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Full text of "Tatians Diatessaron"

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Forschungen 



zur 




II 




oentestaii 




und 



der altkirchlichen Literatur 



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von 



Theodor Zahn, 

D. u. o. Professor der Theologie in Erlangen. 



m. Theil: 

©upplementum Clementiiiuin. 



Bxa 



ERLANGEN. 

Verlag von Andreas Deiohert. 

1884 



Druck von Junge & Sohn in Erlangen. 



Inhalt. 



Seite 

Einleitung 1 — 16 

I.Materialien 17—103 

I. Protrepticus 17 

II. Paedagogus 18 

III. Stromateis (Epitomae, Eclogae) 21 

IV. Qiiis dives salvus 30 

V. De pascha ^ 32 

VI. Canon ecclesiasticus 35 

yill. De continentia 37 

IX. De principiis 38 

X. De Providentia 39 

XI. Tractatus de ieiunio et de obtrectatione 44 

XII. Cohortatio ad patientiam 44 

XIII. In Amosum prophetam 45 

XIV. Beabsichtigte Schriften 45 

XV. Citate und Fragmente ungewisser Herkunft 47 

XVI. Unechte Fragmente 61 

XVII. Hypoty poseis. 

Griechische Fragmente 64 

Adumbrationes in epistolas catholicas 79 

Anmerkungen dazu 93 

II. Untersuchungen 104—176 

I. Das achte Buch der Stromateis 101 

II. Die Hypotyposen 130 

III. Zur Geschichte des Clemens 156 



IV Inhalt. 

Seite 

Bella g e n. 
V I, Kritische Fragen über den „über AnatoU de ratione 

paschali'* ...."..-. , *.. ! 177 

-^ II. Fragmente eines Hieronymus (jfraecas 197 

y III. Nachträge zu Theophilus 198 

IV. Zum Text von 1 Tim. 3, 16 277 

V V. Die „Lehre der zwölf Apostel" '21S 

VI. Zusätze zu Clemens 3)9 

Register 322-3'29 



Berichtigungen. 

S. 9 Z. 8 lies gwrJ statt g(av^. 
S. 19 letzte Z. „ßandini" statt „Baadini«. 
S. 30 Mitte „Euagrii** statt «Enagrii». 
S. 32 Z. 13 xal (vor EIq.) statt xai. 

S. 37 sollte der neue Abschnitt durch „VII" statt durch „VIII" be- 
zeichnet sein u. s. w. 
S. 52 Z. 5 xal statt xai, 
S. 122 Z. 13 lies „gefolgt" statt „gesetzt". 
S. 160 Z 6 lies „frg. 28 * statt „frg. 27". 
S. 198 Z 9 /Äovoyevft statt f^oyoyet. 



Einleitung. 

FUr die Geschichte des neutestamentlicheD Kaoons wUrden, 
da wir Bibelhandschriften aus vornicäntscber Zeit nicht besitzen, 
die werth vollsten und am nnmittelbarsten zn verwerthenden 
Qaellen die der Auslegung der neutestamentlicfaen Schriften ge- 
widmeten Schriften der Eirehenlehrei' nnd Häretiker ältester 
Zeit sein. Es ist schmerzlich sich zu vergegenwärtigen, wie 
wenig uns davon erbalteu ist. Die vou nnfrenndlicher Hand 
herausgebrochenen BrnchstUcke der fünf BUcber des Fapias 
haben mehr Zank als Nutzen gestiftet. Von dem Evangelien- 
commentar des Basilides wissen wir sogut wie nichts ; von dem- 
jenigen des Herakleon Über das Evangelium des Johannes hat 
UD8 Origenes gerade EOviel aufbewahrt, daß uns ein schwerlicb 
je zn befriedigendes Verlangen nach dem Besitz des verlorenen 
Werkes quälen kann. Der Evangeliencommentar des Theophilns 
von Antiochien schien in einer alten lateinischen Uebcrsctzung 
erhalten zu sein ; aber der erste ernstliche Versuch , dies näher 
nachzuweisen, scheint nur zur Befestigung der faerkömmlicheD 
Meinung von seiner Unechtbeit dienen zn sollen. Von den 
biblischen Arbeiten des Hippolytus besitzen wir Titel nnd we- 
nige Bruchstücke, nnd die wenigsten derselben bezieben sich 
auf das neue Testament. Kein einziger Commentar des Origenes 
ist uns vollständig im Original erhalten, und auf die lieber- 
Setzungen derselben ist gerade in Bezug auf die fllr die Ge- 
schichte des Kanons wichtigen Auslassungen kein Verlaß. Von 
dem Commentar eines gewissen Heraklit über die paulinischen 
Briefe wissen wir nur, daß er vor der Zeit des Eusebius 
(h. e. V, 27) geschrieben wurde. Von den ausgedehnten exe- 
getischen Arbeiten des Victorinns von Fettan ist uns nur der 
Commentar Über die Apokalypse einigermaßen erhalten, nämlich 
in zwei Textgestalten , welche aber beide auf eine von ihrem 



2 Einleitung. 

Urheber sehr offen eingestandeDe und genau beschriebene Inter- 
polation zurückgehen. Das einzige Werk jener Jahrhunderte, 
welches die Riesenaufgabe einer Auslegung der ganzen heiligen 
Schrift beider Testamente lösen sollte, die Hypotyposen des 
Clemens von Alexandrien, hat ein mittleres Schicksal getroffen. 
Zwar die dunkle Kunde von der Existenz eines vollständigen 
Exemplars der Hypotyposen im Besitz des Patriarchen von 
Alexandrien, welche Fronton le Duc brieflich an H. Savile ge- 
langen ließ ^), hat sich seitdem nicht bestätigt. Aber recht zahl- 
reiche kleine Fragmente haben uns die Griechen von Eusebius 
an bis zu Oecumenius und vielleicht noch Jüngere wie Macarius 
Chrysocephalus aufbewahrt ; und ein großes zusammenhängendes 
Stück ist in einer lateinischen Uebersetzung des 6. Jahrhunderts 
erhalten. Diese Trümmer vollständiger, als bisher geschehen, 
zu sammeln, aber auch strenger zu sichten, besser zu ordnen 
und in zuverlässigerem Text herauszugeben, war die Absicht 
gegenwärtiger Arbeit. Aber aus mehr als einem Grunde war 
es nothwendig, über diesen Zweck hinauszugreifen. 

Die zuerst von H. Valois ^) hingeworfene Vermuthung, daß 
die in der florentiner Handschrift der Stromateis diesen ange- 
hängten „Epitomae ex Theodoto" und „Eclogae propheticae" 
einen Theil der Hypotyposen bilden, ist eine so feststehende 
Tradition geworden, daß man über die Hypotyposen nicht 
handeln kann, ohne über jene Stücke ein sicheres Urtheil zu 
haben und zu begründen. Im Anschluß an eine Vermuthung 
des D. Heinsius ging Bunsen noch weiter und nahm außer jenen 
beiden Gruppen von Excerpten auch noch das große Bruchstück, 
welches als. 8. Buch der Stromateis überliefert ist, in die über- 



1) Cf. Th. Ittig in der Vorrede zum Supplementum operum Clementis 
Alexandrini (Lipsiae 1700) § VI nach Montacutius, orig. eccl. II, 52. 

2) In der Anm. za Eus. h. e. V, 11. Er nennt da nur die Epitomae 
€X Theodoto, meinte aber auch die denselben folgenden Eclogae pro- 
pheticae, wie seine Berufung auf ecl. 56, wo Pantänus genannt wird, 
beweist. Ihm folgten mit mehr oder weniger Zuversicht Fr. Combefis, 
bibl. gr. patrum auetarium novissimum (1672) I, 194 sqq.; R. Simon, 
histoire crit. des princ. comment. du N. T. (1693) p. 19; Th. Ittig, 
supplem. (1700) § V ; J. A. Fabricius, bibl. gr. ed. Harles VII, 126. 132 ; 
und unter vielen Neueren anch Chr. C. J. Bunsen, analecta antenjcaena 
(1854) I, 159. Jakobi in Herzog's R.-E.2 III, 276 möchte die Eclogae, 
aber nicht die Epitomae den Hypotyposen zuweisen. Westcott, Diction. 
of ehr. biogr. I, 564 urtheilt, daß gegen die Zugehörigkeit beider Samm- 
lungen zu den Hypotyposen kein gegründetes Bedenken vorliege. 



Bisherige Sammlungen der Fragmente. 3 

haupt mit äußerster Ktthnheit von ihm recoDStruirten Hypo- 
typosen auf. Es bedarf das Verhältnis aller dieser Stücke zu 
dem großen Werk der Stromateis einer erneuten Untersnchnng, 
wenn unsere Kenntnis der Hypotyposen aus dem Bereich der 
Vermuthungen herauskommen soll. Nach einer anderen Richtung 
führte der Wunsch, die mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit 
den Hypotyposen beizuzählenden Fragmente zu vermehren, über 
die anfänglich ins Auge gefaßten Grenzen der Untersuchung 
hinaus. Es mußte zu dem Ende der ganze Wust der bereits 
gesammelten und größten Theils schon häufig gedruckten Frag- 
mente des Clemens untersucht werden. Den ersten Anfang zu 
ihrer Sammlung machte J. Fell hinter seiner Ausgabe der Schrift 
„Quis dives salvus^ (1683). Ihm folgte Tb. Ittig in dem schon 
erwähnten Supplementum , besonders in der ausführlichen Vor- 
rede zu demselben (1700). Was E. Grabe für sein unvollendet 
gebliebenes Spicileginm gesammelt hatte, gelangte nach dessen 
Tod in den Besitz J. Potter's und wurde von diesem einfach 
an das von Ittig gesammelte Material angeschoben ^) ohne Be- 
rücksichtigung der inzwischen von N. le Nourry veröffentlichten 
Stücke^). Diese reproducirte daher J. A. Fabricius und fügte 
einiges Neue hinzu ^). Alles dies findet man^ ohne daß ein 
ernstlicher Versuch zu ordnen und zu prüfen erkennbar würde, 
in den Ausgaben von Klotz , Migne und Dindorf zusammen- 
gestellt. Seit Potter hat kein Herausgeber auch nur die ge- 
druckten Werke nachgeschlagen, aus welchen Potter's Vor- 
gänger die Fragmente genommen haben; und sich davon Bechen- 
schaft gegeben, ob diese Quellen erschöpft seien. L. Dindorf 
hat einige, wie es scheint nicht alle Bände der von Gramer 
herausgegebenen Catenen aufgeschlagen, aber nicht bemerkt, 
daß er dadurch nur verführt wurde, dieselben Fragmente zwei- 
mal drucken zu lassen, gelegentlich auch um Solches vermehrt, 
was gar nicht dem Clemens angehört. Man liest in den Aus- 
gaben des Clemens, wie nachher im einzelnen gezeigt werden 
muß, unter dessen Fragmenten nicht Weniges, was dem Pseudo- 
.clemens von Rom, dem Philo und anderen Autoren angehört, 
und, was am verwunderlichsten ist, eine stattliche Zahl von 
Sätzen ; welche die Herausgeber zugleich auch an ihrem rich- 

1) dementia AI. opera (1715) p. 1011—1025. 

2) Apparatus ad biblioth. max. patrum (1703) I, 1334. 1335. 

3) Hippolyti opera II, 66—74 (a. 1718). 

A * 



4 Einleitang. 

tigen Platz in den vollständig erhaltenen Schriften des Clemens 
haben abdrucken lassen. Daneben vermißt man Vieles, was 
längst gedruckt, nur noch nicht gesammelt war und viel 
größeren Anspruch darauf hat, als Fragment des einen oder 
des anderen verlorenen Werks an seinen Platz gestellt zu wer- 
den, als manches seit Potter ungeprüft fortgepflanzte Fragment. 
Es war keine angenehme Arbeit, hier einige Ordnung zu schaf- 
fen. Aber nachdem sie gethan war, soweit es mir meine äußeren 
Verhältnisse und meine Kräfte gestatteten, und nachdem sich 
in Drucken und Handschriften ziemlich Vieles gefunden hatte, 
was gar nicht oder nicht genügend beachtet worden war, er- 
schien es unrecht, dasjenige zurückzuhalten, was für die Hypo- 
typosen, um die es mir anfangs allein zu thun war, ohne Belang 
ist. Es ist mir unter der Hand ein „Supplementum operum 
Clementis Alexandrini^ entstanden, von dem ich mir und Anderen 
einigen Nutzen versprechen darf. Auch der Nachweis der Citate 
aus den erhaltenen Schriften des Clemens ist nicht nur von 
negativer Bedeutung als Schutz gegen angebliche Fragmente 
der verlorenen Schriften. Schon in textkritischer Hinsicht ist 
zumal für die auf einer einzigen Handschrift beruhenden Stroma- 
teis jedes Citat von Werth. Sodann gewinnt man eine gewisse 
Uebersicht über das Maß, in welchem die Schriften des Clemens 
auf die kirchliche Literatur der folgenden Jahrhunderte eingewirkt 
haben. In Bezug auf solche Schriften aber, wie die über das 
Pascha, will man es nicht vom Zufall abhängig wissen, ob Einer, 
der diese gebraucht, die Literatur der Bilderstreitigkeiten oder 
die mittelalterlichen Gnomologien durchstöbert. Das Inhalts- 
verzeichnis dieses Bandes wird leicht über die Anordnung orien- 
tiren. Außerdem aber schien es noth wendig, über einige oft 
und daher stets in abgekürzter Form citirte, gedruckte und 
handschriftliche Quellen eine alphabetisch geordnete Uebersicht 
vorauszuschicken. 

Cat. Cord, in Luc. s. unter Cat. Nie. in Luc. 

Cat. Cram. I — VIII = Catenae graecorum patrum in Novum 
Testamentum. Edidit J. A. Cramer, Oxonii 1840—44:, voll. VIII. 

Der erste Band, noch ohne den die ganze Sammlung um- 
fassenden Titel, enthält eine Catene zu Matthaeus nach dem 
Coislin. 23 mit Nachträgen aus dem Bodleianus „Auct. T. 1. 4". 
Hierin finden sich 5 Citate aus Clemens, welche unten zu str. 
III, 97; IV, 30; IV, 138, und unter den Frg. ungewisser Her- 



Die Quellen. Catenen. 5 

kunft Nr. 7. 8 angemerkt sind. Die in demselben Band ent- 
haltene Gatene za Marens bietet nichts von GL, ebensowenig 
vol. II zu Lucas und Johannes. — Vol. III enthält nur das zu 
Str. I, 154 notirte Citat. — Vol. IV p. 163 sqq. gibt das Bruch- 
stück einer Gatene zum Römerbrief nach dem Monacensis 412. 
Die drei darin enthaltenen dem. Gitate habe ich mit der Hs. 
verglichen und zu str. II, 42; II, 47; IV, 96 notirt. — Vol. V 
gibt eine Gatene zu I Gor. nach dem Parisiensis 227; die beiden 
dem. Gitate sind zu str. I, 88 notirt. Die Gatene zu II Gor. ist 
mit Oecumenins nächstverwandt, insbesondere auch in Bezug 
auf die beiden dem. Gitate, welche unter die Frg. der Hypo- 
typosen Nr. 8. 9 aufgenommen sind. — Vol. VI enthält nichts von 
Gl. — Vol. VII bringt in der zweiten dem Parisiensis 238 ent- 
nommenen Gatene zum Hebräerbrief vier Gitate , welche zu 
protr. 84; paed. I, 39; I, 85 und zu hypot. Nr. 14 angemerkt 
sind. — Vol. VIII enthält nur das unter den Frg. ungewisser 
Herkunft Nr. 13 Angemerkte. 

Gat. Niceph. in Octat. = SetQct iyog xal nevtfixovta 
ino(APfi(AaTt(n<Sv eig t^v dxtdi;ev%ov xal %ä tcop ßamkemv 
imikeXel^ N$xfiq>6Qov iv Aeixpltjt. 2 voll. 1772. 1773. Nicephorus 
benutzte zwei Hss., welche er im Privatbesitz vornehmer Grie- 
chen in Eonstantinopel fand. Die nach seinem Urtheil jüngere 
derselben war vom J. 1102 p. Ghr. datirt, die andere hielt er 
für mindestens 100 Jahr älter. Nicephorus hat sich nun nicht 
damit begnügt die Hss. abzudrucken und nach Möglichkeit die 
Autoren der namenlosen Schollen zu entdecken, sondern hat 
auch die Gatene aus den gedruckten Werken vervollständigt. 
Diese Zuthaten sind aber sämmtlich durch doppelten Stern ge- 
kennzeichnet. Darnach kommen die 54 so bezeichneten dem. 
Scholien, welche der Ausgabe von Potter entlehnt sind, von 
vorneherein in Abzug. Die 5 übrigbleibenden habe ich zu 
Str. m, 95; V, 34 u. 35; VHI (ed. 17) und unter den Frg. der 
Schrift über das Pascha ( V Nr. 8) angeführt. 

Gat. Nie. in Job = Gatena graecorum patrum in b. Job 
coUectore Niceta ed. P. Junius. Lond. 1637. Sie enthält den 
Namen KXfjfAevTog lAXe^ardq. nur einmal p. 59 an der Spitze 
eines ausführlichen Abschnitts; aber nur die ersten Sätze ge- 
hören, wie schon Potter p. 10 II bemerkte, dem Gl. an und sind 
zu str. IV, 160 notirt. Die Abweichung des Gitats von dem 
gedruckten Text dieser Stelle im Anfang ist ein Werk des 



6 Einleitung. 

Nicetas; welcher auch in seinen übrigen Catenen sehr häufig 
die den verschiedenartigsten Quellen entlehnten Scholien in 
einen gewissen Znsammenhang mit einander zu bringen bemüht 
war, und daher die Anfänge frei gestaltet und erst im Verlauf 
wörtlich abgeschrieben hat. Daß in diesem Falle alles Weitere, 
was auch noch Dindorf III, 490, 8 — - 491, 29 mit abdrucken 
ließ, nicht dem Clemens angehört, ergibt sich erstlich daraus, 
daß es sich in str. IV, 160 und überhaupt in den vorhandenen 
Schriften des Cl. nicht findet; aber auch daraus, daß die Aus- 
legung von Job 1, 29 hier eine der Auslegung in str. IV, 160 
gerade entgegengesetzte ist. Es scheint sogar, daß mehr als 
ein Autor zu dieser irrthümlich dem Cl. angehängten Compi- 
lation seinen Beitrag geliefert hat. — Außerdem hatte Ittig, 
Suppl. p. 156 noch ein Stück unter die Frg. des Cl. gestellt, 
welches im Druck des Junius p. 502 das Lemma KvqUIov hat. 
Ittig folgte hierin der lateinischen Ausgabe derselben Catene, welche 
Comitolus 1587 hatte erscheinen lassen, obwohl Comitolus selbst 
bemerkt hatte, daß dasselbe Scholion bei Cyrillus wiederkehre. 

Cat. Nie. in Matth. = Symbol arum in Matthaeum tomus 
alter, quo continetur catena patr. gr. triginta, coUectore Niceta, 
interpr. B. Corderio. Tolosae 1647. In Bezug auf zwei der 
dem. Citate, welche darin vorkommen, kann man zweifeln, ob 
sie etwas Anderes als freie Wiedergabe von Stellen des Pädagogus 
sein wollen. Ich habe sie trotzdem zugleich mit einem dritten 
unter die Fragmente ungewisser Herkunft (XV Nr. 4—6) gestellt 

Cat. Nic(etae) in Jo(annem), verschieden von den durch 
Corderius (Antv. 1630) und Cramer (vol. II) herausgegebenen, 
bisher nicht gedruckt. Ich habe für dieselbe benutzt 1) den 
cod. M = Monacensis gr.»437, Pergamenths. saec. XI, am 
Schluß unvollständig, abbrechend mit der Erklärung von Jo. 8, 14, 
2) den cod. N = Monacensis gr. 37, Papierhs. saec. XVI, voll- 
ständig erhalten. N ist nicht aus M, etwa vor dessen Ver- 
stümmelung, abgeschrieben, wie schon die Vergleichung der 
dem. Citate in beiden zeigt. In M sind anfangs die Seiten 
gezählt bis päg. 135, deren Rückseite gar nicht beziffert ist, 
von da an die Blätter, das nächstfolgende als fol. 64. Die 
Lemmata sind in beiden Hss. meist deutlich. Nur ein sonder- 
bares Zeichen in M, ähnlich auch in N, konnte man allenfalls 
für K. AL nehmen. Die Vergleichung von M fol. 115* mit 
Basil. de spir. s. 66 zeigte aber, daß es vielmehr Batrikelov 



Die Quelleu. Gatenen. 7 

bedeuten solle ^ wofür sonst noch drei andere, ganz unmisver- 
ständliche Abkürzungen sich finden. Die in beiden Hss. vor- 
kommenden dem. Citate sind von mir angemerkt zu protr. 10; 
paed. I, 15; I, 24; I, 38; I, 47; I, 60; II, 61-63; H, 73. 74 
und unter Frg. ungewisser Herkunft (XV Nr. 11. 12). 

Cat. Nie. in Luc. B. Corderius gab (Antv. 1628) eine la- 
teinische Uebersetzung einer griechischen Catene heraus nach 
einer Hs. des Bessarion, welche im Katalog der Marcusbibliothek 
von Zanetti nicht erwähnt wird. Sie enthält aber nur einen 
Auszug aus der großen in 4 Bände (revxi) getheilten Catene 
des Nicetas za Lucas. Das Proömium ist das gleiche wie in 
dem Vaticanus 1611 (Mai, Script, vet. n. coli. IX, 626) und im 
Goislinianus 201 (Montfaucon, bibl. Goisl. p. 251), welche diesen 
Nicetas vollständig oder doch vollständiger zu enthalten scheinen. 
Dahin gehört auch der Vindobonensis theol. gr. 71 (olim 42 
Lambecius ed. Kollarius III, 163), über welchen Prof. Dr. A. 
Vogel in Wien die große Güte gehabt hat mir genauere Nach- 
richt zu geben. Er ist nicht nur zu Anfang verstümmelt, son- 
dern bricht auch schon mit der Erklärung von Luc. 6, 21 ab 
(= Corderius p. 190 ut apostolits testatur). Der Monacensis 
473 enthält nur den 2. der 4 Theile, in welche Nicetas diese 
riesengroße Catene getheilt hat, nämlich die Auslegung von 
Luc. 6, 17 — 11, 26, darin nichts von Clemens. Das einzige 
dem. Scholion, welches der Vindob. enthält, gebe ich nach 
erneuter Collation des Herrn Prof. Vogel unter den Frg. unge- 
wisser Herkunft Nr. 8; die Citate bei Corderius p. 306. 353. 
386 sq. 526 s. zu paed. I, 32. 96; II, 7. 26. 28. 29. Für das 
Scholion zu Luc. 16, 17 (Cord. p. 400) mußte Macarius Chryso- 
cephalus nach Grabe den mir nicht zugänglichen Nicetas vertreten 
s. unten XV Nr. 9. 

Leontius = Aeovrlov nqeaßvxiqov xai ^Itaavvov tmv ieqmv 
ßtßXlov devtegop, von Mai, Script, vet. nova coli. VII, 83 — 109 
im Auszug herausgegeben, ein durch genaue oder doch genau 
sein wollende Angabe seiner Quellen ausgezeichnetes theologi- 
sches Florilegium. Die dem. Citate sind nach den Seitenzahlen 
der Mai'schen Ausgabe zu paed. II, 46; str. IV, 141; str. VIII? 
(hinter VIII, 2); unter V negl tov n&a%a Nr. 4—6 angemerkt. 

Maxim US = die loci communes des Maximus Confessor 
nach der Gesammtausgabe seiner Werke von Fr. Combefis, 
Paris 1675, tom. II, 528 sqq. Neben dieser Ausgabe der loci 



8 Einleitung. 

communes bat eine selbständige Bedeutung nicbt sowohl die 
griecbiscbe Ausgabe von C. Gesner (Tiguri 1546), als die gleich- 
zeitig mit dieser Editio prineeps erschienene lateinische Ueber- 
ßetzung des Joannes Ribittus, welche nach der von C. Gesner 
nicht getreu wiedergegebenen griechischen Hs. angefertigt ist 
(Sententiarum sive capitum^ theologicorum praecipue, ex sacris 
et profanis libris tomi treS; per Antonium et Maximum monachos 
Olim collecti etc. Tiguri 1546, p. 179—263). In Bezug auf die 
ersten 8 und die Hälfte des 9. Kapitels beruht nämlich die Aus- 
gabe des Combefis nicht auf einer Hs.^ sondern auf der un- 
sicheren Grundlage der Prineeps, in deu Übrigen Theilen aber 
auf einer anderen Hs. als der von Gesner und Ribittus benutzten. 
Gf. R. Dressier^ Quaestiones criticae ad Maximi et Antonii gno- 
mologias. Lips. 1869 p. 11 sq. Derselbe berichtet p. 16 sqq. 
über Hss. dieses Florilegiums. Aus dem Laurentianus plut. IX 
cod. 15, welcher von fol. 103 ^ an, dasselbe enthält, hat Professor 
Italo Pizzi in Florenz die Güte gehabt, für mich die clemeu- 
tinischen Citate abzuschreiben, welche schon von Bandini ange- 
zeigt waren. In derselben Hs. fol. 25* — 103* steht das Flori- 
legium des Georgidios oder Georgides, worin nach dieser Hs., 
nicht nach der Ausgabe von Boissonade, einmal Clemens citirt 
wird s. unten zu paed. II, 52. 

MelissaAnt. = die Melissa (Biene oder BlUthenlese) des 
Mönchs Antonius, welchem man gegen seine, seiner Abschreiber 
und seines ersten Herausgebers Absicht den persönlichen Bei- 
namen Melissa gegeben hat cf. Fr. Ritschi, opusc. philol. I, 732 ; 
Dressler 1. 1. p. 7. Ich citire nach der schon erwähnten Aus- 
gabe von C. Gesner, welche außer dem lateinischen Titel, wel- 
cher mit demjenigen der lateinischen Version gleichlautet, den 
entsprechenden griechischen hat (Tiguri 1546). Migne, dessen 
Cursus patrologicus in Jedermanns Hand ist, hat ohne Grund 
seiner Ausgabe dieser Melissa (tom. 136 col. 765 — 1244) die 
lateinische Uebersetzung des Ribittus und zwar nach einer nicht 
durchweg correcten kleinen Sonderausgabe (Antverp. 1560) zu 
Grunde gelegt und hauptsächlich dadurch einige Fehler hinein- 
gebracht. Ich habe darum die beiden genannten Ausgaben 
dieser Version mit der griechischen Prineeps und mit Migne 
verglichen. 

Melissa Monacensis = cod. Monacensis gr. 429, Papierhs. 
aus dem J. 1346. Der gegen Ende schwer lesbare Titel lautet: 



Die Qaellen. Florilegien. 9 

d^oikv^ykoveviuattßv ix dm^oqtov noitfcäv %e xal QfiTOQfop ex ve 
zcSp &vqa&ev xal r^^ xaä^ ^(itäg legäg xai q>iXo&iov naidslag 
kxafTTfi (d. h. ixdtTTfi) twp ngoxeifAiponv vno&icretov o^xslmg xai 
aQfioloyrag l^ovcror. Jgn. Hardt, Catal. codd. gr. Mon. tom. 
IV, 321, gibt unrichtig sm oixelcov ägfioT^ovrcog cf. dagegen auch 
Dressler I. 1. p. 33 sq. Es scheint ybiXiaaa ergänzt werden zu 
müssen. Die Unterschrift fol. 130^ lautet: f( naqovaa fkikitrtra 
iyqdfp^ iv t^ q'cnvd h;ei (i/i^pI iovkl ly nqog ifioß tov aiAaQfm- 
lov Nixiiq>6Qov Ugicog xxX, In den weiter folgenden theilweise 
ausradirten, theilweise rothgeschriebenen Worten findet sich noch 
zweimal der Name ykiXiaaa. Diese in 56 Kapitel getheilte 6no- 
mologie ist mit keiner der gedrukten Sammlungen identisch, 
wohl aber, wie Dressler p. 34 zeigt, nächstverwandt mit einem 
Baroccianus 143, welchen Potter p. 1020 nach Grabe's hinter- 
lasseneu Papieren einmal citirt. Gf. auch Grabe, spicileg. I, 
269. Bei Dressler und im Katalog von Hardt findet man die 
Titel der Kapitel. Die dem. Gitate habe ich zu paed. II, 45. 
49. 51. 81. 90; str. II, 145. 146; IV, 141; VI, 102; VII, 62. 82 
und unter den unechten Frg. zu Nr. 1—3 und 10 notirt. Sie 
sind sämmtlich auch in der einen oder anderen sonstigen Gno- 
mologie erhalten. Dies gilt auch von einem Gitat aus Theophilus 
Antiochenus fol. 77** = Parall. Vaticana (Jo. Dam. opp. ed. 
Lequien II, 564). Zweimal wird Glemens Romanus namentlich 
citirt fol. 12^ = Maximus 556, ferner fol. 63* = Glem. homil. 
IV, 11 cf. Hilgenfeld, Glem. Rom. epist. (ed. 2) p. 86. 

Par. V at. und Par. Rup. = Die beiden Recensionen der dem 
Johannes Damascenus zugeschriebenen Gnomologie unter dem 
Titel ^'leqä naqaXXfiXa nach der allein brauchbaren Ausgabe 
von M. Lequien (Jo. Dam. opera, Paris 1712, tom. II, 274—790), 
welcher die erstere nach einem cod. Vaticanus vollständig, die 
zweite, ältere und in jeder Hinsicht werthvollere nach einem 
cod. Rupefucaldinus (vom Gardinal Rochefoucauld dem Jesuiten- 
coUegium zu Paris geschenkt) im Auszuge herausgab. Diese 
Sammlungen sind von den Herausgebern der Werke des Gle- 
mens nur flüchtig angesehen worden. Der ^ letzte Herausgeber, 
welcher den Namen verdient, J. Potter,' scheint nicht im Besitz 
der damals noch neuen Ausgabe von Lequien gewesen zu 
sein. Daher der Mangel in den späteren Editionen des Glemens 
Von unersetzlichem Werthe wären diese Gnomologien für uns, 
wenn sie uns auch weiter nichts aufbewahrt hätten, als das 



10 EiDleitnng. 

eine griechische Frg. za 1 Jo. 2, 3, welches den lateinischeii 
Adumbrationes in epistolas catholicas die clementinische Her- 
kunft verbürgt. 

Die am Schloß der folgenden Materiensammlang neu heraus- 
gegebenen ^Adumbrationes Glementis Alexandrini in epistolas 
catholicas^ hat zum ersten Mal Margarinus de la Bigne drucken 
lassen in der ersten Ausgabe seiner Sacra bibliotheca sanctorum 
patrum (Paris 1575) col. 625—634. lieber seine handschrift- 
liche Quelle hat sich de la Bigne nicht direct geäußert; aber 
aus Gründen, die sogleich in die Augen springen werden , ist 
es mindestens sehr wahrscheinlich, daß er die Adumbrationes 
derselben Hs. entnahm ; aus welcher er gleich hinter denselben 
den Commentar des Didymus Alexandrinus über die katholischen 
Briefe abdrucken ließ. Am Schluß dieses letzteren Commentars 
aber (col. 676) gibt er folgende Auskunft : Hae sunt, lector hu- 
manissime, qicas ex vetustissimo membranis scripto codice mtiUa 
sane industria, cum lectionem literarum obscuritas plurimum 
moraretur, Didt/mi in canonicas epistolas enarrationesinvenimus. 
Auf dem Druck der Adumbrationes von 1575 beruhen alle fol- 
genden; aber wie in so vielen anderen Fällen haben auch in 
diesem die späteren Herausgeber es durchweg nicht für nöthig 
befunden ; auf die Editio Princeps zurückzugreifen, sondern ha- 
ben irgend einen späteren Abdruck zu Grunde gelegt. So mußte 
es dazu kommen , daß neben einigen wenigen selbstverständ- 
lichen Verbesserungen eine Menge willkürlicher Aenderungen 
und zufällig entstandener Fehler sich fortpflanzte. Es hat kei- 
nen Werth, die Genealogie dieser Fehler zu verfolgen; es ist 
ja gleichgültig, ob eine der späteren Väterbibliothekeu, oder 
ob J. Fell (1683), oder Th. Jttig (1700) oder J. Potter (1715) 
oder R. Klotz (vol. IV, 1834) oder Chr. C. Jos. Bunsen (1854) 
oder L. Dindorf (1869) zuerst stillschweigend statt des allein 
urkundlich beglaubigten Textes irgend einen Einfall oder Druck- 
fehler in ihre Ausgabe haben einfließen lassen. Es ist z. B. zu 
1 Jo. 3, 8 schon bei Jttig und Potter statt des richtigen ex 
parte diaboli zu lesen ex patre diabolo, aber daneben hat noch 
Ittig richtig eademqiie, Potter eandemque^ Klotz, Bunsen, Din- 
dorf eundemque. Es gentigte zur Veranschaulichung des Ver- 
hältnisses dieser Vulgata zu der Princeps und zu meinem Text, 
den jüngsten Abdruck von Dindorf zu vergleichen. Ich habe 



Die Handschriften der Adumbrationes. 11 

Überall, wo Dindorf von der Princeps abweicht, dies angegeben. 
Wo D. nicht genannt ist, stimmt er also mit jener. Da aber 
der sehr schlechte Abdruck von Klotz heute noch sehr verbrei- 
tet ist, habe ich auch die diesem eigenthUmlichen Fehler notirt. 
Endlich wurde auch Bunsen verglichen und einige Male ange- 
führt, weil er hier und da mit Bewußtsein, zuweilen auch mit 
Andeutung seiner Gründe von der Ueberlieferung abgewichen 
ist. 

Außer der Princeps konnte ich für meine Ausgabe benutzen 
den Cod. 96 der öffentlichen Bibliothek zu Laon, eine Perga- 
menths. in Quart, welche im Catalogue des bibl. des d6parte- 
ments I, 89 beschrieben und dem saec. VIII oder IX zugeschrie- 
ben ist. Letztere Angabe dürfte die richtigere sein. Der 6e- 
sammttitel der Hs. auf fol. 1*^ lautet: Haec (sie) insunt ex- 
positiones in epistolis canonicis apostolorum^ id est Clementis 
episcopi olexandrinL didyyni et sei augustini. et ceteri. caute lege, 
et intellege quia expulsi sunt de roma. Es folgt der unten über 
dem Anfang meiner Textausgabe mitgetheilte Sondertitel der 
Adumbrationes und diese selbst bis fol. 9^. Auf fol. 10* folgt 
hanc appellationem supra regna etc. d. h. die des Anfangs be* 
raubte Auslegung des Didymus zum Jacobusbrief (Migne, ser. 
gr. 39 col. 1749). Auf den oberen und theilweise noch auf den 
rechtsseitigen Rand dieses fol. 10* hat eine junge etwa dem 
16. Jahrhundert angehörigc Hand geschrieben: Expositio Didimi 
in epist, Jacobi. Jacobus dei et domini Jem Christi servus diio- 
decim tribubus quae sunt in dispersione salutem. Sicut mortaletn 
gloriam homines appetentes in suis conscriptionibus dighitates 
quas putantur habere praeponunt, ita sancti viri in epistolis quas 
scribunt ad ecclesias principaliter proferunt servos se esse domini 
Jesu Christi, aestimantes hanc appellationem etc. Haec verba 
quae reperiuntur in calce codicis huc transtulimus , quia initium 
expositionis epistolae Sancti Jacobi videntur esse. Jetzt stehen 
diese Anfangsworte des Commentars nicht mehr am Schluß der 
Hs. Diese bricht fol. 68^ mit den Worten des Didymus ab: 
secundo moritur eradicatus (= Migne col. 1818). Das Blatt 
oder die Blätter, welche vor fol. 10* fehlen mit den Anfangs- 
worten des Didymus, waren also in oder vor dem 16. Jahr- 
hundert durch einen Buchbinder an den Schluß des Bandes ge- 
setzt und sind jetzt mit Anderem, was der Gesammttitel angibt, 
verloren gegangen. Ausgefallen sind zwischen fol. 9 und 10 



12 Einleitung. 

vier Blätter, die beiden mittleren Lagen des zweiten Qaaternio^). 
Vom ersten Quatcrnio fehlt zwischen fol. 3 und dem jetzigen 
fol. 4 ein Blatt, Es ist hier ausgefallen, was bei Dindorf III, 
481, 22—482, 14 steht (ut iudicemur — interpretatus epistolam). 
Auf fol. 9^ bricht der clementinische Text ab mit tmebrae 
ttrarmerunt Dindorf p. 487, 10. Erhalten ist also Dind. 479, 
1-481, 22 und 482, 15—487, 10. Ursprünglich hat die Hs. 
genau dasselbe von den Adumbrationes enthalten, was im Druck 
vorliegt. Legt man das erste ausgefallene Blatt, welches genau 
30 Zeilen des Dindorfschen Drucks entspricht, der Berechnung 
zu Grunde, so haben die am Schluß fehlenden II2V2 Zeilen 
Dindorf 's mit Einschluß der wenigen Anfangsworte des Didymus 
und einer etwas größer geschriebenen Ueberschrift gerade ge- 
reicht, um 4 Blätter (4 X 30 = 120 Zeilen) zu füllen. Das 
gleiche Resultat ergibt die Berechnung nach den im Druck und 
in der Hs. Erhaltenen. Die irrige Angabe des Katalogs (p. 89), 
daß die Hs. eine Auslegung von 1 Petri, Jacobi (muß heißen 
Judae) und 1 Johannis enthalte, ist wohl aus Erinnerung an die 
Nachricht des Cassiodörius entstanden, wovon später zu han- 
deln ist. Die Hs. ist durchweg bequem zu lesen. Es fehlt nicht 
an Correcturen, worunter einige wenige von der ersten Hand, 
die meisten von einer anderen mit gelblicherer Tinte geschrie- 
ben sind, welche letztere auch den größten Theil der Inter- 
punction angebracht hat. Die sinnlosesten Schreibfehler hat 
der Corrector stehen lassen. Es sind namentlich zahlreich ver- 
kehrte Worttrennungen und dadurch veranlaßte Dittographien 
z. B. ipm statt ipsi vor sicut; hinter prophetas ein sei statt et; 
qui ad statt quia; nonne statt non e. Das ärgste Beispiel ist 
zu 1 Jo. 2, 3 angemerkt. Dieser Text ist demnach aus einer 
Hs. mit scriptio continua geflossen, und zwar ohne Dazwischen- 
kunft ieines klügelnden Verbesserers. Die Vorlage des Schrei- 
bers scheint auch in orthographischer Hinsicht eine vorzügliche 
gewesen zu sein. Daß die Editio princeps nicht aus dieser Hs. 
geflossen ist, lehren die Varianten auf jeder Seite meiner Aus- 
gabe. Nur den willkürlichen Aenderungen der Vulgata gegen- 
über erscheinen diese beiden alten Zeugen zuweilen als näher 
verwandt. 



1) Die folgenden Quaternionen 3—9 sind vollzählig; nur der moderne 
Paginator hat den Fehler gemacht , fol. 65 als 66 zu beziffern. 



Die Handschriften der Adumbrationes. 13 

Ein dritter jüngerer Zeuge ist der cod. 1665 der jetzt im 
Besitz des Rev. John Fenwick zu Chelteuham befindlichen 
Bibliothek. Nähere Kenntnis derselben und eine Collation der 
Adumbrationes verdanke ich dem Sohn des gegenwärtigen Be- 
sitzers, Herrn T. Fity-Roy Fenwick M. A. Es ist eine Perga- 
menthandschrift von 184 Blättern in Folio, nach der Tradition 
der Bibliothek , auch nach Haeners Katalog col. 847 ans dem 
13. Jahrhundert. Nach dem Facsimile der ersten Zeilen, wel- 
ches Herr Fenwick mir freundlichst zukommen ließ, möchte 
man ein etwas höheres Alter annehmen. Ueber die Herkunft 
gibt Auskunft eine Bemerkung der Hs. , welche nach Auflösung 
der Abkürzungen lautet: Hie liber ubicumque veniat Manae 
heremi montis dei^) esse noscatur. Es ist kaum zweifelhaft, daß 
es dieselbe Hs. ist,, welche J^abbe gesehen hat^). Herkunft, 
Stoff und Titel sind identisch. Die Hs. ging in den Besitz des 
Jesuitencolleginms zu Paris über, von da in Meermann's Biblio- 
thek, worin sie die Nr. 433 erhielt, endlich als Middeshill 
(Phillips) 1665 in die jetzt in Gheltenham befindliche Bibliothek. 
Die Adumbrationes füllen die ersten 11 Seiten der Hs. Es folgt 
mit der Ueberschrift Jwc/p/Y expositio Didimi carne cecP). Item 
in epistulis canonicis derselbe Commentar des Didymns, welcher 
in der Hs. von Laon in verstümmelter Gestalt an die Adum- 
brationes sich anschließt. Weiter folgt (3) Bedae expositio in 
acta apostolorum, (4) Retractatio eiusdem in eadem acta, (5) 
Tractatus eiusdem super epistolas canonicas, (6) Epistola ad 
Accam. Die. Herkunft der Hs. steht der Annahme wenigstens 
nicht im Wege^ daß M. de la Bigne nach ihr den ersten Druck 
sowohl der Adumbrationes als des Didymus veranstalten ließ. 
Ebensowenig die Charakteristik seiner Quelle als einer sehr 
alten Pergamenths. Man nahm in jener Zeit in Bezug auf 



1) Ist das Mont-Dieu in den französischen Ardennen ? 

2) Ich kann nur nach le Nourry appar. col. 1320 citiren: Testatum 
siquidem Ldbheus facit haec se vidisse commentariola calamo exarata 
in membranis codicis antiqut, qui fuit olim coenobti 8, Mariae montis 
dei, übt adumbrationes inscribuntur (Labb. de Script, eccl. I, 230). 

3) Hieron. v. 111. 109 : Didymus AlexandrinuSj captus a parva aetate 
oculis, — Praef. ad librum Didymi de spiritu s.: Didymus vero meus, 
oculum habens sponsae de cantico canticorum, Cassiod. inst. div. lit. c. 5 : 
Hunc Didymum, quamvis carne caecum^ merito beatus Antonius pater 
monachorum prophetali lumine vocavit videntem. 



14 Einleitung. 

solche Dinge den Mund gerne ein wenig voll , und unsere Hs. 
mag damals 300 Jahr alt gewesen sein. Daß es sieh aber 
wirklich so verhalte, scheint mir die Collation zu beweisen. 
Schon die Ueberschrift des Ganzen, welche im Vergleich mit 
derjenigen der Hs. von Laon nicht für ursprunglich gelten kann, 
die Unter- und Ueberschriften zwischen Brief Judä und 1 Job. 
sowie zwischen 1 u. 2 Joh. weisen wenigstens auf nahe Ver- 
wandtschaft hin. Sie stimmen überein in den meisten offen- 
baren Fehlern wie smtinet statt sustineret (1 Petri 3, 20) ; agnos- 
ceret für agnoscifur (1 Petri 5, 13); eins Joseph für ex Joseph 
( Judae 1 ) ; del für diei ( Jud. 6 ) ; infirma loca für infima loca 
(zu 1 Jo. 1, 1), Fehler welche meistens schon von den spä- 
teren Herausgebern stillschweigend verbessert sind, jetzt aber 
auch durch die älteste Hs. widerlegt sind. Die Abweichungen 
der Princeps von ihrer muthmaßlichen Vorlage bestehen zum 
Theil in harmlosen Druckfehlern, wie wenn aus ceteris ein 
centis (zu 1 Jo. 2, 1) entstanden ist, oder ein sinnloses proprer 
vor opera (zu 1 Jo. 2, 3) sich einschlich oder ein unentbehr- 
liches non ausfiel (Jud. 5); theils in nothwendigen oder noth- 
wendig erscheinenden Verbesserungen. Ein sinnloses mutimur 
(zu 1 Jo. 1, 10) wurde nicht als aus mentimur verderbt er- 
kannt und daher gestrichen* Die kühne Bildung mojp^raia^w= 
ivti^yatto (zu 1 Jo. 2, 1) wurde in operabatur verändert, ein 
hie (Jud. 8) wurde richtig in hi verbessert. Man wird keine 
Variante finden , welche sich nicht bequem auf dem einen oder 
anderen der angedeuteten Wege erklären ließe. Von einer 
selbständigen handschriftlichen Ueberlieferung neben der Hs. 
von Cheltenham zeigt der erste Druck keine Spur. Dieser ist 
nicht sorgfältiger, aber auch nicht willkürlicher als andere erste 
Drucke der älteren Zeit. Trotz des mir zweifellos erscheinenden 
Verhältnisses habe ich jede Abweichung meines Drucks nicht 
nur von den beiden Hss., sondern auch vom ersten Druck an- 
gegeben, um nicht mein Urtheil Anderen aufzudrängen. 

Es sind noch einige secundäre Quellen vorhanden, aus 
welchen für den Text der Adumbrationes gewiß Einiges wUrde 
zu gewinnen sein; aber die Untersuchung wäre nicht ganz ein- 
fach. Nach Bandini catal. codd. Latin, bibl. Laurent. I, 342 
enthält plut. XVII cod. XVH, membran. in 8^ saec. XI, eine 
lateinische Catene zu den katholischen Briefen mit Interlincar- 
nnd Randglossen aus Beda, Clemens, Didymus und Augustinus. 



Die Handschriften der Adambrationes. 15 

Diese Aatorennamen bat Bandini aus dem Prolog genommeD, 
der mit den Worten beginnt : Quatuor fuerunt expositores super 
episiolas catholicas, scilicet Beda et Clemens et Didymus super 
unam Jacobi et II (d. i. duas) Petri et I (d. i. unam) Judae, 
Äugtistinus autem 111 (d. i. tres) Joannis expmiit. Leider sind, 
wie mir Professor Pizzo mittbeilt, die einzelnen Glossen sämrot- 
licb nicht mit Antornamen versehen. Es bedürfte also einer 
Vergleichung der Hs. mit sämmtlicben genannten Autoren, 
um etwaige Fragmente des Clemens herauszufinden: eine Un- 
tersuchung, die ich dermalen weder selbst, noch durch einen 
Anderen anstellen kann. Aehnlich scheint es sich zu verhalten 
mit zwei Hss. in Oxford, welche gleichfalls Glossen zu den 
katholischen Briefen aus Beda, Didymus, Clemens und Augu- 
stin enthalten sollen^). Ein fluchtiger Einblick, den Westcott 
in dieselben gethan, hat noch zu keinem Ergebnis geführt^). 
Die nächste Aufgabe war, den von den Herausgebern seit 
300 Jahren immer nur stillschweigend „verbesserten" Text 
auf der Grundlage der beiden genannten Hss. wiederherzustel- 
len. Es scheint dadurch die. im 6. Jahrhundert entstandene 
Uebersetzung dieses ältesten zusammenhängenden Stücks ale- 
xandrinischer Exegese ihrer Urgestalt ziemlich nahe gebracht 
zu sein. Meinerseits habe ich nur einmal ein non in Klammern 
eingefügt (zu Jud. 19), einmal (zu 1 Jo. 3, 8) ein ille in Uli 
verwandelt und nach Bunsen's Vorgang einen anderen alten 
Schreibfehler (zu 1 Petri 5, 13) corrigirt. Die zahlreichen gro- 
ben Fehler der Hs. von Laon und die viel größere äußere 
.Correctheit derjenigen von Cheltenham konnten selbstverständ- 
lich nicht die Thatsache verhüllen, daß jene ältere durchweg 
einen ursprünglicheren Text bewahrt hat. Auch die Ortho- 
graphie derselben habe ich, soweit es anzugehen schien, be- 
wahrt, habe adnuntiata, inmaculatus u. dgl. geschrieben, auch 
Johannes, aber nicht DaniheL Eine gewisse Ungleichmäßigkeit 
mußte freilich dadurch entstehen, daß in den dieser Hs. fehlen- 
den Abschnitten die andere die Grundlage hergeben mußte. 

Die von mir in den Adumbrationen angewandten Zeichen 
sind: L = Hs. von Laon; M = Hs. von Middlehill-Ghelten- 



1) Gatal. libr. mss. biblothec. Angliae et Hiberniae I, 68. 110. 

2) Diction. of christ. biograpby I, 564 note c. 



16 Einleitung. 

ham; P= Editio princeps von 1575; D = Dindorf; > =omit- 
tit; H- addit. 

In allen Theilen meines Baches habe ich die Werke des Cle- 
mens nach der Ausgabe von Dindorf mit Angabe der dort ebenso 
wie bei Klotz abgetheilten Paragraphen und nicht nach der äl- 
teren Eapiteleintheilung citirt, außerdem noch^ wo es nützlich 
schien, nach Seiten und Zeilen Dindorf s (D. I— III). 



L MatenaÜeü. 

Titel: Clem. paed. I, 1 (D. I, 125, 4); str. VII, 22 (D. III, 
268, 1); Eus. h. e. VI, 13, 3; praep. ev. II, 2, 64; 5, 6; 
IV, 16, 12; Hieron. v. ill. 38; ep. 70, 4 ad Magnum. 

Pr. 10 (D. I, 12, 3-16) (Tv de — enomevetm = Cat. Nie. in 
Jo. 10; 7 (cod. N. fol. 307**) abgekürzt, ohne beachtenswerthe 
Varianten. 

Pr. 11-23 (D. 12, 18 — 24, 7) äSwa — TeTvxnxoTag = Eus. 
praep. ev. II, 3 cf. Theodoretus gr. aflf. cur. X (opp. ed. 
Schulze IV, 964); übrigens sollen die durch Eusebius vermit- 
telten und nicht ausdrücklich auf Clemens zurückgeführten 
Parallelstellen hier nicht angeführt werden. 

Pr. 24 (D. 24, 20) Evfi^i^qov xtL cf.Arnobius adv. nationesIV, 
29, s. auch die übrigen in der wiener Ausg. (1875) p. 152. 
160 — 165 von Beiflferscheid unter dem Text angemerkten Pa- 
rallelen aus Cl. protr. 

Pr. 34 (D. 34, 22 - 35, 9) *»* — ZeSg = Eus. praep. ev. II, 
6, 10. 

Pr.42. 43 (D.43j7 — 45, 17) q>iQ€'—änooTQ^g>€ff&e=En8.pT2iep. 
IV, 16, 12 sq. 

Pr. 44. 45 (D. 47, 3—49, 10) €lx6T(og - xeipakal, §49 (D.54, 
3—9) xaipop — iqacrTfip, § 49 (D. 54, 18—22) nH — »ecöp 
= Eus. praep. II, 6, 1 — 9. 

Pr. 44. 45 (D. 47, 9—49, 4) ovde — xex^deStr^at = Cyrillus 
AI. c. Julianum X (ed. Aubert tom. VI pars 2 p. 342 sq.). 
Cf. auch protr. 44. 45. 46. 52. 53. 57 mit Arnobius adv. nat. 

VI, 6. 11. 16. 21—23. 

Pr. 84 (D. 90, 1 — 91, 8) f*^ ovp — nmiotevxozag = Cat. Cram. 

VII, 455, 7—29 {KXiifiepTog nqdg "EXXfipag) abgekürzt, und zu 
Anfang umgestellt. Die Catene bestätigt die handschriftliche 

Zahn, Forschnngen. HI. O 



18 Citate. 

und ganz richtige LA 'J^cotf^ statt ^Ii^trot (D. 91, 7) oder 

IL ndtdaycoydg. 

Titel: Clem. str. VI, 1 (D. III, 121, 16); Eus. h. VI, 13, 3; 
Hieron. v. ill. 38 (fehlt in einigen Hss.); ep. 70, 4 ad 
Magnum; Photius bibl. cod. 109. 110. 

Paed. 1, 9 (a I, 132, 15—17) xaHneq — na»odnre7 = Par. 
Vat. 710. 

Paed. I, 15 (D. 136, 26—137, 6) nii&q ndXovg — xocfiixa und 
(D. 137, 15 — 20) xal xbv — npevfAaTi = Cat. Nie. in Jo. 
c. 12, 14 (cod. N. fol. 374^) eingeleitet durch die schwerlich 
dem Clemens angehörigen Worte: n&lov de kiyei Tot^ öpop, 
inndii b i^ i^v^v Xab^ äyviAvatTTog ^v tijg eig svcrißeiav 
dyovaiig nictetag. (Cf. Theophili comm. in ev. 1, 33 Forschuu- 
geu II; 61; 4). Anstatt der ausgestoßenen Worte (D. 137, 
6 — 15) hat Cat. Nie Folgendes eingeschoben : äp&qcontav yäq 
^vpooQlöa XQiCTog xata^ev^ccg eig ä^avaalav xaxi&ivei to 
agiia, GnevdiAV nqog top &€dy TtkfjQc&aai o ^yl^aro , nqote- 
QOP fiep eig ^leQovffak^fjb^ pvp de eig ovQapop ehreXotvptap, 
xaXXiczop S'iafia itf natqi viog ä'idiog pix^q)6qog, — Varian- 
ten in den mit D. identischen Stücken: D. 137, 1 naräqa, 
Csit.nqäop (was offenbar richtig ist). D. 137; 6 xqoatpoptagy 
Cat. xqofACpoprag (Schreibfehler?). D. 137, 16 änXovp, Cat. 
top änXovp* 

Paed. I, 24 (D. 144, 19—22) inel — »eov = Cat. Nie. in Jo. 
c. 1, 29 (cod. M pag. 113, N fol. 38% in beiden das Lemma 
zu hoch hinaufgerUckt. Den Uebergang zu Clemens machen 
die Worte m ineiöii äqpag opofAdl^ei)» In M steht ein zwei- 
tes KXfifJbepTog am RandC; wo N das oben S. 6 erwähnte Zei- 
chen für Basilius hat, zu den ununterbrochen an den Satz 
des Clemens sich anschließenden Worten wg nqo<yq>iqopta &v- 
clap xal nqo(Tq>oqap eavxop xtf &e^vn6 (^vneq) täpafiaq- 
ticop ^(läp. Sonstige Varianten: 0.144, 20 top Xoyop, Cat. 
Xoyop. D. 144, 21 äp&q. yepoykepoPs so auch cod. N, dage- 
gen M yepofAepop äp&q. 

Paed. I, 32 (D. 151; 9—16) = Cat. Cord, in Lucam p. 306 we- 
nig abgekürzt. 

Paed. I; 38 (D. 156, 16-25) ya^^r« —v/rcxAtJcr«« = Cat. Nie. 
in Jo. c, 6, 57 (cod. M fol. 296^ N fol. 211'). Varianten: 



Protr. 84. — Paed. II, 12. 19 

D. lin. 16; Cat. ^d^eff&i fiov %iiv (rdgxa xai niec&i (aov to 
alfia, (ffialv 6 xvQio^, to (om. Edd.) ivaqyH ^9? nitrtswg xtL 
— D. lin. 22 Iqp' ^g — nltnig, Cat. itp fig ij nlczig avv- 

Paed. I, 39—51 (D. 157, 2—167, 15) nq&itoyovov — vtinCovg 
= Cat. Cram. VII, 490, 25-494, 20 wenig abgekürzt Zu 
Anfang KXfiikBvtog naidaYmyiwg , zum Schluß toffavta neql 
ydlaxTog xal z^g lovtov dllfjYOQlag. 

Paed. I; 47 D. (163, 11—18) inel — Sui^vfkCag = Cat. Nie. 
in Jo. c. 6, 57 (cod. M fol.296b, N fol. 211% unmittelbar an- 
schließend an das zu Paed. I, 38 CitirteJ. Abgesehen vom 
Eingang {ineid^ elnsv b xigiog ot& o aQtog xtX.) nur solche 
Varianten , welche durch gegenseitige Ergänzung von M und 
K wieder zn beseitigen sind. 

Paed. I, 60 (D. 174, 1-10) 6 de pofAog — ovde ev = Cat. Nie. 
in Jo. c. 1, 17 (cod. M pag. 87, N fol. 29^) in folgender Um- 
gestaltung: xalh iiev v6(Aog x^Q^^ ^^ naXaiä vno %ov Xoyov 
dici Mmcriwg %ov d'eqdnovxog avtov edo&ii, dio xai nqotrxai- 
qog' ^ de didiocr x^Q*^ ^^^ (^ + ^) dk'^S'eia iqyop ectiv 
Tov Xoyov aiwpiop, xa§ ovxixi dCdoffd'ai läyetai, dXXa did 
^Ifl(Tov XqKTTOv ylpeff&at, ov x^Q^^ i^ivero ovds ey. 

Paed. I, 81 (D. 192, 2-4) xaXov — t^g vocov = Parall.Vat. 
594; Melissa Ant. 22; die zweite Hälfte (von äqtctov an) 
auch Parallel. Vat. 702. In allen diesen Citaten (Aerd r^v 
vocov, S. auch unten zu Qnis dives § 40. 

Paed. I, 85 (D. 194, 17—21) ikeyaXoötaqog — vneqano&aveXv 
= Cat. Cram. VII, 426, 10—14 übrigens identisch, am Schluß 
aber xai ^(awv ineqano&apetp xai t6 xaxd %ov d^avdxov ini- 
del^atr&at %q6naiov. Die in den Edd. fehlenden Worte sind 
vielleicht echt. Cf zum Ausdruck die freilich textkritisch noch 
unsichere Stelle Clem. Rom. I Cor. 5, 5: v7vo[AOP^g ßqaßeiov 
vnidei^ep {inidei^ev, edei^ev) cf. Llghtfoot, Clement of Rome, 
Append. p. 407. 

Paed. I, 96 (D. 204, 1-8) = Cat. Cord, in Lucam p. 353. S. 
unten Fragm. ungewisser Herkunft Nr. 5. 

Paed. II, 7 (D. 218, 2— 5, darauf 217,16—218,2) = Cat. Cord, 
in Lucam p. 386. 

Paed. II, 12 (D. 222, 25—223, 2) = Cat. in Psalmos (zu Ps. 
77 [hebr. 78], 30 in cod. 14 plut. V der Laurentiana fol 11 
nach Baadini, Catal. codd. graec. I, 35) unter dem Namen 

2* 



20 Citate. 

Clemens in folgender Umgestaltang : g>€vxtiop tolwv otpa^a^ 

Stpov dyketqlav ^ r^y nsql töy Xaifiop fiaviap, ti^v neql ti^v 
Tqofpiiv äxoXaclav xal neqi yaatiqa iiavlav, %va [i^ top vovv 
iyxaT(aQt^m(i€y (sie) t^ xoiiif. 

Paed. II, 24 (D. 234, 15—17) nag — xsvog = Melissa. Ant 50. 

Paed. II, 26 (D. 236, 19—22) § 28 (D. 238, 3-12) § 29 (D. 
239, 1-8) = Cat. Cord, in Lucam p. 526. 

Paed. II, 39 (D. 249, 1) nkovtog — nevla = Mel. Ant. 38. 

Paed. II, 44 (D. 252, 26 - 253, 2) «$ -xpdXXety = Par. Vat. 
453. 

Paed. II, 45 (D. 254, 8. 9. 15) [AifA^Xovg — nohtstag und vovg 
yeXtßtonoiovg — noXitelag = Par. Vat. 564; Mel. Monac. 
fol. 85» in gleichmäßiger Abweichung von den Edd., nur daß 
Leqnien yaXuinoiovg, Mel. Monac. wie die Edd. YelfAnonoi- 
ovg hat. 

Paed. II, 46 (D. 255, 13—16) ig — ixikeX&g = Leontius 105 sq. 
KXfiiieptog ix %ov d atQuifiaTog. S. ein^n ebensolchen Feh- 
ler des Leontius zu str. IV, 141. 

Paed. II, 49 (D. 257, 14-17) aitrxQoXortag — tQaxvTigtf =Par. 
Vat. 379; Mel. Monac. fol. 77^ In beiden das von Potter 
vorgeschlagene äno[jkvxTiiQi<r[itf und am Schluß ^qaavtiqif. 

Paed. II, 51 (D. 258, 23—259, 2) navtii — xa»aqevtiop und 
§ 52 (D. 259, 17. 18) to r^q — axocy^elv — Par. Vat. 379; 
Mel. Monac. fol. 11\ 

Paed. II, 52 (D. 259, 18—10) %6 de - xaqzeqeJp Par. Vat. 420, 
wo aber xaqzeqCa und vorher ätrxeip cm^qopeip. Letzteres 
ebenso in der Gnomologie des Georgidius oder Georgides in 
Laurent, cod. 15 plut. VII fol. 86^, wo der Satz gleichfalls 
mit dem Lemma EXi^. vorkommt, am Schluß aber xaqveqig. 
In der Ausgabe des Georgides von Boissonadc (bei Migne 117 
col. 1141) hat die Sentenz das falsche Lemma zov lijg RXl- 
fiaxog. Die bei Georgides weiterhin ohne neues Lemma fol- 
genden Sätze (bei Boissonadc nur einer so, im Laurent, fttnf ) 
gehören anderen Autoren. 

Paed. II, 60 (D. 266, 26. 27) xa»6Xov — oixeTog itrtiy = Par. 
Vat. 657 und nochmals 725, an letzterer Stelle mit der Rand- 
bemerkung n^XfifA. Rup. ix %ov ß'rov naiday^yoS. Von Fa- 
bricius Hippol. opp. II, 74 und Dindorf III, 511, 18 unter die 
Fragmente gestellt. 



Paed. II, 12 — Strom. I, 11. 21 

Paed, n, 61—63 (D. 267, 14 — 269, 10) divmai — äfkagtlag 
— Cat. Nie. in Jo. c. 12, 3 (eod. N. fol. 366 •) stark abgekürzt, 
ohne beaehtenswerthe VariaDten. 

Paed. II, 68 (D. 273, 5-7) ov — ikvqtf = Par. Vat. 558. 

Paed. II, 73. 74 (D. 277, 22 — 279, 8) dX6ri<nop — äxaqnop 
= Cat. Nie. in Jo. e. 19, 1—5 (cod. N fol. 521 *') sehr abge- 
kürzt. Varianten : D. 277, 23 iffteikftiyov, Cat. ifna^avmiiivoy. 
D. 278, 18 dixaioy oy avtol, Cat. dixatop xahoiye oneq (sie) 
avToi. D. 278, 21 %6 vniq, Cat. %q vniq. D. 278, 27 dea- 
TvoTixov, Cat. tov daan. D. 279, 7 ol di, Cat. "^Eßqaloi di. 

Paed. II, 81 (D. 285, 12—18) naai — dnoT€fi,po(kipoig = Ma- 
ximus 615 sq. bei Combefis and fiibittus in drei, im cod. 
Laurent, fol. 184* in zwei Absätzen hinter einem Citat ans 
Str. IV, 141); Mel. Mönac. fol. 70** (ununterbrochen). Der 
mittlere Satz (o vnpog &(Tneq teloopfig — XQ^^^^) ^^ ^^1* 
Ant. 50 auch bei fiibittus p. 55, hinter einem Citat aus Philo 
ohne neues Lemma. 

Paed. II, 90 (D. 291, 14—19) ei r^Q — aidovg = Mel. Monae. 
fol. 111% außer gleichgültigen Schreibfehlern nur: iavoikaa&r- 
vat = D. lin. 18 mvoikacd'ai. 

Paed. II, 118 (D. 314, 21 — 315. 3) s. unten Fragmente un- 
gewisser Herkunft Nr. 6. 

Paed. II cap. 10 und III cap. 11 ist nach Grabe bei Potter 
p. 1020 eitirt im cod. Barocc. 155 fol. 302 u. 358 \ 

Paed, in, 15 sqq. cf. II, 65. Diese Stellen sind gemeint bei 
Suidas s. v. Aeovtioq ftopaxog (ed. Bernhardy vol. II, pars 1 
p. 527): dyayiP(aa)co[iipfig de ßlßXov KX^fieptog tov tnqtaika^ 
%img xal (pd-dtraptog xtßqloVy ep (f tovg ctpÖQag dpa^xcintei, 
tovg etatQtxäg %dg oxpeig vnoyQdtpopzag xal ßdmopxag %dg 
%Qixag x%X. Das Mönchsgespräch über diese Stelle fand statt 
unter Kaiser Zeno a. 474 - 491. 

III. SrQaffiaTeis- 

Der Titel vollständiger Cl. str. I, 182 (D. II, 143, 13-16); 

Str. III, 110 (D. III, 121, 3); Eus. h. e. VI, 13, 1 ; Photius 

cod. 111 (nach einer damals alten Hs.); abgekürzt Cl. 

Str. V, 10 u. 95; H, 147; Eus. h. e. V, 11, 2 und öfter; 

Hieron. v. ill. 38; Photius cod. 109 und 111 etc. 
Str. I, 11 (D. n, 10, 16-11, 11) = Eus. h. e. V, 11 cf. VI, 
13, 8. 



22 Citate. 

Sti-. I, 12 (D. 11, 26-12, 1) dida(Tn(av — avuov — Par. Vat. 435. 

Str. I, 70-73 (D. 57, 19-21; 58, 14—21; 60, 13— 19) = Eu8. 
praep. ev. IX, 6, 2 — 5 {iv t^ nquivip (TTQtofAatet). 

Str. I, 75 (D. 62, 16-63, 1) ohne wörtliches Citat Cyrillas 
Alex. c. Jul. lib. VII (Opp. ed. Aubert vol. VI pars 2 p. 231). 

Str. I, 75—77(0.63, 3—65, li) iatQix^p — fi^ilfiyrai—EuB. 
praep. ev. X, 6, 1—14. 

Str. I, 88 (D.73, 2-4; 73, 30-74, 12) nQog dvttdtainoXnv — 
&€6g und änog)aTixdp — dpofidffd'ijffap = Gat. Gram. V^ 22, 
21-32. Eines der hier ausgestoßenen Stücke (D. 73, 8—12) 
folgt Gram. V, 25, 19—21 in nachlässiger Abkürzung. Von 
den zahlreichen Varianten beachtenswerth Gram. 22, 25 €fi- 
naXtp = D. 74, 4 iy n&ai. 

Str. I, 101-107 (D. 84, 1—90, 12) aXqntat — nqeaßvteqog = 
Eus. praep. ev. X, 12. 

Auf diesen Abschnitt und insbesondere auf str. I, 101. 102 be- 
zieht sich Eus. in der Vorrede zu den Ghron. can. ed. Schoene 
n, 4, dessen Worte dann Pseudoeustathius in den ersten Wor- 
ten seiner Schrift über das Hexaemeron (Migne 18 col. 708), 
wie schon Leo Allatius zu der Stelle bemerkte, theilweise 
wörtlich abschrieb. Cf. Georg. Hamart. (Migne HO col. 29). 

Str. I, 112. 113 cf. Eus. Ghron. ed. Schoene I, 102 unter Be- 
rufung auf den ersten Stromateus. 

Str. I, 127 (D. 102, 15—22) == Ghron. pasch, ed. Paris, p. 137 
(ed. Bonn, p, 255) 6 KX'^fiijg iv vcf nqdxtf <tvq, in indirecter 
Rede; ebendort p. 145 (Bonn. p. 271) wörtlich Str. I, 127 
(D. 102, 20 — 25). Letzteres noch eine Zeile weitergeführt in 
Eus. Ghron. (ed. Schoene) I, 122. 

Str. I, 139 (D. 112, 24 cf. 114, 6; 117, 7 u. 24) cf. Eus. h. e. 
VI, 6. 

Str. I, 150 (D. 121, 3—16) "AqitnoßovXog — ä%tixR,(ov = Eus. 
praep. ev. IX, 6, 6—9. 

Str. I, 154 (D. 124, 3—6) <pa(Tl — änoxtelpag =: Gat. Gram, 
m, 113, 17-20, von Dindorf III, 511, 33 unter die Frag- 
meute gestellt. 

Str. II, 9 (D. 150, 22. 23) fAerdlfjp — nqoalqaaig = Par. 

Vat. 375. 
Str. n, 42 (D. 173, 16—20) ov y^q — ixoXov&noav = Gat. 

Gram. IV, 369, 24-27 (cod. Monac. 412 pag. 406) zu Anfang 



Strom. I, 12 — III, 30. 23 

frei umgestellt, von Dindorf III, 512, 4 unter die Fragmente 

. gestellt. 

Str. II, 46 (D. 176, 2—6) tQiSp — yr«(r«(»c = Par. Vat 398. 

Str. II, 47 (D. 176, 22—26) tiJi/ t€ 'Eßqalw — dia&^x^g = 

. Cat. Cram. IV, 372, 6-9 (cod. Monac. 412 pag. 411) zu An- 
fang frei umgestellt, am Schluß tbeilweise richtiger als in den 
Edd. l^aonoioSvTai avv ttf XQiatfp dtä tfjg ^^eTiQag diaxoyiag. 

Str. II, 60 ( D. 185, 26. 27) to — äydr^tj = Par. Vat. 520. 

Str. II, 87 (D. 202, 16—19) «Va/riy — xo^ycapix^ = Par. Vat. 
356 (ÄAi^ffr. ixTov ß' (ngcifi.); Mel. Änt. 3 t nnd noch einmal 
in gleicher Verbindung ibid. 132. 

Str. n, 101. 102 (D. 211, 15—21 u. 25. 26) tgittä — C«oi; = 
Par. Vat. 356, noch einmal, ebenso abgegrenzt, aber in 

. schlechterem Text ibid. 714. 

Str. II, 123 (D. 225, 3) Toig rag - doxei — Mel. Ant. 119, 
von Grabe (Potter p. 1021) und Dindorf UI, 500, 34 unter 
die Fragmente gestellt. 

Str. II, 144 (D. 239, 28 — 240, 2) to vnoneaelp — iiov^ = 
Par. Vat. 600. 

Str. II, 145 (D. 240, 14 - 16) Ubg — aitrxQOVQyla = Par. Vat. 
379; Melissa Monac. fol. 77*^ (hier in äfi^oly, übrigens das 
Ganze unmittelbar angeschlossen an die Citate aus paed. 11, 
49 und 51 oben S. 20). 

Str. II, 146 (D. 240, 21 — 27) avvnonvop — ohovqlav = Par. 
Vat. 408; den ersten Theil bis nqinovtog citirt auch Maximus 
631 (Combefis, so auch cod. Laurent, fol. 202* und Eibittus 
p. 235, dagegen Gesner mit dem Lemma KvqlXXov); Melissa 
Monac. fol. 130». 

Str. III, 1 — 3 u. 5. Daraus hat Epiph. haer. 32, 3 — 5 Vieles 
wörtlich abgeschrieben, selbst überleitende Worte wie %ai%ag 
naqe^iikfiv %äg gxapdg xtX. str. III, 3 in. = Epiph. 32, 5 in. 
Er nennt den Clemens erst haer. 32, 6. 

Str. m, 25. 26 (D. 259, 7 — 260, 5) c^qaiap — yviaamg = 
Eus. h. e. III, 29 cf. Theodoretus, fab. haer. III, 1 (Opp. ed. 
Schulze IV, 340). 

Str. m, 27. 28. 30 (D. 260, 6 sq.; 260, 27 — 261, 4; 262, 8 sq.) 
= Theodor, haer. fab. I, 6 (vol. IV, 295) xai tovtov d^ 
fAaQTVQa Toy (Xvqtoikatia naqU^o^iev K^fieyra, leQOv ävdqa 
xal rroXvneiQl^ anavtag dnoXtnovra, Xiyei de ovT(ag iv %& 
%qi%if rduy (nQ(0(JLa%i(OP xzX. 



24 Citate. 

Str. m, 42 (D. 269, 10. 11) nafffig — ogsrofiivfi = Mel. Ant. 19. 

Str. m, 52. 53 (D. 276, 14-19) tj xal — edtnaXig = Eus. h. 
e. ni, 30, 1. 

Str. III, 95 (D. 302, 27 — 303, 5) x^^^^^Q — fJi^€cx€iQilmii€9a 
= Äcacius von Caesarea in Gat. Niceph. in Octat. I, 101. 
Dasselbe gab nach einer jüngeren Papierhs. nur lateinisch le 
Nourry, Appar. ad bibl. max. I, 1308. Aeacius leitet sein 
Citat so ein: xai KX^iJ^fiQ ^^ ^^ ^^^^ telavtatotg tov vQttov 
(ftQCO[iatia)g diaßdXXei tiiv %oiav%fiv do^ap^ SnifAßfi^oiJkepog 
alQ€(T€ci%fi tipI diä Tovttap' xn&vag xvX. 

Str. III, 97 (D. 304, 3—8) 8^ — avpamav = Cat. Cram. I. 
81, 20—22 mit folgender Einleitung und Umgestaltung: KX^- 
IkevTog* b Aovxäq ov fiopop (a^ g)iX€iy TOVTOvg, äXXä xal 
[Aiffsip liyei xal ya(A€zag, o i(Sti „ft^ änayov^ fpfitrtv (d. h. 
Clemens)^ aXoyoig OQfAatg fifide toig (Tw/aotixo?^ eO^eaiy^^. 

Str. IV, 30 (D. 332, 28. 29) ftafAmpä -- xv^/ov = Cat. Cram. I, 
49, 1 fiafifaväg itntp ^ (ptXaQyvqla. Es geht voran p. 48, 33 : 
QeodaoQov (Aopaxov, KX^(A€P%og. Mafia^päg icnip od (Aopog o 
XQVtrdg, äXXd näp eldog xdXXKXTOP täp ini y^g. Vielleicht 
gehört dieser Satz dem Theodor und nur der dort folgende, 
vorhin mitgetheilte dem Clemens. Doch findet sich eine 
Parallele auch zu jenem str. VII, 71 (D. HI, 314, 3). 

Str. IV, 35 (D. 335, 21. 22) nXovtriop — XQiatog = Par. Vat. 
640 {nXovalap — o xvqiogy 

Str. IV, 38 (D. 338, 4—7 und 13 — 15) iXe^fiopag ~ naQetniP 
und T^g avT^g — neqiovala = Par. Vat. 480. 

Str. IV, 74 (D. 359, 9. 10) eoixep — dotn^ = Par. Vat. 372. 

Str. IV, 93 (D. 369, 28 — 370, 3) to de dyanap — egrop »eov 
= Par. Vat. 356; Mel. Ant. 31 und noch einmal ebenda 
p. 132. Varianten: D. 369, 30 xai top ätreß^, fehlt in den 
Citaten. D. 370, 3 odx, die Citate xal ovx. Migne tom. 136 
col. 861 B hat gegen Gesner p. 31 und die Uebersetzung des 
Ribittus p. 34, ich weiß nicht woher, al(TXQ§ für t^ noi^ und 
ein tov vor äp&qdnov. Das zweite Citat des Antonius hat 
Migne mit dem ganzen Kapitel (lib. II c. 67) ausgestoßen s. 
die Anm. col. 1162. 

Str. IV, 96 (D. 371, 12-14)= Cat. Cram. IV, 291, 9-11 (cod. 
Monac. 412 pag. 244 zu Rom. 8, 38) ganz freie Wiedergabe, 
aber doch sicher auf diese Stelle zurückzuführen, da diese 
Catene außerdem nur noch str. II, 42 und 47 und auch diese 



Strom. III, 42 — V, 35. 25 

Stellen sehr frei citirt (s. oben S. 22 f.). Von Dindorf HI, 511, 
38 anter die Fragmente gestellt. Uebrigens ist in diesem 
Gitat änoatatixä (statt änoctoltxd im cod., bei Gramer and 
Dindorf) npevfiata za lesen ; . es entspricht dem äyyeloi ol 
änoffzätai bei Gletnens. 

Str. IV, 138 (D. 397, 15—18) %pa — äXkotB di ov = Gat Gram. I, 
43, 13—15 ziemlich frei wiedergegeben. 

Str. IV, 141 (D. 398, 28 — 399, 1) Stra — ^ttop = Leontias 
108 (Kl^gjbeyrog ix tov a ctQdfAatog s. oben za paed. II, 46) ; 
Maximas 615; Melissa Monac. fol. 70^. Alle drei Gitate 
änoctaffiap = D. 399, 1 dnoctaffip. 

Str. IV, 160 (D. 409, 26 — 410, 1) laiß — eiddlov = Gat. Nie. 
in Job p. 59 in folgender Umgestaltang : äiXd %ä tov ^Idß 
xofiipoteQOP fjbSP ovTi» POfitiop' yvfipig xaxlag xai äfAaqtiag 
€og ix xoiXlaq fiijtQog ix Tijg y^g xat^ ^Qxäg dtenXda&fiP^ yvfipog 
eig T^p y^p xai anelevtTOfMXi, yvikpog ov xTfifjuxTWP — tovto 
yäf pixQOP T€ xai xoipop — äXXä xaxtag xai nopfiqlag xai 
%ov inofAipov to2g ddixtog ßmtraffiP deidovg eiddXov, Zaerst 
von Fell anter die Fragmente gestellt, bei Dindorf III, 490, 
4—8. Ueber die angebliche Fortsetzang e. oben S. 5 f. anter 
Gat. Nie. in Job. 

Str. V, 12 (D. m, 11, 3. 4) %ö de — emt^qidp itmp = Par. 
Vat. 572. 

Str. V, 12 (D. 11, 12. 13) ovde — naqixeip = Par. Vat. 711. 

Str. V, 25 (D. 20, 21. 22) npevfAavixdp — ika»fi%fip = Par. 
Vat. 399. 

Str. V, 34 (D. 27, 23 — 25) xai %o tezQayQafAfAOP — iaofACPog 
= Gat. Niceph. in Octat. I, 883. Varianten: D. nach Klotz 
negtixeipvo, Gat. mit Potter n€qtixei%o. D. de ^laov, Gat. 
id oval cf. Potter's (p. 1031) Notizen aas drei pariser Hss. — 
Dasselbe Stück zagleich mit den folgenden gab Fabricius 
Bibl. gr. V, 111 (ed. Harles VII, 131) nach der Gatena in 
Pentat. ed. Zephyras p. 146 lateinisch. In dieser Gestalt 
ging es in die Fragmentensammlangen bei Potter p. 1025; 
Klotz IV, 89; Dindorf HI, 511, 20 über, bei Dindorf überdies 
anter der falschen Ueberschrift p. 509 „Fragmenta Pottero 
omissa^. 

Str. V, 34. 35 (D. 28, 4 — 29, 6) ^ tc Ivxpia — dnXol = Gat. 
Niceph. in Octat. I, 856 abgesehen von Änslassangen genau, 
die Lücken von Nicephoras in Klammern nach Potter's Aas- 



26 • Citate. 

gäbe ergänzt. Noch kürzer in der lateinischen Catene des 
Zephyrus s. vorige Anm. Mit Niceph. bieten wesentlich glei- 
chen Text die pariser Catenen bei Potter p. 1031. Varianten: 
D. 28^ 5 dvfiiaviiQiov^ Gat. ^(natrxfiqlov. D. 8 17 Xvxvla^ 
Gat. Xv%vla. D. 19 &viiiavfiqlov vqane^a, Gat. dvciatntiqiov 
^ tqanä^a, D. 20 nagad-etrig , Gat. nQo&etng. D. 21 nyev' 
(jb&iooi/, Gat. ävd'qfamav. D. 29, 3 irav X*ö-> ^^t- ^^ xeq. — 
D. 28; 4 äXXä dcid. 7i%iq. äfi^to kx^iy Gat. ddi, de ntiq- 

Str. V, 72 (D. III, 57, 10 sqq.). Hierauf bezieht sich vielleicht 
Anastasius Sin. contempl. anag. in hexaem. Hb. VII (Migne 89 
col. 961, den griechischen Text gabLequien Jo. Dam. opp. I, 
174), wenn er unter anderen alten Kirchenlehrern, welche das 
Paradies allegorisch gedeutet haben, auch EXiififig atqtapba- 
%€vg nennt. Doch kann Anastasius auch aus den Hypoty- 
posen geschöpft haben. 

Str. V, 89-96 (D. 69, 15 ~ 75, 22) ro (T e^iig - xQOi'oy = 
Eus. praep. ev. Xni, 13, 1—17; daraus noch einmal str. V, 
93-94 (D. 73, 19 — 74, 20) in Eus. praep. XI, 25 (c. 24, 12 
fälschlich dem 6; Buch der Stromateis zugeschrieben). 

Str. V, 98-134 (D. 77, 6 - 114, 16) ccdeXgiovg — AXn^ = 
Eus. praep. ev. XIII, 13, 18 — 65. 

Str. VI, 4 u. 5 (D. 123, 27—124, 18); § 16 (D. 137, 11—13); 
§ 25 (D. 146, 16 - 147, 4); § 27-29 (D. 149, 11 - 151, 6) 
= Eus. praep. ev. X, 2, 1—3; 5; 7; 8—15. 

Str. VI, 99 (D. 199, 16—18) al xtricreig — noffoTfiza = Maxi- 
mus 574; Par. Vat. 558; Mel. Ant. 37 (bei Migne col. 880 
D nach dem antwerpener Nachdruck des Ribittus fol. 60 ^ 
aber nicht nach dem Züricher Druck p. 41 ohne Lemma). 
Von Grabe (Potter 1022; Dindorf III, 502, 33) unter die 
Fragmente gestellt. Max. und Ant. zu Anfang ^ x6Sp äpay 
xaliAV xTfjffig xal XQV^^^> P^^- ^^ '^^^ ävayxalwy xTffceig (ohne 
xai XQV^^^^)' 

Str. VI, 102 (D. 201, 14—18) wg soixev — (pav^ = Maximus 
531; Par. Vat. 438; Melissa Monac. fol. 16^ (hier xo^^ovaa 
statt x^AetJovera). 

Str. VI, 109 (D. 205, 28. 29) äya&ii — dya^oxrig avroSrrr Par. 
Vat. 710. 

Str. VI, 112 (D. 207, 13-17) xa&aneq — ßlov = Par. Vat. 649. 



Strom. V, 34 - VII, 106. 27 

Str. VI, 161 (D. 244, 1—4) o y^catnixog - diddtrxwp = Par. 
Vat. 399. 

Angebliche Fragmente aus str. VI s. vorhin zu str. V, 89 ; ferner 
unter den Fragmenten ungewisser Herkunft Nr. 26 cf. Nr. 13 
Änm. und zu ncQl nqovoiaq Nr. 5. 

Str. VII, 4 (D. 253, 22—26) xal ftoi - imxexQVfifiipa = Par. 
Vat. 399. 

Str. VII, 33 (D. 280, 8) fifi^QonoXig — iiiovn = Par. Vat. 648, 
wo das Lemma versehentlich heruntergerllckt ist. 

Sir. VII, 41 (D. 287, 9—11) ämeq - Xayi,ßdve$ = Par. Vat. 399. 

Str. VII, 57 (D. 301, 1—3) ^ ^lev - ßißaiog = Ant. Mel. 5 
(ßeßala). 

Str. Vn, 59 (D. 302, 24. 25) n&aa — xaxonqaYia = Par. Vat. 649. 

Str. vn, 62 (D. 304, 25—29) ov fjbPfitrixaxei — Sirpoiw adzov 

. = Par. Vat. 356, nochmals ebendort 399; Melissa Monac. 
fol. 97 ^ In allen Gitaten zu Anfang ov (APficrixaxfiffei novi 
Yvmtnixoq. Migne's LA %aXenavei an beiden Stellen der 
Par. ist errathen aus dem Accentfebler xaXenaivel bei Le- 
quien 356. 

Str. VII, 62. 63 (D. 305, 7—20) ovxovy — ßlov = Jo. Damasc. 
or. 3 de imag. (opp. ed. Lequien I, 382) vov aQxccioTaTov 
KX^fisyroQ nqög IdXi^avdqov ix tov ißd6(A0V ßißXlov %&v 
(TTQayfjbatitop, Ittig, supplem. praef ; und Andere (s. auch 
Lequien z. d. St. und Fabric. bibl. ed. Harles VII, 123) wollten 
nqe(Tßv%iqov IdXel^avdqelaq statt tt^o^ "AXil^avdqov. 

Str. VII, 63. 64 (D. 306, 5—12) (paal — diä&etriv = Eus. h. 
e. III, 30, 2. 

Str. VII, 80 (D. 321, 26 — 322, 1) x^n — naqaniimovta = 
Par. Vat. 506 {KXfiiievzoqj am Rand der lat. Version „Quis 
dives salvus"). 

Str. VII, 82 (D. 323, 27) htevai — axta = Maximus 584 5 Par. 
Vat. 399; Melissa Ant. 56; Melissa Monac. fol. 105 »>. 

Str. VII. 99 (D. 338, 17—21) «g — dnotvtpXoviiivaq = Par. 
Vat. 339 {KXfi^ievvoq (TTQcofi,, am Rand des lat. Textes „Cle- 
mens ex paedagogo^). Die erste Hälfte des Satzes auch Me- 
lissa Ant. 5; bei Ribittus p. 6 und im antwerpner Nachdruck 
fol. 8*^ und daher bei Migne col. 781 A fehlt das Lemma. 

Str. VII, 106 (D.345, 22 sqq.) cf. § 108. Hierauf gehen zurück 
die ungenauen Angaben bei Malalas 1. XI ed. Bonn. p. 279 sq.; 
Cedrenus ed. Bonn. I, 438 {KX^fAfig 6 (rvqiöfiaTevg) u. 439. 



28 Citete. 

Str. VII, 110 (D. 348, 24—29) vovtwp — evqetnp = Photius 
cod. 111. 

Str. VIII, 1 (D. 300, 4) = Photius cod. 111: iv %i(A 6e (sc. 
aptiyqatpoiq) CtQa>fi>aT€vg Sydoog äaneq xal ol TtQO avtoC 
knta iniyQdg>€Tai xal aTtcaQx^rai j^äiX ovde ol nahxha%oi 
TWP KpiX6(To(p(ov^ xal i^^g. 

Str. VIII, 2 (D. 351, 28 sqq.) ixdixevcci yotQ äUog tonog te xal 
Sx^og tovg taqaxcideig xtX. Nur soweit von Leqnien p. 774 
niitgetheilt aus Par. finpef. mit dem Lemma Klii(Aeytog ix 
toi ff %äv (Ttqfoikattav. 

Str. VIII, 16 (D. 363, 12 — 20) alqemg — i(Toa»iv€%av. Eine 
wörtliche syrische Uebersetzung dieser Sätze findet sich im 
Ms. Add. 14,533 fol. 137» des British Museum i). Das Ka- 
pitel, an dessen Spitze dies Citat steht, hat den Titel "^rr txyi:r\ 
D'^Dirr „Was Häresie ist". Das Citat sammt Einftihrungs- 
formel lautet: 
•^rrTiN D'^D'nrT .N"«3?2n*i 1x^121^2 übi^ .Diö^ai^ntDö ry^thy^ 

NTi T'Diön '^n mbn .NTriN i^nnTan y^hrr^ .Ännri mb Nsp^n 
V"i Nm^sin» .Nn''b'»b7a ünw «msD^in^a "'mrr'N p Ässbr ."iniDa 
N3Db7a br)i NbN .np-^tapiDitn mnbn ib .Nn"«:?im Nm7abu)i Nnr^p 
NnT^ba Nb büTa n« .«rr^^^im Nmb'^n?^ bu^a in .n^Ta "r^y^n 'oixn 

Str. VIII,? Leontins 98 (hinter einem sachlich verwandten Citat 
ans Kl'^fiepTog ex tov eig to ndtrxoc) ix toS f[ atQfi(JLaTog' 
ovx oloy %€ inl lAiäg ipvxijg it>o ivavxiag xaxä to avto y^' 
vitr^ai xipfiffeig. Dieselbe logische Regel, jedoch ohne An* 
Wendung auf die Seelenbewegungen , steht str. VIII , 29 (D. 
374, 17 u. 21 u. besonders lin. 25). — 

Str. VIII,? Par. Vat. 643 (Klfifieptog , aber im cod. ßupef. mit 
dem Zusatz ix tov ff (Ttgcifi,,)] Maximus 538 (Kli^fAeptog): 
üaq&ivfov (Rup. naqd^iptf) (p&oqä Xiyetai (Rup. ylpetai xai 
Xiyetai) ov fiopop noqpeia, dXla xal ^ nqo xatqov ixdocng, 
otap dg einetp ädqtog (Max. ätaqog) ixdo&^ tfp apöql äq>* 
(Vat. ly') iavtfig ^ xai naqa tdop yopiap* Von Grabe (Potter 
1022; Dindorf UI, 501, 20), als Fragment des loyog yafAixog 
angeführt. 



1) W. Wright, Catalogue of Syriac Mss. p. 971 (cod. 859 Nr. 23) 
machte auf die Stelle aufmerksam. Die Abschrift verdaoke ich der Güte 
des Herrn Dr. B. Hörniog in London. 



Strom. VII, 110 — VIII (ecl. 63). 29 

Epitomae ex Theodoto. 

Eclogae propheticae. 

Ecl. 11 (D. III, 459, 9. 10) g>oß$i%iop — amfiavog =z Maximns 
tilO; Par. Vat. 341 {KXi^fA. (ngaofA.); dasselbe, jedoch nur bis 
dl' & ^ poffog in Par. Rap. 751 mit der Beiscbrift KX^fiewog 
ix %ov f[ orgdfA. In gleicher UnvoUständigkeit Melissa Ant. 19. 
(Migne col. 824 hat gegen Gesner p. 19 und fiibittus p. 21 
auch gegen den antwerpner Druck fol. 31 ^ die Fortsetzung 
aus Maximus oder Par. Vat. hinzugefügt). 

Ecl. 17 (D. 461, 24—28 o »edg — j^ae^w = Leontius 88 KJL^- 
fAewog ix toi f( ctquifiaTog* Dasselbe, jedoch nur bis (rd^et, 
Acacius von Caesarea (im Anschluß an das Gitat aus str. III, 
95 s. oben S. 24) in Gat Kiceph. in Octat. I, 101. Dasselbe 
gab zuerst le Nourry, appar. in bibl. max. I, 1308 nach einem 
cod. fiegius 2431. Die Herkunft erkannte zuerst Fabricius 
bibl. gr. VII, 124 (ed. Harles). Acacius leitet sein Gitat so 
ein: xal iv zep if (bei Nourry oydoff) de otqtAikatsl ä&erei 
t^v neql tov nqoetvai tag xjJvxag do^ap, Xiyaop avtaig 
Xi^effip. — F = die florentiner Hs. des Glemens, D =: Din- 
dorf, L = Leontius, N^ = Nicephorus, N^ = Nourry. — 
D 46 t, 24 yccg: N^ d^ | D 25 orov (angeblich nach Acacius) : 
Snov FL, t6 nov N^N« | D 26 ^xaficp mit L: f^xaiiep FN^N« | 
D yepiffefag mit FL: ^[lap -f- N^N^ | D ^opog aVtiog mit 
FN^N^: aVtiog (lopog L 1 D 27 «5 oSp mit FL: dg N\ Sg N« | 
Mit mil^et' hören N^N^ auf. Was le Nourry weiter abdrucken 
ließ, gehört dem Acacius an, wie schon Nicephorus erkannte. 

Ecl. 20 (D. 462, 27 — 463, 3) dyaTifi — trcotfiQiog = Par. Rupef. 
753 KXfiiieptog ix tov ir[ (TTQWfAatatp. 

Ecl. 28 (D. 466, 28 - 467, 9) mg — xatarmpiadiAepog = Par. 
Vat. 535 {KliifA.). Anstatt D. 467, 4 äXXog deKrtömfioptap . . . 
nqayfjMxtcop in Par. äXlov d€i(nda$(ioplap . . • yqanijbatmp. 

Ecl. 47 (D. 471, 26 — 472, 2) anqoono&mg — nqoorta&eiag = 
Par. Vat, 638 {KX^gA* (nqm(A.) änqotmad^&g xqii dioixetp t^p 
xT^ffiP xal inl avikßaivopxog ttpog . . . im^Vfieip xr^cacr^a*. 
t^g iikna^ovg yäq xTiitrecog (statt des sinnlosen yijg ip na&ei 
naqaxT^tremg D. 472, 1) xeXevei xvqtog äg>l(yia(y&a$ xal 
ndfffig nqofTna&Blag. 

Hinter Ecl. 63 gibt die augsburger Excerptensammlung noch 
folgendes, von Sylburg p. 386 nach Höschels Mittheilung ab- 
gedruckte, von D. ni, 478 ohne Entschuldigung fortgelassene 



30 Citate. 

Stück: KvQie (Tcatroy %ov ßa<nXia\ tovTi<n$ top €ig ßafftlia 
xBxqi(Tikivov Xaov* ov yag ikopov top Jaßld. dio mal iTtdyei* 
xal indutovcop f^imp^ ip ^ ap ^[^iQff inixaXeffcifAsd-d (xe, to 
apaßfipai inl t^p xagdlap to xaXop vno t^c TQcc9>^^ Xiyetai, 
xal TO Pixiiaai Tfjp xaXfjp ßovXi^p. 

IV, Tis aco^oixevog ütXovaiog. 

Der Titel bei Eus. h. e. III, 23, 5; VI, 13, 3; Hier. v. ill. 38; 
Pbotias cod. 11t, da zugleich die Anfangsworte oi 
fjbep Tovg iyxwfAiaOTixovQ Xoj^ovg entsprechend der ein- 
zigen vaticaniscben Hs. 

Div. 1 (D. III, 381, 3-5) r^l y^Q vipovfAiptp — loyog = Me- 
lissa Ant. 140, von Grabe (Potter 1022; D. IH, 501, 7) unter 
die Fragmente gestellt. — D. 381, 3 äpTünQog>ög: Ant. Tia- 
Qaninfjyep äyx^tTTQOtpog. 

Div. 10 (D. 388, 23—28) i7i;l — äpofyei = Par. Vat. 315. 

Div. 11 (D. 389, 24-390, 6) TtciXfitTop — (rviAnpfyovtrip = 
Par. Vat. 502. 

Div. 20 (D. 398, 29) äna&ap - crwTfjqla = Par. Vat. 570; 
Melissa Ant. 149, hier mit dem Lemma „Enagrii^, so auch bei 
Eibittus p. 165. 

Div. 21 (D. 399, 6—8) ßovlofiipmg — (XvpeaTalfi = Par. 
Vat. 684. 

Div. 21 (D. 399, 10—15) ovde twp xa^evdopTfop — ^TTcifACPog 
= Par. Vat. 383 und noch zweimal ibid. 612. 712. Bei 
Lequien 383 ist das griechische Lemma (Klrifi. (nq^^iaT.) zu 
diesem Satz ausgefallen (s. seine Errata hinter p. 925), oder 
vielmehr zur folgenden Sentenz {ovx ix^i ijn&vfilap xtL) 
heruntergerathen, welche am Band der lat. Uebersetzung die 
Beischrift „eiusdem ex epist. 21" hat. Darauf folgt noch ein 
Satz mit tov avTov. ßaaiXeiap &€ov xtX. Die Herkunft dieser 
beiden Sätze kenne ich so wenig wie Lequien. 

Div. 34 (D. 411, 9-15) rö ipapTlop -r- »eog = Par. Vat. 480 
{top ipaprlop). 

Div. 39 (D. 415, 6—8) n *« oHn^^yn — afjtaQTiifiatn = Par. 
Vat. 594; Melissa Ant. 22. 

Div. 39 (D. 416, 2. 3) irrtaTQixlJai — ontcrco = Par. Vat. 594. 

Div. 40 (D. 416, 10—20) eV olg — nXeiopog und (D. 416, 27 - 

417, 3) eCTi (k€P — xaTaQ^oüprai {xaToqd'OVTai Lequien) = Par. 



Quis dives salvns. 31 

« 

Vat. 594; das erste Stück, aber auch dies nur bis (D. 416, 15) 
yevoikiv(f auch in Par. Vat. 343 {KXiiik. (Ttqcoia., aber im cod. 

^ Rupef. mit dem Zusatz i» tov a otQtofk.). Die beiden Sttlcke 
aus div. 40 und noch eines aus paed. I, 81 (s. oben S. 19) 
sind in einem cod. baroccianns 26 (Ronth, rel. s. II, 157) 
dem großen Fragment von Hippolyt's Schrift neql r^g %ov 
navToq ahlag angehängt; welches zuerst D. Höschel (Photii 
bibl. p. 923—925) ohne diese fremden Zuthaten herausgab. 
Auch Lagarde (Hippolyti quae feruntur graece p. 73, 4 — 17) 
hat die drei clementinischen Stücke noch mitabdrucken lassen. 

Diy. 42 (D. 418, 2 — 422, 10) äxovtroy — fiXenofiip^q = Eus. 

. h. e. III, 23. Dasselbe aus Eusebius excerpirt und daher 
fälschlich dem Irenaeus, welchen Eusebius vorher angeführt 
hatte, statt dem Clemens zugeschrieben von Äntiochus mou. 
hom. 122 (ed. Fronto Duc. p. 1228; Migne tom. 89 col. 813). 
Ein Excerpt gibt Anastasius Sin. homil. in psalm. 6, welche 
in doppelter Recension vorliegt (Combefis, Graecolat. P. bibl. 
novnm auctarium [a. 1648J p. 934: rQ'^tpei yaQ KX^fM^g o 
l(noQ$xdg IdXe^avdqslag nsql^Iiaapvov xtL, ebendort p. 966: 
Kl^fitig (yvyyQaq>8vg neql ^Itnävpov Kp^ixlv . . . zoiomov r» 
/Lfr^y neql avtov o (Totpog l(noqioyq(ig>og iv %ivl %wv avtov 
<nq(o(Aatix(Sv Xoycay dieiiqxezai!). Nicht aus Eusebius stammt 
die selbständige Fortpflanzung dieser Erzählung im cod. Vindob. 
theol. gr. 65 (olim 49 Lombeci comm. ed. Kollar III, 190 sq. 
cf. p. 193; Nessel p. 150. 192), im cod. Paris. 440, im cod. 
141 coli. Corp. Christi Oxon. (Coxe, Catal. coli. Oxon. I, 55), 
im cod. Florentinus Marcianus 686 und dem Yaticanus 504 
(letztere beiden von Dindorf verglichen Praef. p. XXX und 
vol. III, 418). In allen diesen Hss. beginnt das Fragment 
Iva {de) mi&aqqfj(Tijg oder ini&aqqfjg, also etwas früher, als 
das Excerpt des Eusebius, und überall, wie es scheint, ist es 
verbunden mit Schriften des Dionysius Areopagita. — Kenntnis 
der Erzählung des Clemens hatte auch Chrysostomus (ad 
Theod. laps., ed. Montfaucon I, 30). Eine, wie die Verbin- 
dung der Angabe des Irenaeus über die Lebensdauer des 
Johannes mit der Berufung auf Clemens zeigt, von Eusebius 
abhängige Notiz gibt das Chron. pasch, ed. Bonn. p. 470, 4—10. 
Während Clemens von dem Ort der Handlung nur sagt in{ 
tiva Tcap ov ikaxqay noXstoi/^ ^g xal zovpofjba liyovdP epioi^ 
weiß dieser Chronist, daß es Smyrna ist. 



32 Fragmente. 

V. IIsQi rov stda/a. 

1. Änatolias oder Pseudoanatolius ^) de ralione paschali c. 1 : 
Verum maiores nostri Hebreorum et Grecorum librorum peritis- 
simi, Isidorum et Hieronymum et dementem dico, licet dissimüia 
mensium principia pro diversitate lingue senseruni, tarnen ad 
unam eandemque paschae certtssimam rationenty die et luna et 
tempore convenientibus , summa veneratione dominicae resurrecti- 
onis consenserunt» Sed et Origenis (sie) etc. 

2. Eus. h. e. VI, 13, 3 im Verzeichnis der Schriften des 
Clemens to %e neql zov n6t(S%a avyYQafifAa. — Ebenda § 9 : xal 
iv %^ ^oytf de avtov t^ neql tod na(T%a ixßiaa&l^yai ifiolo- 
yst TtQog %&v italQüop, ag krvxe naQa t&v oiqxaloßv Ttqetrßvniqmv 
äxi^xodg naqaöoa'eig ygcc^^ toig [lera zavta naqadovvag, fAigi- 
pijtai de iv av%^ MeXhfovog xal Elqfivalov xal t%vtüv kviquiv^ 
dp xal vag difiy^ffeig xid^enag. — h. e. IV, 26, 4: toitov de 
tov Xoyov (d. h. des Melito über das Pascha) fAifAPfitat KXr^fAfig 
6 l^ke^avÖQevg iv idltp negi tov rtdcxa I6y(f, op äg iS ahlag 
tilg TOV MellTdovog yQag)^g Kpf^trlp eavTOP (Tvptal^ai. — Von 
Eusebius hängt ab Hieron. v. ill. 38, wenn er diese Schrift dort 
überhaupt erwähnt hat^). Auch Photins cod. 111 erwähnt dies 
Buch nur unter denjenigen, welche er theils von Clemens selbst, 
theils von anderen Schriftstellern angeführt gefunden, selbst aber 
nicht gelesen hat 

3. Chron. pasch, ed. Paris, p. 7 (ed. Bonn. p. 14): äXXa 
xal KX^fAfig, 6 oaidxavog %rig ^AXe^avdqimp ixxXijtrlag yeyoptig 
leQevg^ äq%ai6%a%og xal ov fAaxqäp tdSp ano(T%oXix(ap yepofjbepog 
XQOPtöP, ip t(p neql tov ndffxa X6y(f tä naqanXiiCia diddtrxet, 
yqd^iap ovtiag* 



1) Ich gebe den Text nach der auf neuer handschriftlicher Grund- 
lage beruhenden Ausgabe von Erusch in dessen Studien zur christlich 
mittelalterlichen Chronologie (1880) S. 317. Nur habe ich die Klammern 
wieder beseitigt, worin Erusch die Worte Isidorum et, welche in beiden 
Hss. stehen, eingeschlossen hat. In dieser Form läßt sich das kritische 
Problem, welches hier vorliegt, jedenfalls nicht lösen. S« Beilage I. 

2) Vallarsi (ed. 2. a. 1767) II, 877 gibt ohne kritische Note Pae- 
dagogi UM tres, de pascha Über untis, so auch Sophronius. Herding in 
seiner Separatausg. des liber de v. ill. (1879) p 31 hat die Worte aus- 
gestoßen. Genau ist weder dort, noch p. XXIV zu sehen, wie es eigent- 
lich mit der Bezeugung steht. 



De pascha. 33 

Tojg fiep ovv naqaXriXv&otTiv ece&i vo ^v6[1€pop nqdg 
^lovdaiwv ij(T&i€i/ eogtä^cap o xvQiog naiS%a, enel de ex^QV^ev 
avTog 90P 70 na<TX(Xy o äfipog tov &€ov , cSg nqoßatov inl 
atpayriv äj^ofievog, avtlxa edida^e fiep totfg fia&njTag tov tvtiov 
To (ivav^Qiop t^ ly, iv fi xal nvv&ävovxai avTOV, „tvov d-iXeig 
eTOifiocffoüfiip (TOI TO nd(Txcc (payeip^ ^ zavti] ovv %^ ^f^^QV ^^^ ^ 
ayiafffiog tcäp äl^vfiatp^ xal ^ nqoetoifiaala vr^g ioQt^g iylpero, o&ep 
6 ^l(adppfig ip TavTfj %fi ilfiiqff eixortag coaäp nQoetoifiaCofiipovg 
ijöfi anoplxpaa&ai tovg nodag nqog tov xvqIov Tovg [la&fiTäg 
dpayQa(p€i. . ninopd-ep de t^ iniovaij 6 (XcoTfiQ rfitap avTog äp 
t6 naayia xaXlieQfj&eig vtvo ^lovdalonp. 
xal fied^ et€Qa' 
IdxoXovd'Cog äqa ttj $&, oTe xal ena&ep , eoD&ep avTOP ol 
dgxieQSig xal ol yQafifiaTeig t^ TIiXaTfo nQOtrayayoPTeg ovx 
eia^Xd-op eig to nganagiop, ipa fifj fiiap&cS<np, dXJ! dx(aXvT(ag 
eojiiqag to Ttdaxa tpdytACt» TavTfi twp fjfieqcop tjj dxqißelff xal 
ai yqa^al nätrai avi^(p(opov<j$ xal Ta evayyiXia avptjfdd. im- 
fiaQTvqei de xal ^ dpd<TTa(Tig' t^ yovp tqItij äpiatii ^fiiq^, 
riTig fip nqmvi twp kßdofiddtop tov d^eqKTfiov, ip fi xal to 
dqdyfia pepoiiod-iTfjTo nqoo'epeyxeip top leqia. 

4. Leontius et Joannes, Berum saerarum lib. II (Mai^ Script, 
vet. nova coli. VII, 94): KXiniepTog ix tov eig to nd(j%a, 

l^pdyxfjg eldog olfiai Ttp naqaöo^tp ixJtX^^ai xal ßidtraffd'ai 
&e^ TOP apd^qmnop , op i^ avTOV crcol^ea&ai ßovXeTai, (lopag 
Tag d<poqfidg naqä Ttig ipToX^g Xaßopta, ov toIpvp ßlaiog o 
S-eog, ovöe difjvx^^ dlxfip dyaXfidTcop nqog tjJic e^fo&ep anlag 
neqidysG&ai ^ifiig TtiP avToxlptjTOP yjvxfjv. 

5. Leontius et Joannes 1. 1. 98: EXr^iepTog ix tov eig to 
ndcxa. 

Tä ivapTia afia t^ avTff xaTa to avTO nqog to avTO 
<TVfißfipa$ ddvpaTOP. Cf. die Bemerkung zu str. VIII,? oben 
S. 28. 

6. LeontiuB et Joannes 1. 1. 99: KXiifiepTog ix tov eig to 
ndtrxa* 'O äqa yipcio'xcop iavTOP Tonog icnl tov &eov xal 
^qopog. 

Dieser Satz hat auch in Par. Vat. 402 die Beischrift KX^^ 
(lepTog, lautet aber am Schluß so: Tonog iatl xal &q6pog tov 
xvqlov. 

7. Nicephorus CP., Antirrhet. adversus Constantinum Co- 
pronynum lib. III, c. 26 (Mai, Nova patr. bibl. V, pars 1 p. 91): 

Zahn, Forschungen III. ^ 



34 Fragmente. 

^QffavTwg de exstv xai t^ KXrjfAeyti ixelvcjf t& HXel^aviqela^ey 
ioxely iv olq neql vov vofAixov rtäo'xcc diaXa[ß,ßdp<ap (ptitrlp' 

^iig eV zivog eixdv fji^ naqovzog [lev zov aQxsrvTiov xiiv 
l(njv ixelvcf do^av änotpiqetai, xal naqov(Ttig t^g äXfj&eiag xata- 
Idiinerai rj eixdp nqog avt^g, z^g ofioiciffsoag ixeivfig aTiodexTijg 
Ikevovüfig diä ro CffiAaCyeiP Tfjv aX^&eiap. 

In Bezug auf dies und viele voraDgebende Gitate aus Ba- 
siliuS; Gregorius Kaz., Cyrillus AI., Dionysius sagt Nicephorus 
abschließend: xal rä (lev x&v d'eofpoqcnv toiavza. 

8. Catena in Oetat. ed. Nicephorus I, 1037: ^Adi^Xov. 'O 
KX^lJbfig (ptitrlp elg tbv iv vcg ndaxot Xoyop ^), oti didxvtng Xinqag 
€<T%lv düavel ßddicig xal noqela qevtnix'^. 

9. Erwähnt muß hier schließlich noch werden ein jedenfalls 
apokryphes Stück mit der Ueberschrift "^^noöei^ig KXi^fieptog 
neql tov ndaxa. Aus dem Vaticanus 573 fol. 78 ^ 79*, einem 
von verschiedenen Händen geschriebenen Sammelband, hat mein 
Freund, der hiesige Universitätsbibliothekar Dr. M. Zucker die 
große Freundlichkeit gehabt, den Text für mich abzuschreiben. 
Es geht dort voran ein sachlich verwandter Tractat mit der 
Ueberschrift (fol. 78*) QeotpiXov dqxieni(Tx6nov liXe^avdqlag 
iv xvqiax^ nqo<T^(6vfi<ng eq(Afivevov(Ta vi^v ahlav^ di '^v icr&lo- 
fiev ol XQ^^^^^^^^ Tvqov xal oodv jfj & xal t^ naqaaxevfj Tfjg 
tvqiv^g. Die gleiche Zusammenstellung von Theophilus und 
Clemens bietet der Vindobonensis theol. graec. 58 (Nessel) und 
zwar die dnodei^ig KX'^(ievTog fol. 135^ 136*. Der handschrift- 
liche Katalog der Vaticana gibt im Index auctorum et materia- 
rum codd. mss. graecorum unter Clemens Alexandrinus tov 
avzov neql zov ndaxa dnodei^ig. Daher stammt die Angabe 
in Montfaucon, bibl. bibliothecarum p. 14. Daraufhin sollte 
dies Stück trotz seiner einleuchtenden Unechtheit hier abgedruckt 
werden. Zum Glück bemerkte ich noch rechtzeitig, daß Car- 
dinal Pitra demselben bereits ein verborgenes Plätzchen einge- 
räumt hat^j; und zweimal gedruckt zu werden verdient es 
schwerlich. Es ist wahrscheinlich, daß Clemens Alexandrinus 
als Verfasser gemeint ist ; denn die Ueberschrift entspricht nicht 



1) Es wird zu lesen sein iv T(ß ets to nda/a Xoytp^ 

2) Juris eccles. graecor. historia et monum. I, 299 unter den An- 
merkungen zu coDst. apost. y, 13, nach einem Vatic. 840 und einem 
(Vatio.) Reginensis 22. 



Canon ecciesiasticus 35 

dem Inhalt, welcher gar nicht vom Pascha, sondern von der 
richtigen Berechnung des Quadragesimalfastens handelt ; sie soll 
daher wahrscheinlich an die Schrift des Cl. Alex, über das Pascha 
erinnern und den Schein erwecken, daß derselbe darin auch 
diese Materie abgehandelt habe. Ferner werden darin zweimal 
apostolische Canones in wörtlicher Anführung citirt ohne jede 
Andeutung, daß der Verfasser des Tractats zu diesen Canones 
eine nähere Beziehung habe. Das wäre sehr unnatürlich, wenn 
der römische Clemens gemeint wäre, dessen Name seit so alter 
Zeit und so innig mit der Constitutionenliteratur verknüpft war ^). 
Sowohl dieses Apokryphon als dasjenige, welches Pitra ihm 
vorangehn läßt, als auch der Tractat des „Theophilus" beziehen 
sich auf die Differenzen zwischen griechischer und armenischer 
(theilweise auch römischer) Fastenordnung. Der „Theophilus" 
nennt gleich zu Anfang die Armenier, der „Clemens" citirt den- 
selben 66. apostolischen Kanon, auf den sich das Concilium 
Quinisextum vom J. 692 in seinem Can. 55 beruft. 

VI. Kavcov iimXffaiaaTiTiög rj JtQog rovg lovdai^ovTas. 

1. So gibt Eus. h. e VI, 13, 3 den Titel an (6 SmyeyQafi' 
/lAfVoc) und fügt demselben bei; bV ^Ale^dydQtp %(^ öedfiXtAyLevta 
ini(Tx6n(f äpa%i»eixep (cf. h. e. VI, 8, 7; VI, 11; VI, 14, 8 sq.). 
— Hieronymus, welcher das Buch schwerlich gesehn hat, macht 
daraus (v. ill. 38): de canonibus ecclesiasticis et adversiim eos, 
qui Judaeorum sequuntur errorem Über unuSy quem proprie Ale- 
xandro Hierosolyynorum episcopo nqocetpdipriaev. Die griechische 
Uebersefzung dieser Worte durch Sophronius kehrt beinah buch- 
stäblich bei Photius wieder 2). 



1) Ganz anderen Ton hat das Apokryphon mit der Inschrift KXri- 
fievTos nana 'Pdfirig, welches Pitra 1. 1. 301 Anm. II aas einem Vatic. 
1538 (aaec. XV) mittheilt. 

2) Sophronius in Hier. opp. ed. Vallarsi II, 878: negl xavovmv 
ixxlri<rtaaTixwv xul xara t(ov uxoXov&ovvtojv tj tcSy ^lovSaCfov nkdvrj 
loyov^ ovriva i^ixeSg lAlB^av^Qi^ ^IsQoaolvfitov nQo<r€(f>{6vri(fe. Photius 
cod. Hl hat nur das xa£ vor xard weggelassen und am Schluß gekürzt. 
Daß Photias hier wie an anderen Stellen die griechische Uebersetzung 
des hieronymianischen Schriftstellerkatalogs ausgeschrieben hat (s. For- 
schungen 11, 8), zeigt sich auch darin, daß er statt des durch Eus. h. 
c. VI, 13, 3 bezeugten Titels nSQl xarakaXidg^ wofür Hier, de ohtrectatione 

3* 



36 Fragmente. 

2. Nicephorus CP., Antirrbet. adv. Constant. Copronymutü 
inter testimonia patrum, libro III subiecta^): KXiiiievTog ngec- 
ßvtigov Idle^avögeiag ix tov xata iovdctiCot^töP, 

2oXo(id5v Tov Jaßld naig ip vatg ßafftleiaig iuiyga^ofiipaig 
TflP Tov dli^d'ipov P€(o xaTaffxevriP (Tvpelg ov fiopop inovq&Piop 
elpat xal npevfjbatixi^p^ ijäfi de xal eig tijp ffaQxa diatpiqetPy f^v efiel- 
Xep oixodo[ietp o tov Jaßld vlog t€ xal xvgiog, elg te t^p avtov ^) 
naqovaiap y k'pd'a xa&idgvecrd'ai xad^aneq %i äyaXfia Cfiipvxop 
dieypooxsi, elg t€ xatä avpodop Ttltrcecog eyeigo^ipfip ixxl'^crlap^ 
xatä Xi^ip liyei* r,el alfjd^cig äqa xatoixfiaei d-eog (lezä äp&Qci- 
n(OP inl trig y?e"; xatoixet dk inl r^g y^^ cdqxa neqißaXko^ 
fA€Pog xal (A€tä dp&QCOTtcop avT^ xaTo£xfi(ng yiperat ip t^ xaxd 
Tovg dixaiovg avpd^icsL %e xal äqfiopi^, pcoop ayiop iQyal^o[Aip(p 
T€ xal dpKTvdpTi. yrj ydg oi dixaioi, t^p yijp kzi n€Qtx€ifi€POi, xal 
yrj (og TtQog to fiiye&og naQaßall6(jb€P0t tov xvqiöv. xavtd %ot 
xal 6 (laxaQiog lliTQog ovx oxpei Xiye^p' ^xal avtol co$ Xld-oi 



sagt, die RückUbersetzuDg des Sopbronias 7t€Ql xaxoXoylas gibt, und daß 
er den Schlußsatz von Hier. v. ill. 38 zum Schluß seines cod. 111 macht. 
Gesehen und gelesen hat Photius von Clemens Alex, nur drei Bände 
(^rev/ri ßtßXltov TQta) , deren erster die Hypotyposen (cod. 109), der 
zweite die Stromateis (in einzelnen Exemplaren mit „Quis dives" statt 
des 8. Stromateus cod. 109. 111), der dritte den Pädagogus mit dem 
Protrepticus davor (109. 110) enthielt. 

1) Cf. Pitra spicil. Solesm. I praef. LXXI u. p. 336 sqq. Den griechi- 
schen Titel und den Text der drei Bücher gab Mai, Nova P. bibl. V 
pars 1 p. 1—144, aber ohne die nach Pitra eben hieran angehängten 80 
patrifitischen Citate. Nicht verständlich ist mir, daß Mai's Ausgabe vom 
J. 1849 im Spicil. Solesm I vom J. 1852 noch ignorirt und das in Frage 
stehende Werk des Nicephorus unter die „opera inedita^ gestellt ist. 
Es ist heute ziemlich schwierig, sich in den mancherlei Bruchstücken der 
auf den Bilderstreit bezüglichen Schriften des Nicephorus zurechtzufinden. 
Obiges Fragment des Clemens gab zuerst le Nourry 1. 1. 1334 heraus 
nach einem cod. Reg. 1189, welchen er (a. 1703) für etwa 800 Jahr alt 
hielt.. Einen anderen Reg. 1S26 erklärte er für eine Copie des ersteren. 
Außerdem erwähnt er einen Colbertinus ohne Angabe der Nummer. Pitra 
benutzte alle drei, der erste ist jetzt Paris. 910, die Copie daraus ist 
Paris. 909; der Colbertinus (356, deinde Regius 2044) jetzt Paris. 911 
(Spicil. I, 302, 336 Anm.). Abweichungen vom Druck le Nourry*s hat 
Pitra offenbar nicht entdeckt, da er p. 351 unter Berufung auf jenen 
nur die Anfangs- und Schlußworte abdrucken ließ. Doch schreibt er 
hier Jaovl^, wo le Nourry ^aߣ^ hat. 

2) le Nourry: avtog avtov ^ von Fabric. flipp. II, 73 stillschweigend 
verbessert. 



Canon eccles. De continentia. 37 

^dSvteg oixodofisTff&e , olxog nvEVitattxoqy Uqatevika ayiov^ 
avepiyxoci ny€V(iaTixag d^vtrlag rag ngocröextäg %& &€(S diä 
^Ifl(Tov Xqkttov^. inl de tov (TciiAatog, o xarä negiygaff^v 
tonov €v&€oy iavto) xad'iiqiaaep inl y?^^), 6 xvqiog' ri^vtrate, 
eine, tov vaov tovtop xal iv tqi&lv ^fAegaig iyeQoo avTov^. 
Binov ^) ol ^lovdaioi ' ^^xe(y(Taqäxov%a xal e$ erecip S vaog ovtog 
(pxodofAfjd'fi , xal (TV TQKTly ^(jbSqaig iyeqelg avvov^] ixelvog de 
i'Xeye neql tov vaov tov (TcifbaTog avTov. 

Weder au8 diesem Fragment ooch aus dem Titel des Werks 
läßt sieh mit einiger Sicherheit schließen, gegen welche für 
judaisirend geltende Richtung Clemens in diesem Bach den 
„kirchlichen Kanon" d. h. den Inbegriff des katholischen Glau- 
bens und der katholischen Lebensordnung vertreten hat. Be- 
kanntlich wurde der Quartadecimanismus von den Gegnern fttr 
Judaismus und z. B. von Origenes gelegentlich ^) für einen Ab- 
fall zum Ebjonismus erklärt. Nourrj's Argument gegen diese 
Beziehung der Schrift, daß Clemens eine besondre Schrift über 
das Pascha geschrieben habe (coL 1333), ist unzutreffend. 

VIII. IleQi eyngareias {rj Xdyog ya/xiKog). 

Von Niemand sonst als von Clemens gelbst citirt. Paed. II, 
94: xad-oXov [lev ovv yafjbtitiov ^ yafbov eig tö navTekeg xa&a- 
qevxiov exerai yag l^riTi^aecog xal tovto^ cog iv Ttf neql iyxqa- 
Telag fjfAiv dedfil(OTai. Da sich im Protrepticus und den vorher- 
gehenden Theilen des Pädagogus nichts Entsprechendes findet, 
so beruft sich Clemens hier auf eine vor diesen Büchern verfaßte 
Schrift des bezeichneten Betreffs. Aus dem gleichen Grunde 
wird man auf dieselbe Schrift zu beziehen haben paed. II, 52 
{öteiXri(paikev de ßa&vTiqtf koya^ xtX.). Da nun Clemens in dem 
Buch von der Enthaltsamkeit unter anderem auch die Alternative 
von Ehe und Ehelosigkeit behandelt hat^ so ist sehr naheliegend, 
eben hierauf zu beziehen paed. III, 41 : oTtcog [lev ovv (rvfAßi<a- 



4) So Nourry, yctQ Dind III, 510, 19. Derselbe hat vorher gegen 
Nouriy und Fabricius wohl mit Recht o (statt d) geschrieben, aber mit 
den Vorgängern unterlassen, den Relativsatz hinter yijg durch Interpunction 
zu schließen nnd 6 xvgios zu eins zu ziehen. 

2) Fabricius u. Dind. setzen ohne Grund ow zu aus Jo. 2, 20, 
Dindorf außerdem noch ein iv vor dem folgenden TQiaiy. 

3) Comm. ser. in Matth. n. 76. ed. Delarue III, 895. 



38 Fragmente. 

Tiop äpÖQi TiiP yvpaixa xal neql avTOVQylag xal olxqvqlag xal 
oixetmp XQV^^^^f nqog ds xaiTrjg ägag tov yccfbov xal o(Ta yvvail^lp 
aQiioUtß ^v v^) r^fiixM die^M^ ^^oyt^' Doch kann sich das 
Präsens öii^ifAev^ zumal in Anbetracht der häufigen futurischen 
Bedeutung von elfii^ ebensogut auf eine nur erst beabsichtigte 
künftige Ausführung beziehen z. B. auf str. III, von Anfang bis 
zu Ende cf. Fabric. bibl. gr. VII, 134. — Dem Xoyog rafiixog, 
von welchem demnach zweifelhaft bleibt, ob er je von Clemens 
geschrieben worden ist, wenn er nicht mit dem Buch neql 
iyxqaielag identisch ist, hat Grabe (bei Potter 1022; D. III, 
501, 20) das zweite der oben S. 28 unter str. VIII,? gestellten 
Fragmente zugewiesen. Aber der bloßen Möglichkeit^) steht 
das positive Zeugnis des cod. Rupef. gegenüber, welcher hier 
schon durch seinen Text als der vorzüglichste der vorhandenen 
Zeugen sich erweist. 

IX. IleQi d^/cov nal B^soXoyias. 

Als ein von ihm verfaßtes Werk erwähnt dies Clemens 
„Quis dives" 26: Gfifiaipivco fisp ovp %t xal vxpriXoTeqov ^ xccfn^Xog 
dtä avep^g odov xal ted'XiiAfiiprig (p&ccpovcra top nXovaiop^ tneq 
ip %fi ägxöop xal d'eoXoylag i^i^yfjO'ei iivatriqiop tov ccat^Qog 
vndqxst iia&eip. Es ist aber nach den Stromateis geschrieben 
worden, denn in diesen spricht er wiederholt die Absicht eines 
solchen Werkes aus. Da, wo Clemens am genauesten seine 
schriftstellerischen Pläne entwickelt (str. IV, 1 — 3), spricht er 
von einer zwiefachen Behandlung der äqx^^ und der d^eoXoyla 
und zwar, wie später gezeigt werden soll, als von Tractaten, 



1) Nur möglich ist es auch, daß Origenea comm. in Mattb. XIV, 2 
(Delarue III, 617) in seiner Erklärung von Matth. 18, 19. 20 den Cle- 
mens im Auge hat bei den Worten-, rj^rj ^k xal aXXrjg ^irjyrjaecog d\p(6- 
fjisS-a, rjv ^ksyk rig twv tiqo iqfxwv nQOTQtntov inl dyviCav xal xad-aQoxriTa 
Tovg yeyaf^rjxorag, dvo yag^ ovg ßovlsTaiy (frjaCv^ 6 Xoyog GvfXiptoyuv 
inl trjg yrjg, ävdqa xal yvvalxa vor\jiov ^ ix övfjLtpmvCag dnoateQovvrag 
ttkXijkove ötofxaTixijg ofjukCag^ Vva öxoXdactXSt jy nqoGEvx^j ore TiQoffevxO' 
fjievoi tisqI navxog ngayfJiaTog^ ov iäv ahriacoyTai , Aifi/^oirat» yiyvofi^vov 
avroig jov dno xoiavirig avfjupüiylag ahtjfj.aTog^ naqd tov iv ovQavolg 
naxQog ^Irjaov Xqiotov. Es folgt eine im wesentlichen zustimmende Be- 
merkung desOrigenes. Wo Clemens über 1 Cor. 7, 3—5 handelt (str. III, 
79. 81 sq. 97. 107) vollzieht er nicht die Combination mit Mtth. 18, 19. 20, 
scheint vielmehr str. IJJ, 68 dagegen zu polemisiren. 



De principiis. De Providentia. 39 

welche nach Vollendang der Stromateis erscheinen sollen. Er 
will erstlich; das was Hellenen und Barbaren über die Ursprünge 
oder Principien an physiologischen Lehren vorgetragen haben 
{zä n€Ql aQxdSv tpvffioXoyiid'iyTa) historisch und kritisch dar- 
stellen, woran sich eine flüchtige Behandlung auch der (oder 
ihrer) Theologie (eniögofi^ t^q &€o3ior£(xg) anschließen soll (str. 
IV, 2 D. II, 315, 19—23). Er will aber zweitens auch nach 
Erledigung mehrerer anderer Aufgaben in thetischer Weise die 
wahre Physiologie darstellen, welche von der biblischen Kos- 
mogonie ausgehn und zur Theologie aufsteigen soll (str. IV, 3 
D. II, 316; 13—23). Wiederholt hat er vorher und nachher auf 
die eine oder andere dieser Absichten kürzer hingewiesen, 
str. III, 13: otay töv neql aQXoop diaXaybßavoaikev Xoyov^ cf. 
Str. III, 16 (D.II, 325, 22); str. III, 21 (D. 356, 13), vielleicht 
auch Str. IV, 89 (D. 367, 3). Speciell auf die künftige Be- 
handlung der heidnischen Lehren neql dgxcoy verweist er str. V, 
140; VI, 4 (D. ni, 118, 22; 123, 25). Daß es zur Ausführung 
des einen oder des anderen Planes und zwar in einer selbstän- 
digen Schrift gekommen ist, bezeugt nur Clemens selbst „Quis 
dives" 26. Vielleicht darf man die Angaben, welche unter 
den Frg. ungewisser Herkunft als Nr. 39 verzeichnet sind, auf 
diese Schrift zurückführen. 

X. JleQi fftQOVolas* 

1. Maximus Gonfessor, tom. dogm. ad. Marinum (ed. Com- 
befis II, 144): Tov ayicatdtov Kli^fiey^og nqeaßvciqov l^Xe^ap- 
ÖQeiag ix tov negl nqovolaq ^). 



j) Der cod. Laurentianns 8 plut. IX, vorwiegend kaDonistischen In- 
halts, enthält von fol. 301^ an eine Sammlang anter dem Titel oqo^ 
avvTofioi dyC(ov naiiQiov nsQl ovatag xal (fvaeeog^ vnoaTaaeeSg rs xal 
TtQoatonov (ßandini catal. I, 402). Darin wird mehrmals Maximus citirt, 
aber nickt in Verbindung mit Citaten aus Maximus, sondern zwischen 
solchen aus Gregorius Nazianzenus und Sophronius Hieros. findet sich 
fol. 304» obiges Citat mit der Ueberschrift : tov fiaxaQCov KXijfjievTog 
TTQsaßvTiQov Idki^avSqiiov Ix TOV 7t€Ql TiQovoiag Xoyov. Eine Abschrift 
des dort dem äußeren Anschein nach viel weiter ausgedehnten Fragments 
verdanke ich der Güte des Professors Pizzi in Florenz. Was aber dort 
weiter ohne Zwischeneintritt eines neuen Autornamens folgt, kann aus 
mehr als einem Grunde nicht dem Buch des Gl. nsQl ngovoCag ange- 
hören. Erstlich ist sofort der erste Satz, welcher sich weiter anschließt, 



40 Fragmente. 

OvtrCa €(TtIp Snl &€ov. &€dg ^) ovffla 9sia itrvly, atöiov vi 
xal äpaQxov, äffoiiAatop t$ xal dneqiYQCt(pov xal tcöv owanv 
alttov. ovala icrtl ro dt oXov^) itpecrzog. (picnq iatlv ^ xwy 
nqayikixwv äXtid-eia ^ %ov%(av vo ivovcnop, xatd de vovg älXovg 
^ tülv eig to elvat^) TraQayepofiipiop yiveffig, xad^ higovg de 
tj Tov &eov nqovQia iiinoiottra tolg yipofjiivotg to elvat xal vo 
Ticog elvat. 

Dies zuerst von Ittig (Suppl. praef.) hervorgesuchte Frag- 
ment verglich le Noarry (col. 1335) mit einer ziemlich jungen 
Papierhs. (Regius 2431), d. i. derselben Catene, woraus er die 
Citate des Acacius gewann (s. oben S. 24 und S. 29). Es fehlten 
dort nur die Worte ovtrla iati t6 di oXov vtpetnog^ In dieser 
Hs. schlössen sich aber unmittelbar, also als Fortsetzung des 
Fragments aus neql nqovoCag, folgende Sätze an, welche auch 
bei Maximus ad Marinum (Combefis II, 146) nicht weit von 
vorstehendem Frg. 1, aber ohne Angabe der Herkunft sich finden. 

2. OvCig Xiyerai nagä t6 netpvxepai. nQcitfj ovcia iarl 
näp^) xad^ eavtov v(pe(n6g^ olop Xi&og ovcla Xi^evai' devtiqa 
de ovcla av^i^Tix^ xa&o aii^ei xal (p&lpei^ tö (pvxop' xqltfi de 



wesentlich eine Wiederholung von schon Dagewesenem. £r lautet: 
ovaCa iarl t6 J"*' oXov i(feör(bg (lies vtpiöToe) xal higov fitj diofievov 
Big t6 ilvai. Zweitens ist darin eine so verworrene Menge immer neuer 
zum Theil sehr sonderbarer Definitionen von ovaCa vereinigt, daß nicht 
alle von demselben Autor herrühren können, wie denn auch einmal ein 
xal alXiog vorkommt, welches ffogut wie ein ciXlov auf eine zweite oder 
dritte Quelle hinweist. Drittens findet sich der Satz: ofxoovaiov ian 
t6 fjLTiöafJibig xal anagalsinTtog iv^ekg lov higov. Unsinnig ist das freilich 
auf alle Falle, aber möglich doch erst, nachdem das an sich ja alte Wort 
ofjioovaiog längst und regelmäßig auf das Verhältnis des Sohnes zum 
Vater angewandt worden war. Viertens folgte, wie oben im Text vor 
und unter Nr. 2 gezeigt wird, in der Schrift des Cl. auf Nr. 1 unmittel- 
bar oder nach geringem Zwischenraum etwas ganz anderes. 

1) cod. Laurent, interpungirt knl S-eov S^sog' ovaCa, Nachher hat er 
zweimal t£ (statt rt) xal und hinter dem zweiten nnEQlyQanTov, 

2) So Combefis, cod. Laurent, t6 jov oXov Dindorf 497, 34 still- 
schweigend und schwerlich nach dem Vaticanns 501, welcher nach Din- 
dorfs Bemerkung zu lin. 32 dasselbe Frg. mit gleicher Ueberschrift ent- 
halten soll. 

3) To elvat cod. Laurent, (mit folgendem naqayofxkvtov) y ti sJvai 
Combefis. 

4) nav TO Maximus, derselbe nachher vipetfitog, olov Xi^og. SevjBQa 



ovaia. 



De Providentia. 41 

ovffia k'fiifjvxog aic^fjtixfi , to t^ov, o innog' vetdQTij^) ovaia 
Sfiipvxog aicr&fiTix^ Xoyixi^f äv&qaoTtog^)' d^ o xal eGxaxog 
yiyovev 6og &v ix navrnoPy t^p xpvx^i' BXfov avXov xal %bv vovv 
&€0v eixova. 

3. Aus derselben Hs. gab le Nourry (eol. 1336) : Tov ay^fa- 
xäxov xal [AaxaQuaTaTov KXri^evtogy nqetrßvtiqov IdXeiavdqaUtqj 
TOV (TTQCOfiaTicogy ix tov negl nqovoiaq Xoyov, 

Tl &€og; d-eoq iariv, mg xal 6 xvqiog Xiyei, nv€V[Aa, 
nvevfia de iffti xvqliog ovcrla äccifiiarog xal äneqfyqanrog. 
äadfiatop di itrrtPj o [Ati av^nXfiqomai (roofAati^ fj ov to elpai 
ovx ecTTi xaxa. %6 nXatog, (i^xog xal ßd&og. äneqfyqaTtrop di 
itrztp, ov ^) Tonog ovdelg zonogy %o xatä näpta ip näcip xal 
ip €xdat(f oXop xal i(^ iavtov to avto, 

4. Maximus Conf. *) 1. 1. p. 152. KXfi[A€PTog tov (TTqiOfia- 
Ti(og ix TOV neql nqopoiag Xoyov. 

QiXfiolg i(m (pvcixii dvpaiiig tov xaTa ipvatp oPTog oqex- 
Ttx^. &iX^(T£g iati tpvffix^ oqs^ig t^ tov Xoyixov <pv(Tei xaTaX- 
Xv^Xog. d-iXridlg icXTi ipvcrtx^ avToxqaToqog pov avTe^ovdog 
xlpfiffig, ij povg neql ti avd-aiqiTwg xipovfiepog. avT€^ov(Ti6Tiig 
i(TTl povg xaTa (pvcrip xipovikepog , ^ poeqa Tfjg xpvx^g xipfifftg 
avTOxqaTfig. 

5. Wenigstens sachlich gehört hierher das in Bezug auf 
den Fundort fehlerhafte Citat des Maximus, disput. c. Pyrrho 
(Combefis II, 176), wo er in Bezug auf einen Ausspruch des 
Athanasius. von diesem sagt: xapopi xQ^t^^^^^ nqog tovto T(f 
ovTi (ptXocofptp (piXo(T6(p(ap KXiiiispiif ip tm exTcg töop (TTqw^a- 
Tioop X6y(p Tfjp fi€P d'iXricip povp eipat oqexTixop oqt(Tafji,ip(py 



1) jsraQTrj emendirte Fabricias Hippel. II, 74, so auch Maximus, 
^evriga Nourry. 

2) 6 avS^Qonog Maximas, derselbe nachher Maxaxog, wofür die pariser 
Hs. ein sinnloses exaarog. Bei Maximus fehlt Sv vor i» ndpxmv. 

3) So wird doch wohl statt ov (Nourry, Fabricias, Dindorf) zu 
schreiben und darnach hinter dem zweiten, statt wie bisher hinter dem 
ersten Tonog zu interpungiren sein. 

4) Von diesem hängt ab Jo. Damasc. de duabus volunt. 28 (Le- 
quien I, 543) ; er citirt in gleicher Reihenfolge wie Maximus den Irenaeus 
und den Clemens. Uebrigens ist die Verwandtschaft der Sätze des 
Irenaeus (Iren. opp. ed. Harvey II, 477 sq frgm. V) verdächtig. Zu 
vergl. sind auch die weiterhin bei Maximus folgenden Citate des Alexan- 
der von Alexandrien, des Eustathius von Antiochien, des Athanasius und 
des Gregorius von Nyssa. 



42 Fragmente. 

Tffy 6s ßovXfjmv silloyop oge^iy ij T^y neqi tivog d'iXfiatv, In 
Str. VI findet sich das nicht, nur Anklingendes in str. IV, 117 
(D. II, 384, 27—30). 

6. Anastasius Sin. Quaest. 96 (Gretseri opp. XIV, pars 2, 
p, 401): ^O de Uqoq xccl drtoatolixdg diddcrxaXog KX'^iifjg iv vip 
Tiegl nqovoiag xal dixccioxQifflag &eov ngdttp ^oya^ toiovtop 
Tt> Xiyei' 

"Qaneq dvvaxov xal vvv äv&qcnnov nXaTzeiv äv&qdnovg ^) 

xatä Tfjv nqotiqap %ov l^^däfA diccnXamvy ovxivt ovtta noiet dia 

%o ana^ x^Q^^^^^^'^ ^^ äp&Qoino) äp^Qcinovg ysppäv^ sincop 

TiQog TYiv (pvatp ^ficop To y^av^dpsa&e xal TrXfj&vpecrd'e xal 

nXriQco(TaT€ yijp^, oÜt«, (pi^cTi, tj napxs^ovtrldp xal nQOPOtiTixfj 

avTov dvpaiiei xal tt^p twp ffcofidtcop didXvffiP xal TsXevtijp 

(pvGtxfi Tipi dxoXovd-l^ xal ndl^H Tfj vtöP (TTOixBioiP lAetaßoXfj 

(fixopofAfjae ylpecrd'ai xaxd t^p ovtTtddvi amov &€oyp(a(Tlap xal 

xavdXffilJtp^). 

- * * 

* 

Nach den Fragmenten 1—4 muß Clemens in diesen, aus 
mindestens zwei Büchern bestehenden, also ziemlich ausführ- 
lichen, aber von keinem Schriftsteller vor dem 7. Jahrhundert 
citirten Schrift sich in allerlei philosophischen Definitionen ver- 
sucht haben, und eben hierauf gründete sich in den späteren 
Zeiten hauptsächlich seine Berühmtheit. Es ist vielleicht erlaubt, 
mit dieser Schrift eine Reihe mehr oder weniger unsicherer An- 
gaben zu verbinden, welche zum Theil den Schein erwecken, 
als ob Cl. eine besondere Schrift über gewisse für die Theologie 
wichtige BegriflFe verfaßt hätte. 



1) Der Text ist offenbar verderbt. Vielleicht ^vvarog c^v (Gott ist 
ja Subject im Folgenden). Außerdem ist avS^Qaonov oder dv&Qojnovg zu 
streichen. 

2) Anastasius fährt fort: rjxovaa (Gretser am Band „f. rjxovaai**, 
Migne richtiger „f. rjxovacts*^) (pcovrjg tsQag najQog nartQwv öiSaaxovarig, 
oTiTTfQ xtX, Uebrigens will das Citat, wie die Einleitung und besonders 
das (frjai hinter dem Schriftcitat zeigt, nicht buchstäblich genau sein. — 
Anastasius nennt den Clemens außer an dem oben unter Nr. 6 und unter 
den Fragmenten ungewisser Herkunft Nr. 4 und oben S. 26 zu str. V, 72 
bezeichneten Stellen noch als eine der maßgebenden patristischen Auctori- 
täten in „Viae dux" c. 3 extr. (Gretser p. 40) hinter Dionysius und 
Irenaeus und vor Ambrosius und Julius, ferner „Viae dux** c. 7 (Gretser 
p. 51) an gleicher Stelle: KlrifA7\g t6 jov XQiatov xlrjfia und endlich in 
dem oben anhangsweise angeführten sonderbaren Zusammenhang. 



