Skip to main content

Full text of "Tatians Diatessaron"

See other formats


Google 



This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct 

to make the world's books discoverablc online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 

to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 

are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover. 

Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the 

publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying. 
We also ask that you: 

+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc 
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of 
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe. 

Äbout Google Book Search 

Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs 
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web 

at |http: //books. google .com/l 



I 



1015" l. '5^ 



t:i:l?Lifi^ ^^T. ^^.qg5i 



!l * 



• 



i! • 



ö /- 




u 



/ / 



Forschungen 



zur 




und 



der altkirchlichen Literatur 



von 



, Theodor Zahn, 

D. u. o. Professor der Theologie in Erlangen. 




II. Theil: 



Der Evangeliencommentar des TheopMlus 

von AntiooMen. 



gÜS 



ERLANGEN. 

Verlag von Antlreas Doichert. 

1883. 



mmt^:^ 



Druck Ton Junge & Sohn in Erlangen. 



Vorrede. 






Die vielamstrittenen Briefe des Ignatias^ die drei Bücher 
des Theophilas an Aatolycas, wenige Fragmente des Bischofs 
Serapion and die dürftigen Nachrichten über Paulas von Same- 
sata: das sind die Quellen , aus welchen allein man bisher 
glaubte sich darüber unterrichten zu können , welche Gestalt 
das Neue Testament der antiochenischen Kirche vor der Zeit 
des Presbyters Lucianus gehabt habe. Daß dieser in Edessa 
gebildete Mann ft)r die Auslegung wie für den Text der Bibel 
in Antiochien epochemachend gewirkt hat, ist glaubhaft über- 
liefert. Daß gleichzeitig mit dem an seinen Namen geknüpften 
Ursprung der antiochenischen Exegetenschule auch ein Um- 
schwung in der Bestimmung der Grenzen des neutestamentlichen 
Kanons für diese Kirche eingetreten sei, darf man vermuthen. 
Die eine Thatsache schon ist beweisend, daß die antiochenische 
Kirche gegen Ende des zweiten Jahrhunderts die Apokalypse des 
Johannes in Ehren hielt; während die syrisch redende Kirche 
von Anfang an sowie die antiochenische zur Zeit der Blüthe 
ihrer Exegetenschule dies Buch beharrlich vom Kanon fernhielt. 
Die Kirche von Edessa ist keine Tochter derjenigen von Antio- 
ehien, und es wird wohl für immer verhüllt bleiben, ob über- 
haupt vor dem Ausgang des vierten Jahrhunderts von der grie- 
chischen Hauptstadt Syriens bedeutendere Einwirkungen auf die 
östlichen Kirchen ausgegangen sind. Dagegen sprechen außer 
den Andeutungen der Tradition manche innere Gründe dafür, 
daß das, was wir antiochenische Theologie nennen, zum großen 
Theil einer Einwirkung der ostsyrischen Schule auf die grie- 
chische Elirche von Antiochien seine Entstehung verdankt. Aber 
wie dunkel ist hier Alles! wie dürftig die Urkunden der antio- 



IV Vorrede. 

cheDischen Kirche bis zur Zeit des Cbrysostomas ! Im Znsam- 
menbang dieser Erwägungen scbienen mir sebon vor Jabren 
niebt nar die sieben alten Briefe des Ignatias, sondern aneb 
deren im vierten Jabrbnndert zu Antiocbien veranstaltete erwei- 
terte Aasgabe erneuter Untersucbung würdig; ebenso aber aueb 
der unter dem Namen des Tbeopbilus in lateinischer Sprache 
auf uns gekommene Evangeliencommentar, welchem bis beute 
Niemand eine ernstliche Bemühung zugewandt bat. Schon im J. 
1876 äußerte ich in der Ausgabe der Ignatiana und Polycarpiana 
S. 329 die Absiebt, deren Ausführung ich hiermit den Mitarbei- 
tern zur Prüfung vorlege. Wird das Ergebnis dieser Unter- 
suchungen die Probe der Sachverständigen bestehen, so ist eine 
Urkunde für die Geschichte des antiochenischen Kanons wieder 
ans Licht gezogen, deren Inhalt sich einerseits den längst be- 
nutzten Nachrichten des zweiten Jahrhunderts harmonisch einfügt, 
andrerseits aber dieselben an Reichthum und Deutlichkeit in 
mehr als einer Hinsicht übertriflft. 

Es besteht die Absicht, auf diese Untersuchung des ältesten 
vorhandenen Evangeliencommentars in einem dritten Tbeil der 
Forschungen eine solche des ältesten Gesammtcommentars zur 
Bibel, der Hypotyposen des Clemens von Alexandrien folgen zu 
lassen. Ein vierter Tbeil soll von altkircfalicher Isagogik bandeln, 
ein fünfter und vorläufig letzter von kleinasiatischer Kirchen- 
literatur des zweiten Jahrhunderts. Dann erst glaube ich, wenn 
Gott bis dabin Leben und Gesundheit erhält, die Geschichte des 
neutestamentlichen Kanons, wie sie mir vorschwebt, schreiben 
zu können. 



Erlangen im Februar 1883. 



Th. Zahn. 



Der Evangeliencommeiitar 



des 



Theophilus von Antiochien. 



Inhalt. 



Seite 

I. Die Ueberlieferuog und die bisherige Kritik • 1— 28 

IL Der Text 29— 85 

lU. Vergleichung des Commeotars mit lateinischen 

Schriftstellern 86-126 

1. Hieronymus 86—104 

2. Arnobios der Jüngere und spätere Lateiner . . 104 — 114 

3. Ambrosias und die älteren Lateiner 114—126 

IV. Der Ursprung des Gommentars 127—233 

1. Das Zeugnis der Griechen 127—132 

2. Die inneren Anzeichen der Abfassung durch Theo- 

philus von Antiochien 132—157 

3. Der Uebersetzungscharakter des Gommentars . . 157—165 

4. Die Zeichen der Zeit 165—193 

5. Der biblische Text 193—233 

Beilagen. 

L Fragmente unter dem Namen Theophilus 234 

IL Die Thiersymbole der Evangelisten . . . . i 257 

lU. Origenes und Hieronymus zu Matthäus 275 

IV. Ein Muster moderner Quellenkritik 281 

V. Kleine Beiträge zu Tatian's Diatessaron 286 

VI. Zu Oyprian von Antiochien 300 

* * 

* 

Berichtigungen und Zusätze. 




L Die UeberMerung und die bisherige Kiitik. 

lieber die schriftstellerische Thätigkeit des Theophilas, des 
sechsten Bischofs von Äntiochien, ist nur dürftige Kunde auf 
uns gekommen. Die syrisch redende Kirche, deren Gebiet so 
nahe an den Bischofssitz des Theophilus grenzt, scheint sich 
keines seiner Werke durch Uebersetzung angeeignet oder im 
Original kennen gelernt zu haben. Wenn Dionysius von Teil- 
machar in seiner Chronik zu a. Abr. 2183 bemerkt: „Und in 
Antiochien war sechster Bischof Theophilus , von welchem auch 
abgesonderte (oder verschiedene) Beden (Schriften) vorhanden 
sind^' ^); so ist das nur Uebersetzung aus der Chronik des Eu- 
sebiuS; deren Wortlaut an dieser Stelle uns Syncellus aufbewahrt 
hat. Von den Griechen hat nur Eusebius, von den Lateinern 
nur Hieronymus einen wenigstens theilweise auf eigener Leetüre 
beruhenden Bericht über die Schriften des Theophilus gegeben. 
Eusebius^) nennt zuerst die drei Bücher an Autolycus, sodann 
eine Schrift , welche laut Ueberschrift gegen die Häresie des 
Hermogenes gerichtet sei, und endlich noch einige andere Bücher, 
welche er als xazfixriiiTia bezeichnet Nachdem er hierauf in 
einer allgemeineren, auch auf die folgenden Kapitel sich be- 
ziehenden Betrachtung berichtet hat, daß die Gemeindehirten 



1) Ed. Tallberg p. 158. Der armenische Uebersetzer der Chronik 
des Eusebias (ed. Schoene II, 170) schreibt: cuius multi libri hucusque 
circumferuntur y Hieronymus cuius plurima ingenii opera exstant Der 
Aasdruck des Dionysias (f 845 cf. Assemani, Bibl. Orient. II, 348, wo- 
nach die Angabe ebendort p. 98 zu berichtigen sein wird) ls^S&)2 ent- 
spricht dem {avyyqdfAfiatd) Siafpoga des Syncellas. — Die Angabe des 
Gregor. Barhebr. Chron. eccl. ed. Abbeloos et Lamy vol. I, 45 erweckt 
aach nicht einmal den Schein, als ob er von den „orthodoxen Schriften** 
des Theophilus etwas gesehn hatte. 

2) Eus. h. e. IV, 24. Die kurze Angabe^ der Chronik s. in voriger 
Anm. In seinen übrigen Schriften citirt Eusebias meines Wissens nie 
unseren Theophilas. 

Zahn, Forsohunefen. U. \ 



2 Die Ueberlieferung. 

jener Zeit der Äafgabe, die Häretiker von ihren Heerden zu 
verscheachen, trealich nachgekommen seien, indem sie bald in 
Ansprachen an die Brüder, bald in directen Angriffen gegen die 
Häretiker, theils in mündlichen Disputationen, theils aber auch 
schon durch schriftliche Darstellungen die Meinungen jener aufs 
sorgßLltigste widerlegten, kehrt er noch einmal zu Theophilus 
zurück mit der Bemerkung, dieser zeige sich als einer dieser 
Kämpfer gegen die Häresie in einer nicht unfein von ihm aus- 
gearbeiteten Schrift gegen Marcion, welche ebenso wie die vor- 
her genannten noch vorhanden sei. Es ist dies ein Nachtrag, 
dessen natürliche Stelle in der vorangehenden Aufzählung die- 
jenige vor oder hinter der Schrift gegen Hermogenes gewesen 
wäre. Diese dreitheilige Aufzählung ist nämlich offenbar nach 
den Materien oder auch nach der Zweckbestimmung angelegt. 
Die Bücher an Autolycus sind als j^elementare" bezeichnet, 
d. h. als solche, welche bestimmt und geeignet sind, die dem 
Ghristenthum noch fem Stehenden, wie der Heide Autolycus 
einer war, in die Grundwahrheiten des Ghristenthums einzufüh- 
ren 1). Wir würden sagen, sie gehören zur apologetischen Lite- 
ratur. Als Beispiel einer zweiten Gattung kirchlicher Literatur, 
zu welcher Theophilus gleichfalls Beiträge geliefert, nämlich der 
polemischen, antihäretischen, wird zunächst das Buch gegen 
Hermogenes und nachträglich erst dasjenige gegen Marcion ge- 
nannt. Eine dritte Classe ist durch kein Beispiel belegt, aber 
durch das Attribut xatfixfi^ixd charakterisirt. Durch den Gegen- 
satz zu den beiden vorher genannten Gattungen der apologetisch- 
isagogischen und der polemisch -antignostischen SchrifOen erhält 
dies an sich mehrdeutige Wort einen bestimmteren Sinn. Es 
kann nicht die schon im 2. Jahrhundert allgemein angenommene 
technische Bedeutung von xaTijx^iP zu Grunde liegen, wonach dies 
den zum Glauben und zur Taufe führenden Unterricht der Nicht- 



1) Der Sinn von atoix^mSrig als Attribut einer Schrift ist zweifellos. 
Es heißt nie, wie Harnack, Ueberlieferung der griech. Apologeten S. 283 
auch fdr möglich hält ,,nicht ausführlich''. Eusebius selbst hat ein sehr 
ausfuhrliches Werk unter dem Titel ^ xad-olov atoix^Kodfig üaaytoyr^ ge- 
schrieben. Cf. Eus. h. e. III, 3, 6 cfToix^üoaig siaayoDyixij = VI, 15 ^ 
ngtotri töjv cIqti €ffotxsiovfjih(ov €iaeayo)yii im Unterschied von der tiefer 
einführenden Unterweisung* der vorgerückteren Schüler. Gf. Clem. ström. 
V, 47 p. 673 Potter ij aToix^Kottxi] rtSy naldtov ^idaaxaUa = ström» V, 
62 p. 771 nqoTtaidiitt i^g dXri&siag. 



EusebiuB. Katechetische Schriften. 3 

Christen ^), insbesondere die amtlich geordnete Unterweisung der 
die Aufnahme in die Gemeinde Begehrenden bezeichnet; denn 
zar xavfixfifTiq in diesem Sinne gehört gerade auch die erste 
Einftohmng in die Elemente dor christlichen Wahrheit; worin 
Easebias den charakteristischen Zweck der ersten, durch die 
Bücher an Autolycus vertretenen Literaturgattung findet^). Im 
Gegensatz zu dieser können katechetische Schriften nur solche 
heißen ; welche die christliche Wahrheit selbst mehr oder we- 
niger zusammenhängend vortragen, und im Gegensatz zu der 
zweiten Glasse, den polemischen Schriften, solche, welche dies 
in thetischer Form thun^ also Schriften, welche weder an Heiden, 
noch an Häretiker, sondern an Christen gerichtet und diese in 
der Erkenntnis zu fördern bestimmt sind. So hat den Eusebius 
offenbar Hieronymus verstanden. Obwohl derselbe in seinem 
Kapitel über Theophilus^) die Schrift gegen Marcion an die 



1) Acta Pauli et Theclae c. 39 (Tischendorf p. 58) ; dem. Rom. 
II Gorinth. 17, 1 (Gebhardt-Haroack p. 136, 7); Clem. AI. paed. I § 30 
Potter p. 116; § 35 p. 119; § 36 p. 119 {rovg vewstX xarrjxovfiivovg . . . 
Toi/g v^oxaxrix'^Tovg im Gegensatz zu ol mniaTevxoug) ; ström. I § 1 
p. 317 {Totfg xaTTjxijaavrag = die, welche uns durch ihre Belehrung be- 
kehrt haben, nicht xaxrixovvittg) ; ström. V, § 15 p. 653 ; V, § 49 p. 675 
(Ix xartixv^^fog T^ff ngtoTtig) ; VI, § 119 p.799; ecl. prophet. § 28 p. 997; 
catechisare^ catechisatio Iren. IV, 24, 1 p. 260 Massuet; Tertull. de Co- 
rona 11 (Oehler I, 444). Bei diesem wohl auch zuerst catechumenus als 
technische Bezeichnung des kirchlichen Standes der aaf die Taufe sich 
Vorbereitenden: de corona 2 p. 418; de praescr. 41 vol. U, 39; cf. 
V. Zezschwitz, Katechetik I, 97; denn in dem durch Oekumenius auf- 
bewahrten Fragment des Irenäus (Harvey II, 482) ist die Verbindung 
XQi<fTiaT>iSy xarrjxovfiivtiov verdächtig, weil damit Christen bezeichnet sein 
wiirden, welche schon an den Sacramenten theilhaben. In der Parallel- 
stelle Eus. h. e. V, 1, 14 heißen sie einfach „die Unsrigen**. — Eusebius 
kennt selbstverständlich auch den technischen Sinn des Begriffs wenig- 
stens in der Form xarrjxovfisyog im Gegensatz zum Getauften h. e. VI, 
4, 3. - 

2) Eus. comm. in Esai. 19, 18 (Montfaucon, Collectio nova II, 435) 
bezeichnet die Katechumenen ohne Unterschied im Gegensatz zu den 
Getauften als ol iv siaay(oyy jvyxavovr^g. 

3) De viris ill. 25: TheophiltM, sextus Äntiochenae eccleaiae episco- 
pu8 8Üb imperatore M. Antonino Vero librum contra Marcionem com' 
posuit, qui usque hodie exstaU Feruntur eius et ad Autolycum tria 
Volumina ^ et contra haeresim Hermogenis Über unus, et alii breves ele* 
gantesque tractattM ad aedificationem ecclesiae pertinentes» Legi sub 
nomine eius in evangelium et in proverbia Salomonia commentarios , qui 

1* 



4 Die UeberlieferaDg. 

Spitze stellt, welche Eusebius Dur anhangsweise genannt hatte^ 
so liegt doch auf der Hand; daß er hier wie in den voran- 
gehenden und nachfolgenden Kapiteln seines Schriftstellerkatalogs 
die literarhistorischen Nachrichten der Eirchengeschichte des 
Eusebius zu Grunde gelegt und frei übersetzt hat. Er hat sich 
dabei; wie bekannt , große Nachlässigkeiten, aber .auch sehr 
willkürliche, den Schein eigenen Wissens hervorrufende Zuthaten 
erlaubt. Dahin gehört es, wenn er die fraglichen Tractate kurz 
und elegant nennt; ersteres schloß er wohl daraus , daß Euse- 
bius ihre Titel anzuführen nicht für nöthig gefunden, das andere 
ist Uebertragung der Beschreibung des antimarcionitischen Werks 
bei Eusebius, welche Hieronymus nicht wiederholt bat, auf die 
namenlosen Schriften , welchen Eusebius kein Lob gespendet 
hatte. Daß diese gemeint seien , kann bei der Gleichförmigkeit 
des lateinischen und des griechischen Satzes keinem Zweifel 
unterliegen. Also hat Hieronymus xaTfixfjTixd durch ad aedifi- 
cationem ecclesiae pertinentes übersetzt ^). Genau ist die Wieder- 
gabe nicht, aber wenn man den Ton auf ecclesiae und nicht auf 
aedißcationem legt, trifft sie den Sinn des Eusebius ^). Aehnlich 
wie hier wird in der Vita Polycarpi^) im Gegensatz zu Dispu- 
tationen mit Heiden und Juden einerseits und Häretikern andrer- 
seits vom innerkircblichen Lehrvortrag gesagt: iy ixxXfialff tov 
nr^q xaztixtiaeünq TtoifjrrarrS^ai Xoyov, Völlig fem von der Vor- 



mihi cum superiorum voluminum elegantia et phrasi non videntur con- 
gruere. So oach der Ed. altera des Vallarsi (Venet. 1767) tom. II, 867, 
welche ich im Folgenden stets citire. Herding in seiner Handausgabe 
(Leipz. 1879) p. 26 hat stillschweigend imperatore und in vor proverbia 
ausgelassen. Beides ist darch Sophronius garantirt. Aus der Vorrede 
p. XXI erfährt man, daß ein Paris, (saec. VII) imperatore, ein Bamb. 
(saec. XI) imperatori haben, ein Vatic. (saec. VII) dagegen nicht 

1) Ohne dies zu verkennen, aber aach ohne den Hieronymus eines 
argen Misverständnisses zu zeihen, übersetzt Grabe (Spicileg. [1699] II, 
220) xaTti/riTixä ßißXCa lihroSy in quihus prima fidei rudimenta exponun- 
tur, was doch vielmehr eine Uebersetzung von atoi/noiSri avyyQdflara, 
der Charakteristik der BB. an Autolycus ist. Tillemont, m6m. III, 50 
(Paris 1695) tibersetzt des instructionsj Nicephorns d^stcov fi^atä xaxrjxiiaisatv. 

2) Auch gleich nachher unterscheidet Eusebius Ermahnungen des 
Theophilus, welche an die Brüder gerichtet sind, und solche, worin er 
sich direct gegen die Häretiker gewandt hat. 

3) c. 12 ed. Duchesne p. 21. Gegen den Zusammenhang und Wort- 
laut will Duchesne p. 39 dies vom Eatechumenenunterricht verstehen. Ueber 
die Zeit der Schrift vgl. Gott gel. Anz. 1882 S. 290 ff. 



Eatechetische Schriften. 5 

stellnng der zum Glauben erst hiDfÜhrenden UnterweisuDg hält 
sich Easebias jedenfalls, wenn er ein Schreiben des Dionysius 
von Korinth an die Lacedämonier unter anderem als oq&odol^laq 
xaTfixfiTixfi charakterisirt (h. e. IV, 23, 2). Dasselbe Wort, wel- 
ches den grundlegenden Unterricht bezeichnete, nimmt die Be- 
deutung der tieferen Einfährung, der lehrhaften Darlegung der 
christlichen Wahrheit an. Es mag die Unterscheidung der zwei- 
ten Classe der in die Kirche Einzuführenden als xanixovfAeyoi 
von der untersten Stufe der äxQooo(A€Poi^) von Einfluß gewesen 
sein, vielleicht mehr noch die Entwicklung der sogenannten ka- 
techetischen Schule von Älexandrien aus einer Katechumenen- 
anstalt in eine wissenschaftliche Bildungsschule für künftige 
Kirchenlehrer. Der darin ertheilte Unterricht behielt den Namen 

der xaT^xf?^'^ ^^^^ ^^^^ ^^^ Theilung in die beiden Abthei- 
lungen der „Unterweisung der Neulinge^ oder der „ersten Ein- 
führung der Elementarschüler^, und des „tieferen Studiums der 
Theologie, der Erforschung und Auslegung der hl. Schriften" 
oder des „Vortrages für die Geübteren" ^). Unter dem Titel 
des liyog xaTfixfjTixog 6 [liyag konnte dann Gregor von Nyssa 
eine Darstellung der Hauptpunkte christlicher Glaubenslehre 
geben nicht sowohl für die Taufcandidaten, als vielmehr für die 
geistlichen Lehrer mit besonderer Beziehung auf ihren Beruf, 
Heiden, Juden und Häretiker von der christlichen Wahrheit zu 
überzeugen. Diese besondere Beziehung ist an der vorliegenden 
Stelle des Eusebius durch den Gegensatz zu den vorher charak- 
terisirten Schriften des Theophilus gerade ausgeschlossen. Aber 
es entspricht dem Sprachgebrauch des vierten Jahrhunderts, 
wenn wir mit Hieronymus unter den xaTtixfiTixä ßißXia solche 
verstehen, welche weder eine apologetische Bestimmung für 
NichtChristen, noch eine^ polemische gegen die Häretiker hatten, 
sondern die Erkenntnis der Christen ft)rdern sollten. Unter die- 
sen in Bezug auf die Materien noch sehr unbestimmten Begriff 
können Schriften des verschiedenartigsten Inhalts befaßt sein, 
exegetische wie dogmatische, erbaulich volksthümliche wie ge- 
lehrt wissenschaftliche. 



1) Goncil. Nicaen. can. 14; const. apost. VIII, 5 u. 12; concil. Con- 
Btant (von 381) can. 7, wo für „Hörer'' das technisch gewordene „Ghri- 
Bten" steht. 

2) Eus. h. e. VI, 15 cf. V, 10, 1; VI, 3, 3 u. 8; VI, 6; VI, 8, 1. 
3. 6; VI, 14, 11. 



6 Historisches Werk. 

TheophÜQs selbst beruft sieh in seinen Büchern an Auto- 
lycus fünf- oder sechsmal ^) auf ein früher verfaßtes eigenes 



1) II, 28 p. 138 (Otto n. 16) ; U, 30 p. 142 (n. 9) und p. 144 (n. 13) ; 
II, 31 p. 146 (n. 13); lU, 19 p. 232 (n. 6). Gegen die Misdeutungen 
dieser Stellen durch Dodwell und neuerdings Erbes genügt die kurze Dar- 
legung Harnack's a. a. 0. S. 290 f. Der Irrthum Otto's, daß iv ry ngoity 
ßißX(p ry tisqI laxoQmv in Apposition zu iv itigtp II, 30 n. 9 das erste 
Buch Mosis bezeichne, bedurfte allerdings keiner Widerlegung. Aber 
mit Unrecht gibt flarnack als Titel des ganzen Werks an „de historiis**. 
Es müßte dann heissen t£v (statt t^) negl lajoQim^. Ob aus diesem 
Werk resp. seinem ersten Buch die Citate des Johannes Malalas stam- 
men, wird schwer zu entscheiden sein vgl. Harnack S. 291, desselben 
„Zeit des Ignatius^ S. 43 f. Daß damit unser Theophilus gemeint sein 
soll, bleibt das allein Wahrscheinliche, weil Malalas ihn zweimal mit Cle- 
mens (Alexandrinus) zusammenstellt (ed. Bonn. p. 228, 18; 428, 13). 
Durch den Inhalt der ihm zugeschriebenen Traditionen ist der vorchrist- 
liche Theophilus ausgeschlossen, welchen Josephus (c. Apionem I, 23) 
und Andere citiren (s. J. G. Müller, des Josephus Schrift gegen Apion 
S. 180). Auch das Ghron. pasch, ed. Bonn. p. 75 citirt den Theophilus 
in Bezug auf Solches, was in den Bb. an Autolycus nicht steht, und 
zwar in Bezug auf Sagen , die an Antiochien geknüpft sind. Auf das 
verlorene Werk unseres Theophilus könnte auch die Notiz in der ixloyt] 
laroQidSv (Gramer, Anecd. Parisiensia 11, 227, 4) zurtickgehn: EvqmCSrig 
nollug l<STOQ(ag ^Qafxäjojv I|^^€to, (6g Seoipilog avviyQaifjuTo, Sechsmal 
citirt Theophilus ad AutoL den Euripides (II, 8: dreimal; U, 37: drei- 
mal), sagt aber nichts, worauf diese Anführung zurückgeführt werden 
könnte. Das von Body (Malalas ed. Bonn. p. LH) angeführte Zeugnis eines 
Hesychius hat neben Malalas keine Bedeutung. Ob der Name des Theo- 
philus auch zum Aushängeschild mittelalterlicher Apokryphen gewählt wor- 
den ist, kann ich nicht entscheiden s. Fabric. bibl. mediae et inf. Latini- 
tatis (ed. Patavina 1754) VI, 234: Theophilus historiographus auctor 
perantiquus . . . scripsit de nativitate b. Mariae. Dies findet sich z. B. 
im cod. Monacensis lat. 9546 fol. 206 (im Auszug?); damit, wie es scheint. 
Verwandtes in den codd. Paris, lat. 2846. 2882. 5267. — Wenn oben im 
Text vermuthungsweise von einer 6. Anfüljrung des fraglichen Werks in 
den Bb. ad Autol. geredet wurde, so bezieht sich das auf III, 3 p. 194 
n. 14. Mit Wolf und Otto urtheilt auch Harnack S. 290 , daß dort mit 
iv Mgtp auf das erste Buch ad Autol. c. 9 p. 28 verwiesen sei. Aber 
dort ist von Poseidon und Athene gar nicht, geschweige denn genauer 
{axQißiariQov) gehandelt; und wo Theophilus wirklich sich auf ein frü- 
heres der drei Bb. ad Autol. beruft (III, 19 n. 8 p. 232)« sagt er nach 
der allein in Betracht kommenden Hs. kp r^ Sevrigt^ to^^, und dagegen 
hier so wie da, wo er jenes verlorene Werk citirt (III, 19 n. 6 cf. II, 
28 n. 16), h iT€Q(p, Dessen erster Theil kann nach seinem Sondertitel 
7T€qI larogidiv auch sehr wohl heidnische Göttersagen berührt haben. Er 



Gommentar z. Hohenlied. 7 

Werk und zwar immer auf dasselbe, in welchem er unter an- 
derem über den Fall des Teufels, über die Genealogien der 
Genesis u. dergl. gehandelt hatte. Es bestand aus mehreren 
Büchern, daher es auch bei der ersten Anftthrung pluralisch be- 
zeichnet wird (n, 28 ip iriqoig) und erst später singularisch, 
wo das erste Buch dieses Werks als Quelle des zweiten und der 
folgenden Citate angegeben ist. Nur dem ersten Buch dieses 
verlorenen Werks gibt er den Titel neql ItTTOQimv, den Gesammt- 
titel des ganzen Buchs wissen wir nicht. Ein biblischer Com- 
mentar war es schwerlich. 

Eusebius selbst müßte ein exegetisches Werk des Theo- 
philus über das Hohelied gekannt haben, wenn J. Meursius mit 
Recht die Catene zum Hohenlied, worin sich ein Scholion zu 
Gantic. 3, 9 unter dem Namen QeotplXov findet^ als einen Gom- 
mentar des Eusebius Pamphili herausgegeben hätte. Es wird 
unten in der Beilage I gezeigt werden, wie es sich mit dieser 
Catene verhalte. Die einzigen einigermaßen zuverlässigen Er- 
gebnisse der Untersuchung sind diese, daß ein compilirender 
Ausleger des Hohenliedes um 450—500 wahrscheinlich eine Aus- 
legung desselben Buchs unter dem Namen Theopbilus in Händen 
gehabt hat, daß das hieraus excerpirte Scholion eine bemer- 
kenswerthe Verwandtschaft mit dem lateinischen Evangelien- 
commentar zeigt, dem die gegenwärtige Untersuchung gilt, und 
daß unter dem nicht näher bezeichneten Theophilus schwerlich 
der alexandrinische Bischof (a. 385—412), sondern wahrschein- 
lich der antiochenische (c. a. 180) gemeint ist. Diese undeut- 
liche Spur von Bekanntschaft späterer Griechen mit exegetischen 
Arbeiten des Theophilus wird im weiteren Verlauf meiner Schrift 
bedeutsame Bestätigungen aus der Zeit von Origenes an bis zum 
Anfang des 5. Jahrhunderts finden. Aber selbst da, wo fi)rm- 
liche Citate vorliegen, fehlt der Name Theophilus, und wo die- 
ser, abgesehen von jener Anmerkung zu Cantic. 3, 9, in Ver- 
bindung mit exegetischen Bemerkungen vorkommt, fehlt, soweit 
es mir bis jetzt möglich war, die Nachforschung auszudehnen, 
jede sichere Grundlage zu der Annahme, daß der Antiochener 
auch nur gemeint sei. Großer Gunst haben sich dessen Schrif- 
ten bei den Griechen seit Eusebius nicht zu erfreuen gehabt. 



hatte darin die biblische Erzählung von Noah mit der griechischen von 
Denkalion zasammengestellt (III, 19 n. 6). 



8 Abendländische Ueberlieferang. 

Eines Gitats hat schon Eusebins keine derselben gewürdigt. 
Photins und Saidas erwähnen ihn gar nicht; obwohl beide nicht 
nur die Kirchengeschichte des Easebius^ sondern anch die grie- 
chische Uebersetzang des Schriftstellerkatalogs des Hieronymns 
gekannt^), also auch von dem alten Schriftsteller Theophilos 
genug gehört haben. In den Florilegien findet sich Weniges 
ausTheophilaS; and die theil weise sehr fehlerhafte Bezeichnung 
dieser Excerpte beweist, wie wenig er ein gefeierter Name war ^). 
Wieviel bedeutender und nachhaltiger der Einfluß der Schrif- 
ten des Theophilus auf die Kirche des Abendlands gewesen, 
werden die folgenden Untersuchungen zeigen. Erst am Schluß 
derselben wird sich dieser Einfluß in seinem ganzen Umfang 
ermessen und beschreiben lassen. Und nicht von den mehr oder 
weniger zweifelhaften Beobachtungen, welche dafür zu sprechen 
scheinen, daß Irenäus, Minucius Felix, TertuUian, Cyprian, No- 
vatian und dann wieder Hilarius, Ambrosius und noch Spätere 
Schriften des Theophilus gelesen haben, kann die Untersuchung 
ausgehn, sondern nur von den namentlichen Anführungen der- 
selben in der lateinischen Kirchenliteratur. Der erste Lateiner, 
welcher eine Schrift des Theophilus citirt, ist Lactantius ; er hat 
das dritte Buch an Autolycus als selbständige Schrift gelesen ^) ; 



1) Von Photins hat das schon P. D. Hnetias in seinen Origeniana 
I, 2, 8 (Origenis Comment. Colon. 1685 vol. I p. 11) an einem schlagen- 
den Beispiel bewiesen, von Saidas ebenso J. Meursius (Eusebii, Poly- 
chronii, Pselli in cantic. expositiones, Lngd. Bat. 1617 p. 172). 

2) Cf. Hamack a. a. 0. S. 285 und unten Beilage I. 

3) Divin. instit. I, 23, 2: TJieophilus in libro „de temportbus^ ad 
Autolicum scripto ait etc. Es folgt ein Citat aus ad Autol. III, 29. 
Theophilus selbst hat III, 16 der größeren zweiten Hälfte seines dritten 
Buchs gleichsam die Ueberschrift xa rcuv xQ^'^^f^ gegeben und auch schon 
in der Vorrede desselben eben dies als seinen wesentlichen Inhalt ange- 
kündigt. Die Citationsformel des Lactantius läßt nur an ein selbständig 
verbreitetes Werk denken. Daß die drei Bücher nicht in einem Zuge 
geschrieben und gleichzeitig publicirt sind, sagen sie selbst. Zwischen 
dem 1. Buch, in welchem Theophilus aus Anlaß einer für ihn wenig 
glücklichen Unterredung mit Autolycus dargelegt hat, was es um den 
Gott sei, dem er dient, und dem 2. mehr polemischen Buch liegt ein 
vielleicht nicht ganz unbedeutender Zeitraum (ngo rovrwv rtSv iifi€Qü5v) 
und eine Aufforderung des Autolycus an den Verfasser, sich weiter 
schriftlich zu äußern. Das 2. Buch wird hier nicht als zweites, sondern 
als j6&€ to avyygafjifia bezeichnet. Am Schluß desselben verräth Th. 
noch nicht die Absicht, ein drittes Buch folgen zu lassen, sondern lädt 



Lactantius. HieronymuB. 9 

der zweite and letzte ist HieroDymus. Denn daß die ;,tre8 libelli 
fidei^^y welche Gennadias unter dem Namen des Theophilns von 
Alexandrien gelesen, aber in stilistischer Hinsicht von den 
Schriften dieses Eirchenftlrsten so verschieden fand, daß er an 
ihrer Echtheit zweifelte, die drei Bücher an Aatolycos gewesen 
seien ; ist eine wenig wahrscheinliche Annahme^). Es mttßte 
schon statt der in den älteren und besseren Hss. vorliegenden LA 
libellos fidei die zweier naheverwandter werthloserer Hss. defide 
übros in den Text genommen werden, om darin eine ungenaue 
Wiedergabe der in der griechischen Handschrift der Bb. ad 
Antol. vorhandenen Inhaltsangabe neql uriq xwv XqitTviav&v nla- 
Tecog zu finden. Ein libellus fidei wäre vielmehr ein Glaubens- 
bekenntnis. 

In dem oben S. 3 A. 3 mitgetbeilten Kapitel seines i. J. 392 
geschriebenen Buchs über die berühmten Männer gibt Hierony- 
mus außer einer freien Uebersetzung des eusebianischen Be- 
richtes eine darüber hinausgehende Nachricht von zwei exege- 
tischen Werken unter des Theophilns N$imen, die er selbst da- 
mals bereits gelesen hatte. Da er nicht sagt, daß er auch 
diese, sondern einfach, daß er diese gelesen habe, so ist vollends 
klar, daß er die vorher von ihm angeführten nicht gelesen, 
sondern ihre Titel und Charakteristik aus Eosebius abgeschrie- 
ben hat. Darin darf es nicht irre machen, daß Hier, den Stil 
der exegetischen Werke des Th. mit demjenigen der vorher von 
ihm aufgezählten vergleicht, oder daß er von der Schrift gegen 
Marcion bezeugt, sie existire noch heute. Auch dies ist aus 
Eusebius abgeschrieben, und aus dessen Schilderung allein hat 
er sich die Vorstellung gebildet, daß die übrigen Schriften des 
Theopbilus in edlem oder geschmackvollem Stil geschrieben 



zu weiteren mündlichen Verhandlungen ein (c. 38 p. 186). Solche münd- 
liche Gonferenzen haben nach III, 1 nachher wirklich stattgefunden {^filv 
Sh avfißaXdtv hl) und die Abfassung des 3. Buchs veranlaßt, wie die 
der beiden ersten Bücher durch jenes frühere Gespräch veranlaßt war. 
Dadurch ist das 3. noch selbständiger gestellt, als das 2. im Verhältnis 
zum 1. Dem entspricht es, daß es eine briefartige Vorrede hat. Gf. 
Artemid. Oneirocrit. lib. IV (ed. Hercher p. 187) im Unterschied von 11 
p. 84 und lU p. 169. In diesem Fall ist zugleich die Adresse gewechselt. 
1) So Harnack S. 284. 286. — Gennad. v. ül. 34. Herding in seiner 
Ausg. p. 86 führt für die LA de fide libros nur den Bamberg, (saec. XI) 
und Norimberg. (saec. XIV) an. Der Vatic. Reginensis (saec. VII) und 
Bemen. (saec. XI) bieten also libellos fidei. 



10 HieroDymus. 

seien ^). Hier, der Schriftsteller hat Schlimmeres anf dem Ge- 
wissen. Im Vergleich zu dem^ was ich an einer späteren Stelle 
dieses Bandes über die Art seiner Benutzung der Griechen zu 
sagen habe, muß der widerspruchsvolle Bericht über Th. harm- 
los erscheinen. Allerdings deutet Hier, einen Zweifel an der 
Echtheit der Gommentare über „das Evangelium^ und die Sprüche 
Salomo's an, indem er bemerkt, daß sie in Bezug auf Eleganz 
des Stils mit den vorher genannten Schriften nicht übereinstim- 
men ^). Aber abgesehn davon, daß Hier, nicht bedacht zu 
haben scheint, daß exegetische Anmerkungen in anderem Stil 
geschrieben zu werden pflegen, als apologetische und polemische 
Abhandlungen, «o entbehrt sein vergleichendes Urtbeil über den 
Stil der Gommentare und damit über deren Echtheit jedes 
Werthes, da er die Gommentare nicht an den übrigen Schriften, 
sondern an der überkommenen Meinung, daß letztere elegant 
geschrieben seien, gemessen hat. Hier, hat auch dem hier ge- 
äußerten Bedenken später keinerlei Folge gegeben. Während 
er über die Auslegung der Proverbien sich an keiner anderen 
Stelle geäußert hat, erwähnt er den Evangeliencommentar des 
Th. noch zweimal, ohne irgend einen Zweifel an seiner Echtheit 
anzudeuten. In der Vorrede zu dem im April d. J. 398 ge- 
schriebenen Gommentar über das Matthäusevangelium ^) nennt er 
unter den Evangeliencommentaren , welche er „vor sehr vielen 
Jahren gelesen zu haben bekennt'', an zweiter Stelle gleich nach 
den Arbeiten des Origenes Theophili Antiochenae urbis episcopi 
commentarios. Es folgen die in Betracht kommenden Schriften des 
Hippolytus, des Tbeodorus von Heraklea, des Apolinarius von 
Laodicea, des Didymus von Alexandrien und der lateinischen 
Ausleger Hilarius, Victorinus (von Pettau) und des Fortunatianus. 
Die Anordnung ist nichts weniger als chronologisch. Deutlich 
dagegen ist die Zweitheilung des Verzeichnisses ; die nach Theo- 
philus weiter folgenden sind lose angeknüpft^). Es sind auch 

1\ Das qui usque hodie exstat des Hier, heißt bei Eas. oV . . . 
sitsiTi, vvv ^laakaoxfTai, 

2) Gaoz deutlich zeigt das die sehr äholicbe Bemerkung c. 58 über 
eine Schrift „de fato^ vel „contra mathematicos^ unter dem Namen des 
Minucias Felix: qui^ cum sit et ipse diserti hominis ^ non mihi videtur 
cum superioris lihri stilo convenire, 

3) Vallarsi VII p. 7. Ueber die Abfassungszeit des Commentars 
tom. I p. XLIX sq. Zöckler, Hieronymus S. 210. 

4) Es heißt nämlich nHippolyti quoque etc. opuscala*^. 



Der EvaDgeliencommentar. 11 

nur zum Theil EvangelieDCommeDtare und ist mit Rücksicht 
darauf der unbestimmtere Name opuscula gewählt. Gleich von 
dem erstgenaDDteD Hippolytus kennt Hieronymus (v. ill. c. 61) 
keinen Evangeliencommentar. Wenn Hippolyt in seiner Apologie 
für die Apokalypse und das Evangelium des Johannes manche 
evangelische Stellen besprochen haben mag, so war doch in der 
Vorrede zu einem Gommentar über Matthäus an dieses Werk zu 
erinnern nicht mehr Anlaß, als an andre Schriften^ worin Hip- 
pqlytus beiläufig exegetische Beiträge zu Matthäus geliefert 
hatte ^). Jedenfalls bilden Origenes und Theophilus als die bei- 
den Hauptausleger eine erste Gruppe für sich. Und es fragt 
sich; ob vielleicht nur von ihnen und nicht ebenso von den übri- 
gen gelten soll, daß Hier, sie „ante annos plurimos^ gelesen 
habe. Die Annahme ist vielleicht unnötbig; denn von dem 
Evangeliencommentar des Fortunatianus wissen wir, daß Hier, 
ihn schon mehr als 20 Jahre vor Abfassung des Matthäuscom- 
mentars, nämlich um 375 während seines Aufenthalts in der 
chalcidischen Wüste aus dem Occident sich verschrieben hat^). 
Damals hatte er auch schon den Unterricht des Apolinarius ge- 
nossen; also auch wohl dessen exegetische Arbeiten kennen ge- 
lernt^). Jedenfalls aber muß die Angabe der Zeit in Bezug 
auf Origenes und Theophilus ernst genommen werden. Exege- 



1) S. die homiletischen Fragmente in Hippel, ed. Lagarde Nr. 140— 
142 p. 202 sq. 

2) Epist. 10 ad Paulum (vol. I, 24). Er charakterisirt denselben 
V. ill. 97. Noch Glaadius von Turin hat diesen Gommentar gekannt, and 
zwar nicht bloß, wie Mai (Spicil. Rom. IX, 117) meinte, aus der Vor- 
rede des Hieronymus; denn er empfiehlt ihn neben dem des Hilarius zur 
Leetüre und zur Yergleichung mit seiner eigenen Arbeit (Spicil. Rom. 
IV, 303). Uebrigens nennt Claudius wie Andere nach ihm den Verfasser 
fälschlich Fortunatus cf. Fontanini, Hist. lit. Aquilejensis p. 107 und 
Vallarsi zu vol. VII, 7. Ich vermuthe, daß uns große Stücke seines 
Gommentars durch A. Mai in der Nova P. Bibl. III, 2, 191 sqq. erhalten 
sind. Es paßt die Zeit ; denn der Verfasser dieser Fragmente kennt den 
Photinus als Ketzer p. 195, und die erste Schrift des Palimpsestes, woraus 
Mai sie herausgab, soll dem IV. oder V. Jahrh. angehören p. 186. Der 
Fragmentist ist ferner ein arianisirender Theolog wie Fortunatian; den 
sermo rusticus dieBes (Hier. v. ill. 97) findet man in den Fragmenten 
wieder (cf. Mai p. 180). Unter den tiberlieferten Namen lateinischer Evan- 
geliencommentatoren der Zeit von 350 — 400 bleibt für diese Fragmente 
nur derjenige des Fortunatianus übrig. 

3) Vgl;. Zöckler, Hieronymus S. 50. 



12 Hieronymus. 

tische Arbeiten des Origenes hat er schon a. 380 und 381 über- 
setzt, und den Commentar des Th. wird er nicht erst nach seiner 
definitiven Uebersiedelung in den Orient (a. 385) kennen gelernt 
haben. Es fragt sich daher, ob er ihn nicht im Occident, und 
ob er ihn nicht in lateinischer Uebersetznng gelesen hat. An 
der dritten Stelle, wo Hier, ihn nennt, und der einzigen, wo er 
ein Stück daraus mittheilt ^), deutet er durch nichts an, daß er 
einen griechischen Text übersetze. Es ist femer zu beachten, daß 
Hier, an allen drei Stellen dem Buch den lateinischen Titel 
„commentarii^ gibt. Sonst liebt er es, griechische Bücher mit 
griechischem Titel zu citiren. Auch mit exegetischen Werken 
der Griechen macht er es im Katalog meistens so, mit den 
vnoxvndaeiq des Clemens^), mit der ybsvd(pqaaiq in ecclesiasten 
des Gregorius Thaumaturgus (c. 65), mit den i^rjyi^ffeig in duode- 
dm prophetcts des Origenes (c. 75). Wenn er den Psalmencommen- 
tar des Eusebius Pamphili lateinisch titulirt^), so ist zu beden- 
ken, daß ihm die lateinische Uebersetzung desselben durch 
Eusebius von Vercelli bekannt war^). Der Fall ist auch darum 
vergleichbar, weil Hier, es in dem Kapitel über Eusebius nicht 
nöthig findet zu bemerken, daß dessen Psalmencommentar in 
lateinischer Uebersetzung existire. Es soll mit alle dem nicht 
bewiesen, sondern nur die Möglichkeit offengehalten sein, daß 
Hier, den Evangeliencommentar des Th. in lateinischer Ueber- 
setzung gelesen habe. 

Welche Evangelien Th. in diesem Commentar behandelt, 
hat Hier, im Katalog für seine Leser deutlich genug gesagt mit 
dem Ausdruck „in evangelium''. „Das Evangelium^ ohne nähere 
Angabe ist, wo es überhaupt ein Buch bezeichnet, zu seiner Zeit 
wie im zweiten Jahrhundert stets die kirchliche Sammlung der vier 
Evangelien. Aus der hervorragenden Stelle, welche er dem Th. 
in der Vorrede zum Matthäuscommentar anweist, darf man 



1) Epist. 121 ad Algasiam (vol. I, 866): Theophilus Antiochenae 
ecclesiae septimus post Petrum apostolum episcopuSf qui quattuor evan- 
gelistarum in unum opus dicta compingens , ingenii sui nobis monu- 
menta dimisit (v. 1. reliquit^j haec super hac parabola in suis commen- 
tariis est loquutus etc. 

2) Dreimal c. 2. 8. 38, ebenso ep. 70 ad Magnum (vol. I, 428). 

3) c. 81. Andere Ausnahmen sind ß. 109 Didymns, c. 119 Diodoros. 

4) V. m. 0.66 cf. epist. 61 ad Vigilantium (vol. I, 348); epist. 112 
ad Augustinum (vol. I, 753). 



Commentar, nicht Evangelienharmonie. 13 

schließen , daß dieser das Matthänseyangeliam in hervorragen- 
der Weise bedacht hatte. Eine genauere Angabe bringt die 
vorhin angeführte Stelle des Briefs von Algasia: „TheophilaS; 
welcher, die Aassprüche der vier Evangelisten in ein einziges 
Werk zusammenfassend (und mit einander verbindend); uns 
(damit) Denkmäler seines Geistes hinterlassen hat, hat über 
diese Parabel (vom ungerechten Haushalter) Folgendes in seinem 
Commentar gesagt^. Aus dem Zusammenhang dieses Satzes er- 
gibt sich von selbst, daß nicht irgend welche andere von Th. 
hinterlassene Denkmäler seines Geistes, sondern nur seine hier 
citirten „commentarii" gemeint sein können, und daß die hier 
angedeutete eigenthümliche Behandlung der Worte der Evange- 
listen nirgendwo anders als in diesem Commentar stattgefunden 
hat. Das würde klar sein, auch wenn wir nicht aus der Auf- 
zählung im Schriftstellerkatalog (c. 25 ) wüßten, daß Hier, keine 
andere auf die Evangelien bezügliche Arbeiten des Th. kannte, 
als den Commentar. Es ist also als Misverständnis abzuweisen, 
wenn man den vorliegenden Worten des Hier, die Nachricht 
entnommen hat, daß Th. eine Evangelienharmonie verfaßt und 
über diese seinen Commentar geschrieben habe ^). Nur als 
Ausleger, in seiner Auslegung hat er die evangelischen Texte 
zusammengefaßt. Daß er sie sämmtlich in einem einzigen 
Werk behandelt habe, bildet einen Gegensatz zu denjenigen 
Commentaren, welche je einem der vier Evangelien gewidmet 
waren, wie diejenigen desOrigenes, des Victorinus vonPettau^), 
des Hilarius von Poitiers zu Matthäus, derjenige des Ambrosius 
zu Lucas. Aber darüber hinaus geht das Wort compingens. Es 
bildet den Gegensatz zu einer Auslegung, bei welcher der Text 



1) So z. B. Yalesins zu Bus. h. e. IV, 29, welcher zugleich die Ver- 
muthuDg aussprach , es möge Hier, irrtbümlicher Weise von Theophilns 
gesagt haben , was er von Tatian hätte sagen sollen. Die irrige Vor- 
aussetzung dieser haltlosen Vennuthnng hat auch Tillemont, m^moires 
III (Paris 1685) p. 50 nicht bestritten, Maranus aber aufs entschiedenste 
sich angeeignet (bei Otto, Corp. IX, 303). Noch Michelsen (Herzog's 
Realenc. IV, 425) folgt dem Valesius. Cf. ferner J. D. Michaelis, Einl. 
in d. N. T. (4. Aufl.) S.898; Anger, Synopsis evv. p. XXXIH, welcher 
daneben in der Anmerkung das einzig richtige Verständnis als möglich 
zuläßt* 

2) Hier, praef. in homil. Orig. in Luc. (Vallarsi VII, 248) cf. praef. 
eomment. in Matth. (VII, 7). 



14 ^ Editio princeps. 

immer nur eines Evangelisten Objeet einzelner Auslegungen ist; 
wie das bei Origenes der Fall ist; welcher wohl vielfach die 
parallelen Texte vergleicht; aber sie stets von dem eigentlichen 
Anslegungsobject mit Namenangabe unterscheidet und nach 
längeren Erörterungen dieser Art ausdrücklich zu der Erklärung 
des vorliegenden Evangeliums als der eigentlichen Aufgabe zu- 
rückkehrt. Andere Verfasser von Einzelcommentaren sind darin 
weniger sorgfaltig verfahren. Auf manche Theile des Lucas- 
commentars des Ambrosius würde die Beschreibung passen, 
welche Hieronymus vom Werk des Th. gibt ^). Da Hier, dies 
aber nicht von einzelnen Stellen, sondern vom ganzen Commen- 
tar sagt, so wird man anzunehmen haben, daß derselbe über- 
haupt nicht den Eindruck der Auslegung der vier Evangelien 
nach einander machte, sondern in ungewöhnlicher, vielleicht 
auch- ungeordneter Weise die evangelischen Texte mischte. Da- 
mit wird es dann auch zusammenhängen, daß Hier. v. ilL 25 
nicht von einem Gommentar zu den oder zu den vier Evange- 
lien gesagt, sondern des alterthümlichen Ausdrucks „in evange- 
lium^ sich bedient hat^). Wahrscheinlich fand er es so im 
Titel des Buchs. 

Weitere Nachrichten alter Zeit über diesen Gommentar und 
überhaupt über Schriften des Theophilus sind uns nicht erhalten, 
wohl aber ein Evangeliencommentar unter seinem Namen, wel- 
cher zuerst i. J. 1576 gedruckt worden ist^). Die Quelle des 
Drucks hat der Herausgeber der Väterbibliothek ebensowenig 
angegeben, wie die vieler anderer zum ersten Mal durch ihn 
veröffentlichter Schriften. Auf dieser Editio princeps beruhen 
direct oder indirect alle nachfolgenden Drucke mit Einschluß 



1) Ambrosius (Opera ed. Bened. Venet. 1748) tom. II, 770.780 be- 
handelt Worte und Sachen aas Matthaeus, als ob sie in Lucas stünden. 
Gf. die Bemerkung der Benedictiner p. 719. 

2) Cf. Agrippa Gastor bei Eus. IV, 7, 7 über Basilides: eis fihv to 
svayy^Xiov riaaaQa nqbg lolg etxoai avvra^ai ßißlCa^ ein Titel, der aus 
Glem. Strom. IV § 33 (p. 599 Potter: BaaiXsC^rig iv r^ eixotn^ rglrtp rtSv 
ÜriyriT ixcSv} zu vervollständigen ist. Den Singular bei Hier, zu beachten, 
berechtigt die Vergleichung von v. ill.95 (in evangelia) ; c. 109 (in evan- 
gelium Matthaei et Johannis) cf. c. 100. 

3) Sacrae Bibliothecae S. Patrum Tom. V. Per Margarinum de la 
Bigne. Parisiis 1576 col. 169-196. Von einem früheren Druck habe ich 
ebensowenig wie Fabricius (Bibl. Gr. ed. Harles VII, 105) und Otto (Gorp* 
apol. Vin p. VIII) eine Spur entdecken können* 



* Montfancon's Irrtham. 15 

desjenigen, welchen v. Otto nicht ohne einiges Widerstreben auf 
den Bath gelehrter Freunde seiner Ausgabe der Bttcher an 
Autolycus angeschlossen hat ^). Alle meine Bemühungen einer 
Handschrift habhaft zu werden, woraus man den zwar nicht 
schlecht; aber auch nicht ohne manchen dunkeln Fehler über- 
lieferten Text berichtigen könnte, sind bis jetzt vergeblich 
gewesen. Montfaucon ^) hatte in einem Verzeichnis patristi- 
scher Werke aus den ersten zwei Jahrhunderten, welche sich 
in den Hss. der Vaticana finden sollen, angemerkt: Theo- 
phili Äntioch. episcopi comment. 99, Aber das ist nur aus dem 
handschriftlichen Katalog der Vaticana (im engeren Sinne) ab- 
geschrieben, wo zwischen einer Angabe über den Alexandrini- 
schen Bischof Theophilus und einer anderen über den Arzt 
Theophilus angemerkt ist: ex Theophili Antiocheni epH com- 
mentariis 99. Diese Angabe ist aber als irrig zu bezeichnen, 
obwohl ich den Irrthum noch nicht erklären kann. Der latei- 
nische Vatic. 99 enthält den von Gommentaren begleiteten Text 
folgender biblischer Bücher: „Parabole Salomonis. Ecclesiastes. 
Cantica. Sapientia. Ecclesiasticus. Actus. Ep. Jacobi. Petri 
I. II. Johannis I. II. Judae. Apocalypsis.^ Herr Dr. Man 
schreibt mir ferner: „Die Handschrift ist saec. XIV. Verschie- 
dene Hände nicht wahrnehmbar. Oroßfolio. Der Text in 
größerer Schrift, Gommentar zu beiden Seiten und zwischen 
dem Text. Dazu stellenweise Interlinearglossen." — ;,Den Namen 
des Theophilus finde ich nirgends. Aus dem Bande, wie er jetzt 
ist, ist nichts herausgenommen... Die Hs. ist 'aber unter Pius, IX 
gebunden worden. Doch ist die Numerirung der Blätter jeden- 
falls älter; wohl aus dem vorigen Jahrhundert, und diese läuft 
ununterbrochen fort." Die verzeihliche Vermuthung, daß hier 
eine lateinische Uebersetzung des von Hieronymus gelesenen 
Gommentars zu den Proverbien und des durch die Griechen be- 
zeugten Commentars zum Hohenlied und vielleicht noch andere 
nicht bezeugte exegetische Arbeiten des Th. erhalten seien, hat 
sich nicht bestätigt^). Der Name „Theophilus Antiochenus" im 



1) Corpus apolog. vol. VIII, 278-324. Cf. Prolegg. p. VlI-IX. 

2) Bibliotheca bibliothecarum p. 14; noch einsilbiger ist die Notiz 
p. 142. Die weiter folgenden Notizen ans der Vaticana verdanke ich der 
Güte meines Collegen Dr. F. Heerdegen und des Herrn Dr. A. Man in 
Born. 

3) S. das Nähere unten in Beilage !• 



Iß Das Schweigen des Mittelalters. 

Katalog der Vaticana und bei Montfancon ist noch nicht auf- 
geklärt. Die Kataloge der mit der Vaticana verbundenen Pa- 
latina, der Reginensis, der Ottoboniana enthalten ihn gar nicht. 
Es bleibt die Möglichkeit, dass der Vatic. 99; ehe er seinen 
neuen Einband erhielt, den Evangeliencommentar des Th. ent- 
halten hat. Zwar an der Stelle^ wo man ihn erwarten möchte, 
zwischen den alttestamentlichen Büchern und der Apostelge- 
schichte hat er schwerlich gestanden. Denn abgesehn von der 
nicht ganz jungen, dort ununterbrochen fortlaufenden Paginirung, 
beginnt mit der Apostelgeschichte eine neue Blattlage (2x7 Bl.), 
und von der vorigen fehlt nichts. Aber ganz beispiellos wäre 
es nicht, dass hinter dem jetzt noch vorhandenen Inhalt der 
Hs. die Evangelien mit Gommentar gestanden hätten^). Sehr 
selten ist im späteren Mittelalter dieser Gommentar jedenfalls 
gewesen. Nur die von Hier, im Brief an Algasia mitgetheilte 
Auslegung der Parabel vom ungerechten Haushalter ist allge- 
meiner bekannt geblieben und häufiger reproducirt worden. In 
einem Homiliarium des 10. Jahrhunderts auf Monte Cassino ^) 
findet sie sich sammt der Einrahmung ^ welche ihr Hieronymus 
dort gegeben hat. Ebenso in einer Hs. der mediceischen Biblio- 
thek aus dem 11. Jahrhundert^). Zacharias von Cbrysopblis 
im 12. Jahrhundert erklärt in seinem Gommentar zum lateini- 
schen Tatian ^) die Parabel vom Haushalter zum Theil nach 
dem Brief des Hier.; gibt dann fast wörtlich das Citat aus Theo- 
philus mit der Citationsformel des Hier.; und wenn er hinter 
demselben bald nochmals in den Wortlaut des gedruckten Theo- 
philuscommentars verfällt, so folgt daraus keineswegs, daß Za- 
charias selbständige Kenntnis desselben besaß. Er schreibt nur 
wieder den Hier, ab, welcher schon vor dem ausdrücklichen 
Citat Solches in eigenem Namen gesagt hatte, was im gedruck- 



1) Scrivener, Introduction to the crkicism of the N.T. (2. ed.) p.69. 

2) Bibliotheca Casinensis tom. II p. 409 : Theophilus Antiochenae ec- 
clesiae septimus — ut me}amu8 in henedictione, Cf. Hieron. vol. .1, 
866 D - 868 B. 

3) Bandiniy Catal. codd. latin. bibl. Medio. -Laar. tom. I p. 493 : Flut. 
XVIII, Cod. 24. Es geht da das auf den ungerechten Haashalter bezüg- 
liche Stück des Briefs an Algasia voran, und es erstreckt sich das £x- 
cerpt gleichfalls bis in henedictione, Otto's Angabe p. IX ist irreführend. 

4) Maxima P. biblioth. tom. XIX p. 854 sq. cf. meine Forschungen 
I, 299. 



Die Pragestellang. 17 

ten Theophilas an jenes Ezcerpt des Hier, nnmittelbar sieb an- 
schließt ^). , Ohne jede eigene Kenntnis vom Gommentar des 
Th. war Zacharias durch den ihm vorliegenden biblischen Text 
genöthigt, diesen Sätzen ihre natürliche und damit ihre ursprüng- 
liche Stellung anzuweisen. Schließlich sei noch erwähnt , daß 
ich in der „Catena aurea^ des Thomas von Aquino zu den Evan- 
gelien, worin nach dem voraufgeschickten Catalogus anetorum 
angeblich auch ^Tbeophilus Alexandrinus^ vorkommen sollte, 
vergeblich nach Fragmenten gesucht habe, welche mit unserem 
Commentar in Zusammenhang stehen könnten ^). 

Die einzigen festen Anhaltspuncte, welche die Ueberlieferung 
der' beabsichtigten Untersuchung darbietet, sind die Angaben 
des Hier, und der Druck vom J. 1576. Die beiden Fragen aber, 
anf deren Beantwortung nach Lage der Sache die Untersuchung 
zunächst sich richten muß, sind diese: 1) Besitzen wir in dem 
gedruckten Commentar dasselbe Werk, welches Hier, citirt und 
beschrieben bat? 2) im Fall der Bejahung der ersten Frage: 
Kann dasselbe für ein echtes Werk des Theophilus von An- 
tiochien gelten? Wird die erste Frage verneint, so kann die 
zweite gar nicht entstehen. Es müßte in diesem Fall der Com- 
mentar eine Fälschung aus ziemlich später Zeit sein, angefertigt 
in der Absicht, den einst von Hier, gelesenen und inzwischen 
verloren gegangenen Commentar zu ersetzen. Im Fall der Be- 
jahung der ersten und Verneinung der zweiten Frage wäre an- 
zunehmen, daß dieser Commentar schon einige Zeit vor Hier, 
absichtlicher oder irrthttmlicher Weise dem Theophilus von An- 
üochien nntergeschoben worden sei. Das leise Bedenken des 
Hier, gegen seine Echtheit wäre dann durch die Kritik der 
Gegenwart glänzend gerechtfertigt. 

Aber die erste Frage zu bejahen, erscheint auf den ersten 
Blick jedenfalls als das Nächstliegende, und der Verneinung 
fällt die Last des Beweises zu. Denn 1) der gedruckte Com- 
mentar enthält die umfangreiche Auslegung der Parabel vom 
ungerechten Haushalter, welche Hier, aus seinem Theophilus 



1) S. unten im Abschnitt II za lib. III, 20 und im Abschnitt III, 
Kap. 1. 

2) Divi Thomae Aqainatis opera (Antverpiae 1612) tom. XV, Isqq. 
Was dort mit den regellos wechselnden Bezeichnungen Theo. Theoph. 
Theophi. Theophil. Theophyla. Theophilactus versehen ist, soll wohl al- 
les aus Theophylact genommen sein. 

Zahn, Forschungen. II. ^ 



18 üebereiüBtimmiiog des Commebtart 

excerpirt bat, in beinah bnebstäblicber UebereinBtimmnng^). 
2) Er trägt den Namen des Theopbilns, wie derjenige des Hier. 
Zwar scbeint die Hs., aas welcber der Druck geflossen ist, als 
Verfiisser den alexandriniscben and nicbt den antiocbeniscben 
Tbeopbiias bezeichnet za haben; denn als archiepiscopus Ale- 
xandrintLS wird er aach nach der flditio princeps in den Ueber- 
scbriflen des 2., 3. und 4. Bachs charakterisirt, and nar in der 
Ueberschrift des Ganzen, welche zugleich die des 1. Baches ist, 
als patriarcha AntiochentiSs Da der Heraasgeber das Bach als 
den von Hier, im Katalog erwähnten Commentar dargeboten 
hat, so kann es keinem Zweifel anterliegen, daß die letztere, 
seine Meinung aasdrttckende Titalatar sein Werk and dagegen die 
Utalatar der anderen Bücher ein stehen gelassener Rest der 
handschriftlichen Ueberlieferang ist. Aber, abgesehen davon, 
daß der antiochenische Tfaeophiias es sich auch sonst hat ge- 
fallen lassen müssen, mit dem jüngeren and darum auch erst 
später vergessenen Alexandriner verwechselt zu werden (s. Bei- 
lage I), so ist ja an eine Abfassung dieses Bachs durch den 
alexandriniscben Bischof von 385—412 nicht zu denken. Bejaht 
man die erste der beiden vorhin formnlirten Fragen, so würde 
sich das völlig Undenkbare ergeben , daß Hier. , welcber ja hin- 
reichend nahe Beziehungen zu seinem Zeitgenossen auf dem 
Bischofsstuhl za Alexandrien gehabt hat, einen Commentar dieses 
Mannes als ein Werk des alten Theophilus von Antiocfaien an- 
gesehn hätte , und daß das Bach ihm schon einige Zeit vor 392 
anter diesem Namen überliefert worden wäre. Vollends ausge- 
schlossen ist die Ursprünglichkeit des Attributs Aleocandrimts, 
wenn das Werk eine Fälschung aus der Zeit nach Hier, wäre; 
denn durch die Aufnahme des Excerpts aus dem Brief an Al- 
gasia in seine Fälschung würde der Fälscher bewiesen haben, 
daß er sein Machwerk für das von Hier, rühmlich erwähnte 



1) In der Editio princeps col. 188 sq., bei Otto p. 315— 317 resp. 818, 
in meiner unten folgenden Ausgabe als c. 20 des dritten Buchs. S. dort 
die Collation mit Hier. Im Folgenden citire ich, wo nicht das Gegen- 
theil bemerkt ist, stets nach dem von mir recensirten und in Kapitel ge- 
theilten Text und bezeichne das Bach mit T. — Das Bedenken Tille- 
mont*8, M^moires tom. III p. 611, daß dieses Stück des Commentars an 
unrichtiger Stelle stehe und daher wie ein späterer Zusatz erscheine, 
schwindet, so wie man die allgemeine Einrichtung oder Unordnung des 
Commentars ins Auge faßt. Darüber ist sogleich zu handeln. 



mit der Beschreibung des Hieronymus. 19 

Werk desjenigen Tb., welcher siebter Bisebof von Antioebien 
war, aasgeben wollte. Es kann also in jedem Fall Älexandrini 
nar der Febler eines Äbscbreibers sein. — 3) Der gedruckte 
Commentar beziebt sieb wie derjenige, den Hier, bescbreibt, anf 
alle vier Evangelien, und seine Einriebtang entspricht der von 
Hier, gegebenen Bescbreibang jedenfalls mebr, als diejenige 
irgend eines andern Evangeliencommentars aus älterer Zeit 
Allerdings ist das Werk, Wie es uns gedruckt vorliegt, in 
4 Bttc}ier getbeilt, welche den 4 Evangelien in der uns geläufigen 
Reihenfolge entsprechen; und auch dann, wenn diese Eintheilung 
nicht vom Verfasser herrühren sollte, bliebe die Thatsache be- 
stehen, daß im großen und ganzen die größere erste Hälfte 
des Commentars Texte aus Matthaeus, ein kleines folgendes 
Stück überwiegend Texte aus Marcus, ein wiederum etwas 
größerer Abschnitt fast nur Texte aus Lucas, und ein kurzer 
Schlußabschnitt fast nur johanneische Stellen auslegt. Aber wir 
haben hier doch keineswegs vier Commentare zu den vier Evan- 
gelien. Gleich im Prolog wird von allen 4 Evangelisten ge- 
redet. Der Beginn der Auslegung des Mt und der Uebergang 
von einem Evangelium zum andern wird durch nichts anderes 
markirt, als der Uebergang von einem zum andern Vers des- 
selben Kapitels. Wie oft auch der Vierzahl der Evangelisten 
gedacht wird: Object der Auslegung ist das eine aus 4 Büchern 
bestehende „Evangelium^. Wenn bei Gelegenheit der Auslegung 
eines lukanischen Textes auf eine in demselben Evangelium 
enthaltene Parabel Bezug genommen wird, wird als Fundort 
nicht dieses dritte, jetzt dem Ausleger vorliegende -Evangelium, 
sondern das Evangelium überhaupt bezeichnet (T. HI, 20). Ein 
anderes Mal stellt er demjenigen Lazarus, dessen Geschichte 
nach Jo 11 er auslegt, allerdings den „Lazarus Lucae^' gegen- 
über (T. IV, 7). Aber äußerst selten wird ein Evangelist mit 
Namen genannt, nämlich außer der Vorrede nur noch in der 
Erörterung der Genealogien (I, 1) und einmal noch bei Er- 
klärung eines schwierigen, dem Mt eigenthümlichen Ausdrucks 
(I, 36). Die Namen des Johannes und des Marcus als Evan- 
gelisten kommen außer der Vorrede gar nicht mehr vor. Daß 
die literarische Besonderheit der 4 Evangelien für das Bewußt- 
sein des Auslegers hinter die Einheit des in ihnen überlieferten 
Stoffs zurücktritt, daß er wirklich commentarios in evangelium, 
nieht in evangelia gesehrieben hat, erkennt man noch deutlicher, 

2* 



20 Harmonistische Auslegung. 

wenn man die Beihenfolge der erklärten Stficke im einzelnen 
ins Auge faßt. Dabei ist selbstverständlich abzusehn von ge- 
legentlichen Gitaten aus anderen Evangelien als dem gerade 
vorliegenden. Es handelt sich nur um diejenigen größeren oder 
kleineren Abschnitte, welche ohne Gitationsformel und überhaupt 
ohne jede Einführung als Auslegungsobject vorgelegt werden. 
Zwischen Mt 2, 1 und Mt 2, 11 steht Lc 2, 7 wie ein Bestand- 
theil der Perikope von den Magiern (T. I, 2). An Mt 3,3 wird 
ohne jede Andeutung eines Uebergangs zu einem anderen Buch 
Lc 3, 5 angeschlossen und ganz so, wie es sonst so oft mit der 
jedesmaligen Vorlage geschieht, stückweise mit Deutung ver- 
sehen (T. 1, 3). Nachdem die Auslegung ausgewählter Stücke aus 
Matthaeus bis zur Heilung der beiden Blinden von Jericho ge- 
diehen ist^), wird plötzlich vom Kommen Jesu zu einer Hoch- 
zeit, also von Jo 2, 1—11 geredet, und hieran schließt T. ver- 
möge einer begreiflichen Ideenverbindung Bemerkungen über 
die Bede Mt 11, 16 sq.; um dann von dieser Stelle an noch 
einmal einen Gang durch das erste Evangelium bis Mt 17, 26 
(T. 1, 21) zu machen. Eine dritte Serie von Scholien setzt wieder 
bei Mt 13, 55 ein und reicht bis Mt 25 (T. 1,22-31). Darauf 
wird mit einer Einleitung aus Lucas (T.I,32) die Leidensgeschichte 
vom Einzug in Jerusalem an vorgeführt. Es liegt Matthäus zu 
Grunde, aber zu Mt 26, 51 werden die Namen des Petrus und 
des Malchus eingeführt^ als ob sie bei Matthaeus zu lesen wären 
(T. I, 34), und was weiter bis zum Schluß des ersten Buches 
folgt, ist gar nicht mehr Auslegung eines einzelned Textes^ 
sondern eine Reihe von Bemerkungen zu einer aus allen vier 
Evangelisten zusammengesetzten Leidens- und Auferstehungs- 
geschichte. Zwischen Mc6,3i— 44 und Mc 7, 31-37 ist Lc 19, 
12—23 eingeschoben (T.II, 6), eine Perikope, welche bei Marcus 
nicht einmal eine einigermaßen entsprechende Parallele hat. 
An Lc 12, 52 sq. ist aus verwandter Umgebung Mt 10, 36 ange- 
schlossen (T.ni, 7). Ebenso stillschweigend wird Mt. 22, 11 — 13 
wie ein Stück der verwandten Parabel in Lc 14, 16 — 24 be- 



1) T. 1, 14. Die dortige Anmerkung wird zum Beweise dafür genügen, 
dass dort in der That Mt 20, 30 gemeint ist. Zu I, 15 hat Otto (S. 290 
Note 93 seiner Ausg.) eine volle Zeile Bibelworte in seinen Text aufge- 
nommen, welche die Editio princeps, unsere einzige Urkunde nicht ent- 
hält, und zwar die auch sachlich gar nicht dahingehörige Stelle Mt22,2. 



Mischung der Evangelien. 21 

handelt (T. III, 8). Der Parabel Lc 20, 9 sqq., welche man T. III, 15 
nach der bis dahin befolgten Ordnung des Lucas erwartet, ist 
der Paralleltext aus Mt 21; 33 sqq. substituirt, obwohl dieser 
schon einmal I, 27 ausgelegt war. Mitten unter Lucastexten 
wird T. III, 17 Jo 3, 13 und dann Jo 3, 34 erklärt, ohne daß 
auch nur ein Anknilpfungspunct für diesen Anschluß im Voran- 
gehenden zu entdecken wäre. Es wird T. III, 19 anstatt Lc 22, 18 
vielmehr Mt 26, 29 gegeben. An die Auslegung von Jo 21, 11 
schließt sich die von Mt 11, 30 (T. IV, 12), und es folgt doch noch 
wieder eine Aehrenlese aus dem vierten Evangelium, dessen 
Auslegung schon beendigt zu sein schien (T. IV, 13—16). Das 
zweite Buch schließt gar nicht mit einer Perikope aus Marcus, 
dessen Auslegung überhaupt nicht über das 7. Kapitel hinaus- 
geführt ist, sondern mit einer allegorischen Betrachtung über 
die drei Todtenerweckungen, welche Matthaeus (Marcus), Lucas 
und Johannes berichten. Bei dieser Aufzählung habe ich ganz 
abgesehen von den feineren Textmischungen, wie sie sich vielfach 
auch in den griechischen Handschriften und den alten Ueber- 
setzungen finden, und habe mich überhaupt auf ganz unzwei- 
deutige Beispiele beschränkt. Und dennoch kann man schon auf 
Grund dieser Beispiele dreist fragen: Ist das Verfahren des T. 
nicht eben das, was Hier, ein quattuor evangelistarum in unum 
optis dicta compingere nennt? 

Unter gewöhnlichen Verhältnissen würde hiermit bewiesen 
sein, daß wir den Commentar, welcher dem Hier, unter dem 
Namen des Theophilus von Antiochien zugekommen war, be- 
sitzen. Etwaige Anstöße in Sachen, Gedanken und Ausdrücken, 
welche diesem Schluß entgegentreten möchten, würde man durch 
die mangelhafte Textüberlieferung erklären und als Interpolatio- 
nen ausscheiden. Im schlimmsten Fall würde eine systematische 
Umarbeitung des alten Gommentars anzunehmen sein, wie sie 
dem Commentar des Victorinus zur Apokalypse und wohl auch 
demjenigen des Pelagius zu den paulinischen Briefen in der 
Zeit nach Hier, widerfahren ist. Aber die Verhältnisse, unter 
welchen sich die theologische Kritik entwickelt hat, sind eben 
nicht die gewöhnlichen gewesen, vor allem nicht während des 
letzten Jahrhunderts. Was schon einem Kirchenvater als verdäch- 
tig und Gelehrten der „unkritischen^^ Zeit als unecht erschienen 
ist, als echt zu erkennen, galt je später, desto zweifelloser als 
ein Wagnis oder vielmehr als ein Beweis völligen Mangels an 



22 Aeltere Kritiker. 

kritischem Vermögen, es genauer zu untersachen fUr überflüssig. 
Es bat freilicb einmal ein langes Jahrhundert gelehrter Arbeit 
auf theologischem Gebiet gegeben, während dessen nicht das 
Urtheilen, sondern das Untersuchen für die wesentliche Aufgabe 
des kritischen Forschers galt und von Männern ersten und zweiten 
Bangs nach dieser Regel gearbeitet wurde. Es reicht etwa von 
1600 bis 1720, höchstens bis 1760. Zwar hat Keiner der großen 
Gelehrten jener Zeit unseren Commentar zum Gegenstand einer 
besonderen Untersuchung gemacht; aber ihre Urtheile hätten 
die Gelehrten unserer Zeit doch wenigstens anhören und einer 
ernsthaften Widerlegung werth halten sollen. P. D. Hnet nennt 
den noch vorhandenen Commentar des Theophilus über die 
Evangelien an erster Stelle unter den christlichen Auslegungs- 
werken aus der Zeit vor Origenes ^). Zurückhaltend sprach sich 
J. Pearson über die Frage auS; ob unser T. durchaus identisch 
sei mit dem von Hier, citirten Commentar des Theophilus; aber 
er wies nach, daß ein in T. vorliegender Satz, welchen Hier, in 
seinen Matthänscommentar aufgenommen hat, schon dem Rasi- 
lias als Aussage eines alten Exegeten bekannt gewesen sei und 
aller Wahrscheinlichkeit nach von Theophilus dem Antiochener 
herrühre ^). R. Simon, den ja auch die Modernen zwar nicht zu 
lesen, aber doch manchmal „honoris causa^ zu nennen pflegen, 
widerlegte kurz und bündig das von Hier, einmal angedeutete 
Bedenken gegen die Echtheit des Commentars, wies hin auf die 
Erklärung hebräischer Namen als Anzeichen der orientalischen 
Herkunft des Verfassers und auf Uebereinstimmungen zwischen 
den Büchern an Autolycus und diesen Schollen und erklärte 
schließlich, nichts spreche dagegen, dies Werk dem Bischof von 
Antiochien zuzuschreiben^). W. Cave hatte die Abhängigkeit 
des Hier, von T. anerkannt, verband jedoch damit die Ver- 
muthung, daß unser T. doch nur ein jüngeres Excerpt aus dem 
alten, jetzt verlorenen Commentar sei^). Genauere Rücksicht 
auf Gründe gegen die Echtheit hatte schon E. Grabe zu neh- 
men, neigte aber trotzdem sehr stark zur Annahme der Echtheit. 



1) Origeniana üb. III c. II, Sectio I, § 1 (Origenis in sacr. scr. 
comm. I, 236 nach dem kölner Neudruck von 1685. 

2) Vindiciae epist. S. Ignatii, Cantabrig. 1672, Pars I (nach den 
langen Prolegomena) p. 4. 5. 

3) Histoire crit. des princip. comm. du N. T. Rotterdam 1693 p.4— 8. 
4} Historia lit. (zuerst gedruckt 1688) Genevae 1720 p. 41. 



Herrschende Meinung. 23 

Nar sein befremdlicfaer Irrtbum, daß die von Hier, aas seinem 
Theophilas excerpirte Auslegang der Parabel vom Haasbalter 
in T. nicht enthalten sei, machte ihn schwankend ^). Tb. Ittig, 
welcber die für Grabe verhängnisvoll gewordene „ballacinatio^ 
notirtO; trug kein Bedenken, T. für eine im dritten Jabrbandert 
entstandene Uebersetzung des von Theophilus noch im zweiten 
Jahrhundert geschriebenen Evangeliencommentars zu erklären^). 
Inzwischen hatte Tillemont zwar nur einige Zweifel an der Iden- 
tität des T. mit dem von Hier, citirten Commentar tbeils zu- 
sammengefaßt , theils neu ausgesprochen^ aber doch unbedingt 
behauptet, daß man von Theophilus nur noch die Bücher an 
Autolycus besitze^). Der Erste, welcher darauf die Beantwor* 
tung der beiden oben S. 17 gestellten Fragen zum Gegenstand 
einer förmlichen Abhandlung machte, N. le Nourry ^), verneinte 
beide und erklärte T. für eine Fälschung viel jüngeren Alters 
als Hier. Ihm folgten J. A. Fabricius^), Pr. Maran«), neuer- 
dings Otto ^). Schon einem N. Lardner war dieses Urtheil aus- 
gemachte Wahrheit ^), und sehr besonnene Gelehrte haben kein 
Bedenken getragen, dasselbe bis in unsere Zeit hinein zu wie- 
derholen^), wenn sie es nicht vorzogen, über eine für die Ge- 
schichte der Kirche überhaupt und des Kanons und der Exegese 
insbesondre so wichtige Frage stillschweigend hinwegzugehn. 
Neue Gründe sind seit N. le Nourry und Fabricius nicht vor- 
getragen worden. Die alten sind etwa folgende: Man wies auf 



1) Spicilegium Patrum tom. II (Oxoniae 1699) p. 221-224. Schwan- 
kend äußerte sich auch J. Fell| dessen Ansicht ich nur aus dem gleich 
zu citirenden Werk von Ittig kenne. 

2) Historiae ecclesiasticae secundi a Christo secali selecta capita, 
Lips. 1711, p. 31 — 33. 

3) Mömoires pour servir ä Tbist. eccles. tom. III, 50 sq. und p. 611 
(Paris 1685). Beiläufig möchte ich fragen, warum doch einige deutsche 
Gelehrte, wenn sie einmal Accente anwenden, beharrlich „Tillemont*' und 
andrerseits „memoires'* schreiben. Rönan ist auch noch nicht ausgestorben. 

4) Apparatus ad bibliothecam max., Paris 1711, p. 517 — 522. 

5) Bibliotheca Graeca (ed. Harles) V, 105. 

6) Justini opera (Paris 1742), Praef. p. CXXI sq. 

7) Corpus apologet. vol. VIII, Praef. p. VII— IX. 

8) Glaubwürdigkeit der evangel. Geschichte, übersetzt von Bruhn 
(1750) II Thl., 1 Bd. S. 348. Ebenso Walch, Biblioth. patrist. ed. Dana, 
p. 268. 464. 

9) Z. B. R. Anger, Synopsis evangeliorum (1852) Prolegg. p. XXXIII. 



24 Gründe gegen die Echtheit. 

einen oder zwei Sätze hin, welche den Beweis liefern sollten, 
daß T. keine Uebersetzung aus dem Griechischen, sondern von 
Haas aas lateinisch geschrieben gewesen sei. Man entdeckte 
einige theologische Aasdrücke nnd thatsächliche Angaben, welche 
jedenfalls im Vergleich zar Zeit des Theophilas anachronistisch 
seien. Man bemerkte immer mehr Uebereinstimmangen zwischen 
T. nnd 4en Commentaren des Hier, zu Matthaeas and des Am- 
brosias za Lacas, mochte aber den großen Kirchenlehrern am 
Aasgang des vierten Jahrhunderts nicht eine so sclavische Ab- 
hängigkeit von einem griechischen Commentar and vollends 
von der lateinischen Uebersetzang eines solchen zatrauen, wie 
sie stattfände, wenn T. das dem Hier, bekannte Werk des Theo- 
philas wäre. Daza kam eine Stelle des Cyprianas, welche ent- 
weder za der fUr anwahrscheinlich geltenden Annahme nöthige, 
daß schon dem Cyprian eine lateinische Uebersetzang eines 
griechischen Commentars vorgelegen habe, oder den- Beweis 
enthalte, daß T. eine Compilation aas lateinischen Vätern, anter 
anderem also aas Cyprian, Ambrosins and Hier. sei. Den oben 
angeführten Gründen für die nächstliegende Annahme der Iden- 
tität des T. mit dem Theophilascommentar des Hier, sachte man 
dadarch gerecht za werden , daß man annahm , ein späterer La- 
teiner — Otto meinte bald nach der Mitte des 5. Jabrhanderts — 
habe aas den Anführungen des Commentars des Th. bei Hier, 
die Anregung dazu empfangen, seine Compilation unter dem 
falschen Namen des Th. zu veröffentlichen, und um den Schein 
zu retten, auch das von Hier, aus dem Commentar des Th. ex- 
cerpirte Fragment seiner Arbeit einverleibt ^). Man hätte hinzu- 
fügen sollen, daß dieser Pseudotheophilus auch die Beschreibung, 
die Hier, von der Einrichtung jenes Commentars geliefert hat, 
bei seiner Arbeit sich zur Richtschnur habe dienen lassen und 



1) Nur Fabricias hat unter dem Eindruck des Gewichts von B. Si- 
monis Bemerkungen mit der gewöhnlichen Meinung noch die Annahme 
verbunden, daß der Compilator neben vielen anderen Büchern auch den 
echten Commentar des Th. unter seinen Quellen gehabt habe. Dann 
wäre eben dieser echte Commentar und nicht die Nachrichten des Hier, 
darüber die Grundlage der Compilation , und jeder standhafte Grund für 
die Annahme einer nachhieronymianiscben Fiction fallt damit dahin. Wir 
hätten es mit einer Bearbeitung des alten Werks zu thun, in welche 
Beiträge aus späteren lateinischen Commentatoren aufgenommen worden 
wären. 



Pseudonyme Commentare. 25 

zum Zweck der Tänschnng in der vorhin beschriebenen Weise 
die Texte der verschiedenen Evangelisten dnrcheinander gequirlt 
habe. 

Bei Keinem von denen, die sich so oder ähnlich geäußert 
haben 9 vermochte ich Sparen einer einigermaßen amfassenden 
Beschäftigung mit dem Buch wahrzunehmen. Weder der biblische 
Text^ welcher hicfr commentirt ist, noch das Verhältnis des T. 
zu den lateinischen, aber auch den griechischen^) Evangelien- 
commentaren, noch der theologische Charakter des Buchs, noch 
die Zeitverhältnisse, die sich darin widerspiegeln, noch das Ver- 
hältnis zu den Büchern an Autolycus: nichts von alle dem ist 
auch nur mit einigen zusammenhängenden Worten erwähnt wor- 
den. Aber das Urtheil stand und steht fest. Man empfand auch 
nicht, daß man dem angeblichen Pseudotheophilus in mehr als 
einer Hinsicht ein höchst seltsames, durch kein sicheres Beispiel 
zu belegendes Verfahren andichtete. Man nenne doch erst ein 
Beispiel daftlr, daß innerhalb der ersten 6 Jahrhunderte exege- 
tische Werke unter dem fälschlich angenommenen Namen eines 
älteren Autors angefertigt worden sind. Der unter de^i Namen 
„Ambrosiaster" bekannte Commentar zu den paulinischen Briefen 
will ja nicht Von Ambrosius geschrieben sein, sondern ist die 
ehrliche Arbeit eines römischen Klerikers aus der zweiten Hälfte 
des 4. Jahrhunderts, heiße er nun Hilarius oder Faustinus oder 
noch anders. Der interessante, wie wenige aus dem Leben sei- 
ner Zeit herausgewachsene Commentar, den man „Opus imper- 
fectum in Matthaeum" zu nennen pflegt, ist völlig unschuldig 
daran, daß man ihn dem Chrysostomus zugeschrieben und dem- 
zufolge in Homilien zerhackt hat. Er ist das ehrliche Werk 
eines unbekannten Zeitgenossen des Chrysostomus, eines grie- 
chischen Arianers aus der Zeit vor dem Regierungsantritt Theo- 
dosius U^). Den Commentar des Pelagius zu den paulinischen 



1) Otto, welcher Praef. p. VIII auch die mit griechischen Schrift- 
Btellern übereinstimmenden Stellen des Gommentars als ans lateinischen 
Quellen geflossen ansieht, führt dort für die Thatsache, welche er so 
entkräftet, nar eine Anm. 105 za lib. I, p. 291 an. Da handelt sich*8 
aber nar nm eine grammatische Eigenthümlichkeit des lateinischen Textes. 

2) Es wäre an der Zeit, daß endlich einmal die völlig unbrauchbaren 
Urtheile der älteren Gelehrten über dieses Bach, welche sich nur darum 
bis in die Gegenwart hinein fortschleppen, weil sie negativ lauten, durch 
eine wirkliche Untersuchung beseitigt würden. 



26 Pseadonyme Commentare. 

Briefen haben diejenigen, die das Buch hochschätzten, frühzeitig 
aas begreiflichen Gründen des verdächtigen Automamens be- 
raubt und wohl auch manche besonders anstössige Sätze darans 
beseitigt; aber erst die jüngeren unter den vorhandenen Hand- 
schriften haben dem namenlos gewordenen Buch durch eine 
pseudohieronymianische Vorrede grösseres Ansehn zu verleihen 
gesucht. Auch der nicht ganz ungelehrte Commentar zu Marcus 
sowie derjenige zu allen vier Evangelien; welche beide unter 
des Hier. Namen oftmals abgeschrieben worden sind, erheben 
selbst keinerlei Anspruch auf Abfassung durch Hier. Der Ver- 
fasser des erstereU; der wegen einiger hebräischer Gelehrsamkeit 
für Hier, gehalten worden sein mag, bekennt in der Vorrede 
ganz ehrlich; daß er auslegen wolle ut maiores mei tradide- 
runi ^). Das umfangreiche, fälschlich dem Hier, zugeschriebene 
„Breviarium in Psalmos" citirt ebenso harmlos den Eucherius 
von Lugdunum^ wie den Tertullian und den Origenes^). Oder 
um noch ein Beispiel aus der exegetischen Literatur griechischen 
Namens zu nennen : Ist etwa die lateinische Gatene zur Apokalypse, 
welche in einer jenaer Handschrift, aber nicht in der Druck- 
ausgabe den Namen des Melito von Sardes trägt, vom Verfasser 
selbst mit künstlichen Mitteln dem Melito angedichtet worden ^) ? 
Gerade exegetische Werke sind im voraus mehr als andere 
Gattungen der theologischen Literatur vor dem Verdacht sicher, 
vom Verfasser selbst unter falschem Namen ausgegeben zu sein. 
Abschreiber und Bücherverkäufer haben nicht selten namenlosen 
oder mit einem anrüchigen Namen behafteten Commentaren durch 
Vorsetzung eines berühmten und unverdächtigen Namens besse- 
res Ansehn zu geben sich bemüht. Es mag Aehnliches zuweilen 
ans unschuldigem Irrthum geschehen sein. Wer aber seine theo- 
logischen Gedanken oder kirchenpolitischen Wünsche unter dem 
Schirm eines gefeierten Namens alter Zeit in Umlauf setzen 
wollte, schrieb keine Commentare , sondern Briefe, dogmatische 
Tractate, kirchenrechtiiche Satzungen und Sammlungen von sol- 
chen oder endlich Romane. Ein Abendländer des 5. oder eines 



1) Vallarsi tom. XI, pars III p. 67. 68. Seine hebräischen Kenntnisse 
zeigt er z. B. p. 125. 

2) Vallarsi tom. VII, pars II p. 1. 3. 15. 

3) Gf. Otto, corpus apol. IX, 390. 406. Das dort mitgetheilte Ur- 
theil von Steitz über die Glavis des Melito gilt auch von diesem Com- 
mentar. Cf. Haraack a, a. 0. S. 274 f. 



Unwahrscheinlichkeit der gew. Annahme. 27 

noch späteren Jahrhunderts würde za solchen Zwecken anch 
schwerlich den Namen des Theophilas von Antiochien gewählt 
haben ; denn dieser war am jene Zeit keine anerkannte theolo- 
gische Aactorität. In den seit dem Ansbruch der monophysiti- 
schen Streitigkeiten beginnenden Sammlangen von Zeugnissen 
der Väter wird er niemals citirt. Kein lateinischer Schriftsteller 
hat nach and unabhängig von Hier, seinen Namen genannt. 
Ein berühmter Märtyrer und Kalenderheiliger war er auch nicht ^). 
Wie will man denn die Wahl dieses Namens von Seiten des 
Fälschers erklären? Und wie die bei dieser Hypothese voraus- 
gesetzte Eünstlichkeit seines Verfahrens ? Er hätte bei der Wahl 
seiner Täuschungsmittel die Anforderungen von Lesern berück- 
sichtigt, welche nicht nur das bekannte Büchlein des Hier, über 
die berühmten Männer, sondern auch dessen Brief an Algasia 
und die dort gegebene Charakteristik des Gommentars sammt 
dem dortigen Excerpt desselben im Kopf hatten. Man könnte 
sich das oben nachgewiesene wiederholte Bückgreifen auf frühere 
Stellen des jedesmal vorliegenden Evangeliums und die erneuer- 
ten Durchwanderungen bereits einmal durchgegangener Strecken 
daraus erklären wollen, daß der Compilator erst aus dem einen, 
dann aus dem anderen alten Gommentar das Gefälligste ausge- 
wählt und diese Excerptensammlungen an einander geschoben, 
statt zu einem fortlaufenden Ganzen verarbeitet hätte. Aber ein 
flüchtiger Blick in meine dem Text beigefügten Anmerkungen 
wird zeigen^ daß dem nicht so ist. Von Anfang an und gleich- 
zeitig klingen die verschiedensten Ausleger mit T. in Gedanken 
und Worten zusammen, und in den verschiedenen unterscheid* 
baren Serien von Scholien begegnen uns die Anklänge an den- 
selben Hieronymus. Ferner erkläre man, wie ein Compilator, 
dem eine große Zahl umfangreicher Commentare und dazu noch 
die Werke eines Cyprianus zur Verfügung gestanden haben 
müßten^ zu den allerbe vorzugtesten Stücken der Evangelien 
wie den Seligpreisungen der Bergpredigt, dem Vaterunser, dem 
großen Bekenntnis des Petrus, den 7 Worten des Gekreuzig- 
ten ^) in allen diesen Quellen nichts Bemerkens werthes gefunden 
haben sollte. So wenig wie die bis heute herrschende Hypo- 



1) Bei den Griechen gar nicht, also bei den Lateinern sicherh'ch nur 
durch späte Kunst. 

2) Nur eins wird T. I, 35 kurz besprochen. 



28 Innere Einheit des CommoQlars. 

these die äußere UnordnoDg nad Dürftigkeit erklären kann, 
ebenso wenig aucfa die seltene Einheitlichkeit der theologiscben 
Ideen, der exegetischen Methode, der dureb die ZeitverhältDisse 
bedingten Stimmnng, welche diesen Commentar vor den Eran- 
gelieacummentareD des Hilarins, des Ambrosias, des Hieronymns 
auB^feiehDen. Dies jedoch wird erst die folgende Untersnchnng 
ins Licht zn setzen haben. Daß eine solcbe geboten sei, wird 
schon dnrch die bisherige Darlegung bewiesen sein. 



n. Der Text. 

Es mag auffallen; daß ich der Untersucbung; einen Abdruck 
des kurzen Evangeliencommentars vorausschicke, ohne bei der 
Herstellung des bisher lediglich auf der Editio princeps beruhen- 
den Textes durch eine Handschrift unterstützt zu sein. Es ist 
nicht bloß zur Bequemlichkeit des Lesers geschehen, welcher 
den Text zur Hand und das ganze Material der patristischen 
Parallelen, dessen Vergleichung einen Haupttheil der Unter- 
suchung bilden muß, unter dem Text vor Augen haben sollte. 
Entscheidend war die Beschaffenheit des letzten, in den Händen 
der meisten Betheiligten befindlichen Abdrucks. Otto sagt von 
seiner Arbeit in der Vorrede : Equidem commentarios a permultis 
librariorum et fypographorum erroribus sat apertis tacite expur- 
gavi. Das tacite ist streng innegehalten. Aber damit verliert 
dieser Text auch alle Brauchbarkeit zu wissenschaftlichen 
Zwecken. Es ist nicht einmal gesagt, welche Ausgabe zu 
Grunde gelegt wurde ^ so daß man auch nicht weiß^ wo jene 
Fehler zu finden sind. Die Druckfehler in den Nachdrucken 
sind ja völlig gleichgiltig. Die allein rechtmäßige Grundlage 
einer neuen Ausgabe ist beim Mangel an handschriftlichen Httlfs* 
mittein selbstverständlich der eine verlorene Handschrift reprä- 
sentirende erste Druck von 1576. Diesen aber hat Otto nicht 
zu Grunde gelegt, obwohl er ihn selbst als Editio princeps an- 
fuhrt. Denn es ist ja undenkbar, daß er in diesem Falle an 
so zahlreichen Stellen starke Abweichungen sich tacite gestattet 
haben sollte. In 1 , 15 (Otto p. 290 n. 93) und 1 , 27 (Otto 
p. 297 Zeile 2) sind je anderthalb Zeile biblischer Text ohne 
urkundliche Gewähr tacite eingeftigt und zwar im ersteren Falle 
eine ganz unpassende Bibelstelle. In IE, 10 extr. (Otto p. 312 
vor n. 24) sind vier urkundlich überlieferte Worte, in IV, 15 
(Otto p. 323 nach n. 27) zwei solche tacite getilgt Die Ueber- 
schriften der 4 Bücher^ von welchen namentlich die des 2. 3. 
und 4. von erheblichem Interesse sind^ sind willkürlich gemodelt 



30 



t)er älteste und der Jüngste t)ruck. 



Die kleineren Abweichungen; welche nur zum Theil Verbesse- 
rungen zu nennen sind; sind ziemlich zahlreich , obwohl der 
Druck recht correct zu nennen ist. Ferner hat sich der letzte 
Herausgeber die ergiebigsten Quellen sicherer Verbesserungen 
verstopft; indem er es unterließ, die Schriftsteller; aus welchen 
T. compilirt sein soll, durchgängig zu Rathe zu ziehen. Mehr 
als eine unverständliche Stelle konnte durch dieses einfache 
Mittel geheilt werden ^). Endlich durfte auf Grund sorgfältigerer 
Beachtung der biblischen Texte und des Zusammenhangs der 
Auslegung an einigen Stellen eine Verbesserung in den Text 
aufgenommen oder unter dem Text vorgeschlagen werden. Es 
soll durch diese Bemerkungen weder das in Bezug auf die mei- 
sten anderen Theile des Corpus apologetarum unfragliche Ver- 
dienst des Herausgebers desselben verkleinert, noch eine Zu- 
friedenheit mit meiner neuen Ausgabe des T. ausgesprochen 
werden. Ich selbst verstehe noch nicht Alles in diesem Gom- 
mentar; was ich habe drucken lassen müssen ; aber den Anfang 
der Arbeit habe ich gemacht; und aller Anfang ist schwer. 
Die Zeichen und Abkürzungen sind folgende: 



= der Druck in Otto's Corp. 

apolog. Vin p. 278 — 

324. 
P = Editio princeps s. oben 

S, 14. 
> = lässt aus. 
-f- =r fügt hinzu. 
Ambros. = Ambrosii expositio 

in evangelium Lueae. Ed. 

Bened. (Abdruck Venet. 

1748) vol. n, 722—1109. 
Arn. = Amobii iunioris annota- 

tiones ad quaedam evan- 

geliorum loca (nach Migne 

tom. 53 col. 569—580). 
Hier. = Hieronymi commentarii 

in Matthaeum nach der 

zweiten Ausg. Vallarsi'S; 



Venet. 1768; vol. VH, 
pars 1, p. 1—244. 

Hil. oder Hilar. = Hilarii Pic- 
taviensis in evang. Mat- 
thaei commentarii nach 
der Ausg. der Benedicti- 
ner (Coustant) Paris 1693, 
p. 609-752. 

Op. imperf. = Opus imperfec- 
tum in Matthaeum nach 
Chrysostomi Opera ed. 
Montfaucon tom. VI 
(Paris 1724) appendix 

p. i_cccxxvm. 

Orig. = Origenis comm. in Mat- 
thaeum nach der Ausg. 
von Delarue tom. HI 
(Paris 1740) p. 440-931. 



1) Ein sehr auffälliges Beispiel findet man T. I, 34 (Otto p. 302, 
Zeile 3 f.). 



Theophili alleg. Hb. t praef. c. 1. 31 

S. P. nostri Theophili patriarchae Antioeheni 
commeiitarioram sive allegoriaram 
in Sacra quatuor evangelia über primus. 

Qaataor evangelia quataor animalibus figurata lesam Chri- 
stum demoDstrant Mattbaeas enim salvatorem nostram natam 5 
passamque boniini comparavit. Marcus leoois gerens figuram a 
solitudine incipit dicens: „Vox clamantis in deserto: parate viamHr 1, 3 
domini," sane qai regnat invietus. loannes habet similitadinem 
aquilae, qaod ab imis alta petiverit; ait enim: „In principio erat Jo 1, Isq. 
verbum, et verbam erat apud deam, et deus erat verbam; hoc 10 
erat in principio apud deum;^ vel qaia Christas resargens vola- 
vit ad coelos. Lucas vituli speciem gestat^ ad cuius instar sal- 
vator noster est immolatus, vel quod sacerdotii figurat officium. 

1. Liber generationis lesu Christi, filii David, filii Abraham. Mt 1, 1 
Quam vis ordine successionis posterior sit David, ideo tamenl5 
prior quam Abraham in domini generatione describitur, quia 
princeps fuit generis Christi, et quod in regno clarus enituit, 
Abraham vero populorum fuit fidelium pater; et ob hoc prius 
David filius dicitur Christus. Sciendum est queque^ quod Mat- 
thaeus per reges, Lucas autem per sacerdotes ductam Christi 30 

1. P. nostri P: > | 2. sive allegoriarum P: ^ 0. Nur allego- 
riae P im Index und im Columnentitel cf. die Titel der BUcher 2 — 4, 
nur commentarit Hier. v. ill. 25 | evangelia P : libri quatuor + | 5 sqq. 
lieber die Vertheilung der Symbole auf die Evangelisten cf. unten Bei- 
lage II I 8. sane qui nothwendige Verbesserung, da dies nur anf domi- 
nus , nicht auf Marcus sich beziehen kann. Cf. unten Hb. I, 8; II, 34 
sane quod; lib. II, 4 revera qui, zur Sache Hb. I, 30 extr.: saneque PO | 
15. Ambros. 799 AB : iJt ideo istos duos generis auctores evangelista de- 
legitf unum qui promissum accepit de congregatione populorum, alterum 
qui de generatione Christi oraculum consecutus est. Et ideo licet ordine 
sit successionis posterior, prior tarnen quam Abraham in domini gene- 
ratione describitur etc. Cf. Hier. 9: Ordo praeposterus , sed necessario 
commutatus; aber die Erklärung hiervon ist eine ganz verschiedene, nur 
stilistische: Si enim primum posuisset Abraam et postea David, rursus 
ei repetendus fuerat Abraam, ut generationis series texeretur. Diese 
letztere Erklärung bezeichnet Op. imperf 12 D als prima ratio et simplex; 
darauf altera autem ratio est, quia regni dignitas maior est quam na- 
tura, I 19 sqq. Gegen diese Auffassung eiferte schon Julius Africanus 
im Brief an Aristides (ed. F. Spitta S. 108-110 § 3. 4. 7-9). Cf. da- 
gegen Ambr. 800 DE zugleich zu p. 32, 1—5 des T.: Bene igitur uter- 
que tenuit fidem , ut Matthaeus per reges ductam originem comprobaret, 
et Jjucas per sacerdotes a Deo transmissam in Christum seriem generis 



32 Theophili allegoriarum 

originem comprobavit. Et non est mirandam si panoiores secan- 
dum Mattfaaenm successiones usque ad Christum fnerint, plnres 
yero secandam Lacami cum per alias personas generatio dedaeta 
Sit lesa Christi ; potnit enim fieri, nt per eandem temporam cor- 
5sam aliis brevior aliis loDgior vita provenerit. Christi autem 

Mt 1, \% 9L generatio sie erat Cam loseph non sit pater domini salvatoris, 
qaid pertinet ad dominum generationis eins ordo dedaetas as- 
qae ad loseph? Seiendnm est primnm, non esse consuetadinis 
scriptnraram , at mulierum generatio describatnr, deinde ex nna 
\Q triba faisse loseph et Mariam, nnde ex lege eam nt propinquam 
daeere cogebatur in uxorem; ideoque in Bethleem simal cen- 

Ht 1 isbsentar, quod de nna stirpe sint generati. Cum esset desponsata 

mater eius Maria. Quare non simplici virgine sed desponsata 

eoncipitar Christas? Primum ut per generationem loseph origo 

j^5 Mariae monstraretar; seeundo ne lapidaretar a ladaeis nt adal- 

tera; tertio ut in Aegyptam fagiens haberet solatium viri; qaarto 

deducendo sanctiorem ipsam originem declararet .... Nee mirens^ si 
ab Abraham plures secundum Lucam successiones usque ad Christum 
sunt, pauciores secundum Matthaeum, cum per alias personas generatio- 
nem fatearis esse decursam, Potest enim fieri , ut alii longaevam trans- 
egerint vitam^ alterius vero generationis viri immatura aetate decesserint \ 
6 — 16. Hier. 11: Quaerat diligens lector et dicat: Quum Joseph — so- 
latium viri beiDah wörtlich gleich T. Die Varianten folgen | 7. eius 
PO: y> Hier. | 8. Sciendum est PO: cut respondebimus Hier. | 9. gene- 
ratio describatur PO: in generationibus ordo texatur Hier. | 10. IL u^ — 
uxorem PO : accipere cogebatur ut propinquam Hier. | 11. 12. ideoque — 
generati PO: et quod simul censetur in Bethleem ^ ut de una videlicet 
stirpe generati Hier. | 13. Maria PO: so nach Vallarsi auch aUe Hss. 
des Hier.—, im Druck + Joseph \ simplici . . . desponsata PO: de sim- 
plici , . , de desponsata Hier. | 14. Christus PO: > Hier. | 15. Joseph 
origo PO Hier.: Josephe virgo wollte ich geschrieben haben in Ignatii 
et Polyc. epist. p. 328, 20 nebst Anmerkung | 16. viri PO : mariti Hier., 
einige Hs«. desselben ]]> dies Wort, eine hat maritale \ quarto — natum 
PO; dagegen Hier.: Martyr Ignatius etiam quartam addidit caussam, 
cur a desponsata conceptus sit: ut partus, inquiens, eius celaretur dia^ 
bolo^ dum eum putat non de virgine, sed de ua^ore generatum, Gf. Ign. 
ad Eph. 19, 1; Orig. hom. 6 in Lucam (Delarue vol. III, 938). — Die 
drei ersten Gründe des T. reproducirt Theodorus von Heraclea (Catena 
patr. graec. in Matth. ed. Possinus, Tolosae 1636, p. 12): rlvog evsxiy 
fiira tiiv fiVfiatilav awklaßiv ^ naqHvog, olfiai j^ial taviaig aMatg 
niQilxe^^<ii'* rv T« ^ox€iV näaiv ix lov *I(oa^<f ysvia&at r^y xvriatv 
xal (J*a TovTo 7ii(pivyivai tov xMvvov • xal rtß i^ avtov tovtov ytvta- 
Xoyri&rivtii joy TiqiatoV xal It* t^ xri^e/ioya ^/nv avtbv xal ätdxovov 



lib. r c. i. 2. 83 

Qt partas eins falleret diabolam, putaotem lesam de nxorata Don 
de virgine natam. 

2. Cum ergo natus esset lesus in Bethleem civitate ludae, Mt 2, 1 
hoc est in domo panis; nam Bethleem domns panis, luda vero 
öconfessio interpretatar. Ulic Datas est lesas qai dixit: „Ego Jo 6, 51 
8um panis vivus, qui de coelo descendi." Pannis obvolvitiir,Lc 2, 7 
at scissam humani corporis nnitatem sao redimeret in corpore. 
Obtulerunt magi ei munera: aurum ut regi, thus nt deo, wyr-Mt 2, 11 

iv Jttlg Tiegiardaeaty ^ ot€ vno lov *JIqMov köiiaxovto, — Basil. Magn. 
hom. de generat. Christi (Opp. ed. Garnier, Paris 172'2, tom. II, 598 C): 
etgiUai 6k roiy Tralaiaiv iivl xal heQog Xoyog^ ort vn^Q tov Xa9iiv ibv 
aQXoVta TOV aitavog tov tov rfiy nuQ&iviav Tfjg Maqiag -^ tov ^lütahfp 
intvoii&rj fiptiaTela . olovil yicQ fi€T€(0Qtafx6g rtß novriQtß to o^^fia Tijg 
fjivfiOTi(ug TikQl Ttiv TiaQ&iyov insvo^^ri^ nulai innijQOvvTi Tag na^^h 
vovg xtL -- Opus imperf. io Mattb. 45 E: Dicebat enim (sc. diabolus) 
apud se: hie non potest esse filius dei^ qui de muliere et de viro natus 
est. Nam et ideo de desponsata et in domo habita natus est^ ut partus 
virginis diabolo celaretur, Si autem de simplici virgine natus fuisset, 
fädle poterat cognoscere diabolus ^ quia filius est dei, — Ambros. 750: 
Cur non^ antequam desponsaretur, impleta est? Fortasse , ne diceretur, 
quod conceperat ex adulterio . . . p. 751: Non mediocris quoque caiisa 
est^ ut virginitas Mar\ae falleret principem mundi. Noch sechsmal kehrt 
dies f allere wieder | 8. Iren. III, 9, 2 p. 184: myrrham quidem^ quod 
ipse erat, qui pro mortali gener e moreretur et sepeliretur; aurum vero, 
quoniam rex^ cuius regni finis non est; thus vero, quoniam deus etc. 
Zu dieser Stelle hat, soviel ich sehe, Feuardentius mit Unrecht Justinus 
(dial. c. Tryphone c. 78?) TertuUianus (idololatr. 9?), Cyprianus (?) als 
Vertreter derselben mystischen Deutung genannt. Cf. dagegen Hilar. 613 : 
in auro regem, in thure deum, in myrrha hominem confitendo, — Am- 
bros. 770: aurum regi, thus deo, myrrha defuncto; aliud enim regis in- 
signe^ aliud divinae sacrificium potestatis, aliud honor est sepulturae, — 
Hier. 14: Pulcherrime munerum sacramenta Juvencus presbyter uno ver~ 
siculo comprehendit : ^Thus^ aurum, myrrham regique hominique deoque 
Dona ferunt"". Cf. Juvenc. I, 252 sq. (Gallandi IV, 604). — Arnob. ex 
Matthaeo c. 1: Tunc scilicet magi praesagio spiritus Christo munera 
afferebant: aurum scilicet quasi regi; thus autem quasi deo, sive quia 
passionis immolationem demonstvabant : myrrha autem sepulturae Signum 
ostendebat, Magi autem ipsi typus credentium erant; Her ödes autem 
diaboli significat figuram, Quod autem magis dictum est, ne reverteren- 
tur ad Herodem, hoc est: qui ex gentibus ad Christum veniunt, ne rur- 
sus ad diabolum revertantur, — Die Deutung der Geschenke mit gleicher 
Vertheilung kennt auch das Opus imperf. 31 AB; nur Weibrauch und 
Myrrhe deutet auch Chrysost. hom. in Matth. (Montfaucon VII, 118 sq.) 
auf Gottheit und Menschheit cf. Cramer's Catene zu Matth. p. 16. Deut- 
licher dasselbe in Eusebii expos. in Cantic. ed. Meursius (cf über dies 

Zahn, FortchuDgen. II. g 



34 llieophili allegoriaram 

Mt 2, 12 rham ut homini ad sepalturam. Admoniti sunt, ne redirent ad 
Herodem, quoniam bis qai ex gentibus ad Cbristum veniunt re- 

Mt 2, 16 cursus ad seculum denegatur. Timc misit Herodes et occidit 
infantes, Qaod legimus infantes pro Cbristo occisos essC; signi- 
ficat incipientes peceare consilia saa ad Cbristum debere con- 5 

lCorlO,4 vertere, de quo scriptum est ;,Petra autem erat Cbristus," et 

Ps 137| 9 ^Beatus qui tenebit et allidet par^ulos suos ad petram.'' Hoc 
autem iDtelligendum est de baptismate dixisse prophetam; nam 
quod ait a bimatu et infra, gentilem populum atque iudaicum 

Mt 2, 18 dielt venturos ad baptismum. Vox audita est in Rama, id est 10 
in excelsO; scilicet longe lateque dispersa. Rachel plorans filios 
suos, Rachel uxor.fuit lacob, hic pro ecclesia ponitur, quae est 
martyres habitura. Et noluit consolari, aestimans filios suos 

Mt 2» 23 mortuos in sempiternum esse victuros. Quoniam Nazaraeus vo- 

cabitur. Nazaraei dicuntur ex repromissione nati, quorum capita 15 
ferrum non tangebat, ut fuit Isaac, Samuel, Hieremias, Joannes 
baptista, Christus deus noster et Samson, qui in figura fuit sal- 
vatoris nostri, homo magnae virtutiS; qui ad instar septiformis 
Spiritus Septem crines legitur habuisse, in quibus ideo vires ge- 

1 Cor 11, 3 rebat, quia „caput viri Christus esf^. Et sicut Samson per con- 20 
iugem amissis crinibus voluit interirC; ita Christus pro coniuncto 
sibi generC; id est ludaeis et deserentibus se discipulis, qui sunt 
fidei lumina, sponte passionem subiit crucis. Deinde, velut re- 
cuperans crines, resumpta maiestate resurrexit a mortuis, aeter- 
nam necem male conversantibus illaturus. 25 

Mt 3, 3 * 3. Vox clamantis in deserto, id est in seculo, eo quod non 

habentes fidem seculares deserunt cultum dei. Parate viam 

Werk unten Beilage I) p. 44: ?/ afjivgvfi davfißovlov (h'es avfißokov) 
iari ^avarovy 6 Ußavog ^iortfrog \ 3. Tunc misit Herodes 0: Hunc 
misit Herodem P | 11. dispersa 0: dispersus P | 13. habitura 0: ah 
hdbitam P. Cf. Hier. 1 6 : Plorat autem filios suos et non recipit conso- 
lationem secundum duplicem intelligentiam ^ sive quod eos in aetemum 
mortuos aestimaret, sive quod consolari se nollet de his^ quos sciret esse 
victuros, Quod autem dicitur „in Bama**, non putemus loci nomen esse^ 
iuxta Gahaa, sed „Bama^ excelsus interpretatur, ut sit sensus: „vox in 
£xcelso audita est*^ id est longe lateque dispersa. Diese Deutung von 
Rama zu dieser Stelle auch bei Orig. (Catena ed. Gramer p. 18, ed. 
Possinus p. 32) und Op. imperf. p. 33 C. Zu lin. 12 cf. Cyprian test. 1, 20 
(ed. Hartel p. 5^, 2) : Bachel typum ecclesiae; Orig bei Gramer p. 18, 
30 I 17. deus P: dominus | Samson 0: Sanson P, so auch 1. 20 
18. qui schreibe ich: quae P, quia | 



lib. I c. 2. 3. 35 

domini, id est animas credentiam, in quibas ambulaturas erat 
domiDas. Omnis vallis implebitur, id est omnis mandas doctrina Lc 3, 5 
replebitur Christi; et omnis coUis humiliabitur, id est diaboli 
neqaitia conteretor ; et erunt prava in directa, scilicet cum mala 
5 revertantur in bona. Cibus loannis erant locmtae et mel sil- Mt 3, 4 
vestre. Per locnstas popalos agrestes significaf; mel antem frae- 
tam indicat credalitatis ipsorom, quibas prophetantis dalcis andi- 
tas erat, nt fide saa pascerent praedicantem. Sive per locnstas 
genteS; per mel antem signifieat ludaeos, erednlitate sna fmctns 

10 deo dnlcissimos offerentes. Potens est deus de lapidibus istis Mt 3, 9 
suscitare filios Abrahae. Lapides pro paganis ait propter eordis 
dnritiam; nt inEzeehiel dicitur: „Anferam a vobis cor lapidenmEz 11, 19 
et dabo vobis cor carnenm". Ecce securis ad radices arboris Mt 3, 10 
posita est, id est praedicatio sermonis divini; ex ntraqne parte 

15babens acutum novi ac veteris testamenti; nnde alibi ait: „EtP8l49, 6 

1. Hier. 17: Animas credentium praeparahat, in quibus amhulaturus 
erat dominus \ 2. Arn. c. 2 Vallem quod dixit, mundum istum demon- 
strat, repletum Christi doctrina. Montes autem et coljes humiliati per- 
fidia scilicet diaboli et idolorum cultura^ quae in adventum (?) Christi 
humiliata sunt atque depressa. Quod autem dixit „erunt prava in di- 
recta'^ hoc de gentilium pravitate dicebat, qui nunc recta itinera gradi- 
untur I 7. prophetantis schreibe ich und verstehe den prophetischen 
Prediger Johannes : prophetantibus PO. Cf. lib. II, 1. Der Gedanke, daß 
der Erfolg der Predigt, die Bekehrung und die Bekehrten, eine angenehme 
und sättigende Speise des Predigers seien, kehrt auch lib. 1, 17 in. wieder. 
Cf. Op. imperf 35 D zur Erklärung der Heuschrecken: Quod docebat 
Joannes, idem manducabat, und in Bezug auf den Honig p. 36 E: et 
qui agrestium gentium dulcedinem futurae fidei docens , quae ad subla- 
tionem curationis processerat, mel silvestre edebat. T. versteht nnter 
„popnli agrestes" dieselben, wie lib. II, 1 rustici. Erst in zweiter Linie 
gibt er die Deutnng der Heuschrecken auf die Heiden, des Honigs auf die 
Jaden. Hiezu cf. Ambros. 780 CD. — Amob. c, 3 : Locustas quas dixit, 
populorum multorum demanstrant figuram, qui ad Joannem veniebant. 
Mel autem fructum dulcedinis eorum demonstrat, qtiorum credulitate et 
fide Joannes saturabatur \ 8. pascerent 0: pa^ceret P; was nur auf 
fructus gehen könnte, aber sehr hart wäre | 11. Cf. lib. III, 1. — Hier. 18 
Lapides ethnicos vocat propter eordis duritiam. Lege Ezechielem, Au- 
feram, inquit, a vobis cor lapideum et dabo cor cameum | 13. ecce: 
80 auch Hier. 18 nach allen Hss. Vallarsi's und vieren Martianay's. 
Nach dem Text fahrt Hier, fort: Praedicatio sermonis evangelici^ qui ex 
utraque parte acutus est gladius^ securis appellatur iuxta Jeremiam pro- 
phetam etc. | 14. Cf. Iren. V, 17, 4 (Massuet p. 314): Quoniam autem 
securi similis est verbum dei, Johannes baptista ait de eo: „Jam autem 
securis ad radices arborum posita est.*^ Es folgt Jerem. 23, 29 | 

3* 



36 Theophili allegoriarum 

gladii ancipites in manibas eorum.'' Radices vero arboris spes 

Mt 3, 11 et curas hominnm dixit. Ille vos baptizabit in spiritu sancto et 

tgni. Hoc ideo ait, sive qaia ignis spiritas sanctns est; at Acta 

Act 2, 3 apostolornm doceDt, cum eo desccndcDte sedit qaasi ignis super 

Lc 12, 49 credentium linguas et impletas est sermo domini dicentis: ^Ignem 5 

veni mittere super terrani; et quam volo ut ardeaf^, sive quia 
Mt 3, 12 in praesenti vita spiritu baptizamur, in futura autem igni. Ha- 
bens ventilabrum in manu sua, hoc est crucem. Et purgabit 
aream suam, scilicet mundum vel ecclesiam suam. Et colliget 
frumentum in horreum suum, id est in paradisum congregabit 10 
sanctos. Nam per paleas peccatores significat. 
Mt 4, 5 4. Statuit lesum super pinnam templi. Per templum homi- 

lCor3, I6nem significat, ut et apostolus: ;,Vos estis templum dei;" per 
pinnam templi nostram indicat sublimitatem , de qua Christum 
Mt 4, 6 descendere diabolus hortabatur dicens Mitte te deormm, ne\b 

offendas ad lapidem pedem tuum. Lapidem vero pro homine in- 
Mt 4, 3 vidioso propter duritiam cordis diabolus dixit, ut et supra Die 
Mt 4, 10 ut lapides isti panes fiant — Vade retro satana, id est vade in 

3. Hier. 18: Sive quia ignis est spirttus sanctusy ut Acta apostolorum 
docent, quo descendente sedit quasi ignis super singuJos (al. linguas) 
credentium^ et impletus est sermo domini dicentis: „Ignem veni mittere 
super terram, et quem (al. besser quam) volo, ut ardeat!* Sive quia 
in praesenti spiritu baptizamur, et in futuro igne \ 6. quam schreibe 
ich: quem PO, ein Fehler, welcher darum nicht besser wird, weil er sich 
in manchen Citaten dieser Stelle findet (s. Sabatier za Lc 12, 49). Hier, 
ep. 52 ad Nepotian. (vol. J, 257), ad Ezech. 28 (vol. V, 335) , in seiner 
UebersetzuDg der Homilien des Orig. zu £z. (vol. V, 882), zu Micha 1 
(vol. VI, 439), za Abacuc 2 (vol. VI, 621) hat quam. Es ist dem 
Sinn nach = utinam iam ardeat (so Hier. vol. V, 927). Die codd. der 
Itala und der Vulg. haben quid volOy was nur eine genauere Ueber- 
setzung von ri d^ilto ist, als quam (nws) volo \ 9. Arnob. c. 4: Aream 
quod dixit, mundum istum intelligit. Frumentum vero quod dixit, sancti 
et fideles intelUguntur. Palea (lies pala) vero crucem demonstrat, Hor- 
reum autem paradisus est, uhi sancti colliguntur; paleae autem leves et 
perditi homines, qui in gehennam mittuntur et igni exuruntur. Cf. noch 
die Valentinianer bei Iren. I, 3, 5 p. 17: nivoy ya() ixetvo t6v aiavQov 
iQfjirivivovaiy tlvai \ 12. Arnob. c. 5: Templum autem Christianos ho- 
mines demonstrat, Paulo apostola dicente : „ Vos estis templum dei^, Fa- 
stigium autem templi charitas est, per quam Christus in Christionis 
ascendit. Quod autem diabolus Christo dixit : „Mitte te de templo hinc 
deorsum^ hoc est: suadebat Christo, ut de nostra chantate descenderet\ 
17. Obwohl T. hier und Mt 16, 23 den gleichen Text vade retro satana 
fand, welchen er nur verschieden gedeutet haben wollte, Hier, dagegen 



Hb. I c. 3—5. 37 

ignem aeternum. Diabolo baec dixit. Nam beato Petro hoc 
dixisse significat: seqnere me, qaia contrarius es volantati meae. Mt 16, 23 
5. Vos estis sal terrae, Sal appellaotur apostoli , qnia per Mt 5, 13 
illos coDditnr aoiversam genas hnmanum. Si sal evanuerit, in 
5 quo scUietur? id -est si doctor erraverit; a quo alio doetore emen- 
dabitar? Vos estis lux mundi. Hoc apostolis dicit, qui illaminant Mt 5, 14 
mandam doctrina coelesti. Non potest civitas abscondi super 
montem posita. Civitas a civibas dicitar, id est ab babitatoribas 
appcllatar. Civitas ecciesia, mons intelligendus est Christas, 

10 saper qaem aedificata est ecciesia. Neque accendunt lucemamVLt 5, 15 
et ponunt eam sub modio, sed super candelabrum, Lacerna ver- 
bam dei est, modiam aatem lex, eo quod in abdito loco faerit; 
candelabram vero crux Christi^ quae totam mandam falgore sai 
laminis illastravit. Non veni legem solvere sed adimplere. Qaia Mt 5, 17 

15 ^dilectio proximi legis est plenitado^', et caasa hamanae dilec- Rom 13, 10 
tionis Christas corpas humanam sumere dignatas est, ideoqae 
non solvit legem, sed implevit salvatör adveniens. Iota unum Mt 5, 18 
vel unus apex non praeteribit a lege, donec haec omnia ßant. 
Per iota vetus significat testamentam quo decalogas continetar, 

SOiota enim pro decem est apad Graecos; apex autem, qaatnor 
litteras habens, per evangeliam qaadraplex testamentam indicat 

nar Mt 16, 23, Dicht aber Mt 4, 10 retro me gelesen haben will, ist doch 
za vergleichen Hier. 21: Petro enim dicitur „vade retro wc, satana^ id 
est „seqtiere me, qui contrarius es voluntati meae^ ; hie vero audit „vade 
satana'* et non ei dicitur „retro me'*, ut suhaudiatur „vade in ignem 
aeternum, qui praeparatus est tibi et angelis tuis^. Vielleicht ist dar- 
nach hier p. 37, 2 qui für quia zu lesen cf. lin. 6. S. übrigens die Anm. 
Vallarsi's z. d. St. und unten Abschnitt IV, Kap. 5 zu Mt. 4, 10. | 
3. Hier. 24: Sal appellantur apostoli, quia per illos Universum hominum 
conditur genus. „ Quodsi sal* ... Si doctor erraverit, a quo alio doetore 
emendabitur? \ 6. qui P: quia | 15. causa ist entweder nach üb. 
IV, 4 (utriusque dilectionis auctor atque collator) vorauf geschickte Ap- 
position zu Christus oder besser Präposition = %vixsv (ptXavS^Qtoniag. 
Die bisherige Interpunction vor Christus statt vor et ist sinnstörend | 19. 
Unter dem Namen des Chrysostomus, welcher in seiner Homilie zii dieser 
Stelle (Monlfaucon VI I, 207 C) nichts Aehnliches sagt, gibt die Catene 
des Possinus (Tolosae 1646 p 65) Folgendes: to ^k „fcSra ?>/ rj fila 
x€Qtt(a ov firj nttQiXd-71** ^rjXot, (dg ^oxiZ Totg ^fiyrirttTg, arCx^v 'iva, 
fT€Qot ^k Uyovai rag jov vofJLov dkxa ivroXag' alloi 6k rov aravQov, 
fog elvai 2 fjilv to oq&iov , xfQatav 6k t6 nlttyiov. Noch andere allego- 
rische Deutungen wagten die Valentinianer (Iren. I, 3» 2 p. 14 Massuet) 
und Clemens Alex. (ed. Dindorf III, 508 sq.) 



38 Theophili allegoriaram 

Mt 5, 25 novam. Esto consentiens adversario tuo, hoc est legi divinae 
conseDti, qaam omnis peccator ad^ersariam patat obviantem de- 
sideriis suis. Bme es in via, id est in hae praesenti vita vel in 
carne, ne tradat te iudici. Age igitar qaod praeeepit lex, ne te 
dissentientem sibi tradat iadici^ scilicet ChristO; et iudex tradat 5 
te ministriSy id est aDgelis, et mittaris in carcerem^ id' est in 
gehennam , et non exeas inde donec reddas novissimum qimdran- 
tem, id est de omni otioso sermone rationem omnino persolves. 

