
Idnten Hegt, ist xlieses GefaTs sehr lang, liegt am Rü- 
cken in der Mittellinie und erstreckt sich in gerader Li- 
iä% bis zum Munde. Bei Chiton ist es einfach, bei Doris 
spaltet es sich dagegen sogleich nach seinem Ursprünge 
tu den etwas gröfsern Längenast und einen kurzem , der 
rieh bogenförmig nach der Seite biegt,- wieder schnell 
in Arei Aeste theilt imd ganz oder hauptsächlich die Le- 
ber versieht. 

« 

Die übrigen Mollusken stehen zwischen dieser und 
ler Bildung, welche z. B. PaieUa darbietet, in der Mit- 
:e. Meilitens spaltet sich übrigens der einfache Stamm 
der Aorte bald in zwei, von denen der eine nach hin- 
ten, der zweite nach vorn geht. Ge\yöhnlich ist der 
hintere der kleinere und hauptsächlich für die Leber 
bestimmt. Die eigenlliümliclie Anordnung des vordem, 
mehr rechts liegenden bei Aplysid habe ich schon oben 
angegeben. 

Es finden sich ein oder mehrere Körpervenensiäm- 
Ae, welche das Blut von den Organen aus, mit Ausnah- 
me der Respirationsorgane, zui*ückführeii, indem sie sich 
TOI diesen verzweigen. \ 

Die Zalil derselben richtet sich vielleicht nach der 
Anordnung der Respirationsorgane. Wo diese auf eine 



1) Stammer diss« exhib. obterTationeB ex anatomla eomparata. 
Halae 1816* p.'15. 



124 



Gefäfssystem im Besondern. 



kleine Slello beschräukt sind, findet sldi vielleicht bis- 
weilen nur ein Stamm, wo sie dagetgen eine Irägerai 
Strecke, namentlich auf beiden Seiteh, einnehmen, wohl 
immer mehr, namentlich zwei'). Doch ist wohl die 
erste Anordnung die seltnere und kommt vielleicht xa»t 
Tor. Cuvier schreibt sie ip seinen Vorlesungen Dörkii 
Üi den Abhandlungen Halyaiis zu. Dagegen giebt ev. 
ridbtig in den Abliandlungen Elpris drei, eine mitäem 
und zwei seitliche , und icli finde bei HaJyoüs gleicbfiilli 
awei. 

HeUx und Umax haben zwei seitliche HanptstäiiH 
me in der Fleischhiille^ die bei Linuix gelaunt bleibeiii 
bei HeUx sich unter einander und mit zwei anderen, tob 
den Eingeweiden kommenden Stämmen yor^ihrem Ein« 
f ritte in die Lunge vereinigen. Dieselbe Anonhnng 
zeigen TrUonia, PhyUicUa, OncJädium, Aplysia, Ttäiys^ 
Chiton* 

* 

Ueber mehrere, wie Cäo, Hyalus, ^Pneumodermä, . 
Castropteron, Scylla, AeoUs^ Glaucus, PleurobrancJuis, 
Pleurobranchaea, Doridium, BuUaea, DolabeBa, Testacd- 
la, ParmaceUa, Lyrrmaea, Planorbis, JantJdna, Phcuior 
nella, CyclosioTna, Turbo, Buccmum, Sigareius, Fissurd- 
la, Emarginula, Crepidula, Navicetta, Plerotraqhaea, Pkih 
rophylUdia, haben weder Cuvier noch ich in dieser 4 
Hinsicht in allgemeinen tmd besondßrn Wei*k'en etiras 
angegeben. 



1) Cuvier hat (Anat. com. lY. 398.} sclioti rlclitlg bemerkt, 
dafs sich eine oder zwei HohWenen finden, dagegen steht 
in meiner Uebersetzung (Bd. IV. 236.) durch einen Schreib* 
oder Druckfehler blos zweiHohlTenen. M. 




Mollu^en» 125 

Diese Lücken kann icli auch nur für eine Gattung, 
^mmmilich für FUurobranchaea gewifs, halb Vermu- 
liiiiBgsweise für PleutfKphyJSdia ausfüllen. 
iJF "BA Fiatrf]br€mchaea finden sich zwei weite «eilli* 

e VenenstitHime, welche durch diä gofkz^ Länge des 
orpers in der Muskelsubstanz verlaufen, ungefähr in 
Üer Mitte tlesiselben durch einen weiten, in der untern 
J^fliiiio verlaufenden Querast vereinigt werden und -sich 
^-ia'das vordere Ende der Kieme durch <ka rechten 
Stamm einsenken. 
^ Bei Pleumiphyüiiäa dageigen konnte icli trotz der 

r torg^iltigsten Unter^ichnngen auf keine Weise einen 
t grolrai Stamm ausmitleln und glaube daher bis j'etzt, 
i dab <la8 Blnt durch eine Menge kkiner GefaTse^ ip 
^ welche sich von den, dicht neben den Kiemen liegen- 
^,dea nud eng mit amen vereinigten Lebern älmliche ein-«' 
senken," eintritt. Freilich koiuite ich nur in Weii^eist 
aufbewahrte Thiere untersuchen, indessen iand ick doch 
^ : bei gleich grofseu und gleichfalls in Weingeist «nfbe-' 
^wahrten Thieren anderer Gattungen die Venenstömme 
olpe grofse Schwierigkeit 

Guvier beschreibt eine höchst eigentimmliche An- 

ung des Körpervencnsystems aus den Apiy sien ')« 

jeder Seite des Körpers findet sich in der fleischi- 

Hülle ein sehr weites Längengefafs , eine Hohlvene, 

sich gegen das hintere Ende des Körpers mit dem 

r andern Seite vereinigt und nun zu der einfachen, 

gleichÜGdls weiten Lungenpulsader wird, welche sich 



i) Mein. 8ur le8 Aplysies p« 13. M. aus den Ann. du Museum. 



126 GefafssyAtem im Besondern. 

zur Kieme begiebt Die Wände der letztem sind, 
gewöhnlich, glatt, vollständig und geschlossen. D< 
verhalten sich die d6r Hohlveüen höchst, merkwör^ 
Die Wände dieser beiden, von vom nach hinten geh 
den Stämme werden aus queren und schiefen Musk< 
bündeln gebildet, die sich nach allen Richtungen 
zen und zwischen denen sich dem blofsän'Auge'fiicsbi' 
bare Oeffnungen finden, welche eine unmittelbare VcKü 
bindung zwischen ihnen und der Eingeweidehöhle gftt 
statten, so dafs Fliissigkeiteu jeder Art frei aus der eiiiW i 
Höhle in. die andre gelangen« Das vordere Ende, odflr^ 
der Anfang der beiden Gefäfse fliefst sogar geradem' 
mit der allgemeinen Eingeweidehöhle zusammen und nur 
einige, nicht verbundne Muskelbüudel, welche durcb? 
aus keine Trennung bewirkien, bezeichnen ungefihr die 
Gränzen zwischen den GefaEsen und der Eingeweid»* 
höhle. 

AuTser diesen Gefafsen finden sich keine, weldie 
das Blut aus dem Körper zur Kieme führen, sie nehmea 
aber das Blut durch gewöhnliche, vollständige Veueu- 
äste auf. 

Die eigenthiimliche Anordnung ihrer Wände hä 
plötzlich sehr schnell bei ihrer Vereim'gung und denii 
Uebergange in die Lungenpulsader auf. 

Früher*) war Cuvier mit Bestimmtheit derMei- 
nung, dafs diese OeiFuungen wii-klich vorhanden seyes; 
später dagegen ungewifs, ob sich nicht vielleicht eind 
feine, die Gefäfshöhle vollständig umgebende Membnoi 
finde, die ilun entgangen sey, und vermuthete» da£i| 

1) A. a. 0. 



' Mollusken. 127 

^ M^enn diese nicht vorhanden wäre, doch durch die 
|Uk«lbündel im Leben die O^ffhungen verschlossen, 
N 80 die freie Verbindung unterbrodien werden kön- 

fiei andern Mollusken fand er nichts Aehnliches, 
Üdqiricht namentlich Onchidium diese Bildung ab^). 

Treviranus bestätigt Cuvieir's Angabe für die 
{»Ijrsien, indem dieser unter seinen Augdn eine Apty- 
t^amtumirte '). 

, Delle Chiaje's weniger vollständige Beschreib 
lg kommt doch mit Cu vi er 's Angabe etwas überein* 
.c3l ihm entsteht von dem Ende des ausgehöhltien Ran- 
i'dcür Kieme ein Kanal, die Lungenpulsader, der sich 
reitert und in die Eingeweidehölile tritt, durch viele 
eweigte Aefite mit der obem imd untern Fläche der 
iinen, von deren rechtem Rande sie kommen, im Zu- 
nmenhange steht und wenigstens hei Aptyskt TieapoUtana 
'Stinem Ursprünge vollkommen abgeschnitten ist ^). 

üeber die weitere Anordnung dieses Gefafses sagt 
xuchts, verspricht nur, späterhin die Verhaltnisse des- 
ben \xi der Eingeweidehölile und dem Herzen anzu- 
)en *),. allein in den Kupfererklärungen ^ findet sich 
ruber durchaus gar nichts, ungeachtet die beiden Fi- 
ren, von denen eine den Verlauf, die andere die Haute 



) Le^on». IV. 401. 

) Heou 8ur TOnchidie p. 6« 

) Biologie. IV. 238. 

) Memorle I. 63« 

) Ebenda* Note. 

) Ebends. Taf. Y. Fig. 6 und 8« p* 76. 




128 GeFälssystem im Besondem« 

der Lungenarterie darstellen sollen 7 an mehrem Stelliai^ 
mit leider nicht erklarten Buchstaben bezeichnet sind» • ^ 

Ich gestehe, daCs ich nach vielen Untersuchn 
ganz frischer, g]*ofser, und anderer, lange in VSfei 
gut erhaltner Aplysien Cuyier*8 Ansicht nicht thi 
len kann, 'indem ich immer bei sorgfaltiger Bearb 
zwar Lücken s^wischen den Muskelbündefai, diese abmi 
durch eine sehr zarte, freilich leicht zenj^ifsend« MenF-i 
bran ausgefüllt fand, die sich als seröse Haut des Gdrl 
^fäCssystems dm*eh das ganze Gefafs erstreckte. 

Die Muskelbündel scheinen mir auch nicht sow 
dem Gefäfs als der Muskelsubstauz des Körpers ansft; 
gehören, indem sie in diesen unmittelbar übergehen. 

Höichstens rührte daher der Schein you der sdir 
grofsen Dünne und daher Zerreifsbarkeit der serösea 
Haut her, die natürlich das Durchschwitzen von Flna-i 
sigkeiten in die Hohlvene sehr begün^iligt. . ' 

Die Wände, der zurückführenden Respi^ationsver 
ne sind meistens sehr dünnhäutig; bisweilen aber, z.& 
bei Aplysia^ sehr dick und aus Kreis- und Löngenfasem- 
gebildet*). 

Gewöhnlich senken sich die Respirationsvenäi niB. 
durch einen Stamm in den Vorhof. 

Hievon machen die Gattungen, wo die Kieinea 
sich längs der beiden Seiten des Körpers erstrecken , ei- 
ne Ausnahme und es finden hier interessante Verschifl- 
denheiten Statt, welche von dem Grade der Vereini- 
gung der verschiedenen Kiemenabthcilungen abzuhäa-* 
gen scheinen. 



1) DeUe Chla)e Mem. I. 2. p. 64. 



3 

. Cepkalopodeiu 129 

; • Bei TetAy5, wo die Eaemen auf beiden Seiten in un- 
jgSBax fünfzehn ganz getrennte Büschel zerfallen sdnd, 

h 

v|pden sich auf jeder Seite fast eben, so viele einzelne Ve« 
chen, welche in den ganzen Umfang des Vor- 
treten« Dagegen hat Trüonia Hoimbergii, wo alle 
eugeflossen sind, auf jeder Seite nur zwei, einen 
em und einen hintern Stanun, die sich,' einander ge* 
^panber, auf jeder Seite dicht neben einander in die seit« 
jidie Spitze des sehr breiten, aber kurzen Vorhofes ein* 
lenken. 

Eben so verhält es sich bei Phylüdicu Einen Ue- 
liergang von der einen zu der andei^ ditser beiden Bil<* 
k düngen macht ScyHaea, wo sich in das vordere und IiiU'* 
f' Ure Endo des selir länglidien imd in der Längenrich- 
liegenden Vorhofes weit von einander entfernt auf 



I.' 

['«jeder Seite, der Zahl der Kiemen entsprechend, zwei Ve- 

uenstämme einsenken. 

Bei PleurophyUidia konnte ich indessen nicht mit 
jGrewilsheit zwei Kiemenvenen, sondern blos eine grofse 
linke finden. 

Bei PateUa findet sich nur eine, welche nach au« 
Jien neben den Kiemen verläuft. 



\ 



Achter Abschnitt. 
Cephalopoden. 

§. 35. 

Bei den Cephalopoden ist das Herz nach ei- 
nem höchst eigenthüralichen Typus, gebildet, wovon ii^- 
dessen schon mehrere Mollusken und Anneliden 
Andeutungen gaben. In der That ist es in drei , zwei 
Meokel's Tergl. Anat. V. 9 






/. 



130 Gefärssjstem im Besondem. 

^ifliche Lnngenherzen und ein 'mittleres Körper- 
herz, zerfallen. 

Von diesen liegen die beiden ersten nngefähr iil dar. 
Mitte der Längeu des ganzen Körpers gegen die Ban< 
^ Seite hin an der Grundfläche der Kiemen. Sie sind mei«j 
stens Yon oben nach unten platt nnd rundlich niid hal 
gewöhnlich nach hinten, einen, weit kleinem, gleidifiAj 
platten, rundlichen Anhang, der durch einen 6cbmaikB|;| 
sehr kurzen Stiel auf ihnen sitzt Curier hat sow(Mü 
seiner yergleichenden Anatomie <) als in dem Anfsabfcj 
über die Cephalopoden *), diesen Anhang überse*' 
hen. Eben so* wenig giebt ihn Mox^r« an '). * Dagegn 
hat ihn wahrscheinlich S warn m er dam ^), Home ^ 
wiß, bemerkt nnd beschrieben *). ' 

In der That habe ich diesen Anhang in allen Ord-* 
'nungen der Cephalopoden gefunden. Nach Korne 
würde wahrscheinlich seine Höhle nicht mit der HÖBle 
des Luiigenlierzens zusammenhängen, indessen habB idi 
diesen Zusammenharig ganz allgemein zwar eng, abtf 
sehr deutlich gefunden. 

Von hinten und innen tritt in das Lungenherz die 
Hohlvene, deren Mündung immer mit zwei Klappen Ter- 
sehen ist. Wenigstens fand ich diese immer bei Sejia^ 
LoUgo, Ociopus und Argoncaäcu 



1) Le^oni IV. 395. 

2) Mem. 8. 20. 

3) Bau und Physiol. d. Fische. 1787. S. 86. 

4) BibL naturae. Tab. lil. Fig. 8. b. ^ 

5) Account of the circulation of the blood in the clatft Yenact 

of Linnaeus etc. Phüo^. Tr«nf act. 1817. p. 7. Tab« 1. 2. G. * 






r ' 



Cephalopoden. 131 

Aus dem obem und Tordem Ende der Haupthölile 
tritt die Kiemenpulsader nach Yom und aufsen und 
4f«rläufl auf dem starken Längenmuskel der Kieme nach 
%vmu 

Längs dem freien Thefle des Umfangs der Kieme 
Uldg^ die Kiemenblutader herab und senkt sich in 
\i$$ einfache Aortenherz, nachdem sie sich vorher mehr 
:94er weniger beträchtlich «u einer länglichen hautigen 
^(ireiterung ausgedehnt und dann wieder zusammen^ 
^gCMOgen hau 

Dos Aortenherz selbst liegt in der Afittellinie 
imgefahr w der Mitte des Körpers, weit mehr in der Tiefe 
als die Lungenherzen, über und zwischen der Eingewei« 
f. iemaBae^ der Rückenfläche etwas näher als der Bai|Lch-> 
ffifcfae, ist längUcli und stark fleischig, doch meistens 
klemer als die Lungenherzen. An der Mitte des Seiten« 
xiandM nimmt es die Lungenvenen auf, aus dem vordem 
T-und hintern Rande versendet es ungefähr in der* Mittel** 
. linie die vordere und die hintern Aorten. 
T ' An der Eintrittsstelle der Kiemenvenen in das Kör-- 
perherz finden sich wenigstens bei Sepia ^ LoSgo, Octo^ 
l jms, Argonaula zwei halbmondförmige Klappen, die mit 
ihrem freien Rande gegen das Körperherz gewandt sind. 

Auch an der Aüstrittsstelle der Aorten finden sich ' 
zwei kleine Klappen« Cuvier erwähnt ihrer nicht, aber 
Monro beschreibt eine Klappe aus LoUgo imd ich f^d 
überall wenigstens Spuren davon* 

§.36. 

Die wahre Beschaffenheit des Kreislaufs und des 
Herzbaues der Cephalopoden wurde erst spät duixh 

9 ♦ 



/ / 



t32 Gefäfssystem im Besondern. 

Monro, Cavier und Home nachgewiesen. Swam- 
merdain kannte zwar alleTlieile, nahm aher ntir eine 
fCammer, das Aoilenlierz , und zwei Vorhöfe, die 
Erweiterungen der beiden Kiemenvenerj, an und hielt die 
Liuigeiiherzen mit den Anhangen der in sie tretenden 
Veuen zusammen für eine drüsige Masse, kannte aboJ 
den Kreislauf nicht volloliindig, Home nennt die Lni 
genherzen nur Anschwellungen der Körperrenol 
indessen zeigt sie die starke Musculosität ihies Bai^ 
sohl- deutlich als Hei'zen. 

Für die Geschichte der Iri-thümer in der Anatoan 
ist es nicht uninteressant, liier au des übrigens in y 
l6i-Hiiisi?ht hoch zu ehi-enden Severin's Deutung i 
verscliiednen AhsclmiHe des Gefafssystenis zu ei 
Er erkannte zwar das Aorteuherz *) im Allgemeiuen 
als Herz, liielt aber die Aorte Tür einen, das Blut zu 1 
ihm führenden Gang *), dagegen die Lungenherzen bald | 
für Nieren'), bald Tür Hoden*). Dabei bildet erin-.j 
dessen die von spatern Beobachlern zum Tli^il überse- 
henen kleinen Anschwellungen der Lungenlierzen deut- 
lich ah. 

Die Anordnung des Herzens zeigt in den einzel- 
nen Gattungen der Cephalopoden mehrere Verachie- 
denheiten. 

Bei Octopus und Argojiauta sind besonders die Lun- 
genherzen, überhaupt aber der ganze Herzappaiat , J«i» 

1) Zoot. Demoer. Norlb. 1645. p. 354. B. 

2) Ebenda. A. 

3) Ebenda. 355. K. 

4) fiboniU. 35G. M. 



Cqihalopoden. . . 133 

dtetn gröfser als in den übrigen. Bei ArgoncaOa ist 
das Aortehherz, bei Octopus sind e& die Lnu* 
inherEen auf eine auflallende Weise. 

Femer sind bei Octopus die Lung^hh erzen dxai^ 
Molelt, schwammig, sehr dickwandig, so dals sie mit 
aphibienherzen die gröfste Aehnlichkeit Iiaben* Docli 
I dies nur für das eigentliche Lungenherz, niclit den 
ihang, der zwar dunkler' als bei den übrigen, docli 
r röthlichgelb ist. 

Bei Argonauta sind diese Herzen zwar grofs , aber 
inwandig. Bei Sepia und LoUgo sind sie etwas dick- 
adiger scheibenförmig, bei Octopus mehr länglichrund, 
ArgOncaUa sehr längliclidreieckig. 

Nach Monro wurde wenigstens bei I^Ugo das 
tigehlierz aus einer Vorkammer und einer Kammer 
tehen "), dies iJst aber durchaus nicht der Fall. Was 
ala Vorkammer abbildet, ist nichts als ein umgeschlag- 
• Theil der Anhänge der Hohlvene. 

!Bei Argonauta^ Sepia und LoUga sitzen die Au- 
ge am hintera Ende, bei Octopus tmgefahr an der 
te des imiern Randes. 

Das Kör per herz liegt bei Argonauta uiid Ocio^, 
quer, bei Sepia etwas, bei Loügo nocli weit mein* 
der Längenaxe. 

Bei Loligo und Argonauta ist der freie Theil der 
ngenvenen besonders stark ausgedelmt, bei der 
Lern an seinem Anfange ujid Ende stark zusammen- 
ogen, so dafs er ]iier selu: deutlicii ein vorholuhn- 

f 

) A. a.' Or 



134 Oefä&system . im Besoi^dern. 

Bchies Ansehen hat. Enger ist er bei Stfda, am tmgMt 
hei Octojpus* 

An dem Ursprange der Lnngenpnlsadern fin- 
den sich bei Sepm, Loligo xmAAtgonmOa vier schm 
längliche' klappenfbrmige Vorspriinge, die dem Blute d«i|'* 
Weg gegen die Kiemen hin gestatten und das Ri 
fallen gegen das Herz verhindern« Bei ArgoruuAa 
sie Terhältnifsmäfsig am kleinsten* ' .> 

Bei Oc/opiM fehlen sie ganz upd werden. hier un- 
streitig durch die' stärkere Musculosität der Herzen e^ 
setzt« ' , W- 

Ji 
5. 37. 

Es finden sich, wie schon oben bemerkt wnriU): 
mehrere, von einander getrennt aus dem mittlere oder 
Körperherzen entspringende Aorten. 

Von diesen ist die vordere die bei weitem gröbere. 
Sie entspringt ungefähr aus der Mitte des vordem Hers- 
randes, meistens mit einer kleinen Anschwellung, ver- 
läuft erst gerade nach vom, wendet sich dann etwas 
rechts , und geht dann wieder gerade nach vorn bis vm. 
Kopfe. Sie versieht auf diesem Wege die Seitenwinds 
der Körperhülle, wie die Verdauung.swerkzeuge vsA 
spaltet sich an der Grundfläche des Kopfknorpels ib 
zwei Aeste , welche einen Ring um die Speiseröhre bil- 
den, aus dem erst durch kleine Aeste die Mundtheilti 
dann durch gröfsere die Füfse versehen werden. . DW 
geschieht auf jeder Seite durch einen Ast, der an der 
Grundfläche der vier Füfse seiner Seite eine quere Rich- 
tung annimmt und für jeden einen Längenast abschickt, li 
der mit dem Nerven des Fufses in der Mitte dessel- 



Oephalopodeif. 



135 



1 



ben bis ' sur Spitze rerläufl und eine Menge Paare Ton 
Qäerzweigen an seihe Substanz schickt. 

Von den beiden kleinem Aorten, geht die eine; ' 
kkinste yom und links vom Herzen ab und versieht 
die Zieugungstbeile , die andere tritt hinten ab und geht 
Terziiglich zum Darmcanal und dem Dintenbeulel. 

Die Venen der t^üfse liegen oberflächlicher als die 
Arterien, und in jedem Fufse finden sich zwei, die sich 
ooftarhalb desselben so vereinigen, .dafs sicli die der 
emen Seite des einen Fufses mit der entgegengesetzten' 
des benachbarten verbindet. Diese kurzen Stämme tre« 
teu gleichfalls zu einem, mehr oberflächlichen Kranze ' 
im Umfange der Speiserölu'e zusammen. Hinten und 
tmten laufen die beiden Seilenhälfieu des Kranzes auf 
jeder Seite in einen Ast aus, der sich dem der andern 
Sdite entgegen biegt und in die Hauplläugenvene des 
Körpers einsenkt. Diese steigt nach liinten herab und 
spaltet sich in zwei Seiteuäste, die von innen und un- 
ten in« das innere Ende der seitlichen oder Lungenher« 
sen treten. Aufser diesem gröfsem, mittlem, im gröfs* 
ten Tlieile seines Verlaufes einfachen Stamme tiitt auf je- 
der Seite eine weit.kleinisre mehr nach aufsen und un- 
ten in jedes Lungenherz. Diese führt vorzügUch das 
Bint aus dem Körpersacke, die erste aus den Einge- 
weiden und den Füfsen zurück. 



t ^ §.38. 

In die untere Hohlvene senkt sich bei den Cepha- 
1 o p o d e n eine beträchtliche Menge rundlicher, banuzf ör- 
miger Körper, die frei zwischen den Eingeweiden lie- 
gen und quer vor dem Körperherzen eine ansehnliche 



V. 



135 Gefätssystem iia Bedondem. 

Masse bilden. Bei Argonaula und OctopU8 sind fiie viel 
weniger fein verzweigt als bei LoSgo und Sepia, am 
wenigsten bei Argonauta, am meisten bei Sepia. Im- • 
mer sind sie an ihrer Oberfläche mit vielen, weiten Oeff-r 
nungen versehen. * 

Diese Körper sind schwammig, locker, driisenartig« -' 
Severin giebt sie nicht an, wenn er sie gleich einmal 
abgebildet zu haben scheint. Swammerd>am schreibt 
ihnen auch diese Beschaffenheit zu, und ist der Md-« 
nung, dafs sie zu den männlichen Zeugungstheilen ge- , 
hören könnten. M o nr o hält offenbar diese Körper gans 
falsch geradezu für den Eierstock <)• 

Cuvier ist geneigter^ sie für das Analogen ein« 
saugender Gefafse zu halten , weil 1) in die Hohlvenöi 
eingebrachte Flüssigkeiten in sie imd durch sie zwisdwa 
die Eingeweide diingen und 2) sie sehr wenige eiKÜBi«* 
rende Gefafse haben*). Dun folgt Carus«), 

Beide Meinungen lassen sich wohl am besten- v^- 
einigen, da das Freiliegen luid die Permeabilität dieser 
Körper sie als aufnehmende, ihr drüsiger Bau als um- 
ändernde, bereitende, mitliin drüsige Organe bezeichnet. 

Vielleicht kann man sie zugleich nicht ohne Grund 
als Rudiment der Pfortader betrachten, eine Vermuthuug, 
wofür ilire weite Einsenkung in die Hohladern spricht, 
die sie indessen freilich mit den Saugadern gemein liaben« 



1) A. a. 0. S. 85. 

2) Le<,on8. IV. 161. 395. 

3) Zoot. 582. 



.1 



-^ . . . 

Fische. ' 137 

* • ■ 

Neunter Absclinitt. 

Fische. 

{. 39. ' 

I. Allgemeine Besclireibung.' 

Das Herz der Fische liegt immer beti'ächtlich 
it nach toi'u, meistens zwischen und hinter den Kie- 
n, dicht vor dem sehnigen Zwerchfelle, mit <lem es 
ten vei'bunden ist, und ist in einem Herzbeutel auf die 
wohnliche Weise eingeschlossen* 

Sehr allgemein ist es verhältnilsmaTsig zum Köi*per 
ein, namentlich meistens weit kleiner als bei den übri- 
I, hühem Wirbelthiercn ; zum Tlieil selbst kleiner 
bei wirbellosen. Doch zeigen die verschiediien Gat- 
gen und Arten Verschiedenheiten, die zum Theil mit 
er Lebensweise, namentlich der Energie ilu:erJBewe- 
igf snisammenhängen* 

Es besteht immer nur aus einer ansehnlichen Vor- 
imer, welche das Blut durch. Körper venen, er- 
tj und aus einer Kammer, welcher es die Vorkam- 
p iibergiebt. 

Aus dem yordern Ende der Herzkamme): entsteht' 
, meistens dickwandiges^ aber weifsliclies , an der 
em Fläche sehr ungleiches, länglichrundliches, nach 
n zugespitztes Gefäfs, der sogenannte Arterien-, 
el' (^Bulbus arteriosus). Zum Herzen kann er nicht ge- 
hnet werden, da dies ohne ihn aus den gewölmlicheu 
theilungeu bestellt. Wahrscheinlich ist er aber wohl, 
rier ansehidiclien Gröfse wegen, eine Andeutung von 
ngenpulsader und Körpei'pulsader zugleich, zumal 



I 

138 Gefalssystem im Besondem« 

da diese bei den hohem Wirbelthieren alhntlilich , in 
dem MaGse, als sie sich you einander trennen , sowcdil 
der Dicke ihrer Wände als ihrer Weite nach beträcht- 
lich abnehmen. Er liegt innerhalb des Herzbeutels und 
schickt nie Gefafse ab* 

Der Arterienstiel ist bei den Knorpelfi- 
schen yerhältnifsmäfsig zu der Kiemenpulsader längeri'j 
etwas dünner und mehr cylindrisch, 1>ei den Knochen^ 
fischen dicker, langer, bimformig, mit der Grundflä- 
che nach liinten gegen die Kammer, mit der Spitze nadi j 
vorn gelichtet. Bei den Knochenfischen ist die in- 
nere Flü'clie durch eine Menge vielfach verflochtner Mus- 
kelvorsprlinge ungleich, an deren Stelle sich, I>ei den 
Knorpelfischen Klappenreihen finden, die spähte 
genauer beli'achtet werden. 

Einen wesentHchen Unterschied zwischen ^ dkftem 
Theile bei den Knoi^el- und Knochenfischen kann ich 
indessen durchaus nicht finden, ungeachtet ihn Tie- 
demann gegen Cuvier duixh die Worte anzudeuten 
scheint: ,,Auch hält Cuvier den cylindrisch^n Anhang 
(bei den Knorpelfischen) imd den Wulst der Kiemenarie- 
lie, welchen man bei den Knochenfischen findet, für eins; 
beide aber sind in ihi'er Stiniclur ganz verschieden *)." 

Beide aber kommen in der That im Wesentlichen ' 
ganz übex*eiu, denn: 

1) folgen beide auf die Herzkammer; 

2) sind beide von ihr durch Klajjpcu geschieden; 

3) senden beide keine Gefafse ab; 

4) sind beide weiter und 



1) Fiftchherz. 22. Note. 



Fische. 139 

5) ffjckwandiger und namentlich dnreh Musculosität 
dickwandiger als das aus iliiieu entspringende, zu 
den Kiemen gehende Gefufs. 

In der That sind die vorhandnen Verschiedenhei- 
ten, die nachher anzugeben sind, viel zu unbedeutend, 
.um die Identität dieses Theils in den Knochen- und 
^ Knorpelfischen bezw^eifehi zu lassen. 

Aus dem vordem Ende des Arterienstiels entsteht^ 
cBe Kiemenpulsader, die sogleich den Herzbeutel 
Tiärliffsf. Sie ist meistens plötzlich weit enger und diinn- 
Wandigeiv Namentlich schwindet diß Muskelhaut. Sie 
verläuft in derselben Richtung nach vom und schickt 
nac^ beiden Seiten zu den Kiemen Aeste, welche siclu 
anf diesen verzweigen. Die feinsten Verzweigungen ge- 
hen in die Anfänge der Kiemehblutadem über, welche 
sich am hintern Ende des Respirationsapparates von bei- 
den Seiten zu einem gemeinschafUichen Stamme, der^ 
Aorte, vereinigen, die in der Mittellinie unterhalb des 
Korpers der Wirbelsäule nach hinten, allmälilich ver- 
engert, verläuft. 

Dxte Endigungen gehen in die Anfönge der Köi'per- 
venen über, welche das Blut zu dem Vorhofe des Her- 
zens zurückfuhren. Auch tritt zu dem bisher allein vor- 
handnen Venensystem das Pfortadersystem *) hiu- 
za. Eben so finden sich sehr allgemein Saugadern. 

§. 40. 
II. Besondere Beschreibung. 
Nach Angabe dieser allgemeinen Bedingungen des 
Gofafssy Sterns der Fische überhaupt und des Herzens 

i) 8. 13. 



140 Gefafssystem im Besondeni. 

. derselben ins Besondare gehe ich zu der nähern Darstel- 
lung der Verschiedenheiten über, imd betrachte hier: 

1) die Lage; 

2) die Terha'ltnifsmälsige Gröfse; 

3) die Gestalt, sowohl die äufsere als die .inne- 
re, oder das Gewebe des Herzens im GanzeU) « 
wie seiner einzelnen Theile j 

4) den HerzbeuteL 

. §-41. : 

1., Her 2. 

Die Lage des Herzens ist wenig Verschiedeuhei- 
Leu unterworfen-, indessen findet es siob bei Myxiiu, 
Petromyzon, wohl ^uch sehr allgemein bei Rojfa, SquO' 
1^8, Zyguena^ verhältnifsmaTsig zu den Kiemen und dem 
Kopfe etwas weiter nach hinten als bei den Knochen- 
fischen, was nicht iminteressant ist, weil hierdurch 
deutlich eine Annäherung an die Bildung der hohem 
Wirbellhiere gegeben ist« Bei allen diesen Gattungen 
liegt es indessen doch, wie gewöhnlich, zwischen den 
Kiemen, namentlich dem hintern Paare. Dagegen macht 
Symbranchus eine sehr merkwürdige Ausnahme hiervon 
und daher von der allgemeinen Regel, dafs sich die La- 
ge des Herzens nach der des Respirationsorgans richtet^ 
beide sich dabei* nahe bei einander finden. Das Herz 
liegt hier in der That bei einem 2' 3" langen Exemplar, 
das ich vor mir habe, 4" hinter dem letzten Kiemenpaare 
und dem Rudimente der vordem Extremität und 6'' weit 
vom vordem Korperende. 

Verhältuifsmäfsig zur Lage des Körpers liegt aber 
in der Thal doch bei Petromyzon fliwiatilis das Herz 



\ Fbche. » 141 

weiter nach hinten, denn ich fand bei einer ungefähr 
V V' langen Pricke das Hers df* weit hinter dem vor- 
dem ELörperende. Dagegen liegt ea bei der Liampre« 
te in dner verhältnirsmäfsig geringem E^tferaung von 
diesem, indem ich* es bei einer df langen Lamprete 
^ kaum T^ davon entfernt sehe* 

Diese Abweichung von der gewöhnlichen Lage des 
Herzens bei Symbrcmchia ist desto auffallender und merk- 
würdiger, da meines Wissens keine verwandte Gattung 
etwas Aehnliches darbietet. SpJiagebranchus konnte ich 
nicht untersuchen, allein Gymnotus, Carapus, xmd Mun 
ramophis zeigen ganz die gewöhnliche Bildung. 

Nur bei heptocephalus und Muraena findet sich eine 
Annäherung, indem ich das Herz in einem Lepiocepha* 
kt von K^' Länge 4"', bei einer Muraena conger von 
iT* Länge fast einen halben Zoll weit hinter der letz- 
ten Kieme liegen sehe. 

Bei einigen, z. B. Lophius, liegt es do^^^egen sehr 
weit nach Tom, was mit der Kürze und Breite und 
der Bi*ust im Zusanunenhange steht. ^ 

J. 42. 

Bedeutendere Verschiedenheiten zeigen die verhalt« 
nifsmärsige Gröfse und das Gewicht des Herzens. 

Hierauf haben besonders Broussonet «) und 
Tiedemann») aufmerksam gemacht. Freilich ist es, 
aus leicht einzusehenden Gründen, hier, wie überall, 
schwer, ein richtiges Urtheil zu fallen, um allgemtiue 



1) M. turla respiration det poissons, M. de Paris, i'7 fL 

2) FUchhen. 1809. p. 6. iF. 



142 Gefäfssystem im Besondern« 

Gesetze ssä begründen, davon abgesehen, 'da£i dem ein« 
Beobachter klein scheint, was dem andern grof s diink^ 
und oft nur hier, wie leider aucli für andre Theile, die 
sehr unbestimmte Angabe, ,,grors und klein;^^ ge^ 
geben wird; eine allerdings sehr bequeme^ aber di» 
Wissenschaft wenig fördernde Methode« So 2. B* 
sagt Düm^ril vom Herzen der Lamprete*) aller-* 
"dings richtig, dafs es sehr ansehnhch sey, giebt aber 
das Verhältnifs gar nicht an. Ich fand es in der That ' 
zum Körper bei ihr und P. ftuviaüUs unjgefahr wie 1 : 1301 * 
Dagegen erwähnen andre Schriftsteller, wie Ronde«* 
let»), Bloch a), Carus*),iuh] «), Rathke*)iB , 
iluren Beschreibungen dieses merkwürdigen Umstandes gar | 
nicht, ungeachtet sie mehr oder weniger genau vom Her^r 
sen handeln. Noch kommt hierzu, dafs 1) das Alter niciEit 
immer gehörig berücksichtigt; dann 2) von dem einen 
Beobachter der Arterienstiel mit gewogen, von dem an- 
dern dagegen getrennt wird , wodurch natürlich meistens 
sehr bedeutende Verschiedenheiten entstehen müssen. 

Zur Bestätigung dient z. B. Folgendes. Tiede- 
mann wog immer den Arterienstiel, seiner ausdrück- 
lichen Angabe nach , mit^). Haller fand beim Kar- 
pfen das Herz mit d^ Arterienstiel wie 1:410, ohn* 



1) A. a. 0. 142. 

2) De piscibus. L. XIV. p. 399. 

3) Fische Deutschl. III. 40. 

4) Zoot. 592. Meckels deutsches Archir. II. 613 ff. 

5) Beitr. 129. 

6) Bemerk, üb. den innern Bau der Fricken. 1826. S. 60 ff. 

7) A. a. 0. 



Fische. 143 

Arterienstiel, den schon er zu meiner grofsen 
le sehr richtig als nicht zxtn Herzen gehörig isai«- 
'), mir wie 1 : 556. Tiedemann *), dagegen fand 
ierz mit dem Arterienstiei beim Karpfen wie 
I. Broussonet fand wieder bei einem weit gvö^ 

nnd schwerern Karpfen sogar das Verhältnils 
ne 1 : 872 ^). Leider giebt übrigens Brousso* 
nreder hier noch für andi*e Fische ain, ob er den 
ienstiel mit wog oder nicht *). 
[ph fand bei einer irdchtigenPercafliwiatiUs das Ver- 
fs des Herzens mit dem Arterienstiel zum Kölner 
1 : 1115^ ohne denselben wie 
1:1520; 
fprinus hrama das erste wie 1 : 615, 

zweite wie • 1 : 782; ' 

. ünca das erste wie.l : 660; 

zweite wie . . . 1 : 702. 

ilier ist der Arterienstiel sehr ansehnlich, daher 
rnterschied zwischen beiden Verhältnisseu sehr be- 
id, oei andern Fischen, wo er kleiner ist, unbe* 
lieh. So z. B. konnte ich bei , freilich nicht gro- 
Sxemplaren von Gadus Iota fast gar feinen entde* 

indem es unter beiden Bedingungen ungefähr wie 
80 war. 

Ich habe in der, diesem Bande aiigehüngtdn Tabelle 
ir das Herz ohne den Arterienstiel gewogen, iiadem 



)pp. min. III. 199. 

L a. O. 7. 

V. a. 0. 178. Nicht 812, wie durch einen Druckfehler bei 

Tiedemann (Fischherz S. 6« Note) steht. 

übende* 



144 Gefärssystem im Besondem* 

idi aus den oben angegebnen Gründen i]ui nidit als zum 
Herzen gehörig ansehu 

Aufser den allgemeinem Gründen, .welche zu Irr- 
thümern^ -v^enigstens sehr bedeutenden Abweichungen» 
Veranlassung geben können, und von denen Tiede- 
mann nur die verschiedene Menge von Speisen anführt« 
giebt es besonders einen, der sehr zu berücksichtigea 
ist, die Jahresperiode. Entfernt man aber- die stark j 
entwickelten Hoden und den Eierstock ganz oder grölih 
tentheils, eben so den Inhalt des Darmkanals, so scheinf 
doch, wenn man überdies mehrere Exemplare dersel« 
ben Art wiegt, wenig Gelegenheit zu Irrmigen übrig m 
bleiben als höchstens die versclüedne Beschaffenheit den 
Ernährung. 

Dafs sich die Terhällnifsmäfsige Gröfse des HerEens 
nach einem allgemein bekannten Gesetze auch nach dem 
Alter richtet, ergiebt sich aus mehreren der vorstehen 
den Thatsachen. Broussonet führt noch einige an , da 
er aber die Art eben so wenig als den Umstand angiebl, 
ob die Filsche von verschiedner Art waren , so läfst sich 
wenig daraus folgern. 

Aufserdem hat auch die Lebensweise Einflufi. 
Schon Broussonet setzte dies fest, indem er bei den 
Knorpelfischen, aufserdem unter den Knochen- 
fischen bei Lophiusy Esox das Herz verhäZtnifsmäfsig 
bedeutend grofs fand. Bei Esooc lucius a. B. fand ere« 
wie 1 : 872, bei Cyprimis tinca we 1 : 1308 ^). Ich 
fand freilich einmal in einem Hechte von fünf Pfun- 
den 



1} Ebenda. 



^ 



% 



' » 



Fische. 1^^ 



\ 



n biirgeriichen Gewichts das Herz be^ der genauesten 
Tagung nur 16 Gran schwer, das Verhältnifs also nur 
ie 1: 2400; Tiedemann giebt es dagegen wie 1 : 430 
L Zu bemerken ist dabei, dafs in meinem Exemplu* 
e Ovarien voll Eier waren, Broussonet*s JSxem« 
ar jiur 5232 Gran wog, Tiedemann das Gewicht 
ines Thieres nicht angiebt und den Arterienstiel mit 
Dg; ' Leider wurde ich auf diese Differenzen erst a.uf-« 
arksam, als ich die yerschiednen Angaben vergUch, und 
! Zfeit, die Ovarien zu wagen, längst vorüber war. 

Uebereinstimmend damit fand Broussonet das 
n in dem Verhattnifs, ali; die Kiemen stärker 
twi ekelt sind, gröfser, z. B. bei Qupea Jiarengua 
9 1 : 664; bei Gadus merlangus nxxr wie 1 : 1202 zum 
rper *). 

"Wieder hiermit im Zusammenhange ist es bei den 
h schwach und wei^ig bewegenden, unkräftigen Fi- 
ten weit kleiner als bei kräftigen. So fand er es bei 
vronedes limandaT nur wie 1 : 1422. Bei den flie- 
ndeu FiscJien fand ich das Herz lauf eine interessante 
eise verhältnifsmäfsig grofs , namentlich bei Dactylopte^ 
j wie 1 : 300, bei Eococbetus exsiliens wie 1 : 390. 

Dresjj Gesetze hat. auch Tiedemann theils durch 
»selben, theils noch diirch mehrere andere Beispiele 
slätigt «) , und die angehängte Tabelle wird wohl zur 
jHem Begi'ündung derselben führen, wenn sich gleich 
•^chen Broussonet*s, Tiedemanns und meinen 
ngabejBL mehrere, zxxm Theil bedeutende, wohl auf eine 



1) Elends. 179. 

2) Fi»chherz. 7. 

eckePt vergl. Anat. Y. JO 



1 



1 



146 Gefäfssystem im Besondern. 

oder die andre der vorher angegebnen Arten zn erklären- 
de Verschiedenheiten finden. 

Hinsichtlich des Verhältnisses des Herzens, zum 
Körper haben Grrardi und Pratälongo aufserdem 
auf eine merkwürdige Verischiedenheit zwischen R(g'a 
und Torpedo aufmex'ksam gemacht ')• 

Girardi glaubte gefunden zu haben, dafs das 
Herz und die Kiemengefäfse bei Torpedo gröfser als bei 
Rajä seyen, war aber ungewifs, weil er bei spätem Un- 
tersuchungen nicht hinlängliche Zeit hatte. 

Pratälongo bestätigte sei^e Vermuthung durch 
Einspritzungen von Quecksilber- in das Herz von einem 
Zitterrochen, dessen Art er aber nicht ang;iebt, und 
in das Herz von einer jR. myraletus. 

Der Zitterroche wog 144;. der Roche 1008 
Drachmen. In das Herz von jenem drangen sechs, in 
das. des letztem drei und zwanzig Drachmen Queck- 
silber, so dafs also das Verhältnifs des Quecksilbers zum 
Körper dort etwa = 1: 24, 

hier = 1 : 44 war. 

Bei doppelter Wiederholung des Versuches, d. h. 
bei zwei verschiednen Exemplaren jeder Art, fand ich 
dos Verhältnifs des Gewichtes des Quecksilbers, 

bei Torpedo qianqueniaculaia s= 1 : 25. 

bei JR. Oxyrhynchus .... 1 : 37—38. j 

Ich brauchte natürhch die Vorsicht, Individuen^ 
wählen I die einander hinsichtlich des Alters ivid der 



S) Olierraz. anatomiche intornö agli Organi elettrici della To^ 
p«dine etc. Memorie di Verona. III. 1786. p. 564 ff- — 






Fische. 1l47 

äfse, welche die Ait erreicht, möglichst genau ent« 
."achen. 

Damit stiminen auch die Gewichte desJSerzens im 
irhaltnifs zum lOyjier ziemlich überein, indem ich bei 
rpedo das VerrnRnifs des Herzens zum Kör|)er 

wie 1 : 320, 
lei Ä. batis wie t : 426 fand. 

In einem dritten Falle fand ich sogar das Herz 
)ei T. immacidata wie 1 : 240, 
)ei IS. oooyrhynchus wie 1 : 380. 

Hiernach fand ich also das. Herz^ei Torpedo ver- 
tnifsmälsig nicht so grofs als Pratalongo, doch aber 
mer bedeutend grofser als bei ^aja. 

Aufser individuellen Verschiedenheiten können hier 

•igens specifische Statt finden, zumal, da nach Risso 

T. vnimacülata das elektrische Organ kaum im Ru- 

lent vorhanden ist ^), womit wohl die Gröfse des 

faßsystems im Verhältnifs steht. 

Tiedemann giebt zwar andere Verhältnisse ün, in- 
n er das Verhältnifs bei Torpedo (ohne Angabe der Art) 

wie 1 : 351, 
)ei JRo/a haiis wie 1 : 343 setzt,- wobei SLso fast kein 
terschied Statt finden, ja der etwa vorhandene selbst 
ras zum Nachtheil von Torpedo s^yn würde. 

Ich selbst fand früher ein ganz ähnliches zwischen 
rpedo quinquemaculata und Rafa batis, indessen war 
• R. batis kliein , die Torpedo qiünquemojctdaia grofs , so 
Is alsb wohl Alterverschiedenheiten die Scha- 
mg störten, indem bekanntlich das Herz in frühem 
rioaen immer ansehnhcher als in spätem ist. 



) Ichthyologie de P^ice pag. 20. Fl. UL F. 3* 



\4S " GefaCssystem im Besondenu 

Zu wünschen wäre es^ dab diese Angaben nodi* 
mals ganz genau geprüft würden. Aulser den Torhaad* 
nen ThatsacHen ist die Anwesenheit des bei Torpedo 
dem übrigen Körper der Rochen ^blos eingepflanzten 
Organ offenbar für die Girardi'l^e Ansicht. 

Wie wichtig es übrigens ist, auch im Allgemeinen 
alle die vorher angeführten , yerschiednen Umstände zu 
' berücksichtigen, um nur erträghche Resultate zu erhaUeO) 
ergiebt sich noch aus folgender Beobachtung. 

' Ich untersuchte einen weibUchen Karpfen von 
106 Unzen. 
Die ganz vollen Ovarien wogen 21 Unzen, das Tbkt 

nach herausgenommenen Ovarien also, 85 UnzeiL 
Das Herz mit dem Arterienstiel i^ Drachmen, 
^- — ohne Arterienstiel 1 Drachme. 

Wie versclüedene Verhältnisse ■ unter diesen Beto-. 
gungen entstehen, ergiebt sich leicht. * 

1. Karpfe mit Ovaiien =s 5. 848 

Herz mit Aileiienstiel 5« 1/S =r^ 1 • 532. 
Herz ohne Ailerienstiel 5. 1. = 1 : 828. 

2. Karpfe ohne Ovarien 5* 680. 

Herz mit Arterienstiel = 1 : 453. 

Herz ohne Arterienstiel s= 1 : 680. 

Aehnlich verhielt es sich bei zwei Hechten, von 
denen der eine voll Eier, der andre ein Männchen mit zu- 
sammengefallenen Hoden war, und die imgefähr gleiche 
Grölse hatten, wo aber leider die Ovarien beim ersteh 
nicht gewogen wurden, wefshalb ich hier hauptsächlich 
nur die Verschiedenheit zwischen dem Vcrhältnifs de^ 
Herzens ohne und mit Artariciistiel zum Körper aus 
dem männlichen Thiere angebe. 



'% -^ 



« 

Fische. 149 

Ganzes Gewicht 30, 240 Gr. 

Gewicht des Herzens init' Arteriehatiel 45 Gr. 

Verhältnifs zum Körpet =s 1 ; 672. 

Gew. d. H. ohne Arterienstiel 35 Gr. 

Verhältnifs zum Körper i s=s 1 : 814. 

Beim weiblichen Hechte wog das Herz ohne Ar- 
ienstiel 16 Grail, v^odurch ein Vei'hältnils zum Kör- 
p wie 1 : 2400 entstand. - 

Da die Ovarien nicht gfe wogen worden waren, er- 
b sich hieraus in keiner Hinsicht etwas Bestimmtes, 
ch konnte der Verdacht entstehen, dafs das Her? bei 
d weibliphen Fischen wenigstens in einigen Gattungen 
rhältiiirsmäfsig weit kleiner sey, als bei den männli- 
en, selbst wenn das Gewicht des Eierstockes sehr hoch 
geschlagen würde. 

Leider konnte ich bis jetzt hierüber zu keinen be- 
edigenden Resultaten gelangen, indem ich, vieler Be- 
ihungen ungeachtet, keine männlichen und weiblichen 
ichte von auch nur migefähr gleipher Gröfse erhalten 
nnte. 

. Die ^'hnlichsten waren zwei Männchen und ein 
'eibchen. Von diesen wog jedes Männchen neun Un- 
a; das Weibchen ohne Eierstöcke 1 Pfd. {civ.) 3J Un- 
a; mit Eierstöcken 1 Pfci. lOj Unzen, indem die Eier- 
icke 7 Unzen betrugen. 

In beiden Männchen wog das Herz mit dem Ar- 
rienstiele 10 Gr.; das Verhältnif;? wai' daher vne 1 : 432. 

Beim Weibchen betrug das Gevdcht des Herzens 
I Gran , das Verhältnifs zum , des Eierstockes beraub- 
a Körper war dahei* wie 1 : 468. 



150 > ' Gefälssjstem im Besondern. 

Allerdings ist auch hievnach, wenn gleich in weit 
geringerm Grade als in deq^. j^origeh Fällen^ das Hen 
beim Männchen etwas gröfset^. doch wird aach dies Er- 
gebnifs wieder zweifelhaft, wenn man an die Verschie- 
denheit derNGröfse, mithin des. Alters der yerglichenen 
männliphen und weiblichen Thiere denkt/ 

Das Verhältnifs zwischen dem Herzen und dem, 
die Eierstöcke noch enthaltenden Körper des weibhchen 
Hechtes war übrigens hier = 1 : 636. Da bei dem weib- 
Üchen, weit gröfsern, altem und schwerem Hechte da» 
Verhältnifs zwischen dem Herzen mit Arterienstiel lind 
dem, mit den Eierstöcken hoch yersehenen Körper so 
sehr grofs gewesen war, nahm ich den Artenenstiel andi 
bei dem kleinern weg, worauf das tierz i^och 18 Gran 
wog, woraus sich das Verhältnifs wie 1 : 707-— 8 ergab. 

Auch hier iindet sich die gröfste Verschiedenhdt 
zwischen den Verhältnissen beider weiblichen FiscHe. 
Da bei dem weit grölsem übrigens das absolute Ge- 
wicht des Herzens um 2 Gran geringer war als bei dem 
kleinern, so mufs man entweder eine individuelle Ver- 
schiedenheit annehmen, oder vermuthen, dafs das Herz 
mit dem Alter schwinde. ♦ 

Interessant wäre es auf jeden Fall, hierüber, wenn 
auch nur fürs erste an einer Fischart, genaue und voll- 
ständige Beobachtungen anzustellen. 

§. 43. 

Das Herz hat nicht in allen Fischen dieselbe Ge* 
stalt. 

Am gewöhnlichsten ist die Kammer etwas» läng- 
lich, vierseitig, so da£s die beiden Seitenflächen uaten 



Fische. 451 

der Mittellinie unter einem stumpfen Winkel zusam- 
mstoCsenf die obere dem Vorhofe entgegenge wandt, die 
itre Fläche die kleinste ist 

So yerhält es sich wenigstens bei den meisten Kno-v 
enfi^chen. 

Die Knorpelfische zeigen mehrere Ansnahmen. 
dstens ist das Herz bei ihnen sehr breit, rundlich 
1 von der Rücken-, zur Bauchfläche mehr oder we- 
er platt' 

Bei Squabis, Squatina und Zygaena fliefsen die bei- 
l untern Seitenflächen so gut als ganz zu einer zu- 
ivnen , die obere ist breit , die hintere ' sehr schmal. 
hal hier eine dreieckige Gestalt und ist mit der Grund- 
lie nach hinten , der Spitze nach vom gewandt. ' 

Bei Raja und Torpedo ist es weit platter, breiter 

\ kürzer, in der That scheibenförmig, indem die 

len untern Flächen völlig zu einer vereinigt sind und 

hintere in einen Rand verwandelt ist. Bei starker 

sdehnung kann es daher hier ganz rund werden. 

Gewöhnlich ist die Herzkammer auch insofern sehr 
imetrisch gebildet, als der Arterjenstiel gerade in der 
te aus ihrem vordem Ende zvtaschen der obem und 
. beiden Seitenhälften entspiingt 

So, verhält es sich bei den Grätenfischen im 
g;emeinen, eben so bei Squalus* 

Bei Ra/a und Torpedo ist die Bildung weniger sym- 
risch, indem die Kammer nach der rechten Seitd nur 
m sehr kleinen Vorsprung über den Arterienstiel bil- 
y beinahe ganz nach der linken Seite liegt, so dafs 
Arterienstiel fast ganz recht^seits aus ihr entspringt. 



152 



Gefäfssystem im Besoaclem. 



Nach Tiedemann würde die Gestalt des, Herzei 
wemgstens namentlich der Herzkammer, immer auf 
das Genaueste „mit der Gestalt des Fisches übereiakom- 
men *)," indessen hndcn sich wenigstens seiir bedeu- 
tende Ausnahmen von dieser Regel, und selbst nahe 
Terwaudte Arten bieteu hieivon Beispiele dar. 

So 2. B. ist die Herzkammer und der Vorhof bei 
der Pricke viel rundlicher als bei der Laraprete. 
Dies habe ich immer gefunden undaucli Rathke's An- 
gabe stimmt hiermit überein '). 