De dogmatibus ecclesiasticis. 43 

1. Anastasius Sin. Viae dux c. 1 (Gretser p. 17) : Jia tovzo 
xai K^f^fiffg, i noXvg iv (Totpltjc xal yydicTei, nenoltixev idiat^ovttoq 
OQOvg ixxliiGiatTTixdoy doyfAdtüdP cog q>onfiT^g xal ^gifAfia yviitriov 
TeSp aylüov IHtqov xal IlavXov [AciXifTta %ov navcotpov xal 
äxovffag avtov dnoßaklofiipov xal Xlav fivtTatTOfiiPOV xal 
xa^ßqiZov%og t^v kXXrivixriv crofplav^). Nach einem kurzen 
Zwischenstück folgt als Ueberschrift des cap. II oqot diäqfOQoi, 
xatä naqadociv xal nl(T%iv trig aylag xa&oXtxtig ixxltfclag Xeyo- 
fAeyoi^ cvXleyiPTsg dno %e KXfiyLevxog xal ogIohv naviqmv xtX. 

Wesentlich dieselbe Sammlung ist auch unter den unechten 
Schriften des Athanasius tiberliefert und abgedruckt in Opera 
Athanasii ed. Montfaucon (Paris 1698) vol. II, 242—251. Sie 
findet sich nach Bandini I; 402 auch in dem oben S. 38 Anm. 1 
besprochenen cod. Laur. 8 plut. IX fol. 289** vor derjenigen 
Sammlung, in welcher neql nqovoCag citirt wird. Leo Allatius 
wollte sie nach anderen Hss. dem Johannes Damascenus zu- 
schreiben 8. Lequien zu Jo. Dam. opp. I, 543. In der Sammlung 
selbst kehrt der Name des Clemens nicht wieder, wohl dagegen 
diejenigen des Basilius, Cyrillus, Gregorius Nyss., Dionysius 
(Gretser p. 24. 25. 30). 

2. Aus Anastasius, dessen Hodegos er unmittelbar vorher 
citirt, hat Johannes Yeccus, Patriarch von Eonstantinopel a. 
1274-1298, folgende Angabe 2) entlehnt: ^AUä xal KXtifMig o 
(ftQdOfiavevg iv olg (Tvvi&exo diacpoqotg oqoig, äate nawog 
evaeßovg ddygiatog TTQOfjyeZad^ai, avTOvg tff ßovXo[iip(f ^eoXoylay 
[Atciivat, OQiZo^spog y^xl nved^ia^ xal xatä %l npevfia; xal otra- 



1) Soweit und schon vorher ist identisch, was Gramer^ Anecd. Paris. 
IV, 153 aus einem Etymol. (cod. Paris. 2669) s. v. najQoTrjs mittheilt. 
Ueber den Begriff natgojrig handelt Anastasius c. II p. 19. Obige An- 
gäbe über das geschichtliche Verhältnis des Clemens zu Paulus und Petrus 
hat an str. I, 11 nur schwachen Anhalt. Es liegt wohl schon die Ver- 
wechselung mit Cl. von Rom zu Grunde, welche bei Maximus Gonfessor 
und Pachymeres, den Commentatoren des Areopagiten (Dionys. Areop. 
opera ed. Corderius et Lansselius, Paris 1644, vol. I, 588; II, 185), und 
bei Joannes Dam. zum Schluß der Auslegung des Hebräerbriefs (Le- 
quien II, 258) offen daliegt. 

2) Zuerst von Fabricius bibl. gr. VII, 133, darauf in Hippel, opp. II, 
72 nach Leo* Allat. Graecia orthod. I, 248 angeftihrt. In der Sammlung 
der Schriften des Joh Veccus (Bbxxos) bei Migne tom. 141 ist dessen 
Schrift „de processione spir. s.** nach Leo All. abgedruckt col. 158—276, 
obiges Gitat col. 177. 



44 Homiliae de ieiunio, obtrectatione, patientia. 

ävlog xul äcTXfifJi'CCTKnog ixnoQevTixri Snaq^ig^. Wörtlich so in 
Anast. 1. 1. p. 19, zu vergleichen aber auch oben S. 41 das 
3. Fragment aus neql Ttqovolaq, 

XI. JiaXe^sig JteQi vr/arslag nat ütsQt närakaXiäs. 

• So bezeichnet von Eus. h. e. VI, 13, 3. Der Mangel an 
Zusammenhang zwischen den beiden genannten Gegenständen 
und die Wiederholung der Präposition lehrt, daß das zwei ver- 
schiedene Tractate waren. Insofern war Hieron. v. ill. 38 be- 
rechtigt, die beiden Titel durch Zwischeneiuschiebung der Schrift 
„Quis dives" von einander zu trennen: de ieiunio disceptatio . . . 
de obtrectatione Über unus^). Aber sicherlich unrichtig ist seine 
Uebersetzung von dtdle^ig, denn erstlich eignen sich die ge- 
nannten Gegenstände, besonders die allgemein verabscheute 
xataXahd wenig zu einer disceptatio, und sodann ist didle^ig 
in der Sprache des 2. Jahrhunderts soviel wie ofiMcc, Predigt. 
Iren, ad Flor, bei Eus. h. e. V, 20, 6 tag diaXe^eig Hg inoietto 
nqog %b nX^d-og, lieber die dtaXi^eig dtdq>oQot des Irenäus s. 
Einiges in Herzog's RE. ^ IX, 733. In Bezug auf die gleiche Be- 
zeichnung der cynischen Wanderpredigten cf. J. Bernays, Lu- 
cian und die Cyniker S. 14. 15. 93. Schon Philo oder Pseudo- 
philo, de vita contempl. § 10 cf. § 3 nennt den einseitigen 
Vortrag des Therapeutenpriesters eine didXs^ig und ein dcaXi- 
yea&at. — Fragmente, welche mit Sicherheit auf eine dieser 
geschriebenen Predigten zurückzuführen wären, sind nicht vor- 
handen. Potter 1030 sq. (oder Grabe) und Dindorf III, 499, 17 
haben das Frg. 37 ungewisser Herkunft der Predigt über die 
xataXaXid zugewiesen. Zu derjenigen über das Fasten könnten 
die Frg. 26—28 u. 33 unter XV gehören. 

XII. 'O ütQorQefftrinos fftQOs vjto/novi^v rj :i:q6s tovc 

vecoofti ßfßastriGfievovs* 

Nur von Eus. h. e. VI^ 13, 3 hinter den diaXi^eig genannt, 
zu deren Gattung dieser Tractat sicherlich auch gehörte. Die 
LA bei Eusebius ist sicher, wenn auch Rufinus für ij et alius 
gesetzt hat. 

1) Daß Photius cod. dll die griechische Version des Hieronymus 
abschrieb, wurde oben S. 35 Anm. 2 gezeigt. 



Ueber Arnos. Beabsichtigte Schriften. 45 

XIII. Eis Tov jiQo^rjrrjv 'Jlfioig. 

Palladius, histor. Lausiaca ^) c. 139 erzählt von einer ster- 
benden Asketin seiner Zeit: Kai dldcofri t^ iavv^g fifitgi 
(TvyyQafifAa KXrnievvoq tov aTgcaiAaticog elq top nqotpiixfiv !^|lkö$ 
xal liyei ctvtfi * doq tovti t^ inKTxoncg t^ i^ctiQi<X(Aiv(p xai eini 
avT^' y^ev^at^ neql i[AOv' oöevcD yciq nqdg tov xvqiop fAOV^, Es 
seheint darnach eine selbständige Schrift von einigem Umfang, 
and nicht ein Kapitel der Hypotyposen gewesen 2a sein. 

XIV. Beabsichtigte Schriften. 

1. Eus. h. e. VI, 13, 8: vTr^ffx^eiTat d' h avTo7g (i. e. den 
Stromateis) xal sig tr^v yipscip vnofAPfniaTteiff&ai, Von einer 
Aasftihrung des Plans weiß Eusebius nichts. Er hat wahr- 
scheinlich die Stellen str. III, 95 (otap neql %flg dv^qdnov 
y€vi(T€(ag xi^v i^fjyficnp . . . iiexaxeiqiQdiie^a) und str. VI, 168 
{inav neql yeviffsiog xotTfiov diaXaihßaveiv dq^oifAed^cc) im Auge. 
Nach Str. IV, 3 scheint sich dies aber nur auf die beabsichtigte 
Schrift neql dqxcSy (^^vffioloylag) xal &€oXoylag zu beziehen 
(s. oben unter Nr. IX); denn von der Kosmogonie wollte er 
darin handeln, und daß diese von der biblischen Darstellung 
der yiveaig ihren Ausgang zu nehmen habe, bezeichnet er als 
selbstverständlich. 

2. Wiederholt weist Clemens auf eine künftige Abhandlung 
neql nqotpriTelag, Ueber Moses als Propheten wird er handeln, 
bnrivixa ap neql nqo^riTelag diala[Aßdpu)fiep str. I, 158 (D. II, 
127, 15). In Bezug auf die Phryger, d. h. Montanisten 2) sagt 
er str. IV, 93 (D. H 369, 25): nqog ovg ep Totg neql nqotffj' 
telag diale^ofie&a, Ueber den heiligen Geist und seine Ein- 
wohnung im Menschen ep Toig neql nqoipfjTelag xap toig neql 
xpvxijg eniäeix^fiffeTai ^fitp str. V, 88 (D. III, 69, 9). Ueber 
die hier zu zweit genannte Materie s. gleich nachher unter 



1) Ed. Meursias p. 147 oder Migne tom. 34 col 1236, zuerst nach- 
gewiesen von le Noarry col. 1334. / 

2) Ebenso nennt er sie str. VU, 108 (D. III, 347, 4). Sie wird er 
auch im Sinne haben, wo er von denen redet, welche „in der Gegenwart 
angeblich weissagen*' str. VI, 66 (D. III, 177, 9). Von allgemeinerer 
Beziehung ist die Rüge derer, welche sich tollkühn ins Martyrium stürzen 
Str. VII, 66 (D. HI, 308, 26 sqq.). . 



46 Beabsichtigte Schriften. 

Nr. 3 Am ausführlichsten spricht Cl. sich über diese seine 
Absicht Str. IV, 2 aus. Nachdem er die oben S. 39 besprochene 
Absicht einer historisch-kritischen Darstellung der heidnischen 
Lehren negl ägxco^f {xal &€okoy£aq) entwickelt hat, fahrt er fort: 
„Hieran dürfte sich, nach einem Abriß der Theologie, passend 
anschließen eine Darlegung dessen, was über die Prophetie 
überliefert ist, und zwar so, daß, nachdem wir noch die Echtheit 
der Schriften, an die wir gläubig geworden sind, aus ihrem auf den 
Allmächtigen selbst zurückgehenden Ursprung erwiesen haben ^), 
wir durch dieselben der Reihe nach 2) fortschreiten und allen 
Häresien aus denselben*) darthun, daß es ein allmächtiger 
Gott und Herr ist, welcher durch Gesetz und Propheten, weiter 
aber auch durch das selige Evangelium lauter gepredigt worden 
ist. Dabei aber warten unser (als Aufgabe) zahlreiche Ent- 
gegnungen gegen die Irrgläubigen, wenn wir versuchen ihre 
Meinungen schriftlich zu widerlegen und sie, sei es auch wider 
ihren Willen zu tiberzeugen, indem wir durch die Schriften 
selbst den Beweis führen". Nach dieser deutlichen Darlegung 
seines Plans hat man auch str. IV, 91 (^otay ^lev ovv nsgh tov 
eva elvai top S'edp %bv dia pofiov xal n^otprixAv xal evayyeklov 
xfiQV(T(r6fi€Pov diaXaiißdv(oiiep) auf dasselbe damals noch zu- 
künftige, von den Stromateis verschiedene Werk zu beziehen. 
Gl beabsichtigte also eine zusammenhängende, wie es scheint 
der Ordnung der biblischen Bücher sich anschließende Dar- 
legung des Inhalts der Bibel mit einer Einleitung, worin von 
der Echtheit und Inspiration der hl. Schriften und, wie wir 
nach anderen vorher citirten Stellen schließen müssen, vom 
Wesen der Inspiration gehandelt werden sollte, dies alles nicht 
ohne polemische Rücksicht auf Sonderlehren christlichen Na- 
mens. Er bezeichnete dies Werk damals, ehe es geschrieben 
war, a potiori ne^l nQotpriTelaq, Vielleicht hat er ihm später 
bei der Ausführung den Titel vnozvTidasiq gegeben. 

3. Hiervon unabhängig haben wir uns eine beabsichtigte 



1) Nur dies kann der Sinn des etwas schwülstigen Ausdrucks sein: 
tag xal rag y^ttq)ttg alg nsntaTSvxafjifV xvqCag ovaag ^| avS-iviilag navio- 
XQOToQiXfjg inidit^aviag nQo'Uvai xrX, 

2) Oder „in zusammenhängender Darstellung" = eiQfdtp cf. § 4 
(D. 317, 5) xarä top elguov im Gegensatz zu vereinzelten Andeutungen 
und einer hin und her springenden Behandlung. 

3) iyT€€d-€V = ix TÖiV YQUiptOV. 



Citate Ungewisser Herkunft. 47 

Schrift TtBQl xpvx^g zu denkcD. Wenn CI. sie str. V, 88 (D. III, 
69, 10) neben die nsgl n^o(pfiT€laq stellt, so unterscheidet er 
sie doch durch Wiederholung der Präposition von derselben. 
Die Polemik gegen die Montanisten hat eine Seite, nach 
welcher sie auch in die Psychologie hineingehört. Selbständig 
erscheint die beabsichtigte Abhandlung von der Seele str. III, 13 
(D. II, 251, 23) cf. Str. II, 113 (D. 219, 3). Dieser Schrift, 
von der wir nicht wissen, ob sie je geschrieben worden ist, hat 
Grabe (Pott er p. 1020; D. III, 499, 3) 2 Fragmente zugewiesen, 
welche jetzt unter den unechten stehen XVI Nr. 9. 10. 

4. Als Thema eines beabsichtigten Tractats wird paed. I, 
47; II, 104 (D. I, 163, 10; 302, 19) naql ävMtaamq ange- 
geben. — Andere Andeutungen wie die in paed. III, 97 (über 
die Pflichten der verschiedenen Kirchenämter); str. IV, 85 (über 
die Seelenwanderung und über den Teufel); stn VI, 32 (über 
die Engel); str. VI, 68 (über allegorische Deutung der Anthro- 
pomorphismen) ; str. VII, 107. 108 (über Einheit und Erhaben- 
heit der katholischen Kirche) sind zu unbestimmt, um weitere 
Erwägungen veranlassen zu können. 

XV. Citate und Fragmente ungewisser Herkunft. 

Mehrere Citate, welche nur theilweise mit Stücken der er- 
haltenen Werke des Cl. sich decken, sind trotzdem zu den be- 
treflTenden Parallelstellen von mir citirt worden ^). Man kann 
bei mehreren der erst hier aufgeführten Citate schwanken, ob 
die mehr oder weniger starke Abweichung von ähnlich lautenden 
Stellen der vollständig erhaltenen Werke nicht ebenso wie in 
den vorhin genannten Fällen lediglich ein Werk der citirenden 
Schriftsteller ist. Die Catenenschreiber haben sich hierin sehr 
viel erlaubt 5 viel mehr als die Gnomologen. Andrerseits wird 
fortgesetzte Nafjhforschung noch manches der folgenden Citate 
unter die zweifellos unechten versetzen. 



1) S. oben paed. I, 15; I, 24; I, 60; I, 85; II, 12; str. II, 42; 
Btr. III, 97-, IV, 30; IV, 96; IV, 138; IV, 160. Außerdem sei, um 
Irrungen zu vermeiden, an die auf Grund vielleicht mangelhafter Be- 
zeugung zu Str. VIII S. 28 angeführten zwei Citate und an das S. 41 
zu nsQl nqovoCag als Nr. 5 gestellte Citat des Maximus und die dort 
anhangsweise erwähnten zweifelhaften Notizen erinnert. S. auch unten 
die Vorbemerkung zu Capitel XVI. 



48 Citate ungewisser Herkunft. 

1. Hieronymus c. Rufinum 1, 13 (Vallarsi ed. II vol. II, 469). 
Ipse Origenes et Clemens et Eusebius, atque alii complures, 
qtcando de scripturis aliqua disputant et volunt approbare quod 
dicuntf sie solent scribere: ,^Referebat mihi Hebraeus'^ et y^audivi 
ab Hebraeo^ et y^Hebraeorum ista sententia esf-^. In den vor- 
handenen Schriften des Cl. finde ich keine Unterlage hiefUr. 
Doch hat Cl. in Palästina den Unterricht eines geborenen Juden 
genossen (str. I, 11). 

2. Cyrillus Alex. c. Juiianum lib. VI (opp. ed. Aubert vol. 
VI; pars 2 p. 205) KXiiybfiq iiev yaQ äyioig anoarolotg kno^isvog 
navtaxij TiXelatfjg re oo^g ilXiii^ixfjg IcTTogiag sig äxoiiv iXS-dv 
iv xolg otQtafjbaTevot ^fjffl t^v 2ayx^^f'(i^ov ItTToqlav ttj t&v 
Ooivlxtdv gxovfj y€yQtt(AiAii^fiv [le&aQfioffat nqdg xiip ^ElXfjPCov 
ovx d&aviiaatov ini naidslif Xaxovta t^p do^av top ^loväalop 
^loocCflTiop, Ofjol Toiyaqovp 6 2ayx^^''^^^^ ovtooI xalvoi zfjg 
eXXfjPixijg d€i(n6at(jiOplag inliiedTog cop* „oJ yccQ naXai6%a%oi — 
ä&apuTovg elpat^. Das Chat ist = Eus. praep. ev. I, 9, 29. 
In den Stromateis, welche Cyrill in diesem Werk sonst richtig 
citirt^), findet sich das, was Cyrill darin gelesen haben will, 
nicht. Aber wir besitzen das 8. Buch derselben nur in Trümmern. 
Josephus wird nur einmal str. I, 147 erwähnt. Eusebius, welcher 
praep. ev. I, 9, 20 sqq. dem Porphyrius in Bezug auf die 
griechische üebersetzung des Sanchuniathon folgt, scheint von 
jener Meinung des Clemens nichts zu wissen'). 



1) S. oben S. 22 zu str. I, 75, und S. 17 ohne Angabe des Buch- 
titels genau protr. 44. 45. Allerdings kann Cyrill diese Citate ans Eu- 
sebius haben. 

1) Die Neueren, welche über Sanchuniathon und Philo Byblius sich 
geäußert haben, haben der Stelle des Cyrillus wohl nicht die gebührende 
Aufmerksamkeit geschenkt. Carl Müller (Histor. gr. fragm. III, 565; 
bemerkt zu dem Frg. aus Eus. praep. I, 9, 29, Cyrill citire dies von den 
Worten ol naka^Tatot an „tamquam ex demente Alexandrino*'. Cyrill 
beruft sich jedoch auf Cl. nur dafür, daß Josephus der Uebersetzer des 
Sanchuniathon sei. Woher er aber die Worte des Sanchuniathon habe, 
ob aus Cl. oder aus Eusebius oder aus dem griechischen Sanchuniathon 
selbst, sagt Cyrill nicht. Lobeck im Aglaophamus p. 1267 urtheilt, Cy- 
rillus habe das Ganze aus Eusebius abgeschrieben, habe auf eigene Hand 
vermuthet, Eusebius möge dies aus Clemens abgeschrieben haben und 
habe deshalb anstatt des Eusebius den Clemens genannt. „Et Philonem", 
so schließt Lobeck, „Judaeum Sanchuniathonis interpretem facit errore 
aperto". Der „offenbare Irrthum** ist aber diesmal nicht auf Seiten 
Cyriirs, sondern Lobeck's; denn Cyrill nennt ja nicht Philo, sondern 



Citate Ungewisser Herkunft. 49 

3. Dionysius Äreop. (Opp. ed. Corderias et Lansselias. Nova 
Ed. Paris 1644) I, 560: El de o q>a6(rog>o(T ä^oi Kk^fjbfig xal 
ngog %i naQadefyfAaTu Xiyead-ai td iv Tötg ovciv äQXfiyixeiTeQa, 
nQüaiffi fjksy od diä xvqltav xai navtaXtav xal anX&p ovoikd%mv 
6 Xoyog avT^. Fabricius versichert zwar (bibl. gr. ed. Hartes 
VII, 124) , dies stehe sti'. VIII p 785. Aber ich finde einiger- 
maßen ähnliche Worte oder den gleichen Gedanken im ganzen 
Buche nicht, auch nicht an der gemeinten Stelle str. VIII, 28. 
29 Pott^r p. 931. Maximus, der au Clemens Rom. denkt, klagt 
im Commentar (Dion. opp. U, 185) mit Eecht: nov de vavta 
$lnep ay$og ÄAi^/iAf/g, ovx idfiXtaae. 

4. Anastasius, Quaest. 14 (Gretser p. 248 KX^fieyvog ix 
Tay (jtQ(id[idT(ap)\ dasselbe bis innvxjl^ ^^^' V^^* ^30 (nach 
anderen Sätzen des Clemens mit %ov avvov): ^XefifiotTvpag del 
nouly, o Xoyög (ffiffl, dXXä fAevd xqlaeiag xal to7g dl^loig. 
&<T7ieq yäq ^) 6 yeadQydg cneiqei ovx eig anX&g yijy^), diX eig 
xilP dya&fiVy Iva avv^ xaQnotpoQr^tTfj ^) , ovtoo del ajielqeiv tiiv 
evnoüav eig evXaßeig^) xal nvevikaxixovg, Iva tt^g dn avx&v 
evxaQ/iiag did tdoy evx(ap €7tnvxfig yiyQanTa$ yag ' j^einoltitrov 
eiaeßelg ^) xal evq^(Teig dytanodoiia , xa^ ei iitf vn avtov, 
dXXd naqä %t^ vipl(TT(f^. 

• Dasselbe in verkürzter Gestalt und andrerseits weit über 
das Citat bei Anastasius hinausgeführt in Cat. Nie. in Matth. 



Josephus als Uebersetzer. Mag Cyrill sein Citat aus Sanchuniathon dem 
Eusebius entlehnt haben, worüber er keine Angabe gemacht bat; jeden- 
falls kann er nicht aus Easebius, welcher den Philo Byblius als Ueber- 
setzer nennt, die ganz andere Behauptung geschöpft haben, daß der 
Jude Josephus der Uebersetzer sei. Eben dies, und nur dies will er 
aber in den Stromateis des Ol. gelesen haben. Auch in der Abb. des 
Grafen Baudissin über Sanchuniathon (Studien zur semitischen Religions- 
gesch. I, 22) finde ich nur die theilweise unrichtige Bemerkung wieder- 
holt, daß Cyrill von Eusebius abhänge, und keine Erörterung der interes- 
santen Frage, ob Clemens den griechischen Sanchuniathon gekannt habe, 
und woher die sonderbare Meinung entstanden sei, daß Josephus der 
Uebersetzer sei. 

1) Par. xal aansg. 

2) Par. Tjyy yrjv, dafür aber dyad-riv ohne ttJi/. 

3) Par. xttQnoi}^ xof^iay, 

4) Par. X'IQ'^Si *^^ oQipavovg, stg rovg ansQiaraTovg, Iva xiA. 

5) Gretser am Rande avatßei und nachher nag* avi^. Die Stelle 
ist Sir. 12, 2. 

Zahn, Forschungen. III. J^ 



50 Gitate ungewisser Herkanft. 

p. 196 sq. zu c. 5, 42, in dieser Form anter die Fragmente ge- 
stellt von Ittig p. 156 (D. III, 492, 11): Hoifitiov iXeijfiocTvyag, 
äXXä iksvä xqiaecog xal tolg d^loig, %va evqtnikev ävtanodofAa 
naQa %ov vijjltTTOV. oval de rotg exovtn xai iv vnoxQitTH Xagä- 
ßävovcgv fi dvvafjbipoig ßoti&aiv hxvtoTg xal Xaikßdveiv naq 
eriqtov ßovXofAipoig. o yäq extAv xal dt! vnoxqiagv ^ äq^iap 
XaiißaviAv xataxg^d-ficferat. Hieraus ist also das übrigens viel 
genauere Citat des Anastasius zu vervollständigen. — Sehr an- 
dere Grundsätze entwickelt Clemens, quis dives § 33. Cf. jedoch 
auch Str. VII, 69 (D. III, 311, 10). 

5. Cat.Nic. inMatth. p. 482 (zu Mt. 13, 31. 32 Klrifieptog) : 
^O T^g tüSp ovqav&v ßaaiXeiag xavayyeJiTixdg Xoyog dgifiig fxip 
ifftt xal dfixtixog xad-dneq to olvfini xal %tig X^^^^ pbB&taxgxog ^), 
tovtitrti Tov dvfjkov xal %ov ^XiYfAatog diaxomixog , vovzi(n$ 
%ov %v(fov ' i^ ov Xoyov ^ a^q^^ vijg xpvxfjg vyleia xal ^ aCdtog 
evxqatrla neQiylverai, sig %o(Tav%fiv de ail^fiv ^ ^vif tov Xoyov 
nqo^X&ep, tog vö i^ avtov (pvop^) dipdqop, rov%o d' &p eitj ij 
naptaxov yrjg IdqvgAipfj tov Xqtatov ixxXfjola, %a ndpva 
nXfjqäffai, acte iv roig xXddoig avt'^g xaTaaxfiP&ca^ %d ne- 
reipä TOV ovqapov^ äyyiXovg dfiXad^ d^elovg xal iieTemqonO' 
qovg^) tpvxdg. 

Bis neqiripcTai scheint dies aus paed. I, 96 (D. I, 203, 22 — 
304, 8) anfangs frei, dann aber immer wörtlich genauer ge- 
nommen zu sein, und dies ist um so wahrscheinlicher, als die 
Gat. Cord, in Lucam p. 353, welche durchaus auf Cat. Nie. in 
Lucam beruht, eben jene Stelle (D. I, 204, 1—8) größten Theils 
wörtlich genau wiedergibt. Aber die zweite Hälfte obigen 
Fragments, welche in den erhaltenen Werken nicht nachzuweisen 
ist, trägt ganz den Charakter der Denk- und Eede weise des 
Cl. und schließt sich wenigstens widerspruchslos an. Es ist 
daher wahrscheinlicher, daß das Ganze so in einem anderen 
Werk des Clemens gestanden hat. 

1) fisitoTixog nehme ich ans paed. I, 96 (D. I, 204, 6). Der Druck 
des Nicetas bat ßmxixog. P. de Lagarde, damals Boetticber genannt, 
bei Bnnsen p. 316 emendirte ßiaaxixog, Bunsen hat dies Frg. ebenso 
wie das vorige und das folgende dem 3. Buch der Hypotyposen zuge- 
wiesen und zwar unter der falschen Quellenangabe „ex Macario Chryso- 
cephalo'^ 

2) (fvov K\otz^ ^i/oi' Gorderius, Ittig, Potter, ^u^v Dind. IIl, 492, 22. 

3) fieTeojQonoQovg wird zu schreiben sein, fiuitonoQovs Cord. Ittig, 
f^sTstoQovg Potter, Dind. 



Citate Ungewisser Herkunft. 51 

6. Cat. Nie. in Matth. p. 492 zu Matth. 13, 46: ^'Eati 
Ikotqyaqixfiq xal o diavyijg xai xa&aQcitaTog ^Ifjtrovg, ov i^ 
äfftgan^g z^g d-elag ^ naq^ivog iyipyfjaey. äffneg ^äq S (J^ccg- 
yaQ^Tfig iv aagxl xal oGtqela^ xal iv vygoig yepofAei^og adSfAa 
i'oixey elpai vyqov xal dieideg xal nvevyka%og yifjkOP, ovtm xal 
aaqx(ad'€lg d^eog loyog <pcog itril poeqop dtä tfiotog xal vyqov 
ixldfjkipag (TdfAaTog, 

Schon Ittig suppl. p. 158 verglich paed. II, 118 (D. I, 
314, 21 — 315, 3) und le Nourry appar. col. 1331 hielt dies 
wie das vorige Frg. nur für freie Wiedergabe der theilweise 
ähnlichen Stellen des Pädagogus. 

7. Cat. Gram. I, 76, 27 zu Matth. 10, 16; "Exeipog fpqopl- 
lA(og nopfiqevetai , ^(leig (pqopliJboog dya&ovqyfpcofjbep. Gf. Str. II, 
56 (D. II, 183, 22) vom Teufel ^qoplfAoog nopfjqevofAepog. Die 
Bibelstelle wird benutzt str. VII, 82. 

8. Gat. Gram. I, 78, 23 zu Matth. 10, 23: Oeidoi %mp ädl- 
xmg tpopevopTfap ini%a%x€i toig ayloig ip^iy^p' dio b [a^ <p€vy(OP 
wg Qixpoxlpdvpog^) naqaxovtop zijg xvqiaxffg ^mpfjg fieiAnzatog. 

9. Cat. Nie. in Lucam (God. Vindob. theol. gr. 71 [olim 42] 
fol. 225 "" zu Luc. 3, 22): ovx äp&qfanlpfiP ofjkolmtrip iptavd^a 
Tov &€ov 7iaq€ilrig>6tog^ äXXd z^g neqiffteqag, ort t^p dtpiletap 
xal To nqäop zrig piag ini(papelag tov npevfiatog ißovleto 
dei^ai %€g %fig neqiffveqag bfjkoiciiiati. Dasselbe fand Grabe (bei 
Potter 1030) in Macarii Ghrysocephali or. VII in Lucam (cod. 
Barocc. 211) mit der einzigen Abweichung dlla to neqitTTeqäg 
eiSog. Den Text des Vindob. bestätigt nicht nur die Gat. Gord. 
in Lucam p. 92, sondern auch Macarius Ghrys. selbst, welcher 
or. Vni in Matth. (cod. Barocc. 156 fol. 98 *> nach Grabe bei 
Potter 1019) das Fragment desGlemens in folgender erweiterter 
Fassung gibt: Ovx dp&qwnipfjp ovp ofiolwaip & naqdxlfjtog 
iptav&a Xa(jkßdp€i, dXld neqitTzeqäg, oti tiiP dipiXeiap xal %6 
nq^op Tfjg piag initpapelag tov np€V(jbaTog ißovXevo deT^ai %<f 
z^g neqioteqäg 6iioioi(Aaz&. o (abp ydq pdfiog ßaqvg ^p xal iiaxalqtjf^ 
xoXd^duPy ii 6k xdqig IXaqd xal Xoytf qv&fiitovtra nq^ozfizog. 
zavzd zoi xal b xvqtog nqog zovg dnoffzoXovg, elnopzag ip nvql 
xoXd(Tai zovg fi^ de^afjkipovg avzovg xazd zop^Xlap, j^oix oldaze, 
(ffltrl, nolov npevfiazog itTze^; Ob dies alles demGlemens ange- 
hört, bleibt zweifelhaft cf. Tischendorf zu Luc. 9, 55. 

10. Macarius Ghrys. or. XIII in Matth. (cod. Barocc. 156 



1) Vielleicht gnfßoxiv^vvtos oder ein folgendes xal. 

4* 



52 Citate ungeveisser Herkunft. 

fol. 198» nach Grabe bei Potter 1020): Tdxa de dia tov i(oza 
xal tilg xeqalaq ^ dixaiotTv^fj xixqayev avvov' iäv oQ&ol nqog 
fi€ ^xijT«, x«;'« OQ&og ngog vfjbäg. iäv nkayiot noQ€Vfi(T&€^ 
xäyd nldyiog^ liyei xvQtog tcop dvydfiecopf Tag ininX^^Sig t&v 
&(AaQTa>Xcop nlaylag aipmofiePog bdovg* 17 y^^ evd'ata xal xaxa 
g>v(np<i'fjp alpiTTSzai vo mtatov ^Ifitrov, ^ dyad-coo'vpfi avtov, 
^ nqog zovg 6$ vnaxoijg neniatevxotag äybetaxlvt^xog te xal 
äggen^g^). ov fuj ovp naQil&rj and tov vofiov ovTe to itdia 
ot'r« ^ xeqala^ TovxioTiv övxe % Tolg ev&i(n xaTaXlfflog iiiay- 
yeXla ovT€ ^ To7g nlayiä^ovaiv fJTtsiXfif^ipii xolatng. dyad^vpai 
yäq Toig ev&iffi xvQiog, Tovg dß ixxXlpopTag elg Totg (TtQayyaXidg 
dnayei fietd t(Sp iqya^Of^ipuip t^p dpofAlap. xai (jbSTa äS^ciov 
äd'doog iffTi xal (lerd (TTQeßXov diaGCQitpei xal Totg (TxoXiotg 
axoXiQig bdotg dnodTiXXei. Die Genauigkeit des Citats verbürgt 
die auf Nicetas beruhende Cat. Cord, in Lucam p, 400, wo nur 
der letzte Satz von xal iiezd dd^ciov an fehlt. 

11. Cat. Nie. in Jo. (cod. N fol. 374» zu Jo. 12, 13): 
l^paCTaalov* KXi^fiePTog. To 6e tatrappd egfifipeveTai do^a 
xal aipog, cog eipai toiovtop to Xeyofispop nX^Q^^ ^^^ 66^ a T€p 
vli^ Jaßld^. S&€P i ayiog Aovxag wcneg eQiitipevapTo „coaappä 
ip Toig ixplctoig^ dprl tovtov „do^a ip vxpltrzoig^ einep ip 
T(f xax avTOP evayyeXltf. Tipig 6e to dirappd (TfjfAaipeip XiyovGi 
TO ^(Tdiffop dff^. Da die benützte Stelle des Anastasius nicht 
zu finden ist, in welcher vielleicht Clemens angeführt war, so 
ist der Antheil des Clemens nicht zu bestimmen. Da Nicetas 
gleich darauf das oben S. 18 zu paed. I, 15 notirte Citat bringt, 
so darf man vielleicht an paed. I, 12 (D. I, 135, 1—4) denken : 
f^coaappä T(p vl^ Jaßld^ evXoyfiiiipog igxofiepog ip opofiaTi 
xvqlov^y gxSgxalöo^a xal alpog [leS'^ IxeTfjglag T(p xvql(f* tovtI 
ydg iih(falpei kqytfipevoikepop kXXddi ipcap^ to doirappd, Cf. auch 
das oben S. 29 hinter ecl. 63 Abgedruckte. 

12. Cat. Nie. in Jo. (cod. N fol. 403^ zu Jo. 13, 2-5): 
KX'^liepTog. Kai avTo de to tov kvQlov d&dl^oiafia dvpayklg icTi 
xa&aQTixii tüp aybaqTiap, „ipedvo'aTO ydq (pfiGt xvqiog dvpa^ip 
xal nequlwaaTo''. (Ps. 93 [LXX 92], l). 

13. Arethas comm. in apoc. (hinter Oecumenii comm. ed. 
F. Morellus, Paris 1631, tom II, 690 =£ Cat. Cram. VÜI, 
243, 5 zu Apoc. 4, 5): Toi^g knTa Xafinddag avTog (sc. Joannes) 



1) So Klotz, ttQQTinrig Potter. 



Gitate ungewisser Herkunft. 53 

f QfArji evtrey entä nvevfiata, iitiva ^Vo», co; 'Htratag, tä &€7a 
Tov nveviiaxoq xaqltrikata (Totplaq, ic^vog, ßovXtig xal tä zoVTOig 
€^^g del voeiy, ^ tag Eigi^yaiog xal KXri/.itig i (TtQoofiatevg^) tä 
IcitovQyixä xal tmv äXla>y i^ixoyta tayfAatcoy. Sachlich das- 
selbe gibt Andreas Comm. in apoc. ed. Sylburg p. 19, wo aber 
neben Irenaeus Clemens nicht genannt wird. Dies ist also Zu- 
that des Arethas. Clemens verbindet in seiner Erklärung des 
siebenarmigen Leuchters str. V, 35 (D. III, 28, 12 — 18) die 
Deutung der 7 Arme desselben auf die erstgeschafifenen Engel 
mit der von Anderen vertretenen Deutung der 7 Augen oder 
Geister in Apoc. 5, 6 auf die 7 Geistesgaben nach Jesaja 11, 
1 f. Es ist also hier nicht deutlich ausgesprochen, daß er jene 
Deutung von Apoc. 4, 5 vertrete und vor derjenigen nach Je- 
saja 11, 1 f. bevorzuge. Ebensowenig läßt sich das aus den 
anderen Stellen mit Sicherheit entnehmen, wo er von dem 
siebenfachen Geist (paed. III, 87, D. I, 395, 14) oder von den 
7 erstgeschafifenen Geistern redet (str. VI, 143, D. III, 229, 23; 
epit. ex Theod. 10, D. III, 428, 22 - 429, 21; ecl. proph. 56. 
57, D. III, 476, 11-30). S. aber unten Anm. 5 und 25 zu den 
Adumbrationes. 

14. Par. Vät. 307 (Kliifi. (TtQcofi.). ^O tov äna&ovg &€ov 
g>6ßog äna&fig' tpoßsttai yäq r/^ ov tov &€6v y äiXä to ärto- 
netrely tov d-egv, o de tovto öedioyg to toig xaxoig (TvybneiTety^ 
q>oßettai xal didiev tä xaxä ' 6 öeömg de to ntdSfAa, ä(p&aqtov 
eavtov xal äna&lj ehai ßovXetat^). 

15. Par. Vat. 341 (hinter dem oben S. 29 unter ecl. 11 
angemerkten Citat mit tov avtov). Nofiog eata) xatä toSy 
(T€(iyä xal &e7a ov aefAycög xal d^eonqen&g oqay ä^iovyttay xo- 
Xaaiv ini(piqeiv doqao'lag. 

16. Par. Vat. 393 ^). To te ßeßiatriiiyov xal atideg ta%v ' 



1) Ein cod. borocc. 3 bat nach Gramer hier Klij/irig h öTgtofiari 
ixtioTipf was wohl heißen soll ajQtofxati exTcp, 

2) Zuerst von Fabric. Hippel. II, 74 unter die Fragmente gestellt; 
ebenso das oben unter Nr. 16 folgende. In Bezug auf letzteres bemerkt 
er Bibl. gr. ed. Harles VII, 124 fälschlich, daß es von Jo. Damasc. als 
Stück des 8. Stromateus citirt werde Lequien bezeugt das nur von 
dem dort vorangehenden Citat aus ecl. 11. Auch le Nourry col. 1309 
ist Unschuld ig an dem Irrthum. 

3) Das Lemma Kliifi. argaifi. ist bei Lequien (s. dessen Errata hinter 
p. 925) ausgefallen, daher bisher nicht unter die Fragmente aufgenommen. 
Wahrscheinlich ist ts zu streichen. 



54 Citatü ungewisser Herkunft. 

TO de aßlaatop ovx i'x^i xoqov, aXX äel x^^ir^ xal no&(f 
d'dXkei. 

17. Par. Vat. 393 (toi; avtov)\ Maximus 661 {KXinkepxoi;). 
MaXiüta navTHöv XqKTTiavoiq ovx ifplezai %6 nqbq ßlap inavoq- 
d-Qvv %a zmv äfiagti^jidTcop malfffiata, ov yaq rovg ävdyxjj 
T^g xaxlag änexofß'ipovg , äXXd tovg nqoaiqiaet (nsfpavol 6 

d-eog^). 

18. Par. Vat. 399 (nach einem Citat aus den Hy polypösen mit 
dem Lemma Klfi^, atqtofi, |s. unten Adumbrat. zu 1 Jo. 2, 3] 
und einem zweiten aus str. II, 46 [s. oben S. 23j , welches ohne 
Lemma steht^ folgt dies mit tov avtov). ^O yvtoatixog ä^i^erai 
TüSy xazd Xoyov xal %my xatä didvoiav xal %(av xax aiisdir^civ 
xal hiqfBiav afjiaqzfifidttop. Eine ähnliche Eintheilung der 
Bünden s. str. VI, 102 (D. III, 201, 13) cf. ecl. 30 (D.m, 467, 
27-29); Str. VI, 97 (D. HI, 197, 25). 

19. Par. Vat. 399 (hinter dem vorigen mit tov avtov). 
Qeov yv«<nv Xaßeiv totg ezi vno iSv naS'doy dnayofiiroig 
äövvatov. 

20. Par. Vat. 399 (nach 6 anderen Citaten aus str. V, 25; 
VI, 161 ; VII, 4; VII, 41; VII, 82; VII, 62, welche alle oben S.25fi. 
angemerkt sind, folgt dies mit zov avtov als letztes). Tov 
yvtACtixbv ovdinote to nXovteiv yfi&etp noiet, ovde to XQV(^^' 
t<av dnoqstp eig tanelvoixriv äyei, trjg äqetfjg xal (TOfplag avtov 
vneqvipovGVig xal vneqdvco avtcov %Gta<T&ai naqaaxeva(iov(Piigy 
&g diä fieyaXoipvxiccv ivadia^oqetv to7g {jdi(T& xal dfidi<xi, 
Aehnliche Gedanken finden sich bei Clemens häufig s. z. B. 
Str. II, 109; III, 95; IV, 15; IV, 166; aber wo die Worte? 
Sie könnten eine Anmerkung zu Jac. 1, 9 f. sein. 

21. Par. Vat. 428 {KX^fACvtog). Ovx eati [liya to (fqovtl^eiv 
dvöqog dtxalov, dXXä x^Q^^ Xafißdvei b xata^ioviiepog diaxo- 
veiv avtfp. 

22. Par. Vat, 480 {KX^^ji. (rtqa>fi.)'^ Melissa Ant. 35. Jvvatbg 



1) Dies Frg. wollte Bunsen, Anal. I, 290 zu ecl. proph. 22 und da- 
mit zugleich zu den Hypotyposen, für deren Bestandtheil er die Eclogae 
hielt, gezogen wissen; außerdem auch noch ein bei Maximus folgendes 
Citat, dessen wahre Herkunft unten bei den unechten Frg. Nr. 9 gezeigt 
wird. Der in. Par. Vat. 393 folgende Satz Bia d-st^ ov ngoaeaitv hat im 
Griechischen gar kein Lemma, im Lateinischen ,,Eusebii", wird aber in 
derselben Sammlung p. 710 dem Irenaeus zugeschrieben. 



Gitate ungewisser Herkunft. 55 

^y 6 naz^Q ^) noi^trai yi^diva nipfjta ' älX ei zö evTiotäty 
Tteqttiqeixo, (Tvybndaxsiv oddelg ijj/ov. pvp de ^) aiXiiXtAv evexa 
xal evnoQOVfiev xal dnoQovfAep, %pa tonog yepcified'a TJ evnou'ff, 

23. Par. Vat 531 {KXtiiAevzog). l4[le^&TfJQioy iv zfj xaXi^ 
tld^civ ri ästoq, iXavvfav dno Tcoy veoatr^v %ov Offiv, ll&oy 
Toy xaXovybevoy detlx^y, 

24. Par. Vat. 570; Maximus 669; Melissa Ant. 67 und noch- 
mals 149. Ovx fl '^ooy ngd^ecop dnox^ dixaioi top nifftop, äiX 
fj zmv ivvomv ayvela xal elXtxqlveia ^). Potter 1021 verglich 
die doch nur anklingende Stelle str. VI, 103 (D. III, 201, 24). 
Es folgt in Par. Vat. das oben zu „quis dives" 20 notirte Citat. 

25. Par. Vat. 628 und nochmals 691; Maximus 531; Melissa 
Ant. 109. ^H Tüop xaxcSp dnaXXayii (Ttottiglag dqxv*)* Aehn- 
liches Str. IV, 8 (D. II, 319, 13). 

26. Par. Vat. 657 (am Rande „Rup. ^x tov g err^w/ii."). Ov 
[lopop evTeX^ dlanap, dXXd xal Xoyop daxfi%iop tm top dXti^lj 
ßlop inapijQfifiipcf, 

27. Maximus 574 {KX'^fAeptog). ^OXiyoöeiag fiep egatTval, 
noXvzeXeiap de wg ^vxH xal (Tcifiatog pocop ixTQenofbepoi^), 

28. Maximus 654 {KXrjiAepv,', bei Ribittus p. 245 fehlt der 
ganze Satz), Melissa Ant. 60. Mp'^fjbti ^apatov ipagy^g negii- 
xotpe ßgco flava' ßQWfiaTcop de ep Taneip(0(xei xonipxiap avpe^e- 
xoTificap ndS'fi, 

29. Melissa Ant. 3 (vor dem oben S. 27 zu str. VII, 57 
citirten Satz). T6 nlatei naqaöexxop dnoXvngayiiopevTOP eipai 
XQ^' fo yaQ ßa(Tapil^6(i€P0P n&g exi nenlatevtai, 

30. Melissa Ant. 22 (hinter den oben S. 19. 30 zu paed. I, 81 
u. quis d. 39 notirten Citaten dieses und die folgenden 31. 32). 
Mexdpoia tote afiagtruAatog naptog ylpetai dTtaXeimtxfi, ozap 



1) Mal ^€6g. Ebenda aXXic für aU* et. 

2) ^k fehlt in Par. 

3) Mal. Ant. p. 149 (wo Migne tom. 136 col. 1210 das bei Gasnar 
und Ribittus 165 vorhandene Klrifievtog hat ausfallen lassen) folgt noch 
dx(}at(fyrjg mit der Randbemerkung „al. jovs dxQaKpveis saquentibus 
coniunctum^* , d. h. mit dem unten unter den unechten Fragmenten als 
Nr. 4 gestellten. Es muß vovs dxQatcpvrjg heißen. 

4) So Par. 628; amrriqla iarl ijjvxfjg Par. 681; a(oiriQCag larly uqx^ 
Maximus u. Mal. Ant. 

5) Das bei Maximus folgende, auch in Par. Vat. und Mel. Ant. er- 
haltene Citat, 1/ T(5y dvayxaCfov xrrjaig xrl. s. oben S. 26 zu str. VI, 99. 



56 Gitate angewisser Herkunft. 

inl Ttp y€POfjkip<f ^vx^Q a^dlfiazi ävaßoliiP fiij di^fjTai (Afjds 
naQanifJbXpij tö ndd'oq eiq xqovmov didotfuj^a* ovtco yaQ ovx 
€^€i xaTaXetxpai Ix^^og iv ^fiTv tq xaxov, ate äfia tcp inißr^vat, 
dnotrnaG&iv dixfjif (pvtov dqxKTVcxtdxov. 

31. ^'Q(Tneq ol keyoiiepoi xccqxlvoi evemxelQi^toi rvyxdvov(Tiv 
diä To note iiev nqodm ßalvBiv , noze de 07ii(T&€v , ovtag xal 
tpvx^ note fie»^ yeXäffa, note 6e nev^ovCa , note de rgvipcotra, 
ovdkv (o^pekijffai dvvarai. 

32. 'O no%k fiev neyd'mv, note de TQV(p6Sv xal yeXotdl^cop, 
ofioiog eati vtS iietd aqtov top xvva T^g fpiXfjöovlag hS-dl^opTt, 
og %ig nev (Tx^ftaTi rovtov d&üixet^ T(p de nqdyfiazi naqedqeveiv 
tovtov nqoxqinei' 

33. Melissa Ant. 38 (hinter dem oben S. 26 zu str. VI, 99 
Notirten). ^Aya&ov dvayxotlov ^ oXiyocitla, 

34. Melissa Ant. 57. 2o(p^ tivi ^) t«v xoXdxwv tiveg ifia- 
xdqiK^ov, 6 di cptitn nqog avTOvg' el fiey tov inaiyelv fj^e nav- 
(Tfi(T&ey ix %rig vfjkciv vnoxo>q'^(^ea)g (liyay ^) elvat, ifjbavtöy vevofjxa, 
et de enaivovvxeg ov navefr&e^ ix tov VfACov inahov ti(v ifAaVTOv 
dxa&aqaiav (Tvoxdl^OfAa^. 

35. Melissa Ant. 57. ^nlnXoiüTog enatvog dli^&ovg arifio- 
teqog xpoyov. 

36. Melissa Ant. 125. ITiatog ev (AaXa 6 iiex eni(T%ii(ifig 
eXeyxog» ove (1. oti) xal reXeioxdzri dnodei^ig evqlüxexai ^ 
yvcatng tcap xateyvuiaiiivtAv. 

37. Melissa Ant. 134. Mridinoxe aidecS'^g top nqog ffe 
xataXaXovvta y fiäXXor de Xiye* navtraiy ddeXq)i, iyd xad^ 
^fbiqar ;(a^£7r(»r£^a malon^ xal neig ixeivov xaxaxqipai dvva- 
(Aai) dvo ydq xeqdaveTg, iv fii^ ifjknXdtTtqto^) xal (jeavxov xal 
tov nXfjdlov iatrdfievog. 

38. Joannes Malalas lib. X ed. Bonn. p. 242: . . . fietd to 
i^eXd-eiv tov ayiov JlavXov änb It^vtioxelag ti^g fieydXtjg . . . o 
llitqog and ^leqo(roXv(i(iov iv t^ avtfj ^Avtioxelff naqeyiveto 
xal tov Xoyov idldaaxe, xal ixei avtov iv&qovlaagy neic&elg 
to7g dno 'lovdalcov yevofiivotg XqKTtiavoig, tovg €? i&vdiv 
nictovg ovx ide^ato otlte riydna^ dXX^ ovtong idtrag avtovg 
i^fiX&ev ixei&ev, o de äyiog ITavXog (Aetd tavta iXS^dv iv 



1) aoifov Tiva Klotz. 

2) /Äiyav Klotz, Dlndorf, f^^ya Gesner. 

3) Cf. Ignat. ad Polyc. 2, 1. 



Citate nnge wisser Herkunft. 57 

^Avtioxeifjc %fi fisydXfi xal ficc&doy tavta tisqI tov ayCov Ilitqov, 
navtaxov ab axdvdaXov neqielXs xal ndvrag itrtag idi^aro xal 
^ydna^ TtQOTqenofievog änavxag' xa&mq (TVV€YQd\l)ttvxa zavxa 
oi (TOfpdtatoi KXfi(ifiq xal Taviarog ol xqovoyQdcpoi. 

Den letzten Satz über den zweiten Besuch des Paulas in 
Antiochien gibt auch das Chron. pasch, ed. Bonn. I, 436 mit 
der Einleitung TovT(f reo nifiTttcp krei KXavdlov nQöx^iQOTovfj^ 
&€ig ITavXog siatjXd'ep dg l4[vTi6x€iay xtX. Daß Malalas nicht> 
wie Harnack, Texte u. Unters. I, 230 meint, aus der Pascha- 
chronik dies abgeschrieben hat, ergibt sich abgesehen davon, 
daß Malalas wahrscheinlich früher geschrieben hat als der Re- 
dactor der Paschachronik, mit Sicherheit daraus, daß id der 
Paschachronik die anstößige Erzählung von dem durch Petrus 
angerichteten Scandal fehlt, ohne welche das^ was sie über die 
Beseitigung dieses Scandals durch Paulus sagt, in der Luft 
schwebt. Entweder also hat die Pascbachronik hier den Malalas 
oder eine andere beiden Schriftstellern zu Grunde liegende 
Quelle ungeschickt excerpirt. Ducange zu Chron. paseh. ed. 
Bonn. II, 314 bezog deren Angabe auf Pseudoelem. reeogn. X, 
60. 61; aber am Schluß der Recognitionen ist von Paulus in 
Antiochien nichts zu lesen, und am wenigsten konnte Solches 
in jenem antipaulinischen Roman über Paulus gesagt werden. 
Andrerseits ist auch nicht an einen anderen, vom Alexandriner 
verschiedenen „Chronographen" Clemens zu denken. Wie Anä- 
stasius Sinaita (oben S. 31) unsern Cl. gelegentlich den „Histo- 
riker von Alexandrien" nennt, wo er eine „Historie^ desselben 
mittheilt, so wurde er nicht selten „Chronograph" genannt mit 
Rücksicht auf seinen chronologischen Abschnitt str. I, 101 — 147. 
Aus der Vorrede des Eusebius zu seinen chron. can. (ed. Schoene 
II, 4), wo Cl. vor und neben Julius Africanus wegen seiner 
synchronistischen Studien ehrenvoll erwähnt war, war er allen 
Späteren als „Chronograph" bekannt. Hatte er doch selbst in 
jenem wiederholt von Eusebius citirten Abschnitt (s, oben S 22) 
ein über das andere Mal von seiner xQovoyqag/la geredet str. I^ 
112. 114. 121 (D. II, 93, 8 u. 27; 99, 2). Schon bei einem 
Sozomenus h. e. I, 1 zeigt sich die sonderbare Vorstellung, daß 
Clemens und Hegesippus^ Africanus und Eusebius die Geschichte 
der Kirche bis zu je ihrer Zeit geschrieben haben. Daß nämlich 
Sozomenus hier den Cl. Alex, und nicht etwa, wie Valesius 
meintC; den Cl. Rom., den Verfasser der Recognitionen, meint, 



58 Der „Historiker*^ Clemens. 

zeigt schon die Charakteristik des CI. und des Hegesippas: 
ävdqeq ffOipdTatoi , t^ %&v dnoCToXuiv diadox^ nagattolov- 
&^(rayz€g. Sie sind nicht Apostelschtiler, sondern Schüler von 
solchen cf. str. I, 11. Als Kirchenhistoriker kennt sie beide 
Sozomenns nur darch die Citate bei Easebius. Doch mag sich 
-— und es scheint in der That so — bei späteren Schriftstellern, 
welche aus dritter Hand haben, was sie geben, die mythische 
Gestalt eines von unserem Cl. verschiedenen „Chronographen" 
oder „Historikers" gebildet haben ^). 

Obiges Citat macht schon darum, weil neben Cl. Tatian 
genannt ist, den Eindruck des Apokryphen. Die Nachricht kann 
aber, so wie sie bei Malalas lautet, auch darum nicht auf Cl. 
zurtickgeftthrt werden, weil dieser den Kephas, welcher in An- 



1 ) Sie hat sich bei den Fbilologen erhalten cf. Pauly's Rcalenc. IT, 

437. C. Müller, Fragm. bist, graec. IV, 364. Wenn aber Cedrenus I, 

438, wo er den Clemens als aTQojftareiJs bezeichnet und I, 439, wo er 
nur den Namen gibt, offenbar auf str. VII, 106 — 108 (s. oben S. 27) 
sich bezieht ( und wenn Malalas p. 280 in der Parallelstelle hierzu den 
Clemens o ao^^toiajog nennt, so wird doch auch da kein andrer gemeint 
sein, wo Malalas p. 34; 240; 280, und Cedrenus I, 35 den eroywTaTof 
Kkijfifii citiren, oder wo Malalas p. 228; 242; 428 ihn neben anderen 
christlichen Autornamen (Tatian, Theophilus, Timotbeus) unter den 
aoipmuToi xQovoyQfiifpoi nennt oder ihn allein so bezeichnet p. 231. Daß 
dieser „Chronograph** oder „Historiker** Clemens der Alexandriner sei, 
ist bei Sozomenus noch zweifellos, und daß er ein christlicher Autor sei, 
bezeugt der Inhalt fast aller auf ihn zurückgeführten Nachrichten deutlich. 
Alle halbwegs zuverlässige literarische Kunde weiß aber nur von zwei 
christlichen Schrifrstellern des Namens Clemens, von dem Römer und 
dem Alexandriner, und versteht unter dem Namen Clemens ohne Zusatz 
regelmäßig den letzteren. Es ist auch ein harmloser und nur scheinbarer 
Anachronismus, wenn Malalas p 428 sich auf Clemens, Theophilus und 
Timotbeus dafür beruft, daß von Adam bis zu Justinian 6497 Jahre ver- 
flossen seien. Aus ihrer Zeitrechnung ergibt sich das, obwohl dieselbe 
von ihnen nicht bis zu Justinian durchgeführt werden konnte. Der ein- 
zige beachtenswerthe Grund für die Existenz eines späteren Historikers 
Clemens, welchen Body (Proll. ad Malalam ed. Bonn. p. XLVIII) geltend 
macht, wäre die Angabe des Anonymus hinter Codinus ed. Bonn. p. 186. 
Darnach müßte ein gewisser Clemens über marmorne Standbilder sei es 
des Constantinus Porphyrogennetus, sei es Constantin's des Großen (cf. 
M. Lequien zu Jo. Damasc. I, 328) etwas gesagt haben. Aber wer mag 
auf diese Bemerkung eines sehr späten Byzantiners die Existenz eines 
Historikers Clemens gründen? Wird er doch von dem Anonymus nicht 
einmal als Historiker bezeichnet I S. übrigens oben im Text unter Nr. 43. 



Der „Historiker" Clemens. 59 

tiochien Unheil gestiftet hatte, vom Apostel Petrns = Kephas 
unterschieden haben wollte s. unten hypotyp. fr. 10. 

39. Malalas lib. II (ed. Bonn. p. 34) = Cedrenus (ed. 
Bonn. I, p. 35). 'O de 2vQog^), o vlög tov l^yfjpogog, ävfiQ Syä- 
v€To (Totpog, og (TvvsyQOiXpato Ooipixixolg yqdfjkfAatn vijv äqi^' 
(AfiTix'^v (piXoaoiplav' vniS'eto de äamfiaTovg elvai ^^QX^^ ^^^ 
(TiiifAaTa ineraßdXletr&ai xal zag tpvx^g eig ccllöjr€P^ ^^cc 
eitnipai^), ovtog nQtSvog ^i&ero Tavza, mg Kl^firig S (Togxo- 
zatog avveyqaxpaxo. Man sucht dies vergeblich in str. I, 75 
und an ähnlichen Stellen, es könnte aber sehr wohl in der Schrift 
neql ägxcoy gestanden haben s. oben S. 38 f; 

40. Malalas lib. X p. 228 cf. lib. XVIII p. 428 und ein ge- 
wisser Hesychius (von Hody in den Proll. zu Malalas ed. Bonn, 
p. LIII und von Ducange hinter Chron. pasch, ed. Bonn. II, 116 
mitgetheilt) berufen sich auf die „gelehrten (Hesych. ^€o<p&' 
Ucxatoi) Chronographen Clemens, Theophilus und Timotheus" 
dafür, daß Christus im 6. Jahrtausend der Welt geboren, wie 
Adam am 6. Schöpfungstage geschaffen sei. Aus str. I, 145 
läßt sich das nicht herauslesen. Nach der Zusammenstellung 
von le Nourry col. 1359 hätte Cl. die Geburt Christi in das 
J. 5538 der Welt gesetzt. — In str. VI, 141 findet Cl. nur den 
Parallelismus zwischen Adams Erschaffung am 6. Tage und der 
6. Stunde in der Passionsgeschichte bedeutsam. 

41. Malalas lib. X p. 231 läßt den Chronographen Clemens 
berichten, daß Archelaus, der Sohn Herodes des Großen, 9 Jahre 
regiert und unter dem Consulat des Lamias und des Serellianus 
zur Regierung gelangt sei. 

42. Malalas lib. X p. 239 sq. läßt den „sehr gelehrten Cle- 
mens" ober den Tod des Herodes Philippi schreiben. 

43. Suidas (ed. Bernhardy vol. II pars 1 p. 289). KXfjfiTig 
l(TtOQix6g' hygaipe 'Pcofca/cov ßacileig xal avTOXQCcroQag' xal 
TtQÖg ^leQcipvfiop neql tcSy ^IcroxqaTixc^p (TXfHkatiov * xal äXXa, 

Hier ist offenbar ein vom Alexandriner verschiedener Cl. 
vorgestellt. Aber der erste Satz wird doch durch irgendwelche 
Vermittlung auf str. I, 144 zurückgehen. Ueber den zweiten 
Satz habe ich erstlich zu bemerken : die von den Philologen bis 



2) Cedr. 4'oTvt^ 6i, derselbe nachher ^oivixotg . . vneS^^^TO ^h xaC. 

3) etaiivat Gedr., > Malalas. Am Schluß Gedr. tfvveyQdtjjaTo 6 

OOiptoTdiTos. 



60 Der ,, Grammatiker" Clemens. 

in die neueste Zeit herangezogene Behauptung Rubnken's (Praef. 
in Timaei lexicon p. X sq.), Suidas vermenge hier den Gram- 
matiker Gl. mit dem gleichnamigen römischen Geschichtschrei ber^ 
welche vielmehr zu unterscheiden seien, ist in dieser Fassung 
jedenfalls unzulässig. Der „Historiker" hat schwerlich existirt, 
und der „Grammatiker^ dürfte eine ebenso fragwürdige Persön- 
lichkeit sein. Man hat einen „glossarom Platonicarum inter- 
pretem" in drei Artikeln der alten Lexica gefunden, s. v. JaJl^i/ 
(Suidas ed. Bernhardy I, 2, 708; Photii lex. ed. Naber I, 244; 
Etymol. magn. ed. Sylbnrg p. 407), "Sqag (Suidas I, 2, 887; 
Photius I, 266), naXliißoXoq (Suidas II, 2, 26; Photius 11, 47). 
Als den Verfasser dieser und vieler anderer Artikel hat Cobet 
(Mnemosyne IX, 433) den bei Photius bibl. 154 als Verfasser 
einer avvaycoyti li^ecoy ITlaTcopixcSp und cod. 155 als Verfasser 
eines Buchs negl tdSp nagd UXdtaivi dnoQov[Aip(ov erwähnten 
Boethus wiederentdeckt. Dieser Boethus ist nach Cobet 1. 1. 
p. 431 ein Alexandriner und hat nach Naber, praef. in Photii 
lexicon p. 62 jedenfalls erst nach dem Tode Marc Aurels (a. 180) 
geschrieben. Er hat das zweitgenannte Werk (Photius cod. 155) 
einem Athenagoras gewidmet. Sollte dies vielleicht der „aus 
Athen stammende christliche Philosoph Athenagoras^ sein, wel- 
cher i. J. 177 oder 178 die bekannte „Bittschrift für die Christen'* 
geschrieben hat? Eine freilich trübe Nachricht des Philippus 
vonSide (Gallandi, bibl. IX, 401) macht diesen zuerst christen- 
feindlichen, dann christlichen Philosophen Athenagoras zum 
ersten Vorsteher der alexandrinischen Katechetenschule und 
zum Lehrer des Clemens. Doch, mag dem sein, wie ihm 
wolle; wenn ein Alexandriner Boethus am Ende des 2. oder 
im 3. Jahrhundert dreimal bei Erklärung platonischer Aus- 
drücke einen Clemens ohne nähere Bezeichnung anführt, so 
$pricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, daß Cl. Alex, gemeint 
sei ; allerdings um so mehr, wenn der Name Athenagoras an der 
Spitze eines der betreflFenden Bücher des Boethus uns auf freund- 
schaftliche Beziehungen desselben zu den „christlichen Philo- 
sophen" gegen Ende des 2. Jahrhunderts, wenn nicht gar auf 
Zugehörigkeit des Boethus zur Kirche von Alexandrien zu 
schließen erlauben sollte. Zu „'Ö^ag d«ojtAor$" (Plato, republ. 
p. 378 D) hat Boethus bemerkt, daß bei Pindar Hephästus es 
sei, der seine Mutter Hera gefesselt habe und fährt dann fort: 
Tipeg ayvotjCTaPTeg yqd(pov<Tiv vno Jidg, xa{ (patri de&ijyai 



Unechte Fragmente. 61 

avT^v inißovkevüaaav ^HganXei» KXfifieptog ^ IffzoQla (so bei 
Photias^ KX^fAfjg ^ latoQla Suidas) xal naq ^mxfXQf'ff €v 
KoofAatrtaig ^ 'H^ala'T(p. Das findet man nicht in den erhaltenen 
Werken des Cl. Alex., auch nicht in den Homilien des Pseudo- 
clemens Rom. Aber warum soll Jener es nicht anderwärts be- 
rührt haben? Den Epicharmus citirt Clemens sehr häufig und 
mehrmals mit anerkennenden Worten. Unter dem Worte Tra- 
XlfißoXog bemerkt Boethus : Klrifitig. dvvatai {de xal -f- Photius) 
ävtl Tov nallfißoXog (Naber emend. naXliißovXog), ipav%i6ßovXog^ 
ivavxiOYvd^OüP, tag xal naXlvövig opofjba (naXMfjg ovog Photius): 
Man hat mit Recht an str. II, 56 (D. II, 183, 18) erinnert: %q 
naXlfißoXop xal navovqyov tov öiaßoXov. Warum soll derselbe 
Cl. nicht auch dies Wort einmal durch Synonyma umschrieben 
haben? Endlich unter ^ajlij bemerkt Boethus: KX^/ifig. dvvatai 
{^xal -f- Suidas) ^äXti %ig elvai fisydXfi avcrrgoip^ äyifiov. Das 
ist meines Wissens Alles, worauf die Existenz des „Gramma- 
tikers" Clemens gegründet wird, abgesehen von obigem Artikel 
des Suidas, worin er mit dem „Historiker" Clemens confundirt 
sein soll. Ist der „Historiker" Niemand anders, als der ale- 
xandrinische Presbyter, so wird eine ganz andere Confusion 
vorliegen. Der Name Hieronymus in Verbindung mit dem Namen 
Isokrates weist zweifellos hin auf den Peripatetiker Hieronymus 
um 300 a. Chr., dessen ziemlich ungünstige Beurtheilung des 
Isokrates tiberliefert ist cf. Fr. Blaß, Attische Beredsamkeit II, 
111. 136. 185 sq. Diesen citirt Clemens protr. 30; str. II, 127. 
Cl. mag in irgend einer seiner verlorenen Schriften auch das 
Urtbeil des Hieronymus über die rhetorischen Kunstformen des 
Isokrates angeführt haben. Daher dann die verworfendTK^^- 
richt bei Suidas. 




XVL Unechte Fragmente. 

Zehn bisher unter den Fragmenten aufgeführte^'SiitileliT^d 
schon oben S. 20 ff. von mir auf die erhaltenen Schriften des Cl. 
als Quelle zurückgeführt s. zu paed. II, 60; str. I, 154; 11, 42; 
II, 123; IV, 96; IV, 160; V, 34. 35; VI, 99; VIII,? quis divesl. 
Dazu kommen noch folgende, theilweise auch unter den Frag- 
menten des Cl. sich forterbende Sätze. 

1. Övx av änoi^) tig kxaiqov top xoXaxa* PotTog y^q 



1) So richtig Lcquien p. 715, ef/oi p. 564, woraus Migne ^x^t macht. 



62 Unechte Fragmente. 

g>dlag ^ xolccxela. Par. Vat. 564 hinter einem Satz aus paed. 
II, 45 ohne neues Lemma, von voaog an bei Maximus 565^), 
Melissa Ant. 58, Melissa Monac. fol. 79 ^^ als clementinisch citirt, 
von Grabe (Potter 1022) unter die Fragm. gestellt, auch noch 
von Dindorf III, 502, 19 dort belassen, obwohl dieser richtig 
bemerkt, daß der ganze vorstehende Satz in Par. Vat. 715 dem 
Philo zugeschrieben, sei. Es findet sich in der That bei Philo, 
leg. alleg. III, 64 ed. Mangey I, 123 dXl^ äcmeg top xolaxa xtL 

2. Tag %&v ciQxovtwv eingaylag — nXetazot. Maximus 565, 
Melissa Monac. fol. 79** schließen dies unmittelbar, Melissa Ant. 
58 als neuen Absatz an Nr. 1 an. So auch Par. Vat. 564, hier 
aber mit der Beischrift Olktapogy am Rand des lateinischen 
Textes „Philo leg. ad Caium". Es findet sich bei Philo, leg. 
ad Caium 21 ed. Mangey II, 566 nur ohne ol nXeitnoi am Schluß. 
Grabe (Potter 1022; Dind. III, 502, 20) stellte es unter die 
Fragmente. 

3. Toaovxov tig fiäXüop otpelXei taneivocpqopelPy haov doxei 
fAällov elvai. xaXbv yäq del Tip xqelxxovL ro xeiqov äxoXov^ 
d^eiv diä ߀lTico(T€(og iXnlöa, Melissa Ant. 139; Melissa Monac. 
fol. 74^ cod. Barocc. 143 fol. 160 (nach Grabe, Spicil. I, 269); 
nur der erste Satz bis ahac bei Maximus 650 (cf. die Anm. von 
Combefis p. 729). Dieser Satz stammt, wie Grabe zeigte, aus 
Clem. Rom. I Cor. 48; der zweite soll nach Cotelier zu Clem. 
Rom. I Cor, 48 im cod. Ciarom. der Sacra Parall. dem Philo 
zugeschrieben sein. Uebrigens hat auch Cl. Alex. str. VI, 65 
(D. III, 176, 10) den ersten Satz ohne den zweiten aus Cl. Rom. 
angeführt. 

4. Novg dxQai^pfjg xal Xoyog xad^agog xal ßlog dxfjXlötaTOg 
d'QOPog xal vaog i*TTi dXfi&ivog tov d^sov» Melissa Ant. 149 
(vorne verstümmelt s. oben S. 55 Anm. 3) zwischen zwei cle- 
mentinischen Sätzen, welche Par. Vat. 570 unmittelbar verbunden 
sind; hier aber folgt vorstehender Satz mit der Beischrift 
Jidvfiov, In der verstümmelten Form des Ant. von Grabe 
(Potter 1022; Dindorf III, 501, 10) unter die Fragmente des 
Cl. gestellt. 



2) So auch im cod. Laurent, fol. 142^. Die dort weiter ohne neues 
Lenaima folgenden Satze gehören nach der Ausgabe von Combefis und 
der Tafel hinter Dreßler's Qaaest. crit. dem Plutarch. 



Unechte Fragmente 63 

5. Ei ßovXet yvßyai &e6v, nqoXaßdiv yy(ß&& creavTov* Ma- 
ximus ^) 662, Melissa Ant. 64 Kk^fAeyrog ; dagegen Par. Vat. 402 
Evayqiov, Es geht aber hier ein bei Maximas and Ant. fehlen- 
des echtes Gitat aas Gl. neql tov naayia (Nr. 6, oben S. 33) 
voran, welches sich im Gedanken mit dem Satz des Eaagrius 
und im Aasdrnck mit Nr. 4 auf vor. S. berührt. 

6. Q't{qBvovm To7g iikv ntvol %ovg Xaytaovg ol nwiiyoly %olq 
de inalvoiq %ovq dvoiiTovq ol xoXaneg, Maximus 638 {Kl^fAey- 
iroc); Melissa Ant. 57 (hinter zwei dement. Gitaten s. Frg. un- 
gewisser Herkunft 34. 35), aber im lateinischen Maximas (Ri- 
bittus p. 239) „Plutarchi"; in Stob, floril. XIV (ed. Meineke I, 
269) Tov avTov nach vorangehendem Scoxqdvong, bei Georgides 
(Migne 117 col. 1101) ohne Lemma hinter einer freien Wieder- 
gabe von Mt. 6, 20. 

7. Tov fiev Xißavfatov rotg d-eotg^ rov de enaivov to7q 
dya&otg änoviikeiv xqii. Maximus 638; Melissa Ant. 57 beide 
hinter dem vorigen Frg. 6, aber auch dies im lateinischen Ma- 
ximus noch unter „Plutarchi". 

8. ÜKTTovg tiYov xtX. Melissa Ant. 57 hinter Nr. 7, aber 
Maximus 639 mit ^ItToxqccTovg, bei Ribittus p. 239 mit dem Lemma 
„Socratis". 

9. Ov dvvazov Tiva — iit/rixavtitTaxo b d-eog (paveqäcai 
z^y exa(Tvov dia&etTiv. Maximus 661, von Grabe (Potter 1023: 
D. III, 503, 16-20) unter die Fragmente gestellt; ist aus Glem. 
Rom. hom. XI, 8 ed. Lagarde p. HO, 16 — 21, zu Anfang und 
Ende wenig umgestaltet. S. auch oben S. 54 unter Nr. 17 Anm. 1. 

10. IlavtfAV ävanpiovcai al ipvxccl — (piqovxai nqog avtov. 
Maximus 656; Melissa Monac. fol. 84*, nach Grabe (bei Potter 
1020; D. III, 499, 4-12) auch im Barocc. 143 fol. 183». Ist 
aus Glem. Rom. homil. XVII, 10. Ebenso aus homil. XI, 11 
das was nur bei Maximus an das Vorige sich anschließt: ä^ct- 
va%oi nätrai al xfjvxoil — ovx exovciy, was gleichfalls seit 
Grabe unter den Frg. des Alexandriners steht. Gf. Hilgenfeld, 
Glem. Rom. epist. Ed. II p. 86. — Daß Epiph. haer. 26, 16 mit 
dg & ayiog KX'^fjbijg elnev auf die Disputation des Glemens von 



1) Im cod. Laurent, fol. 230^ folgt unmittelbar: 'HqäxXHJog vios 
btv xrA., was bei Combefis und auch in der Melissa des Antonius durch 
Sätze aus Antiphanes und Demostbenes davon getrennt ist. 



64 üpechte Fragmente. 

Rom mit AppioD inCleüi. homil IV, 16 sich bezieht, weiß man 
gleichfalls schon lange. 

11. ÜDter dem Titel äXlf} &€(OQla Kl^iievroQ ist aus Grabe's 
Nachlaß in die Fragmentensammlüngen von Potter 1022 bis zu 
D. III, 501, 12—19 ein Stück tibergegangen ohne jede Auskunft 
über die Herkunft. Es ist aber ein nachlässiges Ci tat aus Clem. 
Rom.hom. XVII, 7 ed. Lagarde p. 161, 34 - 162, 8. 

12. Grabe (bei Potter p. 1017 — 10 1 9) gab aus Macariüs 
Ghrysoceph. orat. XI in Lucam ein großes homiletisches Stück 
oder vielmehr eine Compllation solcher Stücke über den ver- 
lorenen Sohn heraus und Fabricius (opp. Hippolyti 11, .66—70) 
begleitete dies mit lateinischer Uebersetzung. Schon Grabe zeigte, 
daß jedenfalls die zweite Hälfte {ovtcog exei xal äxgtßwg ^ 
naqaßolri xzL Potter 1018, 40 ; Dindorf III, 506, 9) nicht von 
Clemens sein könne. Es wird darin Novatus (= Novatianus) 
erwähnt, und es besteht kein innerer Zusammenhang mit dem 
ziemlich einheitlichen Stück, welches vorangeht. Ehe der Ur- 
sprung beider Theile ermittelt ist, möchte ich nichts davon ab- 
drucken lassen. 

lieber angebliche Fragmente in der Catene des Nicetas zu 
Job s. oben S. 5 f.. 

XVII. YjtOTv:7tcSaeis. 

1. Eus. h. e. VI, 13, 2. ^ItrccQid^fiol ts Tovtotg (sc. totg 
(TrQ(Ofji(fT€v(ny) Btülp ol iniYSYQafAfjbipoi vnotvjKatretav avxov 
Xoyoi, iv olg opofiactl cog didacndXov tov Ilavcalvov iivq^o- 
v^vei, ix6oxdgf€ avtov y^ag>wp^) xal naqadofreig £xu^e/*£voc^). 



1) Valesius, Heinichen, Schwegler, Lämmer, Routh reT. s. I, 383 
ließen nach Rufinus drucken yQttipwVy v/rs doch offenbar müßig wäre. 
Das richtige y^aipoSv ergibt sich von selbst, sowie man Ix^o^^ in dem 
gewöhnlichen Sinn von ,, Auffassung/ Deutung'^ nimmt. Valesins selbst 
citirte dafür Orig. de princ. IV, 2 (§ 11 Delarue I, 168); Methodius bei 
Epiph. haer. 64, 13 ed. Petov. p. 535; Dionys. Alex, bei Eus. h. e. VII, 
25, 4. Cf. femer Clem. paed. I, 34 (ix^ix^a&ai t6 ^rfTov); Str.. II, IM 
(D. 11, 231, 13); Str. IV, 8 (D. II, 319, 18 ixSixovrai tjJv /(»«yW ; 
Str. VI, 108 (D. III, 205, 8. 12); str. VI, 124 (D. III, 216, 24 ix^e^a- 
fityoi. . . , naQaSidovTtg . . . ^laaacfovyjes rag yQaipdg); Str. VI, 125 
(D. III, 217, 11) ; epit. ex Theod. § 6. 

2) Auch ixU&inat u. ixrCd^eiat ist bezeugt. 



Hypotyposen Frg. 1—4. 65 

2. Eus. h. e. V, 11, 2. '^Og dij xal opo/jkatnl iy alg trvvi- 
ta^ey vnoxvTitüaetnv daäv dtdacxdlov tov Ilavtaipov iki^k- 
v^tat ^). 

3. Eus. h. e. VI) 14, 1. !Ej/ de tatg vnotvndaetTij ^vre- 
Xovzct elaetv, Tvaafjg T^g ivöia&^xov yQ€ig>^g i7m€V[Afi(Aiyag 
n€7ioltiTa& öifiyi^fTeig, fjttjde Tag äytiXeyofAeyag naQeX&dv, zi^v 
^lovöa Xiy(o xccl rag Xomäg xad-oXixäg iniaxoXäg t^y te BaQ^ 
ydßa xal Tfjy nitqov Xeyoiiipfiy änoxäXvxpiy. 

4. Photius, Bibl. cod. 109. Uverycaa&fj KX'^fieyrog UXelSay- 
dqiwg nqeaßvxeqov tevxn ß^ßXiaay tqCcc, my to [ley Sjtiyqa^^y 
eXaxey f^vnotvncitreig^, to de j^atQcoiiazevg^, to de „naidaytayog^, 
al iiey ovy vnoTvncaaeig diaXafAßdyovci negl QtiTdoy TtydSy Tiig 
te naXaiäg xal viag Yquip^g, coy xal xe(paXai(adäg äg^) öff^ey 
i^^yHtrly t€ xal eQfjtfjyelay noietTai. xal iy tigI fiey avxC^y 
ogd'c^g doxet Xiyeiy, iy ti(tI de nayreXcSg eig äaeßetg xal ftv- 
d-Adeig Xoyovg ixipiqexat. vXfiy te ydq äxQoyoy xal idiag mg 
äno Tiywy QfjtdSy eltrayofiiyag do^dl^ei xal toy vloy eig xxlfffAa 
xatdye&. exi de iibe%eii\f)vx(i<Teig xal noXXovg ngo tov ^u4dä[i 
xofffAOvg tegatevetai. xal ex tov I4dd(i tifv Eiiay ovx <»? o 
ixxXfi(na(Tnxbg Xoyog ßovXetai, äXÜ attrxQ^g te xal ä&ioag 
änotpalyetat, iilyyva&al te tovg dyyiXovg yvyat^l xal naido- 
noiety i^ avtdoy oyeigonoXet , xal f»ij (TaQxaod'fjyai toy Xoyoy 
dXXd do^ai. Xoyovg te tov natqog dvo teqatoXoymy dneXiyx^^^^y 
my toy fjttoya totg äy&qoinoig eniipayfiyaiy (läXXoy de ovde 
exeiyoy. ^fjffl ydq- y^Aiyevai (Aey xal o vlog Xoyog ofAOoyvfAiag 
t^ natqixt^ Xoytf , dXX ovx ovtog etmy o cäq^ yeyofievog, 
ovde (jkiiy o natqfaog Xoyog, dXXd dvya^jblg ttg tov &eoVy oloy 
änoqqoia tov Xoyov avtov yovg yeyofieyog tag tcSy dyd-qdnmy 
xaqdlag dianeg>oltfixe^. Kai tavta ndyta neiqätai dno qfjtoSy 
tiycoy xataiTxeva^eiy T^g yqa^^g, xal äXXa de [ivqla q^Xvaqei 
xal ßXatrqtfjiAel , elte avtog^ elte tig eteqog to avtov nqoamnoy 
vnoxqi^elg, enoi^&fjffay de avttf al ßXd(Tq)fif.ioi avta$ teqato- 
Xoylai iy tofioig oxtco, Xiyei de xal neql tmy avtmy noXXdxig^ 
xal anoqddriy xal (Tvyxexvfjbiycog &(meq e^nXvixtog naqdyei tä 



1) Woher mag Bufinus seiDe darüber hinausgebende Uebersetzung 
haben: Deuique ipse hie Clemens in septimo diapositionum (seine ge- 
wöhnliche Uebersetzung von vnoTvntoaetov) lihro Pantaeni tamquam ma- 
gistri et praeceptoris sui mentionem facit ? 

2) Bunsen, Anal. Antenic. I, 164 streicht tog. 

Zahn» Forschungen III. 5 



66 Hypotyposen Frg. 4—7. 

Qfltd. i de oXog cnonoq Affavel eqiiriveiai tvyxdvovtri %^^ 
reviaeaiq, z^g IS^odov, zäv WaX^i^v, zov S-elov HavXov rdSv 
iniffToXcoy xal rcoy xax^oXtxcSy xal tov ^ExxXfi(na(Tvov ^). fto^f/r^g 
di, eSg xal avrog yi/o*/, yiyove Havtalvov. äXXä zavza iikv 
al inozvndaeiq. 

5. Photius cod. 110. Ovdev de ofioioy exov(n ngog zag 
vnozvndi(Teig ovzoi ol Xoyoi^)' z(av ze yäq fiazalcop xal ßXatr- 
q>flfi(op änviXXayiiivQi 6o^(Sp xad'ecnvjxaai xzX, 

6. Photius cod. 111. Avzti de ^ tcöv (TZQ(Ofiazi(ap ßißXog 
iviaxov ovx vyidog diaXaikßavei, ov iiivzoi ye Sffneq al vnozv- 
nciaeig, äXXä xal nQog noXXä zcop ixet dia^idxetai. 

4. Buch. 

7. Oecumenius (I, 526 zu 1 Cor. 11, 10). „z/m zovg ayyi- 
Xovg^, ^O KXi^yi,fig ev zglrtf [vezaQztf]^) zäv tTtozvndffecoif ' 
äyyiXovg q^ficl zovg dtxaiovg xal evaqizovg, xazaxaXvnzic&fo 
oiy, lya fiij eig noqvelav avzoitg cxavdaXlCfi ' ol ydq ovzuig xal 
iv ovqavolg ayyeXoi xal xazaxexaXvfifiipfiv avz^y ßXinovciv^). 



1) Dies ist nicht, wie Bunsen 1. 1. I, 165 meinte , eine Emendation 
von Bekker, sondern Text des cod. Marcianus 450. S. die Erklärung 
des Zeichens ? bei Bekker zu p. 1, 5. ixxlrjaiaaxLxov hatte Hoeschel ; 
TOV xaS^olov Tofiov ixxlTjaiaOTtxov ist Bunsen's unglückliche Conjectur. 

2) d. i. Pädagogus und Protrepticus. 

3) Oecumenii commentaria in acta apostolorum , in omnes Pauli 
epistolas, in epistolas catholicas omnes etc. ed. F. Morellus. Paris 1631. 
2 voll. Die hierin enthaltenen Frg. des Gl. sind zuerst von le Nourry 
col. 1330 sq. aufgesucht, von Potter p. 1014 sq. abgedruckt und in der 
von diesem beliebten Form von den Nachfolgern wiederholt worden. 
Gramer hat hinter seiner Gatene zu den Korintherbriefen (vol. V, 460—477) 
die Gollation eines cod. Bodleianus „Auct. T. I, 7" mit dem Druck des 
Morellus veröffentlicht. Ich bezeichne diesen Godex im Folgenden durch 
B, den pariser Druck durch M, und wo Gramer's Gatene zu vergleichen 
ist, diese durch G. 

4) TQ^Ttfi M, dagegen B ovt(o KXijjÄrjs iv maQTtp vnorvntaasoiv. Diese 
Zahl wird die richtige sein; übrigens scheint dies in B wie bei den 
übrigen Gitaten des Oecumenius aus Glemens am Schluß des Frg. zu 
stehen. 

5) Da Oecumenius hierauf nicht, wie sonst regelmäßig beim Ueber- 
gang zu einem anderen Ausleger oder einer anderen Auslegung ein Stück 
biblischen Textes anfuhrt oder wiederholt, so könnte man geneigt sein, 
auch das Folgende noch dem Glemens zuzuschreiben: il Trjg tov dvdQog 
(pijfftv i^ovalag xaTa(fQov€Tg^ xav Tovg ciyyilovg aldia^ririf tva {irj avTolg 
iv tatjt (ptt£vy ry i^vQrjfiipy xal olov dvTaiQovütt xuTa trjg vno &€ov Cot 



Hypotyposen Frg. 8. 9. 67 

8. Oecumenius (tom. I, 637 zu 2 Cor. 5, 16) = Cat. Gram. V, 
385, 7 — 11 ^). „£* de xal iyycixafiey xarä (raqxa Xqi(T%ov^. 
"S}a7t€Q ^fiüSy^) To xatä aaqxa ia%l %q iv ayLaqxlaiq, xal %o 
e^co Tovtcop od xarä aaqxa, ovtco xal tov ^) Xqkttov to xata 
adqxa %6 sixeiy zoig (pv(Tixo7q na&etn, %6 firi Btxeiv de ov xava 
(Taqxa* äXX ^(Tneq, (ftjffiy, ixetpoq änfiXXdyfi, ovtoo xal ^fASig 
[ovxiTi, (prialp, eiep ifiTta&fjTÖp ffaqxl]^). ovtcog xal^) o Äii}- 
[Mig iv Teraqzif rcoy vnoTVTtdtTeoüp ^), 

9. Oecameniuö (tom. I, 645 zu 2 Cor. 6, 11, 12) = Cat. 
Cram. V, 311, 28—32'). j^H xaqäla fumv n€nXd%vuzat^ elq 
%o ndyra diddl^ai v(iäg' i(jb€ig de yytttSvoxiAqeiG&e bp %otq 
(TitXdfxvoig vfiäy^' , tovtiaxiv iv tjI nqog &eby dydnij^ ^ dya- 
nav fjbs oipelkexe. ovziög o Klruifig iv & vnojvndcecnv. 



imd-6£ai]g i^ovalag. Hierauf erst folgt ein neues Textwort. Aber mit 
Recht hat Potter dies nicht dem Clemens zugerechnet. Die Auslegung 
ist hier eine ganz andere, nämlich wesentlich die des Photias (Gramer V, 
212» 21). Wenn dieser den Clemens wegen seiner Deutung von Gen. 6 auf 
fleischlichen Verkehr der Engel mit Weibern scharf tadelt (s. oben S. 65)» 
so ist doch obiges Frg. kein Beleg dafür. 

1) Dind. gibt III, 493, 10 — 14 obiges Frg. nach Oecumenius und 
außerdem dasselbe 493, 20—30 noch einmal in erweiterter Gestalt nach 
Gramer, vol. 6 (soll heißen 5) p. 385. Aber das Plus bei Gramer (1. 1—6) 
geht auch bei Oecumenius voran. Es hat gar keinen Anspruch auf 
clementinische Herkunft. Bei Gramer läßt der neue Absatz (lin. 7 
t5a7i€g)y bei Oecumenius die Wiederholung der biblischen Textworte er- 
kennen, daß erst hier die Auslegung des Gl. beginnt. Bunsen p. 317 
hat dies und das folgende Frg. gegen das Zeugnis des Oecumenius und 
ohne Grundängabe dem 5. Buch zugewiesen. 

2) TifAtov M: ^v C. Die Abkürzungen s. oben S. 66 Anm. 3. 

3) Tov M: fehlt bei G. Im Folgenden ist die Interpunction bei M 
und seinen Nachfolgern, aber auch bei G verkehrt. 

4) ovxiti — aaQxi CB (hier ehv nad^jov): fehlt in M, ist sicher 
echt, aber wahrscheinlich zu lesen etrjfiev na&rizoi. 

5) xaC BG: fehlt in M. 

6) ^y J' vnoTvn(6a€tov C. 

7) Dindorflll, 494, 1—9 gibt auch hier neben dem Stück aus Oecu- 
menius (D. 493, 16 — 18) dasselbe noch einmal aus Gramer mit einem 
nicht dazu gehörigen Stück vorher (Gramer V, 391, 25—27). Diesmal 
ist es nicht durch neuen Absatz, sondern nur durch die Wiederkehr des 
Bibeltextes angezeigt, daß nur das oben Abgedruckte dem Gl. zuge- 
schrieben sein soll. Ebenso bei Oecumenius, bei welchem das angeblich 
erst durch Gramer Gegebene gleichfalls vorangeht. 

5* 



68 Hypotyposen Frg. 10. 

5. Buch. 

10. Eu8. h. e. I, 12, 1 u. 2. Tc^p S* ißdo[jb^xoyTa [Aad^fj- 
x&v xardloyog /ticr ovdelg ovda(Afi (pigezai. Xiyezai (A€v elg 
cLVT&v Baqvaßag yeyovivaij ov dia^OQCog iiev xal al nQCc^stg 
%&v änoctoXbüp iiAVfilJitOvevGav y ovx fjxKrTa de xal o llavXog 
FaXataig yga^coy. tqv%(ov d' slval tpaai xal 2(»(T&iyfiP toy 
afiba TtavXff Koqiv&loig imateilapra, ^ d^ i(rTOQia naqct KXii- 
fiepTi xaxä tf^v nifAnTf^y väy vnoTVTicicrecop , iv fi xal Kri^av^ 
neql ov (priffw 6 IlavXog' „ote de '^X&e Kfiq>äg etg ldvxi6%eiav, 
xa%ä nqQ(T(onov avv^ äpti(TXfiv^^ epa tpfjal y^TOvivai TcSy ißdo- 
fi^xopta (Aad^TcSy, o(jfi€OPV(ioy Ilitqff tvyxo^vovTa t^ anotmiXtif* 

Cf, Chron. pasch, p. 224 (ed. Bonn. p. 421). Ileql de täv 
nqoyeyQafifAivcop o' fiad^fittoy t<Sv fietä rovg i§t xovg ngoTeray- 
fiiyovg ItTToqei KXfjfifjg 6 cvyyqayevg iy vfi nifATiTfi zciy vno- 
tvnco<T€coy. 

In dem Verzeichnis der 70 JUnger Chron. pasch, p. 213 
(ed. Bonn. p. 400) steht an 2. und 3. Stelle: ß. Saoa&ipfig, oi 
[jbifjbyjiTa^ UavXog KogiyS^ioig irciotiXXtöy, y, Ktjffäg, ofnoyvfiog 
nizQOV, (p xal i[Aax^(TaTO IlavXog xaxä iovöalfffbov. Diese 
beiden sind ebenso, nur in umgekehrter Ordnung zusammen* 
gestellt von dem sogenannten Dorotheus (Chron. pasch, ed. 
Bono. II, 126) oder Hippolytus (Hippol. opp. ed. Fabricius I, 
append. p. 42). Die Unterscheidung von Petrus und Kephas 
findet sich auch in den theilweise sehr alten Jiaxayal diä 
KXfifieyTog^). Daß aber auch die Bemerkung über Barnabas 



1) Lagarde, rel. iuris eccl. gr. p. 74, 4. 5; 76, 31; 78, 29. Ein 
apokryphes Schriftcitat in GL str. I, 100, welches mit dieser Kirchen- 
ordnoDg ziemlich wörtlich übereinkommt, wies Lagarde zu p. 76> 7 nach 
und folgerte daraus praef. p. XIX, daß Clemens dieses Buch als hl. 
Schrift gekannt habe cf. Hilgenfeld N. T. extra can. IV, 94. 95. 105. 
Die sorgfältige Untersuchung von Erawutzki in der theol. Quartalschr. 
1882 S.^ 359 ff hat klar gemacht, soweit sich Derartiges überhaupt be- 
weisen läßt, daß eine wahrscheinlich in Egypten im 2. Jahrhundert ent- 
standene, auf dem Barnabasbrief beruhende katechismusartige Schrift {al 
(ft/o odol ^Toi nixQov xQtfitt?) von dem Verfasser der dtaxayal mit ka- 
nonistischen Bestimmungen zu einem nothdürftig einheitlichen Ganzen 
verarbeitet worden ist, und daß von diesem Redactor die Vertheilung 
des Stoffs auf die Apostel herrührt, also auch die zweimalige Einführung 
des von Petrus unterschiedenen Kephas. Unaufgeklärt ist aber nament* 
lieh noch Art und Ursprung der älteren kanonistischen Schrift, welche 



Hypotyposen Frg. 10. 11. 69 

im 5. Bach der Hypotyposen stand, ist wahrscheinlich, weil in 
diesem der Gaiaterbrief behandelt war, wo Barnabas dreimal 
erwähnt wird. Daß er zu den 70 Jüngern gehörte, behauptet 
Cl. auch Str. II, 116 (D. II, 220, 16) und Hypot. lib. VII frg. 19. 
11. Joannes Moschus, Pratum spirituale c. 176^). Nal 

durch den kanonistiscben Theil der iiarayaC als deren Grundlage hin- 
durchblickt. Gehörte dieser kanonistischen Grundschrift die Liste der 
12 Apostel oder apostolischen Männer an, welche jetzt an der Spitze der 
Starayal steht (Lagarde p. 74, 4—6), aber vom Redactor nicht ge- 
schaffen, sondern schon vorgefunden wurde (Erawutzki S. 397)? Dann 
könnte Cl. aus dieser sehr alten Grundschrift seine Unterscheidung des 
Kephaa von Petrus haben. Dagegen spricht nicht (Krawutzki S. 366 
Anm.), daß Cl. den Kephas für einen der 70 Jünger und nicht für 
einen Apostel hielt. Denn auch jene Liste nennt die 12 Männer nicht 
Apostel, hat auch schwerlich die kühne Absicht gehabt, die biblischen 
Apostel kataloge zu verdrängen. £8 hat der Verfasser wahrscheinlich ein 
späteres Stadium der apostolischen Zeit sich vorgestellt, in welchem z. ß. 
Jacobus Zebedäi schon nicht mehr lebte (Actor. 12, 2). Diese und 
andere Lücken sind durch persönliche Jünger Jesu in dieser Liste ersetzt. 
Das eine der dem Eephas in den Mund gelegten Worte Lagarde 76, 81 
paßt trefflich in den Mund des Kephas Gal. 2, 11. Er warnt vor Sünden, 
deren er sich selbst in Antiochien schuldig gemacht hat, vor Verursachung 
von Spaltungen und vor falschem Ansehen der Person. Auch mit dem 
kanonistiscben Theil der diarayaC berührt sich Cl. Alex, darin, daß er 
die 24 Aeltesten der Apokalypse als Vorbild des kirchlichen Presbyterats 
ansieht str. VI, 106. 107 cf. Lagarde 1. 1. 77, 30. Aber schwerlich wird 
man hier weiter kommen, wenn nicht die didaxh rav dnoaroktov aus 
dem cod. Constantinop. herausgegeben wird, aus welchem Bryennius uns 
den ganzen römischen Clemens gegeben hat. — Die vorstehenden Sätze 
gingen mir an demselben Tage zur Correctur zu, an welchem ich durch 
die Theol. Literaturz. 1884 Nr. 3 die erste nähere Kunde von der so eben 
erfolgten Veröffentlichung der „Apostellehre** erhielt. S. darüber am 
Schluß dieses Bandes. 

1) Migne tom. 87 col. 3045 nach Fronto Ducaeus. In den Auszügen 
bei Cotelier, Monum. eccl. graecae II ist dies Kapitel nicht erhalten. — 
In einem kurzen Tractat des „Theodoret, Bischofs von Tyrus" hinter 
Chron. pasch, p. 438 (ed. Bonn. II, 144) heißt es: ivQofny ovv ly roTg 
vnofivr^fjtaai rov ayCov SüOfQovlov xaX aXla fihv nlslaxa fiVfj/itjg a^ta, 
nkkä /Ätjy xal tovto, ort fiovov rov ayiov IlijQov 6 xvQiog ofxeiats x^9^^^ 
ißanriaiv, IliTQog dh livdQiaVy xal l4vd()ittg *Iax(üßov xal *I(odvvrjVf ovrog 
^k Tovg XoiTtovg naviag nnoaioXovg ^ xai ort ir^v Sianoivav r^fAtSv &€o- 
roxov 'Tüfdvvrjg aijv Ttp IliTQffi Ißccjitiasv, Letzteres wird wohl nicht, wie 
das Vorangehende, auf Clemens zurückzuführen sein; doch leidlich alt 
mag es sein. Cf Lambec. comm. de bibl. Caes. ed. Kollarius III, 138 sq. 
265. Gregorius Barhebr. zu Jo 11 (Comm. in ev. Jo. e thesauro myster. 
ed. R. Schwarz p. 16) schreibt: „Meister Ephraim sagt: Nachdem er 



70 Hy polypösen Frg. 11—13. 

aXij&äg ißaml(T&fi(Tav , xad'dg KX^iJ^g ö atqcofiatevg iv t^ 
7ti(jbnT<ff TOfi^ rcop vnotvndaetov ^iiiv^tai, (pfifft yaQ, to äno- 
(TtoXixöv Qfiiop i^fiyovybevoq zb Xiyov* j^evxaqiaxS , oti ovdiva 
vi^coy ißamiffa^ ' *0 XQiffTog Xiyetai IHxqov iiopov fießami- 
xivai, nitqoq de IdvdqiuVy ^Avdqiaq ^läxtoßop xal '/«ai^i^j/, 
ixetvoi de zovg Xomovq, 

12. Der Marcianus lat. class. XXI cod. 10 (saec. XIII) bat 
nach ValentiDelli; Bibl. ms. ad S. Marci Venetiarura, codd. Lat. 
tom. V p. 214 biDtcr der Historia scbolastica des Petras Com- 
estor von anderer Hand folgendes Kapitel: 

[Petrus et Paulus Romae sepulti sunt; Andreas Patrae civi- 
täte Acaiae; Jacobus Zebedaei in arce Marmarica; Joannes in 
Epheso; Philippus cum ßliabus suis in Hierapoli Asiae ; Bartho- 
lomaeus in Albone, civitate maioris Armeniae; Thomas in Colamia 
civitate Judae (!) ; Matthaeus in montibus Parthorum; Marcus 
Alexandriae; Jacobus Alphaei iuxta templum; Thaddaeus et 
Judas in Britio Edessenornm; Simon Cleophas qui et Judas, 
post Jacobum episc, CXX annorum crucißxus est in Jerusalem, 
Traiano mandante; Titus Cretae-^ Crescens in Galliis ;J Eunucus 
Candacis reginae, unus ex LXX apostolis, in Arabia quae felix 
est, ut , .^) Clemens in quinto libro hypotyposeon id est infor^ 
mationum. 

13. Oecumenius (tom. I, 763 zu Gal. 5, 24). „Ol de tov 
XqiffiQV %iiv ffäqxcc^, eha y %va (lij Xiyfoffi* xal xlq %av%a 
noiei; (ptiffli^' oitol elffiv oi xavta noiovv%eq, olitiveg tiip aaqxa 
%ov XqiffTOV, TOVtiffTi TO üixelov ffwfjba {ffäq^ yäg Xqictov %6 
^lAireqop ffdifia) ifftavqtoffav xal qIop ivixqtoffap and tcov ffcofiati- 
xdSy na&cdP, xal od fiopop to ffäfjba, oaop ^xep eiq %ä nd&fj, ifftav- 
qcßffap, ct^^a xal avxa xä na&ti, offop ^xep etq to inneXeiffS'at, 
naq avzdop efftavqtopTa^, xata TavtfiP t^p iqfMjpelap to j^de^ 
naqiXxetai. ij ovroog^)' xal tI Xiyoa, ^rfffip, ep xad-" ep dqetijg 



(Lazarus) auferweckt worden, taufte ihn Johannes der Evangelist und 
taufte seine Schwestern und die Theotokos**. Cf. auch den Hippolytus 
Thebanus in Canis. lect. ant. ed. Basnage III p. 29. 37. 

1) Die Puncte sollen wohl auf eine Lücke oder ein unleserliches 
Wort in der Hs. hinweisen; es scheint ein refert, testatur oder dgl. aus- 
gefallen zu sein. Fn Klammern habe ich gesetzt, was keinen begründeten 
Anspruch auf clementinische Urheberschaft hat. 

2) Potter 1015 und seine Abschreiber haben erst von hier an das 
dem. Frg. mitget heilt und hiezu die bei Oekumenius gar nicht hiezu 
wiederholten biblischen Textworte gestellt. Abgesehen von letzterer 



Hypotyposen Frg. 13. 14 71 

eldo^; eiGl yaq %iveq, ot xal iaxavqoatrav iavtov^, otTov nqog 
%ä ndd'fi, xal xä nccd'fi, itrov nqoq kavxovq, xata xavtriv Tiyi/ 
€Qikfiv€lav od naqiXxerai %d „^i^- y>oi de tov Xqkttov'*, tov- 
tiarip ovteq ^), riji/ eavTcoy aaqxa i(rtavQ(o<jai^. Ovtcog o ißli}- 
fiiig iv ne(jb7tT(f vnotvnciffeoay. 

14. Eu8. h. e. VI, 14, 2—4. Kai t^v nqog ^Eßqalovg de 
inicxoXiiv IlavXov iiev eivai (fijtri, yeyqäfpd'at de '^Eßqäloig 
kßqalxfi (poavriy Aovxäp de (piXoTificog avT^v [Aed'eqfAfjyevtTavTa 
exdovvai ToZg'^EXXfitnv, o&ev tov avtov x^wra evqliXxecr&ai xatä 
ttip eqfifireiay Tavrrig te tijg inKTToXrjg xal tcop üqal^eiav* [jb^ 
nqoyeyqafp&ai de %6 ^^TlavXog änoaxoXog^^ dxoxtog' ^lEßqaloig 
yaq, yi^er/j/, ini(niXX(aVj nqoXfjifJiy eiXfjtpoiTi xa% avtov xal 
vnonieifovciv avtov ^ Gvvetöig navv ovx iv dqxfi dnitqexpev avtov g 
to ovofia ^elg^K eha vnoßäg iniXiyei' ^f^ötj de (log ö fiaxdqiog 
eXeye Ttqeaßvteqog, inel b xvqiog änoctoXog mv tov navtoxqa- 
toqog änectdXfi nqog ^Eßqaiovg, did ybetqiofqta b ITavXog, coijdv 
eig td eO'Vij dnetTcaXfiivogy ovx iyyqdtpei kavtbv^Eßqaitav änO" 
(TioXoVy did t€ ttjv nqog tov xvqiov tifiriv, did ,t€ to ix ne^ 
qiovalag xal toig ^EßqaCoig inictiXXeiv, id^vcov xi^qvxa ovta xal 
dnoatoXov^^. 

Das letzte Stück von inel b xvqiog auch in Cat. Cram. VII, 



Willkür ist diese Abtheilung jedenfalls anmöglich ; denn darnach sollte 
dem Gl. nur die zweite, für sich unverständliche Hälfte einer exegetischen 
Erörterung angehören. Die Behauptung, daß nach einer gewissen Auf- 
fassung das (fl nicht überflüssig und schleppend sei, fordert ja nothwen- 
dig die vorangehende Behauptung, daß einer gewissen Auslegung das 
(fl überflüssig sei. Eher könnte man denken, daß nur die letzten Zeilen 
von dem ol ^k tov XgtaTov an, dem Gl. gehören sollen. Aber erstlich, 
ist das hierauf Folgende so unerheblich, daß darum schwerlich Gl. heran- 
gezogen und umständlich citirt worden wäre. Zweitens setzt das im 
Text des Paulus nicht vorhandene iecvrav vor augxa voraus, daß aus- 
drücklich eine andere Beziehung von (ra(»xa, nämlich die Verbindung mit 
Xqiötov^ abgewiesen werden soll. Eben diese Verbindung war aber in 
dem von Potter ausgelassenen Stück vollzogen, um dann durch eine 
bessere Auslegung verdrängt zu werden. Also muß derselbe Autor jene 
Erörterung zweier möglicher Auslegungen angestellt haben, welcher dies 
iavTtov geschrieben hat. Endlich enthält alles Obige nichts dem Stil 
und der Denkweise des Gl. Fremdartiges. Man wird nicht als Einwand 
gelten lassen, daß Gl., soviel ich weiß, naqklxEiv in diesem Sinne immer 
nur im Activ gebraucht str. VI, 133; VII, 41; VII, 51. — Bunsen p. 318 
hat dies Frg. dem 6. 7. oder 8. Buch zuweisen wollen. 

1) So emendirte Bunsen p. 318 das überlieferte Tovriatt nivomg. 



72 Hypotyposen Frg. 15. 16. 

286, 13—17 mit gleichgiltigen Abweichungen, von Dindorf III^ 
512, 10 als selbständiges Frg. aufgeführt. Der Catenenredaetor 
schreibt direct oder indirect den Eusebius aus, welchen er p. 278, 
16 hinter Theodoret's Hypothesis zum Hebräerbrief (Opp. ed. 
Schulze III^ 542) citirt hat. Es lohnt sich nicht, die theils auf 
Eus. h. e. VI, 14, 2 theils auf Eus. h. e. III, 38, 2 und somit 
theilweise auf Clemens zurückgehenden Bemerkungen Anderer 
zu erörtern z. B. Cat. Cram. VII, 115 (Severianus) ; Jo.Damasc. 
ed. Lequien II, 258. Die Zugehörigkeit dieses Frg. zum 5. Buch 
ist mindestens wahrscheinlich. 

6. Buch. 

15. Eus. h. e. VI, 14, 5—7. ^v&ig d' iv toTg avToTg 6 
Klfffifig ßißXioig negl zijg td^ecag x&v evayf'isXlcop naqadoGiv 
%C9P äpixa&€P nqecrßvTiQCOp Ti&eizatf xovtopexovcav top xqonov, 
nQoyeyqä^&ai eXeyep tcop evayyeXioip rä neqiixovtu Tag yeysa- 
Xoyfag, ro de xarä Maqxov ravzfjp icx^xivai trip oixoPOfiCap' 
%ov nizQov dfiiHfOClff €P ^PcofAfi xtjQv^aPTog top Xoyop xal npev- 
[Aat^ vo evayyeXiop i^einoptog^ Tovg naqopxag noXXovg optag 
naqaxaXitxai top Mdqxop, (ocräp axoXovO'i^O'apta avr^ noqqto&ep 
xal (ji,€(JifPfi(jbipop tcop Xexd'iptcop, äpayqdipai rä eiqtjfAipa^ noi^- 
(TapTcc de to edayyiXiop (AevadoSpcci roig deofiipoig avrov* oneq 
iniypopta top IHtqop nqoTQentixdog fi^ve x^XvCcci (ii^Te nqo- 
Tqixpacd-ai* top iiiptoi ^Icöctppijp ecxatop (TVPidoPTa, Ott tä 
(ro}[ji>atixä Sp toeg evayyeXioig ded^Xcotai, nqotqanipta vno 
tcop yp(oqffi(op, nP€V[iati ^eo^poqrid'ipra , npevitatixop noi^ffai 
evayyiXiop* toaavta b KXiii»>fig ^). 

16. Eus. h. e. II, 15. Ovtfa 6ri ovp'^) €nidfi(ji,i^(Taptog avtoeg 
toi ^elov Xoyov fj [lep tov Stfiaipog ctnicrßri xai naqaXQfjfAct (Tvp 
xal t(f äpöql xataXiXvto dvpafug, toffovto d^ iniXafiipsP talg 
tcop dxqoatcop tov lletQov diapolaig evffeßeiag (piyyog^ cog (i^ tfj 
eiffdna^ Ixccpcog i'xeiP dqxaitr&at dxofi M^^ "^S ^VQ^W '^^^ d^elov 



1) Die Zagehörigkeit dieses Frg. zum 6. Buch ergibt sieb aas der 
gleich folgenden Parallele unter Nr. 16. Cf. außerdem die adumbr. zu 
1 Petr. 5, 13. Nach diesen authentischen Aussagen des Gl. ist der fol- 
gende Bericht des Eusebius, in dessen Verlauf sich derselbe auf Gl. und 
Papias beruft, zu kritisiren. Er enthält in dem entscheidenden Haupt- 
punct einen Widerspruch gegen Gl. Gf. übrigens Heinichen z. d. St. 

2) varia 1. J' ovy. 



Hypotyposen Frg. 16. 17. 73 

xfjQvyfAOCTog didatrxalfy, naqccxXi^iTea^ ^) de navtolaig Mdqycop^ 
oi to evayyiXiov qiiqetai, ax6Xov9op ovra llitQOv XmaQrjtrai, 
(og av xal dia yqatpi'lg vnofAPiifjbcc vijg dia Xdyov naQadod'ela'fjg 
«VToJc xazaXelXf^oi didaoicaXiäg , firi TtqoteQOP re dpeevat,, ^ 
xaT€Qyä(ra(r&a$ xov ävdqa, xal TavTfj ah(ovg^) yevitrd'ai Tfjg 
%ov XsyOfiiyov xatä Mccqxop evayyeXlov yqayfijg, yyoyTa di ro 
nqax&iv tpaäi *) %qv anoatoXov AnoxoLXv\\)av%og ccvT(p zov npev- 
[Aatog ifi(r9ijpa$ Tjj tcop ävdqo^p nqo&Vfjbia^ xvq&trai t€ t^v 
yqa^^p eig eptev^iy zaig exxXfjfflaig {KXfjfAi^g iv exztf *) rcSv 
VTtozvTtcocecöP naqaxi&eizai zriv Itrroqlav, (Tvpenifiaqzvqei 6* 
atvtf xal 6 ^leqanoXhijg inl<Txonog ovoiiaxi Ilanlag)' zov de 
Maqxov fiPfifjboveveip zov Ilizqov iv zfi nqoziq<f imffzoXfj, fjp 
xal (Tvvzd^ai (patrlv in avzrjg T^cJ/iA^f, CfnialvSLV ze zovz avzop, 
z^p noXip zqomxcizeqop BaßvXcopa nqocemopza dia zovzcop* 
^äand^eza^ V(ji>äg ^ ip BaßvX&pi avpexXexzt^ xal Mäqxog o 
vlog fiov'^ 

17. Ens. b. e. II; 1, 3. KX^(A7jg de ip exztf z&p vnozvmi^ 
(recop yqdfpcdp (ode naqCatijtn' Ilizqop ydq (pfi(n xaVidxwßop xal 
^Icadppfip fierd z^p dpdXtiipiP zov awz^qog, cocräp xal imo zov 
xvqCov nqozerifififiepovg, fifi inidixä^ec&at do^ngj dXV ^Idxtoßop 
ZOP dlxaiop inltxxonop '^leqocroXvficop eXiod'ai^). 



1) Von ntt()ttxXijaeai — IlanCag theilweise wörtlich wiederholt von 
Victor Antiochenns im Prolog zum Commentar über Marcus mit der ge- 
nauen Angabe: xai ravTa svQijffsig Evaißioy tov KaiffaQtiag iy i^ 
&svT^^(j) rrjg ixxkTjaiaOTtxrjg laxoQCag Xoyt^ kv x€(fiaXa£(^ n6vr£xai$exdj(^ 
noawg ixxt^kfxivov» Zuerst griechisch gedruckt bei Combefis, Bibl. graec. 
patr. auctarium novissimum (Paris 1672) I, 436» sodann abgekürzt in 
Matthäi's Ausgabe des Victor (Hoskau 177öj tom. I, 3 sq., in Cat. 
Gram. I, 264, 10 — 16. Hier. v. ill. 8 reproducirt den Eusebius. Beda 
im Prolog zum Marcuscommentar (Migne 92 col. 132) wiederholt die 
ungenaue Uebersetzung des Rufinus, wonach Papias speciell für die auf 
seinen Namen folgende Bemerkung über Marcus in 1 Petr. 5, 13 verant- 
wortlich gemacht wird. Daß Papias den ersten Petrusbrief citirt hat, 
bezeugt allerdiogs Eus. h. e. III, 39, 16. 

2) Victor xttiJTriv aixiav. Derselbe bestätigt (nach allen angeführten 
Drucken) das obige xrjg xov Isyo^hov^ daneben ist bei Eus. bezeugt tijg 
XiyoiiivTig xov und xrjg ksyofidvov xov, 

3) (pao£ fehlt bei Victor; derselbe nachher Tjad^rjvat fiiv. BeiMattbäi 
ebenso, aber vorher yQa(piv statt nqax^iv» 

4) Victor: %xx7ji . . naQaxld-sxai , , avventf^aQxvQstxat ttvxt^ Si, Bei 
Matthäi und Gramer fehlt das oben Eingeklammerte. 

5) Gf. Michael Glycas ed. Bonn. p. 426. — Wüßte man, ob ein Zu- 



74 Hypotyposen Frg. 18. 

18. Maximus Conf. ^) scholl, in Dionys. th^ol myst. e. 1. 
IdvifViov de %ov%o „emd ovQapol^ xal iv %fi (TvyyeyQaiAfii^fi 
l4qi(T%(ovi %(^ ITßXXaitp diaXi^ei Ilanlcrxov xal ^Idfftovog, fjp 
(1. 6V) ^) KXfifiiig b ^AXe^aydqevg iv exTC^) ßißXltg toov vnoxv- 
ndcBcav %6v ayiov Aovxäv (pfiaiv dvayqdxpai. 



sammenhang und welcher besteht zwischen der alten Apokalypsis Petii, 
welche Gl. in den Hypot. behandelt, und der arabischen Schrift gleichen 
Titels, so würde auf c. 24. und 25. der letztern zu verweisen sein. 
Nachdem in c. 23 die Geschichte Christi bis zur Auferstehung geführt 
ist, folgt in c. 24: Quomodo dominus Jesus Petrum, Jacobum ac Johan- 
nem assumpscrit iisque dederit spiritum sanctum cum potestate sanandi 
morbos etc.; c. 25: Quomodo S, Petrus dominum Jesum Christum roga- 
vity ut sibi patefaceret mysteria recondita. Nach Tischendorf, apocal. 
apocr. d. XXII). 

1) Dionysii Areop. opp. ed. Corderius. Ed. nova, Paris 1644, 
vol. II, 242. 

2 ) Diese nothwendige Conjectur machte Grabe Spicil. II, 130, zeigte 
sich aber noch mehr geneigt zu der Annahme, daß Maximus die Worte 
des Clemens falsch verstanden und wirklich fjv geschrieben habe. Aber 
es läßt sich keine Vorstellung von einem Satz der Hypotyposen machen, 
welcher so hätte misverstanden werden können. Clemens hat also nicht 
die unsinnige Behauptung aufgestellt, daß Lucas der Verfasser des Dia- 
logs „Papiscus und Jason** sei, sondern die sehr erträgliche, daß der 
Jason jenes Dialogs der von Lucas Act. 17, 7*— 9 erwähnte Jason sei. 
Cf. Otto, Corp. apol. IX, 350. Die Behauptung Harnack's (Texte u. 
Unters. I, 1, 123; 3, 124), daß Grabe's Conjectur „einfach unerträglich** sei, 
ist unüberlegt. Maximus hat nur darum gegen die ursprüngliche Form des 
Titels (cf. Hamack 1, 117) den Jason hinter den Papiscus gestellt, um 
an den Namen Jason die Bemerkung des CI. anzuhängen. Ferner wäre 
«yayQdijfai (statt üvyyQailßai, avvraSao&ai, ygccxpai) ein befremdlicher 
Ausdruck für die Abfassung einer Schrift. Und die Schrift des Aristo 
mit dem Titel „ Disputation des Papiscus und des Jason** wäre doch das 
Object bei der LA ^v, so daß also Stellen wie Eus. VI, 14, 6 {dvayQd- 
\pai itt üqriiJLiva) gar nicht zu vergleichen sind. Wenn derselbe Maximus 
(Opp. Dionysii tom. II, prol.) von Eusebius bemerkt ov%^ ijlijv navjnlvov jovg 
novovg dveyQaipaTo , so will er ja nicht überflüssiger Weise verneinen, 
daß Eusebius der Verfasser der Schriften desPantänus sei, sondern daß 
er dieselben mit Titel und Namen angeführt habe. Das Wort ist ein 
gebräuchlicher Ausdruck für die ehrenvolle Erwähnung des Namens in einer 
öffentlichen Urkunde oder auf einem Monument, wie es die Apostel- 
geschichte für die altkatholische Kirche war, und die Kirchengeschichte 
des Eusebius für die späteren Jahrhunderte. Aehnliche Bemerkungen 
zu neutestamentlichen Stellen hat Cl. in den Hypotyposen mehrfach ge- 
macht (Frg. 10. IG). Endlich würde Maximus entweder seine Behaup* 
tung, daß Aristo der Verfasser sei, nicht so unbedingt hingestellt, oder 



Hypotyposen Frg. 19. 75 

7. Buch. 

19. Eu8. h. e. II, 1, 4 sq. 'O d^ avvog iv ißdoficp Tfjg 
avtijg vnod'i(T€(og er« xal zavza neql aitov (pfjali^' j^Iaxdßm tcS 
dixaiif xal ^Icadyvfj xal Uitqtf fAerä tifp ävactapiv naqidtaxe 
tfiy yvmtnp 6 xvQiog, ovxoi volg XomoXg änotTToloig naqidtaxav, 
ol de XoiTiol än6(JtoXoi rotg eßdofjb^xopra , &v elg ^p xal Baq- 
vdßag ^). 8io de yeyopao'iv ^Idxcoßoi, elg o dixatog, o xarä rot 
meqvyiov ßXfjS^elg xal vnb yyaqfiaig ^vX(p nXfiyelg elg ^dvarov^ 
exeqog de o xaqaTOfAfid^elgJ' Cf. Eus. h. e. II, 23, 3. Tov de 
Tflg rod ^laxAßov TeXevtijg xqonov ^dfi fiep nqoteqov ai naqa- 
ved^eiffai %ov KXfi(Aeyxog ifcaval ded^Xcoxaaiy^ and tov meqvylov 
ßeßXfjff^ai, ^vX(f ze T^y ngog d-dvatov nsrtXrlxd'ai avvov itTxo- 



die ganz abweichende und abenteaerliche Meinung mit Stillschweigen 
übergangen haben» wenn er sie bei dem von ihm so hoch verehrten Gl. 
gefunden hätte. 

1) Hier hat Potter p. 1015 das Frg. geschlossen, aber aus Eus. II, 
23, 3 (s. oben im Text) ergibt sich zweifellos, daß auch der folgende 
Satz bis xaqajofirifhsig noch dem Gl. angehören soll. Gf. Schwegler*s 
Selbstverbesserung hinter seiner Ausgabe des Eusebius p. 391. Mög- 
licher Weise gehören dem Gl. auch noch die 'weiter folgenden Worte 
avTOV ^ii TOV dixaiov xai 6 Ilavlog f4yriuoV€V€t yQcifptov' €T€Q0V ^h rtav 
ttnoOTolfav ovx tJ^ov, ei firj *Tdx(oßov tov dSeXtfov tov xvghv. Gf. die 
ähnlichen Bemerkungen in Frg. 10. 16. 18. Jedenfalls kann sich Eusebius 
nicht darin geirrt haben , daß er diese Bemerkung auf Jacobns den 
Bruder Jesu bezog. Gegen die Beanstandung des Ttp Sixait^ von Seiten 
Gredner's s. besonders die gründliche Erörterung von Lightfoot, Galatians 
(4. ed.) p. 272. Derselbe macht treffend darauf aufmerksam, daß die 
Ophiten, welche das dem Gl. wohlbekannte Egypterevangelium (str. III, 
45; 63-66; 92; 93) in Gebrauch hatten (Hippol. refut. V, 7 p. 136 ed. 
Gotting.), gleichfalls den Jacobus, den Bruder des Herrn, als eine 
Hauptquelle geheimer Tradition ansahen (Hippol. refut. V, 7 p. 134; 
X, 9 p. 502). Vielleicht ist also das Egypterevangelium die Quelle des 
Gl. Dem Bruder Jesu diese Rolle anzuweisen, war erträglich,, wenn 
man wie Gl. die Uebertragung der Geheimtradition an ihn in die Zeit 
nach der AufersteTiung Jesu verlegte, zu welcher Zeit die Brüder Jesu 
bereits gläubig waren (Actor. 1, 14; evang. Hebr. bei Hilgenf. N. T. 
extra can. IV, 17, 31)* Sehr zweifelhaft dagegen ist, ob Gl. str. I, 11 
(D. II, 11, 7) und Str. VI, 68 (D. III, 178, 14) diesen Jacobus im Sinne 
hat, wenn er ihn mit Petrus, Johannes und Paulus als Inhaber der ge- 
heimsten Erkenntnisse und Hauptquelle der Tradition zusammenstellt. 
Wahrscheinlich liegt dem ebenso wie der Zusammenstellung bei Tertnilian 
(Scorpiace 12) die Erinnerung an Mt. 17, 1 ff. und 2 Cor. 12, 4 zu Grunde, 
Gf. übrigens unten Anm. 15 zu den Adumbrat. und vorhin Frg. 17. 



76 Hypötyposen Frg. 20-25. 



Qfjxirog ... § 19. Tavta dia nXätovq, avv<fdä di rtf KX'^pbepvi 
xal 6 ^Hy^iTiTinog. HieroD. v. ill. 2 hat in Folge nachl&ssiger 
LesQDg dieses Kapitels die ganze Erzählung des Hegesippus 
dem Gl. angedichtet, und überdies Josephus und Hegesippus, 
die bei Eusebius scharf geschieden sind^ in unklarer Weise 
combinirt. 

20. Eus. h. e. 11^ 9; 2 sq. Hegl tovjov <f' i KXrigjbfi^ tov 
^Jaxcißov ^) xai IffToqlap fAv^fAfi^ ß^iav iv t^ tmp inotvndffecav 
ißdoftij Tcaqaxl^ettti, dcäp ix naQadoffetog xäv nqo adtoif g>d(ncü»Vf 
OTi dfi eltxayay^v avtov eig dtuatrtiiqiov, ikaqzvqiitrayta idtop 
avxovy xiPfj&eig tofboXoyfiaey elvai xal ttVTog iavzdv XQKTtiavop* 
<rvpaTfrjx9'i}(fciy qvp äpktpia, iffiai, xal xatä %iiv idov fj^icotrey 
d^e&fjptti aizi^ vrto xov ^laxdßov, o de oXfyoy (rxeipafAevog 
rtsiqfivfi <To&^ sine, xal xatetpikficev aitov, xal ovxo)g dfi^dzeQoi 
oibov ixaQaxofni&fjtray. 

21. Oecumenius (tom. 11^ 220 zu 1 Tim. 2; 6). j^KaiQoig 
tölotg^^ , (pi^ffly %ov%i(Ttiv Sxe entTiiöeiaig elxov nqog z^y nltruy 
ol äy^QtöTtoi. Ovxcog b Kl^fnig iv C vriotvnwaei&y, 

22. Oecumenius (II, 229 zu lTim.3, 16). ,:nq>»fi drriXoig'^' 
(a fivtn'^Qti^y, (Aed^ ^(leHy eldoy ol ayyeXoi %ov Xq^tTtoy TtQoteQi^y 
Qvx OQcoyteg — ovx «e zoeg äy&Qwnoig. OSzcag i KX'^fAiig iv 
z^ eßd6(j>(f zcSy vnozvnciffec^y, 

23. Oecumenius (U, 237 zu 1 Tim. 5, 8). „Kai (idXiCza 
zmy Oixel(av^\ Tdy Idlmy xal zday oixeltav ngopoei 6 fß^ ybopov 
zäy TiQOfffixoyztoy fiqovo&y^ äXXä xal avzog iavzov öia zov 
ixxonzeiv zä nd&fj, Ovzcog S KXrifi^g iv eßdop^df vnozvnwffemv. 

24. Oecumenius (II, 238 zu l Tim. 5, 10). ,,Ei dyltov nodag 
eviipe*^, zovzi(Tv&v ei^) zag icxdzag vn^qeG(ag dvenaiffxvvzti^g 
iSeziXetrev, Ovzcog 6 KXfififig iv ißdoiKf inotvncoffefov. 

25. Oecumenius (11; 242 zu 1 Tiip. 5, 21). ,yXfaqlg nqoxql- 
[Aazog^', olov^) ävev zov eXg zi nzaltravza ynonetretv zfj xqitrei 



1) d. b. der Sohn des Zebedaus. Es gebt bei Eusebius voran ein 
Citat aus Actor. 12, 1 f. Aus Rufin's Uebersetzung von Eus. h. e. 11, 9 
wird auch wohl das excerpirt sein, was nach dem Catal. des bibliothcquos 
des döpart. II, 72 sq, in einem cod. lat. 154 zu Troyes stehen soll: un 
mot de CUment d'Alexandrie sur ces mots: Occidit quidem Jacohum 
fratrem eins gladio, 

2) Morellus etg. 

3) So Morellus, tovrianv Potter. 



Hypotypoeen Frg. 26—28* 77 

Xffi t^ %^g naqaxp^g KoXdffCi. Ovtoag 6 KX^ptfig Sp ißiofMf 

26* Oecamenius (II, 248 zu 1 Tim. 6, 13). ,,Tov (AaqtvQfiiTap* 
zog irü IIovxlov, IliXdxov^-, ^EfiaqtvQfitTe yaq di mv enqavfevj 
o%4 adrig ia%$v o XQnndg ^) o vlog tov &sov. OStiag 6 Kliq^jL^ig 
iy ißd6(jf,(f vnotvnmcemp. 

27. Oecumenius (II, 249 [soll sein 263] zu 2 Tim. 2, 2). 
yMa nolXü^v (AaqfVQ<0y^^ TOvritTTt^ vo/jbov xal ngotp^iväif * tovvovg 
yän^ 0^) dni(noX9g STtoutto (idgtvQag Tot; Idiov xfiQVf^fLarog' 
OvTtog Q KX^gAfig iv ißioiAtp imnvndfremv. 

28. Hieher. gehört auch^ was Maxiraus Gonfessor (de variis 
diff. locis Dionysii et Giegorii ed. Oebler p. 60) von Pantänos 
zu berichten weiß. Denn erstlieh wissen wir nichts von Schriften 
des Pantänus, aus welchen Maximus dies hätte schöpfen können. 
S. unten Theil II Kap. 3. Sodann redet Maximus nicht von 
Pantänus allein. Der in der ganzen Mittheilung festgehaltene 
Plural wäre unverständlich, wenn Maximus hier aus einem 
Werke des Pantänus schöpfte, wenn also ol neqi Jlavtmvov 
nur jene periphrastische Formel wäre Air die Bezeichnung des 
einen Pantänus. Maximus muß also diese Erzählung einem 
Werk entnommen haben ^ in welchem von einem Kreis von 
Männern, unter welchen Pantänus die Hauptperson war, solches 
erzählt war. Nun wissen wir aber von Clemens und nur von 
ihm, daß er Schriftauslegungen und historische Mittheiiungen, 
welche er aus dem Munde des Pantänus und anderer älterer 
Lehrer gehört hat, schriftlich aufgezeichnet hat, und zwar be- 
sonders in den Hypotyposen, wie das weiter unten näher nach- 
zuweisen ist. Wir wissen ferner^ daß Maximus die Hypotyposen 
gelesen und anderwärts citirt hat (s. oben S. 74). Auch deutet 
er selbst auf seine Quelle hin, indem er den Pantänus sehr 
feierlich als Lehrer des großen Stromateus einführt. Nach alle 
dem dürfte es gewiß sein, daß folgende Sätze des Maximus ein 
Frg. der Hypotyposen des Cl. enthalten. Im schlimmsten Fall 
sind sie einem andern Werk des Cl. entnommen. 

TovTovg de ovg etpfiv tovg Xoyovg b [isv ^AqBonaytvvig ayiog 
Jiovvffiog ngooQKTfiovg xal &€£a ^eX^fiata xai>ei(T&ai vnb zijg 
YQaq>fjg ^(Aag ixdtdäffxet, ^0[Aol(og de xal ol neql nävtaivov 



1) XQiat6$ fehlt bei Klotz IV, 72 j Bansen p. 323. 

2) o mit Potter, fehlt bei Morellus. 



78 Hypotyposen Frg. 28. 29. 

TOP yepoiAepoy xa&fiyijt^p rov atgtofiaTicog fbeydXov KX^fievrog 
&e7a &eXriiiata vfi ^Qcc^fi ^iXov xaXei(rd^a£ ipaci, ''O&ep iqmtfi- 
&ip%eq vno tivcöp %&v e^oa naldevtnv YavQcoy, n&g y^pwcnceip 
ra ovta %ov &e6v dol^ä^ovaip ol XQKTticcpol, ineiXtitpozdap 
ixelpatp, poeqcog zä porjtä xal ala&fixix&q xa ahrd-tiTct yipdtrxeip 
avTop %ä opta, änexqlpapzo' (i'^ze aiffd^t^xmg %ä aic&iixä [ai^ts 
po€Q(Sg vä pofjTce' od yaq elpai dvpatop top insQ tu optu 
xccTcc To op%a Toip oPTmp dpTiXafbßdpea&ag, aVC cog Id^a d-eXi^- 
(jbUTa yipci(rx6ip avTOP Ta ipra ^afiip, nQ0(r&iPTeg xal tov 
Xoyov To evXoyop. Ei yaq d^eX'^fiaTi tu ndpra nenoltixe^ xal 
ovdelg äpregei Xoyog, yipcitrxeip de to l'diop &iXfi[Aa top d^eop 
evtreßig ts Xiyetp äel xal dtxaiop iarip, exaotop äs twp yByo- 
poTdUP d^iXiöP nenoifjxep, uqa <og Vdia ^eX^fAUTa & d^eig tu optu 
yipüiffxe^, inetöii xal S^iXtap tu optu nenoif^xep. 

29. Mehr oder . weniger Wahrscheinlichkeit spricht dafür, 
daß von den Frg. ungewisser Herkunft Nr. 5— 13 (oben S. 50 flf.) 
den Hypotyposen angehören. Ein wörtliches Citat, welches 
man übersehen konnte^ steht oben S. 65 unter Nr. 4: bei Photius. 
Ein anderes griechisches Frg. s. unten bei den lateinischen 
Adumbrationes zu 1 Jo. 2; 3. 



Adumbrationes in I Petri 1, 1-9. 79 



[Adambrationes Clenientis Alexandrini in epistolas eano- 

nicas.] 

Ex opere Clementis Alexandrini, cuius titulus est neql vTJcotvnoi- 
(TBtov, de scriptionibus adumbratis. In epistola Petri prima catholica. 

5 Benedictus dem et pater domini nostri Jem Christi, qui per I Petri 1, 3 
magnam misericordiam suam regeneravit nos. 81 enim deu8 
DOS grenuit ex kDateria, postea vero secundum profectam vitac 
regeneravit pater domini nostri^). Per resurrectioneni Jem 
Christi; secundum fidem nostram resurgit in nobis, sicut e eon- 

lOtrario moritur in nobis, nostra infidelitate faciente^). Dicebat 
autem iterum ^) , nunqnam reverti seeundo ad corpus animam 
in hac vita, neque iustam^ quae angelica facta est, neque ma< 
ligni; ne iterum occasionem peccandi per susceptionem carnis 
accipiat, in resurrectione autem utramque in corpus reverti. 

15Goniunguntur sibimet invicem iuxta genus proprium, secundum 
conpositionem alterius se quadam congruentia coaptantes sicut 
sagena vel aedificatio lapidum. Propterea Petrus inquit: et vos2, 5 
ipsi sicut lapides vivi aedißcamini domus spiritalis, — Cmtodi- 1, 4 
tum scilicet in caelis, locum signiiicans sedis angelicae. In vos, 

20 inquit, qui in virtute dei conservamini fide ac speculatione, per-i, 5 
cepturi finem fidei vestrae animarum salutetn, Hinc apparet, 1, 9 

1. Adumbrationes — canonicas M (davor inciptunt) P: ^ L (über 
dessen Generaltitel s. oben S. 11) | 3—4. Ex opere ~ catholica L (das 
Griechische pery hipothypotyposeon [sie] , daraaf descriptionibus als ein 
Wort, wie manchmal): ^ MP, letzterer daftir Clementis Alexandrini 
commentarius in I D, Petri canonicam | 6. enim L: etenim MP | 8. re- 
generavit pater etc. ohne Interpanction LM: regeneravit. Pater etc. P. 
Die Ziffern 1 ff. weisen auf die Anmerkungen hinter dem Text der 
Adnmbr. | 9. nostram LM: vestram P | resurgit L: resurgentis MP | 
10. nostra LM: id nostra P | 12. iustam LM: iniustam fieri P | quae 
angelica MP: quae quia elica L (erste Hand, der Gorrector machte 
daraas quae que angelica) \ maligni L: malignam MP | 13. occasionem 
MP: occasione L | 14. accipiat MP: accipiet wie es scheint L | utramque 
MP: veramque L, utrumque Klotz | 15- coniunguntur JAP : so auch durch 
Correctur erster H. in L, ursprünglich wohl coniungitur ] invicem MP: 
in vitam L | 16. conpositionem L: compositionem MP | «cMP: ad L | 
coaptantes MP: cogente L | 18. ipsi MP: ipsis L | spiritalis LP: spiri- 
tualis M (?) D I 19. caelis L: coelis P, cocKM(?) D | 20. in L: >MP 
perceptori L | 



80 Adnmbrationes in I Petri i, 10 — 2, 9. 

quoDiam non est naturaliter anima iDCorruptibilis, sed gratia 
dei per fidem et iustitiam et intellectum periieitur incorruptibilis. 

1, ioDe qua salute inquit exquisierunt et scrutaU sunt prophetae et 
cetera quae sequuntur*). Declaratur per haec, cum sapientia 

1, Hlocutos esse prophetas; et spiritum in eis Christi fuisse secon-5 
dum possessioDcm ; inquit, et subiectionem Christi; per archan- 
gelos enim et propinquos angelos, qui Christi vocantur Spiritus*), 

1, 12operatur dominus. Quae nunc inquit adnimtiata sunt vobis per 
eos, qui vos evangelizaverunt. Vetera^ inquit; quae per prophetas 
facta sunt et plurimos latent, nunc vobis revelata sunt per cvan- 10 
gelistas. Vobis enim, inquit, manifestata sunt per spiritum 
sanctum^ qui missus est, hoc est paracletum, de quo dominus 
Jo. 16, 7dixit: nisi ego abierOj ille non veniet. — In quem concupiscunt 
inquit angeli prospicere; non angeli apostatae, sicut plurimi sus> 
picantur, sed, quod verum est ac divinum, angeli qui desiderant 15 

1, 19profectum perfectionis illius adipisci, Sanguine 'mqmt pretioso 
sicut agni incontaminati et inmaculati. Hie tangit leviticas et 
sacerdotales antiquas celebrationes ; significat autem animam 

1, 20mundam per iustitiam, quae oflFertur deo. Praecogniti quidem 
inquit ante constitutionem mundi; primo quippe praecognitus 20 
ante omnem creaturam, quod erat Christus, manifestatus autem 

1, 23**w novissimis per generatum corpus. Regenerati non ex semine 
corruptibili, Corruptibilis igitur est anima, quae cum corpore 

1, 25simul profunditur, ut quidem putant*). Verbum autem domini 

inqnii permanet in aeternum^ tam prophetia quam divina doctrina.25 
2, 9 Vos autem genus electum, regale sacerdotium, Quoniam 
vero electum genus sumus dei electione, abunde darum est; 
regale autem dixit, quoniam ad regnum vocati sumus et sumus 
Christi ; sacerdotium autem propter oblationem quae fit orationi- 



2. intellectum LM: per intellectum P | 4. cetera LM: caetera P 
secuntur L | haec.L: hoc MP | 6 inquit L: > MP | 8. adnuntiata L: 
annunciata MP | 9. vos L (^Bvayy^hoccfiivov vfiag): vobis MP nach der 
Vulg. I 10. latent MP: latet L (vielleicht echter Gräcismus) | 11. mani- 
festata LP: manifesta M (?) D | 12. paracletum LMD: paraclytum P | 
16. adipisci MP: indi pici L (zwischen beiden ein verwischter Buchstabe 
oder Fleck im Pergament , und vor ci ein s übergeschrieben) | praetioso 
L I 17. inmaculati L: immaculati MP | 19. deo MP: dno L, aber n ra- 
adirt | 21. manifestatus L: manifestati MP | 23. quae MP: quaem L { 
I 24. quidem L: quidam MP | 25. tam in L erst von 2. Hand tibergeschrie- 

ben I 27. abunde darum MP : abundet lasum L | 28. et sumus LMP (auch 
noch Klotz richtig) : > D | 



Adumbrationes in I Petri 2, 23 — 3, 22. 81 

bus et doctrinis, qaibus adquiruntur anima'e, qüae offeruntur deo* 
Qui cum malediceretur, inquit non maledicebat ; cum pateretur,2t 23 
non comminabatur y dominus hoc titique per bonitateiü atque ; - 
patientiam. Tradebat autem inquit iudicanti se iniuste'^)^ sivo 
Ösemetipsuni (ut sit hyperbaton hoc modo se habens: tradebat 
äatem semet ipsum secundum iniustam legem iudicantibus^ quia 
inutilis erat illis, utpote iustus exsistens), sive tradebat deo 
iniuste iudicanteS; id est eos, qui eum nequissime eondemnabant 
et gratis neci eins instabant; ut snpplicia sumentes erudiantur. 