Mt5,29.30Si oculus tum dexter scandalizat te^ erue illum. Dextero oculo 

et dextera manu fratram, uxoris, liberorum, affinium et propin- 10 
qaoram monstratur affeetus; quem si ad eontemplandam veram 
lacem nobis impedimento esse cernimas, snpradietas trnncare 
debemus istinsmodi portiones, ne, dam volnmus la'cri facerc eae- 
teroS; ipsi pereamus in aeternam. 

1. Diese Auslegung gründet sich auf Col. 0, 14. Sie wird von Orig., 
wenn anders die Catene des Possinns p. 72 nicht im Namen irrt, als 
berechtigt anerkannt: dt^tog vorjriov rbv avrl^txoVt orh fxkv rov ^idßoXoVf 
oik (Ff Tov Toig d^iXtjfxaaiv rjfjimv dvrixctfifvov {vofioy ist hier ausge- 
fallen), xal 6 fjilv ^lußoXos nQbiiog iartv aVTCdixog, ^evjCQOi ^k r) lyroXij, 
ovxovv nagatvel 6 Kgiarog nQog d fKforigovg ^tallayijvcct, rovriatt ttqos 
jLthv TOV StdßoXoy (og firi ^/oviag rt iv ry xqCou t(ov ixfCvt^ qdXtov, nqbg 
61 Tviv iyrolrjv^ wg ndvra Tsliaavjag t« Tiag* avrrjg IvTSraX/xiva . ei fi^ 
yäg ovTto ngog rijv xglaiv ^IS-fjjg, rov taxnrov xodgaVTr^v dno^ciaetg. — 
Hilar. und Hier, erwähnen diese letztere Erklärung gar nicht einmal. 
Angustin aber, welcher die verschiedenen Deutungen auf den Teufeli 
den Menschen, das Fleisch, Gott oder Gottes Gebot in Erwägung zieht, 
entscheidet schließlich für das letzte : Quid enim sie adversatur peccare 
volentihuSf quam praeceptum dei, id est lex eius et scriptura divinä (De 
serm. dorn, in monte Hb. I, § 82. Opp. ed. Bassan. 1797 tom. IV, 235 A). 
— Ambros. 976 zu Lc 12, 58 sq. streift unter Anderem auch diesen Ge- 
danken. — Arnob. c. 6 versteht unter dem Gegner den fleischlichen Men- 
schen, zum Schluß aber klingt er mit T. zusammen: iudici ^ hoc est 
Christo; et iudex, inquit, ministris id est angelis, et angeli in carcerem 
nos tradant, hoc est in gehennam \ 11. affeetus P cf. Hier. 29 (s. gleich 
nachher) : effectus | 13. lucri facere schreibe ich nach Hier. 29 : 
lucere supra PO. Letzteres ohne jeden Anhalt im Zusammenhang. Der 
Gedanke der von Hier, vorgefundenen LA berührt sich mit 1 Cor. 7, 16. 
Das wird noch deutlicher durch Vergleichung eines griech. Scholion zu 
unsrer Stelle (Gramer 39, 6 — 12) , welches schließt ot av yag /u^ aUij- 
jloi;; aioCijT€, ttXXa fidXXov dfitporsgoi nQoaanoXXvaS-e ovreg ofiov^ avfiifigei 
Xtaq ta ^ivTtt xav tov eva atoCiad-ai. — Hier. 29 nach einer ersten Er- 
klärung : Aliter. In dextero oculo et in dextera manu fratrum, uxorum 
et liberorum atque affinium et propinquorum monstratur affeetus^ quos 
si ad contemplandam veram lucem nobis impedimento esse cernimuSf de- 



lib. I c. 5-7. 39 

6. Nesciat sinistra tua quid faciat dextera tua. Per sini- Mt 6, 3 
stram praesens vita, fatura vero per dexteram declaratar; vel 
dexterae indicio signifieat Christianos colentes Christom, seden- 

tem ad dexteram patris, per sinistram vero baeretieos iDdicat 
5 vel ludaeos. Nolite thesaurizare vobis thesauros super terram, Md 6, 19 
id est nolite habere fidaciam earnis; ubi tinea, id est avaritia 
deeipit vel libido, et ubi fures effodiunt, id est daemones solli- 
citant peccatores. Nam per thesauros fidem signifieat, per ter- 
ram carnem, per eoelum spiritum. Lucema corporis tui ös^Mt6,22.23 

iO ocultis tum, Laeernam, oculam, Inmen pro episcopo vel bis, 
qai in ecclesia clari sunt, dixit. Corpus pro eeclesia, tenebras 
pro peceatis vel ignorantia posuit. Si acutus tuus simplex est, 
totum corpus tuum lucidum erit. Lippientes oeuli solent lucer- 
nas videre nnmerosas, simplex autem oculus et purus simplicia 

löintuetur et pura. Hoc est ergo quod ait: quomodo totum corpus' 
in tenebris est, si oculus ei non fuerif, ita si anima principalem 
fulgorem sapientiae perdiderit, universus sensus in caligine com- 
moratnr. 

7. Quid autem vides festucam in oculo fratris tui, in tuo Mt 7, 3 
20 autem trabem non consideras? Hoc autem ad eos ait, qui male 

viventes audent cum simplicioribus de lege contendere, quorum 
ab oculis stipulam coronae dominicae mundare nituntur et in 

bemus truncare istiusmodi portiones, ne, dum volumus lucri ceteros fa- 
cere^ ipsi in aetemum pereamus \ 3. Arnob. c. 7: Dextra nos sumus, 
quia Christum colimus, qui in dextra patris sedet, Sinistra autem Ju- 
daei sunt atque haeretici, Proinde nesciat sinistra pars, quid faciat 
dextra, August. 1. 1. II § 6 p. 266 sq. verwirft diese Erklärung. | 5. Aroob. 
c 8: 'Terram quam dixit^ habitaculum corporis nostri signifieat ; thesau- 
rus vero fides est. Quod ergo „nolite vobis condere thesauros in terra'^, 
hoc est: nolite thesaurizare ^ in carne, ubi tinea, inquit, comedit, hoc est 
avaritia sive libido, et fures effodiunt, hoc est didbolus, qui fidem fura- 
tur; sed „condite, inquit, thesauros in coelo*^, hoc est in spiritu, qui 
eoelum intelligitur \ 10. lucernam, oculum, lumen sind drei coordiuirte 
uod gleichbedeutende Objecte zu dixit. Cf. unten lib. I, 10 u. 13. Otto, 
welcher nicht hinter lucernam interpungirt, scheint anders verstanden 
zu haben | 15- quomodo cf. Hier. 36: quando P. Hier.« gibt für 
lin. 13—18 Folgendes: Lippientes (al. + oculi) solent lucernas videre 
numerosas; simplex oculus et purus simplicia intuetur et pura. Hoc 
totum transferet (?) ad sensum. Quomodo enim corpus , si oculus non 
fuerit simplex i totum in tenebris est, ita anima si principalem fulgorem 
suum perdiderit^ universus sensus in caligine commorabitur | 20> Arnob. 
c. 9: Hoc ad haereticos dixit, qui audent eum Judaeis altercari, de 



40 Theophili allegoriarum 

Mt 7, 6 800 trabem non sentioDt crucis. Nolite sanctum panem dare ca- 
nibus. Per canes significat eos, qai post poenitentiam peccant. 
Neque miseritis margaritas ante porcos. Per porcos illos vult 
iDtelligi; qui Decdnm evangelio credidernnt et in lato iocredali- 
tatis suae vitiisque versantar; qaibas ait margaritas, id est nty- 5 

Mt 7, 16 stica sacramenta fidei non debere committi! Numqidd colligunt 
de spinis tivas aut de tribulis ficiis? In spinis et tribulis haete- 
ses intelligendae sunt, de quibas iastitiae frnctam nemo colligit, 

Mt 7, 18 id est martyres ex haereticis nemo novit. Non polest arbor 

bona malos fructus facere, Arbor mala horao peccator est, qui 10 
malos fruetus faeit, boc est peccata libidinis et avaritiae; arbor 
autem bona homo bonus est plaeens deo, faciens fruetus bonos. 

Mt 7, 24 Omnis qui audit verba mea et facit eor, similis est viro sapienti^ 
qui aedificavit domum suam supra petram. Petra Christus est 
intelligendus , domus vita baec praesens innixa deo, flumina etlö 
venti impetus perseeutioniS; arena haeresis^ in qua quidqnid 
aedificatum fuerit eadit. 

quorum oculis eximere se putant festucam hoc est coronae illius spineae 
festucaSf ut in oculis suis trabem non sentiant, hoc est crucis offensio- 
nem. Es scbeint Judaeis passender als obiges simplicioribus , ist aber 
doch schwerlich ursprünglich. Cf. lib. I, 3i: die Dornen in der Dornen- 
krone Christi sind unsere Sünden, die ihm Schmerzen bereitet haben; 
hier im Gegensatz zum „Balken des Kreuzes** die kleineren Sünden | 
2. Hier. 33 sq. : Quidam canes eos intelligi volunt, qui post fidem Christi 
revertuntur ad vomitum peccatorum suorum^ porcos autem eos, qui nee- 
dum evangelio crediderunt et in luto incredulitatis vitiisque versantur. 
Welchen Ausleger außer Theophilus Hier, hier im Auge hat, weiß ich 
nicht. Hilar. 637 und Op imperf. 87 B, letzterer mit einigem Schwanken, 
verstehen unter den Hunden die Heiden, unter den Schweinen Häretiker 
oder überhaupt unwürdige Christen. Orig. ist nicht vorhanden | 7. Arnob. 
c. 10: Spinas qiias dixit et tribulos, haereses intelliguntur , de quihus 
* iustitiae fructum nemo colligit , hoc est martyres ex haereticis nemo me- 

minit, Arbor autem mala vetus homo est, qui malos fruetus facit , hoc 
est peccata, libidines et avaratiam; arbor autem bona crux est, quae 
fructum vitae credentibus attulit \ 14. Arnob. c. 11 : Petra scilicet 
Christus M^ auctor apostolorum, Domum autem quam dixit, habitacu- 
lum corporis nostri est. In hac igitur petra, hoc est Christo domum 
nostram aedificemus, hoc est corpus nostrum sanctificemus, ut, cum flu- 
mina et ventus venerint, hoc est impetus persecutionis et procellae, im- 
pulst non cadamus, Arena autem non aliud quam haereses intelliguntur, 
quae omni tempestate volvuntur. Cf. Hier. 42 sq. : Super arenam . . . 
omnis haereticorum sermo ad hoc aedificatur, ut corruat \ 15. flumina 
schreibe ich: fulmina PO | 



Hb. I c. 7— 9. 41 

8. Accessit quidam centurio. Hie fignram gcrit popnli gen- Mt 8, 5 
tilis credentis in deum et venientis ad fidem ex omni orbe 
terrarnm. Sane qnod ait Filii huiiis regni ibunt in tenebras ex- Mt 8, 12 
terioresj ladaeos incredolos taxat. Vulpes foveas habent; in te Mt 8, 20 

5 scilicet tanti doli tantaeqae sant fraudes , nt in tno corde vnlpes 
videantor fecisse cubilia. Et volticres codi nidos, id est tantnm 
snperbus es, ut volare te aestimes ; eamque sit peetus tnum ple- 
nom iniqaitate et arrogantia, Christas illie saccedendi non invenit 
locum. Sine, mortui sepeliant mortuos suos, id est permitte in- Mt 8, 22 
lOfideles officia praebere naturae; ta aatem vivificataras animas, 
mens esto pedissequas. 

9. Numquid possunt filii sponsi ieiunare, quamdiu cum Ulis Mt 9, 15 
est sponsus? Sponsas Christas est, filii aatem sponsi nos sumas 
Cbristiani, qai divina faciendo praeeepta minime ieianamas, ad- 

15haerentes ei, qai dixit ,,Ego sam panis viyas, qai de coelo Jo 6, 51 
descendi.^ Qaisqais ergo ab eias mandatis faerit alienas, anfere* 
tar ab eo sponsas , id est Christas , et tanc ieionabit. Nemo Mt 9, 16 
mittit commissuram panni rudis in vestimentum vetus. Indnmen- 
tam vetas veterem bominem signifieat, novom yero indomentam 

20bominem indieat spiritalem, qai carnali ianetas maiorem faeit 

scissuram maiasqae peccatum. Neque mittunt vinum novum in Mt 9, 17 
utres veteres. Vinam novam sacramentam est novi testamenti; 
atres aatem veteres ladaei sant; nam atres novi nos samns 
Cbristiani, mnstam bibentes, id est doetrinam saneti spiritas. 

25 Ecce mulier quae profluvio sanguinis laborabat. Per malierem Mt 9, 20 

4. Aebnlicbes finde ich z. B. in einem Scholion des Origenes (Possinas 
p- 114) iv 0ol ^aCfiovss dvanavovTai Tovriattv al tiiionsxsg, iyto Sl ovx 
iy aol ttXV Iv ayCois dyajiav&tjao/^cd und bei Hier. 46 | 18. nos sumua 
schreibe ich cf. Ho. 23 und die folgende Parallele ans Amob. : novissimi 
PO. Arnob. c. 12: Sponsus Christus est, filii autem sponsi nos sumus, 
Proinde si qui lectioni persistit, non ieiunat, quia sponsus cum illo est^ 
qui est Christus, qui dixit : „Ego sum panis vitae,*^ (Hier ist offenbar etwas 
ausgefallen). Et tunc incipient ieiunare. Indumentum autem novum hominem 
novum demonstrat, vetus autem indumentum veterem hominem signifieat, 
Si quis ergo hominem inferiorem , hoc est spiritalem f coniunxerint cum 
exteriorCy id est carnali, maiorem scissuram facit, Vinum scilicet novum 
sacramentum est, utres autem veteres Judaei sunt. Utres vero novi nos 
sumus, qui de hoc musto potamus. | 25. Cf. lib. II, 4. Die Deatung 
der BlutflUssigen als Typus der Heidenkirche haben auch Hilar. 649, 
Ambros. 907, Hier. 53. Aber die Meinung, daß sie eine Heidin gewesen, 
ist uralt und ist ein Faden in dem um das berühmte Bild zu Paneas ge- 
sponnenen Sagennetz cf. Forschungen Bd. I, 368 f. and dazu Theodosias 



42 Theophili allegoriaram 

baemorroasam ecclesia significatur ex gentiboS; in cuias imagine 
ante iognlati sunt Maeebabaei caeteriqae propbetae; sed veniens 
Cbristus iadieio crucis snae dod in maliebri proflavio feeit san- 
gninem martyram fundi, sed in gloria sna. Vestimentum autem 
salvatoris tetigisse mulierem divinas significat scripturas; duo- 5 

Mt 9, 24 decim vero anni apostolorum numeram monstrant. Non est mor- 
tua puella, sed dormit Hoc ideo ait, qaoniam deo vivunt omnia. 

Mt 9, 25 Et cum eiecta esset turba, intravit et tenuit manum puellae. Non 
enim erant digni, at viderent mysteriam resargentis, qui resu- 
scitantem dominum indignis contumeliis deridebant. Et tenuit \Q 
manum eius^ et surrexit puella, Nisi prias mondatae fuerint 
manus ladaeomm, qnae sanguine plenae sunt; synagoga eorom 

Mt 9, 37 mortaa non resarget. Messis quidemmulta, operarii auietnpauci. 
Messis id est populas, operarii autem pauci id est doctores 
ecclesiae. 15 

Mt 10, 16 10. Ecce ego mitto vos sicut oves in media luporum. Lupos 

persecutores, oves autem Christianos ait. Astuti estote sicut ser- 

de situ terrae s. ed. Gildemeister p 16. — Arnob. c. 13: mulier in pro- 
fluvium sanguinis conversa ecclesia f in cuius imaginem iam tunc Macha- 
haea iugulahatur, cuius sanguis in imagine ecclesiae profluebat. Veniens 
autem Christus^ sanguis eins iam non in profluvium mortis, sed in mar- 
tyrium gloriae translatus est , . , „Duodecim autem annos^ apostolorum 
numerum demonstrat | 2. Macchahaei P: Machdbaei 0, vielleicht ist 
mit Arnob. Machdhaea zu lesen. Typus der Kirche, welche ihre Kinder 
in den Märtyrertod dahingibt (s. auch oben lib. I, 2), ist die Mutter der 
7 Märtyrer in II Macc, 7 | 6—13. Hier. 53 beinah wörtlich dasselbe mit 
folgenden Varianten | 6. non est PO : recedite, non est enim . . . dörmit. 
Et deridebant eum Hier. | hoc ideo ait: ^ Hier. | 8. et tenuit m, 
puellae: ^ Hier. | 10. dominum: ^ Hier. | 11. puella: -f et exiit 
fama etc. Hier., von da an buchstäblich gleich — non resurget, Cf. zu 
lin. 9 sq. Hilar. 650 : (turba) irridendo dicta gestaque eius resurrectionis 
non fuit digna consortio \ 16 sqq. Arnob. c 14: Lupos quos dixit, 
persecutores nostri sunt, oves autem nos sumus, qui tempore persecutio- 
nis a lupis coercemur, Sed estote , inquit, astuti sicut serpentes et sim- 
plices sicut columbae. Hoc est^ sicut serpens in necessitate mortis caput 
suum celatf corpus autem suum morti tradit, ita et nos caput nostrum, 
hoc est Christum colamus confitendo, corpus autem nostrum lupis trada- 
mus. Columba autem ecclesia est, cuius filii quoties ob nomen Christi 
occiduntur, gaudent et exsultant — Hier. 60: Serpentis astutia ponitur 
in exemplum, quia toto (al. -\- periclitante) corpore occultat caput et illud, 
in quo vita est, protegit. Ita et nos toto periculo corporis caput nostrum, 
qui Christus est, custodiamus, — Hilar. 655: Nescio quid in illo (sc. 
serpente) prudentiae consiliique exstet, licet quaedam hinc aliqui me- 



Hb. I c. 9. 10. 43 

pentes. [Serpentes] in necessitate mortis capat samn celant, 
corpas aatem suam velat minns Decessarium negligunt caedi ex- 
ponentes; ita et nos capat nostram [castodiamas] facaltatesqiie 
DOStras obiciamas. Simplices sicut columbae. Colamba ecclesia 
5 est. Cum autem persequuntur vos in hac civitate, fugite in aliatn. Mt 10, 23 
Hoc apostolis ait: cum vos in hac congregatione iadaica faerint 
persecuti, fagientium more celeriter ite ad gentes, hoc est pa- 
gaDOS; et, si apad eos persecutionem praedicatio divina perta- 
lerity migrandnm est rarsas mente noo corpore, ad illos scilicet, 

lOqni errantes viam veritatis affectant; de qaibas dicit lesus: „EtJolO, 16 
alias oves babeo, qaae non sunt ex hoc ovili, et illas oportet 
me addacere, et vocem meam andient, et fiet annm ovile et 
unus pastor." Quod dico vobis in tenebris, dicite in /w^»n^. MtlO, 27 a 
Tenebras pro ladaeis, lamen antem pro Christianis ait, nt dicit 

15apostolas: „Eratis aliqaando tenebrae, nunc antem lax in do-Eph 5, 8 
mino; ergo ut filii lucis ambulate." Et quod in aure oMrfiY/5, MtlO, 27b 
praedicate super tecta. Anrem popalam ait propter aaditam, sj 
ocali principes intelligantur, eo qnod caeteros illaminent praedi- 
catione divina; tecta spätem promissa divina ideo dixit, qaia 

20credente8 removeri habebant a conversatione terrena et in via 



moriae mandaverint^ quod uhi se in manus hominum venisse intelligat^ 
omni genere ah ictu caput suhtrahat^ idque aut collecto in orhem corpore 
contegat aut foveae immergat^ caedique partem reliquam derelinquatf 
nosque hoc exemplo oportere , si quid acciderit persecutionum , caput no^ 
strum, quod est Christus, occulere^ ut ohlatis nohis in omnes cruciatus 
fidem ab eo acceptam iactura corporis communiamus. Gf. die dem Au- 
gustin zugeschriebenen Quaest. XVII in Matth. (vol. IV, 366), Ambros. 
de fide III, 131 (vol. III, 658), wo dasselbe sehr abgekürzt steht. Wie 
gelänßg dies auch den Griechen war, zeigen die Catenen (Possinas 
p. 141: Cbrysostomus, Severus; Gramer p. 76 sq. Isidorus) und Prochorus 
bei Erklärung desselben Spruchs (meine Acta Joannis p. 4, 9). Ob dies 
alles auf den Physiologus zurückgeht (Pitra, Spicileg. Solesm. III, 348) 
oder dieser ans einem alten Gommentar, wie unser T. einer ist, geschöpft 
hat, wäre zu fragen | 1. Serpentes vor in necessitate glaubte ich er- 
gänzen zu sollen: ^ PO | 3. custodiamus nahm ich aus Hier. (s. vor- 
her) : ^ PO. Hil. dafür occulere^ Arnob. colere, der Physiol. (pvldaasiv \ 
5. Die folgende Auslegung setzt den vollständigeren Text des Gantabrig. 
u. A. voraus, wonach eine zweite andere Stadt als Zufluchtsstätte ge- 
nannt ist. Dies erklärt Hilar. 656: Praedicatio eius primum a Judaea 
effugata transit ad Graeciam, dchinc . , . tertio in universis gentihus 
demoratur \ 17. populum 0: populo F \ si F (im Sinn von siquidem 
cf. zur Sache lib. I, 6 p. 39, 10 und I, 13 in.): sie | 



44 Theophili allegoriarum 

coelestis disciplinae constitni. I«te est sensas: omDia qaaecam- 
qae a me anditiS; popnlo publice ac veluti in edito praedicate. 

MtlO, 29 & Nonne duo passeres asse veneunt? Spiritom animavqae signifieat, 

Ps 124, 7 ni scriptam est: „Anima nostra sicat passer erepta est de laqueo 

venantinm/' Assis aatem deDarias fidel est, ad qaam religionis 5 

Mt 10, 29 b studio convenimus. Et unm ex eis non cadet super terram. 
„Super terram^ vero homiDcm significat; qui sine volnntate 

Mt 10, 30 patris coelestis nee animam nee spiritnm sumit. Sßd et capilli 
capitis vestri omnes numerati sunt, Qnod caput nostrum Christus 
est; capilli eins sancti sunt intelligendi, quos Christus numerare.lO 
dignatur; non ergo htc capitis nostri significat comam, quae in 

Mt 9, 12 nostra yel in tonsoris est potestate. Non egent sani medico, sed 
male habentes, Infirmitas mundi visitata est adventu salyatoris 

Born 3, 21 domini. „Omnes enim peccaverant et egebant gloria dei." Ad- 

ventus eins nulluni iustum invenit, sed omnes reos et qui frene- 15 
tica rabie medicum oeciderunt, qui infirmitates nostras et labores 
nostros portavit et crucifixus est pro nobis, ut de sanguine suo 
fieret medicamentum , quo sanaretur omnis aegrotus. 

Mt 13, 44 11. Simile est regnum coelorum thesaiiro abscondito in agro. 

Thesaurus absconditus in agro gratia est in mundo missa, di-20 

Mtl3, 38 cente domino: „Ager autem hie mundus.^ Ideo autem ait the- 

Mt 13, 46 saurum absöonditum , quia non omnibus datur. Margarita pre- 
tiosa est trinitas sancta, quae dividi non potest, nam in unitate 

21. Iste P: siveOy unnöthig. Eine förmliche Auslegung des Gebots 
war noch nicht vorangegangen | 3. Arnob. c. 15: Duos passeres quos 
di^city Spiritus et anima intelliguntur ^ sicut in psalmo dixit: f,anima 
nostra sicut passer erepta est de laqueo venantium.'^ Asse autem quod 
dixit, denarium (?) fidei est, a quo cum venimus (^), — Hilar. 657: Ergo 
quod venditur, corpus atque anima est, et cui venditur, peccatum est, — 
Ambros. 962 mit Bezug auf diese Stelle des Matthaeus ebenso; er citirt 
aber 965 dieselbe Psalmstelle wie Theophilus und zwar genau nach des- 
sen Text. — Hier. 62: Prudens Jector^ cave semper superstitiosam intel- 
Ugentiam . . . Quidam coacte duos passeres animam et corpus interpre- 
tantur \ 6. convenimus im Sinn eines Kaufvertrags. Die kleine Summe, 
über die wir uns mit Gott einigen, die geringe Leistung, wogegen wir 
das Heil von Seele und Geist zugesichert bekommen, ist der Glaube. 
Aber es scheint mit Rticksicht auf denarius dann quem geschrieben wer- 
den zu müssen | 7. Arnob. 15: Terra autem homo ipse est, qui sine 
patris voluntate nee animam nee spiritum potest accipere \ 9 — 12. Hier. 64: 
Derident intelligentiam ecclesiasticam in hoc Joco, qui carnis resurrectio- 
nem negant, quasi nos e$ capillos, qui numerati sunt et a tonsore decisi, 
omnes dicamus resurgere \ 19. Cf. lib. I, 18 extr. | 



lib. I c: 10-12. 45 

consistit. Bete missum in mare est praedicatio data secnlo. Mt 13, 47 
€apti sunt pisces, id est CGDvenerant ad ecclesiam boni et mali ; 
sed mali rnperant retia, Schismata facientes, et malti infideles 
exierunt de congrcgatioDe catholica. 
ö 12. Navis est ecclesia, qaia at illa de tabalis, sie et istaMfcl4, 13 
de animabas est composita fidelibns. Vela extendit orando, 
anchoram fidei figit in coelo, habet arborem cracis, fanes chari- 
tatis extendit et remigia sanctae operationis habere cognoscitnr. 
De quinque panibus, id est de doctrina Peotateachi, et duobm^iUt 17 

lOpiscibm, hoc est daobus testamentis, vetere et novOi quinque 

milia hominum satarata signiticant, quod [qui] quinque sensibus Mt 14, 21 
perfccti sunt, id est videndi aadiendi odorandi gastandi et pal- 
pandi, ipsi de sinistra ad dexteram transeunt. De Septem pani- Mtl4,34-3d 
buSj id est doctrina spiritas septiformis, et paucis piscibus, id est 

15apostoliS; quatuor milia hominum satarata signiticant, quod in 

5—10. Cf. lib. I, 19. II, 5. Alte Beispiele für diese Allegorie ohne 
nähere Berührung mit T. findet man in Clem. epist. ad Jacob, c. 14 
(Clementina ed. Lagarde p. lOj; Hippel, de antichristo c. Ö9 (ed. La- 
garde p. 30) | 9. Hier. 104 sagt von dem Knaben Jo 6, 9: qui mihi 
videtur significare Mosen; duos autem pisces vel utrumque intelligimus 
testamenUim i vel quia par numerus refertur ad legem. Dazu fügt ein 
cod. Palatinas das unerläßliche et prophetas. Die sämmtlichen Propheten 
werden als ein Buch angesehn auch von T. lib. 1, 17 p. 48, 4. — Hilar. 681 : 
JSolos enim se quinque panes et duos pisces responderunt habere , quia 
adhuc sub quinque panibus, id est quinque libris legis continebantur et 
piscium duorum, id est prophetarum et Johannis praedicationibus ale- 
hantur \ 11. qui ergänze ich: ]> PO | 12. audiendi 0: ^ P. Cf. lib. I, 
27 in.; II, 6; IV, 14. „die gehen von der Linken zu Rechten über** d.h. 
die werden selig cf. lib. I, 6 p. 39, 1. Die Spielerei mit den 5 Sinnen, 
von Origenes (Delarue III, 477 B) nur angedeutet, treibt aach Ambros. 915 
in seiner l^ebeneinanderstellung der beiden Speisangen. Weiter ist zu 
vergleichen 916 £: Ibi duo pisces, hie sine numero, unde plerique spiri- 
, tu8 septiformis gratiam in panibus definitam, in piscibus quoque duplids 
testamenti figuram intelUgendam putaverunt, Non piget ergo aestimare, 
quod quatuor milia ex quatuor mundi collecta partibus, in quibus eccle- 
sia figuratur, maioris gratiae dbum sumant, — Hilar. 687 : Panes igitur 
Septem offeruntur. Nulla enim ex lege et prophetis gentibus saluB sumi' 
tur , sed per gratiam Spiritus vivunt , cuius septiforme , ut per Esaiam 
traditur, munus est , . . Äd donum spiritus septiformis vocantur . . . 
p. 688: Quod vero quatuor milia virorum congregantur , multitudo in- 
numerabilium ex quatuor orbis partibus intelligitur \ 14. septiformis 
schreibe ich cf. lib. I, 2 p. 34, 18; üb. IV, 11, auch die Citate aus Am- 
bros. und Hilar. vorher: septiformi PO | 15. significant cf, lin. 11 : 
significat P | 



46 Theophili allegoriarnm 

Pfl 19, 5 qaatnor cardines mundi verbum dei cacarrerit; nt legimus: „In 
omnem terram exivit sonns eoram et in fines orbis terrae verba 
eoram." Per Septem etiam sportas Septem ecclesias dicit, quas 
^^oq' ^° Apocalypsi legimus, quae unitatis gratia continentar. Et ant- 
ut 14, 25 bulabat lesus super mare. Ideo lesns ambulabat super mare, 5 
Ps 69, 16 qaia venientem in hune mundum „non eum demersit tempestas 
aquae, neqne absorbuit profundum, nee coaretavit super eum 
Jol4, 30 puteus OS suum", et quia „venit prineeps huius mundi et in eo 
nihil invenit suum"; denique supra mare ambulabat, quia nullo 
pondere peecati gravabatur. Petrus vero supra petram fundatus, 10 
in quo figuratur ecclesia, in qua boni et mali sunt iuneti, mer- 
2 Petr 2, 9 gebatur, sed domini est dextera sublevatus, quia „novit dominus 

pios de tentatione eripere". 
Mt 18, 9 13. Si ocultcs tum scandalizat te, erue eum et proice abs te, 

Oeulus scandalizat, euius sacerdos tantum dictor est et nonl5 

Mt 5, 14 faetor, dicente domino apostolis „Vos estis lux mundi''. Et quid 

est erue eum abs te? nam eum aliquis sacerdotum de eatholico 

dogmate in aliquam baeresim deelinaverit; abiciendus est, ne 

Mt 18, 8 cum illo plebs in gehennam mittatur. Per manum autem ami- 

cum, per pedem vero servum ancillamque significat. Ovis erra- 20 
Mt 18, 12 tica anima est , quae babens pabulum spiritale sine pastore in 

peecatis errabat, quam angelis dominus sociavit. 
Mtl9, 30 14. Erunt primi novissimi et novissimi primi, ex gentibus 

scilicet Christiani, et prim^i novissimi, id est ludaei, ut legimus : 
Gen 25, 23 „Maior serviet minori.^ Duos caecos illuminavit, ludaeos atque25 
Mt20, 30 gentiles. „Omnes enim peccaverunt et egent gloria dei.'' Hi 
Rom 3, 23 [xi^i^i, viam errant, quia in Christum necdum crediderant, qui est 
Jo 14, 6 „via veritas ae vita". 

3. Die Bedeatang dieser 7 Gemeioden als RepräseDtanten der ge- 
flammten Kirche wird schon im Canon Murator. und von Gyprian (testim. 

I, 20 ed. Hartel p. 53, 11 sqq.) hervorgehoben | 9. supra P: super 0| 

II. qua 0\ quo?\ 15. Cf, oben lib. I, 6 p. 39, 10 und I, 10 p. 43, 18 1 
16. quid Ol quodV \ 17. namP: nisi quodO, doch wohl unoöthig; es ist 
das in Antworten nicht seltene adverbielle yaQ cf. Kühner, Griech. Gr. 
II, 724 I 24. legimus : legi P cf. unten p. 47, 7 | JDuos schreibe ich : 
deus PO. Letzterer citirt dazu Jes. 35, 5 (Mt. 11,. 5). Aber die Aus- 
legung macht es zweifellos, daß T. von Mt 19, 30 oder 20, 16 zu Mt 
20, 30 den beiden Blinden von Jericho fortgeschritten ist | 27. credi- 
derant P: crediderunt 0. Hier. 158: Caecos appellat qui necdum dicere 
poterant: „m lumine tuo videHmus lumen** , Secus viam, quia videbantur 
quidem legis habere notitiam, sed viam, quae Christus est, ignorabant \ 



Hb. I c. 12-17. 47 

15. Dominus lesus venit hic ad nuptias, ut animam nostram Jo 2, 2 
«spiritui maritaret, quorum copula spiritali filios procreamus^ cha- 
ritatem scilicet^ pacen); gaudinni; speni; bonitatem^ mansnetudi- 
nem, continentiam. 
5 16. Cui autem similem aestimabo gener atianem istam? Smilisum^ 16 
est pueris sedentibus in foro et clumantlbus, Duo gencra pue- 
rorum sunt: alii sensu, alii malitia tales sunt, ut legimus: 
^Nolite pueri efiici sensibus, sed malitia paryuli estote, ut per- lCorl4,20 
feeti sitis sensibus.'' Forum autem Hierusalem significat, in qua 

10 divinae legis iustitia traetabatur, in quo foro olim dicuntur fuisse 
prophetae, postea apostoli earentes malitia, quibus ait lesns: 
^Pueri, numquid pulmentarium babetis?^ Cantavmus vobis etJo 21, 5 
nofi saltastis, id est adventum et gloriam domini praedicavimus, ^^' ^^ 
et eredere noluistis; saltare enim laetari est. Lamentavimus et 

15 non planxistis, excidium seilicet Hierusalem et dispersionem po- 
puliy nee tamen poenitentiam egistis. 

17. Abiit lesus sabbato per segetes. Ager est omnis mnndus Mt 12, 1 
iste, agri segetes foecunditas numerosa sanetorum, spicae agri 
fructus eeelesiae, quos discutientes apostoli operibns suis pasee- 

20 bantur. Confricantes autem manibm suis spicas apostolos man- Lc 6, 1 

1. Vor dominus gibt gegen P, also ohne alles Recht den bibli- 
schen Text Simile est regnum coelorum homini regi^ qui fectt nupticts 
filio 8U0 aas Mt 22, 2. Die folgende Erklärung paßt auch gar nicht zu 
dieser Parabel, in welcher vom Kommen Christi zu einer Hochzeit gar 
nicht die Rede ist. Gemeint ist vielmehr der Besach der Hochzeit zu 
Kana, woran sich dann ganz nach der Art des T. vermöge einer durch- 
sichtigen Gedankenverbindung Mt 11, 16—19 anschließt. Gf. übrigens 
Hb. IV, 2 I 9 — 16. Cf. Ambros. 892 — 894 z. B. p. 893: Cantaverunt 
ergo prophetae spiritalibus modulis publicae salutis oracüla resultantes; 
fleverunt prophetae threnis ftebiUhus dura Judaeorum corda muleentes . . 
p. 894 : Sed hoc canticum non in foro, non in plateis canebatur, sed in 
Hierusalem; ipsa est enim dominicum forum, in quo praeceptorum cae- 
lestium iura conduntur, Cf. Hilar. 665 : in pueris seilicet prophetas signi- 
ficans , . . , In simplicitate autem sensus ut pueri praedicaverunt . • . | 
18. agri 0: agi P. Ambros. 862: Ager enim est omnis hic mundus, agri 
seges in satione humani generis foecunditas numerosa sanctorum, spicae 
agri fructus eeelesiae, quos operibus discutientes suis apostoli pasceban- 
tur, nostro se alentes profectu. Der Ausdruck des Ambros. ist znm Theil 
durch Hilar. 667 bestimmt: Ager mundus est, sabbatum otium est, seges 
crediturorum profectus in messem est. Ergo sabbato in agrum profectus 
in legis otio domini progressus in hunc mundum est; segetem eam, id 
est sationem humani generis invisens . . . Sanctorum se salute satiare 
discipuli festinant 



48 TheOphili allegoriartun 

dncasse, ob hoc ait evangelista, ut paleas et aristaSi id est 

peccata, a credeDtibus baptismate separarent. Dies vero sabbati 

adventam indicat salvatoris; qainque enim libri Mosis quinque 

dies compntaDtar; et omniam prophetaram dieta über anas sex- 

tasqae dies aeeipitar, unde sabbatum septimo ponitar loco. 5 

Mt 12, 10 Invenit lesus hominem habentem manum aridam, id est infroc- 

Mt 12, 13 taosam ; cui dicendo Extende manum tuam signifieat eam dod 

Mt 12, 20 ayaram debere esse sed largum. Arundinem quassatam non 

confringet et linum fumigans non exstinguet Qui peccatori non 

porrigit manum nee portat onus fratris , iste quassatam arundi- 10 

nem confringit, et qui modicam scintillam fide.i contemnit in 

parvulis, hie linum exstinguit fumigans, qnorum utrumque non 

Mtl8, 11 fecit Christus; ad hoc enim „venerat, ut salyum faceret quod 

Mt 12, 29 perierat". Quomodo potest intrare quis in domum fortls et vasa 

eiu$ diripere, nm pnus alUgaverit fortem? Fortis erat praeterito 15 
tempore satanas, qui omne genus hominum in hoc mundo velut 
vasa propria possidebat, sed veniens fortior eo filius dei victo 
illo passione sua eruit nos e potestate ipsius et fecit nos vasa 
2 Cor 4, 7 sua, dans nobis spiritum sanctum. „Hunc habemus autem the- 

saurum^S ut ait apostolns, „in vasis fictilibus'^. Ergo corpora20 
Mtl2, 32 vasa dixit. Quicumque dixerit verbum contra filium hominis, 
remittetur ei; qui autem dixerit contra spiritum sanctum, non 
remittetur ei neque in hoc seculo neque in futuro. Sciendum est, 
quia filius hominis cuiuslibet quae carnis sunt sapit; cui si con- 
tradicitur, iustitia est ante peccatum. Nam lesus Christus do-2o 



5. accipitur schreibe ich : accipit PO. Eine Attractioo des Numerus 
liegt auf aUe Fälle vor. — Während die 5 ersten Wochentage den 5 Bü- 
chern Mosis entsprechen, sind die prophetischen Schriften, welche ein 
einziges Buch bilden (cf. oben die Anmerk. zu Hb. 1, 12 p. 45, 9 und unten 
zu I, 28), als sechster Wochentag aufzufassen. Demnach entspricht der 
Sabbath der Erscheinung Christi, welche auf Gesetz und Propheten ge- 
folgt ist I 6. Ambros. 865 : Et tu^ qui putas manum habere te sanam^ 
cave ne avaritia, cave ne sacrilegio contrahatur. Extende saepius eam^ 
extende ad illum pauperem etc. — Arnob. c. 16: Nam aridam eodemi^) 
dixit manum, infructuosi hominis ostendit personam, Proinde dominus 
dixit ad eum : „extende manum tuam^, ut eleemosynam cum misericordia 
extensa manu pauperi porrigamus \ 9. linum 0: lignum P, ebenso 
lin. 12 I 9 — 14. Qui peccatori — perierat beinah wörtlich ebenso 
Hier. 78 | 10. fratris PO: sui + Hier. | quassatam arund, 0: nur quas- 
satam P, calamum quassatum Hier. | 12. utrumque non fecit Chr, PO: 
neutrum Chr, fecit Hier. | 19. habemus autem P: autem habemus 



lib. I, 17. 18. 49 

minas noster hnmilitatis studio filinm hominis dicebat, cam esset 
et per patrem deus et per matrem homo; quamvis omnes fa- 
eientes iastitiam, sicnt ait apostolas, filii dei vocemar et simas. Rom 8, 14 
Propterea ergo contra spiritam sanetam negat emissum verbam 
5 posse dimitti, quia ;,deas Spiritus est" et ,,spiritalis est lex" Jo 4, 24 
divina. Ergo sicut quemeunque filium hominis humana meditan- ^^^ ^' ^^ 
tem impnne contemnimus, ita dicenti agentique spiritalia ut filio 
dei non resalutare perpetuus est reatus, nisi poenitentiae reme- 
dia consequamur. Nam peccator conversus ad deum et delictis 

10 suis terminum ponens desinit esse peccator, ut ait Ezechiel: 

^lustitia iusti non liberabit cum, in quacnnque die erraverit, etEz 33, 12 
iniquitas iniqui non disperdet eum, quocunque conversus fuerit." 
Denique Paulus persequens ecclesiam dei spiritale peccatum 
gerebat; sed „misericordiam est consecutus a domino, quia l Tim l, 13 

15 ignorans fecerat in incredulitate sua". Regina austri surget in Mt 12, 42 
iudicio. Sicut regina Saba venit ad Salomonem, ita ecclesia 
cum multitudine credentium ab omni orbe terrarum yenit ad 
Christum. De hac ecclesia David ait: „Astitit regina a dexteris Pb 45, 10 
tnis in vestitu deaurato circumamicta yarietate." 

20 18. Simile est regnum dei grano sinapis, Granum sinapisMtl3, 31 
missum in agrum se ipsum salvator ostendit, qui missus est in 
hnnc mctndum a patre de coelis, quod minimum granum minus 
est quidem omnibus seminibus, scilicet quod ipse deposito honore 
coelesti humilior sit factus omnibus hominibus, ut ait apostolus: 

25;, Qui cum in forma dei esset, inquit, non rapinam arbitratus Phil 2, 6. 7 
est esse se aequalem deo, sed semet ipsum exinanivit formam 
servi accipiens." Ergo propter contumelias, quas ipse pertulit 
nostri causa, humiliorem se omnibus demonstravit. Sed post- 
quam crevit Christus, scilicet vel in cruce vel resurgens, recepta 

30iam potestate maior omnibus hominibus, ut sanctus Paulus ait: 

„Propter hoc, inquit, exaltavit illum deus et dedit illi nomen, Phil2,9.10 
quod est super omne nomen, ut in nomine lesu omne genu 

1. stttdioFi se + 0. DieAoslegaog vorher und nachher zeigt, daß 
nicht direct gesagt ist „er nannte sich Menschensohn **, sondern „er sprach 
von Menschensohn", gebrauchte diesen Ausdruck cf. lib. 1,29 p. 58 | 7. filio 
ist wegen dicenti agentique noth wendig: filios P, filium | 20 sqq. 
Hüar. 676: Grano sinapis se ipsum dominus comparavit, acri maxime 
et omnium seminum minima etc. Ambros. 985 nach aUerlei anderem: 
Ipse dominum granum est sinapis» Gf. Irenaeus unten zu p. 50, 5 
32. genu P: genus | 

Zahn, Forachimgen. ü. ^ 



50 Theophili allegoriarum * 

Mt 13, 32 flectatur coelestium, terrestrium et infernorum." Arborem autem 
fieri, ita ut volucres codi habitent in ramis eins, ecclesiam, quae 
post passionem et resnrrectionem domini nata est, ostendit, cains 
ramos esse aposlolos constat ad snperna tendentes. Volucres 
autem coeli, habitantes in ramis, homines significant spiritales, 5 
qui in apostolorum catbolica doctrina requieseunt; qui ideo vo- 
lucres appellantur, quoniam sanctae conversatioDis studio volare 
videntur ad coelum, a terrenis operibus recedentes, ut ait apo- 

ITbes 4, 17 stolus : „Et nos, qui vivimus, simul rapiemur in nubibus obviam 

Christo in aera et sie cum domino erimus.^ Sive propterea 10 
regnum dei grano sinapis adaequatnr, quia ita difficilia indevotis 
praecepta divina, sicut vebemens est ac molestum sinapi illnd 

Mt 13, 44 sumentibus. Simile est regnum coelorum thesauro abscondito in 
agro, Ager hie mundus est; thesaurus Christus est, qui triduana 
latuit passione; unde vendendum est nobis omne, quod babemus 15 
in hoc seculo, ut vitam mereamur aeternam. 

Mt 14,. 19 19. Acceptis lesus quinque panibm et duobus piscibus. Per 

quinque panes Fentateuchum significat, id est quinque libros 
Mosis, per duos pisces duo testamenta, vetus et novum, quibus 

Mtl4,23.24 dominus genus humanum pascit. Vespere autem facto solus erat 20 

ibi; navicula autem in medio mari iactabatur ßuctibus. Marc 

• 

5. significant 0: significat P. Zu lin. 4 sqq. cf. Iren, fragm. 29 
(Harvey II , 494) ; Hilar. 676 : Apostolos scilicet et Christi virtute pro- 
tensos et mundum inumhrantes in ramis intelligemus , in quos gentes in 
spem vitae advoldbunt et . . , tamquam in ramis arhoris acquiescent 
UDbestimmter sind die Anklänge bei Ambros. 987 | 8. recedentes 0: re- 
cidentes P | 11. indevotis schreibe ich: in devotis PO. Den Frommen 
sind die Gebote leicht und angenehm, nur den Unfrommen scharf und 
beißend wie Senf. An diese Eigenschaft des Senfs erinnert schon Iren. 
1. 1. t6 nvqqaxkg xaX avaxriqov trjg Svvafietog \ 14. Arnob. c. 17: Ager 
hie mundus est, thesaurus autem in agro ahsconsus Christus, qui latuit 
triduana illa passione; sive hie ager paradisus est^ thesaurus autem 
vita aeterno est, Proinde vendamus quidquid in hoc saeculo hahemus, 
ut ad illum agrum perveniamus, Cf. übrigens oben lib. I, 11 | 17 — 20. 
Gf. lib. I, 12 I 21. Arnob. c. 18: Marc scilicet saeculum est, navis autem, 
in quam apostoli ascenderunt, eeclesia est , , . Ventus autem contrarius 
diabolus est, qui ecclesiae contrarius est, Quod autem dixit „quarta 
vigilia noctis venit ad eos, amhulans super mare,** hoc est, quod lucem 
evangelii nobis attulit, qui in noctis ignorantia iacebamus, Quod autem 
dixit „turbatus est Petrus visa tempestate** hoc est, quod in passione 
Christi turbatus est, ut etiam negando fides eius submergeretur, Gf. übri- 
gens lib. I, 12 Anfang und Ende | 



Hb. I, c. 18 — 21. 51 

significat seculum, navis ecclesiam, ventus diabolum. Qnarta 
vigilia evaDgelia desigDat^ quae adveDiens in fine seculi nobis 
detalit Christas. Tarbatam aatem Petram visa tempestate dia- 
bolicae aurae, passionein indicat Christi, cum pene subversa est 
5 fides negantis apostoli. Et rogabant eum, ut vel fimbrtam ^?es^^-Mtl4, 36 
menti eitcs tangerent Vestimentum salvatoris lex est divina, in 
qua sunt plura mandata, sicut in vestimento multae sunt fim- 
briae; quarum nnam si quis contigerit, id est de multis vel 
nnum praeeeptum salvatoris faciens^ remedium percipit salutare! 

10 20. Ecce mulier Cananaea de finibus Ulis veniens. HaecMtl5»22 
mulier gentilis populi babebat figuram, qui rogabat dominum, 
ut congregatio eins ab erroribus idololatriae mutaretur. At lesus 
dissimulabat, ut fides mulieris omnibus fieret manifesta. Et apo- Mt 15, 23 
stoli dixerunt: Quid clamat post nos? significantes post resur- 

15rectionem domini gentilem populum creditnrum. Bespondit lesus ^t ibj 24 
non se missum esse nisi ad oves perditas domus Israel: id est 
ad populum iudaenm salvandum, si tamen credere voluissent. 
Non licet, inquit, accipere panem filiorum et mittere camiws. Mtl5, 26 
Panem corpus suum dixit, canes autem gentiles homines velut 

20indignos gratia divina. At illa respondens ait: utique do7nine,utlb, 27 
id est verum dicis; sed et catuli edunt de micis mensae domi- 
norum suorum. Per catulos ostendit omnes gentes venturas ad 
fidem dei et esuras ex micis, id est ex prophetarum apostolo- 
rumque doctrinis, quas de mensa cadere est de congregatione 

25 populi iudaici separari ad resurrectionem generi humano prae- 
bendam; mensa enim congregatio populi est intelligenda. 

21. Vade ad mare et mitte kamum, et eum piscem qui pn-Mt 17, 26 
mus ascenderit tolle. Hoc tributo passio domini designatur^ quia 
homo abstrabendus erat a seculo, habens in ore suo staterem, 

30 id est didragma, quatuor continens dragmas, quibus intelligenda 

17. iudaeumF cf. p. 64, 21 : ludaewum | 30. didragma und dragmas P : 
didrachma und drachmas 0. Aber jene Schreibung bei den Lateinern sehr 
gewöhnlich z. B. im cod. Amiat. wie in mehreren Italahss. an dieser 
Stelle 8. auch die Benedictiner zu Hilarius 696 Note g, aber aoch bei 
Griechen SlSgayua und sogar SiSqayfiara (s. Tischendorf zu Mt 17, 24). 
Der überlieferte Text ist sinnlos, doch aber vielleicht ein Werk des 
Uebersetzers. Der evangelische Text und die Erklärung des T. selbst 
machen es nämlich zweifellos, daß er richtig verstand, der Stater ent- 
halte zwei Doppeldrachmen = 4 Drachmen. Griechisch würde es heißen 
l/ovra iv Tip OTOfiart avrov ararrJQay tovriffriv 6vo SldqaxiKt^ tkaangag 
kfinBQiixovra Sgaxfiag, Für den Sinn wäre es gleichgültig, ob man 

4* 



52 Theophili allegoriaram 

sunt qnataor evangelia, qaoram proditio testimooia fidei demon- 
strabat, ande debitam, id est peccatam, generis bamaoi possit 
absolyi, qnia passione Cbristi liberandi eramas a debitis pecca- 
tomiiL 
UMS, 55 Ü2. Nonne hie est filim loseph fabri? Filiam fabri vel ab 5 

obtreetatoribas se lesas volait appellari, quia ipse conditor 
mandi deas in principio fecit coelmn et terram, et, qnia terrena 
DOS doeent qnae sant eoelestia, quasi bonus animae faber spiri- 
talia vitia nostra eirenmdolat, cito etiam secarim admovens ar- 
boribas infoecnndis, secare doetas exig^a, sublimia servare cnl- 10 

lliniQiixovra auf ötariJQa oder dCSqaxfia bezieht. Der Uebersetzer über- 
sah (ft/o vor SlSgaxiui^ faßte letzteres wie die Lateiner vielfach als singa- 
larisches Femininum oder Neutrum anstatt als Plural von SISqoxi^ov^ und 
die dazu nicht passende Form ifimgiix^vra beachtete er entweder nicht, 
oder bezog dies auf araTtj^a, ohne sich doch in der Uebersetzung ängst- 
lich daran zu binden, da es für den Sinn gleichgültig war. Weniger 
wahrscheinlich ist, daß erst Abschreiber den Text verderbt und der 
Uebersetzer etwa geschrieben hat statereniy id est duo dtdragma, qua- 
tuor continentta (allenfalls auch continentem sc. staterem) dragmas. Man 
müßte wohl auch didragmata schreiben. Selbst Hier. 136 bildet diesen 
barbarischen Plural (stater dicitur^ qui diw habet didrachmata) , als ob 
er nicht wüßte, daß der Singular SlSqaxfiov und nicht SlSgaxfia heißt. 
Ililarius schwankt, indem er einmal p. 696 den Genitiv didrachmae ge- 
braucht, das andremal p. 697 didrachma (id est denarios duos) als accus, 
sing, eines Neutrum behandelt. Die dritte Stelle, an welcher er di- 
drachma als nom. plur. zu gebrauchen scheint, gehört sachlich hieher. 
Hil. 697: Huic adha^sit beatus ille primus martyr hämo, qui ore stM 
quadrigeminum denarium continebat, id est evangelici numeri unitate 
(al. unitatem) dei gloriam dominumque Christum in passione contuens 
praedicabat. Stephanus igitur primus ascendit^ Stephanus staterem ore 
continebatf in quo etiam didrachma novae praedicationis tamquam duo 
denarii habebantur \ 5 sqq. Ambros. 794: Non alienum etiam videtur, ut 
qua ratione fabrum patrem häbuerit, declaremus. Hoc enim typo eum 
patrem sibi esse demonstrat, qui fabricator omnium condidit mundum. 
, , , et tamquam bonus animae faber vitia nostra circumdolat, cito se- 
curim admovens arboribus infoecundis, secare doctus exigua^ culminibus 
servare sublimia ^ rigida mentium spiritus igne mollire et in varios 
usus omne humanum genus diversa ministeriorum qualitate formare, — 
Hilar. 678: Sed plane hie fabri eratfilius, ferrum igne vincentiSf omnem 
saeculi virtutem iudicio decoquentis, massamque formantis in omne opiM 
utilitatis humanae^ informem scilicet corporum nostrorum materiem in 
diversa membrorum ministeria et ad omnia aetemae vitae opera fingen- 
tis. Er denkt an einen Schmied, T. mehr an einen Zimmermann. | 8. spi- 
ritalia 0, die bei T. auch sonst vorherrschende Form: spiritualia P 
9. cito etiam : cito., est iam P | 



lib. I, c. 21-25. 53 

minibas, rigida mentiam spiritas igne mollire et in yarios asas 
omne bnmanam genas diversa miDisteriorum qaalitate formare. 

23. Herodes mint tenuit loanntm et alUgavit mm caputgue^^i^^^ 11 
eivs in disco ad mensam sibi fecit afferri, Discns novissimam 

5 secali partem significat ; f atnrnm enim erat novissimis tempori- 
bas, at paella, id est ecclesia, acciperet eapnt Christi, quod ob- 
tnlit matri, scilicet synagogae. Ergo passionem Christi significa- 
bat loannis passio. 

24. Non dico dibi septies sed et mque septtsagesies septies: Mt 18, 22 
10 id est 490 vicibas, ut totiens ille peccanti dimitteret in die, 

qnotiens ille peccare non posset, siye qnia hie nnmerns ita ye- 
niae convenit, at poenae. Nam de Lamech ita septaagies septies 
yindicatam est, sieat et posteri imitatoresqae malitiae eias ladaei 
septaagesimo anno Esdra dacente de Babylone rediere captiyi. 

ib Et cum coepisset rationern ponere, oblattis est ei unus, qui de-l^tiS, 24 
bebat ei decem milia talenta. Per seryam debitorem sammae 
praedictae aniyersos homines significat generaliter, qai trans- 
gresso decalogo debitores deo «faimas. Et nobis dominas dimisit 
debita peccatomm per gratiam baptismatis siye per poeniten- 

20tiam. Ita ergo et nos caeteris debitoribas nostris indalgere de- 
bemas, ne affectibas sensnam nostroram amissis cogamar debita 
Dostra solyere. 

25. lesus ascendit in montem^ id est ad maiestatem patris, Mt 17, 1.2 
et vtdtua eins immutatus est, id est maiore sui laminis claritate, ^^^»^^'^^ 

25 ne discipali de ipso adhac dabitarent. Nam dixerat sancto 

Petro: „Modicae fidei, quare dabitasti?" Pervestem ipsius sp/«n-Mtl4, 31 
didam assamptionem sanctoram futaram indicat, per tria yeroMtl?, 4 
tabernacula tridaanam habitationem passionis ostendit siye trini- 
tatis figaram. 

6. Gf. Hier. 102 ohne genaaere Uebereinstimmung | 7. aignificdbat P : 
significat | 10. Hier. 142: id est quadringentis nonaginta mcihusj ut 
toties peccanti fratri dimitteret in die , quoties ille peccare non possit \ 
12. auch zu lin. 19 cf. Hilar. 701: Sed in Lamech supplicium usque ad 
septuagies et septies est constitutum et in eo, quantum existimamus, con- 
stituta in auctores dominicae passionis est poena. Sed dominus per 
confessionem credentium huius criminis veniam largitur, id est per hap- 
tismi munus obtrectatoribus ac persecutoribus gratiam salutis indulget 
23 — 29. Kehrt wieder lib. III, B | 27. indicat schreibe ich: indicit PO 
28. Die Deutung auf die Trinität findet sich auch an einer lückenhaft 
erhaltenen Stelle des Orig. p. 565 A , eine flüchtige Anspielung bei Am- 
bros. 931 D; bestimmter Hier. 130: 8i autem quaeris tria täbernaculaf 



54 Theophili allegoriarum » 

Mt 19, 24 26. Faciltus est camelum per foramen acus transire, quam 

divitem intrare in regnum coelorum. Per divitem popnlam signi- 
ficat ladaeoraiD; qni cum divitiis egressus est de AegyptO; et 

Ps 34, 11 de quo legitar: „Divites eguerunt et esurierunt;" per camelum 

autem gentilem populnm dicit, nihil habentem rectum gereutem- ö 
que sarcinam peccatorum ac per foramen acus intrantem, id est 
per arctam viam incedentem, quae ducit ad regnum coelorum. 
Nam et ludas de pretio proditionis dives fuit, sed vitam aeter- 
nam non meruit. 

Mt20, 1-16 27. Simile est regnum coelorum homini patrifamilias y gfuf 10 
exiit primo mane conducere operarios in vineam suam. Pater- 

nequaquam servos cum domino conferas, sed fac iria tdbernacula, immo 
unum patri et filio et spiritui sancto \ 2. Arnob. c. 19 : Divitem populum 
iudaicum dixit, qui cum divitiis de Aegypto exierunt, de quo in psalmo 
dixit: „Divites eguerunt et esurierunt,^ Camelus autem nos fuimus^ qui 
nihil rectum in nobis hahuimus^ qui nunc sarcinam peccatorum exposui- 
mus et per foramen acus introivinius , hoc est per arctam et angustam 
viam. Nam ludas Iscariotes dives fuit de pretio, quo Christum tradi- 
dit, sed in regnum coelorum non intravit. — Ambros. 1033: Camelus 
ergo in typo populus gentilis accipitur . . . Fadlius igitur iste peccator 
per viam intravit angustam . . . quam populus ludaeorum dives in lege, 
egenus in fide. Die gleiche Auslegung entwickelt Hilar. 705 als den 
tieferen Sinn | 8. proditionis schreibe ich: perditionis PO | 11. Arnob. 
c. 20: Paterfamilias Christus est^ qui operarios conducit hoc est (so 
vielleicht auch bei T. zu lesen) qui credentes colligit^ ut mercedem acci- 
piant. Vinea autem cultura legis est; denarius autem vita aetema est. 
Quos autem dixit ad horam primam operatos esse, virgines sunt^ qui se 
lorborem corporis et calorem carnis sustinuisse dicunt . . . Quod autem 
dixit „vespere mercedem acceperunf* , hoc est quod" in adventu Christi 
recipiunt casti mercedem laboris sui, — Nachdem Hier. 162 als seine 
eigene Erklärung vorgetragen hat : die in der ersten Stunde Gemietheten 
seien die von Mutterleibe an Berufenen wie Samuel, Jeremia, der Täufer, 
die in den späteren Stunden Gemietheten die in späterem Lebensalter 
Berufenen, fährt er p. 153 fort: Sunt, qui hanc pardbolam aliter edis- 
serant. Prima hora volunt missum esse in vineam Adam et reliquos 
patriarchas usque ad Noe; tertia ipsum Noe usque ad Ahraam et dr- 
cumcisionem ei datam; sexta ab Ahraam usque ad Moysen, quando lex 
data est; nova ipsum Moysen et prophetas; undecima apostolos et gen- 
tium populum^ quibus omnes invident. Diese Deutung hat außer T. 
auch Orig. 700, von welchem Hier. 153 auch das dort vorangehende 
Gitat aus IJo 2, 18 (Orig. 699 D) entlehnt hat. Aber in Bezug auf den 
Ausdruck schließt sich Hier, genauer an T. als an Orig., wo es z. B. 
heißt televralov ^k räy/ia t6 xara rrfv nagovalav iarl Xqiotov ^Frjaov. 
Dies kehrt bei Hilar. 708 wieder, welcher übrigens etwas anders die vier 
vorangehenden Stufen vertheilt. | 



üb. I, c. 26. 27. 55 

familias Christus est, qni operarios condacit et qai credentes 
coUigit, at mercedem saae sanctitatis accipiant; vihea vero obe- 
dientia legis est, denarins autem vita aeterna. Primae horae 
operarii virgines sunt, qni se laborem corporis et calorem pri- 
5 mae aetatis tolerasse dixerant, per caetera antem aetatis ang- 
menta incontinentes accipiendi sunt. Vespere accepisse merce- 
dem in adventa significat Christi. Sive primae horae operarios 
est A^am, tertia Noä, sextae Abraham Isaac lacob et caeteri 
patriarchae, [nonae Moses et prophetae], andecimae apostoli et 

lOomnes Christian! fideles, qaibas nniversis remoneratio aeqaalis 
est data, id est denarins habens figaram domini aeternam vitam 
credentibas dantis. Homo quidam habuit dtios ßlios, et accedem Mt 21, 28 
ad primum dixit: Fili, vade, operare in vineam meam . . . At "~ 
nie respondens ait: Volo. Per dnos filios duos popnlos dicit, 

löindaicum atqne gentilem, qnornm prior, gentilis, est intelligen- 
dus negasse paternis parere praeceptis et tarnen fecisse, poste- 
rior autem promisit se facturnm quod insserat, ut puta Indaei, 

9. [nonae Moses et prophetae'] ergänze ich aus Hier. , Orig. : ^ PO I 
13. meam. At ille ohne Uoterbrechung P: meam, Ille aütem respondens 
ait: Nolo. Äccedens ad alterum dixit similiter. At ille 0. Allerdings 
wird T., wie anvollständig er sonst manchmal den Text reprodacirt, hier 
wenigstens soviel davon mitgetheilt haben, daß das Verhalten beider 
Söhne gegen die Aufforderung des Vaters deutlich ausgedrückt war; 
also den wesentlichen Inhalt von v. 28 — 30 maß T. reprodacirt haben. 
Femer ist aus der Auslegung klar, daß im Text des T. der Nein sa- 
gende und dennoch den Willen des Vaters erfüllende Sohn die erste Stelle 
einnahm, daß er also unsere gewöhnliche Ordnung gehabt hat, und daß 
in obigem Text vor At ille v. 29 und 30 a ausgefallen sind. Aber den 
Wortlaut zu erfinden, ist unerlaubt. Daß auch v. 31 im Text des T. nur 
so wie im textus rec. gelautet haben kann, daß die Antwort nur o tt^oi- 
Tos und nicht etwa 6 vategog, iaxaroc oder ^eiJtSQog gelautet hat, zeigt 
die einfache Auslegung des T. gleichfalls. — Hilar. 716 konnte an diese 
Auslegung gar nicht denken, weil er erstlich in v. 31 novissimus statt 
primus las, und weil er zweitens die Reihenfolge der Söhne für eine 
chronologische hielt und prior mit senior, posterior mit iunior vertauschte. 
Hierin war ihm schon Orig. 770 vorangegangen, welcher es aber trotz- 
dem fertig brachte, unter dem Nein sagenden und später (nämlich zur 
Zeit des Weltendes) sich eines Besseren besinnenden Sohn Israel zu ver- 
stehen. — Hier. 170 folgt in der* Auslegung dem T., muß das aber 
durch die textkritische Bemerkung rechtfertigen, daß in den echten (veris) 
Exemplaren nicht (wie in den meisten latein. und seiner eigenen Revi- 
sion der Itala) novissimus, sondern primus stehe | 17. ludaei 0: lu- 
daeos P | 



56 Theophili allegoriarum 

et minime promissa complevit. Vinea yero lex est accipienda, 

Mt2l, 33 ad cuins praecepta omnes bomines invitantur. Homo erat pater- 

®^^* familias, gut plantavit vineam et sepe circumdedit eam; id est 

deus oinDipotens plantavit domam Israel. Turrem yero legem 

dieit, lacum templum; coloni autem ladaei sunt; syns fides est; 5 

Mt21, 36. servos occisos prophetas, alios postea missos apostolos dicit; ex 

35. 37 quibug unum decollaverunt, loannem. Novissime filium suum 

misit, scilicet Christum^ quem occidisse noscQDtur. 

Mt22, 21 28. Reddite quae sunt Caesaris CaesarL Tempore persecu- 

tionis reddendum Caesari praecipit corpas, in qnod solnmmodo 10 
potestatem habet, deo autem dicit debere reddi constantiam spi- 
Mt 22, 23 ritus et animae. De Septem fratrihus unam uxorem habentibm. 
^ Septem fratres libri veteris testamenti intelligendi sunt; nxor 

2 sqq. cf. unten lib. III, 15. Hierher aber gehört Arnob. c. 22: P(aer' 
familias quem diocit, patris similitudinem demonstrat, Vinea quam diocit 
novellassCt lex nova est. Turris autem ecclesia est. Lacus haptismus 
est. Coloni aulem ludaei sunt. Sepes vero fides est. Servi, quos dixit 
occisos, prophetae intelliguntur ; posteriores quos dixit missos^ apostoli 
sunty ex quibus unus decollatus Joannes est. Novissime autem filium 
occideruntj scilicet Christum. Nach dieser Reprodoction wie nach obigem 
Text des T. scheint gesagt zu sein, daß einer der Apostel, nämlich Jo- 
hannes, von den Jaden geköpft worden sei. Und das hätten Keim u. A. 
immerhin mit etwas mehr Schein gegen die Tradition vom ephesinischen 
Lebensabend des Apostels Johannes anführen mögen, als das höchst un- 
sicher überlieferte Zeugnis des Papias von der Beseitigung des Apostels 
Johannes durch die Juden. Aber es wäre das auch hier nur ein Misver- 
ständnis ähnlich demjenigen, auf welches ich das angebliche Zeugnis des 
Papias zurückgeführt habe (Acta loannis p. CXVEIsq. Anm. 2). Erst- 
lich ist undenkbar, daß ein Kenner der Apostelgeschichte, wie T. (cf. 
lib. I, 3; I, 30; III, 20) den Johannes, und nicht vielmehr dessen Bruder 
Jakobns als den einzigen von den Juden enthaupteten Apostel genannt 
haben sollte cf. Act. 12,2. Sodann entsprechen die Worte ex quibus unum 
decollaverunt dem Text Mt. 21, 35, wo nach T. von den Propheten, und 
nicht Mt21, 36, wo von den Aposteln die Rede ist. Arnob. hat in dem 
seiner Glosse vorangeschickten Text dort geradezu decollaverunt statt 
des bei den Lateinern üblichen ocdderunt. Gemeint ist also Johannes 
der Täufer. Eine Textänderung ist nicht nothwendig. Der verständige 
Leser soll das ex quibus auf die servi occisi beziehen | 9. Arnob. c. 23 : 
lubemur in persecutione r edder e, quae Caesaris sunt, Caesari , hoc est 
corpus^ in quo habet potestatem, reddere^ quae dei sunt, deo, spiritum 
scilicet et fidem | 13. Arnob. 24 : Septem quos diodt fratres, patriarchas 
Septem demonstrant, qui sunt Septem libri Moysi. Uxor autem eorum 
synagoga est, cumque ea septem patriarchae coeuntes semen nominis 
Christi infunderunt^ et fidem nunquam concepit. An dem Unsinn von 



lib. I, c. 27-29. . 57 

eoram significat synagogam, com qna patriarcbae convenientes 
dederunt semen fidei christianae^ sed illa non concepit. 

29. Exsurget regnum super regnum; id est adversns regnam Mt 24, 7 
Christi catbolicam audebit diabolüs baereses coDcitare. Erunt 
5 terrae motm et fames significat bomines verbi divini famem 
passuros, qai timore diaboli ad baereses confagient. Tunc qui ^t2A, 16 
in ludaea suntfugiant ad montes. Per ludaeam, terram sanctam, 
significat bominem castum confogere debere ad apostolornm doc- 
trinam. Et qui in agro est, in ecclesia, non revertatur tollere Ut 24, 18 

10 vestimentum suum^ boc est veterem hominem derelinquat. FaeMt24, 19 
autem praegnantibm. Htc significantar qni in corde concipiunt 
aliqnod opus sanctum et perficere illad caasa avaritiae dissima- 
lant, eo autem neglecto voti sni velati praegnantes existnnt. 
Lactantes aatem snnt qai divina praecepta negligenter docent 

15 aat sapiunt at parvnli, quibas ^^non solidas cibns, sed lac^ ne-Hebr5, 12 

den 7 Büchern Mosis ist T. unschuldig. Ebenso wie die sämmtlichen 
Nebiim (oben lib. I, 17 p. 48, 4) ein Buch bilden, so auch die sämmt- 
lichen Eethubim, dazu die 5 Bb. des Moses: macht 7 Bb. des A. Testa- 
ments I 3. Hier. p. 193: Non amhigo et haec quidem iuxta lüeram futura, 
quae scripta sunt ; sed mihi videtur regnum contra regnum et pestilentia 
eorum, quorum sermo serpit ut Cancer, et fames audiendi verbum dei et 
commotio universae terrae et a vera fide separatio in haereticis magis 
intelligi etc. — Diese Deutang neben anderen auch bei Ambros. 1058. 
Schon der Ausdruck famem verbi erinnert an T. Genau ist wieder 
Amob. c. 25: Begnum super regnum quod dicitur, hoc est, quod super 
regnum Christi audet diabolüs haereses susdtare. Fames autem et terrae 
motus hoc estj quod aliquanti homines, qui terra intelliguntur , famem 
patiuntur, hoc est^ nee spiritum dei nee intellectum habentes, ad haereses 
submoventur \ 7. Arnob. c. 26: Judaea sdlicet terra sancta est^ hoc est 
casti homines, ^i camem suam sanctificarunt. Fugiant, inquit, ad 
montes, hoc est ad apostolorum doctrinam. Et qui in agro est, non re- 
vertatur ad vestimentum suum, hoc est : qui in seculo est^ non revertatur 
ad veterem hominem \ 11. Gf. Ambros. 1061 : Sed nee illae praegnantes 
condemnationis exsortes sunt, quae in bonorum actuum molimine consti- 
iutae necdum aliquos suscepti opens dedere processus. Zu Mt24, 19. 20 
gibt Arn. c. 26 (im unmittelbaren Anschluß an die Sätze in voriger 
Anm.) folgende Verunstaltungen des T.: Vae autem praegnantibus et 
lactantibus, hoc est: fratrum quique sacerdotum avaritiam velut prae- 
gnans conceperit^ vae illius erit, Lactans is erit, qui mandata Christi' 
non recte docuerit; hie non cibo sed lacte potavit, Hieme autem quod 
dixit^ tempus capiendi homines ostendit, item ut (?) Judaeis sabbato 
fugere non licet, Sed iam de civitate recedere non permittit, Ita et nos 
oremus, ut seculum fugere possimu^s, ne ab Antichristo veluti ab hieme 
aut sabbato praeoccupemur \ 



58 Tbeophili allegorisrain 

Mt24, 20 cessariam est. Orate neßat/uga vestra hieme vel sabbato; id 
est ne refrigescente charitate ad gentilitatem revertaris, ant 
iodaismo coDsentiens ex praeeepto Antichristi sabbatam colas. 
Sive bic sensas est: ne propter asperitatem temporis frigos fidei 
patiamici, aat in sabbati otio devotionis timorem minime servare 5 

Mt 24, 36 possitis vel certe perseeatores evadere non valeatis. De die tlla 

Mr 13 32 

' autem vel hora nemo seit Diem et horam deos se tantam seire, 
non bominem volait, et ideo nee filinm dixit seire, nt improbi- 
tatem bamanam in iadieii divini enriosa inqnisitione confnnderet; 
cum filiam hominis boe neseire dixisset. Caeternm filins dei, 10 
qoi deas ex deo est, boe ignorare non poterat, qnippe dixit: 

Je 16, 15 „Omnia patris mea sant.^ Si ergo natura patris in filio erat, 
scientiae natura degenerare non poterat; ergo dimitas nna pa- 
tris et filii diem et boram noverat, quam creavit, non poterat 

Mt 24, 40 autem nosse humana fragilitas quod utiliter ignorabat. Tunc 15 
erunt duo in agro; unus assumetur et alter relinquetur. In agro 

1 Cor 3, 6 sunt qui gubernant ecclesiam, ut ait sanetns Paulus: ^Ego plao- 

Lcl7, 34 tavi, Apollo rigavit, deus inerementum dedit.^ Duo in lecto. 
In leeto esse monachos significat, qui amant quietem, alieni a 
tumnltu generis bnmani et domino servientes, inter quos sunt 20 

Mt24, 41 boni et mali. Per molam mundnm indicat et eos, qui mnndanis 
actibus conteruntar; nam sicut mola duobus lapidibus constat, 
ita alter populus invisus deo, alter catbolieae ecclesiae orbem 
in terris complent; et borum aliqui deo complacent, aliqui arti- 
bus seculi ita utuntur, ut inde neqneant liberari, cum alii sie ibi 25 

lCor7, Slsint, ait apostolus, „ut qui utuntur hoc mundo, tanquam non 
utantur". 

Mt 25, 1 30. De decem virginibus interpretatio baec est: quinque 

esse corporis sensas, scilicet videndi, audiendi, odorandi, gustandi 
et tangendi. Qai propter abstinentiam illicitaram rerum et propter 30 

3 Der Antichrist als Jude und Vertreter des mosaischen Gesetzes 
auch III, 7. Dies war auch die Meinung Hippolyt's (de antichristo § 6. 
14 sqq. 25. 54 sqq.) Die Herkunft aus dem Stamm Dan behauptet auch 
schon Irenaeus V, 30, 2 p. 329 | 7 Cf. die kühne Auslegung von Mt 12, 32 
oben lib. I, 17 | 14. quam : quem P | 30. Daß ich mit Recht gegen PO 
vor Qui und nicht vor virgines p. 59, 1 stark interpungire , rechtfertigt 
sich von selbst. „Diejenigen, welche vermöge Enthaltung von unerlaub- 
ten Dingen und vermöge Völligkeit des Glaubens in beiden Stücken 
(d. h. in der Moral und im Glauben) ihren Sinn in Zucht halten, wer- 
den Jungfrauen genannt." Das zweimalige propter ist offenbar unrichtige 
Ueberaetzung von ^id c. gen., als ob es cfia c. acc. wäre. — lieber die 



lib. I, c. 29. 30. 59 

integritatem fidei in atroqne sensam continent; virgines appel- 
lantur^ ut ait apostolas: „Despondi vos ani viro virginem ca8tam2Cor 11, 2 
exhibere Christo^ ; et quia virginitatis devotionisqne ipsias cor- 
raptor est diabolas, adiecit apostolas: „Timeo aatem ne, sicat 2 Gor 11, 8 
öserpens Evam sednxit versutia saa, sie et vestri sensns corram- 
pantar a cfaaritate, qaae est in Christo." Lampades aatem opera 
bona dixit, sicat salvator discipalis sais : ^Sint lambi vestri prae- Lc 12, 35 
cineti et lacernae ardentes^; in lambis accinetis est intelligenda 
virginitas, in lacema vero ardenti opera bona. Qainqae igitar 

10 sapientes virgines nolant videre qaod malam est, ab illicitis sa- 
crificioram eibis ora sabtrahant, complexam detestantar alienam, 
aaditam saam a detrabente convertant, odorem divinae cbaritatis 
inqairant frangendo panem esarienti, bospitem in domam saam 
introdacendo, vestientes nndos, concordantes litigiosos, visitantes 

15aegrotos, sepelientes mortnos. Hoc agentes et virgines et sa- 
pientes virgines comprobantar; negligentes vero et bona prae- 
dicta non facientes staltas esse non dabiam est. Et sapientes 
lampades babent lacentes oleo in vasis allato, qaod est cbari- 
tatem conscientiae saae in proximos habere probatam ; nam sicat 

20 oleam omni liqaori sapernatat et eminet , ita charitas praecellit 

omnibas rebas et laadibas. Tardante autem sponso obdormie- Mt 25, 5 
runt omnes, scilicet fataae; nam pradentes nisi perseverassent 
in vigiliis nsqae in finem, non introissent regiam sponsi. Eccem 25, 6 
media nocte clamor factum est Noctem pro ignorantia posait, 

25 ac si diceret „cam nesciretur"; ipse enim ait: „Non est vestramAct 1, 7 
scire tempora vel momenta, qaae pater posait in saa potestate.'^ 
De hoc clamore etiam dicit apostolas: „In icta oculi,.in novis- lCorl5, 52 
sima taba, et mortui resurgent incorrapti et nos immatabimar.^ 
Dum eunt emere, id est dam qaaerant alioram favorem et ada- Mt25, 10 

30 iationam saffragia non operati Optant. Coeperunt aptare lampa- Mt 25, 7 

5 Sinne redet zu diesem Text auch der lateinische Orig. 881 c. ausführ- 
lich, aber wenig deutlich. Arneb. c 27 bertibrt sich gar nicht mit T. 
Zu vergleichen ist dagegen Hier. 202 sq.: Possumus quinque virgines 
sapientes et stultas quinque sensus interpretari , quorum alii festinant 
ad coelestia et superna desiderant, alii terrenis fecibus inhiantes, fo- 
menta non hahent veritatis, quibus sua cor da illuminent. Darauf wird 
die Bedeutung der 5 Sinne noch durch 4 Bibelsprüche belegt | 19 pro- 
batam P: probantur ohne alle Noth | 25 nesciretur P: nescirent 0| 
27. in ictu 0: in nictu P | 30. non operati P: et non operari 0, was 
auf völligem Nichtverstehen beruht. Da sie nicht gearbeitet, die vorher 
1. 6 — 21 beschriebenen opera nicht geleistet und nicht aufzuweisen haben, 



60 Theophili allegoriaram 

des suas; id est in resarrectione a mortuis coeperunt opernm 
snoram deo reddere rationem, qnia tunc nemo venalis est, nee 

Mt25,9b quisquam alteri plus qaam sibi coDsalit. Ite ad vendentes et 
emite vobis. Hoc responsum dedere irridentes, non consnlentes, 
nt irent ad adalatores et emerent sibi olenm, id est laudem 5 

Mt25, 9 a famamqae probitatis. Ne forte non suffidat nobis et vobis ^ ne 
ad arrogantiam nobis accidat, si vobis divinorum praebeamns 

Mt25, 11 munerum portionem. Pulsantes dixerunt: Domine domine, aperi 

Mt 7, 7 nobis! Dictum quidem a domino: ^Fulsate et aperietur vobis''; 

sed in hac praesenti vita, qaando misericordiae, non indiciilO 
tempus est. 

Mt25, 15 31. Et uni dedit quinque talenta, id est Pentateacbnm, 

qaem accipiens fidelis servas decalogi praecepta complevit. Alü 
dedit duo talenta, hoc est dno testamenta, vetas et novum, de 
quibas fidelis servas evangelia virtntum opere coaequavit. Aliiib 

Mt 7, 12 (?) deeiiV unum talentum, unam sententiam: „Quod tibi non vis 
fieri; alü ne feceris^, quam sententiam nequam servus non ex- 
sequendo, id est aliis non praebendo, celasse et obrnisse com- 
probatur, velnt si qais lacernam sab modio tenebris per livorem 
abscondat. 20 

Lc 22, 7 32. Venit dies paschae. Pascha domini passio est vel tran- 

Lc22,ll. 12 Situs. Triclinium ecclesia est; per patremfamilias domas patrem 
significat; per domum eins Hierusalem coelestem debemns in- 

sucben sie nun die Gunst Anderer und begehren die Stimmen der 
Schmeichelei für sich zu gewinnen | 12. Gf. unten lib. II, 6 nebst An- 
merkungen. — Hilar. 737: Igitur cui erant quinque commissa, domino 
reverso de quinque decem ohtulitf talis scilicet in fide repertus, qualis in 
lege, qui decem verhorum quinque libris Moysi praeceptorum obedientiam . 
per gratiam evangelicae iustificationis expleverit | 21. Hier. 210 sq.: 
Pascha, quod hebraice dicitur Phase, non a passione, ut plerique arbi- 
trantur^ sed a transitu nominatur. Gf. desselben Gomm. in Jes. c. 31 
(vol. IV. 423 sq.) | 21. triclinium schreibe ich: triduum OP, ein durch 
Erinnerung an das biduum Mt 26, 2 entstandener Unsifu. Aber weder 
hier noch Mt 14, 1 findet sich bei Lateinern oder Griechen diese Va- 
riante. Undenkbar wäre auch die Deutung dieses Zeitraums bis zum 
Passa auf die Kirche. Es wird also triclinium Uebersetzung von avd- 
yaiov Mrl4, 15; Lc 22, 12 sein, welches die Lateiner sonst durch coena- 
culum oder maedianum wiedergeben. Diesen Speisesaal auf die Kirche 
zu deuten, lag dem T. nicht so ferne, welcher lib. I, 20 eztr. geschrieben 
hat: mensa enim congregatio populi est intelligenda | domus corrigire 
ich : domini PO. Es gehört zu patremfamilias , eine Verbindung , welche 
sich Lc 22, 11 bei vielen Lateinern findet (Vercell. Brix. Palat Vulg.) 



lib. I. c. 30—33. 61 

telligere, nbi cum sanctis est convivinm babitaros Cbristas do- 
minas noster. 

33. Invenietis pullum asinae. Per asinam figurate intelli- Mt 21, 2 
genda est synagoga , per puUam asinae lascivam popnlam gen- * 
5 tilem indomitamque significat, ad qaem dnos ex discipulis misit, 
Petram in circumcisionem, PauUim in gentes. Tunc impo8uerunt}ILt2\,'7h 
vestimenta super illum et lesum supersedere fecerunt Id est, 
vestis apostoli^a scriptararum est expositio divinarum, et nisi 
coelesti doctrina instructa fuerit anima, sessorem habere deam 
lOnon meretnr. Vel adduxerunt asinam et pullum eius, id est gen- Mt2l, 7 a 
tilem populam, qui et praesepe domini sui ignoravit, boc scilieet, 

5. quem PO : man erwartet einen Plural, der auf die Eselin und ihr Füllen 
sich bezieht, zumal nach der Deutung. Die Anfange dieser Auslegung 
finden sich schon bei Justin, dial. c. Tryph. c. 53, entwickelter bei Orig. 
739 B (fiTinore yag avfißoXd faxt ravta tov oan^gos Ivaavtog t(ov Sea- 
fidiv 6$a tav fiaS-rftöiv Ter XSia ox^ifittTa^ tovg dk ano tov laov Titarev- 
aavrag ixsCvov tot€, xal roifg ano rwv i&V(Sv) und 743 C {fn^noxe Svo 
fiad-Tftal nixQog ^ia\ xal Ilavlogy di^iag diSoimg dXkr^koig xoivcDvlag, Iva 
HitQog fikv €ig t^r negirofi^v ngog ro vnoCvy^ov ykvtitai^ to vno tov 
Cvyov TOV vofiov yeyevrifisvov, Ilavlog ^k €ig tä t&vri^ tov vkov xal aSd- 
fiaoTov 7i(oXov). — Hilar. 712 bezieht die Geschichte auf eine zweimalige 
Berufung von NichtJuden, nämlich erstlich der Samariter durch Philippns, 
zweitens des Heiden Cornelius durch Petrus. Etwas näher an T. hält 
sich Ambros. Nachdem er p. 1043 A die asina mater auf Eva und den 
pullus auf die generalitas populi gentüis gedeutet hat , sagt er 1044 A : 
Nee ülud otiosum, quod duo discipuli diriguntur, Petrus ad Cornelium, 
Paulus ad reliquos. Da aber Paulus damals noch nicht zu den Jüngern 
gehörte, gestattet Ambros. auch an den Philippus und dessen Sendung 
zum Eunuchen der Candace zu denken. Erst Hier. 160 emancipirt sich 
an der Hand des T. wieder von diesem blödsinnigen Antisemitismus: 
Ergo cum historia vel impossibüitatem habeat vel turpitudinem ^ ad al- 
tiora transrhittimur^ ut asina ista, quae subiugalis fuit et edomita et 
iugum legis traxerat, synagoga intelligatur, pullus asinae lascivus et 
Über gentium populus, quibus sederit lesus et missis ad eos duobus dis- 
cipulis suis, uno in circumcisionem, et altero in gentes. Daß sich Hier, 
hier näher mit T. als mit Orig. berührt, sieht Jeder. Gf. Hieron. Quaest. 
hebr. in Genes, ed. Lagarde p. 68. | 8. Nur ein entfernter Anklang hieran 
bei. Orig. 745 B, anders wieder bei Ambros. 1044 GD; genauer ist erst 
Hier. 160 sq. : Vestis autem apostolica vel doctrina virtutum vel edissertio 
scripturarum intelligi potest, sive ecclesiasticorum dogmatum varietates, 
quibus nisi anima instructa fuerit et ornata , sessorem habere dominum 
non meretur \ 9. deum PO: dominum Hier. s. vorige Anm. | 11. Arnob. 
c. 21: Asinae quem dixit pullum, populum novellum demonstrat, hoc 
est nostrum, qui et praesepium domini sui novit, hoc est altare, übt c«. 



62 Theophili allegoriaram 

Mt 21, 8 ^® 4^^ cibaria sumimus. Bamos de arloribus abscindentes ; 

Mc 11, 8 pcccata sunt qaae in nobis virebant, arbores enim homines snnt; 
yel ramos de arboribas caedere et viam sternere est peccata 
sna domino confiteri, qao facilias in corde credentium Christas 
daemonnm victor incederet. 5 

Mt 26, 26 34. Hoc est enim corpus meum. Corpus suum panem dieens, 

de multorum granorum adunatione congestum, populum hunc 

Mt26, 28 quem assumpsit indicatadunatum. Hie est calix sanguinis md, 
Sanguinem suum vinum appellans, de botris atque aeinis plurimis 
expressum et in unum coaetam , item congregationem nostram 10 

Mt 26, 39 signifieat commixtione adunatae multitndinis copnlatam. Pater, 

Mc 14, 36 gj- ß^^ potest, transeat, vel transfer a me calicem istum. Fragi- 
litatem in se dominus praefigurabat humanam; qui sine labore 
patiendi liberari se cupiebat a corporis nexu. Ob hoc calicem 
pro passione ait; nam vinnm sanguis interpretatur, et calix cor- 15 
pus agnoscitur; sicnt enim vino calix , ita sanguine plenum est 

Mt26, 51 corpus humanum. Et percmsit Petrus servum principis sa^er- 

JolS, lo dotum et amputavit eius auriculam dexteram, Is autem, cui 
ablata est, Malchus dicebatur. Id est: rex quondam populus 
ludaeorum servus factus est impietatis iudaicae , qui ideo per- 20 
didit dexterae auris auditum, quia totam literae vilitatem andire 

haria colligimus. Turba autem^ quam dixit vestimenta sua iactantes, 
hoc estf quod credentium multitudo veterem hominem exspoliantes se pro- 
icient Arbores autem iidem homines sunt, Ramos vero de arboribus 
abscindentes peccata suntj quae in nobis virescebant \ 6. Gyprian. ep. 69, 5 
ad Magnum (ed. Hartel p. 754): Nam quando dominus corpus suum 
panem vocat de multorum granorum adunatione congestum, populum 
nostrum quem portabat indicat adunatum: et quando sanguinem suum 
vinum appellat de botruis atque aeinis plurimis expressum adque in 
unum coactum^ gregem item nostrum signifieat commixtione adunatae 
multitudinis copulatum \ 11. commixtione cf. Cyprian. vorher: com- 
mixtionem P | 1 9 sqq. Die in den Drucken heillos verderbte Stelle ist 
aus folgenden Parallelen za emendiren. flilar. 745 F : Populo videlicet 
sacerdotio servienti per Christi discipulum inobediens auditus exciditur 
et ad capacitatem veritatis hoCy quod erat inaudiens ^ amputatur. 
Hier. 222: Transitorie dicendum, quod Malchus, id est rex quondam 
populus ludaeorum servus factus sit impietatis et devorationis sacerdo- 
tum, dexteramque perdiderit auriculam, ut totam (al. notam) literae vili- 
tatem (al. utilitatem) audiat in sinistra, 8ed dominus in his, qui ex 
ludaeis credere voluerunt^ reddidit aurem dextram et fecit servum genus 
r egale et sacerdotale | 19. popultis nach Hil. and Hier.: populi PO 
21. literae vilitatem nach Hier.: libere dvitatem PO | 



lib. I, c. 33—36. 63 

consneverat per sinistram ; sed et dominas in his, qai ex ladaeis 
credere volunt, reddit anrem dexteram et faeit eos ex servis 
genus electum. 

35. Velum iempli scissum significabat popalam ad videnda Mt 27, 51 
5 sacramentoram mysteria coDversnm ad denm ex gentibns, qaas 

credidisse noseitur. Ideo enim Christas passas est maledictio- 
nem, at nos a maledictionibas liberaret; illadi se passas est; at 
DOS ab illasione daemonam, qai in boc mando versantar, ao- 
ferret. Spineam in capite coronam accepit, at sententiam capi- Mc 15, 17 

lOtalem, qaae ex spinis peccatoram nobis debebatar, eriperet. 

Aceto potatus est, at acredinem, qaa saogais noster efferbaerat, Mc 15. 36 
in se sasciperet, et ipse liberaret a passionis calice; qai nostris 
passionibas debebatar. Exspoliatas est, at naditatem parentam 
nostroram, ob qaam serpentis consilio faetam dolaerant, niveo 

15 vestimentornm tegmine mirabiliter operiret. In ligno saspensas 
est, at ligni praevaricationem ligno saae tolleret passionis. 
Mortem qaoqae ad se venire permisit, at eam adversam se col- 
lactantein dimicantemqae prosterneret, et qaae per serpentem 
regnam invenerat eam ipso serpente postea fieret captiva per 

20 Christam. Car latroni salvator ait : Hodie mecum eris in para- Lc 23, 43 
diso, eam atiqae illias secandam hominem corpas in terra, anima 
apnd inferos faerint? Sciendam est, qaod banc promissionem 
secandam effectom divinae potestatis implevit, qaia abiqae deas 
esse credendas est, et abi est deas, illic et vita atque amoeni- 

25 tas aeterna. 

36. Qaomodo die tertio resarrexit Christas a mortais ? Scien- 
dam est^ qaod prior fait nox die, nam tenebrae erant saper 
aqaas, anteqaam a domino fieret lax. Et eam primo die azy- 
moram facto vespere Christas a lada sit traditas, primas para- 

30 sceaae passionis dominicae intelligendas est dies, secandas sab- 
bati, tertias is, qai a resarrectione domini dominicas appellatar 
et primas est sabbati. Sane enim qaod legimas in Matthaeo, 
vespere sabbati venisse Mariam ad sepulckrum, vesperam ait pro Mt 28, 1 

1. sinistram nach Hier.: fenestram PO | in his P Hier.: his 0, ohne i 

Noth I 23. effectum 0: affectum P. Es ist xard triv Mgyetav t^? cfi/va- 
fi€<og oder rotf xgarovg Eph. 1, 19; 3, 7 | 30- Die sehr verschränkt ge- ' 

stellten Worte tibersetze ich: „Als erster Tag des Leidens des Herrn ist 
[der Tag] der Paraskeue zu verstehen, als zweiter [der Tag] des Sab- 
baths, als dritter derjenige, welcher in Folge der Auferstehung des Herrn 
der [dies^i daminicus heißt und erster [Tag] der Woche ist** 



64 Tbeophili allegoriarum 

eo, qaod est sero vel tarde; nam subiciendo quae lucesdt in 
prima sabbati dod dabiam est dominici diei significasse dilaca- 
lam. Sive hoc magis intelligeDdam est, quod hora sexta para- 
sceaae, qua dimisit spiritam, factae sunt tenebrae/ qaae pro 
nocte sant accipiendae, qnibus finitis reddita est lux mando, 5 
[qaae] prima accipienda est dies dominicae passionis, secanda 
yero seqaens nox diesqne sabbati, [tertia ipsum mane post sab- 
batnm] id est dilacalam, cum surrexit dominus noster. 

Jo20, 17 37. Noli me tangere^ id est noii me corporali tacta, sed 

fide palsare. Nondum enim ascendi ad patrem, hoc est Dondnm 10 

Lc 24, 5 in te ascendi, quae viventem cum mortuis qiuieris; et ideo ad 
discipulos mittitnr, quorum credere disceret exemplo. Amen. 

8. P« nostri Theophili, archiepiscopi Alexandrini, allego- 
riarnin in eyangelinm (secandnm Marcnm) 

über seoundus. 15 

Mc 1, 2 1. Ecce mitto angelum meum ante fadem tuam, Angelum 

hie hominem loannem scriptura significat, sicut et in Genesi ait: 
Gen 6, 2 ,,Videntes angeli dei filias hominnm, quod speciosae essent, 

sumpserunt sibi uxores." Angelos istos dei intelligimus homines 
Mc 1, 3 sanctos lapsos in peccatum. Vox damantis in deserto loannem 20 

signifieat clamasse lüdaeis; nam desertnm dicit terram iadaeam 
Mc 1, 6 a sancto spiritu derelictam. Erat autem loannes ipse indutm 

pilis cameli. Per habitum eins (et cibum) gentes signifieat tor- 

6. [^t^ae] ohne Klammern : ^ P | 7. [tertia ipsum mane post 
sabbatum] ohne Klammem: ^ P | 8. diluculum corrigire ich: dilu- 
culo PO I 12. Amen P: > j 13 sq. Von der Ueberschrift gibt nur 
Liber secundus. Sie stammt aber aus der Hs. and nicht von de la Bigne, 
welcher den Antiochener und nicht den Alexandriner für den Verfasser 
hielt s. Titel des IIb. I | 14. secundum Marcum habe ich eingeklammert. 
Es kann nicht ursprünglicher Bestandtheil des Titels sein, da es sich mit 
liber secundus nicht verträgt | 21. Cf. Op. imperf. p. 34: Vere deserta 
erat ludaea, vacua a iustitia^ plena peccatis, quam deus plantaverat 
et irrigaverat, omnes prophetae coluerant \ 23. et cibum PO : kann nicht 
echt sein, da von der Nahrung des Johannes gleich nachher Gegentheili- 
ges gesagt wird. Zur Deutung der Kameelshaare cf. Hb. I, 26. Ziemlich 
undeutlich sagt dasselbe Hilar. 615 : Cum exuviis immundarum pecudum, 
quibus pares existimamur (nämlich wir Heidenchristen), Christi praedi- 
cator induitur. Darauf beruft er sich p. 705: Sed in primordio libri 
sub vestitu loannis in camelo gentes significari admonuimus \ 



lib. I, c. 36. 37; II, c. 1-3. 65 

toosas, cameli similitadinem habentes, ventaras ad baptismam, 
et per locustas ludaeos, qui non militantes deo sine rege sunt 
nt loeustae, per mel aatem silvestre rusticos dicit^ qui credentes 
dalces facti sant deo. Et erat in deserto quadraginta diebuB e^Mc 1, 13 
5 quadraginta noctibus. Hoc propter eos dictam est, qui imagi- 
nario corpore dicunt eam faisse et phantasma, vel propter eos, 
qni hominem eam tantnm fuisse putant; nam quadraginta diebns 
et quadraginta noctibus ieiunare non potuisset. Et cum venisset Mt 8, 14 
lesus in domum Petri, invenit socrum eim febridtantem. Socrus 

lOPetri synagoga est, filiaque eins ecclesia, quam regendam Pe- 
tras apostolns accepit. Febris ergo est iniquitas clandestina, a 
qaa infirmitate, id est a perfidia ladaeorum ipsos evasisse pro- 
bamus apostolos et velut resuscitatos gentibus ministrasse cibos 
ac potas salatis aeternae. 

15 2. Tunc iverunt ad eum portantes paralt/ticum in Udo, qui Mo 2, 3—5 
a quatuor portabatur^ a corpore scilicet, quod corpus viventis 
ex quatuor substantiis constat : humore, fiatU; sangaine et came. 
Nudatum vero tectum confessionem significat peccatoram; nam 
grabatum hominem ipsum oppressum onere delictorum debemas 

20accipere; cui ideo dimittuntur peccata, ut ablata languoris in- 

iuria pnrificata anima corpus suum baitUans pergeret ad pro- Hc 2, 11 
priam domum^ hoc est ad legis divinae custodienda praecepta. 

3. Hi sunt qui supra terram bonam seminati sunt, qui au- Mo 4, 20 
diunt verbum dei et faciunt, unum tricesimum, quod ad coniuges^^*^^' -^^^ 

25 pertinet; aliud sexagesimum, hoc ad viduas respiciens dicit; aliud 

centesimum , virginibus fructus iste convenit. Et facta est pro- Mc 4, 37 
cella magna venti. Figurate procella venti insidias diaboli signi- 
ficat, na/vis vero ecclesiam, mare seculum, fluctus maris humores. 
Et salvatorem dormisse dixit evangelista, ut hominem demon- Mc 4, 38 

SOstraret, quem excitatum discipuli deum approbant dicendo, eumMt 8, 26 



1 sq. Cf. oben lib. I, 3 | 7. Die folgende Anwendung scheint voraas- 
zusetzen, daß vom eyangelischen Text weiter noch das mitgetheilt war, 
daß Jesus während der .40 Tage gefastet and darnach Hanger empfunden 
habe (Mt4,2) | 12. prohamusFO: ob prohatur? \ 15—23. Cf. Hier. 48 sq. : 
luxta tropologiam interdum anima ^ iacens in corpore suo totis membro- 
rum virtutibus dissolutis^ a perfecto doctore offertur curanda dominOf 
quae st misericordia eins sariata fuerit, tantum roboris accipit, ut portet 
statim lectulum suum . , . Et anima paralytica si surrexerit , si pristi- 
num robur recuperaverit, portat lectum suum^ in quo iacebat antea dis- 
soluta, et portat illum in domum virtutum suarum \ 

Zahn, ForachuDgen. II. ^ 



66 Theophili allegoriarum 

Mc4, 39 b imperasse vento et man. Et facta est tranquillitas magna^ id 

est serenitas. 
Mc 5, 2 4. Et exeunti de navi obviavit ei homo de monumentis, ha- 

bens spiritmn immundum, . MonameDta sunt mortaoram id est 
Mt 8, 22 infidelium loca, at legiDins: ^Dimitte mortuos, at sepeliant mor- 5 
(Lc 9, 60)|.QQg suos," quorum habitator habebat daemonum legionem, hoc 
Mc 5, 9 est plora peccata, quae ^cilicet; qnoniam daemonnm stimalis 
Mc 5, 3 committnntnr, tanta sunt, quanti eoram anetores. Nee quisqtuxm 
poterat ligare eum catenis, Revera qui amicus est seeali, divi- 
Mc 5, 5 nae cha^itatis viDCula disrapit. Et lapidibus se concidebat. Cod- 10 

eidebat imaginem illam, ad qaam plasmatus erat, pro deo lapi- 

Mc 5, 12 des adorando. Deprecabantur, iDqait, lesum Christum dicentes: 

Mitte nos in porcos, id est in homines luxuriöses et sordidos et 

Mt 7, 6 poreorum more viventes, de quibus dieit alibi: „Nee miseritis 

Mc 5, 25 margaritas ante porcos." Et mulier quaedam erat in profluvio 15 

Mcb,22-2i sanguinis annis duodecim, Garn iret dominus ad filiam archi- 

synagogi salvandam, id est populo indaico medicaturns, haemor- 

ronsa mulier, hoc est gentilis populns, sanguinem idolis fundens, 

tacta fimbria vestimenti, id est totius legis minimum praeceptnm 

Mt7, 12(?)exsequen8; scilicet „Qnod tibi non vis fieri, alteri ne feceri8,^20 

vel certe perseverantiam fidei habens, sanata est. 

Mc 6, 34 5. Egressus lesus vidit turbam multam et misertm est eitis. 

Cum videret dominus fame verbi divini populum laborare, mi- 

sertus est eins, scilicet ut ostenderet ad hoc se venisse, ut spi- 

ritalem escam omnibus credentibus daret. Et qnia necdum faerat 25 

Mc 6, 37 passus, ait discipulis suis: Date vos Ulis manducare, hoc est 

Lc 16, 16 praedicate illjs filium dei , quia „lex et prophetae nsqne ad lo- 

Lc 9, 12 annem" erant. Diem autem declinantem, quia in fine mnndi 

Mc 6, 31 sumpto corpore lesus in seculum venit; locum vero desertum 

3. exeunti 0: exeunte P | 4. Cf. Ignat. ad Philadelph. 6, 1 | 6. dae- 
monum legionem : daemonium legionum P | 15 sqq. Cf. oben lib. I, 9. — 
Ambros. 906 : Vir enim iste princeps synagogae , cui filia erat unica^ 
pro synagogae pereuntis remedio precahatur . . . Äd hanc ergo principis 
filiam dum properat dei verhum, ut salvos faceret filios Israel, sancta 
ecclesia de gentibus congregata, quae inferiorum lapsu criminum deperi- 
batj paratam aliis fide praeripuit sanitatem \ 17. haemorrousa : hemor- 
royssa P | 19. Cf. oben lib. I, 19 extr. Aber nicht jene, sondern die 
hiesige Stelle scheint die Quelle des Hier. 109 (zu Mt 15, 36) zu sein: 
Finibriam vestimenti eius vel minimum intellige mandatuMy quod qui 
transgressus fuerit, minimus vocabitur in regno coelorum. \ 29. Cf. 
lib. II, 1 p. 64, 21 I 



lib. II, ö. 4-6. 67 

indaicam popalam dicit; qni ob incredalitatem snam desertas est 
a spiritu sancto, at ait dominos: „Ecce relinquetar vobis domasMt23, 38 
vestra deserta." Quinque panes qainque libri Mosis intelligendi ^ ^^* ^^ 
sant; duo pisces dao testamenta sunt. Qaod autem iassit popa-Mc6, 39 
51am discumbere et cessare super /oenum, corpora nostra signi- ' 
ficat, Esaia dicente: ^Omnis caro sicut foenam.^ Duodecim Jes AO, 4t 
cophinos aatem saperesse, manifestam est daodecim apostolos 
plenos spirita sancto significari, quorum doctrina post escam 
legis qaotidie satiamun 

10 6. Homo quidam erat dives; Christas est intelligendas. JsLcl9, 12 
abiit in regionem longinquam; nihil enim est longias quam terra 
a coelo. Hie venu accipere regnum bumani generis. Et reversus Lcl9,13,14 
vocavit servos suos et dedit Ulis decem minas et ait ad illos : Ne- 
gotiamini dum venio. Cives autem eins oderant eum, Indaei scili- 

löcet. Venit ergo primus dicens: Domine , mina tua acjtaset^iY Lc 19, 16 
decem minas, hoc est praeceptum tuum servans acqnisivi verba 
decalogi. Et ait Uli dominus: Enge serve bone etßdelis, quia Lci^t 17 
in modico fuisti fidelis , eris potestatem habens super decem cm-^*^^» ^^ 
totes j id est decem animas, quibus more angelorum homo illeApoc. 2, 

20 praeponitur, quicunqae in peennia^ id est in praedicatione divina, ^* ^ 
domino sno perseverans ac fidelis exstiterit. Et secundus venit Lc 19, 18 
dicens: Domine, mina tua acquisivit quinque minas; id est man- 
datum tnam custodiens adeptas sum spiritaliter Pentatenchi 
scientiam ad quinque corporis sensuum perfectionem. Et huic Lc 19, 19 

25 dixit: Et tu esto super quinque civitates^ id est quinque animas, 
60 quod pecuniam domini et eloqnia casta quasi argentnm pro- 
batum mentibus hominum foenerasti. Denique celanti divinam 
doctrinam velut lucernam sub modio ait dominus: Quare non Lcidt 23 
dedisti pecuniam meam ad mensam nummulariis, et ego veniens * 

30 cum usuris utique exegissem eam? Unde sciendum est; quia spi- 
ritalis pecuniae, id est praedicationis divinae usura exercitium 
est boni operis; secularis autem pecuniae usura peccatum est. 

3. Cf. lib. I, 12 und 19. — Cf. Origen. 479 B; Ambros. 916: et ideo 
supra foenum recumbunt; j^omnis enim caro foenum'^ \ 15—27. Ambros. 
1040 sq. : Et hie possumus decem minas decem verba intelligere id est 
legis doctrinam . . . Civitates autem quae esse possuntt nisi forte ani- 
mae quibus iure praeponitur, qui pecuniam domini et illa eloquia casta 
probata sicut ärgentum mentibus hominum foeneraverit? , . , Et sicut 
angeli praesunt^ ita et hi qui vitam meruerint angelorum \ 16. acquisivi 
schreibe ich: acquisivit PO | 29. et ego F: ut ego \ 30. spiritalis 0: 
spiritualis P | 

5* 



68 Theophili allegoriarum 

Mc 7, 35 7. Et statim apertae sunt aures eins, et soluta est lingua 

eins. Sciendam est, qaod Christas non solum spiritalia, sed et 
earnalia miracula faciebat, praebendo lamen caecis, sardis aadi- 
tum, mutis loqaelam, apostoli autem spiritalla miracola faciebant, 
praedicando scilicet, at monitis ipsornm conversi bomines et 5 
verba veritatis aadireDt et viderent divina mysteria ac deo pla- 
cita loqnerentar. 

8. De tribas mortuis a Christo resuscitatis. Tres 
mortui a salvatore resnscitati tria genera peecantiom indicant. 

Hc 5, 41 Nam per ßliam arch&ynagogi, intra domesticos parietes resusci- 10 
tataiQ; eos scriptara evangelica demonstrat^ qai in cordibas suis, 
com adhac meditantar delinquere, inspiratione divina revocantur 

Lc 7, 14 a peceato mortis aetemae. Per tuvenem antem defunctum, quem 
elatam de domo, sed neednm sepaltnm dominus snscitavit, in- 
telligendi snnt, qai pravam aliqaid mox at pablica actione com- 15 
miserinty divina reverentia compancti peccare desistunt. Per 

Jo 11, 39 Lazarum vero quatridiMnum ac foetentem eos scriptara decla- 
33. 38 ^2X^ quos consaetado peccandi facit horribiles, eosqae salvator 
obiargans et fremens spirita, id est minis terroribasque poena- 
ram, a necessitatibas eripit delictoram. 20 

8. P. nostri Theophili archiepiscopi Alexandrini allego- 
riarum in evangelium (seenndum Lucam) 

über tertius. 

Lc 1, 15 1« Vinum et siceram non bibetf vinam propter laxariam, 

siceram vero propter dulcedinem et volaptatem: qaae sicera est 25 

Lo 3, 8 saccas dactyli. Potens est deus de lapidibus istis smcttare ßlios 
Abrdhae. Lapides pro ladaeis posait pro cordis daritia, de qai- 
bas sascitavit apostolos; vel qaia de gentibus martyres exstite- 

15. aliquid P: aliquod | 21 sq. Cf. die Bemerkungen zum Titel 
des Hb. II p. 64, 13 | 24. bibet : bibit F. — Arnob. ex Luca cap. 1 : Vinum 
quod loannes bibere prohibetur, luxuria intelligitur, Sicera autem dac- 
tyli 8UCCUS estf qua 7ion aliud quam carnis dulcedinem intelligit Pro- 
inde hoc genus poculi spirituales effugiant \ 27. Cf.* Hb. I, 3. Arnob. c. 2: 
Lapides quos dixit, ludaei intelliguntur propter duntiam et increduli- 
tatem suam, de quibus ßlios Abrahae resuscitavitf hoc est apostolos; sive 
gentilium duritiam, de quibus martyres coronavit. Arbores autem homi- 
nes intelliguntur f quibus securis posita est, hoc est utriusque testamenti 
acumen, cuius manubrium crux intelligitur \ 



lib. II, c. 7. 8; III, e. 1-4. 69 

runt. lam sectiris ad radices arborum posita est. Seearem pro Lo 3, 9 
cruce ait, coi similis est per mannbriam ; nam arbores pro mar- 
tyribas ait. 

2. Nemo accendit lucemam et ponit eam sub modio. La- Lc 8, 16 
öcerna Christas est sive lex divina illaminans eor DOStram; mo- ' 

diam pro secalo ait; candelabrum aaetoritas veritatis est; ande 
oportet DOS mandata Christi non celare, sed palam prodere, at % 

lueeaat opera nostra omnibus qui in domo sunt, id est in ecclesia. Mt5,15.16 

3. lesus ascendit in montem^ id est in maiestatem patris, e^Lc9,28.29 
\Qf>ultus eim immtdatus est, scilieet maiore sai laminis claritate; 

ne de ipso adhae diseipali dubitarent. Nam dixerat saneto Petro : 
;,Modicae fidei, qaare dabitasti?^ Per vestem vero ipsias spien- }ILt 14, 31 
didam assamptionem sanctoram fataram indieat; per tria enimLc 9, 33 
tabernactda tridaanam tamali habitationem ostendit sive trinita- 
lötis figuram. 

4. Quia si in Tyro et Sidone factae fuissent virtutes, quae Lc 10, 13 
in vobis factae sunt, Cam dieat salvator, Tyram et Sidonem 
poenitentiam agere potaisse, si in eis divinaram apparaissent 

Signa virtatam, non eapropter illic faeta non sant, qaia salatem 

20faissent eredentibas allatnra, sed qaia dominus ae salvator pro 

divina dispensatione ^non venerat nisi ad oves, qaae perierant 

domas Israel". Et quid est, quod non venerat nisi ad oves, quae^t 15, 24 

perierant domus Israel? Qaia inter reliqaas asqaequaque na- 

tiones specialiter Israel nnam deam eolait atqae, ut ita dixerim, 

25 peculiaris illias popalas fait ob merita Abrabae, Davidis et cae- 

terorum patriarcbafam, quibas Christas proprio repromissas est, 

atqae ex eoram stirpe descendens inde ipsam earnem, in qaa 

terris apparait, assampsit. Sed tarnen^ quia virtates postea et 

in gentibas faetae sunt, ita hoc testimoniam intelligi potest, nt, 

30abi dicit non veni nisi ad oves, subaadiatar illic „prias"^ et ita 

hoc testimonio veritas et misericordia dei in nniversos promptaRoml5,8.9 
clareat magis. 

4. Cf. lib. I, 5. Arnob. c. 3: Lucerna Christus est, qui dixit „Ego 
sum lumen huius mundi^^ sive mandata eius, quae illuminant corda 
nostra, Vasum autem mundus iste intelligitur, Modium scilieet hae- 
reses; candelahmm autem veritas, quae lumen demonstrat. Froinde 
hanc lucemam hoc est mandata Christi non saeculo ahscondamus, sed 
super candelabrum ponamus, ut luceatf inquit, omnibus introeuntibus in 
domum^ hoc est in ecclesiam \ 9 — 15. Der ganze Abschnitt war schon 
emmal da lib. I, 25 | 13. indieat hier aach PO s. oben p. 53, 27 | 



70 Theophili allegoriarum 

Lc 7, 12 5. Ecce efferebatur mortutts filius unicm matris suae, quae 

erat vidua, et multa turba civitatis sequebatur eam. Per civi- 
tatem intelligendas est mnndas, per filium unieom mortnam ex- 
terior bomo^ id est corpus, accipieDdns est^ cuias matrem animam, 
patrem vero spiritum credimas dei, a quo amma in hominem 5 
afflata est, qoae corpus hnmanum et unicum filium ab lufantia 
^ iostituit ac nutrivit. Quam animam ideo matrem viduam debe- 

mus accipere quia, cum in Adam accepta lege exstitit praevari- 
catrix^ recedens ab ea Spiritus dei viduam illam reliquerat, et 
ob hoc unicum filium suum, id est Adae corpus mortuum pec-10 
cato^ amisit. Quam ideo ait quod multa turba sequeretur civi- 
tatis; quoniam multi ex hoc mundo sequuntur Adam. Fletus 
autem matris viduae poenitentiae fuit iodicium; huic dominus 

Lc 7, 13 ideo ait Noliflere, quia restituere Uli filium disponebat. Et quod 
^ ' funus eius contigit dominus, congressurum se cum morte in as- 15 

Lc 7, 15 sumpto corpore indicabat. Ille autem iuvenis quod resurgens 
sedit ac loquebatur, Adam resuscitandum et animae, hoc est 
matri suae, reddendum designabat. 

Lc 10, 30 6. Homo quidam descendit ab Hierusaletn in Hierico. Hie- 

rusalem interpretatur visio paeis, Hierico seculum^ homo quidam 20 

1. Cf. lib. II, 8 I 13. indicium 0: iudicium P | 20. Ambros. 950: 
Hiericho enim figura istius mundi est, in quam de paradiso] hoc est de 
Hierusdlem illa coelesti eiectus Adam praevaricationis prolapsione de- 
scendit . . . Qui sunt isti latrones nisi angeli noctis et tenehrarum . . . 
Hi ante dispoliant quae accepimus indumenta gratiae spiritualis et sie 
vulnera inferre consuerunt. Er versteht 95 t unter dem Samariter gleich- 
falls Christus, und 952 unter dem Stabularius den Apostel Paulus und 
alle, welchen Mc 16, 15 sq. gesagt ist. Im Einzelnen berührt sich außer- 
dem Ambros. mehrfach mit Titus Bostr. (?) in Cramer's Catene zu Lucas 
p. 87—89. Auch dieser versteht unter dem Gastwirth „die Apostel und 
die Hirten und Lehrer nach ihnen**, unter den 2 Denaren die beiden Te- 
stamente u. s. w. Ein förmliches Citat und Excerpt aber aus diesem 
Kapitel des T. gibt Orig. hom. 35 in Lucam (Delarue III, 972 D): 
Aiehat quidam de preshyteris volens parabolam interpretari ^ hominem 
qui descendit esse Adam, Jerusalem paradisum^ lericho mundum^ latro- 
nes contrarias fortitudines, sacerdotem legem^ Levitem prophetas^ Sama- 
ritern Christum, vulnera vero inobedientiam ^ animal corpus domini, 
pandochium id est stabulum, quod universos volentes introire süscipiat^ 
ecclesiam interpretari. Porro duos denarios patrem et filium intelligiy 
stabularium ecclesiae praesidem, cui dispensatio credita est. De eo vero, 
quod Samarites reversui'um se esse promittit, secundum salvatoris figu- 
rabat adventum. Haec cum rationabiliter pulchreque dicatur (so Dela- 
rue« dicantur Yallarsi VII, 349), non est tarnen existimandum, quod ad 



Hb. III, 0.5— 7. 71 

Adam. Inddit in latrones, id est in diaboli volaotateSi qaae 
illum exspoliaverunt, boc est abstalerant ei lodameDtam immor- 
talitatis et ingessernDt ei peccatornm piagas. Hline semivwum Lc 10, 31. 
neglexit sacerdos at^ue levita, id est Aaron et Hellas vel Moses, ^'^ 
5 qai valnera illius non laverant, id est peecata geDtinm non cara- 
yerui^t. Samaritanm autem Cbristus iDtelligendas est, qai val- Lc 10, 33. 
nera nostra earavit, oleum [et vinum] infundens, id est saDgai- 
nem suam et chrisma largitas est. Impositum iumento perduxit 
ad stabulum, id est assomptum hominem ad eeclesiam doxit; 

10 nam stabnlarii episcopi sunt. Qaod autem dixit Bevertens red- Lc 10, 35 
dam tibi, in fatoro adventu mereedem me^ieinae ae praedieatio- 
nis saae datarum se pollieetar episcopis. 

7. Hominis cuiusdam divitis uberes fructm possessio attulit. Lc 12, 16 
Laxariosnm hominem signifieat, plennm peccatis. Quem, eupien- 

15 tem amplias delinquere per illecebras vitiornm , dominus allo- 

quitur dicens Stulte, hoc nocte, scilicet quanto plus peecas etLcl2, 20 
latere te aestimas, anima tua a te auferetur^ id est earnis erit 
socia, qua stimulante peeeata moliris. Ignem veni mittere mLcl2, 49 
terramy id est spiritum sanctum carnalibus dare. Erunt quinque Lc 12, 52 

20 m domo una divisi, tres in duobus et duo in tribus, Matrem, 
patrem, filium, filiam, nurum: hos quinque perseeutio separabit, 
dum alii Christo, alii nniuntur seeulo. Nee non, cum venerit / 
Antichristus, legem veteris testamenti scriptam in duabus tabnlis 

omnem hominem pertineant \ 1. [et mnum] hat, wie die Auslegung zeigt, 
ursprünglich nicht gefehlt: ^ PO | 8. Der Text scheint nicht unbeschä- 
digt zu sein; carnem assumere Hb. III, 4 p. 69, 27; corpus assumere lib. 

III, 5 p. 70, 16; corpus humanunif carnem , corpus sumere lib. I, 5; 11,5; 

IV, 5 gebraucht T. gewöhnlich von der Annahme menschlicher Natur 
Seitens Christi. Auf eine hiernach auszufüllende Lücke weist auch das 
Ezcerpt des Orig. s., vorher. Cf. jedoch oben lib. I, 34 p. 62, 8: populum 
hunc quem assumpsit \ 20. in duobus . . in tribus P: a duobus . . a 
tribus 0, so auch P p 72, 3 | 22. Cf. oben lib I, 29 p. 58, 3. Die Wieder" 

' kehr des Elias (und des Qenoch) fand Hippolyt in Apoc. 11, 3 geweis- 
sagt (de antichr. § 43 — 47). Da T. nur den Elias erwähnt, ist es sehr 
zweifelhaft, ob er sich auch an die ihm wohlbekannte Apokalypse an- 
schließt Man konnte auch lediglich auf Grund von Maleachi 3, 23 so 
denken, eine Stelle, welche Hippolyt 1. 1. § 46 ed. Lagarde p. 22, 20 
auch als einzigen Schriftgrund für die eine Hälfte seiner Deutung von 
Apooll, 3 anführt. Beiläufig sei bemerkt, daß ^oxi Makaxiov rov (oder 
Tov xttl) ayy^kov zu lesen ist. Clemens AI. gibt den Namen des letzten 
Propheten oft in dieser Uebersetzung ström. I § 122 (ö iv toTg 6(6d€xa 
äyyslog) 127. 129. 135 p. 392. 395. 396. 400 Potter. 



72 Theophili allegoriarum 

praedicabit, Hellas aatem patrem et fillum et spiritam saDCtnm 
annantiabit. Tanc sancti confessorl sunt triDitatem , impil vero 
diaboll seqaentür doctrlnain. Ita dividantar dao a tribus et tres 

Ht 10, 36 a duobns. Et inimici hominis domestici eins. iDimici veritatis 

erunt etiam domestici hominis, cnm vel pater filiam vel filias 5 
patrem doctrinae diabolicae consentire faerit adhortatas, dicens: 

Lc 4. 6 „Cave ne oecidaris, coDsentias ei, qui dixit: Haec omnia mea 

^' ^' ^ sunt, et cui volo, do illa." 

Lc 14, 28 8. Quis ex vobis volens iurrem aedificare non prius sedens 

computat sumptm, si habet quae opus sunt? Per tarrem vitamlO 
oostram sigDifieat, quia eam ex omnibus mandatis Christi debe- 
mus aedificare et trabe cracis' Christi consignare operis coepti 
finem, id est perseveraDtiam fidei; ne forte aliqai imperfectam 

Lc 14, 16 opus nostram derideant. Homo qmdam fecit coenam magnam. 

Per coenam adventam salvatoris nostri scriptara significat, quod 15 
omnes gratiam spiritalem convivio domini sumptari eramus, et 
ideo. coenam ait, qnia sub vesperam secnli Christas advenit. 

Lcl4, 17 Qui misit servos suos, id est apostolos, ut vocarent ludaeos ad 
' convivium domini, iam pridem invitatos per prophetas. Uli au- 

Lc 14, 18 tem nolentes Christo credere excusaverunt se; per soUicitudinem 20 
secnli praesentia diligentes et fntura contemnentes , ad coenam 
dominicae passionis venire contempsernnt per mille excasationes. 

Lc 14, 19 Qui per quinque iuga boum se excasaverunt, illi intellignntar, 
qni de lege Pentateuchi recedere noluernnt, ut ad coenam, id est 
ad Christi perfectionem , venirent evangelium suscipiendo. 111125 

Lc 14, 20 autem, qui per uxorem ductam se excusant, sunt qui a libidine 
corporis detinentur et ad Christum venire non merentur, licet 

Mt22, 8-10 per legem sint vocati. Deinde mittuntur servi, id est apostoli, 
' ad exitus viantm, ut, quia ludaei indignos se iudicaverunt non 
recipiendo adventum domini et convivium sancti sacramenti spre- 30 

Lcl4, 21b verunt, convocarent luscos, id est sacrilegiis suis deum non vi- 
dentes, claudosj id est qui per viam veritatis minime ambulabant, 
mendicosj id est pane vitae aetemae egentes. Pro bis vocatis 

15. Cf. Cramer's Catene zu Lucas (Titas Bostr.?) p. 113, 30: S^invov 
61 ttVTo xalsl xal oü/l ägtaroVy ort iv ia^ttToig xaiQoTg rov nttavog x«l 
olov Inl SvafXttTg rov xa^^ ^fing aftSvog InEffcivri ijfjiTp 6 vtog \ 16. spiri- 
talem 0: spiritualem P | 29. ut P: et \ 31. convocarent P: convoca- 
runt I 33. Pro P: Vel pro 0. Es ist freilich schon eine andere Deu- 
tung des Gegensatzes vorangegangen. Aber zur Aenderung ist das kein 
Grund | 



lib. III, c. 7 — 10. 73 

et venire nolentibas apostoli venerant ad conviviam domini. Ex Ht 22, 12 
bis nnas, qui non habuit tunicam nuptialem, id est bonam con- 
scientiam^ at Indas Iscariothes^ in exteriores tenebras proiecttis 
est. Vel generaliter hoc debemas accipere: qnia qaisqais credi- 
5 derit ex gentibas, nisi fideliter mysteriam baptismatis faerit con- 
secntns, peecatorum tenebras non potest evitare, qnia „nisi qois Jo 3| 5 
renatas faerit ex aqua et spiritn sancto, non intrabit in regnnm 
coelorum." 

9. Simile est regnum coelorumfermento, quod accepit mulier. Lci^, 21 
10 Per mulieris figuram propter filiorum proereationem eeclesiam ^} *^* ^^ 

significat^ sicnt alibi scriptnra virginem ponit eam propter inte- 
gritatem. Haec accepit fermentam, id est doctrinam Christi. 
Sata tria significant trinitatem. Et abscondit illnd in farina^ 
hoe est populo tradidit nameroso, quia permixtione nniversitas 
15 maltiplicata est christiana. 

10. üomo quidam habuit duos filios, et dixit Uli iuniorcha 15, 11. 
Pater da mihi portionem substantiae, qitae me contingit. Hie 

antem Adam et Christas est intelligendas ; nam per patrem pa- 

10. Hier. 94: Dicam et tertiam quorundam intelligentiam, ut curiostM 
lector e pluribus quod placuerit eligat, Mulierem istam et ipsi cccU' 
Slam interpretantur f quae fidem hominis farinae satis tribus commiscu- 
erit credulitati patris et filii et spiritus sancti. Quumque in unum fuerit 
fermentata, non nos ad triplicem deum, sed ad unius divinitatis per- 
ducit notitiam, Farinae quoque (al. quippe) sata tria^ dum non est in 
singulis diversa natura^ et ad unitatem trahunt substantiae, Pius qui- 
dem sensuSj sed nunquam parabolae et dubia aenigmatum intelligentia 
potest ad auctoritatem dogmatum proficere. — Hilar. 676 , welcher ganz 
anders erklärt, bemerkt nachher: Quamquam ad fidei sacramentum^ id 
est ad patris et filii et spiritus sancti unitatem et ad trium gentium 
vocationem ex Sem, Cham et Japhet tres mensuras farinae esse referen" 
das^ sensisse multos meminerim. Sed nescio^ an hoc ita opinari ratio 
pennittat \ 18. Christus entspricht nicht einer einzelnen Person der Para- 
bel; es ist nur gesagt, daß man bei diesem Gleichnis an die ganze 
Menschheit, ihren Fall und ihre Erlösung, kurz gesagt an Adam und 
Christus zu denken habe. Durch Christus bekommt die einst verlorene 
und dann zum Vater sich bekehrende Menschheit das erste Kleid wieder 
(p.74,8) ; auf sein Versöhnungsopfer weist im Gleichnis selbst wenigstens 
das geschlachtete Kalb hin (p. 74, 12). Uebrigens ist der verlorene Sohn 
= Adam = Menschheit = Heidenwelt ; der ältere Bruder die Juden ; der 
Vater Gott. — In der weitläufigen Erklärung des Ambros. erinnert Ein- 
zelnes an T. Ambros. 996 DE gebraucht sofort mehrmals das im Text 
nicht enthaltene Patrimonium = T. p. 74, 1 ; Ambros. 997 D deutet den 
Hanger auf Verlangen nach geistiger Nahrung und citirt dazu Mt 4} 4, 



74 Theophili allegoriarum 

trimoniam paradisi scriptara significat, qaem accipiens Adam per 

Lc 15, 13 inobedientiam perdidit. Abiit in longinquam regionem, id est in 

""^^ seculum, nbi fames est facta, divini scilicet verbi, et cupiebat 

se de siliquis saturari, quas pord mandtccabant , id est secnla- 

Lc 15, 20 rinm ei bis oti deWetabatur. Qaod aatem poeniteDS ad patrem 5 
reversus est^ significat gentes, quae Adae fignram babent, cogni- 

Lcl5, 22 taras creatorem sunm. Stolam primam^ vitam scilicet quam 
diabolus ademerat, per Christam reeepit; et annulum, inqnit^ in 
manu eim: fidem dicit, qaam amiserat; per calciamenta vero 
vestigia munita intelliguntur, quibus diaboli non timeat lapsam, 10 

£ph6, 15 at ait apostolns: „Calciati pedes in praeparatione evangelii pa- 
cis.^ Per vitulum occisum Christam pro Adam, scilicet pro gen- 

Lc 15, 25. tibas, significat passum. Senior frater ladaens est, cni pater 
^^ ait: Tu mecum semper es, et omnia mea tua sunt; a quo de 

regressione fratris hac framea longinqua prohibetur [et| repellitarlo 
invidia. 