Eben so ist bei den sehr langgestreckten Haifi- 
schen die Herzkammer durchaus fast doppelt so breit 
als lang. Bei Zygaena ist sie weit längHcher, sogar nach 
hinten etwas zugespitzt, mehr laug als breit, ungeachtet 
die grofse Breite des Kopfes das Gegeullieil vermuthen 
liefse. Allerdings ist sie bei Raj'a und Torpedo etwas, 
doch aber nur wenig, breiler als bei Squahu, und bei 
Torpedo nJclit breiter als bei Baj'a, ungeachtet der Kör- 
per bei Torpedo durch das elektrische Organ so viel brei- 
ter als bei Raj'a ist. 

Auch bei Cepola, deren Körper doch so lang ge- 1 
»treckt ist, finde ich das Herz fast so breit als lang. 

Doch scheint mir in der That dies Gesetz im Allge- 
meineu richtig. So ist namentlich z. B. bei den seitlich 
zusammengedrückten, hohen und kurzen Fischen, wie 
Fleuronectes , Argyreiosus, Chaelodon, Zeus f ab er, Bra- 
ma Ea/i, Balisles, Fiatola das Herz weit kürzer, ho- 
her, seitlich viel mehr zusammengedrückt, 'der unlcra 



1) A. B. O. 1% 

2) Ina. Bau der Friclien. 1836. 61- 



Fische, 1j3 

Rand scharfer als bei den molir laiigUcIicn imd cylindri- 
schen. Wieder fand icli es bei der mehr länglichen P/ew- 
nnectes solea viel niedriger als bei dem hohem und kiir- 
lern PI. mfvrimus. 

Bei Iiophius piscatorius und Cychptciiis ist die Herz- 
kammer ziemlich rundlich und breit; bei Fistuiaria ta- 
haccaria dagegen sehr lang und länglich, fast doppelt so 
lang als hoch, zugleich seitlich sehr zusammengedrückt, 
iD dafs sie wenigstens sechsmal so lang als breit ist. < 

Ehen so finde ich es bei Gymnolus und Symbran- 
Hiut sehr langhch, dort von oben nach unlen etwas zu- 
«mmeagedrückt , liier mehr cylindiisch. Bei Symbran- 
thas sind auch die beiden Hälften des Vorhofes, der 
überdies ganz vor der Kammer liegt, sehr lüugjicli. 

Einen sehr guten Beleg fiir das Gesetz gieht Te- 
mola. Alle im Herzbeutel enthaltiien Theile, Vor- 
Kamnier und Arterienstiel, sind liier sehr kurz, 
nnd rundlich. Der Vorhof ist dreieckig und lauft 
■ g^n die Kammer in eine obere und eine untere, kur- 
iie, stumpfe, rundliche Verlängerung ans; die Kammer 
iit fast so hoch als lang, oben sehr kurz, unten weit 
langer, ziemlich breit, der Arteriensliel sehr ansehnlich, 
glüz kugelförmig, plötzlich yon der Arterie abgeselzU 

5- 44. 

Das Herz vieler Fische zeigt dem Anschein nach eine 

lochst besondere Eigeiithümlichkeit im Bau, auf welche, 

Wo ich Juclit irre, Dcillinger *) zuerst aufmerksam 

gemacht hat. Man kann uämlicli mehi* oder weniger 

i) Ueber den eigentlichen Bau des Fischheraeiii. "Wetterauer 
analen. U. 2. 1811. S. 311. XXIV. 



154 



GeFäFssystem im Besondern. 



lejclit di& Herztamraer in eine änfsere, oberüacliliclie 
dünnere und eine innere tiefere Scliicht trennen, von 
welchen jene einen überall versclilossenen Sack bildet, 
der sich an den Anfang des Arteriensliels hlol's äurserlich, 
ohne im gerijigslen mit seiner HÜhle zusammenzuhän- 
genden sich heftet, diese dagegen mit ihm nnd dem 
Vorhofe auf die gewöhnliche Weise zusammenfliefst. la 
der That ist diese Bildung wirklich vorhanden. 

DiJllinger fand sie hei allen liieländischen Fischen 
und bildet sie aus dem Karpfen ab. EsclihoU« 
sah sie heim Heclite *J, Ratlike») bei mehrern Fi- 
schen, Cuvier ') bei einem grofsen Schwertfische. 
Ich sähe sie bei mehrern Exemplaren von diesem, eben 
so heim W^els, dem Lachs, dem Hechte, dem 
Karpfen u. m. a, sehr deutlich. 

Die Meinungen über die Bedeutung dieser Bildung 
sind verschieden. 

DiJllinger sieht sie als das Rudiment der rech- 
ten Kammer an und vermntliet, dafs diese in der Thier- 
reihe durch Ablösung einer äufsern Schicht von der 
innei-n der ursprünglich einfachen Ilerzkammer entstehe. 
Auch Eschholtz hat eine sein- ahnliche Ansicht, 
indem er die recliLe Kammer der warmblüligen Thiere 
nach Untersuchungen an Herzen von Vügelii und nie- 
drigen Siiugthieren nm' Tür einen, zwischen der äufseia 



1) Ueber die Bildung der recliten Herzkammer. DciCräge »ur 

Natiirk. oiis den Oalseepr. Ilu»sl. 1. 1Ö20. 

2) lieber die Hernkaminer der Fische. Meckeli Arclüv f. Anat 

und Fhysiol. I. 1326. 154. 

3) Hiit, nau dea poiiiona L 1823- 512. 



J 



Fische. 155 

und inneni Muskellage des ganzen Hertens nooligeblie-r 
benen Zwischeiu-aiim ansieht *) , so dafs tei ihnen der 
jjrö&te Theil der Wand der rechten Kammer mit der 
Imken Verwachsen, bei den Fischen dagegen ganz ge-, 
trennt wäre. 

Ich habe mich längst gegen diese Ansicht, erklärt »), 
indem' -sich das Herz weder beim Embryo der hohem 
Tkiere, noc^ in der Thierreihe auf diese Weise entwi- 
ddlt, und ich glaube, dafs sich diese Bildung auf den 

, iiberhaupt bei niedern Thieren, namentlich noch den Fi- 
fchen, weit Ipckerem Zusammenhang der Muskelbün- 
idd und Fasern als bei höhern zurückführen lälst» 

Üeberdi^s fand ich bei gröfsem und altem Fi- 
iqhen die Trennung immer viel schwieriger als bei 
JQDgem, die Oberflächen immer weit rauher. 

Rathke') und Cuvier*) sind sogar geneigt, die 

I gUDUEQ Erscheinung blos für die Folge einer anfangenden 
Zers^ung anzusehen. Dies glaube auch ich, während ich 
doch n^ch vielen Untersuchungen annehmen mufs , dafs 
Mi den Grätenfischen die Herzkammer aus einer 
dicken , innern uiid einer dünnen äufsem Schicht gebil— 

', del ist , die aber durch lockeres Zellgewebe verbunden 

I lind und die ich nicht mit Eschholtz als eine flei« 
flchige und häutige einander ^entgegensetzen möchte. 

An einen freien Zwischenraum während des 
Lebens, also an eine physiologische Bedeutung dieser 



1) A. a. 0. 

2) Probeheft zu Erseht und Grubers £ncyldopSdi» 1817« 

3) A. a. O. 

4) A. a. a 



156 Gef äfssjstem ' im Besqndern. 

Scheidung, glaube ich indessen durchaus nicht, ind< 
ich immer bei lebend untersuchten Fischen, uameatli 
Esosc lucius, Cyprinus carpio, Gadus Iota, Salmo Milor, 
die beiden Schichten zwar nur locker, aber doch u 
Terbunden fand. Der beste Beweis für die Richiigl 
dieser Ansicht ist, dafs, wenn bei einem lebenden 
kürzlich gestorbnen FiscHe die eine Hälfte der ä 
Schicht abgelöst wird, diese und die innere immer flod^ 
erscheinen und getrennt werden müssen ^ wii 
nach einigen Stunden die andre Seite yöUig glatt ist uni 
auf einen <einzigen Längen- oder Querschnitt die inncri^ 
aus der äufsern wie aus einer Kapsel hervortritt. 

Hiemäch theile ich aus den vorher angeführten 
GründiBn durchaus nicht die Meinung über diephjsio* 
logische Bedeutung dieser Bildung. 

Die Gründe von Eschholtz überzeugen mäx 
wenigstens durchaus nicht. 

Er führt: 1) ein mifsgebildetes Gänseherz an, bä 
dem sich auf jeder Seite neben dem linken Ventrikel dae 
halbmondförmige Höhle für das Venenblut fand, dk 
nur durch eüien schmalen Zwischenraum voneinandff- 
getrennt waren; 

2) Die Beobachtung^ dafs an einem querdurch* 
schnittnen Hühnerherzen beim Drucke an einer Jer 
Venenkammer entgegengesetzten Stelle des Randei 
aus einer sehr schmalen, eüie Linie langen Spalte JBlot' 
herausgetreten sey. 

Ich vermuthe sehr, dafs im ersten Falle nur die 
gewöhnliche, sich weit um die linke Kammer legende 
rechte Kammer geöfflxet wurde. .Wahrscheinlich fand 



Fische. 157 

I 

dies auch im. zweiten Statt', oder das Blut flols a^s ei« 
nem GefaTse. 

Nach Escbholtz soll auch 3) die Entwicklungs- 
geschichte ,des Embryo für diese Ansicht sprechen ; dies 
aber ist gerade leider nicht der Fall, indem niemand be« 
\riesen hat, dafs sich der anfaugs blind^e und vom linken 
'gBtrttinte rechte. Ventrikel allmählich in diesen öfihet. 
, Eben so wenig spricht dafür der schwammige Bau 
des Amphibien- und Fischherzens, indem zwischen bei- 
den, der Trennung der äufsern und innern Schicht des 
I liWern, der Anwesenheit von drei angeblichen,' unter 
jelnander zusammenhängenden Kammern bei hohem Am- 
ibien, und zweier getrennten Kammern bei den Säug- 
pikieren und Vögeln nicht die geringste Verbindung Statt 

findet 

Esc hho.lt z schreibt Carus die erste Idee dieser 
EoUtehung der rechten Kammer zu, weil dieser „die 
. „linke Herzkammer des Vogelherzens gleichsam als den 
«Kern des ganzen « Herzens betrachtet,, um den sich 
«die rechte nur gleich einer Schale lege ^) , ^^ indessen 
flutten schon langst vorher mehrere treuliche Anatomen 
YÖllig auf dieselbe Weise ausgesprochen. So z. B. 
macht der berühmte Entdecker dieser Anordnung des 
Fischherzens ^) auf die Einschachtelung des linken Her- 
Mus in das reckte bei den warmblütigen Thieren und. 
[dm allmählichen Uebergaug von den Fischen durch die 
Amphibien und Vögel zu den Säugthieren sehr bestimmt 
infmerksam« Eben so sagt Sömmerring sehr schön: 



•»o. 



1) Zoot. Idia 602. 
2}b<>llinger a. a. 0. S. 313. 



158 



GefäCssy Stern im Besondern. 



^ die Lungenarterienkamraer scheint später hinzugekc 
„men und gleichsam nur der frühern Aortenkai 
^mer angepafst, ist auch durchajis unVoUkoi 
n$r»)/' ' 

Völlig dasselbe als Carus sagte auch CuTier^ 
für Säugthiere und Vögel. 

üeberhaupt zeigt ein Querdurchsöhnitt des 
kammerigen 'Herzens die ganze Anordnung so lek 
dafs sie wohl schon längst keinem, der ein Hers 
tersucht hat, entgangen ist. - ^ 

Allen war ferner unser C. F. Wolff in s( 
bewundet*ns würdigen, nie erreichten, vid weniger ül 
trofPnen Abhandlungen über das menschliche Hen y^h] 
angegangen '). 

üebrigens finde ich auch durchaus nicht, difr Ca- 
rus diesem Baue bei Vögeln und Säugtliieren .die er- 
wähnte Bedeutung gebe. Auf jeden Fall ergiebt nch 
daraus nur etwas die gröfsere Stärke, yollkommnere Ent- 
wicklung, vielleicht die frühere Entstehung des linkai 
Ventrikels , die niemals ein Geheimnifs war. W^ie wen^j 
übrigens Carus diese Ansicht theilt, ergiebt sich s( 
bestimmt aus seinen eignen Worten, indem er in dl 
von Eschholtz citirten Werke sich selbst^ ausdi*ii( 
lieh gegen die Döllinger'sche Ansicht erklärt*). 



DM 



1) Gefafss. 1792. 8. 26. 

2) Le^ons. IV. 1805. 202. 203. 

3} 8. TOrzügUch de ordine fibrarum muscularium cordis. 
V. etc. N. Comm. Petrop. Tom. I. 1783. pag. 252 seqq«. 

4) A. a. O. 591- Note **) „Fäl8chlic\wurde neuerdings de»i 
„ Fisohherzen noch eine zweite ; überall geschlossene KaiB' 
„mer zugeschrieben.^^. 



I • 



/ > 



Fische. 159 

y " Bei den Knorpelfischen habe ich diese An- 
Ulkaing nie wahrnehmen können. Hiermitist jsini- 
S^mafsen die Meinung von Monro verwandt, dafa 
M IVfrOmjzon und Bipdon vielleicht, selbst wahr* # 
l^ieinlich, ein zweikammeriges. Herz vorhanden 
ni^ könhte ^). Zu bedauern ist, dafs die Natur hiir« 
Pp jiuck keine Spm: zeigt 

I Monro*s Vermuthung erwähne ich nur der Voll- 
pildigkeit wegen historisch, da der schwankende 
nuid, auf dem sie ruhte, die gleichzeitige Anwesen- 
Uft TQu Kiemen und Lungen, langst widerlegt ist 
Vte Wftnig übrigens dergleichen Vermuthungen be,wei- 
taf eijgiebt sich hinlänglich aus dem Gefüfssystem' der 
jupldbien. Nie habe ich auch in irgend einem Fi sch- 
erten eine Spur von Theilung in eine fechte und 
oiktt Hälfte gefunden, so sehr ich sie auch hie imd 
ft M finden wünschte. 



..A 



KV- - , §.45. ' . 

•r Hinsichtlich der iTextur des Herzens' finden 
||l' auch aufserdem mehr oder weniger gewifs bei meh- 
in Fischen eim'ge Verschiedenheiten. 

Die aufTallendste giebt Kühl *) für den Stör an, 
dem erjagt, dafs, nach der Untersuchung von sechs 
Kemplaren, die von 6" bis 11' Länge variirten, das 
und die Arterienzwiebel ganz glandulös sey. 



1) Bau etc* der Fische. S. 2. Note. 

2) Beitr. ia20r 138. 139. 



160 Gefälssystem im Besondemi 

Namentlich beschreibt er dies für die ä'ulsere Ob< 
dieser Theile *). 

Diesb Angabe ist vollkommen richtig tmcl das 
imd der Arterienstiel bekommen durch ungefähr z 
sehr ansehnliche, iiindliche, durch tiefe Ein^chxiitte 
trennte, lockere, schwammige, dunkelgefarbtey sehr 
fafsreiche Lappen äa ihrer ganzen Oberfläche .ein 
eigenthümliches , ungleiches Ansehen. 

Schon vor Kühl hatten indessen andre Anai 
auf diesen eigenthiimHchen Bau des Störherxens 
merksam gemacht. 

Zuerst namentUch beschrieb sie' Valsalra di] 
genau „als viele schwarzliche, drüsenartige Körper, 
„che auf der Oberfläche des Herzens, von dem oeikl 
,, durch ihren Bau durchaus unterscheiden, sitacBf und 
„die eiiie schwärzliche Flüssigkeit absondern, inU^ 
„sich vielleicht, nach einem Beobachter, durch einoii 
„auf sie angebrachten Druck in die Höhle der Ben- 
„kammer ergösse *)•" 

Femer bildete Kölreuter aus Acipenser 
mehrere rundliche, bald erhabenere, bald tiefer in 
Substanz des Herzens eingesenkte Läppchen ab , wodi 
die Oberfläche des Herzens ungleich wird *). 

Nach Valsalva hat sie Baer sehr gut aus 
Stör beschrieben^ und mit Recht ausdrückhch ei 



1) A« a. O. ,) Das Herz und den Herzanhang von der uirieriai 

monalis fanden Mrir-grofsi roth und ganz glandnlöi« 
glandulöse Beschaffenheit der ganzen Oberflaehe ist to^j 
aUen Autoren unstreitig übersehen vrorden/'. 

2) Morgagni «pist. anat. XV. Art* 2« 

3) N. Comm. Acad. Fetrop. XVI. Tab. 14^ F. 1. 4. 5. 



Fische. - 161 

Lsamnienhang zwischen ilmeu imd.der Herzliölile ge- 
ignet *). 

Wenigstens habe ich, der sorgfältigsten Untersu- 
imgen nngeachtet, weder durch Druck, noch durch 
e Sonde, "noch durch Einspritzungen, vom Herzen 
IßT den fraglichen Theilen aus geleitet, irgend eine 
^bindung zwischen ihnen und der Gefäfshöhle wahr- 
Qonunen. 

Die Bedeutung dieser Drüsenbildong ist wohl nioht 
az leicht zu ernuttehu < 

Gegen die Meinung von Cuvier, dafs eine ähn- 
he Anordnung bei Apfysia zur Absonderung des Herz- 
[itdlsafties bestimmt sey, habe ich mich schon oben, 
} VSi glaube, aus triftigen Gründen, erklärt und diese 
ten daher auch hier« 

Schon vor geraumer Zeit hatte ich dagegen bei mir 
bst vermuthet, dafs diese Theile der Thymus ent- 
echen mochten. Ihre Lage auf dem Herzen und dem 
Lerienstiel, der Mangel von Ausfiihrungsgängen, Aehn- 
ikeit des äufsem und innem Baues, führten mich, 
hdem ich die frühere Vermuthung, die ich mit Du- 
pnoy bei unsern gemeinschaftlichen Untersuchungen 
ilte, dafs sie blofs das. gewöhnlich hier angehäufte 
t darstellten, aufgegeben hatte, zu dieser Ansicht, die 



) Bericht % .von der anat. Anst. zu Königsberg. 1819. Baer 
hat wohl nur zufällig in Morg. Epp. de sed. et caus. morb, nach- 
geschlagen und defshalb die Richtigkeit des Citates geläug- 
net. Iji den Epp. anat. XV. 2. steht die von Haller.citirte 

^ SteUe ganz richtig u^d macht den Anfang Ton |^,2« 

ckeTs yergl. Anat. V.. 11 



162 GefäGssystem im Besondenu 

mir desto wahrAclieinlicher seyn mufs, da sie ai 
B a er vermuthungs weise vorti'ägt *). ..^l 

Dagegen könnte die Lage innerhalb des He»-^ 
beuteU, unmittelbar auf der Herzkammer und dam 
tenenstiei, zu sprechen scheinen, indessen könnte 
Thymus allenfalls eben so gut in den Herzbeutel schuh] 
pfen , oder vielmehr sicli innerhalb desselben auf dal] 
Herzen entwickeln, als bei vielen- Knorpelfischen dir 
Herzbeutel mit dem Bauchfelle durch Oeffiiungen im' 
Zusammenhange steht. Dazu kommen die Verwachsmi- 
gen z>vischen Herz und Herzbeutel bei vielen Fischen. * 

Bei sehr jungen Stören von 5-^6^' Länge finii 
ich freilich, übereinstimmend mit Kuhl*s Angabei, eben 
diesen Bau und sehe diese drüsenartige Masse veiiiält- 
nifsmäfsig weder gröDser noch kleiner als bei selir gro- 
fsen von acht Fufs; indessen würde dies nichts ffffsi 
die vorstehende Ansicht beweisen, da 1) bei mehrorn 
Säugttiieren die Thymus im Alter eben so grofs ids in 
der Jugend ; 2) in Jüngern Embryonen kleiner als in 
altern, ja anfangs noch gar nicht vorhanden ist. 

Auf jeden Fall ist die Bildung höchst eigenthüm' 
lieh und hat meines Wissens nichts Aehnliches. We- 
nigstens mufs ich Baers Frage, ob die Haien nidhl» 
Aehnhches zeigten, verneinend, seine Aeufserung, 
dals die Lampreten nichts Aehnliches zu haben 
scheinen*), bejahend beantworten. 

Eben so wenig finde ich diese Anordnung nament' 
lieh auch bei Torpedo^ Raja und Zygaena. 



1) A. a. O. 32. 

2) Ebenda, 



l 



Fische. 163 

Anf diese, dem Anscheine nach beispiellose Ei- 
[mtbiimlichkeit des Herzens Yon jicipenser glaubte ich 
lesfo mehr Rücksicht nehmen zu müssen, da der be« 
tSmite Verfasser einer eignen Abhandlung über dqs 
Fischherz sie weder in der Beschreibung, noch der Ab- 
I^BBong '} des Stör her zens angeführt hat, so dafs 
|l^ andre Angaben natürlich sehr leicht für Irrtliümer 
liebten werden könnten. Vielleicht gefallt es Ihm, wenn 
ir das Vorhandenseyn derselben ausgemittelt hat, der 
mhrten Welt eine Deutung dieser merkwürdigen Bil- 
ung nutzutheüen. 

r Nach Carus würden diese drüsigen Anhange am 
\iioct}^ßrzen fehlen, indem er ausdrücklich sagt, dals er 
ifi'lMki gefunden habe ^) ; indessen bildet er sie in der 
Siät' selbst ab ^), beschreibt sie aber als Fett, mit wel-* 
HUpi^das Herz fast ringsum besetzt sey^). Fett habe 
sb^^vrie bemerkt, nie darin geftmden. 
'\ Xölreuter nennt diese Lappen musculös *), wais 
Fe Vermutliung erwecken könnte, daft sie der äufsem 
:hiclit der Herzkammer entsprächen, indessen spHcht 
igegen ihi*e ganze Textur und aufsere Gestalt und ich 
Aube, sie mit Baer und Kühl für drüsig halten zu 
liissen. 

Cuvier spricht nirgends von diesem Baue, un- 
eachtet sich, wie ich mich sehr wohl erinnere, ein 



1) Tiedemann Anatomie des Fischhenens. 1809. p. 22* F. 12* 

2) A. a. O. 593. 

3) Ebenda. T. X. F. 4. b. 

4) Kiipfererkl. p. XXIII. 

5) A. a, 0. 8. 523. zu F. 4. 

11* 






'- < 



H 



164 Gefafssystem im Besondern. 

Störherz in der Pariser Sammloiig befindet, wont' 
er sehr deutlich ist, vermnthüeh weil er diese Tl 
gleichfalls blos für Fettanhänge hielt, 

§. 46. 

Wie ich schon 'oben bemerkte, ist die Herzkanh^ 

mer gewöhnlich sein: dickwandig mid [enger als der 

Vorhof. ^ 

■ 
Eine scheinbai*e Ausnahme von dieser Regel kSmte ' 

Lophkis piscatorius machen. Man findet nämlich gd- 
wöhiüich^ die Herzkammer sehr dünnwandig, in ii 
That dünner als die Vorkammer, so dafs ich sie U 
Fischen von 2' Länge kaum eine SechstelsUnie dick sth' 
he. Auch Home *) giebt diesem merkwürdigen lÄcfae 
einen äufserst schwachen Ventrikel. Indessen f^fPiA^ 
ich, dafs hier ein Irrlhum Statt findet. t)er sehr wd« 
che Fisch ist wolil stark zur Fäülnifs geneigt und der 
innere Theil der Herzkammer mrd daher leicht, zumd 
da er mit dem Blute in Berührung ist, bald zerstör!^ 
so dafs nur die äufsere Muskelschicht, die mit der in- , 
nem nur locker verbunden ist, übrig bleibt Iieider 
habe ich das Herz nie in dieser Hinsicht in voller Lh 
tegrität eiiialten, doch fand ich 1) mehrmals stellenweise 
die dickere,, innere Schicht;^ 2) immer in der Herzkam- 
mer eine vom Blute ganz verschiedne aufgelöste Sab- , 
stanz, deren Gewicht bei einem sieben Pfund schweren 
Fische über eine Drachme betrug; 3) die innere Fläche 
der Herzkammerwand ganz glatt, olme Spur von Mus- 



1) PhiL Transact, 1813. 236. 



Fische. 



165 



kelsubstanz und büadelformigctn Bau; 4) im Umfange 
der arteriösen und venösen Klappen die stärkere , di- 
ckere innere Substanz, die diiime Wand aber nur a'u- 
fc^rlich an die Mündung des Vorhofes und des Arterien- 
rtiels. geheftet. : •. 



§.47. 

. Der Vorhof liegt immer über der Kammer, nach 
• )kr Rückenfiäcbe hia wid mündet durch eine einfache 
4kfinutig, links und > hinten von dem Abgänge des Ar- 
tBifekistiels, in die=Kammer ein. Meistens befindet er 
tiih auch etwas vor- der Kammer. ' So verhält es ^^ch 
ipcht blos bei den Grätenfischen, sondern auch bei 
dia Knorpelfischen; Gewöhnlich überragt er auch 
ime etwas nach beiden Seiten. 

Bei mehreren Fischen, namentlich besonders den 
ÄÄorpelfischen, wenigstens Raja, Torpedo, Squa-- 
■Itf, ist er sehr symmetrisch gebildet, indem er die Kani- 
ÄKP aiif beiden Seiten gleichmäfsig überragt, was desto 
merkwürdiger ist, da die Form der Kammer so sehr. 
TOa der symiAetrischen Anordnung abweicht. Er ist 
kier sehr breit und halbmondförmig, mit dem gewölb- 
ten Rande nach vom, dem ausgehölüten nach lünten 
gewandt. 

Auch hier aber liegt die venöse Oeffiiung, wie ge- 
wöhnlich, linkerseits. 

Bei aridem, wie Petromyzon, befindet sich der Vor- 
hof dagegen fast ganz auf der linken Seite. 

Gewöhnlicli ist der Vorhof, wenn gleich viel dünn- 
häutiger, doch weit gröfser als die Kammer. 



166 Gefafssystem im Besondern. 

I 

Doch giebt es hieyon einige Ausnahmen« Bei A^ 
troTnyzon, sowohl fluviatilis als marinus, finde ich iluil 
namentlich kaum weiter als die Kammer. 

Zugleich ist er hier yiel dickwandiger, fleischigvj 
als bei andern Fisclien. Dies hat in der That für P.fla- 
viatiUs schon Rathke angegeben, indem er sagt, daß er j 
bei keinem andern Fisclie die Vorkammer von einer sol- 
chen Dicke als böi den Pricken gefunden habe >)• 

Bei Myocine findet unstreitig wohl dieselbe Büdmy 
Statt, indem Retzius sagt, daiji:das ganze GewBbe dtf 
Vorkammer durch viele Fäden und Falten schwamm^ 
sey^ so dafs nur ein .kleiner Raum in der Mitte der 
Höhlung frei bleibe *). 

Ganz besonders dünnwandig fand ich diesen Tbeil 
dagegen bei Perca lucioperca* 

Sehr eigenthümlich ist die Bildung bei Gyrnäitibtt* 
Links ist der Vorhof äufserUch gar nicht von der Kbod- 
mer gesclüeden, und die linke Wand von beiden verläuft 
gerade und ununterbrochen; rechterseits dagegen bildet 
der Vorhof einen kleinen Vorsprung lüuter der Kam- 
mer. Zugleich ist er sehr klein, kaum ito grofs als die 
Kammer, ziemhch dickwandig. Im Innern findet die 
gewöhnliche Abgränzung Statt und der Vorhof öITnel 
sich durch eine weite , mit zwei Klappen versehene Mün- 
duiig links und oben in die Kammer. 

Diese Bildung ist beständig, indem idi sie bei drei 
Exemplaren fand. Sie ist desto merkwürdiger, da bei 



1) A. a. 0. S. 62. 

2) Ueber Myxine glutinosa, IMeckels Arcliir fiir Anatomie und 

Physiologie, I. 1826. 391. 



^Fische. 167 

jXiJie Verwandieii Gattungen , wie Muraena, Muraenophis 
^^M Sywhrandkus der Vorhof wie gewöhnBch sehr grofs, 
.•symmetrisch und äufserlich überall deutlich von der 
.iüüailvner getremit ist. 




Meistens ist der Umfang des Vorliofes gleicliför- 

und glatt, dagegen fand idi ihn bei Perca lucioperca 

'Itameg: durch sehr tiefe Einscliuitte in sieben Lappen, 

4rai mittlere und einen obem unpaaren getlieilt, die wie-<> 

jjjfit ia ijxcer ganzen Ausdehnung ziemlich tief und regele 

Bjlfibig gezackt waren. 

Zwischen dem Vorhofe und d^ Kammer sowohl 
ab an der arteriösen Mündung von dieser finden sich 
immer halbmondförmige, meistens freie Klappen. Die 
Graten fische habe^ sehr allgemein an beiden Stelleu 
nur swei von gleicher Gröfse. Nur sehr selten finden 
aidi mehrere. Schon Cuvier aber hat für Orthagoriscus 
moh an der venösen Mündung vier angegeben ^). Dies 
habe auch ich einigemal gefunden, wo alle von gleicher 
Grobe waren, einmal aber als interessante Uebergaugs« 
hildung von der gewöhuliclien Ttolil zur Verdopplung 
mit Bestimmtheit nur drei, von denen die eine fast 
doppelt so grofs als die beiden übrigen war. Aulser- 
dem fand ich bei diesem Fische eben so beständig auch 
an der arteriösen Mündung vier, zwei ansehnliche von 
der gewöhnlichen Gröfse und zwisdien und etwas Iiin- 
ier ihnen zwei weit kleinere, die kaum den zehnten 
Theil ilu'er Gröfse haben. 



1) Le^ons. IV. 227. 



168 Gefafssystem im Besondein. 

Von diesen spricht Cuyier nicht, Bianchi (Ar: 
nusPlancus) dagegen giebt schon fiir beide Stelleu dr 
an»). 

Bei Tetrodon Tuspidus fand ich nur die gew< 
che Klappenzahl, 

Bei den GrHtenfischen sind seht allgemein, Tid 
leicht immer, die Klappen zwischen der Kammer nnl 
Vorkammer ganz frei imd kommen dadurch mit deb 
Arterien- und Venenklappen überein, .** 

Auch Petromyzon hat blosx diese Anordnuiig. 8r 
finde ich es wenigstens immer bei P« Tnctrinus'rrad fll^ 
viaülis, und Diimeril, Carus und Rathke erwiQineB, 

I ' 

ungeachtet sie von diesen Klappen reden , keiner anden» 
Anordnunjj. 

Eben so haben Squatina^ Squcäus, Rafa, Tarfedo 
nur zwei gewöhnliche, einfache Kiappen. - 

Nach Cuvi^r würde bei d^en Haifischen niir 
»ein dünnes Segel vorhanden sejm*), dessen freier Rand •; 
an mehreren Stellen an die Wände der Kammer befe- . 
stigt wäre, doch habe ich dies wenigstens nicht bei Sy. 
viäpes, acanthias und canicida bemerkt. Tiedemaun 
giebt J{aja iiihus drei Segel, deren Schenkel an die 4 
Wände der Kammer befestigt sind ^)\ so weit icJi ihn ^ 
verstelle, fand er also auch die gewöhnliche, einfache Bil- 
dung. 

Anders verhält eai sich dagegei^ wenigstens bei meh- 
reren Knorpelfischen. 



j) De mola pisce« Comm. Bonon. II« 2* p* 301* 
2) Voiles. IV. p. 71. 
?>) Fisclihcrx 19. 



. Fische. 169 

. Der :fr6ie Rand der Klappen »wird hier nämlich 
rch sehnige Stränge an die innere Fläche der Kam- 
r geheftet, wovon nothwendig eine genauere Ver- 
Jiefsung der venösen OeiTnung der Kammer hei den 
samimenziehungen der letztem die Folge ist. 

Es giebt nach meinen Untersuchungen verschie- 
le Grade der Ausbildung dieser Anordnung. 

Bei Zygaena setzt sich blos au jedes Ende beider 
ippen ein Sehnenzipfel, vt^odurch die Klappen ein 
"Chbrochnes Ansehen bekommen. Der Rand selbst 
alao hier in der That frei. 

Am zusammengesetztiesten ist wohl die Bildung der 
läsen Herzklappen beim Stör. 

.Er hat drei anselmliche, dicke, stark musculöse, 
bmondföi^mige Klappen, an deren ganzen freien Rand 
L viele getrennte, aber kürzere Sehiienfaden setzen, 
jdie von den benachbarten Muskelvorrfpriingen der 
pkanuneir entspringen. 

Grewöhnlich finden sich auch in der arteriösen Mün- 
lg der Herzkammer nur zwei halbmondförmige , düun- 
itige, aufser ihrer Anlieftuiig vermittelst des liintem 
udes ganz freie Klappen, von denen der Arterien- 
J keine Spur zeigt. 

So verhält es sich namentlich bei allen Gräten-^ 
;chen. 

Nach Dümeril') hätte Peiromyzon hier drei 
ippen, indessen habe ich bei P. itmrinus uad Jluviati- 

) S. 142. ; 



• / 



170 



GefäTssystem im Besondern. 



Ks immer nur zwei gefunden. Hiermit stimmen auckj 
Gar US ') und Katlike.') übereiu. 

§• 49. 

Die verliältnifsmafsige Gröfse des Arterienstiels 
bedeutende Verscliiedenheiten« 

Besonders grofs ist er bei den Karpfen. So 
ich z. B. bei Cyprinus carpio das Herz mit dem Ar^^ 
liensüel 1| Draclune, ohne diesen nur eine Drachme, 
schwer, so dafs sein Gewicht also ein Drittel des Gmr 
zen betrug. Dagegen wog beim Hechte das Herz ndi 
dem Arterienstiel 45, ohne diesen 35 Gran, das Vtf- 
hältnils war also liier wie 7:9. 

Bei den eigentlichen Knorpelfischen hat 'der 
Arterienstiel einen zusammengesetzteren Bau als Iiei den 
Knochenfischen, indem sich von hinten nachTom 
sehr allgemein mehrere Reihen von Klappen finden. IXo 
Klappen selbst sieben immer dicht neben einander, md 
sehr gewöhnlich gilt dies auch Tur alle oder wcnigsteni 
die meisten, namentlich die lüntem Reihen. Die Klap« 
pen selbst sind an ilu*em freien, vordem Rande in der 
Mitte ineistcus etwas zu einem vorspiingenden Knötdiea 
angeschwollen, übngens halbmondförmig. Sowohl die 
Zahl der Reihen als der sie ))ildenden Klappen yariirt 
mehrfach, hiusichtlich der Reihen von zwei bis füuff 
hiusiclillich der Klappcnzalil voll sieben bis sechzehn- 

Die verschiednen Gattungen, selbst Arten und, 
wenn gleich seltner, Individuen, zeigen Verscliieden- 
1 leiten. 



j) A. a. O. S. G14. 

2) Inii. Bau der Piickeii 1826. 61. 




Fische. 171 

Bei Squaius cdtulus finde ich nur zwei Reihen, die 
licht vor der Oeffiiimg der Kammer ,t im Grande des 
/Vrterienstiels stellen und dicht auf einander folgen. lu 
der hintern liegen vier, von denen die eine weit kleiner 
als die übrigen ist, in der vordern di*ei, beträchtlich gi*ö- 
bere. Von mehrem der mittlern Knötchen im freien 
Hände gehen ein oder melirere Fäden an die Wand des 
Arterienstiels. 

Sqtudus vutpes hat drei, dicht aufeinander folgende 

AeSlien, deren jede aus drei Klappen bestefat, von de- 

li^flii die vordere bei weitem gröfser als die übrigen, die. 

ere etwas kleiner als die hintern sind. Der vordere 
d der Klappen der vordersten Reihe entliält in der 
te das Knötchen, ist aber ganz frei; dagegen gelten 
plin dem freien Rande der Klappen beider hintern Rei- 
^lua/nele, bis auf acht, sehmge Fäden ab, von denen 
iiek die drei liintem Reihen an die Klappen der mitt- 
lem, die der mittlem an die der vordem Reihe setzen. 
Se ziehen die beiden vordern Klappeiireilien natürlich 
hssfüb und in die Höhle des Aiteriensliels , und verliin- 
dem dadurch kräftig das Rückfallen des Blutes in die 
Kkomner. 

Vielleicht findet sich diese Anordnung auch bei 
indem Haifischen, selbst z. B« bei 5^. catulus, eben 
Bo vollkommen ent^\d[ckelt, und ich sehe sie bei diesem 
Bor wegen des weniger guten Zustandes des Herzens 
irenigetr deutlidi. < 

Wem'gstens ist sie bei Zygaena eben so schön und 
tof dieselbe Weise ausgebildet. Die Zahl der Klappen- 
feiheii ist diesellie, in der vordem liegen drei weit grÖ- 
^1*0, in den beiden liintern fünf, von denen die zwei 



I * 



172 



Gefälssystem im Besondern.' 



weit kleinem ZwischenkJappen keine, oder w< 
viel sciiwäcfaere Fäden nbscliicken. 

Bei Torpedo ist die Anordnung im Wesenfficl 
dieselbe. Es finden sich drei Klappeni*eihen. Jede 
drei Klappen, die vorderste die gröfsten, nur von den 
den hintern Reilien gehen aber inelirere einsehie nnd- 
kere Fäden zii der mittlem und vordem Klappenreihe 

Bei Raja scheint immer die grofste Anzahl 
Klappen und Klappenreihen vorhanden zu seyiL Wa 
nigstens finde ich bei JR. haiis fünf Reilien, deren 
dere Ränder aber nur sehr kleine Fäden an die ^Vjpli 
de des Arterienstiels abschicken. Die zwölf hinM'^ 
Klappen s^d gleich grofs, viel kleiner als die drei ror^ 
dem in der ersten Reihe, welclie keine Sehnenfjuhn ab- 
senden. 

Für R. rubtts hatte schon Tiedemänn dtitselbe, 
angegeben ^). Die Fäden scheinen hier stärker entv^ 
ekelt zu seyn. 

Hiernach schiene sich der mechanische Apparat nvi 
Befordeining des Kreislaufes in den Knorpelfisdien nr-i 
schicdentlich zu entwickeln , namentlich bald durcli Verjj 
mehrimg der Klappen, bald durcli, auch wieder nie 
überall nach deniselben Gesetzen, slattßudende Verslär- 
kung ihrer Befestigung und ihres Zusammenhanges uu- 
ter einander. 

Bei Acipenser siurio finden sich drei Reilien, zwelj 
hintere, dicht auf einander und die ai'tericlle Mündung 
der Kammer folgende und eine drille, vordere, welche 



1) A. a. 0. 8. 19. 30. Taf. I. 



\- ■ 

Fische. 173 

das Doppelte der Breite beider hintern Klappein^ei- 
durch einen freien Zwischenraum von ilmen ge- 
Lt, an. der Uebergaiigsstelle d^ Artenensiieles in die 
lenarterie liegt Jede Reihe bestellt gewölinlich aus 
ungefähr gleich grofsen Klappen , von denen die der 
hintern Reihen kleiner als die der vordem sind. 
der hintern zur mittlem Reihe gehen mehrere Seh« 
Eoden ab, setzen sich aber zum Theil auch blos an 
Wand des Arteriensti^les, Aufserdem gehen auch 
ümger zahlreiche und schwächere von der vordem 
le ab, xmd es ist daher wahi^scheinlich, dafs sie zum 
die Funktion haben, das RUckfallen der Klappen 
%x veiliindem und sie genauer zu befestigen. 

■ 'Dies haben Carus *) und Baer*) richtig ange- 
gribeir und der letztere gegen Tiedemann bemerkt, 
dar gerade die entgegengesetzte Anordnung und nament-^ 
])^r<dfl eine Verschiedenheit zwischen Adpenser sturio 
^JBOd tuOienus dargestellt hatte ')• 

IL Ich habe in acht Fällen die angegebne Bildung ge« 
Üaiddii. Eben so fand ich iiie, wie Tiedemann im- 
sbt, blos drei, sondern immer vier Klappen in einer 
le, und eben so wenig konnte ich bemerken, dafs sie 
ichl/ gerade, sondern schief unter einander lagen« 
"^tlelmehr fand immer das Erstere Statt. 
. ' • Uebrigens variirt die Zahl der Klappen beim Stör 
iaickt unbedeutend. Carus wenigstens stellt in jeder 
iteihe drei dar, Baer fimd einmal in beiden hintern 




1) Handb. d. Zoot. 1818. T. X. F. 4. 

2) Königsb. Bericht 1819. S. 28. 

3) Fiachherz. 1Ö09. 8. 22. Text und Note. S. 23. 



174 



GefaTssystem im Besonderiu 



Reihen vier, in einem andern Falle aufserdem in dieses 
beiden noch eine sehr kleine fünite >)• Tiedeman 
giebt in jeder der beiden hintern Reihen drei an, 
Zahl der in der vordem Reihe befindlichen bes; 
er nicht« 

Acipenser nähenus unterscheidet sich nach Kö, 
reut er durch die Bildung des Arterienstieles inso: 
al^ er hinten drei, dicht über einander liegende ReiheB 
kleinerer Klappen hat, wovon sich in der ersten, fais^ 
iersten und der z\Veiten mittlem, vier,' in der drittoi') 
vordersten fünf finden. Aufserdem liegt, weit von die- 
sen getrenut, am vordem Ende des Arteiienstieles, cUI 
vieite Reilie von drei Klappen. Diese sind die bei wa^ 
tem gröfsten, dagegen nehmen die Kkppen der dra 
hintem Reihen von vorn nach hinten an Gröiso^tliRU 
zu *). 

Diese allgemeinen Verschiedenheiten zwischea: 
Kjiorpel- und Knochenfisdieu, so wie die untergaordr. 
neten in den beiden Abtheilungen finden sich wirklich 
dagegen hat Home für LopJiius piscaiorius einen eigaiw* 
thümlic}ien Bau angegeben, der in der That gor nicht 
vorhanden ist. 

' Nach ihm hat der Arterienstiel keine musculöse 
Beschaffenlieit, wie in andern Fi.schen;' dagegen findet 
sich eine fleischige Röhre, welche von der arteriösen 
OeiTnung der Kammer in ihn liiiieiiu*agt mid die Stelle 
der Klappen versieht 3). 



1) A. a. O. 3a 

2) Kölreuter obs* splancTinol. in Acipenseria riitheni anat. N. & 

Petrop. XVI. 524. Tab. XIV. F. 5. 

3) Phüos. Traiuact. 1813. U. 234. 



Fische, ^ i^5 

Gans falsch ist hier die Angabe, dafs der Alle- 
o^üel keinen musculösen Bau habe, denn er vex^hält 
h ganz wie bei andern Kuochcn^fischen. 
' Pie angebliche fleischige Klappe ist durchaus 
\s durch Fäuhufs der Muskelhaut des Arterienstiels 
Manden,. die dadurch in die Höhle fieL Hicfrvon lia- 
idi mich darcli die Untersuchung vieler. Frosch- 
t.che überzeugt, die aus mir unbekannten Gründen, 
» M^hon oben bemerkt, sich sehr zur Täulnifs uei-* 
im. In der That habe ich mehrere Exemplare aufge-» 
llt, welche die allmählichen Uebergänge von der yoU- 
ißmm fleischigen Bildung zu der angeblich membra- 
Bcgi,^aDit übriggebliebener, getrennter, die augebliche 
iscbi^ Klappe darstellender, losgetrennter Fleischhaut 
r denilich zeigen. 

. Home sagt noch, dals L* piscaiorius nicht die seit- 
ML^Klappen andrer Fische habe. Vergleicht man ihn 
bi^BOi wahren Knorpelfischen, so ist diese' Be- 
$gtiaig ToUkommen richtig, ganz falsch aber hinsieht« 
i der Knochenfische, zu denen er gehört; denn 
Anfange des Arterienstiels finden sich die zwei ge- 
hnlichen ettifachen, halbmondförmigen, ganz einfa- 
KU Klappen« 

Home scheint überhaupt diesen Gegenstand we- 
' genau untersucht und seine Vorgänger wenig ge« 
mt zu haben, indem er sagt, dafs der musculöse 
11 des Arterienstiels nur einzelnen Ordnungen 
rugehören scheine und als Beispiele die Haifische, 
i Stör, den Seewolf anführt. 

Allerdings finden sich mehrere KJfappenreihen und 
lammengesetztere Klappen nur in den Chondropte- 



176 Gefäfssy Stern im Besondenu 

rygiern, der muscülöse' Bau des Arterienstieles 
ist, wo nicht ganz, doch sehr allgemein. 
\ Nur bei Sphynuna spet und Mugä fand id 
Arterienstiel blos weiter, aber nicht dickwandiger a 
Kiemenpulsader. Indessen wäre doch auch hier eine 
Störung der Muskelhaut durch, wenn auch schv 
Fäulnifs, möglich gewesen* 

§.50. 

Das ganze Herz .und der Arterienstiel sind 
schon fiiiher bemerkt, imhier in einem starken, fa 
serösen Herzbeutel enthalten. 

Dafs der von PerrÄult ?) und Vicq d'A« 
fiir Soiorpelfische , namentlich vom erstem für & 
viäpes, vom letztern fiir alle Knorpelfische angej 
Mangel des Herzbeutels in der That nic](it Stall 1 
sondern nur in seiner sehr genauen Befestigung i 
benachbarten Theile begründet ist, haben unter a 
schon Monro 3), Cuvier *), und Tiedema 
bemerkt. 

Eine Eigenthümlichkeit wenigstens mehrerer 1 
ist die Verwachsung des Herzens, besonder 
Kammer, in einem oft sehr grolsen Theile ihres 



1} Mem. p. 8. k Phist. nat. des animaux. T. 123« Wag 1 
der herzbeutelahnlichen Membran meint^ welche di< 
te bekleiden, sehe ich nicht ein. 

2} Mem. p. s. k Panatomie et la physiologle des poiss^ns« 
pres. T. VII. Oeuvres- \. p. 19a 218. 

3) VergL des Baues und der Physiologie der Fische u. s. v 

4) Vorles. IV. 69. 

5) Fisebhiers. 5| 



Fische. 177 

igs mit dem Herzbeutel durch eine, oft sehr gcohe 
yerhältui£smä£rig ziemlich langer Faden von ver-- 
dedner Dicke. Cuvier hat meines Wissens hieron 
fends, weder in seinen Vorlesungen, noch in dem 
anhnaJ, noch in der Naturgeschichte der Fi- 
Notiz genommen; eben so wenig ist dies vor ihm 
Monro *), nach ihm durch Kuh! •) gesche- 
^Jieii* Schon SeverinS), Brous sone t ^), Tiede* 
j inann ^), Carus «), Baer ^), Rathke ^) liaben da- 
Ij^gen« namentlicli Severin für MutaenopTäs, Brous- 
^woihet für Anarrhichus lupus, Tiedemann für Mu^ 
'rama conger, Carus für Petromyzon marinus, Baer 
fääc diese und Acipenser sturio, Rathke tuvP. ftuviü" 
aSig inf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Ich seihst 
luibe^lQ^^ Bildung sehr häufig, namentlich BeiMur*aena 
', anguUla, Muraenophis, Colitis fbssilis , Peiromy^ 
Acipenser, Anarrhichus, Mycoinein allen von mir un- 
ititiliGhten'^ Exemplaren gefunden. Bei M. anguiüa solie 
^lA sie oft dm*ch mehr als zwanzig Faden be^virkf. Am 
atirluten aber fand ich sie bei Cohitis und Myxine ,y,'o 
«wohnlich fast die ganze Fläche der Herzkanmier und 
Vorkammer durch Bänder und Fäden verwachsen ist. 



1) Bau und Fhydiol. d. Fisch^ Uebert. V. Schneider. Lps» 1767. 

2> Beitr. 182a 8. 129-2-180. 

^ Zootoiola democritea. Norib. 1646» 3^» 

4^ Ob'senrations sur le Loup inarink, Mem» de l'acad. dett seien- 
ces. l785. p. 169* 

5) A. a. 0> 8» 6* 

6} lieber einige Eigenthümlichkeiieh im Bau der Lamprete. 
Deut8<;he8 Arcliiv« II. 1816u p. 613* 

7) Konigsb. Bericht. 1819. S. ä2. 

8) Innerer Bau der I^rickeil. Danxig 1826« 61- 62« 
MickeTs rergl, Anat. V. 12 



178 Gefafssystem im Besondem« 

Da sie so allgemein ist, überdies auch bd mdh 
rem Amphibien regehnäfsig, wenn gleich übereina| 
kleinem Theil der Oberflächfe des Herzens als bei den Fi- 
sehen ausgebreitet vorkommt, dieFäd^n sehr glatt luaj' 
scharf begränzt sind, beim Stör auch viele ähnliche Bän- 
der in der Bauchhöhle, namentlich für die Leber, vor- 
banden sind, so glaube ich, wie ich auch schon fräber 
bemerkte*), sie nicht mit Tiedemann für Beweis 
und Folge einer vorangegangenen Herzentzündung bat- 
ten zu kömien ifnd bin jetzt nach einer langen RcjIm 
von Untersuchungen noch mehr von der Aichtigkel 
meiner Annahme überzeugt« Es kann mir nothwend^ 
nur höchst angenehm seyn, hierin m^t Carus •). und 
B a e r 3 ) übereinzustimmen. 

Am wahrscheinlichsten sind wohl diese "VWäh- 
dungsfäden als Ueberbleibsel des bis zu den Melius« 
ken bestehenden Mangels des Herzbeutels anzu^en, 
mit welcheöi zugleich eine unmittelbare Verbindung der 
äulsern Herzfläche durch kurzes Scbleimgewebe mit äen 
benachbarten Theilen gegeben ist. Wie sich dier Herz« 
beutel bildet, verlängern sich die Verbindungsfäden und 
bestehen nun zwischen ihm und dem Herzen. Der 
Umstand, dafs bei den Amphibien die Zahl dieser 
Fäden weit geringer als bei den Fischen ist und sie als 
regelmäfsige Anordnung bei den Vögeln und Säugthie- 
ren ganz fehlen, scheint sehr für diese Ansicht tu 
sprechen. 



1) Cuvier'a Vorles. lY. 1810. 70. 

2) A. a. O. 

3) A. a. 0. 33- 1 



Fische. 179 

Eben so wenig als ein Product der Entzündung, 
ndsie, wie Severin^) {jir Muraenophis ongabySlei-^ 
ehig, sondern nach meinen Untersuchungen inuner 
«hr oder weniger deutlich sehnig, ^ 

Uebrigens biet^ sie Verschiedenheiten dar und 
Ibst verschiedne Individuen derselben Art weichen von 
lander ab. , . 

Nach Carus *) würde Petromyzofi marinus immer 
A haben, von denen das eine der Länge nach 2wi- 
[0n Kammer und Vorhof verläuft, von der Hohlvene 
steht imd sich gegen das vordere Körperende mit 
jom freien Rande endigt, die beiden andern, mehr' 
migen dagegen die Kammer und die Vorkammer an 
Lfierzbeutel heften. 

Häufig habe ich in der That auch bei Petromyzon 
inus und fluviatiäs diese drei Bänder gefunden. Das 
te unterscheidet sich von den beiden übrigen dadurcl^ 
I es keinen isolirten Strang, wie sie, sondern ei« 
breite dreieckige Binde darstellt, wefshalb es auch 
rus sehr gut mit dem Aufhängebande der Leber 
g;lichen hat. Von den übrigen ist, wie er richtig an- 
3t, das Kammerband weit stärker als das Vorkam- 
[*band. Beide entspringen ungefähr von der Mitte 
entsprechenden Herztheile. 

Gevidfs aber habe ich mehrmals ,. der sorgfaltigsten 
ter suchung ungeachtet, das Vorkammerband spurlos 
lend, und eben so auch vom Hohlvenenbande wenig- 
\& nur eine kaum merkliche Spur gesehen. 

/ 

A. a. O* 

A. a. O. S. 643. 

12* 



180 Gefölssystem im £esondern« 

Bei P« fluviaiiUs sind diese Bänder ooTserst dönSi 
zart 9 verhältnifsmäfsig länger und können daher Iddd 
übersehen werden« Hier schien mir zrrischen der Di- 
cke des Kanuner- und Vorkammerbandes keine meil* 
liehe Verschiedenheit Statt zu finden. 

Bloch«), Düm^ril*) und Kahl') erwähnen" 
selbst bei der Lamprete und den übrigen Fetro- 
myzonarten dieser Herz* und Herzbeutelbänder gar 
nicht. 

/ * " 

Dagegen hat Rathke"^) diese Terscfaiednen Kuh 
der aus P. fluviatiUs sehr genau beschrieben und h^ 
merkt, dafs sich das Vorkammerband bisweilen verdof- 
pelt, selbst verdreifacht, was ich gleichfalls bcmerl:t 
habe. 

Nach Baer hat Acipenser sturio mehrere, soffA^ 
len Tier dergleichen Bänder, welche nur dei* Kam« 
mer angehören '). Ich finde selbst bis sechs, dia 
durch schräge Zwischenfäden rielfach verbunden sind 
In andern Fällen dagegen sähe ich blos zwei einfache, 
gar nicht unter einander verbundene. Allerdings setzen 
sich auch alle gewöhnlich nur an die Kammer, und na- 
mentlich an ihre vordere Gegend. Indessen fand ich ei- 
nigemal bei Stören von 10, 12 bis 15 Zollen 1 bis 2 ganx 
ähnliche, lange Bänder, zwischen der Kammer und dem 



1) Naturg. der Fische Deutschlands. III. 8. 40. 43. 4G. 

2) A. a. O. 8. 142. 

3) Beitrage. 1820. 129. 130. 

4) Innerer Bau der Frlcken. Danzig 1826. 61. 62. 

5) A. ja. 0. 32. 



Fische. . 181 

Artaienslid, ein «neuer Gl^uiid gegen die Ansicht, dufs 
'^ ^ine Folge von Herzentzündung seyen, da[ Kinder 
^:^h selten an dieseif Krankheit zu leiden pflegen. 

Zu bedauern ist, dafs Kölreuter ^) nicht be- 
ffld^kt hat, wie sich' in dieser Hinsicht der Sterlet 
?r: ?erhält 

Bei Lophius piscaiorius habe ich nur einmal unter 
['. vielen Fällen zwei sehr dünne Fäden gefunden, die in 
J geringer Entfernung von einander vom Herzbeutel zu 
. der vordem Gegend der Kammer gingen. 

■ . üebrigens scheinen diese Verbindungen eine Ei- 
gentfaümlichkeit einiger Fische zu seyn. 

Aufser den angeführten fand ich sie wenigstens 

' dcht, namentlich nicht bei Tetrodon s. Orihagoriscus 

molay Xiphias gladius, Esoochicius^ Cyprinus carpio , tut" 

ta, hrama^ Gaduslota, PercafbwiaüliB^ SUurus gkuüs. 

• *. ' 

. Merkwürdig scheint es mir, dafs sie den Plazio- 
8t Omen gänzlich fehlen. Wenigstens sähe ich sie nie 
bei SqualuSf Raja, Torpedo, Squaiind, Chimaera. 