10 Qui enim inquit vult vitam diligere et videre dies bonoSyS, 10 
hoc est qui vult aeternus et incorruptibilis fieri. „Vitam" vero 
dominum dicit, „dies autem bonos'' sanctos. Quia oculi inquit 3, 12 
domini super iustos, et aures eins in preces eorum. Multiformem 
Spiritus sancti speculalionem'*) significat. VulfuS autem domini 

\^ super facientes malay hoc est sive iudicium sive ultio sive mani- 
festatio. Dominum vero Christum inquit sanctificate in cordibusS, 15 
vestris^). Sic habes etiam in oratione dominica: Sanctißcetur Mi 6, 9 
inquit nomen tuum, ^— Christus efiim inquit semel pro peccatis nostris 3, 18 
mortuus est, iustus pro iniustis, ut nos offerret deo, mortißcatus, 

20 quidem carne, vivificatus autem spiritu. Haec ad fidem eorum re- 
digens dicit; hoc est: in nostris vivificatus est spiritibus. Ad- 
veniens inquit praedicavit eis, qui quondam erant increduli.^^ 19. 20 
Speciem quidem eins non viderunt, sonitum vero vocis audi- 
erunt^). Cum smtineret inquit dei longanimitas. Ita est bonus • 

25deuS; ut etiam per eruditionem salutis operatur effectum. Peir 
resurrectionem inquit Jesu Christi y scilicet quae per fidem in 3, 21 
nobis eflfeeta est. Subiectis sibi angelis, qui sunt primus ordo3, 22 
profectus; subditis etiam potestatibus, quae sunt secundi ordinis; 

1. cMn L übergeschrieben | 3. atque (pacientiam) L: et MP | 4* in- 
quit L: ^ MP I 86 MP: ^ L I 5. w^ sit MP: ^ L | 6. iniustam L (von 
erster H. corrigirt statt urspr. iuste) MP | 7. erat illis LM : illis erat P j 
sive LM: ^P, i?e? D | 9. sumentes LMP: perpetientes D | 10. inquit hier 
L: Yor diligere MP | vitam in L aus viam corrigirt, ebenso 1. 11 | 11. et 
incorruptibilis MP: in L erst durch Correctur aus 6«^ (?) corruptibilis 

12. bonos LM: -j- hoc est P | inquit MP: in L übergeschrieben iquid 

13. praeces L | 14. sancti MP: sanctis L | 17- orationem L \ 18. inquit 
hier L: hinter nomen P, > MD | 23. sonitum L (das o über Ursprung*- 
Hohes i übergeschrieben): sonum MP | 24. sustineret L (ans^s^^x^To): 
sustinet MP | 25. operatur L {ut c. indic. au<3h zu 1 Jo. 3, 2 cf. Rönsch, 
Itala u. Vulg. p. 429): operetur MP | 28. profectus L (= r^g ngoxon^s 
cf. p. 79, 7 ; 80, 16 und nicht etwa an das profectus in coelum dieses 

Zahn, Forschungen. III. ß 



82 Adnmbrationes in I Fetri 4, 5 — 5, 13. 

Bubditis qaoque virtutibus, quae ad tertinm ordinem pertinere 
dedarantor. 
4, 5 Qui reddent inqoit rationem ei, qui paratus est iudicare 
vivos et mortuos. Hi secundum praeccdentia erudiuntur iadicia. 
4, 6 0b hoc Qtiam subinngit: Propter hoc enim et mortuis evangeli-ö 
zatus est, nobis videlicet qui qaondam extabamus intideles; ut 
iudicemur quidem secundum hominefn inquit in carncy vivant au-' 
tem secundum deum in spiritu. Qai a fide videlicet exciderunt, 
dam adhae in carne sunt; iudicantur secuDdum iadicia prsiece- 
dentia, at poeniteant. Idcirco etiam subnectit dicens: vivantiO 
i Cot, bf b secundum deum in spiritu, Sic Paulas quoqae; nam et ip^e 
Ulm. 1,20 tale aliqoid dicit, quem tradidi inquiens satanae, ut vivat spiritu. 
4, 10 — Sicut boni videlicet dispensatores multiformis gratiae dei, 
Hebr. 1, 1 Similiter etiam Paulus ^® ) : multifarie inquit et mtdtimodis deus oUm 
4, iSlocutus est patribus nostris. — Gaudete iuquit communicantes i^ 
passionibus Christi; hoc est; si iusti estiS; propter iustitiam 
patimini, sicut et Christus pro iustitia passus est. Beati inquit 
qttoniam qui est eius honoris et virtutis dei Spiritus super vos 
requiescit^^). Hie possessivnm ^^eius^' et angelicum spiritum 
significat, gloria quippe dei illi sunt, per quos secundum fidem20 
et iustitiam glorificatur ad gloriam honorabilem secundum pro- 
fectum introductorum fidelium. Potest etiam sie intelligi : ;,spiritus 
dei super nos^S hoc est; qui secundum fidem animae super venit 

4, iTveluti venustas quaedam et animi pnlcritudo. Quoniam inquit 

tetnpu^ iudicii inchoandi a domo domini. His ^^) enim in perse- 25 
cutionibus constitutis iudicium consequetur. 

5, 10 Deus autem inquit totius gratiae. „Totius gratiae" dixit. 
5, 13 quoniam bonus est et omnium bonorum dator est ipse. — Marcus^ 

Verses ist zu denken) : ^ MF | etiam LM : et vor dem ersten suh- 
ditis P I potestatihus MF: expotestatibus L | quae L: qui MF \ i. ad 
LMPD: ut Klotz | 4. praeccdentia MF: praecidentia L, aber 1. 9 hat 
anch L praeced,^ oder soll an beiden Stellen dnöTofia xQifAara tibersetzt 
sein? I erud, iudicia LMF: iudicia erud. D | 6. videlicet hier L: hinter 
quondam MF | infideles: letztes Wort auf fol. 3^ in L, dahinter fehlt ein 
Blatt, der ganze Rest der Auslegung von I Fetri | 7. inquit MF: ^ Klotz | 
8. qui M: quia P | 10. peniteant P | etiam M: et F \ \i, in spiritu hier 
M: vor secundum P | 13. videlicet MF: > Klotz | 14. etiam TA: et F 
multimodis MF: multis modis D | 17. 6« MF: > D | 19. hie MF: hoc D 
24. pulcritudo MD: pulchritudo P | 28. ipse MF: salutat vos Marcus 
filius meus •4- D (mit den älteren Ausgaben z. B. Ittig, Potter, Klotz, 
Bansen) | 



Adumbrationes in epist. Jndae ▼. 1—6. 83 

Petri sectator, praedicante Petro evangeliam palam Romae coram 
qaibnsdam Caesareanis equitibus et malta Christi testimonia 
proferente, petitus ab eis, ut possent quae dicebantnr memoriae 
commendare , scripsit ex his qaae Petro dieta sunt eyaDgelinm 
5qaod secandum Mareum vocitatur^'); sicüt Lucas quoqae et 
actus apostoloram stylo exsecntus agnoscitar et Pauli ad He- 
braeos interpretatas epistoläm. 

Explicit in epistola Petri prima. 

Incipit eiasdem in epistola Jndae catholica. 

10 Jndas, qui catholicam ^^) scripsit epistoläm, frater filiornm 
Joseph exstans valde religiosaS; et cum sciret propinqaitatem 
domini, non tarnen dicit se ipsum fratrem eins esse, sed quid 
dixit? Judas servus Jesu Christi, utpote domini; frater autem^. 1 
Jacobi; hoc enim verum est, frater erat ex Joseph ^*), Sub^ 

\f)introierunt enim quidam inqait homines impii, qui olim prae-y>^ 
scripti et praedestinati erant in iudicium dei nostri^ non nt fiant 
impii, sed exsistentes iam impii praescripti sunt in indicinm. 
Quoniam dominus deus semel poptdum inqait de terra Aegyptiy. 5 
liberans, deinceps eos qui non crediderunt perdidit, ut eos vide- 

20 licet per snpplicinm erudiret. In praesenti qaippe tempore 
puniti sunt et perierunt propter eos qui salvantur, donec conver- 
tantur ad dominum ^•). Angelos vero inquit qui non servaveruntv. 6 
proprium principatum , scilicet quem acceperunt secundum pro- 
fectum, sed dereüquerunt inquit suum habitaculum, coelum vide* 

25 licet ac Stellas significanS; apostatae facti sunt et vocati; in 



1. pälam hier MP : vor praedtcante D | 3. petitus MP (auch noch 
Ittig, Bansen): penitus D (zuerst bei Potter) 4. Fetro MD: a Petro P | 
6. agnoscitur Bansen: agnosceret MP | 8. explicit — prima M: explicit 
dement. Alexandrini comment. in epist, Petri J P, ^ D | 9. Incipit — 
catholica L, der hier wieder anfangt (das in übergeschrieben nnd wie 
bei ihm manchmal aber nicht immer epistuJa) M (^ catholica): Incipit 
eiusdem comment. in epistoläm Judae P, eliisdem adumbrationes in 
epistoläm Judae D | 11. Josep L | e^ L: ^ MP | 12. quid MP: quidquid 
L ) 14. ex L (das x über den Band geschr., aber von erster Hand): 
eiits MP, eins, filius Bonsen, vielleicht zu lesen eins ex, aber nicht noth- 
wendig | 15. praescripti MP: perscnpti L, ebenso 1. 17 t 16. in iudicium 
hier L: vor praescripti MP | 18. Aegypti LMD: Egypti P | 19. non LMD: 
> P I 24. videlicet ac LMP: scilicet et Klotz | 25. significans — vöcati 
MP: significato vocet etiam apostate et facti sunt exuacari L; diesem 
sinnlosen Worten liegt vielleicht die richtige LA zu Grunde. Obiger 
Text befriedigt nicht | 

6* 



64 Adumbrationes in epist. Judae v. 7—12. 

ittdicium inquit magni diei vinculis perpetüis steh caligine reser- 
mviL Vieinam terris locum; hoc est caliginosam aSrem significat. 
Vincula yero dicit amissionem honoris, in quo coDstiterant, et 
cnpiditatem iDfirmaram rerum , cupiditate qaippe devincti propria 

V. 7converti non queunt. Sicut Sodoma inquit et Gomorrha, quibusö 
^*' ^AA ^\l significat dominus remissius esse et eruditos paenituisse. Simi- 

V. ^liter quidem inquit et hi somniantes; hoc est qui somniant 
imaginatione sua, libidines et reprobas cupiditates bonum esse 
putantes; non illnd quod vere bonum est et omni bono superius. 
Camem quidem inquit maculant, dominationem autem spernunt^ 10 
maiestatem atUem blasphemanty hoc est solum dominum^ qui vere 
dominus noster est Jesus Christus et solus laudabilis. Maiestatem 

V. 9 inquit blasphemant, hoc est angelos. Quando Michael archan- 
^elm cum diabolo disputans altercabatur de corpore Moysi, Hie 

' . confirmat assumtionem Moysi ^''). Michael autem hie dicitur, qui 15 

per propinquum nobis angelum altercabatur cum diabolo. Hi 

V. \'Qautem inquit quaecunque quidem ignorant, blasphemant; quae- 

cunque autem naturaliter tamquam muta animalia noverunt^ in 

his corrumpuntur. Significat eos comedere ac bibere et rebus 

veneriacis indulgere, et alia eos perpetrare dicit, quae sunt 20 

communia cum animalibus ratione carentibus. Vae Ulis inquit 

V. ii quia in via Cain abierunt. Sic etiam peccato Adae subiacemus 

V. 12 secundum peccati similitudinem. Nubes inquit sine aqua, hoc est qui 

verbum divinum et fecündum in se non possident. Ob hoc, 

inquit, et a ventis et spiritibus violentis huiusmodi circumferuntur2b 

homines. Arbores inquit autumnales infructuosae^ infideles vidc- 

licet, qui nullum fructum fidelitatis apportant. Bis inquit ^^or- 

tuae; semel scilicet, quando delinquendo peccarunt; secundo 

1> magni LMPi magnae D | diei D: dei MP, de (mit vinculis zu 
,einem Wort zusammengezogen) L | 3. dicit L: dixitUF \ constiterant MF: 
constitu^rant L | 4. infirviaiumhyiP: infimarum Bunseu | 5. converti }iF*, 
conueri L | gomurra L | 6. paenituisse L: poenituisse MP | 7. quidem L: 
isdemM.^ iisdemF j hi LP: hicM. | 8. sua MP: sunt L (vielleicht richtig) { 
.9. est MP: esse putantes wie vorher L, aber durch Puncte notirt | 
11. blasphemant MP: davor nochmals spcrnunt L, aber punctirt | 13. u. 
15. Michael MF: Michahel L, derselbe archangelos, aber o punctirt uud 
u übergeschrieben | 14. Moysi zweimal LMP: Moysis D | 17. ignorant 
MP: davor inquit y aber punctirt L | 18. tamquam L: tanquam MP { 
20. veneriacis IMP : venereis D | 21. carentibus MP: currentibus L | 
.22. quia MP: qui ad L \ ^4, foecundum P | ob MP: ab L | 25. inquit ^ 
klotz I 2iß. inquit ]> Klotz | infideles LM: et infideles P | - 



Adumbrationes in epist. Jadae v. 13—24. 85 

vero, quando suppliciis contradentur secandum praedestinata dei 
iudicia; mors quippe reputanda est, etiam quando quisque 
haereditatem non continuo promeretür. Fluctus inquit ferocisv, 13 
maris. His verbis vitam gentilem significat, quorum ambitionis^®) 
5 abominabilis est finis. Sidera errantta, hoc est errantes et 
apostatas significat; ex huiusmodi stellis sunt, qui angelorum 
cecidere de sedibus, quibus propter apostasian caligo tenebrarum 
reservatiir in sempitemum, Prophetavit autem de his septimusw. 14 
inquit ab Adam Enoch. His verbis prophetam comprobat ^•), 

\QIsti sunt inquit «e^rejraw^es fideles a fidelibus, secundum piopriam v. 19 
infidelitatem redarguti, et iterum [nonj discernentes sancta a 
canibus. Animales inquit spiritum non habentes, spiritum scilicet, 
qui est per fidem secundum usum iustitiae superveniens. Vos 
autem inquit carissimi, superaedißcantes vosmet ipsos sanctissi^nay» 20 

^bvestra fide in spiritu sancto, — Quos autem inquit salvate dev* 23. 22 
igne rapientes^ quibus vero miseremini in timore^ id est ut eos, 
qui in ignem cadunt, doceatis ut semet ipsos liberent. Odientes 
inquit eam quae carnalis est maculatam tnnicam; animae vide- 
licet tunica macula est spiritus concupiscentiis pollutus carna- 

20 libus. Ei autem inquit qui potens est conservare vos sine offen- v. 24 
sione et constituere ante conspectum gloriae suae inmaculatos in 
laetitia: „In conspectu gloriae suae" dicit coram angelis, „in- 
ma-culatos autem constitnendos" angelos factos. Cum dicit Da- 

1. praedi.tinata L | dei LP: diei M | 2. iuditia L | 3. promeretür 
LMP: promerereturD | 4. ambitionisMP: aw6^<^one5, von erster Hand in — is 
corrigirtL | b. abominabilis JAD : abhaminahilis liP \ est finis LF: finis est 
M I 6. et apostatas MF : etpostatas als ein Wort L | qui angelorum über 
der Zeile nachgetragen in L | 7. apostasian L: apostasiam MF | 9. pro- 
phetam L: pfophetiam MF | comprobat MF: cum probat L | 10. sunt M: 
^LF I a fidelibus LMF: ab infidelibus D | 11. redarguti MF: redargui 
L I [non] schlage ich vor einzuschalten cf. str. II, 7 r(oy &h äyttav fiera- 
öt^ovai Toig xvaly dnayoQevsTat: ^LMF | sancta L (Über der Zeile 
nachgetragen) MF: ^D | 12. canibus MF: carnibus L (wenn ich nicht 
die Variante übersehen habe), so unter den Herausgebern wohl zuerst 
Fotter, während Ittig noch canibus. Bunsen ohne Kenntnis von P und 
den älteren Drucken wollte discernentes a carnibus animam ! \ inquit ^ 
Klotz I 15. quos . . . quibus L {ovg /nlu .^. ovg &^) : quosdam . . . quibus- 
dam MF I 16. ut LM: > F | 17. ut semetipsos in L erst durch Correctur 
hergestellt | 18. eam MF: eum L, aber das e ebenso wie auch schon das 
t vorher über Rasur, und statt u ursprünglich e \ 19. concupiscentiis MF: 
concupiscentis L | 21. inmac, L (wo aber — tis in laetitiae): immac. 
MP, dieselbe Variante 1. 22 | 23. Danihel L 



gg Adambrationes iu I Jo. 1, 1. 

Diel^) de populo: et venu in conspectu dominij non hoc dicit 
quoDiam vidit deum; hoc enim inpossibile est, nt quisqae dod 
mnodo corde videat denm ; sed hoc dicit, quia cuncta qaaeconqae 
faciebat popolaS; in coDspecta erant dei et manifesta illi con- 
stabaBt; hoc est qaoniam nihil absconditum est a domino. In 5 
evangelio vero secandam Marcnm interrogatos dominus a prin- 
cipe sacerdotnm, si ipse esset Christus , filius dei benedicti, 
^r^spondens dixit: ego sum, et videbitis filium hominis a dextris 
Mr. 14, ß28edentem virtutis. „Virtntes^ autem significat angelos sanctos. 

Proinde enim cum dicit a dextris dei, eosdem ipsos dicit prop-10 
Lc. 22, 69ter aequalitatem et similitudinem angelicarum sanctarumque 
virtutum, quae uno nominantur nomine dei. Eum ergo „sedere 
in dextra^ dicit; hoc est in eminenti honore et ifoi requiescere. 
Mt. 26, 63 In aliis autem evangeliis dicit dominus principi sacerdotum 
Lc. 22, 67 interrogatus , si ipse esset filius dei , non e contra respondens 15 
Lc. 22, 70 — sed quid dixit ? — Vos dicitis , satis bene respondens. Si 
enim diceret ^^sicnt vos inteliegitis^, mentiretur utique^ non se 
confitens filium dei, siquidem illi non ita de illo sentiebant. 
Dicens autem „vos dicitis^ vere locutus est; quod enim non 
sapiebant, verbis dicebant, hoc ille verum esse confessus est. 20 
Explicit in epistola Judae apostolica. 
Incipit eiusdem [in] epistola Johannis evan- 
gelistae catholica primade capitulis requisitis. 
1 Jo. 1» 1 Quod erat ab initio, quod audivirnus, quod vidimus oculis 

nostris. Gonsequenter evangelio secundum Johannem et con-25 
venienter etiam haec epistola principium spiritale continet^^). 

2. inpossibile L: imp, MP | 6. Marcum MF: Marci L | 9. significat 
LMP: significantD \ 10. enim L: etiam MP | 11. sanctarum quae L { 12. quae 
L: qui MP | uno L: ^ MP | eumh: Cum MP | 13. dextra MP: dextera L 
aber nur hier so | et ihi L: ^ MP | 14. dicit dominus L: dicitur MP | 
15. interrogatus L: interroganti MP | non e MP: nonne L | respondens 
L: respondisse MP | 16. dixit LP: dixerunt M | 17. intellegitis L: intelli- 
gitis MP I 18. siquidem L: sicut M, ^ P | 20. verbis LMP: et verbis 
Bunsen | 21. explicit — apostolica L (aber dies wie auch die folgende 
Ueberschrift von 2. Hand, mit Nachahmung der altertbttmlichen Schrift 
des Qeneraltitels) M (Jude apostoli), so aach P (nur Judae) \ 22. 23. in- 
cipit -^ requisitis L (ohne m, von 2: Hand größten Theils über Rasur): 
incipit eiusdem epistola Johannis (Joannis P) prima MP | 24. sq. Quod — 
nostris L: Quod vidimus oculis nostris, quod erat ab initio, quod au- 
divimtis M, quod erat ab, in,, qaod vid, o. n,, quod audivimus P 
25. consequenter L: consequens MP | evangelio LM: evangelium P 
convenienter L: conveniens MP | 26. spiritale LP: spirituale M (?) D 



Adambrationes in I Jo. 1, 1—5. 87 

Qnod ergo dicit ;,ab initio'^, hoc modo presbyter exponebat, 
quod priDcipium generationis separatom ab opifiois principio 
non est. Cam eDim dicit ;^qaod erat ab initio^, generationem 
tangit sine principio filii cam patre simul exstantis. ;,Erat^ 
5 ergo yerbnm aeternitatis significativam est, non habentis initiumi 
sicQt etiam verbam ipsam, hoc est filios, qaod secundam aeqaa- 
litatem substantiae onum cum patre consistit, sempiternum est 
et Jnfectum. Qaod semper erat yerbom; significatur dicendo tnJo. 1, 1 
principio erat verbum. Quod vero dixit ^qnod vidimas ocalis 

lOnostris^,. domini significat in carne praesentiam. Et manus 
inqait nostrae contrectaverunt de verbo vitae; non solum carnem 
eins^ sed etiam virtates einsdem filii significat, sicat radias solis 
nsqae ad haec infima loca pertransiens , qui radius in carne 
veniens palpabiiis factas est discipulis. Fertar ergo in traditi- 

15 onibas ^^)y qaoniam Johannes ipsom corpas, qaod erat extrinsecas^ 
tangens manam snam in profunda misisse et dnritiam carnis 
nullo modo relnctatam esse, sed locam manui praebuisse dis- 
cipuli. Propter qaod etiam infcrt: et manus nostrae eofUrecta- 
verunt de verbo vitae; contrectabilis atiqae factas est qui venit 

20 in carne. Sic et vita^ qtuxe manifestata est. Nam et in evan- 1, 2 
gelio sie dicit: Et quod factum est^ in ipso vita erat, et vita Jo. i, 4 
erat lux hominum. — Et nuntiamus inqait vobis vitam aeternam, 1, 2 
qtiae erat apud patrem et palam facta est nobis, Patris appel- 
latione significat, qaoniam et filius semper erat sine initio^^). 

25 Q^itt deus inqait lutnen est; non essen tiam divinam exprimit, 1, 5 
sed declarare volens maiestatem dei, qaod melius est et excel- 
lentius apud homines, proprie divinitati coaptavit; sie et Paulas 1 Tim. 6, 16 



1. praeslyter L | 4. tangit läF: augit (mit übergeschriebenem u) L 
5. c«« LP: > M (?) D | 6. filius quod L: fiUus dei MP | 7. consistit 
LMP: subsistit Klotz | 8. infectum L (erste Hand) MP: ineffectum der 
Conrector von L | semper MP: per L | 10. domini MP: dm (deum) L { 
et maniis MP: emamus L | 11. nostrae MP: nostra etL\ 13. infima LD: 
infirma MP | 15. Johannes L: Joannes P | 16. 6^ L (dahinter wie es 
/scheint von zweiter Hand ein e mit einem andern Bachstaben zwischen- 
geschrieben, aber wieder halb radirt) : et ei MP | durititiam M | 17. re- 
lnctatam LP : reluctatum M | manui LMD : manum P | 18. etiam L : et MP { 
infert MP: infereth | 20. sich: sicutMP \ 22. nuntiamus L: nunciamusMF \ 
inquit LP : > M (?) Klotz | 23. €«* LM : > P | nobis LMD : vobis P \ 
25. quia MP: quiL erste Hand, aber a übergeschrieben | 26. maiestatem 
MP : modestatem L \ 27. proprie divinitati MP : propriae divinati L | coap- 
tavit LMP: cooptavit D | 



88 Adumbrationes in I Jo. 1, 7 — 2, 1. 

lumen vocans inaccessibile. Sed etiam ipse Johannes in eadem 
4, 16ipsa epistola: Caritas inquit deus est^ virtutes significans dei, 
qüoniam Clemens est et misericors, et quia lumen^ hoc est instos 
secundum profectum animi per caritatem constituit. Lumen ergo 
deus, qui est inenarrabilis secundum rationem substantiae. Etb 
tenebrae inquit in eo non sunt ullae, hoc est nulla iracundia, 
nulla passio, nulla circa quemquam mali retentio, nullum per- 
•dens^ sed cunctis salutem tribuens. Lumen autem significat vel 
praecepta legis vel fidem vel doctrinam^ tenebrae vero horum 
contraria. Non veluti altera via sit; una quippe via est secun- 10 
dum praecepta divina. Monas namque dei opus est, dyas autem 
et quidquid praeter monadam constat, ex vitae perversitate con- 

1, 7tingit. Et sanguis inquit filii eins mundat nos; doctrina quippe 

domini, quae valde fortis est, sanguis eins appellata est. Quodsi 
1, \0 dixerimus, quod non peccavimus, mendacem facimus eum, et ver-ib 
bum eins non est in nobts, doctrina eins videlicet, si mentimur; 
verbum enim veritas est. 

2, 1 Et si quis inquit peccaverit, consolatorem habemus apud pa- 

trem Jesum Christum, Sicut enim apud patrem consolator est 
pro nobis dominus, sie etiam consolator est, quem post assump- 20 
tionem süam dignatus est mitte re ^^). Hae namque primitivae 
virtutes ac primo creatae, inmobiles existentes secundum sub- 
stantiam, cum subiectis angelis et archangelis, cum quibus vo- 
cantur aequivoce, diversas operationes efficiunt. Sic etiam et 
Moyse's Michagl angeli virtutem per vicinum sibi et infimum 25 
angelum vocat. Similiter quoque in prophetis ceteris invenimus. 
Sed Moyse quidem propinquus ac vicinus angelus apparuit; 
exaudivit eum et locutus ei Moyses manifeste facie ad faciem. 
Aliis autem prophetis secundum operationem angelorum motus 

1 . etiam L: et MP | Johannes L: Joannes P | 2. epistu^a L hier u.p. 83, 9, 
aber p. 86, 21. 22 epistola \ 6. non sunt ullae LMP: sunt nullae D | 
10. contraria (tovtcjv ra ivavrCa) MP: contrariae LD | 1?. quidquid L: 
quicquid MP | monadam LM (a über em geschrieben) P; monadem D | 
13. inquü hier L: hinter eius MP | nos MP: vos L | 16. eius MP: ^ L | 
videlicet si LMP: viz. sive Ittig, Potter, inquit sive Bansen, nur sive D | 
mentimur L: mutimur M, ^ P | 17. enim L: ^ MP | 18. inquit LMP: 
]> Klotz I hahemus LMD: huius P | apud LM: ad P | 21. hae MP: haec 
h I 22. inmohilesh: immoh. MP | existentes IM? : et exsistentes D | 23. cum 
L: et cum MP | 25. Moyses in L mit übergeschr. y \ Michahel L ] 
26. ceteris LM: centis P, sanctis D | 27. Moyse LM (soll ein Dativ sein, 
da Moysi als Genitiv gilt): Moysi P | 



Adnmbrationes in I Jo. 2, 2—7. 89 

quidam fiebat veluti audientiuni ac videntiuni. Idcirco et Boli 
audiebant solique cernebant^ sicuti etiam in Samuele mani- 
festatur. Eliseas etiam solus audiebat vocem, qna vocatus est. 
Si autem esset manifesta et communis vox, ab omnibus prae- 
ösentibus audiretur; nunc autem a solo, in quo inoperabatur 
motus^ qui ab angelo fiebat, audita est. Non solum autem inqait2, 2 
pro nostris peccafis dominus propitiator est, hoc est fidelinm, 
sed etiam pro toto mundo, Proinde universos quidem salvat, 
sed alios per supplicia convertens, alios autem spontanea ac 
lOsequente voluntate et cum honoris dignitate, ut omne genu ßec- P\uh 2^ 10 
tatur ei caelestium^ terrestrium et infernorum, hoc est angeli, 
homines et animae quae ante adventum eius de hac vita mi- 
gravere temporali. Et in hoc cognoscimus, quoniam novimus2, 3 
eumy si mandata eim custodiamus. 



15 'O (jL€y f^pcocTTixog ndvcMg 
xccl egya inireXet xa&tixoyra ' 
de %ä €Qya |/ia^] inneXwv 
ov ndvxoaq xal ypcoarixog 



i(ntp. 



Qui enim intellector est utique 
et opera pcrficit, quae pertinent 
ad virtutis officium; qui vero 
opera perficit; non continuo 
etiam intellector est. Potest 
20 enim esse rectarum operatiouum , non tamen intelligibilium sa 
cramentorum cognitor. Deinde sciens quaedam quidem opera 
perfici timore supplicii, quaedam vero propter repromissionem 
remunerationis, docefc perfectionem intellectualis hominis, per 
caritatem opera complentis. Proinde subiungit ac dicit; Qui 
25 vero custodit verbum eins, vere in hoc Caritas dei perfecta est; 2, 5 
in hoc enim cognoscimus, quoniatn in ipso sumus secundum fidem 
et secundum caritatem. Non mandatum novum scribo vobis^ sed2y 7 

2. etiam L: et MF | Samuhele L | 3. Eliseus L: Heliseus M, He- 
lysaeus P, Helisaeus D | etiam LD: enim MP | 5. inoperabatur LM: 
operahatur P | 8. salvat MP: salve L | 9. per MP: ad L \ ac sequente 
L: assequentc MP, assequentes D | 11. caelestium M: cel, L, coel. P i 
infernorum MP: in L zwischen r und orum Rasur | 14. eius custodiamus 
MP: in L von zweiter Hand am Rande nachgetragen und ein wenig ver- 
wischt eius custodit | 15. Die griiechischen Worte aus Jo. Damasc. sacra 
parall. ed. Lequien II, 398 mit dem Lemma KXrjf^. arQtafi. Die Tilgung 
des u^ fordert nicht nur die lat. Uebersetzung, sondern auch der Ge- 
danke. In L findet sich die sinnlose Wortabtheilung intellecto restitutique 
et opera. Derselbe virtutes \ 20 operationum MP : opinionem L, derselbe 
zwischen intelligihi und lium und vor sacr. Rasuren | 21 deinde L: 
demum MP | quidem L: ^ MP | opera LMD : propter opera P, ti in 
timore in L von zweiter üand übergeschrieben | 27. novum in L durch 
Correctur hergestellt 



90 Adumbrationes in I Jo. 2, 8—22. 

mandatum vetus^ quod habuisiis a principio, per legem scilicet 

Deut. 6, 4 et propfaetaS; ubi dicitar: imm est deies^^). Idcirco etiam infert, 

qaoniam mandatum vetus est verbum^ quod audistis. Iteram 

2, 8 autem dieit : Mandatum autem hoc est, quod tenebrae transierunt, 

perversionis scilicet, et lumen verum ecce iam claruit, secundam 5 

fidem scilicet, secundam praeparata iudicia in hominibus operans. 

2, 9 Qui dicit se inquit in lumine esse; in lumine dicit in veritate ; 

et fratrem inquit suum odit; fratrem videlicet dicit non solam 

proximum^ sed etiam dominum. Odiunt enim enm infideles et 

2, 10 non custodientes mandata eins; propter quod etiam infert: QuiiO 
diligit fratrem suum inquit in lumine permanet et scandalum 
in eo non est. Deinde profectus et provectiones significat ani- 

2, 12marnm adbuc in carne positarum; et ßliolos quidem vocat eos, 
quibus sunt remissa peccata propter nomen domini; nam multi 

2, 13 solo credunt nomine; patres autem perfectos apellat eos, qui 15 
intellexerunt quod erat ab initio et intelligibiliter perceperunt; 
filium videlicet, de quo supra dixit, quod erat ab initio. — 

2, i^Scribo inquit vobis, iuvenes^ quia vicistis malignum, lortes 
iuvenes contemnentes voluptates; malignum diaboli extollentiam 

2, 13 significat. Filii autem cognoscunt patrem^ ntpote qui ab idolis20 

5, 19confugerunt et ad nnum deum convocati sunt. Quoniam mundus 

% 16 inquit in maligno est. Nonne mundus et omnia, quae in mundo 
sunt, creatura dei dicuntur, et haec valde bona? Sed concupisceniia 
camis et oculorum et ambitio saeculi, quae ex vitae perversione 
continguut, non est ex patre, sed ex mundo est et ex nobis. Idcirco 25 

2, il et mundus pertransiet et concupisceniia eius; qui vero fecerit 

2, \^voluntatem dei et mandata eius, permanet in aeternum. — Ex 
nobis inquit exierunt^ sed non erant ex nobis, neque angeli apo- 
stataC; neque bomines cadentes, sed ut manifestentur , quoniam 
non sunt ex nobis. Cläre satis discernit genus electorum et 30 

2, 20 perditorum ; et illud quidem, quod in fide permanet, unctionem 
habet a sancto, quae fit secundum fidem; qui vero non permanet 

2, 22 in fide, mendax est et antichristus. Qui dicit inquit quia Jesus 
non est Christus. Jesus enim salvator et liberator, et Christus 

2. etiam L: et MP | inferet L | 4. transierunt: hier bricht der clemen- 
tlDische Text in L ab | 8. inquit hier M: hinter suum P, ^ Klotz { 
9. etiam M: e^ P | 11. inquit MP: > D | 13. vocat MP: vocare Klotz | 
18. inquit MP: > Klotz | 23. dicuntur MD: dicitur P | 25. nobis M: 
vohis P I 26. pertransiet MP: pertransit D | 28. inquit MP: > Klotz 
31. permanet MP: permanens D | 33. e* MP: ^ D | 



Adttmbrationes in I Jo. 2, 23 — 3, 16. 91 

rex. Qui negat filium ignorando eum , nee patrem habet neque 2, 23 
eognoscit eum. Qai vero cognoscit filium et patrem secundum 
scientiam novit , cum manifestattts fuerit dominus in seenndo2, 28 
adventu, fiduciam habebit et non confundetur, quae confasio est 
ögrande supplicium. Omnis inquit qvi facit imtitiamj ex eo2, 29 
natus [est], secundum fidem scilicet renatns. 

Propterea mundus non cognoscit nos, quoniam nee eum cog- 3, 1 
novit. Mundum dicit saeculariter in deliciis viventes. Dilectissimis^ 2 
inquit nunc ßlii dei summ, non naturali dilectione, sed quia 

10 patrem deum babemus; maior quippe est Caritas^ nt, cum nullam 
cognationem babeamus ad deum ^^) , diligit nos tarnen et fiüos 
suos vocat. Et necdum claruit quod erimus, boc est ad qualem 
perventuri sumus gloriam. Si enim munifestatus fuerit, boc est 
si perfecti facti fuerimus, similes ei erimus veluti requiescentes 

15 et iustificati mundi in virtute, ut ipsum vultum eius videamus, 
sicuti est, comprebensibiliter. Qui vero facit iniustitiam, ea?3, 8 
diabolo est, boc est ex parte diaboli eademque illi consectans 
et eligens. Ab initio inquit diabolus peccat, ab initio scilicet, 
a quo peccare coepit, inconvertibiliter in peccando perseverans. 

20 Omnis inquit qui natus est ex deo, non peccat, quia semen eius^, 9 
in eo manet, verbum eius videlicet in eo, qui secundum fidem 
renatus est. Sic filios dei intelligimus , sicut et ßlios diaboli 3, 10 
similia diabolo eligentes; sie etiam ex maligno esse dicitur3, 12 
omnis qui odit fratreni suum, homicida est. In boc enim se-3, 15 

2Ö8nndum infidelitatem Cbristus moritur; recte itaque subiungit 
dicens: Et scitis quia omnis homicida et infidelis non habet 
vitam aeternam in se ipso manentem. In mente quippe fideli 
vivens Cbristus permanet. Ipse enim pro nobis, boc est pro 3, 16 
credentibuS; animam suam posuit, boc est pro apostolis. Si 

30 ergo pro apostolis animam. suam posuit, apostolos autem eius 
dicit semet ipsos, tamquam si diceret: nos inquam, apostoli, 
propter quos animam suam posuit, debemus pro fratribus ani- 
mas ponere; salus quippe proximorum apostolorum erat gloria. 



5. eo M: deo F \ Q. est F , scheint unentbehrlich: ]> M | 10. deum 
MP: ]> D I 11. habeamus MF: habemus Klotz | diligit — vocat MP 
B. oben zu p. 81, 25 | 14. facti M: ]> P | 17. parte diaboli MP: patre 
diabolo D | eademque MP: eundemque D | illi schreibe ich {ra avra 
ixs{y(p) : nie M, > P | 20. est hier M: hinter deo P | 23. esse MP: >D | 
28. Christus MP: Christi D | 33. erat gloria MP: gloria erat Klotz | 



92 Adumbrationes in I Jo. 3, 20 — II Jo. 11. 

3, 20 Qiua maior est inquit deus corde nostro , hoc est virtus dei 
conscientia quae sabsequetui^ animam; propter quod subiungit 

3, 21 et dieit, quoniam cognosclt omnia, Carissimiy $i cor nostrum 
non redarguat nos^ fiduciam habehit apiid deum. — In hoc 

3, 2Acognoscitmis, quia manet in nobis, de spiritu quem dedit nobis,5 

secundum episeopatum scilicet et providentiam futurorum. 

4, 18 Perfecta inquit Caritas foras mittit timorem; perfectio nam- 

que fidelis hominis Caritas est, 
5; 6 Iste est inquit qui venit per aqiiam et sangiiinem, et iterum 
5, 7. %quia tres sunt, qui testificantur : Spiritus, qnod est vita, et aqua^XQ 
quod est regeneratio ac fides, et sanguis, quod est cognitio, et 
hl tres unum sunt. In salvatore quippc istae sunt virtutes salu- 

5, 14tlferae, et vita ipsa in ipso filio eins existit. Et haec est con- 

fidentia, quam habenms ad eum^ quia si quid petierimus secundum 
voluntatem eius^ audiet nos. Non absolute dixit „quod pctieri-15 
5, IQnius'', sed „quod oportet petere''. Et mundus omnis in maligno 
constitutus est, non creatura sed saeculares homines et secundum 
concupiscentias viventes. Et filius dei venit et dedit nobis intel- 
lectimiy secundum fidem scilicet advenientem in nos, qui etiam 
Spiritus sanctus appellatur. 20 

Explicit in prima epistola Johannis. 
luQipit eiusdem in epistola Johannis evangelistae 

secunda. 
Secunda Johannis epistola, quae ad virgines scripta, est sim- 
2 Jo 1 plicissima. Scripta vero est ad quandam Babyloniam, Electam 25 
V. 5. 6 nomine, significat autem electionem ecclesiae sanctae ^^). Astruit 
V. 7 in hac epistola perfectionem fidei extra caritatem non esse, et 
V. 9ut nemo dividat Jesum Christum, sed unum credere Jesum 
Christ4im venisse in carne; nam qui habet iilium in intellectu 
perceptibiliter, et patrem quoque cognoscit et magnitudinem 30 
V. lovirtutis eins sine initio temporis operantem intelligibiliter mente 
contuetur. Si quis venit ad vos inquit et hanc doctrinam non 
V. Wportat, non suscipiatis eum in domum et ave ne dixeritis ei; 
qui enim dixerit ave, communicat operibus eins malignis, Tales 
salutare prohibet et in hospitium suscipere; hoc enim in huius-35 
modi non est inhumanum; sed nee conquirere vel coudisputare 

1. inquit MP: ^ D | 2i. ad virgines MP: a virgine Bansen | est 
simpl, M : est simpl, est P, simpl. est D | 27. perfectionem M : perseeutionem 
P I 32. contuetur M : continetur P, continet D | 



Anmerkungen zu den Adumbrationen. 93 

cum talibns ammonet cos, qai non valent iDtelligiblliter divina 
tractare, ne per eos tradacantur a doctrina veritatis, veri gimi- 
libus indneti rationibus. Arbitror autem, qiiia et orare cum 
talibus non oportet^ quoniam in oratione, quae fit in domo, 
öpostquam ab orando surgitur, salutatio gaudii est et pacis 
indicium^^). 

Expliciunt adombrationes Clementis in epistolis canonicis. 

1. ammonet MP: admonet D | co« M: J> P | 7. expliciunt etcM.:'^ 
P. Was in beiden weiter folgt s. oben 8. 10. 13. 



Anmerkungen zu den Adumbrationen. 

1. Die Edd., welche gegen die Codd. pater domini nostri mit dem 
Folgenden als einen ßestandtheil des biblischen Textes verbanden, be- 
dachten nicht, daß dies in 1 Petr. 1, 3 nach des CI. eigener Anführung 
gar nicht verbunden ist. Cl. will die doppelte Benennung Gottes erklären. 
Einen und denselben nennt Petrus Gott als unsern Schöpfer, und Vater 
Christi als den, welcher uns wiedergeboren hat. Das vero ist wie hier ofc 
ein bloßes dk und dies nach bekanntem Gebrauch im Nachsatz angewandt. 

2. Derselbe Gedanke kehrt wieder zu 1 Petr. 3, 18 u. 21 ; 1 Jo. 3, 15. 
Cf. Str. VII, 76 Ti]V iv avrtß tov xvqIov dvaaraatv &o^aC(ov, 

3. Neben dem folgenden secundo, welches allein schon den Gedanken 
der Rückkehr stark hervorhebt, kann Herum nicht gleichfalls zu reverti 
gehören, sondern weist auf ein kurz vorher, in einem uns nicht erhaltenen 
Stück der Hypotyposen redend eingeführtes Subject. Der üebersetzer 
hat also den fragmentarischen Charakter des von ihm übersetzten Stückes 
nicht verwischt. Gemeint kann nur sein derselbe Lehrer, dessen Aus-- 
legung Cl. zu 1 Jo. 1, 1 mittheilt: „der Presbyter". Man beachte die 
Imperfecta dicehat, exponebat. Dieser „Alte** erklärt sich gegen die 
Seelenwanderung, wie Cl. selbst str. VIII (ecl. 17 s. oben S. 29, cf. unter 
den Frg. ungewisser Herkunft Nr. 39 oben S. 59). ad corpus in hac 
i)ita heißt: so zu ihrem Körper, daß sie nun wieder in diesem irdischen 
Leben neu zu leben anfängt. Daneben aber lehrte jener Alte, daß die 
abgeschiedenen Seelen der Gerechten Engel werden, ein Gedanke, den 
Cl. im Anschluß an ein Wort des Pantänus ecl. 5G. 57 ausführt. Auch 
zuJudaiB V. 24. Cf. str. IV, 153 olov ayysXog ri^rj yevo/Asyog ahv XQiart^ 
T€ iorai xtX. Auch str. VI, 107. 

4. Cl. ist wohl der erste christliche Schriftsteller, welcher sich dieser 
abkürzenden Citationsweise häufiger bedient: xal rä i$^g str. II, 5; 12; 
102, an diesen Stellen zugleich mit einem (cjg, aber auch ohne dies 
z. B. Str. VII, 84. 

5. Ueber die Lehre des Cl. daß die 7 obersten Engel der Geist Christi 
seien oder in der Schrift so genannt werden s. Vorläufiges oben.S. 53 
Nr. 13. Erst in den Adumbrationen und zwar nicht nur an dieser Stelle 



94 AnmerkuDgen zu den Adambratio^en. 

derselben wird die Behauptung des Arethas einigermaßen bestätigt. 
S. aber unten Anm. 25. 

6. Daß die Seele von Natur vergänglich, wird auch schon zu 
1 Petri 1, 9 gelehrt. Das Folgende würde nach der LA quidam nur als 
Lehre gewisser Leute bezeichnet, während doch Cl. selbst sich dieselbe 
durch die Art der Anfügung angeeignet zu haben schien. Durch quidem 
(big y€ otovrat) wird nur zugestanden, daß völlige Sicherheit für diese 
Behauptung nicht vorhanden sei. Auch Ecl. propb. 50 wird sie als 
Lehre eines der „ Alten ** vorgetragen, der auch den Schriftbeweis nicht 
schuldig blieb. — Gleich darauf (oben S. 80, 25) läse man lieber dominica 
statt divina; sowohl die Prophetie (= A. Testament) als die Lehre des 
Herrn (•= N. Testament). 

7. Cl. las also, wenn hier der Uebersetzer nicht geradezu seine Aus- 
legung an die Stelle des Originals gesetzt hat: iraQ^SCSov &h np XQlyovn 
aviov ad(x(og. Beide vorgeschlagene Erklärungen fordern die beiden 
letzten Worte, eine sonst durch Cyprian test. IH, 39 (ed. Hartel 
p. 149, 10); de bono patientiae 9 (p. 403, 22) zuerst bezeugte und auch 
von Hieronymus beibehaltene LA, während ein sicheres griechisches 
Zeugnis zu fehlen scheint, leider auch eine andere Anführung derselben 
Stelle bei Cl. Die zweite von Cl. zur Wahl gestellte Erklärung enthält 
zugleich einen Vorschlag, d^n Text zu ändern ; denn sie fordert anstatt oder 
hinter t^ xQiuovri noch t6v xqCvovtvi, Die in der Wortstellung liegende 
Schwierigkeit der ersten Erklärung, welche die Lateiner zum Theil be- 
seitigt haben (Cypr. p. 149 se iudid iudicanti inifMtef Cypr. 403 u. cod. 
Amiatinus se iudicanti iniuste), scheint den Cl. zu dem Wagnis der 
zweiten gedrängt zu haben. Zu Hyperbaton cf. ecl. proph. 56 (^ivravdtt 
vni^ßarov iartv) und die Bemerkung des Irenaeus (III, 7, 1 p. 182 
Massuet) über die Hyperbata bei Paulus. — Zu inutilis {tivaxQn^tog) cf. 
Jesaia 3, 10. — Das sumentes (81, 9), welches die späteren Heraus^ 
geber ohne Entschuldigung verdrängt haben, würde in einer rein lateini- 
schen Schrift allerdings den Unsinn ergeben „Strafen vollstreckend". Aber 
das griechische Ittfxßdveiv dCxriu^ rifKogiaVf ^rifiCav ist doppelsinnig, heißt 
auch Strafe empfangen, erleiden. Beispiele fUr beides gibt Steph. 
Thes. V, 66. 69. 

7&. Cf. str. VI, 155 extr. ayiov xax iniaxonifv nvivfia, speculatio 
Uebersetzung von intaxon^ auch S. 79, 20; episcopatus S. 9'i, 6. 

8. Auch Str. IV, 46 citirt Cl. diese Stelle mit tov Xqiotov statt des 
später verbreiteten t6v S-soy, 

9. Das wäre eine Anspielung an Job 28, 22: ^ anoSUia xal 6 ^- 
pttTog ilnav* ttxtjxoafiev cT^ avTT,g t6 xliog^ wenn nämlich Cl. str. VI, 45 
wirklich diese Stelle citirte: tfrial yovv ^ ygttffv* kiyBi 6 ^^tjg ry anu>- 
kiUr el^og filv aviov ovx Mofitv^ (pcDV^v ^k avrov rjxovaafASv, Dies 
kehrt nun beinah wörtlich hier in den Adumbr. wieder und möchte eher 
aus einem unbekannten Apokryphen genommen sein. Ea findet sich, nur 
ein wenig umgestellt, auch von den Naassenern citirt bei Hippel, refut. 
V, 8 p. 154, 8 ed. Gotting. und zwar in einem Zusammenhang, welcher 
sehr bald an die apokryphen Schilderungen des Descensus ad inferos 



Anmerkungen zu den Adnmbrationen. 95 

erinnert S. das Citat aus Psalm 24, 7 1. 1. p. 156, 31. Auffallend ist 
aber, daß CI. hier die Frage von der Predigt Christi im Hades nicht 
berührt. In str. VI, 45 (wo D. 111, 162, 26 die Interpunction Potter's: 
rl 6\ ovxl xtX, hätte beibehalten sollen) bezieht sich Gl. offenbar auf 
1 Petr. 3, 19. 20, nicht aber, wie ich im „Hirten des Hermas" S. 425 
behauptete, zugleich auch auf 1 Petr. 4, 6, eine Stelle, die ich überhaupt 
bei Gl. nirgendwo berücksichtigt finde außer hier in den Adumbrat. S. 82, 5, 
wo durch allegonsche Deutung jede Beziehung auf die Predigt im Hades 
ausgeschlossen ist. Gf. übrigens den ganzen Zusammenhang von str. YI, 
44-52; II, 43—47; epit. ex Theodoto 18, 

10. So unbedingt hat Gl. stets den Hebräerbrief dem Paulus zuge- 
schrieben s. unten zu 1 Petr. 5, 13; oben S. 71 hypot. frg. 14; str. 11, 8; 
12; 136; VI, 62. Lediglich als Uebersetzer, nicht als Redactor gilt ihm 
Lucas. 

, 11. Gl. scheint gelesen zu haben t6 r^s So^tig ttviov xaX öwdfjtfofg 
^€ov nyevfia. Ein avTov an dieser Stelle hat nach Tischendorf die 
äthiopische Version, ein solches hinter dvvafiatog der Sinait. von erster 
Hand. 

12. Wenn diese d. h. die als Haus Gottes bezeichneten Christen in 
Verfolgungen versetzt sind, so muß das Gericht bald folgen cf. 2 Thess. 
1, 5 ff. 

13. Dies ist nicht die Stelle, aus welcher Eus. VI, 14, 5—7 (hypot. 
frg. 15) schöpft, aber sie stimmt mit jener überein und dient gleichfalls 
zur Kritik der ungenauen Angabe in Eus. h. e. II, 15 (hypot. frg. 16). 
Das hiesige sectator ist = dxolovS-og (frg. 16), pälam = drifioaCtf (frg. 15). 
Zu Caesareanis equiUhus cf. Dio Gass. 60, 14, 1; 60, 16, 2 {vnb rtSv 
ntQl TOP NaQxicaov Kataagettav) ; 60, 17, 5; 60, 31, 2. Unter der Hof- 
dienerschaft, der oixi« toü KaCauQog Philipp. 4, 22, befanden sich auch 
Leute, die zum Bitterstand erhoben waren cf. Friedländer, Darstell, aus 
d. Sittengesch. JRoms, 2. Aufl., I, 75. 

14. Dies Prädicat gibt Gl. str. IV, 97 dem Schreiben „aller Apostel" 
in Act 15, 23; dem Judasbrief, der auch von Origenes oder seinem 
üebersetzer (Delarue IV, 549 A) epistola cathoUca genannt wird, jeden- 
falls in dem ^ übrigens auch in jenem Fall nicht ausgeschlossenen Sinn, 
daß er nicht an eine einzelne Gemeinde, sondern an einen größeren 
Kreis gerichtet sei. 

15. Bier ist deutlich, daß Gl. die zuerst im Protevangelium Jacobi, 
nachmals besonders durch Epiphanius (haer. 28, 7; 29, 3. .4; 51, 10; 
66, 19; 78, 7. 8) vertretene Ansicht über die Brüder des Herrn: Judas 
und Jacobus hegt. Sie sind Brüder untereinander und also auch Brüder 
Jesu von Joseph her, nicht von Maria, also Söhne Josephs aus einer 
früheren Ehe. Dem widerspricht aber auch nichts, was uns sonst von 
Gl. über diesen Gegenstand aufbewahrt ist. Daraus, daß er (hypot. 
frg. 17) Jacobus den Gerechten, den Bischof von Jerusalem, den von 
Jesus selbst bevorzugten Männern Petrus, Jacobus (Zebedäi) und Jo- 

. hannes gegenüberstellt, folgt nicht, daß er Jacobus den Gerechten auch 
für einen Apostel hielt und mit dem Alphäisohn identificirte, also die 



96 Anmerkungen zu den Adumbrationen. 

Ansicht des Hieronymus theilte. Der Titel Apostel kommt hier gar nicht 
vor. Ebensowenig läßt sich die Meinung des Hieronymus in bypot. frg. 19 
finden. Er nennt dort Jacobus den Gerechten z\^'eimal mit diesem Bei- 
namen des Bruders Jesu und stellt ihm , dem Petrus und dem Johannes 
allerdings die übrigen Apostel gegenüber. Das ist aber eine so gewöhn- 
liche Ungenauigkeit im Gebrauch von lomoC oder kXXol, daß Niemand 
etwas darauf gründen kann, zumal in diesem Fall, wo zwei wirkliche! 
Apostel Petrus und Johannes mit dem Nichtapostel zu einer Gruppe 
zusammengefaßt und dieser ganzen Gruppe die übrigen Apostel gegen- 
übergestellt sind. Den Alphäisohn berücksichtigt Gl. einfach nicht. 
Beweisend ist namentlich auch die Art, wie Eusebius h. e. II, 1, 2 die 
frg. 17 und 18 einleitet. Er spricht eben die in den Adumbr. zu Jud. v. 1 
vorgetragene Ansicht über Jacobus aus, beruft sich auf die Alten, welche 
ihn den Gerechten genannt und von seiner Erhebung zum Eplscopat be- 
richtet, und läßt dann die Sätze des Ol. folgen. Eusebius hat also jeden- 
falls den Cl. so verstanden, wie er sich zu Judae v. 1 wirklich geäußert. 
Und Epiphanius, welcher die gleiche Ansicht verficht, beruft sich un- 
mittelbar, nachdem er sie ausgesprochen, auf die Berichte des Eusebius, 
des Clemens und Anderer haer. 29, 4. Cf. besonders Lightfoot, Galatians 
(4. edit.) p. 2l\. 272, welcher mit Recht auch gegen den Verdacht einer 
Interpolation durch Cassiodor geltend macht, daß dieser sicherlich eher die 
Ansicht des Hieronymus hineingebracht hätte. Cl. folgt einer zu seiner 
Zeit schon nicht mehr jungen Tradition. Das Protevangelium des Jacobus, 
welches Origenes zu Mtth. 13, 55 (Delarue III, 462 J neben dem Petrus- 
evangelium als Quelle dieser auch von ihm begünstigten Ansicht anführt, 
und welches sie wirklich enthält (c. 9 Ev. apocr. ed.^ Tischend, p. 18), 
ist sehr alt. Es bleibt sehr wahrscheinlich, daß schon Justinus es ge- 
kannt hat (cf. dial. 78 Iv anriXaCi^ mit Protei. 18; apol. I, 3 5 das com- 
binirte Citat mit Protev. 11; dial. 100 niariu xal /(^qkv Xaßovaa mit 
Protev. 12). Daher hat auch das syrische Frg., welches schon dem 
Justinus die Meinung des CK. über die Brüder Jesu als Söhne Josephs 
aus erster Ehe zuschreibt, ein Vorurtheil der Echtheit für sich (Justini 
opp ed. 3 Otto III, 2, 374). Cl. beruft sich str. VII, 93 für die unver- 
letzte Jungfrauschaft der Maria auf eine Sage (cpaal), welche wir im 
Protev. 19. 20 lesen. 

16. Cl. las ort xvQiog 6 &€6g ana^ Xaov Ix y^g Alyvnrov atoOag xtX., 
dagegen in paed. III, 44 ort 6 &e6g äna^ ix yrjg Alyvmov Xnov amatig. 
Die Stellung des ana^ ist nur im Gegensatz zu der LA der codd. ABCL 
etc. (ei^orag nntt^ nuvxa oii) eine ähnliche. Cl. bezieht das Gericht, 
wovon Judas redet, auf die Verwerfung des an Christus ungläubig ge- 
bliebenen Israels und erinnert an die Rom. 11 entwickelte Gedanken- 
reihe: Strafe Israels zum Heil der Uebrigen, aber schließliche Bekehrung 
und Wiederannahme cf. str. II, 42. 43; VI, 117-120. 

17. Wahrscheinlich geht auf diese avdXrjiptg Mtoüaicjg auch das zu- 
rück, was Cl. Str. I, 153 (tax^v 6h xa\ iqCtov ovofxa Iv ovQtty(p fisrn 
ji}v dvdXri\piv, Sg qaoiv ol ^varai^ MeXxi) und Str. VI, 132 über Moses zu 
berichten weiß. Das Ansehn des Buches in der Kirche von Alexandrien 



Anmerkaugen zu den Adumbrationen. 97 

bezeugt noch Didymus zu dieser Stelle des Judasbriefes, indem er gegen 
Solche polemisirt, welche den Brief des Judas und die „Assumtio 
Moyseos" verwerfen (Migne 39 col. 1815). Für Cl. steht Michael so hoch, 
daß er diesen nicht direct, sondern durch Vermittlung eines ihm unter- 
geordneten, uns Menschen näher stehenden Engels mit dem Teufel streiten 
läßt. S. unten Anm. 25. 

18. Mit ambitio wird unten (1 Jo. 2, 16) dXa(ov€ia übersetzt, cf. Cypr. 
test. III, 11, wo Vulg. superbia bat. — quot-um bezieht sich auf das in 
gentilis (l&vix6g) steckende eS^vri, Sonst würde eorum schwerlich fehlen. 

19. Auch bei der von mir recipirten LA. prophetam ist, wie vorher 
(Anm. 17) für die Assumtio Mosis, so hier für das Buch Henoch 
Judas als Zeuge angerufen. Cf. Tertull. cult. femin. I, 3. Vielleicht 
hat Gassiodor, der an dieser Verherrlichung des apokryphen Buchs An* 
stoß nehmen mochte, durch Tilgung eines Worts oder mehrerer den 
Ausdruck dunkel gemacht. Gl. citirt ecl. 2 t^ ^Eytox ^^ cf^ijxort* xaX 
Moy rag vXag naaag^ ein Gitat, welches Dillmann, Buch Henoch S. 121 
mit Henoch 19, 3 identificirt. — S. 85, 19 ist gegen die Hss. wohl ma- 
eülata zu lesen. 

20. Weder in Daniel, noch sonstwo finde ich eine wirklich ent- 
sprechende Stelle. Westcott (Dictionary of Ghr. Biogr. I, 564) hält den 
ganzen Abschnitt bis zum Schluß der Erklärung des Judasbriefs für 
eine einem anderen Theil des Werks angehörige Glosse. Aber der Zu- 
sammenhang mit dem Gegenstand der Auslegung ante conspectum gloriae 
suae = coram angelis scheint mir bis zu Ende deutlich zu bleiben. — 
Bald darauf p. 86, 9 bedarf das significat keiner Aenderung ; das einzelne 
Textelement virtutes (wofür aber in Anbetracht des vorangehenden 
Gitats vielleicht virtutia zu lesen) wird als invariabel behandelt und zum 
Subject gemacht. So z. B. zu 1 Jo. 2, 13 „malignum^ didboli extoh 
lentiatn significat, 

21. Das principium spiritale des Evangeliums wie der Epistel des 
Johannes muß an das nvevf^aTixbv edayyiXtov hypot. frg. 15 erinnern. 
S. übrigens unten Kap. 2 des II. Abschnitts. 

22. Mag Gassiodor hier wieder (s. Anm. 19) einen zu seiner Zeit 
verpönten Apokryphentitel verwischt haben, oder Gl. selbst so unbestimmt 
auf at TTctQUi^offBig verwiesen haben, jedenfalls citirt er hier die negMoi 
^liodvvov des Leucius, welche im Anfang eines erhaltenen Frg. den Jo^ 
hannes erzählen lassen : Zlork ßovXofiBvog toi/ ^Ftjaovv xQaTrjaai iy vho6u 
Ttal na/st adfiati nQoaißaXXoVy ccXXots <f^ TidXiv ^rjXaipdSvrog fiov ctdrov 
ttiiXov ^v xaX datufiarov t6 vnox€lfisvoy xal (6g firif^k oX<og ov, Cf« meine 
Acta Joannis p. 219, 3 — 6 u. GXL. Zu einem maßvollen Doketismus, 
hat sich Cl. auch sonst bekannt. Ohne Kritik referirt er Valentin's An- 
sicht über das Essen und Trinken Jesu str. III, 59 cf. VI, 71, und das 
trotz aller Polemik gegen die . eigentliche ^oxtjaig. 

23. Cf. z. B. den Satz, welcher auch bei Äthan asius stehen könnte, 
str. V, 1 : ov fXTjV ov^h 6 naxriQ aV€v vlov * afia yccQ J(p „TranJ^** viov ttccti^q. 

24. Cf. paed. I, 49: ro avro aga xal alfi« xal ydXa toü xvglov 
nd&ovg xal öiSaoxaXCag avfißoXov. Auch Adumbr. zu 1 Jo. 5, 8 S. 92,11. 

Zahn, Forschungen III. '^ 



98 Anmerkungen za den Adambrationen. 

25. Das Folgende hält Westcott (Dict. of Christ. Biogr. I, 564) für 
ein darch Zufall hieher versprengtes, vielmehr zu Jud. 9 gehöriges Stück. 
Doch wohl mit Unrecht. Cl. faßt Christus und den hl. Geist hier zu- 
sammen als TiQtoToyovqj' ^vvttfieis xal ngtoToxitaToi, Cf. str. V, 89 inl 
T^ff aoifCag lijg ngatToxtCaToy T(p S-iiß, — str. VI, 58 tov nQcoroyovov 
vlov . . . (fo(fia ^h ovTog ttQTjTctt nQog a7iaVT(ov Twy 7tQO(priT(i5v cf. Str. IV, 
156; epit, ex Theod. 20 (wo Cl. selbst redet): inl tov nQtojoxiiaTov 
S^eov Xoyov. Das Gleiche gilt nach unserer Stelle auch vom Geist, über 
welchen Cl. sonst wenig Bestimmtes lehrt, den er wie die Alten so oft 
in seinen Speculationen über das Verhältnis des Logos zu Gott und zur 
Welt regelmäßig übergeht z. B. str. VI, 57. 58; VII, 5-9. Hier aber 
wird von diesen beiden obersten Kräften gesagt, sie unterscheiden sich 
von den ihnen untergeordneten Engeln und Erzengeln durch ihre in 
ihrem Wesen begründete sittliche Unveränderlichkeit. Aber sie theilen 
mit diesen die Namen. Dem entspricht die Hedeweise des Cl. auch sonst, 
z. B. Str. VI, 143 inra fiiv eiaiv ot . . » nQODToyovot äyyiltov «(>;jfoyr€ff, 
oder epit. ex Theod. 10: aqxdyyiXoi ot ngtotoxtiaToi und sehr ausführ- 
lich ecl. proph. 56. 57. Da sind überall wirkliche Engel gemeint und 
besonders an der letzten Stelle ihre Entwicklungsfähigkeit und -bedürftig,- 
keit besprochen. Es ist ein von Cl. manchmal vorgetragener Gedanke, 
daß die Gesammtheit der mit Vernunft und Willensfreiheit begabten 
Wesen' von den im Fleisch lebenden Menschen an bis zu den obersten 
Engelfürsten eine in beständiger, stufenweise fortschreitender Entwicklung 
begriffene Reihe bilde. Menschen werden Engel (s. Anm. B), Engel 
werden Erzengel. Der Terminus für diese Entwicklung ist nQoxontj 
(str. II, 75 Big vioS-iaiav xaXel trjv fisyCutriv naüwv nQoxonijy cf. ecl. 56. 
57 D. III, 476, 10. 14. 21) profectus hier oben S. 79, 7; 80, 16; 81, 28; 
82, 21 ; 83, 23 ; 90, 12). Gerade im schärfsten Gegensatz zu dieser 
Anschauung von den Menschen und Engeln gelten ihm Christus und der 
hl. Geist als immobiles secundum substantiam. Auch die Siebenzahl 
jener obersten Engel (str. VI, 143) darf uns nicht verführen, sie mit der 
inräg tov nvav/narog (paed. III, 87) zu identificiren. Die dem Sohn 
und dem hl. Geist „untergeordneten Engel und Erzengel" werden nur 
gelegentlich mit denselben Namen benannt (aequivoce vocantur, 6fi(ovv- 
fxfog xaloüviai) wie jene unveränderlichen obersten Kräfte. Da auch die 
Engel Geister sind und von jeher dem Sohne (und Geiste) als Mittler 
jener Offenbarungen gedient haben, werden sie auch Christi Geister oder 
Christi Geist genannt. Diese auf Apoc. 5, 6; 4, 5 zurückgehende An- 
schauung (str. V, 35 oben S. 93 f.) verwerthet Cl. zu 1 Petri 1, 11. Der 
kühne Satz des Petrus, daß die Propheten Christi Geist gehabt haben 
sollen, erklärt sich ihm daraus, daß ja auch die höheren und niederen 
Engel, welche so vielfach die alttestamentlichen Offenbarungen vermittelt 
haben, Christi Geister (oder Geist) heißen. Doch bleibt der Unterschied 
von dem eigentlichen hl. Geist, dem Parakleten, den der erhöhte Christus 
sendet, vollkommen gewahrt und wird ausdrücklich hervorgehoben (S. 80, 12). 
Zu 1 Petri 4 , 13 (S. 82) schwankt Cl. , ob der Geist der Herrlichkeit 
und Macht Christi nur die Engel bezeichne, welche durch Beschützung 



Anmerkungen zu den Adumbrationen. 99 

und Leitung der Gläubigen die Verherrlichung Gottes herbeiführen, oder 
den hl. Geist, welcher die Seelen der Gläubigen ziert. Ausführlich han- 
delt er zu Jüdae v. 24 von der Synonymik zwischen den Ausdrücken 
„zur Rechten der Kraft" und ^zur Rechten Gottes**. Die Engel werden 
mit dem einen Namen Gottes benannt. Solche Substitution findet aber 
auch statt zwischen den verschiedenen Rangstufen der Engel. Daß 
Moses es in seinem Verkehr mit Gott mit dem Erzengel Michael zu thun 
gehabt habe, scheint dem Gl. auf Grund der Assumtio Mosis selbstver- 
ständlich zu sein (cf. oben S. 88, 25 mit S. 84, 15 ; 80, 7) Daß aber Moses in 
seinem Pentateuch diesen Namen nicht gebraucht hat, sondern nur gelegent- 
lich von einem namenlosen Engel des Herrn redet, macht ihm keine Sorge. 
Es war wirklich nur ein dem Menschen nahestehender, untergeordneter 
Engel, mit dem Moses von Angesicht zu Angesicht redete, wie es auch 
bei. den übrigen Propheten durch Engel gewirkte Sinneswahrnehmungen 
gewesen sind, durch welche sie Gottes Stimme zu hören meinten. Aber 
hinter dem mit Moses verhandelnden vicinus et infimus angelus steckte 
Michael arcJiangelus ; und auch bei dem Streit um Mosis Leiche soll 
man sich trotz des Wortlauts von Judae 9 und der Assumtio Mosis einen 
untergeordneten Engel denken, durch welchen der in höchsten Regionen 
gedachte Erzengel dies Geschäft verrichtete (oben S.84, 15). Hinter Michael 
aber steckt der sich offenbarende Gott d. h. der Logos. Als Engel 
erschien der Logos in aktestamentlicher Zeit, bis Jener mystische Engel 
als Jesus geboren wird** (paed. I, 59). Die Vergleichung von Stellen 
wie Exod. 32, 34 (citirt paed. I, 58) mit 33, 14; oder 33, 9. 11 (woran 
hier oben S. 88, 28 angespielt wird), mit 33, 20, oder 14, 19 mit 13, 21 
legte diese Betrachtungsweise nahe. Es bleibt nur die Frage, inwiefern 
die Benennung Christi als naQKxXtjTog^ welche an die gleiche Benennung 
des hl. Geistes erinnerte, dem Gl. Veranlassung gab, über den speci- 
fischen Unterschied und zugleich über die Synonymik dieser unveränder- 
lichen Urkräfte mit den ihnen untergeordneten Engeln und Erzengeln zu 
reden. Man möchte vermuthen, ihm sei nuQttxXrjTog auch als Engelname 
bekannt gewesen cf. Hiob 33, 23 Targum «ü'^bp^D «"in «5Nb73. Er hat 
ja einen gebornen Juden zum Lehrer gehabt. 

26. Die am Rand citirte Stelle wird Gl. im Auge haben, bezieht sie 
aber auf die Einheit des in beiden Testamenten redenden Gottes. Als 
Hauptzweck des beabsichtigten biblischen Werks bezeichnet er schon 
Str. IV, 2 'dva dsixvvt/ni S-ebv xal xvqiov TravTOXQaroQu rbv <f<a vofiov 
xa\ TTQotpTjTCJV j TTQog 6k xttl Tov fXttXUQ^ov ivuyyeKov yvriaCfog xsxrjQvy^ 
fiivov. 

27. Cf. Str. II, 74 6 S^sog $h ovösfiCav ^/ei uQog i^fiag (pvaixrjv 
axifftVj s. auch § 75. 

28. Das Bedürfnis, die apostolischen Briefe nach kurzen, die Be- 
stimmung derselben ausdrückenden üeberschriften citiren zu können, ist 
in Bezug auf die paulinischen mit Einschluß des Hebräerbriefs sehr früh 
befriedigt worden. Tertullian mag nicht Unrecht haben, wenn er voraus- 
setzt, daß schon Marcion das nQog ^Etfeaiovg vorgefunden habe, adv. 
Marc. V, 17. Später und daher mit viel weniger allgemeinem Erfolg hat 



100 Anmerkungen zu den Adumbrationen. 

man auch einigen der katholischen Briefe solche Titel gegeben. Den 
ersten Brief des Petrus citiren Tertuliian (Scorp. 12) und Cyprian (test. III 
ed. Hartel p. 148, 18. 23; 149, 6) als Petrus ad Ponticos nach 1 Petri 
1, 1. In der „Scriptura sancta secundum antiquam translationem**, wie 
sie Cassiodor abschreiben ließ, führten beide Briefe des Petrus den Titel 
ad gentes (Cassiod. instit. divin. liter. 14), der erste denselben auch in 
Gassiodor's Complexiones in epist. apost. (Migne 70 col. 1362), bei Juni- 
lius Instituta regul. I, 6 (Eihn, Theodor von Mopsuestia S. 478), im cod. 
Fuldensis derVulgata (ed. Ranke p. 407), im Lect. Luxoviense (Mabillon, 
Lit. Gallic. p. 166) und im Sacram. Bobiense (Mabillon, Mus. Ital. I, 2 
p. 297. 313), in letzterem aber auch Jacohus ad gentes p. 283. 351, 
Johannes ad gentes p. 344. Im Fuldensis wird der Jacobusbrief unter- 
schrieben als epistula Sei Jacobi ad dispersos^ dagegen in dem 
Codex Cassiodor's (instit. div. lit. 14) ad duodecim tribus. Diese 
nicht einmal übereinstimmenden Titel der Briefe des Petrus und Ja- 
cobus scheinen auf dem Boden der lateinischen Kirche entstanden 
zu sein. Sie zu schaffen, kostete nicht viel Nachdenken und Kunst. 
Anders möchte es sich mit der Ueberschrift ad Parthos verhalten, welche 
der erste oder der zweite Brief des Johannes oder auch alle drei nach 
vielfachem Zeugnis lange Zeit getragen haben. So, wie es scheint, alle 
drei in Cassiodor's „antiqua translatio" (instit. div. lit. 14), der erste 
Brief in Cassiodor*s Complexiones (1. 1. 1370). Letzteres ist bei den 
Lateinern ziemlich gewöhnlich gewesen. Der älteste Zeuge dafür ist 
Augustinus in Quaest. ev. II, 39, 1 (Ed. Bassan. 1797 vol. IV, 351). 
Daher ist auch der Titel seiner zehn Tractate in epistolam Joannis ad 
Parthos (vol. IV, 1091), welchen auch Possidius im Indiculus librorum 
Augustini c. 9 (vol. XV, 820) so angibt, als authentisch zu betrachten. 
Der Africaner Vigilius, wenn anders dieser der Verfasser der Schrift 
gegen Varimadus unter dem Namen des Idacius Clarus ist, citirt nach 
einer Anführung des Evangelisten Johannes die unechte Stelle 1 Jo. 5, 7 
mit den Worten Item ipse ad Parthos (BibL P. Maxima V, 729 B). 
Daß diese Tradition nicht auf lateinischem Boden erwachsen sei, wird 
schon dadurch wahrscheinlich, daß ein lat. codex Genevensis dem Brief 
die Ueberschrift gibt: Incipit epistola ad Sparthos (Sabatier zu 1 Jo.); 
denn dies weist doch zweifellos auf ein durch Dittographie aus nQog 
ITdQS^ovg entstandenes ttqos JSnaQ&ovg zurück. Die griechische Herkunft 
der Tradition ist aber auch direct bezeugt. 

In einem dem Beda zugeschriebenen Prolog zu den katholischen 
Briefen (Migne 93 col. 10) heißt es; Deniqiie multi scriptorum ecclest- 
asticorurriy in quihus est sanctus Athanasius, Alexandrinae praesul 
ecclesiae^ primam eius (d. h. des Johannes) epistolam scriptam ad Parthos 
esse testantur. Wie unsicher diese Angabe an sich ist, so gewinnt sie 
I doch ein gewisses Gewicht dadurch, daß einige griechische Minuskeln dem 

zweiten Brief die üeber- oder Unterschrift ^Imavvov iTnarokrj ß' tiqos 

IldQ&ovg geben. So eine Hutington'sche Es. in Oxford, deren hier in 

I Betracht kommender Theil dem saec. XI zugeschrieben wird, als Ueber- 

I Schrift nach Mill, Nov. Test. (1707) p. CLX cf. Scrivener, Introd. (ed. 2) 



Anmerkangen zu den Adurobrationen. 101 

p. 225 unter Nr. 30. Ebenso eine florentiner Hs. Plut. IV, 32, geschrieben 
im J. 1093 (Scrivener p. 229 unter Nr. 89). Als Unterschrift kehrt das- 
selbe wieder in einer pariser Hs. aus saec. XIV (Scrivener p. 227 unter 
Nr. 62, die Unterschrift bei Tischendorf, ed. 8, II, 349 ohne imarolij). 
Hieraus folgt, daß dieser Titel nicht lateinischen, sondern griechischen 
Ursprungs ist, und es läßt sich nichts dagegen einwenden, daß schon 
Athanasius ihn gekannt. Das Alter der lateinischen Zeugnisse würde 
nicht dagegen sprechen, daß er zur Zeit des Athanasius, in welcher das 
Abendland so Vieles vom griechischen Orient empfangen hat, in die 
lateinische Tradition tibergegangen sei. Es fragt sich aber noch immer 
um Sinn und Ursprung des Titels. Eine nicht gerade übersichtliche 
Sammlung verschiedener Erklärungsversuche gab Lücke, Comm. über die 
joh. Sehr. 2. Aufl. III, 28—34. Der Erste, welcher meines Wissens obige 
Stelle derAdumbr. heranzog, warHug, Einl. in's N. T. (3. Aufl.) II, 258. 
Er fand dadurch die ältere Vermuthung bestätigt, daß ngog iräg&ove 
ein ans ngos naq&ivovg entstandener Unsinn sei, und vermuthete wei- 
ter, daß man die zu einem Brief an eine Frau wenig passend er- 
scheinende Adresse an die barbarischen Parther lieber als Unterschrift 
zum vorangehenden 1. Brief gezogen habe. Aber gibt es bei den bar- 
barischen Christen keine Frauen? Und ist der Unsinn so ansteckend für 
Griechen und Lateiner zugleich gewesen, daß er jede Spur des Richtigen 
bis auf die jedenfalls sehr dunkle Andeutung der Adumbrationes ver- 
wischt hat? Sodann erklärt Hug nicht, wie Gl. auf den Gedanken ge- 
rathen ist, der 2. Brief des Johannes sei an Jungfrauen gerichtet. Und 
Niemand hat, soviel ich weiß, auch nur zu erklären versucht, was den 
Gl. zu gleicher Zeit auf den Einfall gebracht hat, daß die in diesem 
Brief zunächst angeredete Dame eine Babylonierin gewesen sei. Es 
muß doch ein Zusammenhang bestehen zwischen der Bezeichnung der 
Adresse durch ad virgines und der dicht daneben stehenden ad quandam 
Bahyloni im, JElectam nomine. Zunächst ergibt sich der reine Widerspruch. 
Gl. hält diese Babylonierin für eine wirkliche Person und las in seinem 
Text, daß sie Kinder habe. Die Hauptadressatin ist also jedenfalls keine 
Jungfrau, sondern eine Frau und Mutter im alten Babylon. Daraus folgt 
mir sofort, daß Gl. vielmehr ngog UccQ&ovg geschrieben, sein Uebersetzer 
aber ngog nciQ&ivovg gelesen und übersetzt hat. Wollte man für die 
Babylonierin und ihre Rindet einen Volksnamen in der Adresse haben 
nach Analogie von jiQog rakctTag, ngog ^Eßga^ovg, so ergab sich in der 
Zeit vor Entstehung des Sassanidenreichs , welche Gl. nicht mehr erlebt 
hat, ganz von selbst der Name der Parther. Hiemit ist freilich nur erst 
der Text des Gl. hergestellt und mit sich selbst in Einklang gebracht, 
auch eine hinreichend alte Auctorität für die bei Griechen und Lateinern 
seit dem 4. Jahrhundert an bezeugte Tradition gefunden. Aber es ist 
noch nicht erklärt, wie Gl. zu seiner Meinung gekommen ist. Die Apostel- 
traditionen wissen nichts von Beziehungen des Johannes zu Babylon und 
den Parthern. So wird also die Meinung, daß die im Brief selbst ge- 
nannte Adressatin eine Babylonierin gewesen, nicht aus einem alten ngog 
ndgd^ovg entstanden sein, sondern umgekehrt. Nur das Bahyloniam^ 



102 Anmerkungen zu den Adumbrationen. 

Electam nomine will erklärt sein. Es wird aber schwerlich anders zu 
erklären sein als daraus, daß Cl. durch das ixXsxry xvQitic in seinem 
Text an das ij iv BaßvltUvi owsxksxT^ 1 Petr. 5, 13 sich erinnern ließ. 
Er muß auch hierunter zunächst eine einzelne weibliche Person verstanden 
haben, woneben dann auch hier für eine allegorische Deutung auf die 
Kirche doch noch Kaum blieb, und er muß diese Frau für identisch mit 
der Adressatin des 2. Johannesbriefs gebalten haben. Das erscheint um 
so sonderbarer, da man nach der Darstellung des Eusebius (hypot. fr. 16) 
scheint annehmen zu müssen, daß Cl. wie Papias unter dem Babylon 
1 Petr. 5, 13 Rom verstanden habe, und da Cl. in den Adumbr. aus 
Anlaß dieser Stelle (oben S. 83, 1) von der Predigt des Petrus und der 
Abfassung des Marcusevangeliums in Rom spricht. Aber es ist nicht 
mehr genau auszumachen, wieviel in jenem Bericht des Eusebius auf 
Cl. zurückzuführen ist (s. oben S. 72 Anm. 1, und S. 95 Anm. 13), und 
nur gewiß, daß Manches darin geradezu der wirklichen Meinung des Cl. 
widerspricht, wie die ausdrückliche Sanctionirung des Marcusevangeliums 
durch Petrus. Ferner hat Cl. in seinen Adumbr. den Text von 1 Petr. 5, 13 
gar nicht angeführt und über seine Auffassung von Babylon sich nicht 
geäußert. Würde er das unterlassen haben, wenn er Babylon tqotti- 
x(6t€qov verstanden hätte? Die üeberlieferung von der römischen Predigt 
des Petrus und dem römischen Ursprung des Marcusevangeliums war 
mächtig genug, um dieser Stütze entbehren zu können; und die bloße 
Erwähnung des Marcus im Brief des Petrus war Anlaß genug, jener 
üeberlieferung zu gedenken, woran sich dann die noch fernerliegende 
Erinnerung an die schriftstellerischen Arbeiten des Lucas anschloß. Ich 
behaupte daher, daß Cl. Babylon in 1 Petr. 5, 13 von der alten Stadt 
am Euphrat verstanden hat; und finde es von einem Manne, der aller 
üeberlieferung zum Trotz den Apostel Johannes mit den Parthern in 
Beziehung gesetzt hat, auch begreiflich, daß er annahm, Petrus habe 
entweder in Babylon seinen Brief geschrieben, oder doch, was ja auch 
allenfalls genug wäre, von einer in Babylon wohnenden Christin, mit 
welcher er in Correspondenz stand, einen Gruß zur Bestellung aufgetragen 
bekommen. 

Hiernach haftet das ad Parthos j wie auch die griechischen Hss. 
des Briefs bestätigen, zunächst am 2. Brief. Ob es die Griechen je 
anders gemeint haben, ist mehr als zweifelhaft. Sollte der griechische 
Ausdruck: „zweiter Brief des Johannes an die Parther** besagen, daß 
auch der erste an dieselben gerichtet sei, so würde doch auch vor oder 
hinter dem ersten die bezügliche Angabe nicht fehlen. Bei den Lateinern 
scheint umgekehrt hauptsächlich der erste Brief ad Parthos betitelt 
worden zu sein. Aber das bedarf doch schwerlich einer künstlichen 
Erklärung. Nur dem ersten Brief des Petrus hat man förmlich den Titel 
ad gentes (ad Ponticos) gegeben; aber nur darum, weil man beim Mangel 
widersprechender Judicien als selbstverständlich annahm, daß der zweite 
Brief des Petrus die gleiche Adresse habe, wie das auch Cassiodor (inst, 
div. lit. 14) vorauszusetzen scheint. So übertrug man die Adresse ad 
Parthos wie selbstverständlich auf alle drei johanneische Briefe, wie 



Anmerkungen zu den Adumbrationen. 103 

dies auch Cassiodor's Meinung zu sein scheint; aber nach Analogie der 
Behandlung der petrinischen Briefe wurde nur dem ersten Brief diese 
Adresse förmlich beigeschrieben. So verwandelte sich die ursprünglich 
auf gelehrter Reflexion des Cl., vielleicht auch Anderer vor und neben 
ihm beruhende Meinung, daß der 2. Brief des Johannes an eine Frau in 
Babylon gerichtet gewesen sei, in die unverständliche Tradition der La- 
ieiner, daß der 1. Brief des Johannes an die Parther gerichtet sei. Nicht 
die Wurzel, aber das älteste Zeugnis für die Anfänge dieser Fabel ist 
die Stelle der Hypotyposen, welcher diese Anmerkung galt. 

29. Tertull. de orat. 14: osculum pacis, quod est orationis sigua- 
culum. 



H. UntersuchuBg^en. 

I. Das achte ßuch der Stromateis. 

Der Protrepticps, die drei BUcher des Pädagogus und die 
sieben ersten BUeher der Stromateis bilden eine unzerreißbare 
Kette. Auf den Profrepticus, welcher nocli nicht die Absiebt 
irgendweleher weiteren Schriftstellcrei verräth, bezieht eich Cle- 
mens selbst im Eingang des Pädagogns^) als eine Vorstufe der 
nunmehr in Angriff zu nehmenden Arbeit zurllck. Dort hatte es 
der Logos bei seiner ersten Einladung zum Heil mit der rechten 
Gesinnung im allgemeinen {lä i;>)]) als Fundament des Glaubens 
zu thun, hier mit deren Anwendung im praktischen Leben 
(yrea|E(5j ttü&i}). Deutlich weist er in dieser Ethik auch schon 
anf die dritte mehr theoretische Aufgabe hin, welche er in den 
Stromateis zu lösen versucht*), und blickt umgekehrt hier (VI, 1} 
auf die drei Bücher des Pädagogus zurück. Eingangs- und 
Scblaßwortc and mehrere zerstreute Sei bstanfUh rangen verbinden 
auch die sieben ersten Stromateis unter einander'), und zahlreiche 
zum Theil mit genauer Angabe der Bücher versehene Citatc in der 
Literatur der folgenden Jahrhunderte machen es zweifellos, daß 
wir die genannten 11 BUcher in wesentlich demselben Zustande be- 
sitzen, in welchem sie Clemens herausgegeben hat. Eine gewisse 
Unsicherheit beginnt mit dem 8. Slromateus. Der gedruckte Text, 
welcher hier wie im ganzen Werk der Stromateis auf einer 
einzigen Handschrift des 11. Jahrhunderts beruht*), enthält keine 

1) Paed. I, 1 cf. Strom. VH, 22. 

2) Paed, r, 2 n. 3 neoTQfmav avioSn; ^ntnii rrrtiärtyiayiSv, inl nrtaiv 
ixMüaxBiy) cf. I, 8 extr.; II, 1; III, 97. 98. 

3) Strom. I, 183; II, i ü. 147; III, HO; IV, 1-3; V, 1.10.95. 141; 
VI, 1; Vir, 111. 

4) Baadini, Catal. codd. mss. graec. patr. (tom, I) p. 12 sq.', Dio- 
dotf praef. p. XVI sq- 



Das 8. Blich der Stromateis. 105 

Bezugnahme auf eins der früheren Bücher, keine im Zusammen- 
hang der Rede vorkommende Selbstbezeichnung als eines der 
Stromateis. Es mag ein Zufall sein oder aus dem Inhalt des 
8. Buchs sich erklären, daß die Citate des Eusebius in der 
Kirchengeschichte nicht über das 7.,* in der Präparatio nicht 
über das 6. Buch hinausreichen; ferner, daß unter den zahl- 
reichen Citaten aus Clemens, welche die Gnomologien und Ca- 
tenen darbieten, nur ein einziges auf diejenige Schrift zurück- 
geht, welche bisher als 8. Stromateus gedruckt worden ist^); 
endlich, daß auch jüngere, die Ordnung der Bücher befolgende 
Excerptensammlungen mit dem 7. Buch abbrechen ^). Zu kri- 
tischen Erwägungen haben jedoch nicht diese oder ähnliche 
Beobachtungen, sondern einerseits der eigenthUniliche Inhalt des 
8. Buchs und andrerseits die Nachricht des Photius über den 
Befund in verschiedenen Handschriften gegeben *). Nachdem 
Photius (cod. 111) bemerkt, daß die Stromateis ebenso wie die 
Hypotyposen aus 8 Büchern bestehen, sodann den Schluß un- 
seres 7. Buchs zur Charakteristik der schriftstellerischen Art 
des Werks citirt und noch aus einer „alten Handschrift" den 
vollständigen Titel angeführt hat*), fährt er fort: „Doch der 
erste bis zum siebenten (Stromateus) haben die gleiche Ueber- 
schrift und sind von einerlei Art {ipiaioi) in allen Exemplaren ; 
der achte aber ist verschieden eowohl rücksichtlich der Uebcr- 
schrift als des Textes. In einigen (Handschriften) nämlich ist 
er überschrieben tig o (rail^6[A€Pog nXovcFtog und fängt so an: 
Ol (lep Tovg iyxcofiiacrTixovg Xoyovg und so weiter; in einigen 
aber trägt er die Ueberschrift crtQODjiaTevg oydoog, wie die 
sieben (Bücher) vor diesem, und beginnt: äXX^ ovds oi naXal- 



1) S. oben S. 28 zu ström. VIII, 2. 

2) Der cod. Reg. Neapolitanus II A 14 enthält außer dem vollstän- 
digen Text des Pädagogus Excerpte aus Strom. I— VIT; dieselben Excerpte 
auch cod. Ottobonianus 94 s. Dindorf praef p. XVIH sq. 

3) Heinsius bei Potter p. 913; le Nourry 1. 1. 1290 nq. S. Ändere 
bei Tillemont, möm. pour servir ä Thist. eccl. (a. 1695) tom. III, 651, 
welcher selbst sein ürtheil zurückhält, und bei Reinkens, de Clemente 
presb. Alex. (1851) p. 235, welcher die Bedenken gegen die Zugehörig- 
keit des 8. Stromateus zu dem ganzen Werk ausführlich bestreitet. 

4) Er stimmt abgesehen von dem Titel ngeaßvTiQov Idki^av^geCag 
und der Angabe der Zahlen a — 7{ bei Photius genau mit demjenigen 
bei Eus. h. e. VI, 13, 1 und stammt von Clemens selbst cf. ström. I, 182 
(D. II, 143, 13-17); III, 110 (D. II, 313, 13); VI, 1 (D. III, 121, 3). 



106 Das 8. Buch der Stromateis. 

tatoi t&v (piXoaofpfAv und so weiter". Nicht zu der ersten, 
also zu der zweiten dieser beiden Classeu von Hss. gehörte 
jene „alte", in welcher Photius den Titel vollständig, d. h. nicht 
in der gewöhnlichen Abkürzung gefunden hatte; denn in dieser 
alten Hs. war nach der unzweideutigen Angabe das achte Buch 
(TTQWfiatitav ff tiberschrieben. Es waren also irgendwelche 
jüngere Handschriften, in welchen zur Zeit des Photius an Stelle 
eines achten Stromateus oder als Anhang zu den nur aus 
7 Büchern bestehenden Stromateis die berühmte Homilie über 
Marc. 10, 17 — 27 getreten war. Es ist dies immerhin ein altes, 
die vorhin bemerkten Anzeichen für eine abgesonderte Verbrei- 
tung der 7 ersten Stromateis ohne den achten bestätigendes 
Zeugnis ^). Aber auch weiter nichts. Daß die Schrift „über 
den Reichen, der selig wird," welche schon Eusebius excerpirt 
und mit ihrem Titel neben den Stromateis genannt hat(h.e.VI, 13), 
nicht ein Bestandtheil der Stromateis sei, bedarf keines Be- 
weises; haben doch selbst jene Schreiber, deren Arbeit Photius 
in Händen hatte, nicht gewagt, sie als 8. Stromateus zu betiteln. 
Aber auch das gilt heute mit Recht als ausgemacht, daß die 
andere Classe der dem Photius bekannten Hss., darunter die 
„alte'', als achten Stromateus dasselbe Buch enthielt, welches 
in der florentiner Hs. und unseren Ausgaben diesen Titel trägt; 
denn die Anfangsworte sind die gleichen. Die Uebereinstimmung 
der florentiner Hs. mit der alten Hs. des Photius wird außerdem 
bestätigt durch ein genaues griechisches und ein ebenso genaues 
syrisches Citat aus str. Vni, 2 und 16 (oben S. 28), worüber 
nachher noch zu reden ist. Die Gründe, aus welchen Heinsius 
und le Nourry zu der verzweifelten Annahme griffen, daß trotz 
der gleichen Ueberschrift und des gleichen Buchanfangs der 
Inhalt des dem Photius vorliegenden 8. Stromateus ein durchaus 
anderer gewesen sei als derjenige des gedruckten 8. Buchs, 
haben Niemanden überzeugt. Die Behauptung, daß Photius ge- 
rade im 8. Buch heterodoxe Lehren gefunden haben wolle, 
während unser 8. Buch lediglich logisch - dialektischen Inhalt 



1) Die durch Photius bezeugte Verbindung von »Quis dives" mit den 
7 Büchern der Stromateis scheint einiger Maßen dadurch bestätigt, daß 
nach Lequien (Opp. Jo. Dam. II, 343 Anm.) der cod. Rupefucaldinus 
der Sacra Par. einmal diese Schrift als ersten, mehrmals als 8. Stroma- 
teus citirt. Auch Anastasius Sinaita mit seiner freilich sehr unbestimmten 
Angabe (s. oben S. 31 zu „Quis dives** § 42) möge erwähnt sein. 



Das 8. Buch der Stroiuateis. 107 

habe, beruhte auf einem schon von Fabrieius ^) berichtigten 
Misverständnis. Photius redet dort vom ganzen Werk der Stro- 
mateis. Die inneren Grlinde, welche le Noiirry gegen die Zu- 
gehörigkeit unseres 8. Stromateus zu diesem Werke gellend 
machte, sind von Reinkens S. 241 sqq. ausreichend widerlegt 
worden. Vollends die Vermuthung von Heiusius, welche dann 
Bunsen seiner ßeconstruction der Hypotyposen zu Grunde legte 2), 
daß unser 8. Stromateus ein Stück der Hypotyposen sei, ent- 
behrt allen Anhalts in den Mittheilungen des Photius und ist 
unverträglich mit dem Charakter der Hypotyposen, wie er aus 
den Nachrichten über dies Werk und den Fragmenten desselben 
sich erkennen läßt. Auch die unleugbare Thatsache, daß die 
7 ersten Bücher nicht selten ohne ein achtes verbreitet worden 
sind, kann nicht das geringste Bedenken gegen unser 8. Buch 
erregen. Daß Clemens nach Vollendung des 7. Buchs sogar 
noch mehrere Bücher gleichen Titels schreiben wollte, sagt er 
selbst^ j; und daß er ein achtes hinterlassen hat, bezeugen alle 
die, welche seit Eusebius ein solches in Verbindung mit den 7 
übrigen gelesen haben. Daß Exemplare ohne ein 8. Buch 
existirt haben, kann einmal daher rühren, daß Clemens selbst 
die 7 Bücher nach Vollendung des 7. in Umlauf gesetzt hat, 
und sodann daher, daß mit dem 8. Buch, wie er selbst ankün- 
digt und der Augenschein uns lehrt, in der That in einem Maß, 
wie an keiner anderen Stelle des ganzen Werks, ein neuer An- 
fang gemacht, ein zweiter Haupttheil begonnen ist. Da derselbe 
ein Torso geblieben ist, begnügten sich viele mit dem allein 
vollendeten und leidlich abgerundeten ersten Haupttheil, den 7 
ersten Büchern. 



1) Bibl. Graeca ed. Harles VII, 124 cf. Reinkens p. 240. 

2) Analecta Antenic I, 159. 167—200. 

3) Strom. VII, 111: xal J^ fisiti rov 'ißSofxov lovjov tjfily axQfofiaiia 
Twv k^ijg (sc. ajQtafxajkfov') an aXXtjg aQ/r/g noirjaofjieS-a tov Xoyov. Es 
ist mir nicht verständlich, wie Bunsen p. 162 hier die deutliche Aussage 
finden konnte, daß Cl. mit dem 7. Buch das ganze Werk abschließen 
und darnach ein neues Werk in Angriff nehmen wolle. Reinkens p. 251 
übersetzt de eis^ quae deinceps sequuntur^ ah alio principio faciemus 
disjmtationem. Aber es heißt nicht tibqI tc5v i^ijg, und Xoyov noisia^al 
Ttvog heißt bekanntlich ganz etwas anderes, was hier nicht paßt. Es 
kann also reSv iSr,g nicht Object sein. Die Rede, die Darstellung der fol- 
genden Stromateis im Gegensatz zu dem hier beendigten 7. Buche soll 
von einem anderen Anfangspunkt ausgebn. 



108 Der Plan der Stromateis. 

Zur vollen Ausfuhrung ist nämlich der weitschichtige Plan 
nicht gelangt. Das zeigt schon der äußere Umstand ^ daß Gl. 
am Schluß des 7. Buchs nicht von einem einzigen noch fehlenden, 
sondern von mehreren folgenden Stromateis spricht, während 
von mehr als 8 BUchern Niemand etwas gemeldet hat. Es 
müßte sonderbar zugegangen sein^ wenn CL, der immer weit- 
läufiger ist, als er vorher beabsichtigt, in einem einzigen Buch 
das bewältigt hätte, was er in mehreren BUchern zu behandeln 
gedachte; selbst wenn man annehmen wollte, daß das 8. Buch 
ursprünglich sehr umfangreich gewesen sei, noch größer etwa 
als das erste Buch, das längste von allen. Es erscheint noth- 
wendig, hier etwas näher auf den Plan des großen Werks, seine 
allmählichen Veränderungen und seine unvollkommene Ausführung 
einzugehn. Die schon berührte Ankündigung des weiteren 
schriftstellerischen Plans in Paed. I, 1 ließ erwarten, daß im 
Gegensatz zu dem propädeutischen, auf Unbekehrte und Neu- 
bekehrte ^) berechneten Charakter des Protrepticus und des 
Pädagogus die Stromateis die Unterweisung der zum geistlichen 
Mannesalter Gereiften bringen und im Gegensatz zu dem ethi- 
schen Inhalt jener Bücher in die christliche OflFenbarungswahrheit 
und Glaubenslehre einführen würden. Eine zur Aufnahme der 
gnostischen Erkenntnis tüchtig gemachte Seele sollte der Pädagog 
denen verschaffen, die unter die Zahl der Männer aufgenommen 
werden (ström. VI, 1). Wenn uns der Eingang der Stromateis, 
auf welchen Gl. dann wieder ström. VI, 1 zurückblickt, voll- 
ständig erhalten wäre, würden wir dort wahrscheinlich jenem 
doppelten Gegensatz zu den vorangegangenen Werken wieder 
begegnen, in welchem er sich die Stromateis von Anfang an 
gedacht hat. Aber was den Gegensatz zu dem propädeutischen 
Zweck- der früheren Werke anlangt, so zeigt sich von Anfang 
an, daß die Stromateis vielmehr überall in den Ton der Propä- 
deutik zurückfallen. Glemens hat auch hier nicht am wenigsten 



1) Daß für Letztere der Pädagogus bestimmt sei, zeigt deutlich 
Strom. VI, 1. Man sollte aber nicht sagen, daß Clemens dort Katechu- 
menen, Taufoandidaten, als Hörer oder Leser im Auge habe; denn wo 
er sich über den Begriff nal^sg im geistlichen Sinne verbreitet paed. F, 
12 sqq. 25 sqq. 53, zeigt sich, daß er darunter gewissermaßen alle 
Gläubigen versteht, und gerade die Taufe als den entscheidenden Ein- 
tritt in das christliche Kindesalter betrachtet. 



Der Plan der Stromateia. 109 

unbekehrte Hellenen im Sinn, welchen er ein Hellene werden 
will, die er durch den schon im Namen Stromateis ausgedruckten 
Mischcharakter seines Werks anziehen und „zur Aufnahme der 
gnostischen Ueberlieferung zuvor reinigen" will (ström. 1, 15 — 18. 
20. 28; II, 2). Und zwar immer oflfener tritt im weiteren Ver- 
lauf der exoterischc und apologetische Endzweck hervor. Für 
Hellenen und Juden will er eine kurze Darlegung des Schrift- 
inhalts geben (str. IV, 1); gegen deren Anklagen will er die 
kirchliche Wahrheit vertheidigen (VII, 89). Den Philosophen, 
den Hellenen will er das Bild des wahren Gnostikers zeichnen 
(VI, 1; VII, 1). Damit hängt die Verwischung des anderen 
Gegensatzes zwischen Ethik und biblisch-dogmatischer Theorie 
zusammen. Der Titel „Stromateis" entschuldigt^) alle Ab- 
weichung vom Programm, oder wie es Cl. ansieht, das immer 
wiederholte Hinausschieben der Ausführung des ursprünglichen 
Plans. Sehr unbefangen spricht sich Cl. am Anfang des i. Buchs 
Über die noch unerledigten Aufgaben aus. In der begonnenen 
ethischen Auseinandersetzung will er fortfahren, will (1) vom 
Martyrium, (2) von der Vollkommenheit und bei dieser Gelegen- 
heit von der gleichmäßigen Bestimmung aller Stände und Ge- 
schlechter für die Philosophie, ferner (3) vom Glauben und 
Forschen, sodann (4) von der symbolischen Darstellung religiöser 
Wahrheiten handeln, um dann, nach (5) rascher Erledigung der 
ethischen Lehren > kurz darzuthun, (6) welchen Gewinn die 
Hellenen aus der barbarischen Philosophie empfangen haben. 
„Nach dieser skizzenartigen Darstellung soll (7) sowohl die an 
und gegen die Griechen als auch die an und gegen die Juden 
gerichtete 2) compendiarische Auslegung der heiligen Schriften 
vorgetragen werden und (8) alles das, was uns, da wir noth- 
gedrungen der Fülle der Gegenstände uns fügen mußten, nicht 
gelungen ist in den bisherigen Stromateis zu bewältigen, während 
wir nach dem Eingang des Proömiums die Absicht hatten, es in 
einer einzigen Schrift zu vollenden". Unter dem einzigen 
vnoiivriiia^ in welchem er anfangs gehoflft hatte, die ganze 
Aufgabe zu lösen, muß er ein solches Buch verstehen, wie er 



1) Strom. IV, 4; Vi, 2; VII, JlO. 111. 

2) Wenn der Text in Ordnung ist (^ te nqog tovg "EXlrivag xal r) 
TiQog Tovg ^Iov6a(ovg xar Iniio^tjv i(ov yQaqxov exd^saig), würde diese 
beabsichtigte kurze Darstellung des Schriftinhalts eine zweitheilige sein. 



110 Der Plan der Stromata»» 

deren nun schon drei geschrieben hatte und ein viertes zu 
schreiben anfing. Nach der anfänglichen Absicht sollte ein 
ununterbrochen fortlaufendes vTtofivtifia, ein einziger atqüofia- 
t€vg entstehen, statt dessen nun eine ganze Reihe von vTto^vfj- 
fzata und crTQüoiAareeg entstanden sind ^). Nur bei diesem Ver- 
ständnis ergibt sich der Gegensatz zwischen dem anfänglichen 
Plan und Versprechen und der wirklichen Ausführung, welchen 
Cl. offenbar ausdrucken will. Ein einziges Werk bilden ja auch 
die verschiedenen theils schon geschriebenen ^ theils noch zu 
schreibenden Stromateis. Die Aufzählung der Gegenstände, 
welche im Werk der Stromateis noch behandelt werden sollen, 
ist zwar hier eine summarische ^ und wir sind, da uns das 
Proömium des ganzen Werks nicht vollständig erhalten ist, nicht 
im Stande, genau anzugeben^ was alles außer und nach den im 
einzelnen namhaft gemachten Stücken noch zur Sprache kommen 
soll. Es liegt sogar nahe, bei den Worten xai otra xtL an 
ziemlich Vieles zu denken. Aber andrerseits zeigt eben dieser 
summarische und abschließende Ausdruck^ daß die Aufzählung 
des beabsichtigten Inhalts der folgenden Bücher hiermit wirklich 
abgeschlossen ist. Wenn daher Clemens in § 2 fortfahrt, von 
weiteren schriftstellerischen Absichten zu reden, so bezieht sich 
das alles nicht mehr auf künftige Theile des Werks der Stroma- 
teis, sondern auf andere nach deren Vollendung auszuarbeitende 
Abhandlungen. Eben dies ergibt sich aber auch aus dem Wort- 
laut des Folgenden: ,,Darauf müssen später, nachdem die der 
gegenwärtig uns vorliegenden Aufgabe gewidmete Darstellung 
soweit als möglich vollendet ist ^) , die von den Hellenen und 
anderen Völkern, nämlich den Barbaren, aufgestellten physio- 



1) Cf. die Schlußworte und Unterschriften von str. I. IIL V, auch 
VI, 1 (D. III, 121, 3; 122, 3). Gegen obige Auffassung von ström. IV, 1 
wird man nicht einwenden, daß Clemens schon im Anfang des Werks 
den Plural vnofivrjinajcc anwendet str. I, 11 u. 14 (D. II, 10, 17; 12, 27; 
13, 15J, womit auch wieder der Singular wechselt str. 1, 14 (D. II, 13, 8). 
Denn dort handelt es sich nicht wie str. IV, 1 um den Gegensatz des 
?v vnofivrifia und der vielen aTQWfiaTstg. 

2) Die griechischen Worte zeigen vielleicht noch deutlicher als die 
deutschen, daß hier (§2) die bevorstehende Vollendung der vorher (§ 1) 
nach ihrem Inhalt charakterisirten späteren Stromateis als Voraussetzung 
weiterer Arbeiten bezeichnet ist: Inl roviotg varsgov ^ nXriQioS^slarig (og 
%vi finkiOtn TTJg xara t« n^oxelfneva ij/nlv vnoTV7i(6ae(og xrk. Es ist eben 
das, was VI, 2 ^ iioy oxqaifjiaikiav vnoxvntoaig heißt. 



Die Ausführung des Planes. 111 

logischen Lehren über die Prineipien, soweit deren Meinungen 
uns zugekommen sind, untersucht und die hauptsächlichsten Er- 
findungen dei' Philosophen erörtert werden" u. s. w. Es stehen 
die in diesen und den weiter folgenden Sätzen beschriebenen 
zukünftigen Arbeiten in einem inneren Zusammenhang mit den 
StromateiS; so wie diese mit dem Pädagogns und dem Pro^ 
trepticus; es wird auch deutlich, daß Cl. erst im weiteren Verlauf 
dieser zukünftigen Arbeiten endlich zu der eindringenden posi- 
tiven Darlegung der Offenbarungswahrheit zu gelangen gedenkt M, 
welche man von vornherein schon in den Stromateis zu erwar- 
ten veranlaßt war. Aber Cl. läßt keinen Zweifel darüber, daß 
nicht nur diese „dem Wahrheitskanon gnostischer Ueberliefer- 
ung entsprechende Philosophie" und „Theologie", sondern auch 
noch mehrere andere darauf vorbereitende Arbeiten außerhalb 
der Stromateis zu stehen kommen und auf dieselben erst folgen 
sollen. Dies wird endlich auch dadurch bestätigt, daß er in 
der That eine dieser angekündigten Abhandlungen, nämlich die 
neql uqxcop später als selbständige Schrift herausgegeben und 
als solche in Quis dives § 26 citirt hat (s. oben S. 38). 

Ist nun in str. IV, 1 das Programm der folgenden Stroma- 
teis zwar summarisch aber vollständig enthalten, so hat man 
hiermit die Ausführung zu vergleichen. Nach einigen Erörter- 
ungen über Namen und Charakter der Stromateis (IV, 4 — 7) 
kommt Clemens wieder zur Ethik und bald genug zu dem 
ersten vorher angekündigten speciellen Thema vom Martyrium 
(§ 13—104). Das zweite Thema von der Vollkommenheit und 
dabei von dem gleichen Beruf der Weiber wie der Männer zur 
wahren Sittlichkeit behandelt er, anfangs in Anlehnung an 
Clemens von Rom § 105—172. Trotz mancher Digressionen 
gegen Ende des 4. Buchs ist das Programm beim Beginn 
des 5. Buchs nicht vergessen. Es folgt wirklich , ohne 
gerade innerlich veranlaßt zu erscheinen, wohl im Gehorsam 
gegen die Ankündigung in IV, 1 ein Kapitel vom Glauben 
(V, 1—13), woran sich dann etwas über Hoffnung und Liebe 
anschließt (14 sqq.), was so nicht angekündigt war. Nach 
einem Uebergang, der nicht gerade durchsichtig ist, und nicht 
ohne allerlei Seitensprünge läßt er § 19—88 die versprochene 
Erörterung über das avfißolixöv eidog folgen ^J, und weiterhin 

1) str. IV, 3: t6t6 Sri ttjv t^ oVrt yvioatixriv (pvaioXoyCav fjiiti^iv xrX, 

2) So sagt er selbst str. VI, 4 im Rückblick auf str. V. 



112 Die Ausführung des Planes« 

(§. 89 — 141) den gleichfalls angekündigten Nachweis der Ent- 
lehnungen der Hellenen aus der barbarischen Philosophie. Da 
bis dahin das Programm ziemlich pünktlich ausgeführt ist, so 
sollte man erwarten ^ daß nun die angekündigte kurze xar 
SniTOfi^i^ yqafpoop €x&€(Tiq folgen werde. Statt dessen bezeichnet 
Clemens zu Anfang des 6. Buchs als Aufgabe dieses und des 
folgenden Buchs, durch eine Darstellung des Gnostikers, wje 
er leibt und lebt, die ethische Lehre zu vollenden, und dann 
den Philosophen zu zeigen, daß der christliche Gnostiker auch 
der allein wahrhaft Fromme sei. Obwohl der Ausdruck hier 
theilweise an das Programm in str. IV, 1 erinnert^), so war 
doch dort von diesem Gemälde des Gnostikers noch nichts zu 
ahnen. Es w^r auch ganz undeutlich geblieben, wie durch die 
dort aufgezählten sehr mannigfaltigen Themata hindurch oder 
neben denselben her „die ethische Lehre" zu Ende geführt wer- 
den sollte. An einer viel früheren Stelle jenes Programmes 
(Nr. 2 oben S. 109) stand die Frage rlg 6 %iXeioqr, und in deren 
bereits längst gegebener Beantwortung (str. IV, 105 — 172) be- 
gegnet uns oft genug der Name und die Gestalt des Gnostikers 
(IV, 135. 161. 163. 165. 171). Aber das genügte nicht. Nun 
erst soll die ausführlichste Schilderung des Gnostikers den Geist 
und das Ideal christlicher Sittlichkeit verkörpert darstellen. Aber 
ehe Clemens nun dies neu eingeführte Thema wirklich in An- 
griff nimmt, drängt es ihn, noch ein anderes früher behandeltes 
Thema wieder vorzunehmen. Den in str. V, 89 — 141 gegebenen 
Nachweis des „Diebstahls der Hellenen" will er noch besonders 
dadurch vervollständigen, daß er zeigt, wie ein griechischer 
Schriftsteller den anderen nachgeahmt habe (VI, 4—38). Nach 
einigen Erörterungen über die Unzulänglichkeit der heidnisch 
philosophischen Erkenntnis gelaugt er dann zu der plastischen 
Schilderung des Gnostikers (VI, 39 — 168). Der Nachweis, daß 
der Gnostiker der allein wahrhaft Fromme sei^), folgt in VII, 
1 — 88. Damit ist die in VI, 1 den Büchern VI und VII zuge- 
wiesene Aufgabe erledigt, aber das Programm, wie es in IV, 1 
verzeichnet war, ist noch immer nicht vollständig ausgeführt. 
Es fehlen noch Nr. 7 und 8. Hat Gl. sie vergessen? An die 
versprochene für NichtChristen bestimmte compendiarische Dar- 

1) VI, l öiayQaxlfttg . . rov rjS-ixov Xoyov it^ rovrots neQcctovfievov 
cf. mit str. IV, 1 roy rjO^txoy avfin€Qavdf4,evoi Xoyov, 

2) Str. VI, 1 (D. III, 121, 7) cf. mit str. VII, 1 (D. p. 251, 3). 



Der Zusammenhang von str. VIII, 1—33 mit str. I-— VII. 113 

Stellung des Schriftinhalts (Nr. 7) erinnert er einmal vielleicht 
unabsichtlich insofern, als er erklärt, die biblischen Argumente 
von der Darstellung des frommen Gnostikers ausschließen zu 
wollen, und dagegen auf spätere Benützung derselben verweist^). 
Vielleicht darf man auch an die sehr unbestimmt gelassene 
Nr. 8 des Programmes sich erinnern, wenn Cl. „die dogmatische 
Theorie" ausdrücklich vertagt (VII, 59 cf. VI, 168). Aber weder 
das Eine noch das Andere folgt Statt dessen gibt Cl. VII, 
89—110 eine Apologie des Christenthums gegen den heidnischen 
und jüdischen Vorwurf, daß die Verschiedenheit der christlichen 
Schulen den Glauben an das Ghristenthum unmöglich mache. 
Daß dies Stück nicht im vorgezeichneten Plane enthalten war, 
bezeugt Cl. selbst, indem er sich zum Schluß auffordert, an die 
Erfüllung des Versprechens zu gehen (§ 110) und nochmals den 
grundsätzlichen Mangel an steifer Ordnung in seinem Werk 
hervorhebt (§ 111). Die Fortführung der Stromateis steht ihm 
fest; mehrere Bücher sollen noch folgen; aber an einem anderen 
Ende will er die Sache nun anfassen (VII, 111). Steht nun 
fest, daß Cl. unser 8. Buch auf das 7. hat folgen lassen (s. oben 
S. 106 f.), so ist vor allem anzuerkennen, daß er, seinem letzten 
Versprechen getreu, wirklich einen überraschend neuen Anlauf 
nimmt. Er gibt eine Lehre vom Finden der Wahrheit, handelt 
von Definition und Beweis, von Genus und Species, kurz er 
trägt eine Erkenntnislehre vor, oder vielmehr ein Stück einer 
solchen. Das ist eben die älXtj äqxri^ von welcher er in den 
auf das 7. Buch folgenden Stromateis ausgehn wollte. Aber 
es ist das nicht ein ihm selbst unvorbereiteter Einfall. In jenem 
Programm str. IV, 1 hatte er als zweiten Pnnct neql t€ nlcTTecog 
xal neql tov K^riTelp angegeben. In der Ausführung str. V, 
1—13 (s. oben S. 111) wird wohl vom Glauben gehandelt, aber 
sogut wie* gar nicht vom Suchen 2), d. h. von der rechten Art 
des Forschens, die zum Finden der "Wahrheit, zum christlichen 
Glauben und Erkennen führt. Jetzt erst str. VIII gibt Cl. die 
Heuristik. „Suchet, so werdet ihr finden", ruft „die barbarische 



1) str. VII, 1: Tcuy Sk ki$6(oy JÖSv 7iQ0(friTix(uy inl rov naQovtoq ovx 
inifiyrjad-fjaofÄed-a f xarä Tovg knixaCQovg ronovg varsgov Talg ygatpatg 
avyxQriOoiiiVoi, 

2) Str. V, 11 in.; 12 in. wird der Gegenstand flüchtig berührt, in 
ganz anderem Zusammenbang wieder str. VI, 121 sq. 

Zahn, Forschungen III. Q 



114 Der 8. Stromatens ein Fragment. 

Philosophie^ and macht damit dem trostlosen Skepticismus und 
der inhaltlosen Sophistik; in welche die griechische Philosophie 
ausgelaufen ist, ein Ende (§ 1). Es gilt aber richtig zu suchen 
und an die richtige Thür anzuklopfen. Zwar die eigentliche 
Antwort auf die Fragen des wahrheitsliebenden Forschers geben 
die heiligen Schriften^),- aber nicht nur an die heiligen Schrif- 
ten, sondern auch an die allgemeinen Ideen muß man sich bei 
dieser Forschung halten^ indem nur so das Finden zu einem 
nützlichen Ziele führt^). Daher gibt es keine bessere Einleit- 
ung zu der folgenden Belehrung, als die [Ai&odog Tijg evqiffetag^)^ 
welche nun zunächst vorgetragen wird. 

Der Inhalt unseres 8. Buchs fällt nicht mehr als viele 
andere, noch umfangreichere Partien der Stromateis aus dem 
Rahmen des Planes heraus. Wie nun aber Cl. nach Erledigung 
der dialektischen Voruntersuchung zur Erfüllung seiner vnoffxecng^ 
insbesondere zur Ausführung des 7. und 8. Punctes deq oben 
S. 109 reproducirten Programms tibergehen wollte, und ob er 
wirklich dazu gekommen ist, läßt sich nicht ohne weiteres be- 
stimmen. Das, was in unseren Ausgaben als 8. Buch steht, ist 
jedenfalls nur ein Bruchstück, sei es daß uns unbekannte Ver- 
hältnisse dem Verfasser die Feder aus der Hand gerissen haben, 
ehe er auch nur eines der Bücher, welche dem siebenten noch 
folgen sollten, vollendet halte, sei es daß die von ihm selbst 
noch etwas weiter geführte Fortsetzung ein noch schlim- 
meres Schicksal getroffen hat, als die 7 ersten Bücher. Daß 
unser 8. Stromateus nur ein Torso ist, ergibt sich schon aus 
der Erwägung der Eaumverhältnisse. In der Ausgabe von Syl- 
burg, die aller Anmerkungen unter dem Text entbehrt und daher 
zu genauer Vergleichung des Umfangs der einzelnen Bücher 



J) Dies wird str. VIII, 2 (D. III, 351, 12. 26) nur kurz berührt, 
war aber schon str. VII, 92 (D. p. 332, 16) ; § 93—96 ausführlich genug 
entwickelt. 

2) Ich hoffe die schwierige Stelle richtig za verstehen (D. 351, 25) : 
^XOfiivovs yuQ xa&^xu ov fiovov tcüv ^Qaipmv tüv d-iCtov^ dXXa xal reSv 
ivvoidSv rdSy xoivcSv rag fijriJMiff noulad-aiy elg ri niqag (otpkXi^ov jrjg 
ivQiaeojg xaTaXrjyovarjg. Bequemer wäre xctTtxXrjyovaag ^ von rag Cv^^^its 
abhängig, so daß t^s avQiaeoog ein Genitiv der Apposition zu nigag 
to(piXifiov wäre. 

3) Str. VIII, 9 (D. 357, 20). Außer diesem ganzen § 9 ist beson- 
ders noch § 14 zu beachten. 



Der 8. Stromateus ein Fragment. 115 

sich am besten eignet, beträgt der Umfang von str. I = 38 V2 
Seiten, str. II = 28^2 Seiten, str. HI = 21^8 Seiten, str. IV 
= 29V3 Seiten, str. V = 29V5 Seiten, str. VI = 34*/5 Seiten, 
Str. VII = 29^3 Seiten. Legt man den Gesammtumfang der 

7. Bticher in Sylburg's Ausgabe von p. 116 Anfang — p. 326 
der Becfanung zu Grunde und rechnet den Raum, welchen S7I- 
burg p. 116 freiließ, = den 16 Zeilen auf p. 326, so beträgt 
der durchschnittliche Umfang eines Buchs 7 : 210 = 30 Seiten. 
Das 8. Buch aber (Sylburg p. 326 Z. 17—334 Z. 40) umfaßt 
8 Seiten, 21 Zeilen, beträgt also viel weniger als V3 und nicht 
viel mehr als V4 des durchschnittlichen Umfangs der vorangehen- 
den Bücher, und wenig mehr als ^/g des 1. Buchs ^). Nun hat 
aber Gl. wesentlich mit Rücksicht auf eine ungefähre Gleich- 
mäßigkeit des Umfangs der einzelnen Bücher die Eintheilung 
in Bücher getroflFen. „Wegen der Länge und Menge der Kapitel" 
schließt er das 2. Buch (D. II, 241, 24). Nachdem er sich 
wegen seiner ungebührlich lang gerathenen Polemik gegen die 
Häretiker im 3. Buch entschuldigt hat, schließt er dasselbe mit 
den Worten: „Daher nimmt auch hier der 3. Stromateus sein 
Ende" (D. II, 313, 14). Was könnte ihn bewogen haben, dem 

8. Buch nur ^3 des gewöhnlichen Umfangs zu gönnen? Der 
Stoff war ja nicht erschöpft, die vnoaxeciq nicht erfüllt. Anstatt 
der mehreren Bücher, Wjßlche dem 7. folgen sollten, haben wir 
vorläufig nur den kleinen Bruchtheil eines einzigen. 

Es fragt sich sogar, ob dieses Bruchstück lückenlos an das 
7. Buch sich anschließt, und ob es in sich lückenlos ist. Ersteres 
hat Reinkens p. 239 verneint. Aber schon Photius hat in jener 
zu seiner Zeit alten Hs. denselben Anfang des 8. Buchs gelesen, 
wie wir. Nach der Ankündigung eines neuen Anfangs, womit 
das 7. Bach schloß, hat man kein Recht, eine andere Ueber- 
leitung zu verlangen. Der Anfang des 8. Buchs ist nicht ab- 
rupter, als derjenige des 3. Buchs 2); und das Argument gegen 
diese Analogie, welches Reinkens darin findet, daß das 2. Buch 
nnr aus Rücksicht auf den äußeren Umfang abgeschlossen wor- 
den sei, reicht nicht aus; denn diese Rücksicht ist überhaupt 



1) Relokens p. 235 übertreibt ein wenig, wenn er dies als das Ver- 
hältnis vom Str. VIII zum Durchschnitt aller übrigen Bticher angibt. 

2) Ueber dkXa zu Anfang sogar ganz selbständiger Schriften cf. 
Kühner, Ausf. gr. Gr.^ II, 806. 827. 

8* 



116 I^as syrische Citat. 

fttr die Eintheilang dieses Werks in BUcher maßgebend gewesen. 
Eher könnte man fragen^ ob hinter str. YIII; 16 eine Lücke sei. 
Die Worte, welche die florentiner Hs. dort hat: ai %&v X/fV^ifraiAv 
eg)odo& xal äqxccl nsql Tavta xal ip TovTO&g elclv könnten 
darauf führen, wenn man sie als Ueberschrift des Folgenden 
faßt und für das Werk eines Schreibers hält^j. Aber sie sind 
vielmehr eine den vorigen Abschnitt abschließende Formel, 
welche ebensogut von Gl. selbst herrühren kann, wie die folgen- 
den Worte {nqoxaxTiov diy xrA.)? womit offenbar der Verfasser 
selbst den Uebergang zu einem zweiten Abschnitt macht. Mehr 
zu denken gibt das oben S. 28 zu str. VIII, 16 mitgetheilte 
syrische Citat, Es stammt aus einem von W. Wright dem 8. 
oder 9. Jahrhundert zugeschriebenen Band, welcher verschiedene 
Sammlungen patristischer Zeugnisse dogmatischen Inhalts ent- 
hält. Weitaus die meisten Beiträge sind griechischen Schrift- 
stellern von Athanasius^) an bis zu Severus von Antiochien ent- 
nommen ; wahrscheinlich sind diese aber nicht von einem Syrer 
aus den Originalen oder aus syrischen Uebersetzungen der be- 
treffenden Werke zusammengelesen, sondern wir haben es, wie 
in den meisten ähnlichen Fällen, mit einer syrischen Uebersetz- 
ung griechischer Sammlungen von Testimonia patrum zu thun. 
Der jüngste Name, welcher vorkommt, ist, wenn ich nicht irre, 
der des Kaisers Justinian fol. 168*. Wir haben es also wahr- 
scheinlich mit dem Zeugnis eines Griechen gegen Ende des 
6. Jahrhunderts zu thun. Dieser leitet sein Citat aus str. VIII, 16 
mit den Worten ein: „von Clemens dem Stromateus, Ende des 
achten Buchs". Die von ihm angeführte Stelle steht aber vor 
der Mitte des jetzigen 8. Buchs; sie bildet den Schluß nur 
jenes ersten, durch eine besondere Unterschrift abgegrenzten 
Abschnitts. Wir lernen also eine dritte Gestalt der Stromateis 
kennen. Es gab Exemplare, welche von diesem Werke nur 
lib. I—VII; andere, welche lib. I— VIII, 16 enthielten; wieder 
andere, welche wie unsere Drucke wenigstens lib. I— VIII, 33 



1) So le Nourry col. 1291; Bunsen p. 184. 

2) Vereinzelt wie Clemens Alex., wird einmal auch Clemens Rom. 
citirt Wright p. 974^. Außerdem wird das Glaubensbekenntnis der 
antiocbenischen Synode mitgetbeilt, welcher Dionysius von Rom, Diony- 
sius von Alexandrien und Gregorius Thaumaturgus beigewohnt haben 
sollen p. 976« cf. 977^ Nr. 8. Alles übrige gehört der Zeit nach a. 300 an. 



Die Epitomae ex Theodoto. 117 

enthieltcD. So die florcDtiner Hs. Diese aber gibt dies nicht 
als etwas Ganzes ; sondern als ein Bruchstück. Dem 1. 2. 3. 
und 5. Buch hatte Cl. selbst eine Unterschrift gegeben, dem 1. 
und 3. außerdem noch der Schreiber. Nur Letzterer markirte 
durch eine Unterschrift den Schluß des 4. 6. und 7. Buchs. Dem 
sogenannten 8. Buch gab er keine Unterschrift. Anstatt einer 
solchen folgt fol. 358» die Ueberschrift ix läv Qeodotov xal 
Ttjg äpaToXixfjg xaXoviAePfjg didaaxaXlaq xaiä voig OvaXevzlvov 
XQivovg iniTOfxal, und ebenso ohne trennende Unterschrift 
fol. 374*^ ix Tcop nQotffiTixdoy ixXoyai. Der Schreiber der 
florentiner Hs. oder irgend ein vielleicht sehr alter Vorgänger 
desselben nennt keinen Verfasser dieser beiden Gruppen von 
Excerpten. Undenkbar ist, daß er den in der ersten Ueber- 
schrift genannten Theodotus für den Verfasser auch nur der 
ersten Gruppe gehalten haben sollte; denn in diesen Excerpten 
wird über Theodotus ebenso wie über die Valentiuianer von 
einem Anderen im Ton des Kritikers berichtet^). Indem ein 
Schreiber diese Excerpte an die Stromateis des Clemens ohne 
Nennung eines anderen Verfassers anreihte, bezeugte er, daß 
auch diese Stücke den Cl. zum Verfasser haben, und indem er 
sie ohne eine trennende Unterschrift, wie sie keinem der vor- 
angegangenen Stromateis fehlt, auf den jedenfalls unvollständigen 
Anfangstheil des 8. Stromateus folgen läßt, bezeugt er, daß diese 
Excerpte aus den weiteren Theilen dieses 8. Stromateus sind. 
Es verhalten sich diese Excerpte der florentiner Hs. zu dem, 
was in ihr vorangeht, wesentlich ebenso, wie die Excerpte aus 
den 7 ersten Stromateis im cod. Neapol. zu dem dort voran- 
gebenden vollständigen Text des Pädagogus und die gleichen 
Excerpte im Ottobon. 94 zu den dort vorangehenden Büchern des 
Protreptikus und des Pädagogus (s. oben S. 105 A. 2). Daß man 
dies Verhältnis nicht erkannt hat^ scheint befremdlicher Weise auch 
dadurch mit veranlaßt zu sein, daß die Epitomae und Eclogae 
von den Herausgebern seit Potter durch Zwischeneinschiebung 
des Buchs „Quis dives" von den Stromateis getrennt worden 



1) Epit. ex Theodoto 22. 26. 30 (cu?) (prialv 6 GeoSorog, § 35 xaric 
BeoSoiov cf. § 37 xnra rovg OvaksvTtvictvovs. Das zunächst allgemein 
über die ganze Schule in Bezug auf das Leiden Gottes gefällte Urtbeil 
Xiyovaiv aH(og § 30 wird durch ein Wort des Theodotus belegt, worin 
diese Lehre ausgesprochen ist. Cf § 24 dyvoovai, Si, 



118 Die Epitomae und Edogae. 

sind; womit sie nach dem Zeugnis der florentiner Hs. wie nach 
den Citaten bei Acacius nnd den Späteren zusammengehören. 

Es ist faiebei theils vorausgesetzt, theils aber auch hie- 
durch bewiesen, wenn es dafür eines Beweises überhaupt be- 
darf, daß die beiden Gruppen von Aphorismen nicht etwa von 
Cl. selbst ihre gegenwärtige Gestalt bekommen haben, in dieser 
unzusammenhängenden Weise, etwa als Materialiensammlung 
für eine zukünftige Ausarbeitung niedergeschrieben worden sind. 
Dem widerspricht auch der Inhalt schlechterdings. Es sind 
schriftstellerisch vollkommen abgerundete, gut stilisirte Sätze, 
die wir in beiden Gruppen lesen, aber ein über das andre Mal 
reißt plötzlich der Faden ab, und das Bruchstück einer neuen 
ebenso gut ausgearbeiteten Gedankenreihe beginnt. Es sind 
auch die Epitomae nicht Excerpte aus den in der Ueberschrift 
genannten Quellen, sondern Bruchstücke einer kritischen Dar- 
stellung der aus jenen Quellen geschöpften Lehren. Ebenso 
sind die Eclogae nicht Auszüge aus den heiligen Schriften, son- 
dern Bruchstücke einer zum Theil sehr behaglich sich ergehen- 
den Auslegung ausgewählter Bibelstellen. Ist Cl. der Verfasser 
dieser Stücke, so liegen sie uns doch in einer durch einen 
Späteren bewirkten Verstümmelung und Abkürzung vor. Es 
steht also von dieser Seite dem Zeugnis der florentiner Hs. nichts 
im Wege, wonach die Epitomae und Eclogae zum 8. Buch der 
Stromateis gehören. Hier wäre der Ort, von der augsburger 
Hs. zu berichten, über welche und aus welcher D. Höschel dem 
Fr. Sylburg mancherlei Mittheilungen hatte zukommen lassen. 
Sie ist nicht wie soviele andere Schätze der augsburger Stadt- 
bibliothek im J. 1806 nach München gekommen und scheint 
verschollen zu sein^). Nach den dürftigen Bemerkungen von 
Sylburg war es eine ziemlich ungeordnete Excerptensammlung 
aus den Schriften des Cl.^). Wenn Höschel sie in seinem Katalog 
der augsburger Bibliothek als „Fragmentum epitomes stromatum 



j) Cf. Mezger, Geschichte der Kreis- und Stadtbibl. in Augsburg 
(1842) S. 36. — Der Monacensis gr. 235 enthält fol. 15—46 und fol. 48 
Excerpte von der Hand des Petrus Victorius, des ersten Herausgebers 
des griechischen Clemens, aus str. I— VUI und paed. I, welche derselbe 
jedenfalls vor Veröffentlichung seiner Ausgabe aus der florentiner Hs. 
geschöpft hat. 

2) In der Vorrede vor seiner Ausg. des Clemens und p. 353 der- 
selben vor den Annotationes. 



Die aagsburger Excerpta. 119 

Clementis^ bezeichnet^), so ist das a potiori zu verstehen; denn 
dreimal wenigstens hat Sylburg zum Pädagogas Varianten aus 
dieser Hs. mitgetheilt^). Die große Masse der Varianten aller- 
dings gehört den Stromateis an. Aber mit den Excerpten 
hierans waren auch wenigstens einige Stücke verbanden, welche 
in der florentiner Hs. als Epitomae und Eclogae aas dem 8. Stro- 
mateas stehen. Die aagsb. Hs. wird von Sylbarg p. 385 zu ep. 
ex Theod. § 81 and bald daraaf zweimal zu ecL proph. 28 
citirt, und außerdem noch p. 386 das oben S. 29f. abgedruckte 
nur in dieser Hs. erhaltene Frg. zu Psalm 20 mitgetbeilt, wel- 
ches sich dort an das ebenso wie in der florentiner Hs. ab- 
brechende Stück ecl. proph. 63 anschloß. Hieraus allein würde 
noch nicht mit Sicherheit folgen, daß der augsb. Epitomator 
aas einer anderen Quelle als der florentiner Hs. geschöpft hat; 
denn es könnte diese letztere früher einmal mehr enthalten 
haben, als heute und schon zur Zeit der ersten Ausgabe, welche 
Petrus Victorias i. J. 1550 nach der florentiner Hs. veranstaltete. 
Wohl aber ergibt sich die Verschiedenheit der Quelle des augs- 
burger Epitomators von der florentiner Hs. ans der Art und 
Menge der von Sylburg mitgetheilten Varianten. Ich begnüge 
mich hier mit der Behauptung, bis Jemand sie anfechten wird. 
Dann ist es aber von einiger Bedeutung, daß in einer zweiten 
Hs. mit zählreichen, fast ausschließlich den Stromateis entlehnten 
Excerpten, auch mehrere von denjenigen verbunden waren, 
welche sich in der florentiner Hs. als Anhang der Stromateis 
finden. 

Das Zeugnis der Glemenshss. wird aber aufs schönste be- 
stätigt durch eine Reihe alter Schriftsteller, welche das, was 
wir in der zweiten Fragmentengruppe, den Ecl. proph. lesen, 
als Stücke des 8. Buchs der Stromateis citirt haben ^). Der 



1) Catal. graec. codd. (1595) p. 42 Nr. 49: Fragmentum epitomes 
stromatum Clementis Alexandrini Charta quarto, Hinc quaedam resti- 
tuta in nupera editione quae prodiit nova e typographeio H, Commelini 
d. 1. Sylburg'8 Ausgabe. In dem Katalog der Hss. und gedruckten 
Werke derselben Bibliothek vom J. 1600 p. 10 trägt die Hs. die Nr. 27. 
A. Reiser's Index mss. bibl. Augustanae vom J. 1675 ist mir nicht 
zur Hand. 

2) p. 359b zu paed. I, 101 (D. I, 208, 12) ; p. 360» zu paed. II, 25 
(D. I, 235, 4 u. 13); p. 360»> zu paed. II, 37 (D. I, 247, 6). 

3) S. die Zusammenstellung oben S. 29. Die sehr unvollständigen 



120 I>ie Eclogae ein Thell des 8. Stromateus. 

Aelteste ist Acacius, Bischof von Cäsarea a. 340 — 365^). Daß 
Dämlich von den verschiedenen Trägern dieses Namens der 
Bischof von Cäsarea, der Nachfolger des Eusebius es ist, auf 
welchen die umfangreichen Fragmente in verschiedenen Catenen 
zum Pentateuch zurtickgehn, bezeugt der gelegentlich vorkom- 
mende Zusatz Kaitraqelag ^). Als Inhaber der schönen Bibliothek 
zu Cäsarea und Erbe der Bücher seines Vorgängers 3) verdient 
er besondere Beachtung. Er wird dasselbe Exemplar in der 
Hand gehabt haben, auf welchem die Berichte und Excerpte 
des Eusebius beruhen. Unmittelbar vor den Zeilen, in welchen 
er ecl. § 17 als Bestandtheil des 8. Stromateus citirt, hat er 
ein Citat aus str. III, 95 mit der genau zutrefifenden Bemerkung 
eingeführt, daß Clemens dies in den letzten Theilen, gegen Ende 
des 3. Stromateus sage. Das Exemplar des Acacius, in welchem 
der Inhalt der florentiner Eclogae Bestandtheil des 8. Stromateus 
war, scheint in Ordnung gewesen zu sein. Unabhängig von 
Acacius bezeugt dasselbe die Blüthenlese des Leontius und 
Johannes; denn abgesehn davon, daß hierin eine ganze Reihe 
von Fragmenten aus verschiedenen Schriften des Clemens sich 
findet, so reicht das Citat aus Ecl. 17; welches auch bei Leontius 
auf Strom. VIII zurückgeführt wird, etwas weiter als die An- 
führung derselben Stelle bei Acacius (s. oben S. 29). Der dritte 
Zeuge und zwar ein mehrfach redender, ist jene ältere Eecension 
der dem Jo. Damascenus zugeschriebenen Sacra Parallela, welche 
Lequien aus einem Cod. Rupefucaldinus herausgab und mit 
guten Gründen dem Anfang des 7. Jahrhunderts zuwies. Diese 
Gnomologie zeichnet sich vor der andern Recension, die ich als 
Parall. Vat. bezeichnete, vor der Melissa des Antonius und an- 
deren ähnlichen Sammlungen in mehr als einer Hinsicht aus. 
Die Lemmata stehen hier*) nicht am Rande, wodurch Ab- 
kürzungen und vielfache Verschiebungen derselben unvermeidlich 



BemerkuTigen von Dindorf praef. XXXI und vol. III, 461. 462. verhüllen 
den Sachverhalt. 

1) Cf. über ihn Dict. of Christ. Biogr. I, il sq. Ich hatte Einiges 
über ihn zu sagen im Ignatius v. Ant, S. 141 f. 

2) Cat in Octat. ed. Niceph. I, 7 cf. dessen Einl. p. 10. 

3) Sozom. h e. IV, 23; Hieron. ep. 34, 1 ad Marcellam (Vall. I, 151). 

4) Nach Lequien's Druck, welcher hierin ebenso die Hs. wiedergeben 
wird, wie sein Druck der Parall« Vat., wo die Lemmata am Rande stehn. 



Die Eclogae ein Theil des 8. Stromateus. 121 

worden^ sondern in der Zeile. Es werden vielfach nicht nur 
die Schriftstellernamen, sondern auch die einzelnen Schriften 
und deren Theile mit Namen und Zahl notirt. An Fehlem fehlt 
es natürlich nicht. Aber eine bemerkenswerthe Genauigkeit 
läßt sich constatiren. Von den 24 Citaten aus den Briefen des 
Ignatius ^), welche der cod. Bnpef. enthält^ trägt keines den 
Namen des Ignatius mit Unrecht, und von 18 Citaten, welche 
einen einzelnen Brief mit Angabe der Adresse als Quelle an- 
geben^ enthält nur ein einziges einen kleinen Fehler, indem mit 
Sätzen des Epheserbriefs einer aus dem Smyrnäerbrief verbunden 
ist, als ob er auch in jenem stunde^). Auch die Gitate aus 
Clemens verdienen im allgemeinen Vertrauen ^). Es wird gerade 
auch das 8. Bach der Stromateis hier einmal richtig, dem ge- 
druckten Text entsprechend citirt*). In demselben 8. Buch hat 
dieser Gnomolog aber auch zwei Sätze gelesen, welche wir in 
ecl. § 11 und 20 gedruckt lesen. Und all' diesen Zeugnissen 
für die Zugehörigkeit der Ecl. zum 8. Stromateus steht kein 
einziges Zeugnis gegenüber, kein Citat aus den EcL, welches 
diese einem anderen Werk des Clemens oder gar einem anderen 
Schriftsteller zuwiese» 

Auch innere Gründe gibt es nicht, welche das allein be- 
zeugte Verhältnis zweifelhaft machen könnten. Die nächste 
deutlich in str. IV, 1 gestellte und hinter str. VII zu erfüllende 
Anfgsibe WSLT iJT€ nqd^Toig'EXXfipag xal ^ TVQog zovg ^lovdalovq 
xa% inixoybiiv toov yQag)€ov ex&etng (s. oben S. 109 Nr. 7). 
Dazu stimmt schon die Ueberschrift, welche der Epitomator der 
florentiner Hs. diesen Stücken, wahrscheinlich doch im Anschluß 
an einen Ausdruck des vollständigen Werks ^), gegeben hat: 



1) Cf. den Abdruck in meiner Ausg. des Ignatius p. 365 — 368. Von 
den dortigen 27 Nummern sind drei abzuziehen, weil sie ohne neues Lemma 
an voranstehende Sätze desselben Briefes sich anschließen. 

2) Cf. m. Ausg. p. 365, 21. Lequien p. 772 C erkannte die Her- 
kunft des betreffenden Satzes nicht. 

3) Genau und richtig Wird paed. II, 60 in Rupef. cittrt s. oben 
S. 20; die unsichere Anführung von „Quis dives** in diesem Codex (s. 
oben S. 106 Anm. 1) findet in dem dort besprochenen Schicksal dieser 
Schrift ihre Erklärung. Es bleibt ein angeblich aus str. VI stammendes 
bedenkliches Citat in Par Rupef. p. 657 s. oben S 55 Nr. 26 übrig. 

4) S. oben S. 28 zu str. VIII, 2. 

5) Cf. Str. VII, 84: lolg novelv i&^Xovat xccl TTQoüexnoveTv t« Joy- 
ftara xai* ixloyriv rtov yqafpöiv kniTQk^vng, Ueber solche Ixloyaf, 



122 I^ie Eclogae ein Tfaeil des 8. Stromatens. 

ix Tcop nQo^fiTixäv ixXoyal, d. h. eben Erörterungen über aus- 
gewählte Abschnitte der prophetischen Schriften. Bei Clemens 
heißt das ziemlich dasselbe wie „der heiligen Schriften" über- 
haupt^). Es sind in derThat durchweg Auslegungen und Aus- 
spinnungen biblischer Stellen. Die Zusammenhangslosigkeit, in 
der sie uns vorliegen, kommt selbstverständlich zum großen 
Theil auf Rechnung des Epitomators. Aber auch Gl. selbst 
hatte keinen fortlaufenden Commentar verheißen, und er wird 
hier; wie in den übrigen Stromateis^ seiner unberechenbaren 
Ideenassociation gefolgt sein. Ecl. 51—63 enthalten übrigens 
eine fortlaufende Erklärung von Ps. 19 (hebr. 18), und nach dem 
cod. Angustanus scheint darauf eine solche von Ps. 20 (hebr. 19) 
gesetzt zu sein. Nicht weit davor^ in ecl. 42— 44 werden Ps. 18 
(al. 17), 26. 45. 51 ausgelegt. Dazwischen ecl. 45 — 50 stehen 
zwei Gruppen von Sätzen, deren Zusammenhang unter sich und 
mit den Psalmauslegungen Niemand errathen wird. Stellen aus 
Cant. tr. puer. werden ecl.- 1 u. 2 vorgeführt, aber diese Er- 
örterung ist sichtlich veranlaßt durch Gen. 1, 1 sq., und auf dies 
Kapitel beziehen sich auch Ecl. 3—8 trotz der Abschweifung 
zu mehreren Stellen des Hosea. Dies wird eben die Art dieser 
kurzen Darlegung des Schriftinhalts gewesen sein. So sehen 
wir in ecl. 24 Gedanken aus 1 Cor. 15 mit der Geschichte vom 
Zinsgroschen verquickt. Das Wort des Johannes von der Taufe 
mit Feuer und Geist, gibt Anlaß, andere zerstreute Stellen vom 
Feuer auszulegen ecl. 25. 26. 

