Skip to main content

Full text of "Technisch-chemisches jahrbuch ... ein bericht über die fortschritte auf dem gebiete der chemischen technologie .."

See other formats


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  preserved  for  generations  on  library  shelves  before  it  was  carefully  scanned  by  Google  as  part  of  a  project 
to  make  the  world's  books  discoverable  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 
to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 
are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  culture  and  knowledge  that 's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  marginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  file  -  a  reminder  of  this  book's  long  journey  from  the 
publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prevent  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  technical  restrictions  on  automated  querying. 

We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  of  the  file s  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  from  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machine 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  large  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encourage  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attribution  The  Google  "watermark"  you  see  on  each  file  is  essential  for  informing  people  about  this  project  and  helping  them  find 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  responsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can't  off  er  guidance  on  whether  any  specific  use  of 
any  specific  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  means  it  can  be  used  in  any  manner 
any  where  in  the  world.  Copyright  infringement  liability  can  be  quite  severe. 

About  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organize  the  world's  Information  and  to  make  it  universally  accessible  and  useful.  Google  Book  Search  helps  readers 
discover  the  world's  books  white  helping  authors  and  publishers  reach  new  audiences.  You  can  search  through  the  füll  text  of  this  book  on  the  web 


at|http  :  //books  .  google  .  com/ 


über  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Regalen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfügbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 

Das  Buch  hat  das  Urheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  partnerschaftlicher  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.  Nichtsdestotrotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  verhindern.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 

Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  für  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  für  diese  Zwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google -Markenelementen  Das  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppen  zu  erreichen. 


Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter  http  :  //books  .  google  .  com  durchsuchen. 


^-'^'^ 


SJ^C 


tECHNISCH-CHEMJSGHES  JAHRBUCH 


1886—1887. 


Ein    Bericht 

über  die 

Fortschritte  aof  dem  Gebiete  der  chemischen  Technologie 

Tom  AprU  1886  bis  AprU  1887. 

Herausgegeben 
von 

Dr.  Rudolf  Biedermann. 

Neunter  Jahrgang. 

Mit  294  in  den  Text  gedruckten  Illustrationen. 


Berlin. 

Carl  Heymanns  Verlag. 


1888.  '         ^ 


r  ^^<'^ 


i 


i 


'  INHALTS-VERZEICHNIS. 


Seite 

I.   nosetzgebun^,  Verorduungen  u.  s.  w 1 

1.  Patentgesuche  auf  Darstellung  chemischer  Stoffe 1 

2.  ( lesetz,  betreflFend  die  Verwendung  gesxindheitsschädlichor  Farben 
bei  der  Herstellung  von  Nahrungsmitteln,  Genussmitteln  und 
Gebrauchsgegenständen.     Vom  5.  Juli  1887 .  2 

II.   Eisen 5 

A.  Allgemeines  . 5 

B.  Analytisches 10» 

C.  Technisches 21 

1^  Darstellung  des  Roheisens 21 

2.  Erzeugung  des  schmiedbaren  Eisens 29 

3.  Verarbeitung  des  Eisens 38 

lli.   Alkalimetalle,  Magnesium  und  Aluminium 54 

IV.   G(dd  und  Silber 60 

V.  Kupfer 71 

VI.  Blei 80 

MI.    Zink 83 

VIII.   Zinn 92 

IX.   Nickel  und  Kobalt .  95 

X.    Mangan i)7 

\i.    Antimon,  Arsen,  Quecksilber,  Platin  und  Palladium 99 

NU.   Phlor,  Brom,  Jod 102 

XHI.  t^chwefeU  Schwefelsäure  und  andere  Schwefelverbimhingeu   .     .     .  10t 
XI  V\   Kohlensäure,    Kohlenoxyd,  -Wasserstolf,    Salpetersäure,    .salpetrige 

Säure,  Phosphorsäure 117 

XV.   Soda 122 

1.  Kochsalz 122 

2.  Sulfat 123 

3.  Soda 123 

4.  Sodarückstände 127 

5.  Aetznalron  und  Verschiedenes 129 

X\i.  Kaliumverbindungen 134 


IV  Inhalts -Verzeichnis. 

Seite 

XVII.  Ammoniak 141 

XVni.  Alkalische  Erden 145 

1.  Baryt  und  Strontian 145 

2.  Kalk  und  Magnesia    . 152 

XIX.  Thonerde  und  Alaun 155 

XX.  Glas 158 

1.  Schmelzen  und  Chemie  des  Glases 158 

2.  Formgebung  und  Verzierung 161 

XXI.  Thonwaaren 167 

1.  Rohmaterialien,  Vorbereitung  derselben 167 

2.  Porcellan,  Steingut,  Steinzeug,  Fayence,  Töpfergeschirr  .     .  170 

3.  Feuerfeste  Waaren 175 

4.  Ziegel 176 

5.  Dachziegel,  Falzziegel,  Uöhren 179 

6.  Oefen 180 

XXII.  Cement    ." 186 

XXIII.  Kunstliche  Steine : 195 

XXIV.  Explosivstoffe 197 

1.  Schiesspulver 197 

2.  Schiesspulverähnliche  Mischungen 200 

3.  Schiessbaumwolle 204 

4.  Nitroglycerinsprengstoffe 207 

5.  Knallquecksilber .210 

6.  Sprengtechnik 211 

7.  Analyse  und  Chemie  der  Sprengstoffe 212 

Anhang:  Zündhölzer 214 

XXV.  Leuchtstoffe .-215 

1.  Petroleum 215 

2.  Steinkohlengas 221 

3.  Carburirtes  Gas 230 

4.  Oelgas. 231 

5.  Gas  aus  verschiedenen  anderen  Materialien 232 

6.  Gasbrenner     und    Apparate    zum    Reguliren,  Zünden    und 
Löschen  von  Gasflammen 232 

7.  Paraffin  und  Erdwachs 237 

8.  Intensives  Licht 238 

XXVI.  Heizstoffe      .:....' 239 

1.  Torf,  Braun-  und  Steinkohle,  Briquets 239 

2.  Coks 244 

3.  Heizgase  . 249 

4.  Feuerungsanlagen 258 

XXVIL  Zucker 266 

1.  Allgemeines 266 


Inhalts -Verzeichnis.  V 

\  K  Seite 

2.  Rübenbau  und  Rübenernte    ...          ....  267 

l\.  KeiniguDfif  »ler  Rüben 269 

4.  Saftg^ewinnung 270 

5.  Saftreiniguug  (Scheidung"  und  Saturation) 272 

t>.  Filtration  und  Filterpressen ....  274 

7.  Knochenkohle 277 

S.  Verdampfapparate ...  279 

9.  Die  Melasse  und  die  Zuckergewinmmg  aus  derselben    .     .  281 

iO.  Herstellung  und  Verarbeitung  von  Rohzucker  und  raffinirteni 

Zuokor 287 

11.  Reinigung  der  Abwässer   .....               ...          .  288 

12.  Die  üntersuchungsmethoden 290 

13.  Allgemeines  über  Chemie  der  Rüben  und  des  Rübenzuckers  296 
Anhang:  1.  Rohrzucker  aus  anderen  Pflanzen 297 

2.  Sonstige  Zuckerarten 298 

XXVIIT.  Stärke  und  Stärkezucker 301 

A.  Stärke 301 

B.  Stärkezucker 305 

Alihang:  Stärke  und  Stärkezucker  in  den  Vereinigten  Staaten  308 

XXIX.  Wein 310 

1.  Die  Rebe 310 

2.  Most 315 

3.  Wein 316 

4.  Rückstände  untl  ihre  Verwertung 319 

XXX.  Bier 320 

1.  Rohmaterialien     .     .          320 

2.  Mälzerei 322 

3.  Brauen  und  Kühlen 325 

4.  Gärung  und  Hefe 32G 

5.  Kellerwesen 327 

6.  Untersuchung  des  Bieres 330 

7.  Nebenproducte 332 

XXXI.  Spiritus 335 

1.  Rohmaterial 335 

2.  Dämpfen 336 

3.  Maischen 337 

4.  <järung 342 

5.  Untersuchung  von  Spiritus 344 

6.  Rückstände  der  Spiritusbereitung 345 

7.  Prosshefefabrikation 347 

XX  XII.  Fette,  Harze,  Seifen  etc 352 

1.  Fette,  fette  Gele  und  Wachs 352 

2.  Fettsäuren,  Glycerin,  Seifen,  Kerzen 35G 


VI  Inhalts -Vei7.eiohm.s. 

Seite 

3.  Harze,  Kautschuk  und  Firnisse 360 

4.  Schmiermittel 362 

XXXIII.  Wasser      .     .' 367 

1.  Meteorwasser 367 

2.  Tellurische  Wasser 367 

3.  Wasserversorgung 371 

4.  Reinigung   des  Wassers  für    häusliche    und    gewerbliche 
Zwecke 372 

^  5.  üntersuchungsmethoden 375 

6.  Künstliche  Mineralwässer 379 

7.  Abflusswasser 379 

8.  Eisbereitung  und  Kälteerzeugung 380 

XXXIV.  Nahrungsmittel 386 

1.  Milch 386 

2.  Butter  und  Käse 394 

3.  Fleischwaaren 401 

4.  Fette  und  Oele  für  Speisezwecke 404 

5.  Getreide,  Mehl  und  Backwaaren 406 

6.  Honig 409 

7.  Fruchtsäfte 410 

8.  Spirituosen    .  410 

9.  Thee 412 

10.  Kaffee 412 

11.  Cacao  und  Chocolade 413 

12.  Gewürze 414 

13.  Pilze 417 

14.  Essig 417 

15.  Conservirung  von  Nahrungsmitteln 418 

XXXV,  Düngemittel,  Abfölle,  Desinfection 420 

1.  Düngemittel  aus  mineralischen  und  tierischen  Stoffen  .     .  420 

2.  Städtische  und  gewerbliche  Abfallstoffe 427 

3.  Analytische  Verfahren 430 

4.  Desinfection 431 

XXXVI.  Gerberei 433 

XXXVII.  Leim 443 

XXXVIII.  Organische  Säuren 445 

XXXIX.  Alkaloide 448 

1.  Sauerstofffreie  Alkaloide 448 

2.  Sauerstoffhaltige  Alkaloide 456 

XL.  Farbstoffe 461 

A.  Unorganische  Farbstoffe  und  Anstriche 461 

B.  Pflanzenfarbstoffe 465 

C.  Künstliche  organische  Farbstoffe 466 


Inhalts -Verzeichnis.  VII 

s^^  ^  Seite 

1.  Rohstoffe  und  Zwischenproducte 466 

2.  Triphenylmethanfarbstoffe 477 

3.  Phenolfarbstoflfe 481 

4.  AzofarbstoflFe 483 

5.  SaflEranine,  Induline,  Methylenblau,  Indol 492 

6.  Alizarin 499 

XLI.  Gespinnstfesern,  Bleichen,  Färben,  Drucken 502 

1.  Allgemeines 502 

2.  Bleichen 503 

3.  Färben,  Drucken  und  Beizen 503 

4.  Appretur 509 

XLir.  Papier 510 

XLUI.  Photographie 516 

XLIV.  Apparate 525 

1.  Zerkleinerungs- Apparate 525 

2.  TrockeuTorrichtungen 526 

3.  Filtration  und  Extraction      . 526 

4.  Verdampfen,  Destillation  und  Absorption 531 

5.  Centrifugen 536 

6.  Luftpumpen  und  Hygrometer 537 

7.  Thermometer,  Wärmeregulatoren 538 

8.  Gahanische  Elemente  u.  dgl 540 

9.  Gaserzeugungsapparate 545 

10.  Analytische  und  optische  Apparate 548 

11.  Verschiedene  Apparate 552 

XLV.  Bücherschau 555 

I.  Physik 555 

n.  Chemie 559 

III.  Chemische  Technologie 568 

IV.  Mineralogie,  Geologie,  Botanik 575 

V.  Verschiedenes 576 

Namen -Register 578 

Sachregister 599 

Verzeichnis  der  Abkürzungen                    IX 


ii- 


VERZEICHNIS 

der 

in  diesem  Bande  häufiger  erwähnten  Zeitschriften  nnd  deren  Abkürzungen. 


Allg.Br.u.H.  Z. 

Allg.  Wein-Rev. 
AUg.  Welnz. 
AUg.  Z.  t  Bierbr. 
lt.  Malzt 

Amer.  Bierbr. 

Analyst. 
Am.  Ch.  J. 

Ann. 

Ann.  Chim.  Far- 

macol. 
Ann.  ind. 
Ann.  min. 
Arb.  Kais.  Ges. 

Arch.  Hyg. 
Arch.  Pharm. 
Bayr.  Ind.  Gew. 

EL 
Ber. 

Ben  Chem.  Ind. 
Oesterr. 


Bg.  u.  H.  Z. 

Botan.  CentrbL 
Brenn.  Z. 
Brew.  J. 
Bnll.  Mulh. 

Bnll.  soc  eh. 

OBl.  Agric  Ch. 

CBl  aUg.  Ges. 

0.  r. 

Chem.  CBl. 
CheuL  Ind. 
Cbem.   techn. 

Cent  Anz. 
Chem.  N. 
Chem.  Z. 
Corps  gras. 


Allgemeine  Braner-  und 

D.  landw.  Pr. 

Hopfen  Zeitung. 

Allgemeine  Weinrevue. 

D.  Med.  Z. 

Allgemeine  Weinzeitung. 

Allgemeine  Zeitung    für 

D.  T.  u.  Z.  Z. 

Bicrbraner  nnd  Malz- 

fabrikation. 

D.  Viertelj.  Sehr. 

Der  amerikanische  Bier- 

ölt Ges.-Pfl. 

brauer. 

The  Analyst 

D.  Zuckerind. 

American  Chemical  Jour- 

nal. 

Dingt 

Liebig's     Annalen     der 

Chemie. 

Eis.-Z. 

Annali  die  Chimica  Far- 

Eng. 

macologica. 

Eng.  a.  Min.  J. 

Annales  industrielles. 

Annales  des  mines. 

Eulenberg'sVier- 

Arbeiten  aus  dem  KaiserL 

tey.-Schr. 

Gesundheitsamt 

Archiv  für  Hygiene. 

Archiv  der  Pharmacie. 

Gaz.  chim. 

Bayrisches  Industrie-  und 

Gerber. 

Gewerbeblatt 

Gerberztg. 

Berichte   der  Deutschen 

Ges.-Ing. 

chemischen  Gesellschaft 

Berichte  der  österreichi- 

Glas. Ann. 

schen  Gesellschaft  zur 

Förderung  der  chemi- 
schen Industrie. 

Glückaut 

Berg-   und    Hüttenmän- 

Hann. landw.  Z. 

nische  Zeitung. 

Botanisches  Centralblatt 

Ind.  BL 

Brennerei-Zeitung. 

Iron. 

The  Brewer's  Journal. 

Jahrb.   t   B.    u. 

Bulletin  de  la  Soci^tö  in- 

H. W. 

dustrielle  deMulhouse. 

Jem.  Kont  An. 

Bulletin    de    la   Sociöt^ 

J.  d'agric. 

chimiqne  de  Paris. 

J.  d'agr.  prat 

Biedermann's       Central- 

blatt   für    Agricultur- 

Journ.  Soc.Chem. 

chemie. 

Ind. 

Centralblatt  f.  aUgemeine 

J.  GasbeL 

Gesundheitspflege. 

Comptes-rendus  de  l'Aca- 

J.Gasbetu.  Was- 

d^mie des  sciences. 

servers. 

Chemisches  Centralblatt. 

Die  Chemische  Industrie. 

J.  Pharm.  Chim. 

Chemisch       technischer 

Centralanzeiger. 

J.  pr.  Ch. 

Chemical  News. 

Chemiker-Zeitung. 

Landw.  Jahrb. 

Les  Corps  gras  industriels. 

Deutsche  landwirtschaft- 
liche Presse. 

Deutsche  Mediciualzei- 
tung. 

Deutsche  Töpfer-  und 
Zieglerzeitung. 

Deutsche  Vierteljahres- 
schrift für  öffentliche 
Gesundheitspflege. 

Die  deutsche  Zucker- 
industrie. 

Dingler's  Polytechnisches 
JournaL 

Eisen- Zeltung. 

Engineerlug. 

Engineering  and  Mining 
Journal. 

Euleuberg'sVierteljahres- 
Schrift  für  gerichtliche 
Medicin  u.  öfTeutliches 
Sanitätswesen. 

Gazetta  chimica  italiaua. 

Der  Gerber. 

Deutsche  Gerberzeituug. 

Gesundheits-Ingenieur 
(llohrleger). 

Glaser's  Annalen  für  Ge- 
werbe und  Bauwesen. 

Glückaut  Berg  und  Hüt- 
tenmännische Zeitung. 

Hannoversche  laudwirt- 
schafüiche  Zeitung. 

Industrie-Blätter. 

Iron. 

Jahrbuch  für  Berg-  u. 
Hüttenwesen. 

Jem  Kontorets  Annaler. 

Journal  de  Tagriculture. 

Jonmal  d'agriculturepra- 
tique. 

Journal  of  tbe  Society  of 
Chemical  Industrie. 

Journal  für  Gasbeleuch- 
tung. 

Journal  für  Gasbeleuch- 
tung u.  Wasserversor- 
gung. 

Journal  de  Pharmacie  et 
de  Chimie. 

Journal  für  praktische 
Chemie. 

Landwirtschaftliche  Jahr- 
bücher. 


Verzeichnis  der  Zeitschriften  und  deren  Abkürzungen. 


I>er  Sprechsaal. 

Stahl  und  Eisen. 

Sucrerie  indigene. 

Thonlndustrie-Zeitung. 

Verhandlungen  des  Ver- 
eins zur  Befördemng 
des  Gewerbefleisses  iu 
Preussen. 

Wochenblatt  des  land- 
wirtschaftlichen Ver- 
eins für  Baden. 

Die  Weinlaube. 

Weinbau  u.  Weinhandel. 

Wiener  landwirtschaft- 
liche Zeltung. 

Wochenschrift      für 
Brauer. 

Zeitschrift  für  das  land- 
wirtschaftliche Ge- 
werbe. 

Zeitschrift  des  landwirt- 
schaftlichen Vereins 
Hessen. 

Zeitschrift  der  oester- 
reichischenGesellschaft 
für  Meteorologie. 

Zeitschrift  für  Mineral- 
wasser-Fabrikation. 

Zeitschrift  für  physio- 
logische Chemie. 

Zeitschrift  für  Spiritus- 
industrie. 

Zeitschrift  des  Vereins 
deutscher  Ingenieure. 

Zeitschrift  des  Vereins  für 
die  Zuckerrüben-Indu- 
strie des  Deutschen 
Reichs  (Stammer). 

Zeitschriftfür  analytische 
Chemie. 

Zeitschrift  für  das  Berg-, 
Hütten-  und  Salineu- 
wcsen  im  preussischen 
Staate. 

Zeitschrift  für  das  ge- 
samte Brauwesen. 

Deutsches  Reichspatent. 

Englisches  Patent. 

Vereinigte  Staaten  Patent 


Die  Titel  weniger  oft  citirter  Zeitschriften  sind  ganz  ausgedruckt  oder  haben  unzwei- 
deutige Abkürzungen  erhalten. 


Landw.Vers.Stat 

Landwirtschaftliche  Ver- 

Sprechs. 

suchsstationen. 

St.  u.  E. 

Milchz. 

Milchzeitung. 

Sucr.  ind. 

Mitt.  techn.  Gew. 

Mitteilungendes(Oesterr.) 

Thonind.  Z. 

Mus. 

technologischen      Ge- 
werbemuseums. 

Verh.  V.  f.  Gew. 

Monatsh.  Ch. 

Monatshefte  für  Chemie. 

N.  Z.  Rübenz. 

Scheibler's     neue    Zeit- 

schrift     für      Rüben- 

W.    landw.     V. 

zucker-Industrie. 

Baden. 

Oe.  Z. 

Oesterreichische       Zeit- 

schrift für  Berg-  und 

Weinl. 

Hüttenwesen. 

Weinbau. 

Oe.-ung.  B.  Z. 

OesteiTeichisch-unga- 
rische  Brennereizei- 

Wien, landw.  Z. 

tung. 

Wochenschr.    f.. 

Oest  Z.  Zucker- 

Oesterreichische      Zeit- 

Br. 

ind. 

schrift    für    Zuckerin- 
dustrie. 

Z.  landw.  Gew. 

Pap.  Z. 

Papierzeitung. 

Pharm.  Centr. 

PharmaceutischeCentral- 
haUe. 

Z.land.  V.Hessen. 

PhaJ-m.  J. 

Pharmaceutical   Journal 

and  Transactions. 

Z.    oesterr.   Ges. 

Pharm.  Ztg. 

PharmaceutischeZeitung. 

Met 

Pharm.  Z.  Russ. 

Pharmaceutische  Zeitung 

für  Russland. 

Z.Mineralw.Fabr. 

Pharm.  Ruudsch. 

Pharmaceutische    Rund- 

schau. 

Z.  phys.  Chem. 

Phot   Corr. 

Photographische    Corre- 

spondenz. 

Z.  Spiritusind. 

Phot.  Mitt 

Photographische   Mittei- 

lungen. 

Z.  V.  dt  Ing. 

P.  Z.  f.  Sp.  u.  Pr. 

Populäre  Zeitschrift  für 
Spiritus-  u.  Presshefe- 

Z. Zuckerind. 

industrie. 

Pol.  Notizbl. 

Polytechnisches     Notiz- 
blatt. 

Rep.  an.  Ch. 

Repertorium  der  analy- 
tischen Chemie. 

Z.  anaL  Ch. 

Rev.  uuiv. 

Revue  universelle  des  mi- 
nes,  par  de  Cuyper. 

Z.Bg.H.u.S.W. 

Riv.  Vit  ed  enol. 

Rivista  di  viticoltura  ed 

it. 

enologica  italiana. 

Rev.  hyg. 

Revue  d'Hygiene. 

Z.  f.  ges.  Brauw. 

Schweiz.  W. 

Schweizerische  Wochen- 

Pharm. 

schrift  für  Pharmacie. 

D.  P. 

Schillings    J.    t 

Schilling's    Journal    für 

Enfel.  P. 

Gasbel. 

Gasbeleuchtung. 

Ver.  St  P. 

Seiffabr. 

Der  Seifenfabrikant. 

u.  s.  w. 

L  Gesetzgebung,  Verordnungen  n.  s.  w. 


!•  Patentgesuche  auf  DarsteUungr  ehemisoker  Stoffe« 

In  Bezug  auf  die  Anmeldung  der  genannten  Patentgesuche  hat  das 
Kaiserliche  Patentamt  folgende  Verfügung  erlassen: 

In  Anbetracht,  dass  in  den  Patentgesuchen  auf  Verfahren  zur  Darstellung 
chemischer  Stoffe  häufig  der  Schutz  von  ganzen  Korpergruppen  beansprucht 
wird,  ohne  dass  die  Darstellung  und  die  technische  Verwertbarkeit  der 
einzelnen  Glieder  dieser  Gruppen  beschrieben  bezw.  überzeugend  dargethan 
ist,  dass  femer  Proben  der  dargestellten  Stoffe,  welche  im  Patentamt  aufbe- 
wahrt werden,  für  etwa  eintretende  Streitfalle  und  für  die  Beurteilung  neuer 
Patentgesuche  wichtige  Beweisstücke  bilden,  wird  in  Uebereinstimmung  mit 
den  mehrfach  ausgesprochenen  Wünschen  der  beteiligten  Industriellen 
Folgendes  bestimmt: 

Den  Patentgesuchen,  welche  sich  auf  neue  Darstellungsverfabren 
chemischer  Stoffe  beziehen,  sind  Proben  dieser  Stoffe,  sowie  der  zur  Aus- 
übung des  Verfahrens  etwa  erforderlichen  Zwischenproducte,  welche  zur  Zeit 
noch  unbekannt  sind,  in  zwei  Exemplaren  beizufügen. 

Diese  Proben,  im  Gewicht  von  ungef&hr  8— lOg,  sind  in  Glasflaschen 
von  etwa  30  mm  äusserem  Durchmesser  und  80  mm  Gesamthohe,  mit  Glas- 
stopfen und  dem  Siegel  des  Patentsuchers  verschlossen  und  mit  genauer 
Bezeichnung  des  Inhalts  versehen,  einzureichen. 

Bei  Teerfarbstoffen  sind  ausserdem  noch  Ausförbungen  auf  Wolle, 
Seide  oder  Baumwolle  beizulegen;  dieselben  müssen  in  passender  Weise  auf 
Gartonpapier  von  330  mm  Höhe  und  210  mm  Breite  befestigt  sein  und 
ebenfalls  in  zwei  Exemplaren  eingeliefert  werden.  Von  jedem  Farbstoff 
sind  Ausförbungen  in  3  verschiedenen  Nuancen  anzufertigen,  von  Farb- 
stoffen, die  sich  quantitativ  ausförben  lassen,  muss  eine  Probe  mit  einem 
Procent  geförbt  sein,  während  die  beiden  anderen  Schattirungen,  nach  der 
Stärke  des  Farbstoffs  schwächer  oder  stärker  sein  können.  Den  Ausförbungen 
ist  eine  Beschreibung  des  angewendeten  Färbeverfahrens  beizulegen,  mit 
genauen  Angaben  über  die  Ooncentration  der  Flotte,  die  etwa  gebrauchten 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  i 


2  Oesetzgebung,  Verordnungen  u.  s.  w. 

Beizen,  die  Temperatur  u.  s.  w.,  sowie  auch  darüber,  ob  die  gebrauchte  Flotte 
entförbt  war  oder  noch  mehr  oder  weniger  Farbstoff  zurückgehalten  hat. 

Diese  Färbevorschriften  werden  nur  auf  ausdrücklichen  Wunsch  des 
Patentsuchers  in  der  Patentschrift  abgedruckt. 

Auf  explosive  Stoffe,  insbesondere  die  der  Klasse  78  angehörenden 
Stoffe,  finden  die  vorstehenden  Bestimmungen  keine  Anwendung. 


2.  Gesetz^  betreffend  die  Yerwendimg  gesnndheitsschädliclier  Farben 
bei  der  Herstellung    Ton  Nahrnngsmitteln; '  Oenussmitteln  und  Ge- 
brauchsgegenständen.   Tom  5.  Juli  1887. 
§  l.  Gesundheitsschädliche  Farben  dürfen  zur  Herstellung  von  Nahrungs- 
und Genussmitteln,  welche  zum  Verkauf  bestimmt  sind,  nicht  verwendet  werden. 
Gesundheitsschädliche  Farben  im  Sinne   dieser  Bestimmung  sind  die- 
jenigen Farbstoffe  und  Farbzubereitungen,  welche  Antimon,  Arsen,  Baryum, 
Blei,  Cadmium,  Chrom,  Kupfer,  Quecksilber,  Uran,  Zink,  Zinn,  Gummigutti, 
Corallin,  Pikrinsäure  enthalten. 

Der  Reichskanzler  ist  ermächtigt,  nähere  Vorschriften  über  das  bei  der 
Feststellung  des  Vorhandenseins  von  Arsen  und  Zinn  anzuwendende  Ver- 
fahren zu  erlassen. 

§  2.    Zur  Aufbewahrung  oder  Verpackung  von  Nahrungs-  und  Genuss- 
mitteln,  welche  zum  Verkauf  bestimmt  sind,  dürfen  Gefösse,  Umhüllungen 
oder  Schutzbedeckungen,  zu  deren  Herstellung  Farben  der  im  §  1  Absatz  2 
bezeichneten  Art  verwendet  sind,  nicht  benutzt  werden. 
Auf  die  Verwendung  von 

schwefelsaurem  Baryum  (Schwerspath,  blanc  fixe), 
Barytfarblacken,  welche  von  kohlensaurem  Baryum  frei  sind, 
Chromoxyd, 

Kupfer,  Zinn,  Zink  und  deren  Legirungen  als  Metallfarben, 
Zinnober, 
Zinnoxyd, 

Schwefelzinn  als  Musivgold, 

sowie   auf  alle  in  Glasmassen,  Glasuren  oder  Emails  eingebrannte 
Farben  und  auf  den  äusseren  Anstrich  von  Gefassen  aus  wasser- 
dichten Stoffen 
findet  diese  Bestimmung  nicht  Anwendung. 

§  3.  Zur  Herstellung  von  kosmetischen  Mitteln  (Mitteln  zur  Reinigung, 
Pflege  oder  Färbung  der  Haut,  des  Haares  oder  der  Mundhohle),  welche  zum 
Verkauf  bestimmt  sind,  dürfen  die  im  §  1  Absatz  2  bezeichneten  Stoffe 
nicht  verwendet  werden. 

Auf  schwefelsaures  Baryum  (Schwerspath,  blance  fixe),  Schwefelcadmium, 
Chromoxyd,  Zinnober,  Zinkoxyd,  Zinnoxyd,  Schwefelzink,  sowie  auf  Kupfer, 
Zinn,  Zink  und  deren  Legirungen  in  Form  von  Puder  findet  diese  Bestimmung 
nicht  Anwendung. 


Gesetzgebung,  Verordniingen  u.  s.  w.  8 

§  4.  Zur  Herstellung  von  zum  Verkauf  bestimmten  Spielwaaren  (ein- 
schliesslich der  Bilderbogen,  Bilderbücher  und  Tuschfarben  för  Kinder), 
Biumentopfgittem  und  künstlichen  Ghristbäumen  dürfen  die  im  §  1  Absatz  2 
bezeichneten  Farben  nicht  verwendet  werden. 

Auf  die  im  §  2  Absatz  2  bezeichneten  Stoffe,  sowie  auf 

Schwefelantimon  imd  Schwefeleadmium  als  Färbemittel  der  Gummi- 
masse, 
Bleioxyd  in  Fimiss, 

Bleiweiss  als  Bestandteil  des  sogenannten  Wachsgusses,  jedoch  nur, 
sofern  dasselbe  nicht  ein  Gewichtsteil  in  100  Gewichtsteilen  der 
Masse  übersteigt, 
chromsaures  Blei  (für  sich  oder  in  Verbindung  mit  schwefelsaurem 
Blei)  als  Oel-  oder  Lackfarbe  oder  mit  Lack-  oder  Fimissüberzug, 
die  in  Wasser  unlöslichen  ZinkTerbindungen,  bei  Gummispielwaaren 
jedoch  nur,  soweit  sie  als  Färbemittel  der  Gununimasse,  als  Oel- 
oder  Lackfarben  oder  mit  Lack-  oder  Fimissüberzug  verwendet 
werden, 
alle  in  Glasuren  oder  Emails  eingebrannten  Farben 
findet  diese  Bestimmung  nicht  Anwendung. 

Soweit  zur  Herstellung  von  Spielwaaren  die  in  den  §§  7  und  8  be- 
zeichneten Gegenstände  verwendet  werden,  finden  auf  letztere  lediglich  die 
Vorschriften  der  §§  7  und  8  Anwendung. 

§  5.  Zur  Herstellung  von  Buch-  und  Steindruck  auf  den  in  den  §§  2, 
3  und  4  bezeichneten  Gegenständen  dürfen  nur  solche  Farben  nicht  ver- 
wendet werden,  welche  Arsen  enthalten. 

§  6.  Tuschfarben  jeder  Art  dürfen  als  frei  von  gesundheitsschädlichen 
Stoffen  beziehungsweise  giftfrei  nicht  verkauft  oder  feilgehalten  werden,  wenn 
sie  den  Vorschriften  im  §  4  Absatz  1  und  2  nicht  entsprechen. 

§  7.  Zur  Herstellung  von  zum  Verkauf  bestimmten  Tapeten,  Möbel- 
stoffen, Teppichen,  Stoffen  zu  Vorhängen  oder  Bekleidungsgegenständen, 
Masken,  Kerzen,  sowie  künstlichen  Blättern,  Blumen  und  Früchten  dürfen 
Farben,  welche  Arsen  enthalten,  nicht  verwendet  werden. 

Auf  die  Verwendung  arsenhaltiger  Beizen  oder  Fixirungsmittel  zum 
Zweck  des  Färbens  oder  Bedrückens  von  Gespinnsten  oder  Geweben  findet 
diese  Bestimmung  nicht  Anwendung.  Doch  dürfen  derartig  bearbeitete  Ge- 
spinnste  oder  Gewebe  zur  Herstellung  der  im  Absatz  1  bezeichneten  Gegen- 
stände nicht  verwendet  werden,  wenn  sie  das  Arsen  in  wasserlöslicher  Form 
oder  in  solcher  Menge  enthalten,  dass  sich  in  100  qcm  des  fertigen  Gegen- 
standes mehr  als  2  mg  Arsen  vorfinden.  Der  Reichskanzler  ist  ermächtigt, 
nähere  Vorschriften  über  das  bei  der  Feststellung  des  Arsengehalts  anzu- 
wendende Verfahren  zu  erlassen. 

§  8.  Die  Vorschriften  des  §  7  finden  auf  die  Herstellung  von  zum 
Verkauf  bestimmten  Schreibmaterialien,  Lampen-  und  Lichtschirmen,  sowie 
Lichtmanschetten  Anwendung. 

1* 


4  Gesetzgebung,  Verordnungen  u.  s.  w. 

Die  Herstellung  der  Oblaten  unterliegt  den  Bestimmungen  im  §  1, 
jedoch  sofern  sie  nicht  zum  Genüsse  bestimmt  sind^  mit  der  Maassgabe,  dass 
die  Verwendung  von  schwefelsaurem  Baryum  (Schwerspath,  blanc  fixe), 
Chromoxyd  und  Zinnober  gestattet  ist. 

§  9.  Arsenhaltige  Wasser-  oder  Leimfarben  dürfen  zur  Herstellung 
des  Anstrichs  yon  Fussböden,  Decken,  Wänden,  Thüren,  Fenstern  der  Wohn- 
oder Geschäftsräume,  von  Roll-,  Zug-  oder  Klappläden  oder  Vorhängen,  von 
Möbeln  und  sonstigen  häuslichen  Gebrauchsgegenständen  nicht  verwendet 
werden. 

§  10.  Auf  die  Verwendung  von  Farben,  welche  die  im  §  1  Absatz  2 
bezeichneten  Stoffe  nicht  als  constituirende  Bestandteile,  sondern  nur  als 
Verunreinigungen,  und  zwar  höchstens  in  einer  Menge  enthalten,  welche 
sich  "bei  den  in  der  Technik  gebräuchlichen  Darstellungsverfahren  nicht  ver- 
meiden lässt,  finden  die  Bestimmungen  der  §§  2  bis  9  nicht  Anwendung. 

§  11.  Auf  die  Färbung  von  Pelzwaaren  finden  die  Vorschriften  dieses 
Gesetzes  nicht  Anwendung. 

§  12.  Mit  Geldstrafe  bis  zu  einhundertundfünfzig  Mark  oder  mit  Haft 
wird  bestraft: 

1.  wer  den  Vorschriften  der  §§  1  bis  5,  7,  8  und  10  zuwider  Nahrungs- 
mittel, Genussmittel  oder  Gebrauchsgegenstände  herstellt,  aufbewahrt  oder 
verpackt,  oder  derartig  hergestellte,  aufbewahrte  oder  verpackte  Gegenstände 
gewerbsmässig  verkauft  oder  feilhält; 

2.  wer  der  Vorschrift  des  §  6  zuwiderhandelt; 

3.  wer  der  Vorschrift  des  §  9  zuwiderhandelt,  imgleichen  wer  Gegen- 
stände, welche  dem  §  9  zuwider  hergestellt  sind,  gewerbsmässig  verkauft 
oder  feilhält. 

§  13.  Neben  der  im  §  12  vorgesehenen  Strafe  kann  auf  Einziehung 
der  verbotswidrig  hergestellten,  aufbewahrten,  verpackten,  verkauften  oder 
feilgehaltenen  Gegenstände  erkannt  werden,  ohne  Unterschied,  ob  sie  dem 
Verurteilten  gehören  oder  nicht. 

Ist  die  Verfolgung  oder  Verurteilung  einer  bestimmten  Person  nicht 
ausführbar,  so  kann  auf  die  Einziehung  selbständig  erkannt  werden. 

§  14.  Die  Vorschriften  des  Gesetzes,  betreffend  den  Verkehr  mit 
Nahrungsmitteln,  Genussmitteln  und  Gebrauchsgegenständen,  vom  14.  Mai  1879 
(Reichs-Gesetzbl.  S.  145)^)  bleiben  unberührt  Die  Vorschriften  in  den  §§  Iß, 
17  desselben  finden  auch  bei  Zuwiderhandlungen  gegen  die  Vorschriften 
des  gegenwärtigen  Gesetzes  Anwendung. 

§  15.  Dieses  Gesetz  tritt  mit  dem  1.  Mai  1888  in  Kraft;  mit  dem- 
selben Tage  tritt  die  Kaiserliche  Verordnung,  betreffend  die  Verwendung 
giftiger  Farben,  vom  1.  Mai  1882*)  (Reichs-Gesetzbl.  S.  55)  ausser  Kraft. 


3)  Techn.-ch6m.  Jahrb.  1,  8. 28.       >)  Teclin.-chein.  Jahrb.  4,  S.  7. 


Eisen. 


n.  Eisen. 


A.  AUgemeines. 

a)  Geschiehüiekes*  Die  Aoßmge  der  Eisencultur  setzt  M.  Atsbbro 
(Hft  476/477,  1885  der  YiBCBow-HoLnBNooBPP'schen  Sammlung  von  Vor- 
lägen) zeitlich  vor  diejenigen  der  Bronze,  da  das  Eisen  ein  Gegenstand  des 
Gebrauchs,  die  Bronze  ein  Luxusartikel  gewesen.  In  demselben  Sinne  erklärt 
sich  P06T  (Z.  y.  dt.  Ing.  80,  1090)  im  Anhalt  an  die  ältesten  Verfahren 
der  Erzeugung  yom  Schmiede-  und  Gusseisen  und  die  dazu  noch  heute  im 
Sudan,  in  Indien  u.  s.  w.  dienenden  einfachsten  Apparate.  ^  Die  Darstellung 
?on  Eisen  und  Stahl  bei  den  Römern  bespricht  A.  Gdblt  in  Roy.  uniY.  II. 
19,  293.  —  Die  Entwickelung  der  Bessemer- Apparate  und  die  älteren  Formen 
derselben  erörterte  Abubt  Bbbsbmbr,  Iron  28,  325,  St.  u.  E.  6,  789.  —  Die 
Bedingungen,  unter  welchen  die  Rheinisch -westföl.  Eieineisen-  und  Stahl- 
waaren-Industrie  sich  in  den  insularen  Bezirken  des  bergischen  Landes,  in 
der  Eifel  u.  a.  entwickelte,  zeigte  Habdickb.  (St.  u.  E.  6,  517).  —  Im  „Iron*' 
setzte  Katbibw  Williams  seine  „Geschichte  neuerer  Erfindungen  in  der  Eisen- 
febrikation"  fort,  27,  162,  272,  386,  542;  28,  86,  129,  197,  395,  499,  546, 
586;  29,  96,  162,  230. 

b)  Xägensohaften  des  Eiseas«  Nach  dem  Vortrage  Ton  Wbddino  (St. 
u.  E.  7,  82)  auf  der  General -Versammlung  deutscher  Eisenhüttenleute  zu 
Düsseldorf  am  16.  Januar  1887  ist  in  dem  Studium  der  Mikrostructur 
des  Eisens  ein  wesentlicher  Fortschritt  dadurch  geschehen,  dass  Ton  dem 
Sisenschliff  im  Mikroskop  auf  photographischem  Wege  ein  Negativ  herge- 
stellt wird,  yqn  welchem  nach  dessen  Fixirung  ein  Glasdiapositiy  oder  ein 
positives  ^latinbild,  welches  von  der  Hand  coloriert  werden  kann,  genommen 
wird.  Die  Anlauffarben  des  geätzten  und  angelaufenen  Schliffs  wiederzugeben, 
wird  durch  die  Erfindung  der  lichtempfindlichen  Platten  von  Voobl  ermög- 
licht. Die  Glasdiq>ositive  können  dann  mittelst  eines  Scioptikons  unter 
geeigneter  Vergrösserung  und  bei  Magnesiumbeleuchtung  einer  grösseren 
Versammlung  gleichzeitig  zur  Anschauung  gebracht  werden.  Mittelst  der 
bezeichneten  Apparate  zeigte  W.  bei  1200facher  linearer  Vergrösserung 
die  Bilder  von  11  Prl^araten:  1.  Siegener  Spiegeleisen  mit  8  Proc.  Mn,  in 
grossen  Krystallen  mit  kömigem  Grund;  2.  Ferromangan  von  Oberhausen  mit 
70  Proc  Mn,  länger  gestreckte,  strahlenförmige  Krystalle  mit  gleichförmigerem 
Gnmde  wie  Spiegel -Eisen;  3.  halbirtes  Holzkohlen -Roheisen  von  Rothe- 
hütte,  die  grauen  Ausscheidungen  erscheinen  als  kömige  Masse  in  gleich- 
förmigem Grunde;  4.  Graues  Holzkohlen-Roheisen  ebendaher,  blumenblätter- 
Ähnliche  Ausscheidungen  mit  scharfen  Graphitblättem  auf  hellem  Grunde; 


6  Eisen. 

5.  Weisses  Holzkohlen-Roheisen  ebendaher,  überwiegend  heller  Grund,  in 
dem  die  blumigen  Ausscheidungen  mehr  zurücktreten;  6.  Hartguss  von 
Grdson  in  Buckau,  das  abgeschreckte  weisse  Eisen  sticht  deutlich  gegen  das 
graue  des  Kerns  ab;  7.  Gepuddeltes  Komeisen,  ein  deutliches  Netzwerk 
(Homogeneisen)  umschliesst  einzelne  K.ömer  (Krystalleisen) ;  8.  Bester  Tiegel- 
gussstahl von  BoKBR  in  Remscheidt,  ein  bei  alier  Homogenität  sehr  fein 
ausgebildetes  Netzwerk,  welches  die  gleichmässig  grossen  Kömer  umschliesst ; 
9 — 11  rühren  von  einer  Panzerplatte  her,  deren  Beschreibung  W.  in  den 
Verh.  Ver.  f.  Gew.  65,  293  (St.  u.  E.  6,  815)  gegeben  hat;  9.  Berührung- 
der  Deckplatte  aus  Flusseisen  mit  der  eingegossenen  Stahllage,  kohlenstoff- 
reicheres Eisen  mit  groben  Absonderungen  von  Krystallen  und  mit  feinem 
Netzwerk,  kohlenstofif&rmeres  mit  den  kleineren,  vereinzelten  Krystalleisen- 
komem  und  gleichm&ssigem  Grunde;  10.  Schweisseisen  der  Grundplatte^ 
mit  Schlacke  gefällte  Schweissfugen  lassen  die  Schweissstellen  der  Luppen 
erkennen;  11.  Die  Schweissfuge  zwischen  Stahllage  und  Grundplatte,  bei  der 
Vergrösserung  eine  fast  baumstarke  Oeffnung  ohne  Verbindung  zwischen 
Schweisseisen  und  Elusseisen.  —  Ein  selbst  geringer  Mangangehalt  des  Elsenft 
giebt  sich  stets  in  einer  besonderen  Krystallisation  kund ;  die  stralenförmigen 
Krystalle  liegen  kreuz  und  quer;  man  hat  daher  den  Mangangehalt  des  Eisens 
ebenso  vorsichtig  zu  handhaben  wie  das  Silicium  im  Stahl. 

Die  Anfertigung  der  Präparate  geschieht  in  der  Weise,  dass  die  Probe- 
plättchen  geschliffen  und  dann  äusserst  glatt,  zuletzt  mit  feinst  geschlämmten 
Eisenoxyd,  polirt  werden,  das  von  Staub  gereinigte  und  mit  Chloroform, 
Alkohol  und  Aether  behandelte  polirte  Stück  wird  einer  schwachen  Aetzung 
unterworfen,  wozu  ein  Bad  von  0,5  ccm  Salzsäure  auf  1000  ccm  Wasser  und 
eine  Eintauchung  von  2  Minuten  genügen.  Das  mit  Wasser,  Alkohol  und 
Aether  abgespülte  und  getrocknete  Stück  wird  in  gebranntem  Kalk  aufbe-^ 
wahrt  Zur  Unterscheidung  seiner  Bestandteile  wird  das  Stack  in  einem 
Luftbad  angelassen,  indem  man  es  in  eine  Platinschale  legt,  die  auf  einen 
gusseisemen  Topf  gestellt  ist;  durch  den  die  Schale  bededtenden  Glas- 
deckel geht  ein  Thermometer,  dessen  Kugel  das  Eisenstück  berührt.  Die 
bestimmte  Anlauffarbe  und  die  Temperatur,  bei  der  erstere  auftritt,  sind 
abhängig  von  der  Constitution  des  Eisens;  für  ein  deutliches  farbiges  Bild 
ist  gelb  die  beste  Anlauf-Grundfarbe,  aus  der  sich  orange  und  rote,  anderer- 
seits blaue  und  violette  Teile  abheben.  Die  Anlauffarbe  richtet  sich  bei 
gleicher  Temperatur  ganz  besonders  nach  dem  Kohlenstoffgehalte  und  die  Aetzung 
ist  um  so  günstiger  für  die  Beobachtung,  je  kohlenstoffreicher  dasEisen  ist. 

Den  praktischen  Werth  dieser  mikroskopischen  Untersuchungen  stellt» 
LuERMANN  in  Zweifel,  da  nicht  nachgewiesen  sei,  dass  die  Gefügeelemente,. 
Homogen-  und  Krystalleisen,  sich  stetig  beim  Aetzen  verschieden  verhalten 
und  dass  sie  überhaupt  verschiedene  Eigenschaften  haben;  dass  ferner  das 
Bild  der  Schnittfläche  einer  Schiene  gleich  dem  Bilde  aller  Schnittflächen 
aller  Schienen  ist,  welche  aus  ein  und  demselben  Material  und  nach 
ein  imd  demselben  Verfahren  hergestellt  seien. 


Eisen.  7 

Weddiuo  hat  ferner,  ausser  der  bereits  erwähnten  Beschreibnnff  einer 
Panzerplatte  (a.  a.  0.),  die  Mikrostructur  des  verbrannten  Stahls  nnter* 
gacht  und  bildücfa  dargestellt  (St.  n.  £.  65  63S),  wozu  als  Unterlagen 
10  Proben  derselben  Eisenstacke  gedient  haben,  welche  Lbdbbvb  zu  seiner 
Abbandhing  „üeber  das  Verbrennen  des  Stahls*  (Jahrb.  f.  Bg.  u.  H.  W.  in 
Sachsen)  (genutzt  hat,  Stäbe  yon  Quadrate  und  Flacheisen,  deren  eines  Ende 
im  Holzkohlenfeuer,  also  in  reducirender  Atmosphäre,  bis  zur  beginnenden 
Schmelzimg  erhitzt  war  (Analysen  s.  i.  Orig.);  sowie  6  Proben  eines  und 
desselben  Gussstahlstabes  yon  Bokbb  in  Remscheidt,  welcher  als  verbrannt 
ausgeschossen  worden.  In  den  Proben  verbrannten  Materials  wie  Herdfiisch-, 
Paddel-  und  Gärbstahl  als  Schweisseisen,  und  von  Bessemerstahl  als  Fluss- 
eisen sind  weisse  Flecke  zu  erkennen,  welche  die  Spaltflächen  der  sich  beim 
Verbrennen  zerklnftenden  Krystalle  oder  deren  Gruppen  sind,  während  das 
zusammenhängende  Netzwerk  des  Homogeneisens  mehr  oder  weniger  zerstört 
ist  Gesunder  Tiegelgussstahl  ist  von  verbranntem  weniger  diarakteristisch 
KU  unterscheiden.  —  Sobbt  ist  (Iron  S?,  458)  zu  Stärken  von  650  maliger 
linearer  Objectiv-Vergrösserung  vorgegangen,  während  er  früher  nur  mit 
Vergrössenragen  von  50  und  200  linear  arbeitete;  dieselben  zeigten  indessen 
in  Schweisseisen,  für  den  äusserst  harten  Gemengteil  von  Spiegeleisen, 
weisses  raffinirtes  Eisen  oder  Gementstahl  nichts  mehr;  ebenso  an  einge- 
schlossener Schlacke  oder  Graphit  in  Gusseisen.  Dagegen  haben  sie  neues 
Licht  über  den  Gemengteil  in  Stahl  von  mittlerer  Härtung  geworfen,  welcher, 
yon  perlartiger  Structur,  an  der  Oberfläche  durch  feine  gerade  oder  gekrummto 
parallel«  Linien  markirt  ist,  welche  durch  das  Geföge  dünnster  Lamellen  von 
verschiedener  Härte  entstehen;  man  sieht  verhältnismässig  grosse  Krystalle, 
welche  von  der  Oberfläche  nach  dem  Innern  stralig  angeordnet  sind  und 
es  scheint,  als  ob  eine  beständige  Bisenverbindung  mit  geringem  Eohlen- 
stoffgehalt  bei  höherer  Temperatur  vorhanden  sei,  welche  unter  der  Abkühlung 
sich  trennt  in  E^sen  mit  grösserem  Kohlenstoffgehalt  und  in  kohlenstofffreies. 
Die  erstere  unbeständige  Verbindung  ist  in  wechselndem  Verhältnis  in  den 
yerschiedenen  Eisen-  und  Stahlsorten  vorhanden  und  hängt  es  von  dem  Maass 
der  Erhitzung  oder  der  schnelleren  Abkühlung  ab,  in  wie  weit  aus  dieser  Ver- 
bmdung  sich  der  kohlenstoffreichere  Gemengteil  oder  selbst  Graphit  und 
freies  Eisen  abscheiden  oder  nicht.  Ausserdem  beobachtete  Sorbt  in  einigen 
Proben  von  Gusseisen  Krystalle  von  weniger  als  0*001  Zoll  im  Durchm., 
von  dreiseitiger  rhombischer,  sechsseitiger  Form  in  mehrfacher  Kreuzung, 
einige  von  roter  Farbe,  andere  mehr  dunkel;  dieselben  werden  als  zwei 
terschiedene  Modificationen  des  Siliciums  erklärt 

Ltnwood  Garrisom  gab  in  einem  Vortrage  vor  dem  Amer.  Just,  of 
Min,  Eng.  (Eng.  42,  144)  Anweisung  für  die  Anfertigung  photogra- 
phischer Bilder  der  geschliffenen  Probestücke  und  veröffentlichte  daselbst 
eine  Reihe  guter  Abbildungen  von  Proben  grauen  und  weissen  Roheisens, 
ton  Stabeisen,  Clapp-  und  Griffith-Stahl,  Werkzeug-,  Feilen-  und  verbranntem 
Stahl.    Weiterhin  (Engineering  42^  483)  giebt  derselbe  eine  mikroskopische 


g  Eisen. 

Analyse  des  Eisens  zweier  Wagenräder,  welche  bei  gleicher  chemischen  Zu- 
sammensetzung ganz  verschiedene  physikalische  Beschaffenheit  zeigen.  (Die 
Analysen  derselben  gaben  und  besprachen  Düdley  und  Plbasb  Oe.  Z.  86,  416). 
Vonden  beiden  aus  grauem  Roheisen  hergestellten  Rädern  zeigt  das  gute  graphit- 
reiche markirte  Tafeln  und  Linien  des  Graphits,  wurmartig  in  der  körnigen 
Grundmasse  nicht  krystallinischen  Gefüges  eingebettet;  die  Structur  ähnelt 
derjenigen  von  bestem,  heiss  erblasenem  Holzkohlenroheisen.  Das  ärmere  Rader- 
eisen entbehrt  der  gut  entwickelten  Graphitblättchen,  welche  in  der  sonst 
gleichen  Metallgrundmasse  nur  abgerissen  und  vereinzelt  verteilt  sind. 

Haedickb  bemerkt  (St.  u.  E.  7,  144),  dass,  wie  man  auf  abgeschliffenen 
Münzen  das  Gepräge  durch  Anlassen  hervorzurufen  vermöge,  die  verschiedene 
Dichtigkeit,  welche  die  Stempelung  bewirke,  auch  durch  Beizung  zur  Er- 
scheinung gebracht  werden  könne,  indem  die  abgeschliffene  Zahl  wieder 
sichtbar  werde.  Durch  Zusammenschweissen  von  3  Stuck  Eisen  und  2  Stück 
Stahl  in  5  Lagen,  welche  geschliffen,  polirt  und  angelassen  wurden,  zeigte 
H.,  dass  der  Stahl  die  AnlaufSarbe  zuerst  annahm  und  auch  in  der  Aufein- 
anderfolge behielt;  der  Stahl  war  blau,  die  Eisenlagen  violett  Indem  so 
fort  15,  30,  60,  120,  240  u.  480  Lagen  zusammengeschweisst  und  jedesmal 
auf  15  mm  Dicke  ausgereckt  wurden,  wurden  die  Stücke  im  Querbruch  ab- 
geschliffen, polirt  und  angelassen;  bis  zu  20  Lagen,  deren  mittlere  Dicke 
=  0*125  mm  war,  konnte  man  dieselben  im  reflectirten  Licht  deutlich  erkennen; 
bei  240  Lagen  fühlte  das  Auge  die  Streifung  heraus,  bei  480  Lagen  hat  man 
ohne  Mikroskop  den  Eindruck  einer  homogenen  Masse. 

In  den  Untersuchungen  über  die  Formen  des  Kohlenstoffs  im 
Eisen  und  Stahl  kommt  A.  Lbdbbur  (St.  u.  E.  6,  373  u.  777)  nach  ein- 
gehender Erörterung  des  von  Abbl  aufgestellten  Vorhandenseins  eines  Eisen- 
carbids  Fe^G  und  der  Theorie  cellulaire  von  Osmond  &  Wbrth  zu  den 
Untersuchungen  Forqdionons  über  die  Umwandlungen  des  Kohlenstoffs  im 
weissen  Roheisen  beim  Glühen,  dessen  Beobachtungen  er  in  ihrer  Richtig- 
keit bestätigt.  Aus  Versuchen,  bei  welchen  in  den  Temperöfen  des  Eisen- 
werkes Schönheide  Bruchstücke  von  Roheisen  bei  der  zur  Darstellung  schmied- 
baren Gusses  angewendeten  Temperatur  geglüht  wurden,  und  von  denen  ein 
Stück  im  ungeglühten  und  dann  im  geglühten  Zustande  der  chemischen 
Analyse  unterworfen  wurden,  ergab  sich  folgendes:  In  jeder  Probe  wurde 
der  Gesamtkohlenstoff  durch  Zerlegen  mit  kalter  Salzsäure  und  Oxy- 
dation des  Rückstands  nach  der  Ghromsäuremethode  bestimmt,  als  „Ge- 
mentkohle^  diejenige  Kohle  ermittelt,  welche  beim  Behandeln  des  Eisens  in 
kalter  Salzsäure  von  11 24  spec.  Gew.  zurückbleibt,  sich  aber  in  heisser  Säure 
löst,  während  als  Graphit  der  unlöslich  verbleibende  Kohlenstoff  angesehen 
wurde;  Graphit  und  Gementkohle  vom  Gesamtkohlenstoff  abgezogen  ergiebt 
die  Menge  der  gebundenen  Kohle.  Es  zeigte  sich,  dass  weisses  wie  graues 
Roheisen,  ob  in  Sand  oder  Holzkohle  eingebettet,  nach  einer  Glühzeit  von 
72 — 108—144  Stunden  sowol  an  Gesamtkohlenstoff  verliert  —  und  zwar 
weisses  Roheisen  in  Sand  bis  nahe  50  Proc.  — ,  als  auch,  dass  die  Gementkohle 


Eisen.  9 

unter  gleichzeitiger  Vermehrung  des  Graphits  verschwindet;  Schmiedeeisen 
dagegen  ninmit  beim  Glöheisen  in  Holzkohle  Kohlenstoff  auf.  Um  diese 
Vorgänge  zu  eridären,  verweist  L.  auf  die  Versuche  FonQüioRoiis,  bei 
welchen  durch  längeres  Glühen  (72  Stunden)  von  Roheisen  im  Wasserstoff*- 
strom  und  Stickstoffstrom  Kohlenstoff  entfuhrt  wurde  und  zwar,  wie  nach- 
gewiesen, in  Form  von  Kohlenwasserstoff;  bei  heller  Rotglut  fand  auch  eine 
Zersetzung  des  Graphits  unter  Wasserstoff  statt  L.  ist  daher  der  Ansicht,  dass 
der  in  der  Holzkohle  enthaltene  Wasserstoff  mit  dem  glühenden  Kohlenstoff 
leichten  Kohlenwasserstoff  GH^  bilden  und  entweichen  kann  und  hierin  auch 
Ton  dem  Stickstoff  —  mittels  dessen  bei  F.'s  Versuchen  die  Bildung  von 
Gyan  nachgewiesen  wurde  —  in  der  Holzkohle  unterstützt  werde. 

Ueber  die  Dichte  kohlenstoffarmer  Stahlsorten  stellten  S.  Millbr, 
EiRT  und  L.  Garrxsor  Untersuchungen  an  (De.  Z.  86,  262  u.  415,  Iron  28, 
586).  Millbr  bestimmte  an  Bessemer  Stahl,  dessen  Zusammensetzung  war: 
C  010-012,  Mn  0-33-0-46,  S  006-0-072,  P  0075-0082,  Si  0*01,  das 
spec  Gew.  von  4*2—5  mm  dicken  Platten  zu  7*8635  im  Mittel;  die  Dichte 
TOB  Schweisseisen  ist  =:  7*68;  mit  der  Zunahme  an  0  ergiebt  sich  eine 
Yenninderung  des  Vol.-Gew.  —  Kbrt  wog  Plättchen  von  6*8499  mm  Dicke  aus 
Martinstahlkesselblech,  deren  Analyse:  G:  0*14;  P:0*03;  Si:0*02;  S:0*02; 
Mn:  03O,  und  fand  im  Mittel  das  Vol.-Gew.  t=  7*9319.  —  Gabbisoh  erhielt 
bei  seinen  Versuchen  die  Ziffern  von 

Oapp-  «nd  Griffith-Stabl      Benemer  Stahl       Stabeisen 
C  =  008,  P  =  0-50     C  =  0*08-010 
Vol.-Gew.  =  7*8332  7*8102  7*6207 

Bezüglich  der  Rolle,  welche  Silicium  im  Roheisen  spielt,  geben 
TüMBB  Oron  27,  476)  und  Gaotä«  (Iron  28,  372,  St.  u.  E.  6,  503;  Bg. 
und  H.  Z.  86,  506)  die  gleichen  Erfahrungen  kund.  Nach  TüEnbb*)  wies 
Wood  schon  in  1885  nach,  dass  man  durch  Zusammenschmelzen  von  weissem 
Roheisen  mit  Ferrosilicium  graues  Roheisen  herstellen  kann,  indem  Silicium 
die  Verbindung  von  Kohlenstoff  und  Eisen  zersetzt  und  ersteren  in  graphitischen 
G  überfuhrt  Die  Giessereien  scheuen  unter  sonst  gleichen  Verhältnissen  das 
durch  mehrmaliges  Umschmelzen  bewirkte  Weisserwerden  des  Roheisens  und 
die  damit  verbundene  Härte  und  Bruchigkeit,  und  ist  das  neue  Ver&hren 
ein  grosser  Gewinn.  Aus  einer  Versuchsreihe  Tübneb's,  in  der  er  den  Ge- 
halt an  Si  von  1 — 10  Proc.  bei  annähernd  gleichem  Gesamt -Ggehalt 
wechseln  Hess,  geht  hervor,*  dass  der  höchste  Härtegrad  fast  völlig  mit  der 
Abwesenheit  von  Si  zusammenhängt;  die  hochte  absolute  Festigkeit  liegt 
ungefähr  bei  2  Proc.  Si  und  fällt  mit  dem  Minimum  an  Härte  zusammen, 
das  Maximum  an  Druckfestigkeit  liegt  bei  1  Proc.  Si;  das  Maximum  der 
Biegefestigkeit  liegt  bei  1 — 2  Proc.  Si.  Schwefel  erleichtert  die  Verbindung 
mit  dem  C,  Phosphor  erhöht  die  Flüssigkeit,  aber  vermindert  die  Wider- 
standsföhigkeit  gegen  Schlag.    Ein  reines,   d.  h.   nur  aus  Kohlenstoff  und 

>)  Teehii.-chem.  Jahrb.  8,  S.  9. 


10  Eisen. 

Eisen  bestehendes  Roheisen  ist  nicht  als  das  Ideal  eines  Giessereiroheisens 
zu  bezeichnen. 

Auf  dieselben  Grundsätze  gestutzt,  stellt  auch  Gaotibe  (Glückf,  86, 
87)  mit  dem  Zusatz  yon  Ferrosilicium  anstatt  schottischen  Roheisens 
ein  billigeres  und  besseres  Verfahren  für  Gusseisen  in  Aussicht,  welches 
in  den  Eisengiessereien  Frankreichs  sich  immer  mehr  einzuführen  b^ 
ginnt;  das  Ferrosilicium  enthält  10  Proc.  Si.  Wiewol  das  schottische 
Roheisen  2*14  Proc.  Si  besitzt,  vereitelt  der  hohe  Mangangehalt  desselben 
(in  No.  1)  die  beabsichtigte  Wirkung.  Durch  das  neue  Verfahren  wird 
auch  der  Zusatz  yon  Terbranntem  Eisen  zu  Giessereiroheisen  möglich,  was 
bei  Zusatz  yon  schottischem  Roheisen  nicht  zulässig  ist. 

Die  chemische  Bindung  des  Phosphors  im  Roheisen  hat  Lbop. 
ScBNBiDBR  (Oe.  Z.  86, 755)  durch  Isolirung  des  Phosphoreisens  in  verschiedenen 
Roheisensorten  zu  bestimmen  gesucht.  Erbsengrosse  Stucke  oder  Pulver  der 
Roheisen*Proben  wurden  mittelst  Kupferchlorid  und  Aetzkali  digerirt,  darauf 
mit  Weingeist  und  Aether  gewaschen  und  der  Ruckstand  im  Wasserstoff- 
strom erhitzt;  das  metallisch  aussehende  Pidver  wurde  durch  den  Magneten 
von  der  Kohle  getrennt.  Spiegeleisen  mit  2*5  Proc.  P  gab  ein  dunkel  graues 
krystailinisches  Pulver,  metallisch  glänzend,  stark  magnetisch,  in  verdünnten 
Säuren  fast  gamicht,  in  Salpetersäure  oder  Konigwasser  rasch  löslich:  aus 
manganreichen  Eisensorten  wurde  auch  ein  unmagnetisohes,  neben  höherem 
P-gehalt  auch  Mn  haltendes  Pulver  erhalten.  In  den  Rückständen  war  das 
Verhältnis  von  Fe  :  P 

aus  5  manganfreien  Roh eisensorten 

Weissspiegel  (201  P  —  4*33  Mn)   . 
„        .   (3-4  P  —  18-15  Mn)   . 

Ferromangan  (0*38  P  —  28*7  Mn)  . 
Die.  Zusammensetzung  des  Phosphoreisens  in  den  Mn-freien  Roheisen* 
Sorten  ist  daher  Fe^P,  ungeachtet  der  variirenden  Procente  von  0  und 
Si;  mit  dem  Mngehadt  steigt  der  Pgehalt  in  nicht  zu  Verkennender  Gesetz* 
mässigkeit  und  entspricht  das  Phosphormangan  der  Formel  Mn^P^.  Da  das 
Phosphoireisen  nur  als  pulverige  krystallinische  Beimengung  erhalten  wurde, 
während  die  das  Gefüge  bildende  Grundmasse  phosphorarm  war,  so  scheint 
der  Phosphor  die  Kry stall bildung  der  schwerer  schmelzbaren  Bestandteile 
des  Eisens  durch  die  Bildung  leichtflüssiger  Verbindungen  zu  begünstigen, 
welche  für  sich  nicht  fähig  sind,  in  grösseren  Krystailflächen  sich  abzu- 
sondern und  zu  erstarren.  Auch  nach  Stbad  und  Skelus  besitzt  Phosphor- 
eisen einen  relativ  niedrigeren  Schmelzpunkt  als  das  Kohlenstoffeisen. 

Die  Ausscheidung  von  Kügelchen  in  Gusseisen,  welche  sich  durch 
ihren  hohen  Phosphorgehalt  (2'466  Proc.)  auszeichnen,  wurden  von  Lbnts 
in  gegossenen  Locomotivcylindem  von  40  mm  Wandstärke  beobachtet,  und 
vermochte  diese  Bildung  aus  dem  Phosphorgehalte  des  verwendeten  Roh- 
eisens (0*2046  Proc.  P)   nicht    erklärt  zu   werden;    sie    zeigte    sich  jedoch 


Fe 

P 

Mn 

100 

18-2-18'6 

— 

100 

20-5       : 

5-7 

100 

37-7       : 

52-8 

100 

38-8       : 

54-4 

Eisen.  1 1 

jedesmal  an  dem  zu  zweit  gfegossenem  Gylinder,  für  den  der  zweite  Abstich 
des  Erijfarcupolofens  die  höheren  Schmelzschichten  geliefert  hatte.  (Z.  Y.  dt. 
Id^.  SOf  379  XL  699).  Ribmbe  erzeugte  die  Bildung  dieser  Kägelchen  künst- 
lich mit  Eisen  Ton  1*3  P,  teils  durch  Zusatz  von  Schwefel  und  metallischem 
Knpfor,  teils  durch  Anwendung  rostiger  Kemstützen  in  der  Gussform;  die 
beim  Eingiessen  durch  Spritzen  sich  bildenden  Kügelchen  erstarren  rasch 
und  oxydiren  sich  an  der  Oberfläche,  werden  von  dem  flüssigen  Eisen  ein- 
geschlossen und  nach  oben  geführt  Die  Neigung  des  Eisens  zur  Tropfen- 
bildung  hängt  von  der  Temperatur  des  Metall  bades  und  von  den  im  Eisen 
enthaltenen  Beimengungen  ab;  letztere  bedingen  auch  den  Widerstand, 
welchen  die  Eügekhen  ihrer  Wiederauflosung  durch  das  flüssige  Eisen  ent- 
gei^ensetzen.  (Zs.  Y.  dt.  Ing.  80,  384  u.  St  u.  E.  6,  308).  Lbdbbor  (St 
Q.  £.  7y  170)  bestätigt  diese  Ansicht  dahin,  dass  auf  der  Oberfläche  ge^ 
«chmdzenen  Gusseisens  an  Mangan,  Schwefel,  Phosphor  oder  Silicium  reiche 
Legirongeh  aussaigem,  welche  sich  7om  Muttereisen  getrennt  haben  und  sich 
meistens  rasch  oxydiren;  gerathen  dieselben  mit  in  die  Gussform,  so  müssen 
jene  Kägelchen  Entstehen,  und  zwar  mit  Gasblasen,  wenn  die  Körper  schon 
oxydirt  waren,  ohne  Gasblasen,  wenn  dies  nicht  der  Fall  gewesen.  Auch 
beim  Stehen  im  Sammelherde  des  Oupolofens  hatte  eine  solche  Saigerung 
sUttgefonden,  und  dürfte  manganreicheres  Roheisen  leichter  als  manganarmes 
jenem  Yorgange  unterworfen  sein.  Eine  mittelst  einer  von  R.  Sohrbidbr  in 
Düsseldorf  ersonnenen  und  als  «Ausscheider*  bezeichneten  Yorrichtung  — 
ein  mit  Querwänden  Tersehener,  aus  Ohamotte  verfertigter  Rahmen,  welcher 
über  die  Gussform  gesetzt  wird,  so  dass  das  Gusseisen  unter  den  Quer- 
wänden hinflieasen  mnss  —  erhaltene  Probe  der  zurückgehaltenen  Ausscheid 
(hingen  zeigte  gegen  das  Muttereisen  mit  359  C,  1*79  Si,  0*62  P  eine  Yer- 
mehnmg  dieser  Gehalte  auf  4'02  C,  3*15  Si  und  2*83  P.  In  der  That  sind 
also  die  Ausscheichingen  meist  phosphorreicher  als  das  Muttereisen. 

Ueber  ähnliche  Saigerungserscheinungen  berichtet  B.  Plati  (St. 
0*12.69244)  bei  weissem  Roheisen  und  zwar  in  Maassein  von  kleinspiegeligem 
Poddelroheisen,  sogen.  Stahleisen,  bei  etwas  überhitztem  Ofengange 
erblasen,  mit  einem  Gehalt  von  5 — 7  Proc.  Mn.  Die  nicht  seltenen  Hohl- 
räume derselben  sind  mit  feinen  blättrigen  Erystallen  von  kaum  Ol  mm 
Dicke  ausgefüllt;  sie  sitzen  auf  den  Wandungen  mit  breiter  Basis  auf  und 
Yeijöngen  sich  gegen  die  Mitte  der  Hohlräume  bis  zu  ausserordentlicher 
Dönne;  an  der  Luft  bedeckt  sich  ihre  spiegelblanke  Oberfläche  sehr  bald 
But  einer  tiefblauen  Oxydhaut    Die  Analysen  ergaben  (a  Erystallblättchen, 


h  Muttereisen)  in 

Procenten: 

I. 

II. 

IIL 

a           b 

a           b 

a           b 

Si 

0-260    0-895 

0-229    0-521 

0-101    0-313 

P 

0171    0-525 

0-378    0-591 

0-272    0-561 

Mn 

6-570    6120 

6-970    6-008 

6-380    5-872 

C 

4-808    4-391 

4-768    4-376 

4627    4-283 

12  Eisen. 

Mithin  ist  bei  den  Krystallblättern  der  Si-  und  Pgehalt  geringer,  der 
Mn-  und  Cgehalt  hoher  als  in  den  Muttereisen;  die  Krystalle  enthalten  gar 
keinen  Graphit,  sondern  entlassen  allen  gebundenen  Kohlenstoff  beim  Losen 
in  Salzsäure  in  Form  von  gasförmigem  Kohlenwasserstoff.  Ist  es  längst  be- 
kannt, dass  das  Silicium  (von  mehr  als  0*5  Proc.  Gehalt  an)  im  Eisen  die 
Graphitausscheidung  befördert  und  durch  Verdrängen  einer  ungefähr  aequi- 
valenten  Menge  C  die  Spiegeleisenbildung  d.  h.  die  Krystallbildung  beein- 
flusst  und  z.  Th.  verhindert,  so  beweisen  die  obigen  Analysen,  dass  auch  P 
sich  an  dieser  schädlichen  Beeinflussung  beteiligt. 

Wolfram  und  Eisen.  Nach  Hbppb  (Oest.  ung.  Mont.  u.  Met.  Ind. 
Z.,  St.  u.  E.  6,  627)  macht  ein  Zusatz  von  nicht  über  2*5  Proc.  W  Puddel- 
eisen  langfaserig,  geschmeidig,  besser  schweissbar  und  fester;  Stahl  zu  Schneid- 
werkzeugen, Feilen  kann  bis  7*5  Proc.  W  enthalten,  Radbandagen  2*5 — 5 
Proc,  Bessemer  Stahl  bis  1*5  Proc.  Wolfram  eignet  sich  für  zu  tempernde 
Gusswaaren.  Eisen  kann  bis  80  Proc.  W  aufriehmen,  10  Proc.  W  machen 
Ni,  Bi,  Gu  und  Sb  unbrauchbar  (S.  w.  u.  unter  Wolframstahl). 

Ghromeisen  fkngi  in  letzterer  Zeit  an,  die  Aufrnerksamkeit  der 
Hüttenleute  auf  sich  zu  ziehen  und  mehr  in  Verwendung  zu  kommen.  (St. 
u.  E.  7,  142).  Eine  Legirung  von  Stahl  mit  1 — 1*6  Proc.  Ghrom  zeichnet 
«ich  durch  leichte  Schmiedbarkeit  aus,  hält  vorzüglich  Schneide  und  zeigt 
einen  schönen  Damast;  er  kann  lange  Zeit,  ohne  zu  verbrennen,  der  höchsten 
Temperatur  ausgesetzt  werden.  Seine  Zähigkeit  lässt  alle  anderen  Stahlsorten 
hinter  sich,  während  er  so  hart  ist,  dass  damit  leicht  gehärtete  Stücke  vom 
bestem  Stahl  durchbohrt  werden  können.  In  ähnlichem  Sinne  berichtet 
Bbostlbin  (Iron  28,  481);  auch  Pbrot  wies  (Iren  28,  819,  St.  u.  E.  6, 
753)  auf  die  Wichtigkeit  der  Legirungen  von  Chrom  und  Eisen  hin.  Nach 
Brustlbin  (1.  c.)  wird  seit  1877  auf  den  Werken  von  ünieux  in  Frankreich 
Chromeisen  in  Tiegeln  mit  48—52  Proc.  Chrom  tmd  7—8  Proc.  Kohlenstoff, 
Silicium  bis  2  Proc.  und  darüber  dargestellt;  andere  französische  Werke 
stellen  Chromeisen  im  Hochofen  dar,  erreichen  aber  nicht  über  40  Proc. 
Chromgehalt.  Verschiedene  Proben  von  Chromroheisen  bis  zu  16  Proc.  Chrom 
herab  und  mit  wechselndem  Kohlenstoffgehalt  (2*7 — 6*2  Proc)  zeigen  einen 
seiden-  bis  stahlartigen  Bruch,  je  nachdem  sie  schnell  gekühlt  oder  nicht. 
Chromeisen  mit  2  Proc  C  und  12  Proc.  Cr  ist  schmiedbar;  im  getem- 
perten Chromstahl  dringt  die  Temperung  tiefer  ein  als  in  Gussstahl  ohne 
Chrom,  was  mit  der  grösseren  Verwandtschaft  des  Cr  zum  C  zusammenhängt. 
Die  leichtere  Oxydation  des  Chroms  in  höheren  Temperaturen  lässt  das 
Chromeisen  als  Zusatz  beim  Bessemern  anders  wirken  als  Ferromangan,  in- 
dem es  auch  zur  Rückkohlung  dienen  kann,  aber  sein  Oxyd  bildet  keine 
gute  Schlacke.  Chromstahl  mit  1 — 1*5  Cr  hat  sich  vorzüglich  in  Messer- 
klingen bewährt,  deren  Schneiden  sehr  hart  und  haltbar  waren.  Ein  Chrom- 
stahl mit  0*7  Kohlenstoff,  zu  Stäben  von  9  mm  bis  75  mm  Länge  abgedreht 
und  gehärtet,  zeigte  die  Elasticitätsgrenze  bei  40— 43*3  kg  Belastung  per 
9  mm,  und  Dehnungsgrenze  bei  70*8 — 73  kg  Belastung  per  qmm. 


Eisen.  13 

Die  Einwirkung  yon  Schwefelsäure  und  Salzlosungen  (Kochsalz,  Sal- 
miak, Natronlauge)  untersuchte  G.  Lünob  (Chem.  Ind.  86^  47,  Z.  V.  dt.  Ing. 
SO^  770)  an  8  Sorten  Gusseisen,  wobei  sich  zeigte,  dass  beim  Siedepunkte 
der  schwächeren  Säuren  sich  Holzkohlen -Roheisen  und  Hartguss  am  bebten 
hielten,  während  schottisches  Roheisen  am  stärksten  angegriffen  wurde.  Föhr 
(Chem.  techn,  Centr.-Anz.  86^  545)  bemerkt,  dass  Abdampfpfannen  für  Säure 
und  alkalische  Flüssigkeiten  nicht  aus  demselben  Gusseisengemisch  herge- 
stellt werden  dürfen.  Säurefestigkeit  erfordert  hohen  Gehalt  an  gebundenem 
Kohlenstoff,  dagegen  geringen  Graphitgehalt,  während  Widerstand  gegen 
Alkalien  umgekehrt  graues  Roheisen  mit  Graphit  verlangt;  im  ersteren  Falle 
mnss  das  Eisen  viel  Mn  und  wenig  Si,  im  zweiten  viel  Si  und  wenig  Mn  erhalten. 
Schmelzende  Alkalien  losen  den  gebundenen  C  mit  brauner  Farbe,  Graphit  und 
Silicium  bezw.  Ferrosilicium  werden  von  Alkalien  sehr  langsam  angegriffen. 

Hinsichtlich  der  physikalischen  Eigenschaften  des  Eisens  und 
Stahls  ist  die  spec.  Wärme  des  Eisens  Gegenstand  der  Untersuchung 
von  Pjonchon  (G.  r.  102,  1454,  Dibol.  261^  142)  gewesen:  in  der  Nähe  yon  700° 
leigt  Eisen  eine  auffallende  Zunahme  der  spec.  Wärme.  Die  zur  Er- 
wärmung yon  1  g  weichem  Eisen  erforderliche  Wärme  qo^  lässt  sich  ausdrücken 
zwischenO«  und  ßSO^:  qo*  =  0-11012 1  -t-  0*00002533 1^  -+-  0*00000005466664 1^ 

(für  98'3°— 655-3o=  11-11— 98-57  c) 

zwischen  660«  und  723°:  qo*  =  0-57803t  —  0-001435997 1«  +  0-000001 195t» 

(für  666,70— 710-7  =  101-3- 114-4  c) 

für  Temperaturen  bis  1000°:  qot  =  0.218t— 39 

(für  730-3— 10060=  1I9-95-180-34C). 

Der  Härtegrad  yon  Stahl,  je  nachdem  er  durch  grossere  oder  geringere 
Härtung  oder  durch  kalte  Bearbeitung  erzeugt  ist,  lässt  sich  nach  Eoobrtz 
(B.  u.  H.Z.  869  305)  durch  Ritzen  mit  Mineralien,  wie  Stilbit,  Flussspath,  Apatit, 
Feldspath  und  Quarz  (Härte  =  3-5 — 4*5 — 6  und  7)  einigermaassen  beurteilen ; 
geglühter  Stahl  mit  einem  Cgehalt  yon  über  1  Proc.  ist  mit  dem  Stilbit  ritz- 
bar. Eine  Pianoseite  mit  0'7  Proc.  C,  kalt  gezogen,  so  dass  sie  sich  nicht 
feilen  liess,  konnte  mit  Apatit  geritzt  werden;  gehärteter  Fagerstastahl  liess 
sich  mit  Feldspath  ritzen. 

Die  Blaubrüchigkeit  des  Eisens  und  Stahls  unterzieht  Lbdbbor 
(Glas.  Ann.  I85  206;  Dingl.  262,  166)  wiederum  einer  Erörterung;  sie  be- 
ruht in  der  Steigerung  der  Sprödigkeit  des  Eisens  bei  Erwärmung  oder  Ab- 
kühlung auf  jene  Temperatur,  bei  welcher  es  blau  anläuft,  also  bei  250  bis 
BOQo.  Während  Ealtbruch  oder  Rotbruch  durch  die  Anwesenheit  yon  Phos- 
phor bezw.  Schwefel  bedingt  werden,  scheint  die  Eigenschaft  des  Blaubruchs 
allen  Eisen-  und  Stahlsorten  ausnahmslos  anzugehören,  ohne  durch  die  An- 
wesenheit gewisser  Körper  gesteigert  zu  werden;  jedoch  neigt  Flusseisen 
stärker  zum  Blaubruch,  allen  Beobachtungen  zufolge,  als  Schweisseisen. 
Emgehend  auf  die  bisher  berichteten  Thatsachen^)  wird  das  Auftreten  yon 
Blaubruch  an  einem  Kunstgestänge  exemplificirt. 

^  TedUL-chem.  Jahrb.  8,  S.  12. 


14  Eisen. 

Einen  Fall,  in  welchem  eine  4*50  m  lange,  1*82  m  breite  und  30*16  mm 
dicke  flusseiserne  Eesselplatte  einen  Riss  von  457  mm  Länge  erhielt,  während 
sie  von  den  Kesselschmieden  bei  der  Anpassung  der  Nietlöcher,  zwischen 
zwei  Domen  befestigt,  zurecht  gehämmert  wurde,  berichtet  W.  Traiz«i. 
(St.  u.  E.  6,  815):  er  schreibt  dies  Zerreissen  dem  Umstände  zu,  dass  die 
Platten  vorher  bis  zu  dunkler  Rotglut  erhitzt  und  zwischen  die  Biege- 
rollen gebracht  worden  waren,  und  dass  sich  vor  Fertigstellung  der  Biegfang 
Blauwärme  eingestellt  habe.  Die  mechanische  wie  chemische  Untersuchung 
ergab  vorzüglichen  Stahl.  Die  Veränderung  von  Kesselblechen  aus  Flusseisen 
infolge  der  im  Betriebe  der  Kampf  kessel  entstehenden  Temperaturwechsel  erhellt 
femer  aus  einem  Bericht  von  A.  J.  Maoinnis  (The  Engineer  60,  No.  1563; 
St.  u.  E.6,  593),  nach  welchem  2  aus  3  Cylinderkesseln  bestehenden  Kesselan- 
lagen nach  2  Vs  jährigem  Betriebe  auf  See  Risse  zeigten  und  bei  dem  weiteren 
Auseinandernehmen  unter  den  Hieben  in  Stacke  zersprangen. 

c)  Classification  des  Eisens.  Zur  Untersuchung  über  die  Festig- 
keit der  Metalle  bei  verschiedenen  Wärmegraden,  welche  auf 
Veranlassung  des  Ver.  z.  Beförd.  d.  Gewerbfl.  veranstaltet  werden  sollen,  hat 
A.  Marxens  (Sitzgsbericht  1886,  170;  St.  u.  E.  6,  727)  ein  Programm  ent- 
worfen, wonach  für  jeden  anzuwendenden  Wärmegrad  5  völlig  gleichartige 
Versuche  durchgeführt  werden.  Die  28  mm  starken  und  zwischen  den 
Köpfen  700  mm  langen  Stäbe  (Normalform  der  Münchener  Konferenz)  werden 
in  einem  Gasofen  mit  zwei  concentrisch  angeordneten,  cylindrischen^  Muffeln 
aus  Chamotte  erwärmt,  in  dem  die  innere  Muffel  von  den  breiten  Stich- 
flammen eines  MoNscBBin^schen  Gasgebläses  getroffen  wird;  der  ganze  Ofen 
wird  an  die  obere  Einspannvorrichtung  der  Prüfungsmaschine  angehängt 
und  kann  der  Probestab  von  unten  her  durch  den  Ofen  in  die  obere  Ein- 
spannung  eingehängt  werden.  Die  Wärmemessung  soll  mittels  Metall- 
thermometer (aus  einer  Stahl-  und  Schmiedeeisenstange  zusammengesetzt) 
geschehen,  welche  mittels  Spiegel  abgelesen  werden.  Man  wird  auf  diese 
Weise  einen  Umfang  von  0 — 500»  Wärme  controliren  können;  es  werden 
jedoch  damit  nicht  die  wahren  Wärmegrade  des  Probestabs  bestimmt,  viel- 
mehr muss  es  genügen,  nur  bestimmte  Wärmegrade  zu  erzeugen,  deren 
gegenseitiger  Abstand  durch  bestimmte  Scalenlängen  des  Maassstabs  (für 
Intervalle  von  100  Wärmegraden)  festgesetzt  ist.  Bei  der  Annahme  von  5 
Härtestufen,  welche  im  rohen  und  ausgeglühten  Zustande  mit  je  8  Wärme- 
stufen zu  je  5  gleichwertigen  Versuchen  geprüft  werden  sollen,  ergiebt 
sich  die  Zahl  der  Versuche  auf  400. 

Eine  Reihe  einschlägiger  Versuche  an  Schweiss-  und  Flusseisen  werden 
von  Badschinobr  im  Hft.  XUI  d.  Mitt.  a.  d.  mech.  techn.  Laborat.  d. 
K.  techn.  Hochsch.  München  (St.  u.  E.  6,  797)  mitgeteilt,  welche  die  Ver- 
änderung der  Elasticitätsgrenze  und  der  Festigkeit  von  Eisenstahl  durch 
Strecken  und  Quetschen,  durch  Erwärmen  und  Abkühlen  und  durch  oftmalige 
Beanspruchung  betrafen.  Hervorzuheben  ist  die  Versuchsreihe  von  Dauer- 
versuchen  an    49    Probestäben,    aus    welchen    hervorgeht,    dass    wieder- 


Eisen.  15 

holte  Anstreng^ungen  zwischen  Null  und  einer  oberen  Grenze,  welche  die 
orspröngliche  Elasticitätsgrenze  noch  über  ihre  obere  Spannung  hinauszu- 
heben Termogen,  nicht  den  Bruch  herbeiführen:  auf  das  Aussehen  der 
Brachfläche  waren  die  vorhergegangenen  Dauerversuche  von  keinem  Einfluss, 
imd  zeigten  sich  auf  der  Bruchfl&che  die  von  Spanosmbbbo  hervorgehobenen 
charakteristischen  Zeichnungen;  die  Structurveränderungen  finden  nur  in 
der  Bruchoberfläcbe  selbst  statt,  und  wird  dadurch  die  vielverbreitete  An- 
sieht über  die  Structurveränderung  des  Eisens  und  Stahls  durch  oft 
wiederholte  Anstrengungen  gründlich  widerlegt  Die  18  von  Baosobibobb 
angestellten  Sätze  bedürfen,  wegen  der  in  den  einzelnen  Fällen 
geringen  Anzahl  der  Versuche,  zu  ihrer  Bestätigung  noch  weiterer 
Untersuchungen. 

A.  WÖHLBB  hat,  nachdem  in  dem  Beschlüsse  der  Münchener  Gonferenz 
zor  Untersuchung  von  Radreifen  und  Schienen  allein  die  Schlagprobe  als 
maassgebend  hingestellt  worden,  für  die  widersprechenden  Ergebnisse  der 
Zerreiss-  und  Schlagproben  durch  neue  Versuche  eine  Losung  zu  geben  ver- 
sucht (Centralbl.  d.  Bauverw.  1886,  167;  Zt  V.  d.  Ing.  «0,  747.)  Durch 
Abklopfen  der  Radreifen  mit  7  kg  schweren  Hämmern  und  durch  wieder- 
holte Schläge  auf  das  Schienenende  mit  einem  30  kg  schweren  Schwanz- 
hammer (Schlagarbeit  =15  mkg)  wurden  an  tüchtigen  Materialien  vorzeitige 
Bräche  erhalten,  aus  denen  Wohlbb  schliesst,  dass  in  der  Praxis  auf  Reifen 
und  Schienen  keine  Stosse  wirken,  derea  Arbeitswert  15  mkg  erreicht; 
dnich  die  Schlagprobe  werde  daher  das  Maass  der  vom  Material  geforderten 
Arbeitsleistung  zu  hoch  bemessen.  Es  wird  hierbei  vergessen,  dass  die 
Profong  über  das  Bedär&ds  der  Praxis  hinaus  die  Sicherheit  des  Materials 
zu  ermitteln  und  zu  gewährleisten  hat  — 

Die  Normalbedingungen  für  die  Lieferung  von  Eisencon- 
structionen  für  Brücken  und  Hochbau  des  Verbandes  deutscher  Archi- 
tekten und  Ingenieurvereine  unter  Mitwirkung  des  Vereins  deutscher  Ingenieure 
und  des  Vereins  Deutscher  Eisenhüttenleute  finden  sich  in  St  u.  E. 
«»330. 

Das  Blechwalzwerk  Pibdbobof,  Davaüs  &  Co.  in  Düsseldorf  hat 
mit  seinen  Dampfkesselblechen  Festigkeitsproben  im  Vergleich  zu 
Blechen  der  Firmen  Lowmoob,  Fa&nlbt  <&  Bowlino  in  England  vornehmen 
lassen  (St  u.  E.  6,  814),  und  zwar  vom  Rheinischen  Dampfkessel  -  Ueber- 
wachungsverein  in  Düsseldorf,  der  Ingenieur^Akademie  zu  Turin,  dem  tech- 
oischen  Institut  zu  Mailand,  nach  welchen  in  Festigkeit  \ind  Dehnung 
nach  der  Lang-  wie  Querfaser  die  deutschen  Bleche  den  englischen  durchaus 
überlegMi  waren. 

A.  Mabtbbs  (Mitt.  d.  K.  techn.  Versuchsanst.  z.  Berlin  IV,  131)  hat 
die  verschiedenen  Gegenstände  aus  schmiedbarem  Eisenguss  (Gewehr- 
ringe, Griff-  und  Riemenbügel,  Sporen  etc.)  von  der  Firma  Michablis  <fe 
Gabpabios,  Wiener  Weicheisen-  und  Stahlgiesserei  zu  Berlin,  Untersuchungen 
aa^estellt,   in  welchen  die  roh  gegossenen  und  getemperten  Stücke  Druck-, 


16  Eisen. 

Biege-,  Streck-,  Schweiss-  und  Hammer-  (Blech-)  proben  unterworfen  wurden. 
Die  Proben  ergaben  eine  grosse  Gleichmässigkeit  des  Materials,  sowie  eine 
gute  und  haltbare  Schweissung. 

d)  Yerschiedenes«  Die  Bethlehem  Iron  works  sind  beschrieben  St.  u. 
E.  6,  561,  die  Leistungen  in  deren  Schienenwalzwerk  von  John  Fritz  (Eng^. 
u.  Min.  Joum.  27,  369);  die  Eisenindustrie  der  Vereinigten  Staaten  ist 
Gegenstand  ausführlicher  Reiseberichte  von  Frbson  &  Trasbnsteb  (Rev. 
univ.  (II)  19,  99,  111,  122)  und  von  E.  Rbtbb  (St.  u.  E.  7,  1).  —  Die 
Oesterreichische  Kleineisen-  und  Stahlindustrie  behandelt  Zbitlinqbb  (Eis. 
Ztg.  1886,  478).  —  üeber  die  Schwedische  Eisenindustrie  berichtet  Zollbr 
(St.  u.  E.  6,  609).  Die  Eisen-Industrieen  der  Britischen  Colonien  werden 
von  GiLCHRisT  <fe  RiLBT  gescMldcrt  (Iron  88,  412,  460,  476).  —  Das  Eisen- 
und  Stahlwerk  Rbscbitza  in  Ungarn  ist  beschrieben  (Bg.  u.  H.  Z.  1886, 
357).  Einen  ausgedehnten  Bericht  über  eine  Bereisung  von  Hütten- 
werken in  Oesterreich,  Deutschland,  Belgien,  Frankreich  und  Grossbri- 
tannien gaben  Daniblsson  und  B.  Wtikandbb  (Jem.  Eont.  Ann.  1886, 
275),  daraus  entnommen  sind  Thomas-  und  Martin-Werke  in  St.  u.  £. 
6,  656,  598,  705. 

B.    Analytisches. 

a)  Bestimmiiog  des   Eisens  und  Trennung  yon  Thonerde.    Die 

Methode  zur  Trennung  von  Eisen  und  Thonerde  mittelst  Nitrose- /(9-Naphtol 
nach  V.  Enorrb  und  Ilikski  (Ber.  18,  2728)  wurde  von  Em.  Brbntbl  (Her. 
d.  osterr.  Ges.  z.  Ford.  d.  ehem.  Ind.  8,  129)  durchaus  empfohlen.  (S.  a. 
Chem.  Ztg.  9,  1814  und  wegen  Bereitung  des  Reagens  Ber.  18,  704  und 
Ohem.  Ztg.  9,  712).  Man  bestimmt  am  besten  in  einer  Menge  das  als 
Ferrinitrosonaphtol  geföllte  Eisenoxyd,  in  einer  andern  Menge  Eisen  und 
Thonerde  zusammen.    Vgl.  den  Art.  Aluminium. 

Nach  Donath  und  Jbllbr  (Z.  anal.  Ch.  25,  306)  wird  der  geglühte 
Gesamtniederschlag  von  Eisen  und  Thonerde  mit  Zinkstaub  oder  feinster 
Zinkfeile  im  bedeckten  Porcellantiegel  geglüht,  dann  in  verdünnter  H^SO* 
gelost,  wobei  Thonerde  unverändert  zurückbleibt.  Die  Eisenoxydullösung 
wird  mit  Chamäleon  titrirt.  Reducirende  Beimengungen  des  Zinkstaubes 
sind  vorher  zu  bestimmen  und  in  Abzug  zu  bringen. 

b)  Bestimmung  des  Eohlenstoll^.  Sbttbrwall  giebt  (Jemk.  Ann. 
1886,  7,  Zt.  O/S.  Brg.  u.  H.  Ver.  26,  412)  das  Verfahren  nebst  Apparaten 
an,  mittels  deren  der  Gesamt -Kohlegehalt  im  Eisen  durch  Verbrennung 
im  Platinrohr  zu  bestimmen  ist.  Die  aus  gewohnlichen  Bohrspähnen  be- 
stehende Probe  wird  in  einem  102  mm  langen  und  4  mm  tiefen  Schiffchen 
in  ein  150  mm  langes  Platinrohr,  dessen  hinterer  Theil  verjüngt  ist,  ein- 
geführt und  im  Sauerstoflfstrom  geglüht.  Die  Probesubstanz  ruht  im  Schiff- 
chen auf  einem  dem  letzteren  angepassten  Asbestpapierstreifen,  um  die  Be- 
rührung zwischen  Eisen  und  Piatina  zu  hindern.    Die  entwickelte  Kohlen- 


Eisen.  17 

saure  wird  im  Kaliapparat  aufgefangen.  Die  Erhitzung  geschieht  zuerst  mit 
Bunsenbrenner,  dann  mit  einer  Gebläselampe  eigner  Construction,  deren 
Brennspahe  der  Länge  des  Schiffchens  gleichkommt.  Die  Bestimmung  er- 
folgt in  einer  halben  Stunde.  —  Will  man  den  aus  der  Digestion  mit 
Eapferammoniumchlorid  Terbliebenen  Kohlernckstand  verbrennen,  so  wird 
derselbe  in  einen  dem  GoocH'schen  Filtrirtiegel  nachgebildeten  Platincylinder 
Mneinfiltrirt,  dessen  Boden  mit  aufgeschlemmtem  Astbest  bedeckt  wird.  Der 
Kohlernckstand  wird  getrocknet  und  im  Cylinder  in  das  Verbrennungsrohr 
mgeführt 

V.  Egobrtz  bespricht  die  verschiedenen  Methoden  der  Kohlenstoff- 
bestimmung (Bg.  n.  H.  Z.  1886,  277),  zunächst  die  Jodmethode;  der  aus 
der  Digestion  von  Eisen  oder  Stahl  mit  Jod  verbleibende  Rückstand,  bei 
100«  getrocknet,  eine  Kohlenjod wasserverbindung  (C*J4-20H'0)  mit  60  Proc. 
C.  Durch  die  Entwickelung  von  Kohlenwasserstoff  kann  bei  dieser  Digestion 
höchstens  ein  Verlust  von  0*008  Proc.  entstehen.  Für  die  colori- 
metrische  Bestimmung  (Bg.  u.  H.  Z.  S.  289)  werden  nähere  Anweisungen 
erteilt  (Probirröhren  von  180  mm  Länge  und  15  mm  Durchmesser,  Nor- 
mallosungen,  Beobachtung  bei  18®  C,  Anfertigung  derselben  aus  0*1  g 
Ksendraht  mit  den  Gehalten  von  Ol,  0*8,  0*5  und  1*0  Proc.  Kohlenstoff).  Da 
bei  der  colorimetrischen  Methode  gehärteter  Stahl  einen  um  die  Menge  der 
bei  der  Härtung  verschwindenden  Kohle  geringeren  Kohlenstoffgehalt  zeigt  als 
ungehärteter  Stahl  und  beim  Lösen  in  Salpetersäure  eine  feine  russartige 
Kohle  (Cement-)ff-Kohle)  abscheidet,  welche  sich  beim  Kochen  der  Lösung 
sowie  in  Salzsäure  löst,  dagegen  in  verdünnter  H*SO^  unlöslich  ist,  diese 
jS-Kohle  aber  verschwindet,  wenn  man  den  Stahl  —  in  einem  Cylinder  in 
feuerfesten  Thon  eingebettet  —  bei  einer  Temperatur  von  800— 9(X)<»  glnht, 
so  gründet  K  hierauf  folgendes  Verfahren:  Man  untersucht  den  Stahl  in 
seiner  ursprunglichen  Beschaffenheit,  dann  nach  Verwandlung  der  Härtungs- 
in  Cementkohle.  Ist  der  totale  Kohlenstoffgehalt  des  geglühten  Stahls  =  c 
(Ccmentkohle),  der  gemischte  Kohlenstoffgehalt  (Cement-  und  Härtungskohle) 
in  dem  mehr  oder  weniger  gehärteten  Stahle  =  b,  und  zieht  man  die  Vermin- 
denmg  des  Ggehalts,  welche  die  Härtungskohle  bei  colorimetrischen  Proben  ver- 
anlasst, in  Betracht,  so  erhält  man  100— 33-8 :  100  =  c— b  :  x,  woraus  x  oder 

die  Härtungskohle  =  ^ .     Zieht    man    diese  Kohle    dann    von    dem 

Gesamtkohlenstoffgehalt  ab,  so  erhält  man  die  Cementkohle. 

Nach  Spukovb  (Bg.  u.  Z.  1886,  461)  wird  zur  Bestimmung  des  C 
Eben  und  Stahl  (1—2  g)  mit  25—30  cbcm  einer  Lösung  von  442  g  krystall. 
Kupfervitriol  im  Liter,  die  mit  Natronlauge  vollkommen  neutralisirt,  digerirt, 
der  man  nach  der  Auflösung  15—30  cbcm  einer  Lösung  von  1000  g  Fe'Cl* 
in  1250  fbcm  Wasser  hinzufügt.  Der  Kohlenstoff  wird  über  Asbest  filtrirt 
und  nach  Ulobbbs  mittels  Chrom-  und  Schwefelsäure  verbrannt  und  als 
Kohlensäure  bestimmt  —  Bei  mehreren  gleichzeitigen  Proben  isolirt  man 
den  Kohlenstoff  zweckmässiger  Weise  durch  Verbrennung  des  Eisens  im 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  o 


18  Eisen. 

Ghlorgasstrom,    indem    man    mehrere    Schiffchen    mit   den    eingewogenen 
Proben  in  das  Verbrennungsrohr  einbringt. 

Alb.  Bband  weist  (St.  u.  E.  7,  173)  nach,  dass  bei  der  Digestion  von 
Eisen  und  Stahl  durch  Eupfersalze  in  ammoniakaiischer  Lösung  (GuCl^, 
2NH*C14-2H20  nach  Mo.  Cbbath)  Verluste  durch  Entwickelung  von  Kohlen- 
wasserstoff entstehen;  die  Bildung  derselben  wurde  durch  Verbrennung  der 
entwickelten  Gase  im  Sauerstoffstrom  und  Einleiten  in  Barytwasser  bezw. 
Kalilauge  nachgewiesen.  B.  empfiehlt  daher  zur  Abscheidung  des  Kohlenstoffs 
mit  Brom  gesättigte  Salzsäure  (spec.  Gew.  1*12),  wovon  30—40  cbcm  mit 
10—14  g  Brom  pro  Gramm  Eisen  erforderlich  sind.  (Bg.  u.  H.  Z.  1887,  65). 
Indessen  giebt  auch  diese  Methode  nur  für  kohlenstoffreichere  Eisen-  und 
Stahlsorten  bis  zu  1  Proc.  0  herab  genugende  Resultate,  abgesehen  davon, 
dass  bei  der  Verbrennung  des  Kohlenstoffs  die  Bromdämpfe  durch  Silber- 
granalien zurückgehalten  werden  müssen  (bezw.  Oorrectur  durch  Erfahrungs- 
werte); für  ärmere  Eisensorten  ist  die  Methode  unzuverlässig  und  ist  die 
colorimetrische  Bestimmung  derselben  vorzuziehen. 

c)  Begtünmung  des  Siliciums.  L.  Blum  giebt  (Ohem.  Ztg.  10,  702) 
Belege  für  die  nach  seiner  Bromsalzsäuremethode  erhaltenen  Siliciumbe- 
stimmungen  gegenüber  den  mit  Salzsäure  und  Kaliumchlorat  ausgeführten 
Analysen  und  erklärt  die  zu  niedrigen  Resultate  der  letzteren  aus 
einer  Verflüchtigung  von  Silicium  als  Siliciumhydrochlorid.  —  Als  ein  noch 
einfacheres  Verfahren  für  die  Si-Bestimmung  bezeichnet  Strick  die  Digestion 
der  Roheisenspähne  (2  g)  in  verdünnter  H^SO*,  worauf  die  Lösung  im  Becher- 
glase bis  zur  Trockne  verdampft  wird;  man  setzt  sorgfaltig  Wasser  hinzu, 
um  dass  Ferrisulfat  zu  lösen,  filtrirt  und  glüht  den  Rückstand.  Die  Ana- 
lyse ist  in  Vk  Stunde  ausführbar. 

d)  Bestimmiing  des  Mangans.  Zur  Trennung  von  Eisen  und 
Mangan  empfiehlt  v.  Knorrb  (St.  u.  E.  7^  178)  die  Anwendung  des  Nitroso- 
/9-Naphtols;  die  Fe  und  Mn  als  Sulfat  oder  Chlorid  enthaltende  Lösung  wird 
mit  Ammoniak  neutralisirt  und  ein  geringer  Niederschlag  mit  Salzsäure 
gelöst.  In  die  zum  Sieden  erhitzte  Lösung  wird  unter  Umrühren  ein  üeber- 
schuss  von  in  50  proc.  Essigsäure  gelöstem  Nitrosonaphtol  zugesetzt  Nadi 
einigen  Stunden  wird  die  kalte  Lösung  abfiltrirt  und  der  Rückstand  des 
Eerrinitrosonaphtol  gut  ausgewaschen  und  vorsichtig  eingeäschert.  Im 
Filtrat  wird  das  Mangan  mittels  bromhaltigen  Luftstroms  nach  Nie.  Wolpp 
bestimmt. 