Aufser den angegebnen Verschiedenheiten des Herz- 
beutels hinsichtlich der Vei^bindung mit dem Herzen 
bietet die Natur desselben, aber seltner, und in der 
That wohl mehr dem Anschein nach, bei den Petro- 
myzonten einige Eigenthümlichkeiten dar. 

Von mehrern Schriftstellern, namentlich Ron- 



1) Anatom. Aclpetmeris Rutheni N. Coinm. Pctrop. XVI. 



182 Gefä&system im Besondenu 

• 

delet*), Bloch*), Düm^ril '), Home «), Ca- 
ru8 <), Knhl^), wird diesen ein knorpliger Hen« 
beuiel Zugeschrieben; während andere, wie Baer ^) imi 
Rat'hke ^)f ihn blos für serös halten und die Knor- 
pelschicht als das hintere Ende der vordem Wand des 
Brustkastens betrachtto, deren Seitentheile hier zu die- 
ser Kapsel zusammentreten. 

m 

Tiedemann erwähnt bei der Beschreibung des 
Herzbeutels der Fische^} dieses Umstandes ^ 
nicht und tritt daher vielleicht der letztem Meinung bä 

Eben so wenig redet, meines Wissens, Cuvier 
irgendwo davon. 

Auf jeden Fall ist die Anordnung beständig iqkI 
war längst bekannt, so dafs Kühl seine Vorgänger guus 
übersehen haben mufs , indem er diese Thatsache dem 
schon über den Bau der Lampreten durch Carus Be- 
kannten als neu zusetzt. Dies is{ desto mehr zu yer- 
wundern, da Carus selbst nicht nur in dem vorher 
angeführten eignen Aufsatze, sondern in dem von Kahl 



1) De Fiscibus. Lgd. 1554. Lib. XIY. C 5. p- 399. 

2) Fische Deutschlands. III. 40. 

3) Anat. des Lamproies. 1810. l42* 

4) lieber den Bau der. Athmungs Werkzeuge etc. im Deutschen 

ArchiT. II. 596« für die Lampreten, während er ihs 
fdr die ^ricke als häutig beschreibt. 

5) Bau der Lampreten etc. im Deutscheu ArchiT« II. 1816. 612' 

6) Beilr. 1820. 129. 

7) Königsb. Bericht 1819. 33. 34- 

8) Bemerk, über den innern Bau der Fricken. 1826. 8. 12. 

9) Fischherz. 1809- Herzbeutel. 4. 5. 



. Fische. ,183 

iliileu.; Werke ^) dieselben aasdrückljch angiebt. Viel- 
eiclit mifsverstehe ich ihu indessen, da er niclit alle 
Mm Dar US a^gegebneu Eigenthünilichkeiten namhaft 
uacht 

Kühl fand übrigens, wie auch ich, bei kleinem 
«xemplaren, namentlich von Petromyzon marinus, den 
[erzbeutel wem'gstens mehr häutig als knorplig. 

Baer und Rathke erklären sich vorzüglich des- 
^^ S^g^^ die gewöhiJichere Ansicht , weil die Knorpel- 
tpsel 1) das hintere Ende der untern Brustwirbelsäule 
id 2) nach vorn geöffnet sey; 3) das in der Brusthölde 
ithaltne Herz nothwendig hiedurch von der Bauch- 
ähle getrentaft seyn mü^se. 

Freilich ergiebt sich aus diesen Gründen wohl. 
zbt geradezu, dafs nicht die Knorpelkapsel zugleich 
nteres Brustbeinende und in Knorpelsubstanz umge- 
xndelte Faserschicht des Herzbeutels seyn könnte, zu- 
al da im Auge der Fische, Amphibien und Vögel 
inliche Erscheinungen auf mehr als eine Art Statt lih- 
3n, der bei vielen Vögeln, an mehrern Stellen regel- 
lafsig verknöchernden Sehnen u. s. w. und der häufig, 
tt Alter fast regelmäfsig und aufserdem pathologisch 
orkommenden Verknöcherungen des serösen Syistems 
berhaupt, in dem Aprtensystem bei vielen Thieren, 
amentlich auch dem Menschen, insbesondere zu ge^ 
Jiweigen, Ich finde immer bei Petromyzon marinus 
nd flaviatilis zwei feste Blätter von ungefälu' gleicher 
►icLe und Festigkeit, keiuQs knoi'plig. Wenn sich gleich 



1) Zootoiuie. 1818. 592* 



184 Gefäfssiystem im Besondem. 

in das iuifsere Blatt die Sdtenknorpel der Brasthöble! 
verlieren, so ist es doch viel weicher als sie und hSdn] 
stens faserknorphg. Beide Blätter sind sehnig, di 
kurzes Zellgewebe ziemlich locker verbanden, d«» in*« 
nere an seiner innem Fläche deutlich serös , für 
gewöhnliche seröse Membran viel zu dick, fe<t und 
stisch V wefshalb ich geneigt bin, der Meinung von Ba«r 
und Rathke beizutreten. 

Leider hat Retzius in seinem übrigens aehr gu- 
ten Aufsatze «über die Myxinc^) nichta über diem 
Funkt. Ich finde in drei Exemplaren, die ich ^ dieM \ 
Augenblicke durch die Güte meines Freundes Esclil- 
vicht untersuchen konnte, k^ine Spur davon« 

§. 51. 

Bei einigen Fischen findet auf eine merkwonÜge . 
Weise eine sehr fireie Verbindung durch obie. wdte 
Oefihung zwischen dem Herzbeutel und dem Bauchfelle . 
Statt, Hinter und über der Herzkammer nimmt in \ 
der Mittellinie ein kurzer Gang seinen Anfang, der sidi 
dicht an der untern Fläche der Speiseröhre herabbegiebt 
und dicht vor dem vordern Magenende in die Bauch« 
höhle ohne Klappe öfinet. 

Dies hat, meines Wissens, zuerst Mpnro, m- 
xnentlich für die Rochen, därgethan •). Weder in al- 
tern, noch neuem Schx'iftstellern fand ich etwas hierüber 
und um so wichtiger war es, diese merkwürdige Thal- 



1) A. a. O. 

2) Bau und Physiologie der Fische. Uebersetzt von Schneider. 

Leipzig 1787. p. 109, 119, Taf. 11. und Xf. 



» V 



Fisohe* 



185 



le zu untersuchen; da auch die neuesten Schriflstel- 
wie Cuvier ^) und Tiedemann *), darüber gänz« 
schweigen. ^ 

In der That fand ich diese Bildung bei JRa/a ia- 
r'f 'laeyis, oocyrhynckus ^ rubus, Torpedo mamkUa^y Zy^ 
f, Squatina, Squabis camadd, catütusy cu)anthi<is, vid- 
beständig. Sie scheint also den Knorpelfischen anzu- 
^^ebören« Bei Petromyzon marinus imd ftuviatiäs fand ich 
Spur dayon; dagegen hat sie der Stör gleichfalls, 
audi wie ich eben äehe schon Baer bemerkt hat 3). 
^ J»*^ ** - Mit den beiden seitlichen Oefinungen für die Hohl- 
/'fcnfiii ist^ wie ich kaum zu bemerken brauche, dieser, 
"^ diirctucns nicht mit dem Herzen in Verbindung stehen- 
*'- de. Gang durchaus nicht zu verwechseln. 

Auf eine sehr merkwürdige Weise sind also hier: 
i) nicht nur Herzbeutel und Bauclifell eine Höhle, 
sondern es kann auch , da die Bauchhöhle durch zwei 



,^* 






^ f '^^♦' Oeffiiungen neben dem Af]ter nath auTsen mündet, 
!| 12} das Wasser durch die Bauchhöhle zum Herzen 
gelangen» 

2- Gefäfse. 
*^ '-. Hi Blntgefäfse« 

§.52. 

'Die Anordnung der BlutgefaTse im Allg^neinen 
; hinsichtlich des Weges, welchen das Blut nimmt, habe 
f ich schon oben ') angegeben, hier iist daher theils die 

r • 

I 

i? m nw I iii^ ■■ ■ ■!» 

1) ÜeberaU. 

2) Fischherz. 1809. HerzbeuteL 4. 5« 

3) Konigsberger Bericht. II. 1819. 34. 



186 



Gefafssystem im Besondern. 



Textur der GefoTse, theils die Topographie im 
meinen und im Besondem noch zu beschreiben« 



§.53. 

Die yerhältnifsmäTsige Länge und Weitet der Ki 
menpulsader, so >vie der Ursprung der Eaemi 
fse ist nicht überall völlig derselbe. 

Dieses Gefafs ist bei den Knochenfiscbeii 
wohnlich ziemlich lang, verengt sich allmShIich, ist 
seinem Entstehen an bedeutend enger und du 
als der Arterienstiel, mithin sehr leicht von ihm sa 
terscheiden. ^ 

Meistens schickt sie drei Paare von Zweigen At 
die sich in querer Richtung zu den Kiemen ihror SeHi' 
begeben. Meistens sind sie kurz, und treten sdlir bald 
an. die Kiemen. Ein ansehnlicher Unterer Absdnätl, 
oft die ganze hintere Hfi(lfle der Kiemenpuli^ader, gieU 
gewöhnlich, keine Aeste ab und auch die einzelnen Faan^^ 
entspringen meistens in ziemlich weiten,^ reg^elmä 
Entfernungen. Das zuerst abgehende, hinterste Paari 
gewöhnlich an söinem Ursprünge völlig zu einem k 
Stamme vereinigt, spaltet sich aber sehr bald auf jeder 
Seite in zwei Aeste für die beiden hintern Kiem< 
Die Stämme des zweiten mittlem entspringen getre 
aber dicht neben einander, das vorderste entsteht d 
das Zerfallen des vordem Endes der Kiemenpul 
in zwei Seitenäste, die sich zu dem vordem Kiemi 
paare begeben. 

So verhält es sich beim Aal, dem Hecht, dem 
Sander, den Karpfenarteu, von denen es auch fiir 
Cyprinus carpio schon Duvcrney richtig angegeben 



Fische. 187 

te*)) wohl überhaupt bei den meist^i Knochenfi- 
bell) wenigstens nach meinen Untersuchungen zu 
liefsen« 

Freilich sind diese ^ der Düiine der Wände wegen, 
r imd da etwas schmerig, indessen habe ich so gut 
immer das angegebne Resultat gefiimden. 

Eine merkwürdige Auisnahme * von ' der eben be- 

viebnen Anordnung macht Lophius piscaiorius. 

'* '' 

-Hier kann man in der That kaum einen Stamm 

f 

' Kiemenpulsader annehmen. Sogleich Tor dem vor- 
iC Endß des Arterienstiels entspringen zwei seitliche 
sste, die sich, wie gewöhnlich', zu den beiden hintern 
ememaaren begeben. Dann geht der, durch ihren 
gang bedeutend verengte Stamm, in zwei Fufs lan- 
i Cxemplaren nur etwa I''' lang und 0,5''' weil fort, 
I tfaeilt sich iii zwei Seitenäste für das erste oder 
^40iee Kiemenpaar. Dies hängt wohl natürlich mit der 
ine tmd Breite der Haldgegend zusammen, wefshalb 
li hier auch nur drei Kiemenpaare finden. Hier also 
d in der That nur zwei Gefafspaare vorhanden. 

Auf entgegengesetzte Weise ist bei Symbranchus 
: hintere, keine Gefalse abgebende Theil des iStam- 
ts, weil das Herz so bedeutend weit nach liinten liegt, 
ur lang, so dafs die Aeste niu: aus dem vordem Sie* 
otel abgehen. Etwas AehnUches zeigt, aus demselben 
unde, Muraenay doch in weit geringe|pi Grade, indem 
h der vordere Theil des Stammes *zu dem hintem 
B 1 : 4 verhält. 



) Oeuvres. II. 473. 



188 Gefäfssystem im Besondern. 

Andre Gattungen haben vier Paare, indem 
erste > hinterste' Paar ia zwei zerfallt, die, eben so 
als die übrigen von einander entfernt^ unmittelbar 
dem Stamme kommen. 

So verhält es sich namentlich bei Muraeno] 
Gpnnotus^ Symbrcmchus* '' < 

Von der sehr allgemeinen Regel, dafs die Od 
paare weit von einander entfernt entspringen und 1 
sind, macht besonders MuraenopJus eine aufiEdlendei 
nähme, indem die vier Gefafspaare dicht hinter di 
der abgehen. Zugleich ist der hintere Theil des A 
rienstammes äufserst kurz. Dagegen sind die Gd 
aufserordentlich lang, so, dafs sie, von vornliadi 
ten an Gröfse etwas abnehmend, bei einer 1^ l^laii 
Muraenophis hdena etwas über einen Zoll messen. 

Eine Annäherung hieran bilden Muräena Q&d G 
notus, doch sind sie verhältnirsmäfsig weit kiirzmr.' i 
entspringen sie in den gewöhnUchen Entfernungen 
einander. 

Bei Petromyzon marinus verläuft die Kiemenpuls« 
in ilirer gröfsten Lange ungetheilt bis zu der G% 
der äufsem. OelBiung der dritten Kieme, von von 
gerechnet. In ihrer hintern Hälfle schickt sie für 
vier hintern Kiemen eben so viel, weit von einander 
/Stehende Gefafspaare ab, deren liinterstea, \ne auch 
den Knorpelfischen, mit einem gemeinschafUichen Sb 
me von der Rlurkenfläclie entsteht. An der angegeb 
Stelle theilt sie Äch unter einem spitzen Winkel in 2' 
Seitenäste, welche die drei vordersten Kiemenpaare r< 
scheu. 



Fische. 



189 



LSo hahe icli es dreimal gefunden, und ich glaube i 
her, dnfs DüratTÜ iinrichlig nui" das vorilersle, rüi/1 
He erale Kieme bestiiimite Paav aus den , durch die 
ipaltuug culslebenden Aesten ableitet '), so dal'a also 
ler ungedieille Stamm sechs Paave abgeben würde. Es 
■erhält sich also bei der Lamprete ganz wie bei der 
>ricke, tou welcher auch Dümeril"), nach meiuen 
Dntersuchungen , richtig angieht, dafs die drei vor- 
Iraiten Kiemenäste aus den dui'ch die Theilung ent- 
ilUitliieii Tordern Scitenstämmen entspringen. 

Carus giebt in seinem schätzbaren Aufsalze über ■ 
?etromyzoH marinus^^ hierüber nichts an; dagegen stimmt 
Sathte"») ira Wesentlichen für die Pricke mit Du- 
ili£ril überein, nur finde ich immer aus dem Haupt- 
itamme Tier, nicht, wie er angiebt, drei Gefäfse ab-' 
gehend, was auch mit der Zahl der Kiemensacke e 
trolil zusammenliängt. 

Bei Myxlne durchläuft die Kiemenpidsader fast d 
pnze Reihe der sechs Kiemeusäcke mid schickt in ziem 
lldi gleicJien Enlfermingen für jeden Sack einen Ast a 
%a finden sicli einige Verscliiedeidieiten. In einem 
[dare fand icli links yiev hintere, gctretmle Stumme, vors 
fär den ersten und zweiten Sack einen gemeinschalUi-: 
chen Stamm, rechts seclis gelrennte; in einem zweite 
varen auf jeder Seite seclis getrennte Stämme vorhan-i 



1 CTcloitomei- 1810. 143. 

7Ebend«. 
3) lieber einige Eigenlh. im B; 

ArchiT. lld. JI. 1816. 
Kj Bemerk, üb. den innern Bau der Pricken. 



der Lamprete etc. Meckel'i 
g. 1S3C. p.63. 



« /J 



190 GefäCssystem im 'Besondern. 

den; entsprangen links und rechts fünf, von denen 
dei^ hintere, dort der vordere zwei Kiemensacken 

« 

meinschafUich gehörte. Ret2^ius'*s Angabe , dafs 
die Kiemenpulsader vorn in zwei Stämme für die 
und zweite Kieme spalte, ist daher zu allgemein, 
keinen von meinen Exemplaren entspringen üb: 
die gleichnamigen Aeste einiuider genau gegenüber, 
Anordniing ist also sehr asymmetrisch. 

' Beim Stör gehen nur aus der ganz yorderstea 
gend der Arterie Gefalse ab. Zuerst entspringen 
neben einander zwei Gefäfse, welche sich bald für 
zwei hintern Kiemen theilen. Darauf folgt dicht l«' 
diesen auf jeder Seite ein zweites und drittes fat^ 
beiden vordem Kiemenpaare. 

Bei Zygaena tritt aus der KiemenpulsadeTi räM 
weit vor ihrem Anfange, von der Mitte der RücksnSÄ* 
che ein kurzer, einfacher Stamm , der sich sogleich mdi' 
seinem Ursprünge an die letzte Kaeme begiebt. In ei* 
niger Entfernung von diesem geht , der vorletzten Kie- 
me gegenüber, einf'aar von seitlichen, von Anfang asi 
getrennten Stammen für diese Kieme ab. Ein glei< 
fsig angeordnetes begiebt sich der diitten Kieme gegen- 
über aus der Kiemenpulsader. Endlich theilt sich die 
dicht hinter dem Unterkiefer in zwei Aeste, w 
wieder nach einem kurzen Verlauf für die erste uui 
zweite Kieme in zwei zerfallen. 

Auf diese Art finden sich daher hier von hinten 
nach vorn hinter einander vier Hauptäste für jede Seitei 
lind das vordere und hintere Ende unterscheiden sich 
von einander dadurch, dafs das Zerfallen von hinten 
nach vom bedeutend zunimmt , indem die hinterste Kie- 



Fische, 191 

Bnpulsader fiir jt^eide Seilen einen gemein^cIiafUichen 
plem Stamm bildet, didf vorderste dagegen aus einem 
Lschafllichen seitlichen Stamme zwei Kiemen der« 

m Seile versieht. 

Bef Ra/a, Torpedo, Squatina gehen auf beiden 

» 

nur zwei Aeste aus dem Stamme der Kiemen-- 
ider ab, von denen sich der erste, hinterste, gröfste 
die drei hintern Kiemenpaare in drei, der zweite, 
Mb*ste, kleinere, in welchen in der That nebst dem 
|mmamigen, seitlichen die Pulsader zerfallt, in zwei 
M& für die beiden vordem Kiemen theilt. 
• Bei Squahis finden sich dagegen hinten, dicht auf 
cUai4<r folgend, zwei Seitenäste, deren hinterer sich 
Mfur* die beiden letzten Kiemen theilt, während der 
rdare in zwei Aeste zerfällt, die sich auf jeder Seite 
jd; in einen vordem und hintern Ast für die erste 
d Bweite Kieme jeder Seite spalten. 

J. 54. 

Die Anordnung der zur Bildung der Aorte sich ver- 
igenden Kiemenblutadern ist nicht überall dieselbe« 

Bei den Knochenfischen findet' sich meistens 
^ jeder Seite ein langer Stamm, der unter dem Schä- 

ui^d über den Kiemenbögen liegt und sich am Ali* 
ge der Wirbelsäule dicht hinter dem Herzen, durch 

Speiseröhre^ von diesem getrennt, mit dem der an- 
•n Seite unter einem nicht sehr spitzen Winkel zur 
fachen Aorte vereinigt, die dicht unter den Körpern 
• Wirbelsäule in der Mittellinie gerade nach hinten ver- 
ft Er wird dmxh drei bis vier Kiemenblutadem gebil- 
, die unter rechten Winkeln sich in ihn senken. ^ Die 






192 Cefäfssystem im Besondem. 

drei vordem senken sich gewöhnlich ziemlich weit 
einander, die dritte und vierte dagegen entweder 
hinter einander, oder 2U einem kurzen Stamme yerbi 
den, in ihn. 

Die Vereinigungsstelle der beiden Seite 
scheint immer dieselbe, dicht hinter den Eaemen, 
seyn. So verhält es sich wenigstens selbst da, wo, 
h%iSymbranchu8 ^ die vordem Hohlvenen sehr lang 
und das Herz weit nach hinten liegt, so da£s also Inor 

I 

die einfache Aorte sehr weit vor dem Herzen an dsF 
gewöhnlichen Stelle entsteht. 

Getrennt bleiben übrigens die beiden letzten. Eb- 
menvenen bei Gadus» Die beiden letzten KiemenUnb- 
ädern vereinigen- sich dagegen bei Perca, Tri^Up JPkih 
ronectea zu einem kurzen Stamme. 

LopJäus piscaiorius hat statlr der gewöhnlichen drei 
bis vier nur zwei sehr lange Kiemenblutadenk Toi 
der vordersten Kieme entsteht ein einfacher Stamm, der' 
zweite wird durch die Vereim'gung der zweiten wi^ 
dritten Kiemenblutader gebildet, die ungefähr eben 
lang als der gemeinschaftliche Stamm getrennt verlai 
Die beiden Stämme vereinigen sich entweder kurv 
her, ehe sie mit dem der andern Seite die Aort^ 
oder sind selbst bis zu dieser Stelle ganz getrennt 
der Vereinigungsstelle geht sogleich die sehr weite 
ge Weidepulsader ab imd die Aorte verläuft, viel 
als sie, auf die gewöhnliche Weise, frei au der 
Fläche der Wirbelsäule. 

Eben so finden sich bei Muraenophis helena 
jeder Seite zwei Seitenstämme, ein vorderer und ein 
tercr, indessen ist die Anordnung von der bei LoftSf^y 



Fische. 



193 



Torliandeuen verschieden. Der vorJere entsieht durch 
^ie' Vereinigung der ei-steii und zweiten Kiemenblutader, 
der ]uiiterQ auf diesellie M'^eise voü der dritlen und 
vierten. 

Der vordere gemeinsdiaftliche Seitenstamm ist drei- 
lal länger als der liinlere, diti Stiimnie beider Seiten 
inlcen sich, einander gerade gegenüber, in den Aorlen- 
der sich fast zwisclien dem ganzen Kiemen- 
ite in der Mittellinie nach vorn erstreukt. Das vor- 
und liintere Paar sind verliältuifsmäfsig weit von 
ider und noch weiter von dem Hei'zen, vor wel- 
chem hier die Vereinigung Statt findet, entfernt. 

Bei Muraena findet sich diese Bildung niclit, son- 
dern es fiteigen wie gewiihnlicli längs den Kiemen zwei 
Staomie lierah, welclie die Kiemenhlutadei'n aufnehmen 
nnd BJcli am Anfange der Wiibelsäule unter einander 
iTerbindeu. Doch gescliielit die Vereinigung aucli liier 
vor dem Herzen. 

Unter den Knorpelfischen vereinigen sich bei 
Bfl/a batis die beiden vordersten Kiemenblutadei-n nah 
In der Grmidllüche der Kiemen zu einem langen Stam- 
me, der Gelafse zum Kopfe abschickt. Die dritte geht 
'aU ein langes Gefüfs aDein naclx unten mid hinten und 
Tfirbindet sich mit dem gemeijischaflhchen Stamme der 
und zweiten zu einem kurzen Stamme, der sicli 
der andern Seite zu einem mittlem Stam- 
•Xvägi, In diesen tritt bald nachher der gleich- 
ige gemeinschaftliche Stamm der beiden hinlern 
wodurcli dann die Bildung der Aoi-te vollen- 




kel'* »ergl. Anat. T. 




194 



Gefäfssystem im Besondern. 



Bei Zygaena fÜefsen die erste und zweite, eben 
so die dritte und vierte Kiemenblutader an der Ginnid- 
fläche der Kiemen zu einem sehr langen gemeinschaft- 
lichen Stamme zusammen. Die fünfte verläuft von den 
übrigen getrennt. 

Alle diese drei Stämme jeder Seite treten, von 
vorn nach hinten durch verhältnifsmäfsig lange Zwischen- 
^äume von einander getrennt, in einen gemeinschaft-'j 
liehen Stamm, der 2;wischen der ganzen Kiemenreihe 
herabsteigt. Die der entgegengesetzten Seite senken sidi 
dagegen dicht neben einander, bisweilen selbst durd 
einen kurzen gemeinschafUichen Stamm in die Aorte. 

Aehnlich verhält es sich bei SquaJus und Sipiotifia; 
nur finden sich vier Kiemenvenenpaare , welche in den 
zwischen den Kiemen verlaufenden Stamm der Aorte 
nach einander ti^eten. 

Bei Petromyzon ist der Aortenstamm besonders bng | 
und die Insertion seiner Wurzeln in ilm mehr als ge- 
wöhnlich getlieilt. Er durchläuft, allmählich verengt, 
die ganze Halsgegend imd nimmt in anselmlichen Ent- 
fernungen sieben Kiemenvenen beidei*. Seiten aa( 
von denen sich die einander seitlich entsprechenden kurz 
vor ihrem Einti-ilt in ilm zu sehr kiuzen Stämmen ver- 
einigen. Die letzte und vorletzte liegen etwa die Hälfte 
näher au einander als die übrigen. 

Dies hat schon Rathke richtig für Petromyzon 
fluviaiilis angegeben ') und ich fand es nicht imr hier, 
sondern eben so bei P^ marinus. 



1) A. a. O. 8. 65. 



Fische. 195 

Der Aortenstamm erstreckt sich also hier viel Rei- 
ter nach vom als gewöhnlich. 

Eine Annäherung an diese Bildung zeigt, wie schon 
oben bemerkt wurde, Muraenophis. 

■J. 55. 

Die Aorte bietet hinsichtlich ihrer Lage und des 
Gewebes ihrer Wände einige Verschiedenheiten dar.' 

Aleistens sind ihre Wände, wenn gleich dünn, doch 
•ehr deuthch und von den benachbarten Theilen getrennt. 
Eine Ausnahnxe hievon macht der Stör, wo die 
Aorle nicht nur ganz von einem, an der mitern Fläche 
der .Wirbelsäule befindlichen C^nal umgeben wird, son- 
dern ihre Wände so gut als ganz verschwinden, . 

Nach Baer findet sich in diesem ganzen Canal 
ein eignes, schwer zu deutendes Band, das er nicht nä- 
her besdireibt ^). 
■' . ' Ich möchte es fast für den Stamm des Gay- 
gliennerven halten. Ungeaclitet keine deuthchen Ae- 
. ste abgehen , spricht für diese Ansicht der Mangel des- 
" selben in der Bauclihöhle und die Anordnung des Ner- 
^ Töusystems bei mehrem wirbellosen Thieren. 
\ Auch beim Wels findet sich ein ^anz ähnhcher 

. Nervenstrang. Indessen bedarf es keiner Bemerkung, 
^t dafs ich diese Vermuthung nur sehr vorsichtig wage« 
L Squabis macht einen interessanten Uebergang von 

L der. gewöhnHchen Bildung zu dieser. Die Aorte Hegt 
f hier dicht unter der Wirbelsäule , in ihrem obern Drit- 
I" td genau mit ihr jrerschmolzen, so dafs ich keine eigne 



1) Bericht von der anatomischen Anstalt zu Königsberg. IL 
Leipzig 1819. S. 27. 

13* 



196 Gefäfssystem jun Besondern. 

Wand entdecken konnte, während diese anfserdem an 
den Seiten und unten sehr deutlich vorhanden war« 

Aus dem ganzen Stamme der Aorte treten einan- 
der gegenüber zwischen je zwei Rippen, dicht unter 
den obern Rippen in regebnäfsigen Zwischenräume 
unter rechten Winkehi kleine Gefafse, die Zwischen- 
rippenpulsadern, welche sich an die Seitenmuskeh 
imd die Haut begeben; aufserdem mehrere lihnliche, die 
zu den Nieren gehen« Ganz vorn begiebt sich dicht 
unter dem Anfange d^s Aortenstammes auf jeder Sd4e 
ein ansehnücher Ast, die Armpulsader, zu der vor. •! 
dem Flosse und spaltet sich sogleich in mehrere Zwe^. 

Bald nachher entstehen ein bis zwei ansehnliche 
Gefafse, besonders für die Verdauungs Werkzeuge nnd 
die obere Gegend der Zeugungstheile , also die Hoden 
und Eierstöcke. 

m 

Hierauf folgt in einer mehr oder weniger beträcbU 
liehen Entfernung 6in GefäTs für die hinlere Gregend» 
der Verdauungs- und Zeugungstheile und kurz vorher 
ein Paar für die hintern Gliedmafsen. 



Gewöhnlich ist die Anordnung der, die Aorte bil- 
denden Seitenäste sehr symmetriscJi ; doch finden sich 
hievon einige Ausnahmen; bisweilen nämlich gehen vor 
dem Zusammenflusse der beiden Hauptlungenvenensläm- 
rae ein oder mehrere ansehnliche Stämme für die Ver- 
dauungswerkzeuge aus dem rechten Hauptstamme ab. 
So verhält es sich namenthch bei Gadus, wo sich die- 
ses Gefafs ungefähr aus der Mitte dieses Stammes weg 
begiebt. Nach Abgabe dieses Gefafses ist der rechte 






/ 



Fische. 197 

Stamm bedeutend kleiner als der linke. Ein nicht un- 
interessanter Beitrag zu der Geschichte des Ueberwie- 

gens d^ rechten Seitenhälfie über die linke^ 

« 

§.57.' ■' • ' ■ 

Die Korperblutadern rerhalten sich niclit über« 
Olli vöUig auf dieselbe Weise. . 

Cuvier beschreibt im Aligemeinen fünf Stämme, 
eine hintere Holilader, zwei vordere, seitliche, den Stamm 
der Lebervenen , die sich unter einander verbinden, und 
einen Stamm, der das Blut aus den Kiemen und den 
benachbarten Theilen zurückführt. Die hintere Hohl- 
Tcne liegt nach ihm im gröfsten Theile ihres Verlaufs 
neben der Aorte, doch giebt er die Seite nicht an *). 
Spät^ bildet er sie unterhalb der Aorte liegelid ab *.). 

Monro beschreibt die An(w:dnuhg etvtas verschie- 
den^ Nach ihm finden sich hauptsächlich zwei untere 
oder hintere Höhladern in der Unterleibshölile, welche 
aus den Blutadern des Scll,wanzes und 'der hintern Glied- 
tnkfsen entstehen und von einer Seite zttr andern, unge- 
fähr in der Mitte der Bauchhöhle frei mit einander com- 
municiren. Sie fließen dicht unterhalb des Herzens mit 
einander zusammen, indem sie zugleich an den Seiten 
Wüd aufsen die Blutadern des Halses imd Kopfes, des 
yordern Theiles der Unterleibswände^ des Stajgames und 
'der vordem GliedmaEsen, die der Leber und des Her- 
t^s in der Mitte aufgenommen haben und endigen sich 
diu'cli eine« einfache Oefluuug in den Vorhof. 



1) Le^ons. IV. 295. 

2) Hi9t. des poissous. PL YU. F. 1. 



198 GefäCssystem im Hesondern. 

Man sieht, dafs beide Beschreibungen im Wesent- 
lichen übereinkommen und sich hauptsächlich nur hin- 
sichtlich der hintern Hohlader von einander tmterschei- 
den. Dies rührt unstreitig von der Verschiedenheit der 
Gattungen her, und namentlich gilt wohl die Cu- 
vier'sche Beschreibung im Allgemeinen für die Kno- 
chenfische, die Monro'sche für die eigentücheii 
Knorpelfische. ^ 

In der That habe ich bei Cyprinus imd Bsoa: nur ei- ' 
ne hintere Hohladei*, dagegen hei Acipenser , Rajfa, Tor- 
pedo zwei gefunden. Die Monro'sche Beschreibin| 
aber ist von Raja entnommen. 

Wie Monro angiebt, fand ich auch hA Raja die 
hintern Hohlddem selur stark zu länglichen Erweitemijigen 
ausgedehnt, eben so die Lebervenen zwischen ihrem Ans- 
tritte aus der Leber und dem . Durchga^ige durch das 
Zwerchfell stark erweitert In den übrigen Venen fand 
ich diese Ausdehnungen nicht, eben so wenig überhaupt 
in den Knochenfischen. 

Auch hei Petromyzon finden sich nach tlathke's 
richtiger Angabe zwei hintere, sehr weite Hohlvenen,' 
welche dicht neben der Aorte liegen und gegen ihr h'n- 
leres Ende zu einem mittlem Stamme zusanunenjBie- 
fsen '). Aufserdem ist auf eine sehr ungewöhnliche 
Weise ein mittlerer, sehr weiter Blutbehälter vorhan- 
den*), der, von vorn nach hinten allmählich verengt, 
dicht unter den Hohladern und der Aorte die ganxe 
Bauchhöhle durchläuft. Er bildet ein schwammiges Ge- 



1) Bau der Pricken. 1826. 69. 

2) Ebends. 48. 49. 



Fische 199 

webe Toü dünnen, sehnigen, queren und schiefen, sich 
Tielfach kreuzenden Fäden und Blaltch^n, welche mä- 
f^ig grofse Zwischenräume zwischen sich lassen. In die- 
sen Blutbehälter treten die Venen der Nieren und Zeu- 
gnngstheile und ein Theil der Darmvenen, die sich ge- 
gen sein unteres Ende einmünden. Er selbst hängt mit 
^eu beiden hintern Hohl venen durch viele, an der in- 
liern Seite derselben befindHche kleine OefFuungeh zu- 
'«immen* Die Hohlvenen nehmen das Blut aus den 
ihrigen Theilen des Körpers auf, aufserdem tritt auch 
<dn ansehnlicher, den Blutbehälter durchbohrender Ve- 
nenast von der Gekrösvene hinten in die linke ai^fsta- 
gende Hohlvene. 

^ Die Vordem Stämme^ die Halsblutadern oder' 
vordem Hohlädern, sind~ wohl immef doppell, auf je- 
der Seite eine, und bieten wohl nur hinsichtUch ihrer 
liänge Verschiedenheitep dar, die mit der Lage des Her- 
zens in Beziehung stehen. Da sicl^ dies gewöhnlich weit 
nach vo^n, höchstens dicht hinter denKiepien, befindet, 
80 sind sie meistens kurz; bei Syynbränchu» habe ich 
sie dagegen aufserprdentlich laug, bei meinem Exem- 
plare von 2' 3'' über 2" lang gefu^den« 

Die LebcB^venen zeigen mehrere Verschiedenhei- 
len, auf die besonders Rathke ^) aufmerksam gemacht 
hat, und die sich vorzüglich aut dßu höhern oder nie- 
drigeren Grad der Vereinigung der einzelnen Aeste, mit- 
hin ihre Zalü beziehen. 

Bei mehrern Cyprinusarten, namentlich C Vint- 



l)rUeber die Leber iiind das Pfortaderiystem der tische. ArclÜY 
für Anat. und Physiol. I. 1826. 150 if. 



200 GefäCssy Stern im Besondern. 

ba, BaOerus, Brama^ dann bei Qupea, CoUus scorpitSf 
Perca fiuvißtäis, finden sich drei, ein mittler^ und zwd 
seitliche; bei andern Karpfenarten, namentlich Cjr« 
prim^ gohiOf latus ^ bisweilen auch linca,. bei Pfeuron^j 
des, Gadus;, Gasterosteus spinacMa^ Esooc luciUs dagegiea' 
nur zwei. Dies ist die gewöhnlichere Bildung» 

Endlich haben Esox beUorte, Cyclopterus ianpm^ 
Blennius, Muraena, Ammodytes;, Gasterosteus aicufi^atus, 
ijobius TÜgeTy Silurus glanis, Acipenser sturio, mehrere 
Lachsarten nur eine^ 

§. 58, 

Nach Jacobson geht bei den Fischen, ' wie iite- 
haupt bei allen Wirbelthieren, mit Ausnalurie derSa'i^- 
thiere, ein gröfserer Theil des aus dem Körper zoräck- 
kehrenden Blutes als bei diesen nicht unmittelbar in das 
gemeinschaftUche Vönensystem ,^ sondern, wie dal» von 
dem gröfsten Theile der Verdauungswerkzeuge zurück- 
kehrende Blut zur Leber tritt, in die Nieren und wird 
erst von diesen, aus in die hintere Hohlader geführt »). 

Er giebt drei Modificationen von dieser allgemei- 
nen Anordnung an. Bei (fcr erstem treten die Venen 
der Muskeln und Haut der mittlem Gegend des Kör- 
pers zu den Nieren. Diese Anordnung bieten nament- 
lich Cyprinus und Clupea dar. 

Bei der zweiten, vielleicht häufigsten, geselleh sich 
zu diesen auch die aus dem hintern Theile des Körpers 
kommenden Venen. Diese Bildung findet sich nach ihm 
bei Baja^ Squaius, Pleuronectes , Esoa:» 



i) De systemate venoso peculiarl in perinultis animalibus ob- 
servato. Hafniae. 1821. Auch Isis 1822. L p. 114 & 



% ' 



Fische. '201 

Bei der dritten Form geht das Blut aus dem hin- 
tern Theile des, Körpers smgleich zu den Nieren ^ und 
xur Leber, indem die Schwanzvene sich in zwei Aeste^ 
Gnen für die Nieren, den andern für ,die Leber, spal- 
tet, der mit der Pfortader zusammenfliefst, Die3e An- 
.Ordnung ist uach ilim die seltenste imd wurde nur bei 
Itopkius und Muraena gefunden. / 

Die Richtigkeit der verschiednen anatomischen 
Thatsachen. läfst^ sich nicht bezweifeln, wohl aber im 
bohen Grade ^die Bündigkeit *der daraus gezogenen phy- 
siologischen Schlüsse hinsichtlich des Blutlaufes und der 
Absonderung des Harnes aus dem, den Nieren angeb- 
lich aus den verschiednen Haut- und Muskelabschnitten 
zu^efiihrten Blute. Ich bin vielmeJir fest überzeugt, dafs 
alle iNierenvenen blos zurückführende sind. Die 
nähern Gi'ünde werde . ich weiter unten , namentlich in 
der Geschichte des Gefafssystems der Vögel, und in 
der Lehre von den Harnwerkzeugen anfüliren und er- 
innere hier vorläufig nur an die grofse Neigung zuin 
Variiren, welche die NierengefaTse darbieten. 

Auch die verschiednen Abänderungen dieser Bil- 
dung sind mir problematisch, und gewifs hängt der An- 
schein von dem Grade der Genauigkeit und dem Ge- 
lingen der angewandten Handgriffe n. s. w. ab. 

Die dritte Abänderung deutet z. B. schon Hön- 
lein^) für den Weifsling (^Cyprinus albumus) an, in- 
dem er hier sich das System dpr Hohlader bei der In- 
jection der Pfortader mit Quecksilber füllen sähe, wäh- 
rend nach Jacobson gerade Cypiinua diese Modifica- 
tion nicht hätte. 



1) Descriptio systematit venae portarum. Moguntiaci. 1808> p. 6. 



202 



Gefärssystem im Sesondern. 



i 



Diese Tlialsnche beweist, raoiiier Ansicht »ach, cbea 
so wenig, dafs ein Thcil das Blultis der hinleru Kör- 
perhäifle ziu- Leber geht, aotidern blos einen genauera 
unJ freiem Zusammenhang zwisclien der Pfortader naJ 
der Holllader bei den Fischen als l)ei den SÜiigthi 
was nicht aiiiToUend ist, da ja bei ihnen znerst die Pfort- 
ader als eignes Ö^slem sich in das übrige GefäfssystcM 
eiilschiebt. 

f. 59. 

Das System der Pf or tader scheint keinem Fisd 
zu fehlen, bietet aberintei-essantu Verschiedeiilieiteu d« 
welche gleichfalls vorzüglich von Rathke *) aus t 
der gesetzt worden sind. 

Es Ünden sich hier Iheils, wie bei den Lebw«! 
nen ^), melu'ere Verseil iedenh eilen in der Verehngiiii 
der Aeste, also hinsichtlich der Zahl der eiiizelneu, i 
der Leber tretenden Stamme, mithin der CuiicentratU 
des Pfortadersystems, Üicils lunsichtücli der AusbreitiSJ 
des Pf o riader Systems über die Organe, von denen d 
Blut durch dasselbe zur Leber gelangt. ' 

Am wenigsten concentrirt scheint das Pforladersystel 
bei den Cyprinen, indem hier viele einzelne Darr 
nen an den nächsten Leberlappen treten und erst in i 
Substanz der Leber zu Stämmen zusaramenlliefsen. 

Dies halle schon Hönleiu für Cyprinus album 
bemerkt und richtig vermuthel, dafs dieselbe Bildung 

1) Uelier ilie Leber \in(l das PfortailL'rsy stein, der Fiiclte. MeeküL'l 

Archiv Tiir Anaiuinie und rhysialogie. I. 1S26. p. 126 It 

2) 8. oben S. 190. 



Fische. 203 

auclk allen iibrigen?«Cyprinen und vermulhlich andern 
Fischen zukommen werde ^). / 

Hierauf folgen die Fleuronecten, wo sich nur 
einige gröfsere Venenstämme, dagegen viele kleine Aeste 
finden. 

Aehrdich verhalten sich Cohiäs fossiUs, Gadus cal- 
larias, Esoar belone, Clupea harengus, Gasierosieus , wo 
zwei grofse und mehrere kleine Stämme vorhanden sind. 
• Andere, wie Cyclopterus hmtpus, Ghcpea alosa, Amr 

modytesy Perca fluviaiilis , Cobitis bztrbaiida, Süurus gla^ 
nis, haben einen gpofsen Stamm imd mehrere kleinere. 

Femer geht das Slut, wie bei Esooc lucius, Sahno 
eperkmusy Blermius, nur durch zwei; endlich bei Murcie- 
na^ Gadus Iota, Petromyzon fiuviaiiüs hlos durch ejnen 
Stamm zur Leber. ^ 

Meine Untersuchungen stimmen gröfstenlheils mit ' 
denen von Hö nie in und Rathke überein: aufserdem 

^ kanh ich Folgendes beifügen. 

t 

^ Bei SquaJus vulpes, Raja baiis, fand ich nur^ ei- 

nen Pfortader stamm. Torpedo hat zwei, wovon der 
eine oben an den rechten Leberlappen, der andere, der 
. sich bald in zwei Aeste spaltet, auch an diesen, vorzüg- 
lich aber- an den Isthmus und den linken Leberlappen 
tiilt. Zygaena hat vier bis fünf enge', lange, ganz von 
einander xgetrennte, aber dicht neben einander in die 
lieber^ tretende Stämme. Eben so finden sich mehrere 
Von ungefähr gleicher Gröfse bei Lophius^ Xiphias* 

Bei Tetrodon mola treten die meisten Aeste zu ei- 
nem grofsen Blutleifer zusammen , welcher der Länge 



1) A. a. O. S. 6. 




I 



Gefafssystem im Besondern, 

nacli den gröfsteii Tlieil der untern, linken Luberlll 
herab verläuft, aufserdem aber gelieii ou vcrscliie« 
Stellen mehrere getrennte Aeste in dieses Organ. 

Der Umfang des Pfortadersystems vergrö- 
fscrt sich vorzüglich dadurch, dafs sich das Blut ducIi 
von den Zeugungstheileu aus in dasselbe hegicbL 
Dies findet, nach Hüulein ■) und Rathke »), bei da 
Cyprinen' Slalt. Dieser fand dieselbe Anordnung audi 
hei Cobilh barhatula, Blamius, Perca fiuuiatiüs , Saim 
eperlanus '). 

Ein zweites Organ, aus welcliem das Blut zn dw 
Pfor [ad er System gelangt, ist die Schwimmblase. 

Für Cyprinus albiimus hatte auch dies schon Hön- 
lein bemerkt*) und für Salmo Irulta mit Walirscbeio- 
lichkeit vermulliet *). 

Dasselbe giebt Rathke für Cyprinus cardio 
sterosleus pungilius , Cyprinus gobio , Gadus caüarias 

Wo sicli das Kürpervcnen System durch bedettl 
de Aeste mit dem Pfoiladersystem verbindet, kann 
in der That anuchmen, dafs namentlich von den 
gungstheilen aus gleichfalls Blut in die Pforlader gel 

Vielleicht linden hier in dieser Hinsicht 
gebende periodische Verscliiedenbeiteu Stall, so dafs 
während der Verdauung das Blul von den Zeagungsl 

1) A. 3. O. 8. 6. 

2) A. a. O. l.-M>, 

3) Ebenda. 147. HS. 

4) A. a. O. S. 6. 

5) A. a. ü. S. 6. 

6) A. a. 0. a. 148. 



Fische, 205 

len und 'der Schwimmblase in die Hohlyene, a^fserdem 

in die Pfortader gelangt. 

Auf jeden Fall ist es interessant, dafs sich die Ver- 

jp'üfserung des Umfangs des Pfortadersyslems über eine 

Wiederholung der VerdauungswerJczeuge, die Zeu- 

j|ungstheile, und einen |nehr oder weniger deutli- 

inhen Anhang derselben, die Schwimmblase, yer« 

weitet» 
f 

■y Zum Theil wenigstens ergiebt sich aus dem Vori- 
jj|in, dafs das Zerfallen der Pfoftader und die weitere 
Ausbreitung derselben über mehrere Organe gleichen 
Schritt halten« 

b. LympIigefäXse. 

§. 60. 

Die LfjrmphgefaTse kommen höchstwahrscheinlich 
feur Fischen allgemein zu; wenigstens sahen sie Mon- 
?o *) und He WS on *), die sich um die^£hre der Ent- 
leckung derselben streiten, bei Ba/a, Gadus, Sahno, 
^leuronectes ; F oh mann, der sich vorisiigliche Verdieii- 
fe um die Vervollkommnung ihrer Geschichte erwarb 3), 
Ha Raja, Squcdus^ Muraenu, Esoa;, PUuronectes, SUuf- 
USf AnarrhichaSy Gadus ^ Salmo und Lophius* 

Bei den meisten von diesen, namentlich ganz böson- 
l^rs schön bei LopJiius', habe ich sie gleichfalls m^hr- 
tials gesehen. 



t 



4) Bau und Physiol. der Fische.' Leipzig 1787. 34 i3f. 

2) Of the lymphatic System. In exp. inquiries. Londpn II. 1774. 

Chap. VI. 

3) Saugadersystem der Wirbelthiere 1827. 



206 ' Gefafssystem im Besondern. 

Rathke ^) hat auf dieses System bei Petnomyzm 
'in seiner übrigens trefflichen Abhandlung keine RüdL- 
sicht genommen, tmd eben so wem'g hdtes Retzius^*) 
bei der Myxine beachtet, was sich leicht aus der ! 
heit der Theile und der Kleinheit der Tliiere erklärt 

Die Wände derselben sind, wie überall, sehr diinn, 
blos aus einer Haut gebildet, und man kann, mit Am^ 
nähme der Stellen, wo sie sich in die Blutadern einseD-* 
ken, keine Klappen in ihnen nachweisen* Auch hier 
finden sie sich nicht immer, sondern nur vor den Mut* ' 
düngen grofserer Stämme. .In dem Verlauf der- Grefifie 
sind sie nur durch Einschnürungen angedeutet. Nurn 
einzelnen Stellen, namentlich z. B. bei den Rochen in 
der Gegend der Speiseröhre, finden sich 2--« 3 Heine 
drüsenähnliche Körper '), die indessen yielleiclit eine 
andere Bedeutung, namentlich die der Thymus haben, 
man müfste denn diese, die Milz u. s. w. geradezu blos 
für Saugaderdrüsen halten woJlen, wogegen sich doch 
sehr bedeutende Einwendungen machen lassen. 

Auch nach Monro ^) und Hewson ^) fehlende, 
Drüsen den Fischen ganz; allerdings reden aber bäds 
von jenen Körperchen nicht. 

Ich bin der Meinung, dafs diese Theile nicht hie- 
her zu ziehen sind, wohl aber die Saugaderdriisen 



1) Pricken 1826. Vorrede S. 4. 

2) Beitr. z. d. Gefäfss. u. s. w. d. Myxine. Meckels Arohift 

Anatomie u. Physiologie. 1826« 

3) Fohmann. 44. 

4) A. a. O. 35. 

6) A. a. 0. 93. 94. 



4* 




Fische, * 207 

^^^^ch vielfache Windungen und Anastomosen der Saug- 
Adern ersetzt und zum» Theil dargestellt werden, die 
:^rade bei den Fischen sehr häußg sind, während sie 
^i hohem Thieren in dem Mafse abnehmen, als sich 
-Äe« Saugaderdrüsen entwickeln. 

Nach> Monro ^) würden die Saugadem der Fische 

f 

>wohl am Darmcanal, als in der Haut mit deuthchen 
^finen Miindungeii anfangen, von denen besonders die 
lern sehr ansehnlich wären. . Er stützt sich darauf, 
's 1) eingebrachte Flüssigkeiten aller Art, ohneExti'a- 
te zu bilden ,' an der Haut durch sehr regelmäfsige 
Gänge und an bestimmten Stellen, Tor^üglich an der Rü- 
ckenfläehe, austreten, da sie doch, wären Zerrelfsungeu 
entstaivien, an der viel weichern, untern Fläche hervor- 
dringen müfsten. Eben so komite er 2) , wiewolil mit 
[Schwierigkeit, Wasser und J-iuft von den Saugadern aus 
^ den Magen und Darmcanal bringen. 

Indessen bezweifle ich mit Fohmann *) die Rieh- 
|lgkeit der Splilüsse und zum Theil der Thatsachen. 
as Eindringen von Flüssigkieitenin den Darm hängt 
^ohl unstreitig mit der Dünne der Wände zusammen, 
^nd schon die dazu erforderHche Mühe scheint gegen 
die Anwesenheit offner Mündungen zu sprechen. 

Die an der Haut befindhchen Mündungen .halte ich 
gleichfalls für die der Schleimgänge, die gerade bei den 
ICnorpelfischen sehr stark entwickelt sind, und in wel- 
kte wahrscheinlich die Flüssigkeiten bei den Versuchen 
^nf irgend eine Art gelangten. 




i) A. a. O. S. 38 fr. 
2) A. a. O. S. 38 ££. 



208 Gefäfssystem im Besondem. 

§.61. 

Das Saugadersystem zerfallt in zwei Hauptabthd- 
lungen, die indessen weder durch ihre Funktion, iiodi 
durch ihren Bau wesentlich von einander verschiedfin 
sind, wenn sie gleich einige nicht unwichtige Modifica« 
tionen zeigen. 

Die erste erhält den Namen der Milchgefäfse 
oder Milchsaftgefäfse, {Vasa chyUferä), Ton'deni 
Milch- oder Speisesaft, den sie während der Verdaauog 
fuhren. Sie entstehen von den VerdauungswerkzeciÄ 
hauptsächlich vom Darmcanal, namentlich besonders U 
Dtünndarm*. Die zweite sind die eigentlichen X^ym^ü- 
gefäfse, die von allen übrigen Theilen des Korpen 
entspringen. 

Beide vereinigen sich bei den Fischten in der vor- 
dem Gegend des Körpers und offnen sichhauptsäcUich 
durch zwei gröfsere Gänge, den rechten und linkea 
Milchbrustgang oder Brustgang (Ductus thoraciciis) in die 
Vordere Holilvene oder die innere Halsvene. 

§. 62. 

Die Milchsaffrgefäfse bilden vorher eine' oder 
zwei seitliche ansehnliche Erweiterungen, die bei den 
Fischen gröfser als anderswo sind, den Milchsafl- 
beh älter (Cistema chyli)^ der weit nach vom recto 
neben der vordem MagenöfFnung liegt und aus welchem 
zunächst gewöhnlich der Milchbrustgang entsteht Die- 
ser ist anfänglich meistens einfach , spaltet sich aber baÜ 
in einen rechten und linken, von denen dieser hinter der 
Speiseröhre weg zu der vordem Hohlvene seiner Seite 
geht. Beide anastomosiren durch Queräste hinter der 

Spei- 






Fische. l^y 

eiserühre mehrfach. Vorher irimmt jeder Milchbnist- 
ag di€( Gr^fafse des Kopfes, Stammas^der Flossen und 
c Kiemen auf und bildet mit ihnen ansehnliche luid 
ir weite Geflechte, aus denen er, Terhältuifsmäfsilg 
u: klein, heiTortritt, 

Die Milchgefäfse sind immer weit ansehnlicher 
die übrigen Lympbgefäfse. Sie begleiten auf beiden 
:ten die Blutgefafse und verbinden sich sehr häufig 
ar diese liinweg durch viele Qnergefäfse, die zum 
leil ein sehr zusammengesetztes ^etz bildeh.' Ge- 
hnlich treten sie zu zwei Hauptstämmeh zusammen^ 
Iche sich von hinten in den Milchsaftbehälter senken, 
d von denen der eine die Saugadei'n der Leber, des 
igens, des vordem Darmtheils, der andre die des 
item Darmtheils aufiiimmt, 

« 

Am Darmcanal bilden die Milchgefafse ein dop- 
tes, sehr zusammengesetztes Netz, ein inneres und 
aufseres. 

Das innere liegt zwischen der Muskel- und Zot- 
haut und dehnt sich bis ftuf die innere Flache/Y^ 
ser aus. « , >. ,* 

Hier erweitert es sich besonders bei Ra/a beträcht- 
I und bildet an dem freien Aande der Spiralklappe 
r ansehnliche, -blasen- oder sackförmige i\nschwelr 
igc^n, welche die Blutgefälifk gegen die Höhle des 
nnä hin überragen '). Aehnlich v6rhält es sich bei 
arrJiichas lupus *)• 



) FoliBiann« A* a« O. 29* 

) Ebends. 32. 

! c fc e 1 ' 8 TergL Anat. V. l4 



!210 Gefäfssjstem im Besondern. 

Aach das äufsere, ewischen dem Bauchfelle imd der 
Muskelhaut des Speiseconals liegende Netz ist sehr zu- 
sammengesetzt und z, B. bei Anarrhichas lupus und Si- 
lurus glanis sind seine GefoTse viel weiter als die im Ge- 
kröse verlaufenden Süimrachen. Beim Wels ist da« 
äufsere auch .am Magen sehr beträchtlich und zusam- 
mengesetzt Auch die Fförtneranhänge zeigen beim 
Stockfisch diese Anordnung »). 

Doch ist dies nicht überall der Fall,, namentlich ool 
eine, wegen der Annälierung an die Bildung der hö- 
hern Thiere merkwürdige Weise nicht bei den Rochen, 
wo die Gekrosstämmchen viel weiter sind« 

Aufser dem gewöbuhchen Milchsaflhehälter finden 
sich hei einigen Fischen eigenthümHche ^ ansehnliche An- 
schwellungen. Namentüch gehören lüeher Muraaia oncl 
Haja. i 

Bei Muraena ^) liegen am ganzen Magen , eben so 1 
am Darmcanol und den Zeugungsllieileu di'ei längliche f 
und die Blutadern umgebende Säcke, in welche sich die 1. 
Saugadeni dieser Theile öffnen, die sich gegen die Milch- 
hrtfstgänge hin theils in Greflechte auflösen, tlieils wiedff 
Säckchen bilden und deren innere Oberfläche durch meh- 
rere Vorsprünge vergröfsert und in mehrere zellenför- 
mige Abtheilungen zerfallt wird. 

Bei den Röchen sind diese Säcke nur durch meh- 
rere, gewundne und unter einander anastomosirende, an- 
sehnhche, aber weit kWnere Geföfse angedeutet," wel- 
che Geflechte bilden. 






