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i^l'lfl'2^
^nxbava College ^tbrarg
THE GllfT OP
STEPHEN SALISBURY,
OF WORCESTER, MASS.
(OlBH of 101T.I
7 Mau ^ix'^i.
o
q:
TACITUS'
G E R M A N I A.
ERELlRT
VON
U. ZEBNIAL.
MIT EINER KARTE VON H. KIEPERT.
*,
BEBLIN,
WEIDMANNSCHE BDOHHANDLUNG.
1890.
<£^l'4?l-
^'
VOfiWORT.
Der Haupt- und Sauppeschen Sammlung vod griecbiscben
und lateiniscben Klassiker-Ausgaben feblte bisber eine solcbe
YOD Tacitus'GermaDia. Die Herau$gabe einer so bedeutenden
Scbrift zu ttbernebmen konnte eiDen Freund des Tacitus wie
des deutscben Altertumes nur locken, docb mufste er der
grofsen Scbwierigkeiten bei derselben sicb wobl bewufst sein,
an welcbe niemals jemand dringender gemabnt bat als der eine
GrtlDder dieser Sammlung, wenn er ftlr die Kritik der Germania
den Hauptgrundsatz aufstellte: „Von der Ermittelung des Ver-
sUndnisses ist metbodisch zu trennen die ganz verscbiedene
Frage, ob das, was Tacitus erzdblt, ricbtig ist.^
Icb boffe wenigstens nicbt, dafs man mir vorwerfen wird
etwas von dem, was die Litteratur an Wicbtigem fttr das sacb-
liche wie sprachiicbe Versldndnis dieses „libelius aureus^S wie
es der erste Herausgeber bekanntlicb benannte, in frQberen
Oder den ietzten Jabren zu Tage gefdrdert bat, unberQcksicb-
tigt gelassen zu baben. RObs' ausfObriiche Erlduterungen zur
Germania, Job. v. Gruber, tiber Plan und Zweck der Germania
(v. d. Hagen Germania. 1839), Zacbers eingebender Kommentar
in Erscb und Grubers Encyklopadie (Sect. 1. P. 61. p. 211
— 388 u. d. W. Germania), Scberers Recension von Baumstarks
verscbiedenen Ausgaben der Germania im Anzeiger fttr deut-
scbes Altertum. IV, 97. ff und Asbacbs ^Cornelius Tacitus^ in
Raumers bistoriscbem Tascbenbuche, 1886. S. 57 ff. baben sorg-
faltige Beacbtung gefunden. Von besonderem Werte waren
mir ferner M. Haupts Obersetzung der ersten secbzehn Kapitel
der Germania (abgedruckt in der Berliner philol. Wocbenscbrift.
1886. Nr. 33 u. 34. S. 1034 ff. u. 1066 ff.); sodann der zweite
Band von Mttllenboffs deutscher Altertumskunde, dessen grofs-
artige Auffassung, verbunden mit grttndbcber Wissenscbaftlich-
keit, mir einen vorzQglichen Anbalt fUr die ErklSirung vieler
Stellen gewdbrt bal. Auch die eben erschienene fttnfte Auf-
lage von Schweizer-Sidlers Germania ist mir fttr die sachliche
Erklarung von gleicbem Nutzen gewesen wie die frttheren. —
IV VORWORT.
Far die Beobacbtuog und BeurteiluDg des Taciteischen Sprach*
gebraucbes waren for micb von grdfster Bedeutuog das Gerber-
Greefscbe Lexikon, soweit es vollendet ist, A. Eufsners Bericht
tlber Deuere Litteratur zu Tacilus' Germania in den Blattera
far das Bayeriscbe Gymnasialscbulwesen, Jabrg. XXII, S. 120fr.,
der aucb far die Einleitung eiDflufsreicb geworden ist, und
die Ausgabe von Job. MtMfer, welebe durcb Heranzieben von
bisber weniger beacbteten ScbriftsteUern einen erweiterten Ge-
siebtspunkt far die Eritik vertritt.
Aucb Mommsens Bericb't in der' Berlitrer Akademie der
Wissenscbaft^n, 21. Jannar 1886 (IV. S. 40^46) ist mir nicht
entgangen, ab^r seiner Ansicbt Ober die Etatstebnng der Ger-
mania micb an^Kuschlrefsen und den von ibm empfohleneti Titel
de arigine et mt>ribu8 Germanoruin anzunebmen, dazu konnte
icb mich nicbt biBwegen lassen. Eber wUrde icb' mit' Jordan
(Quaestiones criticae. Regimontfi. 1886) nacb den codd. Va-
ticanis 1862 u. 1518 sowie dem- Neapolitanus de arigiii$ et situ
Germanorum als geeigneten Titel anseben, da aber unbedingte
Sicberbeit Ober d^n Titel tlberhaupt nicbt berrscbt und in
dieser Hinsicbt auf die Handscbriften nicbt viel zu geben ist,
so babe icb mit Halm einfacb gescbrieben : de Germania liber.
Die dieser Ausgabe beigegebene Kart6 ist von Herrn Prof.
H. Kiepert entworfen, dem icb biermit meinen aufricbtigen
Dank fUr dieselbe gern aussprecbe. Zu grunde gelegt ist der-
selben Tafi^l U der Mallenboffscben Altertumskunde, Bd. 2, nur
ist die Ausdebnung nacb Osten mebr bescbr^nkt, nacb Westen
mehr erweitert.
Icb sprecbe aufserdem den w^rmsten Dank aus meinem
Koliegen G.Andre sen zu Berlin, durcb dessen persdnlicbes
Interesse fUr den Tacitus und durcb dessen sicberen Bat
mir mancbe far ddn Text wie ftir denKommentar wicbtige
Bemei^kung zu teil gew6rden ist; fern^r aucb Herrn Prof.
A. Eufsner zu Wttrzburg, mit welcbem icb namentlicb in
betreff der Anlage der Arbeit und in bezug auf einzelne Stellen
in briefKchem Verkebi*e gestanden babe, und der micb eben-
falls mit Wissen und Rat treu unterstAtzt bat.
Berlin, 1. Januar 1890.
U. Zernial.
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rber-
ricfil
(era
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fe-
EINLEITUNG.
Der rOmische Kaiser Domitian kam aufden Thron 81 n.Chr.
UDd ward ermordet 96; ihm folgte auf 2 Jahre INerva, und daDD
regierte bis 117 Trajan, bis 138 Hadrian. In diesen Zeitraum
fallt die schriftstellerische Thatigkeit des grofsen Geschichtschrei-
bers Cornelius Tacitus. Aber nur wenige Einzelheiten,
die seine PersOnlicbkeit und sein Leben betreffen, kennen wir
unbedingt sicher. Uusicher ist sein Vorname ; nur wahrschein-
lich ist es, dafs er im Jabre 54 geboren ist und einer ritterlichen
Familie entstammt. Seine Jugend fallt in die Regierungszeit
Vespasians, und Aufserungen des Tacitus selberwie des jiingeren
Plinius, seines Freundes, lassen darilber keinen Zweifel, dafs
er die Rechte und die Beredsamkeit mit Eifer studiert hat, urn
den Weg zu den hOchsten politischen Amtern sicb zu bahnen;
auch beweist der wahrscheinlich bald nach 80 erscbienene d i a -
logusdeoratoribus, die ErstlingsschrifL des Tacitus, einer*
seits das grofse Interesse fUr die rednerischen Studien, denen er
im Verkehre mit bedeutenden M^nnern oblag, anderseits ISlfst
uns diese Scbrift in seinen Bildungsgang einen klaren Einblick
gewinnen, indem far seine ersten rednerischen Studien die
gewandte Sprache Ciceros als Grundlage und Ausgangspunkt
erscheint, aber auch der besondere Geschmack seiner Zeit zu
seinem Rechte kommt, bis dann in den dem dialogus spSiter
folgenden Schriften immer mehr die EigentQmlichkeiten des
Stiles sich entwickeln, durch welche derselbe schliefslich in
seiner Art einzig dasteht.
Zwischen der ersten und zweiten Scbrift des Tacitus liegt
eine Pause von etwa 17 Jahren. Er war inzwischen ein ange-
sehener Rechtsanwalt und auch der Schwiegersohn des Konsuls
Gn. JuHus Agricola geworden, der im Jahre 77 den Statthalter-
posten von Britannien antral. W£[hrend der siebenjahrigen Ab-
wesenheit desselben bekleidete Tacitus die QuSlstur, die Adilitat
Oder das Tribunat, die PrStur und ward auch in den Senatoren-
stand sowie in das Kollegium der XVviri aufgenommen, denen die
Sorge for die Sibyllinischen BUcher anvertraut war. Nach der
Tacitus' Germania. 1
2 EINLEITUN6.
ROckkebr des Agricola, dem die geschickte friedfertige Behand-
lung der ProviDZ BritaDoien von Domitian so wenig gelohnt
wurde, dafs er sich ins Privatleben zurQckzog, hat Tacitus wahr-
scheinlich im Jabre 90 auf vier Jahre Rom verlassen, um als^
Legal eine Legion am Niederrheine zii befehligen oder die
kaiserliche Provinz Belgica zu verwalten. In diese Abwesen-
beit von Rom fallt der Tod des Agricola (93), und im Jabre 94
ist Tacitus nach Rom zurttckgekebrt, um zunSlchst dem dfifent-
lichen Leben fernzubleiben , nach Domitians Ermordung aber
und der mit dessen Tode endenden Scbreckenszeit am Staats-
leben sich wieder zu beteiligen. Unter Nerva bekleidete er im
Jahre 98 das Konsulat und zu Anfange desselben Jahres liefs
er die Biograpbie des Agricola erscbeinen, in welcber er den
unbestrittenen Verdiensten seines Scbwiegervaters ein monu-
mentum aere perennius setzt: sie werden bleiben „in animis.
hominum, in aeternitate temporum, in fama rerum^.
Am Ende des dritten Kapitels des Agricola weist nun Tacitus
auf seine spflteren grOfseren bistorischen Schriften, zunflcbst die
Historien mit den Worten bin, dafs es ibn nicbt verdriefsen solle
ein Denkmal der frUberen Knecbtscbaft und ein Zeugnis de&
gegenwdrtigen GlQckes zu verfassen. Indes, ebe er an dieses
grOfsere Werk Hand anlegte, sollte aufser dem Agricola noch eine
andere Scbrift und zwar durcb die augenblicklicben politiscben
VerbdUnisse in Rom ins Leben gerufen werden. Der gute, milde
Kaiser Nerva starb am 27. Januar 98, und sein Adoptivsohn
Trajan war berufen den Tbron zu besleigen. Dieser aber be-
fand sich nicbt in Rom, sondern in Germanien als Legat, we
es tlberall gait die deutschen Grenzen zu sicbern und den seit
84 und 93 n. Chr. mebrfach aufgeregten deutschen Stdmmen
nachdrQcklicb entgegenzutreten. Auch nach der durcb seinen
Vetter Hadrian ibm tlberbracbten Kunde von Nervas Tode unter-
brach der neue Kaiser seine bOcbst wichtige defensive Tb£ilig-
keit durcbaus nicbt. Sein Ziel war bauptsdchlich darauf ge-
richtet in den sicheren Besitz des Grcnzlandes sich zu setzen und
so die von Domitian begonnene Belestigung der neuen Grenz-
linie weiter durchzufubren, bei welcber der nOrdlicbe Teil der
Verscbanzungen von der unteren Lahn bis zum Main und weiter
stldlicb ausgefobrt, ein nambafter Teil der Gebirge im stldwest-
lichen Deutscbland schon in den Bereich dieser Schanzen ge-
zogen und die Linie bestimmt worden war, welche sp^ter die
seit der Claudianiscben Zeit starker besetzte obere Donau mit
ihren Festungen erreicben sollte. Und noch andere SchOpfungen
EINLEITCNG. 3
kamen binzu: erweitert wurde der keltische Platz LupoduDum,
das beutige Ladenburg am Neckar, der spdter als rOmiscbe
Stadt den Namen Civitas Ulpia erhielt; angesiedelt wurde bei
den Scbwarzwaldthermen Aquae Aureliae, das beutige Baden-
Baden; angelegt wurde ferner eine neue starke Festung am
Niederrbeine an Stelle des von dem Bataver Julius Civilis zer-
stdrten Castra Vetera, die spdter Colonia Trajana biek und
eine rOmiscbe Meile unterbalb der Ruinen des alten Vetera
lag, wShrend das eigentlicbe Kastell ndrdlich von dem jetzigen
Xanten auf beiden Seiten der Strafse nacb Rleve stand ; endlicb
wurde im Winter 98/99 eine Rekognoscierungsreise nacb den
DonaulSlndern unternommen, urn die Verbindung zwiscben Ger-
manien und diesen Provinzen sicber zu stellen. Von bier aus
hielt denn Trajan aucb seinen Einzug in Rom, wo man ibn
mit Sebnsucht erwartete, im Spdtsommer oder Herbsle 99, also
mindestens IV2 Jabr nacb dem Tode Nervas.
Er wurde mit lautem Jubel begrQfst. Denn die grofse Mebr-
zabl wQnscbte den neuen Kaiser nun endlicb in der Hauptstadt
selber an der Spitze der Staatsverwaltung zu seben, weil sie von
seinem klaren und scbarfen Verstande, seiner Gewandtbeit und
seinem praktiscben Takte, seiner ecbt fQrstlichen Milde, seiner
strengen Recbtsliebe und seinem redlicben Woblwollen den bal-
digen Sieg Uber die scblimmen Scbaden der Domitianiscben Re-
gierung namentlicb auf dem Gebiete des wirtscbafllicben Lebens
zuversicbtlicb erwartete. Einsicbtigere aber batten an Trajans
Erscbeinen wie Handeln aucb nocb ein tieferes Interesse.
Tacitus, der selber als Offizier am Rbeine tbfltig gewesen war,
batte damit aucb mebr als viele andere die von den germaniscben
Stflmmen drohende Gefabr durcbscbaut und so zun&cbst als
praktischer Soldat die Wicbtigkeit der Vollendung der festen Or-
ganisation des recbtsrbeiniscben Landes erkannt, zugleicb aber
sab er als klarer Politiker das Verbangnis des rOmischen Staates
eben von Norden ber ndber rtlcken (vgl. G. c. 33) und den Ver-
fall des Reicbes unabwendbar sich vollzieben: tam diu, sagt
er c. 37, Germania vincitur, aber ein Abscblufs des Besiegens
war nicht zu seben. Far ibn wie Gleicbgesinnte und Gleicb-
gebildete war demnacb jene Organisation, die der tbatkrdftige
Trajan vornabm, das bOcbste Interesse des Tages, aber Tacitus
woUte aucb weitere Kreise auf die bobe Bcdeutsamkeit von des
Kaisers Handeln binweisen^), und darum scbrieb er die Ger-
1) Mommsen, Ber. der Berliner Akad. der Wiss. 1886. IV. S. 40 ff.
1*
4 EINLEITUNG.
mania, welche entweder im Winter 98/99 oder zu Anfang 99,
ohne Zweifel vor Trajans Ankunft in Rom erschien und die
wir demnach als ein Stuck Tageslitteratur hdherer Art zu be-
tracbten baben, das, schnell und gleicbzeitig mit den Ereignissen
selber verOffentlicbt, das rdmiscbe Publikum tlber das Wicbtigste
belehren und aufl(l£(ren sollte, wie es Monograpbieen aller Art
beutigen Tages auch bei uns tbunJ)
Es ist nicbt unwabrscheinlicb, dafs der Zweck der Abhand-
lung ursprQnglicb ein anderer gewesen ist. Von den Historien,
auf welche Tacitus, wie oben erw£ibnt, binweist, spielt ein be-
trfilchtlicber Teil auf dem Boden Germaniens. Wenn nun damals
manche rOmiscbe Schriftsteller wie ihre griecbiscben Vorbilder
oft mit der eigentlicben Erz£(blung nur lose oder gar nicbt ver-
kntlpfte geograpbiscbe Abschnitte in ibre bistorischen Schriften
einscboben, wie Sallust der Abhandlung tlber den jugurlbini-
schen Krieg einen Exkurs (Iber Afrika, wie Tacitus selber dem
Agricola einen solcben (Iber Britannien einfQgt und sogar im
5. Buchc der Historien einige Kapitel der Beschreibung Judaeas
widmete, so batte ja Tacitus auch Uber Germanien einen Ab-
scbnitt in die Historien einscbalten kdnnen, aber er bandelte
in diesem Falle anders. Das Interesse der Rdmer im allgemeinen
war ohne Zweifel fUr die nahe wobnenden Germanen grOfser
als fttr die entfernteren Britannier und ^uden, namentlich aber
das des Tacitus selber, der in seiner Stellung, welche es auch
gewesen sein mag, Germaniens Land und Leute nSiher kennen
gelernt bat, mag er nun den Boden des Landes wirklicb selber
betreten baben und so ein Augenzeuge oder nur ein vierjahriger
Beobachter von jenseits des Rheines gewesen sein. Schon hier-
durch wuchs auch die FttUe des Stofifes, welche dem Schrift-
steller zu Gebote stand, aber in dieser Beziehung kam nocb
ein anderer wesentlicher Punkt hinzu. Tacitus batte ganz neue
Nacbricbten *) (Iber die Volker des Nordens erbalten und nament-
lich Uber die drei g;*ofsen Ostlichen und ndrdlichen Nacbbar-
stamme der Germanen, von denen selbst Plinius nocb niemand
als die Venedi oder Venedae zu nennen wufste. Diese Nach-
richten batte er aus dem Munde kundiger Germanen gewonnen,
von denen zu erfabren um so leichter war, als der direkte
Bernsteinhandel zwischen der samUndischen KUste und Rom
seit der 2. Halfte des 1. Jabrbunderts n. Chr. ins Leben gerufen
1) Eafsner, Blatter fQr das bayer. Gymnasialschalw. XXII. S. 126 f.
2) Mallenhoff, deut. Altertumsk. II. S. 4.
EINLEITDNG. . j5
war und seitdem immer stetiger betrieben wurde. Lenkte nun
diese Kunde den Blick der ROmer in bis dahin kaum ge-
ahnte Fernen, so war es dem Tacitus sogar mOglich das ger-
maniscbe Land als gleichsam unbegrenzt und ins Unendliche
ausgedehnt darzustellen, solange die theoretische oder wissen-
schaftliche Einsicht in alien etbnologischen Fragen noch eine
so unvoUkommene war wie damals in Rom, wo vor allem die
Sprache der Volker far die Unterscheidung und Bestimmung
der Nationalitdten und ibrer Verzweigungen sowie der daraus
far die Forschung sich ergebende metbodische Grundsatz nocb
nicbt in ibrer Wicbtigkeit erkannt waren. Und so verfuhr er
denn auch. Er verOffenllichte eine eingehende Studie aber
Germanien und konnte dies selbstverst^ndlicb nur darum so
rasch und plOtzlich ausfabren, wie wir uns denken, weil er
Vorstudien zu der Arbeit gemacbt und den Stoff voUstandig
gesammelt und wohl geordnet hatte, welcben er nun, durch die
augenblicklichen politiscben VerbftUnisse gedrangt, blofs nocb
zu einem zusammenbdngenden Ganzen abzurunden braucbte.
Dann aber flossen eben um dieser politiscben Situation willen
aus der Feder des von glahendem Patriotismus erfuUten Ge-
schicbtschreibers in die geographisch-ethnograpbische Abband-
lung aucb Gedanken von bestimmter politiscber Tendenz und
zwar um so leicbter und natarlicber in dem augenblicklicbcn
Zeitpunkte, wo Roms Blicke durcb dieTbdtigkeit des Kaisers nach
Germanien gericbtet waren : da gait eszunSichst dasgespannte
Publikum sowohl aber den neuen, nicbt ungef^brlichen Gegner
sowie Uber die bis dabin unbekannten, neuen Kriegsschau-
platze aufzuklaren und namentlicb aucb durcb die Scbilderung
eines weitbin sich erstreckenden Landes seinen rOmiscben Zeit-
genossen, die in arglosem Leicbtsinne dahinleblen, ein Memento
zuzurufen. Um dieser oberfldchlicben Menscben wegen trieb
ibn auch die eigene „hochsittlicbe und aber die politiscben und
moraliscben Gebrechen seines Volkes trauernde Natur zu aus-
gesprocbenen oder stummen Parallelen zwiscben Rom und Ger-
mania, bSufig auch zu Kritiken des rOmiscben Wesens oder
Unwesens^, deren im 1. geographiscb-etbischen Teile innerbalb
der Kapitel 6 — 27 22 sich be6nden/) Sodann mufste auch
1) e* 6* nulla cultus iactatio, — c. 7. nee illae (matres et conioges
GermaDorom) numerare aut exigere plagas pavent — o« 8. (feminas)
complures alias Tenerati sunt, noo adulatione nee tamquam facerent
deas. — 6* 9* nee cohibere parietibus deos neque in nUam hutnani oris
speeiem assimulare ex magnitudine caelestium arbitrantur. — 0. 10. illud
6 EINLEITUNG.
die ganze Thatigkeit und das ganze Auftreten Trajans fiber-
haupt einen warmen VaterlaDdsfreuDd wie Tacitus mil neuer
Hoffnung und mit persOolicber Verehrung erfOlleD, und wenn
er demnach die Unermefslicbkeit der germanischen Lender einer-
seits, anderseits die TOcbtigkeit der Germanen selber in mancher
Beziehung den Landsleuten vor Augen stellte, so recbtfertigte
er zugleich die Politik Trajans, welcbe aus Scbeu vor der Offen-
sive gegen die zahllosen Heerscbaren der unermefslicben Lander
mit einer Grenzregulierung sicb begntlgte, ja diese dem An-
griffskriege vorzuzieben unbedingt sicb verpflichtet erachtete.
Wenn es im vorstebenden gelungen ist die Entstebung
der Taciteiscben Germania zu begrUnden und sie als eine der
Bescbreibung Germaniens gewidmete Monograpbie binzustellen,
welcbe politiscber BeweggrQnde balber von den Historien ab-
gesondert und diesen selbst vorausgescbickt wurde, so darf
weiterbin nicbt tiberseben werden, erstens dafs eine solche
Monograpbie im Altertume nicbt weiter existiert, diese Germania
somit eine in ibrer Erscbeinung einzige Scbrift ist; sodann
dafs Tacitus bei der Bearbeitung dieses StofTes auf einem anderen
Boden sicb bewegt als in seinen tlbrigen, der Hauptsacbe nacb
rein gescbichtlicben Werken und so die Quell en for den In-
halt seiner Scbrift ebenso wie die Vorbilder far seine Form
eine besondere Berilcksicbtigung erfordern: Tacitus bewabrt
seine Originalitflt im Denken wie im Forscben, im Stile und in der
Komposition, aber er bat aucb aus mannigfacben Quellen seinen
etiam hie notum avium voces volatusque interrogare. — e* 16. qaaedam
loca diligentias illinunt terra ita pura ac splendente, ut picturam ac
lineamenta colorum imitetur. — c« 18t severa illic matrimonia. —
€• 18* doteiD non uxor marito, sed uxori maritus offert. — e* 18» munera
probant non ad deUciat muUebres quaesita. — 6« 19. UtUrarum seereta
viri pariter ac feminae ignorant. — e« 19. nemo illic viHa ridet nee
corrumpi et corrumpere taeculum vocatar. — e- 19* plus ibi honi mores
valent quam alibi honae leges, — c. 20* nee ancillis aot nutricihiu (infantes)
delegantor. — Ot 20. nullum testamentum, — e* 20. nee ulla orhitatis
pretia. — c. 22. gens non astuta nee callida aperit adhuc seereta pectoris
licentia ioci. — e« 23. sine apparatu, sine blandimentis expellunt famem.
— c. 24t genus spectaculorum unum atqae in omni coetu idem, —
e* 25. verberare servum ac vinculis et opere coercere rarum. — c. 26*
faenus agilare et in usuras extendere ignotum. — €# 27. funerum
nulla ambitio, — e* 27* feminis lugere honestum, viris meminisse.
Aufserdem spielt auf rdmische Yerhaltnisse an e. 46 : beatius arbitrantur
(Fenni) quam ingemere agris, inlaborare domibus, soas alienasque for-
tunas spe metuque versare: securi adversus homines, securi adversus
deo8 rem difficillimaro adsecuti sunt, ut illis ne voto quidem opus esset.
EINLEITDNG. 7
Stoff geschOpft, und er ist auch ein Kind seiner Zeit, in deren
allgemeinen Gedanken and Lebensanscbauungen er lebt, deren
Vorbilder ftlr ibn gelten, und deren Stil mit seinen gesteigerten
AnsprUcben und Manieren den seinigen nicht unbertthrt lafst.
1. Zu den allgemeinen Gedanken, welcbe einereflek-
tierende nacb Effekten und Pointen hascbende Zeit erzeugen
mochte, und mit denen sie dann aucb ihre Litteraturerzeug-
nisse zu scbmUcken liebte'), zdhle icb in der Germania: c. 5.
argentum et aurum propitiine an irati di negaverint dubito;
c. 9. deorum nominibus appellant secretum illud, quod sola
reverentia vident; c. 12. diversitas supplicii illuc respicit tam-
quam scelera ostendi oporteat, dum puniuntur, flagitia abscon-
di; c. 19. nee corrumpere et corrumpi saeculum vocatur und
plus ibi boni mores valent quam alibi bonae leges; c. 20. nee
ulla orbitatis pretia; c. 22. deliberant, dum fingere nesciunt,
constituunt, dum errare non possunt; c. 23. baud minus fa-
cile vitiis quam armis vincentur; c. 27. feminis lugere hones-
tum est, viris meminisse ; c. 30. fortunam inter dubia, virtutem
inter certa numerare und velocitas iusta formidinem, cunctatio
propior constantiae est; c. 31. seque tum demum pretia nas-
cendi rettulisse dignosque patria ac parentibus ferunt; c. 37.
tarn diu Germania vincitur; c. 40. arcanus bine terror sane-
taque ignprantia, quid sit illud, quod tan tum perituri vident;
c. 43. primi in omnibus proeliis oculi vincuntur; c. 44. non
modo a libertate, sed etiam a servitute degenerant; c. 46.
rem difScillimam adsecuti sunt, ut illis ne voto quidem opus
esset. Von diesen Stellen sind secbs vorher auch zu den Pa-
rallelen zwischen Rom und Germanien gerechnet worden; eben-
falls zu sechs — c. 9; c 19; c. 20; c. 23; c. 27 und c.
46 — sind im Kommentare ahnliche aUgemeine Gedanken und
zwar drei aus Seneca, drei aus Justin, je eine aus Plinius und
Uoraz als Parallelen daneben gestellt; im ttbrigen aber ist auch
das beachtenswert, dafs Tacitus, bestrebt einen bestimmten^
ktlrzer oder linger behandelten Gegenstand in einer ganz be-
sonders rhetoriscben Form abzuschliefsen , unter diesen sieb-
zehn Stellen elf (dem Sinne nach auch c. 27 und 46) als
wichtige Gedanken von allgemeinem Interesse dafUr auswfthlt.
1) Mommsen geht zn weit, wenn er (B. G. V. 154) too einer schil-
lemden und in der Gedaokenschablone des sinkenden Altertumes be-
fangenen, die entscheidenden Momente oft verschweigenden Darstellang
in der Germania spricht.
6 EINLEITUNG.
2. Unter deo Vorbildero fQr die Form sioddiesti-
listischen von den phraseologischen zu untersclieideo.
Wie Cilsar bei seinem gallischen Kriege den Leser ohoe Ein-
leituog sofort in medias res fllhrt, begiont auch Tacitus sofort
mit der Sacbe selber und bedieot sich sogar desselben Wort-
lautes wie der summus auctorum divus lulius (c. 28), dort
Gallia J bier Germania omnts. Der kurze, plotzliche Schlufs der
Scbrift bingegen ist nacb Sallust gebilJet, den er ann. Ill,
30, 6 einen renim Romanarum florentissimum auctorem nennt.
Dieser scbliefst Cat. 19, 6 den Bericbt Qber Pisos Tod mit den
Worten: Nos earn rein iii lAedio relihquemus. De superiors
coniuratione satis dictum, und wie diese so baben aucb andere
Scblufsformeln , so Cat. 22, 4 ea[ res pro magnitudinejpiarum
comperta est und Jug. 19, 8 de Africa satis dictum auf Tacitus
c. 27 und 46 eingewirkt; aucb expedire brauchen beide Schritt-
steller bei der propositio tb^matis Jug. 5, 3 und c. 2!7; ygl.
aucb Vergil Aen. 11, 314 und Mela, prooein. 2. — Im Qbrigen
sind im kommeiitare aus C d s a r noch 3 , aus Sallust
(f 35 vor Cbr.) iiocb 23 ^tellen citiert, in denen Pbrasen
Oder einzelne Ausdrttcke oder Konstruktionen an „den
ersten Kubstler in Roins Historiographies erinnern,. der ibm
scbon deshalb ein bocbgeschdtztes, Vorbild *) war, weil derselbe
seiiien StofT „in ein ecbt altrOmiscbes, dem Inbalte wohlsteben-
des Gewand gekleidet batte'^, und weil er Nacbbildungeii aus
der Darstellung desselben dein Cbarakter der eigenen Geschicht-
scbreibung fQr angemessen eracbtete.') Insbesondere war Sal-
lusts Scbilderung des Scbwarzen Meeres, de situ Pontico, im
Alterlume berOhmt, mit welcbe;: er bei den KSimpfen zwiscben
den ROmern und dem Ktfnige Miibridates die Macbt und Hilfs-
mittel des letzteren zeigen wollte. Da nun aber aucb zwei
Stellen in den Fragmenteh von Sallusts Historien bezeugen,
dafs derselbe von den Gerinanen gehandelt bat: 18 (III, 57,
Eritz) Germani cetera intectum renonibus corpus tegunt und
19 (lit, 58) vestes de pellibus renones vocantur, Stellen, welcbe
unzweifelbaft an G. 17, 2 cetera ihtecti und 17, 4 gerunt
et ferarum pelles erinnern, so ist um so tnebr anzunehmen.
1) Vgl. Schdnfeld, de Taciti studiis Sallustianis. Leipzig, 1884.
2) Vffl. Wiedemann und Manitius, Forschungen zur deutschen Ge-
schichte IV, 171 if. und XXII, 417 ff., wo auch die Ahnlichkeit des Aus-
druckes zwischen Tacitus' Germania und Vergils Georgica so wie zwischen
ihr und Horaz' carm. Ill, 24 nachgewiesen wird.
EINLEITUNG. 9
dafs Sallusts Darstellung far Tacitus das Hauptvorbild gewesen
ist, und dafs er der tlberlieferutig desselben auch der Form nach
sich anzuschliefsen liebt. — Aber atich anderen Schriftstellern
folgt er als seinen Quelled im Wortlaute und in der ganzen
Slufseren Passiing. Ei^ sind daher auch noch fblgeiide Stellen
in bezug auf die Abhlichkeit der Form angefUhrt worden aus
frOberen oder gleichzeitigen Schriftstellern: aus VergiP) (f 19
V. Chr.) 15, aus Ovid (f 17 n. Ctr.) 8, aus lloraz (f 8 n. Chr.)
7, aus Livius*) (t 17 n. Chr.) 23, aiis Justin historiae
phijippica6, nach Pompeius Trogus (zur Zeit des Augustus) 1,
aiis CurtiusRufiis de gestis Aleiandri Magni^), (unter Clau-
ditis) 2, aus L. Ann^eusSenecas philosophischen Schriften
und Briefed (f 65 n. Chr.) 3, aus des alter en Plinius Natur-
g^eschichte (f 79 n. Chi*.) 10, aus des jUngereh Plinius
Briefed und Panegyriciis (f 113 n. Chr.) 5; aus des Pompo-
niusMelade chorographia (um 40 n.. Chr.) 14; far besondere
AusdrQcke sind aus Cicero 8, aiis Sue tons yitae, verfalst
120 n. Chr., 7 Beispiele citiert.
3. Unter den Q u e 1 1 e n , welche Tacitus benutzt hat, stehen
im Vordergrunde Cdsar, Mela und der Siltere Plinius. So wenig
Cdsar und Tacitus in der pbraseologischen Form des Ausdruckes
sich berUhren, so zahlreich sind die Hinweise auf das, was der
grbfse VorgSlnger tlber die Cermanen geaufsert hatte: 39 Paral-
lelstellen sind far den Inhalt der Germania aus Cdsar citiert,
aber es wird nicht ohne Interesse sein den Wortlaut von einigen
derselben miit den Worten des Tacitus zu vergleichen, denn so
sind wir im stande die eigenen Studien des letzteren zu er-
kennen und zu sehen, in welcher Weise er Fremdes sich an-
geeignet hat. Casar kannte selbstverstandiich die GaUier und
ihre Sitten genauer als die der Gernianen; von diesen kannte
er eigentlich wieder nur die id unsteter Wanderung begriffenen
Scharen des Aridvist, und er woUte endlich keine Monographie
tlber die Germanen schreiben, denen er nur 4 Kapitel widmet,
wabrend die gallischen Sitten in 10 geschildert werden. Der
erste charakteristische Unterschied demnach, v^elcher bei dem
1) H. Schmaus, Tacitus ein Nachahmer Vergils. Bamberg, 1887.
2} Manches Ricbtige, wenn auch wenig Neues findet man in der
Konigsberger Diss. 1888 : Petzke, dicendi genus Tacitinum quatenus dif-
ferat a Liviano.
3) Walter, Studien zu Tacitus und Gurtius. Progr. v. Munchen.
1886/87.
10 EINLEITUNG.
Vergleiche beider Berichte eotgegentritt, ist der grOfserer Ge-
nauigkeit und Vielseitigkeit. Druiden haben die GermaoeD aller-
diogs nicht gebabt (C. b. g. VI, 21,1), d.h. keinen gescblossenen
PriesterstaDd, dennoch haben Priester und PriesterinDen bei
ihnen grofseD Einflufs gebabt nach T. G.8, 6ff.; 10, 5 und 11, 10.
— Wenn C. VI, 21, 1 sagt: neque sacrificiis student, so hat er
unbedingt Recbt, denn ein Opferdienst wie in Rom war bei den
Germanen unbekannt, T. aber spricht ein gauzes Kapitel (10)
hindurch yon den yerscbiedenen Auspicien, und dafs Opfer,
selbst Menschenopfer yorkommen, beweist der Anfang yon c. 9
und 39. — Nach C. VI, 21, 2 yerehren die Germanen nur solche
Wesen als Gotter, welche sie sehen und durch deren Krdfte
sie offenkundig unterstUtzt werden, die Sonne, das Feuer und
den Mond, so dafs sie also einen blofsen Naturdienst in der
Personifikation jener Krdfte haben wOrden. Tacitus' Bericht-
erstatter aber haben ihm yon so bestimmten gOttlichen Wesen
erzilhlt, dafs er sie (c. 9) dem Merkur, dem Herkules und dem
Mars yergleicht, auch yon der Isis spricht und es fQr nOtig
halt Gotterbilder for sie zu leugnen, hingegen eine geheim-
nisyolle Gotteryerehrung in Hainen und auf Waldtriften anzu-
nehmen; yon Gottern spricht er, wenn er auch wie natUrlich
ihre germanischen Namen nicht kennt undnennt, auch 2, 14;
7, 6, 39, 10 und yor allem 40 10 und 15. — Was C. VI, 21, 4
mit den Worten bezeichnet: qui diutissime impuberes perman-
serunt, maximam inter suos ferunt laudem, fQhrt T. eingehender
aus in dem Urteile ttber die Strenge der Ehe (seyera illic
matrimonia, 18 in.), Uber die ernste AufTassung derselben mit
ihren einfachen, an die harten Aufgaben des Lebens mahnen-
den Geschenken (18 bis zum Ende), Ober die Reinheit der
Sitten (19), und wenn C. nach jenen Worten fortf^hrt: hoc
alt siaturam, alt vires nervosque confirmari putant, so schildert
T. c. 20 die Folge des unyerdorbenen Lebens, indem er das-
selbe mit den Worten beginnt: in omni domo nudi ac sor-
didi in hos artus, in haec corpora, quae miramur, excrescunt,
urn daran noch einige Bemerkungen Qber Erziehung und Fa-
milienleben zu knQpfen. — Gelegentlich der kraftigen Korper
der Germanen erwilhnt C. (VI, 21, 5), dafs sie sowohl ohne
Unterschied des Geschlechtes im offenen Flusse baden, als
auch dafs sie pelhbus aut panris rhenonum tegimentis utuntur
magna corporis parte nuda, und zwar bezeichnet er diese Stoffe
als einzige KleidungsstQcke aller ohne Unterschied. T. knttpft
an das Schlufswort yon 17 in bezug auf die Frauen und ihre
EINLEITUNG. 11
KleiduDg: sed et proxima pars pectoris patet jene oben er-
wfthnten Besprechungen von c. 18, 19 und 20, widmet aber
im tIbngeD vorher das gaoze c. 17 der Kleidung und spricht
dabei von einem sagum als der Bedeckung aller, von besonders
hervorragenden GewSindern der Reicheren, auch von Fellen,
vergifst nicht, dafs sie aufser dem sagum cetera intecti totos
dies iuxta focum atque ignem agunt und verbindet mit der Er-
zSihlung von dem Baden einen Bericht von ihrem geselligen
Verkehre und ibrer Freude an Gelagen. Im Anscblusse hieran
werden in dem ganzen Kapitel 23 bei T. Getrdnke und Speisen
besprochen, die CSisar (22, 1) in einer Zeile erledigt. T. Isifst
es sowohl in 22 wie 23 sich nicht entgehen an die Gewohn-
heiten der Germanen charakteristische ZOge nach der guten
wie schlechten Seite bin anzukntkpfen: er sucht und findet Qber-
all ein ethisches Moment. — Wenn C. Vi, 23, 9 in den Worten:
hospitem violare fas non putant: qui quaque de causa ad eos
venerunt, ab iniuria prohibent, sanctos habent, bisque omnium
domus patent victusque cbmmunicatur, so betont auch er hier
ein sittliches Moment, das der Heiligkeit und Unverletzlichkeit;
T. charakterisiert die Stellung des Wirtes zum Gaste in mehr
als einem halben Kapitel, doch tritt die Heiligkeit des Gastes
for ihn weniger in den Vordergrund — er sagt nur: quem-
cumque mortalium arcere tecto nefas habetur — als die un-
begrenzte Freigebigkeit. — So fassen zwei grofse Schrift-
steller des Altertumes bei einer schOnen Tugend unserer Vor-
fahren zwei verschiedene Gesicbtspunkte ins Auge, erkannt
wird aber sein (Iberhaupt durch den Vergleich dieser wenn auch
kleinen Anzahl von Worten des Cdsar und des Tacitus, was
erkannt werden soUte, dafs letzterer die ihm zu Gebote stehen-
den Quellen mit Sorgfalt und Eifer benutzt hat, aber auch
an eigener Arbeit es nicht hat fehlen lassen, um nach MOg-
lichkeit Uber seinen Stoff die Wahrheit zu ergrQnden, und so
gern er, wie wir gesehen, im Wortlaute an Vorbilder, die er
sich gewShlt, sich anzuschliefsen liebte, so beschrSnkte er sich
in betreff der Thatsachen doch nicht auf das von anderen ihm
Gebotene, sondern suchte selbstdndig weiter zu forschen. —
Nilchst dem Cflsar sind Mela und der Siltere Plinius diejenigen
Schriftsteller, welche inhaltlich die meiste BerUhrung mit der
Germania boten: aus Mela sind 13, aus Plinius 15 Stellen
citiert. Aufserdem stimmen sachlich Uberein mit dem jUn-
geren Plinius 1 Stelle, mit Velleius Paterculus, histo-
riae romanae (um 30 nach Chr.) 2, mit Livius 2, mit
12 EINLEITUNG.
Plautus 1. — Es ist ferner kein Zweifel darOber, dafs die
Quellen des Tacitus zahlreicher gewesen siod, als wir sie ken-
neD. Dafs Sail us t in seinen Historien mit den Germanen
sich beschaftigt hat, ist bereits aogedeutet, uod dafs auch der
Siltere Plinius die Kriege der ROmer mit den Germanen
alle beschrieben hat, bezeugt Tacitus selber Ann. 1, 69, 6
(s. Kommentar zu c. 3, 15), und zwar sind es 20 BOcher ge-
wesen. Aber auch ein gewisser L. Antistius Vetus wird
von ebendemselben Plinius als Quelle fUr germanische Verhalt-
nisse genannt (ind. hbr. ill — VI). Er war 50 nach Chr. Kon-
sul, 55 Befehlshaber in Germanien und hat als solcher seine
dortigen Erlebnisse beschrieben ; da aber Tacitus grofses Inter-
esse fUr ihn zeigt und ihn als tUchtigen Befehlshaber lobt
(Ann. Xin, 53) , namentlich wegen seines grofsartigen Planes
Mosel und Saone durch einen Kanal zu verbinden, sodafs die
Gestade des Westens und Nordens durch die Schiffahrt mit-
einander verbunden wtirden, so ist es nur wahrscheinUch,
dafs wie Plinius, so auch Tacitus ihn als Quelle benutzt hat.^
Endlich aber ist bier auch das Verhaltnis des Tacitus zu
Ammianus Marcellinus") rerum gestarum hbri zu er-
wahnen. Ammian, geb. 330 nach Chr. zu Antiochia, schrieb
sein Werk um 390, das von Nerva bis zum Tode des Valens
reicht, also eine Fortsetzung des Tacitus ist, der ihm tiber-
haupt als Vorbild vorschwebt. So spiegelt sich denn in seinem
Werke manche Thatsache wieder, welche in der Germania ihren
Ausgangs- oder Ankntipfungspunkt bat.
Die auf den letzten Seiten angestellte Betrachtung hat die
reiche Folle von Beziehungen dargethan, welche die Tacitei-
scbe Germania mit dlterer wie gleichzeitiger Litteratur ver-
binden : es hat sich dabei die Gelegenheit geboten den Spuren
der Studien des Tacitus nachzugehen, seine Vorbilder und
Quellen zu ermitteln und ihn in vielen allgemeinen Lebens-
anschauungen mit seinen Zeitgenossen in Cbereinstimmung zu
finden, aber ebensowohl den Tacitus in der Werkstatt seines
Schaffens als selbstandigen Schriftsteller und grUndlichen Kri-
tiker sebr wohl zu erkennen und eingehend zu wQrdigen. Es
ofifenbart sich uns, wenn auch die Germania stilislisch noch nicht
so fehlerfrei ist wie die Historien, nach ihrem Gesamtcharakter
1) Vgl. Wdlfflin in Bursians Jahresbericht 1874/75. 11. 772.
2) Schleusner, quae ratio inter Tacili Gerroaniam ac ceteros primi
saeculi libros Latinofi, in quibus Gernoani tangantur, intercedere videator.
Progr. Barmen. 1885. S. 24 if.
iEINLEITUNG. 13
auch Doch nicht so vollendet reif und vod so schOnem Eben-
mafse ist wie die Annalen, doch auch in ihr des Schriftstellers
und des Meuschen ureigeues Wesen in jeder Beziehung: im
Forschen und im Denken, im Stile und in der Komposition.
Je klarer das Angeeignete von dem Eigenen sich scheidet,
desto deutlicher offenbart sich, wie er den ihm vorliegenden
Stoif selbstandig verarbeitet und wie er zielbewufst den Plan
seiner wohl geschlossenen und abgeruudeten Darstellung von
Anfang bis zu Ende durchgefuhrt hat. Daftlr spricht auch die
sorgsame, strenge Disposition der Gedanken, nicht minder die
gewifs eigenartige Komposition des Ganzen aus zwei Teilen,
einem geographischen und einem ethnographischen.
Mit dieser wohltlberlegten Gliederung und Einteilung verbindet
sich aber die grOfste kttnstlerische Eigenschaft des Schriftstellers
Tacitus, in dem rohen Stoife das allgemein Menschliche in seiner
Bedeutsamkeit Uberall hervorzuheben, ethische Gesichtspunkte
zum Mittelpunkte der vereinzelten Zoge zu erheben und die-
selben zu einem Gesamtbilde zu vereinigen/) Wenn somit die
Germania einerseits zu der Hohe schriftstellerischer Kunst sich
erhebt, so bleibt sie andererseits nach einem RQckblicke ilber
alles, was vorgebracht ist in bezug auf den Zweck und die
Art ihrer Entstehung wie in betreff der Eigentdmlichkeit ihres
Wesens, zwar eine in ihrer Erscheinung einzige Schrift, doch
aber eine solche, die durchaus naturgemafs einrQckt in den
wahren historischen Zusammenhang der Litteraturbewegung,
aus welcher sie hervorgegangen ist: sie steht nicht isoliert da,
sondern durchaus auf dem Boden ihrer Zeit.
An den Schlufs der Einleitung mOchte ich einige l^lngere
und doch unvermeidliche Erklarungen stellen, um den Kom-
mentar von denselben zu entlasten:
1, 1. Germania omnis wird bei Tacitus seinem geogra-
phischen Begriffe nach bestimmt durch Galli, die Bewohner
der rOmischen Provinz Gallien einschliefslich Helvetiens und
des Obrigen Galliens; durch Raeti, die Bewohner vom oberen
Inn- und Rheinthale sowie von Bayern am Iller, Lech, Isar
und Inn, von Tirol und Steiermark, also genau Raetier und
Yindelicier; durch Pannonii, die Bewohner des nOrdlichen
Illyricum, nOrdlich und Ostlich von der Donau, westlich von
Noricum begrenzt, nach Silden zu die Thaler der Drau und
1) S. 0. S. 10 und 11 und Wiedemann und Manitius a. a. 0. S. 8.
14 EINLEITUNG.
Sau umfassend; durch Sarmatae, n. lazyges, die Grofseo,
zwischen Donau und Theifs; durch Daci, eine thrakisch-
getische Vdlkerschaft in SiebeDbOrgeD.
2, 19. ob metum. Dieses EiDflOfsen der Furcht und des
Schreckens, meiot Tacitus, haue der Sieger dadurch erreicheu
wollen, dafs er seinen eigenen Namen auf das grofse Volk,
den ganzen Volksstamm des Rheines anwendete und sich so
als einen Teil desselben darstellte. ,,Tacitus aber und seine
Gelebrten verstanden es noch nicht, aus der Sprache des Na-
mens fUr die Unterscheidung und Bestimmung der Nationali-
t^ten und ihrer Verzweigungen Gewinn zu Ziehen.'^ In Wirk-
lichkeit verschwand der Name Germanen auf dem linken Ufer,
je mehr die dort wobnenden keltischen Germanen an die Rultur
ihrer sQdwestlichen Volksgenossen sich anschlossen, w^h-
rend er gleichzeitig auf dem rechten Ufer emporkam — nicht
am wenigsten infolge regen Handelsverkehres, der nach dem
Einbruche der Kimbern und Teutonen von sUdlichen Handlern
und Kaufleuten mit den Transrhenanen ins Leben gerufen wurde
— und so an dem Volke haflen blieb, dessen Sprache er seinem
Ursprunge nach eigentUch fremd war, fQr welches aber beide
Erklarungcn „Rufer im Slreite^^ wie „Nachbaren^^ durchaus
pafsten. „Der Name blieb Beiname und Kollektivum'^
18, 9. armorum aliquid. Bei einem schwabischen Ver-
lObnisse (nach einer Hdschr. des 13. Jhrh. aus Augsburg) Uber-
gibt der freie Schwabe der freien Schwdbin 7 Handschuhe
zum Zeichen des Pfandes fUr Ausziehen und Ablegen der in
dem zu jedem der Handschuhe ausgesprochenen Gelobnisse ihr
versprochenen GOter, in denen er das widem, d. h. das ganze
Eigen des Mannes, soweit es nicht rechtlich ausgeschlossen war,
der Frau verschrieb. Dann Uberreicht der voget, sonst gewOhn-
lich der muntwalt, der Vormund, genannt (wenn es auch der
Vater ist), die Braut, seine Muntadele (Bevormundete) „cum om-
nibus rebus mobiUbus et immobilibus seu familiis quae ad earn
per legem pertinent'^ dem Brautigam „ad legitimam uxorem a d
habendum", ferner ein Schwert als Symbol der Gewalt Uber
Leben und Tod und aufserdem Symbole der Tradition : einen
Ring, einen Pfenning, einen Mantel, einen Hut, einen Ring
am Hefte des Schwertes zum Zeichen, dafs sie beim Bruche
der Treue, zu welcher sie durch den Ring verpflichtet, das
Leben verliere, und nach einigen zur Treue und zur gnddigen
Behandlung den Mann mahnenden Worten schliefst er: „86
enph^het er si, unde babe sime".
DES
CORNELIUS TACITUS SCHRIFT
tBER
GERMANIEN.
CORNEUI TACITI
DE GERMANIA
LIBEB.