Die  volumetrische  Bestimmung  des  Mangans  ist  ziemlich  überein- 
stimmend und  wesentlich  nur  bezüglich  des  zum  Rücktitriren  verwendeten 
Reagens  durch  die  Methoden  von  C.  Mbinbckb  (Rep.  an.  Gh.  1886,  19,  252) 
sowie  von  Scböppbl  und  Donath  (St.  u.  E.  7,  30)  auf  Grundlage  der 
VoLBARD^schen  Methode  bearbeitet  worden.  Nach  Mbinbckb  werden  1 — 2  g 
Substanz  in  einem  Gemisch  von  Schwefel-  und  Salpetersäure  gelöst,  durch 
Ohromsäure  oxydirt  und  diese  mit  Baryumchlorid  geföllt;  man  neutralisirt 
mit  Zinkoxyd  bis  zur  Abscheidung  von  Eisenhydroxyd.    Von  der  zur  Marke 


Eisen.  19 

aufgefüllten  Lösung  werden  250  cbcm  in  eine  abgemessene  ausreichende,  mit 
Zinkchlorid  versetzte  Losung  von  Chamäleon  filtrirt  und  der  Ueberschuss  des 
Permanganats  mit  Antimonchlorur  zurück  gemessen.  —  Nach  dieser  Methode 
hat  Fb.  Müller  unter  Vorbereitung  titrirter  Lösungen  und  der  erforderlichen 
Messpipetten  ein  Verfahren  angegeben  (St.  u.  £.  0,  590),  mittels  dessen  die 
Manganbestimmung  in  einem  gepulverten  Spiegeleisen  in  25  Min.  ausgeführt 
werden  kann.  Schopfbl  und  Pohath  lösen  in  Salzsäure,  kochen  die  filtrirte  Lö- 
sung mit  Kaliumchlorat,  neutrasiliren  einen  aliquoten  Theil  mit  Natriumcarbonat 
und  setzen  präparirtes  (mit  Chamäleon  ausgekochtes)  Zinkoxyd  hinzu;  dieses 
Gemenge  wird  in  eine  siedende,  mit  Zinksul&t  versetzte  Chamäleonlösung 
gegossen,  wieder  gekocht  und  mit  arseniger  Säure  zurücktitrirt  Sbttbbwall 
(Jem.  K.  Ann.  1886,  7,  Z.  0.  S.  Bg.  u.  H.  V.  25,  410)  oxydirt  in  der  sal- 
petersauren  Lösung  das  Mangan  mittels  Bleisuperoxyd  oder  Mennige;  die 
Lösung  wird  über  ein  Asbestfilter  filtrirt  und  mit  arseniger  Säure  oder 
arsenigsaurem  Natron  (1*69  As*0^  und  8*3  g  Natriumbicarbonat  gelöst,  filtrirt 
und  zu  2  1  Wasser  verdünnt)  titrirt  bis  zur  Gelbförbung. 

Eine  fernere  Methode  der  gewichts-  oder  maassanalytischen  Bestimmung 
mittels  Quecksilber  imd  Brom  giebt  C.  Mbiubckb  an  (Rep.  an.  Ch.  1887,  54, 
St.  u.  E.  7,  287)  an:    Die   salpetor-   oder   schwefelsaure  Lösung   wird   mit 
Zinkoxyd  geföUt  und  aufgefüllt;  ein  aliquoter  Teil  des  Filtrats  wird  mit  in 
Wasser   zerriebenem  Quecksilberoxyd  und  in  der  Siedhitze  mit  Bromwasser 
versetzt.    Der  Niederschlag   wird   mit  Salpetersäure   ausgewaschen  und  zur 
Wägung   gebracht;   er  kann  Eisen-,  Zink-,  Nickeloxyd   enthalten.     Besser 
zersetzt   man   den  Niederschlag   mit   einer   schwefelsauren  Lösung   reinster 
Oxalsäure  und  misst  den  Ueberschuss  von  Oxalsäure  mit  Chamäleon  zurück, 
e)  Bestimmiiiig  des  Phosphors«    Mbinbgkb  stellt  die  von  Rbis  (Rep. 
an.  Ch.  1886,  313  u.  325,    Dingl.  261,  267)    angegebene   maassanalytische 
Bestimmung   des  Phosphors^)  unter  Zweifel.    Zu  der  salpetersauren  Eisen- 
lösung  werden    gleiche   Volumina   Salpetersäure    von    1*4  spec.  Gew.    und 
Ammoniak   von   0*91    spec.    Gew.   in   solcher    Menge    zugesetzt,    dass    sie 
nach  der  Fällung  25—30  cbcm  Ammoniumnitrat  und  etwa  12*5  g  freie  N'O* 
=  25  cbcm  Salpetersäure  in  100  cbcm  enthält.      Die   Molybdänsäurelösung 
bereitet  man   durch  Auflösen   von   150  g  Ammoniummolybdat  in  1  1  5proc. 
Ammoniak  und  Eingiessen  in  1  1  Salpetersäure  von  1*2  spec.  Gew.  —  Diese 
Lösung  wird  zu  der  90— 95*>  heissen  Eisenlösung  unter  Umschwenken  gesetzt; 
xmter  Erkalten  erfolgt  die  Fällung  nach  1  Stunde  vollständig.     Der  Nieder- 
schlag wird    filtrirt   und    mit  15proc.  Lösung    von  Ammoniumnitrat    ausge- 
waschen;   erst  bei  einem  Gehalte  von  45  cbcm  freier  Salpetersäure  von  1'4 
spec.  Gew.  in  200  cbcm  wird  die  Mitföllung  von  Eisen  verhütet.     Der  Nieder- 
schlag wird   ungetrocknet   in    der  Platinschale    gelinde  erhitzt,  so  dass  die 
Pilterkohle  ohne  Glühen  verbrennt.    Man  befeuchtet  ihn  mit  etwas  Ammoniak, 
trocknet  und    glüht   nochmals;    der  Niederschlag    enthält  dann  4*018  Proc. 


1)  Techn.-cheiD.  Jahrh.  8,  S.  19. 


l 


20  Eisen. 

p2  0^=1*754  Proc.  P.  Die  Fällung  der  Phosphorsäure  ist  unvollständig,  sofern 
nicht  organischen  Stoflfe  zerstört  sind;  dies  geschieht  durch  Zusatz  von  Chrom- 
säure. Von  Eisen,  das  beim  Lösen  keine  Kieselsäure  abscheidet,  werden 
3*508  g  verwendet,  so  dass  1  g  des  Ammomnolybdänphosphats  0*5  Proc.  P. 
entspricht.  Man  löst  in  50  cbcm  Salpetersäure  von  1*2  spec.  Gew.,  fügt  60  cbcm 
stärkere  Salpetersäure  und  dann  2  g  CrO^  zu  und  kocht  5—10  Minuten 
lang ;  mit  100  cbcm  Wasser  verdünnt  wird  ein  Teil  der  Säure  mit  50  cbcm 
Ammoniak  (0*91  spec.  Gew.)  neutralisirt  und  die  heisse  Lösung  mit  75  cbcm 
Molybdänlösung  gefällt.  Von  Thomaseisen  werden  2*1925  g,  von  Spiegel- 
eisen 8*77  g  eingewogen  und  verdünnt  nach  Zerstörung  der  organischen  Stoffe 
auf  250  cbcm. 

Nach  Hoss  (Z.  anal.  Ch.  25,  319)  wird  die  salpetersaure  Eisenlösiing- 
durch  Zusatz  von  Chlorammonium  in  Eisenchlorid  und  Ammoniumnitrat  über- 
geführt (für  10  g  Eisen  in  200  cbcm  Salpetersäure  von  1*2  spec.  Gew.  28*65  g- 
NH*C1  oder  100  cbcm  ein  28*65 proc.  Lösung);  dann  lässt  man  50  cbcm  einer 
wässrigen  Lösung  von  Ammonmolybdat  zufliessen,  welche  20  Proc.  festes 
Salz  enthält,  erwärmt  auf  50®,  worauf  nach  15  Minuten  filtrirt  werden  kann. 
Der  mit  Ammonmolybdatlösung  und  dann  mit  warmem  mit  Salpetersäxire 
angesäuertem  Wasser  ausgewaschene  Niederschlag  wird  bei  80°  getrocknet, 
der  Niederschlag  abgepinselt  und  das  Filter  für  sich  verbrannt. 

Nach  L.  Schneider  (Oe.  Z.  1886,  765)  beruht  die  unvollständige  Fällung- 
der  Phosphorsäure  nicht  in  der  Anwesenheit  organischer  Substanzen,  sondern 
auf  der  Bildung  von  phosphoriger  Säure  neben  Phosphat  bei  der  Auflösung 
des  Eisens  in  Salpetersäure;  die  hierbei  auftretende  phosphorige  Säure  hat 
ScHN.  qualitativ  und  quantitativ  bestimmt.  Nur  durch  Eindampfen  und  starkes 
Erhitzen  des  Trockenrückstandes  kann  eine  weitere  Oxydation  der  phos- 
phorigen Säure  erzielt  werden. 

Chebveb  in  Michigan  gründet  (Am.  Inst.  Min.  Eng.  14,  377)  wie  vor  ihm 
V.  D.  Ppordten  (Ber.  1882,  1925),  eine  volumetrische  Bestimmung  auf  die 
Reducirbarkeit  der  MoC  und  Oxydation  mittels  Permanganat.  Nach  Chbevbr 
hat  der  gelbe  Niederschlag  die  Zusammensetzung  3(NH*)*OP'0**22MoO^' 
12H^0;  die  Titrinmg  erfolgt  nach  dem  Schema 

5Mo2O3  +  6KMnO*4-9H2SO*  =  10MoO34-3K2SO*4-6MnSO*4-9H2O: 
es  entsprechen  31*568  Gwtl.  KMnO*47-866  T.  MoO^,  daher  1  cbcm  einer 
Vio  N.  Permanganatlösung  gleich  000477866  g  MoO^.  Der  gelbe,  durch 
Waschen  von  Ammoniumnitrat  befreite  Niederschlag  wird  gelöst,  auf 
50—60  cbcm  verdünnt,  wovon  man  15— 20  ccm  nimmt,  mittels  Platinblech 
und  10  g  amalgamirtem  Zink  undJZusatz  von  75  cbcm  verd.  H^SO*  reducirt 
und  20—30  Minuten  erhitzt.  Die  etwas  verdünnte  Lösung  wird  mit  Vio  N. 
Permanganatlösung  titrirt.  Die  Anzahl  verbrauchter  cbcm  mit  0*0000938 
multiplicirt  giebt  die  Menge  des  Phosphors  an. 

Eine  schnelle  Methode  der  Phosphorbestimmung  für  Martin-  und 
Thomasstahlproben  durch  Ausschleudern  in  kleinen,  trichterförmig  verjüngten 


Eisen.  21 

Cylindern,  welche  mit  procentischer  Kalibrirung  versehen,   beschreibt  nach 
öötä's  Angabe  H.  Weddiso  (St.  u,  E.  7,  118). 

f)  Besümmiuig  tqh  Sehwefel,  Arsen,  Chrom«  Die  von  G.  Möllbb 
(Inaug.  Dissert  Halle  1886,  Bg.  u.  H.  Z.  45,  198)  ausgeübte  Bemängelung 
der  EoGBRTa^schen  Methode  der  Schwefel bestimmung  im  Eisen  weist 
y.  Eo^BBTi  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  545)  zurück,  darauf  hinweisend,  dass  diese 
Methode  seit  naheze  40  Jahren  von  den  schwedischen  Eisenwerken  gehand- 
habt werde  und  nur  für  Eisen  mit  einem  Schwefelgehalt  bis  zu  005  Proc. 
dienen  sollen.  Bei  diesem  Gehalt  werden  auf  dem  Silberblech  (75  Proc.  Ag 
imd  23  Cu)  Spuren  von  blauen  Farben  kund;  ein  andres  Normalblech  von 
60  Proc  Cu  und  40  Zu)  zeigt  0*02  Proc.  Schwefel  an,  ein  Blech  von  reinem 
Ag-£reiem  Golde  dient  für  0  04  Proc.  Schwefel.  Die  Bleche  werden  sorg- 
faltig gescheuert,  so  dass  sie  ein  feinrissiges,  kein  polirtes  Aussehen 
haben. 

Spbbroer  löst  zur  Schwefelbestimmung  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  471)  das 
Eisen  (1  —  2  g)  im  Kolben  unter  Ueberleitung  eines  Kohlensäurestroms  auf, 
welcher  den  Schwefelwasserstoff  in  ein  mit  Glasperlen  gefülltes  Rohr  treibt, 
welche  mit  einer  Lösung  von  Bix)m  in  Bromkalium  benetzt  sind.  Der 
Schwefelwasserstoff  wird  zu  Schwefelsaure  oxydirt,  die  mittelst  Ba  Ol  be- 
stimmt wird.  —  Vergl.  a.  v.  Juptnbr  über  Wibobgh's  colorimetr.  S.-Probe 
(De.  Z.  84,  805). 

Für  die  Bestimmung  von  Arsen  hat  Grondahl  die  LoRoni^sche  Me- 
thode modificirt  (Jemk.  Ann.  1886,  41,  149.  Bg.  u.  H.  Z.  46,  375)  dahin, 
dass  er  die  Reduction  der  Arsensäure  erübrigt;  die  nach  der  Lösung  in 
Salpetersäure  zur  Trockne  eingedampfte  Masse  wird  gepulvert  und  im 
Platintiegel  geglüht,  darauf  in  der  Porzellanschale  mit  10  ccm  H^  SO^  abge- 
raucht,  dann  in  den  Destillirkolben  übertragen,  wonach  das  Destillat  mit 
H'S  nach  Lundim  behandelt  wird. 

Zur  Ghrombestimmung  wird  der  nach  Abscheidung  der  Kieselsäure 
ein^ocknete  Rückstand  mit  Natrium -Kaliumcarbonat  und  Salpeter  ge- 
schmolzen und  in  der  ausgelaugten  Lösung,  nachdem  sie  mit  HNO'  neutrali- 
sirt,  die  Chromsäure  mit  Quecksilbemitrat  geföUt.  Der  mit  dem  Reagens 
(Terdünnt)  ausgewaschene  Niederschlag  wird  im  Platintiegel  zu  Chromoxyd 
g«glttht. 

C.  Teolmisolies. 
1.   Darstellung  des  Roheisens« 

e)  Bohmaterialien«  üeber  Eisenerzlager  schreiben:  Gbossoüvbb, 
Eisenerze  im  Centrum  Frankreichs  (Ann.  d.  min.  VIII,  311);  Fb.  Kollmasr, 
Enlagerstätten  für  Thomas-  und  Martineisen  in  Hannover  (St  u.  E.  öj  '71'^); 
die  Rimamurany-Eisenstein- Gruben  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  61).  Die  wachsende 
Bedeutung  der  Manganerze  für  die  Ferromangandarstellung  veranlasst  hin- 
meisen  auf:  Russische  Manganerze  (Chem.  Z.  10,  1408),  Göttinq 
Hanganerzlager  in  Bosnien   (Bg.  u.  H.  Z.  45,  845),   Manganerze    in  Chili 


22  Eisen. 

(St.  u.  £.  Oy  689),  neue  Aufschlüsse  Ton  Hanganerzen  (Bg.  u.  H.  Z.  46,  7). 
—  Die  Behandlung  -von  Schwefelkiesabbränden  für  die  Verwendbarkeit 
im  Hochofen  bespricht  B.  Eosmaiün  (Ghem.  Z.  10  ^  673)  hinsichtlich  der 
Fähigkeit  ihrer  Auslaugung  durch  Dampf,  welche  durch  Gegenwart  von 
basischem  Zinksulfat  und  Zinksulfid  behindert  wird;  letzteres  beeinträchtigt 
auch  die  Extraction  des  ZinkgehsUts  mittelst  neutralem  Ammoniumcarbonat. 
Nach  der  Entfernung  des  Zinkgehalts  bildet  die  Herstellung  schmelzföhiger 
Brikets  für  den  Hochofen  mittelst  Melasse  nach  Saltbrt's  Verfahren  keine 
Schwierigkeit.  —  Eine  Vervollkommnung  in  der  Entzinkung  der  Schwefel- 
kiesabbrände  will  H.  Ribmann  dadurch  erzielen,  (D.  P.  38072),  dass  bei  der 
chlorirenden  Röstung  zinkhaltiger  Abbrände  oder  Erze  ein  Zusatz  von 
neutralem  Ferrisulfat  gegeben  wird,  welches  auch  durch  Digestion  von  Eies- 
abbränden  mittelst  Schwefelsäure  unter  längerer  Einwirkung  der  letzteren 
in  Haufen  und  Erhitzung  der  Masse  bis  zur  Rotglut  erzeugt  wird;  ein 
Auswaschen  der  Zinksalze  mit  verdünnter  Schwefelsäure  soll  dadurch  er- 
übrigt werden.  Das  Verfahren  kommt  also  im  wesentlichen  auf  einen  ver- 
mehrten Zusatz  von  Schwefelsäure  hinaus.  —  Ein  andres  Verfahren  rührt 
von  Hbrii.  Hbrbbrts  in  Barmen  her  (D.  P.  38  780),  indem  die  Eiesabbrände 
der  Einwirkung  von  Wasserdampf  von  höherem  Druck  ausgesetzt  werden. 
Der  hierzu  erforderliche  Apparat  besteht  aus  einem  die  Eiesabbrände 
aufnehmenden  Eisenblechbehälter,  der  oben  und  unten  mit  Oeffiiungen  zum 
Ein-  und  Ausbringen  der  Eiesabbrände  sowie  mit  Vorrichtungen  zur  Zu- 
leitung des  Dampfes  und  Ableitung  der  löslichen  Zink-  und  Schwefelverbin- 
dungen versehen  ist,  welch'  letztere  durch  eine  Filtrirvorrichtung  nach  dem 
Boden  des  Behälters  gelangen. 

Die  Verwendung  von  Brennstoffen  anlangend,  so  kommt  v.  Vlotbn 
darauf  zurück  (St.  u.  E.  6,  241),  dass  der  Einfluss  der  leichteren  Verbrenn- 
lichkeit  der  Holzkohle  im  Vergleich  mit  Ooks  auf  den  Hochofenbetrieb  nicht 
von  grosser  Bedeutung  sein  könne,  da  in  gleichen  Räumen  mit  derselben 
Brennstoffmenge  das  gleiche  Wärmequantum  entwickelt  werde ;  wenn  andrer- 
seits die  Verbrennung  des  Coks  durch  höhere  Pressung  des  Windes  beför- 
dert werde,  so  werde  die  Geschwindigkeit  der  Luft  im  Cokshochofen  bei 
der  höheren  Gegenpressung  im  Gestell  nicht  sehr  erheblich  grösser  sein  als 
im  Holzkohlenhochofen.  Der  Schwerpunkt  liegt  in  der  richtigen  Verteilung' 
der  Gase  und  der  chemischen  Einwirkung  derselben  auf  die  Erze,  und  es 
ist  deshalb  durch  die  Wahl  des  Ofenprofils  und  der  Gasfänge  mehr  auf  die 
Vervollkommnung  des  Cokshochofens  hinzuarbeiten  als  durch  Verwendung^ 
von  lockerem,  leichteren  Coks,  welcher  immerhin  zerreiblicher  ist  als  dichter, 
fester.  Bblani  (St.  u.  E.  0,  302)  weist  dem  gegenüber  darauf  hin,  dass 
die  grösste  Flächenwirkung  und  Reactionsföhigkeit  der  Holzkohle  nicht  zu 
bestreiten  sind;  behufs  Entwickelung  gleicher  Mengen  Zeitwärme  wird 
daher  in  Cokshochofen  immer  ein  grösserer  Raum  in  Anspruch  genommen; 
die  Bedingung  „gleiche  Zeitwärme  im  gleichen  Raume^  wird  somit  nicht 
erfüllt.    Femer  ist  im  Holzkohlenofen  die  Reduction   eine   bessere   durch 


Eisen.  23 

directe  Berührung  zwischen  Erz  und  Kohle  bei  genagender  Temperatur; 
die  grosse  Oberfläche  der  Holzkohle  in  Verbindung  mit  der  hohen  Fähigkeit, 
anf  Sauerstoff  zu  reagiren,  fordert  die  Reduction  des  darin  eingebetteten 
Erzes,  und  so  ist  die  Reduction  Tor  der  Erweichung  des  Erzes  vollzogen; 
derartige  Wirkungen  sind  nur  mit  porösem  und  reactionsfiÜiigem  Goks  zu 
erzielen,  bei  dichterem  müssen  sie  durch  eine  grossere  Gas-  und  Wärme- 
menge in  der  Zeit  ersetzt  werden.  Schliesslich  wird  einer  Yergrösserung 
des  Verbrennungsraumes  unter  den  Formen  das  Wort  geredet,  wie  dies 
bei  schottischen  Hochöfen  von  Ooltnbss  <fe  Co.  der  Fall,  wo  die  Blasformen 
7  Fnss  über  dem  Boden  liegen. 

b)  Hochofenbetrieb«  Unter  den  Erörterungen  des  Schmelzbetriebs 
im  Hochofen  stehen  diejenigen  über  die  Bedingungen,  welche  die  Regel- 
mässigkeit des  Niedergangs  der  Gichten  beeinflussen,  über  das  Auftreten 
Ton  Störungen  und  Versetzungen  im  Hochofen  und  die  Mittel  zu  jpig.  i. 
deren  Beseitigung  im  Vordergrunde.  Nach  Edw.  Walsh  (Eng. 
Q.  Min.  J.  42,  18;  Bg.  u.  H.  Z.  46,  58)  ist  das  Profil  des  Hoch- 
ofens auf  den  Gang  desselben  von  grösstem  Einfluss;  die  sLinien** 
des  Ofeninnem  sind  so  zu  legen,  dass  sich  die  Rast  an  die  untere 
Grenze  der  Ofenzone  anschliesst,  in  welcher  die  Yollkommene 
Schmelzung  der  Materialien  beginnt  Nach  dem  nebenstehen- 
den, Ton  Walsh  vorgeschlagenen  Profil  (Fig.  1)  kommt  diese  Zonen- 
grenze in  den  Teil  des  Ofens,  wo  eine  Erweiterung  des  Profils 
nach  unten  stattfindet;  dadurch  ist  es  den  zähigen  und  teigigen 
Massen  der  aus  der  oberen  Zone  hinabsinkenden  Schmelzsäule 
benommen,  ein  Auflager  zu  finden,  wo  sie  Versetzungen  bilden 
könnten,  sondern  dieselben  gelangen  alsbald  in  die  Schmelzzone, 
wo  sie  durch  stetige  Zufuhr  von  Brennstoff  vor  die  Formen  einer 
kräftigen  chemischen  Einwirkung  unterworfen  werden.  Die  neu 
entworfene  Ofenform  wird  im  Original  durch  eine  grosse  Anzahl  von  Figuren 
als  Beispielen  der  Hochöfen  verschiedenster  Bezirke  und  mit  verschiedenen 
Brennmaterialien  betrieben  belegt. 

F.  W.  LöBMANN  (St.  u.  E.  7,  163)  geht  darin  noch  weiter  und  erklärt 
für  richtiger,  die  unbedeutende  im  Betriebe  doch  wegschmelzende  Rast  ganz 
fortzulassen.  In  einem  steil  geformten  Ofen  von  geringer  Weite  und  grosser 
Höhe  wird  der  Druck  der  Beschickung  von  den  Wandungen  aufgenommen, 
und  wird  der  Druck  auf  die  in  irgend  einer  waagerechten  Ebene  befindlichen 
Materialien  ein  so  geringer,  dass  die  Beschickung  keineswegs  zu  dicht  liegt, 
xim  den  Gasen  nicht  den  nötigen  Durchgang  zu  verschaffen.  Der  rastlose 
Hochofen  ist  daher  die  günstigste  Form  für  den  Niedergang  der  Gichten, 
imd  wird  diese  Ansicht  durch  den  ungeschickt  angestellten  Versuch  Tatlob's 
zu  ehester  nicht  widerlegt  werden.  Ein  nach  L.'s  System  zu  Musen  1885  er- 
bauter Holzkohlenofen  ist  bis  Anfang  December  1886  im  Betriebe  gewesen, 
%51  mm  hoch,  an  der  Gicht  1100  mm,  unten  1250  mm  weit,  unten  in  einer 
Höhe  von  1255  mm  cylindrisch,  dann  sich  verjüngend  mit  einer  Neigung  von 


24  Eisen. 

etwa  91°  zur  Waagerechten,  und  hat  sich  durch  einen  flotten,  ungestörten 
Gichtenwechsel  ausgezeichnet;  in  24  Stunden  wurden  etwa  6000  kg  Roh- 
eisen mit  einem  Verbrauch  Ton  1113  kg  Holzkohlen  auf  die  Tonne  Roheisen 
bei  400°  C.  Temperatur  und  2—3  Pfd.  Pressung  des  Windes  erblasen. 

Zur  Beseitigung  von  Hochofenversetzungen,  in  denen  Eisen 
vorherrscht  —  bei  vorwiegender  Schlacke  wurden  dieselben  mittels 
Dynamit  weggesprengt  —  ist  in  Amerika  nach  dem  Vortrage  Jam. 
Gaylbt's  (Transact.  Amer.  Inst.  Min.  Eng.  14,  779)  auf  mehreren  Werken, 
Cedar  Point,  Edgar  Thomson-Hütte  das  von  Withsrbbb  (Transact.  18,  675) 
beschriebene  Petroleum-  oder  Teeröl-Blasrohr  (Kerosene-Blowpipe)  mit  Er- 
folg angewendet  worden.  (Vergl.  Lürmann,  St.  u.  E.  6,  461.)  F.  Toldt 
(Oe.  Z.  84,  587)  fügt  diesen  Vorgängen  einen  Fall  des  Schwechater  Werkes 
an,  wo  mit  einer  Feuerspritze  nach  und  nach  300  kg  Petroleum  aus  einem 
Rohr  von  5  mm  Oeffiiung  durch  die  letzte,  noch  helle  Form  des  Hochofens 
zur  Herabschmelzung  3  schwerer  Gichten  eingespritzt  wurden.  Lbb  (Engin. 
a.  Min.  42,  260)  bewältigte  mit  dem  Blasrohr  die  zum  Eisenabstich  herab 
erkaltete  Masse  eines  Hochofens  in  4  Stunden,  worauf  der  Wind  angesetzt 
und  der  ganze  Herd  ausgeschmolzen  wurde. 

LüEMANN  (Z.  V.  dt.  Ing.  80,  342)  und  Pbbtz  (St.  u.  E.  6,  274)  weisen 
auf  die  Bedeutung  des  Gasfang-  und  der  Aufgabe  Vorrichtung  an  der 
Gicht  des  Hochofens,  welche  dieselbe  je  nach  der  Beschaffenheit  des  Schmelz- 
materials für  den  regelmässigen  Niedergang  der  Gichten  hat.  Es  werden 
von  LuRRMANN  in  dieser  Beziehung  die  Vorzüge  des  LANOEN^schen  Gasfangs 
vor  dem  PARBv'schen  Trichter  hervorgehoben.  Nach  Pbbtz  eignen  sich  der 
letztere  und  der  v.  Hopp'sche  Gasfang  bei  Oefen  mit  eingezogener  Gicht  und 
für  rölliges,  dichter-liegendes  Erzmaterial,  welches  durch  die  bezeichneten 
Apparate  so  nach  den  Wandungen  hin  verteilt  wird,  dass  die  feineren  Erze 
mehr  am  Rande  verbleiben,  während  die  Stückerze  in  natürlicher  Böschung 
der  Mitte  zurollen  j  ein  Eintauchrohr  ist  hier  eher  schädlich  wie  nutzbringend. 
Bei  stückreichen  Eisensteinen  dagegen  verhindert  ein  Eintauchrohr  das  zu 
starke  Verrollen  nach  der  Mitte  des  Ofens,  und  Coks  und  Erzgichten  werden, 
einige  Meter  unterhalb  des  Eintauchrohrs  angekommen,  in  gleichmässiger 
Verschiebung  hinabgehen.  Der  Glockenapparat  wird  sich  bei  Oefen  mit 
weiter  Gicht  bewähren  und  ein  desto  längeres  Eintauchrohr  erforderlich  sein, 
je  näher  die  Beschickung  nach  der  Ofenmitte  geworfen  wird,  und  umgekehrt 
ein  kurzes  bezw.  gar  kein  Eintauchrohr  Erfolg  gewähren,  je  weiter  die  Erze 
von  der  Ofenmitte  ab,  also  zum  Rande  näher  in  den  Ofen  gelangen. 

Eine  neue  Vorrichtung  zum  Begichten  der  Hochöfen  (und  anderer  Schacht- 
öfen) hat  Job.  Gost.  Wiboboh  entworfen  (D.  P.  38042)  (Fig.  2).  Dieselbe  hat  den 
konischen  Tichter  a,  die  cylindrische  Glocke  &,  welche  im  herabgesenkten  Zu- 
stande an  den  Konus  dicht  anschliesst,  und  den  Verteilungsapparat  c  mit  den 
flachen  Schaufeln  d,  welche  letztere  um  eine  verticale  Axe  k  an  den  Spindeln  e 
angebracht  sind.  Durch  die  verticale  Axe  k  können  die  Schaufeln  mit  Hülfe  der 
konischen  Räder  m  und  n  gedreht  werden  und  eine  beliebige  Stellung  erhalten. 


Eisen. 


25 


'.Nt^'^^^V 

V 

h 

b 

> 

i^mm 

Nj 

^ 

k^' 

X 

.■■■. 

V 

"j5 

WFtt' 

(" 

k 

> 

t-T^ 

r^ 

% 

■■:': 

-  iih 

\\ 

\ 

■ ;/ 

■M 

i  d 

A 

^ 

l 

% 

"*^.  j 

Bei  Anwendung  des  Apparates  werden  die  Kohlen  in  dem  Raum  zwischen  dem 
Konus  a  und  der  an  denselben  anschliessenden  Glocke  h  verteilt.  Sodann 
werden       die  ^*  2. 

Schaufehl, 

welche    dann, 

wenn  sie  mit 

ihren    Längs- 

kanten  zusam- 

eine  geschlos- 
sene Pyramide 
bilden,  durch 
Drehen  der 
Welle  Jb  einge- 
stellt, je  nach- 
dem man  die 
Kohlen  ver- 
theilen  will, 
und  die  Glocke 
wird  emporge- 
hoben. Hie- 
rauf    stürzen 

die  Kohlen   an   dem  Konus  und  alsdann  an  den  Schaufeln  d  entlang  oder 
zwischen  diesen  hinab. 

lieber  den  Einfluss  der  Wind  erhitz  ung  auf  die  Zusammensetzung 
des  erblasenen  Roheisens  giebt  A.  Lbdbbob  (St.  u.  £.  7,  168)  an,  dass  zu- 
nächst die  Reduction  von  Silicium  durch  Anwendung  heissen  Windes  beför- 
dert wird;  für  Roheisen  zum  Umschmelzen,  in  welchem  Silicium  ein  unent- 
behrhcher  Bestandtheil  ist,  kann  jener  Einfluss  nur  vortheilhaft  wirken; 
nianganreiche  Erze  wird  man  überhaupt  nicht  zur  Darstellung  Ton  Giesserei- 
ßoheisen  verwenden.  Die  Aufnahme  von  S,  P,  Cu,  Ni  wird  sich  in  Folge 
des  heissen  Windes  nicht  vermehren,  Ti,  Ca,  Mg  können  in  ihren  minimalen 
Mengen  die  Qualität  des  Roheisens  nicht  beeinflussen.  Von  einem  Harzer 
Holzkohlen-Hochofen  aus  derselben  Beschickung  bei  kaltem  und  bei  etwa 
350°  C.  heissem  Winde  unter  Brennstofferspamis  erblasenes  Roheisen  ergab 

C        Si        P        S       Mn      Cu       Sb     As      Cr      Vd 
bei  kaltem\Win-  4-363  0*635  0*559  0*034  0*298  0 023  0 031    —    0030  0*022 
,  heissem/   de    4063  1168  0*545  0031  0*382  0016  0*050  Spur  0034  0 011 
Die  Analysen  geben  keinen  Aufschluss,  weshalb  das  kalt  erblasene  Roheisen 
sich  günstiger  verhalten  soll. 

Die  Fortschritte,  welche  aus  der  Anwendung  steinerner  Wind- 
erhitzungsapparate dem  oberschlesischen  Hochofenbetriebe  erwachsen  sind, 
bespricht  H.  Macco  (St.  u.  E.  0^  532)  an  den  Betriebsergebnissen  des  im 
Jahre  1884   auf  der  Redenhutte   bei  Zabrze   erbauten  Hochofens  (19*25  m 


26  '      Eisen. 

hoch,  Gichtdchm.  4  m,  Eohlensackdchm.  6  m,  Gestell dchm.  2*20  m),  versehen 
mit  drei  Whitwellapparaten  von  6*7  m  Dchm.  und  19*8  m  Höhe,  deren  jeder 
eine  Heizfläche  von  2400  qm  hat.  Mittels  langer  Oanäle  und  Einschaltung 
von  Scheidewänden  in  denselben  sowie  durch  Wäsche  der  Gase  wurde  eine 
solche  Reinigung  derselben  erzielt,  dass  trotz  des  grossen  Zinkgehaltes  der 
mulmigen  Brauneisensteine  weder  eine  Glasur,  noch  überhaupt  ein  Nieder- 
schlag in  den  Apparaten  stattfindet.  Das  erblasene  Roheisen  ist  weisses 
Eisen  mit  einem  Si-Gehalt  von  0'6--0*7  Proc.  und  verhält  sich  der  Coksver- 
brauch  nunmehr  wie  1  :  1*6,  während  er  früher  1*800  bis  2000  kg  auf  1000  kg 
Eisen  betrug. 

"Wie  in  Oberschlesien  der  Erzgattirung  ein  Zusatz  von  20  Proc. 
Puddel-  und  Schweissofeuschlacken  gegeben  wird,  so  geschieht  dies 
in  ähnlichem,  wenngleich  erhöhtem  Maasse  auf  den  belgischen  Werken,  be- 
hufs Erzeugung  von  Roheisen  für  die  Fabrikation  von  schmiedeeisernen 
Trägem.  Die  hierbei  auftretenden  Erscheinungen  in  der  Qualität  des  Roh- 
eisens und  in  der  weiterhin  auszuführenden  Puddelarbeit  beschreibt  J. 
WoLTBBs  (Rev.  univ.  1886,  Bd.  2,  332;  Oe.  Z.  84,  685). 

Die  Darstellung  von  Spiegeleisen  aus  den  Rückständen  der 
Frankliniterze  von  der  Zinkverhüttung,  wie  solche  auf  den  Werken  der 
New-Jersey,  der  Lehigh  Zink  und  der  Passaic  Company  zu  New-Jersey 
(Verein.  Staaten)  betrieben  wird,  ist  wiederholt  Gegenstand  der  Beschreibung 
gewesen,  am  eingehendsten  von  C.  Stonb  (Eng.  a.  Min.  Z.  41,  208;  Bg.  u. 
H.  Z.  46,  497),  femer  von  Hbhbich  (Eng.  a.  Min.  Z.  42,  240)  und  Jarddib 
(ebda  41,  151).  Die  verwendeten  Erze  sind  ein  Gemenge  von  Willemit,  Fran- 
klinit,  Zinkit  und  Calcit  mit  23—36  Proc.  Zinkoxyd,  27—31-5  Proc.  Eisen- 
oxyd, 12—17*6  Proc.  Manganoxydul,  5 — 11  Proc.  Kieselsäure.  Die  Erze 
werden  mit  Kalkstein  gemengt  und  in  Rostofen  zur  Verflüchtigung  des 
Zinkgehalts  abgeröstet,  wodurch  der  Zn-Gehalt  auf  5—11  Proc.  herabgeht, 
der  Fe-Gehalt  auf  31—34,  Mn-Gehalt  auf  16—21  Proc.  steigt.  Die  Verschmel- 
zung geschieht  in  Schachtöfen  von  30—34  Fuss  Höhe,  6-6*5  Puss  Dchm. 
an  der  Gicht,  8  Fuss  an  der  Rast,  5  Fuss  zwischen  den  Düsen,  4^/3  Fuss 
im  Herde,  mit  5  Düsen  versehen;  auf  900  Pfund  Kohlen  werden  1060 — 
1100—1275  Pfund  geröstete  Erze  (Klinker)  mit  250—300  Pfund  Kalk  ver- 
laden und  werden  täglich  8—9  t  1416  Pfund  Roheisen  mit  20.20  Proc.  Mn- 
durchschn.  erzeugt;  gegen  10  Proc.  des  erblasenen  Products  sind  17—19  proc 
Spiegeleisen.  Daneben  wird  ein  sehr  reicher  Zinkstaub  (76*23  Proc.  met.  Zn), 
völlig  frei  von  As,  Cb  und  Pb  erhalten. 

Der  amerikanische  Hochofenbetrieb  ist  mehrfach  geschildert 
worden,  so  von  W.  Broomann  (St.  u.  E.  7,  108)  mehr  im  allgemeinen,  dar 
gegen  von  W.  Gobdos  in  Philadelphia  (Iron  28,  570)  mit  besonderer  Be- 
ziehung auf  die  Werke  der  North  Chicago  Rollingmill  Company.^)  G.  be- 
schreibt die  Bedingungen   der  Betriebserfolge  an  dem  75  Fuss  hohen  Ofen, 


>)  Vgl.  Tra«bh8tbr  im  Tedm.-chem.  Jahrb.  8,  8.29. 


Eisen. 


27 


Ton  20Fuss  Dchm.  an  der  Rast,  12  Fuss  im  Herd,  mit  Rastwinkel  Ton 
80*»,  von  15000  Cbf.  Inhalt,  dessen  Entwurf  von  ihm  herrührt,  im  Vergleich 
mit   anderen  Hochöfen  der  Nachbarschaft.  — 

c)  WindfOhrongr  und  Winderhitzung.  An  dem  durch  D.  P.  83329') 
geschützten  Winderhitzungsapparat  hat  H.  Macco,  um  die  vollkommenere 
Verteilung  der  das  Mauerwerk  des  Wind-  ^8-  3. 

erhitzers  erwärmenden  Gase  zu  bewirken, 
eine  Verbesserung  (D.  P.  38285)  getroffen. 
Die  Zwischenwände  aa  (Fig.  3),  welche 
das  steinerne  Mauerwerk  in  mehrere  Ab- 
teilungen teilen,  werden  mit  Ausnahme 
des  Zuges  im  letzten  Kreisabschnitt,  von 
dem  Boden  desselben  bis  zur  Decke  ge-j 
schlössen  durchgeführt.  Die  in  den  Ab- 
teilungen b  b  b  des  Grundrisses  aufstei- 
genden Gase  werden  infolge  dessen  ge- 
zwungen, die  correspondirenden  Abtei- 
lungen des  Gittermauerwerks  vollständig 
zu  durchstreichen  und  erwärmen  damit 
dasselbe  gleichmässig. 

Bei  dem  Winderhitzungsofen  von  C.  PiBPBB-Berlin  (D.  P.  37  101)  ist 
der  Erhitzungsraum  mit  senkrechten  Wärmekorpern  ausgesetzt,  die  mit  radi- 
alen Rippen  versehen  sind,  welche  bei  ihrer  dichten  Anordnung  den  Wind 
auf  ihren  Erhitzungsflächen  in  dünnen  Schichten  passiren  lassen.  Ein  Wind- 
erhitzer von  W.  ToMLissoN  (Engl.  P.  9387)  ist  die  Modification  des  Whit- 
well- Apparats,  in  welchem  der  Wind  aus  der  Verbrennimgskammer  in  den 
durch  Scheidewände  getrennten  Wärmekammern  mehrmals  auf-  und  niedersteigt. 


Auf  die  Herbeiführung  einer  grosseren  Be- 
weglichkeit der  Düsenstocke  sind  zwei  Construc- 
tionen  gerichtet;  die  eine  von  Hbintzmann  und 
DavTEH,  Bochumer  Eisenhütte,  (D.  P.  35  369)  ver- 
bindet den  oberen  Rohrstutzen  mit  dem  festen 
Rohre  mittels  zweier  Schraubenstangen,  die  be- 
weglich an  einem  dem  oberen  Rohre  aufgelegten 
drehbaren  Ringe  angehängt  sind  und  in  den  dem 
unteren  Rohre  angegossenen  Lappen  befestigt 
werden.  Die  Dichtungsfläche  zwischen  beiden 
Röhren  ist  kugelförmig  abgedreht,  so  dass  nach 
Lösung  der  Schrauben  das  untere  Rohr  in  jeder 
Richtung  pendelnd  bewegt  werden  kann.  Bei  der 
andern  Vorrichtung  von  F.  W.  Lcrmann  (D.  P. 
38408)  (Fig.  4)  findet  zur  besseren  Handhabung 


Flg.  4. 


*)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.26;. 


28  Eisen. 

der  Dusenstocke  die  Aufhängung  des  zur  Windleitung  a  fuhrenden  Schenkels 
g  auf  der  Schraubeo  der  dem  Dom  l  in  dem  Bügel  i  und  dem  Kranz  h  so 
statt,  dass  der  zur  Düse  führende  Schenkel  k  nach  geringer  Lösung  von  l 
auf  den  Rollen  oder  Kugeln  f  aus  dem  Raum  vor  dem  Formgewölbe  ganz 
weggedreht  werden  kann,  ohne  die  Aufhängung  aufzuheben. 

d)  Erzeng^nisse  und  Nebenprodncte.  Ueber  die  Zusammensetzung 
des  unter  Zusatz  (30 — 35  Proc.)  von  Puddel-  und  Schweissschlacken  er- 
blasenen  Roheisens  belgischer  Hochöfen  s.  oben  Wolters  (Oe.  Z.  84,  685). 
—  PsziwozNiR  giebt  (B.  u.  Httm.  Jahrb.  Bg.  akad.  Leoben  34,  Hft.  1;  Bg. 
u.  H.  Z,  45,  351)  eine  Anzahl  Analysen  von  österreichischen  und  un- 
garischen weissen  und  grauen  Roheisensorten  von  Vordemberg,  Schwechat, 
Eisenerz,  Betl^r,  Dobschau,  Rokycau,  Demo,  nebst  den  daraus  dargestellten 
Frischeisen.  •  ■ 

Die  Zusammensetzung  der  Schlacken  anlangend  mit  Rücksicht 
auf  deren  krystallisirte  Gebilde,  so  beschäftigen  sich  E.  Ddrrb  (Z.  V.  dt. 
Ing,  30,  860)  und  Hossack  (Oe.  Z.  34,  469)  mit  der  Arbeit  von  H.  L.  Vogt 
„Studien  over  slagger"  und  „Om  slaggers  (u.  s.  w.)  ^ristallisations-förhal- 
landen";  C.  Rammelsbbro  (Z.  Bg.  H.  u.  S.  W.  34,  218)  weist  die  Aufstellung 
des  hexagonalen  Kalksilicats,  dazu  als  dimorphe  Bildung  der  Wollastonit- 
mischung,  zurück,  da  dasselbe  bis  15  Proc.  Thonerde  enthält;  auch  die 
Bezeichnung  der  WoUastonit-  und  Enstatit-Schlacke  seien  nicht  richtig  ge- 
wählt; auch  die  Beobachtung  einer  Glimmerbildung  unter  den  Schlacken 
wird  als  eine  irrtümliche  bezeichnet.  —  Schlacken  von  der  Zusammen- 
setzung des  Gehlenits  hat  auch  H.  Bauermann  aus  einem  Ofen  der  Almond 
Ironworks  beobachtet,  in  welchen  auch  Spinellkrystalle  enthalten  waren 
(Iron  27,  441,  Glckf.  22,  51). 

In  der  Verwendung  von  Schlacken  weist  Koppmater  (Oe.  Z.  34,  542) 
auf  die  Benutzung  derselben  zur  Dampferzeugung  hin,  als  einer  bisher 
ganz  unbeachtet  gebliebenen  Aufgabe,  deren  Lösung  durch  das  Patent  von 
Brotherton,  Betriebsleiter  des  American  Smelter  zu  Leadville, .  Colorado, 
(Engin.  a.  Min.  I.  27,  441)  angebahnt  sei;  die  Schlacke  soll  in  grosse  und 
flache  Gefässe  abgestochen  und  unter  die  Kessel  gefahren  werden,  um  dort 
durch  die  stralende  Wärme  zu  wirken ;  man  hoflft  auf  dem  betr.  Werke 
auf  eine  monatliche  Ersparnis  von  12 — 1500  Doli,  an  Brennmaterial.  —  Die 
Herstellung  von  Schlackencement,  sogen.  Puzzolancement,  macht  immer 
weitere  Fortschritte,  und  sind  im  Laufe  der  letzten  zwei  Jahre,  nach  dem 
System  von  Herrmakn,  Director  der  Victoria,  Cementfabr.  A.-G.  zu  Berlin, 
6  grosse  Cementfabriken  mit  einer  jährlichen  Production  von  je  200  000 
Gentnem  in  Deutschland  und  Oesterreich  errichtet  worden.  Einem  Hoch- 
ofen von  mittlerer  Grösse  erwachsen  aus  dieser  Verwertung  der  Schlacken 
Erträge  von  gegen  30000  M.  pro  Jahr. 

Unter  den  Nebenproducten  des  Hochofens  erwähnt  T.  Bi.air 
(Iron  27,  44)  aus  einer  Eisensau  eines  der  Hochöfen  der  Wingerworth  Iron 
Company   bei  Chesterfield   die  Bildung  von  nahezu  reiner  Kieselsäure   in 


Eisen.  29 

traubigen  Massen  von  der  Dichte  0*7204;  die  Substanz  zischte  beim  Ein- 
tauchen in  kaltes  Wasser  wie  Aetzkalk.  In  den  Zügen  eines  Cowperofens 
wurde  eine  braune  Schlacke  gefanden,  welche  aus  den  Orthosilicaten  von 
Zink,  Mangan,  Eali  und  Thonerde  bestand  mit  Beimengungen  von  Natron 
und  Eisenoxydul.  —  Die  Gewinnung  von  zinkhaltigem  Gichtstaub 
ist  nach  H.  Macco  durch  die  Anbringung  weiter  Kanäle  und  von  Staub- 
slcken  an  dem  Hochofen  der  Redenhütte  bei  Zabrze  O/S.  (St.  u.  E.  6,  586) 
wesentlich  gefordert  worden;  es  stellt  sich  im 


StMbstck I. 

der  Gehalt  an  Rückstanden  auf  22*56 

n. 
1417 

m. 
10-66 

IV. 
10-41 

V. 
7*49  Proc. 

der  Eisengehalt  auf    .    .    .    .14*17 

12*15 

7-45 

6-72 

8*99      „ 

,  Blei      „        „       ....     8-50 

7*92 

718 

6-89 

7-24     „ 

,  Zink      „        „       ....   19*44 

25-92 

80  45 

3200 

3532      „ 

In  den  Kanälen  ist  die  Zusammensetzung:  SiO'10-28,  Pb6*13,  Zn  42-40 
Proc;  vor  der  Wäsche  der  Gase  werden  600  Ctr.  Zinkstaub,  hinter  der 
Wäsche  4000  Ctr.  Zinkstaub  pro  Quartal  gewonnen.  —  Zur  Verbrennung 
der  Hochofengase  bei  Dampfkesseln  und  Winderhitzern  giebt  Ldrmanm 
verbesserte  Einrichtimgen  an  (Zt.  V.  dt.  Ing.  80,  525). 

2.  Erzeugung  des  schmiedbaren  Eisens. 

a)  BafOiiation*  Das  Entphosphorn  des  Roheisens  wird  nach 
TEoaros  (Jem.  Kont  Ann.  1886;  Bg.  u.  H.  Z.  46,  227)  mittels  des  Bell- 
Ksopp'schen  Processes  in  Ohio  (Ver.  Staat.)  mit  ausserordentlichem  Erfolge 
betrieben;  derselbe  besteht,  wie  bekannt,  im  Roheisenschmelzen  bei  möglichst 
niedriger  Temperatur  mit  Eisenoxydfutter.  Der  Phosphor  wird  dabei  oxydirt 
und  verschlackt,  während  der  Kohlenstoff  sich  nicht  bemerkenswert  oxydirt. 
Das  Eisen  enthält  nach  Analysen  des  Verf.  3*5  C,  0-015— 0*009  P,  Spuren 
von  Si  imd  Mn,  kaum  nachweisbar  S  und  Cu.  —  Nach  einem  neueren  Ver- 
fahren von  T.  TwTNAM  in  London  (Engl.  P.  1796/1886)  läuft  das  geschmolzene 
Roheisen  in  einen  Flammofen  mit  neutraler  oder  basischer  Bekleidung  und 
wird  dort  mit  basischer  Schlacke  behandelt.  Die  Metalloxyde  der  letzteren 
werden  durch  die  Metalloide  des  Roheisens  reducirt.  Wenn  das  Eisen  so 
reich  an  Silicium  ist,  dass  die  Schlacke  schliesslich  mehr  als  20—25  Proc. 
Kieselsäure  enthält,  so  wird  Phosphorsäure  reducirt  und  Phosphor  geht  in 
das  Metall.  In  diesem  Falle  muss  die  Silicatschlacke  abgestochen  und 
frische  Schlacke  eingebracht  werden,  oder  das  entsilicirte  Eisen  kann  nach 
dem  Thomas  -  GiLCHRiST-  oder  nach  dem  Siemens -Verfahren  behandelt 
werden. 

b)  HerdfirischereL  Der  von  v.  Ebbbnwbrth  früher  (Oe.  Z.  88,  585) 
beschriebene  dreiformige  Herd  von  Forsbero  in  Skutskär  hat  nach  demselben 
Verf.  (Oe.  Z.  84,  813;  St.  u.  E.  6,  314)  eine  weitere  Neuerung  erfahren 
dadurch,  dass  mittels  6iner  Bodenschraube  der  Boden  des  Herds  in  verticaler 
Richtung  verstellbar  gemacht  wurde.    Diese  Einrichtung  bezweckt,  das  Feuer 


.30  Eisen. 

jederzeit  in  die  Bedingungen  zu  versetzen,  welche  dem  Verlaufe  am  zuträg- 
lichsten sind,  d.  h.  das  Frischen  durch  die  Gleichmässigkeit  im  Verlaufe 
des  Processes  zu  fördern.  Der  Boden  wird  daher  im  Beginne  der  Hitze 
gehoben,  während  des  Aufbrechens  und  Einschmelzens  zur  Luppe  in  die 
gewöhnliche  Lage  gebracht.  Derartige  Frischfeuer  stehen  zu  Hult  in  dauern- 
dem Betriebe.  In  richtiger  Verfolgung  der  dem  dreiformigen  Herd  zu  Grunde 
liegenden  Idee  ist  man  in  Degorfors  zu  Versuchen  in  doppelten,  d.  h.  Herden 
mit  2  gegenüber  liegenden  Arbeitsseiten  und  4  Formen  übergegangen. 

c)  Puddelprocess*  Die  Puddelarbeit  hat  eine  wesentliche  Verbesserung 
durch  den  von  Karl  Eüppbr,  Director  des  Hochfelder  Werks  bei  Duisburg, 
eingeführten  Puddelofen  erfahren;  derselbe  ist  ein  aus  zwei  in  Verbindung 
stehenden  Becken  bestehender  Doppelofen  von  6*5  m  Länge,  2*30  m  Breite 
am  Feuer,  2*05  m  Breite  am  Arbeitsherd,  bei  1'5  m  Höhe;  äusserer  Mantel 
wie  üblich  aus  gusseisemen  Platten.  Auf  jeder  Seite  sind  2  Arbeitstüren; 
der  Feuerungsrost  hat  einen  Planrost  und  wird  mit  ünterwind  aus  einem 
KoBTiNo'schen  Gebläse  betrieben,  indem  der  Wind  zum  Teil  unter  den  Rost 
tritt,  zum  Teil  vorgewärmt  an  der  Feuerbrücke  sich  mit  den  in  den  Herd 
eintretenden  Gasen  mischt;  die  Hitze  in  dem  4  m  langen  Herde  ist  eine  sehr 
gleichmässige.  Nach  den  bereits  auf  mehreren  rheinischen  Werken  erzielten 
Betriebsergebnissen  wurden  in  einem  Ofen  (für  Hufstabeisenqualität)  pro 
Schicht  5158 — 5168  kg  Eisen  mit  einem  Abbrand  von  8*6 — 10*5  Proc.  und 
einem  Kohlenverbrauch  von  673—695  kg  Kohlen  pro  1000  kg  Luppenstäbe 
dargestellt;  für  gewöhnliches  Handelseisen  waren  diese  Zahlen  5961—6087  kg, 
bei  gleichem  Abbrand  und  610 — 675  kg  Kohlen;  auf  den  rheinisch-westfölischen 
Hütten  stieg  der  Kohlenverbrauch  auf  950 — 1300,  bezw.  850 — 1050  kg  Kohlen 
pro  1000  kg  Eisen.  Mit  den  Abhitzgasen  konnten  19*7  kg  Wasser  pro  Stunde 
und  qm  Heizfläche  verdampft  werden.  —  E.  Tschbcschnbr  bespricht  (Chem. 
Ztg.  IO9  617)  die  Möglichkeit  einer  Entphosphorung  des  Luppeneisens  im 
Schweissofen  auf  Grund  früherer  Betriebsergebnisse.  —  In  einem  Vortrage 
über  „Ersparnisse  in  der  Schweisseisenfabrikation^  teilt  Tuckbr  (St.  u.  £.  7, 
226)  Analysen  aus  den  verschiedenen  Stadien  des  Verlaufs  einer  Puddelcharge  mit. 
d)  Der  Bessemerprocess.  a)  Der  eaure.  Das  Interesse  für  die  Aus- 
bildung des  Bessemerverfahrens  ist  noch  immer  der  Kleinbessemerei 
zugewendet,  für  welche  stetig  handlichere  Formen  der  Birnen  erdacht  werden. 
Von  Franz  Hors  in  Duisburg  wurde  eine  Vorrichtung  angegeben  (D.  P.  36426, 
St.  u.  E.  6,  718),  welche  neben  dem  Auswechseln  der  Birne  auch  das 
Wiegen  der  mit  Roheisen  gefüllten  Birne  gestattet;  die  Birne  ruht  nicht  auf 
eisernen  Böcken  oder  gemauerten  Pfeilern,  sondern  in  hängenden  Lagern, 
welche  nach  Entfernung  der  Lagerdeckel  ein  Herausnehmen  der  Birne  nach 
unten  gestatten.  —  Ueber  Modification  des  Converters  für  kleine 
Chargen  hielt  Hardistt  im  Iron  und  Steel  -Inst,  einen  Vortrag  (St.  u.  E.  6, 810), 
welcher  die  bekannten  Constructionen  von  Witthopt,  Withbrow,  Lacrbau, 
Walrand  und  Valton  anführt.  Gadtibr  bezeichnet  ihm  gegenüber  für 
kleine  Chargen  den  Flammofen  als  empfehlenswerter,  ebenso  Stbad. 


Eisen. 


31 


Die  Anfertigung  von  Birnenböden  wird  in  dem  Bochumer  Ver- 
ein för  Bergbau  und  Gussstahlfabrikation  (D.P.  35463)  mittels  einer  Maschine 
aosgefohrt,  welcher  ein  Stampfer  eigentümlich  ist,  der  in  seiner  unteren 
Fläche  Oeffiiungen  hat,  durch  welche  die  für  die  Windlöcher  vorgesehenen 
Nadeh  hindurchtreten  können.  —  Als  Material  für  die  Ausfütterung  der 
Biraen  in  dem  Körper  des  Ge- 
lasses wird  von  der  Bethlehem- 
Iron-Compagnie  (Oe.  Z.  S4,  597) 
eine  Art  Glimmerschiefer  ver- 
wendet; Hais  und  Böden  werden 
ans  Feuerziegeln  hergestellt  — 
Eine  ausführliche  Beschreibung 
des  Bessemerbetriebes  in  Avesta 
giebt  Ed.  Gödickb  (Oe.  Z.  84, 
533,  St  u.  E.  6,  621);  das  Werk 
steht  unter  Leitung  von  Dr. 
Tholahdbr.  Das  Roheisen  ent- 
halt etwa:  Si  1-40  — l'öO,  Mn 
0-50- 0-60,  P  004— 0-05,  S 
ÖDO-001.  Ein  Converter  fesst 
170-765  kg,  ein  grösserer 
1275  kg.  Die  Windzuführung 
(Fig.  5)  erfolgt  durch  9  Formen  mit  je  13  Düsenöffiaungen  von  8  mm  Durch- 
messer. Der  Windkasten  ist  unten  durch  eine  einfache  Blechplatte  geschlossen. 
Vor  der  Mündung  des  Converters  wird  eine  CASPBBsos'sche  Pfanne  befestigt. 
Nach  dem  Verschwinden  der  Flamme  wird  etwas  Ferromangan  zugesetzt 
Beim  Ausgiessen  wird  in  den  Hals  der  Mündung  ein  Ziegel  als  Schlacken- 
oder Schaumfönger  eingesetzt,  während  am  grösseren  Converter  die  Pfanne 
an  dessen   Stelle    tritt    (vergl.    F.  Fischbk,  Oe.  Fig.  6. 

2.  U,  244).   Das  Fabrikat  ist  Flusseisen  weichster 
Sorte;  die  Ursache   der  guten  Qualität  ist  nach 
^DicKs  dem    exact  geführten  Hochofenbetriebe 
ntzuschreiben  und  rührt  aus  der  Beschaffenheit 
des  Roheisens    die    sehnige,  seidenartige  Textur 
des  Avestastahls  her. 
—  Zum   Ausgies- 
sen des  Stahls  oder 
Plnsseisens     in     die 
Blockformen   wenden 

KuBZWtRRHART        UUd 

Beetrand    in   Zuck- 

mantel  bei  Teplitz  in 

Böhmen  (D.  P.  38157)   schräg   geneigte,    in    der   Längsachse   geteilte   und 

ui  Etagen  über  einander  geschichtete  Gussformen  P  (Fig.  6)  mit  den  Guss- 


32  Eisen. 

löchern  M  und  dem  allen  Gussformen  gemeinschafllichen  Eingusstrichter  G 
an,  um  beliebig  lange  Ingots  zu  erzielen. 

W.  H.  Fallets  (Engl.  P.  12  271/1886)  zu  Steelton  in  Pennsylvanien 
will  Verbesserungen  zum  Giessen  dadurch  erzielen,  dass  er  die  Birne  in  eine 
Pfanne  leert,  welche  auf  Rädern  läuft  und  mittels  eines  hydraulischen 
Kolbens  von  Coquille  zu  Coquille  bewegt  wird,  über  welchen  der  Verschluss- 
pfropf mittels  Handhebels  gehoben  wird.  —  Für  den  Transport  des  ge- 
schmolzenen Roheisens  vom  Hochofen  zum  Converter  oder  Flammofen  sind 
grosse  fahrbare  Pfannen  in  Gebrauch,  welche  für  den  Inhalt  von  5 — 15t 
construiert  werden  (St.  u.  E.  6,  277);  die  Bleche  der  Pfanne  werden  stumpf 
gegeneinander  genietet  und  der  Stoss  im  Innern  mit  einem  Kupferstreifen 
bedeckt. 

Eine  Abänderung  des  Bessemerverfahrens  fahren  R.  Miller  und  N.  E. 
Maccalldm  (Engl.  P.  12541/1886)  in  der  Weise  herbei,  dass  in  einen  Ofen, 
welcher  mit  Deckelverschluss  versehen,  ein  Röhrensystem  eingetaucht  wird, 
dessen  Rohren  am  unteren  Ende  einen  auswechselbaren  Kopf  mit  Düsen  be- 
sitzen. Nachdem  das  Roheisen  im  Flammofen  eingeschmolzen,  wird  das  Gas 
abgestellt  und  das  Düsenrohr  in  das  Metallbad  eingetaucht,  worauf  man  den 
Wind  bis  zur  Entkohlung  des  Roheisens  einlässt.  Aehnliches  hatte  schon 
Henry  Bbssbmbr  erdacht;  s.  ^ben  S.  5. 

ß)  Der  basische.  Unter  den  für  die  Ausfütterung  des  basischen  Con- 
verters geeigneten  Materialien  haben  nach  Lbzius  (Thonind.  Z.  10,  126)  die 
Magnesiaziegel  keinen  rechten  Eingang  gefunden ;  man  giebt  für  den  Thomas- 
converter dem  gebrannten  Dolomit  den  Vorzug.  Zur  Herstellung  der 
Ziegel  wird  Magnesit  todt  gebrannt  und  Soda,  und  bes.  Teer  als  Bindemittel 
benutzt;  die  Steine  werden  in  einem  MBNDHEiM'schen  Ofen  gebrannt.  Eine 
wirkliche  Neuerung  bildet  die  Verwendung  geschnittener  Ziegel  aus 
reinem  Kalk  seitens  der  Societe  anonyme  des  appareils  Clapp  <fe  Grifffth 
in  Paris  (D.  P.  37 140).  Die  Kalksteine,  welche  nicht  zu  siliciumhaltig,  aber 
magnesiahaltig  sein  dürfen,  werden  im  Flammofen  gebrannt  und  mittels 
Bandsägen  zerschnitten;  sie  müssen  entweder  im  Ofen  oder  in  einem  wannen 
Lagerräume  aufbewahrt  werden.  Beim  Aufmauern  werden  sie  aneinander  ge- 
rieben oder  als  Bindemittel  Schlämmkreide  oder  entwässerter  Theer  benutzt. 

Für  den  Verlauf  des  basischen  Processes  und  die  eigentlichen  Bedin- 
gungen desselben  durch  die  Bildung  von  vierbasischem  Kalkphosphat 
in  der  Schlacke  hat  Hiloenstock  in  Horde  eine  lichtvolle  Erklärung  ge- 
geben. (St.  u.  E.  6,  525,  Ztg.  V.  dt.  Ing.  80,  660).  Die  flüssige  Thomas- 
schlacke ist  ein  in  einander  gelöstes  Gemenge  von  Kalkphosphat  und 
Metalloxyden  und  Magnesia  neben  überschüssigem  Kalk;  in  der  Bindung 
sämtlicher  Phosphorsäure  als  Tetraphosphat  des  Calciums  (61*20  CaO, 
38*80  P^O*)  findet  der  hohe  Kalkszuschlag  von  18  Proc.  bei  einem  Eisen  mit 
3  Proc.  Phosphor  seine  Begründung.  Diese  Phosphatstufe  ist  auch  erforder- 
lich als  diejenige,  aus  der  Phosphor  durch  metallisches  Eisen  nicht  mehr 
reduciert  wird,   während  dies  aus    dem  dreibasisch  phosphors.  Eisenoxydul 


Eisen.  33 

möglich  ist.  Letzteres  entsteht  bei  der  Abscheidung  des  Phosphors  ans  dem 
geschmolzenen  Roheisen  und  wird  sofort  in  das  vierbasische  Phosphat  über- 
geführt. —  EosMAim  "versucht  (St.  u.  E.  7,  171)  der  Constitution  des  Tier- 
basischen Ealkphosphats  im  Vergleich  mit  dem  Bi-  und  Triphosphat  den 
formehn&ssigen  Ausdruck  zu  geben: 

Biphosphat  Triphosphat  Tetraphosphat 

O-Cai 


/^  n  Ca  n        ^ 

P<>t8>Ca       P0<^0>5a^  PO<^0>CM 

^^  \0^-^  \0-Cal 

In  der  wechselnden  Stellung  des  exponirten  ICalcium-  oder  Sauerstoff- 
moleculs  liegt  das  Merkmal  der  vor  sich  gehenden  Oxydation  des  Phosphors 
sowie  der  Möglichkeit,  mehr  Calcium  in  die  Verbindung  des  Triphosphats 
eintreten  zu  lassen.  —  Da  nach  der  Entdeckung  von  Hilobmstock  feststeht, 
dass  die  Thomasschlacke  nicht  ein  Triphosphat  mit  überschüssigem  Aetzkalk 
ist,  so  haben  sich  hiemach  auch  die  Methoden  zur  Gewinnung  phosphor- 
säurereicher  Schlacken  geändert.  Schbiblbr  (D.  P.  34416;  Ber.  19,  1881) 
teilt  den  Kalkzuschlag  in  2  Portionen  und  erzielt  damit  wieder  eine  Ver- 
besserung des  Thomasverfahrens.  7s  der  notigen  Menge  Kalk  (12  anstatt 
18  Proc.)  werden  vor  Einfliessen  des  Roheisens  in  den  Converter  gegeben 
und  bis  zur  Sättigung  der  Schlacke  mit  Phosphorsäure  vorblasen,  wobei  eine 
Schlacke  mit  27 — 30  Proc.  P*0^  resultirt;  diese  wird  abgegossen.  Nach 
Zusatz  des  Restes  von  Kalk  wird  geblasen,  man  erhält  eine  Schlacke  mit 
16-17  Proc.  P'O^  und  22—23  Eisen,  welche  zum  Hochofen  geht.  —  Zur 
leichteren  Zerkleinerung  der  Thomasschlacke  schlägt  L.  Blum  (Chem. 
Ztg.  10, 1556)  vor,  die  aus  der  Birne  fliessende  Schlacke  durch  einen  Dampf- 
stral  zerstäuben  zu  lassen,  bezw.  wenn  dies  wegen  des  Betriebes  nicht  an- 
gängig, die  Schlacke  zuvor  in  eine  Pfanne  abzustechen  und  dann  die  Zer- 
stäubung gesondert  vorzunehmen;  hierbei  tritt  auch  eine  Entschwefelung  der 
Schlacke  ein. 

um  die  alkalischen  Zuschläge  in  einer  besseren  Form  der  Verwendung 
darzubieten,  soll  nach  dem  Vorschlage  von  B.  Osanm  in  Potsdam  (D.P.35438) 
in  der  Sodafabrik  die  Soda  vor  dem  Calciniren  in  die  Form  eines  Kugel- 
stabs gegossen  werden,  so  dass  die  einzelnen  Kugeln  leicht  abgebrochen 
werden  können. 

üeber  ein  combinirtes  Verfahren  zur  Darstellung  von  basischem 
Flusseisen  auf  den  Stahlwerken  von  South  -  Staffordshire  berichtet  W. 
HoTCHiNsoN  (St.  u.  E.  6,  686);  daselbst  wird  in  der  sauren  Birne  nur  die 
Entfernung  des  Siliciums  in  4—8  Minuten  dauerndem  Blasen  entfernt;  das 
Metall  wird  in  die  basische  Birne  umgegossen,  nachdem  dieselbe  mit  20  Proc. 
Kalk  beschickt  worden,  und  dann  die  Charge  wie  üblich  vollendet;  das  Eisen 
hat  0-08  C,  0-004  Si,  0*05  P,  0*43  Mn.  —  Nach  dem  Verfahren  von  Th.  Rode 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  o 


34  Eisen. 

in  Düdelingen  (D.  P.  38577)  soll  nach  vollendeter  Entkohlung  bezw.  Ent- 
phosphorung  des  Roheisens  in  der  Birne  oder  im  Flammofen  und  nach  Ab- 
fliessenlassen  des  grössten  Teiles  der  Schlacke  zum  Zwecke  der  Entgasung, 
Desoxydation  und  Rückkohlung  eine  Mischung  eingetragen  werden,  zu 
welcher  für  den  basischen  Process  gemahlener  gebrannter  Eiilk  oder  Dolomit 
mit  heissem,  wasserfreiem  Teer  oder  sonstigen  kohlenstoffhaltigen  Körpern 
nach  Art  der  basischen  Ausfütterungsmasse  vermengt  werden,  so  dass  sich  die 
breiartige  Masse  noch  mit  der  Schaufel  abstechen  lässt.  Für  den  sauren  Pro- 
cess tritt  an  die  Stelle  des  gebrannten  Dolomits :  Sand,  Thon,  Ghamotte  oder 
Eieselguhr.  Für  den  basischen  Process  eignet  sich  auch  noch  ganz  be- 
sonders der  natürliche  Asphalt  in  rohem  oder  gemahlenem  Zustande. 

Von  der  Clapp-Griffith -Anlage  der  Oliver  Brothers  in  Pittsburg  giebt 
WiTHBiiow  eine  Beschreibung  (Engineering  41^  316)  und  Zeichnung  (vergl. 
Stbxckbr,  Zt.  V.  dt.  Ing.  80,  695).  —  Auf  die  Darstellung  freier  Phosphor- 
saure und  Alkaliphosphaten  aus  der  Thomasschlacke  mittels  Oxalsäure  hat 
ö.  Dedmelandt  in  Potsdam  (D.  P.  38282)  ein  Verfahren  begründet.  —  üeber 
die  Bedeutung  des  Thomasprocesses  für  die  Landwirtschaft  verbreitet  sich 
A.  Jbrsch  (Zt.  d.  O.-S.  Bg.  u.  H-  Ver.  86,  370). 

c)  Der  Martliiprocess«  Die  Stahlbereitxmg  im  Flammofen  gewinnt 
gegenüber  den  Windfrischprocessen,  dem  sauren  wie  dem  basischen,  wegen 
der  Handlichkeit  und  der  leichteren  Ueberwachung  des  Betriebs  und  nament- 
lich seit  der  Einführung  basischer  Wandfutter  und  somit  eines  basischen 
Verfahrens  an  Bedeutung  und  Bevorzugung.  In  Frankreich  und  Luxemburg 
ist  vorzugsweise  der  Flammofenprocess  aufgenommen,  dessen  Anwendung 
in  Oesterreich,  Schweden,  England  und  den  Verein.  Staaten  stetig  grössere 
Fortschritte  macht.  Die  Anfertigung  von  Ofenmaterial  aus  Magnesia 
und  Dolomit  beschreibt  Ztbomskt  (St.  u.  E.  0,  622).  Der  Hauptfabrikant 
desselben  in  Frankreich  ist  Michallet  in  Lorette.  Gebrannte  Ziegel  aus 
Magnesit  von  Steiermark  unterscheiden  sich  von  solchen  aus  Euboeamagnesit 
durch  höheren  Thon-  und  SiOa-  und  geringeren  Magnesiagehalt;  die  Zusam- 
mensetzung der  gebrannten  Ziegel  ist 

SiO»     Fe^O'-t-Al^O'     CaO        MgO 

Eubeea 3*90  2*40  3*40        8890 

Steiermark  .  .  .  8*63  840  0*50        81 23 

Die  Magnesiaziegel  können  direct  mit  kieselsauren  Materialien  in  der 
Ofenbekleidung  in  Berührung  gebracht  werden,  bei  Dolomit  muss  zwischen 
diesem  und  den  sauren  Rohstoffen  eine  Isolirungsschicht  eingebracht  werden. 
Für  basische  Ziegel  ist  am  besten  Magnesia,  für  gestampfte  Massen  bester 
Dolomit  zu  verwenden.  Die  schon  früher  von  Gillot  (Eng.  a.  Min.  J.  88, 
16)  beschriebene  Einrichtung  und  der  Betrieb  des  basisch  zugestellten 
Flammofens  erfuhr  eine  weitere  Erläuterung  desselben  Verfassers  (Minutes 
of  proceedings  of  the  Inst,  of  Civil  Engineers  77,  297;  Zt  d.  O/S.  Bg.  u. 
H.  Ver.  25,  344);    erwähnenswert   ist,   dass   sowol  in  dem  Flugstaube  der 


Eisen.  35 

Oisgener&toren  sich  4*741,  wie  der  Luftgeneratoren  2*995  P'O^  fanden,  die 
Resultate  auf  Entschwefelung  nicht  sonderlich  beMedigend  waren.  Eine  aas- 
fohriiehe  Besehreibung  des  Betriebs  auf  französischen  Werken  giebt  Ch.  Wal- 
BAiio  (Oe.  Z.  S4,  781).  Die  Magnesiaziegel  werden  aus  90  Teilen  todtge- 
^rannter  mit  10  Teilen  kaustischer  Magnesia  unter  Zusatz  von  warmem 
Wasser  hergestellt;  von  Wichtigkeit  ist,  dass  in  dem  Ofen  die  Zuge  TonGas 
und  Luft  übereinander,  möglichst  lang,  etwas  stehend  gegen  den  Herd  ge- 
fahrt  werden,  so  dass  die  Verbrennung  im  Herde  zu  Stande  konunt.  Das 
Roheisen  wird  an  den  Seiten,  das  Eisenschrott  in  der  Mitte  des  Herdes  ein- 
gesetzt, so  dass  beim  Einschmelzen  ein  teigiges  Gemenge  entsteht,  dessen 
Zustand  so  der  Abscheidung  Ton  Si,  0  und  P  äusserst  günstig  ist.  Zum 
Abscheiden  des  P  wird  dann  noch  Kalk  oder  Kalkstein  zugeschlagen,  worauf 
die  Schlacke  abgezogen  und  abermals  gutes  Stahlschrott  und  reine  Eisen- 
abftlle  zugesetzt  werden;  nach  abermaligem  Ablassen  der  Schlacke  kommen 
die  Zusätze  yon  Spiegeleisen,  Ferromangan  und  Ferrosilicium,  je  nach  Qualität 
des  zu  erzeugenden  Stahls.  —  Die  Anwendung  Ton  Chromeisenstein, 
sowol  für  den  Boden  wie  die  Seitenwände ,  bespricht  Gadtibb  (Iren  27^  459; 
St.  u.  S.  6^  504)  und  ebenso  Yictob  Dbshatbs  im  Genie  civil  (X,  22)  (St.  u. 
E.  79  27);  die  in  Bruchsteinen  aufiuführenden  Wandungen  erhalten  als  Mörtel 
ein  Gemenge  aus  2  Vol.  Chromerz  und  1  Vol.  SiO'-freien  Kalk;  das  Chromerz 
muss  möglichst  40 — 45  Proc.  Chromozyd  enthalten.  Eioe  Aufnahme  von 
Chrom  aus  dem  Futter  in  das  Eisenbad  geschieht  nur  höchst  unbedeutend 
oder  fast  gamicht.  Für  eine  Charge  von  4500—5100  kg  Roheisen  wird  der 
Herd  mit  300—500  kg  Kalkstein  und  100—200  kg  Manganerz  (bei  schwefelh. 
Roheisen)  beschickt ;  man  bringt  Vs  des  Roheisens,  5—600  kg  Gussschrott  nebst 
Stahlabfallen  ein  und  fügt  nach  dem  Einschmelzen  Abfalleisen  in  Mengen 
Ton  300— 500  kg  zu;  die  Schlacke  wird  abgezogen,  weiter  Eisen  eingesetzt 
und  Probe  gezogen;  ein  etwaiger  P-gehalt  wird  durch  Zusatz  der  von  Yaltoh 
vorgeschlagenen  Kugeln  aus  Kalk  imd  Hammerschlag  entfernt.  Nach  ge- 
schehener Entphosphorung  und  Entkohlung  giebt  man  Zuschläge  von  Spiegel- 
eisen oder  Ferromangan.  —  Das  vorstehende  Verfahren  bildet  die  Grundlage 
des  von  Valton  und  Rbmacrt  eingeführten  sogen,  neutralen  Processes  (St. 
u.  £.  If  27 ;  Oe.  Z.  85^  84) ;  das  erzielte,  sehr  weiche  Metall  wird  mit  Erfolg 
für  dünne  Bleche  und  Weissbleche,  Nieten,  Bandeisen  u.  s.  w.  verwendet. 
Der  sehr  geringe  KohlenstoiTgehalt  bedingt  eine  hohe  Giesstemperatur,  wo- 
durch ein  sehr  dehnsames  Metall  entsteht,  dehnsamer  als  die  im  basischen 
Converter  oder  basischen  Flammofen  erzeugten  Metalle.  Das  Verfahren  ist 
auf  den  Weriten  von  Terrenoire,  Bessege  und  Tamaris  in  Frankreich,  sowie 
▼on  Alexandrowski  bei  St  Petersburg  eingeführt. 

Den  Betrieb  der  Flammöfen  in  den  Verein.  Staaten  mit  Wasser- 
gas, die  Anordnung  der  Siemens -Martin- Anlagen  beschreibt  Frbsom  (Rev- 
univ.  aOy402;  St.  u.  E.  7,  189;  Oe.  Z.  85,  173);  der  Bau  der  mit  Wasser- 
gas betriebenen  Herdöfen  ist  viel  einfacher,  als  der  der  Siemensöfen,  dagegen 
sind  die  Gaserzeuger  verwickelter;   Luft  und  Gas   mischen   sich   in   einem 

3* 


36  Eisen. 

schrägen  Winkel  gegen  den  Herd;  der  Vorwurf,  dass  das  Wassergas  deii 
Abbrand  vermehre,  ist  ungerechtfertigt.  —  Eine  Studie  über  die  Abschei* 
düng  der  Metalloide  im  basischen  Flammofen  gab  Harbobd  vor  dem 
Iron  <fc  Steel  -  Institute  (St.  u.  E.  6,  811);  die  Versuche  wurden  in  einem 
Batho  -  Ofen  von  5  t  Inhalt  mit  einer  Beschickung  von  ^3  Roheisen  und 
Vs  Stahlschrott  angestellt,  bei  welchen  nach  dem  Einschmelzen  alle  halbe 
Stunden  Metall-  und  Schlackenproben  genommen  wurden;  sie  sind  unterr 
stützt  von  Analysen  und  danach  aufgestellten  Diagrammen,  und  stellte  Verf. 
auch  Vergleiche  zwischen  der  Geschwindigkeit  der  Abscheidung  der  ver- 
schiedenen Bestandteile  im  basischen  Converter  und  im  Puddelafen  an.  — 
Um  den  Flammofenprocess  noch  mehr  dem  Windfrisehen  zu  nahem,  bat 
W.  Dbiohton  zu  Workington  (Engl,  P.  13275,  St.  u.  E.  7,  150)  einen  woa. 
seine  Längsachse  schaukeiförmig  zu  bewegenden  Ofen  mit  Düsen  zur  Ein- 
führung gepresster  Luft  versehen,  so  dass  je  nach  der  Stellung  des  Ofens 
der  Wind  oberhalb  oder  unterhalb  des  Metallbades  wirken  kann.  —  Der 
Theorie,  dass  der  in  Flammöfen  zu  erzeugenden  Temperatur  durch  die 
Dissociation  der  Gase  eine  Grenze  gesetzt  werde,  spricht  Edw.  Cbowb 
(Engin.  42,  595;  Eng.  a.  Min.  J.  42,  457)  ihre  Berechtigung  ab;  im  Gegenteil 
ist  ersichtlich,  dass  mit  wachsender  Erwärmung  des  Ofens  die  Flamme  länger 
würde  und  an  Heizkraft  gewinne  bis  zu  dem  Grade,  dass  sie  die  überschüssige 
Wärme  in  die  Wärmespeicher  hineintrage  und  dort  zu  Störungen  durch 
Sinterungen  Veranlassung  gäbe;  man  habe  danach  mit  fortschreitender 
Temperatur  das  Gasgemenge  angemessen  zu  verdünnen.  —  Die  weitere  Ent- 
wickelung  des  Martinprocesses  zeigt  sich  in  den  Versuchen,  denselben  mit  aus- 
schliesslicher oder  vorwiegender  Verwendung  von  Erzen  durch- 
zuführen, wie  solche  an  mehreren  Orten  in  Schweden  vorgenommen  und 
von  Oldbnstjbrna  (Jern.  Kont.  Ann.  1886,  2;  Oe.  Z.  34,  622;  Zt.  d.  O.-S. 
Bg.  u.  H.  V.  25,  288)  beschrieben  sind  und  womit  man  sich  der  directen 
Eisendarstellung  nähert.  Diese  Versuche  wurden  zu  Hammarby,  Pershytta, 
Ankarsrum  und  Heltefors  mit  reichen  Magneteisensteinen  z.  Th.  mit  auf- 
bereiteten und  brikettirten  Erzen  dieser  Gattung  angestellt,  und  bestand 
der  Erzzusatz  in  ^U  Menge  des  Roheiseneinsatzes;  nach  12 — 7 stündigem 
Schmelzen  erfolgte  ein  Eisen  mit  O'Oi— 006  C,  O'Ol— 0*04  Si,  0*03— 0*045  P^ 
0-0-02  S,  0-02— 0-06  Mn. 

d)  Birecte  Darstellang  von  Eisen  and  Stahl.  Mit  ähnlichen 
Erzen  wie  vorstehend  sowie  mit  Kiesabbrändern  (zinkfrei),  beide  in  Bri- 
ketform,  hat  J.  J.  Saltbry  in  Freiwaldau  nach  Bericht  von  Kosmann 
(Stzgber.  V.  f.  Gew.  1886,  132)  durch  Reduction  derselben  in  hessischen 
Tiegeln,  wie  in  kleinen  Oefen  mit  reducirenden  Gasen  ein  stahlartiges,^  sehr 
reines  Eisen  dargestellt,  welches  nur  der  ümschmelzung  für  die  weitere  Ver- 
wendung bedurfte.  Da  die  Reduction  bei  ziemlich  niedriger  Temperatur 
erfolgt,  so  sind  die  Kosten  unbedeutend.  —  Ein  ähnliches  Verfahren  bat 
Hbiidbbson  nebst  dazu  gehörigem  Flammofen  mit  2  ödes  3  Herden  (Eng. 
a.  Min.  J.  42,  439)  angegeben;   die  pulverisirten  Erze  werden  mit  Kohlen 


Eisen.  37 

(6  Centner  auf  1  Tonne)  gemengt,  mit  Wasser,  Syrup  und  etwas  Kalkmilch 
angerührt,  zu  grösseren  Stdcken  geformt  und  getrocknet  in  den  Ofen  ein- 
gesetzt; die  Reduction  soll  mittels  Gas  und  Yorgewärmter  Luft  in  einer 
Stunde  erfolgen,  der  Erzschwamm  wird  dann  im  ersten  Herd  unter  Zu- 
satz von  Spiegeleisen  eingeschmolzen.  —  Auch  Co.  J.  Eambs  in  New -York 
(D.  P.  35  205)  erzeugt  in  einem  Flammofen  mit  9  Herden  einen  Eisenschwamm, 
indem  er  80 o/o  Erz  und  20 o/o  graphitischer  Kohle  mischt.  —  F.  StsifBiis 
giebt  für  sein  Verfahren  der  directen  Flusseisendarstellung  (D.  P.  32  309, 0 
den  zur  Ausführung  desselben  dienenden  Ofen  an  (D.  P.  37 105),  einen  Flammofen 
mit  rostformig  zugeffihrter  Querwand,  welcher  gegenüber,  in  horizontalen  Kanälen 
jfeffihrt.  Gas  und  Luft  eintreten.  —  Für  die  Reduction  der  Erze  in  Schachtöfen,  in 
deren  unterem  Teile  die  reducirten  Erze  in  erhöhter  Temperatur  geschmolzen 
▼erden,  geben  Schmidhammbr  und  Fritschi  Verfahren  an ;  ersterer  (St.  u.  E.  69 
465)  lässt  an  der  Stelle,  wo  der  Saiger-Schacht  in  den  Frischofen  übergeht, 
mittelst  Düsen  Wassergas  und  Wind,  beide  Torerhitzt,  eintreten.  Adolphs 
Fmtbchi  in  Paris  (D.  P.  35  903)  erzielt  bei  ähnlich  gekröpfter  Form  des  unteren 
Ofens  die  Erhitzung  einmal  durch  die  etwas  höher  gelegene  Einführung  eines 
erhitzten  Gemisches  von  atmosphärischer  Luft  und  Kohlenoxyd,  während  in 
einem  tiefer  gelegenen  Brenner  reines,  gleichfalls  erhitztes  Kohlenoxydgas 
emtritt.  —  RoB.  Ebbrt  (D.  P.  35893)  meint,  eine  vollständigere  Reduction 
des  Erzes  zu  erzielen,  indem  er  die  Verbrennung  der  Kohle  Terzögert,  bis 
das  Erz  die  Reductionstemperatur  erreicht  hat;  diese  Verzögerung  wird  durch 
Anmachen  der  Kohle  mit  Wasserglas  bewirkt.  —  Bei  dem  Verfahren  zur 
Reduction  von  Metalloxyden  von  Fbl.  Lcpschütz  in  Berlin  (D.  P.  38773) 
wird  das  Gemisch  der  Metalloxyde  mit  Reductionsmitteln  nicht  direct  in  die 

Chamotte-  Fig.  7.  Flg.  8. 

oder  Graphit- 
tiegel Ä  (Fig. 
7),  sondern  in 
eme  in  letztere 

eingesetzte 
Blechbüchse  B 
gefallt  und  so 

den  zur  Reduction  erforderlichen  Hitzegraden  ausgesetzt ;  die  Blechhülsen  und 
Tiegel  können  wiederholt  gebraucht  werden.  Statt  der  Tiegel  können  auch 
Chamotte-  oder  Graphitröhren  oder  Retorten  A  (Fig.  S)  verwendet  werden. 
In  diese  wird  eine  Blechhülse  (Schwarzblech)  B  eingeschoben  und  in  dieser 
das  Gemisch  von  Metalloxyd  mit  Reductionsmitteln,  wie  Kohle,  Holz,  Stärke, 
oder  aber  unter  Durchleiten  von  reducirenden  Gasen,  wie  Wasserstoff  oder 
Leuchtgas,  erhitzt.  —  Den  verschiedenen  Verfahren  der  directen  Eisendar- 
stellung spricht  A.  Lbdbbur  (St.  u.  E.  6,  576)  zur  Zeit  ihre  ökonomische 
Wstungs^igkeit  und  hinsichtlich  der  Qualität  der  erzielten  Metallproducte 
auch  ihre  technische  Bedeutung  ab. 

1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.42. 


A 


38  Sisen. 

3,  yerarbeitnng  d«s  Eisens. 

A.   Durch  Giessen. 

a)  Formen.  Bei  der  hydraulischen  Presse  zur  mechanischen 
Herstellung  von  Gussformen  von  Alb.  Piat  in  Paris  (D.  P.  34592) 
ruht  der  Formkasten  auf  einem  festen  Untersatz  auf;  an  einer  Trayerse  über 
demselben  ist  die  Druckplatte  befestigt  und  kann  die  Traverse  in  verschie- 
denen mit  der  Hubhöhe  wechselnden  Höhenlagen  an  den  Pührungsstangen 
eingestellt  werden;  letztere  sind  mit  ihrem  unteren  Ende  an  einem  Quer- 
haupt befestigt,  welches  von  dem  Kolben  der  hydraulischen  Presse  getragen 
wird,  und  erhalten  ihre  Führungen  in  Ansätzen,  welche  an  der  den  Form- 
kasten tragenden  Unterlagsplatte  angegossen  sind.  Die  Druckplatte  senkt 
sich  durch  den  Niedergang  des  Kolbens  in  den  Formkasten  hinein  und  liefert 
den  für  das  Einpressen  des  Formsandes  erforderlichen  Druck.  —  Eine  Form- 
maschine zur  Herstellung  von  Riemscheiben  und  Zahnrädern 
ist  demselben  Erfinder  patentirt  (D.  P.  35364),  welche  gestattet,  die  Gtuss- 
form  nach  dem  ungeteilten  Modelle  des  Gegenstandes  herzustellen.  —  Eine 
von  aussen  heizbare  Gussform  rührt  von  Jam.  Grat  Lawrib  in  Glas- 
gow her  (D.  P.  35554);  der  äussere  Teil  der  Form  ist  aus  feuerfesten  Steinen 
hergestellt,  der  Kern  aus  ähnlichem  Material;  die  aus  Eisen  oder  Stahl  be- 
stehende Gussform  darf  nur  so  weit  erhitzt  werden,  dass  ein  Weichwerden 
und  Verziehen  des  Metailes  nicht  eintritt;  da  sich  Form  und  Gussstück  gleich- 
massig  abkühlen,  so  wird  der  Guss  dichter;  eine  Form  aus  feuerfestem  Ma- 
terial kann  nahe  bis  zur  Temperatur  des  geschmolzenen  Metalles  erhitzt 
werden.  Die  Form  nebst  Kern  wird  in  Ofenkammem  hinein  gelassen,  weldiie 
durch  Generatorgase  geheizt  werden,  und  sind  in  der  Gussform  Kanäle  aus- 
gespart, in  welchen  diese  Gase  circuliren;  das  geschmolzene  Metall  tritt  unt^i 
ein  und  erfällt  steigend  den  Gussraum  allmälig.  —  Zum  Giessen  von 
Muffen-  und  Flantschenrohren  haben  Boldgb,  Hildbbranot  und  Qda- 
TRAM  in  Berlin  eine  Oentrifugal-Giessmaschine  construirt  (D.  P.  34759), 
welche  aus  3  Teilen  besteht,  der  inneren  Giessschale,  der  Umhüllungsschale 
und  der  Einflussschale;  alle  drei  Stacke  sind  der  Länge  nach  geteilt,  und 
ist  zwischen  der  Giessschale  und  der  Umhüllungsschale  als  schlechter  Wärme- 
leiter Sand  oder  Asbest  eingestampft;  die  Einflussschale  erhält  die  beiden 
andern  in  ihrer  Lage.  Diese  Gussform  ändert  sich  nach  den  Dimensionen 
der  zu  giessenden  Rohre  und  ruht  mittels  Führungsleisten  in  der  Giess- 
maschine,  welche  aus  emem  so  weiten  kräftigen  Rohre  besteht,  dass  es  die  dem 
grossten  zu  giessenden  Rohre  entsprechenden  Formen  aufzunehmen  vermag; 
es  ist  an  jedem  Ende  von  einem  Rillenring  umschlossen,  welche  als  Dreh- 
zapfen dienen;  diese  sind  zwischen  4  Rollen  gelagert,  die  auf  der  Peripherie 
der  Giessmaschine  verteilt  sind,  und  von  denen  die  unterste  mittels  Riemen- 
scheibe in  Drehung  versetzt  wird,  wodurch  das  aufliegende  Rohr  mitgenommen 


Eisen.  89 

wird.  —  Das  Yerfahren  zur  Herstellung  gusseiserner  Rohren  yon 
SoDuci^)  in  der  Giesserel  yon  Hahibl  d  Lobo  in  Grafenort  bei  Dnsseidorf 
ist  um  ExBiHSTÜBBR  beschrieben  (Z.  T.  dt.  Ing.  M^  290).  —  Jöiiost  und 
DiPPB  Teröffentlichten  (Z.  Bg.  H.  u.  S.  W.  $4,  111)  eine  ausfahrliche  Be- 
sehreibung der  neuen  Röhrengiesserei  (Serlohütte)  zu  Gleiwitz.  — 

b)  Sehmelzen  und  Gieasen«  Ueber  SchmeIzYersuche  und  Betriebs- 
ergebnisse  des  Hbrbbbtz* sehen  Dampfstralofens,^  in  Terbindung  mit 
der  Untersuchung  der  abgehenden  Gase,  berichtet  Bbckbrt  (St.  u.  E.  6^ 
399);  auch  Lbdbbcb  beschäftigt  sich  eingehend  mit  dem  Ofen  (Glas.  Ann« 
t9f  172).  Die  seit  Erteilung  des  Patents  Torgenommenen  Verbesserungen 
erstrecken  sich  auf  die  Bewegungsvorrichtung  des  Herdes  und  den  Sauger, 
welch  letzterer  ein  Doppelrohr  erhalten  hat;  hierdurch  ist  der  Dampfverbrauch 
Ton  170  auf  70  kg  pro  Stunde  gefallen;  KoRTino*sche  Sauger  sollen  sich  an 
dieser  Stelle  nicht  bewährt  haben.  B.  fand  den  Dampfverbrauch  bei  einer 
Döse  von  10  mm  zu  92*2  kg  pro  Stunde.  Die  Verbrennung  des  Goks  ist 
eme  sehr  vollkommene  und  beträgt  der  Coksverbrauch  9*9  Proc.  des  Eisen- 
einsatzes,  der  Abbrand  von  Eisen  nur  2*66  Proc.  Trotz  der  Gegenwart  von 
freiem  Sauerstoff  infolge  Luftuberschusses  ist  die  Veränderung  des  Eisens 
eine  geringe,  geringer  sogar  als  in  den  meisten  mit  Gebläse  betriebenen 
Oefen.  —  Verbesserungen  an  Cupol-  und  Hochofen  will  Bodlt  in  London 
(Engl.  P.  97 11/1886)  dadurch  herbeifahren,  dass  in  einem  mit  Wind  betriebenem 
Gaserzeuger  entwickeltes  Gas  durch  den  Windkasten  in  den  Ofen  eingeführt 
wird  und  über  demselben  vorgewärmte  Luft  in  einer  schräg  lun  den  Ofen- 
schacht verteilten  Zone  zur  Verbrennung  des  Gases  eintritt,  wie  dies  bei 
dem  Ofen  von  Gbbihbb  und  Erpf  der  Fall.  —  Em.  Sbrvais  und  Lbzics  (D. 
P.  35906)  bewirken  ein  directes  Reinigen  und  Frischen  des  Gusseisens 
in  der  vor  dem  Gupolofen  aufgestellten  Pfanne  dadurch,  dass  durch  den  mit 
einem  Rohr  versehenen  Pfannendeckel  Luft  in  das  Eisenbad  eingeführt 
wird.  —  üeber  die  Zusammensetzung  des  Roheisens  für  Hartgussräder,  wie 
es  in  Nordamerika  beliebt  ist,  werden  Analysen  gegeben  (Rev.  univ.  19).  — 

B.  Durch  Schmieden,  Walzen,  Ziehen  u.  s.  w. 
b)  Wirmeapparate«  An  dem  Schmiedefeuer  von  E.  Pbboasdb  in 
Perleberg  (D.  P.  36503)  wird  die  Zuführung  des  Windes  durch  einen,  unter- 
halb des  mit  sehlitsformiger  Düse  versehenen  Esseneisens  angebrachten 
Schieber  reguHrt;  ausserdem  ragt  von  unten  ein  senkrechter  Schieber  in  die 
l>üse  hinein,  welcher  durch  ein  Ezcenter  gehoben  und  gesenkt  werden  kann, 
und  mittels  dessen  die  Düsenöffhung  von  Schlacken  befreit  werden  kann.  — 
W.  Lobbm's  Sehmiede-  und  Härteofen  (D.  P.  36809)  besteht  aus  einer 
Tragsäule  mit  einem  in  mittlerer  Hohe  angebrachten  kelchformigen  Kohlen- 


0  T€chn.-dieiii.  Jahrb.  8»  8.48.  —  ')  TeduL-cham.  Jahrb.  i,  8. 17. 


40  Eisen. 

decken  und  einem  oberen  flachen  Rostträger,  in  welchem  ein  beckenformiger 
Rost  eingelegt  ist ;  innerhalb  der  hohlen  Tragsäule  wird  der  Wind  in  einem 
Rohr  zugeführt  und  durch  ein  von  aussen  verstellbares  Kegelventil  regulirt ; 
durch  die  herabfallenden  Kohlen-  und  Aschenteile  wird  er  vorgewS-rmt.  — 
Eine  sich  selbst  regulirende  Windform  für  Schmiedefeuer  hat  W.  Rbiss  in 
Philippsburg  (D.  P.  34  972)  construirt,  bei  welcher  der  zugeführte  vorgewärmte 
Wind  einen  unter  dem  Düsenmaul  in  Stiften  aufgehängten  Ring  von  rinnen- 
förmigem  Querschnitt  zu  heben  hat,  bei  geringer  Pressung  entweicht  der 
Wind  nach  dem  Düsenmaul,  in  dem  der  Ring  sich  auf  einem  unter  dem 
ilaul  eingehängten  Hute  hebt;  bei  stärkerer  Pressung  hebt  der  Wind  den 
Ring  in  den  Stiften,  so  dass  der  Querschnitt  für  den  Windstrom  verengt 
wird  und  der  Wind  sich  selbst  drosselt.  —  Von  B.  und  S.  Hasset  in  Man- 
chester ist  ein  Schmiedeherd  für  grosse  Stücke  ausgeführt  (Rev.  univ.  1886 
306),  welcher  aus  einem  gusseisernen  hohlen  Kranz  von  1*524  m  äusserem 
und  09  m  inneren  Durchm*  besteht  und  eine  ganze  Höhe  von  0*5  pa  hat ; 
in  die  untere  Abteilimg  tritt  der  vorgewärmte  Wind  und  wird  durch  äussere 
Rohrkrümmer  in  die  obere  Abteilung  geführt,  welche  mit  Wasser  gefüllt  ist 
und  durch  welche  drei  dadurch  gekühlte  Düsen  reichen.  In  den  Rohr- 
krümmern sind  Regulirschieber  angebracht.  Der  ganze  Herd  wiegt  1300  kg. 
—  Der  Gaserzeugerofen  von  Smith-Cassoh  (Eng,  41,  370)  besteht  aus  einem 
teilweise  mit  Rost  versehenen  Vergasimgsraum,  hinter  dessen,  der  Schütt-t 
wand  gegenüber  liegender  Wand  ein  Rohr  eingelegt  ist,  in  welches  unter 
dem  Boden  des  Generators  her  die  zu  erhitzende  Verbrennungsluft  mittels 
Ventilator  eingeführt  wird.  Die  so  vorgewärmte  Luft  wird  in  Kanälen,  welche 
dem  Gasleitungskanal  zur  Seite  liegen,  zum  Ofen  geführt,  um  dort,  mit  den 
Gasen  gemischt,  in  den  Ofen  einzutreten.  Durch  diese  längere  Berührung 
mit  der  heissen  Gasleitimg  wird  die  Luft  auf  430—800«'  C.  erhitzt.  Der 
zugehörige  Schweissofen  ist  10  auf  7Vs  Fuss  gross  und  ist  in  45  Minuten  eine 
Hitze  für  die  eingesetzten  Eisenstücke  zu  erreichen. 

b)  SchmiedeTorrichtungen,  Zum  Schmieden  schwerer  Schmiede- 
stücke nach  dem  System  von  Whitwortb  haben  Davt  Brothers  zu  Sheffield 
für  die  Panzerplattenfabrik  von  Cammbll  &  Co.  daselbst  eine  4000  t 
hydraulische  Schmiedepresse  gebaut  fEng.  41,  393);  die  2  Hauptdruck- 
Stempel  haben  36  Zoll  im  Durchmesser  und  7  Fuss  Hub;  die  Wasserdruck- 
kraft wird  von  drei  Einzeldmckpumpen  von  6  Zoll  Durchmesser  und  12  Zoll 
Hub  geliefert.  —  Eine  ähnliche  Schmiedepresse  mit  Druckwasserbetrieb  nach 
dem  Patent  von  Twbddbll,  Platt  <fe  Fibldino  (Dingl.  260,  362),  mit  be- 
wegtem Querhaupt  imd  3  Presscylindem  ist  so  eingerichtet,  dass  mit  det 
verschiedenen  Kuppelung  der  letzteren  je  nach  der  Grösse  der  Schmiede* 
stärke  ein  dreifach  verschiedener  Druck  ausgeübt  werden  kann.  Die  Aus- 
führung derselben  erreicht  einen  Gesamtdruck  von  5000  t.  —  Der  Luft- 
druckhammer,  Patent  Aens  (St.  u.  E.  6,  364),  besteht  aus  einem  glatt 
durchbohrten  Cylinder,  in  welchem  ein  Kolben  vermittelst  einer  Kurbel  auf 
und  ab  bewegt  wird;   unter  dem  Kolben,  aber  getrennt  von  diesem,  ist  in 


Eisen. 