1) Fohmann. Ebends. 27 und 32. 

2) Fohmann a. a. 0« 23. 



I< 



Fische. .211 



Der Milchraflb eh älter i«t meistens einfach, 
im Aal dagegen ^) doppelt, indem sicli zwei ansehn- 
he, nindliche, durch die Wirbelsäule Ton einander 
trennte Siicke finden* 

Bei den Rochen ufld Haifischen ist er weni* 
c eine deutlich von den übrigen Saugadem^ abgesetzte 
ischwellung , sondern wird aulF jeder Seite durch an- 
mlich erweiterte Lä'ngengefäfse dargestellt. ' 

"'Die Milchsaftgefäfse sind bei' den Knörpelfi- 
hen, wenigstens den Plagiostomen, vei*hältnifsmä- 
l .9ß "^den Blutadern im Allgemeinei^ weiter als bei den 
o^ehenfischen ')• 

J. 63. ' . 

JKe übrigen Lymphgefäße 4)ilden mehrere Stam* 
i, die dm*ch Geflechte i^nterbrochen* werden , in dencfn 
k-Mo gewundnen Gefafse stark erweitern. 

\m Stimme findet' sich: 

1) in der Mittellinie an der. tmtem Körperfläche 

ansehnliches Gefafs , das von der Afterflosse und der 

■ 

.em Gegend des Unterleibes entsteht ^ ^^vischen den 
istflossen in die Bvusthöhle tritt, im Umfange des 
rzbeutels ein ansehnliches Geflecht bildet und sich 
m ihit den Bruststammen yerbindet. 

2. 3) Auf jeder Seite ein weitei'es, oberflachh- 
(5 und. ein tiefes Gefafs, welche siqh in der Brust- 
;eud in das Toiige aenlcen. 



) A. a. O. 24^ 

) Monro a. a. O. 35. 

14 * 



'Stein im Besonderii. 

4) Hierauf nimmt dieses die Gefäfae vom KopFe unj 
den Kiemen auf, welche besonders veraclilongeii sind. 

5) Verläuft ein lieferes anseliuiiches L.ängengef«6 
zwischen den Wurzeln derAVirbeldomen, welches sich 
am vordem Ende der "Wii-ljelsäule in den Brustslamnr 
senkt. 

Nach fohmann») findet sich beim Xiachs und 
Aal, wiilu'sclieiiilich den meisten Fischen, die Anurd- 
nimg, dal's Sangadern, welclie aus dem Speisesaftbehül- 
ter enlstelien, mit den Pulsadern au die Kiemea treten, 
sich liier verzweigen und dann wieder zu zurÜckluliraj- 
den Slümmeu vei-binden, welche sich in die Drosselraa 
ergiefsen. Hiemacli alhmele also hiei- schon iiumJtlel- 
bar ein Theil des Chylus nnj der Ij;jTnphe. 

Ich läugne die RIoglichteit Jiievon nicht, halle Jio < 
Annahme aber nicht für sehr waltrsckeüdicli , sondeni 
._glanbe vielmelu'^ dafs einige diesei- Gefafse ilu-en Inhalt .-1 
dem Milclisaübehäller, andi-e dagegen unmitlelbar dan 
Kbrpervenen System zululuen, indem hei dieser Auäcb} 
keine Ausnahme von den allgemeinen Bilduiigs - uai' 
Functiousgesetzen Statt findet. 
Sie stimmt vielmehr sehr wolil: 

1) mit der vielfachen Vereiiiignug der Sang- V^i 
Bhitadern gerade hei den Fischen; 

2) mit dem grofsen Reichlbuni der Atlnnnngswerk 
zeuge an Saugadein IiÜhei-er Wiibelthiere selir woli 
überein und wird 

3) durch die A-ufnalime des Azots gerade '(hB> 
das AÜunen der Fische selir bedeiilend untevsti 



i) A. B. 0. 32 ff. 



Amphibien. 213 

Von den Saugaderu vereinigen sich vorzüglich die 
Ichgefäfse an mehrern Stellen mit deu bcn|ichbar- 
Blutadern und senken sich daji^r an einer weit grö- 
•n Menge von Punkten in das Körpervenensystem ein, 
es früher, namentlich von AfoHro und Hewson, 
euommen wurde ^). 

Zehnter Abschnitt! 

Amphibien.^ 

I. All;gemeine Beachreibung. 

§.64. ^ •• • • ,' 

Die AmpbihieQ haben einen \^eniger vollkommen 
bcbiedheii Körper-^ und Limgenkteislapf als die mei- 
1 imter und alle über ihnen stehenden Thiere, indem 
verschiednen AbtKeilungen des Herzens und des Ge- 
isyÄtems weniger genau von eihander getrennt sind, 
is ist der allgemeine Charakter, ihr es Gefäfssystems ; 
h. zeigen sie mehrere Versebaedenheften -und nirgends 
es möglich,' eine so unuttt«rbrochne StufeniFolge in 
• Ausbildung eines Organs nachzuweisen als hier. 

§.65. 

Mit Bezugnahme auf das früher •) Aaigegebne läfst 
\l im Allgemeinen Folgendes bemerken: • 

1) das Herz liegt gröfstentheils. sehr ji^eitniach vom. 

2) Immer ist es in Vbrkammer, oder venösen Ab- 
mitt, und Kammer, oder arteriösen A)bschm*tt getheilt, 
1 denen dieser kleiner, aber weit dickwandiger als 



) FohmaUTi a. a. 0. 
) Bd. li 8. 183 ff. 



< • • 



N 



214 



Geräfssystem im Besondern. 



^^^ Im letzter 



jener ist. Jin Gegonlheil sind di« Wände der Vorti 
mer meistens selir diinn. 

3) Die Vorkamoier entwickelt sich früber 
schneller als die Kammer, indem sie, mit Ausn 
der Batracliier, durrli eine senkrechte Sclieidewi 
IQ zwei HälfLeu getlieilt wird, von denen die linke 
Lungenveneii , die reclite die Korperveiien aiifnii 
während die Kammer fast nie eine ganz vollstäm 
Scheidewand besilzt; 

4) das Herz ist, mit AusnaJime der meisten Oph fa 
dier, meistens hreiler und kürzer als bei den Fisd 
wenigsteiia den KnocJienfischen. 

3) Zwischen dem immer vorhandnen Ilerzhei 
der nie mit dem Buuclifclle durch Oeffiiungeu zun 
menhüugt, finden sich häufig Verwachsungen. 

6) Sehj* allgemein sind Klappen vurhanden, T 
che den Blutlaut begünstigen. 

Namentlich finden <(ie sich; 
n) zwischen den Veuqn und dem venüsen Thtile 
Herzens j 

b) zwischen diesem und dem arteriüsen Theile; e 
lieh; 

c) diesem mid den Arterienslaramen; 

d) sind sie meistens hlos halbmondlormige VorspT 
ge der inncru Haut des Gel aTs Systems ; 

e) ihre Zaiil ist meistens doppell. 

7) Die Körper - und Lnngcnpulsader sind enl 
der ein Gefafs, so dafs die Lungenpnlsader ans 
Aorte entstellt, oder beide enlspnugen diclit neben ( 
ander aus dem rechten und vordem Theilo der Kamn 
Im letztem Falle vereinigen sich aucli beide durch 



Ampliibien. 215 

lehnlidie Verbindang§äste, welche den Fötuswegen der 
iiüiern Thiere, namentlich dem arteriösen Gange ent- 
prechen. 

8) Die einfache Aorte spaltet sich in zwcfi seitliche 
Aeste 7 «welche sich in der Mittellinie früher oder später 
vu einem Stamme vereinigen. Dieselbe Vereinigung zei- 

vi 

ged auch die beiden, getrennt entspringenden Aorten. 

.ij; 9) Das Ffortadexsystem ist immer vorhanden, hängt 
.•|JMr vielfacher als bei den hohem Thieren mit der lün« 
tea Hä'lfle des Körpervenensystems zusammen« 

m ■ 

t*' iO) Höchst wahrscheinlich findet sich überall ein 
Hügadersy Stern , das voUkommner als bei den Fischen 
hftj indem sich deutlichere Drüsen bilden. Die Klappen 
■ ^d indessen noch nicht sehr vollkommen entwickelt. 



^ IL Besondere Beschreibung.' 

r 

t 1. H e r e. ^ 

a. Batracbier. 

Die Batrachier haben die einfachste Herzform. 
Das Herz besteht sein: allgemein nur aus einer Vor- 
kammer und einer Kammer, von denen die erste das 
Blut durch mehrere Stämme aus dem Körper und den 
Lungen zugleich aufnimmt, die zweite es* dagegen durch 
Qinen Stamm zugleicli zu dem Körper und durch einen 
Bdmell von der- Aorte abgehenden Ast zu der Limge ver- 
«endet Der Vorhof liegt immer vor und über der 
Kammer und neben den .PulsaderstÄmmen. 







Gefürssystem im Besondern. 



Die verscliieJueii hühern und uiedera Abllieili 
gen zeigen in mölirern Beziehangea beaoaders £olgi 
Abäudeimigeu, 

1) Die TerbäUuirsmälsige Gröfse des Herzens 
bei den ungeächwänzlen Batrachiern aus« 
clicr als bei den geschwänzten. 

2) Die Vurkammerii sind verha'lüiirsmäfsig 
Kammer am gi-öfslen bei Pipa, hierauf folgen Prot 
Saiamandra, Triton, kurz, die geschwänzti 
trachier, dann Rana, auf diese Hyla, zuletzt 
wo der venöse Tlieil zumal bei li. agna aulserst 
ist. Fi'eihcb hüngL dies Tielleiclit zum Theil von 
Grade der Zusammenzicliung der Herzablheilungei 
indessen habe ich doch die angegebneu Veiscliiedei 
ten bei niehrern Exemplaren sehr bestandig gefunden. 
Doch sehe ich eben bei einem selir fiischeu Ülxemplar 
von Pipa die Vorkammer verbältnifsmafsig kleiu. 

3) Bei Pipa, Rana, Bufo, Hyla, Proteus nmgiebt 
der Vorbof von beiden Seilen die Arlerienatünune , bei 
Pipa selbst tue ganze Kammer auf dieselbe 'VN'^eise gleicb- 
niäTsig. Dagegen befindet er sich bei Saiamandra und 
Triton, Siren pisciformis und laceriina, wie bei uielu-em 
Fischen, fast ganz auf der linken Seite. Merkwürdig 
ist vvißder liier, dafs er bei diesen Batrachiern durch 
eine starke Einschnürung in eine vordere, giofsere imd 
eine hintere, kleinere Hälfte getlieilt ist. 

4) Die Herzkammer ist im Allgemeinen dr»- 
eckig, mit der Grimdfläche nach vorn, mit der SpiW t 
nach hinten gewandt. Bei den Kröten ist sie am län{- i 
liebsten und spilzeslefi. Hierauf folgt Bana, dann Hj*i- 
Bei Pipa ist sie viel kurzer, breiler und stumpfer. We- 



Amphibien. ' .217 

jen der Breite des Körpers und der Schildkröten^ihn- 
ichkeit wäre dies interessant, nur haben Sqlamandra 
lud Triton eine noch stumpfere und rundlichere Kam- 
mer. Bei Proteus ist die Spitze gleidli&Us weit stumpfer 
ds bei den ungeschwänzten Bat^achiern^ doch die 
lanze Kammer bedeutend länglicher als bei Sahmandra 
ind Triton. 

5) Die Kammer ist sehr allgemein einfach, und 
^s findet sich keine Spur einer Scheidewand; Pipa zeigt 
ndessen eine deutliche Scheidewand, welche, von der 
Spitze der Kammer an gerechnet, i^ber zwei Diättel der 
ganzen Länge derselben beträgt, was wegen der hie- 
durch gegebnen Schildkrötenähnlichkeit desto wichtiger 
iat^ da- sich diese Bildung an die der Schildkröten an- 
iohliefst. Bei den übrigen Batrachiern finde ich kei* 
ae Spur hieven. 

6) Die Vorhöfe haben, mit Ausnahme von Pipa, 
glatte, einförmige Wände, hier aber sind sie aufseror- 
deutlich ungleich, vielfältig eingeschnitten« . 

Bei. Pipa hat es äufserlich den Anschein, als sey 
die Vorkammer in eine rechte und eine linke Hälfte 
abgetheilt, indem sich aufsetden erwähnten kleinem 
Einschnitten ein mittlerer sehr titefer findet, wodurch 
die beiden Hälften geschieden werden; indessen konnte 
ich anfänglich, freilich nur an schon lange erhaltnen 
Exemplaren, hierüber nichts mit Gewifsheit ausmitteln, 
indem das geronnene Blut die Untersucliimg zu unsi- 
cher machte. So eben finde ich indessen bei einem fri- 
schem Exemplar eine intel*essante Uebergangsbildung 
in einem häutigen, senkrechten Segel, das sich von der 
Grundfläche der Herzkammern bis zum obem- imdjiin- 



218 GefäTssjaXem im Besondern. 

tem Rande der Vorhöfe erstreckt, hier aber eine d^- 
liche Lücke läfst Warum Rudolph! den Vorhof bd 
Pipa dreigehippt nennt <), kann ich nicht ausmitteln. 

7) Bei PipUy Bufo, Hyla findet sich nach meinen 
Untersuchungen keine Verbindung zwischen Herz uud 
Herzbeutel, die [Jmbiegungsstelle deif^ äufsem Blattes in 
das innere ausgenommen. 

Bei Rana geht dagegen in der Gregend der Grund- 
fläche ein ansehnhcher, freier Faden von der Biicken- 
fläche der Kammer zum Herzbeutel. 

Bei Salamandra und Triton ist der ganse rMlü 
' Herzrand durch ein breites, viel groCseres Band wk 
dem Herzbeutel verwachsen. 

Gerade bei den niedrigem findet' sich daher tebt 
deutlich eine grofsere Annäherung an die Bildung der 
Fische als bei den hohem. 

Freilich sehe ich dagegen bei dem Proteus nnd 
Acholotl das Herz vollkommen frei, ungeachtet idi 
in dieser Hinsicht vier Exemplare von beiden sorg{SHi| i 
untersuchte. * 1 

Den Herzbeutel finde' ich, wie auch Rudolphi*) | 
bei Pipa hart und fest, leicht zerreifsbar, auch bei H- 
fichem Exemplai*en. Bei den übrigen sehe ich nicbti 
Aehnliches. 



b. Ophidier. 

§. 67. 
Das Herz der Ophidier liegt im Allgemeinen 
weniger weit nach vorn als bei den übrigen Amphibien. 

1) Breyer de Rana pipa. BeroL 1811* 13« 

2) Ebenda. 1811. p. IZ 



Amphibien. 219 

enigstens gilt dies für mehrere eigeniliche, wahre 
»Iiidier, namentlich für Crotalus und F'iperß* 

Es findet sich hier bei Crotalus am Anfange des 
!;tlern Drittels des Körpers. 

Bei Typhlops hegt es freilich ganz im derselben Stelle. 

Dagegen liegt es bei Anguis sehr weit nach vom, 
'Ende des ersten Dreizehntels, üebergänge machen 
meisten übrigen Schlangen» So findet es sich bei 
tphishaena^ Tortria: , Elaps am Ende des ersten Vier- 
i; bei Na/a, TrigonocephaJus , Trimeresurus an dem 
(ersten Fünftels; bei Boa, Coluher ahetüUa an dem 
I ersten Sechstels, Celaphü, plutomus, natrix, Viperd 
ms am Anfange des zweiten Siebentels. 

Diese Verschiedenheiten hängen wohl zum Theil mit 
r Grestalt, Zahl und Länge <ler Lunge zusanuneu« 

§. 68. 

Das Herz ist bei den Ophidiern, wie bei den 
rigen hohem Amphibien, zusammengesetzter als bei 
1 Batrachiern, indem sich 1) die Vorkammern 
ir al^emein yollständig durch eine senkrechte Schei- 
Fand ti'ennen;- 2) von der Spitze gegen die Grundflä- 
9 der Kammern eine. Scheidewand heraufwächst, so 
fs im Allgemeinen nur an der Grundfläche eine Ver- 
idungsöffiiung zwischen beiden Kammern übrige bleibt 
es ist die allgemeine Bedingung, doch finden sich meh- 
'e Stufen. 

Das ganze Hers, besonders der arteriöse Theil, ist 
^istens sehr länglich, länglicher vielleicht As irgendwo, 
wröhnlick etwas nach links gewölbt, nach rechts aus- 
höhlt. / 



220 Gefäfssystem im Besondern. 

Die linke Kammer oder Hälfle ist selir wenig aiu- ^^ 
gebildet, äulserst dickwandig, aber sehr eng, dierecht^ 
viel dünnwandigere beträchtlich weiter. 

Am dänglichsten finde ich die Kammer bei Typhhp 
und Trigonocephabis» 

Hierauf folgen Cro/oÄ«, Elaps) Naja, CoJuber» Et- 
was kürzer ist es bei Tortria:, noch weniger bei Am- ' 
pTäsbaeruu 

Bei AngiäSy Boa, THpera dagegen ist das JEIerz wdt 
weniger länglich als bei den übrigen Ophidiern, viet 
mehr kurz und rundlich dreieckig, nähert sich dahr 
mehr der Form desselben bei den übrigen Amphibia«' 

Zwischen den Vorhöfen und Kammern finden sich 
blos einfache , halbmondförmige Klappen. Auf jeder 
Seite liegt wenigstens bei Boa eine vordere, welehenur 
ihrem Vorhofe angehört. Aufserdem findet sich ihr ge- 
genüber eine genueiuschafiüche , stärkere, liintere^ wel- 
che quer von der rechten zur linken Wand des Her- 
zens, dicht vor der Oefihung in der Scheidewand, .ver- 
läuft. 

Cuvier spricht nur von einer Klappe für jeden 
Vorhof, deren freier Rand nach der Seite hingewandt 
sey, dessen Mündung sie bedecke <), indessen ergiebt 
sich schon aus der Natur der Sache, dafs die letztere 
Angabe unrichtig seyn muf^, und aus der Untersuchnn^} 
dafs die Anordnung nicht vollständig beschrieben ist 

Am Ursprünge der Pulsadern finden sich gro&e 
halbmondförmige Klappen. Zwei gehören der Lungen- 
pulsader, z^vei dem linken,, eine dem rechten Aorten- 



1) Vorles. IV. 66. 



Amphibien. 2iil 

stammo an. Die letztere liegt nach unten, aufaen und 
rechts. Aufserdem findet sich hier nach links und in- 
nen ein sehr ulibedeutendes Rudiment einer zweiten« 
So verhält es sich wenigstens bei Boa» 

Mit dem Herzbeutel i»t das Herz der Ophidier, 
wie es scheint, weniger allgemein verwachsen als bei an- 
dern Amphibien. 

Ich finde wenigstens bei CroiaJus, TPrigonocepJialus, 
TSisja, Vipera, Elaps, CoJuber, Boa, Python, jänguis, 

mg ^^^ 

ßgf^aJe, Typhlops in keinem von mir untersuchten Exem- 
j^Iar eine Verwachsung. Nur einAial sähe ich sie imter 
iSefen Fällen bei Anguism 






c. C h e 1 o n i e r. 

§.69. , 

T Auf die Ophidier mufs man, in der Beschreib 
hoig der Anordnung des Herzens und der GefaTse , .die 
Cfaielonier folgen lassen, da sie ofienbar 'zwischen ih- 
tteu und den Sauriern stehen. Dies glaube ich aus- 
dfikklich bemerken zu müssen, da ich hier von Cu- 
Tier, der höchsten Autorität in der vergleichenden Anar 
U>]tiie, abweiche. Die Form des ganzen Herzens ist hier 
plötzlich sehr breit, viel mehr breit als lang, rundhch 

riereckig. 

• Die Vorhöfe sind femear etwas kleiner als bei den 
^phidiern und weit stärker musculös , ungefälir gleich 
profs, durch starke Einschnitt^ von einander und den 
Cammern getrennt 

Kammer und Vorkammer zusammen haben eine 
ingefaTir gleichseitig viereckige Gestalt, die Kammern 
ilein sind dagegen fast doppelt so breit als lang. 



222 Gefäfssystem im Besondern. 

Die beiden Kammern sind hier noch weit deutli- 
cher entwickelt als bei den Ophidiern, Die linke und 
rechte haben ungefähr dieselbe Gröfse, wenigstens ist 
diese nicht viel weiter als jene. Die Sclieidewand zwi» 
sehen beiden beträgt ungefälir ein Drittel der ganzai 
Lauge des Kammertlieils, Die Wände der linken Kam- 
mer sind di^ei bis viermal dicker als die der redbla 
Die innere Fläche ist in beiden Kammern durch vieb 
fleischige Vorsprünge, welclie ansehnliclie Verttefungci 
zwischen sich lassen , ungleidu Weit mein: als auf der 
rechten Seite ist diese Bildung auf der linken entwickelt, 
,wo dadurch zumal bei Chehne mydas, längs der Scheib- 
wand ein so feines und zusammengesetztes Nets ent- 
steht, dafs es durch keine Besdureibung erreicht werden 
kann. Linkerseits findet man nur eine schwache Spur 
davon und eben so ist diese Anordnung bei En^ und 
Testudo nacli meinen Untersucliungen viel weniger tbU- 
kommen entwickelt als bei Chehne. Diese Faden vera- 
nigen sich übrigens auf der rechten und linken Seite n 
einer geringem Zahl von starkem, die sich an den Un« 
teru Rand der Scheidewand der Vorkammern aebsei^ wel- 
cher sich nach beiden Seiten, als eine Tiei*eckige Klappe 
gewölbt vorspringend, ausbreitet und zielien diese offen- 
bar so nach hinten, gegen die Kammern imd vor den 
Vorhof, dafs dadui*ch die venöse Mündung, wälirenl' 
sich die Kammer zusanmienzieht, verschlossen wird. DM 
erinnert deutlich an die Bildung mehrerer Fische und ist 
zugleich eine Andeutung des zusammengesetzten Bauet 
der linken venösen Klappe bei den Vögeln und Säugthie^ 
ren; nur findet der Untersclüed Statt, dais hier nodi 
alles fleischig ist. Merkwürdig ist es daher , dafs dieser 



Amphibien. 223 

letzförmigo Bau vorzügBcli auf der linken Seite entwi-- 
:kelt ist. 

In der rechten Kammer gfeht von der Scheidewand 
lur rechten, äufsern Wand eine starke fleischige Klap- 
pe, die unter dem Ursprünge der Lungenpulsader an* 
flingt imd sich ungefähr in der Mitte der rechten Wand. 
ncBgt. Von ihr gehen wenigstens bei Chelone mydas 
ehnige Fäden zur äufsern Wand. Höchst wahrscliein« 
icli hat die bei den Vögeln vorkommende venöse Klap- 
le der rechten Kammer mit ihr gleiche Bedeutung. 

Immer hat nur die rechte Kammer eine arteriöse 
fündung, die ilur ganzes vorderes Ende einnimmt, da- 
ittv dicht vor und rechts vor der ScheidewandöiFnung 
I^ Kammer liegt und drei Gefäfsen, der Lmigenpuls« 
der tmd den beiden Körpei^ulsadern,- zum Ursprung 
ient. - Am meisten nach unten entsteht die JLuugenpuls« 
der^ dicht darüber die rechte und hnke Aorte, eine 
ic)&t neben der andern, so dafs alle anfänglich ein Bün- 
bl bildeil* Doch sind sie bis zu der Kammer von ein- 
nder getrennt und jede ist an ihrem Ursprünge mit 
ym halbmondförmigen Klappen verseilen, 
f Dicht über dieser arteriösen Mündung befindet sich, 
a ^icher Höhe mit ihr, die venöse Oefinung dei* Kam- 
Kfpr, oder die Eingangsmündung, wodurch sie mit der 
lidfalten Vorkammer verbunden wird. Diese wird rechts 
Inrch eine kleinere, links durch eine w^it gröfsere, 
inlidlichi3, fleischige Klappe lungeben, von denen die 
^^ztere da« rechte £nd^ einer vierepkigen Klappe ist, in 
ndicfae die Scheidewand nach beiden Seiten auslauft. 

In die linke Kammer öiFnet sich auf ähnliche Weise, 
loch nur in dem recliten Theile ihres Umiauges von 



224 Gefäfssjstem im BesonderA. 

dem linken Ende der Klappe mngeben, links dag^ 
frei, der linke Vorhof, 

. Die Vorhöfe haben ungefähr dieselbe Weite und 
Stärke und sind durch ein sehr zusammengesetztes Ma- 
schennetz von Muskelbündeln an ihrer innem Fläche 
sehr ungleich. Der rechte ist nur wenig gröfser als der 
linke. Beide sind im Allgemeinen durch eine voUkommDe 
Scheidewand von einander getrennt, die sich gegen dk 
Kümmern nach beiden Seiten von der Oeffiiung in der 
Kammerscheidewand beträchtlich zu einer ansehnlicbo^ ' 
queren Klappe ausbreitet. 

Nach Munnicks macht von dem Gesetze, (hb 
bei den Cheloniern die Scheidewand vollständig Ui 
Testudo scorpioides eine Ausnahme, indem er sie hier tob 
zwei dickwandigen Oeffinmgen durchbrochen fand')i 

In den linken Vorhof öiFnen sich dicht neben dei 
Scheidewand an der Riickenseite durch eine gemon- 
schafthche Mündung, dem Eintritt in die Kammer ge- 
genüber, ohne deutUche Klappen die beiden Lungeo- 
venen. 

In die rechte tritt von hinten durch eine sehr Tvdto 
Mündung, die blos von einer vordem luid einer hinteüi 
durch einen fleischigen Vorsprung gebildeten, LäiigeD- 
klappe umgeben wird, die gemeinschaftliche Körpervenfli 

Immer finden sich melurere ansehnliche Verlnii- 
dangsfäden zwlsche^ dem Herzen imd dem HerzbeiiieL 
Die stärksten imd beständigsten gehen von der Spittf 
der rechten Herzkammer ab. Aulserdem fand ich iiidit 
selten dünnere , längere und weniger beständige zwischei 
__— den 

1) Obserr« variae. Groningae. 1805* p. 43. 



!«. 



Amphibien. y'>5 

den VorhiJfen und den Kammem. Nach Bojanus ') 
ist der erste Verbin du ngs faden nicht solide, sondern be- 
sieht aus den Venen des Iiintem Herzendes und des 
Herzbeutels, welche sich in den queren Verhinduugsast 
atvisclien den beiden Banchvenen ergieCsen. Indessen 
btbe ich mehrmals auch bei genauer Untersuchung von 
QhWonf, Emys und Testudn wiiklicli den Faden ganz so- 
läe gefunden^ wenn glcieli oft die Ton Bojanus onge- 
gdAie Anordnung vorhanden war. Die übrigen Faden 
Ssd nie liolil. 

Das Lungenbliit gelangt aus der linken Vorkam- 
Mr durch die venöse Mündung der linken Kammer in 
Rse. Eben so tritt das Korperblut aus dem rechten 
Poiäiofe in die i'cchte Kammer. Aus der linken Kam- 
pier vcird es durch die Oeffnung in der Scheidewand in 
Iraiden Aorten getrieben, weil sich ihre, neben ein- 
liegenden Mündungen gerade vor dieser Oeffiiung 
; dagegen gelangt das Blut der recJiten Kammer 
(der grüFsteutlieils in die Lungenpulsader, weil die 
erwähnte Muskelklappe bei der Zusammenzie- 
Kammern die Mündung der Herzkam m erschein 
verschliefst imd zugleich die Mündung der Lun- 
ie herabzielit. 
io wird also im Augenblicke der Zusammenzie- 
der Kammern in der That die Stheidewaud rer- 
tiÜstündigt und es findet daher wirklich, ungeachtet 
ttt Torhaudnen weiten Scheidewandöffnung , so gut als 
keine Vermirfrliung des Jiungen - tmd Körperblutes 



i) AflBt. Teitud. piirop. 152. ISS. 
Keckel'« TPrpl. An;tt. V. 



226 GefäTssystem im Besondern. 

Die vmrschiednen Ordnungen der Clielonierseti- 
gen einige Verschiedenheiten in der Ausbildung i& 
Herzens. 

Bei . Chehne, nach der ich die Beschreibung de. 
ansehnhchen Gröfse des Herzens weg^n entwarf, ist e* 
am vollkommensten, dann folgt Emys, zuletzt Testuä, 
In beiden nämlich, besonders der letztern, ist die Oeff- 
nuDg in der Scheidewand der Kammern weit gröfser, w |i3 
dafs die Kammern kaum getrennt sind, und di& redbif 
Kammer ist, zumal bei T^^ifz^^ yiel dickwandiger und in 
demselben Verhältnifs kleiner, so dafs sie bei Tesbi ' 
kaum weiter als die Scheidewandöffiiung ist* 

Die Terhältni£smäfsige Gröfse der Vorhöfe scheU 
mir in allen Ordnungen ungefähr dieselbe, nur bei 7V- 
Btudo sind sie etwbs gröfser. Eben so finde ich sie iu 
allen gleichmäfsig fleischig und habe mich so woU frü- 
her als noch kürzlich bei meinem letzten Aufenthalte 
in Neapel dm*ch Untersuchung mehrerer Thiere übePr 
zeugt, dafs der von Blumenbach ^) angegebne [Jntfi^ 
schied zwischen Chelone imbricaia und CA. viydas wah^ 
scheinlich wohl nur scheinbar und in dem verschiedncn 
Grade der Zusammenziehung der Vorhöfe begründet ist* 
Nach ihm würden nämlich bei CA. imbricaia die Wände 
der Vorhöfe dünnhäutig unä schlaff, wie bei warmblü- 
tigen Thieren, bei den letztern dagegen sehr derb uD^ 
fast dicker und robuster als die der Kammern seyB-l 
Eine solche Vei-schiedenheit finde ich nicht, wohl aber! 
sind die Wände der rechten Vorkammer bei Chehnf 
und Emys überhaupt eben so dick und selbst dicker ab 



1) Vergl. Anat. 228. 229. 



Amphibien. ^ .857 

e dar Kaimiier,' während sie h^Testudo^ äbereinstini'- 
end mit der geringen £ntwickelimg der Hohle d^ letz- 
rn, weit dünner, sind* > . . ^ 

I 

.... ^ 

d, Saurier* 

Meistens liegt bei den Sauriern das Her^B beson- 
rs sehr weit vom, dicht über dem Tordöru Ende (les 
iistbeins. Eine auffallende Ausnahme Ton diesem Ge- 
iz machen aber die Crocodile, wo es sich viel wei* 
7 nach hinten, dem After sogar etwas naher als dem 
tuide befindet. Immer liegt das Herz, aber zwischen 
m L^ftröhrenästen und dicht hinter der Theilung der 
nibohre. 

' Indessen ist dies meines Wissens auch die einzige 
nsuahme* 

Sehr allgemein, namentlich bei Seps^ Ascalabotes, 
incus, Calotes, Lacerta, SteUio, Draco^ Polychrus^ Igua- 
., Chamaeleon^ Monitor , Crocodilus, ist die Spitze der 
immer auch bei den Sauriern mit diem Herzbeutel 
irch einen starken, kurzen Faden fest verbunden, den 
1 bisweilen, namentlich bei Monitor, selbst doppelt 

Bei Pseudopus finde ich zwischen dem Herzen und 
m Herzbeutel, besonders rechts zwischen der Kam- 
er in ihrer ganzen Länge und ihm sogar 12— «15 an- 
hnliche Fäden. 

Ich glaube hieniach, dafs diese Verwachsung audi 
er allgemein ist und ohne Ausnahme Statt, findet. 

Oben bemerkte ich, dafs sie den Schlangen und 
iter ihnen auch den eidechsenartigen , namentlich An- 

15* 



228 Gefäfssystem im Besöndern. 

guis, fehle, seitdem habe ich sie aber hi^r einigemal 
init Bestimmtheit gefunden, wenn ich gleich noch jM 
glaube, dafs sie keine so allgemeine Bedingmig als M 
den eigentlichen Sauriern ist. 

$. 71. 

Die Herxbildung der Saurier «eigt mehrere 
Verschiedenheiten, so dafs einige, und wohl die meist» 
Gattungen sehr niedrige, andre dagegen, namentlich db 
Crocodile, die höchste Form desselben unter den Ah- 
phibiepi darbieten. 

- Die äufsere Form ist gewöhnlich nicht sehr lif' 
lieh dreieclig, so dafs das Herz hiedurch «wisdhen den 
Schildkröten - und* Schlangenherzen Stent und mit dem, 
Froschherzen di^ meiste Aehnlichkeit hat. Vyie gewäm- 
lich , gilt diese Bestimmung besonders fiir die •Kammer. 

Weniger als für die meisten Saurier g|ilt siefir 
Crocodibisif wo das Herz etwas weniger zugespitzt und 
dadurch mehr schildkröienartig ist. 

^ Die Vorhöfe sind auch hier meistens viel weiler 
als die Kammer, sehr dünnhäutig. Der rechte reidt 
viel tiefer als der linke nach hinten herab, so dafs tf 
bisweilen, z. B. bei Polychrus, fast die Spitze der KJam- 
mer erreicht. 

Bei Crocodibis sind die Vorhöfe bei weitem am 
kleiQSten, was wegen der höhern Ausbildung des Her- 
zens und überhaupt des ganzen Körpers interessant ist 

§. 72. 
Bei den meisten Sauriern sind die beiden Vor- 
höfe durch ^ine vollkommne Scheidewand ganz voh ein- 



Amphibien. 229 

uder getrennt; dagegen hängen die Kammern »ehr all- 
emein durch eine ansehnliche, in der Grundfläche der 
nmer vorhandnen Scheidewand befindliche Oefihung 
u«anunenl 

Nach Pallas miacht der' ScheLtopusik (Pseudo^ 
9iSf Lacerta apodd) eine Ausnahme von der Regel, dafs 
ci den Eidechsen der Vorliöf vollkommen in zwei 
[alften getheilt ist,' indem er sie als durch eine iSchei- 
bwand nur zur Hälfte in zwei getheilt beschreibt '); 
Kiessen habe ich mich durch sehr sorgfältige Untersu- 
lung eines Exemplars hie von, * welches ich der Güte 
es Herrn Proseotor Dr. Wagner zu Erlangen ver- 
ankei- überzeugt, dafs die Scheidewand zwar gröfsten- 
leiib «ehr dünn , aber vollständig ist ^ 

.Bei Crocodüus ist die Herzbildung bei weitem voll- 
ommner als bei den ülDrigen Sauriern, so dafs, was 
ieses Organ allein betrifit, das ' GefäTssy^tem .hier in 
ör That fast ganz nach den^ Typus der Vögel und 
fiagthiere angeordnet ist. ' \ 

Auch die Scheidewand der Kammern istnäm- 
»- 

eh ganz vollständig geschlossen imdeskann da- 
er hiei' im Herzen durchaus keine Vermischung von dem 
Körper- und dem zurückkehrenden Lungenblute Statt fin-^ 
en. Nach (Duvier •) würde- zwar durch melrfere Oeff- 
ungen in der Scheidewand eine solche Verbindung tmd 
^ermischimg bewirkt werden, indessen, wenn gleich 
orzüglich hinten und in der hnken^ Kammer sich eine 
fenge ansehnlither Vertiefungen findlsn, so konnte ich 



1) Lacerta apoda descripta. N. Comm. Petrop. XIX. 443. 

2) Le^ont IV. 22 a. 



TiO GefäGssystem im Besondem. 

mich doch bei sorgfältig angestellten, oft wiederholles 
Untersuchungen, namentlich mit der Sonde , die dodi"^*^ 
hin und \7ieder Oe£fnungen hervorbringt, die voilift 
nicht da waren , und durch Einspritzungen aller Art 
nicht von der Anwesenheit derselben überzeugen nsiY 
glaube- daher, dafs sie im normalen Zustande eben so 
wenig als im Säuglhierherzen bestehen« 

Doch ist die vollständige Scheidung des Lungen- 
imd Korperkreislaufes noch nicht erreicht, denn, dielin» 
ke, freilich kleinere, Körperpulsader entspringt mit der 
Lungenpulsader in der That durch eine fast ganz je- 
meinschafUiche Mündung vorn aus der rechten KanunfB 
und führt daher, da sie mit der rechten Aorte freianft- 
stomosirt, dieser venöses Blut zu. 

Jede venöse Mündung der Kammern hat ülsri- 
gens zwei ansehnh'che halbmondförmige Klappen, deren 
gegen die Kammer gewandter Rand ganz frei ist Die 
obere, gegen die Arterienmündung gewandte ist bedeu- 
tend gröfser als die untere, äufsere. In der hinken K^am* 
raer sind beide, iil der rechten ist nur diese häutig, dage- 
gen die äufsere untere hier musculös. Zugleich ist sie 
an ihrer ganzen äufsem Fläche durch eine Menge von 
Muskelbündeln mit der äufsern oder rechten, vordem 
Wand der Kammer verbunden, während jene völlig fiei 
sind. 

Jede der drei Pulsadern, welche aus den beiden 
Kammern abgehen, hat in ihrem Ursprünge zwei han- 
tige, halbmondförmige Klappen von ungefähr gleicher 
üröfse. 

Cuvier scheint mir die Bildung des Croco- 
ililherzcns nicht ganz nchüg dargestellt und nament' 






Amphibien« 231 

.'h die Stelle , die es in der EntwicUungsreihe einnimmt, 
eilt völlig erkannt zu haben. Dies gilt vorzüglich für 
5 von ihm angenommnen Oeffimngen in der Scheide- 
md, die, nach dem Vorigen, wirklich nicht existiren. 
)en so wenig als diese scheint mir die rechte Kam* 
)r, oder, nach ihm, die rechte Hälfte der gemein- 
laftlichen Kammer in zwei Abtheilungen getheilt wer- 
n zu dürfen, von denen die rechte und untere das 
iit aus dem rechten Voi'faofe aufnimmt und es theils 
die sogenannte rechte Aorte, theils in die zweite, 
jinere, obere Abtlieilung. schickt, die es wieder der 
mgenpulsader übergiebt. Diese sogenannte dritte Ab- 
eiluag ist durchaus nur der obere Theil der rechten 
iznmer, und nicht blos die Lungenpulsader, sondern 
ch die sogenamite linke absteigende Aorte entsprin- 
a aus ihr dicht neben einander, und oberhalb der lin- 
a, obem Klappe der venösen Mündung der Kammer, 
ivier spricht zwar von einer Mündung, durch wel- 
e diese beiden Abtheilungen zusammenhängen sollen, 
lessen ist diese in der That nicht vorhanden, da die bei- 
n Abtheilunge'n durch keine Einschnürung von 6inan- 
r getrennt sind. Nur die obere, linke Klappe bewirkt 
f die angegebne Weise eine Art von Scheidung. Ganz 
it demselben Rechte könnte man vier Abtheilungen 
nehmen und die linke Kammer in zwei Hälften zer* 
jen, die venöse imd dje arteriöse. 

Das Kö^perblut geht daher bei den Crocodilen 
ch dem Vorigen aus dem rechten Vorhofe in die rechte 
ammer, aus dieser aber weder in eine mittlere, klei- 
ire, noch dmxh mehrere Oeffimngen in der Scheide- 
iiid in die liiike Kammer oder dritte Abtheilung, son- 



232 Gefärfeystem im Besondern. 

dern blos iu die Lungenpulsader und die linke AortB.' 
Aus dem linken Vorhofe, der es durch die Liungenblaft- 
adem erhält, gelangt das Lungenblut eben so blos m-< 
die linke Kammer und aus dieser blos in die rechteil 
gröfsere Aorte. Entspränge die linke Aorte nicht ani 
der rechten Kammer, so wäre in der That YoUkommoi 
Vogel- und Säugthi'erbildung gegeben. 

So finde V ich die Bildung wem'gstens in allen foi 
mir untersuchien Herzen von Crocodäus lucius* 

2* Gefäfse. 

o« Blutgefälse. 

o« Kirpergefäfse« 

■§. 73. 

Die Kilrperpulsadern der Amphibien hSngda 
immer mehr oder weniger mit den Lungenpuls ädern 
zusammen, indem diese entweder aus ihnen, oder wenig- 
stens mit ihnen aus derselben Kammer entspringen und 
sich aufserdem auch sehr häufig Verbindmigswege zyi- 
schen beiden finden. Diese bestehen namentlich in ei- 
nem engen Gange, der sich auf jeder Seite von der 
Lungenpulsader au dem hintern, absteigenden Aste der 
Aorte begiebt 

Meistens finden sich, der gewöhnlichen Ansicht nach, 
zwei , indessen auch dann dicht neben und über einander 
entspringende und auch nachher anfangs durch dichtes 
Zellgewebe eng an eiuandergeheftete Aorten. Sie ent- 
stehen immer vorn und x-echts aus der Kammer. Wo 
sich, wie bei den Batrachiern, bestimmt nur eine 
findet, ÜieiÜ sich auch diese bald nach ihrem Ursprün- 
ge in zwei Seiteuslämme. Jeder Aortenslamm w;eudet 
sich in einer kurzen Sli^ecke gerade nach vorn und 



j 






Amphibien. 233 

ilägt sich dann, seinem gröfsten oder wenigstens ei- 
n grofsen The^e nach, über die Luftröhre weg nach 
ten. Beide Stämme wei^den sich an der Wirb^l- 
le, wo sie mehr oder weniger dicht neben einander 
laufen, einander entgegen und fliefsen frülier oder 
ter unter einem spitzen Winkel zu einem einfachen 
mme zusammen, der sich nach hinten begiebt. Aus 
a rechten, vordem Stamme gehen aulserdem gewöhn- 
L allein nach vorn die Geföfse zum Kopfe und den 
dem GUedmafsen ab, während der linke gemein- 
aftUche mit ihm die hintere 'Köi'perhälfte versieht. 

Ob sich übrigens auch da, wo es den Anschein 
; imd sehr allgemein angenommen ^nrd, in der That 
' ei getrennte Aortenstämme finden , oder ob nicht viel* 
hr, wenigstens häufig, blos eine sehr schnelle Theilung 
einzigen Stammes täuscht, wird sich weiter unten 
der genauem Betrachtung des Arteriensystems näher 
eben.' 

' Ich glaube darthun zu können, dafs sehr allgemein,' 
nentlich beiden Ophidiern und Cheloniern und 
len Sauriern, sich nur ein, aber schnell getheilter. 
mm der Aorte findet, der nur bei den Batra- 
iern mehr oder weniger bedeutend länger als in den 
ngen Ordimngen ist. Dies wäre, wegen der dadurch 
febnen gröfsern Uebereinstimmung, theUs der Amphi- 
n unter eüiander, theiU mit den übrige^ Wirbel- 
sren nicht unwichtig. 

I. Bätrachier. 

§.74. 
Bei allen Batrachiern, auch die Pipa, wo ich 
nigstens dem Anscheine nach das Gegentheil zq fin- 



* \ 



234 Gefäfssystem im Besondern. 

den vermnthete und hofBie, nicht ausgenommen, gehl be- 
stimmt nur ein Pulsaderstamm vom Herzen ab, der sidi 
bald in einen rechten und einen linken Ast von gleicher ^^ 
Gröfse spaltet, welche sich in einen vordem, für Kopf 
und vordere Gliedmalsen bestimmten, und einen hinten 
Ast spalten , der sich nach hinten über den Luflröhrenatf 
seiner Seite schlingt und sich, wie im Allgemeinen an- 
gegeben, mit dem der andern Seite zur einfachen abstei- 
genden Aorte vereinigt. Vorher findet sich bei Protm 
eine doppelte Anschwellung, von denen die hintere Idd-'. 
ner als die vordere ist. Uniichtig spricht Rusconi^ 
nur von einer. 

Bei den Salamandern und Fröschen, sowoU 
Rana als Hylä und Bufo, schw^iUt der Stamm blos zvl 
einer einfachen, länglichen, rundlichen Erweiterung an, 
aus welcher auf jeder Seite ein gemeinschaftlicher Aor- 
ten - und Lungenpulsaderstamm entspringt.* Bfei der 
Pipa dagegen ist er cylindrisch, allein es schwillt hier , 
jeder Seitenstamm beträchtlich an, ehe er sich in Körper- 
und Lungenpulsadern spaltet. 

Dies ist eine merkwürdige Verschiedenheit, indem 
die letztere Bildung eine Neigung zu der, bei den Ophi- 
diern, Cheloniern und Sauriern zu Stande ge- 
kommenen weit frühern Theilung der Pulsaderstämme, 
die gewöhnlich für eine gänzliche Trennung derselben 
gehalten wird, anzudeuten scheint Diese Ansicht ist 
wohl desto richtiger, da die Anschwellung jeder Seite 
selbst fast in ilu:er ganzen Länge für die Köi^per- und 
Lungenpulsader abgetheilt ist. 



1) MonograHa del Froteo anguino di Laurent!. Fayia. 1819. 69* 



Amphibien. 235 

Aufserdem ist aber bei Rana^ Hyla. Biffh und Pi- 
der einfache Stamm zvHschen dem Ursprünge der 
rzkammer und der Spaltungsstelle durch einen an- 
:nlichen, mittlem Längenyorsprung , der von -der 
ckenwand ausgeht, in zwei Hälften geüieilt Ver- 
chse dieser mit dem tmtem Theile des Umfangs 
GefaTses, so fanden sich also hier zwei seithche, 
er getrennte gemeinschafUiche Körper - und Lun- 
ipulsaderstämme. Man könnte diesen einfachen Län- 
irorsprung auch wohl ein Ueberbleibsel der Klappen* 
Jung im Arterienstiel bei den Fischen halten, allein 
;en diese Ansicht spricht der Mangel desselben bei 
lamandra und Triton. 

Jeder gemeinachaftliche Seitenstamm spaltet sich 
:^gens bald in die Körper- und Lungeupulsader sei* 

• Seite. 

Bei den niedrigsten und geschwänzten Batra*- 
iern, wie Proteus^ Siren, eben so bei den Batra- 
ierlarven, welche sie während ihres ganzen Lebens 
"Stellen, geht ein einfacher Arterienstiel vom Herzen ab, 
' in die sogenannte Kiemenpulsader übergeht, welche 
rch drei Nebenäste das Blut zu den Kiemen sendet. 
ese verzweigen sich hier, imd aus ihren Zweigen entste- 
1 die Kiemenvenen, welche sich auf jeder Seite zu et- 
il Stamme vereinigen, der sich mit dem der andern Sei- 
selu* bald, nahe am vordem Ende der Wirbelsäule, zu 

• einfachen, absteigenden Aorte verbindet. Dies ist 
o vollkommene Fischbildung. Vor ihrer Vereinigung 
3en sie die Gefäfse für den Kopf, die vordem Glied- 
ifsen und die Lungen ab. 



f 



236 Gefäfssystem im Besond^rn. 

Ti%\T?roieuß spaltet sich der gemeinschaftliche Stamm 
vielleicht etwas früher als 'bei Siten* 

Dies ist Cuvier*s Beschreibung, namentlich für' 
Siren, mit welcher er die von Proteus als vollkommea.] 
ähnlich angitebt. Dagegen soll sich nach Rusconieine 
verschiedne Anordnung finden *). 

Aus dem einfachen Arteriensüel oder der Aorte 
nämlich entstehen wenigstens bei Proteus zwei Stämmei 
derer^ jeder drei Aeste für die Kiemen abgiebt, weldt 
durch sie gebildet werden. Zugleich geht aajberdei 
vom ersten die Kopfpulsader und ein Ast' für fc 
Zungenbeinmuskeln ab. Die Stämme beider Seifen ro- 
einigen sich nach Rusconi unter einander zur absa- 
genden Aorte durch einen gemeinschaftlichen, auf jeder 
Seite vor den Kiemen vorbeigehenden Hauptast« £r l)e- 
schreibt auch aufserdem den Uebergang des Slutes in 
den Kiemen aus den Kiemenpulsadern in die Blutadern; 
giebt aber femer an, dafs sich die erste Kiemen- 
blutader in die Kopfpulsader, dJe zweite imd dritte in 
den gemeinschaftlichen, aus dem Herzen tretenden Stamm 
kurz vorher senken, ehe die Lungenpulsader imd die 
Zeugungsgefafse abtreten. 

Hiemach würde also bei Proteus ein Theil de« 
Blutes, welches aus dem Körper zurückkehrt, indem es 
vor den Kiemen vorbeigeht, ohne geathmet zu haben, 
wieder in die absteigende Aorte zurückkehren und sich 
mit dem, welches in den Kiemen geathmet, hatte, ver- 
mischen, so dafs also nicht, nach Cuvier*s Angabe, 



1) A. a. 0. p. 70 £f. 



r '-■ Amphibien^ 237 

^e bei den Fischen, ein, yollkommen getrennter Kör- 
ier- .und Kiemenkreislauf, sondern, wie bei' den Am- 
»ibibien, eine Verbindung beider Statt fände« Der Aua- 
<ogie nach ißt das Letztere allerdings wahrscheinlich. 

Eben so verhält es sich nach Rus^oni übrigens 
lach mit den Larven der Tritonen ^). 

Ganz käme indessen diese Bildung doch m*cht mit 
fer- der übrigen Batrachier überein, indem hier sidi 
jfe Gefäfse, welche das BJut von^en Respira^onsorganen 
curuckführen, sich nicht in die Aorte, sondern in die 
Cörpervenen senken. Der Erfolg ist Indessen allerdings 
iSinUch, und bei Proteus senken sich nach Rusconi ^} 
aUerdiags die von den Lungen kommenden Blutadern 
in die hintere, freilich wenig thätige Hohlvene. 

Zwischen den geschwänzten und unjge-^ 

I 

ichwänzten Batrachiern findet bei allen von xhir 
oütersuchten Gattungen und Arten hinsichtUdi der Ver* 
tfpjgung der beiden Stämme der, meines Wissens noch 
nicht bemerkte, Unterschied Statt, d^fs sie bei den 

r 

mit^^Fti sehr schnell, bei den letztem dagegen erst writ 
liinten zusammentreten, so dafs der^ durch sie gebildete 
Sing dort sehr klein und eng, hier sehr weit ist Bei 
jenen findet die Vereinigung in der That dicht hinter 
üem Sdiädel, bei diesen ungefähr in der Mitte der Wir- 
ftelsäule Statt. Zugleich liegt bei den geschwänzten 
Satrachiern die ganze Aorte dicht imd fest auf der 



1) Rusconi descrizione anatomica della circolasioiie delle lanre 

delle Salamandre aquatiche. Fa^ia 1817. 

2) A. a. 0. S. 75. \ 



I 



/ 



238 GefäTssystem im Besondern. 

Wirbelsäule, während sie bei den nngeschwänzten 
frei und nur durch lockeres Zellgewebe angeheftet 

Bei der Pipa ti:eten dia beiden Stämme etyras ipiUr 
als bei den übrigen ungesdiwänzten Batrachiern 
sainmen, indem sich bei diesen die Vereinigungs 

i 

ungefähr in der glitte des Brusttheils der WirbelsäulBi 
bei der Pipa hinter dem Anfange des Schwanzbeins findd 

Merkwürdig ist, wenigstens bei den meisten Ba- 
trachiern, eine längliche , schwärzliche, durch mduert' 
Erhabenheiten und Veiliefungen ungleiche, plötzIkÜi 
Erweiterung, die sich in einiger Entfernung TO■nHe^ 
zen in der Kopfpulsader findet Sie scheint mir bei Ab i 
ungeschwänzten deutlicher als bei den geschwänztO) ' 
wo ich sie, zmnal bei SaJamandra, oft gar nicht walir- 
nehmen konnte. Auch die ungeschwänzten zeigen Vier- 
schiedenheiten. Ich finde sie wenigstens bei BakoLVioA 
Pipa weit gröfser als bei Bufo und Hyla. Nach 8 waüi- 
merdam^) würden diese Erweiterungen wenigstens bei 
Rana doppelt seyn, indem auf eine gröfsere eine kki- 
nere folgte, indessen fand ich sie immer bei allen Git- 
tungen nur einfach, so dafs ich selbst kaum an Varie- 
täten glaube^). Dies giebt auch Carus nach mir an') 
Wahrscheinlich ist diese Erweiterung ein Ueberbleibwl 
der Kiemengefafse der Froschlarven ^)* 

Nach Huschke geht aus dem innem Theile der 
Anschwellung bei erwachsenen Fröschen luid Elröteo 



1) Bibl. nat. 832. Tab. 49. 

2) Cuvier'» Vorlca. IV. 67. 

3) Zoot. 8. 594. 

4) Swamiuerdam a« a. 0* 



1 

Ampliibien. 239 

Le Pulsader zu einer neben dem Kehlkopf und den 
ilern Zungenbeinliörnem befindlichen kleinen , ^^öth- 
|ien Drüse, welche er mit Carus für die Schild- 
üse, so wie er diese für ein Ueberbleibsel der Kie- 
n ansieht, so da£s dieses Gefafs dann ein ferneres 
berbleibsel der Kieinengefäfse wäre ^). 

Bald nachdem sich die absteigende Aorte auf jeder 

» . ••- 

te um den Luftröhrenast ihrer Seite geschlag'en hat, 
ickt sie einen ansehnlichen queren Ast, die Armpüls- 
r, zugleich kleinere Zweige an die SpeLseröhre ab. 
aau an der Vereinigungsstelle beider Aorten geht nach 
Leu der gemeinschaftliche Stamm für die Verdauungs- ' 
rkzeuge und nach hinten die einfache absteigende Aorte 
Aus der erstem, die daher die gemeinschaftliche Ein- 
«reide- und Gekröspulsader (jCoeliaca und Mesenterica) 
stellt, tritt Äuerst ein anseluüiches Gefäfsab, die Ma- 
ipulsader, welche sich bald in zwei Hauptäste, eiüeu 
htrai und einen linken, tlieilt, die im concäven Bogen 
; Magens verlaufen. Aus dem zweiten, rechten, wei- 
ss durch die Bauchspeicheldrüse geht, entspringt die 
berpulsader. Hierauf spaltet sich der Stamm. in sechs 
rmpulsadern, die wieder mehrfach in zwei zerf2|llen 
d im Geki^öse zi;m Darmcanal gehen. Au3 dem letz- 
L entstehen einige Milzpulsadern, indem die Milz hier 
i Dickdarm liegt. 

Die gemeinschaftliche einzelne Aorte schickt nach 
d nach mehrere kleine Zweige an die Nieren, zwi- 



) Umbildung des Darmcanals und der Kiemen bei Froicli- 
quappen. Isis. 1826. !• 61S ff. 



1 



^ 



240 Gefäfssystem im Besondem. 

sehen deneii sie verläuft, aufserdem an die 24eugaiigi^ 
theile und mehrere Lendenpulsadefn ab, und spalM 
sich ungefähr in der Mitte des Beckens, an dessen 
terer Wand sie verläuft, in zwei Hüftpulsadem, wä( 
sich nach aufsen wenden, die Beckeneingeweide v 
hen und unter den Hüftbeinen na(^ aufsen treten, \s6i^ 
ter dem Oberschenkelbein nach hinten und innen zvn* 
sehen den Muskeln verlaufen, und sich in der Knie- 
beuge für den Unterschenkel und den Fufs in mehren 
Aeste theilen, die nichts Bemerkenswerthes darbieten. 