Sind aber die Eclogae eine Sammlung von Excerpten aus 
dem 8. Stromateus , so gilt das Gleiche selbstverständlich von 
den Epitomae ex Theodoto, welche in der florentiner Hs. zwischen 
dem großen Anfangsstück des 8. Stromateus und der bisher 
erörterten Sammlung von Excerpten stehn. Je räthselhafter die 
Ueberschrift der Epitomae lautet, um so sicherer darf man an- 



welche die Häretiker winkürlich gestalten, klagt Cl. str. Vif, 96. — 
Melito schrieb ixkoyal ix rdSv ygacpöSy in 6 Büchem Eus. h. e. IV, 26. 
Auch Eusebius schrieb 7iQo(ftjTtxal ixXoyal (ed. Gaisford 1842 cf. Eus. 
h. e. I, 2, 27) als BestaDdtheil einer „allgemeinen Einleitung*'. 

1) Cf. z. B. Str. IV, 2: Eine Abhandlung, welche ra negl ngo^prirslas 
nuQttSsSofjiivtt darstellen soll, wird zeigen, daß die Schriften (überhaupt), 
welchen die Christen glauben, echt seien. Und daß davon das Evan- 
gelium nicht ausgeschlossen sei, zeigt sich gleich nachher (D. III, 316, 4). 



Der Valentinianer Theodotns. 123 

nebmen, daß der Epitomator sie nieht aas der Luft gegriffen, 
sondern aus Woiien des ihm volIstäDdig vorliegenden 8. Stroma- 
teus geformt hat. Es muß Gl. selbst dort von %ä toS QsodoTOVf 
von ^ avatoXixfi naXovfjkiyti didaaxaXla, von xaica Tovg Ova^ 
Xev%lvov xQ^^^^g gesprochen haben. Das ist um so sicherer, 
als wenigstens die beiden letzten Elemente der Ueberschrift in 
den Excerpten selbst keinen erkennbaren Anhalt haben. Wer 
der Theodotus sei, ist zunächst negativ zu beantworten. Jeden- 
falls nicht der Theodotus von Byzanz mit dem Beinamen ,,der 
Schuster*', welchen Bischof Victor von Rom excommunicirte, 
und auch nicht dessen Schüler, Theodotus „der Wechsler''^); 
denn diese in Rom gegen Ende des zweiten Jahrhunderts auf- 
getretenen Lehrer einer ebjonisirenden Christologie haben nichts 
mit der Schule Valentin's zu schaffen gehabt, wie der Theodotus 
des Gl. offenbar. Dagegen ist bei diesem, soviel wir nrtheilen 
können, nichts von jener Ghristologie wahrzunehmen. Er gehört 
zur valentinianischen Schule, sei es als eine Lehrauctorität der* 
selben aus alter Zeit, sei es als ein Jünger derselben und ein 
vergleichsweise später Schriftsteller. Deutlich wird einmal aus 
einer allgemein valentinianischen Lehre eine besondere Aussage 
des Theodotus erklärt und ein andres Mal eine Lehre der Schule 
durch einen Ausspruch des Theodotus belegt 2). Es gehen Mit- 
theilungen aus und über Theodotus unvermerkt in Aussagen 
über die valentinianische Lehre überhaupt über ^). In den aus- 
drücklich auf Theodotus zurückgeführten Lehraussagen herrscht 
unverkennbar die valentinianische Terminologie ^). Auch ist es 



1) Anonym, c. Artemonitas bei Eos. h. e. V, 28, 6. 9; Hippel, refnt. 
haer. Vif, 35. 36; IX, 12 (ed. Gotting. p. 458, 99); X, 23. — An den 
Montanisten Theodotus (Eas V , 8, 3; 16, 14 sq ) ist noch weniger zu 
decken. Vollends wird's einer Widerlegung nicht bedürfen, wenn H. Va- 
lesius zu Eus. h. e. Y, 11 diesen Theodotus für einen von Clemens ver- 
ehrten Lehrer, für den str. I, It erwähnten Hebräer, hielt. 

2) Epit. 32: (paai (d. h. die Valentinianer) . . o9-iv Sio^orog . . . 
ixtiltaev. lieber § 30 s. oben S. 117 Anm. 1. 

3) Epit. 35: xaTtt Oto^orov . . . (paütv. Eine strenge Scheidung 
zwischen (prjaiv und (faaCv ^ zwischen Sätzen des Theodotus und Sätzen 
der Valentinianer, wie sie Bunsen p. 204 wagte, ist nicht durchzuführen. 
Man beachte § 22 hinter einander ohne jede Andeutung eines Gegensatzes 
oder auch nur Unterschiedes (prialv . . . (paa\p . . . Xiyovaiv. 

A) Epit. 26. 35. Cf. ferner § 26, wo Theodotus citirt wird, und 
§ 41 in., wo durch (prialv auf einen Einzelnen, also wohl Theodotus hin^ 



124 I><^ Yalentinianer Theodotns. 

ein bloßer Schein, als ob § 2 die Valentinianer in einen Gegensatz 
zu dem vorher redenden ^) Theodotus gesetzt würden. Wir 
wissen ja nicht, was nnd wieviel der Excerptor zwischen § 1 
und 2 ausgestoßen hat; und der aller Andeutung eines Gegen- 
satzes entbehrende Uebergang zu § 3, wo offenbar wieder der- 
selbe redet, wie in § 1, d. i. also Theodotus, beweist, daß 
Theodotus als Meister oder Jünger der valentinianischen Schule 
angehört. Ist er ein jüngerer Anhänger der Schule und zwar, 
wie man aus der Ueberschrift der Epitomae mit Sicherheit scheint 
schließen zu dürfen, ein namhafter Vertreter des orientalischen 
Zweigs der Schule, so ist erstlich auffallend, daß Hippolyt als 
Vertreter der orientalischen Schule Valentin's nicht den Theo- 
dotus, sondern nur den Axionicus und den Ardesianes (Bardesan) 
nennt 2), und daß Tertullian in einer vollständigeren Liste der 
Valentinianer gleichfalls keinen Theodotus hat*). Ferner ist 
die chronologische Bemerkung in der Ueberschrift, welche ja 
freilieb auf alle Fälle formell ungeschickt und sonderbar lautet, 
ganz unverständlich, wenn CI. die Lehre des orientalischen 
Zweigs der Schule hauptsächlich nach den Schriften oder einer 
Schrift eines jüngeren Gliedes der Schule dargestellt hat. Wieso 
denn „zu den Zeiten Valentin's"? Jüngere Zeitgenossen des 
Allmeisters waren ja alle Valentinianer, welche um 150 — 190 
in der Schule etwas können zu bedeuten gehabt haben. Es 
scheint vielmehr die Zeitbestimmung sagen zu wollen, daß hier 



gewiesen zu sein scheint, mit § 17. 21, wo von den Valentinianern sehr 
Aehnliches berichtet wird. 

1) Daß dieser mit dem (priaiv § 1 (p. 424, 6) gemeint sei, ergibt 
sich nicht sowohl aus der bedeutsamen Voranstellung des Theodotus in 
der Ueberschrift, als vielmehr aus der Vergleichung von § 26 mit § 1 
und 3. 

2) Hippol. refut. VI, 35. Als Vertreter der italischen Schule nennt 
er dort den Herakleon und den Ptolemäus. 

3) Tert. adv. Valent. 4 nennt nach Valentin als mehr oder weniger 
directe Schüler: Ptolemaeus, Herakleon, Secundas, Marcus, Theotimus, 
Axionicus, wozu dann noch der Alexander in de carne Christi c. 16. 17 
kommt. Cf. die Uebersicht bei Harnack, Zur Quellenkritik d. Gesch. d. 
Gnostic. S. 58, wo nur dem Prodicus aus Scorpiace 15; adv. Prax. 3 
schwerlich die richtige Stelle angewiesen ist. — Erst Theodoret, welcher 
den Clemens kennt, nimmt den Theodotus in seine Liste der Nachfolger 
Valentins auf (haer. fab. I, 8) : Secundus, Cossianus (?), Theodotus, Hera- 
kleon, Ptolemaeus, Marcus. 



Der Valentinianer Theodotns. 125 

die ursprüngliche noch zu Lebzeiten des Meisters ausgebildete 
Gestalt der Lehre dargestellt sei im Gegensatz zu späteren 
Fortbildungen ^), Dazu stimmt die Bemerkung Tertullian's, daß 
Axionicus in Antiochien, also nach Hippolyt eins der Häupter 
der orientalischen Schule, allein noch die reine Lehre des Meisters 
vertrete ^). Die dpazolixii didaaxalla ist also zugleich die be- 
reits xa%ä Tovg OvaXevxivov xQ^yovg vorhandene Gestalt des 
valentinianisehen Systems. Dann muß auch die dritte Bestim* 
mung des Inhalts der Epitomae^ welche in dem Namen Theo* 
dotus liegt, in die Anfänge der Schule zurückweisen ^). Sucht 
man nun einen dazu passenden Namen, so föllt unvermeidlich 
der Blick auf str. YII, 106: mtravtatg de xal OiaXevxTpov Qeodä 
diax'fixaivai^) (piqovffiPy ypcigifiog d^ ovTog y€y6p€& llavXov. 
Daß Qeodäg oder das häufigere @«t;dag ebensogut Abkürzung 
für Qeodotog als für QeodcoQog sein kann, wird Niemand be- 
zweifeln*). Und daß Clemens einmal Theodas, dort aber, wo 
er zusammenhängend von dieser mythischen Größe handelt, 
regelmäßig Theodotus geschrieben hat, wäre ganz unbedenklich, 
auch wenn man der einzigen Hs., die uns beides aufbewahrt 
hat, hierin völlig vertrauen müßte. Die Meinung ist nun nicht, 



1 ) Clemens kennt ja auch die jüngere Fortbildung, welche die Lehre 
im Abendland gefunden hatte. Er citirt den Herakleon ecl. proph. 25; 
Str. IV, 71. Aber er nennt ihn nicht in den Epitomae. 

2) Valent. 4: Solus ad hodternum Antiochiae Axionicus memoriam 
Valentini integra custodia regularum eius consolatur. 

3) Dem Richtigen näherte sich Combefis, Auctar. novissimum (1672) 
I, 194. 

4) So nach Bentley. Die Hs. hat Seo^d^t axrixoivai. 

5) Cf. die Zusammenstellung bei Winer, Gramm. § 16, 4 Anm. 1. 
Es bleibt möglich, daß dieser selbe Theodotus gemeint ist von Pseudo- 
ignat. ad Trall. XI cf. meine Bemerkungen z. d. St. p. 192 sq., oder 
Funk, Patr. ap. II, 74. Es ist das sogar das Wahrscheinlichste, da er 
dort mit anderen Häretikern ältester Zeit, mit Zeitgenossen der Apostel 
zusammengestellt wird cf. meine Acta Joannis p. LXIII. Auch Vigilius 
Taps., Altercatio Athanasii contra Arrium et Sabellium I, 20 (Montfaucon, 
opp. Äthan. II, 647) sagt von der ersten apostolischen 2^it: „nee erat 
Ulla nominis discretio inter veros falsosque, sive qui Christi, sive qui 
Christi, sive qui Dosithei sive Theodae sive Judae cuiusdam sive etiam 
Johannis sectatores, qui se Christo credere fatebantur". Es kann sehr 
wohl der Name Theodas ebenso wie derjenige des Judas auf ein bei 
Häretikern umlaufendes Buch unter diesen Namen zurückgehn (Iren. ], 
31, 1 Massuet p. 112). 



126 Theodas und Theodotus. 

daß Clemens eine Schrift von jenem Theodotus in der Hand 
gehabt oder zu haben geglaubt hat; aber es ist sehr wahr* 
scheinlich, daß die Valentinianer in einem besonderen Buch die 
Lehrtraditionen zusammengestellt hatten, welche sie auf Theodas 
oder Theodotus, das angebliche Zwischenglied zwischen Paulus 
und Valentinus, zurückführten. Aehnlich verhielt sichs mit den 
,, Traditionen des Matthias^^ bei den Basilidianern> welche Cl. 
auch als besonderes Buch in der Hand gehabt hat ^). Aehnlich 
und doch nicht ganz so; denn Matthias war selbst ein Apostel, 
ein persönlicher Jünger Jesu, Theodotus sollte nicht mehr sein 
als ein Schüler des spät berufenen Paulus. Daher waren in 
jenem Buch der Basilidianer evangelische Traditionen enthalten, 
in diesem Buch der Valentinianer dagegen bereits exegetische 
Erörterungen über Worte Jesu in den kanonischen Evangelien 
und Stellen der paulinischen Briefe^). Es ist nicht durchaus 
gewiß, aber sehr wahrscheinlich, daß Cl., welcher ja anderwärts 
Homilien und Briefe Valentin's citirt ^), auch eine valentinianiscbe 
Schrift mit dem Titel QeodoTov didaaxaXla oder einem ähn- 
lichen benutzt hat. Aber nur unter anderem hat er aus ihr ge- 
schöpft. Fünfmal wird Theodotus in den Epitomae genannt 
(§ 22. 26. 30. 32. 35), daneben neunmal die Valentinianer ohne 
genauere Angabe der Quelle (§ 2. 6. 16. 17. 21. 23. 24. 25. 28), 
zweimal auch die Basilidianer (§ 16. 20). Es sind ferner be- 
deutende Stücke vorhanden, in welchen gar nicht von Lehren 
der Häretiker die Rede ist*). In § 8 — 15 haben wir durch 
fllkeiq de fpaikiv eingeleitete Erörterungen des Cl., welche nur 
in ihrem ersten Anfang gegen die valentinianiscbe Behandlung 
des Johanneischen . Prologs gerichtet sind und durchweg die 
Denk- und Redeweise des Verfassers der Stromateis zeigen. 
Das Gleiche ist mit mehr oder weniger Bestimmtheit von 
epit. 18—20; 27; 66—74; 81-^6, vielleicht auch von epit.4. 5 
zu behaupten. Alles aber, die eigenen Erörterungen des Cl. 
wie die von ihm referirten und kritisirten valentinianischen 
Sätze beziehen sich auf biblische Worte und Sachen. Sie sind 



1) Str. II, 45; III, 26; {IV, 35); VII, 82; VII, 108; Hippel, ref. VII, 20. 

2) Epit. 1; 3; 26 (hier Jo. 10, 7); 85 (Philipp. 2, 7). 

3) Str. II, 36; II, 114; III, 59; IV, 89; VI, 52. 

4) BuDsen hielt für Aeaßeruogen des Clemens selbst den letzten 
Satz von § 1, ferner § 8-J5, einige Sätze aus § 17, femer § 18-20. 



Die Epitomae und Eclogäe. 127 

in dieser Beziehung gleichartig mit den EcL proph. Nimmt 
man die beiden Gruppen von Excerpten zusammen und denkt 
sieb die Lücken durch Gleichartiges ausgefüllt; so hat man jene 
Str. IV^ 1 angekündigt %a% iniTOfA^p yqagt&v ex^eaig. Von 
Gen. 1 bis in die Apokalypse des Johannes und in die bedenk- 
lichsten Apokryphen hinein ') erstrecken sich diese biblisch 
theologischen Spaziergänge. Wenn Gl. in den Epitomae mehr, 
als für seinen Zweck dienlich scheint, von den Yalentinianern 
redet, so werden auch in den Eclogae nicht selten Häretiker 
erwähnt und deren Schriftauslegungen kritisirt^). Es ist dem 
Cl. eben schon bei der kurzen Darlegung des Schriftinhalts, 
welche noch ein Bestandtheil der Stromateis werden sollte, so 
ergangen; wie er es für die von den Stromateis abgesonderte 
biblisch theologische Darstellung voraussah, daß er sich viel mit 
den verkehrten Schriftauffassungen der Häretiker zu schaffen 
machen werde ^). Wenn trotzdem der Eindruck entsteht; daß in 
den Epitomae in einem unverhältnismäßigen Grade Häretiker zu 
Worte kommen; so ist erstlich zu bedenken, daß die vom Ex- 
cerptor geschaffene Ueberschrift zur Unterschätzung der selb- 
ständigen Auslassungen des Ci. in diesen Auszügen verleitet; 
und zweitens, daß wir eben nur Excerpte vor uns habeU; welche 
nach dem in der Ueberschrift bezeichneten Gesichtspunkt aus- 
gewählt sind. Auch wenn wir die Epitomae ex Thcodoto sammt 
den Eclogae proph. dem 8. Buch der Stromateis wieder zuweisen, 
haben wir noch nicht das ganze Buch. Alles zusammengerechnet, 
was wir davon besitzen, nimmt bei Sylburg nur 24^2 Seit^ ein, 
also beinah 6 Seiten weniger; als der durchschnittliche Umfang 
der einzelnen Stromateis beträgt; 14 Seiten weniger als das zu 
Anfang nicht einmal vollständige erste Buch (s, oben S. 115). 
Sehr Vieles kann also in dem 8. Buch noch gestanden haben, 
was wir nicht besitzen, und dessen Abwesenheit uns die er- 
haltenen Bruchstücke und insbesondre ihren Zusammenhaug 
unter einander undeutlich macht. 

Gegen diese Reconstruction des 8. StromateuS; welche in 
allem Wesentlichen nur Anerkennung der bisher überhörten 



1) Die 1000 Jahre ecl. 57 aus Apoc. 20, 3—6; die Apokalypse des 
Petrus ecl. 41. 48. 49; die Predigt des Petrus ecl. 58; Henoch ecl. 2; 
das Egypterevangeliam epit. 67 cf. str. III, 63 etc. 

2) EcL proph. 25 Herakleon, § 38 Tatian, § 56 Hermogenes. 

3) Str. IV; 2 8. oben S. 46. 



'128 Bedenken gegen die Ueberlieferung. 

üeberlieferung ist, kann man scbwerlich einwenden, daß in 
diesen Bruchstücken, soweit sie sich aaf biblische Materien be- 
ziehen, die Rücksicht auf Heiden und Juden fehle, welche 
raan nach str* IV, 1 erwarten sollte. Aber wo wäre Gl. im 
ganzen Verlauf seiner Stromateis seinen Programmen und ins- 
besondere den ausgesprochenen Zweckbestimmungen treu ge- 
blieben (oben S. 108 f.) ? Doch wird man anerkennen müssen, daß 
diejenigen Abschnitte, in welchen Cl. selbst redet, durch ver- 
gleichsweise große Einfachheit und praktische Bedeutsamkeit 
für die in die Kirche erst Einzuführenden ausgezeichnet sind. 

Der einzige Anknüpfungspunkt für die so lange beliebt ge- 
wesene Hypothese, daß die Epitomae und Eclogae Bestandtheile 
der Hypotyposen seien, liegt darin, daß ecl. 56 Pantänus ge- 
nannt und ecl. 50 wahrscheinlich unter dem „Alten'^ gemeint 
ist. Nun hat Eusebius gerade von den Hypotyposen zweimal 
bemerkt, daß Cl. darin den Pantänus mit Nennung seines Namens 
erwähne und Schriftauffassungen desselben mittheile (hypotyp. 1. 2 
oben S. 64 f.), und an der ersten der beiden Stellen (h. e. 
V, 11, 2), wo er dies bezeugt, hat er hinzugefügt, daß Cl. 
auf denselben Pantänus wahrscheinlich str. I, 11 in der namen- 
losen Aufzählung seiner Lehrer andeutend hinweise. Soll man 
daraus schließen, daß Eusebius im ganzen Werk der Stromateis 
nirgendwo und nur in den Hypotyposen den Namen des Pan- 
tänus gefunden habe, und daß also ecl. 56 zu den Hypotyposen 
gehören müsse? Jeder muß fühlen, daß den Bemerkungen des 
EuseT)ius die Kraft zu diesem Beweise abgeht. Er hat nicht 
einmal ausdrücklich gesagt, daß in keinem der 8 Stromateis der 
Name Pantänus vorkomme. Nur das ist gewiß, Eusebius hat 
an die einzige, ganz am Ende des weitläufigen Werks vorkom- 
mende Erwähnung des Pantänus nicht gedacht, als er so schrieb. 
Aber wer denkt jeder Zeit an Alles, was er einmal gelesen hat? 

Daß die Epitomae und die Eclogae nicht zu den Hypoty- 
posen gehören, ergibt sich aber nicht nur aus vorstehenden 
Beweisen für ihre Zugehörigkeit zu den Stromateis, sondern 
auch aus dem Charakter der Hypotyposen, wie er sich aus den 
Nachrichten derer, welche sie gelesen, und aus den sicheren 
Fragmenten dieses Werks zu erkennen gibt. 

Anhangsweise muß hier eines Einfalls gedacht werden, der 
mich vor Jahren geneckt hat und verschwiegen worden wäre, 
wenn ich nicht kürzlich bemerkt hätte, daß schon Valesius ihn 



Die Epitomae Theodor! bei Victorinus 129 

mit großer Keckheit zu £u8. h. e; Y; II vorgetragen hat. In 
dem Commentar des Victorinus zur Apokalypse wird nach beiden 
RecensioneU; in welchen er vorliegt'), zur Erklärung der 4x6 
Flügel der apokalyptischen Thiere am Throne Gottes und zu- 
gleich der 24 Äeltesten daselbst bemerkt: Sunt atUem libri ve- 
teris testamenü qui accipiuntur viginti qtuituor, quos in epitomis 
Theodori invenies^). Das erklärte Valesius für ein Citat aus 
den Epitomae ex Theodoto. Der Unterschied von Theodoti und 
Theodori hat allerdings nichts zu bedeuten (s. oben S. 125 f.)* 
Es ist auch sehr denkbar; daß Clemens in diesem letzten Theil 
der Stromateis seiner kurzen Darlegung des Lehrinhalts der 
Bibel eine Aufzählung der kanonischen Bücher des A. T. vorauf- 
geschickt hat. Es ist ferner sehr wahrscheinlich, daß der mehr 
griechisch als lateinisch gebildete Bischof von Pettau, welchen 
Hieronymus^) in dem Maße von Origenes abhängig fand, daß 
er ihn als Uebersetzer der exegetischen Werke des Origenes 
behandelt, auch die Werke des Gl. gekannt habe. Wir kennen 
auch keinen anderen Theodorus, welchen Victorinus oder sein 
Interpolator hier im Auge haben könnte. Aber in unseren 
Epitomae findet sich nicht, was Victorinus in den epitomae Theodori 
gelesen haben will; und Victorinus nennt nicht den Gl. Sollen 
wir annehmen, daß schon hundert Jahre nach Gl. dieser Theil 
seiner Stromateis im Auszug verbreitet war, und daß uns dieser 
Auszug nur in einer nochmals verkürzten Gestalt durch die 
florentiner Hs. erhalten ist? Unmöglich ist das nicht, aber sehr 
ungewiß. Hat aber Gl., wie sich unten im 3. Kapitel zeigen 
wird, die Stromateis in den Jahren 200 -202 (203) geschrieben 
und ist er wegen der in Alexaudrien wüthenden Ghristenver- 



Ij Es kann hier' nicht über diesen dnnklen Punkt gehandelt werden. 
Die mir bekannt gewordenen Erörterungen, namentlich die von Lücke, 
Einl in die Ofifenbarung Joh. 2. Aufl. S. 972—982, schweben in der Luft, 
weil man die Editio princeps und den Prolog des Hieronymus nicht zu 
Bathe gezogen hat. 

2) Die Editio princ. hinter Theophylacti enarrationes in quatuor 
prophetas ed. Jo. Lonicerus, Paris 1549, fol. 105*>. Die davon unab- 
hängige Ausgabe und abweichende Recension des Basilius Millanius, 
Bononiae 1558, kenne ich nur aus dem Abdruck bei Gallandi IV, 52—64 
w6 obige Worte p. 56 ebenso lauten, nur recipiuntur für accipiuntur. 

3) contra Rufinum I, 2 (Vallarsi 11, 549) cf. epist. 84, 7 adOceanum; 
ep. 61, 2 ad Vigilantiam. < . . 

Zahn, Forschungen. III. Q 



130 Titel der Hypotyposen. 

folgung 202 (203) von dort geflüchtet, so ist es allerdings wahr- 
scheinlich; daß der mit str. VIII , t beginnende zweite Hanpt- 
theil der Stromateis in Folge dieser Eatastrophß unvollendet 
blieb, und daß auch die überaus unsichere Ueberlieferung dessen, 
was Gl. noch von diesem Theil ausgearbeitet hat, mit diesem 
Ereignis in Zusammenhang steht. 

II. Die Hypotyposen. 

Der Titel, welchen Cl. diesem Werk gegeben hat, sagt so 
gut wie nichts über den Gegenstand desselben; denn vnotvndifTeiq 
bezeichnet umrißartige, skizzenhafte Darstellungen von irgend 
etwas. Seine Stromateis nennt Cl. selbst mehrmals eine vno- 
tvnuKTig^), weil er auf Vollständigkeit und strengen Zusammen- 
hang von vorneherein verzichtet, und weil er das in den Stroma- 
teis Dargebotene nur wie einen Schattenriß der ehemals von 
seinen Lehrern empfangenen lebensvollen Belehrungen betrachtet 
wissen will (str. I, 11—15). Der Alexandriner Theognostus um 
280 schrieb ein aus 7 Büchern bestehendes Werk durchweg 
dogmatischen Inhalts unter dem Titel vnoxvTKoaeiq^). Daß nach 
Photius (cod. 106) Theognost im Titel als „Alexandriner und 
Exeget" bezeichnet war, darf uns nicht veranlassen, an ein vor- 
wiegend exegetisches Werk zu denken. Das 1. Buch bandelte 
vom Vater^ das 2. vom Sohn, das 3. vom hl. Geist, das 4. von 
den Engeln, das 5. und 6. von der Menschwerdung, das 7. scheint 
eine Recapitulation der ganzen Dogmatik gewesen zu sein. 
Sextus Empiricus, der Zeitgenosse unseres Gl., betitelte seinen 



1) Str. I, 12; 15; IV, 2; VI, 2 (D. II, 11, 15; 13, 9; 315, 18; III, 
122, 14). Auch paed. I, 95 bedeutet das Wort nichts Anderes, als daß 
Ezech. 18 eine andeutende Skizze des christlichen Lebenswandels ent- 
halte. Per alte Irrthum, daß vnoTvntoatg 1 Tim. 1, 16 cf. 2 Tim. 1, 13 
Aufstellung eines Vorbildes und Unterweisung durch ein solches bedeute 
(cf. dagegen Hofmann, N.. T. VI, 81 f.; 236 f.), hat vielleicht hier und 
da auf den späteren kirchlichen Sprachgebrauch eingewirkt. Daher mag 
es kommen, daß Rufinus, welcher das Wort regelmäßig durch diBpoBi- 
tiones ungeschickt übersetzt, (h. e. II, 1. 9. 15; V, 11), einmal (h. e. 
VI, 13) bemerkt vnoxvjKoaitov lihri octo, quos nos possumus informatio- 
num vel dispositionum nominare, Valesius zu Bus. V, 11 eignet sich 
dies infwmationes an und verdeutlicht es durch „institutiones". Die einzig 
richtige Fassung vertritt Fabricius, bibl. gr. ed. Hartes V, 529, wo er von 
Sextus Empiricus handelt. 

2) S. die Zusammenstellung bei Routh, rel. s. (ed. 2) III, 407—422. 



Allgemeiner Charakter der Hypotyposen. 131 

Abriß der ekeptischen Philosophie ITvQQOopelcay vnoTVTioiffeoop 
fj (TkeTTtixcSv vno[ivfj[idt(ov ßißXla zqla. Der Titel bezeichnet 
eben nur die Art der Behandlung. Auskunft über den Gegen- 
stand; welchen Gl. unter diesem Titel behandelt hat^ können 
uns nur die Fragmente und die Beschreibungen derer geben, 
welche das ganze Werk in Händen gehabt und wenigstens theil- 
weise gelesen haben, das sind Eusebius und Photius^). Beide 
stimmen darin überein , daß die Hypotyposen ein exegetisches 
Werk gewesen seien, welches beide Testamente umfaßte. Wenn 
Photius sagt, Gl. erörtere darin einige Stellen des A. und des 
N. Testaments, so will das nichts anderes bedeuten, als wenn 
Photius im folgenden Eelativsatz die Hypotyposen als eine 
summarische Auslegung beider Testamente bezeichnet 2) , oder 
wenn Eusebius kurzgefaßte Erklärungen der ganzen kanonischen 
Schrift als Inhalt angibt. Allerdings leitet Eusebius diese Be- 
schreibung durch ein „kurz gesagt^' ein; der nächste Eindruck 
ist trotzdem, daß Eusebius zu wissen meinte und sagen wollte, 
Gl. habe kein einziges Buch der Bibel gänzlich unberührt ge- 
lassen« Und dies um so mehr, da Eusebius hinzufügt, Gl. habe 
auch diejenigen Bücher nicht übergangen, deren Zugehörigkeit 
zum Kanon zur Zeit des Eusebius von der einen oder andern 
Seite noch angefochten wurde, nämlich den Brief des Judas 
und die übrigen katholischen Briefe, denjenigen des Barnabas 
und die dem Petrus zugeschriebene Apokalypse. Dagegen darf 
es nicht zu sehr ins Gewicht fallen, was Photius am Schluß 
seiner dogmatischen Kritik der Hypotyposen sagt: „Der ganze 
Zweck (der Hypotyposen) sind gewissermaßen Auslegungen der 
Bücher Genesis, Exodus, der Psalmen, der paulinischen und 
der katholischen Briefe und des Buchs Koheleth"*). Da hie- 

1) Hieronymns (v. ill. 2. 8. 38 62; ep. 70 ad Magnum) gibt in Be- 
zug auf Gl. nur wieder, was er ans Eusebius weiß, und dies theilweise 
recht nngenau, wovon unten im 3. Kap. dieses Abschnitts noch weiter 
zu handeln ist. Die nnbestimmte Angabe oben S. 48 (XV Nr. 1) gibt 
kein Recht, dem Hieronymns eigene Kenntnis der Hypotyposen beizu- 
messeu. Ueber Cassiodor s. weiter unten. Die Stellen des Eusebius 
und des Photius s. oben S. 64—66. 

2) Oben S. 65 Nr. 4. Ich beziehe &p nicht auf ^i^iwv nvtov^ wo- 
durch sich eine Tautologie ergäbe, sondern auf naXaias xai viag ygacpris, 

3) So nach der LA. ixxltiataaTov , welche allein glaubwürdig ist; 
denn den Namen ixxlrjaiaaTixos führte nur bei den Lateinern, nie bei 
den Griechen das Buch des Jesus Siracb. 

9* 



132 Allgemeiner Charakter der Hypotyposen. 

durch nicht der Itihalt, sondern der Hauptzweck der Hypotyposen 
angegeben sein soll; so kann auch die Aufzählung der darin 
behandelten biblischen Bücher nicht auf Vollständigkeit An- 
spruch machen. Es fehlen wenigstens zwei von Eusebius aus- 
drücklich genannte Apokrypha. Andrerseits ist auch nicht daran 
zu denken ; daß Photius ein unvollständiges Exemplar gehabt 
habe^). Er gibt ja die Zahl der 8 Bücher ebenso wie Eusebius 
an, und die von ihm namhaft gemachten biblischen Schriften 
hat Gl., wie sich zeigen wird^ theils im 1., theils im 7. Buch 
der Hypotyposen behandelt. Photius wird also, wo er den 
Hauptzweck der Hypotyposen angibt; diejenigen biblischen 
Bücher aufgezählt haben , deren Auslegung ihm beim Durch- 
lesen oder Durchblättern des Buchs am meisten in die Augen 
fiel, also auch wohl den breitesten Raum einnahm. 

Die Excerpte aus den Hypot., welche Eusebius mittheilt, 
betreffen eben darum, weil sie der Kirchenhistoriker ausgezogen 
hat, die Geschichte der apostolischen Persönlichkeiten und 
Schriften, ohne daß doch irgend eine Schwierigkeit entstünde, 
sie als Bestandtheile eines biblischen Gommentars zu denken 
(frg. 10. 14—17. 19. 20). Das Gleiche gilt von den Lehrsätzen, 
die Photius in seiner dogmatischen Kritik aufzählt, und dem 
einzigen wörtlich von Photius mitgetheilten Fragment Dem 
exegetischen Charakter der Hypot. widerspricht es selbstver- 
ständlich auch nicht, wenn Gl. nach Eusebius (frg. 1) Schrift- 
auffassungen und sonstige Ueberlieferungen seines Lehrers Pan- 
taenus darin niedergelegt hat; und es ist nur aus der vorgefaßten 
Meinung, daß die Epitomae ex Theodoto zu den Hypot. gehören, 
zu erklären, daß R. Simon sich daraufhin von den Hypot. die 
Vorstellung bildete, sie seien wesentlich nichts anderes als eine 
Sammlung von Excerpten ans älteren Schriftstellern gewesen, 
unter welchen einige Häretiker sich befunden*). 

Sind nun die Hypot. ein kurzgefaßter Gommentar zur ge- 
sammten Bibel gewesen, so kann auch kaum zweifelhaft sein, 
wie sie sich zu den str. IV, 1-3 im voraus entwickelten lite- 
rarischen Plänen verhalten. Sie können nicht die Erfüllung 
jenes Versprechens einer xar irtnoiA^v ygafpd&y €x&€(rtg sein^ 



1) Zu dieser AnDahme neigte le Noorry col. 1328; zuversichtlich 
sprach sie ReinkeDs, de Clem. AI. p. 266 aus. 

2) Histoire des princ. commentat. du N. T. 1693 p. 18. 



Die Form der Exegese. 133 

welche einen Bestandtheil der Stromateis bilden sollte^) nnd 
wirklich im 8. StromateoS; wir wissen nicht wie vollständig, 
gegeben worden ist. Aber Gl. hatte außerdem auch noch in 
Absicht; nach Vollendung der Stromateis, eine der Reihenfolge 
der biblischen Bücher sich anschließende Darstellung der darin 
enthaltenen Offenbarung zu geben d. i. das Buch negl nqofpfi- 
veiag, wovon oben S. 45 f. gehandelt wurde. Nicht gerade dieser 
mehrmals von Gl. angekündigte Titel, wohl aber die Beschreib- 
ung dessen, was er unter diesem Titel zu geben beabsichtigte, 
berührt sich sehr nahe mit Zweck und Inhalt der Hypot. Nur 
muß man in Anschlag bringen, daß das Bild der später zu 
schreibenden Bücher damals noch ein ziemlich unbestimmtes 
war, und daß Gl. niemals seine Programme pünktlich ausgeführt 
hat. Wenn Eusebius den Gl. richtig dahin verstanden hat, daß 
er eine Auslegung der Genesis versprochen habe (s. oben S. 45), 
so würde auch dies Versprechen in den Hypot. seine Erfüllung 
gefunden haben. 

Die Form der Auslegung kann man im allgemeinen aus 
den durch Oecumenius aufbewahrten Fragmenten (frg. 7 — 9. 13. 
21 — 27) erkennen. Ein einzelner Satz oder Satztheil der bib- 
lischen Schriften wird vorgeführt und durch eine kurze, häufig 
mit einem tovtiatty eingeleitete Bemerkung erläutert. Es sind 
Scholien zu ausgewählten Sprüchen. Letzteres ergibt sich als 
selbstverständlich schon aus der Vergleichung des Umfangs der 
biblischen Schriften, welche Gl. in den Hypot. behandelt haben soll, 
mit dem Umfang dieser selbst, wenn man sich die 8 Bücher 
der Hypot. etwa ebensogroß vorstellt wie die 8 Stromateis. 
Ebendies besagt aber auch der Titel „Skizzen^ und wird be- 
stätigt durch die Beschreibungen des Eusebius und des Photius. 
Die Hypot. waren demnach ein Gommentar nicht in der Art 
derjenigen des Origenes zu Matthaeus oder Johannes, sondern 
bei der ganzen schriflstellerischen Art des Gl. ist es beinah selbst- 
verständlich, daß er sich auch in den Hypot. hier und da eine 
weitläufigere dogmatische oder historische Erörterung oder Ab- 
schweifung erlaubt hat. 

Den gleichen Gharakt^r tragen aber auch die lateinischen 
Adumbrationes in epistolas catholicas, deren Zugehörigkeit zu 



1) Str. IV, 1, worauf Reinkens p. 267 vermuthend hinwies, s. da- 
gegen oben S. 4 und 11. 



134 Die Adambrationen ein Theil der Hypotyposen. 

den Hypot. ebenso oft beanstandet, als behauptet worden ist^). 
Sie allein können uns, wenn sie echt sind, ein anschauliches 
Bild von dem ganzen Werk geben. Geht man bei deren Unter- 
suchung von den oben S. 1 1 flF. besprochenen und meiner Becen- 
sion des Textes zu Grunde liegenden Hss. und von den Catenen 
aus, welche Bruchstücke von Cl. enthalten sollen, so wird man 
sofort auf Cassiodor's Beschreibung der von ihm für die Mönche 
von Vivarium beschafften exegetischen Hilfsmittel zu den katho- 
lischen Briefen hingewiesen 2). Cassiodorius^) nennt zuerst die 
Auslegung des Cl. zu einigen Stücken der kanonischen d. h. 
katholischen Briefe, nämlich zu I Petri, I und 11 Joannis und 
Jacobi. Darauf erwähnt er eine Erklärung des Jacobus von 
Augustin, hierauf den Commentar des Didymus zu den 7 kano- 
nischen d. h. katholischen Briefen» endlich 10 Sermone des 



1) Bellarmin (de scriptor. eccl. Lugd. 1663 p. 69) hielt die Frage, 
ob dies der von Cassiodorius erwähnte Commentar des CL zu den kathol. 
Briefen sei, für schwierig. Sehr entschieden sprach sich gegen die Zu- 
gehörigkeit der Adumbr. zu den Hypotyposen R. Simon , hist. des princ. 
commentateurs :du N T. (1693) p. 18 aus. Die Gründe, durch welche 
sich le Nourry col 1318—1320 bestimmen ließ, sie dem Cl. abzusprechen 
und von dem durch Cassiodorius übersetzten Werk zu unterscheiden, er- 
klärte Fabricius bibl. gr. VII, 131 für unerheblich, Reinkens p. 270 da- 
gegen fand sie so scharfsinnig, daß ein weiterer Beweis der (Jnechtheit tiber- 
flüssig zu sein schien. Fell, Ittig, Bunsen haben die Adumbrationes als 
ein in Cassiodor's Auftrag übersetztes Bruchstück der Hypotyposen 
drucken lassen. Westcott (Dict. of Christ. Biogr. I, 564) spricht sich 
zwar für die Zugehörigkeit zu den Hypotyposen aus, vermuthet aber, 
daß diese gedruckten SchoHen doch nur aus einer Catene excerpirt 
seien. Eine Untersuchung der Sache vermisse ich in der mir zugäng- 
lichen Literatur. 

2) Cassiod. instit. div. literar. c. 8 (Opp. ed. Garetins, Rotomagi 
1679, tom. II, 543). Nachdem von den Commentaren zu den paulinischen 
Briefen und dem Hebräerbrief gehandelt ist, heißt es: In epistolis autem 
canonicis Clemens Alexandrinus -presbyter^ qui et Stromateus vocatur^ 
id est in epistola sanctt Petri primae sancti Joannis prima et secunda 
et Jacobi quaedam Attico sermone declaravit. übi mtdta quidem sub- 
tiliter, sed aliqua incaute locutus est, quae nos ita transferri fecimus 
in Latinum^ ut exclusis quibusdam offendiculis purificata doctrina eiua 
securior potuisset hauriri. 

3) Diese Form des Namens statt Cassiodorus scheint sich noch im- 
mer nicht einbürgern zu wollen trotz der- Erinnerungen von Sc. Ma£fei in 
seiner Ausgabe der Complexiones (Florentiae 1721) Proleg. p. 45 ; A.Franz, 
M. Aurelius Cassiodorius Senator (Breslau 1872) S. 1 u. A. 



Die Adambrationeo ein Theil der Hypotyposen 135 

AugQStinas über den ersten Jobannesbrief. Dieselben drei Autoren 
sind in dem Generaltitel des cod. L zusammengestellt und nur 
um ein unbestimmtes et ceteri vermehrt (oben S. 11); dieselben 
findet man im Prolog der äorentiner Catene (oben S. 14), und 
nur der spätere Beda ist ihnen beigesellt. In L und M folgt 
auf die Adnmbrationes des Gl. der Commentar des Didymus, 
in M sind außerdem Schriften des Beda, darunter seine Aus- 
legung der katholischen Briefe enthalten, eine Verbindung, 
welche also auf dieselbe Fortbildung der durch Gassiodor be- 
gründeten Tradition hinweist, wie die florentiner Catene. Gas- 
siodor's Charakteristik des Didymus kehrt wörtlich wieder in 
M (oben S. 13 Anm. 3); und es ist längst anerkannt, daß wir 
in dem, wahrscheinlich nach M hergestellten Druck des Didy- 
mus von 1Ö75 nicht irgend eine andere, sondern die in Gas- 
siodor's Auftrag angefertigte lateinische Uebersetzung besitzen^). 
So scheint das gleiche Urtheil über die immer nur in Verbind- 
ung mit Didymus vorkommenden Adumbr. sich von selbst zu 
verstehen. Den einzigen Anstoß gewährt, daß Cassiodorius den 
Judas übergeht^ welcher in den Adumbr. zwischen I Petri und 
1 Joannis steht und dagegen den Jacobus am Schluß beifügt, 
welcher iu den bisher bekannt gewordenen Hss. der Adumbr. 
fehlt und, da in diesen sofort Didymus auf die clementinische 
Auslegung von 2 Joannis folgt, von jeher gefehlt zu haben 
scheint. Aber die Vermuthung'^), daß Cassiodorius, welcher ja 
die Uebersetzung nicht selbst angefertigt hat'), und welcher 



1) Gf. Fr. Lnecke, Quaestiones ac vindiciae Didymianae, Gottingae 
1829-32, abgedruckt in Migne, ser. gr. 39 col. 1731 sqq. Es lag zuweit 
ab voD meinen Studien, die Hss. der Adambrationes (LM) auch für den 
Commentar des Didymus zu verwerthen. 

2) Schon de la Bigne setzt sie voraus, indem er die Worte Cas- 
siodor's seinem Druck der Adumbr. voraufschickte. Aasgesprochen wurde 
sie von Fell (bei Potter p. 1006), von Ittig in der Vorrede zum Supple- 
mentum, unter den Neueren z. B. von Lightfoot, Galatians p. 201. Die 
Möglichkeit bleibt dabei offen, daß Gassiodor auch eine Erklärung des 
Jacobus vorfand und übersetzen ließ, welche jetzt verloren ist, und daß 
er den Judasbrief zu nennen vergessen hat. 

3) Cass. hat den Uebersetzer in diesem Falle nicht genannt Vorher 
wird Mutianus als Uebersetzer der Homilien des Ghrysostomus über den 
Hebräerbrief, nachher der Presbyter Epiphaoius als Uebersetzer des Didy- 
mus genannt. Beide werden hier und Epiphanius wiederholt mit ehren- 
vollen Prädicaten belegt. Der Uebersetzer des Gl. bekommt weder Namen 



136 I^er Fehler in Cassiodor's Beschreibung. 

auch vielleicht bei Ausarbeituug seiner Institutio nicht den be-^ 
treffenden Codex aufgeschlagen hat, durch einen Fehler des 
Gedächtnisses oder der Feder Jacobi statt Judae geschrieben 
habe, ist so einleuchtend, daß sie eben nur wiederholt zu wer- 
den braucht. Man müßte sonst annehmen, was doch ganz un-« 
annehmbar ist; daß Jemand aus der in Casaiodor's Auftrag an- 
gefertigten Uebersetzung nachmals die Erklärung des Jacobus 
beseitigt und man weiß nicht woher eine kurze Auslegung des 
Judasbriefs genommen und eingeschoben hätte. Eine oberfläch- 
liche Vergleichung der Adumbr. zum Judasbrief mit den übrigen 
Theilen zeigt aber ganz den gleichen Charakter der Theologie, 
der Auslegungs weise, des Stils. Auch die Vermuthung, daß 
unsere Adumbr. nur ein Excerpt aus der cassiodorischen Version 
oder eine aus Catenen geschöpfte Compilation seien ^), läßt sich 
nicht halten. Was Cassiodorius tibersetzen ließ, war nach seiner 
ausdrticklichen Bemerkung nicht eine zusammenhängende Aus- 
legung des gesammten Textes der von ihm aufgezählten Briefe^ 
sondern Erklärung einzelner Stellen {quciedam) in denselben. 
Wenn der Mangel an Zusammenhang hier und da ein wenig 
zu arg erscheint, um das Werk, wie es vorliegt, als Uebersetz- 
ung eines alten griechischen Commentars erscheinen zu lassen, 
so gibt hier Cassiodorius wiederum selbst die authentische Er- 
klärung. Er hat es mit diesem Commentar nicht so gemacht, 
wie mit denjenigen des Origenes, an deren Rand er durch das 
Wort äxqfi(na die dogmatisch gefährlichen Stellen bezeichnet 
hatte finstit. div. lit. c. 1 p. 540). Vielmehr hat er dafür ge- 
sorgt, daß derartige Stellen im Commentar des CI. vom Ueber- 
setzer von vorneherein gar nicht in die Uebersetzung aufge- 
nommen wurden. Da er nur dies sagt und nichts von einer 
orthodoxen Ausfüllung der dadurch entstandenen Lücken zu 
melden hat^ so ist ja selbstverständlich, daß man an mehr als 
einer Stelle den Eindruck empfängt, hier sei der Faden ab- 
gerissen. 

Cassiodorius scheint zu keinen andern Büchern der Bibel 
Auslegungen des Cl. gehabt zu haben, als zu den genannten 



noch Ehrentitel. Es wird eine untergeordnete Persönlichkeit gewesen 
sein» und allzngut hat er seine Sache nicht gemacht. 

1) So z. B. Westcott, Dict. of Chr. Biogr. I, 564. Aehnlich scheint 
sich Lücke, Joh. Sehr. (2. Aufl.) III, S. 77 die Sache gedacht zu habon. 



Cassiodor's Wissen um die Hypotyposen. 137 

Briefen; er deutet auch nicht an^ daß das, was er übersetzen 
ließ; Bestandtheil eines größeren Werkes sei. Aber eine Kunde 
von den Hypotyposen hat er doch gehabt. Nachdem er in der 
Vorrede (p. 538) gesagt, daß man, soweit es einem die Sprach- 
kenntnis gestatte, überall da, wo die lateinischen Ausleger die 
nöthige Sorgfalt vermissen lassen, zu den griechischen Exegeten 
seine Zuflucht nehmen solle, fährt er fort: lerunt itaque scrip- 
turas divinas veteris novique testamenti ab ipso principio v^que 
ad finem graeco sermone declarasse dementem Alexandrinum 
cognomento Stromateum, et Cyrillum eittsdem civitatis episcopum 
et Joannem Chrysostomum , Gregorium et Basilium necnon et 
alias studiosissimos viros quos Graecia facunda concelebrat. Er 
schweigt hier noch von dem aller fruchtbarsten Exegeten Origenes 
und nennt statt dessen neben Cl. lauter Solche, von denen doch 
mit viel weniger Recht gesagt werden konnte^ daß sie die ganze 
Bibel von Anfang bis zu Ende commentirt haben. Es ist auch 
kaum denkbar, daß er den Cl. an die Spitze dieser Reihe ge- 
stellt haben sollte, wenn er von ihm nicht mehr gewußt hätte; 
als dass er 4 der katholischen Briefe ausgelegt habe. Das 
allein Wahrscheinliche ist, daß er von den Hypot. als einem 
die ganze Bibel umfassenden Commentar gehört hat, und daß 
seine Aussage dem zuerst genannten GL in erster Linie und in 
vollem Sinne, den weiterhin Angeschlossenen nur einigermaßen 
auch gelten soll. Aber nur gehört hat er davon, vielleicht durch 
jenen blinden Novatianer Ensebius aus AsieU; der ihn mit vielen 
bis dahin ihm unbekannten Büchern bekannt gemacht hat^). 
Hätte er die Hypot. selbst gehabt; so müßte man nach der her- 
vorragenden Stellung, die er dem Cl. in der Vorrede anweist, 
erwarten, daß er ihn an mehreren Stellen wieder erwähnte, ber 
sonders da wo er über Mangel an exegetischen Hilfsmitteln 
klagt. Was er aber von Cl. gehabt und durch üebersetzung 
den Lateinern zugänglich gemacht hat, kann nur ein Theil der 
Hypot. sein, wenn es überhaupt von Cl. herrührt. Denn in den 
Hypot. hat Cl. „die katholischen Briefe" ausgelegt, und daß 
er daneben noch einen besonderen Commentar über dieselben 
Briefe geschrieben haben sollte, ist nicht denkbar. Wenn Cas- 
siodorius diese Stücke nicht als einen Theil der Hypot. be- 



1) instit. div. lit. 5 p. 542: cuius etiam instructione commonitus 
multos Codices antiquos reperi^ qui apud me habebantur incogniti. 



138 I^ie Adumbrationen ein Theil der Hypotyposen. 

zeichnet hat, so tritt in diese Lücke der Ueberliefernng die 
älteste Hs. der Adumbr. ergänzend ein. Der Titel Ex opere 
Clementis Alexandrini cuius titulm est neql vnotvnticBmv ^ de 
scriptionibm adumbratis^)j kann ja nicht aus dem Titel der 
jüngeren Hs. Incipiunt adumbrationes Clementis Alexandrini in 
epistolas canonicas entstanden sein^ sondern nur umgekehrt. Es 
ist mindestens sehr wahrscheinlich; daß jener von der Hand des 
Uebersetzers selbst herrührt. Daß aber diese Ueberliefernng 
eine irrige sei; wird Niemand beweisen können. Die Form der 
Auslegung entspricht den griechischen Fragmenten und den 
Beschreibungen. Die Uebereinstimmung der Ideen mit den 
zweifellos echten Schriften des Gl. wird schon aus meinen An- 
merkungen S. 93 ff. sattsam erhellen. Und, um das Beste zuletzt 
zu nennen; ein unter dem Namen des Gl. auf uns gekommenes 
griechisches Fragment hat sich als das Original eines Satzes 
der Adumbr. herausgestellt (oben S. 89). 

Es ist vielleicht überflüssig, die ITrage noch zu erörterUi 
ob die uns erhaltenen griechischen und lateinischen Bruchstücke 
der Hypot. sei es in orthodoxem, sei es in häretischem Sinne 
interpolirt worden sind. Ersteres könnte in Gassiodor's Auftrag 
den Adumbr. widerfahren sein. Aber wahrscheinlich ist das 
durchaus nicht. Denn erstlich hatte Cassiodorius kein Inter- 
esse , das zu verheimlichen ; und er spricht nur von Ausmerz- 
ungen, nicht von Ergänzungen. Zweitens zeigen die Adumbr. 
noch soviel der späteren Orthodoxie Fremdes , daß vielmehr zu 
urtheilen ist; die von Gassiodorius angeordnete Säuberung sei 
eine sehr wenig gründliche gewesen. Drittens ist nichts in den 
Adumbr. enthalten, wovon mit einiger Sicherheit verneint wer- 
den dürfte, daß Gl. es geschrieben haben könne. Am ersten 
noch könnte ein kritisches Auge an den Erörterungen zu 1 Jo. 1, 1 
haften. Gl. will zeigen; daß das unbestimmte o ^y an aQxn^ 
auf den persönlichen Logos zu beziehen, nach Ev. Jo. i, 1 zu 
erklären und als Zeugnis für die Ewigkeit des Sohnes zu ver- 
werthen sei. Der wichtigste Satz (p. 87j wird griechisch etwa 
so gelautet haben: to yäg „^p^ Q^(J^^ ätdioTfitog itrti öiikcatnedv, 

1) S. oben S. 79 nebst Anm. Die TrenDung von descriptionibus in 
zwei Wörter ist ebenso UDbedenklich wie die Trennung von devinculis 
p. 84, and ist nothwendig, weil ein Dativ oder Ablativ nicbt von cuius 
titulus est abhängen kann. Es soll de vielmehr Uebersetzung von 
ntQi sein. 



Der Begriff ofjtoovatog, 139 

ccQx^y ovx ixovmjg' xa&cog xal avvog o Xoyog^ Tovvitn^y 6 vlog, 
og xad^ ofioiOTiita Ttjg ovtrlag ev avpvnaqxst ttp natqlj dtdiog etni 
xai änoifjtog. Die Betonung der gleichen Ewigkeit des Sohnes 
mit dem Vater ist dem Gl. nicht fremd ^) und wie die Behaupt- 
ung der specifischen Znsammengehörigkeit von Sohn und Geist 
mit dem Vater sieh mit den stärksten subordinatianischen Aus- 
drücken vertrage; zeigte sich S. 98 Anm. 25. Selbst wenn statt 
des von mir gewählten Ausdrucks xazd zö ofioovc&ov als Grund- 
lage yon secundum aeqyalitatem substantiae^) anzunehmen wäre, 
würde daraus nichts gegen die clementinische Herkunft des 
Satzes folgen. Der schon von den Gnostikern oft gebrauchte 
Ausdruck; ist auch dem Gl. geläufig, und indem er es als eine 
blasphemische Thorheit abweist; uns Menschen als einen Theil 
von Gott oder wesenseins mit Gott zu bezeichnen, da wir keine 
natürliche Verwandtschaft mit Gott haben'), ist schon indirect 
gesagt^ daß solches vom Sohne Gottes gesagt werden kann; 
zumal wenn man den Zusammenhang erwägt; in welchem es 
gesagt ist. Es handelt sich um die Herablassung des Logos 
und des durch ihn sich offenbarenden Erlösergottes bis zu dem 
Wort: „Was ihr Einem dieser Geringsten gethan, habt ihr mir 
gethan^. Was der Mensch in natürlichem Wohlwollen und Ver- 
wandtöchaftsgeftthl dem Nächsten erweist; bezieht der in Ghristus 
erschienene Gott auf sich, der doch keine Verwandtschaft mit 
uns hat, nicht ofioovciog mit uns ist (str. IL, 73-75). Der 

1) Cf. oben S. 97 Anm. 23. Er nennt str. VII, 2 (cf. 6) den Sohn 
Tfjy axQovov avaQ^ov (XQXV'^ *■* *«^ dnuQxv'^ ''^v oytcDy, während doch 
diese Attribute sonst Gott zukommen str. IV, 162; V, 141. 

2) Aebniich sagt er oben S. 86^ 11 von den Engeln im Verhältnis zu 
Gott propter aequaUtatem et similitudinem, 

3) str. II, 74 d-eog ^h ovSafjLiav ?;^£« ngog fifjias (pvüixriv (fxioiv 
, , , €i fXTiJig fxkQog avTov xal ofxoovalovg ^/jiäg Ttp d-etp roit/iijcrc* Xkyuv, 
Diese Stelle ist sehr bezeichnend für den ursprünglichen Sinn des Be- 
griffs, worüber ich in meinem Marcellus von Ancyra S. 11—32, wie es 
scheint, vergeblich gehandelt habe. Auf das apokryphe Citat aus der 
Schrift des Ol. n^ql nqovoCag oben S. 39 f. Anm. 1 ist nichts zu gründen. 
Wohl aber darf daran erinnert werden, daß etwa 50 Jahre nach Ab- 
fassung der Hypotyposen Dionysius von Alexandrien den Ausdruck so- 
fort sich aneignete, sowie er bei ihm vermißt worden war (Äthan, de 
sententia Dionysii c. 18; de decr. synodi Nie. 25; de synodis c. 44 
Montfaacon I, 230 255. 758). Er wurde damals in Egypten schon als 
Zeichen der Orthodoxie verlangt, und Ori genes hat ihn aus freien Stücken 
gebraucht (frg. in epist. ad Hebr.), 



140 Rafinas» Gelasius über Clemens. 

Begriff o^ioovtriog hat mit der Frage ; ob Sabordination des 
SohQes zn lehren sei, von Haus aus gar nichts zu schaffen^). 
Es wird also nnit Gleichmuth abzuwarten sein, ob Jemand etwas 
von orthodoxen Interpolationen in den Adumbr. finden wird. 

Alt aber ist die Klage, daß böse Häretiker die Werke des 
ehrwürdigen alten Meisters und besonders die Hypotyposen des- 
selben durch ihre Interpolationen geschändet haben. Um seine 
Meinung de adulteratione librorum Origenis durch Analogien zn 
bestätigen, berief sich Rufinus unter anderm auch darauf; daß 
der alexandrinische Gl./ welcher sich fast in allen seinen Schriften 
zu der gleich ewigen Trinität bekenne, an einigen Stellen vom 
Sohne Gottes als einem Geschöpf rede 2). Diese Stellen können 
nur von Häretikern interpolirt sein. Wenn die Schriften des Cl. 
in dem ersten „Index librorum prohibitorum"; dem Beeret des 
Gelasius^), verurtheilt worden sind, so wird sich schwerlich 
ausmachen lassen, ob nur die Thatsache, welche Rufinus be- 
zeugt, oder auch sein bedenklicher Erklärungsversuch die Grund- 
lage des Urtheils bildete. Cassiodorius war verständig genug, 
dem Cl. selbst manche unvorsichtige, der später entwickelten 
Orthodoxie anstößige Bemerkung zuzutrauen, und hatte kein 
Hehl daraus, daß er echte Sätze des Cl. gestrichen habe, um 
die Leetüre seiner Auslegung der katholischen Briefe unanstößig 
zn machen. Das genügte dem Schreiber der Hs. von Laon nicht 
mehr. Da inzwischen auch Didymus in Rom wie in Eonstanti- 
nopel als Origenist verdammt war *) , mußte der Leser gewarnt 



1) Cf. z. B. Clem. homil. XX, 7 ofxoovatov . . . laoSvva^oy ^ ov, 

2) Rufioi epilogas in apolog. Pampbili (Migne ser. gr. 17 col. 621): 
Clemens qnoque aliuSf Alexandrinus preshyter et magister illius ecclesiae, 
in Omnibus pene libris suis trinitatis gloriam atque aetemitatem unam 
eamdemque designat, et interdum invenimus aliqua in libris eins capitula, 
in quibus filium dei creaturam dicit. Numquid credibile est de tanto 
virOf tarn in omnibus catholico, tarn erudito^ ut vel sibi contraria senserit, 
vel ea quae de deo non dicam credere, sed vel audire quidem impium 
estf scripta reliquerit? Hiegegen polemisirt Hieronymas c. Raf. II, 17 
(Vallarsi II, 508). 

3) Epistolae pontif. Rom. ed. A. Thiel I, 467: opuscüla alterius 
dementia Alexandrini apocrypha. Das im ZusammenhaDg des Decrets 
unvorbereitete alterius erinnert an Rufinus, weicher im Gegensatz zu 
dem vorher erwähnten Clemens Romanus den Alexandrinus als einen 
alius bezeichnet hatte. 

4) Gf. Lücke bei Migne 39 col. 1736. 



Heterodoxie des Clemens. 141 

werden: caute lege et intellege, quia expulsi sunt de Borna. Im 
Orient, wo man die Schriften des Cl. viel genauer kannte ^ er- 
hielt sich sein Ansehn als eines rechtgläubigen Lehrers sehr 
lange. Er war ja kein Schüler, sondern ein Lehrer des Origenes. 
Seine Gelehrsamkeit und besonders seine Versuche, dogmatische 
Begriffe in philosophischer Art zu definiren imponirten so sehr, 
daß er noch im 7. Jahrhundert als eine fast canonisirte Aucto- 
rität galt^). Aber ganz verschont konnte er nicht bleiben von 
den Angriffen auf die Theologie seines großen Schülers. Die 
Vertheidiger des Origenes sorgten selbst dafür, indem sie zur 
Entlastung des Origenes sich unter anderem auch auf das Zeugnis, 
vielleicht auch auf verwandte Lehraussagen des Cl. beriefen ^). 
Es ist begreiflich, daß, wie eine räthselhafte Nachricht bei 
Georgius Hamartolus lautet, einem der Väter durch Offenbarung 
das Geheimnis enthüllt wurde, schon Cl. sei ein Origenist ge- 
wesen^) Selbst die egyptische Kirche gewöhnte sich daran, 
den Clemens mit Origenes und Arius als Ketzer zusammenstellen 
zu hören *). Da nun aber daneben die seit Jahrhunderten fort- 
gepflanzte Verehrung für Cl. als einen alten Zeugen der Ortho- 
doxie nicht sofort aufgegeben werden konnte, so war es ver- 
zeihlich^ daß Photius nach Aufzählung aller gräulichen Ketzereien, 
die er in den Hypot. gefunden, schließlich die Vermuthung hin- 



1) S. die Citate aas Maximas Confessor, Anastasias Sioaita anter 
Nr. X S. 39 ff. Auch die Hypotyposen citirte Maximas anbedenklich 
(frg. 18 S. 74 cf. frg 28 S 7/). Für die ältere Zeit ist besonders be- 
merkeDSwertb , daß die Lehrer der entgegengesetzten Richtungen wie 
Cyrillas and Theodoretas in seinem Lobe übereinstimmen. S die Citate 
za protr. 44. 45; str. I, 75; III, 27 oben S. 17. 22. 23. Speciell auf die 
Hypotyposen mag es sich beziehen, wenn Socrates h. e. II, 35 dem Aetius 
den Vorwurf macht, daß er die alten Aasleger der ;^(»«rr«ay«xa loyta, 
den Clemens, Africänas and Origenes nicht stadirt habe. 

2) Von einer anonymen Apologie für Origenes sagt Photias cod. 117: 
d dh Tov avyyQdf4,fittTog nccjijg fjtaQTvqag vnhq ^ÜQiyivovg TS xa\ rdiv 
avtov doy/jidr(ov ^^ovvaiov nQoxofxl^n tov Idlilavögslag, ^ijfirJTQiov r€ 
xttl Kliifiivta xal iiiQovg nUlovg. Clemens hat nicht nar den jungen 
Origenes anterrichtet, sondern auch noch später seinem Freunde Ale- 
xander Rühmliches über ihn berichtet £us. h. e. VI, 14, 8. 

3) Migne HO col. 84 KXijfirig ^k 6 ajQtofiaTSvg ^SlQiyevtaaT^g oiy, Sg 
Tiyt nariQODV anexaXvcp&Ti, {i^ iv xoXaaei ^Iqvdalog. Letzteres in Gegen- 
satz zu dem vorher erwähnten Josephus. 

4) Das Synaxarium der coptiscben Christen, übersetzt von Wüsten- 
feld 8. 67 f. Bischof Demetrius soll diese drei excommunicirt haben« 



142 Heterodoxien in den Hypotyposen. 

warf, es sei auch vielleicht nicht Gl. selbst, sonderD irgend ein 
Anderer, der nnter seiner Maske diese zahllosen Lästerungen 
niedergeschrieben habe. Photius spricht nicht von Interpola- 
tionen, wie man gewöhnlich annimmt, sondern neigt offenbar 
zu der Annahme, daß die Hypot. überhaupt kein echtes Werk 
des Gl. seien. Von dem Ganzen spricht er verächtlich ; der 
Mangel an Ordnung, die häufigen Wiederholungen, die Unvoll- 
ständigkeit der Auslegung, welche sich nur auf einzelne, heraus- 
gegriffene Bibelsprüche erstreckte, das alles kommt hinzu zu 
den haarsträubenden Ketzereien, um die Vermuthung, daß das 
Ganze nicht von dem berühmten Gl. herrühre, zu rechtfertigen. 
Aber wie schüchtern und beiläufig wagt sich diese Vermuthnng 
hervor! Photius selbst verkennt nicht, daß auch in den Stroma- 
teis die Ordnung nicht gerade die beste, und daß auch dort 
manches ,,ünge8unde" zu finden sei (cod. 111). Er weiß von 
dem großen Werk nichts Rühmliches zu sagen; nur am Pä- 
dagogus und Proti-epticus hat er eine ungetrübte Freude. 

Es ibt befremdend, daß es daraufhin hat Tradition werden 
können, Photius habe ein von Häretikern interpolirtes Exemplar 
der Hypot. gehabt^). Photius zählt unter den angeblichen 
Ketzereien Lehrsätze auf, welche Gl. mit vielen anderen Alten 
nachweislich wirklich gelehrt hat; und wenn wir das nicht von 
allen diesen „Blasphemien^ nachweisen können, so ist das ja 
nicht zu verwundern. Wir besitzen eben nur Bruchstücke der 
Hypot., und Zweck und Anlage der vollständig erhaltenen Schriften 
des Gl. schlössen ein tieferes Eingehn auf die schwierigeren 
Fragen theologischer Speculation und ein offenes Auskramen 
gewagter Behauptungen aus. In den Hypot. soll nach Photius 
die Ewigkeit der Materie und eine Ideenlehre aus gewissen 
Bibelsprüchen entwickelt sein. Dem widerspricht es nicht, daß 
Gl. die Lehre von der Unerzeugtheit der Welt ablehnt (str. VI, 
,147). Die Frage, ob die Welt aus einer zu Grunde liegenden 
Materie oder aus dem nichts geschaffen sei, behandelt er als 
eine offene (str. 11, 74); und er freut sich der wesentlichen 
Uebereinstimmung zwischen Plato und Moses in Bezug auf die 
Schöpfung (str. V, 82). Auch für die platonische Ideenlehre 
sucht er Anknüpfung in der Schrift, ohne sie zu corrigiren 
(str. V, 73. 94 cf. IV, 155). Nach Photius soll Gl. den Sohn 



1) le Nourry col. 1328; Reinkens p. 266. 



Heterodoxien in den Hypotyposen. 143 

zum Geschöpf herabziehen, und eben dies war fttr Rnfin der 
entscheidende Grund für seine Behauptung, daß die Schriften 
des C]. von Häretikern interpolirt seien. Es zeigte sich schon 
oben 8. 98 Anm. 25, daß sich das wörtlich nicht nur in den 
Hypot, sondern auch sonst bei Gl. findet. Gegen Seelenwan- 
derung, die nach Photius in den Hypot. gelehrt sein soll, hat 
sich freilich Gl. erklärt, indem er die Präexistenz der mensch- 
lichen Seele bestreitet^). Aber er scheint doch die Frage sehr 
der Erwägung werth gefunden zu haben (str. IV, 85 cf. VI, 35). 
Wie leicht konnte jene Lehre von der fortschreitenden Meta- 
morphose innerhalb der Reihe der vernunftbegabten Wesen 
(oben S. 98) dahin misverstanden werden ^). Daß vor Adam 
viele Welten . existirt haben, kann man in den sonstigen Schriften 
des Gl. nicht beistimmt nachweisen; aber er weist doch da, wo 
er von der Vielheit der Himmel nach Paulus und Plato geredet 
bat, sehr bedeutsam auf die Stelle im Brief des römischen 
Clemens hin, wo von einer Vielheit der Welten jenseits des 
Oceans gesagt sei (str. V, 80). Wie er sich die Erschaffung 
Evas aus Adam gedacht, hat er in den Stromateis nicht gesagt, 
da er immer auf spätere Behandlung der Welt- und Menschen- 
schöpfung verweist. Die Beziehung von Gen. 6 auf fleischliche 
Vermischung von Engeln und Weibern hat Gl. wie so viele an- 
dere Lehrer der alten Kirche wirklich vorgetragen *), 



1) Oben S. 93 Adqi. 3. 

2) Noch Fr. Nitzsch, Dogmengescb. I, 349 findet es unter Berafung 
auf Str. VI p. 808 Potter wahrscheinlich, daß Cl. die Präexistenz der 
Seele lehre. 

3; Str. III, 59; V, 10; VII, 46 cf. Forsch. II, 301 f. Sehr be- 
merkenswerth ist aber, daß Cl. 1 Cor. 11, 10 nicht darnach auslegt, 
sondern unter den Engeln dort Menschen versteht. Wenn auch hypot. 
frg. 7 oben S. 66 das Wort av^gag, welches z. B. Morellus in der Ueber- 
setzung supplirt, im Text nicht steht, so ist es doch zweifellos zu er- 
gänzen. Den wirklichen und im Himmel befindlichen Engeln werden nicht 
die abtrünnigen Engel gegenübergestellt, sondern „gerechte und tugend- 
hafte" Menschen, welche nur uneigentlich Engel heißen, aber zur Unzucht 
verführt werden könnten. Das (pr}a( im Munde des Cl. (s. auch S. 67 
vor Anm. 4) bezieht sich auf Paulus: „Engel nennt er** etc. Cf. hiezu 
(Engel -Menschen) Theophilus Forsch. II, 64, 16; TertuU. adv. Jud. 9 
(Oehler U, 725) und in Bezug auf Cl. selbst oben S. 98. — Eine andere 
Stelle, wo Cl. über 1 Cor. 11, 10 gehandelt hätte, finde ich nicht DIb 
Valentinianer in Epit. exTheod. 44 verstanden dort wirkliche „männliche 
Engel**, vor denen sich auch die Sophia schamhaft verhüllt habe. 



144 1^16 Logoslehre in den Hypötyposen. 

Die doketische Cbristologie, welche Photius rtigt, hat auch 
in dem in Cassiodor's Auftrag tibersetzten Theil der Hypot. trotz 
dessen Purification ihre deutliche Spur zurtickgelassen^ und diese 
ist nicht ohne Analogie in den übrigen Werken des Cl. (s. oben 
S. 97 Anm. 22 J. Was endlich die Unterscheidung des Logos- 
Sohnes von dem eigentlichen Logos des Vaters anlangt, welche 
Photius durch ein wörtliches Citat aus den Hypot. belegt, so 
ist schon der Ausdruck der Stelle echt clementinisch. Das 
Xfyezat . ' . oiiovvykmq ist ganz das aequivoce vocantur oben 
S. 98 Anm. 25. An sich allerdings ist der aus dem Zusammen- 
hang gerissene Satz nicht sofort deutlich. Photius selbst scheint 
andeuten zu wollen, daß er seines Verständnisses nicht sieher 
sei, und andrerseits ist die Logoslehre desCl^ die, uns nirgend- 
wo in einigermaßen zusammenhängender Darstellung vorliegt, 
nicht ohne dunkele Punkte. Der Satz lautet: „Es wird aller- 
dings auch der Sohn Logos genannt, mit dem gleichen Namen 
wie der väterliche Logos; aber nicht dieser ist der Fleisch- 
gewordene, und nicht der väterliche Logos, sondern eine Kraft 
Gottes, gleichsam ein Ausfloß seines Logos, i^t Vernunft ge- 
worden^) und (als solche) durch die Herzen der Menschen 
hindurchgezogen^. Offenbar unrichtig urtheilte Photius, daß 
hienach auch „der niedere Logos"; der Sohn -Logos nicht den 
Menschen erschienen sei Das ovx oitog^ nach anderer LA od 
vvv ovTog, bezieht sich selbstverständlich auf den zuletzt ge- 
nannten „väterlichen Logos", und nur der Deutlichkeit wegen 
wird statt eines wiederholten oiftog im Folgenden das Subject 
nochmals deutlich benannt. Gl. unterscheidet also den Sohn- 
Logos, welcher als allgemeine Vernunft durch die Herzen der 
Menschen gezogen und dann Fleisch geworden ist,, von dem 
eigentlichen Logos, der Vernunft des Vaters. Von ersterem 
redet Gl. auch sonst in mehr als einer Hinsicht ebenso wie hier. 
Erstens unterscheidet er stets scharf den allein unerzeugten Gott 
und Vater von dem vor der übrigen Schöpfung erzeugten oder 
geschaffenen Sohn und Logos ^ welcher als Verursacher und 
Mittler der Weltschöpfung aus Gott hervortrat und nachmals 



1) Die Attraction in Svvafxig . . . vovg y€v6fx€vog ist unänstößig, 
und Bunsen's Conjectur vovg y^vofiivov (Anal, anten. I, 305) schafft 
einen mir nnverständlichen Satz. Cf. übrigens die dem Gl. bekannten 
Johannesacten des Leucius (m. Ausg. p. 223, 7, 8) noxh fihv koyog xa- 
kflrai' . . Tioxh Sh vovg. 



Die Logoslehre des Clemeos* 145 

Fleisch wurde (str. VI, 16; VII, 58). Zweitens nennt er diesen 
Sohn-Logos nicht selten eine göttliche Kraft (protr. IIO5 str. V, 6 ; 
VII, 6). Drittens ist es einer seiner Lieblingsgedänken, daß 
dieser nachmals in Christus leibhaftig erschienene Logos nicht 
etwa nur der Mittler der alttestamentlichen Offenbarung, sondern 
von der Schöpfung her der Mittler aller Vernünftigkeit, Erkennt- 
nis und Sittlichkeit, der einzige wahre Lehrer und Erzieher der 
ganzen Menschheit gewesen sei (protr. 7; str. VII, 57. 58). 
Auf dieser Vorstellung beruht die ganze, vielfach schillernde 
Diirstellung des naidaycoyog in dem darnach benannten Buch. 
Daß die von der Schöpfung herrührende Vernunftbegabtheit des 
Menschen Theilnahme an diesem Logos sei, sagt besonders 
deutlich folgender Satz^): „Der, welcher uns Antheil am Sein 
und Leben gegeben hat, hat uns auch Antheil an der Vernunft 
(dem Logos) gegeben, da er will, daß wir zugleich vernünftig 
und gut leben. Denn der Logos des Allvaters ist nicht dieses 
gesprochene Wort, sondern vielmehr offenbarste Weisheit und 
Güte Gottes und wiederum eine allgewaltige und wahrhaft 
göttliche Kraft, auch denen, welche es nicht bekennen, wohl 
wahrnehmbar, ein Wille des Allmächtigen^. Aber gerade an 
dieser Stelle wird doch der als eine in der Welt wirksame 
Macht vorgestellte Logos der Logos des Vaters des Alls ge- 
nannt. Und wenn ül. ihn hier ein &iXfifia napTOxqaTOQixov^) 
nennt, oder wenn er ihn str. V, 16 mit der platonischen Idee 
der Wahrheit identificirt und diese als einen Gedanken Gottes 
bezeichnet, so scheint jene scharfe Unterscheidung zwischen dem 
Logos des Vaters und dem Sohn-Logos formell ausgeschlossen 



1) Str. V, 6, womit protr. 7 zu vergleichen ist. In ersterer Stelle 
findet man gewiß mit Unrecht (z. B. Fr. Nitzsch, Dogmeng. I, 203) eine 
Verwerfung der Unterscheidung des Xoyog ivStdd^erog und nQoipoQixog. 
Die Worte ov/ olxog kativ 6 nqofpogixog sind nichts Anderes als eine 
Abwehr des nächstliegenden Wortsinns des zweideutigen Begriffs Xoyog, 
Es handelt sich, will Gl. sagen, hier natürlich nicht um das hörbare 
Wort, sondern um Logos im Sinne von Vernunft und vernünftige Kraft. 
Cf. Galenus im Anfang seines nqoxQinTixog n^og rag ti/vag (opp. ed. 
Kühn I, 1): ei fikv f^rj^^ okcog Xoyov /Äheart roig dloyoig Cfooig, a^ijXoy 
iati, latog yag ei xal fx^ xov xccra rrjv (ponv^v, ov xal TTQotpogixov ovo- 
f4d[ovaiVf ttJiXä Tov ye xard t^v V'^/»?V, ov ivSid&erov xaXovai^ fieti/ei 
ndvta, TU fikv fidlXoVf ja dh ijttov, 

2) d. i. d^ilrifitt TOV navroxQdroQog cf. protr. 120 (D. I, 14) Xöyog 
tov S-€ov . • To S-ikrj/jia tov natgSg» 

Zahn, Forschungen UI. 10 



146 I^ie Logoslehre des Clemens. 

zu sein. Aber doch nur formell. Was Cl. an der Stelle bei 
Photius sagen will, ist doch wohl nur dies, man sollte den 
Sohn; welcher den Namen Logos trägt; nicht mit der Vemunfl; 
Gottes ; ohne welche Gott nicht vernünftig wäre, identificiren. 
Diese Verwahrung war durch die schon vor Clemens üblich 
gewordene Verwendung des Logosbegriffs wohl veranlaßt; sie 
lag auch ganz in der Richtung der Theologie des Cl. auf Ver- 
selbständigung der Logosvorstellung gegenüber dem einen uner* 
zeugten Gott Der Gedanke wird aber auch sonst von ihm 
ausgesprochen^). So z. B. wenn er protr. 98, von der Er- 
schaffung der Menschen nach dem Bilde Gottes handelnd, sagt: 
„Ein Bild Gottes ist sein Logos und ein echter Sohn der Ver- 
nunft ist der göttliche Logos, nämlich ein originales Lichtbild 
des Lichtes ; ein Bild aber des Logos ist der Mensch". Das 
Wort Xoyog bezeichnet hier immer den Sohn, aber dieser wird 
von dem vovgy dessen Sohn und dessen Bild er ist, also von 
der Vernunft Gottes selbst deutlich unterschieden. Eben diese 
Vernunft Gottes aber bezeichnet CL, wenn ich recht sehe, auch 
als den in Identität (sei es mit Gott, sei es mit sich selbst) 
verharrenden Logos ^) und unterscheidet ihn von dem von ihm 
erzeugten, zum Ebenbild des unsichtbaren Gottes, zum Erst- 
geborenen der Creatur und Demiurgen gewordenen Sohn. Dieser 
letztere ist ein Sohn und Kind des ersteren. Nicht erst durch 
die gewöhnlich sogenannte Menschwerdung ist der Logos Sohn 
geworden, auch schon jene vorweltliche Erzeugung ist dem Cl. 
in gewissem Sinne ein Fieischwerden und Sohnwerden des 
Logos. Das sagt er ausdrücklich zu Anfang des angeführten 
Paragraphen. Es ist auch für ihn kein Widerspruch, wenn er 
dicht neben einander sagt, der in Identität verharrende Logos 



1) Schwerlich mit Recht führt Neander, Dogmengesch. I, 153 hiefür 
Qais dives 6 an. Die Meinung ist doch wohl nur, der reiche Jüngling 
habe den (fleischgewordenen) Logos um den Logos (die Lehre) des 
Vaters befragt. 

2) Epit. exTheod. 18, wo Gl. selbst und nicht etwa Theodotas redet. 
Die Hauptstelle hat wohl J. Bernajs bei Bunsen , anal. Anten. 1 , 226 
(= D. III, 433, 16) glücklich so emendirt: dogarov iihp yaQ S^eov etxoya xov 
vtov Xiysi Tov loyov rov iv ravTdTijrif nQfüioroxog Sk naarjg xjiaioig 
yevvrjS-elg anaS^tig^ XTtarrjg xal yeveaiagxV^ ^^f olijg iyivero xrCffstog Ti 
xal ovalag. Schon vorher (D. 433, 6) heißt es Tixyoy dh rov iy xai/ro- 
TijTt loyov 6 autri^ etQrjtcei, 



Anordnung der Hypotyposen. 147 

selbst sei im Anfang Sohn Gottes geworden und dadurch gleich- 
sam Fleisch geworden, und dann zweimal, dieser Sohn sei Sohn 
und Kind jenes Logos. Es hat sich eben schon damals etwas 
Aehnliches begeben, wie bei der Fleischwerdung im gewöhn- 
lichen Sinne des Wortes. Diese stellt Cl. auch gelegentlich als 
Selbsterzeugung des Logos dar^). Den einfacheren Ausdruck 
gibt die Stelle bei Photius. Der Sohn-Logos ist eine Emanation 
der unveränderlich in Gott verharrenden Vernunft Gottes, des 
eigentlichen Logos. Die bewußte Unterscheidung beider ist 
nichts dieser Stelle Eigenthümliches , sondern ist Lehre des 01. 
Die Annahme einer Interpolation der Hypotyposen durch Häre- 
tiker ist überhaupt grundlos. 

Für die Geschichte des Kanons wäre es von Wichtigkeit 
nicht nur zu wissen, welche biblische Bücher Cl. in den Hypot« 
behandelt 9 sondern auch wie er sie auf die 8 Theile seines 
Werks vertheilt, oder in welcher Reihenfolge er sie vorgenommen 
hat. Bei dem Versuch einer ßeconstruction der Hypot. ^) darf 
man nicht außer Acht lassen, daß Gl., wie Photius bemerkt und 
von Cl. gar nicht anders zu erwarten ist, in seinen Hypot. über 
dieselben Gegenstände wiederholt sich geäußert und überhaupt 
nicht die beste Ordnung beobachtet hat. In den Adumbrationes 
sehen wir ihn Excurse in andere als die dort behandelten 
Schriften und zu Gegenständen machen; welche mit den gerade 
vorliegenden Texten nur durch lose Fäden verknüpft sind. 
Selbst bei den Frg., welche als Citate aus einem bestimmten 
Buch der Hypot. angeführt sind und auf ein bestimmtes biblisches 
Buch hinzuweisen scheinen, ist manchmal noch fraglich, ob das 
betreifende biblische Buch in dem bezeichneten Buch der Hypot. 
commentirt war. Am sichersten gebt man da, wo eigentliche 
Scholien zu einzelnen Sätzen oder Satztheilen eines biblischen 
Textes vorliegen, wie bei Oecumenius. 

Aus den drei ersten Büchern besitzen wir kein ausdrück- 
lich auf eins derselben zurückgeführtes Frg. Zwar wird in dem 



1) Str. V, 16 inena xal iavrov yevv^, orav 6 Xoyoe aag^ yivrjrai, 

2) Der einzige mir bekannte Versuch, derjenige von Bunsen , kann 
schon darum nicht genügen, weil dabei die sämmtlichen Trümmer des 
8. Stromateus für die Hypot in Anspruch genommen, die bestimmten 
Angaben des Oecumenius vollständig unberücksichtigt gelassen und 
außerdem noch nach Willkür manches Frg. ungewisser Herkunft den 
Hypot. und zwar immer einem bestimmten Buche zugewiesen wurden. 

10* 



148 Inhalt des 4. und 5. Buchs/ 

gedruckten Oecumenins ein Scholion zu 1 Cor. 11, 10 aus dem 

3. Buch citirt, aber diejenige Hs., welche statt dessen das 

4. Buch nennt, verdient den Vorzug, denn die Scholien zum 
2. Korintherbrief (frg. 8. 9) gehören dem 4. Buch aU; und es 
ist nicht wahrscheinlich, daß Gl. die beiden Korintherbriefe auf 
zwei verschiedene Abtheilungen eines überhaupt nur aus 8 Büchern 
bestehendenr Gesammtcommentars zur Bibel vertheilt haben 
sollte. 

Dem 5. Buch hat Oecumenius ein Scholion zu Gal. 5, 24 
(frg. 13) entnommen. Dazu stimmt es, daß Gl. im 5. Buch die 
Unterscheidung des Kephas in Gal. 2, 11. 14 vom Apostel Pe- 
trus vorgetragen hat (frg. 10). Ebendort hat er aber auch 
gesagt, daß jener Kephas einer der 70 Jünger gewesen sei ; 
und wenn nicht Alles trügt, hat er diese Gelegenheit benutzt, 
überhaupt sein Wissen und Wähnen über die 70 Jünger mitzu- 
theilen. Den Barnabas, welchen er auch sonst dazu rechnet 
(s. zu frg. 10), konnte er dabei kaum übergehn, da dieser dicht 
neben Kephas und kurz vorher zweimal genannt war (Gal. 2, 
1. 9. 13). Es ist ein Nachklang aus Gl., wenn Eusebius, wo 
er die Ueberlieferung von Barnabas mittheilt, kurz vor der Be- 
rufung auf Gl. (frg. 10), den Barnabas als denjenigen bezeichnet, 
den die Apostelgeschichte verschiedentlich, nicht zum wenigsten 
aber Paulus im Galaterbrief erwähne. In der That spielt ja 
Barnabas in der Apostelgeschichte eine viel bedeutendere Bolle, 
als im Galaterbrief. Der Ausdruck des Eusebius rührt daher, 
daß er hier aus einer Auslegung des Galaterbriefs schöpfte. 
Ausdrücklich aber bezeugt Eusebius, daß Gl. in diesem Zu- 
sammenhang und im 5. Buch der Hypot. den Sosthenes, welcher 
nicht im Galaterbrief, sondern nur 1 Gor. 1, 1 (Actor. 18, 17?) 
genannt ist, als einen der 70 Jünger bezeichnet habe (frg. 10). 
Hiedurch wird es dann weiter auch glaublich, daß Gl. im 

5. Buch, wie uns ein unbekannter Lateiner versichert (frg. 12), 
den Eunuchen der Königin Kandace (Act. 8, 27) zu den 70 Jün- 
gern gerechnet habe. Jch habe oben den ganzen Passus ab- 
drucken lassen , um dem Leser das Urtheil zu überlassen ; aber 
schon formell betrachtet, hat nur die Notiz über den Eunuchen 
Anspruch darauf, von Gl. herzurühren. Diese allerdings; denn 
erstlich hat GL, wie sich zeigte, im 5. Buch auch über solche 
Personen aus dem Kreis der 70 Jünger sich geäußert, welche 
im Galaterbrief nicht vorkommen, und zweitens konnte der 



Inhalt des 5. Buchs. 149 

AnoDymus seine Angabe nicht durch Misverständnis der Kirchen- 
geschichte des Eusebios oder der Uebersetzang des Rufinas 
entnehmen. Allerdings kommt Eusebius in demselben Kapitel, 
in welchem er nach Cl. über Barnabas, Sosthenes und Kephas 
berichtet^ auch noch auf den Eunuchen der Kandace zu sprechen 
(h. e. II, 1, 13) und meldet als Ueberlieferung, daß er in seiner 
Heimat, dem Lande der Aethiopen, ein Prediger des Evan- 
geliums geworden sei. Aber kein Wort des Anonymus ist in 
diesem Bericht wiederzufinden. Eusebius nennt ihn nicht einen 
Eunuchen, bezeichnet ihn nicht als einen der 70, spricht nicht 
von seiner Grabesstätte, nennt nicht Arabia felix, beruft sich 
nicht auf Gl. 

Dem bisherigen Ergebnis scheint es zu widersprechen, daß 
CL nach Johannes Moschus (frg. 11) im 5. Buch 1 Cor. 1, 14 
erklärt und dabei gesagt haben soll, von wem die einzelnen 
Apostel getauft seien. Es ist aber nicht nöthig, darum niikTvttf 
als einen Fehter für xetaqttf anzusehn. Es kann Cl. zu irgend 
einer anderen von der Taufe handelnden Stelle wie Gal. 3, 27; 
Eph. 4, 5; Col. 2, 12 die Frage nach dem Getauftsein der 
Apostel aufgeworfen und dabei 1 Cor. 1, 14 nochmals heran- 
gezogen haben, auch wenn er im 4. Buch bereits den 1. Co- 
rintherbrief erklärt hatte. 

Die Auslegung des Hebräerbriefs und somit das frg. 14 
auch noch dem 5. Buch zuzuweisen, veranlassen mich einerseits 
die Andeutungen über den Inhalt des 6. Buchs und andrerseits 
die Thatsache, daß Cl. den Hebräerbrief überall unbedingt als 
ein Werk des Paulus behandelt hat (oben S. 95 Anm. 10). So 
wird er ihn doch auch wohl in seiner Auslegung mit den Ge- 
meindebriefen des Paulus zusammengestellt haben, und zwar am 
wahrscheinlichsten im 5. Buch, denn im 4. waren die großen 
Briefe (Rom.?, 1 Cor., 2 Cor.) behandelt, im 5. aber war neben 
den kleinen Gemeindebriefen für den Hebräerbrief noch Raum. 
Wahrscheinlich geht auch auf Alexandrien der alte Brauch zu- 
rück, den Hebräerbrief zwischen 2 Cor. und Gal. oder zwischen 
Gal. und Eph. zu stellen. Das Erstere gilt von der ober- 
egyptischen (sahidischen oder thebanischen) üebersetzung ^), 
das Zweite von der alten Hs. , aus welcher die Perikopen- 



1) Cf. Lightfoot bei Scrivener, Indroduction (2. ed.) p. 352 Für 
das Folgende cf. Scrivener p. 52. 68. 



150 Inhalt des 6. und 7. Buchs. 

abtheilung am Rande des Vaticanns und yielleicht der Text 
dieser Hs. selbst stammt. 

Das 6. Buch scheint^ auffallend genug, die Evangelien und 
die Apostelgeschichte behandelt zu haben. Das Gitat des Ma- 
ximus aus dem 6. Buch (frg. 18) kann kaum bei einer anderen 
Stelle als Act. 17, 5—9 gestanden haben. Ein Citat des Eusebius 
aus demselben Buch (frg. 17) wird eine Anmerkung zu einer 
der Stellen der Apostelgeschichte sein, wo der Nichtapostel 
Jacobus als das Haupt der Christen von Jerusalem erscheint 
(Act. 12, 17; 15, 13; 21, 18). Endlich die dem 6. Buch ent- 
nommene Erörterung über die Reihenfolge, in welcher die Evan- 
gelien entstanden seien (frg. 15 cf. 16), scheint in eine Ein- 
leitung zur Evangelienerklärung zu gehören. Zwar hat Gl. auch 
zu 1 Petri 5, 13 (oben S. 83) in Kürze von der Entstehung 
des Marcusevangeliums gehandelt und beiläufig auch der schrift- 
stellerischen Thätigkeit des Paulusschülers Lucas gedacht. Aber 
das kann natürlich nicht die Quelle von frg. 15 sein. Andrer- 
seits bleibt es doch ungewiß, ob Gl. dies vor oder in seiner 
Auslegung der Evangelien gesagt hat. Er kann auch die Er- 
wähnung des Marcus in der Apostelgeschichte zu einer solchen 
Digression benutzt haben. Da uns ferner abgesehn von den 
allgemeinen Beschreibungen der Hypot. jedes bestimmte Zeugnis 
dafür fehlt, daß Gl. überhaupt die Evangelien commentirt habe, 
und da die Zurückstellung der Evangelien hinter die pauli- 
nischen Gemeindebriefe sehr auffallend wäre ^) , so möchte die 
letzterwähnte Möglichkeit sogar die wahrscheinlichere sein. 

In Bezug auf das 7. Buch geben uns zunächst 6 Gitate des 
Oecumenius (frg. 21—26) die Gewißheit, daß darin die beiden 
Briefe an Timotheus commentirt waren. Da demnach Gl. jeden- 
falls die an einzelne Personen gerichteten Briefe des Paulus 
von den Gemeindebriefen desselben abgesondert hat^), so wer- 
den hier auch wohl die Briefe an Titus und Philemon ihre 
Stelle gefunden haben. Die beiden Gitate des Eusebius aus 
dem 7. Buch (frg. 19. 20) enthalten historische Mittheilungen 
über die beiden Jacobi, welche man sich, wenn nicht diese 
positiven Angaben des Eusebius entgegenstünden, am ehesten 
in einer Auslegung der Apostelgeschichte, also im 6. Buch ent- 



1) Ganz unerhört wäre sie nicht cf. Scrivener p. 67. 

2) Cf. Canon Murator. lin. 59—63; Tertull. c. Marc. V, 21. 



Inhalt des 7. Buchs. 151 

halten denken würde. Standen sie dagegen im 7. Buch, so 
müssen, was ja auch an sich selbstverständlich sein wird, in 
diesem außer den 4 kleinen Privatbriefen des Paulus noch an- 
dere Schriften behandelt gewesen sein. An sich schon liegt es 
am nächsten, an die katholischen Briefe zu denken als das 
Nächste, was der Apostelgeschichte sich anschloß. Unter diesen 
wird aber auch der Jacobusbrief seine Stelle gefunden haben. 
Sogut nun Cl. zu Judae 1 eine Angabe über die Person des 
Verfassers macht, welcher durch die undeutliche Art seiner 
Selbstbezeichnung dazu auffordert, ebenso natürlich ist es an- 
zunehmen , daß er zu Jac. 1 , 1 über diesen Jacobus , der sich 
nicht deutlich genug charakterisirt hat, und über den anderen 
nicht mit ihm zu verwechselnden Jacobus seine Leser in histo- 
rischer Beziehung orientirt hat. Daß aber Cl. in den Hypot. 
den Jacobusbrief nicht übergangen hat, muß man den beiden 
einzigen Berichterstattern, welche das ganze Werk vor sich 
hatten, glauben. Photius und Eusebius stimmen darin überein, 
daß er „die katholischen Briefe" darin erklärt habe (frg. 3. 4). 
Eusebius aber sagt ausdrücklich, daß er die ueutestamentlichen 
Antilegomena nicht übergangen habe, und nennt als erstes Bei- 
spiel dafür den „Brief des Judas und die übrigen katholischen 
Briefe". Wenn man erwägt, daß Eusebius den Zeugnissen der 
Alten für die katholischen Briefe eine bemerkenswerthe Auf- 
merksamkeit geschenkt hat^), so ist es sehr unwahrscheinlich, 
daß er so geschrieben haben sollte, ohne sich vergewissert zu 
haben, daß alle 7 katholischen Briefe in den Hypot. ausgelegt 
seien. Den Judasbrief scheint er nur besonders solcher Bezeug- 
ung bedürftig gefunden zu haben. Diesen allein von den katho- 
lischen nennt er auch unter den Antilegomenen, welche Gl. in 
den Stromateis citire^J. Ein förmliches Citat aus dem Jacobus- 
brief ist allerdings in den erhaltenen Werken des Cl. nicht zu 
finden. Aber es fehlt doch nicht an Spuren seiner Kenntnis 
desselben. Ein großes Gewicht ist dem Umstand nicht beizu- 
legen, daß unser Cl. wie schon Clemens von Rom und viele 
Väter der Folgezeit, wiederholt bemerkt, daß Abraham von Gott 



1) üeber den Jacobusbrief h. e. II, 23, 25; III, 25, 3. 

2) h. e. VI, 13, 6. Er wird namentlich citirt paed. III, 44. 45; 
Str. in, 11, ohne Namen reproducirt str. VI, 65. 



152 ^^^ Jacobiisbrief bei Clemens. 

den Namen eines Gottesfreandes empfangen habe^). Denn 
wenn es auch im allgemeinen recht un wahrscheinlich ist, daß 
die constante Wiederkehr dieser Bemerkung auf gemeinsamer 
Abhängigkeit der Kirchenväter von Philo ^) oder vom Bach der 
Jubiläen^), oder von einer in der Septuaginta nicht vertretenen*) 
jüdischen Ueberlieferung, oder auf Abhängigkeit aller Späteren 
vom Brief des römischen Clemens beruhe, so könnte doch ge- 
rade der alexandrinische Gl. aus der letztgenannten Quelle dies 
geschöpft haben ; denn ihm galt der Brief seines Namensvetters 
als eine quasi -apostolische Schrift , und er hat aus demselben 
unter anderem auch die beiden Abschnitte reproducirt, worin die 
Benennung Abrahams mit dem Titel Gottesfreund erwähnt wird. 
Es läßt sich also daraufhin nicht behaupten, daß Gl. Jac. 2, 23 
gelesen habe. Wichtig aber ist, daß Gl. zweimal das Wort 
Jesu Mt. 5, 37 in derjenigen Umgestaltung anführt, welche 
Jacobus 5, 12 doch wohl geschaffen hat^). Daß man ohne Er- 



1) paed. III, 12. 42 ; str. IF, 20 und dann noch str. IV, 105 u. 106 
in der Reprodaction von Clem. I Cor. 10, 1; 17, 2. 

2) de sobriet. 17 Mangey I, 401 cf. Siegfried, Philo als Ausleger 
S. 312. 

3) c. 19, 10, 30, 21 (Rönsch, das Bach der Jubiläen S. 24. 25 cf. 
S. 420 f.). 

4) Jes. 41, 8; 2 Chron. 20, 7 hat nicht die LXX den Titel, wohl 
aber die Vulg. amici mei (tut). Für Jacobus reicht die Kenntnis des 
Grundtextes jener Stellen und die jüdische Gewohnheit, Abraham dar- 
nach zu nennen, völh'g aus, aber schwerlich für Clemens Rom., wie z. B. 
Hofmann, N. Test. VII, 3, 17 urtheilte. Bei Irenäus IV, 16, 2 (Massuet 
p. 246) ist die Abhängigkeit von Jacobus darum kaum abzulehnen, weil 
hier wie dort die Worte wie ein Anhang an Gen. 15, 6 auftreten. Für 
Tertullian adv. lud. 2 ist die gleiche Abhängigkeit wahrscheinlich, weil 
auch de orat. 8 kaum ohne Vorgang von Jac. 1, 13 verstanden werden 
kann. Der positive Beweis für TertuUian's Unbekanntschaft mit dem 
Jacobusbrief, welchen Rönsch, das N. Test. Tertullian*s S. 574 geführt 
zu haben meinte, ist schon darum hinfällig, weil wir kein Recht haben, 
dem Tertullian eine Verwechselung des Bruders Jesu und Briefverfassers 
mit dem Zebedaussohn , welcher Scorpiace 12 cf. 15 selbstverständlich 
gemeint ist, aufzubürden. Den Brief des Ersteren konnte er kennen, 
ohne den Letzteren zum Schriftsteller zu machen. 

5) Str. V, 99; VH, 67 (hier nicht als Wort Jesu). Aus VII, 50 ist 
nichts zu entnehmen. — Es mögen hier noch einige nichts beweisende 
Stellen angeführt werden: str. IV, 111 = Jac. 5, 20 — 1 Petr. 4, 8 
= Clem. I Cor. 49, 5; str. III, 49 = Prov. 3, 34 = Jac. 4,6 = 
1 Petr. 5,5 = Clem. I Cor. 30, 2 = Ign. Eph. 5. Unter den Spuren 



Der Jacobosbrief in den Hypotyposen. 153 

fDlluDg des Gebots der Nächstenliebe kein ßatnlixog werde 
(str. VI, 164), ist schwerlieh ohne Einfluß von Jac. 2, 8 oder 
vielmehr ohne die Voraussetzung zu verstehen, daß der Leser 
sofort die Anspielung an einen classischen Ausspruch erkenne. 
Endlich der Ausdruck dnoxvvi&ivteq fttr die Wiedergeburt paed. 
I, 45 ist auffallend genug, um an Jac. 1, 18 zu erinnern. 

Die sehr bestimmte Versicherung des Ensebius, daß Gl. in 
den Hypot. alle katholischen Briefe erklärt habe, läßt sich auch 
nicht auf Grund der lateinischen Adumbrationes anfechten; denn 
diese sind eben nur ein Bruchstück, wie sich das gleich in den 
ersten Zeilen bemerklich macht (s. S. 93 Anm. 3). Es kann 
eine Auslegung des Jacobusbriefs derjenigen von 1 Petr. vor- 
angegangen, oder auch derjenigen der johanneischen Briefe ge- 
folgt sein. Auch eine solche von 3 Jo. wird wahrscheinlich der- 
jenigen von 2 Jo. sich angeschlossen haben*). Nur das wäre 
unerlaubt, zwischen die Beihe der in den Adumbrationes be- 
handelten Briefe durch Hypothese etwas einzuschieben. Gas- 
siodorius hat übersetzen lassen, was er vorfand, und die Beihen- 
folge der Briefe in den Adumbrationes sieht nicht darnach aus, 
als ob sie der Uebersetzer erst geschaffen hätte. In Gassiodor's 
Gomplexiones steht Judas zwischen 3 Jo. und Jacobus; in den 
ältesten Hss. der Vulgata hinter 3 Jo. am Schluß aller katho- 
lischen Briefe; gleichfalls als letzter hinter Jacobus in der 
„divisio scriptnrae divinae secundum Hieronymum^ nach Gassiod. 
inst. div. lit. 12. 

Gerade die Ordnung der Briefe in den Adumbrationes ist 
aber von Wichtigkeit. Wenn in den sonstigen Schriften des 
Gl. jede sichere Spur seiner Bekanntschaft mit 2 Petri fehlt ^), 



der Vertrautheit des römischen Clemens mit Jacobas kann man dies an- 
fahren cf. meinen Hirten des Hermas S. 477; das Gleiche gilt aber nicht 
fUr den Alexandriner, denn dieser hat str. IV, 106 dieselbe Stelle genaa nach 
der Form des römischen Ol. {O^^og yäg) und als Citat aas diesem wiederholt. 

1) Ein Zeichen der Bekanntschaft des Cl. mit 3 Jo. finde ich nicht. 
Zu paed. IF, 58 eiQijvri aoi brauchten die Edd. nicht 3 Jo. 15 zu citiren. 
Aber aach 2 Jo. hat er nicht förmlich citirt (s. folgende Anm.) und doch 
commentirt. 

2) Nichts beweist protr. 106 t^v 6^6v r^g dlrjd-slag ifinoSl^oyjsg 
cf. 2 Petri 2, 2; ebensowenig paed. III, 43 (D. I, 36'>, 6) cf. 2 Petri 2, 6. 
Viel näher liegt an Judae 7 za denken, zumal gleich darauf Judas nament- 
lich citirt wird. In den zertrümmerten Text von Quis dives 1 hat nur 
Feirs Conjectur einen Anklang an 2 Petri 2, 22 hereingebracht. Andrer- 



154 Der 2 Petrusbrief bei Clemens. 

so ist doch andrerseits auch in Bezug auf diesen kein Grund 
vorbanden, dem Zeugnis des Eusebius und des Photius zu mis- 
trauen. Hat aber Cl. auch 2 Petri in den Hypot. behandelt, 
so beweist die Absonderung desselben von 1 Petri, daß Cl. ihn 
nicht mit diesem verbunden las und ihn nicht mit diesem auf 
gleiche Linie gestellt haben wollte. Es spiegelt sich darin die- 
selbe Sachlage wieder wie in den Worten seines Schülers 
Origenes: „Petrus bat einen anerkannten Brief hinterlassen, 
vielleicht auch noch einen zweiten; dieser wird nämlich ange- 
zweifelt" (Eus. h. e. VI, 25, 8). Wahrscheinlich hat Cl. diesen 
Brief mit seinem vorwiegend prophetischen Inhalte mit der 
Apokalypse des Petrus zusammengestellt. Daß diese Apoka- 
lypse, wie Eusebius bezeugt, in den Hypot. ausgelegt worden 
ist, ist nicht auffällig, da Cl. ecl. proph. 41. 48. 49 dreimal 
ohne jedes Bedenken Worte des Petrus aus dieser Quelle an- 
führt und sie wenigstens indirect unter den Begriff der hl. Schrift 
mitzubefassen scheint^). Daneben kommt bei Cl. das tiber- 



seits beweist die Anführung von 1 Petri mit 6 JTijQog iv tj intatoX^ 
(str. III, 110; IV, 129) aueh nicht, wie noch immer in gleichem Falle 
von Manchen geglaubt wird, daß Cl. nur einen Brief des Petrus gekannt 
oder anerkannt habe. Diese Gitationsweise kommt bei aUen Vätern von 
Irenäas an häufig genug vor, auch wo Kenntnis mehrerer Briefe desselben 
Verfassers oder an dieselbe Adresse zweifellos ist. Für Cl. genügt die 
Vergleichung von str. III, 32 ^Imayvrjg iv ry iniaroky und str. II, 66 
^lojdvvris iv TJf (ieC^ovi iniaroX^. 

1) Es bleibt trotz der Bemerkungen von Hilgenfeld N. T. extra 
Canonem IV, 76 unklar, wie Cl. ecl. 41 mit ^ yQt*(p^ (prjaiv Worte ein- 
führen kann, welche ecl. 48 in erweiterter und veränderter Gestalt aus 
der Apokalypse des Petrus angeführt zu sein scheinen, während ecl. 41 
diese Apokalypse als ein zweites bestätigendes Zeugnis neben jene ygacpi^ 
gestellt wird. Zu den von Grabe spicil I, 71— -77 und Hilgenfeld 1. 1. 
74—78 zusammengestellten Materialien sind seitdem noch die Fragmente 
bei Macarius von Magnesia (IV, 6. 7. 16 ed. Blondel p. 164. 165. 185) 
hinzugekommen. Namentlich abtr müßte das Verhältnis der arabischen 
Apokalypse des Petrus zu der altkirchlichen Schrift gleichen Titels unter- 
sucht werden. Daß sie nichts oder sogut wie nichts mit einander zu 
schaffen haben sollten, wie auch Tischendorf, Apocal. apocr. p. XX 
urtheilt, ist doch sehr unwahrscheinlich. Nach Sozomenus h. e. VII, 19 
wurde diese Apokalypse in palästinensischen Gemeinden seiner Zeit am 
Charfreitag vorgelesen; und Jacobus a Victriaco, Bischof von Acco, er- 
zählt i. J. 1219 dem Pabst Honorius III, daß syrische Christen ihm ein 
arabisches Buch mit dem Titel Eevelationes heati Petri apostoU^ a dis- 
cipulo eiu8 demente in uno volumine redactae gaben. Das Buch soll 



Die Apokalypsen des Petras und des Johannes. 155 

ragende Ansehn der johanDeischen Apokalypse darin zum Aus- 
druck, daß er sie als 17 dnoxdXvilJig schlechtweg citirt^). Daß 
er auch diese in den Hypot. irgendwie behandelt hat^ ist dar- 
nach mindestens wahrscheinlich. Besonders hervorgehoben hat 
Eusebius nur noch die Auslegung des Barnabasbriefs^). Daraus 
darf man mit Sicherheit schließen, daß andere Schriften, welche 
Cl. sonst als mehr oder weniger heilige oder apostolische charak- 
terisirt hat, die Predigt des Petrus*), der Brief des „Apostels" 
Clemens an die Korinther*), der Hirte des Hermas ^), in den 
Hypot. keine Stelle gefunden haben. Es ist ohnehin Staunens- 
werth, wie Vieles Cl. in diesem Werk bewältigt hat. Es war 
nur möglich bei dem ganz frei auswählenden Verfahren, welches 



damals sehr alt gewesen und aus einem alten Bücherschrank hervorge- 
holt worden sein (D'Achery, spicil. III, 592 ed. 2). Schon die Argumenta 
der arabischen Apokalypse bei Tischendorf 1. 1. nach A. Nicoll, zeigen 
wohl, daß das Buch mit alten Apokryphen, besonders mit AdamsbUchern 
viele sachliche Berührung hat. S. auch oben S. 73 f. zu hypot. frg. 17. 

1) paed. I, 108. Daneben auch str. VI, 106 (prjaiv iv ry dnoxalvifjn 
*I(oayvris. 

2) Cl. nennt den Verfasser des sog. Barnabasbriefes „Apostel** str, II, 
31 u. 35, einen dnoaxoUxog str. II, 116; er charakterisirt ihn als Predigt* 
gehUIfen des Paulus str. V, 63; über ihn als einen der 70 Jünger s. 
oben S. 68 f. Doch dürfte beachtenswerth sein, daß Cl , nachdem er 
paed. II, 83 aus Barn. 10 Einiges reproducirt hat, zwar im allgemeinen 
mit der allegorischen Deutung des mosaischen Verbots gewisser Thier> 
gattungen sich einverstanden erklärt, aber nicht mit dieser bestimmten 
Deutung, die Barnabas vorgetragen , und daß er gegen die naturwissen- 
schaftlichen Fabeleien des Barnabas, natürlich ohne ihn zu nennen, sehr 
kräftig protestirt (paed. II, 84 cf. auch schon Potter zu d. St.). Ander- 
wärts stellt er neben eine allegorische Deutung des Barnabas über 
Psalm 1, 1 eine zweite und dritte von anderen ungenannten Leuten und 
scheint der dritten den Vorzug zu geben str. II, 67. 68- 

3) Str. I, 182, dieselbe Stelle str. II, 68; ed. 58. Alle übrigen Citate 
stehen dicht beisammen str. VI, 89—43. ^8 58. 128. Cl. behandelt das 
Buch überall als glaubwürdigen Bericht. 

4) Str. I, 38; IV, 105 (o dnoOToXog KJLTjfxrjs) —113; VI, 65 und 
einmal unter dem falschen Namen Barnabas VI, 64. 

5) Str. I, 1 in dem abgerissenen Anfang; I, 85. 181; II. 3. 43. 44; 
55—57; IV, 74; VI, 46. 131. Auf einige Stellen, wo Cl. Worte und 
Gedanken aus Hermas reproducirt, machte ich aufmerksam Gott. gel. 
Anz. 1878 S. 60. 61. Nirgendwo bezeichnet Cl. das Buch als ygcttpij, 
aber überall als einen glaubwürdigen Bericht über göttliche Offenbar- 
ungen. Auch macht er str. VI, 131 eine Stelle desselben zum Gege in- 
stand allegorischer Auslegung. 



156 AnordDung der Hypotyposen. 

uns die Adambrationes veranschaulichen. Die Auslegung von 
2 Jo. ist kürzer als der biblische Text. Ueber ganze Kapitel 
wie 1 Petri 5 und 1 Jo. 4 geht er mit wenigen Zeilen hinweg. 
Die folgende Zusammenstellung enthält nichts, was ein 
positives Zeugnis gegen sich hätte. Wo die Stelle in den Hypot. 
ungewiß ist, ist ein Fragezeichen in Klammern beigefügt; wo 
ein bestimmtes Zeugnis dafür fehlt, daß das Buch überhaupt in 
den Hypot. behandelt war, steht der Name selbst in Klammern. 

LI. I— III. Genesis. Exodus. Psalmi. Ecclesiastes (?). (Evan- 

gelia). 
L. IV. (Ep. ad Romanos). I Cor. II Cor. 
L. V. Ep. ad Hebraeos (?). 6al. (I. H Thess. Eph. 
Phil. CoL). 
L. VI. (Evangelia s. L. I— III). Acta apostolorum. 
L. VII. Ep. Jacobi (?). I Petri. Judae. I. 11 (III) Joannis. 

I Tim. II Tim. (Titus. Philem.). 
L. VIII. Barnabas (?). IL Petri (?). Apocalypsis Petri (?). 
(Apocalypsis Joannis). 



III. Zur Geschichte des Clemens. 

Clemens hat als Vermittler älterer Tradition für uns nicht 
annähernd * die gleiche Bedeutung wie Irenäus ; er war noch 
kein Greis zur Zeit der Abfassung seiner Stromateis d. h. zu 
einer Zeit als Irenäus wahrscheinlich nicht mehr lebte. Cl. mag 
30-40 Jahre später als Irenäus geboren sein. Dazu kommt, 
daß Cl. seiner ganzen Geistesrichtung nach für das Thatsäch- 
liehe viel weniger Sinn hatte. Seine überaus kritiklose Stellung 
zur apokryphen Literatur übertrifft Alles, was andere Kirchen- 
lehrer geleistet haben. Wie unabhängig von aller Tradition er 
in historischen Dingen phantasieren konnte, zeigt seine Ausleg- 
ung des Briefs „an die Parther" (oben S. 101). Aber einer der 
wenigen Zeugen älterer Tradition an der Wende des 2. zum 3. 
Jahrhundert ist er eben doch und ist als solcher für die Ge- 
schichte des Kanons von Bedeutung. 

Im Eingang der Stromateis stellt Cl. seine Absicht so dar^ 
als ob dies ganze Werk wesentlich nichts anderes sein solle, 
als eine Aufzeichnung und Verarbeitung dessen, was er einst 
aus dem Munde seiner Lehrer gehört bat; ihm selbst und Anderen 



Die Lehrer des Clemens. 157 

ein Erinnerangsinittel, eine Medicin gegen die Vergeßlichkeit 
des Greisenalters ; ein Abbild und Schattenriß jener seligen 
Lehren und Lehrer, welche zu hören er gewürdigt worden ist, 
und besonders des einen begnadigten Geistes unter ihnen, der 
alle Anderen tiberragte (str. I, 11. 12. 14). Inwieweit dies ein 
überschwänglicher Ausdruck der Bescheidenheit und der Ver- 
ehrung für die älteren Lehrer ist, oder der Wirklichkeit ent- 
spricht, können wir nicht mehr bestimmen. Während heidnische 
und häretische Literatur in den Stromateis reichlich citirt wird, 
finden wir hier nur wenige Bezugnahmen auf ältere Kirchen- 
lehrer. Von einem in der Schriftauslegung kundigen Mann hat 
Gl. gehört, daß in Psalm 1, 1 der „Rath der Gottlosen^ die 
Heiden, „der Weg der Sünder" die Juden, „der Sitz der Spötter" 
die Häresien bedeute, während ein Anderer einfacher und tref- 
fender den ersten Makarismus auf diejenigen bezogen habe, 
welche sich den Lehren des Abfalls von Gott nicht angeschlossen 
haben, den zweiten auf Heiden und Juden, welche den breiten 
Weg verlassen und sich bekehren, den Sitz der Spötter aber 
auf Theater und Gerichtslocale ^). In ecl. proph. 56 beruft er 
sich auf eine exegetische Regel über den Sinn der Tempora in 
der Bibel, welche „unser Pantänus" vorzutragen pflegte, und 
welche dann Gl. seinerseits auf Psalm 19 anwendet^). In ecl. 50 
führt er von einem nicht näher bezeichneten nqecrßvTiig, die mit 
biblischen Beweisen ausgestattete Behauptung an, daß das 
Embryon bereits ein lebendes Wesen sei. Ohne Frage hat er 
den Kreis dieser alten, zur Zeit der Abfassung der Stromateis 
dahingeschiedenen Lehrer im Sinn, wo er davon spricht, daß 
und warum „die Alten" sich nicht der Schriftstellerei befleissigt, 
sondern dies einem Gl. und Anderen überlassen haben (ecl. 27). 
Verstünde Gl. hier unter ol nqecßvTsqoi die Träger eines kirch- 
lichen^ Amtes als solche, wollte er sagen, daß in früherer Zeit 
die Geistlichen sich auf den mündlichen Lehrvortrag zu be- 
schränken pflegten, so müßte er eben diesen Gegensatz der 
Zeiten ausdrücken und stark betonen, zumal er selbst ein nqs(T' 
ßvteqog Tifg ixxkricrlag^) und doch ein Schriftsteller war. Ueber- 

1) Btr. II, 67. 68, über den Zusammenhang s. S. 155 Anm. 2. Die 
letzte Deutung des „Sitzes der Spötter** trägt Gl. als seine eigene paed. 
III, 76 vor. 

2) Gf. die Bemerkangen von Routh rel. sacrae I, 380—82. 

3) Diesen Ausdruck zur Bezeichnung der Träger des Presbyteramts 



155 ^^® „Presbyter** des Clemens. 

dies sagt er aber hier deutlich genug, daß seine schriftstellerische 
Arbeit dazu dienen solle, die von den Alten ihm mündlich an- 
vertraute Lehre der Nachwelt zu tiberliefern. Die Alten sind 
seine persönlichen Lehrer. Der ganze Passus erinnert an str. I^ 
11 — 14. Hier wie dort der Gegensatz zwischen den mündlichen 
Vorträgen seiner Lehrer und seiner eigenen Schriftstellerei; die- 
selben Betrachtungen ober die Gefährlichkeit und doch Unent- 
behrlichkeit der letzteren; dieselbe Verwahrung gegen den Ge- 
danken, als ob die Aengstlichkeit und Zurückhaltung in seinen 
Mittheilungen von Neid herrühre. Seine Lehrer also nennt Gl. 
ol nQ€(TßvT€Qoi uud bezeichnet sie so als die ehrwürdigen Glieder 
der vorangegangenen Generation^). Daß er nicht die Träger 
des kirchlichen Presbyteramtes darunter versteht, wird wiederum 
deutlich; wo er sie als Muster in sittlicher Beziehung hinstellt. 
Ecl. 11 sagt er: „Die Alten {ol nqBcßvteqoi) verdroß es sehr, 
wenn sie nicht immerzu etwas von körperlichen Leiden zu tragen 
hatten, denn sie fürchteten, daß, wenn sie nicht in diesem Leben 
die Folgen der Sünden empfingen, welche den im Fleisch Leben- 



gebraucht Cl selbst Str. VI, 106 (D. III, 203, 22). Ziemlich selten aber 
spricht Cl. von diesen und anderen Eirchenbeamten : paed. III, 97 
{nqiaßvTEQoiy iTriaxonotj &idxovoi); Str. III, 90 (nQ€aßvT€Qog, &iaxovoSj 
Xttixog) ; Str. VI, 107 {InCaxonot^ nQeaßvuQOt^ &tdxovot) str. VII, 3 (ngea- 
ßvrsQot, &ittxovoi). 

1) Es ist also ganz der gleiche Sprachgebrauch wie bei Irenauß und 
Papias. Für Gl. sind „die Alten" Pantanus und dessen Altersgenossen, 
für Irenäus sind es Polykarp und andere Apostelschnler, für Papias sind 
es Johannes, Aristion und andere persönliche Jünger Jesu. — Gl. hat 
an keiner uns erhaltenen Stelle angegeben, welches die Verbindungs- 
fäden waren, wodurch seine Lehrer mit den Aposteln zusammenhingen, 
tn Str. I, 11 behauptet er nur, daß es eine direct von den Aposteln 
Petrus und Jacobus, Johannes und Paulus abstammende und vom Vater 
auf den Sohn sich forterbende Tradition sei, welche durch seine Lehrer 
schließh'ch auch bis zu ihm gelangt sei. Die Behauptung, daß unser Gl. 
selbst ein Apostelschüler sei (oben S. 43 Anm. 1) konnte nicht einmal 
durch Misdeutung dieser Stelle entstehen. Wahrscheinlich ist es aber 
nur aus dieser Stelle herausgelesen, wenn Pamphilus in der Apologie 
des Origenes (Photius cod. 118) gesagt hat, daß Pantanus nicht nur ein 
Hörer von ApostelschUlem , sondern auch noch von einigen Aposteln 
gewesen sei. Das Letztere ist chronologisch unmöglich cf. 6. Gave, 
bist. lit. (1720) p. 50; Routh, rel. s. III, 505; Redepenning, Origenes 
I, 66, auch wenn man des Pantanus Tod früher ansetzt als die Ge- 
nannten 8. unten. 



Die „Presbyter** und „der Presbyter". 159 

den in großer Zahl unwissentlich sich anheften, sie in jenem 
Leben die ganze Strafe empfangen würden; daher sie hier ge- 
bessert zu werden wünschten". Dieselben „Alten" sind's auch, 
deren von ihm selbst gehörte Lehren und historische Mittheil- 
ungen Cl. in der Schrift vom Pascha auf Bitten seiner Freunde 
aufgezeichnet hat (oben S. 32 Nr. 2), und auf welche er sich 
in den Hypot. nicht selten berufen hat (frg. 15. 20). Einer aber 
ragt unter diesen Lehrern so sehr hervor, daß Gl. ihn ohne 
Namen als den „seligen Presbyter" einführt (frg. 14). Dieselbe 
namenlose Gestalt tritt uns nun auch an mehreren Stellen der 
Adumbrationes entgegen. „Der Presbyter" erklärte das an 
aqxfg 1 Jo. 1, 1 so, daß der Anfang der Schöpfung vom An- 
fang des Werkmeisters der Schöpfung, des Demiurgen nicht zu 
trennen sei (oben S. 87). Es maß derselbe sein, dessen Lehr- 
aussage gegen die Seelenwanderung im Anfang des großen 
lateinischen Frg. steht (S. 79), und zwar so eingeführt, daß 
man sieht, in dem vorangehenden uns nicht erhaltenen Stück 
der Hypot. waren bereits Aeußerungen desselben Lehrers mit- 
getheilt (oben S. 93 Anm. 3). Ebenso wie in den Hypot. „der 
Alte" xav i^ox^v aus dem Kreis seiner Genossen sich hervor- 
hebt, so auch in den Stromateis ein alle Anderen in Schatten 
stellender Lehrer desCl. aus dem Kreis der übrigen (str. I, 11). 
Auf diesen einen „begnadigten Geist" wendet er str. I, 14 die- 
selben Worte an, welche er I, 11 von allen seinen Lehrern ge- 
braucht hatte ^), und kein Leser konnte zweifeln, daß jener 
„begnadigte Geist" derselbe sei, welchem Cl. kurz vorher in 
der Aufzählung seiner Lehrer der Zeit nach den letzten, dem 
Bang nach den ersten Platz angewiesen hatte. Wer dieser von 
Gl. so hochgefeierte Mann war, ist längst kein Geheimnis mehr. 
In Bezug auf die Hypot. haben wir die zweimalige Versicher- 
ung des Eusebius, die auch Photius bestätigt 2), daß Cl. hierin 
den Pantänus als seinen Lehrer erwähne und SchriftauffassuDgen 
desselben und andere von ihm empfangene Ueberlieferungen 



1) Str. I, 11 : Sein Buch soll sein ein sMojIov dxExvmg xal axia- 
yQafpCa raiv it^agycSv xal if;i\pvx(ov ix€lvo)Vf (ov xartj^Kod-riv Xoytov re xal 
dv&Q(ov fJLttxuQlfov xal t^ ovn d^toXoycov. Cf. Str. I, 14 ij fihv ovv rcSv^i 
fxov täv vnofJLVriiidtfov ygatpr, daS-evrjg fihv 6v o?(f* ort naqaßaXkofikvii 
TTQog 70 nvevfia ixetvo lo x^xagiTiof^^vov ^ ov xaTtj^mS-rifiev vnaxovaat 
(1. inaxovcftti wie vorher u. str. Vif, 107 rov Üitgov iTii^xovcfev), 

2) Oben S. 64. 65 Nr. 1. 2; S. 66 Nr. 4 fin. 



160 Paotänus „der Presbyter**. 

mittbeile. Durch eine ausdrückliche^ wahrscheinlich zu Anfang 
des Werks angebrachte^), den Namen des Pantänus enthaltende 
Bemerkung war es also vorbereitet, daß Cl. im weiteren Ver- 
lauf den „Presbyter" oder den „seligen Presbyter" meist ohne 
Namen redend einführte. Es ist also nicht Vermuthung, son- 
dern gewiß, daß uns Cl. in den Hypot. frg. 14 (cf. frg. 27) 
und Adumbr. S. 79 Worte oder doch Gedanken des Pantänus 
aufbewahrt hat. In Bezug auf die Stromateis, an deren Schluß 
(ecl. 56) einmal der Name Pantänus vorkommt, sprach schon 
Eusebius (h. e. V, 11, 2) die Vermuthung aus, daß CL in 
Str. I, IL auf Pantänus andeutend hinweise, d. h. also daß der 
dort vor allen Anderen gepriesene Lehrer des Cl. kein andrer 
als Pantänus sei. Nachdem sich die Identität der „Presbyter" 
und der Lehrer des Cl. herausgestellt hat, ist vollends an der 
Richtigkeit dieser Vermuthang des Eusebius nicht mehr zu 
zweifeln. Dann steht aber auch fest, daß Pantänus nicht mehr 
lebte, als Cl. seine Stromateis schrieb. Das folgt nicht aus 
dem Attribut fiaxagiog^), welches in alter Zeit sehr häufig auch 
Lebenden ertheilt wurde ^), wohl aber aus der Bezeichnung des 
Pantänus als to nveviia ixelvo %b xexaqnmihivov. Der moderne 
Gebrauch, einen lebenden Menschen einen (großen, starken, 
feinen) Geist zu nennen, ist der alten Kirche völlig fremd; 
,^ Geister" sind ihr, wenn überhaupt Menschen, dann immer nur 
verstorbene *). Dasselbe gilt aber auch von den übrigen „Alten" 



1) Ich wage nicht auf die S. 65 Anm. 1 erwähnte, über Easebins 
hinausgehende Behauptung des Rufinus, daß Gl. im 7. Buch der Ilypot. 
den Pantänus als seinen Lehrer erwähne, etwas zu gründen. Ist sie 
richtig, so bleibt doch wahr, daß die namenlose Anführung des Pres- 
byters in den Adumbrationen durch eine namentliche Anführung des 
Pantänus vorbereitet gewesen sein wird; denn eben dem 7. Buch ge- 
hörten die Adambrationen an und mit 1 Petri wird das Bnch nicht an- 
gefangen haben. 

2) hypot. frg. 14 cf. str. I, 11 von den sämmtlichen Lehrern. 

3) 'O fiaxagiog vfi(ov iniaxonog ZioirjQ sagt Dionysius von Korinth 
in der kmatoXri lniax6n(p rtp tots 2(OTrjqt nQoatpojvovaa Eus. h. e. IV, 
23, 9. 10. Clemens selbst wird in einem Brief, dessen üeberbringer er 
ist, von seinem Freund Alexander 6 finxaqiog nQsaßvreQog genannt Eus. 
h. e. VI, 11, 6. Cf. Maria Castab. ad Ign. 5; Eus. h. e. V, 16, 15; 
nippol. c. Noetum c. 17 ed. Lagarde p. 55, 18 und dazu Harnack Ztscbr. 
f. bist. Th. 1874 S. 199. 220 ff. 

4) Der altchristliche von N. T. an nachzuweisende Sprachgebranch 



Pantanus aus Sicilieo. 161 

des Gl. Das in allen seinen Mittheilnngen über sie beharrlich 
festgehaltene Imperfectam beweist ^ daß sie damals nicht mehr 
lebten und lehrten^). In Bezug auf Einige von ihnen muß man 
einen ziemlich weiten Abstand zwischen der Zeit, da Gl. ihren 
Unterricht empfing, und der Abfassungszeit der Stromateis an- 
nehmen; denn er ist sich bewußt, daß Vieles über der Länge 
der Zeit, da es ungeschrieben blieb, seinem Gedächtnis entfallen 
ist (str. I, 14). 

Was nun die einzelnen Persönlichkeiten anlangt, so erfahren 
wir vor allem, daß Pantänus ein geborener Sieilianer war. Der 
Ausdruck und besonders die Wortstellung zeigt, daß Gl. ihn 
nicht etwa nur mit einer sicilianischen Biene vergleicht, als ob 
er ihn ebensogut mit einer Biene vom Hymettns hätte vergleichen 
können, sondern daß Pantänus nach dem Urtheil des Gl. seine 
sicilianische Herkunft durch die That zur Wahrheit machte, 
indem er ähnlich den wegen ihres Honigs berühmten Bienen 
seiner Heimat die Blumen der prophetischen und apostolischen 
Wiese aussogt) und den Seelen seiner Zuhörer einen reinen 
(wachsfreien) Honig der Erkenntnis einflößte. Entscheidend für 
dieses Verständnis ist namentlich auch, daß Gl. von allen anderen 
Lehrern, die er hier aufzählt, sowohl das Land oder Volk, aus 
welchem sie herstammten, als das Land, wo er sie kennen 
lernte, angegeben hat. Ferner erfahren wir, daß Gl. den ihm 
bis dahin unbekannten Pantänus am Schluß seiner Wanderjahre 
in Egypten gefunden hat und dadurch bestimmt worden ist, sich 
dauernd dort d. h. in Alexandrien niederzulassen^). Daraus 



hat seinen Grund in dem Gedanken, welchen z. B. Iren. V, 6, 1 so aus- 
drückt: neque Spiritus homo; spiritus enim et non homo vocatur, 

1) Ueyev hypot hg. iA ; ecl. 56; dtccöa^ adumbr. p. 79, 10; exponebat 
ib. p. 87, 1; lix^ovTo . . i(poßovvTo . . ^^iovv ecl. 11 ; ovx ^yQttipov . . 
avv6X(aQovp ecl. 27; cf. str. II, 67 («xijxoa d" lywyt ao(pov rä Toiaura 
av^Qos); 68 {heQos ^h xvQuoiegov lAeyfv); ecl. 50 {JH^yev nQsaßvTtjg), 

2) Aehnlich metonymisch wird auch schon von den Glassikern &Qi- 
nsa&ai gebraucht. Es ist stark zu interpungiren vor dem Satz : I^ixeXixrj 
r^ ovTi ^ fiiliTta 7TQO(priTtxov t€ xal dnoaiokixov kei/itovog t« äyd-rj 
ÖQinofJiivog äxtlgarov Ti yyojaeojg XQVH'^ "^^^S fcSv dxQotofi^vxov ivsyivvricte 
^vxalg. Das richtige Verständnis dieses Satzes vertrat schon Valesius 
zu Eus. h. e. V, 11 ; für den ganzen Abschnitt cf. Beinkens p. 3—10. 

3) „Da ich aber einen Letzten angetroffen hatte — an Bedeutung 
jedoch war er der Erste — kam ich zur Buhe, nachdem ich ihn in 
Egypten, wo er versteckt war, aufgespürt hatte". Es ist merkwürdig, 

Zahn, Forschungen. III. 4 4 



162 Clemens kein geborener Alexandriner. 

folgt allerdings, daß Cl. kein geborener Alexandriner war. Wie 
sollte der berühmte Pantänns für ihn in Egypten versteckt ge- 
wesen sein, wenn Alexandrien der Ausgangspunct seiner Wan- 
derungen durch die christliche Welt gewesen wäre; oder wie 
sollte er es verschwiegen haben, daß seine Niederlassung in 
Egypten Rückkehr in die Heimat war, und daß Pantänus erst 
in der Zwischenzeit sich dort niedergelassen habe! Ohnedies 
verdient ja die Ueberlieferung, welche den Cl. zu einem ge- 
borenen Athener macht, den Vorzug vor der anderen, daß er 
von Hans aus ein Alexandriner gewesen sei^). Die Entstehung 
der letzteren war fast unvermeidlich, da Gl. als Presbyter der 
alexandrinischen Kirche und Leiter der dortigen katechetischen 
Schule seinen Kuhm begründet hat. Für die andere Ueber- 
lieferung spricht auch dies, daß Cl. Hellas als das erste Land 
nennt, wo er einen christlichen Lehrer fand. Von da begab er 
sich nach Großgriechenland, darauf in den Orient, insbesondere 
nach Palästina^ zuletzt nach Egypten, wo er noch lebt und 
wirkt, während er die Stromateis ausarbeitet. Wenn Cl. jenen 
ersten Lehrer den Jonier nennt, so kann das nach Analogie 
der nachfolgenden Charakteristiken nur besagen, daß derselbe 
aus Jonien, von der Westküste Eleinasiens herstammte. Die 
Bestimmtheit durch den Artikel^) ergibt sich nicht mit Noth- 
wendigkeit; erklärt sich aber völlig aus dem Gegensatz zu den 
nachhergenannten Lehrern. Dies war der Jonier unter ihnen. 
In Großgriechenland, also wohl in einer Stadt Unteritaliens 
lernte er zwei Lehrer kennen, von welchen Einer aus Cöle- 
syrien, der Andere aus Egypten stammle'). Andere Lehrer 
fand er im Orient, d. h. von Alexandrien aus angesehn etwa in 
Syrien. Zwei derselben, wenn es überhaupt mehr als zwei 
waren, charakterisirt er näher und zwar so, daß sie beide auch 
als Orientalen von Herkunft erkennbar werden. Der Eine stammte 
aus dem Lande der Assyrier*), der Andere war von Haus ans 



wie oft Gl. das Bild von der Jagd gebraucht paed, ir, 114; str. II, 5; 
V, 7. 23; VI, 90. 98; VII, 91; ecl. 32. 

1) Epiph. haer. 32, 6 Kltjfitis t£, ov ipaaC riveg "AU^av^qia, hegot 
^k uid-fjvaioy, 

2) o *I(ovix6g cf. nachher 17 fiklixTa, 

3) Es ist nicht mit Eusebius o cfl sondern mit der Hs. des Cl. ol 
6k inl TTJg fzeydXrig *EXld6o£ zu lesen cf. Beinkens p. 8 N. 3. 

4 ) So nach der einzigen Hs. der Stromateis 6 fikv Ttjs reiv jiaavqdov 



Atheoagoras ein Lehrer des Clemeos? 163 

ein Hebräer^). Von dem Letztgenannten wird noch gesagt, 
was also wohl von dem Ersten nicht gilt, daß Gl. ihn in Palästina 
kennen gelernt habe. 

Diese sämmtlichen Lehrer des Gl. mit namhaften Persönlich- 
keiten des 2. Jahrhunderts zu identificiren , wäre ein undurch- 
führbares Unternehmen. Es wäre an sich möglich ^); daß der 
verworrenen Nachricht des Philippus von Side, wonach Athe- 
nagorsts ein Lehrer des Gl., freilich auch Gl. ein Lehrer des 
Pantänus gewesen sein soll, etwas Richtiges zu Grunde läge, und 
daß Athenagoras jener aus Jonien stammende Lehrer wäre, 
welchen Gl. in Griechenland kennen lernte; denn die Ueberschrift 
der Snpplicatio pro Ghristianis, worin Athenagoras als Athener 
bezeichnet wird, könnte abgesehn von der Fraglichkeit ihres 
Alters sehr wohl aus dem gleichen Umstand erklärt werden, 
um dessentwillen Gl. regelmäßig ein Alexandriner genannt wor- 
den ist. Es bleibt ferner wahrscheinlich, daß der aus Assyrien 
stammende Lehrer, welchen Gl. im Orient kennen gelernt hat, 
Tatian gewesen ist^). Aber ein Bedenken steht nicht nur 



(sc. /cii^ac), aber auch ebenso, wenn man mit einigen Hss. des Easebius 
und nach Nicephorus Call, liest 6 fiiv ng rijs t(ov jiaavqCiov. Die LA 
der meisten Hss. des Eusebius {ns anstatt und ohne r^?), welche Dindorf 
in den Clemens aufgenommen hat, ist ganz unwahrscheinlich. Es ist doch 
nieht üblich, den Begriff „ein Hellene'' durch lav ^ElXyvav auszudrücken. 
Es ist vielmehr zu vergleichen Tat. or. ad Graecos 42 yswtjS-els f^^y fv 
T^ raiv ldaavQi(ov x^Q'i' — -^^ dem, was Cl. und Eusebius gemeinsam 
bieten, wird nichts zn ändern sein. Reinkens p. 8 fordert TovTiav statt 
ravtrig, was freilich bequemer wäre, aber doch nicht nothwendig ist. 
Nachdem Cl. den Orient überhaupt als die Gegend genannt hat, wo er 
den vierten und den fünften Lehrer gefunden hat, stellen sich ihm die 
beiden orientalischen Länder vor Augen, das Land der Assyrer, aus 
welchem der Eine stammte, und Palästina, wo der Andere nicht nur zu 
Hause war, sondern auch mit Cl. zusammentraf. 

1) ^EßQttlog avixad^iv. So sagt Eusebius h. e. I, 11, 9; II, 4, 3 von 
Josephus und Philo, aber IV, 5, 2 auch von den jndenchristlichen Bischöfen 
Jerusalems. Da es sich hier jedenfalls um einen christlichen Lehrer 
handelt, so wird der Ausdruck mit Reinkens p. 8 Nr. 4 von ehemaliger 
Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und Glauben zu verstehen sein. Da- 
für spricht weniger protr. 9 (D. I, 11, 23) als paed. I, 34: ow r^firiv 
*Iov&ttlos (aus dem Sinn des Paulus)* 'Eßgalog yccQ ayatS-sv ^v, 

2) Cf. oben S 60. Ein chronologisches Bedenken bestünde nicht. 

3) Forsch. I, 12 Anm. 2. Uebrigens hat schon vor Semler Yalesius 
zn £us. V, 11 dies vermutbet. 

11* 



IGi Die »Alten"* keine Schrifteteller. 

diesen VermatbüDgen^ sondern auch den sicheren Ergebnissen 
in Bezng aaf das Verhältnis des Gl. zu Pantänus im Wege. 
GL redet ja von den ^Alten^ insgesammt und von dem Einen, 
der aus ihrem Kreise hervorragt; durchaus als von Männern^ 
die nicht geschriftstellert haben. An den beiden Stellen, wo er 
ein wenig ausführlicher sich über sie äußert, fühlt er das Be- 
dürfnis, ihnen gegenüber seine Schriftstellerei überhaupt und 
seine Aufzeichnung ihrer mündlichen Lehren insbesondere zu 
rechtfertigen. Alles, was er von ihnen mittheilt; schließt durch 
die Form der Anführung die Möglichkeit aus, daß Gl. dabei 
aus Schriften jener Männer schöpfe ^). Daraus folgt mit Sicher- 
heit, daß fruchtbare Schriftsteller wie Melito und Irenäus nicht 
unter den Lehrern des Gl. zu suchen sind, wie nahe das durch 
Eus. h. e. VI, 13, 8 (oben S. 32) gelegt zu sein scheint. Das 
Gleiche gilt auch gegen Athenagoras, wenn anders dieser der 
Verfasser der Supplicatio und der Schrift von der Auferstehung 
ist Weniger hinderlich ist dieser Umstand der Vermuthung in 
Bezug auf Tatian; denn wenn auch Gl. diesen ohne Bedenken 
unter seinen ehemaligen Lehrern mitaufzählen konnte, zamal 
er keinen einzigen bei Namen nannte, so konnte er sich doch 
in seiner allgemeinen Beschreibung des Gharakters seiner Lehrer 
am wenigsten durch die Erinnerung an Tatian bestimmen lassen. 
Tatian war nicht nur in weiten Kreisen seiner Heterodoxien 
wegen anrüchig; Gl. selbst hat ihn immer nur in polemischem 
Ton und nie als Lehrauctorität angeführt (Forsch. I, 12 f. 285). 
Um so genauer wird die allgemeine Gbarakteristik seiner Lehrer 
auf Pantänus passen. Nun soll aber nach Eus. h. e. V, 10, 4 
Pantänus, da er gegen Ende seines Lebens der Lehranstalt zu 
Alexandrien vorstand, nicht nur durch mündlichen Vortrag, 
sondern auch durch Schriften die Schätze der göttlichen Lehren 
erläutert haben. Hieronymus, welcher auch hierüber nichts 
weiß; als was er aus Eusebius herauslesen konnte, stellt darauf- 
hin den Pantänus unter die christlichen Schriftsteller, bemerkt 
aber vorsichtig, daß Pantänus mehr durch das lebendige Wort, 
als durch seine angeblich noch vorhandenen zahlreichen Bibel- 
commentare der Kirche genützt habe^). Eusebius selbst, der 



1) Of. außer den Stellen S. 161 Anm. 1 noch die Schrift über das 
Pascha oben S.32 Nr. 2; hypot. frg. 1. 15. 20. 