41 


dem  Gylmder  beweglich  der  cyiindrische  Hämmerbar  eingeschlossen;  zwischen 
beiden  befindet  sich  an  der  äusseren  Gylinderwänd  ein  Lufthahn.  Geht  der 
Stugkolben  aufw&rts,  so  zieht  die  Verdünnung  der  Luft  den  Hammerb&r  in 
dem  Cylinder  aufw&rts;  geht  im  n&chsten  Augenblicke  der  Kolben  nieder,  so 
wird  durch  die  Verdichtung  der  inneren  Luft  der  Hammerbär  mit  Wucht 
auf  den  Ambos  geworfen.  Ihirch  den  Lufthahn  kann  man  die  Stärke  des 
Schlages  reguliren.  —  Die  Anfertigung  Ton  schmiedeeisernen  Rädern  nach 
dem  System  Abbbl  beschreibt  HsTtLan  (Zt  V.  dt.  Ing.  SO^  881). 

c)  Walzwerke*  Neue  Profileisen-UniTersalwalzwerke  hat  Huoo  Sack 
ZQ  Duisburg  (St.  u.  £.  6^  765)  construirt  und  unter  eingehender  Angabe 
der  Walzenkalibrirung  far  Kreuzeisen  und  HH-Eisen  (Bauträger)  beschrieben. 
Dass  im  Profilgeschäft,  trotz  der  Fortschritte  in  der  Flusseisenindustrie,  phosphor- 
bahiges  kaltbrüchiges  Schweisseisen  noch  immer  die  Oberhand  über  Stahl-  und 
Fhisseisenträger  hat»  das  hat  seinen  Orund  darin,  dass  die  Streckung  der  ein- 
zelnen Profilteile  nicht  gleichzeitig  er-  ^'  ^• 
folfift)  S*  gelangt  daher  mittelst  seiner 
zum  Vor-  und  Rückwärtswalzen  einge- 
richteten Uniyersalwalzwerke  zu  einem 
rationellen  Walzprocess.  —  Die  Con- 
straction  eines  Walzenständers  giebt 
F.  A.  CosTOB  zu  Köln  (D.  P.  37056) 
an,  in  welchem  die  Verschiebung  aller 
(3)  Walzen  in  verticaler  wie  horizontaler 
Riditung  bewerkstelligt  werden  kann. 
—  Bei  dem  Doppel- Zwillings- 
Walzwerk  für  Fa^n-  und  Feineisen 
von  L.  Glaser  in  Berlin  (D.  P.  38071) 
(Fi)(.  9)  liegen  die  beiden  Walzenpaare 
in  einem  Ständer  und  in  einer  Vertical- 
ebene  und  arbeiten  von  einander  un- 
abhängig, indem  die  Unterlagen  der 
wtersten  und  der  dritten  Walze  feste 
Lager  haben,  während  die  zweite  und 
nerte  Walze,  von  unten  gerecfknet,  ver- 
tical  verstellbar  sind.  —  Als  federnde 
Sicherheits stücke  für  Wahswerke 
legt  HnRK.  Blbckmanii  in  Mürzzuschlag 
eine  Anzahl  flach  kegelförmiger  Scheiben  aus  gehärtetem  Federstahl  zwischen 
der  Spindel  der  Walzen  und  dem  Walzensattel  ein,  welche  jeden  auf  den 
Walzensattel  ausgeübten  Stoss  aufnehmen  und  durch  die  ganze  Scheibenreihe 
iündurch  fortpflanzen.  —  Das  Anschweissen  von  gusseisernen  Walzenzapfen 
to  kalibrirten  Walzen  beschreibt  Thibrsgh  im  „Prakt  Masch.  Constr." 
(Hetallarb.  18,  27). 

In  einer  Abhandlung  über  die  Schienenverbindung  und  die  Dauer  der 


42  Eisen. 

Stahlschienen  geht  Chb.  Pbt.  Sandbbbo  in  London  (St.  u.  E.  6,  320)  anf 
die  chemische  Zusammensetzong  des  Schienenmaterials,  die  Prüfung  der 
Stahlschienen  und  die  Wahl  des  Schienenprofils  in  Bezug  auf  Abnutzung^ 
und  Dauer  der  Schienen  ein  und  schlägt  die  Einführung  der  Fussschiene 
von  50  kg  Gewicht  pro  Meter  Tor;  letztere  hat  jüngst  auf  den  belgischen 
Staatseisenbahnen  Eingang  gefunden  (St  u.  E.  7,  194).  —  Aus  dem  Reise- 
bericht Yon  B.  Tbasbnstbb  (Roy.  uniy.  18  ^  2)  giebt  Dablbh*  die  Beschrei- 
bung der  Schienen-Triowalzwerke  auf  den  Edqab  Thomsoiv  und  Bethlehem 
Iron  works  in  Nordamerika  (St.  u.  E.  6,  317);  Zt  V.  dt  Ing.  80,  1070). 
Das  Triowalzwerk  ist  erwähnenswert  wegen  der  von  Hollbt  und  Johh 
Fbits  erdachten  xind  von  Höht,  Tbot  und  Johbs  weiter  ausgebildeten  Vor- 
richtung zur  maschinellen  Handhabung  der  Walzstücke  (Gleitschiene  zum 
Transport  des  Blocks  von  einem  Walzentisch  zum  andern).  —  Eine  Be- 
.Schreibung  der  verschiedenen  Systeme  von  Radreifen -Walzwerken  giebt 
M.  Gbitbl  (Glas.  Ann.  19,  103). 

Unter  den  Walzenzugmaschinen  ist  durch  R.  M.  Dablbn  die  Con- 
struction  einer]  solchen  als  Receiver-Compound-Maschine  (St.  u.  E.  7,  184) 
gegeben,  welche  auf  den  Sandwiken  Jemwerks  in  Schweden  durch  die 
Köln.  Maschinenbau-Actien-Gesellschaft  zur  Ausführung  gelangt  ist  Die 
Anordnung  der  beiden  an  einen  Zapfen  angreifenden  und  um  90  o  zu 
einander  versetzten  Cylinder  zu  einem  stehenden  imd  liegenden  Gylinder 
lässt  die  Maschine  als  Zwillingsmaschine  erscheinen.  —  Eine  Reversir- 
Walzenzugmaschine  ist  nach  der  Gonstruction  von  Stbvbhson  (St.  u.  E.  6, 
716)  auf  den  Woodside  Steel  and  Iron  Company  in  Coatbridge  aui^stellt 
worden.  St.  schreibt  einen  grossen  Teil  der  Brüche  an  Blechen  den  un- 
ruhigen Bewegungen  der  Reversirmaschine  zu,  welche  die  Gleichförmigkeit 
des  Materials  stören  und  die  Festigkeit  beeinträchtigen.  Das  Reversirwerk 
wird  von  drei  Dampfinaschinen  getrieben,  von  je  914  mm  Durchmesser  bei 
1066  mm  Hub.  Die  beiden  aussen  liegenden  Maschinen  sind  an  2  Kurbel- 
wellen gekuppelt,  welche  sie  in  einer  stets  zu  einander  entgegengesetzten 
Richtung  bewegen;  diese  Wellen  sind  mit  ihrem  einen  Ende  je  mit  der  in 
der  Mitte  stehenden  Maschine  verbunden,  welche  dadurch,  dass  dieselbe  mit 
2  in  entgegengesetzter  Richtung  arbeitenden  Kurbelstangen  verbunden  ist, 
die  Wellen  so  kuppelt,  dass  sie  die  Kraft  aller  3  Gylinder  gegen  einen  von 
der  Walzenstrasse  kommenden  Widerstand  vereinigt. 

Zum  Walzen  von  Blechen  bewältigt  die  Technik  immer  grossere 
Dimensionen.  Auf  Borsigwerk  in  Obersehlesien  ist  eine  Walzenstrasse  mit 
Walzen  von  3*5  m  Ballenlänge  montirt,  auf  welcher,  da  derselben  4  schwere 
Dampfhämmer  und  Schweissöfen  entsprechender  Grosse  beigegeben  sind, 
Bleche  aus  Schweisseisen  im  Gewicht  bis  zu  7000  kg  hergestellt  werden 
können,  das  Walzwerk  liefert  Platten  von  5  mm  Stärke  bis  2  3m  Breite 
und  9  m  Länge,  runde  Scheiben  von  20  mm  aufwärts  bis  zu  3'4  m  Durchm.; 
femer  mit  Hülfe  einer  starken  Presse  gebördelte  Kessel böden  bis  zu  3  m 
Durchm. ;  zum  Ausglühen  der  Platten  dient  ein  Glühofen  von  3*5  m  lichter 


Eisen.  43 

Hordbreite  bei  12  m  lichter  L&nge.  (St  u.  K  7,  71).  —  Bei  dem  Blech- 
wihwerk  toh  J.  WsiDTiiAin«  (D.  P.  86597)  sind  zur  Verhinderunf  der  Durch- 
biegimg  der  Arbeitswalzen  denselben  sehr  kräftige  Druckwalzen  beige- 
geben, Ton  denen  das  Gewicht  der  oberen  Arbeitswalze  nebst  Zubehör  durch 
Hebdgewichte  ausbalancirt  ist.  —  Den  Entwurf  zu  einem  Panzerplatten- 
Walzwerk  mit  Horizontal-  und  Verticalwalzen,  auf  welchem  Panzerplatten 
bis  zu  10  000  kg  Gewicht  und  0*  1  m  Dicke  aus  Martinblocken  hergestellt 
w^en  sollen,  lieferte  die  M&rkische  Maschinenbau- Anstalt  zu  Wetter  a.  d. 
Rohr  (St.  XL  £.  ^  575).  Zum  Auswalzen  von  Blechringen  für  Dampf- 
kessel aus  einem  Stück  ohne  Naht  ist  nach  Rey.  univ.  1886  in  Barrow  ein 
grosses  Walzwerk  nach  Art  der  Radreifen- Walz  werke  erbaut  worden;  dasselbe 
wiegt  300  t,  ruht  auf  einer  Fundamentplatte  von  11  m  L&nge  und  5*2  m 
Breite;  die  Walzen  haben  0*56  m  Durchm.  und  1*22  m  Länge;  es  können 
Ringe  von  4'88  m  Durchm.  breit,  22  m  Hohe  gewalzt  werden.  Die  Antriebs- 
maschine hat  3000  HP,  macht  100  Touren  pro  Minute  und  wiegt  140  t,  der 
Antrieb  der  Walzen  geschieht  durch  Winkelzahnräder  von  12  t  Gewicht  — 
Anf  ähnliche  Weise  werden  nach  dem  Verfahren  von  S.  Fox  in  Leeds  (D. 
P.  34  538)  gewellte  Dampfkessel-Flammrohre  auf  einem  Walzwerke 
dargestellt;  die  Blechtafeln  werden  vorher  zu  einem  Rohre  gerottt  und  in 
der  Längsfuge  zusammengeschweisst;  das  Walzwerk  besitzt  gewellte,  mit 
einander  durch  Räder  verbundene  Walzen  mit  einer  Längsnuthe  zur  Auf- 
nahme der  nicht  zu  wellenden  Schweissstelle.  —  Blechscheren,  u.  a.  für 
wanne  Stahlblödce  von  260x260  nun  Querschnitt,  für  Flusseisraibleche  von 
50  mm  Stärke  mit  3  m  langen  Messern,  fertigt  die  Kalker  Werkzeugmaschinen- 
Fabrik  von  Brbubs,  Scbchmaobbr  A  Co.  (St  u.  E.  6,  364).  Die  Yerwen- 
dnng  von  Blechen  zu  Rohrenleitungen  bespricht  Hamilton  Shtth  nach 
den  bei  dem  hydraulischen  Grubenbetrieb  in  Califomien  gemachten  Erfah- 
nmgen  vor  dem  Iron  und  Steel  Institute  (Iron  27^  457  Glckf.  22,  52).  — 
Einen  Gasofen  zum  Wärmen  schmiedeeiserner  Rohre  construirte  A.  Schlottbb- 
H08B  in  Meiderich-Ruhrort  (D.  P.  34000).  —  Die  Vorrichtungen  zum  Drücken 
Ton  Blechbüchsen  von  der  Gompagnie  des  Ateliers  de  St  Etienne  be- 
stehen (Rev.  univ.  1886,  62,  Dingl.  261^  521)  in  einer  Drehbank,  auf  welcher 
die  Blechscheibe  durch  umlaufende  Rollenkränze  gegen  ein  von  der  zu 
erhaltenden  Form  gearbeitetes  Futter  gedrückt  werden.  —  Schaufeln  werden 
Ton  HossBT,  BiHNs  dt  Co.  in  Pittsburgh  aus  Tiegelgussstahlblöcken  herge- 
stellt (St  u.  E.  If  70),  indem  die  Blöcke  zu  einer  die  Schaufel  vorbereiten- 
den Platte  gegossen  werden,  welche  Platten  dann  zwischen  Yorwalzen  halb  aus- 
gewalzt und  zwischen  ezcentrischen  Walzen  fertig  gewalzt  werden,  so  dass 
dieselben  in  der  Mitte  eine  die  sonstige  Rippe  ersetzende  Verstärkung  er- 
halten. —  Die  Fabrikation  von  Sägeblättern  erfolgt  in  der  Fabrik  von 
DoQoujoH  zu  Paris  (St.  u.  E.  7,  227)  in  der  Art,  dass  die  aus  Stahlblech 
geschnittenen  Blätter  mehrere  Male  glatt  gewalzt,  dann  im  Dunkeln  in  einem 
Ofen  miter  Verhütung  des  Luftzutritts  in  die  passende  Hitze  gebracht  und 
in  ein  RübÖlbad  getaucht  werden.    Der  so  gehärtete  Stahl  wird  zimi  Anlassen 


44 


Eisen. 


zwischen   erwärmten  Roheisenplatten   in  Maschinen  durchgfehoit,  worauf  die 

Zähne  eingeschnitten,   die  Blätter  kalt  gerichtet  \md  auf  Schmirgelseheiben 

Flg.  10.  polirt  werden.  — 

Zum  Reinigen 
der  Bleche  hat 
Fb.  Hbtmann  in 
Schwerte  (D.  P. 
37  989)  eine  Vor- 
richtung herge- 
stellt (Fig.  10), 
welche  aus  dem 
rotirenden,  durch 
Klappen  ver- 
schliessbaren  Ge- 
fasse  g  zur  Auf- 
nahme der  Säure 
und  der  in  kupfer- 
ne Körbe  p  einge- 
legten Bleche  be- 
steht, in  Verbin- 
dung mit  dem  über  der  Mitte  von  g  aufgestellten  Behälter  h,  aus  welchem 
Dampf  in  das  Geföss  g  strömt,  um  die  Säure  zu  erhitzen. 

Bei  dem  Verfahren  von  Joh.  Abth.  do  Ribtz  in  St.  Petersburg  (D.  P.  38264) 
zum  Verzinken  von  Eisenblechen  (Fig.  11-12)  wird  ein  Bad  aus  Blei  und 
Zink  angewendet,  in  welchem  die  beiden  Metalle  in  einer  mit  einer  Scheide- 


Eif.  11. 


Fig.  12. 


wand   ver- 
sehenen 
Pfanne  wie 
in  einem 
communi- 
cirenden 
Rohre   an- 
geordnet 
sind,  so 
dass  die  zu 
verzinken- 
den Gegen- 
stände zu- 
erst durch 
das  flüssige 

Blei  und  dann  durch  die  niedrigere  Zinkschicht  in  dem  anderen  Sehenkel 
gezogen  werden.  Dadurch  werden  die  Gegenstände  in  dem  flüssigen  Blei 
vorgewärmt,  die  Bildung  von  Hartzink  möglichst  vermieden  und  eine  dünne, 
sehr  haltbare  Zinküberzugsschicht  erzielt.    Zur  Ausführung  dieses  VerfahreAS 


Eisen.  45^ 

dient  ein  mit  Feuerung  F  versehener  Kessel  M  mit  feuerfesten  Seiten- 
winden, einer  feuerfesten  Scheidewand  N  und  den  Eisenträgem  e,  weiche 
ganz  unter  Blei  liegen.  (Eine  ähnliche  Vorrichtung  war  schon  1867  auf  der 
Pariser  Weltausstellung  ausgestellt.    Ref.) 

d)  DrahtiiehereL  In  der  Drahtzieherei  stehen  die  Mittel  zur  Yer- 
bätong  oder  Entfernung  des  Glnhspans  im  Vordergründe;  eine  Vorrich- 
tung zur  Drahtreinigung  von  Fr.  Hbtmann  su  Schwerte  (D.  P.  35265) 
besteht  darin,  dass  in  der  Mitte  einer,  sich  um  ihre  Achse  drehenden 
Trommel  ein  nach  beiden  Enden  konisch  geformtes  Rohr  angebracht  ist, 
welches  an  einem  der  Boden  der  Trommel  festgenietet  ist.  Die  zu  reinigenden 
Drahtringe  werden  um  dieses  Rohr  gelegt,  darauf  die  Trommel  mit  Sand 
beschickt,  geschlossen  und  in  Drehung  versetzt,  während  durch  ein  Rohr 
Dampfe  einer  Säure  eingeleitet  werden.  —  Die  Verhütung  von  Glühspan 
erzidt  G.  F^»tz  jr.  zu  Aachen  (D.  P.  37  998),  indem  der  von  Fett  ge- 
reinigte Draht  durch  ein  Bad  von  Salzsäure  und  dann  durch  einen  mit 
Borax  gefüllten  Trog  gezogen  wird,  worauf  er  in  einem  Gasfeuer  unter 
Luftzutritt  bis  zur  Rotglut  erwärmt  und  zur  Abkühlung  durch  einen  längeren 
Easttti  geleitet  wird,  in  dem  ein  heisser  Luft-  oder  Gasstrom  umläuft.  — 
Eine  das  Drahtziehen  befördernde  Fettbeize  stellt  F.  Voobl  (Oestr.  P.) 
in  Brack  a.  d.  M.  durch  Mischen  von  Schweinefett  mit  20 — 40  Proo.  con- 
centrirter  Schwefelsäure  und  Lösen  dieses  Gemisches  in  Wasser  her 
(Din^.  262  y  285);  die  Anwendung  dieser  Beize  gestattet  ein  so  leichtes 
Durchziehen,  dass  man  den  Draht  1—2  mal  weniger  oft  zu  glühen  braucht.  — 
Die  Drahtglühretorte  von  Eissnio  <&  Möllmann  in  Bösperde  (D.  P. 
37310)  besitzt  ein  ausziehbares  inneres  Rohr,  durch  welches  die  Heizgase 
zur  gleichmässigen  Erwärmung  des  Drahts  hindurchstreichen.  —  Eine  Draht- 
zerreissmaschine  von  Mohr  &  Fbosrhapit  in  Mannheim  ist  von  Roch  be- 
schrieben (Jahrb.  f.  Bg.  u.  H.  W.  i.  Sachs  1886,  120).  —  Die  Verarbeitung 
m  Draht  zu  Nähnadeln  besprach  W.  Wolff  zu  Ichtershausen  (Ver.  f.  Gew. 
Sitzgsber.  1886,  240) ;  der  Behauptung  desselben,  dass  zu  dieser  Fabrikation 
ausschliesslich  nur  englischer  Draht  sich  eigne,  wird  energisch  entgegen- 
getreten (St.  u.  E.  7,  39).  —  Die  Fabrikation  von  französischem  Draht 
seitens  der  Gompagnie  des  Forges  de  Chätillon  et  Commentry  beschreibt 
Mai  DB  Narsoctt  (Genie  civil  1887,  Febr.;  St.  u.  E.  7,  225),  durch  welche 
sich  Frankreich  gegenüer  der  englischen  und  deutschen  Einfuhr  von  Draht  in 
besseren  Sorten  auf  eigenen  Fuss  gestellt  hat.  —  üeber  Stahldraht  von 
besonders  hoher  Festigkeit,  sog.  „Fowlers  special"  sprach  Pbrcy  vor  dem 
Irona.  Steel  Institute  (Iron  27,  425;  St.  u.  E.  6,  502). 

e)  Weitere  Behandlung  schmiedbaren  Eisens.  Das  Inoxydiren 
oder  Brüniren  von  Stahl-,  Guss-  oder  Schmiedeeisen  geschieht  nach  dem 
Verfahren  von  Aoo.  db  Mbritbns  (D.  P.  37596)  wie  folgt:  Das  zu  brünirende 
Metall  wird  am  positiven  Pol  in  einem  Bade  von  heissem  oder  auch  kaltem 
Wasser  angeordnet,  während  irgend  ein  anderes  Metall  oder  Kohle  den  ne- 
gativen Pol   eines   elektrischen   Stromes    bildet.    Sobald   sich   eine   gleich- 


46  Eisen. 

formige  Schicht  Ton  Eisenoxyduloxyd  niedergeschlagen  hat,  wird  das  Metall 
aus  dem  Bade  genommen  und  trocknen  gelassen.  Hierauf  wird  dasselbe 
durch  Bürsten  stark  glänzend  gemacht  und  von  neuem  in  das  Bad  gegeben 
und  so  weiter,  bis  der  schwarze  Ueberzug  die  genügende  Starke  erhalten 
hat.  —  Um  stark  von  Rost  angegriffene  Gegenstände  aus  Eisen  dayon  zu 
befreien,  taucht  man  dieselben  nach  A.  Yosmabb  (St.  u.  E.  7,  226)  in  eine 
ziemlich  gesättigte  Losung  von  Zinnchlorid,  SnCl^;  nachdem  die  Gegen- 
stände 12 — 24  Stunden  darin  verblieben,  werden  sie  heraus  genommen,  mit 
Wasser  und  Ammoniak  abgespült  und  schnell  getrocknet.  —  Das  Email- 
liren  von  Dachplatten  aus  Flusseisenblech  führen  J.  FLnoBi.  und 
Ed.  PoTTMAiiN  in  Hagen  (D.  P.  34396)  aus,  indem  die  aus  Mosel-,  bor-, 
zinn-  und  salpetersaurem  Natron  und  Kiilk  geschmolzene  Emailmasse  mittelst 
eines  Schleuderapparats  aufgetragen  und  zum  Einbrennen  ein  dreiteiliger, 
mit  einem  Eühlraum  verbundener  Muffelofen  benutzt  wird.  —  Ueber  ver- 
zinktes Eisen  und  dessea  Anwendung  liegen  Angaben  von  Gboro  (Zt  V. 
dt.  Ing.  8O9  721)  vor.  Dr.  Eosmarn. 

Anhang. 

Ueber  die  Teelmik  der  WeissUedtfabrikatimi  hat  Wilb. 
Stbrckbh  interessante  Mitteilungen  in  einer  vom  Yer.  z.  Bef.  d.  Ge- 
werbfleisses  preisgekrönten  Schrift  gemacht.  Der  Herr  Verf.  teilt  uns 
darüber  das  Folgende  mit:  Die  Abhandlung  beginnt  mit  der  Entwickelung 
der  Weissblech-Industrie  im  sächsischen  Erzgebirge,  schildert  ihre  Ueber- 
siedelung  nach  England  im  Jahre  1650  und  die  nachherige  Ausbreitung 
in  Deutschland,  Oesterreich  und  Frankreich.  Ueber  die  Technik  wurde  erst 
im  Jahre  1725  Näheres  bekannt  Von  da  an  findet  man  die  wesentlichen 
Verbesserungen  der  Apparate  und  Verfahren  in  englischen  Patenten  nieder- 
gelegt, die  von  der  Gesamtentwickelung  ein  klares  Bild  geben,  weil  alle 
Fortschritte  den  Bemühungen  der  Engländer  zu  verdanken  sind. 

Bei  der  Herstellung  des  Schwarzblechs  werden  die  einzelnen  Verfahren 
zur  Umwandlung  des  Roheisens  in  Schweiss-  und  Flusseisen  besprochen. 
Das  im  Frischfeuer  und  Puddelofen  entkohlte  Eisen  ist  in  den  letzten  Jahren 
fast  ganz  durch  das  Flusseisen  verdrängt  worden.  Letzteres  wird  gegen- 
wärtig im  SxBMBiis-,  sauren  und  basischen  Bbsbbmbr-  und  im  Glapp-Gbifvitb8- 
Ofen  hergestellt.  Eine  untergeordnete  Rolle  spielen  einstweilen  noch  die 
kleinen  BBSSBiiBB-Bimen  nach  dem  Vorschlage  von  Davt  in  Sheffield. 

Das  Walzverfahren  und  die  Wärmöfen  bieten  wenig  Neues.  Bemer- 
kenswert ist  allein  ein  Vorschlag  von  Hbnry  Bbssbmbb,  y^zöRige  Platinen 
in  einem  einzigen  Walzendurchgang  auf  Schwarzblechstärke  auszuwalzen. 

Beim  Beizen  des  Schwarzblechs  behufs  Entfernung  des  Glühspans 
sind  in  den  letzten  Jahren  ganz  erhebliche  bis  dahin  noch  wenig  bekannte 
Fortschritte  gemacht  werden.  Diese  betreffen  besonders  die  englischen  Beiz- 
maschinen, welche  in  allbn.  grösseren  Werken  des  Gontinents  und  Englands 
in  Betrieb  stehen.  Dadurch  wird  nicht  allein  die  Production  gesteigert, 
sondern  auch  die  Beizarbeit  sehr  vereinfacht.    Die  neuesten  Maschinenbeizen 


Eisen.  47 

Ton  HuTCHoioi,  Morris  und  Grbt,  welche  den  Beiz-  mit  dem  darauffolgenden 
Wischprocess  yerbinden^  bewegen  je  einen  mit  Blechen  gefüllten  Korb  in 
dem  Beiz-  und  in  dem  Waschbottich  gleichzeitig  hin  und  her,  während  ein 
finüw  Korb  entleert  und  mit  noch  ungeheizten  Blechen  gefüllt  wird.  Die 
Handbeizen,  bei  welchen  kleinere  mit  Schwarzblech  gefällte  Körbe  in  mit 
Siore  gefällte  Beiztröge  von  Hand  eingesetzt  und  herausgenommen  werden 
sind  kaum  noch  in  Anwendung.  Als  Beize  benutzt  man  Terdnnnte  und 
durch  eine  Dampfschlange  erw&rmte  Salz-  und  Schwefelsäure.  Die  Beiztröge 
bestehen  aus  Holz  oder  Eisen  (ersteres  mit  oder  ohne,  letzteres  nur  mit 
iimerem  Bleiblechbelag),  Blei  oder  Stein. 

Das  früher  übliche  Scheuem  der  Bleche  ist  in  Folge  Verwendung  des 
mit  nur  wenig  Olühspan  bedeckten  Flusseisens  fast  ganz  überflüssig  geworden. 
Das  Glühen  der  Bleche  zur  Aufhebung  der  beim  Walzen  erlangten 
Sprödigkeit  findet  seit  1829  in  geschlossenen  eisernen  Glühkisten  statt.  Die 
Ofen-Constructionen  für  die  Kisten  sind  yerschieden.  Trotz  der  grossen 
Vorteile  wird  die  Gasfeuerung  noch  wenig,  die  B.egeneratiYheizung  gar  nicht 
angewandt.  Die  Canalglühöfen  mit  sich  continuirlich  bewegender  Sohle  sind 
in  einzelnen  Werken  mit  Erfolg  in  Betrieb.  Der  Vorschlag,  die  der  Ver- 
brennung sehr  ausgesetzten  gusseisemen  und  neuerdings  die  schmiede- 
eisernen und  gussstählemen  Glühkisten  durch  solche  aus  gebranntem  Thon 
zu  ersetzen,  scheint  keinen  Anklang  gefunden  zu  haben. 

Nach  dem  Glühen  folgt  das  'vor  1816  eingeführte  Kaltwalzen  der  Bleche 
behufs  Glättung  der  Oberfläche,  was  eine  glänzende  Verzinnung  und  einen 
Minderrerbrauch  an  Zinn  nach  sich  zieht. 

Die  Bleche  werden  dann  nochmals  geglüht,  um  sie  wieder  geschmeidig 
zn  machen,  worauf  die  Fertigbeize  folgt,  nach  welcher  die  Bleche,  wenn  sie 
nieht  sofort  zur  Verzinnung  gelangen,  in  stehendem  Wasser  aufbewahrt 
werden.  Zur  Verzinnung  benutzt  man  reines  Zinn  für  Glanzbleche  und  eine 
Legirung  von  1  Teil  Zinn  mit  3  Teilen  Blei  für  Mattbleche.  Zinn-Zink- 
Legirungen  werden  nur  in  Frankreich  zu  für  Dachdeckungen  bestimmten 
Blechen  verwandt  Zur  Bedeckung  der  Metallbäder  und  zur  Füllung  der 
Fettkessel  dient  fast  nur  noch  afrikanisches  Palmfett,  welches  weniger  ge- 
simdheitsschädliche  Dämpfe  entwickelt,  als  der  früher  allgemein  übliche  Talg. 
Als  Ersatzmittel  ist  bei  englischen  Verzinnmaschinen  der  sog.  »flux** 
in  Gebrauch ;  dies  sind  Mischungen  von  Fetten  mit  Chlorzink,  Salmiak  u.  s.  w., 
welche  eine  beizende  Wirkung  auf  die  Bleche  ausüben,  aber  dem  Rosten 
leicht  ausgesetzte  Bleche  ergeben. 

Die  Verzinnherde  haben  gewöhnlich  fünf  Kessel,  von  denen  die  beiden 
iosseren  mit  Fett,  die  drei  mittleren  mit  Zinn  gefüllt  sind.  Das  Eintauchen 
ond  Herausnehmen  der  Bleche  erfolgt  bei  den  ersten  vier  Kesseln  vermittelst 
Handzangen,  beim  fünften  Kessel  durch  die  im  Jahre  1860  erfundenen 
Walzen,  welche  gleichmässig  stark  verzinnte  Bleche  herstellen.  Die  Herde  und 
ihre  Bedienung  sind  jetzt  im  wesentlichen  überall  gleich.  Geringe  Abwei- 
chungen finden  sich  in  Frankreich.  In  derartigen  Herden  werden  Bleche 
bis  zu  1x2  m  Grösse  hergestellt. 


48  Eisen. 

Die  Bestrebungen  der  Engländer  gehen  hauptsächlich  dahin»  die  Zahl 
der  Kessel  und  damit  die  Handarbeit  zu  vermindern.  Das  Ergebnis  der- 
selben ist  u.  a.  die  Tatlob -LBTSHON'sche  Verzinn-Maschine  mit  nur  einem 
Kessel.  Dieselbe  ist  auf  dem  Gontinent  in  einigen  Exemplaren,  in  England 
aber  in  grösserer  Zahl  verbreitet  und  liefert  wenig  haltbare  Weissbleche 
kleineren  Formats.  Für  grössere,  besonders  die  sogenannten  Meter- Bleche, 
wendet  man  in  England  häufig  Halbkreiskessel  mit  im  Zinn  liegenden 
Transport-Walzen  an,  die  das  Blech  von  einer  Seite  des  Kessels  zur  anderen 
durch  das  Zinn  fahren.  Alle  diese  Verzinn-Maschinen  sind  aber  bis  jetzt 
nicht  im  Stande,  ebenso  gute  Bleche  zu  liefern,  wie  die  alten  5 kesseligen 
Verzinnherde,  weil  es  noch  nicht  gelungen  ist,  die  Operation  des 
Bürstens,  d.h.  die  Entfernung  der  auf  dem  Blech  haftenden  ünreinigkeiten 
und  gleichmässige  Verteilung  des  Zinns  während  der  Verzinnung  zu  ersetzen. 

Ebenso  erfolglos  sind  bis  jetzt  die  Bestrebungen  gewesen,  das  bis 
heute  noch  übliche  Handputzen  des  Weiss-Blechs  mit  Kleie,  Sägemehl  oder 
gelöschtem  Kalk,  behufs  Entfernung  des  anhaftenden  flüssigen  Fetts,  durch 
Maschinen  besorgen  zu  lassen,  trotzdem  sich  der  Erfindungsgeist  mit  dieser 
Frage  eingehend  beschäftigt  hat.  Die  geputzten  Bleche  werden  in  Holz- 
kisten verpackt.  Bleche,  welche  vernickelt  werden  sollen,  unterwirft  man 
zuweilen  vorher  einer  Glättung  unter  Kaltwalzen. 

Der  Theorie  der  Verzinnung  ist  ein  Capitel  gewidmet,  und  der  Ver- 
fasser kommt  zu  dem  Schluss,  dass  sich  beim  Eintauchen  eines  blanken 
Eisens  in  geschmolzenes  Zinn  sofort  eine  oberflächliche  Legirüng  beider 
Metalle  bildet,  die  um  so  tiefer  in  das  Eisen  eindringt,  bezw.  um  so  mehr 
Eisen  au&immt,  je  höher  die  Temperatur  des  Zinns  ist,  und  dass  auf  dieser 
legirten  Schicht  eine  Schicht  reinen  Zinns  haftet. 

Der  Vorgang  beim  Walzen  des  Weissblechs  im  heissen  Fettkessel  be- 
hufs Entfernung  des  überschüssigen  Zinns  und  Glättung  der  Zinnschicht  ist 
eingehend  behandelt. 

Hieran  schliessen  sich  einige  Angaben  über  die  Erzeugungskosten  des 
Weissblechs,  die  trotz  der  um  25  Proc.  höheren  Arbeitslöhne  in  England 
geringer  sind  als  in  Deutschland,  weil  dort  in  Folge  des  Exports  eine  grosse 
Massenproduction  auch  von  minderwertigen  Blechen  stattfindet,  die  natürlich 
die  Erzeugungskosten  herabmindert.  Dies  könnte  aber  auch  in  Deutschland 
nur  dann  eintreten,  wenn  auch  hier  für  den  Export  gearbeitet  würde,  wozu 
allerdings  noch  sehr  wenig  Aussichten  vorhanden  sind. 

Im  Anschluss  an  die  Besprechung  der  Weissblechsorten  in  den  ein- 
zelnen Ländern,  in  welchen  eine  grosse  Verschiedenheit  betreffs  Format, 
Stärke  und  Güte  Platz  gegriffen  hat,  wird  eine  neue  Einteilung  vorgeschlagen, 
die  mehr  Rücksicht  auf  die  Widerstandsfähigkeit  des  Weissblechs  bei  seiner 
Verwendung  als  auf  Fabrikzeichen  nimmt. 

Es  folgt  dann  die  Benutzung  des  Weissblechs  und  die  Entwicklang 
und  Zukunft  der  Weissblech-Industrie  in  den  einzelnen  Ländern.  Unter 
diesen   nimmt  England   mit   93  Verzinnhütten   und   401  Schwarzblechwalz- 


Eisen. 


49 


werken  den  ersten  Rang  ein.  Dieselben  producirten  im  Jahre  1885 
417450  t  und  exportirten  297728  t  im  Werte  von  4417937  £.  Die  Folge 
dieses  grossartigen  Aufschwungs  ist  aber  eine  starke  üeberproduction,  an 
welcher,  trotzdem  derselben  schon  mehrere  bedeutende  Fabriken  zum  Opfer 
gefallen  sind,  England  noch  lange  leiden  wird. 

In  Amerika  hat  sich  die  Weissblech-Industrie,  trotz  des  kolossalen  Be- 
darfs, noch  nicht  eingebürgert,  und  zwar  in  Folge  des  geringen  Eingangs- 
zolles far  englisches  Weissblech,  welches  dort  billiger  ist,  als  das  bei  den 
hoben  Arbeitslöhnen  in  Amerika  erzeugte  Blech.  Zweifellos  werden  sich 
aber  die  ZolWerhältnisse  ändern,  und  dann  sieht  die  englische  Weissblech- 
Industrie  einer  traurigen  Zukunft  entgegen. 

Deutschland  hat  augenblicklich  fünf  Fabriken,  welche  ca.  13000  t 
Weissblech  erzeugen.  Die  Aus-  bezw.  Einfuhr  betrug  im  Jahre  1885  186  t 
bezw.  5989  t.  Zur  Hebung  der  Industrie  wird  eine  Verminderung  der 
Eisenbahnfrachten  vorgeschlagen,  wodurch  man  vorerst  dem  billigen  Import 
TOQ  englischem  Blech  auf  den  Wasserstrassen  Deutschlands  erfolgreich  die 
Spitze  bieten  könnte.  Ebenso  empfehlenswert  würden  von  einer  Behörde 
anzustellende  Qualitätsversuche  mit  deutschem  und  englischem  Blech  sein, 
um  das  Vorurteil  gegen  ersteres  zu  heben. 

In  Oesterreich  stehen  acht  Werke  in  Betrieb,  die  jährlich  3500  t 
Weissblech  erzeugen,  während  Frankreich  in  14  Fabriken  ca.  17280 1  herstellt. 
Ganz  neuerdings  ist  auch  in  Warschau  eine  Fabrik  in's  Leben  gerufen  worden. 

Die  Abhandlung  schliesst  mit  einer  im  Jahre  1836  beginnenden  ge- 
nauen Statistik  der  Weissblech-Industrie  in  Deutschland  und  England.  Die 
Angaben  beziehen  sich  auf  Production,  Ausfuhr,  Einfuhr,  Durchfuhr  und 
den  Wert  derselben  und  sind  durch  eine  statistische  Diagrammtafel  ver- 
deutlicht. Eine  fernere  Diagrammtafel  zeigt  die  Preisschwankungen  des  Holz- 
kohlen-und  Coksblechs  und  des  Bankazinns  in  England  in  den  Jahren  1873 — 1886* 

Statistik. 

1.  Production  der  Bergwerke  in  Deutschland  an  Eisenerzen  im  Jahre  1885. 


Staaten 

Zahl  der  Werke, 

welche  das  Pro- 

duct  darstellen 

Von  den  bezeidmeteu  Prodactea 
sind  im   Laufe   des  Jahres  ge- 
wonnen worden 

Landesteile. 

als 
Haupt- 
product 

als 
Neben- 
prodact 

Menge  Tonnen 
za  1000  kg 

Wert 

1.  Preussen.     Prov.  Schlesien 

Prov.  Sachsen 

„      Hannover 

,      Westfalen 

„     Hessen-Nassau  .  .  . 
„     Rheinland 

58 

4 

29 

93 

166 

144 

494 

25 

8 

11 

2 

934  600-000 
44  096-800 
455  303000 
1022  565-661 
532  748-134 
936  469-730 

3  768  782 

180  67,j 

1042  491 

6  757  802 
3  276  703 

7  011890 

Zusammen  Königreich  Preussen 

46 

3  925  783-325 

22  038  344 

11.  Bayern.  Reg. -Bez. Oberpfalz 
üebriges  Bayern 

21 
20 

— 

113  612-300 
17  511-000 

519  515 
84  579 

itusammen  Königreich  Bayern 

41 

— 

131  123  300 

604  094 

50 


Eisen. 


Staaten 

und 

Landesteile. 

Zahl  der  Werke, 
welche  dasPro- 
dact  darstellen 

Von  den  bezeichneten  Producten 
sind  Im  Lanfe   des  Jahres   ge- 
wonnen worden 

als 
Haupt- 
product 

aU 
Neben- 
product 

Menge  Tonnen 
zu  1000  kg 

Wert 
J€ 

III.  Sachsen 

IV.  Württemberg 

V.  Hessen 

VI.  Braimschweig 

Vn.  Schwarzburg-Rudolstadt-. 
VIIL  Waldeck 

IX.  Elsass-Lothringen 

X.  üebrige  deutsche  Staaten 

11 
3 

21 
6 
3 
4 

28 

12 

2 

19  279-335 

17  113-785 

109  821-000 

105  912-057 

16  822-400 

17  670-000 
2  152  570-160 

13  274-000 

224  171 

106  431 

665  202 

218  840 

57  339 

76  631 

4  493  541 

51458 

Zusammen  Deutsches  Reich 
Hierzu:  Luxemburg 

623 
60 

48 

6  509  379  362 
2  648  489  900 

28  536  051 
5  377  371 

Deutsches  Reich  und  Luxemburg 
Im  Jahre  1884  abgerundet.  .  . 

683 

48 

9  157  869  262 
9  005  796  639 

33  913  422 
37  543  115 

2.  Production  der  Eisenhütten  Deutschlands  im  Jahre  1885. 

BohelseB.  a)  Holzkohlenroheisen  (Masseln.  Gusswaaren  1.  Schmelzung,  Bruch-  und 

Wascheisen). 

I.  Preussen. 


Prov.  Schlesien 

y,  Westfalen,  Reg.-B. 
Arnsberg 

„  Hessen-Nassau  .  .  . 
üebriges  Preussen  .... 


Zusammen  Kgr.  Preussen 
II.  Württemberg 

III.  Braunschweig 

IV.  üebrige  deutsche  Staaten 


3 

11 

4 


Zusammen  Deutsches  Reich 

b)  Steinkohlen-  und  Coksroheis 
und  mineralischen  Brennstoff  (Masseln, 

I.  Preussen. 

Prov.  Schlesien,  Reg.-Bez. 

Oppeln 

„.     Hannover 

«1      Westfalen,  Reg.-Bez. 

Arnsberg 

„      Rheinland 


22 

2 

3 

_3_ 

30 


2  154-000 

5  257089 

18  550-509 

5  375-551 


31  337- 149 
2  109-204 

2  917-914 

3  821-267 


40  185-534 


196  544 

671  586 

2  390451 

564  434 


3  823  015 
268  224 
343  516 
343  477 


4  778  232 


e  n,  sowie  Roheisen  aus  gemischtem  vegetabilischen 
Gusswaaren  1.  Schmelzung,  Bruch-  und  Wascheisen). 


Zusammen  Kgr.  Preussen 
II.  Bayern 

III.  Hessen 

IV.  Braunschweig 

V.  Elsass-Lothringen 

VI.  üebrige  deutsche  Staaten . 


Zusammen  Deutsches  Reich 
Hierzu:  Luxemburg  . 


Deutsches  Reich  und  Luxemburg 

Summe  a)  und  b) 

Im  Jahre  1884 


12 
2 

22 
30 


66 
3 
2 
2 

7 
3 


83 
3 


91 


121 
126 


412  524-000 
169  017-770 

897  397-662 
1  154  597-948 


2  633  537  380 
61  151-205 
28  311-000 
24  218-075 
429  627-741 
50  792-430 


3  2-27  637  831 
419  610-630 


3  647  248-461 


3  687  433095 
3  600  612-199 


20  889088 
7  047  354 

39  935  729 
51386  215 


119  258  486 

2  546  581 
1  557  160 
1  246  359 

13  990  979 

3  318  777 


141918  342 
14  249  942 


156168  284 


160  946  516 
172  639  917 


Eisen. 


51 


3.  Die  einzelnen  Zweige  der  Roheisenverarbeitung;  nach  den  haupt- 
sächlichsten Productionsge  bieten. 


Staaten 

und 

Lande  st  eile 


Produ- 
cirende 
\eTkt 
Anzahl 


Verschmolz. 
Eisen- 
material 

Tonnen 
zu  1000  kg 


Gewonnene  Gtesserelprodacte 
2.  Schmelzung. 


Menge 

Tonnen 

zu  1000  kg 


Wert 


LEisengiessereien  (Gusseisen 
zweiter  Schmelzung). 

I.  Preussen. 

Prov.  Ostpreussen  .... 

„     Westpreussen  .  .  . 

Stadt  Berlin 

Prov.  Brandenburg.  .  .  . 

„     Pommern 

„    Posen 

„    Schlesien 

„    Sachsen 

„     Schleswig -Holstein 

„     Hannover 

»     Westfalen 

„    Hessen-Nassau  .  .  . 

„    Rheinland  u.Hohen- 
zollem  .  .  .  .  .  . 

Zusammen       Königreich 

Preussen 


II.  Bayern 

ni.  Sachsen 

rV.  Württemberg 

V.  Baden 

VI.  Hessen .  . 

VII.  Mecklenburg 

VIU.  Thüringen 

IX.  Oldenburg 

X.  Braunschweig 

XI.  Anhalt 

Xn.  Lübeck 

Xni  Bremen 

XrV.  Hamburg 

XV.  Elsass-Lothringen  »  .  .  . 

Zusammen   Deutsches  Reich 
Hierzu  Luxemburg  .  .  .  .  .  .  . 


18 

3  793-0 

23 

6  581-0 

21 

33  105-7 

28 

10  502-6 

25 

6  377-7 

9 

1  5380 

75 

77  311-0 

52 

44  207-2 

85 

10  820-0 

41 

39  155-0 

125 

78  5710 

37 

17  012-0 

155 


183  588-5 


3  429-388 

6  112-236 

30  430368 

9  026-714 

5  712-936 

1  435061 

72  125-376 

40435  090 

8  874-811 

34  563-162 

69  172022 

14  855-211 

157  501-182 


548  605 
1  245  715 
5  938  937 

1  652  752 
1 086  380 

285  214 

10  911356 

9134  499 

1940749 

5716409 

10  954  791 

2  819447 

20494  046 


644 

63 

116 

38 

36 

14 

17 

28 

10 

25 

14 

3 

3 

12 

44 


511  762-7 

44  593-8 
79  082-6 
19  325-0 
19  158-9 
8  330-0 

2  467-3 

6  464-2 

3  549-2 
11665-0 

7  863-1 
1 090-0 
1  240-3 
5  644-2 

37  4380 


453  673-557 

40  285-152 
69  319-044 
17  791-751 
17  105-045 

6  881-792 

2  133-336 
5  703-473 

3  219-605 
10  632  758 

7  050-530 
1  010  332 
1  099-826 

4  813  410 
31  756-337 


1067 
5 


759  674-3 
1  548-0 


672  475-948 
1  440-250 


Deutsches  Reich  u.  Luxemburg 


1072 


hn  Jahre  1884 1069 


761  222-3 
788  126-9 


673  916198 
698  837-449 


72  728  900 

7  461093 

13  190  185 

3  598  462 

3  114  739 

1318  390 

476  693 

1  096  874 

653  267 

1  929  026 

1  574  013 

232  983 

243  534 

822  967 

5  607  640 


114  048  766 
279  738 


114  328  504 
123  409  356 


52 


Eisen. 


3  P         B 


B^S 


»TShd    1 


1- 

»  S 


S2-N 


^11 


F??:^ 


p  .     .     O:  • 

sr       g 

Vi'  ' 


'•I 


«3  .  S" .  . 


B  w  P  ö52  2 
2.«  ^B^^ 


»f^  td  00 -3  Cn  O  H-^ 


^  2. 

<5  CT  ' 


0  05  H-  -:jfc 


-iöbö 


tci>s 

MO 


öob  öob 


«o  o -4  i>c  *k  ^  JK 
o  cn  tfk  i^  CO  «r> 


Jk.  00  c»  CO -4  00  «o  c» 

ünoio^cooswos 

tfCnOOOCOOdC^i-^ 

-4  ö  ob  eis  ö -^  ö  ö 


c5ö5 


OO&QOp 


--I 


fÖ  Oi         O  «D  t>» 

tO  ^  t-A  t>0  O)  CO 


CO^i 


OSO-»! 

91  l-k~3rf 


•>a(OCo 

^^oo-^^ 

►-*  t>iOOC 
OOQOO 


0  tC  CT  < 


©•-JtO 

cooo 


"» ■:j>  Ö  •**• 

COCHI-^CC 

►-*^ooco 

CÄ-J 


pW 


p  p 


S-P  o   Q^ 
p  2*^ 

c  p  a 

2.0 


00  OS 
CO  CO 
OtjO 

ig 


CO  OD 
MO» 


>  tocoto 

•  I  I  -:?<^^:'' 

)  I    (sSCOtOi 

).  (n5M 


>  I  d»o«  I  ö  i 


I   CO  ,    ,   «ococ 

*    ^    I      I    O*"! 


I  obl    I    I    I 


•^co  I 


i  i  I  ö  I  I  I  i 


I    c^l     I     I     I    S    I     I     I 

2  ^ 


«Oi 


>^         M 
O        lO 

<j  CJ1  OS  üi  tJi 

H*  Os' OS  «D --J 
Ö  »^  t-^  4l  IC 

o  J^a  ü»  o  rf^ 
o  *«•'  OS  OS  lo 


gg^S 


;i  I  I 


4*.  CO  t™  O  «r»  to  ^  n^ 

eOD  CO  w  -o  M  «o  cn 
?o  o  i-k  M  o  CO  Ol 
t™  OD -»a  •-*  O  O  N3 

c^  C£«  ^  td  o  ob  OS  cj< 

r^  Q  5*  !r*  ^5  e»  Kj -4 


§^ 


COCOfcOrfk  i-k 


00  ;ß 


J. 


DCnOS«M*i.M'l-»MCJtOMtC(\50S 
■SbOOSOSCOpOOQOOO-^-JrfkiS»-. 

ooo«<h>bco[^;d,  ~5t^c;iODCoi-koo«o 

3  qp  CO  M  fcO  Ci 


oiM-jq 
-Jco»f».g 


iCOOC«'  < 

il&^osU 


0«J 


Eisen. 


53 


4.  Einfuhr  und  Ausfuhr  von  Eisenwaaren *)  in  Deutschland. 
Im   Deutschen   Reich    betrug   in    metr.    Centnem   ausgedruckt    die 


Waarengattang 


Aasfahr 


im  Jahre 

1 
im  Jahre 

im  Jahre 

im  Jahre 

1886 

1885 

1886 

1885 

45  886 

1648648 

1101 

71229 

2159  733 

1025 

522365 

2507  515 

309717 

367040 

3135345 

178  730 

1200 

2450 

562 

1623 

5575 

745 

228201 

1632216 

136614 

269328 

«)  1647  913 

95907 

162728 

161532 

1773929 

1444669 

2400 

3699 

424  OOl 

365260 

20326 
821 
34502 
27  913 
38  584 

30407 
3541 
57976 
28899 
52310 

439184 

15  244 

2204 

3884971 

196657 

438981 

11487 

1860 

»)1930931 

*)  249  355 

4453 
5)24  533 

3888 
13  340 

37948 
4914 

83105 
5337 

254 
«)481 

143 
862 

92403 
13445 

75047 
15053 

779 

896 

7088 

14775 

4377 

5407 

125970 

86498 

10884 

7854 

187  693 

171021 

71513 

550 

8988 

8126  348 

77495 

890 

8175 

8530066 

600544 

396  726 

83110 

18  316496 

^588819 

387692 

80054 

17  711577 

an  Bmcheisen  und  Abfällen  aller  Art  von 
Eisen 

,  Roheisen  aller  Art 

,  Eck-  nnd  Winkeleisen 

,  Eisenbahnlaschen,  Unterlagsplatten  und 
Schwellen,  eisernen 

.  Eisenbahnschienen 

.  Badkranzeisen;  Pflngschareneisen.    .    . 

,  schmiedbarem  Eisen  in  Stäben  mit  Eln- 
schlnss  der  fli^nnirten  etc 

,  Lnppeueisen«  noch  Schlacken  enthal- 
tend; Rohschienen;  Ingots     .    .    .    . 

,  Plattea  nnd  Blechen  ans  schmiedbarem 
Eisen:  roh;  anch  abgeschliefenen 
Platten  nnd  Blechen 

,  desgl.  polirt,  gefimisst,  lackirt  etc.   .    . 

,  ^eissblech  (verzinutem  Elsenblech)     . 

,  Eisen-  nnd  Stahldraht 

,  Eisenwaaren,  ganz  Proben,  aus  Eisenguss 

,  Ambosen;  SchranbstAcken ;  Winden: 
Hackennägeln  etc 

,  Ankern  und  ganz  groben  Ketten  .    .    . 

,  Brücken  nnd  Brückenbestandteilen  ei- 
sernen     

•  Drahtseilen 

,  Eisen  zu  groben  Bestandteilen  von  Ma- 
schinen etc.,  roh  vorgeschmiedet  .    . 

,  Eisenbahnaxen;        Eisenbahnradeisen; 

Eisenbahnrädem,  PufTern  etc.    .    .    . 
,  gewalzten  nnd  gezogenen  Rdhren  ans 

schmiedbarem  Eisen,  rohen   .... 

•  Eisenwaaren,  grroben,   anderweit  nicht 

genannten 

,  Drahtstiften 

,  Eisenwaaren,  feinen      

,  Eisenerzen 


*)  Bei  diesem  Titel  ist  in  Uebereinstimmnng  mit  dem  Zolltarif  die  Bezeichnung 
,£isen*  in  allgemeinster  Bedeutung  als  Stahl  mit  umfassend  gebraucht  Eisenfabrikate, 
welche  im  Veredlnngs verkehr  aus  ausländischem  Material  hergestellt  und  ausgeführt 
wden,  sind  von  der  Nachweisnng  hierunter  ausgeschlossen. 

*)  Ausserdem  sind  an  Eisenbahnschienen,  welche  im  Veredlnngsverkehr  aus  aus- 
Ifaidischem  Material  hergestellt  wurden,  in  der  Zeit  vom  1.  Januar  bis  31.  December  1886 
noch  ausgeführt:  73 138  (100  kg)  gegenüber  343  287  (100  kg)  in  demselben  Zeiträume 
des  Vorjahrs. 

')  Darunter:  Eisen-  und  Stahldraht,  verkupfert,  verzinnt  etc.:  437  789;  anderer 
Ksen-  und  SUhldraht:  1947182  (100  kg). 

*)  Darunter:  Geschützmnnition  aus  Eisoignss,  rohe:  34636;  andere  ganz  grobe 
£iseiigttS8waaren:  173021  (100  kg). 

*)  Darunter:  Anker  und  ganz  grobe  Ketten:  9007;  Ketten  zur  KettenschleppschUf- 
fikrt:  15526  (100  kg). 

^  Darunter:  Drahtseile:  481;  desgL  zur  Tanerel  (100  kg). 

0  Darunter:  Geschützmunition,  abgeschliffen,  verbleit  etc.:  990;  Schrauben  und 
Sdiranbenmnttem,  eiserne  nnpolirt  etc:  19639;  andere  grobe  Eisen waaren,  anderweit 
Bicht  genannt:  579915  (100  kg). 


54  Alkalimetalle,  Magnesium  und  Aluminium. 

in.AlkalimetaUe,MagnesiiLmimdAluininium. 


1.  Katiiiim  nnd  Ealiiim.    Im  Franklin -Institute   in  New- York    teilte 
Castnbb,  Ghem.  N.  64,  218   ein   neues  Verfahren  zur  Darstellung   von  me- 
tallischem Kalium   und  Natrium    mittelst  Reduction  der  Aetzalkalien    durch 
Kohle   mit   (Engl.  P.  7395,   1886,  Ver.  St.  A.  342897  und  D.  P.   40415). 
Die  bisher  üblichen  Methoden  der  Darstellung  von  Natrium  und  Kalium  leiden 
an  dem  Uebelstande,   dass  zur  Zersetzung   des  aus  Aetznatron,   Kohle  und 
Kalk  bestehenden  Gemisches   eine  äusserst  intensive  Hitze    erforderlich  ist, 
bei   welcher   die    eisernen   Retorten,    in    denen   die   Erhitzung   geschieht^ 
sehr     angegriffen     werden.        Die    Ausbeute     ergiebt    nur      ein     Drittel 
des    angewendeten    Natriums,     indem     der     bekannte,     schwer     zersetz- 
bare   Natronkalk    und    ebenso    schwer    zersetzbare    Natriumkohlenstoffver- 
bindungen gebildet  werden.    Der  Kalk  dient  dazu,  ein  Schmelzen  und  somit 
eine  Trennung  der  Bestandteile   der  Charge    zu  verhindern.     Gastnbr    ver- 
meidet den  letzten  Uebelstand  dadurch,  dass  er  die  Kohle  durch  ein  Metall, 
bes.  Eisen,  beschwert,   und   sie  dadurch  in  dem  geschmolzenen  Alkali  sus- 
pendirt  erhält,   wodurch  eine  fortwährende  Einwirkung  des  Kohlenstoffs  auf 
das  Hydroxyd  gesichert  wird.    Diese  mit  Eisen  beschwerte  Kohle    nennt  er 
Carbid,  wenn  eine  wirkliche  chemische  Verbindung  von  Kohle  und  Metall, 
wie  z.  B.  im  Kohleneisen,  Eisencarburet  Fe  C,  welches  durch  Erhitzen  des 
gelben  Blutlaugensalzes  erhalten  wird,  vorliegt,    oder  dessen  „Aequivalent", 
wenn  nur  eine  äusserst  innige  Mischung  von  Kohle  und  Eisen  vorliegt,  aus 
welcher    das    Eisen    durch   Auflosen    mittelst    einer    starken   Mineralsäure 
ausgezogen  werden  kann.    Eine  solche  innige  Mischung  von  Eisen  und  Kohle 
wird    durch  Mischen   von  Teer  mit  durch  Reduction  gewonnenem,  fein  ver- 
theiltem  Eisen  mit  darauf  folgender  Calcinirung  der  Mischung  erhalten.    An 
Stelle  von  Eisen  lässt  sich  auch  Eisenoxyd  verwenden.     Dies  (Gemenge  wird 
in  einem  Ofen   in  mit  Entbindungsrohren  versehenen  Tiegeln  bis  auf  etwa 
10000  0  erhitzt,   bei   welcher  Temperatur   bereits    die  Natriumdämpfe   ent- 
weichen und  in  Ck)ndensationsräume  geleitet  werden.     Nach  Beendigung  des 
Processes  findet  sich  das  ganze  Eisen,  etwas  Kohle  und  wenig  unzersetztes 
Aetznatron   in  den  Tiegeln  vor,  welche  durch  warmes  Wasser  leicht  ausge- 
spült werden  können.    Nach  Castnbb  sollen  auf  diese  Weise  900^   des  an- 
gewendeten Natriums  des  Aetznatrons  als  Metall  erhalten  werden,  welche  in 
einer  aus  Kohlenoxyd,  Kohlensäure  und  Wasserstoff  bestehenden  Atmosphäre 
überdestilliren,   wie  sich  aus  der  folgenden  Gleichung  ergiebt:    3  Na  HO  4- 
Fe  C*  =^  3  Na  +  Fe  H-  CO  -f-  C0>  +  3  H,  welche  Gase  keinen  oder  nur  einen 
geringen  Einfluss   auf  die  Natriumdämpfe  ausüben.     Die  Menge    des   ange- 
wandten Kohlenstoffe    entspricht   genau    obiger  Gleichung;    somit   wird  ein 
üeberschuss  desselben,   wie   er  bei  der  alten  Methode   nothwendig   ist  und 
wodurch  die  grossen  Verhiste  an  Natrium  durch  Entstehung  schwer  zersetz- 
barer Natriumkohlenstoffverbindungen  bewirkt  werden,  vermieden. 


Alkalimetalle,  Magnesium  und  Aluminium. 


55 


Ein  ähnliches  Verfahren  zur  Reduction  von  Aetzalkalien  durch  Kohle 
in  Gegenwart  von  Eisen  ist  früher  von  Thompson  (Engl.  P.  2101,  1879)  an- 
gegeben, doch  werden  hierbei  sehr  hohe  Temperaturen,  in  einer  Bbssbmbb- 
Bime,  angewendet,  so  dass  das  Eisen  zum  Schmelzen  gebracht  wird.  — 

RoGBBs  (Ver.  St.  P.  296357)  will  behufs  elektrolytischer  Darstellung 
von  Alkalimetallen  die  Chloride  in  einem  Tiegel  schmelzen,  aus  dem  sie 
durch  ein  mit  Hahn  versehenes  Rohr  in  das  elektrolytische  Zersetzungsgefäss 
fliessen  sollen.  Fischbb  (Zt.  V.  Dt.  Ing  80,  768)  schlägt  an  Stelle  dessen 
einen  eisernen  Tiegel  vor,  welcher  durch  zwei  nicht  ganz  auf  den  Boden 
reichende  Querwände  in  drei  Abteilungen  zerlegt  ist.  Das  trockene  Alkali- 
chlorid wird  in  die  erste  Abteilung  eingetragen,  so  dass  das  geschmolzene 
Salz  in  den  beiden  oben  geschlossenen  benachbarten  Zersetzungsabteilungen 
bis  zu  einer  bestimmten  Hohe  nachfliessen  kann.  An  Stelle  des  Kochsalzes 
wird  als  Elektrolyt  das  Carbonat  vorgeschlagen,  um  die  mit  der  Entwicklung 
von  Chlor  verbundenen  üebelstände  zu  vermeiden.  — 

Omholt  uud  die  ehem.  Fabrik  Gossnitz  (D.  P.  34728)  schlagen  zur 
continuirlichen  Darstellung  von  Leichtmetallen  mittelst  Elektrolyse  aus 
den  betreffenden  feuerflüssigen  Halogenverbindungen  die  folgende  Einrichtung 
Yor  (Fig.  13).  Ein  Flammofen  ist  durch  Scheidewände  a  in  von  einander  isolirte 
Abteilungen  geteilt.  In  jeder  dieser  Abteilungen  sind  je  zwei  feuerfeste,  nicht 
leitende  Halbretorten  6  und  c  horizontal  und  parallel  derartig  auf  Unter- 
lagen d  aus  feuerfestem  Material  neben  einander  gestellt,  dass  die  Halb- 
retorten durch  einen  ge- 
ringen Zwischenraum  von 
der  Sohle  des  Herdes  ge- 
trennt sind.  Die  mit  6 
bezeichneten  Halbretor- 
ten dienen  zur  Annahme 
der  negativen  Elektroden 
c,  während  die  Halbretor- 
ten c  die  positiven  Elek- 
troden f  aufnehmen.  Die 
zu  zersetzende  Halogenverbindung  befindet  sich  geschmolzen  auf  dem 
Herd  des  Flammofens  in  solcher  Hohe,  dass  die  in  der  Regel  aus 
Kohle  bestehenden  Elektroden  vollständig  davon  bedeckt  sind.  Das  an 
den  negativen  Elektroden  sich  abscheidende  Metall,  sowie  das  an  den  posi- 
tiven Elektroden  freiwerdende  Halogen  sammeln  sich  in  den  entsprechenden 
Halbretorten  an,  wo  sie  von  den  Feuergasen  durch  den  hydraulischen  Ver- 
schluss der  Schmelze  abgeschlossen  sind.  Die  abgeschiedenen  Leichtmetalle 
gelangen  durch  Rohrstücke  h  in  die  auswechselbaren,  mit  indifferenten  Gasen 
gefällten  Kammern  k.  Desgleichen  wird  das  Halogen  durch  l  nach  m  ge- 
leitet und  von  dort  mittelst  Rohrleitung  entfernt. 

2.   Magnesium.    Zur  Ausführung   seines  Verfahrens    zur   Darstellung 


56 


Alkalimetalle,  Magnesium  und  Aluminium. 


Fig.  14. 


von  Magnesium  durch  elektrolytische  Zerlegung  von  Carnallit  (Zt.  V. 
Dt.  Ing.  28,  574)  schlägt  Fischer  (ebend.  80,  768)  nebenstehende  Einrich- 
tung, Fig.  14,  vor.  Um  den  allmälig  zur  Hellrotglut  gebrachten  Porcellan- 
tiegel  T  möglichst  gleichmässig  zu  erhitzen,  sind  zwei  aus  Eisenblech  her- 
gestellte, innen  mit  Asbestpappe  ausgekleidete,  13  und  17  cm  weite  Ringe 
a  und  6,  welche  unten  durch  3  starke  Drähte  verbunden  sind,  auf  drei 
Füssen  angebracht.  Der  auf  der  unteren  Seite  eben- 
falls mit  Asbestpappe  bekleidete  Deckel  dieses  Ge- 
stells hat  eine  mittlere  Oeflnung,  in  welche  der  Tiegel 
r  bequem  passt,  wenn  derselbe  auf  demmit  Pfeifen- 
thonrohr  umkleideten  Eisendrahte  x  ruht.  Bei  unter- 
gesetztem Dreibrenner  umspülen  die  heissen  Gase 
den  Tiegel  gleichmässig,  da  sie  durch  den  äussern 
Ring  h  gezwungen  sind,  in  der  Pfeilrichtung  wieder 
_  nach   unten   zu   gehen.    Wenn   das  Doppelsalz  ge- 

U        U  schmolzen  ist,  wird  eine  runde  Asbestplatte  v  aufgelegt 

und  durch  einen  schweren  gusseisernen  Ring  f  fest  auf  den  Tiegelrand  ge- 
drückt. Die  Asbestplatte  enthält  einen  Thoncylinder  o,  in  welchen  seitlich 
Locher  gebohrt  sind.  In  dem  Thoncylinder  ist  mit  Hülfe  von  Asbestplatten 
die  als  positive  Elektrode  dienende  Kohle,  sowie  das  mit  seitlichem  Ansatz  r 
versehene  Rohr  zur  Abführung  des  Chlors  befestigt.  Diese  Form  des  Rohrs 
wurde  gewählt,  um  etwaige  Verstopfungen  beseitigen  zu  können.  Als  ne- 
gativer Pol  dient  ein  5  mm  dicker  Eisendraht  e,  dessen  unteres  Ende  die 
Eohlenelektrode  ringförmig  umgiebt.  Durch  Rohr  g  wird  sehr  langsam 
trockenes  Gas  geleitet,  welches  mit  dem  Chlor  durch  Rohr  r  entweicht.  Das 
Magnesium  schmilzt  zu  Kugeln  bis  Nussgrösse  zusammen,  enthält  aber  meist 
Kalium,  von  welchem  es  durch  ümschmelzen  mit  Chlormagnesium  befreit 
wird.  Die  Einrichtung  ist  ähnlich  der  von  Graetzel  (D.  P.  26962)^)  zu 
gleichem  Zweck  angegeben. 

3)  Alnminiiiiii.  a)  Analytisches.  Bei  ihren  Untersuchungen  über  das 
Verhalten  des  Nitroso-/9-Naphtols  gegenMetalle  (Ber.17,2592  u.l8,  699) 
in  Folge  dessen  sie  eine  neue  Methode  zur  Trennung  von  Nickel  und  Kobalt 
(s.  d.  Artikel)  angegeben  haben,  haben  Ilinski  und  von  ICnorrb  (Ber.lS^  2728) 
auch  eine  neue  Methode  zur  Trennung  des  Aluminiums  von  Eisen 
gefunden.  Eine  Aluminium -Nitroso-/9-Naphtolverbindung  existirt  nicht,  während 
Eisen  eine  solche  Verbindung  eingeht,  welche  in  Essigsäure  unlöslich  ist. 
Die  das  Fe  und  AI  als  Sulfat  oder  Chlorid  enthaltende  Lösung  wird  mit  so 
viel  Ammoniak  versetzt,  dass  ein  geringer  Niederschlag  entsteht,  welcher  in 
einigen  Tropfen  Salzsäure  wieder  gelöst  wird.  Darauf  fügt  man  zur  kalten 
Flüssigkeit  das  gleiche  Volumen  50proc.  Essigsäure  und  einigen  Ueberschuss 
von  Nitroso-yS-Naphtol,  in  öOproc.  Essigsäure  gelöst,  unter  Umrühren  hinzu. 
Nach  6 — 8  stündigem  Stehen  filtrirt  man  das  ausgeschiedene  Ferrinitroso-iff- 


1)  VergL  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  47. 


Alkalimetalle,  Magnesium  und  Aluminium.  57 

Naphtol  ab  und  wäscht  zuerst  mit  kalter  50proc.  Essigsäure,  darauf  mit 
kaltem  Wasser  aus.  Nach  dem  Trodnien  des  Niederschlages  bringt  man  das 
Filter  mit  demselben  in  einen  tarirten  Porcellantiegel ,  fugt  das  dem  Ferri- 
nitrosonaphtol  ungefähr  gleiche  Volumen  reiner  Oxalsäure  hinzu,  verascht 
Torsichtig  und  wägt.  Ohne  Oxalsäure-Zusatz  verpufft  der  Niederschlag  beim 
Glühen.  Im  Filtrat  bestimmt  man  die  Thonerde,  nach  dem  Verdampfen  der 
Essigsaure  durch  Fällen  mittelst  Ammoniaks.  Bei  der  Bestimmung  von  Thon- 
erde und  Eisenoxyd  nebeneinander  pflegt  man  zumeist  nur  das  Eisen  maass- 
analytisch nach  Maroueritb  zu  bestimmen  und  die  Thonerde  aus  der  Diffe- 
renz zu  berechnen.  Nach  Donath  und  Zbllbb  (Z.  anl.  Ch.  25,  361)  ge- 
lingt dies  Auflösen  des  geglühten  Eisenoxyds  aus  dem  Niederschlag  der 
Hydroxyde  leicht  und  sicher,  wenn  man  dasselbe  im  Tiegel  mit  Zinkstaub 
^öht,  es  erfolgt  eine  sehr  lebhafte  Reaction  unter  Gluherscheinung.  Das 
Eisenoxyd  wird  vollständig  zu  metallischem  Eisen  reducirt,  welches  sich 
in  verdünnter  Schwefelsäure  leicht  auflost. 

b)  Teehnisohes:  Mehneb  (Verh.  V.  f.  Gew.  1886, 140)  giebt  eine  ausführ- 
liche Beschreibung  des  CowLBs'schen  Verfahrens  zur  Darstellung  von  Aluminium 
imd  Aluminiumbronzen.  ^)  Die  Entstehung  des  Aluminiums  ist  nicht  etwa  ein 
elektrolytischer  Vorgang,  sondern  eine  Dissociation,  unterstützt  und  fixirt 
auch  Kohle.  Es  wird  auf  die  oft  erörterte  Verwendbarkeit  der  Aluminium- 
bronze aufmerksam  gemacht.  Sonst  war  die  Aluminiumbronze  nicht  unter 
11  If.  pro  kg  zu  erhalten,  jetzt  soll  eine  12proc.  Aluminiumbronze  mit 
1*30  M.  verkauft  werden.  Die  Gewinnung  des  reinen  Aluminiums  nach 
diesem  Verfahren  stosst  vor  der  Hand  noch  auf  Schwierigkeiten.  W.  Sibmbns 
hält  die  leichte  Oxydirbarkeit  des  AI  für  vorteilhaft,  da  die  Haut  von  Thonerde,  die 
dorehsichtig  ist  und  fest  am  Metalle  haftet,  einen  Schutz  für  das  Metall  bildet. 
Auch  ein  frisch  polirtes  Stück  Aluminiumbronze  nimmt  sogleich  einen  goldigen 
Hauch  an  in  Folge  der  dünnen  Schicht  Aluminiumoxyd,  die  sich  auf  ihr 
ablagert.  Nach  W.  Sibmbns  ist  das  von  Cowlbs  angegebene  Verfahren  im 
wesentlichen  indentisch  mit  dem  von  dem  verstorbenen  William  Sibmbns 
»erst  in  der  Pariser  elektrischen  Ausstellung  von  1881  vorgeführten  Verfahren. 
Der  Unterschied  besteht  darin,  dass  Sibmbns  die  eine  Kohle  durch  den  Boden 
des  Schmelztiegels  und  die  andere  durch  den  Tiegeldeckel  hindurch  ein- 
fiihrte.  Ist  die  zu  schmelzende  Masse  leitend,  so  genügt  eine  kurze  Be- 
rührung derselben  mit  der  oberen  Kohle,  um  den  elektrischen  Bogen  zu 
bilden;  andererseits  muss  eine  leitende  kurze  Verbindung  mit  der  unteren 
Kohle  zu  diesem  Zwecke  hergestellt  werden.  —  üeber  das  CowLBs'sche  Ver- 
ehren referirt  ebenfalls  und  unter  Zusammenstellung  der  älteren  Verfahren 
ScHiBT  (Glasbb's  Ann.  19,  130).  Nach  Hont  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  408)  bewährt 
sich  der  vorbenannte  elektrische  Reductionsofen  von  Cowlbs  gut. 
Namentlich  hat  die  Production  von  Aluminiumbronze,  Siliciumbronze  und 
Alnminiumsilber  gute  Resultate  geliefert.     Die  beiden  Elektroden  besitzen 


I)  TedULchem.  Jahrb.  8,  S.  61. 


58 


Alkalimetalle,  Magnesium  und  Aluminium. 


iVa  Zoll  Durchmesser  und  Platin  -  Iridium  soll  im  Ofen  augenblicklich 
schmelzen.  Borsäure  wird  anscheinend  zu  krystallisirtem  Bor  reducirt. 
Es  wird  beabsichtigt,  auch  Titan  aus  Rutil  und  titanreichen  Erzen  zu 
reduciren.  Als  Form,  in  welcher  die  dem  Erze  zuzusetzenden  Metalle:  Zinn, 
Kupfer,  Mangan  angewendet  werden  sollen,^)  schlagen  E.  und  A.  Cowlbs 


Fig.  15. 


(D.  P  35579) 
Drähte  oder  Stäbe 
vor.  Nach  dem 
D.  P.  34730  sind 
die  Retorten -4  des 
Schmelzofens  an 
beiden  Enden 
durch  Kohlenelek- 
troden 
sen,  von 
die  eine  in  Form 
eines  geschlosse- 
nen, mit  dem 
Innern  der  Retorte 

nur  durch  eine  kleine  Oeffnung  d  communicirenden  Graphit-Tiegels  D  als 
Copdensationskammer  für  die  entwickelten  Dämpfe  dient.  Das  Isoliren  des 
kornigen  Gemenges  von  Kohlen  und  Erz  gegen  Ableitung  von  Elektricität 
und  Wärme  und  gegen  Luftzutritt  wird  durch  Deckschichten  von  feiner 
Staubkohle  vermittelt.  Anstatt  dieses  Isolirens  mit  Staubkohle  werden  in 
Fig- 16.  dem   D.  P. 

36601    von 
CowLBS    diese 
Schichten     0, 
msmiv/y//Amm///yy.y/yy^^^^^  Fig.  16,  entwe- 

der mit  fein  pulverisirten,  feuerbeständigen,  schlecht  leitenden  Stoffen  gemischt, 
oder  mit  Lösungen  derartiger  Stoffe  imprägnirt,  um  das  Zusammen- 
backen der  Kohlenteile  zu  verhindern.  A  ist  das  Gemisch  aus  Erz  und 
Kohlenstücken,  jB,  jB  sind  die  beiden  Kohlenelektroden.  Diese  letzteren 
werden  verschiebbar  eingerichtet  (D.  P.  36602,  E.  und  A.  Cowlbs),  um  bei 
gleichbleibendem  Widerstände  nach  und  nach  eine  immer  grössere  Erzmenge 
zwischen  die  Elektroden  bringen  zu  können.  Dieselben  werden  ausserhalb 
des  Ofens  mit  Kupferschrot  umgeben  zum  Ableiten  von  Hitze  beim  Zurück- 
ziehen der  Elektroden  aus  dem  Ofen. 

Bei  der  elektrolytischen  Darstellung  von  Aluminium  aus  Chloralumi- 
niumnatrium''*) ist  nach  Fischer  (Z.  V.  dt.  Ing.  80,  768)  die  Verwendung 
von  Platten  aus  Thonerde  und  Kohle  unvorteilhaft,  da  deren  Leitungswider- 
stand so  gross  ist,  dass  die  der  Reaction:  Al203-i-3C+3Cl2=Al2Cl^+3C0 


::5^^^!5!^^^'^^!^«^^5^^^^«^^^^^^^B««^^^ 


1)  Techn.  Chem.  Jahrb.  8,  S.61.  -  »)  Techn.  Chem.  Jahrb.  6,  S.46;  7,  S.: 


Alkalimetalle,  Magnesium  und  Aluminium.  59 

entsprechende  Wärmetönung  mehr  als  ausgeglichen  wird.  Besser  ist  schon, 
in  die  Schmelze  das  pulvrige  Gemenge,  mit  etwas  Chlomatrium  gemischt, 
allmälig  einzutragen  und  für  gute  Mischung  zu  sorgen.  Dabei  darf  aber 
die  Anode  nicht  durch  Thoncylinder  eingeschlossen  sein,  da  sonst  mit  dem 
Chlor  fast  die  Hälfte  des  Chloraluminiums  unbenutzt  entweicht  (Z.  V.  d.  Ing. 
289  574).  Man  kann  übrigens  die  Dämpfe  in  einen  mit  Kugeln  aus  Thon- 
erde  und  Kohle  gefällten  Thontiegel  leiten,  das  Chloraluminium  in  einen 
folgecden  Tiegel,  in  welchem  Doppelsalz  zersetzt  wird,  so  dass  das  hier 
zersetzte  Al^Cl^  wieder  ersetzt  wird.  Gemenge  von  Chlomatrium  und  Kryolith 
oder  Chlomatrium  bezw.  Camallit  mit  Thonerde  und  Kohle  erfordern  eine 
höhere  Temperatur.  —  Zur  Darstellung  von  Aluminium  aus  Aluminiumnatrium- 
fluorid  wird  letzteres  von  Grabtzbl  (Engl.  P.  14325/1885)  mit  Magnesium 
geschmolzen  oder  aber  Magnesiumdampf  wird  in  das  geschmolzene  Doppel- 
fluorid  geleitet,  oder  es  wird  bei  Gegenwart  von  Chlormagnesium  durch  einen 
elektrischen  Strom  von  geringer  Spannung  reducirt.  Bei  Zusatz  einer  ge- 
nügenden Menge  Kupfer  erhält  man  Aluminiumbronze. 

Zur  Gewinnung  von  Aluminium  aus  Aluminiumchlorid  trägt  Graf 
R.  MoNTGBLAs  (Engl.  P.  10605/1886)  in  eine  Schmelze  des  letzteren 
und  von  Aluminiumnatriumchlorid  granulirtes  Zink  ein.  Man  kann 
dadurch  eine  Legirung  von  etwa  50  Proc.  Aluminium  erhalten. 
Diese  Legirung  wird  wieder  mit  dem  Doppelchlorid  und  einer  geringen 
Menge  Magnesium  verschmolzen.  Mit  der  so  erhaltenen  Legirung 
wird  das  Verfahren  wiederholt,  oder  dieselbe  wird  mit  der  gleichen  Menge 
Chlomatrium  verschmolzen,  wodurch  der  Zink  aus  der  Legirung  entfernt 
werden  soll.  —  Nach  dem  Engl.  P.  10606/1886  von  Montgblab  soll  das 
Aluminiumchlorid  mit  Bleioxyd,  Kohle  und  Chlomatrium  geschmolzen  werden 
nnd  die  Schmelze  gemahlen  und  wiedemm  mit  Chlorkalium  und  Magnesium- 
pulver geschmolzen  werden.  Die  Masse  wird  pulverisirt  und  noch  einmal 
mit  Chlorkalium  und  Salpeter  geschmolzen.  Nach  Behandlung  der  Schmelze 
mit  Wasser  erhält  man  das  Aluminium  in  Form  von  Kügelchen. 

Zur  Herstellung  des  für  vorstehendes  Verfahren  benötigten  Alu- 
miniumchlorids und  Aluminiumnatriumchlorids  benutzt  Mont- 
0BLA8  (Engl.  P.  10011/1886)  im  wesentlichen  die  bekannte  Methode.  Das 
Engl.  P,  10013/1886  beschreibt  den  von  Mortobhas  zur  Ausübung  des  Ver- 
fahrens angegebenen  Retortenofen.  Derselbe  wird  durch  eine  Oelfeuerung 
erhitzt;  in  dem  Ofenmauerwerk  sind  Behälter  zum  Trocknen  der  Retorten- 
fulhmg  angebracht.  —  Zur  Gewinnung  von  Aluminium  auf  galvanischem 
Wege  taucht  Montgelas  (Engl.  P.  10  607/1886)  Elektroden  von  Messing 
oder  Kupfer  in  ein  Bad  einer  Aluminiumchloridlosung.  Beim  Durchgang 
des  elektrischen  Stromes  schlägt  sich  zuerst  das  in  der  Lösung  vorhandene 
Eisen  nieder.  Wenn  dies  vorbei  ist,  was  sich  aus  der  Farbe  des  Nieder- 
schlags zu  erkennen  giebt,  wird  die  Lösung  in  ein  gleiches  Bad  decantirt 
und  mit  50  Proc.  Blei-,  Zink-  oder  Zinnoxyd  versetzt.  Beim  Durchgang 
des  Stromes   lagert  sich  das  Aluminium  mit  dem  Metall    des  hinzugesetzten 


60  Gold  und  Silber. 

Oxyds  auf  der  Kathode  ab.  —  Boübroüze  (C.  r.  102,  1317)  giebt  eine  neue  Alu- 
miniumzinnlegirung  aus  lOTlu.  Zinn  und  100 Tln.  Aluminium  an;  sie  ist 
weisser,  wenig  schwerer  (spec.  Gew.  2*85 ;  AI  =  2*65),  unveränderlicher  und 
leichter  zu  bearbeiten  als  Aluminium  und  lässt  sich  im  Gegenteil  zu  letzterem 
so  leicht  wie  Messing  loten.  —  Zum  Loten  von  Aluminium  empfiehlt  Thow- 
LE88  (Eng.  P.  10  237/1885)  ein  aus  56  Tln.  Zinn,  23  Tln.  Zink,  5  Tln. 
Silber  und  2  Tln.,  Aluminium  zusammengesetztes  Lot.  Das  Silber  wird 
mit  dem  Aluminium  zusammengeschmolzen,  worauf  das  Zinn  und  zuletzt 
das  Zink  hinzugefügt  wird.  Die  zu  vereinigenden  Flächen,  die  völlig  blank 
sein  müssen,  werden  in  eine  schwache  Lösung  von  Alkali  oder  Cyankalium 
getaucht,  gewaschen  und  getrocknet.  Dann  werden  sie  in  einer  Spiritus- 
flamme angewärmt,  mit  dem  Lot  versehen  und  zusammengedrückt.  Dann 
wird  bis  zum  Schmelzpunkt  des  Lotes  erhitzt,  ohne  dass  irgend  ein  Fluss- 
mittel angewendet  zu  werden  braucht.  Sellon  (Engl.  P.  11  499/1885)  bedeckt 
die  blanken  Aluminium-Flächen  mit  einer  Schicht  Paraffin  oder  Wachs  und 
dann  mit  einem  dünnen  Stück  Blech  aus  einer  Legirung  von  5  Tln.  Zink, 
2  Tln.  Zinn  und  1  Tl.  Blei,  legt  die  Aluminiumflächen  mit  den  Le- 
girungsblechen  aufeinander  und  erhitzt.  —  Anstatt  die  Farben  und  Metall- 
oxyde wie  bisher  mit  Dickol,  Terpentin  und  anderen  ätherischen  Oelen  oder 
mit  Wasser  und  Gummilosung  anzureiben,  werden  dieselben  nach  dem  Zu- 
satzpatent 35  667  von  Gehbing,  einfach  mit  dem  im  Hauptpatent  ^)  angegebenen 
Aluminiumpräparat  oder  den  ätherischen  Losungen  von  harz-  und  fettsaurer 
Thonerde  angerieben,  auf  die  zu  decorirenden  Oberflächen  (Metalle,  Glas- 
und  Thonwaaren)  aufgetra  ,en  und  über  einer  BüNssN-Flamme,  dem  Kohlen- 
feuer, in  der  Muffel,  im  Glühofen  oder  mit  der  Gebläseflamme  aufgeschmolzen. 

Ulrich  Sachse. 


rv.  Gold  und  Silber. 


A)  Analytisches«  Zur  Bestimmung  des  Goldes  in  dem  neuerdings 
von  Sydney  über  Hamburg  eingeführten  Zinnstein  (Seifenzinn)  empfiehlt 
PüPAHL  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  173)  die  Ansiedeprobe  und  die  Cupellation  nach 
Kerl  (metallurg.  Probirkunst  1882,  S.  483).  Für  exacte  Bestimmungen  ist 
indessen  eine  grossere  Quantität  Erz,  etwa  100  g,  nach  dem  Rosten  mit 
Holzkohlenpulver  (20  g)  zu  glühen  und  dann  mit  Cyankalium  (75  g)  im 
hessischen  Tiegel  auf  Zinn  zu  verschmelzen  und  sind  aus  diesem  die  edlen 
Metalle  abzuscheiden.  Durch  fünfstündiges  Digeriren  mit  Königswasser 
gelang  es  nicht,  mehr  als  ein  Viertel  des  Goldgehaltes  in  Lösung  zu  bringen, 
was  PoPAHL  dadurch  erklärt,  dass  das  Gold  zum  grössten  Teil  in 
feinster  Zerteilung  im  Zinnstein  selbst  eingesprengt  und  nicht  nur  mechanisch 


1)  Vergl.  Techn.  ehem.  Jahrb.  S,  S.  63. 


Gold  und  Silber.  61 

mit  demselben  zusanucengewaschen  ist  Der  Goldgebalt  betrug  im  vor- 
liegenden Falle  0*024  Proc.  Görz  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  441)  hat  Untersucbungen 
über  die  grossen  Unterschiede  der  Analysenwerte  der  Tiegel-  und  der 
Ansiedeprobe,  von  Schliff-  und  Gekratzproben  Gold  und  Silber  ver- 
arbeitender Betriebe,  welche  oft  382  g  pro  100  kg  oder  eine  Wertdiflferenz  von 
48'85  M  bei  135  M  Silbercours  betragen,  angestellt.  Er  empfiehlt  bei 
reicheren,  nicht  kohlehaltigen  Abgängen  die  Ansiedeprobe,  bei  kohle- 
haltigen dagegen  die  Tiegel  probe.  Die  Untersuchungen,  welche  die  Ein- 
führung einheitlicher  Methoden  für  die  Wertbestimmung  solcher  edelmetall- 
baltigen  Abgange  bezwecken,  sind  noch  nicht  abgeschlossen.  —  Die  Fadb- 
sche  Kratz fabrik  befasst  sich  mit  der  Zugutemachung  der  Gekrätze  aus 
Münzen,  Fabriken  u.  s.  w.,  in  denen  Gold  und  Silber  verarbeitet  werden. 
(Bg.  u.  H.  Z.  46,  91.) 

Zur  qualitativen  Trennung  von  Gold  und  Platin  einerseits  von  Arsen, 
Antimon  und  Zinn  andererseits  erhitzt  Fresenius  (Z.  anal.  Ch.  25,  200)  das 
Gemenge  der  Schwefelverbindungen  dieser  Metalle  mit  Chlorammonium  und 
salpetersaurem  Ammonium  in  einem  SchitTchen  im  Glasrohr  unter  gleich- 
zeitigem üeberleiten  eines  massigen  Luftstromes.  Zinn,  Antimon  und  Arsen 
Terflücbtigen  sich  als  Chloride,  während  Gold  und  Platin  im  SchifTchen  als 
regolinische  Metalle  zurückbleiben.  Das  Erhitzen  mit  Salmiak  und  Salpeter- 
saurem  Ammoniak  wird  nach  Bedarf  wiederholt.  Der  regulinische  Rückstand 
im  Schiffchen  wird  mit  Königswasser  gelöst  und  auf  Platin  und  Gold  unter- 
sucht; das  Sublimat  wird  aus  dem  Glasrohr  mit  Wasser  herausgespült  und 
auf  Arsen,  Antimon  und  Zinn  untersucht.  Diese  zunächst  nur  qualitative 
Methode  liesse  sich  auch  zur  quantitativen  Scheidung  benutzen;  Er- 
fahrungen liegen  darüber  noch  nicht  vor.  — 

B)  Technisches»  Aus  Jossa^s  Werk  »I^&s  Hüttenwesen  am  Altai 
und  die  Gründe  seines  Rückganges"  ^  bringt  die  Bg.  u.  H.  Z.  45, 
1B8,  177,  187  und  195  einen  eingebenden  Artikel  über  die  Verarbeitung 
der  Blei  und  Silber  haltigen  Erze  der  Salairsk  -  Grube  auf  der  Gawri- 
Low^schen  Hütte.  Die  Erze  lassen  sich  in  zwei  Hauptgruppen  teilen:  in 
ockrige  und  in  kiesige  Erze.  Als  taubes  Gestein  tritt  in  beiden  Fällen 
Schwerspat,  durchdrungen  von  Quarz,  Eisenoxyd  und  dergl.  auf.  Nach  der 
Zusammensetzung  des  Erzes  unterscheidet  man  1.  quarzig-ockrige,  2.  spätig- 
ockrige  und  3.  späthig-kiesige  Erze.  Die  ersteren  enthalten  bis  zu  75  Proc. 
SiO^  45  Proc.  BaSO*,  15  Proc.  Fe203+  Al^O^  und  3  Proc.  MgO -f  CaO 
die  zweiten  bis  29  Proc.  SiO^  85  Proc.  BaSO*,  17  Proc.  FeO^ -h  Al^O^; 
und  7  Proc.  MgO  -h  CaO;  die  dritten  bis  zu  35  Proc.  SiO^  84  Proc.  BaSO* 
und  17  Proc.  FeS^.  Die  kiesigen  Erze  sind  reicher  an  Blei  als  die  ockrigen, 
mit  selten  05  Proc.  Blei.  Die  Erze  von  Salairsk  sind  daher  als 
gemeines  Dürrerz  zu  bezeichnen.  Versuche,  diese  Erze  auf  mechanischem 
Wege   nach    den    Angaben    von    Fritschb    zu    bereichem,    sind    ebenso 


>)  Tedm.  ehem.  Jahrb.  8,  S.  61 


62  Gold  und  Silber. 

gescheitert,  wie  die  chemische  Anreicherung,  welche  von  Politika  1846 
vorgeschlagen  wurde.  Das  Erzschmelzen  aus  diesen  Dürrerzen  bietet  in 
Folge  ihres  hohen  Schwerspat-  und  niedrigen  Bleigehaltes  viele  Schwierig- 
keiten, indem  leicht  ein  Vermengen  der  Schlacke  mit  dem  Roheisen  eintritt, 
infolge  dessen  der  Silberverlust  ein  enormer  sein  würde,  üeberhaupt  ver- 
mag die  geringe  Menge  Blei  der  Erze  das  gesamte  Silber  nicht  in  sich 
zu  concentriren.  Es  ist  daher  nötig,  einer  jeden  Erzschicht  10 — 12  Proc. 
sogenannten  Herdrohsteins  (entsilberten  Rohstein)  und  Eisenerze  (Brauneisen- 
stein) zuzuschlagen.  Dazu  kommen  nach  Bedarf  noch  Kalk,  Herdschlacken 
und  unreine  Schlacken  von  dem  Erzschmelzen,  um  das  spec.  Gew.  von 
Schlacke  und  Rohstein,  welches  sich  sonst  zu  sehr  nähert  und  ein  Inein- 
anderfliessen  beider  bewirkt,  unterschiedlicher  zu  mächen.  Bei  diesem  Pro- 
cess  resultirt  ausser  dem  Rohstein  zuweilen  ein  verhältnismässig  an  Silber 
und  Gold  reiches  Blei.  Der  so  gewonnene  Roh  stein  der  GAWRiLow'schen 
Hütte  stellt  seiner  chemischen  Beschaffenheit  wegen  ein  eigentumliches 
Product  vor;  denn  einen  solchen  Bariumgehalt  kann  keine  andere  Hütte  am 
Altai  in  ihren  Rohsteinen  aufweisen;  der  Gehalt  an  Barium  steigt  bis  zu 
39*66  Proc.  Diesen  üebelstand  zu  vermeiden,  dürfte  die  nächste  Aufgabe 
der  Hüttenverwaltung  sein.  Das  Entsilbem  des  gewonnenen  Rohsteins  er- 
folgt mittelst  Blei  in  besonderen  Herden,  mittelst  der  sogenannten  Eintränk' 
arbeit.  Der  Rohstein  wird  unter  Zuschlag  von  etwa  5  Proc.  Brauneisenerz 
nebst  Steinkohle  auf  einem  Herde  unter  Benutzung  eines  starken  Gebläses 
in  möglichst  dünnflüssigen  Zustand  übergeführt;  bei  abgesperrtem  Winde 
werden  sodann  die  Schlacken  abgezogen  und  die  glänzende  Oberfläche  des 
flüssigen  Rohsteines  mit  einer  Holzkohlenschicht  bedeckt.  Bei  schwachem 
Gebläseumgange  wird  jetzt  die  erste  Abteilung  des  notigen  Bleies  in  kleinen 
Barren  auf  die  Holzkohlenschicht  gesetzt.  Das  Blei  schmilzt,  sickert  tropfen- 
weise durch  den  Rohstein  durch,  entzieht  ihm  sein  Silber  und  sammelt  sich 
auf  dem  unteren  Teil  des  Herdes  an.  Sobald  alles  Blei  der  ersten  Abteilung 
hinzugesetzt  ist,  rührt  man  die  Holzkohlenschicht  zur  Entfernung  der  Blei- 
tröpfchen durch  und  steckt  einen  grünen  Holzstab  in  die  heisseste  Stelle 
des  Herdes;  hierdurch  gerät  die  flüssige  Masse  ins  Wallen,  und  Rohstein 
und  Blei  mischen  sich  innigst.  Nach  erfolgter  Trennung  wird  das  Werkblei 
abgelassen.  Dem  Rohstein  wird  sodann  in  gleicher  Weise  die  zweite  und 
dann  die  dritte  Abteilung  Blei  zugesetzt.  Der  schliesslich  entsilberte  Roh- 
stein wird  sodann  abgezogen  und  geht  zum  Erzschmelzen  zurück.  Das  Ab- 
treiben des  erhaltenen  silberreichen  Werkbleies  erfolgt  auf  einem  Treibherde 
deutscher  Construction  in  bekannter  Weise  bis  zum  Erscheinen  des  Blick- 
silbers, während  die  abgetriebene  Bleiglätte  in  einem  kleinen  Schachtofen 
zu  Frischblei  verfrischt  wird.  Aus  den  Betriebsresultaten  ergiebt  sich, 
dass  die  Silberindustrie  in  der  Gegend  von  Salairsk  noch  eine  Zukunft  hat 
und  eine  ernste  Unterstützung  von  seiten  der  russischen  Regierung  verdient. 
Hieran  schliesst  sich  eine  eingehende  Schilderung  der  PAWLOw'schen  Silber- 
hütte   (Bg.  u.  H.  Z.  45,  483,  535  u.  646).     Auch   hier   unterscheidet    mau 


Gold  und  Silber.  63 

hauptsächlich  ockrige  und  kiesige  Erze,  zwischen  beiden  stehend  die  soge- 
nannten Russ-  und  Lebererze.  Der  Hüttenprocess  besteht  aus  folgenden 
Operationen:  1.  Rösten  der  kiesigen  Erze  in  Haufen,  2.  Verschmelzen  der 
Silbererze  auf  Rohstein,  3.  Verschmelzen  der  Bleierze  auf  Bleistein  und  Werk- 
blei, 4.  Entsilberung  des  Loche  mittelst  metallischen  Bleies  in  Herden  und 
5.  Abtreiben  des  Werkbleies.  — 

Das  Haupterz  der  Silber-  und  Bleigruben  der  Sierra  Amal- 
gresa  (Spanien)  bildet  nach  NoRDBNSTBoif  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  295)  silber- 
haltiger Bleiglanz;  daneben  kommt  ein  gelbes  oder  apfelgrunes,  pulver- 
formiges,  sehr  silberreiches,  angeblich  Chlor-  und  Bromsilber  enthaltendes 
IGneral,  Alimonado  genannt,  vor.  Die  Gruben  werden  meist  höchst  un- 
YoUkommen  ausgebeutet.  Wassermangel  l&sst  eine  genügende  Erzanreicherung 
<hirch  Aufbereitung  nicht  zu.  Das  grob  geschiedene  Erz  wird  gefördert 
und  dann  über  Tage  mit  der  Hand  in  eine  Menge  Klassen  nach  dem 
Silbergehalte  geteilt  Das  Reichste  kommt  zur  Hütte  und  das  Aermere 
wird  auf  Handstossherden  yerarbeitet,  während  das  Feine  auf  Handrund- 
herde gelangt. 

Die  Silberhütte  in  Kongsberg  verarbeitet  nach  Voot  (Bg.  u. 
H.  Z.  45,  366)  gediegenes  Silber  und  silberhaltigen  Schlieg.  Das  gediegene 
Silber  wird  direct  feingebrannt.  Das  Silber  des  Schliegs  wird  in  einem  eisen- 
reichen Stein  concentrirt,  dem  man  dasselbe  durch  Blei  entzieht,  letzteres 
abtreibt  und  das  erfolgende  Biicksilber  auf  beweglichem  Herde  feinbrennt. 
Die  Versuche,  einen  Teil  Holzkohle  bei  dem  Eongsberger  Schmelzprocesse 
durch  Goks  zu  ersetzen,  haben  ergeben,  dass  ein  solcher  teil  weiser  Er- 
satz nur  beim  Goncentrations- ,  nicht  aber  beim  Rohsteinschmelzen  von 
Vorteil  ist. 

Aufbereitung:  Die  von  G.  v.  Rbtdt  in  Przibram  angestellten,  ver- 
gleichenden Versuche  über  das  Verschlammen  auf  dem  Salzburger 
Stossherde,  dem  rotirenden  Kegelherde  und  dem  Goksherde  sind  nach  Angabe 
von  Blobmbkb  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  153)  für  die  Aufbereitung  von  Silber- 
erzen oder  sehr  silberreichen  Bleierzen  von  besonderem  Interesse 
Hiemach  sind  für  die  feineren  Aufbereitungsproducte  der  Reihe  nach  als 
die  vorteilhaftesten  Apparate  zu  bezeichnen:  Für  die  gröberen  Sande  die 
Feinkorn-  oder  Sandsetzmaschine;  für  die  feineren  Sande  und  röschesten 
Mehle  die  Mehlsetzmaschine  (mit  gestautem  Strom).  Die  röschen  Mehle  geben 
auf  dem  continuirlich  wirkenden  (RixTiNOBR'schen)  Stossherde  verarbeitet, 
befiriedigende  Resultate.  Der  Salzburger  Stossherd  giebt  bei  Verarbeitung 
der  röschen  Mehle  ebenso  günstige  Resultate,  wenn  auch  der  Schlieg  auf 
ihm  nicht  so  reich  darzustellen  ist.  Minder  rösche  und  mittlere  Mehle  sind 
das  auschliessliche  Gebiet  des  Salzburger  Stossherdes.  Von  den  milden 
Mehlen  sind  a)  die  reicheren  auf  dem  Salzburger  Stossherde  mit  Nach- 
schlämmen der  Abgänge  auf  dem  Kehrherde  und  b)  die  ärmeren  Mehle  auf 
dem  Kehrherde  oder  auf  dem  Kegelherde  am  vorteilhaftesten  zu  verarbeiten. 
Die  sehr  milden  und  mildesten  Sumpfschlämme  lassen  nur  die  Verarbeitung 


64  Gold  und  Silber. 

auf  dem  Kehrherde  oder,  besonders  wenn  sie  ärmer  sind ,  auch  mit  Vorteil 
auf  dem  Kegelherde  zu,  nur  muss  man,  wenn  man  ein  günstiges  Residtat 
erzielen  will,  auf  eine  bedeutendere  Concentration  des  Schlieges  verzichten. 
Es  sei  noch  bemerkt,  dass  die  Erze  von  Pribram  sehr  reich  an  Silber, 
im  Verhältnis  der  Bleigehalte  ungeföhr  wie  die  von  Freiberg  sind  und  mit 
zu  den  reichsten  von  Europa  gehören.  Nach  Ansicht  von  Blobhbke  sind 
die  rotirenden  Herde,  der  Kegel-  und  Trichterherd,  für  alle  Schlämme  den 
übrigen  Apparaten  vorzuziehen.  Bei  sehr  silberreichen  Schlämmen  sollte  nicht 
nur  ein  Kegel-  oder  Trichterherd  verwendet  werden,  sondern  deren  zwei  an 
einer  Achse  zum  Verwaschen  einer  Schlemmklasse.  Bei  ganz  oder  zum  Teil 
continuirlich  eingerichteten  Auf bereitungsanstalten  sind  die  rotirenden  Trichter- 
und  Kegelherde  den  Stoss-  und  Kehrherden  entschieden  vorzuziehen.  — 

Besondere  Processe«  a)  Ghlorirende  Röstung,  Auslaugerei 
und  Amalgam ation.  Der  STETEPELDT-Ofen  ist  nach  Angaben  von  Eglbstos 
(Eng.  V.  25.  Septbr.  1885)  in  den  Weststaaten  zum  chlorirenden  Rösten 
von  Silbererzen  vielfach  in  Anwendung.  Die  Chloration  scheint  weniger  im 
Ofenschachte,  als  in  den  Flugstaubkammem  vor  sich  zu  gehen,  in  denen 
das  Röstgut  längere  Zeit  in  grösseren  Haufen  liegen  bleibt.  Bei  der  Ex- 
traction  desselben  durch  Auslaugen  erhält  man  im  allgemeinen  mehr  Silber 
als  durch  Amalgamation ,  namentlich  beim  RüsSBL-Process.  Die  Arbeit  am 
Ofen  ist  sehr  gering;  je  grösser  der  Ofen  und  je  schwefelreicher  die  Erze, 
um  so  weniger  Brennmaterial  (gewöhnlich  Holz)  gebraucht  man.  Der  Ofen 
eignet   sich   für  Erze   von  jedem  Silbergehalt.    (Bg.  u.  H.  Z.  46,  145).  — 

Die  neuesten  Versuche  Rdssel's  über  die  Laugerei  von  Silbererzen^) 
geben  nach  einem  Bericht  von  Stetefeldt  (Bg.  u.  H.  Z.  46,  336)  Aufschluss 
darüber,  in  welchen  Fällen  die  Laugerei  mit  Thiosulfaten  fehlerhaft  ist.  Dass 
der  Aetzkalk  von  störendem  Einfluss  auf  die  Laugerei  ist,  hatte  Stetefeldt 
bereits  erwähnt.  Wenn  Calciumcarbonat  enthaltende  Erze  einer  chlorirenden 
Röstung  unterworfen  werden,  so  geht  ein  Teil  des  ersteren  in  Aetzkalk  über, 
dessen  Menge  von  der  Beschaffenheit  des  Erzes  abhängt.  Mit  dem  Wachsen 
der  Sulfurete  basischer  Metalle  vermindert  sich  die  Aetzkalkbildung.  Der 
letztere  wirkt  auf  das  Silber  im  Erze  in  folgender  Weise :  zunächst  dadurch, 
dass  er  das  Chlorsilber  in  Rotglühhitze  zersetzt  und  metallisches  Silber  aus- 
scheidet, welches  aber,  wenn  keine  Schmelzung  des  Silbers  stattgefunden 
hat,  durch  Extrasolution  leicht  aufgelöst  wird,  so  dass  der  Röstverlust  ver- 
hältnismässig gering  ist.  Befeuchtet  man  das  Erz  auf  der  Sohle  des  Kühl- 
raumes und  laugt  dasselbe  mit  Wasser  und  dann  mit  einer  Natriumthio- 
sulfatlösung  aus,  so  wird  Aetzkalk  aufgelöst,  welcher  das  Chlorsilber  in 
Silberoxyd  verwandelt.  Wird  das  Erz  im  Kühlraume  im  noch  rotglühenden 
Zustande  mit  Wasser  besprengt,  so  wird  das  Silberoxyd  in  metallisches  Silber 
verwandelt.  Beim  Auslaugen  mit  Wasser  wird  das  Calciumhydroxyd  nur  teil- 
weise entfernt.     Die  kaustische  Lösung  zerlegt  ausserdem  die  Chloride  und 


»)  Vergl.  Teclm.-chem.  Jahrb.  7,  S.31. 