Lc 16, 11 IL Homo quidam erat dives qui habebat villicum, Hanc 

comparationem salvator villico iastitiae, id est episcopis dedit, 
at, qaomodo domino sao fraudem fecit, ut haberet unde postea 
viveret, ita episcopi non omnia peccata ulcisci debeant, sed lo-20 
cam poenitentiae reservare eos conveniat, cum praesertim ipse 

£z 33,11 dominus dixerit: ,,Nolo mortem peccatoris, sed ut convertatur a 
via saa et vivat." Ideo autem laudavit dominus lesus frauda- 
torem domini sui; ut eins sequentes exemplum non omnia debita 
exigamus. 25 

Lc 17, 12 12. Et occurrerunt ei decem viri leprosi. Per decem viros 

denkt also an Hunger nach Gottes Wort = T. p. 74, 3 ; Ambr. 1002 B : 
annulus quid est aliud nisi sincerae fidei signaculum et expressio veri- 
tatis ? Calceamentum autem evangelii praedicatio est ... Haec est prae- 
paratio (so wird auch vorher für praedicatio zu lesen sein) evangelii 
ad caelestium cursum dirigens praeparatos = T. p. 74, 8—11. Obwohl 
Ambr. 1003 beh^ptet, daß die Parabel auf die Heiden nicht passe und 
vielmehr einen Christen darstelle, gibt er dann doch die Deutung auf 
Adam und das in ihm beschlossene Menschengeschlecht zu und hat 
schließlich auch nichts mehr dagegen, wenn man unter den beiden Brü- 
dern Juden und Heiden versteht | 8. inquit P: ^ | 15. hac — pro- 
hibetur [et] nach P, wo jedoch probatur statt prohibetur steht und et 
fehlt: Alles ^0, was freilich sehr bequem ist. Jones Wort des Vaters 
wird mit einem langen, weitreichenden und jede Annäherung der invidia 
abwehrenden Spieß verglichen. Longinqua ist ungeschickte Uebersetzung 
ypn fiaxQ^ \ 17. Ausführlicher über dieselbe Parabel IIb. UI, 20 | 



Hb. III, c. 10-15. 75 

leprosos mnndatos anomqae gratias agentem ladaeos argait 
lesas, qaia, cnm omnes eos a diversis laogaoribas liberasset, 
ingrati eins faere virtatibas, solasqae Naaman gentilis ab Elisaeo 
pargatas gratias egit deo. 
5 13. Iudex quidam erat in civitate^ hoc est Pilatas erat inLc 18, 2 
secalo, nee deum timens nee hominem reveren^, Christam seilicet 
dfcit, qai dens erat et homo. Vidtia quaedam, id est synagoga, Lc 18, 3 
coepit ad illum dicere: Vindica me de adversario meo, hoc est 
de Christo. Et Pilatus nolebat multo tempore y dicens: ;,QaidLc 18, 4 a 

lOenim mali fecit?^ Post haec autem dixit intra se: Etsi deum ^t 27, 23 
non timeo neque hominem revereor, id est Christam, qai ntram- ' 

que erat, tarnen quia molesta est mihi haec vidtm, vindicabo 
illam^ scilicet synagogam. Significat ergo congregationem la- 
daeorum iDSoleDtem fuisse Pilato, cam clamaret : „Non huDC di- j^ ^|' |q 

15inittas, sed Barrabam." Ille autem lotis manibus dixit: „Inno Mt27,24.26 
cens sum a sanguioe iusti huius, vos videritis!" Et dimisit Ulis 
Banabam, lesam vero flagellis caesum tradidit eis, ut cruei- 
figeretur. 

14 Zachaeus statura pusillus erat, scilicet quia necdum ha- Lc 19, 2. 3 

20baerat fidem, quam adeptas est in arborem ascendens, id est 

credens in cum, qui crucifigendus erat. Ecce dimidium bonorum Lc 19, 8 
meorum, domine, do pauperibus, et si cui aliquid fraudis feci, 
reddo quadruplum. Non est hoc contrarium ei, quod alibi dicit 
lesus: „Difmitte omnia tua et sequere me^, quia dimidium bono-Lc 18, 22 

2öram suorum daturum se pauperibus pollicetur et dimidium his^^^^^» ^^ 
quos fraudatus fuerat, impartiturnm. 

15. Homo quidam erat paterfamilias, qui plantavii vineam Mt 21, 33 
et sepem circumdedit ei et fodit torcular in ea. Per patrem- 

5. Eine keineswegs vollständige, aber sehr überraschende Parallele zu 
dieser zugleich allegorischen und historischen Interpretation (cf. in dieser 
Hinsicht auch lib. III, 20) bietet Hippol. de antichr. § 56. 57. S. beson- 
ders Folgendes (ed. Lagarde p. 29, 6): itqijr\v ^ilv ovv «Sixlag lov fjnjre 
jov d-eov (poßovfisvov jUjJr« avd^gfonov iyr^inofjievov adiaiaxiiog tov avr/- 
XQiOToy Xiyei , . . /if^nv dh Hytov ilvai iv rjf nokei ttvrrjy t^v *Uqov^ 
aaXrffx arifjia£yet, tJtis oviatg iarl x^iQ^t xaraUifpS^etaa vnb jov nkiiov 
xal inovQteviov &eou vvfÄ(fiov^ r^Tig tovtov dvrCdixov iavjijg xal ov (rw- ^ 
T^^« dnoxalovaa , . . ixdtxiav yag naga dv&Q(6nov ^vrirov rv^itv 
evj^oyrai xard tuv ^uvlnv toö &€ov iyeigo/nevoi xtX. | 19. ZacTuieua 0: 
Zacheus P | 27 sqq. Cf. lib. I, 27. Hilar. 718: PatremfamiUas hie patrem 
deum intelUgimuSy qui populum Israel in proventus optimorum fructuum 
plantaverit, quique eos sanctificatione paterni nominis, id est nobilitat9 



76 Tbeophili allegoriaram 

familias deam patrem significat, plantantem vineam^ scilicet po- 
palam Israel, sepe circumdantem, prophetaram praedicationibns 
monieDtem, fodientem torcalar, patientiam voIaDtatis et devotio- 
nis perseverantiam, ubi per ligDam crucis et lapidem angnlarem 
affinere faciant spiritalis dalcediDis fontem. Et aedificavit tur- 5 
rem, gloriam saam et altitudinem divinae legis, ad. quam evan- 

Mt 21, 34 gelii praedicatione conseenditar. Et locavit vineam agricolis, id 
~-39 est doetoribas legis ac sacerdotibus, qui interfectts servis, id est 
prophetis, exigentibas ab eis fractum iastitiae fideiqae, per qaos 
eredere debuerant in adventom filii dei, hunc peremerunt, pa-lO 
tantes negato eo se baereditatem patris posse luerari. 

Lc 8, 18 16. Qui habet daUtur illu Verbi gratia, si fidem habens 

eharitatem Don habet, etiam cadet a fide, quam se habere 
eredebat 

17. Quomodo salvator seeundum homiuem evectus est ad 15 
coelnm? aut quomodo coelnm permittitur sanctis? eum dieat: 

Je 3, 13 Nemo ascendit in coelumy nisi qui de coelo descendit, filius ho- 
minis, qui est in coelo. Aut quomodo in eoelo erat, eum adhue 
esset in terra? Sciendum est, quod seeundum carnem in terra 
erat, seeundum deitatem in coelo non deerat; ideo et ipse ascen- 20 
dit qui descendit, qnia, licet homo factus sit, non tamen dens 
esse destitit. Idem est ergo homo et deus, id est Christus una 
persona est. Et utique, cum ille sit caput, sancti autem sint 
membra eius, necesse est ut sequamur membra eins, quo caput 

Jo 3, 34 praecessit, ut sit in coelo Christi corporis plenitudo. Non enim2ö 
ad mensuram dat deus spiritum. Hoc de filio proprie intelligen- 

Col 2, 9 dum est, „in quo est plenitudo divinitatis"; nam homines se- 
eundum mensuram accipiunt gratiam Spiritus sancti. 

Lc 13, 6 18. Arborem fiel quidam habuit plantatam in vinea sua. 

Apta synagogae arboris istius comparatio est, quia sicut illaSO 
arbor foliis redundans afflnentibus spem possessoris sui cassa 

Äbrahae et Isaac et lacoh, intra fines suos tamquam septo aliquo cusio- 
diae pecuUaris incluserity prophetas quoque quaedam qiuisi torcularia 
aptaverit . . ., in turri autem eminentiam legis exstruxerit ... In co- 
lonis vero principum sacerdotum et Pharisaeorum est species etc. — 
Ambros. 1048 sq., welcher ausdrücklich den Paralleltext aus Mt mit 
heranzieht, schreibt mehr den Hilar. als den T. aus | 10. hunc 0: qucniF] 
negato P: necato ohne Noth | 30. Ambros. 978 so wörtlich, daß die 
Varianten im Einzelnen anzuführen und zur Textbesserung zu benutzen 
sind I apta PO : autem + Ambr. | illa PO : üta Ambr. | 32. afflnentibus 
FC: fluentihus Ambr. | 



Hb. III, 0. 16-20. 77 

speratoram proventaam exspectatione destitoit^ ita etiam in syn- 
agoga, dam doctores eius^ operibas infoecundi divinis, verbis 
tantam velat foliis redaodantibns gloriantur, inaois ambra legis 
exaberat^ spes autem falsi exspectata proventas popali vota cre- 
5 dentis illadit. Ecce mulier, quae habebat spiritum inßrmitcUis Lci^, ii 
annis decem et octo, et erat inclinata. In moliere infirma est 
figura ecciesiae; qaae cum mensnram legiS; in qua est deealogns, 
et resurrectionem Christi, in qua octo beatitadines sant, imple- 
verity tane sabbato, id est qniete perpetaa perfraetar; et in sab- 

lOlime erecta fastigiam iDclinationem nostrae infirmitatis sentire 
non potent. Ideo autem curata est haec mulier, id est populus 
christiannS; qnia et legem implevit et pereepit gratiam in lava- 
cro, per qnod morimur secnio et resurgimus Christo; nam in 
deeem verbis legis perfectio est, in octavo numero resurrectionis 

15 est plenitudo. 

19. Non bibam amodo de hoc genimine vitis usque in diem^^2ß, 19 
illum^ cum illud bibam vobiscum in regno patris mei. Per ger- 

men vitis popnlum signifieat ludaeorum, quem negat se esse 
assumpturum nisi in regno patris sui, hoc est nisi in fide ipsins 
20 crediderint. Et appellatione patris se asserit filinm, quia pater 
non dicitur nisi habens filium; per regnum autem fidem indicat, 
nt alibi ait: „Regnum meum inter vos est." Lcl7, 21 

20. Dives qui habebat villicum sive dispensatorem, deus om- Lo 16, 1 
nipotens est, quo nihil ditius. Huius dispens^tor erat Paulus, qui 

25 ad pedes Gamalielis sacras literas discens legem dei snsceperat Act 22, 3 



2. dum Ambr. : ^ PO | 3. inanis umbra Ambr. : inania verba PO | 
eocuberat Ambr.: exuberant PO | 6 — 15. Ambr. 982 sq. nicht ganz so 
wörtlich , wie vorhin : Denique in muliere infii-nia quasi ecciesiae figura 
succedit, quae cum mensuram legis et resurrectionis impleverit, in illa 
quiete perpetua in sublime erecta fastigium inclinationem nostrae infir- 
mitatis sentire non poterit. Nee aliter curari potuisset haec mulier, nisi 
quia legem implevit et gratiam, legem in praeceptis, in lavacro gratiam, 
per quam mortui saeculo resurgimus Christo; nam in decem verbis legis 
perfectio est, in octavo numero resurrectionis est plenitudo | 19. Ct 
Mt. 23, 39 I 22. inter P: intra \ 23 sqq. Die ganze Auslegung der 
Parabel hat Hier. ep. 121 ad Algasiam (vol. I, 866 sq.) abgeschrieben, 
den größten Theil bis perdiderunt p. 79, 16 als förmliches Gitat, den Rest 
von da an bis amare non posse p. 80, 1 schon vor dem Citat Hier, 
p. 866 A — G ebenso wörtlich ohne Quellenangabe. Die Varianten sind 
im Folgenden vollständig angegeben | 24. ditius PO: est ditius Hier. 
erat PO: est Hier. | 25. discens PO: didicit et Hier. | 



78 Theophili allegoriarnm 

dispensandam. Hie cam coepisset credentes in Christain perse- 
qni et omnem domini sui dissipare mbstantiam^ dietum est ei: 
^^(^\ l^^Saule Säule, quid me persequeris? Durum est tibi contra sti- 
Lc 1*6, 4 mulum caleitrare!" Dixitque in corde suo: Quid faciaml Magi- 
( Act 22,10) gt^f fui, et cogor esse discipulus Ananiae; villicus, et operarius 5 
in gentibus. Fodere non valeo; omnia enim mandata legis con- 
spido destructa, et legem ae prophetas usque ad loannem bap- 
tistam esse finitos. Mendicare eruhesco, nt scilicet, qui doctor 
fneram ludaeorum, cogar ad gentes [ire et] Ananiam discipulnm 
veritatis et fidei mendicare doctrinam. Faciam ergo, quod mihi 10 
Lc 16, 4 utile esse cognoscO; ut, cum proiectus fuero de villicatione mea^ 
recipiant me Ghristiani in domos suas. Coepit eos, qui prins 
versabantur in lege et sie in Christum crediderant, ut arbitra- 
rentur se in lege instificandos, docere legem abolitam, prophetas 
Phil 3, 7. 8 transiisse, et quae antea fuerant pro lucro, in stercora depntari. 15 
Lc 16, 6 Vocavit itaque duos de plurimis debitoribus, Primus, qui debehat 
centum batos olei, eos videlicet significat, qui fuerant ex genti- 
bus congregandi et dei misericordia indigebant; ac de centenario 
numero, qui perfectus est, fecit eos scribere quinquagenarium 

1. Hie PO: Qui Hier. | Christum PO: Christo Hier. | 2. dictum 
est ei PO: correptus a domino est Hier. | 4. Magister — in gen- 
tibus PO: quia qui magister fui et villicus^ cogor esse discipulus et 
operarius Hier. | 6. legis conspicio PO: legis ^ quae terrae incubabant, 
cemo Hier. | ac PO: 4itque Hier. | 8. scilicet PO: ^ Hier. | cogar — 
doctrinam gebe ich im wesentlichen nach PO, nur habe ich ire et statt 
des dortigen per geschrieben : cogar a gentibus et a discipulo Anania 
salutis ac fidei mendicare doctrinam Hier. Den Gräcismus des T« (ali- 
quem aliquid mendicare = ahelVf naganela&ai c. acc. dupl., so aach 
petere Rönsch, Itala und Vulgata S. 441 j hat Hier, richtig durch a dis- 
cipulo Anania aufgelöst. Aber ä gentibus in dieser Verbindung ist 
sinnlos. T. drückt einen doppelten Gegensatz aus. Der Apostel, wel- 
cher ein Lehrer gewesen war, muß nun bei einem „Schüler** (Act. 9, 18) 
um die Lehre der Wahrheit und des Glaubens betteln, und er, der es als 
Lehrer mit den Juden zu thun hatte, wird jetzt gezwungen, zu den Hei- 
den zu gehn | 10. ergo PO: igitur Hier. | ii.cognosco PO: intelligo Riet. \ 
cum PO: postquam Hier. | 12. Coepit PO: cepitque Hier. | 14. prophetas 
transiisse PO : prophetias (al. edd. prophetas) praeterisse Hier. | 15. fue- 
rant hier PO: hinter lucro Hier. | deputari PO: reputari vor in stercora 
Hier. | 16. plurimis PO : pluribus Hier. | Frimus PO : Primum Hier. | 
17. significat PO: }> Hier. | 18. congregandi FO : . congregati Hier. | et 
dei mis. ind, PO : et magna indigebant misericordia Hier. | a^ PO : et 
Hier. | perfectus est PO: plenus est atque perfectus Hier. | 19 quinqua- 
genarium — poenitentibua PO: quinquagenarium qui proprie poeniten^ 



lib. III, c. 20. 79 

nnmernm convenientem poenitentibos iaxta iubilaenm et illam in 
evaDgelio parabolam, in qaa alteri qainqaaginta denarii retnit-Lc 7, 41 
tantnr. Secandam aatem vocavit popalam ladaeoram, qai pabulo Lc 16, 7 
mandatoram dei nntritas erat, et debebat ei centenarium nume- 
5 rnm ; qnem coegit, nt de eo faceret octoginta, id est crederet in 
domini resnrrectionem , quae octavae diei numero continetur; et 
octo decadibas eomplelnr, at de sabbato transiret ad primam 
sabbati. Ob hane cansam a domino collaudatur, quod benefe- Lc 16, 8 
cerit et pro salute sua in evangelii elemeutiam de legis aasteri- 

10 täte mutatns sit. Ideo aatem vocatar villicus iniquitatis, qnia 
lieet bene offerebat; non bene tarnen dividebat, credens quidem 
in patrem, sed filinm persequenS; babens deum omnipotentem, 
sed saoctnm spiritum negans. Pradentior itaque fait Paulus 
apostolus in transgressione legis ßliis quondam lucis^ qni in 

15 legis observatione versati Christum , qui dei patris est verum 

lumen^ perdiderunt. Qui fidelis est in minimo, id est in cama-Lcl6, 10 
libus, et in multis fidelis erit^ boe est in spiritalibus ; qui atäem 
in parvo iniquus est, ut non det fratribus ad utendnm, quod a 
deo pro omnibus est creatum, iste in spiritali peennia dividenda 

20 iniquus erit. Si autem, inquit; carnales divitias, quae labuntur^ Lc 16, 11 
non bene dispensetis, veras aeternasque divitias eoelestis doetri- 
nae quis credet vobis? Et si in his quae aliena sunt (alienum 
est autem a nobis, quod seculi est) infideles fuistis , ea quae'Lßi^t 12 
vestra sunt et proprio bomini deputata^ quis credet vobis? Unde 

25 corripit avaritiam, dicens eum, qui amat peeuniam, deum amare 



tium est Hier. | 2. altei'i quinquag, PO: alteri quingenti, alteri quinqua" 
ginta Hier. | remittuntur PO: dimittuntur Hier. 1 3. pabulo PO: tritico 
Hier. | 4. nutritus Hier. : unitus P | 5. quem PO : et Hier. | de eo fac. 
octog. PO : de centum octoginta faceret Hier. | 6. reswrectionem PO : re- 
surrectione Hier. | 7. octo PO: de octo Hier, j decadibus hier PO: hinter 
completur Hier. | sabbato PO: + legis Hier. | transiret Hier.: tränst- 
erit P I 8. collaudatur PO : praedicatur Hier. | 9. austeritate Hier. : aucto- 
riiate PO | Ideo autem — dividebat PO: Quodsi quaesieris, quare voce- 
tur villicus iniquitatis, in lege, quae dei est, iniquus erat villicus, qui 
bene quidem offerebat, sed non bene dividebat Hier. | 11. quidem PO: ]> 
Hier. | 13. sanctum spir. PO : spir, sanctum Hier. | 15. est hier PO : hinter 
lumen Hier. | 17. spiritalibus PO: spiritualibus Hier. | 19. iste PO: et + 
Hier. | spiritali PO: spirituali Hier. | 21. dispensetis PO: dispensatis 
Hier. | eoelestis doctrinae PO: doctrinae dei Hier. | 23. est autem PO: 
autem est Hier. | 24. homini deput. PO : deput. homini Hier. | credet 
vobis PO: vobis credere poterit Hier. | 25. dicens PO: et dicit Hier. 



80 Tbeophili allegoriaram 

non posse. Sciendam est antem hanc compacationem salyatorem 
nostram episcopis posnisse. 

8. P. nostri Theophili, archiepiseopi Alexandrini, allego- 
riaram in eyangeliam (secandnm loannem) 

über quartus. 5 

Jol, 1 1, In principio erat verbum, et verbum erat apud deum. 

Principiam est deus, verbnm filins dei Christas, de qao paterna 
Ps45, 2 vox dieit in psalmo: „Ernctavit cor meam verbnm bonam^, id 
Jol, 3 est Christani, per qnem omnia facta sant. Et sine ipso factum 
1 Cor 8, 4 est nihil, id est idolam, ^qnod'', ut ait apostolus Paulas, „scimos 10 

qoia nihil est in mando'^. 
Jo2, 4 2. Quid mihi et tibi est mulier? Nondum venit hora mea. 

Hoc ideo ait, qaia Christas et deas erat de deo natas, faciens 
miracala, et homo erat per matrem, hamana tractando. Ergo 
nanc, qaia mysteriam operaturas erat aqaam in vinnm mntando, 15 
nihil se commane dicit habere cnm matre, id est nihil hnmani, 
sed divini operis ait se esse facturum. Nam per nuptias con- 
ianctionem Christi et ecdesiae^ hoc est veteris et novi testamenti 
Jo 2, 6 traditionem debemas accipere, per septem aatem hydrias lapi- 
^^^ ' deas Septem ecclesias super petram fundatas, aqua plenas, id20 
est baptismatis gratia repletas. Quod autem dicit scriptura ca- 
pientes metretas binas vel temaSy binae eos significant^ qui ma- 
trimoniis coninngantur ; qaod vero ternas dicit ^ eos demonstrat, 

1. posse : mit diesem Wort hört Hier. auf. | 3. S. die Titel von lib. II 
nnd in I 7. Amob. ex loanne c. 1 : Principium deus est, qui principcUor 
esse omnium voluit. In hoc itaque principe erat verbum^ hoc est Chri- 
stus f de quo didt ^verbum erat apud deum, et deus erat verbum'*. Osten- 
dit Christum ex deo processisse, de quo et in psalm, XLIV vox paterna 
dixit: „Eruetavit cor meum verbum bonum**, hoc est Christum, per quem 
omnia facta sunt praeter idola, quae sine arbitrio Christi facta sunt, 
de quibus apostolus dicit; „Scimus, quia nihil est idolum** \ 12. mihi 0: 
michi P (Dur hier so, sonst auch mihi) | 13. Arnob. c. 2: Facta sunt 
ista omnia ^ sed habent spiritualem intellectum. Nuptiae scilicet con- 
iunctio Christi est et ecclesiae, hoc est novae legis traditionis. Hydriae 
autem septem lapideae ecclesias septem super petra fundatas demonstrant. 
Aqua, inquitf plenae, hoc est baptismi gratia. Quod autem dicit „ca- 
pientes metretas binas*^, hi sunt qui matrimoniis iunguntur, Temas 
autem capientes sunt spiritales et continentes, qui trinitatis virtutibus 
impletitur. Architriclinus autem Moyses est; sponsus novus Christus est; 
aqua in vinum conversa passionis cruorem demonstrat | 



Hb. IV, c. 1-4. 81 

qni trioitatis virtnte spiritalis effecti sunt. Architriclinus antem jo 2, 8. 9 
Mol'ses, et dovus sponsus Christas est iDtelligendas. Aquas in 
vinum conversas signifieat fideles baptismate craorem passionis 
appetere. 
5 3. Bespondit mulier et dixit: Non habeo virum. Haee Jo4, 17 
mulier SamaritaDa erat, quam per quinque viros quinqae libros 
Mosis dominas babuisse sigDificat. 

4. Est autem Hierosolymis natatoria piscina, quinque por- Jo b, 2 
ticm hohem. Per qaicqae porticus qainque libros Mosis signi- 

10 ficat, qaibns popalus Israel contiDebatur. Nam per aquam po- 
palas indaicas est intelligendas ^ qui adveniente domino nostro 
ita tnrbatas est eias videndo miracalai sicat aqaa per angelum Jo 5, 4, 7 
movebatur. Ideo aatem ad motam aqaae unus carabatur, qnia 
UDica est ecclesia. Ob hoc etiam scriptam est, qaod non nisi 

\ 5 qui descendisset sanabatur, quia „saperbis deas resistit, hamilibus Jac 4, 6 
antem dat gratiam". Qaod vero eum triginta octo annos in in'\^^^S^' ^ 
ßrmitate iacuisse scriptara commemorat , scieDdam est qaadra- 
genariam nameram plenitadinem conferre iastitiae; nam qaadra- 
ginta diebas ac noctibas Moses et Helias et Christas ieiuoasse 

20 noscantar, qaoniam ab ano, qai deas est; asqae ad qaatnor mal- 
tiplicatio facit decem, qaot sant praecepta decalogi; qai dena- 
rins namerus veteris testamenti per evangeliam qaadragenariam 
nameram facit, ad qaem implendam, qaia dao mandata deerant 
infirmanti, scilicet: „Diliges dominam taam ex toto corde tao^yMcl2, 30 

25 et: „Proximam taam tanquam teipsam", venit ad aegram lesas, ^^^0 27 
qai erat deas et homo, atriasqae dilectionis aactor atqae colla- 
tor, et Sana Vit eam dicens: Tolle grabatum tuum et vade in jo 5, 8 
domum tuam. Et qaid est ferre grabatam, nisi qaod volontatem 
camis nostrae^ in qaa iacebamas qaasi in lecto, comprimere 

SOdebeamns est; cam faerimas salvati divinitas; ferre nitamur, at 

2. Motses P cf. Arnob. vorher : Moses | 15. quia : > P | 20. Die 
Becboung ist so gemeint: 1 + 2 + 3 + 4= 10; diese den altteBtament- 
licben Dekalog bedeutende Zahl mit 4 (= Evangelien) multiplicirt 
macht 40. Also stellt diese Zahl, welche das Product von Gesetz und 
Evangelium oder das durch das Evangeliam potenzirte Gesetz bedeutet, 
zugleich die vollkommene Sittlichkeit dar. Die Zahl 38 weist demnach 
darauf hin, daß dem Kranken, um hierzu zu gelangen, zwei Stücke fehl- 
ten, das sind die beiden Gebote der Nächsten- und Gottesliebe. Christus 
heilt ihn, oder verhilft ihm zur vollkommenen Sittlichkeit, indem er ihm 
diese beiden Gebote oder vielmehr die doppelte darin geforderte Liebe, 
deren Urheber and Spender Christus ist, verleibt | 27. Cf. oben üb. II, 2 I 

Zahn, Forschangen. n. Q 



82 Tbeopbili allegoriarum 

carne nostra potiores probemnr? Nam qnod ait: Vade in domum 
ttuztn, hoc praecepit, nt faciamus divioa mandata, per qnae ad 
aeteraam domum pervenire possimns. 

Jo 7, 30 5. Et nemo misit manum in eum, quia nondum venerat hora 

eins. Haec hora doo secnndam mathematicos intelligenda est, 5 
sed potius hora illa, qua ipse cracifigi et pati volnit. Inde ait 
nondum venerat hora eins, quia nondam nniversa propositae 
operationis impleverat mysteria, propter qnae carnem dignatas 
erat snmere. 

Jo 9, 1 6. Et praeteriens vidit hominem caecum a nativitate sua, tO 

Per caecum uaturaliter dou videulem et illuminatum significat 

Jo 9, 7 hnmanum genug originali peccato detentum. Mittitur in Siloa; 
id est in baptismatis fönte a gentilitatis sacrilegio detentus übe- 
ratur. Lutum vero, factum de saliva oris domini ac positum 
super oculos caeci; significat hlc, quod naturae deerat opere suo 1 5 
implere figulum, ut illuminationem nostram auctori imputemus 
potius quam naturae. 

Jo 11, 1 7- Erat quidam languens Lazarus a Bethania. Per Lazarum 

hnmanum genus ostenditur, quod ante adventum Christi in se- 

Jo 11, 44 culi noctibus dormiebat. Institis autem constrictm significat pec- 20 
catis propriis obvolutum. Martha vero et Maria ecclesiae fides 
et opera inteliiguntur , rogantes Christum, ut Lazarum ^ id est 

Jo 11, 41 hnmanum genus vivificet. Lapis autem reuolutus a monumento 
significat infidelitatis duritiam ab hominum corde submotam. 

Jo 11, 39 Per quartum diem resurrectionis eiusdem quatuor evangeliorum 25 
demonstrat figuram, quorum praedicatio duritiam a nobis aufert 

Jo 11, 35 cordis. Quod autem lacrimatm est lesus, vel propter perfidiam 

Lcl6, 20 ludaeorum, vel ut se hominem demonstraret flevit. Item aliter 
de alio Lazaro Lucae inquirendum est, quomodo in parabola 



11. Aroob. c. 3: Caecum quod dixit, genus hominum gentilium de- 
monstrat y quique a nativitate in caedtudine errabamus. Siloam autem 
fontem luminis interpretantur , quod est baptisma, unde cordis oculos 
illuminamus | 18. Arnob. c. 4 (nach der gleichen Einleitung wie c. 2 
8. vorher zu p. 80, 13) : nam Lazarus genus humanum demonstrat, qui 
in morte condormiebat , priusquam Christus veniret, Martha autem et 
Maria ecclesia et fides intelliguntur , rogantes Christum , ut Lazarum 
suscitaret, Lapide autem devoluto de monumento, hoc est duritia homi- 
num de corde remota» Quartum autem diem (!) excitatum evangelio- 
rum demonstrat figuram, quae nobis duritiam cordis repellent (!), Quod 
autem dixit „lacrymatus est lesus* de infidelitate scilicet ludaeorum \ 



lib. IV, c. 4 - 9. 83 

Lazari dives in tormentis sit ante iadicinm, ant qnomodo digi- 
tnm Lazari dicat. Nomqaid corpora apnd inferos sunt, ant ipse, 
qni aqnam desiderat, nnmqnid sitim corporis sentiebat? Haec 
antem omnia secandnm eos affectus loqnitnr, qnos aliqnando pro 
önecessitate corporis gesserat. CaeternmMUe ante indicinm tor- 
mentornm sensns qnasi pro loco cnstodiae, in quo erat, accipien- 
dns est. Res qnippe ipsa in custodia non est absque tormentis. 
In hoc qaoque, quod apud infernum Abrahamnm videt, htc snb- 
esse a qnibnsdam ratio putatnr, quod omnes sancti ante adven- 

10 tum domini lesn Christi etiam ad infema, licet in refrigerii 
locum, descendisse dicnntnr. Alii opinantur locnm illnm; in quo 
Abraham erat, ab illis inferni locis seorsim in snperioribns foisse 
constitutum; propter quod dicit dominus de illo divite, quod Lei 6, 23 
elevans oculos suos, cum esset in tormentis j vidit Abraham de 

15 longe. Sinus quoque ipsius Abrahae designat loci illius et re- 
gionis quietem. 

8. Ambulate dum lucem habetis. Per lucem Christum legem- Jo 12, 35 
que significat; per tenebras vero Antichristum erroris auctorem. 

Vado ad patrem, quia pater maior me est. Cur igitur alibi ait Jol4, 28 
201e8us: Ego et pater unum summ? Sciendum est, quod Christus Jo 10, 30 
dominus noster ita verus homo et verus est deuS; de patre deo 
deuS; de matre homine homo. Illic secundum hominem, htc se- 
cundum deum loquutus creditur; iuxta quam rationem etiam in 
reliquis, quae aut aequalitatem cum patre aut humilitatem eins 
25 humanitatis sonant; facile intcllectus patebit 

9. Ego sum vitis vera, pater mens autem agricola est^ quo- Jo 15, 1 
niam pluviam et serenitatem ministrans nostrarum est cultor 
animarum. Per palmitem yero fructiferum catholicum populum 



13. Vor propter quod tilge ich das bisherige Panctum. Wäre es = 
propterea^ quamobrem^ so würde T. ganz unvorbereitet in der Streitfrage 
Partei ergreifen für die zweite Ansicht. Es ist vielmehr Ueberaetzung 
von (fior« (nicht von ^i6) und fügt das exegetische Motiv für die zweite 
Ansicht an. T. selbst entscheidet nicht | 17. Arnob. c. 5: Lucem quod 
dicit, lex dei est, in qua ambulare debemus. Tenebras autem quod dixit, 
ignorantia est. Christus lux est, tenebrae autem antichristus | 26* Arnob. 
c. 6. Merito Christus vitis est, qui vitam nobis attulit, recte et pater 
eius agricultor, quia mundi gubernator est^ qui pluvias et tempora quasi 
bonus cultor administrat. Palmitem vero quod dixit fructiferum, no- 
strum populum significat ; infructuosum autem haereticorum figura est, 
quam ignis exspectat \ 

6* 



84 Theophili allegoriarum 

significat nbiqne diffusam; per infructnosatn aatem baereticos 
notat, quos velat sarmeDta arida gebeDDae ignis exspectat. 
Jo 18, 11 10. Beconde gladium in theca. Hie per gladiam Spiritus 

MtlO, 34 est iDtelligendus, ut alibi ait dominus lesus: 7,Nod veni pacem 
Jo 18, 10 mittere, sed gladinm> Auricula autem a Petro ampiäata au- 5 
Jes 6, 9 ditus est ludaeorum, ut ait lesaias: „Aure audietis, et non in- 
teüigetis." Theca autem pectus est Petrin in quo latebat Spiritus 
sanctus. 
Jo21, 11 11. Et traodt rete in terram, plenum magnis pisdbm cen- 

tum quinquaginta tribtts. Sciendum est, quod mare seculum 10 
significat, per navem ecclesiam, per pisccUores apostolos, per 
pisces magnos animas sanctas, quas ideo centnm quinquaginia 
tres esse evangelista conunemorat; quoniam qui decalogi prae- 
cepta custodiunt accepto spiritu septiformi, sancti esse noscuntur ; 
nam ab uno usque ad decem et «eptem multiplicati crescendo 15 
153 facinnt. Spiritales ergo, legem et evangelium servantes, 
munere et merito apostoli eiiguntur; caeteri vero, quorum vita 
expers est ecclesiasticae disciplinae, vagantur in fluctibus. 
Mt 11, 30 12. lugum enim meum suave est et onus meum leve. Et cur 

Pb17, 4 alibi le|;itur ^Propter verba labiorum tuorum ego custodivi via8 20 
2Tim3, 12dura8?'' Manifestum est quidem, quod „omnes, qui in Christo pie 
Yolunt vivere, persecutionem patiantur^. Sed tarnen diligentibus 
deum, quae sunt dura in praesenti vita, fiunt levia spe futuri 
Lc 17, 21 gaudii. Begnum dei intra vos est. In unoquoque pro bonorum 

malorumque distantia aut deus regnat aut diabolus, quia necesse 25 
est, ut cuius voluntatem opere perficit, eins imperio videatur 
esse subiectus; itaque, si iusti sunt quidam, deus in bis regnare 

3. Arnob. c. 8 (zweite Hälfte) : Gladius scilicet spinttis sancttM est^ 
sicut apostoluB Paulus ad Ephesios meminitf auricula autem atnputata 
auditus ludaeorum est, sicut Isaias dixit: ^domine, quis credidit au- 
ditui nostro'* ? Theca vero Petrus erat, in quo spiritus dei latebat. üebri- 
gena cf. lib. I, 34 p. 62, 18 | 15. Die Rechnung ist wieder so gemeint 
wie lib. IV, 4 p. 81, 20. Durch die Addition von 1 4- 2 4- 3 ... -f 17 
ergibt sich die Summe 153. Die Zahl 17 aber stellt die Vereinigung 
des Dekalogs ( = 10) mit dem hl. Geist (= 7) dar. Daher ist 153 eine 
bedeutsame Zahl für diejenigen, welche im neutestamentlichen Geist das 
alttestamentliche Gesetz erfüllen | 16. legem et evangehum servantes, 
munere ist meine kühne Emendfition: legunt evangelium, qui servantes 
numero PO. Der eine „apostolus" ist selbstverständlich der Petrus der 
Geschichte. | 22. Cf. lib. I, 18 p..50, 11 | 24. Cf. lib. III, 19, wo nach P 
inter für intra 



Hb. IV, c 9— 16. 85 

Tidfltnr' et diceodas eat, si antem iDinsti, disbolas. Potest et 

fides regDam dei dici, per quam setlicet instaa vmt, etperHab2,4 

qnam leans ChristDB babitat io cordibus saDctornm snoram. £pb 3, 17 

13. Abraham pater vester exsultavit, ut videret diem meum ; Jo 8, ö6 
5 vidit ei gavims est. Prophetae videDtes olim appellabantnr, ideo 

qaod saneti Bpiritng mQnere ea, qnae caeteris erant clauBS, qnasi 
fatnroram praeecÜ videbaat, inter qnos Abrabam lesnm Chriatnin 
vidit JD spiritn. 

14. Dixit Jesus ad Samaritanam: Da mihi bibere; id estJo 4, 7 
IQcredotitatetn taam sUto et converBionem. Dicit et qaoqae: Voca 

virum tuum; boc est accommoda intellectnin. Quinque eiros Jo4,16. 18 
habuisti Tel Pentateacbam vel qainqoe corporJB sensns significat. 

15. Ideo lesnB pedes apostolis lavit, De qaid in eis terreoae Jo 13, 5 
cogitationis et macnlae remaDsieset Tel remaneret. Ad hoe, qaod 

15legitar loanneB recubuisse super pectus lesu, qaia solns TirgoJol3, 25 
fait, qni a virginiB filio prae caeteris praeferretar, hie de secreto 
pecloriB sni banriebat aqaam _ Tiram , quae ei DanqQam faceret 
flitim. Ideo accepta buccella legitnr qnod Satanas in ludae pee-^""^^- ^7 
tus intravit, qnia Bicat antidoto fagatnr Teoenam, ita dato pane 

:^ apparait Satanas in Inda, in qao dam fnraretnr latebat; et ideo 
snbdidit dicens: Quod facis, fac eeleriter, at oatenderet horam 
passionia propria Tolnntate sibi immioere. 

16. Hortns domioi est ecclesia catboliea, in qaa snnt roBae 
martyram, lilia virginnm, riolae vidaaram, bedera coDingam; 

25 nam illa, qnae aeslimabat eum hortulanum esse Bignificabat acilicet ^'^ ^> ^^ 
eam plantantem diveraiB Tirtatibos credentiam vitani. Amen. 

5. Die Bemerkung des Ärüob. c 7 berührt aich gar nicht mit T. | 
9. Cf. lib. IV, 3 I 13 lavit : id est + P | 14. remanngget rei P : > | 
quod P: quoque 0, welcher dann vor hie lin. 17 starb mterpnngirt | 
23. Hortus 0: ortu» \ 24. hedera 0: haedera P I 2&. hortulanum 0: 
hortolanum P [ 



m. Vergleichiuig des Commentars mit lateinisclien 

Schriftstelleni. 

1. HieronymuB. 

Die AnmerkuDgeD zu vorstehendem Text enthalten den Be- 
weis daftir^ daß dieser Gommentar entweder eine Compilation ans 
verschiedenen lateinischen Evangeliencommentaren; insbesondere 
ans demjenigen des Hieronymos zu Matthäus, dem des Ambrosias 
za Lucas, vor allem aber den Scholien des jungem Arnobius 
ist, oder daß er von Ambrosius^ Hieronymus, Arnobius junior, 
vielleicht auch von Hilarius und schon von Cyprianus ausgebeutet 
und streckenweise wörtlich ausgeschrieben worden ist, oder mit 
anderen Worten, daß wir entweder den dem Hieronymus als ein 
Werk des Theophilus von Antiochien zugekommenen Gommentar 
vor uns haben, oder eine nach dem Muster der von Hieronymus 
gegebenen Beschreibung jenes alten Commentars angefertigte 
Fälschung. Nachdem die große Unwahrscheinlichkeit der zweiten 
Annahme oben S. 17 fiP. dargethan ist, soll jetzt ihre Unmöglich- 
keit und die Richtigkeit der ersteren Annahme bewiesen werden. 
Ich beginne mit Hieronymus und behaupte: im Verhältnis zu 
vorstehendem Gommentar ist Hieronymus der Plagiator. 

. Hi. ^) liebte es die Abhängigkeit der Lateiner von den Ar- 
beiten der Griechen stark zu betonen und auch dadurch die 
Originalität seiner eigenen Werke, besonders der exegetischen 
möglichst in's Licht zu setzen. Die Gommentare des Hilarius 
über die Psalmen und über Hiob bezeichnet er gelegentlich ohne 
irgend welche Einschränkung als Uebersetzungen der entspre- 
chenden Werke des Origenes^). Wo er sein eigenes Verfahren 



1) So bezeichne ich von hier ao den Hieronymus und zwar, wo 
nicht eine andere Schrift citirt ist, den Matthäuscommentar. 

2) £p. 61, 2 ad Vigilantium (vol. 1,348); cf. ep. 112,20 ad August, 
p. 753; contra Rufin. I, 2 (vol. II, 459); II, 14 p. 504. 



Hieronymus über Hilarios and AmbrosioB. 87 

als Uebersetzer rechtfertigen will| führt er den Hilarias als Bei- 
spiel eines nicht peinlich wörtlichen Uebersetzers an ^). Wo er 
der Wahrheit vergleichsweise am nächsten kommt ^ beschränkt 
er sich darauf zu sagen, daß Hilarins in seinem Psalmencom- 
mentar den Origenes nachgeahmt, aber aach Eigenes hinzn- 
gethan habe (v. ill. 100). Daneben freilich behauptet er auch 
hier, daß dessen Commentare za Matthäus undHiob freie Ueber- 
setzungen nach Origenes seien. In Bezug auf den Matthäus- 
commentar ist das in so hohem Orade unwahr, daß die Bene- 
dictiner in ihrer Ausgabe des Hilarius (Paris 1693 p. 597. 598) 
mit Recht behaupten konnten, Hilarius treffe nicht einmal häufig 
in der Auffassung mit Origenes zusammen. Gelegentlich f&gt 
Hi. auch die wenig freundliche Bemerkung hinzu, daß Hilarins 
wie vor ihm Victorinus von Pettau bei ihren Uebersetzungen aus 
Origenes sich non ut intef'pretes , sed ut auctores proprii operis 
geberdet hätten'). Am schlimmsten kommt in dieser Hinsicht 
Ambrosius weg. Dessen Werk über das Hexaämeron soll nur 
eine „Gompilation" aus Origenes, Hippolytus und Basilius sein '). 
Von Gedanken des Origenes sollen alle seine Werke so erfüllt 
sein, daß er mit Victorinus in die Reihe von dessen Uebersetzern 
za stellen ist. Während er über den Lucascommentar des Am- 
brosius, ohne dessen Namen zu nennen, nur überhaupt ein sehr 
strenges Urtheil f&llte ^), bezeichnet er desselben Buch über den 



1) £p. 57, 6 ad Pammachium p. 310. 

2) Ep. 84, 7 ad Pamm. et Oceanum p. 529. Cf. in Bezog auf Vic- 
torinuB auch c. Rufin. I, 2 (vol. II, 459) und ep. 61, 2 ad Vigilaotium 
p. 348, wo er jedoch maßvoller urtheilt, daß yictorious io der Schrift- 
ausleguDg dem Origenes vorwiegend gefolgt sei. Im Schriftstellerkatalog 
c. 74 sagt er noch nichts über dies Verhältnis des Victorinas zu Origenes. 
Auch in der Vorrede zu der Uebersetzang der Homilien des Origenes fiber 
Lucas und in der Vorrede zum Matthäuscom mentar erwähnt er die Com- 
mentare des Hilarius und des Victorinus ohne solche hämische Hiebe 
(vol. VII, 7 und 248). 

3) Ep. 84, 7 ad Pamm. et Ocean. p. 529. Für das Weitere cf. c. 
Rufin. I, 2; II, 14 (vol. II, 459. 504). 

4) Praef. in transl. homil. Orig in Lucam (vol. VII, 245). Das Ur- 
theil ist darum nicht weniger das eigene des Hi., weil er es den Damen 
Paula und Eustochion in den Mund legt. Daß er unter dem Erklärer 
des Lucas, von dem es heißt alter in verhis luderet, in sententiis dormi- 
taret, den Ambrosius meint, hat schon Rufin urkundlich bewiesen (Apol. 
II, 21—23 Opp. Hier. vol. II, 648 sq.). Cf E. Simon, Hist. crit. des com- 
ment. du N. T. (1693) p. 207; Zöckler, Hieronymus S. 117. — Wo Hi. 



88 Farta Latinonim. 

bl. Geist als ein angesebicktes Plagiat aus Didymus und den 
Verfasser Ambrosius als eine bäßlicbe Kräbe^ die sieb mit frem- 
den Federn scbmücke. Wer seine, des Hi. getreue Uebersetzang 
der Scbrift des Didymas über den bl. Geist lese, werde die 
furta Latinorum daraus erkennen ^). Daß diese Urtbeile an sieb 
nicbt gerecbt sind; ergibt sieb sebon daraus, daß sie je nacb 
Umständen und Adresse sebr wesentlieb von einander abweieben. 
Es ist aber aucb längst erwiesen, wie wenig Hi. gerade ein 
Recbt batte, von „Diebstäblen der Lateiner^ zu reden. Er ist, 
wenn einmal diese moraliscbe Würdigung der stillscbweigenden 
Aneignung fremden geistigen Gutes Platz greifen soll, unter den 
lateiniscben „ Dieben '^ einer der ärgsten, und von allen der ver- 
scblagenste. Im Commentar zu Jesaja tadelt er einmal den Eu- 
sebius, daß er in seinem Commentar über dasselbe Bueb gegen 
sein Verspreeben bäufig von der bistoriseben Auslegung zur 
allegoriscben absebweifo; wäbrend Hi. beide strenge getrennt 
baben will. Durcb diese Bemerkung will er ein für allemal sieb 
gegen den Verdacbt verwabrt haben, als ob er aus Eusebius als 
seiner Quelle seine Auslegung des Jesaja scböpfe^). An dieser 
Stelle (Jes. 18) folgt er ibm freilieb nicbt, sondern fttbrt zweimal 
Auffassungen des Eusebius an, welcbe er sieb nicbt aneignen 
kann. Aber im übrigen schreibt er den Commentar des Euse- 
bius massenhaft aus, so daß er an vielen Stellen geradezu eine 
freie Uebersetzung desselben liefert 3). Er thut es aucb da, wo 
Eusebius sich auf jüdische Traditionen beruft, deren Kenntnis er 



an Augustin schreibt, beißt der Bischof von Mailand dagegen Ambrosius 
noster ep. 112, 20 p 753. 

1) Praefatio in libram Didymi de spir. s. vol. II, 106 
' 2) Comm. in Isaiam lib. V c. 18, 2 (vol. IV, 199) : Hoc brevtter ad- 
monuif ne quis nos putet ex illius fontibus muttmsse quae dictmus; 
nam et in praesenti capitulo adversum ludaeos et lerosolymam dicit 
prophetiam dirigi. Das et vor in praesenti capitulo macht es anzweifel- 
haft, daß die vorhergehende Aassage, wie sie allgemein gehalten ist, 
auch auf den ganzen Commentar bezogen werden soll. Cf Montfaucon, 
CoUectio nova Patr. Graec. (Paris 1706) vol. II p 349 424. Es ist aber 
eine unerlaubte Abschwächung, wenn Montfaucon und Vallarsi den Hi. 
nur sagen lassen, daß er nicht Alles aus Eusebius geschöpft, sondern 
auch vieles Eigene dazu gethan habe. 

3) Es gentigt zum Beweise die Anftihrung der von Montfaucon 1. 1. 
p. 358. 360. 361. 367. 369. 372. 377. 378. 382. 383. 396. 401. 402- 420. 
422. 433. 435. 445. 505. '509 hervorgehobenen Stellen. 



Vorrede des Hieronymus. 89 

persönlicher Erkundigang bei einem Rabbi verdankt^), and Hi. 
scheat sieb nicht, in solchem Fall sein eigenes Ich demjenigen 
des Ensebias nnterznscbieben. Es ist das aach nicht zafSlliges 
Znsammentreffen zwischen einer Belehrung, welche dem Ease- 
bius sein Hebräer und dem Hi. der seinige gegeben hat, ein 
Zusammentreffen, welches Hi. nicht bemerkt oder der Erwäh- 
nung werth gefanden hätte; denn unmittelbar daneben citirt er 
den Eusebius. D. h. mit anderen Worten Hi. schmückt sich 
nicht bloß mit fremden Federn, sondern versichert auch, daß sie 
auf seiner eigenen Haut gewachsen seien, und er Iflgt im Ein- 
zelnen wie im Allgemeinen in Bezug auf das Verhältnis seiner 
eigenen exegetischen Arbeit zu derjenigen des Eusebius. 

Damach kann man auch die sehr gewundenen Erklärungen 
des Hi. über sein Verhältnis zu älteren Evangeliencommentaren 
in der Vorrede zum Matthäuscommentar nicht so arglos hin- 
nehmen, wie Hi. gewünscht hat. Er schreibt seinem Freunde, 
dem Presbyter Eusebius von Cremona, folgendermaßen^): „Ich 
wundere mich sehr, geliebter Eusebius, daß du, im Begriff die Fahrt 
nach Rom anzutreten, dir dies von mir als Proviantsack ausgebeten 
hast, daß ich dir den Matthäus kurz auslege mit wenig Worten 
und weitreichenden Gedanken. Wenn du dich meiner Antwort 
erinnertest, würdest du niemals in wenig Tagen eine Arbeit von 
Jahren fordern. Denn erstlich ist es schwer, Alle zu lesen, die 
über die Evangelien geschrieben haben ; sodann aber ist es noch 
viel schwieriger, sich ein Urtheil (über die Auslegungen An- 
derer) zu bilden und darnach das Beste aufzunehmen." Es folgt 
das schon oben S. 10 f. besprochene Bekenntnis, daß er vor vie- 
len Jahren manchen Evangeliencommentar gelesen habe. Darauf 



1) Hi. lib. V zu Jes. 22, 15 (vol. IV, 220. 224): Eeferebat mihi 
Hebraeus etc. cf. Eas. ed MoDtfaucon p. 445: Heye tolvw 6 ^Eßqalog 
xrl, cf. p. 496 (paal ^k nat^eg 'Eßgaltov xrl. Wenn an ersterer Stelle 
,ider Hebräer", welchem Eusebius seine Kunde von jüdischen Traditionen 
verdankt, unvorbereitet eingeführt wird, so wird das aus der fragmenta- 
rischen Erhaltung des Commentars zu erklären sein. Derselbe Rabbi ist 
gemeint p. 505: o tcSv ^lovSaltov diddaxalog ^leyey. An dieser Stelle 
zu Jes. 39, 3 sqq. hat Hier. p. 478 bei seiner Entlehnnog die anständigere 
Form gewählt tradunt Hebraei. Das Verhältnis des Hi. zu Eus. in die- 
sem Panct hat schon Montfaucon in der Vorrede §4,3 p. 355 bloß- 
gelegt. In Bezog auf eine einzige Entlehnung anderer Art konnte Val- 
larsi 1. 1. p. 194 den Hi. gegen Montfaucon in Schutz nehmen. 

2) Vol. VII p. 6 sq. 



90 Vorrede des Hieronymos. 

heißt 68 weiter: ^Wenn ich ans diesen auch nur Weniges ex- 
cerpirte, würde etwas Denkwürdiges zu Stande kommen. Aber 
da zwingst mich in zwei Wochen, unmittelbar vor Ostern, 
während die Winde (die dich nach Italien ftthren sollen) schon 
wehen y zu dictiren, ohne zu bedenken'), wann die Schreiber 
das Dictat aufzeichnen, wann die Blätter geschrieben, verbessert 
nnd ins Reine gebracht werden sollen, zumal du weißt, daß ich 
drei Monate lang so krank gewesen bin , daß ich kaum jetzt 
wieder anfange zu gehen und nicht im Stande bin, durch Oröße 
der Anstrengung die Kürze der Zeit auszugleichen ^). Daher 
habe ich ohne Rücksicht auf die Auctorität der Alten, welche 
ich weder zu lesen noch zu befolgen in der Lage bin, die histo- 
rische Auslegung, welche du hauptsächlich begehrt hast, kurz 
vorgetragen und (nur) mitunter die Blüten des geistlichen Ver- 
ständnisses beigemischt, indem ich eine vollkommene Bearbei- 
tung für die Zukunft aufspare. . . . Das wenigstens weißt du, 
und ich würde mich schämen , dich als Zeugen meiner Lüge 
aufisurufen, daß ich gegenwärtiges Büchlein mit solcher Schnellig- 
keit dictirt habe, daß es dir schien, ich lese eher Fremdes, als 
daß ich Eigenes schaffe. Nimm das nicht auf als eine Aeußerung 
der Anmaßung und des Vertrauens auf mein Talent, sondern als 
Zeichen meines Wunsches, dir zu zeigen, wieviel du bei mir 
giltst, der ich mich lieber der Oefahr (strenger Beurtheilung) bei 
den Gelehrten aussetzen, als dir auf dein eifriges Bitten etwas 
abschlagen wollte. Daher beschwöre ich dich, wenn der Stil 
weniger gefällig ist, und die Rede nicht in ihrem gewöhnlichen 
Fluß dahingleitet, dies der Eile und nicht der Unkunde zuzu- 
schreiben.^ 

Die Thatsache, daß Hl. den Gommentar in der unglaublich 
kurzen Zeit von zwei Wochen hergestellt hat, wird kaum zu be- 
zweifeln sein ^). Aber der Eindruck , welchen sein Freund Eu- 
sebius empfing, da er diese Arbeit entstehen sah, wird Jedem, 



1) Die nur in zwei Hss. Vallarsi's vorhandenen Worte minime atten- 
das oder ein ähnliches Gomplement des Satzes sind unerläßlich. 

2) Es wird doch wohl laboris tnagnitudine (statt -nem) brevitatem 
(statt -te) temporis compensare zu lesen sein. 

3) Gf. ep. 73 ad Evang. (vol. I, 446): Ego post longam aegrota- 
tionem vix in quadragesimae diebus febri carere potui^ et quum altert 
me operi praepararem , paucos dies qui supererant in MaUhaei exposi" 
fione consumsit 



Abhängigkeit von Eoseb. and Orig. 91 

der auch nur davon hört, wahrscheinlicher vorkommen; als die 
Behauptangi welche Hi. dnrch die Kürze der Zeit begründen 
will. Eine vollständige Leetüre der aufgezählten Gommentare 
ließ sich freilich in der kurzen Zeit nicht bewältigen, zumal da 
zugleich unablässig dictirt werden mußte. Aber im ganzen ist 
„Fremdes abzulesen'^ und zugleich zu dictiren, doch jedenfalls 
weniger zeitraubend, als „Eigenes zu schaffen'^. Und warum 
legt Hi. das ^^Geständnis'' ab, daß er vor vielen Jahren die 
älteren Evangeliencommentare gelesen habe, wenn er sich nicht 
bewußt ist; recht Vieles aus diesen geschöpft zu haben? Der 
„gelehrte" Leser, vor dessen Urtheil Hi. in diesem Fall einiges 
Granen empfindet, soll glauben, daß die Uebereinstimmungen 
zwischen seinem Commentar und den älteren nur eine unver- 
meidliche Frucht seines glänzenden Gedächtnisses seien. Aber 
in der That verhält es sich sehr anders. Unter den mancherlei 
Schriftstellern und Büchern, welche Hi. in diesem Commentar 
citirt, befindet sich auch Eusebius Caesariensis in libris diag>m' 
viag evayyeXimp (p. 11). Es wird da nichts Einzelnes daraus 
angeführt. Aber es ist nachgewiesen, daß er an manchen Stellen 
seines Gommentars dies Werk ausschreibt, ohne es zu nennen ^). 
Es ist ferner längst erkannt und wird unten in Beilage IH 
noch zusammenhängender, als es bisher geschehen ist, bewiesen 
werden, daß Hi. eine Fülle von Bemerkungen aus dem Com- 
mentar des Origenes zu Matthäus in den seinigen aufgenommen 
and daß er diese seine Abhängigkeit an einzelnen Stellen durch 
ebenso unredliche Mittel verdeckt hat, wie die Abhängigkeit von 
Eusebius im Commentar zu Jesaja. Ob ihm dabei Excerpte aus 
früherer Zeit zur Verfügung standen, oder ob er in seinem 
Exemplar des Commentars des Origenes einzelne Stellen sich 
angemerkt hatte , so daß er sie jetzt bei seiner hastigen Arbeit 
rasch genug wiederfand, ist nicht zu entscheiden. Unmittelbar 
neben die Arbeiten des Origenes stellt er aber in der Vorrede 
den Evangeliencommentar des Theophilus und unterscheidet diese 
beiden, wie schon oben S. 11 bemerkt wurde, als die beiden 
Haupterklärer von den weiterhin aufgezählten. Damach ist es 
im voraus äußerst wahrscheinlich, daß er den Theophilus ähn- 
lich stark geplündert hat wie den Origenes. Dies Verhältnis 



1) Mai, Nova Patr. bibl. IV, 1, 308 sq. Cf. über dies Werk Dict. of 
Christ. Biogr. II, 338. 



92 Hieronymus und Theophilus. 

besteht aber in der That zwisehen Hi. and dem uns nnter dem 
Namen des Theopbilas überlieferten Commentar. 

Za Mt 10, 29 leitet Hi. 63 seine Erklärung durch eine 
Warnung des „verständigen Lesers" vor abergläubischem, den 
Znsammenhang der Rede nicht beachtenden Verständnis ein. 
Damit zielt er schon auf die hinter seiner eigenen einfachen 
und richtigen Erklärung folgende Kritik derjenigen Auslegung, 
womach die 2 Sperlinge die Seele und den Leib bedeuten sollen. 
Diese letztere findet er gezwungen und erklärt es fttr sehr 
schwierig, sie mit dem Zusammenhang der evangelischen Rede 
in Einklang zu bringen. Dies ist die Auslegung des Hilarius 
und des Ambrosius^), aber ganz ähnlich erklärt T. lib. I, 10 
die Sperlinge von Seele und Geist. Schon hier ist daher zu 
fragen, ob es wahrscheinlich sei, daß ein Gompilator, welcher 
durch Hi. zu seiner Fiction veranlaßt worden sei und vor allem 
aus Hi. geschöpft haben soll, nicht dessen eigene Erklärung, 
sondern eine von Hi. als gezwungen und zusammenhangswidrig 
abgelehnte Auslegung mit unwesentlicher Modification sich an- 
geeignet haben sollte. Aehnlich verhält sichs mit der Erklärung 
von Mt 10, 30 (T. I, 10). Es ist nicht T., sondern irgend ein 
Ketzer, ein Gegner des Auferstehungsglaubens, gegen dessen 
Spott Hi. 64 das ^kirchliche" d. h. das einfach wörtliche Ver- 
ständnis vertheidigt. Aber die Berührung zwischen T. und dem 
von Hi. bekämpften Ketzer ist unverkennbar. Wie konnte denn 
ein aus Hi. schöpfender Gompilator mit so ktlhler Ironie das 
„kirchliche" Verständnis als absurd hinstellen und so launig 
vom Barbier sprechen, nachdem Hi. diese frivole Erinnerung den 
Leugnern der Auferstehung des Fleisches nachgesagt hatte ^) ? — 
Zu Mt 13, 33 trifiPt Hi. 94 unmittelbar den T. HI, 9, indem er 
nach dem Vortrag seiner eigenen Erklärung, welche im wesent- 
lichen mit derjenigen des Ambros. übereinstimmt^), und nach 



1) Diesen hat Hi. hauptsächlich im Sinn, denn nur Ambros. hat die 
Deutung der 5 Sperlinge in Lc 12, 6 auf die 5 Sinne s. oben zu S.44, 3. 

2) Ambros. 961 hat hierüber nichts besonderes/ Hil. 658 gar nichts. 

3) Ambros. 989 sq. deutet wie fli. die 3 Maaß auf Leib, Seele und 
Geist, die zu friedlicher Einheit gebracht werden , den Sauerteig auf die 
Lehre der hl. Schrift und, wie die Meisten, das Weib auf die Kirche. 
Aber Ambros. bemerkt 989 B, daß er darin hanis auctoribus folge. Es 
wird wohl Origenes gemeint sein, dessen Erklärung dieses Gleichnisses 
nach Ht 13» 33 oder Lc 13, 21 nicht erhalten ist. 



Hieronymus und Theophilus. 03 

einer zweiten^ die er sich gleichfalls aneignen kann, eine dritte 
anführt, welche er für gut gemeint, aber methodisch anznlässig 
erklärt. Es ist diejenige des T., welche schon Hil. 676 ver 
.worfen hatte. Hier ist erstlich wiederam klar^ daß ein von Hi. 
abhängiger Pseadotheophilas anmöglich gerade diese Auslegung 
anstatt der eigenen des Hi. sich ans demselben angeeignet haben 
kann. Es besteht aber auch kein Grand zu bezweifeln, daß Hi. 
eben den T. meint. Daß er pluralisch von quorundam intelli- 
gentia spricht, wie auch Hil. von Vielen sagt, welche so ver- 
standen haben, bedarf kaum der Erklärung, daß unser T. im 
4. Jahrhundert ein viel gelesenes Buch war und daher seine 
Änffassungen verbreitet waren. Es ist eine amplificirende und 
die Unbestimmtheit des singularischen quidam noch steigernde 
Ausdrncksweise, deren sich Hi. sehr häufig bedient. So z. B. zu 
Mt 7, 6 (T. I, 7 p. 40, 2). Nach der bisher herrschenden Hypothese 
müßte hier wieder Pseudotheophilus eine Auslegung aus Hi. sich 
theilweise wörtlich angeeignet haben, zu welcher Hi. sich selbst 
gar nicht bekannt hat, die er vielmehr als eine fremde Ansicht 
gewisser Leute auf sich beruhen läßt. So undenkbar, wie dies 
ist, so einfach liegt das thatsächliche Verhältnis. Wir besitzen 
in T. ein Buch, in welchem eine von Hi. referirte fremde Er- 
klärung ohne alle Reflexion und in beinah wörtlicher Ueberein- 
stimmung mit dem Referat des Hi. zu lesen ist, und wir finden 
diese Erklärung nur in diesem T. ^); also besitzen wir auch das 
Buch, aus welchem Hi. diese Erklärung geschöpft hat. — Die- 
sen hat Hi. 153 hauptsächlich im Auge, wenn er zu Mt 20, 1—16 
von Solchen spricht, welche die in der ersten Stunde Gemiethe- 
ten auf Adam und die Menschen bis Noah, die der dritten Stunde 
auf Noah, die der sechsten auf die Patriarchen, die der neunten 
auf Moses und die Propheten, die der elften auf die Apostel 
and die durch sie bekehrte Völkerwelt deuten. Zwar findet sich 
wesentlich dasselbe auch bei Origenes^), aus welchem Hi. in 
der dortigen Umgebung vielerlei abgeschrieben hat; Aehnliches 
auch bei Hil. 3) Aber weder Origenes noch Hil, welche sich 



1) Hil. 637 versteht umgekehrt unter den Hunden die Heiden, unter 
den Schweinen die Ketzer. 

2) Gomm. in Matth. tom. XV g 32 (ed. Delarue HI, 700) cf. die 
Beilage HI über Hieronymus und Origenes. 

3) Hil. 707 sq. läßt Adam und die vornoachischen Menschen weg 



94 Hieronymus und Theophilas. 

beide damit begntlgeD, die 11. Stande als Zeit der Ersebeinang 
Christi zu deuten, baben die um die 11 Stunde Berufenen so 
bestimmt bezeiebnet, wie Hi. als fremde Ansiebt beriebtet, son- 
dern nur T. I, 27. Allerdings bat dieser wie an maneben an- 
deren Stellen daneben und vorber noch eine ganz andere Deu- 
tung zur Wabl gestellt. Aber diese andere Deutung konnte er 
weder bei Origenes, noeb bei Hil. , nocb bei Hi. finden. Die 
eigene Auslegung des Hi. ^) bertlbrt T. gar nicbt. Wenn also 
T. als zweite mögliebe Erklärung etwas vorscblägt, was Hi. als 
fremde Erklärung referirt und in keinem uns bekannten Gom- 
mentar genau so zu lesen ist, wie wir es bei Hi. und T. lesen, 
so ist wiederum bewiesen, daß niebt T. den Hi., sondern Hi. den 
T. ausgebeutet bat. 

Das gilt dann aber selbstverständlieb aucb von den zabl- 
reicben Stellen, wo Hi. obne Erwäbnung anderer Ausleger mebr 
oder weniger wörtlich dasselbe gibt, was in T. stebt. Eine ge- 
wisse Mittelstellung nebmen diejenigen Stellen ein, wo Hi. neben 
eine erste, mebr oder weniger wortgetreue Erklärung eine alle- 
goriscbe stellt, welcbe sieb bei T. als einzige findet, wäbrend 
Hi. sie durcb einleitende Formeln me iuxta tropologiam^) oder 
ein aliter neben die zunächst gewählte eigene Auffassung stellt. 
Die flores spiritualis intelligentiae, welcbe er nach seiner Vor- 
rede mit der zunächst ihm obliegenden historica interpretatio 
hier und dort vermischen wollte, hat er zum großen Tbeil dem 
T. entlehnt. Er thut es aucb vielfach ohne jede Ankündigung. 
Aber auch in diesen Fällen fehlt es nicht an Anzeichen dafttr, 
daß Hi. der Abschreiber ist. Es ist ganz unverständlich, wie 
Hi. 16 zu Mt 2, 18 die Wahl lassen kann zwischen den zwei 
Erklärungen, Rahel habe sich nicbt trösten lassen wollen, ent- 
weder weil sie glaubte, ihre getödteten Kinder seien f&r immer 
todt, oder weil sie wußte, daß sie leben würden. In Bezug auf 
die historische Rahel ist letzteres ganz undenkbar, und auf alle 
Fälle schließen sich die beiden Erklärungen, wenn sie die Stim- 



und schiebt dafür David und die Propheten als selbständige Gruppe zwi- 
schen Moses und Christus ein. 

1) Hi. deutet die Stunden auf die verschiedenen Lebensalter von 
der Kindheit bis zum Greisenalter. 

2) Hi 48 cf. oben S. 65, 15; zu S. 41, 13 hätte Hi. 51 {iuxta tropo- 
logiam) citirt werden sollen. Das aliter Hi. 29 s. oben S. 38 cf. Hi. 160 
oben S. 61, 3 sqq. 



Hierooymns nnd Theophilus. 95 

mang einer und derselben Person beschreiben sollen, gegenseitig 
völlig ans. Beide Erklärungen zar Auswahl vorzulegen , ohne 
zugleich eine zwiefache Deutung des Subjectes ;,Rahel" vorzu- 
schlagen, ist sinnlos. Hi. hat hier an seine „historische Aus- 
legung" eine „Blüte geistlichen Verständnisses "^ angeklebt, welche 
weder Wurzel noch Stil hat. Bei T. I, 2 findet man beides. 
Weil man die Kinder von Bethlehem als schuldlos um Christi 
willen Gemordete betrachtete, so lag es einem Ausleger, der 
ttberall die Allegorie bevorzugt, sehr nahe, unter ihnen geradezu 
die Märtyrer zu verstehen und folgerichtig unter ihrer Mutter 
Rahel die Kirche, die Mutter der Märtyrer. Daraus ergab sich 
dann mit Notbwendigkeit als einzige Erklärung des noluit con- 
solari, daß die Kirche, welche den Tod ihrer Märtyrer allerdings 
beweint, dennoch keinen Trost in dieser Traner begehrt, weil sie 
urtheilt, daß diese ihre gemordeten Söhne ewig leben werden. 
Daß diese wohl vorbereitete und in sich harmonische Auslegung 
nicht aus der widerspruchsvollen und kaum verständlichen des 
Hi. abgeleitet sein kann, dürfte klar sein. Hi. zeigt seine Ab- 
hängigkeit von T. in diesem Zusammenhang auch dadurch, daß 
er Rahel und ihre Kinder in historischem Sinne nimmt, und 
dennoch den Namen „Rama" etymologisch erklärt und rein 
allegorisch, in ausschließendem Gegensatz zu jedem historischen 
Sinn deutet. In der consequent allegorischen Behandlung der 
Stelle bei T. hätte das sein Recht; aber es ist durchaus frag- 
lich, ob T. durch seine allegorische Deutung den- historischen 
Sinn auch nur ausschließen wollte. Der Abschreiber Hi. über- 
treibt. Er würde auch, wenn er hier originell wäre, nicht ge- 
schrieben haben: „Rama^ excelsum, sondern excelsa interpreta- 
tur^)^ wobei es ihm trotzdem unbenommen blieb; als Sinn an- 
zugeben in eoocelso audita est. Aber er zieht es vor, den T. 
wörtlich abzuschreiben. 

Seine Abhängigkeit von diesem zeigt sich besonders deut- 
lich, wo er sich verleiten läßt, einen anderen als den in seinem 
Commentar sonst behandelten Bibeltext aus T. sammt dessen 
Erklärung abzuschreiben. Hi. hat in diesem Commentar, soviel 
man nach den bisherigen Ausgaben urtheilen kann ^), durchweg 

1) Interpr. nom. hebr. (Onomastica ed. Lagarde) p. 9, 21 : Bama tonans 
vel excelsa: p. 63, 2: excelsa sive exaltata; p. 30, 1; 52, 32 nur excelsa, 

2) Es sind freilich die Anmerkangen von Vallarsi p. 9. 10. 21. 26 
XL 8. w. zu vergleichen. 



96 Hieronymus und Theophilas. 

seine Revision der altlateinischen Evangelienübersetzung, die so- 
genannte Valgata als Text zn Grunde gelegt Mt 3, 9 hatte Hi. 
nach dem Zeugnis des Amiatinus und des Fuldensis gegen die 
ältere Uebersetzung , welche potens est , . . filios Abrahae dar- 
bot ^) , geschrieben potest . . filios Abraham, Wo er aber im 
Commentar diese Stelle sammt Auslegung und alttestamentlicher 
Belegstelle ans T. abschreibt (oben S. 35, 1 1), gibt er auch dessen 
Text potens est . . . filios Abraae. Im folgenden Vers hat Hi. 
in seiner Bibelausgabe mit allen Italahandschriften iam enim 
securis übersetzt. Hier im Commentar, wo er die Deutung der 
Axt auf die Predigt des göttlichen Worts aus T. abschreibt, gibt 
er auch mit diesem als Text ecce securis^) Selbst das enim, 
welches T. ebenso wie die meisten verbindenden Partikeln, 
welche zu Anfang der einzeln vorgetlihrten Bibelstellen stehen, 
ausgestoßen hat, ist dadurch dem Hi. gegen seine Gewohnheit 
in diesem Commentar abhanden gekommen. Hi. 139 gibt Mt 18, 11 
ebenso wie in seiner Bibelausgabe (Amiat. Fuld.) und alle 
Italahss. salvare quod penerat. Wo er aber in demselben Mat- 
thäuscommentar nach dem Vorgang des T. (oben S. 48, 9 — 14) 
diese Stelle beiläufig anführt (Hi. 78) schreibt er wie T. ut salvum 
faceret quod perierat. Die Parallelstelle Lc 19, 10, wo Fuld. 
und die officielle Vulg. sowie Veron. Brix. qtuierere et salvum 
facere, Vercell. salvum fäcere et quaerere^ Colbert. quaerens sal- 
vum facere, Amiat. aber quaerere et salvare bieten, kann nicht 
in Betracht kommen, weil alle lat. Texte das hier bei T. und Hi. 
fehlende quaerere haben. Zufällig kann die Uebereinstimmnng 
in der Wahl des Verbums und der Construction zwischen Hi. und 
T. auch nicht sein, da sie zu derselben Stelle Mt 12, 20 das- 
selbe Wort Jesu aus Mt 18, 11 heranziehen. Aber Hi., welcher 
ihm eine von seinem eigenen Bibeltext in und außerhalb seines 
Commentars abweichende Gestalt gibt, und nicht T., welcher 



1) Of. Kap. 5 des folgenden Abschnitts unter Mt 3, 9. 

2) So nach allen Hss. des Vallarsi und vieren Martianay's. Das 
trotzdem von Vallarsi im Text wiederholte tarn enim ist selbstverständ- 
lich Assimilirung an die den Abschreibern geläufige lat. Bibel. — Nur 
bei Augustin tract. 29 in Joh. (ed. Bassan. 1797 vol. IV p 679) findet 
man einmal ecce enimj inquit^ securis, Cf. Sabatier, Bibl. lat. vers. ant. 
III, 14 Auch zu der Parallelstelle Lc 3, 9 hat Sabatier keinen Lateiner 
angeführt, welcher ecce hätte. Hi. hat auch dort iam enim, die Italahss« 
theils ebenso, theils quid enim, oder iam autem. 



Der Brief an Algasia. 97 

vielfach von Hi. nnd den älteren lat. Evangelientexten abwei- 
chende Gitate gibt, ist der abhängige. Es entspricht der Art 
des T., die Texte der verschiedenen Evangelisten za mischen, 
daß er gelegentlich in der Auslegung aaf den Paralleltext Rück- 
sicht nimmt, wo als Auslegangsobject nur der ungemischte Text 
eines Evangeliums vorgelegt ist. So mischt er in die Auslegung 
von Mt 18, 22 (T. 1, 24 p. 53, 10) ohne jede darauf bezügliche Be- 
merkung das in die aus^ Lc 17, 4. Wenn das Hi. 142 in einer 
mit T. identischen Anmerkung gleichfalls thut, so ist er wiederum 
des Plagiats überführt; denn es ist nicht seine Gewohnheit, so 
stillschweigend die evangelischen Texte zu vermengen. 

Einen schlagenden Beweis gegen die umgekehrte Annahme 
einer Abhängigkeit des T. von Hi. bietet die Vergleichung des 
von Hi. im Brief an Algasia mitgetheilten Stücks mit unserem T. 
Den Text Lc 16, 1—8 hat T. HI, 20 nur theilweise und in 
kleinen Bruchstücken mitgetheilt, wie es der Fortschritt der Aus- 
legung erforderte. In seiner Deutung von Lc 16, 7 (p. 79, 3) 
soll das Wort pabulum dem griechischen triTog entsprechen. 
Alle Lateiner haben triticum. So auch Hi. sowohl in seiner 
Bibelausgabe, als im Brief an Algasia, als auch in seinem darin 
eingeschalteten Excerpt aus T. ^). Wie will man es nun erklären, 
daß ein Pseudotheophilus, welcher aus dem Brief des Hi. dies 
Fragment in sein Machwerk aufnahm, um das Ganze als den 
von Hi. citirten Gommentar erscheinen zu lassen, pabtUo statt 
des bei Hi. vorgefundenen tritico schrieb? So unerfindlich ein 
Grund hiefür ist, so begreiflich ist es, daß Hi., welcher in un- 
serem T. das bei den Lateinern als Text von Lc 16, 7 unerhörte 
pcUnUum .vorfand, das allein gebräuchliche triticum dafür ein- 
setzte. Im übrigen hat er den zum Theil ganz eigenthümlichen, 
aller sonstigen Bezeugung nicht nur bei Hi., sondern bei den 
Abendländern überhaupt ermangelnden Bibeltext dieses Abschnitts 
unsres T. sich angeeignet. So z. B. proiectm Lc 16, 4; und mit 
unwesentlicher Aenderung quae antea fuerant pro Iticro, in ster- 
cora deputari Philipp. 3, 7. 8. — Es ist ferner auffallend, daß 
Hi. an diesem Ort die Auslegung des T. nicht vollständig mit- 
theilt, lieber Lc 16, 10—12 theilt er nichts mehr aus T. mit. 
Und doch ist die ganze Parabel sammt ihrer Nutzanwendung 



1) Vallarsi I, 865 A im biblischen Text, p. 867 C in der Auslegung 
des T. 

Z«hn| Fonchangen. II. 'J 



98 Hierooymns and Theophilas. 

der Oegenstand der Frage der Algasia^ welche Hi. hier beaDt- 
wortet; und er selbst hat vor dem Gitat ans T. auch über die 
letzten Verse sich verbreitet. Der Grand dieses Verfahrens ent- 
hüllt sieb, wenn man bemerkt was den Kritikern entgangen ist, 
daß aach die als eigene Waare dargebotenen Bemerkungen des 
Hi. zu Lc 16, 10—12 wörtlich aas T. entnommen sind ^). Bei T. 
schließen sie sich ohne Lücke und Fage an das von Hi. als 
Excerpt gegebene größere Stück an. fJs bedarf wohl nicht der 
Ausfttbrang, wie anglaublich das Verfahren des Pseudotheophilos 
wäre, wenn er außer dem, was Hi. als Worte des T. citirt hat, 
auch noch einige Bemerkungen des Hi., welche diesem Gitat 
vorangehu; mitaufgenommeo hätte, und zwar mit so sicherer 
Hand, daß er kein Wort zu viel oder zu wenig abschrieb, und 
nun eine vollständige, glatt bis zu Ende fortlaufende Erklärung 
der Parabel zu Stande brachte. Denkbar ist doch nur der an- 
dere Fall, welcher vorliegt, wenn unser T. derselbe ist, aus wel- 
chem Hi. sein Gitat gegeben hat. Zuerst hat Hi. nach seiner 
Weise stillschweigend ein Stück aus T. sich angeeignet. Dann 
fiel sein Blick auf die ganze, höchst originelle Auslegung der 
Parabel bei T. Diese ebenso wie das einfachere Schlußstück 
stillschweigend sich anzueignen, ging nicht an, da diese Deutung 
des ungerechten Haushalters auf den Apostel Paulus gar zu sehr 
der exegetischen Methode des Hi. widersprach. Sollte es den- 
noch als ein interessanter Versuch der Auslegung einer schwie- 
rigen Parabel mitgetheilt werden, so konnte es nur in der Form 
eines ehrlichen Gitats geschehen. Bei der vornehmen Gallierin, 
bei welcher er nur Kenntnis des Gommentars des Ambrosius 
voraussetzt (p. 868 A), brauchte ihm diese Ehrlichkeit nicht zu 
schaden, welche uns die Unehrlichkeit vorher in um so grellerer 
Beleuchtung zeigt. Zugleich hatte er die Freude zu denken, 
daß Algasia, wenn sie auf seinen Rath den Commentar des .Am- 
brosius aufschlug, entdecken mußte, daß der von ihm nicht eben 
verehrte Bischof von Mailand über die schwierige Perikope so 
gut wie nichts zu sagen gewußt hatte ^). 

Daß Hi. und nicht T. der Plagiator ist, zeigt auch die ge- 
nauere Vergleichung der wesentlich identischen Stücke bei beiden. 



1) 1. 1. 866 A— C: Qui fidelts est in minimo — amare non posse 
= T. III, 20 p. 79, 16-80, 1. 

2) Ambros. p." 1005 sq. 



Der Brief an Algasia. 99 

Hi.^ dessen gedruckter Text aaf der gewiß vielfach mangelbafteD, 
aber doch immerhiD kritischen Vergleicbung zahlreicher und alter 
Handschriften beruht, hat selbstverständlich in seinem T., einer 
Handschrift des 4., oder vielleicht eines noch früheren Jahr- 
hunderts, manchen Fehler noch nicht gefunden, welcher unseren 
auf einer einzigen Hs. unbekannten Alters beruhenden Theophi- 
lustext verunstaltet, und in seinen Plagiaten manches ursprüng- 
liche Wort des T. bewahrt, welches im gedruckten T. fehlt oder 
verderbt ist. Seine Plagiate sind daher von mir als gute Text- 
quelle dankbar benutzt worden ^). Aber Hi. hat auch seine Vor- 
lage willkürlich gemodelt und theils aus stilistischen, theils aus 
sachlichen Gründen, manchmal auch in Folge von Misverständ- 
nis geändert. Die GoUation oben p. 77—79 gibt Beispiele genug, 
welche die Möglichkeit ausschließen, daß Hi. das von T. ge- 
modelte Original sei! Wer wird das est vor oder hinter dititis 
streichen, wenn er es vorfindet p. 77, 24? wer das glatte didicit 
et . . smceperat des Hi. in ein hartes discens (= fia&my, nicht 
fbay&dpmp) . . susceperat verwandeln p. 77; 25? oder p. 78, 18 das 
magna fortlassen, welches Hi. aus Pedanterie zugesetzt hat, weil 
er die Anspielung an Rom. 15, 9 nicht merkte, wo es ja auch 
als das Eigenthümliche der Heiden hingestellt wird; daß sie die 
Barmherzigkeit Oottes zu preisen haben; als ob das nur von 
ihnen gälte? Das correptm a domino est des Hi. ist in jeder 
Hinsicht der gewähltere Ausdruck statt des mageren dictum est 
ei T. 78, 2. Es ist hart und misverständlich geredet von T. 78, 5, 
wenn er villictis et operarim in gentibm offenbar so aus dem 
Vorigen ergänzt haben will, daß man verstehen soll: „ein Ver- 
walter (war ich); und ein Arbeiter unter den Heiden (werde ich 
gezwungen zu werden)^. Wie glatt fließt der Satz bei Hi.? 
Dieser hat dabei zugleich den auffälligen Gedanken beseitigt, 
daß Paulus ein Schüler des Ananias geworden sei. Eine Er- 
innerung an Oal. 1, 12 mußte das sogar völlig schriftwidrig er- 
scheinen lassen. Gleich darauf hatte T. 78, 9 nach der Apostel- 
geschichte vielmehr den Ananias einen Jünger, nämlich Christi 
genannt An dieser Stelle hat Hi. den häßlichen Gräcismus 
mendicare aliquem aliquid durch den gewöhnlichen lateinischen 
Ausdruck ersetzt, aber in derselben Zeile durch flüchtiges Lesen 
seiner Vorlage den Ungedanken herausgebracht, daß Paulus an- 



1) S. z. B. lib. I, 5 p. 38, 11; IIb. I, 34 p. 62, 21; 63, 1. 

7* 



100 Hieronymus und Theophilus. 

gewiesen worden sei; von den Heiden die Lehre der Wahrheit 
and des Glaubens zn erbetteln. 

Das gleiche Verhältnis zeigen die mit T. identischen Stücke 
im Matthänscommentar. Faßt man die Varianten des Hi. zu 
T. 36; 3 sq. ins Auge, so ist die Umstellang des est und die Aen- 
derung von cum eo in quo stilistische Besserung. Ist bei Hi. sifh 
gulos und nicht lingual credetUium ursprüngliche LA und dagegen 
linguas echter Text in T. ; so wäre dies ein starkes Beispiel von 
sachlicher Correctur nach der Apostelgeschichte. Im anderen 
Falle läge bei Hi. wie bei T. ein sachlicher Fehler vor. T., wel- 
<;her z. B. steif und fest glaubt, daß im Hochzeitshaus zu Eana 
sieben statt sechs Krüge gestanden haben, ist überhaupt naiv 
genug* für so etwas. Bei dem schriftgelehrten Hi. ist der Fehler 
nur erklärlich; wenn er gedankenlos einen Andern ausschreibt. 
Wegen sachlichen Anstoßes ist ebendort der Gegensatz von in 
praesenti vita und in futura durch den unbestimmteren von in 
praesenti und in futuro durch Hi. ersetzt, weil es unpassend 
schien; daß die Menschen im zukünftigen; also ewigen Leben 
das Feuer des Gerichts zu erfahren bekommen sollen. Das ge- 
schieht vielmehr im ewigen Tode. — Die größere stilistische 
Eleganz ist offenbar auf Seiten des Hi. 24 = T. p. 37; 4 ; Hi. 78 (nm- 
trum Christm fecit) = T. p. 48; 12 (utrumque nonfecit Christus). 
Ein besonders merkwürdiger Fall liegt vor, wo Hi. 12 n. T. p. 32, 13 
fast mit denselben Worten die Gründe aufzählen; um derentwillen 
Maria bereits mit Joseph verlobt sein mußte, als sie Christum 
empfing. Als der glättende Stilist erscheint Hi. hier durchweg. 
Der Mangel jeder Präposition vor simplici virgine und vor de- 
sponsata bei T. kann nicht das absichtlich Hergestellte sein. 
Wenn aber Hi. hier statt des näherliegenden; zu concipitur bes- 
ser passenden a zweimal ein de einschaltete, so geschah das 
wohl in Erinnerung an das Symbolum, worin nach so manchen 
Recensionen natus de spiritu sancto et Maria virgine zu lesen 
war ^). Statt (solatium) viri zu sagen niariti war eine passende 
Verschärfung; da es sich nicht um männlichen Schutz überhaupt, 
sondern um das besondere Verhältnis handelt, in welches Maria 
durch Verlöbnis und Aufnahme in das Haus ihres Verlobten als 



1) Gf. A. Hahn, Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der 
alten Kirche. 2. Aufl. S. 16. 18 (lin. 1). 22. 36 (lin. 1). auch p. XYI. 
Cf. S. 41. 



Das Citat aas Ignatias. 101 

seine legitime Gattin trat. Wenn hier schon die Frage nach der 
Originalsprache des T. erledigt wäre, könnte daran erinnert 
werden , daß der lateinische Uebersetzer des griechischen Origi- 
nals sich mit ängstlicher Wiedergabe des dpdqog begnügte^ wäh- 
rend dies griechische Wort doch hier maritm bedeutete. Es ist 
femer ein dem Hi. eigenthümlicher, kurz vorher (Vallarsi VII, 9) 
von ihm ans freier Wahl wesentlich ebenso gebrauchter Ausdruck, 
welcher hier wiederkehrt, wo Hi. statt generatio describatur (T. 
p. 32, 9) schreibt in generationibus ordo texatur. Sodann hat 
Hi. das in der Literatur jedenfalls sehr seltene Wort uxorata, 
die zur Ehegattin Gemachte im Gegensatz zu virgo, durch das 
gewöhnliche und völlig ausreichende uxor ersetzt. Es ist ja un- 
denkbar, daß ein Compilator letzteres ohne allen Gewinif durch 
ersteres ersetzt haben sollte. Hi. dagegen nahm wahrscheinlich 
auch an der eigentlichen Bedeutung von uxorata Anstoß. Es 
sagte wohl mehr aus, als den formellen Stand der Verheiratheten 
im Gegensatz zu dem der Ledigen ; es bezeichnet die materielle 
Erfahrung des Ehestandes^). Das hatte freilich T. nicht zu 
sagen beabsichtigt, aber für Hi. war das Grund genug, das an- 
stößige Wort zu beseitigen ^). 

Aber Hi. nennt als Entdecker des vierten Grundes, warum 
Maria vor der Empfängnis Josephs Braut geworden , nicht den 
T., sondern den Märtyrer Ignatius. Also hat er — so glaubte 
man — wirklich aus diesem und nicht aus T. dies geschöpft, 
und da er die drei vorher genannten Gründe nicht auf T. oder 
einen anderen Autor zurückführt, so sind das des Hi. eigene 
Gedanken, und T. hat aus ihm die vier Gründe abgeschrieben ^), 
Aber die ehrliche Angabe der Quelle all' seiner Weisheit über 
diese Frage kann man von Hi. nicht verlangen, da er in der 
Vorrede sich den Schein gibt, unter anderen Evangeliencommen- 
taren auch denjenigen des T. nur vor langen Jahren einmal ge- 
lesen, aber bei der Ausarbeitung seines Gommentars nicht zu 
Käthe gezogen zu haben. Er citirt ja auch den Örigenes und 



1) Virgil. 6rammat. «pitome 4 (Mai, Class. antores V, 121): uxor 
qtiae a viro fuerit uxorata in coitu. 

2) Mit wie überflüssiger Aengstlichkeit bemerkt er kurz vorher p. 10: 
Quum virum audieris, suspicto tibi non subeat nuptiarum! 

3) So etwa N. le Nourry, Appar. ad bibl. maximam (Paris 1703) 
p. 519 sq. 



102 Die Citate des Hieronymus. 

den Easebias in diesem Gommentar an keiner der Stellen, wo 
er sie mehr oder weniger wörtlich abschreibt. Dieselbe eitele 
Windbentelei, womit Hi. nachgewiesener Maßen seine Abhängig- 
keit von diesen Oriechen verhüllt, zeigt sich überall auch in 
seinem Verhältnis zu T. Es fehlt hier auch ebensowenig wie 
dort die offenbare Lüge. Mit einem mihi videtur gibt er zwei- 
mal als eigene Erfindung aas, was vor ihm T. gelehrt hatte 
(Hi. 104 D = T. I, 12; Hi. 193 D = T. I, 29). Das ganze 
erste größere Plagiat, in dessen weiterem Verlauf die bespro- 
chenen vier Gründe für das Verlöbnis der Maria entwickelt wer- 
den, leitet er durch ein Zwiegespräch mit dem Leser ein, in 
welchem er, Hi., sich bereit erklärt, die Antwort zu geben p. 11, 
welche lange vor ihm T. I, 1 ungefragt gegeben hatte. Den 
Spruch seines Lehrers, des Grammatikers^) Donatus: PerearU 
qui ante nos nostra dixerunt hat sich Hi. sehr zu Herzen ge- 
nommen und im Gommentar zu Matthäus als Regel befolgt. Auf 
andere Ausleger weist er, jedoch ohne sie mit Namen zu nen- 
nen, nur hin, um sie zu kritisiren. Citirt werden abgesehen von 
seinen eigenen Werken (p. 13. 14. 83. 100), nur nicht exege- 
tische Schriften und solche Dicta und Schriftsteller, die als lu- 
mina orationis die Eintönigkeit der „historischen Interpretation^ 
mildern, wie der Dichter Juvencus p. 14, Porphyrius und Kaiser 
Julianus sammt den christlichen Apologeten, die ihnen geant- 
wortet, p. 11. 17. 50. 195, Josephus p. 17. 237, die Abgar- 
legende p. 57, oder auch einmal eine elegante Sentenz eines 
wahrscheinlich heidnischen Moralisten p. 24. Denselben Dienst 
thut die Berufung auf Ignatius, den Apostelschüler, wozu ihn 
Hi. gemacht hat^), und den Märtyrer, wie er ihn hier nennt 
Zugleich sind dadurch die vorangehenden Sätze, welche er aus 
T. entlehnt hat, als eigene Erfindung des Hi. herausgestrichen. 
Hi. hat die Briefe des Ignatius selbst nicht gelesen ^), An der 
Stelle, welche seinem Gitat zu Grunde liegt, gibt Ignatius auch 
gar keinen Grund dafür an, warum Jesus von einer Verlobten 
empfangen worden sei, sondern Ignatius nennt unter anderen 
Geheimnissen, welche dem Teufel verborgen geblieben seien. 



1) Gomm. in Eccles. c. 1 vol. III, 390. 

2) Gf. meinen Ignatias von Antiochien S. 46 ff. 

3) Cf. Ignatius v. Ant. S. 75 f. u. 77 Anmerk. 2. Ignatii et Poly* 
carpi epiflt. mart. fragm. recens. Zahn p. 328. 340. 342. 



Ignatius. Origenes. Juvencos. 103 

auch die Jangfranschaft der Maria ^). Daß dies der Zweckgrand 
des Verlöbnisses der Maria mit Joseph gewesen sei, ist willkür- 
liche Zuthat des Hi. und wird sich nicht anders erklären lassen, 
als so^ daß ihm bei diesem vierten durch T. ihm dargebotenen 
Grande einfiel, von der Verborgenheit der jangfräolichen Gebart 
Jesa vor dem Teufel habe schon Ignatius geredet. Schon mehrere 
Jahre früher hatte er die Homilien des Origenes über Lucas 
übersetzt, aus welchen er das Dictum des Ignatius kennen ge- 
lernt hat^). Und zwar hatte schon Origenes dasselbe mit der 
Frage in Verbindung gebracht, warum Jesus von einer verlobten 
und sogar schon dem Mann übergebenen Jungfrau geboren wor- 
den sei. Daß Ignatius selbst diese Combination vollzogen habe, 
hat der sorgföltige Origenes zu behaupten sich gehütet. Diese 
irrige Angabe ist aber des von T. und Origenes zugleich ab- 
schreibenden Hi. vollkommen würdig; sie entspricht auch darin 
seinem sonstigen Verfahren, daß er statt der secundären Quelle, 
die er benutzt, die in derselben genannte oder benutzte primäre 
Qaelle nennt, ohne sich über deren Inhalt genauer zu vergewis- 
sern. Ebenso macht er e6 mit Josephus, den er nach der Chronik 
des Eusebius misversteht ^). So läßt er sich durch die allego- 
rische Deutung der Geschenke der Magier, welche er bei T. p. 33, 8 
vorfand, an die Verse des Juvencus erinnern, worin sie gleich- 
falls enthalten ist, und zieht es vor, den Dichter zu citiren, statt 
den Exegeten zu nennen, dem er so Vieles verdankt. Bei dieser 
Gelegenheit wird aber auch wieder evident, daß T. nicht aus 
Hi., also in diesem Fall aus dem von Hi. citirten Juvencus ge- 
schöpft hat. Denn wie soll der Gompilator die richtige Ver- 
theilung von Gold, Weihrauch und Myrrhe auf den König, Gott 
und Menschen aus den Worten des Dichters errathen haben? 
Die richtige Deutung gibt ja ohne Frage T. Die Myrrhe erinnert 
uns an das Begräbnis und die Sterblichkeit, schickt sich also 
für Jesus als sterblichen Menschen; der Weihrauch ist beglei- 
tendes Symbol des Gebets, das man Gott darbringt; das weit- 



1) Eph. 19, 1 (meine Ausg. p. 24): xal Ua^iv t6v ägxovra rov 
aimvog tovxov ^ na^S-ivla MagCag xal 6 Toxirog avr^g^ ofAoltog xoX 6 
d'dvajog rov xvqIov. 

2) Homil. 6 bei Hi. vol. VII, 261 oder Orig. ed. Delarue III, 938, 
hier auch der griechische Text nach Grabe in der Anmerkung. 

3) Zu Mt28, 51 p. 237A nebst Vallarsi's Anmerkung cf. £us. cbron. 
ed. Schöne II, 148. 



104 Javencns. Arnobias ionior. 

regierende Gold gebtthrt dem König der Welt. Anders hat es 
auch Javenens nicht gemeint, aber des Metrums wegen hat er 
die 6 Worte so stellen mttssen, daß der Weihranch dem König, 
das Gold dem Menschen, die Myrrhe dem Gotte zu entsprechen 
scheint, was doch der haare Unsinn wäre. Auch dnrch die An- 
nahme einer chiastischen Anordnung bekommt man die erforder- 
liche Vertheilnng nicht heraus. Also hat .T. nicht aus Hi., son- 
dern dieser aus T. geschöpft, obwohl er es schicklich gefunden 
hat, seine Abhängigkeit von T. durch ein exegetisch sehr un- 
brauchbares Dichterwort zu verhüllen. 

Der Beweis dafür, daß wir in unserem gedruckten T. das 
Buch besitzen, welches Hi. als ein Werk des Theophilus Antioch. 
überliefert bekommen hat, und daß Hi. dasselbe bereits in sei- 
ner uns vorliegenden lateinischen Gestalt gelesen und ausge- 
schrieben hat, dürfte hiermit vollständig geleistet sein. Es wird 
Keinem gelingen und wohl auch Niemand versuchen, in diesem 
Buch einen Satz nachzuweisen, der nicht schon einige Zeit vor ' 
dem J. 398; in welchem Hi. seinen Commentar zu Matthäus 
schrieb, oder vor d. J. 392, in welchem er seinen Schriftsteller- 
katalog verfaßt und zum ersten Mal den Evangeliencommentar 
des T. erwähnt hat, hätte geschrieben werden können. Was in 
dieser Hinsicht zur Sprache gebracht werden könnte, wird bei 
der Untersuchung des Ursprungs unsres T. beiläufig aber aus- 
reichend berücksichtigt werden. 

2. Arnobius der Jüngere und spätere Lateiner. 

Einem Arnobius, den man im Gegensatz zu dem afrikani- 
schen Verfasser der 7 Bücher „adv. nationes'' den Jüngeren 
nennt, pflegen folgende Schriften^) zugeschrieben zu werden: 

1) Amobii catholici et Serapionis conflictus de deo trino et uno, 

2) Commentarii in psalmos, 3) Annotationes ad quaedam evan- 
geliorum loca. Die Hypothese Sirmond's, daß die von ihm unter 
dem Titel Praedestinatus herausgegebene häreseologische Schrift 
den gleichen Verfasser habe, hat nicht allgemeine Zustimmung 
gefunden. Von jenen drei Werken aber hat das erste keinen 
Anspruch auf einen Verfasser Namens Arnobius. In der fingir- 
ten Disputation trägt der Vertreter der „6edes apostolica^ und 

IJ ZnsammeDgestellt bei Higne 53, col. 237—580. Eine Ergänzung 
SU der ersten Schrift gab Mai, Spicil. Rom. V, 1, 101 sqq. 



Schriften des Arnobins ianior. 105 

der Rechtglänbigkeit diesen Namen^ welcher ebensowenig histo- 
risch gemeint sein wird, wie der Name Serapion, welcher die 
egyptische Heterodoxie vertritt, nnd die Namen der Schieds- 
richter Constantins und Ammonins. Jedenfalls redet der Ver- 
fasser in dem einleitenden Kapitel neben einem sein »Ich" um- 
fassenden nobis von Amobias in dritter Person , will also nicht 
Amobins sein. Außerdem ist der Verfasser des Dialogs ein 
Verehrer Augustins und seiner Lehre, dagegen der Verfasser 
des Psalmencommentars ein Semipelagianer, welcher gegen Au- 
gustin und die „Praedestinati" polemisirt ^). Der Verfasser des 
letzteren nennt sich in dem an zwei Bischöfe Leontius und Ru- 
sticus gerichteten Dedicationsschreiben Amobius. Da nun in den 
Jahren 427 (oder 430) — 461 (oder 462) ein Rusticus Bischof 
von Narbonne und vielleicht schon von 456 (spätestens 461) — 
484 ein Leontius Bischof von Arles war ^) und femer nichts da- 
gegen^ sondern die semipelagianische Richtung des Amobius 
eher dafbr spricht, daß dieser der gallischen Kirche des 5. Jahr- 
hunderts angehört, so ist eben dies mit Recht allgemeine An- 
nahme geworden. Da Leontius und Rusticus nur wenige Jahre 
gemeinsam Bischöfe waren, ist auch die Abfassungszeit (um 460) 
genau bestimmt. Diesem Amobius werden auch die Anmer- 
kungen zu den Evangelien angehören, welche zuerst Gilbertus 
Cognatus (Cousin), der Amannensis des Erasmus, zu Basel 1543 
herausgegeben haben solP). Erstlich tragen sie den Namen 
Amobius, von welchem wir nicht wissen, daß ihn außer dem 
Afrikaner um 300 und dem Gallier um 460 ein christlicher 
Schriftsteller getragen habe; ferner bestehen sie ans lauter alle- 
gorischen Deutungen, wie auch der Psalmencommentar größten 
Theils; endlich haben sie insofem die gleiche, nicht eben ge- 



1) Zu Ps. 146 (Migne col. 563). Gf. Hist. litör. de la France II 
(a. 1735) p. 343. 348. 

2) ffist. litör. de la France II, 356. 362* sq. 511. 697. 702. Garns 
(Series episcopomm p. 493. 582) scheint auch über neuere Untersachungen 
nicht za verfUgen. 

3) Cave, Hist. lit. (Gen. 1720) p 289; Dictionary of Christ, biogr. I, 
170 (wo der Herausgeber Cognans genannt wird). Der Editio princeps 
habe ich nicht habhaft werden können, kann daher aach nicht sagen, 
ob die wenig:en Blätter (Migne 53 col. 569 — 580) wirklich als selbstän- 
diges Bach erschienen sind. Aas einer sehr alten Handschrift will Gog- 
natos laut Vorrede (Migne col. 569) die Schrift geschöpft haben. 



106 Arnobiiu ionior nnd Theophilos. 

wohnliche, äußere EiDrichtuDg, wie der Psalmencommentary daß 
jedesmal der Text des ganzen auszulegenden Abschnitts der 
Auslegung vorangeschickt ist^). Der evangelische Text nimmt 
in Folge dessen manchmal mehr Raum weg, als die Erklärung. 
Es sind kurze, unter sich völlig zusammenhangslose, je ein Ka- 
pitel bildende Scholien zu ausgewählten Abschnitten: 8 Kapitel 
aus und zu Johannes, 27 zu Matthäus, 4 au Lucas; Marcus ist 
gar nicht vertreten. Von diesen 39 Kapiteln sind aber 36 sach- 
lich identisch und meist auch im Wortlaut sehr ähnlich mit den 
betreffenden Scholien des T. Nur c. 7 zu Jo 8, 56, c. 27 zu 
Mt 25, i— 12 und c. 4 zu Lc 9, 28—33 sind bei T. nicht nach- 
zuweisen, obwohl diese Stellen von T. nicht übergangen wor- 
den sind. 

Ist vorhin bewiesen worden, daß unser T. dasselbe Buch 
sei, welches Hi. vom J. 392 an wiederholt erwähnt und in sei- 
nem Commentar zu Matthäus stark ausgebeutet hat, so bedarf 
es kaum eines Beweises dafttr, daß Arnobius um 460 aus dem- 
selben T. seine mit wenigen eigenen Gedanken verzierten Ex- 
cerpte gemacht hat, und daß er nicht etwa zu den Quellen un- 
seres T. gehört, welcher dann ein noch jüngerer Psendotheophilus 
sein müßte. Die Wichtigkeit des Gegenstandes wird es jedoch 
rechtfertigen, daß ich hier vom Ergebnis des vorigen Kapitels 
absehe und 4en Beweis der Abhängigkeit des Arnobius von T. 
selbständig führe. In Jo 1, 3 findet T. IV, 1 den Gedanken, 
daß unabhängig von Christus nur das Nichts, d. h. aber nach 
1 Cor 8, 4 der Götze oder die Abgötter^ entstanden sei. Diese 
sonderbare, übrigens auch von Augustin ^) berührte Auslegung 
war selbstverständlich nur möglich bei der von T. angenomme- 
nen LA und Satzabtheilung sine ipso factum est nihil, x^Q^^ 
advov iyiyero ovdiv, Arn., welcher als Text vor der Auslegung 
gibt sine illo factum est nihil, quod factum est, wiederholt gleich- 
wohl jene Auslegung. Sie schwebt bei ihm völlig in der Luft, 
wird daher auch nicht als Erklärung eines bestimmten Bestand- 



1) Beiläufig möchte ich fragen, ob der Ämapobitis, welcher von 
Am. c. 25 ex Matthaeo (Migne col. 577) als Beispiel der falschen Pro- 
pheten angeführt wird, identisch ist mit dem fabelhaften ÄmpuUiantis im 
Praedestinatus c. 43 (ed. Oehler p. 246). 

2) Tract. I § 13 in Job. (Ed. Bass. vol. IV, 390) ; s. in Bezug auf 
den Text das 5. Kapitel des folgenden Abschnittes zu Jo 1, 3. 



Arnobins iunior and Theophilas. 107 

theils des voranstehenden Textes vorgetragen; wie von T., son- 
dern ist als ein ganz nnveranlaßter Einfall angeflickt. Mit dem 
Wortlaut seines Textes and einem pedantischen Verständnis des- 
selben steht derselbe im Widerspruch; denn „Nichts, was ge- 
worden ist^; schließt auch alle Sünde und den Götzendienst aus. 
Wollte aber der Ausleger an die selbstverständlichen Ausnahmen 
erinnern, so bleibt ganz unverständlich; warum er nur das Idol 
und nicht alles der ursprünglichen Schöpfungsordnung Fremde 
nennt. Der Widersinn dieser ersten „annotatio'^ erklärt sich nur 
darauS; daß Arn. einen älteren Ausleger abschreibt, dessen Vor- 
aussetzungen er nicht theilen kann. Man kann diesem Schluß 
auch nicht durch die Annahme entgehen; daß in den Text des 
Arn. erst durch spätere Schreiber das quod factum est hinein- 
gerathen sei; denn erstlich zeigt; wie schon bemerkt; die Form 
der Einftthrung des damit unverträglichen Gedankens, daß Am. 
ihn nicht auf einen Textbestandtheil zu gründen weiß und also 
auch keinen Text vor sich gelfabt hat; welcher dieser Auffassung 
eine Stütze bieten konnte; und sodann sind die evangelischen 
Texte des Amob. überhaupt nicht nach der Vulgata gemodelt; 
sondern in sehr origineller Gestalt auf uns gekommen. Das ist 
dem Fleiß Sabatier's nicht entgangen; aber er hat es nicht zu 
würdigen vermocht; weil er die evangelischen Texte des T. 
außer Betracht ließ und daher von deren Zusammenhang mit 
den Texten des Arn. keine Ahnung hatte. Arn. hat nicht selten 
einen bei keinem Lateiner; wohl aber bei T. nachzuweisenden 
Text z. B. in der Ueberschrift und im Text seines c. 3 ex Mat- 
thaeo cibt48 für esca Mt 3; 4 (T. p. 35, 5), im Text des c. 22 
(Mt 21; 35) ein unerhörtes decollaverunt und in der Auslegung 
decollatm est (= T. p. 56; 7), im Text und in der Auslegung von 
c. 6 (Mt 5, 25) ein sonst kaum bezeugtes ministris statt ministro 
(= T. p. 38, 6); im Text des c. 9 (Mt 7, 3) ein sonst nur im 
Vercellensis zu findendes consideras (= T. p. 39; 20); im Text 
des c. 12 (Mt 9; 16) maior statt pmr (= T. p. 41, 20). Diese 
Uebereinstimmung der Texte zwischen Am. und T. ist keines- 
wegs eine durchgängige. Mehrfach hat Arn., wie sich vorhin 
in Bezug auf Jo 1; 3 herausstellte, als Text das Gewöhnliche, 
aber die Auslegung setzt den von T. gegebenen oder angedeu- 
teten Text voraus. So z. B. hat Arn. c. 8 ex Matth. (Mt 6, 19) 
tinea et comestura, aber in seiner dem T. p. 39, 6 entlehnten Aus- 
legung wie dieser nur tinea. Während solche Fälle die Ab- 



108 Arnobfas ianior und Theophilus. 

bängigkeit des Am. von T. nDmittelbar beweisen; beweisen das- 
selbe mittelbar auch die angeführten Beispiele von Textüberein- 
stimmongen. Denn die Erklärung solcher Singularitäten, welche 
sich fttr T. unter der Voraussetzung; daß derselbe aus dem 
Griechischen übersetzt ist; ganz von selber darbietet (s. Ab- 
schnitt V)y fällt für den Lateiner Arn. weg. Wenn es ferner 
bei Schriftstellern des zweiten Jahrhunderts ^) keineswegs an 
Beispielen völlig apokrypher Textüberlieferung fehlt und daher 
die Bemerkung des T.. über die angeblichen 7 Weinkrüge zu 
Kana (lib. IV; 2 p. 80, 19) unter der Voraussetzung sehr hohen 
Alters des Gommentars begreiflich ist, ist das gleiche Vorkomm- 
nis bei einem Ausleger des 5. Jahrhunderts (Arn. c. 2 ex Job.) 
und in Bezug auf eine so bekannte Perikope mehr als auf- 
fallend. Es ist nur erklärlich als Plagiat aus dem in naiveren 
Zeiten geschriebenen T. Als Quelle des Am. erweist sich T. 
auch durch MisverständnissC; welche nur bei Arn. sich finden. 
Durch flüchtige Leetüre von T. I; 28 ist Am. c. 24 dazu ver- 
führt worden; von 7 Büchern des Moses zu reden. Daß unter 
dem von den Juden enthaupteten Johannes (T. I, 27 p. 56, 7) 
der Täufer gemeint sei, glaube ich zu jener Stelle bewiesen und 
die Misverständlichkeit des Ausdrucks erklärt zu haben. Ära. 
dagegen (s. ebendort) hat offenbar verstanden; daß der Apostel 
Johannes der einzige von den Juden enthauptete Apostel sei; 
denn er legt dort nicht, wie T. die einzelnen Textelemente in 
mehr oder weniger genauem Wortlaut vor, um dara^ kurze 
Deutungen anzuhängen, sondern sagt in durchaus eigenen Wor- 
ten: „Die Späteren; von welchen er (Jesus und der Evangelist) 
sagt; daß sie geschickt worden seieu; sind die Apostel; von wel- 
chen der eine Enthauptete Johannes ist^. — Zu Jo 18; 10 hat 
T. IV; 10 in Uebereinstimmung mit seiner ausführlicheren Er- 
örterung über dieselbe Thatsache (lib. I, 34); nämlich über das 
abgehauene Ohr des Malchus bemerkt, daß damit das Straf- 
gericht der VerStockung über die Juden abgebildet sei und dazu 
passend Jes. 6, 9 citirt. Ära. c. 8 ex Job. citirt statt dessen 
Jes. 53; 1, wo gar nichts von Verlust des Hörvermögens gesagt 
ist; worauf es doch in diesem Zusammenhang allein ankam. 
Wenn es auffällig erscheinen soUtC; daß ein Späterer Passendes 
durch Unpassendes verdrängt habC; so darf man nicht vergessen. 



1) Heracleon z. B. las Jo 4, 18 »sechs** statt nfünf**. 



Araobius iunior und Theophilos. 109 

daß Arn. Semipelagianer war und ohne Noth an jenes harte 
Wort des Propheten nicht erinnern mochte. Es ist in dieser 
Hinsicht auch bemerkenswerth, daß er das starke Zeugnis fbr 
die das ganze Menschengeschlecht umfassende Erbsünde, welches 
T. IV, 9 zu Jo 9, 1 ablegt, dnrch einen trivialen Satz tlber die 
Heiden ersetzt, welche von Gebart an in Blindheit irregehn ^). 
Wo T. (lib. I, 3) von der zakttuftigen Darchdringang der Welt 
durch die Lehre Christi und von der zukünftigen Zermalmung 
der Bosheit des Teufels redet, da spricht Arn. (c. 2 ex Matth.) 
von eben diesen Thatsachen als vollbrachten. Dahingegen den 
alterthümlichen Gedanken, daß Christus am Ende der Zeiten er- 
schienen sei, welchen T. mehrmals anbringt, hat Arn. beseitigt, 
wo er ihm in den Wurf kam^). Diese Anschauung paßte nicht 
mehr, seitdem vier Jahrhunderte dem Tode Jesu gefolgt waren. 
Aus der Schrift konnte man sie nicht beseitigen. Aber so wie 
T. sie aus eigenem Antrieb in biblischen Stellen zu finden oder sie 
in solche Stellen einzutragen , ' deren nächster Wortsinn nichts 
davon enthält, und sie da auszusprechen, wo ein älterer Schrift- 
steller, den man ausschreibt, sie nicht ausgesprochen hatte, das 
war nach der Zeit des Am. noch unmöglicher, als zur Zeit des- 
selben. Schon durch diesen einen Umstand wäre bewiesen, daß 
nicht ein Pseudotheophilus neben anderen älteren Auslegern auch 
aus Arn. seinen Commentar compilirt hat. 

Die Anmerkungen des Arn., welche bis auf verschwindend 
wenige Stücke umgearbeitete Auszüge aus T. sind, sind vielmehr 
ein höchst bedeutsames Zeugnis dafür, daß der von Hl. i. J. 406 
der Gallierin Algasia gegenüber rühmend erwähnte Commentar 
ein halbes Jahrhundert später in Gallien bekannt war und mit 
Hochachtung gelesen wurde. Wie lange und in welchem Maße 
die abendländische Kirche der nächstfolgenden Jahrhunderte mit 
unserem Commentar bekannt geblieben ist, wage ich nicht ge- 



1) Am. c. 3 ex Jo. (za T. IV, 6 p.82, 11). So wie oben kano man den Sinn 
wiedergeben, ohne das quique . . . errabamus statt qui errant zu über- 
sehen. Anstatt von den Heiden dies za sagen, sagt er es von sich und 
anderen Christen, die noch im Heidentum geboren sind und während 
ihres heidnischen Lebens dem Blindgeborenen vor der Heilang glichen. 
Bei T. kommen die Heiden nur nachträglich als besonders deatliches 
Beispiel der angeborenen Blindheit aller Menschen zur Sprache. 

2) Arn. c. 18 ex Matth. oben zu T. I, 19 p. 50, 21 sqq. cf. außer- 
dem T. I 23; II, 5; IH, 8 p. 72, !?• 



110 Gregor d. Gr. und Theopfailud. 

naa zn bestimmen. Als sieher erscheint mir zunächst, daß Gregor 
der Große aas dieser Quelle geschöpft hat. Der Nachweis ist 
allerdings dadurch erschwert, daß Gregor auch mit solchen Schrift- 
stellern bekannt war, welche Gedanken und Worte des T. sich 
angeeignet und durch ihren berühmteren Namen deren weitere 
Verbreitung vermittelt haben. Es kann selbstverständlich keine 
Bekanntschaft mit T. beweisen, wenn Gregor wie so Viele vor 
ihm die Geschenke der Magier ebenso wie T. deutet ^), oder die 
4 apokalyptischen Thiere ebenso wie T. auf die 4 Evangelisten 
vertheilt und wesentlich ebenso diese Vertheilung begründet ^). 
Aber es liegen auch solche Parallelen vor, bei welchen die An- 
nahme eines Mittelgliedes zwischen Gregor und T. wenigstens 
nicht begründet werden kann. Man vergleiche mit T. I, 2 p. 33, 4, 
was Gregor in einer Homilie über Lc 2, 11 — 14 (Migne 76, 1104) 
sagt: Bethlehem quippe domus panis interpretatur. Ipse namqm 
est qui ait: ego mm panis vivm qui de caelo descendi; oder mit 
T. 1, 30 p. 59,29; 60,5 Gregorys Homilie überMt 25, 1-13 (Migne 
76, 1120) Venditores quippe olei adulatores sunt und (col.1118) : De 
virginitate sua gloriam foris eocpetunt. Ferner cf. T. I, 8, p. 41, 5 
mit Greg. Moral. XIX, 1 (Migne 75 coL 96): Nomine ergo wl- 
pium dolosa atque fraudulenta, nomine autem volucrum haec 
eadem superba daemonia designantur; ac si dicat: fraudtdeifUa 
et elata daemonia in corde vestro, id est in cogitatione superbiae 
inveniunt habitationem ; ßlim autem hominis, ubi caput suum 
reclinety non habet, id est humilitas mea requiem in superba mente 
vestra.non invenit. Hi. 46 bietet kaum einen Vergleichungspunct. 
.Cf. jedoch Origenes oben zu S. 41, 4. Zu lang zum Abschrei- 
ben ist die Parallele zur Auslegung der Parabel vom Senfbaum 
T. I, 18 in Greg. Moral. XIX, 3 (Migne 75 col. 97). Ich möchte 
den Eindruck nicht durch minder beweisende Parallelen, welche 
mir auffielen, abschwächen, kann auch nicht verbürgen, daß ich 
die wichtigeren sämmtlich herausgefunden habe. 

Beda nennt in der Dedicationsepistel zum Commentar über 
Lucas, dem ältesten seiner Evangeliencommentare, als Haupt- 
quellen seiner Arbeit die Werke des Ambrosius, Augustinus; 



1) Gregor M. hom. 11 in ev. (Migne tom. 76 col. 1112) cf. T. I, 2 
p. 33, 8 nebat Anm. 

2) Homil. 4 in Ezecfa. (Migne 76, 815) cf. T.I praef. und Beilage II. 



ßeda und Theophilas. 111 

Gregorias ^) and Hieronymus ; daneben aber anch ^die übrigen 
Väter." Es scheint, daß unter letzteren auch T. sich befand. 
Von vorneherein sind auch hier wieder diejenigen Erklärungen 
in Abzug zu bringen^ welche Beda aus Hieronymus genommen 
haben kann oder offenbar genommen hat. So die vier Grttnde 
für das Verlöbnis der Maria mit Joseph vor der EmpiSngnis ^), 
die Deutung der Magiergaben (col. 13) und Anderes mehr, was 
aufzuzählen für diesmal keinen Zweck hat. Aber manches auf 
T. schließlich Zurückgehende in Beda's Gommentaren kann ich 
wenigstens bei keinem dritten älteren Exegeten nachweisen. Es 
ist meist nicht wörtlich abgeschrieben^ sondern in selbständiger 
Umgestaltung vorgetragen. Sowohl zu Marcus als zu Lucas 'J 
wird im Anschluß an die Auferwecknng der Tochter des Jairus der 
intellectus moralis der drei Todtenerweckungen Jesu ganz nach 
T. entwickelt. Die Tochter des Synagogenvorstebers ist ein Bild 
derjenigen Sünder, welche noch nicht über den Gedanken der 
Sünde hinausgeschritten sind; der Jüngling zu Nain ein Bild 
derjenigen, deren sündige Lust zur That geworden ist; Lazarus 
ein Bild derjenigen, welche durch das zur Gewohnheit gewordene 
Sündigen bereits anfangen in einen Process geistlicher Verwesung 
überzugehen. Sie alle erweckt Jesus durch die ihrem Zustand 
angemessenen Mittel zu geistigem Leben. — Man kann über 
Beda's Quelle nicht zweifelhaft bleiben , wenn man seine Aus- 
führung über die zwei auf dem Bette Liegenden und die zwei 
an der Mühle Arbeitenden *) mit T. I, 29 p. 58, 19—27 vergleicht. 



1 ) Gregorius vigilantissimus (iuxta suuut nomen) , nostrae gentis 
apostolus. Migne 92 col. 304. In der Vorrede zu Marens (col. 134) wer- 
den keine einzelnen Napnen genannt. 

2) Expos, in Matth. (Migne 92 col. 12). Sonderbarer Weise werden 
vier Gründe angekündigt, der vierte aber weggelassen. Die Einführungs- 
form ist sicbtlich aus Hieronymus genommen. 

3) Migne 92 col. 183 sq. 444 sq. Auf eine dieser fast gleichlauten- 
den Ausführungen nimmt er im Common tar zu Matthäus noch einmal 
Bücksicht col 49 D. Gf. T. II, 8 p. 68. 

4) col. 549 D — • 550 B. Auch in dem, was dort erst folgt, über die 
zwei auf dem Acker, ist das wieder zu erkennen, was bei T. p. 58,17 
vorangeht. — Beda hat in seinem Text erunt duo in Udo uno. Wo er 
aber anfängt, ausT. zu schöpfen, läßt er das von diesem nicht anerkannte 
und nicht benatzte uno fort und schreibt: duo erunt in lecto, Uli vide- 
licet, qui otium et quietem eligunt, neque negotiis secularibus, neque ne- 
gotiis ecclesiastids occupati, quae illorum quies lecti nomine significatur. 



112 Beda und Theophilus. 

Es ist ein sehr origineller and zam Theil an die Geschichte der 
Speisang der 5000 angeknüpfter Gedanke des T. ^) , welcher von 
Beda in der Aoslegang dieser Geschichte reprodacirt wird, daß 
das A. Testament ans 7 Büchern bestehe^ nämlich aas den 
5 Büchern Mosis, welche durch die 5 Brode dargestellt sind, 
aas dem einen Bach der Hagiographen (Psalmen) and dem einen 
Bach der Propheten. Wenn Beda die beiden letzteren darch die 
beiden Fische abgebildet findet^), während T. diese ein Bild 
der beiden Testamente sein läßt, so hat Beda die Incongraenz 
zweier bei T. dicht neben einander stehender allegorischer Dea- 
tangen aasgeglichen, aber mit Gedanken, welche ihm gleichfalls 
T. dargeboten hatte. Wie T. einmal an die Speisang der 5000 
sogleich eine Bemerkung über die der 4000 als Typos einer 
höheren geistlichen Segnung anschließt, so aachBeda und zwar 
dieselbe Deutung der 7 Brode auf den hl. Geist ^). Die Verän- 
derungen, welche Beda mit dem aus T. Entlehnten vornimmt, 
sind zum Theil weitgreifend. Es wird sich daher über vieles 
Einzelne streiten lassen. Dazu kann aber außer .dem bereits An- 
geführten gewiß nicht gerechnet werden die Deutung der 
dreißig-, sechzig- und hundertfältigen Fracht auf Verehelichte, 
Wittwen und Jungfrauen^), und die Deutung des Jota Mt. 5, 18^). 
Ohne späteren Erörterungen vorzugreifen; darf bemerkt werden, 
daß der für seine Zeit sprachgelehrte Beda, welcher hier aller- 
dings unglücklich über die bei einem evangelischen Wort in 
Betracht kommenden Sprachen reflectirt, daran Anstoß genom- 
men zu haben scheint, dass T. neben der Deutung des griechi- 
schen Jota nach seinem Zahlenwerth das lateinische Wort apex 
nach der Zahl seiner Buchstaben gedeutet hat. Statt dessen 



Die zweierlei monachi des T. kehren wieder 550 A in der zwiefachen 
Charakteristik: qui propter deum continentiae studuerit, ut sine sollici- 
tudine vivens cogüet quae dei sunt ( 1 Cor. 7, 32) und qui statum mo- 
nasticae vitae, quo imbutus est, laeserit» 

1) T. I, 12 p. 45, 9; I, 17 p. 48, 3; I, 28 p. 56, 13; II, 5, p. 67, 3. 

2) col. 193 C. Dasaelbe kürzer zu Matthäus col. 72 A. 

3) T. I, 12 p. 45, 13 de Septem panibtLS, id est doctrina spiritus sep- 
tiformis. . . quatuor milia hominum saturata. Cf. Beda col. 72 D: Qua- 
tuor milia Septem panibus (sc. saturata) sublimes sunt, spiritali intus 
gratia eruditi. 

4) Beda zu Lucas col. 432 B. C. cf. T. II, 3 p. 65, 24, 

5) Beda col. 26 C. D cf. T. I, 5 p. 37, 19, 



Rabanus Maaros. 113 

faßt Beda das Häckchen nur als einen Zag am Buchstaben Jota 
(eins summa portiuncula) und gibt nun folgende verbesserte Auf- 
lage der Deutung des T. : Apte autem iota Graecum et non Hoth 
posuit Hebraeum, quia iota in numero decem exprimit et deca- 
logum legis etiumerat, cuius quidem apex et perfectio evange- 
lium est. 

Diesen Satz bat Rabanus Naurus ^) wie so manches An- 
dere fast buchstäblich genau aus Beda abgeschrieben. Und es 
liegt nahe anzunehmen, daß die ziemlich zahlreichen wörtlichen 
Uebereinstimmungen zwischen Rabanus und T. sämmtlich durch 
Beda oder Hieronymus vermittelt seien. Die allegorische Deu- 
tung der Heilung von Petri Schwiegermutter bei Beda und Ra- 
banus ^) geht schließlich auf T. zurück ; aber Rabanus wieder- 
holt beinah wörtlich die verbesserte und erweiterte Auflage, 
welche Beda geliefert hatte, und gibt auch die von Beda ange- 
hängte „moralische^ Deutung zur allegorischen hinzu. Die al- 
legorische Deutung von Mt 8, 20, welche bei weitem nicht so 
deutlich, wie diejenige Gregor's (s. vorhin S. 110), aber doch 
noch einigermaßen anT. 1, 8p.41, 4 erinnert, hat Rabanus col. 862 
aus Beda col. 42 abgeschrieben. Das gleiche Verhältnis finde 
ich an manchen andern Stellen, mag im Text des Rabanus der 
Name Beda oder der eigene des Rabanus oder gar keiner an- 
gemerkt sein. So z. B. Rab. 878 A (iuxta leges autem tropolo- 
giae etc.) = Beda 151 D = T. I, 9 p. 41, 13 sqq. Femer Rab. 883 D 
sqq. = Beda 183 C sqq. oder 444 sqq. = T. 11, 8. Unmittel- 
bar vor letzterer Stelle gibt Rabanns (883 C) unter dem Na- 
men Hieronymus genau denselben Ausschnitt aus T. 1, 9 p. 42 
10—13, welchen auch Beda^) zu Lucas gegeben hatte. Aller- 
dings steht der Satz auch bei Hier., aber ohne die Worte, wo- 
mit Beda und nach ihm Rabanus sie eingeleitet hat. Kurz vorher 
hat Rabanus einen Satz aus des T. Auslegung derselben 



1) Migne 107 col. 804 D. 