2) Hieron. ep. 70 ad Magnum; v. ill. 36: Huius multi quideni in 



Ob Pantänns ein Schriftsteller? 165 

doch den Pantänus in warmen Worten feiert, nennt keinen ein- 
zigen Titel eines Werks desselben , was Maximas Gonfessor 
nicht versäumt bat zum Behuf der Vertbeidigung der Schriften 
des Areopagiten geltend zu machen ^). Wenn man erwägt, wie 
manchem unbertihmten und von ihm selbst nicht gerühmten 
Schriftsteller Eusebius die Ehre anthut^ die Titel und Gegen* 
stände seiner Werke anzuführen^); so darf man zuversichtlich 
behaupten, Eusebius bat niemals ein Buch des Pantänus in der 
Hand gehabt. Auch in späteren Zeiten ist keine irgend sichere 
Spur von Schriften des Pantänus zu entdecken. Wenn Anastasius 
Sinaita unter vielen anderen Lehrern ^ welche die Geschichte 
vom Paradies allegorisch gedeutet haben, auch Pantänus den 
Alexandriner und Clemens den Stromateus anführt, so kann er 
den ersteren Namen in den Hypot. des Cl. gefunden haben*). 
Das Gleiche gilt von dem Bericht des Maximus Gonfessor über 
ein Gespräch des Pantänus mit heidnischen Philosophen sogut 
wie gewiß (oben S. 77 f.). Darnach wird man jene allein in 
Betracht kommende unbestimmte Aeußerung des Eusebius über 
Schriften des Pantänus entweder fttr einen Irrthum erklären 
oder auf ganz wenige und unbedeutende Aufzeichnungen be- 
ziehen müssen, von welchen Eusebius einmal gehört zu haben 
meinte. Die deutlichen Angaben des Gl. können nicht dadurch 
in Frage gestellt werden. 

Ein Zweites, was ein wenig sicherer, als bisher geschehen, 
zu bestimmen sein möchte, ist die Ghronologie des Gl. und seiner 
Schriften. Die relative Ghronologie der letzteren ist theilweise 
sicher. Aus dem innigen Verhältnis der drei beinah vollständig 
erhaltenen Hauptschriften (oben S. 104) ergibt sich, daß weder 
zwischen Protfepticus und Pädagogus, noch zwischen Pädagogus 
und Stromateis eine größere literarische Arbeit von Gl. ausgeführt 
worden ist. Dann wird die Schrift neql eyxQatelag oder der 



sanctam scripturam exstant commentarii, sed magis viva voce ecclesiis 
profuit. Der Ausdruck erinnert außer an Eus. h. e. V, 10, 4 auch an 
die Worte des Origenes bei Eus. h. e. VI, 19, J 3 rov nqo rjficSv noXlovg 
(oq^eX^trayia JJavtaivov, 

1) Dionys. Areop. opp. (ed. nova Paris 1644) tom. II prolog. (ohne 
Paginirnng). 

2) Cf. z. B. die ganze Liste h. e. V, 27 oder VI, 7. 

3) S. oben S. 26 zu str. V, 72 cf. S. 128. 159. 



166 Relative Chronologie. 

Uyog yaiAMog noch vor dem Protrepticus geschrieben sein 
(oben S. 37). Ferner fällt die in den Stromateis angekündigte 
und in „Quis dives" citirte Schrift nsgl äqxoop zwischen diese 
beiden erhaltenen Schriften (oben S. 38). Außerdem ist mit 
Sicherheit nur noch zu sagen, daß die Hypotyposen nach den 
Stromateis entstanden sind. Der Beweis dafür ist sehr einfach, 
aber ausreichend. Cl. konnte in den Stromateis nicht so, wie 
er es thut (oben S. 45 f. 133), von zukünftiger Behandlung der 
Genesis und von einer der Reihenfolge der biblischen Schriften 
nachgehenden Darstellung ihres Inhalts reden^ wenn damals die 
Hypot. schon geschrieben waren, in welchen eben dies geleistet 
ist. Es wäre auch nicht zu begreifen, daß er nicht eine einzige 
der in den Stromateis überall sich darbietenden Gelegenheiten 
benutzt hätte, sich auf seine Behandlung derselben Materien und 
ßibelstellen in den Hypot. zu berufen. Die Vermuthung E. du 
Pin's^), daß die Hypot. ein unreifes Jugendwerk des Cl. seien, 
verdient daher keine Beachtung. Sie ist nur ausgesprochen 
worden^ um die Heterodoxien begreiflich zu machen, welche in 
den Hypot. deutlicher als in den übrigen Schriften des Gl. zu 
Tage getreten sein müssen. In Wirklichkeit verhält es sich 
vielmehr so, daß CL nirgendwo so sehr wie in dem früh ge- 
schriebenen Protrepticus ein Herold des kirchlichen Gemein- 
glaubens gewesen ist^ daß er auch im Pädagogus der isagogischen 
Bestimmung dieses Buchs entsprechend und in den Stromateis, 
bei deren Abfassung er stets auch nichtchristliohe Leser im 
Auge hatte ^ seine theologischen Speculationen in den Hinter- 
grund geschoben, und daß er dagegen in seinen für die Glaubens- 
und Fachgenossen bestimmten Hypot. seinen Ideen freien Lauf 
gelassen hat. Ob auch eine innere Entwicklung seiner Theologie 
diesem Fortschritt seiner schriftstellerischen Aeaßerungen zu 
Grunde lag, können wir nicht mehr entscheiden. Aber gegen 
die Wahrscheinlichkeit einer solchen Annahme ließe sich nichts 
sagen. 

Für die absolute Chronologie bietet einen ersten Anhalt, 
was der Verfasser der antimonarchianischen Schrift bei Eus. V, 
28, 4 sagt. Es ist dies, wenn nicht Hippolytus, dann doch ein 
ihm gleichzeitiger römischer Schriftsteller, ein jüngerer Zeit- 
genosse auch noch des Cl. Dieser nennt aber unter den Schrift- 



1) Noavelle bibliotb. des autenrs eccl. (2 ed. 1690) 1, 84. 



Abfassungszeit des Protrepticus. 167 

stellen! aas der Zeit vor Bischof Victor von Rom , welche in 
ihren theils an die Heiden, theils gegen die Häresien gerichteten 
Schriften Christas als Gott verherrlicht haben, neben and hinter 
Jastin, Miltiades and Tatian aach den Gl. In Anbetracht der 
Stellung, die er diesem anweist, und der Gharakteristik der 
Gruppe, zu welcher er ihn rechnet, kann nicht der römische 
Gl., sondern nur der alexandrinische verstanden werden. Eine 
eigens gegen die Häretiker gerichtete Schrift unseres Gl. hat es 
aber unseres Wissens nicht gegeben, und nur eine einzige, 
welche als an Heiden gerichtet betrachtet werden kann, der 
Protrepticus. Diese Schrift beginnt aber auch mit einem 
schwungvollen Aufruf, statt den mythischen Gesängen auf die 
heidnischen Götter dem neuen Liede zu lauschen, dessen Sänger 
und Gegenstand zugleich der von Zion ausgegangene Logos ist 
(§ 2), der Schöpfer des Menschen und die tiberweltliche Weis- 
heit (§ 5), der welcher vor dem Morgenstern existirte, im An- 
fang bei Gott und selber Gott, der göttliche Anfang alles Seins 
von jeher war und ist (§ 6); der Einzige, welcher beides zu- 
gleich, Gott und Mensch ist (§ 7), der allerbarmende Gott, 
welcher seiner göttlichen Gestalt sich entäußert, der Logos, 
welcher zum Gottmenschen geworden ist (§ 8). Das heißt doch 
wohl ^eoXoyeip vov XqiffTov ^). Diesen Abschnitt wird der 
römische Anonymus wenigstens hauptsächlich im Sinne haben, 
und er meint zu wissen, daß das Buch „an die Hellenen^, wel- 
ches so beginnt, vor den Zeiten des Bischofs Victor, also vor 
dem Jahre 189 geschrieben sei. Wir haben keinen Grund und 
keine Mittel, diese Angabe zu bestreiten. Den zweitqn Anhalts- 
punct, welchen schon Eusebius h. e. VI, 6 benutzte, bietet die 
Thatsache, daß Gl. in den Stromateis mehr als einmal seine 
chronologischen Berechnungen mit dem Tode des Gommodus 
abschließen läßt^). Daraus an sich kann man zwar nur soviel 
schließen, wie Eusebius schloßt), daß dies Werk oder doch 



1) Cf. außerdem noch besonders protr. 106 (t^ nad^ovTi xai ngoa- 
xvyovfi^vtp ^€^ icSvTi) and protr. 110. 

2} Str. I, 139 zweimal, I, 140 zweimal, T, 144 dreimal. 

3) h. e. VI, 6. In der Chronik hat er zu a. Abrah 2209 = 193 p. 
Chr. die Blüthe des Cl. und des Pantäuas angesetzt, und zu a. Abrah. 
2220= 202 p. Chr. bemerkt: Clemens his temporibus lihros componebat 
(ed. Schoene II, 174. 176). Für die Gleichung der Jahre Christi mit 
Jahren Abrahams cf. Gutschmid, de temp. rat. p. 27. Eusebius wird sich 



168 Abfassungszeit der Stromateis. 

dessen erstes Buch nach dem J. 192 und vor dem Tode des 
Septimius Severus (f 4. Februar 211) geschrieberf wurde. Aber 
von ersterem Terminus muß man ziemlich weit wegrücken, da 
CL bereits Schriften Anderer benutzt, in welchen gleichfalls der 
Tod des Commodus als Grenze der Zeitrechnung diente^). 
Andrerseits darf man den Terminus ad quem in das J. 202 
oder 203 verlegen. Denn die Ausdrucksweise in str. I, 11 nöthigt 
wohl zu der Annahme, daß Gl. dies noch in Alexandrien ge- 
schrieben hat; wo er nach langem Wandern zur Ruhe gekommen 
ist; und es berichtet uns Eusebius, daß in Folge der Verfolgung^ 
welche im 10. Jahr des Septimius Severus (= 202 p. Chr.) in 
Alexandrien wüthete, der katechetische Unterricht daselbst 
stillegestanden habe^ weil Alle d. h. doch wohl Alle, welche 
sich bisher damit befaßt hatten oder dazu befähigt gewesen 
wären, sich von dort geflüchtet hatten 2). Eben diese Zeit der 
in Eus. VI, 1 — 5 geschilderten Verfolgung bezeichnet Eusebius 
ausdrücklich als Endpunct der Schulleitung des Gl. (h. e. VI, 6). 
Diesem Endtermin ist aber die Abfassung der Stromateis sehr 
nahe zu rücken. Denn der Hinweis auf zahlreiche Martyrien 
zur Zeit ihrer Abfassung^) setzt wenigstens Anfänge und Vor- 
spiele der Verfolgung voraus, welche den Gl. von Alexandrien 
vertrieben hat, setzt also auch das bekannte Edict des Severus 
voraus, welches spätestens im J. 201 erlassen wurde*). Andrer- 
seits war, wie sich zeigte, Pantänus nicht mehr unter den 
Lebenden, als die Worte str. I, 11 geschrieben wurden. Freilich 
leidet auch die Chronologie des Pantänus noch an Dunkelheiten. 
Nach Eus. h. e. V, 10, 1 ist Pantänus zur Zeit des Regierungs- 
antritts des Gommodus (a. 180) und des alexandrinischen Bischofs 
Julianus (h. e. V, 9) bereits Vorsteher der katechetischen Schule 
gewesen^), und ist es bis an sein Lebensende geblieben. 
Nachdem Eusebius der philosophischen Studien des Pantänus und 



10 Ermaogelung genauerer überlieferter Data an das Hauptwerk des Ol., 
die Stromateis gehalten haben, von dem er bemerkt hatte, daß es nach 
dem Tode des Commodus geschrieben ist Eus. h. e. VI, 6. 

1) str. 1, 147 alXoi tf^ f^^XQ^ ''V^ KofxoSov tslivjiis dQi^^fJLifaayTig 
dno ^Ivd^ov xttl M(Ovaä(og ^T7j ^(prjaav ^ivead-ui jß(Ofiß' xtL 

2) h. e. VI, 3, 1 cf. VI, 2, 2 ; VI, 7. 

3) Str. II, 125 (D. II, 226, 1-6) cf. VI, 167. 

4) Cf. Bonwetsch, Tertullians Schriften nach der Zeit ihrer Abf. S. 10. 

5) Cf. Redepenning, Origenes I, 66 f. Anm. 5 gegen Guericke. 



Chronologie des Pantänns. 169 

seiner Miseionsreise nach ^Indien" gedacht hat; kehrt er za 
dem Anfang seiner Mittheilnngen über ihn mit den Worten zu- 
rück: „Nach vielen trefflichen Leistungen leitet er schließlich 
(TelsvTwi^) die Schule zu Alexandrien'^ Diese Lehrwirksamkeit 
ist das Letzte, was Eusebius vom Leben des Pantänus weiß. 
Mit dieser Darstellung ist die Annahme^ daß die indische Reise 
des Pantänus seine Lehrwirksamkeit in Alexandrien unterbrochen 
habe^) ebenso unvereinbar, als die andere, daß er sich vor 
seinem Lebensende von derselben zurückgezogen habe^). Ist 
nun Cl., der ehemalige Schüler des Pantänus, dessen Nachfolger 
im Amt gewesen'), und andrerseits des Cl. Wirken in dieser 
Stellung im J. 202 oder 203 abgebrochen worden, so muß Pan- 
tänus mehrere Jahre vor 203 gestorben sein. Nicht nur mit 
diesen aus Gl. und Eusebius sich ergebenden Ansätzen, sondern 
auch mit sich selbst würde Hieronymus in unversöhnlichem 
Widerspruch stehn, wenn er mit den Schlußworten seines Ka- 
pitels über Pantänus sagen wollte, daß dessen Lehrwirksamkeit 
sich durch die Regierung der beiden Kaiser Severus (f 211) 
und Caracalla (f 217) hindurcherstreckt habe*). Hieronymus 
selbst sagt nur noch bestimmter als Eusebius, von dem er all' 
sein Wissen hat, daß Cl. erst nach dem Tode des Pantänus 
dessen Nachfolger geworden sei *). Er weiß auch, daß Origenes, 
der Schüler des Cl., schon im nächsten Jahre nach der ins 
10. Jahr des Severus gesetzten Verfolgung, also im J. 203 die 
Leitung des verwaisten kateohetischen Unterrichts übernommen 
habe und später vom Bischof Demetrius förmlich zum Nach- 
folger des Cl. in diesem Amte bestellt worden sei ®). Hieronymus 
weiß also auch, daß Pantänus einige Jahre vor dem J. 203, in 
welchem sein Nachfolger Cl. bereits durch Origenes ersetzt 
wurde, gestorben ist Seine Angabe über Pantänus wird also 



1) So will wohl schon Hier. v. ill. 36 verstanden sein. 

2) So Redepenning 1. 1. I, 67 Anm. 4. 

3) Ens. h. e. VI, 6; Hieron. v. iU 38; Pamphilas in der Apologie 
des Origenes nach Pbotius cod. 118. 

4) V. ill. 36 docuitque sub Severo principe et Äntonino^ cognomento 
Caracalla. 

5) Das post eins mortem v. ill. 38 findet sich bei Easebius nicht den 
Worten, nur dem Sinne nach. 

6) V. ill. 54: das 10. Jahr des Severus = 17. Lebensjahr des Ori- 
genes; im 18. Beginn des katechetischjen Unterrichts. 



170 Hieronymus über Pantanus. 

80 ZU verstehen sein, daß seine Lehrwirksamkeit mit derAlIein- 
regieruDg des Severns (von 193 an), aber aneb noch mit der 
Doppelregierung des Severns nnd des Garacalia (von 198 an) 
gleichzeitig gewesen sei. Auch so noch ist diese Angabe in 
Bezug auf den Anfang irreführend und, sofern sie etwas be- 
deuten will, gegenüber der bestimmten Behauptung des Eusebius, 
daß Pantanus schon i. J. 180 Schulvorsteher war, einfach zu 
verwerfen. Sie erklärt sich aus den kurzen Bemerkungen in 
der eusebianischen Chronik^). Ebenso werthlos ist auch die 
Ausschmückung der Erzählung von der indischen Reise des 
Pantanus, welche sich Hieronymus erlaubt hat ^). Damach sollte 
Pantanus vom Bischof Demetrius, welcher nach Eus. h. e. V, 22 
im 10. Jahr des Commodus (189 p. Chr.) sein Amt antrat, auf 
Bitten einer indischen Gesandtschaft dorthin geschickt sein. 
Einen Ausdruck des Eusebius, welcher wahrscheinlich nur sagen 
will, daß Pantanus den Völkern des Orients als ein Herold sich 
darstellte^), verstand Hieronymus nach einem allerdings ge- 
wöhnlichen Sprachgebrauch so, als ob er dazu ernannt und 
ordinirt worden sei; und da dies natürlich nur vom Bischof ge- 
schehen konnte, Hieronymus aber aus den angegebenen Gründen 
den Pantanus etwas tiefer in der Zeit herabgerückt hatte ; so 
ergab sich der Name des aus der Geschichte des Origenes be- 
kannten Bischofs Demetrius von selbst. Die Gesandtschaft hat 
Hieronymus nach Analogie des naheliegenden Falls in Eus. VI, 
19, 15 zugedichtet An unbekannte und ungenannte Quellen 
des Hieronymus ist auch hier nicht zu denken. 

Kehren wir zu den Quellen zurück, so bieten uns diese zur 
chronologischen Bestimmung des Todes des Pantanus nur noch 
eine, manchmal misverstandene Angabe. Bischof Alexander von 
Jerusalem schrieb später an Origenes (Eus. VI, 14, 8): „Dies 
ist auch, wie du weißt, Gottes Wille gewesen, daß die von den 
Vorfahren her uns erwachsene Freundschaft unverletzt bleibe, 
ja noch wärmer und fester werde. Denn als Väter kennen wir 
(beide) jene Seligen, die uns vorangegangen, bei denen wir in 



j) S. oben S. 167 Anm. 3. 

2) V. 111. 36. In ep. 70 ad Magnum wesentlich ebenso. An der 
Geschichtlichkeit der Reise selbst zu zweifeln, ist durch nichts veran- 
laßt, und die Vergleichung der Vita Apollonii bei Redepenning I, 67 
wenig glücklich. 

3) Eus. h. e. V, 10 dva^eix^^vai. 



Origenes und Alexander. 171 

karzer Zeit sein werden, den Pantänas, den wahrhaft seligen 
und (meinen) Herrn, and den heiligen Clemens, der mein Herr 
gewesen nnd mich gefördert hat'; and wer sonst noch ihnen 
gleicht; darch welche ich dich, meinen in jeder Hinsicht treff- 
lichsten Herrn and Brader kennen gelernt habe^. Hieraas folgt 
erstlich, daß Origenes wie Alexander den Unterricht sowohl des 
Pantänus als des Clemens genossen hat^). Diese sind ihre 
gemeinsamen Väter als Lehrer 2). In wiefern aber von diesen 
ihren geistlichen Vätern oder Ahnherrn 3) ihre Freundschaft 
herstamme, zeigt das Folgende. Darch Pantänus und Clemens 
hat Alexander schon von Origenes Rühmliches gehört und ihn 
schätzen gelernt, lange ehe er in Palästina in directe persönliche 
Verbindung mit ihm trat. Der Ausdruck im einzelnen und der 
Ton im ganzen zeigen, daß Origenes und Alexander nicht etwa 
gleichzeitig Schüler des Pantänas und Clemens gewesen und 
nicht als Mitschüler in Alexandrien Freundschaft geschlossen 
haben. Alexander, der schon vor dem J. 211 ein Bisthum in 
Kleinasien, wir wissen nicht wie lange, verwaltet hatte, muß 
spätestens am 170 geboren sein, Origenes erst 185. Alexander 
kann die Schule in Alexandrien besucht haben, als Origenes 
ein unmündiges Kind war. Trotzdem kann er später durch 
Clemens, mit welchem er sich später wieder persönlich berührt 
hat, und durch Pantänus, mit dem er in brieflichem Verkehr 
gestanden haben mag, über das frühreife Talent und den from- 
men Eifer des Origenes gehört haben. Und so maß es sich 
verhalten. Hat nun Origenes nicht nur nach dem Tode des 
Pantänas den Unterricht des Cl. *), sondern auch noch den 



1) Es ist also nur dem Bachstaben nach richtig, daß Niemand den 
Origenes einen Schüler des Pantänus nenne, wie Reinkens p. 13 sagt. 
Aas den eigenen Worten des Origenes bei Eus. VI, 19, 13 läßt sich kein 
Beweis gegen das positive Zeugnis Alexanders entnehmen. 

2) Str. I, 1 avTlxtt naiigag toi/s xaTrjx^ffarräg (pufisv, Cf. Potter za 
d. St, auch mart. Polyc. 12, 2. 

3) Das durch yuQ ausgedrückte logische Verhältnis der «beiden Sätze 
verbietet die Auffassung von Redepenning I, 45 Anm. 2 cf. S. 53 f. 
Anm. 3 ; S. 55 Anm. 5, welcher unter ngoyovot leibliche Ahnen und nur 
unter narkqig Lehier versteht. Derselbe will S. 54 f. 436 den Origenes 
nnd den Alexander zu Mitschülern im eigentlichen Sinne machen. Im 
Unterricht bei Clemens (es müßte hinzugefügt werden „und Pantänus") 
sollen sie sich kennen gelernt haben. 

4) Eus. h. e. VI, 6 und dazu Redepenning I, 431 ff. Uebrigens 



172 ClemeDS College und Nachfolger des Pantanas. 

Unterricht des Pantänus genossen and durch seine Begabung 
die Aufmerksamkeit des alten Lehrers sich zugezogen^ so kann 
Pantänus kaum vor dem J. 200, in welchem Origenes 15 Jahr 
alt wurde, gestorben sein. Es bleibt also für die selbständige 
Leitung der Schule durch Cl. nur die Zeit von 200-202 oder 
203. Aber darum kann Cl. doch schon manches Jahr vorher 
neben dem älteren Pantänus als Lehrer an derselben thätig 
gewesen sein, und eben hiefttr spricht Alles. Der Ruhm des 
Cl. als theologischen Lehrers von Alexandrien fordert an sich 
schon eine längere Dauer seiner Wirksamkeit in dieser Eigen- 
schaft. Ebenso auch das eben erörterte Schülerverhältnis des 
Origenes und des Alexander zu Pantänus und Cl.; denn wenn 
auch an sich beide zuerst den Pantänus und nach dessen in- 
zwischen eingetretenem Tode den Cl. gehört haben könnten, so 
würden sie sich dann als gleichzeitige Besucher derselben 
Schule unfehlbar schon damals persönlich kennen gelernt haben. 
Da das Gegentheil bewiesen ist, so muß Alexander schon einige 
Zeit vor dem Tode des Pantänus nicht nur nach Alexandrien 
gekommen sein, sondern auch Alexandrien wieder verlassen 
haben ; und schon damals hat er außer dem Pantänus auch den 
Cl. zum Lehrer gehabt. Daß Cl. neben Pantänus an der ale- 
xandrinischen Schule thätig war, wird auch durch einige aller- 
dings nicht ganz deutliche Bemerkungen des Eusebius bestätigt^). 



scheint mir auf die kritisch zweifelhaften Worte (In) nalSa orra nicht 
viel anzukommeD. 

1) £rstlich scheint Eus. dies durch die Zusammenstellung beider in 
der Chronik (oben S. 167 Anm. 3) sagen zu wollen. Ferner cf Eus h. e. V, 
11, 1 xaTtt TOVTOV Tttlg S-€iaig ygatfutg avvaaxovfievog in lAli^avdQilag 
iyvfoQCCsTo KkrifATig. Das xata tovtov kann sich nicht (so Reinkens p. 14) 
auf den seit Y, 9 nicht mehr erwähnten Commodus beziehn, sondern nur 
auf Pantänus, von welchem das vorige Kapitel handelte, und zwar auf 
diesen als Leiter der katechetischen Anstalt. Cf. xara j6v ^rjlovfievov 
Eus. III, 16, was sich nur auf Clemens von Rom, nicht auf Domitian 
(in, 14) zurückbeziehen kann; III, 22 xara rovrovg (die genannten 
Bischöfe von Rom und Antiochien). Wie Eusebius sich ausdrückt, wo 
er auf eine nicht unmittelbar vorher erwähnte Reglerungszeit zurückgreift, 
sieht man IV, 19; V, 21, 1. Auf Pantänus bezieht sich aber auch das ifw 
in awaaxovfiivog. Die den heiligen Schriften gewidmete aaxtiatg des 
Pantänus bestand aber nicht in Privatstudien, sondern in der vorher von 
Eusebius erwähnten Ausübung des Lehramts (cf. h. e. VI, 3, 8). Hierin 
also war Cl. der Genosse des Pantänus. Auch Eus. VI, 3, 1 setzt wohl 
voraus, daß vor der Auflösung der Schule im J. 202 oder 203 regelmäßig 



Africaims über Clemens. 173 

Dazu kommt endlich das gewichtige Zeugnis des Julius Afri- 
canus, welcher nicht lange nach den hier in Betracht kommenden 
Jahren, angelockt durch den Rahm des Heraklas, nach Alexan- 
drien gekommen ist^). Africanus setzt die Blttte des Clemens 
in Alexandrien nicht wie Ea^ebias in der Chronik in die Zeit 
nach dem Tode, sondern in die Regierungszeit desCommodus^). 
Alle diese Angaben vereinigen sich, wenn CK spätestens vom 
J. 190 an Lehrer an der katechetischen Schule zu Alexandrien 
war, und zwar die längste Zeit neben Pantänas und erst nach 
dessen Tode etwa während der Jahre 200 — ^202 oder 203 als 
Leiter der Schule. Seine Niederlassung in Alexandrien muß 
seiner Aufnahme in das dortige Presbyterium ^) und seiner 
Beauftragung mit der katechetischen Thätigkeit selbstverständlich 
um einige Zeit vorangegangen sein. Der gesammte Aufenthalt, 
von welchem er den Namen Alexandriner bekommen hat, mag 
20 Jahre und länger gedauert haben. Durch die Verfolgung 
vertrieben griflf Cl. wieder zum Wanderstabe, um nicht wieder 
nach Alexandrien zurückzukehren. Das wenigstens ergibt sich 
aus der in ziemlich hellem Lichte stehenden Geschichte der 
katechetischen Anstalt während der folgenden Jahrzehnte, daß 
Cl. nicht wieder au derselben thätig geworden ist. Um so 
mehr scheint er den Drang zu schriftstellerischer Thätigkeit 
gefühlt zu haben. Sind die Stromateis nach dem Tode des 
Pantänus, wahrscheinlich also nach d. J. 200 begonnen, aber 



mehrere Lehrer an derselben thätig waren, and das natürliche Verständnis 
von Eus. VI, 3, 8 wird immer dasjenige sein, wonach die Ertheilung 
des gesammten Unterrichts durch den einen Origenes ein vorübergehender 
Nothstand war cf. Redepenning I, 67, Ende von Anm. 2. Unrichtig aber 
ist die dort und öfter vorgetragene Meinung, daß die gleichzeitig wirken- 
den Lehrer einander coordinirt gewesen, die Schule kein Haupt gehabt 
habe. Wie kann dann Cl. der Nachfolger des Pantänas heißen, neben 
dem er doch schon gelehrt hatte? Offenbar nur als Schulhaupt. 

1) So Africanus selbst in seiner Chronik nach Eus. h. e. VI, 31, 2. 

2) Das Fragment nach Cedrenus ed. Par. p. 251 bei Routh, rel. s. II, 
307 und dazu ebendort II, 496. Ueber die abweichende Angabe der 
Chronik des Eusebius s. oben S. 167 f. Anm. 3. 

3) Als Presbyter charakterisirt er sich schon paed. I, 37: €t ye 
noifJLkv^g iafikv ol rdiv ixxlriffuSv nQorjyovfisvot, Cf. Reinkens p. 17. 
Dagegen wird man demselben nicht zugeben können, daß auch schon 
protr. § 89 eine Andeutung von kirchlicher Amtsstellnng des Cl. vor- 
liege. Dort waltet nur der Gegensatz der Christen und der Heiden, nicht 
derjenige der Geistlichen und der Gemeinde ob. 



174 Tod des Clemens. 

noch in Alexandrien geschrieben worden^ so wird alle weitere 
Scbriftstellerei des Gl. in die Zeit nach der Flacht von Alexan- 
drien fallen. 

Gl. war gestorben, als Alexander den vorhin besprochenen 
Brief an Origenes schrieb. Das kurze Fragment genügt doch 
erkennen zu lassen, daß es ein eben erst entstehendes persön- 
liches Verhältnis zwischen Alexander and Origenes ist, welches 
darin zam Aasdrack kommt. Der Brief wird in die Zeit des ersten 
Aufenthalts des Origenes in Palästina fallen, der nicht von 
langer Dauer und durch die Unruhen in Alexandrien bei Ge- 
legenheit des Aufenthalts Garacalla^s daselbst im J. 215 veran- 
laßt war^). Ist Alexanders Brief demnach wahrscheinlich 215 
oder 216 geschrieben, so ist Gl. vor diesen Jahren gestorben, 
lieber seine letzten Lebensschicksale wissen wir nur noch das 
Eine, daß er in der Umgebung seines Schillers und Freundes 
Alexander sich aufhielt und von diesem mit einem Brief an die 
Gemeinde von Antiochien dorthin geschickt wurde (Eus. VI, 11, 6). 
Genau läßt sich weder Ort noch Zeit dieser Thatsache bestim- 
men, aber doch ungefähr. Alexander befand sich um des 
christlichen Bekenntnisses willen im Gefängnis, als er den Brief 
schrieb. Da nun seine Bewährung in der Verfolgung ein Haupt- 
motiv für die jerusalemiscbe Gemeinde war, ihn zum Goadjutor 
und Nachfolger des alternden Bischofs Narcissus zu machen^), 
so fällt seine Gefangenschaft in die Zeit vor der Pilgerreise 
nach Palästina, bei deren Gelegenheit er dort festgehalten und 
zum Bischof von Jerusalem erhoben wurde. Letzteres ist aber 
nach Eus. VI, 8, 7 um die Zeit des Regierungsautritts des 
Caracalla (a. 2L1) geschehen. Die Angaben des Eusebius in 
der Chronik sind nicht darnach angethan, statt dessen mit Be- 
stimmtheit ein anderes, wenig späteres Jahr zu nennen^). Also 
vor 211, möglicher Weise mehrere Jahre vorher schrieb Ale- 
xander im Gefängnis jenen Brief, worin er der Gemeinde von 
Antiochien dazu Glück wünscht, daß sie. in Asklepiades wieder 



1) Eus. h. e. VI, 19, 16 cf. Clinton, Fasti Romani I, 224. 

2) Eus. h. e. VI, 8, 7 cf. VI, 11, 1-3. 

3) Schon zu a. Abr. 2219 notirt er die Confessio Alexanders,, zu 
Abr. 2231 seine Erhebung zum Bischof von Jerusalem. Cf. Harnack, 
Die Zeit des Ignatius S. 14. 46. Nur soviel dürfte immerhin hieraus 
entnommen werden, daß Eusebius nichts von einer unmittelbaren Folge 
beider Ereignisse wußte. 



Clemens in Kleinasien und Antiochien. 175 

einen würdigen Bischof; einen Nachfolger des Serapion empfangen 
habe. Aach die Chronologie der antiochenischen Bischöfe setzt 
uns nicht in den Stand, das Jahr genauer za bestimmen. Der 
Abfassnngsort des Briefs ist allem Ansehein nach der Bischofs- 
sitz ^ welchen Alexander vor seiner Pilgerfahrt nach Palästina 
innehatte; er spricht von den Verdiensten, welche Gl. sich am 
die Gemeinde seines damaligen Aufenthaltsorts erworben habe, 
so als ob Gott der ihres Bischofs beraubten Gemeinde dadurch 
einen Ersatz habe schaffen wollen ^). Ob aber dieser Bischofs- 
sitz in Cappadocien lag*), oder ob es Flavias inCilicien war*), 
wird sich nicht mehr ausmachen lassen. Nur würde Letzteres 
den Brief Alexanders an die Antiochener noch natürlicher er- 
scheinen lassen. Wir wissen also nur, daß Gl. vor dem J. 211 
sich vorübergehend einmal in einer cilicischen oder cappado- 
cischen Gemeinde aufgehalten hat und von dort aus nach An- 
tiochien gereist ist. Ueber die Abfassungszeit der dem Bischof 
Alexander gewidmeten Schrift gegen die Judaisten (oben S. 35) 
läßt sich hieraus nichts schließen; denn Gl. kann auch von an- 
derem Ort aus seinem ehemaligen Schüler, der inzwischen 
Bischof geworden war, eine Schrift gewidmet und zugesandt 
haben *J. Seit wann aber Alexander Bischof in Cilicien oder 
Cappadocien war, wissen wir nicht. 

Zum Schluß mögen die Thatsachen zusammengestellt wer- 
den, welche sich einigermaßen chronologisch bestimmen lassen. 



1) Bus. VI, 11,6: Tavia 6h vfiiv^ xvQioi (lov «SeXtfoC, rce ygaf^futra 
dniöTSila 6ia Kki^fievrog tov fiaxaQlov nQiaßvTiqov ^ avSgog ivaQirov 
xal SoxCfAov, ov Xöts xal vfiilg xaX iniyvciaiaS-s , og xal ivS-a^e nagdtv 
xaia jriv ngovoiay xal iniöxonriv tov Siönorov insan^Qi^i ts xal 
tiv^tjae T^v TOV xvqIov ixxlrjaCav. Das Wort kmaxom^ scheint mit einem 
gewissen Doppelsinn gebraucht zu sein. Gf. Tgoatius ad Rom. 9, 1. 
Uebrigens folgt aus diesem Fragment nicht, daß Gl. schon vorher der 
antiochenischen Gemeinde persönlich bekannt war, eher das Gegentheil. 
Sie kennen ihn dem Namen nach und werden ihn nun selbst kennen 
lernen. 

2) So Eus. h. e. VI, 11, 2, welchem Socrates h. e. VII, 36; Hieron. 
V. ill. 62 folgen. 

3) Gf. Tillemont, mßmoires III, 415; Routh, reliqu. s. II, 170. 

4) Das würde seine Analogie haben, wenn die Stromateis wirklich 
auch diesem Alexander gewidmet waren s. oben S. 27 zu str. VII, 62. 63. 
Uebrigens bezeichnet nur Hieronymus v. ill. 38 den Alexander, welchem 
die Schrift gegen die Judaisten gewidmet war, als Bischof von Jerusalem, 
Eus. h. e. VI, 13, 3 nennt ihn einfach Bischof, 



176 Chronologische Uebersicht. 

Reisen dea ClemeDS vod Griecbenlaßd nach Unleritalien, 
nacb Syrien nnd Palästina, zuletzt nach Egypten wahrscheinlich 
vor 180. 

Die Schrift Qber die Enthaltsamkeit; and der später als 
diese verfaßte Protrepticns jedenfalls vor 189. 

Lebrthätigkeit an der katechetischen Anstalt neben FantäDas 
spätestens von 190 an. Um diese Zeit der Pädagogns. 

Tod des Pantänus gegen 200. 

Cl. Vorsteher der katechetischen Anstalt 200—200 oder 203. 

In dieser Zeit Ansarbeitung der Stromateis. 

Flucht von Alexandrien 202 oder 203. 

Außerhalb Egyptens schreibt Cl. in den folgenden Jahren 
seine Übrigen Schriften, nnter anderem Tisql ü^jcüf, später als 
diese i/« 6 miiäftsvoi nXovmoi, ferner die Hypotypoaen u. s. w. 

Aufenthalt bei Bischof Alexander in Cilicien oder Gappa- 
docien vor 211. 

Tod des Clemens vor 216. 



Beilagen. 

I. Kritiseke Fragen llber den „Über Anatali de ratiane pasekali^^ 

Die Anführung dieser Schrift unter den Zeugnissen für die 
Schrift des Clemens über das Pascha oben S. 32 veranlaßt mich 
einige Fragen zu stellen, auf welche ich in der vorhandenen Literatur 
keine befriedigende Antwort finde. Erwünschter wäre es freilich; 
zugleich ein sicheres Urtheil über den Ursprung der Schrift ab- 
geben und begründen zu können, wozu mir vor allem die aus- 
reichende Kenntnis der technischen Chronologie und der späteren 
Osterstreitigkeiten fehlt. Daß die heute herrschende Ansicht un- 
haltbar sei; läßt sich ohne diese zeigen. Aegidius Bucher, welcher 
die Schrift nach einer von Sirmond ihm gegebenen Handschrift zum 
ersten Mal herausgab^), that dies nicht ohne Bedenken gegen die 
Echtheit, entschied sich aber doch dafür, daß wir hierin eine Ueber- 
setzung der Schrift des Alexandriners Anatolius besitzen, welcher 
um das J. 270 Bischof von Laodicea in Syrien wurde ; derselben 
Schrift, aus welcher Eusebius h. e. VII, 32 ein großes Fragment 
mitgetheilt hat. Diese Meinung blieb lange die herrschende. Tille- 
mont z. B. machte in seiner Darstellung der Osterstreitigkeiten vom 
Ende des 2. Jahrhunderts ausgiebigen Gebrauch von dieser vor- 
eusebianischen Quelle^). Nur vereinzelt dagegen findet man bei 
Neueren die Echtheit anerkannt oder vorausgesetzt^). Daß in der 



1) De doctrina tempornm commentarius in Victoriam Aqaitanum etc. 
(1634) p. 439— 449, wiederholt von Gallandi, bibl. III, 545-550; Migne 
ser. gr. tom. 10 col. 210—222. Mit Benutzung einer kölner Hs. gab den 
Text neu heraus Br. Drusch, Studien zur christlich - mittelalterlichen 
Chronologie (1880) S. 316—327, über die Hss. S. 195. 203. 210. Nach 
dieser Ausgabe citire ich. Die Meinung von Krusch, die Schrift „zum 
zweiten Mal zum Abdruck gebracht** zu haben S. 311, ist wie gezeigt 
nicht richtig. Auch hätten einige Bemerkungen von Gallandi wohl Be- 
achtung verdient 

2) Mömoires III, 102—110 (a. 1695); sein Urtheil über die Schrift 
IV, 307 (a. 1696). 

3) Dictionary of Christ. Biogr. I, 111 j IIl, 28. 

Zahn, Forschungen III. j^2 



178 Beilage I. 

deutschen Literatur über die alten Osterstreitigkeiten die Existenz 
dieser Schrift meines Wissens nicht einmal der Erwähnung werth 
gefunden worden ist^), mag auf die Auctorität Ideler's zurückgehn, 
welcher unter Berufung auf die umständlichen Untersuchungen van 
der Hagens^), seine Verwunderung darüber aussprach; daß ein so 
kenntnisreicher Mann wie Bucher sich nicht von der Unechtheit 
der Schrift überzeugen konnte, deren grobe Fehler er doch selbst 
richtig aufgedeckt habe^). Auch Krusch a. a. 0. S. 311 f. erklärt 
es für überflüssig, über die durch Hagen endgültig bewiesene 
Unechtheit ein weiteres Wort zu verlieren. 

Ein Britte des 7. Jahrhunderts soll unter dem Namen des 
durch die Kirchengeschichte des Eusebius und durch Hieronymus 
de V. ill. 73 berühmten Alexandriners Auatolius diese Schrift im 
Interesse der brittischen Ostersitte im Kampf gegen die römische 
Praxis erdichtet und, um seinem Machwerk den Schein der Echt- 
heit zu leihen, aus Rufln's Uebersetzung der eusebianischen Kirchen- 
geschichte das große Fragment des echten Anatolius mit einigen 
Modificationen in seine Arbeit aufgenommen haben*). Der Fälscher 
hätte sich insofern glücklich in seiner Rolle behauptet, als er den 
Gegensatz der asiatischen und der römischen Kirche, wie er im 
Streit zwischen Victor und Polykrates zu Tage trat, als noch zu 
seiner Zeit fortbestehend darstellt^). Er hat sich auch davor ge- 
hütet, dem alten Anatolius geradezu den 84jährigen Ostercyclus 
anzudichten, hat ihm vielmehr eine formelle Verurtheilung desselben 
in den Mund gelegt, so daß auch die Gegner der brittischen Oster- 
praxis sich auf diesen Anatolius ohne jeden Zweifel an seiner Echt- 
heit beriefen. Aber um so größer war die Dummheit, die er gleich 
in den ersten Zeilen seiner Schrift beging, indem er den Isidorus, 
natürlich den berühmten Bischof von Sevilla, und den Hieronymus, 
natürlich den berühmten Stridonensis, als seine Vorfahren nannte^). 
Hagen schloß daraus, daß dieser Pseudoanatolius einige Zeit nach 



1) Z. B. Hilgenfeld, der Paschastreit der alten Kirche S. 344—847. 

2) Dissert. de cyclis paschalibus (1736) p. 115 sqq. 

3) Ideler, Handbuch der mathemat. u. techn. Chrono!. II, 230 cf. 
275. 297 f. 

4) Anatolius c. 2, Krusch S. 318. 319 — Eus. h. e. Vif, 32, 14—18. 
Das weiter noch bei Eusebius § 19 aus Anatolius Mitgetheilte fehlt im 
lateinischen Anatolius. 

5) c. 7 S. 321 : quorum exemplum sequentes usque hodie omnes 
Asiae episcopi etc. 

6) S. die Stelle oben S. 32. 



Anatolitis über das Pascha. 179 

dem Tode Isidor's von Sevilla (f 636) oder doch nach Abfassung 
von dessen letztem Werk, den Origines oder Etjmologiae gearbeitet 
habe. In diesem Werk findet sich ja ein größerer Abschnitt über 
die Osterfrage (lib. VI c. 17), auf welchen Pseudoanatolius sich 
bezogen haben müßte. Die Zumuthung, dies zu glauben, ist stark. 
Ein brittischer Schriftsteller, welcher die Rolle des Alexandriners 
von 270 angenommen und in mehreren Puncten ein deutliches Be- 
wußtsein von dessen Zeitlage verräth, citirt den der jüngsten Ver- 
gangenheit angehörigen spanischen Bischof als einen der maiores 
seines Alexandriners! Und neben ihm läßt er seinen Anatolius 
den Hieronymus citiren, in dessen vielgelesenem Schriftstellerkatalog 
Anatolius noch lange nicht die letzte Stelle einnimmt, nicht etwa 
unter den Zeitgenossen des Hieronymus, sondern nnter den Schrift- 
stellern des 3. Jahrhunderts vorkommt! Und auf welche Schrift 
des Hieronymus soll sich Anatolius bezogen haben ? Etwa auf den 
pheudohieronymianischen Tractat ^), welcher auch unter den Briefen 
des Augustinus steht? 

Dazu kommt, daß, wie Krusch S. 313 nachweist, schon Colum- 
ban, welcher mindestens zehn Jahre vor Abfassung von Isidor's 
Origines gestorben ist, in seinem 5. wahrscheinlich an Gregor von 
Kom (f 604) gerichteten Briefe, die Schrift des Anatolius citirt. 
Man sollte denken^ damit wäre bewiesen, was man freilich auch 
ohnedies aus den Worten des Anatolius hätte schließen sollen, daß 
ein anderer Isidorus und auch ein anderer Hieronymus gemeint 
seien. Aber die gelehrte Tradition in diesem Puncte zu verlassen, 
hielt Krusch S. 312. 314 für so bedenklich, daß er lieber „die 
Worte Isidorum et, vielleicht sogar die ganze Parenthese (also 
auch die Worte Hieronymum et dementem dico) als späteren Zu- 
satz zu streichen" vorschlug und erstere Worte wirklich den beiden 
einzigen, recht alten Hss. zum Trotz als unecht in Klammern setzte 
S. 317. Dieser Gewaltstreich ist jedenfalls nicht zu billigen, zumal 
nicht einmal der Versuch gemacht wird, einen Zweck der Inter- 
polation nachzuweisen. Aber gesetzt, es wären diese drei Namen 
erst nach Golumban's Zeiten interpolirt worden, wer sollen denn 



1) Hierouymi opp. ed Martianay V, 164 „Lectis litteris tuis" =^ 
August, ep. 55 (ed. Hassan. 1797, tom. II, 169). Weniger naheliegend 
ist der psendohieronymianische Tractat Martianay V, 198 (auch z. B. im 
cod. St. Gallensis 250 pag. 439 dem Hieronymus zugeschrieben) ^Hodie 
fratres carissimi populus Israel et vere homo videns deum". Ueber einen 
anderen Paschatractat unter dem Namen des Hieronymus wird weiter 
unten zu reden sein. 

12* 



180 Beilage I. 

die von dem angeblichen Anatolius als maiores nostri bezeichneten 
Schriftsteller sein? Er nennt gleich darauf im Zusammenhang des 
Lobs dieser tnaiores den Origenes, der Alexandriner einen Alexan- 
driner. Und einen anderen Sinn kann jenes maiores nostri über- 
haupt nicht haben, als daß der Alexandriner ,, Anatolius^ seine und 
vielleicht seines Adressaten^) Landsleute älterer Zeit darunter ver- 
steht. Er stellt die maiores nostri in Gegensatz zu anderen vor- 
her genannten conputarü, welche einen 16- oder 25- oder 30- oder 
84jährigen Ostercyclus aufgestellt haben und nicht zum Ziel ge- 
langt seien; darunter wird der Kömer Hippolytus namentlich an- 
geführt. Also kann maiores nostri nicht überhaupt Kirchensclirift- 
steller älterer Zeit bedeuten, zu welchen ja auch Hippolytus und 
ebenso auch die quidam Galliae partis conputarii (c. 5 S. 320) 
und die quidam rimurii Africani (c. 12 S. 325) gehören, sondern 
nur ältere Schriftsteller derselben Kirche oder Kirchenprovinz, 
welcher der Verfasser angehört oder anzugehören sich den Schein 
gibt. Er will aber der Alexandriner Anatolius sein, und zwei der 
vier Namen, welche er in diesem Zusammenhang nennt, Clemens 
und Origenes, sind die Namen zweier berühmter Alexandriner. Wie 
kann man dann zweifeln^ daß auch die Namen Isidorus und Hiero- 
nymus Alexandriner der älteren Zeit bezeichnen sollen? Isidorus 
ist ein bei den egyptischen Christen alter Zeit nicht seltener Name. 
Um mich auf die vornicänische Zeit zu beschränken, so darf der 
Sohn des Gnostikers Basilides als Egypter gelten. Ein Märtyrer 
der decianischen Verfolgung in Alexandrien wird in einem Brief des 
Dionysius (Eus. h. c. VI, 41, 19) erwähnt. Von diesem ist jeden- 
falls zu unterscheiden der Bruder des Pierius. wena auch vielleicht 
die Verwechselung desselben mit dem Märtyrer der decianischen 
Zeit alt ist (Photius cod. 118 extr. 119 init.). Der echt griechische 
Name Hieronymus zeugt wenigstens nicht gegen die egyptische 
Herkunft seines Trägers. In späterer Zeit schrieb Procopius von 
Gaza seinen 26. Brief an einen Egypter dieses Namens. 

Vorstehendes Ergebnis wird auch dadurch nicht verdunkelt, 
daß Anatolius von diesen seinen „maiores" rühmt, sie seien im 
Resultat ihrer Osterberechnungen genau übereingekommen, licet 
dissimilia mensium principia pro diversitate linguae senserunt. 
Dabei kann sich's natürlich nicht um den Unterschied lateinischer 
und griechischer Sprache handeln, deren sich diese Schriftsteller 



i) Die Anrede dessen, für welchen die Schrift abgefaßt ist, findet 
sich c. 1 extr. S. 318; c. 13 in. S. 326 (ceterum quod tuae epistolae 
suhieceras). 



Anatolius über das Pascha. 181 

in ihrer ganzen Darstellung bedient hatten 5 denn auch der griechisch 
schreibende Autor kann die Termini des römischen Kalenders in 
seiner Sprache wiedergeben^). Ein oberflächlicher Schein der Ver- 
schiedenheit der Berechnung konnte nicht durch die Verschieden- 
heit der Sprache der darstellenden Schriftsteller entstehen, wohl 
aber dadurch, daß der Eine egyptische, der Andere macedonische, 
der Dritte römische Monatsnamen und Monatsfechnung anwandte. 
So ergaben sich dissimilia menstum principia^). Und hiefür war 
allerdings die diversitas linguae maßgebend nicht nur insofern, 
als die verschiedenen Monatsnamen verschiedenen Sprachen ange- 
hörten,, sondern auch insofern, als dem geborenen Egypter, wie 
z. B. Isidorus ein solcher gewesen sein mag, mit der angeerbten 
Muttersprache zugleich auch die egyptischen Monatsnamen die 
nächstliegenden waren*). 

Ueber Echtheit oder Unechtheit der Schrift des Anatolius ist 
hiemit nichts gesagt. Selbst das wäre möglich, daß die von ihm 
citirten Schriften seiner angeblichen Landslente Hieronymus, Isidorus, 
Clemens, Origenes nur in der Phantasie eines Pseudoanatolius 
existirt haben. Aber wahrscheinlich ist das nicht. Was er über 
Victor von Rom, Polykrates von Ephesus, Irenäus, Hippolytus, 
über gallische und africanische Osterberechner sagt, trägt histori- 
sches Gepräge. Ferner hat Clemens wirklich ein Buch über das 
Pascha geschrieben. Aus einer Schrift des Origenes über den 
gleichen Gegenstand theilt «unser Anatolius einen längeren Satz 
mit. Was von der Echtheit dieses Fragments zu halten sei, ist 
eine in zweiter Linie stehende Frage. Die Schrift^ welcher Ana- 
tolius es entnommen hat, hat existirt. Cummian in seinem Brief 
an Segienus von Hy*) vom J. 634 citirt eine andere Stelle des 
Origenes, als Anatolius, dessen Schrift er gleichfalls kennt. Dar- 
nach besteht das Vorurtheil zu Recht, daß auch die Schriften des 
Hieronymus und des Isidorus über das Pascha, welche Anatolius 
meint, wirklich existirt haben. Wenn aber dieser Anatolius im 6. 
oder 7. Jahrhundert gearbeitet hat, so erscheint es nicht als ein hoff- 
nungsloses Unternehmen, diese Schriften wieder zu suchen. Ich 



1) Cf. z. B. schon Ignat. ad Rom. 10, 3. 

2) Siehe das dreifache Datum bei dem echten Anatolius £us. VII, 
32, 14; der 26. Phamenoth — 22 Dystros = XI kal. Aprilis. 

3) Die egyptischen Basilidianer berechneten die Data der Geschichte 
Jesa durchaus nach dem egyptischen Kalender Clem. str. I, 146. 

4) Migne 87 col. 969—978; das Citat aus Origenes col. 971; Ana- 
tolius wird genannt col. 975. 



182 Beilage I. 

habe auch in dieser Hinsicht nach manchem Suchen^) nur eine 
Frage, welche vielleicht Andere zur Beantwortung reizt. 

Vallarsi gab zum ersten Mal nach einem cod. Vaticanus 642 
fol. 89 einen kurzen Tractat mit dem Titel S, Hieronymi de solem- 
nitatibus paschae heraus*). Daß der berühmte Hieronymua nicht 
der Verfasser sei, erklärte der Herausgeber mit Recht für selbst- 
verständlich, unterließ es aber die doch nicht selbstverständliche 
Voraussetzung zu begründen, daß der Verfasser für diesen Hiero- 
nymus gelten wolle. Am Schluß der in die Form eines Send- 
schreibens gekleideten Abhandlung wird der, auf dessen Bitte sie 
geschrieben ist, zweimal venerabilis papa angeredet. Daraus schloß 
Vallarsi, daß ein Psendohieronymus den Bischof Damasus als 
Adressaten sich gedacht habe. Aber warum drückte dieser seine 
Absicht so undeutlich aus? Ohne diese Publication von Vallarsi 
zu berücksichtigen, gab Pitra denselben Tractat zum zweiten Mal 
nach drei Hss« heraus, welche denselben sämmtlich ohne Angabe 
eines Verfassernamens darbieten'). Pitra wollte den Tractat dem 
Ende des 2. Jahrhunderts oder dem dritten zuweisen. Spirat in 
eo aura quaedam apostolica. Ich erlaube mir vorläufig nur die Frage, 
ob dies nicht der Hieronymus sei, auf welchen Anatolius sich be- 



1) Nach MoDtfaueon, biblioth. bibliothecarum p. 1336 E enthält ein 
cod. 42 S. Martini TuroneDsis folgende Paschaschriften 1) Hieronymi, 
2) Cyrilli Alexandrini, 3) Proterii Alexandrini, 4) Anatolii, 5) Philippi. 
Es würde sich um den Hieronymus fragen. Das von Gardthausen citirte 
Buch: Dorange, Catalogue descriptif et rai^onn^ des mss. de la biblio- 
theque de Tours, 1875, ist hier und in München nicht vorhanden. — Der 
cod. Monac. 14456 enthält eine Osterschrift mit dem verheißungsvollen 
Titel (fol. 8) compotus sei augustini. sei hieronymi, sei ysidori. sei dyo- 
nisii, sei quirilli greciae et cetei'orumy aber nicht die Schriften der hier 
genannten Autoren, und soviel ich weiß überhaupt nichts über „Hierony- 
mus und Isidorus" Aufklärendes. Cf. Docen in Pertz, Archiv für ältere 
d. Gesch. V, S. 515-519; Krusch S. 10-12. Ich selbst habe die Hs. nur 
flüchtig angesehn. 

2) Hieron. opp. ed. Vallarsi (Venet. 1766) I, 1114—1120 als epist 149. 

3) Spicilegium Solesmense I, 9—13 cf. Proleg. p. Xf sq. Im Indiculus 
codicum vor den Prolegomena werden als Quellen dieses Drucks ein 
Cotonnianus (saec. IX), ein Bodleianus (saec. IX) und ein Sorbonicus 
(saec. XII) genannt; im Commentar unter dem Text wird der Bodleianus 
niemals angeführt. S. noch die Addenda p. 565. Pitra äußert sich nicht 
näher Über das Vorhandensein und die etwaige Gestalt der üeberschrift 
in den verschiedenen Hss. Sollte das Wort anonymus sich irgendwo 
im Titel finden, so könnte das aus Hieronymus entstanden sein, freilich 
auch umgekehrt. 



Anatolius über das Pascha. 183 

ruft. £r findet sich in den drei von Cardinal Pitra benutzten IIss. 
mit anderen Paschaschriften, darunter auch mit Anatolius verbunden 
(Spicil. I, 565). Die Anrede venerabüis papa^) weist durchaus 
nicht auf einen römischen Bischof; paßt an sich auf jeden ehr- 
würdigen Geistlichen und insbesondre auf den Bischof von Alexan- 
drien, welcher wenigstens vom 3. Jahrhundert an besonders häufig 
so genannt wurde ^). Ein alexandrinischer Bischof könnte es also 
sein, auf dessen Aufforderung .ein Alexandriner dieses Gutachten 
abgefaßt hat^). Die Anrede mit tua Caritas zu Anfang desselben*) 



1) In dem cod. Cottonianus findet sie sich nur einmal; es fehlt dort 
die Schlußformel ora pro me^ venerabüis papa. 

2) Dionysius Alex, bei Eus VIF, 7, 4; Arius in der Anrede an 
Bischof Alexander bei Theodoretus b. e. I, 5 ; ebenso die arianischen 
Presbyter und Diakonen in der üeberschrift und im Context ihres Briefes 
an denselben Alexander (Athanas. de syn. 16 ed. Montfaucon I, 729). 
Neunmal hinter einander gibt Epiphanias haer. 68, 9 — 11 dem Athanasins 
diesen Titel, während er daneben den Julius einfach Bischof von Rom 
nennt. Hieronymus gebraucht im brieflichen Verkehr mit Damasus von 
Rom und Theophilus von Alexandrien durchweg die gleiche Titulatur. 
Wo überhaupt die eigentliche üeberschrift erhalten ist, lautet sie Bea- 
tissimo papae Damaso ep. 36 (vol. I, 160) resp. Theophüo ep. 63 p. 353; 
ep. 86 p. 585; ep. 88 p. 536; ep. 99 p. 609; ep. 114 p. 758; die An- 
rede in den Briefen an beide Kirchen fürsten regelmäßig heatitudo tua ep. 
15, 5 p. 41; ep.16, 2 p. 43; ep.20, 6p.68; ep. 21,1 p.68; ep. 63, i p. 353 ; 
ep. 86 p. 535; ep. 88 p. 536; ep. 99, 1 p. 609. 610; ep. 114, 1. 3 
p. 758. 760; einmal an Damasns ep. 36, 1 p. 160 sanctüas tua. Einmal 
ep. 88 p. 537 ad Theophilum papa amantissime atque heatissime, so 
auch ' in der Widmung der Evangelienübersetzung an Damasus zum 
Schluß papa heatissime und ep. 102, 3 p. 633 an Augustin sancte et 
venerabüis papa. Viel häufiger gebraucht Hieronymus den Titel papa^ 
wo er zu einem Dritten von dem Bischof von Alexandrien redet (c. Bufin. 
III, 16-18 voi. II p. 545 — 548 sechsmal papa Theophilus) oder von dem 
von Rom (ep. 88 vol. I p. 537; c. Rufin. IIl, 17. 20. 21. 24 vol. 11, 546. 
549. 550. 553) oder- von anderen angesehenen Bischöfen wie Epiphanius 
(ep. 82 vol. I, 518; c. Rufin. III, 16 vol. II, 545). 

3) Aus den Worten peregrinus civi (Vallarsi p. 1120, cui und tibi 
stsitt civi dieHss. bei Pitra p. 13) folgt natürlich nicht, daß Verfasser und 
Adressat verschiedener Herkunft sind. Es ist uneigentlich gemeint. 

4) Man vergleiche dies tuae caritatis imperio cogente etwa mit Iren. I 
praef ayanrjg ^k ^^ag nQOTQsnofiivrjg und Hb. V praef. quemadmodum 
postulasti a nobiSy obedientibus tuo praecepto. In späterer Zeit redet nur 
der Höberstehende den unter ihm Stehenden mit Caritas tua an , z. B. 
Augustinus der Bischof den Presbyter Hieronymus , welcher seinerseits 
den Augustin mit beatitudo tua^ dignatio tua und beatissitnus papa titu- 



184 Beilage I. 

sticht merklich ab gegen das beatitudo itia oder sanctitas tua in 
den Briefen des berühmten Hierr)nymus an die papae Damasus, 
Augustinus und Theophilus. Von einer Bemühung des Verfassers, 
für den großen lateinischen Kirchenvater zu gelten, ist nichts zu 
entdecken. Ist der bis jetzt nur in der vaticanischen Hs. des 
Vallarsi gefundene Name Hieronymus echt, so bezeichnet er einen 
anderen und zwar einen älteren Träger dieses Namens. Es ist ein 
Gutachten über die Frage, in wieweit die alttestamentlichen Ge- 
setzesbestimmungen in Bezug auf Festtage und Festzeiten dem 
Buchstaben nach nicht verbindlich, und in wieweit sie dem Geist 
nach zu beobachten seien. Die Antwort ist aber wesentlich be- 
stimmt durch den Gegensatz zu solchen, welche dem mosaischen 
Gesetz viel mehr verbindliche Kraft zuschreiben als der Verfasser. 
So insbesondere in Bezug auf das Pascha. Die Quartadecimaner 
im eigentlichen Sinn des Namens werden von der allgemeinen 
Kirche wegen ihres Judaismus verurtheilt. Die katholische Kirche 
ist einig darin , daß das Pascha nach dem 14. Tage des ersten 
Monats nach Eintritt des Sonntags zu feiern sei^). Dabei aber 
besteht der Unterschied, daß die Einen sich daran genügen lassen, 
nur nicht mit den Juden an der XIV luna selbst zu feiern, wäh- 
rend die Anderen zugleich streng darauf halten, daß sie ihr Pascha 
nie vor der XIV luna feiern. Letzteres ist zur Zeit des Verfassers 
das in der katholischen Kirche vorwiegende, vom Verfasser wie es 
scheint bevorzugte Verfahren, aber er behandelt diesen inner- 
katholischen Gegensatz und somit auch alle damit zusammen- 
hängenden Verschiedenheiten der Osterberechnung als ein Adia- 
phoron. Veranlassung und Zweck seiner Abhandlung liegt aus- 
schliesslich in dem Bedürfnis einer principiellen theologischen Recht- 
fertigung der katholischen Ablehnung des eigentlichen Quartadeci- 
manismus. Am Schluß heißt es ausdrücklich: Haec autem a te 
postulata sunt et a me dicta propter eos, qui quum /acte Christiani 
videantur, per iudaici sensus impietatem corpus Christi, id est 
ecclesiam suis schismatibus scindere non metuunt (Pitra p. 13). 
Wer diese Schismatiker seien, sagt der Verfasser vorher: univer- 
salis ecclesia anathematizat eos qui cum Judaeis in festivitate 



lirt Hier. ep. 102 103. 112. 141 p. 632-634. 737. 1065 und dagegen 
Augustin ebendort ep. 116, 1 p. 761. 

1) Vallarsi p. 1117 ut in primo mense post XIV, diem paschalem 
festivitatem praecedente (Pitra p. 11 praecedentem) una sabbatorum cele- 
brari sine ulla ämbiguitate censuerit (so auch cod. Sorbon. , censuerint 
Pitra im Text). 



ADatolius über das Pascha. 185 

pascfudi XIV (lunam) celebrari^) definiunt et sabbata et caetera 
huiusmodi umbralis^) observantiae. Das ist die Sprache eines 
Hippolytus und eines Origenes gegen die Qoartadecimaner*). 

Dieser Tractat ist nicht im Streit der Britten und Kömer ent- 
standen, ist auch wediBr von dem berühmten Hieronymus, noch 
•von einem dessen Maske tragenden Pseudohieronymus geschrieben, 
vielleicht aber von einem Alexandriner des 3. Jahrhunderts. Wenn 
der Verfasser von der einen Form der katholischen Osterfeier sagt : 
quod nunc maxime ecclesia auctoritatem sedis apostolicae sequens 
observat^ so meint er damit ohne Frage die römische Kirche; aber 
er stellt nicht den Grundsatz auf, daß man ihr folgen müsse, son- 
dern spricht nur die Thatsache aus, daß die Auctorität des „aposto- 
lischen Stuhles" für den größeren Theil der Kirche auch in 
jener untergeordneten Frage maßgebend gewesen sei, in Bezug auf 
welche eine von ihm selbst sehr gleichraüthig angesehene varietas^) 
im Schoß der katholischen Kirche besteht. Auch das ist vielleicht 
unbedenklich, daß ein Alexandriner des 3. Jahrhunderts von der 
sedes apostolica ohne Näherbestimmung, statt von der cathedra 
Petri^) redet; denn nachdem die kleinasiatische Kirche mit ihrer 
Berufung auf Johannes und seine Genossen für ihren Quartadecima- 
nismus abgewiesen worden war, blieb die römische Kirche, welche 
von Anfang an unter kräftiger Berufung auf Petrus und Paulus 
an der Spitze des Kampfs gegen den Quartadecimanismus ge- 
standen hatte, als die einzige hier in Betracht kommende sedes 
apostolica auf dem Kampfplatz. Die alexandrinische Kirche hat 
.auch in späterer Zeit für sich nur das gelehrte Wissen und Können 
in diesen Angelegenheiten in Anspruch genommen*). 

Die Frage, ob dieser Hieronymus . der von Anatolius rühmend 
erwähnte sei, welche ich zu bejahen geneigt bin''), wird man viel- 
leicht darum verneinen, weil das, was dem Anatolius die Haupt- 



1) So Vallarsi p. 1117 und der Cottonianus, beide aber ohne lunam 
davor; lunam exspectart Pitra p. 11 im Text. 

2) Vallarsi huius umbralis. 

3) Hippel, refut. VIII, 18; Paeudotertull. 22 (Oehler, corp. haeres. 
I, 278); in Bezug auf Origenes s. oben S. 37 Anm. 8. 

4) So ist ohne Frage mit Pitra p. 11 zn lesen, nicht mit dem Cot- 
tonianus und Vallarsi p 1117 veritas, was gar keinen Sinn gibt. 

5) So z. B. bei Cyprian epist. 59, 14 ed Vindob. p. 683, 10 cf die 
cathedra urhis Bomae ecclesiae im Canon Muratorlanus. 

6) Cf. z. B. den nur lateinisch erhaltenen Prologus Cyrilli bei Krusch 
S. 338. 

7) Einiges Bedenken erregt die Eleganz der Sprache. 



186 Beilage I. 

Sache ist, die Technik der Osterberechnung, von Hieronymus gar 
nicht berührt wird. Wo dieser an den Punct kommt, wo es gälte 
die Differenzen, welche nach Verwerfung des Qnartadecimanismus 
in der katholischen Kirche geblieben oder entstanden sind, zu 
schlichten, bricht er ab mit den Worten: Sed haec deserentes, quia 
non est huius temporis per singula discuti, ad spirüalem Intel- 
ligentiam mentis aciem convertamus (Pitra p. 12). Der Mann 
hatte Recht ; die ihm vorgelegte theologische Frage hatte mit diesen 
Differenzen nichts zu thun. Bei anderer Gelegenheit mag derselbe 
Verfasser sich auch über diese schriftlich geäußert haben. Schwer- 
lich ist aber auch die Anführung der vier Alexandriner bei Ana- 
tolius so gemeint^ als ob sie alle schon wesentlich ebenso klug ge- 
wesen seien wie er selbst. Er führt sie weiterhin nicht als Auc- 
toritäten an, und nur von Origenes, den er durch sein Lob über 
alle anderen stellt, gibt er ein wörtliches Citat. Für die Kritik 
des Anatolius wäre noch nichts Entscheidendes, aber doch etwas 
Bedeutsames gewonnen, wenn die Schriften der älteren Alexandriner, 
aufweiche sich Anatolius beruft, wiedergefunden würden, und vollends 
dann, wenn die wiedergefundenen Stücke als echt erkannt würden. 
Daß die literargeschichtliche Seite der Frage bisher vernachlässigt 
worden ist, glaube ich gezeigt zu haben. Den Dunkelheiten und 
Fehlgriffen in technisch -chronologischer Hinsicht aber, welche der 
liber Anatoli bietet, darf schwerlich ein so großes Gewicht bei- 
gelegt werden, wie geschehen ist. Daß Eusebius und sein Nach- 
treten Hieronymus von der astronomischen und mathematischen Ge- 
lehrsamkeit des Anatolius mit Hochachtung reden, beweist wenig, 
da der Maßstab, welchen Eusebius anlegte, jedenfalls nicht der 
eines Ideler war. Sodann haben wir es mit einer lateinischen Ueber- 
setzung zu thun, deren Rohheit offenbar, deren Entstehungszeit 
vorläufig unbekannt, deren Treue unverbürgt, und deren Text noch 
vielfach ungewiß ist. 

Für die Kritik dieser, aber auch mehrerer anderer Schriften 
alten Namens, welche in den Osterstreitigkeiten des 7. Jahrhunderts 
und bei Beda erwähnt werden, kommt noch ein Moment in Be- 
tracht, worüber ich nirgendwo befriedigende Auskunft finde. Die 
zweifellos unechten Acten der Synode von Cäsarea ^) und der liber 



1) Auch diese hat Krusch S 303—310 neu herausgegeben und kurz 
besprochen. In der historischen Einleitung des Tractats wird die orien- 
talische d. h. quartadecimaniscbe Osterpraxis unter Berufung auf die 
Erzählung des Eusebius Caesariensis, also auf die Kirchengeschichte des 
Ji^usebius, sicherlich nach Rufin's Uebersetzung , kurz geschildert. Der 



Anatolius über das Pascha. 187 

Auatüli^)^ aber auch die unechten Briefe der römischen Bischöfe 
Pius und Victor in der Paschafrage können nur zu einer Zeit ge- 
schrieben sein^ wo erstlich der alte Quartadecimanismus der asia- 



Verfasser gibt sich also nicht den Schein besonderen Alterthams, will 
auch nicht ein griechischer Orientale sein. Vor diesem Satz aber sagt 
er, was er nicht aus Eusebius weiß: Nam et omnes Gallii^ quacumque 
die VIIL hol, npr. fuisset, semper pascha caelehrabant dicentes; ^^quid 
nöbis est a XIV. luna compotum cum Judaeis facere pascha 9 sed staut est 
domini natalis, quocumque die evenerit VIIL kal, tan., ita et VIIL kal, 
apr.f quando traditur Christi resurrectiOf debemus pascha tenere**. So 
soll es seit der ersten EirchengründuDg in Gallien gewesen sein, und hie - 
gegen wie gegen den orientalischen Quartadecimanismus soll nun die 
auf Pabst Victor's Beirieb gehaltene Synode zu Cäsarea sich erklärt 
haben. Die erste größere Hälfte der Acten (Erusch S. 307 Z. 6 v. u. 
bis S. 311 Z. 5 V. u.) gibt nur Beweise dafür, daß das Pascha unter 
allen UmstaDden an einem Sonntag gefeiert werden müsse. — Das Datum 
VIIL kal. apr. (25. März) hat schon Tertallian adv. Jud. 8 für den Tod 
(nicht die Auferstehung) Jesu cf. den römischen Verfasser der Qaaest. 
ex vet. et novo test. nr. 55 u. 84 (August. XVI, 386. 424 ed. Bassan.). 
Die Comblnation mit dem festen Datum der Geburt Christi VIII kal. ian 
(25. December) findet sich auch in dem von Routh rel. s. II, 178 nach 
Muratori anecd. III, 148 wiederholten und besprochenen unechten Frag- 
ment des Alexander von Jerusalem. Cf. Clem. Alex. str. I, 146. 

1) Nach der Kritik dessen, was quidam Galliae partis conputarii 
adfirmant (c. 5. 6 S. 320 f. das scheint aber nichts anderes zu sein, als 
eine gelehrte Vertheidigung der in den Acta Caes. deutlich bezeichneten 
Osterfeier am 25. März) fährt Anatolius in gereiztem Tone fort (c. 7 
p. 321): Sed Ulis nihil ardui fuity quibus licitum erat omnibus diebus, 
quando XIV luna advenisset post aequinoctium ^ pascha caelebrare, 
Quorum exemplum sequentes usque hodie omnes Asiae episcopi^ quippe 
qui et ipsi ab auctore inrepraehensibile ^ Johanne scilicet evangelista et 
pectoris domini accubitore, doctrinarum sine dubio spiritalium potatore, 
regulam susciperant^ indubitanter omnibus annis, quando XIV luna ad- 
fuisset t et agnus apud Judaeos immoletur, aequinoctio transacto pascha 
caelebraverunt etc. Es folgt dann eine stark an Eus. h. e. V, 24 er- 
innernde kurze Geschichte des Osterstreits zwischen Victor und Polykrates. 
Beachtet man den Unterschied der Tempora adfirmant (c. 5) und licitum 
erat (c. 7), so muß man dies doch wohl so verstehen, daß jene Gallier 
vormals eigentliche Quartadecimaner gewesen, daß sie als solche dem 
von den Zeiten Victors bis in die Gegenwart des Verfassers fortgesetzten 
Widerstand des kleinasiatischen Quartadecimanismus Vorschub geleistet, 
und daß sie vom Quartadecimanismus aus zu ihrer ebenso verwerflichen 
gegenwärtigen Osterfeier gelangt seien. Weniger deutlich ist, ob es nun 
jene Gallier oder die kleiuasiatischen Quartadecimaner sind, gegen welche 
sich Anatolius nach dem geschichtlichen Rückblick mit den Worten 
wendet (c. 8): Illud autem^ quod modo nobis inponunt etc. 



188 Beilage I. 

tischen Kirchen noch eine im frischen Gedächtnis lebende feind- 
liche Macht war, und zweitens in einigen Theilen der gallischen 
Kirche eine mit dem Qnartadecimanismus in einem wesentlichen 
Princip übereinstimmende Ostersitte herrschte, nämlich die, das 
Pascha abgesehen vom Wochentage an einem festen Monatsdatum 
zu feiern, freilich mit dem sehr wesentlichen Unterschied, daß die 
Gallier einen bestimmten Monatstag des julianischen Sonnenjahrs, 
den 25. März, die asiatischen Quartadecimaner einen bestimmten 
Monatstag des jüdischen Mondjahrs, den 14. Nisan, als Ostertag 
feierten. Die Thatsache dieser gallischen Osterfeier wird auch in 
der theils dem Athanasius, theils dem Martinus von Bracara zu- 
geschriebenen, aber auch anonym vorhandenen Schrift über das 
Pascha^) einleitungsweise berührt, aber als eine bereits völlig der 
Vergangenheit angehörige. Es wird nicht mehr nöthig gefunden, 
ein Wort der Polemik darüber zu verlieren, sondern bereits als 
selbstverständlich vorausgesetzt, daß das Pascha nur am Sonntag 
gefeiert werden könne. Man sieht nicht recht ein, warum hier 
jener bereits vor längerer Zeit erloschenen gallischen Ostersitte 
überhaupt gedacht wird 2). Sie ist zur Antiquität geworden. Das 



1) Den Namen des Athänasius trägt sie in dem cod. Ambrosianus 
H. 150 Inf. (Krusch S. 206: saec IX), worin sie Murafori zuerst fand und 
wonach sie Montfaucon zuerst herausgab (Athanasii opp. II, 741). Die- 
selbe Schrift mit abweichendem Anfang und Schluß und in einer wie 
es scheint ursprünglicheren Recension enthält ein cod. 83 II der kölner 
Dombibliothek, welchen Erusch für seine Ausgabe benutzte S. 195. 328 fif. 
Es ist diesem neuesten Herausgeber des Tractats ebenso wie dem ersten, 
Montfaucon, und den Herausgebern der Schriften des Martinus von Bracara 
und dem gelehrten Monographen über diesen Martinas entgangen, daß 
der Tractat des Martinus de pascha (Migne 72 col. 49—52) identisch ist 
mit demjenigen des Athänasius in der kölner Recension, worin er keinen 
Autornamen trägt. Ueber die Ausgaben des Tractats unter dem Namen 
Martinus und die zwei oder drei Hss. , aus welchen sie geflossen s. F. 
Caspari, Martin von Bracara's Schrift de correctione rusticorum (Christiania 
1883) p. XLVII Anm. 2 cf. p XXVIII A. 1; XXX A. 2. Caspari tritt 
für die Abfassung der Schrift durch Martinus ein p. XLVI — L und S. 13 
Anm. 13. 

2) Der Text nach Erusch S. 329 (ohne sachlich wichtige Abweich- 
ungen der beiden von ihm benutzten Hss. und des Textes unter dem 
Namen des Martinus) : Scio autem multos scrupulosius interrogare soUtoSj 
quare secundum morem Judaeorum ad lunae conputationem diversis tem- 
porihus pascha celebremus ^ dicentes rectius sihi videri, ut^ si dominicae 
passionis commemoratio agatur^ unum anniversarium natalem (bX. talem, 
al. natalis^ al natales) diem ohservemus sicut a plerisque Gallicanis 



Anaiolius über das Pascha. 189 

gerade Gegentheil gilt von den vorher genannten Schrifiten. Sie 
eifern dagegen mit allen Mitteln, unter anderem auch mit dem 
Mittel gefälschter Urkunden. Aber auch falsche Urkunden sind 
Urkunden. Die Thatsache jener gallischen Ostersitte kann ja nicht 
erfunden sein, da wir Schriften besitzen, welche theils gar keinen 
anderen denkbaren Zweck haben, als jene Sitte zu bestreiten, theils 
diesen Zweck neben anderen mit Nachdruck verfolgen. Letzteres 
gilt von den Acten der casareensischen Synode und dem liber 
Anatoli. Zu welchem Zweck sollten die Verfasser dieser beiden 
Schriften, wenn sie gegen Ende des 6. oder im Lauf des 7. Jahr- 
hunderts geschrieben haben, der alten gallischen Kirche zur Zeit 
des Victor und des Anatolius diesen Schimpf angehängt und sie zu 
Mitschuldigen der kleinasiatischen Quartadecimaner gemacht haben ? 
Und warum wird diesen Galliern gegenüber vor allem das einge- 
schärft, daß das christliche Pascha nur am Sonntag gefeiert wer- 
den dürfe, wenn der damit bekämpfte Brauch, das Pascha an jedem 
beliebigen Wochentage . aber an einem festen Monatstag zu feiern, 
nicht in Gallien zur Zeit der Entstehung dieser Schriften existirt 
bat? Dieselben Fragen ergeben sich bei Lesung eines unechten 
Briefs des Pius und zweier oder dreier ebensolcher Briefe des 
Victor von liom in derselben Angelegenheit*). Es kann doch nicht 
zufällig sein, daß zwei gegen den Quartadecimanismus ankämpfende 
Briefe Victors an zwei angebliche Bischöfe von Vienne gerichtet 
sind, und daß dem Pius, dessen Paschabrief an alle Kirchen ge- 
richtet ist, außerdem gerade auch zwei Briefe an einen Bischof 
Justus von Vienne angedichtet worden sind. Die einzige Bestimm- 



episcopis usque ante non multum temporis custoditum est, ut semper 
VIII. kalendarum aprilium diem paschae celebraverimus (a\. celebrarent)^ 
in quo die facta resurrectio Christi traditur. Die Worte sicut a pleris- 
que custoditum est fehlen nur im cod. Ambrosianas, in der überhaupt 
verderbten Recension, welche allein den Namen Athanasius tragt. 

1) Der Paschabrief des Pius bei Maosi coli, coocil. I, 672 ; die Briefe 
desselben an Justus von Vienne ebendort col. 677. 678. Auf den erst- 
genannten Brief und das darin enthaltene Gebot, das Pascha immer nur 
am Sonntag zu feiern, beruft sich Pseudovictor (Mansi I, 701) in seinem 
Schreiben an Theophilus von Alexandrien (sollte heißen Caesarea) cf. 
auch den Liber pontif. unter Victor. In den beiden an die Bischöfe 
Desiderius (oder Dionysius) und Paracodas von Vienne gerichteten Briefen 
(Mansi I, 704—706) behandelt dieser oder ein anderer Pseudovictor die 
Paschafrage so, als ob in Gallien der Quartadecimanismus herrschte, d. h. 
dieser Pseudovictor weiß nichts mehr von der wirklichen gallischen Praxis, 
gegen welche Pseudopius polemisirt hatte, und misversteht daher die 
ältere Fälschung. 



190 Beilage I. 

ung aber, um derentwillen der Paschabrief des Pius erdichtet sein 
kann^ ist die, daß das Pascha am Sonntag gefeiert werden müsse ^). 
Nach den Andeutungen der Pabstbriefe und nach den ausdrück- 
lichen Angaben der Acta Caesar., des liber Anatoli und der Schrift; 
des Martinus von Bracara kann nicht zweifelhaft sein, daß die 
Leute, weldurch cheu diese Schriften eingeschärft werden sollte, 
daß Ostern durchaus am Sonntag gefeiert werden müsse, in Gallien 
zu suchen sind. Als alte gallische Sitte ist dfe unveränderliche 
Osterfeier am 25. März auch bezeugt durch ein Calendarium^ 
welches Mabillon in einer von ihm (a. 1685) auf ein Alter von 
1000 Jahren geschätzten, also dem 7. Jahrhundert zugeschriebenen 
corbeier Handschrift fand 2). In demselben Zusammenhang machte 
Mabillon auf den Bericht Gregorys von Tours über Perpetuus, den 
6. Bischof von Tours (von 461 an) aufmerksam. Unter den Festen, 
für welche dieser Bischof in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts 
Vigilien anordnete, werden hinter einander genannt : VI kal. Apr. 
resurrectione domini nostri Jesu Christi ad bdsilicam domini 
Martini* Pascha in ecclesia^)* Wir haben hier neben einander 
ein auf ein festes Datum angesetztes Fest der Auferstehung Christi 
und ein des festen Datums entbehrendes, also bewegliches Pascha. 
Je widersinniger dies erscheint, um so gewisser ist es*); und es 
ist dies nur daraus zu begreifen, daß man nach dem Siege der 
römischen Osterpraxis neben dieser doch auch der provincialen 
Ostersitte einen Platz glaubte einräumen zu müssen. Es ist das 
ein Beweis dafür, wie mächtig die letztere einst in Gallien ge- 
wesen war. Die unbewegliche Osterfeier am 25. März ist nicht 
auf Gallien beschränkt geblieben. Zur Zeit des Epiphanius fand 



1) Of. meinen Hirten des Hermas S. 24 ff. Die schwer begreifliche 
Wiederholung des Irrthums, daß dieser Brief auf die bl'ittisch - römischen 
Osterstreitigkeiteu Bezug habe, von Seiten Harnack's habe ich Gott, 
gel. Ang. 1878 S. 55 beleuchtet und ebendort S. 53 f. nochmals über 
das Verhältnis des ältesten Pabstbucbs von 354 zu dem Brief des Pius 
gehandelt. 

2) Mabillon, De liturgia Gallicana p. 104. 

3) Gregor. Turon. bist. Franc. X, 31 (Biblioth. maxima tom. XI, 813). 
Mabillon 1. 1. p. 103 gibt an „V kal Aprilis**. Der Abdruck der mir nicht 
zur Verfügung stehenden Ruinart'schen Ausgabe bei Migne 71 col. 566 
gibt sexto (al. quinto) ohne kritische Note. Das ursprüngliche wird wohl 
VIII kal. Apr. sein. 

4) Eine treffende Analogie bietet, was Socrates h. e. V, 21 von 
dem Novatianer Sabbatius erzählt cf. Hilgenfeld, der Paschastreit S. 388 
-394. 



Anatolius Über das Pascha. 191 

sie sich bei gewissen kleinasiatischen Christen; welche sich dafür 
auf die Acten des Pilatus beriefen, worin der Tod Jesu auf VIII 
kal. Apr. angesetzt sei^). Wenn Epiphanius sie als eine Abart 
der Quartadecimaner behandelt/ so bestätigt er dadurch die Dar- 
stellung des Anatolius, welcher nicht nur eine innere Verwandt- 
Schaft, sondern auch einen äußeren geschichtlichen Zusammenhang 
zwischen dieser Ostersitte und dem Quartadecimanismus behauptet. 
Derselben Osterfeier am festen Datum des 25. März gedenkt auch 
Cyrillus von Alexandrien 2) , ohne geradezu zu sagen, ob sie noch 
zu seiner Zeit irgendwo bestehe, und wo sie bestanden habe. Er 
meint, die Vertreter dieser Praxis seien durch die Mangelhaftig- 
keit des 84jährigen und 16jährigen Ostercyclus und durch die 
davon unzertreunlichen endlosen Streitigkeiten zu ihrer unvernünf- 
tigen unveränderlichen Osterfeier am 25. März gedrängt worden. 
Cyrillus weiß also, daß diese Osterfeier im Bereich der Herrschaft 
jener Ostercyklen d. i. im Abendland aufgekommen sei. Damit 
ist auch die Zeit, in welcher sich Cyrillus diese Praxis entstanden 
denkt, einigermaßen bestimmt. Der 16 jährige oder (7 X 16) 
112 jährige Cyklus ist derjenige des Hippolytus vom J. 222, der 
84 jährige Cyklus ist noch im dritten Jahrhundert in Gebrauch 
gekommen 3). Auch der Fortgang der Darstellung in CyrilFs Prolog 
zeigt deutlich, daß er die Osterfeier am 25. März für vornicänisch 
hält*). Dies würde weiter bestätigt werden durch die Schrift des 
Petrus von Alexandrien (f 311) an und gegen Tricentius, wenn 
wir sicher wüßten, daß dieser IVicentius eine vom Mondlauf völlig 
unabhängige Paschafeier gefordert habe^). In der That wird die 



1) Epiphan. haer. 50, 1 cf. Acta Pilati in Tischendorfs Evang. 
apocr. ed. 2 p. 212 und oben S. 186 f. Anm. 1. 

2) In seiuem nur lateluisch erhaltenen Prologus bei Erusch S. 338. 

3) Cf. Krasch S. 4. 19 f. Wenn also Anatolius c. 1 (Krusch S. 317) 
unter anderem auch dieses Cyklus gedenkt, so fallt er Dicht aus der Rolle 
eines Schriftstellers um 270. 

4) c. 2. Cum his igitur atque huiusmudi dissensionihus per Uni- 
versum orbem paschalis regula turharetur, sanctorum totiua orbis sinodi 
consultatione decretum est, ut etc. Damit ist das nicanische Concil ge- 
meint. 

5) Chron. pascji. ed. Bonn. p. 4 sqq. cf. Hilgenfeld, Der Paschastreit 
der alten Kirche S. 352. Nach dem Ton zu urtheilen, in welchem Tri- 
centius von der Christianisirung der Egypter redet p. 7. 8, scheint er 
selbst kein Egypter gewesen zu sein. Auch sein Name weist eher ins 
Abendland. Sollte er, wie Duchesne (Bevue des qnestions historiqaes 
XXYIII p. 31 Note 1) vermuthet, identisch sein mit dem Crescentiua 



192 Beilage I. 

unveränderliche Osterfeier am 25. März überall, wo sie in späterer 
Zeit bezeugt oder bestritten worden ist, als ein stehengebliebener 
Rest oder als nachhinkende Folge vornicänischer Zustände zu be- 
trachten sein. 

Was insbesondre Gallien anlangt, so ist es kaum denkbar, daß 
diese Praxis dort erst nach dem großen Concil von Arles a. 314 
entstanden sei und in weiteren Kreisen der katholischen Kirche 
sich verbreitet habe. Als einen ersten hochwichtigen Gegenstand 
seiner Berathungen bezeichnete dies Concil die Herbeiführung einer 
gleichmäßigen Osterfeier an dem gleichen Tage, und bestimmte, 
daß der römische Bischof nach einer bereits bestehenden Gepflogen- 
heit den Ostertag überallhin bekannt geben solle'). Wären wir 
über die Verhandlungen, welche zu diesem Beschluß führten, näher 
unterrichtet, so würden wir auch über den damaligen Stand der 
Osterfeier in Gallien unterrichtet sein. Nicht auf Veranlassung 
des Kaisers, welcher nur die donatistische Streitfrage in Arles ge- 
schlichtet haben wollte, sondern aus eigener Erwägung dessen, was 
zur Einheit der nach Rom gravitirendeu abendländischen Landes- 
kirchen sonst noch fehle, machte man die Osterfeier zum Gegen- 
stand der Berathung. Wenn nach der in Arles getroffenen Ent- 
scheidung die durchaus antirömische Osterfeier am 25. März doch 
noch in vielen gallischen Kirchen bestanden hat, so ist das nur 
einer der vielen Beweise dafür, wie groß der Abstand zwischen 
dem officiell und generell Geltenden und der Wirklichkeit und 
Mannigfaltigkeit des kirchlichen Lebens in den Provinzen war. 
Es fragt sich nur, seit wann und bis wann die Besonderheit der 
gallischen Osterfeier am 25. März bestanden hat. Ist der Brief 
des Pseudopius bereits von dem Chronographen von 354 benutzt 
worden, so ist er vor der Mitte des 4. Jahrhunderts geschrieben. 
Er ist jedenfalls zu einer Zeit entstanden, als der Name Hermas, 
des Verfassers des Hirten, noch mk einem gewissen Nimbus pro- 
phetischer Auctorität umgeben war^). Die Erdichtung von Pabst- 
briefen zum Zweck der Bekämpfung der gallischen Ostersitte lag 
nahe, seitdem die Beschlüsse von Arles zu Recht bestanden. In 



bei Epiph. haer. 70, 9, mit welchem Alexander von Alexandiien eine lite- 
rarische Fehde über das Pascha geführt hat, so dürfte man aus dem Zu- 
sammenhang bei Epiphanius wohl folgern, daß Tricentius vom Quarta- 
decimanismns aus zu seinem Standpunct gelangt sei. 

1) Das erste Schreiben der Synode bei Mansi If, 469 > die Canones 
nach der besseren Recension bei Hefele, Conciliengesch. (2. Aufl.) I, 205. 

2) S. oben S. 189 Anm. 1; S. 190 Anm. 1. 



Anatolins über das Pascha. 193 

etwas spätere Zeit weisen uns die Acta Gaesareensia. Die 
Gründe ; welche die darin bekämpften Gallier für ihre Oster^- 
feier geltend machten, setzen voraus, daß die Feier des Weihnachts- 
festes am 25. December eine wenigstens im Abendland allgemein 
verbreitete war^). Das war sie aber frühstens in der zweiten 
Hälfte des 4. Jahrhunderts. Hat ferner der Verfasser dieser Acten 
die Kirchengeschichte des Eusebius wahrscheinlich nicht im Original^ 
sondern in Rufiu's Uebersetzung als Quelle benutzt und citirt, so 
schrieb er erst im 5. Jahrhundert. Aber auch nicht später. Die 
oben S. 190 angeführten Verordnungen des Perpetuus von Tours 
zeigen, daß die römische Paschasitte im l^auf des 5. Jahrhunderts 
in Gallien siegreich durchgedrungen war, wenn auch daneben die 
provinciale Ostersitte ein gewisses Leben fristete^). Hätte sie im 
6. Jahrhundert noch fortexistirt, so müßte ihrer auf der 4. Synode 
zu Orleans im J. 541 gedacht worden sein , deren erster Kanon 
die Beobachtung der Osterregel des Victorius einschärfte und für 
die zweifelhaften Fälle die Entscheidung in die Hände des römi- 
schen Bischofs legte. Hat wirklich Martinus von Bracara die auch 
dem Athanasius zugeschriebene Paschaschrift um 570 verfaßt, so 
dürfen wir seine Angabe, daß bis vor nicht langer Zeit jene gal- 
lische Sitte bestanden habe, unbedenklich so verstehen^ daß sie 
schon vor dem 6. Jahrhundert ausgestorben war. 

Für die Kritik des Anatolius wäre es vor allem wichtig, noch ge- 
nauer, als bereits geschehen ist, festzustellen, wann und wie diese gal- 
. tische Osterfeier entstanden i$t Ungeschichtlich ist die Vorstellung des 
Verfassers der Acta Gaesareensia, daß diese Sitte schon zu Bischof 
Victor's Zeiten in Gallien die herrschende gewesen, und daß unter 
anderem hiegegen die Synode der palästinensischen Bischöfe Beschluß 
gefaßt habe. Wir müssen es dem bestimmten Zeugnis des Eusebius 
glauben, daß Irenäus als Wortführer der gallischen Gemeinden in dem 
Streit zwischen Victor und Polykrates insofern mit dem römischen 
Bischof übereinstimmte, daß er erklärte, nur am Sonntag solle das 
christliche Pascha gefeiert werden '). Eben dies bestätigt ein sy- 

1) Auch der Januarias, auf dessen inquisitiones Augustinus in ep. 54 
und 55 Antwort ertheilt, hatte gefragt, warum man das Pascha Dicht 
ebenso wie das Fest der Geburt Christi an einem festen Jahrestag feiere. 
Aug. ep. 55 (ed. Bassan. tom. II, 169). 

2) Ein Zeitgenosse des Perpetuus von Tours scheint jener von Gen- 
nadius v. ill. 69 erwähnte Paulinus gewesen zu sein (cf. Cave bist. lit. 
[1720] p. 290), welcher unter anderem einige tractatus de initio quadra- 
gestmae und auch einen de dominico paschae geschrieben hat. Sie sind 
leider verloren. 

3) Eus. h. e. V; 24, 11. Daraus, daß Irenäus an den römischen 

Zahn, Forschungen. III. -^ß 



194 Beilage L 

risches Excerpt aus einem Sendschreiben des Irenäus an einen 
Alexandriner „darüber daß es Recht ist, daß wir das Fest der 
Auferstehung am Sonntag feiern^)". Weil Eusebius dies wußte 
und außerdem gewiß auch die Kanones des Concils von Arelate 
kannte ^)y konnte es ihm so erscheinen, als ob alle abendländischen 
Kirchen zur Zeit des nicänischen Concils in allem, wesentlichen 
.mit der römischen und alexandrinischen Kirche einig gewesen 
seien 3). Aber zwischen der Zeit Victors und den Concilien im 
Anfang des 4. Jahrhunderts liegt die Entstehung des unveränder- 
lichen Osterfestes in Gallien. Durch die Nachrichten über Ireqäus 
und durch das Concil von Arles sind die Grenzen bestimmt, |ind 
in die Zwischenzeit, in das 3. Jahrhundert verlegt Cyrillus (oben 
S. 191) mit Recht die Entstehung jener Osterpraxis. Was aber als 
wirklich nachgewiesen ist, wird sich auch als möglich begreifen 
lassen. Wenn Irenäus ein treuer Zeuge des .Geistes der jungen 
gallischen Kirche war, und wenn wir annehmen dürfen, daß seine 
Grundsätze dort von Einfluß geblieben sind, so ist die fragliche 
Entwicklung wohl begreiflich. "Irenäus behauptete in dem Oster- 



Quartadecimaner Blastus eine Warnung vor Kirchenspaltung richtete (Eas. 
h. e. y, 20 cf. Pseudotert. de haer. 22 Oehler, corp. haeres. 1, 278), kann 
man nichts über die Stellung desirenäas in materieller Hinsicht schließen. 

1) Fragm. XXVII ed. Harvey II, 456 cf. meinen Artikel über Irenäus 
Herzoges RE. VII, 133 gegen Harvey. Es kehrt dort der Aasdruck aus 
Eus. V, 24, 11 To rijs tov xvqIov dvaOTatfeoig fxvffr^Qiop für die Oster- 
feier wieder. 

2) Cf. Eus. h. e. X, 5, 23. 

3) Eus. de pasch, c. 8 (Mai, Nova P. bibl. IV, 214). Cf. Constant. 
epist. bei Eus. vifa Const. III, 19, 1, wo Gallien genannt, aber freilich 
nicht unterschieden wird die schon vor dem Concil bestandene und die 
durch dasselbe entstandene Uebereinstimmung. Im Schreiben des Concils 
an die Alexandriner Socr. h. e. I, 9 werden einander gegenübergestellt 
alle Brüder im Orient, welche vormals mit den Juden das Pascha feier- 
ten, einerseits und die Römer sammt den Vätern des Concils und den- 
jenigen, welche von altersher so wie diese es mit der Osterfeier gehalten 
haben, andrerseits. Mit der schon einmal S 191 Anm. 5 citirten Abhand- 
lung von Duchesne kann ich hier nicht versuchen, mich beiläufig aus- 
einanderzusetzen. Es wird darin mit vielen anderen, meines Erachtens 
schon durch Hilgenfeld und Schürer widerlegten Irrtbümern die unhalt- 
bare Hypothese verbunden, daß das nicänische Concil es gar nicht mehr 
mit dem zwischen Victor und Polykrates verhandelten Gegensatz zu thun 
gehabt habe. Duchesne scheint zu meinen, daß er sich durch diese Hypo- 
these nur mit einer Tradition moderner Gelehrter in Widerspruch setze, 
was doch ein großer Irrthum wäre. 



Anatolins über das Pascha. 195 

streit der rofnischen Kirche mit der kleinäsiatischen noch deutlicher 
als in der montanistischen Bewegung einen Standpunct zwischen 
den streitenden Parteien und damit über denselben. Er zeigt sich 
grnndsHtzlich frei von der Snperstition, welche sich damals und in 
clen folgenden Jahrhunderten auf beiden Seiten und wahrlich nicht 
am wenigsten auf der römisch - alexandrinischen zeigte. Wenn er 
der römischen Osterpraxis den Vorzug gab, so können ihn dazu 
nur Gründe der größeren kirchlichen Schicklichkeit bestimmt haben, 
und nicht die Meinung, daß diese Praxis im Gegensatz zu irgend 
welcher anderen de iure divino bestehe. Es hängt mit seiner be- 
kannten Anschauung vom Abendmahl zusammen, daß Irenaeus für 
die große Jahresfeier des Abendmahls, welche den Kern der ganzen 
altchristlichen Paschafeier bildete, ebenso wie für jede andere 
Abend mahlsfei er den Festtag der Auferstehung Christi, den Sonntag 
als die angemessenste Zeit ansah. Eine Nachwirkung dieser An- 
schauung des Irenäus wird man darin zu erkennen haben, daß die 
Gallier der Folgezeit das überlieferte Datum des Todes Jesu, den 
25. März, als Zeitpunct der Auferstehung Jesu festhielten, und 
nicht wie jene Asiaten bei Epiphanius und vielleicht auch Tricen- 
tius den Tod , sondern die Auferstehung Jesu am 25. März feier- 
ten ^). Es ist ferner als eine Bethätigung der dem Irenäus nachzu- 
rühmenden Freisinnigkeit und Friedfertigkeit zu würdigen 2), daß man 
im Interesse der kirchlichen Zweckmäßigkeit eine Aenderung der 
Ostersitte vornahm, nachdem die bisherige sich als eine Quelle 
endloser und unfruchtbarer Zänkereien erwiesen hatte. Die Dar- 
stellung des Gjrillus ist in dieser Hinsicht durchaus wahrschein- 
lich. Aber auch das ist nicht bloß ein Beweis für den Unverstand 
der Häreseologen ^), daß man diese gallische Osterfeier am 25. März 
in eine verwandtschaftliche Verbindung mit dem Quartadecimanis- 
mus der Asiaten gebracht hat. Anatolius ist kein Häreseolog, und 
Sozomenus bezeugt, daß eine wesentlich gleichartige Osterpraxis 
bei Montanisten oder Pepuziten in Kleinasien sich fand, welche 



1) S. oben S. 186 f. Anm. 1; S. 188 f. Anm. 2 (der dies natalis in 
uneigentlichem Sinne ist der Anferstehungstag, woneben aber als neben- 
sächliches Moment das Gedächtnis der Passion festgehalten wird); S. 190 
Anm. 2. 3. Für diese fast aasschließliche Betonung der Auferstehung 
cf. auch Eucherius instract. II, 8 iMigne 50 col. 818). Andrerseits cf. 
S. 186 f. Anm. 1 am Ende; S. 191 Anm. 1. 

2) Bezeichnend für den Geist der gallischen Kirche im 5. Jahrhundert 
in dieser Beziehung ist die Erzählung des sogenannten Praedestinatns 
c. 29. 

3) So Hilgenfeld a. a. S. 375 in Bezug auf Epiphanius. 

13 * 



196 Beilage I: Anatolius über das Pascha. 

jedenfalls vom Quartadecimanismns ausgegangen waren ^). Aus der 
Haltung des Irenäus im Osterstreit folgt wahrlich nicht ^ daß es 
zu seiner Zeit dem Quartadecimanismus ganz an Boden und Sym- 
pathien in Gallien fehlte. Bei der Innigkeit der Beziehungen zwi- 
schen der gallischen und der kleinasiatischeu Kirche müssen wir 
das Gegentheil annehmen; und solange man den Grundsätzen des 
Irenäus treu blieb, war kein Grund vorhanden so, wie es Uippo- 
lytus und die Alexandriner thaten, über die quartadeci manische 
Kirche Kleinasiens als eine halb häretische und ganz schismatische 
zu urtheilen. Der Verkehr zwischen Kleinasien und Galliien wird 
nngeschwächt fortbestanden haben. Dann kann man aber auch die 
gallische Osterfeier am 25. März als eine Art vonCompromiß zwischen 
Quartadecimanismus und römischer Ostersitte verstehen. Man wollte 
nichts wissen von den künstlichen Berechnungen und den damit 
gegebenen Zänkereien, welche auf römisch - alexandrinischer Seite 
unvermeidlich schienen ; man wollte auch nicht einfach zurückkehren 
zu der quartadecimanischen Praxis der asiatischen Mutterkirche; 
aber man wollte wie diese unbeirrt durch das wechselnde Monatsdatum 
der Wochentage alljährlich an einem bestimmten Kalendertag das 
Fest der neu testamentlichen Erlösung feiern. Man entging dem 
Vorwurf des Judaismus, unter welchem der Quartadecimanismus 
unaufhörlich zu leiden hatte; indem man statt des jüdischen 14. 
Nisan den römischen 25. März wählte, an welchem nach einer für 
glaubwürdig geltenden Ueb erlief erung Jesus gestorben oder, wie 
es nun bald in Gallien hieß, auferstanden sein sollte. 

Von diesem Versuch der Erklärung ist die Thatsache völlig 
unabhängig, daß das unbewejgliche Osterfest der Gallier etwa um 
die Mitte des 3. Jahrhunderts aufgekommen, auch nach dem Goncil 
von Arles noch ein volles Jahrhundert lang ein Gegenstand leb- 
hafter Bestreitung geblieben ist und bis zum Ausgang des 5. Jahr- 
hunderts ein gewisses Leben gefristet hat. Der liber Anatoli kann 
nicht nach den Zeiten eines Perpetuus von Tours geschrieben sein, 
wohl aber um 270, wenn es nämlich gelingt, die technisch-chrono- 
logischen Absurditäten , welche die Kenner darin gefunden haben, 
in befriedigender Weise zu erklären oder sie einem unwissenden 
Uebersetzer des 5. Jahrhunderts aufzubürden. 



1) Sozomenus b. e. VII, 18 extr. Sie feierten ihr Pascha stets VIII 
id. April (6. April), auch wenn dies ein Sonntag war. Für die letzteren, 
von Hilgenfeld S. 396 Anm. richtig verstandenen Worte ist eine bequeme 
Parallelstelle im Praedestinatas c. 29. 



Beilage II: Hieronymus Graecas. 197 

II. Fragmente eines lieronymus Graecns. 

Hat es vor der Zeit des Anatolius in Alexandrien einen theo- 
logischen Schriftsteller Hieronymus gegeben, so gewinnt dadurch 
alles Griechische; was unter dem Namen eines Hieronymus erhalten 
ist, ein erhöhtes Interesse. Zwar von denjenigen Stücken, welche 
Fabricius bibl. gr. ed. Harles IX, 295 s<][q. besprochen hat, und 
welche man bei Migne tom. 40, 845 — 866 zuzammengestellt findet, 
scheint nichts jenem alten Alexandriner anzugehören. Dagegen 
zeigen einige meines Wissens bisher nicht gedruckte Fragmente 
unter dem Namen Hieronymus, welche ich aus dem Goislinianus 10 
und dem Goislinianus 187 excerpirt habe, das Gepräge einer alter- 
thümlichen Theologie und verdienen wohl gedruckt zu werden. Der 
Göslin. 10, von mir als A bezeichnet, nach Montfaucon, bibl. 
Goisl. p. 57 aus saec. X, enthält eine Psalmencatene ; der Goisl. 
187, welchen ich B nenne, nach Montfaucon 1. 1. 244 saec. XI vel X, 
ist ein Psalterium mit spärlichen Scholien am Rande. Drei Scholien 
in B fol. 22». 38». 146 »> haben die Beischrift 7«^« WjiiOi; ') ngeff- 
ßvrigov, davor an der ersten Stelle noch (TxoXiop» In A steht vier- 
mal fol. 101». 262». 263». 341^ ein bloßes 7€^covt;|ti0t; am Rande. 
Die Scholien in A und B sind nur theilweise identisch. 

1. B zu Psalm 33, 16 (LXX otp^aX^kol xvgiov inl dixalovg 
xtX): o vlog xal ro nveviia %6 ayiov. iXog de oq>&aX(ß,og i(n$p 
dg %ä napta iq>OQtop, 

2. A und B zu Psalm 44, 7 (LXX o &Q6pog (Tov o &edg 
xtI,): &q6vog inl &€ov ^ ßatnlela avtov eXq'qTai, qdßdog de ^) 

3. A zu Psalm 98, 1 (LXX o xad'fjfAevog ini tcSp x^Q^^ß^f* 
xtX, ) : xa&idqap Xiyei to kdqdtov xal ndy$op xal dffdXevTOP 
T^$ ovclag adzov xa) i^ovfflag. 

4. A zu Psalm 98,5 (LXX nqotTxvpehe t^ vnonodiif xrA.): 
vftonodiop &€ov fj näca %rig xTlcremg vnoxayti elqtixai* xipeg fiep 
xe^aXfjP Xq$(Jtov zifp ^eoTfixa Xiyovtnp, vnonodiop de t^p (loq- 
fp^p TOV dovXoVj ^p SpedvffaTO' . oi ydq nodeg %iip dovXeiap 
crfi(Jbalpov(T$p. 

5. A und B^) zu Psalm 119, 73 (LXX al x^^Q^^ ^^^ inol^- 

1) Zweimal ^ligovvjuiov geschrieben. 

2) Statt ^aßdog ik in B ein auf dies Wort im Psalmtext verweisendes 
Zeichen. 

3) In B finden sich alle diese Sätze außer dem oben im Text ein- 
geklammerten Schluß, aber in anderer Ordnung, nämlich zuerst /£i(»€c 
(ohne 6k) d^eov — votiUov^ darauf äXXri' olog Sk 6 S-ebg — Siegevray, 
endlich nach einem trennenden Strich: ro dwatixov — iv€Qystav4 



198 Beilage 11 u. III. 

(Tay fie xal mlaaap fjL€ ttrl.): To ayvtnixop f^g ipeqyBlag av- 
Toß CTfiiialyei xal dfniioVQYixijP it^iQyeiap. olog^) niv yaq o ^eog 
XbIq iatiy Ag tä navva duqevvcavy x^^Q^^ ^^ S'cov 6 vlig xal 
TO Syiov nveviia, d$' dp vd navxa, /juiXiCTa de tov äy&Qanov 
idtiiiiotQyficrev. xal %d (lip^) i^inol^trev^^ yo^treig xal inl %^g 
tpvxfig ^^^ ^^^ <7oofAa%ogy noiijfAa yäq d'eov äfAq>6t€Qa, to de 
„CT^ao»!/'' inl toi trdiiatog vofiTiov. \tä *) xäq aXXa ndvxa 
Xoyif dfifjtiovQy^ffag, inl zov äv&qfinov g>ij(rl' noi^troofiev äp&qai- 
nop, Xiy(OP vltf %tp (jbOPoyeT xal npevfiati ayl(f, ovg pvp ixdXstre 
Xtitqag, xeltai de tovto xal naq^lAß %d q^xop^ Xiyei de lo fj^ep 
,sinoiil(rap^^ inl tfJvxiigy ^o de „enXaaap*^ inl vov (nifiatog]. 

Daß vorstellende Sätze nicht etwa aus einem verlorenen Werk 
des Hieronymus Stridonensis excerpirt und ins Griechische über- 
setzt sindy wird keines Beweises bedürfen. Dagegen ist es wahr- 
scheinlich, daß wir Bruchstücke eines alexandrinischen Werks des 
3. Jahrhunderts vor uns haben. Es braucht nicht gerade ein 
Psalmencommentar gewesen zu sein. Die Sätze 1 und 5 erinnern 
lebhaft an bekannte Stellen des Irenäus ^). 

III. Nachlräge zu Theophilag. 

Seit dem Erscheinen des zweiten Theils dieser Forschungen 
hat A. Harnack ^) in die Untersuchung des Gegenstandes, mit wel- 
chem sich vor mir Niemand ernstlich beschäftigt hatte, ein neues 
Element eingeführt, welches aller Beachtung werth ist. Was mir 
trotz manchen Suchens zu finden nicht gelungen war, ist ihm durch 
einen beneidenswerthen Zufall in die Hände gerathen: eine alte 
lls. des Evangeliencommentars, welcher uns bisher als ein Werk 



1) So B, oXiog A. 

2^ fi^p fehlt in B, ebenso das rijg vor ^ffvx^g, und d-sov vor dfnpoje^a. 

3) Das von hier an Folgende Ist in A, wo es allein erhalten ist, 
durch das die verschiedenen Schoiieo von einander trennende Zeichen 
vom Vorigen getrennt. Ein Aatorname ist nicht beigeschrieben. Die 
innere Verwandtschaft mit dem Schollen des Hieronymus springt in die 
Augen. 

4) cf. Iren. V, 6, 1; IV, 20, 1 p. 253. 299 Massuet (Sohn und Geist 
die Hände und Werkzeuge Gottes bei der Menschenschöpfung), und 
andrerseits Iren, f, 12, 1; II, 13,9 p. IBO. 131 Massuet (Gott ganz Auge, 
Ohr u. 8. w). 

5) Texte und Untersuchungen I, 4 (1883) S. 97—175 cf. Theol. Ute- 
raturi. 1883 col. 487. 



Nachträge zu Theophüns. 199 

des Theopbilus Überliefert war. Weder der siegesgewisse Ton, in 
welchem diese £ntdecknng der Welt verkündigt worden ist, noch 
die wunderlichen Redewendungen, welche sich Harnack auch dies- 
mal wieder meiner Person gegenüber gestattet hat; werden^ denke 
ich, der Kaltblütigkeit meiner Prüfung des Neuen, was er bringt, 
Eintrag gethan haben. Wenn allerdings der ehemalige Freund 
trotz aller freundschaftlichen Andeutungen, an welchen es von An- 
fang an nicht gefehlt hat, und trotz so wohlbegründeter Warnungen, 
wie sie ihm schon sein Amtsvorgänger Keim ertheilen mußte, noch 
immer nicht lernen will, ein wenig maßvoller über Andere und 
vor allem Über sich selbst zu urtheilen, so kann es im Interesse 
der öffentlichen Sicherheit bald einmal geboten erscheinen, die 
Mittel und die Leistungen, durch welche dieser Recensent von Pro- 
fession so groß geworden ist, einer öffentlichen und gründlichen 
Prüfung zu unterziehen. Für heute beschränke ich mich in dieser 
Hinsicht auf wenige für die sachliche Würdigung der Harnack'schen 
Arbeit lehrreiche Bemerkungen. Im Jahre 1876 kündigte ich ge- 
legentlich^) eine Abhandlung an, in welcher bewiesen werden 
sollte, daß der unter dem Namen des Theophilus von Antiochien 
oftmals gedruckte Commentar Uebersetzung eines griechischen Ori- 
ginals, und daß diese Uebersetzung schon von Hieronymus, Am- 
brosius und anderen Lateinern gelesen worden sei. Da auf dem 
Generaltitel jenes Werks Hariiack's Name über dem meinigen 
steht, so ist wohl anzunehmen , daß ihm jene kühne Behaup- 
tung nicht ganz unbekannt geblieben ist. Nachdem ich mir 
i. J. 1881 erlaubt hatte, die Ankündigung zu wiederholen ^), 
erklärte Harnack, mit Rücksicht auf meine Absicht seinerseits 
auf eine Besprechung des Commentars verzichtet zu haben, und 
ließ dabei das Urtheil fallen, daß das Werk des Theophilus hier 
besten ITallcs in einer Umarbeitung des 5. Jahrhunderts vorliege ^). 
Am 16. März 1883 hatte Harnack, wie ich urkundlich beweisen 
kann, den ersten Abschnitt des 2. Theils der Forschungen (S.l— 28); 
welcher das ganze Geheimnis enthüllt, bereits gelesen und hatte „das 
beste Zutrauen^ zu meiner „Hj'pothese*)." Vor dem 19. Mai 1883 



1) Ignatii et Polycarpi epistolae etc. (Lipsiae 1876) p. 329. 

2) Forsch. I, 8 Anm. cf. S. 10 f. 

3; Texte u. Unt. I, 1. 2 S. 289. Die Vorrede des Doppelheftes ist 
im November 1881 geschrieben. 

4) Texte I, 4 S. 157 ist diese Thatsache nur noch in sehr abge- 
schwächter Gestalt ausgesprochen. Der Misbrauch des Worts ,,Hypoihese'* 
kehrt in diesem Hefte mebrmals und auch in der Literaturz. 1883 col. 



200 Beilage III. 

war, wie uns Harnack (Texte I, 4, .159) versichert, das ebendort 
S. 99 — 158 gedruckte Todesurtheil über meine Arbeit bereits nie- 
dergeschrieben. Wer wird nicht die Schnelligkeit bewundern, mit 
welcher Harnack zu lernen , umzulernen und zum Lehren des 
eben Gelernten überzugehen weiß. Es möchte aber doch für den 
Fortschritt der Wissenschaft nützlich sein, daß andere Leute ein 
wenig schwerfälliger sind. 

Nicht eine Hypothese hatte ich aufgestellt, sondern die damals 
allein vorliegende, durch dieEditio priueeps von 1575 ^) vertretene 
Ueberlieferung hatte ich gegen eine bis dahin der ausreichenden Be- 
gründung ermangelnde Hypothese vertheidigt, und zwar mit Grün- 
den, welche dadurch nicht verächtlich geworden sind, daß Harnack 
sie zum weitaus größten Theil mit dem Stillschweigen der Ver- 
achtung straft. Wenn er meine Beweise mehrfach als exegetische 
zu discreditiren sucht; so berührt er damit allerdings einen wich- 
tigen Gegensatz der Methode. Irre ich mich nicht, so habe ich 
mir Harnack's Zorn hauptsächlich dadurch zugezogen, daß ich ihn 
seit Jähren manchmal in schonendster Form auf Fehler in der 
I^ritik aufmerksam gemacht habe, welche theils daher rühren^ daß 
ihm das für einen Patristiker nun einmal unerläßliche Maß von Kennt- 
nis des Griechischen abgeht^ theils daher, daß er aus Mangel an 
exegetischer Neigung und Uebuug die Gedanken der alten Autoren 
nicht in ihrer Eigenthümlichkeit und im Zusammeuhang ihrer Ge- 
sammtanschaunng zu erfassen versteht ^). Aber es bleibt, doch 



489 wieder. Durch solche BegriffsverwirruDg wird man den Thatbestand, 
wie ich ihn in den Forsch. II, 17 ff. darstellte, nicht verdunkeln. Auch 
die Darstellung der früher herrschenden Meinung bei Harnack S. 99 ist 
unrichtig. 

1) So und nicht 1576, wie ich Forsch. II, 14, 17 angab. Sämmtliche 
8 Bände der ersten Auflage von de la Bigne's Sacra bibliotheca sancto- 
ram patrum tragen die Zahl 1575. Im J. 1576 erschien , gleichfalls in 
Paris, ein zweiter Druck. Bei nochmaliger Vergleichung meiner Aus- 
gabe mit der wirklichen Princeps bemerkte ich abgesehen von drei 
Druckfehlern der Princeps (redineret p. 33, 7 m. Ausg., credenitum p. 
36, 5; contingerit p. 5t, 8) und von deu Druckfehlern bei mir (p. 55, 8 
soll heißen tertiae; 81,1 spiritales; 81, 15 An m. ^m statt quia) folgende 
fehlerhafte Angaben über den Text der Princeps : Sie hat p. 43, 4 ahitei- 
amus, nicht obiciamu9*y p. 53, 16 decem ohne milia; p. 76, 8 ac statt id 
est\ p. 76, 10 adventu, 

2 ) Ich bitte mich nicht so zu verstehen, als ob dies eine Aufzählung 
der Puncte sein solle, in welchen ich. von H.'s „Methode** grundsätzlich 
abzuweichen mich bemühe. Es wäre dann vor allem zu nennen. H.'s 



Nachträge zu Theopbilas. 201 

wahr, daß in Sachen der historischen Kritik nicht die brutale Ge- 
walt unverstandener Thatsachen^ sondern das Zeugnis der richtig 
ausgelegten Quellen entscheidet. Wir irren alle; aber ein schlimmster 
Fehler wäre es, die persönliche Unfähigkeit zu einer Kegel für 
Andere zu machen. Ist das Ergebnis meiner Untersuchung durch 
das unerwartete Auftauchen eines damals unbekannten Factors als 
irrig erwiesen , so werde ich nicht der Letzte sein, der dies ein- 
sieht, und wüßte nicht, was mich abhalten sollte, es auszusprechen. 
Wenigstens habe ich durch meine bisherigen Arbeiten Niemandem 
das Becht gegeben, mir den Aberglauben an meine „Unfehlbarkeit'^ 
beizumessen. Wenn nur die Sache so einfach läge, wie Harnack 
uns glauben machen will ! Die Frage ist verwickelter geworden, 
aber entschieden ist sie nicht. 

I. Die brüsselerHs. 9850 — 52, welche Harnack zuerst für das 
vorliegende Problem verwerthet hat *) , enthält in ihrem letzten 
Theil unseren Commentar. Es gehen voran 1) Yitae patrum, 2) Ho- 
miliae Caesarii, 2) eine Vorbemerkung zu dem Decretum Gelasii 
de recip. libris, 4) statt des hiemit angekündigten Stücks auf 4, 
an Stelle von 3 ausgerissenen Blättern »päter eingesetzten Blättern, 



Chronologie des kirchlichen Denkens und Sprecbgebrauchs. Wahrheiten, 
wie sie H. Beuter Ztschr. f. Eircheng. IV, 509 vorgetragen hat, kennt H. 
gar nicht, obwohl ich ihm selbst wesentlich dieselben gelegentlich auch 
schon sehr dringend ans Herz gelegt habe z. B. Gott. gel. Aug. 1876 S. 
1435. Ein classisches Beispiel der Früchte seiner dogmenhistorischen Chro- 
nologie gibt H. Texte I, 3, 14 Anm. 29: Daß in einer Schrift die von 
Clemens AI. und Origenes aus dem Protev. Jacobi entnommene und gie- 
billigte Lehre von der unverletzten Jungfrauschaft Maria's (oben S. 96 
Anm. 15) vorkommt, ist fUr H. ein entscheidender Grund gegen die Ab- 
fasBung der Schrift vor dem Anfang des 5. Jahrhunderts. Dazu kommt 
noch, daß H. 1. 1. 46 denselben Origenes, welcher jene Lehre gebilligt 
hat (Delarue III, 463), durch Misverstand einer anderen Stelle (III, 947) 
als Zeugen dagegen anführt. Weitere Beispiele kommen weiter unten 
zur Sprache. 

1) S. die theils auf Autopsie, theils auf dem Bericht des Herrn 
Delisle beruhenden Mittheilungen in den Texten u. UnterB. I, 4, 159 - 1 67. 
Ich bezeichne im Folgenden die brüsseler Hs. nach Hamack's Vorgang 
durch M, die Editio Princeps wie früher durch P, meine Textausgabe 
und den Commentar selbst durch T, den ganzen 2. Theil meiner Forsch- 
ungen durch F. II, meinen Kritiker durch H., den Hieronymus durch Hi. 
Die Väter sind nach den F. II, 30 verzeichneten Ausgaben citirt, der 
nachher oft zu citirende Augustinus nach der sogen. Editio Veneta tertia, 
Bassani 1797— 1807 (letztere Zahl trägt der 1. Bd. tndnös Exemplars, 
Bd. II— XVIII dagegen 1797). 



202 Beilage III. 

noch eine Homilia Oaesarii. Die hierauf folgenden Blätter (fol. 144 
— 176), welche den T enthalten, gehören nach dem ürtheil Delisle's 
dem Bande ursprünglich an, sind aber nicht von derselben Hand 
geschrieben wie Nr. 1 — 3. Der Titel der Hs., wonach ein Abt 
Nomedius von Soissons um 700 sie hat schreiben lassen, bezieht 
sich nur auf Nr. 1 und 2. Es ist also ungewiß, ob auch die Ab- 
schrift von T im Auftrag und zu Lebzeiten jenes Nomedius ange- 
fertigt worden ist. Die Aehnlichkeit der Schriffcztige und der 
Malereien mag ungefähre Gleichzeitigkeit beweisen; es können aber 
auch leergebliebene Blätter später von einem Unberufenen ausge- 
füllt sein. T trägt hier keinen Verfassernamen an der Stirne. 
Zwar könnte ein solcher auf dem letzten jener 3 Blätter gestanden 
haben, welche vor fol. 144 ausgerissen sind; und gewiß hat H. 
darin Recht, daß vor den Worten Incipit prologtts, womit fol. 144» 
beginnt, ein Titel gestanden haben wird ; aber es ist sehr fraglich, 
ob sich der Verfasser dort genannt hat ^). Für uns ist es ein 
Anonymus, welcher in einem bisher unbekannten Prolog gewissen 
ungenannten Freunden mittheilt, daß er^ ihrer Aufforderung folgend, 
eine geistliche Evangelienerklärung, eine Blüthenlese aus älteren 
Auslegern zusammengestellt habe. Angesichts dieses ehrlichen 
Selbstzengnisses bleibt mir nach H. 169 nur „der verzweifelte Aus- 
weg übrig, den Prolog Mr ein durch Zufall hieher verschlagenes 
Stück zu erklären." H. scheint nicht zu bedenken, daß es auch 
unechte Prologe gibt, und zwar recht viele und recht alte. In der 
Fuldaer Hs. der Vulgata, welche a. 546 im Auftrag und unter der 
speciellen Aufsicht des gelehrten Bischofs Victor von Capua geschrie- 
ben wurde, steht vor den katholischen Briefen ein Prolog (ed. Ranke 



1) Der Beweis für die völlige Anonymität des Werks, welchen H. 
162 f. aus der Anonymität der Unterschriften der einzelnen Theile und des 
Ganzen entnimmt, ist wohl nicht ganz sicher s. oben S. 83. 86. 92 die 
Unterschriften der Adumbrationes ; die Ueberschriften haben dort aller 
dings ein eiuadem. 

2) Die wenigen Sätze mögen hier nach H. 166 f. wiederholt werden : 
Incipit prölogus: Apis fauos de omnigenis floribus aperatur eosque melle 
lapso caelitus replet et in fraglantibus ceris fetus edit ore secundOf haut 
ego famulus dei hortantibus vobis In evangelii interpretatione tractatoribus 
defloratis opusculum spiriiale composui, quod ecclesiasticum gignat exa- 
Wien, invidorum amara conloquia velut gryneas taxos effugiens, Nectar 
quoque in eo est divina adspiratione dulcissimum. Hoc si quis audebit 
reprehendere^ spicula sentiet propriis operata vulneribus, quia obtrectans 
propositi sui potest affectum prodere , non tarnen sttidium devotionis 
auferre. 



Nachträge zu Theophilus. 203 

J>. 399), welcher, wie schon der Name Eustochion zeigt, von Hi. 
verfaßt sein^ will, obwohl er den Namen des Hi. nicht trägt. Dieser 
Prolog stammt weder von Hi., noch paßt er zu der Fuldaer Hs. ; 
denn er ereifert sich für die drei himmlischen Zeugen in 1 Jo. 5,7, 
welche Hi. noch nicht gekannt hat, und welche die Fuldaer Hs. 
p. 426 nicht enthält. Dieser Prolog ist mit Absicht dahin gestellt, 
wo er steht, und paßt doch zu dem nachfolgenden Text wie die 
Faust aufs Auge. Es wurde oben S. 129 der Prolog des „Hiero- 
nymus" zum Commentar des Yictorinus über die Apokalypse er- 
wähnt. Darin beschreibt dieser Hi. genau, wie er bei der Inter- 
polation des alten Oommentars verfahren sei. Der Prolog ist auch 
von stattlichem. Alter. Ambrosius Ansbertus und Alcuinus haben 
ihn gelesen. Ohne meine Ansicht hier zu entwickeln, möchte ich 
nur wissen, ob H. diesem Prolog glaubt, und ob er ihn für ein 
Werk des Hi. hält, wofür er sich unzweideutig ausgiebt. Die von 
H. (Texte I, 3 S. 15 — 44) wieder herausgegebene „Altercatib Si- 
monis et Theophili^ beginnt nach den»beiden einzigen jetzt nach- 
weisbaren Hss. mit einer kurzen Zuschrift, welche in der Editio 
princeps fehlt; und dieser kleine Prolog hat in der einen dieser 
Hss. außerdem noch eine förmliche Adresse. War es nun wohl 
ein Act der Verzweiflung, daß H. (I, 3, 88 cf. S. 15) diesen Prolog 
sammt den Namen in der Adresse als eine unechte Zuthat aus- 
schied und zwar "hauptsächlich darum, weil „die Einleitung gar 
nicht mit dem Inhalt der Schrift selbst zusammenstimmt^? Wie, 
wenn es sich mit dem brüsseler Prolog ähnlich verhielte? 

Die Brüsseler Hs. ist von respectablem Alter, und H. mag nicht 
soweit am Ziel vorbeigeschossen haben, .wenn er den Prolog um 
500 entstanden denkt (S.170. 174). Die Sprache ist eine inschwülstige 
Prosa aufgelöste Poesie. Man wird an die Prosa der gallischen Dichter 
des 5. und 6. Jahrh. erinnert. Wäre der Prolog im 6. Jahrb. entstan- 
den, so wäre er doch immerhin 3 Jahrhunderte jünger als die ersten 
Spuren vom Vorhandensein des T, welche ich nachgewiesen zu 
haben meinte. Es ist aber auch heute noch erlaubt zu fragen, ob 
meine Beweisführung nicht zu einem im wesentlichen richtigen Ziele 
igeführt hat ; denn M stellt nur einen Zweig der Ueberlieferung dar, 
dem eine andere durch die Editio princeps und deren handschrift- 
Grundlage (P) vertretene Ueberlieferung widerspricht. Mag der Prolog 
in M von Haus aus anonym gewesen sein oder nicht, den Namen 
Theophilus, welchen P statt des Prologs darbietet, kann, wie sogleich 
näher zu zeigen ist, der Prolog nicht getragen haben. Es hängt 
von den sogenannten iQneren Gründen ab, ob man dem namenlosen 
Prolog; oder dem ohne den Prolog überlieferten Namen Theophilus 



204 Beilage III. 

zu glauben hat. H. faßt seine negativen Ergebnisse in den Satz: 
„Mit dem Evangeliencommentar des Theophilus, dessen Existenz 
nur durch Hi. bezeugt ist, hat das abendländische Sammelwerk 
sehlechterdings gar nichts zu thun".^) Die Sache ist zu wichtig, 
als daß ich meine gegentheilige Ueberzeugung und manche Gründe 
für dieselbe^ w eiche erneutes Nachdenken und fortgesetztes Studium 
an die Hand gegeben haben, verschweigen dürfte. 

n. T theilt mit dem durch Hi. bezeugten Evangeliencom- 
mentar nach einer, wir wissen noch nicht, wie alten Ueberlieferung 
außer der Species literarischer Production den Namen des Ver- 
fassers. Nun wäre es ja an sich möglich, daß irgend ein anderer 
Theophilus späterer Zeit gleichfalls einen Pjvangeliencommentar 
gesrhrieben ^) und auch den brüsseler Prolog verfaßt hätte. Es 
wäre auch möglich, daß ein Gallier um 500 den Namen Theophilus 
im Sinn einer harmlosen Allegorie sich beigelegt hätte. Salvian 
schrieb unter dem angenommenen Namen Timotheus ein umfang- 
reiches Werk und vertheidjgte sich gegen den Verdacht apokry- 
phischer Fiction durch Berufung auf das Beispiel des Lucas, dessen 
Theophilus auch keine wirkliche Person, sondern die Liebe zu Gott 
bezeichne.^) Ein Gallier Vincentius schrieb unter dem Namen 
„Peregrinus'' gegen die Häretiker.*) Sehr unwahrscheinlich aber 
ist diese Möglichkeit schon darum, weil T den Namen Theophilus 
da trägt, wo der Prolog fehlt, und weil diesef Name wenigstens 
thatsächlich da fehlt, wo der Prolog steht. Namen und Prolog 
scheinen ihre Unverträglichkeit selbst zu bezeugen. Ausgeschlossen 
aber ist jede ähnliche Annahme dadurch, daß T jenen großen Ab- 
schnitt vollständig enthält, welchen Hi. im Brief an Algasia aus 
dem Commentar des Theophilus von Anjbiochieu mitgetheilt hat. 
Auf der richtigen Erkenntnis, daß dies nicht ein zufälliges Zusammen- 
treffen sein könne, beruhte die von mir bekämpfte Hypothese, daß 
ein Schriftsteller etwa des 5. Jahrhunderts jenen Abschnitt aus Hi. 
abgeschrieben und gleichzeitig seinem wesentlich compilatorischen 
Werk den Namen Theophilus gegeben habe, um dasselbe für den 



1) Th. LZ. col.488. In den „Texten** S. 138 fehlen noch die Worte: 
„schlechterdings gar**. 

2) Diese Möglichkeit deutet Th. Kihn an in der Liter. Bundschau 
1883 col. 754: „Die 4 Bücher des Theophilus, sei es eines wirklichen, 
fingirten oder vermeintlichen **. 

3) Salviani ad eccles libri quatuor 1, 1 cf. ep. IX besonders § 17^20 
ad. Vindob p. 217» 222, 224. Erinnert sei auch an die fingirte Person 
des Theophilus in der Altercatio des Euagrius. 

4) Gennadius de vlris ill. 65. . ^ 



Nachträge za Theopbilas. 305 

,voh Hi. rtihmlicb erwähnten Commentar auszugeben. Diese Hypo- 
these scheint Niemand mehr vertheidigen zu wollen. T soll ein 
Cento ') sein, eine barmlose Compilation, deren Entstehungsweise 
der Verfasser in seinem blumenreichen Prolog unverblümt 
bekannt gegeben hat; erst ein halbgelehrter Schreiber des Mittel- 
alters soll den Namen Theophilus vorgesetzt haben, weil er den 
betreffenden Abschnitt im Brief des Hi. wiederfand und daher 
meinte oder vorgab^ die Quelle des Hi. in Händen zu haben. ^) 
Aber bedenklich muß gegen diese neue Hypothese doch schon der 
.Umstand machen^ daß, wie ich F. H, 18 f nachwies und auch H. 
nicht bestreitet,, die in P erhaltene Ueberlieferung den l'heophilus 
nicht als Antiochenus, sondern als Alexandrinus bezeichnet. Ein 
Schreiber, der aus dem Brief an Algasia, worin Theophilus so 
feierlich wie möglich als Antiochenae ecclesiae septimus post Pe- 
trum apostolum episcopm eingeführt wird, sein Wissen schöpfte 
und durch die Identität des dortigen Excerpts mit dem Schlußstttck 
seines Buchs sich veranlaßt sah, dasselbe dem Theophilus zuzu- 
schreiben, konnte gar nicht auf den Gedanken kommen, daß dies 
der archieplscopus Alexandrinus sei. 3) Ferner bleibt ganz un 
aufgeklärt, wie der halbgelehrte Schreiber einer so leichtfertigen 
Vermuthung Ausdruck geben konnte, wenn der Prolog ursprüng- 
lich vor dem Commentar stand und also von dem Schreiber vor- 
gefunden wurde. Ein Commentar, welcher sich so offen als Com- 



1 Lipsius im Liter. Centralblatt 1883 Nr. 21 col. 74 bedient sich 
dieses Ausdrucks in der Beschreibung der vor mir herrschenden Hy- 
pothese, gibt aber damit vielmehr seiner eigenen Auffassung einen Aus- 
drack, welcher meines Wissens von den Vertretern jener Hypothese nie 
gebraucht worden ist. 

2) H. 158. 173 cf. S. 130. An letzterer Stelle wird daneben als 
möglich angenommen, daß der Schreiber durch Hi. nur überhaupt von 
einem Evangeliencommentar des Theophilus wußte, oder gar nur eine 
unbestimmte Kunde von exegetischen Arbeiten eines Theophilus hatte. 
Dann ergibt sich ja der unbegreifliche Zufall , daß in einer Compilation, 
welche von irgend einem Schreiber auf gut Glück dem oder einem Theo- 
philus zugeschrieben worden , gerade auch jener große Abschnitt buch- 
stäblich wiederkehrt, welchen Hi. aus einem Commentar des Theophilns 
Antioch. ezcerpirt hat. 

3) Der Fall liegt also ganz anders als der mit jenem oben S. 189 
Anm. 1 angeführten unechten Brief des Victor von Born, wo der Theo- 
philus von Caesarea statt dessen Alexandrinus heißt, (cf. üb. pontif. 
unter Victor), oder mit dem Theophilus in der Altercatio des Euagrius, 
welchen spätere Abschreiber gleichfalls zum „episcopus Alexandrinus" 
machten (Cf. Texte und Unters. I, 3, 7). 



206 Beilage III. 

pilation za erkennen g^bt, konnte doch nicht das alte von Hi. 
excerpirte Werk des Theophilns sein. Endlich aber^ wenn 
der halbgelehrte Schreiber wirklich solcher Thorheit fähig war^ warum 
schrieb er den Prolog, wenn er ihn mit dem Namen Theophilns 
für vereinbar hielt; nicht mit ab? Warum findet sich dieser nicht 
in P? Doch wohl darum nicht ^ weil der Prolog sich zu diesem 
Namen wie Wasser zum Feuer verhält. Ist der Prolog echt und 
der Name Theophilns unecht, so ist von Harmlosigkeit oder Dumm- 
heit dessen, welcher jenen durch diesen ersetzt und dadurch den 
M. de la Bigne, den R. Simon und andere Leute ,,dupirt^ hat, 
keine Bede mehr. Er ist ein mit klarer Ueberlegung verfahrender 
Fälscher. Aber welchen Zweck verfolgte er? H. hat hier keine 
gute Probe von der Ordnung des geistigen Haushalts gegeben, 
deren Mangel bei mir er sich, wahrscheinlich nach Act. 26, 24, 
aus meiner „profunden Gelehrsamkeit'' erklärt. Die Tradition in 
P erklärt sich sehr einfach, wenn das Buch nicht in Folge ge- 
lehrter Berücksichtigung des Hi., sondern von Haus aus den Namen 
Theophilns ohne Zusatz trug. Ein späterer Schreiber, welcher von 
dem antiochenischen Bischof nichts, wohl aber etwa aus der Pascha- 
literatur von dem „archiepiscopus Alexandrinus^ etwas wußte, be- 
friedigte ein im Mittelalter so oft empfundenes und so oftmals un- 
glücklich befriedigtes Bedürfnis, indem er dem echten Namen diesen 
falschen Titel zusetzte. Dann wäre der Prolog unecht. Er könnte 
zu einer Zeit entstanden sein, wo der bloße Name Theophilus nicht 
viel bedeutete, oder, als allegorische Verkleidung eines Anonymus 
angesehen werden konnte (s. vorher S. 204). Der Oommentar konnte 
auch, wie die exegetischen Arbeiten des sogenannten Ambrosiastor 
schon im Jahrhundert ihrer Abfassung ^ in manchen Exemplaren 
seinen für die Sache gleichgültigen Namen verloren haben. Jn 
jedem dieser möglichen Fälle konnte ein Mann, welcher die Com- 
mentare eines Ambrosius und Hieronymus einigermaßen kannte, das 
Werk für eine Blüthenlese aus diesen halten und diesem Eindruck 
durch seinen Prolog Ausdruck geben. Vielleicht ergibt sich am 
Schluß dieser Erörterungen eine noch einfachere Erklärung. 

Die schwülstige Sprache des Prologs ist nicht diejenige des T. 
Sehen wir von einigen später zu .besprechenden Abschnitten ab, 
so ist freilich T keineswegs überall leicht zu verstehen; aber die 
Schwierigkeit des Verständnisses liegt nicht in der Ueberladung mit 
Bildern, sondern in der gedrängten Kürze des Ausdrucks, in dem 
'Mangel an überleitenden Gedanken. Ist T ein Compilator, so hat 
er es meisterhaft verstanden, seinem Flickwerk auch in stilistischer 
Hinsicht ein einheitliches Gepräge zu geben, und dies ist nicht ^as- 



Nachträge zu Theophilus. 207 

jeniga des Prologs, eher das eines Schriftstellers aus den Anfangs- 
zeiten der exegetischen Literatur. 

III. Ein zweites Band zwischen T und dem Theophilus des 
Hi. ist die beinah buchstäbliche Identität von T p. 77, 23—79, 
19 resp. — 80, 1, mit dem Citat im Brief an Algasia. Wie das 
Verhältnis der beiden Stellen sich darstelle unter der Voraussetzung, 
daß wir in T den von Hi. wiederholt erwähnten Commentar des 
Theophilus besitzen, suchte ich F. II, 97 — 100 cf. S. 16 zu zeigen. 
-Welche Vorstellung sich unter der entgegengesetzten Voraussetzung 
ergibt, hat H. 120 — 131 entwickelt. Der harmlose Oompilator hat 
diesen Abschnitt aus Hi. abgeschrieben, hat zur Vervollständigung 
der Erklärung der Parabel auch Solches aus Hi. beigefügt, was 
dieser nicht aus seinem Theophilus, sondern aus eigenen Mitteln 
über Luc. 16, 10 — 12 seiner Correspondentin Algasia vorgetragen 
hatte. T that dies in der Meinung, daß auch dies dem Theophilus 
angehöre. Endlich hat T dadurch, daß er die Erklärung der Pe- 
rikope mit einen Satz abschloß, welchen er schon einmal bei einer 
früheren Erklärung derselben Perikope geschrieben hatte, ^) „seine 
L6ser in plumper Weise an diese (frühere) Deutung erinnert, um 
das AufPallende der Doublette zu verdecken" (H. 122). Das ist 
freilich „überaus verdächtig", zumal sich ein solches Verfahren nur 
an der einzigen Stelle zeigt, „die ein Zeugnis des Alterthums fiU* 
ihren Ursprung von Theophilus besitzt" (H. 122). „Er hat 
die Erklärung, welche er bei Hi. gelesen, in den Umfang seines 
Buches — welches er für das des Theophilus ausgeben 
.wollte^) — einfach aufgenommen." Zur Strafe aber für diese böse 
„Absicht" (H. 122) „ist ihm das Misgeschick passirt, ein paar 
Sätze aus Hi. selbst mitaufzunehmen, die ihn verrathen" (H. 129). 
Dies Misgeschick endlich wird durch die Hypothese erklärt, daß 
T nicht den ganzen Brief des Hi., sondern ein Excerpt aus dem- 
demselben vor sich gehabt habe, in welchem bereits so, wie bei 
T jene Sätze des Hi. über Lc. 16, 10 — 12 dem Citat aus Theo- 



1) T p. 80, 1 = 74, 18. In M (H. 165) steht an der späteren Stelle 
eine viel vollständigere Wiederholung der ersten Erklärung. Dadurch 
ist also eine Doublette nicht, wie H. sich ausdrückt, verdeckt, sondern 
ge 8 c h a f f e n. In P ist eine solche höchstens angedeutet. Versteht H. unter 
Doublette das Vorkommen zweier ganz verschiedener Erklärungen der- 
selben Perikope, so ist das ein Misbrauch der Sprache, der nur dadurch 
überboten wird, daß er einen Hinweis auf die frühere Erklärung ein 
„verdecken** der Thatsache einer doppelten Erklärung nennt. 

2) H. 121 f. Die gesperrte Schrift stammt von H. 



208 Beilage 111. 

philns angehängt waren (H. 129. 123). Dagegen wäre Folgende« 
zu bemerken. 