Gold  und  Silber.  65 

SuJfete  der  Schwermetalle.  Bei  Anwendung  von  Natriumthiosulfat  wird  das 
zurückgebliebene  Calciumhydroxyd  rasch  gelöst  unter  Bildung  von  Calcium- 
thiosulfat  und  Aetznatron.  Letzteres  wirkt  noch  energischer  wegen  grosserer 
Concentration  und  scheint  den  Hauptnachteil  auf  das  Endresultat  des  Lauge- 
processes  zu  üben.  Da  nun  Silberoxyd  sich  in  Natriumthiosulf&tlösung  lost 
und  das  metallische  Silber  von  der  Extrasolution  aufgenommen  wird,  so  wird 
es  unbegreiflich,  wie  Aetzkalk  störend  bei  der  Laiigerei  wirken  kann,  selbst  wenn 
man  annimmt,  dass  eine  kaustische  Thiosulfatlosung  ein  geringeres  Lösungs- 
mittel für  Chlorsilber  und  andere  Silberverbindungen  ist.  Rdssbl's  Beobach- 
tungen zu  Lake  Valley  lassen  einen  bestimmten  Schluss  nicht  zu  und  muss 
weiteren  Beobachtungen  entgegengesehen  werden.  Der  RcsssL-Process  wird 
in  Mexiko  auf  vielen  Hütten  ausgeführt,  weniger  in  den  Vereinigten  Staaten, 
weil  hier  das  stetige  Fallen  des  Silberpreises  das  Bearbeiten  neuer  Silber- 
graben, wenn  sie  nicht  sehr  reich  sind,  nicht  lohnt  (Bg.  u.  H.  Z.  46,  419). 

Nach  T.  Eglbston  CBg.  u.  H.  Z  45,  239,  u.  252)  werden  der 
LosGMAiD  und  der  CLACDEx'sche  Process  (der  erstere  durch  chlorirende  Röstung 
zur  Extraction  von  Chlorkupfer,  der  letztere  zur  Silber-  und  Goldföllung) 
auf  einigen  zwanzig  Hütten  in  England,  dann  in  Deutschland  u.  a.  in  Duis- 
burg und  Oker,  femer  zu  Hemmixen  bei  Antwerpen  zur  Extraction  von 
Gold  und  Silber  aus  Kiesabbränden  benutzt.  Die  Erze  werden  mit  Kochsalz 
gemischt,  geröstet  und  ausgelaugt.  Die  erste  Auslaugung  geschieht  mit  den 
Mutterlaugen  von  der  Eupferföllung  mit  Eisen,  die  folgende  Laugung  durch 
saure  Wasser  aus  dem.  Coksturm,  welche  zum  Sieden  gebracht  und  durch 
Salzsäure  verstärkt  sind.  Die  Gold-  und  Silberföllung  geschieht  durch  eine 
Lösung  von  Jodzink  und  etwas  essigsaurem  Blei.  Die  Eupferföllung  geschieht 
durch  Eisen  als  Cementkupfer,  welch  letzteres  sodann  gar  gemacht  und 
raffinirt  wird.  Der  LoNOMAm'sche  Process  eignet  sich  nicht  für  Erze,  welche 
mehr  als  8  Proc.  Kupfer  enthalten,  indem  dann  beim  Rösten  Subsulfide  von 
Kupfer  gebildet  werden. 

Pbert  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  284)  fand,  dass  durch  einen  Zusatz  von 
Melasse  zu  den  durch  Auslaugen  von  chlorirten  kalkigen  und  goldhaltigen 
Erze  erhaltenen  Goldlösungen  die  Ausscheidung  von  Gyps  neben  Gold  auf 
Zusatz  von  Eisenvitriol  verhindert  wird. 

Die  amerikanische  Gold-  und  Silbergewinnung  beschreiben 
SwoRUL  <&  Chaümois  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  337).  Hiemach  liefert  der  Plattnbr- 
Process  bessere  und  billigere  Resultate  als  die  Amalgamation.  Beim  Aus- 
waschen von  sehr  gemischten  Erzen  könnten  unzerlegtes  Salz  und  lösliche 
Chlorüre  leicht  etwas  Chlorsilber  wegführen.  Um  dies  zu  verhindern,  leitet 
0.  HoFniANN  Wasser  von  unten  in  das  geröstete  Erz,  um  die  Lösung 
hinreichend  zu  verdünnen,  aus  welcher  das  etwa  gelöste  Chlorsilber  sich 
wieder  ausscheidet.  Nach  erfolgter  Auswaschung  wird  das  Silber  mit  Cal- 
ciumthiosulfat  ausgelaugt,  wobei  auch  etwas  Gold  in  Lösung  geht.  Silber, 
Gold  und  etwas  gelöstes  Blei  werden  mit  Schwefelcalcium  geföllt;  der  Nieder- 
schlag wird  unter  Luftzutritt  geröstet  und  geschmolzen.  Das  entsilberte  Erz 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  5 


66 


Gold  und  Silber. 


wird  zunächst  durch  Waschen  vom  Calciumthiosulfat  befreit,  worauf  das 
Gold  durch  Behandeln  mit  Chlor  und  durch  Auslaugen  des  gebildeten  Gold- 
chlorürs  gewonnen  wird.  — 

Ein  von  der  Cassel  Gold  Extracting  Company  (D.  P.  38774) 
erfundener  Apparat  zur  Behandlung  goldhaltiger  Verbindungen  mit  nas- 
cirenden  durch  Elektrolyse  erzeugtem  Chlor  besteht  aus  einer  drehbaren 
Trommel  a  (Fig.  17),  welche  die  den  positiven  Pol  bildenden  Kohlen  b  (Fig.  18) 

Fig.  17. 


— 1 



a 

In       n       n  • 

lo 

ff"     "ff n~\ 

,0      U     11  ,  - 

f1 

\ 

a 

r-^ 

C-Lr 

Fig.  19. 


enthält  und  auf 
einer  hohlen,  mit 
Löchern  e  versehe- 
nen Welle  d  mon- 
tirtist.  Die  Enden 
derselben  ragen  in 
Behälter  g,  welche  die  Kathoden  bilden. 
Zwischen  die  Kohlen  b  und  die  Welle  d  ist 
Asbest  oder  dergleichen  eingelegt,  um  zu  ver- 
hindern, dass  die  in  der  Trommel  a  unterge- 
brachten Erze  in  die  Welle  d  gelangen,  wäh- 
rend die  durch  Elektrolyse  gelösten  Metalle 
in  diese  Welle  geführt  und  dort  abgelagert  werden.  In  der  Welle  d  ist  eine 
Transportschraube  (Fig.  19)  angeordnet,  um  die  in  derselben  abglagerten 
Metalle  in  die  Behälter  g  abzuführen,  sobald  sich  die  Trommel  dreht,  und 
eine  Circulation  des  angewendeten  Elektrolytes  durch  den  Apparat  zu  veran- 
lassen. Die  Kohlen  b  sind  durch  metallische  Stangen  oder  Bänder  verbunden. 
Auf  letzteren  liegen  Bürsten  oder  Walzen  n,  welche  mit  einem  Pole  der 
Dynamomaschinen  verbunden  sind,  während  die  Behälter  g  mit  dem  andern 
Pole  der  Elektricitätsquelle  verbunden  sind. 

Ein  ähnliches  Verfahren  beschreibt  Scott  (Engl.  P.  6674  1686).  Das 
Erz  wird  mit  Chlorkalk  gemischt,  und,  nachdem  die  Mischung  einige  Zeit 
lang  gestanden  hat,   wird  dieselbe  in  ein  poröses  Geföss  gebracht,  welches 


^ 


Gold  und  Silber.  67 

in  einem  Behälter  aus  Eisen  oder  Zink  steht,  und  darin  mit  Kochsalzlosung 
bedeckt  Der  äussere  Behälter  ist  in  metallischer  Verbindung  mit  Kohle- 
platten, die  in  der  porösen  Zelle  aufgehängt  sind.  Infolge  elektrischer  Ein- 
wirkung wird  nun  Gold  gelöst  und  durch  das  Metall,  welches  den  äusseren 
Behälter  bildet,  niedergeschlagen.  Das  Erz  muss  oftmals  mittelst  eines  gut 
amalgamirten  Zinkstabes  umgerührt  werden.  Die  schliesslich  in  Losung  be- 
findlichen Metalle  werden  in  gebräuchlicher  Weise  gewonnen. 

Amalgaiiiatioii«  Eine  wichtige  Studie  ober  Goldamalgamation 
bringt  WAOBifAiiN-Melboume  (Bg.  u.  H.  Z.  46>  15,  27  u.  41).  Bedingungen, 
unter  denen  die  Amalgamation  ausgeführt  werden  muss,  sind:  „Das  gold- 
führende Mineral,  welches  auf  die  Grösse  der  kleinsten  in  ihm  auftretenden 
Goldpartikelchen  gebracht  worden  ist,  muss  in  dasinnere  einesQueck- 
silb  erkor  per  s  geführt  und  in  demselben  unter  dem  Einflüsse  einer  Kraft 
auseinander  getrieben  werden»  welche  stark  genug  ist,  um  die  Separation  der 
das  Golderz  zusammensetzenden  Körper  herbeizuführen,  aber  nicht  wirksam 
genug  ist,  das  Quecksilber  zu  zerstäuben."  Bisher  genügte  keiner  der  ge- 
brauchlichen Amalgamirapparate  dieser  Regel  und  erst  in  neuerer  Zeit  ist 
durch  den  ScHLicHTiNo^schen  Amalgamator  ein  wesentlicher  Fortschritt 
gemacht  worden.  Das  Neue  an  demselben  ist,  dass  der  Goldschlamm  durch 
eine  durchlöcherte,  im  Quecksilber  befindliche  Platte  in  Stralen  hindurch- 
gepresst  wird,  so  dass  die  Schlammstrahlen  direct  in  das  Quecksilber  ein- 
treten. Auf  der  Granya-Grube  sind  höchst  befriedigende  Resultate  mit 
diesem  neuen  Amalgamator  erzielt. 

Nach  Gobi,*)  (Z.  eh.  Ind.  1887,  Heft  7)  ist  der  Designolle-Amal- 
gamationsprocess  (D.  R.  P.  11415  u.  15532)^  zur  Zugutemachiing  der  un- 
garischen und  siebenbürgischen  kiesigen,  gold-  und  silberführenden  Erze  und 
Schlicke,  welcher  Process  in  Nagybanya  iind  Schemnitz  mehrere  Jahre  in  Betrieb 
war,  auf  beiden  Hütten  endgiltig  aufgegeben.  Nach  diesem  Verfahren  werden 
bekanntlich  die  oxydirend  oder  chlorürend  gerösteten  Erze  in  besonderen 
Apparaten  mit  Quecksilberchlorid  und  Quecksilber  behandelt.  Die  bisherige 
Ausführung  des  Processes  auf  der  Ravaspataker  Hütte  wird  beschrieben; 
ungenügendes  Goldausbringen  und  zu  grosse  Quecksilberverluste  sind  die 
Gründe  für  das  Aufgeben  desselben. 

Inzwischen  hat  T.  Eglbston  Versuche  über  Amalgamation  der  Edel- 
metalle aus  Verbindungen  mit  Antimon,  Arsen  und  Schwefel  angestellt  und 
gefanden,  dass  die  beim  Rösten  entstehenden  Oxyde  die  Edelmetallteilchen 
und  besonders  das  Gold  so  fest  umhüllen,  dass  die  Einwirkung  selbst  einer 
Quecksilberchloridlösung  verhindert  wird.  In  einer  Abhandlung  in  Eng. 
48,  195  giebt  Eolbston  weiter  an,  dass  bei  Amalgamationsprocessen  ein 
Teil  des  Goldes  verloren  würde  deshalb,  weil  bei  silberhaltigen  Erzen  ge- 
bildetes Chlorsilber  Goldteilchen  umgebe  und  der  Einwirkung  des  Queck- 
silbers entziehe   und  femer,  weil  kupferhaltiges  Quecksilber  die  Aufnahme 


»)  Gefälligst  eingesandter  SeparatAbdmck.  —  »)  Techn.-chem.  Jahrb.  4,  S.  39. 

5* 


68  öold  und  Silber. 

des  Goldes  erschwere  oder  verhindere.  —  Um  die  Wirkung  der  Amalgamations- 
apparate  zu  erhöhen,  benutzt  Nbdebbdrg  (D.P.  38065)  eine  vibrirende  Unterlage. 

D.  Entsilbernnfc  des  Werkbleies»  An  Stelle  der  runden  einfeurigen 
Treibherde  ist  auf  der  Muldener  Hütte  bei  Freiberg  von  Plattnbr  (Bg.  u. 
H.  Z.  45^  211)  mit  Erfolg  ein  neuer  Treibofen  mit  elliptischem  Herde  und 
mit  vierseitiger  Ausmauerung  von  Eisenplatten  hergestellt.  Eine  der 
kurzen  Seiten  bildet  die  Feuer-  und  zugleich  auch  die  Windseite, 
während  auf  der  gegenüberliegenden  das  Glättloch  sich  befindet.  Auf  den 
langen  Seiten  nach  der  Feuerbrücke  zu  ist  je  eine  mit  Vorsetzblech  ver- 
schliessbare  NachtrageÖifnung  angebracht,  und  der  Ofen  hat  einen  eisernen 
Treibehut  mit  Chamottefutter.  Dieser  Ofen  verbindet  die  Vorteile  des  run- 
den zweifeurigen  Pf  ibramer  Treibofens  nach  CzcBMAK'scher  Construc- 
tion,  mit  dem  gleichzeitig  neben  Plattheb's  Ofen  Versuche  angestellt  wur- 
den, nämlich;  vermehrtes  Ausbringen  an  roter  Kaufglätte,  verstärktes 
Treibequantum  und  geringere  bauliche  Unterhaltung,  mit  den  Vorzügen  des 
runden  einfeurigen  Ofens,  nämlich:  geringerer  Mergel-  und  Brennmate- 
rialienaufwand und  verminderter  Herdfall.  Der  grosse  Bedarf  an  Brenn- 
material und  Mergel  machten  die  sonstigen  Vorteile  des  Pfibramer  Treib- 
ofens illusorisch.  —  Zur  Entsilberung  und  Entgoldung  des  Werk- 
bleies wendet  man  in  den  Vereinigten  Staaten  nach  den  Angaben  von 
Hofmann  (Bg.  u.  H.  Z.  45^  174)  meist  den  PARKEs'schen  Zinkprocess  an. 
Es  kommen  hierbei  die  nachstehenden  Operationen  zur  Anwendung:  1.  Ueber- 
nahme  und  Probiren  des  Werkbleies.  2.  Raffiniren  (Weichmachen)  des 
Werkbleies.  3,  Entsilbem  des  raffinirten  Werkbleies  mittelst  Zink.  4.  Ent- 
zinkung  des  raffinirten  Armbleies.  5.  Ausgiessen  des  entarmten  Weich- 
bleies in  Formen.  6.  Behandlung  des  Zinkschaums  durch  Aussaigern  und 
Destilliren.  7.  Abtreiben  des  Retortensilberbleies  (Reichbleies)  und  8.  Ver- 
arbeitung der  Nebenproducte  ?  (Krätzen,  Glätte,  Herd  u.  s.  w.)  Die  Ver- 
besserungen bestehen  weniger  in  originellen  wissenschaftlichen  Fortschritten, 
als  in  praktischer  Ausführung  von  Details,  und  der  Process  ist  im  wesent- 
lichen noch  derselbe,  wie  ihn  Parkes  1850  und  1852  eingerichtet  hat,  nur 
hat  er  mit  Rücksicht  auf  den  einfachen  Apparat  und  die  geringe  erforder- 
liche Arbeiterzahl  in  commercieller  Hinsicht  heute  mehr  Bedeutung. 

Zinkschanm.  Robsino  (Z.  Bg.  H.  u.  S.  W.  34^  91)  giebt  eine  aus- 
fuhrliche Beschreibung  der  Apparate  zur  Destillation  des  bei  derWerk- 
bleientsilberung  durch  Zink  sich  ergebenden  Zink  schäum  es.  Dieselben 
müssen  die  Erzeugung  einer  möglichst  hohen  Temperatur  und  die  vollstän- 
dige Auffangung  des  durch  etwaiges  Zerbrechen  des  Destillirgefösses  aus- 
tretenden Metalles  gestatten.  Je  höher  die  Temperatur,  um  so  schneller 
und  besser  verläuft  der  Process.  So  lange  Zink  vorhanden,  ist  eine  bedeu- 
tende Silberverflüchtigung  nicht  zu  befürchten.  Sobald  die  Zinkausströmung 
schwächer  wird,  sticht  man  das  Reichblei  ab,  und  dieser  Zeitpunkt  tritt  um 
so  früher  ein,  das  Blei  wird  um  so  zinkärmer  und  das  Zinkausbringen  um 
so   höher,   je    stärker   die   Hitze.    Man   unterscheidet  Kipp-    und    fest- 


Gold  und  SUber.  69 

stehende  Oefen,  letztere  in  Gestalt  von  Muffel-,  Tiegel-,  Retorten- 
and  Röhrenöfen.  Kipp-  und  Tiegelofen  werden  meist  mit  Coks,  Röhren- 
den fast  immer  mit  Gas  geheizt,  selten  mit  Kohle.  Die  Betriebsergebnisse 
lassen  mit  Sicherheit  erkennen,  dass  das  Destillirrerfahren  dem  FLACH^schen 
Schachtofenschmelzen  und  dem  ScHNABBL^schen  combinirten  Wasserdampf- 
mid  Ammoniakverfahren  vorziuiehen  ist.  —  Die  Destillation  des  Zinkschau- 
mes findet  nach  Angaben  von  Hupbbts  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  433)  auf  der  Hütte 
zu  Mechemich  gleichfalls  teils  in  stationären,  teils  in  kippbaren  Re- 
torten im  Gemenge  mit  etwas  Holzkohle  statt  Die  Hätte  verarbeitet  sogen. 
Knottenerze  (angereicherte  Bleiglanze)  mittelst  der  Rostreductions-  und 
Bleiarbeit  mit  darauf  folgender  Werkbleientsilberung  durch  Zink-  und  Blei- 
raffination. —  £ine  ausführliche  Erläuterung  seines  durch  D.  P.  33589  ge- 
schützten Verfahrens^)  zur  Entzinkung  des  Reich  Schaumes  auf  elektrolyti- 
schem Wege  giebt  Robsino  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  463,  478  u.  488).  Der  Ab- 
handlung ist  eine  Abbildung  der  bei  dem  Verfahren  benutzten  Zersetzungs- 
zelle beigefügt,  wie  eine  solche  in  der  Patentschrift  nicht  gegeben  ist 
Solche  wannenartige  Zellen  stehen  derart  übereinander,  dass  die  Flüssigkeit 
(der  Elektrolyt,  Zinksulfatlosung),  welche  der  obersten  von  einem  höher 
stehenden  Reservoir  zugeführt  wird,  durch  einen  in  ^/4  der  Höhe  der  Wanne 
angebrachten  Abfluss  von  Wanne  zu  Wanne  fliessen  kann  und  aus  der  un- 
tersten Wanne  ablaufend,  sich  in  einem  Behälter  ansammelt,  aus  welchem 
sie  in  das  obere  Reservoir  zurückgehoben  wird,  so  dass  eine  ununterbrochene 
Circulation  des  Elektrolyten  gesichert  ist. 

£•  BaffiBatioii)  Scheidung  Ton  Silber,  Gold  und  anderen  Me- 
tallen« EoLBSTON  (Bg.  u.  H.  Z.  46,  3)  berichtet  über  die  Gold-  und 
Silberbehandlung  in  der  Vereinigten  Staaten-Münze.  Die  Barren 
werden  in  Graphittiegeln  geschmolzen,  und  sucht  man  hierbei  eine  Legirung 
von  1  Tl.  Gold  mit  mindestens  2Va  Tln.  Silber  zu  gewinnen.  Die 
Quartation  geschieht  entweder  durch  den  Schwefelsäureprocess,  den  Salpeter- 
säureprocess  oder  den  doppelten  oder  Salpetersäure-Schwefelsäureprocess. 
Der  letztere  wird  namentlich  in  den  Münzen  zu  San  Francisco  und  zu  Phila- 
delphia ausgeführt.  Die  Legirung  wird  zunächst  mit  Salpetersäure,  dann 
das  Gold  zweimal  mit  Schwefelsäure  behandelt.  Aus  der  Nitratlösung  wird 
das  Silber  durch  eine  concentrirte  Kochsalzlösung  gefällt,  das  Chlorsilber 
abfiltrirt,  durch  Zinkgranalien  das  Silber  abgeschieden,  gewaschen,  gepresst, 
getrocknet  und  in  Graphittiegeln  geschmolzen.  Das  Münzgold  enthält  997 
Gold  und  3  Silber.  Die  Schlacken  aus  deü  Tiegeln  werden  auf  einen  König 
verschmolzen,  aus  dem  das  Edelmetall  nicht  durch  Abtreiben,  sondern  durch 
Aussaigem  abgeschieden  wird. 

Um  Silber  in  Barren  von  Gold,  Platin,  Kupfer,  Blei  und  anderen  Me- 
tallen zu  trennen,  hat  Mobbiüb  (Engl.  P.  16554/84)  einen  elektrolytischen 
Zersetzungsapparat,   verbunden   mit   einer  Vorrichtung   zur   Reinigung    der 

»)  TechiL-chem.  Jahrb.  8,  S.  77. 


70  Gold  und  Silber, 

Elektroden  construirt;  die  letztere  Vorrichtung  bildet  den  Gegenstand  des 
D.  P.  36610  desselben  Erfinders.  Die  Anoden  bestehen  aus  den  Silber- 
barren, die  Kathoden  aus  yersilberten  Kupferplatten;  die  elektrolytische 
Flüssigkeit  aus  einer  Kupfer-  und  Silbemitratlösung  mit  Salpetersäure.  Die 
sich  auf  den  Elektroden  absetzenden  Metallniederschläge  werden  mit  Hülfe 
von  gegen  einander  yerstellbaren  Bürstenpaaren  entfernt.  Das  von  den 
Kathoden  abgebürstete  Silber  föllt  in  einen  unter  denselben  befindlichen 
gemeinschaftlichen  Kasten,  während  die  auf  den  Anoden  niedergeschlagenen 
Metalle  Gold,  Platin,  Kupfer,  Blei  in  je  einen  die  Anode  umschliessenden 
Behälter  gelangen. 

Legirnngen:  Iles  (Ber.  19,  III.,  202)  hat  sich  vergeblich  bemüht, 
Verbindungen  des  Silbers  mit  Silicium  oder  mit  Kieselsäure  darzustellen. 
Beim  Erhitzen  von  Silbemitrat  mit  Kieselsäure  wurde  ein  rotes  Silberoxyd 
erhalten,  dessen  Analyse  die  Zusammensetzung  Ag^O^  ergiebt  (das  bekannte 
Superoxyd  ist  eisenschwarz).  —  Um  auf  Eisengegenständen  eine  widerstands- 
fähige Schicht  von  Silber -Zinnlegimngen  zu  erzeugen,  werden  nach  Bbandt 
(D.  P.  37950)  die  gereinigten  Eisenwaaren  durch  Eintauchen  in  ein  Bad 
von  geschmolzenem  Zinn  mit  10  bis  20  Proc  Silbergehalt  und  darauf  fol- 
gendes Ablöschen  zunächst  mit  einer  schwerer  schmelzbaren  Schicht  und 
sodann  in  gleicher  Weise  noch  mit  einer  leichter  schmelzbaren  Zinnschicht 
von  5 — 10  Proc.  Silbergehalt  überzogen. 

F.  Gold-  und  Silberwaaren«  Um  Gegenstände  aus  dünnwandigen 
Goldröhren  zu  biegen,  wurden  die  Röhren  bisher  mit  Eisen  gefüllt,  dann  in 
passende  Form  gebracht  und  zum  Herauslösen  des  Eisens  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  behandelt.  Das  Eisen  ist  für  diesen  Zweck  nicht  sehr  ge- 
eignet, da  es  sich  schwer  biegen  lässt  und  der  Lötung  der  Hülle  Schwierig- 
keiten entgegensetzt.  Nach  dem  Verfahren  von  Otto  <fe  Co.  (D.  P.  33986) 
soll  an  Stelle  des  Eisens  Messing  verwendet  werden.  Da  jedoch  das  zum 
Herauslösen  des  Messings  zu  benutzende  Königswasser  das  Gold  angreifen 
würde,  so  wird  folgendermaassen  verfahren:  Es  wird  eine  Goldplatte  zunächst 
auf  beiden  Seiten  mit  Silber  doublirt,  dann  wird  die  Röhre  gebildet  und 
mit  Messing  ausgefüllt.  Ist  die  Röhre  in  die  gewünschte  Form  gebracht, 
so  wird  sie  zum  Herauslösen  des  Messings  in  Königswasser  gelegt.  Das 
Silber  wird  dann  aussen  oder  auch  innen  mit  Salpetersäure  entfemt.  Wes- 
halb man  das  Messing  nicht  gleich  mit  Salpetersäure  herauslöst,  ist  aus  der 
Patentschrift  nicht  zu  ersehen. 

Zur  Herstellung  von  Gold-  und  Silberwaaren  aus  massiv  geprägten 
Filigran  -  Omamenten  mit  versenkter  Emaillirung  werden  nach  dem  D.  P. 
31907  von  Sibbbhppeippee  zunächst  aus  einer  Plattirung  von  einem  edlen  Metall 
auf  einen  festen  Untergmnd  aus  unedler  Metalllegierung  einzelne  Zweige, 
Blätter  und  Rosetten  in  massiven  Stücken  ausgestanzt  und  auf  der  Seite 
des  edlen  Metalls  durch  Prägung  mit  Filigranmustemng  und  Zellenver- 
tiefungen versehen,  in  welche  letztere,  nachdem  die  Zweige  u.  s.  w.  zu 
Schmuckgegenständen  verfertigt  worden  sind,  lasirende  Emailschmelzen  ein- 


Gold  lind  Silber.    Kupfer. 


71 


gebracht  werden.  —  Renovirung  von  Gold-  und  Silberstickereien,  Geflechten, 
Sdmören  und  dgL  (D.  P.  35  852  Ton  Sobhubr).  Ulrich  Sacbsb. 

Statistik. 

Im  Jahre  1885  wurden  im  Deutschen  Reich  producirt: 


Staaten 
und 

Zahl  der  Werke, 

welche  das  Pro- 

duct  dargestellt 

haben 

Menge 

Tonnen 

zu  1000  kg 

Wert 

Landesteile 

als          als 
Haupt-    Neben- 
prodnct  prodnct 

JC 

Silber-  und  Golderze 

Im  Jahre  1884  abgerundet  .... 

22 

20 

4 
2 

1 

3 
2 

12 
3 

24  560-722 

25  186141 

4  289  875 
4  818  960 

SUber  (ReinmetoU). 

I.  Preussen 

Kilogramm 

191  072-29 

79  952-85 

38  393-11 

27  339  442 

II.  Sachsen 

11441  157 

m.  üebrige  deutsche  Staaten  .     .     . 

5  357  194 

Zusammen  Deutsches  Reich 
Im  Jahre  1884  abgerundet  .... 

Gold  (BeiimietaU)   .    .    . 

Im  Jahre  1884  abgerundet  .... 

7 
6 

15 
14 

9 
6 

309  418-25 
248115-87 

1  378-45 
554-96 

44  137  793 
37  055  861 

3  854  912 
1550858 

V.  Kupfer. 


Aaaljtisohes«  WssTifosBLAin)  empfiehlt  zur  Bestimmung  des  Kupfers 
in  Erzen  das  Verfahren  Yon  Brown  (Dingl.  260,  182,  Joum.  Soc.  Chem.  Ind. 
1886,  48).  Dasselbe  beruht  darauf,  dass  Eupferoxydlösung  mit  über- 
schässigem  Jodkalium  Kupfeijodür  und  freies  Jod  bildet,  welches  letztere 
mit  N^triumthiosulfat  titrirt  wird.  Man  löst  0-4—0*5  g  reines  Kupfer  in  Sal- 
petersaure, neutralisirt  mit  Soda,  setzt  Essigsäure  und  Natriumthiosulfat 
(etwa  20  g  in  1  1),  dann  vor  dem  Ende  Starkekleister  zu  und  titrirt.  Kupfer- 
haltige  Pyrite  lost  man  in  Königswasser,  dampft  mit  Schwefelsäure  ab,  fällt 
das  Kupfer  mit  Thiosulfat  als  Sulfid,  löst  den  getrockneten  Niederschlag  in 
Salpetersäure,  dampft  zur  Abscheidiing  von  etwa  vorhandenem  Blei  mit 
Schwefelsäure  ein,  löst  in  Wasser,  neutralisirt  mit  Soda  und  titrirt  nach 
Zusatz  Yon  Essigsäure  und  Jodkalium  mit  Thiosulfat.  Zur  Bestimmung  eines 
Goldgehaltes  in  kupferhaltigen  Massen  muss  man  grössere  Mengen  zur  Ana- 
lyse nehmen.  —  Zur  Gehaltsbestimmung  reicherer  Kupfererze  glühen  Donath 
und  Jbllbr  (Rep.  anal.  Ch.  7,  34)  dieselben  in  Mischung  mit  dem  doppelten 
Volumen  Zinkstaub.  Sämmtlicher  Schwefel  yerbindet  sich  mit  dem  Zink,  so 
dass  beim  Behandeln  mit  verdünnter  Schwefelsäure  sämtliches  Schwefelzink,  das 
überschüssige  Zink  sowie  das  durch  Reduction  und  Entschwefelung  entstandene 
Eisen  aufgelöst  wird,   während  das  vorhandene  Kupfer   neben  der  Gangart 


72  Kupfer. 

und  den  andern  durch  Zink  föllbaren  Metallen  zurückbleibt.    Diesen  Rück- 
stand löst  man   in  verdünnter  Salpetersäure   und  verwendet  das  Filtrat  zur 
Titration.    —    Zur   Trennimg   und   Bestimmung   des   Kupfers,    Cadmiums, 
Zinks,  Kobalts  u.  s.  w.  fallt  man  nach  Caesot  (C.  r.  102,  621),  aus  der  mit 
Salzsäure    versetzten   Lösung    das   Kupfer   durch   Ammoniumthiosulfat    als 
Sulfür  und  aus  dem  Filtrat  das  Cadmium  mittelst  Schwefelwasserstoff  oder 
Schwefelammonium.    Zur  Trennung  des  Zinks  vom  Cadmium  wird  die   mit 
Ammoniak   neutralisirte  Lösung  mit   überschüssigem  Salmiak    (60  Tle.  auf 
1  Tl.  Metall)   und  dann   mit  Oxalsäurelösimg  versetzt  und   einige  Minuten 
aufgekocht;  die  Hauptmenge  des  Zinks  fallt  als  Oxalat  und  wird  mit  Salmiak 
ausgewaschen;  im  Filtrat  wird  nach  Ansäuren  mit  Oxalsäure  alles  Cadmium 
als  Sulfid  durch  Ammoniumthiosulfat  niedergeschlagen  imd  aus  dem  Filtrat 
vom  Cadmiumsulfid    der   Rest    des    Zinks    mit   Schwefelwasserstoff   gefallt. 
V.  Knobrb  (Ber.  20,  283)  benutzt  die  ünlöslichkeit  des  Kupfernitroso- 
/S-naphtols  zur  Trennung   des  Kupfers  vom  Blei,   Cadmium,   Magnesium, 
Mangan,   Quecksilber,   Zink,   Aluminium  u.  s.  w.    Die  Metalle   müssen  als 
Sulfate  oder  Choride  zugegen  sein,    üeberschüssige  Säure  wird  durch  Am- 
moniak abgestumpft,  worauf  man  mit  Salzsäure  schwach  ansäuert.     Zu   der 
siedenden  möglichst  concentrirten  Flüssigkeit  wird  ein  üeberschuss  von  Nitroso- 
)ff-naphtol  hinzugefügt,  welches  in  siedender  öOproc.  Essigsäure  gelöst  ist.  Nach 
einigen  Stunden  wird  der  Niederschlag  kalt  filtrirt  und  mit  kaltem  Wasser 
ausgewaschen.    Der  getrocknete  Niederschlag  wird  im  Porcellantiegel  unter 
Zusatz   von  Oxalsäure   oder  oxalsaurem  Ammoniak  vorsichtig  verascht  und 
als  Kupferoxyd  gewogen.  —  Nach  Backelandt  (Bull.  Acad.  Belg.  10,  756) 
wird  in  einer   mit  Glycerin  versetzten  Lösung   von  Kupfer   und  Cadmium 
das  letztere   als  Hydroxyd  gefallt,   während  das  Kupfer   in  Lösung   bleibt. 
Der  Niederschlag  wird  mit  glycerinhaltiger  Kalilauge  gewaschen,  lun  ihn  von 
mitgefallenem  Kupfer   zu  befreien  und  dann  mit  heissem  Wasser   zur  Ent- 
femimg   des  fest,  anhaftenden  Alkalis.    Das  Kupfer   wird   im  Filtrat   durch 
Kochen  mit  Glucose  als  Oxydul  geföllt  und  nach  dem  Glühen  als  Oxyd  zur 
Wägung  gebracht.     Haushofeb  (Sitzungsber.  Münch.  Akad.  1885,  IV.,  403) 
giebt  eine   mikroskopische  Reaction   auf  Kupfer   an.    Dieselbe  gründet 
sich  auf  die  Fällung  des  Kupfers  in  ammoniakalischer  Lösung  durch  Ferro- 
cyankalium,    wodurch    sich   beim    langsamen  Verdunsten   des   Ammoniaks 
Krystalle   ausscheiden.     Dieselben   bestehen  aus  Ferrocyankupferammoniak; 
beim    vollständigen   Verdunsten    des    Ammoniaks    gehen    die    blassgelben 
Krystalle   ins  Braunrote   über   imd  stellen  dann  eine  Pseudomorphose  von 
Ferrocyankupfer  nach  der  ersten  Verbindung  dar. 

Allgemeintechnisclies  und  Prodnetion.  An  der  Ueberproduction 
von  Kupfer  nehmen  die  Vereinigten  Staaten  Amerikas  wesentlichen  Anteil. 
Zur  Zeit,  als  die  Kupfergruben  Australiens,  Chilis  imd  Spaniens  in  Betrieb 
kamen,  wurde  von  Amerika  viel  Kupfer  importirt;  mit  der  Auffindung  des 
Kupfers  am  Obemsee  wurde  aus  dem  Consumenten  ein  Producent  ersten 
Banges,  und  jetzt  drohen  die  neu  aufgefundenen  grossartigen  Kupfererzlager- 


Kupfer.  73 

Stätten  in  Arizona  und  Montana  die  berühmten  Gruben  am  Obernsee  zu 
verdunkeln.  Während  früher  140  £  pro  t  Kupfer  nicht  zu  den  übertriebenen 
Preisen  gehörten,  ist  im  Jahre  1884  der  Wert  auf  43  £  herabgegangen. 
Die  Production  betrug  vor  15  Jahren  ca.  80000  t,  zur  Zeit  250000  t, 
darunter  die  Vereinigten  Staaten  1884  allein  64  000  t,  Deutschland  14  780  t. 
(Bg.  u.  H.  Z.  46,  74.) 

Die  Erzlagerstätten  und  Metallwerke  im  Banate  und  deren  Mis- 
erfolge  werden  in  Bg.  u.  H.  Z.  45,  217  besprochen. 

Elektrische  Wünschelrute  nennt  man  nicht  mit  Unrecht  einen 
Tor  kurzem  im  Westen  der  Ver.  Staaten  Nordamerikas  in  Anwendung  ge- 
brachten elektrischen  Mineralindicator.  Das  Wesentliche  desselben  ist  eine 
äusserst  empfindliche  Magnetnadel,  welche  in  Verbindung  mit  yerschiedenen 
Batterien  steht.  Die  Pole  dieser  Batterien  werden  mittelst  isolirter  Drähte 
an  eiserne  Ruten  geschlossen,  welche  in  die  Erde  getrieben  werden.  Aus 
demVertialten  der  Nadel,  welches  zwischen  einem  blossen  Erzittern  bis  zur 
Tollständigen  Umdrehung  variirt,  will  man  auf  den  Erzreichtum  schliessen  (?) 

HowB  giebt  in  No.  26  des  Bull,  of  the  Un.  St.  Geological  Survey 
1885  eine  ausführliche  Beschreibung  der  trockenen  Kupfergewinnungspro- 
cesse  in  ihrer  jetzigen  Praxis,  und  zwar  der  einzelnen  Operationen 
beim  Flamm-  und  Schachtofenprocess,  der  dabei  zur  Anwendung  kommenden 
Apparate,  der  Erfolge,  u.  a.  unter  theoretischer  Begründung.  Nach  der  am 
Schlüsse  der  Arbeit  angestellten  Vergleichung  der  beiden  Schmelzmethoden 
ist  der  Schachtofenprocess  am  Platze:  bei  sehr  eisenreichen  und  bei 
oxydischen  Erzen,  sowie  bei  ärmerem  gediegenen  Kupfer,  wenn  die  Kosten 
für  Anthracit,  Coks  oder  Holzkohle  nicht  yiel  grösser  sind,  als  die  für 
Steinkohle,  Holz  oder  andere  für  den  Flammofen  geeignete  Brennstoffe  und 
wenn,  wie  bei  armen  Erzen,  absetzbare  Schlacken  erzielt  werden  müssen; 
dagegen  empfiehlt  sich  der  Flaramofenprocess:  bei  sehr  strengflüssigen, 
Kieselsäure,  Thonerde,  Kalk  oder  Magnesia  enthaltenden  Erzen,  wenn  die 
Zusammensetzung  der  Erze  plötzlich  und  stark  sich  ändert,  wenn  Steinkohle, 
Holz  u.  s.  w.  yiel  billiger  sind  als  Coks,  Anthracit  und  Holzkohle,  für  un- 
mittelbar zu  raffinirendes  reiches  gediegenes  Kupfer,  wenn  bei  reichen  Erzen 
der  Fall  reicher  Schlacken  doch  unyermeidlich  ist.  —  Arsen  und  Antimon 
lassen  sich  im  Flammofen  mehr  entfernen,  als  im  Schachtofen;  das  Flamm- 
ofenschmelzen  übt  eine  oxydirende  Wirkung  auf  den  Schwefel  und  das 
Eisen  der  kupferreichen  Steine  aus,  was  im  Schachtofen  nicht  der  Fall  ist 
und  mit  grösserer  Schwierigkeit  nur  durch  besonderes  Rösten  erzielt  werden 
kami;  billige  Coks  u.  s.  w.  begünstigen  den  Schachtofen-,  billige  Stein- 
kohlen u.  s.  w.  den  Flammofenbetrieb.  (Bg.  u.  H.  Z.  46,  135  u.  144.)  — 
Die  Ausbeutung  der  Transkaukasischen  Kupferlagerstätten  bildet 
für  die  russische  Regierung  angesichts  der  allmäligen  Erschöpfung  der 
üralwerke  gegenwärtig  eine  sehr  interessante  Frage.  Die  bis  jetzt  be- 
kannten Lager  bilden  fünf  Hauptgruppen,  Ton  denen  die  von  Elisabeth- 
pol  die  wichtigsten  Kupferwerke  Transkaukasiens  besitzt;  es  sind  dies  die 


74  Kupfer. 

Gruben  Eedabeck  und  Ealakent  der  Gebr.  Siemens.  Die  Lagerstätte 
besteht  aus  einer  Art  in  Gneis  und  Quarz  eröffnetem  Gangstock.  Vier  be- 
deutende Stöcke  werden  abgebaut;  das  Erz  bildet  Eupferkies  mit  sehr  viel 
Eisenkies  und  ein  wenig  Blende  und  Bleiglanz;  manche  Partien  enthalten 
Rotkupfererz  und  Carbonat.  Mittelst  einer  einfachen  Scheidung  werden 
auf  der  Grube  selbst  Erzsorten  mit  20  bis  5%  Gehalt  geliefert;  ärmere 
Erze  kommen  auf  die  Halde.  Die  Verarbeitung  geschieht  durch  eine  Reihe 
von  Röstungen  in  Gerstenhöfer-Oefen  und  von  Schmelzungen  in  Schacht- 
öfen Für  die  beiden  ersten  Erzsorten  genügt  eine  einzige  Schmelzung,  um 
Schwarzkupfer  zu  gewinnen,  das  nur  zu  raffiniren  ist.  Als  Brennstoff  dient 
Holz  und  Holzkohle,  doch  wird  man,  um  «ine  gänzliche  Verwüstung  der 
Wälder  zu  verhindern,  Naphta  mit  Hülfe  von  Fe.  Siemens*  Gktööfen  zu  be- 
nutzen versuchen.  1884  wurden  17000  t  Erz  gefördert,  welche  1100  t 
Eupfer  lieferten. 

Die  besten  Ergebnisse  versprechen  die  Erzlagerstätten  der  Gruppe  von 
Eakhetie,  im  Thale  von  Alegane.  Das  vorherrschende  Erz  ist  Eupfer- 
kies, begleitet  von  einer  Art  Magnetkies  mit  Nickel,  Eobalt  und  Molybdän; 
auch  Bleiglanz  und  Blende  finden  sich  recht  häufig.  Die  ersten  Versuchs- 
arbeiten lieferten   18®/o  reiche  und  von  Verunreinigungen  ganz  freie  Erze. 

Stahl,  Inaug.  Diss.  Altenau  1886,  giebt  wichtige  Beiträge  zur  Kupfer- 
hütten-Eunde.  Wendt  in  New- York  und  Reyeb  in  Wien  bringen  Abhand- 
lungen über  das  Vorkommen,  ersterer  auch  über  die  Zugutemachung  von 
Eupfererzen  in  den  Ver.  Staaten.     (Bg.  u.  H.  Z.  45,  453,  472  u.  495.) 

Ein  nasses  Eupferextractionsverfahren  wird  von  Hurt  und 
Douglas  jb.  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  316)  angegeben;  dasselbe  beruht  auf  der 
Reaction  zwischen  schwefliger  Säure  und  Eupferchlorid,  nach  welcher  aus 
dem  Chlorid  unlösliches  Chlorür  entsteht,  indem  die  Hälfte  Chlor  als  Chlor- 
wasserstoffsäure abgeschieden  wird:  2CuCl^-l-SO^-4-2H^O=2Cu^Cl*-|-2HCI 
-hH^SO*.  Die  Erze  werden  mit  einer  salzsauren  Lösung  extrahirt;  die  von 
Eupfer  befreite  Lauge  dient  immer  wieder  zur  Extraction  neuer  Mengen  Erze 
oder  Eupferstein,  nachdem  man  ihr  die  genügende  Menge  Chlor  in  Form  von 
Eisenchlorür  oder  Chlorcalcium  wieder  zugeführt  hat.  Die  letzteren  ergeben 
sich  bei  der  Verarbeitung  des  abgeschiedenen  Eupferchlorürs.  Dasselbe  wird 
nämlich  entweder  mit  metallischem  Eisen  bei  Gegenwart  von  Wasser 
als  Cementkupfer  unter  Bildung  von  Eisenchlorür  oder  durch  Ealk  als  Eupfer- 
oxydul  unter  Bildung  von  Chlorcalcium  abgeschieden.  Im  letzteren  Falle 
wird  das  Eupferoxydul  in  einem  Cupolofen  verschmolzen  und  liefert  ein 
sehr  reines  Eupfer.  Bei  Verarbeitung  silberhaltiger  Erze  hat  man  dafür  zu 
sorgen,  dass  in  den  Extractionslaugen  nur  soviel  Chlor  vorhanden  ist,  dass 
nur  Eupferchlorür  und  nicht  auch  unlösliches  Chlorsilber  gebildet  wird.  Die 
silberhaltigen  Rückstände  können  dann  gleich  in  den  Erzauslaugegefassen 
mit  Eochsalz  oder  Natriumthiosultat  oder  nach  Rcssbl's  Verfahren  behandelt 
werden.  —  Zur  Gewinnung  des  Eupfers  aus  Eupferlösungen  schlägt  Gt«»- 
DI5NISO   (Engl.  P.  8602/1885)    das   folgende   Verfahren   vor:     Das   in  den 


Kupfer.  75 

Langen  enthaltene  Eupferchlorür  wird  durch  Einblasen  von  Luft  in  die  Lö- 
suDg,  welche  auf  1  Mol.  Salz  wenigstens  2  Mol.  freien  Chlorwasserstoff  ent- 
halten muss,  in  Chlorid  umgewandelt.  Durch  Zusatz  von  Eisenchlorur 
(niindestens  3  FeCl^  auf  2  Cu'Cl^  wird  die  Operation  sehr  erleichtert;  sonst 
wird  ein  kupferhaltiger  Niederschlag  erzeugt;  zuviel  Eisenchlorur  aber  be- 
bindert die  Silber^lung.  Die  Laugen  werden  dann  in  gewöhnlicher  Weise 
mittelst  eines  loslichen  Jodids  entsilbert.  Wenn  Arsenik  vorhanden  ist,  so 
wird  zunächst  überschüssige  Salzsäure  entfernt,  entweder  durch  Zusatz  Ton 
Alkali,  oder  indem  man  die  Flüssigkeit  durch  ein  Bett  Ton  Kupferoxyd  oder 
Kupfemiederschlag  treibt.  Wenn  dann  Luft  hindurchgeblasen  wird,  so  wird 
das  Arsen  in  Verbindung  mit  Eisenoxyd  ausgefallt.  Nach  dem  Absetzen 
des  Niederschlags  kommt  die,  wenn  erforderlich  filtrirte,  Flüssigkeit  zur 
Silberausscheidung  und  dann  in  die  Kupferfällungsgefasse. 

Elektrolyse«  In  seiner  Schrift:  „fElettrolisi  in  Metallurgia,  Mailand, 
1885**  beschreibt  Zoppbtti  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  207,  221  u.  538)  das  in  Casarza 
(Levante)  eingeführte  MARCHESB'sche*)  Verfahren  zur  elektrolytischen  Kupfer- 
gewinnung. 

Bessemer  Proeess:  Auf  der  Hütte  zu  Mühlbach  (Salzburger  Alpen) 
wurden  nach  Hbriro  (Dingler  280,  319),  Versuche  über  das  Windfrischen 
Ton  Kupferrohstein  und  Concentrationsstein  ausgeführt,  indem  durch  das 
flüssige  Bad  Luft  geblasen  wurde.  Die  von  der  Aufbereitung  gelieferten 
Ene  enthalten  durchschnittlich: 


Cu.    .     . 

.     .  12-5] 

Fe.    .     . 

.    .  330 

37*0  Kupferkies 

Ni.    .    . 

.     .    0-3 

9  5  Schwefelkies 

As.    .     . 

.    .    0-4 

etwa  entsprechend 

36*0  Spatheisenstein 

S   .    .    . 

.    .  18-5 

rO  Nickelglanz 

SiOa    .     . 

.    .  120 

12*0  Quarz 

CaO    .     . 

.    .     1-0 

Concentrationsstein,  von  der  Zusammensetzung:  Cu  60*00;  NiO*78;  As  0*22: 
Fe  15*10;  S  23*80,  hatte  nach  dem  ersten  Bessemern:  Cu  81*20;  NiO*90;  As 
Spur;  Fe  Spur;  S  17*75;  nach  dem  zweiten  Bessemern:  Cu  99*20;  NiO*38;  As 
Spur;  Fe  Spur;  S0'04.  Hering  empfiehlt,  die  feineren  Erze  zu  rosten  und  mit 
den  übrigen  zu  einem  Kupferstein  von  über  30  Proc.  Kupfer  zu  verschmelzen. 
Dieser  Stein  wird  zunächst  durch  Bessemern  bis  zu  70  Proc.  Kupfer 
und  dieses  Product  sodann  durch  eine  nachfolgende  Behandlung  auf  Roh- 
kupfer von  98—99  Proc.  Kupfer  gebracht.  Die  Raffinirung  geschieht  ent- 
weder im  Flammenofen  oder  besser  durch  Elektrolyse.  Beim  Raffiniren 
im  Flammenofen  concentrirt  sich  der  Nickelgehalt  in  den  Schlacken,  welche 
sodann  auf  ein  nickel reiches  Kupfer  verarbeitet  werden,  aus  welchem  mittelst 
Elektrolyse  das  Kupfer  geföllt  wird,  worauf  die  Laugen  auf  Nickel  ver- 
arbeitet werden. 


^)  Teclm.-chem.  Jahrb.  8,  S.  70. 


76 


Kupfer. 


Fig.  20. 


Um  die  Mängel  der  horizontalen  Formen  zu  beseitigen,  haben  Mardbls^) 
und  David  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  294)  eine  neue  Birne  zum  Bessemern  von 
Kupferstein  construirt.  Dieselbe  ist  cylindrisch  mit  horizontaler  Achse,  um 
die  sie  sich  drehen  lässt  und  kann  so  nach  Bedürfnis  in  vier  verschiedene 
Lagen  gebracht  werden.  Mit  diesem  Apparat  kann  man  jeden  Stein  in  einer 
einzigen  Operation  verarbeiten;  ein  Neigen  desselben  genügt,  um  den  Wind 
jederzeit  im  Innern  passend  wirken  zu  lassen.  —  Die  Kupferwerke  der 
Parrot  Co.  bei  Butte,  Montana,  V,  St.  A.,  richten  eine  Bessemeranlage 
nach  Marh^s  System  ein  (Bg.  u.  H.  Z.  46,  S.  18). 

Reductions-  und  Schinelzprocess«  Einen  Reductionsofen  zur  Ge- 
winnung von  Metallen  aus  Erzen  hat  Shbdlock  (D.  P.  32123)  patentirt;   die 

Reduction  geschieht  unter  gleich- 
zeitiger Anwendung  von  Kohle 
und  Generatorgasen.  Die  pul- 
verisirten  Erze  werden  mit  Kohle 
in  den  Trichter  F  gefüllt,  in 
dessen  Boden  sich  eine  Oeffnung 
befindet,  die  mit  dem  Zufuh- 
rungsapparat Q  communicirt. 
Die  Schnecke  dieses  Apparates 
befördert  bei  ihrer  Rotation  das 
Gut  in  und  durch  das  Metallbad 
j4.  Gleichzeitig  treten  durch  \ 
reducirende  Gase,  welche  in  dem 
Generator  J3  erzeugt  werden, 
unter  starkem  Druck  ein.  In  A 
werden  die  Erze  reducirt  und  die  Metalle  verbinden  sich  mit  dem  Metall- 
bade, während  die  Oxydationsproducte  längs  der  Platte  M  nach  den  Con- 
densationskammern  0  gelangen.  Die  erdigen  Teile  steigen  nach  der  Ober- 
fläche des  Bades  und  werden  durch  die  Tür  P  abgeschöpft. 

Einen  neuen  Reductionsprocess  zur  Darstellung  von  metallischem  Kupfer 
aus  Schwefelkupfer  beschreibt  Schliephacke  (D.  P.  38041^.  Leitet  man  in 
einen  Tiegel,  der  schmelzendes  Schwefelkupfer  enthält,  überhitzten  Wasser- 
dampf, so  wird  unter  Bildung  von  schwefliger  Säure  das  Schwefelkupfer  in 
metallisches  Kupfer  übergeführt,  welches  noch  einen  Teil  Kupferoxydul  auf- 
gelöst enthält.  Dieser  Rest  Kupferoxydul  wird  durch  Rühren  des  geschmol- 
zenen Kupfers  mit  Birkenholz  zu  Kupfer  reducirt.  Sobald  das  Schwefel- 
kupfer in  metallisches  Kupfer  verwandelt  ist,  hört  die  Zersetzung  des  über- 
hitzten Wasserdampfes  auf,  was  man  leicht  daran  erkennt,  dafs  die  durch 
Wasserstoff  erzeugte  Flamme  verschwindet. 

Webster,  D.  P.  37 159,  giebt  ein  Verfahren  zur  Herstellung  eines  Fluss- 
mittels für  metallurgische  Zwecke.  Abwässer,  welche  Chlorcalcium  enthalten, 
werden  mit  soviel  gelöschtem  Kalk  versetzt,    dass   eine   mörtelartige  Masse 
»)  Techii.-chem.  Jahrb.  8,  S.70. 


Kupfer.  77 

entsteht  Dieselbe  wird  bei  120 — 122^  C.  getrocknet,  gemahlen  und  noch- 
mals mit  Abwässern  gesättigt.  Das  nun  getrocknete  Material  wird  geschmolzen, 
in  Blöcke  gegossen  und  bildet  dann  ein  gutes  Flussmittel  für  metallurgische 
Zwecke,  z.  B.  beim  Reinigen  des  Kupfers  etc. 

Knpferbehandlong.  Nach  dem  D.  P.  35945  von  Walton  wird  zur 
Vertiindenmg  des  Steigens  beim  Umschmelzen  des  Garkupfers  in  Tiegeln 
eine  Mischung  von  Zinkcarbonat  oder  Zinkoxyd  und  gepulverter  Holzkohle 
in  Form  von  getrockneten  kubischen  oder  kugelförmigen  Körpern  auf  das 
geschmolzene  Kupfer  geworfen.  Diese  zerfallt  in  Stücke,  schliesst  die  At- 
mosphäre von  der  Oberfläche  desKupfers  aus  und  setzt  das  Kupfer  der  Einwirkung 
des  Kohlenstoffs  aus,  wodurch  der  Sauerstoff  aus  dem  Kupfer  entfernt  wird. 

Deughv,  D.  P.  35578,  hat  sein  im  D.  P  33  968  0  beschriebenes  Verfahren 
zur  Reinigung  von  Kupfemiederschlägen  mit  Alkalinitraten  (um  die  arsenig- 
und  antimonigsauren  Salze  in  arsen-  und  antimonsaure  Salze  überzuführen) 
erweitert.  Das  Alkali  des  Nitrats  soll  nutzbar  gemacht  werden,  um  die  zu- 
letzt nötige  Anwendung  von  Aetzalkalien  zu  vermeiden.  Die  Salze  werden 
bei  einer  Temperatur  verwendet,  welche  weit  höher  als  der  Siedepunkt  der 
Laugen  ist  und  welche  bis  zur  Rotglut  gesteigert  werden  kann. 

Um  recht  dichte  galvanische  Niederschläge  zu  erhalten,  verwendet  Lbccbs, 
D.P.38193,  bei  der  Darstellung  von  Kupfer,  Zink,  Silber,  Blei  und  Bleisuper- 
oxyd als  Elektrolyt  die  Bor-  und  Kieselfluorverbindungen  der  betreffenden  Metalle. 

Bbez,  D.  P.  36720,  giebt  ein  neues  Verfahren  an  zur  Herstellung  von 
Kupferröhren  ohne  Naht,  Falz  oder  Lötung  und  ohne  Giessen  und  zur  Her- 
stelhmg  eben  solcher  Kupferwalzen  für  Cattundruckerei  und  Papierfabrikation. 
Durch  dasselbe  soll  das  Umschmelzen  des  Kupfers  vermieden  werden.  Dünn- 
wandige Kupferrohre,  welche  je  nach  ihrem  Zweck  verschiedene  Durchmesser 
lind  Länge  haben,  werden  als  Kathoden  in  ein  galvanisches  Kupferbad  ein- 
gehängt, und  auf  diese  wird  Kupfer  in  erforderlicher  Stärke  niedergeschlagen, 
nachdem  die  innere  Wandung  der  eingehängten  Rohre  durch  Fettüberzug 
gegen  das  Ansetzen  sich  ausscheidenden  Kupfers  geschützt  ist.  Die  Weiter- 
bearbeitung der  auf  elektrolytischem  Wege  hergestellten  dickwandigen 
Kupferrohre  geschieht  in  bekannter  Weise  durch  Ziehen,  mit  oder  ohne  Dorn, 
Walzen,  Hämmern  etc.  Li  ähnlicher  Weise  werden  Cylinder  mit  einem 
Kupferüberzug  auf  elektrolytischem  Wege  versehen,  der  dann  durch  Ziehen, 
Walzen  oder  Hämmern  verdichtet  und  dann  abgedreht  und  polirt  wird,  so  dass 
<iie  Walzen  zur  Cattundruckerei,  Papierfabrikation  etc.  benutzt  werden  können. 

Ein  eigentümliches  Verfcihren  der  Metalibearbeitung  mittelst  direct 
angewendeten  elektrischen  Stromes  wird  von  N.  von  Bbnardos  und  Olszbwskt 
D.P.  38011,  beschrieben.  Das  zu  bearbeitende  Metallstück  bildet  den  einen 
Pol  einer  Elektricitätsquelle,  während  der  andere  durch  eine  mittelst  einer  Hülse 
au  einem  Handgriff  befestigten  Kohlenstab  gebildet  wird.  Nähert  man  den 
letzteren  dem  Metallstück  genügend,  so  wird  an  der  betreffenden  Stelle  ein 
VoiTA'scher  Bogen  erzeugt  und  das  Metallstück  wird  dort  durch  die  Hitze 

')  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  72. 


78  Kupfer. 

des  elektrischen  Bogens  zum  Schmelzen  gebracht.  Auf  diese  Weise  lassen 
sich  die  mannigfachsten  Arten  der  Metallbearbeitung,  so  das  Durchlochen 
von  Metallflächen,  das  Zusammenschmelzen  u.  s.  w.  bewirken.  Callow,  D. 
P.  32  637  giebt  ein  Verfahren  zur  galvanoplastischer  Erzeugung  von  Metall- 
schablonen an.  Auf  einer  Platte  von  Glas  bringt  man  die  von  dem  Metall 
einzunehmenden  Stellen  durch  Aetzen  oder  Schleifen  versenkt  an,  rauht  die- 
selben, wenn  notig,  an  und  versieht  sie  mit  einem  Ueberzug  aus  Graphit. 
Bei  genügender  Stärke  der  elektrisch  niedergeschlagenen  Metallschicht  wird  die 
Platte  aus  dem  Bade  entfernt  und  die  Metallschablone  von  derselben  abgehoben. 

Kupferlegirangen.  Pbiwozbik  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  352)  stellte  durch 
Reduction  von  Kupferphosphat  mit  Kohle  (auf  188*5  g  Phosphat  52  g  Kohle- 
pulver) Phosphorkupfer  mit  14*08  P  =  Cu^P'  dar.  Schwaetz  erhielt 
solches  mit  0*51 — 35  P  durch  Erhitzen  von  Kupfergranalien  mit  Knochen- 
asche, Kieselsäure  und  Kohle.  Scheottbrs  20procentiges  Phosphorkupfer 
Cu*P^  ging  beim  heftigen  Glühen  im  Kohletiegel  unter  Borax  in  Cu^P^ 
über.  Grössere  Mengen  Phosphor  machen  das  Kupfer  grau  und  spröde, 
geringe  Mengen  erhöhen  durch  WegschafFung  des  Sauerstoffs  Festigkeit, 
Dehnbarkeit  und  Dünnflüssigkeit  und  verhindern  die  Blasenbildung  in 
Güssen.  Auch  Bronzen  werden  durch  etwas  Phosphor  homogener,  daher 
fester,  zarter,  elastischer  und  gewinnen  auch  sonst  an  wertvollen  Eigen- 
schaften. Es  empfiehlt  sich  nicht,  den  Phosphor  in  freiem  Zustande,  auch 
nicht  als  amorphen  Phosphor,  in  einer  Kupfervitriollösung  mit  Kupfer  um 
hüllt,  anzuwenden,  sondern  nur  Phosphorkupfer  nach  dem  Niederschmelzen 
zuzusetzen.  Der  Phosphorgehalt  in  Phosphorbronzen  schwankt  zwischen 
0*17  und  0*76  Proc,  kann  aber  nach  Künzbl  je  nach  dem  Zweck  auf  2Va 
Proc.  gesteigert  werden.  Eine  zur  Anfertigung  von  Achsenlagern  ver- 
wendete Bronze  enthielt  nach  Dbaschb  9*85  Sn,  85*55  Cu,  3*77  Zn,  0*62  Pb 
Spuren  Fe  und  0,05  P.  Eine  antike  harte  zu  Waffen  und  Werkzeugen 
bestimmte  Bronze  enthielt  nach  Siuta  83—88  Cu,  12—16  Sn  und  0*02— 02 
P.  Sie  ist  wahrscheinlich  durch  reducirendes  Schmelzen  von  Kupfer-  und 
Zinnerzen  mit  apatithaltigen  basischen  Eruptivgesteinen  oder  phosphorhaltigen 
tierischen  Abfällen  hergestellt  und  durch  Abschrecken  und  Hämmern  gehärtet 
worden.    Manche  Bronzen  besitzen  eine  Härte  von  5 — 6. 

Zur  Erzeugung  von  Siliciumkupfer  behufs  Verwendung  desselben  zu 
metallurgischen  Zwecken  sowie  zu  siliciumhaltigen  Kupfer-,  Zinn-,  Zink-, 
Mangan-  und  Nickel-Legirungen  wird  nach  dem  D.  P.  36  607,  Hbdslbr,  Ferro- 
silicium  oder  siliciumhaltigcs  Roheisen  mit  Kupfer  bei  starkem  Coksfeuer  im 
Zugofen  zusammengeschmolzen.  Hierbei  bildet  sich  Siliciumkupfer,  welches 
sich  am  Boden  des  Apparates  absetzt,  üeber  dem  Siliciumkupfer  folgen 
noch  eisenhaltige  Lagen  von  Siliciumkupfer,  dann  eine  Lage  von  silicium- 
und  kupferhaltigem  Eisen  und  demnächst  eine  obere  reine  Lage  von  Roh- 
eisen. Die  entstandene  Schmelzmasse  wird  in  einen  Herd  umgegossen  und 
im  geeigneten  Augenblicke  an  der  Oberfläche  mit  Wasser  gekühlt,  um  dann 
die   einzelnen,   chemisch   verschiedenen  Lagen   durch  Abheben   trennen  zu 


Kupfer. 


79 


können.    Das   auf  diese  Weise   erzielte  Siliciumkupfer   soll  zur  Raffinirung 
des  Kupfers,  sowie  zur  Darstellung  von  Legirungen  Verwendung  finden. 

Uleich  Sacbsb. 

Statistik. 

ProductionderKupfer-Bergwerkeu.  Hütten  in  Deutschland  im  Jahre  1885 


Staaten 

und 

Landesteile 


Zahl  der  Werke, 

welche  das  Pro- 

duct  dargestellt 

haben 


als 
Haupt- 
prodnct 


als 
Neben- 
prodttct 


Menge 

Tonnen 

zu  1000  kg 


Wert 


an  Kupfererzen. 

I.  Preussen.    Prov.  Sachsen     . 
„      Hannover  . 
„      Westfalen . 
„     Hessen-Nassau 
„      Rheinland . 


1 
2 

33 
5 

28 


557  185-025 
22  869  034 
36  758-408 

1  346-673 

2  829-260 


18  389  613 

557  741 

169  379 

22  367 

70  291 


Zusammen  Königreich  Preussen 
II.  üebrige  deutsche  Staaten    . ._ 

Zusammen  Deutsches  Reich  . 
Im  Jahre  1884  abgerundet  .    .    . 

Production  der  Hüttenwerke 
an  Kupfer. 

a)  Hammergares  Block-  und 

fiosettenkupfer  (einschliesslich  des 

zu  Kupferwaaren  verwendeten). 

I.  Preussen 

II.  üebrige  deutsche  Staaten    .    .    . 
Zusammen  Deutsches  Reich     .    . 

im  Jahre  1884  abgerundet  .... 


69 
3 


620  988-400 
392-975 


19  209  391 
45  122 


10 
14 


72 
69 


621  381-375 
593  330169 


19  254  513 
18  146  897 


in  Deutschland  im  Jahre  1885. 


b)  Schwarzkupfer  zum  Verkauf. 

Nichts. 

c)  Kupferstein  zum  Verkauf. 

Deutsches  Reich —  3  342*801 

Im  Jahre  1884  abgerundet  ....       —  5  299*612 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


7 

2 

2 

2 

9 

4 

11 

2 

3 

— 

5 

17013-906 
3  614-468 


20  628-374 
18  750-297 


17  048059 
3  790  493 


20  838  552 
22  633  074 


89  358 
103  924 


Waarengattung 


im  Jahre  1886  die 


Einfuhr    Ausfuhr 


im  Jahr«  1885  die 


Einfuhr    Ausfuhr 


^  Kupfer,  roh  oder  als  Bruch  .  .  . 
„  Kupfer  etc.  geschmiedet  oder  gewalzt 

in  Stangen  und  Blechen,  unplattirt  . 
„  groben  Kupferschmiede-    und   Gelb- 

giesserwaaren 

j,  anderen  Waaren  aus  Kupfer  etc.  mit 

Ausschluss  derjenigen  aus  Aluminium 

etc.,  sowie  der  Geschütze  und  Munition 


119  129 
2  214 
5  445 

4  949 


65102 
30  795 
12  756 

33  741 


131  684 
1882 
5  514 

4  997 


57  062 
31774 
17  999 

27  820 


80  Blei. 

VI.  Blei. 


Oeschiohtliches»  Zur  Geschichte  des  Bleies  teilt  K.  B.  Hofmann  in 
ViRCBOw  und  Holzbndorpf's  Sammlung  wissenschaftl.  Vortrage,  1885,  Heft 
472)  Folgendes  mit:  In  den  ältesten  schriftlichen  Denkmälern  der  Egypter, 
Inder  und  Hebräer  wird  bereits  das  Blei  erwähnt,  so  z.  B.  in  den  Tribut- 
listen und  Beuteverzeichnissen  des  Pharaonen  Thutmes  HI.,  welcher  vor 
mehr  als  3000  Jahren  im  Nilthal  residirte.  Griechen  und  Römer  gewannen 
und  benutzten  es  bereits;  die  letzteren  betrieben  Bleibergwerke  im  Lahn- 
und  Siegthale  und  in  der  Eifel.  Zur  Gewinnung  des  Bleis  verwendeten  die 
Alten  meist  silberhaltigen  Bleiglanz;  ausser  Blei  selbst  stellten  sie  Legi- 
nmgen  aus  Blei  und  Zinn  dar,  ferner  Glätte  (Uthargyrum),  Mennige 
(sandaracha^  minium)  und  Blei  weiss  (psimmythion,  cerussä).  Die  giftige 
Wirkung  des  letzteren  war  bekannt  und  gefürchtet.  Die  Verwendung  dieser 
Bleipräparate  war  im  wesentlichen  dieselbe  wie  noch  heute. 

Analytisehes«  Behufs  volumetrischer  Bestimmung  des  Bleis 
löst  man  nach  Bebinobb  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  337)  1—2  g  Erz  in  heisser  Sal- 
petersäure, verdünnt  mit  etwas  Wasser,  neutralisirt  mit  Ammoniak,  säuert 
mit  Essigsäure  an,  fügt  60—100  cbcm  essigsaures  Ammoniak  hinzu,  kocht 
5  Minuten,  verdünnt  mit  200  cbcm  Wasser,  fügt  Bichromatlösung  in  grossem 
üeberschusse  zu,  filtrirt,  wäscht  mit  warmem  Wasser  aus,  löst  das  Blei- 
chromat  vom  Filter  mit  heisser  verdünnter  Salzsäure,  lässt  das  Filtrat  in 
100  cbcm  der  Eisenvitriollösung  laufen  und  filtrirt  das  rückständige  Eisen- 
oxydul mit  Bichromatlösung  bei  Anwendung  von  Eisenkaliumcyanid  als  Indi- 
cator.  Die  Bichromatlösung  wird  mit  einer  bekannten  Bleilösung  gestellt.  — 
Statt  nach  v.  Kobell  Jodkalium  und  Schwefel,  verwendet  man  ein  Gemisch 
von  Kupferjodid  und  Schwefel  auf  Aluminiumblech  zur  Erkennung  geringer 
Mengen  von  Blei  und  Wismut.  Das  Jodidgemisch  übt,  trocken  aufbewahrt, 
lange  Zeit  seine  Wirkung  aus.    (Bg.  u.  H.  Z.  46,  55.) 

Teehnisches«  a)  Aufbereitung.  In  der  bei  Gelegenheit  des  IH.  allge- 
meinen deutschen  Bergmannstages  zu  Düsseldorf  publicirten  Festschrift  von 
HopBRTz  (Bg.  n.  H.  Z.  45,  476)  findet  sich  auch  die  Heberwäsche  des  Mecher- 
nicher  Bergwerks- Actiens- Vereins  ausführlich  beschrieben.  Dieselbe  dient  in 
Verbindung  mit  der  Vorwäsche  und  der  später  folgenden  Poch-  und  Fertigwäsche 
zur  Aufbereitung  der  2  Proc.  enthaltenden  rohen  Erze.  Das  gemischte 
Haufwerk  fällt  in  einem  aus  Eisenblech  gefertigten  rechteckigem  Geßlsse  dem 
von  unten  her  aufsteigenden  Wasserstrom  entgegen,  und  die  schweren 
erzhaltigen  Kömer  sammeln  sich  auf  dem  trichterartigen  Siebboden,  durch 
den  das  Wasser  von  unten  her  hindurchströmt,  an.  Sobald  diese  anfangen, 
dem  Wasser  den  Durchtritt  durch  den  Siebboden  zu  erschweren,  hebt  sich 
automatisch  infolge  des  zunehmenden  Wasserdruckes  ein  in  der  Mitte  des 
Siebtrichterbodens  angebrachtes  Ventil  und  die  angesammelten  schweren 
Kömer  werden  entleert,   worauf   infolge   des   sinkenden  Wasserdmckes  das 


Bleu  81 

Ventil  wieder  sinkt  und  der  Apparat  von  neuem  arbeitet.  Die  leichtere, 
taube  Gangart  wird  Yon  dem  aufsteigfendem  Wasserstrom  mit  fortgeschlämmt. 
—  BiÖMBCKB  (Bg.  VL  H.  Z.  i6y  485,  500  u.  514)  bespricht  die  pneumatische 
Erzaufbereitung.  Drei  Grundsätze  sind  bei  derselben  in  Anwendung  ge- 
bracht:  1.  Horizontale  continuirlich  wirkende  Luftströme,  2.  ebensolche  ver- 
ticale,  8.  intermittirend  wirkende  Luftströme. 

b)  Schmelzprocesse  und  Schlacken.  Dibts  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  263  u. 
271)  schreibt  über  das  alte  Laurion.  Die  ungeheuren  Halden,  Yon  den 
Griechen  Ekbohden  genannt,  beweisen  einen  bedeutenden  Hüttenbetrieb, 
der  wahrscheinlich  schon  vor  Perikles  Zeiten  (460—429  y.  Chr.)  begonnen 
hat  Die  Schlacken  sind  saurer  Natur,  weshalb  sie  mit  basischen  eisenhalti- 
gen Zuschlägen  yerschmolzen  werden  müssen. 

Nach  Ilbs  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  306)  lassen  sich  folgende  Schlacken- 
typen  aufstellen,  welche  eine  deutliche  krystallinische  Form  besitzen  und 
teilweise  in  der  Zusammensetzung  bekannten  silicirten  Mineralien  sich 
nähern: 


CaO 

FeO  u.  MnO 

SiO« 

CaO  FeO  u.  MnO  SiO» 

A.  .  , 

6 

52 

32 

E.  . 

20     40     30 

B.  .  . 

.   10 

45 

35 

F.  . 

.   24     33     33 

C.  .  . 

12 

50 

28 

G.  . 

.   28     27     35. 

D.  .  . 

.   16 

34 

34 

Es  empfiehlt  sich  nicht,  mit  dem  Kalkgehalt  unter  lOProc.  zu  gehen, 
da  solche  Schlacken  blei-  und  namentlich  silberreich  sind.  Die  beste 
Schlacke  ist  Typus  E,  das  wirkliche  Singulosilicat  von  der  Formel 
6FeO,3SiO«-|-4CaO,2SiO«,  Verhältnis  von  CaO:FeO=l:2.  Dieselbe  ge- 
stattet eine  grosse  Production,  erfordert  verhältnismässig  wenig  Brennmate- 
rial und  fliesst  continuirlich  aus. 

Nach  Plattnbr  (Bg.  u.  H.  Z.  4^5  45)  hat  sich  auf  der  Muldener 
Hütte  bei  Freiberg  zum  Entsilbem  des  Werkbleies  ein  aus  Pattinsoniren 
and  Parkesiren  (Entsilbem  durch  Zink)  combinirtes  Entsilberungsverfahren 
eingeführt.  Das  Werkblei  wird  durch  Saigem  von  Ou,  Co  und  Ni  befreit, 
zur  Entfernung  von  Sn,  As  und  Sb  im  Flammofen  raffinirt  und  in  2  oder 
3  Kesseln  einer  9  Kessel  enthaltenden  Pattinsonbatterie  der  Vs  Krystalli- 
sationsmethode  unterworfen.  Dabei  erfolgt  wismuthaltiges  Reichblei  mit 
2  Proc.  Ag  zum  Abtreiben  und  Armblei  mit  0*1  Proc.  Ag,  welches  mit  anderen 
Bleien  von  gleichem  Silbergehalte  mittelst  Zinks  in  2  Kesseln  von  je  200  Mctr. 
Fassung  und  8  kleineren  Kesseln   zum  Reiehsohaumsaigem  entsilbert  wird. 

Lomir  (D.  P.  35113)  schmilzt  das  Blei,  um  es  zu  reinigen  und  zu 
cxitsilbem,  in  einem  Bade  flüssigen  Eisens.  Das  erstere  sinkt  infolge  seines 
grösseren  spec.  Gewichts  in  dem  Eisen  unter  und  wird  hierdurch  gereinigt. 
Nach  dem  Niedersinken  unter  das  flüssige  Eisen  kann  es  schichtenweise  ab- 
gezogen werden. 

Bleiüberzüge  und  Legirungen:  Ein  von  Elbbruho  (D.P.  38897) 
angegebenes  Verfahren  zum  Verbleien  von  Metallblechen  und  Metallgegen- 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  g 


82 


Blei. 


ständen  ohne  Anwendung  von  Zinn  oder  anderen  das  Zinn  ersetzenden  Me- 
talien besteht  darin,  dass  man  die  Poren  der  vorher  rein  gebeizten  Metall- 
flächen  durch  starkes  Bürsten  mit  Lötwasser  offiiet  und  sättigt,  die  Flächen 
oder  den  ganzen  Gegenstand  auf  eine  Temperatur  von  circa  3600  C.  bringt, 
die  über  dem  Schmelzpunkt  des  Bleies  liegt,  dann  flüssiges,  chemisch  reines 
Blei  auf  diese  Flächen  in  gewünschter '  Stärke  aufträgt  und  es  mit  Stahl- 
bürsten so  lange  einbürstet,  bis  eine  innige  Verbindung  der  beiden  Metalle 
an  ihren  Berührungsflächen  stattgefunden  hat.  —  An  Stelle  der  nach  dem 
Hauptpatent  No.  19722*)  zum  Verbleien  von  Metallen  angewendeten  Wasser- 
stofiflamme  verwenden  Möhlaü  und  Schnakbnbbbo  das  Wassergas  (D.  P. 
36707).  —  Eine  Deckmasse  für  Blei-,  Zink-  und  Zinnbäder  giebt  Eckarot 
(D.  P.  38726)  an. 

Um  eine  feste  Bleiverkleidung  in  Kochern  und  Kesseln  zu  erhalten, 
werden  nach  dem  Engl.  P.  16429/86  Drahtgewebe  oder  durchlöcherte  Bleche 
innerhalb  ded  Kochers  so  angebracht,  dass  sie  die  Innenflächen  ganz  be- 
decken, jedoch  etwas  davon  abstehen.  Mit  Hilfe  eines  beweglichen  Kernes 
aus  Schmiede-  oder  Gusseisen  wird  dann  Blei  so  eingegossen,  dass  es  beide 
Seiten  des  zur  Verstärkung  dienenden  Gewebes  oder  dergleichen  bedeckt. 

RoEsnsG  (Bg.  u.  H.  Z.  46,- 511)  hat  mit  Werkblei  von  l*3Proc.  Silber- 
gehalt und  einer  2-proc;  Bleisilberlegirung  Versuche  über  die  Elektri- 
citätsleitung  in  geschmolzenen  Legirungen  angestellt^  welche  er- 
geben haben,  dass  beim  Durchleiten  des  elektrischen  Stromes,  falls  derselbe 
stark  genug  ist,  eine  starke  Erwärmung  hervorzubringen,  teilweis  eine  Zer- 
legung der  Legirung  stattfindet. 

AUg'emeines«  Dass  blei  fr  essende  Insecten  vorhanden  sind,  ist 
eine  bekannte  Thatsache;  namentlich  ist  es  Sirex  spectrum,  welche  bleierne 
Wasserleitungsröhren,  Bleikugeln  und  Platten  von  Schwefelsäurekammern 
durchbohrt.  Zum  ersten  Male  scheint  dies  von  Janniabd  an  der  Bleibedachung 
eines  Hauses  beobachtet  zu  sein.     (Bg.  u.  H.  Z.  46,  33.)     Ulrich  Sachse. 

Statistik. 

I.  Im  Jahre  1885  wurden  im  Deutschen  Reich  producirt; 


- 

Zahl  der  Werke, 

Staaten 

welche  das  i^ro- 
dact  dargestellt 

Menge 

■* 

und 

haben 

Tonnen 
zu  1000  kg 

Wert 

Landesteile 

als 
Haupt- 

als 
Neben- 

product. 

product 

M 

Bleierze. 

I.  Preussen.    Prov.  Schlesien.     .     . 

5 

17 

26  329-775 

3  049  463 

„      Hannover.     .     . 

3 

2 

43  626-222 

2  918399 

„     Westfalien    .    . 

13 

10 

10  617-492 

1302  867 

„      Hessen-Nassau . 

8 

■  — 

16091-462 

1  461  206 

„      Rheinland     .    . 

23 

25 

55  761-108 

5  660  061 

Zusammen.  Königreich  Preussen . 

52 

45 

152  426059 

14  391996 

^)  Techn.-chem.  Jahrb.  §,  8.48. 


Blei.    Zink. 


83 


Staaten 
und 

Zahl  der  Werke, 

welche  das  Pro- 

duct  dargestellt 

haben 

Menge 

Tonnen 

zn  1000  kg 

Wert 

Landesteile 

als 
Hanpt- 
product 

als 
Neben- 
product 

Je 

11.  Sachsen 

4 

6 

— 

2  547-219 
2  896-084 

297  793 

m.  üebrige  deutsche  Staaten  ,     .     . 

403  423 

Zusammen  Deutsches  Reich    .     . 
Im  Jahre  1884  abgerundet  .... 

Blei. 
a)  Blockblei  (einschliesslich  des  zu 
Bleiblechen  und  Bleiwaaren  ver- 
wendeten). 
I.  Preussen.   Prov.  Schlesien .    .    . 
„      Hannover      .    . 
„      Hessen-Nassau  . 
„'    Rheinland     .     . 
üebrige^  Preussen 

62 
69 

2 
1 
2 
4 

1 

54 

50 

3 

1 
3 

157  869  362 
162  772-147 

18  051-914 
8  990-509 
8.508-621 

46  821-230 
3  068-326 

15  093  212 
15  789  655 

3  660  361 
1  880  062 
1  784  138 
9  860  487 
652  190 

Zusammen  Königreich  Preussen  . 
"  IL  Sachsen 

10 
3 

7 
2 
1 

85  440  600 
4  072-353 
3  620-756 

17  837  238 
851  572 

in.  Üebrige  deutsche  Staaten  .     .     . 

728  579 

Zusammen  Deutsches  Reich    .    . 
Im  Jahre  1884  abgerundet  .... 

b)  Kaufglätte. 
I.  Preussen 

13 
IS 

10 
10 

6. 
5 

93  133-709 

94  809-164 

2  800-818 
1385-120 

19  412  389 

20  217  961 

569  538 

289  560 

II.  üebrige  deutsche  Staaten  .    .    . 

Zusammen  Deutsches  Reich    .    . 
Im  Jahre  1884  abgerundet  .... 

— 

11 
11 

4  185-938 
4  919-082 

859  098 
1  027  825 

II.  Ein-  und 
Im  Deutschen  Reich  betrug  in 


Ausfuhr. 

metr.  Centnern  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfuhr 

Ausfuhr 

Einfuhr 

Ausfuhr 

an  Blei,  rohem;  Bruchblei;  Bleiabföllen 
,  Blei-  u.  Kupfererzen,  auch  silberhaltigen 

20  373 
277  254 

387  715 
23  633 

14  893 
322  069 

411229 
22  013 

Vn.  Zink, 


Analytiselies.  L.  Mabquaed  (Z.  anl.  Gh«  25, .  25)  empfiehlt  die  Be- 
stimmung ^es  Zinkes  in  der  Zink&sche  als  Oxyd  gegenüber  der  als 
8diwefelzi]ik. .  Letzteres  schliesst  beim  Trocknen  leicht  eine  gewisse  Menge 
.Zinkoxyd'  ein  und  der  zugesetzte  Schwefel  enthält  oft  feuerbeständige 
Substanzen.  —  Zur  elektrolytiscben .  Bestimmung  des  Zinks  bringt  Lockow 
einen  Tropfen  :^  05-rQ-7  g  Quecksilber,  in  eine  Platinschale,  bestimmt 
deren  Gewicht,   lässt    ein   bestimmtes  Yjolamen  .der  Zinklosung   mit   etwa 

6* 


84  Zii^k. 

0*  1—0"  15  g  Zinkgehalt  hinzu,  verdünnt  und  elektrolysirt.  Das  entstandene, 
an  der  Schale  festhaftende  Zinkamalgam  wird  mit  Wasser  und  Alkohol  vor- 
sichtig abgespült  und  getrocknet;  aus  dem  Mehrgewicht  der  Schale  ergiebt 
sich  das  Zink.  Statt  metallischen  Quecksilbers  kann  man  auch  eine 
passende  Losung  von  Quecksilberoxydul  oder  -Oxyd  von  bekanntem  Qehalt 
anwenden  und  dieses  Verfahren  zur  Trennung  des  Zinks  von  Eisen, 
Nickel,  Kobalt  und  Mangan  benutzen,  welche  keine  Amalgame  geben. 
(Bg.  u.  H.  Z.  45,  297).  —  Luckow  (Z.  anl.  Ch.  26,  9)  hat  ferner  das  Ver- 
halten der  Oxalsäure  zu  den  neutralen  oder  schwachsauren  Losungen  der 
verschiedenen,  häufiger  vorkommenden  Metalle  untersucht.  Hiemach  findet 
eine  Abscheidung  unlöslicher  Oxalate  nicht  statt  in  den  Losungen  der 
neutralen  Salze  der  Alkalimetalle  und  in  den  Losungen  des  Chrom-,  Alumi- 
nium-, Eisen-,  Mangan,  Uran-  und  Zinnoxyds,  der  Chromsäure,  Mangan- 
säure, Antimonsäure  und  der  Säuren  des  Arsens.  Die  Metalle  der  V.  Gruppe 
werden  sämtlich  aus  ihren  Losungen  geföllt;  fast  unlöslich  sind  die  Oxal- 
säuren Salze  des  Bleis,  "Wismuts,  Silbers,  Kupfers,  des  Quecksilbers,  schwer 
löslich  ist  das  Cadmiumsalz,  schwer  löslich  sind  femer  die  Oxalate  des 
Nickel-,  Kobalt-,  Mangan-,  Eisen-  und  üranoxydul,  sowie  das  Zink  Oxalat. 
In  dieser  Gmppe  lassen  sich  also  Eisen-,  Mangan-  und  Uranoxydul  von  den 
entsprechenden  Oxyden  durch  Oxalsäure  trennen.  In  Bezug  auf  das  Zink- 
salz ist  es  wichtig,  dass  seine  vollständige  Abscheidung  am  einfachsten 
durch  Eindampfen  der  mit  Oxalsäure  in  geringem  Ueberschuss  versetzten 
Zinklösung  erreicht  wird. 

LoBSBKANN  uud  Metbr  (Chom.  Z.  10,  729)  föUen^eine  mit  Am- 
moniak genau  neutralisirte  Zinklösung  mit  phosphorsaurem  Natrium.  Der 
voluminöse  Niederschlag  von  phosphorsaurem  ^nkoxydammoniak  wird  beim 
Sieden  krystallinisch.  Beim  Glühen  über  dem  Gebläse  geht  er  in  eine 
klare  Schmelze  von  pyrophosphorsaurem  Zinkoxyd  über,  welches  aber  schon 
in  der  Hitze  eines  Bunsen-Brenners  erstarrt.  Die  Bestimmung  des  Zinks 
auf  diese  Weise  geht  nicht  neben  Mangan,  soll  aber  auffallender  Weise 
neben  Magnesia  gelingen. 

VON  Bbro  (Z.  anl.  Ch.  25,  512)  hat  den  von  Hampb  (ebenda  24,  588) 
genoachten  Vorschlag  der  Trennung  des  Zinks  von  den  Metallen  seiner 
Gruppe  aus  ameisensaurer  Lösung  mittelst  Schwefelwasserstoff  weiter  aus- 
gebildet und  schlägt  ausser  jener  Trennung  noch  die  aus  monochloressig- 
saurer  Lösung  ebenfalls  mittelst  Schwefelwasserstoff  vor.  Es  ist  nur  nötig« 
sofort  nach  dem  genügenden  Durchleiten  des  letzteren  zu  filtriren,  da 
sonst  leicht  etwas  Schwefelkobalt  mitgeföllt  wird. 

Nach  Beobachtungen  von  Schlobssbr  und  Hamkop  ist  die  Bestimmung 
von  Blei  in  Zinkplatten  sehr  unsicher,  indem  sich  beim  Umschmelzen  von 
solchem  starkbleihaltigen  Zink  in  Platten  stets  bedeutendere  Bleimengen 
im  unteren  Teil  der  Bleiplatten  finden.  Kraut  schlägt  daher  der  Industrie 
vor,  nur  Zinkplatten  mit  geringem  Bleigehalt  zu  kaufen,  bei  deren  Um- 
schmelzen sich  keine  bleireicheren  Teile  am  Boden  aussondern. 


Zink.  85 

Biw  (Rep.  anl.  Ch.  6,  275)  empfiehlt  zur  Trennung  des  Zinks  von 
Eisenozydsalz  letzteres  durch  Zusatz  von  bernsteinsaurem  Natrium  abzu- 
sebeiden.  Das  Zink  selbst  bringt  er  als  ZnO  zur  W&gung,  indem  er  die 
eoncentrirte  Lösung  in  der  Siedehitze  mit  Natriumcarbonat  föUt,  den  er* 
kaltenen  Niederschlag  in  Salpetersäure  löst  und  glüht. 

Behufs  Trennung  des  Zinks  vom  Cadmium  löst  man  nach  Eliasbbro 
(Z.  Uli  Ch.  24,  548)  die  Metalloxyde  in  Salzs&ure,  dampft  zu  Trockne, 
setzt  8— 10  g  Kaliumoxalat  und  2 — 3  g  Ammoniumoxalat  zu,  verdünnt  auf 
100  cbcm,  erhitzt,  bis  nahe  zum  Sieden  und  elektrolysirt  Die  Stromstlu'ke 
soll  0*01—0015  Ampere,  also  00 1—0*015  cbcm  Knallgas  pro  Minute  be- 
tragen; die  Dauer  ist  6—7  Stunden,  die  Abscheidung  des  Cadmiums  oft 
krystallinisch.  Auch  bei  der  von  Jtbr  (Bull.  soc.  chim.  Siy  18)  ange* 
gebenenjelektrolytischen  Trennung  empfiehlt  es  sich  zu  erwärmen  und  eine 
Stromstärke  von  0*5 — 0  6  cbcm  Knallgas  pro  Minute  anzuwenden. 

Um  Zink  von  Nickel  oder  Kobalt,  Mangan  und  Eisen  zu  trennen, 
leitet  Carkot  (C.  r.  102,  678)  durch  die  neutralisirte,  dann  mit  Oxalsäure 
schwach  angesäuerte,  verdünnte  und  kalte  Lösung  Schwefelwasserstoff;  es 
fallt  Schwefel^k.  Enthält  die  davon  abfiltrirte  Flüssigkeit  Nickel,  Eisen 
and  Mangan,  so  neutral isirt  man  sie  mit  Ammoniak,  fugt  Natrium-  oder 
Ammoniumacetat  im  Ueberschuss  hinzu,  säuert  sehr  schwach  mit  Essigsäure 
an,  leitet  genügend  lange  Schwefelwasserstoff  durch  die  Lösung,  lässt  in 
einer  verschlossenen  Flasche  die  Fällung  von  Nickel-  und  Eisensulfid  sich 
absetzen  und  filtrirt.  Im  Filtrate  fallt  durch  Ammoniak  und  Ammonium- 
sulfhydrat reines  Mangansulfid    (s.  auch  Kupfer). 

TeehBisehes«  Das  Ausbringen  des  Zinks  im  Reductionsofen  hängt 
nach  Mahlbr  (Bg.  u.  H.  Z.  45^  179),  in  bestimmten  Grenzen  wenigstens, 
bauptächlich  von  der  Röstung  ab.  Die  meisten  Hüttenleute  halten  alles 
Zink,  welches  als  Sulfür  oder  Sulfat  in  die  Retorten  gelangt,  für  verloren, 
da  bei  der  Temperatur  der  angewendeten  Oefen  das  Zinksulfür  durch  Kohle 
nicht  reducirbar  ist,  wogegen  zwar  das  Sulfat  nach  der  Gleichung: 
2ZnSO*-4-G=2ZnO+2SO^+CO*  seine  Schwefelsäure  abzugeben  vermag,  dies 
aber  nur  bei  Dunkelrotglut  thut,  während  bei  höherer  Temperatur  das  Sulfat 
in  nicht  reducirbares  Sulfür  übergeht  Es  ist  daher  die  grösste  Sorgfalt  auf 
das  Rösten  zu  verwenden,  um  die  grössere  Schwefelmenge  bei  möglichst 
niederer  Temperatur  zu  entfernen.  Man  benutzt  am  häufigsten  zum  Blende- 
rosten die  sogenannten  schlesischen  Oefen  mit  zwei  Sohlen  und  den 
Hasenclever-Ofen.  Zu  Oberhausen  und  Ammeberg  hat  man  indess 
in  neuerer  Zeit  Versuche  mit  Oefen  mit  rotirenden  Krählen,  und 
zwar  mit  einem  von  Ross  und  Wbltbr  und  einem  zweiten,  nach  dem  System 
Haas  gebauten  Ofen  angestellt,  welche  früher  oder  später  den  schlesischen 
und  Hasenclever-Ofen  ersetzen  werden.  Mit  Hülfe  des  Ha As-Ofen.  hofft  man 
mindestens  60  Proc.  Schwefel  der  Erze  in  Schwefelsäure  verwandeln  zu  können, 
was  in  Anbetracht  der  immer  dringender  geforderten  Beseitigung  der 
schwefligen  Röstgase   sehr   zu   seiner  Einführung  auf   den  Zinkhütten  bei- 


86  Zink. 

tragen  wird.  Aus  denselben  Gründen  ist  auch  neuerdings  der  modificirte 
Eichhorn "LiBBio'sche  Ofen  des  Rhenania^)  (Bg.  u.  H.  Z.  46,  201)  auf 
einer  grösseren  Anzahl  Hütten  erbaut.  Derselbe  enthält  von  Feuergasen 
umspielte  Muffeln,  durch  welche  die  feingemahlenen,  durch  einen  Trichter 
auf  die  obere  Sohle  aufgegebenen  Erze  durch  den  Arbeiter  allmälig  weiter 
transportirt  werden,  so  dass  die  Blende  am  Ende  der  unteren  Sohle  unter 
fleissigem  Umrühren  vollständig  entschwefelt  wird.  Die  Luft  tritt  bei  den 
Arbeitstüren  ein,  entwickelt  aus  dem  glühenden  Erz  schweflige  Säure  und 
diese  gelangt  durch  besondere,  den  Arbeitstüren  gegenüber  mündende 
Canäle  hochgeführt,  in  die  Bleikammem.  Es  lassen  sich  mehrere  Rostofen 
mit  einer  Bleikammer  verbinden,  was  bei  horizontaler  Führung  heisser  Gase 
schwer  zu  bewerkstelligen  ist. 

Zur  Vermeidung  von  Zinkverlusten  durch  zu  weit  getriebene  Rostung 
thut  man  nach  Steobr  (Bg.  u.  H.  Z.  46,  353)  gut,  diese  nur  bis  zum  voll- 
ständigen Austreiben  des  Wassers  fortzusetzen,  infolgedessen  noch  ein  Teil 
Kohlensäure  im  Röstgute  zurückbleibt  (ca.  7*81  Proc.  CO^;  welche,  damit  sie 
bei  der  Destillation  das  Zink  nicht  oxydirt,  durch  hohe  Temperatur  (helle 
Weissglut)  in  der  Muffel  durch  die  anwesende  Kohle  zu  Kohlenoxyd  redu- 
cirt  werden  muss.  Hierzu  ist  eine  bedeutende  Wärmemenge  (2403  Cal.  auf 
1  g)  erforderlich,  welche  der  Zinkofen  liefern  muss.  Die  Vorlagen  sucht 
man  so  heiss  zu  erhalten,  dass  das  Zink  eben  noch  flüssig  bleibt.  Das 
Vorhandensein  eines  Zinkbades  in  den  Vorlagen  ist  von  grosser  Bedeutung 
für  die  raschere  Condensation  der  Zinkdämpfe.  Die  Vorlagen  erlangen  die 
zum  Flüssigbleiben  des  Zinks  notwendige  Temperatur  zwar  schon  nach 
30 — 40  Minuten,  doch  verhindern  Wasserdampf,  Kohlensäure  und  Sauerstoff 
(indem  Zink  Wasserdampf  und  Kohlensäure  zersetzt)  stundenlang  die  Bil- 
dung flüssigen  Zinns  und  es  entsteht  nur  Zinkstaub  und  Zinkoxyd,  bis  aller 
Wasserdampf  ausgeschieden  und  Kohlensäure  und  Sauerstoff  durch  Kohlen- 
oxyd ersetzt  ist.  Es  ist  deshalb  ein  Zusatz  grösserer  Mengen  oxydischen 
Zinkmaterials  (Ansätze  in  den  Räum  ascheröschen.  Flugstaub)  zu  den  mit- 
verwendeten metallischen  Zusätzen  (Schmelzabgänge  vom  Zinkraffiniren, 
Zinkstaub)  erforderlich,  damit  möglichst  bald  eine  hinreichende  Kohlenoxyd- 
gasatmosphäre  entsteht.'  Es  empfiehlt  sich,  die  oxydischen  reichen  Materia- 
lien gut  zu  zerkleinem  und  mit  recht  viel  Zündern  gründlich  zu  mengen 
und  wegen  Entstehens  reichlicherer  heisser  Zinkdämpfe  den  Vorlageraum 
behufs  Abkühlung  zu  vergrössern,  auch  das  Zink  behufs  Abkühlung  der 
Vorlagen  von  Zeit  zu  Zeit,  aber  nicht  gänzlich,  abzuziehen. 

Feerari  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  474)  hat  zu  Monteponi  (Sardinien)  einen 
neuen  Flammofen  zur  Galmeiröstung  erbaut,  welcher  sich  besser  als  die 
sonst  dort  gebräuchlichen  OxLAND-Oefen  bewährt  hat.  Derselbe  hat  einen 
stark  geneigten,  oben  in  einen  Trichter  mit  Kegel  endigenden  und  unten 
mit   einer  trichterförmigen  Austrageöffnung   versehenen  Herd,   welcher  zur 

^J^  t  *)  Techii.-cliem.  Jahrb,  6,  8. 83. 


Zink. 


87 


Fortschaufelung  des  oben  eingetragenen  Gaimeis  5  Arbeitsthüren  besitzt 
Oberhalb  der  Austrageöfi&iiing  ist  der  Herd  durch  ein  höheres  Gewölbe  er- 
weitert nnd  verengt  sich  dann  nach  oben  hin,  um  den  Verbrennungsgasen 
Gelegenheit  zu  geben,  an  den  Galmei  ihre  Wärme  abzusetzen.  Schliesslich 
erweitert  sich  der  Ofen  beim  Aufgebetrichter  wieder,  behufs  Erwärmung  des 
Trichterinhalts.  Zur  Befeuerung  ist  ein  für  zwei  neben  einander  liegende 
Herde  bestimmter  BoitTics^scher  Gasgenerator  mit  Treppen-  und  Planrost 
angeordnet,  welcher  die  brennbaren  Gase  durch  die  Austrageöffiiung  in  den 
Herd  entlässt,  oberhalb  welcher  in  Oanälen  des  Ofens  erwärmte  Luft  zu  den 
Gasen  dm*ch  mehrere  Oefi&iungen  strömt.  Neben  den  Flammöfen  sind  zwei 
Schachtöfen  mit  Eegelrost  yorhanden,  aus  8  zusammengeschraubten 
Sectoren  bestehend.  Unten  ist  ein  Rahmen  angehängt,  welcher  5  schmiede- 
eiserne Barren  hält,  welche  einen  Gitterverschluss  des  Ofens  bilden.  Durch 
Drehen  dieser  Yerschlussbarren  wird  der  continuirlich  gehende  Ofen  vom 
Röstproduct,  welches  in  Wagen  fallt,  entleert.  Der  Rost  bleibt  immer  ganz 
kalt  und  die  Wärme  wird  im  Ofen  sehr  ausgenutzt. 

Ein  Ofen  zur  Verhüttung  von  Zinkerzen  von  Elebmann  (D.  P.  38038 
Fig.  22)  besteht  aus  einem  oder  mehreren  verticalen  Reductionsränmen  a,  welche 
oben  mit  verschliessbarer  Füllöffnung  g  und  unten  mit  vertieftem  Boden  n 
versehen    sind.      Die    Wandungen  Fig.  22. 

der  Reductionsräume  sind  zur  Voll- 
ziehung des  Reductionsprocesses 
und  des  seitlichen  Abtriebes  der 
Zinkdämpfe  nach  den  Condensations- 
vorrichtungen  auf  der  einen  Seite 
von  Zügen  c  für  den  Eintritt  von 
Feuerungsgasen  und  auf  der  anderen 
von  Zügen  d  zur  Verbindung  mit 
den  Condensations -Vorrichtungen 
durchbrochen.  Zum  Entfernen  der 
Reductionsrückstände  dient  ein  W>., 
Kasten  Ä,  welcher  jeden  Reductions-  M 
räum  nach  unten  abschliesst,  und^ 
in  welchen  bei  q  oder  an  sjidQTert 
Stelle  Luft  oder  Gas  zur  Ableitung  f 
der  Zinkdämpfe  nach  den  Conden-^ 
sationsvorrichtungen  eingeblasen  | 
wird.  Gänäle  %  verbinden  die  Feu-  ^^^ 
erungskammern  b  mit  den  die  Re-| 
ductionsräume  umgebenden  Heiz-C^-^'"^ 
canälen  zu  dem  Zwecke,  um  die  aus  den  Feuerungskammern  b  in  die  Re- 
ductionsräume nicht  gelangenden  überschüssigen  Gase  zur  Heizung  derselben 
zu  benutzen.  Die  Röhren  f  bilden  einen  gemeinschaftlichen  Kopf  oder 
Zinksammler    von    zwei    oder  mehreren   in  einem  Vorgewölbe  £  über  ein- 


88 


Zink. 


ander  angeordneten  Vorlagen  e.  Der  letztere  Gondensationsapparat  kann 
auch  mit  ausserhalb  des  Yorgewölces  z  zum  Niederschlagen  der  entweichenden 
Zinkdämpfe  aufgestellten  Nebenapparaten  eigenthümlicher  Gonstruction  ver- 
bunden werden.  Die  aus  denselben  entweichenden  Reductionsgase  werden  in 
die  Yorgewolbe  zur  Erwärmung  des  dortigen  Raumes  geleitet. 