2) Beda col. 41; Rab. col 861; T. II, 1 p. 65, 9—14. 

3) Beda col. 444 C : Tenens ergo manum puellae lesus sanavit eam, 
quia nisi etc. Nicht ganz so genau in der Wortatellang mit Rabanus 
übereinstimmend , dasselbe zu Matthäus col. 49, ganz ungenau zu Marcus 
col. 182: Cf Hier, in Mattb. p. 53, wo aber das Plagiat von nisi an jeder 
Einleitung entbehrt. Statt resurget bei T. und Hi. hat Beda consurgit 
und Habanus conaurget. Auch hierin also zeigt sich die Abhängigkeit 
des Rabanus von Beda. 

Zahn, Forschungen. II. S 



114 Babanns. Notker. 

Stelle^) bis auf zwei ausgelassene Worte buchstäblich wieder- 
holt, ohne eine Quelle anzugeben, und ohne daß wir bei Beda 
dasselbe Plagiat nachweisen können. Aber Hieronymus ist diesmal 
die Quelle des Rabaous , was schon dadurch über allem Zweifel 
steht; daß Hier, ebenso wie Rabanus ein dominum wegläßt, 
welches in T. steht. Auf Grand dieser allerdings unvollständi- 
gen Beweisführung darf behauptet werden: Rabanus hat den 
T. nicht unmittelbar benutzt und sicherlich überhaupt nicht mehr 
gekannt^). Was er ohne Kenntnis der letzten Quelle aus T. 
hat und gibt, haben ihm Hi. und Beda, der Letzte, bei wel- 
chem ich Bekanntschaft mit T. nachweisen kann, vermittelt. 
Notker in seinem Sendschreiben über die berühmten Schriftans- 
leger nennt den Theopbilus nicht mehr^}. Für Matthäas soll 
Hieronymus, für Marcus und Lucas Beda, für Johannes Augu- 
stin genügen. Auch unter den sekundären Hülfsmitteln wird 
zwar unter anderem der Brief des Hieronymus an Algasia, aber 
nicht mehr der in demselben rühmend genannte Evangelien- 
commentar des antiochenischen Bischofs genannt. Man kann 
sich nicht wundern, daß er im späteren Mittelalter gänzlich ver- 
gessen blieb. 

3. Ambrosius und die älteren Lateiner. 

Wer Ambrosius und Hieronymus als Männer und Christen 
mit einander vergleicht; wird die oben S. 87 f. erwähnten ver- 
ächtlichen und hämischen Bemerkungen des Hi. über den wür- 
digen Bischof immer wieder mit ähnlicher Entrüstung lesen, wie 
sie seiner Zeit Rufinus aussprach. Aber in der Sache hat Hi. 
nicht so Unrecht. Als Schriftsteller ist Ambr. außerordentlich 
schwach und von den griechischen und lateinischen Büchern, 
durch deren rasche Leetüre er den Mangel theologischer Vor- 



1) T. I, 9 p. 42, 8—10 = Eab. 883 A. Es fehlt hier ausser enim nur 
dominum, ebenso aber auch Hier, in Matth. p. 53. Bei Beda zu Matthäas 
findet sich nichts davon , zu Marcus col. 182 D und zu Lucas 444 B nur 
unbestimmte Anklänge. 

2) In der Dedicationsepistel wiederholt Babanus aus der Vorrede des 
Hier, zum Matthäuscommentar die Namen der dort genannten Ausleger 
col. 728. Aber unter denjenigen Autoren, von denen er sagt, daß er 
sie selber benutzt habe, findet sich Theophilus nicht, wohl dagegen For- 
tunatianus, was oben S. 11 Anm. 2 hätte bemerkt werden sollen. 

3) Pez, Thesaurus anecd. Vol. I pars 1 p. 5. 



Ambrosius und Theophilus. 115 

bildang za ergänzen sachte, zeigt er sich in einem Maße ab- 
hängig, welches ihm wenig Ehre macht. Das gilt insbesondre 
von dem aas Predigten entstandenen Commentar über das Lacas- 
evangeliam. Gleich zam Prolog des Lacas (p. 728 sq.) übersetzt 
er in der That streckenweise die erste Homilie des Origenes. 
Wieyieles er besonders im 3. Bach; in dem langen Excars über 
die Genealogien, woraaf er lib. IV, 1 p. 822 als ein selbstverfer- 
tigtes ,,non absardam opas^ zurückblickt, aas Easebias entlehnt 
hat, hat A. Mai veranschaulicht^). Wenn Ambr. sich mit an- 
serem T. berührt, so ist im voraus wahrscheinlich, daß Ambr. 
der Nachahmer sei. Ja es ist, chronologisch betrachtet, gewiß; 
denn nicht vor dem J. 386 hat Ambr. das Werk in Mailand 
vollendet^), und im J. 392 erwähnt Hi. in Bethlehem, daß er 
den Evangeliencommentar des Theophilus gelesen habe, dessen 
Identität mit unserem T. sich heraasgestellt hat^ und im J. 398 
nennt Hi. denselben an zweiter Stelle unter denjenigen exege- 
tischen Werken über die Evangelien, welche er vor sehr vielen 
Jahren gelesen habe. Und dieser Commentar war dem Hi. als 
ein Werk des ausgehenden zweiten Jahrhunderts überliefert, and 
dem Zweifel an der Abfassung durch Theophilus von Antiochien, 
welchen Hi. im J. 392 andeutete, hat er selbst später keinerlei 
Folge gegeben. Es wird keiner Ausführung bedürfen, daß Hi. 
80 nur reden konnte, wenn T. wenigstens schon seit einigen 
Jahrzehnten existirte, also bedeutend älter ist als die ambrosia- 
nische Auslegung des Lucas. Nun aber berührt sich Ambr. im 
Gedanken sehr häufig, im Wortlaut nicht selten mit T. Ich 
denke nicht mit Unrecht unter dem Text des letzteren 27mal 
den Ambr. citirt zu haben ^). Da Ambr. über Lucas schrieb, 
80 ist es nicht befremdlich, daß die längste und genaueste Pa- 
rallele zwischen Ambr. und T. in dem den Lucas behandelnden 
Theil des letztem lib. III, 18 p. 76, 30 sich findet. Sie erstreckt 

1) Nova Patrum bibl. vol. IV. pars 1 p. 304—308. 

2) Gf. die Admonitio der Benedictiner p. 720. 721. Für die folgen- 
den Data s. oben S. 9 ff. 

3) I, 1 zu p.31, 15 u. 19; vor 32, 8; I, 2 zu p. 33,8; (I, 3 p. 35,7; 
I, 5 p. 38,1; I, 9 p.41,25;) I, 10 p. 44,3; I, 12 p.45, 12; I, 16 p.47,9; 
I, 17 p. 47, 18 u. p. 48, 6; 1, 18 p. 49, 20 (u. p. 50, 5); 1, 22 p. 52,5 ; 1, 26 
p. 54, 2; I, 29 p. 57, 3 u. 11; (I, 33 p. 61, 5 u. 8); II, 4 p.66,15; II, 5 
p. 67, 3; II, 6 p.67, 15; III. 8 p. 70. 20; III, 10 p 73, 18; III, 15 p. 75, 
27 sqq.; III, 18 p. 76, 30 u. 77, 6. Die minder wichtigen oder sicheren 
Stellen sind eingeklammert. 

8* 



116 AmbroBius nnd Theophilad. 

sich ttber 2 Pericopen Lc 13, 6—9 und 13; 10—17 nnd sie ist 
in der Anslegnng der ersteren eine so genaue, daß der besser 
Überlieferte Text des Ambr. unbedenklich zur Verbesserung des 
verderbten Textes des T. verwerthet werden konnte. Aber auch 
das Scholion zur zweiten Pericope, welches Ambr. zu Anfang ein 
wenig freier reproducirt hat, klingt gegen Ende wieder wörtlich 
bei Ambr. durch. Ebenso wie hier verhält sich's mit den beiden 
zu T. I, 1 p. 31, 15 u. 19 u. der zu T. 1, 17 p. 47, 18 citirten Stelle 
des Ambr. Sie halten die Mitte zwischen freier, zum Theil sti- 
listisch bessernder Reproduction und wörtlicher Abschrift aus T. 
Nahezu wörtlich hat Ambr. wieder T. I, 22 abgeschrieben. Es 
steht dies Plagiat im dritten Buch des Gommentars des Ambr., 
worin er ganz besonders aus griechischen Quellen geschöpft hat 
Daß er und nicht T. in diesem Fall der abhängige ist, sieht man 
leicht. Bei Ambros. ist gar nicht ersichtlich, wie er sagen kann, 
daß Jesus etwas damit angedeutet habe, daß er einen Zimmer- 
mann zum Vater hatte. BeiT. ist das verständlich ausgedrückt. 
Durch ungeschickte Tilgung eines eüam hinter cito bringt Ambr. 
den verkehrten Gedanken heraus, daß das Umhauen der un- 
fruchtbaren Bäume ein Mittel sei, die Fehler derselben zu be- 
schneiden. Verstand ist nur bei T. Aus den bisher angeführten 
Fällen folgt auch unausweichlich , daß , wenn T. Uebersetzung 
eines griechischen Originals ist, Ambr. ebenso wie Hi. und Am. 
die uns vorliegende lateinische Uebersetzung des T. auf seinem 
Tisch liegen hatte. An der vorletzten der genannten Stellen 
(T. I, 17) berührt sich Ambr. zugleich und im einzelnen noch 
wörtlicher mit Hilarius^); und es ist möglich, daß er Anderes, 
was sich wesentlich gleichförmig bei T. und bei Hil. findet, wie 
z. B. die Deutung der Geschenke der Magier (T. I, 2) aus Hil. 
und nicht aus T. geschöpft hat; denn daß. Ambr. den Matthäus- 
commentar des Hilarius gelesen nnd bei seiner Auslegung des 
Lucas, ohne ihn zu nennen, benutzt hat, folgt schon aus dem 
eben Angeführten und ist längst anerkannt^). Aber viel enger 
als an Hil. hat Ambr. sich an T. angeschlossen. Er erlaubt sich 
gelegentlich dessen Auslegung zu corrigiren und in angeblich 
verbesserter Gestalt sich anzueignen, z. B. zu T.I,33; und auch 



1) Gleichfalls zu T. I, 17 citirt. Die Worte „satio humani generis 
nnd profectus hat Ambr. aas Hil. 

2) Cf. Goustant in der Admonitio vor Hil. in Matth. p. 599. 



Ambrosius und Theophilas. 117 

WO er in solcher Umgestaltung einmal mit Hil. zasammentriSt 
(s. zu I, 10); zeigt er durch wörtlich genaue Anftthrnng der 
gleichen Parallelstelle; welche T. beigebracht hatte, daß er auch 
hier bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Hil. unmittelbar aus 
T. geschöpft hat. Einmal wenigstens bezeugt Ambr. auch aus- 
drücklich, daß er das, was er in wörtlicher Anlehnung an T. I. 
12 p. 45, 12 über die 7 Brode des Speisungswunders als Bild der 
Gnade des siebengestaltigen Geistes ; über die zwei Fische als 
Bild der beiden Testamente und die 4000 Menschen als Bild der 
durch die Predigt aus den vier Himmelsrichtungen gesammelten 
Menschheit zu sagen weiß; älteren Quellen entlehnt hat Wenn 
er dort wie in ähnlichem Falle Hi. (oben S. 93) von Manchen 
spricht, welche die betreffende Stelle so aufTassen, so fragt sich's 
sehr, ob dem etwas Anderes zu Grunde liegt; als die Wieder- 
kehr jener Auslegung des T. bei Hilarius. Es mag auch eine 
verwandte Deutung in dem verlorenen Commentar des Victori- 
nus zu Matthäus gestanden haben. T. gehört jedenfalls mit zu 
jenen plerique bei Ambr., und aus der Art, wie sich Ambr. an 
ihn anschließt, geht heryor, daß ihm T. ganz anders wie ein Hil. 
eine Auctorität war, oder mit anderen Worten; daß ibm dieser 
Commentar als ein ehrwürdiges Werk älterer Zeit überliefert 
war. Da Hi. von keiner anderen Tradition wußte als von der- 
jenigen, wonach Theophilus von Antiochien ihn verfaßt habC; so 
ist eben dies auch auf Ambr. auszudehnen. 

Hiemit dürfte aber auch schon entschieden sein über alle 
die Berührungen zwischen T. und den älteren Lateinern vor 
Ambr. und Hi., welche ein Verhältnis literarischer Abhängigkeit 
entweder des T. von jenen oder jener von T. voraussetzen. Nur 
letzteres ist dann anzunehmen. Wäre T. erst nach der Abfassung 
des Matthäuscommentars des Hilarius ^) entstanden und hätte T. 
aus diesem frühstens um 360 alles dies geschöpft, worin er sich 
mit ihm berührt; so bliebe unerklärlich, wie dies junge Buch zu 
der durch Ambr. und Hi. bezeugten Traditions- und Auctoritäts- 
stellung hätte gelangen sollen. Und auch danu; wenn man. in 
Bezug auf Hil., vielleicht auch luvencus das Verhältnis nothge- 
drungen umkehrte, dagegen aber an der Annahme festhalten 
wollte, daß Cyprian zu den Quellen des T. gehörte; daß also 
dieser Commentar in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts 



1) Um d. J. 355; vor dem orientalischen Exil des Hilarius von 356 an. 



118 Hilarias und Tbeophilas. 

von einem Lateiner verfaßt sei^ würde es schwer za erklären 
sein, wie dieser Commentar zu dem Namen ^Tbeophilas Antio- 
chenus" gekommen wäre. 

Gehen wir auf dem Wege der comparativen Kritik von 
Ambr. rückwärts, so stoßen wir zunächst auf den Matthäascom- 
mentar des Hilarias. Das Verhältnis zwischen ihm nnd T., welches 
ich durch 24 Citate unter dem Text des T. zur Darstellung ge- 
bracht habe ^), ist ein anderes als das zwischen T. einerseits 
und Ambr.; Hi. oder gar Arn. andrerseits. Hil. ist ein selbstän- 
digerer Denker als Ambr. nnd Arn., und er ist ein gewissenhaf- 
terer Arbeiter als Hi. Einen längeren mehr oder weniger in 
Hil. und T. gleichlautenden Abschnitt sucht man vergeblich. 
Hil. stimmt nur ganz selten in der Deutung genau mit T. zu- 
sammen, wie in Bezug auf die Geschenke der Magier T. I, 2, 
die 7 Brode und die 4000 Gesättigten T. I, 12. Meistens zeigt 
sich eine wesentliche Modification und zwar auch da, wo der 
Wortlaut des T. bei Hil. nachklingt. Die Zweige des Senfbau- 
mes sind beiden die Apostel, aber die darauf sich niederlassen- 
den Vögel dem T. I, 18 die geistlichen und dem himmlischen 
Leben zustrebenden Menschen, dem Hil. die sich bekehrenden 
Heiden. Die Deutung des ßlius fabri auf Jesus als Sohn Gottes, 
des großen faber^ ist beiden gemeinsam , aber während T. I, 22 
Gott als den in Holz arbeitenden Zimmermann vorstellt und nur 
zum Schluß auch ganz nebensächlich des Feuers gedenkt, malt 
Hil. das Bild der Schmiedearbeit aus. Die Erinnerung an La- 
mech, die Bezeichnung der Buße und der Taufe als der beiden 
Formen göttlichen Schulderlasses in der Erklärung von Mt 18, 
22 sqq. ist beiden gemeinsam s. zu T. I, 24. Während aber T. 

1) Zu T. I, 2 p. 33, 8; I, 9 p. 41, 25 u. p. 42, 10; I, 10 p. 42, 16 
(43, 5); 44, 3; I, 12 p. 45, 9 u. 12 ; I, 16 p. 47, 9; I, 17 p. 47, 18; 
I, 18, p. 49, 20 u. 50, 5; I, 21 p. 51, 30; I, 22 p. 52, 5; I, 24 p. 53, 
12; I, 25 p. 53, 28; I, 26 p. 54, 2; I, 27 p.54, 11; I, 31 p. 60. 15; (I, 33 
p. 61,5); I, 34 p. 62,19; 11. 1 p.64,23; III, 9 p.73,10; III, 15 p. 75, 27. 
Wenn ich über die Herkunft der von A. Mai herauagegebenen Fragmente 
des Hilarius ein sicheres Urtheil hätte, würde ich folgendes Stück za 
Jo I, 3 T. IV, 1 notirt haben (Mai, Nova P. bibl. I, 1 p. 487): Quare 
cum dixerü ,,et sine eo factum est nihü^^f altius et profundius est intel- 
ligendum, quid sit hoc nihil ^ quod sine ipso factum esse refertur, Sanctis- 
simus Samuhel cum de idolis tractaret ac populum corriperet, ait f,quae 
sunt nihil*^, Videmus ergo idola humano arhitno effecta nihil esse» 
Es wäre ein neues Beispiel nicht mechanischer Aneignung von Gedanken 
des T. durch Hilarius. 



Hilarias und Theopbilus. « 119 

• 

mit Lamech die Erionerang des 70 jährigen Exils Israels ver- 
knüpft, spricht Hil. ein wenig dunkel and sehr bezeichnender 
Weise als seine eigene Meinung aus^ daß damit auch die Strafe 
der Mörder Jesu^ also der Juden seit der Zeit Christi bezeichnet 
sei. Die Deutung der zu verschiedenen Tagesstunden gemie- 
theten Weinbergsarbeiter ist bei T. I, 27 und Hil. wesentlich 
die gleiche; aber Hil. läßt Adam weg und schiebt dafür als 
vierte Glasse David und die Propheten ein. Das abgehauene 
Ohr des Malchus ist dem Hil. wie dem T. I^ 34 p. 62, 19 sqq.; 
cf. IV, 10 Bild des strafwürdigen Ungehorsams des in Knechtschaft 
gerathenen jüdischen Volks. Während aber T. im Abhauen 
des rechten Ohrs das Strafgericht der völligen Verstockung der 
Juden erblickt, wovon allerdings immer noch Einzelne errettet 
and wie Malchus durch Jesus wieder geheilt werden, versteht 
Hil., wenn ich ihn richtig verstehe , unter dem Abliauen selbst 
eine zur Aufnahme der Wahrheit befähigende, heilende Opera- 
tion. Von mechanischem Abschreiben ist da nirgends die Rede. 
Dagegen wird wiederholt auf andere Quellen hingewiesen, in 
welchen Hil. das gefunden zu haben bekennt, was wir in T. 
lesen. Da er selbst mit der vorbildlichen Klugheit der Schlange 
Mt 10, 16 nichts zu machen weiß, bemerkt er, daß allerdings 
Andere so, wie es T. I, 10 thut, durch eine physiologische Be- 
merkung über das Verhalten der Schlange in Lebensgefahr die 
Stelle erklären. Zu Mt. 13, 33 bemerkt Hil., daß Viele, deren 
Ansicht er aber für irrational hält, die drei Maaß Mehl auf die 
Trinität oder auch auf Sem, Ham und Japheth beziehen. ErSteres 
that T. III, 9. 

Mit diesem Thatbestande wäre schlechthin unverträglich die 
Annahme, daß ein Pseudotheophilus, welcher der Zeit nach zwi- 
schen Hil. und Ambr. stünde oder gar jünger als Hi. wäre, aus 
Hil. sich die identischen oder beinah identischen Auslegungen 
angeeignet hätte. Denn wie könnte ein solcberCompilator aus Hil. 
gerade auch Solches entlehnt haben, was dieser verworfen oder, 
ohne es sich anzueignen, als fremde Ansicht mitgetheilt hatte? 
Gegen diese Annahme entscheidet auch die nachgewiesene Frei- 
heit des Verwandtschaftsverhältnisses. Ein Plagiator, als wel- 
chen man sich unsern T. vorzustellen pflegt, kann freilich auch 
seine Vorlage corrigiren, wie das Beispiel des Arn. gezeigt hat, 
aber daran ist auch zu sehn, wie sich das bei Schriftstellern 
dieser Gattung zu rächen pflegt. Im Vergleich zwischen Hil. 



120 Juvencus und Theophilas. 

and T. kann man fast ttberall darüber streiten, wer das Sinn- 
vollere bietet, wo sie bei naher Bertthrung von einander ab- 
weichen. Zu Ungunsten des T. wird der Vergleich in den we- 
nigeren Fällen aasfallen. Andrerseits ist es bei einem Mann von 
der BedeatUDg des Hil, völlig begreiflich, daß er mit auswählen- 
der, kritischer und umgestaltender Hand das durch den älteren 
T. dargebotene Material bearbeitet hat. Ehe Hil. in den Orient 
kam und mit der griechischen Kirchenliteratur näher bekannt 
wurde I um das J. 355 war T. ihm genau bekannt. 

Etwa 25 Jahre früher dichtete der Spanier Juvencus seine 
vier Bücher evangelischer Geschichte ^). Der enge Anschluß dieser 
ältesten poetischen Bearbeitung der vier Evangelien an deren Text 
scheint von vorneherein die Möglichkeit fernzuhalten, daß darin 
zugleich Spuren der Benutzung eines in kühnsten Allegorien sich 
gefallenden Evangeliencommentars sich finden sollten. Und doch 
fragt sich's» ob jene Deutung der Geschenke der Magier (T. I, 2 
p. 33, 8); welche wir nur bei solchen Lateinern gefunden haben, 
von welchen bewiesen ist, daß sie deü T. benutzt haben, bei 
Hil.; Ambr., Arn., den T. oder den Juvencus, der sie (lib. I, 
252 sq.) gleichfalls kennt, zum Urheber hat. Allerdings findet 
sich diese Deutung auch bei dem griechisch schreibenden Ire- 
näus sowie bei späteren Griechen (s. oben zu T. I, 2 p. 33, 8). 
Aber daß eine exegetische Bemerkung dieser Art, welche sich 
von Commentar zu Commentar forterbt, aus einem häreseologi- 
sehen Werk stammen und aus diesem auch dem spanischen 
Dichter zugekommen sein sollte, ist doch das Unwahrscheinlichste, 
was sich denken ließe. Handelt sich's aber um die Priorität 
zwischen Juv. undT., so ist diese Frage bereits durch das oben 
S. 103 f. Gesagte entschieden. T. kann ebensowenig aus Juv. 
selbst, als aus der Anführung des betreffenden Dichterworts bei 
Hi. die prosaisch genaue Deutung und die richtige Vertheilung 
ihrer einzelnen Elemente gewonnen haben. Und wenn einmal 
die doch wahrlich nicht selbstverständliche Allegorese von Mt 2, 
11 in eines einzelnen Schriftstellers Kopf zuerst entstanden und 
von da aus sich verbreitet haben muß, so ist es ebenso unwahr- 
scheinlich, daß ein Commentar aus einer poetischen Paraphrase 
der Evangelien geschöpft haben sollte^ welche so gut wie gar 



1) Ich citire nach Gallandi, Bibl. vet. patr. IV, 601—629. 



Javencus und Theophiln«. 121 

nichts von Auslegungen enthält; als es wahrscheinlich ist, daß 
der Dichter zum Zweck genaueren Verständnisses der heiligen 
Prosa, welche er poetisch bearbeiten wollte, auch das eine oder 
andere Auslegungswerk zur Hand nahm, wenn er es nicht längst 
vorher gethan hatte. An den Heliand und seine Quellen sei nur 
im Vorbeigehn erinnert. Sehr spärlich sind, wie gesagt^ bei Juv. 
die über den evangelischen Text hinausgehenden und in das 
Gebiet der Auslegung übergreifenden Stellen. In lib. I, 514 — 
521 wird der Widersacher in Mt5, 25 auf die Tugend gedeutet, 
welche den fleischlichen Lüsten widerstrebt und im Falle der 
Befleckung des Leibes durch dieselben als Ankläger im Gericht 
auftreten wird. Wörth'che Uebereinstimmung zwischen dem an 
sein Metrum gebundenen Dichter und dem prosaischen Ausleger 
kann man in diesem Falle so wenig erwarten, als im vorigen. 
Es kann daher den Eindruck der wesentlichsten Aehnlicbkeit nicht 
abschwächen, daß T. I^ 5 p. 38, 1 in der Ausführung des gleichen 
Gedankens lex divina sagt, wo Juv. virtus hat. Bewiesen aber 
wird der literarische Zusammenhang, also die Abhängigkeit des 
Juvencus von T. dadurch, daß Juv. denselben in der sonstigen 
Textüberlieferung von Mt 5, 25 unerhörten Pluralis ministri bietet, 
welchen man nur noch bei T. findet. Es soll nicht Gewicht 
darauf gelegt werden , daß Juv. I, 54 und 151 in theilweise an 
T. I, 1 anklingenden Worten die beiderseitige davidische Ab- 
kunft Joseph's und Maria's aussagt. Schwer verständlich aber 
erscheint es, wenn Juv. II, 18 hinter den treu wiedergegebenen 
Worten aus Mt 8, 20 noch anfügt: gentis sie sunt molimina * 
vestrae. Erst wenn man T. I, 8 vergleicht, versteht man, daß 
der Dichter andeuten will, was T. ausgesprochen hat, Jesus habe 
unter dem Gleichnis der Füchse und Vögel die Sinnesart solcher 
Leute, wie jener Schriftgelehrte war, charakterisiren wollen, 
ihre Arglist und ihren Hochmuth. Erwähnt mag auch werden, 
daß Juv. III, 25 dieselbe Textmischung voraussetzt oder vollzieht, 
welche T. I, 22, aber auch in mehreren Italahandschriften sich 
findet^), und daß Juv. IV, 223 in Mt25, 11 ebenso wie T. I, 30 
p. 60, 8 ein meines Wissens sonst nicht nachzuweisendes pulsan- 
tes oder Aehnliches gelesen zu haben scheint. Mehr finde ich 
nicht; aber das Angeführte genügt auch zum Beweise dafür. 



1) S. unteo Abscfan. IV, Kap. 5 unter Mt 13, 55. 



122 Cyprianus und Tbeopbilus. ! 



daß der von den ältesten ^) E7angelienaa8legern des Abendlands, 
vonHil., Ambr. nnd Hi. so sehr der Beachtung werth gefundene 
T. bereits vor 330 in Spanien gelesen wurde. 

In Cyprian's Brief an Magnus aus dem J. 255 finden sieh 
die zu T. I, 34 mitgetheilten Sätze. Die Uebereinstimmung mit 
T. ist so groß, daß man hier wieder unausweichlich vor die Al- 
ternative gestellt ist, daß entweder Cyprian den T., oder T. den 
Cyprian nahezu wörtlich ausgeschrieben hat. Die Sätze ent- 
halten meines Wissens kein Wort, welches Cyprian nicht aus 
eigenen Mitteln hätte schreiben können. Er gebraucht das Fremd- 
wort botrus, oder wie er schreibt botruus, auch sonst, und das 
hier zweimal gebrauchte adunatus sowie adunatio sind bei ihm 
ziemlich gewöhnlich^). Wenn er statt des assnmpsit bei T. 
schreibt portabat, so findet sich für den in diesem Znsammen- 
hang etwas auffalligen Ausdruck eine Parallele in ep. 63, 13 und 
zwar an einer Stelle^); welche den Gedanken der vorliegen- 
den in sonderbarer Umgestaltung bietet. Dort soll das Wasser 
im Kelch die von Jesus getragene Gemeinde oder Menschheit, 
der mit dem Wasser gemischte Wein aber das Blut Christi be- 
zeichnen, und die Vermischung beider die Vereinigung der Ge- 
meinde mit Christus. Die Wortkritik führt zu keinem Ergebnis. 
Die sonstigen Berührungen zwischen Cyprian und T. sind unbe- 
deutend. Daß Rahel ein t^pus ecclesiae sei, liest man bei Cypr. 
test. I, 20 p. 53, 2 wie bei T. I, 2 p. 3i, 12, und unter den 
Fällen bedeutsamer Anwendung der Siebenzahl sind dem Cypr. 
'p. 53, 12 und 20 wie dem T. I, 12 p. 46, 3; IV, 2 p. 80, 20 
die 7 Gemeinden der Apokalypse besonders bedeutsam. So et- 
was könnten Cyprian und T. unabhängig von einander der kirch- 
lichen Lehrtradition entlehnt haben. Aber sonderbar wäre es 
doch, wenn ein Commentator, welcher sich im Verhältnis zu 
allen lateinischen Commentatoren , mit welchen er bisher ver- 



1) Leider muß man absebn von dem Commentar des Victorinus von 
Pettau über Matthäus, dessen Verlust gerade auch für die diesmalige 
Untersuchung nicht genug zu beklagen ist. 

2j S. HartePs Index verbornm et locutionum. 

3) Hartel p. 711, 12: Nam quia tios omnes portabat Christus, qiii et 
peccata nostra portabat, videmus in aqua populum intellegi, in vino vero 
ostendi sanguinem, Quando autem in calice vino aqua miscetur, Christo 
populus a^v^natur et credentium plebs ei, in quem credidit^ copulatur et 
iungit%T, 



CypriaDUS. Irenäus. 123 

glichen warde, als Original erwiesen hat, nicht ans einem Com- 
mentar, sondern ans einem Briefe 6 Zeilen beinah wörtlich ab- 
geschrieben hätte. Und ein Werk von so einheitlichem Gepräge, 
wie T., ein Gommentar, der sich allen denjenigen gegenüber, 
die man ihm als Quelle hat unterschieben wollen ; als deren 
Quelle herausgestellt hat, sollte eines völlig vereinzelten Plagiats 
aus einem Schriftsteller geziehen werden, welcher anerkannter- 
maßen Gedanken und Worte massenhaft z. B. aus Tertullian ent- 
lehnt hat? Und doch mttßte es sich so verhalten, wenn die 
Beobachtungen zutreffend wären , welche bisher die Meisten zu 
der Behauptung bestimmt haben, daß T. ein originallateinisches 
Werk sei. Denn ein lateinischer Exeget, welcher in einer Stelle 
wörtlich mit Cyprian zusammentrifft; möchte allenfalls in dem 
Zeitraum von 80 Jahren, die zwischen Cyprian und Juvencus 
liegen, untergebracht werden. Aelter wie Cyprian könnte ein 
solcher kaum sein. Aber im einen wie im anderen Fall bliebe 
wiederum das Räthsel ungelöst, wie dieses lateinische Werk der 
vorconstantinischcn Zeit im 4. Jahrhundert zu der Ehre gekom- 
men wäre, für ein Werk des Theophilus von Antiocbien zu gel- 
ten. Es ist an der Zeit, das Gebiet der griechischen Kirchen- 
literatur zu betreten, und dort, von wo es der Tradition nach in ' 
den Occident gekommen sein soll, dem Ursprung des Buchs 
nachzuforschen. 

Nur das Eine sei noch im voraus in Erinnerung gebracht, 
daß es an sich nichts Auffallendes haben würde, wenn eine 
Schrift des Theophilus von Antiochien schon um die Mitte des 
dritten Jahrhunderts im Abendland bekannt und in lateinischer 
Uebersetzung verbreitet gewesen wäre. Schon Maranus^) hat 
die Behauptung^ daß Irenäus die Bücher an Autolycus gelesen 
habe, durch Beispiele zu begründen gewußt. Beweisend ist kei- 
nes derselben; und es hat wenig Wahrscheinlichkeit, daß Ire- 
näus in einem Werk, als dessen ungefähre Abfassungszeit 185 
gelten muß, die Bücher an Autolycus berücksichtigt haben sollte, 
welche erst einige Zeit nach 180 geschrieben sein können, da 
darin eine nach dem Tode Marc AureFs (März 180) verfaßte 
Schrift des kaiserlichen Freigelassenen Chryseros benutzt und 
citirt ist. Ansprechend ist daher die Vermuthung Harnack's^), 



1) Bei Otto, Corp. apoL IX, 306 sqq. 

2) Die UeberlieferuDg der griech. Apologeten S. 292 ff« 



124 Schriften des Theoph. im Abendland. 

daß Irenäos nicht aus den Bttcbem an Aatolycns, sondern ans 
der verlorenen Schrift des Theophilas gegen Marcion die Ge- 
danken entlehnt habe, welche mehr oder weniger stark an 
Theophilas erinnern. Da sich ans der Chronologie der Nach- 
folger des Theophilas ergibt, daß dieser nor noch wenige Jahre 
nach 181, dem frühsten Abfassongstermin der BQcher an Anto- 
lycns gelebt hat ^), so werden die meisten seiner Schriften älter 
als diese Apologie sein. Er braacht sie nicht sämmtlich erst als 
Bischof geschrieben za haben. Die Zeit von 160—185 ist fttr 
seine schriftstellerische Tbätigkeit offen zu lassen. Dann hat es 
nichts Beengendes, daß Irenäus om 185 von Schriften des Theo- 
philas Kenntnis hatte. Nan sind aber mindestens ebenso be- 
deatsam, als die Parallelen ans Irenäas, welche man zo den Bb. 
an Aatolycos angemerkt bat, die von mir za vier Stellen des 
Evangeliencommentars citirten Parallelen ans Irenäas ^). Ja, die 
erste derselben scheint keinen Aasweg aas dem Dilemma za 
lassen : entweder Irenäas hat von T. oder dieser von jenem ge- 
lernt. Es handelt sich aber bei den vier Parallelen am exege- 
tische Bemerkangen, nicht am theologische Ideen ttberhanpt. 
Exegetische AafTassangen aber entlehnt der dogmatische Pole- 
*miker bänfiger dem Exegeten als amgekehrt, and wiedernm 
greift die Erwägang Platz, daß nicht eine beiläafige Bemerkung 
in einem bäreseologischen Werk, sondern nar ein Aaslegangs- 
werk mit Wahrscheinlichkeit als die Warzel der ganzen exege- 
tischen Tradition Qber die Geschenke der Magier bezeichnet 
werden kann. Hat nan Irenäas aller Wahrscheinlichkeit nach 
Schriften des Theophilas benatzt, and andrerseits anch einen 
Evangeliencommentar, welcher demselben Theophilas zageschrie- 
ben worden ist, so fällt anf diese Tradition ein überraschendes 
Licht. Aach die Berühraogen zwischen einer am 200 geschriebe- 
nen Abhandlang des Römers Hippolyt and anserem Commentar^) 



1) Cf. Harnack, Die Zeit des Ignatius n. die Chronologie der antioch. 
Bischöfe S. 42-46. 

2) lib. I, 2 p. 38, 8 ; I, 3 p. 35, 14 ; I, 18 p. 49, 20 und p. 50, 5. 11. 
Auch ist noch zu bemerken die Uebereinstimmung von Iren. III, 11, 8 
p. 191 Mass. mit T. III, 10 p. 74, 12 und von T. I, 5 p. 37, 19 mit der 
dort citirten Auslegung der Valentioianer. Hätte T. diese durch Irenäus 
kennen gelernt, so konnte er sie nicht wiederholen, da sie dort als 
Schriftverdrehung der Ketzer vorgetragen ist 

3) Zu I, 29 p. 58, 3; III, 7 p. 71, 22; III, 13 p. 75, 15. 



IrefiäuB. Tertullian. Novatian. 125 

sind nicht ganz aDbedentebd, und die Vermatbung Harnack's ^), 
daß Hippolyt die Schrift des Theophilns gegen Hermogenes be- 
nutzt habe, hat gute Wahrscheinlichkeitsgründe ftlr sich. Unter 
die Zeugnisse der Griechen für T. nehme ich diese Erwägungen 
nicht auf. Wohl dagegen kommen sie sehr in Betracht fQr die 
jetzt vorliegende Frage nach der Zeit, seit welcher das Abend- 
land mit unserem Commentar und mit Schriften des Theophilns 
bekannt gewesen ist. 

A 

Es ist ferner nach der eben angeftihrten Darlegung von 
Harnack sehr wahrscheinlich, daß Tertullian in seiner Schrift 
gegen Hermogenes sich enge an die gegen denselben Ketzer 
gerichtete Schrift des Theophilns angeschlossen hat. Daß Nova- 
tian, der Zeitgenosse Cyprian's, eine Stelle aus Autol. 1, 3 wört- 
lich nachgebildet hat ^), ist längst erkannt und anerkannt. Man 
hätte bemerken können, daß dies nicht die einzige Stelle ist, 
wo Novatian den Tb. nachahmt. Gleich hinter jenem wörtlichen 
Anklang vergleicht er ganz ähnlich wie Tb. die Unfähigkeit des 
Menschen zur Erkenntnis des Wesens Gottes mit der Unfähig- 
keit des leiblichen Auges zur Anschauung der Sonne'). Davon 
daß Gott seinem Wesen nach von nichts umschlossen sei und 
dagegen Alles umschließe, spricht Novatian so, daß man an Tb. 
erinnert werden muß ^). Dagegen, daß man den Baum der Er- 
kenntnis und seine Frucht statt des Ungehorsams des Menschen 
für das todbringende Uebel halte, protestirt Novatian ebenso wie 
Tb.^). Daß Minucius Felix die Bücher anAutolycus gelesen und 



1) UeberlieferuDg der grieeb. Apologeten S. 294—297. 

2) Novat. de trinit. c. 2 (Gallandi III, 288 B). 

3) Autol. I, 5 p. 16 D. 4 cf. Novat. 1. 1. Nam st ad solia aspectum 
oculorum nostrorum acies hehescit . . . , hoc idem mentis aeies patitur in 
cogitatUme omni de deo etc. 

4) Autol. II, 3 p. 52 (II, 10 p. 78; II, 22 p. 118). Cf. Novat. c. 4 
p. 290 C : Qüoniam si non omne id quod est, quicquid est^ continet, dum 
intra id invenitur^ quo continetur^ minus inventum eo quo continetur, 
deus esse desierit etc. Auch c. 17 p. 300 A. Worauf aber bezieht sich 
Novat. c. 2 p. 288: hunc enim legimus omnia continere? Ob auf Hermae 
Fast. mand. I? Ich will die bezüglichen Bemerkungen aus Gott gel.Anz. 
1878 S. 62 hier nicht wiederholen. 

5) Autol. II, 25 p. 124 cf. Novat. c. 1 p. 287. 



126 Th6ophila8 im Abendland. 

insbesondere dureh deren Vermittlong die sibyllinischen Orakel 
benutzt hat, ist wabrscheinlieb ^). 

Damaeh wttrde es unserer sonstigen Literaturkunde völlig 
entsprechen, daß aach ein exegetisches Werk des Theophilas 
schon zur Zeit Cyprian's im Abendland verbreitet and in latei- 
madker Uebersetzung vorbanden war. 



1)^ Cf. Dombart, Octavias, ein Dialog des Min. Felix. Zweite Aufl. 
p. XIL 133. 



1 



17. Der Ursprung des Commentars. 

1. Das Zengnis der Griechen. 

Die abendländische Tradition, wonach nnser Commentar 
ein Werk des Theophilus von Antiochien sein soll, hätte ein 
Recht gehört und an Form and Inhalt desselben vorsichtig ge- 
prüft za werden; anch wenn die griechische Literatur des Orients 
wirklich ein so völliges Schweigen über dies Werk beobachtete, 
wie es nach der Uebersicht über die an den Namen des Theo- 
philus geknüpfte Tradition im ersten Abschnitt der Fall zu sein 
scheint. Aber dem ist nicht so. Basilius der Große ^) sagt in 
einer Predigt über die Geburt Christi, nachdem er drei eigene 
und ^igenthümliche Gründe für das Verlöbnis Joseph's und der 
Maria vor der Conception entwickelt hat: ,, Einer von den Alten 
hat aber auch noch einen anderen Grund angegeben, daß näm- 
lich die Verlobung Joseph's (mit Maria) veranstaltet worden sei, 
damit dem Fürsten dieser Welt die Jungfrauschaft der Maria 
verborgen bleibe". Seitdem J. Pearson^) gezeigt hatte, daß 
Basilius hiermit auf denselben alten Ausleger sich berufe, wel- 
chem Hieronymus alle vier Erklärungsgründe für die fragliche 
Thatsache entlehnt hat, und daß das aller Wahrscheinlichkeit 
nach Theophilus sei, hätte man nicht mehr ohne weiteres diese 
Stelle des Basilius unter den Zeugnissen für die ignatianischen 
Briefe anführen sollen ^). Allerdings erinnert der Ausdruck des 
Basilius im Einzelnen genauer an Ignatius als an T. Basilius 



1) S. zu T. I, 1 p. 32, 16. 

2) Pearson^ Vindiciae Ignatianae. Gautabr. 1672, Pars I (nach dem 
langen Prooemiam) p. 5. 

3) Dieses Fehlers machte ich selbst mich scbnldig in Ign. et Poly- 
carpi epifitulae p. 338. Eine ganz andere Frage ist, ob Theophüas anter 
dem Einfloß der ignatianischen Stelle steht. Diese bin ich nach wie vor 
geneigt zu bejahen cf. 1. 1. 328. 



128 Basilius. Opus imperfectum. 

and Ignatius nennen den Teufel hier i aqx(Av tov alßpog tov- 
Tov und sprechen von der naq^evCa {triq) Maglag, während T. 
jenen einfach als diabolus benennt and von der Gebart Jesa von 
Maria redet; so daß man erst aus dem folgenden Zusatz wie ans 
dem Zusammenhang sieht, es sei diese Geburt als Gebart von 
der Jungfrau gemeint. Aber Ignatius hat, wie schon oben S. 102 f. 
zu bemerken war, auch nicht mit der leisesten Andeutung die 
Frage berührt, auf welche Basilius dort Antwort sucht, und auf 
welche er eine vierte Antwort bei einem der Alten gefunden 
haben will. Wir finden diese Frage und sonderbarer Weise 
unter vier Antworten an letzter Stelle dieselbe Erklärung bei T.^ 
welche Basilius als vierte Antwort einem zu seiner Zeit alten, 
selbstverständlich griechischen Werk entnommen hat. Ob sich 
Basilius, wie Hi. mit Hilfe des Origenes^ dabei zugleich an das 
Wort des Ignatius erinnert und durch dasselbe in der Fassung 
des Ausdrucks sich ein wenig hat beeinflussen lassen, ist eine 
unwichtige Nebenfrage. Jedenfalls hat die abendländische Tra- 
dition über T. an dieser Stelle des Basilius ein starkes positives 
Zeugnis. Es wird dadurch noch bedeutsamer, daß Theodor von 
Heraklea die drei von T. vorher angeführten Erklärungsgründe 
in frei gewähltem Ausdruck und anderer Reihenfolge anführt, 
und daß der dem letzten Ende desselben 4. Jahrhunderts ange- 
hörige Grieche, dessen Commentar man Opus imperfectum zu 
nennen pflegt, bei Gelegenheit der Versuchungsgeschichte wieder 
den berühmten vierten Grund des T. anführt und zwar in wört- 
lichem Anklang an diesen ^). Dazu kommt eine Reihe von be- 
merkenswerthen Uebereinstimmungen zwischen dem Opus imperf. 
und T. Auch in ersterem findet sich die gleiche Deutung der 
Geschenke der Magier ^). Der wilde Honig, welchen der Täufer 



1) S. die Stellen sämmtlich za T. I, 1 p. 32, 16 sqq. 

2) Op. imperf. p. 31 (zweite Col. A B) : aperientes thesauros suos 
congrua (am?) gentihus in Christo per ipsa dona ostenderunt ohlationem. 
Begem enim cognoscentes tum, primiiiam mundam etpreiiosam sanctorum, 
eibi aurum repositum ohtulerunt. Divinum autem et coeleste inUlligentes 
principium eius, lihani obtulerunt odorem, forma mundae orationis in 
odorem suavem spiritus sancti ohlatae. Humanam autem et temporalem 
sepulturam eius intelligentes, obtulerunt myrrham. — Außerdem hätte 
Doeh besonders za T. I, 29 Mebreres aus Op. imperf. (bomil. 49) p. 202. - 
204 mitgetheilt werden können und sollen, was aaf Bekanntschaft des 
Verfassers mit T. schließen läßt. 



Cbrysostomus. Titus; Origenes. 129 

aß, wird bei beiden wesentlich gleich gedeutet (s. T. I^ 3 p. 35; 6). 
Die zu T. II, 1 p. 64, 21 angemerkte Stelle aus demselben Com- 
mentar ist neben den anderen immerhin noch erwähnenswertb. 
Weitere Bestätigungen dafür, daß der alte Ausleger, auf den 
Basilius sich berufen hat, in der griechischen Kirche ziemlich 
bekannt war, liefern andere griechische Werke. Mag das Gitat 
zu T. 1, 5 p. 37, 19 mit Recht oder Unrecht den Namen des Cbry- 
sostomus tragen, ein griechischer Scholiast kennt neben der bei 
„den Exegeten^ vorherrschenden Deutung des „Jota und Häck- 
chen^ als Meinung Anderer auch diejenige des T., wenigstens 
deren erste Hälfte, wonach das Jota als Zahlzeichen auf den 
Dekalog hinweist. Erwähnenswertb sind auch zwei Anklänge 
ao T. in Scholien des Titus von Bostra (?) ^). 

„Alt'' ist ein sehr relativer Begriff. Im Munde des Basilius 
weist er jedenfalls in die vorconstantinische Zeit. Man könnte 
an Origenes denken. Aber Origenes selbst kennt unseren T. 
bereits als Einen der Alten. Wenn er in der 35. Homilie über 
Lucas die Mittheilung einer eigenthümlichen, consequent allego- 
rischen Deutung der Erzählung vom barmherzigen Samariter mit 
den Worten einleitet : aiebat quidam de presbyteris volens para- 
bolam interpretari^), so ist das eine der bei Orig. seltenen Be- 
rufungen auf einen älteren Schriftsteller ^). Aus der Erinnerung 
an eine einst gehörte Predigt eines Presbyters kann eine so 
detaillirte Mittheilung nicht geflossen sein. Auch würde der Aus- 
druck anders lauten ^), welcher so wie er lautet dem elqfitai 
Twv naXaiö&p %ivl bei Basilius völlig gleichwerthig ist. Presbyter 
hat denselben Sinn wie bei Clemens, wo dieser von seinen Leh- 
rern als Gliedern einer älteren Generation redet. Dieser „ältere^ 
Ausleger ist aber kein Anderer als T. Nicht seine Worte, son- 
dern seine Deutung gibt Orig., wie er angekündigt hat. Er gibt 
sie nach seiner Gewohnheit, nichts anzudeuten, sondern jeden 
Gedanken im vollen Sinne des Wortes auszusprechen, noch deut- 
licher als der Urheber der Erklärung. Während T. den Namen 



1) Zu III, 6 p. 70, 20; III, 8 p. 72, 15. Cf. außerdem I, 5 p.38, 13. 

2) Oben zu T. III, 6 p. 70, 20. 

3) z. B. tom. X, 22 in Mattb. (Delarne III, 471 D): hi^Q^aE fihv 
ovv Tig Twy ngo i)^<uv. — De princ. I. 3, 3 (vol. I, 61 E): quidam ex 
prctecessoribus nostris, 

4) Etwa audivi quondam presbyterum {nQsäßvjSQov jiva) sie para» 
bolam istam interpretantem, 

Zahn, Forschungen. II. O 



130 Origenes und Theophilas. 

Jerasalems darch visio pacis deutet und es den Leser aas der 
weiteren Auslegung erkennen läßt, daß er damit das Paradies 
meine, in welchem Adam ungetrübten Frieden und Anschauung 
Gottes genoß, und aus welchem er in diese Welt (= Jericho) 
geratben ist, sagt Orig. geradezu Jerusalem paradisum. Wenn 
T. den Priester auf Aaron, den Anfänger des gesetzlichen Prie- 
stertbums, den Leviten auf Elias und Moses, die großen Propheten 
deutet^), welche die Wunden der gefallenen Menschheit, insbe- 
sondere die Sünden der Heiden nicht gebeilt haben, so macht das 
Orig. den Hörern seiner Predigt nur deutlicher, wenn er einfach 
sagt: sacerdotem legem, Levitem prophetas. Während die übri- 
gen Stücke genau wiedergegeben sind (Herberge = Kirche, 
Wirth = Bischof, Rückkehr des Samariters = Parusie Christi), 
fehlt allerdings bei T. jede Erklärung der zwei Oenare und die 
deutliche Angabe, daß das Reitthier des Samariters den Leib 
Christi bezeichne. Ueber Letzteres ist schon oben zu p. 71^ 8 
'das Nötbige bemerkt. Ersterer Mangel aber ist ganz abgesehn 
von dem Referat des Orig. höchst auffallend, der Manier des T. 
überhaupt widersprechend, der, wenn er einmal die einzelaen 
Elemente einer Geschichte oder Parabel auslegt, am allerwenig- 
sten eine Zahl ungedeutet läßt. Er schwärmt bis zum Unsinn 
für Zahlensymbolik. 0er Oefect in unsrem Text des T. ^) dient 
nur zur Warnung vor allzugroßem Vertrauen auf den mangelhaft 
überlieferten Text. Daß Orig. wie auch Hi. ihn in etwas bes- 
serem Zustand gelesen haben, ist begreiflich, und daß Orig. 
unseren T. als das Werk eines älteren Schriftstellers gekannt 
hat, steht fest. Oder wird man auch hier versuchen das Ver- 
hältnis umzukehren? Aber dann versuche man auch zu erklären, 
warum Pseudotheophilus aus den Homilien des Orig. über Lucas 
nur diesen einzigen Passus aufgenommen hat, worin Orig. selbst 
gar nicht der Ausleger ist, und warum er den sehr klaren, ein- 
fachen Ausdruck des Orig. durchweg durch einen sehr viel 
dunkleren ersetzt hat. Erklärlich ist das formelle Verhältnis nar, 
wenn Orig. unsern T. vor sich hatte. Die gleichgültigen Ver- 
schiedenheiten, wie die, daß T. seculum, Orig. mundum sagt, 

1) Das nachhinkende vel Moses gehört vielleicht vor Elias. 

2) Ein anderer gebt unmittelbar vorher p. 71, 7; cf. femer lib. I, 21 
p. 51, 30; lib. I, 27 p. 55, 9. Uebrigens ist za bedenken, daß die Pre- 
digten des Orig. extemporirt und nur in tachygraphischen Nachschriften 
erhalten sind. 



Origenes und Theophilas. 131 

erklären sich schon daraas, daß wir zwei von einander anab- 
hängige Uebersetzangen haben, eine von T., dessen griechisches 
Original Orig. gelesen hat, nnd eine von den Homilien des Orig. 
Ans den das Excerpt einleitenden Worten sieht man, daß Orig. 
die Deatang für gewagt hält; aber aas der Schlaßbemerkang, 
daß Orig. sie sich mit einiger Zarückhaltang aneignet nnd den 
Urheber derselben mit Achtang gelesen hat. Man begreift leicht, 
wie Orig. sich darch T. angezogen fühlen maßte. Die allego- 
rische Aaslegang, deren wissenschaftliche and kirchliche Berech- 
tigang Orig. theoretisch za begründen bemüht war, war hier in 
reichstem Maße znr Anwendang gekommen, and an dem darch 
die Ueberlieferang dargebotenen Faden sinnend nnd prüfend 
weiterzaspinnen , war überall des Orig. Weise. Man darf an- 
nehmen, daß er dem Evangeliencommentar eines „Aelteren", 
eines Schriftstellers noch des zweiten Jahrhnnderts, den er über- 
haapt , gekannt hat, aach nicht selten Einflaß aaf seine Aaslegang 
gestattet hat. Die Bestätignng dieser Erwartung würde sich 
wohl leichter ergeben, wenn ans des Orig. Aaslegangen der 
Evangelien vollständiger erhalten wären. Beachtenswerth genag 
ist aber doch, was wir nachweisen können. Die originelle 
Deatang des Widersachers in Mt 5, 25 aaf das göttliche Gesetz 
(T. I, 5 p. 38, 1) kennt Orig. nnd stellt sie als gleichberechtigt 
neben die Deatang aaf den Teafel. Die etymologische Deatang 
des Namens Rama and die typische Deatang der Rahel aaf die 
Kirche theilt er mit T. I, 2 p. 34, 13. Die Trinität findet er 
wieT. I, 25 in der Dreizahl der Hütten, die Petras aaf dem 
Berge der Verklärung erbaaen will, angedeutet. In der Deutung 
der zu verschiedenen Tageszeiten gemietheten Weinbergsarbeiter 
Mt 20, 1- 16 schließt er sich ganz an T. I, 27 p. 55, 7 an; 
denn daß auch hier der überlieferte Text des T. eine Lücke hat, 
wenn die 9. Stande in der Auslegung völlig übergangen wird, 
ist selbstverständlich. Die Deutung der Füchse Mt 8, 20 auf die 
moralische Beschaffenheit des angeredeten Schriftgelehrten T. 1, 8 
kehrt in einem Fragment des Orig. wieder. Fragend und tastend 
trägt er die allegorische Deutung des Esels und Eselfüllens wie 
der Sendung der beiden Jünger nach ihnen vor, welche T. 1, 33 
g^egeben hatte, und zwar in unverfälschter Treue, nicht mit den 
klüglichen Verbesserungen, welche Hil und Ambr. nöthig fan- 
den. Selbst die Ausdrücke des T. („das junge und angebändigte 
Füllen") kehren theilweise bei Orig. wieder, und die dortige 

9* 



132 Vergleiohnng mit den Bb. an Autolycos. 

leise Hinweisnng auf Gal. 2; 7— 9 ist bei Orig. nach seiner Weise 
nnzweidentig gemacht. Die Mühle in Mt 24, 41 ist auch dem 
Orig. wie dem T. ein Bild des Weltgetriebes ^). Die Anmer- 
kangen des T. zu den äbnlichen Stellen Mt 5, 29 sq. nnd 18, 8 sq. 
findet man dem wesentlichen Gehalt nach verbanden und breiter 
ansgefbhrt bei Orig. zn letzterer Stelle^). An die 5 Sinne läßt 
er sich ebenso wie T. I, 30 durch die 5 thörichten und die 
5 klugen Jungfrauen erinnern und zählt sie in gleicher Reihen- 
folge auf. Das Lagern des Volks auf Heu bei der Speisung 
deutet Orig ') wie T. II, 5 mit Hülfe von Jes. 40, 6. Und auch 
hier wieder gibt Orig. in deutlicher Entwicklung, was T. mit 
einem Federstrich angedeutet hat. 

Die abendländische Tradition über unsern Gommentar ist 
demnach in der doppelten Hinsicht durch die Griechen von Ori- 
genes bis zuBasilius bestätigt, daß T. das Werk eines Griechen 
sei, und daß er aus der Zeit vor Origenes stamme. , Beides 
stimmt zu der Thatsache, daß Irenäus diesen Gommentar ge- 
kannt zu haben scheint (oben S. 124), und wird wiederum durch 
diese Thatsache bestätigt. Nur den Namen Theophilus haben 
die Griechen, wo sie dies beides bezeugen, nicht genannt. Als 
Name eines Auslegers des hohen Liedes kommt er erst im fünf- 
ten Jahrhundert vor (Beil. I). Es drängt sich daher bei der 
Untersuchung des Commentars selbst vor allem die Frage auf, 
ob er den bei den Griechen unbezeugten Theil der abendländi- 
schen Ueberlieferung bestätige oder widerlege. 

2. Die inneren Anzeichen der Abfassung durch 

Theophilus von Antiochien. 

Den Maßstab für die Beurtheilung der Tradition über den 
Evangeliencommentar geben nächst der mageren Kunde über den 
angeblichen Verfasser, den Bischof Theophilus von Antiochien 
um 180, die von diesem Theophilus bald nach 180 verfaßten 
drei Bücher an Autolycus. Bei Anwendung dieses Maßstabs muß 
aber stets die große Verschiedenheit der Literaturgattung im 



1) Orig. Matth* ser. § 57 p. 876 A : de animdbus molentihua in gravi 
mola mundi; 876 D nochmals in mola mundi cf. T. I, 29 p. 58, 21. 

2) T. I, 5 und I, 13 cf. Orig. tom. XHI, 24 u. 25 p. 6020-604 D. 

3) Orig. in Matth. tom. XI, 3 p. 479 B. 



Der Verfasser ein geborener Heide. 133 

Auge behalten werden, welche besteht zwischen einer apologe- 
tischen Schrift, welche einen heidnischen Verächter des Ghristen- 
tbnms zur Hochachtung desselben fähren soll, nnd einer Samm- 
lung exegetischer Aphorismen über die Evangelien, welche dem 
christlichen Leser, vielleicht auch den Genossen des kirchlichen 
Lehramts die mystischen Tiefen der Geschichte und Lehre Jesu 
erschließen sollen. Es wird ein nnd derselbe Schriftsteller hier 
und dort nicht nur Anderes sagen, sondern anch anders von 
denselben Dingen reden. Und wenn er dem vornehmen Heiden 
gegenüber entschuldigend einräumt, daß er „ein Idiot in der 
(Kunst der) Rede^ ^^i^)? ^^ ^^^ ^^^ erwarten, daß er in den 
für Christen bestimmten exegetischen Anmerkungen ohne Streben 
nach Schönheit der Darstellung um so mehr bemttht sein werde, 
zu zeigen, daß er nach der anderen Hälfte jenes paulinischen 
Spruchs in der Erkenntnis nichts weniger als ein Idiot sei. 

Theophilus war kein geborener Christ^), sondern als Mann 
vom Heidenthum zum Christenglauben bekehrt (Autol. I, 14). 
Dasselbe gilt vom Commentator. Denn nachdem er das Zer- 
reißen des Tempelvorhangs auf die Zulassung der sich bekehren- 
den Heiden zur Anschauung der göttlichen Geheimnisse gedeutet 
hat; sagt er, in die erste Person übergehend, unter anderem: 
„Christus hat sich verhöhnen lassen, damit er uns vom Hohn 
der Dämonen, die in der Welt wohnen, hinwegbrächte" (I, 35). 
Auf seine eigene unter der Herrschaft der Dämonen verlebte 
sttndige Vergangenheit blickt er zurück, wenn er von den Zwei- 
gen, die das Volk am Palmsonntag von den Bäumen abriß, sagt: 
„Es sind die Sünden, die in uns grünten; die Zweige abreißen 
und den Weg damit bestreuen heißt dem Herrn seine Sünden 
bekennen, damit um so leichter Christus als Besieger der Dä- 
monen seinen Einzug in das Herz der Glaubenden halte" (1, 33). 
In der Auslegung von Mt 12, 28 (1, 17) schließt er sich in einer 
Weise, welche nur dem^m Heidenthum Großgewordenen natür- 
lich ist, mit denjenigen zusammen, die einst Gefäße des Teufels 
waren, von Christus aber durch Verleihung seines heiligen Gei- 
stes zu seinen Geftlßen gemacht worden sind. Auch da, wo 
er die Waschung des Blindgeborenen in der Siloahquelle als Bild 



1) Autol. IT, 1 nach 1 Cor 11, 6. 

2) Der Aasdruck ist auch für das 2. Jahrhundert zulässig. Just. apol. 
I, 15: ot ix naldfov ifjiadifrev&fiaav rtp X^ttfr^. Cf. Bus. h. e. VI, 19, 7. 



134 VergletchuDg mit den 6b. an Antolycas. 

der Befreiang des vom Sacrilegiam des Heidentbums Bebafteten 
durch die Taufe deutet (IV, 6), geht er gleich darauf unvermerkt 
in die erste Person über. „Wir sollen unsere Erleuchtung dem 
Urheber derselben und nicht der Natur zuschreiben''. — Der Com- 
mentator ist, wie es scheint, Bischof wie der Apologet. Es ist 
an sich schon bedeutsam, daß er wiederholt an die Berufs- 
pflichten des Bischofs erinnert. Den Bischöfen hat Christus das 
Gleichnis vom ungerechten Hausbalter gegeben (III; 11 p. 74;18 
u. III, 20 p. 80; 2). Sie sollen gerechte Haushalter, aber andrer- 
seits doch milde in der Behandlung der Verschuldeten sein, wie 
der ungerechte Haushalter (III, 11). Wenn sie sehr hoch ge- 
stellt werden, indem sie im Verhältnis zur Kirche wiederholt 
mit dem Auge am Leibe verglichen^), und wenn sie in einer 
späteren Erinnerung an diese Stelle „principes'' genannt wer- 
den, so geschieht es doch in solchen Zusammenhängen, wo der 
Fall gesetzt wird, daß das Auge ein Schalk und zu seinem 
hohen Dienst unfähig werde, und dann wieder da, wo die Pflicht 
eingeschärft wird, auch das rechte Auge unter Umständen aus- 
zureißen, d. b. einen Priester, welcher entweder nicht nach sei- 
ner Lehre lebt oder vom rechten Glauben abfällt, zu beseitigen. 
Neben den treuen Knechten, welche das ihnen anvertraute Ka- 
pital des göttlichen Worts durch Verleihung an Andere fruchtbar 
machen; steht der ungetreue, welcher die göttliche Lehre ver- 
birgt, wie das Licht unter dem Scheffel, und dafür verurtheilt 
wird^J. Im Vergleich zur Verwaltung dieses geistlichen Geldes 
und der wahrhaftigen Güter ist es wohl eine geringe Aufgabe 
der Bischöfe, in der Verwaltung materieller Güter treu d. h. 
freigebig zu sein. Aber es ist das auch ihre Aufgabe, und sie 
insbesondre sollen sich's gesagt sein lassen, daß Jesus im Gleichnis 



1) I, 6 p. 39, 10. Darauf bezieht ersieh I, 10 p. 43, 17 wieder 
zurück 8. die dortige Anmerkung. Der Name sacerdos I, 13, wo das 
Gleiche von diesem gesagt wird, umfaßt an sich die Bischöfe mit. Sie 
sind die Wirthe in der Herberge der Kirche III, 6 p. 71, 10. Sie sind 
gemeint unter denen, welche die Kirche regieren I, 29 p. 58, 17. 

2) Die Knechte, die im Falle der Treue über 10 and 5 Städte d. h. 
nach dem Vorbild der Engel der Apokalypse über mehr oder weniger 
Menschenseelen gesetzt werden mit dem Auftrag, ihnen das göttliche 
Wort zum Zweck des Zinsentragens auszutheilen II, 6 p. 67, 19—32 sind 
o£fenbar die Bischöfe. Die Aufgabe zu lehren wird auch 1, 10 p. 48,18; 
III, 20 p. 79, 21 cf. p. 77, 25 stark hervorgehoben. 



Der Verfasser ein Bischof. 13ö 

vom ungerechten Hanshalter den Geiz straft und artheilt: wer 
das Geld liebt, kann Gott nicht lieben (III, 20 p. 79, 16—80, 2). 
T. hat nicht die Gewohnheit eines Ignatins, den Trägern der ver- 
schiedenen Gemeindeämter nnd den verschiedenen Gruppen der 
Gemeindeglieder ihre besonderen Pflichten vorzuhalten. Presbyter 
und Diaconen werden z. B. niemals genannt. Dann hat es et- 
was zu bedeuten ; daß er so manchmal und so ernst von dem 
verantwortungsvollen Beruf des Bischofs redet. Entscheidend ist 
aber erst III, 11. Nachdem T. ausdrücklich und ohne Ein- 
schränkung gesagt hat, daß das ganze Gleichnis Lc 16, 1 — 12 
den Bischöfen gesagt sei, was dann am Schluß der zweiten Aus- 
legung desselben Gleichnisses ebenso bestimmt wiederholt wird 
(III, 20), und nachdem er (III, 11) dem Gleichnis die Regel ent- 
nommen hat: „daß die Bischöfe nicht alle Sünden strafen sollen, 
daß es ihnen vielmehr geziemt, der Buße Raum zu geben, zu- 
mal da der Herr selbst gesagt hat: Ich will nicht den Tod des 
Sünders, sondern daß er sich von seinem Wege bekehre und 
lebe'', schließt T. unmittelbar hieran den abschließenden Satz: 
„Darum hat der Herr Jesus den Betrüger seines Herrn gelobt, 
damit wir dem Beispiel desselben folgen und nicht alle Schul- 
den einfordern". T. ist also einer der Bischöfe, denen diese 
Parabel gesagt ist. 

Der Bischof von Antiochien, welcher die Bücher an Auto- 
lycus gerichtet hat, traut sich einige Kenntnis des Hebräischen 
zu, wahrscheinlich im Zusammenhang mit einiger wirklicher 
Kenntnis des vor den Thoren Antiochiens gesprochenen Syrisch ^). 
Er erklärt nicht ohne einiges Selbstgefühl gegenüber der ge- 
wöhnlichen Unwissenheit aaßßaxov durch kßdoybdq^)^ femer 



1) Cf. Forschangen I, 40 f. 

2) Antol. II, 12. Diese etymologische Deatung von n^^, über des- 
sen ursprünglichen Sinn ja aach heute noch sehr verschiedene Meinungen 
bestehn (s. z. B. Lagarde, Psalterium iuxta Hebraeos p. 158 sqq.)» findet 
sich bei Lact. div. instit. VII, 14, 8, dem Kenner der Bücher an Auto- 
lycns. Sie liegt aber auch schon zu Grunde, wenn ißSof^idg und aaßßa- 
Tov synonym für Sabbath, und wenn adßßara ebenso wie ißdofiag zur 
Bezeichnung des siebentägigen Zeitraums, der Woche gebraucht wurde. 
Besonders nahe lag diese Deutung dem, welcher syrisch sprechen hörte; 
denn bei den Syrern klang fi^niZ) (statt Knn^) nicht nur an ^np und 
^l^XD an, sondern bedeutete . auch wie letzteres die Woche, besonders oft 
in der Verbindung K^ttJä ^n = Sonntag. 



136 Vergleichung mit den 6b. an Autolycns. 

^Edi(jb durch rgv^pi^^), Ndöe durch ayartavtrig^). Er kennt offen- 
bar die Bedeutung von Mslxitredix = ßatnXevg dtxaiog (III, 28). 
Ganz Gleiches findet man aber auch in T., und von ihm ans 
bat sich mehr als eine Deutung dieser Art zu den späteren 
Exegeten fortgepflanzt. Wenn hier erst die Frage zu entschei- 
den wäre, ob Hi. von T., oder dieser von jenem abhängt, so 
wäre auch in Bezug auf diese Etymologien die Frage noch offen 
zu halten. Außer dem Matthäuscommentar des Hi. könnte ein 
Pseudotheophilus auch dessen „Liber interpretationis hebraico- 
rum nominum", seine „Quaestiones hebraicae in libro Geneseos^ 
und seine Bearbeitung des eusebianischen Werks neqi vdov to- 
nixtSv ovoikixißv^ und in dem Fall; daß er ein Grieche späterer 
Zeit wäre, das Original des Eusebius und zerstreute Etymologien 
bei Orig. benutzt haben. Aber im Verhältnis zu Hi. ist schon 
der eine Fall entscheidend für die Originalität des T., daß dieser 
I, 32 vor der richtigen Deutung pascha = transittis die falsche 
Ableitung von ndcxBiv gibt; welche Hi. ausdrücklich als ge- 
wöhnlichen Irrthum verworfen hat '). Solcher griechischen Deu- 
tung eines als hebräisch erkannten Worts entspricht die Bemer- 
kung ttber den Namen Eva Autol. H, 28. — - Es ist ein Plagiat 



1) Autol. II, 24. Ans Gen. 2, 15 im Vergleich mit Gen. 2, 8 war 
das für den Nichtkenner semitischer Sprache oder des alttestamentlichen 
Grundtextes nicht zu erkennen. Es ist vielmehr zu beachten, daß die 
älteren Syrer (Syr. Car. , Tatian im Diatessaron, Aphraates) nagd^etüos 
Lc 23, 43 durch ps^ n^^, hortus voluptatis übersetzt haben (Forsch. I, 
213 Note 6). Dies scheint auch in unsrem T. I, 35 vorausgesetzt -zu sein, 
wenn zur Erklärung dieser Verheißung Jesu bemerkt wird: übt est deus, 
illic et vita atque amoenitcts aetema. Sonst könnte Theophilns diese 
Deutung ebenso wie Clem. AI. ström. II § 51 p. 456 Potter aus Philo, 
alleg. I, 14 (Mangey I, 52) gewonnen haben. 

2) Autol. III, 19. Dies lag in Gen. 5, 29 nicht deutlich vor, und 
bei Philo, alleg. III, 24 (vol. I, 102) nur in Verbindung mit der ganz 
haltlosen Erklärung ilxaios. 

3) S. oben zu T. I, 32 p. 60, 21. Hi. nom. hebr. (Onom. sacra ed. 
Lag. p. 64, 21; 70, 20) gibt nur transitus^ transgressio ^ transcendens. 
Auch die griech. Onomastica ebendort p. 197, 17; 204,24. Schon Gregor 
vonNazianz (von Vallarsi zu Hi. vol. VII, 211 citirt) lehnt die griechische 
Etymologie ab. Dieselbe stammt wohl schließlich von Philo, Quis rar. 
div. heres § 40 (vol. I, 500), welcher daneben aber auch migr. Abr. §5 
(vol. 1, 440) die andere (^taßaaig) hat, wie T. Jene hat auch Tert. adv. 
ludaeos c. 10 (Oehler II, 731); Pseudocypr. comp, paschae (Hartel ap- 
pend. p. 250, 20). 



ErklSrnng hebräischer Wörter. 137 

ans T. I, 34^ worin Hi. im Vorbeigebn, wie er sagt, weil sein 
Mattbänstext gar keinen Anlaß dazu bot, den Namen Malcbns 
durch rex deutet. In seinem Onomasticon bat er den Namen 
gar nicht, womit natürlich nicht gesagt sein soll, daß Hi. nicht 
aus eigenen Mitteln diesen hebräischen und syrischen Namen so 
richtig hätte deuten können^). Aber in diesem Fall bat ihn der 
Vorgang des T. dazu bestimmt. — Die Deutung von Bethlehem 
als domus panis (T. I, 2 p. 33, 4) wiederholt Hi. nicht im Com- 
mentar zu der Stelle; aber in den Quaestiones hebraicae^) er- 
läutert er sie durch Erinnerung an dieselbe Stelle Jo 6, 51, 
welche T. förmlich citirt; und auf diese Stelle des T. wird es 
als letzte Quelle zurückgehn, wenn griechische Onomastica neben 
die Deutung olxog üqtov auch die ohne das Wort vom Brod des 
Lebens unverständliche olxog C<»^c stellen ^). In demselben Ka- 
pitel (I, 2) deutet T. Ituia = confessio und in Rama = in ex- 
cdso. Beides^) findet sich bei Orig. wie bei Hi., letzteres bei 
Hi. in einem Zusammenbang, wo seine Abhängigkeit von T. 
evident gemacht werden konnte (oben S. 95) und bei Orig. zu- 
gleich mit der typischen Deutung von Babel, welche bei T. 
gleichfalls dicht daneben steht. In Bezug auf den Namen Juda 
aber ist die Herleitung der Deutung bei Orig. und Hi. aus T. 
darum wahrscheinlich, weil sie sich wie dieser und ein griechi- 
sches Onomasticon (Lagarde p. 203, 95) mit dem bloßen Begriff 
conßteri, confessio begnügen, während Philo, welchem dann 
Clemens folgte, zugleich noch den Begriff „Herr'' darin ausge- 
drückt fand ^). Daß Jerusalem visio pacis bedeute, haben nach 
Philo auch Clemens, Origenes, Hi. und die griechischen Ono- 



1) Gf. Hi. vita Malchi § 2 (vol. II, 41): Senex nomine Malchus^ quem 
no8 latine regem possumus dicere, St^s natione et lingua ut revera 
eiusdem loci indigena. In den Indices der Onomastica ed. Lagarde kommt 
Malchus nicht vor. 

2) Separatansgabe von Lagarde p. 55, 9. 

3) Onomast. ed. Lagarde p. 173, 77; 188, 79. 

4) Ueber Bama s. zu T. I, 2 p. 34, 10; luda Orig. hom. 17, 3 in 
Gen.; Hier. nom. hebr. (Onomastica p. 7, 19; 74, 15; 78, 4). 

5) Philo, plant Noe § 33 (vol. I, 349) »vQ^tp i^of^okoyrjaig, nachher 
o evXoymv rov d-eov, Clem. ström. I § 31 p. 334 beruft sich zu Anfang 
auf Pbilo*s Deutungen, übersetzt dann zwar ludas mit dwaros^ sagt aber 
von demselben sofort auch acS^afv r^y nQog ror d-eov 6/jioXoyittv, 



138 Erklärang hebräischer Namen. 

mastica gesagt^). Aber Origenes bat seine OeutoDgen nicht nar 
ans Philo geschöpft, and dagegen diesen Abschnitt des T. ge- 
legentlich excerpirt (oben S. 129 f.). Die ebendort sich findende 
Oentang von Adam = homo quidam ist wohl auch auf den 
appelativen Sinn des hebräischen Worts gegründet, widerspricht 
aber der Deutung des Philo = yfjj yripog, welche bei Hi. und 
in den griechischen Onomasticis meist neben jener berücksichtigt 
wird ^). T. mag den Philo gelesen und einige dieser Deutungen 
aus Philo genommen haben; aber Adaniy Bethlehem, Malchus^ 
Eama hat Philo ihn nicht deuten gelehrt'). Diese Beispiele 
und überhaupt die Neigung zu derartigen Deutungen bestätigen 
die Tradition, daß unser Commentar von demselben antiocheni- 
schen Bischof geschrieben sei, wie die Bücher an Autolykus. 

Für die Abfassung durch einen in Syrien lebenden Schrift- 
steller ältester Zeit liegt ein bedeutsames Zeugnis in der in 
Beilage II als wahrscheinlich erwiesenen Thatsache, daß ihm die 
Evangelien in der Ordnung: Matthäus, Marcus, Johannes, Lucas 
vorlagen, welche bei Griechen und Lateinern son9t unbezeagt 
und dagegen diejenige der ältesten syrischen Evangelienüber- 
setzung ist. Auch eine Reihe auffälliger Lesarten, worin T. 
mit dieser Uebersetzung übereinkommt (s. unten )^ enthält 
zwar nicht an sich, aber im Zusammenhalt mit dem bis- 
her Entwickelten einen nicht zu verachtenden Hülfsbeweis. Von 
Seiten des Oebrauchs und der benützten Textgestalt der neu- 
testamentlichen Schriften ergeben sich aber auch die auffällig- 
sten Belege dafttr, daß kein anderer als derjenige Theophilus, 
dessen Schriften Eusebius aufzählt, auch den Evangeliencommen- 
tar geschrieben hat. — Erwägt man, daß die alte syrische Kirche 
die Johanneische Apokalypse nicht als kanonisch anerkannt und 
sehr wenig von derselben gewußt hat, und daß die antiocheni- 



1) Cf. Siegfried, Philo von Alex. S. 271. 345. 357; Onomast. ed. 
Lagarde p. 169, 66; 174, 91; 175, 17; 203. 99, zum Theil neben anderen 
Erklärungen, nur andere p. 183, 23; 192. 90. 

2) Philo, alleg. I, 29 (vol. I, 61. 62); Onomast. p. 2, 17; 64, 7; 
73, 23; nur homo p. 73, 14; 78, 17; 81, 9; die Griechen p. 172, 46; 
177, 65; 185, 85; 200, 13. 

3) Eine philologische Deutung des hebräischen und syrischen Worts 
kann man es vielleicht nicht nennen, wenn T. III, 1 sagt : sicera est suc- 
cusdactyli. Das ist nicht unrichtig, aber zu enge. Cf. Hier. ep. 52, 11 
(vol. I, 266 B). 



Antilegomena des N. Testaments. 139 

^ 

sehe Kirche der nacheoDstaDtiniseheD Zeit ebenso dazu gestan- 
den hat, so erscheint es als höchst bedeatsam, daß der antio- 
chenische Bischof Theophilns am 180 in seiner Schrift gegen 
Hermogenes sich auf Stellen der Apokalypse berafen hat ^). In 
T. I, 12 wird die Apokalypse mit diesem Namen genannt; auf 
die 7 Gemeinden in Apoc i, 4 sqq. wird wie hier, so auch T. 
IV, 2 Bezug genommen. Die Vergleichang des kirchlichen Hirten- 
amtes mit dem Auftrag der Engel T. II, 6 p. 67, 19 geht auf 
die „Engel'' der 7 Gemeinden zurück; und es fragt sich, ob der 
zuerst beiT. (1,2 p. 34, 18; 1, 12 p. 45, 14; IV, 11 p. 84, 14) nach- 
weisbare Ausdruck spiritm septiformis nicht ebensosehr auf 
Apoc 1, 4; 5, 6 als auf Jes 11, 2 zurückgeht 2). — Benützung 
des zweiten Petrasbriefs bei einem Schriftsteller, welchen Orig. 
zu den älteren rechnet, ist nichts Gewöhnliches. In T. I, 12 
p. 46, 12 wird 2 Petr. 2, 9 a wörtlich wiederholt, und aus der An- 
führung gerade an dieser Stelle, wo es sich um die Versuchung 
und die Errettung des Petrus beim Wandeln über das Wasser 
handelt, darf man mit Sicherheit schließen, daß T. die Schrift, 
deren Worte er sich aneignet, als ein Werk des Apostels Petras 
gekannt hat. Aber auch der Apologet hat diesen Brief gekannt. 
Zweimal ^) wenigstens berührt er sich nahe mit dem Wortlaut 
und Gedanken von 2 Petr. 1, 19 — 21. Die wiederholt bei ihm 
vorkommende Bezeichnung der heiligen Schriftsteller^) BX^nvsv- 
(MCTog>6QOi wird daher auch auf 2 Petr. 1, 21 als Quelle zarück- 



1) Eqs. h. e. IV, 24, 1. Ebenso Tertullian gegen Hermogenes of. 
Harnack, 1. 1. 297. Der Anklang an Apoc 12, 1, welchen Otto zu Aatol. 
II, 28 n. 11 nachweist, ist andeutlich. 

2) Victorinus von Pettau bemerkt zu Apoc l, 4 (Gallandi IV, 52), 
als ob dort der Aasdruck stünde: Septiformem spiritum in Esaia legi- 
nvus etc. — Clemens ström. V §. 36 p. 667 combinirt Apoc 5> 6 mit Jes 
11, 2, ohne jedoch das Wort i7nafioQ(pov nvivfia zu gebrauchen. 

3) Aatol. II, 13 (Otto p. 96 n. 17: ^ Sidra^tg ovv tov d^eov, tovjo 
iariv 6 köyog tuvrov, (paCvojv Sarnq Ivxvog iv oixrifjiau avvExofiky^^ 
ktptoTia^v tfjv vn' ovqavoy cf. 2 Petr. 1, 19, wo vom prophetischen Wort 
gesagt ist (og Ivxvq) (paivovrt iv avxf^rjgtß rontp. Femer Autol. 11,9 (Otto 
p. 76 n. 1 ) ol dh iov &€ov uvS'Qtonoi , nvivfiaTofpoQoi nvivfiarog dyCov 
xa\ 7iQo<prJTai y€vdfA.€Voi, vn* avjov tov S-€ov kfjLnvEvaS-kvjsg xa\ ao(pia~ 
S^kyrsg, kyivovro &€oS£SaxToi xtX, Cf. 2 Petr. 1, 21: ov ydg &€lTJfiati 
avd-Q(6nov fjvixd^ nork nQO(frjr€(a, aXXa vno nvEVfiarog dyCov (fiQOfiiVoi 
iXdXfiffav dno &€ov av&QejnQi, 

4) Aaßer Aatol. II, 9 p. 76 cf. Autol. II, 22 p. 120; III, 12 p. 218, 



140 Vergleiehnng mit den Bb. an Aatolycus. 

gehn und wahrscbeiDlich nicht „Geistträger^, sondern „vom Geist 
getragen'' bedeuten, also 9Jich nveviAatofpogoi za scbreiben sein^). 
Gerade an zwei Pnncten also, welcbe überhaupt strittig sind, 
and welche sowohl der Kanon der syrisch redenden Kirche, als 
derjenige der späteren Antiochener ausschloß, berührt sich T. 
mit Theophilus in Bezug auf Benutzung neutestam entlicher 
Schriften. Daneben ist es weniger bedeutsam, aber doch er- 
wähnenswerth, daß T. l, 29 an dieselbe Stelle des Hebräerbriefs 
angespielt wird, wie Autol. II, 25 p. 126 n. 4, und daß T I, 13 
und IV, 12 wenigstens zwei Anspielungen an Stellen der Pasto- 
ralbriefe sich finden, deren in Autol. mehrere nachgewiesen 
sind. 

Wir finden auch im Einzelnen in T. und bei Theophilus den 
gleichen Text. Zweimal gibt T. als kürzesten Inbegriff des gött- 
lichen Gesetzes und als formulirte Sentenz an: Quod tibi nan 
vis ßeri, alteri (oder alii) ne feceris ^). Es ist wegen des jedes- 
maligen Zusammenhangs unwahrscheinlich , daß er damit ge- 
radezu den apokryphischen Zusatz zum Aposteldecret reprodu- 
ciren will, welchen als solchen der Codex Bezae, Irenaeus und 
Cyprianus kennen. Es soll nicht bestritten werden, daß T. diesen 
Zusatz gleichfalls als solchen gekannt und dorther den Ausdruck 
entlehnt hat Es ist sogar wahrscheinlich; denn von dem blut- 
flüssigen Weib, welches ihm ein Typus der Heiden ist, die den 
Götzen blutige Opfer brachten, durch Christus aber davon ge- 
heilt sind, sagt er, daß dasselbe jenes kleinste Gebot des ganzen 
Gesetzes erfblle. Das muß an den Zusammenhang des Apostel- 
decrets erinnern. Aber es ist doch gemeint ein unmittelbar gött- 
liches Gebot ; die Quaste des Gewandes Jesu ist das allegorische 
Bild desselben (T. II, 4) wie die Quasten des Kleides Jesu über- 
haupt ein Bild der Gebote des Erlösers sind (1, 19 p. 51, 6—9). 
Es ist femer jene Sentenz dem einen Talente gleich, welches 
der Herr, genauer Christus, dem einen seiner Knechte gibt^). 
Also will T. trotz der formellen Anlehnung an den apokryphi- 



» 



1) Während die übrigen Stellen (cf. auch Autol. III, 17 p. 230: 
tcSv uyltov nQo<pfjT(Sv, idv /wpi^crai'TWV %o ayiov nvivfxa xov d-eov) keine 
Entscheidung hierüber ermöglichen, spricht Autol. II, 9 auch abgesehn 
von der Erinnerung an 2 Petr 1,21 für passive Fassung und demgemäße 
Accentnation des Worts. 

2) T. I, 31 ; II, 4. S. das Nähere unten Kap. 5 unter Mt 7, 12. 

3) T. I, 31 p. 60, 15 cf. II, 6 p. 67, 16. 



Biblische Texte. 141 

sehen Znsatz zn Act 15, 20. 29 ein Gebot Jesu anftthren. Nicht 
in einem Beschluß der Apostel, sondern nnr in dem Worte Jesu 
Mt. 7, 12 konnte man auch füglich das kleinste und doch allen 
Inhalt des Gesetzes umfassende Gebot finden. Dann ist es aber 
ein höchst bedeutsames Zusammentreffen, daß Theophilus ad 
Autol. Ily 34 erstens wenn auch in etwas anderer Form, nämlich 
in indirecter Kede, die gleiche Sentenz ausspricht, und zweitens 
ebenso wie T. sowohl an Mt 7, 12 als an das Aposteldecret 
sich anlehnt. Das Erstere liegt darin ^ daß er in diese Sentenz 
alles das auslaufen läßt, was Gott durch das von ihm gegebene 
„Gesetz^ und die von ihm gesandten ,, heiligen Propheten^ dem 
Menschengeschlecht zur Nachachtnng hat verkündigen lassen. 
Eine Erinnerung an das Aposteldecret aber muß man darin fin- 
den, daß er diese Quintessenz von „Gesetz und Propheten'^ der 
ganzen Menschheit gelten läßt und unter den wenigen einzelnen 
Verboten, welche er jenem abschließenden Satz vorangehn läßt, 
gerade auch Götzendienst und Ehebruch ^) voranstellt und „al- 
lerlei Schwelgerei und Unreinigkeit^ zuletzt nennt. Die Form, 
in welcher T. und Theophilus so ähnliche Gedankenverbindungen 
produciren und so gleichmäßige Kenntnis einer apokryphischen 
Gestalt des Textes entweder von Act 15, 20 oder von Mt 7, 12 
bezeugen, ist eine sehr verschiedene. Nichts läßt an Abhängig- 
keit der einen. Schrift von der anderen denken. Dagegen hat 
die Tradition, daß der Verfasser beider Schriften ein und der- 
selbe sei, hier ein schwer zu beseitigendes Zeugnis für sich. 

InJol, 3 schloß T. den Satz mit nihil, so daß das folgende 
quod factum est den Anfang eines neuen Satzes bildet ^). Die- 
selbe Interpunction findet man auch Autol. II, 22 vorausgesetzt, 
da das Citat nicht über ovde ep hinausgeführt wird. Wenn T. 
ovdev statt ovda ev gelesen und geschrieben hat, so ist diese 
untergeordnete Differenz ohne alle Bedeutung; denn erstlich 
konnte in Bezug hierauf ein und derselbe Autor schwanken, so- 
dann aber ist uns der Text der Bücher ad Autol. nicht so gut über- 
liefert, daß nicht das gewöhnliche ovdi ev als Schreiberänderung 
eines ursprünglichen ovdiv angesehen werden dürfte. T. IV, 1 



1) Daneben steht an vierter Stelle noch noqviia^ der Ausdrack des 
Aposteldecrets. — HochschätzuDg dieses letzteren zeigt auch T» I, 30 
p. 59, 10. 

2) T. IV, 1 S. unten Kap. 5 zu Jo 1, 3 und oben S. 106 f. 



142 Vergleichung mit den Bb. an Aotolycus. 

trägt in die Anfangsworte des Johannesevangelioms die Vorstel- 
lung der Erzeugung des Logos ans Gott ein und beraft sicti da- 
für auf Ps 44 (45), 2. Anch Autol. II, 22 p. 119 sq. wird mit 
dem Gottsein und dem vorweltliehen Beigottsein des Logos vor 
nnd hinter der Anführnng von Jo 1, 1. 3 sofort der Gedanke 
des Gewordenseins des Logos aas Gott verbunden und Autol. 
II, 10 p. 80 in einem Zusammenhang, wo unter Berüeksichtigung 
des Johanneischen Prologs über Gen i, 1 gehandelt wird, un- 
verkennbar an dieselbe Psalmstelle angespielt^). Es ist auch 
nur bei oberflächlicher Betrachtung ein Unterschied der Auffas- 
sung, wenn T. IV, 1 Gott als das principium bezeichnet wird, 
in welchem der Logos war, in der Apologie dagegen der Logos 
als die aqxfjf in welcher oder durch welche G^ott die Welt ge- 
scha£fen habe^). Letzteres bezieht sich auf Gen. 1, 1, ein Ver- 
ständnis, welches schon den Verfasser des Dialogs „Jason und 
Papiscus^ für den Irrthum zugänglich machte, daß im hebräi- 
schen Grundtext stehe: „In ßlio fecit dem^ etc. ^). Auf Jol, 1 
war eine ähnliche Deutung ganz unanwendbar, da sich nach 
kirchlicher Anschauung daraus der Unsinn ergeben würde: „Im 
Sohne war der Sohn oder Logos" ^). Auch findet sich Autol. 
II, 22 ebensowenig als II, 10 irgend eine Spur davon. 

Theophilns ist der Erste, bei dem wir den dreieinigen Gott 



1) Diese AnwendoDg von Ps. 45, 2 findet sich nach Theophilus zu- 
erst bei Tert. Prax. 7. 11. Hermog. 18; Marc. II, 4; IV, 14; darauf bei 
Cyprian (testim. 11, 3 ed. Hartel p. 64, 17) und Novatian (de trinit. c. 17, 
Gallandi III, 800). Soviel ich weiß, haben Irenäus und Clemens AI. die 
Stelle überhaupt nicht citirt, Jnstinus aber dial. 38 (Otto ed. 3 p. 130) 
sie nicht auf die Erzeugung des Logos bezogen. Er sagt nur, daß der 
Psalm sich auf Christus beziehe, meint damit aber offenbar nur, daß der 
darin angeredete Eöuig Christus sei. Zugleich aber in dem Wort, wel- 
ches der Psalmist als aus seinem Herzen hervorquellend bezeichnet und 
an jenen König richtet , Christus zu verstehen , mußte dem fern liegen, 
der wie Justin den ganzen Psalm citirt. 

2) Autol. II, 10 p. 82 n. 13—15; II, 13 p. 94 n.7; cf. p.81 n. 7. 

3) Nach Hier. Quaest. hebr. in Gen. ed. Lagarde p. 3, 19. Er gibt 
dort irriger Weise an, daß Tertullian gegen Praxeas (c. 5) dies erörtere; 
denn dieser spricht über die ganz andere LA.: In prindpio deiM fedt 
sibi filium. Cf. dagegen Clem. ström. VI, § 58 'p. 769 mit einer Berufung 
auf ein petrinisches Apocryphon. 

4) Die Valentinianer mit ihrer Unterscheidung des fioroyev^s nnd des 
Xoyog konnten die agxv in Jo 1, 1 von ersterem verstehen Clem. exe. ex 
Theodoto §. 6 p. 968 Potter ; Iren. I, 8, 5 p. 41 Massuet. 



Erzeugung des Logos. Trinität. 143 

durch fj TQidg bezeichnet finden ^), und zwar findet er einen Ty- 
pus der Trias, nämlich Gottes, des Logos und der Weisheit oder 
des Geistes, in den drei ersten Schöpfungstagen. Es ist wesent- 
lich nur die von der biblischen Geschichte ihm dargebotene and 
durch die Erschaffung der Lichter erst am 4. Tage abgegrenzte 
Dreizahl jener Tage, weiche ihn auf die göttliche Trias bringt. 
In T. begegnet uns nicht' weniger als fünfmal ^) trinitas and an 
vier Stellen dient eine in der Geschichte oder im Munde Jesu 
vorkommende Dreizahl ganz abgesehn von dem zweifelloseop 
Wortsinn dazu, das Mysterium der göttlichen Dreiheit hineinzu- 
deuten. Die drei Hütten, die Petrus erbauen will ; die drei Maß 
Mehl; welche das Weib im Gleichnis mengt; die drei Maß, welche 
einige der Steinkrüge zn Kana faßten; die drei, welche nach 
dem Worte Jesn von den zweien werden getrennt werden: dies 
alleä wird mehr oder weniger direct als Typos der Trinität ge- 
faßt. Nur einmal, wo von Trinität die Rede ist, I, 11 fehlt im 
biblischen Text die Dreizahl. Es wird vielmehr die eine kost- 
bare Perle Mt 13, 46 auf die heilige Trinität gedeutet, welche 
so wenig wie eine Perl^ zertheilt werden kann, weil sie in Ein- 
heit besteht. Es wird nicht ausbleiben, daß gewisse Kritiker 
durch die Behauptung der Urtheilbarkeit der Trinität an späte 
Stadien der Dogmengeschichte sich erinnern lassen. Vielleicht 
sieht man aber doch ein, daß die Art wie T. an vier Stellen 
auf die Trinität zu reden kommt, der Einführung dieses Begriffs 
in der Apologie auffallend ähnlich ist. Ein Schriftsteller^ welcher 
selbst einem heidnischen Leser gegenüber diese Zahlensymbolik 
in ihrer Anwendung auf die höchsten Erkenntnisse derDogmatik- 
nicht unterdrücken kann, muß es in der Gewohnheit gehabt ha- 
ben, dies zur Zeit und zur Unzeit vor christlichen Lesern 
zn thnn. 

Bei keinem Schriftsteller der alten Kirche findet im Ver- 



1) Aatol. II, 15 p. 102. Es kommt wieder bei dem. ström. V § 104 
p. 710 vor and dann als lateinisches trinitas bei Tert. Praz. 4; de 
pndic. 21, bei letzterem aber nicht als eigentlicher Ennstausdruck , nicht 
als Bezeichnung des dreieinigen Gottes selbst (cf. auch adv. Valent. 17), 
wie bei Theophilas, Clemens und dann wieder bei Cyprian, de domin. 
erat. 34. 

2) T. I, 11 p. 44, 23 ; I, 25 p. 53, 28 (das ganze Kapitel wiederholt 
m, 3 p. 69, 14, daher in obiger Zählung nicht eingerechnet); III, 7 
p. 72, 2} III, 9 p. 73, 13; IV, 2 p. 81, 1. 



144 Vergleichiing mit den Bb. an Aatolycus. 

hältnis zam UmfaDg seiner Hinterlassenschaft der Begriff des 
göttlichen Gesetzes so reichliche Verwendang wie bei TheophÜHS. 
Zu Gründe liegt dabei ttberall die Vorstellung des im alten Te- 
stament, in „Gesetz and Propheten^ verkündigten Willens Gottes. 
Aber dies Gesetz and diese Propheten sind fttr die ganze dem 
Salzmeer vergleichbare Welt Sttßwasserqaellen , welche ihr „die 
Lehre der heiligen Gebote Gottes" zaftthren (Antol. 11, 14). Das 
Menschengeschlecht hat Gott darch Gesetz nnd Propheten ge- 
lehrt, den einen Gott za verehren and sich der verschiedenen 
Sonden zu enthalten (11, 34 p. 158). Moses ist ein Vermittler 
des „göttlichen Gesetzes" fttr die ganze Welt, wenn anch zunächst 
und darchans für Israel (III, 9 p. 214). Das Gesetz and die 
Gebote Gottes halten oder brechen ist mehrmals wiederkehrende 
Bezeichnang der Frommen nnd der Gottlosen (II, 15 nnd 16). 
Selbst die Thiere werden nach diesem Gesichtspunct eingetbeilt 
(II, 16). Andrerseits maß man ein Schttler des Gesetzgebers 
werden, am die Wahrheit zo erkennen, wie im Anschloß an ein 
Wort Plato's gesagt wird (III, 17). Darnach maß der Begriff 
des Gesetzes ein ziemlich weitschicbtiger sein. Ist doch das Ge- 
bot, von dessen Befolgang das Schicksal Adams abhing, seinem 
wesentlichen Gehalt nach identisch mit dem „Gesetz and den hei- 
ligen Geboten^, deren Beobaehtang anch jetzt Bedingnng der 
Seligkeit ist ^), also mit demjenigen Gesetz, welches die Christen 
von Gott als Gesetzgeber gelernt haben (III, 9 p. 212). An 
letzterer Stelle folgt eine Darlegang seines wesentlichen Gehalts. 
Es sind nach dem Schloß des Kapitels „zehn Haaptstttcke^ {dixa 
x€(päXaM) des großen nnd in seinem ganzen Umfang bewan- 
demswerthen Gesetzes, welches Gott darch Moses den Hebräern, 
aber damit aach der ganzen Menschheit gegeben hat. Es ist 
der Dekalog oder richtiger ein Dekalog. Denn Theophilas wie- 
derholt nicht den Bachstaben der zehn Worte aas Exod 20, 2-^17, 
sondern entwickelt im Schema der Zehnzahl and im Anschloß 
an den mosaischen Dekalog den dort noch in nationaler Be- 
schränknng vorliegenden, erst dorch Christas and seine Gemeinde 
entschränkten Willen des göttlichen Gesetzgebers. Es ist, am 
mit Irenäos za reden, die vor Moses and nach Christas anver- 
ändert gültige virtm decalogi, welche Theophilas in Worte fassen 



1) II, 24 p, 124; c. 27 p. 132. 134. 



Die Lehre vom Gesetz. 145 

will ^). Die Gebote sind in drei Gruppen getheilt: I. Von der 
Frömmigkeit 1. Keine anderen Götter (Exod 20, 3); 2. Kein Götzen- 
bild and Götzendienst (Exod 20, 4. 5). II. Vom Gutesthnn: 3. Ehre 
Vater and Matter (Exod 20, 12). III. Von der Gerechtigkeit: 4. Kein 
Ehebruch (Exod 20, 14), 5. Mord (Exod 20, 13), 6. Diebstahl 
(Exod 20, 15), 7. Falsches Zeugnis (Exod 20, 16), 8. Begehren 
des fremden Weibes (Exod 20, 17b), 9. Begehren des fremden 
Besitzes (Exod 20, 17 a und c), 10. Keine Ungerechtigkeit im 
Gericht (Exod 23, 6—8). Die Bewußtheit dieser kühnen Um- 
gestaltung ist unfraglich. Das Sabbathgebot und das Verbot 
des Misbrauchs des göttlichen Namens sind ausgemerzt ; ersteres, 
weil es für die Christen überhaupt nicht mehr gilt; letzteres, 
weil die Christen ohne jüdische Aengstlichkeit Gott mit allen 
Kamen preisen sollen, in welchen er sich offenbart hat. Es 
konnte dies am ersten wegfallen, um Anderem innerhalb der 
Zehnzahl Raum zu geben ^). Auch in einer unvollständigeren 
Beproduction des Dekalogs an andrer Stelle fehlen diese beiden 
Gebote^). Vergleicht man mit diesen Gedankenreihen, was der 
Gommentar über dieselbe Materie sagt, so ist schon das bemer- 
kenswerth, daß hier unendlich häufig vom Gesetz und gerade 
auch wie bei Theophilus vom „göttlichen Gesetz^ ^), nicht selten 
auch vom Dekalog die Kede ist. Wie jede Dreizahl an die Trinität 
erinnert, und jede Fünfzahl entweder an die 5 Sinne oder die 



1) Iren. IV, 16, 3 p. 246 Massaet. Darnach ist doch auch zu ver- 
Btehen, was Iren. IV, 16, 4 über den Dekalog sagt. Cf. auch II, 24, 4 
p. 152. 

2) Doch gibt Theophilus Autol. 11, 10 p. 82 den Inhalt des einen 
Gebots wieder: ov yag agycSg XQV ^'^^ ^^^ ^^^V ^^^^ ovofAainv, 

3) Autol. II, 35 p. 158. Von der Reihe in Aut HI, 9 finden sich 
hier Nr. 1 und 2 ohne deutliche Unterscheidung, darauf 4. 5. 6. 7. 8. 
Aus der Wiederkehr der Beihenfolge, besonders auch aus der Aussonde- 
rung von Nr. 8 ans seinem biblischen Zusammenhang ersieht man, daß 
nicht eine vorübergehende Laune die Anordnung des Dekalogs bei Theo- 
philus bestimmt hat Es ist ein Stück Lehrtradition. Damit soll jedoch 
nicht gesagt sein, daß der in christlichem Geist umgestaltete Dekalog 
damals ein Gegenstand des Eatechumenenunterrichts gewesen sei, wie 
das zwei Jahrhunderte später der Verfasser des Opus imperf. in Matth. 
(p. 205) gegen die Sitte der meisten Kirchen forderte. 

4) Autol. n, 35 p. 158; IH, 9 p. 214 t 6 ^elog vSf^os. Cf. T. I, 5 
p. 38, 1 5 I, 16 p. 47, 10; I, 17 p. 49, 5; I, 19 p. 51, 6; H, 2 p. 65, 22; 
in, 2 p. 69, 5. 

Zahn, Forschungen. II. j^Q 



146 Vergleichung mit den Bb. an Autolycus. 

5 Bücher des Moses ^ so jede Zehnzahl an den Dekalog ^). Im 
Dekalog d. h. in dessen Erfilllang liegt die VoUendang des Ge- 
setzes ^) ; er ist die Quintessenz, woneben aber das Uebrige nicht 
bedeutungslos ist. Mit der Lehre des Pentatenchs speist Chri- 
stas die Menschheit (I, 12 p. 45, 9; I, 19 p. öO; 18); nnd noch 
täglich wird die christliche Gemeinde znerst darch die Speise 
des Gesetzes , dann darch die Lehre der Apostel gesättigt (II, 5 
p. 67, 8). Das geistliche Verständnis des Pentateachs erlangt 
man in treaer Erftillang des Gebotes Christi (11, 6 p. 67, 23). 
Zor Beobachtung des dem jüdischen Volk gegebenen Gesetzes 
werden alle Menschen eingeladen (I, 227 p. 56, 2). Und nicht 
erst durch die christliche Predigt wird das Gesetz Gemeingut 
der Menschheit. Dieselbe Dehnbarkeit des Begri£fs des gött- 
lichen Gesetzes, welche es dem T. wie dem Theophilus gestattet, 
das in der christlichen Lehre enthaltene Sittengesetz oder die 
Gebote des Erlösers mit dem göttlichen Gesetz zu identificiren ^), 
zeigt sich hier wie dort auch in rückwirkender Kraft auf die 
vormosaische Zeit. Es ist nicht ein beliebiges Gebot, welches 
Adam empfangen und übertreten hat (III, 5 p. 70, 8), sondern 
das eine bei allem Wechsel der zeitlich bedingten Formen sich 
gleichbleibende Gesetz. Es ist der „Dekalog^, durch dessen 
Uebertretung alle Menschen Schuldner vor Gott geworden sind 
(I, 24 p. 53, 18). Ob von dem göttlichen Gesetz überhaupt, 
oder von dem Israel gegebenen und im Pentateuch enthaltenen 
Gesetz, oder vom Dekalog, oder von den beiden Geboten der 
Gottes- und Nächstenliebe (IV, 4 p.81,24; 1,5 p.37,15), oder 
vom kleinsten Gebot nach Mt 7, 12 (I, 31 ; II, 4) oder von den 



1) T. I. 5 p. 37, 19 das Jota Mt 5, 25; I, 24 p. 53, 18 die zehn- 
tausend Talente Mt 18, 24; I, 31 p. 60, 13 die zehn Talente, zu wel- 
chen die anvertrauten 5 Talente, der Pentateuch, dem treuen Knecht ver- 
holfen haben Mt 25, 15; II, 6 p. 67, 17 ebenso Ober die Parallelstelle 
Lc 19, 16; III, 18 p. 77, 14 kommt der Dekalog heraus, indem die 18 
Jahre Lcl3, 11 in 10 und 8 zerlegt werden; ähnlich IV, 4 p. 81,21 durch 
künstliche Manipulation mit den 38 Jahren Jo 5, 5 und IV, 11 mit den 
153 Fischen Jo 21, 11. 

2) T. III, 18 in decem verhis perfectio legis est; cf. I, 5 p. 37, 15: 
düectio proonmi legis est plenitudo, 

3) Cf. z. B. I, 9 p. 41, 14 divina praeceptOj lin. 16 eitM (Christi) man- 
data; I, 19 p. 51, 6 — 9 vestimentum sälvatoris lex est divina , . • plura 
mandata . . unum praeceptum sälvatoris ; II, 6 p. 67, 16. 22 ; III, 2 Christus 
= lex divina = mandata Christi; III, 8 p. 72, 11 omnia mandata Christi. 



Die Lehre vom Gesetz. 147 

Geboten Christi die Rede ist: gemeint ist immer dasselbe , der 
seinem wesentlichen Gehalt nach unveränderliche Wille Gottes. 
Die Menschheit hat ihn übertreten ^ die Christenheit erfüllt ihn. 
Vermittelst der evangelischen Predigt ersteigt man den hohen 
Tharm des mosaischen Gesetzes (III, 15 p. 76, 6). Christas 
schafft and spendet die Gottes - und Nächstenliebe den Kranken, 
die sich von ihm heilen lassen. Als die „göttlich Geretteten^ 
werden sie stärker als ihr Fleisch und wandeln aaf eigenen 
Füßen in Erflillung der göttlichen Gebote (IV, 4 p. 81, 16 — 82, 3). 
In Kraft des siebenförmigen Geistes, den sie empfangen haben, 
erfüllen sie die Vorschriften des Dekalogs (IV, 11 p. 84, 13). 
Schwer and scharf wie Senf sind die göttlichen Gebote den Un- 
frommen (I, 18 p. 50, 11). Leicht aber wird das Joch Christi 
denen, die Gott lieben, darch die Hoffnung auf die zukünftige 
Freade (IV, 12 p. 84, 23). So bewahren oder beobachten die 
Christen das Gesetz wie das Evangelium (IV, 11 p. 84, 16). 
Aber daneben hat eine andre Betrachtung des Gesetzes Baum. 
Das mosaische Gesetz ist nicht bloß Offenbarung, sondern auch 
Yerhüllung des göttlichen Gesetzes. Es ist auch der Scheffel, 
unter welchem die Leuchte des göttlichen Wortes verdeckt ist ^). 
9,Gesetz und Propheten reichen nur bis zu Johannes dem Täu- 
fer^, um dann der Predigt des Sohnes Platz zu machen ^) ; denn 
lloses, Aaron und Elias haben die Wunden des unter die Mörder 
gefallenen Menschengeschlechts nicht geheilt (HI, 6 p. 71, 5). 
Die Juden, „welche voip Gesetz des Pentateuchs nicht lassen 
wollen", berauben sich des Heils (HI, 8 p. 72, 24). Paulus, der 
große Lehrer der Abolition von Gesetz und Propheten, ist in 
seiner Uebertretung des Gesetzes klüger gewesen, als die Juden, 
welche einst Kinder des Lichts waren, aber über dem Streben, 
der Gesetzesbeobachtung Christum, das wahre Licht des Vaters,* 
verloren haben (HI, 20 p, 78, 14 und p. 79, 13). Das jüdische Volk, 
welches einst ein König war, ist ein Sclave der Gottlosigkeit 
geworden und ist mit dem Gericht der völligen Taubheit ge- 



1) I, 5 p. 37, 12. Sehr bezeichnend ist, daß III, 2 p. 69, 5 vielmehr 
die Welt dem Scheffel entspricht, das Licht aber gedeutet wird auf „Chri- 
stus oder das göttliche Gesetz, welches unser Herz erleuchtet". 

2) II, 5 p. 66, 27. — Nach den 6 Tagen, welche Mose und den 
Propheten gehörten, am Sabbath der Welt ist Christas gekommen I, 17 
p. 48, 2—5. 

10* 



148 I^ie Lehre vom Gesetz. 

straft y weil es von der Gewöhnung des Ohrs an ^die ganze 
Werthlosigkeit des Bnchstabens'^ nicht lassen wollte (1, 34 p. 62,21). 
Man könnte bei oberflächlicher Beachtung einzelner Sätze denken, 
durch mechanische Scheidung zwischen „Dekalog^ und „Gesetz 
des Pentateuchs^ die doppelte Betrachtung des Gesetzes zu er- 
klären, ein Misverständnis , dem die bezüglichen Auslassungen 
des Irenäus und Anderer in der Tbat ausgesetzt sind. Dem wi- 
dersprechen aber nicht nur die angeführten Gleichsetzungen der 
weiteren und engeren und engsten Bezeichnungen des Gesetzes, 
sondern auch die bestimmtesten Urtheile. Der Dekalog hat vor 
dem übrigen Gesetz nichts voraus in Bezug auf dauernde Gül- 
tigkeit und bedarf ebenso wie das ganze Gesetz Israels einer 
Uebertragung aus dem Buchstaben in den Geist, aus dem Alt- 
ins Neutestamentliche. Der Antichrist ist es, der den Sabbath 
zu feiern gebieten und überhaupt „das auf den zwei Tafeln ge- 
schriebene Gesetz des alten Testaments predigen wird^ (I, 29 
p. 58; 3; ni, 7 p. 71; 23). Es ist ein Eingehn auf den Judais- 
mus auch jetzt schon^ den Sabbath zu beobachten, und ist ebenso 
zu fürchten, wie der Rückfall ins Heidenthum (I, 29). Auch 
vom Dekalog bleibt also nur erstens das Schema der Zebnzahl 
und zweitens der von aller nationalen und temporellen Beson- 
derheit losgelöste Kern seines moralischen Gehalts als dasjenige 
übrig, was Christus zu erfüllen gekommen ist (I, 5 p. 37, 17) 
und die durch ihn Erlösten und durch den Geist Wiedergebore- 
nen erfüllen. Das ist aber ganz die Anschauung des Theophilus 
vom Gesetz, wie sie sich in der Apologie zu erkennen gibt, nur 
mit dem in der verschiedenen Bestimmung beider Werke be- 
gründeten Unterschied, daß dem Heiden Autolycus gegenüber 
von dem Gegensatz jüdischer und christlicher Gesetzeserfüllung, 
von der in der Geschichte des apostolischen Zeitalters bezeugten 
Auseinandersetzung christlicher Sittlichkeit mit jüdischer Gesetz- 
lichkeit geschwiegen und überhaupt der Thatbestand christlicher 
Lehre ohne theologische und besonders exegetische Begründung 
beschrieben wird. Dieser Unterschied der Darstellungsweise bei 
völliger Gleichheit der Anschauung schließt jeden, übrigens auch 
durch nichts zu begründenden Verdacht aus, daß hier eine Ent- 
lehnung aus der Apologie seitens des Commentators vorliege. 
Und doch zeigt sich wieder auch im Einzelnen eine Ueberein- 
stimmung auffälligster Art. Nach Autol. 11, 24 extr. bedeutet 
die dem Adam aufgetragene Bebauung und Bewachung des Pa- 



Allegorische AiulegUDg. 149 

radieses nichts Anderes als die Beobachtung des Gebotes Gottes. 
Nach T. I, 27 p. 56, 1 ist der Weinberg, in welchen der Vater 
seine zwei Söhne zur Bearbeitung desselben schickt, das Gesetz, 
also die Arbeit im Weinberg Beobachtung des Gesetzes. Nur 
ein abgekürzter Ausdruck des gleichen Gedankens ist es, wenn 
I, 27 p. 55, 2 von dem Weinberg in Mt 20, 1 sqq. geradezu ge- 
sagt wird, er sei obedientia legis. 

Kein Stück der Bibel hat Theophilns in der Apologie so 
ausführlich erörtert, als die Geschichte der Schöpfung und des 
Sündenfalls. Von Autol. n, 10 p. 82 an gibt er eine förmliche 
Auslegung von Gen. 1—4. Diejenigen Thatsachen der biblischen 
Geschichte, welche eine an sich deutliche oder durch die älteste 
theologische Tradition bestimmte Bedeutung für die Glaubens- 
regel und die christliche Weltanschauung haben, werden in ihrem 
eigentlichen Sinn erfaßt und so in der bezeichneten Richtung 
verwerthet, die übrigen werden allegorisch gedeutet, um glei- 
chem Zweck zu dienen. Eben dies ist aber auch die Methode 
des Gommentars. Der charakteristische Unterschied der in bei- 
den Werken vorliegenden Exegese von derjenigen des Origenes 
and seiner Nachfolger bis ins Mittelalter hinein besteht darin, 
daß seit Origenes ohne Unterlaß über den Unterschied der ver- 
schiedenen Schriftsinne reflectirt und auf Grund solcher metho- 
dologischen Erwägungen an den einzelnen Stellen der eine oder 
andere Sinn bevorzugt, oder zu der historischen Deutung die 
moralische und die mystisch - allegorische hinzugefügt wird. 
Nichts von solchen Reflexionen zeigt sich in T. oder bei Theo- 
philns. In völliger Unbefangenheit wird entweder der historische 
Sinn und die darin liegende dogmatische Wahrheit, oder eine 
auf jede Möglichkeit allseitiger Durchführung verzichtende Alle- 
gorie vorgetragen. Die letztere soll in der Regel den histori- 
schen Sinn nicht aufheben. Obwohl fast alle Wunderthaten Jesu 
in kühnster Weise allegorisirt werden, wird deren Realität doch 
voll anerkannt^). Es ist bezeichnend, daß Arnobius es nöthig 
ündet, der Wiederholung der kühnen Allegorien des T. häufig 
die Formel vorauszuschicken : Facta sunt ista omnia, sed habent 
spiritiuilem intellectum^). Es fehlt inT. nicht an Nebeneinander- 



1) Z. B. H, 7 und gleich darauf II, 8 die Allegorese der Todten- 
erweckuDgeD. 

2) Migne 53 col. 569. 570. 574. 575. 



150 Vergleichung mit den Bb. an Antolycus. 

Stellung verschiedener zulässiger Erklärnngen. Aber in der Re- 
gel liegen beide auf der Linie der Allegorie^); jedenfalls ver- 
räth sich dabei niemals eine Reflexion über die Methode der 
Auslegung und die Berechtigung oder Notbwendigkeit der Alle- 
gorie ^). Auch die Formeln, durch welche die typische Auslegung 
als solche eingeführt wird, scheinen in beiden Werken ziemlich 
die gleichen zu sein. Das figuram habet ^) ist = xvnov inixei 
(AutoL n, 13 p. 94; ü, 15 p. 100), das in figura fuit salvatoris 
(T. 1, 2 p. 34, 17) = ip %vn(f »sov iatiy (Autol. 11, 15 p. 100), 
das in'cuim imagine etc. (T. I, 9 p. 42, 1) = iv oiAOidfAatl xivoq 
(Autol. n, 14 p. 98; II, 16 p. 104; II, 26 p. 128). Auch ein- 
zelne Allegorien sind identisch. Das Meer ist die Welt^). Die 
Vögel bedeuten in beiden Büchern die Menschen, welche nach 
dem Himmlischen aufstreben^). 

Theophilus behauptet mit Nachdruck, daß das Paradies, in 
welches Adam gesetzt worden sei, auf dieser Erde und unter 
diesem Himmel gelegen habe (Autol. II, 24 p. 122), und wenn 
er gleich darnach dem Paradies eine Mittelstellung zwischen 
Welt und Himmel anweist (p. 124), so bedurfte es kaum seiner 
ausdrücklichen Erklärung, daß das nur in Bezug auf die Schön- 
heit gemeint sei, um das Misverständnis abzuwehren, als ob das 
im vollsten Widerspruch gegen die voranstehende Behauptung 
eine räumliche Mittelstellung im Weltganzen bedeuten solle. 
Wenn er aber weiter sagt, der Mensch solle nach Abbüßung 
seiner Schuld und Erziehung durch Gott wieder in das Paradies 
zurückgerufen werden, aus welchem er verbannt worden, und 
nach Auferstehung und Gericht werde die darauf zielende An- 
deutung sich erfüllen, welche in Gen. 2, 8 und 15 liege (Autol. 



IJ I, 3 p. 35, 8 und p. 36, 6 sive; I, 6 p. 39, 2 vel; I, 18, p.50, 10; 
I, 27 p. 55, 7 ; I, 36 p. 64, 3. 

2) Man wird nicht I, 10 p. 44, 11 entgegenhalten, denn da handelt 
es sich um ein Wort Jesu, welches wie viele andere uneigentlich gemeint 
sein konnte. 

3) I, 20 p. 51, 11; I, 27 p. 55, 11; daneben gerens figuram I praef. 
p. 31, 6; figuram gerit I, 8 p. 41, 1; spedem gestat I praef. p. 31, 12; 
fig. ostendit I, 25 p. 53, 29 cf. IV, 7 p. 82, 26. 

4) Autol. II, 14 p. 98 cf. T. I, 19 p. 51, 1 ; II, 3 p. 65, 28. 

5) Autol. II, 17 p. 106, wo vom Unterschied der Vögel und der vier- 
füßigen Thiere die Rede ist: ol yaq ^margitpovisg ano rav dvo^iav xal 
Sixaifog ^(ovisg ^anSQ mniva avCniavTai rj ^v^y^ t« avto (pQOVovvres 
xal ivaQearovvTes i(fi &€Xr}/jiaji %ov d-eov. Damit cf. T. I, 18 p. 50, 4—10. 



Das Paradies. 151 

n, 26 p. 128), so versteht er offenbar nnter Paradies nicht ma- 
teriell dasselbe, was er vorher als einen Ort auf dieser Erde, 
überdies nicht allzuweit von Antiocbien gelegen, bezeichnet hat 
Wie er in Gen 2, 15 nnbeschadet der Geschichtlichkeit von 
Gen 2, 8 eine allegorische Weissagung der zukünftigen Ver- 
setzung des Menschen ins Paradies findet, so ist ihm das irdische 
Paradies auch nur ein Typus des andern, in welches der erlöste 
und durch die Auferstehung erneuerte Mensch eingeführt wird. 
Es ist wie jenes noch nicht der Himmel, in welchen der ver- 
gottete Mensch schließlich aufsteigen soll, sondern noch eine 
Vorstufe zu diesem (11, 24 p. 124). Dem entsprechen nun auch 
die Aussagen des Commentars. Zur Welt, in welcher der sündig 
gewordene Adam lebt, bildet das Paradies, welches er durch 
Ungehorsam verloren ^) , oder wie es T. HI, 6 heißt , das Jeru- 
salem, wo er die Anschauung Gottes und Frieden hatte, einen 
Gegensatz, aber nicht zu dieser Welt, als ob es selbst einer an- 
deren angehörte. Aber ins Paradies, und nicht in den Himmel, 
wird Christus nach Vollzug des Gerichts auch wieder die Hei- 
ligen sammeln (I, 3 p. 36, 10). Aber wo ist dies zu suchen? 
T. erörtert die Frage aus Anlaß der Verheißung Jesu an den 
Schacher (1, 35 p. 63, 20). Jesu Leib ruht im Grabe in der Erde, 
seine Seele ist in der Unterwelt, wie kann er sagen, daß er 
gleichzeitig mit dem Schacher im Paradiese sein werde? Soll 
man sich dies im Hades oder in der Erde denken? Die Lösung 
liegt darin, daß wo Gott d. h. hier wo Christus ist, da auch 
Leben und liebliches Wesen ^) oder mit anderen Worten das 
Paradies ist. Der Ort der seligen Gemeinschaft mit Gott ist 
kein räumlich zu denkender Ort. Diese Anschauung entspricht 
erstens den Aussagen des Theophilus über die schlechthinige 
Ueberräumlichkeit Gottes ^), zweitens aber auch den Keflexionen 
des Gommentators über die Parabel von Lazarus (IV, 7). Die 
Frage, ob die alttestamentlichen Frommen vor der Ankunft Christi 
in der Unterwelt, sei es auch an einem Ort der Erquickung sich 
befanden, oder ob jener Ort, wie Andere meinen, in einer höheren 
Region liege, interessirt ihn nicht sehr; er erwähnt sie nur, ohne 



1) T. III, 10 p. 74, 2 per inobedientiam et Autol. II, 25 p. 124 sq. 
fünfmal 97 naQaxoijj c. 27 p. 132 Si afA^lsCaq xal naQaxoijg. 

2) amoenitas = TQvtprj s. oben S. 136 Note 1. 

3) Autol. II, 3 p. 52; ü, 10 p. 78; II, 22 p. 118; cf. I, 5 p. 16. 



152 Vergleichang mit den Bb. an Autolyous. 

za entscheiden. Aber was er vorher und nachher sagt^ zeigt 
anch, daß fttr ihn die Frage kaum existirt. Was da von räum- 
lichen Verhältnissen und körperlichen Schmerzen gesagt ist; ist 
in der That nichts Räumliches und Körperliches. Die Empfin- 
dung der Höllenqnal vor dem Gericht ist unter dem Ort des Ge- 
fängnisses zu verstehen. 

Welche Bedeutung Theophilus dem Adam und seinem Sttn- 
denfall für die ganze Menschheit zuschreibt^ sieht man schon an 
der Ausführlichkeit; womit er dem Heiden gegenüber hiervon zu 
handeln für nöthig findet Adam ist ihm die Menschheit nach 
ihrem fttr alle Zukunft entscheidenden Anfang. Wo er von den 
Folgen seines Ungehorsams^ den Mühsalen, dem Tode und dem 
in der Sünde sein, sowie von der Wiederaufhebung derselben 
durch Gottes Erziehung; Erlösung; Auferstehung redet; tritt ohne 
jede Erläuterung an die Stelle des Eigennamens Adam der Gat- 
tungsbegriff Mensch (Antol. II, 25. 26 p. 128). Nicht ein erster 
Mensch; sondern der Mensch ist wegen seines Ungehorsams aus 
dem Paradies verbannt, dem Tode verfallen, um dann durch 
Strafe; Buße, Bekenntnis, Gehorsam gegen Gottes Offenbarung 
zur Unsterblichkeit geführt zu werden. Darnach ist es dann 
auch nicht leicht zu nehmen; wenn da; wo auf die concreto Ge- 
stalt der Sündenfallsgeschichte Bücksicht genommen wird; von 
Eva gesagt wird zo äQXfjd'SP nXavfi&^vai vno tov o^emg xal 
dqx^yop äybaqtiaq yeyorivai (Autol. EL; 28 p. 136). Dem ent- 
spricht der Commentar. Auch hier ist Adam, der verlorene Sohn 
(in, 10) und der unter die Räuber gefallene Wanderer (in, 6), 
geradezu identificirt mit der Menschheit; insbesondere der noch 
im Zustand der Verlorenheit befindlichen Heidenwelt. Die Auf- 
fassung des Verhältnisses Adams im Paradiese zu Gott als Soh- 
nes zum Vater (Autol. 11, 25 p. 126) wird T. in, 10 breit aus- 
geführt. Leider hat Theophilus ; wo er von der Erschaffung 
Adams und von seiner bloßen Anlage zur Unsterblichkeit handelt 
(Autol. n, 18. 19 p. 108. 110; n, 27 p. 130 sqq.), sich einer 
genaueren Exegese von Gen 2, 7 und einer Darlegung seiner 
psychologischen Anschauung enthalten, so daß in dieser Hinsicht 
eine Vergleichung mit T. III; 5 unmöglich ist. Aber auch hier 
ist es die menschliche Seele überhaupt; welche in Adam wegen 
Uebertretung des Gebots den belebenden Geist verloren hat, in 
Folge wovon dann auch der Leib dem Tode verfallen ist. Hier- 
aus ergibt sich dann von selbst eine starke Ueberzeugung von 



Sündenfall and Erbsünde. 153 

der Erblichkeit der Sünde. Schon die kleinen Kinder „von zwei 
Jahren an und darunter'^ ;;fangen an zu sttndigen^^ und man 
soll ihre Gedanken auf Christas zu richten bemüht sein (T. I, 2 
p. 34, 5). Eine Mahnung hierzu liest er ans Psalm 136 (137); 9 
herans and deutet das dort gepriesene „Anschlagen der Kinder 
an den Felsen", nämlich an Christus, auf die Taufe« Wenn T. 
gleich darauf nach seiner Weise durch die in bimatus ausge- 
drückte Zweizahl sich veranlaßt sieht, hierin zwei Gruppen von 
Täuflingen, aus Juden und Heiden, angedeutet zu finden, so 
kann das die hier vorliegende Thatsache nicht verdunkeln, daß 
T. es fttr heilsam und rathsam hält, zweijährige und noch jün- 
gere Kinder zu taufen. Dieser Brauch, welchen Origenes für 
apostolische Tradition hielt, gegen welchen TertuUian aber noch 
zu polemisiren wagte, hat jedenfalls zur Zeit und in der Gegend 
des T. noch bei weitem nicht so festgestanden wie zur Zeit Cy- 
prian's in Africa, wo man darüber verhandelte, ob die Kinder 
am 8. Tage oder schon früher zu taufen seien ^). Der später so 
g^eläufige Ausdruck originale peccdtum, für welchen TertuUian 
and Hilarius, der Leser unseres Commentars, nur ähnliche Syno- 
nyma haben ^) , findet sich T. IV, 6 p. 82, 12. Durch den von 
Geburt Blinden und durch Jesus Erleuchteten in Jo 9 wird das 
mit der „ursprünglichen Sünde ^ behaftete und insbesondre das 
im Heidenthum befangene Menschengeschlecht abgebildet, und 
in der Geschichte seiner Heilung wird gelehrt, daß die Auf- 
hebung der in der Sündhaftigkeit begründeten Blindheit nicht 
von der Natur, sondern von ihrem Urheber, also von Gott durch 
Christus gewirkt werde. Man muß durch die Aehnlichkeit des 
Vorstellungskreises überrascht werden , wenn man Autol. 1 , 7 
p. 22 liest: „Diesen (Gott) führst du im Munde, seinen Odem 



1) Epist. 64 ad Fidam. 