1. Germaoia omnis a Gallis Raetisque et Pannoniis Rheno et
Danuvio fluminibus, a Sarmatis Dacisque mutuo metu aut mon-
tibus separatur: cetera Oceanus ambit, latos sinus et insularum
A. Land und Volk im all-
gemeinen. 1—27.
I. Naturliche Beschaffen-
heit des Landes und seiner
Bewohner. (1—5).
1. Begrenzung desLandes,
in welchem die Germanen wohnen (1).
I9 1. Germania omnU wie Gaes.
b. G. 1, 1 = G. insgesamt und zwar
G. magna oder barbara, das freie
im Gegensatze zu den linksrhei-
nischen romischen Provinzen G. su-
perior und inferior. Weiteres s.
Einl. S. 13. — Raetisque et Panno-
niis schliefst sich stilistisch als
durch gleicbstellendes et gekenn-
zeichnetesDoppelglied zueinem ein-
fachen Satzgliede zusammen und an
das einfache GalHs an, entsprecbend
dem in der zweiten Satzbalfte fol-
genden Dacisque; sacblicb aberfeblt
die dritte Provinz im Suden, c. 5.
und hist. 1, 11, 9; 70, 16. JSoricum,
ann. II, 63, 3 provincia Norica ge-
nannt, die von Augustus gewonnene
Donauprovinz, zwiscbenRaetienund
Pannonien, Yom Inn bis zam Wiener
Walde (m. Getius), ndrdlich von
der Donau, s&dlicb yon den kar-
niscben Alpen begrenzt. — Rhenus
(der Flufs) und Danuvius (der
Rasche) siud keltisGh-romische Na-
men, wabrend der letztere tbrakisch-
griecbiscb "largos beifst.
Tacitus' Germania.
2. mutuo metu aut montibus: die
Berge sind die grofsen und kleinen
Karpaten mit ihren Auslaufern,
welche von Waizen als deip sud-
licbsten Punkte aus, bei dem die
Donau eine grofse Biegung nach
Suden macbt, nordostlicb bis zur
Weicbsel bin die Ostgrenze Ger-
maniens bilden, und die Furcbt
lag mr T. wohl in der Wildbeit
der Gegner begrundet, vor allem
jedoch lag ibm daran „durch die
Zusammenstellung der verscbieden-
artigen Beffriffe das individuelle Ge-
prage una die Lebendigkeit des
Ausdruckes zu erboben**. Zur Zu-
sammenstellung von metus und
montes vgl. 7, 14; hist. II, 4, 11 pro-
fligaverat helium ludaeicum Yespa-
sianus duro magis et arduo opere
ob ingenium montis et pervicaciam
supers titionis; vgl. Sail. Gat. 6, 3
res civibus moribus agris aucta;
51, 9 craore atque Inctu omnia
compleri; Ammian. XVII, 12, 12
Sarmatis locorum confiniis et feri-
tate iunctissimis; zur AUitteration
27, 6 und 40, 2.
3. cetera Oceanus (Sordi- und Ost-
see) ambit ist insofern ungenau, als
nach der Abgrenzung Germaniens
durch Sarmaten und Daker noch
ein grofser Teil der Ostgrenze bis
zur Ostsee offen blieb. T. glaubte
2
18
jCORNELU taciti
inmensa spatia complectens, ouper cognitis quibusdam geotibus
5 ac regibus, quos bellum aperuit. Rheous, Raeticarum Alpium
inaccesso ac praecipiti vertice ortus, modico filexu in occidentem
versus septeotrionali Oceano miscetur. Danuvius molli et cle-
menter edito montis Abnobae iugo effusus pluris populos adit,
keine bestimmte Grenze angeben zu
kdnnen, wie man aus den letzten Ka-
piteln ersiebt, und woUte, nament-
lichbei dem politiscbenZwecke
seiner Schrift, Germanien als gleich-
sam unbegrenzt und ins Unendliche
ausgedebnt darstellen. — sintis, n.
terrarum, bauschig hervortretende
Landerstrecken, wie Plinius von der
chersonesns Gimbrica n. h. U, 67,
167 sagt: Germaniam classe circum-
vecta ad Gimbrorum promuntorium;
ebenso IV, 13, 97 und Mela III, 3, 4
mare curvans se subinde longo
supercilio inflexum est ; in eo sunt
Gimbri et Teutoni : ultra ultimi Ger-
nianiae Hermiones. — insularum,
Danemark nebst Inseln und Skan-
dinavien.
4. cognitis — regibus, absolutes,
aoristisch gebraucbtes Participium,
angescblossen an eine im Prasens
stebende geographiscbe Notiz ohne
RQcksicbt auf Zeitfolge, aber einen
wicbtigen Nebenumstand der £r-
zahlung enthaltend ; deutsch: „nach
der neuerdings gewonnenen Kennt-
nis von". — geniibus ac regibut
Volkerschaften m i t und ohne
Kdnige.
5. bellum, seit den Expeditionen
des Drusus (12—9 v. Gbr.) bis auf
den Krieg des Bomitiau mit den
Ghatten (84). — aperuit, erschlos-
sen hat, vgl. Agr. 22, 1 tertius
expeditionum annus novas gentis
aperuit, Mela III, 6, 4 Britanniam
ciausam aperit ecce principum maxi-
mus und Liv. X, 24, 5 Fabium ape-
ruisse Giminiam silvam. — Rhenus
— Danuvius, T. kommt auf die
beiden wichtigsten Grenzscheiden
noch einmal zuruck, da diese Flusse
als am bekanntesten am besten orien*
tieren konnten. Ubrigens stimmen
die hier gemachten Angaben nicht
mit 28, 29 und 43, wonach Germanen
auch in Gallien jenseits und Gallier
in Germanien jenseits des Rheines
und selbst der Bonau, diesseits der
Bonau auch nocb Pannonier wohn*
ten, und nur die romische Provinz
Raetia bis an den Flufs reichte. —
Raeticarum Alpium, siereichen von
der Ortlesspitze bis zum Adula {ir
T<f IdBovXeL 0Q81, Strabo geogr. IV,
3, 3.), dem St. Gotthard; Mela III,
2, 8, sagt allgemeiner Alpibus deci-
dens; Ammian. XV, 4, 2-^5 inter
montium celsorum anfractus im-
mani pulsu Rhenus extenditur. —
modico, von der Quelle an bis zur
Mundung mit leiser Biegung nach
V\r. vgl. Mela III, 1, 7 u. 8, 8 mo-
dico flexu und Ammian. XVI, 1, 5
pacatisque rigentis Rheni meatibus.
7. versus, nachdem er sich ge-
wendet. — miscetur,y9\t ann. II, 6, 16
donee (Rhenus) Oceano misceatur. —
mollis, sanft ansteigend. Vgl. Gaes.
b. g.V, 9, 1 in litore molli, und b. c.
II, 10, 3 molli fastigio wie b. g.
VII, 46, 2 und Liv. XXI, 1 7 mollire cli-
vum. — clementer edito, gemach an-
steigend ; clementer in eigentlicher,
lokaler Bedeutung erst in der sil-
bernen Latinitat. vgl. ann. XIII, 38,
13 coUes clementer adsurgentes;
ahnlich ann. XII, 33, 8 (saxa) si qua
clementer accedi poterant und hist.
UI, 52, 2 si qua Apennini iuga cle*
menter adirentur.
8. montis Abnobae (auch ein rd-
misch-keltischer Name), der Teil
Yom Schwarzwalde, in welchem die
Donau entspringt; vgl. Piin. n.h. IV,
12, 79 ortus hie (Hister) in Germania
iugis montis Abnobae.
DE GERMANIA LIBER. 1. 2.
19
donee in Ponticum mare sex meatibus erumpat: septimum os
paludibus hauritur.
2* Ipsos Gerinanos indigenas crediderim minimeque alia-
rum gentium adventibus et hospitiis mixtos, quia nee terra olim,
sed classibus advehebantur, qui mutare sedes quaerebant, et in-
mensus ultra utque sie dixerim adversus Oeeanus raris ab orbe
nostro navibus aditur. quis porro, praeter periculum horridi et
ignoti maris, Asia aut Afriea aut Italia relicta Germaniam peteret,
10
9. donee c. coni. praes. aufser
37, 21 and 45, 15 QberaU in der Ger-
mania, sowohl mil finaler Neben-
bedeatoDg, wie 31, 14 absolvat, als
aucb zum Ausdrucke der Tbatsache.
— Ponticum mare wie ann. XIII,
39, 2 ond Mela 11,1, 5; sonst Pontus
mit Oder ohne Euxinus; vgl. auch
45, 6 Suebici maris. — meatibus «=»
ostiis. Vgl. Mela III, 1, 2 tantis mea-
tibus and PHd. n. h. Ill, 1, 5 Oeeanus
avido meatu terras demergens. —
erumpat wie Plin. n. h. VI, 22, 86
duos amnis erumpere, Mela I, 19,
12 Pbasis erumpit, U, 2, 9 Strymon
maiore alveo erumpit. — teptimum
OS, wie Mela II, 1, 8 totidem quot
Nilus ostiis, sed tribus tenuibus, re-
liquis navigabilibus effluit, Am-
mian. XXII, 8, 44—45 omnis vero
DanuTius septem ostiis erumpit in
mare; quorum primum est Petiee
insula dicta — septimum segnius et
palustri specie nigrum und Ovid.
Trist. II, 2, 189 septempiicis Histri,
wahrend Plin. n. h. IV, 12, 79 in Pon-
tum vastis sex fluminibus evoiyitur.
\0, paludibus hauritur: wird von
Sumpfen verschlungen , wie ann.
II, 8, 13 bausti sunt n. aquis u. 5.
— Ungenauer ist die Grenzbestim-
mung Germaniens bei Mela III, 3,
1 G. bine ripis eius (Rheni) usque
ad Alpes, a meridie ipsis Alpibus,
ab oriente Sarmaticarum confinio
gentium, qua septentrionem spectat,
Oceano litore obdncta est.
2. Herkunft der Bewobner.
(2-4).
2, 1. ipsos bildet den Gegensatz
zu den geographischen Grenzen des
Landes und so den Ubergang zu den
nun folgenden Bemerkungen uber
die Herkunft der Bewobner, welche
T. ffir einreines Autochthonen-
Y 1 k erklart a. (e r s t e r Grund) i n-
folge der geograpbischen
Lage und zwar aa. weil das nor-
dische Meer fur Kolonisation nicbt
zuganglicb und bb» (porro) weil das
Land fur Fremde nicbt lockend sei.
So legt sich T. die Sacbe znrecht,
wenn auch die tbatsachlichen Ver-
haltnisse seine einseitige Auffassung
beweisen.
2. oHm^ T. bekampft die von litte-
rarisch gebildetenRdmern oderGrie-
chen aufgestellte Behauptung, dafs
in den alten beroischen Zeiten Zuge
und Niederlassungen vom Mittel-
meere aus nach Germanien ge-
gangen seien.
3. quaerebant c. inf. bei T. nur
bier, nicbt selten bei Vergil, Horaz,
Ovid und Plinius.
4. ultra, weiter nacb Norden zu.
— ut sic dixerim, wie ann. XIV,
53, 14; dial. 34, 8; 40, 19 und ut
ita dixerim Agr. 3, 13 statt des
klassischen ut ita dicam ; beides auch
bei Plin. epp. II, 5, 6 und panegyr.
42, med. — adversus, entgegenlie-
gend dem noster orbis, unserer sud-
lichen V^elt. Vgl. Agric. 12, 9 die-
rum spatia ultra nostri orbis men-
suram (sunt). — ab orbe nostro,
attributiv zwischen raris und navibus
gestellt, B= die nur sp§rlich aus un-
serer Welt kommenden. Vgl. 8, 3 ;
22, 7 ; 37, 10.
5. praeter wie 44, 1: zu ge-
«chweigen.
2*
20
GORNEUI TAGITI
informem terris, asperam caelo, tristem cuitu aspectuque, nisi
cui patria sit?
Celebrant carmiaibus antiquis, quod unum apud illos me-
10 moriae et annalium genus est, Tuistonem deum terra editum et
filium Mannum originem gentis conditoresque. Manno tris filios
adsignant, e quorum nominibus proximi Oceano Ingaevones,
medii Herminones, ceteri Istaevones vocentur. quidam, ut in
licentia yetustatis, pluris deo ortos plurisque gentis appellationes,
15 Marsos Gambrivios Suebos Vandilios adfirmant eaque vera et anti-
qua nomina; ceterum Germaniae vocabulum recens et nuper
7. informem terris, ungestaltes
Landes. — atperam eaelo, raohes
Himmels, Klimas ; vgL ann. II, 24, 1
tniculentia caeli praestat Germania.
— tristem cultu aspectuqtie, finster
nach Anbau und Anblick.
9. Celebrant, n,Germm: 6. z wel-
ter Grund fur Autochthonie: die
einheimische Uberlieferung
nebst abweichenden Annah-
m en (2 u. 3). — celebrant wie Mela
I, 11, 3 rei celebratae carminibus
und III, 6, 9 Thule nostris celebrata
carminibas. — memoriae et anna-
Uum^ geschicbtlicher Cberlieferung
und Darstellung ; annalet bedeuten
jede geschichtfiche Barstellung wie
ann. II, 88, 16 Graecorum annali-
bus ignotus.
1 0. Tuistonem kommt nur hier vor.
1 1. Mannum f von Wurzel man, der
Strebende, Denkende, der Mensch,
griech. Mivcoe. — conditoresque
wie Verg. Aen.1,33. condere gentem.
— tris filios: Ingv, Ermn (ahd.
Irmin), Istv, die drei Stammeshel-
den der Germanen nach Beinamen
der drei Gotter Freyr, Tiu und
WAdan.
13. ceteris nach Plin. n. h. lY,
28, 100 proximi Rheno. — vocen-
tur, der Konjunktiv, weil aus dem
Sinne derer, qui assignant. — qui-
dam, romische Antiquare und Ge-
lehrte, deren Hypothesen bis in das
folgende Kapitel hineinreichen. —
ut in licentia vetustatis, wie natfir-
lich bei der Freiheit des Spielraumes
infolge der grauen Vorzeit ; vgl. Liv.
II, 4, 2 memoria vetustate abiit ; tU
weist auf etwas Bekanntes bin wie
22, 5; 39, 6; 44,4; 45, 15; 46,
23. — deo von einem beliebigen
aaderen Gotte.
14. appellationes ^= Tubmen; no-
men, cognomentum, vocabulum (s.
34, 3), appeliatio braucht T. gleich-
bedeutend ; vgl. ann. Ill, 56, 3 id
summi fastigii vocabulum Augustus
repperit, ne regis aut dictatoris no-
men adsumeret ac tamen appellatlone
aliqua cetera imperia praemineret.
lb, Marsos, „die Schlimmen'' nach
Scherer, zwischen Ruhr und Lippe,
vernichtet durch Germanicus nach
ann. II, 25, zu Tacitus' Zeit also
schon verschwunden. — Gambri-
vios, von Strabo YII, 1, 3 mit Ghe-
ruskern, Chatten und Ghattuariern
genannt; gambar (wie in Sogambri)
bedeutet tuchtig im Thun. — Suebos,
vielleicht „die Lassigen, Sitzen-
bleibenden**; sie sindderGrundstock
der Oberdeutschen , gehoren aber
sowohl zu den Herminonen wie zu
den Ingavonen. Tacitus' spatere Ein-
teilung (c. 28, 35, 38) in Sueben
und Nichtsueben ist willkurlich und
mehr geo- als ethnographisch. —
Fandilii, ^die Beweglichen** nach
Scherer, im Osten und Nordosten,
spater aber meist aus Germanien
ausgezogen. — eaque vera etantiqua
nomina, n. esse adfirmant ; vera steht
im Gegensatze zu dem invento no-
mine am Ende des Kapitels, anti-
qua zu dem gleich folgenden nuper,
16. ceterum bildet den tJbergang
DE GERMANIA LIBER. 2. 3.
21
additum, quoniam qui primi Rhenum transgress! Gallos expulerint
ac nunc Tungri, tunc German! vocat! s!nt: ita nationis nomen,
non genUs evaluisse paulatim, ut omnes pnmum a y!ctore ob
metum, mox etiam a se !ps!s invento nomine German! vocarentur. 20
3* Fuisse apud eos et Herculem memorant primumque
omnium virorum fortium itur! in proelia canunt. sunt iUis haec
zu dem historiscben Gesamtnamen
im Gegensatze zu den sagenhaften
einzelnen. — recens et nuper addi-
tum, D. esse. — tmper bezeichnet
bier etwa 180 Jahre, well die Namen
Germani uod Germania, keltische
Wortermit lateinischerEndung, erst
kurz Yor dem Sklavenkriege 73—71,
(ygl. Gaes. b. g. I, 40, 5) bei den
Rdmern aufgekommensind^wahrend
frfiher nach griechischem Gebrauche
Gallier nnd Germanen mit dem Ge-
samtnamen Gallier amfafst wurden.
Caesar fandjedoch den Namen scbon
im Gebraucbe yor: b. g. I, 31, 10
n. 35, 2 Ariovistns, rex Germano-
ram. Die Bedentang des Namens
aber ist entweder „0oriv dya&oi'*
Rufer im Streite oder Nachbaren nach
Zeufs, gramm. Geltica', 773 : ut cum
adiectivo cian ^a remotns bene qua-
drat nomen Cenomani (extremi ual-
lornm cisalpinorum ad orientem ver-
sus), ita nomen Germani cum voca-
bulo cambrico^er et hibernico vetere
gair aa yicinus quadrabit, ut gair-
mans sive Germani sint ^vicini".
17. qui primi — expulerint, wie
^ei Gaes. b. g. II, 4, 1 sic reperiebat
plerosque Belgas esse ortos ab
GermaniSy Rbenumque antiquitus
traductos — Gallos, qui ea loca in-
colerent, expulisse und ibid. 10:
Gondrusos, Eburones, Gaeroesos,
Paemanos, qui uno nomine Ger^
mani appellantur, arbitrari ad XI
milia. Von den letztgenannten
wohnten die Eburones, durch Caesar
53 besiegt, dort, wo das heutige
Tongern (fruher Aduatuca Tungro-
rum) ndrdlich yon Lfittich auf die
Tungri hinweist, welche das ehe-
mals eburonische Gebiet westiich
der Maas bis zu den Nerviern inne-
hatten (nunc, wozu yocentur zu er-
ganzen ist).
18. vocati tint, erzahlendes hi-
storisches Tempos, yom Stand-
punkte der Gegenwart aus ; T. kann
nicht meinen, dafs das Yolk da-
mals namenlos nach Gallien ge-
kommen und erst da yon den Gal-
liern Germanen benannt sei, sondern
auch auf dem link en Rheinufer
an der Arduenna safsen Germanen
und zwar belgische d. i. kel-
tische Germanen, also zu beiden
Seiten des Rheines, nur durch den
Flufs geschieden, zwei Voiker yer-
schiedenen Stammes, aber gleichen
Namens. — nationis, wie c. 38, 1 fL
zur Bezeichnung des engeren und
genMa des weiteren Begriffes, Ydl-
kerschaft und Volkerstamm.
19. evaluisse wie hist. 1, 80,7 adfec-
tatio quietis in tumultum eyaiuit. — a
victore, n. yon den s i e g r e i c h uber
den Rhein yordringenden Germanen.
— ob metum, in der Absicht den
Galliem Furcht einzuflofsen nnd sie
zu schrecken. Weiteres s. Einl. S. 14.
20. mox, nachher, spater; ygl.
34, 10. — a se ipsis ist unrichtig,
denn Germanen haben dieDeutschen
sich nie genannt, hdchstens im Yer-
kehre mit Rdmern und lateinisch
Redenden. — invento, mit dem fur
die Transrhenanen neu erfundenen
nnd neu angewandten Namen.
3) 1. memorant, n. quidam 2, 12.
— Herculem wie ann. II, 12, 3 sil-
yam Herculi sacram; H. entspricht
interpretatione romana (43, 13) dem
dentschen Thunar (Donar, nord.
Th6r), dem Sohne des hdchsten
Gottes W6dan. — primumque, als
den ersten.
2. canuni, doch ist kiermit nicht
22
CORNELU TACITI
quoque carmina, quorum relatu, quern barditum vocant, accen-
dunt animos futuraeque puguae fortunam ipso cantu augu-
5 rautur; terrent eniin trepidantve, prout soouit acies, nee tain
vocis ille quam virtutis coucentus videtur. adfectatur praecipue
asperitas soni et fractum murmur, obiectis ad os scutis, quo
plenior et gravior vox repercussu iotumescat. ceterum et Ulixen
quidam opinautur longo illo et fabuloso errore in hunc Ocea-
10 num delatum adisse Germaniae terras, Asciburgiumque, quod in
ripa Rheni situm hodieque incolitur , ab illo constitutum nomi-
natumque ; aram quin etiam Ulixi consecratam, adiecto
LaSrtae patris nomine , eodem loco olim repertam , monumenta-
que et tumulos quosdam Graecis litteris inscriptos io confinio
15 Germaniae Raetiaeque adhuc extare. quae neque confirmare ar-
gesagt, dafs a 1 i e Germanen in g^lei-
cher Weise den Hercules in dieser
Weise besungen haben; vielleicht
ist eine solche Verherrlicbung durch
das Lied den quidam (2, 12) bekannt
geworden in betreff der Gherusker
und der anderen Nationen, welche,
ehe sie bei Idistaviso kampften,
sich in dem oben genannten Haine
des Hercules versammelt batten.
— haec, dergleicben; aber sollte
man nicht alia statt haec setzen?
3. barditum f Bartrede, bier der
Kampfer, die in Bart und Schild
hineinsingen, wie sonst die des Got-
tes Donar, der, wenn er zurnt, in
seinen roten Bart blast, worauf ein
(Jnwetter kommt und Donner durch
die Wolken scballt. T. erwahnt
diesen Schlachtgesang auch als hi-
storiscbe Quelle, denn sonst wurde
die Bescbreibung desselben besser
in c. 6 Oder 7 steben, aber auch
Ammian. XXXI, 7, 11 berichtet : bar-
bari (Gothi) maiorum laudes stri-
debant carminibus inconditis inter-
que varios sermonis dissoni strepi-
tus leviora proelia temptabantur.
5. trepidant^ zagen. — sontdt
acies wie hist. IV, 18, 17 ut viro-
rum cantu, feminarum ululatu sonuit
acies, nequaquam par a legionibus
cohortibttsque redditur clamor.
8. gravior f tiefer, dumpfer. —
ceterum^ kehrt zurOck zu memorant
3, 1 und celebrant 2, 1. — UUxen,
„ein keltischer Name Uloboxsis liefs
romische Gelehrte den Ulixes am
Niederrheine entdecken, um so leich-
ter, wenn daneben noch ein Name
sich fand, welcher an den Laertes
erinnerte.**
10. Asciburgium, deutsch a»
Schiffsstatte , Schiifslager, gelegen
in dem zu Caesars Zeit (b. g. IV, 4)
menapischen, nachher von Gugerni
(hist IV, 26, 15) bewohnten Ge-
biete, vielleicht Asburg bei Mdrs;
bei Ammian. XVUI, 2, 4 Quadri-
burgium, eine von sieben am Rheine
gelegenen Stadten.
11. situm J n. est — nominatum'
que, wie, fehlt; der gallische, vor-
germanische Name des Ortes ist
ausgefallen, welcher entweder ua*
mittelbar auf den Ulixes fuhrte oder
sonst aus der Sage oder doch a us dem
Griechischen zu stammen schien.
12. quinetiam, nachgestellt; vgL
14, 16. — Ulixi, dat
14. Graecis, genauer mit nord-
etruskischen , allerdings wohl aus
einem griechischen Alphabete her-
vorgegangenen Buchstaben. Vgl.
Solin. 25 Ulixem Galidoniae appul-
sum manifestat ara Graecis Uteris
inscripta voto.
15. adhuc extare, was T. aus
Plinius' verlorenen, aber durch Ta-
citus selbst (ann. 1, 69^ 6) bezeugten
DE GERMANIA LIBER. 3-5.
28
gumentis neqiie refellere in animo est : ex ingenio suo quisque
demat vel addat fidem.
4. Ipse eorum opinion! accedo, qui Germaniae populos
nullis aliarum nationum conubiis infectos propriam et sinceram
et tantum sui similem gentem extitisse arbitrantur. unde habitus
quoque corporum , quamquam in tan to hominum numero , idem
omnibus : truces et caerulei oculi, rutilae comae , magna corpora 5
et tantum ad impetum valida: laboris atque operum non eadem
patientia, minimeque sitim aestumque tolerare, frigora atque
inediam caelo solove adsueverunt.
5. Terra etsi aliquanto specie differt , in universum tamen
aut silns horrida aut paludibus foeda, umidior qua Gallias, ven-
20 Buchern bellorum GerraaDicorum
wufste; s. £iDl. S. 12.
16. ex ingenio suo, nach seiner
Geistesart, wie hist. I, 82, 14 ex suo
quisque ingenio mitius aut horri-
dius. ex zur Bezeichnung des Mafs-
stabes wie 7, 1 ; 9, 7; 12, 2; 34, 3.
17. fidem detnere, Glauben ent-
ziehen, wie hist. II, 50, 8 volgatis
traditisque fidem demere non ausim
und ann. IV, 9, 5 Tiberius vero et
honesto fidem dempsit; fidem ad-
derey Glauben beimessen, wie hist.
in, 39, 3 addidit facinori fidem.
4. c. d r i 1 1 e r Grund fur Autoch-
thonie: der Nationaltypus (4).
2. infectosy angemacht, dem Zu-
sammenhange nach mit etwas Bosem,
daher verfalscht, vergiftet, wie ann.
II, 2, 7 regem hostium artibus in-
fectum. — sinceram^ unvermischt,
wie hist IV, 64, 21 sincerus et in-
teger populus, Suet. Aug. 40, 18
sincerum atque et omni colluvione
peregrini ac senilis sanguinis in-
corruptum populum.
3. habitus, die aufsereBeschaffen-
heit, wie Agr. 1 1^ 2 habitus corporum
(Britannorum) varii und lb. 11,9 po-
sitlo caeli corporibus habitum dedit.
5. truces, trotzig, wahrend Gaes.
b. g. I, 39, 1 von acies oculorum
spricht. — caerulei, blau. Vgl. Hor.
epod. 16, 7 nee fera caerulea do-
muit Germania pube. — rutilae, rot-
lich, wie A§[r. 11, 2 rutilae Galedo-
niam habitantium comae vgl. Am-
mian. XXVII, 2, 2 videbat quosdam
rutilantes comas ex more.
6. impetum, ungestume That, wie
30, 8 und ann. II, 14, 14 corpus
(Germanis) ad brevem impetum vali-
dum. — non eadem, das zweite
Glied des Vergleiches fehlt wie 23,
5; 35,13 u. 45,1.
7. sitim wie 22, 5 und 23, 4.
8. caelo solove, abl. causae, in-
folge des (kalten) Klimas oder des
(unfruchtbaren) Bodens. Vgl. Gaes.
b. g. IV, 1, 10 und Mela UI, 3, 2
(Germani) exercent corpora ad con-
suetudinem laborum, maxime fri-
goris. — adsueverunt, n. tolerare,
welches and xotvov erst sitim
aestumque, dann die asyndetisch
entgegengestellten frigora atque in-
ediam regiert; deutsch »wohl aber
Kalte und Mangel an Essen*.
3.NaturlicheBe8chaffenheit
und Produkte des Landes (5).
Die Schilderung ist vom Standpunkte
des Sudlanders aus zu beurteilen.
5, 1 etsi — differt, obgleich das
Land dem Ansehen nach in einem
ziemlichen Grade verschieden ist,
zieralich viel wechselt. — in
universum wie 6,12; vgl. 27,8.
2. silvis, paludibus; Mela sagt
ni, 3, 3 terra ipsa multis impedita
fluminibus, multis montibus aspera
et magna ex parte silvis ac palu-
dibus invia.
24
GORNELH TAGITI
tosior qua Noricum ac PaDDoniam aspicit; satis ferax, frugifera-
rum arborum inpatieus , pecorum fecunda , sed plerumque im-
5 procera. ne armentis quidem suus honor aut gloria frontis:
numero gaudent, eaeque solae et gratissimae opes sunt, argen-
tum et aurum propitiine an irati di negaverint dubito. nee
tamen adfirmaverim nuUam Germaniae venam argentum aurumve
gignere: quis enim scrutatus est? possessione et usu baud per-
10 inde adficiuntur. est videre apud illos argentea vasa, legatis et
principibus eorum muneri data , non in alia vilitate quam quae
humo finguntur; quamquam proximi ob usum commerciorum
aurum et argentum in pretio habent formasque quasdam nostrae
pecuniae adgnoscunt atque eligunt: interiores simplicius et anti-
3. taiit, abl. plur., n. ,Hafer,
Gerste, Weizen, im N. vielleicht
auch Roggen; dazu Flachs and
einiges Gemuse^. — frugiferarum
a., D. edeles Obst tragende B. vgl.
23, 3 uud 26, 6.
4. inpatiens, nicht geeignet zu
tragen; das Gegenteil patiens fru-
gum Agr. 12, 16 UDd PIId. epp. V,
60, 4 caelum lauram patitnr. —
pecorum, d. Binder, Schafe, Pferde
und besonders auch Schweine. —
plerumque, nicht zum wenig^sten,
gar oft, wie 13, 12. — inprocerap
n. ea pecora sunt, eine wegen des
wechselnden Subjektes hochst auf-
fallige Konstruktion.
5. suus, ihnen (nach romischer
Anschauung) zukommend. — honor
vlM gloria, beide ubertragen » das,
was Ehre und Buhm bringt, S t a tt -
lichkeit (saproceritas) und der
Stirne Zier. Vgl. Hor. carm. I,
17, 16 copia runs honorum opu-
lenta; sat. U, 5, 12 poma et cultus
honores.
6. gaudent wie 15, 8; 21, 12; 46,
10 u. Agr. 44, 11; opes, vgl. Gaes.
b. g. VI, 35, 6 pecoris cupidissimi.
8. nullum — venam; dieselbe An-
sicht ann. XI, 20, 11 Bufus in agro
Mattiaco (sudl. v. Taunus im Bhein-
und Maingau) recluseratspecus quae-
rendis venis argent!, unde tenuis
fructus nee in longum fuit. Spater,
Tom 5. Jahrh. ab, fehlt es an Gold-
w&sche in den Fiflssen nicht, na-
mentlich nicht im Bhein, und in
der Sage spielt das Goid schon noch
frflher seine BoUe.
9. haud perinde »r ovx Ofioiofe,
nicht in dem Mafse, wie man er-
warten sollte, nicht sonderlich. Vgl.
34, 2 und ann. If, 88, 17 (Arminius)
Bomanis haud perinde Celebris, dum
Vetera extolUmus recentium incu-
riosi; ebenso Suet. Tib. 52, 1 Tibe-
rius ne mortuG quidem Druse per-
inde adfectus est
10. adficiuntur^ n. animis, ^fflhlen
sie sich angezogen** wie nachher
(Z. 17) nulla adfectione animi, ohne
irgend welche Vorliebe. — est videre,
^orw tBeXv wie ann. XVI, 34, 4 ut
coniectare erat intentione vultus.
11. principibus, in alien drei
Bedeutungen zu fassen: Konige,
Grafen, Gefolgsherren ; vgl. 15, 7.
— non in aUa vilitate, nicht in
anderer, also eben derselben Ge-
ringschatzung.
12. proximi, n. Bheno et Dann-
Tio wie 1 7, 5 und 23, 2 ripae. —
usus commerciorum, haufiger Han-
delsverkehr (Plur.). Obrigens geht
aus ann. II, 62, 9 hervor, dafs schon
im Jahre 18 n. Ghr. romische lixae
und negotiatores in Germanien sich
niedergelassen batten.
13. formas, gewisse Sorten un-
seres Geldes.
14. adgnoscunt, erkennen, n. als
DE 6ERMANIA LIBER. 5. 6.
25
quius permutatione mercium utuntur. pecuniam probant vete- 15
rem et diu notaro, serratos bigatosque. argentum quoque magis
quam auriim sequunitur, nulla adfectione animi, sed quia numerus
argenteorum faciiior usui est promiscua ac vilia mercantibus.
6. Ne ferrum quidem superest, sicut ex geuere telorum
colligitur. rari gladiis aut maioribus lanceis utuntur: bastas vel
ipsorum vocabulo frameas gerunt angusto et brevi ferro, sed ita
acri et ad usum habili, ut eodemtelo, prout ratio poscit, vel
comminus vel eminus pugnent. et eques quidem scuto framea- 5
que contentus est, pedites et missilia spargunt, pluraque singuli,
atque in inmensum vibrant, nudi aut sagulo leves. nulla cultus
iactatio; scuta tantum lectissimis coloribus distingunt. paucis
das, was es wert ist, wie Agr. 32, 18
adgnoscentBritannisuam causam. —
atque eligunt^ and suchen sie sogar
vorzngsweise gem heraus, bevor-
zngen sie. — inieriores, wie Mela
I, 18, 4 inieriores iDCultins etiam
secuntor vagi pecora.
15. pecuniam steht voran als
Haaptbegriif, mit dem der Obergang
zum Gelde gemacht wird : als oder
von Geld.
16. serratos bigatosque, n. dena-
rios, D. mit gezahntem Rande und
mit einer ein Zweigespann, biga
(oder auch eine quadriga) lenken-
den Victoria auf der einen Seite;
beide Munzen waren in der besten
Zeit der Republik silberhaltiger als
in der Kaiserzeit. — argentum quo-
que: anch das ist eine Eigentum-
lichkeit der Germanen (ebenso wie
das Schatzen des alien Geldes),
dafs sie Silber n. s. w.
18. faciiior, bequemer. — pro^
miscua ac vilia, allerband nnd nur
wohlfeile Dinge; vgl. 44, 8.
n. Siiten und Gebrauche.
(6—27).
1. Das offentliche Leben
(6—16).
a. Das Kriegswesen (6 — 8):
Waifen undfibrige AusrQsiang, Krieg
und Kriegsgewalt, Einflofs der reli-
fiosen Ideeen, hohe Bedeuinng der
rauen.
6, 1. ferrum bildei den Uber-
gang von den edlen Metallen zn
dem, aus welchem die Waifen ge-
schmiedei werden, und so aucb,
eiwas gekunsteli, zu dem Kriegs-
wesen. — superest, isi im Uber-
flusse vorbanden wie 26, 5; hisi.
I, 59, 9 viri , arma , equi ad usum
ei ad decus supererant; ebenso hist.
I, 83, 10 und ann. XIV, 54, 12. —
telorum, der Angriifswaffen.
2. rari, nur vereinzelt, wie 2, 4
raris navibus. — lanceis, mit brei-
tem Eisen.
3. frameas, Framjen, „zu alid.
adv. fram, vorwaris oder in der
Ferne«. Mullenhoff.
6. spargunt, poetisch sinnlicher
Ausdruck wie Verg. Aen. 7, 686
pars maxima glandes plumbiliveniis
spargit; ebenda 8, 695 und 12, 50;
vgl. auch 17, 7.
7. nudi wie 24, 2, nudi iuvenes
und hist. II, 22, 6 cohories Germa-
norum cantu truci et more patrio
nudis corporibus super umeros scuta
quatientium. — sagulo leves ^ nur
leicht bekieidet mit einem dem
romischen sagum ahnlichen Kriegs-
mantel. — nulla cultus iactatio,
kein Prahlen mit Schmuck, wie bei
manchen Rdmern und auch nament-
lich den Galliern nach Liv. VII, 10,7
versicolor! veste pictisque et auro
caelatis refulgens armis; ebenso
Verg. Aen. 8, 659 If.
8. lectissimis coloribus, mit den
erlesensten, nach ihrem Geschmacke
schonsten Farben. Die ^Itesten ger-
26
CORNEUI TACUTI
loricae, vix uni alterive cassis aut galea, equi non forma, non
10 velocitate conspicui. sed nee variare gyros in morem nostrum
docentur: in rectum aut uno flexu dextros agunt, ita coniuncto
orbe, ut nemo posterior sit. in universum aestimanti plus penes
peditem roboris; eoque mixti proeliantur, apta et congruente ad
equestrem pugnam velocitate peditum , quos ex omni iuventute
15 delectos ante aciem locant. definitur et numerus: centeni ex
singulis pagis sunt, idque ipsum inter suos vocantur, et quod
manischen Dichtungen, auch die
aQgelsachsischen erwahnen gemalte
Schilde nicht, aber das GudruDlied
spricht einmal (Str. 173) von schil-
den leht und wolgevar; auch Tac.
selber erwahnt 43, 18 ausdnicklich
nigra scuta der Harier und erzahit
ann. 11, 14, 12, dafs die G. statt
Schilde haben viminum textus vel
tenuis et fucatas colore tabulas,
und da auch 16, 9 mineralische
Farben genannt werden, deren sie
sich zum Bemalen der Wande be-
dient haben, so ist ein Farben der
Schilde wohl denkbar, um so mehr
als das an Metallen an und fur sich
und von Spanien nnd Britannien
her reiche Gallien wie mit Erz, so
mit anderem Schmucke sie ver-
sorgte, namentlich auch der Farber-
rote, von der Plin. n. h. XXII, 2, 3 sagt:
infici vestis scimus admirabili fuco.
— paucis, vix uni alterive, noch
starker ann. II, 14, 10 non loricam
Germano, non galeam, ne scuta
quidem ferro nervove firmata.
9. cassis ist eigentiich ein Metall-
helm, galea ein Lederhelm, aber
in der alteren Zeit uberwogen bei
den Germauen ohue Zweifel die
Lederhelme, wahrend Metallhelme,
Yon aufsen her erkauft oder er-
beutet oder geschenkt, nur von ein-
zelnen getragen wurden, namentlich
wohl den Vornehmen. — forma,
velocitate, als tuchtige Reiter nennt
T. 32,3dieTencteri,imubrigenaber
stimmt das Urteil uber die Pferde
mit Caes. b. g. lY, 2, 2 iumenta
(Reit-, Zug- und Lastpferde), quae
sunt apud Germanos nata, parva
atque deformia, haec cotidiana exer-
citatione summi ut sint laboris effi-
ciunt.
10. variare gyros, mannigfache
Kreisbewegungen machen.
11. uno flexu, nur mit einer
Schwenkung.
12. posterior, n. als der andere ;
da sie im Kreise hinter einander
reiten, ist jeder dem Nachsten hinter
ihm Yoraus, keiner der letzte. —
in universum aestimanti: dieser
Dativ, im Griech. besonders bei
Lokalangaben gebraucht, findet sich
zur BezeichnuDg eines Urteiis zu-
erst bei Livius, X, 30, 4 vero stanti,
XXXIV, 27, 1 und XXXVII, .58, 8
Yere aestimanti, bei Tac. ebenso
wie hier Agr. 11, 9, aufserdem hist
U, 50, 12, III, 8, 6 und IV, 17, 16
reputantibus und V, 11, 18 intuen-
tibus; in universum wie 5, 1.
13. roboris, nach Ausdruck und
sachlich wie 30, 11 und Agr. 12, 1
von den Britanniern inpedite robur^
— eoque, und deshalb. — mixti,
wie bei Caes. b. g. I, 48, 5 ff. pe-
dites, quos ex omni copia singuli
singulos suae salutis causa delege-
rant; Ygl. VII, 65, 4, VIII, 13, 2 unb
36, 2; auch Ammian. XVI, 12.
15. definitur et numerus, n. de-
lectorum. — centeni, n. pedites.
16. idque ipsum, und mit eben
diesem Begriffe , centeni, die Hon-
dertmanner, fur welche es naturlich
ein deutschesWortgegeben hat, wer-
densie bezeichnet: „s o eben heifsen
sie**. T., dem einerseits die urspriing-
liche Stellung der romischen centuria
zur legio vorschwebte, der ander-
DE GERMANIA UBER. 6. 7.
27
primo Dumerus fuit , iam nomen et honor est. acies per cuneos
componitur. cedere loco, dummodo rursus instes, consilii quam
formidinis arbitrantur. corpora suorum etiam in dubiis proeliis
referunt. scutum reliquisse praecipuum flagitium, nee aut sacris
adesse aut concilium inire ignominioso fas; multique superstites
bellorum infamiam laqueo finierunt.
7. Reges ex nobilitate, duces ex virtute sumunt. nee regi-
bus infinita aut libera potestas, et duces exemplo potius quam
seits aber erfuhr, dafs aach die Ger-
manen wie alle „Vdlker, die in den
Anfangen der Entwickelung stehen,
eine Neignng zeigten bestimmte
Zahlverhaltnisse walten zu lassen",
dafs ferner das Hundert fQr die Giie-
derung der Volkerschaften bei den
Germanen zu Gronde lag, und eine
Verbindung nacb Hunderten eine
grofseBedeutang hatte, liefs nun gar
100 Fufssoldaten aus jedem pagus,
d. h. der Landschaft als der Unter-
abteilung der Yolkerschaft aus-
wahien. Nach Gasar aber, der so-
wohl b. g, I, 48, 5 wie VUI, 36, 2
von pedites velocissimi et fortissimi
und summae velocitatis homines
spricht, waren diese mil den Rei-
tern kampfenden Fufssoldaten eine
besondere Art Streiter, die als de-
lecti und ante aciem locati nomen
et honor bekamen.
17. iam, nunmehr. — per cuneos,
keilfonnig, wie auch hist. IV, 16, 9,
V, 16, 4 und 18, 4, wo aus Germanen
gebiidete Keile erwahnt werden,
welche aus einzelnen Haufen be-
standen, alle aber zu einem grofsen
Keile, der die Form eines Eber-
kopfes hatte, sich wieder zusam-
menffigten. Diese Heeresstellung in
Form eines Ebers ist fiberhaupt
indogermanischer Herkunft und lebt
auch spater noch lange fort: Am-
mian. XXVII, 1, 1 cuneatim egressa
multitudo (Alamannorum) und 2, 4
in tertium cuneum propere castra
commovit.
18. instes, vordringen ; vgl. tueare
14, 1 1. — consilii, n. potius esse, eine
bei T. nicht seltene Ellipse, so ann. I,
58, 6 pacem quam bellum parabant.
19. corpora, die Leichen.
20. praecipuum, der allergr5f8te.
21. concilium, der Landesthing;
vgl. 12, 1. — ignominioso, der
Schimpf bestand im Ausschlusse
von aUen Versammlungen und im
Ausweichen bei der Begegnung. —
multique schliefst ab «=» und so,
womit auch das die Angaben fiber
das Benehmen der Germanen im
Kriege beendigende Perfektum uber-
einstimmt. — superstes verbindet
T. meist mit dem Genetiv, mit dem
Dativ 14, 3 und ann.Y, 8, 12 Pom-
ponius Tiberio superstes fuit.
7, 1. ex wie 3, 16. — reges,
ahd. chuninc von chuni, got. kuni,
yevos, also ein Mann von edelem
Geschlechte, daher im angelsach-
sischen Beowulf und im altsach-
sischen Heliand, cyning sedelum
Sod, genere nobilis und adalkuning,
er Edelkonig. Manches Kdnigs>
geschlecht gait sogar als heilig und
ward an die Gotter angeknupft wie
bei den Angelsachsen an den Gott
Woden seiber. Vgl. auch 42, 6 Ma-
robodui nobile genus. Bei grofseren
Heeresmassen waren oft zwei oder
mehrere reges zusammen, so in der
Alamannenschlacht vor Strafsburg
sieben; vgl. Ammian. XVI, 12, 1,
wo die 7 Namen genannt werden.
— duces, Herzoge, ahd. herizoho, also
auch aus blofs f r e i e m Geschlechte.
— sumunt, nehmen sie, wie hist.
1, 56, 19 nee minore discrimine prin-
cipem sumi quam quaeri und Verg.
Aen. 4, 234 quae prima exordia su-
mat?
2. infinita aut (oder gar) Hbera
wie 43, 24; 44, 6 und ann. XIII,
28
CORNELII TACITI
imperio, si prompti, si conspicui, si ante aciem agant, admira-
tione praesunt. ceterum neque animadvertere neque vincire,
5 ne verberare quidem nisi sacerdotibus permissum, non quasi in
poenam nee ducis iussu, sed velut deo imperante, quern adesse
bellantibus credunt. efiigiesque et signa quaedam detracta lucis
54, 5 Id quantum Germani regnan-
tur. — T., dem der Absolutismus
des romischen imperium wie des
orientalischen regnum (vgl. 37, 12
Arsacis regno) als ein Schreckbild
immer vor Augen steht, kann nicht
oft und kraftig genug die allseitige
Beschrankung des Konigtums durch
die Voiksfreiheit, die die Freiheit
nicht beschrankende, sondern vor-
aussetzende Gewalt der deutschen
Konige hervorheben. — potius quam
imperio J was T. auch 11^13 be-
sonders bemerkt.
3. si mit KoDJ. praes. zur Be-
zeichnung der wiederhoUen Hand-
lung wie 10, 4. — admiratione, durch
das Be wnndert w e r d e n (vgl. Nae-
gelsb. Stil. S. 160), abl. instrum.
wie exemplo und imperio, der aber
eine durch das Asyndeton beson-
ders erkennbare Steigerung enthalt.
4. praesunt, stehen an der Spitze,
gebieten. — eeterum beschrankt so-
fort das praesunt. — animadver-
tere i. e. morte multare wie hist.
1,46,26; 68, 15; 85,3; IV, 49, 26,
nur dafs in den letzten vier Bei-
spielen die Konstr. keine absolute,
sondern die bestrafte Person durch
die Praposition in mit dem Ace.
beigeffigt ist
5. ne verberare quidem, selbst
nicht zu schlagen, was bei den
Romern so gewohnlich war; vg).
Liv. Epit. 57: quem Scipio apud
Numantiam militem extra ordinem
deprehendit, si Romanus esset, vi-
tibus, si extraneus, fustibus cecidit.
— quasi gehort zu in poenam und
zu ducis iussu. — in poenam,
nicht eigentlich als Strafe, namlich
als eine, die nicht auf mensch-
lichen Wunsch und Befehl voll-
zogen wurde, sondern auf Befehl
der Gottheit durch die Priester^
welcbe als die oberste Staatsgewalt
im Kriege, wahrend die gewohuliche
Gerichtsgewalt des Konigs oderGra*
fen suspendiert sein mochte, Heer-
frieden geboten und dann dem alt-
deutschen Leben fiir gewdbnlich
vollig fremde Strafen verhaugten
und fiberhaupt wohl strenger und
schwerer bestraften als sonst.
6. deOi ganz allgemein der Gott,
welcher gerade jedem Yolksstamme
der liebste war und von dem er
Heiligtiimer besafs, die er auch mit
in die Schlacht nahm. — adesse,
die Gottheit war der oberste Rich ter;
vgl. 10, 4.
7. effigiesque — lucis \ die eff,
werden erklart durch hist. IV, 22, 1 1
depromptae silvis lucisque ferarum
imagines: so die Schlange und der
Wolf, welche den WAdan (Merkur),
der Bar und der Ziegenbock, welche
den Thunar, derWidder, welcher
vielleicht den Tin (Mars), der Stier
und der Eber (vgl. 45, 9), welche
den Fr6 (Freyr) und seine Sch wester
Frouwa (Freyja) symbolisch dar-
stellten ; die signa aber sind einer-
seits die sogenannten Attribute der
Gotter: die Lanze des W6dan, der
Hammer des Thunar, das Schwert
des Tiu, der Bogen und Pfeil viel-
leicht des Balder, anderseits die
Waffen, welche von den Priestern
an den Baumen der Haine und Wil-
der, namentlich an den dem Wddan
heiligen Eichen aufgehangt waren
(vgl. H. v. Kleist, die Hermanns-
schlacht III, 5). Gearbeitet waren
die Gegenstande von den Germanen
selber, denn die Schmiedekunst in
Eisen und Gold blClhte schon da-
mals als Kunst; daher die Sage vom
Schmied Wieland, dem Vulkan und
DE GERMANIA LIBER. 7. 8.
29
in proelium ferunt; quodque praecipuum fortitudinis incitamen-
tum est, non casus nee fortuita conglobatio turmam aut cuneum
facit, sed familiae et propinquitates; et in proximo pignora, unde 10
feminarum ululatus audiri, unde vagitus infantium. hi cuique
sanctissimi testes, hi maximi laudatores: ad matres, ad coniuges
Yulnera feruut; nee illae numerare aut exigere plagas pavent,
cibosque et hortamina pugnantibus gestant.
8. Memoriae proditur quasdam acies inclinatas iam et la-
Daedalus der Germanen; daher auch
der eherne Stier der Kimbern (Pint.
Mar. 23 extr.)
8. quodque, appositioDalerRelativ-
satz, der aber dem Satze vorausgeht,
zu dem die Apposition gehorU —
praecipuum incitamentum,deT vor-
zuglichste Sporn ; vgl. 6, 20 u. 14, 5.