Während  man  nach  Sachs  (Z.  Y.  dt.  Ing.  80^  1019)  zur  Herstellung 
der  Zinkofenmuffeln  in  Oberschlesien  bei  der  Handarbeit  stehen  geblie- 
ben ist,  stellt  man  solche  in  Rheinland,  Westfalen,  Belgien  und  Frankreich 
schon  seit  längerer  Zeit  mittelst  hydraulischer  Pressen  dar.  Seit  den  fünf- 
ziger Jahren  wird  in  Belgien,  am  Altenberg  und  in  Mühlheim  a.  Rh.  eine 
Löffelbohrmaschine  angewandt,  mittelst  welcher  der  Thonkem  ausge- 
bohrt wurde  und  Boden  und  Wandungen  in  der  Form  erhalten  blieben. 

Einen  rotirenden  Destillationsapparat  für  Metalle  beschreibt  Lorenz 
(D.  P.  35819).    Das  abzudestillirende  zerkleinerte  Gut  wird  durch  die  Oeff- 

Fig.  23. 


nung  l  in  die  Retorte  e  (Fig.  23)  bis  ungeföhr  zur  Hälfte  ihres  Rauminhalts  einge- 
füllt, worauf  die  Oeffnung  l  geschlossen  und  der  Apparat  mittelst  der  Zahn- 
kränze und  geeigneter  Getriebe  in  rotirende  Bewegung  gesetzt  wird,  während 
die  Feuergase,  von  hinten  durch  m  eingeführt,  die  Retorte  in  der  Richtung 
der  Pfeile  umstreichen  und  durch  die  Abzugsoffnungen  h  in  den  durch  den 
Schieber  8  regulirbaren  Canal  h  abgeführt  werden.  Der  Inhalt  der  Retorte 
wird  in  Folge  des  Rotirens  sich  an  den  Wandungen  der  letzteren  abwälzen, 
und  es  wird  eine  fortwährende  Mischung  der  Producte  stattfinden  müssen, 
wodurch  ein  schnellerer  Destillationsprocess  herbeigeführt  wird,  als  wenn  das 
Gut  in  einer  festen  Retorte  lagernd  abdestillirt  werden  soll. 

Die  Destillationsproducte  entweichen  durch  den  Canal  p  in  die  Yor- 
lage  o,  worin  sie  condensiren  und  durch  den  Zwischenraum  bei  r  zum  Ab- 
stich gelangen. 

Bei  der  Darstellung  von  S"piegeleisen  aus  Franklinit-Rück- 
ständen   werden   nach   Storb   (Bg.  u.  H.  Z.  45,  503)   in   den   eigens   zu 


Zink.  89 

diesem  Zweck  besonders  construirten  Gichten  und  Condensatoren  reichliche 
Mengen  Zinkoxjd  gewonnen,  welches  bei  der  Verarbeitung  auf  Rohzink, 
ein  Metall  Ton  ausnehmender  Reinheit  liefert,  völlig  frei  von  Arsenik,  Anti- 
mon and  Blei  und  nur  mit  wenigen  Hundertsteln  eines  Procents  Eisen. 

Nach  KosMAini  (Cbem.  Z.  1886  Nr.  44)  existirt  bisher  in  Deutschland 
nur  eine  Laugereianlage  zur  Verwertung  der  zinkhaltigen  Abbrände  neben 
solche  Ton  Riotintokiesen  zu  Königsbütte  in  Oberschlesien,  wo  dieselben 
nit  Kochsalz  chlorirend  gerostet  werden  zur  Erzielung  möglichst  schwefel- 
freier Röckstände.  Aus  der  erfolgenden  Lauge  lässt  man  das  Zinksulfat 
aoskrystallisiren  und  nach  genügender  Anreicherung  der  Lauge  gelangt  auch 
das  darin  enthaltene  Natriumsulfat  zur  Verwertung  (Bg.  u.  H.  Z.  46,  74). 

FhigaUnb  ud  Hfittemranch:  Schlossbk  und  EniisT  (D.P.35942) 
haben  ihre  Vorrichtung  zur  Gewinnung  des  FlugstaubesO  wesentlich  ge- 
ändert. Statt  der  durch  das  Patent  No.  31 108  geschützten  Doppelhohlkeo:el 
sind  ^indrohre  b  angebracht,  in  welchen  gleichfalls  eine  kalte  Flüssigkeit 

Fig.  34. 


circolirt.  Femer  sind  in  den  eigentlichen  Rauchcanal  aus  Metallblech  hergestellte 
Mensationskammem  c  eingeschaltet  Einerseits  befinden  sich  in  diesen 
Kammern  gewundene  Rohrsysteme  l,  in  welchen  eine  abkühlende  Flüssigkeit 
ZOT  Wirkung  kommt,  andererseits  sind  in  denselben  Rohren  f  angebracht, 
Teiche  die  Kammerwände  durchbrechen,  so  dass  das  Innere  der  Rohre  von 
der  Aussenluft  diurchstrichen  wird.  Als  abkühlendes  Mittel  wird  atmo- 
sphärische oder  künstlich  abgekühlte  Luft  angewendet. 

Eine  eigenartige  Idee  zur  Niederschlagung  fester  metallischer  Teile  aus 
den  Dampfen  von  Rost-  und  Schmelzöfen  wird  von  derMetallurgical 
Association  in  London  (D.P.  37433)  zum  Besten  gegeben.  In  denFlug- 
ttatibkammem  oder  Rauchfangen  der  Oefen  vrird  die  Luft  durch  Anschlagen 
Ton  Klöppeln  an  Schallbleche,  durch  Dampfpfeifen,  Trommelwerke,  Wind- 
Bmhlenflögel,  Rollen  kleiner  Wagen  über  hohlliegende  Metallplatten,  Ab- 
fenem  kleiner  Geschütze  oder  Anschlagen  von  Glocken  continuirlich  oder 
atcnnittirend  in  Erschütterungen  versetzt. 

letallflberzflge.  Kopflbr  und  Zwierzina  (D.P. 36 706)  überziehen 
wsenblech  und  Eisengegenstände  mit  Metallen  oder  Legirungen  auf  beissem 
^ege  mit  Hülfe  von  Zink.  Die  mit  geschmolzenem  Zink  überzogenen  Eisen- 
gegenstande,  Bleche  u.  s.  w.  werden  von  dem  überschüssigen  Zink  durch  Ab- 
^fen  desselben  in  noch  flüssigem  Zustande  befreit,  so  dass  auf  den  Eisen 
gegenständen  u.  s.  w.  sich  nur  noch  die  gebildete  Eisenzinklegirung  befindet, 

»)  Techn.-cheni.  Jahrb.  7,  8.63. 


90  Zink. 

welche  einen  weit  höheren  Schmelzpunkt  besitzt  als  das  Zink.  Diese  Gegen- 
stände lassen  sich  nun  durch  blosses  Eintauchen  in  geschmolzene  Metallbäder, 
deren  Schmelzpunkt  hoher  liegt,  als  der  des  Zinkes,  wie  Silber  und  andere 
Metalle  oder  Legirungen,  mit  einem  festhaftendeu  Ueberzug  versehen,  von 
welchem  der  anhaftende  Ueberschuss  in  noch  flüssigem  Zustande  durch 
Bürsten  oder  in  anderer  bekannter  Weise  entfernt  wird.  Zum  Abstreifen 
des  überschüssigen  Zinks  hat  Kofflbr  im  D.  P.  31967  einen  Bürstenappa- 
rat angegeben.  Das  Zinkbad  ist  in  den  Ofen  eingesetzt.  Wenn  die  Metall- 
platte  aus  dem  Zinkbade  gezogen  wird,  so  drücken  sich  beiderseits  an  die 
Platte  rotirende  cylindrische  Bürsten  aus  Stahldraht,  so  dass  das  überflüssige 
Zink  Yon  der  Blechplatte  nach  abwärts  wieder  in .  das  Zinkbad  zurückbe- 
fordert  wird.  Ein  Schutzmantel  verhindert  das  Verspritzen  des  flüssigen 
Zinks. 

Zinksalze.  Nach  Stbobr  (Bg.  u.  E.  Z.  45,  255)  ist  der  Zinkhütten- 
process  der  unvollkommenste  aller  Hüttenprocesse.  Um  die  Abfallproducte 
besser  zu  verwerten,  und  durch  Darstellung  von  Zinksalzen  den  Process 
lohnender  zu  machen,  leitet  man  das  überdestillirende  Zink  nebst  abziehen- 
den Gasen  und  Dämpfen  durch  eine  dreifache  Muffel,  die  Dämpfe  aus  der 
letzten  Vorlage  entweder  in  einen  Blech ballon  zur  Gewinnung  von  Zinkstaub 
oder  in  einen  von  Lehmwänden  innen  am  Ofen  gebildeten  Kasten  und  hier 
durch  Luft,  welche  am  untern  Ende  des  Kastens  eintritt  und  auf  ihrem  Wege 
von  der  Eintrittsöffnung  bis  zum  Ausströmungspunkte  der  Dämpfe  erhitzt 
wird.  Die  durch  diese  intensive  Verbrennung  gebildeten  Zinkoxyd-  u.  s.  w. 
Dämpfe  streichen  durch  ein  Oanalsystem  mit  Auffangthürmen  und  Auffang- 
kammern  in  die  Esse.  Durch  eingespritztes  Wasser  wird  der  Rauch  auf 
seinem  Wege  bis  zur  Esse  teilweise  niedergeschlagen.  Der  in  den  Spritz- 
canälen  abgesetzte  Staub  kommt  als  Deckfarbe  in  den  Handel,  der  trockene, 
kohlensäurereichere  weniger  deckende  eignet  sich  zur  Darstellung  von  Zink - 
salzen,  namentlich  von  Zinkvitriol  und  Chlorzink.  Eisen  beseitigt 
man  durch  Chlorkalk;  Kupfer,  Blei,  Cadmium  und  Arsen  wird  durch  Zink 
niedergeschlagen.  Chlorzink  stellt  man  am  besten  aus  dem  Sulfat  durch 
Umsetzen  mit  Kochsalz  bei  30^  und  nachheriges  Erkalten  dar;  Glaubersalz 
scheidet  sich  ab,  dann  bei  der  Concentration  der  Losung  auf  50^  R  die 
anderen  Salze;  schliesslich  bleibt  ziemlich  reines  Chlorzink,  dessen  Ver- 
wendung eine  sehr  ausgebreitete  ist.  Zur  Darstellung  von  Zinksulfat 
empfiehlt  es  sich,  auch  die  schweflige  Säure  des  Hüttenrauches  an  Zink- 
oxyd zu  binden  und  das  Sulfit  bei  Gegenwart  von  Wasser  mittelst  Luft  zu 
Sulfat  zu  oxydiren. 

Behufs  Darstellung  von  Zink-  und  Mangansulfat  aus  einem 
Gemenge  von  Spatheisenstein  und  Zinkblende  wird  dasselbe  nach  dem 
D.  P.  35836  des  Bergwerks  Friedmchssboen  bei  Oberlahnstein  zunächst 
unter  Luftabschluss  bei  Rotglühhitze  calcinirt.  Hierbei  bleibt  Schwefelzink 
unverändert,  dagegen  wird  die  Kohlensäure  des  Spatheisensteines  und  des 
in  letzterem  enthaltenen  kohlensauren  Manganoxyduls  ausgetrieben.     Nach 


Zink. 


91 


beendigter  vollständiger  Umwandlang  in  Eisenoxyduloxyd  bezw.  Manganoxydul 
oxyd  lässt  man  einen  Luftstrom  über  das  Gemenge  streichen  und  dämpft 
dabei  das  Feuer  etwas.  Es  verbindet  sich  nun  der  Sauerstoff  der  Luft  mit 
dem  Schwefelzink  zu  schwefelsaurem  Zink,  gleichzeitig  wird  aber  auch 
schweflige  Säure  frei,  die  sich  mit  dem  Manganoxyduloxyd  zu  schwefelsaurem 
Manganoxydul  verbindet.  Die  gebildeten  Sulfate  werden  nun  ausgelaugt  und 
können  auf  verschiedene  Präparate  weiter  verarbeitet  werden. 

Dorn  (D.  P.  37  960)  giebt  ein  Verfahren  zur  elektrochemischen  Metall- 
itzimg  an.  Ulrich  Sachsb. 

Statistik. 

I.  Ein-  und  Ausfuhr. 
Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnem  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfahr 

Ausfahr 

Elnfahr 

Ansfahr 

an  rohem  Zink;  Bruchzink 

n  gewalztem  Zink 

45  738 
2  210 

654  227 
168  131 

39  996 
1264 

684  321 
166  225 

n.  Im  Jahre  1885  wurden  im  Deutschen  Reich  producirt: 


Staaten 
und 

Zahl  der  Werke, 

welche  das  Pro- 

dact  dargestellt 

haben 

Menge 

Tonnen 

XU  1000  kg 

Wert 

Landesteile 

als 
Haupt- 
product 

als 
Neben- 

M 

Zinkerze. 

I.  Preussen. 

Prov.  Schlesien 

„      Hannover 

y,     Westfalen     ...... 

„     Hessen-Nassau 

9      Rheinland 

36 

8 

14 

il 
2 

14 
6 

15 

554  297-000 

6  012  015 

41  780-513 

13  963-472 

63  734-713 

3  873  018 
371623 

1 085  309 
449  349 

1  852  354 

Zusammen  Königreich  Preussen  . 
U.  üebrige  deutsche  Staaten    .     .    . 

58 

1 

48 

1 

679  787  713 
866-736 

7  631  653 
15  753 

Zusaammen  Deutsches  Reich   .     . 

Im  Jahre  1884  abgerundet  .... 

Zink. 

Block  zink  (einschliessl.  des  zu 

Blechen,  Zinkweiss  oder  Zinkwaaren 

verwendeten). 
1.  Preussen. 

Prov.  Schlesien 

y,     Rheinland' 

n.  üebriges  Deutsches^  Reich  .    .    . 

59 
58 

23 
5 
2 

49 
51 

1 
1 

680  654  449 
632  040-212 

80  672-232 
36  242-540 
121S3-711 

7  647  406 
7  819  374 

20  506  933 
9  995  219 
3  358  018 

Zusammen  Deutsches  Reich     .     . 
Im  Jahre  1884  abgerundet  .... 

30 
31 

2 
3 

129  098-483 
125  276-315 

33  860  170 

34  102  495 

92  Zinn. 

vm.  Zinn. 


Analytisches.  Zur  Scheidung  von  Zinn  und  Antimon  wird  nach 
Cabnot  (C.  r.  108j  258)  die  salzsaure  Losung  derselben,  je  nachdem  sie 
mehr  oder  weniger  sauer  ist,  mit  Ammoniak  und  Salmiak  versetzt,  dann  mit 
2  g  Oxalsäure  (in  Lösung)  vermischt,  mit  Ammoniak  unvollständig  neutra- 
lisirt,  auf  250—300  cbcm  verdünnt  und  dazu  Thiosulfatlösung,  welche 
wenigstens  10  Teile  krystallisirtes  Salz  auf  1  Teil  vorhandenes  Zinn  ent- 
hält, gefügt;  die  Losung  wird  beim  Erwärmen  trübe  und  gelb,  dann  rot 
Dann  wird  sie  mit  1—2  cbcm  verdünnter  Salzsäure  versetzt  \md  einige 
Minuten  gekocht,  worauf  sich  der  rote  Niederschlag  klar  absetzt.  Bleibt 
die  Flüssigkeit,  wenn  man  sie  mit  einigen  Tropfen  Salzsäure  versetzt  und 
kocht,  klar,  oder  entsteht  eine  gelbe  bis  rotliche  Färbung,  so  ist  die 
Fällung  unvollständig;  vollständig  dagegen,  wenn  eine  rein  weisse  milchige 
Trübung  entsteht.  Die  Fällung  besteht  aus  Schwefel  und  Antimonoxysulfid 
Sb^S^O,  stellt  nach  dem  Trocknen  und  Auswaschen  mit  Schwefelkohlenstoff 
eine  schöne  rote  Substanz  dar  und  wird  durch  Glühen  im  Kohlensäure- 
strom in  Antimontrisulfid  verwandelt.  Aus  dem  Filtrat  wird  das  Zinn  als 
Sulfid  geföllt.  — 

Technlscbes.  Thiollier  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  360)  berichtet  über  die 
Zinngewinnung  in  Cornwall.  Da  das  geförderte  Roherz,  bestehend 
aus  quarziger  oder  granitischer  Gangmasse  mit  eingesprengtem  Zinnoxyd, 
sehr  arm  ist,  findet  eine  sorgfaltige  Aufbereitung,  welche  auf  nassem 
Wege  bewirkt  wird,  statt.  Die  Waschapparate  bestehen  aus  ßundherden 
verschiedener  Systeme  und  aus  liegenden  Herden.  Bei  der  grossen  Masse 
des  aufeubereitenden  Roherzes  geht  hierbei  viel  Zinn  verloren.  Um  die 
Trennung  des  Zinnoxyds  von  Mispickel,  Kiesen  und  Wolframerz  zu  er- 
leichtern, hilft  man  sich  nach  genügender  Abscheidung  der  erdigen  Gangart 
mit  einer  Röstung,  bei  welcher  das  Zinnoxyd  selbst  keinerlei  Veränderung 
erleidet;  es  bewahrt  seine  krystallinische  Structur,  während  die  anderen 
Stoffe  in  Oxyde,  Sulfate,  Arsenite  und  Arseniate  verwandelt  werden,  in  Folge 
dessen  die  Scheidung  durch  eine  Art  Ausschlämmen  leicht  bewirkt  werden 
kann  und  das  Erz  auf  ca.  66  Proc.  angereichert  wird.  Das  Erzschmelzen 
erfolgt  durch  Reduction  mittelst  Anthracits  im  Flammenofen,  welcher  ver- 
schiedene Vorteile  dem  Schachtofen  gegenüber  bietet.  Die  zinnreiche 
Schlacke  und  das  noch  beim  Erkalten  des  abgestochenen  Zinnes  sich 
bildende  Gekrätze  werden  nach  Angaben  von  Berthibr  und  Lbplay  mittelst 
Eisen  raffinirt,  indem  man  in  die  geschmolzenen  Massen  Weissblech- 
abschnitte  einführt.  Das  Zinn  wird  vom  Eisen  aus  dem  Zinnsilicat  ver- 
drängt und  fällt  aus.  Die  leichtflüssige  Eisensilicatschlacke  wird  abgeschöpft 
und  man  erhält  ein  Product  von  99  Proc.  reinem  Zinngehalt. 

Das  beim  Erzschmelzen  erhaltene  Rohzinn  wird  durch  einfaches 
Umschmelzen  in  einem  kleinen  Ofen  und  Ausgiessen  in  einen  gusseisemen 


Zinn. 


93 


Kessel  »affinir.t.  Die  letzte  Reinigung  des  geschmolzenen  Zinns  wird 
durch  Polen  bewirkt,  indem  in  das  Metall  ein  grünes  Scheitholz  eingetaucht 
wird.  Der  sich  bildende  Schaum,  sowie  das  vorher  abgeschiedene  Gekrätze 
wird  sorgfaltig  abgeschöpft  und  sodann  das  Metall  in  Formen  von  abge- 
stumpften Pyramiden  mit  rectangulären  verlängerten  Qrundflächen  gegossen. 
Die  so  erhaltenen  Blöcke  wiegen  ca.  40  kg.  Die  Production  beträgt 
jährlich  über  4000  t  Zinn  im  Werth  von  8—9  Millionen  Francs. 

Metallfiberzfige,  Wetesblecb  (vgl.  S.  46).  Nach  Angaben  von  Edwards, 
Lewis  und  Jobes  (D.  P.  38158)  ist  es  bei  der  Herstellung  von  Weiss- 
blech von  Vorteil,  die  Platten  kurze  Zeit  in  dem  geschmokenen  Metall, 
welches  den  üeberzug  bilden  soll,  eingetaucht  zu  lassen.  Um  dies  zu  er- 
möglichen und  dennoch  gleichzeitig  das  üeberziehen  der  Platten  stetig  un^ 

Fig.  25. 


gleichförmig  durchzufahren,  bringen  die  Erfinder  in  dem  das  Bad  ent- 
haltende Gefass  Ä  (Fig.  25)  an  beiden  Seitenwandungen  über  einander  Stäbe  B 
an,  welche  eine  Art  Rost  bilden,  zwischen  dessen  Spalten  die  Bleche  eine  Zeit 
lagern  und  im  Bade  untergetaucht  verweilen.  Hierauf  werden  dieselben, 
jedes  für  sich,  ohne  die  übrigen  Bleche  im  Roste  zu  berühren,  aus  dem 
Roste  herausgezogen  und  vermittelst  des  Mundstücks  G  den  über  einander 
angeordneten  Walzen  H  zugeführt.  Der  Luftkanal  L  dient  zur  Regulirung 
der  Temperatur  in  dem  Behälter  J. 

Nach  GoTRNsoHN  (D.  P.  32090)  wird  die  Oberfläche  der  Metalle  für 
einen  üeberzug  von  Blei,  Zinn  oder  einer  Legirung  aus  beiden  dadurch 
vorbereitet,  dass  dieselben  durch  eine  Lösung  von  Harz  oder  harzigem  Stoff 
in  Salzsäure  und  Glycerin  mit  oder  ohne  Zusatz  von  Salmiak  hindurch- 
gezogen werden.  Zu  gleichem  Zweck  benutzt  Gotbnsohn  (D.  P.  379 19)  ein 
Flussmittet,  welches  aus  einer  mit  Glycerin  versetzten  Lösung  von  Salmiak, 
Borsäure,  Zinnchlorid  und  freier  Salzsäure  besteht. 


94 


Zinn. 


Zur  Verarbeitung  der  bei  der  Weissblechfebrikation  abfallen^Jen  Beiz- 
flüssigkeit, welche  zum  grössten  Teil  aus  Salzsäure  und  Eisenchlorid  be- 
steht, versetzt  Hartmann  (Engl.  P.  4478/85)  dieselbe  mit  Magnesia  im  lieber- 
schuss,  so  dass  Magnesiumoxychlorid  entsteht.  Die  fest  gewordene  Masse  wird 
an  der  Luft  oder  im  Ofen  getrocknet  und  schliesslich  auf  Rotglut  erhitzt. 
Das  dabei  entwickelte  Salzsäuregas  wird  in  Condensationsthürme  geleitet. 
Der  aus  Eisenoxyd  und  Magnesia  bestehende  Rückstand  wird  wiederum  zur 
Fällung  benutzt.  Dies  wird  wiederholt,  bis  der  Gehalt  an  Magnesia  sehr 
gering  ist,  worauf  durch  überschüssige  saure  Flüssigkeit  die  Magnesia 
gelöst  und  das  zurückbleibende  Eisenhydroxyd  in  Eisenoxyd  verwan- 
delt wird. 

£iitzinniiiig  von  WeissblechabfäUen^  Zinnsalze  n.  s.  w.  Ein  Ver- 
fahren des  Vereines  chemischer  Fabriken  in  Mannheim  (D.  P.  36*205) 
besteht  darin,  die  Abfillle  bei  etwa  400"  mit  Chlorwasserstoffgas  ^u  be- 
handeln; das  entstehende  Zinnchlorür  wird  in  geeigneter  Weise  condensirt 
(Vergl.  auch  Engl.  P.  10018/1885).  Nach  einem  Verfahren  von  Bbatson 
(Engl.  P.  11067/1885)  kommen  die  Abfälle  in  einen  Cylinder  aus  Eisen- 
drahtnetz mit  den  Enden  aus  Blech.  Derselbe  bildet  in  einem  oblongen 
Geföss  die  Pole  für  einen  galvanischen  Strom,  der  durch  ein  Bad  siedend 
heisser  Aetznatron-  und  Cyankaliumlosung  geht.  Die  Kathode,  auf  welcher 
das  gelöste  Zinn  sich  wieder  ablagert,  kann  aus  eisernen  Platten  oder 
langsam  rotirenden  Walzen,  welche  den  lockeren  Niederschlag  zusammen- 
drücken, oder  aus  den  Wänden  des  Geßlsses  selbst  bestehen. 

Zur  Darstellung  von  Zinnoxyden  und  Zinnsalzen  auf  elektroly  tischen) 
Wege  füllten  Taminb  und  de  Cüypbr  (D.  P.  35220)  ein  Geföss  mit  Wasser, 
dem  etwas  Kochsalz  oder  ein  ähnlich  wirkender,  indifferenter  Körper  zur 
Erhöhung  der  Leistungsföhigkeit  zugesetzt  ist.  In  dasselbe  tauchen  zwei 
Elektroden,  die  eine  aus  Kohle  (— )  für  den  negativen  Pol,  die  andere  aus 
Zinn  (+)  für  den  positiven  Pol  eines  Stromerzeugers.  Der  durch  die  Elek- 
trolyse des  Wassers  entstandene  Sauerstoff  oxydirt  das  Zinn  der  positiven 
Elektrode ;  es  bildet  sich  Zinnoxyd,  welches,  indem  es  sich  an  der  Elektrode 
nicht  zu  halten  vermag,  in  gallertartigem  Zustande  niederfallt.  Durch 
massiges  Erwärmen  oder  Kochen  wird  es  krystallinisch  und  weiss.  Ausser 
Kohle  kann  die  negative  Elektrode  auch  aus  Platin,  Silber  oder  Zinn  be- 
stehen. Nimmt  man  an  Stelle  von  Wasser  Chlorwasserstoffsäure  als  Elek- 
trolyt, so  erhält  man  Zinnchlorid.  Ulrich  Sachse. 

Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnem  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfuhr 

Aasfahr 

Einfuhr  |  AasfaiJr^ 

an  rohem  Zinn;  Bruchzinn 

„   Quecksilber 

68  679 
4110 

4  788 
56 

61080 
4  866 

4760 
44 

1 


Nickel  und  £obalt.  95 

IX.  Nickel  und  Kobalt. 


Analytiselies:  Ilirski  und  v.  Knorrb  (Ber.  18,  699)  ^eben  eine  auf 
die  Löslichkeit  des  Nitroso-/9-naphtolnickels  in  Essigsäure  basirende  Methode 
zur  quantitativen  Trennung  von  Nickel  und  Kobalt  an.  Die  Nickel  und 
Kobalt  als  Sulfate  oder  als  Chloride  enthaltende  Lösung  versetzt  man  mit 
einigen  cbcm  Salzsäure;  darauf  giebt  man  zur  erwärmten  Flüssigkeit  eine 
hdsse  Lösung  von  Nitro8o-/9-naphtol  in  50  proc.  Essigsäure,  lässt  den  Nieder- 
schlag absetzen  und  prüft  nach  dem  Erkalten,  ob  bei  Zusatz  einer  neuen 
Menge  von  Nitrosonaphtollösung  eine  weitere  Abscheidung  von  Kobalti- 
nitroso-/9-naphtol  stattfindet.  Ist  die  Fällung  vollständig,,  so  filtrirt  man 
den  Niederschlag  nach  einigen  Stunden,  wäscht  zunächst  mit  kalter,  darauf 
mit  warmer,  ca.  12procentiger  Salzsäure  aus,  bis  das  Nickel  entfernt  ist, 
und  schliesslich  mit  heissem  Wasser.  Da  der  Niederschlag  sehr  voluminös 
ist,  so  sind  bei  grösseren  Mengen  von  Kobalt  nicht  zu  kleine  Filter  anzu- 
venden.  Zu  dem  trockenen  Niederschlage  setzt  man  einige  Messe]:spitzen 
kr]rstallisirte  aschenfreie  Oxalsäure,  schliesst  das  Filter  und  verascht  vor- 
sichtig im  tarirten  Rose^schen  Tiegel.  Darauf  glüht  man  im  Wasserstoffstrome 
und  wägt  das  metallische  Kobalt.  Zur  Bestimmung  des  Nickels  kann  man 
dasselbe  aus  dem  Filtrat  fallen,  doch  ist  vorzuziehen,  in  einem  aliquoten 
Teil  der  Losung  Nickel  und  Kobalt  gemeinschaftlich  mittelst  Kalihydrats 
auszuföllen,  nach  der  Reduction  im  Wasserstoffstrome  die  Metalle  zu  wägen, 
ferner  in  einem  andern  Teil  der  Lösung  das  Kobalt,  wie  oben  angegeben, 
abzuscheiden  und  darauf  das  Nickel  aus  der  Differenz  zu  bestimmen. 

Zur  Trennung  des  Nickels  von  Kobalt  schlägt  Guoci  (Gaz.  chim.  10, 
207)  folgendes  Verfahren  vor.    Ist  in  dem  mit  verdünnter  Salzsäure  ausge- 
2ogenen   Schwefelammoniumniederschlage   der   Gruppe  IV   die  Anwesenheit 
von  Kobalt    durch   die  Boraxperle   nachgewiesen^   so  wird   die  Lösung  der 
•Sulfide  in  Königswasser  zu  Trockne  gedampft,   der  Rückstand  mit  Salpeter 
bis  zum  ruhigen  Schmelzen  erhitzt,  mit  warmem  Wasser  aufgenommen  und 
die  so  erhaltenen  Oxyde  gewaschen.    Nach  Durchbohrung  des  Filters  wird 
der  Niederschlag  in  ein  Reagensglas  gespritzt,  decantirt  und  mit  dem  doppel- 
ten Volumen   Salpetersäure   (spec.   Gew.  1'2)    behandelt,   indem   man   eine 
Minute  in  siedendes  Wasser  taucht.    Man  kühlt  ab  und  filtrirt.    Im  Filtrat 
findet  sich  das  Nickel  durch  Alkalizusatz,  während  Kobaltoxyd  ungelöst  zu- 
rückgeblieben ist.    Lanobbin  (Rep.  anl  Ch.  1886,  425)  entfernt  das  bei  der 
elektrolytischen  Untersuchung  von  Nickelanoden  gleichzeitig  mit  dem  Nickel 
mh  niederschlagende  Mangan,  indem  er  nach  der  elektrolytischen  Abschei- 
dung des  Kupfers  aus  der  restirenden  Lösung  Mangan  und  Eisen  mit  Ammo- 
niak föllt  und   den  Niederschlag  wiederholt   löst   und   föllt.    Im  Gesammt- 
filtrat  wird  sodann  das  Nickel  manganfrei  elektrolytisch  bestimmt.    Zur  Be- 
stimmung des  Nickels  auf  vernickelten  Eisenwaaren  löst  Köbrjch  (Chem.  Zt. 
1886,  425)   den  üeberzug  mit  Salpetersäure   ab,   kocht   mit  Salzsäure  und 


96  Nickel  und  Kobalt. 

erwärmt  mit  einem  (Jeberschuss  von  Ammoniak  und  Salmiak  1  Stunde  lang ; 
das  ausgefallene  Eisenoxydhydrat  wird  filtrirt,  gewaschen  und  von  Neuem 
wiederholt  gelöst  und  mit  Ammoniak  und  Salmiak  geeilt.  Aus  dem  Ge- 
sammtfiltrat  und  Waschwasser  wird  das  Nickel  als  Schwefelnickel  mittelst 
Essigsäure  und  Schwefelammonium  ge^lt,  in  Salpetersalzsäure  wieder  gelöst 
und  mit  frisch  bereiteter  Kalilauge  als  Oxydul  geföUt;  dieses  wird  getrocknet 
und  mit  Wasserstoff  reducirt. 

Teehnisehes«  Die  zu  Marseille  in  Neucaledonien  vor  einigen  Jahren 
errichtete  Hütte  zur  Gewinnung  von  Nickel  aus  dem  Garnierit  hat  infolge 
des  unregelmässigen  Verhaltens  der  Erzgänge,  des  Mangels  an  genügenden 
Transportmitteln  und  der  ungünstigen  Arbeiterverhältnisse  ihren  Betrieb  seit 
dem  1.  April  1885  wieder  eingestellt.  Ehe  es  nicht  gelingt,  den  Verbrauch 
des  Nickels  zu  steigern,  ist  bei  dem  gegenwärtigen  Verkaufspreis  von  4*80 
bis  5*60  M  der  Gewinn  zu  gering,  als  dass  der  Betrieb  wieder  erofi&iet 
werden  könnte.  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  190.)  —  Gactibb  (Z.  V.  dt.  Ing.  80, 
1112)  giebt  eine  Darstellung  der  Gewinnung  von  Nickel  und  Kobalt  aus 
manganhaltigen  Mineralien.  Die  von  Rbadman,  von  Glarkb  und  Esilman 
vorgeschlagenen  Verfahren  haben  sich  nicht  bewährt,  weshalb  in  Betreff 
derselben  auf  die  Quelle  verwiesen  wird.  Dagegen  soll  sich  das  nachbe- 
schriebene Verfahren  von  Herrbrschmidt  in  Sidney  gut  bewährt  haben.  Das 
betreffende  Erz  wird  in  gusseisemen  Kesseln  unter  Zuleitung  von  Wasser- 
dampf mit  Eisenvitriollösung  gekocht.  Hierbei  sollen  Kobalt,  Nickel  und  Mangan 
als  Sulfate  in  Lösung  gehen,  während  sich  das  Eisen  als  Oxyd  ausscheidet 
Das  letztere  wird  in  Verbindung  mit  der  zurückgebliebenen  Gangart  geglüt 
und  als  Kolkothar  verwerthet.  Aus  der  Flüssigkeit  werden  Kobalt  und 
Nickel  durch  frisch  gefiÜltes  Manganoxydulhydrat  als  Hydrate  der  Protoxyde 
ausgefällt.  Dieselben  werden  aufgelöst  und  nach  bekannten  Methoden  ge- 
schieden. In  der  Flüssigkeit  bleibt  Mangansulfat  zurück,  über  dessen  Ver- 
werthung  man  noch  nicht  schlüssig  geworden  ist.  —  Aaron  (Ver.  St.  P. 
330454)  schlägt  Nickel  und  Kobalt  als  Methylsulfocarbonat  nieder.  Zur 
Herstellung  von  Nickel  und  Kobalt  schlagen  Wigoin  imd  Johhstonb  (Engl. 
P.  3928/1885)  Kupfer  elektrolytisch  aus  den  Lösungen  der  Chloride  dieser 
Metalle  nieder.  Man  benutzt  eine  Kathode  aus  Kupfer  oder  Messing  und 
eine  Anode  von  Kohle  oder  unreinem  Nickel  und  Kobalt.  Das  an  letzterer 
eventuell  frei  werdende  Chlor  wird  mittelst  einer  Kappe  aufgefangen.  Es 
wird  eine  Reihe  derartiger  Zersetzungszellen  benutzt;  die  Lösungen  ge- 
langen von  einer  Zelle  in  die  andere  und  werden  so  gänzlich  von  Kupfer 
befreit. 

MarhIbs')  hat  seinen  Kupfer-Bessemerprocess  auch  auf  die  Nickel- 
gewinnung mit  gleich  günstigem  Erfolge  angewendet.    (Bg.  u.  H.  Z.  46,  295.) 

Flbitmann  (D.  P.  37176)  empfiehlt  bei  seinem  Verfahren*)  zum 
Seh  weissen   von  Eisen,   Stahl,   Kupfer   und  Legirungen   des   letzteren   mit 


1)  TechiL-cbem.  Jafait.  7,  S.  35  n.  47.  —  ^  TechiL-chem.  Jahrb.  7,  S.  4& 


Nickel  und  Kobalt.    Mangan. 


97 


Nickel,  Kobalt,  um  ein  Zusammensch weissen  des  Umhüllungsbleches  mit  den 
aufnisehweissenden  Metallen  zu  verhüten,  das  Umhüllungsblech  auf  der  In- 
nenseite mit  einer  Schicht  Magnesia,  Kalk,  Zinkoxyd  oder  einer  ähnlich 
wirkenden  Substanz  zu  bestreichen,  die  eine  innige  Berührung  des  Umhül- 
longsbleches  mit  dem  aufzuschweissenden  Metall  verhindert. 

Nach  PÄBAL  (Ann.  288,  160)  bindet  Nickel  beim  raschen  Erstarren  den 
Kohlenstoff  meist  chemisch  und  es  wird  wie  beim  Eisen  weniger  Graphit 
ausgeschieden,  als  beim  langsamen  Erstarren.  VA^jo  Kohlenstoff  scheint  das 
Maximum  des  durch  Nickel  aufnehmbaren  Kohlenstoffs  zu  sein. 

Ulrich  Sachse. 

Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfuhr  |  Ausfuhr 

Einfuhr 

Ausfuhr 

an  Waaren  aus  Aluminium,  Nickel ;  feinen 
Waaren  aus  Alfenide  etc 

2185 

28  443 

2  263 

22  056 

X.  Mangan. 


Torkommen«  Das  bedeutendste  Vorkommen  in  dem  Manganerz- 
lager  bei  Cevljanovic  in  Bosnien  bildet  nach  Göttino  (Bg.  u.  H.  Z.  46,345) 
der  Psilomelan.  Minderhaltige  Erze  sind  die  sogenannten  Schwarz- 
erze, das  sind  Wad-ähnlische,  poröse,  leichtabfarbende  Varietäten,  welche 
im  Hangenden  der  besseren  Erzqualitäten  oft  in  kolossalen  Mengen  ent- 
wickelt sind  und  nicht  zum  Abbau  gelangen,  da  sie  sich  im  Auf  bereitungs- 
process  nicht  anreichern  lassen.  Dann  kommt  noch  ein  Kieselmangan 
vor.  Häufig  treten  kleine  Pyrolusit- Schnüre  in  allen  Manganerzvarietäten 
auf.  Die  hochhaltigere  Waare  mit  ca.  48  Proc.  Mangan  wird  in  England, 
Prankreich  und  Oestreich  auf  Ferromangan  verarbeitet. 

Neuere  Vorkommen  von  Manganerzen,  wie  das  zu  Heckholzhausen  bei 
Weilburg  in  Nassau,  das  von  Salemo  in  der  Nähe  der  Küste,  das  von 
Waynesburg  in  Virginia,  das  von  Coquimbo  in  Chile  und  das  von  russisch 
Transkaukasien,  sowie  die  Ausbeute  der  im  Betriebe  befindlichen  Förderungen 
machen  es  wahrscheinlich,  dass  Manganerze  demnächst  auf  dem  Markte  eine 
sehr  billige  Waare  werden  dürften  (Bg.  u.  H.  Z.  46,  7). 

Analytisebes«  Mbinbgkb  (Rep.  anl.  Ch.  7,  54  u.  67)  hat  die  von  Volhard 
angegebene  Methode  der  Fällung  des  Mangans  durch  Quecksilberoxyd  und  Brom 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  'j 


98  Mangan. 

aus  salpetersaurer  oder  schwefelsaurer  Losung  untersucht.  Sind  die  angewandten 
Reagentien  eisenhaltig,  so  ist  dem  Mangansuperoxyd  stets  etwas  Eisenoxyd 
beigemengt,  welches  sich  selbst  durch  starke  Salpetersäure  nicht,  ohn&  das 
Superoxyd  zu  zersetzen,  entziehen  lässt.  Bei  Gegenwart  von  Zinksalzen 
enthält  der  Niederschlag  auch  etwas  Zinkoxyd,  dessen  Menge  jedoch  durch 
Auskochen  mit  Salpetersäure  stark  vermindert  werden  kann.  Das  geilte 
Mangansuperoxyd  erhält  man  frei  von  Oxydul,  und  es  lässt  sich  daher  der 
Mangangehalt  durch  Titration  mit  Oxalsäure  ermitteln.  Will  man  das 
Mangan  gewichtsanalytisch  bestimmen,  so  führt  man  das  Superoxyd  in 
Oxyduloxyd  über.  Bei  Anwendung  dieser  Methode  zur  Analyse  von  Eisen 
ist  es  jedoch  erforderlich,  das  gewogene  Oxyduloxyd  in  Salzsäure  zu  losen, 
mit  Ammoniak  schwach  zu  übersättigen,  wenige  Tropfen  Schwefelammonium 
hinzuzufügen  und  dann  mit  Essigsäure  anzusäuern.  Es  werden  auf  diese 
Weise  geringe  Mengen  von  Nickel-  und  Kobaltoxydul,  sowie  von  Zinkoxyd 
in  die  entsprechenden  Sulfide  verwandelt,  welche  man  durch  Glühen  in  die 
Oxyde  überführt.  Das  Gewicht  derselben  bringt  man  von  dem  des  un- 
reinen Manganoxyduloxyds  in  Abzug.  Da  dies  Verfahren  etwas  um- 
ständlich ist,  empfiehlt  es  sich,  den  Mangangehalt  durch  Titration  zu  ermitteln. 

Nach  ScHOFFEL  und  Donath  (Monatsh.  Ch.  7,  639)  gehen  selbst  bei 
Gegenwart  von  Zinnoxyd  beim  Titriren  von  Manganoxydulsalzen  mittelst 
Permanganats  geringe  Mengen  Manganoxydul  in  den  Mangansuperoxyd- 
niederschlag mit  ein.  S.  und  D.  schlagen  daher  vor,  die  Mangansalzlösung  zu 
heisser,  überschüssiger  Chamäleonlösung  hinzuzufügen  und  den  üeberschuss 
an  Permanganat  mit  Arsenigsäure  zurückzumessen.  Hierbei  muss  jedoch  der 
anfangliche  üeberschuss  von  Zinkoxyd  weggelassen  werden  und  erst  unmittel- 
bar vor  dem  Zurücktitriren  des  Chamäleons  mittelst  Arsenigsäure  etwas 
Zinkoxyd  hinzugefügt  werden.  Bei  Gegenwart  von  Eisensalzen  muss  jedoch 
der  letztere  Zusatz  zu  Anfang  geschehen. 

Legirungen.  Kistbrton  (Engl.  P.  4956/1886)  will  Mangan  in  Le- 
girung  mit  einem  weniger  oxydabeln  Metall,  wie  Aluminium,  Wolfram,  Nickel 
oder  Zinn,  als  Ersatz  für  Nickel  bei  Herstellung  von  Neusilber  u.  dgl.  ge- 
brauchen. — 

Salze«  Zur  Darstellung  von  schwefelsaurem  Manganoxydal  aus  mangan- 
haltigen  Erzen  mittelst  schwefliger  Säure  werden  nach  Staadbn  (D.  P.  39106) 
die  Manganerzgraupen  über  einer  Lage  von  Schwefelkies  aufgeschichtet  imd 
zwar  mit  dem  grössten  Korn  anfangend,  worauf  der  so  gebildete  Meiler  in 
Brand  gesteckt  wird.  Die  sich  bildende  schweflige  Säure  wird  dann  von 
den  Manganerzen  aufgesogen  und  diese  verwandeln  sich  in  schwefelsaures 
Manganoxydul.  Ulrich  Sachsb. 


Antimon,  Arsen,  Quecksilber,  Platin  und  Palladium.  99 

XI.  Antimon,  Arsen,  Quecksilber,  Platin 
und  Palladium. 


Antimon,  Torkommen.  Das  Antimon  kommt  nach  Haupt  (Bg.  u. 
H.  Z.  45,  313)  in  Toscana  fast  ausschliesslich  als  Antimonglanz,  zu- 
weilen aber  metamorphisch  in  Antimonoxyd  verwandelt  Tor.  Es  zeigt  sich 
dicht,  stralig  und  in  Drusen  auch  krystallisirt;  in  Pereta  kommen  Antimon- 
glanzkrystalle  von  ungewöhnlicher  Länge  und  Ausbildung  vor.  In  Mon- 
tanto  ist  das  Erz  in  conpactem  Zustande  in  Blocken  bis  zur  Schwere  vou 
33  Zollcentnem  an  der  Oberfläche  gefunden  worden;  meist  aber  liegt  es, 
zwar  in  Häufigkeit,  aber  zerstreut  im  Quarz  oder  auch  unmittelbar  im 
Kalkstein,  sowie  nesterweise  und  in  Adern.  Hier  und  da  ist  die  Antimon- 
lagerstätte von  Brauneisenstein  überdeckt.  Die  Production  an  Antimon 
beträgt  29  580  Zollcentner  und  damit  ^/s  der  Gesammtproduction  Europas.  — 
Nach  Ballino  (Chem.  Zt.  1886,  No.  70)  werden  zu  Banya  in  einem 
graphitischen  Schiefer  brechende,  geschwefelte  und  oxydische  Erze  aufbe- 
reitet, wobei  Stückerze,  Setzgraupen  und  Schliege  erhalten  werden.  Erste 
beiden  werden  gesaigert,  wobei  Ant.crudum  mit  69'5  Sb  resultirt.  Die 
Schliege  werden  geröstet  und  das  Rostgut  wird  im  Hochofen  mit  20  Proc. 
Brennstoffaufwand  verschmolzen.  Zur  Darstellung  von  Antimonoxyd  in 
Muffeln  unter  Anwendung  von  Wasserdampf  verwendet  man  die  reichsten, 
40  Proc.  Antimon  enthaltenden  Schliege.  Das  verflüchtigte  Antimonoxyd 
passirt  mehrere  hinter  einander  liegende,  Säcke  bildende  Condensatoren  von 
Blech  mit  Schieber  am  Boden,  dann  Flugstaubkammem. 

Zur  Trennung  von  Arsen  und  Antimon  wird  nach  Carnot  (C.  r.  108,  843) 
die  salzsaure  Lösung  mit  Oxalsäure  (oder  wenn  kein  Zinn  vorhanden,  mit 
Weinsäure)  und  Wasser,  darnach  mit  Thiosulfat  in  einer  dem  Antimon  ent- 
sprechenden Menge,  femer  mit  schwefliger  Säure  oder  Alkalibisulfit  versetzt 
und  gekocht.  Wenn  die  Lösung  klar  geworden  ist  und  mit  Salzsäure  oder 
Thiosulfat  nur  noch  eine  weissliche  Trübung  giebt,  so  enthält  die  Fällung 
alles  Antimonoxydchlorid  und  das  Filtrat  (A)  die  Arsenigsäure ;  letztere 
vird  nach  Austreibung  der  Schwefligsäure  mittelst  Schwefelwasserstoff  geföllt. 
Ist  in  A  neben  Zinn  wenig  Arsen  enthalten,  so  kann  man  letzteres  aus- 
^len,  indem  man  durch  die  siedende  Flüssigkeit  einige  Augenblicke 
Schwefelwasserstoff  leitet;  die  Fällung  wird  durch  Erhitzen  mit  Salzsäure  von 
Spuren  Schwefel zinn  befreit. 

Arsen»  Arseniksäure  findet  in  Amerika  zur  Zeit  eine  ausgiebige 
Verwendung  in  der  Landwirtschaft  zur  Vertilgung  von  schädlichen  Insecten, 
namentlich  auch  von  Heuschrecken,  und  soll  in  Folge  dessen  der  Preis  des 
Arseniks  in  San  Franzisko  um  das  Vierfache  gestiegen  sein  (Bg.  u 
H.  Z.  45,  265). 

7* 


100  Antimon,  Arsen,  Quecksilber,  Platin  und  Palladium. 

Quecksilber,  Analytisches«  Zur  elektrolytischen  Bestimmung 
des  Quecksilbers  wird  nach  db  la  Escosdra  die  0'5  g  schwere  Erzprobe  mit 
20  cbcm  Wasser  und  10 — 15  cbcm  Salzsäure  zum  Sieden  erhitzt,  dann  0*5 — 1  g 
chlorsaures  Kalium  allmälig  zugegeben,  noch  50  cbcm  Wasser  und  bis  zur 
völligen  Austreibung  des  Chlores  gekocht.  Nun  setzt  man  20 — 30  cbcm  einer 
Losung  von  schwefligsaurem  Ammonium  hinzu  und  kocht,  lässt  das  gefällte 
Selen  und  Tellur  absetzen,  bringt  das  Filtrat  auf  200  cbcm,  stellt  ein  Gold- 
blech als  Kathode,  Platin  als  Anode  ein  und  leitet  den  Strom  von  zwei 
BüNSEN'schen  Elementen  hindurch,  so  dass  das  Quecksilber  auf  die  Gold- 
platte niedergeschlagen  wird.  —  Oder  man  übergiesst  in  einer  als  Anode 
dienenden  Platinschale  das  gepulverte  Erz  mit  90  cbcm  Wasser,  10  cbcm 
Salzsäure  und  20  cbcm  Ammoniumsulfitlosung  und  taucht  eine  Goldplatte 
als  Kathode  ein.  Diese  Proben  sind  auf  den  Quecksilbergruben  zu  Almaden 
in  Spanien  gebräuchlich  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  329). 

Platin.  Docimastische  Platinproben.  Nach  d'Abcet's  Ver- 
fahren wird  zur  Trennung  von  Platin- und  Silber  die  Legirung  mit  der 
nöthigen  Bleimenge  unter  Zusatz  von  so  viel  Silber  oder  Platin,  dass  sie  in 
dem  erfolgenden  Metallkorn  in  dem  Verhältniss  von  2:1  stehen,  auf  der 
Kapelle  abgetrieben,  das  Korn  ausgeplattet,  das  Blech  zu  einer  Spirale  auf- 
gewickelt und  in  concentrirter  Schwefelsäure  gekocht,  wobei  sich  das  Silber 
auflöst,  dann  das  zurückbleibende  Platin  ausgewaschen,  getrocknet  und  ge- 
wogen. VAN  RiBMSDijK  (Bg.  u.  H.  Z.  45,  213)  schlägt  an  Stelle  dessen 
vor,  das  Korn  (50O  mg)  ohne  dasselbe  zu  einer  Spirale  auszuwalzen,  was 
ohnedies  sehr  schwierig,  wenn  überhaupt  möglich  ist,  nur  einmal  mit 
10 — 15  cm  Schwefelsäure  V4  Stunde  lang  zu  kochen,  wobei  das  etwa  ge- 
löste Platin  durch  den  geringen  Silberrückhalt  im  Platin  völlig  ausge- 
glichen wird,  welcher  immer  vorhanden  ist,  wenn  der  Gehalt  an  Platin  O'l 
vom  Gewichte  der  Legirung  überschreitet.  Zur  Bestimmung  dieses  Silber- 
rückstandes löst  man  das  Platin  in  Königswasser,  verdampft,  nimmt  mit 
Wasser  auf,  zieht  aus  dem  noch  platinhaltigen  Chlorsilber  letzteres 
durch  warmes  Ammoniak  aus  und  föllt  dann  wieder  durch  Salpetersäure. 

Palladimn.  Nach  Rosenbladt  (Z.  anl.  Ch.  26,  15)  lässt  sich 
Palladium  und  Quecksilber  hinreichend  genau  von  Blei,  Kupfer  und  Wismuth, 
dagegen  nicht  von  Cadmium  durch  thiokohlensaure  Kalilösung  trennen. 
Die  letztere  wird  erhalten  durch  Auflösen  von  1  Teil  Schwefel  in  2  Teile 
Schwefelkohlenstoff;  die  mit  15  Teilen  Kalilauge  von  1,13  spec.  Gewicht 
versetzte  Flüssigkeit  wird  einige  Tage  digerirt  und  vom  Rückstand  abge- 
gossen. — 

Eine  nicht  magnetische  und  nicht  oxydationsföhige  Legirung,  die 
hauptsächlich  zur  Fabrikation  von  ührenteilen  Verwendung  finden  soll, 
wird  nach  B.  P.  38445  von  Paillard  in  Genf  aus  Palladium,  Kupfer  und  Stahl 
oder  Palladium,  Kupfer  und  Nickel  hergestellt.  Zumischung  kleiner  Mengen 
von  Rhodium,  Gold,  Silber  und  Platin  soll  die  erforderlichen  Eigenschaften 
erhöhen.  Ulrich  Sachse. 


Antimon,  Arsen,  Quecksilber,  Platin  und  Palladium.  101 


Statistik. 

1.  Production  an  Erzen  im  Deutschen  Reich  im  Jahre  1885. 


Erz   bezw.  Metall 

Zahl  der  Werke, 

welche  das  Pro- 

duct  dargestellt 

haben 

Menge 

Tonnen 

zu  1000  kg 

Wert 

als 
Haupt- 
product 

als 
Neben- 
prodact 

M 

Quecksilbererze 

Zimierze 

Im  Jahre  1884 

Kobalt-,  Nickel-  und  Wismuterze 

Im  Jahre  1884 

Antimonerze 

Im  Jahre  1884    

Arsenikerze 

3 
3 
8 
9 
2 
3 
5 
4 

19 
4 

1 

6 
6 

4 
2 

5 
2 

196  203 

185-396 

617-296 

476095 

5-220 

25-196 

1  824-076 

1  240-325 

12  272-875 

2  423  605 

189  679 
171300 
586  369 
531588 
1572 
4  546 
115  984 

Im  Jahre  1884 

Manganerze 
I.  Preussen 

Prov.  Hessen-Nassau 

(Jebriges  Preussen 

81726 

298  167 
40  593 

Zusammen  Königreich  Preussen  . 
II.  Üebrige  Deutsche  Staaten    .     .     . 

23 
44 

7 

1 

14  696-480 
1  931-342 

338  760 
80  270 

Zusammen  Deutsches  Reich     .     . 

Im  Jahre  1884 

Uran-  und  Wolframerze 

Im  Jahre  1884 

67 

58 

1 

1 

8 

14 

2 

2 

16  627822 

9  672-782 

30-722 

42-665 

419  030 
267  984 

39  509 

40  335 

2.  Hüttenproduction  im  Deutschen  Reich  im  Jahre  1885. 

Quecksilber  (reines) 

Im  Jahre  1884  Quecksilber  (reines) 

und  üranpräparate 

Nickel  und   nickelhaltige   Nebenpro- 
ducte,  Blaufarbwerkproducte,  Wis- 
mut (Metall)  und  üranpräparate     . 
Im  Jahre  1884  ohne  üranpräparate  . 


Kadmium  (Kaufwaare) 
Im  Jahre  1884    .     . 


Zinn  (Handelswaare) 

Im  Jahre  1884 

Zinnsalz  (Chlorzinn) 

Im  Jahre  1884 

Antimon  und  Mangan  (Antimonmetall, 

Antimon-,  Zinn-  und  Bleilegirungen, 

Mangankupfer  und  Mangan  bronze) . 

Im  Jahre  1884 

Arsenikalien 

Im  Jahre  1884 


— 

— 

1 

1 

6 

4 

4 

4 

10 

8 

4 

1 

3 

— 

1 

2 

1 

1 

2 

1 

2 

1 

3 

3 

3 

3 

Eilogramm 
1  304-750 


Tonnen 
zu  1000  kg 

567-155 

529-090 
Kilogramm 
3  267000 
2  768-000 

Tonnen 
zu  1000  kg 

107-262^ 
95-583 

131-138 
76-750 


155-703 

153-590 

1  823  643 

1  600-604 


31090 


3  212  140 
3  034  542 

25  575 
23  070 


194  725 
160  153 
223  452 
155  000 


105  531 
113  150 
466  109 
469  554 


»)  Darunter  8-524  t  Phosphorzinn  im  Werte  von  7  575  .Ä 


102  Chlor,  Brom,  Jod. 

XII.  CMor,  Brom,  Jod. 


LcMGB  hat  ein  Verfahren  zur  Wertbestimmung  des  Chlorkalks 
durch  Wasserstoffsuperoxyd  angegeben,  ünterchlorigsaure  Salze  geben, 
mit  H^O^  gemischt,  ihren  activen  Wasserstoff  ab,  ebenso  wie  das  Wasserstoff- 
superoxyd selbst,  so  dass  man  die  doppelte  Menge  Sauerstoff  von  derjenigen 
erhält,  welche  die  nicht  im  üel)erschusse  befindliche  der  beiden  Substanzen 
als  activen  Sauerstoff  enthielt.  Die  Bestimmung  kann  in  dem  mit  Zersetziings- 
fläschchen  ausgerüsteten  Nitrometer  ausgeführt  werden.  Von  einer  gewöhn- 
lichen (trüben)  Lösung  von  10  g  Chlorkalk  in  290  cbcm  Wasser  nimmt  man 
5  cbcm  =  0  2  g  Chlorkalk  und  lässt  dies  in  den  äusseren  Raum  des  Zersetzungs- 
fläschchens  fliessen.  In  das  innere  Röhrchen  desselben  kommen  2  g  der 
käuflichen  Wasserstoffsuperoxydlösung,  jedenfalls  ein  üeberschuss  an  H^O^. 
Man  steckt  das  Fläschchen  auf  den  Kautschukpfropf  und  bringt  durch  Drehen 
des  Hahns  dasselbe  mit  dem  Messrohr  in  Verbindung,  nachdem  das  Queck- 
silber auf  0°  eingestellt  worden  ist.  Man  lässt  durch  Neigen  des  Fläsch- 
chens  die  Flüssigkeiten  sich  mischen,  schüttelt,  stellt  das  Quecksilber  in 
beiden  Röhren  gleich  hoch  und  liest  das  Gasvolumen  ab.  Der  entwickelte 
Sauerstoff  ist  das  directe  Maass  für  das  active  Chlor  des  Bleichkalks.  Bei 
Verwendung  von  0*2  g  Chlorkalk  entspricht  1  cbcm,  auf  0°  und  760  mm 
berechnet,  «=  5  franz.  Grad  (Liter  Chlorgas,  die  von  1  kg  Chlorkalk  ent- 
wickelt werden)  oder  1*632  Gewichtsproc.  Chlor.  Wenn  man  7*917  g  Chlor- 
kalk auf  250  cbcm  auflöst  und  5  cbcm  Lösung  verwendet,  so  entspricht  1  cbcm 
=  2  Proc.  Chlor.    (Ber.  19,  869). 

J.  Pattinson  hat  die  Abnahme  des  Chlorkalks  an  wirksamem  Chlor 
bestimmt  und  gefunden,  dass  Chlorkalk  bei  Temperaturen  nicht  über  16'7° 
(r>2°F),  wenn  er  in.  Fässern  aufbewahrt  wird,  in  einem  Jahre  3  bis  4  Proc, 
wenn  er  in  geschlossenen  Flaschen  aufbewahrt  wird,  18  bis  24  Proc.  wirk- 
sames Chlor  verliert  (Joum.  ehem.  soc.  1886,  587). 

Reinh.  Weiss  in  Charlottenburg  stellt  bleichend  wirkende  Thon- 
erdeverbindungen  sowol  in  Form  einer  Lösung  als  auch  in  festem  Zu- 
stande her  (D.  P,  38048).  Im  ersten  Falle  wird  Chlor  in  eine  zweckmässig 
verdünnte  Lösung  von  Natriumaluminat  oder  in  Wasser,  in  welchem  Calcium- 
aluminat  oder  Magnesiumaluminat  oder  beides  zugleich  suspendirt  ist,  ein- 
geleitet. Im  zweiten  Falle  lässt  man  das  Chlor  auf  die  festen  Aluminate 
einwirken,  wobei  man  die  bleichende  Verbindung  in  einer  festen,  dem  Chlor- 
kalk ähnlichen  Form  erhält. 

Die  Umsetzungen  scheinen  nach  folgenden  Gleichimgen  stattzufinden: 

1.  3[Al2(OH)6.6NaOH]  +  30Cl=2[Al2(OCl)3(OH)3.9NaOCl]  +  Al2Cl« 

-f-9NaCl-+-15H20. 

2.  3[Al2(OH)6.3Ca(OH3]  +  24Cl=2[Al2(OCl)3(OH)3.3CaOC10H] 

-^Al2Cl6+3CaCl2-hl2H30. 

Die  Thonerdeverbindimgen  wirken  angeblich  infolge  Abgabe  von  ozoni- 


Chlor,  Brom,  Jod.  103 

sirtem  Sauerstoff  ausserordentlich  schnell  bleichend.  Gespinnste,  Gewebe^ 
Papiermasse  u.  s.  w.  werden  damit  in  wenigen  Tagen,  ohne  Auslegen,  völlig 
weiss  gebleicht,  wobei  die  bei  Anwendung  Ton  Chlorkalk  den  Chlorbädern 
folgenden  Säurebäder  wegfallen.  Die  bleichenden  Thonerdeverbindungen 
sollen  auch  die  Faser  weit  weniger  angreifen,  als  es  von  Chlorkalk  geschieht . 

GoRGBu  hat  die  Einwirkung  von  Luft  und  Kieselsäure  oder 
Kaolin  auf  die  Alkalikaloide  untersucht  (C.  r.  102,  1164),  wesentlich 
von  geologischem  Standpunkt  aus.  Allein  auch  für  die  Technik  haben  sich 
einige  bemerkenswerte  Resultate  ergeben.  Beim  Erhitzen  eines  Gemenges 
von  Thon  und  Chlomatrium  oder  Chlorkalium  auf  Rotglut  entwickelt  sich 
Salzsäure.  Setzt  man  das  Erhitzen  fort  und  leitet  gleichzeitig  Wasserdampf 
über  die  Masse,  so  wird  ein  grösserer  Teil  des  Chlorids  zersetzt.  Die  Menge 
desselben  hängt  hauptsächlich  von  dem  Gehalt  des  Thons  an  Thonerde  ab. 
Bromide  entwickeln  unter  denselben  Bedingungen  Brom  Wasserstoff,  Jodide 
aber  nur  Jod.  Wenn  man  entwässerten  Thon  anwendet  \md  in  trockner 
Luft  glüht,  so  wird  reichlich  Chlor,  bezw.  Brom  oder  Jod  entwickelt.  Zur 
Darstellung  der  Salzsäure  ist  das  beste  "Verhältnis:  auf  100  Tle.  Thon,  der 
wasserfrei  35  Proc.  Al'O^  enthält,  22  Tle.  Kochsalz.  Wenn  bei  Kirschrotglut 
^4  Stunden  lang  Wasserdampf  durch  diese  Masse  zieht,  so  sind  97  Proc. 
des  Kochsalzes  zersetzt.  Zur  Fabrikation  des  Chlors  muss  der  Thon  vorher 
geglüht  werden;  derselbe  soll  noch  1  Proc.  Wasser  enthalten.  Die  Mischung 
muss  dann  2  Stunden  lang  auf  Hellkirschrotglut  erhitzt  werden.  Beiüeber- 
leiten  von  trockener  Luft  erhält  man  dann  aus  einer  Mischung  von  21  Tln. 
Kochsalz  und  79  Tln.  Thon  von  35  Proc.  AI' 0'- Gehalt  so  viel  Chlor,  dass 
auf  100  g  Salz  25  bis  30  g  kommen,  während  61  g  Chlor  darin  enthalten 
sind.  Apparate  aus  Eisen  müssen  emaillirt  sein.  Die  Darstellung  von  Jod 
mit  Hülfe  von  Kaolin  geht  schon  bei  dunkler  Rotglut  und  unter  Anwendung 
gewöhnlicher  feuchter  Luft  von  statten.  Einstündiges  Erhitzen  genügt,  um 
auf  1  Tl.  Kaolin  1  Tl.  Jodkalium  zu  zersetzen. 

Um  Chlor  aus  Chlorkalk  in  dem  bekannten  Kipp'schen  Apparat  her- 
zustellen, empfiehlt  Cl.  Winklbr  trockenen  Chlorkalk  mit  V*  seines  Gewichtes 
an  gebranntem  Kalk  zu  vermischen,  die  mit  Wasser  angemachte  Masse  in 
Würfel  zu  formen  und  mit  diesen  einen  Kipp'schen  Apparat  zu  füllen,  der 
mit  Salzsäure  beschickt  wird.    (Ber.  20,  184). 

J.  S.  Stab  empfiehlt  das  zur  Darstellung  von  Bromwasserstoff- 
säure  mittelst  Brom  und  Wassers  und  roten  Phosphors  zu  verwendende 
Brom  dadurch  von  jeder  Spur  von  Chlor  und  Jod  zu  befreien,  dass  man  es 
in  Bromkalium  löst  und  nach  Zusatz  von  Zinkoxyd  destillirt.  Das  Chlor 
geht  in  Chlorkalium  über,  das  Jod  wird  vom  Zinkoxyd  zurückgehalten  (Z. 
anal.  Ch.  2«,  213). 

ViTALi  gewinnt  das  Jod  aus  dem  Varech  mit  Hülfe  von  Kalium- 
bichromat.  Die  Seepflanzen  werden,  um  dem  Verlust  von  Jod  beim  Ver- 
aschen vorzubeugen,  mit  Kaliumcarbonatlösung  digerirt  und  dann  getrocknet 
und  verbrannt.    Die  aus  der  Asche  gewonnene  Lauge  wird  mit  Schwefelsäure 


104  Chlor,  Brom,  Jod.    Schwefel,  Schwefelsäure  etc. 

neutralisirt  und,  nachdem  das  Kaliumsulfat  auskrystallisirt  ist,  zur  Trockne 
verdampft.  Der  Salzrückstand  wird  dann  mit  einem  üeberschuss  von  Kalium  - 
bichromat  erhitzt  und  liefert  nahezu  reines  Jod.  Aus  dem  Rückstand  wird 
wieder  Chromat  gewonnen  (Pharm.  Z.  1887,  128;  Chem.  Ind.  1887,  101). 

Phillips  in  Alleghany  City,  Penn,  will  Jod  und  Brom  aus  Salzwasser- 
mutterlaugen durch  Oele  oder  Kohlenwasserstoff  absorbiren,  dann  der  Lösung 
das  Halogen  durch  Erhitzen  derselben  mit  Alkali  unter  Druck  entziehen  und 
dasselbe  aus  der  alkalischen  Lösung  in  bekannter  Weise  abscheiden  (Ver- 
St.  P.  356291). 

Nach  Wanklyn  rührt  die  braune  Farbe  des  Mineral- Wassers  von  Wood, 
hall  Spa  bei  Lincoln  von  freiem  Jod  her  (Cem.  News  64,  300). 


XIII.  Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere 
Schwefelverbindungen. 

Ad.  Vogt  in  Aschersleben  gewinnt  Schwefel  und  kaustische  Mag- 
nesia aus  Schwefelwasserstoff  und  Magnesiumsulfat  oder  anderen 
Magnesiumsalzen.  (D.  P.  35668).  Wenn  Schwefelwasserstoff  durch  eine 
glühende  mit  calcinirtem  Magnesiumsulfat  gefüllte  Retorte  geleitet  wird,  so 
entweicht  Schwefel-  und  Wasserdampf,  und  Magnesia  bleibt  zurück. 
MgSO*-f3H2S  =  MgO  +  4SH-3H20. 

Die  Dämpfe  werden  durch  eine  schwach  geheizte  Retorte  geleitet,  wo 
der  Schwefel  cöndensirt  wird,  aber  nicht  erstarrt,  so  dass  er  unten  abflies sen 
und  in  Formen  gegossen  werden  kann. 

Doppelsalze  oder  Gemische,  welche  Magnesiumsulfat  enthalten  und  bei 
der  für  die  Reaction  erforderlichen  Temperatur  schmelzen,  werden  mit  feuer- 
beständigen Stoffen,  Silicaten,  Magnesia  u.  dgl.  vermischt. 

Das  Patent  ist  abhängig  vom  P.  30  746  der  österreichischen  Sodafabrik 
in  Hruschau.  0  Nach  letzterem  wird  Schwefelwasserstoff  durch  ein  erhitztes 
„Alkali-  und  Erdalkalisulfat",  z.  B.  Ca  SO*,  geleitet,  wobei  Schwefel  und 
Wasser  entweichen,  während  das  Sulfat  zu  Sulfid  reducirt  wird.  Das  vor- 
liegende Verfahren  benutzt  ausschliesslich  das  Sulfat  des  Magnesiums,  dessen 
Sulfid  bekanntlich  nicht  existenzßihig  ist. 

E.  W.  Parnbll  und  J.  Simpson  in  Liverpool  lassen  zur  Gewinnung  von 
Schwefel,  um  den  Verlust  an  Schwefel,  welcher  bei  der  Reaction  zwischen 
schwefliger  Säure  und  Schwefelwasserstoff  durch  Bildung  von  Pentathlon  säure 
entsteht,  zu  vermeiden,  die  Reaction  in  Gegenwart  von  Schwefelsäure  von 
15  bis  20°  Tw.  stattfinden.  Dadurch  wird  der  grösste  Teil  Schwefel  aus  beiden 
Gasen  als  solcher  abgeschieden  und  kann  durch  Absetzenlassen  gewonnen 
werden,    während  Thionsäuren   in   der  Schwefelsäure  sich  ansammeln.     Die 

J)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  60. 


^ 


Sebwäfel,  Schwt^reMure  und  rutder«  SGhwefdvorhiiiduijgfvn*        105 


k*titer<*  wird  TOti  Xeit  t\i  Zeit  fMm  Sieden  erlütÄt,  bis  di«  Diohti^koit  d«r- 
is^lhpti  15  bi?t  £0'^  Tr*  t^lp.  Dabei  werden  tlk*  Thiünüluren  ÄtM'sotot  In 
Schfiipf«J*  8('hwef©llänre  und  ichweflige  Silure,  welch'  letztere  wieder  zur 
ücrsetmng  MUt*F  Meng(*n  Schwefel  wasseratolfs  verweedat  wird.  Als  geeig' 
aater  Apparat  wird  ein  mit  Flint^teiti  gefilllter  Bleiturm  empfohlen,  in 
««Icbeui  Vitrioitd  horabnoselt,  während  schwefU**?  »Säure  und  SehwefelwaHsör* 
»iüf  nnteu  in  de«  Tijrm  eintraten  und  der  Sehwefeisäure  entgegen  auf=iteigen* 
(Bq^I  P.   U364  V.  24.  ilet.  I8ö5), 

Wkrkvü  in  Charlotten  bürg  hat  einen  Apparat  zur  fiewinnuDg  ?on 
Sehwoft'l  und  8 Nichten  ans  Sulfaten  und  kiesuHÄäurohaltigtjn 
KC*rperu  uu^t^gebt^n.     (D.  P,  *^8014  Fig,  26  und  37.) 

Di^rsidbp  besteht  aus  zwei  Teilen:  pinera  Schat^bttifeu,  wdcher  aur 
LTin^andlnng'  de«^  Sulfat»  in  ein  Silicat  dicntn,  nnd  innem  zweiten  Scbaeht, 
nelchcr  mit  gUihendem  Cois  gefüllt  ist,  und  in  welchem  die  im  ersten  Bebat-ht 
fifli  wi^rdende  Schwefelsäure  bezw.  s;chwt^flig©  Säure  tu  8ehw(^fel  reduoir! 
wiird,  Dil»  Sulfate  werden,  mit  Kiesjelüüure  gemischt,  durch  den  Oharg^irappa- 
r;i(  a   mit    der    nüligen   Menge    Scbmelzcdks    eingetragen.      Der    durch    die 


Fiff,  Sr*. 


Tis.  37. 


Üäsen  h  eingeJdasene  Win<i  hewirkt  die  Verbrennung  des  Cökä,  Wodurch 
dift  Schmelzung^  bezw.  Zerset/.ung  des  Sulfats  durch  Kieselsäure  vorgenommen 
wird.  Das  enl standen e  flüssige  Silic^it  summe Ir  sieb  auf  der  SidiJe  iles  Ofens 
VI  unil  vetlässt  ihn  dnrcii  Ablauf  c.  Die  frei  werdende  Schwefelsäure  zerfallt 
ki  der  hoben  Temperatur  in  schweflige  Säure  und  Sauerstoff.  Letzterer 
^teretntzt  die  Verbrennung,  während  erstere  durch  d  in  den  ssweiten  Schacht 
*  tritt,  in  welchem  durch  glilht^uile  Cftks  die  Reductioji  der  sehwefligeu  Saure 
("ifoigt.  Die  Gase  verlas^on  lieu  Apparat  durch  i  und  werden  narh  Oon- 
(Ittisitionskammeru   geführt,    in    denen   der  Schwefel  niedergeschlageu  wird. 


106        Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere  Schwefel  Verbindungen. 

Bei  diesem  Verfahren  ist  es  nicht  gut,  die  Reduction  der  Gase  yöllig 
zu  Ende  zu  führen;  sie  müssen  vielmehr  noch  geringe  Mengen  von  schwef- 
liger Säure  enthalten.  Wird  die  Reduction  zu  früh  beendet,  so  bildet 
sich  Kohlenoxydsulfid  (COS),  wodurch  Verluste  eintreten;  dies  findet  nicht 
statt,  wenn  gleichzeitig  eine  geringe  Menge  von  schwefliger  Säure  vor- 
handen ist.  um  nun  diesen  Teil  der  schwefligen  Säure  ebenfalls  nutzbar  zu 
machen,  dient  der  in  Fig.  26  dargestellte  Apparat.  Derselbe  besteht  aus 
einem  System  von  aus  feuerfestem  Material  hergestellten  Canälen  «^,  an 
welche  sich  ein  mit  verkohltem  Brennstoff  gefüllter  Schacht  8  anschliesst. 
Passend  angebrachte  Umsteuervorrichtungen  x  und  y  gestatten  es,  zunächst 
durch  entweder  in  8  erzeugte  oder  von  aussen  durch  «3  und  t  zugeführte 
Generatorgase  die  Canäle  si  stark  zu  heizen  und  sodann,  nach  erfolgter 
Umsteuerung,  die  schweflige  Säure  enthaltenden  Gase,  welche  durch  w  ein- 
geführt werden,  in  diesen  Canälen  8i  auf  die  zu  ihrer  Reduction  nötige 
Temperatur  zu  bringen,  damit  dieselben  in  dem  mit  Brennstoff  gefüllten 
Schacht  8  reducirt  werden  können. 

Die  reichen  Schwefelerze  Toscanas,  die,  obgleich  sie  sich  denjenigen 
Siciliens  an  die  Seite  stellen  können,  augenblicklich  nicht  ausgebeutet 
werden,  sowie  die  dort  vorkommenden  Antimonerzlager  beschreibt  Haüpt  in 
Bg.  u.  H.  Z.  1886,  S.  333.     (Vgl.  S.  99). 

Um  den  Schwefel  in  Sulfiden  zu  bestimmen,  behandelt  Weil  die 
Probe  mit  Zink  und  Salzsäure,  leitet  den  Schwefelwasserstoff  in  ein  be- 
stimmtes Quantum  FBHLiNG'sche  Lösung  und  bestimmt  in  der  vom  gefällten 
Kupfersulfid  filtrirten  und  angesäuerten  Lösung  das  noch  darin  enthaltene 
Kupfer  mittelst  titrirter  Zinnchlorürlösung.  Die  gefundene  Kupfermenge, 
multiplicirt  mit  0*30393,  giebt  die  in  der  Substanz  enthaltene  Menge  Schwefel. 
(C.  r.  102,  1487.)  Nach  Friedhkim  (Ber.  20,  59)  liefert  die  Methode  keine  be- 
merkbaren Resultate. 

U.  Cdmmirgs  in  New  York.  Neuerungen  in  der  Fabrikation  von 
Schwefelsäure.  (Engl.  P.  7355  v.  1.  Juni  1886.)  Es  wird  das  (wolbe- 
kannte,  schon  im  Jahre  1858  von  Kdbnzi  vorgeschlagene)  Verfahren  be- 
schrieben, Gips  mit  einem  Silicat  zu  zersetzen.  Eine  innige  Mischung  von 
Gips  und  Thon  wird  mit  wenig  Wasser  in  Blöcke  geformt.  Die  Masse  wird 
in  einem  geeigneten  Ofen  geglüt.  Es  bildet  sich  ein  Kalk-Thonerde-Silicat, 
welches  als  hydraulischer  Cement  verwertet  werden  soll,  während  Dämpfe 
von  Schwefelsäure,  schwefliger  Säure  imd  Sauerstoff  entweichen  und  in  ge- 
wöhnlicher Weise  in  Schwefelsäure  umgewandelt  werden.    (Vgl.  oben  Wbbben). 

Nach  John  und  Jambs  Addib  in  Langloan  wird  schweflige  Säure 
aus  Pyriten  oder  andern  Metallsulfiden  durch  Einwirkung  von  Kieselsäure 
und  einem  Luftstrom  entwickelt.  Ein  kleiner  Hoch-  oder  Cupolofen  wird 
auf  Weissglut  gebracht  und  mit  einer  Mischung  von  Pyriten  und  Sandstein 
oder  kieseligem  Kalkstein  oder  anderen  schlackeerzeugenden  Materialien  be- 
schickt. Unten  wird  in  den  Ofen  durch  Düsen  ein  heisser  Luftstrom  ge- 
blasen.    Die  Mischung    schmilzt,  und    der  Schwefel   wird  frei,    die  mit  der 


Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere  SchwefeWerbindungen.        107 

Kieselsäure  gebildete  Eisenschlacke  wird  von  Zeit  zu  Zeit  unten  abgestochen. 
Der  obere  Teil  des  Ofens  ist  durch  den  Chargirapparat  abgeschlossen.  Seit- 
lich ^eht  eine  weite  Rohrleitung  ab,  in  die  zur  völligen  Verbrennung  des 
Schwefels  heisse  oder  kalte  Luft  geleitet  wird.  Die  Rohrleitung  hat  an 
einem  abwärts  gerichteten  Zweige  einen  Wasserverschluss,  der  als  Sicherheits- 
ventil bei  übermässigem  Druck  der  Gase  dient.   (Engl.  P.  180  v.  5.  Jan.  1886.) 

R.  OxLAND  in  Plymouth  und  Ca.  Oxland  in  dydenham  haben  einen 
Apparat  zum  Brennen  oder  Calciniren  von  schwefel-  oder  arsenhaltigen 
Erzen  für  die  Fabrikation  von  Schwefelsäure  oder  Arsenik  angegeben. 
(Engl.  P.  7285  vom  15.  Juni  1885).  Bei  dieser  Abänderung  von  Oxland's 
und  HocKiNo's  Calcinirofen  (Engl.  P.  2950/1868)  ist  die  Einrichtung  ge- 
troffen, dass  die  Rostgase,  ohne  mit  Verbrennungsgasen  der  Wärmequelle 
gemischt  zu  sein,  in  die  Condensationsräume  treten.  Am  unteren  Ende  des 
rotirenden  Calcinircylinders  ist  eine  Verlängerung  aus  Gusseisen,  welche  von 
einem  darunter  befindlichen  Rost  und  umgebenden  Heizröhren  aus  erhitzt 
wird.  Die  zum  Rosten  der  Erze  notwendige  Luft  wird  durch  einen  Regu- 
lator in  der  Endplatte  der  Verlängerung  zugelassen.  Letztere  enthält  noch 
eine  Thür  zur  Entfernung  des  abgerösteten  Materials. 

üeber  das  Verfahren  von  Hbrbbrts,  Kiesabbrände  möglichst  frei 
von  Zink  und  Schwefel  und  somit  zur  Verhüttung  auf  Eisen  geeignet  zu 
machen,  s.  S.  22.  Das  ebenda  erwähnte  Verfahren  von  Ribmann,  zinkhaltige 
Kieselbrände  mit  wasserfreiem  und  neutralem  Ferrisulfat  zu  behandeln,  welches 
durch  Behandlung  von  Kiesabbränden  mit  Schwefelsäure  in  der  Wärme,  längeres 
Einwirkenlassen  der  Säure  auf  das  Eisenoxyd  in  Haufenform  und  Erhitzung 
der  Masse  bis  zur  schwachen  Rotglut  hergestellt  wird,  soll  sich  gut  bewähren. 
Durch  diese  Behand-  Fig.  2a 

lung  soll  nahezu  sämt- 
liches Zink  in  wasser- 
löslicheVerbindungen 
übergeführt  werden. 

Die  Gesellschaft 
Vieille-Montagne 
in  Chenee  bei  Lüttich 
bat  ihren  Röstofen^) 
insofern  verbessert, 
als  das  Rühreisen  zum 
Transport  des  Materi- 
als durch  zwei  oder 
mehr  Systeme  solcher 
Rübreisen     ersetzt 

wird,  welche  derartig  neben  einander  angeordnet  sind,  dass  das  Material  von 
den  Rühreisen  des  linksseitigen  Systems  denen  des  rechtsseitigen  zugeführt 


*)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  57. 


108        Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere  Schwefelverbindungen. 


wird,     und    umgekehrt,    worauf    es    auf    einen    anderen    Herd     gelangt. 
(D.  P.  36609). 

Michel  Perret  in  Paris  macht  seinen  Freifallofen  für  staubförmiges 
Brennmaterial    dadurch    zum    Rösten    von   Blenden    unter   Zufährung   von 

Wärme,    aber 
^''«'  ^'  ohne  ein  Ver- 

mischen der 
Heizluft  mit 
Röstgutgasen, 
tauglich,  dass 
zwei  getrennte 
Canalfuhnm- 
gen  angeord- 
net sind,  von 
denen  die  eine 

durch  die 
hohlen  Träger 
C  in  Verbin- 
dung mit  den 
Canälen  t  an 
den  Stimen- 
den,  die  andere 
durch  die  hori- 
zontalen na- 
türlichen Ca- 
näle     in    der 

fallenden 
Masse  in  Ver- 
bindung mit 
den  Canälen  f, 
an  den  Stim- 
enden  gebildel 
wird.  (D.  P. 
36604  und 
37482). 
Ein  Apparat  zur  Condensirung  von  Hüttenrauch  und  zur  Ab- 
scheidung schädlicher  Gase  sowie  zu  Ventilationszwecken  von  Wassbbmabn 
in  Kalk  bei  Köln  besteht  aus  einem  geschlitzten,  nach  dem  Princip  des 
SEGNER'schen  Wasserrades  bewegten  Rohre,  welchem  unter  Druck  flache 
Wasserstralen  entströmen.  Diese  saugen  die  Rauchgase  an  und  treiben 
dieselben  durch  verticale  feine'[  Drahtgewebe  weiter.    (D.  P.  35104). 

NicKOLs  und  Herreshopp  in  Brooklyn  haben  bemerkt,  dass  die  Ziegel- 
steine, mit  denen  ihr  Gloverturm  ausgesetzt  ist,  besonders  in  den  unteren 
Schichten   stark    von    den  heissen  Gasen  und  der  heissen  Säure  angegriffen 


..<-m^m^ 


Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere  Schwefel  Verbindungen.        109 

werden  und  schlagen  nun  vor,  die  Bleiwand  des  Turmes  im  Innern  mit  Quarz 
anzukleiden  und  den  unteren  Teil  der  Füllung  ganz  aus  Quarz  herzustellen. 
Da  Quarz  nicht  gut  in  geeignete  Blöcke  zerschnitten  werden  kann,  so  wird 
das  Material  fein  gemalen  und  dicht  an  die  Bleiwand  gedrückt.  Die  Quarz- 
blöcke, welche  das  tragende  Gewölbe  und  die  eigentliche  Füllung  bilden, 
werden  so  angeordnet,  dass  sie  stark  gegen  die  Quarzpulverauskleidung 
drücken.  Grössere  leere  Räume  werden  mit  kleineren  Quarzstucken  ausge- 
füllt   (Engl.  P.  1861  V.  9.  Febr.  1886). 

HÄNiscH  und  ScHROBDER  in  Neumühl-Hambom  a.  Rh.  haben  ein  Ver- 
iahren  und  Apparat  zur  Abscheidung  des  Wasserdampfes  aus  seinem 
Gemisch  mit  schwefliger  Säure  angegeben  (D.  P.  36721).  In  einem  mit 
Verteilungssteilem  oder  Coksstücken  angefüllten  Turme  wird  die  beim  Ein- 
>pritzen  von  kaltem  Wasser  in  das  Gasgemisch  erhaltene  schweflige  Säure- 
Lösung  dem  heissen  Gasstrome  weiter  entgegengefuhrt  und  zwar  so  lange,  bis 
die  Losung  unter  stetiger  Abgabe  der  ursprünglich  absorbirten  schwefligen 
'^äure  nahe  auf  die  Siedehitze  erwärmt  ist,  so  dass  an  dem  unteren  Ende 
des  Turmes  eine  kochend  heisse,  an  schwefliger  Säure  arme  Flüssigkeit,  am 
oberen  Ende  ein  gekühlter,  wesentlich  von  Dampf  befreiter  Strom  schwefliger 
Säure  resultirt. 

H.  Sprbmgbl  in  London  will  den  Abdampf  von  Dampfmaschinen  in  den 
Bleikammern  in  folgender  Weise  benutzen.  Wenn  die  Maschine  z.  B.  mit 
einem  Druck  von  30  Pfund  auf  den  Quadratzoll  auf  einer  Seite  des  Kolbens 
und  Null  Druck  auf  der  andern  arbeitet,  so  kann  dieselbe  Arbeit  von  der 
Maschine  verrichtet  werden,  wenn  der  Dampfdruck  auf  der  einen  Seite  des 
Kolbens  40  Pfiind  pro  Quadratzoll,  auf  der  andern  Seite  10  Pfund  beträgt. 
Der  Dampfdruck  von  10  Pfund  ist  mehr  als  hinreichend,  um  den  Abdampf 
in  die  Bleikammem  zu  treiben.  Es  wird  deshalb  vorgeschlagen,  den  Druck 
im  Dampfkessel  um  10  Pfund  pro  Quadratzoll  zu  erhöhen,  die  Maschine  mit 
diesem  höheren  Druck  zu  treiben,  den  Abdampf  der  Maschine  unter  einem 
Druck  von  10  Pfund  pro  Quadratzoll  in  die  Bleikammem  treten  zu  lassen 
und,  wenn  ein  Mangel  an  Dampf  ersetzt  werden  soll,  aus  dem  Kessel  Dampf 
onter  demselben  Druck  einzuführen.  Zur  Erreichung  dieses  Zwecks  ist  die 
Leitung  für  den  Abdampf  mit  einem  von  dem  Dampfkessel  direct  kommen- 
den Rohr  versehen,  welches  mit  einem  Reducirventil  ausgestattet  ist.  (Engl. 
P.  10798  V.  24.  Aug.  1886.) 

Es  sind  mehrere  Apparate  zur  Concentration  von  Schwefelsäure 
patentirt  worden. 

Bei  dem  Apparat  des  Intern ationalbr  Yacccm- Eismaschinen -Verein's 
in  Berlin  (D.  P.  No.  37353)  circulirt  die  Heizflüssigkeit  in  der  Bleirohr- 
scblange  B,  Fig.  30,  und  von  dort  durch  Eisen-  oder  Kupferrohre,  welche  durch 
directes  Feuer  erhitzt  werden.  Oder  die  Keizflüssigkeit  befindet  sich  in  dem 
^uunittelbar  auf  den  Heizofen  E  aufgesetzten  Behälter  F,  In  diesem  Be- 
hälter ist  der  aus  Hartblei  bestehende  Schwefelsäureconcentrator  G  so  gelagert, 
dass  derselbe  ringsum  von  der  Heizflüssigkeit  umgeben  wird.    (Fig.  31  u.  f.  S.) 


110        Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere  Schwefelverbindungen. 


Die   den  Behälter  F  erhitzenden  Verbrennungsgase  entweichen  durch 
mehrere  in    der  Rohrplatte  P  eingenietete,    oben   offene  Heizrohren  h   und 
weiter  durch  das  Abzugsrohr  J2   ins  Freie.     Diese  Heizrohren   gehen    durch 
Fig.  30.  Fig.  31. 


im  Säurebehälter  angebrachte,  bedeutend  weitere  Hartbleiröhren  S",  innerhalb 
welcher  die  Heizflüssigkeit,  die  Heizröhren  umspulend,  sich  befindet.  Die 
Dämpfe  aus  dem  Concentrator  entweichen  durch  ein  oben  offenes  Rohr  K 
zunächst  in  den  oberen  Raum  des  Behälters  F  und  strömen  aus  diesem  zu- 
sammen mit  den  Feuergasen  durch  das  Abzugsrohr  2?  in  die  Atmosphäre. 
Die  verdünnte  Schwefelsäure  wird  durch  das  Rohr  e  zu-  und  unten  durch 
das  Rohr  g  concentrirt  abgeführt.  Durch  zwei  Wasserstandsgläser  /  und  /i 
wird  das  Niveau  der  Schwefelsäure  sowohl  als  das  der  Heizflüssigkeit  angezeigt. 
Durch  das  Rohr  w  kann  der  Heizflüssigkeit  Wasser  zugeführt  werden, 
wenn  durch  event.  zu  starke  Heizung  ein  Teil  der  Heizflüssigkeit  verdampft 
sein  sollte. 

Ein  zweiter  Apparat  des  Internationalen  yACUDM-EiSMASCHiNEN-VERBiK^s 
ist  folgendermaassen  beschaffen  (D.  P.  No.  38015  Fig.  32  und  33).  Die  aus 
Hartblei  hergestellte  und  mit  Wärmeschutzmasse  versehene  Abdampfschale  S 
steht  durch  Rohre  a  und  h  mit  dem  Säureerhitzer  E  und  durch  Rohr  d  mit 
einem  Säurevorwärmer  in  Verbindung.  Säureerhitzer  und  Säurevorwärmer 
sind  aus  Eisen  oder  Kupferblech  hergestellte  Dampfgefässe,  in  welche  eine 
oder  mehrere  concentrisch  zu  einander  liegende  Bleirohrschlangen  M  M}  auf 
eisernen  Gestellen  N  N^  eingesetzt  sind.  Der  Kesseldampf  tritt  bei  f  ein, 
während  bei  g  das  Condensationswasser  durch  geeignete  Vorrichtungen  ab- 
gelassen wird.  Die  Säure  tritt  vorgewärmt  durch  Rohr  d  in  die  Schale  S 
ein,    wo  ein  Teil  ihres  Wassers  verdampft,   und  sinkt   als    schwerere  Säure 


Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere  Schwefelverbindungen.        1 1 1 


zu  Boden,  von  wo  sie  durch  Rohr  b  nach  dem  Erhitzer  E  und  durch  Rohr  a 
wieder  in  die  Abdampfschale  S  zurückgeführt  wird.  Das  verdampfende  Wasser 
wird  durch  den  Dom  2>  von  einer  Luftpumpe  abgesaugt.     Ist  die  Säure  ge- 

Fig.  32. 


aögend  concentrirt,  so  wird  sie  durch  Rohr  I  abgelassen.  Soll  der  Apparat 
continuirlich  arbeiten,  so  lässt  man  die  Säure  durch  den  Vorwärmer  und  von 
dort  durch  Rohr  d  in  die  Schale  S  zu-  und  durch  Rohr  e  abfliessen.  Durch 
Hahnstellung  wird  Zu-  und  Abfluss  der  Säure  so  regulirt,  dass  das  Niveau 
derselben  im  Abdampfer  constant  bleibt. 

Fig.  33  stellt  eine  andere  Construction  des  Säureerhitzers  dar.  Derselbe 
besteht  aus  einer  oder  mehreren  flach  gewundenen  Bleirohrschlangen.  Die 
geraden  Blei- 
rohre G  sind  —  C  ■'^~  s^~  ^ 
in  die    etwas      ^-\^^°^,7T~^     /       ^'    '               2'~^^^^ 

weiteren 

kupfernen 
oder  eisernen 
Röhren  H  ein- 
gelagert.     Im 
Zwischenraum 

beider  Röhren  circulirt  der  Dampf.  Die  geraden  Röhren  sind  durch  die  Hart- 
bleibogen K  mit  einander  verbunden.  In  der  Pfeilrichtung  10  tritt  die  zu 
erhitzende  Säure  ein,  während  sie  bei  9  in  die  Abdampfschale  gelangt.  In 
der  der  Säure  entgegengesetzten  Strömung  circulirt  der  Dampf  in  der  Pfeil- 
richtung 11  und  12. 


112        Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere  SchwefeWerbindungen. 


Emile  Fontenille  in  Paris  hat  folgenden  Apparat  angegeben.  (D.P.  37713). 
Die  durch  einen  Ventilator   zum  Teil  zunächst  durch    einen  Erhitzer,    zum 


Fig.  34. 


-^ 


B 


Fi?- 35.  Teil  durch  eine 

Rohrleitung 
direct      durch 
-■^  Rohr  A  in  den 
^   Verdampfap- 
parat   JB    ein- 
geführte   Luft 
zerstäubt  die  durch  Rohr  C  auf  den  Siebboden 
^  D  fliessende  Flüssigkeit,  wobei  diese  verdampft 
wird.     Etwa  mitgerissene  Flüssigkeitsteilchen 
sammeln  sich  an  den  zu  einander  versetzt  im 
Hute  F  angeordneten,  perforirten  Blechen  E^ 
von   welchen  dieselben  wieder  auf  den  Sieb- 
boden D  zurücktropfen.    Durch  Rohr  G  wird 
die    concentrirte  Flüssigkeit  nach  Bedarf  ab- 
An  Stelle  des  Siebbodens  D  kann 


Fig.  3G. 


auch  eine  Anzahl  von  fein  durchlochten  Röhren  H  (Fig.  35)  angebracht 
werden,  welche  sich  von  der  vom  Ventilator  kommenden  Leitung  hinter  der 
Vereinigung  der  Rohre  für  heisse  und  kalte  Luft  abzweigen. 

Bartsch  in  Bridge- 
port, Connecticut,  V.  St.  A. 
bringt  ein  Ausgleich- 
gefäss  an  Concentrati- 
onsgefassen  für  Schwefel- 
säure an.  Das  an  der 
untersten  Fläche  des 
Concentrationskessels  Ä 
angeordnete  Abflussrohr 
H  mündet  in  das  Aus- 
gleichgefäss  K  mit  Kühl- 
mantel L  und  Abflussrohr  J,  durch  dessen  Höhe  der  Stand  der  Schwefel- 
säure im  Kessel  Ä  bestimmt  wird.     (D.  P.  35347). 

Fig  37,  •  Beidem  Schwefel- 

ure  -  Verdampfap- 


^TT 


h 


($ 


-^■OT 


tJT  parat  von  Carl  Kübti 
^^f"  in  Köln  tritt  der  Heiz- 
j^m  dampf  durch  den  Stutzen 
^..  a  (Fig.  37)  in  die  Blei- 
-^  rohrkammer  I  und  aus 
dieser  in  die  einmünden- 
den Bleirohre,  an  deren 
hinteren    Enden    er    in 


3' 


w 


Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere  SchwefeWerbindungen.        113 


die  Einlagerohre  eintritt,  und  gelangt  dann,  nach  vom  zurückkehrend,  in  die 
Kammer  II.  Aus  der  Kammer  II  geht  der  Dampf  in  die  Kammer  III  über, 
tritt  aus  dieser  in  die  Einlagerohre  der  zweiten  Gruppe  Fitr.  88. 

und  kehrt  durch  die  Bleirohre  dieser  Gruppe  nach  Torn 
zurück  und  gelangt  in  die  Kammer  JF,  welche  durch 
den  Stutzen  h  mit  der  Atmosphäre  oder  einem  Conden- 
sationswasserabschluss  in  Verbindung  steht.  Die  Schwe- 
felsäure tritt  durch  den  Stutzen  c  in  den  Kessel  ein! 
und  bewegt  sich  in  der  Richtung  des  Pfeiles  nach  demi 
Ausgangsstutzen  d.  Die  Schwefelsäure  bewegt  sich 
hiernach  im  Gegenstrom  zur  Dampfströmung.  Die  Ein- 
lagerohre stehen  an  dem  offenen  Ende  des  Bleirohres 
ein  Stück  vor  und  reichen  mit  dem  anderen  Ende  nahe 
bis  auf  den  geschlossenen  Boden  desselben  (Fig.  38  u.  39). 
Das  ursprünglich  runde,  eiserne  Einlagerohr  ist,  soweit 
es  im  Bleirohr  liegt,  elliptisch  zusammengedrückt,  so 
dass  der  grössere  Durchmesser  der  Ellipse  gleich  dem 
inneren  Rohrdurchmesser  ist.  Es  dient  so  dem  Bleirohr 
als  Träger  und  verhindert  dessen  Durchbiegung.  Die 
Schwefelsäure  wird  in  diesem  Apparate  bis  auf  66°  B. 
concentrirt  (D.  P.  38018). 

KopPBRscHLÄOBR  empfiehlt  ein  schon  1845  von  ihm 
angegebenes  Verfahren  zur  Reinigung  von  Schwefel- 
säure, welches  darin  besteht,  in  die  mit  dem  gleichen 
Volumen  Wasser  verdünnte  Schwefelsäure  schweflige 
^ure  einzuleiten.  Dadurch  wird  Arsensäure  zu  arseniger 
Säure,  Salpetersäure  zu  salpetriger  Säure,  selenige  Säure 
zu  Selen  reducirt.  Dann  wird  Schwefelwasserstoff  ein- 
geleitet, worauf  nach  einiger  Zeit  die  Sulfide  des  Bleis 
und  Arsens  vollständig  ausgeschieden  sind.  Die  Säure 
wird  dann  aus  einer  Glasretorte  destillirt  in  der  Weise, 
dass  der  auf  Sand  ruhende  Boden  kalt  bleibt.  Die  Re- 
torte ist  von  einem  ringförmigen  Doppelrost  umgeben. 
Der  ringförmige  Zwischenraum  wird  mit  kaltem  Coks 
belegt,  welchen  man  dann  mit  glühenden  Kohlen  bedeckt. 
Das  Feuer  brennt  langsam  von  oben  nach  unten  und 
erhitzt  nur  die  obere  Schicht  der  Säure.  Der  obere 
Teil  der  Retorte  wird  von  einem  Blechdom  umgeben  und 
dadurch  heiss  gehalten,  so  dass  Schwefelsäure  sich  hier  nicht  condensiren 
und  zurückfliessen  kann  (Bull,  soc.-ch.  44^  353). 

KissLiNo  hat  untersucht,   welchen  Einfluss  ein  Ar  seng  eh  alt  auf  das 
Volumgewicht  der  66grädigen  Schwefelsäure  ausübt.     Von  der  aus  zwei 
Fabriken   stammenden  Säure    wurde   mittelst   des  Pyknometers  das  Volum- 
gewicht bestimmt,  ferner  der  Gehalt  an  H^SO*  maassanalytisch  mittelst  Na- 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  o 


Fig.  39. 


114        Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere  Schwefeherbindungen. 


tronlosung,  die  arsenige  Säure,  nach  Reduction  etwa  vorhandener  Arsensäure 
mit  schwefliger  Säure  und  Verjagen  des  Ueberschusses  an  letzteren,  auf 
jodimetrischem  Wege.    K.  erhielt  folgende  Zahlen. 


Gehalt  an 

Gebalt  an 

Gehalt  an 

Gehalt  an 

VoL-Gew. 
bei  150 

H'SO* 
Proc. 

Proc 

VoI.-Gew. 
bei  150 

H2S0* 
Proc. 

As»0» 
Proc. 

1,8377 

_ 

0,137 

1,8367 

93,82 

0,024 

1,8387 

— 

0,137 

1,8372 

93,67 

0,035 

1,8393 

92,87 

0,192 

1,8373 

93,72 

0,028 

1,8409 

93,28 

0,258 

1,8384 

93,72 

0,037 

1,8412 

94,25 

0,219 

1;8386 

93,96 

0,037 

1,8413 

93,60 

0,254 

1,8388 

94,04 

0,039 

1,8414 

93,93 

0,231 

1,8415 

93,77 

0,231 

Die  Zahlen  sind  ausnahmslos  höher   als    die 
dieser  Berechnung  die  von  Ldnob  und  Naif^   für 
genommenen    Volumgewichtszahlen 
Zahl  37  zu  Grunde    legt.      Ausser 


berechneten,   wenn  man 

reine  Schwefelsäure  an- 

und    für    Arsenige   Säure    (As^O^   die 

dem  Arsen   müssen   also   noch    andere 


Substanzen  das  Vol.-Gew.  beeinflussen.  In  Bezug  auf  das  Bleisulfat  wird 
bemerkt,  dass  ein  Gehalt  von  0*04  Proc  PbSO*  das  Vol.-G^w.  der  Säure 
um  fast  4  Stellen  der  vierten  Decimale  erhobt. 

Messel  (Joum.  soc.-chem.  Ind.  1885,  S.  530)  giebt  folgende  Tabelle  der 
speeifischen  Gewichte  für  Anhydrid  haltige  Schwefelsäure: 

Specifisches  Gewicht 

Berechnet  für  Bemerkungen 


Flüssig 

Krystallinische 
Salpeter  ähn- 
liche Masse 


Proc.  Anhydrid 

Beobachtet 

26,6° 

8,3 

1,842 

30,0 

1,930 

40,0 

1,956 

44,5 

1,961 

46,2 

1,963 

59,4 

1,980 

60,8 

1,992 

65,0 

1,992 

69,4 

2,202 

72,8 

1,984 

80,0 

1,959 

82,0 

1,953 

Flüssig 


Krystallinisch 


Ein  Verfahren  zur  Bereitung  von  rauchender  Schwefelsäure  von 
bestimmtem  Gehalt  an  SO^  von  Mik.  Gbrster  ist  im  Chemiker-Kalender  IS8S 
mitgeteilt.    Die  dort  entwickelte  Formel,  nach  welcher  die  Mischung  auszuführen 

t) a 

ist,  lautet:  x  =  22  i(X)4-Q-22  a— c^  ^'  ^'  "°^  ®^^  Oleum  von  a  Proc.  SO' Gebalt 

zu  erb  alten,  muss  man  zu  100  Teilen  des  gegebenen  Oleums  von  b  Proc.  SO^ 
Gehalt  x  Teile  einer  gegebenen  Schwefelsäure  von  c  Proc  H^SO*  hinzufügen. 