2) Tert. anima41: originis Vitium, Ebenso Eil. trinit.X, 25 p. 1053 B 
und zu Psalm 118 p. 329 B, ähnliche Ansdrücke bei demselben zu Psalm 58 
p. 129 B; Psalm 134 p. 469 F. — üeber den Ursprung zweier pseudo- 
eyprianischer Schriften „de ratione circumcisionis" und „de jejnniis^, worin 
originale peccatun^ vorkommt (Cypr. opp. ed. Baluzlns p. 87. 102) habe 
ich kein Urtbeil. Uebrlgens ist originalis Uebersetzung von aQxnlog = in 
die origo, dgxv hinaufreichend (cf. uqx^^^v Autol. II, 28 p. 136). Das- 
selbe Wort heißt aber auch anttquus und liegt wahrscheinlich zu Grunde 
bei dem Ausdruck des Irenäus (IV, 2, 6 p. 230) antiqua serpentts plaga, 
auf welche schon Augustin aufmerksam wurde und aufmerksam machte 



154 Yergleichang mit den Bb. an Autolycos. 

athmest da, ihn verkennet da. Das ist dir aber widerfahren 
wegen der Blindheit deiner Seele und der Verhärtung deines 
Herzens. Aber wenn da willst, kannst da geheilt werden. 
Vertraue dich dem Arzt an; der wird dir den Staar der Augen 
deiner Seele und deines Herzens stechen. Wer ist der Arzt? 
Der Gott, welcher heilt und lebendig macht durch den Logos 
und die Weisheit^ d. h. durch Sohn und Geist, seine Gehülfen 
oder Werkzeuge bei der Weltschöpfung ^). 

Eine allseitige Vergleichung der Theologie beider Werke 
muß ich denen überlassen, welche trotz der bisher nachgewie- 
senen und noch ferner ' nachzuweisenden Uebereinstimmungen 
zwischen der Tradition über T. und seinem Inhalt die Identität 
des Verfassers des Commentars und der Apologie zu bestreiten 
sich veranlaßt sehn sollten. Aber auf Einzelnes sei doch noch 
in Kürze hingewiesen. Theophilus^) rechnet den Evangelisten 
Johannes zu den „vom Geist Getragenen", d. h. zu den inspirir- 
ten Mittlern der Wortoffenbarung Gottes, wie es Moses und die 
Propheten sind. Es gelten ihm demnach die Schriften der Apo- 
stel als gleichwerthig mit den alttestamentlichen, als heilige oder 
göttliche Schriften, deren Verfasser sämmtlich mit einander 
Uebereinstimmendes gelehrt haben (Autol. H, 9; HI, 12). Dar- 
nach kann man nichts über den Lehrstandpunct des Theophilus 
hinausgehendes in der Art finden, wie T. sich über die neu- 
testamentlichen Schriften äußert Es bilden für ihn die Schrif- 
ten der Propheten und Apostel eine einheitliche scriptura. In 
Bezug auf Mcl, 2 sagt er (H, 1): „Als einen Engel bezeichnet 
die Schrift; hier den Johannes, wie sie auch in der Genesis 
sagt^ etc^). Es ist die eine Bibel, welche die Kirche bald als 
Weib, bald als Jungfrau abbildet (HI, 9 p. 73, 11). Sie zerfällt 
in ein altes und ein neues Testament. Wenn an einzelnen Stellen 
damit nicht sowohl die beiden Sammlungen von Offenbarungs- 
urkunden, als vielmehr die beiden Stufen der göttlichen Offen- 
barung bezeichnet werden^), so ist anderwärts unzweideutig 



1) Ueber die Sünde als Ursache der geistlichen Blindheit s. auch 
Autol. I, 2 p. 8. 

2) S. oben S. 139 Anm. 3 und 4. 

3) Mit Bezug auf die vorliegende Perikope wird scriptura gebraucht 
auch III, 8 p. 72, 15; III, 10 p. 74, 1; IV, 2 p. 80, 21; IV, 4 p.8t, 17. 

4) T. I, 3 p. 35, 15 faUen beide unter den Begriff des sermo divi- 
n>u8 und dieser ist als Object der mündlichen Predigt gedacht. So I, 9 



Bezeichnung der biblischen Bücher. 155 

jenes der Fall. Das A. Testament besteht ans 7 Büchern^). 
Neben dem Pentateuch können A. und N. Testament nur die 
Büchersammlungen sein (I, 12 p. 45, 10, I. 19 p. 50, 19; ü, 5 
p. 67; 4), ebenso das A. Testament; wenn es neben dem durch 
die Vierzahl symbolisirten Evangelium steht (IV; 4 p. 81, 22); 
oder wenn es als dasjenige bezeichnet wird, worin der Dekalog 
enthalten ist (I, 5 p. 37, 19 cf. I, 31 p. 60, 12—14). Das A. T. 
wird auch kürzer durch lex bezeichnet und daneben das N. Te- 
stament als Lehre der 12 Apostel, wo offenbar von der gottes- 
dienstlichen Vorlesung die Bede ist^). Darnach ist auch unter 
den Lehren der Propheten und Apostel; von welchen jetzt die 
Heidenchristen sich nähren, nichts anderes als deren Schriften 
zu verstehen (I, 20 p. 51, 23). Daß das N. Testament des 
Commentators mit demjenigen des Apologeten rücksichtlich des 
Umfangs und des Textes an sonst zweifelhaften Puncten sich 
deckt, wurde schon gezeigt (S, 138 ff.). Aber auch die Bezeich- 
nungen der heiligen Schriften entsprechen sich: scripturae divi- 
nae T. I, 9 p. 42, 5; I, 33 p. 61,8 =^ ^ela yQcc^n (Autol. 11, 
10 p. 82; n, 18 p. 108) ; sacrae literae T. HI, 20 p. 77, 25 = 
Tce, leqa yQafifAata Autol. IQ, 26 p. 260; evangelium als Be- 
zeichnung der Evangeliensammlung 3) T. HI, 20 p. 79, 2; 
IV, 4 p. 81, 22; IV, 11 p. 84, 16 = to evarri^iop Autol. m, 
14 p. 222; daneben aber auch evangelia T. I praef. p. 31, 4; 
I, 19 p. 51, 2; I, 21 p. 52, 1; I, 31 p. 60, 15; IV, 7 p. 82, 25 
= rä zäp TiQOiprjtcop xai tcov evayyelicoy Autol. III, 12 p. 218. 
Auch die attributive Verbindung scriptura evangelica T. 11, 8 
p. 68^ 11 hat ihresgleichen an ^ evayyiXtog qxap^ Autol. IQ, 13 
p. 220. 

Die starke Bezeugung der Gottheit Jesu ^) neben der Lehre 



p. 41; 22 wahrscheinlich mit besondrer Beziehung auf das Abendmahl; 
IV, 2 p. 80, 18 heißt der Uebergang von der einen Oflfenbarungsstafe zur 
andern veteris et novi testamenti traditio, 

1) Cf. die Anmerkungen zu T. I, 17 p. 48, 5 ; I, 28 p. 56, 13. 

2) II, 5 p. 67, 7. Eben dort werden die Apostel pleni spiritu 
sancto genannt = nvsvfiaröipoQoi. Wichtig ist, daß die alttestament- 
liehe Lection der apostolischen vorangeht. 

3) üeber T. I, 5 ist unten S. 159 flf. zu reden. 

4) Z. B..T. I, 17 p. 49, 2; I, 29 p. 58, 11; I, 35 p, 63, 24; II, 3 
p. 65, 30; m, 13 p. 75, 11; III, 17 p. 76, 20—27; IV, 2 p. 80, 13; 
IV, 8 p. 83, 21. 



156 Die Gottheit Christi. 

von der Erzengang des Logos zum Behuf der Weltschöpfang ^) 
entspricht dem Umstand , daß Theophilns als der Erste in der 
vorhandenen Literatur die Lehre von dem Xoyog ivdm&etog nnd 
nqo^oQixog auf Christus angewandt hat^). Ist Christus und 
Logos schlechthin dasselbe Subject (T. IV, 1), der Logos aber vor 
seinem Hervort/eten zum Zweck der Weltschöpfung „in Gottes 
Eingeweiden^ oder „Herzen^ vorhanden gewesen , als Gottes 
T^Rathgeber, eigene Vernunft und Gedanke^, so ist eben Christus 
seiner Substanz nach Gott, ein unveräußerliches Moment im 
Wesen Gottes. Er hört nicht auf in Gottes Herzen zu sein, 
seitdem er aus demselben herausgetreten ist. Es heißt Autol. 
II, 22 ausdrücklich: top Xoyov i^ov ovra dianavtbq iydid&ezop 
iv itaqdlff &eov und von Gott ov nevcö&elq avtog tov Xoyov, 
Dann ist er also, wie T. HI, 17 zu lesen ist, im Himmel ge- 
wesen , während er auf Erden war. Auch die Formel filivs dei, 
qui dem ex deo est T. I, 29 p. 58, 11 cf. IV, 8 p. 83, 21, haben 
wir wesentlich ebenso Autol. 11, 22: ^edg ovv cSv 6 Xiyog xai 
ix d-eov ns^vxcig, wozu dann hier wie im Commentar so manch- 
mal die Beschränktheit und Sinnenfälligkeit des in der Welt 
erschienenen Sohnes den Gegensatz bildet. Allerdings hat der 
Apologet, welcher nirgendwo auf die Geschichte Jesu zu reden 
kommt, auch keinen Anlaß gehabt, wie der Commentator mehr- 
fach die Gottheit und Menschheit gleichzeitig zu betonen und 
niemals ausdrücklich die durch diesen Gegensatz nicht aufge- 
hobene Einheit der Person Jesu zu behaupten (III, 17 p. 76, 22). 
Mit denen aber, welche dies für eine offenbare Bestreitung des 
Nestorianismus ausgeben, gedenke ich nicht zu streiten. 

Es wäre schließlich erwünscht, den Stil beider Schriften 
unter gebührender Berücksichtigung der durch den Gegenstand 
und die Adresse von selbst gegebenen Verschiedenheit mit ein- 
ander vergleichen zu können. Aber wer mag sich getrauen, die 
ursprüngliche sprachliche Gestalt des Commentars durch das 
Medium einer nicht zu cont]:olirenden Uebersetzung im einzelnen 
sicher zu erkennen? Schon dies, daß T. eine Uebersetzung sei, 
ist ja bestritten worden. Und wie einleuchtend die bisherige 
Beweisführung für die Ahfassung durch Tbeophilus sein mag. 



1) Diese Bestimmtheit erhält die Lehre durch den Zusammenhang 
in T. rV, 1. 

2) Autol. ir, 10 p. 78 sq.; II, 22 p. 118. 



Altlateinische UebersetzuDgen. 157 

die Frage, ob T. Uebersetzung oder Original sei; kann nicht 
länger nmgangen werden. Bei der Gelegenheit werden einige 
lexicalische und stilistische Parallelen zwischen T. und Theophi- 
Ins aufgezeigt werden , wie solche auch schon im vorstehenden 
Kapitel nachgewiesen worden sind. 

3. Der Uebersetzungscharakter des Commentars. 

Die lateinischen Christen haben vom zweiten Jahrhundert 
an in sehr verschiedener Weise griechische Schriften übersetzt. 
Biblische Bücherwand solche, welche ein diesen ähnliches An- 
sehn genossen, wie den Pastor des Hermas, war man bemüht 
mit peinlicher Genauigkeit wiederzugeben , sei es auch auf Ko- 
sten der Beinheit und vollends der Schönheit der lateinischen 
Sprache. Den äußersten Gegensatz dazu bildet die Art, wie 
Commentare zur Bibel übersetzt wurden. Man wollte den Lands- 
leuten, welchen es an exegetischen Hülfsmitteln mangelte, durch 
Uebersetzungen aus dem Griechischen solche verschaffen. Dabei 
kam es auf Wörtlichkeit viel weniger an als auf Lesbarkeit; 
and Zusätze wie Auslassungen brachte man an, um das Original 
in Bezug auf Rechtgläubigkeit oder Lehrhaftigkeit oder Brauch- 
barkeit gerade ftir den lateinischen Leser zu verbessern. Im 
Commentar des Origenes zum Bömerbrief nach Bufin's Ueber- 
setzung kann man keinen Satz unbesehens als Aussage des Ori- 
genes hinnehmen. Gleich in der Vorrede hat Bufin, wie er erst 
nachträglich bemerkt, eine Erörterung über Saulus und Paulus 
aus eigenen Mitteln zugesetzt. Der lateinischen Uebersetzung 
des Matthäuscommentars des Origenes, deren Herkunft unbekannt 
ist, hat wahrscheinlich eine andere Becension des Werks zu 
Grunde gelegen, als diejenige, welche uns theilweise im Ori- 
ginal erhalten ist, und es mag ein Tbeil der bedeutenden Dif- 
ferenzen zwischen Original und Uebersetzung daraus zu erklären 
sein. Aber es finden sich doch auch größere Sätze darin, die 
gar nicht aus dem Griechischen übersetzt sein können ^). Auch 
Hieronymus, der doch auf genauere Uebersetzung dringt, macht 
es nicht anders^). Was alles Uebersetzer exegetischer Werke 



1) Delarne III, 888 B : Quod inLatino höhet „a constitutione mundi'' 
in Graeco sie habet „a depositione mundi^ et secundum graecum sermo- 
nem exponit, quae secundum latinum non conveniebat exponere. 

2) Ein harmloses Beispiel ist z. B. das in seiner Uebersetzung von 



158 I)6r Gommentar eine Uebersetzung. 

sich erlaubt haben ^ zeigen deutlich die übertriebenen Urtheile 
des Hieronymus über die exegetischen Arbeiten älterer Lateiner, 
wovon oben S. 86 ff. die Bede war. So konnte man mit einem 
Schein von Berechtigung nicht reden, wenn nicht in der That 
damals der Unterschied zwischen Uebersetzung und freier Be- 
arbeitung desselben Gegenstands nach einem griechischen Muster 
ein einigermaßen fließender war. Aber auch Werke historischen, 
dogmatischen, polemischen Inhalts sind meist nicht mit pein- 
licher Genauigkeit übersetzt worden. Es sei an die verschie- 
denen Uebersetzungsarbeiten des Bufinus erinnert. Und selbst 
solche Uebersetzungen, wie die des Irenäus oder der Disputatio 
Archelai cum Manete, welche im ganzen den Eindruck großer 
Treue machen, oder, wie der lateinische Irenäus^, streckenweise 
durch Vergleichung mit dem Original als treu erwiesen sind, 
enthalten doch Sätze, denen im Griechischen nichts genau ent- 
sprochen haben kann ^). Wo es auf die Wortform des im Ori- 
ginal gebrauchten Ausdrucks ankommt, mußte auch der treuste 
Uebersetzer ebenso durch darauf bezügliche Bemerkungen nach- 
helfen, wie die Uebersetzer der Gommentare es häufig thun, wo 
es sich um Differenzen zwischen dem im Original behandelten 
griechischen Text und dem ihren Lesern geläufigen biblischen 
Text handelt. 

Bedenkt man nun, daß T. ein Gommentar und zwar ein im 
4. und 5. Jahrhundert viel gelesener, also auch oft abgeschrie- 
bener, uns aber sehr mangelhaft überlieferter Gommentar ist, so 
muß es von vornherein als ein Misgriff erscheinen, wenn man 
in dem einen oder anderen Sätzchen unseres Textes^ welches 
nicht so aus dem Griechischen wörtlich übertragen sein könne, 
den Beweis zu finden meinte, daß das ganze Werk ein von 
Haus aus lateinisches sei. Nach diesem Kanon würde das We- 
nigste von dem, was uns in lateinischer Uebersetzung von den 
Werken des Origenes erbalten ist, für Uebersetzung gelten kön- 
nen. Das Wagnis eines J. Dallaeus , die von Hieronymus über- 



Orig. hom. 22 in Lacam (Delarue III, 959 G) : Hoc enim Graecus sermo 
significantius sonat avaXid-oovad-toaav (? Exod. 15, 16). 

1) Disput. Archelai c. 22: quae apud Graecoa sphaera vocatur. — 
Iren. V, 30, 3 p. 329: Sed et Teitan, prima syllaha per duas Graecas 
vocäles e et i scripta ^ omnium nominum, quae apud nos inveniur^ttr, 
magis fide dignum est. 



Angebliche Gegenbeweise. 159 

setzten Homilien über Lucas für ein original lateinisches Werk 
zu erklären^ ist verdienter Vergessenheit anheimgefallen. Ein 
einziger Ansdrack in solchen Werken, von dem sich zeigen ließe, 
daß er ans fehlerhafter Uebersetzang oder mangelhaftem Ver- 
ständnis eines griechischen Wortes entstanden sei; würde zn der 
Annahme nöthigen, daß diejenigen Sätze, welche nur lateinisch 
gedacht und geschrieben sein könnten, eine Znthat des Ueber- 
setzers oder eines späteren Abschreibers seien. Aber was hat 
man gegen den Uebersetzangscharakter desT. geltend gemacht? 
Im ganzen zwei Fälle hat man angeführt ^). Nur ein Lateiner 
soll haben schreiben können: Civitas a civibm dicitur, id est ab 
habitatoribus appellatur (I, 5 p. 37, 8); denn im Griechischen 
sei ja nohg nicht] von Ttolitm herzuleiten, sondern nur umge- 
kehrt noXivai von noXig. Aber soll es dem Ausleger wirklich 
auf die etymologische Bemerkung als solche angekommen sein? 
Sein Gedanke ist doch wohl vielmehr der: Man spricht von 
„ Stadt ^ nur, wo es zu einem Gemeinwesen verbundene und bei- 
sammen wohnende Menschen gibt. Daher darf man Mt 5, 14, 
wie weiter gesagt wird, auf die christliche Kirche deuten, ob- 
wohl sie äußerlich durchaus nicht als Stadt sich darstellt; denn 
sie besteht aus Menschen, die ein Gemeinwesen bilden, in dem 
sie beisammen wohnen. Allerdings ist dieser Gedanke in die 
Form einer falschen Etymologie gekleidet. Aber man vergleiche 
die Etymologien des Theophilus von Antiochien : &e6g de Hystm 
Sicc To T€^€ixipai ra navxa ini Tfj iavtov a(T(paX€l(f xal dia 
v6 d-ieip^) oder dqaxünv xaXeiTcci diä to änodedqaxivai av%6v 
dno Tov ^€ov (Autol. II, 28 extr.). Ganz analog« aber dem in- 
criminirten Satz des T. ist Autol. II, 17 p. lOG: ^fiqia de 
aopofjbaatai tä £coa dno tov d'fiQcovffd'ai. Hiermit verglichen 
dient die Erklärung von noXig vielmehr zur Bestätigung der 
Identität des Verfassers mit Theophilus, der solche in Form von 
Etymologien gekleidete Deutungen liebt. Auffälliger ist die 
Deutung von Jota und Häckchen auf das alte Testament einer- 
seits und das vierfältige Evangelium andrerseits (T. 1, 5 p. 37, 19). 



1) Schon le Nourry, Apparat, ad Bibl. Max. p. 520. 

2) Autol. ly 4 p. 12 sq. Ob auch xtfQios Si lanv Sia rd xvgtsveiv 
avTov etymologisch gemeint sei, ist nicht ganz deutlich. Aber mit civi- 
tas a civibus dicitur liegt es auf gleicher Linie. 



160 I^er Gommentar eine Uebersetzang. 

Ersteres wird auf die Zahlbedeutong des griechischen Bach- 
stabens Jota gegründet, welche an den Dekalog und damit an 
das A. Testament überhaupt erinnert; letzteres auf den Um- 
stand, daß apex aus vier Buchstaben bestehe. Da aber das 
griechische Aequivalent xeqaia vielmehr aus 6, und selbst wenn 
man xeqia geschrieben dächte, immer noch aus 5 Buchstaben 
besteht, so kann dies kein Grieche geschrieben haben. Geht 
man von der durch sonst nichts erschütterten Voraussetzung aas, 
daß T. ans dem Griechischen übersetzt sei, so ergibt sich zu- 
nächst als selbstverständlich y daß die Worte iota mim pro de- 
cem est apud Graecos eine jener Zuthaten des Uebersetzers sind, 
wie sie bei den treusten Uebersetzem nachgewiesen wurden^). 
Dann ist aber der Verdacht begründet, daß an dieser Stelle das 
Original überhaupt nicht ganz treu wiedergegeben sei. Die Ver- 
muthung, daß der ganze Satz über den apex erst vom lieber- 
Setzer^ wenn nicht gar von einem späteren Abschreiber zugesetzt 
sei; wird aber auch dadurch bestätigt, daß Chrysostomus, oder 
wer sonst der Verfasser des zu T. I, 5 p. 37, 19 mitgetheilten 
Scholions ist, da wo er die Deutung des Jota, welche wir bei 
T. lesen, als Meinung Einiger anführt, nur diese und nicht zu- 
gleich eine Deutung des Häckchens seitens derselben Ausleger 
erwähnt. Die daneben angeführte Deutung auf das Kreuz be- 
rücksichtigt neben dem Jota auch das Häckchen. Also wird 
Chrysostomus jene Deutung des Jota auf den Dekalog ohne eine 
analoge Deutung des Häckchens vorgefunden haben, und wenn 
in einem lateinisch erhaltenen Werk, dessen griechisches Origi- 
nal, wenn nicht Alles trügt, Origenes gelesen hat, diese Erwei- 
terung vorliegt, so ist das als eine erst auf dem lateinischen 
Sprachgebiet hinzugekommene Zuthat auszuscheiden. T. ?rird 
wie andere Ausleger xeqaia als ein gleichgültiges Synonymon 
neben icSva angesehn haben ^). Endlich ist auch aus sachlichen 



1) Wo Griechen solche Spielereien treiben, setzen sie Kenntnis des 
Zahlenwerthes ihrer Bachstaben voraas oder begnügen sich mit einer 
kurzen Erinnerung daran, daß die Buchstaben auf ihren Zahlenwerth an- 
gesehn werden sollen cf. die Valentinianer bei Iren. I, 2, 3 p. 14; Bar- 
nabae epist. 7, 8; Epipb. haer. 50, 3; auch das Scholion des Chrysosto- 
mus oben zu T, 5 p. 37, 19. Selbst der lateinische Uebersetzer des Opus 
imperf. (Montfaucon p. 205 D) hat es unterlassen, in ähnlichem Fall dem 
Leser nachzuhelfen. 

2) So ndie Exegeten**, welche nach jenem Scholion des Chrysostomos 



Angebliche Gegenbeweise. 161 

Gründen diese Deutung der xeqaia dem Goniinentator nicht zu- 
zutrauen. Denn das Gesetz, von welchem kein Jota oder Häck- 
chen vergehen soll, hat T. im dortigen Zusammenhang durchweg 
im Sinne der alttestamentlichen Gesetzesoffenbarung genommen, 
nnd er gebraucht das Wort lex nie in dem umfassenden Sinn 
der heiligen Schrift^ so daß auch die Evangelien mit unter die- 
sen Begriff fallen könnten. Dürften wir dem griechischen Scholion 
trauen, so hätte T. zu dieser Stelle vielleicht nur geschrieben: 
I^er iota decalogum signißcat. Das würde der oben S. 144 ff. 
entwickelten Lehre des T. und des Theophilus vom Gesetz und 
vom Dekalog entsprechen. Aber vielleicht ist das, was im gegen- 
ivärtigen Text Anstoß erregt, erst ein mittelalterliches Textver- 
derbnis, welches Beda noch nicht vorfand (s. oben S. 112 f.). 
Diese Stelle ist nicht die einzige, wo eine kleine Interpolation 
des Uebersetzers oder späterer Abschreiber anzunehmen ist Die 
Kritiker hätten gegen die ursprünglich griechische Abfassung 
auch ni; 20 p. 77, 24 anführen können. Denn welcher griechische 
Ausdruck könnte der doppelten Uebersetzung von oixoyofAog 
durch villicus sive dßspensator zu Grunde liegen? Die erstere 
ist der lateinischen Bibel entnommen. Aber der Uebersetzer 
fand es passend wegen der folgenden Deutung, welche auf dem 
Begriff oixoyoiAog, oixovoikeiv fußt, der in villictcs gar nicht deut- 
lich zu Tage tritt, die andere Uebersetzung dispemator daneben 
zu stellen. Schon Hi. las dies in T., und wenn die gegebene 
Erklärung richtig ist, sind auch die Worte me dispensator nicht 
einem Abschreiber, sondern dem Uebersetzer selbst zuzuschrei- 
ben. Bin Grieche kann femer nicht das genaue Original zu dem 
Satz geliefert haben (1, 36 p. 63, 32). Sane enim quod legimus in 
MaÜhaeo ^vespere sabbati venisse Mariam ad sepulchrum^ vespe- 
ram aü pro eo, qtcod est sero vel tärde. Denn das griechische 
Sxpi (Mt 28, 1) heißt ohne weiteres sero, und es ist nicht abzu- 
sehn, durch welches diesem lateinischen Wort genauer entspre- 
chende griechische es hätte gedeutet sein sollen. Auch der Ge- 
danke der Stelle ist unklar. Wahrscheinlich erstreckt sich die 
Interpolation von vesperam bis nam subiciendo. Man vermißt 
nichts ; wenn diese Zeile fehlt. Noch ein Fall wird passender 
nnter den scheinbaren Anachronismen besprochen werden. Es 



beides für eine Bezeichnung einer ZeUe hielten, so auch die Valentinianer 
bei Iren. I, 2, 3, welche diß xsquüx gänzlich nnberücksicbtigt ließen. 

Zahn, Fonchnngen. n. \\ 



162 Uebersetzangsfehler. 

mögen solcher kleiner Interpolationen noch mehrere vorhanden 
sein, als wir nachweisen können, wie sich andrerseits auch kleine 
Lücken erkennen ließen (oben S. 130). Aber die Frage, ob T. 
eine Uebersetznng sei, ist davon unabhängig. 

Es finden sich Ausdrücke, welche nur als Uebe^rsetenngs- 
fehler erklärlich sind. T.. I, 21 p. 52, 1 lesen wir qtuztuor evan- 
gelitty quorum proditio testimonia ßdei demonstrabat etc. Der 
Uebersetzer bedachte nicht, daß nagadotrig nicht nur proditio 
heißt, was hier keinen Sinn gibt, sondern auch traditio, und daß 
naqadidovcLt von den Griechen älterer Zeit nicht selten von der 
Hingabe der Evangelien in den kirchlichen Gebrauch von Seiten 
der Evangelisten oder Christi geBraucht wird ^). Nach T. I, 19 
p. 51, 2 hat Christus selbst der Christenheit die 4 Evangelien ge- 
bracht oder übergeben. An unsrer Stelle sind die 4 Drachmen, 
welche durch das Wunder wirkende Wort Jesu dem Petras ver- 
schafft werden, damit er seine Schuldigkeit bezahlen könne^ ein 
Sinnbild der vier Evangelien, deren Darreichung an die Gläu- 
bigen diesen^) bezeugte, wie und wodurch die Schuld der 
Menschheit bezahlt werden könne. — Diaboli lapsum T. m, 10 
p. 74, 10 soll offenbar nicht bedeuten, was dieser lateinische Aus- 
druck besagt, einen Fall, eine Verirrung des Teufels, sondern 
eine Täuschung oder Verführung, deren Subject er ist. Es wird 
das doppelsinnige, ebensowohl active als passive nXapfi zu 
Grunde liegen. — In T. 1, 17 p. 48, 25 kann iustüia est ante pec- 
catum schwerlich etwas anderes heißen, als „es ist das Gerech- 
tigkeit anstatt Sünde^. Während nämlich eine Bede gegen den 
heiligen Geist eine Sünde ist, fttr die es keine Vergebung gibt, 
ist der Widerspruch gegen ein Menschenkind, das menschlich 
gesinnt ist, so wenig Sünde, daß es vielmehr Gerechtigkeit ist. 
Denselben Gedanken sagen* gleich nachher die Worte aus : quem- 
cunque filium hominis humana meditantetn impune contemnimus. 
Das können aber obige Worte nicht bedeuten. Der Uebersetzer 
hat äpvi unerlaubter Weise durch an^^ übersetzt und ist dadurch 



1) Iren. III, 11, 9 p. 192: sententia eorum^ qui nohis tradiderunt 
evangelium (d. h. die Evangelisten). Gf. III, 11, 8 p. 190: o rmy andv- 
Ttt»y TiX'^^'^VS loyos . • . ü^toxev Tffilv rEtQd(ioq(pov to avayyiliov, — 
Clem. Strom. III § 93 p. 453: Iv rolg naqaSeSofiivotg ijfiiv xijxttQffiv 
evayyikCoig, Cyrill. Hier, catech. IV, 35. 

2) Ich fasse fidei als Dativ. Gf. Übrigeos zum Ausdruck Antol. 1, 13 
p. 38 n. 4. 



Uebersetzongsfehler. 163 

nnverständlich geworden. — Die Constractionen von did c geoit. 
und aecas. verwechselte er 1, 18 p. 49, 27 propter contumelias^), — 
Scholiasten erlauben sich zaweilen einzelne Textbestandtheile, 
80 wie sie dastehn, ohne Bttcksicht auf ihre grammatische Form 
als indeclinabele Worte zu behandeln und zum Subject oder 
Object ihrer Aussagen zu machen. Diese rohe Ausdrucksweise 
finde ich sonst bei T. nicht, außer IV, 2 p. p. 81, 2 aquas in vinum 
converscLS significoit fideles. Es fällt das um so mehr auf, da 
Jo 2, 9, woran zunächst zu denken wäre, diese Worte gar nicht 
genau vorliegen. Die griechischen wie die lateinischen Zeugen 
und T. selbst vorher haben in dieser ganzen Erzählung den 
Singular. Wie kommt also dieser frei gebildete Accusativ des 
Plurals dazu Subject zu einem folgenden significat zu werden? 
Unanstößig war das Original: %ä vdata eiq olvov iieraßeßlti' 
fjbipa CfiiJbalvei %ovg niatovg x%X. — Ein sorgfältigerer Ueber- 
setzer hätte das Zeugma T. 1, 34 p. 62, 12 : transeat vel transfer 
a me calicem istum vermeiden müssen. Bei dem Neutrum %o 
nojfiqiov des Originals kam es nicht zur Empfindung, daß das- 
selbe Wort als Nominativ und Accusativ zugleich fungiren mußte. 
Ich bezweifele, daß ein Lateiner geschrieben hätte noli me cor- 
porali tctctUf sed ßde pulsare (I, 37). Das firj beim Imperativ 
wird durch folgendes äXXd einfach aufgehoben, nicht aber noli 
durch sed, wenn der Infinitiv fttr beides gilt. — Auch das sinn- 
lose ad qtiem I, 33 p. 61, 5 ist nur ungeschickte Uebersetzung. 
Im Original wird TiQog ovg gestanden haben, was sich bei er- 
laubter Constrnction nach dem Sinn ganz wohl auf (wpaycoy^ 
und kaog iS^vixog beziehen konnte. Der Uebersetzer dachte nur 
an Letzteres und schrieb nach der Grammatik populum gentilem 
. . ad qtiem. — Mehrmals sind Participien des Aorists misver- 
ständlicher Weise durch lateinisches Particip des Präsens über- 
setzt, so T. I, 9 p. 42, 2 veniens nicht iqxdyLevoq, sondern iX- 
»OOP, T. m, 10 p. 74, 1 accipims = Xaßüovy T. IE, 20 p. 77, 25 
discens = i^a^dv. In letzterem Fall sah sich Hieronymus ver- 
anlaßt zu corrigiren. — Ein starker Gräcismus ist mendicare mit 
doppeltem Accusativ T. m, 20 p. 78; 10 nebst Anmerkung. 



1) Ob auch I, 17 p. 49, 2 per patrem . . . per matrem? — Darch 
den Vorgang der Itala ist entschuldigt cum mortuis statt inter mortuos 
T« I, 37 p. 64, 11 = fiträ räv vexgtSv Lc 24, 5. 



164 Anzeichen der Uebersetzang. 

Das häufige noscuntur^) ist yvcoQiT^opTai Ganz griechisch ist 
removeri habebant = „sollten entfernt werden" T. 1, 10 p. 43, 20, 
und ne ad arrogantiam nobis accidat T. I, 30 p. 60, 7 = %va 
[ifl eig ineqrifpavlav iiiitv (TviAßalpfj, Cf. Autol. 11, 14 p. 100: 
ouTeog (TV(Aßalv€i xal Totg Tvlavcofiivoig ano rijg äXfid-elag i^a- 
ndXXvad^ai. 8. auch Autol. I, 7 p. 22. Das beharrlich wieder- 
kehrende sciendum est quod^) oder quia ist schwerlich ohne 
Einfluß von Seiten eines itniov in zu denken, wenn auch an 
sich dieser Gebrauch von quia und quod der lateinischen Kir- 
chensprache geläufig genug ist. Dem sehr häufigen congregatio 
liegt tiberall (rvvayoiyi} zu Grunde*). Wir finden congregatio 
ivdaica T. I, 10 p. 43, 6; congregatio ludaeorum T. HI, 13 
p. 75, 13; cong. populi ivdaici I, 20 p. 51, 24; aber auch con- 
gregatio nostra I, 34 p. 62, 10 von der Kirche, und cong. 
catholica I, 11 p. 45, 4 im Gegensatz zu denjenigen, welche 
Spaltungen machen. Mit congregatio ludaeorum ist völlig gleich- 
bedeutend synagoga eorum I, 9 p. 42, 12, und auch das zwei- 
malige absolute synagoga 111,13 p. 75, 7. 13 wird gleich darauf 
durch congregatio ludaeorum ersetzt. Ohne jeden Zusatz ist 
synagoga Bezeichnung der jüdischen Gemeinde I, 28 p. 57, 11; 
UI, 18 p. 76; 30 und 77, 1; in ausgesprochenem Gegensatz zur 
ecclesia oder dem populus gentilis I, 23 p. 53,7; I, 33 p. 61, 4; 
n, 1 p. 65, 10: Der Uebersetzer hat in diesen. Fällen, wo es 
sich um die jüdische Gemeinde handelt und nicht ein deutlicher 



1) T. r, 27 p. 56, 8; IV, 4 p. 81, 20; IV, 11 p 84, 14; ebenso 
cognosdtur I, 12 p. 45, 8; agnoscitur I, 34 p. 62, 16; noscitur I, 35 
p. 63, 6« 

2) T. I, 1 p. 31, 19; I, 35 p. 63, 22; I, 36 p. 63, 26; II, 7 p. 68, 2; 
III, 17 p. 76, 19; IV, 11 p. 84, 10; mit quia I, 17 p. 48, 23; II, 6 
p. 67, 20; (IV, 1 p. 80, 10 in eiDem Cltat); mit acc. c. infin. I, 1 p. 32,8 
(hier hat Hi. die Redensart getilgt); III, 20 p. 80, 1; IV, 4 p. 81, 17. 

3) Cf. Iren. IV, 31, 1 p. 269 at Svo avyaymyaC, die alte Ueber- 
setzang duo filiaet id est duo synagogae^ so aach gleich nachher maiori 
et minori synagogae^ aber IV, 31, 2 p. 269: duae synagogae id est duae 
congregationes. Er versteht darunter die alt - und neatestamentliche Ge- 
meinde. Aach letztere, die Kirche, kennt der griechische Irenäus unter 
dem Namen avvayojyrj, und sein Uebersetzer läßt dies gelegentlich un- 
verändert stehn (auch III, 6, 1 p. 180: ecclesia; haec est synagoga dei 
aus Psakn 81, 1), während er an der vorhin angeführten Stelle congre- 
gatio als Erläuterung daneben stellt, weil synagoga doch schon vorwie- 
gend die jüdische Gemeinde bezeichnet 



Die ZeicheD der Zeit. 165 

Zasatz ^) dies nnmisverstäDdlich machte , den griechischen Äas- 
drack beibehalten, welcher ihm in diesem Sinne geläufig war, 
in den übrigen Fällen aber das lateinische Aeqnivalent gegeben, 
was zumal bei der Auwendang anf die Kirche natürlich erscheint 
Der griechische Schriftsteller selbst kennt auch den engeren 
Sinn des absolut gebrauchten ^ cwa/co/if , daneben aber ist es 
ihm noch ein indifferenter Begriff, welcher mit den nöthigen 
Käherbestimmungen auf die christliche wie die jüdische und 
selbst auf eine heidnische Religionsgemeinde angewandt werden 
kann^). Es ist das an sich eine alterthttmliche, seltene Rede- 
weise, besonders beachtenswerth aber, daß sie sich gerade auch 
bei Theophilus findet^). 

4. Die Zeichen der Zeit. 

Man verzeihe die Vorbemerkung, daß Untersuchungen über 
die Entstehungszeit einer Schrift, welche von der sonderbaren 



1) Deutlich genug war ihm das earum T. I, 9 p. 42, 12 nicht, ob- 
wohl es sich auf ein vorangehendes I^idaeorum zarückbezieht. Die alten 
lateinischen Uebersetzer des Pastor Hermae haben das griechische Wort 
vermieden, wo es von einer christlichen Versammlung gebraucht wird. 
Cf. Hamack zu mand. XI, 9. 

2) T. I, 20 p. 51, 12. Das kananäische Weib oder das heidnische 
Volk bat den Herrn, ut congregatio eitts ab errorihvta idololatriae mu- 
taretur, 

3) Autol. II, 14 p. 98 ras awaytoyaSf Xiyo(ikvag Sh aylag ixxXfjaCag, 
Der Ausdruck ist ein selbstgewäblter und läßt sich nicht aus Anlehnung 
an Gen. 1, 9 (Autol. II, 13 p. 96) erklären, denn da bezeichnet das Wort 
das Meer, die christlichen Synagogen aber gleichen Inseln im Meer. — 
Die Zusammenstellung Harnack's zuHerm.mand.XI, 9 würde noch nützlicher 
sein, wenn die Bedeutungen „Versammlung, jeweilige Vereinigung zum 
Gottesdiensf* und „Religionsgemeinde'' überall gesondert wären. Im N. T. 
bezeichnet awaymyrj niemals die christliche Gemeinde, und ohne Zusatz 
(Apoc. 2, 9; 3, 9) niemals die jüdische. Der erste/ bei dem es in jenem 
Sinn vorkommen möchte, ist Justin dial. c. 63, aber es steht da neben 
dem Synonymen ixxlriaCa. Man sieht aus den folgenden Worten, daß letz- 
teres das dem Justin geläufige Wort, awaymyi^ aber mit Rücksicht auf 
den Juden Tryphon daneben gebraucht ist. Bei Irenäus findet sich's doch 
nur im Anschluß an eine Bibelstelle mit dem Zusatz dei so gebraucht 
und daneben promiscue für die jüdische und christliche Gemeinde (s.S. 164 
Anm. 3). Die Bezeichnung der jüdischen Gemeinde durch ^ avvaytoyij 
ohne Zusatz und im Gegensatz zu ?/ IxxXrjala findet sich nach T. wohl 
zuerst Clem. ström. I § 96 p. 375 Potter. 



166 Die Zeichen der Zeit. 

VoranssetzQDg ansgeheD, daß wir die EDtstehnngsgeschichte der 
wichtigeren kirchlichen Einrichtungen und christlichen Ideen so 
ziemlich kennen, werthlos sind. Wenn moderne Kritiker in einer 
Schrift angewisser Abfassungszeit läsen t^y ^sotoxor r^P avTOv 
%ov ffcoTrJQog (jbfjTiQa, und in einer anderen Schrift gleichen Ver- 
fassernamens Jesus folgendermaßen redend eingeftihrt fSnden: 
€Ti yäg evdov iv t^ tagieitf r^^ xvotpoQOvtTfjg [le ipaqoikevoq ai 
TOP d'eov [lov edqtav, ata davYxvtog xal ä&oXaTog iv %^ to- 
cavtjj tcSv (Taqxcov xoiv(ßvl(f diagieipag, so würden sie mit un- 
fehlbarer Sicherheit behaupten , 1) diese Schriften seien erst nach 
dem Ausbruch der nestorianischen Streitigkeiten entstanden, 
2) sie könnten nicht von demselben Verfasser, sondern nur von 
Gegnern in jenen Streitigkeiten verfaßt sein. Beides liest man 
aber bei Eusebins von Gäsarea^). Es gilt vor allem die die 
gesammte Zeitlage charakterisirenden Angaben zu würdigen^ ehe 
man auffälligere Einzelheiten als Kriterien verwendet. 

Ein erster Blick zeigt, daß dieser Gommentar zu einer Zeit 
geschrieben wurde, da von der Obrigkeit, vom Kaiser ausgehende 
Verfolgungen der Christen an der Tagesordnung waren. Aus 
dem Wort Mt 22, 21 weiß T. keine andre Lehre zu ziehen, als 
daß man zifr Zeit der Verfolgung dem Kaiser den Leib und das 
leibliche Leben, worüber allein er Gewalt hat, hingebe, Gotte 
aber die ausharrende Geduld des Geistes und der Seele dar- 
bringen solle (T. I, 28). Man vergleiche nur^ in welchen müßi- 
gen Erörterungen sich zu diesei^ Stelle Origenes, Hilarius, Am- 
brosius u. A. ergehen, oder wie Eusebius^) als Psalmenausleger 
von den Verfolgungszeiten als vergangenen redet, um zu erken- 
nen: T. steht mitten im heißen Kampf zwischen Kaiser und 
Ghristenthum, welcher schon in der 'Zwischenzeit zwischen Sep- 
timius Severus und Decius so merklich nachgelassen und seit 
Gonstantin ganz aufgehört hat. Ja der Ausdruck für die Lage 
der Christen ist in dieser und anderen Stellen des Gommentars 
ein viel lebhafterer als in der Apologie ^). Es ist offenbar aus 
dem Leben, aus der Geschichte der Erfüllung von Jesu Weis- 



1) Ersteres Qaaest ev. 2 ad Marinum (Mai, Nova P. Bibl. IV« parsl 
p. 260); das zweite Demonstr. ev. X, 8, 60 (ed. Diudorf p. 674, 15). 

2) Zu Psalm 83, 4 (Montfaacon, Coli. Nova I, 519 G). 

3) Autol. III, 30 p. 274. Cf. dagegen Tert de faga 12 extr. trotz 
der äußerlich verschiedenen Auslegung. 



Christenverfolgangen. 167 

sagQDgen gegriffen, wenn T« den Vater zum Sohn oder den Sohn 
zum Vater sagen läßt: „Hüte dich, daß da nicht getödtet wer- 
dest; füge dich dem, der gesagt hat: dies alles ist mein^ nnd 
wem ich will, dem gebe ich's." So ermahnen heidnische An- 
verwandte die Christen^ „zn teuflischer Lehre ihre Zastimmang 
zu geben^. Mutter, Vater, Sohn, Tochter und Schwiegertochter 
reißt die Verfolgung von einander (IH, 7 p. 71, 20 — 72, 8). 
Vom unerlaubten Genuß der Opferspeisen gilt es seinen Mund 
rein zu erhalten (I, 30 p. 59; 10). Die Verfolger fordern nicht 
immer Leib und Leben, sondern etwa auch das Vermögen, was 
man dann fahren lassen soll, um Christum nicht zu verlieren 
(I, 10 p. 43, 3). Aber in der Regel gilt's doch das Leben. 
Schon beim Empfang der Taufe haben die Gläubigen das Blut 
der Passion, die Bluttaufe des Martyriums im Sinne (IV, 2 
p. 81, 3). Es ist der Kirche wesentlich Märtyrer zu haben, 
deren Blut zur Ehre Christi vergossen *wird ^). Die um ihres 
vergossenen Bluts willen mit den Bösen im Garten verglichenen 
Märtyrer sind die Ersten in der katholisohen Kirche (IV, 16 
p. 85, 23). ' Die Häretiker haben keine Märtyrer, und was auf 
den Sand der Häresie gebaut ist, bricht unter den Stürmen der 
Verfolgung zusammen (I, 7 p. 40, 9— 17). Das ist die Sprache 
des zweiten Jahrhunderts^). Man muß die zahlreichen Stellen, 
wo wir sie zu hören bekomlnen, übersehen haben, wenn man es 
für möglich hielt, daß T. eine Compilation des 5. Jahrhunderts 
sei. Die Exegeten, aus deren Werken er das seinige compilirt 
haben soll, reden nicht nur in ihrer Auslegung der betreffenden 
Stellen, sondern überhaupt in ihren Werken niemals so, in T. 
dagegen findet sich nicht eine Zeile, welche eine andere Lage 
der Kirche in der Welt voraussetzt, als die hiermit gezeichnete. 



1) I, 2 p. 34, 13; I, 9 p. 42, 4; HI, 1 p. 68, 28. Bezeichnend ist 
aach, daß dem T. bei dem Wort Jesa von seinem sanften Joch und seiner 
leichten Last zanäcbst nicht der Gegensatz der Schwere der gesetzlichen 
Anforderangen einfallt, sondern der Gegensatz der harten Wege, welche 
der Fromme um des Wortes Gottes willen zu gehn hat, nnd der Ver- 
folgungen, welche jeder fromme Christ zu erfahren gewärtig sein muß 
IV, 12 p. 84, 19 sq^. 

2) Iren. IV, 33, 9 p. 272 cf. III, 18, 4 p.210; Clem. ström. IV §16 
p. 571 Potter; IV, § 72 sqq. p. 595 sqq.; Tertull. Scorpiace von Anfang 
an. Auch Justin apol. I, 26 meint dasselbe, wenn er sagt, daß die Hä- 
retiker nicht verfolgt werden. 



168 Die Häretiker. 

Nicht selten wird anf die Häresien und die Häretiker Bezug 
genommen. Sie sind die Domen nnd Disteln, an welchen man 
keine edlen Früchte finden kann (I, 7 p. 40, 7), oder die nn- 
fruchtbaren und dürren Zweige des Weinstocks, welche das 
ewige Feuer erwartet (IV, 9). Ihre Lehre gleicht dem Sande, 
auf den man kein festes Haus bauen kann (I, 7 p. 40, 16). 
Der Cbristenname kommt ihnen gar nicht zu; mit den Juden 
zusammen bilden sie einen ausschließenden Gegensatz gegen die 
Christen (I, 6 p. 39, 4). Der Teufel ist ihr Anstifter und will 
durch sie das Königreich Christi bestreiten (I, 29 p. 57, 4). 
Daneben überrascht die Bemerkung, daß es der Hunger nach 
dem göttlichen Wort ist, welcher im Verein mit der Furcht vor 
dem Teufel die Menschen antreibt, zu den Häresien ihre Zu- 
flucht zu nehmen (I, 29 p. 57, 5). Unter der Furcht vor dem 
Teufel ist jedenfalls die Scheu vor den Verfolgungsleiden ge- 
meint, welche die kirchlichen Bekenner Christi zu erdulden ha- 
ben, während die Häresien ihren Anhängern die Pflicht des 
Martyriums abnehmen. Aber daneben wird anerkannt, daß ein 
Verlangen nach religiöser Erkenntnis nnd der Mangel normaler 
Befriedigung desselben den Secten ihre Genossen zuführe, die- 
selbe fames verbi diviniy welche das Mitleid Jesu erregt (11, 5 
p. 66, 23) und beim verlorenen Sohn die Voraussetzung seiner 
Umkehr bildet (HI, 10 p. 74, 3). Um den Ernst der Kritik zu 
empfinden, welcher hiermit an den berufenen Verkündigem des 
göttlichen Wortes geübt wird, muß man daneben die oben S. 134 f. 
besprochenen ernsten Mahnungen halten, welche T. an die Ver- 
walter des göttlichen Worts, insbesondere an die Bischöfe richtet. 
Er kennt Solche, welche, Kinder am Verständnis, die göttlichen 
Gebote nachlässig lehren und verstehen (I', 29 p. 57, 24). Er 
kennt Priester, welche die Wahrheit nur sagen aber nicht thun ; 
er kennt auch solche, welche vom katholischen Dogma zu ir- 
gend einer Häresie abfallen (I, 13 p. 46, 15 — 19). Wenn er 
daher nach Mt 9, 37 sagt, die Erndte d. h. das Volk sei groß, 
aber der Arbeiter d. h. der Lehrer der Kirche seien wenige 
(I, 9 p. 42, 14), so will er damit schwerlich eine Klage über 
die geringe Zahl der Geistlichen aussprechen, sondern vielmehr 
darüber, daß so Wenige von ihnen Eifer oder Geschick in der 
Verkündigung des göttlichen Wortes zeigen. Man darf fragen, 
ob ein Bischof des vierten oder fünften Jahrhunderts so über 
seine Amtsbrüder in derselben katholischen Kirche und so über 



Doketismiu und „Ebjomsmus''. 169 

die Motive des Uebertritts za den Secten geredet haben wttrde. 
Von den Gommentatoren jener Zeit nnterseheidet sieh T. anch 
darin, daß er nie eine einzelne häretische Partei mit Namen 
nennt. Es sind überall nnr die haereses ^), die haeretid, welche 
den Christen, der Kirche oder der katholischen Kirche gegeii' 
ttbergestellt werden. Directe Polemik gegen häretische Lehre 
findet man nur ü, 1 p. 55, 5. Daß Jesns 40 Tage nnd 40 Nächte 
gefastet hat, zeagt gegen die, welche ihn ftir einen bloßen Men- 
schen halten ; daß er aber hernach Hanger empfanden hat, gegen 
die , welche sagen , daß er mit einem nnr scheinbaren Leibe ^) 
erschienen nnd ein Gespenst gewesen sei. Es sind das die bei- 
den Hanptformen heterodoxer Christologie , welche im zweiten 
Jahrbanderte, vor dem Beginn der monarchianischen Streitig- 
keiten zu bekämpfen waren, der in mannigfacher Abstafang 
dnrch alle gnostischen Schalen and vor allem darch Marcion 
vertretene Doketismns and die schon von Irenäas den „Ebjoni- 
ten'^ zngeschriebene Lehre von Jesas als dem bloßen Menschen. 
In gleicher Ordnnng wie T. bestreitet diese beiden Verirrangen 
Irenäas zweimal % in umgekehrter einmal *). Es ist femer nicht 
za übersehen, daß Serapion von Antiochien, der zweite Amts- 
nachfolger des Theophilas, in seinem Sprengel mit Häretikern 
za thnn hatte, welche man in Antiochien Doketen nannte ^), and 
daß der Weg von Antiochien bis Aleppo nnd bis zu den dortigen 
Nazaräergemeinden nicht weit war. So kann es nicht aaffallen, 
daß ein antiochenischer Bischof am 180 gegen diese beiden Rieh- 
tangen den kirchlichen Olaaben verwahrte. Aas dem Gegensatz 
gegen den Doketismns erklären sich alle die Stellen, wo T. das 
wirkliche Menschsein ^) , aas dem Gegensatz gegen die Anffas- 



1) Gf. Antol. II, 14 p. 100 al algiatis im Gegensatz za al ayCai 
ixxXriaiat, 

2) Statt imaginariua ^ was aach TertuUian in ähnlichem Gegensatz 
gebraucht (Valent. 27), hat der lateinische Irenäus, soviel ich weiß, 
überall putativtis, — Bei Tert. Marc. I, 27 bonitas imaginaria^ discipUna 
Phantasma, 

3) Iren. III, 18, 7; 19, 1 p. 211 sq.; V, 1, 2 sq. p. 292 sq. Cf. auch 
meinen Ignatins v. Ant. S. 393 ff. 

4) Iren. IV, 33, 3 sq. p. 271. 

5) Bus. h. e. VI, 12, 6. 

6) Die Windeln (I, 2 p. 33, 7), die Thränen (IV, 7 p. 82, 28), das 
Schlafen Jesu (II, 3 p. 65, 29) bezeagen sein Menschsein und seine nur 
in menschlichem Leibe zu vollbringende Erlöseraufgabe. Menschlichen 



170 Chrifltologisches. 

sang Christi als bloßen Menschen diejenigen, wo er die wahre 
Gottheit^), nnd ans der gleichzeitigen Empfindung dieses zwie- 
fachen Gegensatzes znm Kirchenglanben diejenigen , wo er die 
Gottheit und die Menschheit Jesu zugleich betont. Es sind im 
ganzen die Thesen nnd Antithesen des Irenäns^ welche wir bei 
T. finden. Nnr überwiegt bei T. die Betonung der unveräußer- 
lichen Gottheit. Während Irenäus die Thatsache des Nicht- 
wissens des Sohnes unumwunden anerkennt (II, 18, 5 p. 158), 
leugnet T. sie geradezu, aber nicht vermittelst einer christolo- 
gischen Theorie, sondern durch ein gewaltsames exegetisches 
Kunststück ^). Von einer durch kirchliche Lehrbewegungen ver- 
anlaßten Beflexion über das Verhältnis der Naturen Jesu zeigt 
sich keine Spur; ebensowenig von einem Gegensatz gegen grö- 
beren oder feineren Patripassianismus oder gegen Arianismus. 
Letzteres müßte sich z. B. IV, 1 zeigen. Die einzige Anspielung 
auf verkehrte Lehre, die sich außer dem bisher Besprochenen 
noch findet, die Erwähnung Solcher, welche ein schlechtes Leben 
führen und mit den Einfältigeren über das Gesetz zu disputiren 
wagen (I, 7 p. 39, 21), weist uns wiederum auf die Häresien 
des zweiten Jahrhunderts ^ gegen welche Theophilus schrift- 
stellerisch thätig gewesen ist. Am Kampf gegen den Montanis- 
mus und an den Osterstreitigkeiten scheint er sich nach den 
vorhandenen Nachrichten sowohl über diese Bewegungen als 
über seine Schriften nicht mehr betheiligt zu haben. Auch im 
Commentar wird weder die Osterfrage ^) noch einer der Streit- 
puncte zwischen Montanisten und Katholiken berührt. Die johan- 
neischen Reden vom Parakleten werden nicht erklärt, von wahrer 
und falscher Prophetie wird nichts gesagt. Die alterthttmliche 



Leib hat er angenommen ans Menschenliebe nnd um das Gesetz zu er- 
füllen (I, 5 p. 37, 15) und mit dem Tode zu kämpfen (m, 5 p. 70, 15 
cf. I, 35 p. 63, 6 — 20). Ueberhaupt hat er um seines Heilswerkes willen 
Fleisch angenommen (IV, 5 p. 82, 8) und zwar aus dem jüdischen Volk 
(III, 4 p. 69. 27). 

1) S. die oben S. 155 Anm. 4 aufgezählten und zum Theü ver- 
wertheten Stellen. 

2) I, 29 p. 58, 7—15. Er hat zur Vorlage Mt 24, 36, berücksichtigt 
jedoch in der Auslegung auch Mo 13 , 32. Aber statt ^Sohn^ sagt er 
„Menschensohn^ und versteht das ebenso wie Mt 12, 32 (Hb. 1, 17 p. 49) 
von jedem beliebigen Menschen. 

3) Es wäre z. B. I, 36 dazu Gelegenheit gewesen. 



Parosie. Kirchenzacht. 171 

Anschannng, wonach Christas am Ende der Zeiten erschienen, 
und somit Parusie nnd Gericht nahe bevorstehen^ tritt überall 
ohne irgend welche polemische Beziehung als das Selbstverständ- 
liche ans entgegen ^). Wenn der Bischof sich and seine Amts- 
genossen ermahnt; nicht alle Sünden za strafen, sondern der 
Buße Raam zu lassen, weil Gott nicht den Tod, sondern Be- 
kehrang and Leben des Sünders wolle (IQ, 11), so ist als an- 
bestritten voraasgesetzt, daß die Disciplin innerhalb der Gemeinde 
den Bischöfen zastehe. lieber die Zalässigkeit der sogenannten 
zweiten Baße and der Wiederaufnahme Gefallener, eine Frage 
alsO; die in mannigfacher Abstafang die ganze Kirche etwa von 
180—260 lebhaft beschäftigte, wird nirgendwo reflectirt. Wenn 
diejenigen, „die nach der Büße sündigen'', die Hände nach Mt 7, 6 
sind, neben den Schweinen als denjenigen, welche noch gar 
nicht ans Evangelinm gläabig geworden sind, sondern im Schmatz 
des Unglaabens and den Lastern sich wälzen (I, T), so scheint 
T. nar die eine große Baße anzaerkennen, welche mit nach- 
folgender Taafe zasammen den Eintritt in die Kirche vermittelt^). 
Aber aach des Braders Last^ welcher sündigt, soll man tragen^ 
statt den glimmenden Docht aaszalöschen (I, 17 p. 48, 9); and 
aach für den Christen, der sich schwer gegen den Mitchristen 
verschaldet, so daß seine Sünde fast wie Lästerang des heiligen 
Geistes erscheint and mit der Sünde des Panlas vor seiner Be- 
kehrang zasammengestellt wird, sind „die Heilmittel der Baße" 
za erlangen (I, 17 p. 49, 6 — 15). Wo anter dem Bilde der drei 
Todten, die Jesas lebendig gemacht hat, drei Classen von Sün- 
dern anterschieden werden, die Christas za geistlichem Leben 
erwecken kann (II, 8), wird nicht zwischen Getaaften and Un- 
getaaften anterschieden. Es scheint vielmehr vorwiegend an 
erstere gedacht za sein, da wenigstens bei den beiden ersten 
Stafen voraasgesetzt wird, daß sie anter der Zacht des heiligen 
Geistes stehen. Die Ersten werden darch göttliche Eingebang 



1) I, 19: in fine seculi; I, 23: novissitnis temponbua; II, 6: in fine 
mundi; III, 8: süb vesperam seculi, Christi Erscheinung eröffnet den 
Weltsabbath 1, 17 p. 48, 2, welchem nur noch der 8. Tag der Auferstehung 
folgt m, 20 p. 79, 6. Cf. übrigens oben S. 109. 

2) I, 17 p. 48, 2; I, 25 p. 53, 19; III, 8 p. 73, 5; III, 18 p. 77, 12; 
IV, 2 p. 80,21; 81, 3; IV, 6 p. 82, 13. Cf. auch I, 33 p. 62, 3, wo das 
mit dem Gläubigwerden verbundene confiteri peccata gemeint ist, femer 
II, 2 p. 65, 18, übrigens noch Autol. II, 16 p. 104. 



172 Eirchenzucht. 

noch vor der Sünde des ewigen Todes bewahrt, während sie 
schon darauf sinnen/ Sünde zn thnn. Die Zweiten, welche ge- 
sündigt haben y hören auf zu sündigen/ da sie durch die Ehr- 
furcht vor Gott im Gewissen getroffen sind. Dann ist es min- 
destens zweifelhaft; ob die Dritten, welche die Gewohnheit des 
Sündigens scheußlich macht, so daß sie dem bereits stinkenden 
Leichnam des Lazarus gleichen, NichtChristen sein sollen. Es 
ist das nicht wahrscheinlich, da Christus es ist, welcher auch 
diese wieder lebendig macht und zwar durch Drohungen und 
Schrecken von Strafen. Aus alledem ersieht man deutlich, daß 
die Frage, ob gewisse Sünden der Getauften als Todsünden in 
der Kirche noch Vergebung finden können oder nicht, keine 
brennende, und wohl überhaupt noch nicht in den Gesichtskreis 
des Verfassers getreten ist. Geschichtlich bedeutsam ist viel- 
leicht noch die Bemerkung, die Zahl 50 Lc 16, 6 passe für die 
Pönitenten, stelle nach der Zahlensymbolik diese dar, nämlich 
erstens mit Rücksicht auf das Jubiläum, das heißt das Erlaßjahr 
des mosaischen Gesetzes^), zweitens wegen Lc 7, 41 (m, 20 
p. 79, 1). Dies steht aber in der Auslegung der Parabel vom 
ungerechten Haushalter, welcher nach zweimaliger Versicherung 
ein Vorbild der Bischöfe, besonders auch in Bezug auf Hand- 
habung der Eirchenzucht sein soll (HI, 11 p. 74; m, 20 p. 80, 1). 
Es wird sich also um Eirchenglieder handeln, welche öffentlicher 
Kirchenbuße unterliegen. Soll damit nun nichts weiter gesagt 
sein, als eben das, was IQ, 11 ausführlicher und einfacher vor- 
getragen wird, daß die Bischöfe bei der Behandlung der Pöni- 
tenten des ungerechten Haushalters gedenken sollen^ welcher die 
Schuld von 100 auf 50 herabsetzte, daß sie also Milde üben 
sollen, oder ist auf eine kirchliche Einrichtung, etwa auf eine 
50tägige Bußzeit Bezug genommen? In einer selbst durch den 
Ausdruck an diese Stelle des T. erinnernden exegetischen Be- 
merkung zu Jona 3, 4 sagt Hieronymus von der Zahl 40 das 
Gleiche^), wie T. hier von der Zahl 50, und es unterliegt kei- 



1 ) Mit der Erinnerung ans Jubiläum ist zu vergleichen Hieron. praef. 
ad regul. Pachomii § 8 (vol. II, 56): Mense^ cui vocabulum est Mesore^ 
id est Augusto, instar lubüaei remissionis dies exercentur et peccata 
Omnibus dimittuntur reconcilianturque sibi, qui dliquam habuerunt si- 
muUatem etc. Cf. Philo mut. nom. § 40 Mangey I, 613. 

2) Vallarsi VI, 416: Quadragenarivts nutnertts convenit peccatoribus 



Die katholische Kirche. 173 

Dem Zweifel, daß Hier, dabei das Quadragesimalfasten nnd die 
besondere Bedentung desselben für die unter kirchlieher Disei- 
plin stehenden Pönitenten im Ange hat. Demoach scheint eine 
ähnliche Institution der Bemerkung des T. zu Grunde liegen zu 
müssen. Jedenfalls aber scheint die Möglichkeit aasgeschlossen, 
daß T. zu einer Zeit geschrieben sei, wo das Quadragesimal- 
fasten bereits gemeine kirchliche Regel war. 

Den Gegensatz zu den Häresien und den Häretikern oder 
zu den Ungläubigen, welche das Netz zerreißen, bildet ;,das ka- 
tholische Volk" (IV, 9), die „katholische Synagoge" (I, 11), 
„das katholische Königreich Christi" (I, 29 p. 57, 3), einmal 
auch, obwohl dieser Gegensatz da nicht deutlich ausgedrückt ist, 
einfach „die katholische Kirche" ^), und den Gegensatz zur häre- 
tischen Lehre „das katholische Dogma" (I, 13). Es ist nicht zu 
übersehn, daß von den über 30 Stellen, wo das Wort ecclesia 
vorkommt, nur an zweien damit cathoUca verbunden wird (I, 29 
p. 58, 23; IV, 16). T. kennt, wie die vorhin angeführten Stellen 
beweisen, den Gebrauch des Wortes sehr wohl, wonach „katho- 
lisch" den Gegensatz zur Secte bildet^), aber daneben und auch 
ganz abgesehn von diesem Gegensatz schlägt bei ihm die ur- 
sprüngliche Bedeutung durch, wonach „katholisch" den Gegen- 
satz zu irgend welcher localen Beschränkung bildet '). Beides 
fließt in einander über, wenn er das „überall hin verbreitete 
katholische Volk" den Häretikern gegenüberstellt (IV, 9), auch 



et ieiunio et orationi et sacco et lacrimis et perseveraniiae deprecandi, 
Cf. Bingham, Orig. eccles. ed. Grischovius IX, 199. 

1) IV, 16. Der Gegensatz gegen die Häresie ist hier insofern ange- 
deutet, als von der katholischen Kirche hier in erster Linie gesagt ist, 
was anderwSrts von den Häretikern verneint wird, daß in ihr Märtyrer 
sind 8* oben S. 167. 

2) So zuerst im Martyr. Polyc. 16, 2, wahrscheinlich auch in der 
üeberschrift (s. meine Ausg. p. 133 Anm.), wahrscheinlich aher nicht 
c. 8, 1. Darauf im muratorischen Fragment, weiterhin von Clemens Alex, 
an häufig genug. Cf. Caspari, Quellen zur Gesch. des Taufsymhols 111, 
149 f. und gegen Keim und Upsius cf. H. Reuter, Zeitschr. f. Eirchen- 
gesch. Bd. IV S. 508. 

3) So Theophiius Autol. 1, 13 p. 40: rriv xad-oUxiiv dvaaraatv andv- 
TWf dvS-Qtonmv, So schon Just. dial. 81 eztr.: t^v xad-okix^v xal . . 
atiovkiv ofiod-vfjtaSov äfia ndvrtov dvaaraatv. In der Anwendung auf die 
Kirche im Gegensatz zur Localgemeinde Ignat. ad Smym. 8| 2, wahr- 
scheinlich auch Mart. Polyc 8, 1. 



174 Israel udgI die Kirche. 

wohl, wenn er vom „katholischen Königreich Christi^ redet (I, 
29 in.). Dagegen ist lediglich die Ausbreitung über die ganze 
Welt damit gemeint, wenn die ansgebreiteten Zweige des Senf- 
banmeS; worin die Vögel des Himmels nisten, auf „die katho- 
lische Lehre der Apostel^ gedentet wird (I, 18), oder wenn die 
ganze Bevölkerung der Welt in „das gottverhaßte Volk^, die 
NichtChristen; und „das Volk der katholischen Kirche^ getheilt 
wird (I, 29 extr.). 

Viel häufiger als der Gegensatz zu den Häretikern kommt 
derjenige zu Heiden und Juden, und der Gegensatz von Heiden 
und Juden in Bezug auf ihr Verhältnis zu Kirche und Christen- 
thum zur Sprache. Es wird vor allem der geschichtliche Zu- 
sammenhang der Kirche mit dem Judenthum voll anerkannt. 
Die Kirche ist die Tochter der Synagoge ^). Die Patriarchen 
haben den Samen christlichen Glaubens , welchen sie demnach 
besaßen y der Synagoge einzuflößen gesucht, freilich vergeblich 
(I, 28). Für die Juden, als das ihm vermählte Geschlecht; und 
fttr die diesem Volk angehörigen Jünger^ die ihn verließen, hat 
Christus den Tod erlitten (I, 2 p. 34; 21). Man vergleiche die 
Art, wie Origenes das richtige Verständnis von Mt 15; 24 als 
ebjonitisch abweist^); mit der unbefangenen Anerkennung des- 
selben in T. I; 20; ni, 4, oder die zu I, 33 p. 61, 5 notirten 
Verdrehungen der originalen Auslegung des T. durch Hilarins 
und AmbrosiuS; so wird man anerkennen müssen; daß sich bei 
T. eine vom 3. Jahrhundert an in steigender Abnahme begriffene 
Würdigung des jüdischen Charakters der Anfänge der Kirche 
findet. Auch zeigt er sich völlig frei von dem Judenhaß und der 
Bohheit des Fluchens über die „Christusmörder^, welche schon 
im 4. Jahrhundert eine bedrohliche Höhe erreicht hatten. Das 
jüdische Volk ist durch den Anblick der Wunder Jesu verwirrt 
worden (IV; 4). Freilich hat es sich schwer verschuldet. Die 
Hände der Juden sind noch jetzt voller Blut (I; 9 p. 42; 12 



1) I, 23 p. 53, 7; II, 1 p. 65, 10; weniger deutlich I, 33 in. Cf. 
Autol. III, 20 und c. 21 p. 240, wo die Israeliten die TrgonajoQsg der 
Christen genaunt werden, ebenso Abraham III, 28 p. 168. Auch alles 
oben S. 144 ff. aus beiden Werken über das Gesetz Mitgetheilte gehört 
dahin. 

2) De priDo. IV, 22 (Delarne I, 183); im Gommentar zu Matthäus 
(tom. XI, 17 vol. m, 505) verwirft er die eigentliche Deutung als die 
der dnXovaTiQoi. 



Israels Bekehrung. 175 

cf. 1, 27 p. 56, 5 sqq.)> ihr Land and Volk ist vom heiligen Geiste 
verlassen (H, 1 p. 64, 21; H, 5 p. 67, 1; m, 13 p. 75, 7 cf. 
m, 5 p. 70, 9) , ein Volk ohne König, weil sie Gott den Dienst 
versagt haben (ü, 1 p. 65, 1); es ist selbst ein entthronter König 
nnd Sclave des Unglaubens und zur Strafe fttr das HSngen am 
Buchstaben durch Christus des Gehörs beraubt (I, 34 p. 62> 19). 
Mit den Häretikern zusammen stehen die Juden auf der linken 
Seite (I; 6 p. 39, 5). Die dem jüdischen Volk angehörigen 
Apostel erscheinen fast als die Einzigen, in welchen Israel und 
die Synagoge sowohl rOcksichtlich ihres Berufs zum Heil ^) als 
ihres Berufs zur religiösen Versorgung der Heidenwelt ^) noch 
repräsentirt sind. Aber nicht ohne Hoffnung blickt T. auf das 
Volk. Wenn es heißt, die Synagoge werde nicht aus ihrem 
Tode erweckt werden , wenn nicht zuvor die Hände der Jaden 
vom Blut gereinigt seien, so ist eben damit beides in Aassicht 
gestellt (I, 9 p. 42, 11). Ebenso, wenn das Wort Jesu Mt26, 29 
so gedeutet wird, daß Jesas das Volk der Jaden nicht eher an- 
nehmen werde, als wenn sie zum Glauben an ihn sich bekehrt 
haben (m, 19). Es wird daher auch nicht zuviel in die an voll- 
ständige Deutung von Lc 13; 6 — 9 hineingelegt sein, wenn ich 
urtheile, T. (111, 18) sehe die Synagoge seiner Gegenwart als 
den Feigenbaum an, welcher zwar jetzt unfruchtbar ist, aber 
auf die Fürbitte des Weingärtners noch stehen gelassen wird in 
Hoffiiang auf künftige Früchte. Die „Wünsche des glaubenden 
Volks^, der Kirche, sind noch immer darauf gerichtet, und der 
Grund» warum sie nicht in Erfüllung gehen, wird in den Rah- 
binen gefunden. Die Bedeutung Israels spiegelt sich auch darin, 
daß der Antichrist Erfüllung des jüdischen Gesetzes fordern, also 
äußerlich ein Jude sein wird^). Die Kirche wird am Ende der 
Tage das Haupt des getödteten Christus der Synagoge, ihrer 
Mutter, darreichen (I, 23), offenbar damit diese es im Glauben 
hinnehme. Der Herr selbst gibt denjenigen Juden, welche 



1) III, 8 p. 73, 1. Nach der Deutung der nachträglich von den 
Landstraßen her Zasammengeladenen auf die Heiden folgt die Deutung 
derselben auf die Apostel. Cf. auch in, 1 p. 68, 28; I, 2 p. 34, 22. 

2) n, 1 p. 65, 13* Man beachte, daß die Apostel das gethan haben 
sollen, was in der Geschichte nicht die Frau des Petrus (= Kirche), 
sondern deren Mutter (= Synagoge) nach ihrer Heilung gethan hat 

3) I, 29 p. 58, 3; IH, 7 p.71, 23, außerdem noch erwähnt IV, 8. 
Von Nero als Antichrist (Commodian, Victorin etc.) weiß T. noch nichts. 



176 Die Heiden. 

trotz des Ober dem ganzen Volk waltenden Verstockangsgerichts 
an ihn glauben wollen, das Hörvermögen wieder and macht sie 
ans Selaven zu einem aaserwählten Geschlecht (I, 34 p. 63, 1). 
Wo Hieronymns diese Stelle nachschreibt, kann er sich nicht in 
den Gedanken finden, daß Christas dies in der Gegenwart an 
Jaden thae. Er setzt die Präsentia in historische Perfecta nm, 
so daß es nnn von den bekehrten Jaden der Zeit Jesa and etwa 
noch der Apostel gilt. Die Anschaaungen des T. von der reli- 
gionsgeschichtlichen Bedeutang Israels^) waren bald antiqairt. 
Im Vergleich za der pietätsvollen Behandlang, welche T. 
dem israelitischen Volk widerfahren läßt^ erscheint das Urtheil 
über die Heiden, za welchen der Verfasser selbst gehört^ wenig 
glimpflich. Sie gleichen vor ihrer Bekehran^ den Schweinen, 
die sich im Roth wälzen (I, 7 p. 40, 3)> und wegen ihres bin- 
tigen Götzendienstes dem blntflüssigen Weib in seiner Unreinheit 
(n, 4 p. 66, 18 cf. I, 9 p. 42, 1), rücksichtlich der Schwierig- 
keit ihrer Bekehrang dem geilen and anbändigen jangen Esel 
(I;33) oder anch dem backligen häßlichen Eameel (1,26; 11,1). 
Als gentes ^) werden die Heiden , and als populm gentüis ^) die 
sich bekehrenden Heiden oder der heidenchristliche Theil der 
Christenheit darchweg im Gegensatz za den Jaden bezeichnet, 
nicht im Gegensatz za den Christen. In der beharrlichen Wie- 
derholang jenes vorchristlichen Gegensatzes in seiner Bedeatang 
tür die Kirche liegt aach ein Zeichen hohen Alters. Fraglich 
dagegen könnte erscheinen, ob die Aasdracksweise in Bezog anf 
diese Verhältnisse darchweg der bisher erkannten Entstehangs- 
zeit des Bachs entspricht. Zwar gentüis d. h. idvixog ist bereits 



1) Daß dieselben von allem Judaismus frei waren, bedarf nach dem 
oben S. 147 f. Entwickelten keines weiteren Nachweises Das Wort Ju- 
daümiis steht I, 29 p. 58, 3. 

2) I, 3 p. 35, 9; I, 9 p. 42, 1; I, 10 p. 43, 7; I, 14 p. 46, 23; 
I, 20 p. 51, 22; I, 33 p. 61, 6; I, 35 p. 63, 5; II, 1 p. 64, 23 und 
65, 13; III, 4 p. 69, 29; III, 6 p. 71, 5; III, 8 p. 73, 5; III, 10 p. 74, 6 
and 12; III, 20 p. 79, 6 und 9 und 17. Nur I, 2 p. 34, 2 ist der Gegen- 
satz nicht deutlich aasgeprägt. In gleichem Gegensatz gentües homines 
I, 20 p»5i, 19; gentües absolut I, 14 p. 46, 26; Naaman gentüis 111,12 
p. 75, 3. 

3) I, 2 p. 34, 9; I, 8 p. 41, 1; I, 20 p. 51, 11 u. 15; I, 26 p.54,5; 
I, 27 p. 55, 15; I, 33 p. 61, 4 u. 10; II, 4 p. 66, 18; cf. I, 35 p. 63, 5: 
populutn . . ad deum conversum ex gentihm. 



Gentilitas, aecalam, secalares. 177 

biblisch, gerade auch in seiner einmal auch bei T. yorkommen- 
den substantivischen Anwendung ^). Aber genülitas ^) scheint nur 
auf lateinischem Sprachgebiet entstanden sein zu können. Ein 
von i^pixög gebildetes Abstractum ist jedenfalls in alter Zeit 
unerhört. Aber warum könnte nicht der Uebersetzer ein vor- 
gefundenes iXXfiPi(r(i6g so übersetzt haben ^)? Die lateinische 
Eirchensprache hat aus begreiflichen Gründen dies griechische 
Wort sich nicht angeeignet. Seculum wird, da daneben mundua 
sehr häufig vorkommt, in der Regel Uebersetzung von aioiy sein, 
und es erregt keinerlei Anstoß weder da, wo es den Weltlauf 
in seiner zeitlichen Ausdehnung ^) , noch da , wo es ihn in sei- 
nem sittlichen Gegensatz zu Gott und Christus bezeichnet'). 
Vielleicht liegt auch zuweilen 6 ßloq zu Grunde *) , was in der 
Eirchensprache so oft die Welt bezeichnet, und demgemäß wäre 
secularis = ßicoTixog'^), möglicher Weise auch an den zwei 
Stellen, wo^) seculares substantivisch gebraucht ist und die 
weltlich Gesinnten , in und mit der gottlosen Welt Lebenden be- 
zeichnet. Denn es kann ein Zufall sein, daß man ol ßmvixol 
in diesem Sinne erst bei Chrysostomus nachweisen kann *). 



1) Mt 18, 17; 3 Jo 17 (v. 1. k^tov)-, nur adjectivisch Herrn, mand. 
X, 1, 4; sabstantivisch beim lat. Irenäus bald gentües lY, 24, 2 p. 260, 
bald ethnici III, 25, 2 p. 223. 

2) I, 29 p. 58, 2 ad gentiUtatem reverti; IV, 6 p. 82, 13: a genti- 
litatis sacrüegio detentus» TertuUian (anima 24. 30 Oehler II, 594. 604) 
gebraucht es noch uicht in diesem Sinne, cf. aber Vita Cypriani auct. 
Pontio c. 3: gentiUtatis Stupor, 

3) Bei Euagrias, dem Uebersetzer der vita Antonii § 33 entspricht 
gentüüas einem xa raiv *EXXi^v(ov fiayrsZa. 

4) I, 19 p. 51, 2; I, 23 p. 53, 5 und öfter. 

5) I, 2 p. 34, 3; I, 18 p. 50, 16; I, 21 p. 51, 29; I, ^9 p. 58, 25; 
n, 3 p. 65, 28; III, 2 p. 69, 6; UI, 10 p. 74, 3; III, 20 p. 79, 23; IV, 7 
p. 82, 19. 

6) So könnte .II, 5 p. 66, 28 zarückzuübersetzen sein: on iv z^ 
avynkeiijc tov aluivog ^Irjaovs eh tov ßiov eiaijX^iv, und III, 8 sollici- 
tudo secuU ebensogut fii^ifAva tov ßiov cf. Lc 21, 34, als tov attorog 
cf. Mt 13, 22. 

7) II, 6 p. 67, 32. Die beiden lat. Uebersetzer des Hermas haben 
vis. I, 3, 2; III, 11, 3 ßtütrixog so wiedergegeben. Ebenso Vulgata 
1 Cor 6, 3. 

8J I, 3 in. in, 10 p. 74, 4. 

9) Cf. Suiceri Thes. (ed. 3, a. 1746) tom. I, 695. 

Zahiii Forschtmgen. n. ^2 



\ 

178 Pagani. 

Aber ebensogut könnte das schon bei Clemens Alex. ^) in die- 
sem Sinn vorkommende xoffinxot zu Gründe liegen. Wirklich 
befremdend dagegen ist, daß wir zweimal pagani, wie es scheint, 
als Bezeichnung der Heiden antreffen (1, 3 p. 35, 11 ; 1, 10 p. 43, 7). 
Es soll das Wort in diesem Sinne zuerst in einem Gesetz des 
J. 368 vorkommen ^) ; zur Zeit des Augustinus ^) war es in Africa 
und anderwärts zwar schon geläufig , aber doch noch der Er- 
klärung und gewissermaßen Entschuldigung bedürftig , und es 
konnte den Sinn erst annehmen, seitdem das Ghristenthum in 
den Städten die Oberhand gewonnen hatte. Aber an der ersten 
jener beiden Stellen des T. sind pagani nicht die Heiden. Zuerst 
hat T. die Heuschrecken auf die populos agrestes gedeutet, und 
den Honig auf ihre Bekehrung. Hierunter versteht er jedenfalls 
nicht die Heiden, aber auch schwerlich Heiden; denn es sind 
Leute gemeint, welchen das Anhören der Predigt des Täufers 
angenehm war. Ungebildete Volkshaufen werden gemeint sein. 
Daneben stellt er nach seiner Manier eine zweite von der ersten 
ganz unabhängige Auslegung. Darnach sollen die Heuschrecken 
die Heiden (gmtes), der Honig die Juden sein. Unmittelbar 
darnach heißt es zu Mt 3, 9: lapides pro paganis ait propter 
Cordts duritiam, und hierzu wird Ez 11, 19 citirt, eine offenbar 
an das Volk Israel gerichtete Weissagung. Sollte pagani hier 
dasselbe bedeuten wie vorher gentes und nicht vielmehr dasselbe 
wie vorher populi agrestes? Hi. freilich, welcher hier Abschrei- 
ber des T. ist, hat das Wort pagani hier in dem zu seiner Zeit 
bereits üblichen Sinn gefaßt und durch ethnici ersetzt *) und auch 






1) Strom. II § 41 p. 450 Potter: ^hfoi ik &v ^iva rd xoa/iixa' 
xoa/iixove yaQ tovs ^k yijv llnCCovras xal tag aaQXtxdg ini^v/jiCas i^a- 
xojiofitv. Zu dem ersten dieser Sätze cf. T. III, 20 p. 79, 22: alienum 
est autem a nöbis^ quod secuU est. 

2) Neander, Kirchengesch. (3. Aufl.) III, 113. — Wenig jünger sind 
die voraugustinischen Quaestiones ez vet. et n. testam. (Quaest. 81* 82 
ez n. t. Aagust. opp. Ed. Bass. XVI, 417.) 

3) Aagust. retract. I, 43: quos tmtato nomine paganos vocamvs; 
Oros. bist. I, prol. § 9: qui alieni a civitate dei ex locorum agrestium 
compitis et pagts pagani vocantUTj sive gentiles, quia terrena sapiunt, 
Gennadias (v. ill. 15) gebraacht es, wo er von Gommodian spricht, dieser 

"Selbst nicht. 
•' . ^^) S- ö^®^ ^^ ^'-Ij 3 P-35, 11. Meines Wissens gebraacht Hierony- 
'''v^\ia^',^ganu8 niemals in diesem Sinn.| Er muß es aber selbst verstand- 
«^, ! ltöbi^e}:annt haben s. vorige Anm. 



Paganl. 179 

das hierzu schlecht passende prophetische Citat wiederholt Aber 
T% selbst wird als der legitimere Ausleger seiner Meinung gelten 
müssen. Wo er an die Parallelstelle Lc 3, 8 kommt (IQ, 1), 
sagt er aber : Lapides pro Ivdaeis posuit pro cordis duritia de 
quibus susdtavit apostolos. Er erinnert sich also auch hier des 
prophetischen Wortes vom steinernen Herzen, welches er I, 3 
förmlich citirt hat, und er bezieht dies richtig auf die Juden, 
denen es gesagt war. Dann erst stellt er ohne Beziehung auf 
dies prophetische Wort daneben die andere Deutung: vel quia 
de gentibm martyres exsüterunt Es handelt sich ja um einen 
allgemeinen Satz über das, was Gott zu thun vermag. Aber 
fSr den nächsten Sinn des an die Pharisäer und Sadducäer ge- 
richteten Worts des Täufers erkennt T. beidemale dies, daß Gqtt 
auch aus steinharten jüdischen Herzen nach der Weissagung 
Ezechiels gläubige Herzen machen könne. Also heißt pagani 
1, 3 nicht die Heiden, bezeichnet auch nicht ausschließlich solche, 
die Heiden sind, sondern Bauern. Daß er an diese durch den 
Zusammenhang der Rede des Täufers regelmäßig sich hat erin- 
nern lassen, wird vollends bewiesen durch ü, 1^ wo die Heu- 
schrecken auf die Juden und der wilde Honig auf die rmtid 
gedeutet wird, welche gläubig und .dadurch für Gott süß gewor- 
den sind. Es gab solche ayQoixoi ^) unter den Juden, die Fischer 
vom See Genezareth gehörten dazu, aber die Erfahrung, daß 
auch solche Leute durch Glauben Gott wohlgefällig werden, hat 
sich in der Heidenwelt wiederholt Und eben diese geschicht- 
liche Thatsäche, welche den in der hellenischen Gulturwelt groß 
gewordenen Christen jener Zeit stets ein bedeutsames Zeugnis 
von der umgestaltenden Macht des Christenthums gewesen ist, 
spricht T. n, 1 nur deutlicher wie I, 3 aus^). Es bleibt 
die andere Stelle , wo pagani als Erläuterung neben gentes tritt, 
und letzteres in deutlichem Gegensatz zu den Juden jedenfalls 
Heiden, wenn nicht die Heiden bezeichnet^). Aber es ist auch 
schwer denkbar, daß ein Schriftsteller, der so unendlich oft, wie 
oben gezeigt wurde, gentes ^ gentilis, genülitas von Heiden und 

1) Dies Wort, ankliDgend an das II, 1 auszulegende fUXi ayQioVf ist 
jedenfalls das Original für rustici, wahrscheinlich aber auch für pagani 
I, 3. 

2) Ueber Christen auf dem Lande ef. meinen Vortrag „Weltverkehr 
and Kirche während der drei ersten Jahrhunderte* S. 45 f. Anm. 8. 

3) I, 10 p. 43, 7 ad gentes hoc est paganos, 

12* 



180 Pagani. 

Heidenthnm gebraucht, ohne diese von apostolischer Zeit her 
geläufige Ausdrncksweise einer Erlänterung bedürftig zn findeO) 
an einer einzigen Stelle sie so gedeutet haben sollte. Wenn 
seine Leser nicht mehr wußten, daß gentes Heiden bedeutet, weil 
sie dieselben gewöhnlich pagani nannten, warum nennt T. dann 
überhaupt die Heiden regelmäßig gentes? Es kann aber, wie es 
scheint; pagani hier nicht heißen „Bauern, Ungebildete^. Aller- 
dings macht T. auf Grund seines erweiterten Textes von MtlO;23 
eine Unterscheidung innerhalb der Heidenmission. Die erste 
„Stadt'S in welche die von den Juden abgewiesenen Apostel 
fliehen d. h. eilig mit ihrer Predigt sich wenden sollen, sind die 
gmtes = pagani. Die zweite „Stadt" sind die, „welche wenn 
gleich irrend nach dem Weg der Wahrheit trachten''. Um in 
diese Stadt zu gelangen, bedarf es für die einmal unter den 
Heiden wirkenden Prediger keiner körperlichen, sondern nar 
einer geistigen Ortsveränderung. Die betreffenden Leute wohnen 
unter den Heiden. Es sind die einzelnen Wahrheit suchenden 
Seelen, welche Jesus Jo 10, 16 im Sinne gehabt haben soll. 
Allerdings beschreibt sie T. so, daß man an philosophisch Ge- 
bildete scheint denken zu sollen, so daß dann die Bauern, die 
Ungebildeten zu ihnen einen Gegensatz bilden würden. Aber 
haben sich denn die Apostel zunächst an die ungebildeten Be- 
völkerungen und, was doch äyqoixoi zunächst und pagani bei 
dieser Auffassung jedenfalls heißt, an die Landbevölkerung ge- 
wendet? Es scheint doch vielmehr dies der Gegensatz zu sein, 
daß die Predigt außerhalb Israels zuerst an die Heidenvölker 
überhaupt, an die e^pfj im eigentlichsten Sinne sich gewendet, 
und später, nachdem die Massen sich dagegen erklärt haben, 
sich darauf beschränkt hat, einzelne Wahrheit suchende Seelen, 
„zerstreute Rinder Gottes^ zu gewinnen. Unbedingte Sicherheit 
des Verständnisses könnte hier nur das griechische Original 
geben. Aber bis dahin, daß ein solches gefunden ist, besteht 
die Vermuthung zu Recht, daß hier hoc est pagani y wenn es 
nicht nach der ersten der beiden vorgetragenen Auffassungen, 
also im Einklang mit T. I, 3 verstanden werden kann: „das 
heißt an die Umgebildeten^, eine Glosse sei, und zwar nicht 
des Uebersetzers, welcher älter als Gyprian ist, sondern eines 
Späteren. 

Was endlich den Ghristennamen betrifft, so ist erstlich zq 
bemerken, daß derselbe dem Theophilus als Selbstbezeichnung 



ChristiaDus. 181 

der Christen ebenso geläufig ist ^) , wie dem T. 2). Die Erklä- 
rung des Namens ans der Salbung mit dem Oele Gottes (AutoL 
I, 12 extr.) kommt in T. nicht vor, weil die christlichen Leser 
des Commentars kein Bedürfnis haben ^ ihren Namen gedeutet 
zu bekommen. Wohl aber wird die dort zur Erklärung ver- 
wendete Thatsache in gleicher bildlicher Einkleidung angeführt. 
Das Oel des barmherzigen Samariters ist die Salbung, die uns 
Christus geschenkt hat, wie der Wein das Blut, welches er fttr 
uns vergossen hat^). Endlich muß es bei einem griechischen 
Schriftsteller als ein Zeichen beträchtlichen Alterthums gelten, 
daß er x^icmai/dg noch als eigentliches Adjectiv gebraucht^). 
Schon Ensebius^) kennt die Bildung xQ^<^^^^^^^^} welche im 
5. Jahrhundert ganz gewöhnlich war®). 

Die innerkirchlichen Verhältnisse, welche T. zu erkennen 
gibt, scheinen sehr einfache zu sein. Von Eirchenämtern wird 
nur dasjenige des Bischofs mit Namen genannt lieber seine 
Pflichten nach der Ansicht des T. wurde schon oben S. 134 f. ge- 
handelt. Zweimal wird an einer Stelle, wo man nach Analogie 



1) AutoK I, 1 p. 4; I, 12 p. 36; II, 33 p. 156; III, 4 p. 197; 111,15 
p. 224. 

2) T. I, 6 p. 39, 3; I, 9 p. 41, 14; I, 10 p. 42, 17 und p. 43, 14; 

I, 14 p. 46, 24; I, 27 p. 55, 10; III, 20 p. 78, 12. 

3) T. III, 6 p. 71, 8. Diese Verbindang läßt kaam daran zweifeln, 
daß die innere Geistmittheilung, und nicht eine kirchliche Salbung mit 
Oel gemdnt sei. . Das ist aber auch Autol. 1, 12 wahrscheinlich die Mei- 
nung of. Autol. II, 33: ^Nur wir Christen, die wir vom heiligen Geist 
gelehrt werden, haben die Wahrheit begriffen.*' Cf. 1 Jo 2, 27 und meine 
Anmerkung zu Ignat. ad Ephes. 17, 2. 

4) T. I, 28 fides christiana; III, 9 universitär . . christiana; III, 19 
populus Christianus. Cf. Ignat. ad Trall. 6 ji^^terrtariy rgotp^f Justin, apol. 

II, 2 (Otto ed. 3 p. 20) ra j^^tcrnara [la^ii fiaia, apol. II, 2 p. 22 ovofxa 
XQtoriavov. In Constit. apost. VIII, 6 ed. Lagarde p. 240, 19 kommt es 
in einer sicherlich viel älteren liturgischen Formel vor. — Verbindungen 
wie (piXoaotpog j^^KTT^ayo?, P(ofialoi ;^^£(rr(ayo^ sind nicht fUr streng ad- 
jectivischen Gebrauch anzuführen. 

5) Eus. demonstr. ev. I, 6, 5 u. 6 zweimal das Adverb j^^ecrrmj/cxct); 
im Gegensatz zu iov^aixdog, 

6) C. B. Bauer im Glossar. Theodoretenm gibt 6 Beispiele. Ich er- 
innere ferner an des Philippus Sidetes ;^()t(rTtayexi7 larogia. Bei Cosmas 
Indicopl. ist das Wort sehr häufig, sogar nQeaßvrsgcs ;|f^«crr<ceyex6iraT0f 
(Montfaucon, Coli, nova H, 264C). 



182 Geistliche. Asketen. 

verwandter Stellen den Bischof genannt za werden erwartet^), 
statt dessen vom sacerdos geredet , welchem dann die plebs 
(& Xaog) gegenübersteht. Vielleicht lag der Fall noch außerhalb 
der kirchlichen Erfahrung , daß ein Bischof zur Häresie abge- 
fallen^ und wurde deshalb der ebensogut die Presbyter bezeich- 
nende Name gewählt. Von Presbytern bezeugt es die Geschichte 
schon des zweiten Jahrhunderts, daß sie der Häresie anheim- 
fielen. In ähnlichem Zusammenhang bezeichnet T. den doctor 
als einen, der schwerlich von einem anderen wieder zurecbt 
gebracht werden kann, wenn er in Irrthnm gerathen ist^). Wo 
von dem Unterschied der Geistlichen und Laien abgesehn wird, 
bekommen den ersten Ehrenplatz in der Kirche angewiesen die 
Märtyrer. Im Garten der katholischen Kirche sind sie die Ro- 
sen, ihnen folgen die Jungfrauen als Lilien, diesen die Wittwen 
als Veilchen, endlich die in der Ehe Lebenden als Epheu (IV, 16). 
Dieselbe Rangordnung doch mit Ausschluß der Märtyrer und in 
umgekehrter Folge finden wir noch deutlicher ausgesprochen 
n, 3. Hochschätzung der Virginität sieht man ferner sehr deut- 
lich da, wo die bevorzugte Stellung, welche Jesus dem Johannes 
unter den Aposteln gegeben hat^ dadurch begründet wird, daß 
Johannes allein von den Aposteln virgo gewesen sei ') , ferner 
in der Deutung des Gleichnisses von den 10 Jungfrauen mehr- 
fach (I, 30). In allegorischer Deutung von Jo 2, 6 T. IV, 2 werden 
die zwei Maß fassenden Krüge auf die Verehelichten, die aber, 
welche drei Maß fassen, auf diejenigen gedeutet, „welche durch 
Kraft der Dreieinigkeit geistlich geworden sind". Daraus folgt 
natürlich nicht, daß dies nicht selten bei ihm vorkommende 
Attribut spiritalis überall die virgines bezeichnet. Aber an den 
des ehelichen Lebens sich Entschlagenden sieht T. doch eine 
sonderliche Wirkung des heiligen Geistes sich ofienbaren. An- 
drerseits fehlt auch die Warnung vor Ueberschätzung ihrer Lei- 
stung und vor Verachtung der Anderen nichts wenn die, welche 



1) I, 13 p. 46, 15 und 17. Er ist das rechte Auge, aber I, 6 
p. 39, 10 ist das Auge oder das Licht des Leibes der Bischof und I, 10 
p. 43, 18 die mit der Predigt betrauten princtpes {ol ägxov'ng) der Kirche, 
d. h. die, welche die Kirche leiten** (I, 29 p. 58, 17). 

2) I, 5 p. 37, 5 ; doctorea ecclesiae I, 9 eztr. Gauz unbestimmt ist 
der neben episcopus stehende Ausdruck At, qui in ecclesia clari sunt 
p. 39, 11. Das köBuen Confessoren oder Asketen sein. 

3) T. IV, 15 p. 85, 15 cf. meine Acta Joannis p. C— CHI. 



MoDachi. 183 

von Jagend anf „virgines'' gewesen and geblieben sind, mit den 
in der ersten Stunde gemietheten and nachher scheel sehenden 
Weinbergsarbeitern verglichen werden (I, 27). Daß das alles 
dem Aasgang des zweiten Jahrhunderts and auch den Anschau- 
nngen des Theophilus, soweit sie aus der Apologie zu erkennen 
sind^), entspricht, bedarf keines Nachweises. Die unbedingte 
Verwerfung alles Zinsennehmens (II, 6 p. 67, 32), die rückhalt- 
lose Forderung, seinen Besitz dahinzugehen^), die Erwähnung 
von Gelübden in dieser Hinsicht, welche man aus Geiz un- 
erfüllt läßt (I, 29 p. 57, 12), das alles möge eben nur erwähnt 
werden. 

Aber T. kennt Mönche (I, 29 p. 58, 19). Darin fand J. A. 
Fabricius einen Beweis der Unechtheit des ganzen Commentars. 
Was ist heute zu erwarten, wo sich bereits in Wörterbuch ern 
die Behauptung breit macht, daß das Mönchthum frühstens in 
den letzteq Jahren Gonstantin's aufgekommen und einem Ense- 
bius von Cäsarea noch völlig unbekannt gewesen sei? Aber es 
fragt sich vor allem, was für Leute diese monachi des T. sind. 
An der Weissagung Jesu von dem verschiedenen Schicksal^ wel- 
ches bei seiner Wiederkunft zwei Menschen zu Theil werden 
wird, die vorher in ganz gleicher Lage sich befanden, sei es 
auf dem Bette ruhend, sei es an der Mühle arbeitend, beachtet 
T. vor allem den Unterschied diesseitiger Lebensweise, welcher 
durch die zwiefache Exemplification bildlich ausgedrückt sein 
soll. Die Mühle in ihrer rastlosen Drehung ist ihm wie später 
dem Origenes ein Bild des Weltgetriebes. Die beiden Steine, 
durch deren beständige Reibung die Mühle ihren Zweck erfüllt, 
sind ein Bild der beiden diese Welt bewohnenden Menschen- 
classen, deren beständige Reibung der gegenwärtigen Welt ihre 
Signatur gibt, des Ghristenvolks und des gottverhaßten Volks 
der NichtChristen. An dieser Mühle arbeiten heißt am Weltleben 
thätigen Antheil nehmen, die „Gewerbe der Weif* betreiben, 
also am Handel und Wandel aller Art sich betheiligen. Es gilt 
das dem T. als ein Adiaphoron ; denn die Einen führen ein sol- 
ches Leben in der Welt so, daß sie Gott dabei Wohlgefallen, 
indem sie nach dem Wort des Paulus die Welt so gebrauchen, 
daß sie dieselbe nicht misbrauchen; Andere dagegen stecken 



1) Cf. Autol. m, 15 p. 224. 

2) I, 18 p. 50, 15 of. III, 14 p. 75, 23-26. 



184 Monachi. 

SO in den Geschäften oder „Gewerben der Welt^^ daß sie ganz 
davon gefangen werden und nicht wieder daraus befreit werden 
können. Den Gegensatz zur Mühle bildet das Bett, der Ort nnd 
das Bild der Ruhe von der Tagesarbeit. Die, welche darauf 
liegen, sind daher diejenigen, welche die Ruhe lieben, sich fem 
von dem Weltgetümmel halten. Das sind die monachi. Ans 
dem Gegensatz zur Schilderung der an der Weltmühle Arbeiten- 
den ergibt sich, wie die Ruhe gemeint sei. Diese monachi be- 
theiligen sich nicht an den artes seculi {tixvai rov x6(Tfjbov\ an 
Handel und Wandel, Gewerbe und Erwerbsleben. Das Motiv 
dazu besagen die Worte et domino servientes. Um ungetheilter 
die Frömmigkeit zu pflegen, sind sie infructuosi in negotiis^ wie 
man das im zweiten Jahrhundert den Christen überhaupt von 
heidnischer Seite zum Vorwurf machte ^). Eben damit ist aber 
eine Zurückgezogenheit vom öffentlichen Leben und dem Men- 
schengedränge gegeben, eine Einsamkeit, wie sie das Wort 
monachi ausdrückt. Aber unbedenklich dürfen wir in Anbetracht 
des sogleich zu erörternden Sprachgebrauchs noch das andere 
Moment hinzunehmen, daß diese „Einsamen" ehelos leben. Schon 
der Anklang an 1 Gor 7, 32 — 34, welcher um so sicherer in 
domino servientes zu erkennen ist, als gleich darauf in der ge- 
gensätzlichen Schilderung der weltlich Lebenden 1 Gor 7, 31 
förmlich citirt wird, bestätigt die Erwartung, daß die ,,Einsamen" 
auch die Unruhe des Familienlebens von sich fernhalten ^). Nor 
dadurch ist es ihnen möglich, sich völlig vom Erwerbsleben 
zurückzuziehn. Ein besonderes Gewicht legt T. auf diese Seite 
ihres Lebens nicht; was ausdrücklich zur Darstellung kommt, 
ist nur der Gegensatz der vollen Betheiligung am geschäftlichen 
Leben und der Zurückgezogenheit davon. Aber damit ist sofort 
gegeben der Gegensatz des Lebens in und mit der Welt und 
der Znrückgezogenheit vom Lärm der Werkstätten und Märkte, 
und zugleich der Gegensatz des bedürfnislosen, in stiller Ein- 
samkeit dem Dienst des Herrn geweihten und des zugleich der 
Fürsorge für Haus und Familie gewidmeten Lebens. Auch das 
Leben dieser „Einsamen'^ verdient nach T. an sich weder Lob 



1) Tertull. apol. 42 zweimal cf. c. 43. 

2) Als Bestätigung für diese meine Auffassung mag immerbin die 
oben S. 111 Anm. 4 auszugsweise mitgetheiite Verarbeitung dieser Stelle 
des T. durch Beda angeführt werden. 



Asketen und Mönche. 185 

noch Tadel. Auch unter ihnen sind Böse and Gute. Gehören 
sie aller Wahrscheinlichkeit nach zu den männlichen virgines ^)y 
so stimmt zu dem hiesigen Urtheil über die „Einsamen^ das 
oben S. 182 f. besprochene über die lebenslang Ehelosen, welche 
keinen höheren Lohn empfangen, als die Uebrigen, und keinen 
Grund haben, auf ihr Verdienst zu pochen. Zu den beiden an- 
geführten, den Namen monachi begründenden Momenten, zur 
Zurückgezogenheit vom geschäftlichen Treiben der Welt und zur 
Ehelosigkeit, ein drittes oder viertes hinzuzunehmen, etwa die 
Zurückgezogenheit vom kirchlichen Gemeinschaftsleben oder gar 
die Flucht in die menschenleere Einöde, liegt keinerlei Anlaß 
vor. Weder hier noch irgendwo sonst findet man bei T. eine 
Andeutung davon. Aber auch die Geschichte des Begriflfs po- 
vaxog gibt kein Recht, dem T. um dieses Wortes willen einen 
solchen Anachronismus anzudichten. Das christliche „Mönchthum^ 
d. h. dieser Name und eine passender Weise damit bezeichnete 
Lebensweise ist ja viel älter als das christliche Eremitenthum, 
womit man gewöhnlich die Geschichte des Mönchthums begin- 
nen läßt. 

Es ist eine meines Wissens auf H. Valois und J. B. Cotelier 
zurückgehende, von J. Bingham formulirte These, welche sich 
bis in unsere Compendien hinein fortgepflanzt hat: Asketen 
habe es von den ältesten Zeiten an in der Kirche gegeben, das 
Möncbthum dagegen sei dem Namen und der Sache nach 
vor dem 4. Jahrhundert eine unbekannte Sache gewesen ^). Wie 
berechtigt diese Behauptung gegenüber unkritischer Vereiner- 
leiung erscheinen mag^ richtig ist sie wenigstens nicht gefaßt 
und hat durch ihre misverständliche Fassung dem geschicht- 
lichen Verständnis beträchtlichen Schaden gethan. Sie erweckt 
vor allem die irrige Vorstellung, als ob äffxeip, aene^er^g, ä(TXfiTfig 
(dffxfiTQiay äaxfjTi^Qiop) in vorconstantinischer Zeit die gewöhn- 
lichen, technisch gewordenen Bezeichnungen für die Lebensweise 
derjenigen gewesen wären, welche durch Enthaltung von der Ehe, 



1) Dieser Sprachgebrauch liegt offen zu Tage T. IV, 15 p. 85, 15, 
liegt aber auch I, 27 p. 55, 4, I, 30 p. 59, 1 zweifellos zu Grunde. 
Auch II, 3 p. 65, 26; IV, 16 p. 85, 24 ist daher wahrscheinlich an die 
„ Enthaltsamen '^ beiderlei Geschlechts zu denken. 

2) Bingham, Orig. eccl. lib. VII cap. 1 § 4 init. (ed. Grischovius 
vol. III p. 8). Dort p. 2. 6.^7 werden die yorgänger citirt. 



186 Asketen und Möoche. 

Zarttckgezogenheit von dem Erwerbsleben, strengere Zaeht in 
Bezng auf Speise und Trank nnd dergleichen Tugendleistangen 
mehr über das gemeine Maß der von allen Christen erforderten 
Sittlichkeit emporragten, and als ob dagegen giovaxog, [lopdleiv, 
toy (lOP^Qfi ßlov aiqstcd-ag, {ybovaatriqiov) erst seit den Zeiten 
des Antonius und des Hilarion in den Sprachgebrauch der Kirche 
übergegangen wären und von Anfang an zur specifischen Be- 
zeichnung der durch das Anachoretenthum erreichten Stufe christ- 
licher Askese gedient hätten. Beides aber wäre ein Irrthnm. 
Die regelmäßigen altkirchlichen Ausdrücke für jene älteren For- 
men der ^ Askese^ sind SyxQareta, iyxQareveo'd'ai , iyxqaxeiqi 
{iyxQatitai) ^). Als technischer Ausdruck kommt äcrxfjt^g und 
äakfi<Tig zuerst ^) bei Eusebius ^) vor. Aber derselbe kennt auch 



1) Clem. Born. I Gor. 38, 2 lyxgarBia in Bezug auf den ayvog h 
ry aaQxL Vorher daneben das Fasten und ähnliche Easteiung als ra- 
n€iyo(pQoavvri nach bekanntem jadengriechischem Sprachgebrauch (Col. 2, 
18. 23). — Bei Hermas zeigt sich die engere Bedeutung von iyxgaTeia 
fmand. VIII) deutlich in der Voransteliung der auf das geschlechtliche 
Leben und die Nahrung bezüglichen Stücke (§ 3). — Polyc. ad Philipp. 
4, 2. Justin, apol. I, 29 in. (cf. 1, 15). Theoph. Autol. III, 15 : iyxQduttt 
difxeTiaif [lovoyafiCa TrjgelTaif dyveia (pvldaanatf im Commentar 1, 30 
p. 59, 1, incontinentes im Gegensatz zu virgineSf aber ohne jeden Tadel 
Ii 27 p. 55. 6, continentia I, 15 p. 47, 4. Dies das gewöhnliche bei Ter- 
tnllian z. B. Monogamia 1. Gf. femer die Schrift des Julius Gassianus nsgl 
iyxganias ij mgl evvovx^ag (Giern, ström. III § 91) , die des Giern. AI. 
(paed. II, 94) mgl iyxQuieiag nnd alle Nachrichten Über die Egkratiten 
von Irenäus an (Forschungen Bd. I S. 285—287). Weil es zum Ketzer- 
namen wurde, mag es allmählig weniger im Gebrauch gewesen sein. Doch 
gebraucht Glem. AI. das Wort Überall noch in gutem Sinn z. B. ström. III 
§ 57 sqq. VII § 70. Daneben wurde nicht selten mit Bücksicht auf Mt 19, 12 
der Stand der lebenslänglichen Ehelosigkeit als ivrov^ia bezeichnet: 
Gassianns (s. vorher) , Athenag. c. 34 (ed. Otto p. 176) ; Tertull. Monog. 
3. 17 (spado Christi) f Besurr, carnis 61 (spadones voluntarii). 

2) Ganz ebenso wie Theophilus (s. vorige Anm.) gebraucht auch 
noch Origenes (c. Gelsum VII, 48 Delarue I, 729 E) daxelv nur mit be- 
stimmtem Object (^naQ&iviav), Glemens gebraucht daxrjii^g noch ganz 
als bildlichen Ausdruck im Anschluß an andere der Palästra entlehnte 
Ausdrücke paed. I, 57 p. 132 (zweimal); vielleicht ebenso häufig ge- 
braucht er die niemals technisch gewordenen Ausdrücke dd^Xrjri^g {a&Xo- 
d-iTTjgf dyuvoS-^TTjg xtL), 

3) H. e. II, 17, 2; Martyr. Palaest. 10, 2; 11, 2 und 22. Einer be- 
trächtlich späteren Zeit gehört const. apost. VIII, 12 ed. Lagarde p.259, 25 
an. In Bezug auf die Zeit dieses Buchs kann ich mich auf nichts an- 
deres als meinen Ignatius v. Ant. S. 147 ff. berufen. 



Die Mönche bei Easebias. # 187 

schon (loyaxol als Glieder eines hochangesehenen Standes in 
der Kirche. Die Stellen seines Psalmencommentars hat, da die 
Winke der Aelteren nicht beachtet worden waren ^), neaerdings 
E. Nestle aufs neue entdecken müssen ^). Die Uebersetzang des 
ö-^rtT' (Ps. 67 [hebr.68], 7) durch i^vaxol von Seiten des Sym- 
machns gibt ihm Anlaß; über die christlichen ^Mönche^ zu spre- 
chen, und die Uebersetzungen desselben Worts durch ikov6%qono$ 
(LXX), iiovoyevBiq (Aquila), ikovo^onvoi (Quinta), noch Einiges 
zur Charakteristik ihrer Lebensweise beizutragen. Sie bilden 
die erste Rangklasse unter den Christen. Weil sie vom Psalmi- 
Bten neben die Wittwen und Waisen einerseits und die Gefange- 
nen andrerseits gestellt werden ^ so hat der Psalmist hier ein 
besonderes und erstes tdyika im Auge gehabt. Selten sind sie 
im Vergleich zur Masse derChristen^ daher ihnen wie dem ein- 
geborenen Sohn Gottes der Name fiopoyeveig zukommt; weil sie 
beharrlich und einseitig eine Lebensform festhalten, heißen sie 
fMpdtQonoi ; weil sie einsam leben (f»oi/if ^£i^) und in besondrer Weise 
gegürtet sind, heißen sie auch (lOPoCtopoi. Letzteres wiederholt 
Eusebius zu Psalm 83 (84), 4, wo er wahrscheinlich in Erinne- 
rung an Psalm lOL (102), 8 (atqovd^lop /lovdl^op) unter dem 
Sperling diejenigen versteht, welche wohlgegttrtet sind und das 
einsame Leben (top (Aop^Qfi ßlov) auf sich genommen haben, 
im Gegensatz zu der Taube, welche die mit Kindererzeugung 
nnd anderen häuslichen Aufgaben sich Befassenden symbolisirt. 
In dieser Tracht liegt ofiTenbar eine Erinnerung an Elias und 
Johannes den Täufer ^), die Vorbilder des „Mönchthums^. Doch 
nicht diese, sondern die Jünger Jesu, denen dann besonders die 
Erfüllung des Verbots Jesu, irdischen Besitz zu erwerben, nacb- 



1) Mootfaucon, Coli, nova vol. I p. XXXVI sq.; Aotonellas in sei- 
ner Abhandlung ^^q ascetia** in Jacobi Nisib. sermones (Rom 1756) 
p. 116. 

2) Zeitschr. f. Ekcheng. Bd. V S. 504—506. Die Stellen sind bei 
Montfaacon p. 347 sq. und 519. Weingarten hat in seiner letzten Dar- 
stellung der Entstehung des Mönchthums diese wichtige Wiederentdeckung 
ganz unberücksichtigt gelassen nnd die alten Irrthümer in Bezug auf 
Eusebius wiederholt (Herzog's Realenc. X, 764 f.). 

3) Mt 3, 4; 2 Reg. 1, 8. Cyrill. catech. III, 6. Cf. T. I, 30 p. 59, 8 
in lumhia aeeinctis est intelligenda virginitas, — Clem. ström. III § 68 
p. 542: aXXa xav ivC(ov6g rtg €7vai ^iXTjj o^x alQovfievog ttiv ntttdonoiiav 



188 > Die Mönche bei Easebias. 

gerühmt wird, werden als die Ersten genannt anter diesen „Mön- 
chen^, welche „das einsame und keasche Leben ansftthren'' ^). 
Das Haas aber, in welchem nach der Psalmstelle Gott diesen 
„Einsamen" Wohnung gibt, ist die Kirche. Ans dieser Schilde- 
rang tritt ans das Bild einer darch lebenslängliche Ehelosigkeit, 
durch CoQcentration aaf das religiöse Leben, durch Zurttck- 
gezogenheit von allem Erwerbsleben, aber auch schon durch 
Anfänge einer besonderen Tracht von den übrigen Christen ab- 
gesonderten GlassC; eines durch freien Entschluß sich fortpflanzen- 
den Mönchsstandes entgegen. Es ist dasselbe Bild, welches En- 
sebius anderwärts nur weniger scharf und ohne den Namen 
l^ovaxol gezeichnet hat^). Dagegen, daß diese „Mönche^ fem 
von menschlichen Wohnsitzen in Höhlen oder Hütten hausen, 
spricht allerdings Alles. Es sind vielmehr „die Asketen'' der 
Eirchengeschichte und des JBuchs über die Märtyrer Palästinas, 
die iiovdXyOvteq des Cyrillus von Jerusalem ^), welche ebenso wie 
die „Jungfrauen^ als besonderes tayiia im Gemeindeverband 
stehen. Wesentlich das gleiche Bild gibt uns die im J. 337 an 
der Ostgrenze der damaligen christlichen Welt verfaßte Abhand- 
lung des Aphraates über „die Ordensbrüder" % oder wörtlicher 
„Söhne des Bundes, der Satzung, des Gelübdes" (bnai hfämä). 
Neben diesem vorherrschenden Namen wird ihnen auch der 
Name „Mönche" gegeben ^). Das Charakteristische ihres Standes 



1) Montfaucon p. 348 A cf. Ena. h. e. II, 17, 7. 

2) Demonstr. I, 8. Zur Charakteristik der neuesten Forschungeu über 
das Mönchtham maß angeführt werden, daß Weingarten (Herzog's Real- 
encykl. X, 765) versichert: „Nicht ein einziges Moment von Askese ist 
in der Schilderang dieses Lebens nar in himmlischen Gedanken enthal- 
ten**. Ich tibersetze, was Easebias hier wirklich gesagt hat: „Die eine 
(Lebenai^eise) ist übernatürlich nnd über die gemeine and menschliche 
Lebensführang hinaasragend , läßt keine Ehe, keine Eindererze agang, 
keinen Erwerb und keinen überflüssigen Besitz za, ist vielmehr ganz and 
gar von der gemeinen und gewöhnlichen Lebensweise der Menschen ver- 
schieden'' a. 8. w. und das soll nicht über das Bild des Gnostikers bei 
Clemens AI. hinausgehnl S. anten S. 192. 

3) Cyrill. catech. IV, 24; XII, 33; XVI, 23. 

4) The homilies of Aphraates ed. W. Wright 1869 p. 103 — 133. 
Zu dieser 6. Abhandlung gehört als Ergänzung die 18. Abhandlung 
p. 345 ~ 356 : „Gegen die Juden und über die Jungfräulichkeit und Hei- 
ligkeit (Keuschheit)**. S. übrigens unten Beilage IV. 

5) Das sprachlich und geschichtlich betrachtet genaue Aequivalent 



Die Mönche bei Aphraates. 189 

und das überall von Aphraates, welcher selbst diesem Stande 
angehört; am meisten Betonte ist die Ehelosigkeit, zu welcher 
sie sich darch Gelübde verpflichtet haben ^). Es ist nicht un- 
bedingt bindend. Besser, als daß ein Ordensbruder nach einer 
eifrig von Aphraates bekämpften Unsitte mit einer Ordens- 
schwester znsammenwohne , ist es, daß er ofi^en eine Ehe ein- 
gehe. Aber durch allerdringendste Vorstellungen wird doch die 
Treue gegen den einmal gefaßten Entschluß anempfohlen. Diese 
„Mönche^ stehen ebenso wie die Ordensschwestern innerhalb des 
Gemeindelebens. Die Regeln für den Verkehr mit allen mög- 
lichen Leuten, welche ihnen Aphraates ertheilt (besonders p. 117); 
setzen das unbedingt voraus. „Einsam^ sind sie wesentlich doch 
nur in dem Sinne ; daß sie „für sich allein und nicht mit Eva's 
Töchtern zusammen wohnen^ (p. 109 sq.). Wenn sie auf Elias, 
Elisa, Johannes den Täufer als ihre Vorbilder hingewiesen wer- 
den, und von diesen Männern auch das hervorgehoben wird, daß 
sie kein Haus in der Welt besaßen, sondern in der Wüste ^ auf 
den Bergen und in Höhlen gewohnt haben ^), so wird doch auch 
Moses wegen seiner ehelichen Enthaltung nach Antritt seines 
Berufs sowie Paulus und Barnabas nach 1 Gor 9; 4. 5 daneben 
gestellt, also Männer, die mitten im Leben der Gemeinde stan- 
den. Jene Erinnerung an die Aufenthaltsorte des Elias und des 



für (lovaxos ist bei den Syrern ichiddjä. Dies gebraucht Aphraates 
hier promiscue mit ^Söhoe (resp. Töchter) des Gelübdes**, so p. 111, 12 
(«'^Tn'' Ä^iaa); p. lUZ 3 von unten (N'^TIn'^ "^S'^an „geliebte Mönche**) ; 
p. 111, 9: njeder Ordensbruder oder Heiliger, welcher die Einsamkeit 
(oder das Mönchtham fi^niTm*^) liebt**. Es ist daher auch nicht als 
Kebeneinanders'tellang von vier verschiedenen Classen aufzufassen, wenn 
es p. 116 heißt: „Höre aber, mein Lieber, was ich dir schreibe, was 
nämlich ziemt den Mönchen, den Ordensbrüdern, Jungfrauen und Heili- 
gen**. Ganz gleichwerthig sind die ersten beiden und der vierte Aus- 
druck; in analogen Sätzen p. 118 und 133 wird einmal „Mönche**, das an- 
dremal „Ordensbrüder** gebraucht. Das Spiel mit ichidäjd im Sinn von 
„Mönch** und demselben Wort im Sinne von „eingeborner (Sohn Gottes)** 
p. 115, 3 erinnert an Eusebius (Montfaucon p. 348A). — Solch ein 
„Mönch** wollte etwa um jene Zeit in der Umgegend von Kisibis Jener 
Malchus in seiner Jugend werden, welcher in seinem Greisenalter dem 
noch jungen Hieronymus davon erzählte (Vita Malchi § 3, Vallarsi vol. 
IL 42. 43). Den Gegensatz bildet das Heirathen. 

1) p. 116, 12; 118,5 wird dafür der Ausdruck gebraucht „das Joch** 
oder „das himmlische Joch auf sich nehmen**. 

2) p. 351. 352 cf. 112. 



190 Hönchthum nnd Einsiedlerthnm. 

Johannes ist doch nnr ein Zag im Bilde ihrer Weltentfremdang, 
welcher bei den „Mönchen^ jener Zeit und Gegend noch nicht 
wieder sichtbar geworden war. Aber es leuchtet ein, daß auch 
dieser nicht lange ausbleiben konnte. Die „Brüder auf dem 
Berge^y an weiche Ephräm schrieb, waren auch in dieser Be- 
ziehung „Genossen des Elias und Träger des Typus Johannis 
des Täufers^ ^) geworden. Es war unvermeidlich, daß seit Aus- 
bildung des Anachoretenthums^ in welchem der Name des jeao- 
vaxog (ichiddjä) erst zur vollen Wahrheit geworden war, die 
alten innerhalb des Gemeindeverbandes stehenden^ in und bei 
den Städten lebenden (lovaxoi oder f^oi^äl^oyteg auch da, wo sie 
wie in Syrien als ein Stand in den Gemeinden fortexistirten, 
diesen Namen nicht mehr behaupten konnten^). Aber das Be- 
wußtsein davon, daß das Mönchthum älter sei als das Eremiten- 
thum ist nicht sobald verloren gegangen. Dem Verfasser der 
Vita Antonii fällt es nicht ein, den Antonius zum Anfänger des 
Mönchthums zu machen. In der Jugendzeit des Antonius „kannte 
der Mönch die ferne Wüste noch nicht^ ^ ) ; er wohnte in der 
Nähe der übrigen Menschen. Der Einfluß des zum Einsiedler 
gewordenen Antonius bewirkte es, daß nunmehr „auch auf den 
Bergen Mönchswohnungen entstanden, und daß die Wüste von 
Mönchen bevölkert wurde^. Also das seit wer weiß wie langer 
Zeit existirende Mönchthum soll sich damals in Egypten zum 
Eremitenthum fortentwickelt und zugleich eine außerordentliche 
Verbreitung gefunden haben. Auch die Frage, welche Hierony- 
mus im Eingang der Lebensbeschreibung des Paulus aufwirft und 



1) S. Ephraemi, Babalae aliorum op* sei. ed. J. J. Overbeck 
p 111, 4 sq. 

2) In den Eanooes des Babbola heißen die ^Mönche" im Sinne des 
Aphraates nie mehr so, sondern nnr noch bnai lydmd. Sie bilden einen 
Gegensatz zu den „Weltlichen** (Laien) und stehen andrerseits mit diesen 
zusammen den Presbytern nnd Diakonen gegenüber (Overbeck 1. 1. p. 215, 18). 
Sie stehen wie die Ordensschwestern unter der Aufsicht „ihrer Priester", 
der Presbyter und Diakonen (p. 216, 12; 217, 9 sqq ). Ganz anders ist 
die Lage der in Klöstern zusammenwohnenden Asketen, der dairdje 
(p. 216, 27; 212 — 214). 

3) § 3. Äthan, opp. ed. Montfancon (Paris 1698) I, 2 p. 796 G; 
§ 14 p. 808. Da dies Buch zur Zeit, da Hieronymus seine Vita Pauli 
schrieb, um 375 bereits in lateinischer Uebersetzung des Euagrius existifte 
(Vallarsi II p. 3 cf. vir. illustr. o. 125), so ist es auch sicherlich noch 
zu Lebzeiten des Athanasius (+ 2 oder 3 Mai 373) geschrieben. 



Alter der Namen fUr MÖnchtham. 191 

als eine von Vielen schon manchmal in verschiedenem Sinne 
beantwortete bezeichnet^ ist ja nicht die nach dem Ursprang des 
Mönchthums überhaupt. Sie lautet vielmehr ganz dentlich dahin, 
von welchem der Mönche hauptsächlich das Wohnen in der 
Wüste begonnen worden sei ^). Es handelt sich also um den 
Anfang des Eremitenthums als eine bestimmte ; vergleichsweise 
neue Form des Mönchthums. Die Eremiten oder Anachoreten 
als solche sind die perfecti monachi^)^ d. h. ganz das, was 
dieser Name besagt. Aber nur, weil dieser Name seit langer 
Zeit Solchen gegeben worden war, welche sich noch keineswegs 
völlig von menschlicher Gesellschaft zurückgezogen hatten, konnte 
er sofort auch von den Cönobiten gebraucht werden, auf welche 
er ebensowenig in seinem vollen Sinne paßte als auf die 
^Mönche^ der älteren Zeit. 

Wer aber will sagen, seit wann man jene männlichen vir» 
gines in der Gemeinde, die in lebenslänglicher Ehelosigkeit, mit 
Verzicht auf irdischen Erwerb, ganz dem Leben der Frömmig- 
keit sich widmeten, die „Enthaltsamen^, auch gelegentlich fio- 
vaxoi genannt hat? Der Jude Theodotion, dessen Uebersetzung 
dem Irenäus bekannt war, und der jüdische Christ Symmachus, 
dessen Uebersetzung wahrscheinlich in die Zwischenzeit zwischen 
Irenäus und Origenes fällt, übersetzen beide das d'^'r'^n'^ in Psalm 
67 (68), 7 durch gAovaxol, bezeichneten also mit diesem Wort 
die Ehelosen und Einderlosen; ebenso Symmachus, wenn er 
Gen 2, 18 schrieb: es ist nicht gut, daß der Mensch giopaxog 
sei ^). Etwa zu gleicher Zeit mit Symmachus gebraucht Cle- 



1) Vallarsi vol. II p. 1. Dazu p. 6: Antonius glaubte nuUum uUra 
ee perfectum monachum in eremo consedisse. Diese Ausdrucksweise, 
welche voraussetzt, daß es schon vorher andere monachi gegeben, welche 
es nicht im vollen Sinne gewesen, weil sie nicht in der Wüste gelebt, 
zeigt sich noch in dieser schon um 375 verfaßten Schrift. Dagegen im « 
Leben des Hilarion, welches Hieronymus erst um 390 verfaßte, gebraucht 
er monachus nur im späteren, engeren Sinne. Sonst würde auch die An- 
gabe dieser Schrift (Vallarsi II p. 19 sq. nee quisquam monachum ante 
sanctum Hüarionem in Syria noverat) in unlösbarem Widerspruch mit 
Eusebins und Aphraates stehen, welche ein längst ^consilidirtes „Mönch- 
thum" in Palästina und Syrien bezeugen. 