9. conglobatio, vgl. 13, 8, und
Ammian. XXYIl, 2, 2 ad aUerias
globi (AlamaDnorum) perniciem du-
cens ; XXVIII, 5, 6 stetere mox con-
globati (Saxones). — cuneum bier
s» Abteilung FufssoldateD, imGegen-
satze zu turroa.
10. familiae, daher Gaes. b. g.
I, 51, 2 G. copias generatim con-
stituerunt. — propinquitates, Sipp-
scbaften. — pignora wie Agr. 38, 6
frangi aspectu pignorum suorum,
ebenso anu. XII, 2, 4 proxima suis
pignora; XV, 36, 14 und 57, 14.
Zur Sache hist. IV, 18, 12 Givilis
militi matrem suam sororesque, si-
mul omnium coniuges parvosque
liberos a tergo consistere inbet, hor-
tamenta victoriae vel pulsis pudo-
rem; und besonders Strabo 7, 2
med. Tcav Kifi^Qtov rais yvvaiSlv
avTcSv avarqaxevovcais na^xa-
Xovd'ovv n^/idvTBts iiQsiat jtoXiO'
r^iX^e, Xsvxsi/ioves, xa^naaivas
itpantlBas iTtiTtsTtOQTtrj/isvai tc5a-
fia x^^icovv IJi^ovca* yvfivoTtooBi,
iUululatus, vgl. Ammian. XXVIII,
5, 6 ululantibus lugubre harbaris
(Saxonibus). — audiri, vielleicht
schwebte dem T. aus Verg. Aen.
7, 15 hinc exaudiri gemitus vor.
12. ferunt, bringen bin, um zu
zeigen. — exigere wie Cic. in Verr.
U, 1, 51, 133 ad perpendiculnm co-
Inmnas exigere, Liv. IV, 6, 4 aedi-
libus velut publicum exigentibus
opus (Gebaude) und Liv. XXIX, 37$ 2
sarta tecta exigere (Gensorenamt) «»
genau nntersuchen die Grofse
und Tiefe der Wunden, jim so mehr
ais die Frauen zugleich Arzte waren,
wie dies bei vielen Naturvolkern
der Fall gewesen ist. Sie waren
mit den Geheimnissen der Natur
und mit den ArzneimitteIn ver-
traut. „Da8 germanische Frauen-
ideal bezog sich auf geheimesWissen
(das runische) und auf Schlacht und
Kampf(daskriegerische)''. Scherer.
— nee — pavent, schrecken nicht
davor zuruck wie die zimperlichen
Romerinnen jener Zeit. Vgl. Plut.
Mar. 19, s. f. al ywaixe£ — uai
TQavfiwia xai SiaxoTfas vnofiivov'
a€U /Aix^i TeXevrijs ai^Trijroi rols
&vftolls; der Infin. wie nach vereri;
vgl. Ovid. Met. 1, 388 pavetque lae-
dere iactatis maternas ossibus um-
bras.
14. cibosque et h., Konkretes und
Abstraktes verbunden wie 1,2 metu
aut montibus; hortamina poetisch
statt hortamenta. — gestant, immer
wieder, so oft es not tut
89 1. memoriae proditur fubrt
einen geschichtlichen Bericht ein,
der zu unterscheiden ist von den
Ergebnissen durch Forschungen wie
2,15; 3,1 und 9; 4, 1; 39,2.— mc&-
natas et L, zum Weichen gebrachte
und schwankende; dazu Plut. Mar.
XIX, 8. f . al yvvdixes rjfivvovzo rovS
q>avyovTae ojuoitos ocai rove BkO'
xovra£, rotfS fUv ws nQodoxas, xovi
80
CORNEUI TACITI
bantes a feminis restitutas constantia precum et obiectu pecto-
rum et monstrata comminus captivitate, quam longe impatientius
feminarum suarum nomine timent, adeo ut ef&cacius obligentur
5 animi civitatum, quibus inter obsides puellae quoque nobiles im-
perantur. inesse quin etiam sanctum aliquid et providum putant,
nee aut consilia earum aspernantur aut responsa neglegunt.
vidimus sub divo Vespasiano Velaedam diu apud plerosque nu-
minis loco habitam; sed et olim Albrunam et compluris alias
10 venerati sunt, non adulatione nee tamquam facerent deas.
8i €06 TtoXa/iiove und ebenda 27,
in. in bezug auf die Kimbernschlacht :
ini rdop aua^Sv /uXaveifiovee i<pa'
mciifai rovs re ^aiyovras Skrei'
vov, at fiiv avS^aG, at Si aSeXtpovs,
ai oi TtareQaSy xai rot vrima anay-
Xovaai rais x^^^'^ i^^inxovv vjto
Tovs T^o;i<ot ff xal rovff noSai rrnv
vno^vyiofv, avras 8i aniofpaTTOv,
2. obiectu p,, indem sie sich sel-
ber preisgaben; pectorum phraseo-
logisch me animus, sachlich vgl.
Gaes. b. g. 1, 51, 3 mulieres in proe-
Ham proficiscentes passis manibus
flantes implorabant, ne se in ser-
yitutem Romania traderent.
3. monstrata, mit Hand and Wort.
— comminus, zwischen Verbum und
Subst. gestellt, nimmt den Sinn des
Adj. nahe an, vgl. 2, 4; 22, 7;
37, 10; — impatientius, n. die Man-
ner und zwar mehr als aus Ruck-
sicht ffir ihre eigene Person.
4. feminarum suarum wie 7, 11
und 0. Z. 2, nicht blofs uxorum. —
adeo ut, der Sinn ist, so dafs
auch, ein zweites Moment fCir die
hobe Bedeutung der Frauen, wozu
das dritte in dem folgenden quin
etiam tritt
5. civitatum, der grdfseren poli-
tischen Einheiten, der Gemeinwesen
unter einander. — puellae quoque
nobiles, auch vornehme M ad ch en,
denn andere als vornehme Gei-
seln wurden nicht gestellt. Vgl.
hist. IV, 28, 2 Givilem Germania ex-
tollebat, societate nobilissimis ob-
sidum firmata und 79, 2 Agrippinen-
ses offerebant uxorem ac sororem
Givilis et filiam Glassici, relicta sibi
pignora societatis.
6. providum a., etwas Prophe-
tisches, vgl. Gaes. b. G. 1, 50, 4 apud
G. ea consuetndo erat, ut matres-
familiae eorum sortibus et vatici-
nationibns declararent, utrum proe-
lium committti ex usu esset necne
und hist. IV, 61, 10 Velaeda virgo
nationis Bructerae late imperitabat,
vetere apud G. more, quo plerasque
feminarum fatidicas et augescente
superstitione arbitrantur deas.
8. vidimus, wir haben gesehen,
n. zu Rom, auch Tacitus selber, der
sich des etwa im 15. Lebensjahre
gesehenen Triumphes fiber die Ba-
taver sehr w'ohl erinnern konnte.
— Felaedam, hist. IV, 65, 16; V,
22, 20 und 24, 5 ; sie wurde gefangen
nach Rom gebracht: Stat. Silv. I,
4, 89 f. non vacat arctoas acies
Rhenumque rebellem captivaeque
preces Velaedae pandere. — ple-
rosque, gar manche, wie 14, 7;
22,1.
10. non adulatione, nicht aus
kriechender Schmeichelei. — tam-
quam, mit t. ffigt T. hier den Grund
an, welchen er dem Handeln der
Germanen unterlegt; ebenso 20, 1 1 ;
22, 9; 28, 14. — deas, wie es zur
Kaiserzelt in Rom geschah. Vgl.
Suet Galig. 24, 10 nee umquam
(Galigula) nisi per numen Drusillae
(sororis) deieravit; ann. XVI, 21, 11
deum honores Poppaeae (a Nerone)
decernuntur und 22, 17 eiusdem
animi est Poppaeam divam non cre-
dere, cuius in acta divi August! et
DE GERMANIA UBER. 8. 9.
81
9. Deorum maxime Mercurium colunt, cui certis diebiis
humanis quoque hostiis litare fas habent. Herculem ac Martem
coDcessis animalibus placant. pars Sueborum et Isidi sacrificat:
unde causa et origo peregrino sacro parum comperi, nisi quod 5
signum ipsum in modum liburnae figuratum docet advectam reli-
gionem. ceterum nee cohibere parietibus deos neque in ullam
divi lull Don iurare. In dem face-
rent liegt der Gegensatz zu dem
aus hist. IV, 61,10 citierten arbi-
trantur deas. — Diese Bemer-
knngen fiber denEinflursderPriester
und gottbegeisterten Franen machen
einen naturlichen Obergang zu dem
nachsten Telle, dem sie selbst anch
angehoren.
b. Religion and religiose
Gebranche (9 und 10).
9) 1. Mit dem Worte deorum
macht T. von dem facerent deat,
der falschen Gotterrerehning, den
tJbergang zu der wahren. — Mer-
curium issW6dan : der ihm geweihte
Tagistder altn Odhinsdagr, ag8.W6-
densdaeg, engl. Wednesday, schwed.
u. dan. Onsdag; west^lisch noch
Godensdag. Den Juppiter erwahnt
T. nicht, ebensowenig wie Caesar
bei den Galliern, der aber b. g. VI,
17, 1 sagt: Deum maxime Mercu-
rium colunt (Galli), und aus diesen
Worten Caesars siebt man, warum
T. den M. und den W6dan ver-
gleicht: auch W. war der Wissende
(inventor artium), fuhr auch wind-
schnell durch die Lilfte (viarum at-
que itinerum dux), lehrte Runen und
Wurfelspiel(quae8tu8 pecuniae mer-
caturaeque) ; einen Hut trugW.wie M.
den Peta8us,eine goldene Rnte ( Wfln-
schelrute) trug W. wie M. den cadn-
cens, und W6dan mit den Walkflren
erinnerte an den *Fvxonofi7t6e. —
certis, so namentlich an den Sonn-
wendfesten, und zwar wurden be-
sonders Gefangene geopfert. Vgl.
ann. I, 61, 12 lucis propinquis bar-
barae arae, aput quas tribunos ac
primorum ordinum centnriones mac-
UiTerant (in der Varusschlacht) u.
Xni, 57, 11. Nach Strabo 7, 2
schlachteten die Priesterinnen die
Gefangenen und weissagten aus dem
in einem Mischkruge aufgefangenen
Blute; nach Jordanes 64, 17: Mar-
tem Gothi semper asperrima pla-
cavere cultura, nam victimae eius
mortes fuere captorum, opinantes
bellorum praesulem aptius human!
sanguinis effusione placandum. Nach
39, 4 und 40, 16 werden aber auch
dem Tin (Ztu) und der Nerthus Men-
schenopfer dargebracht.
2. Herculem ac Martem =« Thu-
nar und Tin ; Hist. IV, 64, 5 nennen
die Tencteri den Mars praecipuum
Deorum; die ihnen geweihten Tage
der Woche sind: Donnerstag, altn.
Th6rsdagr, ags. Thursdseg, engL
Thursday und Dienstag, altn. Tys-
dagr, ags. Tiwesdseg, engl. Tuesday,
frz. Mardi.
3. concerns, n. Pferden, Rindern,
Bdcken, Ebern und Ferkeln, die als
reines Opfer, als Ziefer galten
(ahd. zebar, mhd. ziber, ags. tiber)
im Gegensatze zum Ungeziefer -■
Untier. — Sueborum, derer, welche
an der Donau wohnten. — Isidi,
der Name ist von der agyptisch-ro-
mischen Gottheit, der Gemahlin und
Schwester des Sonnengottes Osiris,
auf Frigg, die Gemahlin W6dans,
flbertragen ; warum, wissen wir nicht,
nur wird einiges, was die Sueben
von ihrer Gottin erzahlten, an die
Isis erinnert haben.
5. signum ipsum, schon das (auf-
sere, wie ein Schiff gestaltete) Bild ;
ygl. 13, 12. — Hbuma, ein kleines,
ursprunglich von den illyrischen Li-
bumern gebautes Schiff, einSchnell-
segler; vgl. Agr. 28, 5 libumicas
ascendere. — religionem, Kultus.
6. ceterum, Obergang von der
32
GORNELn TAGITI
humani oris speciem adsimulare ex magQitudioe caelestium arbi-
trantur: lucos ac oemora consecrant deorumque nomiDibus ap-
pellant secretum illud, quod sola reverentia vident.
10. Auspicia sortesque ut qui maxime observant, sortium
consuetudo simplex, virgam frugiferae arbori decisam in sur-
culos amputant eosque notis quibusdam discretos super candidam
vestem temere ac fortuito spargunt. mox, si publice consultetur,
VerehruDg einer e i n z e 1 n e n Gott-
heit durch ein Bild zu der Ver-
ehrung der Gotter ohne Bilder im
allgeraeincD, wie sie be! den Ariern
uberhaupt Brauch gewesen ist, aber
denDoch ist nicht zu bezweifelD,
dafs esauch beivielen germanischen
Yolkerscharten Gotterbilder gegeben
hat, namentlich als sie im Laufe der
Zeit solche kfinstlich herzustellen
gelernt batten.
7. adsimulare, heranbilden zu
einer Ahnlichkeit mit menschiichem
AntUtze. — ex wie 3, 16 und 7, 1.
8. lucos wie 39, 5 und 40, 8,
ann. IV, 73, 22 lucum, quem Badu-
hennae vocant und II, 12, 3 silvam
Herculi sa'cram. Solch ein Hain
hiefs ahd. paro, der Pries ter para-
wari Oder baruc und harugari.
— nemora, Waldtriften. — deo-
rumquey die gesamte Art der Yer-
ehrung wird, nachdem der Bilder-
kultus geleugnet, nun auch noch
positivals eine nur auf der geistigen,
nicht sinnlichen Auffassung be-
rubende charakterisiert.
9. secretum iUud, nicht die Haine
und Triften, sondern in ubersinn-
licherBedeutungdasgebeimnisYoUe,
dem sinnlichen Auge verborgene
Wesen der Gottbeit, wie Seneca
epp. 41 sagt: si tibi occurrit ve-
tustis arboribus et solitam altitu-
dinem egressis frequens lucus, ilia
proceritas siivae et secretum loci
et admiratio umbrae fidemnumi-
ni s facit. — sola reverentia^ nur
aus ehrfurchtsvoUer Scheu in der
Phantasie, nicht mit sinnlichem Auge
im Bilde. Vgl. hist. V, 5, 17 Aegyptii
pleraque animalia effigiesque com-
positas venerantur, ludaei mente
sola unumque numen intellegunt,
aber auch des Givilis Worte zu den
Germanen and Batavern: Rhennm
et Germaniae deos in aspectu (esse),
wo T. Yom romischen Standpunkte
aus spricht.
IO9 1. ui quit n* observant ut ii
qui maxime obs.aBwie nur einer.
2. frug. arb. widerspricht nicht
5, 4; Holunder, Wacholder, Eiche
und besonders Buche sind gebraucht
worden. Vgl. Buch, Buchstabe,
lesen.
3. amputant^ Ausdruck der Gart-
ner und Arzte: zurecht schneiden,
so dafs das Schadhafte oder Cber-
flussige wegkommt. — notis qui'
busdam, Runenzeichen.
4. vestem wie 40, 8 und 15 «»
Laken. — temere ac fortuito, aufs
geratewohl und wie es der Zufail
fugt. — si wie 7, 3. — mox wie 11,11;
13, IGssnachher, dann. — saeerdos
civitatis beweist, dafs „ein naher
Zusammenhang zwischen weltlicher
und geistlicher Gewalt bestanden
hat. Der Priester hatte wie der
altn. logsaga (vgl. fries, ftsega),
Gesetzsprecher, Prasidialrechte im
Thing. Wo das Volk als Ganzes
versammelt ist, sind die Gotter
gegenwartig, die Priester wahren
den gottlichen Frieden, und so sah
man die Voikseinheit in gottlicher
Hut. Der Ruhestorer im Thing ist
wie der Brecher der Disciplin im
Kriege strafwilrdig. Die Priester
haben das Strafamt, sie sind wie
die Bewahrer, so die Hiiter des gott-
lichen Gesetzes, des Rechtes. Leicht
legte sich aber infolge solcherWQrde
in ihre Hand die Einheit der civi-
tas, und da mit verband sich weiter-
DE 6ERMANIA LIBER. 9. 10.
83
sacerdos civitatis, sio privatim, ipse pater familiae, precatus deos 5
caelumque suspiciens ter singulos tollit, sublatos secundum im-
pressam ante notam interpretatur. si probibuerunt, nulla de
eadem re in eundem diem consultatio; sin permissum, auspicio-
rum adbuc fides exigitur. et illud quidem etiam bic notum avium
voces volatusque interrogare: proprium gentis equorum quoque 10
praesagia ac monitus experiri. publice aluntur isdem nemoribus
ac lucis, candidi et nullo mortali opere contacti; quos presses
sacro curru sacerdos ac rex vel princeps civitatis comitantur bin-
nitusque ac fremitus observant, nee ulli auspicio maior fides
non solum apud plebem, sed apud proceres; sacerdotes enim 15
hin auch die Einheit des Stammes
und der Stammeskulte, ond endlich
beeioflufste diese religiose Einheit
oft die politische: gemeinsamer
Kultas wies anf gemeiDsame Stamm-
verwandtschaft". Scherer.
6. ter bestaligt darch Gaes. b. g.
1, 53, 7 G. Valerius Procillas se prae-
sente de se ter sortibus coDSultum
dicebat, utrum igDi statim necare-
tor an in aliud tempus reservare-
tar: sortium beneficio se esse in-
columem.
7. interpretatur nach der jeder
Rune iDnewohnenden Bedeutung.
— nulla — consultatio, wahreud
man in Rom durch neue Opfer die
Gotter so fort neu zu erforschen
SQchte.
8. auspiciorunij hiermit geht er
nach dem Brauche der Lose zu
zweit zu den Auspicien fiber, die
er am Anfange des Kap. vorange-
stellt hatte.
9. adhuc, obendrein wie 19, 9
u. 29, 11. — avium, besonders Adler,
Rabe, Kuckuck, Schwalbe, Rotkehl-
chen, Meise, Specht, Zaunkonig,
Krahe, Hahn. Beim Fluge kam es
auf den Angang von rechts an. —
fides, Bestatigung, wie Liv. X, 34, 14
dictis captivorum fides exstitit.
10. equorum, was nach Herod.
I, 1S9, 1 rofv r«s i^£v innav tcov
XnnccLV und HI, 86, 1 6 Jaqsiov
tnnos — ixqsfidrtas den Persern,
Tacitus* Germania.
nach Horn. II. 7405 (Achills Rofs)
tlfivcs naQfiari ' naoa Si xa/Tiy ^«v-
yXrjs i^SQ^novaa na^a ^vybv ov9ae
ixavar auch den Griechen, nicht
aber den Rdmern bekannt war.
11. isdem, in ebendenselben,
welche 9, 8 erwahnt sind ; derselbe
abl. loci ohne in bei isdem Agr. 25, 7
castris, hist. I, 55, 10 hibemis; II,
45, 12 tentoriis; HI, 13, 16 campis.
12. candidi, die weifse Farbe als
die des Lichtes und der Reinheit
spielte bei den religidsen Gebrau-
chen der Germanen eine wichtige
Rolle ; vgl. o. Z. 3 und die Stelie ans
Strabo zu 7, 10. Auch schneeweibe
Sauen sind heiUg. — et nullo statt
neque uUo mit stark betonter Ne-
gation in der Germania noch zwei-
mal 20, 13 und 28, 5, in den ubrigen
Werken noch 20 mal. — mortaU,
die Menschen im Gegensatze zu den
Gottem betreffend, „irdisch". —
contacti, beriihrt, im Sinne von ent-
weiht, wie dial. 12, 8 (eloquentia)
casta et nullis contacta vitiis pec-
tora influxit. — pressos wie Ovid,
met. 1, 124 pressique iugo gemuere
iuvenci und 7^ 211 collum pressi-
stis aratro; vgl. ebenda 1, 124 und
12, 77.
13. ac, (einerseits) der Priester
„und aufserdem". — princeps civi-
tatis (nicht gentis) „der Furst oder
Graf**, (in Staaten ohne Kdnige) also
uberhaupt nur in offentlichen Ange-
legenheiten.
3
34
OORNELII TAQTI
nrioistros deorum , illos conscios putaot est et alia obserratio
auspicionHn, qua graviam bellomm eTentns exploraoL eius
genlis, cum qua belliun est, captivnin quoquo modo interceptum
ciiin electo popolarium guoram, patriis quemque armis, commit-
20 tUDt: ▼ictoria baius vel illius pro praeiudicio accipitor.
11* De minoribas rebus principes coosaltant, de maioribus
omnes, ita tameo, nt ea qvoqae, quomm peoes plebera arbitrium
est, apud principes pertracteDtiir. co^uot, nisi quod fortuitum
et subkuiB incidit, certis diebus, cum aut inchoatur luna aut im-
5 pletur; nam agendis rebus boc avspicatissimum initiom creduat.
nee dierum numernm at nos, sed noctium computant, sic con-
16. putant, D. plebeg (die grofse
Masse des Volkes) et proeeres (der
Adel nnd die weliliehen Beanten),
welche sis die Vertreler des VolkM
Oder Staales, als die welche ein
besonderes Interease an dem babeD,
was der Ratsehlofo der O^tter rer-
hangt, die Priester fAr Diener der
G5tter ond fflr Vernrittler iwischen
deo Gdttem nnd Meosclieii ansefaen,
die Pferde aber (iUos) fiBr die allei-
irigen Mitwisser der gdUlidien 6e-
heimnisse.
19. eommiOunt, ans der Spracfae
der Wetikftmpfe in der Arena Ton
Menschen oder Tieren, bifufig bei
Sneton, so Ang. 45, 31 pugiies Lati-
nos committere cnmGraecis solebat
20. pro praeiudicio f „9l\9 Ver-
entscheidang, die gfinstigen Aus-
ging des Krieges als efgentliche
nlscheidnnff hoffen Kefs. Dem
Kriege der Vfilker wie dem Kampfe
zweier stand die Gottheit alsoberster
Richter vor.* Grimn).
c, Staatsgewalten und
Rechtspflege (11 u. 12).
11, 1. minoribtu^ n. Wehrhffft-
machong, Landiffbertragang, Frei-
lasso ng. — principes bedeutet hier
die Beamten in ^taaten mit and
ohne K5nige, welche die alle Be-
zirke des Stanraies betrefTenden
Fragen miteinander beraten, Beiirks-
oder Gaugrafen, welche die minder
wichtigen Sachen allein eriedigen.
— maioribus^ n. Krieg nnd Frieden,
BOndnisse und Vertrage, schwere
Vergeben. — omnes, n. Edele and
Freie.
2. ea — quomm,, sind wieder die
res maiores. — plebem^ n. die grofoe
Masae des Volkea wie 10, 16.
- 3. periraeteniurj erst grundlieh
dnrchberaten and dann dem Landes-
tbing vortragen. — nisi quid f,,
es gab also aach auCserordentlicbe
Yersammlangen. — cerlis diebus,
«in bestimmten Frisien, d. h. da zwi-
scben jedem Vollmond and Nea-
licht 14 Nachle liegen, wahrscbein-
licb alle 14 Tage**. Grimm.
4. oum — impletur, om die Zeit
des Neu- oder Vollmondes; wach-
sender und scbwindender Mond gait
fdr ungfinstig.
5. auspicatissimum f darcb die
besten Aaspicien bestimmt, der ver^
beiisungSToUste , gfinstigste. Vgl.
Gaes. b. g. 1, 50, 5 non esse fas Ger-
manos superare, si ante novam
Ian am proelio contendissent.
6. noctium ebenfalls wie bei Gaes.
b. g. VI, 18, 2 spatia omnis tem-
poris non namero diernm^ed noc-
tiam finiant. ErhaKen hat sicb
dieserBraudh In den deutscbenFest-
bezeichnnngen: 'Weibnaehten , die
zwdlf^acbte, Fastnacbt, in den eng-
lischen Wdrtem a senai|(ht, sieben
Nachte oder eine Woche, a fort-
night, Tierzeffan Nacbte oder zwei
Wodhen. — consHtuuni, eondieunt,
jnristisoh fomelhaffe Ansdriloke:
Vertrige schlieisen and (sich ver-
pfiicbtend) zasagen.
DE GERMANIA LIBER. 10^12.
35
stituunt, sic condicunt: nox ducere diem videlur. illud ex liber-
tate vitium, quod non simul nee ut iussi conveniuDt, sed et alter
et tertius dies cunclatione co6untiuin absumitur. ut turbae pla-
cuit, considunt armati. silentium per sacerdotes, quibus turn et 10
coiircendi ius est, imperalur. mox rex vel princeps, prput aetas
cuique, prout nobilitas, prout decus bellorum, prout facundia est,
audiuntur, auctoritate suadendi magis quam iubendi potestate.
si displicuit scntentia , fremitu aspernantur; sin placuit, frameas
concutiunt: bonoratissimum adsensus genus est armis laudare. 15
ISf Licet apud concilium accusare quoque et discrimen
7. nox ducere me der Winter
bei den Germanen an der Spitze
des Jahres stand. Vgl. 26, 9 hiems
et ver et aeslas.
8. yt iussi, als sei es ihnen ge*
boten; „die Gerichtsversammlungen
zerfielcn in gebotene, zn denen
notwendig nur solche, die etwas
zu verhandeln batten, ?u kommen
brauchten, obgleich auch andere
Freie, wenn sie wollten, sich dazu
einfinden durften, und in unge-
b 1 e n e , zu denen alle Freie ein-,
zweir Oder dreimal jahrlicb zusam-
menkaroen, meist im Fruhling und
Herbst zur Zeit der grofsen Jahres-
und Opferfeste; es bedqrfte keiner
vorganglgen Ansagung. Jeder aus-
bleibende Thingpfiicbtige aber fiel
in Bufse". Grimni. Dennoch aber
wahrten sie sicb gem auch den
Schein der Freiheit; vgl. hist. IV,
76, 9 Germanos non iuberi, non
regi, sed cuncta ex libidine agere*
9. ut turbae placuit, sobald es
Sefallt, n. d/er in voliem Gefuhle
erFreibeitfUach Gutdilnken, binnen
1 Oder 2 oder 3 Tageu langsam zu-
sammengekommenenMenge erstall-
inahlich considere, und dann wird
silentium geboteo, „Thing- oder Ge-
ricbtsfrieden gebannt".
10. tunf, n. in) Landestbing.
11. coercendij zu strafen wie
25, 5; im Gegensatze zu 7, 5,
wo sie den Heerfrieden geboten,
wabrend sie bier deu Tbingrrie4en
Bchtitzen; ^in der La n des versa mm-
lung herrscht ein besonders bei-
liger Friede, denn die Tbingstatte
tragt auch den Opferaltar und mit
Opfer und heiligen Handlungen wird
die Sitzung durcb die Priester feier-
licherdfrnet'.Dabn.— moo; wie 10,4.
12. cuique kann sich sprachlich
auf den rex vel princeps beziehen,
sachlich aber nur auf den princeps,
denn der rex besitzt ja selbstver-
standlich nobilitas, und bei ibno kann
es auf aetas, decus b. , facundia
nicht ankommen. Der Ausdruck ist
ungenau, denn bei dem Freiheits-
sinne der Germanen ist keineswegs
zu glauben, dafs in solch einer Yer-
sammtung nur Konige oder Grafen
batten sprechen durfen. — decus
bellorum, Kriegsrubm wie 32, 3.
— auctoritate — potestate, abl.
modi, sie werden angebort mehr
mit dem personlicben Gewichte des
Ratens als mit der Gewalt des Be-
feblens. Diese Worte bezeichnen
die Seibstbestimmung der turba und
steben daher dem coercendi ius der
sacerdotes entgegen.
15. concutiunt, wie bist. V, 17, 13
ubi sono arraorpm tripudiisque (ita
Germanis mos) adprobata sunt dicta
und von den Galliern Caes. b. g.
VII, 21, 1 conclamat omnis muUi-
tudo et 6190 more armis concrepat.
12, 1. Licet — quoque , die Be-
sprechung der Staalsgewalten bat
T. zu dem lianidesihing, (dem con-
cilium wie hist. IV, 64, 2 Agrippi-
nensium) gefCihrl, und nun zeigt er,
welclie Befugnisse demselben zu-
steben. Zunachst ist er dieGe-
36
GORNGLU TAGITI
capitis intendere. distinctio poenarum ex delicto, proditores et
transfugas arboribus suspcndunt, ignavos et imbelles et corpore
infames caeno ac palude, ioiecta insuper crate, mergunt. diver-
5 sitas supplicii illuc respicit, tamquam scelera ostendi oporteat,dum
puoiuntur, flagitia abscondi. sed et ievioribus delictis pro mode
poena : equorum pecorumque numero convicti multantur. pars
richtsbehdrde, bei weicher man a u c h
a n k 1 a ff e n durf te, aber nur schwe-
rerer Yerbrechen halber, welche
gegeD die Gesamtbeit, das Volk,
den Staat gerichtet waren, die als
besonders schimpflich und eniehrend
galten, und welche alle mit Lebens-
strafen belegt waren. — discrimen
capitis intendere, eineD Prozefs
wegen Kapitalvergehens anstrengeo,
eine Redensart, erweitert au8 inten-
dere litem alicoi (Gic. de oral. I,
10, 42) und crimen in aliquem (Liv.
IX, 26, 11).
2. distinctio poenarum ex de-
HciOy allerdings bestatigen ahd. ref-
san, verberare, punire und ags. wite,
ahd. wlzi, suppiicium das alte Prin-
zip der offentlichen, obrigkeitlichen
Strafe, aber neben ihm wohnte be-
reits urgermanischem Strafrechte
das der Friedlosigkeit inne, wel-
ches jedoch T. hier unbeachlet lafst:
skr. varki, got. gawargjan dau^au,
capitis damnare, altn. vargr i veum,
der Yogelfreie Mann, ags. wearg oder
spater geradezu wuif, und weald-
genge, qui per silvas vadit, hd.
Werwolf bezeichnen den „wurgen-
den Wolf Waldganger"* als den,
der ausgestofsen aus der Friedens-
Senossenschaft und verwiesen aus
em Schirme des Rechtes die ode
Wildnis zu suchen hat, um nicht
bufslos erschlagen zu werden wie der
friedlose, gemeingefahrliche Wolf.
— ex wie 7, 1. — proditores et
transfugas, n. Leute, die sich los-
sagten von dem Heere und somit
auch von der Volksgemeinschaft,
der sie angehorlen.
3. suspendunty n. an bestimmten
laublosen Baumen an bestimmten
Stellen oder wenn diese ausstarben,
an eingerammten Stammen und
Pfahlen. — ignavos et imbelles wie
31, 6, Feiglinge (im Kampfe) und
Heerfluchtige, die dem Kriegsdienste
Qberhaupt oder auch bei bestimmter
Gelegenheit dem Kampfe sich zu
entziehen suchten. — corpore in-
fames, die ihren Leib durch un-
zuchtige Handlungen geschandet
haben. Vgl. ann. 1, 73, 7 Gassium
quendam, mimum corpore infamem
und XV, 49, 14 Quintianus mollitia
corporis infamis. Bestatigt bei den
Batavern durch hist. IV, 14, 6.
4. caeno ac palude, Schmutz und
Sumpf. Noch schimpflicher nach
Fischarts Fiohbaz 36: »denn wei-
cher slirbet gleich vor schrecken,
den sol man mit kukac bedecken**;
und in Boners Fabeln «begraben in
mel*, n. Kehricht. — craief Fiecht-
werk von Ruten und Holzern, eine
Strafart, welche Livius I, 51, 9 ein
(fiir die historische Zeit) novum
genus leti nennt: ul Turnus delec-
tus ad caput aquae Ferentinae crate
superne iniecta saxisque congestis
mergeretur ; vgl. Liv. lY, 50, 4 quos
necari sub crate iussit. Ebendie-
selbe Silte bei den Puniem nach
Plant Poen. V, 2, 66 sub cratim
uti iubeas sese supponi atque eo
lapides imponi multos, ut sese
neces.
5. iUuc respicit, tamquam; U
bezeichnet die Auffassung der be-
treffenden Personen, also bb in der
Auffassung, dafs; ebenso 39, 9. —
scelera, Yergehen gegen andere,
flagitia, sittliche Yergehen gegen
sich, wie sie vorher genannt sind.
6. pro modo, n. delicti.
7. numero, bald hoch, bald nie-
drig.
DE GERMANIA UBER. 12.
37
multae regi vel civitati, pars ipsi, qui vindicatur, vel propinquis
eius exsolvitur. eligUDtur in isdem cftnciliis et principes, qui c
iura per pagos vicosque reddunt; ceoteni singulis ex plebe co- 10
mites consilium simul et auctoritas adsunt. nihil autem neque
publicae neque privatae rei nisi armati agunt. sed arma sumere
Don ante cuiquam moris, quam civitas suffecturum probaverit.
tum in ipso concilio vel principum aliquis vel pater vel propinqui
8. muUae, der Bofse. — regi vel
civitati, dem Konlge als oberstem
Richter oder wo kein Konig ist, dem
Stamme als der politischen Einheit
des Gemeinwesens , und zwar fur
den Bruch des Friedens. — pro-
pinquis, deQ Sippegenossen, wenn
der ZQ Rachende selber getotet war.
9. eb'guntur — principes , die
zweite Befagnis des Landesthings
istdieWahl der Grafen (spater
vom Konige ernannt, oft mit erb-
licher Wiirde), deren Haupiaufgabe
im Frieden die Gerichtsleitung war.
10. iura — reddunt^ „die necht-
sprechoDg leiten", indem T. sie in
rdmischer Weise als Richter thatig
denkt. — per pagos vicosque, beides
sind politische UnierabteilungeD der
civitas, des Stammes, n. pagus der
Bezirk oder Gau and vicus eine
Gruppe von Wohnnngen, Hofen,
landlichen Siedelangen ; ahnlich ann.
I, 56, 14 Ghatti omissis pagis vicis-
que in silvas disperguntur und Caes.
D. g. YI, 23, 5 in pace nullus est
communis magistratus, sed prin-
cipes regionum atque pagorvm mter
suos ius dicunt controversiasque
minuunt, wo nur regiones wieder
noch grofsere Abteilungen bezeich-
nen als pagi, wahrscheinlicb grofsere
oder kleinere Verbande. — centeni
— eomites, die Zahl hnndert kehrt
wieder wie 6, 16, wenn auch der
nrsprtingliche Zahlbegriff iangst zu-
rficKgetreten und es fur den fremden
Schriftsteller nicht klar war, warum
sie so hiefsen. Gemeint sind die
vollberechiiglen Mitglieder der Ge-
meinde, welche Beisitzer der Richter
bei Leitung der Gerichtsversamm-
lung waren und ^einen den spa-
teren Schoffen abnlichen Ausschafs
aus der gesamten Volksgemeinde
bildeten, der den Grafen bei der
Rechtspflege unterstutzte'*. Dabn.
11. consiliumsimul et auctoritas,
als Rat und gewichtige Stimme. —
nihil autem, die Germanen ihun
nichts Offentliches oder Privates,
ohne die Waffen dabei in die Hand
zu nehmen. An diese wichtige Be-
rn erkung schliefst sich die dritte
Befugnis des Landesthings, namlich
die, dem feierlichen Akte der Aus -
rustung des Junglings mit
Schild und Lanze beizuwohnen:
dieseWehrhaftmachung hatte die po-
litische Bedeutung den Waffenfahi-
gen zu einem selbstandigen GUede
des Staates zu machen. Biese JQng-
lingsweihen waren meist jahrlich
mit bestimmten Festen verbunden:
den Festversammlungen und denen
des Landesthings, zu denen alle
Gaue sich vereinigten.
12. armali, „man schwort bei
den Waffen; Schwert oder Lanze
bezeichnet den Mann**. Waitz; vgl.
22, 4; 27, 3; 44, 8; hist. IV, 64, 9,
wo es von den Tencterern heifst:
viris ad arma natis. — sumere wie
togam virilem bei den Romern.
13. morfV wie 21, 12, ann. 1, 56, 17,
Agr. 33, 1 ; 39, 2 ; 42, 19 sUtt des
gewohnlichen mos est. — civitas,
in gleichem Sinne wie 8, 5; 10,
13. — probaverit^ coni. perf.
zum Ausdrucke der wiederholten
Handlung wie ann. XV, 74, 17
deum honor princi pi non ante habe-
tur quam agere inter homines de-
sierit.
14. ipso, nu r in dem (dffentlichen)
Landesthing selber. — principum
38
GORNELIl TACm
15 scuto frameaque iuvenem ornant: haec apud illos toga, hie pri-
mus iuventae honos; ante hoc domus pars videntur, moK rei
publicae.
13. Insignis nobilitas aut magna patrum merita prineipis
dignationem etiam adulescentulis adsignant: ceteris robustio-
ribus ae iam pridem probatis adgregantur, nee rubor inter co-
mites adspici. gradus quin etiam ipse comitatus habet, iudicio
5 eius quern sectantur; magnaque et comitum aemulatio, quibus
a., also in grofser Versammlung
(bat es einer der Grafen, die nicht
nor richt«r1iche Befugnisse batten,
sondern denen auch das Recbt zu-
stand mit einem Gefolge sich zu
umgeben.
1 6. hofiosy Ebrengabe, -schmuGk ;
vgl. 15, 8. Hierin ist die spatere
Schwertleite zu erkennen; diese
Auszeichnang konntedem Junglinge
«chon mit 15 Jahren zu teil werden,
ibn also wobl noch nicht immer
mfindig machen. Darnach ist die
Wehrbaftmacbung von det Feier der
Mannbarkeit und der Befreiung von
der vaterlichen Gewalt als ein Drit-
tes zu unterscbeiden. — moTy abn-
lich wie 10, 4 und 11, 11, darauf,
fortan. — rei publicae, in gleicbem
Sinne wie sonst eivitatis, obne
dafs eben mit der Wehrbaftmacbung
die Mundigkeit, also aucb die Be-
rechtigung an dem Thing teilzu-
nehmen und vdllige Befreiung aus
der vaterlichen Gewalt verbanden
zu sein brauchte; erstere erfolgte
scbon mit 13, 14 Jahren, letztere
sogar scbon im 12., ja 10. Jahre.
V5llig freie und gleiehberechtigte
Stellung in Thing und Heer scheint
ohne Grundbe«itz nicht moglich ge-
wesen zu sein.
18, 1. aut — merita, Oder, n.
abgesehen von adeliger Herkunft,
auch groClse Verdienste nichtadeli-
ger Vater. — prineipis dignationem,
eine Wdrdigung, Auszeichnung von
seiten des Gefolgsfdhrers , n. „die
Webrhaftmachung durch die und
be! der damit verbundenen Auf-
-nabme ins Gefolge vor der ge-
wohnlichen Altersstufe, in welcber
jene erfolgt". Ranke.
2. etiam, sogar JQnglingen; etiam
verbindet diesen Satz durch den
Gegensatz zu iuvenem (Z. 15) und
iuventae (Z. 16) mit dem vorigen.
— ceteris, n. iuvenibus robustio-
ribus (an Jahren und Korperkraft
reiferen) ac iam pridem probatis
(s. 0. Z. 13 probaverit).
3. adgregantur, sie werden zu-
gezablt, angereiht, n. von den Ge-
folgsfuhrern. — rubor, der Grund zur
Scham, wie Gic. de rep. 6, 6 cen-
soris indicium ruborem affert; Li v.
IV, 35, 1 1 minorem ruborem fore
in iuris iniquitate; Ovid a. a. HI, 167
nee rubor est und hist. 30, 9 rubor
ac dedecus. — comites, Gefoigsleute.
So bildet sich durch das mit der
Wehrbaftmacbung verbundene Her-
austreten des jungen Mannes aus
dem Hause in den Staat und den
Anschlufs an einen GefolgsfQhrer
Oder -herren das Gefolgswesen.
4. gradus, Untefscbeidungen, Ab-
stufungen, welche der Gefolgsfuhrer
bestimmte und die auf seinem Ur-
telle foeruhten, je nacbdem er den
einzelnen sich n§her stelite, wab-
rend die Gefabrten wetteiferten den
ersten Platz einzunebmen, der durch
seine Gunst gewonnen ward. —
comitatus, das Gefolge.
5. quibus — Comites, n. sit und
sint; der Konj. fehlt bei T. erstens
in ind. Frage am Ende der Periode
und in der Mitte, wo kein Mifs-
verstandnis moglich ist; zweitens
nach tamquam und dum in or. obi.
wie 39,9; drlttens dann, wenn ein
D£ GERMANIA LIBER. 12—14.
39
primus apud principem suum locus , et principum , cui plurimi
et acerrimi comites: haec dignitas, hae vires; niagoo semper elec-
torum iuTenum globo circvmdari in pace decus, in bello prae-
sidium. nee solum in sua gente cuique , sed apud finitimas quo-
qne ciTitates id nomen, ea gloria est, si nmnero ac virtute 10
comitatus emineat; expetuntur enim legationibus et mnneribus
ornantur et ipsa plerumque fama bella profligant.
14. Cum ventum in aciem, turpe principi virtute vinci, turpe
comitatui virtutem principis non adaequare. iam vero infame in
omnem vitam ac probrosum superstitem principi suo ex acie
recessisse : ilium defendere, tueri, sua quoque fortia facta gloriae
eius adsignare praecipuum sacramentum est ; principes pro vie- 5
toria pugnant, comites pro principe.
Si civilas, in qua orti sunt, longa pace et otio torpeat, pleri-
anderer in demselben Abhangigkeits-
verhaltnisse stehender Konj. fo]gt
wie 19, 12. Vgl. Nipperdey zu Ann.
1,7.
7. magno — praendium, begrtln-
dend zu dignitas und vires.
8. globo, vgl. 7, 9.
9. cuique Ton sua getrennt
10. nomen wie 45, IGsaein guter
Name. — emineat n. quisque.
11. expetuntur, sie werden nm-
worben, n. die Grafen als Gefolgs-
herren von anderen Stammen und
Vol kern.
12. plerumque wie 5, 4. — ipsa
fama, schon durch den blofsen Ruf
von der Tapferkeit des Gefolgs-
herren und seines Gefolges; ipsa
wie 9, 5 und 43, 19. — b, pro-
fligant as debellant wie hist. II, 4, 1 1
profligaverat bellnm ludaeicum Ve-
spasianus.
14, 1. turpe principi, wie Nib.
1957 (Fr.): Dem hohen Trost der
Volker, sprach Hagen, ziemi* es
recht, Dafs zuvorderst stflnden die
Herren im Gefechi, So wie Ton
meinen Herren hier jeder thiit'.
2. iam vero, ToUends aber.
3. superstitem, Tgl. 6, 21; zur
Sache Ammian. XYl, 12, 60 co-
mites Ghnodonarii flagitium arbi-
trati post regem Tivere Tel pro rege
non mori, si tulerit casus, tradidere
se Tinciendos und im angelsachsi-
schen Epos, zunachst dem Beowulf
T. 2880 ff. : Zu wenig der Beschutzer
drangen um den K5nig, als die Be-
drangnis kam. Des Landbesitzes
mufs der Manner jeder aus der Mag-
schaft nun Terlustig wandern, wenn
derLeate Kinder fernhin eureFlucht
erfahren werden, die treulose That
Der Tod ist besser fur der Leute je-
den denn ein Leben Toiler Schmach ;
sodann in dem Volksliede auf Byrht-
noths Fall (991) t. 251: Nicht
durfen mir die Helden Torwerfen
nit Worten, nun mein Freund sank,
dafs ich herrenlos heim wan-
dere.
4. tueri, asyndetisch steigernd,
sogar schutzend im Auge naben.
— gloriae eius assignare wie Nib.
1735 (S.): Hagen und Der Ton Spa-
nien traten mancben Pfad, Da sie hier
bei Etzeln thaten manche That Dem
Konig zu Liebe; Tgl. Agric. 8, 10
ad aactorem ac ducem Agricola ut
minister fortunam referebat.
5. praeoivuum s,, ist der wesent*
lichste Punkt des Fahneneides; Tgl.
6, 20, 7, 8 und 35, 9.
7. si wie 7, 3 und 10, 4. —
dvitas, der Stamm als Staat. —
orti sunt, n. die comites, unter
40
CORNELII TACITI
que Dobilium adulescentium petunt ultro eas natioDes, quae turn
bellum aliquod gerunt, quia et iugrata genti quies et facilius
10 inter ancipitia clarescunt magnumque comitatum non nisi vi
belloque tueare : exigunt enim a principis sui liberalitate ilium
^ bellatorem equum , illam cruentam victricemque frameam ; nam
epulae et quamquam incompti, largi tamen apparatus pro stipen-
dio cedunt. materia munificentiae per bella et raptus. nee arare
15 terram aut exspectare annum tam facile persuaseris quam vocare
denen hier die gleich erwahnten
nobiles adulescentes za verstehen
sind. — pace et otio, in Ruhe uod
Frieden; rhetorisch verbundene Sy-
nonyma. — torpeat, von den con-
silia der Menschen auch bei LIt.
I, 41, 3 und VI, 23, 6 (frigere ac
torpere) gebraucht as starr, gelahmt
sein. — plerique wie 8,8.
8. uUrOy aus eigenem Antriebe,
vgl. Mela 111,3,2 causas bellonim
ex libidine accessunt
9. ingratOy n. est.
10. inter ancipitia^ inmitten der
Wechselfalle des Krieges; ebenso
hist. Ill, 40, It ntnimque consiliam
aspernatnr, quod inter ancipitia de-
terrimum est und ann XI, 26, 12
scelns i. a. probaturo.
11. tueare wie 6, 18 instes. —
exigunty n. die nobiles adulescentes
als comites, so dafs das Subjekt aus
dem vorhergehenden comitatam zu
entnehmen ist. — liberalitate, von
der altdeutschen milte, der Frei-
gebigkeit, die neben der Tapfer-
kei t die Kardinaltugend der Ronige
war. Auf die erstere weisen bin
die Ausdriicke Schatzegeber, Ring-
geber im ags. Epos Beowulf und
im alts. Heliand. — ilium — illatny
das bestimmte, gewiinschte; daher
auch die poetischen AusdrQcke bel-
latorem und cruentam victricemque,
das Streitrofs und die Framje, wel-
che blntig werden und den Sieg
bringen solUe , wie sie z. B. Beo-
wulf V. 1020 erhalt: dem Beowulf
gab der Geborene des Healfdene
ein gfildenes Zeichen zur Yergel-
tung des Sieges, ein herrlich ge-
schmticktes Kampfkleinod , Helm
und Brunne und ein hehres Kleinod-
schwert.
12. bellatorem wie 39, 9 regnator.
Das Subst auf tor in attributivem
Sinne (Nageisbach, Stil. § 54,4) zur
Bezeiclinung einer dauernden Be-
stimmung oder Eigenschaft einmal
bei Gic. pro Mil. 19,50 ille latro-
num occulta tor et receptor locus,
dann bei Sallust Gat. 5, 4 animus
cuius rei lubet simulator ac dissi-
mulator und lug. 64, 1 contemptor
animus, ebenso bei Vergil mehrfach
und bei T. selber noch ann. Ill, 6, 5
imperatori populo und XY, 64, 17
lovi liberatori. — nam, denn als
Sold erhalten sie Speise und Trank,
Rofs aber und Lanze sind Geschenke,
welche per bella raptusque gewon*
nen wurden und vielleicht nach dem
Tode des Kriegers an den Kdnig
zuruckfielen. — cedere pro, haufig
bei T. mit in c. ace. zur Bezeich-
nung der Person, welcher etwas
zufallt, wie u. a. ann. VI, 43, 2
omnes nationes in unum cedebant;
pro -M als.
14. materia, Mittel.
15. annum, metaphorisch statt
der Ertrag des Jahres wie Agr.31,5
ager atque annus in frumentum con-
teruntur und bei nachklassischen
Dicbtern. — persuaseris, n. comi-
tibus; der blofse Iniin. nur hier.
— vocare = provocare wie ann.
VI, 34, 2 vocare ad pugnam und
hist. IV, 80, 10 neque ipse deerat
adrogantia vocare offensas.
D£ GERMAMIA UBER. 14. 15.
41
hostem et vulnera mereri. pigrum quin immo et iners videtur
sudore adquirere quod possis sanguine parare.
15. Quotiens bella non ineunt, non muitum venatibus, plus
per otiuai transigunt, dediti somno ciboque, fortissimus quisque
ac bellicosissimus nihil agens, delegata domus et penatium et
agrorum cura feminis senibusque et infirmissimo cuique ex
familia: ipsi hebent, mira diversitate naturae, cum idem homines 5
sic ament inertiam et oderint quietem. mos est civitatibus ultro
ac viritim conferre principibus vel armentorum vel frugum, quod
pro honore acceptum etiam necessitatibus subvenit. gaudent
praecipue finitimarum gentium donis, quae non a singulis, sed
et publice mittuntur, electi equi, magna arma, phalerae torques- 10
que ; iam et pecuniam accipere docuimus.