Diese Beschreibimg habe ich nach den ungeschwiiis- 
ten Batrachiern, namentlich "Rana escvlerddy entint- 
fen. Die übrigen imgeschwänzten Gattungen bieten kfi- 
ne bemerkenswerthen Verschiedenheiten dar.- 

Bei den geschwänzten Batrachiern finden 
sich, aufser den schon bemerkten '), diese vorta^^ 
im Verlauf und der Verzweigung der absteigenden Aor- 
te. Uebereinstimmend mit der länglichem Gestalt dei 
Körpers entstehen • die versdhiednen Gefafse mehr'fOB 
einander gesondert, so z. B. die Leberpulsadei' von der 
Magenpulsader getrennt und vor ihr *). Aehnlich Ye^ 
hält es sich auch bei Proteus ^ Salamandra und Trit(Jitu 

• 

U. O p h i d i e r. 

§.75. 

Bei den Ophidiern findet sieh, wenigstens bd 
Boa, Pythoriy Cohber, Naja, Crotahis, meiner Ueberzeugunj 
nachf 

1) S. oben S. 235. 

2) Cuvier Heptiles douteux. T. L F. 3, 






Amphibien. 



241 



ch, nur ein Aorteiistamm , der dicht neben derLun- 
apulsader, rechts von ilir aus dem vordem Ende der 
iiten Kammer rieben und unter der unvoUkommnen 
beideM and , wodurch diese von der hnken abgesondert 
L'd, dicht neben und etwas vor der vordem Mündung 
.' linken^ oder der Lücke in der Scheidewand ent- 
ht. . 

Die Aorte zerfällt zwar sogleich in einen linken 
1 rechten Stamm , die Mündung aber ist vollkommen 
fach, und mau kann daher durchaus nicht mit Recht 
i zwei Staramen reden« Es finden sich nur zwei halb- 
ndförmige Klappen, von denen die eine der Unken, 
i andre der rechten Hälfte der Mündung angehört, 
jr rqclUe Stamm liegt etwas weiter nach oben, dier 
ffnung der linken Kammer, näher als der linke. Bei- 

wenden sich , wie gewöhnlich , nachdem sie etwas vor- 
vis verlaufen sind, nach hinten und fliefsen, wie im- 
r, auf der Wirbelsäule zu einem Stamme zusammen, 
r rechte Stamm schickt vorher erst die rechte, dann 

linke Kopfpulsader ab. Der Kranz, welchen beide 
tere Aeste bilden, indem sie sich um die Luft- und 
äiseröhre schlagen, ist meistens gröfser als hei den 
chwönzten , immer dagegen kleiner als bei den un- 
chwänzten Batrachiern. 

• % 

I 

Die Anordnung ist nicht überall ganz genau die- 

be. Bei Coluber, F^pera, Naja^ Elaps sind beide 

teigende Aortenstämme ungefähr gleich grofs,^ der 

tere Ast des aus der linken Kammer entspringenden, 

> des rechten Aortenstammes, aber ist weit kleine) 

der absteigende, welcher aus der rechten Kamme: 

umt, mitliin der linke. 

klecitel's Tergl. Aiiat- V. n ffi ", 



242 Gefäfssysteln im Besondern, 

Etwas weiter ist verhältnifsmäfsig der rechte A-lcb 
steigende Ast bei Amphishaena. ^ m 

Bei Toririx und Crotäbis ist der Unterschied Tidj 
geringer. 

Bei Anguis sind beide fast, bei Boa und 
sogar ganz gleich, ja ich habe hier sogar den rechtalW 
gewöhnlich etwas weiter als den linken gefunden. 

Auf entgegengesetzte Weise verhalten sich die Stirn- 
me selbst, wenigstens bisweilen, an ihrem Ursprünge, « 
dafs bei Boa und Python der aus^ der linken Ejinunff 
kommende bei weitem gröfser als der. aus der reite 
entstehende ist. 

Auch die Länge des Ringes, welchen die beiden 
Stämme bilden, ist nicht gleich. Am kleinsten, uage- 
lähr wie bei den geschwänzten Batr^chiern, ist er 
bei Amphishaena und Typhlops, dann folgen Jj^fä^ 
Naja, Vipera, hierauf Crotalus, dann Toririx y daffli 
Boa und Python, zuletzt Cohiher. M demselben Ve^ 
hältnifs ist auch der Ring anfangs mehr rundlich, daan 
allmählich mehr länglich zugespitzt. 

Die Beschreibung des femern Verlaufes der Kör- 
perpulsadern entwerfe ich zunächst, der Gröfse der 
Thiere wegen, nach Python tigris. 

Aus dem rechten Aortenstamme entsteht, indem 
er sich nach hinten wendet, zuerst ein ansehnliches 
Gefäfs, das- links neben der Luftröhre und der linken 
Halsvene zum Kopfe aufsteigt. Dies ist nach C u vier ') 
die einfache gemeinschaftliche Kopfpulsader, nach 



1) Vorles. IV. 130. 



Amphibien. 2i#3 

i chlemm'), wahrscheinlich richtiger, der gemeinschaft- 
iche Stamm der Kopf- und Wirbelpulsader, die er 
Salspulsader (A* coBam)' nennt. Sie giebt sogleich 
^ch ihrem Abgänge, wenigstens bei PylJioiiy Boa, ein 
beträchtliches Gerdfs ab, das Cuvier«) wenigstens bei 
Python und Boa falschlich unmittelbar aus dem Stam- 
me ableitet. Dies hat auch aufser Boa constrictor schon 
Schlemm für Coluher nairix und papisiratus imd für 
Trigonocephahis mutus angegeben 3). Cuvier giebt ihm 
ceinen Namen, wahrscheinHeh ist es die Schilddriisen- 
»tilsader *). Es begiebt sich zu zwei ansehnlichen, läng- 
Ücbrundlichen , unten am Halse gelegenen Drüsen. \ 

In ihrem fernem Verlaufe schickt sie Zweige an die 
Speise- und Luftröhre ab und spaltet sich endlich in der% 
N^ähe des Kopfes in einen gröfsern linken und einen klei- 
nem rechten Ast. Jener dringt in die Tiefe, versieht die 
liefen vordem Hals- und Kopfmuskeln und tritt in die 
lächädelhölde ; dieser geht vor der Speise - und Luft- 
iröhre weg und verbreitet sich in den oberflächlichen 
Muskeln der Unlerkiefergegend. 

Jener ist daher innere, dieser äufsere Kop^uls- 
ader; der erstere zugleich auch Wirbelpulsader. 

Hierauf wendet sich der rechte Aortenslamm , ei- 
nen ansehnlichen Bogen bildend, nachlunten, oben imd 
rechts. 



1) S. Anat* Beschreibung des Blutgefafss. der Schlangelt in 

Zeitschr. für Physiologie. 1826. II. 1. 8. 101 ff. 

2) Vorles. IV. 130. , 

3) A. a. 0. S. 108. 

4) Schlemm a. a. O. 

16* 



244 Gefäfssysieiu im Besondern. 

Aus dem Ende des Bggens^ also weiter nach Un- 
ten, entsteht nun ein kleineres Gefafs, welches, der Wk«^ 
belsäule weit näher als das vorige, in der Mitte 
hinler der Speiseröhre nach vorn verläuft Z 
je zwei Halswirbeln schickt es bei Python einen 
unbeti'ächtlichen Ast ab , der in die Tiefe zu den H 
muskeln und in die Höhle der Wirbelsäule dringt, v^ 
dem er sich bei seinem Eintritte in zwei seitliche A 
spaltet. Hier konnte ich ihn nicht weiter als bis in Ab 
Gegend des achten Halswirbels verfolgen. 

Nach Cuvier würde dieser Ast ansehnlicherik 
der erste seyn <), indessen finde ich ihn wenigstens U .{ 
Python etwas kleiner. 

Er entspiicht nach Cuvier der Wirbelpuls- 
ader und den obern Rippenpulsadern bSherer 
Thiere*). 

Indessen möchte ich ihn nur zum Theil derWr- 
belpulsader und, da er vorzüglich die Halsmuskeln vö^ 
sieht, mehr mit Schlemm als den Nackenpulsadern 
mehrerer höhern Thiere analog ansehen* 

Bemerkenswertlie Verschiedenheiten konnte idi 
nicht wahrnehmen. Nur ist bei CrotaJus d^r SciiilddrS- 
senast sehr lang und entsteht wirklich unmittelbar aus 
der Aorlo. 

Eben so geht hier und noch mehr bei Cobtber die 
Cuvier 'sehe Wirbelpulsader weniger weit nach vorn 
un[d schickt besonders hinten lange Aeste ab, die fm* 
mehrere Wii'belzwischem*äume bestimmt sind. 

1) Vorles. IV. 131. , 

2) Ebenda. 



f 



Amphibien. 245 

Die einfache, hintere Aorte steigt in der Mittellinie 
T der Wirbelsäule herab und schickt hintere und seitli- 
e Zweige ab, von dtoen jene Zwisdienrippenpulsadern 
id, diese die Verdauungswerkzeuge versejien. Rech- 
*seits gehen von diesen 10--« 12 kleine, nach einander 
n vorn nach hinten folgende au die Leber , in deren 
ifaTsiurqhe sie ii*eten, indem sie sich von vorn nach 
rten durch Längenbögen vereinigen. Der Magen er- 
.t zwei gröfsere Pulsadern , eine vordere qnd eine hin- 
e, die sehr weit von einander getrennt, die erste der 
rdia gegenüber, die letztere hinter dem Pfqrlner, 
:springen , sich bald wieder in zwei spalten und auf 
Lden Flächen des Magens ^nsammenfliersen» 

In einiger Entfernung von der hintern Magenpuls- 
>r geht die vordere Gekröspulsader, ein weit ansehn- 
lei'es Gefäfs, zum Anfangstbeile des Darmcanals, und 
Jtet sich an diesem in einen vordem, kleinern und 
en hintern , gröfsern Ast. Dünn folgen nälier an ein- 
ler mehrere kleinere von verschiedner Gröfse , welche 
1 hintern Theil des Darrpcanals bis zum After, zu- 
ich die Zeugungstheile , versehen. 

In der Beckengegend schickt die Aorte einen kür- 
n, aber verhältnifsmäfsig weiten Ast, an die Cloaken- 
ile ab, der sich bald wieder in zwei theilt, die spä- 
wieder in zwei zerfallen. 

In ihrem Verlauf verengt sich die Aorte allmah- 
i bedeutend uiid entfernt sich mehr von der W^irbel- 
le, an. die sie dagegen im Schwänze, bis zu dessen 
tze sie verläuft, wieder sein* nahe tritt. 



I 

246 GefäCssystem iin Besondern. 

\ 

IIL Chelonier# 

. ' ^. 76. 

Bei den Cheloniern findet sich gleichfalls rar! 
ein. Aortenstamm, der sich aber so friUi theilt, dafs 
mal bei den Chelorien gewohnlich zwei angen< 
men werden. Die Mündung ist aber in der That dll- 
fach nnd man kann die Sonde sowohl dui'ch dies 
mit der gröfsten Leichtigkeit gleichmäfsig in beide Stä 
me, als von einem Stamme dicht über der MündoBj 
in den andern bringen. Die? gilt für alle Chela- 
nier, nur theilt sich bei Emys und Testudfy der Stao 
etwas später. Allerdings liegt aber die rechte HälAftisc 
Mündung der Oeffnung der linken Kammer öder Ott 
Lücke in der Scheidewand etwas gerader gegenüber« 

iDJe Aorte entsteht auch hier rechts und etwas 

über d0r Lungenpulsader. Der rechte Stamm sduci^t 

wie gewöhnlich, erst die Kopf- und Armptdsadem al 

schlägt sich dann über den rechten, wie der linke übe 

den linken Luftröhrenast nach hinten und verbindet sid 

mit ihm. Der rechte ist immer weit beträchtlicher al 

der linke , dagegen ist der hintere Theil von jenem md 

,stens enger als dieser. Beide lliefsen ungefähr auf d( 

Mitte der Wii'belsäule, einen weiten Ring um die Spe; 

seröhre und die Luftröhrenäste bildend, unter einem sp 

tzen Winkel durch einen Ast, der enger als beide und d 

Richtung nach die Fortsetzung und das Ende des plöt 

lieh nach Abgabe der Pulsadern für die meisten Üj 

terleibseingeweide mehr oder weniger verengten recht' 

Aortenstammes ist, zusammen. Dieser Verbihdungsi 

ist bei Chelone, sowohl inibricata als ntydas, am kürz 

sten und weitesten, bei Testudo weit länger und eng< 






Ampliibien. 247 

1 längsten »nd engsten bei Emys. Die einfache ge- 
einschaftliche, durch die Vereinigung dieser beiden 
ämme gebildete Aorte ist überall blos die Fortsetzung 
is linken Siammes, indem sie in der Richtung von die- 
m verläuft und nur unbedeutend weiter als die nach 
nten verlaufenden Aeste beider Stämme vor ihrep Ver- 
oigung ist.. 

Der rechte Aortenstamm versieht, bald nach sei- 
m Entstehen durch einen kürzen ^ nach vorn gerieh- 
en Hauptstaram den Kopf und die vordem GHedma-* 
in. Dieser theilt sich bald auf jeder Seile in zwei 
irflse Hauptäste, von denen der innere, weit klein^*e, 
als- und Kopfpulsader, der äufsere, weit gröfsere, 
loppalsader wird imd zugleich die Nackenmuskeln durch 
len starken, nach oben, vom und innen gerichteten 
\t versieht. 

Aus den absteigenden hintern Aortenstämmen ge- 
n bei Chelone keine' bemerkenswerthen Aeste ab. 

Aus der Vereinigungsstelle beider Gefäfse ent- 
ringt, wie bei den Fröschen, 1) eine gemeinschaft- 
he, mittler^ hintex'e Aorte; 2) die gemeinschaftliche 
jkrös - und Eingeweidepulsader. ' 

Diese spaltet sich bald in drei Aeste, von denen 
V vorderste an die vordere Magengegend; der mitt- 
•e, gröfsere, an die hintere Magengegend, den An- 
ig des Darmcanals und die Leber; der hintere, gröfs- 
an den gröfsten, hintern Theil des Darmcanals gehj. 

Der einfache, absteigende Stamm giebt nach ein- 
der mehrere Aeste an die Rückenmuskeln, die Nie- 
a - und G;eschlechlstheile und endigt sich sehr ver- 
gt im Schwänze, nachdem er am Anfange des* Heilig- 



\ 



248 Gefärssystem im ßesoddern. 

beins die Pulsadern der liintera Gliedma&ei| auf 
Seilen abgegeben hat. 

IV. Saurier. 

§. 77. • 

Auch die Saurier haben im Allgemeinen nur» 
ne, aber schnell in zwei Stämme getheilte Aorte. Dhf 
Stämme sind unter einander und mit der Luvgenarto- 
rie, so lange sie im Herzbeutel verlaufen, sehr eilgt»- 
bunden, wodurch äuTserlich dem Anschein nach nur flii 
Stamm entsteht Dieser ist besonders bei den Croeo« 
dilen sehr an^hnhch, fastsogrofs, namentlich so !■{ 
als der arteriöse Theil des Herzens, von dem erfe- 
dessen durch eine starke Einschnürung getrennt ist 
Oberhalb dieser dehnen sich die drei Pulsadern MsA 
aus, ohne dafs ihre Wände beträchtlich dick uraraL 
Bei allen übrigen Sauriern, ist dieser Theil der Pub- . 
ädern viel kürzer und enger als bei den Crocodilen. 

Die beiden Aortenstämme vereinigen sich, nadi- 
dem sich jeder xiu^ den Luftrölu'enast seiner Seite ge- 
schlagen hat, bei den Sauriern gewöhnlich nach einer 
kürzen Strecke, am spätesten bei den Crocodilen, am 
frühesten bei AscaJabotes und Pseudopus. Beiden Cro- 
codilen verengt sich die aus der rechten Kammer entste- 
hende Aorte beti'ächtlich, so dafs die Verbindung blos 
durch einen kurzen, dünnen Gang, ihr Ende, bewirkt wird 
Dies hat Cuvier richtig angegeben»), Carus dagegen 
weniger richtig den Eidechsen*) im Allgemeinen die- 



1) Vorles. IV. 1810. 127. 128. 

2) Lehrb. d. Zool. 1818. 599. 



Amphibien. 249 

r 

ft« Bildung sngescluieben, da gerade bei allen übi^gen 
^acb meinen^ an sehr vielen Gattungen angesteUten Un- 
■Versuchungen . die beiden Stämme bis zur Vereinigung«- 
Beeile ungefähr gleich weit sind und sich der aus der 
^«chten Kammer abgehende nicht plötzlich vierengt. Dies 
WEngt »unstreitig mit der Voi*wärtsIage des Herzens und 
kar schnellen Vereinigung beider Arterien zusammen^ 
^em in Folge davon die Eingeweidepulsadem erst un- 
Bithalb der Vereinigung beider Aortenstämme aus dem 
pSmeinschaftlichen Hauptstamme abgehen. 

' Bei Crocodilus ludus ist die Anordnung der aus der 
rechten Aorte kommenden Gefäfse sehr asymmetrisch.- 
Zuerst geht ein ansehnlicher, aber kürzer Stamm, 
der gemeinschaftliche Stamm der Kopfpulsadem und der 
linlfeli Arrapulsader, ab. Die. KopfpuJsader wendet sich 
N>gleicli nach der Mittellinie an die untere Fläche der 
Wirbelsäule und spaltet sich erst dicht unter dem hin- 
lem Ende der untern SchädeUläche in die rechte und 
Ibike gemeinschafUiche Kopfpulsader. 
j Dicht neben ihr nach rechts geht die viel kleinere, 
reehte Armpulsader ab. . ^ 

Hiernach ist. also Cuviers Beschreibung wenig- 
ttens für Crocodilus lucius nicht ganz richtig, indem 
sich nach ihm zwei gemeinschaftliche Stämme für die 
Kopf- und Armpulsader derselben Seite finden wür- 
den.*). Dagegen ist die von mir beschriebene Anord- 
nung, die ich sechsmal gefunden habe, besonders inso- 
fern interessant, als sich weiter unten ergeben wird, 
dafs sie bei vielen Vögeln vorkommt. 



1) Vorlet. IV. 127. 



250 ' Gbfärssystem im Besondem* 



!) 



Die Armpulsader schickt erst mehrere Zweige« 
die Bnistmuskeki und geht dami an der Beugefläche dQi|iib 
Oberarms herab. Etwas unterhalb * der Mitte dessäboi' 
spaltet sie sich in zwei Aeste, von denen der eine, 
was gröfsere aQ der Beugefläche bleibt, ohne bede 
Zweige abzugeben, der kleinere theils die Beugern 
des .Vorderarms versieht, theils «ich oben um die 8pA 
che an die Streckfläche des Vorderarms schlägt, dier 
schnell wieder an die Beugefläche gelangt und neben dot 
ersten bis zur Hand verläufl; Der erste Ast ist ota»- 
flächliche Armpulsader und Speichenpulsader, der M-- 
te tiefe Armpulsader und Ellenbogenpulsader, lltfi 
wendet sich die Fortsetzung des rechten AortenstammBi) 
die mit dem gemeinschaftUchen Kopf- und linken Sdifibr 
selpulsaderstamme ungefähr gleiche Gröfsehat, über den 
rechten Luftröhrenast nach hinten, um auf die^rofbor 
angegebne Weise mit dem linken Aortenstamme zuMOr •. 
menzufliefsen. 

An der Vereinigungsstelle der beiden absteigente 
Aortenstämme geht die Eingeweidepulsader ab , die n- 1 
gleich die liintere Hälfte des Darmcanals vermittelst dffj 
die Milz durchbohrenden Milzpulsader versieht. Cu- 
vier hat richtig bemerkt, dafs dies Geföls wenig top- 
kleinert aus der Milz hervortritt ») , was wegen der Klein- 
heit des Organs nicht auffallend ist. Richtig ist es auch, 
dafs die vordere Gekröspulsader in einer beträchÜicheB 
Entfernung von der Eingeweidepulsader aus der gemeio:- 
schaftlichen hintern Aorte abgeht *). Doch finde id 



1) Vorles. IV. 8. 127. 

2) Ebends. 128. 



Amplxibien. ,251 

ies nicht meitkwiirdig, da .diese Anordnung wolil of- 
enbar mit der länglichen Gestalt des l^öi^pers zusam- 
inenhängt. Bei den Ophidiern zerfallen ja die Ein- 
feweide- und die Gekrospulsadem sogai: in eine- sehr 
iKSträchtliche Anzahl von Aesten '»). Dagegen verstehe 
^ ihn nicht, wenn er sagt, dafs, „mit. Ausnahme des 
Stammes der EingeweiJepulsader alle, sonst gewöhnlich 
ron der Unterleibsaorte kommenden Arterien aus der 
rechten hintern Aorte entstehen" *),' indem ich in der 
rhät nur die g^iAz gewöhnliche Anordnung finde. 

* Im Becken spaltet sich die gemeinschafUiche Aorte 
a die weit gröfsere Schwanzpulsader, die Fortsetzung des 
Staimnes, welche dicht auf der imtem Fläche der Wir- 
ielkorper, zwischen ihnen und den untern Domfortsätzen 
11» zum hintern Ende des Schwanzes vcjrläuft und die 
lel kleinem geraeinschaftlichien Hiiflpulsadern, welche 
mter rechten Winkeln von ilit abgehen. 

Die Hüftpulsäder theilt sich noch innerhalb des 
Seckens in zwei gleich grofse Stämme, welche dicht 
ieben eihander unter dem Schan^beine aus d^ Becken- 
löhle 'an ,die innere und hintere Seite des Oberschen- 
kels treten. Der äufsere Stamm bleibt an der hintern 
Fläche des Unterschenkels und versieht' die hier befind- 
ichen Muskeln- und^die Fufssohle; der innere üStt da- 
gegen in der Kniebeuge zwischen den beiden Unter- 
^chenkelknochen an die vordere oder Streckfläche und 
verbreitet sich hier \md an dem Fufsriicken. Jener 
lÄ daher tiefe Schenkelpulsader imd hintere Schien- 

1) 8. oben, S. 244. 

2) Vorles. a. a. O. 



\ # 




fefälssystem im Besondern. 

dieser oberflächliclie Scheiikclpiilsader, r 
Sc^enbelupiiIsaJer und Wadeubeinpulsadei'. 



Die Venen untersclieiden sich bei den Amphil 
iasih ihren Bau weit inelir von den Arterien als 
' ^^^ischen un<^ den noch liet'ei- stehenden Thieren, 
i|hi sie Tefhalluifsmäfsig weit dünnhäutiger sind. 

lieber das Gewebe der Veiicu geben übrigens 
Stäiriftsl eller nur wenig an, Namentlich findet 
nichts über die Anwesenheit oder den Mangel von 
pon und die Anordnung der mittlenx oder Faserhai 
Klappen finde ich bei den Ophidiera ai 
dan angegebnen Stellen ^ d. ]i. beim Einti-ilt der Sl 
me in den recliten Vorliof, nirgends; dagegen sind, 
■ beiden Sauriern, wenigstens den Crocodilen, el 
so den Cheloniern, sehr deutlich rorhanden. Siesta-' 
Jien hier, iu nicht uubetrüchtlicher Anzahl, paarweise.' 
Unter den Ophidieru Iiahe ich wenigstens hei Python, 
unter den Sauriern bei Crocodihis hicius, unter deu 
Cheloniern hei Cfiehme mydus in den grofsen Stäm- 
men blasse, aber deutliclie, vielfach ver Hoch tue Längen- 
fafsem gefunden. 

Immer sind die Körperhlutadena viel weiter und 
zahlreicher als die ilmen entsprechenden Pulsadern. 

Wie schon oben*) für die Fische ongegeliai 
wurde, hat Jacobson auch bei den Amphibien 
genommen, dafs die Blutadern sich als zuführende 
füfse zu einer grüfsern Anzahl von Organen, als 



i) 8. 203. 



Amphibien» 253 

'«11(16111 Wirb^lthieren, namentlich den Säugthieren^ be^' 
geben. Namentlich sind dies nach ihI^ dfje Nieren 
.tind zugleich die Leber. 

Die allen Amphibien zukommende Form ist nach 
ilmi die dritte von ihm angenommene Modification, wo- 
bei sich die hintere Hohlader in der Nähe der Nieren 
in zwei Aeste für diese spaltet und zugleich einen gro- 
^6en Verbindungsast zur Pfortader schickt 

*^ Nach Sojanus geht wenigstens bei den Chelo- 
^Hfrn das Blut der hintern Gliedmafsen, der äufsern 
SMtgihigstheile und der Kiiochen und Muskeln des Stam- 
Mtes durch zwei grofse Stämme, die dicht über der in- 
Üem Fläche des Srustschildes verlaufen und von ihm 
INTabdlvenen genannt werden, in die Leber. 
1 ^ Beide Ansichten kommen also darin überein , dafs 
^tfi(s gröfsere Menge Blut und von einer gröfsem An- 
■iMib von Theilen als bei den Säygthieren zur Leber 
jdht, mithin das Pfortadersystem weiter ausgebreitet ist, 
=^d unterscheiden sich nur dadurch von einander, dafs 
=iiach Jacobson aufserdem die Nieren zuführende Ve- 
3ito erhalten, wähi'end nach Bojanus alles Blut, wel- 
ches nicht unmittelbar durch die Körpervenen zum Her- 
ren gelangte, sfch blos zur Leber begäbe« 
^ Indessen glaube ich mit Recht auch für die Am- 
phibien dieselben Bemerkungen als schon oben *} für 
^e Fische machen zu dürfen. Auch habe ich schon 
Üuigst Thatsachen angeführt ^) , welche sehr bestimmt 



1) 8. 201 ff. 

Z) Fink de tystemate araphibiorum uropoetico* Halae. 1817* 
p« 34« seqq. 



254 



Gef äfssystem im Besondern. 



dagegen 3prechen, indem das allgemeine Resultat cb^ 
selben ist, dafs Unterbindung der untern NierenvsM^ 
der Bauclivene und der untern Holilader Anschwelli 
der untern Nierenvenen zur Folge hatte. All* 
entschwellen diese nachher, indessen erklärt sich 
leicht aus ihrer Communication mit den obem Ni 
yenen. So fand ich es bei den Batrachiern, undkk 
bin daher desto mehr noch immer dieser Meinung, ib 
auch bei den Ophidiern Schlemm bei einer gatga- 
lungnen Einspritzung der untern Nierenblutader eto 
vollständige Anfullung nicht nur der oberiir, Bioki 
auch der Hohlader bis zur Leber, ohne Uebergaiigfa 
Masse in die Nierenarterien, beobachtete *). 

Die Batrachier haben zwei vordere- und euK 
hintere Hohlvene, zu denen noch ansehnliche Stönme 
kommen , welche seitlich und an der Bauchfläche TW 
vom'nach hinten verlaufen. Die mittlere JBauchvene ent- 
steht aus dem vordem Ende der Hüftblutadem, die ffl- 
gleich die hintere Nierenblutader, welche Jacobsol 
als zuführende ansieht, zum hintern Ende der Nici* 
schicken. 

Die Ophidier besitzen zwei vordere und eine Ini' 
tere Holvene , von denen diese durch die Substanz d* 
Leber geht und sich hier beträchtlich vergröfsert, ior 
dem sie eine sehr grofse Zahl, bis auf zweihundert, gro* 
fserer und kleinerer Aeste aufnimmt. Sie entsteht TW 
ziiglich von den Nieren, namenthch durch die vordöi' 
Nierenblutadern, tritt an dem hintern Ende der'L^* 
her ein, am vordem aus und verläuft nacliher nochii 



d 



1) A. a. O. 121. 122. 



.. Amphibien« 255 

üineir. bedeutenden Strecke frei anfserhalb der Leber, 
jjie sie das Herz erreicht Die vordere Bauchpulsader 
Ämmt blos von den vordem Bauchmuskehi und geht 
B die Pfortader und die Leber. Die Schwanzpulsader 
paltet sich am hintern !Ende der Bauchhöhle in zwei 
^este, die hintern, oder,^ nach Jacobson, die zufiih- 
tnden Nierenblutadem, die aber, wie schon eben ^) 
Jmerkt ward, gar nicht mit den Nierenpulsadern, wohl 
>er mit den vordem Blutadern anastomosifsSn« 

Bei den Oheloniern fipden sich zwei vordere 
oliladem« 

Nach Cuvier*) entsprechen den zwei vordem 
[ohladem zwei hintere», die auf- beiden Seiten durch 
le lieber gehen, auf diesem Wege mehrere Leberve- 
)n aufnehmen , sich sogleich vor der Leber mit den vor- 
jm verbinden und in einen gemeinschafthchen Behül- 
r öfiBien. 

C u V i e r giebt die Lage der hintern Hohlvenen nicht ' 
i; Bojanus dagegen hat die Venenstämme derliintern 
«gend des Stammes näher beschrieben. Auf jeder Seite 
idet sich 1) ein oberer Stamm , der von beiden Enden 
Ich der Mitte an Weite bedeutend zunimmt. Er hegt 
^sdien den Körpern und Dornfortsätzen der Wirbel 
cid den Köpfen der Bippen , fliefst durph viele quere, 
xgbre Anastomosen mit dem der andern Seite über 
an ,Körpem der Wirbel zusammen und tiinunt nach 
cid nach die Zwischenrippenpulsadem und die Puls- 
lern des Rückenmarkes auf. 



1) 8. 254. 

2) Vorles. IV. 132 ff. 



256 



GefäTssystem im Besondern. 



Dies ist Bo]anus*s unpaarige Blutader. 

2) Ist auf jeder Seite ein weit ansehulicheres us- 
teres. mehr öbei*fla'chliches Gefäfs yorhanden, das aatj 
den Venen des Schwanzes, der liintern Gliedmaii 
und den Bauchmuskeln entsteht, unstreitig wohl Cn^ 
vieres hintere Hohlvene und Bojanus*s NabelTeoftl 
Sie anastomosirt in der hintern Gegend der Bauchhöhle 
hauptsächhch durch zwei sehr weite Aeste mit der un-jj 
paarigen Vene, wendet sich nach imten an die oboii 
Fläche des Brustschildes, tiitt hierauf ^ nachdem sie ock 
durch eineii anselmlichen Querast mit der der aiufai 
Seite verbunden hat, an die untere Fläche der Leiber, 
fliefst hier auf beiden Seiten mit dem queren Stamsoß 
der Pfortader zusammen imd verbreitet sich gemein- 
schaftUch mit ^ihr in diesem Organ. 

Aus der vordem Fläche der Leber treten von der 
hintern Körperhälfte nxir die mit der innem SameiAIiit- 
ader verbundenen Lebervenen in den rechten Voiiflfi 
des Herzens, indessen sind die Nabel- odier Bauchblnt- 
ädern durch viele weite Anastomosen mit den yordoi 
I][ohladern verbunden* 

Bo Jan US «nimmt an, dafs durch diese das BU 
der vordem Köi'perhälfte gelegentlich vermittelst der 
Bauchvene erst durch die Leber gehen könne, indes- 
sen ist offenbar auch der Schlufs ei*laubt, dafs durdi 
sie das Blut aus der Bauchvene in die vordem Hobt 
adem und so unmittelbar zum Herzen gelange. Diese 
Ansicht wird mir desto wahrscheinHcher, da ich mehr- 
mals ohne Schwierigkeit von der Bauchvene rückwärb 
und von den Venen der liintem Gliedmafsen erst fie 
Venen der iunern Genitalien und dann die Vene, wel- 
che 



Amphibien. 257 

islie Bojaniis sonderbar^e Samenyene nennt, da sie 
B«hr deutlich die hintere Hohl vene ist, eingespritzt habe. 

Beiden Sauriern finden sich, wie bei den Oplii- 
3jern, zwei voi-dete und eine hintere Hohlader ^ welchq 
vorzüglich durch die vordem Nierenyenen und die Sa^ 
rnenyene^ gebildet wird, ' 

Die Schwanzvene verbindet .sich mit den Venen 
der hintern Gliedmafsen, nimmt die hintern Nierenblut- 
Kdem, die der Harnblase und der untern Bauchmuskeln 
■nf mid geht gröfstentheils in die Pfoitader, verbindet 
■ich aber auch mit der untern Holüader» 

ß, Lungengefäfse* 

§.79.- 

Die'PulsadeYn entstehen anf die schon an meh- 
^psren Stellen oben angegebne Weise bei den drei höhern 
JKiiipfaibienordnungen dicht neben der Aorte, links aus 
wem vordem Encle der rechten Herzkammer, bei den 
Siitrachiern aus dem Haupfaortenstamme ihrer Seite. 
Wo sie getrennt von der Aorte entspringen, geschieht 
feb immer blos durch einen Stamm. 

§.80. 

^ Die Ophidier haben, so viel ich weils, immer 
Sjliiir eine Lungenpulsader, welche links und oben, etwas, 
^ber der Aorte entsteht und sich schnell nach hinten; 
Snr JLiUnge wendet, an deren untern Fläche sie, bei dei^ 
init einer JL/unge oder wem'gstens nur einem sehr klei- 
nen, zweiten Lungenrudiment versehenen, in einer nicht 
•eiir langen Strecke deutlich sichtbar, aehr oberflächlich 
verlauf); imd mehrere Queräste obgiebt. . Hinten wird 

Meekel'f Tergl. Anat. V. 17 



J 



258 GefaTssybtem im Besondem. 

.sie durch Zweige von der Aorte, wie schon früher be- 
merkt wurde, ersetzt. 

So verläuft sie bei Colüber^ AmpTusbaena, Toi 
Elaps, Naja, heiandei'n, wo der zellige Bau der*Li 
gen früher anfangt, schickt sie dagegen einen amehhl 
liehen Ast nach vom ah« So verhalt es sich namondkli| 
bei Trigonocephalus airooc und viridis, CrotahiSy Viftn 
herus und Ammodytes, Typhhps. Hier ist bei Ciroiaki;! 
Tipera, TypJdops der vordere Ast, der längs der gm- 
zen, vor dem Herzen befindlichen* Theile der Lffl|p 
verläuft, drei bis viermal so grofs als der hinteret U 
C. natrix dagegen weit kleiner. 

Unstreitig hängt dies eben so sehr mit der veK 
nach hinten befindlichen Lage des Herzens , als mit der 
starken Entwicklung der vordem Gegend der Ltfflp 
zusammen. Bei Crotaius geht nicht blos der vordere 
gröfsere Ast nach vorn, sondern auch der hintere, vi 
kleinere, spaltet sich wieder in einen vordem und einfl" 
hintern, von denen jener viel gröfser ist und zur Mt* 
tem Gegend des vor dem Herzen liegenden Abschi* 
tes der Lunge geht. 

Diese Anordnung der Lungeripulsader habe id 
schon vor geraumer Zeit für Crotaius horridus mid Cob»^ 
her nairix angegeben *) und später ist sie von Schlemm 
für Vipera berus und TrigonocepTuibis mutus bestätigt 
worden •). 






1) lieber das Respirationstystem der AmpTiibien. Deutscbc* 

ArchiT für Phytiologie, IV. 1818. 66. 67. 

2) A. a. O. ö. 118. 119. 



'\ 



Amphibien. 259 

Bei Cohber natrix findet sich nach Schlemm da- 
3gen ») » kein voinierer Ast und in der That sehe ich 
icli jetzt bei zwei guten Exemplaren eben so wenig 
s bei Cobiber pbaoTiius, C* elapJds imd ousfriociM eine 
pur daron. 

Auch bei den Ophidiern mit doppelter Lunge 
[idet sich, wie gewöhnHch, nur dne einfache Lun- 
enpulsader, die sich aber' bald in zwei Hauptäste 
>altet, welche &pL der imtem Fläche der Lungensäcke 
erlaufen« Der linke ist weit kleiner als der rechte. 
r versieht }pt\os die Lunge seiner Seite und erstreckt 
ch nur über ihre vox'dere Hälfte, der rechte dagegen 
iebt auch der linken Lunge ansehnliche Aeste. Na- 
lentlich geht zuerst ein beträchtlicher, sehr langer Ast 
i der Gegend des vordem Endes der Limgen ab, der 
[os d^r linken Lunge, und nur ihrer untern Gegend, 
3stimmt ist. Aufserdem gehen in gleichmäfsigen Ent- 
srnungen von der innem Wand der rechten Lungen- 
ulsader ansehnliche, von vom nach' hinten kleine;;r 
erdende Aeste ab , welche quer über die untere und 
inere , von ihnen gleichfalls Vifersehene Fläche der rech- 
tn Lunge zu der innem Fläche der Hnken gehen, an 
er sie in der Längenrichtung verlaufen und ilir' gleich- 
dls Zweige geben. 

Dies ist nicht uninteressant, da der gewöhnliche 
'ypus der Ophidierlunge, Einfachheit, wenn diese 
lieh oft nicht vollkommen ist, hiedurch noch dngedeu- 
jt wird. 

Bei Anguis spaltet sich die Lungenpulsader näher 
m Herzen in zwei lange Aeste, welche neben der Luft- 



Vi £bend9* 

. 17 * 



■i 



260 Gefäßsystem im Besondern« 

röhre herabsteigen und von denen jeder sich durchaus Um 
in der Lunge seiner Seite vertlieilt, so dafs also hierdk 
Trennung vollständiger und, vne der ganze Bau, dem der 
hohem Amphibien analoger ist Ij^ 

Die Lungenpulsadern der Chelonier ceigal|a: 
nichts Bemerkens werthes. Vorzüglich bei ihnen habeiH 
ich immer, und in allen Gattungen den oben ») «p- 
wälniten Pulsadergang auf beiden Seiten sehr bestäiüg 
gefunden, was wegen der nahen Verwandschaft dend- 
ben mit den Batr ach lern unstreitig interessant iit 

Die Lungenarterie ist auch bei den SauritrOi 
wenigstens sehr allgemein, wohl immer einfach« Bit 
dehnt sich besonders bei Crocodilus sogleich nach ihrem 
Austritte aus der redeten Kammer sehr stark zu einer 
länglich rundh'chen Anschwellung aus, die weit ddtm- 
häub'ger und viel weiter als die ähnlichen Aortenerm- 
terungen ist« Die beiden Aeste entspringen, pIötzBcli 
viel enger, aus ihrem vordem Ende« Der einfade 
Stamm ist hier auch etwas länger als bei den iibngtf 
Ordnungen. 

Bei den übrigen ist diese Anschwellung entweder 
gar nicht vorhanden oder viel kleiner, der gemeinschaft- 
liche Stamm der Lungenarterie nicht kürzer. Er wen- 
det sich nach hinten und - spaltet sich selir scluiell am 
vordem Ende der Lungen, in zwei, verhältnirsmäfsig weit 
kürzere Aeste für die, beidto Lungen. 

Ihr Veriauf verhält sich liei Pseudopus ungefähr 
wie bei Angins. 

1) S. 215- 






Amphibien. 361 

J. 81. 

Die Lungenblutaderil der Batrachier senken 
b in die untere Hohlader kurz vor dem Eintritt dersel- 
I in den gemeinscIiafUichen Vörhof ein, bei den iibri-* 
i Ordnungen dagegen treten sie,« ganz von den Kör* 
yenen getrennt, in den linken Vorhof. 

Sei den Ophidiern findet sich nach meinen XJn- 
mchungen immer eine einfache Lungönblutader, wel- 
! sich an der gewöhnlichen Stelle iu den linken Vor- 
* öffiaet. 

Im Allgemeinen verhält sie sich wie die Pulsader, 

/• 

namentlich auch bei CrotaJus. 

Bei den Ophidiern mit doppelter Lunge gehört 
hauptsäclilich dem rechten Lappen an und nimmt 
refahr von dem Ende des vordersten Viertels ihrer 
Ige nach und nach vier bis fünf Aeste von der lin- 
L Limge auf, von denen der ^rste bei weitem grö- 
? als die ührigen ist und den linken Stamm der Lun- 
.hlutader darstellt. ^ 

Der gemeinschaftliche Stamm der fechten und lin- 
i Lungenvene ist bei den Crocodilen sehr kurz, 
den übrigen Sauriern dagegen iehr lang. Mei« 
IS entsteht er aus drei Aesten, von denen zwei, ein 
derer und ein hinterer,, der linken, ein dritter der 
hten Lunge angehören. Dieser . fliefst mit dem lin- 
i hintern zuerst zusammen. 

Auch bei den Ch e lo nie rn ist die Lungenhlut- 
tr einfach, der Stamm verhältnifsmäfsig zu de;ti nicht 
Lr langen Lungen ansehnlich. 






I 



262 Gefälssystem im Besondern* 



b. Lymphgefäfse. , 

§. 82. ^ 

Die Anordnung des Saugadersystems der Am^ 
bien, besonders der Chelonier, aus welchen sie tw- 
züglich durch die vortrefflichen Untersuchungen Ton 
Hewson*) und Bojanus *) bekannt ist, kommt mit 
. dem der Fische durch Mangel eigentlicher Drüsen überan, | 
dagegen aber finden sich viele Geflechte/ Klappen fin- 
den sich wenigstens nur in den Stämmen und Aesto. 

Vor der linken Aorte liegt ein weiter Behiikr, 
aus welchem zwei bis drei seithche , sehr weite Bn*- 
gänge nach vom abgehen, in der Gegend dea hiattn 
Endes des Halses die vielfach vertheilten Halrnng- 
ädern aufnehmen und sich in den Winkel zwisdieu 

I m 

' der Hals- und Armblutader senken. Links finden ädi, 
zwei kleinere Milchbrustgänge, welche auf beiden &A- 
teu der linken Aorte nach vorn verlaufen, sich verbin- 
den, gleichfalls die Saugadern des Halses aufnehme» 
und in den Vereinigungswinkel der linken Hals- unl 
Schlüsselblutader senken. 

Die Milchgefafse begleiten im Allgemeinen die 
Blutgefäfse des Darmcanals im Gekröse, so dafs nach 
aufsen von einer, neben einander liegenden Gekrösar- : 
terie und Vene ein Milchgefäfs liegt, doch finden sich 
auch bisweilen zVrei; eben so verlaufen sie oft hie und 
da einzeln oder paarweise, weit von den Blutgefäfsen 
getrennt. Diese Aeste anastomosiren über die Bliitge- 



1) Exp, Inquiries !!• Loudon 1774. Chap. V. 

2) Anat. Test. Europ. Vilnae 1821. 



. \ ÄQiphibien. 263 

* 

ifse weg häufig mit einander und auch die, verschiede^ 
sn Abschnitten der BIutgeTäfse des Darmcanals ange- 
irigen fliefsen am Darmcanal durch weite Bögen^zu-^ 
mmen. Am Darmcanal selbst bilden sie deuthch ein ' 
ifseres und. ein inneres Netz, die beide der Länge 
ich verlaufen. 

Die Aeste des äufs^em, Welches zwischen der Bauch-' 
U- und Muskelhaut hegt, sind viel feiner wid com- 
nniciren vielfach unter einander. Das zweite bildet 
ehr längliche, dichtgedrängte Zellen und liegt zwischen 
nr Muskel- und ZottenhauL Da es auch bei meinten 
ersuchen oHne einige Gewalt injicirt wurde und sehr 
^gdioiärsig ist, so stimme ich der Hewson*schen An- 
ibt vollkommen bei, dafs dieses tiefe Netz kein Extra* 
laat sey. 

Tiedemanns Ansicht '), dafs die Milz alle Ge- 
•ösmilchgefäfse aufnehme, ehe sie ihren Lauf zu den 
Blchbrustgängen forlsetiilen, theile ich so wenig als 
ojanus «). 

Elfter Abschnitt. 

Vögel. 

1. Hera* 

m 

§.83. 

Das Herz der Vogel ist im Allgemeinen sehr 
inglich und von vorn nach hinten stark zugespitzt. 



1) Ueber die Wege, auf welchen Substanzen au» dem Magen und 

Darmcanal ins Blut treten. Heidelberg 1820. 89 it 

2) A. a. O. 145. 



264 Gefäßsystem im Besoadern. 

Die Spitze wird ganz durch die' linke Kammer gebildil;,|ail 
welche die rechte bedeutend nach hinten überragt, bo||q] 
dafs diese ungefähr in ^&a yordern zwei .Dritteh all 
ein mehr oder weniger starker Vorsprung auf ilir tf-ld 
scheint« Meistens liegt es ganz gerade zwischen da|iai 
beiden Leberhälften, mit der Grundfläche nach TorO) 
der Spitze nach hinten und etwas nach tmten gerichtati 
ungefähr dem mittlem Drittel des Brustbeins gegenöbn iß 
Es ist im Allgemeinen sehr derb, fest und roth. 

Die Kammern sind verhältnirsmäfsig zu den Vor- ' 
kammem weit ansehiHicher als bei den niedrigem TVv- 
belthieren. 

Die Vorkammern selbst finden sich weniges ab 
bei den übrigen Thieren von den Kammern.* abgesetst, 
sind' ungefähr gleichseitig viereckig und laufen ludit 
deutUch in. engere Anhänge, die eigentlichen Ohren, die 
zumal bei den Säugthieren im Allgemeinen stark abp- 
setzt sind, aus. 

Die rechte Hälfte ist wenig oder gar nicht weiter 
als die linke. Ich fand gleichfalls mehrmals, wie Guvier, 
bei Straufsen die linke Hälfte fast weiter als die rech- 
te, bei Schwimmvögeln die rechte Hälfte verhäll- 
nifsmäfsig am weitesten. Immer ist besonders die linke 
Kammer viel dickwandiger als die rechte, gewöhnlich 
im Verhältnifs wie 3:1. 

Die linke Kammer bildet durch ihre rechte', der 
Scheidewand entsprechende Wand einen staik gewölb- 
ten Vorspru'ng in die rechte. Sie ist von ganz conca- 
ven Wänden umgeben, die rechte dagegen, wie eben 
angedeutet wurde, von einer innern, der Scheidewand 



Vögel. 265 

»tsprechenden, stark gewölbten und einer äufsern^ rech- 
en, ausgehöhlten. 

Die reclite und linke Kammer unterscheidet! sich 
ufserdem durch die Art der Abgränztmg von den Vor- 
lamlmem bedeutend« 

V Auf der rechten Seite findet sieh eine Klappe, wel^ 
ihe mit der, aus den Amphibien für alle venösen Oeff- 
Utngen der Kammer beschriebenen übereinkommt und 
iaher, meiner Ueberzeugung nach, nicht als eine Ei- 
jenthümlichkeit des Vogelherzens anzusehen ist« 

' £ie ist ganz oder gröfstentheils musculös, und er- 
itreckt sich von dem vordem Ende der Herzscheide- 
wand oder der linken, innemWand der rechten Kam- 
mer^ bis zu dem hintern, entspringt aber nur mit ihrem 
irordem Ende und der hintern Hälfte ihrer Länge von 
lieser, mit ihrem angehefteten Rande von der rechten 
V^and der Kammer dicht an der Vereinigungsstelle der- 
^Iben mit der linken. Sehr deutlich besieht sie aus 
Bwei, immer durch Richtung, oft durch Bau von ein- 
mder verschiednen Theilen. Der hintere untere ist bei 
veeitem gröfser und stärker als der vordere, verläuft der 
Kammer parallel,, also der Länge nach, und entspricht 
dem bei weitem gröfsten hintern Theile der Kammer. 
Der vordere verläuft quer, nicht weit unter der arte- 
riösen Mündung der Kammer, von der Scheidewand 
zur rechten, äufsem Wand, Da, wo beide Abschnitte 
unter einem rechten Winkel zusammensiolsen, geht ei- 
ne stärke fleischige Brücke zur rechten, vordem Wand 
der Kammer. Der gegen die Herzkammer imd nament- 
lich die Spitze derselben gewandte Rand der Klappe ist' 
immer ganz frei und scharf, indem die Klappe von dem 



266 GefäTssystem im Besondern, 

festsitzenden aus, gegen ihn hin, bedeutend abnimmt 
Auch die innere Fläche ist frei; dagegen finden ndk 
sehr gewöhnlich zwischen der äulsem Fläche desgitn 
fsem, hintern Längentheils, in gröfserer oder gexingfi^. 
rer Menge einfache oder' zusammengesetzte quere, hin 
ge Verbinduhgsfaden, die ganz frei verlaufen, meisteu 
dünn und sehnig sind, aber eine genauere Verbindung 
zwischen der Klappe und der rechten Herzkammerwind. 
bewirken, als man nach den yorhandnen Beschreibun- 
gen annehmen könnte. Diese Kllappe scheint durch du 
Zusammenfiiiefsen der, aus den Amphibien, beNt- .. 
ders den Cheloniern, beschriebnen kleinern tmdtt- 
vollkommnern Scheidewände in der rechten Kamms 
entstanden zu seyn. Nach Cuvier*) besteht sie ans 
Querfasem, doch entsteht dieser Anschein nur durch 
starke Ausdehnung der Klappe und der ganzen Kjm- 
mer; in der That wird sie aus Längenfasern gebüdel, 
die mit der ganzen Kammer und ihren Wänden paral-^ 
lel von der Grundfläche zur Spitze verlaufen. 

Diese Klappe zeigt eim'ge nicht unwichtige Ve^ 
schiedeuheiten in Hinsicht auf Bau und Gröfse. 

Beim Straufs scheint sie mir verhältnifsmäGng 1 
am kleinsten. Vorzüglich gilt dies für ihren grofsera, I 
hintern Längentheil, und die Verbiudungsbrücke zwi- | 
scheu dem freien Rande der Klappe und der rechten 
.Wand der Kammer. Dagegen ist fast die ganze äulsere 
Wand durch ein sehr zusammengesetztes Netz unglddi 
und dadurch mit der rechten Kammerwand verbun- 
den. Auch bei der Trappe ist sie nicht sehr grofs, 



1) Le^ons lY. 216. 






Vögel. ' 267 

br obere quere Theil oft selbst «bei erwachsenen ganz 
tembranös. Dann folgen die Hühnervögel» und 
[lettervogeL s Am stärksten ist sie offenbar bei den 
'chwimmvögeln. Besonders ausgezeichnet sähe ich 
e bei Mergus serrator^ Etwas kleiner ist sie bei den 
umpfvögeln und Raubvögeln. » 

Seim Truthahn fand ich wenigstens einmal ge- 
rn das hintere Ende der Längenklappe eine fast eben 
> starke Fleischbriicke als die gewöhnliche vordere. 

In der linken Kammer findet sich eine zusammen- 
^etztere Klappe, die schon durch die, Bildung mehre- 
MT Fische *) angedeutet ist. 

Von der ganzen venösen Mündung der Kammer 
priägt ein dünnes, häutiges Segel vor, das durch die 
inere Haut des Herzeus gebildet, aber durch mehrere 
»linige Fäden verstärkt wird, aus mehrdru Abschnitten 
Bsteht und sich meistens durch viele sehnige Fäden, 
te von 'seinen Rändern aus zusammstrahlen und sich 
areinigen, entweder an den vordem Theil der glatten, 
mem .Herzfläche, oder an kurze, warzenförmige Vor- 
jrünge derselben, die sogenannten W arzenmuskeln, 
eftet. Dieses Segel ist immer bedeutend ansehnlicher 
Is bei den Fischen. 

Nach Cuvier *) besteht £ese Klappe nur aus zwei 
abschnitten, doch scheint mir dies nicht die gewöhnliche 
Lnordnung zu seyn, indem ich sein* allgemein drei Ab- 
teilungen, deren jede sich mit einem freien^ halbmond- 
önnigen Rande endigt, gefunden habe. Beim Straufs 

1) ö. oben S. 169. 

2) Le^ons IV, 216. 



4 

M 



268 



CetäüsyAem im Blondem. 



sähe ich allerdings, als merkwürdige Saugthierähnl 
keit, einmal nur zwei, in den beiden and^n Fällen 
wie ge wohnlich, dreL 

Eben so finde ich auch weit häufiger, als es 
Cuvier der Fall ist'), deutlich vorspringende 
liehe Warzenmuskehi , an 'deren Spitzen sich die Mh 
nenfäden der Klappen setzen , in allen Ordnungen mo- 
stens zwei bis drei, die gewöhnlich sogar verhattmls- 
mäfsig gröfser sind und deutlichere Vorsprünge hiUn 
als beim Straufs« 

Der obere,' in der Nähe der Grundfläche befoff- 
che Tlieil der innem Fläche der Herzkammern istiv- 
züglich auf der rechten Seite meistens glatt, gegen ft 
Spitze hin dagegen dm*ch viele, besonders derLo^ 
naclr verlaufende, mehrfach durch kleinere AbtheOmi^ 
gen verflochtene Bündel, die Vorsprünge bilden, un- 
gleich. 

Cuvier's Angabe, dafs sich weder in der red- Ji 
ten, noch der linken Kammer fleischige Balken beb 
den *), mufs nach meinen Untersuchungen wohl etiit |« 
beschränkt werden. Beim Straufs findet sich beMO* 
ders links ein ziemlich zusammengesetztes Netz tob 
platten, ansehnlichen Fleischbalken, und dieselbe Bit' 
dang ist, wenn gleich die Balken kleiner und weniger 
zahlreich sind, auch bei andern, z.B. den Schwänent 
dem Kranich, deutlich.- 

Interessant sind die verschieduen Grade der An»- 
bildung dieser Anordnung. Beim Straufs finden 9idi 



I 



1) Ebends. 

2) Leijons IV. 215. 216. 



Vögel. »269 

;«hr viele sehnige Fäden, die zwischen den verscliiednen 
Ursprüngen und namentlich den Balken liegen and sich 
ielfach spalten* 

Seim Kranich fand ich blos Fleischbälken, beim 
chwan und der Trappe viele starke, vorzüglich 
3r Länge nach verlaufende Läugenbalkeu und aufser- 
am quere Sehnen. 

Endlich finden sich bei den meisten übrigen Vö- 
^In blos einzeln stehende dünne quere Sehnenstreifen, 
^iese sind besonders bei den meisten Hühnervögeln, 
perlingsvögeln, Raubvögeln, Klettervögeln, 
ränsevögeln und Ufervögeln sehr schwach imd 
iTjenig zalilreicli, ja sie fehlen bisweilen, vorzüglich bei 
!«n Sciiwimn\- und Ufervögeln^ ganz» 

Am ungleichsten dmxh viele, sehr getheilte und unter 
Lntinder verwebte Yorsprünge ist das Herz beim Straufs, 
er Trappe, den Hühnervögeln, dem Schwan; 
tu glattesten, so dafs sich zum Theil nur wenige, grofse, 
lufache, flache Längenerhabenheitem finden, die durch 
dichte Vertiefungen schwach getrennt sind, bei den 
leisten Wasservögeln und Sumpfvögeln« Die 
brigen Ordnungen stehen zwischen beiden Extremen. 