J)  Tedm.-chem.  Jahrb.  6,  S.  61. 


Schwefel,  Schwefelsäure  und  andere  Schwefelverbindungen.        115 


Scbülzb-Bbrob  in  Brooklyn,  V.  St.  A.,  will  das  überschüssige  Schwefel- 
säure-Anhydrid vom  Sulfuriren  organischer  Farbstoffe  wiedergewinnen. 
(D.  P.  35620).  Das  Gemenge  von  organ.  Farbstoffen  und  rauchender 
Schwefelsäure  wird  in  einem  luftverdünnten  Raum  einer  massigen  Erwärmung 
ausgesetzt,  wodurch  das  Schwefelsäureanhydrid  abdestillirt,  welches  conden- 
sirt  wird.  Der  luftverdünnte  Raum  wird  entweder  auf  gewöhnliche  Weise 
mittelst  Luftpumpe  etc.  oder  aber  dadurch  erzeugt,  dass  man  die  Luft  aus 
dem  Destillationsapparat  zunächst  durch  Kohlensäure  verdrängt  und  dann 
durch  Einspritzen  von  Aetzalkalilauge  in  einen  mit  dem  Apparat  communi- 
cirenden  Raum  die  Kohlensäure  zum  grössten  Teil  absorbirt. 

Edw.  W.  Parmbll  und  J.  Simpson  in  Liverpool  haben  folgende  Ver- 
fahren zur  Trennung  des  Schwefelwasserstoffs  vom  Stickstoff  an- 
gegeben (D.P.  35  622).  Das  Gemisch  von  Schwefelwasserstoff  und  Stickstoff  wird 
in  Absorptionstürmen  in  innige  Berührung  mit  Einfach-Schwefelammoidum- 
lösong  gebracht.  Der  Schwefelwasserstoff  wird  von  letzterem  unter  Bildung  von 
Afflmoniumsulfhydrat  absorbirt.  Aus  der  Lösung  des  letzteren  wird  reiner 
Schwefelwasserstoff  durch  Einwirkung  von  Wärme  oder  Luftverdünnung  unter 
Regenerirung  von  Einfach-Schwefelammoniumlösung  ausgetrieben.  Etwa  mit 
dem  entweichenden  Stickstoff  oder  mit  dem  ausgetriebenen  reinen  Schwefel- 
wasserstoff mitgerissenes  Ammoniak  wird  durch  innige  Berührung  mit  einer 
sauren  Lösung  zurückgehalten. 

J.  Baptistb  Rboi  lind  C.  Folib-Desjardins  in  Toulouse  haben  ein 
Verfahren  und  einen  Apparat  zur  Fabrikation  von  Schwefelkohlenstoff, 
Alkalichloriden  und  -Silicaten  angegeben.  (Engl.  P.  14780  vom 
2.  Decbr.  1885,  D.  P.  36711).  Alkalisulfate  werden  in  einer  gusseisernen 
Retorte  auf  Rotglut  erhitzt  und  dann  mit  Chlorwasserstoff  behandelt.  Es 
entwickelt  sich  schweflige  Säure,  welche  über  glühende  Kohle  geleitet  wird. 
Der  dabei  entstehende  Schwefelkohlenstoff  wird  in  einem  Kuhlapparat  con- 
densirt.  Oder  es  wird  ein  Gemisch  von  Alkalisulfat  mit  Kieselsäure 
stark  erhitzt  und  das  dabei  entwickelte  Schwefligsäuregas  über  Kohlen  geleitet. 
Der  Rückstand  ist  in  einem  Falle  Alkalichlorid,  im  anderen  Alkalisilicat. 

Statistik. 

I.  Im  Jahre  1885  wurden  im  Deutschen  Reich  gewonnen; 


Staaten 
und 

Zahl  der  Werke, 

welche  das  Pro- 

dact  dargestellt 

habeu 

Meuge 

Tonnen 

zu  1000  kg 

Wert 

Landesteile 

als 
Haupt- 
product 

als 
Neben- 
product 

M 

L  Schwefel  (rein  in  Stangen,  Blöcken 
uDd  Blüten 

I.  Preussen 

U.  üebrige  deutsche  Staaten .     .     . 

2 

8 
2 

3177-715 
306-742 

882  940 
31  lOG 

Zusammen  Deutsches  Reich   .    . 
Im  Jahre  1884 

2 

1 

10 
11 

3  484-457 

4  068*446 

414  046 
526  128 

116        Sckwefelj  Sehwefelsäare  und  andere  SchwefelTerbindongen. 


Staat  en 

und 

Landesteile 


Zahl  der  Werke, 

wdche  das  Pro- 

dnct  dargestellt 

haben 


als     I     als 
Hanpt- «  Neben- 
prodttct  prodnct 


Menge 

Tonnen 

zn  1000  kg 


Wert 


2.  Sehw^elkies. 
L  Prenssen. 

ProT.  Schlesien 

„      Westfeien 

Uebriges  Preussen    .     .     .    .     . 
Zosammen  Königr.  Preussen 
IL  Uebrige  deutsche  Staaten.     .     . 
Zusammen  Deutsches  Reich  .     . 

Im  Jahre  1884 

>;onstige  Vitriol-  und  Alaunerze   .     . 

Im  Jahre  1884 

3*  Sehwefelsänre  nnd  rauchendes 
Titriolol. 
a)  Englische. 
I.  Preussen. 

Prov.  Schlesien 

„      Sachsen 

„      Schleswig-Holstein    .     .     . 

„      Hannover 

„      Westfalen 

„      Hessen-Nassau     .... 

„      Rheinland 

Uebriges  Preussen 

Zusammen  Konigr.  Preussen 
II.  Bayern 

III.  Sachsen . 

IV.  Hessen 

V.  Braunschweig 

VI.  Hamburg 

VII.  Uebrige  deutsche  Staaten  .     .     . 
Zusammen  Deutsches  Reich   .     . 

Im  Jahre  1884  0 

b)  Rauchendes  Vitriolöl. 

Deutsches  Reich 

4.  Vitriole. 
a)  Eisenvitriol. 

I.  Preussen 

11.  Uebrige  deutsche  Staaten  .     .     . 
Zusammen  Deutsches  Reich  .     . 

Im  Jahre  1884 

b)  Kupfervitriol. 

I.  Preussen 

U.  Uebrige  deutsche  Staaten  .     .    . 

Zusammen  Deutsches  Reich   .     . 
Im  Jahre  1884 

1)  Im  Jahre  1884  sind  die  Positionen 


10 


6  549-000 

103  696-000 

5  201-948 


70115 

812455 

52  227 


15 
5 


115  446*948 
764-630 


934  797 
23  844 


10 

10 

7 

7 


45 
2 

2 

1 
4 
3 


57 
60 


20 
21 


llo  211-578 

150  129-534 

7  206-900 

13  813-lOü 


33  621-671 
38  029-498 
4  783-115 
17  354  097 
37  091-3-26 
32  708-801 
53  504-941 
23  202-748 


958  641 

1  301  241 

19  557 

32  530 


732404 
486  986 
234349 
542  187 
156  098 
635440 
957 117 
022  866 


10 
2 
2 


240  296-197 
7  784-637 

14  682-883 
19  240  000 
13  163-498 

15  732-776 
23  775-990 


I  767  447 
349  746 
543  004 
475  440 
514  882 
818  396 
730  818 


15 
12 


14 
6 


334  675-981 
345  138-606 

8  618-530 


4  759-831 
1  676-314 


n  99  733 
t  787  204 

268470 


185 122 
75  683 


20 
21 

3 
3 


6  436-145 
6  683-824 

1  562-877 
3  847-173 


260  805 
274  908 

565346 


i: 


5  410-050 

6  041-542 


1  886  266 

2  495  437 


a  and  b  vereinigt  angegeben. 


Schwefel,  Schwefelsäure  etc.     Kohlensäure,  Kohlenoxyd  etc.       117 


Staaten 
und 

Zahl  der  Werke, 

welche  das  Pro- 

dnct  dargestellt 

haben 

Menge 

Tonnen 

zu  1000  kg 

Wert 

Landes  te  ile 

als          als 
Haupt-    Neben- 
product  product 

M 

c)  Gemischter  Vitriol. 

Deutsches  Reich 

Im  Jahre  1884 ,    . 

d)  Zinkvitriol. 

Deutsches  Reich 

Im  Jahre  1884 

1 

1 

4 

4 

5 
5 

859156 
440-496 

1  130-246 
1  155-46^ 

51622 
70  556 

77  169 
93  327 

II.  Ein-  und  Ausfuhr. 
Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfuhr 

Ausfuhr 

Einfuhr 

Ausfuhr 

an  Schwefel,  auch  gereinigtem  .... 

,  Schwefelsäure 

,  Yitriole  aller  Art 

126  632 
66  027 
11838 

5  587 

186  857 

43  067 

116  641 
63  797 
12  463 

6  398 

173  477 

44  812 

XIV.  Kohlensäure,  Kohlenoxyd, 

Wasserstoff,  Salpetersäure,  salpetrige  Säure, 

Phosphorsäure. 


E.  W.  Parnbll  und  Simpson  in  Liverpool  stellen  reine  Kohlensäure 
nach  dem  Engl.  P.  46  v.  2.  Jan.  1886  dar,  indem  verdünnte  oder  unreine 
Kohlensaure  aus  Kalköfen  oder  einer  andern  Quelle  nach  dem  Waschen  und  Ab- 
kühlen mit  einer  kalten  wässrigen  Lösung  von  20  bis  30Proc.  Ammoniumcarbonat 
in  Berührung  gebracht  wird,  wobei  die  Temperatur  nicht  über  21  **  G.  stei- 
gen soll.  Es  scheiden  sich  Krystalle  von  Ammoniumbicarbonat  aus,  welche 
▼on  der  Mutterlauge  getrennt  und  in  einem  geschlossenen  Gefösse  auf  74 " 
erhitzt  werden.  Kohlensäure  wird  entwickelt,  welche  etwas  Ammoniumcarbo- 
nat und  Wasserdampf  mit  sich  führt.  Das  Gas  passirt  erst  einen  Kühl- 
apparat, aus  welchem  das  Condensat  nach  dem  Erhitzungsgefass  zurückge- 
fthrt  wird,  und  wird  dann  successive  mit  Säure  und  Wasser  oder  Salzlösung  ge- 
waschen, um  jede  Spur  Ammoniak  zu  entfernen.  Es  ist  dann  rein.  Die  im 
Erhitzongsgeföss  bleibende  Flüssigkeit  lässt  beim  Abkühlen  eine  andere 
Krystallisation  von  Ammoniumbicarbonat  entfallen,  welche  wie  vorher  be- 
handelt wird.  Dann  kehrt  die  Mutterlauge  in  den  Kohlensäure- Absorptions- 
tnrm  zurück. 


118        Kohlensäure,  Kohlenoxyd,  Wasserstoff,  Salpetersäure  etc. 


Fig.  40. 


Fig.  41. 


Fassender   in   Wien    hat    folgende  Apparate    zur    Gewinnung    reiner 
Kohlensäure  aus  Kalkofengasen  angegeben.    (D.  P.  36702.) 

Der  Absorptionsapparat  (Fig.  40) 
besteht  aus  einem  Cylinder,  welcher 
durch  Zwischenböden  g  in  viele 
Abteilungen  geteilt  ist.  Die  Gase 
treten  durch  den  Stutzen  a  in  den 
Absorptions- Apparat  und  steigen 
durch  die  in  den  Zwischenböden  g 
befindlichen  centralen  Rohrstutzen 
in  die  nächst  höhere  Abteilung, 
wobei  sie  durch  die  über  die  Rohr- 
stutzen gelegten  Hüte  gezwungen 
werden,  unter  die  Siebe  f  zu  treten 
und  die  Absorptionsflüssigkeit,  fein 
verteilt,  zu  durchstreichen.  Nach- 
3ä  dem  die  Gase  in  dieser  Weise  aüe 
Abteilungen  der  Reihe  nach  passirt 
haben,  verlassen  die  nicht  absor- 
birten  Gase  durch  Stutzen  c  den 
Absorptionsapparat,  um  in  bekannter 
Weise  zu  Arbeits-  und  Kühlzwecken  bei  Verflüssigung  der  gewonnenen 
Kohlensäure  verwendet  zu  werden.  Die  Absorptionsflüssigkeit  wird  durch 
Stutzen  d  eingeführt  und  gelangt,  nachdem  sie  in  der  obersten  Abteilung 
schon  etwas  Kohlensäure  absorbirt  hat,  durch  das  üeberlaufrohr  h  in  die 
nächst  tiefere  Abteilung,  wo  weitere  Absorption  stattfindet.  Nachdem  die 
Fig.  42.  Flüssigkeit   ihren  Weg   durch  alle  Abteilungen  genommen 

0  hat,   verlässt   sie    durch  den  Stutzen  e  den  Apparat.    Die 

j^'^r"**^        Stutzen  pp  dienen  zur  Anbringung  des  Standzeigers;  h  ist 
,— ^^L_™P^     das  Sicherheitsventil,    mm  sind  Kühlschlangen. 

In  Fig.  41  ist  eine  andere  Construction  des  Absorp- 
tionsapparates dargestellt;  hier  vertreten  die  Siebe /"  zugleich 
die  Zwischenböden,  und  die  herabfliessende  Flüssigkeit 
nimmt  ihren  Weg  durch  die  centralen  Trichter,  deren  Durch- 
flussöffnungen durch  die  Konen  %  angemessen  regulirt  werden 
können. 

Die  mit  Kohlensäure  gesättigte  Absorptionsflüssigkeit 
tritt  durch  den  mit  vielen  feinen  Oeffhungen  versehenen 
Rohrstutzen  o  in  den  Verdampfer  (Fig.  42)  ein.  In  diesem 
Apparat  befinden  sich  viele  Siebböden  88  über  einander  angeordnet,  durch 
welche  und  über  welche  die  Flüssigkeit  herunterrinnt,  wobei  sie  zugleich 
in  einem  dem  im  Apparat  herrschenden  niederen  Druck  und  höherer 
Temperatur  entsprechenden  Maasse  entgast  wird. 

Ein  Messapparat  fürflüssigeKohlensäure  von  E.  Ldbmanm  in  Nieder- 


Kohlensäure,  Kohlenoxyd,  Wasserstoff,  Salpetersäure  etc.         119 


mendig  ist  folgendermaassen  eingerichtet  (Fig.  43).  Unterhalb  des  Messgefösses 
K  för  die  Kohlensäure  liegt,  durch  mehrere  Stopfbüchsen  8  überall  sorgßdtig 
abgedichtet,  eine  Schieberstange  O  mit  centraler  Bohrung  und  zwei  Schlitzen 

Flg.  43. 


mit  abgerundeten  Kanten.  Durch  Verschieben  dieser  Stange  wird  das  Mess- 
gefass  zuerst  mit  dem  Stutzen  a,  auf  welchen  die  eiserne  Kohlensäureflasche 
in  umgekehrter  Stellung  geschraubt  ist,  und  darauf  nach  Füllung  des  Mess- 
gefösses  mit  dem  Ableitungsstutzen  h  verbunden.  Die  Kohlensäure  ergiesst 
sich  hierbei  infolge  des  Druckes,  unter  welchem  sie  steht,  in  jedes  Gefass, 
in  welchem  geringerer  Druck  herrscht.     (D.  P.  35863.) 

Hbrm.  Herberts  in  Bannen  hat  noch  ferner  Apparate  zur  Verwertung 
flüssiger  Kohlensäure  und  zur  Regenerirung  derselben  angegeben 
(D.  P.  35 1 27.)  0  Anstatt  des  früher  benutzten  Kessels  mit  Rührwerk  ist 
ein  Doppelkessel  ohne  Rührwerk  so  angeordnet,  dass  der  innere  Kessel  fest 
mit  der  durchgehenden  Welle  verbunden  ist  und  sich  mit  dieser  im  äusseren 
Kessel  drehen  kann.    Die  Welle  ist  hohl  Flg.  44. 

und  mit  Oeffhungen  versehen,  durch  welche 
die  benutzte  Kohlensäure  in  den  inneren, 
mit  Natriummonocarbonat  oder  irgend 
emem  anderen  Kohlensäure  absorbirenden 
Körper  gefüllten  Kessel  tritt.  In  einer 
anderen  Ausführung  ist  der  Kessel  ein- 
wandig, und  statt  des  Mantels  ist  ein  Schlangenrohr  im  Kessel  angeordnet, 
durch  welches  die  flüssige  Kohlensäure  streicht.  In  einer  dritten  Modification 
ist  der  Kessel  ebenfalls  einwandig,  und  die  durchgehende  Welle  in  dem- 
selben ist  als  Schlangenrohr  ausgebildet  (Fig.  44),  durch  welches  die  flüssige 
Kohlensäure  fliesst.    Das  Schlangenrohr  dient  gleichzeitig  als  Rührwerk. 

Fritschi  in  Paris  stellt  reines  Kohlenoxyd  mit  Hülfe  des  folgen- 
den Apparates  dar  (D.  P.  36  710  Fig.  45.)  Durch  Rohr  B  gelangt 
das   gekühlte   Kohlenoxydgas   aus    irgend    einem    Entwickler    mittelst     der 


1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  108. 


120         Kohlensäure,  Kohlenoxyd,  Wasserstoif,  Salpetersäure  etc. 


zahlreichen  verticalen,  mit  Durchbohrungen  versehenen  Rohre  a  in  die 
im  Kasten  C  befindliche  Kupferchlorürlösung,  von  welcher  es  absorbirt  wird. 
F^s-  ^'  Gleichzeitig  saugt  der  Aspirator  d  die 

Kupferchlorürlosung  in  dem  mit  Kas- 
ten C  verbundenen  Steigrohr  D  in 
die  Höhe,  wobei  in  Folge  des  vermin- 
derten Luftdruckes  das  absorbirte 
Kohlenoxydgas  wieder  aus  der  Kupfer- 
chlorürlosung entweicht  und  durch  den 
■  Aspirator  d  abgesaugt  wird.  Die  Pumpe 
c  saugt  mittelst  des  Rohres  c*  die 
entgaste  Kupferchlorürlosung  wieder 
aus  dem  Steigrohr  D  ab  und  pumpt 
dieselbe  zu  neuer  Absorption  durch 
Rohr  c\  welches  in  zahlreiche  hori- 
zontale, mit  Durchbohrungen  versehene 
Röhren  b  übergeht,  in  den  Kasten  C 
zurück.  Durch  Rohr  T  werden  nach 
Bedarf  die  nicht  absorbirten  Gase  ab- 
gelassen. 

Auch  Huntington  in  London  lässt  zur  Gewinnung  von  Kohlenoxyd- 
gas aus  Ofen-  und  Generatorgasen  diese  Gase  unter  einem  Druck  von  meh- 
reren Atmosphären  durch  eine  Kupferchlorürlosung  streichen  und  nach  erfolgter 
Sättigung  durch  Druckentlastung  dasselbe  aus  der  Lösung  wieder  entweichen. 
(D.  P.  35229.) 

E.  Moore  in  New -York  lässt  zur  Herstellung  von  Wasserstoffgas 
kohlenstoffhaltige  Gase  oder  Dämpfe  mit  einem  Ueberschuss  von  Wasserdampf 
durch  eine  Kammer  oder  Retorte  streichen,  welche  ein  Oxyd  von  Eisen,  Mangan, 
Kupfer,  Blei,  Zinn,  Zink  enthält.  Das  in  den  Gasen  vorhandene  Kohlen- 
oxyd wird  zu  Kohlensäure  oxydirt  und  mittelst  des  Wasserdampfes  das  da- 
bei reducirte  Metalloxyd  gleichzeitig  wieder  gebildet  (D.  P.  35203). 

Schwarz  (Ber.  19,  1^  1140)  teilt  zwei  bequeme  Methoden  zur  Dar- 
stellung von  Wasserstoff  und  Kohlenoxyd  mittelst  Zinkstaubes  mit. 
Wird  Zinkstaub  mit  Kalkhydrat  in  einem  Verbrennungsrohr  erhitzt,  so  erhält 
man  eine  regelmässige  Entwicklung  sehr  reinen  Wasserstoffs.  Wird  Zinkstaub 
mit  Kreide  unter  gleichen  Verhältnissen  erhitzt,  so  erhält  man  fast  die 
theoretische  Menge  reinen  Kohlenoxyds : 

Zn  -f  Ca(H0)2  =  Zn  0  +  CaO  +  H^ 

Zn  +  CaC03=ZnO-+-CaO-+-CO. 

Zur  Darstellung  reiner  concentrirter  Salpetersäure  empfiehlt  Küpfbr- 

scHLÄGER,  eine  nicht  tubulirte  Glasretorte  zu  benutzen.    Man  bringt  mittelst 

eines  langröhrigen  Trichters  Schwefelsäure  in   dieselbe.     Der  Trichter  wird 

dann    vorsichtig  herausgezogen.    Dann    schüttet    man    zerriebenen  Salpeter 


Kohlensäure,  Kohlenoxyd,  Wasserstoff,  Salpetersäure  etc.  121 

hinein  und  verbindet  die  Retorte  mit  einer  doppelt  tubulirten  Vorlage,    die 
einen  Abfluss  nach  hinten  hat,  und  destillirt.    (Bull.  soc.  eh.  44,  354.) 

Divers  und  Haga  haben  gefunden,  dass  die  Nitrite  des  Silbers  und  Queck- 
silberoxyduls,  sowie  die  grüne  Losung,  welche  man  durch  Vermischen  von 
Älkaiinitrit  mit  Kupfersulfatlosung  erhält,  durch  Schwefelwasserstoff  unter 
Bildung  von  Hydroxylamin  zerlegt  werden,  Alkalinitrite  dagegen  nicht 
(Pharm.  J.  and  Trans.;  Chem.  Ind.  1887,  181.) 

In  einer  bemerkenswerten  Arbeit  hat  P.  Raschio  die  Constitution 
eines  grossen  Teiles  der  von  dem  Entdecker  Frbmt  Schwefelstickstoff- 
säuren (acides  sulfazotea)  genannten  Verbindungen  aufgeklärt.  Während 
Clacs  nach  einer  früher  veröffentlichten  Untersuchung  (Ann.  152  und  158) 
zu  dem  Resultat  kommt,  dieselben  zum  Teil  von  der  nicht  bekannten  Ver- 
bindung ^H^  abzuleiten,  sind  diese  Säuren,  die  in  freiem  Zustande  nicht 
existiren,  nach  Rascbig  (Ber.  20,  584)  Ammoniakderivate:  Nitrilosulfon- 
saures  Kalium  N(SO^  K)^  (nach  Clacs  :  trisulfammonsaures  Kalium 
NH'fSO^K)^),  Imidosulfonsaures  Kalium  NH(SO' K)^,  Amidosulfonsaures 
Kalium  NH^  (SO'  K)  Eine  zweite  Reihe  von  Verbindungen  stammt  in 
gleicher  Weise  vom  Hydroxylamin  ab.  Wie  bei  den  vorigen  Säuren  werden 
die  Kaliumsalze  aus  salpetrigsaurem  und  schwefligsaurem  Kalium  gewonnen. 

Das  hydroxylamindisulfosaure  Kalium  HO.N(SO^  K)^  entsteht 
u  a.  durch  Vermischen  von  weniger  als  4  Mol.  Kaliumsulfit  mit  1  Mol. 
Kaliumnitrit  in  nicht  zu  verdünnter  Losung  oder  durch  Einwirkung  von  SO^  auf 
alkalische  Kaliumnitritlosung.  Es  bilden  sich  dabei  noch  andere  Salze,  die  sich 
luerst  ausscheiden.  Das  grosse,  harte,  glänzende  Krystalle  mit  2  Mol.  Krystall- 
wasser  bildende  Salz  ist  in  kaltem  Wasser  so  gut  wie  unlöslich,  in  warmem 
Wasser  von  40—60°  Temperatur  lost  es  sich  unverändert  auf.  Bei  stärkerem 
Erhitzen  oder  durch  Einwirkung  von  Säuren  spaltet  sich  Kaliumbisulfat  ab 
und  es  entsteht  hydroxylaminmonosulfosaures  Kalium,  HO.NH.SO'K 
Sulfhydroxylaminsaures  Kalium  von  Claos,  sulfazidinsaures 
Kalium  Frbmt^s.  Dies  ist  sehr  beständig  iind  lässt  sich  aus  Wasser  um- 
krystallisiren.  Die  durch  stärkere  Säuren  abgeschiedene  freie  Hydroxylamin- 
monosulfosäure  lässt  sich  nicht  in  fester  Form  darstellen.  Bei  andauerndem 
Erwärmen  damit  wird  sie  in  schwefelsaures  Hydroxylamin  und  Schwefel- 
säure übergeführt.  Auch  durch  längeres  Erhitzen  des  Kaliumsalzes  der 
Mono-  oder  Disulfosäure  mit  Wasser  tritt  diese  Zersetzung  ein 
2  HO .  N(S03  K)'  -f  4  H*  0  =  (HO .  NH^*   ^a  SO*  -4-  K^  SO*  +  2  H'^  SO*. 

Es  ist  dies  ein  gutes  Verfahren  zur  Darstellung  von  Hydroxylamin. 
Dieser  für  die  Synthese  wichtige  Korper  kann  voraussichtlich  künftighin  der 
Technik  zu  billigem  Preise  dargeboten  werden.  Beim  Erhitzen  mit  Elali- 
bydrat  wird  das  hydroxylaminmonosulfosaure  Kalium  zersetzt  unter  Bildung 
^on  schwefelsaurem  Kalium,  Ammoniak,  Stickstoff  und  wahrscheinlich  Stick- 
oxyd.   Auch  hier  entsteht  wahrscheinlich  zuerst  Hydroxylamin. 

Nach  Rascbio  existiren  auch  Kaliumsalze  der  Sulfoderivate   des  hypo- 


124  Soda. 

Solvay- Werke  allein  sich  mit  44  Proc.  beteiligen  —  kam  die  Ammoniaksoda 
oft  zu  einem  Preis  auf  den  Markt,  der  den  Herstellungskosten  der  Leblanc- 
soda  gleichkam,  ja  noch  unter  demselben  war.  Die  Herstellungskosten  der 
calcinirten  Soda  nach  dem  Ammoniaksoda  sind  allerdings  geringer  als  nach 
dem  Leblanc- Verfahren;  die  Diflferenz  beträgt  IV2— 2  M.  pro  100  kg.  Nicht 
so  erheblich  ist  natürlich  die  Differenz  bei  der  Krystallsoda.  Bei  der  Her- 
stellung des  kaustischen  Natrons  sind  die  LESLAScsodafabrikanten  sogar  im 
Vorteil,  da  ^ie  dasselbe  direct  aus  der  Rohlauge  darstellen,  während  die 
Ammoniaksodafabrikanten  fertige  Soda  kaustificiren  müssen.  Allein  die 
letzteren  haben  die  guten  Preise  für  Aetznatron  auch  auszunutzen  gesucht, 
imd  in  Folge  dessen  ist  der  Preis  für  diesen  Artikel  um  3 — 4  M.  pro 
100  kg  zurückgegangen.  Die  LBBLANCSodafabriken  müssen  ihren  Vorteil 
hauptsächlich  in  den  Nebenproducten,  Salzsäure  und  Chlorkalk,  suchen.  Die 
verminderte  Sulfatproduction  hat  auf  die  Preise  dieser  Producte  günstig  ein- 
gewirkt. Zur  Aufbesserung  dieser  ziemlich  trüben  wirtschaftlichen  Ver- 
hältnisse hat  man  den  Versuch  gemacht,  eine  deutsche  Soda-Convention  zu 
Stande  zu  bringen,  allein  bis  jetzt  noch  ohne  Erfolg. 

Einem  von  Kayser,  Yodno  und  Williams  in  Buflfalo  angegebenen 
Sodaprocess  (D.  P.  36386)  liegt  die  Beobachtung  zu  Grunde,  dass,  wenn 
Natriumsulfat  bei  leichter  Rotglühhitze  einem  Strome  von  Kohlenoxydgas 
in  Gegenwart  einer  hinreichenden  Menge  Kohlensäure  ausgesetzt  wird, 
dasselbe  sich  zersetzt  und  in  Natriumcarbonat  übergeführt  wird,  während 
der  Schwefel  in  Form  von  schwefliger  Säure  entweicht. 

Das  Sulfat  wird  am  besten  Siach  dem  HAROBEAVES-Verfahren  darge- 
stellt. Wenn  nun  im  ersten  Cylinder  des  Systems  alles  Kochsalz  in  Sulfat 
umgewandelt  worden  ist,  so  wird  dieser  nicht,  wie  beim  LEBLAUC-Process, 
entleert,  sondern  es  wird  ein  Strom  von  Kohlenoxydgas  und  Kohlensäure) 
je  ein  Aequivalent  von  jedem,  durch  den  Cylinder  geleitet,  während  dieser 
auf  schwacher  Rotglut  unterhalb  des  Schmelzpunktes  sowohl  des  Natrium- 
sulfats als  auch  der  Soda  gehalten  wird. 

Das  hierfür  erforderliche  Gasgemisch  wird  leicht  dadurch  erzeugt,  dass 
man  Kohle  entweder  mit  natürlichem  Luftzug  oder  mit  Hülfe  eines  Gebläses 
verbrennt  und  dabei  die  Kohlenschicht  so  hoch  erhält,  dass  nur  Kohlen- 
oxydgas erzeugt  wird.  In  das  dem  Ofen  entweichende  Kohlenoxydgas  wird 
ein  Luftstrom  eingeleitet,  der  so  regulirt  wird,  dass  nur  ein  Teil  des 
Kohlenoxydgases  zu  Kohlensaure  verbrennt,  so  dass  das  schliesslich  aus 
dem  Generator  kommende  Gas  je  ein  Aequivalent  Kohlenoxyd  und  Kohlen- 
säure enthält.  Es  muss  stets  genügend  Kohlensäure  vorhanden  sein,  da  bei  zu 
geringem  Kohlensäuregehalt  Schwefel  an  Stelle  von  schwefliger  Säure  entsteht 
und  sich  Schwefelnatrium  bildet,  das  bei  niedriger  Temperatur  schmilzt  und 
beim  Schmelzen  die  Poren  des  zu  behandelnden  Sulfats  ausfüllt,  wodurch 
nicht  allein  der  Umwandlungsprocess  angehalten  wird,  sondern  auch  noch 
durch  das  so  gebildete  Schwefelnatrium  und  das  von  diesem  eingeschlossene, 
nicht  umgewandelte  Sulfat  Materialveriust  entsteht.    Die  entweichende  schwef- 


Soda.  125 

li^  Säure    wird    wieder   zum  umwandeln   Ton  Kochsalz   in  NatriumsnlfEtt 
Tenrendet. 

Nach  Untersuchungen  von  Watson  Smith  (Joum.  soc  ehem.  ind.  (»9  643) 
ist  dies  Verfiihren  unbrauchbar.  Seine  in  Verbrennungsröhren  ausgeführten 
Versuche  ergaben  1.  dass  bei  dunkler  Rotglut,  auch  bei  Gegenwart  von 
Feuchtigkeit,  keine  Einwirkung  von  Kohlenoxyd  auf  Natriumsulfat  statt- 
findet; 2.  dass  bei  heller  Rotglut  Kohlenoxyd  in  Gegenwart  von  Feuchtig- 
keit das  Sulfat  zu  Natriumsulfit  und  -sulfid  reducirt ;  3.  dass  bei  heller  Rot- 
glut, besonders  wenn  Feuchtigkeit  zugegen  ist,  das  Glas  angegriffen  wird, 
wobei  Natriumsilicat,  schweflige  Säure  und  Schwefelwasserstoff  und  aus 
letzteren  Schwefel  entstehen;  4.  dass  vorwiegend  das  Sulfit  durch  Kohlen- 
oxyd zu  Sulfid  reducirt  wird;  5.  dass  diese  Reaction,  selbst  bei  heller 
Rotglut,  immer  nur  in  geringem  Masse  stattfindet;  6.  dass  Natriumcarbonat 
unter  diesen  Verhältnissen  nicht  gebildet  wird;  7.  dass  in  Gegenwart  von 
Feuchtigkeit  das  Sulfat  bei  heller  Rotglut  durch  ein  Gasgemisch,  welches 
dem  Volumen  nach  etwas  mehr  Kohlensäure  als  Kohlenoxyd  enthält,  nicht 
reducirt  wird;  8.  dass  Kohlenoxyd  bei  heller  Rotglut  und  in  Gegenwart  von 
Dampf  schweflige  Säure  zu  Schwefel  reducirt;  9.  dass  diese  Reduction  bei 
Abwesenheit  von  Feuchtigkeit  weniger  leicht  von  statten  geht. 

W.  Bramlbt   in    Middlesbrough-on-Tees    will    Natrium-    und    Ka- 
iiumcarbonat    oder    -bicarbonat    aus  den  entsprechenden  Sulfaten  in 
folgender  Weise  herstellen.     (Engl.  P.  1050  vom  23.  Jan.  1886).     Barium- 
Sulfat   wird   mit  Kohle   reducirt   und   das  Bariumsulfid   durch  Salzsäure  in 
Chlorid  übergeführt.    Die  Lösung   desselben   wird  mit  Magnesia,    Magnesia- 
bydrat  oder  gewässertem  Magnesiumcarbonat  versetzt.     Dann   wird   Kohlen- 
säure unter  Druck  eingetrieben.     Die  Mischung  wird  erwärmt  und  gerührt, 
am  die  Reaction  zu  vervollständigen  und  überschüssige  Kohlensäure  auszu- 
treiben.   Bariumcarbonat  wird  ausgefällt,  während  Chlormagnesium  in  Lösung 
ist    Aus  der  vom  Niederschlag  getrennten  Lösung   wird   letztere  gewonnen 
und  auf  Magnesia  und  Salzsäure  oder  Chlor  verarbeitet.    Das  Bariumcarbonat 
*ird  mit    einer  Lösung   von  Natrium-    oder  Kaliumsulfat  behandelt,    wobei 
Kohlensäure  injicirt  wird.    Natrium-  (Kalium-)  bicarbonat  ist  dann  in  Lösung 
und  Bariumsulfat  gefallt.    Zur  Umwandlung  des  Bicarbonats  in  Monocarbonat 
^  die  Lösung  in  einem  geschlossenen  Gefasse  mit  Magnesia  erwärmt  und 
vermischt.     Letztere    wird  rasch  in   gewässertes  Magnesiumcarbonat   umge- 
wandelt, welches  wie  oben  verwendet  wird.    Das  Bariumsulfat  geht  auch  in 
<leii  Kreis  der  Operationen  zurück. 

Reinigung  der  Rohsodalaugen  nach  J.  F.  Chance  in  Birmingham« 
Engl.  P.  5920  vom  14.  Mai  1885.)  Die  Schwefelverbindungen  sollen  durch 
«in  Gemisch  von  Eisenoxyd  oder  -carbonat  mit  Kalk  oder  kohlensaurem 
M[  zersetzt  werden.  Dies  Gemisch  wird  durch  Fällung  einer  Lösung  vom 
ßsenchlorid  mit  einem  beträchtlichen  üeberschuss  von  Kalk,  event,  auuh 
kohlensaurem  K^lk  hergestellt.  Die  Mischung  mit  der  Rohsodalaugö  wii»| 
in  einem  Gefässe  vorgenommen,  in  welchem  eine  heftige  Bewegung  hörvu» 


126 


Soda. 


gebracht  wird.      Die  von  dem  Schwefeleisen  abfiltrirten  Laugen  werden  wie 
gewöhnlich  weiter  behandelt. 

AmmoniakBoda«  Um  das  Ausfallen  von  Ammoniumbicarbonat  beim 
Behandeln  der  ammoniakalischen  Kochsalzlösung  mit  Kohlensäure  zu  verhin- 
dern, giebt  Hans  Schreib  in  Salzuflen  folgende  Einrichtung  an ;  Fig.  48.  Mit  dem 
Fi«.  48.  gewohnlichen  Carbonisationskessel  Ä 

ist  ein  Behälter  B  in  Verbindung 
gebracht,  welcher  mit  Kochsalz  ge- 
füllt ist.  Nach  Oeffnung  der  Hähne 
t;  und  v'  findet  in  Folge  des  Durch- 
leitens  von  Kohl-ensäure  eine  Oircu- 
lation  in  beiden  Apparaten  A  und 
B  statt.  Es  lost  sich  dann  in  dem 
Maasse,  wie  Natriumbicarbonat  aus- 
fallt, Kochsalz  auf  und  wird  in  der 
nun  an  Salzen  reicheren  Lösung 
durch  das  beim  fortwährenden  Durch- 
leiten von  Kohlensäure  entstehende 
Ammoniumbicarbonat  in  Natriumbi- 
carbonat verwandelt.  Die  hiervon 
resultirende  Mutterlauge,  welche 
hauptsächlich  Chlorammonium  und 
Kochsalz  enthält,  wird  unter  Um- 
rühren und  Abkühlen  mit  festem  Ammoniumcarbonat  und  Kochsalz  behandelt, 
wobei  die  letzteren  in  Lösung  gehen,  während  Salmiak  ausföllt.  Die  von 
Salmiak  befreite  Lauge  tritt  wieder  in  den  Rundlauf  der  Fabrikation  ein. 
(D.  P.  36093.) 

Nach  J.  Hawliczek  in  Wien  (Engl.  P.  9425  vom  7.  August  1885) 
wird  Krystallsoda  und  Aetznatron  direct  aus  dem  Bicarbonat  des  Ammoniak- 
sodaverfahrens unter  Wiedergewinnung  von  Ammoniak  und  Kohlensäure  dar- 
gestellt. Das  Natriumbicarbonat  wird  mit  Wasser  gemischt  und  so  lange 
bis  auf  Siedetemperatur  erhitzt,  bis  die  Zersetzung  zu  Monocarbonat  teil- 
weise stattgefunden  hat,  die  im  besten  Fall  den  Betrag  von  etwa  40  Proc. 
erreicht.  Zur  vollständigen  Zersetzung  wird  erhöhter  Dampfdruck  ange- 
wendet. Zugleich  wird  die  Flüssigkeit  in  beständiger  starker  Bewegung 
erhalten,  wodurch  die  vollständige  Austreibung  von  Kohlensäure  und  Am- 
moniak sehr  gefördert  wird.  Die  Flüssigkeit  ist  dann  von  Teerstoffen 
meistens  grünlich  gefärbt.  Diese  werden  durch  Chlor  oder  Chlorwasser 
zerstört,  worauf  die  klare  Flüssigkeit  farblose  Krystalle  liefert.  Der  Apparat 
besteht  aus  einem  cylindrischen  Gefässe  mit  konischem  Boden.  Der  Dampf 
tritt  unter  eine  Glocke  mit  ausgezacktem  Rande,  um  die  Verteilung  des- 
selben zu  bewirken.  Durch  den  Cylinder  geht  eine  gut  abgedichtete  Axe, 
die  das  Rührwerk  trägt.  Dies  besteht  wesentlich  aus  zwei  conaxialen  Bän- 
dern,  die   in   entgegengesetztem  Sinne   spiralförmig   gewunden   sind.     Die 


Soda.  127 

entwickelte  Kohlensäure,  das  Ammoniak  und  der  Dampf  werden  in  Conden- 
sationsapparate  gefuhrt,  von  wo  aus  die  Kohlensäure  zu  fernerem  Gebrauch 
weiter  geleitet  wird. 

Thbopb.  Schlosiro  in  Paris  l&sst  nach  D.  P.  37  347  Kohlensäure  auf 
eine  concentrirte  Ammoniaklösung  unter  Abkühlung  einwirken,  so  dass  ein 
Niederschlag  von  Ammoniumbicarbonat  entsteht.  Die  abfiltrirten  Krystalle 
lässt  man  in  'kleiner  Menge  in  ein  mit  einer  gesättigten  Kochsalzlösung  ge- 
fälltes Gefäss  fallen,  in  welchem  ein  Rührwerk  arbeitet.  Es  scheidet  sieh 
Nstriumbicarbonat  als  feines  Pulver  aus,  welches  durch  Absaugen  oder 
Centrifugiren  gewonnen  wird.  Oder  die  Ammoniumbicarbonatkrystalle  werden 
in  ein  Filzfilter  gebracht,  welches  einen  runden  Behälter  bedeckt.  Man 
giesst  auf  die  1  m  hohe  Krystallfläche  mittelst  eines  Zerstäubungsapparates 
die  gesättigte  Kochsalzlösung.  Ist  eine  genügende  Laugenmeuge  verteilt 
und  die  Umwandlung  des  Ammoniumbicarbonats  in  Natrium bicarbonat  be- 
wirkt, so  verteilt  man  statt  der  Lauge  reines  Wasser  über  die  Masse,  um 
das  Product  zu  waschen.  Dieses  Waschen  kann  bei  Anwendung  nach  ein- 
ander zu  benutzender  Geisse  ein  methodisches  sein.  Die  am  Ende  den 
Processes  noch  vorhandene  Lauge  ist  noch  nicht  erschöpft  und  muss  für 
eine  folgende  Operation  wieder  auf  das  Ammoniumbicarbonat  gebracht 
werden.  Die  ziemlich  harte  compacte  Masse  wird  zerkleinert  und  dann  der 
Calcination  unterworfen.  Das  so  hergestellte  neutrale  Carbouat  soll  nach 
seiner  Pulverisirung  viel  dichter  sein  als  die  gewöhnliche  Ammoniaksoda. 

J.  F.  Chascb  in  Birgmingham  hat  die  Fabrikation  von  Ammonium- 
nitrat mit  der  von  Natrium  bicarbonat  combinirt.  (Engl.  P.  5919  vom 
14.  Mai  1885.)  Die  Erfindung  besteht  in  der  Wechselzersetzung  zwischen 
iNatronsalpeter,  Ammoniak  und  Kohlensäure,  welch  letztere  unter  Druck  ein- 
wirkt. (Dies  Verfahren  ist  als  eine  Abänderung  des  Solvay-Processes  durch 
Th.  Gerlach  schon  seit  dem  Jahre  1877  bekannt  geworden. 

Nach  OsASN  (D.  P.  35438)  soll  in  der  Sodafabrik  die  Soda  vor  dem 
Calciniren  in  die  Form  eines  Kugelstabs  gegossen  werden,  so  dass  die 
einzelnen  Kugeln  leicht  abgebrochen  werden  können,  um  als  alkalische  Zu- 
schläge bei  der  Entphosphoi  ung  des  Eisens  und  zur  Gewinnung  des 
Phosphors  zu  dienen. 

4.  Sodarückstände. 

E.  W.  Paenell  und  Simpson  in  Liverpool  (Engl.  P.  47  vom  2.  Januar 
1886)  zersetzen  das  Chlorammonium  aus  dem  Ammoniaksodaprocess  durch 
Leblanc  -  Sodarückstände.  Das  entwickelte  Schwefelammonium  wird  in 
Wasser  oder  einer  schwachen  Ammoniaklösung  absorbirt,  bis  diese  8 — 10  Proc. 
Ammoniak  enthält.  Diese  Losung  wird  nach  dem  Abkühlen  der  Einwirkung 
eines  Kohlensäurestromes  ausgesetzt,  bis  Krystalle  von  Ammoniumbicarbonat 
»ich  ausscheiden.  Der  entwickelte  Schwefelwasserstoff  wird  gewaschen,  um 
Kohlensäure  und  Ammoniak  zurückzuhalten,  und  dann  in  einen  Gasbehälter 


128  Soda. 

geleitet.  Das  Ammoniumbicarbonat  wird  von  der  Mutterlauge  getrennt  und 
in  eine  Chlomatriumlosung  gerührt,  wobei  Natriumbicarbonat  ausßlllt,  das 
in  Soda  umgewandelt  wird.  Das  entstandene  Chlorammonium  in  der  Mutter- 
lauge tritt  wieder  in  den  Kreislauf  der  Operationen.  Das  in  Form  von 
Bicarbonat  und  in  der  Mutterlauge  aus  dem  Carbonirapparate  entfernte 
Ammoniak  wird  durch  Zusatz  von  Schwefelammonium  ersetzt,  so  dass  die 
Stärke  der  ammoniakalischen  Flüssigkeit  in  dem  Apparate  immer  dieselbe 
bleibt.  Die  Mutterlauge  aus  dem  Carbonirapparate  dient  zur  Absorption  des 
Schwefelammoniums,  das  im  ersten  Stadium  des  Processes  entwickelt 
wird.  Die  Kohlensäure  soll  so  rein  als  möglich  angewendet  werden  (vgl. 
S.  117),  da  hiervon  auch  die  Reinheit  des  entwickelten  Schwefelwasser- 
stoffs abhängt.^) 

Nach  F.  S.  Nbwhall  in  Washington,  Durham  (Engl.  P.  3933  vom 
27.  März  1885)  wird  eine  Mischung  von  frischem  Sodarückstand  und  Wasser 
mit  Schwefelwasserstoff  behandelt.  Die  Lösung  von  Calciumsulfhydrat  wird 
mit  einer  Lösung  des  Doppelchlorids  von  Calcium  und  Magnesium  versetzt. 
Dabei  entwickelt  sich  Schwefelwasserstoff,  der  auf  Schwefel  oder  Schwefel- 
säure verarbeitet  wird.  Die  zurückbleibende  Chlorcalciumlösung  enthält 
Magnesia  suspendirt,  welche  abgeschieden  und  zu  basischem  Ofenfutter  oder 
Magnesiumcarbonat  gebraucht  wird. 

C.  WiGG  in  Liverpool  combinirt  die  Aufarbeitung  der  Sodarückstände 
mit  der  Verwertung  von  Rückständen  aus  der  Kupfer-Fabrikation.  Die 
rückständige  Lösung  von  der  hydrometallurgischen  Kupfergewinnung  enthält 
wesentlich  Natriumsulfat  und  -chlorid  und  Eisensalze ;  sie  wird  zunächst  mit 
Schwefelammonium  versetzt,  um  das  Eisen  auszufällen.  Der  Niederschlag 
wird  abfiltrirt,  getrocknet  und  in  Kiesöfen  verbrannt.  Das  Filtrat,  welches 
jetzt  Natriumsulfat  und  -chlorid,  sowie  Ammonsalze  in  Lösung  enthält, 
kommt  in  einen  Apparat  zur  Erzeugung  von  Natriumcarbonat.  Das  zu  dem 
Verfahren  erforderliche  Schwefelammonium  wird  durch  Behandlung  von 
Ammoniakflüssigkeit  mit  Schwefelwasserstoffgas  erhalten,  welch'  letzteres  aus 
Sodarückstand  entwickelt  wird  (Engl.  P.  5620/1885). 

Jos.  Wyckliffb  Kynaston  in  Liverpool  (Engl.  P.  15182/1884)  zersetzt 
Sodarückstand  durch  Kochen  mit  Chlormagnesiumlauge  wobei  zu 
Schwefelwasserstoff,  Chlorcalcium  und  Magnesiumhydroxyd  entstehen.  Nach 
Austreibung  des  Schwefelwasserstoffs  wird  schweflige  Säure  in  die  Lauge 
geleitet;  es  bildet  sich  unlösliches  Calciumsulfit  und  Magnesiumchloridlösung, 
die  von  neuem  Verwendung  findet.^ 

Um  Schwefel  und  Eisenoxyd  bei  der  Verarbeitung  von  Sodarück- 
ständen zu  gewinnen,  stellen  P.  Mawdslet  in  Flint  und  I.  Macfarlanb  in 
Montreal  (Engl.  P.  11178  vom  19.  September  1885)  aus  teilweise  oxydirten  Soda- 
rückständen durch  Auslaugen  zunächst  gelbe  Laugen  von  20  °  Tw.  Dichtig- 
keit her.     Die  Lösung   der    Calciumsulfide    wird   mit  Eisenchlorid,  von  der 

0  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  116  u.  126.  —  «)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  8.93. 


Soda. 


129 


Kupfereztractioii  herröhrend,  vermischt.  Der  schwarze  Niederschlag  von 
Schwefeleisen  (70  Proc.)  und  freiem  Schwefel  (30  Proc.)  wird  filtrirt  und 
bei  niedriger  Temperatur  getrocknet.  Die  Masse  wird  in  einem  kleinen 
Ofen  {„bünd  roaster")  auf  Dunkelrotglut  erhitzt  Dann  werden  die 
Chargirtüren  sorgfältig  verkittet,  und  bei  fortgesetztem  Erhitzen  wird  der 
Schwefel  in  einen  Condensationsraum  sublimirt.  Darauf  gewährt  man  der 
Luft  wieder  Zutritt  zum  Rosten  des  Schwefeleisens  und  leitet  die  schweflige 
Säure  in  eine  Bleikammer,  während  gut  geförbtes  Eisenoxyd  zurückbleibt. 
Analog  soll  bei  der  Anwendung  von  Zink-  oder  Manganchlorid  verfahren 
werden. 

5.  Aetznatron  und  Tersehiedenes. 


6.  Ldnob  und  J.  Schmid  haben 
mittelst  Kalks  näher  untersucht.  Bei 
folgende .  Resultate : 


die   Kaustificirnng    der    Soda 
gewöhnlichem  Druck  ergaben  sich 


Die  Lange  enthält 

Nach  dem  Eaastificiren  sind  vorhandiu 

vor  dem 

im  Zustande  von  Na  OH  von 

Eaastificiren : 

100  Tln. 

Natron: 

Proc.    NaVCO» 

Spec.  Gew. 

Versuch  I 

Versuch  IT 

2 

1022  bei  15» 

99-4  Tle. 

99-3  Tle. 

5 

1-052    \ 

99-0 

99-^ 

10 

1-107      , 

97*2 

97-4 

\2 

1127      „ 

96-8 

96-2 

14 

1-150      „ 

94-5 

95-4 

16 

1-169  bei  30« 

93-7 

940 

20 

1-215      « 

90-7 

91-0 

Zur  Analyse  der  kaustischen  Lauge  wurde  der  alkalimetrische  Titer 
mittelst  Methylorange  und  der  Gehalt  an  Natriumhydrat  mittelst  des  Ver- 
fahrens von  Gl.  Winklbr:  Zusatz  von  Chlorbaryum  und  von  Phenolphtalein 
als  Indicator,  Austitriren  mit  Oxalsäure  bis  zum  Verschwinden  der  Farbe, 
festgestellt 


Versuche, 
ergaben: 


welche   unter   Druck   bei   148— 153  <»   ausgeführt   wurden, 


Nach  dem  Eaastificiren  sind  von  100  Tln. 
Natron  vorhanden  4ls  Na  OH. 


Vor  dem 
Eaastificiren 
Proc.    Na^CO^  Spec.  Gew. 

10  1107  bei  15« 

12  1127      „ 

14  1150      „ 

16  1-169  bei  30o 

20  1-215      „ 

Hiernach  liegt   in   der  Anwendung   von  Hochdruck 
^  kein  Vorteil. 

Zur  Bestimmung   von  Aetznatron   neben   Carbonat   in   ein   und 
derselben.  Probe  veHährt  Phillips  folgendermaassen: 

Biedermann,  Jahrb.  IX.  0 


Versuch  I 

Versuch  11 

97-06  Tle. 

97-5  Tle. 

96-35 

968 

95-6 

96-6 

95-4 

94-8 

91-66 

91-61 

»chdruck   bei 

130 


Soda. 


Ein  Gramm  der  Probe  wird  in  150  cbcm  Wasser  gelost,  welches  Wasser 
vorher  gut  ausgekocht  wurde,  um  alle  darin  enthaltene  Kohlensäure  avsou- 
treiben.  Hierauf  wird  soviel  einer  klaren  Lösung  von  Chlorbaryum  srage- 
setzt,  bis  alle  Ebhlensäute' gebunden  ist,  die  Flüssigkeit  ziun  Sieden  gebiacht 
und  absetzen  gelassen.  Als  Indicator  wird  Phenolphtalein  verwendet,  und 
es  wird  nun  so  länge  Normalsalzs&uresafliessen.  gelassen,  bis  volikommrae 
Enterbung  eingetreten  ist,  und  (Me  angewendete  Menge  der  Normalsaure 
notirt.  Bann  lässt  man  weiter  Säure  sufliessen,  bis  sieh  •  dller  kohlensaurer 
Baryt  gelost  hat,  und  titrirt  den  etwaigen  üeberschuss  mit  Normalsoda- 
lösung zurück.  Die  Gesamtmenge  der  gebrauchten  Säure,  weniger  der- 
jenigen, welche  zur  Neutralisation  des  kaustischen  Alkalis  verwendet  wurde, 
giebt  die  Quantität  der  Säure,  welche  dem  in  der  Probe  vorhandenen 
kohlensauren  Alkali  aequivalent  ist  (Chem.  News.  54, 28;  Ghem.Ind.  1887, 69). 

Nach  Ul*wARD  ist  dies  Verfahren  nicht  genau  genug.  Er  verfährt  so, 
dass  er  mit  Ghlorbaryum  versetzt,  den  Niederschlag  sich  afosetsdn  lässt,  die 
Flüssigkeit  abhebt,  heisses  Wasser  zügiebt,  neuerdings  abhebt  und  endlich 
den  Niederschlag  auf  ein  Filter  bringt,  wo  er  gut  gewaschen  und  mit 
Normalsalzsäure,  nachdem  man  ihn  in  ein  Becherglas  gespült  hat,  titrirt 
wird.  Auf  diese  Art  erhielt  er  bei  mehreren  Bestimmungen  keine  grösseren 
Unterschiede  als  005  Proc.  (Chem.  News.  54,  67;  Chem.  Ind.  1887,  70). 

Um  in  Alkalicarbon at  Monocarbonat  nachzuweisen,  versetzt 
KuHLMANN  (Arch.  Pharm.  225^  72)  die  concentrirte  Lösung  des  Bicarbonats 
mit  einem  Körnchen  Ros Ölsäure.  Ist  kein  Monocarbonat  vorhanden,  so 
bleibt  die  Lösung  nach  viertelstündigem  Stehen  farblos.  Enthält  dieselbe 
1 — 4  Proc.  Monocarbonat,  so  tritt  sehr  bald  Rosaßirbung  ein;  bei  höherem 
Gehalt  Purpurfarbung.  Der  Nachweis  mittelst  Phenolphtaleins  ist  übrigens 
empfindlicher.     Dieser  Indicator  giebt  noch  003  Proc  Monocarbonat  an. 

Moritz  Honiomann  in  Grevenberg  bei  Aachen  hat  den  Natrondampf- 
kessel  noch  weiter  ausgebildet.     Nach  dem  D.  P.  35264    (Verfahren  zum 


Flg.  49. 


Ueberhitzen  ge- 
spannter Dämpfe) 
wird  ein  Teil  des 
Dampfes  durch 
Rohr  L  und  die 
Verteilungsröhr- 
chen  V  in  die  Na- 
tronlauge, welche 
unter  dem  Drucke 
des  gespannten 
Dampfes       steht, 

eingeleitet,  wodurch  die  Temperatur  derselben  erheblich  über  die  Dampf- 
temperatur  gehoben  wird.  Der  übrige  Dampf  strömt  durch  die  Röbi^n  S 
und  wird  in  denselben  überhitzt.  Zur  Verhinderung  des  üeberströmens  der 
Lauge  in  das  Dampfrohr  ist  das  Rückschlagventil  Ä  angebracht 


Soda. 


ISl 


Nach  dem  D.  P.  35572  ist  der  Natrondampfkessel  mit  einem  gefeuerten 
Abdampf  kessel  zu  einem  Ganzen  verbunden,  derart,  dass  der  beim  Abdampfen 
entwickelte  Dampf  in  das  Wasser  des  Natrondampfkessels  eingeleitet  und 
condensirt  wird,  wobei  seine  frei  werdende  Wärme  zum  Eindampfen  der 
Natronlauge  im  Natronkessel  benutzt  und  nebenbei  dem  Wasserkessel  ein 
Teil  des  notigen  Wassers  zugeführt  wird.  Die  Natronlauge  wird  durch 
eine  Pumpe  aus  dem  Natronkessel  in  den  Abdampf  kessel  gepresst,  während 
andererseits  ein  Schwimmerventil  die  stärkere  Lauge  selbstthätig  in  den 
Natronkessel  zurücklaufen  lässt. 

Nach  dem  D.  P.  35986  wird  der  in  der  Abdampfvorrichtung  entwickelte 
Dampf  dem  aus  dem  Wasser  des  Natrondampfkessels  entwickelten  Dampf  zugefügt. 

Um  die  kupfernen  Gefässe  beim  Eindampfen  von  Natron-  oder 
Kalilauge  oder  beim  Betriebe  des  Natrondampfkessels  zu  conserviren, 
s^tzt  HomoMANN  der  Lauge  Eisenteile  oder  analoge  Metalle,  welche  die 
Fähigkeit  haben,  die  loslichen  Kupferverbix^dungen  zu  zerstören,  zu.  Ebenso 
ksmi  Eisenoxydul,  ferner  Eisenvitriol  oder  ein  anderes  Ferrosalz  benutzt 
werden  (D.  P.  86482,  37916,  39705). 

T.  Ratnaud  in  Namur  bereitet  nach  dem  Engl.  P.  12255  vom 
27.  Sept.  1886  Natriumthiosülfat  durch  die  Einwirkung  von  schwefliger 
Sim-e  auf  Scbwefelnatrium:   2  Na^S  +  3  SO«  =  S  4-  2  Na'S'O». 

Die  Natriumsulfidlösung  ?rird  durch  Reduction  von  Natriumsul£at 
mittelst  Kohle  bereitet.  Diese  Masse  enthält  neben  Natrium-Monosulfid 
noch  Polysulfide^  Carbonat,  Hydrat,  Sulfat  und  Thiosulfat.  Ein  Teil  dieser 
Nebenproducte  werden  durch  schweflige  Säure  nicht  in  Thiosxüfat  über- 
geführt und  bilden  eine  unbequeme  Yerunreinigung  in  der  Losung.  Die 
Erfindung  hat  nun  zum  Zweck,  die  rohe  Losung  des  Natriumsulflds  so  zu 
behandeln^  dass  alle  die  verschiedenen  Yerbindungen  mit  Ausnahme  des  Sulfats 
durch  schweflige  Säure  in  Thiosulfat  umgewandelt  werden.  Dies  wird  durch  Zu- 
satz von  Elalk  und  Schwefel  bewirkt.  Der  Kalk  kaustificirt  das  Natriumcarbo- 
nat^  auf  welches  dann,  der  Schwefel  einwirkt,  indem  Natriumsulfid  entsteht 

Statistik. 

1.  Production  an  Steinsalz  in  Deutschland  im  Jahre  1885. 


Staaten  und  Landesteile 


Werke  mit  Prodnctiou 


für  welche 
das  benannte 

Mineral 

Hauptsweck 

Ist 


anf  welchen 
das  genannte 
Mineral  nur 
als  Neben- 
prodnct  ge- 
wonnen wird 


Menge 

Tonnen  zn 

1000  kg 


Wert 


M 


I'PfeusseriV  Prov.  Sachsen 
Üebriges  Preussen  .    . 


174  534033 
30  958-100 


842  515 
220295 


Zusammen  Konigr.  Preussen 

n.  Württemberg 

in.  Uebrige  deutsche   Staaten 

Zusammen  Deutsches  Heicb 

im  Jahre  1884 


205  492*133 

109  393-682 

62  605-140 


1062  810 
633  282 
259  133 


377  490-955 
844  797H)33 


1  955  225 
1  939  985 


132 


Soda. 


2.  Production  von  Salzen  aus  wassriger  Losung  im  Jahre  ^885. 


Staaten  und  Landesteile 


Werke  mit  Pro 
daction  im  LaaIe|An 
des  Jahres 


o  o  S 

■^1 


i 


Mineral- 
salz and  an- 
derem Roh- 
material 
wurde  zur 
Auflösung 
und'  als  Ein- 
wurf ver- 
braucht 

Tonnen 
zu  lOÖO  kg 


Die  Production  ah  den 

genannten  Salzen  betrog 

im  Laufe  des  Jahres  - 


Menge 

Tonnen  zn 

1000  kg 


Wert 
(ohneSteaer) 


a)  Kochsalz  (Chlornatrium). 

L  Preussen. 

Prpv.  Sachsen .     . 

;,     Hannover    . 

„     Westfalen   . 

„     Hessen -Nassau 
,     „     Rheinland   . 
üebriges  Preussen 


Zusammen  Königreich 
Preussen   . 
H.  Bayern    .     . 
.  JH.  Württemberg 
IV.  Baden     .     . 
V.  Hessen    .     . 
'    VL  Braunschweig 

VIL  •  Sachsen-Meiningen 
j  VUI.  Elsass-Lothringen 
IX.  üebrige    deutsche 
.    Staaten   .     .     .     . 


Zusammen  Deutsches 
Reich  .... 
Im  Jahre  1884     ... 


b)  Glanbersalz. 

- 1.  Preussen. 

Prov.  Sachsen    .     .     . 

„      Hannover  .     .  :  . 

„      Westfalen.     .     . 

„      Rheinland .     .     . 

üebriges  Preussen  .    . 

Zusammen  Königreich 

'   ".  Preussen .     .    .     . 

H.  Anhalt  .'..... 

III.  üebrige      deutsche     -^ 

Staaten.     .     .    .    .     T 


,.  .       Zusammen  Deutschet 

Reich  .     .     .     .  ~ . 

^-Im  Jahre  1884     .     .     .     * 


6 
ll 
10 

3 
'  4 

2 


36 
6 

6; 

2 
2 
2 
2 
8 


71 
68 


10 
6 


15  086-0 

3  5040 
3100 
.1000 

10  735-0 

4  473-0 


103  799-309 
95007-799 
29  875-103 

.3  25.6-945 

7  979-186 

16  334*300 


2  502  843 

2  121524 

811387 

90  994 

94  016 

•  337  750 


34  2Ö8-0 

67-3 

13  669-$^ 


1970-0 


4000 


256  252-642 
41  98i8-932 
25  989-803 
29  002-298 
14  797-523 
5  977-373 
19  985-32^ 
50  811-Q45 

16  486-601 


5  91^464 
1  867  289 
817084 
788  257 
370  7Ö5 
135  744 
518  713 
885  967 

409  031 


50  314-8 
55  010-5 


4  548-0 

8  500-0 
13  663-0 


461  291-542 
4M  880-750 


1504-113 

6  706-316 

4123135 

14  352'584 

17  081-207 


11751844 
12  312124 


24  749 
264  919 
169  326 
982  071 
632  356 


14 
.5 

3 


26  711-0 
unter,  Chlor- 
kalium " 

3  818-4 


43767-355 
4  653  650 

12  038-329 


2073  421 
190  879 

418  910 


30  529-4 
•20  601-4 


60  459-334 
57  243-205 


2  683  210 
.2.732056 


Soda. 


133 


3..  Salzgewinnung  in  Deutschland  im  Jahre  1885/86  nach  den  steueramt- 

lichen  Angaben. 


5 

, 

1? 

Gewonnene  feste  Salzprodnctei) 

Sf| 

1 

Viehsalz- 

, 

•S-s 

11 

•SIS 

leck- 

Zoll-  und  Steuer- 

.•s« 

•sl» 

Anderes 

stdne. 

Zu- 

ll 

i^ 

KrystaU- 

Stein- 

Siede- 

Pfannen- 
stein und 

sammen 

Directivbezirke 

1^ 

s  s 

i^ 

salx 

salz 

salz 

andere 
feste 
Salz- 

Sp.  6-8 

(Ss 

? 

4^ 

abfäUe 

& 

Tonnen 

Tonnen 

Tonnen 

Tonnen 

Tonnen 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

Pr.  Prov.  Posen .  .  . 

1 

1 

„^ 

__ 

24  948 

13  735 

167 

38  850 

Sachsen.  . 

3 

7 

1 

69  468 

81706 

106  565 

1849 

259  588 

„      „      Hannover . 

— 

12 

2 

— 

— 

95  395 

7  203 

102  598 

,      „      Westfalen. 

— 

9 

1 

— 

— 

29  957 

242 

30199 

,      „      Hessen- 

Nassau  .  . 

— 

2 

— 

— 

— 

2  964 

14 

2  978 

,      „      Rheinland 

-:- 

1 

3 

— 

— 

6  984 

— 

6  984 

üebrigePr.Dir.-Bez. 

1 

— 

2 

— 

725 

2  134 

— 

2  859 

Zusammen  Preussen 

5 

32 

9 

69  468 

107  379 

257  734 

9  475 

444  056 

Bayern    

1 

6 

— 

— 

895 

42  631 

519 

44  045 

Württemberg  .... 

3 

4 

— 

18 

102  726 

26  206 

487 

129  437 

Baden \  .  . 

— 

2 

1 

— 

—    ■ 

28  624 

299 

28  923 

Hessen    

— 

3 

— 

— 

— 

15  502 

— 

15  502 

Mecklenburg  und 

Braunschweig    .  . 

— 

3 

— 

— 

— 

7  379 

64 

7  443 

Thüringen  u.  Anhalt 

2 

6 

— 

61 

83  651 

38112 

1366 

123  190 

Elsass-Lothringen    . 

— 

8 

— 

— 

— 

61705 

— 

61705 

4.  Salzverbrauchim  deutschen  Zollgebiet  für  das  Etatsjahr  1885/86. 


Absatz  der  deutschen  Salz- 

Einfuhr 

von 
fremdem 

Salz 

Tonnen 

Salzverbrauch 

ünZoU- 

nach  dem 
Auslande  u. 
d.  deutschen 

ZoU- 

ausschlüssen 

Tonnen 

zu- 
sammen 

Tonnen 

zu 
Speisezwecken 

zu 
steuer- 
freien 
Zwecken 

Tonnen 

zusammen 

gebiet 
Tonnen 

über- 
haupt 
Tonnen 

aufden 
Kopf 

kg 

Sp.  5  u. 
Tonnen 

aufden 
Kopf 

kg 

1 

2 

3 

4 

6 

6 

7 

8 

9 

697  783 

115  794 

812  889 

28  962 

353  506 

7-6 

372  239 

725  745 

15-7 

^)  Die  Summen  der  hier  nachgewiesenen  Salzgewinnung  stimmen  mit  dem  Ergebnis 
der  Bergwerks-  und  Salinon-Productions-Uebersicht  nicht  überein,  weil  das  Einwurfsalz 
von  den  Steuerbehörden  nur  beim  Siedesalz  in  Rechnung  gebracht  wird,  teilweis  auch  die 
Zeiträume  der  Aufstellung  verschieden  sind. 

*)  Die  Zahl  in  Sp.  8  stimmt  mit  der  entsprechenden  Summe  der  Spalten  1  und  4 
deshalb  nicht  genau  überein,  weil  das  zu  steuerfreien  Zwecken  verwendete  Salz  (Spalte  7) 
nidit  schon  nach  der  Zeit  der  Abgabe  von  den  Productionsstätten  (Spalte  1),  sondern  erst 
luich  der  Zeit  der  Denaturirnng  dem  Verbrauch  des  betreffenden  Jahres  zugerechnet  ist. 


134 


Soda.    Kaliumverbindungen. 


5.   Einnahme  von  Salz  im  deutschen  Zollgebiet  im  Etatsjahre  1885/86. 


Netto-Ertrag  der  Abgaben 

Salzverwendung  zu  steuerfreien  Zwecken 

an 
SalzzoU 

1000  «ir 

zusammen 
1000  Jir 

auf  den 
Kopf 

in  d.  Landwirtschaft 

in  der  Industrie 

an 
Salzsteuer 

1000^ 

zur 
Vieh- 
fütterung 
1000  kg 

zur 
Düngung 
1000  kg 

in  Soda-  und 

Glaubersalz- 

fabriken 

1000  kg 

in  anderen 
Industrie- 
zweigen 
1000  kg 

1 

2 

8 

4 

5 

€ 

7 

8 

39  416*9 

2  707-6 

42  124-5 

0-91 

103  762 

3  310 

213  622 

51545 

6.   Ein-  und  Ausfuhr  von  Soda. 
Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnem  ausgedruckt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jalire  1885  die 

Einfuhr 

Ausfuhr 

Einfuhr 

Ausfuhr 

an  Soda,  calcinirter 

„   Soda,  roher,  auch  krystallisirter    .     . 

13  220 
12  161 

114  848 
61009 

20  232 
61033 

119  814 
53  211 

XVI.  Kalimnverbindimgen. 


Bei  den  üblichen  Flammrohren  in  den  Verdampfpfannen  der 
Chlorkaliumfabrikation  zieht  die  Flamme  zunächst  durch  einen  mitt- 
leren weiteren  Cylinder  nach  hinten  und  darauf  durch  zwei  Seitency linder 
nach  Yom  zurück.  Nach  dem  D.  P.  37815  des  Salzbergwerks  Nbd-Stassfdrt 
in  Loderburg  bei  Stassfurt  sind  die  hinten  offnen  Cylinder  nicht,  wie  bisher, 
fest  mit  der  Hinterwand  vernietet,  sondern  haben  geschlossene  hintere  Enden 
und  liegen  auf  Schienen  frei  in  der  Pfanne,  um  sich  unabhängig  von  dem 
Mantel  der  Pfanne  ausdehnen  zu  können,  und  ihre  Verbindung  ist  durch 
Querstützen  hergestellt 

um  Wasserzuflüsse  in  Schächten  abzusperren,  wendet  Tibtjbks  in 
Leopoldshall  solche  Salze  an,  welche  durch  Aufnahme  von  Krystallwasser 
unter  Volumenvergrösserung  erhärten,  also  calc.  Soda,  entwässerten  Alawi, 
Kieserit  und  Magnesiumoxychlorid  (D.  P.  36085). 

G.  BoRSCHB  und  F.-  Bbdnjes  in  Leopoldshall  stellen  nach  D.  P.  37060 
Ealium-Magnesiumcarbonat  folgendermaassen  her:  In  die  Losung  eines 
beliebigen  Magnesiumsalzes,  in  Flüssigkeit,  welche  Magnesia  oder  kohlen- 
saure Magnesia  suspendirt  enthält,  wird  Kohlensäure  und  Ammoniak  oder 
kohlensaures  Ammoniak  eingeleitet,  worauf  sich  das  Doppelsalz  Ammonium- 
Magnesiumcarbonat,  alle  in  Losung  befindliche  Magnesia  enthaltend,  nach 
einiger  Zeit  sehr  schon  ausscheidet. 

Dieses  Ammonium- Magnesiumcarbonat  wird  mit  ungefähr  der  äqui- 
valenten Menge  von  Chlorkalium  oder  schwefelsaurem  Kalium  gemischt  (ein 


EaliumYer  biadangen.  185 

Uebersclmss  derselben  wirkt  Yorteilbaft)  und  mit  so  viel  Wasser  Tersetst, 
am  genannte  Salze  in  Losung  zu  bringen. 

In  dieses  Oemenge  wird  Kohlens&ure  oder  Kohlensäure  und  Ammoniak 
eingeleitet,  wodurch  die  Umsetsung  in  Kalium-Magnesiumcarbonat«  die  aller- 
dings auch  ohne  Einleiten  von  Kohlensäure  und  Ammoniak  Tor  sich  geht» 
wesentlich  befordert  wird. 

Die  Operationen,  nfimlich  Darstellung  Ton  Ammoniom-Magnesiumcarbonat 
und  Umwandlung  derselben  in  Eodium-lfagnesiumcarbonat,  kann  man  dadurch 
Tereinigen,  dass  man  z.  B.  in  eine  Losung  Ton  Camallit,  oder  in  eine 
Losung  Ton  Kcüium-Magnesiumsulfot,  odor  in  suspendirte  Magnesia  oder 
kohlensaure  Magnesia,  zuerst  kohlensaures  Ammoniak  und  Kohlensaure  ein- 
leitet, nach  einiger  Zeit  Chlorkalium  hinzufügt  und  wiederum  Kohlensäure 
einleitet.  Man  erhält  dann  ebenfalls  Krystalle  des  triklinischen  Systems, 
die  aus  Kalium-Magnesiumcarbonat  bestehen. 

Das  Kalium-Magnesiumcarbonat  wird  in  bekannter  Weise  durch  Dige- 
riren  desselben  mit  Wasser  in  Kaliumcarbonat  und  Magnesiumcarbonat, 
welches  in  den  Process  zurückkehrt,  zerlegt. 

Statt  des  Doppelsalzes  Ammonium-Magnesiumcarbonat  kann  auch  das 
Doppelsalz  Ammonium-Zinkcarbonat  zur  Umwandlung  von  Chlorkalium  oder 
schwefelsaurem  Kalium  benutzt  werden. 

Dies  Verfahren,  welches  dem  Ammoniaksodaprocess  analog  ist,  stellt 
sich  in  gewisser  Weise  als  eine  Yervollkommnung  des  R.  ENosL^schen 
Verfahrens*)  dar.  Während  aber  nach  diesem  für  zwei  KCl,  welche  in 
K'CO^  übergeführt  werden,  ein  Mg  CO'  in  Form  von  MgCl^  in  Losung  geht 
und  die  Gewinnung  der  Magnesia  aus  letzterem  schwierig  und  kostspielig 
ist,  wird  nach  obigem  Verfahren  das  Magnesiumcarbonat  vollständig  in 
Kalium-Magnesiumcarbonat  übergeführt  und  MgCP  wird  nicht  gebildet,  da 
bei  Gegenwart  von  Ammoniak  für  jedes  in  Carbonat  übergehende  Mol.  KCl 
ein  Mol.  NH^Cl  sich  bildet.  Die  Regenerirung  der  Magnesia  föllt  also  hier 
fort  Der  Socibtb  anontmb  de  carbonatb  de  potasse,  welche  in  Stassfurt  das 
EüOEL'sche  Verfahren  ausgeführt  hat,  boten  sich  soviel  Schwierigkeiten  dar, 
dass  sie  sich  dort  nicht  hat  halten  können.  Das  neu  patentirte  Verfahren 
scheint  dagegen  von  grosser  technischer  Bedeutung  zu  sein. 

Nach  W.  J.  Chbystal  in  Glasgow  (Engl.  P.  4290  vom  7.  April  188W 
wd  Kalium-  und  Ammoniumchromat  und  -bichromat  aus  Natrium- 
chromat  oder  -bichromat  durch  Einwirkung  von  Kalium-  oder  Ammonium- 
soUat  dargestellt  Das  entstandene  Natriumsulfat  wird  durch  Eindampfen 
und  Aussalzen  oder  durch  Krystallisation  aus  der  Chromatlosung  abge- 
schieden. 

Auch  J.  Brock  und  W.  A.  Rowbll  in  Widnes  fabriciren  zunächst 
[  rohes  Natriumchromat  in  gewöhnlicher  Weise.  Aus  der  Losung  wird 
F         Strontiumchromat   gefällt.     Dies   wird   filtrirt  und   mit   einer   Lösung   des 

»)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  131. 


136  Ealiumverbindungen. 

Bisulfats  von  Ammonium-,  Natrium-,  Kalium-  oder  Aluminiumsulfat  gekocht, 
je  nach  der  Basis,  die  man  mit  der  Chromsäure  zu  verbinden  wünscht. 
Die  neutralen  Alkalisulfate  zersetzen  das  Stroiitiumchromat  nicht  vollständig; 
will  man  daher  neutrale  Alkalichromate  darstellen,  so  arbeitet  man  zwar  doch 
mit  den  sauren  Alkalisulfaten,  neutralisirt  aber  nachher  das  eine  Aequiv. 
Chromsäure  mit  der  betreffenden  Base.  Mittelst  dieser  Reaction  sollen  auch  die 
Losungen  von  Chromaten  der  genannten  Basen  von  Schwefelsäure  oder 
Sulfaten  befreit  werden  (Engl.  P.  5260  vom  28.  April  1887). 

ScBMiDTHOBN  uud  Jarvbs  iu  Nowjork  stellen  Chlorammonium  und 
Kalium  Sulfat  nach  dem  Engl.  P.  12745/1885  durch  Wechselzersetzung 
zwischen  äquivalenten  Mengen  Ammoniumsulfat  und  Chlorkalium  und  Aus- 
salzen des  entstandenen  Kaliumsulfats  her. 

HiGGiNs  macht  in  Journ.  soc.  ehem.  ind.  1887,  248  interessante  Mit- 
teilungen über  die  Fabrikation  von  Kaliumchlorat  mit  Hülfe  von  Magnesia, 
wie  sie  in  der  Fabrik  von  J.  Müspbatt  and  sons  in  Widnes  nach  dem  Ver- 
fahren von  EscHELLMANN  ^)  ausgeführt  wird.  Die  Magnesia  wird  aus  Magne- 
sit (Euböa-Magnesit)  dargestellt,  welcher  als  harte,  weiche  und  erdige  Masse 
vorkommt  und  neben  93  bis  97  Proc.  Magnesiumcarbonat  noch  1*2  bis  3*4 
Proc.  Calciumcarbonat  und  geringe  Mengen  Thonerde,  Eisenoxyd,  Kiesel- 
säure, sowie  Spuren  von  Kupfer  und  Mangan  enthält.  Der  Magnesit  ent- 
lässt  seine  Kohlensäure  bei  niedrigerer  Temperatur,  als  es  von  Kalkstein 
geschieht.  Gut  gebrannte  Magnesia  hat  oft  eine  schöne  säulenförmige 
Structur  wie  Stärke.  Magnesia  wird  aber  leicht  todt  gebrannt  und  ist  dann 
hart  und  krystallinisch ;  das  Vol.-Gew.  hat  von  3*07  auf  3*61  zugenommen; 
sie  ist  dann  untauglich  zur  Chlorabsorption.  Das  in  Dendritenform  vor- 
handene MnO^  gebt  beim  Brennen  in  Mn^O^  über  und  förbt  die  Magnesia 
rosarot. 

Da  Magnesia  in  Wasser  sehr  wenig  löslich  ist,  muss  sie  als  sehr 
feingemahlenes  Pulver  im  Wasser  suspendirt  werden.  Die  Chlorabsorption 
ist  nicht  so  energisch  wie  durch  Kalk,  und  die  Reactionstemperatur  steigt 
nicht  so  hoch  wie  bei  letzterem,  es  wurde  eine  Temperatur  von  etwa  44® 
beobachtet. 

Magnesiumchlorat  bildet  sich  leicht  bei  hinreichend  langer  Einwirkung 
des  Chlors.  Als  man  die  Reaction  einmal  durch  Erhitzen  der  Masse  mit 
Dampf  beschleunigen  wollte,  wurde  sehr  viel  Chlormagnesium  gebildet. 

Feuchtes  Chlor  wirkt  auf  trockne  Magnesia  oder  das  bei  100°  ge- 
trocknete Hydrat  fast  garnicht  ein,  leicht  dagegen  auf  frisch  gefälltes  und 
in  Wasser  suspendirtes  Hydrat.  Der  Eintritt  der  rötlichen  Farbe  ist  hier 
nicht,  wie  bei  der  Einwirkung  des  Chlors  auf  Kalkmilch,  ein  Zeichen  der 
Beendigung  der  Reaction,  da  dieselbe  hier  viel  früher  eintritt,  wenn  noch 
viel  MgO  zugegen  ist.  Es  scheint,  dass  vorübergehend  entstehendes  Hypo- 
chlorit erst  in  Chlorat  umgewandelt  wird,    bevor  neue  Magnesia  vom  Chlor 

1)  Teclm.-chem.  Jabrb,  6,  S.  109. 


Ealiumverbindungen.  137 

angegriffen  wird.  In  der  fertigen  Flüssigkeit  ist  das  Verhältnis  von  Ghlorat 
in  Chlorid  nahezu  das  theoretische,  wie  1  :  5,  unabhängig  von  der  Oon- 
centration  der  Losung.  Beim  Kalkprocess  ist  das  Verhältnis  durchschnittlich 
nur  1 :  5*4.  Oft  wird  der  Inhalt  eines  Absorptionsbehälters  {y^octagon^) 
baibfest,  indem  sich  Magnesiumoxychlorid  bildet  Allein  dies  hat  auf  das 
Endresultat  keinen  Einfluss. 

Die  Lösung  wird  eingedampft,  bis  beim  Abkühlen  etwa  50  Proc.  des 
ifagnesiumchlorids  als  MgCl'4-6H'0  auskrystallisiren.  In  der  Mutterlauge 
ist  dann  das  Verhältnis  von  Ohiorat  zu  Chlorid  wie  1  :  2*8.  Aus  derselben 
wird  durch  Chlorkalium  ECIO^  ausgefällt.  Man  muss  die  theoretische 
Menge  sehr  sorgfaltig  zusetzen,  damit  nichts  ungelöst  bleibt.  Eine  unge- 
nügende Menge  bedeutet  einen  Verlust  an  Mg(C10^^,  ein  üeberschuss  be- 
wirkt die  Auskrystallisation  von  Camallit  MgCl^.KCl4-6H^0,  der  nur 
schwierig  von  dem  Kaliumchlorat  zu  trennen  ist.  Da  Kaliumchlorat  in 
Chlormagnesium  weniger  loslich  ist,  als  in  Chlorcalciumlösung,  so  enthält 
die  Mutterlauge  viel  weniger  Chlorat  als  beim  Kalkprocess;  man  erhält 
90  Proc.  des  vorhandenen  Kaliumchlorats.  In  den  Mutterlaugen  wird  das 
Chlorat  durch  Salzsäure  zersetzt;  das  entwickelte  Chlor  gelangt  zur  Ab- 
sorption. Wenn  bei  der  Destillation  eine  Temperatur  von  etwa  60°  erreicht 
wird,  so  treten  infolge  der  Zersetzung  von  Cl  0^  Lichterscheinungen  auf,  die  sich 
bis  zur  Explosion  steigern  können.  Die  Mutterlauge  wird  dann  mit  Magne- 
sia neutralisirt,  wobei,  um  das  Eisenchlorid  durch  Wasserstoff  nicht  zu  redu- 
ciren,  eiserne  Gefösse  nicht  benutzt  werden.  Dann  setzt  man  eine  Kieserit- 
lösung  in  berechneter  Menge  zu,  um  das  Calcium  als  Gips  auszufilllen.  Die 
Chlormagnesiumlösung  wird  nun  in  gusseisemen  Gefössen  weiter  einge- 
dampft. Diese  werden  nicht  in  dem  Maasse  angegriffen,  wie  Schmiedeeisen. 
Durch  Zusatz  von  Magnesia  wird  die  Lösung,  besonders  zuletzt,  alkalisch 
gehalten,  so  dass  Eisenoxyd  nicht  gelöst  bleiben  kann.  Die  grünliche  con- 
centrirte  Flüssigkeit  lässt  man  in  Fässern  erstarren.  Dies  Chlormagnesium 
wird  von  den  Baumwollfabriken  als  Schlichte  benutzt. 

William  Sibpbrmann  in  Elberfeld  stellt  cyansaure  und  Cy an- 
Alkalien nach  dem  D.  P.  3801^  folgendermaassen  her:  Kohlensaure 
Alkalien  werden  mit  indifferenten  Körpern,  z.  B.  kohlensaurem  Barium,  ge- 
mischt. Die  Mischung  wird  in  einem  Rohr  langsam  auf  Dunkelrotglut 
erhitzt,  während  Ammoniak  darüber  geleitet  wird.  Bei  dieser  Temperatur 
bilden  sich  dann  unter  Wasseraustritt  cyansaure  Alkalien  und  Aetzalkalien. 
Bei  Hellrotglut  dagögen  wirkt  das  Wasser  auf  die  Cyanate  wieder  ein,  indem 
die  Hälfte  derselben  in  kohlensaures  Alkali,  Stickstoff,  Wasserstoff  und 
Kohlensäure  zerfallt.  Nach  dem  Erkalten  werden  die  Cyanate  mit  Alkohol 
extrahirt  und  zur  Krystallisation  gebracht. 

Zur  Darstellung  von  Cyanalkali  werden  die  Alkalicarbonate  mit  Kohlen- 
pttlver  gemischt  und  dann  bei  Dunkelrotglut  mit  Ammoniak  behandelt. 
Weiter  wird  auf  Hellrotglut  erhitzt.  Die  bei  jener  Temperatur  entstandenen 
Cyanate  bilden   bei  den  höheren  Wärmegraden   mit    der  Kohle  Kohlenoxyd 


138 


Kaliumverbindungen. 


und  Cyanalkali.  Dies  wird  mit  absolutem  Alkohol  extrahirt,  oder  die 
Schmelze  wird  in  Wasser  gelost,  und  das  Cyankalium  wird  mit  Alkohol  aus- 
geföllt.    Die  Mutterlaugen  werden  auf  Blutlaugensalz  verarbeitet. 

Statt  Ammoniak  über  die  Gemische  zu  leiten,  kann  man  stickstoff- 
haltige organische  Substanzen^  zumischen  und  durch  langsames  Erhitzen  auf 
Dunkelrotglut  cyansaure  Alkalien  herstellen,  welche  dann  durch  die 
Kohle  der  organischen  Substanz  bei  Hellrotglut  in  Cyanide  übergeführt 
werden. 

Das  Gemenge  von  Kohle  und  Pottasche  wird  durch  Fülltrichter  K  (Fig.  50) 
und  mittelst  der  durch  Handkurbel  F  in  Bewegung  gesetzten  Transport- 
schnecken a,  6,  c  in  die  in  einem  Ofen  gelagerten  und  durch  Stutzen  J) 
und  B  verbundenen  Rohre  -4,  B  und  C  eingefüllt.  Die  Feuergase  der 
Feuerung  3f  umspülen  zuerst  das  untere  Rohr  C,  worauf  ihnen  durch  stell- 
bare Schieber   so  viel  Luft  zugeführt  wird,    dass  die  beiden  oberen  Rohre 

Fig.  50. 


I 


B  und  C  nur  dunkelrotglühend  werden.  Durch  Rohr  d  wird  Ammoniakgas 
eingeleitet.  In  dem  unteren  hellrotglühenden  Rohr  C  entwickelt  sich  Kohlen- 
oxyd, welches  mit  dem  bei  d  zugeführten  Ammoniak  gemischt  durch  die 
beiden  oberen  Rohre  streicht  und  hier  mit  dem  kohlensauren  Kalium  Cyanat 
bildet,  welches  dann  in  dem  unteren  Rohre  durch  Einwirkung  der  Kohle  zu 
Cyanid  reducirt  wird.  Sollen  cyansaure  Alkalien  erzeugt  werden,  so  werden 
alle  drei  Rohre  auf  Dunkelrotglut  erhitzt,  und  das  Ammoniak  wird  an  der 
rechten  Seite  in  das  untere  Rohr  C  bei  e  eingeleitet. 

TwTNAM  in  London  stellt  lösliche  Alkaliphosphate  aus  phosphorhalti- 
gem  Roheisen  her,  indem  er  während  der  Behandlung  desselben  in  einem  ba- 
sisch oder  neutral  ausgefütterten  Apparate  ein  Alkaliphosphat  zusetzt,  welches 
drei  Aequivalente  der  Basis  auf  ein  Aequivalent  Phosphorsäure  enthält.    E 


Ealiumverbindungen.  1 39 

soll  sich  empfehlen,    das  Metall   Tor  dem  Zusätze  von  K'PO*  von  seinem 
Gehalte  an  Silicium  zu  befreien  (D.  P.  38156). 

Ebsst  Solvat  in  Brüssel  stellt  leicht  assimilirbare  Kaliphosphate  dar, 
indem  natürliche  Phosphate  oder  phosphathaltige  Materialien  mit  Kieselerde 
oder  Thonerde  oder  mit  beiden  Stoffen  zugleich  bis  zur  Bildung  von  Meta- 
phosphat  erhitzt  werden.  Wird  dem  Gemisch  nun  ein  Chloralkali  zugegeben 
und  gleichzeitig  Luft  oder  Wasserdampf  während  des  Erhitzens  zugeleitet,  so 
wird  neben  Cfalor  bezw.Salzs&ure  lösliches  Alkaliphosphat  erhalten  (D.  P.  87439). 

Um  behufs  der  Gewinnung  von  Alkaliphosphaten  aus  Thomas- 
schlacken  oder  sonstigen  Kalkphosphaten  ein  Zurückgehen  der  Phosphorsäure 
an  Kalk  zu  verhindern,  behandelt  Ldigi  Impbratori  in  Düsseldorf  die  durch 
Zusammenschmelzen  von  Thomasschlacke  oder  dgl.  mit  Natrium-  oder 
Ealiumsulfat  und  Kohle  erhaltene  Schmelze  vor  dem  Auslaugen  mit  Kohlen- 
saure (D.  F.  35666). 

Um  aus  Phosphoreisen  Alkaliphosphate  zu  erhalten,  schmilzt  Impbratori 
dasselbe  nach  D.  P.  34412  mit  Alkalisulfat  im  rotirenden  Sodaofen.  Die 
erkaltete  Schmelze  wird  nach  dem  Zerkleinern  mit  Wasser  ausgelaugt  Im 
Rückstand  bleiben  Eisensulfid  und  -oxyd.  Aus  der  Lauge  krystallisirt  Tri- 
kalium  fnatrium-)  phosphat.  Durch  Einwirkimg  von  Rauchgasen  wird  dieses 
zerlegt:    2Na3pO*  +  CO''  +  H^O  =  2Na3HPO* -4- Na^COl 

Die  Masse  wird  in  Wasser  gelost  und  die  Lösung  zum  Krystallisiren 
gebracht.  Zuerst  krystallisirt  das  Binatriumphosphat  aus;  die  Mutterlauge 
liefert  Sodakrystalle.  Durch  Zersetzung  des  Trinatriumphosphats  mit  Schwe- 
felsaure kann  man  Phosphorsäure  und  Natriumsulfat  darstellen. 

Nach  dem  D.  P.  35623  gibt  Impbratori  der  Birne,  in  welche  das 
flüssige  Phosphoreisen  kommt,  durch  Einstampfen  einen  Boden  aus  Kalium 
(Natrium-)  carbonat  oder  -chlorid. 

Thadd^b  Gladtsz  in  Marseille  hat  folgendes  Verfahren  zur  Darstellung 
^on  Kalium tartrat  angegeben  (D.  P.  37352).  Trockne  Weinhefe  oder 
andere  weinsäurehaltige  Substanz  wird  gepulvert  und  mit  Mutterlauge  aus 
^er  vorhergehenden  Operation  zu  einem  Brei  angerührt.  Dieser  wird  in 
einem  mit  Ruhrwerk  versehenen  Bleigefasse  mit  schwefliger  Säure  behandelt, 
bis  alle  Basen  in  Bisulfite  imigewandelt  sind.  Die  vom  Ruckstand  getrennte 
Lösung  (von  8—10°  B.  Concentration)  wird  in  einem  Bleikessel  mit 
doppeltem  Boden  durch  Dampf  erwärmt.  Das  in  Losung  gegangene  wein- 
saure Calcium  filllt  bei  der  Temperatur  von  80—100°  rein  und  krystallinisch 
nieder.  Beim  Abkühlen  der  kochenden  vom  Niederschlag  abgegossenen 
Flüssigkeit  krystallisirt  weinsaures  Kalium  aus.  Die  Mutterlaugen  dienen 
wr  Auflösung  neuer  Mengen  von  Weinhefe. 

Um  das  weinsaure  Kalium  in  weinsaures  Calcium  überzuführen,  löst 
D^ÄU  jenes  in  kochendem  Wasser  und  fallt  die  Lösung  mit  einer  schweflig- 
sauren  Lösung  von  Calciumsulfit.  Oder  man  stellt  zunächst  neutrales  wein- 
saures Kalium  dar,  indem  man  ein  Aequivalent  Säure  durch  Kalkhydrat 
^ttigt,  wodurch  die  Hälfte  Weinsäure  als  Calciumsalz  gewonnen  wird.    Die 


140 


Kaliumverbindungen. 


Lösung  des  neutralen  weinsauren  Kaliums  wird  concentrirt  und  mit  gas- 
förmiger schwefliger  Säure  behandelt,  worauf  sich  saures,  weinsaures 
Kalium  ausscheidet.  Dies  wird  wie  vorhin  behandelt  und  so  allmälig  aufge- 
arbeitet. Das  schwefligsaure  Kalium  wird  durch  Kalkhydrat  kaustificirt.  Das 
schwefligsaure  Calcium  wird  in  der  Fabrikation  immer  wieder  verwendet. 

Statistik. 

1.  Ein-  und  Ausfuhr  von  Potasche  und  Salpeter. 
Im  Deutschen  Reich  betrug  in  inetr.  Centnern  ausgedrückt 


Waarengattung 


im  Jahre  1886  die 


Einfnhr      Ansfahr 


im  Jahre  1885  die 


Einfnhr      Ansfohr 


an  Potasche 13  495    97  029         21  631    92  030 

Chilisalpeter 1811147    28  815    1567  650   24  804 

Kalisalpeter 14  800   44  481         18148   41752 

2.  Production  von  Kali-  und  Magnesiasalzen  aus  wässeriger  Lösung 

in  Deutschland. 


Werke  mit  Pro- 
duction im 
I^JLufe  des  Jahres 

An  Mineral- 
salz nnd  an- 
derem Roh- 
material 

Die  Produclion  an  den 

genannten  Salzen  betrug 

im  Laufe  des  Jahres 

«i. 

•2a 

**s 

tZ^ 

wurde  zur 

Staaten  und  Landesteile 

|wS 

Auflösung 
und  als  Ein- 

Menge 

Wert 

■s25 

wurf  ver- 
braucht 

Tonnen  zu 

(ohneSteaef) 

»IB. 

III 
3^ 

Tonnen 

1000  kg 

e| 

zu  1000  kg 

J( 

1.  Chlorkalium. 

I.  Preussen. 

Prov.  Sachsen     .     .     . 

12 



453  2610 

73  084-873 

9  930470 

Uebriges  Preussen  .     . 

— 

4 

3670 

470-504 

68  931 

Zusammen     Königreich 

Preussen    .... 

12 

4 

453  628-0 

73  555-377 

9  999401 

II.  Anhalt 

11 

— 

193  562-8 

33  698-063 

4  676372 

Zusammen  Deutsches  Reich 

23 

4 

647  190-8 

107  253-440 

14  675  773 

Im  Jahre  1884     .... 

23 

2 

765  639-7 

116  371-186 

15  610110 

2.  Chlormairnesimii. 

Deutsches  Reich  .... 

— 

4 

70 

11  994070 

137  792 

Im  Jahre  1884     .... 

— 

6 

12  126-9 

12  458-207 

144  391 

3.  Schwefelsaures  Kali. 

Deutsches  Reich  .... 

5 

6 

44  297-0 

18  149-497 

-2  957  994 

Im  Jahre  1884     ...     . 

2 

6 

6  151-9 

12  495-185 

2  089  786 

4.  Sclmefelsaare  Eali- 

niagnesia. 

Deutsches  Reich  .... 

— 

7 

42  992-0 

27  207-487 

1418  813 

Im  Jahre  1884     .... 

— 

7 

38  765-0 

25  765-366 

1  297  749 

6,  Scliwefelsaure 

Magnesia. 

Deutsches  Reich  .... 

— 

17 

50-0 

24  601-010 

252951 

Im  Jahre  1884     .... 

-- 

13 

3  204-9 

21  008-529 

186148 

KaliumTerbindungen.     Ammoniak. 


U1 


3.  Forderung  von  Abraumsalzen  in  Deutschland  im  Jahre  1884. 


Werke  m.Prodnction 

Menge 

in  Tonnen  zn 

1000  k« 

Abraumsalze 

fttr  welche 
das  benannte 

Mineral 
Hanptproduct 

aOf  welchen- 
das-  benannte 

Mineral  als 
Nebenproduct 
gewonnen  wird 

W^rt 

a)  Kainit 

Im  Jahre  1884  .... 

b)  Andere  Kalisalze  ,     . 
Im  Jahre  1884  ..... 

c)  Bittersalze  (Kieserit, 
Glaubersalz  etc.)    .     . 
hn  Jahre  1884  .... 

d)Boracit  ...... 

Im  Jahre   1884  .... 

1 
1 
5 
5 

3 
2 

1 
1 

2 
2 
5 

6 

242  281-408 
203  120*400 
678  662*493 
766  075*823 

4  207-300 

4  917000 

139*965 

165*799 

3  718  566 
2  889  606 
7  411066 
7  555  221 

37  639 

43  573 

67  127 

111  124 

XVIL  Ammoniak. 


Jährlich  gehen,  wie  die  Statistik  zeigt,  bedeutende  Summen  für  Chili- 
salpeter, welcher  in  der  Landwirtschaft  verbraucht  wird,  aus  Deutschland 
in's  Ausland.  Wenn  man  die  grosse  Entwickelungsföhigkeit  der  inländischen 
Gewinnung  von  schwefelsaurem  Ammoniak  berücksichtigt,  besonders  die  bis 
jetzt  nur  in  verhältnismässig  geringem  Grade  ausgenutzte  Leistungsföhigkeit 
der  Coksfabrikation,  so  ist  es  offenbar  sehr  wichtig,  diese  ergiebige  Stick- 
stoffquelle für  (fie  Landwirtschaft  heranzuziehen.  Es  ist  allerdings  noch 
erforderlich,  den  Düngerwert  des  Chilisalpeters  und  den  des  Ammoniumsulfats 
w  vergleichen  und*  für  die  verschiedenen  Bodenarten  und  Früchte  möglichst 
genau  festzustellen.  Wie  es  scheint,  auf  Anregung  deutscher  Cokspro- 
ducenten,  hat  der  preuss.  Minister  für  Landwirtschaft  eine  hierauf  bezügliche 
Verordnung  erlassen.  Die  Centralvereine  sollen  die  in  ihren  Bezirken  befind- 
lichen landwirtschaftlichen  Versuchsanstalten  zu  entsprechenden  vergleichenden 
Dfingungsversuchen,  sei  es  im  Kleinen  in  Topfen,  sei  es  in  Feldversuchen  im 
Grossen,  unter  den  verschiedenen  in  der  Praxis  vorkommenden  Verhältnissen 
för  Chilisalpeter,  schwefelsaures  Ammoniak  und  geeignete  Mischungen  beider 
Stoffö  veranlassen.  Prof.  Märckbr' wird,  wie  es  heisst,  einen  Versuchsplan 
ausarbeiten,  nach  welchem  die  Versuchsstationen  arbeiten  werden. 

■  Fb&rb  in  St.  Quentin  beobachtete  eine  Blaufärbung  des  aus  Gaswasser 
dargestellten  A mm o n iu m s u  1  f a t s.  In  der  Voraussetzung,  dass  dieselbe  durch 
^e  Verbindung  der  in  dem  Ammoniakwass6r  enthaltenen  Cyanide  mit  dem 
^en  der  Absorptionssäure  bewirkt  sei,  suchte  er  die  Cyanide  in  einer 
langen  eisernen  Leitung,  die  sich  an  den  Destillationsapparat  anschloss,  zu 
Allein  die  Blaufärbung  wurde  nur  noch  schlimmer,  da  das  Eisen 


142  Ammoniak. 

von  den  Cyaniden  angegriffen  wurde.  Als  statt  der  Eisenrohre  ein  Bleirohr 
von  4  m  Länge  und  10  cm  Durchmesser  an  den  Destillationsapparat  gelegt 
und  dieses  durch  ein  Bleirohr  von  5  cm  Durchmesser  mit  dem  Säurebottich 
verbunden  wurde,  verschwand  der  üebelstand  völlig.  Die  Absorptionsslure 
enthält  gewohnlich  nicht  genug  Eisen,  um  Blauförbung  zu  bewirken.  (Corps 
gras  1886,  161;  Chem.  Z.) 