16. mereri tAs wirklicheo Lohn fQr
die bewiesencTapferkeit.— pigrtim,
vgl. Gaes. b. g. VI, 23, 6 latrocinia
nallam habent infamiam, quae extra
fines cuiasque civitatis fiunt, atqoe
ea iuvenlQtis exercendae ac desidiae
mioaendae causa fieri praedicant —
quin immo, oachgesiellt ; vg]. 3, 12.
17. iudore — sanguine, allitte-
rierende Antithese am Schlusse des
Kapiiels.
e, Friedliche Beschafti-
gung und Lebensunterhalt
der freien Germaoen iiber-
hanpt, zu denen T. von dem Ge-
folge Abergeht (15).
169 1. ineunt^ d. die comites und
weiterhin alle Freie. — non mui-
tum venatibus, da our die Freien
gemeint sind, ist kein Widerspruch
zu Gaes. b. g. VI, 21, 3 vita omnia
in venationibus consistit Torban-
den.
2. plus transigunt, n. aetatis wie
Sail. lug. 2, 4 aetatem agunt. —
dediti sommo ciboque wie Sail.
Gat. 2, 8 dediti yentri ac somno und
lug. 2, 4 dediti corporis gaudiis per
luxum et ignaviam.
3. delegata wie 20, 3. — domus,
Wirtscbaft, wie 25, 4. — penatium,
mit r5mi8cher metonymischer Be-
zeichnung das innere Hauswesen,
der heimische Herd; Tgl. 25, 1;
32,6; 46,12.
4. feminis, sodafs sie Herrinnen
des Hauses sind.
5. familia, hier der Hausstand,
einscbliefslicb der Knechte. — ipsi,
die Herren des Hauses. — hebent^
stumpf, gleicbgiltig sein, vgl. tor-
peat 14, 7. — diversitate n,, in-
folge eines Widerspruches im Gha-
rakter.
6. ament, haufig bei T. f0r dili-
gant ; vgl. 40, 14. — inertiam, das
Nichtsthun. — mos est — docuimus,
T. setzt auseinander, wie die freien
6. es ermoglichen Lebensunterhalt
fur sicb, ihre Familie und ihr Ge-
folge zu schaffen. — ultro wie 14, 8.
7. vel armentorum vel frugum,
Gaben an Kornoder Vieh; der gen.
ist abhangig von einem zu erganzen-
den aliquid wie 18, 9.
8. honore, Ehrengabe, wie die
&£uiOT8s der homerischen Konige;
vgl. 12, 16. — gaudent, wie 5,5.
9. sed et »s sed etiam, wie aufser-
dem noch 35, 6, hist. 1, 15, 15 non
meae tantum necessiludines, sed
et tuae und ann. XIV, 39, 4 non
modo inter legatum procuratorem-
que concordiam gigni, sed et rebel-
les barbarum animos pace componi.
10. phalerae torquesque, beides
Ordensschmuck verdienter Soldaten,
erstere inMedaillonform meistens aus
Silberblech mit getriebener Arbeit
verfertigt und uber dem Brusthar-
42
CORNELU TACITI
16. NuUas GermaDorum populis urbes habitari satis notum
est, ne pati quidem inter se iunctas sedes. colunt discreti ac
diversi, ut fons, ut campus, ut nemus placuit. yicos locant non
in nostrum morem conexis et cohaerentibus aediliciis: suam
quisque domum spatio circumdat , sive adversus casus ignis re*
medium sive inscitia aedificandi. ne caementorum quidem apud
illos aut tegularum usus: materia ad omnia utuntur informi et
citra speciem aut delectationem. quaedam loca ditigentius inli-
nische befestigt, lelztere Schmuck-
ketten, Ringe, sowohlHals- als Arm-
ringe; vgl. Beowalf 1194 ff.: Arm-
schmacke zwei, der Halsreife grofs-
ter, Heliand 554: wuDdan gold und
Hildebrandslied y.26 wontaDe bouga.
11. docuimus, vgl. 5, 15 und 42,
8, besooders aber hist. IV, 76, 10
pecuniam ac dona quts soMs cor-
rumpantar (Germani), maiora (esse)
apud Romanes und ann. XI, 16, 6
igitur Caesar (Giaudins) auclum pe-
cunia (Italicum) hortatur gentile de-
cus magno animo accipere.
2. Das Privatleben (16—27).
a, Wohnsitzeund Wohnun-
gen (16).
I69 1. populis, der Dativ beim
Passiv statt des Urhebers mit ab
wie 31, 1 nnd 34, 5. — urbes,
prachtige Stadte, wie sie der Rdmer
kannte, mit Wall und Mauern urn-
geben, die sie als mnnimenta ser-
vitii ansahen(hist.iy,64, 12); denn-
noch spricht Gasar von offenen
Stadten, oppida, Gaesar b. g. 1, 5, 2
and IV, 19, 2 und T. selber erzahlt,
dafs von Germanicos niedergebrannt
sei Mattium gentis Chattorum co'
put (ann. I, 56, 15) und ebenfalls
von Marohodui regia eastelhtmque
iuxta situm (ann. 1, 62, 8).
3. diversi, immer jeder von dem
anderen abgewendet, in verschie-
denen Richtungen. — vleos, wie
12,10 aus einzelnen Hdfen (Ein-
dden) vereinigteDorfer. Vgl. die£n-
dungen -weiler und -hofen, nament-
lich in sikddeutschen Ortschaften.
4. suam — domum, Jeder hat
also ein bestimmtes Eigentum.
5. spatio, n. mit einem freien
Raume, der, ans Land bestehend, za-
sammen mit dem umgebenen Hanse
den Namen got. gards, ahd. garto,
Umhegtes, (gr. ;^o^TOfi, lat. hortus,
umhegter Raum) erhielt. In Wirk-
lichkeit lagen ubrigens aueh in der
alteren Zeit die Hofe in solcher
Weise getrennt nur in einzelnen
Gegenden Deutschlands, n. in einem
Teile Westfalens und in den Ge-
birgen des Sudens, infolge beson-
derer Bodenverhaltnisse oder infolge
der Gewohnheit, namentlich derFrei-
heitsliebe einzelner Volkerschaften.
— sive — - refnedium, finale Appo-
sition zum Gedanken ss damit ge-
wonnen wird ein Mittel.
6. sive — aedificandi, beide GrAnde
legt T. sich von seinem Standpunkte
aus zurecht, die richtigen sind eben
genannt. — inscitia, Ungeschick-
lichkeit; vgl. Agr. 28, 12 regendi.
— aedificandi bildet in seiner si-
gnifikanten Stellung am Ende des
Satzes den Obergang zn den Wohn-
hausern und somit auch za dem
eigentlichen Privatleben. — cae^
mentorum, Bausteine, tegularum,
Ziegel, materia, Bauholz ; die deut-
schen Worter Gement und Ziegel
sind romischen Ursprnngs, die dent-
schen Hauser waren zum Teil aos
Holz, zum Teil aus Flechtwerk and
Lehm gefertigt, wie man sie anf
D5rfern noch heute sieht.
7. informi, nnschdn.
8. citra oa ohne, in der silbernea
Latinitat und bei T. in den kleineren
Schriften gebrauchlich wie dial.
41, 27 bono saeculi sni quisqae
DC GERMANIA UBCR 16. 17.
48
nunt ita terra pura ac spiendente, ut picluram ac liniamenta
colorum imitetur. solent et subterraneos speciis aperire eosque 10
multo insuper litno onerant, suffugium hiemis et receptaculum
frugibus, quia rigorem frigorum eius modi loci molliunt, et si
quando hostis advenit, aperta populalur, abdita et defossa aut
ignorantur aut eo ipso fallunt, quod quaerenda sunt.
17. Tegunien omnibus sagum fibula aut, si desit, spina con-
sertum; cetera intecti totos dies iuxta focum atque ignem aguot.
citra obtrectationem alterius atatur,
— ciira speciem et delectaiionetn,
nach aufsen ohne Schonheit uod
Reiz. — quaedam loca^ aus- und
inwendig.
9. terrOy haaptsacblich Kalk, so-
dafs die weifse Tiinche entstand,
mit der in Tielen Teflen Deutsche
lands noch heate die Dorfhanser
angestrichen sind; vgl. ubrigens
6, 8. — picturam ac liniamenta
colorum, wie sie in den romischen
Haasern in feinster und kostbarster
Weise zo finden waren, die (feinsten)
Malereieu und farbigen Umrisse.
10. imitetur, n. terra inlita, nach-
ahmend ersetzen. — specusy eig.
Gruben,Mardellen genannt, trichter-
fdrmig und in zwei Abteilungen ge-
baut, deren untere zur Anfbewah-
rung des Getreides diente, wahrend
in der oberen gearbeitet wurde;
daher Plin. n. h. XIX, 1, 2 in Ger-
mania defossi atque sub terra id
opus (lina texandi) agunt.
11. insitpery obendrein, wie 31, 7
und 45, 4; es steht bei T. immer
enkliUsch. — fimo, einer ^MischuDg
▼on Moos, Laub, Slroh mit Erde,
Lehm und Rinder- oder Pferdekot",
genannt tunc, dung, was eine
Schlettstadter Glosse erklart: hie-
mails zeta (diaeta). — hiemis wie 46,
15 und ann. IV, 66, 11 quod unum
urguentium malorum suffugium erat.
— molliunt, ertraglicher machen.
13. advenit f Perf. — aperta po-
pulatury wie ann. I, 56, 16 im Ge-
biete der Ghatten Gaesar (Germa'-
nlcus) aperta populatus vertit ad
Rhenum.
14. eo ipso fallunt, quod quae--
renda sunt, eine rhetorisch gefarbte
Ausdrucks weise; zwei Grunde sind
dafur vorhanden, dafs die Dinge
▼erborgen bieiben, entweder weifs
man iiberhaupt nichts von ihnen,
Oder man weifs nicht, wo sie sind,
und sucht sie auch vergebens.
b. Kleidung (17).
17, 1. tegtimen, Bedeckung, Klei-
dung. — omnibus, ffir arm und
reich. — sagum, vgl. Mela IN, 3, 2
viri sagis velantur und 6, 7; das
Oberkleid, der Mantel, aus Wolle,
wie die romische Toga uber die
Schultern getragen, aber des Stof-
fes und der dunklen Farbe wegen
dem sagum der romischen^ Solda ten,
Bauern und Reisenden verglichen.
— fibula, mhd. nOschel, nhd. Nestel
oder auch mhd. dorn oder spange
genannt. — si desit, wie 7, 3; 10,
4; 14, 7. — spina consertum wie
Verg. Aen. 3, 594 tegumen spina
consertum.
2. cetera, ace. der Beziehung
wie 29, 1 1 =» sonst, n. aufser dem
Mantel. — irUecti, n. die freien
Germanen — „ein Biid des in die
Barenbaut gehflllten, sonst nackten
Kriegers*. Grimm; vgl. 14 a. Ende
und 15, 1. Vgl. Caes. b. g. IV, 1, 10
in eam se consuetudinem adduxe-
runt, Qt locfs frigidissimis neque
▼estitus praeter pellis haberent
qutcquam, quarum propter exigui-
tatem magna est corporis pars aperta
et layarentur in fluminibus und VI,
21, 5 pellibns aut parvis renonnm
tegimentis utuntur, magna corporis
parte nuda.
44
CORNEUI TACITI
locupletissimi veste distiDguntur, non fluitante, sicut Sarmatae ac
Parthi , sed stricta et singulos artus exprimente. gerunt et fera-
5 rum pelles, proximi ripae neglegenter, ulteriores exquisitius, ut
quibus nullus per commercia cultus. eligunt feras et detracta
yelamina spargunt maculis pellibusque beluarum , quas exterior
Ocean us atque ignotum mare gignit. nee alius feminis quam
viris habitus, nisi quod feminae saepius lineis amictibus velaotur
10 eosque purpura variant, partemque vestitus superioris in manicas
non extendunt, nudae brachia et lacertos; sed et proxima pars
pectoris patet.
18. Quamquam severa illic matrimonia , nee uUam morum
3. veste, n. durch den Stoff des
Uotergewandes, das wie die romi-
sche tunica a lie trugen, nur die
Reichen von besserem Stoffe; go<.
paida; vastja; ad. rok. — fluitante^
bauscbig wallend; auch die ost-
lichen Germanen trugen weitere Ge-
wander als die rheinischen.
4. ferarum pelles, Pelze, die sie
als vestes, aU Unterkleider zum
Schutze gegen die Kaite trugen.
5. ripae, n. des Rbeines und der
Donau wie 5, 12. — neglegenter,
gleicbgiitig, weil sie auch fremden
Scbmuck und fremde Kleidung ken-
nen und vorziehen. — ulteriores,
Tgl. 5, 12 und Gaes. b. g. VI, 2, 2,
die ferner Wohnenden.
6. commercia wie 5, 12. — cul-
tus wie 6, 7. — eligunt wie 5, 14.
7. velamina, n. pelles; poetisch
statt velamenta. — spargunt wie
yet%, Aen. 7, 191 fecit avem Girce
sparsitque coloribus alas: sprenkeln,
bunt besetzen ; vgl. 6, 6. — maculis
pellibusque, mit gefleckten Pelz-
stucken. — beluarum, vielleicht See-
hunde oder Zobel wie Nib. 354:
von seltner Fische Hauten Bezuge
wohlgethan. — exterior Oceanus
atque ignotum mare »» die Ostsee
in weitester dstlicher Ausdehnung.
Jedenfalls ist das Alter des nordi-
schen Pelzhandels und des Qber-
seeischen Verkehres des sQdlichea
Festlandes mit Skandinavien durch
diese Stelle bezeugt, wenn auch T.
Skandinavien ebenso wenig nennt
wie die Weichsel, deren Mundungen
es als Insel gegen Qberliegend ge-
dacht wurde; die c. 44 genannten
Suiones sind die Bewohner. Zum
Handel schreibt Jordan. Getica 3, 21
Suehans in usibus Romanorum sap-
pherinas pelles commercio inter-
veniente per alias innumeras gentes
transmittunt, famosi pellium decora
nigridine.
10. habitus, Tracht wie 31, 9
und Agr. 31, 9 inde etiam habitus
nostri honor et frequens toga. —
lineU, vgl. Plin. n. h. XiX, 2, 8 vela
(e lino) texunt iam quidem et trans-
rhenani hostes nee pulcbriorem
aliam vestem eorum feminae noveie
und 16, 10.
11. purpura variant,^s^ mit rotem
Saume besetzen, wodurch eben die
Mannigfaltigkeit der Farben hervor-
gebracht wird; purpura, die Farber-
rote, vgl. 6, 8. — p. vestitus su^
perioris, den Teil der oberen vestis,
des here n Untergewandes, wel-
chen die romischen Franen in Armel
auslaufen lassen.
12. brachia ac lacertos, Unter-
und Oberarm.
c. Ehe und eheliches Leben
(18 und 19).
I89 1. quamquam, und doch,
wenn die Frauen auch nur leicht
bekleidet sind; ,,qu. im Hanptsatze
bei T. nur hier und zweimal im
dial, de orat." Drager.
D£ GERMANIA LIBER. 17. 18.
45
partem magis laudaveris. nam prope soli barbarorum singulis
uxoribus content! sunt, exceptis admodum paucis, qui non libi-
dine, sed ob nobilitatem plurimis nuptiis ambiuntur. dotem non
uxor marito, sed uxori maritus offert. intersunt parentes et pro- 5
pinqui ac probant munera non ad delicias muliebres quaesita
nee quibus nova nupta comatur, sed boTes et frenatum equum
et scutum cum framea gladioque. in haec munera uxor accipitur,
atque invicem ipsa armorum aliquid viro affert: hoc maximum
vinculum, haec arcana sacra, hos coniugales deos arbitrantur. ne 10
se mulier extra virtutum cogitationes extraque bellorum casus
putet, ipsis incipientis matrimonii auspiciis admonetur venire se
laborum periculorumque sociam, idem in pace, idem in proelio
passuram ausuramque : hoc iuncti boves, hoc paratus equus, hoc
data arma denuntiant sic vivendum , sic pereundum : accipere 15
se quae liberis inviolata ac digna reddat, quae nurus accipiant
rursusque ad nepotes referantur.
2. barbarorum, namentlich im
Suden and Westen.
Z.exceptUadm. p,, so hatteAriovist
zwei Frauen nach Gaes. b. g. 1, 53, 4
duae faenint Afiovisti uxores, una
Sueba natione, quam domo secnm
daxerat, altera Norica, regis Voc-
cionis soror, quam in Gallia daxerat,
a fratre missam.
4. ob nobilitatem^ Konige oder an-
dere angesehene Manner aus edelen
Geschlechtern. — nuptiis ambiun-
tur^ umworben werden, wie Verg.
Aen. 7, 333 neu conabiis ambire
Latinam Aeneadae possint; nuptiis
ist ebenso abl. wie hist IV, 51, 5
magnificum laetumque tantis socio-
ram auxiliis ambiri neque indigere.
5. offert, n. bei der Verlobung.
— parentes ac propinqui^ „aber
auch offentlich im Kreise der freien
Genossenschaft wurde die Verlobung
erklart and gefestigt.* Grimm.
6. probant^ mustern, prdfen. —
ad delicias muUebres fur die weib-
liche Puizsucht.
7. boves — gladioque, n.nicht als
Mitgift, soadern als Kaufpreis ; ahd.
mieta, mnnas.
8. in — munera, anf — bin.
9. armorum aliquid, irgend eine
Waffengabe, namentlich ein Sch wert,
mit dem der Vater oder der Stellver-
treter den Brautigam umgiirtete, um
nundieEheschliefsnng undden
Ubergang der Braut in die Gewalt
des Mannes anzuerkennen, aber auch
um dem Brautigam ein zu seinemVor-
teile gereichendes Gegengescbenk zu
geben. Weiteres s. Einl. S. 14.
10. haec— arbitrantur, im Gegen-
satze zu der romischen hochst feier-
lichen confarreatio und der grofsen
Zahl der bei der romischen Ehe-
schliefsung angerufenen Gottheiten.
— arcana sacra, die geheimnisvolle
Weihe.
11. extra virtutum cogitationes,
aufserhalb des Gedankenkreises
mannlicher Pflichten.
12. auspieiis,dureh dieGebniuche
der Eroffnung, der Weihe. — venire,
n. in das Haas des Mannes.
14. passuram ausuramque wie
40, 18: bereit zo.
lb, denuntiant, dti8 woiien sagen,
daraaf deuten fiin. — accipere —
accipiant , absichtlich wiederholt
wegen der sich fortpflanzenden
gleichen Verpflichtung.
16. quae, nicht sowohl die vorher
genannten Geschenke als die mit
denselben erwachsenden Pflichten.
17. rursusque, und ihrerseits
46
CORNELII TACITI
19. Ergo saepta pudicitia agunt, nuUis spectaculorum in-
lecebris, nullis coDviviorum irritationibus corruptae. litterarum
secreta viri pariter ac femioae ignorant, paucissima in tam
numerosa gente adulteria, quorum poena praesens et maritis per-
5 missa: abscisis crinibus nudatam coram propinquis expellit domo
maritus. ac per omnem vicum verbere agit. publicatae enimvero
pudicitiae nulla venia : non forma, non aetale, non opibus mari-
tum invenerit nemo enim illic vilia ridet, nee corriimpere et
corrumpi eaeculum vocatur. melius quidem adhuc eae civitates,
10 in quibufi tautum virgines nubunt et cum spe votoque uxoris
semel transigitur. sic unum accipiunt maritum quo modo unum
corpus unamque vitam, ne uUa cogitatio ultra, ne longior cupi-
ditas, ne tamquam maritum, sed tamquam matrimonium ament.
numerum liberorum finire aut quemquam ex adgnatis necare
wiederum. — referaniur, n. quae,
als Subjckt aus dem vorhergehen-
den Objekte quae entnommen.
19^ L Ergo, n. infolge solchen
Pflichtgefiihlee und soLcher SchUeht-
heii und Reiuheii der Sitten.
2. litterarum secreta, g«faeicne
Briefe und zwar Liebeebriefe.
4. praeseru n. est, sie tritt sofort
ein ohne weitere fjbeiiegung und
Beratuog.
5. abseisU, denn }ang«8 Haar warein
Sehmu^k der Jongfrauen. — coram
propinqmsy Eum Zeiefaen, dafs dieee
desMannes Handlungsweise billigen.
6. verbere koUektiv, aber der
Sing, klingi gerade wuchtig geaug.
— publicatae, von den verheirateien
Frauen gebt T. yber zu den un-
Tcrheiratetea : aber voUends fOr
die preisgegebene Keoschbeit fiber-
baupt, ohne dafs «s ein Ehebruch ist.
7. forma, aetate, opibus, abl. des
Grundes «■ trotc; forma, Sohonheit
wie 38, 10.
8. invenerit, n. ^das Madeheci, wel-
ches seine KeHSchheii preisgeg«ben
hat. *— nemo — voeatur wie m Aon.
— enim, der Sa4!z giebt die ab-
sehliefseMle Erklaning zu den vor-
hergehenden Wortcn^ «rhebt sicfa
fl)»er aach eu dem allgeaieiaeB Ge-
daoken, dftfs im GegeBsetse zu Rom
die ^aaze Auffassung Ton der ger-
manisehen Ebe eine reine und un-
Terdorbene ist, woran denn in den
folgenden Worten (melius quidem
n. agunt) eine weitere Steigerung
in der hohen und strengen Ansicht
von derselben sich knupft.
Q.saeeulum, 1. Generation, 2.Cha-
rakter der Generation, Geist der
Zett. — melius, n. agunt. — ndhue
wie 10, 9 und 29, 11 »> obendrein,
aber a. vertritt hier einen Satz:
„wa8 aufserdem noch vorkommf;
vgl. 36, 3.
1 0. etim spe votoque, mit A» Hoif-
nung auf die Ehe und dem Gel5b-
nisse sie treu zu wahren^
11. semel, einmaleeein fur alle-
raal. — transigitur, wird abge<-
Bchlossen, ein Ende gemacht mit,
wie Agr. 34, 13 transigite cum ex-
peditionibus. — sie, unter dem Ge-
sichtspunkte, dafs nicht.
12. ne, n. sit wie 13, 5. — ultra,
n. fiber eine Ebe hinaus. — oupi-
ditas, n. mariti.
13. tamquam, bier «* so zu sagen;
der Gedanke an weoiger reine Sitt-
licbkeit iaRom verleiletden warmen
Pairioten T. zu einer idealistieeheren
Farbung der Darstellung, als sic in
Wirklichkeit berechiigt wr, wenn
a«icb eine zweite Verlieifatung der
Frau bei manchen Siaamen mit
grdfseren reditliehen Schwierig-
keiten verknApft war als die erste.
14. finire, auf eine besUmmie
DE GERMANIA UBEB. 19. 20.
47
flagitium habetur, plusque ibi boni mores valent quam alibi 15
booae leges.
20. In omni domo Dudi ac sordid! in hos artus, in haec
corpora , quae miramur, excrescunt. sua quemque mater uberi-
bus alit, nee anciUis aut nutricibus deleganUir. dominum ac
servufiQ nullis educationis deliciis dignoscas: inter eadem pecora,
in eadem humo degunt, donee aetas separet ingenues, virtus ad- 5
gnoscat. sera iuvenum venus, eoque inexhausta pubertas. nee
Zahl beschranken. — adgnatis, den
Nachgeborenen, d.b. den nacheinem
bereits Torbandenen Erben Gebo-
renen; vgl. Cic. pro Gaec. 25, 72
ciii filins adgnatos sit, eias testa-
raentam esse ruptmn. Ubrigens
brancht T. denselben Ansdruck voo
den Juden hist. V, 5, 3 necare quem-
quam ex adgnatis nelas. — necare,
in Wirklichkeit batte der Yater
Reeht Ciber Tod und Leben ties
Kindes, evn Toten oder Aussetzen
desselben inrd aber seltener vor-
gekommen sein als in Ron.
15. flagitium wie 12, 5 »« nefas,
ein sittUches Vergehen, eine Sfinde.
16. leges, Julia und Papia Pop-
paea (9 u. €hr.) bestimrot^n Be-
lobnuogen fur Ehe und Kinderreich-
tum, Strafen fur Ehelosigkeit. Der
Sleiche Gedanke kehrt wieder bei
or. carm. Ill, 24, 35 quid leges
sine moribus vanae proficiunt?, bei
Justin. II, 2, 15 tanto plus in illis
proficit vitioium ignoratio quam in
his cogaitio i^irtutis, endlicn bei T.
selber ann. Ill, 26, 1 v^tustissimi
morialium nulla adhuc mala libi-
•dine sine probro, scelere eoque sine
poena ant coercitionibus agebant.
d. ETziehujag und recht-
licheStellungderKinder(20).
2O9 1. Der letzte G^idanke vod
d£r boben Achtung der Kinder fubrt
binuber zu der Erziehung derselben
und ihier reohtlichen Stellung im
Leben.
1. in omni domo, n. bei booh
und niedrig. — nudi ac sordidi, n.
die kleinen Kinder, welcbe halb-
nackt umherliefen und darum auch
am Kdrper niobt so sauber sein
mochten wie feine romische Kinder;
Tgl. Mela III, 3, 2 nudi agunt, ante-
quam puberes sunt et longissima
spud eos pueritia est. — in hos
artus, in haec corpora, ygl. 4, 5
und Gberuscorum procera membra
(ann. I, 64, 7), Batavi forma con-
spicui (hist. IV, 14, 6), inmensis cor-
poribus (hi8t.V, 18, 2), ingenti magni-
tudine corporum Germanos esse
(Caes. b. g. I, 39, 1).
2. quae — miramur, bier in Rom,
wo sie als Soldaten oder Sklaven
taglich zu sehen sind. — excre-
scunt, sich auswachsen mit dem Ge-
danken an ein weites Mafs; vgl.
22, 1 — sua — delegantur n. in-
fantes, konstruiert wie 18, 17; Tom
damaligen Rom berichlet dial. 29, 1
natus infans ddlegaturGraeculae ali-
cui anciiiae, wahrend es im fruheren
Rom auch besser damit gestanden
batte nach dial. 28, 13; vom 6.
Jahrh. ab begann es aber auch in
Germanien anders zu werden ; dele-
gare wie 15, 3.
4. deliciis, Feinbeiten. — peeora,
Mensch und Tier wohnten unter
einem Dache.
5. ofitas, vgl. 13 in, ^^adgnoscat
als wirkliche ingenuos anerkennen
lafst.
6. sera, vgl. vorber Mela HI, 3, 2
und Caes. b. g. Yl, 21, 4 qui diutis-
sime impuberes perjnanserunt,.maxi-
mam inter suos ferunt laudem : hoc
ali staturam, ali vires nervosque
confirmariputant Intra annum vero
vicesimum feminae notitiam ha-
buiese in turpissimis habent rebus.
48
CORNELII TAGITI
virgioes festinaotur; eadem iuventa, similis proceritas: pares
validaeque miscentur, ac robora parentum liberi referuDt. soro-
rum filiis idem apud avunculum qui apud patrem honor, quidam
10 sanctiorem artioremque huDC nexutn sanguinis arbitrantur et in
accipiendis obsidibus magis exigunt, tamquam et animum firmius
et domum latius teneant. heredes tamen successoresque sui cui-
que liberi, et nullum testamentum. si liberi non sunt, proximus
gradus in possessione fratres, patrui, avunculi. quanto plus pro-
15 pinquorum, quanto maior adiinium numerus, tanto gratiosior
senectus; nee uUa orbitatis pretia.
7. festinantur, werden eilig ver-
heiratet; vgl. Sail. b. lug. 64, 6
aDimo CQpienti nihil satis festina-
tur; Gic. maturare; vgl. auch 30, 8
vallare, 45, 12 laborare. Die Yer-
heiratang geschah nicht vor dem
15. Jahre. — pares validaeque^
Madchen, kdrperlich gleich ent-
wickelt uad gleich kraftig.
8. miscenlur, Hom. fiiyrjvat, —
referunt, bringen wieder zatn Vor-
schein, spiegeln wieder.
9. avunculus, der Matter Bru-
der war der Witwe und ihrer Kin-
der Schutz und Schirm ; vgl. Gunther
im Nibelungenliede an Yaters Stelle
fiir die Jungfrau wie fur die Witwe
Kriemhild; ebenf. Waltharius 846:
soror hunc germana Haganonis pro-
tulit ad lucem.
10. h, nexum «., diese Bande des
Blutes.
11. exigunt, n. nexum, geltend
machen. — tamquam, wie 8, 10;
22, 9 und 28, 14. — animum, n.
dessen, welcher die Geisein giebt.
12. latius, in weiterem Umfange,
insofern auch Neffen und Nichten
zum Hause gehoren. — teneant,
verpflichten, n. die Sohne der Sch we-
ster. — tamen, wenn auch die Schwe-
stersohne Tie! gelten, so sind doch
Erben und Nachfolger nur die Kin-
der and zwar die S6hne allein, die
TSchter erben nicht, — successores,
n. als Haupter der Familie.
13. et nullum wie 10, 12 n. 28,
5. — testamentum wie in Rom,
wo in Testamenten sehr willkurlich
verfahren wurde; in Germanien
wurden Testamente erst beim re-
geren Yerkehre mit den Rdmern
bekannt. Blutsverwandtschaftaliein
war die Grnndlage des natOrlichen
Rechtes. — proximus gradus, also
nicht die Witwe, welche anfser dem
notwendigen Lebensunterhalte nur
den friiher fur sie gezahlten Kauf-
preis und die ihr gemachten Ge-
schenke behielt.
XA.possessio von possido, Besitz-
nahme. — propinqui, Blutsver-
wandte, ad fines, Yerschwagerte.
15. t gratiosior, in desto hoherer
Gunst steht.
16. pretia, insofern in Rom von
Erbschleichern den Kinderlosen im
hochsten Grade geschmeichelt wurde
mit Worten und Geschenken. Ygl.
Plin. epp. lY, 15, 3 nostro saeculo
plerisque etiam singulos filios orbi-
tatis praemia graves facinnt, Senec.
ad Marc cons. 19, 13 in civitate
nostra plus gratiae orbitas confert
3uam eripit, ferner bei T. selber
ial. 6, 7 idque scire non pecuniae,
non orbitati dari, ann. Xlil, 42, 18
Romae testamenta et orbos velut
indagine eius capi; 52, 7 SiWanus
valuit pecuniosa orbitate, XY, 19, 7
satis pretii esse orbis, quod gra-
tiam honores cuncta prompta et
obvia haberent. Die grofse Zahl
der Stellen beweist, welch eine
Rolle in Rom diese Erbschleicherei
spielte.
D£ GERMAMA UBm. 20-22.
49
21* Suscipere tain inimicitias seu patris seu propinqui
quam aimcitias neccsse est; nee inplacabilis durant: luitur enim
etiain homicidium certo armentorum ac pecorum numero reci-
pitque satisfactionem universa doiuus, utiliter in publicum, quia
periculosiores sunt ioimicitiae iuxta Ubertateo). coovictibus et 5
hospitiis noD alia gens effusius indulget. quemcumque mortalium
arcere tecto nefas habetur; pro fortuna quisque apparatis epulis
exeipit. cum defecere, qui modo bospes Cuerat, monstrator
hospitii et comes; proximam domum non invitati adeunt. nee
interest: pari humanitate accipiuntur; notum ignotumque quan- 10
turn ad ius hospitis nemo discernit. abeunti, si quid poposcerit,
concedere moris; et poscendi invicem eadem facilitas. gaudent
muueribus, sed nee data imputant nee acceptis obligantur. [victus
inter bospites comis.]
32. Statim e somno , quern plerumque in diem extrahunt,
e. Feindschaft undFreund-
schaft (21).
21, 1. Es erbt vor aliem die Blut-
rache fort.
2. necesse est, es liegt Id den Ge-
setzen der Natur. — nee, and doch
nicht.
3. homicidium, Mord wie Tod-
schlag mufste von den Verwandten
des Toten offen durch Bint geracht
werden, ahd. fehida, Fehde, aber
auch scbon zu Tacitus' Zeit gab es
einen milderen Weg der Bufse
durchVieb, das ja anGeldes Statt gait.
4. satisfactionem, genugende Ent-
schadigqng, ahd. wera gelt, Wer-
geld, Manngeld. Dennoch kam die
Sache biermit mancbmal nicbt zum
Abschlusse, sondern trotz Wergeld
und sicb anschliefsendem Gelob-
nisse begann die Febde von neaem.
— domus, Haus im Sinne von Fa-
milie. — in publicumy vgl. 27, 8.
5. iuxta Ubertatem, neben, za-
gieich mit ungebundener Freiheit.
— conuictibus, gastfreundlicherVer-
kehr mit Bekannten.
6. hospitiis, Verkehr mit Frem-
den; zor Sache aufser in den Hel-
denliedern bei Gaes. b. g. VI, 23, 9
hospitem violare fas non putant;
qui quaque de causa ad eos vene-
Tacitus* Germania.
runt, ab iniuria prohibent sanctos-
que putant und Mela ill, 3, 2 tantum
hospitibus boni, supplicibus mites.
— effusius, ruckhaltloser.
7. pro fortuna, nach seinen Yer-
haitnissen. — apparatis, wohl zu-
bereitet ; vgl. Mela III, 9, 2 adpara-
tis epulis, Liv. XXIll, 4, 3 adparatis
accipere epulis, Justin. I, 6, 2 appa-
ratis epulis invitat.
8. monstrator, n. fit.
10. quantum ad wie Agr. 44, 7
quantum ad gloriam longissimum
aevum peregit, und hist. V, 10, 8
proximus annus, quantum adiudaeos,
per otium transiit. — abeunti, „ehe
der Gast aufbrach, ward ihm noch
Imbifs und Trunk gereicht, und alte
Sitte wolite, dafs der Wirt seinem
Gaste ein Gastgeschenk gab, das
dieser aber auch wohl forderte^.
Weinhold.
12. moris wie 13, 13. — invicem,
auch ihrerseits. — facilitas, Unbe-
fangenheit — gaudent wie 5, 5.
13. imputant, eig. ins Kerbbolz
einschneiden, anrechnen.
f, Hausliches Leben: Ge-
lage, Speise und Trank (22
und 23).
22, X. plerumque, wie 5, 4; 13, 12
und 45, 20. — extrahunt, wie 20, 2.
4
50
GORNELU TAGITI
lavantur , saepius calida , ut apud quos plurimum hiems occupat.
lauti cibum capiunt: separatae singulis sedes et sua cuique meusa*
turn ad negotia nee minus saepe ad conviyia procedunt armati.
5 diem noctemque continuare potando nuUi probrum. crebrae, ut
inter yinolentos, rixae raro conviciis, saepius caede et vulneribus
transiguntur. sed et de reconciliandis invicem inimicis et iun-
gendis adfinitatibus et asciscendis principibus, de pace denique
ac bello plerumque in conviviis consultant, tamquam nullo magis
10 tempore aut ad simpiices cogitationes pateat animus aut ad
magnas incalescat. gens non astuta nee callida aperit adhuc
2. saepius, n. qnam frigid a. —
calida, n. aqaa ; von kaltem Wasser
spricht Gaes. IV, 1, 10 ut Suebi la-
varentur in fluminibus und VI, 21, 5
Germani in fluminibus perluuntnr,
was naturlich sehr wohl neben der
anderen Art gelten kann : sie schwim-
men auch nach Mela III, 3, 2 nandi
non patientia tantum illis studium
etiam est. tJbrigens beziehen sich
alle Angaben des T. auf die ingenui
wie 15 und 17. — ut wie 2, 13. —
plurimum^ n. anni.
3. singulis — cuique, n. jedem der
Hausherren. — mensa^ Tisch vom
lat. discus, das Schiissel in Gestalt
einer Scheibe und dann auch Tisch
bedeutete.
4. negotia — convivia, unwich-
tigere und wichtigere Geschafte, Ge-
lage um heiteren oder traurigen
Anlasses wilien. „Bei den alien
Gennanen endigten sich die Volks-
versammlungen durch Fest und
Trinkgelag; und diese Sitte hat sich
bis in spate Zeiten auf den unge-
botenen Landgerichten und Mark-
gedingen im Schwange erhalten.*
Grimm. — procedunt, n. aus dem
Hause in die Offentlichkeit ; klass.
in publicum prodire.
5. diem noctemque continuare
potando, eig. Tag und Nacht durch
Zechen zu einer zusammenhangen-
den Zeit machen, vom Tage in die
Macht hinein zechen. — ut wie 2, 13.
6. conviciis, die man fflr unmann-
lich hielt, wie Dietrich von Bern
im Mibelungenliede sagt Str. 2282 :
Nicht Held en ziemt es je, dafs sie
wie alte Weiber sich thun mitWor-
ten weh. — caede et vulneribus,
namentlich wenn Gedanken derBlnt-
racbe sich einmischten.
7. iransiguntur c. abl. instr.,
wahrend 19, 11 das womit ein Ende
gemacht wird, durch cum angeffigt
ist. — invicem, attributiv gestelit
ss gegenseitig, wie 37, 10.
8. adfinitatibus, Verschwagerun-
gen durch Heiraten; der Abschlufs
der Ehen war eine Sache von ernster
Wichtigkeit, mehr als ein blofsea
Rechtsgeschift und wie fiber po-
Htische Angelegenheiten wurde in
festlicher Versammlung darfiber be-
raten. — de adseiscendis principi^
bus, fiber das Gewinnen, fiber die
Aufnahme von Grafen ins Gefoige
oder als Gefolgsherren, wobei man
sich dann haufig noch zu dem 13, 11
genannten expetere legationibus et
muneribus ornare entschlossen ha-
ben mag. — de pace ac bello, wie
es von Givilis heifst hist. IV, 14, 9
primores Batavorum gentis et prom-
ptissimos vuigi specie epuiarum sa-
crum in nemus vocatos, ubi nocte
ac laetitia incaluisse videt, a iaude
gioriaque orsus iniurias et raptus
et cetera servitii mala enumerat.
9. tamquam wie 8, 10.
10. simpiices, schlichte, offen-
herzige, magnas, bedeutsame.
11. incalescat wie in der eben
erwahnten Stelie der hist : sich er-
wirmen, begeistern. Beim Mahle
undTrunke machte man dem Herzen
DE GERMANIA USER. 22. 23.
51
secreta pectoris licentia ioci; ergo detecta et nuda omDium mens,
postera die retractatur, et salva utriusque temporis ratio est: de-
liberant, dum fingere nesciunt, constituunt, dum errare non
possuot 15
23* Potui humor ex hordeo aut irumento, in quandam simi-
litudiDem vini corruptus: proximi ripae et vinum mercantur.
cibi simplices: agrestia poma, recens fera aut lac concretum;
sine apparatu, sine blandimentis expellunt famem. adversus sitim
non eadem temperentia. si indulseris ebrietati suggerendo 5
Lufl. — non astuta: dafs es den
Germanen in der Notwehr ihren
Unterdrflckern gegenaber nicht an
Yeretellung gefehlt hat, widerstreitet
dem Gesamturteile nicht; vgl. ann.
I, 71,3 Segimeri filius Qointilii Van
corpus inlosisse dicebatnr; Veil. Pa-
terc II, 118, 1 illi (Germani), qnod
nisi expertus yix credat, in sinnma
feritate versatissimi natumque men-
dacio genus ; auch Gaes. b. g. IV, 13, 4
perfidia et simulatione usi Germani.
— adhue, ^bis auf den heutigen
Tag**, erzahlt T.; daher das Pra-
sens aperit; ygl. 38, 3.
12. licentia ioci wie 2, 13. ss
in der Ungebundenheit des Sch.,
im zwanglosen Scherze. — mens^
Herz.
13. retractatur y es wird wieder
verba ndelt. — talva — ratio^ unge-
stort ist die Biicksicht auf d. h. sie
haben noch freie Hand gegenuber
dem Gestern und dem Morgen.
14. dum, solange sie am ersten
Tage beim Gelage sich nicht ver-
stellen und am folgenden Tage, nach-
dem die Aufregung verflogen, sich
nicht irren konnen.
28, 1. potui^ n. est — frumenio^
Weizen; auch Hafer erwahnt Plin.
n. h. XVllI, 17, 44 cum Germaniae
populi serant avenam, neqne alia
pulte vivant. — in — corruptus,
in eine Art Wein durch Galurung
Terwandelt, also Met oderBier; in
wie 45, 27 und 46, 6.
2. proximi ripae, n. des Bheines
und der Donau, vgl. 5, 12.
4. et vinum, vgl. Gaes. b. g. H,
15, 4 nihil pati (Nervios) vini reliqua-
rumque rerum ad luxuriam pertinen-
tium inferri; IV, 2, 6 vinum Suebi
ad se omnino importari non sinunt
3. agrestia poma, wildes Obst
aller Art, Beeren, NQsse und Gemiise
wie Spargel und Buben. — recens
fera, frisches Fleisch, auch Wild-
bret und Fische ; vgl. Mela HI, 3, 2
victu ita asperi incultique (sunt
Germani), ut cruda etiam came ve-
scantur aut recenti. — lac concre-
tum, geronnene Milch. Vgl. Gaes.
b. g.l V, 1, 8 maximam partem (Suebi)
lacte atque pecore vivunt multum-
que sunt in venationibus ; VI, 22, 1
(Germanorum) maior pars victus in
lacte, caseo, came consistit. „Auch
Pferdemilch und -fleisch wurde da-
mals nicht verschmaht^. Grimm.
4. sine apparatu, ohne besonders
feine Zubereitung. — sine blandi-
mentis, ohne besondere Beizmittel;
vgl. Sail. lug. 79, 7 irritamenta gu-
lae. Den Germanen fehlte es von
vornherein an den notwendigen Ge-
wfirzen aufser Salz, das ihnen aber
sogar heilig war ; vgl. ann. XlII, 57, 1
inter Hermunduros Ghattosque cer-
tatum, dum flumen gignendo sale
fecundum vi trahunt, ib. 5 indul-
gentia numinum ilio in amne illis-
que silvis salem provenire und Am-
mian.XXVni,5, 11 dein quod sali-
narum finiumque causa Alamannis
saepe iurgabant (Burgundii). — ex-
pellunt, n. Germani. — adversus,
gegenuber. — sitim, vgl. 4, 7.
5. non eadem , wie 4, 6. — in-
dulseris, Vorschub leisten.
4*
52
GORNEUI TAGITI
quantum concupiscunt, baud minus facile vitiis quam annis
vincentur.
24* Genus spectaculorum unum atque in omni coetu idem,
uudi iuvenes, quibus id ludicrum est, inter gladios se atque in-
festas frameas saltu iaciunt. exercitatio artem paravit, ars deco-
rem, non in quaestum tamen aut mercedem : quamvis audacis
5 lasciyiae pretium est voluptas spectantium. aleam , quod mirere,
sobrii inter seria excercent, tanta lucrandi perdendive temeritate,
ut, cum omnia defecerunt, extremo ac novissimo iactu de liber-
tate ac de corpore contendant. victus voluntariam servitutem
adit: quamvis iuvenior, quamvis robustior adligari se ac venire
6. hand minus facile^ nach T.'
Worten37,9: tarn diu Germania vin-
citur als Litotes aufznfasseo »«
nicbt schwieriger, leichter. — viHU
(ebrietati), wie lustin. I, 8,7 prias
Scythae ebrietate qaam bello vin-
caatur.
f. Spiele (24), Schwerter-
tanz uDd Wurfelspiel.
24, 1. unum, wahrend es Id Rom
die mannigfaltigsten sceniscben und
mimiscben DarstelluDgen gab. —
idem gehort za in omni coetu, die
Aufffihrung des Spieles ist immer
die gleiche, braucbt aber nicht bei
jeder Yereinigung vor sich zu ge-
hen. Gemeint ist der Schwerter-
tanz, der, ursprunglicb gewifs
nicht ohneBeziehang auf den Kultus
der Gotter, besonders des Kriegs-
gottes „yon iuvenes, jungen Mannem
(nicht adulescentes) aus der Mitte
des Volkes yon freiem Stande auf-
gefuhrt wurde. Nur s o 1 c b e batten
die Auffuhrong und fflbrten dieses
Spiel aus (quibus id ludicrum est) :
sie legten das Oberkleid, den Mantel
ab, erschienen also nudi wie im
Kampfe (6, 7) mit Schwertern oder
Framjen in den Handen und tum-
melten, indem sie sie zuckten und
wie zum Angriff richteten (infestas
gehort auch zu gladios), darunter
in Sprun^en umber. ** Mullenboff.
Spuren dieses Tanzes haben sich
in einer ganzen Anzahl spaterer
Zeugnisse wiedergefunden.
3. taltu se iacere ist ein plasti-
scherer Ausdrnck als saltare. — ar-
tem, Gewandtheit, decorem, Schon-
heit.
4. in quaestum, zum Zwecke des
G., wie 38, 11. — audacis Uuciviae,
des kecken Mutwillens.
6. inter seria mitten zwiscben
ernsten Geschaften, anders als in
Rom, wo man nur bei Tische zum
Scherze und an den Saturnalien
wurfelle. — tem^eritate^ mit so
blinder Leidenschaft fiir Gewinn
Oder Verlust, indem T. statt des
allgemeinen ludendi die beiden Ex-
treme specialisiert.
7. defecerunt, bin sein.
8. corpore, um die Person, denn
der Sieger bekam Gewalt fiber Leben
und Tod des Besiegten. — volun-
tariam, ohne dafs man ihn an seine
Verpflichtung zu erinnem braucbt;
nach ann. IV, 72, Frisii primo bores,
mox agros postremo corpora con-
iugum aut liberorum servitio tra-
debant.
9. quamvis iuvenior, robusHory
wenn er auch ein noch jiingerer,
noch kraftigerer Mann ist, n. als
dafs man Fesseln zu ertragen von
ihm erwarten soUte; iuvenior st
iunior wie Plin. epp. IV, 8, 5. —
adUgari vom Sklaven gesagt wie
dial. 13, 15 quod adligati canina
adulatione nee imperantibus um-
quam satis servi videntur nee nobis
satis liberi?
DE GERMANIA USER. 23-25.
53
patitur. ea est in re praya pervicacia ; ipsi fidein Yocant. servos to
condicionis huius per commercia tradunt, ut se quoque pudore
victoriae exsol?ant.
25. Ceteris servis non in nostrum morem, discriptis per
familiam ministeriis, utuntur: suam quisque sedem, suos penates
regit, frumenti modum dominus aut pecoris aut Testis ut colono
iniungit, et servus hactenus paret; cetera domus officia uxor ac
liberi exsequuntur. verberare servum ac vinculis et opere co^r- 5
10. in re prava, bei etwas Un-
sittlichem.
1 1. condicionis huius, aus solchem
Verhaltnisse; vgl. ann.1, 16, 12 quae-
nam post Augustum militiae con-
dicio (sit) ambigentes, hist. II, 72,
10 a domino noscebatar condicione
fu^tivus, nomine Geta and Gic in
Gat. ni, 1, 2 nascendi incerta con-
dicio. — per commercia tradunt^ n.
aliis, ubergebep sie auf dem Wege
des HandelsTerkehrs be verhandeln
sie. Vgl. 5, 12 und 17, 6 ebenso Agr.
28, 14 per commercia venumdatos
n. 39,4 emptis per commercia. —
se quoque, n. auch sich Ton der
Scham wegen des Sieges, wie der,
welcher seine Freiheit verspielt hat.
Ton dem pudor cladis sich befreien
mochte. -— pudore — exsolvant
wie hist. Ill, 61, 15 donee Priscus et
Alfenns desertis castris ad Yitellium
regressi pudore proditionis cunctos
exsolTerent und ann. VI,44, 20 donee
Tiridates cum paucisin Suriam re*
Tectus pudore proditionis omnes
exsolTit — an alien drei SteUen
schliefst dieselbe Phrase ein Kapitel.
f, SklaTen und Freigelas-
sene (25).
25 9 1. Ceteris servis, Ton den
dureh WOrfelspiel zu SklaTen ge-
wordenen und Terhandelten Freien
geht T. uber zu denen, welche in
Unfreiheit geraten waren durch Ge-
fangenschaft — selbst nach dem
Strandrechte, Agr. 28, 12 (Usipi)
circumTecti Britanniam, amissis per
inscitiam agendi navibus,pro praedo-
nibus habiti, primum a Suebis, mox
a Frisiis intercepti sunt -^ durch Ge-
hurt Ton unfreien El tern, durch Ver-
schulduDg oder endlich durch Yer-
heiratung mit einer Unfreien. Diese
den Worten nach strenge Leibeigen-
schaft ward aber in der Wirklich-
keit bald gemildert durch die Stel-
lung der liti oder lati (lazzi), die
zwar auch keine politischen Rechte,
auch keinen freien Besitz batten,
auch nicht mit einer Freien sich
vermahlen durften, aber doch Ton
einem Herren Land erhielten, fur
das sie Abgaben zu entrichten Ter-
pflichtet waren. Von diesen spricht
T. bier Torzugsweise und verwech-
selt sie mehrfach mit den Knechten.