Die rechte, weitere Vorkammer hat vorzüglich 
iiks und oben starke quere Muskelfasern, die von oben 
.ach unten auf einander folgen. In ihrem unterp Theile 
immt sie die drei Hohladem, zwei vordere und eine 
Lintere, weit gröfsere auf. Die hintere hat swei grolse, 
tarke fleischige halbmondförmige gewöhnliche .Venen* 
läppen ail ihrer Mündung, von den beiden voi'dem, 
reiche sich neben ihr, die rechte zugleich etwas vor 
lir, die hake zwischen üu* und der venösen Oefihung 



270 Gefä&system im Besondern. 

der Kammer, in sie öffiien, jede nur eine, die bdde] 
mir von der rechten Hälfte des Umfangs der Mündw 
mngeben, entspringen, allein, da sie breit sind, cU] 
diese ganz yerschliefsen. Sie sind zugleich, besonder 
rechte, kleinere, wenig oder gar nicht musculös. 
hindern den Rückflufs des Blutes in die Gefafse ml] 
leiten zugleich das Blut vor der Scheidewand Torbdiij 
die Kammer. 

Beim Stranfs erstreckt sich die linke Klappe darb 
untern Hohlyene neben dem linken Theile des Va&ap 
der Oefinung det linken vordem Hohlvene herauf, ä 
dafs diese dadurch hier in der That auch zwei Kkfp I \ 
erhält. 

Die linke Vorkammer ist weit kleiner ab A 
rechte. Sie nimmt an ihrer obem Fläche die beiden 
Lungenvenen durch eine gemeinschaftliche OefihmigaBtl; 
An dieser Stelle ragt von oben imd hinten eine 8tiib|( 
fleischige Klappe in die Höhle der Vorkammer, die ni 
ihrem freien, halbmondföi*migen Rande gegen dk« 
Höhle, mithin die Verbiudungsmündung derselben ri 
der Kammer, gewandt ist. Ihre Function scheint lA 
blos das Verhindern des Rückflusses des Blutes ans dff 
Vorkammer in die Lungenvenen zu seyn. Nach Ci-|i 
vier leitete sie das Blut gerade gegen die Kammer vd 
schiede die Lungenvenenmündung von der Vorkammff 
so, daTs das Blut nur diu'ch eine Art von Rückfluß atf 
der Vorkammer in die Venen gelangen könnte '); iß* 
dessen scheint mir diese Darstellung nicht ganz richti|i 
da sich die Klappe zwar vor der LungenvenenmünduDj 



1) Le^ons IV. 215. 



Vögel. 271 

efindet, allein dem von den Lungen aus einti^etenden 
lute. kein Hindemifs in den Weg legt, ilu' freier Rand 
eit von der venösen Mündung der Kammer entfernt 
t, und die Vorkammer eine ganz einfache Höhle bildet. 

Die Gestalt des Vogelherzens zeigt einige Ver- 
liiedenheiten. Die Angabe, dafs es beim Straufs 
•eit und kurz sejr *)> ist, wie ich mich durch die Un- 
f suchung von drei Straufsherzen überzeugt habe, rich- 
5, indem ich in der That das Herz fast viereckig, we- 
i^r mehi* hoch als breit, finde. Zugleich überragt der 
cike Ventrikel den rechten uur sehr wenig, so dafs das 
Cerz daher fast gar nicht zugespitzt ist. Dies gilt in- 
.essen nur für den zweizehigen Straufs, beim 
reizehigen finde ich dagegen das Herz zwar auch 
:x der Grundfläche beinahe so breit, als es lang ist, da- 
agen die gewöhnliche zugespitzte Gestalt der linken 
Jbmmer und diese um eia Drittel länger als die rechte. 

I)as Herz des Kranichs würde nach Cuvier >) 
Leichfalls breit und kurz seyn, indessen finde ich dies 
ei vier Herzen durchaus nicht, sondern alle sehr läng- 
ch. 

Cuvier stelK dagegen das Herz des Casuar mit 
eil Herzen der Vögel zusammei^, bei denen es die ge- 
wöhnliche längliche Gestalt hat<); doch stimmt diese 
kugabe mit der von Perrault ^) nicht ganz überein, 
ach welcher- das Herz des Casuar 1§^' Länge und an 



1} Perrault Mem* p. s. ä l'hist. nat. det animaux. IL 150. 

2) A. a. O. 

35 A. a. O. 

4) A. a. O. 8. 167. 



272 Gefäfssystem im Besondern. 

der Grundfläche V* Breite hatte;. Er sagt freilich nichti _ 
von der übrigen Gestalt desselben, und es könnte daher L 
dem Herzen des dreizehigen Straufses ähnlich seyn. hL^ 
einem von mir untersuchten Casuar finde ich das HqbIjq 
Tier Zoll lang und etwas über drei Zoll breit, also iie-|j.. 
niger länglich, als es Cuvier angiebt. .^i^ 

Am länglichsten fand ich es bei mehrem Spei-L^ 
lingsvögeln, wie Upupa, Cypsehis, jilcedo. StvaiA.^ 
breiter haben es die Raubvögel. Auch bei den Hüli-Ij 
nervögeln und Sumpfvögeln ist es im AUgemeiaa |j 
länglich, doch auch etwas breiter als dort Bei den Wi «• 
servögeln, 2umal Podiceps und Colpnbus, ist e&vA 
breiter. Bei den Papageien wird es noch breiter, A- 
was länglicher bei den Spechten«! Auch beider 
Trappe ist es ziemlich breit. 

Doch 'sind alle diese Verschiedenheiten nickt sehr 
beträchtlich imd auch die breitere Herzforzu nicht ent- 
fernt mit der, welche der zweizehige Straufsdar-' 
bietet, zu vergleichen. 

IlinsichtUch der Sonderung beider Herzhälften tsd 
ich in keiner der von mir untersuchten Ordnungen f» 
Vögeln Verschiedenheiten, namentlich nirgends bei tau- 
ch enden Vögeln eine Communioation zwischen bddtt 

« 

Vorhöfen durch das offengebliebne eirunde Loch in dfll 
Scheidewand der Vorkammern, höchstens hie und fc 
eine etwas stäi'kere Vertiefung auf der rechten Seite. I 

Nach einigen Anatomen, namentlich Tiede- 
mann *) und Carus *), weicht das Herz bei mehre- 
. reiBi 

1) Zoologie IL 558. 59. 

2) Zootomie 601. 



Vögel 273 

■ * 

em, sogar deti meisten, Vögeln mit der Spitze etwas 
ach der rechten Seile ab und namentlich findet dies 
ach ihnen bei Vögeln mit stark muSculösem Magen, 
uf mechanische Weise Statt, indem dieser das Herz 
ach der rechten Seite drängt. Nach Tiedemann 
^iii'den daher die Raubvögel und Reiher ein gerade 
behendes Herz haben, während es bei SchwimmvÖ- 
eln, mehrem Sumpfvögeln, Hühnervögeln, 
perlingsvögeln, unter den Klettervögeln bei 
en Spechten nach der rechten Seite gewandt wäre. 

Ich gestehe^ dafs meine Untersuchungen m'cht mit 
iesen Angaben übereinstimmen und ich das Herz über- 
U gerade liegend fan(jL Auch scheint mir der Grund 
on keinem .Gewicht, da der Magen weit hinler dem 
Ferzen, mit seiner rechten Hälfltein der Mitte imd 
lelmehr so liegt, dafs er das Herz mehr in gerader 
ächtung erhält, als auf die rechte Seite schiebt. Daher 
laübe ich, dafs diese Darstellung nur auf einer Tau- 
chung beruht, die vielleicht in einzelnen Fällen durch 
•«Irächtliche AnfüUung des Magens mit Speisen veran- 
afst werden konnte, wo temporär das Herz auf die 
echte Seite gedrückt ward. Dann aber kann diese La- 
J6 überall Statt finden und wird weit häufiger gerade 
>€i Raubvögeln u, s, w. als andern vorkommen. 

Der Herzbeutel hängt bei den Vögeln, eben 
o bei den Säugthieren, im normalen Zustande nur 
Ji der Stelle, wo sich sein äufseres Blatt über die Slam- 
de der grofsen Gefafse wegschlägt, um diese und das 
"lerz eng zu bekleiden ,' mit diesem zusammen. Ki'ank- 
lafte, nichts weniger als seltne, durch Entzündungen 
lervorgebrachte Adhäsionen gehören natürlich nicht 

MeckeTa Tergl. Anat. V. 18 



274 Gefäfsöystem im Besondern. 

hielier; doch ist es möglich, dafs bisweilen regelwidrig 
als Fehler der Urbildung der bei niedrigera Thierai 
normale Zustand auch bei höheru nachgeahmt wii^d. 
Iph fand wenigstens kürzlich einmal bei einem menscb-; 
liehen reifen, aber todtgebornen ^ übrigens ganz gesun-l 
den Fötus die Stütze des Herzens in einer betrachtlichen 
Strecke mit dem Herzbeutel ens verwachsen. 

2. Gefäfae« 
a.Blutgefifse. |[ 

c0. KSrpergefafse* 



« 



I 



üi 



§.84. 

Die Faserhaut der Pulsadern ist bei den V^^geh 
sehr stark und aus Ringfasem gebildet* |j 

Die immer einfache Aorte spaltet sich hd to 
Vögeln sehr bald nach ihrem Entstehen in zwei StäB-lj| 
me, einen rechten und einen linken, von denen dier ff 
ste doppelt so weit als der zweite ist. Der erste zerfiB^iJi 
ungefähr eben so bald wieder in zwei. Der linke Süutf 
ist die linkö Schlüsselpulsader, gewöhnlich auchil 
hnke gemeinschaftliche Schlüssel- luid Kopf- 
pulsader, der rechte der gemeiitschaftlicheStamA 
der absteigenden Aorte und der rechten Schliis« 
selpulsader, von denen diese sich nach innen unl 
hnks, jene nach aulsen und rechts befindet. Diese An- 
ordnung habe ich wenigstens sehr allgemein gefunden, 
nicht dagegen die von Cuvier *) angegebne unmittel- 1{, 
bare Theilung der Aorte in die angegebnen drei Släm- 



k 
l 



t( 



1) Vorles. IV, 115. Il 



' Vögel. 275 

me. Der Irrüium ist allerdings wegen der Kürze des 
Stainmes leicht, aber man könnte dann mit demselben 
Rechte auch die Aorte sogleich mit drei Stämmen aus 
der linken Kammer entstehen lassen. Die richtig^ An- 
gabe ist übrigens in sofern niqht unwichtig, als sich aus 
ihr eine gröfsere Analogie mit dem Ursprung und der 
Vertheilung der Aorte einerseits . der meisten Amphi- 
bien, andrerseits der Säugtliiere ergiebt. Da hier ab- 
steigende Aorte und rechte Kopf- und Armpulsader im 
S^egensatz zur hnken Kopf- und Armpulsader verschmol- 
seil sind , so ist diese Bildung auch als Beitrag zur Lehre 
rou dem Uebergewicht der rechten Körperhälfte über die 
linke wichtig. Die schnelle Spaltung der Aorte hängt 
übrigens wohl zum Tlieil mit der Vorwärtslage des 
BCerzens zusammen, erinnert aber auch zugleich an. das 
icihnelle Zerfallen derselben in zwei Stäilune noch bei 
len meisten Amphibien. i . . 

Besonders ist bei manchen Vögeln, namenth'ch^. B. 
Öaprimulgus europaeus, Mergus seiTator, diese Anordr- 
mnng .wegen der Länge des gemeinschaftlichen rechten 
Stammes sehr deutlich. . 

Gewöhnhch findet sich auf jeder Seite eine Kopf- 
polsader ^ die beide gleich grofs sind und sehr früh von 
dem gemeinschaftlichen Kopf- und Schlüsselpulsader- 
Btamme abgehen. So fand ich es namentlich bei den 
Raubvögeln, sowohl den Falken als den Eulen, 
Unter den Kletteryögeln bei den meisten Papageien, 
dem Kukuk, sowohl dem hieländischen als dem 
Irom Kap, Musophaga persa, unter den Sperlingsvö- 
geln bei Akedo ispidß, Caprimulgus europaeus^ bei al- 
len Hühnervögeln, unter den Straufsartigeii 

18* 






276 Gefäfssystem im Besondenu 

Vögeln bei Struthio didactylus und Otis^tarda; unter dn 
Sumpfvögeln bei Ardea cinerea^ Gconia alba und 
nigra, Platalea leucorodia, Chdradrius pbtviaHs, Ch. vor 
neUus, Totanus glottis, Limosa rufa, RaSus. crecc^ Fi 
atra, unter den Schwimmvögeln bei Anser, 
CygnuSy MerguSf wenigstens serraior, Apienodytes, mil- 
hin bei den meisten. Indessen leidet dieses Ge.setz mdk- 
rere Ausnahmen, die theils wegen der allmählichen Uo- 
bergänge zu der gewöhnlichen Foitu, theils wegen dv 
auffallenden Asymmetiie^ die sie darbieten , iaSu&ctuut' 
sind. > 

Am häufigsten fehlt die eine Kop^ulsader ^bb, 
die vorhandne entspringt aus dem linken ungenannte 
Stamme, verläuft in der Mittelhnie und theilt sich nklit 
weit vom obern Ende des Halses in die zvrei gemhst- 
Uchen gemeinschaftlichen Kopfpulsadem. So fandidio 
beim dreizehigen Straufs '), Bauer bei Siüai»^ 
ropaea, Corvus comioCf^pica und glandarius, Oriohsgd- 
buia, Alauda arvensis, Turdus viscivorus, Loana, Eait' |:e 
riza citrineUa und müiaria, Fringiüa caelebs und £naA^ 
MotaciUa nUicilla, Parus major, Hirundo urbica, Cyp^ 
Jus opus, Podiceps cristatus *)• 

Bei spätem Untersuchungen fand ich auch hei BAaM' 
phastos nur eine, namentKch gleichfalls die linke g^ 
meinschaflliche Kopfpulsader, liier von den beiden, durck 
ilire Theilung in der obera Halsgegend eutstandnes 



* 

1) Beitrag zur Gesch. des Gefafss. der Vogel. Archir für Anat 

und Physiol- 1826. ÜI, 8. 20. 

2) Disquis. circäi noilnuUarum avium systema arteriosunu BcroL 

1825. p. 6. 



8 



I 



Vögel. 277 

BStamtnen den linken nicht unbeträchtlich grofser als 

^si&x rechten. 

S Wie Bauer fand ich dieselbe Bildang-bei Corvus 

r% und comiXi auch bei OypseJus apus, eben so bei 
. pielba. 
: ':• Aufserdem sähe ich sie unter den Sperlings - 
fVögeln bei Corvus corax und corone, Merops apia- 
bißer, Pipra aisreola, Tanagra violacea, Syhda oenanäie 
tUnd suecicUf Moiaciüc^ d&a, Parus ater und biarmicus, 
iMuscicapa luctuosa, FringiUa mafa, unter den Kletter- 
TQgeln bei Bucca leucops* '' 

|j . . Bestätigt wurden auch dürdi meine üntersuchun- 
^ gen die Angaben von Bauer für Oriohes galbida und 
^ Podicepe cristatus. Ich' fand aufserdem dasselbe bei Upu-^ 
,pa ^opSy j^icus, Jynoc^ Stumus vulgaris^ Loana curvir 
^:osirai FringiUa domestica, Hirundo rustica, Lanius mi- 
j*or.. . 

'r . Daj^egen fand ich bei Phoenicopterus blos die x'ech- 
te Kopfpulsader *)• 

-' Einen merkwürdigen Uebergang von dieser unge- 
Vrohnlichen Bildung zur regelmäfsigeu bildet Ardea jtel- 
haris *). Hier entspringt auf jeder Seite eine gemein- 
achafüiche Kopfpulsäder, von denen die rechte doppelt 
so grofs als die linke ist, allein beide fliefsen unten am 
Ü^alse zu einem langen, mittlem, einfachen Stamme zu* 
«ammen und dieser theilt sich in der Gegend des drit- 
teu Halswirbels in zwei gleich weite gemeinschaftliche 
Klopipulsadern. 



1) A. a. 0. 

2) Meckel a. a. 0. XIX. 157. 



278 Gefäfssystem im Besondern« 

Nach dem Vorigen scheint die Einfachhdt der. 
Kopfpulsader hauptsächlich selir allgemein den Sper- 
lingsvögeln zuzukommen , aufserdem auch einigen 
der nahe verwandten Klettervögel, femer einigen 
Sumpfvögeln, Straufsvögeln und SchwimmyS-* 
geJn, während die Rauhvögel, Hühnervögel und 
Gänsevögel' sehr allgemein, aufseixlem mehren 
Sumpfvögel und Straufsvögel zwei hätten. 

Das Gesetz f iii» die verschiednen BiMungen ist voU 
schwer aufzufinden, da mehrere verwandte Arten arf 
Gattungen die eine oder die andre zeigei>. Ich vbi 
einen Zusammenhang zwischen der Einfachheit der Ci- 
rotis und der Länge des Halses an *), und das Beispiel 
des Nandu, des Flamingo und der Rohrdommel, 
des Haubentauchers spricht für diese Ansicht; lUein 
auf der andern Seite haben der weifse und seh war- 
ze Storch, der graue Reiher, so wie andre lai^ 
halsige Sumpfvögel, der zweizehige Straufs,der 
Casuar, wie gewöluilich, zwei gemeinschaftliche Kopf- . 
pulsadern. 

Nach Bauer würde vorzüglich bei kleinen Vögeln 
die Einfachheit der Carotis vorkommen, indessen fand er. 
selbst sie bei Pocüceps cristatus und ich selbst bei den vo^ 
her angeführten Vögeln, die zu den gi'öfsten gehören. 
Man sieht leicht, dafs seine Angabe von der Anwesen- 
heit dieser Bildung bei Sperlingsvögeln herrührt 

Die einfache oder doppelte gemeinschaftliche Kopf- 
pulsader liegt sehr gewöhnlich in der Mittellinie, z>vi- 
sclien den vordem Halsmuskeln, dicht auf der vordem 



1) A. a. O. 20. 



Vögel. 279 

fläche der Halswiibel, weiitlut «ich bald nach ilirein 
Ige Iiielier und verlälst sie urst gegen das obere 
dea Halses, um sich am Kopfe zq verbreiten. 
)i einigen Vügelu dagpgeii, namentlich, wie es 
bei dcii raeisleii Papageien, verliÜIt es sicli 
Seide Caroliden, von denen die linke etwas 
als die rechte ist, liegen hier weit olierlldebliclier. 
lüicli gilt auch dies für die linke, die dicht ne- 
Ilalsveiie, ganz frei unter der Haut auf der 
Seite des Halses neben den Halsmuskeln liernuf- 
Die rechte liilt erst uiigefulir in der Mitte des 
zwischen die Muskeln und ganz in die Mitlelli- 
■la'iift hier in einer kurzen Sti-ecke zwischen die- 
tföd wendet sich dami nach aufsen, indcin sie zwi- 
schen den ob e r (lach lieh em und tiefem Muskeln hinauf- 
.geht, um im oTiersten Viertel des Halses glciclifulls frei 
liegen. 

Diese Bildung fand ich hei PsiUaats ochrncepltahis, 
4*#. leucoccphahts , Ps. miiraliis, Ps. puiverulenlus , Ps. ru- 
Jit^stris, Ps. eryihacus, dem rolhcn und dem blauen 
Ai-a. 

Höchst unerwartet war eg mii- daher J) bei zwei 
' Cucaluen eine ganz vcrschiedne zu linden. In beiden 
uämlicli findet sich eine, stark entwickelte linke Kopf- 
piilsadcr, die sich auf die gewöhnliche Weise, weit frü- 
her als die rechte bei den vorigen, zwischen die Hals- 
muskeln in die Miltellinie begiebt und sich oben am 
HaiaC in zwei Aesle spaltet. Es findet nur der inter- 
essante Uulevschied Stall, dafs hei dem einen, Ps. ga- 
levltus, sich durchaus blos eine hnke, hei dem andern 
dagegen, Ps. siilphwciis , noch eine sein* kleine, unten 



I 



280 Gefafssystem im Besondem. 

am Anfange des Halses mit ihr zusammenflielseiid« 
rechte findet. 

Zu meinem Erstaunen^ fand ich 2) bei Ps. pcusai* 
nuSf Ps. hitUariuSy Ps. scapulatus, Ps. grandis, Ps. har- 
ffotulus die gewöhnlichste Anordnung, wo zwei gleuji 
grofse Carotiden auf beiden Seiten entspringen imd sidi 
schnell tief zwischen die Halsmuskeln schlagen, um 
dicht neben einander, doch ohne zusammenznfliefien, 
sich bis zum Kopfe zu begeben. 

Aufserdem konnte ich noch Tier andre , . unter eni- 
wder und von den vorigen verschiedne Arl;ßn unter- 
suchen, die aber zum Theil wegen mangelliaflten GA- 
ders nicht mit Sicherheit bestimmt werden konnten« 

Von diesen hhtten zwei, wovon vielleicht eine JPi. 
poTtdicherinus war, zwei gleich grofse Carotiden, die dicht 
neben einander vei'liefen, die beiden übrigen gleichMs 
zwei , von >denen "aber die linke weit nacJi aufsen T% 
also jene die erste, diese die letzte Anordnung. • 

Hiernach hatten also unter zwanzig verschiedne 
Arten elf die erste; sieben die dritte, zwei die 
zweite Bildung mit der im Vorstehenden angegebnen 
Abänderung *). u 

Die Carotis, scliickt in geringer Entfernimg von 
ihrem Ursprünge eine oder, einige, nach oben verlau- 
fende Speise- und Luftröhrenpulsadern, zugleich vom 
hintern Theile ihres Umfangs die weit grüfsere Wii'- 



( 



1) Erst nach der Ausarbeitung des Vorstehenden erhielt ich 

, den vortrefflichen Aufsatz des Herrn Professor IVitzsch, 

(Obss. de avium arteria carotide communi. Halae. 1829.) 

der im Wesentlichen mit mir völlig iibereinstimiut. Beide 

ergänzen und vervollsländigen einander gegenseitig. M. 



Vögel. 281 

i^belpiJ^ader ab, trelche mit dem vordem ^ dberflächli- 
theu, schon beschriebnen Stamme fast dieselbe Weite 
-^'hat, in dem Gefafscanal der Halswirbel emporsteigt, aber 
^allma'hlich beträchtlich abnimmt, die Halsmuskeln und 
:das Rückenmark versieht. .Wo sich nur eine Kopf- 
sfnilsader findet, entsteht die Wirbelpulsader.der entge- 
äg^gesetzten, gewöhnlich also der rechten, Seite aus der 
iScUüsselpulsadär ihrer Seite, an der Stelle, aus welcher 
die Kop^ulsader abgehen würde. So verhält es sich we- 
DSiiigstens beim Raben, wahrscheinlich allen, wenigstens 
itei 'allen Sperlingsvögeln, Ts. galerilus, und dem 
3'Haubentaucher. • 

i . Die. gemeinschaftliche Kopfpulsader »pal- 
tot sich bei den Vögeln nicht, wie bei den Säugtliieren, 
in Äwei Hauptäste, die äufsere und innere oder Hirn- 
I&opfpulsader, sondern diese ist nur ein kleiner Ast von 
IJir." Durch die übrigen versieht sie nach und nach den 
Schlundkopf, die Muskeln des Hinterhauptbeins, der 
SSimge, der Kiefern, das Auge, die Nase und die Gau- 
lOaenhaut. 

Die Schlüsselbeinpulsader geht hierauf unter 
i3em Hakenschlüsselbein nach aufsen, schickt itarke äu- 
Csere Rrustpulsadem an die Brustmuskeln, eine kleine in- 
mere Brustpulsader längs dem vordem Ende der Rippen 
Qib) und spaltet sich dann in der Achselgegend in eine 
kleinere, innere tiefe, an der Streckseite des Oberarms 
'Verlaufende, und eine gröfser:e, an der Beugeseite h^ab- 
«teigende, oberflächliche Armpulsader. . Jene bleibt am 
Oberarm stehen, diese erstreckt sich durch den vor- 
dem, uuLern Theil des Ai*ms und spaltet sich im El- 
lenbogengeleuk in eine vordere und hinterö Speichen- 



I 

282 GefäTssjstem im Besondern. 

und Ellen bogenpnlsader rou ungefähr gleicher Gröfiei 
von denen indessen die erstere etwas grofser ist« 

Die absteigende Aorte liegt in der Mittellinie tot 
der ganzen Wirbelsäule und verengt sich in ihrem Vor- 
lauf bedeutend. Gewöhnlich ist sie nicht viel gröber 
als ein gemeinschafUicher Stamm der Kopf- und Schläs- 
selpulsader. 

Sie giebt hier in ihrem ganzen Verlauf vom Imi- 
tem Tlieile ihres Umfangs Zwischenrippen'-, Lenden- 
und Heiligbeinpulsadem ab. 

Bis gegen die Mitte der'Brustliöhle treten am Ar 
ßauchfläclie kleine Zweige an die Speiseröhre ab. Anf 
diese folgt die Eingeweidepulsader, welche l)dea 
untern Theil der Speiserölu'e ; 2) den Drüsen- undMos- 
kelmagen; 3) die Milz; 4) die Leber; 5) bei V(^ 
mit langen BUnddärmen besonders die obere Gegevd Ton 
diesen versielit. 

In einer geringen Entfernung entsteht die vordere 
Gekröspulsader, welche den ganzen Darmcanal versieht 
Hierauf folgen bald die kleinen obern Nieren- tmd Si- 
menpulsadern , viel weiter nach hinten und unten & 
weit gröfsern, untem Nierenpulsadern. 

Zwischen diesen aber entstehen 1)' bisweilen die 
kleinen hintern Gekröspulsadern für das hintere En(fe 
des Darmcanals und die Cloake; 2) in der Heiligbeiii- 
gegend die tiefen, die Muskeln des Oberschenkels ver- 
sehenden Schenk elpulsadem; 3) die oberflacliliche Schen- 
kelpulsader, welche oben unter dem Sitzbein nach aü- 
fsen ti'ilt, an der hintern Fläche des Oberschenkels zwi- 
schen den Muskeln verläuft, in der obern Gegend des 
Unterschenkels sich von aufsen nach innen au die vor- 



Fläclie des Schieiiliciiis wendet, aidi hier meistens 
itert, oder in. Gefleclile, welche den Stamm irmslri- 
zcrfiilU, dauii om Rücken des FLifawiirzel-Mittcl- 
;nochens herahsleigt und sich am Ende desselben 
üg^Iicli in zwei Houptäste verzueigl , die sich irieder 
zwei spnlleii, von denen der innere dem Daumen 
und der zweiten Zehe, der äuTsere den heiden aufsem 
len so angehört, daTs jede Zehe nur einen erhält. 
Am liintem Ende des Beckens spähet sied die' 
in einen mittlem, weit engem Ast, die Schwanz- 
ider, die Fortsetzung des Stammes, und zwei seit- 
iclie, weileiG, die unter schiefuii AVintelii von ihr ah- 
föhcTi und sirh in den Muskeln d^s Aflers imd der Cioake 
und der Ihmt dieser Gegend verbreiten. 

f. 85. 

Tiie Kürperblutadern der ViJgei zeigen rorziig- 
lich in den gröfsem Stummen aiisehuliche röthliche L-än- 
'genfnsern mid mehr halbmondfiirmige Klappen als bis- 
flier. Immer haben sie eine hintere und zwei vor- 
dere Hohladern. Jede vordere Ilohlader wird 
ans einer Hals - und einer Amiblulader gebildet. Die 
Halsblutader begleitet die Kopf Schlagadern nicht, sondern 
steigt sehr olierflaclihch uebeu der LuflrÜIn-e herab. Die 
Hohladeru treten getrennt, dia rechte luimittelbar Vou 
oben, die linke von nulen, nachdem sie sich zwischen 
den Vorhüfen und den Kammern um das Herz geschla- 
gen hat, mit der nntem Hohlader, in den rechten Vor- 
|iof, wo sieb nuch die KrapEbhil ädern des Herzens eiu- 
müiideii. 

Die hintere Hohluder wird durch dieBluladeriidei 
nnlovu Gliedninfsen , der \^'ande der liinlem Häino des 



284 Gefärssystem im Besondem. 



Stammen 9 der Gloake^ der Nieren und der Leber ge- 
bildet und liegt rechts neben der yiel engern Aorle. 
Bei den Tauchervögeln ist sie überhaupt^ wie idi 
schon früher bemerkte *),' besonders in der Leber, 
viel weiter als diese. Die Schenkelblutadem begleiten 
die Schenkelpulsadem nicht genau, sondern treten über 
dem Sobenkelbogen in das Becken und vereinigeu sidi 
in der Gegend des vordwn Endes der Nieren zu einem 
Stamme* 

Die Schwanzvene nimmt die hintern NienenUBf- 
ädern , Jacobson*s zuführende , auf, verbindet «di 
mit den Schenkelvenen inid vereinigt sich durch cinB 
ansehnlichen Ast mit der Ffortader, die sich auf die ge- 
wöhnliche Weise verhält. Bei mehrern grofsen, vonimr 
genau, untersuchten Vögeln, namentlich dem Stranfi, 
dem Casuar, femer den Schwäneui Trappen und 
Pfauen, mufs ich geradezu behaupten, daß die angeb- 
lichen Jacobson* sehen zufülirenden Nierenvenen bl« 
gewöhnliche zurückführende slnd^ indem sie zwar keine 
deutlichen, grofsen, mit den gewöhnlichen ganz übereiB- 
stimmende Klappen, aber doch überall, wo ein Asti 
den Stamm tritt, sehr starke, gegen das Herz gerichtete 
Vorsprünge haben, die sehr wohl das Rückfallen des 
Blutes verhindern können« 

/?. Lungengefäfse« 

§. 86. 
Hinsichtlich des Capacitätsverhaltnisses der Kör- 
per- und Lungengeiafse weichen die Anatomen von ein- 
ander ab. 



1) CuTier Vorles. IV. 122. 



Vögel 285 

Nach Cuvier ist die Lungenpulsader bei denVo- 
fgeln yerliältnifsniärsig enger als bei den Säugthieren, in- 
rdem sie nicht einmal so weit als die Schliisselpulsader 
'ist *); Carus *) stimmt ihm gegen Tiedemann 3) bei 
mid glaubt, dafs dieser nur durch die gröfsere Ausdehn- 
barkeit der Lungenpulsader, indem er beide Gefaf^s 
eingespiitzt mit einander verglich, getäuscht worden sey. 
Indessen mufs ich Tiedemann beitreten, da ich die 
in dieser Hinsicht wohl am meisten von einander ver- 
aefaiednen Vögel Faico aJbiciUa rmd Striähio ^idactyhis 
sorgfältig unter einander verglich und in beiden die uil-* 
emgespritzte Lungenpulsder, so weit als die Aorte fand. 
Die Lmigengefäfse sind übrigens weit dünnhäu- 
tiger als die Körpergefafse. Beim Straufs und dem 
Casuar finde ich deutlich da, wo sich zwei Aeste ver- 
einigen, einfache, starke, klappenähnliche Vorsprünge. 
Die Lungenpulsader theilt sich bald in einen rech- 
ten und einen linken Ast imd eben so vereim'gen sich 
alle Venenäste jeder Lunge zu einem Stamme, der sich 
eo dicht neben dem der andern Seite in den Vorhof 
^sinsenkt, dafs man fast richtiger von einem einzigen 
Xiungenvenenstamme für beide Lungen reden kann. So 
liabe ich es wenigstens beim Adler, dem Straufs-, 
den Raben, den Speohten, dem Auerhahn, dem 
Kranich, dem Schwan gefunden. 

Eine Vereinigung der Lungenpulsader mit der Aor- 
te durch einen oiienbleibenden Pulsadergang habe ich 



1) Vorles. IV. 115, 

2) Zoot. 603. 

3) ZooL II. 580. 



28ß Gefälssystem im ßesoudern. 

auch bei tauchenden Vögehi so wenig als eine Verbia-lall 
düng beider Vorhöfe durch das nicht verschlossene ri- llil* 
runde Loch gefunden, Jse 

b. L y m p h g e f äfs e. Iv 

§i ' 87. 

Auch bei den Vögeln haben die Söugadem we- 
nige und schwache Klappen, so dafs sie mehr oder we- 
niger weit vom Stamme gegen die Aeste und Zweige, 
wenn gleich selten voüständig, eingespritzt werden Kn- 
nen* Sie vei'laufen weniger oberjflächhch als bei den 
Säugthieren, folgen den Blutgefafsen, welche sie iA- < 
fach umflechten, werden von ihren Ursprüngen aoswri- 
ter, aber viel seltner, verflechten sich auch dort mdr 
als in ihrem fernem Verlauf und besitzen nur wäm 
am Halse einige weiche Drüsen, in den andern Gegen- 
den des Körpers Geflechte, innerhalb deren sich Saug- . 
ädern in Blutadern ergiefsen. 

Es finden sich zwei seitliche Saugaderstämme, wd- 
ohe sich , gewöhnlich durch mehrere Oeffnungen , in 4 
Halsblutadern begeben. Sie entstehen aus einem Saug- 
adergewebe, das auf der Wurzel der Eingeweidepub- 
ader liegt, unfl in welches sich die Saugadern der Üii- 
terleibseingeweide und der untern Gliedmafsen ergie- 
fsen. Oben treten in die Saugaderstämme die Gefalse 
des Kopfes, Halses und Flügels, Nach Magendie*) 
würden sich die Saiugadern höchstens am Halse uni 
auch hier nur beim Schwan und der Gans, finden; 



1) Mein, sur les yaisseaux lymphatiques des oiseauxk J. de 
Physiologie« T, L p. 47. 



Säugfhiere. • 287 

allein der einzige Grund, den er anfiUirt, dafs er sie 
blos liier gefunden habe, dürfte desto weniger bewei- 
sen, da schon längst Hewson^), später Fohmann 
und Lauth*), sie an andern Stellen und bei andern 
Vögeln namentlich aus allen Ordnungen gesehen und 
zum Theil) namentlich Hewson und Lauth, dargc- 
stellt haben.: . 

4 I 

I 

Zwölfter Abschnitt. 

I Säugthiere. 

§.88. 

Im Allgemeinen gelten die Bedingungen, welche für 
da« Gefafssystem der Vögel aufgestellt wurden, auch 
für das der Säugthiere. 

1* H e r 8. 

§, 89. 
Das Herz der Säugthiere unterscheidet sich na- 
mentlich nicht wesentlich von dorn der Vögel, indem 
die linke, etwas engerö und die rechte etwas weitere Hälf- 
te gleichfalls vollkommen von einander geschieden sind 
und jede wieder auf dieselbe V^^eise in einen venösen, 
aufnehmenden und einen arteriösen, versendenden Theil, 
die Vorkammer oder das Ohr und die Kanlmer, 
zerfällt. Die äufsere Gestalt ist indessen meistens rund- 



1) Descrjption of the lymphatic systera in birds. Inquiries etc. 
II. 64 ff. 

2} Mem. sur les vaisseaux lympli. des oiseaux etc. Paris 1825. 
Aus den Annales des sc. naturelles. 1824. 



288 Gefälssystem im Besondem« 

licher^ die Vorhöfe sind verhältnirsinäfsig zu den Kam* 
meru gröfser, sie laufen nach oben' und vorn in en- 
gere und 'längere Anhänge, die eigentlichen Ohre 
aus* Dann steigt die rechte Kammer meistens tiefer 
bei den Vögeln gegen die Spitze des ^Herzens henk 
Indessen ist sie deshalb nicht verhältnifsmäfsig kleineK^ 
da sie sich nicht in demselben Verhältnifs als bei dei 
Vögeln um die Scheidewand nach unten und hinten bi^ 
Am Ursprünge der Aorte imd -der Lüngenpulsader fin- 
den sich auch hier drei Etappen von gleicher Giüfaii 
Dagegen ist die, in der rechten Herzhälfie zwischen Km- 
mer imd Vorhof befindhche venöse Etappe TolUraoOf 
ner entwickelt und kommt mit der linken überdn, iiH 
dem sie ein Segel darstellt, das aus der innem Gefab- 
haut gebildet und durch Sehnenstreifen verstärkt wird, 
die sich durch starke Fäden an mehrere V^arzenmusVeb 
setzen. Mehr oder weniger deutlich lassen sich drei A]>- 
schnitte der Klappe unterscheiden, weshalb auch die« 
Klappe den Namen der dreizipfligen erhält Daß 
aber auch bei den Vögeln diese Anordnung schon anp* 
deutet ist, ergiebt sich aus dem Vorigen '). 

hn linken Vorhofe findet sich, ungefähr in der 
Mitte der Scheidewand, eine längliche, von einem stäf- 
kern fleischigen Vorsprunge, dem Vieussensschen 
Isthmus, umgebne dünnhäutige Vertiefung, die eirun- 
de Grube, unter und vor dieser sein' gewöhnlich die 
Eustachische Klappe, die verlängerte vordere Wand 
der untern Hohlvene i linkerseits von dieser die Oeff- 
nung der grofsen Kranz vene des Herzeus. 
. J. 90 

1) S, oben S. 265 ff. 



Sftugthiere. 2*sy 

I. 90. 
Die änfsere Geaiall des Süugthierherzens 
zeigt seJu- bedeiileiide VerschiedeiJieiten , indem der 
Iiüchste Grad toü Breite, selbst Spaltung der beiden 
Hälften diu'cli viele Zwischenstufen in eine sehr längli- 
che und zugespitzte Form übergeht. 
Die Reihe ist ungefälir folgende. 
Bei Rylina s, SleBera, HaÜcore und Manatus ist das 
■■EE mehr breit als lang und mein* oder weniger be- 
Bhtlich tief gespalten. Vielleicht finden sich hier ge- 
ierische, selbst individuelle Verschiedeulieiten. Nach 
3uvier ist das Herz bei Manatus in sfeiner hintern 
lälile gespalten '), nach Steller bei Ry-tina nur im 
.intern Drittel ■), nach Kaffles's Beschreibung mid 
Abbildung beim Dügong wenigstens in den untern 
M^ Dritteln"). Auch -bei den echten Cetaceen 
^Ba wenigstens so breit als lang, bei melirern selbst 
H|)elt breiter. 

r ■ Bei Delphinus phocama fand ich es aufserdem ei- 
^femal ziemlich lief gespalten. 

Auch bei Phoca ist es sehr breit und rundlich und 
inigemal fand icli es , wenn gleich nicht so tief, als bei 
}. phocacna , gespalten. 

Ib'Diese Spaltung ist übrigens Schon überall durch 
Hprordere oder untere und eine hintere oder obere Län- 
PSrinne auf beiden Flachen des Herzens, in welchen 
Ue Haupigefafse desselben verlaufen, angedeutet und nur 

^Vorles. IV. 30. 

Hte. Comm. Petropol. II. .116- 

MKbbBBrrationi on the Diigong. FMIn». Transacl. 1620. II. 

"^ 178. Tab. 28. 

Iptkel's TPrRl. Anm. V. 19 



292 Gefafssystem im Besondem, 

dies auf den ersten Anblick vermutlien liefse und sxAm 
mehrere Anatomen für diese Ansicht gewesen sind. |üI> 

VorzügKeh gehört hieher die Frage, ob bei tau- 
chenden Thieren die beim Fötus vorhandenen Wege, .«aflii 
welchen das Blut vor den Lungen vorbei von dem red^lni 
ten zum linken Vorhofe geführt wird, namentlich alsD'|li( 
im Herzen das eirunde Loch, das ganze JL«eben 1lDfe^ 
schlössen bleiben? |^ 

Die Angpiben der Beobachter widersprechen dnin- 
d^, wie ich schon früher ') durch die ZusammeD- 
Stellung einer Menge von Fällen, aufweiche ich Uff 
hier verweise, nachgewiesen liabe, bedeutend, indem «- 
nige das Offenbleiben, andere dagegen die Verschlielraog 
als regelmäfsige Bedingung des vöUig ausgebildeten Tan- 
cherthieres anselien. 

Den Schlufs, welchen ich schon damals sowoU 
aus meinen als fremden zahlreichen Beobachtungeii le^ 
dafs nämlich das Offenbleiben des eirunden Loches fir 
die Lebensweise der Tauchertliiere keine nothwendjp 
Bedingung sey *), kann ich jetzt sowolü aus eigener ib 
fremder Erfahrung bestätigen. Ich fand nämlich W 
sechs Phocänen, achtBibern, vier S.eehundeOi 
über zwanzig Fischottern, zwei Schnabelthie* 
ren nicht die geringste Spur davon. Nur bei einem 
sehr jungen Seehunde waren das eirunde Loch imd der 
Pulsadergang offen. 

Höchstens kann man also wohl annehmen, dafs bei 
tauchenden Tliieren sich die Fötuswege, und auch dies 



1) CiiTier'8 Vorlesungen. IV. 37. Note. ff. 

2) A. a^ O. S. 40. 



Säugthiere. 



^293 



all immer, später versclüiefaen , als bei den 

Schon Steller hat beoiei'kt, dafs heim Kam Ischa- 
lieH Alanati weder der Pulsadergaug noch das ei-' 
IriJocb ollen waren *) und Raffles hat dies neuer-*" 
i für den Du gong ausdrücklich angegeben*). 
insiclillich der Anordnung der iiineru Flache und 
linden sicli wellig hemei'ltenswerüie Ver- 
ilieiten. 
! wichlJgste , zeigt die rechte venoae Klappe heim 
habelthiere, indem sie groistenlheils lleiscJiig ist. 
pEs geben zwar melnere Bündel zn ihr, diese aber sind 
ganz fleischig, daher die Bildung vogeläludich 3). 

Die Eustachische Klappe feldt im vollkomiunen 
Sustande bei den meisten Säugthiereu, nanienllich fand ich 
t heim Tümmler, unter den Pachydermen 
Schwein, dem Pecari, bei den Einhufern, 
■ den Wiederkiiuern bei der Gemse, dem 
imter den Nagern beim Eichhörnchen,'' 
ipAca, dem Murmelthier, der Kapmaus; un- 
BU Beutellhiercn bei Didelpjiys. Den Fleisch- 
sern scheint sie sehr allgemein zu fehlen. Weiiig- 
nsgiltdics für den Igel, den Waschbär, denCoati, 
den Dachs, den Potlo, mehrere Musta- 
cbe Fischotter, dioViverren, diöKatzen, diö 
die Hyäne; Bei einigen Nagern, nament- 
1 Biber, dem Aguti, dem Meerschwein- 



1) De bestiis marinia in TJot. Comm. Pelropol. IL 317. 

2) Account of the Oiigong, Phil. Traoaact. 182a 178. 

3) Metkel ile Ornithorlijncho. 1826. 31. 



294 Gefäissystem im Besondern* 

chen, der Ratte, unter den Fleischfressern fiini ii 
sie sich beim Ichneumon und dem Iltis, unter dniki 
Quadruraanen bei den Maki*s, sowohl L.alb{ 
als Lr* moTigos, &nua butus und Nemestrincu A 
b'eim Menschen erhalt sie sich meistens das ganze 
ben hindurch, wenn sie gleich auch hier gewöhiilkl|(^ 
nach der Geburt kleiner und unyoUständiger wird, '^ 

Unter denvPachydermen finde ich sie gleicli&di 
beim Dam an in drei von mir untersuchten erwach^eiifli 
Exemplaren sehr stark und ganz undurchbrochen* KkI 
Cuvier^) ist sie auch beim Elephanten sehr sid 

Besonders stark entwickelt sind die Klappen h 
rechten Vorhofs beim Schnabelthier, indem o4 
hier statt einer, vier finden, , von denen YOt der dinko 
obem. und der einfachen imtern Hohlvene ^eine, Tor 
der rechten obem dagegen zwei, eine ä'ufsere g/töher^ 
und eine innere kleinere liegen ■). 

Uebrigens finden sich auch hier wohl viele Verschie- 
denheiten, mitunter auch wohl Irrthümer. So geben Cu- 
vier und ich 3) an, dafs sie beim Seehunde stark und 
sehr musculös sey; auch Albers *) will dasselbe ge- 
funden haben. 

Wahrscheinlich aber sind • diese Beobachtungen 
falscli, indem ich später und noch jetzt bei fünf See- 
hunden von verschiedenem Alter nirgends die geringsle 
Spur einer Klappe fand. Dies ist mir desto deutlicher, 



" w ■ i 



1) Vorle«. IV. 41. 

2) Meckel de Ornithorhynclio. 1826. 31. 

3) Cuvier's Voiles. IV. 41. 42. 

4) Citin bei Cuvier IV. 42. 



Säugthiere. 

zugleich den Grmid des Iirlliums angeben zu 
len glaube. Vor dem rertteu Tlieilc der Oeflhuiig 
■ofsen Kranzvene in deu recliten Vorliol' iiiidet 
öeU nämlich ein slarkei:, fleischiger Vorspiung, die 
iiebesiäche Klappe, die sich aber nui- auf diese 
Oeffiiuug beschränkt, mit der Einraündung der uiiLern 
Hohlvene in keiner Beziehung steht. Diese ist uustrei- 
fälschlich für die Eustachische Klappe gehalten 
worden. 

Albers ^) beschreibt zwar die Eustachisoiie 
»nd Thcbesischo Klappe als gleichzeitig anwesend, 
indessen linde ich bei der genauesten Untersuchung die 
erste durchaus nielit, und mufs daher vermiilheji, dals 
sie erst durch das Zieiieu an der inuern fliidie dts 
Vorhois gebildet wuide, 

5. 92. . 
Das Gewebe des Berzeus zeigt, anlser den schuu 
iliie und da bemerkten, wenig Verschicdenlieiteii. Die 
lauffallendste Erscheinung sijid Verkmicheruiigeu, wok- 
clie bei mehreren Tliiereu, iianicutlicli Wie/lcrkaueru 
und vorzugsweise dem Edethirsth, dem Ochsen, 
dem Scliaf, aufserdem vielleicht auch den Einhu- 
fern, deu Elephaulen, den Schweinen, also, wie 
es scheint, liaiiptAächhcli nur bei Pflanzenfressern 
egelmäfsig vorkommen '). Diese Herzkuochen He- 
in der Sclieidewand der Herzkammer, nriterlialb des 




jt^ritr. I. 11. 

eu oll e n i II s de O8»io«lis e cordibns animalixim. Gronjng. 1772. 

Liilhi [Jjgi, inaiig-. med. sislena o1)is, nonniülaj 
ea» elc. eic. Tubinsae 1314. ]/, 1 St. 



296 Gefäfssystem im Besondem. 

Ursprungs der ' Aorte und haben meistens eine zaim- 1 1 
oder "kreuzförmige Gestalte GeWöhnKch sind sie em- 
iadb, doch bisweilen doppelt Beim weiblichen Geschledd 
sind sie ganz allgemein schwächer, was nicht auGGdleni 
kann. Merkwürdig ist dagegen im .hohen Grade, dafssk 
einer Menge naheverwandter Arten fehlen, was freilidi 
allerdings wenigstens zum Theil Alter- unid G^s* »leclib- 
vetsdiiedenheit seyn kann. Dies ist desto wahrschduli- 
cher, da sie Greve beim Rehe und Dammhirscle 
fand, wo sie Liithi vermifste* Ebenso fand sie Leu- 
ckart bei mehreren Schw^eineu nicht, ungeifiM 
. nach andern, wie Jäger angiebt, sie hier häufig uji. 
sollen. Ich wage nicht, sie mit Cairus *) mit den in 
Herzen vorkommenden Verknöcherungeu zu vergleichöi 
da diese sich an ganz andern Stellen desselben finden. 

Die Lage des Herzens bietet mehrere VerscWe- 
denheiten dar. Meistens steht es gerade von vorn 
nach hinten , wie sich aus dem Folgenden ergeben wi 
etwas vom Zwerchfell entfernt. Bei den niedrigen Affcu 
wendet sich die Spitze etwas nach links, imd das Heö 
liegt dem Zwerchfell näher, so dafs es dasselbe mit der 
Spitze berührt. Beiden Orangs und dem Menschec 
endlich liegt es noch schiefer imd ruht mit der imteru 



Jäger, über das Vorkommen eines Knocliens im Henten 
des Hirsches u. s. w. Deutsches Archiv «für die Physiologie. 
V. 113. 

Leuckart^ Bemerkungen u. s. w» Ebends. VI. 136« 
1) Zoot. 608, 



Säugthiere. 297 

Fläche auf dem Zwerchfelle. Die Bemerkung Ton Dau- 
beuton *), dafs das Herz beim Maulwurf sehr schief 
nach links liegt, fand ich immer bestätigt. Dies rührt' 
von der aufserordentlichen Gröfse der rechten Lunge im 
; Vergleich zur linken her. 

r 

§.94. * 

Der H e r z b e u t e 1 ist bei einigen^ doch wenigen Säug- 
thieren durch seine untere Fläche an die mittlere Sehne 
des Zwerchfells sehr ^xkg durch kurzes Zellgewebe be- 
festigt Dies gilt namentlich für den Mens chen imd die 
bohern, ihm zunächst stehenden Affen, wiedieOrangs^ 
nicht dagegen für die meisten übrigen Affen imd Säug- 
thiere. Daher tritt dort die untere Hohlader immittel- 
bar oberhalb dem Zwerchfelle in den rechten Vorhof, 
lind ihr in der Btiisthöhle enthaltener -Theil ist daher 
sehr kurz, hier dagegen ist dieser beträchtlich lang und 
durchläuft zwischen dem Zwerchfelle und dem Herzen 
"" eine ansehnliche Strecke. Indessen Kegt bei den Ce- 

9 

"^'»taceen der Herzbeutel und damit das Herz dicht auf 
dem Zwerchfelle. Wo diese enge Verbindimg zwischen 
; dem Herzen und dem Zwerchfelle nicht Statt findet, 
z, i^t der Herzbeutel durch ansehnliche Entwickelung seiner 
iFaserhaut verhältnifsmäfsig dicker imd stärker. So habe 
ich es wenigstens >sehr deutlich bei den meisten der von 
mir in dieser Hinsicht untersuchten Säugthiere gefunden. 

Bei einigen Säugthieren, namentlich dem Igel, 
ist der Herzbeutel so aufserordentlich dünn und so ganz- 
lieh der äufsem Faserschicht beraubt, dafs, zumal da 



1) Button H. n. Vin. 93. 



- 1 



I 



298 Gefäfssystem im Besoi^ideriu 

er sehr nahe an das Brustbein störst, selbst sehr gute 
Anatomen *) ihn hier geläugnet haben. Ich habe selbst 
bei mehreren Versuchen anfangs geglaubt, dals er \iu)M 
durch die Innern Wände des Brustfells ersetzt werde, 
so dafs hier, wie so häufig, bei einem Thiere normale 
Bildung sey, was bei andern bisweilen regelwidrig er- 
scheint, wii'khch aber kann man ihn durch das Messer 
unid den Tubulus deutlich als eine für sich bestehende^ . 
überall begränzte seröse Haut darstellen. 

Bei weit kleineren, Thieren, z.B. dem Maulwurf, 
dem Hamster, habe ich ihn in der That weit dicfar 
und fester gefund^i., so dafs seine Dünne eine derii^ 
len Eigenthümlichkeiten des Igels zu se^rn scheint 

I . ■ • 

2. Gefäfse. 

a« B 1 u t g e f a f«8 e. ' * 

o« Körperg^fäfse* 

§. 95. 

Die Pulsadern bestehen besonders bei den 
Säugthieren sehr deutlich 1) aus einer dicken, fe- 
sten, sehr elastischen, aus mehreren Schichten gebildeten 
äufsern Faserhaut, deren Fas em gelblich und sehr platt sind ; 
2) einer innern serösen Haut. Um die äufsere legt sich 
die sehr aus^lehnbare sogenannte Zell - oder Nerveuhaut, 
die aber auch hier kaum als eigene Membran jsuizusehen 
ist. Die Faserhaut ist bei den Raubthieren weit dün- 
ner, aber fester, als bei den .Pflanzenfressenden, 
auch sind die Pulsadern bei. diesen verhältnirsmäfsig zum 
Herzen und zum Körper weiter. 



' 



1) 8. Blumenbach ygl. Anat. III. 8« 227« 



■ ■fj 



* Säugthiere. 299 

. . ' §. 06- 
Die 'Aorte wendet - sich hintei? der Lungenpulsader 
%;^eg, erst etwas nach der rechten, darauf sclmell, einen; 
Sogen bildend, hach der linken Seite nnd steigt dann' 
Längs der linken Seite der Wirbelsäule allmähhch ver- 
^Dgt herab. Sie durchläuft die ganze Länge des Stam- 
sneä und wendet sich von oben nach unten, besonders 
im Becken und dem Schwatze , nach disr Mittellinie. 

Ueberall giebt sie schnell nach ihrem Austritte aus 
dem Herzen die anselinhchen Kranzpulsadern dieses 
Organs ab. Gewöhnlich finden sich zwei, doch nach 
Camper ^) beim Elephanten nur eine. ! • «^ 

Mehr oder weniger deutlich Üieilt sie sich liierauf 
nach ihi*em Abgange vom Herzen in eineit auf- und 
einen absteigenden Stamm, von denen der erste 
den Hals,* Kopf und die vorderen Gliedmafsen, 
der zweite den übrigen TheiL des Stammes und die 
kiutern Gliedmafsen versieht * '- 

Die Anordnung zeigt hier mehrere Verschiedenhei- 
ten, welche stufenweise in einander ütergehen. 

Bei den Wiederkäuern und Einhufern theilt 
sich die Aorte sogleich in einen hinten! gi^ofsam, und 
einen vordem kleinem Stamm, der gerade nach vom 
geht und sich in einer nicht unbeträchthchen Entfernung 
vom Herzen, ohne bedeutende Aöste abgegeben zu ha- 
ben, in zwei Aeste spaltet. .; 

Der linke, weit kleiniere ist die linke Schlüssel- 
pulsader, der rechte, weit gröfsere, die Eortsetajpng des 
Stammes. * 'Der rechte Ast zerfällt balfl wieder in zwei, 



1) Kl. Schriften. I. 77. 



300 . Gefä&system im Besondem. 

einen linken , gröfsem, gerade nach vom gehenden, den |] 
gemeinschaftlichen Stamm der redit^n und lüiken Kopf- 
pulsader, welche sehr bald unter ^einem spitzen Win- 
kelyonihm abgehen, und einen rechten, kleinem, die 
rechte Schliisselpulsader. Der rechte Ast ist also der 
gemeinschaftliche Stamm|der rechten Schlüssel- und der 
* beiden Kopfpulsadem. 