Die  gebräuchliche  Art  der  Condensation  von  Teer  und  Ammoniak  aus 
(Cok8-)Oefen-  und  Retortengasen  wird  durch  Hindurchleiten  derselben 
durch  eiserne  mittelst  Luft  oder  Wassers  gekühlte  Röhren  bewirkt.  Da  dies  viel 
Zeit  und  Raum  beansprucht,  so  lässt  L.  Mond  in  Chester  nach  Engl.  P. 
8978/1885  die  -Gase  erst  in  einen  Scrubber  treten,  in  welchem  sie  durch 
ihnen  entgegenfliessendes  Wasser  bis  auf  40°  abgekühlt  werden.  Das  ab- 
fliessende,  Teer  und  Ammoniak  enthaltende  Wasser  wird  in  einem  Röhrenn 
apparate,  in  welchem  kaltes  Wasser  in  entgegengesetzter  Richtu|:ig  flJesstJ 
abgekühlt  und  gelangt  dann  wieder  in  den  Scrubber,  so  dass  dasselbe 
Wasser  immer  wieder  gebraucht  wird.  Eine  dem  aus  dem  condensirtefl 
Wasserdampf  entsprechende  Menge  Wasser  wird  in  Zwischenräumen  abgej 
zogen  und  das  darin  enthaltene  Ammoniak  gewonnen.  Um  dies  direct  in 
Form  von  Ammoniumsulfat  zu  erhalten,  lässt  man  durch  den  Scrubber  nichj 
Wasser,  sondern  2  procentige  Schwefelsäure  fliessen.  Die  so  erhaltene  Lösmu 
wird  wiederholt  gebraucht,  nachdem  nach  der  Absorption  jedesmal  etwa^ 
Schwefelsäure  zugesetzt  wx)rd,en  ist,  bis  die  Lösung  concentrirt  genug  ist,  um  das 
.  ^ulfat  durch,  Krystallisation  zu  gewinnen.  Der  in  dem  Wasser  angesammBÜfl 
Teer  wird  von  Zeit  zu  Zeit  abgeschieden,  die  den  Kühler  verlassenden  Gas« 
werden  verbrannt.  Das  Verfahren  bezieht  sich  besonders  auf  die  im  Engl 
P.  3821  und  3923  vom  Jahrö  1883  beschriebenen  Gaserzeuger.*) 

Wbbn  in  New-York  sucht  das  durch  Destillation  von  Gas Wjass er  er- 
haltene Product  in  reines  Ammoi^ak  überzuführen,  ohne  dabei  CJompressionsi 
pumpen  und  dergl.  anzuwenden.  Das  Ammoniakwasser  wird  in  einem  aas 
starken  Kesselplatten  hergestellten  Destillationsapparat,  der  .  einem  hohei 
Druck  widerstehen  kann,  erhitzt,  und  die  entwickelten  Gase  werden  durcl 
ein  verticales  40  Fuss  hohes  Rohr  abgeführt.  Dies  steht  in  Verbindung 
mit  einem  Spiralrohr, .  welches  durch  den  Deckel  der  Vorlage  bis  naht 
über  den  Boden  derselben  geht,  lieber  diese  Röhren  rieselt  kaltes  Wasser, 
so  dass  der  Wasserdampf  in  dem  verticalen  Rohr  condensirt  wird.  Das 
Ammoniakgas  soll  in  der  Vorlage  infolge  des  in  dem  Destillations^pparai 
herrschenden  Drucke  yerflüssigt  werden.    (J.  Soc.  chem.  Ind.  1886,  S.  487.' 

L.  Mond  in  Northwich  zersetzt  Salmiak  in  Ammoniak  und  Salz 
säure  nach  dem  Engl.  P.  65  vom  2.  Januar  1886,  indem  die  Salmiakdämpf< 
über  .Nickeloxydul  geleitet  werden ,  welches  auf  etwa  400  **  erhitzt  wird 
Letzteres  tritt  mit  der  Salzsäure  in  Reaction,  während  das  Ammoniak  fort 
geleitet  und  condensirt  wird.    Sodann  wird  erhitzter  Dampf  von  etwa  450' 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  116. 


Ammoniak.  143 

iber  das  erhitzte  NickelcUorfir  geleitet,  wodurch  sieh  glatt  wieder  Nickel- 
oiTdol  bildet.  Die  entstandene  Salzsaure  wird  in  gebr&uchlicher  Weise 
eondeiisirt  Ausser  Nickeloxydul  kann  noch  eine  grosse  Anzahl  anderer 
Metalloxyde  zu  diesem  Verfahren  benutzt  werden. 

Nach  dem  Engl.  P.  66/1886  wird  über  das  Nickelchlorid  getrocknete 
500<'  heisse  Luft  geleitet,  wodurch  unter  Entwickelung  von  Chlor  das  Nickel- 
oxyd zoräckgebildet  wird.  Das  bei  dieser  Regeneration  erhaltene  Gas  ent- 
hält 5  bis  7  Proc.  Chlor. 

Im  Engl.  P.  1048/1886  giebt  L.  Mond  an,  dass  das  nach  Engl.  P. 
65/1886  zu  benutzende  Nickeloxydul  oder  die  andern  gleich  wirksamen 
XetaDoxyde  vorteilhaft  durch  Verbindungen  derselben  mit  solchen  Säuren 
ersetzt  werden  können,  welche  bei  der  zu  dem  Verfahren  erforderlichen 
Temperatur  nicht  flüchtig  sind,  wie  Kieselsäure,  Phosphorsäure,  Borsäure, 
Wolframsäure  u.  s.  w.  Bei  Benutzung  dieser  Salze  anstatt  der  Oxyde,  kann 
das  Verfahren  in  niedrigerer  Temperatur  ausgeführt  werden.  Auch  können 
die  Verbindungen  der  genannten  Säuren  mit  den  alkalischen  Erden  benutzt 
werden. 

Das  Engl.  P.  1049/86  bezieht  sich  auf  die  Anwendung  der  genannten 
Salze  zur  Chlorgewinnung  nach  P.  66/1886. 

A  Neiuon  und  J.  Skodoeass  in  Inkermann  verfahren  bei  der  Ge- 
wininmg  von  Ammoniak  durch  Destillation  von  kohlehaltigen  Mineralien, 
bitaminosen  Schiefem  und  dergl.  so,  dass,  nachdem  die  Destillation  nahezu 
beeidet  ist,  ein  Gemisch  von  Luft  und  Dampf  in  die  Retorte  iigicirt  wird, 
wobei  dann  die  äussere  Heizung  unterbrochen  wird.  Während  die  Kohle 
mit  dem  Sauerstoff  der  Luft  und  des  Wassers  verbrennt,  entsteht  noch  eine 
grosse  Menge  Ammoniak,  das  wie  gewöhnlich  gewonnen  wird.  (Engl.  P. 
4903/1885.) 

Haeh  Fb«ich  (Engl.  P,  5945/1885)  kian  man  Salmiak  durch  Glühen 
nm  Kohlenab&llen  und  sonstigen  Kohlenstoff  und  Stickstoff  haltigen,  ^fassen 
ait  Ghlomatriiim  in.  einem  Strome  von  Wasserdampfy  schwefliger  Säure, und 
liOft  erhalten.    Es  soll  folgende  Reaction  eintreten: 

^NaCl  4-  SO«  +  4  H«0  4-  N»  +  C  =  2  NH^Cl  +  Na'SO*  +  CO'. 

RoD.  ScBiLLBB  in  Schiaden  a.  Harz  gewinnt  das  in  dem  Spiritus  oder 
in  der  Lauge  der  Elutionen  oder  der  Melasseentzuckerung  nach  dem 
Piroeess Makoobt  enthaltene  Ammoniak  mit  Hülfe  des  folgenden  Apparates, 
Fig;51.  (D.  P.  38396.)  In  dem  geschlossenen  Holzkasten  ul  beißet  sich  ein 
boher,  hohler  Mantel  B  aus  Wellblech,  welcher  an  seinem  oberen  Ende  einen 
nnoRiförmigen  Auüsatz  B^  und  am  untern  einen  kastenartigen  Untersatz  D 
irtgt  Foner  befinden  sich  am  Kasten  B  die  Absorptionshürden  My  ^^' 
lAebend  aas  kreisrunden,  gefimissten  Holzböden  mit  Blechrand.  Auf  diese 
Horden  oder  Schalen  fällt  Aaures  schwefelsaures  Ammoniak  dicht  am  Rande 
*tfch  die  Füllschlete  F  ein  und  wird  durch  über  den  Schalen  langsam 
wtirwide  Rühranne  g  mit  entgegengesetzt  sohräg  gestellten  Schaufeimessem 
9*  über  die  ganze  Fläche  einer  jeden  Schale   verteilt   und  continuirlich  be- 


144 


Ammoniak. 


wegt.  Gleichzeitig  fliesst  durch  Rohr  C  die  ammoniakalische  Lauge  oder 
der  ammoniakalische  Spiritus  in  die  Wanne  B^  über  den  Rand  derselben 
hinweg   und    an   den  Wunden    des  Mantels  B  herab,    in  den    kastenartigen 

Fig.  51. 


Untersatz  D,  von  welchem  aus  die  Lauge  etc.  durch  die  geneigte  Abiauf- 
rinne D^  wieder  nach  einer  Pumpe  geleitet  wird,  welche  die  Lauge  wieder 
durch  Rohr  C  nach  B^  schafft.  Das  saure  Sulfat  nimmt  hierbei  die 
Ammoniakdämpfe  auf  und  geht  schliesslich  in  neutrales,  völlig  trockenes, 
keine  Spur  Spiritus  enthaltendes,  mehlfeines  Ammoniaksulfat  über,  welches 
sodann  durch  eine  im  Boden  einer  jeden  Schale  befindliche,  bis  dahin  durch 
einen  Schieber  verschlossene  Spalte  und  eine  Ablaufrinne  aus  dem  Apparat 
entfernt  wird. 

J.  HooD  in  London  fabricirt  Ammoniumbichromat  (Engl.  P.  10700 
vom  9.  September  1885).  Das  Chromerz  wird  mit  Soda  wie  zur  Herstellung 
von  Natriumchromat  in  den  Ofen  gebracht,  und  die  Schmelze  wird  ausge- 
laugt. Der  Losung  werden  2  Aequivalente  Säure  zugesetzt,  d.  i.  doppelt  so 
"viel  als  notig  ist,  um  das  Natriummonochromat  in  Bichromat  umzuwandeln. 
Dann  wird  Ammoniakgas  eingeleitet,  bis  die  freie  Säure  gesättigt  ist.  Die 
Losung  enthält  jetzt  ein  Bichromat  und  ein  Sulfat  oder  Chlorid  etc.,  je  nach 
der  angewendeten  Säure.  Beim  Eindampfen  fallen  die  fremden  Salze  aus 
unti  werden  äusgesoggt;  beim  Abkühlen  der  Flüssigkeit  krystallisirt  das 
Ammoniumbichromat  aus.  Die  ausgesoggten  Salze  werden  beim  Schmelzen 
neuer  Mengen  von  Chromerz  benutzt. 


Ammoniak.    Alkalische  Erden. 


145 


Endbmahn  hat  Ammoniumthiosulfat  als  Condensationsproduct  aus 
einem  Gasgenerator  gefunden,  in  welchem  durch  Einpressen  von  Luft  mittelst 
eines  KoBTiKo'schen  Dampfstralgebläses  in  glühendem  Anthracit  ein  Gemisch 
Ton  Eohlenoxyd  und  Stickstoff  erzeugt  wurde.    (Am.  Ghem.  J.  85  47.) 

Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Gentnern  ausgedruckt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfuhr 

Ansfahr 

Einfahr    Ansftihr 

an  Ammoniak    (kohlensaurem),    Salmiak, 
Salmiakgeist 

7  854 
365  584 

11617 
1521 

8  136 
350  695 

9  270 
2  067 

Xym.  Alkalische  Erden. 


1.  Baryt  nnd  Strontian. 

Nach  Dbobnbb  entsteht  durch  Loschen  Ton  Strontiumoxyd  mit  Wasser 
oder  Wasserdampf  Strontiumdihydrat  (D.  Zuckerind.  1886,  1581),  was 
ScBUBLBB  bestreitet.  Der  Streit  zwischen  Sch.  einerseits  und  D.,  sowie 
HiTBB  andererseits  dreht  sich  hauptsächlich  um  die  Methode  der  Wasser- 
bestimmung jenes  Hydrats.    (N.  Z.  Rübenz.  17,  99;  Ber.  1886,  2865). 

A.  Bbin  in  Paris  beschreibt  im  Engl.  P.  7867  vom  29.  Juni  1885 
Vorrichtungen,  in  welchen  Aetzbaryt  durch  Erhitzen  von  reinem  Bariumnitrat 
erzeugt  wird.  Nach  dem  Glühen  werden  durch  Anwendung  eines  Vacuums 
die  salpetrigen  Dämpfe  aus  dem  Tiegel  oder  der  Retorte  entfernt.  Darauf 
wird  Sauerstoff  oder  Luft,  frei  von  Feuchtigkeit  oder  Kohlensäure,  bei  ge- 
eigneter Temperatur,  am  besten  unter  Druck,  über  den  Baryt  geleitet.  Aus 
dem  entstandenen  Bariumsuperoxyd  wird  in  bekannter  Weise  Wasser- 
stoffsuperoxyd dargestellt.^) 

HippoLTTB  Lbplay  iu  Paris  hat  seinen  Apparat  zur  üeberführung  von 
Barium-  oder  Strontiumcarbonat  in  die  Hydroxyde^)  verbessert. 
(D.  F.  36716). 

Das  Carbonat  wird  efhitzt,  indem  die  Gase  nicht  äusserlich  um  den 
beschickten  Raum  circuliren,  sondern  direct  das  Carbonat  bestreichen.  Die- 
selben bilden  dann  gleichzeitig  den  Träger  für  den  überhitzten  Wasserdampf. 

Der  Raum  B  (Fig.  52  auf  S.  146),  in  welchen  das  niedergeschmolzene 
und  nur  erst  zum  Teil  zersetzte  Carbonat  aus  Ä  überfliesst,  stellt  nicht 
mehr,  wie   im  Haupt-Patent,    eine  einfache  Kammer  zum  Aufsammeln   der 

^  VergL   Techn.-chem.   Jahrb.  7,  8.  132.  -    »)  Vergl.   D.  P.  28757   und  29158  im 
TtduL-chem.  Jahrb.  7,  S.  96  and  98. 

Biedermann,  Jahrb.  IX.  10 


146 


Alkalische  Erden. 


Schmelze   dar,   sondern   ist   geräumiger   als    dort   construirt,  um  darin  die 
durch  F  zufliossende   und   sich   in   dänner  Schicht   ausbreitende  Schmelze 


Flg.  52. 


Tollständig  zu  zersetzen,  indem  die- 
selbe unter  fortwährender  Erneue- 
rung ihrer  Oberfläche  in  Folge  der 
Fortbewegung    beständig    der  Ein- 
wirkung  des   überhitzten  Wasser- 
dampfes ausgesetzt  bleibt.    Die  zer- 
setzte Schmelze  fliesst  continuirlich 
durch  den  Abstich  K  ab,  der  hin- 
reichend weit  Yon  dem  Punkte  ab- 
liegt, wo  die  Masse  in  Fiuss  geräth. 
Dem   im  D.  P.  80327    beschriebenen  Apparat^)   zur  Darstellung  von 
Strontiumoxyd  aus  Strontiumcarbonat  mittelst  überhitzten  Wasserdamptes 
hat  Leplay  folgende  Gestalt  gegeben.    (Fig.  53  und  54;  D.  P.  37077). 

Zur  Erhitzung  der  Dampfüberhitzer  C  und  des  Zersetzungsofens  selbst 
Fi«.  ö3.  dienen      jetzt 

Generator- 
gase,     deren 
Mischung   mit 
Luft  zum  Teil 
kJjdiFect  in  dem 
^oberen  Teil  des 
Zersetzungs- 
ofens J.,  zum 
Teil     erst    in 
dem    Ofen   B 
zum  üeber- 
hitzen         des 
Dampfes     zm* 
Verbrennung 
und    dann   in 
den      unteren 
Teil  des  Zer- 
setzungsofens 
-4  gelangt.  An 
Stelle  der  Re- 
torten N  zmn 

Vorwärmen  der  Carbonatformstücke  ist  eine  Seitenretorte  Izum  gleichen  Zweck 
angebracht.  Um  das  geschmolzene  Hydroxyd  durch  feine  Zerteiluug  desselben 
nochmals  mit  dem  überhitzten  Wasserdampf  in  innige  Berührung  zu  bringen 
und  hierdurch  die  Zersetzung  des  noch  darin  vorhandenen  Carbonats  zu  be- 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.  99. 


Alkalische  Erden. 


147 


wirken,  werden  auf  dem  Boden  des  Zersetzungsofens  Ä  perforirte,  basische 
Steine  gff  aufgebaut,  durch  welche  das  Hydroxyd  hindurchfliesst,  wahrend 
der  Wasserdampf  von  unten  hindurchstreicht. 

LBPLAThat  ^^«'^' 

noch       einen 
Ofen  zur  Dar- 


Ton 

Bariumhy- 

droiyd     aus 

Bariumcarbo- 

Bat      mittelst 
überhitzten 

Wasserdampfs 

angegeben  (D. 

P.37716.)  Das 

durch       Oeff- 

nungB  einge- 

fällte  Barium- 

carbonat  wird 

im      hinteren 

Teil    A     des 

Ofeiß  von  der 

durch  C  in  Ge- 
meinschaft mit  ^1 ' 

überhitztem  Wasserdampf  einschlagenden  Flamme  unter  teilweiser  Zersetzung 

medergeschmolzen,  fliesst  sodann  durch  Canal  D  nach  dem  Bassin  E,  aus 
¥elchem      die  Fig.  55. 

Schmelze  unter 
Zurücklassung 
der  mitgerisse- 
nen festenStücke 
unzersetzten  Car- 
bonats  in  dünner 
Schicht  über  die 
Brücke  F  nach 
der  geneigneten 
Sohle  G  über- 
fliegst. In  dünner  Schicht  wird  sie  über  die  letztere  nach  dem  Abstich  B  ge- 
führt. Infolge  ihrer  Bewegung  über  die  Sohle  G  bietet  die  Schmelze  dem  über 
sie  wegstreichenden  Wasserdampf  nicht  nur  eine  grosse,  sondern  sich  auch 
beständig  erneuernde  Oberfläche  dar,  so  dass  die  Umwandlung  des  Carbonats 
in  Oxyd  in  hohem  Maasse  vervollständigt  wird.  Der  durch  J  abziehende 
üeberschuss  an  Wasserdampf  und  Heizgasen  wird  entweder  zum  Trocknen 
des  Carbonates  oder  zum  Vorwärmen  der  Verbrennungsluft  gebrauch  . 

10* 


148  Alkalische  Erden. 

Auch  R.  Radot  in  Paris  (Engl.  P.  1982  vom  12.  Februar  1885)  bewirkt  die 
Austreibung  der  Kohlensäure  aus  Barium-  und  Strontiumcarbonat  bei  ver- 
hältnismässig niedriger  Temperatur  durch  Leiten  von  überhitztem  Dampf  über 
die  rotglühenden  Carbonate.  Die  Retorte,  welche  das  Carbonat  enthält,  wird 
direct  erhitzt,  und  die  Wärme  wird  auf  zwei  Wegen  zu  einem  Regenerator  geleitet. 
Auf  dem  einen  dient  sie  zur  Erhitzung  des  oberen  Teils  der  Retorte,  auf 
dem  andern  zur  Erhitzung  eines  Tiegels,  der  sich  unterhalb  der  Retorte 
befindet.  Die  Verbrennungswärme  wird  noch  zur  Erzeugung  von  Dampf 
benutzt,  welcher  in  dem  Regenerator  stark  überhitzt  wird  und  dann  durch 
erhitzte  Canäle  in  den  Tiegel  und  weiter  in  die  Retorte  tritt. 

Nach  Radot  Engl.  P.  5280  vom  28.  April  1885  sollen  zur  Reducirung 
der  Carbonate  zugleich  Kohlengase  und  überhitzter  Dampf  angewendet 
werden.  Die  Gase  sollen  das  Material  erhitzen  und  reduciren.  Oder  man 
wendet  ein  wasserstoffreiches  Gas  an,  welches  durch  seine  Verbrennung 
überhitzten  Dampf  erzeugt.  Auch  Kohlenwasserstoff-  und  Wassergas  werden 
beansprucht.  Das  Verfahren  wird  in  einem  Muffelofen  oder  einem  Flamm- 
ofen ausgeführt,  indem  das  zu  erhitzende  Material  allmälig  dem  eigentlichen 
Verbrennungsherd  entgegengeleitet,  so  dass  der  Process  continuirlich  wird. 
Zweckmässig  wird  das  Carbonat  mit  kohlehaltigen  Stoffen  vermischt.  (Das 
Patent  bietet  nicht  viel  Neues  dar.) 

HuoH  Leb  Pattinson  in  Fölling  hat  sein  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Barium-  und  Strontiumhydroxyd  verbessert.  Nach  dem  früher 
angegebenen  Verfahren^)  wird  eine  Barium-  (bezw.  Strontium-)  Sulfidlosung 
mit  Manganhydroxyd  gemischt  und  darauf  wird  Luft  hindurchgeblasen.  Es 
bildet  sich  Bariumhydroxyd  und  Bariumthiosulfat.  Die  hydroxydhaltige 
Lösung  wird  vom  Schwefel,  Manganoxyd  und  dem  Thiosulfat  getrennt  und 
zur  Krystallisation  eingedampft.  Nach  Extraction  des  Schwefels  wird  das 
rückständige  Manganoxyd   wieder  zur  Oxydation  benutzt. 

Nach  dem  D.  P.  35680  wird  nun  in  die  Mischung  von  Schwefelbarium 
und  Manganoxyd  so  lange  Luft  eingeblasen,  bis  sich  Barium  als  Sulfit  oder 
Thiosulfat  auszuscheiden  beginnt.  In  diesem  Zeitpunkt  enthält  die  Lösung 
auf  1  Teil  Dreifach-Schwefelbarium  (BaS^)  2  Teile  Bariumhydroxyd.  Aus 
dieser  Flüssigkeit  lässt  man  letzteres,  nach  dem  Filtriren,  auskrystallisiren. 
Die  Kry stalle  werden  in  der  Centrifuge  von  anhängender  Schwefelbarium- 
lösung befreit.  Die  Mutterlauge  von  Dreifach-Schwefelbarium  wird  einge- 
dampft und  durch  Glühen  in  einer  reducirenden  Atmosphäre  wird  das  BaS^ 
in  BaS  verwandelt.  Die  Waschwässer  aus  der  Centrifuge  dienen  dazu,  um 
von  neuem  Schwefelbarium  aufzulösen. 

Man  kann  auch  bei  der  Oxydation  der  Schwefelbariumlösung  das 
Manganoxyd  fortlassen  und  nur  Luft  allein  verwenden,  die  zweckmässig 
vorher  durch  Kalkmilch  von  Kohlensäure  befreit  wird. 

E.  J.  Trachsel    in   London   hat    ein  Verfahren    zur  Darstellung   von 


1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  133. 


Alkalische  Erden.  149 

Strontium-  oder  Barinmhydrat  nnd  Strontium-  oder  Bariumcarbonat 
ans  bekannten  Reactionen  combinirt.  Strontium-  (Barium-)  sul&t  wird 
durch  Glühen  mit  Kohle  zu  Sulfid  reducirt.  Dieses  wird  mit  heissem  Wasser 
ausgelangt  und  die  heisse  Sulfidlösung  (heiss,  damit  kein  Strontiumhydrat 
aoskrystallisiren  kann)  mit  zwei  oder  einem  MoL  Aetzalkali  Tersetzt,  so  dass 
folgende  Reactionen  eintreten  können: 

SrS4-2NaH0  =  Sr(0H)«4-Na»S  oder 
SrS  +  NaHO  +  H*0  =  Sr(OH)«  4-  NaHS. 

Das  Strontiumhydrat  krystallisirt  während  der  Zumischung,  TÖllig 
beim  Erkalten  aus.  Die  Schwefelnatrium-  bezw.  Natriumsulfhydratlösung 
wird  durch  Kohlensäure  in  Carbonat  ubergefährt,  das  man  als  solches  ge- 
winnen kann.  Oder  die  Sodalösung  wird  mit  Kalk  kaustificirt  imd  die  Aetz- 
natronlösung  wie  vorhin  zur  Zersetzung  von  Schwefelstrontium  benutzt. 
Dm  Strontiumcarbonat  zu  gewinnen,  wird  die  Sulfidlösung  mit  Soda 
lersetzt:  SrS  4- Na*C05  =  SrC0'4-Na'S,  und  die  Schwefelnatriumlösung 
wird  wie  vorhin  behandelt  (Engl.  P.  7186/1885). 

im  Engl.  P.  3406/1886  combinirt  Tbagbsbl  die  Darstellung  von 
Natrium-  oder  Kaliumcarbonat  mit  der  von  Strontium-  oder  Bariumhydrozyd. 
£hi  inniges  Gemisch  von  Natriumsulfat  und  Strontium-  (Barium-)  sulfat 
imd  Kohle  wird  durch  Erhitzen  reducirt.  Die  Masse  wird  dann  mit 
heissem  Wasser  ausgelaugt.  Aus  der  Lösung  krystallisirt  Strontiumhydroxyd: 
Na^S  4-  SrS  4-  2 H«0  =  2NaHS  4-  Sr(OH)«. 

Die  Mutterlauge  wird  weiter  eingedampft,  worauf  beim  Abkühlen 
nahezu  alles  Strontium-  (Barium-)  hydroxyd  auskrystallisirt.  Die  jetzt 
bleibende  Lösung  von  Natriumsulf hydrat  wird  mit  Kohlensäure  behandelt. 
Der  dabei  entwickelte  Schwefelwasserstoff  wird  entweder  in  schweflige  Säure 
umgewandelt  oder  in  Schwefel,  indem  derselbe  durch  einen  „GLAos-Ofen** 
geleitet  wird. 

Im  D.  P.  36057  hat  Trachsbl  ein  Verfahren  zur  Reinigung  von 
krystallisirtem  Strontiumhydroxyd  angegeben.  Die  Krystalle  Sr(0H)*4- 
SH'O  werden  in  Muffelöfen  getrocknet,  bis  sie  nur  noch  1  Mol.  Wasser 
(entsprechend  70  Proc.  SrO)  enthalten.  Auch  eine  Entwässerung  bis  auf 
50  Proc  SrO  genügt  schon.  Hierbei  werden  ftrbende  Eisenverbindungen 
ozydirt;  Strontiumsulfid  wird  in  farbloses  Thiosulfat  umgewandelt.  Beim 
Wiederauflösen  der  Krystalle  schlägt  das  durch  die  Kohlensäure  der  Luft 
gebildete  Strontiumcarbonat  das  Eisenoxyd  nieder. 

Das  im  D.  P.  30205  beschriebene  Verfahren  von  Wackbnrodbr  zur 
Darstellung  von  Strontiumcarbonat^)  beginnt  mit  der  Darstellung  von  Kalium- 
saccharat  aus  Bariumsaccharat.  Es  lassen  sich  auch  noch  andere  Sulfate,  wie 
I.  B.  Gyps,  Bittersalz,  schwefelsaure  Thonerde  und  schwefelsaures  Ammoniak 
TOI  Zerlegung  des  Bariumsaccharats  verwenden,  und  zwar  bei  Anwendung 
▼on  Gyps  zum   Zwecke   der  Darstellung   von  Calciumsaccharaten;   bei  An- 

I)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  8. 101. 


150  Alkalische  Erden. 

Wendung   der   anderen   genannten   Sulfate   zur   Darstellung    Ten  Magnesit, 
Thonerde  und  Ammoniak  neben  wässeriger  Zuckerlosung. 

Bei  Anwendung  Von  Gyps  wird  das  Bariumsaccharat  in  Wasser  sus* 
pendirt  und  mit  mnem  geringen  Ueberschuss  von  fein  gemahlenem  Qjj^ 
oder  präcipitirtem  OalciumsulfiKt  ca.  10  Minuten  gekocht,  wobei  sich  Barium- 
sulfat  und  Calciumtrisaccharat  bilden.  Nach  dem  Erkalten  kann  die  Tf  ennuig 
beider  Substanzen  Yon  einander  durch  Filtration  erfolgen.  Die  so  erhaltene 
schwach  gypshaltige  Kalkzuckerlösung  ist  entweder  mittelst  Kohlensäure 
^rect  auf  wässerige  Zuckerlosung  und  kohlensaur^i  EJalk  zu  verarbeiten, 
oder  man  verwendet  sie  zur  Scheidung  des  Rdbensaftes,  namentllcfa  in  jenen 
Bezirken  der  Rnben^uckerindustrie,  wo  die  Bescha£Pdng  des  Kalkstdns 
init  Schwierigkdten  verknüpft  ist,  wo  hingegen  Gyps  leichter  l)eschaffi 
werden  kann. 

Bei  Anwendung  von  Bittersalz,  schwefelsaurer  Thonerde  oder  schwefel- 
saurem Ammoniak  setzt  man  das  Sulfat  ebenfalls  in  geringem  Ueberschuss 
zu  dem  in  Wasser  suspendirten  Bariumsaccharat,  kocht  kurze  Zeit  und 
filtrirt  ab.  Der  Niederschlag  besteht  entweder  aus  Bariumsulftit  und 
Magnesia  bezw.  Thonerde,  oder  blos  aus  Bariumsulfat,  sofern  schwefelsaures , 
Ammoniak  angewendet  wurde.  In  letzterem  Falle  ist  das  entwickelte 
Ammoniak  in  Absorptionsvorrichtungen  aufzufangen. 

Die  auf  die  eine  oder  andere  Weise  erhaltene  Zuckerlosung  enthält 
überschüssig  zugesetztes  Sulfat,  welches  durch  Kalkmilch  in  Gyps  und 
MaghesiÄhydrat  bezw.  in  Gyps  und  Thonerdehydrat,  bezw.  in  G^ps  und 
Ammoniak  überzuführen  ist.  (D.P.  35739.) 

Das  WACKBREODER'sche  Verfahren  zur  Darstellung  von  Barium-  uad 
Strontiumchlorid  nach  D.  P.  28062^)  beruht  darauf,  dass  Bariumcarbonat 
sich  beim  Kochen  mit  wässeriger  Chlorcalcium-  oder  Ohlormagnesiumlösuflg 
„in  geringem  Grade"  in  Chlorbarium  und  Calcium-  oder  Magnesiumcarbonat 
umsetzt.  Diese  schwierige  Zersetzungsföhigkeit  des  Bariumcarbonats  ist 
bereits  von  Karsten,  sowie  von  H.  Robb  angegeben.  Wackenroobr  hat  nun  im 
D.  P.  36  388  ein  Verfahren  angegeben,  nach  welchem  die  Umsetzung  rasch 
tuttd  vollständig  erfolgt.  Wesentlich  dabei  ist  die  Anwendung  einer  aUmälig 
sich  bis  zur  Trocknung  steigernden  Concentration  des  Salzgemisches^  sodann 
eine  höhere  Temperatur,  etwa  200*^, 

Die  Chlorcalcium-  oder  Chlormagnesiumlösung  wird  bis  zum  Begiin 
der  Zersetzung  (Salzsäur e-Entwickelung)  concentrirt,  und  sodann  wird  die  äqui- 
valente Menge  (am  besten  präcipitirtes)  Bariumcarbonat  unter  Umrühren  zu- 
gesetzt. Die  aus  der  Zersetzung  der  Chloride  hervorgehende  Salzsäure  bedingt 
nunmehr  unter  lebhafter  Entwickelung  von  Kohlensäure  die  Bildung  mer- 
seits  von  Chlorbarium,  andererseits  von  Calciumhydroxyd  oder  Magnesium- 
hydroxyd ;  jedoch  ist  diese  Umsetzung  erst  eine  derart  unvollkommene,  dass 
100  Teile  der  nunmehr  breiig  gewordenen  Masse  ungeföhr  38  Chlorbarium, 


»)  Techii.-chem,  Jahrb.  7,  S.  100. 


Alkalische  Erden.  151 

SS  Barromcarbonat,  8  Magnesia,  18  Chlormagnesium  in  der  Trockensubstanz 
eatbalten.  Um  nim  den  Zweck  der  Umsetzung  ▼oltkommen  zu  erreichen,  hat  man 
lediglich  die  Temperatur  der  breiigen  Masse  noch  bis  auf  etwa  200^  zu 
steigern.  Dies  geschieht  in  einem  Frittofen  unter  Umkrücken  der  Masse, 
wobei  schliesslich  eine  aus  etwa  8d  Proc.  Ghlorbarium  und  17  Proc  Magnesia 
oder  Kalk  bestehende,  ziemlich  weisse,  poröse  Masse  resultirt  Durch  Ex- 
traction  dieser  Masse  mit  Wasser  erfolgt  die  Trennung  beider  Substanzen. 
Eine  praktische  Anwendung  des  Verfahrens  besteht  z.  B.  im  der  Yer- 
arbeitnng  Ton  Abfallhiugen,  die  aus  Ghlorcalcium  (wie  bei  der  Ammoniak- 
sodafabrikation) oder  aus  Ohlormagnesium  (wie  bei  der  KalifiEd)rikation  aus 
Gamt^t)  bestehen.  In  letzterem  Falle  tr&gt  man  den  bei  der  Schwefel- 
bflriumfabiikatioa  durch  Reduetion  von  Sdiwerspat  mit  Kohle  in  Flammofen 
eriialtenen,  in  Wasser  unlöslichen  Rudrotand,  der  der  Hauptsache  nach  aas 
kohlensaurem  Baryt  besteht,  in  die  siedenden  Abfalllaugen  ein,  bringt  zur 
Trockne,  frittet  das  Gemisch,  <  eztrahirt  mit  Wasser  und  erhält  auf  diese 
Weise  Ghlorbarium  und  Magnesia. 

Die  Schlempelaugen  von  der  Entzuckerung  der  Melasse  mittelst 
Strontian,  in  welche  der  gesamte  Ealkgehalt  des  angewandten  unreinen 
Strontians  übergeht,  lassen  sich  nach  dem  D.  P.  36994  Ton  Rottbn  dadurch 
zum  grössten  Teil  vom  Kalk  befreien,  dass  man  sie  heiss  mit  einer  unge- 
nügenden Menge  Kohlensäure  (Saturationsgas  vom  Brennen  des  Kalks  oder 
Strontianits  oder  Feuergase)  behandelt,  also  fractionirt  saturirt.  Es  fallt  ein 
Niederschlag,  welcher  vorwiegend  aus  Galciumcarbonat  besteht  (bei  einem 
Versuche  85*8  Proc.  GaO  auf  142  SrO)  und  bei  weiterer  Saturation  erhält 
man  dann  ein  kalkarmes  Strontiumcarbonat  (82*4  Proc.  SrO  auf  17*6  GaO), 
welches  sich  umgearbeitet  wieder  bei  der  Melasseentzuckeruug  verwenden 
l&sst.  Zum  Gelingen  der  Operation  ist  die  Verdünnung  der  Lauge  auf  etwa 
15^  Brix  und  die  Anwendung  eines  nicht  zu  kohlensäurereichen  Saturations- 
gases erforderlich.  Man  saturirt,  bis  die  Gesamt-Alkalität  um  die  vorher 
ermittelte  Kalkalkalität  gesunken  ist.  Dann  wird  angekocht,  worauf  der 
Niederschlag  sich  gut  absetzt  und  dann  abfiltrirt  wird. 

Durch  den  Glühprocess,  welchem  behufs  Darstellung  von  Strontium- 
oxyd der  Strontianit  bezw.  der  Saturationsschlamm  der  Zuckerfabriken  unter- 
worfen wird,  ist  es  bisher  nicht  gelungen,  sämtliches  Strontiumcarbonat  in 
das  Oxyd  zu  verwandeln.  Nach  dem  Löschen  und  Auslaugen  finden  sich 
immer  noch  grossere  Mengen  von  Strontiumcarbonat  im  Rückstande,  von  dem 
durch  nochmaliges  Glühen  nur  ein  geringer  Bruchteil  in  Aetzstrontian  um- 
gewandelt wird,  während  der  grossere  Teil  infolge  Einhüllung  durch 
schmelzende  Silicate  verhindert  wird,  seine  Kohlensäure  abzugeben  und  den 
Betrieb  als  verlorener  Rückstand  verlässt.  A.  Wbndtland  in  Frellstedt  be- 
wirkt nun  die  Gewinnung  des  gesamten,  in  den  Rückständen  verbliebenen 
säurelöslichen  Strontians,  welcher  38  bis  45  Proc.  vom  Rückstand  und  ca. 
70  Proc.  des  Strontianitverlustes  ausmacht  und  aus  Strontiumcarbonat,  -Sili- 
cat und  -Sulfid  besteht,  indem  zunächst  die  Rückstände  mit  Salzsäure  aus- 


152 


Alkalische  Erden. 


gelaugt  werden,  aus  der  Chlorstrontium-Losung  Kieselsäure,  Eisen  und  Thon- 
erde  durch  Aufkochen  mit  E^alkmilch  gefallt  werden  und  die  nunmehr  nur 
noch  Chlorstrontiiim  und  Chlorcalcium  enthaltende  Lauge  bis  zum  Siede- 
punkt von  110  bis  115°  0.  eingedampft  wird.  Beim  Abkühlen  auf  Luft- 
temperatur scheidet  sich  das  Chlorstrontium  in  grossen  spitzen  Nadeln  ab, 
welche  von  der  Lauge  durch  Abschleudern  befreit  werden.  Die  Mutterlauge 
wird  nunmehr  bis  zu  einem  Siedepunkt  von  119''  eingedampft  und  dann  bis 
auf  15°  erkalten  gelassen.  Die  sich  nun  noch  abscheidenden  Chlorstrontium- 
Erystalle  sind  stark  mit  Calciumchlorid  verunreinigt,  von  welchem  sie 
mittelst  der  auf  35°  angewärmten  Centrifuge  gereinigt  werden. 

Beide  Operationen  können  auch  zu  einer  einzigen  vereint  werden,  in- 
dem man  sofort  bis  zu  119°  eindampft,  nur  sind  dann  die  Krystalle  weniger 
compact  und  schwieriger  von  Calciumchlorid  zu  befreien. 

Das  so  erhaltene  Strontiumchlorid  wird  auf  bekannte  Weise  durch 
Behandeln  einer  Lösung  desselben  mit  Ammoniak  und  Kohlensäure  in  der 
Kälte  in  carbaminsaures  Strontium  und  letzteres  durch  Behandeln  mit 
Wasserdampf  in  Strontiumcarbonat  übergeführt.     (D.  P.  38013.) 

Aus  den  unter  Anwendung  von  Alkalicarbonat  hergestellten  Carbonaten 
der  alkalischen  Erden  kann  jenes  nicht  völlig  ausgewaschen  werden.  Durch 
schwaches  Glühen  bis  zum  Zusammensintern  der  Masse,  ohne  dass  Kohlen- 
säure ausgetrieben  wird,  wird,  wie  C.  Hbtbb  in  Dessau  im  D.  P.  37597  an- 
giebt,  das  die  Unlöslichkeit  der  Alkalien  bedingende  Oonstitutionswasser 
entfernt.  Aus  der  geglühten  Masse  lässt  sich  das  Alkali  alsdann  durch 
warmes  Wasser  quantitativ  auslaugen. 

2.  Ealk  und  Magnesia. 

Die  Darstellung  von  Magnesia  durch  Glühen  von  Chlormagnesium  geht 

bei  periodischem  Betriebe   in   gewöhnlichen  Flammöfen   nur  unvollkommen 

vor   sich.      Das    Salzbbbowbbk  Nbustasspubt   in   Löderburg    bei    Stassfurt 

benutzt  deshalb  besondere  Oefen,  in  welchen  das  Chlormagnesium  durch  Feuer- 

Fig.  56.  Fig.  57. 


^'  ^'  gase  unter  Einwirkung  von  Wasserdampf  bei  conti- 

nuirlichem  Betriebe  zerlegt  wird.  Die  Apparate 
(Fig.  56,  57,  58)  sind  entweder  ein  Flammofen 
mit  einer  nach  der  Feuerung  zugeneigten  Sohle; 
oder  ein  wenig  geneigter  Flammofen  in  Combina- 
tion  mit  einem  Schachtofen;  oder  ein  Flammofen 
mit  horizontaler  und  geneigter  Sohle  in  Combi- 
nation  mit  einem  Schachtofen.    (D.  P.  36673.) 


Alkalische  Erden. 


153 


£s  ist  äusserst  schwierig  und  nur  mit  grossem  Aufwand  von  Feuerungs- 
material zu  erreichen,  neutrales  Chlormagnesium  in  Salzsäure  und  Magnesia 
zu  zerlegen,  weil  das  unter  der  Wärmeeinwirkung  zuerst  auf  der  Oberfläche 
entstehende  basische  Ghlormagnesium  wegen  seiner  geringen  Schmelzbarkeit 
und  seines  geringen  Wärmeleitungsvermögens  das  noch  unzersetzte  Chlor- 
magnesium verdeckt  und  der  Einwirkung  der  Wärme  entzieht. 

Ad.  Voot  in  Aschersleben  hat  nun  einen  Ofen  construirt,  in  welchem 
diese  Zersetzung  ermöglicht  wird.    D.  P.  37083,  Fig.  59. 

Derselbe  ist  die  Verbindung  eines  Etagenofens  mit  einem  solchen  mit 
rotirender  Trommel.  Die  durch  eine  Gasfeuerung  erzeugten  Feuergase 
streichen    zu-  Fig.  59. 

nächst  über  die 
Etagen  »®  »* 
u.  8.  w.  durch 

den  ganzen 

Etagenofen, 
dann  durch  Ca- 
nal  6    in    die 

Trommel  a, 

welche     mit 

eingedicktem 
flüssigen 

Chlormagne- 
sium     gefüllt 

ist.  Nachdem  das  letztere  fest  geworden,  aber  noch  lange  nicht  vollständig 
zerlegt  ist,  wird  es  aus  der  Trommel  entfernt  und  auf  die  oberste  Etage 
»^  des  Etagenofens  gebracht,  von  wo  es  allmälig  mittelst  Krücken  auf  die 
folgenden  Etagen  »^  »^  u.  s.  w.  herabgezogen  wird,  bis  es  vollständig  zerlegt 
durch  Arbeitstür  l  als  Magnesia  entfernt  wird.  Trommel  a  wird  nach  statt- 
gehabter Entleerung  wieder  von  neuem  mit  flüssigem  Chlormagnesium 
gefüllt.  Die  salzsauren  Dämpfe  entweichen  durch  Canal  w,  bezw.  n,  wenn 
der  Ofen  a  abgestellt  ist. 

Kommt  es  bei  dem  Ofenbetrieb  statt  auf  die  Gewinnung  von  Salzsäure 
auf  die  Gewinnung  von  Chlor  an,  so  darf  mit  diesem  in  den  Heizgasen 
kerne  Kohlensäure  aus  dem  Ofen  mit  fortgehen,  weil  die  Kohlensäure  die 
Absorption  des  Chlors  durch  Kalk  hindern  würde.  Deshalb  wird  durch  die 
Etagen  des  Ofens  nur  glühende  Luft  getrieben,  welche  in  zwei  Regenera- 
tOTkammem  unter  dem  Ofen  in  bekannter  Weise  zum  Glühen  ge- 
bracht wird. 

Ein  Kalklösch ap parat  von  Mik  in  Saaz  besteht  wesentlich  aus  einer 
auf  Rollen  ruhenden  Blechtrommel,  welche  in  Rotation  um  ihre  Achse  ver- 
setzt wird,  und  in  welcher  der  nebst  dem  Wasser  an  dem  einen  Ende  ein- 
gebrachte Kalk  durch  schraubenflächenartig  an  der  inneren  Wandfläche  an- 


154 


Alkalische  Erden. 


geordnete  kurze  Flügel  nach  dem  anderen  Trommelende  befördert  wird,  wo 
die  Kalkmilch  durch  eine  centrale  Bodenöffhung  ansfliesst.  Der  Trommel- 
boden trägt  rings  um  die  Ausflussoffhung  mehrere  Siebkorbe,  welche  die 
ungelöscht  anlangenden  Kalkstücke  wiederholt  heben  und  wieder  in  die 
Flüssigkeit  fallen  lassen  (D.  P.  36867). 

Fig.  60. 


Der  Apparat  zur  Bereitung  von  Kalkmilch  von  S.  B.  Jobnson  undC. 
Hdtchinson  in  Stratford  (Engl.  8623/1885)  besteht  aus  einem  cylindrischen 
Gefäss,  welches  im  Innern  einen  Rost  besitzt,  ferner  ein  Rohr  zum  Zulass 
von  comprimirter  Luft,  welches  mit  einem  Conus  zur  Yerteilung  der  Luft 
bedeckt  ist,  und  ein  Auslassventil.  Der  ungelöschte  Kalk  wird  auf  den 
Rost  gebracht,  die  erforderliche  Menge  Wasser  hinzugegeben  und  das  Game 
mittelst  comprimirter  Luft  wohl  agitirt.  Fremde  Teile  und  ungebrannter 
Kalkstein  bleiben  auf  dem  Rost  zurück  und  können  leicht  entfernt  werden. 
Man  erhält  auf  diese  Weise  eine  concentrirte  reine  Kalkmilch  in  kurzer  Zeit 
und  unter  geringem  Aufwand  von  Kraft  und  Kosten. 

Zbrnikow  in  Oderberg  stellt  einen  Kunststein  folgendermaassen  ker 
(D.  P.  34862).  Aetzkalkpulver  wird  allein  oder  im  Gemisch  mit  stanbfönnigem 
gelöschten  Kalk,  zur  Herstellung  von  Kunstsandstein  ausserdem  noch  mit 
Sand  oder  Silicaten,  in  starke  Formen  gefüllt,  worauf  innerhalb  dieser  Formen 
das  Löschen  des  Aetzkalks  bewirkt  wird.  Dies  geschieht  dadurch,  dass  man 
kurz  vor  dem  Schliessen  der  Formen  Wasser  hinzusetzt,  oder  dadurch,  dass 
man  durch  kleine  Oeffhungen  in  der  Form  langsam  Wasser  oder  gespannten 
Wasserdampf  eintreten  lässt.  Die  in  Folge  des  Löschens  sich  auszudehnen 
strebende  Masse  wird  daran  durch  die  Form  verhindert  und  dadurch  ver- 
dichtet. Bei  fortgesetzter  Behandlung  mit  Wssserdampf  wird  angeblich  in 
der  Masse  des  Kunstsandsteins  Calciumsilicat  gebildet  Durch  Aufnahme  von 
Kohlensäure  an  der  Luft  erlangen  die  Steine  ihre  volle  Härte. 

Zur  Darstellung  von  phosphorsäurehaltigem  Magnesiumcar- 
bonat  wird  nach  M.  von  Maltzan  in  Doberan*,  D.  P.  39177,  gemahlene 
Thomas-Schlacke  mit  einer  dem  Kalkgehalt  entsprechenden  Menge  Magnesium- 
carbonat  kalt  oder  warm  behandelt.    Dadurch  geht  der  Kalk  der  Schlacke 


Alkalische  Erden.    Thcuderde  und  Alaun.  155 

in  Ctrbonat  über.  Es  irird  nun  abermals  Kohlensäure  eingeleitet,  bis  das 
abgeschiedene  Magnesiahydrat  wieder  in  Carbtmat  übergegangen  ist. 

Man  kann  auch  so  verfehren,  dass  man  die  Thomas -Schlacke  mit 
Magnesia,  gebranntem  Dolomit  oder  Magnesit  od«r  den  entsprechen  Hydraten 
mischt  und  dann  Kohlensäure  einleitet. 

Nach  den  Angaben  von  Lvoobs  zur  Darstellung  i^on  reinem  Calcium* 
pbosphat  aus  natürlichen  kalkhaltigen  Phosphaten  oder  Schlacken ^)  ist  die 
Pfaosphorsäure  der  natürlichen  Phosphate  und  Schlacken  in  Laugen  von 
sauren  kohlensauren  Alkalien  loslich,  wenn  sie  an  Calcium  gebunden  ist. 
Dies  ist  aber  nur  bei  frei  Torhandenem  Calciumphosphat  der  Fall,  nicht 
aber,  wenn  dieses  chemisch  mit  Silicaten  verbunden  ist.  Um  auch  diese 
Doppelverbindung  in  Laugen  von  sauren  kohlensauren  Alkalien  löslich  zu 
machen,  wird  das  Schlacken-  oder  Phosphatmehl  in  Flammöfen  mit  3  bis  9  Proc. 
Aetzalkalien  oder  den  entsprechenden  Mengen  neutraler  kohlensaurer  Alkalien, 
oder  saurer  kohlensaurer  Alkalien,  oder  Feldspat  oder  Wasserglas  oder 
Chilisalpeter  geglüht    (D.  P.  35119.) 


XIX.  Thonerde  und  Alaun. 


Wenn  man  das  durch  Kohlensäure  geföllte  Thonerdehydrat  in  Schwefel- 
säure löst  und  die  Lösung  mit  überschüssigem  Thonerdehydrat  kocht,  so 
wird  dieser  Ueberschuss  nach  Zusatz  selbst  von  cOncentrirter  Schwefelsäure 
nicht  mehr  aufgelöst.  Nach  Analysen  von  K.  J.  Batbr  ist  dieser  in  Säure 
unlösliche  Körper  ein  basisch  es  Thonerdesulfat  von  der  Zusammensetzung 
3Al«03,2SO^  +  9H^O.  Durch  langdauemdes  Kochen  der  Verbindung  mit 
Schwefelsäure  vom  Vol.-Gew.  1*3  bis  1*4  wird  ein  Teil  derselben  gelöst, 
w&hrend  Terdünnte  Schwefelsäure  und  Salzsäure  ohne  Einwirkung  sind. 
Durch  Kochen  einer  conc^itrirten  Lösung  von  Aluminiumsulfat  mit  über- 
schüssigem essigsäurelöslichem  Thonerdehydrat  scheint  das  basische  Salz  nicht 
zu  entstehen  (Chem.  Z.  1881,  38). 

Um  freie  Schwefelsäure  in  Aluminiumsulfat  nachzuweisen,  em- 
pfiehlt Haobb,  etwa  0*25  g  des  fein  gepulverten  Salzes  mit  einer  angewärmten 
IBschung  von  2  Tropfen  Gurjun-Balsam  und  3  cbcm  Essigsäure  zu  ver- 
setzen. Beim  Erwärmen  bringen  Spuren  von  Schwefelsäure  eine  hellblaue, 
grössere  Mengen  eine  dunkelblaue  Färbung  hervor.  Freies  Thonerdehydrat 
wird  durch  Lösen  des  Salzes  in  zwei  Teilen  Wasser  nachgewiesen,  wobei 
jenes  eine  milchige  Trübung  verursacht.     (Pharm.  Centr.  H.  7,  440). 

Batbk  empfiehlt  dagegen,  zur  Prüfung  auf  freie  Säure  das  Tropäolin 
00  und  Titriren  mit  Norm.  Natronlauge  anzuwenden.  ^)    Die  erwähnte  weiss- 


»)  Teclm.-chem.  Jahrb.  7,  8. 876.  —  »)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  140. 


156  Thonerde  und  Alaun. 

liehe  Trübung  ist  nach  B.  nicht  freies  Thonerdehydrat,  sondern  entweder 
Kieselsäurehydrat  oder  das  vorhin  beschriebene  basische  Thonerdesulfat. 

Nach  Robinson  in  Glasgow  wird  zur  Darstellung  von  Alaun  Schiefer, 
Bauxit,  Kaolin  u.  s.  w.  calcinirt  und  wie  gewohnlich  mit  Schwefelsäure  behan- 
delt. Das  rohe  Thonerdesulfat  wird  zur  Neutralisation  der  freien  Säure  und 
Fällung  von  Verunreinigungen  mit  Calciumsulfid  oder  Sodarückstand  behan- 
delt. Wenn  Alaun  erzeugt  werden  soll,  so  wird  Chlorkalium,  bezw.  Chlor- 
ammonium zugesetzt  oder  ein  Alkalisulfat  und  Salzsäure.  Das  vorhandere 
Eisen  bleibt  dann  als  Chlorid  in  Lösung,  während  der  Alaun  auskrystallisirt. 
um  reines  eisenfreies  Sulfat  herzustellen,  muss  das  Calciumsulfid  in  geringem 
üeberschuss  zugesetzt  werden.     (Engl.  P.  150/1886). 

Sbmpbb  in  Philadelphia  stellt  porösen  Alaun  her,  der  für  die 
Papierfabrikation  besonders  geeignet  sein  soll.  Die  aus  dem  Rohstoff  erhal- 
tene eisenhaltige  Aluminiumsulfatlösung  wird  mit  Bleisuperoxyd  oder  einem 
anderen  Bleioxyd,  oder  mit  Mangansuperoxyd  oder  -sesquioxyd  oder  mit 
Kaliumpermanganat  versetzt,  um  das  Eisen  zu  fällen.  Nach  Absetzen  des 
Niederschlags  oder  Filtriren  wird  die  Flüssigkeit  concentrirt  und  dann  mit 
Natriumbicarbonat  versetzt,  worauf  die  Masse  blasig  wird  und  nun  in  Stücke 
von  gewünschter  Grösse  zerkleinert  wird  (Ver.  St.  P.  345604).  Nach  dem 
Ver.  St.  P.  345605  behandelt  S.  die  eisenhaltige  Lösung  von  Thonerdesul- 
fat mit  Zink,  um  das  Eisenoxyd  zu  reduciren  und  behandelt  nun  die  Lösung 
mit  Natriumbicarbonat  wie  vorhin,  so  dass  man  ein  zink-  und  eisenhaltiges 
Thonerdesulfat  bekommt,  das  ebenfalls  in  der  Papierfabrikation  verwendet 
werden  soll. 

Um  das  Eisen  aus  Aluminiumsulfat  zu  entfernen,  wenden  Hood  und 
Salamon  in  London  Metazinnsäure  an.  Die  concentrirte  Thonerdelösung 
wird  erwärmt  und  zunächst  mit  Chlorkalk  versetzt,  um  das  vorhandene 
Ferrosalz  in  Ferrisalz  überzuführen.  Freie  Säure  darf  nicht  vorhanden  sein. 
Deshalb  und  um  das  Aluminiumsulfat  etwas  basisch  zu  machen,  wird  ein 
geringer  üeberschuss  von  Calciumcarbonat  zugesetzt.  Dann  trägt  man  die 
erforderliche  Menge  Metazinnsäure  in  feuchtem  Zustande  ein,  und  das  Ganze 
wird  gerührt,  bis  eine  Probe  sich  als  eisenfrei  erweist.  Man  lässt  dann 
absetzen  und  zieht  die  Aluminiumsulfatlösung  ab.  Wenn  Zinn  in  der 
Lösung  vorhanden  ist,  so  kann  man  dies  durch  Schwefelwasserstoff  entfernen. 
Der  Niederschlag  der  eisenhaltigen  Metazinnsäure  kann  wiederholt  gebraucht 
werden,  bis  er  zu  viel  Eisen  aufgenommen  hat,  um  noch  wirksam  zu  sein. 
In  diesem  Falle  wird  derselbe  mit  starker  Schwefelsäure  behandelt.  Man 
entfernt  die  Eisensulfatlösung  und  wäscht  die  Metazinnsäure  gut  aus,  worauf 
sie  von  neuem  benutzt  wird. 

Für  die  Türkischrotfarberei  und  den  BaumwoUendruck  kommen  jetzt 
Alaun  und  Aluminiumsulfat  in  so  reinem  Zustande  in  den  Handel,  dass  die 
gebräuchlichen  Methoden,  das  Eisen  darin  zu  bestimmen,  nicht  mehr 
genügen.  Tatlock  schlägt  zur  Bestimmung  dieser  geringen  Eisenmengen 
folgendes  Verfahren  ein,  nach  welchem  noch  mindestens  O'OOOl  Proc.  Eisen 


Thonerde  und  Alaun.  ]57 

im  Alaun   mit   Leichtigkeit  und   Sicherheit   nachgewiesen   wird.    (J.   Soc. 
Chem.  Ind.  1887,  276).     1.   Es  wird  eine  Normaleisenlösung  bereitet  durch 
Lösen  von  8*606  g  Eisenalaun  Fe*  (SO*)'.  K' SO* -f- 24  H'O  auf  1  1.    Diese 
Losung  enthält  1  g  Fe  in  1000  cbcm.    2.  Von  der  zu  prüfenden   fein   ge- 
polrerten  Substanz  wird  1  g  in  ein  Präparatenfläschchen  von  etwa  30  cbcm 
Inhalt  gebracht.    Das  Fläschchen   hat  bei  7^1%,    10  und  20  cbcm  je   einen 
Feüstrich.    Man  setzt  1  cbcm  Norm.  Schwefelsäure  zu  und  fällt  mit  Wasser 
bis  zur  untersten  Marke  auf.   Dfnrch  Schütteln  des  Probirgläschens  in  einem 
Gefass  mit  heLssem  Wasser  bringt   man  den  Alaun  in  Lösung.    Nach  dem 
Abkühlen  setzt  man  0*2  g  Ammoniumsulfocyanat  (Rhodanammonium)  zu  und 
fällt  mit  Wasser  bis  zur  10  cbcm-Marke.    3.  Man  verdünnt  nun  1  cbcm  der 
Nonnaleisenlösung  bis  zu  100  cbcm.    Von  dieser  verdünnten  Lösung  bringt 
man  1  cbcm    in   ein  ähnliches  Fläschchen   wie   das   zu  2.  gebrauchte,  fugt 
Icbcm  Normalsäure    zu,   verdünnt    bis    zur   untersten   Marke,   setzt  0'2  g 
Ammoniumsulfocyanat  zu   und  füllt  bis   zur  lOcbcm-Marke  auf.    4.  Beide 
Röhren  werden  bis  zur  20  cbcm-Marke  mit  Aether  aufgefüllt,  zugestopft  und 
geschüttelt.   Man  vergleicht  dann  die  Farben  der  Aetherlösungen,  und  wenn 
diese  ungleich    sind,    so    wiederholt    man    mit  grösseren    oder   geringeren 
I  lengen  der  Norm.-Eisenlösung  den  Versuch.   Die  Reagentien  müssen  natür- 
Ücb  eisenfirel  sein,  und  der  Versuch  mass  bei  mögliebst  wenig  Licht  ange- 
stellt werden,   keinenfalls  in  directem  Sonnenlicht,   da  dies   die  rote  Farbe 
des  Eisensulfocyanats  zerstört.    Die  ätherische  Lösung  wird  allerdings  nicht 
so  leicht  gebleicht  wie    die  wässrige,   die  Farbe  kehrt  sogar  wieder.    Bei 
Anwendung   der  Aether-Extraction  wird  das  Ferroeisen   in  Ferrieisen  über- 
Cefohrt,  vielleicht  infolge  Ozonisirung  der  Luft  in  der  Flasche;   wäre  dies 
nicht  der  Fall,    so   müsste    man    Oxydationsmittel    anwenden,    und    diese, 
t'esonders  Wasserstoffsuperoxyd,  würden  die  rote  Farbe  zerstören. 

Die  Oesterreichische  Anilinfabrik  von  Strakosch  &  Co.  und  C.  0.  Wrbrr 
in  Döbling  bei  Wien  hat  folgendes  Verfahren  zur  Darstellung  von  Fluor- 
Aluminium  bezw.  Doppelverbindungen  desselben  angegeben  (D.  P.  37079)0 
Ein  Gemenge  von  Fluorcalcium  mit  Alkalisulfat  und  Kohle  oder  mit  Soda 
^  im  Sodaofen  geglüht.  Das  hierdurch  gebildete  Alkalifluorid  wird  aus 
ier  Rohschmelze  durch  Wasser  ausgelaugt  Die  Lauge  wird  entweder  mit 
jer  aequivalenten  Menge  schwefelsaurer  Thonerde  zusammen  zur  Trockne 
verdampft  und  im  FJaomiofen  verschmolzen,  oder  die  Lauge  wird  mit  der 
äquivalenten  Menge  Alkalicarbonat  und  schwefelsaurer  Thonerde  ebenso 
^»«handelt  Im  ersteren  Falle  erhält  man  Aluminiumfluorid  und  Alkalisulfat, 
Jn  letzteren  eine  eigentümliche,  sowol  Alkalisulfat  als  auch  Aluminiumsulfat 
enthaltende  Doppel  Verbindung,  schwefelsaures  Alkalialuminiumfluorid ,  die 
iitfth  Wasser  nicht  in  die  Componenten  zerföllt.  Das  Aluminiumfluorid  und 
iie  Doppelverbindung  sind  gute  Ersatzmittel  für  den  Kryolith  in  der  Milch- 
?W  \md  Emailglasfabrikation. 

')  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  139. 


158 


Thonerde  und  Alaun.    Glas. 


Statistik. 

1.  Prodttction  von  Alaun  im  Deutschen  Reich. 


Staaten 

und 

Landesteile 

Zahl  der  Werke, 
welche  das  Pro- 
duct  darstellen 

Zur  Auf- 
lösung oder 
als  Einwurf 
wurde  ver- 
braucht in 
Tonnen  zu 

1000  kg 

Die  Production  betrag 
im  Laufe  des  Jahres  1885 

als 
Haupt- 
product 

als 
Neben- 
product 

Menge 
in  Tonnen 
zu  1000  kg 

Wert  (ohne 

Steuer)  in 

M 

a)  Schwefelsaure  Thon- 
erd«. 

I.  Preussen 

IL  Uebrige  deutsche  Staaten 

3 
4 

3 

4  3280 
3  6710 

10562-900 
9  750-228 

1  014  564 
869  038 

Zusammen  Deutsches  Reich 

Im  Jahre  1884     .... 

b)  Alann. 

I.  Preussen 

II.  üebrige  deutsche  Staaten 

7 
5 

4 

3 
4 

6 

7  9990 

8  775-0 

914-0 
2  4480 

20  313128 
16  679  223 

1  850-790 

2  029-001 

1883  602 
1  599  149 

259  764 
265  200 

Zusammen  Deutsches  Reich 
Im  Jahre  1884    ...    . 

4 
4 

6 
6 

3  362  0 
2  5350 

3  879-791 
4164-259 

524  964 
565  780 

2.    Ein-  und  Ausfuhr  von  Alaun. 
Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedruckt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfuhr 

Ausfuhr 

Einfahr 

Ausfuhr 

von  Alaun    (Thonerdealaun),    auch    ge- 
branntem 0 

4  562 

91752 

4613 

78120 

XX.  Glas. 


Fig.  61. 


1.  Sehraelzen  und 
Chemie    des    Glases. 

0.  Geileb  in  Blasewitz 
bei  Dresden   hat   folgenden 
Glashafenofen  construirt 
(D.  P.  36117,  Fig.  61).     An 
den  Seiten  des  Gasschmelz- 
ofens schliesst  sich  unmittel- 
bar an  den  Schmelzraum  A^ 
je  eine  Reihe  von  stehenden  \ 
Röhren  a  an,  welche  von  den  3 
abziehenden         Feuergasen 
durchzogen  werden  und  auf  ^^       Pl  ^^ 
jeder  Seite  in  einem  schmalen  •& 

^)  Darunter  auch:  Thonsaures  Katron,  Chloraluminium  und  kunstliche  (ans  Kyro- 
lith  dargestellte)  schwefelsaure  und  essigsaure  Thonerde. 


i 


Glas. 


159 


Canal  e  stehen,  durch  welchen  die  Yerbrennungsluft  zieht,  die  auf  diese 
Weise  Yorgewärmt  wird.  Der  Canal  ist  von  aussen  und  von  innen  zugäng- 
lich, um  eine  Reparatur  der  Röhren  bewirken  zu  können.  Die  Yerbrennungs- 
luft wird  unmittelbar  nach  dem  Verlassen  des  Canals  e  bei  n  den  Heizgasen, 
die  durch  Canäle  b  zuströmen,  zugeführt.  Die  Flammen  treten  durch  die 
Oeffnungen  h  an  den  vier  Ecken  des  Ofens  in  denselben. 

Zur  zeitweiligen  Erzeugung  einer  russenden  Flamme  in  den 
Arbeitsöffnungen  hat  Otto  Hibsgh  in  Friedrichshain,  N.-L.  folgende 
Einrichtung  an  mit  Gasfeuerung  betriebenen 
Schmelz-,  Tronunel-  und  Anwärmöfen  angebracht 
(D.  P.  38658).  Ausser  den  gewöhnlichen  zur  Gas- 
heizung erforderlichen  Canälen  sind  nach  den 
Arbeitsöffnungen  hin  besondere  Gascanäle  b  ange- 
legt, welche  hinter,  in  der  Mitte  oder  vor  dem 
Arbeitsloch  e  bei  c  munden  und  mit  Schieber  8 
versehen  sind.  Der  an  dem  betreffenden  Loche 
beschäftigte  Arbeiter  kann  dann  durch  Ziehen  des 
Schiebers  s  sich  auf  beliebige  Zeit  eine  rauchende 
und  russende  Flamme  vor  und  in  dem  Arbeits- 
löch  erzeugen  und  dadurch,  dass  dies  im  ge- 
eigneten Moment  geschieht,  das  Anlaufen  des  Glases  verhindern. 

Einem  von  Schwarz  auf  der  Naturf.-Vers.  1886  gehaltenen  Vortrage 
entnehmen  wir,  dass  Gläser  von  der  Zusammensetzung  6  SiO**RO'R'0  in 
fein  gepulvertem  Zustande  nur  wenig  von  Salzsäure  angegriffen  werden;  es 
löste  sich  003  Proc,  Gläser  5  SiO^RO-R'O  verlieren  schon  1  Proc.  Die 
Schwerschmelzbarkeit  steigt  mit  dem  Procentgehalt  an  Kieselsäure,  und 
Natrongläser  sollen  nur  deshalb  leicht  schmelzbar  sein,  weil  sie  weniger 
Kieselsäure  (65  bis  67  Proc.)  als  die  schwer  schmelzbaren  Kaligläser  (77  Proc. 
SiO*)  enthalten.  —  Die  Trübungsmittel  in  venetianischen  Gläsern  sind  wesent- 
lich Antimonsäure  und  Arsensäure ;  erstere  verflüchtigt  sich  bei  andauerndem 
Schmelzen  und  hinterlässt  dann  ein  ungetrübtes  Glas.  Ein  viel  besseres 
Trübungsmittel  ist  derKryolith;  nur  darf  man  nicht  zu  viel  davon  nehmen, 
^eil  sich  sonst  Fluorsilicium  -  Fluoralkali  als  störende  Glasgalle  ausscheidet. 
-Um  zu  entscheiden,  ob  Kupfergläser  ihre  Farbe  einem  Gehaltan 
Kupfer  oder  Kupferoxydul  verdanken,  wurde  das  Glaspulver  mit  Silbernitrat- 
lüsung  behandelt  und  die  Menge  des  ausgeschiedenen  Silbers,  sowie  die  des 
in  Lösung  gegangenen  Kupfers  bestimmt.  Es  zeigte  sich,  dass  im  Aventurin^ 
im  lebrigen  Kupferglase  und  im  Kupferrubinglase  metallisches  Kupfer,  in 
dem  stark  basischen  Hämatinon  dagegen  Kupferoxydul  enthalten  ist. 

Bei  den  Libellen  oder  Wassensaagen  an  astronomischen,  geodätischen 
^d  anderen  Instrumenten  der  Präcisionstechnik  zeigen  sich  oft  Störungen 
in  der  Bewegung  der  Luftblase,  welche  zu  empfindlichen  Irrtümern  bei  der 
Bestimmung  von  Neigungswinkeln  usw.  Anlass  geben  können.  Diese 
Störungen  werden  durch    winzige  allmälig   sich  bildende  warzenartige  Aus- 


160  ölas. 

wüchse  von  der  Innenwand  dei*  Glasrohre  veranlasst.  Rieth  hat  an  solchen 
Stellen  durch  Rotförbung  bei  Behandlung  mit  sehr  empfindlich  eingestellter 
Phenophtaleinlösung,  sowie  durch  Nachweis  von  Kohlensäure  im  gepulverten 
Glase  festgestellt,  dass  diese  Wärzchen  aus  Natrlumcarbonat  bestehen.  Es 
zeigte  sich,  dass  die  meisten  Gläser,  welche  mit  Hülfe  von  Natrlumcarbonat 
oder  -Sulfat  hergestellt  werden,  Spuren  dieser  Salze  enthalten,  die  der 
Silicatbildung  entgangen  sind.  Diese  Spuren  nehmen  aus  der  Libellenfällung, 
einem  Gemisch  von  Alkohol  und  Aether,  Wasser  auf  und  vergrossem 
dadurch  ihr  Volumen.  Als  bei  hoher  Temperatur  erschmolzenes  böhmisches 
Glas  (Verbrennungsrohren)  das  längere  Zeit  mit  Salpetersäure  digerirt 
worden  war,  zu  den  Libellen  genommen  wurde,  erhielt  man  Instrumente, 
die  seit  mehreren  Jahren  einen  gleichmässigen  Gang  gezeigt  haben. 
R.  empfiehlt,  nur  solches  Glas  zu  benutzen,  dessen  Pulver,  das  ein  Sieb 
von  5000  Maschen  auf  1  qcm  passirt  hat,  beim  Auslaugen  mit  Wasser  bis 
zur  Erschöpfung  höchstens  4  Proc.  abgiebt.  Gewöhnliches,  früher  benutztes 
Glas  verlor  gepulvert  nach  40  maligem  Behandeln  mit  Wasser  50  Proc.  lösliche 
Salze,  ohne  erschöpft  zu  sein!  Böhmisches  Verbrennungsröhrenglas  verlor 
bei  gleicher  Behandlung  2V9  Proc.  (Z.  f.  Vermessungswesen  16,  Heft  10}. 

Rbinitzeb  behandelt  im  Ber.  Chem.  Ind.  Oest.  1886,  S.  67  die 
Mattätzung  des  Glases.  Durch  wiederholtes  Aetzen  mit  Lösungen  saurer 
Alkalifluoride  werden  dunklere  Abstufungen  in  den  Tönen  des  Matt  erzeugt. 
Durch  wiederholte  Anwendung  wässriger  Flusssäure  auf  den  mit  saurem 
Fluoralkali  geätzten  Stellen  wird  das  Matt  hell  und  klar.  Unter  dem 
Mikroskop  nimmt  man  auf  den  geätzten  Stellen  erhaben  liegende  Krystalle 
wahr,  die  Kieselfluomatrium  und  Kieselfluorcalcium  zu  sein  scheinen.  Die 
tesseralen  Krystalle  des  Kieselfluorkaliums  würden  zur  Erkennung  von  Kali- 
glas dienen  können.  Da  die  Krystalle  um  so  kleiner  werden,  je  rascher 
sie  sich  bilden,  so  muss  man  für  feine  Aetzungen  concentrirte  Fluorid- 
lösungen  anwenden.  Da  das  Kieselfluorid  des  Kaliums  am  schwersten 
löslich,  das  des  Natriums  leichter  und  das  des  Ammoniums  noch  leichter 
löslich  ist,  so  erhält  man  die  feinste  Aetzung  durch  Anwendung  der  Lösung 
von  saurem  Fluorkalium.  Bei  Anwendung  von  Fluorammonium  muss  man 
eine  gesättigte  Lösung  benutzen.  Wichtig  ist  die  Anwendung  der  Fluss- 
säure in  den  Bädern.  Dieselbe  bewirkt  die  Vertiefung  und  Verbreiterung 
der  zwischen  den  Kristallen  bestehenden  Zwischenräume.  Da  diese 
Furchen  auch  abgerundet  werden,  so  können  sie  das  Licht  nicht  so  zer- 
streuen wie  scharfkantige  Aetzungen.  Dies  erklärt  das  durch  Flusssäure 
bewirkte  Klarätzen  mattgeätzter  Stellen. 

Wenn  die  Zusammensetzung  des  Glases  (näherungsweise)  durch  die 
Formel  R^Si^O^  ausgedrückt  wird,  so  findet  die  Reaction  statt 

R^Si^O^  H-  4F2HNa  +  10 FH  =  SiF^R^  +  2SiFöNa2  +  7  H^O. 

Die  grosse  Menge  freier  Flusssäure,  welche  nach  dieser  Gleichimg  zu- 
gegen sein  muss,   kann  leicht  schädlich  wirken;    es    ist  deshalb  vorteilhaft, 


Glas. 


161 


die  Neutralisation  der  Basen   auf   eine  andere  Säure,   z.  B.  Essigsäure,   zu 
äbertragen.    Man  hat  dann  die  Reaction 

R^Si^O^  +  9  F>HNa  -4-  5  C>H*0»  = 
SiF«R>  +  2  SiF«Na»  4-  5  C'H'NaO»  +  7  H«0. 

Dies  entspricht  einem  Aetzbad  von  80  TIn.  Flusssäure  (50-proc), 
17  Tln.  Natriumacetat,  9  Tln.  calcinirter  oder  23*4  kryst.  Soda. 

Gasförmige  Flusssäure  liefert  sehr  ungleichmässige  Mattirungen  und 
ist  höchstens  zum  Einätzen  Ton  Linien,  nicht  von  Flächen,  zu  verwenden. 
Bei  Anwendung  eines  Gemisches  von  Flussspat  und  Schwefelsäure  muss 
letztere  wie  1:4  verdünnt  sein  und 'bei  einer  Temperatur  von  80—40*»  an- 
gewendet werden.  Hierbei  entstehen,  wie  der  mikroskopische  Befund  zeigt, 
keine  Krystailätzungen,  sondern  um  die  Flussspatkomchen  bilden  sich  durch 
Einwirkung  der  entstandenen  wässrigen  Flusssäure  Furchen  oder  bei  völliger 
Zersetzung  des  Flussspatkomes  rundliche  Mulden. 


Fig.  63. 


2.  Formgebniig  nnd  Terziemng. 

In  Pittsburgh  wird  Fensterglas  durch  Auswalzen  eines  Glasballens 
hergestellt.  Die  Walzen  sind  hohl  und  werden  mittelst  natürlichen  Gases, 
das  durch  die  hohle  Achse  eingeführt  wird,  gleichmässig  erhitzt.  Die  gewalzte 
Glastafel  kommt  aus  den  Walzen  auf  eine  eiserne  Platte,  die  ebenfalls  durch 
Naturgas  erhitzt  wird,  und  gelangt  dann  direct  in  den  Kühlofen.  —  Ferner 
wird  in  Pittsburgh  mittelst  eines  von  Bailbt  erfundenen  Apparats  Fenster- 
glas mittelst  comprimirter  Luft  erblasen,*)  wodurch  5  mal  mehr  Glas  fabricirt 
werden  soll,  als  nach  der  gewöhnlichen  Methode  (Oil,  Paint  and  Drug 
Rep.  Juli  1886;  Chem.-techn.  Centr.-Anz.  1886,  691). 

Edwabd  Walsh  jr.  in  St.  Louis 
hat  zum  Walzen  von  Tafelglas 
die  Walze  6,  welche  die  Glasmasse 
auf  der  Tafel  a  walzt,  fest  mit  den 
Zahnrädern  d  verbunden,  welche 
durch  Handrad  gedreht  werden  und 
mit  an  der  Maschine  befestigten 
Zahnstangen  e  im  Eingriff  stehen. 
Die  Zahnräder  d  haben  einen 
grösseren  oder  kleineren  Durch- 
messer als  die  Walze  b.  Aus  diesem 
Grunde  wälzt  sich  die  Walze  mit 
Gleiten  auf  der  Glasmasse  ab  und 
erzeugt  eine  hohe  Politur  und  eine 
unregelmässig  gewellte  Oberfläche 
(D.  P.  38662). 

Paul  Tncsicsin  Magdeburg  hat  die  Glasmacherschere  mit  Einrich- 


*)  TechiL-chem.  Jahrb.  7,  S.  108. 
Biedermann,  Jahrb.  IX. 


11 


162 


Glas. 


Fig.  64. 


Fig. 

65. 

r      - 

L_ß 

c 

:^(@)^ 

..........|^ 

^ — ' 

\ 

-4-i- 

tungen  versehen,  durch  welche  die  beiden 
Rollen  B  (Fig.  64)  stets  in  gleichem  Abstände 
von  dem  Dom  A  gehalten  werden.  Es  wird 
dadurch  vermieden,  dass  die  Rollen  R  beim 
Ausarbeiten  der  Flaschenmnndung  vom  Ar- 
beiter durch  einen  ungleichen  Druck  auch 
in  ungleicher  Entfernung  von  A  gehalten 
werden  und  der  Flaschenmundung  eine  un- 
runde Form  geben.  Es  sind  für  d^i  ange- 
führten Zweck  mehrere  Einrichtungen  ange- 
geben, von  denen  die  gezeichnete  aus  einem 
an  dem  Stab  C  drehbaren  gleicharmigen 
Hebel  bh  besteht,  dessen  Enden  durch  Stangen 
c  mit  den  Scherenteilen  D,  an  welchen  die 
Rollen  B  sitzen,  verbunden  sind  (D.  P.  38181). 
Thusios  hat  femer  einen  Apparat  zum 
Pressen  von  Flaschenköpfen  angegeben. 
Zum  Pressen  des  um  den  Flaschenhals  ge- 
legten Glasringes  dienen  die  Pressbacken  Ä 
und  B,  welche  übereinander  greifen. 
An  den  übereinander  greifenden 
Seiten  a  sind  die  Backen  B  keil- 
förmig zugespitzt,  so  dass  sie  beim 
Zusammendrücken  der  Backen  Ä 
sich  gleichmässig  dem  Mittelpunkt 
nähern  und  auch  bei  etwas  ver- 
schiedener Dicke  des  Glasringes 
demselben  eine  annähernd  runde 
Form     ohne     Nahtbildung    geben. 


Entfemt  man  die  Backen  A  von  einander,    so  werden  die  Backen  B   durch 
die  Federn  x  nach  aussen  gezogen  (D.  P.  36463). 

Die  Glaspresse  von  Imordnd  in  Radeberg,  Fig.  66,  hat  eine  polygonale, 
um  eine  horizontale  Achse  c  drehbare  Scheibe  D,  auf  welcher  eine  Anzahl 
Formen  n,  und  ^war  im  vorliegenden  Falle  deren  acht,  befestigt  sind.  Die 
Scheibe  D  wird  durch  ein  Schaltwerk  ruckweise  um  Vs  gedreht,  so  dass 
nacheinander  je  eine  Form  unter  den  Pressstempel  j  kommt.  Es  sind 
mehrere  Pressstempel  j  verschiebbar  oder  drehbar  an  der  auf-  und  abzu- 
bewegenden Stange  h  befestigt,  von  denen  jeder  in  die  Arbeitsstellung 
gebracht  werden  kann.  Diese  Einrichtung  dient  dazu,  um  den  nicht  ver- 
wendeten Stempel  zu  kühlen  oder  um  verschiedenartig  gestaltete  Stempel 
abwechselnd  benutzen  zu  können.  Die  Formen  haben  einen  durch  Scharnier 
angelenkten  Deckel  o,  der  von  selbst  aufklappt,  sobald  die  Form  nach  unten 
gerichtet  ist.  In  dieser  Lage  wird  dann  auch  der  Formboden  a  durch  eine 
Curvenplatte  r  nach  unten  bewegt  und  dadurch  der  Glasgegenstand  aus  der 


Glas. 


163 


Form  herausgedräckt.  Er  f&llt  anf  eine  Platte  8,  welche  hin-  und  herschwingt 
und  dabei  den  aufgefangenen  Gegenstand  zur  Seite  transportirt.  Mit  der 
Presse  ist  eine  Pumpyorrichtung  P  verbunden,  mittelst  welcher  Wind  durch 
die  Röhre  v  zum  Kühlen  über  oder  in  die  Pressformen  getrieben  wird,  wenn 
diese  das  noch  heisse  Pressstück  enthalten  (D.  P.  88764). 

Yig,  66.  ^^^  ^^^  durch  comprimirte 

Luft  betriebenen  Giaspresse 
von  FncBBa-BaiLL  in  Leipzig  sitzt 
der  Pressstempel  b  an  einem  in  dem 
Cylinder     c    sich    verschiebenden 


Kolben,  der  durch  comprimirte  Luft  getrieben  wird.  Die  Luft  leitet 
man  durch  die  Rohren  d  über  oder  unter  den  Kolben.  Die  Umsteuerung 
wird  mittelst  des  Doppelhahnes  e  bewirkt.  Die  comprimirte  Luft  tritt 
durch  Rohr  z  ein;  die  Auspuflfluft  wird  durch  Rohr  v  gegen  die 
Form  8  und  den  Stempel  h  geleitet,  um  diese  zu  kühlen.  Die  Formen  8 
befinden  sich  auf  einem  sich  drehenden  Tische  f^  der  ruckweise  durch  ein 
Schaltwerk  bewegt  wird.  Das  Schaltwerk  wird  durch  einen  Hebel  g  bewegt, 
der  durch  eine  mit  dem  Pressstempel  auf  und  abgehende  Schleife  h  bethätigt 
wird.     In  Einschnitte  des  Tisches  greift  ein  federnder  Arretirungshebel  i, 

11* 


164 


GlftS. 


um  den  Tiscli  beim  Pressen,  festzuhalten  und  eine  genaue  Einstellung  zu 
sichern.  Der  Hebel  wird  vor  dem  Schalten  aus  dem  Einschnitt  herausge- 
hoben. Eine  Bremse  verzögert  die  Bewegung  des  Tisches  vor  dem  Ein- 
klinken des  Arretirungshebels.  Beim  Drehen  des  Formtisches  werden  durch 
Emporheben  des  Formbodens  die  gepressten  Gegenstände  aus  der  Form 
herausgehoben,  n  ist  eine  federnde  Platte,  die  sich  vor  dem  Pressen  auf 
die  Form  legt.     (D.  P.  38906). 

Trassl  in  Oberwarmensteinach  bei  Bayreuth  hat  ein  Verfahren  zur 
Herstellung  von  durchlochten  Perlen 
angegeben,  bei  welchem  entweder  Glas  in 
Formen  gegossen,  oder  Glasstaub  in  die 
Formen  gedrückt  und  durch  Erhitzen  der 
Form  geschmolzen  wird.  Der  untere  Teil 
der  Form  enthält  die  Lochstifte  (D.  P. 
34724). 

Groll  in  Frankfurt  a.  M.  hat  seinen 
Apparat   zum    Zerschneiden    von    Perlen 
c  '  I '  I  '^  verbessert  (D.  P.  35210). 

"^(f  £»  Zur  Herstellung  von  durchloche r- 

H  ^}M^^iW^^\^^W^.  ten  Glasscheiben  wird  nach  dem  D.  P. 
35848  der  Soci^tb  Appbrt  fr&rbs  in 
Clichy-la-Garenne,  Seine,  die  Glas- 
platte in  noch  weichem  Zustande  auf 
einer  mit  Erhöhungen  f  versehenen 
Platte  a  (Fig.  68)  durch  eine  glatte  Rolle 
h  oder  Platte  so  gepresst,  dass  die 
Glasplatte  fast  völlig  durchlöchert 
wird,  aber  über  den  Löchern  dünne 
Glashäutchen  stehen  bleiben,  welche 
entfernt  werden.  Die  Platte  a  wird 
mittelst  des  Rades  g^  der  Triebe  d  und 
der  Zahnstangen  c  unter  die  Rolle  h 
geschoben,  welche  ihrerseits  durch 
die  Räder  j)  g  angetrieben  wird.  Man 
kann  auch  eine  glatte  Unterlage  be- 
nützen und  die  Pressrolle,  oder  Press- 
platte mit  Erhöhungen  yersehen. 

Eine  von  Ofpbrmann  in  Charleroi 
angegebene  Maschine-,  dient  zum 
Ziehen  5[on  massiven  oder  hohlen 
Glascy lindern,  von; Prismen  oder 
Glastafeln  mittelst  eines  Körpers  (der 
Fprm)  aus  einpm  Gefiiss,  welches 
flüssiges   Glas  enthält.     Die   Fig.  6? 


r 

I      8te 


Olas. 


165 


stellt  eine  Maschine  zum  Ziehen  Ton  CyKndern  D  dar;  sie  besteht  in  der 
Hauptsache  aus  einer  Hebevorrichtung  o,  durch  welche  die  Form  b  vertical 
bewegt  wird,  und  einem  Tiscfh  c,  welcher  das  Gef&ss  mit  dem  flüssigen 
Glase  n  trägt.  Die  Form  b  wird  aus  dem  Glase  n  herausgehoben.  Zum 
Kohlen  des  herausgehobenen  Glases  dient  eine  Kühlvorrichtung,  bei  welcher 
die  zur  Kühlung  notwendige  Luft  von  einem  um  den  Tisch  gelegten  Rohr 
d  aus  durch  Düsen  m  gegen  den  Glas-Cylinder  etc.  strömt  und  durch  einen 
in  verticaler  Richtung  verstellbaren  Kegel  o  entsprechend  geführt  wird.  Das 
Abschneiden  der  fertigen  Cylinder  geschieht  oben  und  unten  je  mittelst  eines 
an  einem  Arm  sitzenden  Diamanten;  der  eine  Arm  ist  an  der  Form  6,  der 
andere  Arm  an  der  Säule  f  drehbar.  Die  massiven  oder  hohlen  Glascylinder, 
Prismen  oder  Platten  werden  anstatt  durch  Anblasen  von  Luft  oder  anderen 
Gasen  auch  durch  Berührung  mit  festen  Körpern  abgekühlt.  Falls  die 
Cylinder  hohl  sind,  werden  Luft  oder  andere  Gase  in  dieselben  durch 
Ansaugen  oder  durch  Pressung  eingeführt.  Die  Luft  strömt  entweder  durch 
Ventil  h  oder  durch  Leitung  i  ein.     (D.  P.  36214.) 

M.  Y.  ScHiLTz  in  Köln  a.  Rh.  hat  ein  Verfahren  und  einen  Apparat 
zmn  Kalibriren  von  Glascylindern  angegeben  (D.  P.  38179;  Fig.  70). 
Kalte    Glascylinder    werden 
nnter  schneller   Umdrehung 
von    Strecke      zu     Strecke 
mittelst      einer      seitlichen 
Feuerung  fortschreitend  bis 
xum  Erweichen  erwärmt  und 
von  innen  durch  einen  nach 
zwei  oder  mehr  Richtungen 
mit  verstellbaren  Armen  ver- 
sehenen,  oder  durch  einen 
sich  umdrehenden  Ausweiter 
w&brend      der    Umdrehung 
cyündrisch    erweitert.     Der 
zu  diesem  Verfahren  dienende 
Apparat  gleicht  einer  in  senk- 
rechter   Achse    construirten 
Doppeldrehbank,  auf  welcher 
sowol    der    Glascylinder  C, 
als  auch   der  Ausweiter  D 
tmter  Umdrehung  gegen  und 
von  einander  in  der  Achsen- 
richtung verschoben  werden 
können,  während  der  Glas- 
cylinder durch  eine  seitliche 
Flamme  m  erweicht  wird.    Der  Aus  weiter,  welcher  auf  die  Innenfläche  des 
Glases  wirkt,  ist  mit  zwei  oder  mehr  Schalen  5,  die  stets  einander  parallel 


166  Glas. 

bleiben,  aber  in  ihrer  Weite  nach  entgegenstehenden  Richtungen  verstellbar 
sind,  versehen;  diese  Verstellung  der  Schalen  wird  durch  eine  Belastung! 
selbstthätig  bewirkt,  aber  durch  eine  Hülse  c  begrenzt  Das  Verfabr^i  lässr 
sich  auch  zum  Ealibriren  von  Cylindem  unter  Benutzung  der  ersten  Schmelz* 
hitze  des  Glases  am  Glasofen  benutzen,  wobei  wiederum  der  Glascylinder  C 
oder  der  Ausweiter  D  oder  beide  um  dieselbe  senkrechte  Achse  gedreht 
werden,  und  der  schon  heisse  Cy linder  durch  einen  in  zwei  oder  iDehr 
Richtungen  verstellbaren  Ausweiter  Z>,  dessen  Schalen  s  stets  einander 
parallel  bleiben,  ausgeweitet  wird. 

DoBHBiNG  in  Leipzig  stellt  Röhren  her,  die  von  der  durchströmenden 
Flüssigkeit  nicht  angegriffen  werden,  indem  eine  innere  Rohre  von  Glas 
mit  Papierschichten  umwickelt  wird,  welche  durch  Holzcement  oder  ein 
anderes  ähnlich  wirkendes,  zwischen  je  zwei  benachbarten  Papierbogen  ein- 
gebrachtes Klebmaterial  zu  einem  festen  Ganzen  verbunden  werden.  D.  P. 
36666  bringt  eine  Vorrichtung  zur  Ausübung  des  Verfahrens. 

Salin-Radirung  nennt  Hauffs  in  Dresden  eine  neue  Art  der  Ver- 
zierung von  Spiegeln.  Ein  mit  Silber  belegtes  und  mit  Mennige- Anstrich 
versehenes  Glas  wird  auf  der  Rückseite  (Mennige-Anstrich)  mit  einer 
GrundiruDg,  bestehend  aus  Gummiarabicum,  Gelatine,  Bleiweiss  und  Wasser 
bestrichen.  Wenn  der  Grund  vollständig  trocken  ist,  bringt  man  die 
Zeichnung  in  Abziehfarbe,  die  als  Deckmittel  für  die  bleibende  Grundirung 
dient,  mittelst  nassen  Schwammes  darauf  und  lässt  dann  trocknen.  Darauf 
wäscht  man  die  Fläche  mit  lauem  Wasser  leicht  ab  und  lässt  die  Platte 
wieder  gut  trocknen.  Dann  entfernt  man  das  Deckmittel  der  Zeichnung 
mit  Nitrobenzol;  es  zeigt  sich  nun  die  grundirte  Zeichnung.  Sodann  wird 
der  Mennige-Anstrich  mit  Alkohol,  welcher  die  Zeichnung  nicht  angreift, 
entfernt.  Die  nun  blossgelegte  Silberschicht  wird  durch  Scheidewasser  weg- 
geätzt (D.  P.  36663). 

Um  MattgoldoderMattlüster  auf  Glas,  Porcellan  u.  dergl.  zu  erzeugen, 
wird  nach  dem  D.P.  36001  deriLMBNACBBPoRCBLLAKFABRiK  die  Glas-  oderglasirte 
Fläche  zunächst  mit  einer  Metallfarbe  bestrichen.  Diese  best^t  aus  Mennige, 
Quarz,  Borax  und  einem  färbenden  Metalloxyd,  und  wird  mit  Damarlack 
angerieben.  Wenn  dieser  üeberzug  trocken  ist,  so  wird  die  Zeichnung 
darauf  mit  geerbtem  Nelkenöl  aufgemalt.  Nach  einigen  Minuten  wischt  man 
das  Oel  ab,  wobei  man  auch  die  darunter  liegende  Mattfarbe  fortnimmt 
Diese  Operation  wird  als  „Aussprengen"  der  Zeichnung  bezeichnet  Hierauf 
wird  die  Mattfarbe  in  Muffelfeuer  eingebrannt.  Der  Gegenstand  wird  nun 
in  sehr  verdünnte  Flusssäure  (1  1  Wasser  und  3*75  g  starke  Flusssäure) 
eingelegt,  oder  die  decorirte  Fläche  wird  damit  bestrichen.  Hierdurch  wird 
die  Mattfarbe  fortgeätzt.  Wird  dann  die  zu  decorirende  Fläche  mit  Glanz- 
gold oder  Glanzlüster  bestrichen  und  dieser  üeberzug  im  Muffelfeuer  ein- 
gebrannt, so  zeigt  er  sich  matt  an  den  Stellen,  von  welchen  die  Mattfarbe 
fortgeätzt  worden  ist,  und  sonst  glänzend.  Das  Mattgold  hat  einen  hellen 
Ton  und  ist  so  dauerhaft,  wie  das  zugleich  erzeugte  Glanzgold. 


r 


Glas.    ThonwaarexL 


167 


um  Glas  zu  Tergolden,  reinigt  Peatt  dasselbe  zunächst  mittelst 
CbJoixinns  und  giesst  dann  eine  Losung  Ton  3  Tln.  Goldchlorid,  1  Tl. 
Natriumhydrat  und  verdünntem  Glycerin  und  Mannit  daraul  Der  Ck>ld- 
Überzug  erhält  noch  einen  schützenden  Silberüberzug,  der  mit  der  gewöhn- 
lichen Yersilberungsflüssigkeit  erzeugt  wird  (Engl.  P.  12014/1885). 

Stacbt  Shirlbt  in  New-Bedford,  Mass.,  benutzt  den  Umstand,  dass 
GoM  unter  dem  Einfluss  Terschiedener  Wärmegrade  sich  mit  gewissen 
MetallTerbindungen,  wie  Uranozyd,  Ghromoxyd,  Kupferoxyd,  vereinigt,  um  vel^ 
schiedene  Farbtöne  auf  Glas,  besonders  opalescirendem,  zu  erzeugen.  Die 
Gegenwart  von  Thonerde  scheint  dabei  erforderlich  zu  sein  (Engl.  P. 
8023/1886). 

Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  mete.  Gentnem  ausgedrückt 


im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Waarengattung 

Einfuhr 

Anaftihr 

Einftihr 

Ansfohr 

an  grünem   und  anderem   naturfarbigen 

gemeinen  Hohlglas  (Glasgeschirr).     . 

7  507 

535666 

2  697 

526  222 

,  weissem  Hohlglas,   ungemustert  etc. 

mit  Ausnahme  der  ührgläser  .     .     . 

4  422 

132  476 

3  322 

113111 

,   Fenster-   und  Tafelglas,   grün,   halb 

und  ganz  weiss,  ungeschliffen  etc.    . 

13  219 

29  729 

10  388 

36  250 

„   Spiegelglas,  roh,  ungeschliffen      .     . 

29  827 

2189 

80497 

4  143 

„   Tafel-    (Fenster-)    und    Spiegelglas, 

geschliffen  etc.  mit  Ausnahme  des  be- 

legten   

719 

26  899 

666 

28  355 

»   Tafel-     (Fenster-)    und    Spiegelglas, 

belegtem  aller  Art 

955 

36  381 

937 

30096 

»   gepresstem,  geschliffenem,   polirtem, 

abgeriebenem  etc.  Glas  mit  Ausnahme 

der  ührgläser  etc 

4  267 

28  530 

4  328 

27  066 

,   farbigem  und  bemaltem  etc.  Glas  mit 

Ausschluss   der  ungefassten  Brillen- 

gläser und  Lorgnons 

6  180 

6  351 

6  284 

6006 

XXL  Tlionwaareii. 


1.  Bolimaterialieii,  Yorbereitung  derselben. 

Für  die  Bildung  der  Thone  interessante  Beobachtungen  hat  Koa- 
MAHR,  Thonind.  Z.  1886,  S.  198,  bei  Untersuchung  des  Torfbeckens  von 
Warmbrunn  gemacht;  er  hat  gefunden,  dass  unter  dem  Torf  eine  Thon- 
sehicht,  darunter  eine  Gerollscbicht  und  unter  dieser  wieder  eine  Thonschicht 
liegt,  deren  Oberfläche  mit  einer  schwachen  Torfschicht  bedeckt  ist.  Ein 
drittes  Thonlager  ist  femer  der  Torfmasse  eingelagert.  Die  Thonsubstanz 
in  den  Thonen  beträgt  nach  unten  zu  zunehmend  529,  60  und  61*2  Proc. 


168  Thonwaaren. 

Sie  ähneln  in  ihrer  Zusammensetzung  den  älteren  Thonen  und,  da  sie 
höchst  wahrscheinlich  eine  alluviale  Bildung  sind,  so  zeigen  sie,  daäs  auch 
in  der  allerneusten  Periode  Thonlager  entstehen.  Die  Lager  sind  übrigens 
nur  15  bis  30  cm  mächtig,   und  die  Thone   sind   technisch   nicht  wertvoll. 

EosMARN,  feuerfeste  Materialien  aus  dem  Steinkohlengebirge  bei 
Radowenz  in  Böhmen,  Thonind.  Z.  1886,  S.  288. 

Lothain-Meissener  Thome  aus  den  Gruben  von  H.  Rublb  in 
Colin  bei  Meissen  hat  Sbgbr  untersucht,  Thonind.  Z.  1886,  S.  441.  Ein 
als  „Hafenmaterial**  bezeichneter  Thon  enthielt  74' 3  Proc.  Thonsubstanz, 
25*7  Quarzpulver  und  Spuren  von  Feldspathresten.  Der  Thon  enthält 
45-7  Si03,  33-0  ^jiqs^  j-g  y^aQS^  q-^  ^aO,  0'7  K^O  u.  Na^  0,  12^3  Wasser 
und  organische  Bestandteile.  Der  Thon  ist  fett  und  plastisch;  er  brennt 
sich  etwas  gelb,  ist  aber  sonst  sehr  feuerfest.  Bei  controlirter  Platinschmelz- 
hitze hatte  der  daraus  geformte  Kegel  seine  Form  erhalten,  war  dicht,  leise 
glasirt;  die  Kanten  begannen  sich  etwas  abzurunden. 

Nach  Sbobr,  Thonind.  Z.  1886,  S.  170,  ist  ein  sich  weissbrennender, 
plastischer  Thon  derselben  Provenienz  als  höchst  feuerfest  zu  bezeichnen. 

Nach   Thonind.  Z.    1886,    S.  210,   wird   durch    das    beim  Brennen 
des  Quarzes  erfolgende  Auflockern  das  Feinmahlen  sehr  beschleunigt.    Das 
spec.  Gew.   verringert   sich   beim  Brennen,   das  Volumen   vergrössert   sich 
entsprechend,  der  Quarz  wird  undurchsichtig,    zerklüftet   und  lässt  sich  mit 
der    Hand    zerreiben.      Mahlt   man    gebrannten    und    ungebrannten    Quarz 
gleiche  Zeit  lang,   so  erweist  sich  der  erstere  als  feiner  gemahlen  und  man 
kann  von  ihm  bedeutend  weniger  einer  Steingutmasse  zusetzen.    So  eignete 
sich   für  eine  Glasur   von  der  Zusammensetzung  0*5  Na'  0 ;   0*5  BaO ;    0'  1 
AI'  0^;  0-5  B'  03;    2-7  SiO'  eine  Steingutmasse  aus  30  Proc.  Thonsubstanz, 
65  Proc.  ungebranntem  Sand,    5  Proc.  Feldspath    bezw.    aus    50  Proc. 
Thonsubstanz,  45  Proc.  gebranntem  Quarz,  5  Proc.  Feldspath.    Wurde  in 
beiden   der  Gehalt   an  Sand   resp.  Quarz    erhöht,    so    trat  Absprengen  der 
Kanten,  wurde  er  verringert,  so  trat  mit  der  Zeit  Haarrissigkeit  ein.    Durch 
das  Brennen   des  Quarzes    bezw.    das   dadurch    ermöglichte   feinere  Mahlen 
spart  man  an  Quarz   und   kann   ein   an  Thon   reicheres  Steingut,    welches 
besser  ist  und  weniger  leicht  zerspringt,  herstellen.     Der  Thon   ist  auch  in 
der  Regel  billiger  als  Quarz.    Ueberdies  arbeitet  man  beim  Brennen  quarz- 
ärmerer Massen  sicherer,  da  bei  diesen  die  Temperaturen,    bei  welchen  die 
Geschirre  durch  zu  schwachen  Brand  haarrissig  und  durch  zu  starken  Brand 
kantenabsprengend  werden,    viel   weiter  auseinanderliegen,    als  bei  Massen 
mit  höherem  Quarzgehalt.    Man  thut  daher  gut,    auch   den  Sand   vor   dem 
Mahlen  zu  brennen,  was  man  bewirken  kann,  wenn  man  ihn  mit  wenig  Thon 
anmacht,  Ziegelsteine  daraus  formt,    sie   möglichst   scharf  brennt  und  dann 
fein  mahlt. 

üeber  das  Schwellen  des  Quarzes  beim  Brennen  hat  Grambr, 
Thonind.  Z.  1886,  S.  355,  eingehende  Versuche  angestellt  und  gefunden, 
dass    das    spec.    Gew.     des    Sandes     bei      der    Temperatur     des     Gar- 


\ 


Thonwaaren.  169 

blödes  von  Berliner  Porcellan  und  20 — 22  ständigem  Brennen  sich  nur  Ton 
2*66  auf  2*59  Yerringert  und  dass  dasselbe  erst  nach  10  Brinden  auf  2*40 
zornckgeht  (amorph.  Kieselsaure  hat  ein  spec.  Gew.  Ton  2*2).  Beim  ein- 
maligen Erhitzen  des  Sandes  auf  noch  höhere  Temperatur  ging  das  spec. 
Gew.  auch  nur  auf  2*55  zurück.  Der  einmal  geglühte  Quarz  enthielt 
41*2  Proc.  amorphe  (in  Aetzkali  losliche)  Kieselsäure,  der  zehn  Mal 
lebrannte  70*0  Proc.  amorphe  Kieselsäure. 

Brink  und  HoBNBE  in  Mannheim  bringen  einen  neuen  Zerkleine- 
rangsapparat  in  den  Handel,  der  Sectorator  genannt  wird  (D.  P.  30477). 
Er  imterscheidet  sich  Ton  dem  BLAKs^schen  Steinbrecher  dadurch,  dass  der 
bewegliche  Backen  convex  ist  und  nicht  ein&ch  auf*  und  zuklappt,  sondern 
dadurch,  dass  der  Drehpunkt  etwas  nach  aussen  und  zwar  hinter  der  Mitte 
der  Rückseite  liegt,  sich  zugleich  etwas  gegen  den  festen  Backen  verschiebt. 
Der  Steinbrecher  liefert  das  Material  in  einer  Feinheit,  wie  es  zur  weiteren 
Verarbeitung  auf  Mahlgängen  notwendig  ist 

Brbobe  <&  Co.  bauen  Zerkleinerungsmaschinen  (B  rech  werke),  bei 
welchen  eine  Verunreinigung  der  Porcellanmasse  dadurch  ausgeschlossen 
wird,  dass  die  Brechbacken  innen  aus  Quarz  bestehen,  Sprechs.  1886 ^  693. 