— discriptis per familiam mini-
steriis, indem die Terschiedenen
Yerrichtungen je nach dem Gesinde
Terteilt waren, wie im romischen
Hause die SklaTen nach ihren Be-
schaftigungen in Abteilungen ge-
schieden waren.
3. regit, also wie ein eigener
Herr. — vestis, Zeug zu Kleidung,
das er selbst gearbeitet hat. —
colono, T. Tergleicht den germani-
schen Horigen mit dem rdmischen
Kolonisten, der Grundbesitz in erb-
licher Pacht hatte.
4. servus hactenus paret, und nur
insoweit, namlich in bezug auf die
obengenannten Tribute gehorcht der
Knecht, bei welchem aber dem T.
bier ohne Zweifel wieder der Horige
Torschwebt; zu hactenus vgl. 35, 1.
— cetera domus offida, die ubri-
gen Dienstleistungen im Hause des
Herren, welche der Sklave nicht
leistet. — uxor et liberi, n. des
Herren wie 15, 5.
5. verberare — eotreere im Gegen-
satze zu der Strenge des Verfahrens
54
GORNELU TAGITI
cere rarum ; occidere solent, non disciplina ac severitate, sed im-
petu et ira, ut inimicum, nisi quod impune est. liberti non
multum supra servos sunt, raro aliquod momentum in domo,
numquam in civitate, exceptis dumtaxat iis gentibus quae regnan-
10 tur. ibi enim et super ingenuos et super nobiles ascendunt:
apud ceteros impares ]ibertini libertatis argumentum sunt.
26. Faenus agitare et in usuras extendere ignotum , idque
magis servatur quam si vetitum esset. agri pro numero cultorum
ab universis vicis occupantur, quos mox inter se secundum digna-
tionem partiuntur; facilitatem partiendi camporum spatia prae-
gegen die Sklaven in Rom, wo dem
Schuldigen Arbeitshaus und Hand-
muhle vor allem drohte. Hier hat
T. die eigentlichen Knechte (Sklaven)
im Auge. — coifrcere wie 11, 11.
6. disciplina et severitate; vgi.
hist. 1, 51, 6 diu asperam miiitiam
toieraverant severitate disciplinae.
— impetu ei ira, in Aufwallang
und zwar zorniger.
1, impune, fur den getoteten eige-
nen Sklaven wird kein Wergeld be-
zahlt. '— liberHf die Freigeiassenen
(dem Herren gegenuber), die Hori-
gen Oder Liten, von denen T. schon
mehrere charakteristische Zuge an-
gegeben hat, die er nun aber den
ingenui einerseits und den servi
anderseits gegendberstellt; inWirk-
lichkeit stehen sie den letzteren
naher als den ersteren, denn poll-
tiscbe Bedeutung d. h. vor aliem
das Recht am Landesthing teilzu-
nehmen haben die Hdrigen auch
nicbt gehabt.
8. aUquod momentum^ ein irgend-
wie entscheidendes Gewicht.
9. in civitate^ anders in Rom
unter Nero, der den Freigeiassenen
Polyclitus absendet, um Eintracht
zwischen den rdmischen Beamten
und mit den rebellischen Britanniern
herzustellen, aber ietztere verspot-
ten ihn, well flagrante etiam turn
apud eos libertate nondum cognita
libertinorum potentia erat (ann. XlV,
39, 8). — quae regnantur, weii es
auf den Konig, in dessen Person
der Schwerpunkt des Staates lag,
ankam, ob er Freigelassene, ja Un-
freie, denen er ein Amt, Gunst, Ein-
flufs, Reicbtum verlieh, Qber die
Freien und Adeligen hinaussteigen
lassen und emporheben wollte ; vgl.
43, 23 und ann. XIII, 54, 6 in quan-
tum German! regnantur.
11. Ceteros, n. qui non regnantur.
— impares libertini, die Konstruk-
tion nach ann. Ill, 9, 12 ceiebritate
nihil occultum (Nipp.) => der Urn-
stand, dafs die libertini impares
sind, d. h. mit den anderen beiden
Standen, den ingenui und den no-
biles nicht auf einer Stufe stehen*
— libertatis, politischer Freiheit;
vgl. 7, 2.
^.GeldgeschafteundPfiege
des Ackers (26), die T., aus-
gehend von rdmischen Verhaltnis-
sen, als Privatsache ansieht.
269 1. faenus, ann. VI, 16,5 ge-
nannt sane vetus urbi funebre ma-
lum; agitare, Geldgeschafte auf
Wucher betreiben; ebenda 16, 9
cum antea ex libidine locupletium
agitaretur. — extendere wie 20,2
und 22, 1. — idque, n. faenus non
agitare et extendere.
3. vicis wie 12, 10. — occupantur,
„sei es dafs ein neues Gebiet erobert
und in Anbau genommen, oder ein bis
dahin odes Land Bewohner erhielt,
die den Wald lichteten und das Feld
urbar machten**. Waitz. — mow, wie
10, 4. — secundum dignationem,
well unter den cultores alle drei
DE 6ERMANIA LIBER. 25—27.3
55
stant. arva per annos mutant, et superest ager. nee enim cum
ubertate et amplitudine soli labore contendunt, ut pomaria con-
serant et prata separent et hortos rigent: sola terrae seges im-
peratur. unde annum quoque ipsum non in totidem digerunt
species: hiems et ver et aestas intellectum ac vocabula habent,
autumnr perinde nomen ac bona ignorantur.
27. Funerum nulla ambitio: id solum observatur, ut cor-
pora clarorum virorum certis lignis crementur. struem rogi nee
10
Stande sind: Adelige, Freie, Horige,
der darch ihren Stand ihnen za teil
grewordenen Anerkennung gemafs.
5. arva per annos mutant^ sie,
D. jeder, der so and so yiei Acker
in fiesitz genommen hat, um sich
darauf anznsiedeln, wechselt mit
den Saatfeldern jahrlich, d. h. be-
bant oicht immer alles Land, son-
dern lafst einen Teil bracb liegen.
— et superest ager^ es bleibt fur
jeden eiozeinen von dem Lande,
das ihm za teil geworden, ein Teil
unbebaut abrig, so dafs er nicht
za kurz kommt.
6. nee — labore contendunt, sie
ringen nicht darch Arbeit mit,ringen
nicht einem reichen Boden ah ( wie die
Romer ihrem fruchtbaren Boden).
7. separent, von dem ubrigen
Lande die Wiesen trennen, also be-
sonderes Weideland anlegen. — sola
seges, nnr Saatkorn.
8. annum quoque ipsum non ^a
ne annnm qnidem. — totidem wie
die Romer. — digerunt, zerteilen.
9. species, eig. Erscheinnngen,
Formen. — intellectum, Begriff.
UrsprungUch haben die Germanen
DOT zwei Jabreszeiten gerechnet, den
Winter, got. vintnis und den Som-
mer, ahd. samar; vgl. Hildebrands-
lied T. 49: ,Ich wallte der Som-
mer und Winter sechzig^, wo die
30 Winter und die 30 Sommer zu-
sammen als 60 Jabreszeiten, aber
30 Jahre gerechnet werden; ob zu
dritt die griech. iaq, lat. ver, ahd.
lengizo, ^derLangere^Cin betreff der
Tage) Oder die von uQnri, Sichel,
erst ahd. herpist, aitn. haust, ags.
hearfest genannte Zeit hinzugekom-
men ist, steht dahin.
10. bona, edeles Obst und Wein,
beides erst vom 3. Jahrh. n. Ghr.
in Deutschland angepflanzt.
h. Leichenbestattung.
27, 1. Als Epilog zu dem Leben
des Germanen fugt T. die Art der
Bestattung desselben hinzu. am-
bitio, n.est, die Leichenbestattungen
sind kein Gegenstand der Prunk-
sucht wie in Rom und nach Gasars
Berichte (b. g. VI, 19, 4 funera sunt
pro culttt Gallorum magnifica et
sumptuosa) auch in Gallien, aber
wenn auch so prachtvoUe Leichen-
feiern, wie sie das angelsachsische
Epos aus dem 7. Jahrh. ▼. 3135 fi^
Ton Beowulf berichtet, in Germa-
nien nicht bald allgemein Qblich ge-
worden sind, so wird doch auch hier
gerade in bezug auf die Bestattung
herrorragender Manner aus Treue
and Anhanglichkeit allerlei Prunk
sich bald eingeburgert haben. Ubri-
gens ist die alteste Form der Be-
stattung der Germanen die in Felsen-
grabern gewesen, dann folgtedieVer-
brennung, und diese beseitigte seit
Karl dem Grofsen das Christen turn.
2. eertiSy wahrscheinlich Eichen-
oder Buchenholz, das dann mit
ailerhand Dornbuschen umwunden
wurde. — struem rogi, den Baa
des Scheiterhaufens »» den hoch-
gebauten Scheiterhaafen ; rogi ist
ein die Art der strues bestimmender
Genetiv. — nee vestibus nee odo-
ribus, weder durch Teppiche noch
darch Wohlgeruche ; ygl. ann. lU, 2,
wo in den Kolonieen, durch welche
56
CORNEUI TACm
yestibns Dec odoribus cumulant: sua cmqae arma, qnorundam
igni et equus adicitur. sepulcrum caespes erigit : monumeotonim
5 arduum et operosum bonorem ut gravem defunctis aspernaotur.
lamenta ac lacrimas cito, dolorem et tristitiam tarde ponunt.
feminis lugere bonestom est, viris memrnisse.
Haec in commune de omnium Germanorum origine ac mo-
ribus accepimus: nunc singularum gentium instituta ritusque
10 quatenus differant quaeque nationes e Germania in Gallias com-
migraverint, expediam.
28. Validiores olim Gallorum res fuisse summus auctorum
die Asche des Germanicus hindurch-
getragen wird, die atrata plebes, tra-
beati eqoites yestem odoresque alia-
qae fonenim sollemDia cremabant.
3. cumulant wie Cart. Y, 3, 20
(altaria) omnibus odoribus cumula-
verat. — arma, namentlich die
Framjen.
4. igni, es kam aoch vor, dafs
die Gattin sich mit ins Feuer sturzte
und Knechte am Grabe des Herrn
getdtet wurden. — equus, ursprung-
lich, um stolz in Walball einzu-
reiten; die Goten begruben den
Alarich „mit der Rustung auf dem
Pferde"; auch treue Hun'le wur-
den mitbegraben. — sepulcrum c,
6., das Grabmai ricbtet Rasen auf,
nicht Stein; derselbe dichteriscbe
Ausdrufik bei Seneca epp. 8 banc
domum utrum caespes erexerit an
xfarios lapis gentis alie nae, nihil
interest. — monumentorum — ho-
norem^ der Genetiv bestimmt den
Inhalt des Ebrenschmuckes wie Agr.
40, 1 inlustris statuae bonorem.
6. lamenta ac lacrimas, Allitte-
ration wie 1, 2 und 40, 2. — ponunt
wie Gic. Tusc. Ill, 28, 66 ad ponen-
dum dolorem.
7. Itigere gebt immer auf die
aufsere Trauer ; vgl. Agr. 46, 4 nosque
ab muliebribus lamentis ad cootem-
plationem virtutum tuarum voces,
qoas neque lugeri neque plangi fas
est und Seneca epp. 99, 24 prudens
vir meminisse perseyeret, logere
deslnat.
8. in commune wie 38, 4 und
40, 6; vgl. 5, 1 und 6, 12 in uni-
versum und 21, 4 in publicum.
9. gentium — naitones, bier ohne
Onterschied «> V51kerschaften. —
ritus^ religidse Gebrauche wie 45, 7.
11. ecopediam, klar legen; ebenso
hist. 1, 51, 1 ; IV, 12, 4; 48, 1; ann.
IV, 1,6; Sail. lug. 5,3 rei initium
expedio; Verg. Aen. It, 314 quae
sit dubiae sententia menti expediam
und Mela prooem. 2 quae sit forma
expediam.
B. Einzelne Volker Germa-
niens. 28—46.
Dieser Teil zerfailt in 4 Abscbnitte,
in deren erstem T., um die Ordnung
der nachfolgenden StQcke nicht zu
unterbrechen , das vorwegnimmt,
was fiber die Nationen zu sagen
war, welche aus Gerroanien in Gal-
lien eingewandert waren. Dem-
nach:
I. Eingewanderte Fremde
(28 u. 29): 1. die gailischen Helvetier
und Bojer; 2. die vielieicbt panno-
nischen Oser; 3. die iinksrheiniscben
Treverer und Nervier neben anderen
wichtigen Vdlkersehaften , welche
ursprflnglicb germaniseben Stammes
siod, namentlich die Ubier und Ba-
taver; 4. die rechtsrheiniscben Mat-
tiaker; und 5. die Bewohner des
Zehntlandes, ein nicht germanisches
Mischlingsvolk.
28, 1. validiores, o. als der Ger-
manen; auch im Agr. 11, 17 spricht
T. von ^amissa virtute pariter ae
libertate (Gallorum)" und Caes. sagt
DE GEBMANIA UBER. 27. 28.
57
diYus lalius tradit; eoque credibile est etiam Gallos in Ger-
maniam transgresses : quantulum enim amnis obstabat quo minus,
ut quaeque gens evaluerat, occuparet permutaretque sedes {mto-
miscoas adhuc et nulla regnorum potentia divisas? igitur inter 5
Hercyniam silvam Rhenumque et Moenum amnes Helyetii, ul-
teriora Boii, Gallica utraque gens, tenuere. manet adhuc Boi-
haemi nomen significatque loci veterem memoriam quamvis
mutatis cultoribus. sed utrum Aravisci in Pannoniam ab Osis
(Germanorum naUone) an Osi ab Arayiscis in Germaniam commi- 10
graverint, cum eodem adhuc sermone institutis moribus utantur,
incertum est, quia pari olim inopia ac libertate eadem utriusque
ripae bona malaque erant. Treveri et Nervii circa adfectationem
b. g. VI, 24, 1 ac fdit antea tern-
pns, cam Germanos Gall! yirtate
anperarent. — summzu, n. weil so
zuTerlassig.
3. transgressos widerspricbt den
allgemeinen Grenzangaben von c. 1 ;
auf beiden Seiten des Rheines hat
es Gallier gegeben, sie sind also
nieht hinubergegangen, soDdern ia
Germanien sitzen gebheben.
4. ut quuque, immer wenn einer,
zur BezeichnuDg der wiederholteD
Handlung.
5. et nulla wie 10, 12 nnd 20, 13.
— igitur, also, wie im Deutschen,
wenn der Schriftsteller sich an-
flchickt anf das Torher angekandigte
Thema emzugeheo, wie Sail. lug.
86, 4 und 96, 1.
6. Hereynia sitoa, s. das Namen-
Terzeiehnis. — uUeriara^ das eigeni-
Hche Bdhmen and Telle von Bayern.
7. Galliea — gens wie hist. 1, 67, 2
HeWetii, Gallica gens und Gaes. b. g.
1, 1, 4 Helyetii reliquos Gallos yir-
tnte praecedont. — manet, dauert
an, lebt. — Boikaemi d. h. der
Biijer Heimat (balms).
8. significat, beslatigi wie durch
ein Siegel.
9. Aravisci, eine pannonische, am
rechten Donaiinfer unter dem Bake-
nyerwalde zwischen Arrabo (Raab)
and Donan in der Stuhlweifsen-
burger Gespanschaft wohnende Vol-
kerschaft. — OH, eine pannonische,
nordlich am linken Ufer der Donau
und an der Eipel (Cusns), in den
ungarischen Bonier und Neograder
Gespanschaften wohnende Volker-
schaft. Hat T. den Zusatz Germa-
norum natione, der seinen Worten
in 43, 3 widerspricbt, wirklich ge-
macht, 80 bat eben ihr Wohnsitz
innerhalb der Grenzen Germaniens
und die Nahe der in Mahren woh-
nenden Germanen ihn dazu yerleitet.
11. eodem, beide die gleiche
Spracbe, wie kurz daranf eadem,
12. inopia ac libertate, n., da auf
beiden Ufern der Donau etwas Gutes
and etwas Schlechtes (in chiasti-
scher Wortstellung) zu finden war,
so ist kein Grund yorhanden, wes-
halb die einen oder die andern auf
das andere Ufer hinQbergegangen
sein soUten.
13. Treveri, auf beiden Seiten
der unteren und mittleren Mosel.
— Nervii, zwischen Schelde und
Maas im Hennegau. — eirca^ in der
silbernen Latinitat bei Adjektiven
in flbertragener Bedeutung »» inbe-
treff, hinsichtlich, wieann. XVI, 8, 1 1
circa scelera distentus, dial. 22, 12
otiosus circa excessas. — adfec-
tationem, das geflissentliche 6e-
mUhen um, Haschen nach, wie hist.
I, 80, 7 adfectatio quietis, die ge-
flissentliche Stille (Wolff), die Ab-
sichtlichkeit in der Wahl der Rube
(Heraens).
58
GORNEUI TAGITI
Germanicae originis ultro ambitiosi sunt, tamquam per banc glo-
16 riam sanguinis a similitudine et inertia GaUorum separentur.
ipsam Rheni ripam baud dubie Germanorum populi colunt. Van-
giones, Triboci, Nemetes. ne Ubii quidem, quamquam Romana
colonia esse meruerint ac libentius Agrippinenses conditoris sui
nomine vocentur, origine erubescunt, transgressi olim et experi-
20 men to fidei super ipsam Rheni ripam collocati, ut arcerent, non
ut custodirentur.
29. Omnium harum gentium virtute praecipui Batavi non
14. ultro, sie gehen noch einen
Schritt welter =s Rogar, wie Agric.
19, 16 emere ultro frumenta. —
tamquam wie 8, 10.
15. et inertia, ^and zwar darch^;
die similitudo bestehtin der inertia ;
ygrl. Agr. 11, 16 segnitia cam otio
intravit.
16. haud dubie G. p.acVdlker,
die, was uazweifelhaft ist, germa-
nische sind; das Adverbium vertritt
einen Attribativsatz; ygi. 19,9. T.
zweifelt noch an der germanischen
Abkunft der Treverer und Nerner.
17. FangioneSf die Bewohner Ton
Ebenen, got. vaggs, ahd., alts., ags.
wang, Haaptort keltisch Borbeto-
magus, Worms ; Triboci (Gaes. b. g.
I, 51, 2 Triboces, IV, 10, 3 Triboci)
■B die ^Hugelbewohner** langs dem
Wasgenwalde, Hauptort keltisch
Breucomagus, Brumath im Eisafs;
Nemetes keltisch si die Bewohner
der (heiligen) Waldtrift, (St. nem
in nemus), Hauptort Noviomagus,
Speier; vgl. Ammian. XV, 11, 8 und
XVI, 2, 12. Diese drei Vdlker-
schaften, schon frQh auf das linke
Rheinufer hinubergegangen, schios-
sen sich auch frdb an die fiomer
an und bildeten den Hauptstamm
von Germania superior. — Ubii,
nach Mailenhoff ,die Uppigen, Rei-
chen Oder Kecken**, Hauptort Koln,
genannt entweder Ubiorum ara ann.
I, 39, 1 ; 57, 8 ; oder oppidom I, 36,
3; XII, 27, 2, oder civitas I, 37, 6;
71, 3; XllI, 57, 13. ~ quamquam
bei T. in der Regel mit dem Koig.,
nur 18mal mit dem Ind. (Drager),
auch einmal in der Germania, 46,4.
— Romana colonia seit 51 n. Ghr.;
vgl. ann. XII, 27, 3 Agrippina in op-
pidum Ubiorum coioniam deduci im-
perat; A. war des Germanicus Toch-
ter, des Kaisers Glaudius Gemahlin ;
nach ihr hiefs Koln rdmisch colonia
Agrippinensis (im Mittelalter Grip-
pigenland), die Bewohner Agrippi-
nenses; vgl. hist. IV, 28, 5 actae
utrobique praedae, infestius in
Ubiis, quod gens Germanicae ori-
ginis eiurata patria Agrippinenses
vocarentur; Ammian. XV, 8, 19 Go-
lonia Agrippina, XVI, 3, 1 Agrippina
und Golonia.
18. meruerint, vom romischen
Standpunkte aus, well sie schon
mit Gasar befreundet waren; me-
reri mit nachfolgendem Infinitiv
auch ann. XIV, 48, 15 quidquid no-
cens pati mereretur; XV,67, 7dum
amari meruisti, und Ovid, trist. V,
11, 16 quae merui vitio perdere
cuncta meo. — • conditoris sui, das
Masknlinum steht ohne RficksichI
auf das wirkliche Geschlecht; viel-
leicht weil „nach strengem Rechte
eine Fran kein politisches Gemein-
wesen gr&nden kann.** Bergk.
19. experimento, abl. causae,
wegen des gegebenen Beweises der
Treue.
20. super, in eigentlicher Be^
deutung „oben auf das Ufer selber",
von wo sie am beaten ausschauen
konnten, um abzuwehren.
29, 1. Batavi von der Wurzel
bat, got bats, ahd. baz bezziro««
die TQchtigen; Hauptorte keltisch
DE GERMANIA LIBER. 28. 29.
59
multum ex npa, sed insulam Rheni amnis colunt, Chattorum
quondam populus et seditione domestica in eas sedes transgressu9,
in quibus pars Romani imperii fierent. roanet honos et antiquae
societatis insigne ; nam nee tributis contemnuntur nee publieanus 5
atterit; exempli oneribus et collationibus et tantum in usum
proeliorum sepositi, velut tela atque arma, bellis reservantur. est
in eodem obsequio et Mattiaconim gens; protulit enim magni-
tude populi Romani ultra Rhenum ultraque veteres terminos im-
perii reverentiam. ita sede finibusque in sua ripa, raente animo- 10
que nobiscum agunt, cetera similes Ratavis, nisi quod ipso adhuc
terrae suae solo et caelo acrius animantur.
beoannt Lagdunum (Leyden) und
Traiectam (Utrecht). — non muUum
ex ripa, sed insulam Bhem, nicht
viel « nar einen geringen Teil vom
Ufer, sondern die ganze Insel, welche
der Rhein bildet, ygl. hist. IV, 12, 6
Batavi extrema Gallicae ora vacaa
cultoribas simalqoe insulamiuxta
si ta m occupaTere,qiiain mare Ocea-
nus a fronte, Rhenus amnis tergnm
ac latera circaminit.
2. Chattorum, diese auch hist.
lY, 12, 6 (BataTi, donee trans Rhe-
num agebant, pars Ghattomm) aus-
gesprochene Ansicht von der Ab-
stammnng der B. ist eine irrige.
3. quondam, „zur Zeit des Py-
tbeas (350 — 325) war das ganze
Niederland und Rheindelta noch
nicht im Besitze von Germanen*.
MOllenhoff.
4. ftereni, werden soil ten durch
das (leschick oder mnfsten durch
die Yerhaltnisse. — et ant, socie^
tails insigne ssss unA zwar; et ver-
bindet den allgemeinen und den be-
sonderen Ausdruclc, denn die Ehre
ist das besondere Kennzeichen der
alten Bundesgenossenschaft.
5. eontemnuntur statt eines all-
gemeineren Begriffes ein engerer,
welcber fiber die besprochene That-
sache ein ethisches Urteil fallt: sie
werden nicht durch wiilkQrliche,
hohe Abgaben wie Besiegte yer-
achtiich behandelt
6. atterit, n. eos; Wechsel des
Snbjekts: reibt sie allmahlich auf;
▼gl. atierere ehentdWs von Personen,
aber in milit&rischem Sinne Sail,
lug. 79, 4 alteri alteros aliquantom
attriverant; ahnlieh ebenda 85, 46
pars exerdtus attrita est — oneri'
bus, regelmarsig zu leistende Ab-
gaben, wie hist. IV, 6, 19 ne provin-
ciae novis oneribus turbarentur. —
eollationibus , freiwitlige Beitrage.
7. sepositi, als etwas Besonderes
aufgehoben, wie Agric 31, 21 osten-
damus, qnos sibi Caledonia Tiros
seposuerit. — velut tela atque arma,
wie Trutz- und Schutzwaffen.
8. obsequio, AbhSngigkeitsver-
haltnis. — MatHacorum gens, ein
Zweig der Chatten, der sudiich vom
Taunus im Main- und Rheingau
wohnte; vgl. Ammian. XXXIX, 4, 3
Mattiacas aquas ; s. das Namenver-
zeichnis.
^. ultra Rhenum, n. auf das rechte
Rheinufer. — veteres, n. Rhein und
Donau. — imperii, gen. obiect zu
reverentiam : Respekt vor dem rdm.
Regiment.
10. in sua ripa, n. auf dem rech-
ten, das nicht rdmisch war, n agunt,
leben sie.
1 1. nobiscum agunt, sie verkehren
mit uns; dafs aber ihr Herz und Mut
germanisch blieb, lehrte der Aufstand
des Givilis unter Vespasian, denn den
Grund zu ihrer Abhangigkeit von der
romischen Macht hot nur die drtliche
Lage dar. — cetera wie 17,2 und 14,
13. — ipso adhuc terrae solo, adhuc
gehort zu ipso, wie es bei T. meist
60
CORNEUI TACm
Nod Damerayerim inter GermaDiae popiilos,qaainqiiain trans
Rbenum Dannviumqiie coDsederint, eos qui decnmates agros
15 exercent: levissimos qoisqne Gallonim et inopia andax dnbiae
powesftionis solum occupavere; mox limite acto promotisque
praesidiis sinus imperii et pars pro?inciae babentnr.
munittelbar Tor oder fainter dem
Worte steht, auf das es zn beziehen
ist OB obeDdrein sebon durch den
Boden nod das Klima ihres Landes,
abgesebeD etwa too Einflfissen der
Gfaarakteranlage.
12. acriuM animantur^ feoriger
begeistert, wilder and Qogezahm-
ter sind als die Bataver, wie denn
anch oach hist IV, 37, 12 die Matr
tiaker mit Ghatteo nnd Usipera
am BataTeraufstande sich beteiligt
batten.
14. decumatet agros^ das Gebiet
der decnmani; s. das NamenTer-
zeicbnis. Dieses Land im sfidiicheD
Baden nnd in WOrttemberg, zwi-
schen dem oberen Laufe der Donan
nnd des Rbeines entstand nach den
limites seit Drasns und Germani-
cus, wnrde noch unter Domitian
dem rdmiscben Reiehe einverleibt
nnd erbielt dann als vermessenes
Land den Namen agri decnmates:
es war die alte helvetische Einode,
weiche zunSchst nur sparlich yon
keliischen Ansiedlem beydlkert
wnrde, spater aber war das Land
beydlkert, bltihte durch Kunst,
Handel uud Gewerbe, und anch
rdmische Trnppen waren darin sta-
tioniert.
15. exercent drflckt wie Z. 5.
contemnnntor statt des weiteren Be-
ffriffes arbeiten einen eogeren aus,
der fiber die Art der Arbeit ein Ur-
teil fallt: mfihsam sich abqnalen
auf; vgl. ann. XIII, 54, 7 und Agr.
31, 13 arya, metalla, portus, ann.
XI, 7, 6 agros, ann. XII, 43, 13 Afri-
cam. — - dubiae possesHaniSy well
den Angriffen der Feinde bestandig
ansgesetzt.
16. limite aoto, als der Grenz*
wall fertig gesogen war, was erst
outer Hadrian (117—138) geschah,
(daher yallom Hadriannm oder limes
Hadriani) nachdem das Werk schon
onter Domitian nod Trajan begonnen
war. Der limes, zerfalleod io den
traosrhenanns nod in den raetieaa
oder transdanuTianos, welcher letz-
tere Tom Volke anch dieTeufels-
mauer genannt wird, ^weil der
Tenfel damit seine Grenze abschlie*
isen woUe**, reicfate yon der Mdn-
dnng der Laho in den Rhein nnd
yon Pfahlbronn ih der Nahe des
Hohenstanfens bis zor M nndung der
Altmfihl in die Donau bei Kehlheim,
schnitt damit den Winkel ab and
aching einen grofsen Teil yon Ober-
deutschland noch znm rdmiscben
Reiehe. Gegen 200 Jahre wurde
er Ton den Romem mit Erfolg be-
haoptet — quisque — audax statt
des klassischen aodacissimns , ygl.
15, 2. — limitem agere, einen Grenz-
graben Ziehen, einen Pfad bahnen,
ygl. Vergil Aen. 10, 514 latumque
per agmen ardens limitem agit ferro.
Dieser limes war also 98/99 bei
Heransgabe der Germania fertig.
17. praesidiis, die Kastelle mit
den Grenzwachen. — sinus in eigent*
lichster Bedeotong eine Einbiegung
des rdmiscben Reicbes nach Ger-
manien hinein. — provineiae, n.
teils yon Germania superior, teils
yon Raetia und Vindelicia. — kaben^
tur, n. ei qui decnmates agros exer^
cent, aber logisches Subjekt sind
die Landerstdcke, weiche sie be-
wohnen. — habentur^^ sie sind, wie
ann. U, 55, 24 Piso eo usque cor-
ruptionis proyectus est, ut sermone
yulgi parens legionum baberetur
■B perhiberetur, esset.
if. Die nicht-suebischen
y oik erschaf ten des Wes tens
DE GERMANIA UBER. 29. 30.
61
SO* Ultra bos Chatti: initium sedis ab Hercynio saltu in-
cboant, non ita effusis ac palustribus locis ut ceterae civitates,
JD quas Germania patescit; durant, siquidem coUes paulatim ra-
rescunt; et Chattos suos saltus Hercynius prosequitur simul at-
que deponit. duriora genti corpora, stricti artus, minax vultus
et maior animi vigor, multum, ut inter Germanos, rationis ac
sollertiae: praeponere electos, audire praeposkos, nosse ordines,
und Nordwestens von Germa-
nien (30—37).
1. Die rechtsrheinischen
Ydlker nebst ihreo nachsten Nach-
baren (30—34), die c. 35 in. als der
West en Germaniens zusammen-
gefafst werden.
3O9 1. ultra hosj n. populos. —
Chatti ( ^ Hessen), in Hessen-Nassaa
und Oberhessen; ^^sie wolintenschon
fruh 80, dafs ihre Wohnsitze ein
Dreieck bildeten, dessen eine Spitce
um den Taunus an den Rbein reicht,
die zweite im oberen Werrathale
— wo sie mil den Hermunduren
grenzen — liegt, und die dritte
unter der Diemel bei den Ghamaven
und Cberuskern endet*. Zenfs. —
initium inchoare, ein bei T. aicht
seltener Pleonasmus ; initio orto bist
1, 39, 11 u. 0. ; initium eoeptum hist.
II, 79, 1 ; Tgl. auch ann. XllI, 10, 5
quamquam censnissent patres, ut
principium anni inciperet mense De-
cembri. — Hercyruus saltus, was
28, 6 H. silva genannt wurde, aber
doch ist bier nur an einen Teil des
ganzen HercynischenHohenzuges zn
denken : Spessart, Rhdn, Thuringer
Wald.
2. palustribus, Tgl. 5, 2.
3. durajU, n. Ghatti. — siquidem
— rareseunt, kausal «> indem die
Hugel ja spariicher werden, also an
den Auslaufern. Die Bescbreibung
in 3 Gliedern ist sehr klar: beim
Here. Walde beginnt das Gebiet
der Gbatten, an den Auslaufern bin
setzt es sicb fort, und wo der
Wald anfbdrt, bort es auch auf.
4. suos^^iXt durch den langen
Zusammenbang, so zu sagen, sein
eigen gewordenen. — simul ac „in
Tacitus' gehobener Darstellung, be-
sonders in den fruberen Schriften
statt des einfachen et — et.* Halm.
5. deponit, setzt sie — ebenfalls
in freundlicber Weise — wohl be-
gleitet und behQtet nieder. In Wirk-
licbkeit reicbte Qbrigens das hes-
sische Land nicht ganz bis an die
norddeutsche Tiefebene. — strieti,
straff, stramm; vgl. 17, 4.
6. et, und tiberhaupt; et vor dem
lierten Giiede scbliefst sicb an drei
unverbundene Giieder in veraii-
gemeinemdem Sinne an, wie ann.
XQ, 56, 8 spatium amplexus ad vim
remigii, gubemantium artes, im-
petus navium et proelio solita ; Tgl.
hist. IV, 32, 16 qnod praemium ex-
spectatis nisi ingratam militiam, im-
mortaiia tributa, virgas, secures et
dominorum ingenia? (nach Tier
asyndetischen Gliedern). — vigor,
iebendige Frische, wie Liv. IX, 10,
12 Papirius Gnrsor, non animi solum
Tigore sed etiam corporis viribus
excellens; im folgenden wird sie
naber erklart : dem Romer erscbien
der Gbatte gebildeter als die ubrigen
Germanen, well er in mancher Be-
ziebungrdmiscben Anspruchen raebr
genOgte ; namentlich kannte er Offi-
ziere und Disziplin. — ut inter G,,
fdr Germanen; Tgl. 2, 13; 22, 5. —
rationis, Berecbnung, Methode, sot*
lertiae, Geschiek : worin beides be-
stebt, ist in den folgenden Infini-
tiTen ausgedrdckt.
7. electos, nur solcbe, die sie aus-
erlesen baben. — nosse ordines
wie LiT. XXUl, 35, 6 ut tirones
assuescerent signa sequi et in acie
agnoscere ordines suos. Sail. lug.
80, 2 ordines habere, signa sequi,
62
GORNEUl TAGITI
intellegere occasiones, differre impetus, disponere diem, vallare
noctem, fortunam inter dubia, virtutem inter certa numerate,
10 quodque rarissimum nee nisi Romanae disciplinae concessum,
plus reponere in duce quam in exercitu. omne robur in pedite,
quem super arma ferramentis quoque et copiis onerant: alios ad
proeliuni ire videas, Chattos ad bellum. rari excursus et fortuita
pugna. equestrium sane virium id proprium cito parare victo-
15 riam, cito cedere: velocitas iuxta formidinem, cunctatio propior
constantiae est.
imperinm observare, item alia mili-
teria facere, also Reih' und Glied
halten, nicht extra ordinem pugnare.
8« intellegere occasiones j d. rei
gerendae, den rechten Augenblick
erkennen ; ebenso Agric. 14, 14 terga
occasioni patefecit Liv. IV, 31, 2
aperaenint ad occasionem locum
bosti ; IX, 27, 2 si qui motus occa-
sionem aperiret — differre impetus,
also nicht blind darauf losstflrmen.
Tgl. 4, 6. — disponere diem, den
Tag richtig einteilen, wie Suet. Tib.
11, 3 in disponendo die mane prae-
dixerat, Piin. epp. IX, 36, 1 quae-
ris quemadmodum in Tuscis diem
aestate disponam, Senec. cons, ad
Poiyb. 25, 4 nee licet tuo arbitrio
diem disponere. — vaUare noctem
Ki noctem vallis tutam reddere; die
Art und Weise ist Hauptbegriff ge-
worden; vgl. 20, 7 nee virgines
festinantur nnd 45, 12 frumenta
laborant.
9. fortunam inter dubia — nu-
merare wie Liv. XXII, 25, 14 ut ho-
mines sciant bono imperatore baud
magni fortunam momenti esse, men-
tem rationemque dominari.
10. eoncessum sagt der Rdmer
mit Stolz, da seiner Ansicht nach
andere Vdlker so zuyerlassige Offi-
ziere nicht aufweisen kdnnen; vgl.
Liv. 11.39,2 quam spem Gn. Mar-
cius nequaquam fefellit, ut facile
appareret ducibus validiorem quam
exercitu rem Roma nam esse.
11. reponere wie Gic. ad Q. fra-
trem I, 3 omnes in mea vita partem
aliquam tuae vitae repositam esse
dicebant, Liv. II, 39, 1 in quo ali-
quanto plus spei repositnm, lustin.
aXIY, 8, 2 plus in deo quam in viri-
bus reponentes. — robur in pedite,
wie 6, 13 und Agric. 12, 1.
12. super arma, obendrein aufser
d.W. ; „B praeter, Agric.l7, 10 super
virtutem hostium locorum quoque
difficultates eluctatus, hist. 1, 8 super
memoriam Vindicis, ann. I, 59, 3
super insitam violentiam, III, 63. 67.
lY, 1 1 ; h&ufig bei Livius ". Draeger.
— ferramentis, Eisengerat wie
Schaufeln, Spaten, Hacken, Beile,
Sagen wie sie auch Gaes. b. g. Y,
42, 3 erwahnt. — copiis, Mundvor-
rat, wie Agr. 22, 9 adversus moras
obsidionis annuls copiis firmabantur.
13. ad bellum, jn welchen zu
Ziehen besonnene Uberlegung er-
fordert — excursus, plotzliche Aus-
falle, wie Agr. 20, 7 nihil interim
apud hostis quietum pati, quominus
snbitis excursibus popnlaretur. —
el fortuita pugna, n. rara est; die
Schnelligkeit beim Angreifeo oder
Weichen macht ein Reitertreffen zu
einem mehr vom Zufalle bestimmten
als ein Infanteriegefecht.
14. equestrium sane, asynd.expl.,
denn freilich; ein Gedanke des T.
Qber das Reitertreffen im allgemei-
nen.
15. velocitas, asynd. ad vers., a b er
bei den Ghalten, deren Starke auf
der Infanterie berubt, etc. — iuata
mit esse verbuoden nimmt adjekti-
vische Bedeutung an => steht nahe,
grenzt nahe an. Dieselbe Zusam-
menstellung mit propior ann. YI,
DE GERMANIA LIBER. 30.31.
68
81. Et aliis Germanorum populis usurpatuo) raro et privata
cuiusque audentia apud Chattos in consensuin vertit, ut primum
adoleverint, cnnem barbamque submittere, nee nisi hoste caeso
exuere votivum obligatumque virtuti oris habitum. super san-
guinem et spolia revelant frontem seque turn demum pretia 5
nascendi rettulisse dignosque patria ac parentibus fenint : ignavis
et imbellibus manet squalor, fortissimus quisque ferreum insuper
42, 8 popali imperium iuxta liber-
tatem, paucorum dominaiio regiae
libidini propior est. — cunctatio,
beding^t. durch inehrere der vorher
anfgezahlten militarischen Yorzfige;
ebenso hist. Ill, 20, 4 militibas capi-
dinem pagnandi coDTenire,dace8pro-
yidendo, consultando , eunctatione
saepias qaam temeritate prodesse.
81, 1 .popuHs wie 16, 1 ; 34, 5 und
45, 15. — tuurpatum, part perf. als
Snbjekt statt eines Relativsatzes
wie hist. 1, 18, 3 observatmn id anti-
qnitns doh terrait Galbam (vgl. als
Apposition Agr. 1, 2 antiquitus usi-
tatum) OB was bei anderen germa-
nischen Volkern selten in Anwen-
dung kommt, ein seltener Branch
ist; die folgenden Infinitive sub-
mittere nnd exuere sind die Appo-
sition zu usnrpatum und audentia.
— et privata cuiusque audentia,
abl. causae zu usurpatum : und zwar
nur infolge der Kdhnheit jedes ein-
zelnen; audentia in der silbernen
Latinitat ata audacia wie 34, 9 und
ann. XV, 53, 9.
2. in consensuin vertit, es ist
ubereinstimmende, allgemeine Sitte
geworden, wie hist. IV, 65, 15 vetu-
state in consuetudinem yertuntur.
— submittere, von unten nach oben
d. h. nach aufsen bin frei wachsen
lassen; ebenso Suet. Galig. 47, 5
comam, Gaes. 67, a. E. und Seneca
cons, ad Polyb. 36, p. m. barbam et
capillum.
3. nee nisi hoste caeso exuere;
so erzahlt Suet. Ton Gasar a. a. 0.
diligebat adso milites, ut audita
clade Tituriana barbam eapillumque
submiserit nee ante dempserit quam
Tindicasset; T. von Givilis hist. IV,
61, 1 barbaro voto post coepta ad-
versus Romanos arma propexum ru-
tilatumque crimen patrata demum
caede legionem deposuit; Paulas
Diac. hist. 111,7 von 6000 Sachsen:
devoTerunt se neqne barbam neque
capillos rasuros, nisi se de Suebis
hostibus ulciscerentur.
4. obtigatumque virtuti oris ha-
bitum, den dem Heldentume ge-
weihten Schmuck desGesichtes d. h.
Haar und Bart. — super sanguinem
et spolia, oben auf Blut u. B., wenn
das Opfer zu ihren Ffifsen liegt und
sie dardber hinausragen, schneiden
sie als Gelubde das Haar ah; Tgl.
die schone Anslegung dieser Sitte
bei Grimm GDS. 570 u. 571.
5. revelant, indem sie Haar und
Bart abschneiden. — pretia nas-
cendi rettulisse^ n. patriae ac paren-
tibus, den Lohn und Dank fur das
Geborensein abgestattet, vergolten
zu haben: dann ist ihnen das Da-
sein erst des Lebens wert.
6. ignavis et imbellibus wie 12,
3 ; diese Worte bilden den Schlufs
dieser Betrachtung: den Feiglingen
a her (asynd. advers.)
7. squalor, hier der wfiste Haar-
wuchs. — ferreum insuper anulum,
nWahrscheinlich um den Arm, durch
welchen der nicht zahiungsfahige
Schuldner als Knecht gekennzeich-
net wurde und der Krieger sym-
bolisch dem Kriegsgotte sich weihte,
gleich als sei er ein einer Schuld
verfallener und dem Gotteverpflich-
teter Knecht*. MQllenhoff. Grimm
erinnert an die Halfter oder die Leder-
binde, welche die alten Makedonier
64
GORNELU TAQTl
anulum (ignofniniosam id genti) velut vinculum gestat, donee
se caede bostis absolvat. plurimis Chattorum hie placet habitus,
10 iamque canent insignes et hostibus simul suisque manstrati.
omnium penes hos initia pugnarum ; haec prima semper acies,
visu nova: nam ne in pace quidem cultu mitiore mansuescunt.
nulii domus aut ager aut aliqua cura: prout ad quemque venere,
aluntur, prodigi alieni, contemptores sui, donee exsanguis senec*
15 tus tam durae virtuti impares facial.
32. Proximi Chattis eertum iam alveo Rhenum quique
terminus esse sufficiat, Usipi acTencteri aceolunt. Teneteri super
anlegten nach Aristot. polit. 7, 2
i^y vofios %w /ifj8ep^ anaxTaHora
nokifitov avB^a Tteqia^mod'cu xtjv
fpoQ^sMVf vgl. auch Kleist, die Her-
mannsschlacht IV, 1 du (Marbod)
hattest ein Gelubd' gethan aad
mfifstegt an dem Arm den Ring von
Eisen tragen, solang' ein rom'scher
Mann in Deutschland sei. — insuperf
JL auTser dem Gelubde des Haares
und Bartes; vgi. 16,11.
9. absolvat, n. von der Schande
durch den Ring ffir unfrei za gelten.
— plurimia, gar viclen. — habitus
wie 17, 10, bezieht sicb aber hier
sowobl aaf das Haupt- und Bart-
haar wie aaf den Ring.
10. canent, sind schon grau und
doch noch u. s. w. — insignes,
kenntlich durch die beiden Ab-
zeichen; insignes steht voUig ab-
solut. — monstrati, mit Staunen
gezeigt, „ein Gegenstand der offent-
lichen Aufmerksamkeit'*, wie hist.
I, 88, 3 Dolabella vetusto nomine
et propinquitate Galbae monstratus,
III, 73, 14 consulem umbra honoris
et suamet vanitate monstratum, Agr.
XUI, 13, 15 monstratus fatis Yespa-
sianus.
11. haec as a us diesen besteht.
12. nova, ungewohnt, wie 43, 21.
— cultu, Aussehen. — mansues-
cunt^ werden sie sanfter gewohnt,
machen einen sanfteren Eindruck.
13. aliqua, fOr irgend etwas. —
prodigi — sui wie hist. I, 49, 12
pecuniae alienae non adpetens, suae
parens und Sail. Gat. 5, 4 alieni
adpetens, sui profusus. — exsan-
guis, poetisch statt imbeeilla wie
Lucan. Phars. 1, 343. — virtuti,
Heldentum, wie Z. 4; infolge dessen
trieben sie sich durch den Schein
der Schmach zu immer neuen and
grofseren Tapferkeitsproben an.
82, 1. Certutn iam alveo, im
Gegensatze zum Oberrheine; vgi.
ann. 11, 6, 13. Rhenus udo alveo
continuus und Mela III, 2, 8 Rhenus
Aipibus decidens mox diu solidas
et certo alveo lapsus.
2. sufficiat, ein so breiter Flufs
ist mehr als ailes andere eine wirk-
liche Grenze. — Usipi, auch Usipii
und in keltischer Form Usipetes,
so bei Gaes. b. g. IV, 1, 1; 4, 1;
16, 2 und ann. I, 51, 7, wobnbaft
von Yssel bis Ruhr. — Teneteri,
wohnhaft von Ruhr bis Lahn. „Die
Usiper und Tencterer hatten zu
Casars Zeit am Niederrhein, von der
Lippe bis zum rechten Rheinanne
sich niedergelassen. Hier triift sie
noch Drusus. Als aber Tiberius
nach Drusus' Tode die Regalierung
der neuen Provinz in die Hand
nahm, mufs er sie nebst den Tu-
banten (ann. XIII, 55, 13; 56, 15)
gendtigt haben sQdiich fiber die
Lippe in das Land der Sugambero,
die er total aufhob, hinaufzuziehen.
Hier saCsen sie im ersten Jabrhun-
dert an der Ruhr und Sieg, viel-
leicht selbst noch uber den Wester-
wald hinstus, wo ehemals ubisches
Gebiet vakant war.'' MaUeohoff.
DE GERMANIA UBER. 32. 33.
65
solitum bellorum decus equestris disciplinae arte praeceliuot;
nee maior apud Chattos peditum laus quam TeDcteris equitum.
sie instituere maiores : posteri imitantur. hi lusus infantium, haec
iuvenum aemulatio, perseverant senes. inter familiam et penates
et iura successionum equi traduntur: excipit filius, non ut cetera,
maximus natu, sed prout ferox bello et melior.
33. iuxta Tencteros Bructeri olim occurrebant : nunc Cha-
mavos et Angrivarios immigrasse narratur, pulsis Bructeris ac
3. bellorum decus, wie 11, 12.
— equestris disciplinae arte, durch
ihre fortgesetzte Schulung and die
dadurch erworbene Geschicklichkeit
in der Reitkanst.
4. apud Chattos — Tencteris,
T. liebt den Wechsel der Konstruk-
tion, etc. die GieichmaTsigkeit.
5. hi, haec, derartig, n. schon fur
die Kinder gilt das Reiten als Spiel,
iind die jungen Manner veranstalten
Wettrennen zu Pferde.
6. perseverant, n. in ecmitando;
„sitzen noch im Sattel*'. Wolff. —
inter, auch als ein Teil. — fami-
Ham et penates wie 15, 3 und 5.
7. et iura successionum^ und
uberhaupt aliem, was den verschie-
denenBestimmungen des Erbrechtes
unterliegt. — equi, „die Streitrosse
nebst Schwert und Kriegsgewand,
eiu Teil des hergewate**. Grimm,
R. A. 568. — excipit, n. equos, er
bekommt sie und z war als Nachfolger
seines Yorgangers, sodafs die uber-
tragene Bedeutung „sich anschlie-
fsen, unmittelbar folgen" durch-
blickt; vgl. 34, 3 und Agr. 14, 10
Didium Yeranius excepit.
8. ferox bello et melior^ bello
gehort zu beidem; ferox wie hist.
1, 51, 2 ferox praeda gloriaque exer
ciius, ebenso III, 77, 21 und Y, 15, 13
-a» geneigt zu Krieg und melior
bello tuchliger im Kriege, n. als
seine Bruder.
889 1. Iuxta Tencteros, genau
genommeu sind es die Usiper. —
Bructeri^ zwischen Ruhr, Lippe und
Ems, nach Strabo und Ptolemaeus
geschiedeu in grofsere und kleinere;
Tacitus* Germania.
unter den ersteren versteht MuUen-
hoff dieChamaven, welche west-
lich an die Yssel, ostlich an die
Ghasuarier grenzten. Ygl. ann. XIII,
55, 12 und Ammian. XYIl, 8, 5
Ghamavos (Inlianus) partim cecidit;
ibid. 9,2. ..Ghamavi, vomStamme
himan decken, hamo Ge wand, Hama-
land ein Landstrich auf frankisch-
sachsischer Grenze im heutigen
MUnsterlande.'' Schweizer-Sidier.