1. Für die zuletzt erwähnte Hypothese sucht H. in dem von 
mir (F. n, 16 f. 114) ihm dargebotenen und von ihm nicht einmal 
verstandenen Material vergeblich eine Stütze. Es ist nicht ein will- 
,knrlich gemodeltes Excerpt, sondern der ganze Brief an Algasia, 
welchen Notker als exegetisches Hilfsmittel empfahl. Die mir be- 
kannt gewordenen Excerpte aus demselben aber zeigen nichts von 
jener verwirrenden Umstellung. Dasjenige von Monte Cassino be- 
ginnt mit dem Citat aus Theophilus und enthält gar nicht die 
Worte des Hi., durch deren Mitaufnahme der Plagiator sich ver- 
rathen haben soll. Das florentiner Excerpt enthält jene Sätze zwar; 
denn es umfaßt die ganze 6. Quaestio des Briefes an Algasia^ gibt 
diese aber in ihrer ursprünglichen Ordnung. ^) Ein aus einem 
dieser Excerpte schöpfender Plagiator hätte höchstens zu dem Irr- 
thum verführt werden können , die dem Citat aus Theophilus fol- 
genden Worte des Hi., welche in beiden Excerpten gleichfalls 
folgen, mit aufzunehmen. Zacharias von Chrjsopolis hat ein ähn- 
liches Excerpt; nicht die Epistola ad Alg. selbst vor sich gehabt; 
denn er citirt: Hieronymm in homilia de villico iniquitatis^y 
Diesen Titel führten aber solche Excerpte im Mittelalter. Die Hss. 



1) Das 'Excerpt beginnt mit Quaestiunculam proposuisti (Vallarsi I, 
863 Z. 14 V. u.) und erstreckt sieb zunächst bis quasi incertis praeponen- 
tes (Vallarsi 866 G). Aber unmittelbar daran {statim sagt Bandini} ohne 
neue Ueberschrift schließt sich das an, was auch be! Hl. unmittel- 
bar folgt: Theophilus Antiochenae ecclesiae etc. und erstreckt sich bis 
metamus henedtctionem (Vallarsi 868 Z. 17 v. o.). 

2) Maxima bibl. vet. patr. (Lugd. 1677) XIX, 742 B. An sich wäre 
es ja sehr wohl möglich, daß Zacharias durch den Brief an Algasia oder 
ein Excerpt aus demselben auf den Gommentar des Theophilus aufmerk- 
sam geworden wäre und sich diesen selbst verschafift und neben dem Excerpt 
benutzt hätte. Ein Buch, das im 8. Jahrb. abgeschrieben wurde, und 
von welchem man im 16. und im 19. Jahrh. Abschriften gefunden hat, 
wird im 12. Jahrhundert nicht schwer zu finden gewesen sein. Es möge 
beiläufig die Frage aufgeworfen werden, ob nicht Odo von Gambrai, ein 
Zeitgenosse des Zacharias , den T gekannt hat. In seiner homilia de 
villico iniquitatis (Märt^ne-Durand, Thes. nov. anecd. V, 853 sqq.) gibt 
er eine von T völlig abweichende Erklärung der Parabel; aber es er- 
innert doch an T 79, 1 (cf. F. II, 172), wenn ein Ausleger gerade diese 
Parabel bemerkt (p. 869 E): Pluribus in lods testantur scripturae sacrae 
tractatoreSy quinquagen avium numerum secundum carnem peccantium cor- 
rectionem et poenitentiam designare, Odo wiederholt 869 B die Deutung 
der dreierlei Frucht T II, 3 und p. 860 B—D die allegorische Zusammen- 



Nachträge zu Theophilus. 209 

von Monte Cassino und Florenz sind Homiliensammlungen. ^) Wird 
nun Zacharias jene „homilia'^ in der von H. vermutheten; von den 
beiden vorhandenen Exemplaren völlig abweichenden, auf einer 
sehr künstlichen Manipulation beruhenden Gestalt vor sich gehabt 
haben? Das Gegentheil ergibt sich, wie H. schon aus meinen An- 
deutungen (F. II, 16 f.) oder^ wenn er diesen mistraute^ aus Za- 
charias selbst hätte sehen können, aus der Composition von dessen 
Auslegung der Parabel. Soweit ich dieselbe ohne allzu große Mühe 
herstellen konnte^ verhält es sich damit so : Zach. 854 E — 855 F gibt 
zu Lc. 16, 1 a) zwei Zeilen, worin kurz zusammengefaßt ist, was 
Hi. ad Alg. 864 B C ausführlich entwickelt, b) 6 Zeilen (villicus 
— signißcat) ziemlich wörtlich aus Hi. 864 D, c) 4 Zeilen wahr- 
scheinlich eigener Fabrik; zu Lc. v. 2 vier Zeilen, deren Herkunft 
ich nicht kenne; zu Lc. 3. 4 a) ablata — mendicabat aus Beda 
(Migne 92, 529 D — 530 A), b) 2 Zeilen mir unbekannter Herkunft; 
zu Lc. 5— 7 a) 3 Zeilen eigenes Flickwerk, b) cadus — quintas 
aus Beda 530 B [mit wenigen Zuthaten*); zu Lc. 8 a) cuius quis- 
qm — tmebrarum abgekürzt aus Beda 530 C. D (necnon — etfilius)^ 
b) de quibus Salomon — prudentes aus Beda 530 (vor dem vor- 
angehenden Plagiat des Zach, und ohne dessen Irrthum, daß das 
Salomo gesagt habe), c) in hoc dispensatore — capitulo abgekürzt 
aus Beda 629 BC (in villico — conferenduB est) ^); d) ü ergo — mi- 
sericordes fuerint mit geringen Aenderungen aus Hi. 865 DE; zu 
Lc. 9 a) unde sequitur — - collectae sint aus Hi. 865 E. 866 A, b) 
unde vulgata — mansiones wahrscheinlich eigenes Fabrikat, c) vel 
ita — comparemus soll nach der Beischrift aus Alcuinus sein, d) 
hoc quidam — patris soll aus Gregor genommen sein, stammt aber 
schließlich aus August, sermo 113 (vol. VII, 568); zu Lc. 10 in 
minimo — . tribuet aus Beda 531 AB; zu Lc. 11 divitiae — possumus 



Stellung der drei Auferweckten T II, 8. Dies alles in einer Abhandlung 
über eine Perikopc, deren Deutung in T durch Hi. eine gewisse Berühmt- 
heit erlangt hatte. 

1) Die erstere (Bibl. Casin. II, 403) ist ein Homiliarium de tempore' 
Auch die den Gommentaren des Hi. und Anderer entnommenen Stücke 
sind hier als omiliae bezeichnet. Ebenso in der florentiner Hs. 

2) Das mittlere Hauptstiick dieses Passus hat Beda seinerseits aus 
August, quaest. ev. II, Nr. 34 (vol. IV, 246 sq.) abgeschrieben. Daß 
aber Zach, nicht ans Aug., sondern aus Beda schöpft, beweist die wesent- 
liche Identität der Einrahmung der augnstinischen Satze bei Beda und 
Zach. 

3) Auch dies hat Beda ziemlich wörtlich aus August, quaest, ev. 11, 
34 genommen cf. vorige Anm. 

Zahn , Forschungen. III. |4 



210 Beilage III. 

aus August, senno 113 (vol. VII^ 570 B.D); zu Lc. 12 a) secuK 

— divitiae eius soll aus Alcuinus sein, b) demus ergo — metet 
aus Hi. 868 B. Hiemit ist die ganze Parabel nebst ihrer Moral 
vollständig ausgelegt. Es folgt eine zweite Auslegnng der Parabel, 
welche sich nur über Lc. 16, 1 — 10 erstreckt und folgendermaßen 
zusammengesetzt ist: zu Lc. 1 — 8 Tkeophilm — perdiderunt aus 
Hi. 866 C— 867 E: zu Lc. 9 si autem — levabit aus Hi. 866 A; 
zu Lc. 10 a) quamobrem — dividat aus Hi. 866 AB, b) in minimo 

— magnitudo nach der Randbeischrift aus Augustinus (?). 

Ergibt sich nun etwa, daß Zach, eine Recension der „Homilia 
Hieronymi" vor sich hatte, in welcher die Stücke derselben, welche 
er derselben entlehnt, in derselben Reihenfolge standen, in welcher 
er sie vorführt? Die Annahme ist schon darum absurd, weil man 
eine ebensolche Redaction des Beda'schen Commentars annehmen 
müßte ; denn auch in dessen Benutzung springt Zach, hin und her. 
Die 6 Plagiate aus Beda stehen bei diesem selbst, wenn man sie 
nach der Reihenfolge bei Zach, beziffert, in folgender Ordnung: 
2, 3, 5, 4, 1, 6. Und welches Bild würde nun die von H. ange- 
nommene Recension der Homilia Hieronymi geben ^ wenn wir sie 
aus der Anordnung ihrer Elemente bei Zach, reconstruiren ? Diese 
Recension wäre folgendermaßen zusammengesetzt: 1) zu Lc. l~9a 
des Hi. eigene Auslegung (Vall. 864 B— 866 Z. 1 d. h. bis zur Er- 
klärung des Wortes Mammon), 2) zu Lc. 1 — 8 die Auslegung des 
Theophilus (Vall. 866 kurz vor D — 867 letzte Z.), 3) die ab- 
schließende Nutzanwendung des Hi, (Vall. 868 D dantes aliena — 
metet), 4) zu Lc. 9b (die Aufnahme in die ewigen Hütten) und 
Lc. 10 die Auslegung des Hi.. (Vall. 866 AB). 

Zu der Hypothese, die zu solchen Absurditäten führt, und 
welche die wirklichen Beispiele selbständiger Verbreitung, der ,,Ho- 
milia de villico" gegen sich hat, glaubt H. 128 genöthigt zu sein, 
weil sonst Zach, durch einen unbegreiflichen Zufall dazu gekommen 
wäre, zum Theil dieselben Sätze des Hi. dem Citat aus Theophilus 
anzuhängen, welche wir auch in T angehängt finden. Aber es 
handelt sich erstlich nur um 4 (nach M um etwa 5) von den 10 
Zeilen, welche bei T 79, 16 — 80, 1 mit solchen Sätzen des Hi. 
identisch sind, welche dieser nicht ausdrücklich auf seinen Theo- 
philus zurückgeführt hat. Sodann ist von Zufall zu reden gar kein 
Anlaß vorhanden (F. II, 17). Zach, ist erst nach Abschluß seiner 
Auslegung der ganzen Perikope zu der völlig abweichenden des 
Theophilus übergegangen und hat sie soweit mitgetheilt, als die 
„Homilia'^ des Hi. sie darbot. Da aber das dortige Citat aus 
Theophilus keine Auslegung der ganzen Perikope enthielt und sehr 



Nachträge zu Theophilus. 211 

ungeschickt mit einem Urtheil über die Juden im Gegensatz zu 
Paulus abbrach, so suchte ihr Zach, einen passenden Schluß zu 
geben. Dazu konnte er aber nur eine solche Auslegung von Lc. 
16, 9. 10 gebrauchen, in welcher ebenso wie bei Theophilus das 
dem Haushalter anvertraute Gut seines Herrn als gegensätzliches 
Bild der den Aposteln anvertrauten Lehren {leXy sermo divinus^ 
doctrina domini) aufgefaßt war. Das war der Fall in den vor- 
angehenden von ihm nicht benutzten Sätzen des Hi.über Lc.l6, 9. 10. 
Indem er diese Sätze jetzt zum Schluß der zweiten Auslegung 
machte, hat er weder selbst geglaubt, noch seine Leser glauben 
machen können, daß dies Worte des Theophilus seien. Hat er 
doch auch gleich darauf am Schluß seines ganzen Kapitels ohne 
jede Andeutung eines üebergangs zu Neuem Worte wieder eines 
andern Autors sich angeeignet. Oder sollen etwa auch die Schluß- 
worte des Zach, in jener fabelhaften Eecension der „Homilia Hi. 
de villico^ gestanden haben V Wenn aber das nicht, so liegen ja 
wohl die Karten auf dem Tisch, aus welchen H. sein Häuschen 
sich gebaut hat. Ein wunderbarer Zufall würde nur dann ob- 
walten, wenn zwei Plagiatoren unabhängig von einander^) ein 
immerhin ähnliches Verfahren eingeschlagen hätten. Aber dem ist 
eben nicht so. T ist kein Plagiator; und ein sehr begreifliches 
Verfahren, welches von gerade so viel Verstand zeugt, als man von 
einem leidlichen Compilator beanspruchen kann^ hat den Zach, ver- 
anlaßt, einige von den Sätzen, welche sich Hi. stillschweigend aus 
Theophilus angeeignet hatte, aber keineswegs alle diese Sätze mit 
dem Citat aus Theopilus zu verbinden, mit welchem sie ursprüng- 
lich zusammengehörten. 

In welche Widersprüche aber hat sich H. hier wieder ver- 
wickelt? Wo bleibt denn der harmlose Compilator, der unser T 
schon vor der Entdeckung der brüsseler Hs. sein sollte (H. 130)? 
und vollends wo bleibt der ehrliche Verfasser des brüsseler Prologs, 
der ja offen eingesteht, daß seine ganze Arbeit eine Compilation 
sei? Selbst wenn die Charakteristik des Compilators als eines 
Fälschers und Pseudotheophilus (H. 12 L 129) nur eine hypothe- 
tische Stilübung sein sollte, was Niemand den Worten ansehn kann, 
es bleibt die verdächtige Absicht des Plagiators, sein Plagiat zu 
verdecken ; es bleibt das verdächtige Bemühen, durch buchstäbliche 
Erinnerung an seine frühere Erklärung die aus Hi. entlehnte zweite 
Auslegung als ein Werk desselben Verfassers erscheinen zu lassen, 



1) Dies hält H. 127 für möglich, wenn auch für weniger wahrschein- 
lich! als seine ganz unmögliche Hypothese. 

14* 



212 Beilage III. 

welcher die erste Auslegung gegeben hatte. Und eben in diesem 
Verhältnis soll der Beweis liegen ^ daß Hi. das Original; T der 
Plagiator sei. „Also ist die Sache evident" (H. 127); d. h. es ent- 
hüllt sich eine Confasion in der Argumentation H.'s^ welche jeden- 
falls nicht Folge „profunder Gelehrsamkeit" ist. Klarer war doch 
die alte Hypothese ^ mit der ich's früher zu thun hatte. Gegen 
diese aber meine ich Gründe vorgetragen zu haben^ welche H. zum 
kleineren Theil acceptirt, zum grösseren Theil aber d. h. soweit 
auch er davon getroffen wird; unwiderlegt gelassen hat. 

2. Der Text des in T und bei Hi. identischen Stücks ist nach 
M demjenigen des Hi. in manchen Einzelheiten ähnlicher als nach 
F; und vielleicht hat M in allen diesen Fällen das Ursprüngliche 
bewährt^). Dadurch kommen selbstverständlich einige meiner frü- 
heren Bemerkungen, welche auf dem damals allein bekannten Text 
beruhten; in Wegfall; aber diejenigen Differenzen, auf welche ich 
hauptsächlich Gewicht gelegt habe, sind geblieben. Wenn H. 121 
zugibt; daß die Te vt vergleich ung nicht einmal einen Anhalt für die 
Hypothese der Priorität des Hi. vor T darbiete, so möchte ich 
gerne die zahlreiehen Anhaltspunkte; auf welche ich mich für meine 
gegentheilige Behauptung gsstützt habe; von ihm beseitigt sehn. 
Ohne die übrigen als bedeutungslos preiszugeben; erinnere ich noch 
einmal an drei dieser Punkte. H. selbst S. 120 findet es beach- 
tenswerth; daß T gegen alle lateinische Tradition pabulum schreibt^), 
wo Hi. das ihm und allen Lateinern gewöhnliche trüicutn (Lc. 16; 7) 
bietet. Der zweite Punkt wird deutlicher; wenn man mit der muth- 
maßlichen Gestalt des griechischen Originals die lateinischen Texte 
bei Hi. und T vergleicht, Tovtov (sc. tov d-eov) oixopofiog iatlv 
6 JlavXog, og yyuaqä xovq nodaq FafiaXi'^l^^ (Act. 22, 3) tcc leqä 
yQd(i[iaTa (la&cip (discens T, didicit et Hi.); zov vofAOV %ov &€0v 
i'Xaße xiiv oixoPO(ilap^), Die in Parenthese eingefügte Variante 
ist die einzige; welche nach M zwischen T und Hi. besteht. Da- 
raus folgt zunächst; daß entweder Hi. unsern lateinischen T; und 
nicht etwa dessen griechisches Original vor sich gehabt, oder daß T 
den Hi. ausgeschrieben hat. Aber wie käme in letzterem Fall der 
Compilator zu seiner dem Buchstaben des Originals enger sich an- 
schließenden Uebersetzung ? und wie kommt er zu dem sachlich 
ungeschickten Ausdruck; welcher es so erscheinen läßt; als ob das 



1) Mehreres hatte ich schon auf Grund des Hi. in den Text aufge- 
nommen p. 79, 4 nutntus; p. 79, 9 austeritatem. 

2) T 79, 3cf. 46, 21 und F. II, 97. 

3) Cf. Epb. 3, 2; Col. 1, 25; 1 Cor. 9, 17. 



Nachträge zu Theophilas. 213 

Lernen des Paulus mit seiner Beauftragung als Gesetzeslehrer zu- 
sammenfiele? Die Sache ist einfach^ wenn Hi. der Abschreiber ist. 
Der Uebersetzer T macht den in der lateinischen Uebersetzungs- 
literatur sehr gewöhnlichen und bei dem Mangel eines activen Par- 
ticipium Perfecti (Aoristi) im Lateinischen so begreiflichen Fehler^ 
daß er (la^toy so wiedergab^ als ob iiavd'dvünv dastünde.^) Da- 
gegen ist die Aenderung des Hi. eine stilistische Correctur, zu 
welcher er eines griechischen Originals nicht bedurfte. — Der 
dritte Punkt liegt in den Worten bei Hi. „Mendicare erubesco^^, 
ut qui doctor fueram Judaeorumy cogar a gentibus et a discipulo 
Änania salutis ac ßdei mendicare doctrinam, Aeußerlich fließt 
das, wie bei Hi. gewöhnlich^ glatt dahin. Aber mag man a gen- 
tibtis — Anania zu cogar ziehen *), oder zu mendicare, es ergibt 
sich beidemale der baare Unsinn; nämlich entweder dies^ daß 
Paulus bei seiner Bekehrung von den Heiden und von Ananias 
gezwungen worden sei, um die Heilswahrheit (bei wem ?) zu bettehi ; 
oder daß er (von Gott?) gezw^ungen worden sei^ die Heiden und 
den Ananias um die Heilswahrheit anzubetteln. Das kann ein 
griechischer Autor älterer Zeit; das kann der Theophilus des Hi. 
nicht geschrieben haben^ und auch Hi. nur, wenn er, wie so manch- 
mal, durch irgend etwas irritirt, der Form den Gedanken opferte. 
Was nun beide Hss. des T im wesentlichen übereinstimmend statt 
dessen bieten, cogar ad gentes per Ananiam disdpulum salutis 
ac ßdei mendicare doctrinam^) ist noch nicht befriedigend. Nur 
soviel ist klar : es soll gesagt werden, 1) Paulus, welcher bis dahin 
ein Lehrer der Juden war, werde jetzt genöthigt zu den Heiden 
zu gehn, und 2) Paulus, welcher selbst vorher ein Lehrer war, 
müsse jetzt um die rechte Lehre Andere, welche sie besitzen, an- 
betteln. Ob meine Conjectur ire et statt per^) glücklich ist, ist 
ganz nebensächlich; aber man sollte sie nicht tadeln, wenn man 
den offenbar beabsichtigten Gedanken nicht durch ein besseres 
Mittel zu retten weiß, und man sollte nicht von Originalität des 
Hi. reden, solange man nicht bestreiten kanu; daß erst der angeb- 



1 ) Cf. die Beispiele aus T in F. II, 163. 

2) So interpuDgirte Vallarsi, das entgegengesetzte Verständnis ver- 
trat Zacharias. Dieser entfernte aber den handgreiflichen Unsinn, indem 
er die Heiden einfach beseitigte und p. 855 D schrieb: ut qui doctor 
fueram Judaeorumy nunc incipiam doctrinam salutis mendicare ah 
Anania. 

3) T 78, 9 nebst Anm. cf F. II, 99. 163, und in Bezug auf M cf. 
H. 165 Anm. 41. 

4) Cf T 43, 7. Vielleicht ist nur et vor per ausgefallen. 



214 Beilage III. 

liehe Compilator zwar einen etwas dnnkelen Ausdruck^ aber einen 
erträglichen Sinn, ja einen kühnen, mit Gal. 1, 12 anscheinend 
streitenden Gedanken geschaffen hat. 

3. Die Originalität von T gegenüber Hi. erhellt auch aus 
der Einheitlichkeit des Abschnitts T III; 20. Die von Hi. abge- 
schriebenen; aber nicht so wie das Uebrige dem Theophilus zuge- 
schriebenen Sätze T p. 79, 16 — 80, 1 schliessen sich an das Vor- 
angehende an, ohne daß eine klaffende Fuge oder ein Widerspruch 
offenbar würde. Daß Lc. 16, 9 in T ohne Erklärung bleibt, ent- 
spricht dem eklektischen Verfahren in allen Theilen von T. Ge- 
rade ein Compilator, welcher aus dem Brief an Algasia das Theo- 
philuscitat abschrieb und dies durch die eigene Auslegung des Hi. 
vervollständigen wollte, würde das ganze deutlich abgegrenzte Stück ^) 
abgeschrieben haben, worin Hi. die von Jesus beigefügte Moral 
erklärt, also auch die Erklärung von Lc. 16, 9. Die Deutung von 
Lc. 16, 10 — 12 konnte natürlich nicht eine geradlinige Fortsetzung 
der Parabeldeutung sein, sowenig wie dieser Text, die von Jesus 
selbst angeschlossene Nutzanwendung, ein Theil der Parabel oder 
auch nur eine formelle Deutung derselben ist. Aber einen guten 
Zusammenhang hält T fest. Das Vermögen des Herrn, welches 
der Haushalter zu verwalten bekommen hat und dann im eigenen 
Interesse und ' in Milde gegen die Schuldner seines Herrn ver- 
schwendet hat, ist innerhalb der Deutung auf Paulus die lex dei 
T 77, 25, deren Forderung an die Judenchristen Paulus ebenso 
für erloschen erklärt hat (T 78, 12—15; 79, 3—7), wie er den 
Heiden Erlaß ihrer Schuld, ihrer Nichterfüllung des Gesetzes ver- 
kündigte (78, 16 — 79, 2), nachdem er selbst von der Strenge des 
Gesetzes zur Milde des Evangeliums bekehrt war (79, 8 — 10). In 
der Deutung der Nutzanwendung ist das Geringe und Fremde 
irdisches Geld und Gut, das Größere und Eigene aber, was den 
Jüngern anvertraut werden soll, ist eine pecunia spiritalis, genauer 
coelestis doctrina und nach M doctrina domini. Diese Auslegung 
wird erstlich dem zweifellosen Sinn der Nutzanwendung Jesu ge- 
recht, wonach das Geld in der Parabel zwar eigentlich gemeint, 
aber zugleich als ein gegensätzliches Bild höherer Güter bezeichnet 
ist, deren Verwaltung den Aposteln anvertraut werden soll. Ein 
Widerspruch würde sich nur dann ergeben, wenn man dem Theo- 



1) Hi. 865: Denique post paraholani intülit. Dagegen fällt die 
Fortsetzung des T 79, 16 {Qui fidelis etc ) mitten in einen Satz des Hi. 
866: Quamobrem sequitur: Qui fidelis etc. 



Nachträge zu Tbeophilus. 215 

philus des Hi. den abentheuerlichen Gedanken beimessen wollte, 
darum weil er in der Parabel eine weissagende Yorausdarstellnng 
der Geschichte des Paulus erkenne, könne auch Jesus in dieser 
Parabel den Jüngern keinerlei Lehren für ihr Verhalten haben 
geben wollen. Aber er las ja eine solche Moral in seinem Evan- 
gelientext als Wort Jesu der Parabel beigefügt. Er muß also seine 
Deutung der Parabel mit dieser Moral verträglich gefunden haben. 
Er hat auch die Moral in möglichst engem Anschluß an seine Pa- 
rabeldeutung behandelt. Der üebergang zur Deutung der Nutzan- 
wendung schließt sich nämlich bei T insofern besonders bequem 
an seine Deutung der Parabel an, als in dieser das Geld auch 
schon Bild eines geistigen Gutes, einer zum Zweck der Verkün- 
digung anvertrauten Offenbarungswahrheit war, nämlich Bild des 
Gesetzes, also eines im Vergleich zum Evangelium, zur apostolischen 
Predigt geringeren Gutes. Daß die Deutung von Lc. 16, 10—12 
von demselben Verfasser herrührt, wie die Deutung von Lc. 16, 
1 — 8, zeigt sich auch äußerlich darin^ daß die Worte in spiritali 
pecunia dividenda 79, 19 und nach M gleich darauf noch einmal 
doctrinam domini dividebat (lies dividat) auf das Bibelcitat') 
in T 79, 11 zurückweisen und nur von da aus verständlich sind. 
Bei Hi. 866 B schweben jene Ausdrücke in der Luft, weil er ihre 
biblische Grundlage erst sehr viel später 867 E in dem Excerpt 
aus Tlieophilus bringt. 

Aber auch das ist nichts weniger als ungeschickt, daß T 80, 1 
die ganze Auslegung mit den Worten schließt: Sciendum est autem 
hanc comparationem salvaforem nostrum episcopis posuisse. So 
nach P. Man würde dann eine kurze Antwort auf die naheliegende 
Frage haben, wem in der Gegenwart des Verfassers die zunächst 
den 12 Aposteln gegebene Anweisung Jesu gelte, das irdische Gut 
ohne Geiz den Dürftigen zuzuwenden und das geistliche Gut der 
evangelischen Lehre ohne Ansehn der Person weise auszutheilen. 
Das gilt in der Gegenwart den Bischöfen, welche Haushalter 
Gottes und Christi sind, wie es in erster Linie und zu ihrer Zeit 
die Apostel waren. 2) Nach M hat hier ein längerer Satz ge- 
standen^) des Inhalts, daß die Bischöfe, in der Führung ihres Ver- 



1) S. darüber weiter unten S. 220. 

2) Mt 24, 45-51; 25, 14-30; Lc. 19, 12—27 (dazu Till, 6); 1 Cor. 
4, 1; 9, 17; Eph. 3, 2; Col. 1, 25; Tit. 1, 7; Ign. Eph. 6, 1; Eus. h. e. 
IV, 4 

3) S. oben S. 207, Anm. 1. Ich sehe hier noch davon ab, daß 
wesentlich das Gleiche schon einmal bei T 47, 17—25 vorkam. 



216 Beilage II r. 

waltcramts ebenso, wie der ungerechte Haashalter in dem seinigen, 
gegen die Schuldner ihres Herrn d. h. die Sünder in der Gemeinde 
Milde üben sollen. T nimmt hier nicht auf die Nutzanwendung 
Jesu Rücksicht; sondern greift noch einmal auf die Parabel selbst 
zurück und sagt daher auch nicht haec dominum dixhse, sondern 
hanc comparaiionem s, n. episc, posuisse, Ist dies nun etwa, wie 
H. uns einreden will^ eine mit der ersten Paraboldeutung unver- 
trägliche zweite Deutung ^) ? Es ist ja vielmehr eine neue Nutz- 
anwendung der Parabel, welche neben diejenige tritt, die Jesus 
selbst gegeben hat. Diese neue Nutzanwendung pa£t aber trefflich 
zu der Deutung der Parabel. Auch Paulus in der Gestalt des 
ungerechten Haushalters hat Milde geübt gegen die schwer vor 
Gott verschuldeten Heiden und gegen die noch schwerer verschul- 
deten Juden, indem er ihnen Gottes sündenvergebende Gnade unter 
der einzigen Bedingung des Glaubens an die Auferstehung Christi 
verkündigte (78, 16 — 79, 8). So sollen es die Bischöfe gegenüber 
den in Sünden gerathenen Gliedern ihrer Gemeinden machen. Sie 
sollen die dementia evangelii walten lassen. 

IV. Besitzen wir an T III, 20 ein echtes Stück des dem Hi. be- 
kannten Evangeliencommentars des Theophilus, was in Bezug auf 
T p. 77, 23 — 79, 16 Niemand bestreiten kann, und in Bezug auf 
T p. 79, 16 — 80, 2 nur mit den vorhin wiederlegten Gründen be- 
stritten worden ist, so haben wir hieran einen freilich nicht aus- 
reichenden, aber sichern Maßstab der Beurtheilung für alles Andere, 
was sich uns als Bestandtheil desselben Commentnrs darbietet. 
Logt man diesen Maßstab von T an, so ergibt sich Einiges, was 
ich erst jetzt bestimmter hervorhebe. 

1. Den Schluß von T III, 20 bildet, wie schon bemerkt, nach 
M eine wenig veränderte und abgekürzte Wiederholung von T. III, 
11, nach P eine kürzere, aber doch unzweideutige Erinnerung an 
jene früheren Bemerkungen über dieselbe Parabel. Gleiche oder 
ähnliche Fälle finden sich aber in T vielfach ^). Mag in einzel- 
nen Fällen z. B. T. I, 25 = III, 3, trotz des Zeugnisses beider IIss. 



1) Gesetzt, es läge hier wirklich eine zweite Deutung derselben Pa- 
rabel vor, was nicht der Fall ist, so würde auch das nicht gegen die 
Identität des Urhebers beider Deutungen mit dem Verfasser des ganzen 
Buchs beweisen. Er verbindet z. B. T 55, 7 durch sive zwei total ver- 
schiedene Deutungen des Hauptstücks der Parabel in Mt. 20, 1—16. 
Cf auch p. 35, 14 mit 39, 1 und alle die sive oder vel p. 85, 8; 36, 6j 
39, 2; 53, 28; 58, 4; 61, 10; 68,28; 69, 14. 

2) H. 115—118 cf. S. 122 hat die Doubletten zusammengestellt. 



Nachträge zu Theophilus. 217 

die Vermuthung naheliegen, daß eine vielleicht bis in die Ent- 
stehungszeit des Buchs hinaufreichende Verwirrung vorliege; in 
den meisten Fällen ist durch die erheblichen Variationen des Ge- 
dankens und des Wortlauts diese Annahme ausgeschlossen. Aber 
auch eine besondere Absicht des Verfassers ist bei diesen Wieder- 
holungen nicht zu entdecken. Daß der hier vorliegenden Wieder- 
holung eine betrügerische Absicht des Gompilators zu Grunde liege, 
wie H. in Widerspruch mit sich selbst behauptet, wurde widerlegt. 
Auch die mattherzige Vermuthung, zu welcher H. (165 Anm. 40 
a. E.) schließlich in seiner Verlegenheit greift, daß T an jene 
^^Deutung'^ noch einmal habe erinnern wollen, weil sie ihm werth- 
voller erschienen sei, als die aus Hi. geschöpfte „Erklärung'', ist 
schon darum unhaltbar, weil T der angeblich aus Hi. genommenen 
Erklärung einen mehr als viermal so großen Kaum gegönnt hat, 
als der früheren. Es ist überhaupt ein Verstoß gegen alle Methode, 
für einen einzigen von etwa 12 Fällen solcher Wiederholung Mo- 
tive in Anspruch zu nehmen, welche auf die übrigen 11 Fälle 
schlechterdings nicht anwendbar sind. Ist nun aber erwiesen, daß 
die zweimalige Application der Parabel auf die Bischöfe sich an die 
von Hi. excerpirte Deutung der Parabel trefflich anschließt, ja aus 
deren wesentlichsten Gedanken erwachsen ist, so folgt, daß derselbe 
Schriftsteller, und zwar derselbe Bischof (F. II, 135), welcher 
T in, 11 geschrieben hat, auch T III, 20 in seinem ganzen Um- 
fang verfaßt und nach seiner Gewohnheit, sich zu wiederholen, 
am Schluß noch einmal auf seinen früheren Gedanken zurückge- 
griffen hat. 

2. Lipsius hat trotz meiner Anmerkung zu T 75, 5 behauptet, 
das durch Hi. aufbewahrte Fragment (= T 77, 23-79, 16) falle 
völlig aus dem Charakter der übrigen Allegorien des T heraus ^). 
Aber je fremdartiger die Deutung vom ,, ungerechten Haushalter ^ 
ist, um so mehr überrascht die völlige Uebereinstimmung der Me- 
thode mit der Deutung der Parabel vom „ungerechten Richter" 
T III, 13. Schon die Parabeln selbst sind einander ähnlich sowohl 
durch den Umstand, daß in beiden die Hauptperson das Attribut 
Tijg ddixlag erhält, als auch dadurch, daß beidemnle der Zweck 
einer moralischen Belehrung der Jünger deutlich im Text ausge- 
sprochen ist^J. Trotzdem deutet T beide Parabeln als weissagende 



1) Liter. Centralbl 1883 Nr. 21. — H. 127 findet, ohne Gründe an- 
zugeben , die Parallele „nicht in jeder Hinsicht schlagend", d. h, er will 
nicht zugestehen, daß sie seiner Hypothese ins Gesicht schlage. 

2) Lc. 16, 9—12; 18, 1. Es lassen sich also diese Parabeln nicht 



218 Beilage III. 

Vorausdarstellungen neutestamentlicber Gescbichtsthatsachen , dort 
auf Pilatus im Proceß Jesu, hier auf Paulus vor und nach seiner 
Bekehrung. Wer die exegetische Literatur der alten Kirche besser 
kennt; als ich, nenne mir eine analoge Deutung solcher Parabeln. 
Ich weiß auch heute nur bei Iren aus und Hippolytus ^) eine entfernt 
vergleichbare Deutung des ungerechten Richters auf den Antichrist; 
und etwa noch bei T p. 73, 3 die Deutung des Mannes ohne hoch- 
zeitliches Kleid auf Judas als Parallelen anzuführen. Es scheint 
sich zu ergeben, daß der Verfasser von T III, 13 ebenso wie der 
von T III, 11 identisch ist mit demjenigen von T III, 20 d. h. 
mit dem Theophilus des Hi., und daß dieser einer sehr frühen Ent- 
wicklungsstufe der kirchlichen Exegese angehört. 

3. Der Theophilus des Hi. wagt es beliebige, von jeder An- 
deutung einer allegorischen Bedeutung entblößte Zahlen, welche 
sein Text ihm bietet, auf bestimmte Gegenstände und Begriffe alle- 
gorisch zu deuten (T 78, 18—79, 8). Die Zahl 100 drückt die 
Völligkeit aus, 50 weist auf den Schulderlaß hin, 8 auf die Auf- 
erstehung Christi am 8. Tage, dem Sonntag, 10 auf den Dekalog '^) 
und daher 8X10^80 auf den Uebergang der sich bekehrenden 
Juden von dem im Dekalog (10) gebotenen Sabbath (7) zum christ- 
lichen Sonntag vermöge des Glaubens an die Auferstehung • Christi 
am Sonntag (8). Dieselbe Methode izeigt aber T von Anfang bis 
zu Ende. Beinah keine Zehnzahl läßt er vorübergehn, ohne sie 
auf den Dekalog zu deuten ^) ; die Zahl 8 bedeutet auch 77, 8. 14 
die Auferstehung Christi, und wie Theophilus durch die Multipli- 
cation 8X10, so gewinnt T 77, 6—8 durch die Addition 8-f-lO 



vergleichen mit denjenigen, welche eine Deutung auf vergangene oder zu- 
künftige Gescbichtsthatsachen nabelegen oder geradezu fordern, wie Mt. 
21, 28-22, 14. 

1) S Anm. zu T75, 5 und zu derselben Stelle F. II, 302 unter den 
Addenda. Vielleicht geht die Bezeichnung des Paulus als homo inimicus 
Clem. recogn. I, 70 auf Mt. 13, 24 — 30 zurück. Es wäre das auch ein 
Beispiel stattlichen Alters für diese Interpretationsweise; aber dort liegt 
eine offenbar die zukünftige Entwicklung der Kirche darstellende Parabel 
vor cf. Mt. 13, 36—43. 

2) Das ist hier, weil es schon so oft vorkam, nur kurz angedeutet 
durch mandata dei p. 79, 4 und decadibus p. 79, 7. Nur durch den 
Mittelbegriff „Dekalog^' mit seinem Sabbatbgebot (cf. p. 58, 3; 71, 23) 
kommt Theophilus auf den Sabbath, dessen Zahl (7) in der Parabel gar 
nicht vorkommt. Cf. zur Sache Ign. ad Magn. 9, 1 mit meinen Noten. 

3) p. 37, 19j 53,16-18; 60,13; 67, 16; 77, 7u.l4; 81, 21; 84, 13. 



Nachträge zu Tbeopbilus. 219 

einen religiösen Gedanken^ und zwar beide einen wenigstens ver- 
wandten Gedanken ^), Die Zahl 100 bedeutet auch T 65^ 26 die 
Stufe höchster Vollkommenheit. Nur zu der Deutung von 50 findet 
sich in T keine Parallele; es findet sich aber keine widersprechende 
Deutung derselben Zahl. Ist es nun wohl ein Zufall, daß der Theo- 
philus des Hi. die Deutung der Zahlen 8; 10, 100 wie selbstver- 
ständlich vorträgt oder geradezu voraussetzt; dagegen die Deutung 
der Zahl 50 durch zwei biblische Belege umständlich rechtfertigt? 
Er scheint doch vielmehr einen Unterschied zu machen zwischen 
den schon früher und theil weise mehrmals vorgetragenen Deutungen 
und der einen , welche hier zum ersten Mal vorkommt; d. h. der 
TheophiluS;. dessen Worte uns durch Hi. erhalten sind, ist identisch 
mit dem Verfasser des Buchs. 

4. Es ist kein eben gewöhnlicher Gedanke des hieronymiani- 
schen Theophilus, daß die Heiden in wesentlich gleicher Weise wie 
die Juden Gotte gegenüber verschuldet seien. Die gleiche Zahl 100 
drückt das Maß der Schuld beider aus; nur der Unterschied von 
Gel und Weizen in der Parabel soll andeuten, daß die Juden das 
von Gott anvertraute Gesetz inniger sich angeeignet haben. Der 
Weizen wird täglich gegessen , mit dem Gel salbt man sich nur.. 
Beiden gegenüber aber läßt dann Paulus die Milde des Evangeliums 
an die Stelle der Strenge des Gesetzes treten. Ist es denn wieder- 
um ein Zufall^ daß nach T 53; 18 cf. 58, 2 alle Menschen durch 
Uebei'tretung des Dekalogs Gotte gegenüber Schuldner geworden 
sind, und daß diese Anschauung gerade der Auffassung des mo- 
saischen Gesetzes bei Theophilus von Antiochien entspricht (F. II; 
140—149)? 

5. Es finden sich in T mehrere durchaus nicht geläufige Aus- 
drücke wieder; welche bei dem Theophilus desHi. vorkommen : mutari 
p. 79, 10=51, 12 für die Bekehrung zum Christenglauben ; pabu- 
lum p. 79; 3 = 46, 21 vom Worte Gottes als Nahrungsmittel ; spiri- 
talis pecunia ^) 79, 19 = 67, 20. 26. 31; coelestis doctrina 79, 21 
= 61, 9. Der Ausdruck für die Abolition des Gesetzes durch die 
apostolische Predigt wird 78, 7 (cf. lin. 14) ebenso wie 67, 27 aus 
Lei 6; 16 entnommen. An Rom. 15,9 wird, wo von Bekehrung der 
Heiden die Rede ist; sowohl 78; 18 wie 69; 30 angespielt (cf.F.II, 99.) 
Das merkwürdigste Zusammentreffen sei zuletzt erwähnt. Der 
Theophilus des Hi. sagt von dem noch unbekehrten Paulus in einer 



1) AebDliche Rechenkünste p. 81, 16 sqq. 84, 12 sqq. 

2) Dies und das Folgende in dem von H. aDgefocbtenen Theil. 



220 Beilage IIL 

aus Gen. 4, 7 entlehnten Form ^) : f,licet bene offerebat, non bene 
tarnen dividebat^', credens quidem inpatrem, sed filium persequens, 
Habens deum omnipotentemj sed sanctum spiritum negans^). Was 
also nicht getrennt werden (dividi) soll und darf, ist Vater, Sohn 
und Geist d. h. nach der Sprache des Theophilus von Antiochien 
(ad Autol. II, 14) ^ tqidg^). Von da aus wird es verständlich, 
daß T 44, 22 schreibt: „Margarita pretiosa'^ est trinitas sancta, 
quae dividi non potest, nam in unitate consistit. Es verhält sich 
auch nicht etwa so, daß dies in speculativem Sinne, jenes aber im 
praktischen Sinne des Heilsglaubens an den dreieinigen Gott ge- 
sagt wäre. . Auch p. 44 handelt es sich, wie unmittelbar vorher 
bei dem Schatz im Acker, um das kostbare Heilsgut, -welches zu 
erwerben, der Mensch Alles hingeben soll. 

Die Behauptung, daß T mit dem Theophilus des Hi. schlech- 
terdings gar nichts zu schaflten habe, möchte nach vorstehenden 
Ausführungen (II — IV) doch einiger Einschränkung bedürftig er- 
scheinen. 

V. Ein entscheidender Beweis gegen die Identität beider Werke 
soll aber in dem Widerspruch zwischen der Beschaffenheit des T 
und der Beschreibung des Hi. liegen (H. 103 — 114). Ich bin 
.ganz damit einverstanden, daß man es mit den Worten des Hi. 
genau nehme, und habe in diesem Falle nicht einmal Anlaß da- 
ran zu erinnern, daß Hi. selbst es mit seinen Worten gewöhnlich 
nicht sehr genau nimmt. Ich muß in Kürze wiederholen (cf. F. 
n, 9 — 14), daß man aus der dreifachen Erwähnung des fraglichen 
Evangeliencommentars bei Hi. folgende Sätze zu entnehmen hat: 
1) Theophilus hat nicht, wie man früher vielfach annahm, erstens 
eine Evangelienharmonie verfaßt und zweitens über diese einen 
Commentar geschrieben *), sondern er hat in seinem Commentar 



1) T 79, 11 dazu die Addenda S. 302. 

2) Nur nebenbenbei sei bemerkt, daß die letztere weder durch die 
Apostelgeschichte noch durch die Selbstbekenntnisse des Paulus nahegelegte 
Bemerkung, daß Paulus nicht nur Christus verfolgt, soDdern auch den 
Geist geleugnet habe, merkwürdig zusammentrifft mit T 49, 13, wo nach 
dem ZusammenbaDg gesagt ist, daß Paulus nicht nur den Menschensohn, 
sondern aacb den hl. Geist gelästert habe. 

3) Auch T p. 72, 1 u. 2 gebraucht dicht neben einander den volks- 
thümlich breiten und den theologisch knappen Ausdruck. 

4) Es genügt nicht, daß H. J06 widerwillig zugibt, hierin möge ich 
Recht haben, statt sich zu freuen, daß ein eingerosteter Irrthum durch 
mich beseitigt worden ist. Der Brief an Algasia läßt keinen Zweifel 
darüber zu, daß eben die „commentarii*^ des Th. das „unum opus'* sind. 



Nachträge zu Theophilas. 221 

„das Evangelium^ d. h. nach dem Sprachgebrauch des Hi. die 
kirchliche Evangeliensammlung ausgelegt. 2) Theopbilus hat es 
nicht 80 gemacht, wie die übrigen dem Hi. bekannten Evangelien- 
ausleger ^), daß er über die verschiedenen Evangelien verschiedene 
Commentare schrieb, sondern er hat den Inhalt der vier Evangelien 
in ein einziges Werk zusammengedrängt. 3) Der etwas affectirto 
Ausdruck quatuor evangelistarum in unum corpus dicta compiu" 
gens^) scheint anzudeuten, daß Theophil us ,,in ungewöhnlicher, viel- 
leicht auch ungeordneter Weise die evangelischen Texte gemischt^ 
hatte; denn das Zusammendrängen und Hineinstopfen sonst geson- 
dert gehaltener Massen in ein einziges vergleichsweise enges Be- 
hältnis, pflegt zur Folge zu haben, daß die Dinge unfreiwillige Ver- 
bindungen eingehn und in Unordnung gerathen. Dieser Beschrei- 
bung des Hi. und auch dem 3. Punct derselben entspricht aber, 
wie ich F. H, 18 — 21 gezeigt habe, und jeder Leser des Commen- 
tars sehen kann, unser T in einem Maße, wie kein anderes Werk 
der exegetischen Literatur der alten griechischen und lateinischen 
Kirche. Mit H., welcher wie gezeigt die Worte des Hi. trotz mei- 
ner richtigen Uebersetzungen und deutlichen Erklärungen falsch 
verstanden hat, über alle Einzelnheiten zu streiten, halte ich für 
überflüssig ^). 



welches man fälschlich für eine Evangelienbarmonie gehalten bat, während 
Hi. auch im Schriftstellerkatalog und in der Vorrede zum Matthaeuscora- 
mentar nur von den „commentarii*^ spricht. 

1) Hi. erwähnt als solche gleich darauf (Vallarsi I, 868) den Am- 
brosins, den Origenes und den Didymus. 

2) H. j06 übersetzt die ,,klaren Worte*' des Hi. einfach falsch: „zu 
einem Werke verbunden.*' Bei Georges (6. Aufl.), welchen ich H. zu 
lieb aufschlage, finde ich nur folgende Beispiele für die vorliegende 
Wortverbindung: compingere in carcerem — Apuliam — tecta Gallo- 
rum — iudicia et contiunculas — pristrinum — oculos. Auf keius die- 
ser Beispiele paßt H.'s Uebersetzang. Sie steht auch im Widerspruch 
mit seinem S. 220 Anm. 4 erwähnten Zugeständnis, denn nach seiner Ueber- 
setzang wäre das fragliche Werk gar kein Gommentar, soDdern eine 
Evangelienharmonie. 

3) Drei Beispiele mögen sein Verfahren charakterisiren. H. 107—109 
ereifert sich für die wesentliche Echtheit der Ueberschriften von libll— IV 
in P, welche durch M keine Bestätigung erfahren haben. Zugleich be- 
zweifelt er die Echtheit der in diesen Ueberschriften enthaltenen Worte 
liber secundus, tertius, quartus und macht mir einen Vorwarf daraus^ 
dafi ich T 64, 14; 68, 22; 80, 4 die Worte secundum Marcum etc. in 
Klammem gesetzt habe, zeigt aber weder, wie diese Worte sich mit 
Über secundus vertragen, noch wie der Genetiv allegoriarum ohne diese 



222 Beilage III. 

VI, Wenn nun aus den früher vorgetragenen, von H. nicht 
widerlegten Gründen und nach manchen neuen Beobachtungen sich 
zu ergeben scheint, daß 1\ mögen auch einzelne Veränderungen 
im Laufe der Jahrhunderte ihm widerfahren sein, im Wesentlichen 
der von H. beschriebene, citirte und stillschweigend ausgebeutete 
Evangeliencommentar sei, so wird auch noch einmal die Frage auf- 
geworfen werden dürfen , ob dieser Gommentar ein Werk des 
antiochenischen Bischofs aus der Zeit von 170—185 sei. Der 
Zweifel hieran, welchen Hi. einmal in einer seiner flüchtigsten Schrif- 
ten andeutet oder anzudeuten scheint ^), wird weit überwogen durch 
die pomphafte Art, in welcher Hi. den Commentar in zwei anderen 
Fällen anfuhrt, in welchen er das Buch vor sich hatte und be- 
nutzte. Da H. meine diesbezüglichen Nachweisungen ^) nicht wider- 
legt, sondern nur im allgemeinen unter sein Verdammungsurtheil be- 
schlossen hat (H. 14, 1), so warten sie eben noch der^iderlegung. 
Ich hoffe in den folgenden Nachträgen jede unnöthige Wiederholung 
vermieden zu haben. 

1. Ich hatte die Vermuthung gewagt (F. II, 273), daß die 
Ordnung der Evangelien in dem Druck von 1575 (Matthaeus, 
Marcus, Lucas, Johannes) nicht die ursprüngliche sei, daß T selbst 
vielmehr die Ordnung Matthaeus, Marcus, Johannes, Lucas gehabt 
habe. Dies ist nun durch die alte brtisseler Hs. bestätigt (H. 163). 
T hat nicht nur in seiner Vorbemerkung über die Evangelisten, 
sondern auch in der Auslegung der Evangelien und der Einrich- 



von ihm verdächtigten Worte erträglich sei. — Das erste deutliche Bei- 
spiel einer TextmiscbaDg T 33, 6 schafft sich H. 111 durch den Einfall 
vom Halse , daß T ein Wortspiel zwischen panis und pannis beabsich- 
tigt habe. Aber erstlich wäre die Textmiscbung darum nicht weniger ; 
thatsächlich. Sodann verstößt H. gegen die wichtige exgetische Regel, 
daß man einem Autor keine Albernheit andichten darf, die er nicht be- 
gangen hat. Auf den Ruhm, sie entdeckt oder vielmehr erfunden zu 
haben (H. 133), verzichte ich gerne. Der Gegensatz zwischen dem vom 
Himmel gestiegenen Lebensbrot und dem in Windeln liegenden Menschen- 
kind, und dann wieder zwischen den „Windelein so schlecht** und den 
reichen Gaben der Magier nachher, wäre, dächte ich, Grund genug für 
die Stellung von T 33, 6 in seiner Umgebung. — Endlich wagt H. 111 
die Behauptung, daß ich T 47, 1 ohne Grund Jo. 2, 2 statt Ht. 22, 2 an j 
den Rand gesetzt habe. Wenn H. den dort angegebenen Grand nicht 
begreifen oder nicht widerlegen kann, so ist's doch darum ein Grund. 
Aber vom „Beweisen*^ hält H. nicht viel. 

1) V. ill. 2b cf F. II, 10. Mehr kann man trotz H. 104 nicht be- 
haupten. 

2) F. II, 132- 156. 159. 231 f. 255 f. 273 f. 



Nachträge zu theophilus. 223 

tung seines Buchs diejenige Ordnung der Evangelien befolgt , für 
welche im ganzen Bereich der griechischen und lateinischen Kirche 
kein Beispiel beigebracht worden ist, und welche dagegen durch 
den Syrus Curetoniauus als die Ordnung der Evangelien in der 
syrischen Kirche ältester Zeit bekannt geworden ist. Nach H. 175 
muß dies jetzt „als zufällig beurtheilt werden," Aber welcher 
denkende Forscher wird sich dabei beruhigen? In welcher Ord- 
nung man zu der Zeit des angeblichen Gompilators die Evangelien 
las und insbesondere auch im kirchlichen Unterricht in Gallien 
die Thiersymbole der Evangelisten erklärte^ wissen wir aus Euche- 
rius von Lyon und aus den Liturgien ^). Es ist diejenige des Hi. 
Wenn's nicht zugleich sehr traurig zu sehen wäre, müßte H/s Ver- 
such; nun doch für ,,dies Unicum im Abendland" Analoga beizu- 
bringen, Heiterkeit erregen. Meine bescheidenen Bemerkungen 
(F. II, 274) über jenen Arnobius iunior, welcher eine kleine Samm- 
lung von Scholien über die Ew. des Johannes, Matthaeus und Lu- 
cas in dieser Ordnung hinterlassen hat, werden von H. zu diesem 
Zweck misbraucht. Aber es leuchtet doch wohl ein, daß nur wenn 
anerkannt wird, was H. leugnet, daß nämlich jener ,, Arnobius" ein 
bloßes Excerpt aus T ist, ein Anlaß vorliegt, die Evangelienord- 
nung beider zu vergleichen, und daß sich dann einigermaßen er- 
klären läßt, wie Arnobius aus der ursprünglichen Ordnung des T 
seine davon völlig abweichende gewonnen hat. Wenn aber H. da- 
ran erinnert, daß auch Origenes einmal in seiner einleitenden Ho- 
milie zu Lucas die Evangelienordnung des T befolge, so wird er 
doch wohl damit nicht ernstlich behaupten wollen, daß Origenes 
oder die alexandrinische Kirche die Evangelien in dieser Ordnung 
gelesen oder abgeschrieben habe ^). Ich warte darauf, ehe ich 
gründlich antworte. Nur dem exegetischen Unwermögen H.'s in 
Bezug auf diese eine Stelle ^) will ich abhelfen. Origenes nennt 



1) Aus dem Sacrament. Bobiense bei Mabillon, Mus. Ital. tom. I 
pars 2 p. 311 (die Hs. etwa um d. J. 700 geschrieben nach Mabillon p. 275» 
der Inhalt meist viel älter) und aus dem Missale Gallicauum vetos bei Ma- 
billion, Liturgia Gallic. p. 343. — Eucherius, instruct. 1, 2 Migne 50 col. 796. 

2) Und was wäre gewonnen, wenn dies ebenso richtig wäre, als es 
falsch ist? Ein Beispiel aas der griechischen Kirche des 3. Jahrhunderts, 
also doch wohl kein Beleg für das Verfahren eines gallischen Compila* 
tors um 500. 

3) Delarue III, 933; das griechische Original ebendort p. 932, aber 
auch in manchen Compendien : MaT&aTog yaQ ovx inexslgtiaeVt «Ar eyga^ 
iffsv i^ dyiov xiyovfiivog nvevficcTog^ öfjtoitog xal Magxog xal ^Iwavvrjg' 
naganlrialfog Sh xai Aovxag, 



224 Beilage III. 

die drei Evangelisteo , auf welche Jemand die Charakteristik der 
noXloi im Prolog des Lucas beziehen könnte, auf welche sie aber 
nicht bezogen werden soll. Er nennt sie in der Keihenfolge, 
welche sich nach Ausschluß des selbstrerständlich hier nicht in 
Betracht kommenden Lucas selbst aus der gewöhnlichen, auch dem 
Origenes geläufigen Ordnung ergibt (Matthaeus, Marens, [Lucas], 
Johannes). Nachträglich aber fugt er hinzu, daß man ähnlich auch 
über Lucas selbst zu urtheilen habe. Auch indirect hat dieser nicht 
sein eigenes Unternehmen als ein unberechtigtes Unternehmen cha- 
rakterisirty indem er sich mit jenen noiXoi zusammenstellte. — Das 
Käthsel der Evangelienordnung in T wird bestehen, bis man ein> 
sieht, daß die Ueberlieferung , welche dies Werk einen antioche- 
nischen Bischof von 170—185 zuschreibt, im wesentlichen Recht 
hat. Mag das Buch durch den Uebersetzer oder auch einen spä- 
teren Bearbeiter Veränderungen erfahren haben: Der Grundstock 
und die Anordnung des Buches ist geblieben. 

2. Keiner meiner Kritiker hat zu bestreiten versucht, daß in 
T III, 6 wesensentlich die gleiche Deutung der Geschichte vom 
barmherzigen Samariter vorgetragen ist, welche Origenes in einer 
Predigt als diejenige eines älteren Auslegers nicht ohne einige 
kritische Andeutungen reproducirt hat ^). Vergegenwärtigt man 
sich, daß es unseres Wissens vor Origenes keinen kirchlichen Evan- 
geliencommentar ^) gegeben hat , wenn nicht Theophilus von Anti- 
ochien. einen solchen geschrieben hat, so entsteht ein ziemlich hoher 
Grad von Wahrscheinlichkeit dafür, daß Origenes unter seinem 
„Alten" eben den Theophilus versteht. Nun könnte ja trotzdem 
ein Compilator diese Auslegung anderswoher, allenfalls aus Augusti- 
nus, worüber nachher zu reden ist, oder aus der hieronymianischen 
Uebersetznng der Homilie des Origenes genommen haben, wogegen 
aber gute Gründe vorliegen (F. II, 130). Das Beweisende liegt 



1) F. I, 170 Anm. und S. 129 ff. 

2) Das Werk des Papias kann hier schwerlich in Betracht kommen. 
Sehr gering war auch vor der Zeit des Origenes sicherlich die Zahl der 
literarisch verbreiteten Homilien, in deren einer dieser Text hätte erklärt 
werden können. Jedenfalls konnte in einer solchen nicht die schollen- 
artige, unerbaulich kurze und doch vollständige Auslegung stehen, wie 
sie Origenes referirt, und T sie enthält. Die Deutung der Parabel in der 
Predigt des Clemens über den Reichen, der selig wird (§ 29) kann das 
veranschaulichen. Sie ist auch materiell wesentlich verschieden: Die 
Bäuber = die Geister der Finsternis; die Wunden = sündliche Leiden- 
schaften; der Samariter = Christus; der Wein = Blut Christi;' das 
Oel = Barmherzigkeit des Vaters ; der Wirth = die guten Engel. 



Nachträge za Theophilus. 225 

erst in dem ZuBammentreffen der beiden Umstände , daß eine von 
Origenes wahrscheinlich dem Commentar des Theophilus von Anti- 
ochien entnommene Auslegung einer ganzen Parabel gerade in 
einem solchen Commentar sich wiederfindet , welcher durch eine 
beachtenswerthe Ueberlieferung demselben Theophilus zugeschrieben 
wird. Ist auch dies ^als Zufall zu beurtheilon^^ so stelle man es 
auch unter die Räthsel, die man nicht zu lösen vermag. 

3. Der Coislinianus 20^ eine Pergamenths. des 10. oder 11. 
Jahrhunderts ^), enthält einen vollständigen Text der vier Evange- 
lien^ um welchen herum dieselbe Hand, welche den Text schrieb^ 
auf allen 4 Kändern mit kleiner zierlicher Schrift einen sehr aus- 
führlichen Commentar geschrieben hat. Dieser Commentar ist keine 
Catene im strengeren Sinn dieses Wortes, sondern eine catenen- 
artige Compilation aus einer großen Menge griechischer Väter, 
unter welchen Auastasius von Antiochien der Jüngste ist. Die Er- 
klärung zu Marcus (fol. 148^) ist der sogenannte Victor« Aehn- 
licher Anlage sind auch die Erklärungen zu den übrigen Evan- 
gelien. Das aus den verschiedensten Quellen geschöpfte Material 
ist zu einer gewissen Einheit verarbeitet. Kein einziger Satz ist 
auf einen einzelnen Exegeten zurückgeführt; es scheint auch sehr 
Weniges buchstäblich genau aus den Quellen abgeschrieben zu 
sein. Auf fol. 507^. 508^ liest man nämlich Folgendes^): rilog 
T&v (TXoXiwv Tov xatä ^Icadppfiv evayyeXlov äno di,a(p6q(AV ^), 
ndvTBq ol (piXonovmq ivrvyx^^^^'^^^ '^fl 'tovöe tov evayyeliov 
(fvyyqatp^ xal noXXiiv xiiv w^iXetav ix tijg t£v novfi&ivtmv 
f^lkip äno dia^OQOsy igf^fiyacop ffvpaytoy^g äqv(Tai»,evoi , evxetT&e 
Ineq tov (piXonoviaq äno noiiX&v ßlßXmv tavTa ovvaYfXYOvroq xal 
cvyyeyQag>6Tog xal (fwagfioffat/Tog ' xal yciQ ix noXXmv xal dia^o- 
gmp ov iiopov ayiiAv naTiquiv, dXXä xal ddoxifiwp alqetiM&v avTfi 
^ ßißXog iffxediatTTai, Xiyos Sri ^I(advpov imaxonov KfAvaTavTivov- 
noXetaq tov Xqvaotnoyiov, KvqlXXov iniaxonov IdXe^apdqelag xal 
TItov iniaxonov BotrTQoop, Evaeßlov xal 2evfiqov xal Gsodcoqov 
MoxpoveCTlaq xal QeodU qov^HqaxXelaq^^AnoXivaqlov ts xal^SIqi- 
yivovq xal BlxToqog, OeotplXov tb xal KvqlXXov ^leqoaoXv- 



1) MontfaucoD, bibl. Coislin. p. 63 sagt: saec. X; die neutestament- 
liehen Textkritiker, bei welchen diese Hs. nminusc 36'' heißt, schreiben 
sie dem saec. XI zu: Scholz N. T. voll p. 41 ; Tischendorf, Proll. Edit. 
VII p. 198; Scrivener, Introd. ed. 2. p. 169. 

2) Der Abdruck bei Montfaucon, bibl. Coisl. p. 64 ist ziemlich genau. 
Wo der meinige abweicht, folgte ich der Hs. 

3) Wesentlich dieselbe Schlußformel schon einmal vorher fol. 506 s. 

Zabni Forschungen. III. J^r^ 



226 Beilage III. 

fiav xal lAt&apafflovldXe^avdQelaq, iviote di xaiBaffiXeiov tov 
fieyälov xal FQfjyoQlov %ov &€oX6yov xai FQfiyoQlov Nvfftrfj^ xal 
^laidwqoVy ^ni(pavBlov re Kvnqov »cel Me&odlov Hatäqmv^ 
lAvatnaaiov lArttoxelaq xa$ JidvfAOV tov TVtpXov xai kxiqmv 
noiXtöv, äv zd ovoikaza ovx evQfj^ai ' ix tovftnv xolwv ctnav- 
Tfov rqi/ ßißXov tavTtjp iqaviadiievoq ^ ovdkv t(3p ädoxifiwg xai 
xaxoaxoXtoq iv zoiq tößv aiqecixdäv (TxoXloiq elQfjfkipaoy ip&e£g, 
ätrve (Afi dv%l xqfi<nov xai vyteipov (paqfidxov diiXi^T^qioy xav- 
aqtvffavTeg oXid^qtop top tfjg dtdaaxaXlag iqya<T<6(A€&a XoyoVy 
diX Sffa dva(ig>iß6X(ag n&ai tolg ayioig na%qd(Tiv edo^ep, tavza 
xai ^(A€7g dqaqoTOkg zij ipiXonoptg fieXlofffi (Aifu^ffdfiepoi ix noX- 
Xäp »al diaifoqwp dp^itop %ov Tijg yqacpfjg Xoyixov Xeifiäpog 
dqeifjdfAepoi xtX. 

Wenn nnter den für diese Compilation verwertheten Schrift- 
stellern und zwar vor dem iplove de xai, welches die Aufzählung 
einiger nur ganz nebensächlich benutzter Väter einleitet, aber andrer- 
seits doch erst gegen Ende der Aufzählung der Hauptautoren ein Theo- 
philus genannt wird^ so ist man zu der Erwartung berechtigt^ daß 
hier und dort Spuren der Benutzung einer für die Evangelienerklärung 
in Betracht kommenden Schrift eines Theophilus sich zeigen werden. 
Ob der Alexandriner oder der Antiochener gemeint sei^ kann mau 
aus der Stellung des Namens nicht erkennen. Er steht zwischen 
dem antiochenischen Presbyter Victor und dem jerusalemischen 
Bischof Cjrillus. Auch chronologisch ist die Aufzählung nicht ge- 
ordnet. Sollten sich aber in dieser Compilation Sätze finden^ welche 
bei keinem der sonst vom Gompilator genannten Schriftsteller , so- 
weit sie uns erhalten sind^ wohl aber in dem^ dem Theophilus von 
Antiochien zugeschriebenen Evangeliencommentar mehr oder weniger 
genau sich nachweisen lassen, so ist bewiesen, daß T Uebersetzung 
eines griechischen Werks unter dem Namen des Theophilus ist. 
Dieser Fall liegt in der That vor. Wie sehr es zu beklagen ist, 
daß die vorhin beschriebene Art und Einrichtung der Evangelien- 
erklärung im Coislinianus 20 den Beweis verdunkelt, so ist dieser 
doch zu führen. Ich theile die Stücke, welche mir besonders be- 
achtenswerth erschienen sind, nach der Reihenfolge im Coislinianus 
mit, welche zugleich auch diejenige der Parallelen in T ist. 

A) Coisl. fol. 13»» (cf. T 32,13-33, 1): gietd Tifp ikPf^ateiap 
cvXXaiJbßdpei , %pa do^fi i^ avtov xexvtjxipai xai axfj xfidefiopa 
ix %aig imßovXaig, xai %pa [i^ ip t^) olxtf züp yopicop tovto 
na&ovaa xtpdvpevCfj' äXXtog te ovx inl dfiPfjCTevtov iyi- 
psvo T^g naq&äpov ^ (TvXXfixjJig did rb ffvpeffxiafffii- 
Ptog yspiff^at z^p yippfjffip, ipa Xd&fi top äqxopta zov 



Nachträge zu Theophilus. 227 

xoGfkOV tovTov^ yevveo^it^ov tov xataXv trawog avtov * ei yäq 
firi ovTtog iyiifßTO, iniaTfitrep av %^ t^c yeviaewg xaiPo%fii;i xat 
ivxeavqazevcaTO- naqä r^i/ äga^ ovv tcov %ov ydiAOV 7iQay(iaTfav 
ka&op %d nyevfia xal top äpTixeiiievov xal top 'Itjuüiifp inX^Qmffep 
Tovg Tov raßQiijl Xoyovg. %av%a de ovtoog (^xopofifiS'fi , %pa xal 
%ovq ^lovdalovg Xcc&ij xvotpoQOVfASPog xal Tixtofiepog o Xqi<rt6g, 
fiefAPi^CTeviiipfig oiicijg vrig äylag naqd'ipov. 

Diese nicht eben geordnete Zusammenstellung von Gründen 
für das Verlöbnis Maria's vor der Empfängnis ist in ihrem erstell 
Theil biß xipdvpevtTij offenbar von Theodorus Herakleota abhängig, 
dessen Erklärung ich F. II^ 32 f. unter dem Text mittheilte und 
F. II; 128 besprach. Unser Compilator hat diesen Theodor unter 
seinen Quellen genannt, und dessen Worte sind es, welche er hier 
wiederklingen läßt: tlpog €P€X€p fietä Tf^p (iPfioteiap CVPiXaßep 
^ naq&ipog . . . t^ ze doxeip nätrip e^ ^lasa^^ yepi(r&a$ v^p 
xvfiatp ... ezi xal ttp xrideikopa e%eip xal didxopov ip Talg 
n€QiOtd(T€OiP» Man sieht an diesem Beispiel, wie frei der Compi- 
lator seine Vorlagen reproducirt hat. Die nur theilweise von ihm 
wiederholte Erklärung Theodors entspricht den drei ersten Gründen 
des T. Ist es nun ein Zufall, da£ der Compilator mit äiXmg %€ 
zu einem anderen, von Theodor nicht ausgesprochenen Erklärungs- 
grund übergeht, welcher bei T als vierter Grund an jene drei sich 
schließt? Man kann sich durch diesen zweiten Absatz [aXXtog — 
xaTaXvoapvog avTOp) auch an Ignatius ad Ephes. 19 oder an jene 
Stelle des Basilius erinnern lassen, wovon ich F. IT, 127 f. cf. S. 
103 zu handeln hatte. Aber abgesehen davon, daß Ignatius gar 
nicht vom Verlöbnis der Maria geredet hat, so hat der Compilator 
den Ignatius auch nicht einmal unter den sporadisch von ihm be- 
rücksichtigten Vätern genannt, und Basilius nennt selbst als Urheber 
jenes vierten Erklärungsgrundes für Maria's Verlöbnis „Einen der 
Alten", also einen griechischen Theologen, welcher mindestens 
100 Jahre vor Basilius geschrieben haben muß. Nun findet sich 
in den Worten des T ut partus eius faileret diabolum der Ge- 
danke genau wieder, welchen die obigen Worte des Coislinianus 
%pa Xd&fi (sc. ^ yippfj(Ti,g) top äqxopra tov xofffAOV tovtov aus- 
drücken; und dieser Compilator bekennt, unter anderen auch aus 
einem Theophilus geschöpft zu haben. Es ist daher sehr wahr- 
scheinlich, daß er dies gerade auch hier gethan hat, und daß unser 
T dieser Theophilus ist. 

B) Coisl. fol. 16 a (cf. T p. 33, 4—6): eitel de BTi»Xeefi 
eqgjiffipeveTai olxog äqzov, ixet äqa yeppäzai 6 äqTog 6 ^äp o 
ix TOV ovqapov xaTaßdg xptl Zm'^p didovg TCp xotTfUf. Es be- 

15* 



228 Beilage lU. 

darf keiner weiteren Ausführung, daß hierdurch die Wahrscheinlich- 
keit der Identität des T mit dem Theophilus des Compilators um 
ein beträchtliches wächst. Außer den Bemerkungen in F. II, 137 
kommt auch der Umstand in Betracht, daß diese zweite Parallele 
in T unmittelbar an die erste sich anschließt. Ebenso unmittelbar 
folgt im Text des T eine dritte. 

C) Coisl. fol. 16 b (cf. T p. 33, 8—34, 1) heißt es von den 
Magiern: nQO(T(piqovGiP a (piqovfftv XQ^^^^ ^^ ßaCiXei^ Xißa- 
vov (og d'Ctfy cFiivqvap (og (Aa&opteg änd BaXaäyk neqi avvov %d 
,,xa%axli&elg äyanavaetai (og Xiwp, zig iyeqei avtov" diiXovv 
ttVTOv t^p Taq>iiv xai zrip ix vexQCüp ävatnaaiv. 

Der Gedanke findet sich mehr oder weniger ähnlich bei vielen 
griechischen und lateinischen Vätern (F. II, 33 Anm. cf. S. 103. 
120. 124), aber bei keinem in einer so genau mit dem Coislinianas 
übereinstimmenden Form wie bei T ^). Auch hier hat der Compilator 
eigene oder anderwärtsher entlehnte Gedanken mit der zunächst 
erkennbaren Vorlage verbunden. Es sind drei solcher Zuthaten zu 
unterscheiden. Er preßt den im biblischen Text vorliegenden Be- 
griff nqoffiivSY*^^ f ^^ führt die Erkenntnis der Magier auf Bileam 
zurück, und er fügt zum Begräbnis die Auferstehung hinzu. Letzteres 
ist eine offenbare Geschmacklosigkeit, zu welcher der Compilator 
durch das von ihm eipgeflickte Citat aus Num. 24, 9 sich ver- 
leiten ließ. Die Erwähnung des Bileam hatte er, einer anderen 
Quelle folgend, vorbereitet. Schon fol. 15^ schrieb er tovTOVg 
de Xiyoval ziveg tov yipovg elvai, tov BaXadfA. Das wird nun 
hier an sebr passender Stelle verwerthet. Endlich die Betonung 
des nqo<Tq>iq€iP im Sinn von „opfern" lag jedem Griechen nahe, 
welcher dies Wort in seiner Vorlage fand, und T hatte es bewahrt. 
Uebersetzen wir den T ins Griechische zurück, so haben wir den 
von den gekannten Zuthaten gereinigten Text des Goislinianus : 
nqoafiveyxav avt(p ol fidyoi ddaqa, XQ^<^^^ ^C ßcctriXei, Xißavov 
&g &€(f, (Tfivqpav dog dv&qdjKf etg Taq)^p. 

Auch hieraus wieder glaube ich folgern zu dürfen, daß der 
Theophilus des Coisl. uns in dem lateinischen T erhalten ist. Eine 
noch sorgfältigere Untersuchung des Coisl., als sie mir möglich war, 
wird vermuthlich noch andere Beweisstücke zu Tage fördern 2). 



1) Am nächsten steht die zweite Deutung in Ephraemi expos. ev. 
conc. p. 81. Aber dies Werk war den Griechen unbekannt, und Ephraem 
gehört nicht zu den Autoren des Coisl. 

2) Ich stelle hier noch einige Sätze zusammen, welche theils an sich, 
theils als Parallelen zu T von Interesse sein werden. Coisl. fol. 19^ 
(cf. T p. 64, 23): xal y aroXi] xal i) jQotpfi tov 'Itadvvov aivlyfuiri idijlov 



Nachträge zu Theophilus. 229 

4. Chr. F. Matthäi bemerkt in seiner Ausgabe des Victor von 
Antiochien, daß eine der von ihm hiefür benutzten Hss. der mos- 
kauer Synodalbibliothok (damals Nr. 48, später und heute noch 
Nr. 47) in ihrem das Matthäusevangelium betreffenden ersten Theile 
unter anderem auch Scholien des Irenäus, des Gregorius Thauma- 
turgus, des Theophilus enthalte'). Es findet sich in dieser Hs. 
nur ein einziges Scholion auf fol. 179 mit der Beischrift QeofpiXov, 
welches Herr Dr. A. Pawloff, Professor des kanonischen Rechts zu 
Moskau, die große Freundlichkeit gehabt hat, für mich abzuschreiben. 
Es lautet folgender Maßen: 

"Avd^q(an6q rig eixe dvo vlotg' xal o (lii^ TTQCOTog itrtl xä e&vviy 
ovg 6 d^eog b xoivoq natriq nq&toq^) ixaketre' top ydq didaxtop 
xal (pv(Tix6v voiiov raig diavolaiq hYxaxaanilqag edtoxe xriqvxag 
la oQ(o(A€Pa • all* § t^g xpvxrig avTCoy evxal^la avvexv^fi inl ^vXa 
xal Xl&ovg" eine y^Q ^^ ?i5i«* natfiq (lov el (tv , dio ovx 
TlvitTxovio x(olv6fi€yoi' einov yaq' ovx olöaiiev top xvqiov 
ovToi ovp iieiaiieXfi&ivreg v<jt€qop änfjl&op sig top äikneXäpa. 

Dies Theophilusfragment ist zunächst darum von Bedeutung, 
weil es, wio jeder zugeben wird, ganz darnach aussieht, einem Com- 

rr^v axoktoTrjTa xal axagniav tov roxe laov. Das von mir beanstandete 
et cihum im Text des T ist vielleicht festzuhalten. — Coisl. fol. 20» (cf. 
T p. 35, 11) i XiS^ovg Toiig i&vtxoifs X^ycav &ia tov (sie) Xtjd-£vi]V (l. >L*- 
^^vfiv) txiiv itaqdCav. — Coisl. fol. 40» (cf. T p. 40, 2 nebst Anm.) : 
xvvag xttXil rovg daeßtag C^vrag IJToi roifg algetixovg, x^Cgovg Sh lovg iv 
dxoldatq) ßi(p Sidyovxag xaX iv T(p T^g dfiagiCag ßogßogq) iyxalivSov fikvovg 
(sie) xal ovx dvaxElvovTag eig d-sov tov vovv^ olg ov Set tov evayyektxov 
Xoyov laXilv. — Coisl. fol. 54 1^ findet sich in breiter Ausführung die phy- 
siologische Deutung von Matth. 10, 16 cf T p 42, 16 sqq. nebst Anm. — 
Coil. fol. 72i> (cf T p. 65 24): iOTiov ^k, oti ol t« ixaTop eiatv ol iy 
daxrjasi axgcf ^r]aavTsg xal ol dfikfiTiTfog IsgaTSvaayTSg • ot Sk tu i^ijxovTte 
olTfjg /afiaiTTSTovg dnoaxofiBVoi diaytoyrjg (fiX07i6v(ag ^ta^cüvTSg xaltJTTOvg 
Tüiv TTJv d'xQttV dgSTtjv daxovVTfov ot ^k r« TQtdxovra ol ydf^tp ofiiXrjaav- 
«?, Tf^v (T^ dQfTtjv nnaav xaTSQycc^ofxsvot, — Coisl. fol. 502** (cf T p. SU 
12 — 18) : aiyiTTSTai ^k 6 fihv ixaxov t(op ix^vcov dgid-fiog tov t^Xsiov tov 
l| id-vaiv Xnov niOTevOaVTa xal tov TsXeCoig Se^dfxevov dvS^Qfonov tov €vay- 
yeXixov Xoyov tov Otioqov* 6 6k t(ov v dgtd-f^og driXol Tovg i^ ^lovSaltav 
niaT€vaavTag ^ fisXXovTag iriaTiviiv T(p €vayy€X£(p tov XgtffTov , t6 i^ 
^JffgariX xar ixXoytjv atoS-kv yivog' 6 6k Twy tqicSv dgi&fibg t6 Tijg TQwSog 
nagCöTTiai xrJQvyfAUf cft' rjg t6 d-iJQa/xa ysyoyev. 

1) BixTbDQog 7iQ€(rßvTiQov IdVTiox^Cag . . . i^jjyrioig fig to x«r« Mdgxov 
evayyiXtov, Mosquae 1775, vol. II, 143. Matthaei schreibt die Hs. dem 
saec. XI. zu. 

2) Ob 7iQ(OT<oi oder ngcjTovg zu lesen? 



230 Beilage III. 

meiitar^ also einem Evangeliencomraentar entnoramen zu sein. Nach 
Form und Inhalt des Fragments ist nicht wohl vorzustellen, daß es 
dem antiorigenistischen Werk oder einer der kirchlichen Gelegen- 
heitsschriften des Theophilus Alexandrinus^) engehören sollte. Es 
wird vielmehr aus dem Evangeliencommentar stammen, welcher dem 
Hieronymus als ein Werk des Theophilus Antiochenus hekannt 
war; und unser Fragment enthält keinen Gedanken^ welcher in 
einem Werk dieses alten Apologeten befremden könnte. In Bezug 
auf die Anschauung vom Gesetz cf. F. II, 144 ff., in Bezug auf 
den Götzendienst ad Autol. I, 1, in Bezug auf die Predigt der 
sichtbaren Werke Gottes und deren Verkennung durch die Heiden 
ad Autol. I, 6. 7. Aber sehr merkwürdig ist das Verhältnis dieses 
Bruchstücks einer Auslegung von Matth. 21, 28 — 31 zu der kurzen 
Auslegung im lateinischen T^). Es besteht Uebereinstimmung in 
der Hauptsache und vielen Einzelheiten, und das will bei dieser 
textkritisch unsicheren und von jeher sehr mannigfaltig ausgelegten 
Stelle viel sagen. Beide befolgen in Bezug auf die Reihenfolge 
der Söhne und die dadurch bedingte LA ngdSvog in Mtth. 21, 31 
unseren Textus receptus\ beide haben hinter äv&Qmnoq ein riq 
imd stellen ovo vor riicvcc. Beide deuten ohne alles Bedenken 
den Sohn, welcher Nein sagt und nachher dennoch den Willen des 
Vaters thut, auf die Heiden. Beide finden die Aufforderung des 
Vaters an diesen Sohn iu dem allgemeinen, der ganzen Menschheit 
gegebenen Sittengesetz. Dies drückt T so aus: Vinea vero lex 
accipienda est, ad cuius praecepta omnes homines invitantur. 
Aber ein genau entsprechendes Original unseres lateinischen T ist 
in dem moskauer Fragment nicht gefunden. Ist T nur ein Excerpt 
oder eine excerpirendo Uebersetzung? Oder hat der Redactor der 
griechischen Catene das, was er in seinem Theophilus gefunden, 
sehr frei gestaltet und erweitert? Oder schöpfte er gar nicht mehr 
direct aus Theophilus, sondern aus einem exegetischen Werke, 
worin unter Berufung auf Theophilus jene Deutung des anfangs 
ungehorsamen Sohnes vorgetragen war? Da Theophilus nur ein 
einziges Mal in der ganzen Catene genannt wird, so ist Letzteres 
das Wahrscheinliche. Die Erinnerung an die Schicksale des ebenso 



1) Cf. F. II, 234 cf. S. 9. In Bezug auf das Werk gegen Origenes 
ist noch zu beachten Cassiodorius, instit. divin lit. c. 1 : Theophilus autem 
Alexandrinae ecclesiae ponlifex triginta quinque sensus eins (sc. des 
Origenes) haeretica pravttate distortos cathoUca veritate convicit 

1) T p. 55, 12—56, 2 nebst Anna., dazu F. U, 204 und F. 
1, 185. 



Nachträge zu Theophilus. 231 

vereinzelten Theopbilusfragments zum Hobenliede (F. II, 239 — 256) 
mahnt zur Zurückhaltung. Mein ürtheil über T findet in dem 
moskauer Fragment eher eine indirecte Bestätigung, als eine directe 
Widerlegung. 

VII. Aber die Anachronismen , die sich nun ergeben! H. 
131 — 142 bat sich in dieser Hinsicht damit begnügt, die von mir 
je an ihrem Orte historisch beleuchteten Vorkommnisse in extenso 
abdrucken zu lassen, damit jeder Besitzer eines Compendiums der 
Kirchen- und Dogmengeschichte sich sofort mit Grausen abwende, 
und diese bimmelschreienden Thatsacben dann noch mit einigen 
Uebertreibungen der Wirklichkeit und mit Exclamationen über meine 
angebliche Forderung einer Umkehr der Wissenschaft zu begleiten. 
Alle dabei abfallenden Liebenswürdigkeiten würele ich mit Ver- 
gnügen hinnehmen, wenn H. mir nur durch den Nachweis von 
Fehlern, die ich gemacht, oder durch Mittheilung eigener neuer 
Beobachtungen Gelegenheit gegeben hätte, etwas zu lernen. Einigen 
Bemerkungen über Antikes und Modernes in T, welche ich den 
früheren Ausführungen zur Ergänzung hier folgen lasse, schicke ich 
die nochmalige Erinnerung voraus, daß wir in T nicht das Original, 
sondern eine wie es schien vor 250 entstandene Uebersctzung vor 
uns haben, und daß die Textüberlieferung nicht die Möglichkeit 
späterer Interpolationen ausschließt (F. II, 160 f.). Gerade die brüs- 
seler Hs., mag sie meist das Ursprüngliche bewahrt haben oder nicht, 
zeigt, daß man diesen Text nicht eben pietätsvoll tradirt hat. Be- 
deutende Umstellungen kleinerer Abschnitte, Auslassungen oder 
Zusätze von je 5 — 20 Zeilen sind constatirt, und auch H. wagt 
nicht überall den Text von M gegen den von P in Schutz zu 
nehmen^). Es ist also möglich, daß in T einige Sätze oder auch 
Abschnitte enthalten sind, welche auch der Uebersetzer noch nicht 
geschrieben hat. 

1. Das Urtheil H. Kihn's^), daß die Art, wie in T die 
Lehre von der Trinität betont werde, in die nachnicänische Zeit 
weise, müßte doch wohl richtiger dahin lauten, daß das relativ 
häufige, nämlich fünfmalige Vorkommen des Wortes trinitas (F. II, 
143) bei einem Schriftsteller um 170—185 auffällig sei. Irgend 
welche Lehre von der Trinität wird aber hier nicht vorgetragen: 
Gegensätze in der Auffassung dieser Lehre, wie sie vom Ende des 
zweiten Jahrhunderts an und während des ganzen dritten in Rom 



1) S. die Zusammenstellungen bei H. 164. 165 Anm. 39—41. 

2) Lit. Rundschau 1883 col. 745. 



232 Beilage III. 

und Africa, dann in Alexandrien und in AntiocLien zur Sprache 
kamen , werden in T nicht berührt. Daß aber ein Schriftsteller, 
welcher in einer für Heiden berechneten Schrift einmal das Wort 
^ TQiag als Bezeichnung von Vater, Sohn und Geist gebraucht, in 
einem für Glaubens- und Amtsgenossen bestimmten Commentar das- 
selbe Wort fünfmal gebraucht, hat doch nichts auffalliges. Man 
wird doch die unhistorische Vorstellung nicht zum Axiom erheben 
wollen, daß ein Wort immer erst einige Zeit nach demjenigen Mo- 
ment häufiger gebraucht sein könne, für welchen wir in den Trüm- 
mern der alten Literatur sein Vorkommen nachweisen können. 
Ueberdies fragt es sich noch, ob die Bücher an Autoljcus in Bezug 
auf das Wort TQtdg diesen Moment bezeichnen. Wenn die Valen- 
lentinianer alter- Schule ^) im Gegensatz zu den drei bei der Taufe 
ausgesprochenen Namen Vater Sohn und Geist von einer Trias des 
Verderbens reden, von welcher der Mensch durch die Taufe befreit 
werde, so muß ihnen die Bezeichnung jener drei Namen der Tauf- 
formel als Trias ganz geläufig gewesen sein. Clemens, welcher zu 
Schriftstellern anfing, als Theophilus aufhörte, behandelt die Trias 
als längst geläufige Formel für eine christliche Glaubenswahrheit, 
auf welche schon Plato angespielt haben soll, 2) und hierin war 
schon Justinus dem Clemens vorangegangen (dial. 60). Derselbe 
Cl. setzt auch sonst die symbolische und religiöse Bedeutsamkeit 
der Dreizahl voraus (str. VI, 87) ; und nur unter der Voraussetzung, 
daß r TQidg eine ganz 'gewöhnliche Bezeichnung für Vater, Sohn 
und Geist war, ist verständlich, was er über jene zwei oder drei 
Beter Mt. 18, 20 sagt: <^ nQoeiQrigjiii^fi tqidqy [lax^ coi^ ^ nttveni- 
crxonog tov d'Cov övpafjtig äfieqcog fiegiof^ (str. III, 69). Letzterer 
Ausdruck ist zu verstehen nach dem, was Cl. vorher (§ 68) über 
dieselben Beter gesagt hat: es sei nicht etwa nur der Schöpfer 
bei ihnen, und dagegen der Heiland bei den einsamen Asketen, 
sondern mit beiden sei Gott durch den Solm. Eben dies heißt hier 
(§ 69) die „ungetheilt getheilte Gotteskraft", also die göttliche Trias, 
welche jener betenden menschlichen Trias beiwohnt. Wenn H.^) 
seinen Lesern mittheilt, daß nach meiner Darstellung „die Trinität, 
ihre Einheit und Untheilbarkeit, eine geläufige Formel in der an- 



1) Epit. ex. Theod. § 80. Die Stelle gehört nicht zu den eigenen 
Auslassungen des Clemens s. oben S. 126. lieber das Alter dieser Valen- 
tiniana ß. oben S. 125. 

2) Str. VI, 103 (nicht 104, wie F. II, 143 citirt wird) ; ebenso ist dort 
Tert. Prax. 3 statt 4 zu lesen. 

3) H. 100 f. 133. 142; Theol. LZ. 1883 col. 487. 



Nachträge zu Theopbilus. 233 

tiochenischen Gemeinde um d. J. 170 gewesen ist", so richtet sich 
diese Uebertreibung selbst. Au einer einzigen Stelle (T 44, 23) lesen 
wir trinitas sancta, quae dividi non potestj nam in unitate con- 
sistit. Nun hat sich aber gezeigt (oben S. 220. 215), daß der Theo- 
pbilus des Hi. eben diesen Gedanken ausspricht; und wenn dieser 
dort statt des Wortes trinitas die Namen Vater, Sohn und Geist 
gebraucht, so ist ja eben dieses ein Terminus des Theopbilus von 
Antiochien. Es hat sich ferner gezeigt, daß in T sowenig als bei 
dem Theopbilus des Hi. die Behauptung der Untheilbarkeit der 
Trinität in speculativem Sinne gemeint sei, sondern lediglich zum 
Ausdruck des religiösen Gedankens diene, daß das Heil, um dessent- 
willen der Menseb Alles verkaufen oder Alles für Kotb achten 
müsse, in dem dreieinigen bott des kirchlichen Bekenntnisses liege 
und durch den Glauben an diesen erworben werde. Aber gesetzt, 
es wäre nicht so; gesetzt es wäre hier die Lehre von der Untheil- 
barkeit und Einheit der Trinität um ihrer selbst willen vorgetragen, 
80 würde doch nicht folgen, daß dies erst etwa zur Zeit der Dionyse 
von Rom und Alexandrien ^) und nicht schon 80 Jahre früher ge- 
schrieben sei. So eben zeigte sich schon, daß Clemens in Bezug 
auf den Unterschied der Hypostasen von der „ungetheilt getheilten" 
Gottheit redet. Bei Tertnllian lesen wir solche speculative Aeußer- 
rungen doch wahrscheinlicb nicht als Mittlieilung seiner persönlicheu 
Entdeckungen 2) ; es ist bereits eine feste, auf griechischem Sprach- 
gebiet entstandene Terminologie darüber vorhanden (oixoPOfAiaf 
[lOvaQxicc). Wenn ferner H. meinem Wink (F. H, 302) folgend 
den Athenagoras aufgeschlagen hätte, so hätte er bei diesem viel- 
leicht sogar älteren Zeitgenossen des Theopbilus lesen können, daß 
die Christen um 170 — 180 selbst zu den Heiden über Vater, Sohn 
und Geist so redeten, daß sie deren „Kraft (Wesen) in der Ein- 
heit und ihren Unterschied in der Rangordnung" (c. 10 p. 48 Otto) oder 
„ihre Einheit und zugleich die Trennung der Geeinten" (c. 12 p. 56; 
c. 24 p. 124); oder das durch den Geist vermittelte Ineinssein des 
Vaters und des Sohnes (c. 10 p. 46) oder die Untrennbarkeit des 
Sobnes vom Vater lehrten (c. 18 p. 84). Wer angesichts dieser 



1) Cf. die Zusammenstellang bei Routh, rel. s. (2. Aufl.) Ilf, 373 
— 403, z. B. folgende Ausdücke: ^laiQovvng t^v dytav fioyti^a (374, 
3 cf. lin. 10; 373,6), fjis^iQtafiivag (373, 8; 397 fin.), xarafjisQC^nv i^ll, 
4), TQiag (374, 6. 14 ; 377, 1 » ; 387 bis), sig rriv TQiaSa tiJ v fiovaSa nXa- 
Tvvofxev aSialQeiov (395 fin.). 

2) adv. Prax. 3. Es sind die einfältigen Laien, von welchen gesagt 
wird: dispositionem trinitatis divisionem praesumunt unitatis. 



234 Beilage III. 

Thatsaclien und trotz aller vorangegangenen Belehrungen seinen 
Euhm als Kritiker dadurch zu wahren meint, daß er jene Stelle 
des T ein über das andere Mal an die Spitze der Beweise dafür 
stellt, daß dies Buch frühstens um 470 geschrieben sein könne, 
der wird es bald dahin bringen, daß man es sich zur Ehre rechnet, 
von ihm (S. 141) „kritiklos" genannt zu werden. 

2. Nach H. 141 ist T zu einer Zeit entstanden, „in welcher 
die augustinischo Terminologie im Abendland bereits vulgär ge- 
worden war". Dies gründet sich auf das einmal vorkommende 
originale peccatiim T p. 82, 12, welches H. immer wieder seinem 
Publikum vor Augen führt ^), ohne auch nur einen Versuch zu 
macheu, meine bezüglichen Nachweisungen (F. ü, 152 f.) über das 
Alter des Begriffs überhaupt und seine Begründung, in der Theo- 
logie des Theophilus von Antiochien insbesondere als irrig zu er- 
weisen. Die Behauptung, daß etwas einmal Vorkommendes zu 
gleicher Zeit vulgär gewesen sein müsse, ist an sich widersinnig; 
und den Beweis dafür, daß oHginale peccatum etwa so wie unsere 
sehr ungenaue Uebersetzung „Erbsünde" von vorneherein ein dog- 
matischer Kunstausdruck sei, welchen Augustin geschaffen, wird H. 
für immer schuldig bleiben. 2) Neben jenen vereinzelten Ausdruck 
stellt H. 135 Nr. 25 eine Stelle aus T III, 10 p. 74, 12, zu 
welcher ich F. II, 124 Anm. 2 eine treffende Parallele aus Ire- 
naeus anführte. Bei Tertullian , welcher nicht nur in der Bestim- 
mung des Grundgedankens der Parabel vom verlorenen Sohn, son- 
dern auch in manchen Einzelheiten der Deutung derselben mit T 
zusammentrifft,^) findet man statt der einfachen Deutung des ge- 
schlachteten Kalbes bei Irenaeus und T auf den Opfertod Christi 
eine Deutung desselben auf die Eucharistie. Daraus würde sich 
nach H/s dogmenhistorischer Methode ergeben, daß Tertullian 



1) H. 107. 135; Th. LZ. col 487. 

2) Für die Bedeutung von original^ ist der Gebrauch bei Tertullian 
lehrreich. Originales personae (monog. 7 cf apolog. 21) sind die Männer 
der Urzeit von Adam bis Moses, griechisch aQx^^oi clvdq^g. Es ist ein 
gleichgültiger Zufall, daß er originis vitium (anima 41) statt originale 
Vitium sagt. 

3) Tert. pudic. 9. Es kennt Tertullian bereits zahlreiche Ausleger 
dieser und anderer Parabeln. Mit T p.^74, 3-9; 13—15 cf. Tertull. 1. 1. 
nie eum praefeeit porcis (ut familiäre id daemonum pecus pasceret), ubi 
nee nie compos esset vitalis escae .... Vestem pristinam recipit^ statum 
scilicet eum^ quem Adam transgressus amiserat. Annulum quoque aceepit 
tunc primum , quo fidei pactionem interrogatus ohsignat — Judaei . . 
invidentes nationibus salutem. 



Nachträge zu Theophilus. 235 

wenigstens ein Jahrhundert jünger als T und Irenaeus sei. Wenn 
endlich auf Stellen hingewiesen wird, in welchen T gegen den De- 
terminismus polemisirt'), so wird doch nicht behauptet sein wollen, 
daß die kirchlichen Theologen des 2. Jahrhunderts die Bibelstellen, 
welche jene Lehre zu enthalten scheinen, noch nicht im entgegen- 
gesetzten Sinne zurechtzulegen sich bemüht hätten.*) 

3. Ein sehr gelehrter und geschätzter Freund schrieb mir 
nach erster Einsicht in F. II, das Herz drehe sich ihm im Leibe 
herum bei dem Gedanken, daß dieser in den ausgefahrenen Ge- 
leisen kirchlicher Allegoristik sich bevy^egende Commenlar ein Werk 
des alten antiöchenischen Bischofs sei. Bei Anderen scheint gerade 
auch Antiochien als Heimat des Buches Bedenken erregt zu haben. 
Selbst ein so tüchtiger Kenner der antiöchenischen Schule, wie 
Kilin, nennt ^n diesem Zusammenhang den Theophilus einen Lehrer 
derselben Schule, welcher Chrysostomus angehörte, so daß Unbe- 
kanntschaft des Letzteren mit einem Commentar des Ersteren un- 
wahrscheinlich sein soll. Aber gehören denn die Aniiochener Ig- 
natius^) und Theophilus wirckl Ich der „antiöchenischen Schule" an? 
Sind sie irgend wie als Vorläufer der Richtung eines Lucianus, 
eines Diodorus, eines Theodorus zu betrachten ? Vielleicht verdiente 
doch die mit Bedacht niedergeschriebene Vorrede zu F. II ein 
wenig Beachtung. Allegorisirende Exegese ist ja nicht eine all- 
mählig von der alexandrinischen Schule des 2. und 3. Jahrhunderts 
aus über die Kirche sich verbreitende Entartung, sondern tritt uns, 
bis zur äußersten Geschmacklosigkeit entwickelt, als älteste Me- 
thode schon bei Barnabas, Justinus und dem Apologeten Theophilus 
(F. U, 149 f.) entgegen. Welche Fülle bereits traditionell gewor- 
dener Auslegung dieser Art setzt schon Clemens überall voraus! 
besonders da, wo er sich auf die historischen Theile der Bibel ein 
läßt. Diese und nicht die Lehrschriften, im N. T. also die Evan- 
gelien und nicht die Briefe sind selbstverständlich das Hauptobjekt 
der allegorisirenden Auslegung. Was aber den T von den Aus- 
legern der Folgezeit unterscheidet, ist die volle Naivität seines Ver- 
fahrens, die völlige Abwesenheit jener schon bei Clemens beginnen- 



1) H. 165. 170 legt besonderes Gewicht auf ein nur in M enthaltened 
StUck. Dazu wäre zu stellen T III,. 4, worüber aber weiter unten neue 
Aufschlüsse zu geben sind, und als Gegenstück T IV, 10 cf. F. II, 108 f. 

2) Besonders nahe liegt mir die Bemerkung des Clemens zu Judae 
v. 4 oben S. 83. 

3) Von diesem scheint Chrysostomus auch keine Silbe gelesen zu 
haben cf. meinen Ignatius v. Ant. S. 34 f. 



236 Beilage III. 

den, von Origenes zur Theorie entwickelten, von den abendländi- 
schen Commentatoren in ermüdender Häufigkeit wiederholten Re- 
flexionen über Recht und Nothwendigkeit, Art und Grenzen der 
allegorischen Auslegung. Besonders auffallig ist in T die starke 
Anwendung der Zahlensymbolik. Aber gerade diese ist auch dem 
Theophilus des Hi. geläufig (oben S. 218 f.), und gerade sie ist ja 
uralt. Die Zahlendeutungen des T schließen sich ebenbürtig an 
das an, was ein Barnabas (c. 9) über die Zahl 318, ein Justinus 
über das Mysterium der Zahlen 8, 12, 3 (dial. 23. 24. 42. 60), 
die Valentinianer und andere Gnostikcr über alle möglichen Zahlen 
gesagt hatten (Iren. I, 16 p. 81 Mass.). Aus mehreren Abschnitten 
des Clemens (str. VI, 84 — 87; 138 — 145) sieht man, daß diese 
heilige Arithmetik zwar nicht, wie Gl. meinte, auf ^braham zurück- 
geht, aber doch ein seit langer Zeit in der Kirche cultivirter 
Studien gegenständ war. In Bezug auf Einiges herrschte Ueberein- 
stimmung; über Anderes waren die verschiedensten Meinungen in 
Umlauf. Auch jene künstlichen progressiven Additionen, wie wir 
sie bei T antreffen, waren bei Häretikern und Kirchenlehrern des 
2. Jahrhunderts beliebt.^) In den Zeiten und Ländern, in welche 
H. unseren T verweisen will, waren diese Spiele, wohl ihrer Künst- 
lichkeit wegen, aus der Mode gekommen. Eucherius von Lugdu- 
rum in seinem Kapitel „de numeris" erwähnt nichts mehr davon 2); 
und in Isidor's von Sevilla umfangreichem Buch gleichen Titels^) 
finde ich nur ein einzigps Beispiei ; dies ist aber aus T genommen, 
oder vielmehr, wie unten sich zeigen wird, aus Augustinus. Wie 
fremdartig diese Methode der späteren Zeit geworden war, sieht 
man auch daran, daß während T und Clemens im Bewußtsein der 
Gewöhnlichkeit und der anerkannten Legitimität ihres Verfahrens 
den Lesern die Ausrechnung überlassen und dagegen den resulti- 
renden Gedanken entwickeln, Isidor in jenem Falle eine 9 Zeilen 
umfassende Ausrechnung vorträgt, ohne irgend deutlich zu sagen, 
was für ein Gedanke dadurch gewonnen wer:le. Beiläufig sei er- 
wähnt, daß die F. II, 172 f. von mir besprochene Deutung der 



1) Die Markosier bei Iren. I, 16, I (p. 80 sq. Mass.): 1 bis 4 d. h. 
14-2+3+4=10, genau ebenso T 81, 20. Mit T 84, 15 (Addition von 
1 bis 17=153) cf. Clem. str. VI, 84: von 1 bis 15 d h. 1+2+3+4 . . . 
15=120. 

2) Liber formularum spiritalis intelligentiae c. 11 (Migne 50 col. 769 
bis 772). 

3) Opp. ed. Arevalo V, 220—248. Die Berechnung der 153 Fische 
am Schluß p. 247 sq. 



Nachträge zu Theophiluß. 237 

Zahl 50 bei dem Theophilus des Hi. auch dem Clemens^) bekannt 
und bei diesem von einem Hinweis auf die kirchliche Pentekoste 
begleitet ist. So wird auch T diese Zahl nicht in dem Siane eine 
für die Pönitenten passende nennen, als ob sie die Dauer einer 
Bußzeit ausdrückte ; sie ist ihm vielmehr Symbol des Schul derlasses 
für diejenigen, welche vorher Buße gethan haben. 

4. Nach einem Buch von Göbl belehrt uns H. 147 f. theil- 
weise in gesperrter Schrift darüber, daß der katechetische Gebrauch 
der 8 Seligpreisungen erst in der zweiten Hälfte des Mittelalters 
vorkomme, und erinnert daran, daß sie mit dem Dekalog verknüpft 
zu werden pflegten. Wenn nun bei T p. 77, 8, einer Stelle, auf 
welche H. schon S. 140 sehr nachdrücklich hinweist, die 8 Selig- 
preisungen mit dem Dekalog in Verbindung gesetzt sind, so sollte 
man nach H.'s Methode erwarten, daß er unseren T in die zweite 
Hälfte des Mittelalters setzen werde; hatte er sich doch schon S. 
107 ausdrücklich die Möglichkeit offen gehalten , daß T gar erst 
im 16. Jahrhundert entstanden sei. Wer weiß, wohin wir noch 
mit dieser Methode gerathen wären, wenn nicht die brüsseler Hs. 
von ca. 700 p. Chr. dazwischen gekommen wäre! Nun ist es viel- 
mehr sehr interessant (H. 175), daß das, was nach H.'s Methode 
erst in der zweiten Hälfte des Mittelalters vorkommen darf, schon 
vor 700, ja genauer um 470—529 (H. 170) vorgekommen ist. 
Aber die Anwendung der vielgerühmten Methode ist hier ebenso 
wenig veranlaßt, als ihre erfreuliche Verleugnung. Nicht durrh 
eine Einrichtung des kirchlichen Volksunterrichts seiner Zeit, son- 
dern durch die in seinem evangelischen Text vorkommende Zahl 
18 ist T veranlaßt worden, neben einander vom Dekalog und von 
den Makarismen zu reden. Da die Zahl 18 an sich keine sym- 
bolische Bedeutung hat, wird sie in die Zahlen 10 und 8 zerlegt. 



l)»8tr, VI, 87: Einige deuten die BOO als Symbol des Kreuzes, Tovg 
v' dh trig iXnidog xalrrig tt(pia€iog Trjg xaTa ttjv nevrrjxoaTtjv, Bekanntlich 
hat schon Irenaeus (frg. gr. 7 Harvey II, 479), wie dann bald darauf 
Tertullian (de orat. 23 al. 18; corona 3; idolol. 14) letzteres Wort von 
der christlichen Freudenzeit zwischen Ostern und Pfingsten gebraucht — 
Hippolyttts hypoth. in psalmos § 4 (ed. Lagarde p. 190^ 8) behauptet unter 
Berufung auf die 50 zahl im Evangelium und das Jubeljahr, daß man 
nicht anders als im 50. (hebr. 51.) Psalm Vergebung finde cf. auch § 3 
p. 189. Hätten wir Gewißheit über die Paschaschrift „des Hieronymus'* 
(oben S. 182 ff.), so wäre vor allem auf diese zu verweisen, worin unter 
anderen bei T vorkommenden Zahlendeutungen auch diese sich findet 
(Hier. opp. ed. Vallarsi I, 1117 sq.). 



238 Beilage IIL 

erstere wiö überall (oben S. 218) zweimal auf den Dekalog^ letztere 
zweimal, wie auch von dem Theophilus des Hi. (T 79, 6), auf 
die Auferstehung Christi gedeutet (77, 7. 8. 14). Von der Aufer- 
stehung Christi sagt T sodann, daß in ihr die 8 Makarismen ent- 
halten seien, d. h. daß die Erfüllung der Verheißungen in Mt. 
5, 3 — 10 in der Auferstehung Christi verbürgt sei, und somit für 
die Christen mit ihrer Auferstehung eintrete. Von katechetischem 
Gebrauch der Makarismen ist hier also ebenso wenig eine 
Spur vorhanden, als von einem solchen Gebrauch des Dekalogs 
(F. II, 145 Anm. 3). Daß aber T die Makarismen richtig zählt, 
soll doch wohl nicht ein Zeichen des früheren oder des späteren 
Mittelalters sein. Um weitere Entdeckungen dieser Art zu ver- 
hüten, erinnere ich an Bekanntes. Von Chromatius, dem Freunde 
des Ambrosius und des Hi. , besitzen wir eine Jahrmarktspredigt 
über die octo beatitudines (Gallandi VIII, 333 sqq.). Hi. markirt 
die octava beatitudo als den Schluß der Gruppe (Vallarsi VII, 24). 
Augustin ergeht sich nach seiner Auslegung der 8 Sätze ausführ- 
lich über den Organismus der darin beschlossenen Gedanken und 
bringt sie in Parallele mit der 7 fachen Wirkung des Geistes nach 
Jesaja 11, 2^). Nach H. 148 sollen auch die 7 Geistesgaben 
(T 47, 3) und selbst „die Berücksichtigung der 5 Sinne" (T 45, 
11; 58, 28; 67, 24; 85, 12) an die mittelalterliche Katechetik er- 
innern. Schade nur, daß T die Gaben des Geistes oder, wie er 
es vielmehr vorstellt, Kinder des Geistes und der Seele, gar nicht 
zählt, und daß sie auch ganz andere sind, als die aus Jesaja 
stammenden 7 Geistesgaben bei Augustin und in der mittelalter- 
lichen Katechetik.^) Schade auch, daß die Eeflexionen über den 
Spiritus septiformis^) schon bei Irenaeus und Clemens sich finden, 
und daß selbst die Combination der Zehnzahl resp. des Dekalogs 
mit 'der Füufzahl der Sinne, welche sich bei T nicht findet, von 
Clemens bereits beliebt worden ist.*) Dann werden auch wohl die 



1) de serm. dorn, in monte I § JO. 11 vol. IV, 221 sq. 

2) Cf. V. Zezschwitz, System der Katechetik 2 II, 1, 208. 

3) T 34, 18; 45, 14; 84, 14. Cf. F. II, 139 Anm. 2 und hier oben 
S. 53. 

4) Str. VI, 134, wo die fünf Sinne, wie bei T mehrmals, einzeln be- 
nannt werden-, cf. str. II, 50. 51. In str. V, 33 (D. III, 27, 4—11) werden 
die 5 Sinne in Verbindung gebracht mit der Speisung der 5000 durch 
5 Brode cf. T 45, 9—13 nebst Anmerkung. — Wenn T p. 58, 28 sqq. 
die in 2 Hälften getheilte Zehnzahl der Jungfrauen auf die fünf Sinne 
bezogen wird, so ist ähnliches schon bei den Valentinianern nachzuweisen. 



Ncahträge zu Theophilus. 239 

6 Werke der Barmherzigkeit, welche übrigens der für Zahlen 
schwärmende T 59, 13 wiederum nicht zählt, mit jener kateche- 
tischen Praxis nichts y.n schaffen haben, die man vom 13. Jahr- 
hundert an nachweisen kann. T und Augustin ^) haben in ihrer 
Auslegung der Parabel Mt. 25, 1 — 11 die erforderlichen guten 
Werke zum Theil nach der naheliegenden Stelle Mt. 25, 35. 3G 
beschrieben« Aus dieser nahmen sie Speisung, Beherbergung, Be- 
kleidung, Krankenbesuch, schlössen an letzteren sehr passend die 
in der alten Kirche sehr wichtige Todtenbestattung an und schoben 
aus eigenen Mitteln die Versöhnung der Streitenden ein. Das sind 
nun zwar 6 Werke, aber sie sind nur zum Theil identisch mit 
den 6 Barmherzigkeits werken der mittelalterlichen Katechetik ^), 
Besteht gleichwohl ein Zusammenhang, so kann er selbstverständ- 
lich nur darin begründet sein, daß Augustinus Predigt oder unser 
Commentar direct oder indirect auf jene Praxis des späteren Mit- 
telalters einwirkten. Ich darf bemerken, daß in dem hier schließen- 
den Absatz 4 die sämmtlichen neuen Beiträge H's zur historischen 
Beleuchtung des T beleuchtet sind. 

5. Unser Commentar ist sehr formlos, charakteristisch aber ist für 
ihn das eklektische Verfahren. Wo nicht gerade eine nur in ihrer Tota- 
lität verständliche Parabel, wo einfache Geschichten und wo Reden vor- 
liegen, greift T willkürlich einzelne Sätze heraus, während er andere 
ebenso wichtige völlig übergeht, d. h. weder abschreibt noch deutet. Das 
ist aber die älteste Form kirchlicher Exegese gewesen, wie man sie aus 
den einzigen zusammenhängend erhaltenen Resten kirchlicher Exegese 
aus der Zeit vor Origenes, aus den Adumbrationen des Clemens, einiger- 
maßen auch noch aus den Scholien des Victorinus kennen lernt. 
Wenn diese Methode bei T noch gröber und geradezu verletzend 
uns entgegentritt, so wird das auf eine noch frühere Zeit hinweisen. 
Seit Origenes, welcher selbst noch die ältere Form der exegetischen 
Arbeiten neben der zuerst bei ihm zu findenden Form vollständiger 



Nach Tertull. de anima c. 18 haben diese die 5 thörichten Jungfrauen 
auf die körperlichen Sinne, die 5 klugen auf die höheren geistigen Kräfte 
gedeutet. Man sieht, was es auf sieb hat, wenn H. 139 es schon an sich 
bedeutsam findet, daß T sieh mit den 5 Sinnen viel zu schaffen mache. 

1) sermo 93 8 5 vol. VIF, 502. 

2) Cf. V. Zezscbwitza. a. 0. S. 211. Es fehlt das concordare litigiosos, 
statt dessen ist die Tränkung neben die Speisung gestellt; es fehlt ferner 
das sepeltre mortuos^ welches erst später als siebentes Werk hinzukam, 
und fehlt dagegen bei T und Angustin das „redimere captivos/ 



240 Beilage III. 

Commentation cultivirt hat ^), ist jene Stufe kirchlicher Exegese im 
allgemeinen überwunden gewesen, und vollends bei den Compilato- 
reU; mit welchen T zusammengestellt wird, bei einem Beda, Rabanus 
und A. findet sicli keine Spur mehr davon 2). Wer nach Origenes 
nicht Lust oder Kraft spürte, ganze biblische Bücher zu commen- 
tiren und doch seine Meinung über einzelne Stellen verbreiten 
wollte, schrieb l^fiTrjfiatcc xai Xvcreig, quaestionesevangeliorumu. drgl., 
oder er publicirte seine Predigten über ausgewählte Perikopen. 
Ich bitte ferner nochmals (F. II, 27), mir zu erklären, wie ein 
Compilator, dem Hi., Cyprianus, Uilarius, Ambrosius, Augustinus 
zu Gebote standen, über die von den Exegeten bevorzugtesten 
Stücke der Evangelien und so auch über die ihm angeblich so 
wichtigen 8 Seligpreisungen nichts der Aneignung Werthes gefunden 
haben sollte. Man kann das nicht daraus erklären, daß T nur 
„Allegorien" habe geben wollen; denn abgesehn von der Zweifel- 
haftigkeit dieses Titels in P und des Prologs in M, welcher des- 
selbe anzudeuten scheinen könnte, werden ja doch einige Reden ^) 
und Geschichten ^) mit allegorisirenden Deutung verschont. Also 
bleibt nur wieder ein räthselhaftes Uebereiukommen des Compilators 
von 500 mit den ältesten Formen kirchlicher Exegese« 

6. Die Streitfrage, ob T eine Compilation von J. 500, oder 
ein um 170 — 180 geschriebenes, um 230 übersetztes Werk sei, läßt 
sich nicht dadurch entscheiden, daß man einige Worte und Sachen 
hervorhebt, welche nach unserer beschränkten Kenntnis der kirch- 
lichen Zustände jener beiden Epochen besser zu der einen als 
zu der anderen zu passen scheinen. Es unterliegt keiner Frage, 
daß in T eine große Zahl von Einzelauslegungen steckt, welche 
älter als Origenes sind ^). Ein Compilator ziemlich später Zeit kann 



1) Cf. RedepenniDg, Origenes 1, 375 ff. 

2) Es soll wohl nur ein Scherz sein, wenn H. 171 die ällegoriae des 
Isidorus als das von allen Commentaren mit T ähnlichste Werk bezeich- 
net. Die ganze Aehnlichkeit besteht darin, daß Isidorus aus T wie aus 
anderen Commentaren viele seiner Allegorien excerpirt hat. Sein Buch 
ist gar kein Commentar zu einem biblischen Bach oder zu mehreren. 
Eher ließen sich die Schollen des Arnobius vergleichen, aber sie sind 
nur ein Excerpt aus T. 

3) T 48, 21-49, 15; 56, 9-12; 80, 6—17. Andere Stücke wie 69, 
16-32; 76, 15-28; 82, 4-9; 83, 19-25; 84, 19-85, 8 darf ich aus 
später zu entwickelnden Gründen nicht mit anführen. 

4) T 31, 14-33, 2; 41, 1-4; 74, 26-75, 4. 

5) Cf. F. II, 124. 127—132. Dazu mehreres unter den Addenda S. 
301 f., welche H. nicht eines Blickes gewürdigt zu haben scheint. Unter 
seinen Beweisen später Abschaffungszeit figurirt unter anderem S. 134 



Nachträge za Theophilus. 241 

Solches aus zweiter uud dritter Hand bekommen haben. Auch 
Veraltetes wird wohl noch eiiie Zeit lang mit fortgeschleppt. Ich 
will daher kein allzu großes Gewicht auf alle Einzelheiten legen, 
die früher von mir hervorgehoben wurden, und so auch nicht auf 
eine kleine neue Beobachtung, die ich jetzt nur darum mittheile, 
weil sie an sich ein gewisses Interesse gewährt. Nachdem T I, 34 
über den Abendmahlskelch gesprochen und den Kelch im Gebet 
Jesu daneben gestellt hat, bemerkt er: fragilitatem in se dO' 
minus praefigurabat humanam, qui sine labore patiendi liberari 
se cupiebat a corporis nexu; ob hoc calicem pro pmsione aiL 
Der Kelch ist ihm nicht bloß, wie er dann weiterhin zeigt, als 
Behälter des Weins (Blutes) ein Bild des Körpers überhaupt, son- 
dern ein Symbol von dessen Zerb rechlick ei t und der damit zu- 
sammenhängenden menschlichen Schwäche. In der Anschauung des 
T ist also der Kelch des Herrn selbstverständlich ein gläserner. 
So war es im 2. Jahrhundert. Der Gnostiker Marcus gebrauchte 
beim Abendmahl einen durchsichtigen, also gläsernen Kelch '). Ter- 
tnllian spricht von dem mit der Gestalt des guten Hirten bemalten 
Abendmahlskelüh der Katholiken so, daß er dessen Zerbrechlichkeit 
als selbstverständlich voraussetzt ^). Die gleiche Sitte muß voraus- 
gesetzt sein, wenn Clemens allen Gebrauch goldener und silberner 
Trinkgefäße verwirft und daran erinnert, daß Jesus kein silbernes 
Waschbecken vom Himmel mitgebracht und auch beim Mahle sich 
keiner silbernen und goldenen Geräthe bedient habe'). Aber das 
wurde bald anders. In einem Protokoll des J. 303, welches theil- 
weise in einem Protokoll des J. 320 uns erhalten ist, werden als 
Inventarstücke einer afrikanischen Gemeinde 2 goldene und 6 silberne 
Kelche genannt *). Der Bischof Perpetuus von Tours vermacht 
in seinem Testament unter anderem zwei silberne Kelche ^). Nach 



auch Eachel = ecclesia (T 34, 12), was sich beiJustinus dial. 134 und Ire- 
naeus IV, 21, 3 p. ?53 Mass. findet. Zu der ganz auf gleicher Linie 
liegenden Deutung der Söhne der Rebeck a T 46, 25 cf. auch schon 
Barnab. epist. 18. 

1) Iren I, 13, 2 p. 60 Mass. cf. Hippol. ref. VI, 39. Dieseu Beleg 
und fast alle folgenden verdanke ich meinem verehrten CoUegen Hauck. 

2) pudic. 10: pastor^ quem in calice depingis . , . ,, c?c quo nihil 
libentius lihas^ quam ovem poenitentiae secundae. At ego eius pastoris 
scripturas hauriOf qui non potest frangi. 

3) paedag. II, 35 u. 38. 

4) August, c. Cresconium III, 29 § 33 vol. XII, 570. 

5) Migne vol. 71 col. 1151. Ein goldener Kelch bei Gregor von 
Tours bist. Franc. VII, 24. 

Zahn , Forschungen. III. \Q 



242 Beilage III, 

dem Liber pontificalis hat Pabst Urban (a. 222 — 230) statt der 
gläsernen Abendmahlsgeräthe, welche noch unter Zephyrin erwShnt 
werden, silberne angeschafft. Das mag ungefähr die Zeit bezeich- 
nen, wo die Kirche von der einen zur anderen Form überging. 
Woher hat der gallische Compilator um 500 die Vorstellung, daß 
der Kelch des Herrn selbstverständlich ein zerbrechliches Gefäß 
sei? Bei den uns bekannten Commentatoren , aus welchen er sein 
Buch compilirt haben soll, fand er Derartiges nicht. 

7. Viel beweiskräftiger als solche Einzelheiten ist natürlich 
die Gesammtheit von Aussagen über irgend ein Lebensgebiet, auf 
welchem in einem bekannten, chronologisch bestimmten Moment 
ein völliger Umschwung der Verhältnisse sich vollzogen hat. Ein 
solches Gebiet ist z. B. das Verhältnis der Christen zur Obrigkeit 
und zur heidnischen Gesellschaft. H. hat es seinen Lesern ver- 
schwiegen, daß er gegen meinen daher entnommenen Beweis für 
die vorconstantinische Abfassung des Commentars (F. II, 166 f.) 
nichts vorzubringen weiß, und hat dagegen S. 137 f. unter Verzicht 
auf alle Exegese der zum Theil schwierigen, von mir nicht ohne 
Sorgfalt erörterten Zusammenhänge einige Sätze herausgerissen und 
zusammengestellt, in welchen nichts von dem friedlichen Verhältnis 
zwischen Kaiser und Kirche zu erkennen ist, welches seit Con- 
stantin*, nur etwa vorübergehend durch ganz andersartige Reibungen 
unterbrochen, bestanden hat. Zur Ergänzung des früher Gesagten 
habe ich zweierlei nachzutragen. Ich hatte nicht bemerkt, daß T 
65, 2 per locustas Judaeos (significat), qui non militantes deo 
sine rege sunt ut loctistae auf Prov. 30, 27 beruht (regem locusta 
non habet et egredifur universa per turmas succs vulg.) Von da 
aus lag es nahe, die Juden, das ehemals priesterliche Königreich 
und selbst königliche Volk, welches seit Verwerfung des wahren 
Königs überhaupt keinen König mehr hat (cf. T 62, 19—63, 3), 
unter den Heuschrecken zu verstehen. Von derselben Bibelstelle 
aus ergab sich aber auch eine andere Erklärung der Heuschrecken 
T 35, 6, wonach sie die populos agrestes bezeichnen sollen , die 
ungebildeten Völker, d. h. die außerhalb des römischen Reichs und 
ohne ordentliche Staatsverfassung lebenden Horden, welche in der 
That den Heuschreckenschwärmen und jener Schilderung in Prov. 
30, 27 ähnlich sind. Daß auch diese ungebildeten Völker der 
Heilspredigt gläubig zufallen, ist dem T wie einem Justinus (dial. 
117 Otto p. 421) und einem Irenaeus (I, 10, 2; III, 4, 1 Mass. 
p. 49. 178) eine bedeutsame Thatsache. H. 145 findet dagegen, 
daß dies populi agrestes beweise, daß zur Zeit des Compilators 
„die Heiden bei den uncultivirten Völkern zu finden waren", und 



Nachträge zu Theophilus. 243 

eben deshalb habe er den angeblich bei Arnobius von ihm bereits 
vorgefundenen Ausdruck populi multi so geändert. Aber seit wann 
heißt denn populi multi Heiden? und populi agrestes Heiden, 
welche zugleich uncultivirte Völker sind? Und woher hat der 
Verf. des Opus imperf. an derselben Stolle, wie H. von mir lernen 
konnte, wenn er etwas weniger Eile hatte, seine unreife Weisheit 
zu Markt zu bringen, woher hat dieser griechische Exeget von etwa 
400 seine gentes agrestes? Etwa auch aus Arnobius iunior? 
Und warum genügt dem Interpolator von 470 — 529 nicht mehr der 
Ausdruck, welchen um 460 Arnobius gebraucht hatte? Sind denn 
in der Zeit zwischen 460 und 470 plötzlich die Verhältnisse zwischen 
Cultur und Heidenthum auf den Kopf gestellt worden? Ich bin 
gespannt auf die Antwort. Inzwischen aber ist festzuhalten, daß 
T hier nicht von Heiden als solchen im Gegensatz zu Juden oder 
Christen redet^ sondern von uncultivirten, nomadisch lebenden Völ- 
kern im Gegenzatz zu den Bewohnern der griechisch-römischen 
Culturwelt. Erst in einer zweiten deutlich davon unterschiedenen 
Auslegung, welche 1' 35, 8 gleichfalls für zulässig hält, werden 
die Heuschrecken als Heiden (gentes) y der Honig als Juden ge- 
deutet. Darnach ist meine frühere Ausführung F. 11^ 178 in einem 
untergeordneten Punct zu corrigiren. 

Sodann habe ich eine dort nur angedeutete und daher für 
meinen bequemen Kecensenten nicht vorhandene Vergleichung 
zwischen dem, was T I, 28, und dem was die Exegeten der nach- 
constantinischen Zeit über Mt. 22, 21 sagen, hier weiter auszu- 
führen. T. sagt: Christus gebietet, daß man zur Zeit einer Ver- 
folgung dem Kaiser den Leib hingeben müsse, über welchen allein 
derselbe Gewalt habe, Gotte aber sei man die Standhaftigkeit des 
Geistes und der Seele schuldig. Hilarius col. 721 bewundert zu 
dieser Stelle die Weisheit Christi, welcher die richtige Mitte zwischen 
der erforderlichen Weltverachtung und der zu meidenden Belei- 
digung des Kaisers getroffen und dadurch die gottergebenen Seelen 
von allen Sorgen und Pflichten entbunden habe. Wer nämlich 
nichts mehr hat, was dem Kaiser gehört, kommt gar nicht in die 
Lage, ihm etwas geben zu müssen; wer dagegen in der Welt lebt 
und sich wie ein Lohuabeiter (d. h. Beamter, Soldat u, s. w ) unter 
die Vormundschaft des Kaisers begibt, hat sich auch nicht darüber 
zu beschweren, wenn er dem Kaiser das Seinige geben soll. Auf 
alle Fälle aber müssen wir Gott das Seinige geben, nämlich corpus, 
animam, voluntatem. Man sieht, der Kaiser fordert den Christen 
das leibliche lieben nicht mehr ab, sondern nur noch Dienste und 
Steuern, denen sich der weltflüchtige und nichtsbesitzende Fromme 

16* 



244 Beilage IH. 

entziehen kann. Ambrosius col. 1052 kommt nach allerlei Seiten- 
sprüngen zu der Moral: Willst du dem Kaiser nicht verpflichtet 
sein, so verleugne Welt und Besitz, wenn nicht in der That, so 
doch mit dem Herzen, und nicht bloß mit Worten wie in der 
Renuntiation bei der Taufe. Hi. 179 sagt in rein „historischer 
Interpretation", ohne jede Bezugnahme auf seine Gegenwart : Jesus 
hat den Pharisäern gesagt, daß sie dem Kaiser die Steuern und 
Gotte die Opfergaben geben sollen. Augustin ^) : Caesari nummoSy 
deo VOS ipsos, Ersteres wiederholt er regelmäßig, den Gegensatz 
aber drückt er manchmal so aus ^) : Gott will sein Bild und seine 
Aehnlichkeit durch Wiedergeburt und Heiligung am Menschen aus- 
geprägt sehn. Lehrreich ist auch seine Ausführung über Rom. 13 : 
Dem Kaiser sind wir allerdings Steuern, Ehrerbietung und Gehor- 
sam in bürgerlichen Dingen schuldig, aber nicht Unterwerfung in 
Glaubenssacben ^). Er reflectirt dann zu Rom. 13, 3 darüber, wie 
doch in den früheren Zeiten der Verfolgung dies Wort des Paulus 
anwendbar gewesen sei. Ein Beda weiß schon gar nichts Eigenes 
mehr zu sagen. Er schreibt zuerst den Hi. aus, und wiederholt 
dann den Hauptgedanken des Augustin ^). Die Folgerung liegt 
auf der Hand. Auch die Ausflucht ist abgeschnitten, daß an dieser 
einen Stelle T einen Exegeten der Verfolgungszeit, etwa den Victori- 
nus, ausgeschrieben habe^ denn erstlich bliebe doch unbegreiflich, 
warum unter den Compilatoren nurT eine solche seiner Zeit nicht 
entsprechende Auswahl getrofl'en hätte ; sodann aber müßte doch 
bei irgend einer der vielen Gelegenheiten, wo er diese Verhält- 
nisse berührt, wenigstens das jüngere Alter seiner l^uellen, wenn 
nicht die Verhältnisse seiner eigenen Gegenwart zu Tage treten. 
Aber wo immer T von Heidenthum, Götzendienst und Götzenopfer- 
fleisch, von Verfolgung und Martyrium redet, spricht er die Sprache 
der alten Verfolgungszeiten. 

8. Unter den Worten und Begriffen, welche in die Zeiten nach 
470 weisen sollen, nennt H. 138 f. auch die Wörter saecularis und 
spiritaliSy besonders wo sie substantivirt sind, und bringt beides 



1) tract. 41 in Jo. vol. IV, 753. 

2) epist. 127, 6 (vol. 11, 491) *, enarr. in ps. 5 (vol. V,19); in ps. 88 
(vol. VI, 291). 

3) proposit. ex epist. ad Rom. c. 72 (vol. IV, 1218J. Aehnlicbes in 
Grameres Catene I, 181 ; bei dem Pseudoignatius des 4. Jahrhunderts cf. 
meinen Ignatius S. 130. 

4) Zu Lucas Migne 92 col. 579; wesentlich dasselbe zu Marcus col. 
253 und stark abgekürzt zu Matthaeus col. 97. 



Nachträge zu Theophilus. 245 

in den Gegensatz: ^ Weltchristen : Geistliche, Mönche." In diesem 
Gegensatz kommen die Worte nun bei T nicht vor, was schon der 
„Methode" wegen anzumerken ist. Jedes dieser Worte für sich 
aber gehört so, wie sie T gebraucht, der Kirchensprache des zweiten 
Jahrhunderts, wesentlich ebenso auch schon dem N. T. an ^). 



1) H. 133 hat die Kühnheit, trotz meiner Nachweisungen F. II, 177 
zu sagen, daß Worte wie gentiUtas, saeculum^ saeculans als Uebersetzungen 
aus dem Griechischen nicht begreiflich seien. Aber sind denn die bib- 
lische Vulgata^ die beiden Recensionen des lateinischen Hermas, die la- 
teinische Vita Antonti keine Uebersetzungen ? Ich stelle einige Beispiele 
zusammen, die Bibelstellen aus der Vulgata: a) saeculum == xöafiog Jo. 
12, 25 (bei Cypr. test III, 16; ad Fortuu. 5; dagegen vulg. mundus) ; 
Herrn, vis. lY, 3, 2 u. 3 u. 4 (versio palat., dagegen vulg. mundus) und 
vis. III, 3, 5 (vulg., wo pal. mundus) \ saeculum = al(6v Rom. 12, 2; 
1 Cor. 1, 20; 2, 6—8; 3, 18; Gal. 1, 4; Eph. 2, 2; 2 Tim. 4, 10; Herrn, 
vis. [, 1, 8; III, 6, 5; mand. IX, 4; X, 1, 4; XI, 8 (beide Versionen); 
saeculum = ß(og Clem. adumbr. zu 1 Job. 2, 16. b) saecularis = xoa- 
ftixog Tit. 2, 12; Hebr. 9, 1; saecularis = ai(6viog 2 Tim. 1,9; Tit. 1,2; 
saecularis = ßnorixog 1 Cor. 6, 3. 4; 2 Tim. 1,9; 2, 4 (tou ߣov); 
Herm. (^beide Versionen) vis. I, 3, 2; III, 11, 3. Was endlich gentiUtas an- 
langt, so kann dies jedenfalls nichts dagegen beweisen, daß das ganze Werk, 
worin es vorkommt, aus dem Griechischen übersetzt sei; denn es findet 
sich ja (F. II, 177 Anm 3) in der lateinischen Uebersetzung der Vita An- 
tonii durch Euagrius; und in des Hi. Uebersetzung des Buchs Judith 14, 6 
steht: relicto gentilitatis ritu deo credidit. Wenn in letzterem Fall das 
Original (LXX Judith 14, 10 iniarevaev Ttp &€^ affo^Qa vetus lat. cre- 
didit deo valde) kein Aequivalent bietet, so hört darum das hieronymi- 
anische Buch Judith doch nicht auf eine Uebersetzung zu sein , und es 
folgt nicht, daß in vielen anderen Fällen dem lat. gentiUtas nicht ein 
griechischer Ausdruck zu Grunde liege. Wenn Euagrius tcc TcÜt/ 'ElXijviov 
fiavTsTa durch gentiUtas wiedergibt, so konnte doch erst recht das ein- 
fachere 'ElXtiviOfiog im Sinn von Heidenthum so tibersetzt werden. Dies 
griechische Wort liegt aber sicher T 58, 2 zu Grunde, da den Gegensatz 
^lovSaCüfiog bildet. Ich möchte überhaupt wissen , wie ein Lateiner ^Ek- 
Xrjviafiog (Heidenthum) besser hätte tibersetzen sollen, seitdem man 
wußte, was doch nicht erst Hi. entdeckt hat, dsiß''EXlrjv in jüdischer und 
christlicher Sprache auch den Heiden bezeichne (Hi. zu Gal. 3, 28 Val- 
larsi VII, 445), und seitdem man sich gewöhnt hatte, „Heidnisch, Heide«* 
durch gentilis auszudrucken, was ja schon sehr früh geschehen ist (F. II, 
177 Anm. 1 cf. Mr. 7, 26; Act. 19, 17; Gal. 2, 3 vulg.; 2 Macc. 4, 10 
[vetus lat.] iXXrjvixov ;^ap«xri7(>a gentilem ritum). Das Wort gentiUtas 
ist ja classisch. Warum sollen es die Christen nicht entsprechend der 
Bedeutung, welche für sie ^en^{7i^ gewonnen hatte, gebrauchen? Hat man 
doch sogar statt des gräcisirenden Christianismus (Tertull. adv. Marc. IV, 
33 Oehler 11, 246) auch Christianitas gebildet (Pseudocypr. de singul. 



246 Beilage IIL 

Saeculum bedeutet bei T, wo es nicht die Zeitdauer des Welt- 
laufs ausdrückt, die gottentfremdete Welt im Gegensatz zu Christus, 
Kirche und Seligkeit, insbesondere das Heidenthum, in welches der 
zu Christus bekehrte Heide nicht wieder zurückfallen darf^). Der 
verlorene Sohn d, h. die von Gott abgefallene Menscheit hat sich 
in die Welt verirrt (p. 74, 3) und lag vor der Ankunft Christi 
wie schlafend in der Nacht der Welt (p. 82, 20). Christus hat 
zwar seiner Absicht nach die Menschen von der Welt, welche nach 
T wie nach dem Apolegeten Theophilus durch das Meer symbolisirt 
wird, erlöst^), aber die Sorge der Welt hält die Menschen ab, an 
Christus gläubig zu werden (p. 72, 20). Die Christen, welche in 
dieser Welt leben, müssen dieselbe als etwas ihnen Fremdes ver- 
leugnen, von sich abthun und nur so gebrauchen, daß sie ihre 
innere Weltfreiheit dabei bewahren (p. 50, 16; 58, 25; 79, 23). 
Das sind lauter biblische und zum Theil im wörtlichen Anschluß 
an Bibelstellen entwickelte Gedanken. Auch der Begriff saecularis 
pecunia T p. 67, 32 geht dem Inhalt nach nicht über Jac. 2, 5; 
1 Jo, 3, 17; Herrn, vis. HI, 6, 5 sq., der Form nach nicht über 
Tit. 2, 12 hinaus. Das substantivirte saeculares aber bezeichnet 
T p. 74, 14 dem Zusammenhang nach zweifellos die Heiden, deren 



cleric. 7) und auch in Uebersetzungen angewandt, wo nur Xqtaxiaviaiios 
zu Grunde liegen kann (Orig. interpr. lat. in Matth. Delarue II T, 857 F). 
Der alte Uebersetzer von 2 Macc. 4, 13 hat nur darum ilXrjviafjiog xal 
äXXotpvXiafjLoq durch gentilis et alienigena conversatio umschriebeD, statt 
ersteres durch gentilitas za übersetzen, weil für das zweite Wort kein 
entsprechendes Substantiv im Lat. existirte. Für gentilitas = Heiden- 
thum cf. noch Lact inst. II, 13, 13. — üeber paganus möchte ich jetzt 
nur meinem Zweifel an der F. II, 178 gutmtithig hingenommenen Deu- 
tung des Orosius Ausdruck geben. 

1) Tp. 34, 3 cf. 2 Tim. 4, 10 vulg. Demos enim me reliquit, diligens 
hoc saeculum. Für die Synonymik von Welt und Heidenthum cf. Herrn, 
maud. IV, 1, 9 (palat.^ kominibus huius saeculi, quos et ethn'cos voca- 
mus Umschreibung von jolg t^vsaiv. Und wie oft heißt bei Tertullian 
saecularis heidnisch (z. B. de Corona 7), saeculum die heidnische Welt (z. B. 
pudic. 1 Oehler I, 793). Daß sich hiefür mundus nicbt eignete, empfand 
man cf. Tert. ad. mart 2 : segregati estis ab ipso mundo, quanto magis a 
saeculo eiusque rebus. Die Harnack'sche Chronologie wird besonders gut 
beleuchtet durch Cypr. tesf. III, 11 (üeberschrift) ^mw, quifidem consecutus 
est^ exposito priore homine caelestia tantum et spiritalia cogitare debere 
nee adtendere ad saeculum, cui iam renuntiavit. 

2) T p. 51,29 cf. 84, 10; 51, 1; 65, 28 und F. II, 150 Anm. 4, auch 
Clemens hier oben S. 85, 4. 



Nachträge zu Tbeophilus. 247 

specifische Speisen die Actor. 15, 29 verpönten sind ^). An der 
einzigen anderen Stelle p. 34, 7 bezeichnet saectdares nicht welt- 
formig lebende Christen im Gegensatz zu asketisch^ geistlich^ mönchisch 
lebenden, sondern^ wie Jeder dort lesen kann, Solche, welche 
wegen Mangels an Glauben sich von der Verehrung Gottes abwen- 
den. Dieser Begriff der Weltlichkeit und Weltliebe ist paulinisch 
und johanneisch; und das Wort ol xofffAtxol in diesem Sinne ist 
dem Clemens ganz geläufig ^). Wichtig soll es aber sein (H. 139), 
daß T zwischen gewöhnlichen Christen und homines spiritales 
unterscheidet. Aber für Paulus sind auch nicht alle getauften 
Christen, sondern die %iXBiOi unter ihnen TtvevfiaTtxol (1 Cor. 
2, 13 — 3, 2); und die Kirchenlehrer des 2. Jahrhunderts haben 
sich^ wie jeder auf diesem Gebiet nicht ganz Unwissende weiß^ 
durch den Misbrauch, welchen die Gnostiker seit den Tagen des 
Judasbriefs mit diesem paulinischen Begriff getrieben haben, nicht 
abhalten lassen, ihn in gutem Sinne immer wieder anzuwenden. 
U. lese doch, was Irenäus über den homo per/ectus und spiritalis 
homo oder über den discipulm spiritalis oder über den spiritalis 
vere qui est geschrieben hat^). Hat er den Muth, die F. II, 150 
Anm. 5 nachgewiesene Uebereinstimmung der besonders verdäch- 
tigten Stelle (T p. 50, 1 ~ 10) gerade mit einer Deutung des 
Tbeophilus von Antiochien „als Zufälligkeit zu beurtheilen^, so 
lese er^ was Clemens über dieselben Vögel des Himmels sagt, aber 
mit Beachtung des ganzen Zusammenhangs *). Der ,,geistliche 
Mensch'' heißt bei Clemens bekanntlich gewöhnlich „der Gnostiker" *). 
Zu dessen Bild gehört aber alles das, worin H. Spuren des mittel- 
alterlichen Mönchthums sielit. Nur ist der Unterschied zu beachten, 



1) Cf. T p. 59, 11. Tobias 1, 12 ex cibis gentilium , . . in esds 
eorum 

'.>) Cf. außer der völlig zutreffenden Parallele in F. II, 178 Anm. 1 cf. 
oben S 92 zu 1 Jo. 5, 19 saeculares homines et secundum concupiscentias 
viventes als Erklärung von 6 xoOfiog, Dasselbe Wort erklärt Gl. zu 1 Jo. 
3, 1 (oben 8. 91) durch saeculariter in delictis viventes. Ferner str. III. 
31—3.), wo unter den Begriff ot xoöfitxol, womit zunächst die Helden 
bezeichnet sind, auch die Gnostiker befaßt werden, sofern sie „nach den 
Wegen der Heiden wandeln" cf. Herrn, siin. VIII, 9, 3. 

3) Iren. V, 6, 1 u. 2; V, 8, 1 ; IV, 33, 1 sqq. u. § 14 Massuet p.299 
300. 301. 270 sq. 274. 

4j Str. IV, 30—32, besonders dort D. II, 333, 9; ferner oben S. 50 
Nr. 5, wo dieselben Vögel auf „die Engel und die hoch in den Lüften 
schwebenden Seelen" gedeutet werden. 

5) Str. V, 25. 26. Cf. auch oben S. 49 Nr. 4 evatßeis xal nviv/xan- 
xovg. 