2) Nach Field, Origen. Hexapl. tom. I. IL (1871. 75). Aquila, der 
jüdische Uebersetzer aus Hadrian's Zeit, tibersetzte T'^n'^ Psalm 24 (25) 16 
durch fAovaxog und das Feminin als Bezeichnung der Seele Psalm 21 (22), 
21; 34 (35), 17 durch fAovaxv* Aquila hatte Psalm 85 (86), 11 sogar 



192 Alter der Namen für Mo'nchtham. 

mens AI.^) den Ansdrack gAOP^Qfj inapelitr^ai ßlov, welcher 
bei Easebins zu Psalm 67, 7 bachstäblich und in der Vita An- 
tonii ^) beinah bachstäblich gleichlautend vorkommt und bei die- 
sen Schriftstellern den Eintritt in das Leben eines ykovaxoq be- 
deutet. Den Gegensatz dazu bildet bei Clemens 7,Ehe, Kinder- 
erzeugung und Fürsorge für das Haus^. Clemens urtheilt zwar, 
daß „der Gnostiker^ jenes äußerlichen Asketenstandes nicht be- 
dürfe, um sich als über niedrige Lust erhaben zu zeigen, daß 
er vielmehr eine höhere Aufgabe erfülle, wenn er bei ehelichem 
Leben und bei Fürsorge für das Haus sich als über alle Ver- 
sachung erhaben beweise; aber Clemens erkennt doch die „im 
Glauben^ geübte äußere Enthaltung in diesem Puncte als eine 
Vorstufe der bezeichneten höheren Leistung des Gnostikers an 
(§ 69 extr. 70 in.). Er kennt nicht nur, was ja selbstverständ- 
lich ist, solche „Enthaltsamen^ unter den Gläubigen, sondern 
bezeichnet ihren Lebensstand auch mit einem Ausdruck, welcher 
im Participinm mit ykovaxoq synonym ist und von Eusebius hier- 
mit gleichbedeutend gebraucht wird ^). 



schon geschrieben fiovaxtoaov ttjv y^v^^jv fiov, and ebenso wie] der etwas 
jüngere Theodotion fiovaCtov iavTfß {xaS-* iavrov) von dem einsam leben- 
den Waldesel Hosea 8, 9 gebraucht. Philo» oder wer sonst der Verfasser 
der zuerst durch Eusebius (h. e. IT, 17) bezeugten Schrift „vom beschau- 
lichen Leben'' ist, nannte die Wohnungen der Therapeuten fiovaartjQia^ 
den Aufenthalt darin fiovova^ai, die stillen Landsitze, die sie bewohnen, 
(lovaygia Philo 1. I. § 2. 3. Gf. Lucius, Die Therapeuten S. 22. 

1) Strom. VII § 70 p. 874 Potter. Der ganze Abschnitt § 69 — 83 
ist zu erwägen, aber auch Alles von ström. II § 137 bis zum Schluß des 
III. Buchs zu vergleichen, 

2) § 14 (Äthan, opp. ed. Montfaucon I, 2, 808): inetae nolXoifs 
alQi^aaad'ai tov fiovtJQrj ßCov , xaX ovrta lomöv yiyovE xal iv roig oQiOi 
fiovaüTiJQia, xal ij tgrifiog inoUaS-t) vno /uova/a>v. Gf. den Wechsel von 
fiovaxog und tov fiovrJQrj ßlov dax^aag § 3 p. 796 G; 797 A. 

3) Das im 4. Jahrhundert mit (lovaxoC gleichbedeutende fiovdiovng 
finde ich in der älteren christlichen Literatur niemals von Asketen, Ent- 
haltsamen, Ehelosen gebraucht, sondern nur von solchen, die sich aus 
verschiedenen Gründen von der christlichen Gesellschaft, von innigerer 
Gemeinschaft mit deq Gemeindegliedern zurückziehen, sei es wegen fb'rm- 
lichen Abfalls vom Glauben (Herm. simil. IX, 26, 3), sei es in geistlichem 
Hochmuth (Barn. IV, 10). Cf. Iren. III, 11, 9 p. 192, wo der Ausdruck 
fehlt, dieser aber wieder bei Hippol. refut. IX, 11 ed. Gotting. p. 450, 78. 
Es hat natürlich nichts zu bedeuten, wenn Epiph. haer. 42, 1 von seinem 
Standpunkt aus von Marcion sagt: fxovccCfov yä^ vniJQx^» ^^ ^^f ehelos. 



Per biblische Text. 193 

Inter^dsant bleibt es trotz alledem, daß wir in einem nm 
180 geschriebenen Gommentar nnd in dessen vor 250 entstande- 
ner lateinischer Uebersetznng den einfachen Aasdrnck als Be- 
zeichnung der „Enthaltsamen^ vorfinden, welcher so angewandt 
bisher nicht früher als bei Eusebins nnd Aphraates nachgewie- 
sen war. Wenn wir aas dem bisher vernachlässigten Bach gar 
nichts Neaes lernten, würde ich mich nicht so anhaltend nm 
dasselbe bemüht haben. Einen Grand gegen die Echtheit des 
Commentars wird hofifentlich Niemand mehr in dem Wort fio- 
va%oi finden; welches der classischen Gräcität angehört , schon 
ein Menschenalter vor Theophilas von Aqaila and bald nach 
ihm von Symmachas aaf einsam in der Welt dastehende fromme 
Menschen angewandt warde and vor der Entstehung des Eremi- 
tenthams oder doch abgesehn von etwaigen Anfängen desselben 
eine der Bezeichnangen für die Asketen in der Gemeinde war. 
Ein ernstliches Bedenken würde sich erheben^ wenn bei T. eine 
Andeatang davon vorläge, daß jene monachi aas den Wohnsitzen 
der Menschen sich in die Einsamkeit geflüchtet haben. Davon 
ist jedoch keine Spar za entdecken. Wäre es aber der Fall, so 
würde doch noch vor einem voreiligen Abschluß des Urtheils zu 
warnen sein. Denn abgesehen davon ^ daß aus den oben ent- 
wickelten Gründen eine einzelne Stelle nicht über das ganze 
Buch entscheiden kann, und daß alle übrigen Beweise für die 
Entstehung des Buchs in der Zeit vor Origenes in Kraft bleiben, 
so sind wir heute noch gar nicht in der Lage mit Sicherheit 
verneinen zu können, daß schon am Ausgang des zweiten Jahr- 
hunderts in einzelnen Gegenden einzelne Beispiele oder Vor* 
spiele des Eremitenthums unter den Christen vorgekommen sind 
(cf. Beilage IV). 

5. Der biblische Text des Commentars. 

Wie selbstverständlich es ist, daß man über den zweifel- 
haften Ursprung eines Commentars, insbesondere über die Frage, 
ob derselbe ursprünglich lateinisch geschrieben, oder aus dem 
Griechischen übersetzt sei, nicht urtheilen kann ohne genaue 
Untersuchung des biblischen l'extes, den er enthält, so hat doch 
Keiner von denen, welche über diesen Commentar geurtheilt 
haben, die Gestalt des biblischen und zunächst des evangelischen 
Textes in diesem Buch einer Erwähnung, geschweige denn einer 

Zahn, Forsehnngen. II. j^3 



194 I^er biblische Text. 

näheren Betrachtung werth gefanden. Die folgende Znsammen- 
stellang des Materials soll nicht allein eine nnerläßliche Probe 
der Yoranstehenden Beweisführungen sein; sie wird auch denen 
willkommen sein^ welche ftlr die Textkritik des N. Testaments 
aus T. Nutzen ziehen wollen. Indem ich die Stellen nach der 
gewöhnlichen Ordnung der neutestamentlichen Bücher aufzähle, 
wird diese Zusammmenstellung zugleich als Stellenverzeichnis 
für den Commentar dienen. Da uns ein lateinischer Text vor- 
liegt, so kommt es vor allem darauf an, das Verhältnis der 
Citate zu der sogen. Itala d. h. zu den vorhieronymianischen 
Texten und zu der sogen. Vulgata d. h. zu der durch Hier, vor- 
genommenen Revision des neutestamentlichen Textes festzustellcD. 
Mit welchen sonderbaren Schwierigkeiten eine solche Unter- 
suchung heute noch immer zu kämpfen hat, weiß Jeder, der 
Aehnliches versucht hat. Nicht einmal den Text des Hier, hat 
bis heute Jemand nach den reichlichen und großen Theils durch 
den Druck publicirten Urkunden kritisch bearbeitet. Einen vor- 
hieronymianischen Text der lateinischen Evangelien herzustellcD, 
dessen Apparat die Einheit und zugleich die etwa im 4. Jahrhundert 
vorhandene Mannigfaltigkeit desselben zur Anschauung brächte, 
wäre ein wenig schwieriger und doch eine ganz nothwendige 
Aufgabe, wenn Einzeluntersuchungen, wie die, welche mir ob- 
liegt^ nicht entweder maßlös sich ausdehnen, oder ganz unvoll- 
ständig gerathen sollen. Dazu kommt in diesem Fall als er- 
schwerender Umstand die Art hinzu, wie T. die evangelischen 
Texte vorführt. Es geschieht meist sehr fragmentarisch. Ein- 
zelne Worte und Satztheile sind in die Rede des Auslegers ver- 
woben. Die anknüpfenden Partikeln sind zu Anfang der Citate 
meist weggelassen. Subjecte und Objecto, welche im fortlaufen- 
den Text aus dem Zusammenhang sich ergänzen, wie Jesus u. 
dergl. sind von T. manchmal zugesetzt, um das abgerissene Citat 
verständlich zu machen. Dazu kommen die Textmischungen. 
Vielfach wird aber auch der Text; freilich meist in gleichgültigen 
Nebendingen, so völlig abweichend von aller sonstigen Ueber- 
lieferung producirt, daß man nicht anders denken kann, als der 
Gommentator habe nach raschem Durchlesen der Perikope das 
Einzelne aus dem Gedächtnis angeführt. Zu alle dem kommt 
der Verdacht, daß die mittelalterlichen Abschreiber, denen wir 
die Erhaltung des T. zu danken haben, nicht selten die bibli« 
sehen Texte der ihnen geläufigen Vulgata assimilirt haben. 



Die verglichenen lat. Texte. 195 

Trofzdem habe ich anter gewissen Beschränkungen den Versach 
gewagt. Was ich verglichen habe, zeigt die folgende Tafel 
der Signa: 

a = Vercellensis nach Bianchini^ Evangeliariam qaadrnplex. 

Romae 1749. 
b = Veronensis nach Bianchini 1. 1. 
c = Colbertinns nach Sabatier, Biblior. sacr. latinae versio- 

nes antiqaae^ tom. III; Paris 1751. 
d = der lateinische Text des Cantabrigiensis ed. Scrivener, 
Cambridge 1864. 

e = Evangelium Palatinumineditamed.Tischendorf.Lips.1847. 
f = Brixianus nach Bianchini 1. 1. 

ff = Corbeiensis II nach den Citaten bei Sabatier. Ich be- 
zeichne ihn nach Hort's Vorgang so, statt durch fiP, 
da der gewöhnlich durch ff^ bezeichnete Corbeiensis I 
(neuerdings herausgegeben von Belsheim, Das Evange- 
lium des Matthäus nach dem lat. Codex ff^ Corbeiensis 
zu St. Petersburg, Christiania 1881) gar nicht als Italahs. 
in Betracht kommt. 

h = Claromontanus , jetzt Vaticanus nach Mai, Script, vet. 
nova collectio tom. EI, 257—288. 

It = die Uebereinstimmung von a b c f ff h , soweit sie fttr 
die betreffenden Stellen überhaupt Zeugnis ablegen. Zu 
den Italahss. kann man d nicht geradezu rechnen; ich 
habe ihn nur unvollständig herangezogen. Auch e nimmt 
eine Sonderstellung ein. 

T = Text des Commentars des Theophilus nach obiger Re- 
cension. 

V = die Bearbeitung des Hieronymus. Ich beschränke mich 
auf die Vergleichung von Codex Ämiatinus. Nov. Test, 
latine interpr. Hieronymo, ex celeb. cod. Amiatino ed. 
Tischendorf (2. Ausgabe), Lips. 1854; Codex Fulden- 
sis. Nov. Test, latine interpr. Hieronymo. Ex manuscr. 
Yictoris Capuani ed. E. Ranke. Marburgi et Lipsiae 
1868; fttr die officielle Vulgata die Handausgabe: Nov. 
Test. vu%atae editionis Sixti Y et Clementis Vni iussu 
recognitum. Editum secundum exemplar Romae im- 
pressum cura Car. Vercellone. Friburgi 1868. — V be- 
deutet die Uebereinstimmung dieser drei Texte, V^ den 
Ämiatinus, Y^ den Fuldensis, Y^ die officielle Yulgata, 

13* 



196 



Der biblische Text. 



wobei nnr za bemerken ist, daß die Vergleicbang ?on 
V^, der eine Harmonie enthält, vielfach unsicher oder 
unmöglich ist. 
Von den patristischen Gitaten sind die durch den bloßen 
Namen des Autors bezeichneten aus Sabatier abgeschrieben; 
die genauer angeführten von mir aus den Quellen geschöpft, 
wenn auch großen Theils an der Hand von Sabatier gefanden. 
Die griechischen Hss. sind unter den gewöhnlichen Zeichen an- 
geführt. Die Anftihrung der betrefifenden Bibelstelle mit Nach- 
weis des Orts im Gommentar ohne weitere Bemerkung bedentet, 
daß der Text mit It und V übereinstimmt und auch sonst nichts 
Auffallendes zeigt. Die in Klammern beigefügten römischen und 
arabischen Zififern bezeichnen Buch und Kapitel von T. In An- 
betracht der Textüberlieferung des T. erschien es unangemessen, 
bloß orthographische Verschiedenheiten wie myirha = murraj 
Nazaraeus = Nazareus = Nazorem u. dergl. zu notiren. Ich 
stelle die wenigen alttestamentlichen Gitate hinter die neutesta- 
mentlichen. 



Mt i, 1 (I, 1 p. 31, 14). 

Mt 1, 18a (1, 1 p. 32, 5) Christi T 
It V, aber auch Syr. Cur., Iren, 
(ed. Massnet p. 204 zweimal, wo- 
gegen der griech. Text p. ' 191 
nichts bedeutet), Opus imperf. 
p. 23 a: '/i^orov X^tarov die mei- 
sten Griechen. 

Mt 1, 18b (I, 1 p. 32, 12) esset 
desponsata T b f V Iren. 204, 
Op. imperf. 23 : desponsata esset 
a c. 

Mt 2, i (I, 2 p. 33, 3) dvitate T 
a b (civitatem) c : > f V Cyprian 
(ed. Hartel p. 77, 7; 98, 15) | 

, Itulae T: ludaeae a b c f V** ', 
Inda V^, bei Cypr. schwankt 
beidemale die LA zwischen ludae 
und ludaeae, 

Mt 2, II (I, 2 p. 33, 8) magi Zu- 
that des T. 

Mt 2, 12 (I, 2 p. 34, 1). 

Mt 2, 16 (I, 2 p. 34, 3) misit Her. 
et occidit T abgekürzt: et misit 



et occidit a b c Maxim. Taurin., 
et misit occidere Lncifer, et mit- 
tens occidit f V | infantes T Lu- 
cifer (davor omnes) : omnes pue- 
ro« a b c d f V. 

Mt 2, 18 (I, 2 p. 34, 10) in Bama 
hier nnr T; vor audita est It V. 

Mt 2, 23 (I, 2 p. 34, 14). 

Mt 3, 3 (I, 3 p. 34, 26 und 35, 2). 
Die Fortsetzangen ans Lc 3, 5 
finden sich ähnlich auch in a c 
(b hat Lücke). 

Mt 3, 4 (I, 3 p. 35, 5) cihus T: 
esca It V und alle Lateiner, denn 
der Plagiator Arnob., welcher in 
seinem der Auslegung (ex Matth. 
c. 3) vorangeschickten Text ganz 
mit T geht, kommt nicht in Be- 
tracht I loaiißiis T: eius It V| 
erant T: erat It V | locustae T 
b y : locusta a c f | 

Mt 3, 9 (I, 3 p. 35, 10) potens est 
T a b c f V» Iren. p. 184 u. 234, 
Lucifer: potestY^-'^ d | deTYh^ 



Matth. 1, 1 — 5, 17. 



197 



Lacifer, Terfull. pudic. 10 (Oehler 
1, 814) : ex a b c f V^ Iren. p. 184. 
234 I Ahrahae b o f V» (a fehlt) 
Iren. 1. 1. : Abraham V** * | 

-Mt 3, 10 (I, 3 p. 35, 13) ecce T, 
so in einem offenbar freien Citat 
Augastin. tract. 28 in Jo c. 7 (ed. 
Bass. IV, 679 B: ecce enim^ in- 
quitf securis etc.) : tarn enim It V | 
radices T a b c f d t radicem V ; 
den Plural berücksichtigt T auch 
in der Auslegung | arhoris T (cf. 
Tertull. de corona 13 securis ad 
caudicem arhoris posita^ de ex- 
hort. cast. 6 securis ad radicem 
arhoris posita) : arhorum It V und 
alle anderen Lat. 

Mt 3, 11 (I, 3 p. 36, 2) nie T 
Hilar. zu d. St. (ed. Bened. p. 616) : 
ipse It, auch d, V Hilar. zu Ps. 118 
. p. 258 C. 

Mt 3, 12 (I, 3 p. 36, 7) hahens 
. T a c f Hilar. p. 616 C (dieser 
„manu" ohne „sua**): qui hahet 
b, cuius V d I purgahit T d f 
Hilar. 616: 7nundavit a, permur^- 
dahit (oder -vit) b c V | colliget 
frumentum T: congregahit (oder 
-vit) triticum suum c f d V Hilar. 
616, dasselbe ohne suum a b, 
fructum congregahit Iren. p. 231, 
colligit triticum p. 273 cf. 270 | 
horreum suum T: horreo suo b, 
horreo a, horreum c d f V Iren. 
231, horrea Iren. 273. 

Mt 4, 3 (I, 4 p. 36, 17). 

Mt 4, 5 (I, 4 p. 36, 12) super T c 
(auch Corbei. I) : supra a b f h 
V I pinnam T a b c d f h (auch 
Corbei. I): pinnacuhim V. 

Mt 4, 6 (I, 4 p. 36, 15) *e T ItV: 
nur f te ipsum \ ne Ti ne forte a 
b c h V, ne quando d f. Die 
unnatürliche Verkürzung des Ci- 



tats kommt wohl auf Rechnung 
der Abschreiber. 

Mt 4, 10 (I, 4 p. 36, 18) retro T 
a b c: post me d h, ^f V. Im 
Gommentar des Hier. p. 21 ist 
retro sowohl im Text als in der 
Auslegung echt; denn p. 127 fin- 
det er den Unterschied zwischen 
dieser Stelle und Mt 16, 23 darin, 
daß an letzterer noch me hinzu- 
trete. 

Mt 5, 13 (I, 5 p. 37, 3 und 4) si 
T: si autem f h Cypr. p. 174, 20, 
quodsi a b c V Hilar. 623, quodsi 
autem Cypr. (sententia Lucii a 
Castra Galbae) p. 440, 12, si 
enim d 1 evanuerit T a b c V: 
infatuatum fuerit d h Cypr. 174, 
21, Hilar. 623 (aber unsichere LA), 
fatuum fuerit f , fatuus fuerit 
Cypr. 440, 12 | 

Mt 5, 14 (I, 5 p. 37, 6; I, 13 
p. 46, 16) lux T It V: lumen d 
Iren. I, 6, 1 p. 28; IV, 7, 2 p. 235; 
Tert. idol. 15 extr., de cultu fe- 
min, lib. II, 13; Hilar. zu d. St. 
p. 623, zu Ps. 143 p. 557 und 
noch ausdrücklicher zu Ps. 66 
p. 187 im Gegensatz zu Christus, 
der vera lux \ mundi T d f V 
Iren. Tert. Hilar. 1. 1. ; huius mundi 
a b h, mundi huius c | super T d : 
supra It V I posita b c (d) h V : 
constituta f Tert. cult. femin. II, 
13, Sita a, aedificata Hilar. 623 1 

Mt 5, 15 (I, 5 p. 37, 15 cf. HI, 2 
p. 69, 8, wo der Schluß von 
Mt 5, 15 mit Lc vermischt ist) 
super T a f h V: supra b c d. 

Mt 5, 17 (I, 5 p. 37, 14) Non veni 
legem solvere, sed adimplere T: 
Nolite putare {existimare h), gfwo- 
niam (quia b c) veni solvere le- 
gem aut prophetas^ non veni sol- 



198 



Der biblische Text. 



vere (legem + h, legem aut pro- 
phetas + o), sed adimplere It V. 
Doch sind ähnliche AbktirzuDgen 
wie diejenige von T sehr ver- 
breitet. So Tatian im Diatessaron 
(Forschungen I, 134 N. 5), Ter- 
tulL, Hilar., Ambros., August, an 
vielen Stellen (s. Sabatier). Völlig 
getilgt sind die Propheten auch 
in Cleni. hom. III, 51; Gonstit. 
ap. VI, 19; Tert. adv. Marc. IV, 9 
eztr. und 12 eztr. (non veni dis- 
solvere legem, sed adimplere). 

Mt 5, 18 (I, 5 p. 37, 17) vel T a 
b c f h: au^ V d Iren. I, 3, 2 
p. 14 .extr.; IV, 34, 1 p. 275; 
Hilar. zu Ps. 118 p. 350 u. A | 
praeteribit T It V Hilar. 1. 1.: 
praeteriet Iren. I, 3, 2 p. 14, trän- 
stet d Iren. IV, 34, 1 p. 275, Au- 
gustin. (zweimal), cadent oder 
cadet Chromati US u. A. | haec T, 
von Sabatier nur noch im cod. 
German. I und bei Hilar. zu Ps. 118 
p. 350 nachgewiesen: > It V, 
überhaupt alle andern Lateiner und 
Griechen. 

Mt 5, 25 (I, 5 p. 38, 1 und 3flf.) 
cansentiens T It V cf. Hier, zu d. 
St. p. 27, wo er ebenso wie an- 
dere Lat. vor und nach ihm be- 
merkt, daß B^votav henevolus od. 
benignus heiße. Ersteres hat d, 
letzteres Arnob. ex Matthaeo c. 6 
im Text. Da dieser auch hier, 
wenn auch nicht so sciavisoh, wie 
anderwärts von T abhängt (s. oben 
zu p. 38, 1), so vermuthe ich, 
daß in T ursprünglich benignus 
stand, und daß eben dies, zum 
zweiten Mal wiederkehrend p. 38, 
3, dem räthselhaften bene es zu 
Grunde liegt. Ob T das cito dum 
und das cum eo oder illo der La- 
teiner nicht anerkannt, läßt sich 



nicht entscheiden | neT: ne forte 
It V, ne quando d, diese alle ad- 
versarius vor iudici \ ministris T 
auch in der Auslegung verwer- 
thet: ministro It V und alle Lat. 
In Aug. serm. 109 (ed. Bass. 
tom. VII col. 558) finde ich aach 
nur ministro, während Sabatier 
ministris daraus citirt | mittaris 
hier nurT: hinter carcerem ItV. 

Mt 5, 26 (I, 5 p. 38, 7) et non 
exeas T: amen dico tibi, non 
exies It V | reddas T It V d Iren. 
I, 25, 4 p. 104; Hilar. zu d. St 
p. 6'26, zu Ps. 130 p. 440 u. A.: 
solvas nach mehreren Hss. Cypr. 
p. 157, 16, exsolvas Tert. de ani- 
ma 35 | 

Mt 5, 29 (I, 5 p. 38, 9) si T: 
quodsi ItYf si autemd \ ülumT: 
cum It V, auch d und alle Lat. 

Mt 6, 3 (I, 6 p. 39, 1). 

Mt 6, 19 (I, 6 p. 39, 5) thesauri- 
zare T It V Hilar. zu d. St. 631; 
Op. imperf. p. 81 u. A.: condert 
Cypr. 378, 26; August, de serm 
domin. in monte I, 44 (tom. IV, 
286) und öfter ebenso | super ter- 
ram T f h Cypr. p. 378, 26 Op. 
imperf. p. 81 : in terra a b o V 
Hilar. 631, August. 1. 1. | tinea 
(== tfijff ohne xal ßgiotfig) T mit 
Diatessaron und Syr. Cur. (For- 
schungen I, 136 sq. 226 N. 14): 
aerugo et tinea a b o f V Op. 
imperf. 81, Chromatius (Gallandi 
VIII, 350) , tinea et erugo h, tinea 
et comestura Cypr. 378, 26, Au- 
gust., Op. imperf. | decipitT: ex- 
terminat a b c Cypr., extermi- 
nant f Aagust., Chrom., Op. imp. 
Arnob. (ex Matth. o 8 im Text, 
aber comedit in der Auslegung), 
disperdit h, demolitur V. 



Matth. 5, 17 — 7, 24. 



199 



Mt 6, 22 (I, 6 p. 39, 9) tut und 
tuu8 T a b c h y3 Hilar. viermal 
(p. 322. 376. 520. 631) :> V«- » f | 
Simplex est T & o Hilar. 520: 
Simplex fuerit b, fuerit Simplex 
b V^, ftterit vor oculus tuus f 
V- M m* T b f h V Hilar. 520: 
est a c. 

Mt 7, 3 (I, 7 p. 39, 19) in tuo au- 
tem trdbem T : et trabem in oculo 
tuo a b Hilar. 637 V, et trabem 
quae in oculo tuo est a, trabem 
autem in oculo tuo c, et in oculo 
tuo trabem f | consideras T a: 
vides b c f h Hilar. 637, V. 

Mt 7, 6 (I, 7 p. 40, 1 ; V. 6 b auch 
U, 4 p. 66, 14 wo nee für neque) 
panem T: ein beispielloser Zu- 
satz I miseritis T a b c f h Cypr. 
p. 154, 7; ,351, 13; Hilar. 637: 
mittatis V auch Hier, im Com- 
mentar p. 38 i margaritas ohne 
vestras T mit Basilides bei Epiph. 
haer. 24, 5 Petav. p. 72, Naasse^ 
ni bei Hippol. refut. V, 8 p. 160, 
25, Syr. Curet. und einige griech. 
Väter: vestras -|- It V und alle 
Lat Nur in freien Anführungen 
>Tert. (Rönsch Tert. N. T. S.85). 

Mt 7, 7 (I, 30 p. 60, 9). 

Mt 7, 12 (I, 31 p. 60, 16; II, 4 
p. 66^ 20). Quod tibi non vis 
fierif alii (p. 205 altert) ne fece- 
ris T: Omnia ergo quaecunque 
vultis ut faciant vobis homines 
bona, ita et vos facite Ulis a b c 
(dieser > ita), ähnlich f h Cypr. 
p. 288, 11, ohne bona und ita V 
und Hier, im Commentar p. 39. — 
Daß T wirklich den Inhalt von 
Mt 7, 12 oder die Quintessenz des 
Gesetzes angeben will, ist an bei- 
den Stellen wahrscheinlich s. oben 
S. 140 f. Die von Mt 7, 12 und 
Lc 6, 31 abweichende Form findet 



sich ähnlich als apokr. Znsatz zu 
Act 15, 20 {xai Saa firi &ilovaiv 
iavTols yavicd^at, kxiQoig fiti 
TioiiZu) und zu Act 15, 29 (xal 
Saa fi^ d^iXiTE iavtols ysivicO-aiy 
irigffi firi noieTv) im cod. Canta- 
brig., bei Iren. IH, 12, 14 p. 199 
(et quaecunque nolunt sibi fierif 
aliis ne faciant) u. Cypr. p. 184, 7. 
Genauer entspricht auch dem Zu- 
sammenhang nach Theoph. ad 
Autol. II, 34, wo zum Abschluß 
aller durch Gesetz und Propheten 
der Menschheit verkündigten For- 
derungen Gottes genannt ist: xal 
navjtt oCa av firi ßovXriTat ay- 
&Qto7rog iavttß yivfad-aif tva firiSk 
nlX(^ noty. Die übrigens bei Hei- 
den und Juden, bei Seneca und 
Hillel, wesentlich ebenso vorkom- 
mende Maxime gibt Hier. (vol. 
VII, 170) beiläufig in buchstäb- 
lich derselben Form wie T II, 4. 
Cf. noch Tobit 4, 15. 

Mt 7, 16 (I, 7 p. 40, 6). 

Mt 7, 18 (I, 7 p. 40, 10) malos 
fructus T a b c V : fructus ma- 
los f V'-» Hier, zu d. St. p.40. 

Mt 7, 24 (I, 7 p. 40, 13) omnis T a 
Cypr. 177, 14 (p.2l0, 18 beginnt 
erst mit qui audit) Lucifer, ein- 
mal auch Ambros.: ergo -f b c 
f h V I mea T.a Cypr. 177, 14. 
210, 18, Hilar. 639: mea haec b c 
f h V»«' Hier, zu d. St., nur haec 
V I similis est T &bc: similabo 
eum f Cypr. zweimal, similem 
aestimctbo eum h Hilar. 639 (eum 
aest), assimilabitur V | sapienti 
T a b c f V Cypr. 177 und 210, 
Hilar. 639: prudenti h Lucifer, 
zuweilen August. | supra Tab 
f h V Cypr. 177: super c Cypr. 
210, Hilar. 639. 



200 



Der biblische Text. 



Mt 7, 25 (I, p. 40, 15) bat T Dach 
den bisherigen Drucken ein un- 
erhörtes fülmina statt flumina. 

Mt 8, 5 (I, 8 p. 41, 1) quidam T 
a b h Hilar. 641 {quidam tri- 
hunus) :"]>£¥. 

Mt 8, 12 (I, 8 p. 41, 3) huius 
regni T: regni huiiis b c f h, 
regni a V Cypr. 58, 17. 276, 15 | 
ihunt T a b c h: exient Cypr. 
58,17, expellenturi Cypr. 276, 15, 
eidentur V. 

Mt 8, 14 (II, 1 p. 65, 8 substitairt 
für Mr 1, 30) invenü T: vidit 
It V I eiu8 T: iacentem et -|- 
It V. 

Mt 8, 20 (I, 8 p. 14, 4. 6), nidos T 
a b (f fehlt) h V»- ^ : diverso- 
ria Cypr. 123, 10 (dieser auch 
vorher cuhilia für foveas)^ taher- 
nacula V* u. A. (s. Sabatier). 

Mt 8, 22 (I, 8 p. 41, 9 cf. II, 4 
p. 66, 5 und Lc 9, 60. Ich ver- 
gleiche zunächst das erste Citat 
mit Mt 8, 22) Sine T a Cypr. 
272, 26 (wenn dies nicht aus Lc 
9, 60 stammt, was überhaupt von 
gelegentlichen Citaten [s. Saba- 
tier] gilt): remitte b o, dimitte 
oder demitte h Y Hilar. 644 A { 
mortui sepeliant T a Cypr. 272, 
28 (dieser aber sepeliant hinter 
6uos)i mortuos sepeliant h Au- 
gust, zweimal; mortuos sepelire 
b c V Hilar. 644, August, mehr- 
mals I An der zweiten Stelle lib. 
II, 4 p. 66, 5 gibt T dimitte 
moHuoSy ut sepeliant mortuos 
suos. Es ist dies nur eine an- 
dere Uebersetzung bei gelegent- 
licher Anführung derselben Stelle. 
An Lc 9, 60 hierbei zu denken, 
liegt ferner, weil gerade dort It Y 
eine haben. 



Mt 9, 12 (I, 10 p. 44, 12. Cf. Mr2, 
17. Lc 5, 31. Da es sich um ein 
eigentliches Object der Auslegung 
in lib. I handelt, ist zunächst Mt 
9, 12 zu vergleichen) egent sani 
T h: est opus sanis a b c Cypr. 
635, 15; 747, i9; est opus välen- 
tibus V. Die übrigen Varianten 
sind werthlos, da sie theils mit 
der Wahl des Verbums gegeben, 
theils regellos sind {medico, me- 
dicuSf medicum^ medicos). Ganz 
mit T stimmt c in Mc 2, 17. 

Mt9, 15 (I, 9 p. 41, 12) ieiunareT 
(auch in der Auslegung berück- 
sichtigt) a b c f h: lugere V 
(auch Hier, im Commentar; Fald. 
p. 60 kann nicht für „ienanare" 
zeugen, da der Harmonist Mc 2, 19 
aufgenommen hat) | Ulis Tab 
c Y: eis f h, ipsis d. 

Mt 9, 16 (I, 9 p. 41, 17 mittitT 
Philastr. Brix. haer. 45 (ed. Oehler 
p. 48) : committit ab c f h , im- 
mittit V 1 vestimentum vetus T a 
b V Philastr. : vestimento veteri 
f h I maiorem facit scissuram T 
wahrscheinlich aus Mc 2, 21 : peior 
fit scissura Mt 9, 16 a b c h, 
peior scissura fit f V. 

Mt 9, 17 (I, 9 p. 41, 21). 

Mt 9, 20 (I, 9 p. 41, 25 cf. II, 4 
p. 66, 15 und Mo 5, 25) profluvio 
sanguinis lahorahat T: profluvio 
sanguinis vexabatur h, sang.prae- 
fluvium (profluvium c) hahebat a 
c, sang, fluxum hahebat b, fluxum 
sang, hahens d, sang, fluxum pa- 
tiebatur f V | vestimentum T a 
b c : fimbriam vestimenti d f h V. 

Mt 9. 24 (I, 9 p. 42, 6). 

Mt 9, 25 (I, 9 p. 42, 8) et cum T 
b c V: sed cum a, cum autem 
f h, quando autem d. 

Mt 9, 37 (I, 9 p. 42, 13). 



Matth. 7, 25 — 12, 29. 



201 



Mt 10, 16 (I, 10 p. 42, 16) astuti 
estote T so gewöhDlich Ambros. 
Aagust. : estote ergo prudentes a 
b c f O ergo) h V, estote sa- 
pientes Corb. I (ed. Belsheim), 
estote ergo sapientes d. 

Mt 10, 23 (I, 10 p. 43, 5) perse- 
quuntur T: persequentur It V, 
persecuti fuerint und in der zwei- 
ten Vershälfte persecuntur d | 
hac civitate T: civitatem istam 
a c, istam. civitatem b, civitate 
ista f h y, civitate hac d | Die 
Auslegung des T zeigt, daß er 
zwei Zuflucbtsstädte in seinem 
Text genannt fand, wie a b h 
Juvencus, Ambros., Hilar. 656, 
Tatian im Diatedsaron (Forschun- 
gen I, 143. 144 Note 11), die 
griech. Hss. DL und Origenes. 

Mt 10, 27 (I, 10 p. 43, 13. 16). 

Mt 10, 29 (I, 10 p. 44,3. 6) eis T: 
Ulis It V Hilar. 657, his d Iren. 
II, 26, 2 p. 154 I cadet T d f h 
V Iren. 1. 1.: cadit b c (a ist ver- 
stümmelt) Cypr. p. 672, 13; 727, 3, 
Hilar. 657 | super terram a b c 
(d) f V Iren 1. 1.: in terram h 
Tertull. viermal (einmal ad ter- 
ram Rönsch S. 96. 97) Cypr. l. 1. 
Hilar. 1. 1. 

Mt 10,* 30 (I, 10 p. 44, 13) Sed et 
Captin capitis vestri T a b c h 
(so auch d u- and. bei Sabatier) : 
vesti'i autem et capilli capitis f V 
(auch Hier, im Commentar, V']> 
et) I omnes hier T d f V : hinter 
sunt a b c h I 

Mt 10, 34 (IV, lü p. 84, 4). 

Mt 10, 36 (HI, 7 p. 72, 4 mit Lu- 
castexten verbunden). 

Mt 11, 16 (I, 16 p. 47, 5) similem 
aestimabo T a b c h V Hilar. 665 : 
adsimildbo f, simildbo d | et da- 
manübus T b c f h Hilar. 665 : et 



ad [cla]mantibus a, qui claman- 
tes etc. V, qui respondentes d. 

Mt 11, 17 (I, 16 p. 47, 12) canta- 
vimus T (a hat Lücke) b c (d) 
f h : cecinimus V | lamentavimus 
T f V: lamentavimus vobis a 
b h, schwankend ist die LA im 
Commentar des Hier. p. 71 (s. Text 
und Auslegung), flevimus d. 

Mt 11, 30 (IV, 12 p. 84, 19) leve 
T a (auch Corbei. I) V^ : est -f 
b c d f h V'-2 Cypr. p, 48, 11; 
184, 4. 

Mt 12, 1 (I, 17 p. 47, 17) sabbato 
T V* (V^ wie die meisten Lat. 
hinter sata) Hier, im Commentar : 
sabbatis hinter Je^t«« d f h, hinter 
segetes oder sata b c ff Hilar. 
667 I segetes T b f ff h Hilar. t 
segetem c, sata d V, (V* hat hier 
Lucas aufgenommen, a ist lücken- 
haft) I confricantes . . manibus 
suis spicas T c Syr. Cur. Tatian 
(Forsch. I, 131): diesen Zusatz 
aus Lc 6, 1 > It V etc. 

Mt 12, 10 (I, 17 p. 48, 6) Invenit 
lesus hominem T (cf. zu Mt 8, 
14): et ecce homoY^ dazu + erat 
b c, -h 6rat ibi a f ff, et ecce 
erat homo ibi h | hab, manum 
andam T Corbei I (Belsheim): 
manum hab. aridam It V. 

Mt 12, 13 (I, 17 p. 48, 7). 

Mt 12, 20 (I, 17 p. 48, 8) arun- 
dinem quassatam T It V: cala- 
num quassatum Corbei. I (Bels- 
heim), Iren. III, 11, 5 p. 189, 
Hier. p. 78 in der Auslegung ge- 
gen den Text | fumigans T c d V 
Iren. 1. 1.: fumigantem a b f 
ff h I 

Mt 12, 29 (I, 17 p. 48, 14) potest 
intrare quis T Hilar. 671: potest 
quis intrare a b c f , potest quis- 
quam intrare V, quis (ohne quo- 



202 



Der biblische Text 



modo) potest intrare b, potest alt- 
quis introire Iren. V, 21, 3 p. 319, 
quis introire potent d \ prius alli- 
gaverit fortem T It V: primum 
ipsum fortem alligaverit Iren. 1. 1., 
primum auch d, ip^um aacb 
Corbei. I. 

Mt 12, 32 (I, 17 p. 48, 21) contra 
zweimal T ItV: adversua an er- 
ster Stelle Corbei. I, dasselbe 
zweimal Cypr. p. 142, 9, adver- 
8U8 . . adversum d, in Andere 
(Sabatier). 

Mt 12, 42 (I, 17 p. 49, 15) surget 
T c f h V : resurget a b ff , ex- 
surget d Corbei. I. 

Mt 13, 31 (I, 18 p. 49, 20) dei T 
cf. Mc 4, 30: coelorum It V. 

Mt 13, 32 (I, 18 p. 50, 1) arhor 
T d e f ff V: magna + c, tanta 
+ a, talis 4- b b I veniant et 
>T. 

Mt 13, 38 (I, 11 p. 44, 21 cf. 1, 18 
p. 50, 14) hie T a b c f ff h: 
> d V. 

Mt 13, 44 (I, 1 1 p. 44, 19 u. I, 18 
p. 50, 13) abscondito T e Hilar. 
677, auch Ambros. Angast. Y: 
absconso a b c d f ff h, auch 
Iren. IV, 26, 1 p. 261. 

Mt 13, 46 (1,11 p. 44, 22) marga- 
rita pretioaa T Ambros. : pretio- 
sam margaritam a b d e Cypr. 
p. 111, 8; 379, 14, bonam marg. 
ff b, una pretiosa margarita c 
f V. 

Mt 13, 47 (I, 11 p. 45, 1) rete 
missum T ff Hilar. 677: retiae 
missae a b c e f b, aagenae mis- 
sae d y. 

Mt 13, 55 (I, 22» p. 52, 5) filius 
Joseph fdbri Tab (Josephi) ff h 
(Joseph hiüierfabri) : fabH filius 
c d e f y. Jene Mischung mit 
Lc 4, 22 auch in Syr. Car. 



Mt 14/3 (I, 23 p. 53, 3) tenuü 
jo. et alligavit eum T b c ff Y: 
adpraehensum Jo, ligavit h, ähn- 
lich Corbei. I. 

Mt 14, 11 (I, 23 p. 53, 4) sehr 
frei reproducirt. 

Mt 14, 13 u. 17 (I, 12 p. 45, 5. 9 f.). 

Mt 14, 19 (I, 19 p. 50, 17) Jesus 
freie Zuthat. S. auch unten zu 
Mc 6, 39. 

Mt 14, 21 (I, 12 p. 45, 11) homi- 
num T Corbei. I: virorum It 
(auch d) V. 

Mt 14, 23 (I, 19 p. 50, 20) vespere 
— t&» T a b f ff h y : sero au- 
tem facto solus illic fuit e , ühn- 
lich d. 

Mt 14, 24 0, 19 p. 50, 21) navi- 
cula T a b c f h V: navis e d 
Corbei. I | autem T a d f V: 
iam 4- b c e h I in medio mari 
iact. T a b c f h V : erat in me- 
dio mari et magnis fluctibus la- 
borabat e, zu Anfang ebenso d 
Corbei. I | fluctibiM T c (es. vor- 
her) f V: a fluctibus a b d h 
(nach Mai gegen Sabatier). 

Mt 14, 25 (I, 12 p. 46, 4) ambu- 
labat T: venit ad eos . . anibu- 
lans It V I Jesus T It: > V | 
super T d e f V^ : supra a b c 

ff y^ 

Mt 14, 31 (I, 25 p. 53, 26 u. HI, 3 
p. 69, 12) quareTUY, auch d: 
ad quid nur e. 

Mt 14, 36 (I, 19 p. 51, 5. nach 
Zusammenbang und Wortlaut ist 
nicht Mc 6, 56 gemeint, was Otto 
citirt) rogabant T a b c f ff (h 
fehlt) V: obsecräbant e, deprae- 
cabantur d | t?cl T a b c ff V : 
tantum vel f , tantum vor ut e, 
tantum hinter ut d. 

Mt 15, 22 (F, 20 p. 51, 10) deTd 
Corbei. I: a a (b fehlt) c e f ff 



Matth. 12, 29 — 18, 22. 



203 



(h fehlt) V I veniens T : egressa 
a c f flf (vor a finibus) V, exiens 
d e. 

Mtl5, 23 (1,20 p.51, 13) Et ap<h 
stoli dixerunt: quid clamat post 
nQ8 T: et accedentea discipuU 
eiu8 {eiu8 [^ b e, letzterer über- 
haupt anders) rogahant eum dt- 
centea: dimitte eam (illam d), quia 
(quoniam e, quia sequitur et b) 
clamat post nos It Y. Vielleicht 
ist quid nur Schreibfehler für quia, 
oder t( für ot#. 

Mt 15, 24 (I, 20 p.51, 15 cf. 111,4 
p. 69, 2t f.) frei reproducirt; oves 
perditas T TertuU. praescr. 8'; 
adv. Marc. IV, 7 Hilar. p. 685 
(perditis ovibus)^ Hier. p. 116 in 
der Auslegung, während im Text 
die LA schwankt, Corb. I: oves 
quae perierunt It V (perierant V^). 
An der zweiten Stelle (Hb. III, 4) 
hat T zweimal quae perierant und 
gegen alle andern Lat« zweimal 
non venerat, p. 69, 30 non veni. 

Mt 15, 26 (I, 20 p. 51, 18) licet T 
a b c d ff (h fehlt) Hilar. 686: 
est bonum e f V, nur est Tert. 
adv. Marc. IV, 7 | accipere Tab 
c d f ff: sumere V, auferre 
Tert 1. 1. I mittere T c d e f 
ff V : dare a b Tert. 1. 1. Hil. 686. 

Mt 15, 27 (I, 20 p. 51, 20) respon- 
dens ait T : dixit It V | utique T 
a b c Ambros. : etiam d f V, 
ita e Corb. I | sed T: nam a b 
c f ff V, quia Ambros. zu Ps. 43 
(tom. II, 241), enim hinter canis 
(sie) d, ^e I catuli T, ein cod. 
S. Gat. bei Sabatier, Ambros. 1. 1. 
(-h canum): catelli b c f V, ca- 
nes a e ff (d 8. vorher) | mensae 
dominorum T : quae cadunt (oder 
cadent) de men^a dominorum 
It Y. 



Mt 15, 34 (I, 12 p. 45, 14) piaces 
T c Corb. I (aber duos für pau- 
cos), Hil. 687: pisciculos a b d 
e f ff V. 

Mt 15, 38 (I, 12 p. 45, 15 homi- 
num T: virorum nur f, viri d. 

Mt 16, 23 (I, 4 p. 37, 1 s. oben 
zu Mt 4, 10) vade retro T (ganz 
so wie Mt 4, 10): vade retro 
me 0, vade retro post me a b 
Hil. p. 691, vade post me d e f 
ff V, redi post me Aug. mehrmals. 

Mt 17, 1. 2 (I, 25 p. 53, 23 und 
III, 3 p. 69, 9 an beiden Stellen 
frei, aber mehr nach Lc 9, 28 
s. unten). 

Mt 17, 27 (I, 21 p. 51, 27 s. die 
dortige Anm.) eum piscem qui 
primus ascenderit T It V : e^ qui 
ascenderit primum piscis d, et 
ascendentem primum piscem e (der 
auch weiterhin stark abweicht) | 
tolle T a b d f V : tolle illum c, 
sume (dafür nachher tollens) ff, 
ganz anders e. 

Mt 18, 8. 9 (1, 13 p. 46, 14. 19) erue 
eum et proice abs ^e T It V : exim^ 
eum et abice abs te e, exime illum 
et proice a te Corb. I, erue eum 
et mitte abs te d. 

Mt 18, 11 (I, 17 p. 48, 13 cf. Lc 
19, 10, was aber schwerlich ge- 
meint ist, da dort das quaerere 
et feststeht) ut salvumfaceretT: 
salvare It V, auch d, sälvare ei 
quaerere nur c, den ganzen Vers 
> e Corb. I. 

Mt 18, 12 (1, 13 p. 46, 20) fivis erra- 
tica freie Bildung. 

Mt 18, 22 (I, 24 p. 53, 9) septies 
T d e: i^sque septies It V | et 
hinter sed T ohne Beispiel | us- 
que septuagesiesT; usque septua- 
gies a b (dieser + et) c f ff V, 
Hil. 701, septuagies d 6 h | in der 



204 



Der biblische Text. 



AuslegUDg wird das in die aus 
Lcl7, 4 berücksichtigt cf. Tatian 
(Forsch. I, 169 nebst Note 9). 

Mt 18, 24 (I, 24 p. 53, 15) ponere 
T a b c V: discutere f h, quae- 
rere e, tollere (ohne rationem) d | 
uniM qui debebat ei T Corb. I 
V : ebenso ohne ei a (?) b c f ff 
h V^*^ Hier, im CommeDtar, de- 
bitor e, unus debitor d | decem 
milia talenta Tab {decem vor 
debebat) f ff h V: centum talen- 
ta c, decem milium thalentorum e, 
dece (!) milium denariorum d. 

Mt 19, 24 (I, 26 p. 54, 1) wesent- 
lich mit It V, nur f introire (so 
auch d und e, welcher völlig ab- 
weicht), a ff V^ regno, 

Mt 19, 30 (1, 14 p 46, 23) erunt 
T d e f h V: sunt a b c ff . 

Mt 20, 1 (I, 27 p. 54, 10). 

Mt 20, 30 (I, 14 p. 46, 25 s. die 
dortige Anmerkung) iuxta mam 
T: secus viam It V, auch d e, 
super viam Hil. 711. 

Mt 21, 2 (I, 33 p.61, 3). Die Aus- 
legung zeigt, daß Mt, der allein 
zweiThiere nennt, zu Grunde liegt. 
Der Text an der Spitze ist also 
verstümmelt. 

Mt 21, 7 (I, 33 p. 61, 6 und 10) 
pullum eius T c e h: pullum a 
b d f ff V I tunc T: et ItV etc.| 
vestimenta T (nur dieser vor su- 
per illum^ die andern dahinter) b 
d e ff: 4- sua a c f h V | illum 
T : eum a b d e f ff h, eo« c V, 
m V* (V^ supra pullum aus Lo 
19, 35) I et lesum supersedere fe- 
cerunt T: et eum desuper sedere 
fecerunt V, et sedebat super eum 
2L (eam .^^ b c ff (c u. ff + lesus) 
d e, et sedit super eum f, ebenso 
h aber davor noch lesus autem 
ascendiU 



Mt 21, 8 (I, 33 p. 62, 1) abscin- 
dentes T: caedebant It (auch e) 
V, praecidebant d, 

Mt 21, 28-31 (I, 27 p. 55, 12. S. 
dort über die Verstümmelung des 
Textes) quidam T It (auch e) V^ 
Hier, im Commentar : ]> d V^* ' | 
habuit T c f Corb. I: habebat a 
b d e ff h V . I dixit T b c d 
(dieser aber vorher priori) e f V : 
dixit Uli a h n. A., ait ff | ope- 
rare T; operari e, hodie operare 
b c d V, hodie operari a f ff h, 
operare hodie Corb. I | vineam 
meam T c: vineam 2l b d f h, 
vinea ff, vinea mea V | v. 30. 
volo T : eo, domine It (auch e) V, 
ego domine eo d | v. 31. Daß T 
hier primus las mit c f V^ und 
den „vera exemplaria" des Hier, 
und nicht novissimus mit a b d 
e ff h V* *, und daß er die ge- 
wöhnliche durch fi< C D, alle sy- 
rischen Versionen etc. bezeugte 
Ordnung der beiden Söhne hat, 
zeigt seine Auslegung. T ist un- 
ter den Schriftstellern der älteste 
Zeuge des Textus rec, wie Ta- 
tian für die LA des Vaticanns 
(Forsch. I, 185). 

Mt 21, 33 (I, 27 p. 56, 2; HI, 15 
p. 75, 27, auch an letzterer Stelle, 
wo man Lc 20, 9 sqq. erwartet, 
ist der Paralleltext aus Mt Object 
der Auslegung. Wo die Texte 
abweichen, unterscheide ich T^ 
und T2) quidam T» e f h Iren. 
IV, 36, 1 p. 277 (hinter erat): 
> Ti (a fehlt) b c d ff V Hilar. 
p. 718 I sepe T» b V» : sepem T» 
c e f h V Iren. Hil. l. L, mace- 
riam d | eam T^ f Corb. I: eiT^ 
b c h V Iren. Hil. 1. 1. , in eam e, 
]> d (dieser allein drcumposuit) \ 
torcular T^ a b c d f V Iren. 



Matth. 18, 22 - 24, 18. 



205 



Hil.: t^cularem e, lacum T^ 
Corb. I (nach Belsheim lucum) h, 
80 in Mc 12, 1 b c d f , wo a ff 
gleichfalls torcular \ in ea T^ (nur 
dieser hinter torcular^ die übrigen 
davor) c f h V Iren. Hil. : in eam 
ab, et d, }> e | vineam hinter 
locavit T^: eam It (auch d e) Y 
Iren. | colonis T' a b c e ff b : 
cultorihtis d, agricolis T' f V 
(V^ nur einmal in v. 40 ed. Bänke 
p. 109, 17 coloni) , so in Lc 20, 9 
alle. 

Mt 22, 2 war nur durch Interpola- 
tion vor T I, 15, 57, 1 gerathen. 

Mt 22, 3 mit Lc 14, 17 vermischt 
III, 8 p. 72, 18, aus Mt der Plural 
servos suos. 

Mt 22 , 8 sq. mit Lc 14 , 21a ver- 
mischt III, 8 p. 72, 28, daher auch 
ad exitus viarum, 

Mt 22, 11 — 13 (HI, 8 p. 73, If) 
qui non hahuit T: v. 11 non ve- 
siitum It (auch e) V Iren. IV, 36, 
4 p. 279, non indutum d; v. 12 
non hahens It (nur e habes) V | tu- 
nicam nuptialem T: v. 11 vestem 
n. b d f h, veste nuptiali ff V, 
vesHmento n. c, vestimentum n. e, 
indumentum nuptiarum Iren. 1. 1. ; 
Y. 12 vestem nuptialem c d f ff h 
V, vestimentum nuptiale (-lern) a 
b e, indumentum nuptiarum Iren. | 
exteriores tenebras T Hilar. 721: 
tenebras exteriores It (auch d, 
tenebris ext» e) V, tenebras quae 
sunt exteriores Iren. | proiectus 
est T (cf. August, mehrmals pro- 
leite eum etc.): mittite eum It 
(b f > eum) V. 

Mt 22, 21 (I, 28 p. 56, 9) reddite 
T a b c d e: ergo -|- f ff h V | 
sunt Caesaris T It V : Caesaris 
sunt Corb. I Iren. III, 8, 1 p. 182 
u. A., nur Caesaris d. 



Mt 22, 23 sqq. (I, 28 p. 56, 12). . 

Mt 22, 37 oder Mc 12, 30. Lc 10, 27 
(IV, 4 p. 81, 24). 

Mt 23, 38 (II, 5 p. 67, 2 cf. Lc 
13, 35, woran aber weniger zu 
denken ist, da das dem T we- 
sentliche deserta bei Lc weniger 
gut bezeugt ist, als bei Mt) relin- 
quetur T c e f h V : relinquitur 
b ff V*' ^, demittetur d, es fehlt a; 
die Schriftsteller, auch Gypr. p. 44, 
16, sind kaum zu vergleichen, da 
sie nicht zwischen Mt und Lc un- 
terscheiden. Bei Lc relinquetur 
b c f ff V^, relinquitur a V^, re- 
mittetur e, dimittetur d | deserta 
in Mt alle Lat. außer ff; in Lc a 
b c d f V^: > e ff V». ' 

Mt 24, 7 (I, 29 p. 57, 3) exsurget 
T a d e f : insurget b c ff, con- 
surget V, surget h | gens contra 
oder super gentem ]> T allein | 
super T e f h: supra d, contra 
a b c ff V^ in V*- ' | terrae mo- 
tus et fames T: fames et terrae 
motus a b d e ff, davor pestilen- 
tiae et c i Yf dasselbe dahinter 
Gypr. 335, 12, fßmes et pestes et 
terrae motus h. 

Mt 24, 16 (I, 29 p. 57, 6) ad man- 
tes T fY (V» kommt nicht in 
Betracht) : in montibus a b c d 
e ff h, tn montes Iren. V, 25, 2 
p. 322, Cypr.335, 26, Hilar. 731. 

Mt 24, 18 (I, 29 p. 57, 9) est T c 
e f Cypr. 335, 28: sunt ff, erit 
Hilar. 731, > a b d h V | rercr- 
tatur T It V Hilar. 731: conver- 
tatur retro d e Cypr. 335, 28 | 
tollere T It (auch d) V Hilar.: 
auferre e Cypr. | vestimentum 
suum T e Cypr. : tunicam suam 
It (auch d, Hilar.) V, vestimenta 
sua f. 



1 



206 



Der biblische Text. 



Mt 24, 19 (I, 29 p. 57, 14) lactan- 
tibus T a d: uhera dantihus b, 
nutricantibus e Cypr., nutrienti- 
htts c f £f b y Hilar., zwischen 
Iciftantes u. nutricantes schwankt 
Tertull. (Rönsch S. 131). 

Mt 24, 20 (I, 29 p. 58, 1) n^ T c 
e Cypr. : ut non a b d ff h Y | 
hieme It V: nur V* in hieme, 

Mt 24, 36 (I, 29 p. 58, 6) üla 
autem T: autem üla a b c f ff 
yi- \ autem ülo d e h y» | t?cZ 
T b: ef die übrigen, et de nur c | 
nee oder neque filius scheint T 
hier bei Mt (cf. Mc 13, 32) ge- 
lesen zu haben mit a b c d e 
(dieser + hominis) f ff h Hilar. 
733: > y- 3 (ya ist als Har- 
monie nicht zu vergl.). Hier, im 
Commentar p. 199 redet nur von 
„qnibusdam latinis codicibus", 
welche den Zusatz haben, aber 
ein rein vorhieron. Text, worin 
er fehlt, ist mir nicht bekannt. 
Er findet sich aber auch in fi< B 
D. Erst in der Auslegung sagtT 
filius hominis (s. vorher e). 

Mt 24, 40 (I, 29 p. 58, 15) erunt 
duo T h: duo erunt die Ande- 
ren I affro T It y (nur Corb. I 
agrum) : villa e | alter T h Corb. I 
y^: unus die Anderen | duo in 
lecto (Lc 17, 34) hat T hier vor 
Mt24, 41 gelesen mit e: dasselbe 
hinter v. 41 a b c d f h Hilar. 
733, cod. gr. D, Orig. im Com- 
mentar p. 876, dasselbe statt v. 41 
ff u. Corb. I, > yi-» Hier, im 
Commentar | lecto T a b c d ff h 
Hilar.: uno + e f (cf. D gr.), ia- 
centes + Corb. I. 

Mt 24, 41 (I, 29 p. 58, 21). 

Mt 25, 1 sqq. (I, 30 p. 58, 28). 

Mt 25, 5 (I, 80 p.59, 21) tardante 
autem T d Corb. I August, ein- 



mal: moram auiem factente It 
(es fehlen a e) y | ohdormierunt 
omnes T (dazu in der Auslegung 
scilicet fatuae) : fatuae ohdormi- 
erunt Corb. I, dormitaverunt om- 
nes et dormierunt It (4 am Ende 
dormiebanty h zu Anfang dormi- 
tabant) Y \ Noch ist zu bemerken, 
daß T mit d überall sapientes^ 
dagegen It y Hilar. 735. 736 
durchweg prudentes^ nur v. 8 
sapientes. 

Mt 25, 6 (I, 30 p. 59, 23) ecce me- 
dia nocte clamor /actus est T: 
media autem nocte clamor /actus 
est, ecce It y. 

Mt 25, 7 (I, 30 p. 59, 30) coeperunt 
aptare T: aptaverunt d, acce- 
perunt b c h, omaverunt f ff y, 
composuerunt Corb. I. 

Mt 25, 9 (I, 30 p. 60, 3) ite T: 
potius -f It y, auch d Corb. I, 
sed ite potius ff. 

Mt 25, 10 (I, 30 p. 59, 29) dum 
eunt emere T b ff, ebenso mit et 
davor c h: cum vctdunt emere d, 
illae autem dum vadunt emere 
Corb. I, dum autem irent emere Y, 

Mt 25, 11 (I, 80 p. 60, 8) puhan- 
tes T (auch in der Auslegung be- 
rücksichtigt) : > It V. 

Mt 25, 15 (I, 31 p. 60, 12). 

Mt 26, 26 (I, 34 p. 62, 6) enim T 
a b f h (dieser vor est) : > c d 

ff y. 

Mt 26, 28 (I, 34 p. 62, 8) hie est 
calix sanguinis mei T c (dieser 
+ novi testamenti): hie est enim 
sanguis meus novi testamenti f ff 
h y, dasselbe ohne enim a, das- 
selbe mit nwi et aetemi b. Die 
yergleichung von Mc 14, 24. Lc 
22, 20 trägt nichts ans. 

Mt 26, 29 (III, 19 p. 77, 16, nicht 
aus Lc 22, 18 oder Mc 14, 25) 






Matth. 24, 19 — Marc. 2, 3. 



m 



c^e T b c ff h V: eo; a f , a5 d | 
gemmine T V: creatura a b c d 
ff h, Cypr. p. 708, 5, generatione f 
Iren. V, 33, 1 p. 332, germen T 
in der Auslegong | vobiscum T : 
nevum + It V. 

Mt 26, 39 (I, 34 p. 62, 11) pater 
T a VI V» (ed. Ranke p. 146, 19, 
8. aber auch 146, 21) und älteste 
griecb. Zeugen (8. Tischendorf ) : 
tneus + b c d f ff h, mt + V« 
Hier, im Commentar | si fieri pot- 
c«* T c h (cf. Mc 14, 35): 8% 
poasibile est b d f ff V, omnia 
tibi possibilia sunty si potest fieri 
a (cf. Mc 14» 36) | transeat vel 
transfer a me T (ob bewußte 
Textmi8chnng aus Mt 26, 39 und 
Mc 14, 36?): transeat a me sl d 
h Hier, im Commentar, transeat Y, 
transfer a me b c f ff. 

Mt 26, 51 (I, 34 p. 62, 17 mit Jo 
18, 10 gemischt; daher die Na- 
men Petrtis und MalchuSf aber 
auch sonst der Wortlaut unsicher 
zu vergleichen) et percussit . . et 
amputavit T a b c f ff: et per- 
cussit . , et aibscidit h, et percus- 
sit . • et äbstulit d, et percutiens 
• . amputavit V | eius auriculam 
dexteram T (auch in der Aus- 
legung dexteram) : in Mt auricu- 
lam eius It V, eitts auriculam d ; 
dagegen Lc 22, 50 auriculam eius 
dextram b e f ff V, eius auricu- 
lam dextram d, aurem illius dex- 
tram a, aurem eius dextram c. 

Mt 27, 23 (III, 13 p. 75, 9 cf. Lc 
23, 22) quid enim, malt fecit T 
It (auch d) V. 

Mt 27, 24 (in, 13 p. 75, 15) sum T 
Ambros. zu Ps. 61 (vol. 11, 319): 
ego sum It V, sum ego d | iusti 
huius T c ff V Ambros. I. 1.: 
huius iusti f b, nur huius a b d. 



Mt 27, 26 (HI, 13 p.75, 16) et Ti 
tunc It (auch d) Y | Ulis T : eis 
nur c d | vero T a b ffs autem 
c f h Y I flagelUs caesum Tab 
c ff V^ : flagris caesum d (e fehlt), 
flagellatum f V** * | crucifigeretur 
T f Y : cruci cum figerent a b c ff, 
eum crucifigerent h, crucifigerent 
cum d. 

Mt 27, 51 (I, 35 p. 63, 4) cf. Mc 
15, 38). 

Mt 28, 1 (I, 36 p. 63, 33). 

Mc 1, 2 (II, 1 p. 64, 16) mitto T 
It (auch d) Yi Iren. III, 10, 6 
p. 187, aber auch BD: ego mitto 
Y^ und die meisten Griechen. 
Tert. c. lud. 9 (Oehler II, 725) 
kann man nicht dafür anführen, 
denn an der ersten Stelle ist Exod. 
23, 20 citu*t, an der zweiten fehlt 
ego. 

Mc 1, 3 (11,1 p.64, 20 u. I praef.). 

Mc 1, 6 (II, 1 p. 64, 22) erat au- 
tem T a c f ff A D etc. : et erat 
b d Y )Q B L I tjp^e T c aus Mt 
3, 4: ^ die übrigen | indtUus T 
a c ff : vestitus b d f Y | pilis T 
Y: ex pilis f, pilos b c d ff, 
pellem a. 

Mc 1, 13 (II, 1 p. 65, 4) et qua- 
draginta noctibus T c {noctibus 
quadr.) ff Y, griech. codd. LM etc. : 
]> a b d f und die meisten 
Griechen. 

Mc 2, 3 (II, 2 p. 65, 15J tunc 
iverunt T : et venerunt d e f ff Y, 
venerunt autem c, et veniunt a 
b I ad eum portantes Tee (t7- 
lum) f: ad eum adferentessidff, 
ad illum ferentes b , ferentes ad 
eum Y I in lecto T c: »n grabato 
b e f , > a d ff Y I qui a qu, 
portäbatur T d ff Y : qui tolle- 
batur a quatuor a, inter quatuor 
f , > b c e. 



208 



Der biblische Text. 



HC 2, 4 (II, 2 p. 65, 18) nuctatum 
T, dasselbe Verb d f V: denn- 
daverunt a c e ff, detexerunth, 

Mc 2, 5 (II, 2 p. 65, 20) dimittun' 
tur T d (ff?) V: dimissa sunt f, 
reme^^un^ur a c e, remüsa sunt b. 

Wc 2, 11 (II, 2 p.65, 21) baiulans 
pergeret ad propriam domum T : 
tolle grabatum tuum et vade in 
domum tuam b c d ff V, wesent- 
lich ebenso a (^domui tuae) e 
(dfuc te in d.), 

Mc4, 20 (II, 3 p.65, 23) supraT: 
super b c d f ff (a fehlt) Y, in e | 
seminati sunt T b d f V: ceci- 
demnt c ff, cadunt e | dei Zuthat 
von T I faciunt unum tricesimum 
etc. T wesentlich aus Mt 13, 23, 
wo It V et facit aliud quidem 
centesimum, (et + a) aliud {au- 
tem + b f ff V^) sexagesimum^ 
aliud (vero 4- ff V') tricesimum 
(oder trigesimum)f dagegen V^ 
et facit aliud quidem centum, 
aliud autem sexaginta, porro 
aliud triginta. In Mc 4, 20 It 
(auch d) V fructificant , e fruc- 
tum afferunt; hier haben Ordinal- 
zahlen b c f ff (a fehlt, d e haben 
nur Ziffern), Cardinalzahlen V. 

Mc 4, 37 (II, 3 p. 65, 26) procella 

^ magna venti T It (auch d, nur f 
venti magna) V : tempestas magni 
venti e. 

Mc 4, 38. 39 (II, 3 p. 65, 29 und 
66, 1). 

Mc 5, 2 (II, 4 p. 66, 2) exeunti 
(oder -te) T: exeunte ipso b, 
exeunte eo f, exeunti ei Y, exeun- 
tibus Ulis, d ff, descendentibus 
Ulis c, cum exissent e | obviapit 
T b c ff: statim occwrrit d f V, 
occurrit e | «* T b f Y* : Uli e, 
Ulis c d ff, > Y» I homo vor de 
T b c d e f : hinter monumentis 



ff Y I luxbenfS sptr.immuiidum'T: 
spir, imm. habens b c, in spiritu 
immundo d e ff Y« 

Mc 5, 3 (II, 4 p. 66, 8) nee quis- 
quam poterat ligare eum catehis 
T: et neque catenis (catena e e) 
iam quisquam poterat eum {illum 
e ff) ligare {alligare c e f) I' V, 
auch d. 

Mc 5, 5 (II, 4 p. 66, 10) lapidibus 
se conddebat T: concidens se la- 
pidibus d e ff Y, lapidibus se 
colidens b, ]>» c. 

Mc 5, 12 (II, 4 p. 66, 12) depre- 
cabantur T a (der in der Mitte 
dieses Worts wieder eintritt) b d f 
ff Y : rogaverunt c, obsecrabant e. 

Mc 5, 25 (II, 4 p. 66, 15) quaedam 
T a d (geschrieben quendam): 
quae b c e ff Y, quaedam quae f | 
erat in prqfluvio T b d f ff V: 
fluerat in profl. c, erat in flunxu 
(sie) e, habens profluvium a | an- 
nis T d f Y : per annos a c ff (?), 
ab annis b, annos e. 

Mc 5, 27. 28 (n, 4 p. 66, 19) fim- 
bria vestimenti T aus Mt 9, 20 
(s. oben): vestimentum It (auch 
d e) Y nnd fast alle Griechen. 

Mc 6, 34 (II, 5 p. 66, 22) egressus 
T: et egressus a, egressus autemh^ 
et exiens f Y, c< exientes d, ^ 
c ff I lestM vidit iurbam mültam 
et T f: ut vidit turbam magnam 
lesus a b (muUam turbam), vidit 
mult. turb. lesus et Y* (Y* turb. 
muH.), cu7n vero lesus vidisset 
turbam c, et videns lesus turbas 
multas ff, et videns multam tur- 
bam lesus d | eius T (auch in 
der Auslegung): eis a, Ulis c ff, 
super eos h d { Y, 

Mc 6, 37 (U, 5 p. 66, 26) ait T d 

: f Y: dixit a b c ff | i^o^ Ulis T; 
Ulis vos It (auch d) Y. 



Marc. 2, 4 — Luc. 9, 28. 



209 



Mr 6, 39 (II, 5 p. 67, 5). Der Aus- 
druck scbeiDt mehr aus Mt 14, 19 
geDommeu zu sein, wo Jesus direct 
dem Volk gebietet. Aber weder 
hier, noch dort, noch Lc 9, 14, 
noch Jo 6, 10 hat ein Lateiner 
ceasare neben discutnbere, oder 
ein Grieche ein doppeltes Verb. 
Sollte es eine Combination sein 
von dvttxXCveaS-tti (Mtl4)19, dva- 
xXZvat activ Mc 6, 39, xaraxllvat 
ebenso Lc 9, 14, dvaneaelv Jo 6, 
10) und dvaTittviad^at^ welches 
kein griech. Text bietet? 

Mc 7, 35 (II, 7 p. 68, 1) statim T 
cfV: >abdflf| soluta est 
lingua eius T: solutum est mn- 
culum linguae eus It V etc. 

Lc 1, 15 (III, 1 p. 68, 24) siceram 
T b c ff V«: sicera a d e f V»-« 

L.C 2, 7 (I, 2 p. 33, 6) pannis ob- 
volvitur T: pannis eum involvit It 
(auch d) y, et ohvolverunt illum 
(ohne pannis) e. 

Lc 3, 8 (III, 1 p. 68, 26 cf. oben 
zu Mt 3, 9) potens est T sl o d 
e f ff V3: potest b V». 

Lc 3, 9 (III, 1 p. 69, 1) tarn T: 
tarn enim f Y, iam quid enim a, 
tarn autem b d e, iam autem et c. 

Lc 4, 6 (III, 7 p. 72, 7) haec 
omnia mea sunt T: haec omnia 
mihi tradita sunt c (weicherden 
vorangehenden Inhalt dieses Ver- 
ses nicht hat), quia (quoniam a) 
mihi tradita sunt (est a d e) It 
y I cuiT: euicunque nur a | volo 
T: voluero nur b | illa T c e f 
ff V: Ulan a, illam d, eam b. 

Lc 7, 12 (III, 5 p. 70, 1 cf. II, 8 
p. 68, 13 iuvenem defunctum) 
efferebatur martuus T a : ferebatur 
mortuus e d (mortuum), effere- 
batur defunctus h, defunctus 
efferebatur f ff V, nur effereba- 

Zahn, Forschungen. II. 



tur c I quae erat vidua T e: e^ 
haec erat vidua a f , et haec vi- 
dua erat b c ff V, cum esset vi- 
dua d I multa turba civitatis T: 
turba civ, magna a, turba civ, 
multa f ff V, turba multa civ. c, 
turba multa b, multa turba e, 
multus populus civitatis d | se- 
quebatur eam T (s. auch die Aus- 
legung): consequebatur illam e, 
cum illa a b f ff V, cum ea c d 
(-f erat), 

Lc 7, 13 (III, 5 p. 70, 14). 

Lc 7, 14 (III, 5 p. 70, 15) funus 
eius contigit T : tetigit locülum a 
b c f ff V, tetigit sartofagum d, 
tetigit loculum funeris e | iuvenis 
T beiläufig p. 70, 16, auch schon 
n, 8 p. 68, 13, ebenso d e Iren. 
V, 13, 1 p. 308 : adoUscens It V. 

Lc 7, 15 (III, 5 p. 70, 10) resur- 
gens sedit T: sedit 6 Iren. 1. I., 
surrexit et sedit c, consedit a, 
resedit b f ff V | loquebatur T: 
coepit loqui It (auch d e) Y. 

Lc 8, 16 (III, 2 p. 69, 3 cf. Lc 

II, 33, auch Mt 5, 15 sq. ist im 
weiteren Verlauf mitbenutzt). Die 
Vergleichung der verschiedenen 
Texte an beiden Lucasstellen führt 
zu nichts. 

Lc 8, 18 (III, 16 p. 76, 12). Die 
Auslegung zeigt, daß T das o 
^oxeZ t^x^t vor sich hatte, also ist 
nicht an Mt 13, 12 oder Mt 25, 29 
zu denken. 

Lc 9, 12 (II, 5 p. 66, 28) diem de- 
clinantem in den Marcustext auf- 
genommen. 

Lc 9, 28 sq. (I, 25 p. 53, 23 und 

III, 3 p. 69, 9 cf. Mt 17, Isq.) 
ascendit in montem T : findet sich 
nur Lc 9, 28, nicht Mt 17, 1 und 
Mc 9, 1. Daher ist Lc zu vergl. | 
et vultus eius immutatus est T : et 

14 



210 



Der biblische Text. 



factum est dum oraret ipae^ et 
facta est efigiea vultua eius alia a, 
et dum arat facta est species ad- 
spectus eius altera ff b (dieser 
"^altera), et in orando facta est 
species vultus eius alia c, ebenso 
bis esf^ dann figura vultus ipsius 
commutata alia e, et factum 
(facta V) est dum oraret (visa 
est + f) species vultus eius al- 
tera f V (V* berücksichtigt mehr 
den Mt), species vultus eius mu- 
tata est d | vestis splendida T: 
vestis eius Candida praefulgens a, 
vestitus eius (soweit ^ b) albus 
refulgens b f ff V, vestitus can- 
didus fulgens c, vestitus albus 
ut nix e, vestimenta eius alba 
scoruscantia d. 

Lc 9, 60 (II, 4 p. 66, 5 s. oben 
za Mt 8, 22). 

Lc 10, 13 (III, 4 p. 69, 16) in T 
acfV:>bde| fuissent T a 
b V : essent o d e f | tn vobis vor 
factae sunt T b c V^ : hinter sunt 
a d e f V. 

Lcl0,30 (III, 6 p.70, 19) quidam 
T It (nur b » V I descendit T : 
descendebat It (auch d) V, ascen- 
debat e | illum exspoliaverunt T: 
expoliantes cum a, etiam despo- 
liaverunt eum (illum b) b f V, 
spoliantes illum c, et spoliaverunt 
eum e, ad Uli dispoliantes (ohne 
eum) d. 

Lc 10, 34 (III, 6 p. 71, 7) infun- 
dens T It (nur f superfundens) V | 
impositum T : impositum eum a c, 
imponens illum b d (eum) f V, 
imposuit e | iumento T: in suo 
iumento a, in ium, suo b, in ium, 
suum f V, super ium, suum c, 
super suum ium. e, super suum 
pecus d I perduxit T: duxit a b 
f y, ducebai c, adduxit eum d, | 



deduxit e | ad stob. T b c f : t» 
stabulo a, in stabulum e V, in 
diversorium d. 

Lc 10, 35 (III, 6 p. 71, 10) rever- 
tens T : ego revertens a b f ff, in 
redeundo ego c e, cum revertor 
ego d, ego cum rediero V. 

Lc 12, 16 (III, 7 p. 71, 13) posses- 
sio attulit T : attulit possessio b 
e ff, attulit ager a, ctUulit regio d, 
ager attulit c f V. 

Lc 12, 20 (Iir, 7 p. 71, 16) anima 
tua a te auferetur T e (nur a te 
hinter auferetur), ähnlich (bald 
activ, bald passiv) mehrmals Hier, 
(s. Sabatier) : expostulatur anima 
tua c Cypr. p. 165, 8; 383, 21, 
expostulabunt animam tuam a te 
Iren. III, 14, 3 p« 202, animam 
tuam repetunt (repetent ff, rc- 
poscunt a) a te sl h f ff Yy pe* 
tunt an, t. a te d. 

Lc 12, 35 (I, 30 p. 59, 7) prae- 
cincti T b e f Iren. IV , 36 , 3 
p. 278; IV, 37, 2 p. 282 V: suc- 
cincti a cf. Tert. Marc IV, 29 
(Oehler II, 238), acdncti c ff. 
Letzteres ist aber wahrscheinlich 
aach in T die echte LA, denn 
in der Deutung heißt es in Ium- 
bis accinctis, 

Lc 12, 49 (I, 3 p. 36, 5, die erste 
Hälfte auch III, 7 p. 71, 18) ignem 
veni miUere T c d f V«- « Tert. 
Marc. IV, 29 (Oehler II, 240): 
nescitis quia davor e ff V^, nescitis 
guoniam b, Lücke in a | super T 
an erster Stelle mit einigen Ci- 
taten bei Hilar. Hier. Augast. 
(s. Sabatier): in T an zweiter 
Stelle mit It (auch d e) V Tert 
I. 1. I quam (nicht quem) T mit 
mehreren Citaten bei Hier. (s. 
Anm. zu p 36, 6): quid It 
(auch d, den ganzen Satz ^ e) 



Luc. 9, 28 — 14, 28. 



211 



Y \ ut T { Hier. (vol. I, 257; 
V,335; Vf, 439 u. 621; VII, 18): 
nisi c V*, nisi ut V** ', 8% b flf, 
81 tarn d I ardeat T Hier, an den 
genannten 5 Stellen: accendatur 
It V, so auch Hier. vol. V» 882, 
accen8um est d. 

Lc 12, 52 (III, 7 p. 71, 19) : erunt 
T : 4- 6mm b, -|- «wm ex hoc f flf V, 
■f- enim amodoe^ -|- autem amodo d, 
nunc amodo (ohne erunt) e, Lücke 
In a I in duohus . • in trihu8 T 
(s. jedoch dortige Aom ) c {dua- 
hus) d e: adversum duo8 . . . 
adver 8um tres f, in duo (oder 
duo8) . . . in tre8 b ff (wo nur 
et tre8 in duo8 fehlt) V. 

Lc 13, 6 (III, 18 p. 76, 29) ßci T 
c e V: ficu8 a b f ff, ßculneam 
(ohne arborem) d | quidam ha- 
buit T e: quidam habebat d, 
habuit quidam c f ff, habebat 
quidam a V, LUcke vor quidam b | 
plantatam T It Y : novellatam e | 
vinea sua T a d f V: vineam 
8uam b O 8uam) c e ff . 

Lc 13, 11 (III, 18 p. 77, 5) quae 
habebat 8pir. T b f ff (?) V: q. 
habuit 8pir, c, q, 8pir, habuit a, 
8piritum habens e, in infirmitate 
Spiritus erat d | infirmitatis T b 
c e f ff (cf. d vorher) : languo- 
ris a I annis T It V: annos d | 
inclinata T b c ff V: incurvata 
e f, incumbens d, Lücke in a. 

Lc 13, 21 (III, 9 p. 73, 9) simile 
est T It (auch d e) V» (V» ist 
nicht zu vergl., da dort Mt 13, 33 
benutzt ist): et cui simile e«^ V | 
regnum coelorum T aus v. 20 
oder vielmehr MtlS, 33 ergänzt: 
^ It V I quod accepit T so Aug. 
zweimal (Sabatier zu Mt 13, 33) : 
quod cum accepit e, quod accep- 
tum a b c ff V, auch Ambros. 



p. 987 (zu Lc 13, 21), quod ac- 
cepto f , quod accipiens d | sata 
tria . . abscondit in farina T: 
abscondit in farinae sata tria V, 
abscondit in farinae mensuris tri- 
bus f , absc, in f. mensuras ti'is 
d e (]]> fm), absc. in farina a 
b c (farinam) ff Ambros. p. 987. 
Auch in Mt 13, 33 hat It men- 
suris tribus^ d e mensuras tres, 
V satis tribus. Aber auch Aug. 
quaest. evang. Hb. I qu. 12 (ed. 
Bass. vol. lY, 320) hat das grie- 
chische Wort sata. 

Lc 14, 16 (III, 8 p. 72, 14 mit Bei- 
mischung aus Mt 22 , 3 sqq. s. 
oben). 

Lcl4, 18 (III, 8 p. 72, 20) excusa- 
verunt se T: coeperunt . . excu- 
sare c e f V, coeperunt . . se 
excusare a b d ff. 

Lc 14, 21 (III, 8 p. 72, 28 zu An- 
fang Beimischung aus Mt 22, 8. ST 
B. oben) luscos . . claudos . . 
mendicos T: pauperes {egenos d, 
mendicos e) ac {et Si d e) de- 
biles et clodos (oder claudos.^ dies 
hinter caecos d) et caecos It Y. 
Aber Iren. III, 14, 3 p. 202 in 
freier Anführung claudos et luscos 
iussit colligi. 

Lc 14, 28 (m, 8 p. 72, 9) non T 
b c e Y (in Y* hat der Corrector 
ursprüngliches nonne corrigirt): 
nonne a d f ff | prius T It Y: 
primo e, primum d | computat T 
c d e f Y : computavit a b ff | 
sumptus T : sumptum e , sumptus 
qui necessarii sunt b c ff Y, in- 
pendia a f, erogationem d | habet 
T b c d e f ff Y»- 2: häbeat a Y» | 
quae opus sunt T a f: ^ d e, 
über b e ff Y s. vorher. Ob T 
ad perficiendum (f Y) , oder ad 
consummandum (a b c ff) oder 

14* 



212 



Der biblische Text. 



ad consummationtm (e) gelesen 
hat, ist ungewiß. 

Lc 15, 11 (III, 10 p. 73, 16) habuit 
T a c e f ff V : hahebat b d. 

Lc 15, 12 (III, 10 p. 73, 16 sq.) Uli T 
a b c ff: patri vor pater d e f 
V I iunior Tee: adulescentior a 
b ff, dazu -h ex Ulis f V, eorum 
d I suhstantiae T It V : patrtmonii 
mei e , so T in der Auslegung | 
contingit T It V: tangit e, tau- 
get d. 

Lc 15, 13 (III, 10 p. 74, 2) ahnt 
T: peregre profectus est It V, 
peregrinatus est d e \ long. reg. 
T: reg, long. It (auch d e) V. 

Lc 15, 14 (III, 10 p. 74, 3) fames 
est facta T ; facta est fames It 
V, dazu + valida a c e f V, + 
magna d. 

Lc 15, 16 (III, 10 p. 74, 4) se de 
siliquis satiari T: saturari de 
siliquis d e f , saturare ventrem 
suum de siL a, implere ventrem 
suum de sil, b c ff V | mandu- 
cabant Tbc e f ff V : edehant 
a d. 

Lc 15, 22 (III, 10 p. 74, 7) pri- 
mam T d e f V : priorem a, illam 
primam b c ff | manu T It : ma- 
num d e V. 

Lc 15, 31 (III, 10 p. 74, 14) mecum 
semper es T: semper mecum es d 
f ff V^' 3, es semper mecum V^ 
mecum fuisti semper et es a b, 
mecum fuisti et eris c, mecum 
es e. 

Lc 16, 1 (III, 11 p. 74, 17 und 
III, 20 p. 77, 23 dives T It (f + 
valde) V: honestus e | villicum 
sive dispensatorem T: villicum It 
(auch d) V, despensatorem e| 
(p. 78, 2) substantiam T d e: 
bona It V. 



Lc 16, 3 (III, 20 p. 78, 8) eru- 
besco Tb c f ff V : confundor a 
d e. 

Lc 16, 4 (III, 20 p.78, 11) proiec- 
tus T: amotus It (auch d) V, 
motus e \ de T a. d: abcfffV, 
ab {actu statt villicatione) e | mea 
T : ^ alle | recipiant T It (auch e) 
V: accipiant d. 

Lc 16, 6 (III, 20 p. 78, 16) batos 
T a {vatos) b (vathos) c (vasos) 
ff: cados e f V, siclos d. 

Lc 16, 7 (Anspielung III, 20 p. 79, 
3) pabulo T: tritici It (auch d 
e) V. 

Lc 16, 8 (III, 20 p. 79, 8) collau- 
datur T: laudavit It V | quod T 
It (b eo quod) : quia V, quoniam 
d e I bene T : prudenter It V, sa- 
pienter d | fecit T c d e ff : fece- 
rit 2k h {, fecisset V. 

Lc 16, 10 (III, 20 p. 79, 16) mini- 
«20 T a b c ff V : modico d e f | 
multis T: multo a d e f, m^ius 
b e ff , maiori V | fid. erit T : fid. 
est It (auch d e) V | qui autem 
T: et qui alle | parvo T: mini- 
mo a, modico b c d f ff V. 

Lc 16, 11 (III, 20 p. 79, 20 sehr 
frei gestaltet, am Schluß:) credet 
vobis T c d ff V^ : credit vobis 
V"- ^, crederit vobis e, vobis cre- 
det f, dabit vobis (cf. v. 12) a b. 

Lc 16, 12 (III, 20 p. 79, 22) his 
quae aliena sunt T: alieno It 
(auch d e, nur f aliö) V | infide- 
les T: fideles non It V | ea quae 
vestra sunt T: quod vestrum est 
It V, quod meum est e, nur ve- 
strum d I credet T a : dabit die 
übrigen. 

Lc 16, 16 (II, 5 p. 66, 27) loannem 
T c e V^ : Joannen oder Johannen 
a b d f V*. 



Luc. 14, 28 — 19, 12. 



213 



Lc 16, 20 sqq. (IV, 7 p. 82 sq., 
genauer nur v. 23) vidü T b f ; 
videt ade, videbat c V | de longe 
T: a longe It (auch d) V, de 
longinque e. 

Lc 17, 12 (III, 12 p. 74, 26) ei oc- 
currerunt ei decem viri leprosi 
T: et cum ingrederetur quoddam 
casteilum occurrerunt eto. f V ; die 
von T übergangenen Worte sehr 
verschieden in It, dann aber et 
ecce decem viri leprosi (darauf 
steterunt oder qui steterunt) a b 
c ff, uhi erant {fuerunt e) decem 
viri {Uli + e) leprosi (et + d) 
steterunt d e. 

Lc 17, 21 (III, 19, p. 77, 22 und 
IV, 12 p 84, 24) regnum meum 
an erster St. : regnum dei an 
zweiter mit It V, aber alle davor 
ecce enim \ tnter Hb. III, 19: intra 
lib. IV, 12 mit It V. 

Lc 17, 34 (I, 29 p. 58, 18 s. oben 
zu Mt 24, 40). 

Lc 18, 2 (III, 13 p. 75, 5) civitate 
T d: quadam civitate It V, civi- 
tate quadam e | nee deum timens 
T: deum non timens d e, qui 
deum non timebat It V | i^ec hom, 
reverens T: et hom, non reverens 
d, et hom, non reverebatur e c f 
ff V, nee {sed nee a) hom, reve- 
rebatur a b. 

Lc 18, 3 (III, 13 p. 75, 7) coepit 
ad illum dicere T c (et davor) : 
quae veniens coepit etc. ff, et ve- 
niebat ad illum {eum d e f) di- 
cens a d e f V, quae venit ad 
illum dicens b | vindica T It V: 
nur d devindica | de T It V: nur 
6 a. 

Lc 18, 4 (UI, 13 p. 75, 9) multo 
tempore T: longo tempore e, per 
tempus a, per multum tempus b 
f ff V, per multum temporis c. 



in aliquod tempus d | autem T a 
e f V: > b c d ff I intra T It 
V: apud d e | etsi T f V: *»* a 
b c d e ff I 

Lc 18, 5 (III, 13 p. 75, 12) tamen 
quia molesta est mihi T It {atta- 
men a, mihi est molesta c) V: 
propter hoc quod mihi taedium 
facit e, propter quod lavorem 
mihi praestat d | haec vidua T b 
c f ff V : vidua haec a d , nur 
vidua e. 

Lc 18, 22 (Mc 10, 21. Mt 19, 21? 
III, 14 p. 75, 24) eine ganz freie 
Reproduction des Inhalts, der Form 
nach eher an Lc 5, 11 und ähn- 
liche Stellen erinnernd. 

Lc 19, 2 sq. (IN, 14 p. 75, 19) sta- 
tura pusillusT b c e f ff V: sta- 
tura brevi a, de statu pusillus d. 

Lc 19, 8 (III, 14 p. 75, 21) dimi- 
dium T It (auch d e, nur a di- 
midiam partem) V | bonorum 
meorum T It V: de {ex e) sub- 
stantia mea d e | do und reddo 
T im Text mit It V, aber in der 
Auslegung daturum se . , et im- 
partiturum cf. Tatian oder doch 
dessen Commentator Ephräm (For- 
schungen 1, 179 Note 3) | cui ali- 
quid T: cui quid a, quid alicui 
b c ff, quid cui e, cuius aliquid d, 
quid aliquem f V | fraudis fed 
T: fraudavi a e f ff , fraude ab- 
stuli c, abstuli (verstümmelt) 
fraude b, cälumniavi d, defrau- 
davi V. 

Lc 19, 12 (II, 6 p. 67, 10) quidam 
T It (nur ff >) V I erat divesT 
b c f : dives ff, paterfamilias a, 
nobilis d V, erat generosus e | is 
abiit T b Lucifer: et is abiit f, 

• et abiit c, abiit d e ff V, prO' 
fectus est a | longinquam T It 
(nur b longe) V | accipere T a 



214 



Def biblische Text. 



b d e ff (?): sibi + c f V, das 
iavT^ ^ auch cod. gr. D, Syr. 
Car. u. andere. 

Lc 19, 13 (II, 6 p. 67, 12J et re- 
versus vocavit servos suos T, irri- 
ger Weise ans v. 12 hergeleitet, 
oder mit dem Rufen in v. 16 nach 
der Rückkehr verwechselt. 

Lc 19, 14 (II, 6 p. 67, 14) eius T 
c e f V : ilUus a, > b d ff | eum 
T a e V^: illum b c f ff V«- », 
>d. 

Lc 19, 16 (II, 6 p. 67, 15) venit 
ergo T: advenit ergo d, venit au^ 
tem It V, et venit e | mina . . 
minas T (aach schon v. 13 und 
wieder v. 18) e V^: mna . . mnas 
die Übrigen, nur b talentum . . 
talenta \ acquisivit T allein so 
gestellt: hinter decem a e, hinter 
mnas (oder talenta) b c d f ff V* 

Lc 19, 17 (II, 6 p. 67, 17) serve 
hone et fidelis T f (aus Mt25,2! 
der Zusatz) : hone serve a b d e 
V, serve hone c | modico T It 
(nur a minima) V | fid. fuisti T : 
nur e V^ fuisti fidelis | super T 
d e V*: supra It V** ^. 

Lcl9, 18 (11,6 p.67, 21) secundus 
T: alter b o f V, alius a d e | 
venit dicens T It (a alius dazwi- 
schen) Y: venit alius et dixit e, 
veniens dixit d | acquisivit T d* 
fecit It (auch e) V. 

Lc 19, 19 (II, 6 p. 67, 24) et huic 
dixit T: dixit et huic a, ait et 
huic b, et huic ait c f ff V, dixit 
autem et huic d e | super T d e 
V: supra It V* ^. 

Lc 19, 20 (1. 1.) celanti T: hahui 
repositam It V. 

Lc 19, 23 (p. 67, 28) ad mensam 
nummulariis T (Textmischung mit 
Mt 25, 27) : ad mensam It (außer f) 
y, super mensam d, nummula- 



riis e f \ et T (nach ed. princ.) 
It (auch d e) V»« ': ut (so T 
nach Otto) ff V* | veniens T: nur 
a cum venissem \ utique T It (nur 
a d » V I eam T a f (vor exe- 
gissem): illam c ff V^, illud d 
(dieser exigebam davor) e V^* \ 
illum b. 

Lc 22, 7 (I, 32 p. 60, 21) venit dies 
paschae T: venit autem dies 
paschae a b d e ff, v. autem d. 
azymorum c f V. 

Lc 22, 11 (1,32 p. 60, 22) patrem- 
familias domus T: patrifamilias 
(oder -liae) domus (oder domini) 
ade f V, nur patrifamilias b 
c ff. 

Lc 23, 43 (I, 35 p. 63, 20) TItV: 
nur hat b quia^ c quod vorher. 

Lc 24. 5 (I, 37 p. 64, 11). 

Jo 1, 1. 2 (I praef. p. 31, 9, der 
erste v. auch IIb. IV, 1 p. 80, 6) 
dreimal verhum T It (auch e, 
Lücke in d) V: sermo Tert. Her- 
mog. 18 20; Prax. 7; Cypr, test. 
II, 3 p. 65, 3 ; 11, 6 p. 70, 7 (wo 
Hartel sehr mit Unrecht das vul- 
gäre verhum in den Text genom- 
men hat). 

Jo 1, 3 (IV, 1 p. PO, 9) ipso T c 
ef V Iren. II, 2, 4 p. 118; HI, 
11, 8 p. 191; V, 18, 2 p. 315: 
»7/0 a ff Tert. 1. 1. Cypr. p. 65, 4 
(Hartel gibt wieder den Vulgata- 
text), eum b. tlioter nihil schließt 
T den Satz, wie die Auslegung 
unzweideutig zeigt. Dies ist die 
alte Abtheilung bei Syrern (Syr. 
Gur.,Tatianim Diatessaron [Forsch. 
1, 1 13 Note 6] und in der Griechen- 
rede C.19), Griechen, (Valentin, 
Heracleon, Iren., Clem. AI., Orig., 
Eus., codd. A G D u. a.) u. Latei- 
nern (sicher cod. b [quod autem 



Luc. 19, 12 — Jo. 5, 4. 



215 



factum est]y aber auch Tert , wel- 
cher in keinem der zahlreichen 
Citate Über nihil hinausgeht, Hi- 
lar. de trin. 1, 19. 20 p. 797, Am- 
bros. za Ps. 36 [vol. II, 76. 77], 
Angast. tract. I, 16 in Joh. [vol. 
IV, 392]). Die Verbindung von 
quod factum est mit dem Vorigen, 
welche Ambros. 1. 1. bei den Alex- 
andrinern seiner Zeit herrschend 
fand, ist namentlich auch von 
Theodor. Mopsaest. (Mai, Nova P. 
Bibl. VII, pars 1 p. 396) ver- 
theidigt worden sowohl gegen die 
Interpunction hinter av^k Iv, als 
gegen die hinter iv avr^. — Ist 
T griechisch geschrieben, so setzt 
er, wie seine Auslegung beweist, 
die LA ov^iy (fi< erste Hand, 
D, der Valentinianer Ptolemaeus, 
Clem. AI., Orig., Euseb.) statt des 
gewöhnlichen ovdk ^v voraus. 

Jo 2, 4 (IV, 2 p. 80, 12) mihi et 
tibi T It (auch e, welcher ]> est) 
V3 Iren. III, 16, 7 p. 206 und 
alle Griechen: tibi et mihi Vi*^. 

Jo 2, 6 (IV, 2 p. 80, 19) sepUm T 
(auch in der Auslegung) : sex alle 
Lateiner (außer dem Abschreiber 
Amobius und b, welcher die Zahl 
]|» und Griechen, überhaupt ein- 
zige sonst bezeugte LA | capien- 
tes T Sk h: singulae + c e f V. 

Jo 2, 9 (IV, 2 p. 81 , 2 scheint 
wörtliches Citat, weil außerhalb 
der Construction stehend s. jedoch 
oben S. 163) aquas in vinum con- 
versas T: aquam vinum factum 
a b e f 9 a t7. factam c ff V. 

Jo 3, 5 (III, 8 p. 73, 6) renatus 
T a b c e ff V: natus f Tert. 
. bapt.l2 (1,630; aber c.l3 p.633 
renatus) Cypr. p. 47, 20 (wo 
Hartel das vulgäre renatus bevor- 
zugt, welches p. 140, 18; 439, 3 



allein beglaubigt zu sein scheint) 
p. 775, 17; 795, 13 (hier auch 
Hartel im Text) | ex T It (nur a 
de) V I sancto T a (Tischendorf 
führt auch ff dafür an) V^ Am- 
bros. zweimal, August, dreimal: 
]> die übrigen, auch gelegentlich 
Ambros. und August. | intrabit T 
Tert. bapt. 13 ; Philastr. haer. 120 
und 148: potest intrare a, potesi 
introire c e i ß V Cypr. an den 
5 genannten Stellen, potest re- 
nasci b | coelorum T e Tert. bapt. 
13 , Pseudocypr. rebapt. 3 (Hartel 
app. 7*2, 34), Philastr. an beiden 
Stellen, viele Griechen von Justin 
an: dei It V Cypr. (5 Stellen) etc. 

Jo3, 13 (III, 17 p.76, 17) de coelo 
descendit T a b e f Novatian La- 
cifer: descendit de coelo c ff V. 

Jo 3, 31 (III, 17 p. 76, 25) dat 
deus T a c (deus dat) d ff V die 
griech. codd. A D etc.: dat b e 
f fit B G (erste Hand). 

Jo 4, 7 sqq. (IV, 14 p. 85, 9), 

Jo 4, 17 (IV, 3 p. 81, 5) et dixit 
T c d f ff V: Uli + a, ei + b, 
dicens e. 

Jo 4, 24 (I, 17 p. 49, 5) deus Spi- 
ritus est T Tert orat. 28 (enim 
+ hinter deus) auch in den freie- 
reu Anspielungen (Rönsch S. 260) 
die gleiche Stellung: spiritus est 
deus It (auch e) V, spiritus 
deus d. 

Jo 5, 2 (IV, 4 p. 81, 8) natatoria 
Piscina Tab {natatoriae p.) d ff 
(aber davor in inferiorem partem 
a b, in inferiori parte ff, in d): 
probatica natatoria e, probatica 
Piscina V* und Corrector von VS 
super probatica pisc, c f V*- *. 

Jö 5, 4 und 7 (IV, 4 p. 81, 12) 
aqua per angelum movebatur . . . 
ad motum aquae unus curaba- 



216 



Der biblische Text 



tur . . . non nisi qui descendisset 
sanahaturTi Sicher ist nur, daß 
er mit It (aach e, aber nicht d f) 
y Tert bapt. 5 und den griech. 
codd. A E F etc. (gegen fit B C D 
Syr. Gar.) v. 4 im Text gehabt 
hat. 

Jo 5, 5 (IV, 4 p. 81, 16) in infir- 
miiate iacuisse T: häbens in in- 
firmitate b f die griech. codd. 
A etc., daza + sua a c d e ff 
V « B C D. 

Jo 5 , 8 (IV, 4 p. 81 , 27) vade in 
domum tuam T, Syr. Car., Tatian 
im Diatessaron (Forsch. I, 160 
Note 2) und die griech. Minuskel 
33: ambula alle Lateiner, neQi- 
Tidret alle Griechen. 

Jo 6, 51 (I, 2 p. 33, 5 lib. I, 9 
41, 15 völlig identisch) descendi 
a b c e V: descendit d f ff. 

Jo 7, 30 (IV, 5 p. 82, 4) misit T 
a c e f ffV: immisitd, iniecith \ 
manum T d die meisten Griechen : 
manus It (auch e) V Syr. Cur. 
etc. I in eum T d (dieser aber wie 
fast alle Lateiner vor manum): 
ad eum e, in illum It V | quia 
T b c f ff V: quoniam ade. 

Jo 8, 56 (IV, 13 p. 85, 4) exul- 
tavit T It (nur b laetabatur, e 
exultatus est) V | vidit T c V»: 
et vidit a b d e f ff V>- >. 

Jo 9, 1 (IV, 6 p. 82, 10) praete- 
riens T b c f ff V: transiens a 
d e I a nat, sua T a c : a nati- 
vitate e f ff V, eo; nativitatem b d 
(nativitate). 

Jo 9, 7 (IV, 6 p. 82, 12). 

Jo 10, 16 (I, 10 p. 43, 10) et alias 
oves haheo Tbc (haheo oves) d 
{alias autem) f V: et alias qui- 
dem oviculas haheo a e O qui- 
dem), et alias haheo oviculas ff{ 
e« T b d (aber atrio hoc) f ff V : 



<7e a c e I adducere T b c d f ff 
V: perducere sl e \ et , , andient 
T It (nur & ut , , audiant) Y 
(V^ audiunt) \ unum ovile T V: 
unus oder una grex It (auch d e). 

Jo 10, 30 (IV, 8 p. 83, 20). 

Joll, 1 (IV, 7 p.82, 18) languens 
T V: infirmtts It (auch d), qui 
tenehatur infirmitate magna hin- 
ter Lazarus a Bethania e. 

Jo 11, 33 (II, 8 p. 68, 19) obiur- 
gans et fremens spiritu T: fre- 
muit spiritu c e f V- ^, infremuit 
sp. b ff V, fremuit in spiritu a, 
ganz anders d. 

Jo 11, 35 (IV, 7 p. 82, 27). 

Jo 11, 39 (II, 8 p. 68, 17) foeUn- 
tem T It V: putet d | quatri- 
duanus T a d f V: quatriduum 
enim habet b c ff, quarta diei 
est enim e. 

Jo 11, 41 (IV, 7 p. 82, 23) revo- 
lutus T cf. e {revolverunt lapi- 
dem) : tulerunt lap, It (auch d) V. 

Jo 11, 44 (IV, 7 p. 82, 20) con- 
stnctus T: ligatus b c d f ff V, 
alligatus a, [j^ e. 

Jo 12, 35 (IV, 8 p. 83, 17) dum 
lucem hdbetis T It V: cum ha- 
hetis lumen d, dum lumen habe- 
tis e. 

Jo 13, 5 sqq. (IV, 15 p. 85, 13) 
V. 25 super T c d e f ff: supra 
a b V. 

Jo 13, 27 (IV, 15 p. 85, 18) ac- 
cepta huccella T: post huccellam 
ff V Ambros., ut accepit panem a 
b c , post panem acceptum f , ^ 
d e I Solanas in ludae pectus in- 
travit T : intravit (introivit b c ff, 
tunc introivit f V) in eum (illum 
c ff V*-2) satanas It V, et in- 
troibit in illum sat, d, et statim 
intravit in eum sat e | celeriter 
T: celerius a b f ff, citius c d 



Joh. 5, 4 — Actor. 22, 3. 



217 



e V. NachSabatier sollAngnstin 
einmal celeriter haben. Ich finde 
die Stelle nicht. In tract. in Joh. 
62, 4 (vol. IV, 885) hat er vier- 
mal citius, 

Jo 14, 6 (I, 14 p. 46, 28) veritas 
ac vita T: et veritas et vita It 
(auch d e) V. 

Jo 14, 28 (IV, 8 p. 83, 19) vado 
ad patrem T It (auch d, nur a 
eo) V: ego ad patrem vado e | 
quia T a c e flf V : quoniam b 
d f. 

Jo 14, 30 (I, 12 p. 46, 8) princeps 
huius mundi T : huius mundi pr, 
a b c d f , ^r. mundi huius S V | 
nihil invenit suum T mit Tatian 
im Dialessaron (Forsch. I, 206 
N. 12 8. dort andere orientalische 
Zeugen), Ambros. zu Ps. 38 (vol. 
II, 159: et in me suum inveniet 
nihil) und de Tob. c. 9 (vol. I, 
729 8uu7n non invenit nihil)^ da- 
gegen siebenmal (cf. Sabatier) 
ohne suum. An einer dieser Stel- 
len (De fuga seculi § 23 vol. I, 
503 sq.) bespricht er verschiedene 
Lesarten, ohne diejenige mit suum 
zu erwähnen. Man darf daher 
sicher annehmen, daß Ambros. an 
jenen beiden Stellen einen griech. 
Autor ausschreibt: non habet 
quicquam b c e {in me hinter 
habet) flf V, nihil habet invenire a, 
non habet nihil invenire d, non 
inveniet quicquam f. 

Jo 15, 1 (IV, 9 p. 83, 26) pater 
meus autem T: et pater meus It 
(auch d e) V I agricola T: nur 
a c agricultor, 

Jo 16, 15 (I, 29 p. 58, 12) yatris 
T Tert. Prax. 17: quaeaunque 
habet pater It V, quae habet 
pater d e. 



Jo 18, 10 (IV, 10 p. 84, 5) cf. 
lib. I, 34 p. 62, 17 s. oben zu 
Mt 26, 51) amputata T: ampu- 
tavit a, abscidit alle übrigen. 

Jo 18, 11 (IV, 10 p. 84, 3) re^ 
conde T Hilar. zu Ps. 131 p. 447 ; 
de trinit. 10, 30 p. 1056: remiUe 
a e f , mitte b c flf V | gladium 
T It V- *! tuum + e V3 Hil. an 
beiden Stellen | theca T: thecam 
Hil. zweimal, teca sua a, tecam 
suam e, vagina sua b f, vagi- 
nam suam c ff, vaginam V. 

Jo 20, 15 (IV, 16 p. 85, 25) aesti- 
mabat T: aestimans e, auch ein 
cod. Fossat, existimans a b c flf 
V, putans d f | eum hört, esse T 
a e (dieser hört, eum) : quia hört, 
est b c d flf, quia hört, esset f V. 

Jo 20, 17 (I, 37 p. 64, 9) patrem 
T b d e flf: meum + a c f V. 

Jo 21, 5 (I, 16 p. 47, 12) pueri 
numquid pulmentarium habetis T 
b c e (dieser habetis pulm.) f flf 
V: habetis aliquid pulmentum 
vos a, pueri numquid aliquid 
manducare habetis d. 

Jo 21, 11 (IV, 11 p. 84, 9) rete 
T V*- 3 ; retem b flf V^, retiam a 
d e f , retia c\ in T f V: ad Sih 
c e flf, super d | magnis pisc, T 
It (magnis ^ e) V: magnorum 
piscium d. 

Act 1, 7 (T, 30 p. 59, 25) scire T 
d Hilar. Ambros.: nosse V e, 
cognoscere Cypr. test. III, 89 
p. 175, 11. 

Act 2, 3 (I, 3 p. 36, 4 ut Acta 
apostolorum docent) cum eo des- 
cendente sedit quasi ignis super 
credentium linguas T völlig bei- 
spiellos cf. oben S. 100. 

Act 22, 3 (III, 20 p. 77, 25) ad 
pedes T: secus pedes V, ante 
pedes e, Lücke in d. 



218 



Der biblische Text. 



Act 26, 14 (Iir, 20 p. 78, 3 nicht 
Act 9, 4; 22, 7) est tibi T V 
Lncifer: übt est e | contra stim. 
calcitrare T V e: calcem mitter e 
contra stimulum Lncifer. 

Rom 3, 23 (I, 10 p. 44, 14 pecca- 
verant . . . egebant; genauer I, 14 
p. 46, 26) gloria T V Iren. IV, 
27, 2 p. 264, Ambros., August : 
claritatem Cypr. test. II, 27 p. 94, 1 3. 

Korn 7, 14 (I, 17 p. 49, 5 freie 
Anspielung). 

1 Cor 3, 6 (I, 29 p. 58, 17) deus 
T: sed deus V und alle übrigen. 

1 Cor 3, 16 (T, 4 p. 36, 13). 

1 Cor 7, 31 (I, 29 p. 58, 26) tarn- 
quam T V Ambros., Ambrosiaster, 
August : quasi Tert.f Cypr.]) 123, 
18; 194, 24. 

1 Cor 8, 4 (IV, 1 p. 80, 10). 

1 Cor 10, 4 (r, 2 p. 34, 6). 

1 Cor 11, 3 (I, 2 p. 34, 20). 

1 Cor 14, 20 (I, 16 p. 47, 8) ut 
perfecti sitis sensibus T: ut sen- 
sibus perfecti sitis d (der lat. Text 
des Claromont) August, (einmal, 
sonst mentibus für sensibus) Gau- 
dentius, Ambrosiaster, sensibus 
autem perfecti estote V. 

1 Cor 15, 52 (I, 30 p. 59, 27) in 
ictu oculi T d V und die Meisten : 
in momentaneo motu oculi Tert. 
resurr, camis 42 (Oehlerll, 520), 
nur umgestellt, sonst ebenso in 
c. 51 p. 535 u. adv. Marc. V, 10 
p. 306 I T > canet enim tuba 
(V) oder canet enim (V*, canit 
V*) oder buccinat enim (d), fehlt 
aber in gelegentlichenAnführungen 
sehr oft z. B. bei Tert. L 1. | im- 
mutabimur T V, aber auch Am- 
bros. Aug, (beide daneben c&tn- 
mutabimur) : mutal)imur d , so 
auch Tert., welcher daneben de- 
piutabimt^r. 



2 Cor 4, 7 (I, 17 p. 48, 19) hunc 
habemus autem thesaurum T: 
habemus autem thes, istum Y, 
ebenso gestellt, aber hunc d Am- 
brosiaster, istum schon Tert. res. 
camis 44 | vasis fictilibus T d V : 
fictilibus vasis Tert. Marc. V, 11 
(Dehler 11 , 309), testaceis vasis 
derselbe res. carnis 44, testaceis 
vasculis res. carnis 7. 

2 Cor 11, 2. 3 (I, 30 p. 59, 2) 
despondi T V Cypr. ep. 75 , 14 
(Brief des Firmilian) p. 819, 17, 
Ambros. zweimal: desponsavi 
mehrmals August. , aptavi ge- 
wöhnlich August., statui d, Lu- 
cifer, Hier, einmal | castam T d 
V etc : sanctam TertuU. Marc. V, 
12, Cypr. ep. 75, 14 | exhtbere T 
d V etc.: adsignare Tert. Cypr. 
Ambros. Ambrosiaster | versutia 
T August, dreimal: astutia d V 
etc. I sie et vestri sensus corrum- 
pantur T August, (einmal ganz 
so, einmal sens, vestri, gewöhn- 
lich aber et vestrae mentes): ita 
corrumpantur sensus vestri V Ln- 
cifer, ohne ita ebenso d | a cha- 
ritate T (vielleicht Schreibfehler 
für castitate): a castitate et sitn- 
plicitate d, a simplic, et cast, 
August, mehrmals, manchmal nur 
a castitate derselbe, so auch Lu- 
cifer, Ambrosiaster etc., et exci- 
dant a simplicitate V. 

Eph 5, 8 (I, 10 p. 43, 15) lux T: 
nur Iren. IV, 37, 4 p. 282 lumen | 
ergo utT: ut V, sicut d August, 
quasi Iren. 1. 1. 

Eph 6, 15 (Iir, 10 p. 74, 11). 

Phil 2, 6. 7 (I, 18 p. 49, 25) in 
forma dei esset T V Novatian, 
Lucifer, Hilar., Ambros., August.: 
in forma dei constitutus d, in 
effigie dei constitutusTeTt,'PrsLi.7 ; 



Actor. 26, 14 — Apoc. 2, 8. Gen. 6, 2. 



219 



res. carnis 6; Marc. ¥,20; in 
figura dei constitutua Cypr. p. 79, 
1; 149, 11 I arhitratus est T d 
Vetc: existimavit nnr Tert., der 
überhaupt von da an seine eige- 
nen Wege geht | semetipsum T 
d V und die Meisten, anch Tert. 
Marc. V, 20: se Cypr. p. 79. 149; 
80 Hilar. regelmäßig. 

Phil 2, 9. 10 (I, 18 p. 49, 31) propter 
hoc T Hilar. (zweimal, häufiger 
mit den übrigen) : propter quod et 
d V Cypr. p.79, 5; 149, 15 etc. | 
exaltavit illum T V Cypr. (außer 
I. I. noch p. 415, 2) Hilar. (mei- 
stens): illum exaltavit d V*'^| 
deu8 hier nurT: vor exalt illum 
alle Lat. | dedit T Novatian, Am- 
bros., einmal August.: donavit d 
V Cypr. (an den 3 St ) etc. | quod 
est T V (in V* erst vom Correc- 
tor zugefügt) Cypr. p.415, 2etc.: 
> d, ut Sit Cypr. p. 79, 6; 149, 
16 I omne genu flectatur T V d 
(flectat) etc. : omnes genu curvent 
Cypr. p. 79. 149. 415, omne genu 
curvet Iren. I, 10, 1 p. 48. 

Phil 3, 7. 8 (III, 20 p. 78, 15) pro 
lucro T : lucra d V etc. | in ster- 
cora deputari T : arbitror stercora 
d Lucifer, Ambrosiaster, Hilar., 
arbitror ut stercora V, stercora 
existimat Tert. Marc. V, 20. 

Col 2, 9 (III, 17 p. 76, 27). 

1 Thess 4, 17 (al. v. 16 1, 18 p. 50, 
9) et nos T: deinde nos d V 
etc. I vivimus T, so Tert. res. car- 
nis c. 24 (Oehler II, 493; aus res. 
c. 41 p. 520 ; Marc. III, 24 p. 158 ; 
Marc, y, 15 p. 319 läßt sich das 
nicht bestätigen oder widerlegen), 
so Ambros. mehrmals und die 
griech. codd. F G: -)- qui relin- 
quimur V, + Q.f*i desimus d, qui 



residui erimus Hilar. | rapiemur 
T: cum Ulis + V, dasselbe da- 
vor d Tert. res. 24 (cum Ulis toi- 
lemur) \ Christo T d V* Ambros. : 
domino V- ^, auch schon Tert. 
an allen Stellen | cum domino eri- 
mus T: omnes davor d, semper 
davor V Tert. res. 24. 41 ; Marc. 

III, 24 (dieser überall ita semper). 

1 Tim 1, 13 (I, 17 p. 49, 14j. 

2 Tim 3, 12 (IV, 12 p. 84, 21) 
in Christo pie volunt vivere T: 
volunt pie vivere in Christo lesu 
d V»- ^ pie volunt etc. V«. 

Hebr 5, 12 (nicht 1 Cor 3, 1 sq. 
1, 29 p. 57, 15) non solidus dbus, 
sed lac T: lacte non solido cibo 
V August., lacte non solidae es- 
cae d. 

Jac 4, 6 oder 1 Petr 5, 5 (IV, 4 
p. 81, 15) superbis deus T: deus 
superbis V (an beiden St.) It 
(d. h. Corbei. Jac 4, 6). 

2 Petr 2, 9 (1, 12 p. 46, 12) domi- 
nus T V»-»: deus V^ 

1 Jo 3, 1. 2 (I, 17 p. 49, 3, wo 
nicht Rom 8, 14 hätte citirt wer- 
den sollen) sicut ait apostolus^ 
filii dei vocemur et sirntts T V*« • 
(V^ sumus); T bestätigt also das 
xal Icfiiv von fit A B C cf. Just, 
dial. c. 123: ^bov lixva a}fj&tva 
xalovfjied-a xal lafxiv^ ol rag iy- 
joXag 70V Xqiötov (pvXaCüovxsg, 

Apoc 1, 4 sqq. (I, 12 p. 46, 3 cf. 

IV, 2 p 80, 20) Septem ecclesias 
dicit, quas in apocalypsi legimus. 

Apoc 2, 1. 8 etc. (II, 6 p. 67, 19). 



* 



Gen 6, 2 (II, 1 p. 64, 18) angeli 
T August, (dieser kennt aber auch 
die andere LA bei Lateinern wie 
Griechen), vorausgesetzt auch bei 



220 



Der biblische Text. 



Tert. orat. 22; idolol. 9; Marc. V, 
18 : filii V Tert. virg. vel. 7 als 
Text. Die LA schwankt auch in 
LXX I quod speciosae essent T: 
quod essent pulchrae V Tert. virg. 
vel. 7 (pulchrae essent), quia bo- 
nae sunt August., welcher dies 
dann durch speciosae corpore er- 
klärt I sumpserunt T August.: 
acceperunt V Tert. virg. vel. 7; 
orat. 22 (acdpiuntur). 

Gen 25, 23 (I, 14 p. 46, 25). 

Ps 16, 4 (Zählung der Vulgata, 
IV, 12 p.84, 20) tuorum TV die 
alten Psalterien, August. LXX, 
auch Hier, iuxta Hebraeos, wel- 
cher sonst völlig abweicht: meo- 
rum cod. S. German. bei Sabatier. 

Ps 18, 5 (I, J2 p. 46, 1) ganz 
mit V. 

Ps 33, 11 (I, 26 p. 54, 4) ebenso 
auch schon Cypr. test. I, 22 
p. 58, 4. 

Ps 44, 2 (IV, 1 p. 80, 8) abgesehn 
von orthographischen Varianten 
ebenso die Psalterien, auch Hier., 
iuxta Hebr.: nur Tert. Marc. II, 4; 
IV, 14; Hermog. 18; Prax. 7 und 
11 sermonem Optimum, und wahr- 
scheinlich auch Cypr. p. 64, 17; 
97, 16 gegen Hartel's Text ser- 
monem bonum, 

Ps 44, 10 (I, 17 p. 49, 18) ganz 
mit Cypr. test. 11, 29 p. 98, 8 
nach HartePs Text und cod. Ger- 
man. bei Sabatier, nur daß diese 
varietatem : dagegen ^ V circum- 
data für circumamicta, 

Ps 68, 16 (I, 12 p. 46, 6 frei in 
die eigene Rede verschlungen, aber 
im wesentlichen mitV) coarctavit 
(= coarctet) T August. : contineat 
cod. German., Hilar., urgeat V. 

Ps 123, 7 (I, 10 p. 44, 4 mit V 
und cod. Germ., nur) venantium 



T y Ambros. : venatorum Ger- 
man. Hilar. 

Ps 136, 9 (I, 2 p. 34, 7) suos T 
Brev. Mozarab., Tichonius, Chro- 
matius: tuos V und alle übrigen. 

Ps 149, 6 (I, 3 p. 35, 15) ancipites 
T V: bis acuti Hilar. n. a. 

Jes 6, 9 (IV, 10 p. 84, 6) aure 
audietis et non intelligetis T Cypr. 
test. I, 3 p. 41, 3 etc.: atiditt 
audientes et nolite intelligere V. 

Jes. 40, 6 (II, 5 p. 67, 6) sicut 
vor foenum T aus dem zweiten 
Versglied eingeschlichen. 

Ezech 11, 19 (I, 3 p. 35, 12 frei 
gestaltet) auf er am T V: evellam 
August. 

Ez 33, 11 (III, 11 p. 74, 22) nolo 
T Cypr. de lapsis 36 p. 263, 18, 
Ambros. fünfmal, V: malo mit 
Umkehrung der Satzhälften Tert. 
poen. 4; pudic. 18; Marc. II, 13; 
IV, 10; res. carnis 9; Cypr. test. 
III, 114 p. 182, 12; non desidero 
Pseudocypr. ad Nov. (Hartel ap- 
pendix p. 60, 14) | peccatoris T 
Tert. 1. 1. Cypr. p. 182; Pseudo- 
cypr. l. 1. Ambros : tmpii V, mo- 
rientis Cypr. p. 263 | sed ut con- 
vertatür T V (+ impius) : quan' 
tum ut revertatur Cypr. p. 263, 
quantum ut convertatur Ambros. 
zweimal, August., sicut desidero 
ut avertatur Pseudocypr. 1. 1., die 
anderen Stellen aus Tert. und 
Cypr. sind nicht zu vergleichen. 
~ Ezl8,23 ist nur Parallelstelie. 
Auch die Lateiner haben dort 
Frageform, und nur Ez 33, 11 ist 
peccator in LXX begründet. 

Ez 33, 12 (nicht Ez 18, 21 sq., wie 
Otto citirt, I, 17 p. 49, 11) iusti- 
tia — erraverit T: iustitia — 
exerraverit Cypr. p. 329, 9; 407, 
11 (an letzterer Stelle v. 1. erra- 



6en. 6, 2 — £zech. 33, 12. 



221 



fferit und peccaverit)^ iustitia — 
in qua die erraverit Pseadocypr. 
appendix p. 63, 14, iustitia — 
peccaverit V | iniquitas T Pseiido- 
cypr. 1. 1. (Cypr. an beiden Stellen 
^ diesen Satz): impietas V 



iniqui T: impii Pseudocjrpr. V 
disperdet T : nocehit Pseudocypr. 
V I quocumque T: ex qua die 
Pseudocypr., in quacunque die V | 
fuerit ohne Zasatz T Pseudocypr : 
+ ab impietate sua V. 



* 



« 



Es verstand sich im voraus von selber, daß ein alter latei- 
nischer Uebersetzer die in seinem griechischen Original vorkom- 
menden Bibelstellen nicht in völliger Unabhängigkeit von der ihm 
geläufigen lateinischen Uebersetzung wiedergegeben haben werde. 
Wenn das schon bei vereinzelten Citaten in dogmatischen, pole- 
mischen, historischen Werken nicht der Fall gewesen ist, so 
vollends nicht bei einem Commentar, welcher massenhaft und 
mehr oder weniger zusammenhängend biblische Texte darbot. 
Man denke nur einerseits an die Uebersetzungen der Commen- 
tare des Origenes und andrerseits an den lateinischen Irenäns. 
Die Uebersetzer waren bibelfest genug, um selbst unabsichtlich 
in den Tenor ihrer heimischen Bibel zu verfallen, auch ohne die- 
selbe aufzuschlagen. Bei Uebersetzung eines nach der Ordnung 
des biblischen Textes fortlaufenden Commentars wird das regel- 
mäßig geschehen sein, und auch bei unserem Gommentar war 
das durch die mangelhafte Anordnung desselben nicht schlecht- 
hin und überall ausgeschlossen. Bei den vor allen anderen 
Theilen der Bibel im Gedächtnis lebenden evangelischen Texten 
war dies jedoch am wenigsten eine unerläßliche Voraussetzung 
des Zusammentreffens mit dem Wortlaut der lateinischen Bibel. 
Die beiläufig citirten Stellen aus anderen biblischen Büchern; 
welche in T. vorkommen, sind aber fast ausnahmslos so hervor- 
ragend classische Bibelsprüche, daß sie einem kirchlich gebilde- 
ten Manne, etwa einem Geistlichen im Anfang des dritten Jahr- 
hunderts ziemlich ebenso wie die evangelischen Perikopen nach 
dem ungefähren Wortlaut seiner lateinischen Bibel gegenwärtig 
gewesen sein werden. Diesen Erwartungen entspricht der in 
vorstehendem Verzeichnis vorgelegte Thatbestand vollkommen. 
Es bedarf keiner Anführung einzelner Stellen zum Beweise da- 
für, daß der biblische Text des T. von der lateinischen Bibel 
nicht unabhängig ist. Nur die Ausnahmen von dieser Regel be- 
dürfen der Erörterung. Ebenso klar liegt aber auch die That- 



222 Der biblische Text. 

Sache zu Tage, daß T nicht von der durch Hieronymns veran- 
stalteten Revision des lateinischen N. Testaments and insbesondre 
der Evangelien abhängt; sondern von irgend einer vorhierony- 
mianischen Becension des lateinischen N. Testaments. Aach in 
dieser Beziehung ist die Begel so constant, daß nur die Aus- 
nahmen der Beleuchtung bedürftig sind. Es fragt sich, ob's 
wirkliche Ausnahmen gibt, ob sich in T Stellen finden, wo erst 
durch Hier, eingeführte Uebersetzungen einzelner Worte oder 
Sätze anzuerkennen sind. Wenn dem so wäre, so würde anzu- 
nehmen sein, daß T in einer Zeit und Gegend geschrieben oder 
übersetzt worden sei; wo zwar V bereits existirte, aber gegen- 
über der altern Uebersetzung (It) noch nicht recht aufkommen 
konnte. Der Verfasser oder Uebersetzer müßte noch ganz über- 
wiegend in der It gelebt haben. Aber der Beweis für irgend 
welchen Einfluß der V auf T ist nicht zu leisten; zumal dann 
nicht, wenn anerkannt bleibt, daß T Uebersetzung eines grie- 
chischen Commentars ist; eben dies aber wird auch die Unter- 
suchung seines biblischen Textes im weiteren Verlauf aufs neue 
darthun. Nicht jedes einzelne Wort, worin T mit V gegen die 
Zeugen der vorhieronymianischen lat. Evangelien übereinstimmt, 
ist ein Beweis der Abhängigkeit des T von V ; denn der Ueber- 
setzer des Commentars und Hieronymns können das ihnen vor- 
liegende griechische Wort auch einmal unabhängig von einander 
gleichlautend übersetzt haben. Das gleiche Verhältnis besteht 
ja nicht selten auch zwischen dem lat. Irenäus und V, auch 
zwischen V und TertuUian, welcher zumal in seinen freien An- 
spielungen so oftmals zeigt; daß er den griechischen Text im 
Gedächtnis hat und aus demselben neu übersetzt. Ebenso steht 
es zwischen V und dem lat. Text des Cantabrigiensis , welcher 
auf dem Grunde der It nach dem griechischen Paralleltext ge- 
modelt ist. Es sind aber in der That nur einige einzelne Worte, 
worin T mit V gegen die älteren lateinischen Zeugen zusam- 
mentrifft. Wenn T Mt 12, 1 mit V sabbato statt sabbatis {toU 
caßßacri) schreibt, so war das jedem Uebersetzer; der nicht 
sclavische Treue beanspruchte, unbenommen. Wäre T hier von V 
abhängig, so würde er auch mta statt segetes geschrieben haben. 
In Mt 26; 29 schreibt T mit V de hoc genimine statt de (oder 
eod) hac (oder ista) creatura. Aber neben der ungeschickten 
letzteren Uebersetzung findet sich hier und; noch viel besser als 
vorhieronymianisch bezeugt, Lc 22, 18 auch generatione. 6e- 



UnabhäDgigkeit von der Valgata. 223 

nftuer als beides entspricht dem Original ysyi^iiatog das geni- 
mine in T und V, und T erlaubt sieb in der Äuslegang statt 
dessen noch wieder gertnen zu sagen. Man kann diesen and 
ähnliche Fälle nicht anders beurtheilen als so: Da T durchweg 
von y völlig anabhängig sich zeigt, so ist sein Zasammentreffen 
mit V ans der gleichen Abhängigkeit vom griechischen Original 
zu erklären and als ein zufälliges zu betrachten, dagegen aber 
seine gleichzeitige Abweichung von aller lateinischen Texttradi- 
tion der vorhieronymianischen Zeit eine Bestätigung davon, daß 
T nicht ein lateinisches Originalwerk, sondern Uebersetzung ist. 
Wie im letzten Fall so hat T auch Lc 13, 21 nur ebenso wie 
Hieronymus das griechische Wort beibehalten, wenn er statt 
mensuras (mensuris) der älteren Lateiner sata schrieb. Daneben 
weicht T gerade hier von V ab (s. oben S. 211). In Mc 1, 6 
bedarf die Uebereinstimmung von T und V in Bezug sin{ pilis 
(jQ^X^g) statt pilos oder ex pilis gar keiner Erklärung, wird aber 
auch dadurch wieder aufgewogen, daß T gegen V mit besten 
Italazeugen indutus statt vesfitus schreibt. — Mc 2, 5 kann der 
Schein einer Abhängigkeit von V in Bezug auf die Wahl des 
Verbums und des Tempus schon mit Rücksicht auf die gleich- 
zeitige Uebereinstimmung mit dem lat. Cantabrigiensis, vielleicht 
auch Gorbei. U nicht entstehen. Zudem schwankt der griechische 
Text zwischen ä^pUptai und äipiwvxai. — Zu Jo 13, 27 bedarf 
es außer dem im Verzeichnis dazu Bemerkten kaum noch der 
Erinnerung, daß btcccella in Jo 13, 26, wo V panis hat, auch 
vom Gantabrig. zweimal dargeboten wird, und daß im Griechi- 
schen dasselbe xfjmiAlop in beiden Versen steht. — Jo 10, 16 

könnte es auffallen, daß ein mit It vertrauter Uebersetzer für 
' f 

die Wörter avX^ und nolybvfi nur das eine ovile als Uebersetzung 
verwendet habe. Aber Hier., welcher ja auch die angemessene 
Variation des Ausdrucks im Original und in der älteren Ueber- 
setzung vorfand, hat dennoch nicht nur in seiner Bibelrevision, 
sondern auch an anderen Stellen die beiden Wörter uniform 
wiedergegeben, aber bald ovile (Y)^ bald grex (zu Jes 60 vol. IV, 
731), bald atrium (zu Ezech. 46 vol. V, 584) dazu gewählt. Da 
kann es doch nichts bedeuten, wenn T mit dem ersten dieser 
Ausdrücke zusammentrifft. Ueber Jo 11, 1, wo T mit V languens 
statt infirmus hat, möchte ich kein weiteres Wort verlieren, als 
daß in diesem wie in allen vorher angeführten Fällen die Mög- 
lichkeit offen bleibt, daß der. schlecht überlieferte Text von T 



224 Der biblische Text. 

durch Abschreiber der V assimilirt worden sei. Dieser Fall liegt 
in Lc 12; 35 (s. das Verz.) wahrscheinlich vor. Aber keine der 
angeführten Stellen, wo T mit V gegen It übereinstimmt; nöthigt 
zum Becars auf jene Möglichkeit. Und alle irgend in Betracht 
kommenden Stellen, welche den Schein einer Abhängigkeit des 
T von V erwecken könnten ; sind hiermit aufgezählt. 