Bei den Einhufern geht die linke Schliisselpi]]«- 
ader weit früher von der aufsteigenden Aorte ab als bei 
den Wiederkäuern. Noch viel tiefer entspringt cfo- 
ses GefäTs beim Kameel. Hier schickt der gemsD' 
sraiaftliche Stamm der aufsteigenden Aorte sogleich, knm 
zwei Lfinien übeir seinem Ursprünge, die linke Schluß 
selpulsader ab« Dies hat schon Daubenton angedea- 
tet, indem er sagt: „dafs der Bogen der Aorte nur 
einen Ast abschickte, der aber beim Austritt aus dem 
Herzen durch eine Scheidewand in ^wei Hälften getheilt 
war, und sich auch äufserlich in geringer Entfemao; 
von seinem Ursprünge in zwei Aeste tJieilte'' *). 

Merk\^nirdig ist, dafs CameJus Bactriamis eine gas 
andere Bildung zeigt. Hier nämlich geht ein völlig ein- 
facher Stamm, wie bei den Wiederkäuern undEin- 
hufern, nach vom, und schickt die linke Schliissel- 
pulsader am Anfange seines mittlem Fünftels, tiefer 
als beim Pferde, ab. Ungefalu: in der Mitte geht die 
rechte ab. Die obere Hälfte bildet der gemeinschaftli- 
che Stamm der Kopfpulsadem, der also hier verhält- 
nifsmäfsig länger als bei C. dromedarius ist. Alan sieht, 
dafs diese Anordnung einen Uebergang von der der 



1) Buffon Hist nat. XL 260. 



* 



Säugthiere. 301 

Pferde und übrigen Wiederkäuer zu C. dromedcaius 
macht. 

Ganz ähnlich wie bei den meisten Wiederkäuern 
und Einhufern findet sich auch bei Viverra genetta nur 
ein Stamm, aus dem bald die linke Schlüsselpulsader 
abgeht, und der sich vom zugleich in die rechte und 
beide Carotiden theilt. Auch das Aguti und Cabiai 
zeigen dieselbe Bildung. 

Auf die Bildung, welche das Dromedar zeigt, 
folgt vmnittelbar die, wo sich zwei Stämme finden. 
Gewohnlich sondert 'sich die hier schon fast getrennte 
linke Schlüsselpulsader ron der aufsteigenden Aorte ab 
und entspringt dicht neben ihr immittelbar aus dem Bo-> 
gen 'der Aorte. 

So verhält es sich bei den meisten Thieren, na- 
mentlich den meisten Qt^adrumanen, den Aaubthie- 
ren, Beutelthieren und Nagethieren, unter den 
Zahnlosen bei Myrmecophaga didactyla imd jubata, 
Monis brevicaiulata, xxnd Hahnaturus gigas , Lemur, Hy^ 
rcuv capensis, demDügong*), Didelphys , , wemgstens 
virginUma, dem Schweine und dem Pecari. 

Sehr merkwürdig geht also die Bildung von den ge- 
wöhnlichen Wiederkäuern durch die des Pferdes, danli 
des Kameeis, zu idieser über. 

Nach Cuyier würde es hier einige Verschieden- 
heiten geben, indem bei einigen Tliieren, z. B. dem 
Murmelthiere und dem Meerschweinchen, au8 
dem gemeinschaftlichen rechten Stamme erst die hnke 
KopfpuJsader, dann aus demselben, der ungetheilt fort- 



1) Home in Fhil.Tr. lS2a Tab. 28. 



302 Sefäfssystem im Besonder n. 

ginge, erst die rechte Kopfpulsader, dann die rechte 
Sclilii3selpulsader abginge; bei anderarwie namentM 
mehreren Raubtkieren, erst ein gemeinscbafilicliff 
Stamm für beide Kopfpulsadern, dann die rechte ScUiis- 
selpulsader entstünde^ Wirklich verhält es sich duck 
so bei den Ton Cuvier angegebenen Nagethieren; au- 
fserdem zeigen auch Sciums, • Halniaturus , Tadtus^ Ich- 
neumon, CercolepleSy Musiela inartes, Jbina, Jiiro, met 
rere Affen, wie namenüich die Pajj^iane,- diese Kl- 
dung. Beim Paca, dem Stachelschweine dog^ 
gehen aus dem gemeinschafUichen Stamme zugleidift 
beiden Carotiden und die rechte Schlüsselpulsader A> 

Bei Lemur, Ursus, Näsua, Procyon,, Felis caius,}/!^ 
concolor, pardalis\ leopardus treten, wie bei den voiher I 
angeführten Tliieren, aus dem gemeinschafUichen langen 
Stamme zugleich beide CaroUden und die i^echte Schliu- 
Seipulsader ab. - 

Bei Bidelphys virginiana tritt aus dem rechten ge- 
meinschafUichen Stamme erst tief unten die rechte 
Sclilüsselpulsader ab, hierauf verläuft der St£^mm fct 
beiden Carotiden ziemlich weit nach vom und spaW 
sich erst hoch oben. 

Vielleicht finden sich auch hier individuelle Ver- 
scliiedenlieiten. 

Weit seltner ist die Bildung, wo sich die aufstei- 
gende Aorte in zwei gleichbedeutende kurze seitliclic 
Stämme theilt, die aus dem Bogen der Aorte entsprin- 
gen, und deren jeder sich in eine Schlüsselpulsader 
und eine Kopfpulsader spaltet* So vet-hält es sich 
bei den Fledermäusen, wenigstens V, murimis und 
den Cetaceen, wenigstens D. phocaencu Bei D. pho- 



Säugthie^B. 303' 

I 

maena spaltet sich der linke Stamm etwas früher als der 
x*echte, und aus der Spaltlingsstelle entstehen zugleich 
dUe jCopf-, Schlüssel- und Wirbelpulsader. B^i Vesper- 
tiUo sind beide Stämme gleich lang. Auch beim Maul- 
mrurf kommt bisweilen dieselbe Bildung vor. 

Eie erste von Curie r angegebene Modification 
der Bildung von zwei ungleichen Stämmen macht am 
tmmittelbarsten den Uebergang zu der bei mehreren 
Thieren vorhandenen Anordnung von drei Stämmen, 
welche duixh gänzliche Ablösung der linken Kopf- 
puIsader von dem gemeinschaftlichen Stamme entsteht. 

Diese findet sich beim »Menschen und mehreijn 
Affen, aufserdem, sonderbar genug, bei Phoca, Sri- 
haceus, TaJpa, Castorf Cricetus, Spalcur, Mus raMus, Di- 
detpkys dorsigera, Myrmecophaga didactylay Dasypus 
novemcijipius , Bradypus, sowohl didactylus^), als trida- 
dyhis^), OrrdthorhyncTvus^). 

Merkwürdig ist hi^r, dafs bei den Affen, welche, 
..wie z« B. ^MlFaviane, zwei Stämme haben, die linke 

Kopfpulsader schon sehr früh, weit früher als bei andern 
k Thieren, welche diese Bildung zeigen, abgeht, wodurch 

eine Annäherung an diQ Trennung derselben von dem 

Hauptstamme sehr deutlich wird. 

Beim '"Elephanten entstehen, auf eine andere, 

-weit seltnere. Weise drei Stämme, indem sich hier 

auch die rechte Schlüsselpulsader von dem gemeinschaft- 



1) Danbenton bei BuiFon a« a. 0. XIIL 130« 

2) Ich in meinen Beitr. U. 1. 8. 130. 

3) Meckel de Ornithorhyncho parodoxo etc. 1826. T. VII. F. 1. 2. 



304 Gefätssystem im Besondem. 

lidien Carotidenstamme trennt und dicht neben ihr anTJ 
der rechten, wie die linke auf ilu'er Seite emporstdgL 

Diese Anordnuiig scheint mir die seltenste imdistj 
vielleicht nicht beständig. Eine Andeutung von ihr ut 
oilenbar die vorher beschriebene Bildung von DidelpkpJi 
virginianUy wo die rechte Kopfpulsader nur etwas weiter 
herabzuriicken und sich von dem; gemeinschaftiichsi 
Stamme beider Kopfpulsadern ^u trennen brauchte, um 
sie völlig darzustellen, 

Ueber ((rei scheint sich die Zahl der Haupta'ste) in 
welche die aufsteigende Aorte zerfallt, im regelmä&pi 
Zustande wenigstens nicht zu erheben, ungeachtet fo 
da, wo sich gewöhnlich drei finden, auf mehr als eine 
Weise der Fall ist, so wie andererseits die Zahl der 
Hauptäste durch Vei:schmelzung der linken Kop^nls- 
ader mit dem gemeinschaftlichen rechten Stanune «nf 
zwei zuriickgefühil; wird, Namenthch giebt der mensch- 
Hche Bau verscliiedenartige Beispiele hieven alb« 

Daubenton giebt zwar der Mona dem Ansehe« 
nach vier Stämme, indessen fragt es siclqPbb dies te 
Sinn seiner Angabe ist, indem er, ohne alle weitere B^ 
Schreibung , blos sagt, „dafs sich die Aorte in vier Aeste 
getheilt habe" »), wo dann der absteigende Stamm der 
vierte Ast seyn konnte. Auf jeden Fall wäre die Bil- 
dung äufserst selten. 

* 

5. 97. 
Die gemeinschaftliche Kopfpulsader ver- 
läuft gewöhnlich fast in der ganzen Länge des Halses, ohne 
eiui 

1) Buffon H. n. XIV. 265. 



fc 
I 
d 
1 



Säügthiere. 305* 

^inigermafsen bedeutende Aesle abzugeben, neben der 
iiTift- und Speiseröhre imd tlieilt sidi in der Gegend 
des Kehlkopfes mehr oder weinger deutlieh m zwei 
HauptÄste, die aufsehe und die innerei Kopfpuls- 
ader, von denen jene den äufsem Umfang des Schä- 
dels toid das Antlitz, diese den vordem Tlieil des 
Oehirus versieht, indem sie durch das .Kopfschlagoder-, 
loch und den gleichnamigen Canal in den Schädel tiitt. 

Die letzterie we^de ich in der I^ahre vom- Gehim 
betrachten. 

Die erstere zerfallt in die Schilddrüsen- odct 
obere Schilddrüsenpulsader, die smgleich den 
Kehlkopf versieht, die Zungenschlaga4er, die An«^ 
tlitzpulsader, die untere ScKlundkopfpul^ader, 
fftte Hinterhauptpulsader, die hintere Ohr- 
palsader, steigt hinter dem Untei*kiefer in die Höhe, 
Versieht hier noch die äufsern untern Kaumuskehi und 
Speicheldrüsen 9 und spaltet sich dai?n in die ober- 
flächliche Schlafpulsader und die tiefer au der 
innem Fläche des Jochbo^ens und des Oberkiefers weg- 
gehende innere Kieferpulsader^ w^che dieinnern 
und obemv Kaumuskeln, und die jiuirte Hirnhaut, im 
welcher sie durch das Stachelloch gelangt, versorgt und 
endigt sich in der hintern Gegend der. Nase imd dem 

Gaumen, 

\ 

§. 98. 

. Die hier beschriebne Anordnung zeigt wenig Vee- 
schiedeuheiten. 

Die Schilddrüse erhält sehr allgemeiü auf jeder 
il^eito zwei Pulsadern, eine obere und eine untere, die^ 
Meckel's vergL Anat. Y. 20 



306 Gefäfssystem im Besondern. 

von oben ilnch unten und von einer Seite zur andern, 
yielfacli, hauptsäehlich an der Oberfläche der Drüse, 
anastomosiren. 

Beim Menschen entsteht die untere, wie sich 
• nachher weiter ergeben wird, früh aus der Schlüssel- 
pulsader, dagegen bei den Säugthieren, wie aad 
schon Cuvier bemerkt hat *), h(3ier oder tiefer ausser 
gemeinschaftlichen Kopfpulsad^r. So habeid» 
es selbst bei den Quadrumanen sehr allgemein ger 
funden. , 

Der Angabe von Cuvier •), dafs, wegen derp- 
wöhnlichen Kleinheit der Schilddruse, die untere Sddt 
drüsenpulsader nicht zu ihr, sondern dem Kehlk<^ 
gehe, mufs ieh wenigstens unter den QuadrumaEen 
für S. Inuus und sphinx, und im Allgemeinen für & 
Fleischfresser widersprechen, indem sie sich hiff 
gerade blos in der Schilddrüse verbreitet. 

Auch bei den Wiederkäuern, dem Daman, 
geht gerade niu: die untere Schilddrüsenpulsader an die 
Schilddrüse, die obere bjos an den Kehlkopf. 

Bei Lutra vulgaris finden sich selbst drei SchiÜ- 
drüsenpulsadern, die alle aus der Carotis kommen. Di« 
unterste entspringt etwas über der Mitte des Halses aus 
der gemeinschaftHchen Kopfpulsader. Hierauf folgt, et- 
. was unterhalb der Mitte der Entfemimg zwischen ihr 
und der obern, eine viel kleinere mittlere, dann die 
obere. Diese ist ^e bei weitem gröfste imd theilt sich 
bald nach ihrem Ursprünge in einen obern und einen 



1) Le^ons IV. 251. 

2) A. «. O. 



Säugthiere. 307 

unteni Ast von ungefähr gleicher Gröf&e, Der obere 
' geht blos an den Kehlkopf, der untere an die untere 
Gegend desselben mid die obere ^er Schilddrüse. 

Die untere und mittlere Pulsader verbreiten sich 
blos in dieser. 

Dagegen fehlt bei Myrmecophaga, wenigstens te^ 
tradactyla, die «obere Schilddrüsenpulsader auf beiden 
Seiten ganz, und beide f so wie die linke untere Schild- 
drüsenpulsader, werden durch ein einziges Gefdfs er- 
setzt, daa aus dem gemeinschaftlichen Stamme beider 
Carotiden und der rechten Schlüsselpulsader gerade vor 
der Luftröhre zur Schilddrüse ui^d dem Kehlkopf em- 
porsteigt. 

§.99- 

^Die Schlüsselbein« oder Armpulsader 
schickt gewöhnlich zuerst in geringer Entfernung von 
-«inander die Wirbelpulsader, die innere Brust- 
pulsader, die obere Rippenschlaglader,^ mehrere 
Nacken- und Schulterblattschlagadern ab, de- 
ren Namen gröfstentheils ihre Bestimmung angeben. 

Beim Menschen kommt hiezu gewöhnlich die 
untere Schilddrüsenpulsader, die aus ihr, nicht, 
wie bei den übrigen Säugthieren, aus der Kop^ulsader, 
entsteht; indessen kommt auch bei ihm nicht selten ei^e 
untere Schilddrüsenpulsader allein, oder aufser der ge- 
wöhnlichen, aus der Carotis oder dem gemeinschaftli- 
chen ungenannten Stainme der rechten Seite. 

Uebrigens finden^ sich überall grofse individuell^ 
Verschiedenheiten hinsichtlich der Trennung und Ver- 
einigung der genannten Hauptäste. 

20* 



* • 



SOS GefaGssjstem im Besondem. 

Die Wirbelpulsadcr übersteigt sehr gewöhn« 
lieh wenigstens den untersten EblswirbeL Beim Men- 
schen, den Affen, den Raubthieren, den Ma- 
gern, den Einhufern, den Wiederkäuern, dem 
Schwein, dem Daman, tritt sie erst am sechstes 
Halswirbel in den GefaCscanal. 

Bei dem mit neun Halswirbehi yersehenen Ai^ 
tritt sie auf analoge Weise in den achten« 

In ihrem fernem Verlauf, wo sie zunächst ia ist 
Achselhöhle den Namen der Achseljpulsader erU^ 
giebt die Schlüsselpulsader, die äuTsem Brist- 

ff 

pulsadern/ die Unter schult er blattpulsaitx> 
die beiden Kranzpulsadern ab. 

Hierauf wird sie Armpulsader und spaltet lieh 
bald in die tiefe, für die Strecker des Vorderarm» be- 
sliinmte und die oberflächliche, welche an derBeo- 
geseite verläuft und als Fortsetzung des Stammes dai 
Vorderarm und die Hand versieht. Sie theilt sich &5- 
her oder später in zwei Hauptäste, die^Speichen- lad 
Ellenbogenpulsader, von denen diese hoch ohi 
oft wieder einen Hauptast, die ZwischenknocheB- 
pulsader, welche am Vorderarm oder der Handwur- 
zel stehen bleibt,, absclnckt. 

Die Speichen- und Ellenbogenpulsader selbst 
gelangen bis zur Hand , fliefsen hier durch mehrere star- 
ke Anastomosen zu Bögen, einem oberflächlichen und 
einem tiefen, zusammen, aus denen die Fingerpnls- 
odejii entspringen, mit denen sie sich an den Fin- 
gerspitzen endigen. Ganz allgemeines Gesetz ist, dafs 



1) S. Bei. IL '2. S. 274. 




iiere< ' 309 

jeder Finger zwei .Hauptpulsadem erhält, welche auf 

"fcejden Seiten verlaufen und sich vorzüglich an der un- 

"t^ern Fläche durcli^ viele quere Anastomösen verbinden, 

suletzt an der Spitze durch einen Bogen zusammenflie- 

Xsen, aus dem mehrere, Zweige für die Haut abgehen. 

TS?V^o mehrere Finger vorhanden sind, entstehen die Puls- 

ädern aus den Handbögeh so, dafs sich für je zWei 

Finger eine spaltet, mitliin jeder Finger yon zwei ver- 

schiednen Stellen aus versorgt wird. 

Die wichtigsten Verscüiedenhöiten , welche die 
■ Armpulsadep aufserdem darbietet, beziehen sich 
1) auf die Theilungsstelle in die Speichen- und El- 
Jenbogenpulsader und 2) das Verhältnifs dersel- 
ben, namenthch der letztem, zu dem innern Knorren 
des Oberarmbeins. 

1) Beim Menschen, bei mehrern Nagern, wie 

4em Biber, dem Paca, dem Meerschweinchen, 

''dem Hamster, dem Murmelthier, dem Stachel- 

. Schwein, dem Eichhörnchen, dem Hasefi, Myo- 

-.oeus.f unter den Fleischfressern beim Igel, den 

:^Goati*s, den Hunden, Katzen und Mustelen, 

*den Viverren, dem Dachs, dem Bär, den Wic- 

^46^^^*^^^^9 ^^^ Beutelthieren, den Einhufern, 

"^dem Schwein, dem Daman, theiltjich die Arm- 

^pulsader erst in der Gegend des Ellenbogengelenkes 

oder selbst unterhalb desselben. 

Dagegen zerfällt sie bei andern, wie den Ceta- 
ceen, wenigstens dem Tümmler, dem Schnabel- 
thier, unter den Nagern bei Spcäfix, unter de^i Qua- 
drumanen bei Lemur, HapatCf CaOithrix, Sphinj^, 



310 Gefäfssystem .im Besondern» 

schon mehr oder weniger hoch am Oberarme in ibre 
beiden Vorderarmäste. 

Auf entgegengesetzte Weise spaltet sich bei ^rcto- 
mys die Armpulsader, nachdem sie mehrere, sonst der 
Zwischenknochenpulsader angehörende A^ste abgegeben 
hat, erst gegen die Mitte des Vorderarms in die Spd- 
chen- und Ellenbogenpulsader, von denen diese & 
stärkere ist. Dies ist daher eine Aehnlichkeit mit der 
Anordnung der Wiederkäuer, Einhufer und inn- 
rerer Pachyderpien. Auch bei den Hunden 
Katzen finde ich dasselbe. 

Beim Tümmler, wahrscheinlich wohl also 
den Cetaceen iiberhau|)t, theilt sich die Schlüsselpdi- 
ader schon oberhalb des Armgelenkes in zwei giddi 
grofse Stämme, von denen der eine sich an den Mus- 
keln der Schulter, des Oberarme und dem Armgelenk 
verbreitet, also die Achselpulsader und die tiefe Ana- 
pulsader darstellt. Der zweite ist oberflächliche Ann- 
pulsader und theilt sich schon in der Achselhöhle ifl 
die Ellenbogenpulsader und die Weit gröfsere Fortsetznuj 
des Stammes. Die erste steigt am hintern Rande "der 
EIlenbogem["öhre herab und verläuft zwischen dem vier- 
ten und fünften Finger; die zweite geht zwischen der 
Speichen*- und Ellenbogenrohre herab und spaltet sid 
am untern Ende des Vorderarms in zwei Aeste, von 
denen der hintere, die Fortsetzung des Stammes, bald 
wieder in zwei zerfällt, deren einer zwischen dem drit- 
ten und vierten, der andre zwischen dem zweiten und 
dritten Finger liegt. Der vordere Ast steigt gegen den 
Speichenrand der Hand herab. Von Bögen konnte ich 
keine Spur wahmehnien. 



Säugthiere, 311 

Bei den Wiederkäuern und Einhufern ist, 
wie «ich im Voraus erwarten läfst, die Anordnung der 
Armgefafse am einfachsten. In beideh theilt sich, wie 
schon vorher bemerkt wurde, die Armpulsader tief un- 
ten, ja sie theilt sich selbst tiefer als beim Menschen, 
tmterhalb des Ellenbogengelenkes und das Wesen der 
Bildung bei ihnen ist 1) die Trennung der Zwischen- 
knochenpulsader von der Ellenbogenpulsader; 
2} das Hinabrüdken der eigentlichen Elleubogenpulsader. 

Aus dem Anfange der Vorderarmpulsader, die man 
wohl am richtigsten als Ellenbogenpulsader ansehen 
l^ann, tritt hoch oben ein, bei den Einhufern kleiner, 
bei den Wie derkä'üern dagegen sehr ansehnlicher, dem 
Stanune völlig gleicher Ast ab , der sich um die Speiche 
^ iswischen ihr und der Ellenbogenröhre auf die Streck- 
seite des Vorderarms schlägt und hier, gegen den El- 
lenbogenrand hin, bis zum Rücken der Händwurzel ver- 
lauft, wo er sich endigt. Dies ist ofienbär die Zwi-^ 
sehen knochenpulsader. 

Der Stamm der Arterie cetzt an der Beug^seite des 
Vorderarms seinen Weg zwischen den Knochen und 
Muskeln fort und schickt einen oder mehrere ansehnli- 
che Aeste ab, die nach vorn und unten verlaufen und 
Init ihm in der Mittelhand mehr oder wehiger deutlich 
; zusaminenmünden. 

Bei den Einhufern findet sich nur ein solcher 
' Ast, der aber feist so weit als der Stamm ist, und theils 
an den Rücken der Hand tritt, theils unten mit dem 
Stamme zusammenfliefst. 

Die Wiederkäuer haben dagegen zwei. Der 
obere entsteht weit höher als bei den Einhufern, in 



312 GefäCs^stem im Besondern. 

der Gegend des zweiten Drittels des Vorderarms, iA 
weit kleiner als der Stamm und verläuft bis gegen du 
milere Endje desäelb^n, wo er sich in zwei theilt. Der 
eine senkt sich mimittelbar in den Stamm, der andre 
in einen zweiten grofsen, ihm von dem Stamme aus der 
Insei^onsstelle des ersten entg^enkommenden Ast. 

Hiedurch entsteht bei den Pferden eia einfadber, 
bei den Wiedevkäuern ein doppelter, sehr länglicher 
Bogen, von denen der obere viel grofser als der untere 
ist und die hinter einander liegen. 

- Ohne Zweifel ist das obere abgehende und «& 
unten mit dem Stamme wieder vereinigende Gefäbie 
verkümmerte, von der Zwischenknochenpulsader 
.getrennte und sehr tief herabgeiückte Sp eiche npals- 
ader. 

Der Stamm der Ellenbogenpulsader wendet 
sich nach der Mitte der Handwurzel und spaltet skli 
amten sowolil bei den Einhufern als den M^ieder- 
käuern hauptsächlich in zwei Fingerpulsadern. 

Bei den Einhufern geschieht diese Theiloi? 
schon über dem untern Ende des Vorderarms imd & 
beiden Aeste gehen au die Speichen- und Ellenbogen- 
Seite des Fingers. 

Bei den Wiederkäuern findet sie erst ander 
Ginindfläche des zweiten Fingergliedes «Statt, und der 
innere Ast geht an die Ellenbogenseite des ersten, der 
äufsere an die Speichenseite des zweiten Fingers. Zn 
bemerken ist indessen, dai's auTserdem in derselben Ge- 
gend als beim Pferde schon vorher aus deni Stamme 
zwei kleinere Aeste abgehen, von welchen der iuiiere 
an die Speichenseile des ersten, der äiil'sere au die lil- 



aääugtliiere. 



313 



lenbogenseite des zweiten Fingers tritt, so dafs al$o die 
JBildung doch ähnlich ist* 

Beim Schwein geht etwas über dem Ellenbogen- 
gelenke aus der Armpulsader ein ansehnhches GefaTs ab, 
das sich an der Ellenbogenseite des Vorderarms verj)reitet. 
Unter deip Ellenbogengielenke tritt bald ein ansehnh- 
cherer Ast, der fast so grofs als der Stamm ist, zwi- 
schen beiden Vorderarmknochen an die Streckseite des 
Vorderarms. Etwas weitep nach untett, ungefähr in der 
Mitte des Vorderarms , spaltet sich die Vorderarmpuls- 
ader in die Speichen- und EUenbogenpulsadör, die in 
der Handwurzel s^sammenfliefsen, also am Vorderarm 
einen sehr länglichen Bogen bilden, aus dem ein mitt« 
lerer gröfserer Ast für die beiden mittlem und auf jc:- 
der Seite ein kleinerer für den ersten und den vierten 
Finger treten. 

Beim Dam an geht schon über der Mitte des Otjer- 
arms ein ansehnUcher Ast ab, der sich um die Speiche 
schlägt und die Muskeln an der Streckseite des Vorder- 
arms versieht. Ich halte ihn für die Zwischenkno- 
chenpulsader. Unter der Mitte des Vorderarms spal- 
tet sich die Vorderarmpulsader in die Ellenbogen- und 
Speichenpulsader, die sich in der Hand wieder vereini- 
.gen imd die Fingerpulsadern absenden« 

Die übrigen Säugthiere zeigen wenig bedeutende Ab- 
weichungen von dem vorher im Allgemeinen Angegeben. 

Bei den Fledermäusen spaltet sith indessen die 
Schlüsselpulsader in der Achselgegend in zwei Stämme. 
Der gröfsere versorgt die Brustmuskeln , der kleinere die 
übrigen Abschnitte der vordem Extremität. Er theilt 
sich in der Mitte des Oberarms in zwei gleiche Aeste, 



314 GefäTssysteiQ im fiesondern. 

von denen der vordere die Streckmuskeln des Vordem 
arms , . der hintere die Flughaut und die Hand versiebt . 
Jener ist wohl Speichenpulsader, dieser Ellenbogen« uui^ 
Zwischenknochenpulsader, 

2) Meistens liegen alle GefaTse ganz frei, dagegen 
tritt hei mehrem, Thieren entweder .die ganze A^mpuh- 
ader, oder die Ellenbogenpul^ader^ gewöhnüdi 
die erstere, mit dem Mittelarmnerven durch das Ge- 
lenkloch des Oberarriiheins *). 

Namentlich gilt dies für mehrere Affen, fe- 
sonders Cdüithrix und Cercopiihecus , femer die Ma- 
ki*8 und die davon getrennten Gattungen, mehim 
Fleischfresser, namentlich die Katzen, Mnste- 
len, Viverren, den Maulwurf, die Fischotter, 
die Seehun^de, mehrere Beutelthiefe, wie- Didi' 
phys, Phascolomys, Häbnaturus, mehrere Nager, na- 
mentlich Cricetus, Sciurus, mehrere Zahnlose, wk 
Myrrnecophaga tmd Dasypus, die Mono tremen»), 
kurz fast alle mit einem Arm gelenkloche versehene 
Tliiere, so dafs man aus seiner Anwesenheit im Allge- 
meinen auf diese Gefafs - und Nervenanordnung nü 
Sicherheit schliefsen kann. Doch machen hiervon Mp- 
viecophaga und Arctomys eine Ausnahme, indem hier 
blos der Mediannerv durch das Gelenkloch geht, eine 
Verschiedenheit, die wohl bei Myrrnecophaga vielleicht 
mit der Geflechtbildung der Armpulsader zusammenhängt 

Nach Wolff ') und Baer^) würde durch diesen 
Gang, wenigstens beim Löwen und der Katze, nicht 

1) S. Bd. IL Abih. 2. 8. 361. 

2) Meckel de Ornithorliyncho. 32. 

3) N. Comm. Petrop. XV. De Leone, p. 543. 

4) Königsb. Berichte. 1819. 48. 



Säugrhiere. 315 

nur die Armpulsader, sondern auch die Blutader 
treten , indessen habe ich midi durcli viele Uiilersucliun- 
1 überzeugt, dars überall blos die Pulsader, nie 
i' Blutader durchtritt. Namentlich gilt dies auch für 
t Löwen und alle Katzenarten, die ich unter- 
ite. 

• Ticdemaun bemerkt zwar hierüber nichts Be- 
mmtes, schliefst ober die EIlenbogenFene slillschwci- 
ind Bus, indem er imr von der Ellenbogenarterie 
illd dem Mittelarmnerven redet'). 



§. 100. 

Die absteigende Aorte verläuft gewühnlicli auf 

der liuken Seite der Wirbelsäule und schickt in der BrnsL- 

und Bauchhühle 1) von den Seilen und dem liintern 

heile ihres ümfangs die Zwischenrippen- und 

«ndeupulsadern; 2) in der Brusthühle von dem 

fdem oder untern Theile die Luft- und S p eiser üli- 

Irengefäfse; 3) iu der Bauchhöhle; «) die Zw er ch- 

f fellpulsaderii; J) die Eingeweidepulsader, wcl- 

L die. sich zum Magen, der Milz und Leber begiebt; 

1 c) dicht unter dieser oder mit ilir aus einem gemein- 

I schafUichen Stamme entspringend, die obere Gekrös- 

[ pulsader für den grüfsten vordem Theil des Darms, 

sowohl den dünnen als den Anfang des tUcken; d) un- 

i fCT dieser seilhch die beiden Nierenpnisadern 'und 

[. mehrere Nobcnnierenpulsadern, so wie wenigstens 

I oft vorn die Samenpulsadern; e) in einiger Enlfer- 



1) Ueber einen am Oberav 
menden Kanal u. ». w 



ibeiii hei mehreru Thieren vork-Oiii- 
liii deinsühen Arcluv. IV. 544 ff. 



31ß Gef äfssyst^m ^ Besondem, 

üung die kleinere untere' Gekröspulsäder für den 
Endtheil des Danns ab und Iheilt sich gegen das Liih 
tereEnde der Lendengegend in die SchwaAzpuls- 
ade]>oder mittlere Heiligbeinpulsader und die 
Gefalsev wdclie sich zu den Iiintem GHedmafsen bege* 
beh, oder die Hüftpulsadern, Von diesen ist die 
Schwanzpulsader der Lage und Richtung nach die Fort- 
setzung des Stammes ,* die Hüftpulsadern wenden 
S(ich von ihr ab nach hinten und' den Seiten« Da die 
Art der Theiluüng sehr yerschieden ist, so läfst sichitör 
wenig Allgemeines sagen und nur bemerken, dafider 
äuisere Theil.der Hüftpulsader das Beckei^, über tei 
horizontalen Schambeinast weggehend^ verläfst, und sän 
auf ähnUdie Weise als die Armpulsader an der vordern, 

4 

hier an der hintern Extremität verbreitet. 

Alle hier beschriebnen Geföfse bieten sehr wenig 
Verschiedenheiten dar. 

Die wichtigsten zeigt die Unterleibsaorte, 
Nach Cuvier ^) würde hier immer, auch wo siA 
keinie Eintheilung in dünnen und dicken Darm finde*, 
eine vordere und eine hintere Gekröspulsader vorlian- 
den seyn; doch ist nach Kammerer*) beim Maul- 
wurf und J^esp^ murinus für die vordere und die Ein- 
geweidepulsader ein gemeinschaftlicher, schnell in beide 
zerfallender Stamm vorhanden, wälu^end dagegen der 



1) Vorle». IV. 101. 

2) Dis8. Bist, descript. anat. Aortae abdominalis etc. Hoff^'lla« 

i82a. p. 1. 



Säugthiere. 



317 



gel und Waschbar allerdlugs die drei gewöhnlichen 
Isadei'ii hesitzen. 

Die Eingoweidepulsader zeigt in ihi'er Ver- 
ailung keine wesentlichen, mit dem Grade der Zusam- 
uelzuug des Magens im Zusammenhange stehenden 
Ifer schie denheiten. 

Die hintere Getrüspulsader ist, wo der Dai-m 
nicht in dünnen und dicken getheilt oder der leUtere sehr 
Plcarz ist, immer sehr klein. 

Dafs sich die Zahl der von den GekrÖspuls- 
ädern, vorzüglich der Tordern, kommenden Zweige 
; nach der Jjänge des Darmcanals richten werde, war zu 
Tsrmutlien. So finden sich bei der Fledermaus nm" 
fünf, beim Ochsen bis nenn und vierzig Diinndarm- 
pnlsadern ^). Die menscldiche Anordnung steht un- 
Lgefälu- in der Mitte znisclien beiden Esti'emen. 

Die Nierenpiilsadern vaiiiren selir bedeutend 

,' wem'gstciis beim Menschen, mein" als irgend ein 

L-es Gelafs, sowohl der Zahl, als dem Urspuimge, 

1 Verlauf imd der Ai't der Verlheilimg nach; mei- 

Fttens fmdet sich indessen, vne bemerkt, auf jeder Seite 

1 nur eine. 

l>ars Cuvier's") Angabe von der Daplicitat der 
f Unten Nierenpulsader bei Phoca, wolirend auf derrech- 
I (en Seite nur eine vorhanden sey, sicJi nm'auf eine in- 
Ljlividuelle Verschiedenheit beziehe, habe icli schon frü- 
i'lKmerkts^, und später fünfmal bestätigt g«fmiden. 
Daubeuton und andere Anatomen bemerken 

1) Kämmerer a- a. 0, ;;9. 

2) Vorie». IV. 107. 
3} Ebenda. T4ote. 




318 Gefäfssystem im Besondern. 

dies nicht; freilich erwärmen weder er, noch, andere 
Schiifts teuer, wie z^ B. Albers ^), Kühl «) u. m. a. 
der Nierengefäfse bei ihrer Besclireibui^ des Seehun- 
des überhaupt. ^ 

Die meisten Verschiedenheiten bietet das hintere 
Ende^r der Aorte und die Ali; ihrer Theüung dar. Im- 
mer spaltet sie sich in die di*ei angegebnen Hanptäste« Es 
giebt aber YorzügUch zwei Hauptabanden^ngen; 

Entweder nämlich theilt sich der Stamm in drei 
Hauptäste, die beiden* seitlichen, oder die gemtin- 
schaftlichen Hiiftpulsadelrn, welche bald vs^ 
der in die,- äufsere, yorzüglich für dem ScheiikdW 
stimmte, und die innere, die äufsem und, innem Tluik 
des Beckens versorgende, zerfallen, und die nutilete 
Schwanz- oder mittlere ^eiligbeinpulsad6r• & 
rerhält es sich namentlich beim Menschen, unter 
Quadrumanen bei 5. äpJänx, & capucina, dann 
bei Lemi^^ unter den Eden taten bei MyrmecopTiaga» 

Beider zweiten Art der Theilung entspringt die in* 
nere Hüftpulsader nicht, aus der äufsem, sondern tf 
der Heüigbein - oder Schwanzpulsader. Diese AnorJ- 
nung findet sich bei allen von mir untersuchten Raub- 
thieren, Beutelthieren, wahrscheinlich aUen Na- 
gern, den Wiederkäuern, dem Schweine, dem 
Pecari, dem Daman, den Einl^ufern, unter den 
Edentaten bei Bradypus, wenigstens tridactylus. 

Die beim Menschen imd andern kurzgeschwäoi- 
ten Thieren sehr enge Schwanzpulsader ist dagegen bä 



1) Beitr. Bremen 1801, L 

2) Beitr, H. 45. 






I. 



Säugthiere, 31'J 

den langgesrlinuiizteu nalürlicli in detn Maafs nnselin- 
lichci', 'iils der Scliwaiiz eicli sLöi'ker entwickelt. 



\- 5- 102. 

Die innere li ii ftp u 1 s a d e r oder Becken- 
pulsader versieht, gleichviel auf welche Weise sie etit- 
spnnigGU ist, die innerhalb und im äufsern Umfange des 
Beckens befiudliclien Theile, nnmentlich vorzügücli durcli 
folgende Gefäfse; 1) durcli die Hüft- und Lenden- 
pulsader die Muskeln der Lendengegend und den 
Daiuibeinmuskel ; 2) durch die Seitenheiligheinäste 
das Heihgbein, den Biramuskcl, das Ende des Rük- 
kenmarkes; 3) die Gesäfspnlsader, welclie durch 
j den Ilüflausadmittliei'Vortritt, die Gesafsmuskehi; 4) die 
Iliiftpulsader, die dui-ch den Sitzheinausschnitt 
,t, eben diese Muskeln, dann die aufsem Scharatliei- 
^) die Hüftbeinlochpulsader, die oben durcli 
Hüftbeinlocli aus dem Becken zu den Hüftbeinloch- 
iskelu und Sclienkelanziehern gelit; endlich 6) durcli 
Mastdarmpuls ad^rn, die Gebärmutter - und 
isenpulsadem die Theile, deren Name schon in 
ihren Benennungen enthalten ist. 

Bei den Cetaceeu finden sich blos die iniiem 
Isadei-n , welche die Zeugungstheile und die Ham- 
Terseheii. 

Nach Cuvier entspringt beim Seehunde die 
t- und Lendenpulsader schon oberhalb der 
läilung derAortein die gemeiiiscliafüichen IlÜftpuls- 
'adern, die nacliher in die aufscre und iiniere zerfallen *) 



1) VorleJ. IV. 104. 105. 



320 Gefäfssystem im Besondern. 

Die Aorte giebt auch bei der Fischotter kurz 
vor ihrer Theilung in die Hüftpulsadem auf jeder Seite 
ein beträchtliches Gefafs ab* Nach Barkow *) ist dies 
fdr die seitlichen Bauchttiuskehi bestimmt'; doch finde 
ich, dafs es sich mehr in dem inmden Lendenmoskel 
und dem Hüftbeinmuskel yertheilt npid glaube dahei^ 
wie Cuvier für den Seehuüd angiebt *), dafs es dfc 
Lenden« und Hüftpulsader (ßeolumbaUs)6ss:%\& 
' Wie Barkbw in zwei Fällen, finde auch ich, dat 
die linke einige Linien höher als die rechte entstellt, £e 
in der That äuTserlich mit der rechten äufsem fiaf^ 
pulsader einen gemeinschaftlichen Stamm bildet, von 
gleich die Oefihung der Aorte zeigt, dafs die Mündmigisi 
beider Geföfse yöUig yon einander getrennt sindL 

Hierauf spaltet sich hier die Aorte in drei Stämme, 
zwei seitliche und einen mittlem. Die beiden seitlichen 
sind die äufsern Hüftpulsadern, der mittlere ist 
der gemeinschaftliche Stamm der innern Hüftpuls- 
adem, in welche drei Aeste, die ungefähr gleiche Grii- 
fse haben, er fast sogleich nach seinem Entstehen zerfiit 

Barkow nennt die beiden seitlichen Aeste seit- 
liche Heiligbeinpulsadern, doch glaube ich aad 
hier Cuvier 3) folgen zu müssen, der die beiden Sd- 
tengeföfse innere Hüftbeinpulsadern nennt, dayo» 
ihnen die beim Menschen von der innern Hiifitpulsader 

abgeleiteten Gefäfse entstehen. 

. Die 

1} Ueber einige Eigenthumlichkeiten im Verlaufe der Sclilagaderi 
der Fischotter. In Meckels Archiy £ur die Anatomie un« 
PhyaioL 1829. 8. 33. 

2) Anat. comp. IV. 257. 

3) Ebends. 



Säugthiere. 3!2I 

Die äufsere Hüftpulsader Uht über den obei-u 
Scliambeijinst weg an die vordere oder Streckiläche 
"■des Oberschenkels, schickt sogleich die innere JJauth- 
deckenpuisader (Epigasirica) nacli innen und vorn 
an die Bauclmiuskelu, welclie vielfach mit der iiineru 
iBrustpulsader zusammcnmündeL^ iJu- gegenüber die 
uacli Iiinteu gehende äufsere Baucbpulsader (fihda~ 
minaUs) und spaltet sich gewülmlicU sehr Jiocb in die 
tiefe imd oberflächliche Schenkelpulsader. Die 
liefe versieht vorzügHch die Beuger des Unterschen- 
kels und die Anzieher des Oherscheiiaelfi, die 
oberflächliche den übrigen Theil des Bauchgliedes, 
l'^iüher oder "Später spaltet sie sich auf ahnliche Weise 
als die Armpulsader Aanptsa'clilich iu zwei, bis zu den 
Zehen gelangende Aeste, einen vordem und einen hin- 
tern, dJeheidenScIüenbeinpulsadern, vondenendie 
vordere grÜfser und die Fortsetziing des Stammes ist. 

Bei denCetflceen felilen dieänfsern Hüftpuls- 
adern, und es findet sich daher kein für die imiere 
und äufsere gemeinscliaiUicher Sjamm. Bei den Ein- 
hufern findet keine Theilung in eine tiefe und ober- 
flächliche Schenk elpulsader Statt, die Schenkelpulsader 
versieht durcli untergeordnete Aeste alle Muskeln des 
itarschenkels und theilt sich eist in der Gegend des 
iegeleukes in die vordere, grüfsere imd die hintere, 
e Schienheiupulsader, die sich auf ähuliche Wei- 
als die Vorderarmpulsadern vertlieüen. 

Bei den Wiederkauern theilt sich die Sclienkel- 
ider hoch oben in die oberflachhcbe und die tiefe. Et- 
untarhalh dieser Theilung geht die viel kleineie hin- 
Scliienbeinpulsader schon sein? bald am Oberschenkel 
ecfcel's vergl. AiiM. V. ti 






322 GefäGssystem im Besondern. 

ab, und gelangt längs der innem Fläche des Fersenbeins an 
den Fufs, steigt hinten und innen an dfiir jPuIsworzel 
herab, und flie£st zwischen den ersten Gliedern dtr bei- 
den Hauptzehen mit der yordem Schienbeinpulsader zt- 
sammen. 

Der weit grÖfsere Stamm der oberflächlielien Schea- 
kelpulsader tritt in der Gegend des Kjiiegelenkes tot 
innen an die vordere Fläche des Schienbeins , geht sdarf 
über dasselbe weg, gelangt an die Mitte des Mittelfiifc- 
knochens und spaltet sich vorn zwischen dem ers/en 
Zeheng liÄde in zwei starke Pulsadern fiir die einaiMlff 
entgegengewandten Zehenränder. An der.Spaltungs^ 
fliefst sie mit der hinfem Schienbeinpulsader auf & 
schon bemerkte Weise ' zusammen. 

Beim Schweine geht ' die hi atere Schienbeinpnb- 
ader schon uJigefähr'in der Mitte des Oberschenkels ab. 
Die vordere, oder die Fortsetzung des Stammes , versidrt 
vorzüghch den Fufs. 

Das letztere gilt auch für den Dam an, wo sick 
die Schenkelpulsader aber erst in der Gegend der Knk- 
beuge in die Unterschenkelpul sadeni theilt. 

Seim Schnabelthier kommen die Pulsadern des 
Bauchgliedes, vielleicht wegen der starken Entwickelung 
der Unterschenkelbeuger, hauj^tsächlich aus der innern 
Hiifltpulsader ^). 

Unter den Nagern geht bei Lepus und ^rct07ny$ 
die tiefe Schenkelpulsader ganz hoch oben am Ober- 
schenkel ab. 



1) Meckel de Ornitliorhyncbo. 1826. 32. 



Säugthiere. 

Die TJieilung der obefflüchlicheii in die bciJeii 
Scliienbejnpulsaclerii geschieliL gleidifalls ziemlich liocli, 
ujigefülii' am Aiil'unge des imtem D^nltels, 

Audi bei Cricetus spaltet sich die Sclieiikelpnlsader 
sehr hodi, Üieilt sich dagegen erst im Kniegelenk in 
die beiden UiiLersclieukelpulsadern. Ehen so verliult es 
sich bei Loncheres, HysUix und Sciurus, bei Cavia da- 
gegen findet die Spoltnng schon in der MiUe des Ober- 
schenkels Statt. 

Unter den Fleischfressern spaltet sich beim Dachs 
die Schenkelpulsader, nachdem sie die starken Banch- 
deckenpulsadeiii und die beiden Kranzpulsadern abgege- 
hatj dicht unter dem Anfange des Oberschenkels in 
iefe und oborfläcliliche, diese in der Mitte des Ober- 
nkels in die kleinere hintere, und die weit grüfsere Tor- 
Schienbeinpul.'ader, Die hintere zerfallt wieder etwas 
r der Mitte dös Unterschenkels in eine innere uud 
sre Sohlenpulsader, die vordere geht an die tiefen 
ileru Muskeln des Unterschenkels, dann zwischen deu 
lochen des Unterschenkels an die Streckseite und deu 
'ulsrüc!ien. So verhalt es sicli auch bei Nasua uud Pro- 
ähnlich aucJi bei DidelpJiys. 
Bei den Katzen gehen die Schienheinpiilsadern in 
Gegend des letzten Drittels des Oberschenkeis von 
Inder ab. Bei deu Hunden geschieht die Spaltung 
oberflächhche uud tiefe Schenkelpulsader ganz hoch 
, die in die beiden Scliienheinpnlsadeni erst in 
i'iihe des Kniegelenkes. 

Unter den Quadrumanen Iheilt sidi l>ei Lemur 
ie Schenkelpulsfldei" besonders hoch, schon dicIiUnnlei' 
'ii * 



324 Gefärssystem im Besondem. 

dem Scheukelbogeu, in die vordere mid hintere Schk»- 
beinpulsader, die dicht neben ein^nder^ faerabsleigeBi 
Diese versieht hauptsächlich die Wadenmüskehi, jenft 
die tiefen hintern , die vordem und den FuCs , und 
wie gewöhnlich, zwischen beiden Unterschenkelkn 
an die Streckseite. WahrscheinUch ist wohl diese h 
Spaltung eine Andeutung des ZerfaUens der SchenU- 
pulsader in eine Menge sehr kleiner verflochtener Zid- 
ge bei mehr oder weniger nahe verwandten Gattungen 

Bei & capucina spaltet sich die SchenkelpuMer 
nicht weit unterhalb 'des Schenkelbogens in den okr- 
flächlichen und tiefen Ast* Etwas unterhalb derlBBi^ 
deS' Oberschenkels zerfällt der erstere wieder in m 
Aeste, die hintere imd vordere Schienl>einpulsaderi tob 
welchen jene, die stärkere und längere, an die SoUv 
diese erst an die Wadenmuskeln u. s. w. , dann zwisdiei 
den Unterschenkelkno(;hen an den Fufsrücken geht fc 
verhält es sich auch bei & sphinx. 

Beim Menschen finden sich hinsichtlich der Tl»- 
lung in oberflächliche und tiefe Schenkelpulsader lA 
Verschiedenheiten, doch geschieht sie immer hoch oba; 
in die Schienbeinpulsadern theilt sie sich immer erst oft- 
terhalb des Kniegelenkes und gewöhnlich gehen aus dea 
Haupbtamme oder der Kniekehlpulsader oberflächKck 
Aeste an die Wadenmuskeln ab^ 

§. 103. 

Die Körperblutadern der Säugthiere unter- 
scheiden sich, wie gewöhnlich, durch gröfsere Dünne 
und Ausdehnbarkeit von den Pulsadern; doch ist bisirei- 



Saugthiere. 3'>5 

ieii, z.B. Iieioi Pferde und dem Ochsen, die IJolil- 
Tene eben so dick, selbst dicker als die Aorle *). 

In den grofs er« Stämmen linden sich deutliche, ro- 
llie Muskelfasern, die meistens der Länge nach verlau- 
fen^ docJi sieht man in einzelnen Fällen, namentlich 
z. B. in der vordem Hohladcr und dem Stamme der 
Pfortftder des Ochsen und des Pferdes, deutliche 
Quertaseni, welche von den Läiigenfasern bedeckt wer- 
d.cn äj. Sie haben sehr allgemein Klappen, die nur in 
<len grÜfsera Stämmen, den Niei-enveneu , den Ilirnve- 
uen, eben so der Pfurtader im Allgemeinen, fehlen. In- 
dessen sind sie in den Stämmen der Himveueii selu' all- 
gemein durch quere Fäden, die, wie ich mich durch 
Un ler Ml chuugen überzeugt habe , oft in wahre KJap- 
iibeigeheu und sicli sehr vervielfältigen, augedeu- 
So linden sich auch bei einigen Thiereu, nament- 
Wiederkäuern und Einhufern, Klappen in 
ler Pforlader '). 

Hinsichllicli ilires Verlaufes zerfallen sie selir ali- 

imeiu in obeiflächliche und liefe, von denen die erstem 

iWÖhiilich keiner Pulsader "eutspreclien, die letztern da- 

die Pulsadern genad begleiten. Wenigstens in 

en untergeoi'dhelen liefen Austen liegen gewcihidich 

sewei Venenäste auf beiden Seiten neben einei- Arterie. 

X)ie Hauptstämme finden sich sehr allgemein auf der 

rechten Seite. 



1^ Weigel de «train musculoao tiinicae lenaTiiTii medifte ( 
Lips. 1023. |>. n. 

2) Ebendi. 13 IT. 

3) Ebeiid«. 5|. 



326 Gefärssystem im Besondern. 

Es finden sich entweder zwei oder eine vordere 
oder obere Hohlvene, die durch den Zusanunenfinfs der 
Hals ' 'Und Schlüsselbintadem gebildet werden y und ein« 
hintere oder untere, welche durch die Vereinigung der! 
Hüftblutadem entsteht Eine, längs 'dem Brusttheil der 
Wirbelsäule verlaufende sogenannte unpaarige, in derThaf 
aber meistens halb doppelte Vene, verbindet die vordere 
und hintere Hohl vene, indem sie von der vordem Gegend 
der hint6m zu der vordem Hohlvene verlauft und ^ 
in geringer Entfernung von dem Eintritte derselbe» m 
den rechten Vorhof in sie senkt. Zugleich ninunt« 
die meisten Zwischeiirippenvenen auf. 

Am Halse und Kopfe findet sich eine tiefe, du 
Blut vorzüglich aus dem Gehirn zurückfühi'ende und 
eine oberflächliche, den äufsem Theilei^ des Kopfes be- 
stimmte Halsblutader, die sich mit der Schlüssel- 
blutader ihrer Seite vereinigt* Diese wird durch die 
tiefen, den Pulsadern entsprechenden Aeste und durch 
die oberflächlichen gebildet, von denen die eine, die 
Speichenhautblutader (jCepTialica) ^ längs der Spei- 
chensdte, die andre, die Ellenbogenhautblutader 
{Basiüca), längs der EUenbogeuseite des Armes verläuft. 

Die Schenkelblutadern zerfallen gleiclifaUs in 
die tiefen und oberflächlichen, von denen besonders ein 
Hauptstamm, die innere oberflächliche Schen- 
kelblutader (^Saphena interna) , an der inn^rn Seite der 
hintern Extremität verläuft und sich in den gemeinschaft- 
lichen Stamm in der Nähe des Beckens senkt. 

Beide Hüftblutadem fliefsen meistens in derselben 
Gegend, an welcher sicli die Aofte an ihrem liinteru 
Ende Spaltet, ^ur hintern Holilader zusammen, die dann 
bald auf jeder Seite eine Nieren vene aufnimmt, liinler 



^V Säugthicre. 337 

^Hfr Lelier weggelieiid, diircli mthrere Aeste, welche 
von dieser entspringen, versLärkt wird und, durch das 
viereckige Zwerchfellslocii U'etend, von liliiten in den 

EBBchten Vorhof gelangt. 

^^ Linkerseits von den beiden Holilv<3uen Uitt dia 

Htranzvene des Herzens eiu'. 

^ Die angegebnen Bedingungen zeigen wenige bedeu- 

tende Abänderujigcn , von denen folgende die wichtig- 
' sten sind. 

1) Die vordere Hohlvene erscheint entweder ein- 
£toh oder gespalten, indem sich bei einigen Thieren 
HHt linke gemeinschafüiche Hals- und Sclüüsselrenen- 
^■Run vereinigen, bei andern dugegen bis zum Herzen 
^Bsant hleibcii. Im erstem Falle geht der linke ge- 
^HjMvhaflliclie Stamm quer vor der Aorle zur rechten 
^HM und die einfache obere HoIiUder steigt rechterseits 
gerade von vorn nach hinten zum Herzen lierab. Bei 
der zweiten Anordnung steigt, wie bei den Vögeln 
u. s. IV., der linke Stamm gerade zum Herzen, schlugt 
sich dann in der Rinne zivischeu Vorholen und Kam- 
mern an der untern Fläche des Herzens von dei- liri- 
zur rechten Seite und öffnet sich gemeinschaftlich 
der untera Hohlodei' und der Ki'anzvene des Her- 
I in den Vorliof, 
Die letztere Anordnung, welche die unvollkomm- 
iiere ist, da eine Menge niedrer W^irhelthiere^ sie 
darbieten, ßndot sich beim Elcpliantcu '), dem 

I) Cu»ier Vorle». IV. lll". 



328 GefäCssystem im ^esondern. 

Schnabelthier, mehLrem, wold den meisten, Na- 
gern, wie dem Eichhörnchen, der Ratte, dem 
Stachelschwein, dem Meerschweinchen, dem 
Hamster, dem Biber, der Kapm^ns, der Stachel- 
ratte (JLoncheres)^ den Schläfei^n, dem Murmel- 
thier, mehreru Beutelthieren, namentlich dem 
Riesenkäiiguruh, Didetpliys virginiana, einigen 
Fleischfress^ern, namentlich dem Igel, unter deo 
Cheiroptereu den Fledermäusen, wenigstens T« 
murinus* • 

Die letztere zeigen der Mensch, die Affe&, 
die Maki*s, die meisten fleisjchfi^esser, wie IV 
sus, TaocitSy Procyon, Nasua, Felis , Ccmis, Mastela, Ia- 
ira, Cercoleptes, PlverrOj die Wiederkäuer, die Ein- 
hufer, das Schwein, das Pecari, der Daman, un- 
ter den Nagern das Cabiai mid das Agutd^ wo diese 
Ausnahme von der für di.ese Ordnung^ geltenden Regd 
insofern merkwürdig ist, als diese Bildung mit der Ein- 
fachheit des vordem Aortenstammes zusammenfällt; un- 
ter den £dentaten Bradypus, Myrinecophaga jubata. 
tetradactyla und didactyla, Monis brevicaudata , unter 
den Cetaceen DelpJiinus. Sie ist also unstreitig wohl 
die häufigere, und eine sichere Regel über das Vorhanden- 
seyn beider Anordnungen läfst sich kaum festsetzen. 
Die gröfsere Häufigkeit der letzten Bildung ist übrigens 
insofern nicht uninteressant, als sich dadurch das Stre- 
ben des Venensy steras , sich vorzugsweise rechterseils 
anzulagern, sehr deutlich ausspricht. 