248 Beilage III. 

daß T sich an jener Stelle in den biblischen Schranken hält, 
während Clemens in seinen Schilderungen des idealen Christen be- 
sonders nach Seiten seiner Erhabenheit über alles Irdische oft alles 
Maß überschreitet, und vor allem der Unterschied, daß T sich 
hütet, so wie es Cl, thut, von den dem Ideal weniger entsprechen- 
den Christen als bloß Gläubigen zu reden. T kennt keine doppelte 
Moral^ eine für die Weltleute und eine andere für die Devoten^). 
Unbarmherzig fordert er von allen Christen, daß sie Alles verkaufen, 
was sie in der Welt haben 2). Die völlige Hingebung, deren 
Mangel die Gebote schwer macht, ist Bedingung der Seligkeit 
(58, 5 cf. 50, 11). Alle, die überhaupt gerettet werden wollen, 
müssen „geistliche Menschen" sein (84, 16). Die „Geistlichen" sind 
aber identisch mit den „Heiligen" (84, 12. 14), und so heißen 
Alle, welche selig werden mit Einschluß der alttestamentlichen 
Frommen ^). Im Gegensatz zum alten oder zum natürlichen Men- 
schen heißt geistlich der, welcher sich in Wort und Werk als 
geistlich gesinnt erweist*). Dagegen gilt dem T der Unterschied 
der größeren äußeren Zurückgezogenheit vom Weltleben und der 
lebhafteren Betheiligung an demselben als ein f\ir die moralische 
und religiöse Betrachtung absolut gleichgültiger (58, 18—27). So 



1 ) devotus kommt bei T nicht vor, wohl aber indevotus 50, 11; devo- 
tio 58, 5; 59, 3; 76, 3. Wie geläufig devotus der kirchlichen Volks- 
sprache des dritten Jahrh. war, in welchem T übersetzt wurde, zeigt 
Ludwig's Index zu Commodian's Instructionen, cf. Cypr. test. III praef. 

2) p. 50, 15; 75, 23—26. So ist auch nach dem Theophilus des Hi. 
(T. 79, 22) Alles, was der Welt angehört, für den Christen ein Fremdes 
cf. F. II, 178 Anm. 1. 

3) T 36, 11; 47, 18; 53, 27; 61, 1; 64, 20. [83, 9; 85, 3]. 

4) T 41, 19—21; 49, 6—9. Daher ist es auch vielleicht nur ein 
Schein, als obT81, 1 durch das Atinbut spiritales die Ehelosen als höhere 
Classe über die Eheleute erhoben werden sollten, ein Gedanke, der ja 
an sich dem T und den Christen des 2. Jahrhunderts geläufig genug ist 
cf F. II, 182. Fs fragt aber, ob er p. 81, 1 ausgesprochen ist. Das 
ist nicht nur darum unwahrscheinlich, weil der sonstige Gebranch von 
spiritdlis dazu nicht paßt, sondern vor allem darum, weil die Trinität, 
durch deren Wirkung die Betreffenden so geworden sein sollen, überall 
von T als der über die Frage der Seligkeit entscheidende Glaubensbesitz 
angesehen wird. Er ist auf die Unterscheidung an dieser Stelle gekom- 
men, weil er die beiden Zahlen 2 und 3, welche der Text ihm bot, deu- 
ten wollte. — Ueber pahulum spiritäle^ womit auch esca spiritalis p. 66, 
25 wechselt, und über pecunia spiritalis s. schon oben S. 219. Wenn 
die Anführung dieser Worte bei H. 139 überhaupt einen Sinn haben 
soll, so muß er hierunter „ Mönchsessen ** und „ Mönchsgeld " verstehen. 



Nachträge zu Theophilns. 249 

denkt und schreibt nicht ein Mönch vom J. 500, sondern ein über 
diesen Gegensätzen, soweit sie überhaupt schon im Entstehen be- 
griffen waren, stehender Bischof oder „Priester". 

9. Auch auf das zweimal hinter einander vorkommende sacer» 
do8 *) wird als auf ein Zeichen später Abfassung Gewicht gelegt 
(H. 101. 138; LZ. col. 478). H. scheint vergessen zu haben, daß 
TertuUian da, wo er im vollen Ernst vom Gegensatz der Laien 
und der Geistlichen und von den Stufen des geistlichen Amtes 
redet, den Bischof summus sacerdos nennt (bapt. 17), daß derselbe 
den römischen Bischof im Spott pontifex maximus nennt (pud. 1), 
und daß Hippolytus, um sich als Bischof zu charakterisiren, sich 
selbst die hohepriesterliche Würde beimißt (refut. I prooem.). Und 
zu der Zeit, als Hippolytus und Tertullianus Jünglinge waren, soll 
ein Schriftsteller die Geistlichen mit Einschluß des Bischofs nicht 
einfach Priester haben nennen können ! Wer die Erörterungen 
des Tertullianus ^) über das allgemeine Priesterthum der Laien im 
Gegensatz zum „ordo sacerdotalis^ und zum „officium sacerdotale'^ 
mit einigem geschichtlichen Verständnis liest, sieht daraus, daß die 
Bezeichnung der Geistlichen als sacerdotes seit langer Zeit im ge- 
meinen Sprachgebrauch der Kirche eingebürgert war. Wie sollte 
das auch vermieden werden, seitdem man gewisse Handlungen, welche 
regelmäßig nur durch die Amtsträger vollzogen wurden, als Opfer 
bezeichnete ? Und wer kann sich verbergen, daß die Parallelisirung 
der alttestamentlichen Priesterordnung mit der Abstufung des kirch- 
lichen Amtes sowie der dortigen Scheidung zwischen Priestern und 
Volk mit -dem analogen Verhältnis innerhalb der Kirche schon 
bei Clemens von Rom (I Cor. 40) in aller Harmlosigkeit sich zu 
zeigen beginnt? Vielleicht wird H. in dieser Beziehung aus der 
eben ans Licht getretenen „Apostellehre" etwas lernen. Darin wird 
geboten, den christlichen Propheten (und Lehrern) von Kelter und 
Tenne, von Kühen und Schafen die Erstlinge zu geben, weil sie 
die Hohenpriester der Christen sind; und an einer anderen Stelle 
die Ermahnung, für die Bischöfe und Diakonen zu sorgen, damit 
begründet, daß diese den gleichen heiligen Dienst wie die Pro- 



1) T 46| 15. 17. Dazu käme nach M (H. 165) ooch ein Fall in der 
Doublette zu T III, 11, wo statt dessen episcopi steht. Eben dies ist 
beacbtenswerth, daß sacerdos noch nicht, wie bei TertuUian, Bezeichnung 
einer bestimmten Stufe in der Hierarchie ist, sondern nur überhaupt des 
kirchlichen Amtes im Gegensatz zum laos T 46, 17. 19. 

2) de monog. 12; exhort castitatis 7 cf. virg. vel. 9; de orat. 23 
(al 28). 



250 Beilage TIL 

pbeten und Lehrer haben ^). — Doch, ich müßte ein Lexicon der 
griechisch -lateinischen Kirchensprache schreiben, wenn ich alles 
das, was H. mir entgegenhält, dahin führen wollte, wohin es ge- 
hört. Wie vollständig dies Lexicon sein müßte, zeige schließlich 
noch ein Beispiel. Sanctm als Attribut eines Apostels ^) wird (H. 137) 
mit gesperrter Schrift gedruckt. Dann wird wohl der paulinische 
Epheserbrief (3, 5) im 6. Jahrhundert geschrieben sein. Wann 
aber ein sanctissimus apostoltis geschrieben werden durfte, ist gar 
nicht abzusehen ^). Wenn endlich H. zugeben zu wollen scheint, daß 
für so ziemlich Alles, was ihm in T anstößig ist, irgend eine versteckte 
Belegstelle in der Literatur des 2. Jahrhunderts sich beibringen 
lasse (H. 141), daß aber dennoch das Ensemble dieser Dinge in 
T unerklärt bleibe, so wäre erstlich zu erwidern, daß ich weder 
hier noch in F. II mit Vorliebe nach Verborgenem gesucht, sondern 
für die zum Theil ganz vereinzelten Vorkommnisse in T zahlreiche Be- 
lege aus den wenigen allbekannten Schriftstellern beigebracht habe. 
Sodann ist zu bedenken, daß das Jahrhundert, in dessen Mitte der 
Verfasser der nach dem Tode Marc Aureis geschriebenen Apo- 
logie steht, an dessen Literatur also ein demselben zugeschriebenes 
Werk zu messen ist, nicht „das 2. Jahrhundert" unserer Aera, son- 
dern etwa die Zeit von 125 — 225 p. Chr. ist. Drittens übersieht 



1) Ji^ax^i rcSv dnoaioltov c. 13. 15 ed. Bryennios, GonstantiD. 1883 
p. 47 sq. 51. 

2) T p. 53, 25 (Doablette davon p. 69, 11). Ein etwas exegetisch 
gestimmter Leser würde merken, daß das Attribut, welches Petrus nur hier 
erhält, wo sein Unglaube getadelt wird, nicht ein zur Formel gewordenes 
Epitheton ornans ist. Einmal p. 37, 1 wo davon die Rede ist, daß Jesus den 
Petrus Satan genannt hat, nennt ihn T wiederum des Contrastes wegen 
fteaiws; ohne Attribut wird er genannt p. 46, 10; 51, 3; 61,6; 65, 10; 84, 7. 
Man sieht, wie geistvoll die Betonung dieses sanctus wsly^ zumal unter 
der Ueberschrift „Sacrament und Eaoon'^ (H. 136). Da wäre doch eher 
das zweimalige sanctus Paulus vor paulioischen Citaten p. 49, 30; 58, 17 
bemerkenswerth neben dem bloßen Paulus p. 49, 13; 61, 6; 77, 24; 
79, 13. Aber H hat nun einmal den armen Petrus auf dem Strich. Die 
Lorbeeren protestantischer Wissenschaftlichkeit, welche H. dabei gepflückt 
(cf. Forsch. I, 243 ff.; 11, 290 f.), lassen ihn noch immer nicht schlafen. 
Die Erwähnung der kircheoregimentlichen Stellung des Petrus T p. 65, 10 
wird unter der Ueberschrift „Kirche*' von H. 134 notirt. Mich wundert 
nur, daß H. es nicht wieder ,, wichtig'^ findet, daß Isidor von Sevilla in 
seiner Nachahmung dieser Stelle (Arevalo V, 138) die Gewalt des Petrus 
auf einen Theil der Gläubigen einschränkt, und dann daraus nach seiner 
Methode schließt, T habe 200 Jahre nach Isidor geschrieben. 

3) Tertull. de baptismo c. 17. 



Nachträge zu Theophilus. 251 

H., daß wir, von den Trümmern der Hypotyposen abgesehn, nichts 
der gleichen Literatlirgattung Angehöriges aus dieser Zeit besitzen. 
Endlich möchte ich bitten, mir ein mit Clemens ungefähr gleich- 
zeitiges Buch zu nennen, in welchem das Ensemble der in den 
Fragmenten der Hypotyposen enthaltenen Ideen und Begriffe sich 
wiederfindet. 

Vn. Es erübrigt noch die Prioritätsfrage . in Bezug auf T 
und die anderen Autoren, mit welchen er sich mehr oder weniger 
genau in Gedanken und Ausdruck berührt. Wer sich der Ver- 
handlungen über das gegenseitige Verhältnis der synoptischen Evan- 
gelien oder der verschiedeneu liecensionen des Clemensromanes er- 
innert, weiß, daß man über solche Fragen endlos streiten kann. 
Der wird aber auch die Leichtigkeit bewundern, mit welcher H. 
142 — 155 die vorliegende Frage behandelt, ohne auch nur die 
aufs neue von mir angeregte allgemeine Frage nach dem Maß der 
Originalität, welches den lateinischen Kirchenvätern überhaupt und 
den exegetischen Arbeiten des Hi. insbesondere zuerkannt werden 
darf, in Erwägung zu ziehen. Wenn H. 174 bemerkt, daß „auch 
Ambrosius, Hilarius, ja selb st Hi. als Exegeten Plagiatoren" seien, 
so beweist diese Steigerung, daß H. jedenfalls den Hilarius und 
den Hi. als Exegeten überhaupt nicht kennt und nicht einmal 
meine diesbezüglichen Bemerkungen (F. n,86 — 91; 118; 275—281) 
sich zu Nutze gemacht hat. Auch das Lob H.'s, daß ich mit einer 
einzigen Ausnahme Alles, was zur Lösung des hier vorliegenden 
Räthsels irgend herangezogen werden könne, beigebracht habe^), 
muß ich durchaus ablehnen. Wie es nur Einer aussprechen kann, 
der von den Schranken seines Wissens gar keine Ahnung hat, so 
wird es völlig illudirt durch das Bekenntnis H/s (154. 175), daß 
er eine genauere Untersuchung der Quellen des angeblichen Com- 
pilators für überflüssig gehalten habe. Ich dächte, das wäre eben 
die Frage, ob T überhaupt Quellen gehabt, welches diese sind, 
und wie er sie verwerthet hat. Schon meine Addenda (F. H, 301 f.) 
hätten einen gewissenhaften Kritiker auf Wichtiges aufmerksam 
machen müssen. Außer Isidor, welchen H. unter der „einzigen 
Ausnahme" versteht (H. 99. 170 ff.), sind in meinem Handexemplar 
schon vor dem Erscheinen von H.'s Elaborat sehr viel wichtigere 
Autoren notirt, die ich gar nicht oder nicht genügend zu Rathe ge- 
zogen hatte. Eine sehr gelehrte Predigt eines Benedictiners über 
den Jüngling zu Nain, die ich in München hörte, machte mich 



1) H. 99. Lipsios im Gentralbl. 1883 col. 721 übertreibt ähnlich. 



252 Beilage III. 

erst darauf aufmerksam, daß nächst Hi. vor allem Augustiu in 
Betracht komme, den ich nur ganz sporadisch ohne nennenswerthen 
Erfolg herangezogen hatte. H. stellt auf Orund einer statistischen 
Uebersicht über das wörtliche Zusammentreffen des T in seinen 
ersten Kapiteln mit andern Autoren eine Wahrscheinlichkeitsrech- 
nung an, wonach die Wahrscheinlichkeit meiner „Hypothese" auf 
Viioo herabsinkt /S. 149. 150). Wenn ich auch gerne annehme, 
daß die Fehler in dieser spaßhaften Rechnung auf Gedankenlosig- 
keit beruhen, so muß ich doch constatiren, daß letztere sehr groß 
ist. H. vergleicht Schriftsteller, wie die hier in Betracht kommen- 
den Plagiatoren, mit einem Menschen, welcher zweimal nach ein- 
ander blindlings aus einer Urne eine beträchtliche, aber beide Male 
verschiedene Zahl von Kugeln herausgreift. Aber wir haben es 
mit Schriftstellern zu thun, die bei aller Gedankenlosigkeit doch 
nach ihrem individuellen Geschmack Stücke auswählen, und welche 
dieselben nicht aus einer verschlossenen Urne oder einem Spruch- 
kasten, sondern aus einem aufgeschlagenen Buch , das sie genau 
studirt haben, herausholen. Ferner ist es doch wohl selbstver- 
ständlich, daß Hi. als Erklärer des Matthaeus, Ambrosius als Er- 
klärer des Lucas, Augustin als Erklärer des Johannes auf je einen 
anderen Theil des Gesammtcommentars T wenigstens ganz vor- 
wiegend angewiesen waren und daher verhältnismäßig selten sich 
begegnen. Sodann kommt es gerade hier auf möglichste Vollstän- 
digkeit der Sammlung und Treue in der Verwerthung derselben 
an. H. aber zeigt sich in seiner statistischen Tabelle nicht nur 
völlig abhängig von meiner auf solchen Misbrauch allerdings nicht 
berechneten Sammlung, sondern unterdrückt auch stillschweigend 
sehr Wesentliches. Ueberall setzt er voraus, was erst bewiesen 
werden müßte, was aber nicht Voraussetzung meiner Hypothese 
war und ist. Wenn bewiesen wäre, daß T Compilator ist, so könnte 
man aus der Art, wie er den Hi., den Ambrosius und den Arno- 
bius gelegentlich ausbeutet, vielleicht schliessen, daß die minder 
äugenfölligen Berührungen mit Irenaeus, Origenes, Hilarius, mit den 
„Exegeten" bei Chrysostomus, mit dem „Opus imperfectum" u. A. 
zufällige seien, und daß diese Autoreu nicht zu den directen 
Quellen des Compilators gehören. Bei meiner Hypothese dagegen, 
welche doch nur durch das, was von ihr selbst aus sich ergibt, 
lächerlich gemacht werden kann, bleiben alle jene Parallelen in 
Kraft, und die Verschiedenartigkeit des Verhältnisses von T zu 
Hi. und Arnobius einerseits und zu einem Hilarius u. A. andrer- 
seits, erklärt sich daraus, daß z. B. Hi. sein Buch über Matthaeus 
in unglaublicher Raschheit und nachgewiesener Maßen mit rohester 



Nachträge za Theopbilas. 253 

Aneignung fremden Gutes zusammengeschrieben^ Hilarius dagegen 
in dem seinigen sich als denselben nachdenkenden und anständigen 
Mann bewiesen hat; der er immer war. Endlich aber muß der 
Arnobius iunior unter Voraussetzung meiner „Hypothese" fiir diese 
Frage völlig aus dem Spiel gelassen werden. Ist T das Original 
des Ainobius^ so sind dessen Scholien bis auf wenige Sätze nichts 
Anderes als ein Excerpt aus T und also nicht zusammenzustellen 
mit Evangelien commentaren oder Predigtsammlungeu , deren Ver- 
fasser unter anderem auch aus T einige Gedanken und Worte sich 
angeeignet haben^ oder angeeignet haben können. Was hat es denn 
Wunderbares , daß Arnobius mit den vielgelesenen Commentaren 
des Hi. zu Matthaeus und des Ambrosius zu Lucas vertraut war, 
und daher aus T vorwiegend Solches auswählte, was diesem eigen- 
thümlich war^). Streicht man bei H. 149 f. die Stellen aus Arno- 
bius; so bleibt von der ganzen Wahrscheinlichkeitsrechnung nichts 
mehr übrig , als eine bedauerliche Unwahrheit. H. hat es z. B. 
seineu Lesern verschwiegen, daß Ambrosius zu T 32, 15 und 33, 1 
mit Hi. in der Benutzung des T zusammentrifft und in einem cha- 
rakteristischen Wort sogar genauer als Hi. seine Abhängigkeit 
von T bekundet ^). Ich müßte meinen Oommentar hier wieder ab- 
schreiben und überdies bedeutend vervollständigen, um zu zeigen, 
wie oft der gleiche Fall sich wiederholt. Ist's also mit dieser Sta- 
tistik nichts, so kommt es auf verständige Vergleichung der in Ge- 
danken und Wortlaut zusammentreffenden Schriftsteller an bei der 
Frage, wo das Original und wo die Copie sich finde. Ohne irgend 
etwas wesentliches von den früher geltend gemachten Ausführungen 
widerrufen zu müssen, habe ich in dieser Beziehung einige Nach- 
träge zu liefern, und nur beiläufig früher Gesagtes gegen die Mis- 
deutungen H.'s sicher zu stellen. 

1. Daß der sogen. Arnobius iunior von T abhängig sei, soll 
ich nach dem Urtheil von Lipsius^) „glaubhaft bewiesen" haben. 
H. dagegen feiert auch hier seinen Triumph ohne Kampf mit 
meinen Beweisen. Nur einem allerdings allein schon entscheiden- 
den Beweisgrund gönnt H. ein bescheidenes Plätzchen am Ende 
einer langen Anmerkung, welche sich selbst als ein überflüssiges 



1) Der gleiche Fall liegt bei Isidor vor 8. unten. 

2) S. den Schluß meiner Anm. zu T 32, 16 auf S. 33. Ebendort zu 
33, 8 ist es völlig willkürlich, wenn H. nur den Arnobius und nicht den 
Ambrosius oder beide zugleich und alle die anderen dort citirten Autoren 
als Quellen oder Plagiatoren des T anführt u. s. w. 

3) Liter. Centralbl. 1883 col. 723. 



254 Beilage III. 

gutes Werk einfuhrt (H. 151). Die auch hiebe! von H. beliebte 
Methode, den von mir nachgewiesenen Sachverhalt dem Leser nur 
soweit mitzutheilen, als H. glaubt ihn unschädlich machen zu können, 
nöthigt mich, noch einmal darauf zurückzukommen. T I, 28 
deutet die 7 Männer in Mt. 22, 25 auf „die 7 Bücher des A. 
Testaments^, das Weib auf die jüdische Gemeinde und daneben 
die 7 Männer nochmals auf die Patriarchen, welche mit der jüdi- 
schen Gemeinde in einer leider unfruchtbaren Ehe gestanden haben. 
Was das bedeuten soll, machen die weiter folgenden Worte völlig 
deutlich: die innige Vertrautheit der Synagoge mit den alttestament- 
lichen Schriften, hat bei ihr nicht die Entwicklung der Samen- 
körner christlichen Glaubens zur Folge gehabt, welche die durch 
jene Schriften auf die Synagoge einwirkenden Frommen und Pro- 
pheten des alten Bundes^) gesät, der Synagoge eingeflößt haben. 
Einen Sinn hat dieser Satz selbstverständlich nur, wenn dem Ver- 
fasser feststeht, daß das A. Testament gerade 7 Bücher habe. Nur 
unter dieser Voraussetzung -konnte sein Gedanke überhaupt ent- 
stehn. Diese Voraussetzung läßt sich aber auch sonst bei ihm nach- 
weisen. Daß Moses fünf Bücher und nicht mehr hinterlassen hat, 
bekommt man unendlich oft von ihm zu hören ^); darum sind ihm 
auch die 5 Männer der Samariterin sofort die 5 Bücher Mosis, auf 
welche sich die hl. Schrift der Samariter beschränkt. Die jüdische 
Synagoge aber hat 7 Bücher. T stellt p. 48, 4 die sämmtlichen 
prophetischen Bücher als ein 6. Buch neben die 5 Bücher Mosis. 
Darnach bilden das 7. Buch selbstverständlich die Kethubim, welche 
neben Thorah und Nebiim noch übrig bleiben, wie dies schon Beda 
(F. II, 112) richtig aus T herausgelesen hat. Ob uns das gefällt 



1) Durch den Zusammenhang der Stelle und durch die Vergleichung 
von T 69, 22, wogegen p. 55, 9 natürlich nicht spricht, ist sicher, daß 
patriarchae in dem weiteren Sinne gemeint ist, wonach es die sämmt- 
lichen hervorragenden Personen der alttestam entlichen Gemeinde, die 
Frommen des alten Bundes bezeichnet. £s mag das den Vätern des 
2. Jahrhunderts geläufige n^onarogeg zu Grunde liegen (Ir^^n. frg. gr. 
XX Harvey II, 489; Clem.str. I, 31; Theoph. ad Autol. III, 27). Diesen 
Namen giebt aber Theophilus zweimal den alttestamentlichen Frommen 
überhaupt ad Autol. III, 20. 21 und schreibt an ersterer Stelle: ol 
*EßQatot . ., oV xal ngondToges i^/ndiv, dtp' (uv xccl rag tegag ßCßXovg e^ofiev. 
Das Zusammentreffen des T mit Theophilus in solcher Zusammenstellung 
der Ahnherrn und der hl. Schriften wird auch wohl wieder ein Zufall 
sein. 

2) T 45,9; 48, 3; 50, 18; 60, 12; 67, 3; 67, 23; 72, 24; Öl, 6 u. 9. 
85, 12. 



Nachträge zu Tbeopbilns. 255 

oder sonst nachzuweisen ist^ ist ganz gleichgültig. T hat diese 
Zählung, und darauf beruht seine Deutung der 7 Männer. Ar 
nobius macht nun zu derselben Stelle die Bemerkung : Septem qU08 
dixit fratres patriarchas Septem demonstrant, qui sunt Septem 
libri Moysi. Vxor autem eorum synagoga est, cumque ea Septem 
patriarchae coeuntes seinen nominis Christi infuderuntj et fidem 
nunqtmm concepit. Was für 7 Biicher Mosis sind dies? H. ant- 
wortet keck: außer dem Pentateuch die diad'^xfi Mtavtriag und 
dpaXfillJig Mavtricog, welche in der Stichometrie des Nicephorus 
unter den Apokryphen genannt sind. Aber gesetzt; es wäre wahr- 
scheinlich, daß Arnobius diese beiden Apokryphen gekannt habe, 
was wenigstens in Bezug auf das erstere äußerst unwahrscheinlich 
ist; und gesetzt, es wäre denkbar, daß daraufhin Jemand, als ob 
sich das von selbst verstünde, von 7 statt von 5 Büchern Mosis 
geredet habe, so könnte doch nur ein völlig Verstandloser darauf- 
hin gesagt haben, der Pentateuch mit Einschluß jener zwei Apokrypha, 
das seien die hl. Schriften gewesen, welche das jüdische Volk auf 
den christlichen Glauben haben vorbereiten sollen. Also nicht die 
Propheten? und nicht die Psalmen? Und wer sollen die 7 Patriar- 
chen sein, welche Arnobius mit den 7 Büchern Mosis identificirt 
und ebenso wie diese mit der Synagoge ehelichen Umgang pflegen 
läßt? Man weiß wohl von ^drei, auch von 12 Patriarchen^); aber 
sieben? Und nun denke man sich nach H.'s Hypothese den T als 
den Compilator, welchem ciiescr Unsinn vorlag! Er hat nicht nur 
in diese sinnlose Stelle seiner Vorlage einen guten Verstand ge- 
bracht, wie vorhin gezeigt wurde, sondern er hat auch in weiser 
Voraussicht dieser später zu erwartenden schwierigen Aufgabe schon 
p. 48, 4 eine ganz eigenthümliche Zählungsweise der biblischen 
Bücher ersonnen ! In Wircklichkeit liegt die Sache höchst einfach. 
Arnobius konnte sich nicht in die 7 Bücher des A. Ts. finden, 
wußte auch nicht, wer die Patriarchen seien. Er verstand darunter 
nach dem vorherrschenden Sprachgebrauch die sogen. Erzväter der 
Genesis, glaubte schon deshalb auf die Bücher Mosis sich beschrän- 
ken zu müssen, und schrieb nun, da er ungeschickter Weise die 
7 Männer unmittelbar auf die Patriarchen und erst mittelbar auf 
gewisse Bücher gedeutet hatte, und für beide die Siebenzahl im 
Text vorgeschrieben war, don haaren Unsinn nieder. 

Ich darf wohl unter Hinweis auf F, H, 106 — 113 und die 



1) Es gab ein Buch „der drei Patriarchen" const. apost. VI, 16 und 
bekanntlich auch „Testamente der 12 Patriarchen." 



256 Beilage III. 

Anmerkung unter dem Text von T in dem Bewußtsein weitergehen, 
hiednrch aufs Neue ^glaubhaft bewiesen^ zu haben , daß die 
Schollen des Arnobius ein nicht eben geistreiches Excerpt aus T 
sind. Der Gegenbeweis, welchen H. 142 ff. unter Umgehung meiner 
Argumenta sowohl in Bezug auf Arnobius als Hi. zu führen sucht, 
besteht in der wiederholten Frage, ob nicht T durch seine Ab- 
weichungen von jenen eine merklich jüngere Entwickelungsstufe 
der kirchlichen Anschauungen zeige. Der Werth dieser Ar- 
gumentation erhellt schon daraus, daß Arnobius, mag er jener gal- 
lische Schriftsteller um 460 sein oder nicht ^), nach H. 153 jeden- 
falls etwa dieser Zeit angehört, und daß T nach H. (170. 158) 
um 470 — 529 entstanden ist. Die beiden Schriftsteller sind also 
ungefähre Zeitgenossen. Wie kann dann T sich tiberall durch 
seine Aendernngen als Vertreter einer jüngeren kirchlichen und 
theologischen Entwickelung verrathen? Nach derjenigen Ordnung 
des geschichtlichen Wissens, welche H. glücklicher Weise bei mir 
vermißt,^), war es z. B. um 460 in Gallien verpönt, mit den Juden 
über das Gesetz zu disputiren, und dagegen um 500, mit den 
simpliciores eben dartiber zu disputiren. Es wird wohl wieder ein 
Zufall sein, daß der Compilator dabei auf einen Ausdruck gerathen 
ist, welcher jeden Kenner an die Kirchensprache des „2. Jahrhun- 
derts" erinnert*); und ebenso ein Zeichen geistreicher Originalität, 
daß Arnobius durch das Gesetz sofort an die Juden erinnert wird, 
deren man sich, wie es scheint, im 5. und 6. Jahrhundert in Gallien 
vielfach zu erwehren Anlaß hatte.*) Aehnliche Früchte hat H.'s 



Ij Es läßt sich in der That nicht viel dafür, aber noch weniger da- 
gegen sagen, daß jener Gallier Arnobius um 460 diese Scbolien ge- 
schrieben habe cf. F. II, 105 f. 108 f. Wenn H. letztere Stelle berück- 
sichtigt hätte, würde er uns wohl die Bemerkung über Originale pecca- 
tum S. 144 erspart haben Das Verhältnis der Scbolien zu T paßt in 
die Zeit; schon damals haben in Gallien Männer von Ansehn ihren Namen 
auf bloße Excerptensammlungen gesetzt. Eucheriiis (um 450) bat eine 
Epitome der Schriften des Gassianns herausgegeben (Gennadius v. ill. 
64; Migne 50 col. 867-894). Seine hermeneutischen Schriften sind auch 
ausgesprochener Maßen Compilationen (Migne 50 col. 727—822, s. be- 
sonders col. 773 A; 812 B, und dagegen das meo nomine in der Vorrede 
des 2. Bachs col. 811 C). Es war die Zeit, in welcher auch bei den 
Griechen die Catenenliteratur begann cf. F. II, 254. 

2) Eine Probe aus Arnobius s. schon oben S. 243. 

3) Iren. I prooem. 8implici.ores = ttx^guioi, Tert. adv. Prax. 3. Bei 
Origenes öfter dnlovaTegoi cf, F. II, 174 A. 2. 

4) Gennad. v. ill. 51 ; Eucherius, instr. I (Migne 50 col. 782) ; Hefele 



Nachü'äge zu Theophilas. 257 

dogmeDhistorische Chronologie bei Gelegenheit der flüchtigen Be- 
sprechung des Verhältnisses von T und Hi. getragen. Zwei Bei- 
spiele werden genügen. Nach Hi. bedeutet die Axt Mt. 3; 10 die 
evangelische Predigt, welche ein zweischneidiges Schwert sei; nach 
T p. 35, 14 bedeutet diese Axt die Predigt des göttlichen Worts 
überhaupt, welches die z-wei Schneiden des A. und des N. Testa- 
ments hat. Wenn H. 145 Letzteres als moderne Zuthat ansieht, 
so kann er sich aus F. II, 301 darüber belehren, daß Tertullian 
wörtlich mit T zusammeutfiiFt. Bei einiger Neigung zur Exegese 
d. h. zu nicht ganz flüchtigem Le^en der Quellen würde man wohl 
finden, daß Tertullian und T passend an diese zwei Seiten des 
göttlichen Wortes erinnert haben, wo es sich um das vom Täufer 
verkündigte und durch Christus zu vollstreckende Gericht handelt, 
daß dagegen Hi. eine zu dieser Bibelstelle schlechthin nicht passende 
Phrase über die Predigt des Evangeliums an die Stelle gesetzt 
hat. Ferner bemerkt Hi. zu Mt 7, 6, man solle den noch nicht 
glaubenden Menschen nicht bald die evangelische Perle geben; 
T dagegen, man solle denselben nicht die mystischen Geheimnisse 
des Glaubens preisgeben. Wenn H. 145 urtheilt, dem Hi. sei 
„die Perle einfach das Evangelium", T dagegen habe einen ver- 
dächtigen, modernen Gedanken an die Stelle gesetzt, so hat er 1) 
übersehen, daß in dem auszulegenden Text nicht von der Perle, 
sondern von den Perlen die Rede ist, so daß die singularische 
Deutung des Hi. ebenso unpassend, als die pluralische des T 
passend erscheint. Er hat 2) aus Unkenntnis der allergewöhnlich- 
sten Ausdrücke der Kirchensprache dem Hi. den Gedanken auf- 
gebürdet, man solle mit der Verkündigung des Evangeliums an die 
Heiden nicht zu eilig sein. Margaritum evangelicum (sie) heißt, 
wie ich doch wohl nicht durch Beispiele zu belegen habe, die be- 
kannte Perle im Evangelium d. h. diejenige in Mt. 13, 46. H. ist 

3) an dem von mir (F. U, 95 f.) in Bezug auf zahlreiche Fälle ge- 
würdigten Umstand harmlos vorübergegangen, daß Hi. hier aus- 
drücklich sagt, daß er eine fremde Erklärung reproducire. Endlich 

4) bleibt uns H. den Beweis schuldig, daß der Grundsatz, die Ge- 
heimnisse des Glaubens und des Gottesdienstes den Heiden vorzu- 
enthalten, der Kirche um 170 — 180 fremd gewesen sei. Vielleicht 



Conciliengeschichte, 2. Aufl. II, 594 (Nr. 12); 655 (Nr. 34); 656 (Nr. 
40); 683 (Nr. 15); 758 (Nr. 49); 762 (Nr. 8); 776 (Nr. 13); 783 (Nr. 
30, besonders aber Nr. 31). Cf. auch das Gebet im Missale Gallicanum 
bei Mabillon, de liturgia Gallic. p. 352. 

Zahn, ForücbuDgen. III. ]^J 



258 Beilage III. 

dient die neu entdeckte Apostellehre ^) dazu, ihn zu lehren, was 
wir Anderen schon längst wußten. 

2. Nicht ganz so gewiß, als daß Hi. und Arnobius unseren 
T ausgebeutet haben, aber doch höchst wahrscheiulich ist, daß Isi- 
dor von Sevilla manche seiner „Allegoriae sacrae scripturae" 2) aus 
T geschöpft hat. H. hat das Verdienst S. 171 ff., hierauf aufmerk- 
sam gemacht und besonders das Verhältnis Isidor's zum Prolog des 
T betont zu haben. Vieles, worin Isidor mit T in der Sache über- 
einkommt, hat er vielmehr aus Augustin, Einiges auch aus Hi. 
Aber es bleiben außer dem Prolog einige Stellen übrig, in Bezug 
auf welche diese oder eine ähnliche Annahme nicht bewiesen oder 
auch nur wahrscheinlich gemacht werden kann. 3) Ziemlich sicher 
bleibt es auch, daß Beda und Gregor der Große den T gelesen 
haben.*) Es scheint, daß T bis ins 8. Jahrhundert hinein, an 



1) Ji^axrj Tav S(66exa ctnoatoXfov c. 9 ed. Bryennios, Gonstantinopel 
1883 p. 36. 

2) Isidori opp. ed. Arevalo V, 115—151, der neutestamentliche Theil 
p. 136 sqq. Leider hat Isidor hier nicht, wie bei seinen nur auf das 
A. T. bezüglichen ^Secretorüm expositiones sacramentorum**, seine 
Quellen angegeben. Da nennt er (Arevalo V, 260 sq) Origenes, Victo- 
rinus, Ambrosius, Hieronymus, Augustinus, Fulgentius, Cassianus und 
seinen älteren Zeitgenossen Gregor von Rom. 

3) Ich nenne die Stellen, welche ich so ansehn zu müssen glaube: 
Isidor S 454 = T p. 51, 11. 23; Js. 155 = T 65, 9—11,; Js. 161 = T 
46, 25—28-, Js. 166 = T 50, 5 (dies em Beispiel, woran H. sehen kann, 
daß ein jüngerer Autor tilgte, was H. als modern verdächtigt); Js. 168 
= T 50, 15; Js. 169. 170 = T 45, 9-46, 4; Js. 175 = T 53, 16-22; 
Js, 176 (cf. Js. quaest. § 48 Arevalo V, 257) = T 54, 2—7; Js. 199— 
201 = T 60, 12—20; Js. 210 = T 71, 14—18 cf. F. II, 210 zu Lc. 12, 
20; Js. 229. 230 = T 67, 20-23; Js. 233 = T 81, 13 cf. 80, 18. Ei- 
nige Anklänge an T in Isidors Buch de numeris gehen vielmehr auf Au- 
gustin zurück z. B. § 97 p. 244; § 109. 111 p. 247 sq. Daß Isidor den 
Augnstin hier benutzt hat, zeigt z. B. de num. § 85 p. 241 = August, 
quaest. 37 in Judic. 7 (vol. III, 797). 

4) Einige von den F. II, 110 ff. Belegen kommen in Wegfall in Folge 
der unten folgenden Vergleichung mit Augustin. In Bezug auf Beda 
lege ich aber Gewicht 1) auf den vorhin S. 254 erwähnten Fall cf. F. II, 
112 Anm. 1, 2) auf F. II, 112 Anm. 2 u. 3, denn August, sermo 95 (vol. 
VII, 508) kommt nicht in Betracht ; 3) auf Anm. 5 1. 1. Ich weiß we- 
nigstens keinen lateinischen Ausleger aufzutreiben, welcher das Jota so 
gedeutet hätte, wie Beda und T. Augustin z. B. weist jede allegorische 
Erklärung ab (de serm. domini I, 20 vol. IV, 227) und hat auch retract. 
I, 19, 3 in dieser Hinsicht nichts zu widerrufen. Hilarius und Hi. haben 
nichts davon. 



Nachträge zu Theophilns. 259 

dessen Anfang die brüsseler Hs. geschrieben wurde, in den ver- 
schiedensten Ländern des Abendlandes ein ziemlich beliebtes Buch 
war. Die ersten Spuren seines Vorhandenseins in Spanien zeigen 
sich bei Juvencus, in Africa schon 80 Jahre früher bei Cyprian 
und Commodian.^) 

3. Da H/s Schweigen in der Regel ein Zeichen davon ist, 
daß die verschwiegene Sache ihm unbequem, und daß sie von 
Wichtigkeit ist, so führe ich hier aus, was ich F. II, 301 f. nur 
noch unter den Addeuda durch Anführung einiger Stellen aus 
Commodian andeuten konnte. Wie im Mittelalter die christlichen 
Epiker nicht nur aus der Bibel, sondern daneben auch aus Hilfs- 
büchern ihren Stoff und , ihre Auffassung desselben geschöpft haben, 
so auch schon die altkirchlichen Dichter Juvencus (F. II, 120 f.) 
und Commodianus. Daß Letzterer Cyprian's Testimonia benutzt 
hat, ist durch B. Dombart bewiesen.^) Ein anderes jener Hilfs- 
bücher ist, wenn nicht Alles trügt, T gewesen. Die Beweise sind 
folgende : 



Commod. apol. 237. 
(nach Beschreibung der W^under- 
thaten Christi) talia videntes 
turbabantur mente JudaeL 



T 81, 11 sq. 
populus iudaictts . . ita turbattcs 
est eins videndo miracula, sicut 
aqua per angelum movebatur. 

Die gleichlautende Beschreibung des Eindrucks der Wunder Jesu 
auf die Juden ist an sich schon sehr auffällig, zumal wenn man 
den Unterschied der metrischen und der prosaischen Kede bedenkt. 
Wie aber ist der Ausdruck entstanden ? Bei T und in nicht weniger 
als fünfmaliger Wiederkehr bei Augustin, ^) aus der allegorischen 
Deutung der Bewegung des Wassern in Jo. 5, 4. Bei Commodian 
fehlt jede Beziehung zu dieser Bibelstelle. Also stammt sein Aus- 
druck aus einer Schrift, worin diese Stelle so gedeutet war, wie 
bei T und bei Augustin. Da nun Augustin 150 — 180 Jahre nach 
Commodian geschrieben hat, so ist T die Quelle Commodians ; denn 
die Annahme, daß ein dritter lateinischer Exeget die Stelle ebenso 
wie T und Augustin erklärt und dabei dasselbe turbari fiir den- 
selben Gedanken gebraucht habe, wäre um so abenteuerlicher, als 
wir von einem lateinischen Evangelicncommentar, welcher älter als 



1) Zeitschr. f. wiss. Th. Bd. XXII S. 374-389, ebenda S. 385 über 
Benutzung von Cyprian's Buch de hab. virg. in Gommodian's Instrnct. 

2) Darüber nachher S. 264f. cf. übrigens F. II, 174. 

17* 



260 • Beilage m. 

Commodian wäre, nicht die dunkelste Kunde haben. Dann gewinnt 
aber eine ganze Anzahl von Parallelen zwischen Commodian und 
T Bedeutung. Beachtet man die Aufzählung von Beispielen der 
vornehmsten Wunderthaten Christi apolog. 635 — 653, so ist erstlich 
zu bemerken, daß hier nur solche genannt werden, welche auch in 
T exegetiseh behandelt sind,^) und daß fast alle von T bespro- 
chenen dort von Commodian aufgezählt werden. Ferner werden 
von Comm. wie von T I, 12 die beiden Speisungen der 5000 nnd 
der 4000 zusammengestellt und zwar von beiden so, daß auf das 
Verhältnis der Zahlen der Gespeisten und der Brode aufmerksam 
gemacht wird. Drittens stellt Comm. ebenso wie T II, 8 die drei 
Todtenerweckungen zusammen und macht wie dieser aufmerksam 
auf den Unterschied des Grades^ in welchem, und der Zeit, seit 
welcher die drei dem Tod verfallen waren. Auch hat Comm. mit 
T statt des bei den Lateinern Lc. 7, 14 gebräuchlicheren „adoles- 
cens" iuvenis gebraucht (cf. F. 11, 209). Die Reihenfolge der drei 
Todten ist bei Comm. die gerade umgekehrte, aber abgesehen von 
der Umkehrung eben die gleiche wie bei T; und das fallt umso- 
mehr ins Gewicht, als auch die bei Comm. nächstfolgende Heilung 
des Taubstummen bei T vorangeht. Wir haben also die gleiche 
Keihe von 4 Wunderthaten bei beiden, von welchen doch jedenfalls 
die eine, bei T erste, bei Comm. vierte mit den drei anderen durch 
kein ideelles Band verbunden ist. Bei T ist die Anknüpfung 
durchsichtig. Das letzte der Wunderwerke, welche er nach Marcus 
vorführt, gibt ihm Anlaß, über die auf dem Gebiete der Natur sich 
bewegenden Thaten Jesu überhaupt und ihr Verhältnis zu den 
hauptsächlich auf dem Gebiet des geistigen Lebens sich bewegen- 
den Großthaten der Apostel zu sprechen. Daran knüpfte sich dann 
sehr natürlich die Besprechung der drei Todtenerweckungen Christi 
als Symbole geistiger Wiederbelebung, Comm. wiederholt nicht diese 
theologische Reflexion; aber seine ganze Zusammenstellung dürfte 
beweisen, daß er mit T sehr genau vertraut war. Es ist ein merk- 
würdiger Gedanke, welchen T p. 55, 2 {vinea vero obedientia legis 
est) und p. 56, 1, {vinea vero lex est accipienda) ausspricht; er be- 
rührt sich nahe mit einem Gedanken des Theophilus von Antiochien 
(F. il, 148 f.); aber er kehrt auch wieder bei Comm. instr. II, 14, 
5: Lex ager nobis est, qui fecerit bonum in illa etc. In T p. 



1) Comm. 635-640 = T II, 8 (cf. I, 9; III, 5; IV, 7); Comm. 641 
= T II, 7; Comm. 642 = T IV, 6; Comm. 643 sq. = T IV, 4; Comm. 
645 = T I, 9 (II, 4); Comm. 646 sq. = T I, 12 (I, 19; IL 5); Comm. 
647-653 = T IV, 2. 



Nachträge zu Theophilus. 261 

72, 2 wird in Bezug auf die Zeit des Antichrists gesagt: Tunc 
sanctt confessuri sunt trinüatem. Ist es nicht höchst merkwürdig, 
daß Commodian, dessen Mangel an Neigung zu trinitarischer Spe- 
culation bekannt ist; in einem eschatologischen Zusammenhang 
(apolog. 795) sagt: Quisque tribus credit et sensit unum adesse, 
hie erit perpetuus in aeterna saecla renatus? Es ist wenigstens 
bemerkenswerth , daß Comm. apol. 222 ebenso wie T ^) von den 
Juden sagt, Johannem decoUant, während er natürlich weiß, daß 
das nicht vom Volk, sondern von Herodes Antipas verübt worden 
ist cf. apolog. 512. Wenn man sich erinnert, daß die Schweine in 
der Regel als Bild der Renegaten und die Hunde als Bild der 
Heiden genommen worden sind^), so hat es etwas auf sich, daß 
Comm. apol. 19 u. 751 wie T p. 40, 3 die Schweine vielmehr 
als Bild für die Heiden gebraucht. Erwähnt' muß auch werden, daß 
Commod. apöl. 183. 314. 685. 695 den Teufel und seine Diener 
latrones nennt cf. T p. 71, 1, und daß er instruct. I, 39, 1 — 6 
Lea als Typus der Synagoge, Rahel als Typus der Kirche und 
auch die Söhne der Rebekka als ebensolche gegensätzliche Typen 
auffasst cf. T p. 34, 12; 46, 25 s. oben S. 240 Anm. 5. Sind die 
drei oder vier zuerst genannten Parallelen evident, so wird man 
durch die nachher angeführten an sich nicht beweiskräftigen Ueber- 
einstimmungen in der Ueberzeugung bestärkt werden , daß 
T um die Mitte des 3. Jahrhunderts in Africa ein auch von Laien 
gebrauchtes Handbüchlein zur Evangelienerklärung war. Durch 
seine Kürze, durch seinen oft sententiösen Ausdruck, durch seine 
dem Geschmack der Zeit zusagende Allegoristik eignete sich T vor- 
züglich dazu. Sollte schon Tertullian, was ich nicht zu behaupten 
wage^) den T gekannt haben, so doch wahrscheinlich im griechi- 
schen Original. Es läge dann nahe, anzunehmen, daß die Ueber- 
setzung in Africa um 200— 240 entstanden sei. Ein genauer Kenner 
des Buchs ist Augustinus*). 

1) p. 56, 7: ex quihus unum decollaverunt Joannem. Daß ein an- 
derer, wahrscheinlich auch afrikanischer Schriftsteller ebenso redet 
(Pseudoeypr. c. Jud. 2 ed. Hartel append. p. 135 cf. meine Acta Jo. p. 
CXIX Anm.) kann die Thatsache nicht abschwächen. Das Wort decollare 
stammt aus Mt. 14, 10; Mr. 6, 27. 

2) Cf meine Anm. zu T p 40, 2, aber auch Hi. selbst vor den dort 
abgedruckten Sätzen. Auch Augustin kommt der Sache nach auf die 
gewöhnliche Erklärung: die Hunde sind offene Feinde, die Schweine Ver- 
ächter der Wahrheit (de serm. dorn. II, § 68). Die Gründe der vorherr- 
schenden Tradition liegen in Mt. 15, 26 einerseits und 2 Petri 2, 22 andererseits. 

3) S. oben S. 234. 257 und im allgemeinen F. II, 125. 

4) Ich hatte Augustin nur zuweilen angeführt zu F. II, 38, 1 ; 39, 3* 



262 Beilage III. 

4. Auch die Geistvollsten unter den abendländischen Kirchen- 
lehrern, Tertullian und Augustin^ sind nicht in dem Grade origi- 
nell, wie wir in jedem einzelnen Fall immer wieder zu meinen ge- 
neigt sind, bis das Gegentheil bewiesen ist. In Bezug auf Ter- 
tullian hat man sich mehr und mehr davon überzeugt, d^ß er un- 
beschadet seiner persönlichen Geistreichigkeit ' einen großen Thei 
der „Materien", wie er es nennt (adv, Valent. 5), d. h. ganze 
Reihen von zurecht gemachten Beweismitteln älteren Autoren ent- 
lehnt hat. Wenn wir seine Quellen vollständiger besäßen^ würden 
wir seine Fähigkeit der Aneignung fremden Gutes gewiß noch viel 
bedeutender finden. Dasselbe wird von Augustin gelten. An der 
Hand der guten Indices der Benedictiner kann man sich leicht da- 
von überzeugen, daß Aug. besonders in seinen Predigten und sei- 
nen aus Predigten erwachsenen Commentaren über gewisse Bibel- 
stellen und andere Gegenstände sich sehr häufig fast gleichlautend 
zu äußern pflegte. Es sieht manchmal so aus, als ob er sich selbst 
abgeschrieben hätte, was doch zumal bei den extemporirten Pre- 
digten nicht der Fall ist. Er weiß seine eigenen einmal formulir- 
ten Gedanken, auswendig. Wie er sich in dieser Beziehung zu den 
Schriften Anderer verhalte, wird immer schwer zu sagen bleiben, 
weil wir seine Bibliothek nicht kennen. Nicht selten spricht Aug. 
von älteren „scripturarum tractatores". Gelegentlich kritisirt er ver- 
schiedene Auslegungen einer Stelle, hat über schwierige Stellen Vieles 
gelesen, was ihn alles nicht recht befriedigt. ^) Die griechischen Exege- 
ten, mit welchen Hi. groß that, hat Augustin nicht gekannt*), obwohl 



42, 16flf. S. 106 Anm. 2. Auf ^Vollständigkeit macht auch die fol- 
gende Yergleichung keinen Anspruch, und ich protestire im Voraus da- 
gegen, (laß diese meine Zusammenstellung von einem Kritiker, der sich^s 
bequem macht, ebenso misbraucht werde, wie die früheren. Nur das 
Charakteristische hoffe ich herausgefunden zu haben. Einige Einzelheiten 
mögen nur hier erwähnt werden: tract. XV, 11 in Jo. fvol. IV, 544) fidem 
ipsius mulieris sitiebat = T 85, 10; ibid § 18 und 19 col. 547 in brei- 
tester Ausführung = T 85, 11; § 21 col. 548 (cf. die Anm. der Bene- 
dictiner) Erörterung der beiden Erklärungen in T 85, 12; tract. VII in 
Jo. S 9 col. 474 = T 80, 13—17 (daß hier T nicht von Aug. abhängt, 
beweisen schon die 7 statt 6 Krüge mit ihrer Deutung bei T) ; quaest. 
evang. I, 25 (vol IV, 322) = T 53, 16; de virg. § 46 (vol. XI, 360) 
cf. quaest. ev. I, 9 (vol. IV, 320), wo unter anderem auch die Deutung 
in T 65, 24 sqq. erwogen wird. 

2) Quaest. diversae nr. 59 (vol. XI, 344. 347); de serm. dorn, in 
monte I, 31 ; II, 6 sq. (vol. IV, 233 sq. 266 sq.). 
2) Epist. 82 ad Hieron. (vol. II, 262 sq ). 



Nachträge zu Theophilus. 263 

es ihm nicht an der nöthigen Sprachkenntnis dazu fehlte, ein griechisches 
Buch zu lesen und einzelne Stellen darin sicher aufzufassen, wenn es 
darauf ankam ^). VonOrigenes, dessen von der Kirche verworfene Mein- 
ungen er öfters bespricht, scheint er außer „de principiis'' ^) nichts 
selbst gelesen zu haben. Von exegetischen Arbeiten der Lateiner 
citirt er einige Male den Lucascommentar des Ambrosius ^), den 
Psalmencommentar des Hilarius *)^ als ein Werk desselben Hilarius 
den sogenannten Ambrosiaster zu den paulinischen Briefen ^); er 
schweigt völlig von den Commmentaren des Bischofs Victorinus und 
des Rhetors Marius Victorinus ®). Unter den nicht von ihm ge- 
nannten Evangeliencommentaren ; die er kannte, kann sich T be- 
funden haben, und es dürfte uns nicht wundern, wenn sich zumal 
in den formloseren Predigten Aug.'s gelegentlich sehr wörtliche üeber- 
einstimmungen finden sollten. Am Schluß seiner Homelitik, worin 
er nicht sich selbst, sondern sein Ideal eines Predigers beschrieben 
haben will, empfiehlt und vertheidigt Aug. ausfiihrlich die wört- 
liche Benutzung der Predigten und Schriften Anderer ''). Wie 
selbständig und zusammenhängend Aug. über dogmatische und 
speculative Gegenstände zu denken versteht, als Exeget ist er wenig 
originell; er ist es auch da nicht, wo er den Zweck wissenschaft- 
licher Belehrung verfolgt. Vergleicht man z. B. seine Auslegung 



-1) Cf. H, Renter Ztschr. für Kircheng. V, 366 ff. 

2) Selbst dies geht aus civit. dei XI, 23, 1 (vol. IX, 379) nicht mit 
Sicherheit hervor cf. übrigens epist. 40 ad Hieron. (vol. II, 185). 

3) de nat. et gratia § 74. 75 ; c. Julian. I § 10 (vol. XIII, 197. 620). 

4) c. Julian. I § 9; II § 26 (vol. XIII, 619 672 sq). Den Matthäus- 
commentar desselben scheint Angustin selbst nicht zu kennen de nat. et 
gratia § 72 (vol. XIII, 196). 

5) c. duas epist. Pelag. IV § 7 (vol. XIII, 584) cf. Jos. Langen, de 
commeot. in epist. Pauli, qui Ambrosii nomine ferantur, Bonnae 1880 p. 5. 

6) Von den abendländischen Autoren nennt Augustin häufig nur 
den Cyprian, zuweilen den Tertullian (ein förmliches Citat z B. de Ge- 
nesi ad lit.X,25 vol. III, 359), einmal denLactanz (de civit. XVIII, 23,2 
vol. IX, 665), einmal denirenaeus (c. Julian. I § 5 vol. XIII, 618), nie- 
mals den Hippolytus. 

7) de doctr. chri8t.IV,31 (vol. III, 120); ^rher (c. 29 col. 118 sq.): 
Sunt sane quidam, qui bene pronuntiare possunt, quid autem pronuntient 
excogitare non possunt. Quodsi ab aliis sumant eloquenter sapienterque 
conscriptum memoriaeque commendent atque ad populum proferant, si 
eam personam gerant, non improbe faciunt etc. — Interessante Beispiele 
von Plagiaten, wie man sie nicht annähernd so wörtlich vermuthen 
konnte, gibt neuerdings Loserth, Bus und Wiclif (1884) S. 161 ff., beson- 
ders S. 225. 242 ff. 



264 Beilage III. 

von Luc. 10, 30-35 in den Quaeet. ev. 11, 19 (vol. IV, 386) mit 
derjenigen von T. III, 6, ferner mit dem dazu abgedruckten Re- 
ferat des Origenes über eine ältere Auslegung, mit derjenigen des 
Ambrosius (p. 950 — 53) und mit derjenigen des Titus von Bostra, 
so bleiben sebr wenige Gedanken und Sätze als wirkliebes Eigen- 
tbum Aug/s übrig; er befolgt viel strenger, als z. B. Ambrosius, 
aucb in der Form die durch Origenes als uralt bezeugte Tradition. 

Dreimal finde ich bei Aug. wesentlich dieselbe Deutung der 
153 Fische ^) wie in T 84, 12—18. Hätte T dieselbe aus Aug. ent- 
lehnt, so müßte man seine Reproduktion ein Meisterstück in der Kunst 
des Excerpirens nennen; in wenigen markigen Worten und in der 
oben S. 236 als die ältelteste Art dieser Zahlenspiele nachgewiesenen 
knappen Form hätte der Compilator eine Gedankenreihe wieder- 
gegeben, welche Aug. dreimal durch umständliche Ausrechnung 
seinen Zuhörern und Lesern verständlich zu machen sucht. Andrer- 
seits hätte T einen dem Aug. sehr wichtigen, dreimal entwickelten 
Gedanken unterschlagen, daß dieser Fischzug im Unterschied von 
anderen eschatologisch zu fassen sei. Aug. erweist sich hiednrch, 
sowie durch mannigfaltige andere Argumente für seine Deutung 
als einen Schriftsteller, welcher fremde Gedanken nicht ohne 
selbständige Arbeit sich aneignet. Was eiu Compilator aus diesen 
Sätzen Aug.*s gemacht haben würde und wirklich gemacht hat, 
zeigt uns Isidor^), 

Nicht weniger als sechsmal entwickelt Aug. eine mit T IV, 4 
wesentlich identische Auslegung von Jo. 5, 1 — 8. Unter diesen 
Stellen ist keine einzige, aus welcher ein Compilator, wie T einer 
wäre, wenn dem Hi. und dem Arnobius die Priorität vor ihm ge- 



1) tract. 122 in Jo. (vol. IV, 1074); epist. 55 § 31 (vol. H, 186); 
enarr. in ps. 49 (vol. V, 596). Dazu kommt noch die kurze Erörtenmg 
in doctr. christ. II § 25 (vol. HI, 39), wo aber nur die in epist. 55 neben 
der Hauptdeutnng gegebene Berechnung (3'X 50 + 3) vorgetragen wird. 

2) de numeris § 111 (Arevalo V, 247 sq). Dass Isidor nicht ans 
T, den er auch kennt (s. oben S. 258), sondern aus Aug. schöpft und 
zwar sehr mechanisch dadei verfährt, ergibt sich zweifellos, wenn man 
§ 109. 110 mit Aug. ep. 55, 31 vergleicht. Die dort im Vordergrund 
stehende Berechnung (3 >( 50 + 3) gibt Isidor zuerst § 109, fügt dann 
in einer ganz unverständlichen Weise ein Citat aus Psalm 17 hinzu, 
welchen Aug. der Zahl 17 wegen citirt hatte, welche die Grenze der 
progressiven Addition (1—17 -= 153) bezeichnet, und giebt schließlich 
§ 111, wahrscheinlich nach enarr. in ps. 49 jene progressive Addition in 
aller Breite ohne jede Andeutung einer daraus resultirenden Idee. So 
machen's die Compilatoren. Die geistvollen Compilatoren sind eine noch 
mythischere Menschenklasse als die berufenen geistvollen Fälscher« 



Nachträge za Theophilns. 265 

bahrte; jene knrze rasch fortschreitende Deutung hätte gewinnen 
können. Daß Aug. ^) hier überall ein durch die Tradition ihm dar- 
gebotenes Material verarbeitet, zeigt sich vor allem in der Deutung 
der Zahlen. Daß die Zahl 40 die vollkommene Gerechtigkeit be- 
deute, ist ihm eine unentbehrliche Behauptung; weil er nur von da 
aus zu einer Deutung der 38 Jahre der Krankheit zu kommen 
weiß. Aber es quält ihn^ daß er jenes Axiom nicht recht begrün- 
den kann. Das 40 tägige Fasten des MoseS; des Elias und Christi ^); 
das kirchliche Quadragesimalfasten , die 40 Tage nach der Auf- 
erstehung , wozu dann noch 10 hinzukommen ^ um die Pentekoste 
voll zu machen ; die Multiplication von 10 (Dekalog) X 4 (Him- 
melsgegenden) : alles das befriedigt ihn nicht. Verzweifelnd 
schließt er: Sive ergo illa^ sive isla causa, sive alia aliqua 
probabiliore^ quae nos tatet, doctiores non tatet, certum est 
tarnen quadragenario numero signißcari quamdam perfectionetn 
in operibus bonis* Woher ist denn dies gewiß, wenn Aug. doch 
den Grund davon nicht recht zu wissen bekennt? Und warum 
gründet er auf dies nicht von ihm selbst stammende Axiom seine 
Deutung der 38 Jahre, daß sie nämlich besagen wollen, dem unter 
dem Gesetz (= 5 Hallen) krank darniederliegenden Kranken fehlen 
zur vollkommenen Gerechtigkeit (40) die beiden Gebote der Got- 
tes- und Nächstenliebe (40 — 2 = 38) ? Aug. verarbeitet hier 
fremde Gedanken, deren Ergebnis ihm sehr willkommen ist, deren 
Begründung ihm aber nicht genügt. Daß er hier einen anders- 
woher stammenden, einigermaßen wiederstrebenden Stoff verar- 
beitet, zeigt sich auch in der Unsicherheit seiner Deutung der tur- 
batio aquae. Während er tract. 17, 3 in Jo. (vol. IV, 561) ganz 
wie T erklärt: venu unus Christm ad poputum Judaeorum et 
faciendo magna, docendo utitia, turbavit peccatores, tiirbavit 
aquam praesentia sua und nur noch anhängt, et excitavit ad pas- 
sionem suam, betont er diesen letzteren Gedanken an den übrigen 
Stellen ^), ohne daß er es zu einer durchsichtigen Verbindung der 



1) Die Haupstellen sind tract. 17 in Jo. (IV, 561); sermo 125 (VH, 
605—613); daneben cf. sermo 124 (VIT, 604); enarr. in ps. 70 (V, 971); 
in ps. 8a (Vr, 109) ; in ps. 102 (VI, 423). 

2) Dies auch bei T 81, 18, damit aber verbanden die künstliche, 
und doch gedankenreiche Berechnung; die progressive Addition von 
1 (Gott) bis 4 = 10 (Dekalog) und die Multiplication von 10 (Dekalog) 
X 4 (Evangelien) = 40 (vollkommene Gerechtigkeit) Letzteres ist ein 
Grandgedanke von T. Erst durch das Evangelium, erst in den Christ- 
gläubigen kommt es zur wahren ErfüHang des Gesetzes cf. F. II, 147. 

3) sermo 124 nur diesen; wesentlich ebnso enarr. in ps. 70. 



266 Beilage III. 

beiden sehr verschiedenen Gedanken bringt *). Aug. hat in 
«einem Text Jo. 5, 8, wie besonders aus der hätiflgeti Wieder* 
holung in tract. 17 in Jo. (vol. IV, 564 — 566) hervorgeht, die 
allen Lateinern gemeinsamen Worte gehabt et ambula* Aber in 
sermo 125 (vol. VII, 612) sagt er: et dixit Uli ut ferret grabatum 
suum et iret in domum suant. Dabei versichert er, Jesus habe 
ebenso auch zu dem Gichtbrüchigen (Mr. 2, 11. Mt. 9, 6) gesprochen, 
und deutet den Vers wesentlich so wie T 81, 27 — 82, 3, wo gleich- 
falls jene apokryphische Textgestalt vorliegt ^), »Soll man nun 
annehmen, daß T gerade diese Predigt ausgebeutet habe und da- 
her zu seinem Text nebst Auslegung gekommen sei ? Das ist erst- 
lich darum unmöglich, weil nicht in dieser Predigt, sondern viel- 
mehr tract. 17 in Jo. jene Deutung der turbatio aquae einiger- 
maßen sich findet, welche bei T sich wiederfindet. Also dieser 
tract. 17 in Jo. müßte das Original des Compilators sein, und nicht 
sermo 125. Sodann aber stünde man wieder vor dem räthselhaften 
Zufall, daß ein abendländischer Compilator um 500, welchen 
eine gewisse Tradition vielmehr für einen syrischen Bischof von 
180 erklärt, auf dem Wege unerklärlicher Irrthümer zu einem evan- 
gelischen Texte gekommen wäre, welcher abgesehen von einer 
einzigen griechischen Minuskel nur als ältester syrischer Text be- 
kannt ist cf. F. II, 216. Die Sache verhält sich also umgekehrt. 
Aug. war daran gewöhnt, an dem Leitfaden, welchen ihmT bot, in 
das Labyrinth jener Perikope einzudringen. Er entwickelt dabei 
auch eigene Gedanken, insbesondere hat er im Interesse seiner 
Grundlehro mehrmals den Gedanken stark betont und breit aus- 
geführt, daß das Gesetz nicht zu Gerechtigkeit und Leben ver- 
helfen konnte, sondern nur die heilende Gnade Christi, aber die 
Spuren seiner Abhängigkeit hat er nicht verwischt. 

Augustin ist nicht der Erfinder seiner mit T. p. 41, 4 — 8 
wesentlich identischen Deutung von Mt. 8, 20 ') ; denn der Haupt- 
gedanke, daß Jesus im Herzen des Schriftgelehrten wegen dessen 
fuchs- und vögelartigen Inhalts keine Ruhestätte finde, ist von 
griechischen Auslegern, welche entweder älter als Aug. oder 
doch mit seinen Predigten unbekannt waren, vielfach entwickelt 



1) Er versucht es ennarr. in ps. 83 u. 102 und sermo 125. 

2) Cf, mit der analogen Deutung des Bettes in Mr. 2, 11 T 65, 21 
Aug. enarr. in ps. 100 (vol. VI, 372) und F. U, 255. 

3) enarr. in ps. 90, vol. VI. 228 cf. auch die vielleicht nicht dem 
Aug. gehörigen quaest. in ev. Matth. nr. 5 vol. IV, 365, wo die Berührung 
mit T jedoch viel ungewisser ist. 



Nachträge zu Theophilas. 267 

worden ^). Es fragt sich also nur, von wem Aug. dies gelernt hat« 
OflFenbar vonT, mit welchem allein er in der Sache vollständig tiber- 
einstimmt. Oder ist es etwa wahrscheinlicher, daß ein. späterer Com- 
pilator eine in einer Psalmauslegnng versteckte Erörterung dieser 
evangelischen Stelle glücklich herausgefischt und in stilistisch ganz 
selbständiger Form sich angeeignet habe? Die Benedictiner hatten 
damals ihre Indices noch nicht geschrieben. — Man vergleiche 
ferner Aug.'s zweimalige^) Deutung des Stators in Mt. 17 mit T 
p. 51, 28 — 62 y 4 und erkläre, wie diese in jeder Hinsicht dünkte 
Darstellung au s den einfachen Sätzen Aug.'s habe entstehen können. 
Dreimal ^) vollzieht Aug. dieselbe Znsammenstellung und alle- 
gorische Deutung der drei von Jesus auferweckten Todten, womit 
T sein 2. Buch schließt. Hier müßte man wieder die Kunst des 
Compilators bewundern, welcher in vier ungezwungen dahinfließende 
Sätze zusammengefaßt hätte, was Aug. in theilweise 20 fach brei- 
terer Ausführung mit Unterbrechung durch ganz andere Gedanken- 
reihen vorträgt. Es ist ferner bezeichnend, daß auch in diesem 
Fall nicht die sorgfältiger ausgearbeiteten tract. in Jo., sondern der 
sermo 98 sich am nächsten mitT berührt. Aber auch hier ist das 
Verhältnis ein viel zu freies, als daß T einem diese Predigt vor 
sich habenden Compilator zuzutrauen wäre. Das Verhältnis ist 
nämlich ein ähnliches wie das zwischen den mehrfachen Wieder- 
holungen derselben Gedankenreihen bei Aug. selbst. Von einem 
Compilator, der sich aus Aug. über diese Auferweckungsgcschichten 
belehrt hätte, sollte man auch erwarten, daß er in der Deutung 
dieser selbst sich mit Aug. berührte. Aber es fehlt T IV, 7 der 
Lieblingsgedanke Ang.'s, daß das Losbinden der Leichentücher 
die kirchliche Absolution bedeute *), und es fehlt T DI, 5 die in 
der hauptsächlich zu vergleichenden Predigt Aug.'s vorgetragene 
Deutung der Mutter auf die Kirche ^). 



1) Orig. in Possini Catena in Matth. p. 114; Greg. Nyss. in Corderii 
Cat. in Matth. p. 311 ; Isidorus ebenda p.310; Cyrillus (Migne 72 col. 644; 
Corderii Cat. in Lucam p. 264 sq.). Hi. 46 streift den Gedanken nur; 
Hilarius p. 643 und Ambrosius p.938 entwickeln nur verwandte Gedanken. 

2) enarr. in ps. 138 vol. VI, 963; sermo 155 vol. VII, 745. 

3) tract. 49 in Jo. (IV, 819 sqq. 829); sermo 98 (VII 517-520); 
sermo 128 (VII, 632 sq.); einzelne Züge noch enarr. in ps. 101 (VI, 
396); sermo 67 (VII, 374). Aus Aug. und nicht aus T (F. II, 111) 
hat Beda das Seinige, wie genauere Vergleichung zeigt. 

4) vol. IV, 831; VI, 396; VII, 374; VII, 520. 

5) sermo 98 vol. VII, 519. 



268 



Beilage III. 



Fünfmal ^) bat Aug. eine überall im Gedanken, tbeilweise aucb 
im Wortlaut mit T I, 30 sich nabe berübrende Auslegung der Pa- 
rabel von den 10 Jungfrauen vorgetragen. Einmal bemerkt er, 
daß er Manches darüber gelesen, aber keine widerspruchslose Er- 
klärung gefunden habe ^). Darnach müßte ihm T unbekannt ge- 
wesen sein, wenn er vollständig mit diesem übereinstimmte. Aber 
in zwei Puncten unterscheidet sich Aug/s Auslegung charakteristisch 
von T. Während dieser p. 60, 10 in voller dogmatischer Unbe- 
fangenheit sagt, daß nur das Diesseits und nicht der Tag der Pa- 
rusio eine Zeit der Barmherzigkeit sei, betont Aug. im Interesse 
seiner Grundlehre mehrmals, daß auch im Gericht nur von Gottes 
Barmherzigkeit Gutes zu hoffen sei^). Während T59, 22 die Nai- 
vetät besitzt, das obdormierunt omnes auf die thö richten Jungfrauen 
zu beschränken und dies Wagnis zu begründen, erklärt Aug. dies 
überall vom leiblichen Sterben der Klugen wie der Thörichten *). 
Ich bitte zu erklären, wie ein Compilator um 500 gegen die Auc- 
torität nicht nur des hier von ihm ausgeschriebenen Aug., sondern 
auch der sonst von ihm geplünderten Ausleger Hi, und Hilarius 
diese Abweichung von der Tradition, diese Verhöhnung des Textes 
sich erlauben konnte. Ich bitte auch, mir unter den übrigen Com- 
pilatoreu des Mittelalters einen zu nennen, der das hier oder Aehn- 
liches sonst gewagt hätte. Um über das Verhältnis des Wortlauts 
bei Aug. und T ein Urtheil zu gewinnen, muß man vor allem auch 
Aug. mit sich selbst vergleichen. Ein Beispiel wird zur Noth ge- 
nügen. 

Aug. II, 588 
irridentium 

quippe responsio 
mihi videtur 

(vorher über die 
adulatores). 



Aug. VI, 1127 

ah irridentibm 

enim dicitur, non 

ab invidentibtts 

(vorher über die 

adulatores). 



T p. 60, 7 

hoc respon- 

sum dedere 

irridentes, 

non consu- 

lentes, ut 

irent ad 



Aug. XI, 346 
non consilium 
dedisse putandae 
sunt .... vendunt 
enim oleum adu- 
latores* 



adulatores. 
Wenn nur diese Parallelen vorhanden wären, so würde wohl 



1) epist. 140 (II, 588); enarr. in ps. 49 (V, 595 die Paginirung ist 
da in Unordnung); in ps. 147 (VI, 1126); sermo 93 (VII, 501); quäest. 
div. nr. 59 (XI, 344). 

2) quaest. div. vol. XI, 314; auch am Schluß col. 347 kommt er 
wieder auf andere Erklärungen zurück. 

8) ep. 140 (11, 588-592); enarr. in ps. 147 (VI, 1127). 
4) So auch Hilarius p. 735 von der mors temporaria universorum; 
ebenso Hi. 203; cf. Cramer Cat. I, 206; Gord. Cat. in Matth. p. 731. 



Nachträge zu Theopbilas. 269 

Jeder, einsehn , daß dem Gedächtnis Ang.'s zweimal das eine und 
einmal das andere der in T vereinigten Elemente sich dargeboten 
hat. An der 4. Stelle Aug.'s (V, 595) findet sich nichts Ent- 
sprechendes. An der 5. aber, in sermo 93 (VII, 504) lesen wir 
non consulmtium, sed irridmtium est isla responsio. Hier ist 
also wie bei T vereinigt, was sonst bei Aug. zerstreut vorkommt. 
Dieser sermo 93 zeigt überhaupt den vollständigsten Parallelismus 
mit T. Soll man nun annehmen, diese Predigt sei die Grundform, 
welche Aug. selbst im Gedächtnis behalten und in Bezug auf das 
genannte Beispiel dreimal bruchstückweise reproduzirt hätte, und eben 
dieser sermo 93 sei die Vorlage fürT gewesen? Aber so sonder- 
bar wie das Erste wäre, so unmöglich ist das Zweite; denn die von 
Aug. dreimal wie von T mit jenem Satz verbundene Bezeichnung 
der Oelverkäufer als Schmeichler findet sich gerade in sermo 93 
nicht damit verbunden, sondern erst nachher in breitestester Um- 
schreibung versteckt (VII, 505). Also ist nicht sermo 93 die Quelle 
von T, sondern es bleibt das umgekehrte Verhältnis, welches an 
den übrigen Parallelen zu T I, 30 evident wurde, auch hier das 
allein mögliche. Und wiederum ist es bezeichnend , daß es nicht 
eine gelehrte Abhandlung wie epist. 140 oder quaest. div. 59, son- 
dern eine Predigt ist, in welcher Aug. sich am engsten an T an- 
schließt. Aber auch hier behauptet Aug. seine Selbständigkeit in 
der Deutung des Einschlafens Aller ^) und entwickelt eine Menge 
von Gedanken, von welchen bei T keine Spur sich findet. 

Wesentlich ebenso liegt der letzte in Betracht zu ziehende 
Fall. Viermal 2) erklärt Aug. die drei Paare der auf dem Acker, 
an der Mühle und auf dem Bett Angetroffenen und berührt sich 
jedesmal sehr nahe mit T p. 58, 15 — 27. An keiner dieser Stelleu 
findet sich innerhalb der Erklärung das verdächtige Wort monachi 
(T58, 19); aber an einer Stelle (vol. VI, 900), und das ist zugleich 
die einzige, wo Aug. in der Ordnung der drei Paare mit T über- 
einstimmt, wird er zu dieser Erörterung veranlaßt durch den son- 



1) Gerade in dieser Predigt polemisirt Aug. gegen die Auffassung 
dieses Schlafs als sittlicher Entartung, also gegen das Fundament der 
Auslegung des T; und zugleich berührt sich Aug. auch wieder mit dem 
Ausdruck der von ihm verworfenen Erklärung (T p. 54, 21 cf. Aug. 
col. 503 perseveraverunt usque in finem). Es ist auch zu beachten, daß 
Aug. ebendort (§8 col. 503) beiläufig wieder von quidam tractatores 
polemisch redet. 

2) quaest. ev. 11, 44 (IV, 356 Bett, Mühle, Acker); enarr. in ps. 36 
(V, 342 Acker, Mühle, Bett); in ps. 99 (VI, 363 die Ordnung wie vorher)} 
in pa. 132 (VI, 900 Acker, Bett, Mühle). 



270 Beilage IIL 

derbaren Einfall; daß der Name monachus ans Psalm 132 (hebr. 133), 
1 stamme; weil dem in unum angeblich ei^ fioPov zu Grunde liege *), 
und dieses gleichsam zu einem Herzen und einer Seele gewordene 
Brüder, d. h. Mönche bezeichne. Ehe aber Aug. den angekündig- 
Beweis hiefür liefert, vertheidigt er den Mönchstand der Katho- 
liken gegen donatistische Polemik. Er ist ebensowenig wie der Stand 
der Geistlichen und derjenige der Laien darum verächtlich, weil 
sich Unwürdige darin finden. So kommt Aug. auf jene Deutung 
der drei Paare, welche wir bei T wiederfinden. Wäre Aug. der 
Erfinder und T der Plagiator, so müßte diese Psalmenauslegung 
Aug.'s die Quelle für T gewesen sein ; denn mit dieser Stelle Aug.'s 
berührt sich T im Ausdruck viel genauer, als mit den drei ande- 
ren, wo Aug. dieselbe Auslegung vorträgt, und nur durch den Zu- 
sammenhang dieser Predigt konnte T veranlaßt werden, das Wort 
monachif welches Aug. übrigens auch hier nicht in der Auslegung 
der evangelischen Worte gebraucht, in dieselbe einzutragen. Aber 
es wäre wiederum räthselhaft, wie ein compilirender Evangelieu- 
erklärer eine in einer Psalmenpredigt Aug.'s versteckte Digression 
über Mt. 24, 40 f. herausgefischt hätte. Beda ^) hat den gleichen 
Stofi* nicht aus dieser oder einer anderen der drei Psalmenpredigten 
Aug.'s, sondern aus dessen quaest. evang. genommen, also aus einem 
Buch, dessen Benutzung einem compilirenden Evangelieuerklärer 
schon durch seinen Titel sich nahelegte. Es wird demnach auch 
hier zu urtheilen sein: Aug. hat überall, wo er auf jene Worte 
Jesu zu reden kommt, unseren T im Gedächtnis, aber nicht in den 
quaest ev., wo er den Gegenstand wissenschaftlich zu behandeln be- 
absichtigt, sondern in einer Predigt, wo er ganz gelegentlich und 
sichtlich ohne vorangehende sorgfaltige Vorbereitung zu dem Gegen- 
stand abschweift, verfallt er ganz in den Wortlaut von T, zugleich 



1) LXX hat hier inl to avro, 

2) Im Commentar zu Lucas Migne 92 col. 648 sq. Beda hat nicht, 
wie ichF. II, 111 annahm, ausT, sondern aus Aug. und zwar aus dessen 
quaest, ev. geschöpft ; denn 1) befelgt Beda die nur hier, und weder 
sonst bei Aug. noch bei T vorkommende Ordnung der drei Paare, 
2) stimmt er im Wortlaut nur mit dieser Stelle Aug's in entscheidenden 
Puncten überein z. B qui otium et quietem eltgunt -^ significata est u. s. w. 
mit Unterbrechungen, 3) hat Beda nicht den Namen monachi; nur in der 
kürzeren Ausführung zu Matthaeus col 105, welche aus dem Lucasoom- 
mentar excerpirt zu sein scheint, ist in die Worte Aug*s ein Anklang 
daran angeschlossen: qui otium et quietem monasterialis vitae eligunt, 
Aug. selbst redet einmal in solchem Zusammenheng von sanctimoniales 
(VI, 364). 



Nachträge zu Theophilus. 271 

aber auch in eigene Ausführuagen, welche er- bei anderer Gelegen- 
heit hieran angeschlossen hatte ^). Man möchte nur fragen, ob 
Aug. schon im Text von T das Wort fnonachos gelesen hat, dessen 
Wiederholung zu seinem Zweck in der Predigt über Psalm 132 
trefflich gepaßt hätte. Oder hat vielleicht hier in T wie in den 
beiden parallelen Sätzen desselben (T p. 60; 17. 21) statt des 
jetzigen monachos nur eos oder gar nichts gestanden? Das führt 
auf eine letzte Frage von allgemeinerer Bedeutung. 

VIII. Von Anfang an habe ich nicht nur an die Möglichkeit 
erinnert y sondern auch unter Hinweis auf bestimmte Stellen es 
wahrscheinlich zu machen gesucht, daß es in T nicht ganz an In- 
terpolationen fehle, welche vielleicht theilweise schon auf Rechnung 
des Uebersetzers kommen mögen, zum Theil aber auch späteren Ur- 
sprungs seien ^). Jetzt erst bin ich in der Lage^ in Bezug auf 
eine beträchtliche Zahl von Stücken den, wie ich denke, zwingen- 
den Beweis zu führen, daß sie erst nach der Mitte des 5. Jahr* 
hundert« in T interpolirt worden sind. Eucherius von Lugdunum 
(-f- um 450) gehört schon zu den Schriftstellern, welche sich da- 
mit begnügen, die biblischen Forschungen der Vorfahren in com- 
pilatorischer und compendiarischer Form fortzupflanzen (oben S. 256 
Anm. 1). Es wäre an sich nicht zu verwundern, wenn er etwa 
um dieselbe Zeit wie jener Arnobius iunior den T für seine Zwecke 
ausgebeutet hätte. Die erste seiner evangelischen Quästionen ^) 
berührt sich nahe genug mit dem Prolog, aber schon wegen der Reihen- 
folge der Evangelien noch näher mit Hi. ; ebenso die zweite Quästio 
mitTp. 32, aber genauer mitHi. 11. Also Hi. ist hier die Quelle 
des Eucherius. Ganz anders liegt die Sache in anderen 10 Fällen, 
den einzigen, die überhaupt noch in Betracht kommen. Da han- 
delt es sich nicht um Anklänge und sachliche Uebereinstimmungcn^ 
sondern 10 ganze Abschnitte von T kehren nahezu buchstäblich 
bei Eucherius wieder *). Nach der Ordnung bei Eucherius sind 
es folgende: 1) Euch. (Migne) 797 D cum dicat — magis da- 



1) Cf. z. B. das über Ezech. 14, 14 sowohl vol. IV 356 als VI, 901 
Gesagte. 

2) F. II, 21. 157 f. 160 f. 180. 193. 233 und hier oben S. 231. 

3) Instruct. I, 2 (Migne 50 col. 796) cf. T p. 31, 4—13; Hi. vol. 
Vir, 6. 

4) Anders verhält es sich mit dem nur in M vorhandenen Stück 
(H. 164 Anm. 40), welches dort zwischen TIV,14 n. 15, also in nächster 
Nähe von drei eucherlanischen Stücken (den Nr. 2. 4. 9 nach obiger 
Aufzählung) steht. Es ist nur im Gedanken sehr verwandt mit Euch, 
instr. I, 1 (Migne col. 785 A B). 



272 Beilage Hl. 

reat = T 69, 16 -32; 2) Euch. 797 D. 798 A in evangelio — 
futurorum = T 84, 19—24; 3) Euch 800 A. B in parabola — 
quietem = T 82, 22 — 83,16; 4) Euch. 800 C quomodo acctpien- 
dum — sanctorum suorum = T 84, 24—85, 3 ; 5) Euch. 800 C. D 
quomodo in Luca — noscendum est = T63, 20 — 25 (nicht ganz 
genau) ; 6) Euch. 801 A quomodo salvator — plenitudo = T 76, 
15—25; 7) Euch. 801 B qualiter — divinitatis = T 76, 25—28 
(abgekürzt); 8) Euch. 801 D qualiter sentiendum — visitaverat = 
T82, 4—9 ; 9) Euch. 802 B quomodo accip. — spiritu = T 85, 4—8 ; 
10) Euch. 802 D quomodo salvator — patebit = T83, 19-25. 
Daß Euch, diese Abschnitte nicht aus T abgeschrieben hat, ist 
leicht einzusehen. Erstlich ^väre nicht zu verstehen, daß Euch., 
welcher die Gedanken eines Hi. in ganz freier Form reproducirt, 
den T so streckenweise ganz buchstäblich abgeschrieben haben 
sollte. Zweitens will Euch, in diesem Buche Fragen des Salonius 
beantworten, soweit er sich derselben aus früheren Gesprächen er- 
innert^). Nun aber liegen vier seiner Fragen und die dazu ge- 
hörigen Antworten auch bei T in der Form von Frage und Ant- 
wort vor (Nr. 2. 5. 6. 10). In zwei anderen Fällen ist die Ursprüng- 
lichkeit der Frageform auch bei T noch deutlich zu erkennen ^). 
Es wird schwerlich Jemand dem Urtheil widersprechen: T d. h. 
der durch die beiden Hss. M und P im wesentlichen gleichmäßig 
repräsentirte Text unseres Commentars enthält- zehn Abschnitte, 
welche beinah wörtlich aus den Instructionen des Euch, abgeschrie- 
ben sind. Aber dieser T ist nicht der Verfasser oder üebersetzer 
unseres Commentars; er wäre es auch dann nicht, wenn der Ver- 
fasser nur ein Compilator des 6. Jahrhunderts wäre. Es ist viel- 
mehr der Interpolator, welcher die Abschnitte eingeschoben hat, deut- 
lich von dem Verfasser des Buches zu unterscheiden. Denn 1) das 
Verhältnis dieser 10 Stücke zu Euch, ist ein durchaus anderes, 
als das Verhältnis des T zu Hi. und Augustin, zu Ambrosius und 
Hilarius. Von diesen Auctoritäten ersten Ranges kehren kaum ein 
Paar Sätze ohne mehr oder weniger wesentliche Aenderungen, Um- 
stellungen, Kürzungen, Erweiterungen bei T wieder. In wichtigen 
Puucten steht T in vollem sachlichen Widerspruch mit denselben 
Stellen jener Väter, welche doch auch wieder wörtlich mit ihm 



1) Instr. I praef. col. 773. Die Ausnahmefälle, die er dort erwähnt, 
(daß er nämlich auch aus eigener Initiative einige Fragen stellen und 
beantworten werde) beziehen sich auf lib. II, welches fürT nicht in Be- 
tracht kommt. 

2) Nr. 1. 3 (inquirendum est T 82, 29). 



Nachträge zu Tbeophilus. 273 

zusammenklingen. Von den Parallelen mit Hi. ließe Bicb höchstens 
die zu T 32, 6 — 16, von denjenigen mit Ambrosius nur die zu T 
76, 30 — 77, 15, von denjenigen mit Augustin keine einzige mit 
dem Verhältnis vergleichen, welches zwischen Euch, und jenen 10 
Abschnitten in T besteht. Der Interpolator hat sich nicht einmal 
die Mühe gegeben, überall die Katechismusform seines Originals abzu- 
streifen oder durch überleitende Formen die Grenzen zu verwischen. 
Selbst das Verhältnis zwischen T und Arnobius ist durchweg ein viel 
freieres. Es ist aber undenkbar, daß der Verfasser des ganzen Buchs ge- 
genüber der verhältnismäßig jungen Auctorität des Euch, eine sklavische 
Abhängigkeit bewiesen haben sollte, von welcher er sich einem 
Hi. und Augustin gegenüber durchaus frei gezeigt hätte, wenn er 
ein Compilator wäre. 2) Den längsten von allen eucherianischen 
Abschnitten leitet T 82, 28 durch ein item aliter ein. Es ist dies 
das gewöhnliche aliter (ceJUcog, aXkov) der Catenenschreiber. Es 
kehrt im ganzen Buch nicht wieder. Also ist der Schreiber dieses 
Abschnitts nicht der Verfasser des Buchs, und dieser letztere ist 
kein Catenenschreiber. 3) Es sind die Orte zu beachten, an 
welchen die eucherianischen Stücke sich finden. Nur Nr. 5 steht 
in T Hb. I; Nr. 1. 6. 7. in lib. DI (nach M lib.IV); die übrigen 
6 Nummern in lib. IV (nach M. lib. III). Ihre Einschaltung scheint 
zum Theil dem Zweck zu dienen^ die gar zu mager gerathene Er- 
klärung des Lucas und des Johannes ein wenig völliger zu machen. 
Aber wie sind diese Lückenbüßer angebracht? Nr. 5 ist noch leid- 
lich in einen Zusammenhang von Bemerkungen zur Leidensgeschichte 
hineingestellt, und Nr. 1 konnte im Lucascommentar stehn, weil 
dies Stück sich theilweise auf eine auch bei Lucas zu findende 
Stelle bezog. Aber Nr. 6. 7 sind Reflexionen über johanneische 
Stellen, welche weder durch ein inneres, noch durch ein äußeres 
Band mit den vorher und nachher behandelten Lucasstellen zu- 
sammenhängen. Nr. 8. 9. 10 passen insofern an ihren Platz, als 
sie sich auf johanneische Stellen beziehen. Das gilt aber nicht 
von Nr. 2. 3. 4. Es ist z. B. Nr. 3 nur durch die Gleichnamig- 
keit der beiden Lazari dahingezogen, bei Nr. 2. 4 fehlt selbst ein 
so äußerliches Band. Die durch diese Interpolationen veranlaßte 
Unordnung ist nicht zu vergleichen mit den Textraischungen, welche 
im übrigen Buch vorliegen *). 4) Diese 10 eucherianischen Ab- 
schnitte unterscheiden sich auch dem Inhalt und der Gedanken- 



1) Cf. F. II, 20 f. Einige dort angeführte Beispiele kommen jetzt im 
Wegfall, aber nicht die wichtigeren. S. auch hier oben S. 221 f. Anm. 3. 

Zahn Forschungen, lil. ^g 



274 Beilage III. 

form nach sehr weseDtlich von der Masse des. Buchs. Es sind 
lauter nüchterne, zum Theil sehr umständliche Betrachtungen meist 
über dogmatische Probleme, Die Christologie betreffen Nr. 6. 7. 
10, einigermaßen auch Nr. 5. 8^ auf die Prädestination bezieht sich 
Nr. 1, auf die Eschatologie Nr. 3; einem bestimmten Kapitel der 
Dogmatik lassen sich die übrigens ganz gleichartigen Nr. 2. 4. 9 
nicht zuweisen. Man wird in T vergeblich nach einigermaßen 
ebenso umfangreichen Stücken gleichen Charakters suchen. In 
diesen eucherianischen Stücken dagegen fehlt jede Spur von der 
den biblischen Text Stück für Stück vorführenden, mit kurzen Sehe- 
lien begleitenden und allegorisirenden Auslegung , welche für T 
charakteristisch ist. Auch ein Unterschied des dogmatischen Stand- 
punkts läßt sich erkennen ; und dies ist ein Punkt, in welchem meine 
frühere Darstellung der Berichtigung bedarf. Es entspricht ja ohne 
Frage der theologischen Sprache eines Melito, eines Irenäus und 
Clemens (s. oben S. 167), wenn T manchmal das Gott- und Mensch- 
sein Christi neben einander betont (F. U, 155. 169 f.). Schwerlich 
aber paßt es in die Zeit des Theophilus, sondern vielmehr in die 
Zeit des Eucherius (Nr. 6), der es auch geschrieben hat, was wir 
jetzt bei T 76, 22 lesen: idem est ergo dem ethomo, id est Christus 
una persona est. Auch Nr. 10 (T 83, 19—25) setzt eine Aus- 
drücklichkeit der Reflexion über die sätnmtlichen für Gleichheit 
oder Ungleichheit des Sohnes mit dem Vater in Betracht kommen- 
den Bibelstellen voraus, wie sie doch erst nach den Kämpfen des 
4. Jahrhunderts veranlaßt war. 5) Ein Blick in meinen Apparat 
unter dem Text dieser 10 eucherianischen Stücke und die Ver- 
gleichung der oben S. 258.262 — 271 angeführten Parallelen aus Isidor 
und Augustin zeigt, daß bis heute keins dieser Stücke auch nur den 
geringsten Schatten eines Zeugnisses für sich aufzuweisen hat außer 
der brüsseler Hs. und der Editio princeps. Weder Amobius, 
welcher gerade den das Johannesevangelium betreffenden Theil von 
T sehr stark ausgebeutet hat, noch Augustin, welcher mit diesem 
Theil besonders häufig sich zu berühren veranlaßt war, noch Isidor, 
der zweifellos jünger ist als T, berühren sich irgendwo mit einem 
dieser 10 Abschnitte. 

Ist hiemit bewiesen, daß T seine gegenwärtige Gestalt erst 
nach der Mitte des 5. Jahrhunderts .erhalten hat, und zwar durch 
beinah unveränderte Aufnahme von 10 Stücken aus Eucherius, so 
eröffnet sich freilich die Möglichkeit, daß gleichzeitig noch andere 
Stücke interpolirt worden sind ; und es fehlt uns wie bei so manchen 
mangelhaft überlieferten Schriftwerken des kirchlichen Alterthums 
die wünschenswerthe Sicherheit in Bezug auf alle Einzelheiten. 



Nachträge zu Theophilus. 275 

Aber einen Maßstab der Beurtheilung gewähren uns eben diese 
Interpolationen aus Eucherius. Eine gewisse Aehnlichkeit mit die- 
sen Stücken zeigt jenes oben S. 271 Anm. 4 erwähnte Stück; 
welches nur die brüsseler Hs. enthält. Es beschäftigt sich auch 
mit der Prädestinationsfrage in dem gleichen antiprädestinatianischen 
Sinn wie das eucherianische Stück Nr. 1, erinnert auch an einen 
anderen Abschnitt der Instructionen des Eucherius und enthält auch 
eine dogmatische Frage nebst Antwort. Aus welchem Schriftsteller 
wahrscheinlich derselben Zeit und Gegend es abgeschrieben sei^ 
weiß ich nicht. Ferner sind die schon F. U, 161 von mir ge- 
äußerten Bedenken gegen das Kapitel über die Zählung der drei 
Tage zwischen Tod und Auferstehung Jesu T I, 36 nunmehr ge- 
wachsen. Zwar die Frage ist alt und auch bei den Syrern^ soweit 
wir deren Theologie ins Alterthum zurückverfolgen können; viel 
ventilirt^). Aber schon die Form; die förmliche Fragestellung mit 
umständlicher sehulmäßiger Antwort ist verdächtigt). Sodann geht 
unmittelbar vorher die eucherianische Interpolation Nr. 5, und wir 
sehen; daß der Interpolater seine Einschiebsel meist dicht hinter 
einander gestellt hat. Nr. 2. 4. 9 und Nr. 6. 7 bilden zwei 
Gruppen, deren Bestandtheile durch nichts von einander getrennt 
sind ; Nr. 8. 3. 10 stehen dicht bei einander ; und vor Nr. 1 steht 
eine zwecklose Doublette. (T DI; 3 = 1, 25); welche man lieber 
dem Ungeschick eines Redactors als dem ersten Verfasser zuschrei- 
ben möchte (cf. oben S. 216). Unmittelbar nachT I; 36 folgt ein 
kurzes Schlußkapitel des ersten Buchs ; welches ganz den echten 
Scholiencharakter der übrigen Masse des Buchs zeigt. Woher aber 
das wahrscheinlich interpolirte Kapitel T I; 36 stammt, kann ich 
wiederum nicht angeben. Es fehlen vorläufig die Mittel; um mit 
annähernder Sicherheit noch andere Stücke oder einzelne Sätze und 
Sütztheile auszuscheiden. Es ist möglich; daß die wirklichen An- 
stöße*), welche der Annahme der Abfassung des T durch Theo- 
philus im Wege stehen, sämmtlich verschwinden würden, wenn wir 



1) Aphraates ed. Wright p. 222; Ephraemi comm. in evang. conc. 
p. 267 cf. Hi. in Jonam (Vallarsl VI, 405); in Matthaeum (VIT, 83); 
August, oona. ev. III §66 (vol. IV, 177), quäest. ev. I, 7 (IV, 319), sermo 
de symb. ad catech. § 6 (VIII, 1634)i de trinit. IV § 10 (XI, 80). 

2) Frage und Antwort findet sich abgesehen von den eucher. Inter- 
polationen und den oben beanstandeten Stücken nur noch T p. 32, 6 u. 
13. Aber wie knapp und kurz schreitet in diesen beiden Fällen die Ant- 
wort fort! 

3) Ich berufe mich nochmals auf F. II, 160 f. u. hier oben S. 271. 

18* 



276 Beilage III. 

einen Text fanden^ welcher mit den nachgewiesenen Interpolationen 
verschont geblieben wäre. Gerade nach Ausscheidang der bezeich- 
neten 10 resp. 12 Abschnitte, ist die wesentliche Einheitlichkeit der 
theologischen Denkweise und der exegetischen Methode des übrigen 
Buchs nm so unbestreitbarer. Der Interpolator hat den Grnndcha- 
rakter des Buchs nicht geändert. Wie er die Vorbemerkung über 
die Evangelisten und ihre Symbole und die damit zusammenhän- 
gende Anordnung der Evangelienerklärung unberührt gelassen hat, 
so hat er auch das Gepräge alterthuml icher Theologie, naiver Alle- 
goristiky voller Selbständigkeit gegenüber von Traditionen^ welche 
zur Zeit des Interpolators schon alt waren ^ nicht verwischt. Die 
7 Krüge von Kana^), die 7 Bücher des A. Testaments ^ die nie- 
mals eingeschlafenen klugen Jungfrauen, der gläserne Kelch des 
Herrn ; der das Blut der Christen fordernde Kaiser, dies und 
Anderes sind starke Anzeichen davon , daß der Interpolator nicht 
eine durchgreifende Umarbeitung vorgenommen, sondern nur eine 
um einige Kapitel aus jüngeren Schriftstellern und wenige eigene 
Zuthaten vermehrte neue Auflage des alten Handbüchleins der 
Evangelienerklärung besorgt hat. Nach der Zeit des Eucherius 
und vor der Anfertigung der brüsseler Hs. ist das geschehen, 
zwischen 450 und 700. In diese Zeit scheint aber auch der 
brüsseler Prolog zu fallen (oben S. 202 f.). Es ist die Annahme 
kaum zu umgehn, daß der Interpolator^ oder freundlicher ausge- 
drückt, der Veranstalter der neuen vermehrten Ausgabe auch der 
Verfasser jenes Prologs sei. Er hat dann freilich den Mund etwas 
voll genommen, aber dem entspricht seine gespreizte Sprache. Er 
drückt in seiner kurzen Vorrede mit sonderbar vielen Worten die 
Besorgnis aus, daß neidische Gegner seine Arbeit schlecht machen 
werden. Woher diese Besorgnis und die Bescheidenheit der Hoff- 
nung, womit er sich im Voraus tröstet, daß man wenigstens seine 
fromme Absicht ihm nicht werde abstreiten können? Das thue ich 
auch nicht, finde aber, daß dieser Unbekannte des 6. oder 7. Jahr- 
hunderts sich mit seiner sehr unerheblichen Arbeit ungebührlich 
breit gemacht und durch die Abfassung dieses Prologs und die 
gleichzeitige Beseitigung des ursprünglichen Verfassernamens seiner 
Eitelkeit ein wenig ehrenvolles Denkmal gesetzt hat. Er hat wohl 
daran gethan, seineu Namen niclit darauf zu schreiben. Auffallend 
ist, aber doch durchaus nicht unbegreiflich, daß daneben die alte 
Tradition nur so sich erhalten hat, daß sie den Prolog verschmähte, 



1) F. II, 108. 215; die übrigen Stücke sind alle hier oben besprochen. 



IV. Beilage. Zum Text von 1 Tim. 3, 16. 277 

den Namen des l'heophilus festfaielt, zugleich aber die Interpolatio- 
nen des neuen Heransgebers wen intens größten Theils sicli 
aneignete. 

Es kommt mir jetzt so wenig wie im vorigen Jahr (F. H, 233) 
in den Sinn, daß ich ilber altes Einzelne in dieser Frage das letzte 
Wort gesprochen habe. Ich wußte scheu damals, daß ich ein Pa- 
radoxon vertrete, dem es an Anfechtung nicht fehlen werde ; nnd 
es war vielleicht unbeGcheiden zn hoffen, daß meine Kritiker mir 
durch Mittheilungeu aus den Schätzen ihres Wissens und durch 
scharfsichtigere Betrachtung des Gegenstandes zu größerer Klarheit 
und, wenn es nbtliig sein sollte, zu wesentlichen Modificatiouen 
meines ürtheils verhelfen werden. Was in diesen beiden Bezieh- 
uDgen gewonnen wurde, verdanlie ich nicht meinen Kritikern ; und 
ich darf bei aller Hochschätzung der brüsseler Hs. angesichts des 
bisherigen Widerspruchs mit den Worten des Clemens schließen : 
oi'x ol/tat yÖQ ttva oStws evTvx^ y^agi^y ^yetff9at, ^ fitiieli 
avTCQtT, aiX ixelv^f evXoyov vofuu^iov, ^ 
äyxeqet. 



IV. Zsm Text m 1 Tim. 3, 18. 

Im egyptischem Museum des Louvre findet sie 
ein Courert, welches mehrere kleine Pergaments tücke enthlllt, da- 
runter zwei BrnchstUcke einer Hb. der paulinischen Briefe oder 
des N. Testaments. Ohne dem Urtheil Geübterer vorangreifeu, wage 
ich vorläufig zu behaupten, daß die Hs. , von welcher uns diese 
kummerlichen Reste erbalten sind, zu den ältesten gehört, die wir 
besitzen, daß sie aus dem IV.— VI. Jahrhundert stammt. Änf 
einem dieser Fetzen las ich die Worte: . . XttfißafOfievoi . ■ didaaxe 
xcti necqaxaXei ans 1 Tim. €, 2. Der andere Fetzen ist viel besser 
erhalten und auf der einen Seite, abgesehen von wenigen Buch- 
staben am rechten Rand der Columne, bequem zu lesen. Mau liest 
darauf folgende Worte'} aus 1 Tim. 3, 15. 16: #w %,wvTOi atv- 
Aos*) I *ai edQmafia Ttj^ al^ \ 9sta^ xat op^Xoyoviie \ vteg 
f*eya atniv lo rij.*) | evasßeiaz livmije . . . I *» cyavepM&ij 
e I *at eä . . . ■ 

Das <a in der vorletzten Zeile bedeutet sicherlich nichts anderes 



1) Das Bade der Zeiten bezeichne ich durch senkrechten Strich. 

2) Das ; nicht ganz erbalten. 

3) Schon das i) halb zerstört. 



278 Beilage V. 

als S. Diese bisher nur durch die Lateiner ; durch andere 
zweideutige oder zweifelhafte Zeugen und wahrscheinlich durch die 
erste griechische Hand des Claromontanus vertretene LA hat hie- 
durch ein sehr altes , echt griechisches Zeugnis für sich gewonnen. 
Das xa£ der letzten Zeile ist meines Wissens beispiellos. 



T. Die „lehre der zw9lf Apostel'^ 

Die vor wenigen Monaten durch Bryennios ans Licht gezogene 
Jidaxfi Tcov dcodexa änootolaav ist von so erheblicher Bedeutung 
auch für die Geschichte des Kanons, daß ich den dritten und vor- 
läufig letzten Theil dieser Forschungen nicht ohne einen Versuch, 
dem neuen Fund seine Stelle in der beschichte der christlichen 
Literatur anzuweisen, hinausgeben mag. 

I. Der verdienstvolle erste Herausgeber hat Jedem, der ihm 
nacharbeiten will, die Mühe erspart, erst noch zu beweisen, daß 
wir jetzt die „Apostellehre" besitzen, über deren kirchliches An- 
sehn uns Athanasius in seinem 39. Festbrief Nachricht gibt.^) In 
der alexandrinischen Kirche des 4. Jahrhunderts wurde die „Apostel- 
lehre" ebenso, wie der Hirt des Hermes und die vorchristlichen 
Bücher: Weisheit Salomos, Jesus Sirach, Esther, Judith und Tobias, 
zwar nicht zum Kanon gerechnet, aber in Folge einer Bestimmung 
der „Väter", also seit alter Zeit den neu zur Kirche Hinzutreten- 
den und Unterricht in der christlichen Lehre Begehrenden, also 
den Katechumenen vorgelesen. Ob dies Buch damals oder auch 
jemals in einem anderen Theile der Kirche ein gleiches Ansehn 
genoß oder gleiche Verwendung fand, wissen wir vorläufig nicht. 
Das Ansehn der alexandrinischen Kirche war groß genug, um es 
uns begreiflich erscheinen zu lassen, wie Eusebius und spätere 
Schriftenverzeichnisse der „Apostellehre" gedenken. Eusebius^) stellt 
sie in die zweite der beiden Olassen, in welche er die Antilegomena 
d. h. die zwar von altersher in der Kirche oder in einigen Theilen 
der Kirche mit einem gewissen Ansehn der Heiligkeit bekleideten, 
von Manchen geradezu als heilige Schrift behandelten, aber nicht 
von Allen zum Kanon gerechneten Schriften eintheilt. Die zweite 
Classe der Antilegomena bilden solche Schriften, von welchen Eu- 
sebius urtheilt, daß sie ihren Verfassernamen mit Unrecht tragen 



1) Athanasii opp. ed. Montfaucon I, 963. 

2) Eas. h. e. III, 25. Ich verzichte auf alle Polemik gegen die nicht 
enden wollenden Misdeutungen dieser Stelle. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 279 

{pod-ot) und daher nicht zum Kanon gerechnet werden sollen {ovie 
ivdwd^HKOi), Diese Classe umfaßt die Acten des Paulus ; den 
Hirten des Hertnas, die Apokalypse des Petrus und %^v dnoatoXfav 
al X^yoitisvai didaxctl, endlich eventuell noch die Apokalypse des 
Johannes und das Hebräerevangelium. Die Anführungen in der 
Stichometrie des Nicephorus ^), im Kanon des Anastasius Sinaita^); 
in der sogenannten Synopse des Athanasius^) beweisen eher gegen 
als für einen officiellen kirclilichen Gebrauch der ^ Apostellehre ^ 
zur Zeit der Abfassung dieser Register. Der erste sichere Zeuge 
für einen solchen Gebrauch ist Clemens Alexandrinus. Das oben 
S. 68 angeführte Schriftcitat in str. I; 100 findet sich in Doctr. 
c. 3 ebenso genau wieder ; wie viele Schriftcitate des Clemens in 
unseren Bibeln. Es lautet sammt der Einleitung, welche Clemens 
ihm gibt; und mit den Varianten der Doctr. ^) in Parenthese so: 
xpsvdofAepog T^y äXii&Eiav ovTog xlinzfig vno r^g YQ^V^Q €l'qfi%a^* 
q>fial yovy' „vU {tixpop /üoi;), (a^ yipov rpevtrvfig' bd^ysi yäq 
{ensid^ odfjyet) to tpevafAa nqog (eig) t'^p xXonrip^^ Darnach ist 
auch nicht zu bezweifeln ^ daß Clemens unter dem Einfiuss dieser 
selben „hl. Schrift" steht, wenn er naiver Weise versichert, der 
mosaische Dekalog enthalte unter anderem auch das Gebot oi 
nai3og>d^OQfi(T€ig (paed. III, 89), und wenn er in unverkennbarer 
Erinnerung an den Dekalog den Moses sagen läßt (paed. H^ 89): 
od noQP€v(T€ig, ov iioiXBV(T€ig , ov naidog>d'OQ^(T€ig, und ander- 
wärts (protr. 109) wieder: tlpeg ei&lv ol pofjboi', ov g>op€V(Xeig, 
od iioxBvaBig^ ov naidotp&oqiicetg, ov xXixpeig xzX^). Denn in 
Doctr. c. 2 findet sich letztere Reihenfolge, nur noch vermehrt um 



1) Nicephori opnscnla ed. C. de Boor (1880) p. 135: unter den Apo- 
krypha des N. T. hinter dem TbomasevaDgelinm Sidax^i dnoaioltav 
orCxtoy ^' Bryennios proll. p. 22 bemerkt, daß diese Stichenzahl (200) 
sehr genau dem Umfang des Buchs in der Hs. von Konstantinopel eut- 
spricht, wo dasselbe 203 Zeilen füllt. 

2) Patr. apost. ed. Cotelerius— Glericus I, 197 (über die sonstigen 
Drucke cf. Hilgenfeld, £in1. S. 139). Hier werden unter dem Titel der 
Deutest. Apokryphen hinter der Apokalypse des Petrus sehr verschieden- 
artige Schriften zusammengefaßt als nsgloSoi xal SiSaxal rdHy anoaxoktov, 

3) Athanasii opp. ed. Montfaucon II, 202 : Si^axr^ änoatoXtav zwischen 
dem Tbomasevangelium und den dementia. 

4) So citire ich im Folgenden die Apostellehre. Die öiatayal Sta 
KXijfievTos (Lagarde, rel. imis eccl. gr. p. 76, 7) geben obigen Satz mit 
Ttxvov ohne fiov, und inl rriy xXoni^v. 

5) Bryennios zu Doctr. 2 hat bereits auf die meisten angeführten 
Stellen des Gl. hingewiesen. 



280 Beilage V. 

ein vor oi xXiipsig eingeschobenes ov noqT€V(T€ig, welches Cle- 
mens an der zweitgenannten Stelle nicht vergessen hat. Die christ- 
liche Umgestaltung und Erweiterung, welche die Doctr. dem Deka- 
log gegeben hat^); beherrscht das Gedächtnis des alexandrinischen 
Presbyters am Ausgang des 2. Jahrhunderts; und dieser Umstand 
mag mit dazu beigetragen haben, daß es dem Clemens gelegent- 
lich nicht gelungen ist^ die heilige Zehnzahl der Gebote wirklich 
herauszubringen^). Bryennios hat auch bereits zu Doctr. c. 9 p. 
35 auf die Stelle hingewiesen, wo Clemens Christum den heiligen 
Weinstock Davids nennt ^). Je dunkler der Ursprung dieser Be- 
zeichnung ist^), um so sicherer erscheint es, daß Clemens nicht 
unabhängig von der ihm als heilige Schrift geltenden Doctr. darauf 
gekommen ist. Die „Väter'^, welche nach Athanasins die kateche- 
tische Verwendung der Doctr. in der alexandrinischen Kirche an- 
geordnet haben, gehören demnach der Zeit vor Clemens an. 

Ein hohes Ansehn des Buches bezeugt auch jenes interessanteste 
der von Pfaff herausgegebene Irenäusfragmente^). Daß dasselbe 
nicht den Irenäus zum Verfasser habe, halte ich für ausgemacht 
und zwar aus dem schon oft vorgebrachten und noch nie wider- 
legten Grunde, weil dieser Fragmentist den Hebräerbrief unzwei- 
deutig als paulinisch citirt. Ist andrerseits das Fragment offenbar 
von hoher Alterthümlichkeit, so legt eben diese Behandlung des 
Hebräerbriefs es nahe, an einen Alexandriner als Verfasser zu 
denken*). Dazu paßt seine pietätsvolle Stellung zur Doctr., welche 



1) Sehr abweichend von derjenigen des Theopbilus cf. F. II, 145, 
nur darin übereinstimmend, daß das Sabbatbgebot rücksichtslos ge- 
strichen ist. 

2) Str. VI, 137 -148 cf. v. Zezschwitz, System der Katechetik II, 
1, 254 f. 

3) Qais dives § 26 (Dind. III, 406, 22). 

4) Daß Jesus (Jo 15, Iff ), und daß die Weisheit (Sirach 24, 17) 
mit einem Weinstock verglichen werden, ist gewiß zu beachten, und be- 
sonders die letztere Stelle, in ihrem ganzen Zusammenhang betrachtet, 
konnte zu einer Deutung auf das Abendmahl verlocken. Clemens paed. 
I, 15 citirt Gen. 49, 11, wo er den Wein des Weinstocks als allegorische 
Bezeichnung für das Blut des Logos auffaßt cf. Jast dial. 53; Hippol. 
ed. Lagarde p. 129 sq. Darnach sollte man aber eher afineloi ^lovda 
erwarten. Ist der Ausdruck vielleicht nach Analogie von Apoc. 5, 5; 
22, 16 auf Grund von Jes. 11, 1; Zach. 3, 8—10; 6, 12 entstanden? 

5) Iren. frg. graec. 36 ed. Harvey II, 500. 

6) Auf die Gefahr bin, darüber verspottet zu werden, möchte ich 
eine Vermuthang aussprechen, welche vielleicht zur Wiederauffindung der 



Die Lehre der zwölf Apostel. 281 

wir durch Clemens und Athanasius als eine halb heilige Schrift 
gerade der alexandrinischen Kirche kennen. Der Fragmentist citirt 
keine Schrift, welche apostolische Verordnungen enthält; aber er 
setzt eine solche voraus , indem er sagt : ^Diejenigen, welche den 
zweiten Verordnungen der Apostel (als Schüler) sich angeschlossen 
haben, wissen, daß der Herr ein neues Opfer im neuen Bunde ge- 
stiftet hat", wofür dann Mal. 1, 11 citirt wird. Zweite Verord- 
nungen der Apostel nennt er diejenigen, welche er meint, im 
Gegensatz zu denjenigen diaTd^eig vdop änoatoXwPf welche in den 
allgemein anerkannten Schriften der Apostel enthalten sind^). Daß 
ihm jene ebenso wie diese in bestimmter Form vorgelegen haben, 
kann man nicht mehr bezweifeln, seitdem man in der Doctr. c. 14 
lesen kann: „Wenn ihr euch am Sonntag des Herrn versammelt, 
so brecht das Brot und danksaget, indem ihr dabei eure Fehl- 
tritte bekennet, damit euer Opfer rein sei. Jeder aber, der mit 
seinem Genossen in Streit ist, nehme nicht Theil an eurer Ver- 
sammlung, bis sie sich versöhnt haben, damit euer Opfer nicht ent- 
weiht werde. Denn dies ist (das Opfer), von welchem der Herr 
gesagt hat: an jedem Ort und (zu aller) Zeit mir ein reines Opfer 
zu bringen; denn ein großer König bin ich, spricht der Herr, und 
mein Name ist angestaunt unter den Heidenvölkern". Daß die 
prophetische Stelle Mal. 1, 11. 14 hier sehr frei, von dem Frag- 
mentisten dagegen genau angeführt wird, mindert die Evidenz der 
Bezugnahme des Fragmentisten auf die Doctr. nicht 2). Denn, wie 
gesagt, der Fragmentist citirt nicht die „Apostellehre" oder gar 
ein Buch unter dem Titel „zweite Verordnungen der Apostel", son- 
dern sagt nur, daß der, welcher jenen nachträglichen apostolischen 



Pfaff'schen Fragmente behülflich werden könnte. Steht fest, daß Pfaft 
die Fragmente bona fide nach turiner Hss. als Sätze des Irenaeus her* 
ausgegeben hat, und andrerseits auch, daß Irenaas nicht ihr Verfasser 
ist, so will der Schr^'ibfehler der betreffenden Hs. oder der Lesefehler 
Pfaff's erklärt sein. Denken wir uns den Namen Irenaeus abgekürzt, 
etwa EIP mit irgend welchen Schnörkeln , so bedarf es nur einer Um- 
Stellung, so hat man lEP d. h. *l€Q(avvfiov. Vielleicht ist ein Anderer, 
der in griechischen Catenen nach letzterem Namen sucht, glücklicher als 
ich s. oben S. 197 f. 

1) 1 Cor. 7, 17; 11,34; 16, 1; Tit. 1, 5; Ignat. ad Trall. 3, 3; 7, 1; 
ad Rom. 4, 3 cf. ad Ephes. 3, i ; Iren. frg. graec. 37 Harvey II, 505. 

2) An sich würde die gleiche Anwendung der Maleachistelle nichts 
beweisen cf. Just. dial. 41. 116. 117 cf. c. 28. 29; Iren. IV, 17, 5 p. 249 
M'aasuet zweimal; an der zweiten Stelle folgt Apoc. 5, 8 wie im Pfaff^- 
schen Fragment. 



282 Beilage V. 

Verfügungen ein folgsames Obr leihe, dorther von dem durch den 
Propheten geweissagten neutestam entlichen Opfer wisse. Der Frag- 
mentist nimmt auch seinerseits keineswegs eine kritische Stellung 
zu der Schrift ein, worin jene Verfügungen zu lesen sind; er selbst 
gehört vielmehr zu ihren folgsamen Schülern; er stellt sie den 
kanonischen Apostel ci taten voran, welche zwar auch von neutesta- 
mentlichen Opfern reden, aber nicht so unumwunden wie die Doctr. 
die Eucharistie ein Opfer nennen. Dabei deutet er aber an, daß 
diese zweiten Verordnungen der Apostel nicht allen Christen eine 
Auctorität sind, wie ihm selbst und seiner Kirche. 

n. Die halbkanonische Geltung und der officielle Gebrauch 
der Doctr. in der alexandrinischen Kirche von der Zeit vor Cle- 
mens bis zu der des Athanasius bürgt uns mit ziemlicher Sicherheit da- 
für^ daß das Buch in dieser Kirche während des bezeichneten Zeit- 
raums im wesentlichen unverändert geblieben ist. Aber in anderen 
kirchlichen Kreisen ist es überarbeitet^ in mannigfaltiger Weise mit 
anderem Material ins Eins verarbeitet und zu anderen Zwecken 
verwendet worden. In dieser Beziehung hat Bryennios Anderen 
das Meiste zu thun übrig gelassen. Wer Gelegenheit genommen 
hat, sich mit der Literatur der „apostolischen Constitutionen^ im 
weiteren Sinne dieses Namens ein wenig genauer zu beschäftigen, 
wird zwar die hierauf bezüglichen Textabdrücke bei Bryennios 
proll. p. 37 sqq. gerne als Hilfsmittel zur Orientirung benutzen, 
aber gewiß nicht den Eindruck empfangen, daß Bryennios seine 
Schlußfolgerungen begründet habe. Sicher ist, daß der Verfasser 
von const. VII den größten Theil der Doctr. sich angeeignet hat. 
Dagegen reichen die von Bryennios p. 51 sqq. angeführten Paralle- 
len aus const. I — VI nicht entfernt dazu aus, ein analoges Ver- 
hältnis dieser Bücher zur Doctr. zu begründen. Die Ausfiihruugen 
hierüber schweben schon darum in der Luft, weil Bryennios auf die 
Differenzen zwischen der syrisch erhaltenen Didascalia und dem 
griechischen Text von const. I — VI keinerlei Rücksicht genommen 
hat. Vollends das Endergebnis (proll. p. 68), daß der ganze cle- 
mentinische Oktateuch ein einheitliches Werk aus der Zeit von 
320 — 340 sei, entbehrt aller sicheren Grundlage. Es wird wohl 
im wesentlichen dabei bleiben, daß const. I — VI ein Werk für sich 
bilden, welches uns durch die syrische Didascalia in relativ reiner 
Gestalt erhalten ist, während der griechische und in den iibrigen 
üebersetzungen erhaltene Text dieser 6 Bücher das Werk eines 
systematisch verfahrenden Interpolators ist, und daß wahrscheinlich 
nicht dieser Interpol&tor, sondern ein etwas Späterer const. VII und 
VIII hinzugefügt hat. Der älteste Zeuge für die interpoliite Re- 



Die Lehre der zwölf Apostel. 283 

cension von const. I — VI ist Pseudoignatius um 360 — 380 (cf. 
meisen Ignatins S. 145 — 158) ; der älteste Zeuge für den ganzen 
Oktäteuch ist der Verfasser des sog. Opus imperfectum in Matthaeum^) 
um 400. 

Ebensowenig wird man sich bei dem Ürtheil des Bryennios 
(proll. p. 69) über die ötaTayal diä KXinibevToq , oder wie die 
Schrift sonst noch genannt werden mag, beruhigen können. Das 
merkwürdige Schriftstück, welches Lagard e, Hilgenfeld u. A. für 
die von Clemens Alex, citirte heilige Schrift gehalten haben, soll 
nun eine zwecklose, zum Spaß angefertigte Compilation aus 6ar- 
iiabas, Aposteilehre; apostol. Constitutionen und wer weiß was für 
alten ayokryphen und nicht apokryphen Urkunden sein. Aber wer 
wird sich denn zum bloßen Spaß so seltsame kirchliche Verhält- 
nisse ausdenken, wie sie der zweite kanonistische Theil dieser Schrift 
voraussetzt 2)! Dieser zweite Theil der Schrift hebt sich deut- 
lich vom ersten ab 1) dadurch, daß hier die Reihe der Apostel 
zum zweiten Mal von von vorne anfangt redend aufzutreten, 2) 
dadurch, daß erst hier das eigentliche diaTdfftxeiy im gewöhnlichen, 
die Kirchenordnung betreffenden Sinne beginnt (Lagarde p. 77, 15; 
79, 16); 3) dadurch, daß hier keine Spur von Nachbildung der 
Doctr. sich zeigt, so daß der Abdruck auch dieses Theils der jün- 
geren Schrift bei Bryennios p. 78 — 83 zwecklos erscheint. Auch 
dieser zweite, kanonistische Theil scheint aber eine alte, wahr- 
scheinlich schon vor Clemens vorhandene Grundlage zu haben 
(oben S. 68 f.). Erst wenn wir zu der didaxfl ^«v aTiocftolcav, 
die wir nun besitzen, auch noch dtazayal %&v dnoOtoXcoy höheren 
Alters geschenkt bekämen, würden wir vielleicht die beiden Haupt- 
wurzeln der aus moralisch-religiösen und kirchenrechtlichen Ele- 
menten so sonderbar gemischten Literatur besitzen, von welcher die 
diavayal did KX^^fieyrog ein immerhin noch ziemlich alterthüm- 
liches Beispiel sind. Ich sehe keinen Grund, mein früheres gegen 
Lagarde und Hilgenfeld gerichtetes ürtheil über diese Schrift^), 
welches man überhört hat, zu modificiren. Die damals aiisgespro- 



1) Ohrysostomi opp. ed. Montfaacon VI, appendix p. 74 A (hom. 13 
zu Matth. 6, 3); p. 221 A (bom. 53 zu Matth. 25, 17). Der nächstfolgende 
Zeuge wird Euthalius sein (Zacagni, collectanea p. 420 cf. p. 415), wo 
es in Bezug auf Actor. 20, 35 heißt ix tcSv SiardU^ov cf. const. apost. 
IV, 3. 

2) Ed. Lagarde p. 77, 14—79, 33 oder Hilgenfeld Nov. T extra can. 
IV, 101, 6—105, 3 cf. Krawutzki, Theol. Quartalschr. 1882 S. 400ff. 

3) Iguatins vod Antiocbien (1873) S. 583. 



284 Beilage V. 

chene Vermuthung; daß Clemens die von ihm als Yi^vh ^^^^^^^ 
Stelle, welche sich in den di^ax. dia KXfui* wiederfindet, nicht 
diesen selbst, sondern einer älteren, darin verarbeiteten Schrift ent- 
nommen habe, ist durch die Publication der Doctr. zur Gewißheit 
erhoben. Die andere, gleichzeitig vorgetragene Yermuthung, daß 
die diax» dia KXriik, doch ziemlich alt, vielleicht nicht jünger als 
Origenes seien, ist durch die an der Oberfläche sich haltenden Be- 
merkungen von Bryennicis nicht widerlegt. 

Nicht unsere Doctr. selbst, sondern eine Umarbeitung derselben 
wird es sein, welche die unter Cyprian's Namen überlieferte Schrift 
„de aleatoribus" ') mit den Worten citirt: £^ in doctrinis upostolo- 
rum : „si quis frater delinquit in ecclesia et non paret legij hie 
nee colligatur, donec paenitentiam agat, et non recipiatur, ne 
inquinetur et impediatur oratio vestra.*^ Das ist kein Citat aus 
der Doctr., erinnert aber doch an zwei oder drei Stellen derselben. 2) 
Es fragt sich daher, ob nicht der Phiralis doctrinae auf eine er- 
weiternde Bearbeitung unserer Doctr. hinweist, welche sich selbst 
in ihrem doppelten Titel singularisch bezeichnet und von Athana- 
sitts, Pseudoathanasius und Nicephorus ebenso betitelt wird. Die 
pluralische Bezeichnung bei Eusebius und im Verzeichnis des Ana- 
stasius (oben S. 279) kann nicht beweisen, daß unsere Doctr. 
jemals öidajipti statt didax^ t&v änoCtoXcop genannt worden sei. 
Denn, wie im Verzeichnis des Anastasius offenbar mehrere Schriften 
unter einem Titel zusammengefaßt sind ^), so wird es auch bei Eu- 



1) Cypr. opp. ed. Hartel, append. p. 96, 13. Die Schrift ist eine zu 
Anfang verstümmelte Synodalrede eines lateinischen Bischofs. Die 
Schriftcitate in derselben sind sehr merkwürdig. In c. 2 p. 93, 16—94,2 
wird Hermas, simil. IX, 31 citirt; es folgt p. 94, 5 ein Citat unbekannter 
Herkunft; c. 8 p 95, 1—3 wird als Wort Jesu ein Spruch citirt, welcher 
theilweise mitEphes. 4, 30 zusammenfallt; c. 4 p. 95, 19-96, 7 wird ein 
Couvolut von Sätzen aus den beiden Timotheusbriefen gegeben, deren 
Fundstätten in der wiener Ausgabe nicht genau angegeben sind. Zwischen 
der Anführung von 1 Gor. 5, 11 p. 96, 7 und dem Citat aus den „ Apostel- 
lehren ** p. 96, 13 steht ein Apokryphon, welches auf Paulus zurückge- 
führt zu sein scheint. Apokrypha stehen auch noch c. 9 p. 102, 4—7. 
Das erste {nolite extendere manus vestras iniuste^ ne exacerbetis me et 
non sinam vos diu permanere super terram) erinnert nur in seinem ersten 
Anfang entfernt an Doctr. 4 p. 19: f^ri ylvov ttqos (ihv ro Xaßelv ixreCytov 
tag ;|fft^«f xtL 

2) Cf. Doctr. c 14 p. 49 (die oben S. 281 tibersetzte Stelle) ; c. 10 
p. 38; c. 15 p. 51 estr. 

3) Oben S. 279 Anm. 2. Wie der Ausdruck tkqMoi anoaroliov, 
auch wenn sie eine Nummer ftir sich bildeten, mehrere selbständige 



Die Lehre der zwölf Apostel. 285 

sebius der Fall sein. Es bat ja auch eine didaxil oder didaCxaXla 
nixqov gegeben, welche Origenes citirt^), also Eusebius sicherlich 
wenigstens dem Namen nach gekannt hat. Aus der Berücksich- 
tigung mehrerer solcher didax^ij worunter die didax'^ %&p dcidexa 
dnotFtoXcay sich befunden haben wird^ erklärt sich sehr einfach der 
Ausdruck des Eusebius. Das Citat aber des Pseudocyprian macht 
es vermöge seines Wortlauts und seiner Einführungsformel sehr 
wahrscheinlich, dflß diese dida^ai zu einem Buche zusammenge- 
faßt, oder daß mehrere derselben, darunter auch unsere Doctr. zu 
einem Ganzen verarbeitet waren. Auch jenes von Cotelier mitge- 
theilte Fragment mit dem Titel ix tcov dno(TToXixcap didayfiävmv 
weist auf ein Buch, in welchem mehrere Bücher gleicher Gattung 
zusammengefaßt waren (Grabe, spicil. I, 54). 

Es erübrigt noch der räthselhafte Titel bei Rufinus^): dtme 
viae vel iudicium Petru Daß so nicht die dta%, dia Kkink. heißen 
konnten, liegt am Tage. Diese Schrift beginnt zwar mit einer 
Schilderung zweier Wege, aber nicht Petrus, sondern Johannes er- 
öffnet die Reihe der redend auftretenden Apostel; und von einem 
Urtheil, von einer Entscheidung des Petrus über eine strittige 
Frage ist überhaupt nichts drin zu lesen. Noch weniger kann 
unsere Doctr. diesen Titel gefuhrt haben; denn sie enthält den 
Namen des Petrus gar nicht, und von einem Ausspruch, der als 
iudicium irgend eines Apostels betrachtet werden könnte, ist hier 
vollends nichts zu entdecken. So, wie es Bryennios sich gedacht 
hat, entstehen keine Büchertitel. Weil in der „Lehre der Apostel^ 
immer nur Einer zu reden scheint, indem die Anrede Überall „mein 
Kind" und nicht „unsere Kinder" lautet, und weil im N. T. Petrus 
öfter im Namen aller Apostel redet, soll man dem Büchlein seinen 
ursprünglichen Titel geraubt und den neuen Titel „Entscheidung 
des Petrus" gegeben haben ! Hat es überhaupt ein Buch unter dem 



Schriften umfaßt, so auch SiSaxnl rtSg dnoatoktov. Und nun sind diese 
beiden Gruppen sogar zu einer einzigen zusammengefaßt. 

1) De princ. praef. Delarue I, 47; cf. Jo. Damasc. Sacra Par. ed. 
Lequien If, 336 u. 475 ; letzteres Citat theilweise auch bei Gregor. Nazianz. 
or. XIV (ed. Maur. 1778) tom. I p. 274 cf. auch p. 259. Die Identität 
der „Lehre des Petrus** mit der berühmten „Predigt des Petrus** ist ganz 
ungewiß, um nicht zu sagen, unwahrscheinlich cf. meinen Ignatius 
S. 601 f 

2) Expositio symboli c. 38 hinter Cypr. opp. ed. Bened Paris 1726 
p. CGXXIV : Libellus qui dicitur Fastoris sive Bermetis , qui appellatur 
duae viae vel iudicium Petri, lieber die Conjecturen in Bezug auf 
qui s. meinen Hirten des Hermes S. 21 Anm. 4. Ferner ist statt iudi- 
cium P. auch secundum P. und iudicium secundum Petrum tiberliefert. 



286 Beilage V. 

Titel iudiciam Petri gegeben, was man dem Hieronymus (v. ill. 1) 
und dem Rufinus wohl glauben muß, und hat dasselbe außerdem 
den Titel duae viae geführt, was bei der TextbeschafiPenheit jener 
Stelle des Eufinus äußerst zweifelhaft ist, so müßte dasselbe aller- 
dings mit unsrer Doctr., welche mit der Schilderung der zwei Wege 
beginnt, und außerdem mit apokryphen Petrustraditionen in einem 
gewissen Zusammenhang stehen. Aber es wäre verlorene Mühe, 
die Möglichkeiten zu erwägen, die sich auf Grund so unsicherer 
Voraussetzungen denken lassen. 

III. Die Doctr. ist schon im zweiten Jahrhundert und noch 
in der zweiten Hälfte des 4. zwar keineswegs „der Katechismus^ 
der alexandrinischen Kirche, aber doch eines der ziemlich zahl- 
reichen Lesebücher gewesen, welche man bei dem auf die Taufe 
vorbereitenden Unterricht gebrauchte^). Eine derartige Verwen- 
dung wenigstens eines Theils seiner Schrift scheint der Verfasser 
selbst im Auge gehabt zu haben. Nachdem er den guten und den 
bösen Weg beschrieben und dem noch einige Ermahnungen ange- 
häugt hat (c. 1 — 6), geht er zu einem zweiten Theil mit den 
Worten über: „Was aber die Taufe anbelangt, so sollt ihr also 
taufen: nachdem ihr dies alles vorher gesagt habt, sollt ihr taufen 
auf den Namen des Vaters und des Sohnes' und des hl. Geistes^ 
u. s. w. Es soll also der Inhalt von c. 1 — 6 den Taufkandidaten 
vor der Taufe mitgetheilt werden. Nur auf diesen ersten Theil 
kann sich auch der zweite Titel beziehen, welchen das Büchlein in 
der Hs. trägt „Lehre des Herrn durch die 12 Apostel an (für) die 
Heiden"; denn von c. 7 an werden nicht die Heiden oder Kate- 
chumenen angeredet, sondern die Gemeinde der Gläubigen, welche 
die Sakramente verwaltet, Kirchenzucht übt, ihre Geistlichen wählt 
u. 8. w. Nur im ersten Theil findet sich die Anrede „mein Kind" *). 
So wird auch nur dieser Theil in der durch Athanasius bezeugten 
Weise den Katechumenen zum Zweck der Belehrung und Erbauung 
vorgelesen worden sein. Auch aus manchem anderen der dort von 
Athanasius genannten Bücher können nur ausgewählte Abschnitte 
solche Verwendung gefunden haben. In Bezug auf den Hirten 
haben wir an Athanasius selbst einen Zeugen dafür, daß der mittlere 



1) Cf. das Urtbeil Mancher bei Eus. b. e. III, 3, 6, daß der Hirt des 
Hermas für diesen Zweck sehr nothwendig sei. Auch die an sich un- 
deutlichere Bezeichnung des Hirten als eines „sehr nützlichen Buchs" bei 
Origenes und Athanasius weist auf die angegebene praktische Yerwerth- 
ung dieser Bücher. 

2) c. 3 fünfmal, c. 4 einmal, dazu noch rixva c. 6. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 287 

Theil derselben, die Mandatei als eine selbständige Schrift ange- 
sehn nnd behandelt wurde ^). Eben sie allein eigneten sich zu 
katechetischem Gebrauch. Es entsprach aber solche Verwendung 
des 2. Buchs des Hirten und des ersten Theils der Doctr. der all- 
gemeinen Anschauung und Uebung der alten Kirche, wonach ein 
gewisses Maß von moralischer Unterweisung und Erziehung die 
Voraussetzung der Einführung in die christlichen Glaubenswahr- 
heiten bilden sollte. Der ganze stufenmäßige Aufbau der drei 
Hauptwerke des Clemens beruht auf dieser Anschauung ^). 

Für den schriftstellerischen Bildungsgrad des Verfassers der 
Doctr. ist es bezeichnend, wie er von dem ersten fiir die Katechn- 
menen bestimmten Theil zu dem zweiten an die Gemeinde der Ge- 
tauften gerichteten Theil tibergeht ; nämlich dies, daß er diesen 
Unterschied der Bestimmung und der Adresse nur in der ange- 
gebenen Weise ausdrückt, und daß er dem zweiten Theil nicht ein- 
mal eine neue Ueberschrift gibt, nachdem doch die Geltung der 
ersten erloschen ist. Es ist sehr fraglich, ob er seinem Buch einen 
Gesammttitel gegeben hat, oder ob nicht vielmehr, wie Bryennios 
urtheilt, der jetzt in der Hs. zu lesende erste Titel „Lehre der 
12 Apostel^ eine aus dem Bedürfnis nach einem Generaltitel ent- 
standene spätere Znthat, ein Excerpt aus dem vom Verfasser selbst 
herrührenden Sondertitel des 1. Theils ist. Der jetzige Generaltitel 
ist auch von keinem anderen Schriftsteller, der das Buch erwähnt, 
genau so angeführt worden. Doch entspricht derselbe ebenso wie 
die noch einfachere Form didax^ tAv anodtoXtdv gewiß den Ab« 
sichten des Verfassers. Der Leser sollte sich selbst sagen, daß das 
von c. 7 an Folgende zwar nicht mehr an die Heiden und Katechu- 
menen, sondern an die Gemeinde der Getauften gerichtet sei, daß 
es aber nicht weniger als der 1. Theil eine „Lehre des Herrn 
durch die 12 Apostel" sei. Man erinnert sich bei diesem Ausdruck 
an den noch prägnanteren in 2 Petri 3, 2 ^ t&v dnocTToltay VficSp 
ipToXfj %ov xvqiov xal (TtorfiQog. Uebrigens drückt dieser Titel keinen 
höheren Anspruch aus, als wenn heute Jemand einem von ihm ver- 
faßten Keligionslehrbuch den Titel „Christlich -apostolische Lehre" 
geben würde. Bryennios (proll. p. 3) macht mit Recht darauf auf- 



1) Cf. meinen Hirten des Hermas S. 88 Anm. 3 und Haruack, Proll. 
zu Hermas p. LIX, wo jedoch „Anfang** statt „Anhang" zu lesen und 
der letzte Satz der Anmerkung als gegenstandslos zu streichen ist — 
Uebrigens stammen auch alle Hermascitate des Athanasins selbst ans den 
Mandaten. 

2) Oben S. 104. 108 cf. Orig. c. Gelsnm IH» 59. 60. 



288 Beilage V. 

merksam; daß weder Jesus noch die Apostel in diesem Bach als 
direct zum Leser redende Subjecte auftreten. In dritter Person 
wird über den Herrn geredet; und daß nicht, wie man nach dem 
Titel denken möchte, das CoUeginm der Apostel^ sondern ein Ein- 
zelher, nämlich der namenlose Verfasser redet, zeigt schon die 
wiederholt vorkommende Anrede ,,mein Rind^. Das ist aber von 
Wichtigkeit füs die Würdigung der kirchlichen Geltung der Doctr. 
in Alexandrien. Die Kirche bat nicht nur wie in anderen Fällen 
in einem guten Glauben gehandelt, den übrigens Niemand zu thei- 
len verpflichtet ist ; sondern es war in der That eine änXaatog 
YQCC^iit welche man zu so hohen Ehren kommen ließ. Wenn auch 
die, welche sie hochschätzten, wie ein Athanasius, sie „die soge- 
nannte Apostellehre" nannten, so war das nicht Ablehnung eines 
weitergehenden Anspruchs, den die Schrift selbst erhoben hätte, 
sondern ein genauer^ gleichsam wissenschaftlicher Ausdruck statt 
des populären, misverständlichen Titels; es war ähnlich gemeint, 
wie wenn wir von dem ^^sogenannten apostolischen Symbolum" reden. 
Harmlos ist auch das doidexa im Titel. Es ist dabei ebensowenig 
wie etwa 1 Cor. 15, 5 oder Apoc. 21, 14 auf Judas oder Matthias 
reflectirt, oder auch Paulus ausdrücklich ausgeschlossen. Sind doch 
die Briefe des Letzteren nicht ohne deutlichen Einfluß auf die 
Doctr. geblieben. Aber Späteren gab der Titel des Buchs Anlaß, 
wie ja ganz Aehnliches dem „apostolischen" Symbolum widerfahren 
ist, den Inhalt dieser Apostellehre auf einzelne Apostel zu ver- 
theilen und direct auf die Apostel zurückzuführen ^). 

IV. Es fehlt dieser apostolischen Herrenlehre nicht an einer 
gewissen Abrundung und anscheinenden Vollständigkeit. Da sie 
mit der Moral für die Katechumcnen beginnt und mit der Wieder- 
kunft des Herrn schließt, so ist zu erwarten, daß eine gewisse 
Ansicht vom nachapostolischen und altkatholischen Christenthum in 
dieser alten Urkunde eine neue Stütze suchen wird. Ein wenig 
Moral ^ einige liturgische Formen und Formeln und ein bischen 
Eschatologio : das ist Alles. Nicht einmal soviel wie bei Hermas 
hört man hier von dem Glauben an den einen Gott und an den 
Sohn Gottes und von der grundlegenden Bedeutung dieses Glau- 
bens für alles christliche Tugendleben und für die ewige Lebendigkeit. 
Das an die Spitze gestellte Gebot der Gottesliebe wird gar nicht 
entwickelt. Die Regeln für das Leben des Einzelnen und der Ge- 
meinde werden ohne alle tiefere Begründung kurz hingestellt. Da 



1) So die SiaTayal Sia KXyjfi, mit ihrem wunderlichen Apostelver- 
zeichnis oben S 69 Cf. auch const. apost VIII, 4 sqq. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 289 

ist nichts zu spüren von der mystischen Gluth eines IgnatiuS; von 
der pietistischen Breite eines Hermas, von dem pastoralen Pathos 
eines Clemens. Aber andrerseits wird es auch aus dem bewußten 
Zweck des Verfassers zu erklären sein, daß er uns nicht entwickelt, 
was es ihm bedeutet, daß „der heilige Vater seinen Namen in den 
Herzen der Gläubigen hat wohnen lassen", oder was er versteht 
unter „der Erkenntnis und dem Glauben und der Unsterblichkeit, 
welche Gott durch seinen Knecht Jesus uns (den Christen) kund- 
gethan hat" (c. 10) ; daß er es unterlassen hat, uns die Taufformel 
(c. 7) zu erklären, oder anzudeuten, in welcher Weise die rechten 
Lehrer zur Förderung nicht nur der Gerechtigkeit, sondern auch 
der „Erkenntnis des Herrn" beizutragen pflegten (c. 11 p. 41). 
Die Doctr. will keine irgend vollständige Beschreibung des Christen- 
thums und des kirchlichen Lebens sein , sondern nur ein neben 
anderen Quellen der Belehrung und Erbauung zu benutzendes 
praktisches Hilfsbüchlein. Vor allem ist. nicht zu vergessen, daß 
das Buch selbst mehr als einmal auf „das Evangelium" als die 
Quelle und Norm seiner kurzen Kegeln hinweist (c. 8. 11. 15). 