Bructeri, „ von peraht,ag8.beorht,
die Glanzenden**. Grimm. Sie batten
bei der Yarianischen Niederlage den
Adler der 21. Legion erbeutet und
bei dem Rachezuge der Romer quan-
tum Amisiam et Lupiam inter vasta-
tum (ann. 1, 60, 12 if.); spater betei-
ligten sie sich am Bataveraufstande
unter Civilis (hist. lY, 21, 12), und
von der Seherin Yelaeda, deren
Turm unfern der Lippe stand, ist
oben bei c. 8 die Rede gewesen.
— occurebant, man sliefs auf.
2. Angrivarios, „yon angar. Anger
und varja -— , verteidigend, wahrend,
bewohnend**, Schweizer-Sidler; die
Engern, im N. an die Ghauken, im
0. an die Langobarden, im S.W. und
S. an die Gherusker und Ghasu-
arier grenzend. „A.msivarii und An-
grivarii sind im Grunde dasselbe
Yolk. Angrivarii ist der rein geo-
graphische Name der Anwohner der
Weser oberhalb der Ghauken oder
spateren Friesen, und Amsivarii nur
eine speziellere, wie es scbeint,
gleichfallsgeographischeBenennung
fQr eine Abteilung des Yolkes."
MQllenhoff. — immigrasse, wenn
die Ghamaven, wie oben bemerkt,
5
66
CORNELII TACIT!
penitus excisis vicioaniin consensu adtioniun, seu superbiae odia
seu pira«dae dulcedioe seu iavore q^odam erga nos deorum ; naoi
5 ne spectaculo quidem proelii invidere. super sexaginta milia noo
armis telisque Romanis, sed quod magnificeQiius est^ oUectationi
oculisque cecideruut. maneat, quaeso^ duretquQ gen^tibus si non
amor nostri, at certe odium sui, quaodo urgentibus imperii fatis
nibii iam praestare fortuoa maius potest quam.lip8tium.discordiam.
34* Angrivarios ei Ghamavos a tergo Dulgubnii et Chasuarii
cludunt aliaeque geutes baud perinde memoratae, a fronte Frisii
excipiunt. maioribus miuoribusque Frisiis vocabulum est ex
modo virium. utraeque nationes usque ad Oceaoum Rbeoo prae-
die grpfseren Brukterer siod,
wenn ferner Brukterer auch spater
noch an derselben St«lle vorkom-
men, (Grimm GDS. 531) so kann
voD einer eigentlichen Einwander-
uog in das Gebiet der letzteren
nicht die Rede sein, wenn auch
ein bluliges Gemetzel stattgefunden
bM, welches nach Plin. epp. II, 7, 2
dadujrch entstand, dafs der rdmische
Feldberr Vestricius Spurinna „Bruc-
terum regem vi et armis induxit
in regnum'', womitdie benachbarten
Volkerschaften nicht einverstanden
waren. — narratur, „mit ace. c. inf.
erst im silbernen Lateia wie Plio.
n. h. XXXV, 11, 121 aves tunc
siluisse narratur^. Draegerhi8t.Synt.
II, 432.
3. excisis wie hist. II, 38, 4 sub-
acto orbe et aemulis urbibus regi-
busve excisis. — consensu , durch
das einmutige Handein.
5. spectaculo, dat. wie ann. XIII,
53, 12 invidit operi Aelius Gracilis
u. XV, 63, 10 non invidebo exemplo.
6. oblectationi oculisque, zur Er-
gotzung und zwar fur die der Augen,
zur Augenweide fur uns; que wie
29,4 et insigne.
8. quando => quandoquidem zur
Angabe des faktisch Torhandenen
Grundes wie Sal). lug. 102, 9 quando
per illam licet, fesUna, 110, 7 id
omitto, quando vobis ita placets —
urgentibus imperii fads, „bei dem
unaufhaltsam drangenden Schick-
sale des Reiches'', Wolff; ebenso
Lly. V, 36, 6 iam urgentibus Roma-
nam urbem fatis und ohne Objekt
Liv.V,22, 8 iam fatoquoqueurgente.
Emste Romer sahen infolge der
grofsen Sittenverderbnis den Unter-
gang Roms voraus und zwar gerade
durch die Volker des Nordens.
3^9 1. a tergo. — a fronte, von»
Standpunkte des am Rheine stehen-
den Romers. — Dulgubnii, an der
AUer bei Gelle und Gifhorn bis zur
Ems und Lippe; vielUicht „die
Schadiger, die Krieger*^ von ags.
dolg, ahd. tolc, Wunde und dem
Suffix ubnja, Grimm; Chasuarii,
die Anwohner der Base.
2. cludunt, diese ¥erengte Form
findet sich bei T. im ganzen sieben-
mal, zweimal noch G. 45, 2 und 21
neben dreimaligem claudo, 40,13;
43, 2 und 44, 8. — futud perinde
wie c. 5, 9 ««« nicht eben, nicht
sonderlich. — memoratae^ erwahnt,
well erwahneofiwert. — Frisii, ags.
Frisa und Fresa vom adj. frise,
crispus, comatus, also »» mit ge-
schmiicktem Baare. T. erwahnt sie
besonders hist. IV, 79, 8 und ann.
IV, 74, 11, XI, 19, 3 und XUI,54, 3.
3. excipiunt ^^ nebmen sie auf,
schliefsen sich an; vgl. 32, 7. — vo-
cabulum^^novaeUf namlich maiores
und minores, vgl. 2, lA.^—ex wie
3, 16.
4. utraeque nationes, der Plural
statt des korrekteren Singulars; auch
ann. XVI, 11, 11 ilia utrosque in-
tuens (aviam et patrem); ebenso
DE GERMANIA UBER. 33. 34.
67
texnntur ambiuntqae immeosos insuper lacus et Romaois classi- 5
bus navigatos. ipsum quin etiam Oceanum ilia temptavimus;
et superesse adhuc H€rculis columnas fama vulgavit, sive adiit
Hercules, sen quidquid ubique magnificum est, in claritatem eius
referre consensimus. nee defuit audentia Druso Germanico, sed
obstitit Oceanus in se simul atque in Herculem inquiri. mox 10
Sail. Gat. 30, 4 ntriqae ad urbem
imperatores erant (Marius et Metel-
Iqb); Verg. Aen. 6, 685 ntrasqae
palmas tetendit; ofters beiLivitis. —
praetexuniur, die werden darch den
Rhein wie durch einen Seum vorn
angewoben: der Rhein schlangelt
sich also Torn an den Friesen wie ein
SaoDi bin und bildet 80 die Grenze;
ebenso Plin. n. h. VI, 25, 112 montes
omnes eas gentes praetexnnt. — Die
Friesen heifsen hist. IV, 15, 12 eine
transrhenana gens und ann. IV, 72, 1
transrhenanas popnlns.
5. ambiunt, hier »> nmwohnen
wie Mela I, 2, 4 sinnm populi am-
biunt. — insuper, iiberdieB, oben-
drein wie 31, 7; aofser dem Was-
ser des Rheines beruhren sie anch
wasserreiche Seeen. — lactis, aacb
die Anfange des Zuydersees (des
Flevo B. des Flutenden, Mela III,
2, 24 und Plin. n. h. fV, 15, 101)
mogen schon dagewesen sein, der
1287 in seiner ganzen jetzigen Aus-
dehnung durch einen l^inbruch des
Meeres entstand. — Botnanis clas-
sibus wie 16, 1 ; 31, 1 und 45, 15;
geineint sind die Schiffe des Drnsus
und des Germanicus.
6. ilia n. parte wie hist. Ill, 8, 10
ne pervium ilia Germanicis exer-
citibus foret und V, 18, 9 solidam
ilia n. esse. — temptavimus wie
weiter unten mit persdnlicher Vor-
stellung des Oceanus «. zur Er-
forschung auf die Probe stellen,
zur Erforschnng befahren ; die wich-
tigstenFahrtenerwahntT.ann.1, 70;
n, 23 und 24.
7. HercuUt columnas ^ wie im
SAden Gibraltar scheint auch Tm
Norden irgend ein Pnnkt dagewesen
zn sein, der wegen seiner Gestalt
oder a us irgend einer anderen Ur-
sache durch die Sage mit dem
romisehen Herkules in Verbindung
gebracht werden konnte. — siv9
— seUf ^diese Variation findet sich
nur bei ungleich gebauten Siitzen
Oder Satzteilen**. Wdlfflin.
8. in claritatem eius referre^ Gic.
setzt ad statt in wie Phil. X, 10, 20
ut omnia consilia atque facta ad di-
gnitatem et ad virttttem referremus;
S3 auf seine Verherrlichung bezie-
hen, seiner Verherrlichung weihen.
9. cofisenshnus, wir Romer sind
darin ilbereingekommen. — auden-
tia wie 31, 1. — Druso Germa-
nico, Nero Claudius Drusus, Stief-
sohn des Augustus, geb. 38 und
gest. 9 V. Chr., ebenso benannt Hist.
V, 19, 7 diruit molem a Druso Ger-
manico factam, n. die moles oder
den agger Drusi bei Gleve zur Regu-
lierung der Rheinausflusse (vgl. ann.
XIII, 53, 5 Paulinus Pompeius in-
choatum ante tres et sexaginta an-
nos a Druso aggerem coercendo
Rheno absolvit). Dio Cassius 54, 32
berichtet i'e is rbv (oxeavov 8ia
Tov ^Pfivov xaranXevcas rovs ra
0Qtitfiovi (j^xsnoaaro Mtd is r-^v
XavniSa Bia xrfi lifivrjs d/i/SaXcbv
ixivdvvevas^ rdiv 7th>i<ov vno rrjs
rov iOHeavov naXt^^oias ini tov
irjQov ysvofievofr; und Suet. Claud.
1, 11 Drusus Germanici belli Ocea-
num septentrionalem primus Ro-
manorum ducum nayigarit. Im
monum. Ancyr. rerum gestarura Divi
Angusti c. XXVI ist handschriftlich
sicher nur : ab ostio Rheni ad soils
orientis regionem . . . quo neque
terra neque mari quisquam Roma-
nus ante id tempos adit.
10. obstitit mit folgendem ace. c.
5*
68
CORNELII TACITI
uemo temptavit, sanctiusque ac reverentius visum de actis deorum
credere quam scire.
35. Hactenus in occidentem Germaniam novimus; in sep-
tentrionem ingenti ffexu recedit. ac primo statim Cbaucorum
gens, quamquam incipiat a Frisiis ac partem litoris occupet,
omnium quas exposui gentium lateribus optenditur, donee in
5 Cbattos usque sinuetur. tarn immensum terrarum spatium non
inf. als analoge Erweiterung der-
selben KoDStruktion nach prohibere
hist. I, 62, 12 Gaesarem se appellari
etiam victor prohibuit und ann.
I, 69, 3 ac ni Agrippina inpositum
Rheno pontem solvi prohibuisset.
— in se, wieder mit personlicher
Auffassung des Oceanus. — inquiri
in, zum Ausdrucke der eindring-
lichen Forschung. — mox wie 2, 20.
11. sanctius reverentiusque, pie-
tat- und ehrfurchtsvoUer. — actis
mit besonderer Beziehung auf das
vorhergehende adiit wie magnifi'
cum, worin das^Thun der Gottheit
sich offenbart. Ubrigens wird man
in diesem frommen Schlufsworte
neben der Entschuldigung fur seine
Vorfahren doch auch das Bedauern
des Forschers T. wegen des Nicht-
wissens deutiich genug erkennen.
2. Die nordwestiichen Ydl-
kerschaften von der jutischen Halb-
insel an langs und unfern der Nord-
seekiiste (35—37).
35^ 1. hactenus wie 25, 4 und
Agr. 10, 18 dispecta est et Thule,
Suia hactenus iussum, in der lokalen
edeutung „bis zu diesem Punkte**;
da aber die Homer Westgermanien
am besten kannten, kann der Sinn
nur sein : soviel von dem wobl be-
kannten Weslen Germaniens. Die-
selbe Cbergangsform bei Mela 111,
1, S hactenus ad occidentem versa
litora pertinent, deinde ad septen-
triones.
2. irtgenti flexu recedit, das Land
weicht in ge wal tiger Biegung (n. der
jutischen oder cimbrischen Halb-
insei) zuruck, n. in das Meer im Ver-
haltnisse zu der ubrigen, mehr oder
minder geraden Kuste. Derselbe
Ausdruck bei Mela III, 1, 7 ab his
promontoriis in illam partem quae
recessit, ingens flexas aperitur. —
Ckauci, got. hauhai, „die Hohen'',
(s. Z. 10 superiores); ags. heifsen sie
im Beowulf Hugas und ihr KonigHy-
gel&c, frankisch Ghochilaichus; sie
wohnten zwischen Ems und Elbe.
Plin. n. h. XVI, 1, 2 .scheidet die
Ghauken in grofse und kleine und
schildert sie, die Bewohner dieser
Kustengegend, aufs anschaulichste,
mit Einzelzugen, welche noch genau
furdiejenigenderheutigendeutschen
Nordseeanwohner zutreffen , die
gleich den Ghauken des Altertums
ohne Deichschiitz gegen die Flut-
welle ihr Obdach auf kiinstlichen
Erdaufwurfen suchen mussen: die
Halligleute*". Kirchhoif.
3. quamquam c. coni. wie 28, 17.
4. omnium — gentium, seit c. 30,
sicher aber sind die Usiper und
Tencterer nicht mitzurechnen. —
optenditur ahnlich wie ann. II, 56,2
Armeniorum gens nostris provinclis
late praetenta penitus adMedos por-
rigitur, sich vor den Pr. her span-
nend; genau ebenso Agr. 10, 7 Bri-
tannia in occidentem Hispaniae ob-
tenditur und Plin. n. h. V, 20, 77
Antilibanus obtenditur, zieht sich
gegeniiber entlang.
5. in Chattos usque, es mufsten
darnach Ghauken die Weser hinauf
gewohnt ha ben; sicherer ist, dafs
die sogenannten k 1 e i n e n und
g r o r s e n Ghauken von einander
durch die Weser getrennt waren;
Vgl. PtoL II, 11 KaVXOU Ol fAlKQOl
(liXQ^ Tov OviGovQyiov nora/AOv'
air a Xavxoi oi fiei^ovs fie'x^i tov
'!/4Xfii06 noxafiov.
DE 6ERMANIA LIBER. 34—36.
69
tenent tantum Chauci, sed et implent, populus inter Germanos
nobilissimus quique magnitudiaem suam malit iustitia tueri. sine
cupiditate, sine impoteDtia, quieti secretique nulla provocant
beila, nullis raptibus aut latrociniis populantur. id praecipuum
virtutis ac virium argumeDtum est, quod , ut superiores agaut, 10
non per iniurias adsequuutur; prompta tamen omnibus arma ac,
si res poscat, plurimun) virorum equorumque; et quiescentibus
eadem fama.
36. In latere Chaucorum Chattorumque Cherusci nimiam
ac marcentem diu pacem inlacessiti nutrierunt. idque iucundiu^^
6. sed et = sed etiam wie 15, 9.
7. maHt n. quam vi et iniaria;
Tgl. 4, 6 and weiter anten Z. 13.
— iustitia; aach Yell. II, 106, 2 lobt
die Tuchtigkeit: receptae Caucho-
rum (Chaucorum) nationes; omnis
eorum inventus, infinita numero,
immeosa corporibus, situ locorum
tutissima; s. f. Z. quieti secreti-
que,
8. cupiditate, Leidenschaftlich-
keit; impotenUa, axQaretaj Mafs-,
Zugellosigkeit, namentlich im Herr-
schen fiber andere; ebeuso ann.
IV, 57, 13 traditur matris inpotentia
Tiberium urbe esse extrusum, quam
dominationis sociam aspernabatur
und I, 4, 17 nnd XIJ, 57, 10 mulie-
bris inpotentia. — secreti, von an-
deren abgetrennt und um die Ange-
legenheiten anderer unbekummert.
Vgl. oben Yell, situ locorum tutis-
sima. — pravocare bella wie Plin.
paneg. 16, 1 non times bella nee
provocas, wie ebenda 49, 5 non
provocas reddisque sermones? and
Plin. n. h. XIX, 1, 4 tot modis pro-
vocari mortem.
9. praecipuum wie 6, 20; 7, 8
und 14, 5: der wesentlichste, der
beste.
10. superiores^ n.als dieCberlcge-
nen; dazupafstdieBezeichnung ,,die
Hohen*. — agant wie Agr. 5, 8
anxius et intentus agere, sich be-
nehmen, dastehen als.
12. quiescentibus^ wenn sie ruhig
im Frieden leben.
13. eadem fama n. wie im Kriege ;
man sieht sie eben als superio-
res an; vgl. 4,6.
36) 1. Cherusci, von den Ghauken,
von denen ein Teil zu den Ghatten
sich hinaufbiegt (sinuetur 35, 5)
geht T. fiber zu den Cherusci, einem
Voike, das er zwar als schon zu
seiner Zeit sehr heruntergekommen
schildert, das er aber doch nicht
unerwahnt lassen darf wegen be-
deutsamer Berfihrungen, welche zwi-
schen ihm und den Romern statt-
gefunden batten. Der Gherusker
Arminiushatte den Varus geschlagen
im J. 9 n. Ghr., so dars T. ihn
liberator baud dubie Germaniae
nennt, aber im J. 19 regnum adfectans
— dolo propinquorum cecidit (ann.
11,88, 11), und von da ab verschwin-
det das Volk allmahlich aus der Ge-
schichte; „denn die Erwahnungen
bei Panegyrikern und Poeten schei-
nen blofse Phrase zu sein, und auf
der rdmischen Karte figurierte es
nur noch als AntiquitSt". Mullen-
hoff. Sie wohnten zwischen Elbe
und Weser und nach ann. II, 19, 8
trennte sie ein latus agger von den
Angrivarii; bei Gaes. b. g. VI, 10, 5
trennt sie die silva quae appellatur
Bacenis (Harz oderThfiringerWald)
von den Sueben. Das Wort be-
deutet ^Schwertmanner** von cheru,
got. hairus, Schwert.
2. marcentem, bier aktiv >k „ent-
nervend', wahrend hist. HI, 36, 7
Vitellium desidemet marcentem pro-
ditio Bassi perculit passiv «» „ent-
nervt, kraftlos". Demzufolge heifst
70
CORNELII TACITI
quam tutius fuit, quia inter inpotentes et validos falso quiescas:
ubi manu agitur, modestia acprobitas nomina superions sunt.
5 ita qui olim boni aequique Cherusci, nunc ioertes ac stulti vo-
cantur: Chattis victoribus fortuna in sapientiam cessit. tract!
ruina Cheruscorum et Fosi, contermina gens, adversarum rerum
ex aequo socii sunt, cum in secnndis minores fuisseot.
37. Eundem Germaniae sinum proximi Oceano Cimbri te-
es ann. XI, 16, 2 eodem anno (47
n. Ghr.) Cheruscorum gens regem
Roma petivit, aniissis per interna
bella nobilibuB und XII, 28, 6 vom
Jahre 50 Cherusci, cum quis (Chatti)
aeternum discordant: infolge der
inneren Schwache waren also —
schon 50 Jahre vorhcr — innere po-
litische Streitigkeiten und aufsere
Kampfe mit den Ghatten entstanden.
— inlacestiti, wahrend sie ron
den Romern dereinst herausgefor-
dert waren. — nutrierunt, n. das
Nahren und Pflegen des allzu langen
und lange entnervenden Friedens
machte sie schlaff.
3. tutius y Schutz ge wahrend ; anch
Agr. 30, 6 proelium atque arma,
quae fortibus honesta, eadem etiam
ignavis tutigsima sunt. — impo-
tentes'wie 35, 8: mafs- und zugel-
lose Menschen. — faUo, in dem
Adv. liegt der Schwerpunkt des
Oedankens : es ist irrig zu glauhen,
dafs man — ; vgl. 19, 9 und 29, 11.
4. nomina tuperioris, sind Titel
des Uberlegenen (vgl. 35, 10), des
Siegers, wahrend sie diesem eigent-
lich haufiggar nichtzukomroen, aber
der Besiegte hat immer Unrecht,
auch schon nach den wenig ehren-
Tollen Namen, die ihm zuteil wer-
den. Obrigens ist diese psycholo-
gische Motivierung fur und diese
besondere Nutzanwendung auf die
Cherusker rhetorisch kiinstlich und
absichtlich genug.
5. qui olim, n. vocati sunt. —
boni aequique^ n. gerade wegen
ihrcr Friedensliebe. — inertes ac
stulti vocantur, von wem? Haben
wirklich Germanen dem T. dies er-
zahlt, oder bricht hier Qberhaupt
bei dem romischen Patrioten ein
Gefuhl des Hohnes durch uber die
einst Braven, welche vormals den
Varus aufs Haupt geschlagen, jetzt
aber trage und stumpf geworden?
Vgl. auch 33, 6 oblectationi ocu-
lisque und if.
6. cessit, schlug ans in, brachte
ihnen den Ruf der Weisheit ein, wie
hist. II, 59, 20 nimins honos inter
secnnda rebus adversis in solatium
cessit und ann. XIV, 54, 14 hoc
quoque in gloria m tuam cedet eos
ad snmnia vexisse ; aufserdem Curt.
Ill, 6, 16 temeritas in gloriam ces-
serat und nach Walter, a. a. 0. auch
in einem Orleaner Palimpsestfrgm.
des Sallust: id illi in sapientiam
cesserat. Vgl. auch 31, 2 in oonsen-
sum vertit. — tpacii ruina wie hist.
Ill, 29, 6 ballista pinnas ac snmma
valli ruina sua traxit.
7. Fosi, wahrscheinltch sQdlich
von der Aller nach Burgdorf zu; bei
Gelle mflndet in die Aller ein kleiner
Flufs, die Fuse.
8. ex aequo, in gleichem Mafse^
wie hist. II, 77, 10 discrimen ac
pericula ex aequo patiemur, ann.
XIII, 2, 3 rectores imperatoriae in-
ventae ex aequo poliebant XV, 13,
15 pacem ex aequo utilem. — mino^
res^ Gegensatz zu ex aequo, in un-
gdnstigerer Lage.
37, 1. Nach dieser Abschweifong
fiber das fur die Romer einstmals
historisch wichtige Binnenvolk der
Cherusker, zu der ihn aufserlich der
ZusammenhangderChauken mit den
Ghatten und wieder der der Ghatten
mit den Cheruskern gefDhrt hat,
DE GERAIANU UBER. 36. 37.
71
nent, parva nunc civitas, sed gloria ingens. Teterisque famae
lata vestigia manent, utraque lipa castra ac spatia, quorum
ambitu nusc quoque metiaris molem manusque gentis et tarn
ffiagoi exitus fidem. sescentesiinum et quadragesimum anDum 5
urbs nostra agebat, cum primum Cimbrorum audita sunt anna,
€a«ciHo Metelk) et Papirio Carbcme consulibus. ex quo si ad
alt^rum imperatoris Traiani consulatum computemus, duoeoti
kefart T. mit den WorteD eundem
Germaniae sinum za den Anfangs*
worten von 35 : ^Germania in sep-
tentrionem ingenti flezv recedif*
zaruck. Aber aucfa die Kimbera
behanddt er hier aus einetn be^
aonderenGesichtspunkte. Die, parva
nunc civitas" hatte einst far Rom
eine grofse Bedentung, jetat aber
gilt f&r dieselbe, was MQllenbeff
sagt: „Nur durch den offisiellen
Spracbgebraoch erhielten sich die
sebon yerschollenen Namen fur die
Volker der kimbrischen Halbinsel
aach noch bei den Scbriftstelleni
des ersten Jabrhunderts**. Ein ein-
zelnes Volk der Gimbri gab es dort
nicbt mebr, ansgezogen sind sie 113
▼on der mittleren Elbe, vestigia
derselben blieben im Suden am
Bhein, T. aber schiebt einen kurzen
geschtchtlicben Exkurs ein, nm zu-
gleicb anf die Gefabrlicbkeit der
germanischen Kriege hinzuweisen.
— Cimbri, Tielleicht zn ags. cempa,
ahd. chempho und nach Pint. Mar.
XI med. xifijS^iws inovofm^ova^
FBQfiavoi TOv£ li^ras as^Rauber
oderzuag8.ciniban,geschmuckt8ein,
camb, der Kamm, pecten und crista,
also crista ti, die mit einem be-
conders gekammten Haarschmucke
Versehenen. Ihr Wohnort wird
ganz allgemein angegeben, denn
nach Ptol. II, 11, 12 sind sie ndv-
ratv dmezMOjreQOi und nach Plin.
n. h. IV, 13, 96 mons Saevo im-
manem ad Cimbrorum usque pro-
muntoriom efficit sinum.
2. gloria ist Ablativ.
3. utraque ripa, am rechten und
linken Ufer des Rheines ; abl. loci
ohne in. — castra ae spaiia, ein
Lager und zwarweite Ranme des-
selben, wie hist IV, 18 ilia castro-
ram spatia ; ygl. 25, 6 disciplina et
seyeritate.
4. molem manusque, die grofee
Masse und infolge dessen die massen-
haften Hande des Volkes; manus
ebenso ann. I, 61 , 7 prima Van
castra la to ambitu et dimensis prin-
cipiis trium legionnm manus osten-
tabant, wiesen auf die Arbeit dreier
Legionen.
5. exitusy Auszug aus der Heimat
bis zum Po. — fidem Glaubwurdig-
keit, wie 39, 2. — sescentesimum
et quadragesimum wie nachher du-
centi ferme et decern sind beides
runde Zahlen fur 641 a. u. c. oder
113 a. Ghr. n. und 211 oder 851
a. u. c oder 98 p. Ghr. n.; s. die
Einl. S. 3.
6. Cimbrorum, Veil. 11, 8, 3
Gimbri et Teuton! transoendere Rhe-
num multis mox nostris suisque cla-
dibus nobiles; Ammian. XXXI, 5, 12
inundarunt Italiam ex abditis oceani
partibus Teutones repente cum Gim-
bris. T. nennt die Teuton! oder
Teutones (die altgallische Bezeich-
nung fur die gormanischen Nord-
seevolker) nicht, wohl aber war der
kimbrische Schrecken auch zu seiner
Zeit noch bekannt, und an dteser
Stelle liest man zwiscben den Zeilen
des Schriftstellers Bewunderung fur
dengermanischenVolksstamm. Wir
aber denken daran, dass 1887 unser
Volk seit 2000 Jahren in die W«lt-
geschichte eingetreten war.
8. alterum Traiani consulatum, n.
im Jahre 98 nach Ghr.
72
CORNELII TACITI
ferine et decern anni colliguntur: tarn diu Germania vincitur.
10 medio tam longi aevi spatio multa invicem damna. non Samnis,
Don Poeni, non Hispaniae Galliaeve, ne Parthi quidem saepius
admonuere: quippe regno Arsacis acrior est Germanorum liber-
tas. quid enim aliud nobis quam caedem Crassi, amisso et ipse
Pacoro, infra Venlidium deiectus Oriens obiecerit? at Germani
15 Carbone et Cassio et Scauro Aurelio et Servilio Caepione Gnaeo-
9. colUguntur, sammeln sich,
^kommen im ganzen heraus**, wie
Dial. 17, 16 centum et viginti anni
ab interitu Giceronis in hunc diem
colliguntnr. — tam diu G. vincitur,
es wird immer noch besiegt, ist
es aber noch nicht so, dafs man
Ton Besiegten sprechen kann.
10. multa invicem damna n.
accepta sunt; invicem ist attributiv
zu verstehen == gegenseitige; vgl.
2,4; 8,3; 22,7 und 44, 1. — Samnis
etc., der Wechsel des Numems ist
dichterisch, findet sich aber auch
scbon bei Livius; die Anaphora mit
non pafst dazu.
12. admonuere, sie haben ge-
mahnt; absichtlich wie nur skizzen-
haft ohne irgend welche nahere Be-
stimmnng, obgleich der Ausdruck
„6efahr" nahe genug lag; vgl. Liv.
11, 36, 6 tunc enimvero deorum ira
admonuit. — Arsacis, altpersisch
Arsaka, Grfinder des parthischen
Reiches 256 v. Cbr., der Eigen-
wurde aber spater Gattungsname,
so dafs Arsacis regno die von Ar-
saces Oder sonst einem Farther-
konige gefuhrte Tyrannenherrschaft
bezeichnet. — acrior, thatkraftiger,
wie hist. II, 76, 12 non ad versus
divi Angusti acerrimam mentem and
ann. XIII, 50, 8 vectigalium socie-
tales a consulibus et tribunis plebei
constitutas acri etiam tum populi
Romani libertate.
13. caedem Crassi\, im J. 53 v.
Ghr. bei Garrhae gegen die Farther.
— et ipse, der (zu oriens) apposi-
tive Nominativ tritt in den passivi-
schen abl. abs., durch die Konstruk*
lion unbertihrt ; ebenso Agr. 25, 20
ne circumiretur, diviso et ipse in
tris partes exercitu incessit und ann.
XIV, 26, 2 praemisso legato atque
ipse legionibus citis Tiridaten spem
belli amittere snbegit.
14. Pacorus,Sohn des parthischen
Konigs Orodes; von ihm heifst es
hist, y, 9, 4 mox civil! inter nos
bello (a. 40 a. Ghr. n.), postquam
in dicionem M. Antonii provinciae
cesserant, rex Farthorum Facorus
ludaea potitus interfectusque a Ven-
tidio (a. 38 a. Ghr. n.), et Farthi
trans Euphraten redacti. — infra
Fentidium, n. „anter einen Men-
schen wie Ventidius". F. Ventidius
Bassus aus Ficenum, aus niedriger
Familie, kam als Kind im Marsischen
Kriege als Gefangener nach Rom, er-
warb sich sein Brot durch Kaufen
und "Verkaufen von Maultieren,
wurde aber in Gallien mit Gasar be-
kannt und bekleidete schliefslich
als Senator alle hoheren Amter, 44
durch den Einflufs der Triumvim
sogar das Konsulat Gellius in den
noctes atticae XV, 4, 3 teilt Spott-
verse auf diese Erhebung mit, welche
in Roms Gassen gesungen wurden :
Gonci^rrite omnes augures, harus-
pices.
port6ntum invisitatum conflatum
^st recens:
nam mulas qui fricibat, consul
factus est. —
deiectus, in verachtlicbem Sinne
„vom Gipfel der Macht herabge-
sturzt und unter die Forse des V.
gebeugf.
15. Carbone, Gn. Fapirius, 113
V. Ghr. bei Noreja in Karnten von
den Kimbern besiegt. — Cassio,
L. G. Longinus, wurde wahrschein-
lich nicht von den Kimbern, sondern
DE GERMANIA LIBER 37.
73
que Mallio fusis vel captis quinque simul consularis exercitus
populo Romano, Varum trisque cum eo legiones etiam Caesari
abstulerunt ; nee impune C. Marius in Italia, divus lulius in Gallia,
Drusus ac Nero et Gcrmanicus in suis eos sedibus perculerunt.
iDox ingentes Gai Caesaris minae in ludibrium versae. inde 20
von helvetischen Mannschaften der
Tougener und Tigoriner unter Divi-
C08 Fuhrung im Gebiete der Nitio-
broger (um Agen an der Garonne)
geschlagen und mit seinem Legaten
nnd dero grofsten Theile der Sol-
daten getdtet, 107 v. Chr. — Scauro
Avrelio, M., Konsular im J. 105
und als solcher yon dem kim-
brischen Konige Boiorix geschlagen,
gefangen nnd bei der stolzen War-
Dung sicb ntcht mit seinem Heere
nach Italien zu wagen niederge-
stofsen; das cognomen ist vor das
nomen gentile gestcllt. — Servtlio
Caepione, Q., befehligte als Procon-
snl gegen den Kimbrer Boiorix am
recbten, der Konsul Gnaeus Mallitu
am linken Rboneufer. Infolge des
beftigstcn ZerwQrfnisses , in wel-
cbem beide Fuhrer lebten, warden
sie im J. 105 beide bei Arausio
(b. Orange) vollstandig gescblagen.
^Es war eine Katasfrophe, die ma-
teriell nnd moraliscb den Tag Ton
Kannae weit fiberbot." Mommsen.
16. nmuly binnen knrzem in
einem Kriege zagleich.
17. populo Romano, znr Zeit der
Bepnblik, im Gegensatze zu Caesari,
dem Kaiser mit seinem kaiserlichen
Heere. Der grofse Gasar heifst bei
ihm in der Germania diTus Inlins
wie bist I, 42, 6, 86, 4; ann. XI,
23, 16; Agr. 13, 4 nnd in der nach-
sten Zeile sowie 28, 2; sonst aucb
dictator Gaesar ann. YI, 16, 2 u.
bist III, 68, 5 Oder blofs Gaesar hist
III, 66, 16. Unter Caesari verstebt
sicb Augustus bier von selber, denn
an einen andem Kaiser zu denken,
dazu war das Ereignis nocb zu neu,
wenn aucb keiner der Leser der
Germania es miterlebt batte.
18. in Italia, n. perculerunt, im
J. 101 auf den Raudiscben Feldern
bei Vercellae ; Marius batte nacb den
durcb die Kimbern erlittenen Nieder-
lagen die Aufgabe „durch strenge
Mannszucht das ihm anvertraute
Heer zu disciplinieren und durcb
Marsche und ausgedehnte Schanz-
arbeiten die Soldaten fur die emstere
Kriegsarbeit tucbtig zu machen."
Mommsen. — in Gallia n. percule-
runt, Ton 58—53 ; aber seine beiden
RhelnQbergange waren obne beson-
deren Erfolg.
19. Drusus hat vier Feldzuge
gegen Deutschland gefuhrt Ton 12
—9 T. Chr. und zwar drang er bis
an die Elbe, aber er kehrte dann
eilends um und starb auf dem RQck-
~ zuge ; Nero, n. Tiberius Nero, der
spatere Kaiser, gewann grofsere Er-
folge sowohl durcb Waffen wie
durcb kluge Unterhandlungen, aber
sein letzter Feldzug im J. 11 war
auch ziemlich erfolglos; Germani-
eus machte ebenfalls drei Feldzuge
Ton 14 — 16 nach Chr., siegte auch
bei IdistaTiso, wurde dann aber, ehe
er sein ruhmToU begonnenes Werk
Tollenden konnte, zurClckberufen.
Sicher ist, dafs die Germanen sicb
gegen die Romer tapfer wehrten,
und dafs es denselben nicht leicht
ward das in Deutschland Gewonnene
zu behaupten; daher gilt mit Recht
fur alle T.* Wort nee impune,
20. mox wie 2,20. — in ludi-
brium versae^ Ton T. selber ahn-
licb hist IV, 15,9 Gaianarum expe-
ditionum ludibrium genannt und
aufserdem Agr. 13, 11 kritisiert in
den Worten: ni (Gai Caesaris) ad-
Tersus Germaniam conatus frustra
fuissent Die conatus und das ludi-
brium schildert Sueton in Caligulas
Leben von c. 43—47: gewaltige
74
GORNELII TAGITI
otium , donee occasione discordiae nostrae et civilium armorum
expugnatis legioDum hiberois etiam Gallias adfectavere; ac rursus
inde pulsi proximis temporibus triumphati magis quam victi sunt.
88. Nunc de Suebis dicendum est, quorum non una ut Ghat*
torum Tencterorumve gens; maiorem €nim Germaniae partem
RustaDgen, ein Scheinangriff, indem
einige a us seiner Leibwache fiber
den Rbein gehen und sich dort ver-
bergen mufsten, Gefangennahme und
Zuruckfuhrung derselben in Ketten
und ein erbeuchelter Triumphzug
war das Thdrichtste, was er defi-
ciente belli materia vornahm.
21. otium, n. fuit, „ruhige Zei-
ten''. — donec^ mit deni Indie, zum
Ausdrucke derThatsache wie 45, 16.
— discordiae n, et civ, armorum,
n. infolge der Kampfe zwischen den
Kaisern Otho und Yitellius, Vitellius
und Yespasianus : das Verhaltnis der
beiden Begriffe ist derartig, dafs die
discordia in den civilia arma sich zu
erkennen giebt, wie oben Z. 3 castra
ac spatia, Z. 4 moiem manusque.
22. adfectavere, n. Gernnani, zu
gewinnen suchen, trachten, wie 2S,
13 adfeciatio und Agr. 7, 6 Agricola
nuntio adfectati a Yespasiano im-
perii deprehensus est; vgl. auch
die gewohnliche Phrase regnum ad-
fectare. Gemeint ist hiermit der Auf-
stand der Bataver unter Julius Gt-
vilis, der ein selbstandiges Reich
zu grunden beabsichtigte.
23. proximis temporibus, in der
allerjungsten Zeit, n. unler Domi-
tian, von dem Gas&ius Dio 57, 41
erzahlt : eisaroataians 8^ eie Fe^-
fiavlav xal /ti7]o* ico^aouoe tioo noXd-
fiiov inav^xe, — triumphati sunt,
personliches Passivum wie Hor.
carm. HI, 3, 43, Yerg. Aen. 6, 837
triurophata Gorintho, Ovid fast. 3,
732 und Plin. n. h. Y, 5, 5 omnia
armis superata et triumphata. Sach-
lich ist wieder Domitian gemeint:
nach Suet. 6, med. und 13 s. f.:
de Ghattis triumphum egit, Germa-
nici cognomine assumptO) und T.
selber erzahlt Agr. 39, 3 inerat (Do-
mi tia no) conscientia derisui fuisse
nuper falsum e Germania trium-
phum, emptis per commercia quo-
rum habitus et crines in captivo-
rum speciem formarentur.
III. Die snebischen Yolker-
schaften (38—45).
1. Allgemeine Gharakte-
ristik der Sueben und dann Be-
bandhing der Sueben in den von
Rom aus entlegeneren Teilen (41, 1
secretiora), im Herzen Germa-
niens (38—40).
389 1. nunc, macht den Ubergang
zu dem dritten Hauptteile der Taci-
teischen Ethnographie. Doch ist
Tacitus' Einteilung der Sueben be-
reits zu 2, 15 beurteilt, nach wekher
es denn f&r ihn unmdglich ist die-
selben als e 1 n e gens, e i n e n Yolks-
stamm anzusehen, nach welcher
vielmehr mehrere Yolkerschaften
(nationes) zu ihnen gehoren mussea
und zwar ost- wie westsuebi-
sche. So halt T. die Sueben fOreinen
von den flbrigen (rermanen wesent-
lich verschiedenen Stamm und zwar
fur den grofsten, wahrend er 2, 13
die Stammeinteilung der Germanen
als ganz unsicher verworfen hat.
Obne Zweifel aber sind die Sueben
einst wirklich ein Hauptstamm der
Germanen gewesen, und zwar sind
sie wie die ebenfalls dort als ein
Hauptvolksstamm bezeichneten Mar-
sen wahrscheinlich als ein solcher
betrachtet, seitdem sie zur Yermeh-
rung ihres Ansehens einen eigenen
Stammgott sich beigelegt batten.
2. maiorem G.p., nordostlich der
Elbe und langs der Ostsee bis zur
Weichsel, und zwischen Elbe und
Weichsei sudwarts hinauf bis zur
Donau; danach gehoren zu ihnen
sowohl Herminonen wie Ingavonen.
DE GERMANIA UBER. 37—39.
75
optinent, propriis adhuc Dationibus nominibusque discreti, quam-
quam in commune Suebi Yocentnr. insigne mentis obliquare
crinem nod^oque substriogere: sic Suebi a ceteris Germanis^ sic 5
Sueborum ingenui a servis separantur; in aliis gentibus seu
cognatione aliqua Sueborum sen, quod saepe accidit, imitatione
rarum et intra iuventae spatium: apud Suebos usque ad cani-
tiem barren tern capiflum retorquent ac saepe in ipso vertice
religant; principes et omatiorem habent. ea cura formae, sed 10
innoxia; neque enim ut ament amenturve, in altitudinem quan-
dam et terrorem adituri bella comptius bostium oculis ornantur.
39. Vetustissimos se nobilissimosque Sueborum Semnones
„6ei Gasar sind die Sueben watn^
scheinlich die Chatten, aber dieselbe
Bezeichnung kam sicher zu Gasars
Zeit und noch viel spater aucb jedem
andem deutschen Stamme zu, der
als ein regelmafsig wandernder be-
zeichnet werden konnte'. Momm-
sen. Und vie Gasar, so mifsTer-
stand auch T. eine blofs appellative
BezeicbnuDg.
3. adhuc ^ bis auf den bentigen
Tag, (daher anch das Prasens vo-
centnr) n. nacb den in dieser Be^
ziebung freilich ungenaoen Angaben
der Berichterstatter des T.; Tgl.
22, 11.
4. in commune, wie 27, 8 und
40, 6. — irmgne, ein besanderes
Kennzeichen wie 4^, 26. »Snebische
Knechte trugen kurzgeschnittenes,
Freie und Edele langes Haar, letz-
iere noch sorgsamer aufgeschmiiok-
tes 80 wie die frankischen Edelen
und K5nige. '^ Grimm. Langes,
iockiges Haar war bei den Ger-
manen Qberbaupt ein aufseres Kenn-
zeichen des Freiea, Tacitus' An-
gabe ist also wahrscheinlich falsch.
— obliqtiare, gegen die gewohn-
liche gerade Richtung lenken, so
O^d met 7, 412 obliquantem con-
traqoe diem radiosque Gerberon;
hier „gegen den Strich kammen^
5. nodoque substringere, in einen
Knoten von unten nach oben zu-
samraenziehen und -binden.
6. in aliis gentibus, T. beschrankt
das Yorhergehende a ceteris G,
8. rarum^ n. est, es kommt zwar
auch, aber doch nur selten vor, n.
das obliquare crinem nodoque sub*-
stringere. — caniHem wie 31, 10.
9. horrentem, struppig. — capil-
lum retorquent ac saepe in ipso
vertice religant, sie binden das Haar
mitten auf dem Scheitel zuruck oder
hocb, wahrend andere den Knoten
vielleicht mehr nach hinten trugen.
Vgl. luT. 14, 164 caerula quis stu-
puit German! lumina, flavam cae-
sariem et madido torquentem cirro
und Hor. carm. H, 1 1, 23 incomptam
Lacaenae more comam religata nodo.
10. principes wie 5,11; 10,13;
11,11; 13, Iund6undl5,7 die Edel-
sten der Geschlechler, die Konige,
Grafen, Gefolgsherren. — ea, nur
darin besteht. — formae wie 19, 7
Schonbeit.
11. innoxia, n. ohne lasterhafte,
verfuhrerische Absicht — ut ament
amenturve, n. ornantur. — in al-
titudinem quandam et terrorem,
Asyndeton adversativum =s son-
dern bis zu einer gewissen Hohe
und zwar um damit Schrecken zu
erregen ; in wie 24, 4 und Agr. 8, 8
in experimentum ; et wie oben Z. 8
et intra, 31, 1 et privata, 33, 7
oblectationi oculisque.
12. hostium im Gegensatze zu
den Romern, qui amant amanturve.
39, 1 . Semnones, „ein hieratischer
Name ^s diejenigen, welche dem
Gotte zu dienen sich binden, fes-
seln^. Mullenhoif. Sie wohnten
76
CORNELII TACITl
memorant; fides antiquitatis religione firmatur. stato tempore in
silvam augnriis patruno et prisca formidine sacrara omnes eiusdem
sanguinis populi legationibus co^unt caesoque publice homine
5 celebrant barbari ritus horrenda primordia. est et alia luco
reverentia: nemo nisi vinculo ligatus ingreditur, ut minor et
potestatem numinis prae se ferens. si forte prolapsus est, attoUi
et insurgere baud licitum: per humum CTolvuntur. eoque omnis
superstitio respicit, tamquam inde initia gentis, ibi regnator
60, dafs wohl der Flaming und die
Niederlausitz bis gegen die Oder
bin und nordlicber beraof der Sitz
dieses machtigen Volkes war. Spa-
ter baben sie zwiscben Neckar und
Lecb sicb niedergelassen , und so
sind sie die Abnberren der beutigen
Schwaben.
2. memoranty n. die antiquari-
scben Forscber wie 3, 1 und 43,
14. — fidet, die Glaubwurdigkeit
— antiquitatis entspricbt dem eben
genannten vettistissimot , was T.
nun zunacbst genauer beweisen
will. — religione, durcb einen bei-
, iigen Braucb. — stato tempore^ in
feststebender, also imnier wieder-
kebrender Zeit und zwar wabr-
scbeinlicb im Herbste wie tl,8.
3. silvam^ genannt Semana, Ptol.
JSrifiavi vAiy, worunter entweder
der Tburinger- oder der Spree wald
zu versteben ist ~ auguriis, durcb
beilige Gebraucbe; die Worte von
auguriis bis sacram sind einer von
den in der Mitte eines Satzes stehen-
den und eng verbun dene Worte um-
fassenden Hexametern, wie sie noch
ann. Ill, 44, t2; XV, 9, 3 und Agr.
10,13 vorkommen; der bekanntesle
ann. 1, 1, 1 „ist jedenfalls absicbtlicb
gesetzt Oder steben gelassen". Nipp.
-- /ormt</i>te, beilige Furcbt, Scbeu,
wie sonst religio und wie Z. 6
und 9, 10 reverentia. — eiusdem
sanguinis^ wenn aucb nicbt zu einer
gens (38, 1) geborig, alle aber
kamen in das Gebiet der macbtigen
Semnonen, in welcbem der Wald
lag.
4. legationibus, abl. instr., durcb
Gesandtscbaften. — homine, n. ein
Gefangener; vgl. 9,2.
5. primordia y die Weiben, der
weihevolle Braucb. Die ganze Aus-
drucksweise ist bier poetisch: so
spricbt T. zunacbst statt einfach von
barbarum ritnm von ^barbari ritus
primordia" celebrare, um zu sagen,
dafs dieser scbreckliche, barbariscbe
Braucb obneZweifel aus der altesten
Vorzeitstamme und leider nocb fest-
gebalten werde; sodann erinnert
Kritz-Hirscbfelder an die abnlichen
Worte Vergils Aen. 7, 170 tectum
borrendum silvis et religione pa-
rentum und 8, 597 lucus religione
patrum late sacer.
6. vinculo ligatus, von dieser
Bemerkung gebt MQllenboffs oben
angefubrte Erklarung des Namens
aus, denn simo bedeutet im alt-
sacbsiscben Heliand (v. 5168, 5356,
5587 und 5661) einen S trick. —
ut wie 2, 13. — minor, n. als die
Gottbeit.
7. potestatem, n. die hobe Gewalt.
9. superstitio gebraucbt T. im-
mer von fremden Knlten, so vom
cbristlicben ann. XY, 44, 13 repres-
saque in praesens exitiabilis super-
stitio rursum erumpebat, vom jOdi-
scben bist II, 4, 3 pervicaciam
superstitionis und hist. V, 13, 2 gens
superstitioni obnoxia, religionibns
adversa, wo also s. sogar dem Worte
religio gegenQberstebt; deutscb
Fanatismus, fanatischer Braucb. —
respicit tamquam, dieselbe Kon-
struktion wie 12, 5. — tamquam —
parentia, n. sint wie 13, 5. — initia
gentis, da bei Amm. Marc. XVII, 6, 1
D£ GERMANIA LIBER. 39. 40.
77
omDium deus, cetera subiecta atque parentia. adicit auctoritatem 10
fortuna Semnonum: centum pagis habitant magnoque corpore
efficitur, ut se Sueborum caput credant.
40* Contra Langobardos paucitas nobilitat: plurimis ac ya-
lentissimis nationibus cincti non per obsequium , sed proeliis ac
periclitando tuti sunt. Reudigni deinde et Aviones et Anglii
suebische luthungi genannt wer-
den, „die weiter im Osten wohoten
und derenEiDfalle in Ratiea und Ita-
Uen die Geschichte keont (Jordan Ge-
tica, 55,281 Procop. b. got 1, 12)%
80 hat MuUenhoff im Anschlusse an
Grimm, GDS. 349, der in dem Namen
das altn. iod, proles erkennt, Jod-
hOngr als Sprofslinge des regnator
omnium dens erklart; daher Tacitus'
initio, — regnator, wie 14, 12 bel-
lator.
10. deusy n. Tiu (Ziu), da die aus
den Semnonen hervorgegangenen
Schwaben auch „Ziuwari := qui
Martem colunt, tuentur genannt
werden'*. Grimm, GDS. 355; 426;
542. A. Da aber Ermn ein Beiname
des Gottes Tiu (Ziu) gewesen ist
(s. 2, 11), so hat man in den hier
gemachten Angaben des T. eine
Beschreibung nicht nur des Tiu-
Kultes, sondern auch des Ermn
(Irmin)-Kultes und somit auch des-
jenigen des ganzen Stammes der
Herminonen zu sehen, an dessen
Spitze die Semnonen in politischen
wie religiosen Angelegenheiten ge-
standen haben. Vgl. c. 40 die Reu-
digni und den Ingv-Kult.
10. adieit auctoritatem^ nun be-
weist T. zweitens das oben er-
wahnte nobilissimos^ das ihnen zu
der anti(]juitas, quae religione firma-
tur, die fortuna, die glucldiche Lage
der S., infolge der auctoritas, der
hochangesehenen, wurdevollen Stel-
lung, hinzufugt.