Nicht unmerkwürdig ist auch, dafs diese Bildung 
bisweilen, wenn gleich verhältnifsmäfsig selten, beim 
Menschen vorkommt. 



Säu2tliiere. 



329 



Beim Scliiiabellliici' tritt die unpaarige Vene in 
iiike vordere HoIilrcHe »}. 

Binige andre VerscliieJeiilieiteii, welclie der Ver- 
der unpnari gen Vene darbietet, habe ich schon frü- 
angegelieu »> 
Die untere Hohlvene unterscheidet sich bei der 
^Fischotter von der Aorte auf eine nicht uninteres- 
sante \A'^eise. Diese Üieilt sich iu die Lenden - und 
Hüflpnlsader, die anfsem und die iuuero HUftpnls- 
adem, nebst der Scliwauzpulsader am Anfange de» Ilei- 
ligbeins, dagegen vereinigen sich die beiden Hiiflblul- 
iidern einen Zoll weiter nach vorn, ^^'ahiend sich auf 
[ ih'e in der Geschichte der Pulsadern angegebne Weise 
^^e gemeinscliaftliclie Hüftpulsador findet, ist 
t^^^gen eine gemeinscliaftliche Hiifthlutader, 
ttl6 ungefalir einen halben Zoll Liiuge hat, vorhanden, 
Eine mittlere Heiligbeinlilulader findet sich nicht, son- 
dern die Scliwanzblutadern treten in die innere Hiill- 
blutader kiux vor ihrer Verliindung mit der aufsern. 

5. 105. 

Das Pfortadersystem ist hier melir als bei den 
niedrigem Wirbelüiieren von dem übrigen Venensystem 
getrennt und höchstens finden in den hintern Abtheilun- 
gen desselben kleine und eiuzelne Verbindungen Statt. 

Hönlein hat dies System aus mehrern Tliieren. 
unter den Säuglliieren namenllicli vom Mensclieii, 
dem Kapuzineraffen, dem Hunde, dem Schale 

1) Mpckcl dl! Omitliorliyntlin. p. 32. 

2) Cimer'a VorU». IV. lliUf. Wote. 



t 

I 



330 Gefälssystem im Besoadern. 

und dem Kaninchen beschrieben >)^ Das allgemein- 
ste Resultat ist die gröfsere Gestrecktheit und der mehr 
gerade Verlauf des Stammes desselben bei den Thieren. 

ß. Lungengefäfse' 

§. 106. 

Die Lungengefäfse der Säugthiere zeigen keine 
bemerkens werthen Verschiedenheiten. Die Pulsaderist 
immer einfach, liegt Anfangs vor der Aorte, theilt sich 
aber bald in zwei Aeste , die hinter der Aorte weg m 
der JUunge ihrer Seite gehen. 

Die Zahl der Lungenvenenstämme bietet we- 
nige Verschiedenheiten dar. 

Im Allgemeihen finden sich* auf jeder Seite zwei, 
die sich dicht über einander einsenken, ohne dafs sich 
Klappen vor ihnen fänden. 

So verhalt es sich bei den Cetaceen, wenigstens 
Delphinus , unter den Zahnlosen bei Manis , IMyrnieco- 
phagaund Bradypus, unter den Nagern beim Aguti, 
dem Biber, unter den Beutelthieren bei Didelphys, 
unter den Fleischfressern beiden Katzen und Hun- 
den, dem Maulwurf, ferner beim Menschexi unter 
den gewöhnlichen Bedingungen. 

Unter denPachydermen hat das Pecari auf der 
rechten Seite nur eine , auf der linken zwei Lungenvenen. 
Beim Dam an vereinigen sich die beiden Lungenvenen je- 
der Seite zu einem ziemlich langen Stamme, so dafs sich 



1) C. Hönlein descriptio anatomlca systenißtis venae portariim 
in honiine et €|uibusdain brutis. Francoi. 1808. ^ 



Säugtliiere. 33 J 

> 

jslso in der Tliat auf jfeder Seite nur ^einei» findet, fler 
abei* von dem andern getrennt in dßn linken Vorhof ;tritt. 

Auch beim Hamster vereinigen sich alle Venen bei- 
der Lungen zu einem ansehiilichen , geg^n awei Linien 
langen, mittlem Stamme, was wegen der Vogelähnlich- 
keit merkwürdig ist. 

Bei andern 4 wie z.B. Nasüa, finden sich- dagegen 
aut jeder Seite di'ei getrennte Stämme. 

Castorfiber, Simiß capucinaihahen links zwei, rechts 
drei Lungenvenen. 

Bei Licmur albifrons gehen rechts vier biis zum Her- 
zen von einander getrennte Stämme von verschiedener 
Gröfse, links nm» ein, ziemlich langer, durch die Ver- 
einigung beider Lungenvenen gebildeter Stamm in den 
linken Vorhof. 

Schon früher habe ich dagegen *) bemerkt, dafs 
sich beim Pferde die i'echte und linke untere Lungen- * 
blutader zu einem gemeinschaftlichen Stamnie vereinigen. ' 

Merkwürdig ist, dafs da, wo sich ein hinterer, in 
der Mittellinie liegender kleiner Lungenlappen findet, 
der durch dön Luftröhren- und den Pulsadergang der 
rechten Lunge angehört, doch sehr gewöhnlich der von 
ihm kommende Venenzweig zu der linken untern Lun- 
genvene geht. So verhält es sich namentlich beim ' 
Schwein, der Kuh und vielen Fleischfressern, 
wie den Mustelen, den Viverren, dem Igel, dem 
Dachs, dem Bären, dem Coati, der Hyäne, den 
Katzen, den Hunden, und wahrscheinlich bei meh- 
rerri anderen. Dies scheint nicht unmerkwürdig, indem 



1) Cuvier Vorle». IV. 107. 108. 



332 Gefärssystem im Besondern. 

« 

lüedarcli theils die asymmetrische Bildung etwas ansgegli- 
clien wird , theils sich ein Streben des \artenosen Theiles 
des Gefäfssystems zu offenbaren scheint, sich möglichst 
linkerseits anzulagern* 

Nach Mayer ») finden sich bei mehreni Säuglhie- 
ren^ namentlich sehr deutlich und ansehnlich beim 
Ochsen, eben so stark. und zahlreich beim M>en scheu, 
Klappen in den Lungenvenen. Die Klappen stehen 
immer einzeln upd blos an den Stellen, wo sich zwei 
AeÄte unter einem spitzen Winkel vereinigen ; wo diese 
Vereinigung unter einem rechten Winkel geschieht, fei- 
len sie* Defshalb bemerkt man sie auch nicht beim 
Schüvein, wo sich die Aeste unter rechten Winkeln 
verbinden. 

In der That habe ich mich auch von der Anwe- 
senheit der Klappen beim Menschen und den \Vie- 
derkäuern überzeugt, doch unterscheiden sie sich in 
den 'jLunrjnvenen auffallend von denen der Körperve- 
nen theils durch ihi'e geringere Gröfse, tlieils durch ihre 
immer einfache Zahl, tlieils durch den Umstand, dais 
sie nicht von dem ganzen Umfange des Gefafses entsprin- 
gen, mithin aus allen diesen Gründen weniger vollkom- 
men als dort sind. 

Bei den tauchenden Säugthieren fehlen diese 
Klappen, oder sind wenigstens nur sein* schwach angedeutet. 

§. 107. 

Abgesehen von den topographischen Verschiedenhei- 
ten, welche bisher betiachtet wurden, zeigen mehrere 



1) lieber die Klappen in den Lungenrenen. Tiederaann's und 
TreTiranus ^Zeitschrift f. Physiologie. HI. 1829. 155. 



Säugthiere. ' ' 333 

SäugtJiiere im Bau des Gefäßsyslems eigeutliümliche An- 
Ordnungen, hauptsächlich Erweiterungen. 

Diese kommen in den Pulsadern zwar nicht im- 
mer, doch häufig ^ira Anfange der Aorte bei tau- 
chend eh Thieren vor. 

Namenthch wurdq dies bei Seehunden von Se- 

verih^), Seger«) und Blumenbach 3) beobachtet. 

\ 

Albers fand dasselbe beim Narhwal *). 

Eben so fand ich eine mehr oder weniger beträcht- 
liche Erweiterung des Aortenbogens bei allen von mii* 
untersuchten Delphinen, Seehunden, Fischot- 
tern und Bibern. 

BKemit sind diö Erweiterungen, welche sich an an- 
dem Stellen der Aorte linden, nicht zu verwechseln. 
Dahin gehören namentlich die von Tyson ^) und Dau- 
benton ^ in der absteigenden Aorte des Pecari beob- 
achteten, sehr ansehnlichen Ausdehnungen in der ab- 
steigenden, Aorte. Diese waren unstreitig nur zufallig 
und gewöhnliche Aneurysmen, wie schon Cuvier'') 
und ich ^) bemerkt haben. 



1} In Blasii anat« animaL p. 285* 

2) Eph. n. c Dec. L IX. 252. 

3) VergL Anat.. III. 230. 

4) Cuvier's Vorles. IV. 7a Note. 

5) Fhilos« Transact. 1683. No. 20. 

6) Buffon Hi8t.'nat. X. 38.. 39. 

7) Vorle». IV. 100. 

8) Ebenda. 



334 Gefäfssystem im Besondern. 

Daübei^ton iiimmt Üas Gegentheil an und glaubt^ 
dafs diese Bildung allen Thieren dieser Art zukomme, 
weil Tyson dieselbe an eben der Stelle fand '), allein 
sclion sowolil der Tysonsche als sein eigener Fall spre- 
chen dagegen; denn: 1) sind beide verschieden, da er nur 
eine, Tyson drei, von einander nicht weit entfernte 
fand; 2) fand Tyson in zweien Zellen, die Dauben- 
ton nicht bemerkte ; 3) sähe Daubenton die Aorte an 
dieser Stelle verdickt und verknöchert, die Geschwulst 
mit Faserstoff {mgefüjlt; also gfiftiz den aneurysmatisclien 
Bau; 4) fanden Cuvier und ich*) bei zwei erwach- 
senen und einem FÖtus keine Spur einer solchen Ausdeh- 
nung. Diesem kann ich noch 1) hinzufugen, dafs ich spä- 
terhin gleichfalls bei einem erwachsenen und zwei Fötus 
die Aorte vollkommen ohne Ausdehnung und irgend eine 
Texturveränderung fand und 2) , dafs 'bekanntlich aucli 
die Pferde eine grofse Neigung zu Anöury smeu gerade 
an dieser Stelle haben. 

Carus findet zwar eine Uebereinstimniung zwi- 
schen dieisen Ausdehnungen der Aorte des Pecari 
und] denen der Cetaceen'^, indessen, wie es mir 
scheint, ohne allen Grund, da beide Zustände von einer 
ganz verschiedenen Beschaffenheit und Bedeutung sind. 
Die Erweiterungen des Aortenbogens, eben so die ähn- 
liche Bildung der Zwischein-ippenpulsadern, die Venen- 
anschwellungen mehrerer tauchenden Thiere sind reine 
Ausdelmmigen , ohne Texturveränderung, die der Aorte 

1) A. a. 0. 39. 

2) Vorles. IV. 100. 

3) Zootomie S. 607. 



Siiugt liiere, 

des Pecari dagegen ist, wie bemerkt, eine Folge einer 
solclien, wie bei jedem wjrkliclieu Aiieurysma. Dafs lÜi- 
diese Gleichung die aiiderwoilige Aehnlichkeit zwischen 
den Pacfiydcrnien luid Cetaceeii spieciie, dürfte 
wohl nicht allgemein einlenchlen, ungeoclilel ich weil 
entfernt liin, manche Aehnlicli keilen im Bane vorzüg- 
lich einiger dieser Tliieie, der Wioderkäner mtd der 
Cetaceeu zu läuguen. 

Eben so wenig kann ich mit Garns übereinstim- 
men, weini er») die Aorlener Weiterungen der tanclien- 
den Thiere nicijt durchaus zur Normalbildung rcclmet, 
nnd glaubt, dafs „dergleichen Zustände beim Menschen 
als lebensgefihrhche üiankheiten (Aneurysmata) zn be- 
ti'achlen seyen." Jene Erweiterungen sind im Gcgen- 
■4heil angeboren, normale Bilduitg, sichern die Existenz 
,J9Jier Thiere, und die blofse Ausdehnung der Aor- 
[, welche man überdies, zutnal im Alter, beim Men- 
nicbt sehen findet, ist durchaus kein lebensge- 
fäürhcher Zustand. 

Noch weniger kann ich mich von der Riciitigkeii 
dar Ansicjit überzeugen, dafs „die Erweiterungen von 
Venenstammen und die Varietäten in der Herzbildung 
bei Tunell ertliieren olnie Nacbtheil ertragen werden, 
wülirend sie beim Menschen schwere krankhafte Zu- 
stande (z. B. blaue Krankheit^ veranlassen würden"*). 
Die Erweilfrungen von Venen küuueu höchstens Folge 
einer, die blaue Kiankheit herbeiführenden Ilerzbildiing 
seyn, sind audi beim Menschen viehnehr licilsam, das 

j; ?.outumie. S. 603. 
'.'} Eliendk >, 






336 Gefäfssystem im Besondern. 

Offenbleiben der Fötus wege im Geiafssystem ist, wie 
Carus selbst lichtig bemerkt^), nicht normale Bildung 
bei jenen Thieren, kommt in der Art, wie es bei ihnea 
bisweilen gefunden \vii*d, beim Menschen oft ohne den 
geringsten Nachtlieil vor und schützt ihn nicht gegen 
den Tod durch Unterbrechung desAthmens. 

Auch die Lungenarterie fand Seyerin beim 
Seehunde, Albers beim Narhwai an ihrem Ur- 
sprünge beträchtlich ausgedehnt. 

Ich finde dasselbe gleichfalls bei den so eben Ina- 
sichtlich der Erweiterung des Aortenbogens erwähtea 
Gattungen. 

Hieher gehören auch als wenigstens sehr ähnlidie 
Bildungen ansehnliche, güofse und dichte Knäuel, ^- 
che Wenigstens bei mehrern Cetaceen untergeordnete 
Gefäf§e bilden, auf die zuerst Hunt er*) aufmerk- 
sam gemacht hat, und die ich gleichfalls bei den Del- 
phinen gefunden habe. Sie Uegen neben' der Wir- 
belsäule zwischen dem Bnislfell, den Rippen und deu 
Zwischenrippenmuskeln, und sind nichts als die selir 
stark ausgedehnten und vielfach unter einander yerscIiluDg- 
neu Zwischenrippenpulsadeni. 

Das Rückenmark wii'd nach Hunt er von einem 
älmlichen- Geflecht umgeben. 

Regelwidrige Communicalionen zwischen der Lud- 
genpulsader und der absteigenden Aorte finden bei sol- 
chen Thieren, welche öfter oder lange in einen respi- 
■ rations 

1^ Zootomie. S. 606- 

2) Ueber den Bau der Wallfische* 8. 62. A. den phil. Traniad 
TqJ. 77. II. 1787. 



Säugtliiere. 337 

ralioiislcseu Zi],>;t>-iiid vei-fallen, also iiameiillicli bei Tnii- 
cliej'ii, W^in tei'schliil'ern, odevaidiM-etiigstensTmlei- 
für das Alhinen uiigiinstigen ümsfanden befinden, me die 
xiiiler dem lli-dbodcii lebenden, in derilegel eben so wenig 
Stalt, als, wie scbou oben bemerkt wurde '), das Ol- 
lenbleiben des einmden L.odiefl, wovon ic]i mich na- 
mentlicli durcli huufig wiederholte Uiilersuchuiigeu von- 
Delphinen, Seehunden, Fischottern, Murmel- 
thiereii, Sclilaiern, Igeln, Dachsen, Bären und 
Maulwürfeij auf das Sichersle überzeugt habe. In 
den meisten rdlleii woi- selbst bei jungem Tliieren der 
PüLsndergang ganz verschlossen; wo er sich oilen fand, 
[ «1er Weg so eng, dafs kaum eine Borste oder selir feiae 
1 Sonde eingebracht weitleu kounte, die üeH'oung miliiiu 
I ganz uiiniilÄ und mir äufserst selten bei jungen TJiioi'en 
eLwfts weit, so dafs einiges Blut durchtreten konnte, 

f Schon oben *) liabe ich bemerkt, dafs seit meiner 

Znsammenslellnng der verschiedenen Angaben 

Schriftsteller und meinen eiffnen Beobaclituugen ich 

lOch mehr von der llichligkeit der Ansicht iiberzettgt 

'orden sey, dafs das Oifenbleilien des eirnnden Loclies 

lOd des arteiiösen Ganges nicht zum normalen Zustande' 

der Tancherthiere gehüre, Icli erwähnte nur der 

eignen Falle, hier trage ich die , dort auch sclwnungcdun- 

teten fremden nach. Zwei führte ich schon anderswo 3) 

uömlich einen von Malacarne aus P/i.vitidina'*) und 



1)8. 291 ff. 

2) S. Kbeiids. 

3) Polhol. Anal. I. 447. 

4) M. della «op. Italiaiia XIl. IL j.. 41. 
MArkel'» vergl. Anot. V, 



^ . 



338 Gefafssjstem im BesondernC 

einen zweiten von Labillardifere aus Pä. monax:his^\ 
wol.^i ich zugleich schon zweier selbst beobachteten FäUe 
Toii Lutra imlgaris erwähnte. In allen waren die Fötut- 
wege verschlossen. 

Später meldete mir auf eine An&age mein hodh 
verehrter Freund Rapp zu Tübingen Folgendes: ^So- 
wohl bei Delphinus delphis als bei D. phocaena fand idi 
das eirunde Loch und den arteriösen Gang vollkom- 
men verschlossen. Die Thiere wurden ixot erwachsenen 
Zustande untersucht. Es ist wqlü anzunelunen, isSs 
bei den Cetaceen und Seehunden beide AVegeaci 
spät schliefsen. Bei zwei Exemplaren von Phoca vm- 
gata fand ich beide offen. Die Tliiere waren nach der 
Versicherung der Fischer, die -die Lebensart lindWnrf- 
zeit dieser Thiere genau kennen, drei Monate alt. Bei 
ei' wachsenen Seehunden, deren ich einige untersadi- 
. tc, waren beide Wege verschlossen." 

Eichwald *) fand zwar bei Delphinus pTiocaeM 
das eirunde Loch und den arteriösen Gang offen und 
schliefst aus dieser und fremden Beobachtungen, dai 
dies öfter als die Versclihefsung vorkommen möge, dock 
widei-^prcchen meine Beobachtungen und Nachforschun- 
gen dieser Annahme. Ueberdies war sein Exemplar 
jung VLud die Beobachtung beweist also schon deshalb 
nichts. 

Die vorher erwähnten Ausdehnungen, besonders der 
Intercostalarterien, fühlten zu der merkwürdigen 



1) Voy. k la rech, de la Pcrouse. I. 150. ^ 

2) Obss. nonnuUae circa fabricam Delpliini plioeaenae aetati? 
nondum provectae. Mem. de Petersbourg. T. IX. p. 446. 



Säugthlere. 339 

Anordnung, welche die GeiaTse in einzelnen Gegenden-I)ei 
" einzelnen S^ufgtjbieren darbieten, und deren Wesen ein 
" plötzliches Zerfallen eines gröfsem Stammes in eine Men- 
ge kleiner^ ihn umgebender Aeste ist," l)iese Bildung 
- )ct)nimt hauptsächlich bei Tardigraden, namentlich 
' Bradypus, Blyrmecophaga, Mams, aufserdem aber auch 
I« bei Sienops vor. Bei diesem und Bradypus wurde sie 
r zuerst von Carlisle gefunden*). Gaimard *) laug- 
te nete sie für Bradypu^,, indessen habe ich sie als durch- 
f- aus beständig bei vielen von mir untersuchten Exempla- 
•^ren gefunden und eben so haben sie von Baer') und 
e,Vrolik *) gegen Gaimard bestätigt. Oken«) tritt 
Gaimard nicht nur bei, sondern geht noch weiter und 
bringt noch anderweitige Irrthümer in diesen Gegen- 
stand. Er konnte die Algerien bei Bradypus torquatus 



1) Fhilos.Transact. 1800. Accoutit of a Peculiarity in the Distri- 

bution ofthe Arteries sentto the Limbs of slow-moyingAni- 
mals ; together vrith soitie^ other shnilar Facts. In a Letter 
from ]Vtr. Anthony Carlisle^ Surgeon, to lohn Symmons, 
Esq.ie. K. S. 

Continuation of an Account of a peculiar Arrangement in 
the Arteries distribuated on theMuscles of slovr-inoving Ani- 
luals etc. In a Letter from Mr. Anthony. Carlisle to lohn 
Symmons Esq. F. R. S. Philos. Transact. 1804. 

2) Ueber den Bradypus. Aus d^m J. de Physique T. 94. in Me- 

ckels deutschem Archly. Bd. Vni. 1823. 351 ff. 

^y Beitrag zur Kenntnifs vooti Bau des dreizehigen Faulthlers. 
Ebends. 368. 369. - 

4) Disquisitio anatomico - physiologica de peculiari arteriarum 
^ extremitatum in nonnuliis animalibus dispositlone. Amstelod. 

1826. 

5) -Beschr. und ZergL eines Fötus von Bradypus torquatus von 

Oken in Beitr. zur Nat. Gesch. von Brasilien vom Prinzen 
zu Wied. Weimar 1Ö26. U. 496. 

22* 



340 Gefäfssystem im Besondem.' 

nicht mit Quecksilber füllen und behauptet nun, Gai* 
niard habe wirklich gezeigt, dafs bei Brcufypus die be- 
schriebne Vertheilung nicht Statt finde und diese Mei- 
nüng nur auf einer Verwecjislung von Bradypits mit . 
JU iardigradus beruhe. 

Die letzte Behauptung wird hinlänglich durch Gar- 
lisle's Aufsätze widerlegt, der die Verschiedenheiten 
•zwischen Bradypus tridactylus , Lemur tardigradus und 
Stenops gracüis genau angiebt, und die erste ist, wie 
sich aus dem Vorigen ergiebt, gleichfalls ganz falscL 

Uebrigens hat Gaima,rd die Anordnung inte 
That selbst gesehen. Dies ergiebt sich sehr bestinunl 
aus seinen eignen Worten, indem er nicht nur an der 
angefülu'ten Stelle sagt, '„dafs die Arm- und Schenkd- 
pulsadern viele kleine Gefäfse abgegeben hätten, son- 
dern an einem andern Orte *) ausdrücklich bemerkt, 
dafs er eine Menge kleiner, durch die hijection ange- 
füllter Gefäfse gesehen habe, welche den Stamm der 
Schenkel- und Armpulsader begleiteten," Wä- 
re die Injection nicht wegen des Schwankens des Schiffes 
mifslungen, so würde er den Bau^noch deutlicher gese- 
hen haben, allein schon das Gesagte reicht vollkommen 
hin imd es bedarf bei einiger Sorgfalt und Gescliick- 
lichkeit auch gar nicht der Injection, um diesen Bau 
auch bei kleinen und lange in Weingeist aufbewahrten 
Thieren vollkommen deutlich darzustellen. 

Eben so fand ich sie bei Stenops gleichfalls. 






i) Freycinet voyage autour du monde. Zoologie par Quoy i^ 
Gaiiuard. Paris 1804. p. 17, 




Säugthiere. 



341 ■ 



Bei Myrmecophaga dldactyla glaube iuli «ie zuerst 
uaclige wiesen zu haben >) und fand sie iiaclilier aucli 
bei M. tctradactyla. 

Sie koiMiut an den Gefäfsen der Giiedniafsen und 
des Schwanzes vor. Sobald die gi-ofsen Stämme die ge- 
uamilen Theile erreichen, ti'eten eine Menge kleiner, 
vielfach imtei- einander anaslomosirender Aeste ab, wel- 
che entweder den Stamm umsliJcken, oder dieser zer- 
rällt ganz in sie, Niu" die Muskeln erhallen nach Car- 
lisle aus diesen Gellechten Zwtige, die übrigen Theile 
derselben Köi-perab schnitte, also vorzüglich die Hant, wer- 
den auf die gewöhnliche AVeise versorgt. 

Diese Bildung findet sich im Allgemeinen nur 
am Oberarm und Oberschenkel, und der einfache 
Stamm tritt, wo nicht die ganze Arterie zerfallt, am 
EUejibogen - und Kniegelenk ungelheüt aus dem Ge- 
ilecht hervor. 

Am Schwänze ist sie besonders bei Jli/rmeco/j/ta- 

i aelir deutlich , wo ich sie «) fand und sie durch Vro- 

[ bestätigt wurde '). Dieser wies zugleich die Anwe- 

iheit dieser Bildung beim Tarser wenigstens am 

' Oberschenkel und der mittlem Ileiligbeinpulsader nach 

[ und tliat dieselbe an diesem Geiafs und der iimern 

HiiO:pulsader auch bei Bradypus tridaclyhis und Ste- 

nopa dar. 

Diese Anordnung zeigt in den verschiednen Tliia- 
ren einige Abänderungen, 



1) Ueutaches Arcliiv. 1 

2) A. a. O. 
3J A. ■. 0. 



342 Gefälssystem im Besondern. 

Bei Bradypus gehen ^e Stämme der Arm- und 
Oberschenkeipulsader ungetheilt durch die Geflechte; bei 
StenopSf Myrmecophaga und Tarsius dagegen zßvWi 
der ganze Stamm in mehrere parallel neben einauder 
liegende Zweige* JUyrmecophaga macht von ^der Regd, 
dafs diese Anordnung nur am Oberarm und Oberschen- 
kel vorkomme, eine Ausnalune, indem sie im Cregen- 
iheil liier auch am Vorderarm und Unterschenkel sehr 
deutlich und so zusammengesetzt, als an jenen Stelleu 
ist. 

Bei M. tetradactyla sieht man sie kaum am Oiff- 
schenkel, wälu-end sie am ganzen Unterschenkel s<b 
deutlich ist« Bei M. didactyla wenigstens theilt sich das 
Schenkelpulsadergeflecht schon hoch oben am OberscLeu- 
kel in die vordere mid hintere ScÜenbeinpulsader, und 
diese laufen bis zum Fufse auf dieselbe Weise verfloch- 
ten herab. Bei M. tetradactyla haben die Speichen- und 
£llenbogenpulsader deutlich dieselbe Bildung; bei il 
didacty^la schien mir dies nur für die Speichenpulsader 
zu gelten. Bei Bradypus tridactyhis ist die Bildung am 
zusammengesetztesten, indem sich hier am Arm 62, am 
Schenkel 34 solcher Cyhiider finden. Bradypus dida- 
ctyhis hat nach V r o 1 i k weniger. Stenops iardigradus hat 
am Arm 23, am Schenkel 17. Bei Tarsius ist sie am un- 
vollkommensten. Vielleicht findet sie sich hier sogar an 
den vordem GUedmafsen nicht. Wenigstens sähe sie 
Vrolik nicht. Aus dem Vorigen ergiebt sich zugleich, 
dafs sie im Allgemeinen an der vordem Extremität stär- 
ker als an der hintern entwickelt ist Nach CarlisJe 
fände sie sich sogar bei Stenops graciüs und Bradypus 
didactylus an dieser gai' nicht. 



ÄÄUgthiere. 343 

Beim Tars.er findet nach Vrolik oben am Schen- 
kel zwischen dem Geflechte und der Schenkelblutader 
eine ansehnliche^ Verbindung dmxh zwei starke Aeste 
Statt, welche vom Geflechte abtreten*). 

Merkwürdig ist es, dafs die so nahe verwandte 
Gattung Lemur dmxhaus keine Spur hievon zeigt, wo- 
von ich mich durch die Untersuchung eingespritzter 
Exemplare von Lemur mongos und L. albifrons überzeugt 
habe. 

Auch in andern Gegenden des Arteriensystems 
finden sich ähnhche Anordnungen, namentlich gehört 
liieher das sogenannte Wund er netz (Rete mirahile\ 
welches bei_ raeiu'eren Thieren die innere Kopfjpulsader 
kurz vor ihrem Eintritte in das Gehirn bildet und das 
ich dalier mit den Hirnpulsadem erst in der Geschichte des 
Gehirns beschreiben werde; fernler der Bau der Kopf- 
pulsader des Löwen *), der Samenpulsadern, 
der Zwischenrippen •»• tmd Zwerchfellsp%ls- 
adern überhaupt, beim Menschen insbesondere, der 
Blendungspulsadern, der Pulsadern des Schwan- 
zes bei Thieren mit Wickels chwänzen, nament- 
lich bei mehreren Affen und Beutelthieren, der 
Schwimmblase der Fische 3), der Krummdarm- 
gefäfse des Aguti. 

§. 108. 
Eine Eigenthümhclikeit des venösen Abschnittes 
des Gefafssystems, wenigstens mehrei-er tauchender 



1) A. a. O. S. 9. Taf. 1. F. 4. 

2) CarUsle a. a. O. 1800. p. 102. 

3) Carlisle ebenda. 1801. 17fL 



.1 

! 



344 Gefäfssjstem im Besondern. 

Säugthiere, ist die sehr ansehnliche Erweiterung der un- 
tern Hohlader innerhalb der Leber. Namentlich findet 
sich diese Bildung sehr stark entwicjbelt bei den See- 
hund e n. Die untere Hohlader ist liier schon unmittelbar 
Imterhalb der Leber beträchtlich weit, wenigstens sechs- 
mal weiter als diiö Aorte, dehnt sich aber plötzlich yon 
der Stelle an, wo sie in den hintern Theil des Umfiangs 
der Leber tritt, bis zum Zwerchfell z,B, bei einem drei 
Fufs langen Thiere zu einem länglichrunden Sacke aiw, 
der acht Zoll lang und fünf weit ^st und acht ansehnlicle 
Lebervenen aufnimmt. Zwischen dem Zwerchfelle bim/ 
dem Herzen ist sie plötzUch wieder eben so eng tk 
unterhalb der Leber. 

Zugleich bilden die Nierenvenen auf der ganzen 
Oberfläche der Organe ein aus sehr weiten und zahl- 
reichen, durchgängig unter einander zusammenfliefsen- 
den Zellen gebildetes Netz. 

Aehnliche, wenn gleich nicht so beträchtliche, Er- 
weiterungen in der untern Holilvene, finden sich auch 
bei andern Tauchern, wie Li^ra^)^ Castor, Sorex 
moschatus ^) , den Cetaceen, wenigstens bei DetpU- 
nus^)^ eben so Ortdihorhynchus ^)* 



1) Philos. Transact, 1796. S.391. A Description of the Anatomy 

of the Sea Otter, from a Dissectioni made NoTember i5th 
1795. by Everard Home , Esq. F. R. S. and Mr. Archibald 
Menzies. Cominunicatad by Everard Home , Esq« 

Albers in der Salzb. med. chir. Zeitung 1807. H. ^2, 

2) PaUas Acta Petropol. 1781. p. 33Z 

3) Tyson Analomy of a porpefs. p. 25* 
4} Meckel de OrnithorhyncliO. 1826. 32. 



f 



Säugthiere* $45 , 

Bei lAitra ist die Bildung det von Phoca am ähu- 
liebsten. Es erstrecken sich durch alle Leberlappen, 
vorzüglich die ^er rechten Leberhälfte, plötzHch selir . - 
stark erweiterte Venen , die untere Hohlrene ist bis zum 
Zwerchfell auFserordentlich stark ausgedehnt, ' jenseit des- 
selben bi^ zum Herzen aber schnell zusammengezogen, 

schon von den Nieren an aber beträchtlich erweitert. 

> 

Auch bei Castor erweitert sich die untere Hohl- 
ader am vordem Ende der Nieren bedeutend, so dafs ' 
sie um das Doppelte ihres Umianges gewinnt. AVo sie 
hinter der Leber weggeht, schwillt sie noch bedeuten- 
der an, zugleich sind die Lebervenen sehr weit, doch 
lucht so weit als bei Liära» Die Hohlvene ist bis zui^ 
Zwerchfelle stark ausgedehnt, Äwischen dem Zwerchfell 
und dem Herzen plötzlich stark zusammengezogen. 

Bei BeTphinus dehnt sich die olmedies weite untere 
Hohlader oberhalb der Nieren plötzlich beträchtlich aus,^ 
und schwillt gegen die Leber hin noch weit bedeuten- 
der an. Aufser mehrem kleinen Lebervenen nimmt Sie 
vorzüghch von hinten nach vom drei sehr weite auf, 
von denen die mittlere die bei weitem gröfste ist. Alle 
dehnen sich innerhalb der Lebersubstanz sehr bedeu- 
tend aus und namentUdi ist die mittlere doppelt so weit 
als die Hohlader, deren kurzer Stamm sich weder unter 
noch über dem Zwerchfell, wie bei den übrigen Thieren, 
zusammenzieht. Ich wundre mich, dafs Eichwald ') 
dieser merkwürdigen, durchaus constantcn Bildung liier 
gar nicht erwähnt 



1) A. a. 0. 8. 451. 



■ 



346 Qefäfssy Stern im Besondern. 

Diese Erweiterungen sind meistens ein&dbi, beiSo- 
rex moschcOUs dagegen nach Pallas doppelL Die ua- 
tere Hohlvene ist nämlich hier in der ganzen Lenden- 
gegend zu einem' sehr weiten, gegen das Zwerchfell hin 
misammengezogenen Sacke ausgedehnt Eben so sind 
alle Venen i'&s Unterleibes und der Bauchglieder sehr 
weit, die Hüftvenen sackförmig ausgedehnt und zwei 
sehr ansehnliche Venen kommen von den Muskelu und 
der Fleischhaut über die Beckenknochen w^ zu derun- 
tem Hohlvene. , 

Hieher gehört auch die aulserordentliche Wate 
und zugleich Dünne der Herzvenen, besonders dergixy- 
' fsen Kranzvene beim Seehunde., Ich fand sie gegeu 
di6 Mündung hin bei emem ungefähr 3" langen See- 
hundsherzen gegen einen Zoll weit, und dasselbe 
Verhältnifs in mehrem gröfsem und kleinei'n Exempla- 
reUi Auch Alb er s nennt die Oefl&iung der Kranzveue 
auffallend grofs ^). 

■ 

Beim Bi,ber ist besonders der Anfang der Herz- 
vene noch bedeutend weiter als beim Seehunde. Eine 
starke fleischige Klappe finde ich nicht. 

Die Einmündung ist beim Tümmler weit enger, 
auch ist die Klappe blos häutig Und das ganze Veneu- 
system des Herzens vißl kleiner. 

Die Fischotter steht in allen Hitlsichteh zwischen 
dem Tümmler und dem Biber. 

Im Ganzen scheint mir die Ausdehnung Ags Ge- 
fäfssystems, zumal des venösen Theiles dessell^eu, Bc- 



•«*• 



1) Beitr. I. 11. 



Säugthiere. 347 

liufs des Tauchens bei Phöca am stärksten, bei Casior 
am geringsten entwickelt; Delphinus und PÄoca stehen 
in der Mitte. ,» 

^ Nach Home imd Menzies *) ist bei iMlra mä- 
rina auch die Pfortader sehr weit. 

Dies finde ich wenigstens bei Lidra vulgaris nicht 
in hohem Grade; eben so wenig ist beim Biber und 
den Seehunden%weder in den Aesten noch im Stamme 
die Pfortader einigeripafsen stark ausgedehnt, dagegen 
ist die Erweiterung derselben bei Delphinus phocaena 
hauptsächlich dicht unterhalb der^Leber' sehr beträcht- 
lich, indem sie sich plötzlich um das Vierfache erwei- 
tert : 

Die Lungenvenen sind bei Delphinus, Phoca, 
Luirci, Castor etwas, doch unbe4eutend, weiter und dünn- 
h^'ub'ger als bei andern, nicht tauchenden Thieren. 

Nach Carus *) würde Saissy den Winter- 
s c h 1 ä f e r n eine, verh ältnifsmäfsig gröfs^re Weite dei* 
äufsern Körpergefäfse als andern Thieren zuschrei- 
ben; indessen ist dies ein Irrthum, indem Saissy an 
drei Stellen gerade das Gegentheil sagt 3) und durch 
Messungen nachzuweisen sucht. Zugleich schreibt er 
ihnen eine gi'öfsere Weite des Herzens zu, wahrend er 
nur die Lüngengefäfse für enger als bei nicht winter- 



1) A. a. 0. 

2) Zoot. 609, , . . •* 

3) Recherches experimentales etc. sur la physiqiie des animaux 

liybernans. a Paris et k Lyon 1808. Uebers.^in Reil's Archiv. 
Bd. IZ, S. 336. 337. 342. Meckel in Cuyier' Vorles. IV. 7(X). 



348 Gefäl^sy Stern im Besondern. 

"schlafenden Thieren erklärt*), was sehr wohl mit der 
Kleinlieit der Lungen der Winterscldäfer übereinstimmt 

Zugleich ßchliefsen sich im Gegentheil gerade die- | 
se Angaben von Saissy an die vorstehenden Tliatsachen 
hinsichtlich der Weite des Gefafssystems der Taucher- 
,t liiere an, indem er im Allgemeinen dieselben Gc- 

I 

fatse auch in den Winterschläfern stäi*ker aus- 
gedehnt fand. Freilich habe ich nicht so bedeutende 
Verschiedenheiten gefunden als er. 

b. L y m phge f äf se. • 

J. 109. 

Das Saugadersystem der Säugthiere unterschei- 
det sich von dem der bisher betrachteten hauptsächlicb 
i) durch gröfsere Zahl und Vollständigkeit der Klappen; 
2) durch deutlicheres Zerfallen der, besonders an den 
W^ändeu des Stammes, dem Kopfe und den Gliedma- 
fsen befhidlichen in eine tiefe und eine oherflächhclie 
oder Hautscliiclit; 3) durch voUkommnere Ausbildung 
und gröfsere Zaiil der Drüsen ; 4) durch Vermindemng 
der Stämme und der Stellen, an welchen es sich mit deiu 
Blutsystem verbindet. Gewöhnlich findet sich nur ein 
anselmliclier Hauptstamm , der sich in den W"inkel z>\i- 
scheu der linken Hals - und Schlüsselblutader senil 
und das Blut von der linken Hälfte des Kopfes und dem 
linken Arme, aufserdem der linken Lunge, dem Her- 
zen und der ganzen untern Korperhälfte zurückfiilirL 
Von den übrigen Theilen gelangt es diu'ch einen weil 
_ — klei- 

1) Ebenda. 



Säugthiere, 



349 



kleinem, ^ur adi Halse deutlichen rechten Stamm an 
der Vereinigimgsstelle der rechten Hals- und Schlüssel- 
blutader in das Venensystem. 

D^ linke Hauptstamm entsteht in der Lendenge- 
gend, meistens mit einer deutlichen Anschwellung, der* 
jLivmphcisterjie ^ die bisweilen durch ein .mehr oder we-S^ 
niger verwickeltes Gefafsgeflecht ersetzt ist. Hier ver- 
eim'gen sich die Saugadeni des Darmconals und der bei* 
defi bintem Gliedmafsen. 

Beide Saugaderstämme vereinigen sich unter ein- 
a]|;jder durch Quergefafse und eben so steigen besonders 
neben dem grofsen Hauptstamme viele anastomosirende 
Gefafse von einer untern zu einer obern Stelle. 

In gröfsern Thieren sieht man in ihm deutliche 
Muskelfasern, die schon Euatach, ;s.B. namentlich aus 
dem Pferde, angiebt. 

Die Saugaderdrii'sen der Säugthiere sind rund- 
lich oder länglichrundlich, hart, rölhlich, sehr gefäfs- 
reich, von einer eignen, mit ihrer Substanz eng verbuild- 
nen Membran umgeben, und liegen meistens frei im 
lockern Zellgewebe, nicht in der Substanz der Organe; 
doch ist dies auch in den Lungen, eben so in den Drü- 
sen, z.;p. in den Speicheldrüsen, der Fall. In gröfster 
Menge und zugleich von anisehnlicher Gröfse finden sie 
sich am Stamme, namentlich als Milchsaftgefäfse im 
Dünndarmgekröse, aufserdem im Becken, in der Brust- 
höhle und am Halse. An den Ghedmafsen sind sie in 
weit geringerer Menge vorhanden, imd liegen hier vor- 
züglich in der Gegend der beiden ersten Gelenke, der 
Achsel- und der Ellenbogengegend, der Weiqjhenge- 
gend und dem Kniegelenke; doch kommen sie biswei- 
Jen einzeln auch tiefer, am Vorderarm und Unterschenkel, 
Meckel's TergL Anat. Y. .23 



1 



4 

350 Gefäfssystem im Besondern« 



voi^. Von innen nach anfsen nelimen sie an Zahl und 
Gröüse bedeutend ab , so dafs sich zumal in dem EUen- 
bogen- und Kniegelenk nur kleine und wem'g finden. 
Die aus ihnen tretenden Saugadem sind weiter, aber 
weniger zahlreich als die eintretenden. 

Es ist noch unentschieden, ob,sie im Innern eigne 
Zellen bissitzen, oder blos aus sehr gewundnen und 
vei'flochtnen, von einer eignen Substanz umgebnen nnd 
erweiterten Saugadern bestehen; das Letzteife ist wahi*- 
scheinlicher, da bei niedrigefn Wirbelthierea nur diese 
Geflechte vorhanden sind. 

Nach mehrem altern und neuem Anatomen, zuletzt 
besonders nach Fohmann <), communiciren die Saug- 
adern an einer weit gröTsern Anzahl von Stellen mit dem 
Körpervenensystem als man gewöhnhch annimmt, und 
namentUch findet dies nach ihm in den Saugaderdrüsen 
Statt, so dafs er bei mehrem Thieren, nanientlich dem 
Seehunde, sogar mit Bestimmtheit festsetzt, dafs aller 
Chyhis in die Venen der Pfortader übergehe, indem 
bei einer vollständigen Ausspritzung aller Saugadern des 
Darmcanals alles Quecksilber von 4en Drüsen aus in 
die Darmvenen überging, und keine ausführenden Saug- 
adem sichtbar wuixlen *),^eine Bemerkung, die schon 
Tor ihm am Seehunde Vr o 1 i k gemacht hatte '). Das- 
selbe sah Fohmann auch bei Einspritzung einiger Saug- 
aderdrüsen der Lungen 4). 



1} Anatom. Untersuchungen über die Verbindung der Saugadern 
mit den Venen. Heidelberg 1821. 

2) A. a. 0. 44. 

3) Fohmann a« a. O. 47* 

4) Ebends. 45. 



Säugthiere* 351 

Commmiicationen der Saugadern mit den Blutaderil ' 
der Saugaderdrüsen sah er übrigens deutlich beim Mei^- 
schen^, dem Hunde, dem Marder, der Fischot- 
ter, dem Löwen, dem Pferde und dem Rindvieh. 

§. 110. 

Die Saugaderdrüsen des Gekröses, nament*- 
lieh des Dünndarms, rücken bei den meisten Säugthieren 

sehr nahe zm* Bildung einer, in der Wurzel des Gekröses 

« 

der Länge nach liegenden längüchen Masse zusammen, 
die den Namen des Pancreas Aseüii führt. 

Keinesweges ist indessen die Vereinigung aller G^ . 
krösdrüsen zu einer .bei den Säugthieren so allgemein, 
als es oft angegeben wird, wenn sich gleich häufig eine, 
die iibrigen bedeutend überwiegende Masse findet, die 
dem vordem Theile des Darmcanals entspricht und sei- 
ne Saugadem aufiiimmt. 

Dies wird sich aus Folgendem ergeben. 

Beim Tü;nmler wird die ganze Wurzel des Ge- 
kröses von einer sehr ansehnlichen Drüsenmasse einge- 
nommen. Die vordem -^ derselben bilden eine läng- 
liche, sehr dicke, zusammenhängende Lage, hinten fin- 
den sich einzelne kleine, getrennte, rundliche Drüscheu 
von verschiedener Gröfse. 

Bei den Einhufern sind die Gekrösdrüsen sehr 
schwach. Es finden sich mlgefahr vierzig sehr längliche, 
kleine, in der \^urzel des Gekröses zwischen je zwei 
Gekrösarterien und Venen, längs denen sie verlaufen, ' 
welche dem Dünndarm entsprechen; etwa zehn weit klei- 
nere, mndliche in der Gegend des Dickdarms. Alle 
stehen einzeln, yöUig geti*ennt« 

' 23» 



352 Gefäfssy Stern im Besondern. 

^ Bei den Wiederkäuern finden sich etwa sech- 
zehn ganz getrennte, von denen die vordem weit grö- 
fser und länglich, die hintern kleiner imd rundlidi siad. 
Jene stehen näher an einander als diese« Auch sie sind 
nicht sehr grofs. 

Beim Schwein sind sie gröfser und zalüreicher, 
gleichfalls ganz getrennt. Es finden sich gegen dreifsig, 
Aehnhch verhält es, sich beim Pecari, doch stehen 
sie liier näher und fliefsen besonders beini'£rWachseueu 
mehr zu einer Masse zusammen. ' 
* Beim Dam an findet sich eine längliche, ansehoS- 
- che Masse, welche aus ungefähr zwanzig gröfsem uiA 
kleinern, dichtstehenden, aber deuthch von einander ge- 
trennten Drüsen besteht, in der Wurzel des Gekröses 
in einer beträchtlichen Entfernung vom Dünndarm, Dem 
Dickdarm gegen^über finden sich nur^zwei neben einander 
liegende, «twas gröfsere und mehr länghche» 

Unter den Zahnlosen hat Bradypus tridactyhs 
einige vierzig deutlich getrennte, »aber dichtsteheiide rund- 
liche, linsenförmige Gekrösdrüsen , die in dem langen 
schmalen Gekröse in einer Reihe in der ganzen Länge 
des Dünndarms in der Mitte zwischen seiner ersten und 
zweiten Hälfte stehen. 

Bei M. tetradactyla finden sich in dem Gekröse 
1) dem Dünndarm entsprechend, eine ungefähr 3'' 6"' 
lange, 2'^' breite, weit dünnere Saugaderdrüse, eben das 
sogenannte Fancreas AseUii^ das in seiner vordem Ge- 
gend eine Neigung zum Zerfällen in einzelne kleinere 
Drüsen durch Einschnitte zeigt; 2) längs dem Dick- 
darm ungefähr zwanzig ganz getrennte, viel kleinere 
Drüschen von verschiedner Gröfse, von denen die klein- 



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Säugiliiere. . ^ 353 

ste höchstens eine Liiii^ i/n Durchmesser hat, die vor- 
dei'ste gröfste etwa 3^'^ lang und 1 — 2'" breit ist. 

M. didactyla zeigt hier eine kleine Verschiedienheit. " 
Es finden sich im Ganzen einige zwanzig Saugaderdrii- 
sen, von denen ungefähr acht dem Dickdarm, die übri- 
gen diem Dünndarm entsprechen. Merkwürdig ist es, 
dafs die letztem ' ganz von einander getremit , wenn schon 
nicht weit von einander entfernt sind, während die erstem 
fast zu einer Masse zusammenfliefsen. 

In beiden Arten bilden sie übrigens, was überhaupt 
sehr allgemein ist, nicht mehrere Ordnungen, sondern 
stehen in eiiier Reihe hinter einander. 

Bei Mords brevicaudata finden sich ungefalu* 15 
kleine, ganz getrennte, rundliche Drüschen. 

Dasypushat dagegen eine einfiiche, längliche Masse. 

Bei den Nagern sclieinfi^ die Drüsen des Gekröses 
am wenigsten entwickelt zu seyn. Wenigstens beim Bi- 
ber sind sie aufserordentlich klein. Das Pancreas ^seUii 
bildet in der Wurzel des.Dünndarmgekröses einen Halb- 
kreis,' der aus et^ai acht länglichen, nicht völlig vou 
einander getrennten gröfsem imd kleinern Drüsenlappeu 
besteht, Aufserdem findet! sich weit davon entfernt 
1 — 2 einzeln stehende kleine rundhche Drüsen, dem 
Dünndarm etwas näher. Dem Dickdarm entspricht nur 
ein kleiner Drüsenhaufen von 2 — 3 Drüsen. 

Bei den Hasen ist dier Drüsenapparat etwas grö- 
fser. Er besieht 1) aus drei bis vier rundlichen, dicht 
an einander liegenden, doch deutlich getrennten Drüsen; 
2) aus einer, nach hinten dicht auf sie folgenden längli- 
»chen Drüse, die ungefähr so grofs als die ganze vordere 
Masse ist; 3) einer dritten, kleinem, gleichfcdls läng« 
liehen« Alle liegen in der 'Wurzel des Dünndarmgelorö* , 



354 , Gefäfssystem im Be^oudem. 

8QS^ dem Dick- und Blinddaim entsprechende fand ich 
dagegen nicht» 

Der Maulwurf scheint allerdings nur eine Dr'dse 
zu haben. 

Beim Igel indessen findet sich 1) eine sehr lange, 
länglich dreieckige Masse, die von der Wurzel des sehr 
langen Gekröses mit ihrer Grundfläche gegen den Darm 
ausläuft und vorzüglich vom die Chylusgefafse aufnimmt 
2) Dicht an ihr hinteres Ende stöfst eine weit kleinoe, 
längliche Drüse, Aufserdem finden sich femer 3) ihnsn 
vordem Ende gegenüber, ungefähr in der Mitte itrf- 
sehen ihr und dem Dünndarm, eine sehr kleine toi 
4) dem Grimm-- und Mastdarm entsprechend, 6 bis 7 äho- 
liehe getrennte Drüsen von verschiedener Gröfse, Dfc 
grofse Hauptdrüse ist wenigstens achtmal so grols ab 
die übrigen zusammengenommen, 

Aehnlich ist die Bildung bei Lutra^ doch ist die 
vordere Drüse nur höchstens viermal gröfser als die 
übrigen zusammen. Sie besteht aus acht dicht an einander 
liegenden Drüsen von verschiedener Gröfse, von denen 
die mittlem stärker als die vordem und hintern, diese 
am kleinsten und lockersten unter einander verbunden 
sind. Längs dem Dickdarm folgen nur vier Drüsen, 
von denen die vorderste mehr als doppelt so grofs als 
die zweite und vierte, die dritte kaum merklich ist. Alle 
stehen ungefähr gleich weit von einander imd der vor- 
dersten, die drei letzten sind einfach, die erste ist aus 
drei einzelnen von ungefähr gleicher Gröfse zusammen- 
gesetzt, die hier hinter einander liegen^ während in dei" 
vordersten gröfsten Masse mehrere neben einander Le- 
gen. Alle hegen in derselben Entfernung vom Darm- 
canal, so dafs sich also hier nicht mehrere von innen 



Säugthiere, 



355 

nadh aufsen auf einniider folgende Ordnungen finden. 
"Wenigstens werden diese mir Tmvolllommen dureh (las 
seitliche Nelieneinandeiliegen mehrerer Drüsen in der 
Vordem, grÖfsten Masse angedeutet 

Phoca liat vorn in dei- \Vnrzel des GekriJses nur 
zwei ansehnliclie , längb'che, dicht auf einander folgende 
Drüsen, welche in der Längenrichtuiig des Dai-ms hegen. 
Auf sie folgen hinten fliehen weit kleinere, von verschie- 
dener GrÖfae, die weit geti'ennt, zum Theil länglich, 
zum Theil rundhch sind. Namentlich gilt das Letzlere 
für die kleinem. 

Beim Hunde findet sich hauplaächh'ch nur ein 
grofses längliches Pancreas AseBii, aufaerdem liegen in 
der Gegend des Blinddarms und gegen das Ende des 
Dickdarms zwei kleine, rundliche Drüsen, 

Aufser dem ansehnlichen Pancreas Aseüii haben 
die Katzen fünf bis sechs getremile kleine Drüsen am 
Dickdaim, 

Die Musteleu haben weniger, aufser dem Pan- 
creas Aseüii nnr zwei bis drei hintere. 

Taocus und Procyon loior haben anfaer dem ansehnli- 
chen, einfaclien Pancreas Asellii di-ei, Ton denen die letzte 
weit nach hinten am Dickdarm liegt; Nasua nur eine. 

Der Bär hat hauplsächlich nur ein sehr grofses 
Pancreas Asellii, das sich stralilenTonnig zwischen den 
Gefafaen des Gekröses gegen den Dünndarm liin Ter- 
breiteL Aufserdem liegt gegen das liintere Ende des 
Dickdarms eine anaehuÜcbe längliche Drüaenmasse. 

Bei Lemur albifrona stehen in der Wm-zel des Düun- 
darmgekrÜfses funizelni rundliche, anselmhche DrÜfien 
dicht neben einander; dem Dickdarm enlsprechen drei 
kleiaere, mehr llmgliche. 




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356 Gefäfissystem ipa Besondern. 

Bei Hapale finde ich im Diinndarmgekrose sehr weit 
Ton der Wurzel desselben entfernt eine sehr längliche, 
iiicht sehr grofse Drüse, neben derselben einige kleine 
von derselben Gestalt, uitigefahr in der Mitte des Dick- 
darmgekröses drei kleinere rundliche« 

C. capucina hat dem Dünndarm gegenüber unge- 
fälir funfisehn platte, rundliche, weit von einander ent- 
fernte, in eSner Reihe stehende Drüsen, die ungefälir 
in der Mitte zwischen, der Wiu'zel des Gekröses und 
dem Darm liegeru Dem Dickdarm entspricht nur e/ße, 
längliche Drüse, die 3 — 4 mal gröfser als eine der 
Dünndarmdrüsen ist und eine ähnliche Lage hat. 

Bei P. sphinx stehen in der Wurzel des Ge- 
kröses ungefähr 12 — 15 anselmliche,* länglichrundliche, 
platte Drüsen in ein^m Ki*eise dicht an einander; unge- 
fäln: eben so viele, aber weit kleinere rundliche, befin 
den sich, weit von einander getrennt, durch das Dick- 
darmgekröse in weiten Entfernungen bis g^gGa den Dick- 
darm hin zerstreut. 

Beim Menschen. liegen im Dünndarmgekröse über 
sechzig vÖlhg von einander getrennte uujd weit entfern- 
te Drüsen, die mehr oder wem'ger regelmäfsig iiJ 
zwei Reihen stehen, von denen die äufsere, dem Darm 
nähere, aus weit kleinem, aber zahlreichem als die in- 
nere besteht, welche sich in der Gekröswurzel befin- 
det. Am Dickdarm finden sich in einer Keihe ungefalu* 
zwanzig. 

Nach meinen Unteijsuchungen sind die Gekrösdrii- 
s&a. bei den Cetaceen am stäi^ksten, bei den Nagern 
am schwächsten entwickelt, bei den Affen und dem 
Menschen am meisten von einander getrennt* 



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