Soweit T von einem lateinischen Bibeltext sich abhängig 
erweist; ist dies ein vorhieronymianischer, und schon diese That- 
Sache allein würde ; wenn sie beachtet worden wäre, vor dem 
Irrihum bewahrt haben, daß T eine Compilation unter anderem 
auch aus des Hier. Commentar zu Matthäus^) sei. Es müßten 
die Untersuchungen über die sogenannte Itala zunächst der Evan- 
gelien; für welche das weitaus reichste Material vorliegt; auf 
einer ganz anderen Stufe angelangt seiU; ehe man versuchen 
könnte zu bestimmen, welcher Familie von Zeugen für das yor- 
hieronymianische lateinische N. Testament diejenige Handschrift 
(oder Handschriften) angehört hat; aus welcher der Uebersetzer 
des griechischen T seine Kenntnis des lateinischen Bibeltextes 
empfangen hat. Schwierig wird eine solche Bestimmung auf alle 
Fälle bleiben, sogut wie beim lateinischen IrenäuS; weil darch 
den Einfluß des den Uebersetzern vorliegenden griechischen Ori- 
ginals der von ihnen übersetzten Werke ein unmeßbares Element 
und eine unbegrenzte Möglichkeit irreführender Zufälligkeiten 
hineinspielt. Trotzdem sei Einiges hervorgehoben. Es finden 
sich einige Stellen; wo T mit dem cod. Vercellensis (= a) allein 
gegen die übrigen Lateiner geht: Mt 7; 3 consideras statt vides; 
Mt 8, 22 sine mortui sepeliant; Lc 7; 12 efferebatur mortuus, 
während die übrigen entweder ferebatur oder defunctus oder 
dies beides bieten; Lc 10; 30 exspoliare statt spoliare oder de- 
spoliare; Lc 16; 12 credet (aus v. 11 wiederholt) statt dabit; 
Jo 18; 10 amptUare statt absddere. Dazu kommen die zahl- 
reicheren Stellen; wo T außer a noch andere Italazeugen auf 
seiner Seite hat. Aber eine einigermaßen durchgängige sonder- 
lich nahe Verwandtschaft zwischen T und a läßt sich doch nicht 
nachweisen. An denselben Stellen; wo uns Uebereinstimmungen 
mit cod. a in Bezug auf einzelne Worte auffallen; weicht T in 
anderen Stücken auch wieder von a in bedeutsamer Weise ab. 
Aehnlich verhält sich T zum Palatinus (= e). Lc 2, 7 hat T 



1) Ueber den Evangelientezt desselben s. oben S. 97 ff. 



VerhältDis zürn Vercell. und zam Palat. 225 

nur mit e zosammeD obvolvere; Lc 7, 12 nwrtum^) statt de- 
functus, ferner quae (statt et haec) erat vidua, endlich sequebatur 
{consequebatur e) eam (illam) statt cum illa oder ea ohne Verbam. 
Gleich darauf Lc 7, 14 hat auch e wie T funm, wenn gleich e 
in Verbindung mit dem gewöhnlichen loculits, und beide zugleich 
mit d iuvenis statt adolescens. Die von It und V ganz abwei- 
chende Uebersetzung von Lc 12, 20 (s. dort) haben T und e 
nur mit einigen Gitaten des Hier, gemein. Lc 13, 6 findet sich 
neben anderen Uebereinstimmungen und Abweichungen nur bei 
T und e habuit für habebat. Nur T und e haben Lc 14, 21 
mendicos fQr pauperes, Lc 15, 12 außerdem auch mit c iunior 
statt adulescentior , Jo 3; 5 nur noch mit zwei Gitaten bei Ter- 
tollian und Pseudocyprian coelorum statt dei; Jo 11, 41 nur T 
and e revolvere, Jo 20, 15 aestimare. Aber diese Uebereinstim- 
mungen reichen bei weitem nicht aus, auch nur an den Stellen^ 
wo sie sich finden, eine tiefer gehende Textverwandtschaft zu 
begrtlnden. Der Palatinus hat seine Abweichungen von dem 
Hauptstrom der vorhieronymianischen Tradition des lateinischen 
Evangelientextes durch erneute Benutzung eines griechischen 
Textes gewonnen. Mit T wird sich's nicht anders verhalten, 
sofern das dem Uebersetzer vorliegende Original auch die Bibel- 
stellen darin ihm in ihrer griechischen Urform vorfährte. Die 
angeführten Uebereinstimmungen können sämmtlich oder doch 
größten Theils auf den angedeuteten parallelen Wegen erzielt 
worden sein. Es muß auffallen, daß sie sich fast sämmtlich in 
Lucas finden und keine einzige in Matthäus. Allerdings fehlt 
dem Palatinus etwa die Hälfte des Matthäus, aber doch nur die 
Hälfte, und T hat unvergleichlich mehr vom Text des Matthäus 
als von dem des Lucas aufbewahrt. Dazu kommt, daß sich die 
vorhin nachgewiesenen Uebereinstimmungen zwischen T und a 
auch hauptsächlich in Lucas, nur eine in Matthäus sich findet. 
Die auffallende Erscheinung ist vielleicht daraus zu erklären, 
daß bei Matthäus, dessen Text in alter Zeit stets der am besten 
gekannte und auswendig gewußte gewesen ist, der Uebersetzer 
von T stärker als bei Lucas durch die Erinnerung an seine 
lateinische Bibel beherrscht war. Daher dann in Lucas und 
Johannes verhältnismäßig mehr freie Uebersetzungen aus dem 



1) Dies auch d, und andrerseits T bei gelegentlicher Anführang de- 
functus, 

Zahn I Forschungen, n. ^^ 



226 Der biblische Text. 

Griechischen sich finden und eben deshalb mehr Coincidenzen 
mit singalären lateinischen Versionsformen. 

Wichtiger and zahlreicher als diese sind diejenigen Fälle, 
wo T einen von alle;: lateinischen Ueberliefernng abweichenden 
Text bietet. So ist ein eigenthümlicher Text selbstverständlich 
auch da zu beurtheilen, wo derselbe bei denjenigen Schrift- 
stellern^ welche nachgewiesener Maßen den T ausgebeutet haben, 
wörtlich so oder ähnlich so wie in T lautet, insbesondre bei 
dem jüngeren Arnobius. Es mag Einiges, was mir als singalär 
erscheint, nur darum so erscheinen^ weil meine Vergleichung aaf 
die oben S. 19ö aufgezählten und die im Stellenverzeichnis nam- 
haft gemachten Zeugen, wenn auch unter beständiger Controle 
nach Sabatier, beschränkt blieb, oder auch darum, weil unsere 
Kenntnis der vorhieronymianischen Gestalt der lateinischen Evan- 
gelien überhaupt noch eine lückenhafte ist. Anderes kommt 
sicherlich auf die schon oben 8. 194 berührte Freiheit der Text- 
behandlung in T. Sie ist beispiellos in der exegetischen Lite- 
ratur der alten und vollends der späteren lateinischen, aber auch 
der griechischen Kirche. Nur etwa Ephräm's Gommentar zum 
Diatessaron möchte sich in dieser Hinsicht vergleichen lassen. 
Wie bedeutsam diese Thatsache als einer der Beweise für das 
sehr hohe Alter des Commentars ist, so sehr erschwert sie es, 
mit Sicherheit zu bestimmen, was eine wirkliche Variante, sei 
es im Verhältnis zur griechischen Textüberliefernng, sei es im 
Verhältnis zur It ist, und was dagegen eine vom Uebersetzer 
treu wiedergegebene Laune des Schriftstellers ist. Der zugleich 
mit sonstigen Willkürlichkeiten vorkommende Ausdruck invenit 
lesus Mt 12, 10 und 8, 14 kann weder als ein Versuch selbstän- 
diger Uebersetzung des gewöhnlichen griechischen Textes, noch 
als Wiedergabe einer griechischen Variante gelten. Auf ludae 
statt ludaeae Mt 2, 1 wird auch abgesehn von den oben dazu 
gegebenen Nachweisungen Niemand Gewicht legen wollen. Un- 
sicher ist auch, welche Bedeutung abweichender Wortstellung^) 
zukommt. Am sichersten geht man da, wo die Auslegung 
eine bestimmte Gestalt des dem Ausleger vorgelegenen Textes 
bezeugt. 

Ich beschränke mich auf einige von der lateinischen oder 



1) AuffaUig ist z. B. autem an dritter Stelle Mt 24, 36; Jo 15, 1; 
2 Cor 4, 7; aber auch in der Rede des Auslegers p. 79, 23; 80, 1. 



Singaläre Lesarten. 227 

auch von der allgemeineD Tradition abweichende Beispiele. Die- 
jenigen Fälle, wo ancb nicht einmal vereinzelte Citate bei latei- 
nischen Vätern mit T gehen, bezeichne ich dnrch *, diejenigen 
aber, wo T anßer von den lateinischen auch von den meisten 
griechischen Hss. abweicht, durch **, 

1. Mt 2, 16 infantes ^) statt pueri, — 2.* Mt 3, 4 cibus statt 
esca. — 3. Mt 3, 10 ecce statt iam enim und arboris statt ar- 
borum. — 4. Mt 3, 11 ille statt ipse, — 5.* Mt 3, 12 colliget 
frumentum in horreum suum^). — 6. Mt 5, 18 haec omnia statt 
omnia *). — 7.** Mt 5, 25 ministris statt ministro *). — 8.* Mt 
5, 29 illum statt eum. — 9.* Mt 6, 19 decipit = ätpavCC^ei. — 
10.** Mt 7, 6 sanctum panem statt sanctum und margaritas ohne 
vestras. — - 11.** Mt 7, 12 jwod tibi non vis fieri^ alii (oder 
alteri) ne feceris. — 12. Mt 9, 16 mittit statt committit oder im- 
tnittit 5). — 13.* Mt 9, 20 profluvio sanguinis (soweit nicht bei- 
spiellos) laborabat. — 14. Mt 10, 16 astuti statt prudentes older 
sapientes. — 15.* Mt 15, 22 de ßnibus Ulis veniens atatt egressa 
(oder exiens) a finibm Ulis. — 16. Mt 15, 24 oves perditas statt 
oves qiuie perierunt^). — 17. Mt 15, 27 sed (soweit ganz un- 
erhört) et cattUi statt nam et catelli (oder canes), — 18.* Mt 18, 
11 ut salvum faceret statt salvare. — 19.* Mt 18, 22 septies sed 
et usqtie septtuxgesies statt mgue (fehlt nur in d e) septies sed 
usque (ohne usque d e h) septtiagies, — 20.* Mt 20, 30 itMcta 
statt secus. — 21.* Mt 21, 8 lesum supersedere fecerunt statt 
sedebat (oder sedit) super eum'^). — 22.* Mt 21, 8 abscindere 



1) Dafür kann außer Lncifer kaum Tert. Yaleni. 2 angeführt wer- 
den. Ueberhanpt kann Tertallian bei seiner großen Vertrautheit mit der 
griechischen Bibel und seiner kritischen Stellung zu der damals noch in 
der C!on8olidirung begriffenen lateinischen Uebersetzung nirgendwo unbe- 
sehens als Zeuge für letztere gelten. 

2) Wenn Iren, einmal dasselbe Verb in präsentischer Form gebraucht, 
so ist das eben auch ein vom lat. Bibeltezt unabhängiger Uebersetznngs- 
versuch des Lateiners, welcher den Iren, tibersetzte. 

3) Dies müßte als bei den Griechen unerhört doppelten Stern, als 
bei den Lateinern nicht ganz unerhört gar keinen haben. 

4) In Bezug auf Juvencns s. oben S. 121. 

5) Die sonstigen Eigenthümlichkeiten dieses Gitats erkläre ich mir 
theils aus Textmischung mit Mc (maior statt peior)^ theils aus Willkür 
des Auslegers (facti scissuram statt fit scisstira), 

6) Ueber Mt 15, 23 s. das Verzeichnis. 

7) So It, während V mitT in der Voraussetzung äet LA in€xdd^iaay 

15* 



228 Der biblische Teit. 

Statt caedere. — 23.* Mt 21, 30 volo statt eo domine, — 24* 
Mt 22, 12 qtä non habuit tunicam nuptialem statt non hohem 
vestetn nuptialem oder vestimentum nuptiale, — 25. Mt 22, 13 
in exteriores tenebras proiectm est (also proicite eum) statt 
mittite eum in tenebras exteriores, — 26. Mt 25, 5 tardante au- 
tem statt moram atUem faciente ; ferner obdormierunt omnes statt 
dormitaverunt omnes et dormierunt. — 27.** Mt 25, 6 ecce m^dia 
nocte clamor /actus est statt media aiUem nocte clamor faetus 
est ecce. — 28.** Mt 25, 7 coeperunt aptare statt omaverunt ^). — 
29.** Mt 25, 11 pulsantes^). — 30. Mt 27, 24 sum statt ego 
sum^). — 31.* Mc 2, 3 tunc iverunt statt et venerunt. Auch 
portantes in lecto statt ferentes oder adferentes in grahato sonst 
schwach bezeugt. — 32.* Mc 2, 11 baiulare statt tollere und 
pergere statt vadere, — 33.** Mc 6, 34 misertus est eius statt 
misertus est super eos (oder Ulis oder eis). Der Singular auch 
bei Griechen unerhört. — 84.** Mc 6, 39 (discumbere) et ces- 
sare. — 35.** Lc 4, 6 mea sunt statt mihi tradita sunt. — 
86.** Lc 7, 12 seguebatur eam statt cum illa (oder ea, mit oder 
ohne erat)*"), — 37.* Lc 7, 14 funm eius contigit BiSitA tetigit 
loculum. — 38.** Lc 7, 15 resurgens sedit statt resedit, und lo- 
quebatur statt coepit loqui. — üeber Lc 9, 29 s. im Verzeich- 
nis. — 39.* Lc 10, 30 descendit statt descendebat. — 40.* Lc 
10, 34 iumento statt in (oder super) iumentum suum (oder ähn- 
lich), und perduxit statt duxit — 41.** Lc 10, 35 revertens ohne 
ego. — 42. Lc 12, 49 quam statt quid. Auch das folgende ut 
statt nisi oder nisi ut etc. — 43.* Lc 14, 21 luscos statt cae- 
cos^). — 44.* Lc 15, 13 aüit statt peregre pro/ectm est. — 



statt insxdS-iaiv, aber nicht im Wortlaut {cum desuper sedere fecerunt) 
übereinstimmt. 

1) Das Verb aptare nur im Gantabrig. 

2) Ueber Juvencus s. oben S. 121. 

3) Sabatier gibt einige patristische Zeugnisse für Auslassung des 
den Lateinern eigenthümlichen« ego, 

4) Dies und das Folgende mußte hier aufgeführt werden, obwohl 
schon vorhin S. 225 mit Palatinus verglichen ; denn die Uebereinstimmung 
mit Palatinus ist keine wörtliche. Anders Lc 2, 7 und 12, 20. — Von 
den Griechen hat nur D avviXtilvd't let/rij. 

5) üeber das dortige mendicos statt pauperes s. vorher S. 225 cf. 
Tertnll. c. Marc. IV, 14: mendici, sie enim exigit interpretatio vocäbuU 
quod in Oraeco est. Der lat. Iren, kann als^Uebersetaser ebensowenig 
wie der lat. T luscos als Variante der It bezeugen. 



Singulare Lesarten. 229 

45.* Lc 15, 16 mtiari statt saturari oder itnplere ventrem suum 
de stliquis. — 46.* Lc 16, 4 proiectus statt amotm, — 47.* Lc 
16, 4 mea hinter villicatione, — 48.* Lc 16, 7 pahulum statt 
triticum. — 49.* Lc 16, 8 collaudare statt laudare^ und bene 
statt prudmter. — 50.* Lc 16, 10 rmdtis statt maiori oder mtdto, 
ferner erit (hinter fidelis) statt esty femer qui autem statt et gut, 
endlich parva statt modico oder minimo. — 51.* Lc 16, 12 in 
his guae aliena sunt statt in alieno, und ea quae vestra sunt statt 
quod vestrufn est, endlich infideles 9^Aii fideles non. — 52.* Lc 
16, 23 de longe^) statt a longe. — 53.* Lc 17, 12 s. das Ver- 
zeichnis. — 54.* Lc 18, 2 nee . . nee statt non . . et . . non ^). — 
55.* Lc 18, 4 mtdto tempore statt per mvltum temptis. — 56.* 
Lc 19, 8 fraudis feci statt fraudavi oder defraudavi. — 57.* Lc 
19, 18 secundtis statt alter oder alius, und sofern d nicht als 
echter Italazeage gelten kann, acquisivit sisiitfecit. — 58.** Jo 
2, 6 s^tem statt sex. — 59.* Jo 2, 9 aqtuis in vinum conversas 
statt aquam vinum factum. — 60. Jo 3, 5 itUrahit 9\sXi potest 
introire oder intrare, und coelorum statt dei. — 61.** Jo 5, 8 
vade in domum tuam statt ambula, — 62.* Jo 7^ 30 manum 
statt manus (denn d ist nicht zu rechnen). — 63.** ,Jo 11 , 33 
obiurgans et fremens statt fremuit. — 64.* Jo 11, 44 constrictus 
statt ligatus oder alligatus. — 65.** Jo 13, 27 celeriter statt 
celerius oder citius, — 66.** Jo 14, 30 nihil invenit suum statt 
non habet quicquam oder ähnlich^). — 67. Jo 16, 15 patris 
statt quaecunque habet pater, — 68. Jo 18, 11 reconde statt re- 
mitte. — 69. 2 Gor 11, 3 versutia statt astutia und charitate 
statt castitate oder simplidtate oder castitate et simplidtate. — 
70.* Philipp 3, 7 pro lucro statt lucra. — 71.* Philipp 3, 8 in 
stercora deputo statt arbitror ut (oder ohne ut) stercora. — 

Zu diesen Stellen kommen , wenn oben S. 224 f. richtig ge~ 
urtheilt wurde, noch hinzu 72. Mt 7, 3. — 73. Mt 8, 22. — 
74. Lc 2, 7. — 75. Lc 10, 30. - 76. Lc 12, 20. — 77. Lc 



1) Die gleiche Präposition hat auch e , weicht dafür aber im Adverb 
ab. In Lg 18, 12 geht e allein mit T in der Constniction, aber nicht 
im Wort. 

2) Dazn kommen die auch in d oder d und e vorkommenden Eigen- 
thümlichkeiten : WegfaU des quadam , welches auch bei den Griechen 
nicht allgemein bezeugt ist, und Particip statt Relativsatz. 

3) Ueber die Berechtigung des doppelten Sterns s. das Stellen- 
Verzeichnis. 



230 Der biblische Text. 

13, 6. — 78. Lo 15, 12. — 79. Jo 11, 41. — 80. Jo 18, 10. - 
81. Jo 20, 15. Wenn ferner die einzelnen Abweichungen des T 
von der altlateinischen Bibel in Bezog aaf die Wortstellang, wie 
schon bemerkt^ in ihrer Vereinzelnng unbedeutend erscheinen 
mögen, in ihrer geradezu zahllosen Massenhaftigkeit wären sie 
unerklärlich bei einem lateinischen Originalschriftsteller, welcher 
seinen lateinischen Bibeltext commentirt. Sie verstärken viel- 
mehr den in den 71 oder 81 vorhin aufgezählten Stellen liegen- 
den Beweis dafür, daß wir die lateinische Uebersetzung eines 
griechischen Buchs vor uns haben, dessen Uebersetzer auch die 
Bibelstellen darin nach seiner Vorlage übersetzte, dabei aber 
durchweg, besonders im ersten Evangelium, durch seine Erinne- 
rung an den lateinischen Bibeltext bestimmt war. Er steht darin 
etwa auf gleicher Stufe mit dem Uebersetzer des Irenäus. Als 
Uebersetzer charakterisiren ihn aber namentlich noch einige 
BibelstelleU) wo ihm die zunächst sich darbietende UebersetzuDg 
nicht genügt und er deshalb eine zweite wie zur Auswahl oder 
zu besserer Verdeutlichung daneben stellt. Neben obiurgarej 
was mit Bücksicht auf den Gebrauch von iybßqiybätr&air in Mt9, 
30; Mc 14, 5 eine ganz passende Uebersetzung dieses Verbs 
auch fUr Jo 11, 33 (und 38) zu sein schien, stellt er als zweite 
die in der lateinischen Bibel vorliegende durch ßremere. So 
neben villicm Lc 16, 1, d. h. neben den Ausdruck der lateini- 
schen Bibel für oixop6(Aog, dispensator^). Wahrscheinlich ist 
dahin auch das discumbere et cessare Mc 6, 39^) zu rechnen, 
dem doch nur einfaches äpaxUvecr&ai zu Gründe liegt; endlich 
auch transeat vel transfer a me Mt 26, 39. Ersteres wird die 
genaue Uebersetzung der Vorlage gewesen sein, zu welcher dann 
in Erinnerung an eine vor Hier, sehr verbreitete Uebersetzung 
dieser Stelle noch transfer a me hinzugefügt wurde. Gerade auch 
an diesen Bibelstellen wird die reflectirende Thätigkeit des 
Uebersetzers sichtbar. Als Uebersetzer zeigt er sich auch darin, 
daß er denselben Spruch an verschiedenen Stellen gründlich ver- 
schieden wiedergibt^). 

Sieht man aber auf die materiellen Eigenthümlichkeiten des 
biblischen Textes in T, so trägt derselbe nicht den Charakter 



1) S. oben S. 161 die Erklärang. 

2) Oder Mt 14, 19 s. za Mc 6, 39 im Verzeichnis. 

3) S. das Verzeichnis zu Mt 8, 22; 21, 33. 



Unabhängigkeit vom abendländischen Text. 231 

der abendländischen Ueberliefernng. Es sind nnr ganz wenige 
Stellen, welche diesen Schein erwecken könnten. Mt 1, 18 ist 
Christi ohne lesu allerdings die lateinische LA; aber die älteste 
schon vor der Zeit des Theophilns entstandene syrische Version 
hat sie anch, and aas den Erörternngen des Irenäas ergibt sich, 
daß er in seiner griechischen Bibel nar diese LA gelesen hatte. 
Mt 2, 1 ist civitate freilich eine lat. LA ; aber warum sollte der 
Uebersetzer des T sich diese stilistische Erleichterang nicht an- 
eignen, wenn sie ihm aas seiner lat. Bibel geläufig war? Da- 
Dcben schrieb er anter anderem auch gegen dieselben lat. Zeu- 
gen, durch welche wir civitate kennen, ludae statt ludaeae und 
tri£rt hierin wieder mit Syr. Cur. zusammen. Mt 3, 10 hat T 
selbst, wie seine Auslegung zeigt, mit It radices gelesen, was 
bei Griechen und Syrern bis jetzt nicht nachgewiesen ist; aber 
dagegen gibt er gegen It V arboris für arborurn; und sein ecce 
ist erstlich syrische LA ^) und ist zweitens von Hieronymus als 
Uebersetzer des Origenes schwerlich gegen das griechische Ori- 
ginal beharrlich angewandt worden ^). Es hat vielmehr im Orient 
eine griechische LA Ide statt ^'d^ gegeben. Daß Mt 10, 23 zwei 
Städte genannt sind, in welche zu fliehen erlaubt sei, ist schon 
nach den von Tischendorf zusammengestellten Zeugen nicht als 
specifisch abendländische LA zu bezeichnen. Dazu kommt aber 
noch Tatian im Diatessaron. In Lc 19, 12 fehlt das sibi {eavttf) 
nicht nur bei Lateinern, sondern gerade auch bei den Syrern 
des 2. Jahrhunderts'). Die Einschiebung von duo in lecto in 
Mt 24, 40, welche an Origenes und dem Cantabrigiensis grie- 
chische Zeugen hat, kann schon darum bei T nicht als abend- 
ländische LA gewerthet werden, weil er nach seiner harmoni- 
sirenden Weise hier auch ohne jede Unterlage in seinem Mat- 
thäustext das dem Lucas angehörige Wort eingeflochten haben 
kann^). Das Einzige, was ich sonst noch anzuführen wüßte, 
ist sancto bei spiritu Jo 3, 5. Aber wer wird es unwahrscheinlich 
finden, daß ein an diesen Zusatz gewöhnter Uebersetzer oder 
Abschreiber das Wort zugesetzt hatV Es ist keine exegetische 



1) Syr. Car. , Pesch. und wahrscheinlich auch Tatian (Forschungen 
I, 123 § 8) übersetzen sowohl Mt 3, 10 als Luc 3, 9 «m resp. "j^n N!rr. 

2) Homil. 22 in Lacam, Delarne III, 959 DE; 960 AB, im ganzen 
fünfmal und keinmal anders. 

3) Syr. Gar. und Tatian (Forsch. I, 200 nach Aphraates p. 10, 14). 

4) Gf. auch dazu Forsch. I, 199 Note 15. 



232 Verwandtschaft mit dem syrischen Text. 

Bemerknng vorhanden, welche die Existenz des Zusatzes im 
Original bewiese, and überdies bezeugt diesen auch Origenes. 

Schon bei dieser Erörterung der Stellen, wo es den An- 
schein haben könnte, als ob der Bibeltext des T von Haus aus 
ein lateinischer sei, haben sich vielmehr bemerkenswerthe Be- 
rührungen mit dem ältesten syrischen Text herausgestellt. Das 
aufföUigste Zusammentreffen mit dem griechisch erhaltenen Werk 
des Theopbilus von Antiochien in Bezug auf Mt7, 12 oder Act 15, 
20. 29 wurde bereits oben S. 140f. cf. 190 zu anderem Zweck ausführ- 
lich nachgewiesen. Der Wegfall des Possessivs bei margaritas 
Mt 7; 6 ist älteste syrische LA (Syr. Cur.) und überhaupt fast 
nur durch Orientalen bezeugt. Specifisch syrische Lesarten des 
zweiten Jahrhunderts hat T sowohl Mt 6, 19 als auch Jo 5, 8 
(s. Verzeichnis); und wenn die Bemerkungen zu Jo 14, 30 zu- 
treffend sind, so hat T hier wiederum einen im Abendland fast 
unerhörten und dagegen im sjrischen Diatessaron und bei we- 
nigen anderen Orientalen nachgewiesenen Text. Auch scheint 
T IV, 4 p. 81, 8 in Jo 5, 2 die Worte ini rg nQoßatix^ mit 
Syr. Cur. und Peschita nicht gelesen oder gestrichen zu haben. 
Daß T auch die älteste syrische Reihenfolge der Evangelien ge- 
kannt hat, kann erst im Zusammenhang einer besonderen Unter- 
suchung (Beil. n) gezeigt werden. Nimmt man zu alle dem hinzu, 
daß die ungemeine Freiheit der Textbehandlung im ganzen Gom- 
mentar und so beispiellose Abweichungen von aller Tradition, 
wie sie T an einzelnen Stellen nicht bloß in gelegentlicher An- 
führung, sondern im Fundamente seiner Auslegung sich ge- 
stattet ^) , in keinem Jahrhundert der christlichen Literatur so 
wenig Auffälliges haben, als im zweiten, so treffen auch von 
Seiten der Gestalt des biblischen Textes alle Anzeichen darin 
zusammen, daß sie das Ergebnis der vorangehenden Unter- 
suchungen in bedeutsamer Weise bestätigen. 



Derselbe Bischof von Antiochien, welcher in einem der letz- 
ten Jahre seines Lebens und seiner Amtsführung, etwa zwischen 
180 und 185, die Bücher an Autolycus geschrieben hat, ist der 
Verfasser dieses ältesten noch vorhandenen Commentars über 
„das Evangelium^. Er wird denselben ebenso wie seine meisten 



1) Mt 5, 25 ministris; Jo 2, 6 Septem. Gf. zu letzteren oben S. 108. 



Schluß. 233 

übrigen Schriften früher als die apologetischen Bücher geschrie- 
ben haben. Hat schon Irenäns diesen Gommentar nnd die anti- 
gnostischen Schriften des Theophilas gekannt, so sind sie wahr- 
scheinlicher nm 170 als nm 180 geschrieben worden. Die latei- 
nische Uebersetzang des Gommentars, welche vor der Mitte des 
3. Jahrhunderts entstand, gibt in allem wesentlichen das Original 
treu wieder. Oanz geringfügig nnd geschichtlich völlig gleich- 
gültig sind die kleinen Zuthaten, welche schon der Uebersetzer 
sich erlaabte. Sehr erheblich sind auch die Auslassungen und 
sonstigen Verderbnisse nicht, welche spätere Abschreiber ver- 
schuldet haben. Wenn auch zu hofifen ist, daß neue Hülfsquellen 
sich aufthun und meine Bemühungen um die Reinigung des^ über- 
lieferten Textes einmal als völlig veraltet vergessen werden^ so 
steht doch dem nichts im Wege, daß schon jetzt das bisher so 
arg vernachlässigte Buch des Theophilus für die Geschichte 
des Kanons, des biblischen Textes, der Schriftauslegung und 
auch des kirchlichen Lebens im zweiten Jahrhundert ausge- 
beutet werde. 



B e i 1 a g* e n. 

I. Ueber Fragmente unter dem Namen Theophilus. 

1. Wo immer in altkirchlichen Schriften und Sammelwerken 
Anssprtiche and Excerpte anf einen Theophilus zurückgeführt 
werden ; kann nur entweder der Bischof von Antiochien, oder 
derjenige gemeint sein, welcher 385 — 412 Bischof von Alexan- 
drien war. Denn der Bischof Theophilus von Gäsarea in Palä- 
stina, welcher während des Passastreites um 190—200 zugleich 
mit Narcissus von Jerusalem und den übrigen Bischöfen Palä- 
stinas ein Gutachten in dieser Streitfrage ergehen ließ ^), ist, 
wie man aus dem Schweigen des Eusebius und des Hieronymas 
mit Sicherheit schließen darf, nicht Schriftsteller gewesen, wenn 
ihn auch Hier, um jenes Schreibens willen, an welchem er nur 
mitbetheiligt war, in den Schriftstellerkatalog aufgenommen hat 
(c. 43). Die schriftstellerische Thätigkeit aber des Alexandriners 
ist eine sehr beschränkte gewesen ^). Außer sogenannten Passa- 
briefen und anderen kirchlichen Sendschreiben hat er wahr- 
scheinlich nur ein umfangreiches Werk gegen die Origenisten 
und zugleich gegen die Anthropomorphiten geschrieben, welches 
verloren ist ^). Da dasselbe nach Gennadius reichlich mit Schrift- 
beweisen ausgestattet war, andrerseits aber Niemand von einem 
exegetischen Werk dieses Th. etwas überliefert hat, so ist im 
voraus anzunehmen, daß was in exegetischen Sammelwerken 
einem Theophilus zugeschrieben wird und nicht dem Antiochener 



1) Eus. h. e. V, 23, 2; 25. 

2) Gallandi VII, 603 — 652 hat die Fragmente gesammelt, Migne 
tom. 65 col. 21 — 68 dieselben im Aaszug wiederholt. Daza ist aber 
noch Manches nachzutragen. Außer dem, was hier unten folgt cf. Mai, 
Nova Patr. Bibl. IV, pars 1 p. 62. 63. 

3) Gennad. vir. ill. 34. Theodoret citirt es Dial. II (opp. ed. Schulze 
IV, 154 sq.) als rä xara ^SlQiyivovg und sodann als ^ avxii ngayfiareCa. 
Außerdem Dial. III (vol. IV, 251) seinen tof^og iograarixog. 



Fragmente der Theophili. 235 

angehören kann, diesem Werk des Alexandriners entnommen ist. 
Aber meistens ist der Name Tbeophilns ohne jede Näherbestim- 
mnng gelassen, nnd Zusätze wie l^leiavdqeCag sind nieht immer 
zulässig. 

Es gilt daher bei jedem Citat, vor allem naeh dem Inhalt 
zu entscheiden. Da die Zahl nicht groß und doch Einiges, was 
bereits gedruckt ist, bisher übersehen wurde, so wird eine kurze 
Uebersicbt nicht überflüssig erscheinen. 

In der älteren Becension der dem Johannes Damascenus zu- 
geschriebenen Sacra Parallela, dem Cod. Bupefacaldinus , wird 
zweimal ein Theophilus und zwar beide Male mit dem Titel 
eines Bischofs von oder eines Mannes aus Alexandrien angeführt. 
Das eine derselben mag ihm angehören ^) ; aber beweisen läßt 
es sich nicht. Vorher ist Irenäus und Hippolytus, nachher wie- 
der Irenäus und Philo citirt, und ein sieher dem Alexandriner 
angehöriges Citat enthält diese Sammlung nicht. Das einzige 
sonst noch seinen Namen tragende und nicht weit davon ent- 
fernte Fragment ist nämlich den Büchern an Autolycus entnom- 
men^). Zwischen beiden steht ein Fragment derselben Quelle 
unter dem falschen Namen des Amphilochius von Iconium^). 
Man sieht, daß der Name des Th. ' Antiochenus den Griechen 
des 7. Jahrhunderts, welchem Lequien diese Sammlung mit guten 
Gründen zugewiesen hat, ziemlich unbekannt geworden war. 
Was man von ihm überliefert bekommen hatte ; schrieb man 



1) Jo. Damasc. opp. ed. M. Lequien II, 781 (Gallandi p. 650 hat es 
unter die Fragmente des Alexandriners aufgenommen, aber vielleicht nicht 
mit mehr Recht als das in der folgenden Anm. citirte): 2kp6^Qa okfywv 
Tvyxdviif jtSv nävta rov iavrtSv ßlov dvari&eixoratv ry negl rag S-elag 
yqaipag iierdaHj ro Svvaad-ai loyixtoTe^ov naqaxoXov^^iv xolg nsgiexo- 
fiivoig ^oyfiaai xal ry ßa&vriQ^ rtov yqaip^v SmvoLt^, 

2) 1. 1. p. 787 S€0(pCXov l4le^av^QeCag , Eha ßaaiUvg xtl. aus Theoph. 
ad Autol. I, 5 p. 18. Gallandi p. 649 hatte es den Fragmenten des Alexan- 
driners beigezählt 

3) Lequien II, 785 = Theoph. ad Autol. I, 4 p. 12 sq. Bsog kiysrai 
xtX. Hamack S. 285 Anm^ 453 vermulhet, daß die Ueberschrift kein Irr- 
thum sei, sondern' daß Amphilochius den Theophilus ausgeschrieben habe. 
Gf. folg. S. Anm. 6. Doch könnte die Verwechselung auch auf mechani- 
schem Wege entstanden sein. Sechs von seinen acht Buchstaben hat der 
Name (S€)o(piXov mit (Afi)(pLXo(xi)ov gemein. Das imaxonov *Ixoviov 
war nothwendige Folge, mochte ursprünglich Anderes, oder gar nichts 
an der Stelle gestanden haben. 



236 Fragmente der Theophili. 

tbeils dem jüngeren alexandrinischeu Tb. zn, wie es im Abend- 
land mit dem Evangeliencommentar gesebab (s. oben 8. 18), 
tbeils ganz anderen Autoren ^). In der jüngeren Recension der 
Sacra Parallela, welcbe Lequien aus einem Vaticanns herausgab ^), 
findet sieb ein Citat ^) aus Tbeopbilus Antiocb. mit der Beiscbrift 
&€0(plXov, es ist eines der beiden, welcbe in der vorbin er- 
wähnten Sammlung dem Alexandriner zugescbrieben sind. Ein 
zweites^), den Anfang des 1. Bucbs ad Autol. reproducirendes, 
bat nur beim lateiniscben , nicbt beim griecbiscben Text, also 
nicbt in der Handscbrift, die Randbemerkung Theoph. Ant. 
Hb, I ad ÄutoL Ferner findet sieb ein drittes ^) aus derselben 
Quelle mit der Beiscbrift ^ElevS^eqlov, welcbe nacb Lequien aus 
dem Stiebwort der Stelle iX&ü&eqov^ welches bei Tb. selbst auch 
voranstebt, entstanden wäre. Aber dasselbe Fragment wird in 
der Sammlung des Leontius und des Jobannes auf eine Schrift 
eines Eleutherius von Tyana über die Willensfreiheit zurückge- 
führt ®). Die Abgrenzung des Gitats und die Abweichung vom 
Original ist die gleiche wie in den Parallelen. Also haben diese 
aus Leontius und Johannes geschöpft. Da in dieser älteren 
Sammlung noch eine andere Schrift desselben Eleutherius gegen 
die Apolinaristen erwähnt Wird, so wird an der Existenz dieses 
Schriftstellers nicbt zu zweifeln sein. Dieser bat dann aber sei- 



1) Zu vergleichen ist auch, daß nach Montfaucon, Bibl. Goisliniana 
p. 563 in einer kanonistischen Sammlung Theophylacti archiepiscopi 
Alexandrini den Theophilns Alexandrinus bezeichnet. Derselbe Fehler 
als varia lectio bei Theodoret, dial. III (ed. Schulze vol. IV, 251). 

2) S. einiges darüber in meinem Ign. v. Ant. S. 101 f 105 f. Gf. im 
allgemeinen G. Wachsmuth, Gommentat. I et II de florilegio qu. d. Jo- 
annis Dam. Laurentiano. Gott. 1871. 

3) Lequien II, 339 {Bha ßaa^Uvs xrX,) = Autol. I, 5 p. 18. Es ist 
identisch mit dem im cod. Rapefuc. p. 787 s. vorige S. Anm. 2. Nach Otto 
z. d. St. hat dies Gitat in einem cod. Venetos der Parallela die Beischrift 
d-Eoipllov ix Tov l xe(p,t also auch keine Näherbezeichnung des Th, Nor 
„Theophili" als Beischrift hat das gleiche Fragment auch in der Melissa 
des Antonius (Migne 186 col. 779 D). 

4) Lequien II, 564 = Autol. I, 1 p. 2. 

5) Lequien II, 315 (inoiriaev 6 ^eos xtL) = Autol. II, 27 p. 132. 

6) Mai Script, vet. nova coli. VII (liegt mir nur vor in Migne tom. 86 
col. 2061). Eben dort col. 2044 wird ein Fragment tiberschrieben: ^Elev- 
S-sqCov TotavcSv (sie) ix rov xarä Itinolivaglov xe* xe(palaiov. In dem 
Dictionary of Ghristian Biogr. finde ich keinen Eleutherius , welcher mit 
diesem zu identificiren wäre. 



Fragmente der theophili. 237 

nerseits den Theophilns Antioch. ausgeschriebeD. Endlich ist in 
den Parallela Vaticana noch ein anonymes Citat vorhanden, das 
nach einer alten Sammlung von Apophthegmata dem „Abbas^ 
und ,,Erzbischof^ Theophilns, also dem Alexandriner angehört ^). 

In der von Nicephoras herausgegebenen Gatene zum Okta- 
tench wird dreimal ein Th. citirt^). Das erste Fragment ist 
schon von Sirmond aus einer pariser Gatene edirt und von Gal- 
landi richtig mit einer Stelle des Osterbriefs vom J. 401 zusam- 
mengestellt worden. Es gehört daher sicherlich dem Alexan- 
driner, wenn es auch nicht aus jenem Passabrief, sondern ans 
dem größeren Werk gegen Origenes stammt. Das dritte ist aus- 
drücklich dem Alexandriner zugeschrieben, und ich sehe keinen 
Grund, ihm dasselbe abzusprechen ^). Dagegen ist das zweite 
ein bisher nnbeachtetes Excerpt aus den Bb. ad Au toi. ^). 

Die Gatene zu Job, welche P. Junius herausgab, enthält, 
wenn ich nichts ttbersehen habe, nur ein Fragment unter dem 
Namen Th. ^). Welcher gemeint sei, wage ich nicht aus dem 



1) Lequien II, 601 = Gotelier, Monam. eccl. gr. I, 462 cf. Gallandi 
1. 1. 650. Es stammt vielleicht aus einer kleinen Schrift des Th. Alex, 
„de exita animae**, welche im cod. 112 (Zanetti) der Marcusbibliothek 
existiren soll. 

2) £€iQä eis r^v oxrarsvxov xrl, iv uisirpftf (1772. 1773). Tom. 1,63: 
BiofptXov , "Öt« ov dC afutQTtag al rpü^al tag 'SlQiyive^ l(fo|c xtX, Gf. Gal- 
landi p. 649. 

3) Tom. I, 776: SeotpCXov uiks^av^Qiias , AI yaq avarrjQal rifAwgüxt 
ras ^otpSeis rtSv xaxtov itfacei ini^gof^as uvaarillEiv» 

4) Tom. I, 67 (= Autol. II, 24 p. 122. 124) : Beotpaov . To ovv ht 
ix Tfjg yijg einovaa xal to xctra dvatoldg^ aaq)öig diddaxu ijfiag ^ ygafpii 
ilvat Tov nagaSsiCov vno jov ovqavoVy v(^ oV xai avonoXaX xal yij eifflv. 
ißqaXarX Sl to *E^k/4, kfyerai r^vtpi^ . iikaog ovv 6 av^qmnog rdSv ^vto 
iyiyovitf ovre ^ijTog oXocf^egtSg ovts aS-dvarog xaS-oXov , Ssxrixog Sk 
ixatiQOV . ovTto xal to x^Q^ov, 6 nagd^Eicfogy tog nqog xaXXov^v [ikaov tov 
odqavov xal toiS xoafAov yeyivrijai. Was hier ununterbrochen fortläuft, 
ist im Original durch andere Satze in zwei Theile zerrissen. Die zweite 
Hälfte hatte schon Sirmond theilweise mitgetheilt und Gallandi p. 649 
unter die Fragmente des Alexandriners aufgenommen. 

5) Gatena Patr. Graec. in Job. (London 1637) p. 547 (zu Job 38, 17) : 
SiotplXov, ^Evjavd-a Trjg ini(papiCag avrov rijv nagdSo^ov tolg iv X^Q^ 
xal axia (ergänze B^avdTov) xa&ijfiivoig nsgCXafitfßiv iQf^fjvevet. xal to 
„t^nXriSiy'^ Xiyav arjfjiaivei to S-avfia, ßaaiXevg yäg ^v ovqdviog xal ixet 
fpatvofASVog xal to Otvyvov ;|f(u^/ov rciiv xatBXd-ovamv ixeZae tpvxtSv ttß 
fnyaXon^ineZ xataXd/^ntov tijg ^iotritog (pont, — Die Stelle, WOZU dieses 



238 FragmeDte der Theophili. 

Inhalt za bestimmen, bemerke nur das Zwiefache: Es scheint 
dies Fragment einem eigentlich exegetischen Werk über Job 
entnommen za sein ; und wie sein Inhalt mit den origenistischen 
Streitigkeiten oder sonstigen Interessen des alexandrinischen Th. 
zusammenhängen sollte, ist nicht abzusehn. In allen Cramer*- 
schen Catenen wird nur ein einziges Mal ein Th. eingeführt, 
aber als „Bischof Alexandriens^. Da der Inhalt durchaus in 
den Mund eines Kirchenfilrsten um 400 paßt, der kurze Satz 
anch durchaus nicht das Gepräge eines eigentlichen Scholions 
an sich trägt, so besteht kein Grund, die Beischrift zu bean- 
standen ^). Die übrigen gedruckten Catenen, welche mir zugäng- 
lich sind, enthalten den Namen Theophilus nicht nur in ihren 
Autorenverzeichnissen, sondern auch in der That nicht. Angaben 
und Andeutungen in Bibliothekskatalogen, von deren Zuverlässig- 
keit und Bedeutung ich jetzt nicht in der Lage bin Rechenschaft 
zu geben, mögen mit Stillschweigen übergangen werden. 

2. Von den in Catenen und anderen Sammelwerken erhal- 
tenen Fragmenten unter dem Namen Theophilus, welche nicht 
auf die Bücher ad Autol. zurückzuführen sind, hat bisher nur 
ein Scholion zu Cantic. 3, 9 Aufnahme in die Ausgaben des Th. 
Antiochenus gefunden. Es verdient in der That genauer unter- 
sucht zu werden, obwohl uns nicht überliefert ist, daß unser 
Th. einen Commentar zum Hohenliede geschrieben habe. Es 
wurde zuerst als Bestandtheil einer exegetischen Compilation 
unter dem verlockenden Namen des Eusebius von Cäsarea durch 
J. Meursius veröffentlicht^), und zwar buchstäblich in folgender 
Form : 



Scholion gehört, wird weder in den Bb. ad Autol. y noch im Evangelien- 
commentar citirt, wohl aber auf ihre allernächste Umgebung Rücksicht 
genommen Autol. I, 7 n. 2 auf Job 38, 18, Autol. I, 7 n. 6 aaf 
Job 34, 14. 

1) Catenae gr. patr. vol. III, 139 zu Act 8, 20. 21. « 

2) Easebii, Polychronii, Pselli in canticum canticorum expositiones 
graece. Jo. Meursius primus nanc e tenebris erait et publicavit. Lngd. 
Batav. 1617. Der Sondertitel des ersten der drei bezeichneten Werke ist: 
Evffißlov tov üafKpClov sig t6 4^fia ttSv ^Cfidimv iirjyriaig. Darin p. 37 
das Scholion des Th. Diese Publication von 1617 ist auch in Menrsii 
opera tom. vni abgedruckt. Ich wiederhole den ersten Druck mit allen 
Fehlern. 



Das Scholion zum HohoDlied. 239 

• 

QeotplXov. 

^E^ i&v&v %6 xazd (rdqxa 6 xvqiog. (rull^o(iipov xal toS i^ 
^lovda, %lq oiv iatl to ^vlov zod ^ißwov. '^Pov& ^ Maoaßhig, 
avTfj yäq rivexe top ^lovßtid. i^ ov ^Iscrcral. (poqetov voivvv 
icrzi t6 crmfjba iiov, (poqelop inolfiaev* and xoipoC ro inolfitrep, 
dcrapel eXayep, ocrop de to (poqaiop äyänfj effzl. xa%ä t6 ftei- 
^üov de lovvmp ^ ayanfj» (poqalop, %äq &€0^6qovg V^t^xag. dno 
^vlföp Tov Aißdpov > noTS ydq ^vXop tov dpTtxeiybipov ^[A€p. 

E. Grabe ließ dies Stück wiederabdrucken mit der aasdrück- 
liehen Bemerkung , daß er den Text des Meursius mit einem 
cod. Bodlejanus 3024 verglichen und in Bezug auf ein Wort 
darnach verbessert habe^). Im Text bezeichnet er als einzige 
Verbesserung SXop statt otrop. Aber Grabe hat außerdem nicht 
nur die Orthographie und Interpunction verbessert, sondern auch 
den Text sehr wesentlich geändert, indem er das (aov hinter 
a^fia ausfallen und ein i^ vor dem ersten dydnfj einschleichen 
ließ. In dieser unabsichtlich veränderten Gestalt liest man das 
Scholion auch noch bei Otto p. 327 sq. Diesem letzten Heraus- 
geber ist es außerdem entgangen, daß ein Stück dieses Scholion 
unter gleichem Namen in der Catene des Prokopius von Gaza 
zum Hohenliede sich findet, welche A. Mai zugleich mit dessel-* 
ben Gommentar zu den Proverbien herausgab^). Es heißt dort: 

Qeo^Üov. 

SvXop TOV Aißdpov, ^Povd' 17 fjbcaaßhig, e$ ov ^etrtral' qto- 
qalop toIpvp iatl to (Tcafia to xvqtaxop. 

Es fragt sich zunächst um den Charakter der beiden Werke, 
in welchen das Scholion uns erhalten ist, und sodann um ihr 
gegenseitiges Verhältnis, ehe man über die ursprüngliche Gestalt 
und den Umfang des Fragments urtheilen kann. Daß Eusebius 
einen Commentar zum Hohenliede geschrieben, ist nicht deutlich 
überliefert. Was in Handschriftenkatalogen über einen solchen 



1) Spicileg. sec. II p. 223. 224 der ersten Ausg. v. 1699. 

2) Classic aact. e vatic. codd. ed. Mai, tom. IX p. 329. Der Titel 
der Catene lautet nach der vatikanischen Hs.: ügoxontov xQ^anavov 
aog>tcfJov €ig ra ^cefiara t<ov ^OfAdrtav i^riyfitixcjv ixloytjy iniTo/^ii ano 
ffwvijg rqr^oqtov Nvaaiji xal KvqCXXov Liliiav^qeiag , ^Slgiyivovg tc xal 
'Piktayoe TOV KaQTia&^oVf Idnolivagiov ^ EvCißhv Kaiaag^lag xal M^ary 
StatpoQwv ijyovv ^Mf^ov, tov aytov ^laidtoqov , Geo^OQ^rov xal B^otpC- 
Xov, — Für den Druck bei Migne tom. 87 col. 1545 sqq. ist außerdem ein 
cod. Bruxellensis 3895 benutzt worden. 



240 Catenen zum Hohenlied. 

bemerkt wird, bezieht sich wahrscheinlich tiberall aaf das von 
Meursius heraasgegebene Werk ^) ; and wenn in dem vorhin an- 
geführten Titel der Catene des Prokopias auch Eusebias nnter 
den Originalschriftstellern genannt wird, ans welchem der Samm- 
ler geschöpft haben soll, so ist dieser Name gerade der einzige 
nnter den im Titel genannten, auf welchen in der ganzen weit- 
läufigen Catene auch nicht ein Scholion zurückgeführt wird. Es 
muß da eine fehlerhafte Tradition vorliegen, welche aber schwer- 
lich daraus entstanden ist, daß der vielbenutzte Gommentar des 
Philo von Garpasia oder von Carpathus ^) zum Hohenliede einem 
Presbyter Eustathius und einem Diakonus Eusebius gewidmet 
war. Das von Meursius edirte Werk ist nicht nur nicht von Eu- 
sebius verfaßt, sondern enthält auch schwerlich etwas von ihm. 
Es ist eine Catene, in welcher 37mal Philo Carp., 5mal Atba- 
nasius, einmal Didymus (p. 19), einmal Gregor von Nyssa (p. 14)*), 
einmal Isidor von Pelusium (p. 26 in einem mit Philo ttber- 
schriebenen Scholion) und einmal Theophilus (p. 37) citirt wer- 
den. Außerdem wird manchmal mit äXlcag neben eine erste 
Auslegung eine zweite anderer Herkunft gestellt (p. 12. 13. 25. 
26. 33. 38). Aber auch die jeder Angabe über ihre Herkunft 
ermangelnden Auslegungen sind nicht das Werk des Compilators, 
sondern Excerpte aus älteren Commentaren, besonders aus den 
15 Homilien des Gregor von Nyssa über das Hohelied. Gleich 
das erste Scholion in der nach Eusebius genannten Catene — 
ich bezeichne sie durch Eus. — p* 12, welches angeblich zur 
Ueberschrift, in der That aber zu Cant. 1, 2a gehört, ist ein 
theilweise wörtlicher, theilweise frei gestalteter Auszug aus Greg, 
p. 483 D — 484 A. Die kurze Bemerkung zu Cant. 1 , 2 b bei 
Eus. p. 13 ist ein sehr gedrängter Auszug aus der breiteren Aus- 
führung bei Greg. p. 485 A. B ; man könnte glauben , es liege 
nur eine gleichartige Auslegung vor, wenn nicht die Attribute, 



1) Cf. Harles zu Fabric. bibl. gr. VII, 398. 

2) Ersteres, auch Garpasium genannt, auf Cypem, letzteres die Insel 
zwischen Kreta und Rhodus. Cf. in Bezug auf diesen Zwiespalt der Tra- 
dition die Vorrede des Giacomellus zu Philo, abgedruckt bei Gallandi 
IX, 713 sqq.; in Bezug auf die Oertlichkeiten Forbiger, Alte Geogr. 
2. Aufl. III, 714. 716. 

3) Von demselben außerdem p. 11 eine avvrofios inod^eaig^ ein freies 
Excerpt aus der ersten Homilie des Nysseners über das Hohelied. Greg. 
Nyss. op. ed. Morellus (Paris 1638) tom. I p. 474. 



Busebias nnd Gregor vod Nyssa. 241 

welche Oreg. dem Wein gibt {evvovla re xal ^eg^AOTfig), bei Ens. 
bnchstäblich wiederkehrten. Etwas genauer, aber keineswegs 
bnehstäblich entspricht das einzige namentlich auf Greg, zarttck- 
gefilhrte Scholion zu Cant. 1; 3 a bei Ens. dem gedruckten Text 
des Greg. 485 B C. Der Anfang desselben ^ wo unter anderem 
Christus avzocroifla genannt wird; scheint nach der Gatene des 
Procopius vielmehr dem Origenes anzugehören ^) und hat jeden- 
falls bei Gregor kein Aequivalent. Dagegen ist das nächst- 
folgende längere, aber anonyme Scholion in Eus. 14 zu Gant. 
1, 3 fin. und 4 in. in seinem Anfang wörtlich aus Greg. 486 G 
{zig yccQ ToiovTov xdXXovg ktX.) abgeschrieben und in seinem 
Fortgang ein sachlich treues Excerpt aus der weiter folgenden 
Ausführung bei Greg. Ein solches Excerpt aus Greg. 487 G D 
ist auch das gleich folgende Scholion zu Gant. 1,4 b Eus. 14; 
daß wirklich Greg, die Quelle ist; bestätigt die Gatene des Pro- 
copius p. 262, wo dieselben Sätze ausdrücklich dem Greg, zu- 
geschrieben werden. So geht es fort durch den ganzen Eus. 
Der weitaus größte Theil der anonymen Erklärungen, und das 
ist zugleich der größte Theil des ganzen Werks, stammt aus 
Greg. Gf. Eus. 15 zu Gant. 1, 5 mit Greg. 491 A (/i*jj &aviAa(ri}Te 
xtX.)'^ Eus. 15 zu Cant. 1, 6 a mit Greg. 493; Eus. 15 zu Cant. 
1, 6b mit Greg. 496; Eus. 16 zu Cant. 1, 7 mit Greg. 498 sq.; 
Eus. 17 zu Cant. 1, 8 mit Greg. 499 C {ä(rq)aXi(TTat6tf ecrrt 
g>vXaxTfiQiop xtX.) ; Eus. 18 zu Cant. 1, 9 mit Greg. 505 C sqq. ; 
Eus. 22 zu Cant. 1, 17 mit Greg. 523 sq. (wörtlich erst 524 C: 
TOVT^ ovy olfiat diä vdoy keyoiiivdav rniäq naidevec&ai xrA.); 
Eus. 22 zu Cant. 2, 1 mit Greg. 525; Eus. 23 zu Cant. 2, 3 mit 
Greg. 526 C (ßQViAov opofial^ei crvv^&oag ^ äyla ^Qa^ij vop 
vXfidti täp äv&Qcincop ßlov xril.); Eus. 25 zu Cant. 2, 5 b mit 
Greg. 532 B C ; Eus. 25 zu Cant. 2, 6 mit Greg. 532 D (^ xoipvv 
7¥Qo oXfyov xtX.) ; Eus. 26 durch älXwg eingeleitet zu Gant. 2, 7 
mit Greg. 533 D u. s. w. 

Eine genauere Yergleichung schon der bisher angeführten 
Beispiele zeigt, daß dieser Eus. in der willkürlichsten Weise mit 
seinen Vorlagen umgegangen ist. Daß die aus Greg, wörtlich 
oder inhaltlich entlehnten Erklärungen mit einer einzigen Aus- 



1) p. 259. Es 18t eines der wenigen namenlosen Schollen, welche in 
dem größeren ersten Theil des Prokopius sich finden. Es geht aber 
voran ein Scholion des Origenes. 

Zahn, Forschungen. II. j^Q 



342 Basebius nnd Philo y. Carpasia. 

nähme anoDym sind, ist schwerlich überall der Nachlässigkeit 
späterer Abschreiber zazaschreibeD, welche allerdings an diesem 
Text sich arg versündigt haben; denn es wäre nnbegreiflich, 
warum sie gerade den berühmten Namen des Gregor von Nyssa 
beinah gänzlich getilgt nnd viel weniger berühmte ziemlich 
häufig sollten stehen gelassen haben. Der Grund wird vielmehr 
darin liegen, daß der Gompilator, welcher Gregor's Homilien vor 
allen anderen Commentaren zu Grunde legte'), es ausreichend 
fand, bei dem ersten Citat in der Einleitung p. 11 und bei dem 
ersten Scholion p. 14 die Quelle zu nennen, statt einige 100 
Male den Namen Gregor zu wiederholen. Um so freier konnte 
er sich dann in der Aneignung bewegen. Viel häufiger hat er 
den Philo von Carpasia citirt; aber noch viel weniger genau sind 
die Citate aus diesem. Gf. Eus. 13 mit Philo (bei Gallandi IX) 
p. 724; nochmals Eus. 13 = Philo 725 AB; Eus. 16 = Philo 
729 A; Eus. 17 = Philo 729 D; Eus. 19 = Philo 731 B C; 
Eus. 20 = Philo 731 D — 732 A; Eus. 21 = Philo 733 A; 
Eus. 22 = Philo 733 B; nochmals Eus. 22 == Philo 733 D; 
Eus. 23 = Philo 734; Eus. 25 = Philo 735 A B; Eus. 26 = 
Philo 735 B C; Eus. 27 = Philo 735 C D; Eus. 32 (zwei Scho- 
lien) = Philo 740 A — C etc. Ein einigermaßen wörtlich über- 
einstimmendes längeres Citat habe ich nicht gefunden. Es zeigt 
sich meist nur Gleichheit der Auffassung ; die Form der philoniani- 
sehen Citate ist durchweg das Werk des Eus. oder eines älteren 
Compilators, welchem Eus. gefolgt ist. Aber auch inhaltlich 
sind die unter dem Namen Philo dargebotenen nnd die vorhin 
ihrem Anfang oder wesentlichen Bestand nach auf Gregor zu- 
rückgeführten Scbolien nichts weniger als zuverlässig. Nach 
einem anonymen Scholion zu Cant. 6, 8. 9 Eus. 71 , welches aus 
Greg. 706 A stammt, folgt eine ununterbrochen bis zum Schluß 
des Buchs p. 74 fortlaufende Erörterung derselben Stelle mit der 
üeberschrift OlXmvoq. Kein Wort davon gehört aber dem Philo; 
Alles bis zu Eus. 74 Z. 2 navxa iv natriv ist vielmehr ziemlich 
genau aus Greg. 706 A — 711 B ausgeschrieben. Nur die zur 
Schlußdoxologie überleitenden Worte Gregorys sammt dieser selbst 
sind nicht aufgenommen; und dagegen ohne jede UnterbrechuDg 



1) Es mag ein Zufall sein, daß er ebenso wie Gregor dieAuslegang 
nicht über Gant. 6, 9 hinausführt. Wahrscheinlich ist die Gatene des 
£ns. nicht vollständig erhalten. 



UnordnuDg in der Catene des Eas. 243 

eine mit dem Vorigen gar nicht zusammenhängende neue Er- 
klärong der 60 Königinnen und 80 Kebsweiber angeschlossen, 
welche einigermaßen an die Auslegung Philo's p. 755 C anklingt, 
ohne doch auch nur sachlich mit ihr identisch zu sein ^). Sieben- 
mal noch wird Philo Eus. 28. 29. 57. 58 citirt, ohne daß man 
bei Philo 737 und 750 die Grundlage nachweisen konnte. An- 
drerseits gibt Eus. 29 anonym, was ziemlich genau bei Philo 
737 D sich findet. Ungenauigkeiten dieser Art sind theilweise 
dadurch entstanden, daß Meursius oder dessen Handschrift nicht 
richtig abgetheilt hat. Eus. 16 wird mit OlXtovoq ein Absatz 
überschrieben, dessen erster Satz nur bei Philo 729 A seines- 
gleichen hat. Mit den Textworten aus Cant. 1 , 6 i&epro fie 
g>vXaxi(T<Tav hätte eine neue Zeile begonnen werden müssen. 
So kann man aus der Wiederholung bereits mit Erklärung vor- 
gelegter Textbestandtheile erkennen, daß die hierauf folgende 
Erklärung nicht mehr dem zuletzt genannten oder auch nur ge- 
meinten Autor angehört. So z. B. Eus. 22 soll dem dort ge- 
nannten Philo nur die erste, nicht mehr die zweite und dritte 
Erklärung von (patpcifiaTa angehören. Die Vergleichung von 
Philo 733 B bestätigt dies vollkommen. Eus. 54 Z. 1 — 55 Z. 2 
gibt ein Excerpt aus Greg. 632 A — 634 B , wie gewöhnlich 
ohne den Namen dieses Autors zu nennen. Hieran schließt sich 
aber Eus. 55 Z. 2 — 7 eine Seihe kleinerer Scholien gleichfalls 
ohneNamgn, und ohne daß im Druck ein Absatz gemacht wird, 
welche sämmtlich aus Philo 749 B G entnommen sind. Daß sie 
dem Gregor nicht mehr angehören sollen, erkennt man auch 
hier daran, daß einzelne Bestandtheile des vorher schon voll- 
ständiger mitgetheilten Schrifttextes vor den einzelnen Scholien 
wiederholt sind. So wird Eus. 56 zu Cant. 5, 4 zuerst eine 
Auslegung gegeben, deren Anfang ich nicht auf eine Quelle 
zurückfuhren kann. Von Z. 5 — 23 ist sie ein theilweise wört- 
liebes Excerpt aus Greg. 637 D — 640 B. Darauf aber wird 
ohne Abtheilung ein Stück des Textes wiederholt {x^Tqa and 
Tfjg dnfjg), um ein Scholion anzuhängen, welches aus Philo 749 E 
genommen ist. Wo es sich, wie in diesen Fällen um Philo 
handelt, wird die Abwesenheit seines Namens nicht dem Re- 



1) Vgl. auch das dem Nilas Zageschriebene in der Catene des Pro- 
kopins p. 399 und das dort folgende Citat aas Philo, welches sich mit 
Eus. 74 viel näher berührt, als mit Philo selbst. 

16* 



244 Unordnung in der Catene des Eus. 

dactor der Catene^ sondern späteren Abschreibern zar Last fallen ; 
denn den Philo bat Eas. in der Begel namentlich citirt. Aber 
anch in diesen Fällen hilft der angegebene Kanon, daß erneute 
Vorftthrung biblischer Textbestandtheile den Uebergang zu einem 
anderen Exegeten anzeigt, vielfach zur negativen und, wo uns 
die Quellen des Eus. vorliegen, auch zur positiven Kritik dieser 
Catene. Nicht selten fehlt aber auch jedes äußere Anzeichen 
des Uebergangs zu einer anderen Quelle. Eus. 23 wird zu Cant. 
2, 3 ohne Autornamen anfangs eine Abschrift, im weiteren Ver- 
lauf ein freies Excerpt aus Greg. 526 C — 527 A gegeben. Aber 
die Worte o itPii cci(Aa xal al^ka xal nvevika, welche an die 
Auslegung Gregorys angehängt sind, finden sich bei diesem nicht. 
Sie mögen eine Znthat des Gompilators sein. Was weiterhin 
nach zweitmaliger Anflihrung eines Textbestandtheils folgt {pv%(ü^ 
ädeX^idog [aov xtI.), stammt aus Philo 734 B. Es hätte also 
mindestens ein neues Alinea hiermit beginnen sollen. Das ano- 
nyme Scholion zu Gant. 2, 17 b Eus. 31 ist seinem Anfang nach 
(idoif %aneiP(a9^(T€%ai) aus Greg. 554 AB ziemlich genau abge- 
schrieben. Ein folgendes durch nichts abgesondertes Stück 
{anoatqexpov — xaxixeip %ov Xoyop) ist inhaltlich aus Philo 739 D 
entlehnt. Aus einer dritten, mir unbekannten Quelle- stammen 
die letzten Worte des Absatzes : xotXwybaztav. ^[jbia(idtwy. dixo- 
%oi»,fiika%(av, — Eus. 25 folgt hinter OiXcopog zunächst ein Stück 
von Cant. 2, 7, während die folgende wirklich aus Philo 735 A B 
der Sache nach entnommene Deutung der linken und der rech- 
ten Hand auf Cant. 2, 6 sich bezieht. Es folgt eine zweite ganz 
verschiedene Deutung desselben Textbestandtheils, darauf erst 
ein neuer Absatz mit der Ueberschrift äXXoag. Nach den so eben 
gegebenen Nacbweisungen wäre man an sich schon berechtigt, 
die zweite Auslegung von ,,links" und „rechts^ einem anderen 
Autor zuzuschreiben, als dem Philo. Sie steht in der That nicht 
bei Philo. Dagegen sieht man aus der Catene des Prokopius 
p. 393, daß sie dem Cyrill von Alexandrien angehört; ebenso 
aber auch das, was Eus. 25 nach äXXcag gibt. Es ist also das 
äXXcog eine Zeile zu tief gerathen. Es gehört vor die Worte 
evcovviAog o pofiog, de^iä de to evayyiXiop, Aus Ekis. 26 soll 
man ja nicht schließen, daß Philo von Carpasia den Isidor von 
Pelusium citirt habe, was schon chronologisch kaum möglich 
wäre. Der Compilator hat nur einmal gegen seine Gewohnheit 
den Namen eines älteren Schriftstellers in seine eigene Bede 



Das FragmeDt des Tbeophilas. 245 

verwoben, anstatt ihn ttber ein mehr oder weniger nngenanes 
Citat zu setzen. Es galt ein sonderbares Misverständnis des 
hebraisirenden iap in der Schwnrformel Cant. 2, 7; als ob das 
der Infinitiv i^v wäre. Diese Auffassung des Isidor sollte 
nicht angeeignet; aber doch der Merkwürdigkeit wegen erwähnt 
werden. 

Nach alledem ist unser Ens. eine ungewöhnlich verworrene, 
in Bezug auf die Autornamen und den Wortlaut sehr unzuver- 
lässige Gatene, welche nach den darin angeführten Schriftstellern 
frühstens nach der Mitte des 5. Jahrhunderts entstanden sein 
kann. In Bezug auf das Theophilusfragment ist nach den an- 
geführten Beispielen sogut wie gewiß, daß nur die erste Deu- 
tung von Gant. 3, 9 d. h. die erste Deutung des Tragbetts, wel- 
ches sich der König Salomo aus Holz vom Libanon verfertigte, 
dem Theophilus angehören soll. Die Wiederholung der Text- 
worte ^ogeioy inolfiaev zeigt an, daß hiermit eine zweite Aus- 
legung aus anderer Quelle beginnt. Eine dritte Deutung wie- 
derum aus andrer Quelle ist in zwei zusammengehörigen Sätzen 
theils an (poqeiov, theils an äno ^idtop Aißavov angehängt. 
Diese dritte Deutung ist diejenige des Gregor von Nyssa p. 572 C 
— 573 G. Ein ausführlicheres Excerpt aus dieser Stelle Gregorys 
geht bei Eus. 35 sq. dem Gitat aus Theophilus allerdings schon 
voran, während in der Gatene des Prokopius (p. 329) ein noch 
ausführlicheres Excerpt aus derselben Stelle dem Citat aus Theo- 
philus folgt. Die Herkunft der dritten bei Eus. 37 unter dem 
Namen Theophilus mitbefaßten Deutung aus Gregor kann darum 
doch nicht bezweifelt werden. Gregor schreibt p. 572 G: oxi, 
fjkiy ovv TOP &eov iv kavtta g^igcav tpoqetoy iffvi tov iv avt^ 
xaTOixovvTog xal xad'edovfAivov , d^Xov xtX> und p. 573 B C: 
To OQog b Alßavog iv noXXolq %rig ayiag ygcc^ffg eig epösi^iv 
r^g dpTiX€i[Aiyfig dvvd^sag /jbPfKAOveverai . . . ovxovv ^iislg noxe 
%ov Aißäpov %ä ^vka. Die Vergleichnng des Wortlauts mit der 
dritten Deutung in dem oben S. 239 mitgetheilten Fragment wird 
beweisen, daß dort diese Stellen Gregorys excerpirt sind. Die 
Herkunft der ziemlich unklaren zweiten Deutung des Tragbettes 
bei Eus. kann ich noch nicht nachweisen. Sie gründet sich auf 
die Annahme, daß die Worte dyuni^y äno dvyaxiqwv ^leqovtra- 
liifi in Gant. 3, 10 eine zu allem Vorangehenden und insbesondre 
zu (poqsToy gehörige Apposition seien. Der Ausleger bemerkt 
daher, das Prädicat inol^aev sei ein allgemeines, gehöre nicht 



246 ^&> Fragment des Tbeophilns. 

nnr za fpoqeTop, sondern aach zu den folgenden einzelnen Be- 
standtbeilen des Tragbetts nnd somit aach za der abschließen- 
den Apposition dyanfiif xtX., so daß also gesagt sei: die Liebe 
der Töchter Jerasalems, der Glieder der christlichen Gemeinde, 
sei das ganze (SXop nach Grabe) Tragbett, in welchem der König 
d. i. Christas raht. Es maß einleachten, daß diese Deatang zwar 
mit der dritten, derjenigen Gregorys einige Berührang hat; denn 
es ist nicht wesentlich verschieden, ob man die gotterfüllten 
Seelen oder die Liebe der Gemeindeglieder als das Bahebett 
Christi vorstellt; daß aber schlechthin keine Verbindang zwischen 
diesen beiden Deutangen nnd der ersten , anmittelbar auf den 
Namen Theophilas folgenden Deatang besteht. Nach dieser ist 
das Tragbett, welches sich Christas bereitet hat, sein mensch- 
licher Leib, nnd anter der wie selbstverständlich voraasgesetzten 
Annahme, daß die Libanonsbäame die Heiden bezeichnen, wird 
nnn darch die Erinnerang an die Rath, die heidnische Ahnfraa 
Christi, gezeigt, inwiefern man von Christas anbeschadet seiner 
Herkanft aas dem Stamme Jada sagen könne, er habe sich seine 
menschliche Natar aas heidnischem Material bereitet. Also aach 
aas dem Inhalt der in Eas. zasammengestellten drei Dentangen 
ergibt sich, daß nar die erste einen Ansprach aaf den Namen 
Theophilas machen kann, da die beiden anderen anderer Her- 
kanft sind. Dazn kommt endlich das Zeagnis der Catene des 
Procopias (oben S. 239), welches das Scholion des Theophilas 
nicht über to cäfia %6 xvqiaxop hinausfuhrt. Allerdings ist hier 
das Scholion aach za Anfang und in der Mitte verkürzt. Schon 
das Genas von i^ ov nach dem weiblichen Namen 'Pot;^ ^ 
MtaaßiTig zeigt, daß dort die bei Eus. erhaltenen Worte avtii 
yaq tixoxe %by ^Icaß^d aasgefallen sind. Ferner hat der bei 
Proc. fehlende, bei Eus. zu Anfang stehende Satz schon darum 
den begründetsten Ansprach auf den Namen Theophilus, weil er 
der erste, unmittelbar hinter Qeotpllov stehende Satz ist. Femer 
beruht er durchaus auf der in beiden Catenen dem Theophilus 
zugeschriebenen Auslegung des Textes. Endlich kann der bloße 
Defect eines Stücks in einer Blütenlese nichts gegen das posi- 
tive Zeugnis der anderen beweisen. Was demnach als über- 
lieferter Text des Fragments zu gelten hat, ist Folgendes: 

QeotplXov. !2^$ i&vC&p %6 xatä cdqxa S xvqiog^ <T(oC,o^ivov 
xtti Tov i^ ^lovda. vlg oip icti xo ^) l^vXop %ov Aißdvov ; ^Pov&, 

1) Soweit nur nach Eus«, von da an auch Free. 



Die Qaellen des Procopius. 247 

^ MoaaßiTig* avTti yccg rizoxe toj/ ^loaßrjd, «J oi^Ieoaal. (poqetov 
%olvvp itni ro crdofia to xvQiaxov ^). 

Ftlr den Urheber dieser Sätze einen Theopbilas zu halten^ 
ist man am so mehr veranlaßt, als dieser Name in den beiden 
Gatenen, welche das Fragment enthalten, sonst nicht vorkommt, 
also weder den Redactoren, noch ihren Abschreibern leicht irr- 
thümlicher Weise in die Feder kam. Ferner ist die Catene des 
Procopius keine solche Sudelarbeit wie diejenige unter dem 
Namen Ensebius wenigstens in ihrer vorliegenden Gestalt. Im 
Unterschied von dieser werden bei Procopius die benutzten Au- 
toren regelmäßig genannt: Gregor von Nyssa 89mal, NilusGlmal, 
Origenes 63mal 2), Cyrill von AI. 47mal «), Philo Carp. 42mal *), 
Apolinarius IGmal, Procopius selbst ömal. Zweimal p. 307 und 
421 wird mit ailcog eine zweite Erklärung angefügt. Erst im 
letzten Theil, nämlich von der Stelle an, wo der auch hier 
hauptsächlich ausgebeutete Gregor aufhört, finden sich häufiger 
namenlose Scholien^). Von den im Titel genannten Autoren 
wird Eusebius, wie schon bemerkt, niemals, je einmal aber Di- 
dymus p. 271, Isidorus p. 400, Theodoret p. 264, Theophilus 
p. 329 citirt. Es fehlt im Titel nur der in der Catene selbst so 
oft citirte Nilus. Die Gitate sind wenigstens theilweise sehr 
wortgetreu. Cf. z. B. von den gregorianischen Scholien Proc. 
p. 263 mit Greg. p. 488 A; Proc. p. 322 sq. mit Greg. p. 562 A — 



1) So Proc, acSfia /zov nach Meursius, nur acS/jia Grabe.^ Wie un- 
zulässig Letzteres sei, zeigte Grabe selbst durch seine Uebersetzung 
corpus eiu8. Vielleicht stand in der Quelle wirklich avrov , was sich 
dann auf 6 xvQwg zurückbezpg. Ein Excerptor verdeutlichte es durch 
ro xvQiaxov, ein andrer schrieb fälschlich fxov, als ob Salomo =: Christus 
der Redende wäre. Zu vergl. ist, was bei Proc. p. 328 unter dem Na- 
men „Nilus" zu Cant. 3, 7 bemerkt ist: xUvrjv efgrjxe to xvQtaxov awfjia^ 

2) Einmal wird p. 260 daneben Procopius, p. 301 daneben Philo als 
Autor genannt. 

3) Einmal p. 363 daneben Philo. 

4) Eingerechnet die in Anm. 2 und 3 erwähnten Fälle. Ebenso bei 
Procopius. 

6) p. 402. 406. 413. 416. 418. 419. 420. 421. 422. 424. 425. 428. 
Das namenlose Scholion p. 258 stammt aus Gregor, p. 483 D. — Man 
darf nach den angeführten Zahlen nicht das Maß der Benutzung der ver- 
schiedenen Autoren bemessen. Die Citate aus Gregor und Nilus sind 
meist sehr umfangreich, diejenigen ans Origenes kürzer, diejenigen aus 
den übrigen meist sehr kurz. 



248 Abhängigkeit des Proc. yod Eus. 

563 D. Aber er hat sich auch starke Kürzungen erlaubt. Cf. 
z. B. Proc. p. 271 sq. mit Greg. 511 B sqq. Auffälliger ist, daß 
er zuweilen unter dem Nameii rgfi/oglov kurze Sätze bietet, 
welche bei Gregor nur dem Inhalt nach in viel weitläufigerer 
Darstellung wiederzufinden sind, und daß sich Proc. an solchen 
Stellen vielfach wörtlich mit Eus. berührt. Cf. Proc. 262 {al [ih 
kvi vfinidlovcai) mit Eus. 14 und Greg. 487 C D; oder Proc. 265 
{vlovg [AfiTQog Tovg voijzovg elnev ixO'Qovg xrA.) mit Eus. 15 und 
Greg 496; oder Proc. 295 (von oti iäv al [Aa&rjT€v6[A€ifai xpvxal 
an) mit Eus. 26 und Greg. 534 — 536. Eine noch auffSlligere 
Uebereinstimmung zeigt sich zwischen den durchweg ungenauen 
Citaten aus Philo bei Eus. und denjenigen bei Proc. Ich muß 
es dem Leser überlassen, die Richtigkeit dieser Behauptung an 
folgenden Stellen zu prüfen: Eus. 13 (erstes Citat aas Philo) == 
Proc. 259 = Philo 724 ; Eus. 18 = Proc. 268 = Philo 729 E. 
730 AB; Eus. 19 = Proc. 272 = Philo 731 BC; Eus. 21 = 
Proc. 279 = Philo 733 A C ; Eus. 39 = Proc. 332 = Philo 
744 A B; Eus. 60 = Proc. 375 = Philo 751 C. Auch Eus. 47 
(^ liiXi To evayyiXiop, yaXa de o vofAog) = Proc. 352 (wo nur 
^ und ÖS fehlen) ist mit Philo 747 D zu vergleichen, wo es 
heißt: (lili tö X'^gv/fia tijg (Acrapolag ^ yaXa ^ xari^;ff/ov^ tov 
pofAov. Nur fehlt bei Eus. gegen dessen Regel, also wahrschein- 
lich zufälliger Weise der Name Philo. Zwei oder drei solcher 
Beispiele übereinstimmender Abweichung vom Original würden 
schon beweisen, daß ein Zusammenhang zwischen beiden Cate- 
nen besteht. Das wird ferner dadurch bestätigt, daß beide Ca- 
tenen je ein Citat aus Didymus (Eus. 19; Proc. 271) und aus 
Theophilus (Eus. 37; Proc. 329) haben, und zwar beide beide- 
male dasselbe. Das Citat aus Didymus hat allerdings einen 
merklich verschiedenen Wortlaut. Aber die Hauptverschieden- 
heit, welche darin besteht, daß Eus. den Satz hinzufügt: TQcixfi' 
Xog ÖS voettai to vnoxaxxixop trig ipvx^g» erklärt sich sofort, 
wenn man Proc. 271 auf das Citat aus Didymus unter dem Na- 
men KvqIXXov folgen sieht: Xiyei tqaxflXov %6 vnoTaxTixdp Tijg 
xpvx^g- Es kann sich demnach nur fragen, ob Eus. aus Proc, 
oder Proc. aus Eus., oder beide aus einer gleichfalls schon 
catenenartigen Sammlung geschöpft haben. Ersteres ist unmög- 
lich; denn woher sollte Eus. z. B. die vollständigere Form des 
Theophilusfragments haben? Unter Voraussetzung seiner Ab- 
hängigkeit von Proc. müßte er durch dessen Vorgang veranlaßt 



Abhängigkeit des Proc. von Eas. 249 

BeiO; dieses einzige Stttck aas Theophilns anfzanehmen ; daß er 
es aber ans Theophilns selbst vervollständigt hätte, wäre des- 
halb sehr nnwahrscheinlich , da er sonst nirgendwo Kenntnis 
einer Schrift eines Theophilns verräth. Aehnlich liegt die Sache 
mit den Gitaten aas Philo. Hätte Eas. einen großen Theil der- 
selben aas Proc. entlehnt, and wäre die gleichmäßige Abweichnng 
der den beiden Gatenen gemeinsamen philonischen Citate von 
Philo selbst anf diesem Wege entstanden, so wäre die beträcht- 
liche Zahl philonischer Gitate bei Eas., welche bei Proc. fehlen, 
nicht wohl za erklären. Ich bemerkte folgende: Eas. 13 fin. = 
Philo 725 A B ; Eas. 16 (vlol iiritQog — iiaxatqav) = Philo 729 A ; 
Eas. 17 = Philo 729 D; Eas. 20' = Philo 731 D — 732 A; 
Eas. 22 = Philo 733 B; Eas. 23 = Philo 734 G; Eas. 25 (evd- 
vvfjbog naqdv ßlog — navqog ybov) = Philo 735 A B ; Eas. 27 
= Philo 735 G D. Eas. 27 (letztes Scholion) n. 28 (erstes Seh.) 
gibt in zwei Absätzen ohne Namen, was wesentlich bei Philo 
736 B G za finden ist Gf. ferner Eas. 32 (2 Scholien) = Philo 
740 A B G ; Eas. 44 = Philo 746 B G. Nun wäre es ja an sich 
nicht sonderbar, daß Eas. außer den philonischen Excerpten, 
welche ihm Proc. darbot, anch den Philo selbst za Bath gezogen 
and aasgebeutet hätte. Aber in diesem Falle sollte man einen 
Unterschied wahrnehmen zwischen den anmittelbar aas der Qaelle 
geschöpften and den aas der sehr freien Verarbeitung bei Proc. 
entlehnten Gitaten. Nan aber tragen auch die nnr bei Eas., 
nicht aber bei Prpc. erhaltenen philonischen Gitate ganz das 
gleiche Gepräge willkürlicher Umgestaltung wie die übrigen, 
das gleiche Gepräge, welches Eas. auch den Gitaten aus Gregor 
gegeben hat. Dagegen kann man bei Proc., wie schon bemerkt 
wurde, einen Unterschied bemerken zwischen denjenigen meist 
längeren Gitaten aus Gregor, welche ihm eigenthttmlich sind, 
nnd den meist kürzeren, welche er mit Eas. gemein hat. Also 
bat Proc. aus Eus. geschöpft, d. h. außer den Originalquellen, 
die ihm zu Gebote standen (Origenes, Gregor, Gyrill, Apolina- 
rius, Nilus), benutzte er die Gatene des Eas. Dieselbe wird auch 
damals schon den Namen Eusebins getragen haben ; denn so er- 
klärt sich's am natürlichsten, daß Proc. im Titel auch den Eu- 
sebius als einen der von ihm benutzten Autoren nennt, ohne 
doch eine einzige Erklärung namentlich auf diesen zurückführen 
zu können. Der Name Eusebins stand eben nur auf dem Titel 
dieser seiner Vorlage, während er innerhalb derselben keinen 



250 Abhängigkeit des Proc. von Eus. 

sicheren Anhalt dafttr fand, irgend etwas Einzelnes auf Ensebias 
zarückznftthren. Aus dieser älteren Gatene nahm er das Gitat 
aus TbeophiJas in einer vorne abgekürzten Form auf. Die in 
unserem Druck des Eus. daran angehängten Zutbaten werden 
damals noch äußerlich als abgesonderte Scholien erkennbar ge- 
wesen sein. Ebenso wird die Zuthat zu ^dem einzigen Gitat aus 
Didymus, welche im gedruckten Eus. damit zusammengerathen 
ist, noch durch ein äXktog oder darch KvqlXXov von den Worten 
des Didymus getrennt gewesen seiu^ so daß Proc. sie getrennt 
reproduciren konnte (s. oben S. 248). Alles Pbilonische ferner 
hat Free, wenn ich recht sehe, aus Eus. Diese Behauptung er- 
scheint vielleicht paradox, wenn man bedenkt, daß in Eus. Philo 
37mal, in Proc. (nach cod. Vatic.) 42mal namentlich angeführt 
wird. Aber es kommen von letzterer Zahl sofort die 16 Fälle 
in Abzug, welche sich auf die letzten Stücke des Hohenliedes 
von c. 6^ 10 an bezieben, deren Auslegung im gedruckten Eus. 
nicht mehr erhalten ist. Da es viel wahrscheinlicher ist, daß 
dieser Defect auf einem äußeren Zufall der Ueberlieferung dieser 
Gatene beruht, als daß der Redactor einer Gatene zum Hohen- 
lied bei c. 6, 9 seine Arbeit abgebrochen habe, so steht im 
voraus der Annahme nichts entgegen, daß alle philonischen Ci- 
tate von Proc. 403 an ebenso wie die früheren aus der dem 
Proc. noch in ihrer ursprünglichen Vollständigkeit vorliegenden 
Gatene des Eus. geschöpft sind. Sie zeigen den gleichen Gha- 
rakter willkürlichster Umgestaltung, welcher (^st allen Elementen 
der eusebianiscben Gatene, aber nur einigen der procopianischen 
eigen ist. Von diesen 16 philonischen Scholien bei Proc, in 
Bezug auf welche keine Vergleichung mit Eus. möglich ist, ist 
gänzlich auszuschließen das in Proc. 407 sq., dem bei Philo gar 
nichts entspricht, und welches nach dem cod. Bruxell. (Migne 
1728 D) vielmehr dem Nilus zugehört. Unberechtigt ist der Name 
Philo auch Proc. 405 (im dritten Gitat) und 409, obwohl der 
cod. Brux. (Migne 1728 A; 1729 D) an beiden Stellen den glei- 
chen Fehler zeigt. Kaum wiederzuerkennen ist Philo Proc. 412 
= Philo 760 B; Proc. 428 sq. = Philo 768 D — 769 B. Auch 
an den übrigen 11 Stellen ist von wörtlicher Uebereinstimmung 
niemals die Rede. Nur die Sache und den einen oder anderen 
Ausdruck findet man bei Philo wieder. Gf. Proc. 403 mit Philo 
755 E. 756 A; Proc. 405 (erstes und zweites Gitat) mit Philo 756 
B— E} PrQC,410 (erstes Gitat) = Philo 758 A ; Proc. 310 (zweites 



Abhängigkeit des Proc. von Eos. 251 

Citat) = Philo 758 C; Proc. 411 = Philo 759 BC; Proc. 413 
= Philo 760 C D; Proc. 314 = Philo 761 C D; Proc. 417 = 
Philo 763 B; Proc. 418 = Philo 763 D. 764 A; Proc. 419 = 
Philo 765 B ; Proc. 423 = Philo 766 D E. 

Aber auch in denjenigen Theilen, wo wir Proc. mit Ens. 
vergleichen können, beruht es überall auf trügerischem Schein, 
wenn Proc. eine über Eus. hinausgehende Kenntnis des Philo 
zu besitzen scheint. Proc. 364 sq. bringt anter OlXcovog einen 
langen Abschnitt, welchem bei Philo selbst gar nichts entspricht. 
Der cod. Braxell. (Migne col. 1676) schreibt ihn dem Gregor 
za , and zwar mit Recht. Es ist ein Excerpt aas Greg. 632 A — 
634 B ^). — Proc. 283 gibt ein philonisches Scholion in größerem 
Umfang, als Eas. 22. Es scheint also letzterer nicht die Quelle 
des Proc. in Bezug auf die Pbiloniana sein zu können. Aber 
die Vergleichung mit Philo 733 sq. zeigt, daß das Plus bei Proc* 
gar nicht philonischen Ursprungs ist. Der angeblich philonische 
Satz ^) findet sich aber auch bei Eus. 23 unmittelbar hinter dem 
wirklich philonischen Excerpt, hier aber durch ein äXliag von 
demselben getrennt. Dieses äXXcag hat Proc. übersehen oder in 
seinem Exemplar des Eus. nicht vorgefunden. Dieser Fall ent- 
hält demnach einen neuen Beweis fQr die Abhängigkeit des Proc. 
von Ens. Um einen Gegenbeweis wird man sich vergeblich be- 
mühen ^). Auch die dritte der oben S. 248 genannten Möglich- 
keiten, daß nämlich nicht Proc. von Eus., sondern beide von 
einem dritten gleichfalls catenenartigen Werke abhängen, ist ab- 



1) lieber das kürzere Excerpt aus derselben Stelle bei Eus. 54 und 
dessen Verbindung mit philonischen Schollen s. oben S. 243. 

2) Proc. 283: Xiyei J' av 6 xvgiog inl y^g yeyovivai xtL Eus. 23: 
tag dno tov vvfjuptov „yiyovd, (frjaiv, inl rijg yrjg xtA**. So nämlich ist 
hier abzutheilen. Auch der cod. Brux. des Proc. (Migne col. 1576) 
schreibt dies fälschlich dem Philo zu und außerdem noch das bei Mai dem 
Gregor zugeschriebene folgende Scholion. 

3) Das Einzige, was mir auffiel, ist Proc. 339 = Philo 745 B = 
Eus. 70. Da stimmt Proc. genauer mit Philo als Ens. Man würde aus 
der bloßen Vergleichung von Proc. und Eus. hier gar nicht auf die gleiche 
Quelle schließen. Erst die Vergleichung von Philo zeigt, daß beide Com- 
pilatoren aus diesem schöpften. Und bei Eus. sind die Worte rjroi ngo- 
ßttTioVt «V dvlßtjaav dno tov Xovtqov ^ tc5v dnoSvaafikvoiv tov naXatov 
avS-Q(onov nicht als philonisch bezeichnet, obwohl sie es zweifellos sind. 
Aber eben dies berechtigt zu der Annahme, daß der gedruckte Text des 
£u8. hier verstümmelt ist. 



252 Abhängigkeit des Proc. von Eus. 

zuweisen. Denn diese Annabme würde den Namen „Ensebins 
von Cäsarea^ im Titel der Gatene des Procopios wieder unver- 
ständlieh machen. Gerade am dieses Namens willen, welcher 
in der Gatene selbst nicht vorkommt, kann der Titel, welcher 
abgesehn von der Aaslassnng des Namens Nilas sehr genau ist, 
und sogar die vier nur je einmal vorkommenden Namen mit- 
aufzählt, nicht von einem späteren Leser und Abschreiber, son- 
dern nur vom Bedactor der Gatene selbst herrühren. Diesem 
muß also eine Auslegung des Hohenliedes unter dem Namen des 
Eusebius vorgelegen haben. War dies aber ein eigentlicher 
Commentar, dessen Inhalt Proc. für eine selbständige Auslegung 
eines gewissen oder des berühmten Eusebius hielt, so wird wie- 
der unbegreiflich, daß Proc. kein einziges Scholion unter diesem 
Namen mittheilt und dagegen je ein Scholion der vier doch nur 
nachträglich angehängten Väter Didymus, Isidorus, Theodoretus 
und Theophilus. Das erklärt sich nur, wenn ihm ein Sammel- 
werk unter dem Namen Eusebius vorlag, in welchem er nichts 
Einzelnes auf Eusebius zurückgeführt fand, wohl aber einige 
Scholien unter den Namen der vier Väter Didymus, Theodoretus, 
Theophilus, Isidorus. Den Titel dieses Werks reproducirte Proc. 
sehr passend durch Eiaeßlov Kaiaaqelag xal hiQcoy dia^oQißv, 
und erklärte den letzteren unbestimmten Ausdruck durch den 
Zusatz ^yovp JidvfAOv, tov aylov ""Itndciqov , QeododQ^TOV xal 
QeoipiXov. Nun hat sich aber herausgestellt, daß Proc. in der 
That mit einer Gatene in auffälligem Maße verwandt ist, welche 
erstens den Namen Eusebius Pamphili im Titel führt, welche 
ferner nichts Einzelnes auf diesen oder einen anderen Eusebius 
zurückführt, welche endlich je einmal den Didymus, den Isido- 
rus und den Theophilus citirt, und zwar, wenn wir vorläufig von 
Theodoretus absehn, in derselben auffälligen Reihenfolge, wie 
sie im Titel des Proc. geordnet sind (Eus. 19 Didymus, 26 Isi- 
dorus, 37 Theophilus). Damit ist bewiesen, daß Proc. im Titel 
seiner Gatene mit dem Namen Eusebius von Gäsarea eben auf 
unsre eusebianische Gatene Bezug genommen hat. Man wird 
getrost auf den Pharisäer warten dürfen, welcher die vorgefahr- 
ten Kameele verschlucken und die beiden Mücken, die Jeder 
sieht, herausfischen wird. Es muß nur wieder erinnert werden, 
daß die eusebianische Gatene uns nicht bis zu Ende vollständig 
überliefert ist, und daß der nach einer einzigen Handschrift aas 
der Privatbibliothek des Meursius gedruckte Text ein sehr ver- 



Exegetische Arbeiten des Procopias. 253 

wahrloster ist. Allerdings hat Proc. nicht das bei Eas. 26 ziem- 
lich versteckte Citat ans Isidor aufgenommen und dagegen p. 400 
ein anderes y welches im gedruckten Eus. nicht steht; and in 
diesem fehlt auch das Citat aus Theodoret (Proc. 264). Aber 
das nicht aus Eus. herzuleitende Scholion des Isidor (Proc. 400) 
bezieht sich auf Cant. 6; 8. 9. Dieser Text ist zwar in Eus. 71 
noch vollständig mitgetheilt; aber nicht mehr die Auslegung. Es 
bricht die gedruckte Catene mit Wiederholung der Textworte 
ffr/cr €(ni Tfj (Ai^TQi p. 74 ab. Es ist also sehr wohl möglich und 
nach Allem ^ was bis dahin erwiesen wurde, mehr als wahr- 
scheinlich, daß auch dies Fragment des Isidor in dem vollstän- 
digen Eus. gestanden hat. Es bleibt nur das Scholion aus 
Theodoret (Proc. 264); welches man in Eus. 14 vergeblich sucht. 
Die nachgewiesene Benutzung der eusebianischen Catene 
durch Proc. nimmt zwar dem Zeugnis des letzteren für das 
Fragment des Theophilus den selbständigen Werth, macht es 
uns aber andrerseits möglich, die Zeit des allein übrigbleibenden 
Zeugen, des „Eusebius^^ näher zu bestimmen. Bührt die Ueber- 
schrift des Proc, wie gezeigt wurde^ vom Redactor dieser Catene 
selbst her; so haben wir daran auch ein urkundliches Zeugnis 
dafür, daß wirklich Procopius von Gaza, der „christliche Sophist^, 
aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts diese Catene verfaßt 
hat. Catenenartig sind alle seine exegetischen Werke ^). In der 
Vorrede zu seinem Commentar über die Genesis resp. den Octa- 
teuch beruft er sich auf ein früher von ihm verfaßtes , sehr um- 
fangreiches, lediglich aus Erklärungen älterer Schriftsteller zu- 
sammengesetztes Werk über den Octateuch. Dessen wesentlichen 
Inhalt will er jetzt unter Beseitigung der Namen und eigenen 
Worte der älteren Exegeten ins Kurze ziehn^). Jenes frühere, 
noch nicht gedruckte Werk war eine förmliche Catene, wie die- 
jenige zum Hohenlied; und wie neben jene von Procop selbst 
eine kürzere und freiere Bearbeitung desselben Stoffs gestellt 
wurde ; so existirt neben seiner ausführlichen Catene über das 
Hohelied eine ähnliche kürzere Bearbeitung^ von welcher A. Mai 
ein großes Bruchstück herausgab (Class. auct. VI; 348). Die 



1) Zusammengestellt bei Migne 87 pars. 1. 2. 3. Gf. über ihn Gave, 
bist lit (1720) p. 327. Fabric. bibl. gr. ed. Hartes VII, 563, etwas über 
den Jesajacommentar bei MontfaucoD, GoUectio nova D, 549. 

2) A. Mai, Glass. auct. VI p. 1. 



254 AnfäDge der Catenentitefataf. 

Catene zeigt weder einen Antomamen noch sonst etwas^ was in 
spätere Zeit wiese ^). Steht somit fest^ daß Procopins von Gaza 
nm 520 diese Catene geschrieben nnd bei deren Anfertigung die 
von Menrsins edirte Catene stark benutzt nnd zwar schon unter 
dem Namen Eusebins vorgefunden hat, so muß diese letztere, 
welche ihrerseits wieder den Gregor von Nyssa, Didymus von 
Alexandrien, Isidorus von Pelusium, Philo von Carpasia, viel- 
leicht auch schon Cyrillus AI. (s. oben S. 250) und Theodoretus 
ausgebeutet hat, um 450—500 verfaßt sein. Das ist die Epoche 
der kirchlichen Literatur, in welcher überhaupt die patristischen 
Blüthenlesen üblich wurden. Während in den arianischen Strei- 
tigkeiten nur erst gelegentlich die alten Auctoritäten angefahrt 
nnd erörtert wurden; wurde es während der monophysitischeo 
Streitigkeiten Sitte, die Zeugnisse der Alten zu sammeln und 
den dogmatischen Tractaten beizufügen. Ich erinnere an Theo- 
doret, Timotheus Aelurus, Gelasius von Rom. In dieselbe Zeit 
fallen auch die Anfänge der exegetischen Catenenliteratur. Die 
eusebianische Catene zum Hohenlied muß eine der ältesten sein^). 
Da ihr der Name Eusebins schon zur Zeit des Proc. anhaftete, 
wird er ursprünglich sein. Wie gewiß es nun ist, daß die Zu- 
sätze HaiifplXov (im Druck des Meursius) und Kaitraqela^ (bei 
Proc.) auf Irrthum beruhen , so gleichgültig ist es auch zu wis- 



1) Ich halte es für überflüssig, alle meine Bemerkungen über die 
Fälle mitzutheilen , wo in dieser Catene kurze Bemerkungen den Namen 
des Procopins selbst tragen. Das erste der beiden Schollen bei Mai 263 
ist nicht vom Procopins, sondern eins jener Excerpte aus Gregor (p. 488 
AB), welche Proc. mit Eus. 14 theilt. Ebenso das unverständlich kurze 
Mai 292, vollständiger bei Eos. 24 = Greg. 531. Ebenso Mai 273 = 
Eus. 20 = Greg. 513 sq. Es bleibt übrig ein Scholion mit der lieber- 
Schrift ^SlQiyivovs xal ÜgoxonCov Mai 260, welches im cod. Brax. (Migne 
1549) nur dem Proc. zugeschrieben ist, und das zweite der Schollen bei 
Mai 268. 

2) Von der Eus. Catene ist auch vielfach diejenige des Diaconus 
Polychronius abhängig, welche Meursius gleich hinter jener p. 75 — 112 
bat drucken lassen. Die Vergleichung ist dadurch erschwert, daß Poly- 
chronias keinen einzigen der „verschiedenen** Ausleger citirt, aus wel- 
chen er compilirt hat. Er stimmt nur mit solchen Stücken von Eus. 
überein, welche dort namenlos sind. Aber die weitere Verfolgung der 
Untersuchung führt zu nichts, da wir nicht wissen, wer dieser Polychro- 
nius ist. Jedenfalls nicht der Bruder des Theodorus von Mopsuestia. 
Cf. Bardenhewer, Polychronius S. 84. 



Commentar des Theoph. zam Hohenlied. 355 

sen, welcher der zahllosen Träger des Namens Ensebias diese 
Catene verfertigt hat. 

Er hat ein Anslegungswerk anter dem Namen Theophilns in 
Händen gehabt; welchem er die originelle Deutung von Cant. 3; 9 
entnahm. Es kann nämlich, nach der Form des Fragments zu 
urtheilen, kaum eine beiläufige Bemerkung aus einem nicht- 
exegetischen Werk sein, sondern wohl nur Fragment eines Com- 
mentars zum Hohenlied. An den Alexandriner ist also nicht zu 
denken, sondern nur an den Antiochener, von welchem zwar 
nicht bezeugt ist, daß er das Hohelied, wohl aber, daß er eine 
andere salomonische Schrift, die Proverbien, commentirt habe. 
Unser Fragment berührt sich aber in auffälliger Weise mit 
Manier und Gedanken des Evangeliencommentars. Es wird ein 
und derselbe Schriftsteller sein, welcher unter dem Tragbett des 
Salomo = Christus den Leib Jesu und unter dem Tragbett der 
durch Jesus geheilten Gichtbrüchigen, sowohl desjenigen in Mc. 2, 11, 
als desjenigen in Jo. 5, 8 deren Leib versteht (T. 11, 2 p. 65, 21; 
IV, 4 p. 81, 28). Auch die kühne Naivität, mit welcher im Scholion 
zu Cant. 3, 9 die keineswegs naheliegende allegorische Deutung 
zweier Textbestandtheile vorgetragen wird, entspricht voUkom- 
men der Art des Evangeliencommentars. Endlich die Neigung, 
überall allegorische Bezeichnungen gerade der Heiden zu finden, 
ist dem T. eigenthümlich. Wie wenig naheliegend die Deutung 
des Libanon auf das Heidenthum den alten Auslegern war^ zeigt 
die Vergleichung. Nilus in der Catene des Proc. p. 331 , Philo 
(Gallandi VII, 743 A), wie es scheint auch Cyrill bei Proc. p. 332 
deuten die ^vXa tov Aißavov auf die Israeliten. Und auch 
Gregor, welcher. sich der Deutung des Tragbetts auf den Leib 
Christi völlig enthält, und durch die Deutung desselben auf die 
Christen und die ganze Kirche^) gar nicht gehindert gewesen 
wäre, diesen Theil der Deutung des T. sich anzueignen, versteht 
doch unter den Libanonhölzern nicht speciell die Heiden, sondern 
überhaupt die Angehörigen der widerstrebenden Macht, Kinder 
des Teufels p. 573 C D. Es könnte sogar sein , daß er p. 571 B 
durch seine nachdrückliche Betonung der Davidiscben Abkunft 
Christi gegen T. polemisiren will. 

Ist nach alle dem das Scholion zu Cant. 3, 9 in der oben 
S. 246 f. festgestellten Abgrenzung das Fragment eines Commen- 



1) Phüo 742 D - 743 A verbindet beide ErklärnngeD. 



256 Theophilas über salom. Schriften. 

tars desselben Tb., welcher den Evangeliencommentar geschrie- 
ben bat; so ist dasselbe ein neuer Beweis daftir, daß der letztere 
von einem Griechen Tb. herrührt, dessen exegetische Arbeiten 
griechische Gelehrte noch des 5. Jahrhunderts in Händen gehabt 
haben. Andrerseits dient es als Eriteriam für Solches, was 
einen Ansprach auf gleiche Herkunft zu haben scheint. Es lag 
nahe zu vermuthen, daß der cod. Vatic. lat. 99, in welchem nach 
alten Angaben Gommentare des Tb. Antiochenus enthalten sein 
sollen^ und welcher an der Spitze Gommentare zu den Sprüchen, 
dem Prediger und dem Hohenlied Salomos enthält (oben S. 15), 
sowohl den von Hier, unter dem Namen Th. gelesenen Gommentar 
zu den Sprüchen, als den durch das griechische Scholion be- 
zeugten Gommentar zum Hohenlied in lateinischer Uebersetzung, 
wenn auch nur auszugsweise enthalte. Aber dem ist nicht so. 
Die Erklärung zu Gant 3, 9 lautet im cod. Vatic. 99 fol. 60: 
Ferculum non solum per hoc, quia in praesenti in lectulo Salo- 
monis quiesco et ad futurum lectulum festino et fortissimos cu- 
stodes habeo, apparet quod Salus sit genübus promissa, sed etiam 
per hoc, quod de nobis fedt ferculum, i. e. quos de loco ad locum 
ferret sui verbi dispensatores ; vel in quibus ipse feratur per 
mundum. Vel ita puctßcus^), ad cuius lecthlutn proposüa ita 
munivit 7ne, et hoc fecit per ferculum, id est per apostolos, per 
quos sicut in cathedra fertur, quos ad nostram salutein misit 
Dies ist also nicht von Th. Ebensowenig findet sich hier der 
dem Hier, bekannte Gommentar des Tb. zu den Proverbien. Der 
Auslegung im Vatic. ist der Prolog des Hier, vorausgeschickt ^). 
Links vom Texte folgt : Parabole Salomonis secundum hebraicam 
veritatem translate ab Eusebio (sie) presbytero petente Chramatio 
(sie) et Eliodoro episcopis .... Notandum, quod vulgata editio 
paräbolas, quae hebraice masloth, paroimias^) id est proverbia 
dicit. 

Man wird keine weiteren Mittheilungen begehren. 



1) Deutung des Namens Salomo als Friedenskönig. 

2) Gf. Yallarsi IX, 1293: lungat epistola quos iungit sacerdotium. 

3) Dies Wort wird mit den Bachstaben partixemias in der Hs. ge- 
meint sein. Gf. übrigens den Prologas galeatus (Vallarsi IX, 458) und die 
Vorrede za den salomonischen Schriften (Vallarsi IX, 1293). Die „vulgata 
editio" im Munde des Hier, und des ihn ausschreibenden Scboliasten ist 
die LXX und die darauf beruhende lateinische Version. Die Uebersetzuog 
paräbolae hat erst Hier, eingeführt. Gf. Sabatier II, 297. 




Die Thiersymbole der Eyangelistexi. 257 

II. Die Thiersymbole der Evangelisten. 

"K^f^ii^YorreAe, welche Theophilas seioem Evangeliencoininen- 
tar gegeben hat, ist die älteste Urkande, in welcher ans einer 
der am weitesten verbreiteten und am zähesten festgehaltenen, 
auch für die Geschichte des Kanons nicht anwichtigen Gedanken 
der alten Kirche über die vier Evangelien vorliegt. Seit anvor- 
denklichen Zeiten erblickte man in den vier Gherubsgestalten, 
welche nach Ezechiels Vision (1, 5. 10 cf. 10, 14) den Thron- 
wagen Gottes tragen, eine Weissagang and in den vier l^coa, 
welche nach Apoc. i, 6 f. am Throne Gottes stehen, eine geschicht- 
lich allegorische Darstellung der vier Evangelien and Evange- 
listen, welche den in Christas offenbar gewordenen Gott darch 
die Welt tragen. Schon einem Irenäas war die Richtigkeit die- 
ser Deatang so zweifellos, daß er anter anderem aach hierdarch 
die offenbarangsgeschichtliche Nothwendigkeit gerade der Vier- 
zahl der Evangelien begründete; and in späteren Jahrhanderten 
bildete dieses Kapitel „biblischer Einleitung^ ein Stück des Ka- 
techismus der gallischen Kirche sogut wie das Symbolnm ^). 
Es lohnt sich wohl, den Wanderungen und Wandelungen dieser 
Tradition ein wenig nachzugehn ond den Ursprang derselben^ 
soweit es angeht, zu erklären. Obwohl ich mir nicht einbilde, 
alles in Betracht kommende Material beisammen zu haben ^), 
erlaube ich mir doch die Parallelstellen, welche im Gommentar 
zu T. p. 31 nicht Platz gefunden hätten, nebst einigen ftlr T. 
nicht gleichgültigen Erwägungen hier anhangsweise vorzutragen. 
Neben der großen Constanz der Tradition sind von jeher 
ihre Variationen nicht unbeachtet geblieben. Sie bestehen nicht 
nor darin; daß die Thiersymbole in verschiedener Weise auf die 
Evangelisten vertheilt worden sind. Auch die Verschiedenheit 
der Motivirung, der Anlehnung entweder an Ezechiel oder die 
Johanneische Apokalypse ^ endlich der Reihenfolge, in welcher 
die Evangelisten nebst ihren Symbolen aufgezählt werden, will 
beachtet sein. Da diese kleineren Verschiedenheiten sich viel- 
fach mit dem Hauptunterschied in Bezug auf die Vertbeilung 



1) Cf. Missale GalHcanam vetos bei Mabillon, de litorgia Gallicana 
(Paris 1685) p. 342; Sacramentarium Bobiense bei Mabillon, Mas. lul. 
tom. I pars 2 p. 311. 

2) Cf. Gotelier, Eccles. Graecae monam. tom. IQ (Paris 1686) p. 540 sqq. ; 
Fabric. cod. pseudepigr. Ni Ti (ed. 2.) I, 383. U, 559. 

Z ah n , Forgclittugen. II. ['7 



258 Die Thieraymbole der EvaogelisteD. 

der Symbole auf die Evangelisten sich kreuzen, so ist die Saehe 
nicht ganz so einfach, and an Misverständnissen hat es nicht 
gefehlt. Es dürfte nützlich sein, zunächst nnter Absehen von 
den feineren Unterschieden die verschiedenen Arten der Verthei- 
Inng der Symbole auf die Evangelisten mit ihren Zeugen vorzn- 
führen. Ich lege dabei, weil irgend eine Reihenfolge der Evan- 
gelien gewählt werden maßte, ansere gewöhnliche, schon am 
Ende des 2. Jahrhunderts darch das muratorische Fragment be- 
zeugte, seit Origenes in der griechischen Kirche fast allein herr- 
schende zu Grunde. 



I. Hatlhäiu = Heisck; Marcus = Uwe; Lucas = Kiad; Jehaiaes 
= Adler. 

Diese Deutung und Vertheilung der Symbole ist vertreten 
durch Theophilus, Praef. oben p. 31; Victorinas Petabionensis 
im Gommentar zur Apokalypse ^) ; Epiphanias in dem nur syrisch 
erhaltenen Theil «der Schrift de mens. c. 35 ^) ; Hieronymus ') ; 
Eucherius von Lugdunum ^) ; Sedulius ') ; die gallicanischen Sa- 



1) Zu Apoe 4, 7 sowohl in der reineren Gestalt des Commentars bei 
Gallandi IV, 55, als in der interpolirten, mir vorliegend hinter Theopby- 
lacti in qnatuor prophetas enarrationes , per J. Lonicerum in Latinum 
conversae [Paris 1549] p. 105. 

2) Der syrische Text in Yet test ab Origene recens. fragm. ed. La- 
garde (1880) p. 44 sq., deutsch in Lagarde's Symmicta II, 190 sq. Nach 
anderen Beispielen für die Bedeatsamkeit der Yierzahl heißt es: nVier 
geistliche Thiere, welche aus vier Gesichtern zusammengesetzt sind, welche 
das Kommen Christi andeuten: ein Menschengesicht dem einen, weil als 
Mensch in Bethlehem Christas geboren wurde, wie Matthäus lehrt; ein 
Löwengesicht dem einen, wie Marcus den aus dem Jordan Emporgestieg- 
nen als Löwen König predigt, wie auch irgend wo geschrieben ist on 
xvgiog avaßrfaiTUi wamg Uiov i^ *IoqSuvov, Ein Stiergesicht dem einen, 
wie Lucas predigt — nicht allein, sondern auch andere Evangelisten — 
denjenigen, welcher zur bestimmten Zeit um neun Uhr wie ein Stier für 
die Welt auf dem Kreuze dargebracht wurde. Ein Adlergesicht dem 
einen, wie Johannes den Logos predigt, welcher vom Himmel kam und 
Fleisch wurde und zum Himmel wie ein Adler nach der Auferstehung 
mit der Gottheit flog*". 

3) Praef. comm. in Matth. (vol. VII, 5. 6); Comm. in Ezech. lib. I 
c. 1 (vol. V, 9. 10. 13. 14) ; Contra Jovinianum lib. I, 26 (vol. II, 280). 

4) Eucher. instruct. lib. I c. 2 (Mlgne 50 col. 796). 

5) Carmen pasch, lib. I, 355 sqq. (Migne 19 col. 591). 



Die Thiersymbole der Evangelisten« 259 

cramentarien ^) ; Gregor den Großen^); den psendohieronymiani- 
schen Commentar zu den vier Evangelien ^); Claudias von Tarin ^) 
und fast alle späteren Lateiner^ aber aaeb spätere Griechen wie 
Niceta von Serrä*). 

n. Matthäus = Mensch; Marens = Adler; Lucas = Rind; Johan- 
nes = Ldwe. 

Diese Vertbeilang der Symbole ist vertreten darch Irenäas ^) ; 
Ambrosias '^) ; vier Distichen; welche theih demJavencas, theils 



1) S. oben S. 257 Anm. 1. 

2) Homil. 4 in Ezech. (Migne 76 col. 815). 

3) Hier, opera vol. XI pars 3 p. 4, andeutlich in dem pseudohiero- 
nymianischen Commentar zu Marcus ibid. p. 69. 70. 

4) Im Prolog zur Catene über Matthäus bei Mai, Nova P. bibl. I 
pars 1 p. 502 sq. 

5) Im Prolog zu der von Possinus (Tolosae 1646) herausgegebenen 
Catene. 

6) Iren. III, 11, 8 p. 190 sq. Massuet. 

7) Ambros. Expos, in Lucam, Prologus § 8 (Ed. Yen. 1748 toin. II, 
727). Man hat gewöhnlich den Benedictinern geglaubt, welche angaben, 
Ambrosins sage: nMatthäus = Mensch; Marcus = Löwe; Lucas = Rind; 
Johannes = Adler** und zwar in dieser Beihenfolge. Schon Letzteres 
hätte bedenklich machen müssen, weil Ambrosius doch schwerlich diese 
erst durch Hieronymus bei den Lateinern eingeführte Ordnung befolgt 
haben wird; es sei denn, daß er sich an Ezecbiel 1, 10 angelehnt und 
damit die unter I verzeichnete Vertheilung verbunden hätte. Aber Am- 
brosius nennt nur die Apokalypse als Quelle. In Bezug auf Lc 1, 5 
sagt er ProL § 7 p. 726: ühde etiam ii, qui quatuor animalium, quae 
in apocalypsi revelantur, quatuor evangelii libros intelligendos arhürati 
sunt^ hunc librum volunt vituli specie figurari; vitulus enim sacerdotalis 
est victima etc. Weiter § 8 p. 727: Plerique tarnen putant, tpsum do- 
minum nostrum in quatuor evangelii lihria quatuor formis animalium 
figurarif quod idem homo, idem leo, idem vitulus, idem aquila esse com- 
prohatur: homo quia natus ex Maria est^ leo quia fortis est, vitulus 
quia hosHa est, aquila quia resurr ectio est . , , Ortum hominis alius 
(sc evangelista) descripsit uberiusy mores quoque hominis praeceptis übe- 
riaribus erudivit; alius a potentiae coepit expressione divinae, quod ex 
rege rex^ fortis ex forti^ verus ex vero, vivida mortem virtute contem- 
serit. Tertius sacrificium sacerdotale praemisit et ipsam vituli immola- 
tianem stglo quodam pleniore diffudit. Quartus copiosius ceteris divinae 
miracula resurreetionis expressit. Man muß nur die oben Anm. 6 citirte 
Darlegung des Irenäas vergleichen, am sicher zu erkennen, daß der 
zweite, welcher dem Löwen gleicht, Johannes ist, welcher mit der Be- 
zeugang der göttlichen Macht und der Herkunft Christi von dem wesens- 

17* 



260 Die Thienymbole der Evangelisten. 

dem Sednlias zugeschrieben^ aber auch anonym fiberliefert sind^); 
femer erwähnt von Aagastin ^); angeeignet von Andreas von Cä- 
sarea^)^ Anastasins SinaYta^), von griechiseben Seholiasten in 
Evangelienhandschriften ^) ^ von Theopbylact ^). Dazu sind mit 
ziemlicher Sicberbeit aacb diejenigen za rechnen, von welchen 



gleichen Gott beginnt. Der vierte, welcher dem Adler gleicht, ist Marcus, 
welcher in dem auch sonst von Ambrosius als echt anerkannten Schluß 
(Mc 16, 9—20) die vollständigste Aafzählang der Erscheinungen des Auf- 
erstandenen gibt. 

1) Arevalo in seiner Ausg. des Juvencus p. 61 (Migne 19 col. 53) 
hat sie dessen „evangelischer Geschichte* als Prolog vor dem Prolog 
vorgesetzt und in der Einleitung § 48 ihm zugeschrieben, hatte aber 
selbst Bedenken wegen der hier vorausgesetzten griechischen Ordnung 
der Evangelien, die bei Juvencus befremden müßte. Arevalo meinte 
daher, es müsse wohl eine Umstellung der Distichen stattgefunden haben« 
Fabricius (s. bei Gallandi lY, 630 neben dem von Barth und wesentlich 
eben so auch von Arevalo herausgegebenen Text) hatte wesentlich die- 
selben Verse ohne Autornamen gefunden und herausgegeben; in diesem 
Text hat Marcus den Löwen, Johannes den Adler, aber die Ordnung der 
Evangelien und der Distichen ist die gleiche wie bei Arevalo. Nur die 
Namen der Evangelisten sind versetzt, wodurch dann einige unbedeutende 
Aenderungen des Metrums wegen nothwendig wurden. 

2) Aug. de consensu evang. I § 9 (ed. Bassan. IV, 6) an zweiter 
Stelle als tiberlieferte Deutung angeführt, aber verworfen. In tract. 36 
§ 5 in Johannem (vol. IV, 723) erwähnt er sie gar nicht. 

3) Comm. in apocal. zu c 4, 7 (Migne 106 col. 257) unter Berufung 
auf Irenäus. Ebenso Arethas (Migne 106 col. 572 cf. Gramer Caten. 
vol. Vm, 245). 

4) Anastas. quaest. 144 (Migne 89 col. 797) schreibt den Irenäus, 
ohne ihn zu nennen, ziemlich genau ab, so daß seit Grabe der griechi- 
sche Text ans Anastasins in die Ausgaben des Irenäus aufgenommen 
werden konnte (ed. Harvey II, 47). 

5) Cf. Scrivener, Introduction to the criticism of the N. T. (ed. 2) 
p. 61 aus einem cod. Lambethanus 1178 saec. X oder XI. Ich verstehe 
nur nicht, wie Scrivener den Cosmas als nächste Quelle des Seholiasten 
angeben kann. Ich finde bei Cosmas weder da, wo er ex professo von 
den 4 Evangelisten handelt (Montfaucon , Coli, nova I, 245 — 248) noch 
sonst irgendwo etwas über die Materie. Da die Apokalypse nicht zu 
seinem Kanon gehörte, wäre das Gegentheil auch auffallend. 

6) In der Vorrede zu Matthäus gibt Theophylact (Migne 123 col. 146) 
nichts hieher Gehöriges. Warum nicht, das zeigen die Worte, womit er 
in der Vorrede zu Marcus (col. 493) dazu übergeht: od-iv nvks (et *al 
TnguQyoJiQOy Soxil) rocot/rov r» vorifia ilnov inl %olg idayYclKgtaZe, 
Es folgt ein zu Anfang fast wörtliches Excerpt aus Iren. III, 11, 8. 



Die Thiersymbole der Evangelisten. 261 

nur überliefert ist^ daß sie den Adler aaf Marcus gedeutet 
haben ^). 

in. Matthäiig == L5we; Marcus = Mensch; Lucas = Rind; Johannes 
= Adler. 

Diese Yertheilnng nennt Augastin^) vor der unter Nr. II 
als eine ebenso wie jene Überlieferte und gibt ihr den Vorzug. 
Ihm folgten unter ausdrücklicher Berufung auf ihn Primasius ^) 
und Beda; letzterer aber wurde wegen dieser Abweichung von 
der zu seiner Zeit im Abendland vorherrschenden Deutung Nr. I 
angefochten *). 

IV. Matthäus = Mensch; Marens = Rind; Lucas = Uwe; Johannes 
= Adler. 

So und in dieser Reihenfolge ohne alle Rechtfertigung die 
pseudoathanasianische Synopse^). Sie steht damit so gänzlich 



1 ) Dies gilt von einem Tractat über die Genealogie Christi, welchen 
Hai als Werk des Hilarias von Poitiers herausgab. Allerdings liegt dort 
(Nova P. bibl. I pars 1 p. ^81) eine YerwechsIaDg von Marcus und Lucas 
vor, und zwar eine zweimalige; aber nicht ein Abschreiber, sondern der 
Verfasser hat sich das zu Schulden kommen lassen, wie eben die Deu- 
tung des Adlers auf den fraglichen Evangelisten zeigt. Den Lucas hat 
Niemand darunter verstanden, manche aber den Marcus. Es hätte also 
Mai nicht zweimal statt des handschriftlich überlieferten Marcus Lucas 
in den Text setzen dürfen p. 480 Note 2. — Auch in einem Cod. Casin. 
239 (Bibl. Gasin. IV, 284) ist Marcus der Adler, aber die Mittheilung 
unvollständig. 

2) De cons. evang. I § 9 (vol. IV, 6) ; nur diese tract. 36 § 5 in 
Johannem (vol. IV, 723). Ueber Johannes = Adler auch tract. 15 § 1 
in Joh. p. 540; tract. 36 § 1 p. 720; tract. 40 § 1 p. 747. 

3) Primasius zu Apoo. 4, 7 hat zuerst (Migne 68 col. 815) die ge- 
wöhnliche Vertheilang (Nr. I) vorgetragen, dann aber nachträglich (col. 817) 
derjenigen des Augustinus den Vorzug gegeben. 

4) Beda zu Apoc. 4, 7 (Migne 93 col. 144). In der Dedications- 
epistel vor dem Gommentar zu Lucas (Migne 92 col. 305) muß er dann 
auf eine Anfrage des Bischofs Acca (ibid. col. 304) erwidern: Quod vero 
als movere quosdam, quare in apocalypsi nova interpretatione Matthaeum 
leoni, Marcum homini assignarim, intueri debnerant qnicunque illi sunt, 
quos hoc movet, quod non in hoc mea nova, sed antiqua patrum expla- 
natione traditum dixi. Neqne enim mihi a me ipso ita visum, sed ita a 
beato Augustino expositnm fuisse memoravi et paucis etiam nnde hoc 
affirmaret adiunxi. Es folgt ein längeres Excerpt aus Aug. de consensu I. 

5) Athanasii opera ed. Montfaucon II, 202 C. Gf. Gotelier, Eccl. gr. 
•monum. in, 542. 



262 I^io Thiersymbole der Evangelisten. 

alleiD, daß Gotelier vermathete, es seien die Attribute Rind nnd 
Löwe zufälliger Weise vertauscht und nach der Ordnung der 
Vision Ezecbiels umzustellen. 

V. Berengandus^ der Verfasser eines auch unter dem Namen 
des Ambrosius abgeschriebenen Gommentars zur Apokalypse^), 
sagt nach Anführung der Ansicht ^der Aelteren^ (== Nr. I): 
Quidam vero alium ordinem sequentes per leonem Matthaeum^ 
per vitulum Marcum, per hominetn Lucam, per aquilam vero 
loannem designatum fuisse putant Dies wird dann ausführlich 
begründet und mit der kühnen Behauptung geschlossen : loan- 
nem per aquilam designatum fuisse nullus est, qui neget Diese 
Vertheilnng ergab sich ganz einfach dadurch, daß man die seit 
Hieronymns auch im Abendland sich verbreitende Reihenfolge 
der Evangelien mit der Reihenfolge der Symbole in Apoc 4, 7 
combinirte. 