Ein Bild des Ganzen gibt folgende Inhaltsübersicht, welche 
neben derjenigen des Bryennios und den Anmerkungen desselben 
nicht überflüssig sein möchte. 

L Theil c. 1 — 6. Lehre des Herrn durch diel2Apo8tel 
an die Heiden: die zwei Wege des Lebens und des 
Todes. 

1. Den Weg des Lebens zeigen die zwei Gebote der Gottes- 
und Nächstenliebe nebst der populären Umbildung von Matth. 7, 12 
ins Negative ^). Die lehrhafte Ausführung {dtdaxil) hievon, genau 
genommen aber nur von der Nächstenliebe wird nach der Berg- 
predigt gegeben (c. 1). Als zweites Gebot in dieser Belehrung 2) 
werden die Verbote des Mordes, des Ehebruchs, des Diebstahls u. s. w. 
in Anlehnung an den Dekalog vorgetragen (c. 2). Hieran schließt 
sich eine Warnung hauptsächlich vor solchen Gesinnungen und 



1) Dies ist das älteste Beispiel der apokryphischen Umgestaltung 
dieses Herrenwprts cf. F. II, 140 f. 199. Es ist bezeichnend, daß die 
(f f«r. 6ia Kl^fi. Lagarde p. 74, 29 gerade Matthäus dies Wort sprechen 
lassen. 

2) Feh verstehe nicht, wie Bryennios p. 10 Anm. 1 hierin eine Aus- 
legung des Gebots der Nächstenliebe finden kann. Dies ist ja in c. 1 
entfaltet worden. Jetzt dagegen folgen lauter Verbote, also eine Aus- 
führung des dritten der an die Spitze des Ganzen gestellten Sätze : nävra 
^k, oaa luv d^eXtifSijq fiij yivsad-ai aoi, xa\ ah akJnp /^^ noiet p. 5. Der 
erste von der Gottesliebe wird eben nicht durch eine SiSaxr} entwickelt. 

Zahn, Forschungen. III. j^o 



290 Beilage V. 

Handlungsweisen; welche in ihrer Entwicklung zu den vorher ge- 
nannten groben Thatsünden führen (c. 3 bis p. 17 Zeile 3). £s 
folgt eine ziemlich bunte Keihe theils positiver ^ theils negativer 
Ermahnungen; unter anderem in Bezug auf die Wahl des Umgangs^ 
das Verhalten in Krankheitsfällen^ das Benehmen gegen die Lehrer, 
die Armen, die Rinder^ die Sklaven (c, 3 Schluß und c. 4). 

2. Der Weg des Todes wird durch ein Kegister von Sün» 
den und Sündern charakterisirt (c. 5). 

3. Den Schluß des ersten Theils bilden die drei Hegeln: 
a) Hüte dich vor Lehrern ; welche anders lehren ; als in c. 1 — ^5 
geschehen ist. b) Kannst du nicht sofort das ganze Joch des 
Herrn tragen ^ so thue^ soviel du kannst, c) Insbesondere in Be- 
zug auf die Nahrung (Fasten) enthalte dich wenigstens des Götzen- 
opferfleisches (c. 6). 

n. Theil c, 7 — 10. [An die Gemeinde der Getauften: 
über die Cultusakte]. 

1. Taufe auf den Namen des Dreieinigen, der Kegel nach 
Untertauchung in fließendem Wasser^ ausnahmsweise auch in stehen- 
dem und selbst warmem, im Nothfall auch dreimalige Uebergießung 
des Hauptes nait Wasser. Täufer und Täufling (dieser 1 — 2 Tage), 
wo möglich noch andere Gemeindeglieder sollen vor der Taufe 
fasten (c. 7). 

2. Fasten am Mittwoch und Freitag, Beten dreimal am Tage, 
insbesondere Anwendung des Vaterunsers (c. 8). 

3. Eucharistie: a) Dankgebet für den Kelch ; b) Dankgebet 
für das Brod; c) Beschränkung der Theilnahme an diesem Mahle 
auf die Getauften (c. 9). d) Nach der Sättigung ^) neues Dank- 
und Bittgebet, e) Im Gegensatz zu den vorstehenden liturgischen 
Formularen soll den Propheten gestattet sein, „dankzusagen soviel 
sie wollen" (c. 10). 

HL Theil c. 11—16. [Gleichfalls an die Gemeinde: über 
Propheten, Apostel, Lehrer^ Bischöfe und Diakonen]. 

1. Ohne auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten 
lehrender Persönlichkeiten einzugehen wird der allgemeine Grund- 
satz aufgestellt : Wer als Lehrer auftritt und alles in Theil I und 
II Enthaltene ^) lehrt, soll aufgenommen, und wenn er zur Förde- 
rung von Gerechtigkeit und Erkenntnis etwas beizutragen versteht. 



1) Hierüber und über den Inhalt der Gebete s. weiter unten. 

2) Das ravra navta ia nQoBiqrifikvtt c. 1 1 cf. c. 7 in. wird nicht nur 
auf den IL Theil, sondern vor allem auch auf den I. Theil zu beziehen 
sein. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 291 

wie der Herr selbst aufgenommen werden. Der in entgegensetztem 
Sinn Lehrende soll nicht angehört werden (c. 11 bis p. 41 Zeile 4). 

2. Gegen Apostel und Propheten soll man sich nach dem 
Gebot des Evangeliums verhalten, a) Die Apostel (Wander- 
prediger) sollen einen oder zwei Tage Gastfreundschaft genießen 
und Wegzehrung für die Wanderung bis zum nächsten Nacht- 
quartier empfangen ^J. Ein längeres Bleiben oder Fordern von 
Geld würde sie als Pseudopropheten charakterisiren. — b) Den 
Propheten soll man nicht ohne triftigen Grund auf die Probe 
stellen oder kritisiren. Zeigt er sich aber bei der Ausübung seiner 
prophetischen Gabe genußsüchtig oder gewinnsüchtige oder lebt er 
nicht seiner Lehre gemäß, so gilt er als Pseudoprophet (c. 11). — 
c) Anhangsweise werden in Bezug auf alle zuwandernden 
Christen Bestimmungen getroffen : Für zwei oder drei Tage sollen 
sie Gastfreundschaft genießen; wenn sie sich niederlassen wollen, 
zur Betreibung eines Gewerbes angehalten; oder, wenn sie ein 
solches nicht verstehen, sonst angemessen beschäftigt werden. Kein 
Christ darf müßig leben (c. 12). — d) Von jedem Propheten, 
der sich in der Gemeinde niederlassen will, gilt die Re- 
gel, daß er seines Lebensunterhaltes werth sei. Ebenso von jedem 
wahrhaftigen Lehrer. Für den Unterhalt dieser Propheten (und 
Lehrer) sollen die Christen dadurch sorgen, daß sie ihnen als den 
nentestamentlichen Hohenpriestern die Erstlinge geben vom Wein* 
und Ackerbau, von der Viehzucht, von jedem einzelnen Gastmahl, 
das man veranstaltet *), vom einzelnen Oel- oder Weinkrug, den 
man anbricht, von Geld, Kleidern und allem Besitz. Dies alles 
„nach dem Gebot^, aber in Bezug auf die Quantität nach Gut- 
dünken. Hat man keinen Propheten, so kommen diese Abgaben 
den Armen zu (c. 13). 

3. An jedem Sonntag soll in der Gemeindeversammlung die 
Eucharistie gefeiert werden, verbunden mit Sündenbekenntnis und 
Versöhnung der Entzweiten, damit das neutestamentliche Opfer 
rein sei (c. 14). 

4. Zu Bischöfen und Diakonen sollen die Gemeinden 



1) Es ist dies das neutestamentliche ngonkfinsiv 3 Jo. 6 f.; Tit. 3, 13 f. 

2) lav airlap {ausCav) noi^s wird wohl nichts Anderes bedeuten cf. 
auch aCrriaig. Es ist dasselbe wie ^oxn Luc. 14, 13; const. apost. II, 28 ; 
Pseudoignatins ad Smyrn. 8 extr. Clemens io seiner Polemik gegen 
misbräuchlich so genannte ayanat paed. 11, 4 sagt: ^unvaqia xaX 
ttQtüxa itiil f^ox^tg . . . ras roiavtag ^k iattdcetg 6 xvQtog ayanag ov 
xixXrixsv. 

19* 



292 Beilage V. 

fromme, tugendhafte und bewährte Männer wählen ; denn diese Be- 
amten leisten der Gemeinde denselben gemeinnützigen und heiligen 
Dienst wie die Propheten und Lehrer, und sollen daher auch ebenso 
wie jene dadurch geehrt werden, daß man für ihren Unterhalt 
sorgt (c. 15 erste Hälfte). 

5. Die Sittenzucht soll mit Sanftmuth geübt, aber der, 
welcher sich am Bruder versündigt, vom Verkehr ausgeschlossen 
werden. Für dies wie für die Gebete, die Armenpflege, und alles 
übrige Handeln besitzen die Christen im Evangelium die nöthige 
Norm (c. 15 zweite Hälfte). 

6. Schlußermahnüng unter Hinweis auf die Wiederkunft 
des Herrn und ihre Vorzeichen hauptsächlich nach Matt. 24 (c. 16). 

V. Ueber die Abfassungszeit einer christlichen Schrift, welche 
Clemens als heilige Schrift citirt hat, ein subjektiv befriedigendes 
Urtheil zu gewinnen, ist nicht eben schwer für den, welcher über 
die übrigen christlichen Schriften aus der Zeit vor Clemens ein 
sicheres Urtheil zu besitzen meint. Um so schwerer ist es, ein 
bestimmtes Urtheil über den neuen Fund heutzutage zur Anerkenn- 
ung zu bringen, und zwar nicht bloß darum, weil über die meisten 
Schriften, in deren Reihe die Stelle für das neue Glied zu bestim- 
men ist, die allerverschiedensten Meinungen für erlaubt gelten, sondern 
namentlich auch darum, weil Viele, die auf die öffentliche Meinung in 
diesen Dingen einwirken, eingestandener Maßen über allerwichtigste 
Schriften dieser Zeit, welche seit 17 — 18 Jahrhunderten studirt werden 
konnten, gar kein bestimmtes, ihnen selbst feststehend es Urtheil haben. 
Dazu kommt dann weiter und hängt damit zusammen die bunteste 
Mannigfaltigkeit der Anschauungen von der Entwicklung der kirch- 
lichen Zustände bis zum Ausgang des zweiten Jahrhunderts. Die 
Geschichte des altkirchlichen Cultus ist noch nicht geschrieben; 
und eine Geschichte der Kirchenverfassung der bezeichneten Periode 
scheint noch in sehr weitem Felde zu liegen, wenn man die Apho- 
rismen ansieht, welche während des letzten Jahrzehnts wieder hier- 
über veröffentlicht sind. Selbst bei Schriften, welche eine genaue und 
starke Tradition für ihre Entstehungszeit aufzuweisen haben, pflegt 
man sich sehr ungenirt in dem fehlerhaften Cirkel zu drehen, indem 
man zuerst die Entstehungszeit der Schriften nach der angeblich be- 
kannten Entwicklung der Verhältnisse beurtheilt^ und dann wieder 
diese Entwicklung nach seinem Urtheil über einzelne Schriften be- 
schreibt. Sehr übel kommt daher jeder Versuch zu stehen, die 
Entstehungszeit einer Schrift zu bestimmen, von welcher wir durch 
die Tradition nur wissen, daß sie älter ist als Clemens von Alexan- 
drien. Was die für diese Untersuchung zunächst in Betracht 



Die Lehre der zwölf Apostel. 293 

kommenden Schriften anlangt^ so kann ich hier nur constatiren, 
daß mir und einigen Anderen die Abfassung des 1. Korintherbriefs 
des Clemens um 96^ des Hirten des Hermas ^) um 97 — 100, der 
Iguatiusbriefe um 110 feststeht, und die Abfassung des Barnabas- 
briefs um 120 — 125 überwiegend wahrscheinlich ist. 

VI. In Doctr. c. 9/10 cf. c. 14 sind uns Bruchstücke einer 
Abendmahlsliturgie erhalten, welche, abgesehen von den neutesta- 
mentlichen Andeutungen, älter sind als alles bisher Vorhandene. 
Sie werden den Liturgikern reichen Stoff zum Studium, vielleicht 
auch zu Streitverhandlungen bieten. Es sei einem Laien auf diesem 
Gebiete gestattet, einige Fragen anzuregen, was am wirksamsten 
dadurch zu geschehen pflegt, daß der, welcher sie aufwirft, sofort 
eine bestimmte Antwort zu geben wagt. 

Was heißt fiera to i(A7tlfi(rd'^pai c. 10 in.? Der Bearbeiter 
dieses Stücks in const. apost. Vif, 26 paraphrasirt fjbctcc 6e t^p 
(AetaXfiipiP^ versteht also hierunter den Empfang des Sakraments ^), 
und Bryennios zu der Stelle und proll. p. 91 hat sich bei dieser 
Erklärung beruhigt. Darnach enthielte c. 9 Gebete vor der Com- 
munion, c. 10 Gebete nach der Communion, und dazwischen fiele 
Spendung und Empfang des Sakraments. Nach const. apost. VH, 26 
ist dies zweifellos der Hergang. Aber beruht diese Auffassung 
und Darstellung nicht auf einem Misverständnis ? Meine Gründe 
sind folgende: 1) iiATtX'qtTd'rivai wäre ein höchst sonderbarer Aus- 
druck für den Empfang des Sakraments. Es bezeichnet doch sehr 
kräftig die leibliche Sättigung ^), kann dann selbstverständlich auch 
bildlicher Ausdruck für eine rein geistliche Erquickung sein *). 
Hier aber handelt sich's um ein Essen von Brod und Trinken von 
Wein und darnach ist das iybnXtitrd'rvai von Befriedigung des 
Hungers und Durstes zu verstehen. — 2) Den Schluß desjenigen 
Gebetes, welches nach der von mir beanstandeten Auffassung eine 
Danksagung für das empfangene Sakrament sein soll, bildet die 



1) Außer auf mein Buch über den Hirten (1868) beziehe ich mich 
auf die Nachträge im Ignatias (1873) S. 616—621 und auf die gegen 
Hamack, Behm u. A. gerichteten ausführlichen Erörterungen GÖtt. gel. 
Anz. 187S Stück 2. Als im wesentlichen zustimmende Urtheile von Ge- 
wicht darf ich anführen diejenigen von Caspari, Quellen zu Gesch. des 
Taufsymbols III, 298 ; von Bonwetsch, Gesch. des Montanismus S. 200 —210 ; 
von Salmon, Dictionary of Christ, biography II, 912—921. 

2) Just apol. I, 67 i) didSoaig xal ?j fxeTaXrnpis dno töüv svxfXQiartj- 
d^ivTOiV axdar(p yCvBrai, 

3) Jo. 6, 12; Luc. 1, 53; 6, 25; Act. 14, 17. 

4) Rom. 15, 24; Clem. paed. II, 9 (D. I, 219, 24). 



294 Beilage V. 

Einladung an den^ welcher heilig ist, zu kommen, und die Mahnung 
an den, welcher es nicht ist, Buße zu thun^). Wohin soll jener 
kommen^ wenn er das Sakrament schon empfangen hat? Was soll 
überhaupt die Einladung; wenn sie nicht bedeutet, daß der, welcher 
reines Gewissens ist^ nun zum Empfang des Sakraments heran< 
treten soll? Ist ferner das (Aerayoehta ebenso wie das iqxitr&m 
eine ernstliche, sofort zu erfüllende Forderung, so kann es doch 
nur entweder eine warnende Abweisung des unwürdig zum Sakra- 
ment Kommenden sein, oder, was weniger wahrscheinlich ist, eine 
Aufforderung jetzt noch im letzten Augenblick seine Sünde zu be- 
kennen ^) und dann erst zu kommen. Beides aber hat selbstver- 
ständlich nur vor dem Empfang des Sakraments einen Sinn. — 3) Das 
dieser doppelten Aufforderung vorangehende „Hosianna dem Sohne 
Davids^ geht nach aller liturgischen Tradition der Anstheilung des 
Sakraments voran, und zwar ursprünglich ohne Frage unmittel- 
bar voran ')• Es ist eine Begrüßung des im Sakrament zu seiner 
Gemeinde kommenden Christus von Seiten der ihm entgegenkom- 
menden Gemeinde. In diesem Zusammenhang kann dann auch das 
unmittelbar folgende Maranatha nur den Sinn haben: „Der Herr 
kommt im Sakrament''^ oder „er ist gekommen, jetzt ist er da^)^. 
Dies oder Aehnliches findet sich nun meines Wisssens in keiner 



1) Die in allen ihren Tbeilen sogleich zu erwägenden Sclußsätze 
c. 10: (oaavvä T(ß vltß (die Hs. ^f^) Jaßid\ et ris aytog iaxiv, ^Qx^ff^ot' 
€l Tf$ ovx lern, fieiavoiCjoi, fiagavad-ä, dfiiiv, 

2) Auch c. 14 wird Bekenntnis der Sünde als ein mit der Feier der 
Eucharistie verbundenes ihr unmittelbar vorangebendes Thun gefordert. 
Lehrreich ist dem. str. I, 5: y xal rffv evxaQiarlav tivkg &iav€ifiavTsg 
(og tid-og avToy ^tj 'ixaaxoy toxi Xaov Xaßelv ttjv fxoiQUV knnQknovOiy* 
aQCarri yuQ ngog Trjv axQtßrj atgeaiv re xal (fvyijv ij avveCSrjfng. 

3) So const. apost. VIII, 12 ed. Lagarde p. 259, 17. In const. apost. 
II, 57 p. 87, 27 steht an derselben Stelle aöüaov (f^ t6v laoy aov^ was nur 
Uebersetzung des Hosianna ist s. oben-S. 52. In der sogen. Liturgie des 
Jakobus (Daniel, God liturg. IV, 128) und in derjenigen des Cbrysosto- 
mas (Daniel IV, 369) steht unmittelbar vor der Distribution das mit dem 
Hosianna zusammengehörige tvXoyri/jiivog 6 ig/ofÄCvog iv ovofiari xvqCov. 
Gf. auch die Stellung des eigentlichen Hosianna in den Liturgien des 
Jakobus und des Basilius (Daniel IV, 109.427) und^für die alten lateini- 
schen Liturgien die comparative Zusammenstellung bei Daniel IV, 80. 81. 

4) Dem widerspricht es natürlich nicht, daß kurz vorher an das zu- 
künftige Königreich und an das Verschwinden dieser Welt erinnert wor- 
den ist. Nach altkircblicher Anschauung, wie sie von Jo. 6 an, beson- 
ders bei Ignatius und Irenäus sich nachweisen läßt, hat das Abendmahl 
nächste Beziehungen zur zukünftigen Welt der Verklärung. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 295 

alten Liturgie als Bestandtheil der Postcommunion. — 4) Das 
Dank- nnd Bittgebet in c. 10 enthält aueh sonst keine Anzeichen 
davon; daß es Danksagung für das empfangene Sakrament sein 
soll. Für das Geschenk der geistlichen Speise und des geistlichen 
Tranks und des ewigen Lebens wird nur in demselben Sinne ge- 
dankt; wie für das Geschenk der leiblichen Nahrung. Wie Gott 
diese der Menschheit durch die Schöpfung geschenkt hat, so jene 
der Christenheit durch die Stiftung des Abendmahls. Die Ver- 
bindung dieser beiden Gegenstände der Danksagung und über- 
haupt die Erwähnung der Gaben der natürlichen Schöpfung in den 
Abendmahlsgebeten erkennt' man mehr oder weniger deutlich aus 
allen ältesten Nachrichten ^). Diese eucharistischen Gebete gehen 
aber der Austheilung des Sakraments voran sowohl nach Justinus 
(apol. I; 66. 67); als nach dem PfafiTschen Fragment unter dem 
falschen Namen des Irenaens (Harvey II, 502). Auch das in Doctr. 
c. 10 hinzutretende Gebet für die gesammte Kirche ((jbP^<T9'i^&, 
xvQiC, TtrX.) gehört nach aller mir bekannten liturgischen Tradition 
vor die Communion. Aus diesen Gründen ergibt sich, daß Doctr. 10 
die der Austheilung des Sakraments unmittelbar vorangehenden 
liturgischen Formeln enthält. 

Das Mis Verständnis des Verfassers vom Const. VII ist leicht 
begreiflich. Jene Anweisung am Schluß von Doctr. c. 9, daß nur 
Getaufte an der Feier des Eucharistie Theil nehmen sollen, und 
das damit verbundene Wort Jesu: „Gebt nicht das Heilige den 
Hunden" erinnerte den Schriftseller des vorgerückten 4. Jahrhun- 
derts an die liturgische Formel tä äy$a roig ayloig, welche zu 
seiner Zeit der Austheilung unmittelbar voranzugehen pflegte ^ ). 
Wenn nun hierauf die Worte folgten iksvä de zö i(Anlfi(Td^vcci, 
so schien das nur heißen zu können: „nachdem inzwischen die 
Abendmahlsgäste durch das Sakrament gespeist worden." Der 
Bearbeiter bedachte nur nicht, daß die Abweisung der Unheiligen 
am Ende von Doctr. 10 wiederkehrt und genauer angesehen erst 
hier sich findet. Denn nur hier handelt es sich wie bei dem %ä 
&y$a To7g äyCoig der späteren Liturgien um unwürdige Gemeinde- 



1) Just apol. I, 13; dial. 41; Iren. IV, 17, 5; 18, 4 und 6 Massuet 
p. 249. 251 ; fragm. gr. 36 flarvey 11, 502. Besonders dies PfaflPsche Frag- 
ment, dessen Verfasser sich als einen Kenner der Doctr. erwiesen hat und 
wahrscheiDlich wie diese der alexandrinischen Kirche angehört (oben 
S. 280 f.)f verdient genau verglichen zu werden. 

2) Gf. die Liturgien des Jakobus und Basilius (Daniel lY, 1?5. 437) 
undHammond, ancientlit. ofAntiocb. (Oxford 1875) p. 17 mit den Belegen 
aus Chrysostomus. 



296 Beilage V. 

glieder, welche uoch im letzten Augenblick gewarnt werden sollen. 
Und nur hier findet eich ein Aeqnivalent der späteren liturgischen 
Formel als Bestandtheil der alten Liturgie, dagegen in Doctr. e. 9 
nur eine lehrhafte Zwischenbemerkung des Verfassers zur Begrün- 
dung der Regel, daß nur Getaufte au der ganzen eucharistischen 
Feier Theil nehmen sollen. 

Aber wie ist nun das fjberä rb iiAnlijad'^pai zu verstehen, 
nachdem sich gezeigt hat, daß die hiedurch eingeleiteten liturgischen 
Formeln der Spendung des Sakraments nicht folgen, sondern un- 
mittelbar vorangehn? Es folgt eben hieraus, daß der Spendung 
des Sakraments eine' Mahlzeit voranging, bei welcher man sich 
satt aß ^), das ist die sogenannte Agape. Diese Mahlzeit selbst 
wird ebensowenig beschrieben wie die ihr folgende Communion^ aber 
von der Agape wird doch wenigstens das Ergebnis genannt und das 
zeitliche Verhältnis der eucharistischen Gebete zu derselben ange- 
geben. Die Gebete in Doctr. c, 10 bilden den Uebergang von der 
Agape zum eigentlichen Sakrament. Man wird vielleicht entgegnen, 
daß dann die auf Kelch und Brod bezüglichen Gebete in c. 9 
sonderbar vorangestellt seien. Aber es ergibt sich eben ans dem 
Gesagten sofort, daß die Gebete in c. 9 nicht unmittelbar zum 
Sakrament gehören. Sie passen auch inhaltlich nicht dazu. Erst- 
lich entspricht ihnen meines Wissens nichts in den ältesten litur- 
gischen Traditionen von Justinus an. Zweitens wird hier der 
Kelch zuerst, dann erst das gebrochene oder zu brechende Brod 
genannt. Ist es denkbar, daß man in kirchlichen Kreisen, wo 
das Matthäusevangelium und der 1. Korintherbrief in Ansehn stau- 
den *^), im Widerspruch mit diesen und allen neutestamentlichen 
Urkunden und abweichend von aller uns bekannten Tradition bei 
der Abendmahlsfeier selbst den Kelch vor dem Brod gesegnet und 
dargereicht hätte? Dazu kommt, daß die Doctr. selbst in den der 
Sakramentsfeier unmittelbar vorangehenden Gebeten fc. 10) zwei- 
mal zuerst die Speise und dann den Trank nennt, also in diesem 
Punct mit aller sonstigen Tradition übereinstimmt.'^ Also gehören 



1) Es ist hiebe! selbstverständlich als Regel vorausgesetzt, daß die 
von Paulus 1 Cor. II, 20 f. 33 f. gerügten üebelstände vermieden werden. 

2) In Bezug auf die Doctr. wird dies von Niemand bezweifelt wer- 
den. Im Stellen register des Bryennios p. 57 vermisse ich 1 Cor. 16, 
22 = Doctr. c. 10 p. 38 fj,ccQttva&d, vielleicht ist auch zu c. 10 p. 37 
(TtvevfÄttTixrjv TQoifrfV xal noTov) an 1 Cor. 10, 3 f. zu erinnern. 

3) Matth. 26, 26 f.; 1 Cor. 11, 24 f. cf. Mr. 14, 22 f ; Luc. 22, 19 f.; 
Just, apost. I, 66; dial. 70. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 297 

auch die Gebete in c. 9 nicht zur Abendmahlsfeier selbst, sondern 
beziehen sich auf die vorangehende Agape und leiten diese ein *). 
Sucht man für diese liturgischen Formen im N. T. eine Anknüpfung, 
so bietet sich jener Kelch, welchen Jesus nach Luc. 22, 17 f. vor 
der Abendmahlsstiftung gereicht hat. Es wird auch nicht zufällig 
sein, daß Jesus in Bezug auf diesen Kelch vor dem Abendmahl 
vom „Gewächs des Weinstocks" und „vom Kommen seines Keiches" 
geredet hat (Luc. 22, 18), und daß die Doctr. eben hier zuerst 
von „dem heiligen Weinstock Davids*' (p. 35) und zum Schluß 
von der Sammlung der Christenheit in Gottes Reich (p. 36) spricht. 
Dem Paschamahl, welches Jesus mit seinen Jüngern zu halten ein 
Verlangen getragen hatte, und in dessen Verlauf er das Mahl des 
neuen Bundes stiftete, entspricht die Agape, welche in der eigent- 
lichen Abendmahlsfeier gipfelte und dieser regelmäßig voranging. 
Auch die Zwischenbemerkung c. 9 extr. ist nun nicht mehr stö- 
rend. Der ganze Abschnitt c. 9. 10 handelt negl tfjg evxctqKT- 
riag, und dies Wort ist noch in lebendigem Gefühl für seinem 
ursprünglichen Sinn gebraucht. Der Abschnitt beschreibt nämlich 
nicht die Handlung oder die Handlungen, welche übertragener 
Weise evxaqitrxla genannt worden sind, sondern er gibt die bei 
dieser Gelegenheit zu sprechenden „Danksagungen." Wie nun an 
das zweite Stück dieses Abschnitts eine Bemerkung über die litur- 
gische Ungebundenheit der Propheten sich anschließt (c. 10 p. 39), 
so steht am Schluß des ersten Stücks eine Bemerkung über die 
Personen, welche allein an der Feier Theil nehmen sollen (c. 9 
p. 36). Der Ausschluß der Ungetauften bezieht sich nach der 
Stelle, welche diese Bemerkung gefunden hat, nicht auf die Abend- 
mahlsfeier für sich, sondern auf diese mit Einschluß der voran- 
gehenden Agape. Es versteht sich ja auch von selbst, daß da, 
wo das Abendmahl regelmäßig mit einer Agape verbunden war, 
zu dieser nur zugelassen werden konnte, wer auch zu jenem be- 
rechtigt war. Man wende nicht ein, daß hier c. 9 extr. das, wovon 
die Nichtgetauften ausgeschlossen werden, ^ evxaqi<Ttia Vfiäp 
heiße, und daß dies Wort hier nicht im Sinne von Danksagung, 
sondern im Sinne von Abendmahlsfeier oder gar von Abendmahls- 
brod 2) und -wein gefaßt werden müsse, somit auch nicht die 
Agape mitumfassen könne. Aber diese Unterscheidung wäre eine 

1) Man darf daraas nicht schließen, daß der Kelch und das Brod, 
worauf sich die bei der Agape gesprochenen Gebete beziehen, äußerlich 
verschieden gewesen wären von Kelch und Brod der nachfolgenden 
Abendmahlsfeier. 

2) Ignatius ad Smyrn. 8, 1; Pbilad. 4; Just. apol. I, 66. 



298 Beilage V. 

anachronistische Fiction ; es hieße einen Sprachgebrauch ^ welcher 
sich erst nach der Trennung von Agape und Abendmahl ausprägen 
konnte, für die dieser Trennung vorangehende Periode fordern. 
Wie Ignatius Agape und Abendmahl unter dem einen Wort äjrünvj 
befaßt*), so die Doctr. beides unter dem einen Wort «tJ/ageor/a. 
So auch in c. 14, woraus wir erfahren, daß die in das Abend- 
mahlsopfer auslaufende eucharistische Versammlung an jedem Sonntag 
stattfinden sollte. 

Es stellt sich uns hier dasselbe Stadium in der Entwicklung 
des Gottesdienstes vor Augen, wie in dem berühmten Brief des 
Plinius an Trajan und in den Briefen des Ignatius, ein Stadium, 
welches zur Zeit Justin's des Märtyrers nicht in dieser oder jener 
Gemeinde, sondern wie es scheint allgemein überschritten war und 
jener späteren Einrichtung Platz gemacht hatte, daß das Abendmahl 
von der Agape getrennt und in den morgendlichen Hauptgottes- 
dienst verlegt wurde ^). Die Doctr, ist älter als die Schriften 
Justin's, sie ist vor der Mitte des 2. Jahrhunderts geschrieben. Das 
ergibt sich auch aus dem dritten Theil der Schrift. 

VIT. Unter den in der Gemeinde hervorragenden Persönlich- 
keiten nehmen nach der Doctr. unverkennbar die Propheten 
die erste Stelle ein. Sie werden das eine Mal mit Aposteln zu- 
sammengestellt (c. 11 p.4:l), anderwärts mit Lehrern (c. 13 p. 47 ; c. 15 
p. 51) : aber von beiden werden sie doch deutlich unterschieden. Unter 
aTiOtTToXoi versteht der Verfasser wandernde Evangelisten. Wenn 
man jedem zuwandernden Christen 2 oder höchstens 3 Tage Gast- 
freundschaft gewähren soll (c. 12 p. 46), den Aposteln aber nur 1 Tag 
oder höchstens zwei *) ; und wenn bei diesen gar nicht, wie bei anderen 



1) Ignatitts ad Rom. 7, 3; Smyrn. 7, 1; 8, 2 cf. meinen Ignatias 
V. Ant. S. 341—354; 587 Nr. 6 und meine Anmerkungen zu Ign. et Pol. 
epist. p. 89 sqq. In Bezug auf den Sprachgebrauch besteht zwischen 
Ignatius und Doctr. der Unterschied , daß Ignatius neben dydnri auch 
€v)^aQtajta, die Doctr. aber neben letzterem nicht auch ersteres gebraucht. 
Sie stimmen femer überein im Gebrauch des alterthümlichen „Brod- 
brechens ** Doctr. 14 xXdaate «qtov, c 9 p. 35 u. 36 xlatSfia cf. meine 
Zusammenstellung Acta Joannis, Einleitung p. GL n. 4. 

2) Cf. meine Ausführungen im Ignatius 8.351.586; Ignatii et Polyc. 
epist. proll. p. X n. p. 90. 91. Acta Joannis, proll. p. CLL 

3) c. 11p. 41 gibt Bryennios nach derHs. ov fievtt 6k rifii^av fiCatf 
idv 6k y XQ^^'^i ^"^ ^V^ ällriv. Nach c. 12 p. 46 läge es nahe, wie auch 
schon geschehen ist, vor r^fiiQav ein ü fi^ durch Conjectur zu ergänzen. 
Aber man sollte dann wie dort Voranstellung des in diesem Falle betonten 
Zahlworts erwarten. Auch der zweite Satz mit iecv sieht nicht darnach 



Die Lehre der zwölf Apostel. 299 

Christen und auch z. B. bei den Propheten, der Fall ins Auge 
gefaßt wird, daß sie sich dauernd in einer Gemeide niederlassen 
wollen, der sie bisher nicht angehörten (c. 12 p. 46; c. 13 p. 47), 
so erkennt man daraus, daß es zum Begriff des dnotTtoXog gehört, 
ein beständiges Wanderleben zu führen. Wenn ein Solcher an 
Orten, wo bereits eine christliche Gemeinde vorhanden ist ^), feste 
Station machen oder deren Gastfreundschaft auch nur für 3 Tage 
in Anspruch' nehmen wollte, hätte er nicht nur aufgehört ein Apostel 
zu sein oder das Hecht verloren, sich so zu nennen und behandeln 
zu lassen, sondern hätte damit bewiesen, daß er ein Pseudoprophet 
sei. Es scheint hier ein aus der Erfahrung geschöpftes Mistrauen 
gegen die Missionare zum Ausdruck zu kommen. Jener Diotrephes 
(3 Joh. 9. 10) würde es wahrscheinlich deutlicher ausgesprochen 
haben, wenn wir ihn hätten reden hören können. Für die Apostel 
der eigentlich apostolischen Zeit wären die Schranken viel zu enge 
gewesen, welche die Doctr. den Aposteln ihrer Zeit im Verhältnis 
zu den bestehenden Gemeinden zieht; und ein Mann wie Justin, 
welcher gar manchmal den Ort gewechselt und als peripatetischer 
Lehrer Juden und Heiden zu bekehren gesucht hat, fällt schon 
nicht mehr unter diesen Begriff der Apostel. Dagegen wird man 
außer an 3 Joh. 5 — 8 vor allem an jenes auf die Zeit Trajan's 
bezügliche, zwischen die Berichte über Ignatius (h. e. 111, 35) und 
über Papias (HI, 39) gestellte Kapitel des Eusebius erinnert, 
welchem der Kirchenbistoriker selbst die üeberschrift gegeben hat : 
TißQi Tcop eicrhi %6t€ dianqanovTUiv evayyshtnäp. Damit will 
Eusebius sagen: Bald darauf hörte dies auf. Vielleicht hatte er 
Kecht damit. 

Was das Verhältnis zur Ortsgemeinde betrifft, so bilden den 
äussersten Gegensatz zu den änotTvoXoi die diödtrxaXoi. Der 
Fall, daß ein „Lehrer" von außen komme, wird gar nicht gesetzt; 
und nicht von der Pflicht der Gastfreundschaft gegen sie wird ge- 



aos, als ob ein negativer Satz vorangegangen wäre. Vielleicht ist also 
nur die Accentuation und Interpunction zu ändern und zu schreiben 
ou lAivil (oder fiivH) 6i, rifikQav {jiCav. „Wo er einkehrt, thue er es für 
einen Tag, wenns aber nöthig ist, auch noch für den folgenden Tag". — 
Es will übrigens bei allen diesen Stellen bedacht sein, daß-^/yei)' {jingd 
tiyif TiQog Tiva oder absolut) nicht einfach „wohnen** heißt, sondern „lo- 
giren, als Gast sich aufhalten." Daneben bezeichnet die Doctr. die dauernde 
Niederlassung durch xK^Cacci, denn so oder allenfalls xaS^ija^ai muß 
doch geschrieben werden, wo Bryennios xaS-rjatti gibt p. 46. 47. 

1) Diese Einschränkung ergibt sich von selbst daraus, daß die Doctr, 
an Christen gerichtet ist. 



300 Beilage V. 

redet, sondern einfach gesagt: Der wahrhaftige Lehrer ist ebenso- 
gut wie der. Arbeiter seiner Nahrung werth d, b, mit anderen 
Worten, die Gemeinde soll ihm als Aequivalent seiner Leistungen 
als Lehrer seinen Lebensunterhalt geben. Die Lehrer sind somit 
als ortsansässige Gemeindeglieder gedacht *). 

In dieser äußerlichen Beziehung nimmt eine mittlere Stellung 
zwischen Aposteln und Lehrern der Prophet ein. In Bezug 
auf diesen wird der Fall gesetzt, daß er sich in einer Gemeinde 
niederlassen will (c. 13 p. 47), und auch der andere Fall, daß es 
in einer Gemeinde keinen Propheten gibt (c. 13 p. 48). Hat sich 
e'n Prophet in der Gemeinde niedergelassen, so hat die Gemeinde 
ihn zn unterhalten, wie die ständigen Lehrer; ja es gilt dies Rechts- 
und Pflichtverhältnis für den Propheten in so hervorragendem Maße, 
daß da, wo nun die Art der Beschaffung des Unterhalts beschrieben 
wird, welchen man den Lehrern wie den Propheten schuldig ist, dem 
Wortlaut nach doch nur vom Propheten geredet wird (c. 13). 
Die einfachen Lehrer verschwinden hier hinter dem Propheten, ob- 
wohl jene nach dem Eingang des Kapitels und nach c. 15 zweifel- 
los mitgemeint sind. Auch in c. 11 sollte man nach der allgemeinen 
Einleitung über die, welche lehrend auftreten, erwarten, daß neben 
den Aposteln und Propheten doch auch diejenigen besonders ge- 
nannt würden, welche vom Lehren ihren Namen haben. Aber sie 
werden nicht erwähnt. Nur noch einmal c. 15 werden sie beiläufig 
mit den Propheten zusammen als solche genannt, welche zum Lohn 
ihres der Gemeinde gewidmeten Dienstes geehrt und unterhalten wer- 
den sollen. Wir sehen hieraus erstlich, daß die Grenze zwischen den 
drei Arten lehrender Persönlichkeiten, insbesondere zwischen Propheten 
und Lehrern eine einigermaßen fließende ist ^), zweitens aber auch 



1) c. 13 p. 47. Dagegen kann man nicht c. 11 p. 40 sq. anführen; 
denn da ist nicht von den SidaaxaXoi im engeren Sinn die Bede, welche 
c. 13 als eine besondere Glasse neben den Propheten stehen, sondern es 
handelt sich ganz allgemein um alle diejenigen, welche mit irgend welcher 
Lehre an die Gemeinde herantreten, und dies wird dann so specialisirt, 
daß zunächst von Propheten und Aposteln geredet wird. Auch dürfte 
zu beachten sein, daß unmittelbar vorher von den Propheten im Ge- 
meindegottesdienst die Rede war c. 10 p. 39. Ebenso allgemein wie 
c. 11 in. ist auch c. 4 in von dem geredet, welcher einem das Wort 
Gottes sagt (cf. Hobr. 13, 7; Gal. 6, 6). Bedenkt man, daß dort die 
Katechumenen angeredet sind, so kann man an die „Apostel'^, aber auch 
an die ortsansässigen „Lehrer**, am wenigsten an die Propheten denken. 

2) Man denke an Actor. 13, 1, wo man dann auch die «noaroloi 
Barnabas und Saulus in nächster Nähe hat, welche vor ihrer Aussendung, 



Die Lehre der zwölf Apoatel. 301 

daß der Verfasser ein ganz überwiegendes Interesse für diejenigen 
Lehrer hat, welche er Propheten nennt. Nur von diesen wird ge- 
sagt, daß sie die Hohenpriester der Christen sind (c. 13). Ihnen 
allein wird ausdrücklich das Recht gewahrt, im Gottesdienste auch 
andere Gebete als die in der Doctr. vorgeschriebenen zu sprechen 
(c. 10 extr. ). Ausführlich wird davon gehandelt, woran man den 
wahren Propheten im Unterschied vom falschen erkenne, und wie 
mau ihm zu begegnen habe (c. 11. 13). Der Prophet unterschei- 
det sich von anderen lehrenden Persönlichkeiten nicht durch eine 
materielle Besonderheit seiner Aussagen. Wie er ausnahmsweise 
als Vorbeter (c. 10 p. 39) fungirt, so lehrt er auch (c. 11 p. 43). 
Das Charakteristische des Propheten ist, daß er „im Geist redet", 
daher auch vor einer vorschnellen Kritik des Propheten als vor der 
Sünde gegen den hl. Geist gewarnt wird (c. 11 p. 42. 43). Er 
begleitet gelegentlich die prophetische Rede in der Weise der 
„alten Propheten" durch symbolische Handlungen, welche unter 
Umständen unerbaulich aussehn. Gott allein ist er dafür vt^rant- 
wortlich. Aber der unmittelbar moralischen Kritik der Gemeinde 
unterliegt er ebensowohl rücksichtlich seiner prophetischen Rede, 
als seines Lebenswandels. Zu diesen c. 11 p. 42 — 44 entwickelten 
Grundsätzen darf und muß man hinzunehmen, was vorher p. 40. 
41 über die Lehrenden überhaupt gesagt ist, daß sie auch der re- 
ligiösen oder dogmatischen Kritik der Gemeinde unterliegen. Aber 
es ist doch bezeichnend, daß da, wo recht eigens von den Pro- 
pheten gehandelt wird, diese Seite nicht hervortritt, daß die Mög- 
lichkeit einer Einmischung fleischlichen Irrthums in die Rede und 
Lehre des vom Geist ergriflPenen Propheten nicht ins Auge gefaßt 
wird. Allerdings „ist nicht Jeder, der im Geiste redet, ein (wahrer) 
Prophet". Aber die Kritik, wodurch hierüber entschieden werden 
soll, wird auf das Moralische beschränkt. Das Zutrauen der Doctr. 
zu den Propheten ist ofiPenbar sehr groß. Das Ueberraschendste 
ist, daß durch die Hand des Propheten nicht selten auch die Armen- 
pflege geübt wird. Eine Bemerkung c. 11 p. 45 könnte sich auf 
vereinzelte Fälle beziehen, in welchen der Prophet dazu auffordert, 
der Armen, oder bestimmter Armen zu gedenken. Aber aus c. 13 
sieht man, daß dies etwas sehr gewöhnliches war. Wenn man 
dem Propheten Erstlinge von Allem geben, und diese Abgabeu 
nur in dem Fall, daß kein Prophet vorhanden ist, unmittelbar den 



die sie zu Apostel machte, Propheten und Lehrer der Gemeinde waren. — 
Zu beachten ist auch, daß der unechte Apostel Doctr. c. 11 p. 42 nicht 
y/tväaTroaroXosi sondern zweimal \lftv6onQo(p^xrig genannt wird. 



302 Beilage V. 

Armen zuwenden soll; so scheint es fast so, als ob die Armenpflege 
in den Gemeinden, wo es einen Propheten gab, regelmäßig in 
dessen Hand gelegen habe. Wenn in der weiteren AusfUhrnug 
dieser Regel (c. 13 p. 48) der Prophet nicht mehr ausdrücklich 
genannt wird, so muü doch er zunächst als Empfönger der Ab- 
gaben gemeint sein, darunter auch der Abgaben von Geld und an- 
derem Vermögen. Geld aber darf der Prophet nach c. 11 p. 44 
für sich nicht fordern, also doch wohl auch nicht annehmen. 
Alles dies fließt also durch des Propheten Hand den Armen zu. 
Wenn die allerdings vielfach an populärer Ungenauigkeit leidende 
Darstellung der Doctr. hier nicht trügt, so thuen die Propheten in 
denjenigen Gemeinden, wo es überhaupt solche gibt, das, was die 
Apostel nach Act. 6, 2fF. den 7 Männern übertragen hatten, und 
was nach den nachapostolischen Urkunden dem Bischof mit seinen 
Diakonen obliegt. Obwohl das Charakteristische des Propheten 
das „Reden (Lehren, Danksagen) im Geiste" ist, so greift er doch 
über in das Gebiet der Gemeindeverwaltung.^) 

Vni. Aber es gibt doch auch ständige Aemter der Ge- 
meindeverwaltung: das der in£(Txo7roi und das der didxopoi 
(c. 15). Wenn es von diesen heißt: vfup yoiq X8itovQyov(T$ xai avvoi 
t^y XenovQylccp %&v nqo(pfit6iv xal didatrxaXmv, so darf das nicht 
allzu buchstäblich verstanden werden; denn die Bischöfe und Dia- 
konen sollen gewählt werden, Prophet aber wird man nicht durch 
Wahl, sondern durch Geist, und auch Lehrer vor allem durch per- 
sönliches Talent. ^) Es wird also nur ein starker Ausdruck für den 
Gedanken vorliegen, daß die Bischöfe einen gleichartigen, ebenso 
wichtigen und helligen Dienst an der Gemeinde verrichten. Durch 
diese Vergleichung wird erstens begründet {y&q) , daß man zu Bi- 
schöfen und Diakonen nur „des Herrn würdige, sanftmüthige, vom 
Geiz freie, wahrhaftige und bewährte Männer" wählen solle, und 
zweitens wird hieraus gefolgert {ovv)y daß man „sie nicht über- 
sehen" soll. Daß letzteres ein kurzer Ausdruck für die Gewährung 
des ganzen Lebensunterhaltes ist, wird dadurch evident, daß eben 
diese zweite Forderung nochmals durch den Satz begründet wird: 



1) Man erinnert sich an Judas und Silas, welche zagleich avSqsg 
^yovfisvoi iv Tolg dSsXifolg und 7iQo(ffjrai waren Act. 1 5, 22. 32 cf. Hebr. 13,7, 
an Stephanas, den geisterfüllten Prediger, der doch zugleich am Tisch 
der milden Gaben angestellt ist, oder an die ähnliche, wenn auch nicht 
ebenso gleichzeitige Duplicität in der Tbätigkeit des Philippus. 

2) Cf. Barnabas c. 9, 9: oUsv 6 t^v ifjKpvrov ^(oqskv rrjq ^i^^x^g 
avTov d-ifXEVog iv ijfilv. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 303 

,idenn sie (die Bischöfe und Diakonen ) sind eure Geehrten sammt 
den Propheten und Lehrern^^ Es heißt fjbevä toop, nicht fterä 
Tovg. Es wird kein förmlicher Rangunterschied zwischen den bei- 
den Gruppen, zwischen den Trägern des Geistes und der Lehre 
einerseits und dbn Trägern des Gemeindeamtes andrerseits herge- 
stellt; aber es ist doch unverkennbar, daß nach der Doctr. die 
Propheten und Lehrer in erster Linie der Ehre werth sind und 
thatsächlich in der Gemeinde Ehre genießen, so daß es eine Aus- 
zeichnung für die eigentlichen Gemeindebeamten ist, wenn man 
von ihnen sagt, sie haben einen wichtigen und heiligen Dienst so- 
gut wie jene, und sollen daher geehrt werden wie jene. Man 
kann es im Sinne der Doctr. nicht auch umkehren. Die Forderung 
der Ehre und der Versorgung für die Propheten und Lehrer wird 
selbständig begründet und nirgendwo aus der Analogie mit der 
Stellung der Gemeindebeamten hergeleitet. „Sie sind eure Hohen- 
priester" (c. 13). „Du sollst dessen, der dir das Wort Gottes 
sagt, Tag und Nacht gedenken, sollst ihn ehren wie den Herrn". ^) 
Wer durch sein Lehren die Gerechtigkeit und die Erkenntnis 
des Herrn fordert^ den soll man „aufnehmen wie den Herrn (c. 11). 
Man muß hoch ins kirchliche Alterthum zurückgreifen, um 
für diese Ueberordnung der Propheten und Lehrer über die Ge- 
meindebeamten Analogien zu finden. Paulus stellt gleich hinter 
die Apostel an zweite Stelle die Propheten, an dritte Stelle die 
Lehrer j und erst hinter den wunderthätigen Kräften gibt er den 
kirchlichen Dienstleistungen und Verwaltun'gsgeschäften, also in 
concreto den Diakonen und Bischöfen (oder Presbytern) ihren 
Platz. ^) Aber das mag doch in dem Anlaß dieser Aufzählung 
begründet sein, daß Paulus die auf unmittelbarer göttlicher Be- 



1) c. 4. Das folgende o^iv yag xvgtorrig kaXelrai^ ixet xvgtos iariv 
macht Schwierigkeiten. Der Bearbeiter in const. YIIi d ersetzt o&sv 
durch onov und versteht: »wo von dem Herrn geredet wird, da ist der 
Herr." 

2) 1 Cor. 12y 28. Vergleichbar, aber doch anderer Art ist die Auf- 
zählung £pb. 4,11. Es werden da zuerst diejenigen genannt, deren Be- 
ruf seinem Wesen nach nicht an eine Einzelgemeinde gebunden ist: 
Apostel, Propheten, Evangelisten (Apostel zweiten Ranges), sodann die- 
jenigen, welche ihren Beruf an der Einzelgemeinde haben: Hirten und 
Lehrer. Da die Apostel der Doctr. ganz andere Leute sind, als die 
Apostel des N. T.'s, so kann man die Zusammenstellung von Aposteln 
und Propheten Doctr. 11 p. 41 nicht mit der zweimaligen Zusammen- 
stellung derselben bei Paulus vergleichen. Allenfalls ein äußerlicher 
Einfluß der Erinnerung an jene paulinischen Stellen wäre möglich. 



304 Beilage V. 

rufung und auf wunderbarer Ausstattung beruhenden Berufsarten 
und Thätigkeiten voranstellt. Es handelt sich um die. Charismata. 
— Aus dem Brief des Clemens an die Korinther sehen wir, daß 
um d. J. 96 in Korinth der Antagonismus zwischen individuellem 
Talent und Gemeindeamt zu einer förmlichen Revolution gefuhrt 
hatte, und daß die römische Gemeinde das letztere gegen ersteres 
in Schutz nahm. Dabei fehlt aber jede Andeutung davon, daß die 
begabten Männer in Korinth, welche die im Gemeindeamt ergrauten 
Presbyter (oder Episkopeu) verdrängen wollten, gerade prophetische 
Begabung besaßen, im Geist redeten. Nur Erkenntnis, Fähigkeit, 
sie vorzutragen, etwa noch das Talent zur Ehelosigkeit erscheint 
als die Grundlage des Anspruchs und Ansehns der Empörer in 
Korinth. In Ignatius sehen wir den durchreisenden Bischof zu- 
gleich Auch als prophetischen Redner auftreten *). Nur bei Hermas 
begegnet uns der im Geist redende Prophet als eine nicht unge- 
wöhnliche Erscheinung im Gemeindegottesdienst (mand. XI) ; welches 
aber sein Verhältnis zu den Trägern der Gemeindeämter sei, ist 
nicht zu erkennen. Man kann höchstens sagen, der Prophet bei 
Hermas scheint mit Gemeindeverwaltung, Kirchenzucht u. dergl. 
nichts zu schaffen zu haben. 

Im Vergleich mit den genannten nachapostolischen Schriften 
macht die Doctr. durch ihre Schilderung der Propheten und ihres 
üebergewichts über die Träger des Gemeindeamts den Eindruck 
höherer Alterthümlichkeit. Daraus folgt aber nicht, daß die Doctr. 
älter sei, als der Brief des Clemens, der Hirt des Hermas und die 
Briefe des Ignatius. Wie die Organisation der Gemeindeämter zur 
Zeit Trajans in den asiatischen Gemeinden auf einer anderen Stufe 
angelangt war, als in den europäischen, so kann auch die Bedeu- 
tung der Gemeindeämter überhaupt im Verhältnis zu den 'Inhabern 
der prophetischen Begabung und des Lehrtalents sich in Alexan- 
drien, wo wahrscheinlich die Doctr. geschrieben ist, viel langsamer 
entwickelt haben als in Rom und Korinth. Nur soviel ergibt sich 
doch wohl mit Sicherheit, daß wir die Abfassungszeit der Doctr. 
nicht mit Bryenuios durch die Zahlen 120 — 160, sondern eher 
durch 80 — 130 ausdrücken dürfen. 

IX. Es fragt sich weiter um die Gemeindeämter selbst. Wel- 
ches die Obliegenheiten der Bischöfe und Diakonen seien, wird 
nicht gesagt. Was den ersten Lesern selbstverständlich gewesen 
sein wird, haben wir aus dürftigen Andeutungen zu erschließen. 
Wenn die Gemeinde für den Lebensunterhalt dieser Beamten zu 



1) Ignat. ad Philad. VII cf. meinen Ignatius S. 267 ff. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 305 

sorgen hat, (ob S. 302 f.), so sind sie nicht Träger von Ehrenämtern 
mit nur gelegentlicher Beschäftigung im Interesse der Gemeinde, 
sondern ihre XeiTOVQyta ist ein sie vollauf beschäftigender Lebens- 
beruf. Worin er bestanden habe, ist theilweise aus der zweiten 
Hälfte von c. 15 zu erkennen ; denn die Stellung dieses Abschnittes 
wäre unbegreiflich^ wenn es sich hier nicht um gemeindliches Thun 
handelte, fUr welches Bischöfe und Diakonen etwas zu bedeuten 
haben. Wenn unmittelbar hinter der einmaligen Erwähnung der 
Bischöfe und Diakonen von der Sitten- oder Kirc henzucht 
die Rede ist, so wird eben diese vornehmlich den Episkopen ob- 
liegen; und es kann nicht zufällig sein, daß die erste der bei der 
Wahl von Gemeindebeamten in Betracht zu ziehenden speciellen 
Eigenschaften die Sanftmuth ist (p. 51 Z. 2 ävdqaq nqaetg), und 
daß die erste Regel in Bezug auf die Sittenzucht lautet iibti iv OQyij 
(p. 51 Z. 8). Hiegegen spricht nicht der Umstand, daß die Sit- 
tenzucht hier als gegenseitiges Thun innerhalb der Gemeinde be- 
zeichnet wird. Im ganzen 11. und III. Theil der Schrift ist die 
Gemeinde der Getauften angeredet, ohne daß der Organe gedacht 
würde, durch welche die einzelnen Handlungen vollzogen werden 
sollen. Es heißt: Taufet, lehret die zu Taufenden (c. 7), dank- 
saget so und so (c. 9. 10), brechet das Brot (c. 13) u. s. w. 
Es war tiberflüssig zu sagen, daß dies nicht alle Gemeindeglieder 
zugleich und nicht ohne Unterschied thun können; und es ist für 
uns ebenso selbstverständlich als für die ersten Leser, daß, wo es 
überhaupt Amtsträger mit einer leitovqyia an der Gemeinde als 
Lebensberuf gibt, eben diese die regelmäßigen Organe des gemeind- 
lichen Thuns sein müssen. Nun haben allerdings nicht nur die 
Episkopen und Diakonen, sondern auch die Propheten und Lehrer 
eine XeiTOVQylcc. Es kann daher in Bezug auf Einzelnes zweifel- 
haft sein, welches die Organe des betreffenden gemeindlichen Thuns 
waren; und auch ob etwas überhaupt eine Sache der Gemeinde 
war. Aber die kurzen Andeutungen in c. 15 ^ bewähren sich an 
den sonstigen Angaben des Buchs und an der Natur der Sache. 

Das Zweite, was nach der Sittenzucht genannt wird, sind die 
Gebete. Die Episkopen (und Diakonen) werden darnach die 
regelmäßigen Leiter des Gottesdienstes, die Vorbeter und die Ver- 
walter der Sakramente sein. Das bestätigt sich an c. 10. Wenn 
nämlich nach Mittheilung der zu Agape und Abendmahl gehörigen 
Formeln der Danksagung bemerkt wird: „Den Propheten aber ge- 
stattet, dankzusagen soviel (was immer) sie wollen", so folgt, daß 
in der Regel Solche, die nicht Propheten sind, die eucharistischen 
Gebete u. drgl. sprechen. Denn die voranstehenden Formeln, an 

Zahn Forschungen. III. 20 



306 Beilage V; 

welche die Propheten durchaus nicht gebunden sein sollen ^ welche 
also nur für Nichtpropheten bestimmt sind*), sind selbstverständ- 
lich nicht für wenige Ausnahmefalle berechnet, sondern sollen regel- 
mäßig zur Anwendung kommen. Dann ist also das „Danksagen'' von 
Propheten die Ausnahme, als Kegel aber ist vorausgesetzt, daß 
andere Personen als die Propheten die Liturgie leiten, und zwar 
solche Personen, von welchen sich das in dem Maße von selbst 
versteht, daß der Verfasser eine Bemerkung darüber völlig über- 
flüssig flndet. Fragt man aber, welche von den in der Doctr. als 
hervorragend bezeichneten Personen als die regelmäßigen und selbst- 
verständlichen Liturgen oder Vorbeter gemeint sein können, so 
bleiben, da die Propheten hier durch den Gegensatz ausdrücklich 
ausgeschlossen sind, Lehrer und Apostel aber vermöge ihrer Be- 
rufpthätigkeit an sich mit dem Cultus nichts zu schaffen haben, nur 
die Episkopen übrig. Das ev^^^icrr^iV; welches ihnen regelmäßig 
obliegt, ist zunächst das Aussprechen der Dank- und Bittgebete 
bei Agape und Abendmahl, sowie der zum Sakrament einladenden, 
respective davon abwehrenden Zurufe an die communicirende Ge- 
meinde. Diese liturgischen Worte sind aber von der liturgischen Hand- 
lung gar nicht getrennt zu denken. Die Episkopen sind also überhaupt 
^Is regelmäßige Verwalter und Spender des Abendmahls und Leiter 
der ganzen CultushandluDg anzusehn. Aber sie sollen etwa vor- 
handenen Propheten Kaum gewahren^ sollen den Geist nicht dämpfen. 
Wenn man einem Propheten gestattet, die liturgischen Gebete beim 
Abendmahl zu sprechen , so gestattet man ihm eben damit ^ das 
Sakrament zu verwalten; und es versteht sich von selbst, daß die- 
jenigen, welchen regelmäßig dies Recht . zusteht, d. h. also, daß die 
Episkopen es auch sind; welche ausnahmsweise den Propheten dies 
Recht einräumen, auf sie ihre amtliche 01)liegenheit übertragen. 
Das inixqinece ist thatsächlich an die Gemeindebeamten gerichtet 
zu denken. Das ist nun ein Zustand, fiir welchen Ignatius: grund- 
sätzlich noch Raum hat ^), von welchem aber Justinus nichts mehr 
zu wissen scheint« 



1) Auch für diese werden die vorgeschriebenen Formalare schwer- 
lich als schlechthin verbindlich gemeint sein. Es sind eben Vorschriften, 
Paradigmata , welche dem gewöhnlichen Liturgen einen Anhalt geben 
mochten, dessen der „im Geist redende'^ Prophet nicht bedurfte. 

2) Ignat. ad Smyrn. 8, 1: ixsCvri ßeßaCa evxtxQiaUa ijye/cr^oi rj vno 
Toy inldxonov ovaa, rj ^ av avxog InixQixptj, Wem nach der Ansicht des 
Ignatius der Bischof diese und andere Functionen übertragen kann, weiß 
man nicht; was ich gegen meinen Ignatius S. 324 bemerken muß. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 307 

Das dritte Stück neben der Sittenzucht und ^den Gebeten^ 
sind c. 15 dieAlmolseny also die Armenpflege. Dem entspricht 
es zunächst^ daß unter den bßi Wahl der Episkopen und Diakonen 
)zu berücksichtigenden Eigenschaften auch die Freiheit von Geldgier 
genannt ist. Aber es widerspricht auch liichts der hiedurch ge- 
botenen Annahme, daß die Armenpflege in der Regel Sache der 
Episkopen und Diakonen war. Es zeigte sich auch in diesem 
Punkt ein üebergreifen der Propheten in die Functionen, welche 
nach aller sonstigen Tradition den eigentlichen Gemeindebeamten 
oblagen (c. 11 u. 13 s. oben S. 301 f.). Wie aber dann, wenn es 
keine Propheten in der Gemeinde gab? Gerade in dieser Be- 
ziehung wird ja der Fall gesetzt und verordnet: „Wenn ihr aber 
keinen Propheten habt, so gebt es den Armen" (c. 13 p. 48). 
'Das kann doch nicht heißen sollen, daß in diesem Falle jeder Ein- 
eeine nach Belieben einzelnen Armen geben soll ^), mit anderen 
Worten, daß es keine gemeindliche Armenpflege gegeben habe. 
Aus den Ermahnungen zur Wohlthätigkeit in c. 1 und 4, welche 
nicht an die Gemeinde gerichtet sind, sondern in dem Sittenspiegel 
ftir die Katechumenen stehen , läßt sich natürlich auch nicht eine 
derartige Abweichung von allör uns bekannten Sitte der ältesten 
Kirche beweisen. Es wird vielmehr auch hier wie in Bezug auf 
die Sakramentsverwaltung und die Sittenzucht als selbstverständlich 
vorausgesetzt sein, daß die Gemeinde für alles gemeindliche Thun, 
wozu auch Armenpflege gehörte, regelmäßig fungirende Organe 
hatte ; und das sind nach dem Zusammenhang von c. 15 die Epis- 
kopen und Diakonen. Dabei bleibt es ein Zug von überraschender 
Alterthümlichkeit, daß es doch keineswegs als ein seltener Aus- 
nahmefall, sondern als etwas Gewöhnliches, nach der Meinung des 
Verfassers auch wohl Wünschenswerthes erscheint, daß man die Ver- 
fügung über die milden Gaben den Propheten überließ. Traiite 
man ihnen als den Geistbegabten eine besondere Fähigkeit zu, die 
Würdigen von den Unwürdigen unter den Bedürftigen zu unter- 
scheiden ? 

Zu den drei genannten Stücken tritt c. 15 p. 52 zum Schluß 
noch der unbestimmte Ausdruck xai Ttdffag tag ngd^eig. Es wird 
auch hier gemeindliches Handeln gemeint ^) und z. B. an die Uebung 



1) Es dürfte der Wechsel von Joicrf i^ — (F6t£ — ^6e (letzteres dreimal) 
in c. 13 zu beachten sein. Der Singular wird constant angewandt, wo 
es sich um die Gaben an die Propheten handelt, der Plural in der An- 
weisimg in Bezug auf die Armen. Für diese sorgt die Gemeinde. 

2) Gf. das häufige nQaaanv bei IgnatiasMagn 6, 1^ 7, 1 ; Trall. 7,2; 

20* 



308 Beilage V. 

der kircblicbeo Oastft'enndscfaaft gegen Apostel und andere znreisende 
oder durchreisende Christen (c. 11 p. 41. 42; c 12) zu denken 
sein. Aber es fehlt uns jeder breitere Anhalt , um genau zu be- 
stimmen, wie Tiele der im U. und III. Theil der Gemeinde zur 
Pflicht gemachten Thätigkeiten durch die regelmäßigen Gemeinde- 
beamten oder unter ihrer Leitung ausgeübt wurden. Nur das Eine 
wird noch behauptet werden dürfen: Da es angestellte „Lehrer^ 
gabf welche nicht mit den Episkopen identisch sind, so wird nicht 
den Episkopen, sondern den Lehrern die c. 7 anbefohlene Unter- 
weisung der Taufkandidaten obgelegen haben, ohne daß ihnen da- 
rum auch die Taufhandluug zugestanden zu haben braucht. Als 
regelmäßige Functionen der Episkopen (und Diakonen) hat sich 
herausgestellt die Handhabung oder Leitung 1) der Sittenzucht 
2) des Gultus (insbesondere der Abendmahlsfeier) 3) der Armen- 
pflege. Aber wie auf allen diesen Puncten die leitende Stellung 
der Gemeindebeamten sehr wenig hervortritt und gar nicht betont 
wird, so zeigte sich besonders im 2. und 3. Punkt ein so bedeut- 
sames, wenn nicht regelmäßiges Eingreifen der Propheten, daß das 
Bewußtsein von der Wichtigkeit des eigentlichen Gemeindeamtes 
nur ein sehr unentwickeltes gewesen sein kann. 

Als Gemeindebeamte werden nur inlaxonoi xal dtaxovoi ge- 
nannt. Da in der ganzen Schrift niemals auf eine Mehrheit von 
Gemeinden Bezug genommen wird, so ist auch nicht zu bezweifeln, 
daß es in der Einzelgemeinde eine Mehrheit von Episkopen und 
eine Mehrheit von Diakonen gab, sonst aber keine irgend wie mit 
diesen vergleichbaren Leiter des Gemeindelebens. Das Gewicht der 
Thatsachen, daß im ganzen Buch das Wort nqecßvteQOi nicht vor- 
kommt, und daß auch nicht von einem inltnconog in der Einzahl 
die Kede ist, kann nicht dadurch abgeschwächt werden, daß nur 
an dieser einen Stelle c. 15 von Gemeindebeamten die Rede ist, 
oder dadurch, daß der Unterschied von nQecßvtSQOi und inlcxonot 
in großen Theilen der Kirche lange ein fließender gewesen zu sein 
scheint. Denn wir haben eine Stelle vor uns, in welcher ausdrück- 
liche Anweisung darüber gegeben wird, daß Gemeindebeamten, und 
was für Leute zu Gemeindebeamten, und zu was für Stellungen 
solche gewählt werden sollen. Hätte es daneben noch andere Ge- 
meindebeamten gegeben, oder überhaupt Leute, welche mit der 
Leitung des Gemeindelebens nach irgend einer Seite (Disciplin, 
Gultus, Armenpflege oder drgl.) betraut waren, sei es auch solche, 



Smyrn. 8, 1 (da wird das unbestimmte Object genauer «bestimmt rl wv 



Die Lehre der zwölf Apostel. 309 

die solche Functionen gar nicht durch Wahl übertragen bekommen 
hatten ; so konnten sie hier nicht mit Stillschweigen übergangen 
werden. Als Verwalter einer regelmäßigen Xeizovqyla an der Ge- 
meinde kennt die Doctr. nur Episkopen und Diakonen einerseits^ 
Propheten und Lehrer andrerseits. Die dreigliedrige Abstufung 
des Gemeindeamts, wie sie für die Gemeinden Syriens und Klein- 
asiens deutlich zuerst durch die ignatianischen Brief um 110, nach 
Anderen um 140 oder noch später bezeugt ist, existirte am Ge- 
burtsort der Doctr., wahrscheinlich in Alexandrien^ zur Zeit ihrer 
Abfassung noch nicht. Dagegen finden wir bekanntlich dieselben 
zwei Gemeindeämter der Episkopen und Diakonen, und zwar ebenso 
wie in der Doctr. ohne daß unmittelbar daneben eines dritten Ge- 
meindeamtes gedacht würde, auch in Philipp. 1, 1 ; 1 Tim. 3, 1 — 13 ; 
Giern. I Cor. 42 ; Herm. vis. IH , 5 , 1 ; sim. IX , 26 , 2 ; 27 , 2. 
Wenn nun in diesen Schriften, abgesehen vom Philipperbrief, außer- 
dem auch von Gemeindevorstehern unter dem Namen TtQ€(Tßv€€Qoi 
die Rede ist ^), so müssen diese mit den inicnonoi identisch sein. 
Das ergibt sich erstens gerade daraus, daß die nqsoßvtsqot nicht 
in Verbindung mit den enlffxonot xal dtdxovoi d. h. nicht da 
genannt werden, wo offenbar die mit der Leitung und dem Dienst 
der Gemeinde betrauten Personen vollständig aufgezählt werden. 
In ausführlichen Classificationen , wie sie Hermas vis III , sim. IX 
gibt, konnten die Presbyter, die er als Vorsteher der Gemeinde 
(vis. n, 4, 4), als Inhaber der ersten Sitze (vis. 10,9, 7) bezeichnet, 
und als die Seelsorger der Gemeindeglieder beschreibt (vis. III, 9, 10), 
unmöglich fehlen. Sie würden aber fehlen, wenn sie nicht mit den 
inlffxonoi (vis. III, 5, 1 ; sim. IX, 27, 2) identisch wären. Diese Identität 
ergibt sich zweitens daraus, daß in einer Schrift ungefähr derselben 
Zeit^) nqetrßvxeqoi und didxopoi als einzige Gemeindebeamte und 
zwar mit wesentlich denselben Functionen betraut erscheinen, welche 
da, wo nur von enlanoTCOi xal diaxovoi die Rede ist, diesen zuge- 
wiesen werden. Die thatsächliche Identität der Episkopen und der 
Presbyter ergibt sich aber drittens auch direct aus sehr deutlichen 
Stellen. Die Anweisung zur Bestellung von TiQSCßvTSQOi wird 
Tit. 1, 5—7 in der Form gegeben, daß die erforderlichen Eigen- 
schaften eines inlc^onnq aufgezählt werden. Die ephesinischen 
Presbyter vom J. 58 werden i7rC(Txonoi genannt Act. 20, 17. 28. 
Um die angefochtene Auctorität der von den Aposteln eingesetzten 

1) 1 Tim. 4, 14; 5, 17; Tit. 1, 5; Clem. I Cor. 44, 5 ; 47, 6; 54, 2; 
57, 1; Herm. vis. II, 4, 2 u. 4; (vis. 111, 9, 7). 

2) Polyc. ad Philipp. 5, 2. 3 cf. 11, 1 nebst meinen Anm. dazu p. 110. 
118. 120 und meinen Ignatius S. 297 ff. 323. 535. 



310 Beilage V. 

alten Presbyter (vorige Seite A. 1) in Korintb zu stützen, beruft 
sich Clemens darauf, daß die Apostel Episkopen und Diakonen 
eingesetzt haben (I Gor. 42, 4. 5)^ daß dieselben in Voraussicht 
künftigen Streites über die en$ffk07ii^ für eine Fortsetzung dieses 
Amtes Sorge getragen haben (c. 44, 1); und er nennt das Amt, 
welches man den korinthischen Presbytern nehmen wollte oder ge- 
nommen hatte, e7ti(Txon^ (c. 44, 4). 

Wann die dreigliedrige Organisation des Gemeindeamtes in 
denjenigen Tbeilen der Kirche Eingang gefunden hat, welche noch 
um 90 — 120 nur eine zweigliedrige hatten, wie die Gemeinden von 
Philipp! , Korinth und Rom, wird man nicht auf Jahr und Tag 
bestimmen können, und noch weniger wird ein Verständiger das 
Jahrzehnt angeben wollen, seit welchem die alexandrinische Kirche, 
von deren älterer Geschichte wir nfchts wissen, die zur Zeit des Cle- 
mens Alex, vorhandene Aemterordnung besass (oben S. 157 f. A. 3). 
Aber soviel darf man doch nach Analogie der Entwicklung in den 
europäischen Gemeinden behaupten: eine Schrift, welche von die- 
ser dreigliedrigen Hierarchie noch keine Spur zeigt, kann nicht 
wohl nach 130 geschrieben sein. Ergibt sich nun auch aus allen 
übrigen unter Nr. VI — IX vorgetragenen Beobachtungen^ daß der 
geschichtliche Inhalt der Doctr. in eine noch merklich frühere Zeit 
weist, so wird die Frage eine brennende, wie sich^ literarisch be- 
trachtet, die Doctrina zu anderen nachapostolischen Schriften, insbe- 
sondere zum Barnabasbrief und zum Hirten des Hermas verhalte. 

X. Unter der Ueberschrift „Quellen der Apostellehre" hat 
Bryennios proll. p. 84 — 90 einige Abschnitte aus Barnabas und 
Hermas mit Angabe der Parallelstellen der Doctr. abdrucken las-^ 
sen, dabei aber die Frage gar nicht aufgeworfen, auf welcher Seite 
das Original zu ünden sei, sondern ohne weiteres vorausgesetzt, 
dass die „apostolischen Väter" die Quellen der Doctr. seien. Nur 
die eine Bemerkung, daß die Doctr. Alles, was sie mit jenen ge- 
mein hat, in einfacherer Form darbiete (Bryennios proll. p. 84), 
zeugt von theilweise richtiger Empfindung. In Bezug auf Barna- 
bas wird jede ernsthafte Vergleichung das ürtheil bestätigen, und 
der Gedanke liegt nahe, daß das Einfache auch das Ursprüngliche 
sei. Wie einfach und bei allem schriftstellerischen Ungeschick doch 
durchsichtig der Gedankengang der Doctr. 'sei; wird schon die obige 
Skizze (S. 289 flP.) darthun. Vom Barnabasbrief hat Aehnliches wohl 
noch Niemand behauptet. Ich gebe eine Uebersicht der Parallelen, 
bei welcher die Doctr. zu Grunde gelegt und die Parallelen des 
Barnabas nach Seiten und Zeilen der Ausgabe von Gebhardt-Har- 
nack angemerkt sind. D ist Doctrina. B = Barnabas. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 311 

D c. 1 p. 3 idol dio — dvo bd&p = B e. 18 p. 72, 11— 

13; folgt eine Zuthat über Engel Gottes und Satans. 
D c. 1 p. 4 ^ liev ovv — noi^travta = B c. 19 p. 74, 4—7. 
D c. 1 p. 4— 8 dsvr^Qoy — ir/y* d<fg fehlt in B ; denn die 

Anspielung, welche Bryennios in B c. 19 p, 74, 6 findet, 

ist mehr als zweifelhaft. 
D c. 2 p. 10 ov ikoixeiiTSig — noQPevtretg = B 74, 14. 
D c. 2 p. 11 ov q)Ovav<Taig tixpop — änonrepeig = B 76, 2, 

ovn ini&V(ßf^ff€ig — nkfi<r(oy =^ B 76, 4. 

avn mtOQxi^aeig = B 74, 18 frei, 
D c. 2 p. 12 ov xpevdofA. ov xaxoL fehlt in B. 

ov (APfjtrtxaxfjtreig = B 74, 17. . 

ovx icff di^Püi^€ap — diyXmffcltt = B 76, 8 u. 15, wenn 
nämlich, mit Sinait* und Const. der Zusatz der griechi- 
schen Vulg. zu 76, 8 zu streichen ist. Andernfalls 
stünde schon hier eine freie Umgestaltung und Z. 15 
eine wörtliche Wiederholung. 

odx e(nai — nQoi^ei fehlt in B. 

ovx eofi Ttleoyixtfig = B 76, 5. 
D c. 2 p. 13 ov li^ipfi — nX^ciov <rov = B 74, 12. 

ov fii(Tri(retg nivta ävd'qfanop fehlt in B, wenn man 
nicht in B 78, 6 slg tikog fAia^ffeig %dy (al. %o) no- 
yflQOy das gerade Gegentheil finden will. 

äXXä ovg fiey — ngocev^ti fehlt in B; 

ovg de dyam^treig — '^vx^y <fov = B 76, 1 verallge- 
meinert. 
D c. 3 p. 13 — n tixpoy — yeyyäyrai fehlt in B. 
D c. 3 p. 17 Itr&t de nQaiig — ijxovtrag = B 74, 16. 

ovx iipciaeig aeavtoy = B 74, 11. 

ovde — »Qcctrog = B 74, 13. 

ov xoXXfiS'iiffetai — ylvetat, = B 76, 5 — 8. 
D c. 4 p. 18 sq. tixvoi^ — Xoyoig avTcSy = B 76, 17 — 78, 4. 
D c. 4 p. 19 ov no&fjoetg — fjtaxofiiyovg = B 78, 7. 

xQiyetg dixaloog = B 78, 6. 

ov Xfiipfi — nagantoofiaciy = B 74, 15. 

ov di\pvxii<Teig — ^ ov = B 74, 18. 

Ikii yipov — avcTtcoy = B 76, 16. 
D c. 4 p. 20 d^ä t&y x* — &fiaq%my (Tov = B 78, 3. 

ov diotäaeig — ävxanoöoTfig = B 78, 4. 

oifx änoGtqotq). %, iydeofieyoy fehlt in B. 
D c. 4 p. 21 (rvyxoiyay^(Tetg — d-yi^voig = B 76, 13. 14. 

ovx aqeig — q)6ßoy %ov d'eov = B 76, 3. 4. 



312 Beilage V. 

D e. 4 p. 22 ovxr enna^ag — ^volfiacep = B 76, 9 — 12. 
VfAßtg de — voßff = B 76, 9, 
(AKr^tretg — xvqIov = B 74, 9 — 11. 
^vXä^eig — äg>aiq6iv = B 78, 5. 6. 
h ixicUfftrl^ — (p. 23) t^^g = B 78, 7-9. 
D c. 5 p. 23 — 25 ^ de %ov &aydtov — nav&aikciq%vi%ot> = 
B c. 20 p. 78, 10—80, 4 mit unerheblichen Umstellungen und 
Erweiterungen. 
D c. 5 extr. c. 6 in. p. 25 ^vad'eiffle — didaaxei fehlt in B. 
D c. 6 p. 26 ei fiep yäg — ßacxatrov cf. B c. 19 p. 76, 15 
(nur im Gedanken ähnlich : S<Tov dvvaffai ineq Xfig tjwx^g 
cov äyvevffeig). 
D c. 6 extr. — c. 16 in. p. 26—53 Z. 1 dnö de tov etäm- 

Xo&vrov — 6 xvQiog eqxevai fohlt in ß. 
D c. 16 p. 53 nvxpßg — vgicSp cf. B c. 4 p. 18, 4, od y^Q 

— zeXeim&^Te cf. B c. 4 p. 16, 14 - 16. 
Hätte dem Verf. der Doctr. der Barnabas vorgelegen, so hätte 
er den Inhalt von dessen c. 18 — 20 in unvergleichlich künstlicher 
Weise verarbeitet. Er hätte ihn in 32 oder 33 kleine Stücke zer- 
legt und hätte ihn mit Einfligung von 7 eigenen, zum Theil nur 
halben Sätzen wieder zu einem Ganzen (Doctr. c. 1 — 6) zusam- 
mengesetzt, und hätte außerdem noch einige Sätze aus Barn« c. 4 
in seinem c. 16 angebracht. Das in diesem letzten Fall zu beob- 
achtende Verfahren, daß nämlich die aus Barnabas herausgeris- 
senen Stücke in der Doctr. in umgekehrter Ordnung gestellt sind, 
wiederholt sich, wie das Verzeichnis zeigt, sehr häufig. Liest man 
aber nach solcher Analyse wieder Doctr. c. 1—6, so erscheint es 
undenkbar, dass dieser Abschnitt auf so künstlichem Wege ent- 
standen sein sollte. Der erste Eindruck eines einfach geordneten 
Gedankengangs kehrt wieder, und daß dies Resultat durch das 
oben beschriebene raffinirte Verfahren erzielt worden sein sollte, 
erscheint um so unglaublicher, als die ganze Doctr. von einem 
Manne praktischen Geistes und geringer literarischer Gewandtheit 
geschrieben ist. Dadurch ist auch schon dem Einwand die Spitze 
abgebrochen, daß, wenn die Doctr. die Quelle des Barnabas wäre, 
Barnabas in ähnlich künstlicher Weise den Abschnitt Doctr. c. 1 — 6 
und einige Sätze aus Doctr. 4 verarbeitet haben mlißte. Der Bar- 
uabasbrief ist eben nicht in diesen Partien (c. 18—20), sondern 
von Anfang bis zu Ende nach Anlage und Stil ein Überaus künst- 
liches Schriftstück, das Werk eines unsäglich selbstgefölligen , mit 
seiner Gelehrsamkeit und Weisheit prunkenden Schriftstellers. Bar- 
nabas hat in einem Maß, wie im Verhältnis zum Umfang seiner 



Die Lehre der zwölf Apostel. 313 

literarischen Hinterlassenschaft nicht einmal Clemens AI. kanoni- 
sche und apokryphe; uns bekannte und unbekannte ^ schriftliche 
und mündliche Traditionen verarbeitet. Gerade ihm ist zuzutrauen^ 
was für den Verfasser der Doctr. eine Unmöglichkeit gewesen wäre. 
Ein zweiter Beweis für die Priorität der Doctr. liegt darin ; daß 
noch Niemand in Barn. c. 18. 19 einen geordneten, geschweige 
denn einfachen Gedankengang hat nachweisen können ^). Die Un- 
ordnung wird die Folge davon sein, daß er nicht einfach abschrieb, 
oder paraphrasirte , sondern vor allem auch durch andere Grup- 
pirung seine Selbständigkeit beweisen wollte. Drittens läßt Barna- 
bas selbst merken, daß er mit c. 18 zu einem ihm fremden Stoff 
übergeht« Mit c. 17 ist er eigentlich amJßnde, denn er blickt auf 
sein vollbrachtes Werk mit der Hoffnung zurück, nichts von den 
zum Heil gehörigen Dingen ausgelassen zu haben (c. 17, 1). Man 
findet keine Antwort auf die Frage, ob denn die nun folgende Be- 
schreibung der beiden Wege des Lichts und der Finsternis nichts 
mit dem Seelenheil zu schaffen habe. Den Uebergang zu einem 



1) Cf. zuletzt Erawutzki 1. 1. 372—375. Die dort weiter folgende 
Hypothese, daß die Schilderung des Lebensweges in den Siarayal Sia 
KlrifA. eine mit dem bewußten Streben nach besserer Ordnung vorge- 
nommene Umarbeitung der entsprechenden Abschnitte des Barn, sei, war 
an sich schon nicht unbedenklich. Auf unsere kunstlose, naive Doctr. 
hn Verhältnis zu Barn, ist sie ganz unanwendbar. Die beiden Stellen, 
an welchen nach Erawutzki S. 379 ff. 390 f. die Diatagai mit Bewußtsein 
die Anstößigkeiten des Barn, geglättet haben sollen, finden sich auch 
in Doctr. c. 2 p. 13 ; c. 4 p. 18. Was aber die erste Stelle anlangt, so 
ist es durchaus fraglich, ob der Satz des Barn. c. 19 p. 78, 6: „Du 
sollst den Bösen (oder das Böse) bis ans Ende hassen^ wirklich eine 
Parallele ist zu dem Safz der Doctr. c. 2 „Hassen sollst du keinen Men- 
schen**. Merkwürdiger ist die zweite Stelle Doctr. c. 4 p. 18 = Diät. ed. 
Lagarde p. 76, 18—22 = Barn. c. 19 p. 76, 17—78, 4. Wenn hier die 
Doctr. ermahnt, den Lehrer oder Bekehrer zu „ehren wie den Herrn", 
Barn, aber, ihn zu „lieben wie den Augapfel", so mag das ursprünglich 
auf einer unabsichtlichen Variante {xvqiop = xoqtiv) beruhen. Wenn 
aber Barn, hier schreibt: „Du sollst des Gerichtstages gedenken Tag 
und Nacht und an jedem Tage die Angesichter der Heiligen aufsuchen", 
statt daß die Doctr. in Bezug auf den Lehrer sagt: „Du sollst seiner 
Tag und Nacht gedenken", und dann spater „Du sollst täglich die An- 
gesichter der Heiligen aufsuchen", so ist doch wohl offenbar, daß die 
Erinnerung an den Gerichtstag in diesem Zusammenhang unpassend ist. 
Der Verfasser der Diatagai aber, welchem ja zweifellos sowohl die Doctr. 
als Barn, vorlag, hat hier die Doctr. zu Grunde gelegt, und im ganzen 
verständig paraphrasirt , zugleich aber das ayanr^ang tog xoQrjv otpS^aX- 
fiov aov aus Barn, aufgenommen. 



314 Beilage V. 

neuen Abschnitt bilden die Worte: „Laßt uns auch noch übergehen 
zu einer anderen Erkenntnis und Lehre. Es gibt zwei Wege von 
Lehre und Obrigkeit^), den des Lichts und den der Finsternis." 
Je ungeschickter und affectirter der zweite Satz, insbesondere die 
Wiederholung des Worts didax^ in demselben ist, um so näher 
liegt die Vermuthung, daß dem Barn, der Titel seiner Quelle di- 
daxfl im Sinne lag, vielleicht auch der Satz Doctr. c. 6 oga (iti 
xiq (re nXavi^Cfi ano ravTijg t^g adov %^g didaxfiq. Ferner ist 
nicht zu übersehen, daß dem Barn, schon lange vorher, ehe er 
die Lehre von den zwei Wegen vorträgt, diese als bekannte Größen 
vorschweben. Schon c. 5, 4 stellt er den Weg der Gerechtigkeit 
und den Weg der Finsternis einander gegenüber. Von den übri- 
gen Stellen, wo Barn, sonst noch des einen oder des anderen We- 
ges gedenkt, steht die eine ^) mitten zwischen den beiden oben 
S. 312 angeführten Parallelen zu Doctr. 16. Barn, schöpft eben 
aus einem Buch, welches an der Beschreibung der beiden Wege 
seinen charakteristischen Anfang hatte. 

Vielleicht wird der Versuch erneuert werden, die Einheit un- 
seres Barnabasbriefs zu bestreiten. Man könnte geneigt sein die 
Einheit des Ganzen preiszugeben, um die Priorität eines purificir- 
ten Barnabasbriefs vor der Doctr. zu retten. Wäre nämlich Barn, 
c. 1^17, worauf die alte lateinische üebersetzung sich beschränkt, 
der ganze Brief, so blieben nur die zwei Parallelen zwischen Doctr. 
16 und Barn. 4 übrig , welche nicht geeignet sind, die Priorität 
der Doctr. zu beweisen. Aber die Gründe für die Integrität des 
Barn, bleiben unüberwindlich. Das Zeugnis der griechischen Hbs«, 
darunter des Sinaiticus und der Hs, von Konstantinopel , welche 
uns jetzt auch die Doctr. geschenkt hat, überwiegt das Zeugnis 
der in einer einzigen Hs. erhaltenen lat. Version. Dieses wird 
völlig entwerthet dadurch, daß das in ihr gleichfalls fehlende c. 21 
sichtlich von demselben Verfasser herrührt, wie c. 1 — 17, und auch 
schon von Clemens str. II, 84 (Dind. II, 200, 14) als Werk des Barn, 
citirt wird. Aber es bleibt etwas Wahres daran, daß die Kapitel 
18 --20 in stilistischer Beziehung aus dem Charakter des Ganzen 
herausfallen ^). Sie sind entlehntes Gut. Wir wissen jetzt, woher 



1) l^ovaCa muß nach der folgenden Ausführung verstanden werden. 
Es gibt zwei entgegengesetzte geistige Gewalten, unter deren Herrschaft 
die beiden Wege stehen, die Engel Gottes und die Engel Satans. Cf. 
Col. 1, 13. 16; Ephes. 2, 2; 3, 10; 6, 12. 

2) Barn. 4, 10 fiiOr^atofAEV releiws lä t^Qya t^g novtiqag dJeu. 

3) Cf. J. G. Müller, der Bamabasbrief S. 345. 



r 



bie Lehre der zwölf Apostel. 315. 

es stammt. Ist nun der sogenannte Barnabasbrief unter Hädrian 
geschrieben (oben S. 293), so wird die Abfassung der Doctr, noch 
unter Trajan zu setzen sein, was allen vorher aufgezeigten Merk- 
malen vorzüglich entsprechen würde. 

£s fragt sich, ob sich durch Vergleichung mit dem Hirten 
des Hermas unter der Voraussetzung, daß dessen Abfassungszeit 
feststeht (oben S. 293) eine noch genauere Bestimmung gewinnen 
läßt. Von den Stellen des Hirten, welche Bryennios proll. p. 89 sq. 
als Paralellen zur Doctr. hat abdrucken lassen, ist zunächst rnahd. 
XI = Doctr. c. 11 zu streichen. Das Zusammentreffen der beiden 
Darstellungen beschränkt sich nämlich darauf, daß beide Verfasser 
aus der lebendigen Anscbaung von prophetischem Reden im Gottes- 
dienst schöpfen, daß beide die Anweisungen Jesu (Mt. 7, 15-0 20) 
für die Uuterschei düng der wahren und falschen Propheten befolgen, 
und daß beide besonders die Geldgier als Merkmal des falschen 
Propheten hervorheben. Dabei geht jeder ganz seinen eigenen 
Weg. Hermas hat es zunächst mit dem falschen, die Doctr. zu» 
nächst mit dem wahren Propheten zu thun. Die interessantesten 
Züge im Bild dea falschen Propheten bei Hermas fehlen in der 
Doctr., und ebenso bei Hermas die merkwürdigsten Züge des 
wahren Propheten nach der Schilderung der Doctrina. Ein 
Verhältnis von Original und Kopie besteht hier schlechterdings 
nicht. Noch weniger kann die Vergleichung des guten und des 
bösen Genius in mand. VI, 2 mit der Schilderung des Todeswegs 
in Doctr. 5 beweisen, daß ein Autor unter, dem Einfluß des 
andern gestanden habe. Ein nq&tov ndvtmy, worauf beide Ver- 
schiedenes folgen lassen, ist Alles, worin sie übereinstimmen, man 
müßte denn auch die Bekanntschaft mit dem Gegensatz von Gut 
und Bös auf literarische Studien, statt auf Adam und Eva zurück- 
führen. 

Etwas anders verhält sichs schon mit jenem in der altkirch- 
lichen Literatur Öfter vorkommenden Ausspruch Doctr. c. 4 od 
d$ipvx'^(T€tg, noveQOP €ata§ ^ ov, Barn. c. 19, 5 ov [i^ dixlwx^<Tfig^ 
noteqov Mtnai ^ ov , Hermas vis HI^ 4, 3 diä tovg dixlJvxovg, 
Tovg diaXoyiCofAipovg ip ratg xaqöiceig avx&v^ ei äqa ecrny tavxa 
^ ovx eativ. Bei Barnabas und in der Doctr. steht das Wort 
ohne jede deutliche Beziehung. Weder vorher noch nachher ist 
von Gebet oder Weissagung die Rede. Die Bearbeiter der Doctr., 
sowohl der ältere (Lagarde rel. p. 76, 34; 77, 1) als der jüngere 
(const. apost. VII, 11} schaffen einen Untergrund durch Einschie- 
bung eines iy nqocevx^ (Tav* Die Beziehung auf die Weissagung, 
welche das Wort bei Hermas zu haben scheint, kehrt bei Hippo^ 



316 



Beilage V. 



Ijtus *) deutlich wieder. Aber eine literarhistorische Behauptung 
wird man auf diese Vorkommnisse nicht gründen dürfen. Wichtig 
ist erst folgende Zusammenstellung: 



Herrn, mand. TI ed. Gebhardt- 

Harnack p. 74, 1 — 7: 
näaip voTßQovfAipoig öldov 
anXcog, fiii diatoS^cay, tivt dtfq ^ 
tIvi fA^ dtpg. nSitTiv dldov* näci 
yäq S &€dg dldotrd^ai d-iXei^ 
ix T&v idlcöp dcoQfi^ataiv. 
ol ovv Xa^ßäpoPTSg änodd- 
covctv Xoyov t^ &€^j öiä 
xleXaßov xal elq xi* ol 
fAsy ydq XafjbßdpoPTSg d-Xt- 
ßofievoiov dixa(Td'^(ToyTa$, 
ol ÖS iv vnoxqlcei Xafißd- 
vovxeq tlffovtn dlxfjp, 6 
ovp dtdovg d&tpog hcTip* 
wg yäq eXaßep naget tov xvqiov 
xiip dianoplap vßXetrat, ocTTXcug 
avTfiP etiXeaep^ (ifi&ep diaxql- 
p(op, tIpi d(f ^ fi^ dtp. 

Daß ein literarischer Zusammenhang bestehe, muß einleuchten; 
wer aber der abhängige sei, ergibt sich noch nicht aus der bloßen 
Zusammenstellung der Sätze. Es wäre auch unerlaubt in dem 
xazd T^p ipToX^p derDoctr.^) einen Hinweis auf die zweite evroil^ 
des Hermas zu finden; denn die Doctr. gibt hier eine Ausführung 
der als Thema vorangestellten Gebote Gottes und Christi. Aber 
es ist zu beachten, daß diese Ausführung aus lauter mehr oder 
weniger genauen Schriftcitaten besteht und unter diesen auch die 
mit Hermas parallelen Sätze sich finden. Es wäre eine dem Ge- 
sammtcharakter dieses Theils der Doctr, widersprechende Digressiou, 
wenn der Verfasser vorstehende Sätze ganz aus eigenen, Mitteln ge- 
schaffen und nicht einer ihm irgendwie heiligen Schrift entlehnt 
oder nachgebildet hätte. Diese Schrift könnte dann nur der Hirt 
sein, welcher als eine auf Offenbarungen beruhende Schrift bekannt- 
lich auch in der alten alexandrinischen Kirche hohes Ansehn ge- 



Doctr. c. 1 p. 7 sq. (cf. const. 
apost. IV, 3): 
naptl tqj ahovpxl (Te dtdov 
xal fA^ änahei" näai yccg 
&iXet dido(T&ai o na%iiQ 
ix ttap idloüp xaqttTikdTfiöP' 
(jkaxaQiög b öidovg xaxd t^p 
ipToXriP' dd'äog ydq icttp* 
oval ntg XafjkßdpoPTi' ei 
(jb€P ydg xqelap exaap XafA- 
ßdpei Tig, äScoog etrtai. 
de (Ati xqeiap exfop ddcet 
dlxfiPy IpavC sXaße xal eig 
%C xtX* Gf. Doctr. c. 4 p. 20 
(cf. Barn. c. 19, 11; Hermas 
sira. IX, 24, 2): ov diatdo'eig 
dovpai ovde dtdovg yoyyvtreig. 



1 ) Ed. Lagarde p. 172 sq. V^a ovv ^ij ns Svanianqai^ inl rotg stgri- 
fjiiuoig^ €i aga ^arai tj ov xrl. 

2) Der Ausdruck kehrt wieder c. 13 p. 48 (zweimal) cf. Ignatius ad 
Magn. 4. 



Die Lehre der zwölf Apostel. 317 

noß» Andrerseits findet sich im ganzen Hirten kein einziger Bibel- 
spruch auch nur annähernd so wörtlich reproducirt; wie hier eine 
Stelle der Doctr. reproducirt wäre, wenn der Hirt von der Doctr. 
abhinge. Mag der Hirt um 97 — 100 oder um 140 geschrieben 
sein, es wäre unbegreiflich, daß der römische Verfasser dieses 
Buchs unsere Doctr, so auffällig vor allen biblischen Büchern 
bevorzugt hätte. 

Die völlige Unmöglichkeit aber der Annahme, daß Herraas 
ein verehrungsvoller Leser der Doctr. gewesen sei, ergibt sich aus 
folgender Erwägung. In Doctr. c. 8 wird geboten, daß die Christen 
nicht wie die Heuchler, d. h. die Juden und besonders die Phari- 
säer, am Montag und Donnerstag^), sondern am Mittwoch und 
Freitag fasten sollen ^). Dies wird ohne alle Einschränkung und 
innere Begründung in einem Büchlein geboten, welches die Namen 

1) Neben Epiph. haer. 16, 1 und dem Wenigen, was der alte Light- 
foot, horae hebr. ed. Carpzov 1675 p. 866 cf. Meuschen Nov. T. e Tal- 
mude illustr. p. 1051 ; SchUrer, Nentestl. Zeitgesch. 505 zu Luc. 18, 12 be- 
merkt, verdienen vielleicht folgende Sätze beachtet zu werden, welche ich 
kürzlich aus einer pariser Miscellanhandschrlft (Coislin. 296 fol. 62^) ab- 
schrieb: (ffff ti ol ^lovSaloi Tfiv ^evjigav (sie) TtSv aaßßdrtov xttl ry 
n^fjLnjrji vtiarevovoiv; ffevi^ga aaßßarov hvyxoyev etvai ^ ot€ 6 vaog vno 
Tov NttßovxodovoOoQ 10 ngoregov ivengi^ad-ri, nifimri J^, o« vno tov 
TCtov 10 ^BvuQov tnad^i, nevd^ovaiv ovv inl ry ifingi^ati tov vaov xaia 
ravrag Tag ^vo rifx^Qag xara näv aaßßarov xa\ ^lie rovro vrjOTSvovatv, Es 
folgt hierauf ein Excerpt aus const. apost YIIl, 32 ed. Lagarde p. 269, 
20—270, 5. Einen Namen des Excerptors und Zweck der Excerpten- 
sammlung weiß ich nicht anzugeben. 

2) Die bisher ältesten Zeugen für diese Sitte waren Clemens str. 
VII, 75 (als Gegenstand mystischer Deutung für den Gnostiker) ; Tertull. 
de ieiun. 2. 10. 14; Orig. c. Cels. VIII, 22; hom. VI, 2 in Jesaiam (an 
beiden Stellen nur Freitag); Victorinos von Pettau, de fabrica mundi bei 
Routh rel. III, 456. 457; Petrus Alex, bei Lagarde, rel. iuris p. 73, 18. 
Nur die Alexandriner unter diesen vornicänischen Schriftstellern bezeugen 
ausdrücklich, daß es so feste kirchliche Regel sei. Noch zu TertuUians 
Zeit wollten die Katholiken des Abendlands nicht geltend lassen, daß 
dies Fasten am Mittwoch und Freitag verbindlich sei (de ieiun. 10). Ter- 
tullian selbst in seiner katholischen Periode bezeugt ausdrücklich, daß 
es außer dem jährlichen Paschafasten kein allgemein verbindliches Fasten 
gab de erat. 14 (al. 19) und lehrt uns ebendort , daß die nach privatem 
Belieben gewählten Stationstage gar nicht an bestimmte Wochentage ge- 
bunden waren cf. meine Geschichte des Sonntags S. 62 f. Ganz Irriges 
bemerkt Harnack zu Herrn, sim. V, 1, indem er nicht einmal statio und 
ieunium unterscheidet. — Die frühzeitige Fixirung des Fastens am Mitt- 
woch und Freitag in Alexandrien bestätigt die alexandrinische Herkunft 
der Doctr. 



318 Beilage V. 

Christi und seiner 12 Apostel als der intellectuellen Urheber sei- 
nes Inhalts an der Stirne trägt , nnd ferner in einem so kleinen 
Büchlein^ daß Keinem, der es mit einiger Aiifmersamkeit nnd Hoch- 
achtung gelesen hatte ^ dies Fastengebot unbekannt geblieben sein 
konnte. Nun erzählt uns Hermas sim. V; 1, 1 Folgendes: „Fastend 
und auf einem Berge sitzend und dem Herrn dankend für Alles^ 
was er an mir gethan y erblicke ich den Hirten , der neben mir 
sitzt nnd zu mir sagt: Warum bist du so früh am Tage hieher 
gekommen ? Herr^ sage ich, weil ich Station habe. Er sagt : Wad 
ist Station? Ich antworte: Ich faste , Herr. Er spricht: Was 
ist dies aber für ein Fasten, das ihr haltet? Ich sage: Wie ich's 
gewohnt war, Herr, so faste ich." Es folgt hierauf eine scharfe Ver- 
urtheilung alles gewohnheitsmäßigen Fastens. Die Erfüllung der 
Gebote Oottes soll das wahre Fasten sein. Wenn aber Einer ein- 
mal außer der Erfüllung der Gebote noch ein Uebriges leisten ^ will, 
so muß das Fasten anders eingerichtet werden, als es in Rom zur 
Zeit des Hermas an jenen Stationstagen geübt wurde. Hier-aus 
ergibt sicli, daß alles regelmäßige Fasten an bestimmten Tagen in 
Rom selbst damals noch eine ziemlich junge Sitte war. Sonst 
wäre die schroffe Verurtheilung derselben durch „den Hirtän" und 
die Frage „Was ist Station"? unbegreiflich. Ferner ergibt sich, 
was für noch spätere ^eit Tertullian bezeugt (vorige S. Anm.2), daß 
es damals in Rom noch keine Stationen^ d. h. Halbfasttage, also 
selbstverständlich auch noch keine vollen Fasttage (ieiunia) für 
die ganze Gemeinde gab, sondern daß der Einzelne nach freier 
Wahl solche Regeln sich auferlegte. Hermas sagt nicht: „wir 
haben", sondern: „ich habe Station, ich faste." Es ist nicht eine 
kirchliche Regel, sondern seine individuelle Gewohnheit, die er 
befolgt« 

Hieraus würde an sich nicht folgen, daß der Hirt früher ge- 
schrieben sei; als die Doctr.; denn es kann sich in Alexandrien 
eine feste Regel des Fastens viele Jahrzehnte früher entwickelt 
haben, als im Abendland; und es verhält sich, wie gezeigt, in 
der That so. Aber mit Sicherheit ergibt sich, daß Hermas und 
die römische Kirche seiner Zeit nicht ein Buch gekannt und an^ 
erkannt haben können ^ in welchem Christus durch seine Apostel 
die Forderung des Fastens am Mittwoch und Freitag als ein ge- 
meingültiges und unbedingtes Gebot hinstellt. Ist nun vorhin er- 
wiesen, daß zwischen dem Hirten und der Doctr. ein literarisches 
Abhängigkeitsverhältnis besteht, so bleibt nur übrig, daß der Ver- 
fasser der Doctr, den Hirten gelesen hat. Man kann meinen Be^ 
weis nicht umkehren und es für undenkbar erklären, daß der Ver- 



r 



VI. Beilage. Zusätze zu Clemens. 319 

fasser der Doctr. sieb an den Hirten angelehnt habe^ in welcbem 
eine von seinen Grundsätzen so abweichend e Ansiebt über das 
Fasten vorgetragen ist. Denn erstens ist der Hirt ein dickes Bucb, 
dessen gesammter Inhalt nicht gleichmäßig allen Gliedern eines 
kirchlichen Kreises^ in welchem es in Ansehn st-and, bekannt und 
geiiehm zu sein brauchte. Sodann aber enthält die Doctr. keine 
formelle Verurthcilung der im Hirten vorgetragenen Anschauung 
vom Fasten und Anweisungen über das Fasten. Dagegen aber würde 
Hermas durch sein 5. Gleichnis ein zwar sonderbar indirectes, aber 
formell ganz unbedingtes und bewußtes Verdammungsurtheil über 
das Fastengebot in Doctr. c. 8 gefällt und in der Kirche verbreitet 
haben y wenn er die Doctr. gekannt hätte. Dann wäre aber unbe- 
.greiflich, wie derselbe Hermas anderwärts (mand. U) von dersel- 
ben Doctr. so sehr wie von keiner biblischen Schrift in Gedanke 
und Ausdruck sich konnte bestimmen lassen. 

Wenn die Untersuchung der in der Doctr. zu Tage tretenden 
Zustände des Gottesdienstes uns des Gemeindelebens sowie die Ver- 
gleichüng mit Barnabas uns einen Terminus ad quem lieferten^ 
so die Vergleichung mit Hermas einen terminus a quo. Ist der 
Hirt um 97 — 100 in Rom geschrieben, und ist er unmittelbar nach 
seiner Abfassung durch den römischen Gemeindevorsteher Clemens 
an die auswärtigen Gemeinden versandt worden ^), so hat es nichts 
befremdendes, daß ein wahrscheinlich alexandrinischer Christ um 
110 sich mit dem Inhalt des Hirten vertraut zeigt« Es ist hier 
nur noch deutlicher, was in Bezug auf die damaligen Bischöfe von 
.Antiochien und Smyrna wenigstens wahrscheinlich zu machen war ^). 
Hat es sich andrerseits als unthunlich herausgestellt, die Abfassung 
der Doctr. in die Zeit nach 120 zu verlegen^ so hat sich unver- 
hoffter Weise ein neuer Beweis für die von mir vertretene Ansicht 
über die Abfassungszeit des Hirten ergeben. Die Bedeutung der 
"Doctr. für die Geschichte des Kanons kann und soll nicht hier, 
sondern, im 1. Theil der Geschichte des Kanons nachgewiesen 
werden. 

TL Zusätze zu Clemens. 

Da dieser Band zur Hälfte gedruckt war, ehe es mir möglich 
wurde, die Pariser Bibliothek zu besuchen, so kann ich erst hier 



1) Vis. II, 4, 3 cf. meinen Hirten des Hermas S. 75 f. und Göttinger 
gel. Anz. 1878 S. 49 f. 

2) Cf. meinen Ignatins S. 616-621. 



320 Beilage VI. 

einige Kleinigkeiten mittbeilen, welche auf den ersten Bogen ihren 
richtigen Platz gefunden haben würden. 

1. Zu S. 24 (str. III, 95) und S. 29 (ecl. 17). Das Frag- 
ment des Acacius mit den beiden Citaten ans Clemens findet sich 
auch in dem Coislinianus 113 (nach Montfaucon saec. X) fol. 312^, 
unter vielen anderen Excerpten, welche in eine eben hiedurch sehr 
erweiterte Ausgabe von QeodcoQ^tov eig %ä änoqa «r^c d'siag yQCC' 
(pfig Kai' exXoy^v (fol. 287^) eingeschaltet sind. Sachlich sind die 
Abweichungen dieser alten Hs. ziemlich gleichgültig. Ich notire 
aus diesem Coislin« zu S. 24 xal o KX'^fJbfjg de , , • t^p (ohne 
%oiav%fiv) do^av, zu S. 29 oydoff (ausgeschrieben). Im Frag- 
ment des Clemens selbst weicht der Cuislin. von Dindorfs Text 
(vol. III, 461, 24 sqq.) in Folgendem ab: d'eog (ohne 6) • . . • 
nQO(öPTag . . . idevai fjfiag tov (sie) nov eifiey €& nqoeifjbep . • . 
fixofisp . . . yepeaecog fjficov aixiog fjbopog o &€og, 

2. Za S. 24 (str. III, 97). Das nach Cramer aus Coislin. 23 
gegebene Citat findet sich buchstäblich gleichlautend in dem 
Coislin. 195 fol. 54^. 

3. Zu S. 24 (str. IV, 30). In dem Coislinianus 195 fol. 34* 
sind die beiden Sätze über den Mammon deutlich geschieden. Wie 
ich oben vermuthete, gehört dem Clemens nur an (lafjkUipäg ifftiv 
^ ^iXccQyvqlUy das Uebrige dem Theodorus monachns. 

4. Zu S. 25 (str. V, 34. 35). Die dort in der Catene des 
Nicephoras nachgewiesenen clementinischen Excerpte finden sich auch 
in dem vorhin charakterisirten Coislin. 113 fol. 368^; und zwar 
nach der Reihenfolge bei Clemens. Die vier Stücke (Dind. III, 
27, 23-25; 28, 4—11; 28, 18—21; 28,25—29, 6) bilden äußer- 
lich ein ungeschiedenes Ganze. Zur Vervollständigung der obigen 
Collatiou mögen die Lesarten des Coislin. zu den Seiten und Zeilen 
Dindorfs angemerkt werden : p. 27, 23 sq. nSQtexeiPto (wie Din- 
dorf); lin. 25 laove; ibid. fehlt 6 vor eaoiievog, p. 28, 5 d-vct' 
atrtfiQiOV, lin. 7 sxns^vxaat , lin. 19 d'VtriaoTfjQiov 17 tQaneCcc 
Bixep, lin. 20 nqo&eciVy p. 29, 1 tovg Jvo, 1. 7 a^jKpOTeqa. 

5. Zu S. 49 f. Nr. 4. Der größte Theil der nur in der Ca- 
tene des Nicetas, nicht aber bei Auastasius und in den Parall. Vatic. 
dem Clemens zugeschriebenen Worte, nämlich von oval de totg 
exovai *'bis ßovXofiipoig, wird const. apost. iV, 3 (ed. Lagarde p. 115, 
8 — 10) als Wort Jesu angeführt. Es gehören dazu vielleicht auch 
noch die in eonst. apost. folgenden Worte iicäT€Qog yaQ dnoädtrei 
Xoyop Kvqlif %(f &eff iv ^^eq^ xqltreoag. Es geht aber voran das 
außerevangelische Herrenwort Act. 20, 35. Wober aber haben die 
Constitutionen jenes außerkanonische Wort Jesu? Die oben S. 316 



ZuBÜtze zu ClemeoB. 331 

angeflilirto Ste)l(i des Hermas mand. U, 5 ist keine ausreichende 
Grundlage, zumal da nicht „der Herr" der Redende ist. Auch die 
Parallelstelle Doclr. Aposf. c. 1 p. 7 sq. ist doch nur entfernt ähn- 
lich. BeachlenswertU ist allerdings, daß dem freien Citat der Consti- 
tutionen aus Act. 20, 35 nach Stellung und Sbn einigermaßen 
entspricht, was die Doct. dem oval vorangehen läßt: itaxägtog u 
didoiig xoiT« T^c it^ol^v ml. — Clemens Alex, ist för alles dies 
nicht verantwortlich zu machen. Nicetae hat vielmehr in seiner 
Weise das von Anastasius vollständiger aufbewahrte Wort des Cle- 
mens AI, abgekürzt, nnd hat dann sicherlich aus Versehn ein 
wiederum abgekürztes Citat aus dem clomentini scheu Oktatench 
unmittelbar angeschlossen. Auch der bei Nicetas zum Schluß fol- 
gende Satz o ex<*>y — xaTaMqtS^aerai findet sich in etwas erwei- 
terter Gestalt const. apost IV, 3 p. 115, 19—22. Bryennios, durch 
dcsseii Bemerkung prol). p. 65 n. 4 ich auf mein Uebersehn auf- 
merksam wurde, schüttet das Kind mit dem Bade aus, indem er 
auch das dem Clemens Alex, abspricht, was außer Nicetas auch 
Anastasius nnd die Parall. Vat. ihm zuschreiben. 

6. Zu S. 51 Nr. 7 und 8. Beide Citate finden sich wörtlich 
so, wie sie oben nach Cramer wiederholt sind, auch im Coislin. 195 
fül. 52» und 52^ Cf. vorige S. unter Nr. 2 und 3. 

7. Zu S. 51 Nr. 9, Die pariser Hs. des Nicetas in Lucam, 
Coislin. 201 fol. 104» stimmt buchstäblich mit der wiener Ha. überein. 

8. Zu S. 51 f. Nr, 10. Die eben genannte Hs. des Nicetas gibt 
fol. 418» auch dies, oben nnr nach Macarius gegebene Fragment 
mit der Boischrift EXriftevro^ Ttatdaytoyov. Die einzige Variante 
ist ein sinnloses stav^^eia des pariser Nicetas statt xatä tpioiv 
oben S. 52 Z. 8 f. Das «ß^fTi^; Z. 8 ist dort so gcsclirieben. 

9. Zu S. 76 Nr. 22. Statt w fivOTtj^tof wird nicht, wie Tischen- 
dürf N. T. ed. 8 vol. 11, 851 vorschlägt tö, sondern 3 {kVtn^^iQV 
zu schreiben sein cf. oben S. 271 f. 



Register 

über Theil I— III der Forschungen. 



I. Namen nnd Sachen. 



Abendmahl III, 290. 291. 293—298. 

Abgar I, 49. 350 ff. II, 102. 

AcaciasCaes. III, 24. 29. 120. 320. 

Addai, Lehre des I, 90 ff. 216. 350 
—382. 

Africanus I, 89. 333. 352. II, 31. 
III, 57. 173. 

Agape III, 296 ff. 

Aggai I, 375. 381. 

Alexander y. Jerusalem III, 35. 169. 
174 f. 

Allegorische Auslegung I, 55. II, 94. 
131. 149. III, 235. 

Altes Testament, Eintheilung und 
Zählung der Bücher II , 45. 48. 
56 f. 108. 112. III, 129. 254 f., 
populäre Benennung 1, 91. II, 144 
155. III, 94. 

Amapobius (Ampullianus) II, 106. 

Ambrosiaster II, 25. III, 263. 

Ambrosius 1,10. II, 14. 87 f. 115 ff. 
259. 266. III, 244. 263. 

Ammonius, sein Diatessaron I, 1. 
31-34. 99. 293, mit Tatian ver- 
wechselt I, 101. 299, angeblich 
Interpolator des Tatian I, 102— 
104, falsches Citat I, 303, der 
jüngere Amm. I, 34. 

Amphilochius II, 235. 



Anastasius Sinaita I, 34. II, 260. 

III, 26. 42 f. 49. 
Anatolius III, 32. 177-196. 
Antiochien , Sprach Verhältnisse I, 

40 f. II, 135, Sekten I, 288. II, 

169, theol. Schule II Vorrede, 

III, 235. 
Antiochien am Chrysoroas I, 33 1 1. 
Antonius, Vita des II, 190. 192. 
Antonius, Verfasser der Melissa 

III, 8. 
Antichrist II, 58. 148. 175. 
Aphraates I, 72-89. 92. 262. 312. 

376. II, 188. 231-285. III, 275, 

ein anderer I, 41. II, 282. 
Apokryphen I, 17. 25. III, 94. 96. 

154 f. 284. 
Apokryphe evangelische Traditionen 

I, 67. 88. 97 (cf. Ephraemi opp. 

gr. II, 397a). 125. 171. 179. 182. 

196 f. 212. 216. 219. 240-243. 

373. II, 108. 140 f. 199. 302. III, 

69. 87. 289. 320 f. 
Apostel, die zwölf II, 155. III, 283, 

= Missionare III, 298 f., „Lehre der 

A." III, 69. 249. 278-319, Apo- 

Steldekret II, 141. 199. 
Apostelgeschichte I, 17. 91. 93. 

95. III, 74. 



Begister. 



323 



Apostolische Constitutionen 1, 236 f. 

Iir, 282 f. 320 f. 
Arianismus I, 48. 376. 
Amobius iunior II, 104—109. 149. 

274. III, 223. 253-2'6. 
Athanasins III, 278. 286, Synopse 

desselben II, 261. 111,279, andere 

unechte Schriften III, 43. 188. 
Athenagoras III, 60. 163. 233. 
Augustinus II, 261. 265. 270. III, 

244. 262-271. 

Bar-Abba T, 105. 108. 

Barbaren, barbarisch I, 270. II, 294. 

297 cf. III. 242 f. 
Bardesan I, 47. 269. 270 291. 379. 
Barhebraeus I, 102. 379 f. 
Barnabas III, 68. 148, Brief des B. 

Iir, 155. 293. 310-315. 
Barses I, 48 f. 
Basilides II, 14. 
Basilius II, 127. 

Beda 11,110—113.261. 11,258.270. 
Berengaudus II, 262. 
Beronike (Veronica) I, 368 f. 
Bischöfe I, 3«0. II, 134. 171. III, 

302 ff., zugleich Aebte II, 284, 

Priester und Hohepriester III, 249. 

Carpus und Papylus I, 279. 

Cassianus der Ketzer I, 7. 13. 14. 
285. 

Cassiodorius 1, 5. 312, III, 134—138. 

Catenen II, 237 ff. 269 f. III, 4—7. 
15. 19 f. 197. 225-230, Anfänge 
dieser Literatur II, 254. III, 256. 
freie Verarbeitung der Quellen 
II, 242. III, 47. 225. 321. 

Christus, Geburtstag I, 56. III, 187, 
Geburtsjahr I, 362 f., am Ende 
der Zeit erschienen II, 109. 171. 
302, Genealogien I, 264 f. II, 31. 
115, auch heidnischer Herkunft 
II, 239. 355, Dauer seines Wir- 
kens I, 68 261. 321, letztes 



Pascha I, 261, Zeit zwischen Tod 
und Auferstehung III, 275, Bilder 
Christi I, 366—370. II, 41. 

Chromatius III, 238. 

Chrysostomus I, 27. 40 f. 11, 37. 
129. III, 31. 235, opus imperfec- 
tum II, 25. 31. 33. 34 35. 64. 128. 
145. III, 213- 283. 

Clemens AI, Herkunft III, 162, seine 
Lehrer 157. 165, Chronologie 1.65 
— 176 , Heterodoxien 1 40 - 147, 
Schriften s. Inhaltsverz. von III, 
Zusammenhang der drei Haupt- 
werke IH, 104. 108, Plan der 
Stromateis 108-114, Cl. über 
Tatian I, 12 f. 285. II, 295, über 
Askese II, 186. 192, Cl. der Hi- 
storiker und Grammatiker III, 
57 - 61. 

Clemens Romanus mit Alex, ver- 
wechselt III, 62, Brief an die Ko- 
rinther III, 249. 293. 304. 309 f., 
Homilien und Becognitionen I, 
237. II, 45. III, 63. 

Commodianus II, 301 f. III. 259— 
262. 

Crescens der Cyniker I, 274 f. 279. 

Cyprianus H, 122 f. III, 259. 263, 
unechte Schriften II, 153. 111,284. 

Cyprianus von Antiochien II, 300. 

Cyrillus Hieros. I, 371. 373. 

Cyrillus Alex. I, 371. III, 48. 191. 



Dekalog H, 144 ff. III, 236. 279. 290. 

Diatessaron s. unter Ammonius, 
Tatianus, Victor Cap., Evange- 
lienharmonie und im griech. Wör- 
terverzeichnis. 

Didymus II, 10. 88. IH. 11. 13. 135. 

Diodorus I, 27 f. 

Doketen I, 7. 13. II, 169. 

Dolmetscher I, 19 cf. Epiphan. ex- 
pos. fidei § 20. 

Donatus der Grammatiker II, 102. 

21* 



324 



Register. 



Ebed Jesa I, 100 f. 

Edessa, Gründung der Kirche I, 90. 
282. 350 — 382, erste Bischöfe 
375. 377 ff., von Christus geseg- 
net 359 ff., politische Zugehörig- 
keit 375, theologische Schule 54. 

Eleutherius von Tyana II, 236. 

Eleutheropolis I, 378. 

Elias von Salamia I, 99.. 100. 293. 

Enkratiten I, 7. 17. 36. 285 ff. 333 f. 
345 f. 

Ephraem I, 44 ff. 360. II, 266. III, 
228. 275. 

Epiphanias I, 20 ff. 281 ff II, 253. 

Erbsünde II, 152 ff. HI, 234. 

Eucherius II, 258 III, 236 271 ff. 

Eulogius I, 49. 

Eunuch der Kandace III, 70. 148. 

Eusebius über Tatian I, 1 f. 14 ff. 
274 f., über Theophilus U, 1—8, 
über Addai I, 352 ff., über die 
Hypotyposen III, 131 ff , Behand- 
lung der Quellen I, 359, über 
Mönche II, 187 f.. über die Mär- 
tyrer r, 19, Theophanie I, 89, 
über Widersprüche der Ew. II, 
91, über Jesaja II, 88, Einleitung 
ir, 2; an Earpianus I, 7. 31 ff. 
99, an Constantia I, 367. 

Eusebius von Vercelli I, 345. 

Eusebius von Gremona II, 89. 

Eusebius, ein Novatianer III, 137. 

Eusebius, Verf. einer Catene II, 238. 
245. 252 ff. 

Evangelien, Ursprung der I, 54. III, 
72. 73. 83, Ordnung der Ew. I, 
57. II, 138. 259. 271 ff. III, 72. 
222 ff, Symbole der Evangelisten 

I, 56. II, 31. 254-275, Evange- 
lientext im 2. Jahrh. I, 243—248. 

II, 232, die 4 Ew. neben dem 
Diatessaron I, 43. 56 ff., „das 
Evangelium" I, 56. 57. 63.74.91. 
94. 95. 107.238. II, 12 f. 14. 155. 
162, Ev. der Gemischten und der 



Getrennten I, 93 f. 103- 109, der 
Egypter I, 14. 17. III, 75, der 
Hebräer I, 20 ff. 124. 171. 173 
346 f., Codices evv. Cantabrigien- 
sis I, 237. 248. II, 298, Fuldenais 
I, 1—5. 298 ff. , Monacensis (X) 

I, 340 B. auch unter Latein, und 
Syrische Evangelien Übersetzung. 

Evangelienharmonie, keine bei den 
Lateinern I, 4—12, keine von 
Theophilus I, 8. II, 13. III, 220, 
keine bei den Griechen I, 30 f. 
236, eine arabische I, 294—298, 
eine syrische der Leidensge- 
schichte I, 294, die Otfrid's I, 
222. 325, der deutsche Tatian I, 3. 
222. 299, die 0. NachtigalVs I, 
313—328 s. Übrigens unter Am- 
moiüus, Tatian, Victor von Capna. 

Fasten II, 173 f. III, 265. 290. 317 f. 
Florilegien II, 235 ff. III, 7-10. 

116. 120 f. 
Fortunatianus II, 11. 

(üelasius, Dekret des I, 5. III. 140. 
201. 

Gesetz, Lehre vom G. II, 144—148. 
III, 260, s. unter Dekalog. 

Gregor d. Grosse II, 110. III, 258. 

Gregor von Nyssa II, 5. 241 ff. 

Griechisch bei den Syrern I, 41 ff , 
bei Ephräm („der Grieche*') I, 
59. 6 1 f. 270, in Palästina I, 336, 
Tatian's ürtheil über das Gr. I, 
271 f. II, 296, Griechische Wörter 
im Syrischen und umgekehrt I, 
271 f. 

Hebräerbrief I, 93. III, 71. 83. 95. 

280. 
Hebräische Lehrer der Kirchenväter 

II, 89 III, 48. UX 
Hebräische Wörter erklärt II, 95. 

110. 135-138. 
Hegesippus I, 348. 



Begister. 



325 



Helena I, 371-374. 

Henoch III, 97. 

Hcraklit der Exeget llf, 1. 

Hermas III, 155. 192. 286. 293. 304. 
315-319. 

Hesychius Hieros. I, 30, der Kriti- 
ker I, 6, ein anderer III, 59. 

Hieronymus Stridonensis , über Ta- 
tian und Ammonias I, 6 ff. 32. 

34, über Theophilus 1,8. II, 3. 
9-14. III, 220. 257, über Pan- 
tänus und Clemens III, 164. 169 f., 
über die lateinischen Exegeten 
II, 86—89, über die Symbole der 
Ew. II, 267. 271, seine Abhängig- 
keit von den Griechen IF, 10 f. 
88-104. 275-281. III, 251, sein 
Katalog II, 9 f., griechische 
Uebersetzang desselben II, 8. III, 

35, Brief an Algaria II, 13. 16. 
77. 97. 114. m, 205. 207 ff, 
Mönchsgeschichten II, 189. 190. 
191 , unechte Schriften und Pro- 
loge II, 26. 259. 272. III, 203. 

Hieronymus Alexandrinus III, 32. 

180. 182-185. 197(?). 281 A. (?). 
Hieronymus der Perlpatetiker III, 61. 
Hilarius II, 10. 86 f. 116. 118-120. 

261. III, 243. 263. 
Hippolytus (resp. der Anonymus in 

Bus. h. e. V, 28) I, 8. 286. 379. 

II, 10 f. 45. 58. 61. 71. 75. 293. 

III, 31. 166 f. 180. 

Jacobus, Bruder Jesu I, 373. III, 

73 ff. 95 f, Brief des J. III, 152. 
Jacobus Zebedaei III, 76 cf. I, 

164 f. 
Jacobus Alphaei = Levi I, 1 30. 308. 
Jacobi Protevangelium I, 265. III, 

95 f. 
Jacobus Nisibenns 1, 282.312 11,283. 
Jason und Papiscus II, 142. 111,74. 
Ignatius II, 32. 66. II, 101 ff. 12S. 

HI, 293. 304. 306 f. 309. 



Johannes der Täufer I, 242. II, 56. 

m, 261. 
Johannes der Apostel, virgo I, 242. 

II, 182, schickt von Ephesns die 
Apostelgeschichte 1, 9 1 , in Smyrna 

III, 31, tauft die Maria III, 69, 
Lebensende II, 56, Acten des 
Leucius III, 97, sein Evangelium 

I, 54. III, 72. 97, in Hebräische 
übersetzt I, 346, seine Briefe I, 
92. HI, 100. 152, Apokalypse I, 
92. II, 71. 139. 260. III, 155. 

Johannes Galybita I, 338. 

Johannes Veccus III, 43. 

Joseph -von Tiberias I, 345 f. 

Irenaeus über Tatian I, 8.281.284, 
verglichen mit Theophilus II, 33. 
35. 50. 58. 123 f. 262 f. III, 218, 
über die Genealogieen Christi I, 
265, über die kirchliche Bewah- 
rung der hl. Bücher I, 245 f., 
über die 4 Ew. II, 257. 262 ff, 
über das Pascha III, 193 f., über 
Asketen II, 285 f., von Augustin 
citirt in, 263 cf. II, 153, die 
Pfaff'schen Fragmente III, 280 f. 
295. 

Isidbrus Alexandrinus III, 32. 180. 

Isidorus von Cyrrhus I, 38. 

Isidorus von Sevilla III, 178 f. 236. 
258. 264. 

Judas, nicht beim Abendmahl 1, 75. 
204, sein Lebensende I, 212- 

Judas, Bischof von Jerusalem I, 372. 

Juden, Judenthum I, 263 ff. II, 147 f. 
174 ff. III, 242. 256. 261. 

Junilius I, 311. 

Juvencus I, 6. II, 33. 103. 120 f. 
259. 

Justinus Martyr, Chronologie I, 
275 ff., Verhältnis der beiden 
Apologien I, 279 f., über Her- 
kunft Christi I, 265, über Elias 

II, 302, syrisches Fragment III, 
96. 



326 



Register. 



Kanon der syrischen Kirche I, 91 ff. 

110. 223 f., des Theophilüs IE, 

138—140. 151 f., des Clemens III, 

131 f. 147-156. 
Katholische Briefe I, 92, üeber- 

schriften derselben III, 100. 
Kankab (Kokaba) I, 331. 333—336, 
Kelch von Glas oder Metall HF, 

241, ob vor dem Brod III, 296 f. 

Laodiccnerbrief I, 300. 

Lateinische Evangelienübersetzung I, 
218. 290. II, 194-230. 

Leontius und Johannes II, 236. III, 7. 

Leontins ein Mönch III, 21. 

Leontius Bischof von Arelatelf, 105. 

Logoslehre II, 155. III, 144 ff. 167. 

Lucas , Antiochener I, 5 1 f., üeb^r- 
setzer des Hebräerhriefs III, 83, 
ob Verfasser von Jason und Pa- 
piscus III, 74. 

Lucianas v. Antiochien I, 6. II Vor- 
rede. 

Lucianus von Samosata I, 268 f. 
II, 297. 

3lacedonius der Arianer I, 48, der 
Mönch I, 40. 

Makarius von Magnesia I, 287. 369. 

Malalas II, 6. III, 57-59. 

Malchus II, 137, der Mönch II, 189. 

Mamertus II, 274 f. 

Mani I, 47. 

Marcion 1,47. 58. 1 53 f. 379 II, 2. 192. 

Maria Davididin I, 88. 265. II, 32, 
121, ob Levitin I, 89, verwechselt 
mit M. Magdalena I, 217. 

Martinuis von Tours II, 285. 

Martinus von Bracara III, 188. 

Märtyrer II, 166 f. 18*:. 

Martyrologium, altes syrisches 1, 330. 

Maximus Confessor III, 7. 39 ff. 74. 77. 

Melissa III, 8, 

Menschensohn If, 49. 58. 170, 

Millenium I, 92. III, 127. 

Minucins Felix II, 126. 



Mönchthum II, 183-193. 284 ff. 

III, 270. 
Moses, assumtio III, 96. 255. 
Muratorisches Fragm. I, 9 f. II, 46. 

263. 299. 

Nana II, 290. 

Nicephorus CP. III, 33 f. 36. 

Nisibis I, 282. 

Novatianus II, 125. 300. III, 61. 

Notker II, 114. 

Origenes über Tatian I, 13. 2*^5, 
Quelle des Hierönymus II, 11. 
275 -28 1 , anderer Lateiner I, 86 f., 
verglichen mit Theophilns II, 38. 
41. 45. 53 54. 55. 67. 70. 103. 
129-132, III, 224, Verhältnis zu 
Clemens III, 38 (?j. 141, 171, 
über das Pascha III, 32. 37- 181, 
über Petrus II, 291, über Ordnung 
Ew. III, 223, von Augustin er- 
wähnt III, 263. 

Osterfeier und Streit darüber I, 211 f. 
262.380. m, 32 ff 37. 177-196. 

Palut I, 375. 377 f. 381. " 
Paneas I, 367. 369. II, 41. 
Pantaenus III, 64 ff. 77 f. 128. 

157. 161. 
Papias If, 56. III, 73. 178. 
Paradies II, 150 f. III, 26 s. auch 

Paulus, Benjaminit I, 56, seine Briefe 

I, 6f. 16. 17. 91. 93. 291. III, 1. 
148 f., Bilder des P. I, 367 f. 

Pelagius II, 26 f. 

Peregrinus I, 278. 

Perikopen I, 330. 337 ff. 

Perpetuus III, 190. 193. 241. 

Petrus in Antiochien III, 57. 68, in 
Rom III, 72. 83. 100, schickt von 
Rom die Briefe des Paulus I, 9 1 , 
gekreuzigt!, 56. 242, das Funda- 
ment der Kirche I, 163 f. 243 f. 

II, 391t III, 250, zweiter Brief II, 



Register. 



327 



154. III, 153 f., Apokalypse III, 
127, die arabische III, 74. 155 f., 
Predigt des Petras III, 155, Lehre 
des P. und ürtheil desP. III, 285. 

Philo von Carpasiam 11, 240. 

Photius II, 8. III, 35. 65. 105 - 107. 131. 

Pias, unechte Briefe IH, 187, 189 f, 
192. 

Polychronius II, 254. 

Presbyter III, 93. 157— 160. 308 f. 

Priester I, 380. II, 134.:i82. III, 249. 

Procopius II, 239. 253. 

Propheten III, 291. 300 flf. 

Babanas II, 113. 

Rabbula I, 105. II, 190. 

Rahel II, 95. 123. III. 241. 261. 

Rhodon I, 280. 286. 

Rufinus I, 2. III, 65. im 140. 

Sabbathgebot II, 145. 148. III, 280. 
Sanchuniathon III, 48, 
Scythopolis I, 19. 336. 345. 316 f. 
Sedulins I, 6. II, 258. 260. 
Seligpreisungen III, 237. 
Serapion von Antiochien I, 377. 

II, 169. 

Severus von Antiochien I, 26. 125. 
Severianer I, 27. 287. 
Siebenfacher Geist II, 139. III, 53. 

93. 98. 238. 
Siebenzig Jünger I, 148. 352 366. 

III, 68 148. 

Sinne, die fünf II, 45. 58 f. III, 238. 

Symmachus II, 191. 

Syrer und Syrisches im Abendland 
I, 310-313, Syrisch (aramäisch) 
in Palästina I, 18 f. 336 f. 339. 
346. II, 294 f., bei Antiochien I, 
40 f., Cyrrhus I, 39. 42 f., Zeugma 
I, 43, Samosata II, 297. 

Syrische Evangelienübersetzungen I, 
220 flf. 235, Syrus Curet. I, 106 f. 
223. 248. 292. II, 232. 273, Peschitta 
I, 63flF. 208.221. 223 f. 229 f. 339, 
Heracleensis I, 46. 60. 294, Evan- 



geliarium Hieros. I, 329—345, 
jüdisch - aramäische Uebersetz- 
ungen I, 345 ff. 

Tatian, syrischer Herkunft I. 268 
—272. II, 293-298, Lebensgang 
I, 272—284, Ketzer und Sekten- 
stifter I, 7. 8. 17. 35 f. 98. 276 f. 
284 ff., als orthodox angesehn I, 
9. 38. 282. 288. II, 293, ob Lehrer 
des Clemens I, 12. 281. III, 163. 
seine Griechenrede I, 6. 8, 12. 16. 
270. 274 ff., die evangel. Citate 
darin I, 290 cf. I, 13, über die 
Thiere I, 274, die Probleme I, 9. 
281. 286. 289. II, 293, von der 
christl. Vollkommenheit I, 13. 
284, sein Diatessaron, ein syrisches 
Buch I, 17 f. 39 ff. 70. 238. II, 
292 II, 298 f., von Ephräm 
commentirt I, 44 f. 11, 287, in 
Edeasa gebraucht I, 44—72. 94 f. 
222 f., bei Cyrrhus I, 35 ff., von 
Aphraates 1, 72—89, den Griechen 
und L<iteinern fast unbekannt I, 
5—31. 236 f. 298, seine Geschichte 
bei den Syrern I, HO, Varianten 
I, 76, Verhältnis zu Syrus Cur. I, 
222 f. 225 ff. 232 ff. 232 ff, zum 
griech. Text I, 230 f. 232. 236. 
248. 290, Abfassungszeit I, 284, 
dogmatischer Charakter I, 38. 
70 ff. 263-267, Defecte I, 70 f. 
84. 243, Anordnung I, 249-263, 
kirchlicher Zweck 1, 5. 238, Tatian -s 
Bearbeitung der paulinischcn 
Briefe I, 7. 16. 291. 

Taufe III, 290. 308. 

Tertullianus II, 125. 301. III, 152. 
234. 257. 262. 263 (A. 6). 317. 

Thaddaeus (s. Addai) I, 49. 366. 

Theodas III, 125. 

Theodoret I, 35-44. 264. 285. 320. 

Theodorus von Heraclea II 10. 32, 
128. III, 227. 



328 



Register. 



Theodor! epitomae III, 129. 

Theodotus der Valentinianer III, 117. 
123. 

Theognostus III, 130. 

Theopbiliis Antioch., als Heide ge- 
boren II, 33, Zeit II, 122 f., die 
Bücher an Autolykus II, 1. 123. 
235, das 3. Bach selbständig II, 8, 
verglichen mit dem Evangelien- 
commentarll, 132—156. 159. 164. 
181. 199. 220. 230. 233, Schrift 
gegen Hermogenes II, 1. 125. 139, 
gegen Marcion II, 2. 124, de 
historiis II, 6 (III, 58. 59), über 
das Hohelied IF , 7. 239 flf., über 
Proverbien II, 10. 256, Evangelien- 
commentar II, 10—233. III, 198 
— 277, andere Schriften im Abend- 
land II, 8 f. 123-126. 

Theophilas Alex. 11, 7. 9. 18. 64. 
235 ff. Iir, 205. 230. 

Theophilus Caesar. If, 234. III, 205. 



Theophilas des Lucas III, 204. 
Theophilus, ein vorchristlicher II, 6. 
Titus von Bostra II, 70. 72. 
Tricentius III, 191. 
Trinität s. unter TQtäg, 

Valentinianer II, 36. 37. 142. III, 11 7. 

123 ff. 236. 238. 
Victor von Rom III, 167. 187. 
Victor von Gapua I, 1—5. 222. 

298 ff. 
Victorinus vonPettauII, 13. 21.87. 

268 f. 274. III, 129. 203. 258 

(A. 2). 263. 
Virginität IF, 182. 185. 

Zacharias von Chrysopolis I, 299. 

II, 16. Iir, 208-211. 
Zahlensymbolik II, 143. 145 f. 160. 

ni, 218. 236. 264 f. 
Zephyrinus von Rom I, 377. 
Zinsen II, 183. 



IL Griechische Wörter. 



dßßä I, 41. 

ayyelog = Maleachi II, 71. 

(ivaygdq^eiv III, 74. 

dgx^tog II, 153. 

aQxsta I, 354. 

daxrjifjg II, 185 f. 

daijyxvToi II, 166. 

uiaavQla^ IdrovgCa^ Waavqiog 1, 268 f. 

BriH^fx II, 33. 110. 137. III, 

227. 
ßtog, ßi(0Tix6g II, 177. IIF, 245. 
roußäg I, 40. 
^idU^ig in, 44. 
Ji« nivTS I, 2. 22. 
J/a naadgiov I, 2. 33. 94. 98 f. 

104. 239. II, 299. 
Sitt(f>oQog II, 1. 
öCSqaxfioVy SiSqayfia II, 51 f. 
lyxQdT£ia II, 186. 
ix^ox^j III, 64. 
iniaxonri III, 94. 175. 



EvvovxCa II, 186. 
evxttQiorCa III, 297. 
xa^oktxog II, 173. III, 95. 
xaTTjX^lv, xaTTixv^txog II, 2 — 5. 
xüOfxixog II, 178. III, 245. 
fxttxdgtog III, 160. 
fiagavitd^d III, 294. 
f^tratpQttCe^y I, 291. 

fJ.iT€a}Q07l6QOg III, 50. 

f^i^oßdgßagog I, 41. 
fioyd^Eiv II, 192. 
[iovttxo9 II, 187—193. III, 270 f. 
ofxoovatoi I, 376. III, 40. 139. 
6vof4aC6fji€vog = X^yofiBVog I, 24. 
ovx o?J* onujg I, 14 f. 
TtttQttdnaog I, 214. II, 136. 
nagdSoaig II, 162. 
naQaxaXstad^ai I, 78 f. 132 177. 
TiaQiXxsiv III, 71. 
ndaxtx II, 60. 136. 
nevjtixoinr, III, 237. 



Kegister. 



:129 



11,6. 



\\l 



222. 

.8/. 
2oS 



Ttyiv^a =r verstorbener Mensch III, 

160. 
7ivevfjnij6(fOQog II, 139 f. 
TiQsaßvTSQos II, 129. Iir, 157 ff. 

TTQOnaiOQfS III, 25 J. 
aaßßaiov II, 135. 

aiTCa III, 291. 
aotfiüTTig I, 273. 
aToi/ii(6^r}g 11, 2. 

-^V-eo? I, 12. 40. 43. 269. II, 294- 
297. 



avyaya)yij I, 151. 335. 372. II, 164 f. 
xaxvÖQOfAog I, 363. 
TSTQKBvayykliov I, 104. 
TQtdg II, 143. ni, 220. 231-23«. 

261. 
ivnog II, 150. 
vTTOTvntoatg III, 130. 
yftjff ix (foJTog I, 376. 
/Qiajtavog, XQiartavixog II, 181. 
/toQSTiCaxonot I, 42. 
o)(y«vr« III, 52. 294. 



III. Lateinische Wörter. 



devotus III, 248. 

dispensator 11, 161. 230. 

evangelicus III, 257. 

gentilis, gentilitas II, 176 f. III, 245 f. 

inoperari III, 14. 

mendicare II, 78. III, 213. 

originale peccatum II, 153. III, 246. 

ovile II, 223. 

paganus II, 17S ff. III, 246. 



papa III, 183. 

sacerdos II, 134. 182. III, 249. 
saecnlnin. saecularis II, 177. III, 245 f. 
sanctus III, 250. 
septiformis Spiritus U, 139. 
simpliciores IN, 256. 
spiritalis III, 244. 247 f. 
tabellariiis, tabalarius I, 364. 
uxorata II, 101. 



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Im gleichen Verlage ist ferner erschienen: 

Acta Joannis 



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bearbeitet 
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Theodor Zahn. 

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Geschichte des nentestamentlichen Kanons 

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Theodor Zahn. 

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gr. 8. 1883. CVI u. 302 S.) 8 Mk. 



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und 

die deotsche Faastsage 

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Theodor Zahn. 

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ordentlicher Professor der Theologie in Erlangen. 
I. Hälfte, gr. 8. J884. (Vlll u. 448 S,) 7 Mk. 



Druck von Junge & Sohn in Erlangen. 



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