11. centum pagis habitant, n.
die Semnonen; bei Gasar b. g. I,
37, 3 und lY, 1, 4 haben a 11 e Sueben
centum pagos inne. — corpore, Ror-
perschaft, wie hist. IV, 64, 3 redisse
Tos in corpus nomenque Germaniae
deis et praecipno deorum Marti
grates agimus.
40, 1. Langobardos, bestimmt
weist auf ihren Wohnsitz bin das
heutige, von Luneburg eine halbe
Meile entfernte Dorf Bardowieck,
der Rest der von Heinrich dem
Lowen zerstorten („vestigia Leo-
nis vor dem Dome**) grofsen Han-
delsstadt Bardanwic im BardangA
(Bardangauwi) ; sie wohnten am
linken IJfer der unteren Elbe. Im
Beowulf, V. 2032, 2037 und 2067
sowie im ags. Widsidiiede v. 49
heifsensieHeadobeardan, diekampf-
geubten Barden, im letzteren v. 32
u. 80 auch Longbeardan, wahr-
scheinlich es die Langbarte. Vgl.
den My thus daruber bei Paul. Diac.
1,8. — paucitas im Gegensatze
zu dem magnum corpus der Sem-
nonen, wie nobilitat dem nobiUssi-
mos und auctoritatem entspricht.
2. proeliis ac periclitando, Allit-
teration wie 1, 2; 27, 6. VelL II,
106, 2 erzahlt: fracti Langobardi
gens etiam Germana feritate fero-
cior; periclitari ^s Gefahren auf-
suchen.
3. tuii, der Gedanke erinnert an
36, 2 idque iucundius quam tutius
fuit, quia u. s. w. — Reudigni, nach
Grimm und MuUenhoff von reud,
got. riuds, oe/iv6s und der latei-
nischen Endung igni (deutsch ingi)
durch welche gern die priesterlichen
Adelsgeschlechter bezeichnet wur-
den, so dafs wie die Semnonen fur
den Stammkultus des Ermn, so die
Reudigni fur den deslngv als das die
Oberleitunguberdenselbenfuhrende
Volk anzusehen sind ; sie wohnten
an dem rechten Ufer der Elbmun-
dung etwa von Hamburg an. —
78
CORNEUI TACITI
et VariDi et Eudoses et Saardones et Noitbones flumiDibus aut
6 sUtis rouDiUDtur. nee quicquani notabile in siDgulis, nisi quod
in commune Kerthum , id est Terram matrem, colunt eamque
intervenire rebus bominum , invebi populis arbilrantur. est in
insula Oceani castum nemus, dicatumqae in eo yehiculum , veste
con tectum; attingere uni sacerdeti concessum. is adesse peoe-
deinde, in raamlicher Bedeutang, d.
nach Nordeo und Osten ; vgl. 42, 1
QDd 43, 25. — Aviones, tod oawa,
aQwa, Wasserland, a]80 «» Inselbe-
wohner, n. derlnseln, welche vor
der Eibmnndnng ond westlich von
Schleswig-Holstein lageo; PHd. n.
h. IV, 13, 97 tres et yigioti iosulae
RomaDorum armis cognitae. —
AngUiy <» Winkelbewohner, ags.
Engle (cf. Beda, hist. 1, 15 de Anglis
hoc est de ilia patria, quae Angulas
dicitur), im SO. von Sehleswig, Ton
Flensburg his zar Eider, was mil
der Angabe im ags. Widsldliede v. 35
and 43 ff. uber den Wohositz des
Angelnkdnigs Offa dbereinstimmt.
4. f^ariniyXm nordlichen Schleswig
und sCidlichen Jfitland. — Eudoses,
die spateren JCiten, ags. Eotas, Geo-
tas. — Suardonesy im Lauenburgi-
schen. — Nuitkonet, yielleicht in
Mecklenburg.
6. in commune wie 38, 4; diese
7 Vdlker siod innerlich geeinigt
durch den Nerthus-Kalt. — Ner-
thus, altn. Njdrdr, dessen Kinder
Freyr und Freyja waren, wahrend
Nerthus des T. weiblich ist, der
Fre^a gleicht und naeh MfiUenhoff
„dle machtbabende'* bedeutet, oder
„den Vegetationsgenius, die Personi-
fikation derZeugungskraftdesFrab-
lings, dessen kraftiger warmer Hauch
das Wachstnm von Pflanzen und
Tieren bewirkt und zu diesem Be-
hnfe in Wind, Regen und Sonnen-
schein seine Gegenwart spQren
lafst.'* Mannhardt. — id est, n.
nach rdmischer Auffassnng wie 9, Iff.
und 43, 13. — Terram matrem,
n. Cybcle.
7. intervenire rebus hominum,
sicb unter der Mensehen Treiben
mischen ;die8elbe Kon8tniktion,aber
in bosem Sinne hisL IV, 85, 11 Do-
mitianom alienae gloriae interven-
turum (esse), storend in den Weg^
treten. — invefu populis, hinein-
fahren in, einziehen bei; dieselbe
Konstruktion, aber in bosem Sinne
Liv. XLIV, 2, 2 praetorem dare
operam, ut classis quoque invehatar
hostiom litoribns und ebenso I, 59,
10 invecta corpori patris nefando
Tehicnlo filia (Tullia). Da ubrigens
eine Umfahrt darch alle 7 Volker-
schaften undenkbar ist, well sie
etwa ein Vierieljahr gedauert ha ben
wurde, so ist populis allein so zu
erklaren, dafs daranter die zur
Festfeier in dem Hauplorte des uber
den Knltus wachenden Volkes (viel-
leicht der Reudigni) versaramelten
Genossen aus jedem der 7 Vdlker
gemeint sind.
8. insula, .Tielleicht Alsen mitdem
heiligen Walde Hellewith und dem
heiligen See Helleso*. Michelsen,
vorchristliche Kultusstatten. Wie
der Wagen von der Insel auf das
Festland kara, sagt T. nicht. —
castum, n. nicht von Mensehen be-
treten und entweiht, um so weniger
als auf einer Insel gelegen. — diea-
tumque in eo vehiculum, ein ge-
weihtes Gefahrt, das da war, wenn
die Procession begann. — veste,
Laken und zwar wahrscheinlich
weifse, worauf altere und nock jetzt
in Deutschland bestehende Ge-
brauche hinweisen; vgl. 10, 4.
9. uni sacerdoti, es war ein
Priester, der den Kultus der Gottin
besorgte, wie umgekehrt den Wagen
des Freyr eine Jungfrau begleiCete ;
aufserdem ist infolge der u. Z. 16
genannten servi die firlaubnis der
DE GEBMANIA UBER 40.41.
79
trali deam inlellegit yectamque bubus feminis multa cum vene- 10
ratione prosequitur, laeti tuac dies, festa loca , quaecumque ad-
Yentu hospiiioque digoatur. nou beila ineuut, nou arma suraunl;
clausum omne ferrum; pax et quies tuuc tantum nota, tunc
amata, donee idem aacerdos satiatam conversatione mortalium
deam templo reddat. mox vehiculimi et vestis ei, si credere velis, 15
ttttiDen ipfium secreto lacu abluitur. senri ministrant, quos statim
idem lacus baurit. arcanus hinc terror sanctaque ignorautia, quid
sit illud^ quod tantum perituri vident.
41* Et baec quidem pars Sueborum in secretiora Germaniae
Berahraog stillscbweigetid auch auf
diese aasgedehot za denkea, die
mehr mit der aafserea Leitung des
Wagens ais mit der eigentlichen
religiosen GerimoDie zu tbun batten.
— peneirali, u. Z. 15 templo ge-
Daimt, also beiligerWald und Wagen.
10. deam, ein Gotterbild war es
nicbt (vgl. 9, 7 ff.), wohl aber mag
es ein Symbol der Gottbeit gewesen
sein, Yielleicht ein Maibaum. -—
ifUellegity er m e r k t aas bestimmten
Anzeiehen, dafs „ihre Eracheioung
eingetreten iat, dafs das numen zum
Heiligtume kommt*", in Wald und
Wagen sich befindet(ades8e). — voc-
taniy aoristiscb. Drager, Synt. S. 70 ;
die Fahrt geschah zur Fruhlingszeit.
— bubus feminis, anders 10, 12, wo
heilige, weifse Rosse genannt wer-
den, aber „im Gottesdienste and
Hofbrauche dauerten die Ochsen
oder die Kuhe fftr die Gdttin auch
dann noch fort, als sie langst von
feurigen Rossen auf alien hoheren
Lebensgebieten ersetzt waren. Noch
die merowiogischen Konige fuhren
mit Rindergespann." Mannhardt. —
veneraHonef untervielemfeierlichen
Gebete.
11. laeti,d.\e Orte schmuckten sich
zum Feste, das mehrere Tagedauerte.
— adveniu hospitioque^ der Ankunft
und zwar als willkommener gast-
licher Einkebr; man mag die Orte
▼erstehen, in denen sie auf ihrer
Strafse von der Insel zum Haupt-
festorte blofs ankommt und durch-
fahrt, wie den letzteren, in dem sie
als lieber Gast bleibt. — tunc amata,
ja sogar geliebt.
15. templo, 8. 0. penetrali, dem
Allerheiligsten des Waldes. — mox
wie 2, 20.
16. numen ipsum, das Symbol der
Gottbeit. — secreto lacu, in einem
einsamen, Ton den Wohnungen der
Menschen abgelegenen See der
Insel. — abluitur, auch Ammian.
XXIll, 3, 7 berichtet von einem am
28. Marz zu Ehren der Gottermutter
in Rom von Rindern durcb die Stadt
gezogenen Wagen : carpentum quo
vehitur simulacrum Almonis undis
ablui perhibetur; der Almo mundete
dicht vor der Porta Gapena in die
Tiber, der Tag biefs dies lavationis.
17. haurit, das Hineinwerfen der
Diener in den See war ein Teil der
Gerimonie, mochten sie nun wurklich
ertrinken oder auch wieder heraus-
gezogen werden. — arcanus wie IS,
10. — sancta, fromm, gottergeben.
18. perituri, zu sterben bereit, wie
18,14. — vident, sie sehen daslnnere
des Wagens mit dem numen. Zum
ganzeo Gedanken vgl. 9 a. E.
2» Die Sueben im Sfi d e n , welche
das linke Donauufer entlang die
Grenzfront Germaniens gegen das
roraische Reich bilden (41 und 42).
41,^1. Et haec quidem etc. bildet
den Obergang zu eioer zweiten
Klasse von Sueben, die nicht so
sehr in den secretiora, vom romi-
scben Standpunkte im Herzen Ger-
maniens, sondern (propior) den Ro*
mern naher wohnen. — secretiora,
80
CORNELU TAQTI
porrigitur: propior, ut, quo modo paulo ante Rbenum, sic nunc
DaDUvium sequar, Hermundurorum civitas, fida Romanis; eoque
5 soils Germanorum non in ripa commercium , sed penitus atque
in splendidissima Raetiae provinciae colonia. passim sine custode
transeunt; et cum ceteris gentibus arma modo castraque nostra
ostendamus, his domos villasque patefecimus non concupiscent!-
bus. in Hermunduris Albis oritur, flumen inclutum et notum
lu olim; nunc tantum auditur.
42* luxta Hermunduros Varisti ac deinde Marcomani et
Quadi agunt. praecipua Marcomanorum gloria viresque, atque
Plural des substantivierten Kompa-
ralivs verbuDdeD mil einem Genetiv
>vie bei Sallast, Livius und hist. II, 22,
3 altiora murorum, IV, 77, 8 ulteriora
coloniae Y, 2, 13 propiora Suriae.
2. quomodo = ut im Verglei-
chungssatze wie Agr. 34, 6 ; bei Gic.
nur in der Frage. — paulo ante
Rhenunif u. in 32, 33, 34.
4. Hermundurorum, benannt zu-
nachst nach dem Gotle Ermn (Irmin)
und St. dura, kiihn, also „die grofsen
Duren** ; nachher, seit dem 5. Jahrh.
Thuringi mit palronymischer Endung
zu dem zweiten Bestandteile dura.
Sie wohnten von der thfiringischen
Saale und dem oberen Maine bis zur
mittleren Elbe, die sie von den Sem-
noneu trennte.
5. in ripa, n. der Donau, die sie
ubrigens in Wirklichkeit gar nicht
beriihrten; gaoz klar und genau
hat T. den Wohnsitz dieses Volkes
nicht gekannt; s. u. Z. 9. — non
in ripa, nicht blofs am Ufer. —
haetiae, vgl. 1, 1 ; 1, 5 und 3, 15.
6. colonia y n. Augusta Vindeli-
corum, Augsburg, unter Augustus
gegriindet als romische Ansiedelung,
wenn diese auch kein ius coloniae
romanae besafs.— /lamTTi, allerorten ;
vgl. 46, 14 und ann. ¥1,50,22 ceteri
passim dispergi, uberali hin. —
Mine custode ^ wahrend die Tencteri
hist. IV, 64, 9 sich daruber beklagen,
dafs sie mit den Bewohnern von
colonia Agrippinensis nur inermes
ac prope nudi tub custode et pretio
zusammen kommen durfen.
8. non concupiscentibus J ohne
dafs sie den Wunsch aussprechen,
aber da die Rome r sie auffordern
und einladen, so kommen sie schliefs-
lich doch.
9. Albis, die Elbe, got. Albi, Al-
bia, altn. Elfr, norwegisch und
schwedisch elv oder elf, gebrauch-
lich fiir jeden Flufs oder Strom, ur-
spriinglich „der weifse, weifisliche,
lichle Flufs'', also ein echt deutsches
Wort. T. irrt aber (s. o.), denn er
meint wahrscheinlich einen Neben-
flufs der Elbe, die thuringische Saale.
— inclutum et notum olim be-
ruhmt und durch eigenes Anschauen
bekannt. T. spielt an auf die Ex>
pedilionen des Drusus im J. 9 v.
Ghr., des Tiberius im J. 5 n. Ghr.
und des L. Domilius Ahenobarbus,
der sogar die Elbe uberschritt (ann.
IV, 44, 8).
10. auditur, was T. nach den
fruheren Yersuchen das Land Ger-
manien zu unterwerfen bedauert.
42, 1. Faristi, „Superlativ vom
St. vara, die Kriegerischen, eine Ab-
teilung der Markomanen, die bei
deren Auszuge nach Bohmeu am
Fichtelgebirge zuruckblieb.** Mul-
lenhoff. — deinde^ raumlich wie
40, 3 und 43, 25.
2. Marcomani, „Bewohner der
Marke, des Grenzlandes, also Grenz-
manner"; von der mittleren Elbe
an den mittleren und oberen Main
gezogen, wurden sie durch Maro-
boduus zu An fang unserer Zeit<
rechnung nach Bohmen gefQhrt, von
DE GERMANIA UBER. 41-45.
81
ipsa etiam sedes pulsis olim Boiis virtute parts, nee Varisti Qua-
dive degenerant. eaque Gerpnaniae velut froas est, qoatenus
Danuvio praeeingitur. Marcomanis Quadisque usque ad nostrain &
memoriam reges mauseruDt ex gente ipsorum, nobile Marobodui
et Tudri genus: iam et externos patiuntur, sed vis et potentia
regibus ex auctoritate Romana. raro armis nostris, saepius pe«
cunia iuvantur, nee minus yaient.
48* Retro Harsigni, Cotini, Osi, Buri terga Marccmianorum
wo die Bojer gegen das Jahr 60
T. Ghr. nach Pannonien uod Nori-
«am hinfibergegaogen warea. Sie
geben noch durch ihren Namen
Zengois daTon, dafs ihr Volk erst
innerbalb der grofsen Markim Sfidea
der Hercynischen Waldungen sich
gebildet hat. — Qtuuii, in Mahren
nnd sfidUch bis zur Donau im west«
lichen Ungarn.
3. pulsis ist nnrichtig, denn die
Boii waren schon aus Boihaemum
ansgezogen oder verdrangt, als die
Markomanen noch am Maine safisen.
4. degenerant, sle schlagen aus
der Art, n. der Markomanen und
somit audi der Sueben uberhanpt;
Tgl. Ammian. XXIX, 6, 1 Quado-
ram natio, pamm nunc formidanda,
set immensum quantum ante bac bel-
latrix et potens. — frons, die Stirn,
die Grenzfront, von Rom ansgesehen.
5. praeeingitur f es wird Torn
durch die Donau wie durch einen
Gurtel begrenzt, so dars also die vor
den genannten Volkern fliefsende
Donau die Grenze bildet
6. reges f Tgl. Ammian. XYII, 12,
21 regalis Vitrodorus Viduari filius
regis et Agilimundus subregulos (a.
358 p. Ghr. n.) ; id. XUI, 5,3 Ga-
binius rex (a. 375 p. Ghr. n.) —
Marobodui, «= „Meripato, ^Inno-
/iaX06\ Mullenhoff; ann. U, 63, 1
wendet er sich besiegt an den Ti-
berius und bittet um Gnade, der
Kaiser aber sagt vor dem Senate:
son Philippum Atheniensibus, non
Pyrrum ant Antiochum perinde me-
tuendos foisse. Er besaEs ^auf dem
€ipfel seiner Macht 70 000 Mann
Tacitus* Germania,
zu Furs and 4000 Reiter*'. Kaafnaim;
daher o. Z. viresque,
7. iam, in neuester Zeit ; iam et wie
16, 11. — extemos, im Gegensatze
zu ex gente ipsorum, also nament-
lich von den Romern eingesetzte
Fursten, daher auch ex auctoritate
Romana, denn die Quelle ihrer Macht
ist einzig und allein die romische
Oberhoheit — vis et potentia,
Gewalt durch aufsere Mittel und
durch Ansehen; so hist. Ill, 11, 15
vis ac potestas, ebenso Dial. 19, 24
vi et potestate, non lure aut legi-
bus und Dial. 5, 24 sogar potentia ac
potestas.
8. pecuniae vgl. 15, 11.
9. iuvantur, n. reges. — nee
minus valent, n. als wenn sie mit
Waffen unterstutzt wurden.
3. Die Sueben im Osten und
Nordosten Ton den MarkcHnanen
und Quaden an bis zur Ostsee (43
—45).
43* 1. Retro, n. nach Osten und
Nordosten. — Marsigni wie 40, 3
Reudigni mit der Endung igni (ingi)
gebildet, also Tielleicht auch zur Be-
zeichnung des adeligen Geschlechtes
einer anderen Volkerschaft, die
Marsihiefs; sie wohnten am nord-
lichen Abhange des Asciburgion-
oder Riesengebirges. — Cotini, zu-
ruckgebliebene Kelten, welche in
Ungarn an der oberen Gran in den
Borscher und Soler Gespanschaften
wohnten. — Osi, Tgl. 28, 9. —
Buri, unterhalb des Jablunkapasses
in den oberen Thalem der Wag;
Tgl. Plin. n. h. lY , 1 2, 8 1 a versa tenent
Basternae aliique inde Germani.
6
82
GORNEUI TAGITI
Quadorumque claudunt. e quibus Harsigni et Buri sermone cul-
tuque Suebog referunt: Cotinos Gallica, Osos Pannonica lingua
^ coarguit non esse Germanos et quod tributa patiuntur. partem
tributorum Sannatae, partem Quadi ut alienigeDis imponunt:
Cotini, quo magis pudeat, et ferrum effodiunt. omuesque hi po-
puli pauca campestrium , ceterum saltus et vertices montium in-
sederuDt. dirimit enim scinditque Suebiam continuum montium
10 iugum, ultra quod plurimae gentes agunt, ex quibus latissime
patet Lugiorum nomen in plures civitates diffusum. valentissimas
nominasse sufficiet, Harios, Helvaeonas, Hanimos, Helisios, Naha-
narvalos. apud Nahanarvalos antiquae religionis lucus ostenditur.
praesidet sacerdos muliebri ornatu, sed deos interpretatione Ro-
^ mana Castorem PoUucemque memorant. ea vis numini, nomen
Alcis. nulla simulacra, nullum peregrinae superstitionis vesti-
3. referunt wie 20 , 8 : spiegeln
wieder die echten Sueben, erweisen
8ich als echte Saeben ; Tgl. Verg. Aen.
4, 329 panrulus Aeneas, qui te tamen
ore referret — /'annontca,ygl. 28, 9.
4. quod — patiuntur^ der Satz
ist zweites Subjekt zu coargait,
parallel mit lingua,
5. Sarmatae, vgl. 1, 2.
6. quo magis pudeat, derFinalsatz
bezeichaet die Wirkung: damit sie
nnr noch mehr sich schamen mfissen,
um ihre Stellung nar noch be-
schamender zu machen. — ferrum,
die CidrjQOfQvxBia des Ptolemaeus,
die bedeutendsten und namhaftesten
Eisenbergwerke in den Landschaf-
ten dber der Donau, sind wahr-
scheinlich auch diejenigen, auf
welcbe T. bier hinweist.
7. ceterum, im Gegensatze zu
pauca „im ubrigen nur.^'
8. Continuum montium iugum,
Sudeten und Riesengebirge,
9. ultra quod, in Schlesien und
Polen. — agunt, leben, wie 29, 11
und 46, 4.
1 1. Nahanarvalos, vielleicht „die
Totenkampfer, Totenbedranger **
Detter, Haupts Zeitschr. XXXI, 207 ;
f&r die anderen Volkernamen ist
bis jetzt gar keine befriegende ety-
mologische Erklarung vorhanden.
13. religionii wie 9, 5 Kultus.
14. praesidet, n. religioni. —
muliebri ornatu, nach Mfillenhoflf
nur auf den Haarschmuck zu be-
Ziehen, denn «der Priester war
einer a us dem Geschlechte der Haz-
dinge und dieses der Name eines
Tandalischen Kdnigsgeschlechtes,
(die Yandalen und Burgunden gingen
spater aus diesen Lugiern bervor)
derbedeutet: Manner mit weib-
licher Haartracht." — inter-
pretatione Romana, was T. an
dieser Stelle selber hinzusetzt, hat
zum Yerstandnisse mancher anderen
hinzugefugt werden mussen.
15. memorant wie 3, 1 und 39, 2.
— numini, der Gottheit als eine
gefaCst.
16. Jlcis, dat. plur. wie ann. II,
8, 2 fossam, cui Drusianae nomen;
Ygl. auch 34, 3 maioribas minori-
busque. Nach Scherer mag man
in Erinnerung an die altindischen
Dioskuren, genannt die A^vins (von
A(va, das Pferd), auch in den deut-
schen Dioskuren namentlich im
Lenken der Rosse tQchtige gottliche
BrQder und in den Nahanarvalen,
den Ahnen der spateren Yandalen,
ein besonders tficbtiges Reitervolk
erkennen; die Namen sind vielleicht
Baldr und sein Bruder Yali. Im
altindogermanischen Mythus aber
kampfen sie, um ein Weib wieder-
DE GERMANIA UBER. 43.
83
gium ; ut fratres tamen , ut iuvenes venerantur. ceterum Harii
super vires, quibus enumeratos pauIo ante populos anteceduDt,
truces insitae feritati arte ac tempore lenocinantur: nigra scuta,
tincta corpora; atras ad proelia noctes legunt ipsaque formidine 20
atque umbra feralis exercitus terrorem iuferunt, nuUo hostium
sustineute novum ac velut infernum adspectum ; nam primi in
omnibus proeliis oculi vincuntur.
Trans Lugios Gotones regnantur, paulo iam adductius quam
ceterae Germanorum gentes, nondum tamen supra libertatem. 25
protinus deinde ab Oceano Rugii etLemovii; omniumque harum
zQgewiDDen, das ihnen entfuhrt wor-
den ist, d. h. ihre eigene Schwester
Helena. — pere^nae svpersti-
tionis, n. im Gegensatze zn der
eigenen germanischen superstitiOy
welches Wort jede Vergleichang mit
dem romischen Knltns ausschliefst;
vgl. 39, 9.
17. tamen, obgleich ohne Bilder.
— Harii, ■=■ got. harj6s, Tielleicht
nur appellatiTisch Kriegsleute, Le-
gionen, n. der lugischen Yolker;
sie wohnten an der oberen Oder.
18. super — truces, gehort za-
sammen: sie pochen, trotzen aof
ihre Kraft und daraus ergiebt sich
die intita feritas, — enumeratos
paulo ante, n. die Lugischen;
enumeratos statt RelatiTsatzes bei
Gic-
19. lenocinantur, nachhelfen, d.
dem Eindrucke der aufseren Er-
scheinung, damit sie eindrncksYoller
wird, wie Dial. 6, 24 ipsa soUicitudo
lenocinatur Toloptati.
20. tincta, bemalt. — atras —
legunt, darin besteht das tempus;
atras, n. hier die naturliche dunkei
schwarze Farbe; Tgl. hist. V, 22, 4
(a Germanis) electa nox atra nnbi-
bus. — ipsaque, schon durch die
blofse, wie 9, 5 und 13, 12. — formi-
dine atque umbra, konkret «= «die
Furcht erregende, schattenhafte Er-
scheinung;^ daher nachher novum
ae V. inf, aspectum, — nigra — cor-
pora, darin besteht die ars; nigra,
n. hier die kunstiiche schwarze Farbe.
21. feralis wie hist. I, 37, 10
horror animum subit, quotiens re-
cordor feralem introitum (Galbae),
„Einzug uber ein Leichenfeld* und
ann. 11, 31, 3 feralibus iam sibi tene-
bris, in der fur ihn schon grabahn-
lichen Finsternis, in der Grabesfin-
stemis; also hierasGespenster- oder
Totenheer. Grimm, Myth. 902. —
nuUo hostium = nulio hoste. Gic. ;
YgL 44, 5.
22. novum wie 31, 12. — velut
infernum, gleichsam aus der Unter-
welt Oder Holle »» hollisch.
24. Gotones, die Goten, zu Taci-
tus' Zeit am rechten Ufer der un-
teren Weichsel Ton der Einmundnng
des Bug mit Narew etwa bis zu
ihrer Mundung gegen das frische
Haif bis zum J^egel, vom 3. Jahrh.
ab am Schwarzen Meere. — regnan-
tur, kurz fur: sie wohnen jenseit
der L. und werden von Konigen
beherrscht ; vgl. 25, 9. — adductius,
mit strafier angezogenem Zugel:
dieses Bild liegt dem adducere za
grunde, ebenso hist. Ill, 7, 5 prae-
fectus castrorum adductius quam
ciWli hello imperitabat, aber das
Adj. in gleichem Sinne ann. XIV,
4, 17 modo familiaritate iuvenili
Nero adductus, quasi seria conso-
ciaret und Sneton. Tib. 68, 6 Ti-
berius incedebat adducto fere vultu,
plerumque tacitus; habenas adducere
und remittere hat Gic. Lael. 13, 45.
25. supra, iiher die Freiheit
hinaus, so dafs dieselbe unter dem
koniglichen Regimente litte.
26. protinus ab, raumlich : gleich
6*
84
GORNEUI TAail
gentium insigne rotunda scuta , breves gladii et erga reges ob-
sequium.
44« Suionum hinc cmtates, ipso in Oceano, praeter viros
armaque classibus valent forma navium eo differt, quod utrim*
que prora paratam semper adpulsui frontem agit. nee velis mini-
strant nee remos in ordinem lateribus adiungunt: solutum, ut in
6 quibusdam fluminum, et mutabile, ut res poscit, bine vel illinc
remigium. est apud illos et opibus honos, eoque unus imperitat,
nullis iam exceptionibus, non precario iure imperandi. nee
vora 0. her, unmittelbar am 0. —
Rugii, die BewohDer tod West-
preufsen (PommerelleD) uDd Pom-
mern an der Oetsee i wiscben Weich-
sel UDd Oder; aach hat die Insel
R6gen ibren NameD yon ibnen er-
halten. — Lemavii^ westlich yon
deD Rag^i in Hinterpommern an
der Ostsee. ^- deinde, ranmlicb wie
40, 3 nnd 42, 1.
27. iruigne wie 38, 4. — et
erga reges obsequium, et nach zwei
asyndetischen Begriffen, yon denen
die ersten beiden konkrete, der
dritte ein sittiicher ist (ygl. 1, 2),
hebt den letzteren besonders her-
yor: und aach noch.
44^ 1. Suionum, die Bewobner
yon Scandinayia, die Snehans des
Jordanes, altnord. Syiar, ags. SyeoB,
die Schweden, deren Land altnord.
Sk^neg, ags. Scedenig biers. — hxne,
yon hier ans, namlich yon der Sud-
kiiste des Oceans ans, wo die RugU
nnd Lemoyii wohnten, weiter. —
ipMo, mitten im 0., weil das Land
als etne insel oder eine Grnppe yon
Inseln angeseben wurde. — prater
wie 2, 5. — utrimque prora, n. das
an beiden Seitea yorn wie hinten
befindlicbe Yorderteil, so daCs also
ancb das Hinterteil als Yorderteil
angeseben werden konnte ; utrimque
gehort attributiyiscb zu prora; ygl.
2,4; 8,3; 22,7 und 37, 10.
^.paratam — frontem agit, eine
znm Landen geeignete Yorderseite
Oder Front ffibrt, bat ; ygl. bist III,
47, 18 camarae inter undas volynn-
tar, pari ntrimqiie prora et muta-
bili remigio, qnando bine yel illinc
appellere indiscretum et innoxiara
est and ann. II, 6, 6 plnres nayes pro-
peratae adpositis utrimqoe gnber-
nacnlis, conyerso at repente remigio
bine yel illinc adpellerent. — velis
minitirant, n. nayes, bedienen, wie
Yerg. Aen. 6, 302 ipse (Charon)
ratem conto snbigit yelisque mini-
strat.
4. in ordinem, so dafs man eine
bestimmte Reihenfolge erkennen
kam, in geordneter Reihenfolge.
— ut wit 1, 13.
5. quibusdam fluminum qn.
fluminibns. Gic. ; ygl. 43, 20. — ut
res poseit wie 6, 4 prout ratio
poscit uod 35, 12 si res poscst.
6. et opibus, sogar Geld, wabrend
nacb c. 5 die Germanen ans dem-
selben sicb wenig machen. Ber-
selbe Aasdruck wenn auch mit Gen.
statt Datiy Agr. 21, 9 inde etiam
babitas nostri honor. — eoque, and
nur desbalb, nnr am dieses Geldes
willen bat einer zn befeblen, ist
also AUeinberrscber.
7. nullis iam exeeptionibus^ mit
keinen Ansnabmen and Bescbran-
kongen mebr, wie sie nacb c. 7, 2
and 11,13 bei manchen germaniscben
Yolkerschaften bestanden. — non
precario iure imperandi, nicbt mit
dem nar aaf Bitten benibenden,
nor mit Yorbehalt gegebenen, daher
widerruflichem Recbte za befeblen ;
precarias in gleichem Sinne hist 1,52,
19 precarinm seni imperium et breri
transitnrara and adverbial Agr. 16,21
Trebellias, faga ac latebris yitata
exercitas ira indecoras atqae bomi-
lis, precario mox praefait.
DE GERMANIA UBEB. 43. 44.
85
arma, ut apud ceteros Germanos, in promiscuo, sed clansa sub
custode, et quidem servo, quia subitos hostium incursus prohibet
Oceanus, otiosae porro armatorum manus facile lascmunt : enim- 10
vero Deque nobilem neque iDgenuum,ne libertinum quidem armis
praeponere regia utilitas est. Suionibus Sitonum gentes conti-
nuaotur. cetera similes uno difTerunt, quod femina dominatur:
in tantum non modo a libertate, sed etiam a servitute degenerant
8. in promiscuo, ^Id jedermaDDS
Handen^
9. ei quidem servo, parenthetisch
gesagt, denn der Satz mil quia be-
gruoidet clauea, „Dafe Edele und
Fr«ie nicht zu H&tern der Waf-
fen slch hergaben, ist deutscher
Sitte aDgemessen'*. Grimm, GDS.
516.
10. porro wie 2, 5 «» zudem. —
enimvero, and allerdiDgs, in der
That, wie 19, 6.
1 2. regia, fdr Konige. ^Diese {kber-
triebene VorsteUnng von der Macht
des altschwedischen Einwaldshof-
dingi Oder EinwaldkSnigs, dem der
reiche Uppsalstempel mit allem Zn-
behor and allea Gerechtsamen ge-
horte, in dessen Umkreise unter
seiner Leitangnnd Obhatdas hdchste
Fest des Landes zur bestimmten
Zeit begangen wurde and Einhei-
mische and Frerode Ton nah and
fern zngleich zn friedlichem Markt^
und HandelsTerkehre sich versam-
melten, kann nar bei fremden Sfid-
germanen entstanden sein, die ihn
allein in seiner festlichen Herrlicb-
keit and ais Yerwalter und Schirmer
des Fesifriedens kennen lernten, and
ans deren Mande anch — nicht
aas dem rdmischer Handler — Ta-
citas' Nachrichten fiber den skan-
dinayischenNorden geschSpft sind.**
Mallenhoff. -^ Sitonum gentes ; in
Sitones «scheint ein Appellativ mifs-
verstandlich als Name aafgefafst
za sein, got. sitans, die Sitzenden,
yieUeicht damals als berichtet wurde,
dars die jenseit der Suiones Sitzen-
den Yon einer Frau beherrscht wfir-
den.** Gemeint sind die ehedem
ndrdlich von den Schweden nm den
Bottnischen Busen aasgebreiteten
Finnen, die von karelischer Abkunft
im Gegensatze zn den im Gebirge
hansenden Lappen mit heimischem
Namen Kainulaiset d. i. Nieder- oder
Flachlander hiefsen, woraus die Ger-
manen altnord. Kyenir oder Kvaenir,
ags. Cw^nas (K. Alfr. Orosins I, 1)
machten und weiter die Fabel yon
einemFranenreiche,Gw^naland (Oro-
sius 1,1) sich entspann, da got
qino, ags. cw^n (neaengl. queen)
altnord. Kyena (Kona) ywri, Frau
und K5nigin bedeutete. Solch eine
Fabel konnte wieder nur durch mirs-
yerstandene Berichte von Sfldger-
manen an Tacitus gelangt sein, sonst
wfirde er die Sitones nicht zu den
Sueben gerechnet haben, da ihre
Nationalitat unbedingt keine germa-
nische ist. — eontinuantur, medial
zn fassen -» sie reihen sich an ; yg).
Gic. de nat. deorum I, 20, 54 cohae-
rescunt inter se (atomi) et aliae alias
apprehendentes continuantur. „T.
hat bei der Aufstellung dergerma-
nischen Ostydlker yon den Donau-
sueben an (o. 41 u. 42) bis zu den
Suiones durchaus die Bichtung yon
Sfiden nach Norden innegehalten und
dabei in der Beihenfolge der V51ker
von Snden nach Norden eine Stei-
gerung der koniglichen Gewalt er-
kennen woUen.**
13. cetera wie 17, 2 und 29, 11.
14. in tantum, bis za einem sol-
chen Grade. — non modo — degene^
rant, T. spielt mit den Worten:
wer nberhaupt einem Kdnige dient,
ist unfrei, ein Knecht; wer aber
einer Frau als Konigin dient, ist
noch in eine besondere Abart von
Knechtschaft geraten.
86
GORNELU TAGITI
45* Trans Sitonas aliud mare, pigrum ac prope inmotum,
quo cingi cludique terrarum orbem hinc fides, quod extremus
cadentis iam solis fulgor in ortum edurat, adeo clarus, ut sidera
hebetet; sonum insuper emergentis audiri formasque equorum
45* 1. aUud mare, n, als der in
44 drter genannte Oceanus. — pi-
grum ae prope immotumy wie Agr.
10, 19 pigrum et grave remigan-
tibas. JNach dem beruhmten For-
schangsreisendeQ Pytheas von Mas-
salia (um 330 v. Ghr. ) ist es &dXaaaa
nsTtfjyvia (Strabo t,4), nach einem
orphischen Dichter d'aXacaa vex^,
nach Plin. n. h. IV, 16, 104 und
XXX Vn, 2, 35 mare concretum, das
geronnenedickgewordeneMeer, kel-
tisch Morimarusa, das tote JMeer,
(Plin. n. h. IV, 13, 95), deutsch nach
einem Isidorischen Glossare des
XI. Jahrh. lebirmere und mere ge-
liber6t in' demo wentilmere weste-
r6t (Meregarto, Mdll. und Scberer,
Denkm.^ S. 71) genannt. £8 ist dar-
unter die elf Meilen breite Strecke
zwischen den Orkneys und Shet-
land zu verstehen, welche seit jener
Zeit bis auf den beutigen Tag we-
gen ihrer Windstillen und Seenebel
berfichtigt ist. T., an Pytheas' wie
an seines Schwiegervaters Bericht
sich anschliefsend, bewahrt die Vor-
stellung von dem geronnenen Meere,
nimmt aber den Norden von Bri-
tannien, das Agr. 33, 27 ipse ter-
rarum ac naturae finis heifst und
yon dem ebenda 12, 9 fi*. gesagt wird,
dafs die Nacht dort schon so kurz
sei, dafs man Ende und Anfang des
Tages nur bis auf einen geringen
Unterschied auseinander kenne, als
den Norden oder Nordwesten von
Skandinavien.
2. cludi wie 34, 2 und u. Z. 21.
— hinc fides, n. est, findet aus
demUmstande, dadurch Bestatigung,
dafs.
3. in ortum edurat, dauert an
bis zum Sonnenaufgange (am an-
dern Morgen). Genan genommen
aber geschiebt das nur wahrend der
Sommersonnenwende ; vgl. Plin. n.
h. II, 57 in Thyle per solstitiam
nullae noctes sunt.
4. hebetei, erbleichen macht, blen-
det. — emergentii, n. solis e mari
im Gegensatze zu cadentis. — so-
num audiri, „ Strabo nach Posi-
donios II, 3, 1 fteU^a) Bvvetv rov
tjXiov iv rfj naQotxeavlTtBi fiera
yfo^av na^ajtXrjaiafe , (ooavei aC^
^ovToe rav naXayovi xard opifr&v
avrov 8uL to ifinlnrBiv sie rov
fivd'ov; nach Albrecht von Scfaarffen-
bergs Titurel (um 1270) Qbertreffea
„die s&fsen Tone der anfgehenden
Sonne Saitenspiel und Vogelsang
wie Gold das Kupfer" ; Wuotan als
stQrmender W6ma gedacht ist ein
Schauem der Natur, wie es anch
beim Anbruche des Tages sich zeigt,
wo frisches Wehen durch die Wol-
ken dringt; niederd. de krik vam
dage,dieMorgendammernng, gleich-
sam das Schrillen des Tages, wie
das zirpende Tierchen, das Heim-
chen kriek heifst (engl. cricket);
hochd. anbrechen, engl. the break,
the rush (Ranschen) of day erinnert
an das dem Sonnenaufgange vor-
hergehende Zittern und ErschQttern
der Luft, von empfindiicher Kuhle
begleitet. Die Spanier sagen auch :
et alva se rie (lacht) und die Araber :
der Morgen niest.<* Grimm. — in-
super y obendrein, wie 16, 11 und
31, 7. — formasque •— capitis, es
mag die romische Vorstellnng vom
Sonnengottemit strahlendem Haupte
und Sonnenrossen mitgewirkt haben,
aber nach nordischer Vorstellnng
hatte „die Sonne auch einen Wagen
mit zwei Rossen und die Verglei-
chung der Gdtter mit strahlenden
Gestirnen leitet zu einem Strahien-
kranze, blonde Locken leuchten wie
Strahlen; um Th6rs Haapt wird,
wenigstens spater, ein Kranz von
Sternen angenommen." Grimm.
DE GERMANIA LIBER. 45.
87
et radios capitis adspici persuasio adicit. illuc usque, et fama 5
vera, tantum natura. ergo iam dextro Suebici maris litore Aestio-
rum gentes adluuntur, quibus ritus habitusque Sueborum, lingua
Britannicae propior. Matrem deum venerantur. iusigne super-
stitionis formas aprorum gestant: id pro armis omnique tutela
securum deae cultorem etiam inter hostis praestat. rams ferri, 10
5. pernuutOf »der Glaube.'' — et
fama vera, und die Kunde ist wahr,
die T., der den Nordea tod Bri-
tannien mit Skandinavien yerwech-
selte, durch die Expedition des Agri-
cola mit der rdmischen Flotte nach
Thule im J. 84 erhalten zu haben
glanbte.
6. tantum, so weit, n. and nicht
weiter. — natura, n. est, reicht
die Natur, die Schopfung der Welt:
hier also hat die Welt ein Ende;
Tgl. Agricolas Worte (33, 27) zu
seinen Soldaten Tor dem Kampfe
gegen die Briten: nee inglorium
foerit in ipso terrarnm ac naturae
fine cecidisse. — ergo, n. weil dort
die Welt ein Ende hat, kehre ich
also zuruck — und zwar kehrt T.
znruck znr Weichselmundung und
schlagt nnn,wje das Wort c^ortro an-
dentet, statt der bisher nordlichen
Richtang die ostliche ein. — Suebici
marit, nor hier wird die Ostsee so
genannt. — Aestiorum gentes, die
Aestii sind neben den Yeneti nnd
Fenni der ganze, ans in drei Hanpt-
abteilnngen bekannte, in sich aber
seinem Urspmnge nach einheitliche
Sprach- nnd Yolksstamm der alten
Preufsen (Prnzzi), Littauer nnd Let-
ten; =3 Aisteis oder Aistjus yon got.
aistan, aestimare, ,die Achtbaren,
Ehrenwerten**, erhalten in Esthland,
auf welches sich der Name nbertrug,
obgleich die Esthen keine Littauer,
Bondem Finnen sind.
7. riUu habitusque, Gebrauche,
Lebensformen und Aussehen.
8. Britannicae, die littauische
Sprache mufs den Romem, die Ta-
citus' Gewahrsmanner waren, wie
britannisch-keltisch geklungen ha-
ben. Diese Bemerkung ist bedeut-
sam, weil sie nur yon Augen- und
Ohrenzengen stammen kann, die
wohl der Bemsteinhandel in das
Land der Aestier fflhrte, und weil T.,
der doch Agr. 11, 12 sagt, dafs zu
beiden Ufern des Kanals sermo
haud multum divertus sei, hier yon
einer Britannica, c. 28 yon einer
Gallica lingua spricht, obgleich doch
auch hier eine Yergleichung mit der
gaUischen Sprache unbedingt naher
gelegen hatte. — Matrem deum,
nach romischer Auffassung, die aber
in diesem Falle nur yon den Eber-
bildern ausging, denn in Rom kenn-
zeichneten bildliche Anhangsel und
Amulete die Anhanger und Yer-
ehrer der grofsen G5ttermutter; ygl.
Preller, rdm. Myth.^ 450: ,den Got-
tesdienst der grofsen Mutter besorg-
ten ein Priester und eine Priesterin
phrygischen Ursprungs, welche mit
ihrem Anhange jahrlich einen Um-
zug durch die Stadt hielten, wobei
sie nach herkommlicher Weise kleine
Bilder an der Brust hangen batten**.
— superstitionii wie 39, 9 und
43, 15.
9. formas aprorum, Eberbilder
BUS Holz oder Teig. Wie in der alt-
germanischen Sage und Dichtung
der Held selber dem Eber yerglichen
wird, so ist das Tier auch ein Sym-
bol der Tapferkeit, welches den Hel-
den schmuckt und ziert, aber auch
schutzt; so Beow. 304: Eber-
bilder schienen hell; es hielt mit
Gold geschmflcket fiber der Helden
Wange schimmernd und feuerhart
ein Schwein die Wache. — omni-
que, nicht blofs im Kriege, sondern
auch als Schutzmittel in jeder be-
liebigen anderen Lage.
10. rarus ferri, frequens fusUum
88
GORNEUI TAGITI
frequens fustittm usus. fnunenta ceterosque fructus patientius
quam pro solita Germanoram inertia laborant. sed et mare scru-
tantur ac aoli omnium sucinum, quod ipsi glaesum vocant, inter
vada atqoe in ipso litore legunt. nee quae natura quaeye ratio
15 gignat, utbarbaris quaesitum compertumre; diu quin etiam inter
cetera eiectamenta maris iacebat, donee luxuria nostra dedit
nomen. ipsis in nuUo usu : rude legitur, informe perfertur, pre-
tiumque mirantes accipiunt. sucum tamen arborum esse io-
tellegas, quia terrena quaedam atque etiam volucria animalia
20 plerumque interlucent, quae implioata humore mox durescente
materia cluduntur. fecundiora igitur nemora lucosque sicut
Orientis secretis, ubi tura balsamaque sudantur, ita Occidentis
insulis terrisque inesse crediderim, quae vicini solis radiisexpressa
usus palst sehlecbt zu den eben er-
wahnten Eberbildern and ist doch
wohl flberhanpt nnwahncheinlich.
Will T. dnrch dieaen and durch
andere ZAm die Aestfer als weniger
kriegeriach als die Gennanen hin-
atellen? Oder ist ihm von einem
Krammholie beriehtet, wie es die
Littauer noch im 14. Jahrh. fflhr-
ten, ja wie die littauiachen and
preursischen Dorfschulzen noch
hente die kriwii^le, den Kraromstab,
als Abzeichen ihrerWflrde tragen?
12. inertia wie 14, 16; 15, 6;
26, 6. — laborant, dicbteriach mit
dem AkkaaatiT konatruiert wie Hor.
epod. 5, 60 qaale non perfectina
meae laborarint manna; Tgl. 30, 8
valJare noctem.
13. omnium, n. Germanoram. —
glaesum, diesen Namen fOr den
Bernstein lernten die Rdmer Ton
den Germanen der Nordsee kennen;
Tgl. Plin. n. h. lY, 16, 103 insnlae
in Germanicum mare aparaae Glae-
aariae, qnas Electridaa Graeei recen-
tiores appellaTere, qnod ibi electrnm
naaceretur and XX X VII, 3. 42,T. aber
flbertrng ihn anch auf die Ostaee-
bewohner, die preursischen Aestier,
obwohl der Bernstein preufls. gen-
tara, litt. gent^ras hiefs.
14. quae natura ratiove, natflr-
liche Kraft oder natflrlicher Vorgang.
15. ut wie 2, 13. — barharis,
Dat. beim PassiT wie 16, 1 ; 31, t
and 34, 5. — donee wie 37, 21. —
eieetammita, dies Wort hier and
bei Apul. apol. 35 allein.
16. huBuria nostra dedit nainen,
rftnusche fifppigkeit brachte ihn in
Raf infolge Ton Mode oder Ueb-
baberei; der Bematanhandel war
damala noch jung, denn der r5-
mische Bitter, Ton dem Pliniua
(n. h. XXXVli, 3, 45) achreibt, dafs
er Ton Pannonien ans ongefihr 600
rSmiache (ungefthr 120 deataehe)
Meilen weit gereiat aei, die Kfiste
Germaniena erkandet and ein Stfick
Ton 13 Pfond mitgebracht habe,
reiate anter Nero urns Jahr 60.
17. rude — perfertur, roh wird
er gefonden, ungestaltet oder nn-
bearbeitet ausgefflhrt.
18. mirantes, aach ein Bewela
fOr die damalige Jogend dee Bern-
steinhandels. — tamen, wenn sie
aoch aonat nicht Tiel daTon wissen.
19. terrena — animab'a, Inaekten
aller Art, kriechende and geflfigelte.
20. plerumque wie 5, 4 and 13,
12. — mox, wie 2, 20.
21. cluduntur wie (Obertr.) dial.
30, 28 oratoria Tia et facultaa bre-
Tibas terminia claditor; Tgl. o. Z. 2.
22. seeretis n. inesae credo, in
den abgelegenen Gegenden.
23. quae -» exundant ist Sab-
jektaakkasatiT za inesse, Stoffe,
DE GERfllANIA UBEfL 45. 46.
89
atque liquentia in proximam mare labuntur ac vi tempestatum in.
adTersa litora exandant. si naturam sucini admoto igne temptes, 25
in modnm taedae accenditur alitque flammam pinguem et olentem }
mox ut in picem resinamve lentescit.
4C» Hie Snebiae finis. Pencinorum Venedorumqne et Fen-
norum nataones Germaais an Sarmatis adscribam dnbito, quam*
die . . . T. will mit diesen Wortea
eine Erklarang geben far die natura
nnd die ratio, welche den Bernstein
eraeogen, was dieBarbaren wa er-
fcNsehen sieh niebt bemObeo. -<-
vicinif n. im Somnier.
24. labuntur, rinnen.
25. adversa, den Flnten gegen-
flberliegend, die gerade darcb die
Gewalt der SiOrme getroffen wer-
den, wozo Wolff citiert apttni^^
anftal ans Soph. Antig. 588. —
exundant, fluten hinaos, warden
Ton dea Flnten binansgeworfen,
wie (fibertr.) ann. lU, 72, 5 exnn-
dantis opes, die (ans der Stadt)
berausstrftmenden Schatxe. — tut-
turam, das nattirliehe Wesen, den
Stoff.