Ein erster Blick auf die vorstehende Zusammenstellung 
zeigt , daß der gemeinsame Grundgedanke schon sehr frühe eine 
verschiedene Ausführung im Einzelnen erfahren hat. Die beiden 
ältesten Zeugen ^ Theophilus und Irenäus weichen nicht nnr in 
der Vertheilang der Symbole, sondern auch in der Motivirung 
nnd in der Anordnung der Evangelien von einander ab. Irenäus 
gibt die Reihenfolge Johannes^ Lucas^ Matthäus, Marcus; Theo- 
philus die Reihe Matthäus, Marcus , Johannes, Lucas. Dieser 
Unterschied ist nicht durch die verschiedene Vertheilung der 
Symbole veranlaßt, aber auch nicht umgekehrt diese durch jene. 
Wenn Irenäus, von dem ja wahrscheinlich gemacht werden 
konnte, daß er den Theophilus gelesen habe (oben S. 124)| nur 
in Bezug auf die Vertheilung der Symbole den Theophilus ver- 
bessern wollte, konnte er es thun, ohne die Ordnung zu verän- 
dern. Irenäus hat die Symbole nach Apoc 4, 7. geordnet; aber 
das war wieder kein Grund, auch in der Vertheilung derselben 
auf die Evangelisten von dem älteren Schriftsteller abzuweichen. 
Er brauchte dann nur zu ordnen: Marcus = Löwe; Lucas = 
Rind ; Matthäus = Mensch ; Johannes = Adler. Beide stimmen 
darin überein, daß sie sowohl verschiedene Seiten der Person 
und Wirksamkeit Ghristi als die je eine Seite besonders bedeut- 
sam hervorhebenden Evangelisten durch die 4 Tbiergestalten ab- 
gebildet sehen, ferner darin, daß sie auf die Anf&nge der Evan- 



1) Ambros. opp. ed. Bened. tom. IV (Venet 1751) p« S44. 



Theophilas und Irenäas. 263 

gelien besonderes Gewicht legen ^). Während aber Ir. dies in 
Bezag aaf alle vier that, geschieht es bei T. deatlich nar in 
Bezag auf Marcus und Johannes. In Bezug auf Matthäus ver- 
weist T. nur ganz unbestimmt auf die von diesem gegebene 
Darstellung Christi als des geborenen und gestorbenen Men- 
schen. Es bleibt femer bei T. ganz undeutlich, inwiefern die 
Thatsache, daß Jesus gleich einem Opferthier geopfert worden 
ist, gerade dem Lucas das Attribut des Rindes vindiciren soll, 
oder nach der daneben gestellten Erklärung, inwiefern gerade 
Lucas das priesterliche Amt darstelle. In Bezug auf diese bei- 
den Evangelisten, welchen Ir. die gleichen Attribute wie T. gibt, 
läßt Ircnäus es nicht an Deutlichkeit fehlen durch Berufung auf 
Mt 1, 1 und 18 einerseits und Lc 1, 5 andrerseits. Gerade in 
Bezug auf Johannes und Marcus, welchen Ir. und T. die umge- 
kehrten Attribute zuschreiben, berühren sie sich in der Motivi- 
rung näher als in Bezug auf Matthäus und Lucas, welchen sie 
die gleichen Attribute geben. Beide führen Jo 1, 1 sq. an, und 
beide zur Kennzeichnung des Marcus wenigstens einen seiner 
ersten Sätze, Ir. Mc 1, 1. 2, T. Mc 1, 3. 

Trotz alle dem ist es möglich, daß Ir. nur eine verbesserte 
und erweiterte Auflage der Darstellung des T. gegeben hat ; und 
dies muß als das wahrscheinliche gelten, wenn man den oben 
S. 124 aufgezählten Parallelen zwischen Ir. und T. Gewicht bei- 
legt. Zu diesen Parallelen gehört eben auch die Deutung der 
apokalyptischen Thiergestalten auf die 4 Evangelisten und die 
Uebereinstimmung beider Schriftsteller in der Deutung zweier 
Symbole: des Menschen = Matthäus, des Rindes = Lucas. 
Dazu kommt aber noch ein ganz specieller Zug. Wenn nämlich 
Ir. zur Begründung der Deutung des Rindes auf Lucas außer 
dem Eingang dieses Evangeliums weiter noch anführt: tarn enim 
saginatus parabatur vituluSy qui pro inventione minoris filii in- 
ciperet mactari (Lc 15, 23), so ist das Wiederholung eines Ge- 
dankens aus T. ni, 10 p. 74, 12. Ir. hat auch in diesem Fall 



1) Gf. Canon Murat. lin. 16 sqq. licet varia singulis evangeliorum 
libris principia doceantur, nihil tarnen differt credentium fidei. Die im 
Fragment unvorbereitete Bemerkung über die principia als Ausdruck des 
verschiedenen Charakters der einzelnen Evangelien berechtigt zu der An- 
nahme, daß in dem verlorenen Anfang der Abhandlang davon schon die 
Bede war, vielleicht in gleichem Zusammenhang wie von den Zeitgenos- 
sen des Fragmentisten , T. und In 



264 I^io Thiersymbole der Evangelisten. 

wie in den oben angeführten ^ nicht einfach abgeschrieben, son- 
dern mit selbständiger Kritik nnd in veränderter Fassung den 
Gedanken des T. wiederholt. Die Aenderung, welche er mit 
der Darstellung des T. vornahm; ist nicht vom Glück begünstigt 
gewesen ; die ältere Form des T. hat schließlich den Sieg davon- 
getragen. Die Verbesserung des In ist auch keineswegs über 
alle Kritik erhaben, aber durchaus begreiflich ist sie. Da er es 
einmal mit dem Gedanken ernst nahm, daß gleich in den An- 
fangsworten der Evangelien ihr eigenthümlicher Charakter zum 
Ausdruck gekommen sei, so lag es nahe, statt wie T. Mc 1, 3 
vielmehr Mc 1, 1. 2 ins Auge zu fassen und darin einen Ver- 
gleichungspunct mit einem der Thiersymbole zu suchen. Ir. er- 
kannte als das Eigenthümliche des Marcus, daß er ein prophe- 
tisches Wort als „Anfang des Evangeliums Jesu Christi'^ be- 
zeichnet habe. Von da aus war aber nicht zur Vorstellung des 
Löwen zu kommen, sondern eher zu derjenigen des Adlers, wel- 
chem der prophetische Geist gleicht, der aus der Höhe des Him- 
mels auf die Propheten und, wie Ir. schon vorher bemerkt hatte, 
aaf die Gemeinde herabgeflogen sei. Zugleich glaubte Ir. die 
gedrängte Kürze der Darstellung, welche den Marcus auszeich- 
net, mit der gleichen Eigenschaft der prophetischen Sprache 
zusammenstellen zu dürfen. Dagegen war die auf Mc 1, 3 ge- 
gründete VergleichuDg des Marcus mit dem Löwen ziemlich 
äußerlich motivirt. Der Vergleichungspunct war die Wüste, in 
welcher der Täufer predigt und der Wüstenkönig brüllt. Aber 
das Brüllen des hungrigen und raubgierigen Löwen war ein 
passenderes Bild für den auf Seelenraub ausgehenden Teufel, 
als für den Wegbereiter Christi. War aber Marcus zum Adler 
geworden, so ergab sich, zumal wenn die Vertheilung der Sym- 
bole Mensch und Bind bei T. keinen Anstoß gewährte, von selbst, 
daß Johannes der Löwe werden mußte. Weder Mensch noch 
Rind hätten auf den eigenthümlichen Charakter dieses Evange- 
liums gedeutet werden können. Was aber die Reihenfolge der 
Evangelisten nebst ihren Symbolen anlangt, so ist die Ordnung 
bei T. vorläufig ein Räthsel und jedenfalls auch dem Ir. fremd- 
artig erschienen. Ir. wählt statt dessen die in der Grundstelle 
Apoc 4, 7 vorliegende : Löwe (Johannes), Rind (Lucas), Mensch 
(Matthäus), Adler (Marcus). 

Dürfte sich somit die Abweichung des Ir. von T« ebenso- 
wohl wie die Uebereinstimmung beider sehr natürlich erklären 



Ursprang der ganzen Idee. 265 

unter der Voranssetzung^ daß Ir. dem T. sieb angeschlossen hat, 
so wäre es doch andrerseits ein Irrtham anzanebmen; daß T. 
der Schöpfer der ganzen Idee sei. Seine Darstellung sieht nicht 
darnach ans, als ob sie Einführung eines bis dabin unausge- 
sprochenen Gedankens sein solle. Daß die 4 Evangelien irgendwo 
durch vier Thiere abgebildet seien, wird als bekannt vorausge- 
setzt. Es wird nicht einmal gesagt^ daß die 4 Tbiere der Apo- 
kalypse oder des Ezechiel gemeint seien. Gesagt wird nur, daß 
die vier durch vier Thiere allegorisch abgebildeten Evangelien 
Christum I diesen nämlich in einer durch jene Symbole ausge- 
drückten Mannigfaltigkeit darstellen. Die als bekannte Voraus- 
setzung eingeführte Deutung der apokalyptischen Thiere auf die 
Evangelisten muß also merklich älter als unser Gommentar sein, 
sie war schon Gemeingut der cbristlichen Leserkreise, als Theo- 
pbilns schrieb. Ob T. bereits eine gescbriebene Lebrtradition 
dieses Inhalts hinter sich gehabt hat, wage ich nicht zu ent- 
scheiden. Ebensowenig, ob die traditionelle Deutung ursprüng- 
lich auf Apoc 4, 7 oder auf Ez 1, 10 sich bezog. Vielleicht ist 
letztere Frage ebenso unberechtigt wie die andere, ob der Aus- 
druck Spiritus septiformis auf Apoc 1, 4 oder auf Jes 11, 2 zu- 
rückgehe (oben S. 139). Bei T. ist weder an der Anordnung noch 
an der Deutung zu erkennen, welche Bibelstelle für ihn die 
Grundlage bildet. Ir., welcher wie bemerkt, in der Anordnung 
der Evangelien nebst Symbolen der Apokalypse sich anschließt, 
zeigt gleichwohl durch die wiederholte Bezeichnung der Thiere 
als Cherubim, daß er zugleich an die Vision des Ezechiel denkt. 
Augustin führt an der Haaptstelle ^) als Sitz der Lehrtradition, nur 
die Apokalypse an, sagt aber doch im gleichen Zusammenhang: 
has domini qimdrigas, quibtis per orbem vectm subigit populos 
leni suo iugo et sarcinae levi, ein Ausdruck, welcher auf Ezechiel 
und nicht auf der Apokalypse faßt. 

Die gemeinsame Wurzel der ganzen weitverzweigten Tradi- 
tion wird sein, daß ein uns unbekannter Exeget oder Homilet des 
zweiten Jahrhunderts die vier Evangelien mit den vier cherub- 
artigen Gestalten verglichen hat^ welche nach Ez 1, 10 den 
Thronwagen Gottes tragen, der nach Apoc 4, 7 zugleich der 



1) De cons. evang. I § 10 p. 7, nachdem § 9 p. 6 nur die Apoka- 
lypse genannt war. Im tract. 36 § 5 in Job. p. 723 steht Ezechiel neben 
Johannes. 



266 Die Thiersymbole der Eyangelisten. 

Thron Christi ist In dieser Allgemeinheit ohne jede Einzel- 
aasfbhrnng findet sich der Gedanke auch bei Ephraem ^). 

Leichter als der Ursprung der ganzen Idee läßt sich die 
Fortpflanzung der durch Ir. und T. vertretenen Hauptformen ihrer 
Ausprägung verfolgen. Die unter Nr. 11 angefahrten späteren 
Griechen^ welche die zuerst durch Ir. bezeugte Yertheilung der 
Symbole wiederholen , hängen auch von Ir. ab. Die Commen- 
tatoren zur Apokalypse nennen den Ir. als Quelle, Anastasius 
schreibt ihn wörtlich, Theophylact ziemlich wörtlich ab. Auch 
diejenigen, welche in Evangelienhandscbriften Aehnliches ange- 
bracht haben, schöpfen unverkennbar, sei es direct oder indireet 
aus Ir. Die Ordnung der Symbole und der Wortlaut der Be- 
gründung yerrätb diesen Ursprung. Aber auch die Lateiner, 
welche unter Nr. II genannt sind, verrathen keine andere Quelle 
ihres Wissens. Angustin, welcher diese Ansicht nur als eine 
Überlieferte erwähnt, hat den Irenäus gelesen (s. oben S. 153 
Anm. 2). Ambrosius beruft sich bereits auf Manche, welche die 
apokalyptischen Thiere auf die Evangelisten gedeutet haben. 
Von den 3 Schriftstellern aus der Zeit vor Ambrosius, bei wel- 
chen wir dies nachweisen können, hat Ambrosius den Theophilus 
nachgewiesener Maßen, den Irenäus und den Victorinus wahrschein- 
lich gekannt. Von allen dreien gilt, was Ambrosius von den 
plerique sagt (oben S. 259 Anm. 7). Er folgt in der Hauptsache 
dem Irenäus; nur ändert er die Ordnung der Aufzählung und 
zwar so, daß die gewöhnliche lateinische Reihenfolge der Evan- 
gelien herauskommt : Matthäus (Mensch) ; Johannes (Löwe) ; Lu- 
cas (Bind); Marcus (Adler). Der zu Tage liegende Effect ist 
auch das Motiv der Aenderung^). In der Motivirung in Bezug 
auf Matthäus trifft er mit Theophilus, Irenäus und Victorinas zu- 
sammen, mit letzterem allein darin, daß er dabei die Maria na- 
mentlich erwähnt. Wenn Ambrosius sich nicht damit begnügt, 
daß Matthäus Jesum vor allem als einen von Menschen abstam- 
menden und vom Weibe geborenen Menschen darstelle, sondern 



1) Ephraemi opp. sjr. — lat. II, 166 B. 

2) Das älteste Mosaik , welches, die Symbole der Evangelisten bild- 
lich, aber ohne Namen darstellt, dasjenige in S. Pudenziana zu Born, aas 
der Zeit des Pabstes Siricius, also aach des Ambrosius, hat die gleiche 
Ordnung wie Ambrosius. Es ist daher auch mindestens wahrscheinlich, 
daß die gleiche Deutung der Symbole Nr. II zu Grunde liegt, und nicht 
|(r. I, was ja an sich auch möglich wäre. 



Ambrosins. Hieronymos. 267 

wahrscheinlich mit Rücksicht auf die Bergpredigt hinzufügt^ daß 
Matthäus auch die dem Menschen geltenden Gebote besonders 
reichlich mittheile ^) , so mag ' das seine eigene Erfindung sein 
und Ton ihm aus in jene dem Juvencus fölschlich zugeschriebenen 
Verse Übergegangen sein^). Für Lucas = Rind führt Ambr. 
wie Ir. und Victorinus an^ daß Lucas mit dem Priesterdienst des 
Zacharias anhebe, fügt aber aus eigenen Mitteln den sehr pro- 
blematischen Zusatz hinzu, daß Lucas besonders ausführlich von 
dem Opfertod Christi handle. Vielleicht verführte ihn dazu der 
Umstand, daß Ir. sich zu gleichem Behuf auf Lcl5, 23 als eine 
allegorische Darstellang des Todes Jesu bezogen hatte. Die Be- 
gründung fttr Johannes = Löwe ist wesentlich die des Ir. Die 
göttliche Kraft und königliche Würde, welche der Löwe darstellt, 
hat Johannes vor allem im Prolog ausgedrückt. Eigenthümlich 
ist dem Ambr. die schon oben S. 259 f. Anm. 7 besprochene Be- 
gründung fttr Marcus = Adler, aber doch nur rücksichtlich der 
Anwendung auf Marcus; denn schon Theophilus und Victorinus 
hatten unter anderem den Adler als Bild des auferstehenden und 
gen Himmel fahrenden Christus aufgefaßt. Das Ergebnis ist 
also , daß Ambr. die Darstellung des Ir. theils mit Rücksicht auf 
die lateinische Ordnung der Evangelien, theils nach Erinnerungen 
an Theophilus und Victorinus, theils aus eigenen Mitteln umge- 
staltet hat. 

Die andere Grundform unter Nr. I hat ohne Frage Hiero* 
nymus im Abendland zur Herrschaft gebracht. Es genügt die 
Behauptung, daß der Wortlaut der Darstellung des Hi. in der 
Vorrede zum Matthäuscommentar bei den Späteren überall nach- 
klingt Aber Hi. selbst bekennt, daß er nicht der Erfinder sei. 
Fast als ob er die Verantwortong fttr die ganze Symbolik von 
sich abwälzen wollte, sagt er im Commentar zu Ezechiel 1, 10, 
gewisse Leute, welchen er selbst in der Vorrede zum Matthäus- 
commentar gefolgt sei, meinten, daß durch die Namen der vier 
Thiere die Evangelien bezeichnet würden. Er gibt sich dann 
das Ansehn, als ob er schon damals dieselbe kritische Stellung 
zu der Sache eingenommen habe, wie jetzt: Super quo quid 



1) Dies entwickelt Ambros. anch schon § 3 p. 724. 

2) Mattheus instituit virtutum tramite mores \ Et bene vivendi iusto 
dedit ordine leges. Nor in dieser Form wird hier dem Mattheus d^m 
Attribut ^Mensch** gegeben. 



268 Die Thiersymbole der Evangelisten. 

nobis videretur, in supra dicto öpere diadmus. Aber dem ist 
Dicht so. In jener Vorrede hat Hi. mit vollen Backen jene Deu- 
tung der Tbiere bei Ezechiel and in der Apokalypse ausposaunt 
und als feste Grundlage ftlr sein Anathema ttber alle apokryphen 
Evangelien geltend gemacht. Auch in der Schrift gegen Jovi- 
nianus gibt er die Sache ohne alle Kritik und B^edenken. Erst 
in dem viel später geschriebenen Commentar Ober Ezechiel kom- 
men ihm die Bedenken , besonders auch mit Rttcksicht auf die 
Apokalypse. Wie auch deren Darstellung auf die Evangelien 
angewandt werden könne, will er an seinem Ort d. h. in einem 
niemals erschienenen Commentar zur Apokalypse zu zeigen ver- 
suchen. Welches nun die Vorgänger seien, denen Hi. gefolgt 
ist, kann nicht zweifelhaft sein. Die Evangeliencommentare des 
Theophilus und des Victorinus hat er in der Vorrede zu Matthäus 
nicht umsonst angeführt. Auch den Commentar des Victorinas 
zur Apokalypse kennt er, so daß es nicht einmal der sehr nahe- 
liegenden Vermuthung bedarf, daß Victorinus auch in der Ein- 
leitung seines Commentars Ober Matthäus ttber die Thiersymbole 
sich geäaßert hat. Die Abhängigkeit des Hi. von T. und be- 
sonders von Vict. zeigt sich auch in der Motivirung. Fttr Mat- 
thäus = Mensch führt er zu Matthäus und Ezechiel wie Vict. Mtl, 1 
an, und das adv. Jov. I, 26 dafür eintretende propter genecdO' 
giam findet sich gleichfalls bei Vict. ^), Fttr Marcus = Löwe 
bezieht er sich an allen drei Stellen wie T. und Vict. auf Mc 1, 3, 
nur daß er einmal (zu Ez. 1, 10), wo er ttberhaupt nicht in 
eigener Person redet, sondern die Meinung seiner Vorgänger be- 
richtet, ebenso wie Vict. den ganzen Eingang des Evangeliums 
Mc 1, 1—3 citirt. Fttr Lucas = Bind führt er an, daß Lei, 5 
a Zacharia sacerdote . (Vorrede zu Matth.) oder a Zachariae sa- 
cerdotio (zu Ez. 1, 10) anfange. Letzterer Ausdruck steht bei 
Vict. zuerst, ersterem entspricht bei Vict. die wörtliche Anftkh- 
rung von Lc 1, 5. Am genauesten hat er Vict. abgeschrieben 
in Bezug auf Johannes. Es lohnt sich, beide mit T. zusammen- 
zustellen : 



1) Bei Gallandi IV, 55 A: Ergo dum enumerat ab Abraham usque 
ad David et usque ad Joseph ^ tamquam de homine locutus est. 



BieronymaB und Victorinas. 



269 



T. ptol. 
Joannes habet simüi' 
tudinem aguüae^ quod 
ab imis alta petiverit; 
ait enim: „In principio 
erat verbum* etc. (Jo 1, 
1. 2); vel quia Christus 
resurgens volavit ad 
coelos. 



Vict ad apoc. 
Joannes evangelista 
aquilae similis assumtis 
pennis ad altiora festi- 
nans de verbo dei di- 
sputat , . , At Joannes 
cum tncipit: „In prin- 
cipio* etc., simüitudi' 
nem aquilae' volantis 
ostendit , , . Et quod 
mortem devicerit (Chri- 
stas) et ascendit in coe- 
los extendens alas suas 
etprotegensplebem suam^ 
aquila volans nomina- 
tus est. 



Hi. ad Matth. 

Quarta (facies) Joan* 
nem evangelistam (signi- 
ficat), qui assumtis pen* 
nis aquilae et ad altiora 
festinans de verbo dei 
disputat. 

Die Anfangsworte des 
Evangeliums hatte Hi. 
schon vorher verwerthet; 
er citirt sie aber förm- 
lich in gleichem Zusam- 
menhang wie T. and 
Vict. adv. Jovin. I, 26 
and zu £z. 1, 10. 



Hi. hat also den Vict. abgescbriebcD ; nar dessen Anordnnng 
hat er mit der griechischen Ordnung der Evangelien vertauscht, 
welche bei der durch T. zuerst bezeugten and von Hi. angeeig- 
neten Vertbeilung der Symbole zugleich der Ordnang der Thiere 
in Ez 1, 10 entspricht. Aber auch das ist mindestens nicht unwahr- 
scheinlich, daß Vict. nicht ohne Kenntnis der viel älteren Dar- 
stellung des T. geschrieben bat. Er gibt eine breitere, an mehr 
als einem Punct deutlichere Ausführung der Andeutungen des T. 
Aber beweisen läßt sich das nicht ^ daß Vict. in der Genea- 
logie der Gruppe I die Stelle zwischen T. und Hieronjmus ein- 
nehme. Vict. hat vielfach aus griechischen Quellen geschöpft^), 
nnd die Deutung der Thiersymbole, welche er vertritt; iist abge- 
sehn von T. noch durch Epiphanius und Niceta auch bei den 
Griechen vertreten. Daß Vict. hier nicht unmittelbar und aus- 
schließlich aus T. geschöpft und das ttber diesen hinaasgehende 
nicht durchweg selbst erfanden hat, maß man aus dem Satz 
schließen, welchen Vict. unmittelbar nach dem vorhin Mitgetheil- 
ten schreibt: Hae ergo praedicationes, quamvis qmtuor sint, una 
est tarnen j quia de uno ore processit, sicut ßuvius in paradiso, 
cum Sit unus, in guatuor partes divism est Damit ist doch 
identisch, was Niceta im Prolog zor Catene sagt: %iaaaqa ovv 



1) Hier. v. ill. 74; Epist. 61, 2 ad Vigilant. (vol. I, 348); 84, 7 ad 
Ocean. (I, 529); Praef. comm. in Esai. (vol. IV, 6). 



270 Die Thiersymbole der Evangelisten. 

diiatai ^(kly ^ayyilia StmeQ upeg i^ ^deft tiffffäqsg fioTafiol 
ix fiiäg dgx^Q tov nyevfiatog diaiQOVfiepoL Dies wird Niceta 
ebensowenig wie die bei den Lateinern überwiegende Vertbei- 
lang der Symbole (Nr. I) aas lateinischer Quelle, etwa aus einer 
Uebersetzang von Yictorin's Commentar haben. Es gibt viel- 
mehr eine alte griechische Tradition, welche nicht nur die zuerst 
durch T. vertretene Deutung Nr. I, sondern auch den Vergleich 
mit den Faradiesesströmen enthielt. Daß aber Vict. in der That 
aus dieser griechischen Quelle geschöpft hat, welche wer weiß 
durch wieviele Vermittelungen dem Niceta sein Material gelie- 
fert hat, wird evident, wenn man den doch nicht gerade nahe- 
liegenden Ausdruck Victorin's : (Joannes) de verbo dei disptUat mit 
dem an gleicher Stelle bei Niceta vorliegenden neql v^g d-eo- 
%f^og %ov (Aopoyepovg dialiyevai vergleicht Dies diaXiyetai 
hat Vict übersetzt. 

Die Geschichte der zuerst durch Augustin bezeugten und 
vertretenen Deutung Nr. III vermag ich nicht weiter hinauf und 
tiefer hinab zu verfolgen, als in den dort gegebenen Citaten ge- 
schehen ist. Der Erfinder ist Augustin nach seiner eigenen Er- 
klärung nicht ; aber die Einzigen, bei welchen ich dieselbe Dar- 
stellung wiederfinde, nennen ihn als ihren Gewährsmann. Augustin, 
welcher die Deutung Nr. I gar nicht berücksichtigt, gibt der 
Nr. in den Vorzug vor Nr. 11, weil die letztere nur durch ein- 
seitige Berücksichtigung der Evangelienanfänge entstanden sei, 
während die Beachtung der gesammten Intention der Evange- 
listen die Nr. m empfehle. Wahrscheinlich ist aus solchen Er- 
wägungen diese Darstellung, welche sich Augustin aneignet, ent- 
standen. Es ist eine Correctur von Nr. II, wodurch man sich, 
dem Augustin unbewußt, in einem Funct, in Bezug auf Johannes 
= Adler der Form Nr. I wieder näherte. Wenn aus dem Ge- 
sammtcharakter des Matthäus sich die Nothwendigkeit ergab, 
ihm, der Jesus als König = Messias darstellt, das Attribut des 
königlichen Löwen zu geben, und Lucas das von Allen, von denen 
Augustin wußte, ihm gegebene Attribut des Rindes verdiente, 
so blieben für Marcus und Johannes Mensch und Adler übrig. 
Da aber unmöglich die Eigenthümlichkeit des Johannes in der 
Darstellung der Menschheit Jesu gefunden werden konnte, so 
war keine Wahl; und passend war sie, da Marcus weder die 
ewige Gottheit wie Johannes, noch den übernatürlichen Lebens- 
anfang Jesu wie Matthäus und Lucas bezeugt hat Also war er 



Ordnung der Evangelien. 271 

darch den Menschen^ Johannes mit seinen kühnen Fing der Ge- 
danken durch den Adler dargestellt. 

Die Deutungen Nr. IV nnd V sind wie bereits gezeigt warde^ 
wahrscheinlich auf sehr mechanischem Wege entstanden. Ge- 
schichtlich sind sie bedeutungslos geblieben. 

Wiederholt ist bisher schon die Beihenfolge berührt worden, 
in welcher bei diesen Deutungen die Evangelisten aufgezählt 
werden. Aber eben hierauf muß noch besonders eingegangen 
werden. Einen großen Einfluß hat hierauf die Ordnung geübt, 
in welcher der betreffende Schriftsteller die Evangelien zu lesen 
gewöhnt war. Die Veränderung, welche Ambrosius mit dem 
ihm Ueberlieferten vornahm, hatte ihren Grund darin, daß er die 
lateinische Ordnung Matthäus, Johannes, Lucas, Marcus auch in 
dieser Symbolik bewahren wollte. Hieronjmus, welcher im Brief 
an Damasus d. i. der Vorrede zu seiner Eevision der Evange- 
lienübersetzung die griechische Ordnung Matthäus, Marcus,. Lucas, 
Jobannes als die richtige hinstellt^), hat auch gegen den Vor- 
gang der Aelteren, denen er in der Sache folgt, die Deutung 
der Thiersymbole in dieser Ordnung vorgetragen, sowohl in der 
Vorrede zu Matthäus als im Commentar zu Ezechiel. Davon 
wird es eine Folge und nicht die Ursache sein, daß er als ei- 
gentlichen Sitz der Lehre nicht die johanneische Apokalypse, 
sondern die Vision Ezechiels ansieht. Nur die Bibelstelle, welche 
zu der nach der Meinung des Hier, allein richtigen Ordnung der 
Evangelien und zugleich zu der von ihm acceptirten Deutung 
der Symbole paßt, kann die inspirirte Aussage dieses Geheim- 
nisses sein. Das ist aber Ez 1, 10, wo die Ordnnng Mensch, 
Löwe, Sind, Adler sich findet. Eben darum, weil das von 
Apoc 4, 7 nicht gilt, deutet Hier, zu Ez 1, 10 an, daß es seine 
Schwierigkeit habe , auch die apokalyptische Stelle an seine 
Deutung anzupassen. Daneben kann die älteste Schrift, worin 
Hier, auf die Sache nur flüchtig zu reden kommt (lovin. I, 26) 
nnd bei gleicher Deutung der Symbole die Ordnung Matthäus^ 
Lucas, Marcus, Johannes^) gibt, kaum in Betracht kommen. 



1) Cf. auch den pseudohieroDym. Prolog zu den katholischen Briefen 
im Cod. Fuldensis ed. Ranke p. 899. 

2) Unerhört ist jedoch diese Ordnung in Evangelienhandschriften 
nicht (Scrivener 1. 1. p. 68). Ebenso ordnet Claudius von Tarin, wo er 
die Symbole auf Christus selbst anwendet, während er in der Anwendung 
auf die Evangelisten die gewöhnliche Ordnung innehält. 



272 I^ie Thiersymbole der Evangelisten. 

Vielleicht bestimmte ihn die Rttcksicht auf die Aufeinanderfolge 
der von ihm znr Begründung der Deutung angeführten Sachen 
in der evangelischen Geschichte. „Die Genealogie'^, um derent- 
willen Matthäus = Mensch ^ ist das Erste ^ „das Priesterthum^ 
des Zacharias das Zweite ^ die Predigt des Täufers in der Wüste 
das Dritte. Eine ähnliche Reflexion ist offenbar der Grund der 
gleichen Ordnung bei gleicher Deutung im pseudohieronymiani- 
schen Commentar zu den 4 Evangelien. Während die Auslegung 
der 4 Evangelien diese in der gewöhnlichen Ordnung vorführt, 
wird im Prolog Marcus = Löwe hinter Lucas = Rind gestellt. 
Den historischen Grund enthüllt der Satz: Dominus lesus Chri- 
stus totum implevit, homo nascendo, vitülm immolando, leo sur- 
gendo, aquila ascendendo. Aehnliche ideelle Gründe der Ord- 
nung zeigen sich auch bei Augustin. Wo er die beiden Deu- 
tungen der Symbole erörtert (cons. I § 9), wendet er beide Male 
die Ordnung Matthäus, Marcus, Lucas^ Johannes an, obwohl das 
gewiß nicht die ihm geläufige Ordnung der Evangelien im Kanon 
und noch weniger die seiner lateinischen Gewährsmänner ge- 
wesen ist. Aber er hatte kurz vorher (§ 3) von der Entstehung 
der Evangelien in dieser zeitlichen Folge geredet. Diese behält 
er daher bei. In der näheren Ausdeutung der von ihm accep- 
tirten Deutung dagegen (cons. I § 9 p. 7) und ebenso in den 
Tractaten über Johannes (36 § 5) gibt er die Reihe Matthäus, 
Lucas, Marcus, Johannes, aus dem einfachen, an beiden Stellen 
durchsichtigen Grund, daß er dieContraste von König (Matthäus) 
und Priester (Lucas), Mensch (Marcus) und Gott (Johannes) zur 
Empfindung bringen will. 

Aber das sind doch Ausnahmen. Das Natürliche war stets, 
daß man entweder, wie Ambrosius« Hieronymus sammt Allen, 
die von ihm abhängen, ferner wie Epiphanius und Niceta, die 
gleichfalls die Ordnung Matthäus, Marcus, Lucas, Johannes be- 
obachten, diejenige Ordnung der Evangelien festhielt, in welcher 
man sie im Kanon zu lesen gewöhnt war, oder sich durch die 
Reihenfolge der Symbole sei es bei Ezechiel, sei es in der Apo- 
kalypse bestimmen ließ. 

Bei denjenigen^ die Ersteres vorzogen, ergab sich ungesucht 
eine Uebereinstimmung mit der Ordnung der Symbole bei Eze- 
chiel, wenn sie die Deutung I und die gewöhnliche griechische 
Folge der Evangelisten innehielten wie Hieronymus, aber auch 
wenn sie wie Ambrosius die altlateinische Folge der Evangelisten 



Ordnang der Eyaogelien. , 273 

mit der DentUDg 11 combiDirten. Dagegen stellte sieh ein Wider- 
sprach sowohl mit Ez 1^ 10 als mit Apoe 4, 7 heraas, wenn man 
wie Psendoiavencus die Deutung n mit der griechischen und 
spätlateinischen Folge der Evangelisten verband. Irenäus, der 
Urheber dieser Deutung, hatte den zweiten der eben bezeichne- 
ten Wege eingeschlagen. Unbekümmert um die Ordnung der 
Evangelien im Kanon hatte er die Reihenfolge der Thiere in 
Apoc 4, 7 für sich maßgebend sein lassen. Darin folgen ihm die 
Griechen^ die ihn ausschreiben^ mit Ausnahme des Theophylact, 
welcher ordnet: Johannes (Löwe), Matthäus (Mensch), Marcus 
(Adler) , Lucas (Rind). Im Anfang der Reihe folgt er der Ord- 
nung der Schriftsteller, deren ihm selbst bedenkliche Meinung er 
referiren will. Da sie ihm aber sehr sonderbar vorkommt, gibt 
er die drei ttbrigen Evangelisten in der gewöhnlichen griechi- 
schen Ordnung. 

Was aber kann den ältesten aller dieser Allegoristen, den 
Theophilus bewogen haben so zu ordnen: Matthäus (Mensch); 
Marcus (Löwe); Johannes (Adler); Lucas (Rind)? Diese Ord- 
nung der Symbole stimmt weder mit Apoc 4, 7 noch mit Ez 1, 10. 
Also scheint das andere Anordnungsprincip, welches wir in den 
weitaus meisten Fällen wirksam sehen, die Reihe bestimmt zu 
haben ^ nämlich die Ordnung, in welcher Theophilus die Evan- 
gelien zu lesen gewöhnt war. Die Ordnung Matthäus, Marcus, 
Johannes, Lucas ist aber diejenige des Syrus Guretonianus, der 
ältesten, etwa während der jüngeren Lebensjahre des Theophilus 
entstandenen syrischen Evangelienübersetzung. Es kann nicht 
befremden, daß ein Bischof der syrischen Hauptstadt um 170 
die Evangelien in derselben Ordnung vor sich hatte ^) , wie der 
älteste syrische Uebersetzer um 150. Es findet vielmehr das Er- 
gebnis der ganzen bisherigen Untersuchung des Gommentars in 
diesem Zusammentreffen eine merkwürdige Bestätigung. 

Man wird entgegnen, daß innerhalb des Gommentars die 
Evangelien vielmehr in der gewöhnlichen Ordnung stehen. Aber 
wer bürgt uns dafür, daß auch nur Marg. de la Bigne in dieser 
Aeußerlichkeit seine handschriftliche Vorlage unverändert wie- 
dergegeben hat, und daß nicht in der Handschrift das jetzige 
4. Buch über Johannes vor dem jetzigen 3. Buch über Lucas 



1) Gf. die oben S. 231 f. angeführten UebereinstimmuDgen des T. mit 
Syms Cor. in Bezug auf Einzelheiten des Textes. 

Zahn, Forschungen. II. j^g 



274 Ordnung der Evangelien. 

gestanden hat? Eine solche UmstellaDg der beiden letzten Bücher 
des Gommentars, wie man sie eben wegen der Ordnung der 
Evangelien in der Vorrede annehmen muß, kann aber auch lange 
vor der Zeit des ersten Drucks geschehen sein, weil die Ord- 
nung Matthäus, Marcus, Johannes, Lucas den Lateinern fremd 
war und nur wie eine durch Irrthum entstandene Modification 
der Ordnung der Vulgata erscheinen konnte. Der Inhalt und 
insbesondere die Schlußsätze des 3. und des 4. Buchs sprechen 
nicht dagegen, daß sie ursprünglich in umgekehrter Folge stan- 
den. Der Excerptor Arnobius, welcher aus dem 2. Buch über 
Marcus nichts gibt, die Scholien zu den übrigen Evangelien aber 
in der Ordnung Johannes, Matthäus, Lucas vorführt, ist jeden- 
falls kein Zeuge für die jetzige Ordnung der Bücher von T. 
Hat Arnobius den Johannes vorangestellt, um mit In principio 
anzufangen, so könnte er für die UrsprÜDglicbkeit der Ordnung 
Matthäus^ Marcus, Johannes, Lucas in T. sprechen. Das Cha- 
rakteristische ist, daß Lucas den Schluß macht. Es liegen auch 
sonst Spuren davon vor, daß Umstellungen in T. stattgefunden 
haben und dadurch Unordnungen entstanden sind. Wie nach- 
lässig in der Form der Commentator auch ist; daß er zweimal 
an verschiedenen Stellen wörtlich das gleiche Scholion geschrie- 
ben haben sollte, wie T. I, 25 = III, 3, ist unwahrscheinlich. 
Aber Gewißheit Über diese Dinge wird ohne Auffindung alter 
Handschriften nicht zu erlangen sein, und vielleicht auch dann 
nicht. 

Anhangsweise möchte ich noch das Problem berühren, wie 
die Ordnung der Evangelisten und der Symbole bei Victorinus 
zu erklären sei : Marcus (Löwe), Matthäus (Mensch), Lucas (Rind), 
Johannes (Adler). Es ist das weder die Ordnung der Symbole 
bei Ezechiel, noch die der Apokalypse; es existirt auch meines 
Wissens keine lateinische oder griechische Evangelienhandschrift 
mit dieser Ordnung. In der Literatur unseres Gegenstandes ist 
Victorin ohne Nachfolger geblieben. In einem Codex Erlangen- 
sis des 12. Jahrhunderts^) fand ich folgende, nicht eben tadellose, 



1) Cod. ErlaDg. 283 fol. 98 a zur Ausfüllung eines durch Rasur 
leer gewordenen Blatts. Es geht voran eine Auslegung der Messe unter 
dem verlockenden Titel Ordo Mamerti Viennensis episcopi fol. 69 b. Die- 
selbe findet sich auch im Bambergensis Q, VI, 41 f. 89 a, und nach Montr 



Origenes und Hieronymas. 275 

aber meines Wissens nicht gedruckte Hexameter ^) , worin die 
Ordnung der Symbole diejenige von Äpoc 4, 7, die Vertbeilnng 
aber die gleicbe ist, wie bei Victorin and T. 

Mysterium fidei vis quadrifidae speciei 

Continet istorum sub nomine discipulorum : 

Ore leanini Mard, Lucae vitulinif 

Matthaeiquej humilis quod homo est, aquilaeque Johannis. 

Victor em mortis Christum signat leo fortis; 

In cruce quod durat, species vitulina figurat; 

Sed quod homo verus fuit, explicat ipse Matthaeus, 

Vis quoque divina specie patet ex aquilina. 

III. Origenes und Hieronymus zu Matthäus. 

Daß Hieronymus in seinem Mattbäuscommentar denjenigen 
des Origenes stark ausgebeutet hat, ist zwar längst von den 
Heransgebern der Werke beider Väter, von Huet; Delarue^ 
Vallarsi durch zahlreiche Beispiele belegt und auch von dem 
überaus gütigen letzten Biographen des Hi. nicht in Abrede ge.- 
stellt worden 2). Aber dieser Thatbestand steht in einem so 
grellen Widerspruch mit den Andeutungen der Vorrede des Hi. 
und ist doch andrerseits so wichtig für die richtige Beurtheilnng 
des Verhältnisses zwischen Hi. und T., daß es nothwendig er- 
scheint, einen auf dem Grunde einer vollständigen Vergleichung 
der Commentare des Hi. und des Gr. ruhenden, aber nur aus- 



faucon, Bibl. Bibliotbecamm p. 225 wahrscheinlich auch in einem Casi- 
nenais 325 als Ceremoniäle Mamerti episcopi Viennensis; letztere beide 
Bas. aaec. XIII. Davon ist verachieden Explanatio Mamertini episcopi 
4e letaniae ante ascensa domini in einem Casinenala 95 (Biblioth. Caain« 
tom. II, 351. 362). Die Schrift im Erl. und Bamb. iat leider eine Fäl- 
schung, achon darum, weil hier die römiache Meaae erläutert wird. Der 
Verfaaaername iat nicht ungeachickt gewählt, um durch eine liturgiache 
Auetorität der alten gallischen Kirche die römiache Liturgie ala von 
jeher dort einheimiach eracheinen zu laaaen. — Die Hand, welche im Er- 
langenaia den Schluß der liturgischen Materie radirt hat, iat sicherlich 
dieselbe, welche im Zorn über daa Getilgte dort bemerkt hat: scyend, 
diabolus mendax est et pater eius, und welche dann einige Sätze aua 
Augnatin und endlich obige Verae geachrieben hat. Sie ist wie mir scheint, 
nicht jünger als die im vorangehenden Tractat (saec. XII). 

1) Die Hs. gibt Z. 1 misterium . . quadrifide, so überall ae durch e, 
Z. 5 singnat, 

2) Zöckler, Hieronymus S. 213. 

18* 



276 



Origenea utid Bieronymns. 



gewShlte ErgebniBse dieser Vergleichang vorführenden Nachweis 
dieses Verhältnisses zu geben. Dabei ist im voraos zu erinnern, 
daß wir von den ersten 9 Tomi des Or., von seiner Anslegang 
von Mt 1, 1 — 13, 35 nar wenige Brachstttcke besitzen, und 
daß von seiner Anslegang von Mt 22, 34 — 27, 66 nur eine 
lateinische Uebersetzang erbalten ist, deren vorhandener Text 
mit Mt 16; 9 beginnt Bedeatsam sind aber nicht nur diejenigen 
Stellen, wo Hi. den Or. abschreibt, sondern auch die, wo er auf 
dessen Anslegang polemische Rücksicht nimmt. 

Za Mt 11 , 14 protestiren Hi. 70 und Or. 441 sq. ^) gegen 
die Lehre von der Seelen Wanderung; beide behaupten unter Be- 
rufung auf den folgenden v. 15 einen tiefern mystischen Sinn 
und deuten die Stelle nach Lc 1, 17. Wenn Hi. iieteykxpixfaaiq, 
Or. zunächst iieteyacoiiataoaig sagt, so wird diese Verschieden- 
heit völlig dadurch aufgehoben, daß Or. nach der allein erhal- 
tenen lat. Version seinen ersten Ausdruck durch transmutatio 
animarum erklärt und letzteren Ausdruck sofort noch zweimal 
wiederholt. — Zu Mt 13, 44 lassen Hi. 97 und Or. 446 sq. (§ 5 
und nochmals § 6) die Wahl zwischen der Deutung des Ackers 
auf die hl. Schriften oder auf Christus ; für letzteres berufen sich 
beide auf Col 2, 3. — Zu Mt 13, 45. 46 deuten Hi. 98 und 
Or. 452 die guten Perlen auf Gesetz (Moses) und die Propheten, 
die eine köstliche Perle aber auf Christus, und beide führen mit 
Rtlcksicht auf Philipp 3, 8 den Paulus als Musterbild des Perlen 
suchenden Kaufmanns an. Für Hi. aber ist die von Or. ent- 
lehnte und an sich doch gar nicht naheliegende Deutung der 
guten Perlen so innig mit dem Text verbunden, daß er in Ek- 
stase ausruft: Audi Marcion^ audi Manichaee, bonae margaritae 
mnt lex et prophetae, als ob diese Deutung im Texte selber 
stttnde. — Zu Mt 13, 47 bemerkt 



Or. 455 

aay^ytl (besser Ufayrivtig) ^k nkoxy 
noixtX^ (ofiot(od"n ri ßaOiXila reÜv 
odgayöHy »ara TTjy TiSTiXeyfiivriy ix 
nayro^antSy xttl noixiXtov vorifiartiv 
naXaiav xal xaiyr^y ygatfijy . . . 
ßißXriTttt ^k 1} aayijvfi avrri ets r^v 



Hi. 98 
(apostoli) eantexuerunt sibi ex ve- 
teri et novo testamento sagenam 
evangelicoi-um dogmatum et mtse- 
runt eam in mare huit^ eaeculif 
quae tisque hodie in mediis flucti- 
hu8 tenditur, capiens de salsis et 



1) Ich oitire auch hier Hi. nach den Columnenzahlen der 2. Ausg. 
Yallarsi's und Or. nach den Seitenzahlen von Delarae. 



Origenes nnd Hieronymus. 



277 



&ttXaaaav^ t6v naviaxov r^s oixov- amaris gurgitihus quidquid inci- 
fiivTjg Tüiv tt v&QtiTitav xvfiarovfisvov derit, 
ß{ov xal iv Tolg aXfiVQoig ngay- 
fiaai TotT ßiov VTixofievov. 

Zu Mt 14, 6 beruft sich Or. 471 auf einen Vorgänger, wel- 
cher zu Gen 40, 20 bemerkt habe, daß der Gottlose in seinem 
fleischlichen Sinn den Tag seiner leiblichen Geburt feiere, und 
schließt daran die Bemerkung, deren freie Uebersetzung man bei 
Hi. 101 findet: 



in ovSifiiag YQafprjg EVQOfisv vno 
dixttiov yevi&Xiov dyofdevov , a<f«- 
xog yaQ fJMlXov kxeCvov tov 4>aQau} 
6 *Hg(o6rig, 



Nullum alium invenimua öbser' 
vasse diem natalis sui, nisi Herodem 
et Pharaonemf ut quorum erat par 
impietaSf esset et una solennitas. 



Zu Mt 14, 13 finden Hi. 103 und Or.473 in der Flucht Jesu 
eine thatsächliche Bestätigung des Befehls Jesu in Mt 10, 23, 
und die von Hi. mit aliter eingeleitete Deutung der Flucht in 
die Wüste auf den Uebergang des Heils von Israel zu der bis 
dahin einsamen und kinderlosen Heidenwelt oder Kirche (cf. 
Gal i, 27) folgt auch bei Or. Zum folgenden Vers trifft der 
Ausdruck Beider noch genauer zusammen: 



sequutae sunt eum turbäe, reUn- 
quentes civitates suas , hoc est pri" 
stinas conversationes et varietates 
dogmatum. Egressus autem lesus 
significat, quod turbae habuerint 
quidem eundi voluntatem, sed vires 
perveniendi non habuerint» 



^xoXov&riHfav avr^ dnb T(av iSliov 
noXitov rtß exaarov xaxaX^Xoinkyai 
fit ndxqia jrjg diiütSatfioviag iS-ri 
. . . xal ngog rovrovg ye 6 *Iriaovg 

ngog avibv^ tva roTg ^|a) ysvofierog 
tofa Tovg i^cj eiaaydyrf. 

Daß die wesentliche Uebereinstimmung der kurzen Aus- 
legung von Mt 16, 24 — 26 bei Hi. 117 sq. mit der ausführlichen 
bei Or. 542—547 nicht durch Zufall entstanden ist, beweist die 
bei beiden sich findende Anftthrung von Gal 2, 20 (Or. 544 A) 
und Jes. 43, 3 sq. (Or. 546 C). — In der Auslegung der Ver- 
klärungsgeschichte berührt sich Hi. 130 sqq. so vielfach mit 
Or 557 sqq., daß Vallarsi (p. 131 Notec) in der Anführung von 
Einzelheiten erlahmt ist. Besonders häufig treten die Plagiate 
aus Or. da ein^ wo Hi. von der historischen Deutung zur tro- 
gologischen übergeht. So ist z. B. Alles, was Hier 162—163 
mit den Worten einleitet: Hoc iuxta kistoriam, caeterum secun- 
dum mysticos intellectus, und abschließt mit den Worten: Quod 
de ecclesiis diximtis, unusquisque de seintelligat, die ganze Deu« 



278 Origenes und HieroDymas. 

tang nSmIich der Tempelreinigang aaf die Kirche; ein Excerpt 
ans Or. 7öO — ^753. Aber auch historische and philologische Ge- 
lehrsamkeit entlehnt er vielfach dem Alexandriner. Wenn er 
p. 177 zu Mt 22; 15 bemerkt, daß die Herodianer die Zahlung 
des Censas fttr erlaabt, die Pharisäer dagegen für Unrecht ge- 
halten haben, nnd dabei ;,gewi8se Lateiner'' ^) verspottet, welche 
gesagt; die Herodianer hätten Herodes fttr den Messias gehalten, 
so zeigt schon die Bezeichnung der Irrenden als Lateiner, daß 
er sein besseres Wissen von den Griechen bekommen hat, näm- 
lich von Or. 806. Aach in der Erklärung von Mt 22, 29 sqq. 
folgt er p. 180 sq. dem Or 826. 828 nicht nur in der sonder- 
baren Deutung der ;,Kraft Gottes'' auf Christus nach 1 Cor. 1, 24, 
sondern auch in der gelehrten Bemerkung, daß Christus sich in 
der Argumentation gegen die Sadducäer auf den Pentateuch be- 
schränkt und auf die viel deutlicheren prophetischen Stellen 
verzichtet habe, weil die Sadducäer nur den Pentateuch ange- 
nommen haben. 

An den Namen rn revBtraqit Mt 14, 34 schließt Or. 483 sq. 
die Bemerkung: ^$ %iiv kq^k^velav ei e^ytönsy, xal uTt* avt^q 
taydfAsd-a &v t& nqog inp td^p^goxeifjkipcop difjyfitrty. Weil Or. 
den Wortsinn des Namens nicht kennt, gründet er verständiger 
Weise auch nichts darauf. Hi. dagegen, welcher zehn Jahre 
vor Abfassung des Matthäuscommentars in seinem Buch von den 
hebräischen Namen und zwar in demjenigeü Kapitel, welches 
die Namen im Ev. des Matthäus deutet, eine etymologische 
Uebersetzung von Genesar zu geben wußte ^), übersetzt trotzdem 
hier obigen Satz des Or. seiner ersten Hälfte nach, fügt dazu 
aber eine allegorische Deutung, welche eine bestimmte Deutung 
des Namens voraussetzt, wenn anders die Erinnerung an den 
Wortsinn des Namens einen Sinn haben soll. Es heißt bei 
Hi. 109: Si sciremus quid in nostra lingua resonaret Geneza- 
reth, intelligeremus , quomodo lesus per typum apostoloruni et 
navis ecclesiam de persecutionis naufragio liberatam transducat 
adlittm. — Wenn dies als Beispiel geschmacklosen Abschreibens 
dienen kanU; so ist an anderen Stellen die unredliche Absicht 



1) Pseudotert haer. 1; Philaster, haer. 28 (Oehler, Corp. haeres. I, 
p. 28. 271), aber auch der Grieche Epiphanius haer. 20. 

2) Onomastica sacra ed. Lagarde p. 61, 21: Gennesar hortiis prin- 
cipnm. 



Origenes und Hieronymns. 279 

wahrzanehmen y dem entlehnten Gut den Anstrich eigener Er- 
findang za geben. Za Mt 16, 18 bemerkt Hi. 124: Ego portas 
infeiri reor vitia atque peccata vel certe haereticorum doctrinas, 
per quas illecti homines ducuntur ad Tartarum. Das anspmchs- 
YoUe Ego ist die Maske des Or., welcher die beiden von Hi. 
nnmittelbar mit einander verbandenen Erklärungen an zwei ver- 
schiedenen Stellen p. 526 D and 528 A gegeben hatte. Ebenso 
schreibt Hier. 133 nar den Or. 575 ab, wo er die Deatang des 
Mondsüchtigen in Mt 17; 14 sq. mit den Worten einleitet: Mihi 
autem videtur iuxta tropologiam lunaticus esse^ qui etc. 

Nicht selten nimmt Hi. ausdrücklich, wenn aach ohne Na- 
menangabe aaf Or. Bezag. Za Mt 14, 1 meint Hi. 100 keinen 
anderen als Or. 467sq. bei den Worten: Quidam ecclesiasücorum 
interpretum caussas quaerit, quare Her ödes ista sit suspicatus, 
and kritisirt dieses weitläufige quaerere des Or. mit den weiter- 
folgenden Worten qtuisi erroris alieni nobis reddenda sit ratio. 
Zu Mt 18| 2 p. 137 wird ein abkürzendes Gitat aas Or. 594 sq. 
mit den Worten gegeben : Alii parvulum interpretantur spiritum 
sanctU7n, quem posuerit in cordibus discipulorum , ut superbiam 
in humilitatem mutaret. — Or. 628 ist jedenfalls mitgemeint, 
wenn Hi. 143 zu Mt 18, 24 sqq. sagt: Scio quosdam istum, qui 
debebat decem milia talenta, diabolum interprefari. Das Gleiche 
gilt von Hi. 153 (Sunt qui hanc parabolam aliter edisserant) = 
Or. 7(X) obwohl hier auch T. concurrirt s. oben S. 54. Die von 
Hl. 152 sq. vorangestellte Erklärung findet i|ich gleichfalls bei 
Or. 705 sq. Auch die Anwendung von 1 Jo 2, 18 auf die 
11. Stunde des Gleichnisses ist aus Or. 699 entlehnt. Die Deu- 
tung der Ersten, welche letzte, und der Letzten, welche erste 
sein werden, bei Hi. 153 und Or. 691 muß man neben einander 
stellen : 

xa\ Y«Q ol fihv dno rdiv i^cSv 
xetfalri dtd r^y nlativ yivoviai,^ 6 
dk ämajog ^laQarjX did jr^v dni- 
at(av ovQci, 

Unmittelbar darauf citirt Hi. 153 wieder den Or. 705 speciell: 
Legi in cuiusdam libro, amicutn istum (Mt 20, 13) .... proto- 
plastum intelligi. 

Außerdem sind unleugbare Entlehnungen: die Berufung auf 
das Buch Numeri zu Mt 14, 21 Hi. 106 = Or. 478 F; die Deu- 
tung von Korban aus einer jüdischen Tradition, welche Or. per- 



Quod ludaei de capite vertantur 
in caudam, et nos de cauda mute- 
mur in caput. 



280 Origeoes und Hieronymas. 

sönlicber Erkandigang verdankt Hi. 111 = Or. 489; die an 
Mt 16, 19 anknüpfende Polemik gegen die hochmttthigen Bischöfe 
und Presbyter Hi. 124 sq. = Or. 531, obwohl Hi. ein wenig 
kirchlich conservativer die Sache wendet; die Deatnng des Ber- 
ges in Mt 17, 19 aaf den Dämon in dem Besessenen Hi. 134 = 
Or. 579 cf. noch Hi. 168; die Anführang des omni petenti dabitur 
bei einem dies Wort so wenig nahelegenden Anlaß wie Mt 19, 11 
Hi. 146 = Or. 650; die „tropologische^ Deatnng der Eannchen 
in Mt 19, 12 Hi. 147 (Possumus et aliter dicere) = Or. 655; 
die Erwähnung des Grates zu Mt 19, 28 Hi. 155 = Or. 672 
(schon zu der vorangehenden Geschichte vom reichen Jüngling); 
die Deutung von Mt 20, 22 und besonders die dazu verwandten 
Bibelstellen bei Hi. 155 = Or. 718 sq., nur fügt Hier, aus eigenen 
Mitteln die Geschichte vom Oelmartyrium des Johannes hinzu; 
die Deutung von Bethphage ^) durch domtis maxillarum, qui sa- 
cerdotum viculm erat Hi. p. 159 = Or. 743 olxov (rtayoyn&y. 

Das Angeführte wird zum Beweise dafür genügen, daß Hi. 
bei der Ausarbeitung seines Commentars nicht aus Erinnerung 
an eine viele Jahre zuvor stattgehabte Leetüre des Commentars 
des Or., sondern entweder aus diesem selbst, oder aus umfang- 
reichen Excerpten^ die er vor Jahren gemacht haben mag, einen 
großen Theil seiner Weisheit geschöpft hat. Und es ist ferner 
unwidersprechlich, daß die lügnerische Darstellung von dem Ver- 
hältnisse seiner Arbeit zu denjenigen seiner Vorgänger, welche 
er in der Vorrede seines Buchs ^) gegeben hat, der auf Täuschung 
des Lesers berechneten Art; wie er im Verlauf des Commentars 
den Or. bald abschreibt, bald kritisirt, aber niemals mit Namen 
nennt, moralisch ebenbürtig ist. 

Schließlich sei noch bemerkt^ daß die unzweideutigen Ent- 
lehnungen sich auf die drei ersten Bücher des Commentars des 
Hi. beschränken und zugleich auch auf die jetzt griechisch er- 
haltenen Theile des Commentars des Or. Daraus ist aber nicht 
zu schließen, daß Hi. nur die 17 ersten xoihOi des Or. gelesen 



1) Hi. interpr. nom. hebr. (Onom. sacra ed. Lagarde p. 60, 24) er- 
klärt dagegen selbst: Bethfage domus oria vallium vel domus hucae. 
Syrum est, non hebraeum, Quidam putant domum maxülarum 90cari, 
Er lehnt also hier dieselbe Deutung ab, welche er im Commentar za 
Matthäus aus Or. kritiklos abschreibt. 

2) Ein wenig ehrlicher redet Hi. vol. VII, 369 sq., 543 sq. 



Die AbbandlüDgen des Aphraates. 281 

habe. Er versichert in der Vorrede ansdrücklich, daß er dessen 
25 Volumina in Matthaeum gelesen (p. 7. 8). Ganz fehlt es 
daher aach im 4. und letzten Bach des Hi. nicht an Stellen^ wo 
wahrscheinlich Or. berücksichtigt ist. So z. B. ist es die Mei- 
nang des Or. 845 sq., welche Hi. 190 an zweiter Stelle anftthrt, 
daß nämlich der Zacharias Mt 23; 35 nach apokryphischen Nach- 
richten der Vater des Täufers sei. Hier bemerkt aber auch Hi. 
ausdrücklich; daß er zu dieser Stelle seine LesefrUchte verwer- 
then müsse : In diversis diversa legi^ et debeo singulorum opinio- 
nes ponere. Im übrigen erklärt sich die größere Selbständigkeit 
des Hi. im vierten Buche daraus, daß er zu Ende eilt. Er läßt 
sich nicht mehr Zeit, seine Quellen so gründlich auszubeuten oder 
seine Excerpte aus denselben in so großem Umfang zu ver- 
wertheU; wie in den ersten Büchern. 

IV. Ein Muster moderner Quellenkritik nebst einer Frage. 

Da oben S. 188 die Abhandlungen des Aphraates für die 
Geschichte des „Mönchthums^ und des Namens ,,Mönch'' ver- 
werthet worden sind , so kann ich nicht stillschweigend an dem 
Jnterdict vorübergehen, womit neuerdings H. Weingarten diese 
Schriften belegt hat^). Gegenüber einer beiläufigen Erinnerung 
Bestmann's an den von Weingarten völlig übersehenen ;,persi- 
schen Weisen" fragt W., ob denn „die Frage nach Ursprung 
und Inhalt der Homilien des Aphraates schon abgeschlossen, ja 
überhaupt nur ernstlich in Angriff genommen sei"? Die Frage 
nach dem Inhalt dieser Homilien kann Jeder beantworten, der 
sie liest. Wer Syrisches nicht liest, hat an der lateinischen 
Afterübersetzung der meisten Homilien aus dem Armenischen 
durch N. Antonelli ^) und an den 8 von G. Bickell in's Deutsche 
übersetzten ^) einen Ersatz, dessen Nichtbenutzung von Seiten 
eines Mannes, der auf dem Gebiet der Kirchengeschichte des 
4. Jahrhunderts als Quellenforscher auftritt, mindestens bemer- 
kenswerth ist. Aber hauptsächlich sollen es die „vielen noch 
ungelösten Fragen betreffs der Ursprungszeit dieser Homilien" 
sein, welche verbieten, sich auf dieselben zu berufen. Seitdem 



1) TTerzog's Realencykl. 2. Aufl. X, 776. 

2) Romae 1756, auch bei Gallandi V abgedruckt. 

3) Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenvater, Kempten 1874, 
S. 7-151. • 



282 ^1*6 Abhandlungen des Aphraates. 

P. de Lagarde diesen persischen Weisen wieder entdeckt and 
W. Wright seine Schriften herausgegeben hat, existiren solche 
Fragen gar nicht; denn der Verfasser selbst hat genau ange- 
geben ^) y daß er die ersten 10 Abhandlungen im Jahre 648 
Alexanders, die 12 folgenden im J. 65ö AI., die angehängte 
letzte im Monat Ab des J. 656 AI. geschrieben habC; und nnter 
all' den namhaften Gelehrten, welche sich mit dem „Inhalt^ 
dieser Abhandlangen näher beschäftigt and davon öffentlich 
Zengnis gegeben haben, ist Keiner des absurden Gedankens fähig 
gewesen, daß diese nüchternsten und dabei von Antiquitäten 
strotzenden Schriften von einem Fälscher falsch datirt worden 
seien. Nach Weingarten ; der sie nicht gelesen hat^), stehen 
wir noch vor dem Anfang der Beantwortung von Fragen, welche 
aufzuwerfen Lagarde, Wright, Nöldeke, Bickell n. A. mit Recht 
fttr eitel Zeitverschwendung gehalten haben. Daß den Schriften 
des Aphraates vor einiger Zeit, und zwar in diesem Punct unter 
allgemeiner Zustimmung der Sachverständigen wichtigste Data 
fttr die Geschichte des neutestamentlichen Kanons der ostsyri- 
schen Kirche im 4 Jahrhundert entnommen worden sind; scheint 
Weingarten ebensowenig zu wissen, als manches Andere, was 
man wissen muß, ehe man in aller Bescheidenheit, geschweige 
denn in dem dictatorischen Ton Weingarten's zum Fortschritt 
unsrer Kunde des kirchlichen Alterthums etwas beitragen will. 
Aber dieser Aphraates ist eine verdächtige Person, weil er mit 
einem anderen Aphraates, von welchem Theodoret Einiges er- 
zählt hat, nicht identificirt werden kann. Also: weil es einen 
oder fttnf Schriftsteller und NichtSchriftsteller Namens Ensebius 
gibt, welche nicht die Kirchengeschichte des Eusebius geschrie- 
ben haben können, ist dieser Eusebius von Cäsarea sammt seiner 
Kirchengeschichte aus dem Kreis der zuverlässigen Zeugen aus- 
zuschließen. Aber „die kirchliche Tradition kennt nur einen 
Aphraates", nämlich den von Theodoret Gepriesenen. Die syri- 
schen Schriftsteller, aus welchen Wright, Bickell, Sasse die spär- 



1) ed. Wright p. 440. 507. Die Jahre sind an beiden Stellen außer- 
dem noch nach der Eegiernngszeit des persischen Königs Schapor genau 
bezeichnet. 

2) Wenn er auch nur eine einzige in Uebersetzung gelesen hätte, 
würde er sie nicht als „Predigten" bezeichnen, die „vielleicht gehalten* 
worden sind, ehe noch der Arianismus in Syrien bekannt geworden. Es 
ßind ja Abhandlungen in Form von Sendschreiben. 



Die Abbandlangen« des Apbraates. 

liehen Nachrichten über unseren Apbraates von 337. 344 und 345 
znsammengesncht haben, gehören also nicht zu den Trägern der 
kirchlichen Tradition, und die uralte falsche Tradition, welche 
unseren „Jakob^, alias Apbraates, mit dem Jakob von Nisibis 
verwechselt hat, ist für den Kritiker eine bloße Null. Es er- 
öffnen sich in der That liebliche Aussichten in die Fortschritte 
unserer Erforschung des kirchlichen Alterthums, wenn für sicher 
nur gilt, was im Sinne Weingarten's „kirchengeschichtlich be- 
kannt^ ist. Aber wenn auch diese Abhandlungen, was ja Wein- 
garten nicht einmal ernstlich zu bestreiten wagt, in den Jahren, 
welche sie angeben, verfaßt sind, diejenige über den Ordens- 
stand soll verdächtig sein, weil Gennadius sie in seinem Ver- 
zeichnis nicht mitaafgezählt ^) , und weil sie auch in der arme- 
nischen Uebersetzung fehle. Aber sie ist ja bei Antonelli p. 203 
— 233 in armenischer und lateinischer Uebersetzung zu lesen 
und überdies mit einer weitläufigen Abhandlung des Heraus- 
gebers „De Ascetis" p. 107 — 202 begleitet. Woher Weingarten 
zu der zuversichtlichen Verneinung dieser Thatsache gekommen 
ist, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Aber auch wenn diese 
6. Abhandlung dem Armenier unbekannt geblieben wäre, würde 
sie über jeden Zweifel an ihrer Echtheit erhaben bleiben. Denn 
Aphraates selbst beruft sich nicht nur in der 18. Abhandlung 
über die Jungfräulichkeit auf die frühere über den Ordensstand 
(Wright p, 355, 10), und in dieser , der 6., auf die erste über 
den Glauben (p. 116, 14); er zählt sie auch alle wieder nach 
den Titeln auf p. 439. 440. Für diejenigen, die das nicht selbst 
entdecken sollten, bemerkt er überdies, daß er die Abhandlungen 
nach den 22 Buchstaben des Alphabets geordnet habe (p. 440, 16). 
Es bleibt nichts übrig, als daß Weingarten demnächst den Be- 
weis dafür antritt, daß der Buchstabe Wau, womit die Abhand- 
lung über den Ordensstand als 6. beginnt, um 337 noch nicht 
dem syrischen Alphabet angehört habe und erst später ebenso 
in dasselbe interpolirt worden sei, wie die Abhandlung über 
den Ordensstand unter die übrigen Tractate des Aphraates. 

Die für den Quellenwerth der Abhandlungen des Aphraates 
ganz gleichgültige Frage nach seiner amtlichen Stellung rechnet 
Weingarten, wie es scheint, auch zu den „ungelösten Fragen'', 
vor deren Erledigung kein Mensch den unangenehmen Perser 



1) Cf. hierüber N. AntonelU Prell p. IV. 



284 t>ie AbbandloDgen des Aphraates. 

citiren darf. Weingarten liefert einen negativen Beitrag zur Be- 
antwortung dieser Frage ^ indem er uns ohne Federlesen ver- 
kündigt: daß Aphraates zugleich Abt und Bischof gewesen, wie 
Sasse (Prolegg. p. 4. 8) vennntbet, sei „eine kirchengeschicbt- 
liehe Unmöglichkeit^. „Gleichzeitig Abt und Bischof and noch 
dazu im Anfang des Mönchthnms ist anerhört.'' Es wäre viel- 
leicht vorsichtiger gewesen auch hier za sagen , es sei nicht 
„kirchengeschichtlich bekannt''. Es ist eben gar Vieles^ was in 
der Kirche geschehen ist and noch heute geschieht, in die Col- 
legienhefte und Handbücher unserer Kirchenhistoriker nicht über- 
gegangen. Jene „Vermuthung^ ist aber wesentlich nichts An- 
deres als ein deutlicherer Ausdruck für die handschriftlich über- 
lieferte Nachricht ^) ; daß Aphraates „Bischof von St. Matthäus'' 
auf dem Berge Elpheph bei Hossul gewesen sei. Die Nachricht 
kann ja gar nicht anders verstanden werden, als daß schon 
damals auf jenem Berge das Matthäuskloster gestanden und dem 
Bischof Aphraates als Residenz gedient habe, wie es noch heute 
Sitz eines jakobitischen Bischofs ist ^). Auf einem kahlen und 
menschenleeren Gipfel residirend wird sich Weingarten den' 
Bischof oder „Metropoliten von Ninive" doch wohl noch weniger 
denken können, als in einem Ordenshaus daselbst. Und wie 
denkt sich denn Weingarten in den von altersher bis heute in 
der syrischen und armenischen Kirche so zahlreichen Fällen, wo 
Klöster regelmäßige Residenz von Bischöfen waren ^), das Ver- 
hältnis des Bischöfe zum Abt, wenn sie verschiedene Personen 
sind? Daß der Superior der Mekitaristen und Abt des Klosters 
S. Lazzaro heut zu Tage zugleich Erzbischof ist, kann der 
Quellenforscher in einer ziemlich neuen Quellenpublication sogar 
auf französisch lesen ^). Es ist aber auch nicht nothwendig, 
das Gebiet der europäischen Sprachen zu verlassen, um das an- 



1) Wright, Catal. vol. II p. 401. Das Wort chäsjd, gewöhnlicher 
Titel für „Bischof**, könnte allenfalls anch einen Abt bezeichnen (Smith* 
Thesaurus 1326). Daß aber Aphraates Bischof war, zeigt seine 13. Ab- 
handlung. 

2) Bickell, Einl. zur Uebersetzung des Aphraates S. 10. 

3) Ich empfehle zurLectUre die lange Liste der unter „Monasterium** 
aufgezählten Bischofssitze in Assemani, Bibl. Or. II, de Monophysitis 
(ohne Paginirnng). 

4) Sancti Aristidis sermones duo. Yenetiis 1878, S. die Briefe im 
Anhang. 



Die Abhandlangen des Aphraates. 285 

dere za lerncD^ daß eine solcha Combination von Bisthnm und 
Elosterleifang gerade in den Anfängen des Möncbthams keines- 
wegs nnerbört war. Der heilige Martin baut sich nach seiner 
Erhebang zam Bischof von Tours ein monasterium^ zwei Millien 
von der Stadt entfernt. Bald finden sieh an die 80 Schüler dort 
ein, welche unter seiner Leitung ihr Mönchsleben führen. Aus 
diesem monasterium Martini gehen viele Bischöfe hervor; aber 
Martin, der Stifter und Leiter d. h. der Abt dieses Klosters, ist 
zugleich Bischof der nahen Stadt ^). Theodoret erzählt in sei- 
nen Mönchsgeschichten, einem Buch, welches dem Reformator 
der Forschung über das Mönchthum doch wohl nicht ganz un- 
bekannt sein wird, daß in den Anfangen des Mönchthums der 
Vorsteher eines Klosters bei Zeugma am Euphrat Bischof (näm- 
lich von Zeugma) geworden sei, aber nach wie vor die Leitung 
des Klosters in der Hand behalten habe, obwohl er nicht mehr 
ununterbrochen dort wohnen konnte^). Warum soll die Nach- 
richt über Aphraates als „Abt - BischoP von St. Matthäus 
nicht glaublich sein? Und wenn sie es nicht wäre, wie kann 
der Einzelne eine Thatsache für unmöglich erklären aus dem 
einzigen Grunde, weil er zufälliger Weise von ihrer Wirklichkeit 
nichts weiß ? Und hiermit habe ich noch nicht Alles aufgezählt, 
worin Weingarten auf einer einzigen halben Seite eine bedenk- 
liche Vereinigung von Zuversicht und Nichtwissen zur Schau 
trägt Aber es ist genug für den „persischen Weisen'', um wel- 
chen allein es mir zu thun war. Vielleicht findet „selbst Wein- 
garten^, um in seiner Sprache (S. 773) zu reden, hieran einigen 
Anlaß, darüber nachzudenken, ob er gerade berufen sei, An- 
deren, welche ihm unbequem geworden sind, „ein der Wissen- 
schaft unwürdiges Verfahren^ (S. 781) vorzuwerfen. 



Die Frage nach dem Ursprung und der Anfangszeit des 
Mönchthums oder genauer des Eremitenthums liegt von meiner 
gegenwärtigen Aufgabe weit ab, und ich habe auch sonst kei- 
nen Anlaß, mich dareinzumischen. Aber eine Frage möchte ich 
mir erlauben. Wie ist Iren. IV, 30, 3 (Harvey 11, 250) zu ver- 



1) Snlpic. Sev. vita Martini c. 10 cf. c. 23: episcopi monasterium. 

2) Hifltor. relig. 5 (Theodoreti opera ed. Schulze -Noesselt vol. III 
p. 1165). 



286 Einsiedler bei Irenäus? 

stehen? IrenSijs bat vorher polemisirt gegen diejenigen, welehe, 
nicht zufrieden mit der Kritik, welche das A. Testament' an seinen 
Helden übt, deren Verhalten sittlich streng beartbeiien, so anch 
die Entwendnng der egyptischen Gefäße darch die aasziehenden 
Israeliten (IV, 30, 1. 2). Er widerlegt dies Urtheil ans dem all- 
gemein als berechtigt anerkannten Weltverkehr der Christen und 
schließt mit Mt 7, 5. Diese scharfe Abweisong aber begründet 
er durch die Sätze: Etenim $i t$ qui tibi haec iwputat et glo- 
riatur in sua scienticu, separatus est a gentilium coetu et nihil 
est alienorum apud eutUy sed et sintpliciter nudus et nudis pedibus 
et sine domo in montibus conversatur, quemadmodum aliquod ex 
his animalibusj quae herbis vescuntur^ veniam merebitur, ideo 
quod ignoret necessitates nostrae conversationis, Si atUem ab ho- 
minibus quae dicuntur aliena esse participatur et arguit typum 
eorum, semetipsum tnimtissimum ostendit etc. Irenäas setzt also, 
wenn die Uebersetznng anch hier genau ist, den Fall nicht als 
einen unwirklichen, daß ein Christ so entblößt von aller Cultur 
in den Bergen hause, sondern als einen ebenso der Erfahrung 
der Wirklichkeit entnommenen wie den anderen, daß einer am 
Weltleben Theil nimmt. Eben wegen der Gleichförmigkeit der 
beiden Conditionalsätze scheint jede andere Anffasaung unmög- 
lich. Auch ist die Schilderung des Eremiten eine viel zu con- 
crete, als daß sie nur soviel sagen sollte wie: „Wenn einer von 
der Luft lebte, so könnte man ihm ein so strenges Urtheil er- 
lauben^. Wäre also doch schon vor 185; etwa im Zusammen- 
hang mit den Aufregungen der montanistischen Bewegung, es 
vorgekommen, daß Einzelne in ihrem Streben, sich von der heid- 
nischen Welt unbefleckt zu erhalten, in die Berge geflüchtet und 
zu einem mehr oder weniger adamitischen Znstand zurückgekehrt 
wären ? In den Stammsitzen des Montanismus und in den mit den 
Ausläufern des Montanismus verschmolzenen novatianischen Krei- 
sen des Orients begegnet uns zur Zeit Constantin's der Mönch 
Eutychianus auf dem bithynischen Olymp (Socrates h. e. 1, 13). 
Ich bitte um Aufklärung. 

V. Kleine Beiträge zu Tatian's Diatessaron. 

1. Das erste Wort des Diatessaron. Mösinger hatte 
in seiner lateinischen Bearbeitung von Ephraim's armenisch er- 



Das erste Wort des Diatessaron; 2S7 

haltenem Commentar über das Diatessaron bemerkt^), daß die 
eine der beiden armenischen Handschriften dieses Commentars 
(cod. A) das iv dqx^ ^ns Jo 1 , 1 darch a principio wieder* 
gebe nnd zwar conseqaent an den 7 Stellen, wo der Commentar 
die Worte reprodacirt, die andere Hs. (cod. B) dagegen mit Aus- 
nahme eines einzigen Falles, wo auch B a principio bietet, 
durchweg in principio. Da nun sicher bezeugt ist, daß im sy- 
rischen Original des Diatessaron rr^ttj^n oder rr^^J'^in = in prin- 
cipio stand, und da ferner der armenische Bibeltext Jo 1, 1 
a principio hat, so war mein Urtheil über jene Variante der 
Handschriften der armenischen Uebersetzung von Ephraim's Com- 
mentar dieses, daß in principio die ursprüngliche, vom armenischen 
Uebersetzer herrührende LA, a principio dagegen eine aus dem 
Einfluß des gewöhnlichen armenischen Bibeltextes zu erklärende 
spätere Aenderung sei (Forschungen I, S. 113 vgl. 330). In 
seiner Recension meiner Arbeit hat P. de Lagarde erstens er- 
klärt.^), daß es sich hier gar nicht um den armenischen Bibel- 
text handele, sondern darum, was cod. A, und was cod. B. in 
Ephraim's Text gelesen haben. Der zweite Theil dieses Urtheils 
scheint weniger genau ausgedrückt zu sein; denn wir haben es 
nicht mit zwei armenischen Uebersetzungen , sondern mit zwei 
Abschriften einer und derselben armenischen Uebersetzung von 
Ephraim's Commentar zu thun. Es fragt sich also nur, welcher 
von den beiden Abschreibern den ursprünglichen Wortlaut dieser 
Uebersetzung bewahrt hat. Daß aber für diese Frage der ge- 
wöhnliche armenische Bibeltext irrelevant sein soll, ist eine sehr 
auffällige Bemerkung aus der Feder eines in derartigen Unter- 



1) Evangelii concordantis expositio facta a S. Ephraemo etc. Ve- 
netiis 1876 p. 3 Note 3. 

2) Gott. gel. Adz. 1882. Stück II u. 12 S. 327. Damit ist zu ver- 
gleichen Stück 15 S. 452, wo eine in jener Recension enthaltene unrichtige 
Beschuldigung widerrufen wird. In Bezug auf die mit der -Sache wenig 
zusammenhängenden Bemerkungen über meine deutsche Schreibweise er- 
laube ich mir, Herrn de Lagarde auf eine kleine Schrift unter dem Titel 
»Freuden des jungen Werthers. — Leiden und Freuden Werthers des 
Mannes. Berlin, bei Friedrich Nicolai. 1775'* aufmerksam zu machen. 
Gleich die erste Seite wird ihm zeigen, daß der berliner Geschmack schon 
vor 107 Jahren ebenso geurtheilt hat, wie heute; und er wird's mir nicht 
verargen, wenn ich mich in Göthe's Gesellschaft sehr gerne ein wenig 
verspotten lasse. 



288 Das erste Wort des Diatessaron. 

finchnngen so erfahrenen Gelehrten wie Lagarde. Haben denn 
nicht die mittelalterlichen Abschreiber der älteren lateinischen 
Yäter die in den Schriften derselben vorkommenden Bibelstellen 
unendlich oft nach der ihnen, den Abschreibern, geläufigen spä- 
teren Valgata verändert? Oder ist es etwa gleichgültig für den 
Septnagintatext der im neuen Testament citirten alttestament- 
lichen Stellen, welche Gestalt dieser Stellen den christlichen 
Abschreibern der Septuaginta von ihrer LectOre des Neuen 
Testaments her geläufig war ? 

Eine zweite Ungenauigkeit in der Ausführung Lagarde's 
besteht darin , daß er es so darstellt; als ob es von der vor- 
liegenden Variante der armenischen Version von Ephraim's Gom- 
mentar abhinge, was Ephraim im Diatessaron gelesen, oder gar 
(S. 328), was Tatian im Diatessaron geschrieben hat. Lagarde 
läßt zu meiner Freude meine Beweisführung dafür, daß Tatian 
sein Diatessaron syrisch niedergeschrieben hat, und dafür, daß die 
Evangeliencitate desAphraates, insbesondereauch seine Anführung 
von Jo 1, 1 (homil. I ed. Wright p. 13) auf dies syrische Dia- 
tessaron zurückgeben, vollkommen gelten (S. 325. 326). Nun, 
80 wissen wir aus Aphraates (p. 13, 10; 167, 7), daß um 340, 
also lange vor Entstehung der armenischen Version von Ephraim's 
Gommentar, im Diatessaron n'^t)'-in gestanden hat, dasselbe Wort, 
womit Syrus Cur. das iv äqxi «^o 1> 1 wörtlich treu übersetzt 
bat. Wir wissen ferner durch Dionysius Bar Salibi ^), daß der 
von Ephraim commentirte Text des Diatessaron mit n'^u)'^'-in an- 
fing, wie das Johannesevangelium nach der Peschita. Was 
Tatian geschrieben, und was Ephraim in dessen Diatessaron ge- 
lesen und in seinem Gommentar ausgelegt hat, wissen wir also, 
abgesehen von der hier ganz gleichgültigen Verschiedenheit von 
n'^u)'-in und n'^tD'^'-in, mit ausreichender Sicherheit aus den besten 
Quellen. Es braucht nur daran erinnert zu werden, wie un- 
wahrscheinlich es wäre, daß Tatian, welchem das griechische 
iv aQxfi Jo 1, 1 geläufig >) und außerdem das n*>t)'in des Syrus 
Guretonianus bekannt war, gleich an der Spitze seines Diatessa- 
ron sich von aller ihm vorangehenden Tradition emancipirt haben 
sollte. Mag der armenische Uebersetzer von Ephraim's Gom- 



1) Bei Assemani, Bibl. Or. II, 159. 

2) Or. ad Graecos c. 5. ed. Otto p. 20. u. 26. 



Das erste Wort des Diatessaron. 289 

mentar seine syrische Vorlage angenaa darch a pnndpio oder 
genaa darch in prindpio wiedergegeben haben , für den Text 
des Diatessaron ist das gleichgültig« 

Aber alles über diesen Panct von mir Gesagte soll nach 
Lagarde in der Lnft schweben, so lange wir nicht wissen, welche 
armenischen Worte in den beiden Hss. stehen. Obwohl die Un- 
billigkeit und Unrichtigkeit dieses Urtheils schon aas vorstehen- 
den Bemerkangen sattsam erhellt, ist es mir doch willkommen, 
nanmehr die gewünschte Aaskanft vollständiger geben za können, 
als im vorigen Jahre. Der gelehrte Mekitarist Pater Leo Alishan 
hat die Freandlichkeit gehabt, aaf meine nochmalige Anfrage 
nach Einsicht der Handschriften eine, wie es scheint, aasreichende 
Antwort za geben. Im cod. A steht durchweg i-sgzbani ^) , im 
cod. B i-sgzbann. Erstere Form (i-sgzbanS), der Ablativ von 
sgizbn (principiam), wird von Auch er, Mösinger, Alishan darch 
a pnndpio übersetzt. . Mösinger bezeichnet diese Uebersetzang 
aasdrücklich als eine wörtlich genaue (ad verbüm), and Lagarde, 
welcher diesen Ausdruck (S. 327) durch „im Anfange^ übersetzt, 
muß es sich wohl gefallen lassen, daß wir Nichtkenner des 
Armenischen den Armeniern Aucher und Alishan in diesem Puncte 
vollen Glauben schenken. Und dies um so mehr, da Lagarde 
die andere Form i-sgzbann, welche Aucher, Mösinger und Alishan 
durch in principio übersetzen , überhaupt nicht der Erwähnung 
werth gefunden hat^). Wenn ich nun nichts weiter wüßte, als 
das vorige Mal, daß nämlich in der armenischen Bibelüber- 
setzung Jo 1, 1 i'Sgzbani (a principio) steht, so würde ich auch 
heute noch über diese dem syrischen Original des Diatessaron 
und des Ephraim'sehen Commentars nur ungenau entsprechende 
Variante ebenso urtheilen wie damals: Sie scheint aus Rück- 
sicht auf die armenische Bibel entstanden zu sein. Nun erfahre 
ich aber durch Herrn Alishan, dass doch nicht „ausnahmsTlos 
alle''; sondern nur beinah alle armenische Bibelhandschriften 
Jo 1, 1 i'Sgzban^ (a principio) bieten. Herr Alishan schreibt 
mir: „Parmi une centaine de ces Mss. il n'y a que trois ou 



1) Ich gebe in Ermangelang armenischer Lettern die von Herrn 
Alisban mir gegebene Transscription. Die in den Forschungen I, 113 ge- 
gebene, weniger genaae, rührte von andrer Hand her. 

2) Er nennt neben t axCßavti nur eine Form i axCßvovar, welche er 
nVon Anfang an* übersetzt. ( 

Zahn, Forschnngen. n. ^Q 



290 I^u erste Wort des Diatessaron. 

qaatre qai ont in principto, les plus vieax ont tonjoars a prin- 
cipio {i'Sgzbaniy. Unter jenen wenigen jüngeren Hss., welche 
i'Sgzbann bieten, befindet sich aber eine, welche im Auftrag 
desselben hl. Nerses von Lambron geschrieben ist, welcher den 
cod. B von Ephrainrs Commentar i. J. 1195 p. Chr. eigenhändig 
geschrieben hat '). Zwischen dem zweimaligen i-sgzbann, welches 
in diesen beiden Hss. des Nerses an Stelle eines sonst bezeugten 
i'Sgzbani steht, muß ein Zusammenhang bestehn. Ist nun nicht 
zu bezweifeln y daß im Bibeltext i-sgzbane das Ursprüngliche, 
i'Sgzbann dagegen eine moderne Verbesserung, nämlich ein Ver- 
such genauerer Uebersetzung des iv ägx^ ist, so gilt das Gleiche 
für Ephraim's Commentar. Der ursprüngliche, vom Uebersetzer 
selbst gewählte Ausdruck ist im cod. A erhalten und lautet 
i'Sgzbani, Heißt dies nun nach Aucher, Alishan und Moesinger 
wörtlich a principio, so ist das freilich eine ungenaue Ueber- 
setzung. Aber diese Ungenauigkeit findet sich nicht nur in 
dieser armenischen Version von Ephraim's Commentar, sondern 
auch in der armenischen Bibelübersetzung Jo 1, 1. Schließlich 
theile ich noch folgende Bemerkung des Herrn Alishan mit: 
„J'ajonterai qne nous avons un commentaire de TEvangile de 
St. Jean d'un auteur aussi Syrien, nomme en arm^nien Nana, 
du IX si6cle, traduit dans le m§me si&cle, et dont nous possö- 
dons une copie assez ancienne : or, cet ouvrage aussi dit a prin- 
cipio et explique conform^ment, c'est-ä-dire r^ffere au temps^. 

2. Petrus das Felsenfundament der Kirche. In 
seiner von Verdruß überfließenden und dagegen von jeder Spur 
eigener Kenntnis der Sachen entblößten Recension des 1. Theils 
der Forschungen bemerkt Fr. Overbeck^), daß ich in meiner 
Auseinandersetzung mit A. Harnack über Matth. 16, 18 die That- 
sache völlig ignorire, daß Ephraim im Diatessaron te (nicht eam) 
non vincent gelesen zu haben scheine. 

Ich habe erstlich die nicht bloß scheinbare, sondern wirk- 
liche Thatsache, daß Ephraim den Text seiner Vorlage mit den 
Worten et portae inferi te non vincent wiedergibt, deutlich zum 
Ausdruck und Abdruck gebracht^). Ich habe ferner in der An- 
merkung dazu dies als eines der vielen abkürzenden und freien 



1) Moesinger, Praefatio p. X sq. 

2) Theolog. LiteratnrzeitUDg 1882, Nr. 5 S. 108. 

3) Forsch. I, 163 im Text des § 42 vor N. 3. 



Petras das Fandament der Kirche. 291 

Citate in Ephraim's Gommentar bezeichnet. Ich habe drittens 
gezeigt, daß sowohl Ephraim an dieser Stelle des Commentars, 
als auch der ganz auf das Diatessaron angewiesene Aphraates 
an mehreren Stellen Kenntnis des Wortes Jesu von der Er- 
bauung der Kirche auf dem Felsen Petrus .bekunden. Wenn 
man trotzdem urtheilt, die von mir angenommene Freiheit der 
Anführung Ephraim's sei zu groß, als daß nicht der Schein einer 
anderen Textvorlage desselben sich aufdränge, so verweise ich 
auf den Gommentar des Origenes zu derselben Stelle. Nachdem 
Origenes schon von tom. Xu § 10 (Delarue vol. III, 523 D) 
an die einzelnen Elemente von Mt 16, 18 u. 19 stückweise an- 
geführt und besprochen und dann nochmals § 11 p. 526 A 
Mt 16, 18 mit den Worten „oi) «f nitqoq^^ xal %ä i^^g ecog 
Tod „ov xazKrxvffovfftp avTfig^^ reproducirt hat, fährt er fort: 
zlvog de y^adt^g^^; äga yag r^g nixqag^ i(p ijj/ XqKnbg oixodo- 
[Ael %^p ixxXfialaVy ^ %rig ixxXticlag; {aiKplßoXog yäg ^ (pQtiijig) 
^ mg kvog xal %ov avTOv, tfig nirqag xal z^g ixxXfidlag; tovto 
de oliiai dXfi&eg zvyxfiveiv» Origenes entscheidet sich also da- 
für^ daß beiden, sowohl dem Felsen, welcher Petrus ist, als auch 
der darauf gegründeten Kirche die Verheißung gegeben sei, daß 
die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden. Diesen 
Gedanken führt er dann weiter aus. Zu Mt 16, 19 bemerkt er 
sodann § 14 p. 529 D: pofii^ca dxoXov&cog XeXixd-ai t^ „nvXai 
^dov od xaTKTxvtTovcTiP avzfjg'^ zo ^^dcicrco croi rag xXeidag z^g 
ßaffiXelag xäv ovqavmv^^. ä^iog ydq dno %ov avzov Xoyov Xa* 
ßety i(TTi zag xXeidag %^g t&v ovqaväv ßatnXelag o g)Qaid[jbeyog 
TtQÖg Tag tov ^3ov nvXag, %pa fiii xazKXxvG'cocnp avzov xzX. 
Aehnlich nochmals p. 530 D; und an zwei viel späteren Orten, 
wo Origenes eine genaue Erinnerung an die Begründung seiner 
doppelten Auffassung des avzfig kaum mehr beim Leser voraus- 
setzen kann, nämlich § 33 p. 553 C schreibt er : dxoXov&op ovv 
^p zif nitqify ov nvXai ^3ov od xazitrxvcovcip y zb fjbiide yev- 
(Tac&ai d-apdzov und p. 620 D: eig Jlizqop, ov ybii xatiffxvovtTip 
^dov nvXai. Also Petrus ist es, den die Pforten der Hölle nicht 
überwältigen werden, ohne daß damit bestritten sein soll, daß 
das auch von der auf ihn gegründeten Kirche gelte. Oder 
„scheint'' etwa auch Origenes in Mt 16, 18 alles das, was er 
p. 526 A durch xal zd i^^g verhüllt, nicht gelesen und 
anstatt des kanonischen avz^g ein aov vorgefunden zu 
haben? 

19 ♦ 



292 Tatian ein Syrer. 

8. Tatian ein Syrer. Unter den ThatBachen, welche 
durch meine Untersnchang erwiesen seien, nennt P. de Lagarde, 
einer der Wenigen, welchem über die hiefttr in Betracht kom- 
menden Sachen ein Urtheil zasteht, in erster Linie, „daß die 
von Ephraim erklärte Evangelienharmonie nicht griechisch, son- 
dern syrisch abgefaßt^ war ^). Um von anderen sehr achtangs- 
werthen Kritikern za schweigen, welche das Einzelne meiner 
Ärgamentation keiner näheren Erörterung unterzogen haben, hat 
namentlich H. Wace in seiner lichtvollen and bei aller Freand- 
liöhkeit darchans unabhängigen Kritik meines Buchs dem Urtheil 
Lagarde's zugestimmt^). Dagegen hat A. Harnack nicht nur 
dieses wichtige Resultat, sondern auch seine Voraussetzung, daß 
nämlich Tatian von Haus aus ein Syrer und des Syrischen 
mächtig gewesen sei , bestritten ^). Die Widerlegung des nicht 
eben sachgemäß tiberschriebenen Kapitels, worin unter anderem 
diese polemischen Betrachtungen vorgetragen werden, würde in 
einem im wesentlichen unveränderten und nur um einige ver- 
deutlichende Anmerkungen vermehrten Abdruck meines Buchs 
bestehen. Hier am Schluß dieses zweiten Theils würden diese 
unerheblichen Ergänzungen meistens verlorene Posten sein; und 
wiederholen mag ich mich nicht, wo wesentlich Neues zu sagen 
kein Anlaß vorliegt. Unerwähnt darf jedoch nicht bleiben, daß 
Harnack diesmal wieder den schon so manchmal beklagten 
Recensententon angeschlagen hat, dessen demoralisirender Einfluß 
auf das Publicum und dessen Nutzlosigkeit für die Wissen- 
schaft nicht erst nachgewiesen werden muß. Harnack überläßt 
es' nicht einmal dem gläubigen Leser, seine Argumente ;, ver- 
nichtend^ ftir meine ganze Auffassung zu finden (S. 210). „Un- 
qualificirbar^ soll es sein (S. 209), daß ich von der Nachricht 
des Epiphanius, Tatian sei nach dem Tode des Justinus in den 
Orient gegangen und habe um das 12. Jahr des Antoninus Pius 
(was, wie auch Harnack nicht bestreitet, vielmehr Marc Aurel 
heißen sollte) in Mesopotamien seine häretische Schule gegrün- 
det, nur den einen Theil, die Reise nach Mesopotamien, und 
nicht den andern, die dortige Gründung einer häretischen Schule 

1) Gott gel. Anz. 1882 S. 325 f. 

2) The Expositor (1882 Sept. u. Octob.) s. besonders p. 164. 306. 

3) Die üeberlieferung der griech. Apologeten (1882j S. 196—218: 
„Die Oratio des Tatian nebst einer Einleitung über die Zeit seiner Apo- 
logie*. 



Tatian ein Syrer. 293 

glaubhaft finde. Aber Harnack selbst muß ja zagestebn^ daß 
der von mir abgelehnte Theil der Naebricht aller gesehichtlichen 
Beglaubigung entbehrt (S. 211). Mein Bild von der kirehlichen 
Stellung Tatian's im höheren Alter soll „niehts als eine Phan- 
tasie^ und jedes weitere Wort der Widerlegung außer einigen 
Exclamationen überflüssig sein (S. 204). Als ob die Zielseheibe 
dieser „verniehtenden Argumente^ etwas Anderes sein wollte, 
als ein bescheidener Versuch, nach allseitiger Erwägung der 
überlieferten Thatsachen, mir selbst und mit wenigen Worten 
(Bd. I S. 289 f.) auch meinen Lesern vorstellig zu machen, wie 
dieselben innerlich vermittelt gewesen sein mögen, was freilich 
nicht ohne Phantasie geschehen kann. Solchem Phantasiestück 
seine eigene Meinung als „die Geschichte^ gegenüberzustellen, 
dürfte dem übel anstehen , welchem der bloße Titel „Probleme'^ 
genug besagt, um zu wissen, daß nur ein definitiv aus der Kirche 
ausgeschiedener Mann das so betitelte Buch geschrieben haben 
kann (S. 207), und welcher dagegen in seiner Darstellung des 
Verhältnisses Tatian's zur Kirche (S. 204 ff) stillschweigend an 
der Thatsache vorübergeht, daß der römische Verfasser des 
kleinen Labyrinths unter den Brüdern, welche die kirchliche 
Lehre von Christus in ihren Schriften bezeugt haben, den Tatian 
mit aufzählt ^). 

IclT komme zu der Eingangs erwähnten Frage. Die Be- 
hauptung, daß Tatian ein Syrer im eigentlichen Sinn des Worts ^) 
war, habe ich auf folgende drei Thatsachen gegründet: 1) Cle- 
mens AI., Epiphanius, Theodoret bezeugen dies, wenn man sie 
recht versteht, indem sie ihn einen Syrer nennen; 2) Tatian 
selbst in seiner Griechenrede rechnet sich zu den Barbaren im 
Gegensatz zu den Hellenen; 3) einhellige Tradition schreibt ihm 
das Diatessaron zu, welches vnr bis zum 5. Jahrhundert nur im 
Besitz syrisch redender Christen finden, und welches unseres 
Wissens niemals in griechischer Sprache existirt hat. Der ersten 
Thatsache glaubt sich H. (S. 202) durch die Erinnerung zu ent* 
ledigen, daß Justin, der doch einer griechisch römischen Golonie 



1) Eas. h. e. V, 28, 4. Erst S. 219 erwähnt Harnack in sehr harm- 
losem Zasammenbang dieses entscheidende Zeugnis. 

2) Was das bedeuten soll, daß ich den Tatian zu einem «in Assyrien 
geborenen Westsyrer** (Harn. S. 202) gemacht habe, wird wohl ein Ge- 
heimnis bleiben. Warum nicht „Nordostsyrer** oder „Syrer** schlechtweg? 



294 Tatian ein Syrer. 

entsprossen and im Heidentham aufgewachsen, sich zu dem yipog 
nnd €&pog der Samaritei^ rechnet ^)y und daß auch Juden nach 
den Landschaften, wo sie geboren, Gyprier, Gyrenäer, Pontiker 
u. s. w. genannt wurden^). Hätte Harnack für Letzteres Act 2, 
5 — 11 angeführt und bemerkt, daß dort von Syrern und von Juden 
aus Syrien nichts zu lesen ist, so würde er wohl die Blöße seiner 
Argumentation nicht durch die Phrase zugedeckt haben: ,,Man 
wird den Beweis speciell für Syrien nicht mehr zu führen 
brauchen ^^ Warum weiß er denn aus den zahllosen Fällen^ wo 
in der Literatur der in Betracht kommenden Jahrhunderte von 
2vQoi die Rede ist, kein einziges Beispiel dafür anzuführen, 
daß man in Syrien geborene Griechen oder Römer „Syrer" ge- 
nannt hätte? Warum werden denn die Bischöfe und Kirchen- 
schriftsteiler Antiochiens außer Zebinus,^ „dem syrischen Mann", 
nicht Syrer genannt, wohl aber Bardaißan, Tatian, Ephraim 
u. s. w.V Harnack konnte in Ermangelung eigener Kenntnis 
die Antwort auf diese Frage aus den in meinem Buch S. 39—43; 
26S— 270 vorgelegten Materialien entnehmen. Die ganze Cultur- 
entwicklung der Länder von der egyptischen Grenze bis weit 
über den Tigris hinaus dreht sich seit dem Anfang der dort 
üblichen Zeitrechnung, der seleucidischen Aera, um den Gegen- 
satz der Eingeborenen und der eingedrungenen Eroberer, welcher 
sich dauernd in der Sprache darstellte. Gegenüber den Hellenen 
bildeten die Barbaren dieser Länder eine gleichmäßige Masse. 
Wie es in der That eine einzige, in mehrere wenig abweichende 
Dialecte zerfallende Sprache war, welche von den Nichtgriechen 
aller jener Länder gesprochen wurde, so wurden sie auch von 
den Griechen und Römern als 2vqoi bezeichnet, mit Einschluß 
z. B. der Juden. Jesus (Lucian, Philopseud. 16) und Matthäus 
(Forsch. I, S. 40 f. Anm. 4) heißen Syrer. Wie in diesem und 
vielen anderen Fällen die Stammesbesonderheit hinter der in der 
Volkssprache sich darstellenden Zusammengehörigkeit zurück- 
tritt^), so anderwärts die politische und amtliche Stellung. Im 
römischen Heer dienende und darnach ,,Römer" genannte Sol- 
daten heißen daneben nach ihrer Muttersprache „Syrer", wo auf 



1) Apol. II, 15; Dial. 120. 

2) Act 4, 36; 6, 9 ; 18, 2; Mo 15, 21. 

3) Vgl. das über Bardaißan Forsch. I, 268 f. Anm. 2 Zusammen- 
gestellte. 



TaHan ein Syrer. 295 

ihr dadurch erklärliches Verständnis der Landessprache reflectirt 
wird (Joseph, bell. IV, 1, 5). Während der geographische Be- 
griff „Syrien^ ein sehr schwankender war, ist 2vqoi in der 
Eaiserzeit eine ganz nnzweideatige Bezeichnung derjenigen Be- 
wohner jener Gegenden, welchen die Landes- and Volkssprache 
iv ^yx^Q^^^ ö^®^ eTtiX^Q^og yXcocrtra, ^ 2vQ(oy (ptavii oder ^'^(SGtra) 
Muttersprache war. Gleichzeitige Kenntnis des Griechischen ist 
natürlich nicht ausgeschlossen , und voHig hellenisirte Barbaren 
(Juden, Phönicier, eigentliche Syrer) hat es bekanntlich damals 
dort ebensogut gegeben, wie in allen anderen Theilen des Reichs. 
Aber so wenig wir eine in Ungarn oder Italien ansässige deutsche 
Familie, welche ihrer Muttersprache treu geblieben ist, „magya- 
risch^^ oder „wälsch^ nennen werden, so wenig hat man damals 
die ihrer Herkunft und Sprache nach griechischen und römischen 
Bewohner der Länder diesseits und jenseits des Euphrat Syrer 
genannt. Es wird hiernach wohl einleuchten; daß „Cilicier; 
Cyprier, Cyrenäer, Pontiker" als Bezeichnungen der Herkunlft aus 
Ländern, die gar keine eigene Sprache mehr besaßen, keine 
Analogien sind für den gerade von der Sprache hergenommenen 
und in den betreffenden Ländern den Gegensatz zu ^'EXXtiveq, 
^EXXfivKTTul , eXXrivlX,ovTeq bildenden Begriff „Syrer". Also Cle- 
mens Alex., der nach einer auch von Hamack S. 223 wahr- 
scheinlich gefundenen Vermuthung des persönlichen Unterrichts 
Tatian's sich erfreut; also doch gewiß nicht, wie Harn. S. 202 
unterstellt; allein aus Tatian's Griechenrede einen Schluß ge- 
zogen hat, bezeugt, daß Tatian kein Hellene, sondern ein Syrer 
gewesen sei. Epiphanius bezeichnet dies als die ihm zuge- 
kommene Kunde, und Theodoret, welcher eine syrische Evan- 
gelienharmonie in der Hand hatte, als deren Verfasser ihm Tatian 
bekannt war, nennt ihn in demselben Kapitel, wo er von diesem 
Buche handelt, einen Syrer, also offenbar in dem gleichen Sinne 
wie wenig später die syrischen Schriftsteller Bardäißan und 
Ephraim ^). 

1 ) Es kann hier außer Betracht bleiben, daß für Juden und Christen 
„hellenisch'* daneben einen religiösen Gegensatz ausdrückt, so daß „hel- 
lenisches Oel** soviel heißt, als „von heidnischen, nicht jüdischen Händen 
bereitetes Oel** (Josephi vita 13), und die nichtjüdischen Bewohner von 
Cäsarea sowohl „Syrer" (Jos. vita 11 ; bell. 11, 18, 1 sqq ) als „Hellenen** 
(bell, n, 14, 4). Daher dann die Häufung der Ausdrücke in Mr 7, 26: 
kXlrivlg (nach der Religion), SvqotpoivCxiaaa (nach Heimat, Nationalität 
und Sprache). 



296 Tatian ein Syrer. 

Za dieser bis in die Lebenszeit Tatian's binanfreichenden 
Ueberliefernng kommt sein Selbstzengnis. Harnack S. 200 ver- 
zichtet darauf, durch Erörterung einzelner etwa von mir mis- 
deuteter Stellen der Griechenrede „den Eindruck, welchen Zahn 
gewonnen hat, als ein großes Misverständnis darzuthun'^ Aber 
ich meine, wir beide sind durch unsere Fehler und Treffer in 
Bezug auf sprachrichtiges Verständnis und genaue Erklärung 
griechischer Quellen noch nicht berühmt genug geworden, um 
es dem Leser tiberlassen zu dürfen, wem. er glauben soll. 
Harnack thut wohl daran, den Ausdruck „barbarische Philo- 
sophie^ fttr das Ghristenthum nicht durch eine Stellensammlung 
zu belegen; denn ich habe mich solcher Belehrung nicht be- 
dürftig gezeigt^). Es handelt sich aber darum, ob die Aus- 
drucksweise Tatian's in seiner ganzen Griechenrede nicht über 
diesen Sprachgebrauch hinausgehe, ob er sich nicht als einen 
der Barbaren den Griechen in Bezug auf Sprache und Gultur 
gegenüberstelle. Das eben meine ich nachgewiesen zu haben. 
Es ist eine dem Text ins Gesicht schlagende Eintragung, wenn 
Harnack versichert, Tatian verspotte nicht die griechische Sprache, 
sondern deren damalige Entartung, gehöre also vielmehr zu den 
hellenischen Puristen des zweiten Jahrhunderts. Aber ist denn 
die Spaltung der griechischen Sprache in einen dorischen, äoli- 
schen, jonischen, attischen Dialect (c. 1 p. 6 Otto) eine damalige 
Entartung oder „Verkünstelung^ der Sprache? und sind denn 
die meisten barbarischen Wörter, semitischen Fremdwörter der 
griechischen Sprache erst in der Zeit ihres Verfalls zugeflossen? 
Tatian hat die Unvorsichtigkeit nicht begangen , etwas so Ver- 
kehrtes zu behaupten. Er meint auch nicht, daß die griechische 
Sprache ihre ursprüngliche Reinheit wieder gewinnen werde, 
wenn sie sich des fremden Aufputzes entledige, sondern daß 
dann die in ihr vorgetragene Weisheit in ihrer Armuth und 
Ohnmacht offenbar werden würde (c. 26 p. 104. 106). Und so- 
wenig gehört er zu den Eiferern für Beinbeit der griechischen 
Sprache, daß er die Bemühung um attischen Ausdruck und 
attische Aussprache als eine lächerliche Affeetation verhöhnt (c. 26 
p. 108). Gerade in seiner kunstmäßigen Anwendung von Seiten 
der Rhetoren jener Zeit klingt ihm das Griechische wie ein 
Gegurgel und Rabengekrächz (c. 1 p. 8). „Heimisch" und 



1) Forsch. I, 270 Anm. 4; 271 Anm. 1. 2. 



Tatian ein Syrer. 297 

„barbarisch'' bilden für Tatian synonyme Gegensätze zum Helle- 
nischen (c. 30. 31 p. 116. 118), nnd darin allein liegt der Grand, 
wamm er am Schloß der Schrift sein Heimatland nennt. Wenn 
er daranf seiner hellenischen und drittens seiner christlichen 
Bildung gedenkt, so kann er anmöglich sagen wollen, daß er 
jene von Gebart an, also schon in seiner Heimat empfangen 
habe, wo davon aach wenig za finden war. Er denkt vielmehr 
an die naidela im gewöhnlichen Sinn der höheren, hellenischen 
Bildang, welche der „im Lande der Assyrer geborene^ nar auf 
Reisen nach dem Westen sich aneignen konnte ^). Aber Tatian 
führt einen römisch -griechischen Namen! and Semitismen hat 
ihm noch Niemand nachgewiesen (Harnack S. 201)! Nun, so 
stehfs mit ihm in beiderlei Hinsicht gerade so wie mit seinem 
Zeitgenossen and angefahren Landsmann Lacian von Samosata. 
Dieser ist nach seinem eigenen Geständnis ein Syrer aas der 
Eaphratgegend, ein Barbar nach Herkunft und Muttersprache^), 
und er stellt sich und seine Landsleute in dieser Hinsicht auf 
gleiche Linie mit Toxaris und Anacharsis, welche in Athen 
skythisch mit einander reden ^j. Spätere rühmen es den Phö- 
niciem und Syrern nach , . daß sie viel besser als andere Bar- 
baren, insbesondere die Egypter in Geist und Brauch der grie- 
chischen Sprache sich einzuleben verstanden haben ^). 



1) Gf. Lacian, Somn, 6 — 16, den Streit der t/;^vj}, welche den Lacian 
in der Heimat festhalten will (c. 7) und barbarisch redet (c. 8) und der 
griechisch redenden naid^Ca^ welche ihn in die Fremde lockt. Der £le- 
mentarnnterricht in der Heimat ist schon vorangegangen (c. 1). 

2) Luc. Biscator c. 19. Aaf die Frage nach seiner ntaqtg antwortet 
er: Zvqog^ ä 'f»iXoao(p(a ^ jöiv *Enev(pQari^i(ov, dXka rC Tovto; xal yaQ 
jovTtaP rivag oWa jtSv dvrt^ixmv ov^ f^rrov ifiov ßaqßaQovg to yivog»,, 
xalroi TTQog ys ak oüdky av ildmov ykvoiio ovcT tl jtjv (patvriv ßdgßaQog 
itri Tig^ itn^Q 17 yviofjiTj OQ&tf xal dixala (paivotto ovaa. Cf. Bis accus. 
c. 25. 27 und vorige Anmerkung. Zugleich hat man hier wie in der 
folgenden Anm. wieder Beispiele für die Bedeutung von 2vqog, 

3) Scythes c. 4: axv&tarl ngoaetnar xtI^ — c. 9: ffVH^ ^^ ofioiov 
Ti Xtti avjog naS-elv ttß IdvaxaQCfi^i . . . ßdqßaQog filv yäg xdxeZvog xal 
ovdkv Tt (patrig av rovg SvQovg rifidg (pavXotigovg ilvai tc5v 2xvd-c5v. 

4) Theodorus Metochita bei Mai, scr. vet. nova coli. II, 687 nennt 
als Beispiele Porphyrius, Maximus, Lucianus und Libanius, dagegen als 
Beispiele der rauhen griechischen Schreibweise der Egypter (p. 685 sq.) 
oder Solcher, die in Egypten ihre Bildung empfangen haben: Philo, Pto- 
lemäus Claudius, Theon, Origenes, Clemens, Panaetios (?Pantänu8), 
Gregorius Thaumaturgus, Eusebius, CyriUus Alex., Synesius. 



298 TÄtian ein Syrer. 

Am zuversichtlichsten verneint Hamack das dritte Funda- 
ment meiner These. „Von einer syrischen Urschrift des Werks 
(Diatessaron) kann nicht die Rede sein^ (S. 216). Die Gründe 
sind also wieder „vernichtend^ ftlr mich and die, welche sich 
seitdem zu gleicher Einsicht bekannt haben. Es sind der Grttnde 
fttnf (S. 214) : a) Das Diatessaron „steht in inniger Verwandt- 
schaft mit derltala^, soll heißen mit der darch die sogen. Itala 
und cod. D hauptsächlich vertretenen Recension des griechischen 
Textes. Aber das gilt ja auch in hohem Maße von Syrus Curet., 
und ich habe gezeigt, wie das darüber Hinausgehende bei Tatian 
sich sehr einfach daraus erklärt, daß er; wie gleichfalls bewiesen 
ist; neben der syrischen Evangelienübersetznng ein griechisches, 
aus dem Abendland mitgebrachtes Exemplar bei der Ausarbei- 
tung des Diatessaron benutzt hat (Forsch. I, 290). — b) Victor 
von Capua um 540 hat eine lateinische Bearbeitung dieses Dia- 
tessaron vorgefunden^). Inwiefern das die syrische Original- 
sprache ausschließen soll, müßte doch gezeigt werden. Die von 
mir gegebenen Nachweise über Kunde von syrischer Literatur 
und Interesse für syrische Theologie und Uebertragung syrischer 
Werke bei Lateinern des 5. und 6. Jahrhunderts werden kurzer 
Hand „als haltlos" bezeichnet (S. 215). Das ist allerdings 
„vernichtend", aber nur kein „Argument", sondern ein sehr be- 
quemes Urtheil. — c) Es ist „auch von Griechen in byzanti- 
nischer Zeit benutzt worden". Das beschränkt sich auf den von 
mir nachgewiesenen Zusammenhang zwischen der von 0. Nachti- 
gall herausgegebenen Epitome und dem syrischen Diatessaron 
(Forsch. I, 313—328). Denn das Scholion des Evangelien- 
codex 72 zeugt nicht von Benutzung; sondern höchstens von 
einer dunkeln Kunde vom Diatessaron ^j. Aber wer wird es 
denn unwahrscheinlich finden, daß ein Grieche des 5. oder 7. 
oder 10. Jahrhunderts von dem Inhalt eines syrischen Buchs 
Kenntnis besaß? Er brauchte vielleicht nicht sprachgelehrter 
zu sein wie Tzetzes, um selbst ohne Vermittlung einer griechi- 



1) Daß dieselbe nicht den Namen Tatian's an der Stime trug, Ist 
noch selbstverständlicher, als daß das syrische Original denselben sicher- 
lich aach nicht getragen hat (Forsch. 1, 38). Die Bemerkungen Harnack^s 
Anm. 266 entbehren der Unterlage. 

2) Forsch. I, 26—29. Die von Harn. S. 214 Anm. 261 angedeutete 
Gonjectur würde den sehr nngriechischen Text ergeben : ro xad-* laroQiav 
$vayyiXiov dia iT Zvqov Tatiayov, 



Tatian ein Syrer. 299 

sehen Uebersetzang sieh solehe zu versehaffen. Aber es kann 
ja auch eine förmliche griechische Bearbeitung existirt haben, 
so gut wie es eine arabische und eine lateinische Bearbeitung gibt, 
ohne daß das syrische Diatessaron aufhörte das Original zu 
sein. — d) Es ist „von den Syrern stets mit dem griechischen 
Namen diaTeatrdqmv bezeichnet worden^. Das ist thatsächlich 
nicht richtig, da man es auch „Evangelium der Gemischten^ 
genannt hat (Forsch. I, 104 — 109). Daß aber ein des Griechi- 
schen Kundiger ein von ihm syrisch abgefaßtes Buch mit einem 
griechischen Eunstausdruck betitelt hat; bedarf für den mit der 
syrischen Kirchensprache ein wenig Vertrauten keiner Auf- 
klärung. Andere finden eine solche Forsch. 1, 238 f. — e) „Kein 
Berichterstatter hat jemals behauptet, daß es syrisch nieder- 
geschrieben war^. Aber welchen Anlaß dazu sollten Theodoret 
und die späteren Syrer gehabt haben , zu versichern , daß das 
ihnen syrisch vorliegende^ von dem Syrer Tatian geschriebene 
Buch syrisch geschrieben sei? Die Art aber^ wie die beiden 
einzigen, sonst noch vorhandenen Berichterstatter, Eusebius und 
Epiphanius davon reden, haben Andere mit mir gerade als einen 
Hfilfsbeweis für die syrische Sprache des Buchs angesehen. Das 
sind die vernichtenden Argumente alle. Denn die Conjectur, 
welche Hamack noch immer festhält S. 216, daß im muratori- 
schen Kanon mitiadeis aus tatiani corrigirt sei, hat er selbst, 
wenn ich recht verstehe, nicht unter die Gründe f&r ursprünglich 
griechische Abfassung des Diatessaron aufgenommen. Die Rich- 
tigkeit der immer noch nicht sehr einleuchtenden Gonjectur voraus- 
gesetzt, so würde nur folgen, daß man um 170—200 in oder 
bei Rom irgend welche Kunde von irgend einer auf die aposto- 
lischen Schriften bezüglichen oder mit denselben concurrirenden 
literarischen Arbeit Tatian's gehabt hat. Ob vom Diatessaron 
oder vor der Bearbeitung der paulinischen Briefe (Forsch. I, 
16. 291), bliebe eine völlig offene Frage. Und wenn auch nicht, 
warum sollte man in Üom, wo Tatian Jahre lang als Lehrer 
thätig gewesen war, während der drei Jahrzehnte nach seiner 
Rückkehr in den Orient nicht irgend welche Kunde davon em- 
pfangen haben, daß er es gewagt; in einem Theil der Kirche 
statt der vier Evangelien sein Diatessaron einzuführen? Der 
briefliche Verkehr im Passastreit zur Zeit Victors von Rom 
reichte bis Edessa. 



300 Cfprian von AotiocbieD. 

VI. Zu „Cyprian von Antiochien". 

1. Ea blieb mir selbst nnbequem, in der Scbrift vorstehen- 
den Titela(S. 87) keine Erklärung dafUr geben za könneo, wie 
Gregor vod Nazianz daza gekommen ist, als Gegenstand der 
Streitigkeiten, in welchen Cyprian von Karthago sich hervor- 
getban hat, die Trinitätslebre anznsehn. Die einfache Lösnng 
des BStbaels liegt dariD, daß nach dem Zeugnia des Rnfinas 
Noratiao's Schrift de trtnitate von den Macedonianern in Kon- 
Btantinopel aU ein Werk Gyprian's gelesen warde *). Der vor 
[anter Haß aebr unklar gerathene Protest dea Hieronjmas hie- 
gegen ändert am so weniger an der von Rnfinns bezengtea 
Tbfttsache, als Hieronymna selbst (r. ill. 70) bemerkt, daß Viele 
das Bach anwisaendcr Weise fUr ein Werk Cyprian'a halten. 
Aach die Bescbaldignng, Rafin Itlge, wenn er aelbat es dem 
Tertnllian znschreibe, erscheint in sonderbarem Licht, wenn man 
in demselben Kapitel des Schriftatellerkataloga liest, daß es 
zwar von Noratian verfaßt, aber gewissermaßen ein Aaazag ans 
einem Werk Tertallian's sei. 

2. Obwohl es dabei bleiben wird, daß nicht allein die 
Phantasie Gregor's den Bisehof von Karthago mit dem Cyprian 
der antiochenischen Localsage confundiri hat , so ist doch nicht 
ansgesehloasen, daß seine Rede auf Cyprian in dieaer Ricfatnng 
ansteckend gewirkt hat, auch auf Abendländer wie Prndentins 
(a. a. 0- 8.94). Denn Gregor's Landes Cypriani scheinen nach 
Hieronymns v. ill. 117, einer von mir Übersehenen Stelle, schon 
im J. 392 za den verbreitetsten Schriften Gregor's gebort za 
haben. 



1) Hieron. c. Bafinam II, 19 (Vallarsl vol. II, C>13) cf. c21 p. 514. 



Berichtigungen. 

S. 45, 13 am Rande lies «Mt 15, 34» statt „Mt 14, 34«. 
S. 46 im Commentar Z. 1 lies »!'' statt „21'*. 

ebenda Z. 9 lies „63** statt „62*'. 
S. 49, 3 am Rande lies „1 Jo 3, 1« statt „Rom 8, 14« cf. S. 219 zu 

ersterer Stelle. 
S. 54 im Commentar Z. 19 lies „152« statt „162«. 
S. 77, 16 am Rande lies „Mt 26, 29« statt „Mt 26, 19«. 
S. 81, 30 lies „et« statt „est«. 
S. 139 Anm. 2 lies. „ström. V § 35« statt „ström V §. 36«. 



Zusätze. 

Zu S. 34, 12 cf. Jastin. dial. 134 n. 6 p. 476 (3. ed. von Otto); 
Commodiani instr. (ed. Ladwig) I, 39, 1-— 4. 

Zu S. 35, 14 cf. Tertull. c. Jadaeos 9 (c. Marc. III, 14) : 8ermo dt- 
vinus, bis acutus duobus testamentis legis antiquae et legis novae, acu- 
tus sapientiae suae aequitate, reddens unicuique secundum actum suum. 

Zu S. 42, 12 {sanguine plenae sunt) war am Rande zu citiren „Jes 
1, 15« und im Commentar zu bemerken „cf. Iren. lY, 18, 4 p. 251 Mas- 
suet; Euagrii altercatio (Martöne et Durand, Thesaur. novus anecd. Y, 
16 c)«. 

Zu S. 46, 25 Tertull. c. Judaeos 1; Commod. instr. I, 39, 5 sqq. 

Zu S. 55, 2; 56, 1 (S. 149) cf. Commod. instr. II, 14, 5: Lex ager 
nobis estf qui fecerit bonum in illa etc. 

Zu S. 56, 7 (s. die dortige Anmerkung und S. 107) cf. Commod. 
carm. apol. v. 222: (Judaei) Johannem decöllant; v. bl2i^Alterum He- 
rodes iussit decollari reclusum, \{ u s # 

Zu S. 57, 11. Diese oder eine ähnliche allegt^sche ..X>eitfmig von 
Mt 24, 19 scheint schon Clemens Alex, zu ken^iif ; ^.uepa 'n'äcfi^em er 
unter anderen Stellen auch diese dafür angeführt 'hat, ;^ä^ Jesus laie Ehe 
gebilligt, entkräftet er den darin liegenden BeweidySelbW ü^d .zf^r ohne 
nachfolgende Widerrede mit den Worten xatroi xal^ ^dyt»aii:riyoQ€ltai 
Strom. III § 49 p. 534 Potter. 

Zu S. 64, 19 ist zu bemerken, daß diese Deutung von Gen. 6, 2 auf 
fromme Menschen die der alten Syrer ist (Aphraates homil. 18 ed. Wright 
p. 353 sq.; Ephraemi opp. syr. I, 48; II, 455 sq.; 478sq.; III, 564; 
Carm. Nisib. I, 4). Ephraim kennt auch schon die Deutung auf die Engel 



302 ' Zusätze. 

(Forschungen I, 55), welche von Justinus (apol. II, 5 p. 210 ; dial. c. 79 
p. 284 ed. 3 v. Otto), Athenagoras (snppl. 24 p. 130 Otto), Clemens 
Alex. (Strom. Y § 10 p. 650 cf. Pbotius , bibl. cod. 109) , Tertullian 
(virg. vel. 7; idolol. 9; apolog. 22) und so vielen Anderen vertreten 
wurde. Bemerkenswerth ist auch, daß Theophilus in den Büchern an 
Autolycus bei allen den Gelegenheiten, welche er sogut wie die anderen 
Apologeten hatte, über Gen. 6, 2 zu reden, davon schweigt. 

Zu S. 67, 26 (eloquia casta etc.) am Kand zu citiren „Ps 12, 7** 
und im Commentar dazu „Hieron. comm. in Matth. vol. VII, 207", was 
dann auch in dem Kapitel über Hieronymus S. 86 ff. zu verwerthen war. 

Zu S. 72, 1 (s. d. Anmerkung zu S. 71, 22) wäre zu bemerken, daß 
Justin, welcher ebenso wie Theophilus die Apokalypse kennt, die Er- 
wartung der Wiederkehr des Elias außer auf Mal. 3, 23 nur noch auf 
Mt 17, 11 sq. gründet (dial. 49 p. 166. 168). — Daß es in der Endzeit 
ganz besonders auf das Bekenntnis zur Dreieinigkeit ankommen wird, 
weiß auch der so wenig trinitarisch denkende Commodianus (carm. apol. 
V« 796), wie Theophilus oben S. 71, 1 sqq. — Die beiläufige Bemerkung 
zum Text des Hippolyt ist zu verstärken darch Tertüll. c. Jud, 5; Com- 
mod. apol. v. 341. 

Zu S. 72, 17 cf. Pseudocypr. comp, paschae (ed. Hartel, append. 
p. 250, 15): ad vesperam id est ad novissima saecuU tempora. Cf. eben- 
dort p. 259, 23 ; 267, 27. 

Zu S. 75, 5 war im Commentar hinter Hippolyt anzufügen „cf. Iren. 
V, 25, 4 p. 323 Massuef und dessen auch S. 124 zu gedenken. 

Zu S. 79, 11 flicet bene offerebat, non hene tarnen dividehat) war am 
Band zu citiren „Gen 4, 7** und dies S. 221 ff. unter die deutlichen Be- 
weise der Unabhängigkeit des Bibelteztes im lateinischen Theophilus von 
der Vulgata zu stellen cf. Sabatier zu d. St. 

Zu S. 81, 10 sqq. (auch S. 174) cf. Commod. apol. v. 237: Talia 
videntes turbabantur mente Judaei» 

Zu S. 144 Mitte zu den Worten „Untheilbarkeit der l'rinität'' cf. 
Athenag. c. 10 p. 46. 48 (Otto); c. 12 p. 56; c. 18 p. 84 {iyl »ttß xal 
T^ nag avrov loytp vltß voovfjiiv(p df^egiattp) ; c. 24 p. 124. 

Zu S. 199 (Mt 7, 12) cf. Euagrii altercatio 1. c. p. 10 E: et omne 
quod tibi fieri non vis^ alio (sie) non feceris. 




>^\:im 







.' 



f ^ V V 



¥ 



» 



V 



.• . • 






Im gleichen Verlage ist ferner erschienen: 

Forschungen 

zur 

Geschichte des neutestamentlichen Kanons 

und 

der altkirchlichen Literatur 

von 

Theodor Zahn. 
I. Theil: Tatian's Diatessaron. 

gr. 8. 1881. (VI u. 386 S.) 9 Mk. 



Cyprian von Antiochien 

und 

die deotsche Fanstsng^e 

von 

Theodor Zahn. 

8. . 1882, (rV u. 153 S.) 3 l*k. 



System 

der 

christlichen Wahrheit 

von 

Dr. Fr. H. R. Frank, 

ordentlicher Professor der Theologie in Erlangen. 

I. Hälfte, gr. 8. 1878. (VII u. 495 S.) 8 Mk. — IL Hälfte. 

1880. (VI u. 474 S.) 8 Mk. 



lielirbucli 

der 

biblischen Geschichte alten Testamentes 

von 

Dr. August Köhler, 

ord. Professor der Theologie in Erlangen. 

Erste Hälfte, gr. 8. 1875. * (VIII u. 498 S.) 8 Mk. — Zweite 
Hälfte. Liefg. 1 u. 2. (^266 S.) 4 Mk. 

Druck Ton Junge & Sohn in Erlangen.