26. in modum taedae aceendi'
tuTy es UOst sieh in Brand sleeken
wie eine Peehfackel ; dentseh Bern-
stein statt Brennstein. — pinguem,
fettig nud daher wie brennendcs
Fett sehwelend, qnalmend.
27. mox wie Z. 20. — tn picem
resinamve, sodafs es gewiasermafeen
Pecb Oder Han sn sein scheint; in
wie 23, 1 nnd 46, 5. — lenieteit,
wird biegsam, geschmeidig, wie
Yerg. Georg. 12, 250 tellns picis in
morem ad digitos lentescit habendo;
Ton der salix Golnm. 11,2, 92; Ton
einerin Wein umgewendeten gemma
Plin. n. b. XXXVII, 10, 70.
IV. Nicht rein gebliebene
nnd geradesn nicht-germa-
niscbe nebst einigen fabel-
haften Vdlkerschaften. (46).
46, 1. Ac Suebiae finis, hier ist
das Ende des Snebenlandes, das Ton
c. 38 an behandelt worden ist —
Peucini, ursprQnglich die Bewohner
der Donaninsel Uevrnj, Fiehteninsel,
dann Ton der Donaumfindung bis
znm D^jestr; sie sind entschieden
Germanen ebenso wie die Bastarner,
mitdenen sie beiT. snsammenfallen,
wahrend die letzteren eigentlich
den groGsen Volksstamm bilden, zu
dem die ersteren als ein einselnes
Yolk gehdren. Die B. wohnten von
den Lugiem an im Osten der Ksr-
paten bis zn den Donanmandnngen;
nachdem Pytheas nm 330 t. Ghr.
an der RfaeinmAndung Germanen ge-
fnnden, sind sie die nschsten,
welche in der Gesehichte genannt
werden, denn 182 Tor Ghr. aehiekte
Phiiipp III vonMakedonienGesandte
an sie, um HilfsT61ker Ton ihnen
gegen die R5mer zn gewinnen, und
70000 Mann waren far ihn bereit —
Fenedorumque, sind die Wenden
Oder Slawen Tom rechten Weichsel*
nfer bis nsch Polen hin. — Fenni, die
Finnen nnd zwar nnr anf dem Fest-
lande, (von solchen in SkandinaTien
weifs T. nichts) am Saume und in
den Niederungen der Ostseekflste
bis nach Nordmfsland ; ags. Finnas,
finna ■» penna, also ol nsrssjtfoi,
die Geflfigelten infolge ihrer Schnee-
schnhe, mit denen sie ihre FQfBe
beflflgeln; daher auch Skridiflnnen
(ags. Scridefinnas, Oros. 1) gensunt,
Ton skrida fahren, gleiten, ahd. scri-
tiscuoh, Fliegschuh, Schrittschuh,
slso eigentlich die fliegend Ge-
flfigelten.
2. Sarmatis, nicht blofs die 1, 2
gensnnten Jazyges, sondern der
ganze grSfsere, oberhalb des Schwas
zen Meeres in SAdrursland woh-
nende Yolksstamm, Skythen. —
quamquam, T. beschrankt seine
Zwetfel znn&chst in betreff der
Penciner.
90
GORNELn TAGITI
quam Peucini, quos quidam Bastarnas vocant, sennone cultu, sede
ac domiciliis ut Germani agunt sordes omnium ac torpor: ora
5 procerum conubiis mixtis nonnihil in Sarmatarum habitum foe-
dantur. Venedi multum ex moribus traxerunt; nam quidquid
inter Peucinos Fennosque silvarum ac montium erigitur latro-
ciniis pererrant. hi tamen inter Germanos potius referuntur,
quia et domos flgunt et scuta gestant et pedum usu et pernicitate
10 gaudent: quae omnia diversa Sarmatis sunt in plaustro equoque
viventibus. Fennis mira feritas, foeda paupertas: non arma, non
equi, non penates; victui herba, vestitui pelles, cubile humus;
solae in sagittis opes, quas inopia ferri ossibus asperant. idemque
venatus viros pariter ac feminas alit; passim enim comitantur
3. sermone, viel wufste T. wohl
nicht flber die Sprache, sonst wflrde
er die Bastarner eher als echte
GermaDen hingestellt haben als vor-
her die Aestier; von der Sprache
der Veneter und Fennen wufote er
und sagt er sogar gar nichts. —
euliu, Sitte. — sede ac domicitiU^
nach der Art sich anzusiedeln und
ihre Hauser zu banen.
4. agunt wie 29, 11 und 43, 9.
— omnium, n. propriae sunt — ac,
und aufserdem. — torpor , Stumpf-
sinn, wie 14, 7 torpere otio. ^
5. mixtis^ zwischen Peucinen und
Sarmaten. — in wie 23, 1 und 45, 27
B» sodafs sie das Aussehen, den
Typus Ton Sarmaten bekommen.
— foedantur, werden sie verun-
staltet zu dem hafslichen Aussehen
von Sarmaten.
6. muUum steigert nonnihil. —
ex moribus, n. Sarmatarum; dieses
Annehmen der Sitten ist fflr T. be-
deutungsvoUer als das des Aufseren.
7. latrociniii wie das Wagen-
und Reitervolk der Sarmaten. Vgl.
hist. I, 79, 10 nihil ad pedestrem
pugnam tam ignavum (quam Sar-
matae) : ubi per turmas advenere, vix
ulla acies oDStiterit
8. tamen, trotz mancher Unter^
schiede.
9. domoi figunty im Gegensatze
zum unsteten Nomadenleben der Sar-
maten; vgL ann. XllI, 54, 6 iamque
Frisii fixerant domos. — pedum per-
nieitate wie hist. I, 79, 9 equomm
pernicitate Sarmatarum.
10. gaudent wie 5, 6. — di-
versa c. dat. statt a c abl., bei
Dichtern und spateren Prosaikern,
so Hor. epp. I, 18, 5 est huic di-
versum vitio vitium prope maius.
— Sarmatis brachylogisch beim
Yergleiche fQr Sarmatarum moribus.
— plaustro, vgl. Ammian. XXII,
8, 42 Scythis caritates et habita-
cula vilesque supeliectiies plaustrU
impositae sunt corticibus intextis
et cum placnerit, sine obstaculo
migrant, eodem carpenta quo 11-
buerit convolventes, XXXI, 2, 18
Halani absumptis pabulis velut ear-
pentis civitates impositas vehunt
und XXXI, 2, 10 Hunni in earpentis
habitant. — non equi, zu jenen
Zeiten war in Skandinavien oboe
Zweifel nur das Renntier zu finden.
12. non penates, keine Hauswirt-
schaft, wie 15, 3; hier im Gegen-
satze zu den Veneti, welche domos
figunt. — victui — humus, wenig-
stens zur Sommerzeit.
13. opes wie 5, 6 ■» Reichtum,
im Gegensatze zu dem armlichen,
nur aus herba bestehenden victus,
— asperant, eigentlich mit Knochen
harten und scharfen, d. h. vom mit
Knochenspitzen versehen.
14l. passim, flberall hin ; vgl. 41, 6.
— comitantur, n. feminae viros.
DE GERMANIA UBER. 46.
91
partemque praedaepetunt. necaliud infantibus ferarum imbrium- 15
que suffugium, quam ut in aliquo ramorum nexu contegantur:
hue redeunt iuvenes, hoc senum receptaculum. sed beatius arbi-
trantur quam ingemere agris, inlaborare domibus, suas alienas-
que fortunas spe metuque versare : securi adversus homines, securi
adversus deos rem difficillimam adsecuti sunt, ut illis ne voto 20
quidem opus esset. cetera iam fabulosa: Hellusios et Etionas
ora hominum vultusque, corpora atque artus ferarum gerere:
quod ego ut incompertum in medio relinquam.
15. petunt^ verlangen, beanspru-
chcD.
16. in aliquo ramorum nexu.
Tier bogenformige Holzer, durch
einige Querholzer Terbunden, mil
einer groben Tachdecke bezogen,
bilden dasGezelt des Finnen, goatte,
aach kola genannt
17. beaHus arbitrantur, n. die
eben beschriebene LebcDSweise ;
aber daCs Finnen und Lappen da-
mals so philosophiert batten, daran
ist nicht za denken, sondern rhe-
toriscbe Ansschmuckung des T., der
idmiscbe Yerfaiiltnisse im Sinne hat.
18. ingemere agris (dat.), stohnen
auf, sich abqaaien mit ; — inlabo-
rare domibus^ (abl.; das Wort
kommt nnr hier vor), sich abm&hen
mit (dem Bane Ton) Hausern.
19. versare, nmtreiben, in Urn-
laaf bringen; ahnlich wie Suet.
Galba 9, 12 nnmmalario non ex fide
Tersanti pecunias, umgehen mit.
Die drei Begrifie ingemere, inlabo-
rare, versare bilden den Gegen-
satz zum venatus, zum ramorum
nexus und zu der foeda paupertas,
— securi — deos, mit Gottern und
Menschen leben sie in sorglosem
Frieden, Ton keinem gekrankt noch
beneidet
20. ut ilUs ne voto quidem opus
estetjdit Bedurfnislosigkeit ist durch
die umgebenden klimatischen Yer-
haltnisse noch heute geboten ; eben-
so erzahlt lustin. II , 2, 9 Ton den
Skythen : haec continentia illis mo-
rum quoque iustitiam edidit, nihil
alienum concupiseentibus ; quippe
ibidem divitiarnm cupido est, ubi
et usus: auch das rhetoriscb ieb-
haftere illis findet sich hier wie
dort.
21. iam fabulosa, »geh5rt bereits
ins Reich der Fabel, z. B. daCs."*
— Hellusios, nach MuUenhofif >»
Riesen, Etionas, ags. eoton, altn.
iotnn, also ebenfaUs ■» Riesen,
eigentlich die Esser.
22. ora — gerere, diese Auf-
fassung mag durch Berichterstatter
entstanden sein, denen die der Kalte
wegen in Pelze und Haute gewickel-
ten Menschen solch einen Eindruck
machten; T. erwahnt ann. II, 24, 19
unter allerleimiracula, die Tisa erant
sive ex metu credits, ambiguas hO'
minum et beluarum formas.
23. in medio relinquam, a^un-
entschieden lassen, wie Sail. Cat
19, 8 nos earn rem in medio relin-
quemus.
EBITISGHEB ANHANG.
Za Grande gelegt ist der Text der Halmschen 4. Ausgabe (Leipz.,
Teabner. 1883). Darnach sind von Bedeutnng cod. ^^ Vat. 1862, 6 -»
Leidener, C^Vat 1518, e—^Neapolitaner. tfber den Wert der fiandschriften
babe ieh micb eingebender aosgesprocben in der Wocbenschr. f. Idass.
Phil. 1885. Nr. 33. S. 1040 ff. Die Abweicbangen von dem Halmschen
Texte steben im folgenden vor den eekigen Klaramera. Unwicbtigere
Abweichungen in der Interpunktion sind nicht angefflhrt.
2, 8 nisi cut] nut si, Zu einem zweiten H nach nisi ist kein An-
lafa Torhanden, bingegen antwortet cut dem vorhergehenden quit bestimmi
und scharf ; deshalb babe ich mit Sturm (Koln, 1879. Progr. v. St. Mar-
zellen) nisi eui geaetzt. Aoch Hanpt hat fibersetat : aufser w e m es V. ist.
3, 12 nominatumque . . .] nominaiumque, Ich kann von Haapts
und Maiienboffs Ansicbt, dafs bier eine LOcke anzunebmen sei, in welcher
der galliscbe, vorgermanische Name ansgefallen, auch meinerseits nichi
abweicben. MOllenb. D. A, II, 191, meint der Name sei vielleicbt OLisia
Oder Ulisia, Olixia oder Ulixia gewesen.
4, 2 nuUis aUarum naUanum conubiis] nuUis [aliis] aHarwn n, c;
alHs hake ich fdr entatanden ans nuUis,
11, 9 turbat^ turba, Auch die von Scbweizer^Sidler ans Liv. XXXIII,
31, 6 und XXXIX, 30, 8 angefubrten Stellen, an denen beiden wegen des
dabei stehenden satis die Sache wesentlich anders liegt, kdnnen mich
nicht bewegen von der meiner Ansicbt wohl verst&ndlichen Lesart der
fifberlieferang abzuweichen.
12, 11 ff. Die Worts nihil autem — reipubUcae gehdren meines £r-
achtens noch zn c 12, das de eoneiUo handelt; c. 13 handelt de prin-
e^ibus und beginnt daber mit den Worten: insignis noMUias,
13, 2 ceteris] ceteri. Die von Lipsius herrdhrende Konjektur ceteri
scheint mir den Sinn zu storen. vgl. F. Dabn, die K5n!ge der Germanen.
I, 70 und Ranke, Weltgeschichte. 1883. 3. Bd.^ 2. Abt. 278 ff. und AbU 1,
Note, S. 40.
13, 7 interpungiere ich oomiies: haee — > vires\ comites, haec —
vtres,
16, 13 babe ich das bereits von Muret eingeklammerte, das Asyn-
deton storende und auch sonst fiberaus matte autem vor populatur ge-
strichen.
18, 1 — 4. Mit den Worten Quamquam — ambiuntur mufs c. 18
beginnen, das von der Ebe und dem ehelichen Leben handelt, dessen
allerwichtigster Gedanke aber, die Reinbeit der Monogamie, eben in jenen
Worten von quamquam an ausgesprocben liegt. Auch lebt zu Anfaag
von 19 in dem Worte pudidiia eben derselbe wichtige Gedanke immer
noch welter. Die Mitgift ist also nicht das, was c. 18 so gut beginnen
kann wie der vorhergehende Gedanke.
KRITISGHER ANHANG. 93
18, 6 aeprobant munera] ae munera probant, munera; ich babe
das erste mtmera mit Haase gestricben, well ich za der Wiederholnng
keine YeranlassoDg sehe and das Bewahren des zweiten mir als das
Naturlichere erscheinU
19, 6 publicatas enimvero] publieatae emim. Soil dieser Satz mit
enim eine Erklaraog des verbere agit bedeuten, so pafst im>enerit nicht,
deon einen Gatten bat die betreffeode Frau und von allerum steht nichts
da; maD mufs in diesem Falle mit Kraffert (Auricb, Progr. 1883) /mi-
verit lesen. Will man aber in dem Yerbaltoisse der Satae eine Steigening
sehen, indem nach den Terbeiraieten Frauen Dur yod den Madcben ge-
sproeben wird, so ist anch eine d^rartige Verbinduogspartikel ndtig.
Icb oeige der zweiten Ansicbt zn und babe deshalb mit Madvig erUm-
vero in den Text gesetit; ygL 44, 10.
21, 13 [victiu inter hotpiUs comu], Ich habe mit Halm die Worte
eingeklammert, weil ich mit den yorgeschlagenen Anderangen wie mit
der tJberliefening nichts anzufongen wmGb.
26, 1. Die Worte ideoque — v^tum estet baben mehrere Herans-
geber, unter den neuesten derselben anch Muller fQr unecbt €rklart als
eine wasserige Wiederholang der bekannten Worte vom Ende des c. 19
pins ibi etc. Ich kann dem nicht beistiramen, schreibe aber mit Kraffert
idque statt ideoque und bin der Ansicbt, dais T. eine von vielen trotz
guter Gesetze in Rom bestehenden scblechten Sitten noch ganz beson-
ders herrorbebt, was nicbt verwundern kann, wenn man bedenkt, wie
trotz der Wuchergesetze das Wuchern in Rom betrieben wnrde.
26, 3 ab universii vieis] ab universi* {vices], Ich habe melt als
das handschriftlich wie sacblicb Einfachste gescbrieben.
30, 14 parare] parere, Ich habe das handschriftliche parare mit
EuCsner und Muller beibehalten. £s steht anch 24, 3 und dial. 36, 20
plus Dotitiae ac nominis apnd plebem parabat; Sail. Jug. 10, 4 aBiicos
auro parare und or. Lepidi 17 aliena bene parata prodigere.
32, 2 accolunf] eolunt; wenn auch ann. 1, 59, 12, lust IV, 64, 17
wie G. 28, 16. Rheni ripam eolunt steht (vgl. 29, 2 non mnltum ex
ripa), so scheint mir doch eolere Rkenum zu kubn, als dafs ich nicht
glaubte acealunt schreiben zu mussen; vgl. hist I, 51, 14 nee deerat
pars Galliarum, quae Rhenum accolit; ygl. UI, 47, 5 gentes quae Pontum
adcolunt, ann. I, 53, 3 Regini qui Siculum fretum accolunt.
35, 12 exercittis vor plurimum habe ich mit Walch gestrichen.
37, 16 consularit] eonsulares, Ich habe consular» mit den codd.
und anderen Herausgebern beibehalten.
38, 12 compUus] compH [ut]. Den zuerst von Lachmann yorge-
schlagenen Komparativ halte ich fur notwendig, weil dieser dem vor-
hergehendon omatiorem entspricht; es ist ja nur yon den principes
die Rede und zwar yon denen, die und wenn sie in den Krieg ziehen.
39, 11 poffis habitant] pagi iis habitantur, iis ist unbedingt nicht
taciteisch, habitantur halte ich fur in gleicher Weise aus dem Aktiy ent-
standen wie 44, 4 ministrantur aus minisirant : so habe ich mit Ernesti
gescbrieben pagis habitant,
40, 13 tune tantum nota, tune amatd] tune tantum nota, tunc tan-
tum amata. Die Streicbung des zweiten, durch Dittographie entstan-
denen tantum halte ich fQr ebenso notwendig wie Heraeus, Festschrift
des Gymnasiums zu Hamm. 1880. S. 11.
40, 15 Statt des unyerstandlichen Plurals habe ich auf Andresens
94 KRITISGHER ANHANG.
Aberzeugenden Rat vestis geschrieben; es ist das Laken g^emeint, mil
welchem nach Z. 8 der Wagen bedeckt war (veste Gontectnin).
43, 7 ivgumque Tor imederunt habe ich mit Acidalins gestrichen x
es ist aas der folgeDden Zeile in den Text gekommen.
43, 11 Helvaeonoi] Helveconat; ich habe nach Ptolemaeus' ^t>lat/'
cUnDVBS mit MflUenhoff Helvaeonat geschriebeD ; ebenfalls Helitiot nach
Malienhoffs Vorgange auf Grand der Handscbriften BCe, welche Helysios
aafweisen.
43, 23 Ich habe abweichend von Halm n. a., hingegen mit Schweizer-
Sidler u. a. die Worte Ton Trans Lugios bis obsequium zn c. 43 ge-
stellt, weil anf diese Weise das ganze c. 44 den Suiones and Sitones-
aliein gewidmet ist, die Gotones aber und die fibrigen Ydlkerschaften
des c. 43 an die Lngier gereiht werden.
44, 7 imperandi] parendi, Parendi mCirste passive Bedeutang^
habenssmit dem Rechte, dafs ihnen gehorcht wird, Gehorsam zu ver-
langen; fQr solch einen Gebrauch fehlt es an Beispielen, and ich habe
deshalb Passows Konjektur imperandi in den Text genommen, um so
lieber, als imperandi dem vorhergehenden imperitat entspricht.
44, 12 Ich habe die schon von mehreren Seiten angeregte Um-
stellang der Worte von Suionibus bis degenerant, welche der Arche-
typas des 15. Jahrh. am Ende des c. 45 aufweist, im Texte vorgenom-
men, aber mit Meiser (Krit. Stadien. 1871) und Mullenhoif (D. A. II,.
7 fL) aach die Worte hie Suebiae finis mit umzastellen habe ich micb
nicht entschliefsen konnen. Fehlen diese Worte am Anfange von c. 46,
80 fehlt auch der Gegensatz zu.den Worten: Peucinorum etc., mit denen
T. nun wirklich zu den Volkerschaften ubergeht, deren Abstammung
itun zweifelhaft ist. Zudem rechnet T. die Aestier nun einmal falschlich
za den Germanen, so wird er sie auch wie die letztgenannten Nord-
und Ostgermanen mit zu den Sueben gezahlt haben, die er ni)n schon
von c. 38 an behandelt, deren Behandlung er aber mit den Worten „hier
hat nun Suebien ein Ende*' und zwar fur die nach Norden wie nach
Osten bin dazu gerechneten Volkerschaften dann abschliefst, wenn er
zu solchen Ydlkern gelangt, die ihm zweifelhaften Ursprunges sind.
45, 5 Ich behalte die Lesart der Handscbriften et fama vera bei,
weil sie als Parenthese gefafst mir vollig verstandlich und einfacher er-
scheint als Grotius' si fama vera, das Halm und Muller aufgenommea
haben.
46, 12 cubile] cubili, Der Boden ist die Lagerstatte; Krauter und
Felle dienen zum Zwecke des Lebensuntershattes und der Kleidung.
46, 21 Etionas] Oxionas; ich habe nach Mullenhoif, D. A. 11. S. 354
die im cod. B und b fiber dem Oxionas stehende Korrektur Etiones in
den Text genommen, um so mehr als auch cod. G. Exionas hat.
ZusSitze.
S. 19, 4: zu ab orbe nostra gehort noch die Parallelstelle 44, 1.
S. 19, 5: vor praeter ist einzuschieben: porro =» zudem, wie 44, 10.
S. 24, 6: zu opes gehort noch die Parallelstelle 46, 13.
MMENVEBZEICHNI8.
AbnSba mon9l,8, eigentlich der
Schwarzwald von seinem An-
fange im badischen Oberlande bis
an sein Ende bei Pforzheim ; bier
der ndrdliche Teil, wo die Donaa
entspringt, noch jetzt Abenauer
Gebirge genannt.
Aestii 45, 6, der ganze, in drei
Hauptabteilungen bekannte , in
sich aber seinem Ursprunge nach
einheitliche Sprach- and Volks-
stamm der alten Preafsen, Lit-
taner und Letten.
Africa 2, 6.
Agrippinenses 28, 18, die Be-
wohner von colonia Agrippinensis
es Koln am Rhein.
Albis flumen 41, 9, die Elbe; alt-
nordisch elfr.
Albruna 8,9, eine germanische
Wahrsagerin.
Alci, Alcaedii43, 15,zweiG5tter
der Nahanarvali , entsprechend
den rofflischen Kastor und Pollux,
vielleicht Phol oder Paltar (altn.
Baldf) mit einem Bruder (Vali).
Alpes Raeticae 1, 5, die r. Al-
pen vom St. Gotthard (Adula) bis
zur Ortlesspitze.
Anglii (Angli) 40, 3, eine germa-
nisch- suebische Yolkerschaft in
Schleswig-Holstein.
Angrivarii 33, 2; 34, 1, die
Engern, eine germanische Vdlker-
schaft nordl. von den Gheruskern
langs der Weser bis zu den
Ghanken.
Ara Ulixis 3, 12, ein dem Ulixes
geweihter Altar am Rheine.
Aravisci 28, 9 und 10, eine pan-
nonische, am rechten Donannfer
unter dem Bakonyerwalde in der
Stuhlweifsenburger Gespanschaft
wohnende Yolkerschaft.
Asciburgium 3, 10, eine Stadt
gegenuber der Ruhrmundung am
linken Rheinnfer zwischen Neufs
und Xanten.
Asia 2, 6.
Augustus, rdmischer Kaiser von
37 V. Chr. — 14 n. Chr. 37, 17.
A u r e 1 i n s Scaurus 37, 15, Legat des
Prokonsul Gn. Ma thins Maximus,
an der Rhone von den Gimbern
gefangen und von dem Konige
Bojoria erschlagen.
Aviones 40, 3, eine germanisch-
suebische Yolkerschaft auf den
vor der EibmQndung und west-
lich von Schleswig-Holstein ge-
legenen Inseln.
Balsamum Orient! s45,22,wohl-
riechendes Harz aus der Balsam-
staude, die bes. in Palastina ge-
deiht.
Bastarnae 46, 3, eine germa-
nische, von den Karpaten ostlich
am Dnjestr entlang wohnende
Yolkerschaft.
Batgvi 29,1 und 11, eine ursprung-
lich zum Ghattenvoike gehorige
Yolkerschaft, spater wohnhaft auf
der von Rhein und Waal gebil-
deten Insel nebst linksseitigem
Uferstriche. Ygl. ann. II, 6, 11
und 14 und hist. lY, 12, 5 sowie
den Gaunamen Batua, die Land-
schaftsnamen Over- und Neder-
batuwe, sowie auch Batavia.
BigatuSjSc.nummus oder denarius,
5, 16, ein romischer Silberdenar
96
NAMENVERZEIGHNIS.
mit einer tod einer Victoria ge-
lenkteD Biga (Zweigeapann) ver-
seheD, etwa 70 Pf.
fioihaemom 28, 7, Name fiir das
Land B6hmen aas Boii ond haims,
Heimat.
fioii 28,7; 42,3, eine keltische
Volkerachafteralin B5hmeD, dann
in den AlpenlSndern and Ober-
italien.
firitannica lingua 45,8, briUach-
kelUsehe Sprache.
BrnctSri 33, 1, eine germaniBche
Ydlkerschaft zwischen Lippe und
Ems.
Buri 43, 1, eine saebische Ydlker-
sebaft, Dorddatlich von den Qna-
den in den Tb&lern der Wag nnter-
halb des Jablunkapasaet.
Caeciliua Metellus 37,7, Amta-
genosae des Papirios Garbo, 113
V. Chr.
Caligula, s. Gains Gaeaar.
L. G a 8 8 i u 8 Longious 37, 1 5, Konsul
107 y. Chr., von den Helyetiern,
vielleicht auch Germanen in Aqui-
tanien geschlagen und getdtet
Castor Polluxque 43, 14, die
rdmischen Gottbeiten, Sdbne des
Tyndarens und der Leda, entspre-
chen den dentschen Alci (Alcae).
Centeni6,15; 12,10, ursprflnglich
die genua niscbe Hundertscbaft,
militarisch und politisch.
Chamayi 33, 1; 34, 1, eine ger-
maniscbe, anfangs ostlich yon
der Yssel und dem Zuydersee
zwischen Friesen und Brakterern,
spater an der Lippe ond Ruhr
wohnende V6iker8chaft
Cba8narii34,l, eine germanische,
an der Base wohnende Vdlker-
schaft
Chatti'(Hessen)29,2; 30,1 und 4;
31, 2; 32, lund3; 35,5; 36,1;
38, 1, eine germanische, im heuti-
geuHessen-Nassao undOberbessen
wohnende Ydlkerschaft, im Ge-
biete der Folda, Werra, Schwalm,
Eder, Lahn und frankischen Saale
bis zum Main und Rhein.
Ghauci 35, 2; 36, 1, eine germa-
nische Ydlkerschaft zwischen der
unteren Elbe und Weser und den
MOndnngen von Weser und Ems.
C h S r us c i 36, 1, eine germanische
Ydlkerschaft zwischen Elbe and
Weser, nordSstlich von den Ghat-
ten.
Gimbri 37, 1 und 6, eine germa-
nische Ydlkerschaft ursprt&nglich
auf der danischen Halbinsel, der
G 1 i n i (Gotini) 43, 1, eine keltische
Ydlkerschaft in Ungarn an der
oberen Gran in den Borscher und
Soler Gespanschaften.
M. Grassus 37, 13, der Triumyir
mit Gasar und Pompejus, weicher
53 y. Chr. gegen die Parther bei
Carrbae flel.
Dsci 1,2, eine thrakische Ydlker-
schaft im sfldlichen Ungarn, in
SiebenbQrgen ond Rumanien.
DSniiyius 1, 2 nod 7; 29, 14;
41, 4; 42, 5, die Donan, ela
keltisch-rdmischer Name -■ der
Rasche , thrakisch - griechisch
DSciimates agri29, 14, zuerst das
Zehntland; „decnmas hat dne
Analogic mit infernas und super-
nas;^ die Ostgrenze yon Ger-
mania superior und die Nord-
grenzeyon Raetia bildend, schlofs
es das Dreieck zwischen Rhein
und Donau ab. Marquardt.
Drusus, M. Drusus Nero Germa-
nicus 34, 9; 37, 19, Stiefsohn des
Augustus, Bruder des Tiberius,
bekiannt darch seine FeldzQge
gegen die Germanen (12 — 9 y.
Chr.). Er starb auf der Heim-
kehr yon einer Expedition nach
der Elbe infolge eines Sturzes mit
dem Pferde, 9 y. Chr.
Dnlgubnii34,l eine germanische,
zwischen Langobarden und Ghe-
ruskern an der Aller (AlSra) bei
Celle nod Gifbom wohnende Ydl-
kerschaft. Ptolein. 11, lUXlAay-
yofid^Ba$j vf^ ovc JovXyovgnvioi
NAMENVERZEIGHNIS.
97
EtiSnes 46,21, eine sagenhafte
Vdlkerschaft im Nordosten Eu-
ropas.
Eu doses 40, 4, eine germaDisch-
suebische Vdlkerschaft, die spa-
teren Jfiten.
Fenni 46, 1, die heutigen Finnen,
Dach Tacitus noch in den Nie-
derungen langs der Ostseekfiste
bis nach Nordrufsland.
Fosi 36, 7, eine germanische, sfld-
lich Yon der Aller wohnende Vdl-
kerschaft, sonst nicht genannt
Fr i si i 34, 3 ; 35, 3, die Friesen, ge-
teilt in grofsere nnd kleinere, die
Anwohner der Nordsee an der
Rheiomundung und der dort be-
findlichen weiten Seeen und Buch-
ten, in nordwestlicher Richtnng
zwischen den MQndungen des
Rheines und der Ems, nnd yon
der Schelde bis gegen Jutland
nebst den nahegelegenen Inseln
des Meeres.
Gaius Gasar Caligula 37, 20, Sohn
des Germanicus, romischer Kaiser
von 37 — 41. £r rfistet gegen die
Briten undGermanen und bringt
Terkleidete Gallier als Gefangene
zum Triumphe mit nach Rom
(hist. IV, 15,9 Gaianarum expedi-
tionum Indibrium).
G a 1 1 i a 37, 18, die romische Provinz ;
nach seinen drei Teilen bezeich-
net als Galliae 5, 2; 27, 10 ; 37, 11.
G ail i 1, 1, die Bewohner des ge-
samten Galliens, nach 2, 17 teil-
weise von Germanen vertrieben^
nach 28, 1 und 29, 15 einst mach-
tiger als sie und vielieicht nach
Germania hinubergegangen.
Gam brivii 2, 15, eine germanische,
an der Ruhr wohnende Vdlker-
schaft.
Oermania, seine Grenzen 1,1;
sein Name 2, 18; sein Klima 2, 7;
seine Beschaifenbeit 5, Iff. Aufser-
dem genannt 27, 10 ; 28,2 nnd 10;
29, 13; 30,3; 37, 1 und 9; 38,2;
42,4.
Tacitus* Germania.
Germani, die Stammsage dersel-
ben 2, 9ff; Autocbthonen 2, 1 ff.;
Anwohner des Rheines 28, 1 6 ; ihre
langen Kriege mit den Romern
37,9; in Italien besiegt 37, 18. —
DasWohnhans 16, 5 ; die Frauen 7 ;
8;17,8— 19,als Wahrsagerinnen
8,6;dieMitgiftl8,4;dieEhel8;
Ehebruch 19, 3; die Erziehung 20,
1 ff.; die Sippe 7, 10; 20, 14; 22,
8 ; Waffen 6, 1 ff. ; 13, 1 ff ; Kriegs-
liebe 14,16; Kdrpergestalt 4,3;
Gefolgschaft 13; Gotter 9; 2, 14;
10, 5; 18, 10; Gotterbilder 7, 7;
9, 8; 40, 8; Priester 7, 6; 10,
5; 11, 10; Stande 12; 13; 14;
Sklaven 25; Horige 25, 7; Wahl
der Beamten 12, 9; Beratnngen
11, Iff.; Gewalt der Konige und
Herzoge 2 ; 7 ; Wandernngen 28, 2 ;
Verschiedenfieit der Strafen 12, 2;
Spiele 24, 1 ; Kleidung 17; Lieder
3, 1 ff.; Erbschaft 20, 12; Geld
5, 15; Mahlzeiten 22,3; Bader
22, 1 ff.; Speise und Trank 23; «
Gelage 22,5; Unmafsigkeit im .
Trinken 23, 5; Irene 14, 1 ff.;
24, 10; Freigebigkeit 15, 7; Gast-
freundschaft, 21, 5; Menschen-
opfer 9, 1 ; 39, 4; Blntrache 21,
Iff.; Tapferkeit 6, 20; 7, 8; 8,
Iff.; 12,12; 14, Iff.; Freiheits-
liebe 11, 8; Wahrheitsliebe 22,
11; freie Verfassung 25, 11; 37,
12; Begrabnis und Leichenbe-
gangnis 27.
Germanicus 37, 19, Sohn des
Drnsus, der den Teutoburger
Sieg an den Germanen rachte
(16 n. Ghr.) und 19 in Syrien
starb.
G la e s n m 45, 13, angels, glss, Glas,
Bernstein.
Gotter, s. Germani.
G 5 tones 43, 23, ein germanisches
Volk am rechten Ufer der un-
teren Weichsel vom frischen Haff
bis zum Pregel (Guttalus) bin.
GriechischeBuchstaben,3,14,auf
Monumente und Grabh&gel ein-
gezeichnet, vielieicht germanische
Runenzeicben.
98
NAMENVERZEIGHNIS.
Harii 43, 11, eine germanisch-Bne-
biscbe in oberen Odergebiete
wohnende Vdlkerschaft.
HeliBii 48, 11, eioe germanisch-
flnebiscbe zwischen der oberen
Oder nnd derWeichsel wohnende
Vdlkerschaft.
Hellusii 46,21, eine sagenhafte
Vdlkerschaft im Nordosten Eu-
ropas.
HelvaeSnes 43,11, eine germa-
nisch-suebiscbe Vdlkerschaft zwi-
schen Weiohsel nnd Oder.
HelTetii 28, 6, nach T. wie die
fioii gallischen Ursprnnges, nr-
sprfinglich sfidlich vom Maine,
nachher durch die Hermnnduren
in die Schweiz gedrSngt.
Hercules 3, 1; 9, 2; 34, 7, grie-
chisch-roDiische Bezeichnung far
den germanischen Thdr (Donar),
den Gott des Welters, der den
Steinhammer wie der griechisch-
rdmische Gott dieKeule schwingt.
Hercnlis columnae 34, 7, die
Meerenge von Gibraltar.
Hercynia silva 28,6 und
Hereynins saltns 30, 4, scbon
bei Aristoteles \4Q9€vvia o^ ge-
nannt, vom keltischen erchynu,
erheben, erbdhen, ercyn, Hdhe,
also eigentlich ganz allgemein
„Hdhen% nmfafste den Schwarz-
wald, den Thuringer, den Bdhmer
Wald mit dem Fichtelgebirge,
Aberhaupt alle die sudiiche Halfte
Deutschlands durchkreuzenden
Gebirgshdhen und Hochebenen,
als deren Bewohner suebische
Stimme genannt werden, und an
welche von der Nord- und West-
seite andere nachtige Vdlker
grenzten.
Hermindnes 2, 13, die germani-
schen Vdlkerschaften des Binnen-
landes, besonders Oberdeutsch-
lands.
Hermundnri 41, 4; 42, 1 „die
grofsen Duri*^, eine germanische,
von der mittleren Elbe nach Sfld-
westen vorgedrungene Vdlker-
schaft, die von der thfiringischen
Saale und dem oberen Maine bi»
anr Donan hin wohnte.
H i s p a n i a e 37, 1 1, Gesamtspanien
mit seinen beiden Teilen citerior
oder Tarraconensis (ndrdlich nnd
am Ebro) und ulterior oder Bae-
tica (Andalusien).
Ingaevones 2,12, die germanl-
sehen Vdlkerschaften der Nord-
seekiiste von den Batavem bis-
sur d&nischen Halbinsel.
Isis 9, 4, &gyptische Bezeichnung
fCir eine suebische weibltohe Gott-
heit
Istaevones 2,13, die germani-
schen Vdlkerschaften in den Rhein-
ISndern.
Italia 2, 6.
Jnlius G§sar 28,2; 87,18, der
grofse GIsar, der G«llien zur rd-
mischen Provinz machte, den
Ariovist besiegte (58 — 57) nnd
die Sitten und Zustande der Ger-
manen schildert in seinem b. g»
IV,. 1-3 und VI, 21—28.
Laertes 3, 13, Vater des Ulixes.
Langobardi 40, 1, eine germa-
nissh- suebische Vdlkerschaft an-
faings norddstlich von den Ghe-
ru8Kem, spater zwischen Elbe
und Oder.
LemoTii 43,25, eine germanische
Vdlkerschaft in Hinterpommem.
Lngii 43, 10 und 23, eine Anzahl
germanisoh-suebischer Vdlker-
schaften im Gebiete der Oder^
Warthe und Weichsel.
Gn. Mallius 37, 15, Konsul 105^
T. Ghr. , bei Arausio an der Rhone
Yon den Gimbem besiegt, dann
seines Amtes entsetzt and aus-
dem Senate gestofsen.
Manimi 43, 11, eine germanisch-
snebische Vdlkerschaft zwischea
Oder und Weichsel.
M a n n u s 2, 1 1 , ein Sohn des Gottes
Tuisto.
MarcQmSni 42, 1; 43,1, eine ger-
manische Vdlkerschaft, welche
NAMENVERZEIGHNIS.
99
anfangs sQdlich vom Maia bis
znr Donau wohnte, Ton Marbod
aber nach Bohmen, dem Lande
der Bojer, gefuhrt wurde.
Mare Ponticum 1, 9, das schwarze
Meer.
— ignotum 17 ^ 8, die Ostsee in
weitester ostlicher Ausdehnung.
— trans SitOnas 45, 1, der bott-
nische Meerbusen.
— Saebicnm 45, 6, die Ostsee.
G. Marins 37, 18, der Besieger der
Kimbern und Teutonen 102 und
101 ▼. Ghr.
Maroboduus 42, 6, Kdnig der
Markomanen ; sein vornebmes
Gescblecht 42, 6.
Mars 9,2, romische Bezeiebnong
for den germanischen Kriegagott
Ziu; ebenso bei Tac. hist. IV,
64, 5 u. ann. XIH 57, 11.
M a r si 2, 15, eine germanische Vol-
kerschaft, die einst am rechten
Rheinufer um Lippe und Rubr
wohnte, zu Tacitus' Zeit aber
schon verschwunden war.
Mar8igni43, 1, eine germanisch-
suebiscbe Volkerschaft in Schle-
sien am Nordabhange des Riesen-
gebirges.
Mater deum 45, 8.
Mattiaci 29,8, ein Zweig des
Gbattenstammes mit keltischem
Namen, der sQdlich vom Taunus
im Main- und Rheingau wobnte;
die Quelleu Ton Wiesbaden heifsen
aquae Mattiacae Ammian. XXIX,
4, 3 Oder fontes Mattiaci Piin.
n. h. XXXI, 17; Tgl. auch ann.
XI, 20, 1 1 ager Mattiacus.
Mercurius9, 1, romische Bezeich-
nung fur den germanischen Gott
Wodan, d en Wanderer nndSchutz-
gott der Wanderer (cf. ywxo^ofi'
nog); ebenso bei Tac. ann* XUI,
57, 11.
Moenus amnis 28, 6, der Main
(keltischer Name).
Nahanarvali 43, 12, eine sue-
biscb- germanische Vdlkerschaft
zwischen Oder und Weichsel.
Ne metes 28, 17, eine germanische
Volkerschaft am linken Rheinufer
im Speiergau.
Nertbus dea 40, 6, eine yon den
Germanen der Nord- und Ostsee
Terehrte Gottin.
Nervii 28,13, eine belgiscbe Vdl-
kerschaft zwischen Schelde und
Maas im heutigen Hennegau.
Nsricum 5, 3, die DonauproTinz,
welche Tom Inn bis zum Wiener
Waide reicht und im N. Ton der
Donau, im S. Ton den karnischen
Alpen begrenzt wird.
NuithOnes40,4, eine germanisch-
suebiscbe Volkerschaft auf der
kimbrischen HalbinseL
c e a n u s septentrionalis 1, 3 ; 2, 4
2, 12; 3, 9; 34, 4 die Nordsee
40, 8; 44, 25 die OsUee; 2, 3 die
Mord- und Ostsee.
— exterior 17, 7, der dstiichste
Teil der Ostsee.
Osi 28, 9 und 10; 43, 1 und 3, eine
pannonische im Gebiete der Eipei
(Gusus) im heutigen Ungarn, in
denHonterundNeograder Gespan-
schaften wohnende Volkerschaft.
Pa cSrus 37, 14, Sohn des Parther-
konigs Orodes, der, Terbiindet
mit Brutus und Gassius, ilber den
Euphrat zieht und den Legaten
des Antonius besiegt und totet.
Pannonia 5, 3; 28, 9, der ndrd-
liche Teil Ton lUyrieum, im S.
die Thiiler der Drau und Sau nm-
fassend, im W. an Noricum, im N.
u. 0. an die Donau grenzend.
Pa nn 5 nil 1, 1, die Bewohner Ton
Pannonia, deren Sprache auch
die Osi sprechen 43, 3.
Pa pi ri us Carbo 37, 7; als Konsul
113 T. Ghr. Ton den Kimbern bei
Noreja in Karnten geschlagen
37, 15.
P a r t h i 1 7, 4 ; 37, 1 1, ein iranisches,
also auch arisches Volk, das
seine Herrschaft bis zum Eu-
pkirat und uber Armenien aus-
dehnte, 20 t. Ghr. Ton Augustus
1*
100
NAMENVERZEIGBNIS.
znrClckgedringt wnrde, doch aber
seine Angrifie im 0. immer wie-
derholte.
PeuclDi 46, 1: ein Teil der Ba-
fltarnae, wohnhaft aof der Donan-
iDsel IlavMfj and im nmliegenden
Gebiete.
Poeni 37, 11, die PnDier, bes. die
Karthager.
Pollux, 8. Castor.
Ponticum mare s. mare.
QuSdi 42,5; 43,5, eine germani-
sche Vdlkerscbaft in M&hren und
sQdlicb bis zur Donan.
Quintilius Yarns 37, 17, Feldberr
des Augostos, besiegt von Ar-
minius im Teutoburger Walde
i. J. 9 n. Ghr.
Raetia 3, 15 nnd 41, 6, rSmische
Provinz seit 15 v. Ghr., nmfassend
GraubQndten, Tirol und Bavern bis
zur Donau und westlich bis zum
Lech.
Raeti 1, 1, die Bewohner von
Raetia.
R e u d i g n i 40, 3, eine germanisch-
suebische Vdlkerscbaft am rech-
ten Ufer der Elbemundung.
Rhenus, der Rbein, keltiscber
Name i» der Flufs, trennt die
Germanen von den Galliern 1,1;
sein Lauf 1, 5ff.; 32, 1 ; seine An-
wohner 28, 6 ; die Grenze des rd-
mischen Reiches 29, 9 und 32, 2.
Aufserdem erwahnt 2, 17; 29, 9;
34, 4; 41, 3.
R om a n i , ihr Ansehen bei den Her-
munduren 41, 4; bei den Marko>
manen und Quaden 42, 5; das
Volk 29,9; 37,17; das Reich 29, 4;
eine Kolonie 28, 17; die Disciplin
30, 1 ; die Watfen 33, 6 ; die Flotte
34,5; rdmische Auffassung 43, 13.
Rugii 43,25, eine germaniscbe
Vdlkerschaft in Westpreufsen
(Pommerellen) und Pommern an
der Ostsee.
Samnis 37, 10, ein Samnite aus
Samnium, der italischen Vdlker-
scbaft im 0. Ton Latium nnd Gam-
panien, welche in blotigen Kriegen
Ton 343—272 mit dennomem um
die Herrscbaft in Italien rang.
SarmStae 1,2 im allgemeinen
die alten Skytben; ihre Kleidnng
17,3; ibr Aurseres 46,5; ihre
Lebensweise 46,10; ibre Stellung
zu anderen V51kern 43, 5. Die
Sarmatae Jazyges (1, 2) wohnten
zwischen Donau und TheiTs, die
Qbrigen (46, 5 ff.) oberhalb des
scbwarzen Meeres in Rufsland.
Semn5nes39, 1 eine germaniscb-
suebische Vdlkerscbaft zwischen
Elbe und Oder an der Spree.
Serratus 5, 16 ein rdmiscber Sll-
berdenar mit gezahntem Rande.
SerTilius Gaepio 37, 15, Prokon-
sul mit Gn. Mallius Maximus, 105
bei Arausio Ton den Gimbern ge-
schlagen , spater seines • Amtes
entsetzt nnd aus dem Senate ge-
stofsen.
Sitsnes 44, 12; 45, 1, eine kare-
liscbe Vdlkerscbaft, die frfiher
ndrdlich Ton den Schweden um
bottnischen Meerbusen ausge-
breiteten Finnen.
So lis sonus 45,4, das sagenhafte
Klingen der Sonne beim Aufgange
derselben.
Suardones 40, 4, eine germa-
nisch-suebiscbe Vdlkerscbaft zwi-
scben Elb- und OdermQndung, in
Mecklenburg.
Suebi 38—43; ibr Name 2,15; ihr
Kultus der Isis 9, 4: das Suebi-
sche Meer 45, 6.
Suebi a 43, 8; 46, 1, das Land der
Sueben am linken Donauufer ent-
lang Ton der mittleren Elbe iiber
die Oder hinaus bis zur K&ste
der Ostsee.
Sttiones, 44,1; 45, 12, eine ger-
maniscbe Vdlkerscbaft im sQd-
lichen SkandinaTien, die Schwe-
den.
Tencteri 32, 2; 33, 1; 38, 2, eine
germaniscbe Vdlkerscbaft zwi-
schen Lahn- und Rubrmflndung.
NAMENVEBZEIGHNIS.
101
TiberiDS Nero Imperator 37, 19,
rdmischer Kaiser von 14—37
D. Ghr.
T r a i a n u 8 37, 8, romischer Kaiser
von 98—117 D. Chr.
TrevSri 28, 13, eine germanische
Volkerscbaft auf beiden Seiten
der unteren und mittleren Mosel
(colonia Trcverorum »= Trier).
Trib6ci 28, 17, eine germaniscbe
Yolkerschaft am linken Rhein-
nfer in den Vogesen bis nach
Strafsbnrg.
Tnder 42,7, ein sonst unbekann-
ter Kdnig der Quaden.
Tuisto 2, 10, der erdentsprossene
Gott und Stammvater der Ger-
man en.
Tnngri 2, 18, eine germaniscbe in
Belgien eingewanderte V5lker-
scbaft zwischen Maas nnd Scheide
(Tongern).
Ubii 28, 17, eine germanische Vol-
kerscbaft, die durch Agrippa 39
T. Ghr. Yom rechten Rheinufer
auf das linke Qbergesiedelt wnr-
de; das oppidum Ubiorum beilst
seit Kaiser Glaodius von dessen
dort geborener Gemablin Agrip-
pina colonia Agrippinensis (Koln)
ann. XII, 27, 1.
Ulixes 3,12.
Usipi 32,2, eine germaniscbe
Yolkerschaft am rechten Ufer des
Rheines unterbalb der Ruhrmfin-
dung.
Va n d i 1 i i 2, 15, eine germanische
Volkerscbaft im Nordosten zwi-
schen Oder und WeichseL
VangiQnes 28,16, eine germa-
nische Yolkerschaft am linken
Ufer des Oberrbeines bei Worms.
Yarini 40, 4, eine germanisch-
suebische Yolkerschaft im nord-
lichen Schleswig und sudlicben
Jutland.
Yaristi 42, If., eine germanische
Yolkerschaft, eine Abteilung der
Markomanen, welche nach Boh-
men nicht mitging, sondern am
Fichtelgebirge blieb.
Yarns s. Quintilius.
Yglaeda 8, 8, eine beruhmte ger-
manische Wahrsageriu der Bruk-
terer, welche bei dem Aufstande
des Batavers Givilis gefangen nnd
in Rom im Triumphe aufgef&hrt
ward.
YenSti (Yenedae) 46, 1 und 6, die
slawischen Wenden ostlich yon
der mittleren Weichsel; auch all-
gemeine Bezeichnung fur die ost-
lichen Slawenstamme.
P. Yentidius Bassus 37, 14, ge-
biirtig aus einer vomehmen pi-
cenischen Familie; 43 v. Ghr.
Konsul, siegt 38 als Legat des M.
Antonius fiber die Farther unter
Pacorus.
Yespasianus, T. Flavius, 8,8,
romischer Kaiser von 69 — 79 n.
Gbr.^Yater des Titus.
Dnick Ton J. B. Hirschf eld in Leipzig.
*?
IVeidinamtscke Bu
iclkhandhm^ , Berlin. .
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