Frbtoano  in  Eutritzsch  hat  den  rotirenden  Trocken-  und  Zer- 
kleinerungapparat^)  für  Thon  und  ähnliches  Material  nach  D.  P.  34868 
durch  einen  neuen  Antrieb  der  Trommel  werbessert  und  umgiebt  nach 
D.  P.  37512  die  Trommel,  um  sie  anstatt  mit  Feuerabzugsgasen  und  heisser 
Luft  mit  Wasserdampf  heizen  zu  können,  mit  einem  Dampfmantel.  Dieser 
Mantel  kann  aus  einer  grosseren  Zahl  won  Heizkörpern  bestehen,  die  unter 
einander  communiciren.  Die  Heizung  kann  femer  dadurch  bewirkt  werden, 
dass  man  den  im  Innern  des  Apparates  worhandenen  cylindrischen  Rost  aus 
Rohren  construirt,  in  welche  Dampf  eingeleitet  wird. 

Zur  Anwendung  des  ScBORa'schen  Schlämmapparates  empfiehlt 
HoLTBor  den  gebogenen  tiefsten  Teil  mit  Quecksilber  soweit  anzufüllen, 
dass  das  in  beiden  Schenkeln  darüber  stehende  Wasser  kaum  mehr  in  Ver- 
bindung steht.  Durch  die  fortwährende  Bewegung  des  Quecksilbers  trennen 
sich  die  Thonteilchen  bei  geringerem  Wasser-  und  Zeitverbrauch  viel  schärfer. 
(Z.  anal.  Chem.,  Thonind.  Z.  1886,  S.  190.) 

ScBioDTH  in  Kopenhagen  baut  nach  D.  P.  38178  Schlämmeinrich- 
tungen, die  eine  zweckmässige  Aufhängung  der  Eggen  zeigen  und  bei 
denen  ein  interessantes  Arbeits -Verfahren  zur  Anwendung  kommt,  um  in 
continuirlicher  Weise  den  Sand  abzuscheiden  und  zu  gewinnen.  Das 
Seblämmbassin  ist  mit  zwei  mit  Rührwerken  versehenen  Sandwaschbassins 
'"»d  mit  einem  zwischen  diesen  liegenden  Sandsammeibassin  verbunden.  Ab- 
wechselnd wird  nun  der  in  dem  einen  Sandwaschbassin  abgesetzte  Sand  in 
^  Sammelbassin  geschlämmt,  das  Wasser  von  hier  in  das  Schlämmbassin 
^d  die  Schlämme  aus  diesem  in  das  andere  Bassin  geleitet,  um  dort  den 
Sgd  abzusetzen. 

^  TechiL-chem.  Jahrb.  8,  S.  155. 


170 


Thonwaaren. 


Flg.  71. 


Schlämmmaschinen  mit  senkrecht  stehender  Schleuderachse,  Vig. 71, 
werden  Yon  W.  öotsche  in  Grätz,  Posen,  nach  D.  P.  36378  folgender- 
maassen  eingerichtet.    Das  zu  schlämmende  Material  wird  zugleich  mit  dem 

Schläromwasser  durch  die  OefEaung 
i  in  das  centrale  Rohr  B  eingefallt 
In  diesem  Rohr  dreht  sich  die 
Schnecke  8,  auf  deren  Achse  auch 
zwei  Schaufeln  F  befestigt  sind. 
Die  Schaufeln  haben  einen  L-förmi- 
gen  Querschnitt  und  umfassen  das 
unten  offene  Zuführungsrohr  unten 
und  seitlich,  indem  sie  zunächst 
etwa  Yon  1  bis  2  nach  einer  Spi- 
rallinie gebogen  sind;  Ton  2  bis 
3  laufen  die  Schaufeln  F  radial.  Die  Mittelwelle  kann  in  dem  einen  oder 
anderen  Sinne  umlaufen.  Beim  eigentlichen  Schlämmprocess  dreht  sie  sich 
rechts  herum;  das  zu  schlämmende  Material  tritt  unten  aus  dem  Rohr  B 
aus  und  wird  durch  die  Schaufeln  F  gegen  die  mit  Pfeilern  p  besetzte 
äussere  Wand  des  Schlämmbassins  geworfen.  Haben  sich  dann  in  dem 
Bassin  viel  grobe,  nicht  abschlämmbare  Stoffe  angesammelt,  so  hört  man 
mit  der  Zufuhr  des  Schlämmmaterials  auf  und  lässt  die  Maschine  links  hemm 
laufen.  Hierbei  werden  die  groben  Stoffe  nach  der  Mündung  des  Rohres  B 
geschoben  und  von  der  Schnecke  8  bis  vor  die  Oeffnung  i  gehoben,  von  wo 
aus  sie  entfernt  werden. 

Nach  Thonind.  Z.  1886,  S.  472,  492  ist  der  Transport  von  Thon- 
brei  zur  Ziegelfabrikation  mittelst  Pumpen  und  Rohrleitungen  in 
England  schon  seit  einigen  Jahren  im  Gebrauch. 

2.  Porcellan^  Steingut,  Steinzeng,  Fayence,  Töpfergeschirr. 

a)  Allgemeines,  Massen.  Ueber  die  Vorsichtsmaassregeln  gegen 
Bleivergiftungen  in  Topfereien  verbreitet  sich  der  Bericht  der  Ge- 
werbe-Inspectoren  Oesterreichs,  Thonind.  Z.  1886,  S.  15. 

Das  Vaterland  des  Seladon-Porcellans  ist  nach  A.  B.  Mbtbb, 
Sprechsaal  1886,  748,  China.  Man  findet  es  von  Alters  her  sehr  verbreitet 
und  zwar  besonders  in  Apfelgrün  mit  einem  rotbraunen  Ring  auf  der  Unter- 
seite. Das  Seladon-Porcellan  ist  teilweise  dem  Nephrit  sehr  ähnlich.  Die 
Fabrikation  beginnt  in  China  1127  und  scheint  mindestens  seit  1644  erloschen 
zu  sein.  Als  Fabrikationsorte  werden  nur  Lung-ch'üan-hsien  bei  Wen-chow, 
Provinz  Chekiang,  und  das  nicht  weit  davon  gelegene  Ch'u-chou-fu  genannt. 
Ein  Teil  der  Seladons  ist  craquelirt. 

Segbr,  Thonind.  Z.  1886,  S.  287  macht  Mitteilungen  über  Scherben 
und  Glasur  von  persischenFayencen,  die  von  Dr.  Ribbeck  mitgebracht  sind. 
Eine  daselbst  verwendete  schon  türkisblaue  undurchsichtige  Glasur  wurde 
nachgeahmt  durch  Schmelzen    von  44  Tln.  Quarz,  36  Tln.  Aescher,  5  TIn. 


Thonwaaren.  171 

Eupferoiyd,  12  Tln.  calcinirter  Soda  und  8  Tln.  Salpeter.  Der  Aescher  wird 
durch  Calcination  von  24  Thi.  Blei  und  8  Tln.  Zinn  gewonnen. 

Jbnsch  (Ber.  19,  S.  2850),  hat  die  chemische  Zusammensetzung 
germanischer  Urnen  aus  der  Provinz  Brandenburg  untersucht. 

b)  Glaser  und  Verzieriuig.  Nach  Möllbe  jon.  in  Schöneberg  bietet 
das  Verfahren,  glasirtes  Poreellan  in  der  Muffel  mit  erhabenem  Email 
za  yersehen,  die  Schwierigkeit  dar,  dass  sich  die  Emails  mit  der  Glasur  ver- 
binden,  diese  zum  Schmelzen  bringen  und  nun,  da  sie  keine  feste  Unteriage 
hftben,  ineinander  fliessen.  Um  dies  zu  verhindern,  will  Möllbr  nach  D.  P. 
36305  in  folgender  Weise  vorgehen.  Es  werden  zuerst  erhabene  Gontouren 
aas  feuerfester  Porcellanfarbe  auf  die  Glasur  aufgebracht,  was  in  der  Regel 
durch  Umdruck  geschieht.  In  die  von  den  Gontouren  begrenzten  Felder 
werden  die  leichtflüssigen  Emails  eingetragen.  Man  brennt  dann  die  decorirten 
Gegenstände  in  der  Muffel  bei  Glanzgoldtemperatur  so  lange,  bis  die  Emails 
klar  erscheinen,  und  kühlt  hierauf  die  Muffel  schnell  ab.  Es  hat  sich  dann 
zwar  auch  das  Email  mit  der  Glasur  verbunden,  doch  sind  die  Gontouren 
aus  feuerfester  Porcellanfarbe  in  die  Glasur  eingesunken  und  haben  so  das 
Ineinanderlaufen  der  Emails  verhindert.  Das  Email  erhält  eine  runde,  nach 
den  Gontouren  hin  abfallende  Oberfläche. 

Schwere  Vergoldung  von  SkvRss  wird  nach  Sprechsaal  1886,  235 
mittelst  der  Methode  von  Gr&non  ausgeführt  und  besteht  darin,  dass  zwei  Lagen 
Gold,  jede  mit  einem  besonderen  FIuss,  übereinander  angebracht  werden. 
Die  erstere  schwerer  schmelzende  Lage  wird  in  höherer  Temperatur  ein- 
gebrannt lind  sodann  polirt,  die  zweite  Lage  wird  recht  dünn  mit  durch 
Quecksilber  gefälltem  Gold  aufgestrichen;  sie  nimmt  durch  Poliren  einen 
sehr  hohen  Glanz  an.  Diese  Vergoldung  ist  sehr  dauerhaft  und  billig. 
Auch  beimAltwienerReliefgold  werden  mehrere  Schichten  aufgetragen ;  die 
erste  Lage  Gold  enthält  reichlichen  Flusszusatz.  Man  entwirft  damit  die 
Zeichnung,  brennt  und  polirt.  Auf  die  erste  Lage  werden  mit  immer 
weniger  Fluss  enthaltendem  Gold  die  Reliefomamente  au^ehöht;  dieselben 
werden  eingebrannt  und  polirt 

Goldreliefs  mit  Emailunterlage.  Man  malt  mit  Aufhohweiss, 
£mailweiss,  Ghinesisch weiss  oder  der  neuerdings  käuflichen  sogenannten 
Reliefunterlage,  welche  weiss  oder  gelb  zu  haben  ist,  die  Ornamente  dick 
und  erhaben  auf,  überzieht  sie  mit  Gold  und  polirt.  Goldincru Stationen 
^on  FoDQOB  in  Toulon  entstehen  durch  Vergolden  von  teilweis  mit  Fluss- 
säure  matt  geätzter  Glasur. 

Japanische  Vergoldung  in  dünnen  Wolken  und  Nebeln  lässt  sich 
mit  dem  Massiv-Gold,  dem  Gold  in  Pulverform,  am  besten  herstellen,  wenn 
man  dasselbe  mit  einer  Gummilösung  anreibt  und  dann  'mit  der  Spitze  des 
Fingers  recht  dünn,  wie  eine  Lasur,  auf  dem  glasirten  Gegenstande  aus- 
breitet. Nach  dem  Muffelbrand  reibt  man  das  Massiv-Gold  mit  einem  Leder- 
iappen  glänzend,  oder  man  nimmt  auch  eine  Glasbürste,  einen  Glaspinsel, 
mit  welchem  man  den  Glanz  einer  milden  Politur  hervorbringt. 


172  Thonwaaren. 

Patsch  in  Frankfurt  a»  0.  fertigt  Steingut  mit  AyenturinglasnT. 
Die  Flitter  in  der  goldbraunen  Glasur  haben  Goldglanz,  während  dieselben 
in  den  tieferbraunen  Glasuren  die  yerschiedenen  Regenbogenfarben  zeigen. 
Von  geschätzter  Seite  wird  uns  mitgeteilt,  dass  bisher  nur  einzelne  Stöcke 
mit  Aventuringlasur  hergestellt  sind  und  dass  die  Glasur  bei  diesen  wahr- 
scheinlich nur  einem  Zufall  ihre  Entstehung  verdankt.  Im  Handel  sind  die 
Waaren  noch  nicht  erschienen.  Es  ist  auch  gut  möglich,  dass  die  Glasor 
nur  krystallisirtes  Eisenoxyd  enthält.  Versuche  auf  der  Konigl.  Versuchs- 
anstalt für  Thonindustrie  haben  ergeben,  dass  es  ganz  gut  möglich  ist, 
mit  Hülfe  Ton  krystallisirtem  Eisenoxyd  Aventuringlasur  zu  erzielen. 

Die  Erzeugung  von  Znaimer  Geschirr  aus  dem  Bericht  der 
Fachschule  für  Thonind.  zu  Znaim  (Thonind.  Z.  1886,  309).*)  a)  Das 
Braungeschirr  ist  ein  ordinäres  Steingut.  Ein  Gemisch  von  4  Raum- 
teilen Brenditzer  und  1  Raumteil  Maispitzer  Thon  wird  geschlämmt.  Die 
Geisse  werden  aus  freier  Hand  aufgedreht  und  im  halbfeuchten  Zustande 
mit  gepressten  Henkeln  und  in  Gypsformen  hergestellten  Dillen  montirt. 
Die  lederharten  Gefösse  werden  abgedreht  und  sodann  engobirt  und  zwar 
meist  mit  einer  braunen  Engobe  aus  75  Tln.  Ockererde,  24  Tln.  Engl.  Rot 
und  1  TL  Braunstein.  Dieselbe  wird  durch  Tunken  oder  Aufgiessen  in  der 
Dicke  von  Zuckerpapier  aufgetragen.  Zum  Decor  des  Gefasses  wird  die 
angetrocknete  Engobe  teils  ausgedreht,  teils  gravirt;  diese  Arbeit  lässt  sich 
nur  im  halbfeuchten  Zustande  des  Gefasses  durchführen.  Die  Geisse 
Werden  dann  zuerst  rohgebrannt,  sodann  glasirt  und  glattgebrannt.  Die 
Gefasse  müssen  in  Kapseln  gebrannt  werden.  Der  Roh-  und  Garbrand  wird 
in  demselben  Ofen  durchgeführt;  die  Rohwaare  wird  unten,  die  glasirte 
Waare  darüber  eingesetzt.  Die  Kapseln  für  die  Glattwaare  sind  innen 
glasirt;  der  Boden  derselben  wird  mit  grobem  Sand  bestreut,  damit  die 
Gefasse  nicht  anhaften.  Der  Brand  erfolgt  in  runden  Etagenofen  bei  heller 
Rotglut  und  dauert  12—18  Stunden;  Steinkohle  dient  als  Brennmaterial. 
Die  Braungeschirr-Glasur  wird  aus  folgenden  Materialien  hergestellt* 
I.  1  Raumteil  Glätte,  1  Raumteil  Kies  oder  Glasursand;  H.  20  Tle.  Minium 
oder  Glätte,  5  Tle.  Feldspath,  5  Tle.  weisses  Glas,  27«  Tle.  Kies;  III.  15  Tle. 
Glätte,  6  Tle.  Feldspath,  4  Tle.  Quarz,  2  Tle.  weisses  Glas,  b)  Das  Neu- 
Znaimer  Geschirr  wird  aus  plastischem,  sich  rot  brennendem  Thon  aus 
Seefeld  und  Grussbach  bereitet.  Das  angetrocknete  Geschirr  erhält  eine 
weisse  Engobe  von  4  Raumteilen  Thon  von  Berdyczow  (Russland)  und 
l  Raumteil  schwarzer  Erde  aus  Tamopol.  Diese  Mischung  muss  unge- 
schlämmt  vor  der  Verwendung  feingemahlen  werden.  Der  verkäufliche 
Begussthon  aus  Meissen  kann  ebenfalls  und  zwar  ohne  Beimengung  als 
Engobe  benutzt  werden.  Sind  die  engobirten  Gefasse  übertrocknet,  so 
werden  sie  mittelst  Eisenstifte  gravirt  und  zwar  so,  dass  die  Grundmasse, 
welche  sich  rot  brennt,  sichtbar  wird.    Hierauf  erfolgt  die  teilweise  Bemalung 

1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  156. 


Thonwaaren.  173 

der  eingeritzten  Ornamente  mit  Ockererde,  dann  kommen  die  Geisse  in  den  ersten 
Brand»  Nach  demselben  werden  die  nicht  mit  Ockererde  bemalten  Ornament* 
;  teile  mit  grüner  und  gelber  Farbe  bemalt.  Die  grüne  Farbe  besteht  aus 
:  1  Raumteil  Kupferasche  (Kupferoxyd),  2  Raumteilen  Glätte  und  3  Raum- 
I  teilen  Glasursand  oder  Kies.  Die  gelbe  Farbe  besteht  aus  1  Raumteil 
'  Glätte  und  •  1  Raumteil  Ockererde.  Die  Farben  müssen  ziemlich  stark  auf- 
[  getragen  werden.  Die  Gefasse  erhalten  eine  Glasur  aus  15  Gewichtstln. 
'  Glätte  oder  Minium,  6  Tln.  Feldspath,  4  Tln.  Kies  und  27«  Tln.  Glas  und 
j  werden  dann  mit  oder  ohne  Kapsel  bei  heller  Rotglut  gebrannt.  Die 
l  Geschirre  zeichnen  sich  durch  besondere  Schönheit  und  Dauerhaftigkeit  aus 
und  haben  eine  bedeutende  Zukunft. 

Zum  Blaudämpfen  von  Thonwaaren  liefert  Jüngst  in  Freien- 
walde a.  0.  unter  dem  Namen  Golcotharin-Oel  ein  Mittel,  dessen  Erfolg 
sehr  sicher  eine  graphitschwarze  Farbe  sein  soll.  Nach  Sprechsaal  1886, 
391  ist  zu  Termuten,  dass  das  Oel  eine  Mischung  Ton  mineralischem  Oel 
mit  Eisenoxyd  ist. 

Vorschriften  zur  Herstellung  Photokeramischer  Schmelzfarben- 
bilder geben  Wbitb,  Photographie  News  1885,  241  und  Gbtmbt,  Traiti 
pntique  des  imaux  photographiqueSy  Paris  1885. 

c)  Formgebung.  Ein  sehr  interessantes  Verfahren  zum  freihän- 
digen Formen  keramischer  Geräte  aus  zwischen  zwei  biegsamen  Stoffen, 
insbesondere  Tüll,  gepressten  Masseblättem  hat  A.  Schibrholz  in  Plane, 
Thüringen  im  D.  P.  36  557  beschrieben.  Das  Masseblatt  wird  mit  Tüll  etc. 
bedeckt.  Der  Tüll  wird  durch  Walzen  oder  Pressen  fest  eingedrückt.  Dann 
behandelt  man  die  andere  Seite  des  Masseblattes  ebenso.  Man  erhält  so 
sehr  dünne  Lappen,  die  sich  durch  Umlegen  um  einen  Keil  oder  durch 
Gindrücken  in  ein  Gefass  freihändig  formen  lassen.  Nachdem  das  Masse- 
blatt etwas  trocken  geworden  ist,  zieht  man  die  Tüllstücke  ab  und  voll- 
endet den  geformten  Gregenstand  wie  gewohnlich.  Man  kann  so  ohne 
Benutzung  von  Modellen  und  Gypsformen  sehr  dünnwandige  Gefässe 
herstellen,  die  auf  ihrer  Oberfläche  das  durch  den  Tüll  eingedrückte  Muster 
zeigen. 

Sprwobr  <b  Co.  in  Elbogen  stellen  nach  D.  P.  37315  Porcellan- 
kügelchen  in  folgender  Weise  her.  Unter  pendelnden  und  gleich- 
zeitig excentrisch  rotirenden  Bewegungen,  wie  es  die  Dragirmaschine 
ermöglicht,  wird  trockene  und  fein  gepulverte  Porcellanmasse  mit  Gummi- 
wisser  oder  einem  beliebigen  Klebemittel  bespritzt.  Durch  Einstauben  der 
sich  bildenden  Kügelchen  mit  fein  gepulverter  Porcellanmasse  und  aber- 
maliges Besprengen  mit  einem  Klebemittel  bei  der  Behandlung  in  der 
Dragirmaschine  können  die  Kügelchen  vergrössert  werden.  Nachdem  die 
Kügekhen  die  gewünschte  Grösse  erreicht  haben,  werden  sie  in  Chamotte- 
kapseb  gebrannt.  Die  Kügelchen  sollen  ausser  zum  Decor  von  Thon- 
waaren, besonders  auch  zum  Reinigen  von  Flaschen  eine  zweckmässige  An- 
wendung finden. 


174 


Thonwaaren. 


Mbibr  in  Walkenried  hat  im  D.  P.  38407  Neuerangen  an  Centrifugen 
zum  Giessen  von  Platten  aus  Thon,  Cement,  Gyps  und  Kunststeinmasse, 
wie  ihm  solche  früher^)  geschätzt  sind,  angegeben. 

Eine  Maschine  zum  mechanischen  Drehen  von  Topferwaaren  hat 
Will.  Boültoh  in  Burslem  angegeben  (D.  P.  36212,  Fig.  72).     Eine  Anzahl 
von    Formschablonen    a    sitzt    an    einem    Gegengewichtshebel    b.      Dieser 
^^'  '^2-  schwingt  in  verticaler  Ebene 

um  eine  Welle  des  Lagers  c, 
welches  seinerseits  in  dem 
Bocke  d  gelagert  ist  und 
eine  gewisse  Drehung  in 
horizontaler  Ebene  machen 
kann.  Der  Gegengewichts- 
hebel wird  rechts  abwärts 
gedreht  durch  die  Wirkung 
des  Daumens  e  auf  das  Ge- 
gengewicht b.  Es  treten 
dann  die  Schablonen  a  in 
die  mit  Thon  teilweis  ge- 
füllten Formen  f,  welche  in 
die  Spindelkopfe  g  eingesetzt 
sind  und  mit  diesen  rotiren. 
Kurz  vor  beendigtem  Drehen 
wirkt  der  mit  Daumen  «  ver- 
bundene schräge  Ansatz  e^ 
auf  den  Ansatz  6»  des  Ge- 
wichtshebels 6,  um  diesen 
etwas  zur  Seite  zu  drehen, 
wodurch  die  Schablonen  den  Thon  in  den  Formen  comprimiren  und 
dunner  ausdrehen.  Sobald  die  Wirkung  des  Daumens  e  auf  den  Gegen- 
gewichtshebel b  aufhört,  steigt  dieser  rechts  in  die  Höhe  und  die  Schablonen 
treten  aus  den  Formen.  Nun  wirkt  Daumen  n  auf  die  Hebelcombination  « 
und  drückt  die  Abstreicher  h  nieder,  welche  den  überschüssigen  Thon  oben 
abstreichen.  Es  sollen  dann  die  Formen  ausgewechselt  werden.  Dies  ge- 
schieht zum  Teil  automatisch.  Ein  Tisch  i  wird  nach  beendetem  Drehen 
durch  die  Wirkung  des  Daumens  0  auf  den  Hebel  p,  der  an  dem  mit  dem 
Tisch  verbundenen  Rahmen  q  drehbar  befestigt  ist,  gehoben,  bis  Aus- 
schnitte in  der  Tischplatte  unter  den  Rand  der  Formen  f  fassen  und  diese 
aus  den  Spindelköpfen  g  heraus  und  bis  über  dieselben  heben.  Dann  wird 
die  Tischplatte  mit  der  Hand  zur  Seite  gezogen,  bis  andere  Formen,  die  in 
weitere  Ausschnitte  der  Tischplatte  eingesetzt  sind,  si<?h  über  den  Spindel- 
köpfen g  befinden;  bwm  Senken  des  Tisches  setzen  sich  die  neuen  Formen 
in  die  Spindeiköpfe  g  ein. 

1)  Techn.-cliem.  Jahrb.  8,  S.  168. 


ThoDwaaren.  175 

Eine  Maschine  zum  Abbürsten  des  rohen  Steingutes  Ton 
Mmroii  <&  Co.  (Sprechs  1886,  669)  enthält  Bärsten,  deren  Gestalt  dem 
Innern  oder  Aeussern  der  Waaren  entspricht;  die  Bürsten  rotiren  in  einer 
(Jmhällung,  in  deren  Boden  ein  Absaugrohr  mündet,  an  welchem  ein  kräftiger 
Ezhaustor  wirkt.  Der  Arbeiter  hält  das  robgebrannte  Waarenstück  gegen 
die  passende  Bürste.  Der  dabei  entstehende  Staub  wird  durch  den  Exhaustor 
fortgeführt,  während  schwerere  Teilchen  in  Fächer  fallen,  welche  am  Arbeits- 
tisch angebracht  sind 

3.  Feuerfeste  Waaren. 

Rakonitzer  Ghamotte  ist  nach  Thonind.  Z.  1886,  S.  470  als  ein 
vorzüglich  feuerfestes  Material  zu  betrachten,  es  erreicht  fe^t  die  erste  Stufe 
der  Feuerfestigkeit  Die  Analyse  ergab  52*5  SiO',  45*2  A1*0^  0,8  Fe'O^, 
0,5  MgO,  0,5  K^O,  0,8  Glühverlust. 

Physikalische  Momente  bei  den  massig  geglühten  feuerfesten 
Thenen,  Bischof,  Sprechs.  Thonind.  Z.  1886,  S.  480.  Der  in  massiger 
Hitze  gebrannte,  als  Chanootte  zur  Verwendung  kommende  Thon  muss 
möglichst  dicht  sein,  um  der  Stichflamme,  wie  insbesondere  der  Flug- 
asche oder  flussbildenden  Agentien  mehr  Widerstand  zu  leisten.  Femer  ist 
eine  gewisse  Festigkeit  des  Thons  erforderlich,  damit  er  bei  der  Zerkleinerung 
nicht  zu  viel  Mehl,  sondern  das  gewünschte  scharfkantige  Korn  ergiebt. 
Das  Material  darf  bei  erhöhter  Temperatur  nicht  zu  stark  nachschwiuden, 
da  sonst  die  daraus  hergestellten  Steine  sich  zu  sehr  deformiren  und  wenig 
haltbares  Gemäuer  geben.  —  Als  ein  weiteres,  bisher  wenig  beachtetes  Mo- 
ment betrachtet  Verf.  die  grössere  oder  geringere  Einsaugefähigkeit  mancher 
Ghamottesorten.  Die  stärker  einsaugende  Chamotte  wird  schneller  Ton  den 
Sckmelzmitteln  durchdrungen  und  zerstört.  —  Die  weniger  festen  und  leicht 
eiasaagenden  Steine  werden  auch  leichter  von  glasartigen  Verbindungen,  zu 
derem  Entstehen  schon  die  Ofenschlacke  Gelegenheit  bietet,  durchdrungen 
und  dadurch  in  eine  glasartige  Masse  verwandelt,  welche  mehr  zum  Zer- 
springen bei  Temperaturweohsel  neigt,  als  reine  Ghamotte.  Die  Zerstörung 
der  Steine  wird  hier  also  durch  physikalische  und  chemische  Ursachen 
herbeigeführt. 

Aus  Passauer  Graphit  hat  Potz  nach  Thonind.  Z.  1886,  S.  429, 
Sckippengraphit  gewonnen,  indem  er  die  nicht  zu  fein  pulverisirte  Pfaffen- 
revther  Erde  zerdrückte,  in  einem  weithalsigen  Kolben  mit  Erdöl  zu  einem 
dmmen  Brei  anrührte,  das  Gefass  zur  Hälfte  nnt  Wasser  füllte,  kräftig 
schüttelte  und  dann  Wasser  zufliessen  liess,  bis  das  Gefass  voll  ist.  Der 
öiiphit  bildet  dann  mit  dem  Erdöl  eine  abhebbare  Schicht,  während  Thon 
und  Sand  sieh  am  Boden  ablagern.  Es  lässt  sich  aus  der  Erde,  wenn  sie 
hiweichend  verwittert  ist,  die  ganze  Graphitmenge  gewinnen.  Der  Graphit  hat 
einen  ziemlich  gleichen  und  günstigen  Aschengehalt  von  15  Proc.  Derselbe 
^ir  schwerer  verbrennlich ,  als  Ceylon-Graphit.  Wenn  man  die  Aschenbe- 
standteile mit  Flusssäure  auszieht,  so  wird  er  bedeutend  leichter  verbrennlich. 


176  Thohwaaren. 

Aueh  bei  Ceylon-Graphiten  wurde  die  Eigenschaft  constatirt,  dass  die  aschen- 
ärmere schönere  Waare  leichter  verbrennlich  ist,  als  gewöhnliche  Handels- 
waare  mit  32,5  Proc  Asche. 

E.  G.  ZiMMBRMAN  in  Hanau  hat  nach  E.  P.  9206/1884  Schmelz- 
tiegel und  Giesspfannen  so  eingerichtet,  dass  das  Metall  vom  tmtersten 
Teil  des  Tiegels  u.  dergl.  ausfliesst,  die  Schlacke  aber  in  dem  Tiegel  zurück- 
gehalten wird.  Zu  dem  Zwecke  ist  durch  eine  Scheidewand  am  Rande  des 
Tiegels  eine  Röhre  gebildet,  die  unten  nach  dem  Innern  des  Tiegels  und 
oben  nach  einer  Ausgussdille  desselben  fahrt.  Einen  solchen  Tiegel  kann 
man  auch  anfertigen,  indem  man  in  die  oben  dreieckigen  Schmelztiegel 
einen  zweiten  Tiegel  mit  durchbohrtem  Boden  einsetzt,  und  von  den  zwischen 
den  beiden  Tiegeln  verbleibenden  (den  Ecken  des  äusseren  Tiegels  ent- 
sprechenden) drei  schmalen  Räumen  zwei  mit  feuerfester  Masse  ausfallt. 

4.  Ziegel. 

a)  Eigenschaften,  Form.  Prüfungsmethode  für  Ziegelsteine. 
Thonind.  Z.  1886,  S.  199,  bringt  die  Motive  zu  den  bereits  im  Techn.-chem. 
Jahrb.  8,  S.  162,  mitgeteilten  Bestimmungen.  Daselbst  S.  207  finden  sich 
auch  die  auf  der  Münchener  Conferenz  vereinbarten  Vorschriften  zur  Prü- 
fung natürlicher  Steine  auf  Frostbeständigkeit  und  Widerstandsfähigkeit 
gegen  die  Einflüsse  der  Atmospärilien. 

Böhme  verföhrt  bei  der  Untersuchung  von  Ziegeln  (Mitt.  Kgl.  Ver- 
suchs-Anst.  Thonind.  Z.  1886,  S.  439)  folgendermaassen.  Die  Ziegel  werden  im 
Wasserbade  allmälig  bis  auf  Siedehitze  gebracht,  einige  Zeit  auf  dieser  Tempera- 
tur erhalten  und  dann  durch  Einwerfen  in  kaltes  Wasser  plötzlich  abgekühlt. 
Ferner  werden  die  Ziegel  eine  Stunde  lang  mit  15  proc.  Eochsalzsäure  gekocht 
und  in  dieser  Zeit  öfters  abgekühlt.  Die  Ziegel  werden  weiter  ^/2  Stunde  mit 
öprocentiger  Natronlauge,  zu  welcher  man  1  Proc  Schwefelammonium  hinzu- 
gesetzt hat,  und  Va  Stunde  in  einer  Lösung,  welche  2  Proc.  Eisenvitriol,  2  Proc. 
Kupfervitriol  und  10  Proc.  Kochsalz  enthält,  gekocht.  Gute  Probestücke  bleiben 
bei  diesen  Behandlungen  vollkommen  unverändert  und  erleiden  weder  Gewichts- 
verlust, noch  eine  Veränderung  des  Gefüges.  Ferner  werden  6  Bruchstücke 
von  Ziegeln  während  75  Stunden  in  Sprocentige  und  während  weiterer  50 
Stunden  in  5procentige  Salzsäure  gelegt;  sie  dürfen  auch  hierbei  keinen 
Gewichtsverlust  und  keine  Gefügeveränderung  zeigen.  In  dem  Auszüge  mit 
Salzsäure  darf  mit  Chlorbaryum  kein  Niederschlag  von  Baryumsulfat  ent- 
stehen, wodurch  die  Abwesenheit  löslicher  schwefelsaurer  Salze,  welche  zu 
Auswitterungen  Anlass  geben,  nachgewiesen  wird. 

ScHEBRBR  in  Pfungstadt  hat  im  D.  P.  35994  Verblendsteine  mit 
Ansätzen  zum  Verdecken  der  Mörtelfugen  beschrieben.  Die  schon  früher 
besprochenen  üniversalverblender  ^  von  Rüh^e  &  Co.  in  Helmstedt  sind 
unter  No.  36355  patentirt. 

Zwischen  die  Balken  eingeschobene  Hohlsteine  können  nach  Schmidt- 

1)  Teclm.-chem.  Jahrb.  8,  B.  163. 


Thonwaaren. 


177 


mmr,  Thonind.  Z.  1886,  461  zur  Gonstruction  toh  Zwischendecken  zweck- 
mässig Verwendung  finden,  wenn  man  als  Balken  Doppelt-T  Eisen  benatzt. 
Die  Steine  werden  in  45 — 75cm  lang,  20cm  breit  und  8cm  hoch  hergestellt; 
man  constmirt  sie  möglichst  dünnwandig. 

Zum  Schutz  der  Steine  gegen  den  schädlichen  Einfluss  des  Frostes 
werden  dieselben  nach  R.  M.  Gaffal,  Thonind.  Z.  1886,  210,  zunächst 
gereinigt  und  auf  60^  C  erwärmt  und  dann  sofort  mit  einer  heissen  Flüssig- 
keit getränkt.  Dieselbe  wird  erhalten,  indem  man  1  Tl.  Kreosot  u.  4  Tle. 
Terpentin  kocht  und  dann  25  Tle.  -zum  Sieden  erhitztes  Paraffin  hinzufügt. 
Die  Flüssigkeit  dringt  2,5  bis  5cm  tief  ein;  die  Masse  erstarrt  bei  60^  G 
und  wird  also  beim  Erkalten  der  Steine  bezw.  der  Wand  fest.  Der  üeber- 
zug  bleibt  glatt,  verhindert  das  Ansetzen  Ton  Schmutz  und  Rauch  und 
schützt  den  Stein  vor  den  in  der  Atmosphäre  grosser  Städte  enthaltenen 
Säuren.    Die  Masse  dient  auch  zum  Anstrich  der  Wände  von  Hospitälern. 

b)  Pressen.  C.  Schlickbtsbn,  der  heutige  Stand  der  Maschinen- 
ziegelei, Thonind.  Z.  1886,  399,  419,  mit  genauen  Angaben  über 
die  Betriebsresultate  zweier  grösserer  von  ihm  eingerichteter  Ziegeleien. 

Schmelzer  in  Magdeburg  zieht  nach  D.  P.  88287  zum  genauen  Ein- 
stellen der  Drähte  an  Ziegelschneideapparaten  den  Draht  unter 
Schrauben  hindurch,  deren  Achsen  so  gerichtet  sind,  dass  die  Steigung  der 
Gewindegänge  mit  der  Richtung  des  in  dieselben  eingelegten  gespannten 
Stabldrahtes  zusammenfällt.    Durch  Drehen  der  Schrauben  können  dann  die 


Drähte  verschoben  werden. 

Die  Presse  von  Stbphak 
Quast  in  M.  Gladbach  (D.  P. 
37317)  hat  einen  rotirenden 
Tisch  Ä  mit  drei  Formen  n. 
An  dem  Kolben  i  der  Form- 
böden ist  ein  Bund  e  angedreht. 
An  dem  Ausstossstempel  v  ist 
eine  kreisförmige  Führung  w 
derart  befestigt,  dass  der  Kolben 
t  nach  beendetem  Ausstossen 
in  %D  eintritt.  Es  wird  dann  durch  das  Abwärts- 
geben des  Ausstossstempels  des  Steines  r  und  bei 
Weiterdrehung  des  Tisches  Ä  mit  seinem  Bund  z 
V  der  Formboden  nach  unten  gezogen,  bis  der 
Bund  g  links  aus  der  Führung  w  wieder  austritt. 
Walton  in  London  hat  nach  D.  P.  38327  eine 
Ziegelpresse  angegeben,  bei  welcher  mittelst 
einer  zwischen  der  Füllvorrichtung  und  der  Presse 
hin-  und  herschwingenden  Form  Ziegel  geformt 
werden,  welche  unten  jind  oben  Eindrücke  haben. 
Zu  dem  Zwecke  besteht  der  untere  Teil  der  Press- 
Biedermann,  Jahrb.  IX. 


Fig.  73. 


Fig.  74. 


178 


Thonwaaren. 


form  aus  zwei  in  einander  verschiebbaren  Teilen  8  und  S\  von  denen  die 
äussere,  einen  Rahmen  S  bildende  Form  beim  Beginn  des  Druckes  von  oben 
her  etwas  nach  unten  zurückweicht,  um  das  Heraustreten  des  Thones  an  den 
Seiten  der  oberen  Pressform  zu  verhindern. 

RiCH.  Stbirao  und  Gh.  Stbinad  in  Braunschweig  haben  einen  Abschneide- 
tisch  für  Thonstrangpressen  construirt.  D.  R.  38130.  Der  Abschneider 
dient  hier  zum  Schneiden  zweier  gleichzeitig  austretenden  Stränge  S 
von  LI -formigem  Querschnitt.  Das  Schneiden  erfolgt  mittelst  mehrerer 
an  einem  vertical  geführten  Rahmen  a  befestigten  Drähte  w  und 
zwar   sowol    beim  Abwärtsbewegen,  wie   auch  beim    Aufwärtsbewegen  des 

Fig.  75. 


Rahmens  a.  Dieser  ist  in  verticaler  Richtung  an  dem  Schneidewagen  e  ge- 
führt, welcher  mit  Rädern  auf  dem  Gestell  läuft.  An  diesem  festen  Gestell 
ist  auch  der  mit  Griflf  g  versehene  Hebel  f  gelagert,  von  dem  eine  Kette  u 
über  eine  entfernte  (nicht  sichtbare)  Rolle  hinweg  und  nach  dem  Schneide- 
rahmen a  führt.  Dadurch,  dass  der  Arbeiter  den  Griflf  g  auf-  und  abwärts 
bewegt,  verschiebt  er  auch  den  Schneiderahmen  a  und  zwar  ohne  in  Berührung 
mit  diesem  Rahmen,  der  während  des  Schnittes  mit  dem  Strange  sich  fort- 


Thonwaaren. 


179 


bewegt,  zu  kommen,  üeber  den  am  Wagen  e  sitzenden  Rollen  Hegen 
Bremsklotze  f.  Dieselben  sind  an  einem  Mechanismus  derartig  befestigt, 
dass  sie  für  gewöhnlich  auf  den  Rollen  v  liegen  und  diese  bremsen,  so  dass 
während  des  Schneidens  die  über  die  Rollen  laufenden  Strange  8  den 
Schneidewagen  e  durch  Reibung  mitnehmen.  Beim  Zurückschieben  des 
Wagens  nach  dem  Schnitte  drückt  der  Arbeiter  an  den  Winkel  k  und  hebt 
dadurch  die  Bremsbacken,  so  dass  sich  während  dessen  die  Rollen  t^  frei  drehen 
können.  Stege  r,  deren  Rander  in  der  Zeichnung  schraffirt  sind,  sind  am  Schneide- 
wagen e  vertical  geführt  und  werden  entgegengesetzt  zur  Bewegung  des 
Rahmens  a  auf-  und  abbewegt.  Jeder  Steg  besteht  aus  zwei  Blechen,  die 
gerade  den  Schneidedraht  zwischen  sich  hindurchlassen  und  sich  beim 
Schneiden  oben  oder  unten  an  den  Thonstrang  anlegen,  um  ein  durch  den 
aus  dem  Strange  austretenden  Schneidedraht  bewirktes  Ausbrechen  der 
Kanten  der  Steine  zu  verhindern.  Die  Stege  r  sind  mit  den  am  Wagen 
drehbaren  Hebeln  8  verbunden,  welche  von  dem  Rahmen  a  durch  Curven 
c^  bei  dessen  Bewegung  nach  oben  oder  unten  gedreht  werden. 

5.  Dachziegel,  Falzziegel^  Bohren. 

DiBSBNBR  in  Dobrilugk^)  hat  Neuerungen  an  seinem  S c hn ei deap parat 
für  Dachziegel  angegeben  (D.  P.  37203.).  Der  Thonstrang,  welcher  am  besten  in 
rerticaler  Richtung  aus  der  Presse  austritt,  wird  beim  Austritt  aus  der 
Presse  in  Stücke  von  der  Länge  der  herzustellenden  Dachziegel  oder  Dach- 
felzziegel  geschnitten.  Diese  Stücke  Ä  haben  oben  bei  x  den  geraden 
Schnitt  und  unten  bei  y  den  runden  Schnitt.     Man  kippt  die  Stücke  Ä  auf 

Fig.  76. 


Sö^ 


die  Abnahmeplatte  P  über  und  bringt  sie  so  zu  dem  dargestellten  Schneide- 
apparat, auf  welchem  die  zwischen  den  einzelnen  Dachziegeln  liegenden 
Compensationsrippen  völlig  und  die  Nasenrippen  bis  auf  die  stehen  bleibenden 
Nasen  von  den  Ziegeln  getrennt  werden.  Dies  geschieht,  indem  man  die 
Abnehmeplatte  P  nach  links  schiebt.  Hierbei  heben  die  Knaggen  g  die 
Knaggen  Ä,  welche  an  dem  mit  den  Nasenschneidedrähten  z  versehenen 
r  sitzen.    Die  Nasenschneidedrähte  ß  werden  eine  Zeit  lang  gehoben 


*)  TechiL-chem.  Jahrb.  5,  S.  142. 


12- 


180 


Thonwaaren. 


und  fallen  dann  nieder.  Inzwischen  ist  P  durch  Anschlag  der  Stifte  8  gegen 
die  Haken  n  arretirt.  Sobald  der  Bügel  r  niedergefallen  ist,  senkt  maa 
mittelst  des  Handgriffes  H  den  Haken  n  und  schiebt  nun  die  Platte  P  weiter, 
wobei  der  Thonkorper  Ä  die  Messersysteme  m  passirt  und  die  Compensations- 
rippen  abgetrennt  werden.  Man  hat  nun  den  Thonkorper  Ä  völlig  zer- 
schnitten, lässt  aber,  wie  im  Hauptpatent,  beim  Trocknen  und  Brennen  die 
Teile  noch  zusammen  und  trennt  sie  erst  nach  dem  Brennen. 

Emil  Flach  in  Tilsit.  Abschneidevorrichtung  für  holländische  Dach- 
pfannen und  ähnliche  Dachziegel.  (D.  P.  37434. 

Samoelson  in  Hamburg.  (D.  P.  35518.)  Dachziegel  mit  Deckziegel  von 
rechteckiger  Grundform.  Hilde  in  Rosswein  i.  S.  (D.  P.  35540.)  Dachziegel. 
LcDowici  in  Jockgrim,  Pfalz.  (D.  P.  35984.)  Neuerung  an  Falzziegeln. 
DiEDRicH  in  Berlin.  (D.  P.  36640.)  Dachziegel  mit  Nut  und  Feder.  Ehrig 
in  Dederstedt  bei  Eisleben.     (D.  P.  37222.)     Sechseckiger  Falzziegel. 

Böhme  (Thonind.  Z.  1886  S.  54)  prüfte  die  Festigkeit  von  Thon- 
r Öhren  gegen  inneren  Druck.  Glasirte  Muffenthonröhren  von  16  cm  Durch- 
messer und  20  mm  Wandstärke  aus  den  DoMMNixz'schen  Thonwerken  konn- 
ten einen  Druck  von  11*5  bis  185  at  aushalten  und  Röhren  von  30  cm 
Durchmesser  und  33  mm  Wandstärke  13  bis  18  at.  Steinzeugröhren  von 
Fikenscher  in  Zwickau  zersprangen  bei  10  cm.  Durchmesser  und  22  mm 
Wandstärke  unter  23  bis  25  at  Druck  und  bei  20  cm  Weite  und  25  mm 

^.     „„  Dicke  bei  21  bis  24  at  Innendruck. 

Flg.  77. 

Die   Biegungsfestigkeit    betrug  im 

Mittel  137  kg  für  den  qcm. 

QuESTER  in  Köln  befestigt  bei 
Walz  en-Thonröh  renpressen 
nach  D.  P.  37037  den  Rohrkem  D 
an  einer  Stange  E,  welche  zwischen 
den  beiden  Presswalzen  -4,  in  die 
zu  dem  Zweck  eine  Rinne  b  ein- 
gedreht ist,  durchgeht  und  oberhalb 
der  Walzen  an  einem  Querbalken 
F  befestigt  ist.  Es  wird  durch 
diese  Construction  erreicht,  dass 
die  Stange  £J  frei  durch  das  Ge- 
häuse B  hindurchgeht  und  der  Thon 
hier  nicht  durch  zur  Befestigung 
von  E  dienendejQuerstangen  ge- 
teilt wird. 

6.  Oefen. 

a)  Trocknen.  Ohle  macht  nähere  Angaben  über  seine  Vorwärm- 
und  Trockeneinrichtung    an   continuirlichen  Brennöfen^)    (Thonind.  Z. 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  169. 


r 


Thonwaaren.  181 


1886,  S.  71  und  S.  247).  Die  Heizung  der  Trockenanlage,  die  in  wesent- 
lich vereinfachter  Form  beschrieben  wird  (vgl.  das  Zusatzpatent  D.  P.  34886), 
ist  hier  eine  indirecte,  indem  die  Luft  nicht  in  dem  Trockenraum  selbst, 
sondern  vor  ihrem  Eintritt  in  denselben  erwärmt  wird.  Die  frische  Luft 
nimmt  nämlich  ihren  Weg  von  aussen  nach  innen  zwischen  der  Ofendecke 
imd  einem  zweiten  darüber  angeordneten  Gewölbe,  kommt  so  in  innigste 
Berührung  mit  dem  Wärme  abgebenden  Ofen  und  tritt  erhitzt  über  der 
Ofenmitte  aus;  sie  strömt  dann  in  horizontaler  Richtung  durch  die  Trocken- 
räume  und  hierauf  durch  zahlreiche,  an  der  Aussenwand  von  der  Sohle  der 
Kammern  bis  unter  den  Dachfirst  des  Trockenraums  aufgeführte  Luftschächte 
ins  Freie.  Der  Querschnitt  dieser  Schächte  muss  ein  sehr  bedeutender  sein. 
Verf.  erläutert  die  Unterschiede  zwischen  seiner  und  der  GoHBS^schen  Con- 
struction.  (D.  P.  23975.)  Dieselbe  ist  jedoch  noch  nicht  genügend  er- 
probt, während  die  GoHBS^sche  Gonstruction  sich  nach  verschiedenen  Mit- 
teilungen gut  bewährt  hat.  Thonind.  Z.  1886,  S.  370,  376  sagt,  dass  die 
letztere  ausserordentliches  leistet  und  die  Anlage  meist  nicht  sehr  teuer  ist. 
Verblendsteine  trocknen  in  etwa  14  Tagen  völlig  ab. 

b)  Brennöfen.  Normalkegel  für  die  Bestimmung  der  Tempe- 
raturen in  den  Oefen  der  keramischen  Industrie  sind  von  Sbgbr  gefertigt 
irorden,  Thonind.  Ztg.  1886,  S.  135.  Dieselben  beruhen  auf  einem  Vor- 
schlage von  Hbintz,  wonach  man  zur  Beurteilung  der  Temperatur  eine 
5cala  von  schmelzenden  Glasuren  verwenden  soll,  die  nach  einander  nieder- 
schmelzen und  aus  der  Zahl  der  niedergeschmolzenen  einen  Schluss  auf  die 
Höhe  der  Temperatur  ziehen  lassen.  Zur  Herstellung  der  Kegel  verwendet 
5bqbb  die  Bestandteile,  welche  im  grossen  zur  Herstellung  von  Porcellan- 
Iflasuren  dienen,  also  Feldspath,  kohlensauren  Kalk,  Quarz  und  Kaolin,  weil 
diese  einerseits  in  einer  nahezu  bestimmten  Zusammensetzung  in  der  Natur 
vorkommen,  andererseits  beim  Schmelzen  keine  Stoffe  flüchtig  entweichen 
lassen,  wie  dies  beim  Schmelzen  von  Glassätzen  geschieht.  Die  so  berei- 
teten Glasuren  haben  allerdings  einen  hohen  Schmelzpunkt.  Doch  geben 
för  die  durch  sie  nicht  mehr  bestimmbaren  niederen  Temperaturen  (960  bis 
IIÖO^'C)  Silber,  Gold  und  Legirungen  aus  beiden,  sowie  Gold-Platinlegirungen 
<xacte  Bestimmungen,  während  allerdings  für  Temperaturen  unter  Silber- 
schmelzhitze weitere  Bestimmungen  vorbehalten  werden  müssen.  Die  zur 
Herstellung  der  Glasurkegel  verwendeten  Rohmaterialien  sind  fast  chemisch 
Win;  es  waren  1.  Rörstrandfeldspath  von  Becker  in  Stettin  mit  64*3  SiO^, 
19-4  Al^  03,  0-14  Fe'»  0^,  0-35  MgO,  12*9  K^  0,  2*1  Natron,  06  Glühverlust; 
2.  Zettlitzer  Koalin  von  Fischer  <fe  Mibo  mit  46*9  SiO^  386  AI'  0^  0.8 
Fe'03,  1-1  K^O,  Na'^0,  12'7  Glühverlust;  3.  Norwegischer  Quarz  von  Becker  in 
Stettin  mit  98*5  SiO^  1*04  Al^  0^,  0*04  Fe'  0^,  0*4  K'  0  und  4.  Carrarischer 
Marmor  mit  10  SiO',  0*12  AI' 0^,  Fe'O»,  54*9  CaO,  0*2  MgO,  43*8  00'. 
Bei  dem  Zusammenschmelzen  von  Feldspath  mit  kohlensaurem  Kalk,  also 
durch  Vermehrung  der  Flussmittel,  sollte  sich  nach  der  bisherigen  An- 
schauung der  Schmelzpunkt  erniedrigen  und  durch  Schmelzen  von  Feldspath 


L 


182  Thonwaaren. 

mit  Kaolin  oder  Quarz,  d.  i.  Verminderung  der  Flussmittel,  der  Schmelz- 
punkt erhöhen.  Es  zeigte  sich  jedoch  das  unerwartete  und  merkwürdige 
Resultat,  dass  Mischungen  von  1  Aeq.  (278*5  Tle.)  Feldspath  mit  1  his 
3  Aeq.  (50  bis  150  Tle.)  kohlensaurem  Kalk  zunehmend  schwerer  schmelz- 
bar als  Feldspath  waren.  Ebenso  hatten  Mischungen  aus  Feldspath  und 
Quarz  bezw.  Kaolin  ein  mit  der  Menge  der  letzteren  beiden  Bestandteile 
zunehmenden  und  höheren  Schmelzpunkt  als  Feldspath.  Anders  jedoch  ge- 
staltete sich  die  Sache,  sobald  man  Kalk  und  Kaolin  zum  Feldspath  zu- 
setzte. Es  zeigte  sich  weiter,  dass  weder  die  an  Thon  ärmsten  Glasuren^ 
noch  die  an  Alkali  reichsten  Glasuren  die  leichtflüssigsten  sind,  sondern 
dass  zur  leichten  Schmelzbarkeit  ein  bestimmtes  Verhältnis  von  Thonerde 
und  Flussmitteln  vorhanden  sein  muss.  So  waren,  als  man  ein  constantes 
Flussmittel  von  0*2  K'^0  und  0*8  CaO  anwendete,  die  Glasuren  am  niedrigsten 
schmelzbar,  welche  0*5  Al^O^  enthielten;  die  mit  mehr  oder  weniger  Thonerde 
waren  schwerer  schmelzbar,  gleichviel,  ob  man  zugleich  2  bis  6  Aeq.  SiO^  hinzu- 
fugte. Am  leichtesten  schmelzbar  war  die  Mischung  aus  0*2  K^O,  0*8  CaO,  0*.j 
Al'^O^,  4  SiO^  Beim  Variiren  des  Verhältnisses  der  Flussmittel  zeigten 
sich  die  Mischungen  von  0  2  K^O  nnd  08  CaO  bezw.  0*3  K^O  und  0*7  CaO 
leichter  schmelzbar,  als  die  mit  mehr  oder  weniger  Alkali  bezw.  Kalk.  Es 
wurde  demnach  eine  Mischung  von  0*3  K^O,  0  7  CaO,  0*5  AI»  0^  und  4SiO* 
als  die  aus  den  in  Frage  stehenden  Bestandteilen  erhaltene,  leichst  schmelz- 
bare Glasur  angenommen  und  mit  No.  4  bezeichnet.  Drei  noch  leichter 
schmelzbare  Glasuren  wurden  durch  Einführung  von  0*05  Fe^O^,  0*1  Fe'O* 
und  0*2  Fe'O^  an  Stelle  der  Aequivalente  Thonerde  bereitet  und  mit  No.  ^ 
bis  1  notirt.  Glasur  No.  5  bestand  aus  0  3  K'O,  0*7  CaO,  0*5  Al^O^  und 
5  SiO'.  Die  Glasuren  6  bis  10  leiteten  sich  von  5  je  durch  die  Differenz. 
0*1  Al^O^,  1  SiO'  ab.  Die  Glasuren  11  bis  14  leiteten  sich  von  10  durch  die 
Differenz  an  0*2  Al^O^  2  SiO»,  No.  15  bis  11  zeigen  gegen  No.  14  und 
gegeneinander  die  Differenz  von  0*3  Al^O^,  3  SiO*  und  No.  18  bis  20  gegen 
No.  17  und  gegen  einander  die  Differenz  von  0*4  Al^O^,  4  SiO^  Die  aus 
den  innigst  gemischten  Bestandteilen  in  geölten  Formen  geformten  Tetraeder 
von  5  cm  Höhe  und  2  cm  Seitenkante  entsprechen  Temperaturen 
zwischen  der  Schmelzhitze  von  90  Gold  10  Platin,  also  etwa  von  1145®  C 
bis  hinauf  zur  höchsten  Glut  des  Porzellanfeuers.  Wenn  man  diesen  Tem- 
peraturintervall zu  6(X)°  annimmt,  so  kommt  für  jeden  Kegel  (Tetraeder)  eine 
Temperatursteigerung  von  30°  C  heraus.  Dies  würde  für  praktische  Be- 
dürfnisse genügen,  es  scheint  aber  eine  dem  entsprechende  Gleichmässigkeit 
nicht  bei  den  20  Kegeln  vorhanden  zu  sein.  Für  die  niederen  Tempera- 
turen bis  zum  Schmelzpunkt  des  Silbers  herab  können  zunächst  Gold-Platin- 
legirungen,  welche  für  je  5  Proc.  Platin  einen  Temperaturunterschied  von 
30  <*  ergeben,  weiterhin  Gold-Silberlegirungen,  welche  für  je  10  Proc.  Silber 
eine  Temperaturdifferenz  von  11*>C  angeben,  verwendet  werden. 

Seoer  giebt  dann  eine  Instruction  zur  Messung  der  Temperatur  in 
den  Oefen  der  keramischen  Industrie  mittelst  Probekegel  (Thonind.Z.  1886, 229). 


Thonwaaren.  183 

Danach  entspricht  dem  Kegel  No.  1  eine  Temperatur  Ton  1150»  C.  und 
dem  Kegel  No.  20  die  Ton  1700  <*  C.  Die  Differenz  zwischen  den  Schmelztempera- 
tnren  zweier  Kegel  ist  28*9  <>  G.  Die  Kegel  neigen  sich  immer  nach  der- 
selben Seite.  Diejenige  Seite,  auf  welche  die  Nummer  aufgeprägt  ist, 
kommt  beim  Niedergehen  nach  oben.  Die  Kegel,  welche  ungebrannt  und 
durch  Gnmmizusatz  festgemacht  sind,  werden  beim  Gebrauch  unten  ange- 
feuchtet und  auf  einer  angefeuchteten  Chamotteplatte  etwas  gerieben;  sie 
Terbinden  sich  beim  Trocknen  fest  mit  der  Platte  und  sind  so  im  Ofen 
Tor  dem  umfallen  geschützt.  Die  Kegel  gelten  als  geflossen,  wenn  die 
sich  umneigende  Spitze  die  Chamotteplatte  berührt.  Man  muss  die  Kegel 
an  bestimmten  Stellen  des  Ofens  und  zwar  einerseits  an  der  Feuerein- 
strömung und  andererseits  an  der  Feuerabstromung  aufstellen,  um  so  das 
Maximum  und  Minimum  der  Temperatur  und  daraus  die  mittlere  Temperatur 
zu  erkennen.  So  erfordert  beispielsweise  SsoBB-Porzellan  an  der  Feuer- 
einströmung Kegel  9  und  10,  an  der  Abslrömung  No.  8.  Der  Kegel  No.  8 
muss  niedergegangen  sein,  wenn  der  Brand  beendigt  sein  soll;  dass  der 
Kegel  No.  10  gleichfalls  niedergeht,  ist  nicht  nothig,  da  er  das  Maximum 
der  Temperatur  darstellt.  Man  wird  im  Durchschnitt  folgende  Temperaturen 
zu  berücksichtigen  bezw.  Kegel  zu  gebrauchen  haben:  Für  leicht  schmelzende 
kalk-  und  eisenhaltige  Ziegelsteine  anfangend  Yon  Silberschmelzhitze;  für 
Ziegelsteine,  Klinker,  Fussbodenplatten  und  ähnliche  Fabrikate  Kegel  1 — 10; 
for  Steinzeugwaaren  mit  Salzglasur  oder  Lehmglasur  Kegel  5—10;  für 
weisses  Steingut  Rohbrand  No.  3—10;  für  den  Glattbrand  1—5;  für  Cha- 
mottewaaren  No.  10—20;  für  Porcellan  No.  10—20. 

Olschbwskt  (Gtr.  Anz.  f.  Ziegel  1886,  135)  empfiehlt  zur  Temperatur- 
bestimmung Gemenge  Ton  Veltener  Schlämmthon  mit  0 — 60  Proc.  Bleiglätte, 
welche  ungefähr  zwischen  920  und  1040  <>  schmelzen. 

Metall-Legirungen  für  Temperaturbestimmungen  in  den  keramischen 
Industrien  (D.  T.-  u.  Z.-Ztg.  1886,  202). 

Nach  C.  BiscHOP  (Sprechs.  1886,  573,  608)  ist  die  Schwindung  der 
Thonerde  (Aluminiumhydroxyd)  auch  in  dem  Falle,  dass  man  sie  vorher 
massig  entwässert  bezw.  wenn  sie  lufttrocken  ist,  nicht  einzig  und  allein 
▼on  der  Höhe  der  Temperatur  abhängig,  sondern  wird  auch  von  deren 
Dauer  erheblich  beeinflusst.  Aus  diesem  Grunde  ist  die  auch  nur  wenig 
wasserhaltige  Thonerde  als  pyrometrische  Substanz  zur  Bestimmung  höherer 
Temperaturen  durch  ihre  Schwindung  ungeeignet.  In  noch  höherem  Maasse  gilt 
dies  für  wasserhaltige  Thonerde.  Die  reine  und  wasserfreie  Thonerde 
zeigt,  auch  wenn  sie  vorher  nicht  todtgebrannt  wird,,  ein  sehr  geringfügiges 
Schwinden,  so  dass  auf  dessen  Messung  sich  keine  Temperaturbestimmung 
gründen  lässt. 

Üeber  Kammeröfen  für  kleinen  Betrieb  von  Buhrbr  berichtet  Pbtbrs 
(Thonind.  Z.  1886,  489).  Es  handelt  sich  um  einen  sogenannten  verkürzten 
BüBBiB^schen  Ofen.  Derselbe  soll  sich  in  der  Anlage  um  20—25  Proc. 
billiger  stellen    als    ein   Ringofen   von   gleichem    Inhalt    und    besser  und 


184 


Thonwaaren. 


sparsamer  als  dieser  arbeiten.  Der  Ofen  umgiebt  den  Schornstein,  hat 
12  Kammern  und  2  neben  dem  Schornstein  gelagerte  Rauchsammler.  Die 
Kammern  haben  2  Reihen  Heizlocher,  welche  ca.  1  m  von  einander  entfernt 
sind.  Auf  der  Sohle  jeder  Kammer  gerade  unter  den  Heizlöchem  befindet 
sich  jedesmal  ein  kleiner,  mit  Rosten  zugedeckter  Aschenfall,  in  vrelchen  in 
abkühlenden  Kammern  vorgewärmte  Yerbrennungsluft  eingeführt  wird.  Die 
Luftzuführungskanäle  münden  einzeln  in  einen  auf  dem  Ofen  befindlichen 
Kanal,  so  dass  der  Brenner  auf  dem  Ofen  die  Regulirung  vornehmen  kann. 
Dadurch  wird  den  Heizschächten  bei  Beginn  des  Brandes  frische  warme 
Luft  zugeführt  und  ermöglicht,  nach  Beendigung  des  Brandes  die  einge- 
streuten Kohlen  vollständig  zu  verbrennen. 

Demgegenüber  teilt  E.  H.  Hopfmann  (das.  531)  mit,  dass  der  Ring- 
ofen sich  für  den  betreffenden  kleineren  Betrieb  sehr  wohl  eignet  und  sich 
in  der  Anlage  auf  den  gleichen  Fassungsraum  berechnet  um  mehr  als  die 
Hälfte  billiger  stellt  als  der  BÖHRBB'sche  Ofen. 

Mendheim,  die  Verwendung  der  Kammerofen  mit  Gasfeuerung  und 
insbesondere  der  Brennstoffverbrauch  bei  denselben  (Sprechs.  1886,  225). 

Beim  Brennen  von  Klinkern  im  Gasofen  tritt  (Thonind.  Z. 
1886,  450)  die  unliebsame  Erscheinung^  auf,  dass  die  Klinker  im  Innern 
schwarz,  zu  sehr  geschmolzen,  im  Ganzen  deformirt  imd  mit  beulenartigen 
Auftreibungen  versehen  aus  dem  Brande  kommen.  Es  wurde  mit  stark 
russender  Flamme  gebrannt,  während  im  späteren  Stadium  des  Brandes 
oxydirende  Einflüsse  sich  geltend  machten,  doch  war  bereits  die  Oberfläche 
zu  dicht,  um  dem  Sauerstoff  auch  Zutritt  nach  innen  zu  gestatten.  Zur 
Vermeidung  der  angeführten  Ue beistände  muss  man  daher  die  Steine 
längere.  Zeit  vor  dem  Punkte,  wo  sie  an  der  Oberfläche  dicht  werden,  im 
oxydirenden  Feuer  brennen. 

A.  Pbipb  in  Haynau,  Schlesien,  hat  den  früher  beschriebenen  Ziegel- 
brennofen ^)  in  folgender  Weise  abgeändert.     (D.  P.  37318.)     Die  früher 

Fig.  78. 


in  der  Herdsohle  angeordneten  Oeffnungen   werden   fortgelassen,   und   statt 
dessen  wird  die  Zahl    der   in    der  Sohle    liegenden  Roste  vermehrt,    derart, 

1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  170. 


Thonwaaren. 


185 


dass  unter  jeder  Schdriochreihe  ein  Rost  r  liegt.  Dem  Rost  r  kann  durch 
Oanal  e  äussere  Luft  und  durch  Canäle  c  b,  den  Ringcanal  u,  den  Schacht  p 
und  die  zu  dem  Schacht  führenden  Canäle  o  heisse  Luft  aus  der  abgebrann- 
ten Kammer  zugeführt  werden.  Die  kalte  oder  heisse  Luft  kann  so  ent- 
weder direct  durch  die  Roste  r  in  die  Kammer  geleitet  werden  oder  beim 
Brennen  und  Schmauchen  das  auf  dem  Rost  r  unterhaltene  Feuer  speisen. 

Th.  Schlbobl  in  Düsseldorf  baut  nach  D.  P.  37033  continuirliche 
Kamm  er  Öfen  in  folgender  Weise.  Unter  den  Umfassungsmauern  M  und 
den  Zwischenmauern  N  des  Ofens  ziehen  sich  längliche  Canäle  a  hin, 
welche  als  Gasgenera-  ^^K-  '^9* 

toren dienen.  Sie  sind 
mit  kleinen  Rosten  e 
Tersehen,  stehen  un- 
tereinander durch  Ca- 
näle 8  in  Verbindung 
und  werden  durch  die 
Schächte  n,  die  in  den 
Ümfassungs-und  Zwi- 
schenmauern liegen,  mit  Brennmaterial  beschickt.  Mittelst  der  Generatoren 
ü  werden  die  unteren  Schichten  des  Brenngutes  gebrannt,  dann  beschickt 
man   stärker,    wodurch    sich    das    Brennmaterial    in    den  ^'S-  ^' 

Schächten  n  anhäuft  und  diese,  nach  Art  der  Heizschächte 
wirkend,  die  oberen  Schichten  des  Ofen-Einsatzes  brennen. 
Die  Canäle  s  können  durch  Schieber  abgesperrt  werden. 
Der  Abschluss  der  Kammern  wird  durch  Verkleben  der 
Oeffnungen  /  bewirkt.  Die  Verbindung  mit  dem  Schornstein 
vermitteln  die  Canäle  m, 

Cabl  Frey  in  Metz  will  Ringöfen  zum  Zweck,  die 
Feuergase  nach  den  Abzugsöffnungen  der  Kammern  hin 
hinabzudrücken,  folgendermaassen  bauen  (D.  P.  38402.)  In 
den  Canal  des  Ringofens  werden  Querwände  A  einge- 
schaltet, in  denen  ver brennbare  oder  schmelzbare  Platten 
c  zum  Tragen  eines  körnigen  oder  brennbaren  Füllmaterials 
eingelegt  sind.  Beim  Fortschreiten  des  Feuers  in  vorher 
bestimmbaren  Temperaturen  verbrennen  oder  schmelzen  die 
Platten  und  lassen  schichtenweise  von  unten  nach  oben 
Durchgangsöffnungen  a  für  die  Feuergase  frei  werden.  Fig.  80. 

Richard  Heilmann  in  Stuttgart.  —  Neuerung  an  con- 
tinuirlichen  Oefen  zum  Brennen  von  Thonwaaren,  Kalk  und 
Cement.    (D.  P.  37313.) 

Carl  Emmbl  in  Horde.  —  Neuerung  an  continuirlichen 
Oefen  mit  Gasheizung.     (D.  P.  37316.) 

c)    MuffelSfen.     Adtbnribth   in   Heidenheim,    Württemberg,    hat   den 
Muffelofen  nach  D.  P.  34743  so  eingerichtet,  dass  die  Muffel  leicht  ersetzt 


186 


Thonwaaren.     Cement. 


Fig.  81. 


werden  kann  und  die  Zuge  möglichst  zugänglich  sind.     Die  Muffel  B  wird 
in  ein  vom  und  hinten  offenes  Gewölbe  A  eingestellt.    Die  seitlichen  und 

oberen  Züge  werden 
gebildet,  indem  man 
Platten  a  lose  ein- 
schiebt, die  in  ent- 
sprechenden Schlitzen 
im  Gewölbe  Halt  und 
Fahrung  haben.  Die 
Zuge  werden  vorn 
und  hinten  durch  lose 
eingesetzte  Steine  c 
abgeschlossen.  Das  ganze  Gewölbe  A  wird  durch  Eisenplatten  p  vom  und 
hinten  yerschlossen ,  in  welchen  sich  yorn  Thüren  b  und  hinten  eingesetzte 
Platten  befinden,  um  nach  deren  Oeffnen  die  Muffeln  und  die  Zuge  freizu- 
legen.    Durch  Schieber  n  wird  das  Innere  der  Muffeln  zugänglich. 

Arthur  Lehmann. 

Statistik. 

Im  Deutseben  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Waarengattung 

Einfuhr 

Ausfahr 

Einfahr 

Ansfübr 

an  Backsteinen  (gewöhnlichen  Mauer- 

steinen),   Klinkern    und   gewöhn- 

lichen Dachziegeln,  nicht  glasirt . 

792  377 

6  874  527 

744  007 

5  614036 

„   feuerfesten  Steinen 

245  162 

362  681 

430  535 

306  257 

„   Töpfergeschirr,    glasirt;    Gefassen 

aus     gemeinem     Steinzeuge;     ge- 

meinen   Ofenkacheln    und    Oefen 

von  Thon  oder  Fayence  etc.    .     . 

14  679 

96  834 

14  136 

94  539 

„   Schmelztiegeln,  Muffeln,  Kapseln, 

Retorten,  feuerfesten  Röhren  und 

Platten 

19  436 

46  042 

13  709 

34157 

„   anderen  Thonwaaren   ausser  Por- 

cellan  etc 

7  822 

146  205 

6  693 

150651 

„   Porcellan     und     porzellanartigen 

Waaren 

5199 

101  297 

4  586 

98873 

XXn.  Oement. 


Der  DiETzscn'sche  Etagenofen ^)  ist  im  Berichtsjahre  in  20  Cement- 
und  Kalkfabriken  für  eine  Production  von  jährlich  3  Millionen  Ctr.  in  Betrieb 

1)  Techn.-chem.  Jahrh.  6,  S.151;  7,  S.1S2;  8,  S.172. 


Cement. 


187 


gewesen.  In  der  Versammlung  des  Vereins  deutscher  Cementfabrikanten 
wurde  mehrseitig  constatirt,  dass  er  sich  in  der  Praxis  durchaus  bewährt 
habe.  Die  gunstigsten  Resultate  liefert  er,  wenn  die  Zugstärke  am  grossten 
ist;  dies  ist  der  Fall,  wenn  das  Rohmaterial  im  Vorwärmer  so  wenig  als 
möglich  zerfallt,  und  wenn  so  viel  Luft  als  möglich  durchstreichen  kann, 
um  ein  möglichst  grosses  Quantum  Sauerstoff  in  Zeiteinheit  durchzufuhren 
und  damit  möglichst  yiel  Brennstoff  zu  yerbrennen.  Aufmerksame  Bedie- 
nung des  Vorwärmers  und  möglichst  festes  und  zwischenraumreiches  Roh- 
material Yon  möglichst  gleichbleibender  Zusammensetzung  bewirken  stets 
die  besten  Resultate  in  quantitativer  und  qualitativer  Beziehung.  Die  grösste 
Ldstang  ist  auch  mit  der  grossten  Kohlenersparung  verbunden.  Es  werden 
als  Grenzzahlen  für  Production  und  Kohlenverbrauch  per  Tag  angegeben: 
160  Fass  mit  34  Pfund  Kohle  per  Fass  und  103  Fass  mit  64*4  Pfund  Kohle. 
Die  Qualität  soll  nichts  zu  wünschen  lassen.  Die  Frage  der  Ausfütterung 
beim  Etagenofen   wurde    ebenfalls   ventiiirt.    Qute   basische  Chamottesteine 


Ton  höchster  Feuerfestigkeit  sollen  sich  besser 
bewährt  haben,  als  basische  Magnesiasteine. 
Das  Schmelzen  der  Fütterung  des  Schmelz- 
raumes ist  nach  neueren  Erfahrungen  nicht  so 
schädlich;  es  bildet  sich  dabei  ein  Mantel 
von  Cement,  der  das  Weiterarbeiten  gestattet. 
Nur  darauf  ist  zu  achten,  dass  nicht  die  Steine, 
welche  das  Gewölbe  tragen,  von  der  Hitze  an* 
gegriffen  werden.  Bei  richtigem  Betriebehalten 
die  Aasfütterungen  sieben  Monate  und  darüber. 
DiBTzscH  hat  den  Ofen  dadurch  verein- 
facht (Fig.  82),  dass  der  Vorwärmer  A  direct 
auf  dem  Schacht  C  aufgebaut  und  durch  ein 
sattelförmiges  Gewölbe  L  mit  seitlichen  Ein- 
fallsöffnungen B  von  diesem  getrennt  ist. 
Ausserdem  ist  auf  dem  Vorwärmer  eine  Kuppel 
M  aufgesetzt,  von  welcher  durch  ein  Kamin  S 
mit  Drosselklappe  K  die  Gase  abziehen.  (D.  P. 
38384.) 

F.  Ransomb  (Eng.  P.  5442/1886  will  einen 
Cement  dadurch  erzielen,  dass  er  Cementroh- 
pulver  in  einer  mit  Rippen  versehenen  rotirenden 
Trommel  brennt,  indem  er  Generatorgase  ein- 
leitet und  die  Luft  durch  Regeneratoren  oder 
Wärmespeicher  erhitzt  zufuhrt.  Dingl.  202,  34. 
Ein  ähnliches  Verfahren  hat  W.  Sonkbt 
lum  Patent  angemeldet,  (D.  P.  A.  3598),  nach 
dem  auch  Cementmehl  continuirlich  dadurch  in 
Cement  verwandelt  werden  soll,  dass  die  gut 


Fig.  82. 


188  Cement. 

gemahlene  und  gemischte  Rohmasse  direkt  in  Mehlform  in  einen  schlangen- 
formigen  Oanalofen  eingeführt  und  in  demselben  gebrannt  wird,  dessen 
hinteres  Ende  durch  eine  schlangen-  oder  zickzackförmige  Rohrleitung  mit 
-einem  Exhaustor  in  Verbindung  steht.  Das  dazu  ebenfalls  verwendete  Gas 
xind  zwar  Misch-  oder  Wassergas  wird  durch  Generatoren  geliefert  und  in 
-einen  neben  dem  Brenncanal  angebrachten  Gassammler  gesaugt,  der  durch 
-eine  fortlaufende  Reihe  yon  kleinen  Canälen  das  Gas  in  den  Brenncanal  ab- 
gebt. Eine  Transportschnecke,  welche  das  Rohmehl  continuirlich  zuführt, 
soll  gleichzeitig  zum  Vorwärmen  desselben  dienen  und  ist  zu  diesem  Zwecke 
direct  auf  den  Ofen  gelagert. 

Dagegen  will  W.  Jor  in  Northfleet  (D.P.  No.  35208)  die  Cement- 
mischung  breiförmig  in  den  durchbrennenden  Schachtofen  einführen  und 
zwar  mit  Coksstaub  gemischt  und  an  jenen  Stellen  aufwerfen,  wo  die  Glut 
durchdringt  und  dies  so  lange  fortsetzen,  bis  der  Ofen  voll  ist. 

A.  Spbtsbr  und  L.  Pillivoyt  in  Paris  erzeugen  nach  dem  Engl.  P. 
12908/1885  dadurch  einen  Kalkcement,  geeignet  zur  Herstellung  von  Ce- 
ment, Mörtel,  Concret  und  künstlichen  Steinen,  dass  sie  gelöschten  Fettkalk 
{2  —  4  Raumteile)  mit  getrocknetem,  gemahlenen  Thon  (7  —  9  Raumteile) 
innig  vermischen,  mit  Wasser  zu  Ziegeln  formen,  welche  getrocknet  und 
bis  auf  Erbsengrösse  zerkleinert  werden.  Diese  Kömer  werden  10  — 18 
Stunden  geglüht  und  dann  äusserst  fein  gemahlen.  Dieses  Pulver  wird  mit 
1  —  3  Teilen  Kalk  gemischt,  das  Product  bildet  einen  guten,  hydraulischen 
Cement.  Die  Mischung  braucht  erst  kurz  vor  dem  Gebrauche  vorgenommen 
zu  werden. 

Leuchtender  und  wasserdichter  Cement  wird  von  Obhbrod 
und  HoRNB  in  London  (Engl.  P.  3916/1886)  hergestellt,  indem  leuchtendes 
Schwefelcalcium  mit  Cement  beliebiger  Art  vermischt  und  die  aus  der 
Mischung  geformten  Blöcke  getrocknet  und  mit  Paraffin,  in  Naphta  gelost, 
getränkt  werden. 

Eine  von  W.  Schranz  in  Laurenburg  angegebeoe  wiegenartige 
Zerkleinerungsmaschine,  Sectorator  genannt,  wird  von  den  Firmen 
Brinck  &  HÖBNBR  in  Mannheim,  H.  Brbubr  &  Co.  in  Höchst  a.  M.  und 
Andern  gebaut  und  dient  zur  Zerkleinerung  von  Erzen,  Steinen,  Cement, 
Schlacken  etc.  und  liefert  das  Material  in  der  zur  weiteren  Verarbeitung  auf 
Mahlgängen  erforderlichen  Feinheit.  Auf  einem  geraden  mit  dem  Rahmen 
fest  verbundenen  Brech  backen  wälzt  sich  der  bewegliche  sectorartig  ge- 
bildete Brechbacken  g.  Diese  wälzende  Bewegung  wird  dadurch  erreicht, 
dass  der  sectorartige  Brech  backen  sich  bei  der  Vorwärtsbewegung  gleich- 
zeitig um^inen  Drehpunkt  bewegt.  Das  Anziehen  der  Sectorbogenfläche 
zwecks  Feststellung  einer  bestimmten  Korngrösse  erfolgt  durch  bewegliche 
Zugstangen  und  Stellschrauben  in  Verbindung  mit  Gummibuffem  n,  Federn 
aus  Stahl  oder  Gegengewichten.  Neuerdings  wird  die  untere  Brechmaul- 
weite durch  einen  mittelst  Schrauben  beweglichen  Keil,  ebenso  der  Hub  des 
Excenters  durch  directe  Schraubenbewegung,,  festgestellt.    Die  Brechbacken 


Cement. 


18^ 


dieser   Zerkleinerungsmaschinen,    welche    aus    bestem   Hartguss,    Stahlgusa 
oder  geschmiedetem  Qussstahl  gefertigt  werden,   lassen  sich  umdrehen  und 


leicht  auswechseln.  Die  Kniegelenke 
haben  sämtlich  besondere,  gleich- 
hlh  auäwechäeibaro   StahkinJ^g^eit, 
und  werden  die  Lager  dor  Excen- 
teracbse     staubdicht    tersch  lotsen. 
Diese    ZerkleiEemn^amaachine    er- 
setzt   vollkommen     den 
Stern  bracher   in   Verbin- 
dung mit  Walzwerk  oder         ^ 
Breche hneckö-,  hat  aber     yj 


Fig.  83. 


T 


TT 


diesen  gegenüber  die  Vorteile  der  billigeren  Anschaffiingskosten,  der  Er- 
sparniss  an  Raum  und  kostspieligen  Fundamenten  (D.  P.  30477).  In  der 
Versammlung  des  deutschen  Cementfabrikanten -Vereins  sprach  man  sich 
günstig  hierüber  aus. 

Die  cylindrischen  Kugelmühlen  gestatten  in  ihrer  bisherigen  Construc- 
tion  nur  einen  periodischen  Betrieb,  da  die  Fällung  und  Entleerung  der 
Trommel  mit  Mahlgut  immer  nur  während  des  Stillstandes  der  Maschine 
geschehen  konnte.     Durch  dieses  sich  Fig.  84. 

oft  wiederholende  Anhalten,  sowie 
dadurch,  dass  das  bereits  auf  den 
nötigen  Feinheitsgrad  gebrachte  Mahl- 
gut mit  dem  groben,  noch  zu  mahlen- 
den Gut  gleichzeitig  umläuft,  wodurch 
das  erstere  dem  letzteren  bei  der  Zer- 
kleinerung hinderlich  ist,  blieb  der 
Betrieb  ein  langsamer  und  nur  von 
geringer  Leistung.  Jenisch  in  Brom- 
berg sucht  dem  Uebelstand  abzuhelfen 
durch  einen  continuirlichen  Kugel- 
mühlen-Apparat mit  durchlöcherten 
Auflaufflächen  und  Sieben  (D.  P.  38036). 
Der  Cylinder  a,  welcher  im  Betriebe  die  in  der  Pfeilrichtung  angedeutete- 
Bewegung  annimmt,  ist  an  vier  gleich  weit  entfernten  Stellen  mit  vier  über 
die  ganze  Breite  der  Trommel  reichenden  Abschnitten  b  c  versehen,  welche^ 
durch  feine  Siebe  d  abgeschlossen  sind.     Innerhalb   der  Trommel   befinden 


1 90  Cement. 

sieb  über  den  Sieben  entsprechend  geformte,  sägezahnartig  eingelegte  Auf- 
laufflächen  e  f,  durch  welche  den  Kugeln  eine  Ablenkung  Yom  Kreislauf 
gegeben  werden  soll,  um  beim  Herabfallen  derselben  von  diesen  Flächen 
deren  Kraftwirkung  zu  vermehren.  Das  zur  entsprechenden  Feinheit  zer- 
kleinerte Mahlgut  föllt  durch  die  Siebe  und  wird  in  einem  die  Trommel 
umgebenden  Gehäuse  i  aufgefangen,  während  der  in  dem  Zwischenräume  h 
zurückbleibende  grössere  Rückstand  beim  Weiterdrehen  der  Trommel  den 
Kugeln  zur  fortgesetzten  Zerkleinerung  von  neuem  zugeführt  wird. 

Die  bereits  früher^)  erwähnte  Trockenpresse  von  Mitzlapp  hat 
wesentliche  Verbesserungen  erfahren,  indem  der  hydraulische  Druck  nun 
gleichzeitig  von  oben  und  unten  ausgeübt  wird  und  bedeutend  erhöht  ist, 
im  übrigen  in  Bezug  auf  Dauer  und  Stärke  regulirt  werden  kann.  Die- 
selbe liefert  bei  einem  Gewichte  von  18 — 20000  kg  mit  12 — 15  HP  in 
10  Stunden  25—30000  Normalsteine. 

Edobn  Kbbiss  in  Hamburg  empfiehlt  eine  neue  Siebmaschine  für 
Cement  und  andere  scharfe  Producte  (D.  P.  31307,  32191,  34257).  Die- 
selbe ist  eine  Sichtmaschine,  deren  Sichtcylinder  sehr  weit  von  den 
Schleudern  entfernt  ist  und  Gegenschaufeln  besitzt,  welche  das  jeweilig  an 
dem  Gewebe  zurückbleibende  Sichtgut  an  dem  unteren  Teile  des  Sicht- 
cylinders  wegschöpfen  und  im  oberen  Teile  über  die  rasch  rotirenden 
Schläger  ausstreuen.  Das  Sichtgut  trifft  dabei  möglichst  senkrecht  und 
sanft  das  Sieb,  welches  dadurch  sehr  geschont  wird  und  doch  quantitativ 
sehr  viel  leistet. 

£dobn  Kreiss  hat  auch  eine  neue  Transportschnecke  eingeführt, 
die  aus  einem  einfachen  Spiraldraht  besteht,  der  ab  und  zu  durch  Lager 
gehalten  wird  und  bei  grosser  Leichtigkeit  mehlförmige  Producte  durch 
die  Adhäsion  derselben  fortbewegt.  Wenig  adhäsionsreiche  Körper  werden 
weniger  gut  gefördert.  100  m  lange  Schnecken  dieser  Art  sollen  sich  be- 
währt haben. 

W.  MoNTGOMBBT  in  Ncwcastlc  on  Tyne  bereitet  nach  Engl.  Pat.  6025, 
1885  einen  feuerbeständigen  Cement  folgendermaassen.  Es  wird  ein  trocknes 
Pulver  und  eine  feuchte  Masse  hergestellt.  Jenes  besteht  aus  50  Proc.  fein 
zerkleinertem  Porcellan  oder  Töpfereiabfall,  40  Proc.  Portlandcement  und 
lO^Proc.  Mennige.  Die  Masse  wird  aus  sehr  feingemahlenem  Abfall  von  ge- 
brannten Thonwaaren  mit  etwa  5  Proc.  Graphitpulver  hergestellt.  Das  dabei 
gebrauchte  ,Wasser  enthält  ein  Flussmittel  wie  Borax  oder  Natriumcilicat  in 
geringer  Menge  gelöst.  Pulver  und  feuchte  Masse  werden  in  verschiedenen 
Verhältnissen  mit  einander  gemischt. 

J.  Thomlinson  in  Garlisle  (Engl.  P.  1778/1885)  versetzt  zur  Herstellung 
von  Cement  gebrannten  und  gepulverten  Gyps  mit  Borax  (Tinkal),  so  dass 
auf  1  Ton  Gyps  40  bis  50  Pfd.  Tinkal  kommen.  Eventuell  sollen  noch 
10  Pfd.  Alaunpulver  oder  dgl.  zugesetzt  werden. 


')  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  158. 


Cement.  1 9  ] 

C.  Hbintzbl  in  Lüneburg  stellt  ein  Thonerdehydrat  und  lösliche  Kiesel- 
säure enthaltendes  Z  u  s  a  t  z  m  a  t  e  r  i  a  1  für  P  o  r  1 1  a  n  d  -  C  e  m  e  n  t  folgendermaassen 
her.  (D.  P.  38692.)  100  Gewichtsteile  feinst  gemahlener  Bauxit  oder  100 
Gewichtsteile  fein  gemahlener  feuerfester  Thon  werden  mit  50  Ge  wich  ta- 
teilen Schwefelsäure  zu  einem  steifen  Brei  angerührt.  Nach  24  stundigem 
Stehen  Wird  die  Masse  im  Flammofen  erhitzt,  bis  sie  hart  und  hellfarbig 
geworden  ist,  alsdann  fein  gemahlen  und  mit  Wasser  zur  völligen  Schlamm- 
bildung aufgekocht.  Der  heisse,  dünne  Schlamm  wird  mit  Sodalösung  alka- 
lisch gemacht,  durch  Decantiren  wird  die  Lauge  von  den  flockigen  und 
polyerigen  Substanzen  geschieden  und  diese  aufs  sorgfaltigste,  zuletzt  mit 
destillirtem  Wasser  ausgewaschen  und  hierauf  getrocknet,  gemahlen  und 
gesiebt.  Das  in  der  äusserst  feinen  Substanz  befindliche  Thonerdehydrat 
bewirkt  das  raschere  Abbinden  des  Cements  und  die  lösliche  Kieselsäure 
die  Erhöhung  seiner  Festigkeit.  Wünscht  man  langsam  bindenden  Cement 
in  schneller  bindenden  umzuwandeln,  so  wird  V*  bis  1  Proc.  des  Pulvers 
innig  mit  demselben  gemischt.  Soll  der  Cement  zum  Giessen  in  Leimformen 
benutzt  werden,  so  ist  der  Zusatz  auf  2  bis  4  Proc.  zu  erhöhen.  Ausser 
der  Beschleunigung  des  Bindeprocesses  wird  durch  den  Zuschlag  eine  Er- 
höhung der  Festigkeit  bewirkt,  da  die  lösliche  Kieselsäure  desselben  mit 
dem  freien  Kalk  des  Cements  in  chemische  Verbindung  tritt. 

Zusatz  von  Zucker  zu  Cement  wird  von  Thomson  Hankbt  empfohlen. 
Wenn  gleiche  Teile  fein  gepulverter  Kalk  und  brauner  Zucker  mit  Wasser 
gemischt  werden,  gibt  dies  einen  vorzüglichen  Mörtel,  der  ähnliche  Härte 
wie  Portland-Cement  erlangt.  Auch  Cemente  sollen  durch  geringen  Zusatz 
von  Zucker  sich  verbessern  lassen.     (Thonind.  Z.  10,  47.) 

Puzzolan-Cement  ist  immer  noch  lebhaft  discutirt.  R.  Bosse  in 
Braunschweig  veranlasste  die  Kgl.  Prüfungs  -  Station  in  Berlin,  in  der 
Fabrik  zu  Braunschweig  fertig  gestellten  Puzzolan-Cement  neben  von 
der  Prüfungs -Station  erst  gemischten  Puzzolan-Cement  und  einem  ein- 
gesandten  Portland-Cement    zu    prüfen.     Die  Resultate   ergaben   nach  B.: 

1.  fertiger  Puzzolan-Cement  hat  grösseres  Volumen  gegen  Portland-Cement,  in 
Folge    dessen    grössere  Mörtel -Ausgiebigkeit  und  verminderten  Mörtelpreis; 

2.  gleiche  Abbindezeit  wie  Portland-Cement;  3.  wesentlich  höhere  Fein- 
heit, da  nur  74  Proc.  der  Bestandteile  zu  mahlen  sind,  während  das  üebrige 
schon  Staubkalk  ist;  4.  fast  gleiche  Selbstfestigkeit  (nur  4  kg  Unterschied); 
5.  mehr  als  60  Proc.  höhere  Zug-  und  46  Proc.  höhere  Druckfestigkeit. 
Einfache  Mischungen  haben  nicht  die  gleiche  Natur  und  Wirkung  wie  eine 
homogenisirte  Mischung  gleicher  Feinheit.  Volumen,  Wassergehalt  und  Binde- 
zeit werden  wesentlich  reducirt,  die  Zug-  und  Druckfestigkeit  um  10  Proc. 
erhöht  durch  Homogenisirung.  Die  Mängel,  welche  man  dem  Puzzolan- 
Cement  zuschreibt;  geringe  Erhärtungsfähigkeit  an  der  Luft,  geringere  An- 
fangsenergie, daher  geringere  Frostbeständigkeit  und  Neigung  zum  Schwin- 
den, sollen  sich  auf  eine  ungenügend  abgestimmte  chemische  Zusammensetzung 
zurückführen  lassen.     (D.  T.  u.  Zgl.  Z.  17,  42.) 


192  Cement. 

Das  Gegenteil  hiervon  wird  in  der  letzten  Versammlung  des  Vereins 
deutscher  Cementfabrikanten  unter  Vorweisung  einer  grossen  Zahl  vergleichen- 
der Versuche  von  Schomann,  Dblbbdck,  Heyn  und  Goslich  bezüglich  Fein- 
heit, Festigkeit,  Adhäsion,  Frostbeständigkeit  und  Einwirkung  von  Feuchtig- 
keit und  Kohlensäure  behauptet  resp.  nachgewiesen. 

Versuche  über  Frosteinwirkung  auf  frische  Mörtel  haben  der  Quai- 
bauleitung in  Schandau  ergeben,  dass  Kalk  und  Cementmortel  durch  salz- 
haltiges Wasser  wesentlich  frostbeständiger  werden. 

Das  Gleiche  fand  M.  Möller  bei  Portland- Cement.    (Thonind.  Z.  U,  22). 

Beobachtung  über  die  Erhärtung  von  Portland-Gement  in  längerer  Dauer. 
(Thonind.  Z.  10,  40.) 

Die  Garbrandtemperatur  des  Kalkes  liegt  nach  den  Versuchen 
von  Le.  Chatblieb  bei  812  <».     (Thonind.  Z.  10,  42.) 

Sbobb  und  Aarom  untersuchten  die  Garbrand-  resp.  Schmelztemperatur 
von  6  Portland -Cement -Massen  verschiedener  Zusammensetzung  und  ver- 
schiedener Herkunft.  Die  kritische  Temperatur  liegt  für  alle  um  1450* 
herum. 

Mitteilungen  über  Trassmortel  von  Gebh.  Hbrfbldt  (A.  Jüng- 
Andemach). 

üeber  Schlacken-Cement  schreibt  L.  Tbtiiajbb  im  Notizbl.  d.  Ziegler- 
u.  Kalkbrenner -Vereins.     28,  2. 

H.  Fbdhlino  in  Berlin  stellt  künstlichen  Trass  folgendermaassen  her. 
Man  benetzt  Sand  oder  Bruchstücke  von  Sandstein  mit  einer  concentrirten 
Auflosung  von  kohlensaurem  Natron  oder  kohlensaurem  Kali  in  der  Weise, 
dass  5  bis  10  Teile  der  Carbonate  auf  je  100  Teile  Sand  in  Anwendung 
kommen,  erhitzt  das  Gemenge  zur  lebhaften  Rotglut  und  wirft  das  glühende 
Product  in  kaltes  Wasser,  worauf  man  es  nach  Trennung  vom  Wasser  zu 
staubfeinem  Pulver  vermahlt.  Die  angewendete  Menge  Alkalicarbonat  reicht 
zur  Bildung  von  Wasserglas  nicht  hin.  Zur  Herstellung  von  hydraulischem 
Kalk  wird  das  Pulver  mit  gelöschtem  Kalk  gemischt.    (D.  P.  36000.) 

G.  Lbchartier  hatte  im  Laufe  von  8  Jahren  mannigfach  Gelegenheit, 
Cementarbeiten,  wie  Belege,  Bassins,  Grundmauern  etc.  zu  beobachten, 
welche,  aus  gut  gebranntem  Portland-Cement  von  scheinbar  guter  Qualität 
mit  Benutzung  von  gutem  Sande  durchaus  correct  ausgeführt,  anfangs  eine 
grosse  Härte  und  Festigkeit  besassen,  nach  Ablauf  von  einem  bis  mehreren 
Jahren  aber  unter  Volumenvergrösserung  des  Cementmortels  der  Zerstörung 
erlagen.  Die  Volumenvergrösserung  des  Mörtels  vollzog  sich  unter  sehr 
grosser  Kraftäusserung;  die  einzelnen  Stücke  behielten  eine  grosse  Härte. 
Ein  zur  Herstellung  dieser  Mörtel  benutzter  Cement  bestand  aus 

Kieselsäure 17*42  Proc, 

Thonerde  und  Eisenoxyd      .    .     .      9*82      „ 

Kalk 43-56      „ 

Magnesia 29*18      „ 


Cement.  193 

In  alkn  bei  den  in  Rede  stehenden  Fällen  benutzten  Cementen  über- 
stieg der  Gehalt  an  Magnesia  12  Proc,  während  die  Portland-Cemente  ge- 
wöhnlich nur  minimale  Mengen  Magnesia  enthalten.  Freie  Magnesia  kann, 
wie  H.  Stb.-Glairb  Dbtillb  gezeigt  hat,  sich  mit  Wasser  unter  Volumen- 
yergrösserung  zu  einem  festen,  harten  Hydrat  verbinden.  Diese  Hydratation 
findet^  wenn  die  Magnesia  bei  sehr  hoher  Temperatur  gebrannt  ist,  erst 
nach  längerer  Einwirkung  des  Wassers  statt.  Die  von  L.  beobachtete  Er- 
scheinung erklärt  sich  hiernach  einfach.  Die  aus  dolomitischem  Mergel 
bereiteten  Portland-Cemente  enthielten  freie  Magnesia,  welche  sich  allmälig 
hydratisirte,  was,  da  hiermit  eine  wesentliche  Volumenvergrösserung  yer- 
bunden  ist,  zur  Zerstörung  der  Bauten  fahren  musste.  Diese  Erklärung 
wird  noch  dadurch  gestutzt,  dass  die  Veränderung  des  Mörtels  um  so 
schneller  erfolgte,  je  besser  das  Wasser  zutreten  und  in  die  Mörtelmasse 
eindringen  konnte,  und  dass  weiter  die  Menge  des  in  dem  Cementmaterial 
gebundenen  Wassers  wuchs,  je  weiter  die  Zerstörung  voranschritt.  Ebenso 
stieg  mit  beginnender  Zerstörung  der  Gehalt  an  CO^  und  zwar  vom  Centrura 
nach  der  Oberfläche  aus,  während  umgekehrt  die  inneren  Partien  erklär- 
licher Weise  den  grössten  Wassergehalt  zeigten,  so  dass  eine  Deplacirung 
des  Hydrats  durch  Carbonat  anzunehmen  ist  (G.  R.  lOS^  1223;  Thonind. 
Z.  10,  44). 

In  Bezug   auf  die  beim  Benetzen   pulverförmiger  Korper    auftretende 
Wärmetönung  zeigt  Meissner,  dass  beim  Benetzen  von  amorpher  Kiesel- 
säure,   Kohle,    Smirgel,    Sand  etc.    mit    destillirtem    Wasser,    Benzol    und 
Alkohol  bei  0°  und  Temperaturen  über  0**  eine  Temperaturerhöhung  auf- 
^tt.     Beispielsweise   gaben   9*8  g   Kieselsäure   und    18*5  g   Wasser   von 
19*1  ®  eine  Temperaturerhöhung  von  3*52®;  10*1  g  Kieselsäure  und  17*5  g 
f      Benzol  von  19*1®   eine  Temperaturerhöhung  von  5*15«*;    9*7  g   Kieselsäure 
i      und    15*5  g  Amylalkohol   von  19*0°   eine  Temperaturerhöhung   von  6*24®. 
I       Die  Ursache  dieser  Temperaturerhöhung  vermag  Verfasser  nicht  anzugeben 

i      (Thonind.    Z.  IO9  43).     Immerhin   ist    damit   die   Wahrscheinlichkeit   nahe 
gelegt,    dass    die    beim  Anmachen    von    Cement   auftretenden  Temperatur- 
erhöhungen    wenigstens     zum     Teil     auf     diese     Erscheinung     zurückzu- 
I       fahren  sind. 

I  E.  MiCBBL    bringt  Beiträge    zur  Kenntnis    des  Wesens    der  Hydrau- 

j       licität  der  Gemente.     Die  Rolle  der  einzelnen  Bestandteile  des  Gementes 

I        bei  seiner  Erhärtung  ist  nach  den  Versuchen  Michel's  die,    dass  allerdings 

}       Kieselsäure  und  Thonerde  als   solche  zur  Erhärtung  der  Gemente  beitragen, 

wenn  nur    die    übrigen   nötigen  Bedingungen  gegeben  sind,  und  dass,    wie 

schon  von  früheren  Forschern  nachgewiesen,    die  Kieselsäure  vor  allem  die 

nachhaltige  Erhärtung  bewirkt,    während    die  Thonerde  das  erste  Abbinden 

veranlasst.      Nötige    Bedingungen    zur    Erhärtung    sind    die  Wirkung   und 

Menge  des  Kalkes,    die   grösstmögliche  Dichte   und   innigste  Mischung    der 

Materialien  und  der  Wasserzusatz.     Der  Kalk   spielt   eine    doppelte  Rolle: 

durch   Bindung    mit    SiO^   und  Al^O^    bedingt   er  direct  Erhärtung,  durch 

Biedermann,  Jahrb.  IX.  1^ 


194 


Cement. 


Bindung  Yon  CO'  bildet  er  eine  schützende  Hülle  um  die  neugebildeten 
Verbindungen.  Die  Menge  des  zur  Erhärtung  nötigen  Kalkes  ist  viel 
geringer  als  gewöhnlich  angenommen  wird.  Von  den  Verhältnissen  SiO'  + 
Al20'  =  1  :CaO=  rS  ausgehend,  steigt  bei  Abnahme  von  Kalk  die  Härte; 
Proben  die  nur  */i6  Molecul  Kalk  enthielten,  erhärteten  noch.  Getrocknete 
und  besonders  geglühte  Kieselsäure  giebt  viel  härtere  Körper  als  Mischungen 
mit  gallertartiger  Eaeselsäure  bei  gleichen  sonstigen  Mischungsverhältnissen. 
Der  Wasserzusatz  muss  möglichst  beschränkt  und  gleichmässig  sein. 

Bei  den  Cementen  der  Praxis  treten  lange  nicht  sämtliche  Teile  der 
Cementmasse  in  Thätigkeit,  es  ist  also  nicht  zulässig,  die  Constitution  des 
abgebundenen  Cementes  durch  stöchiometrische  Formeln  auszudrücken. 
Die  diesbezüglichen  Untersuchungen  haben  vielmehr  ergeben,  dass  bei  mehrere 
Jahre  altem  Portland-Cement  nur  etwa  der  zwanzigste  Teil  der  Bestandteile 
beim  Abbinden  chemisch  thätig  sein  konnte,  von  einer  durch  die  ganze 
Masse  gehenden  chemischen  Neubildung  kann  keine  Rede  sein;  die  Er- 
härtung ist  vielmehr  hauptsächlich  eine  Verkittung,  derart,  dass  sich  das 
Kalkthonerdesilicat  nur  auf  der  Oberfläche  der  einzelnen  Cementkömer 
bildet  und  diese  zusammenhält.  Dass  damit  die  Colloidtheorie  von  Haubh- 
8CHILD  analytisch  bewiesen  ist,    erwähnt  Verfasser  nicht   (Thonind.  Z.  10). 

Nach  L.  C.  Levoir  können  die  Aluminate  nicht  die  Ursache  der  Er- 
härtung derCemente  sein.  Die  chemische  Analyse  hat  für  die  Er- 
mittelung der  Qualität  der  Cemente  in  dieser  Hinsicht  keinen  Wert.  Weitere 
Beobachtungen  führen  den  Verf.  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Ursache  der 
Erhärtung  der  Cemente  in  einer  Krystallisation  zu  suchen  ist.  Er 
glaubt,  dass  beim  Portland-Cement  nach  dem  Mahlen  und  Brennen  jedes 
Korn  an  der  Luft  Risse  bekommt,  sich  mit  wenig  Feuchtigkeit  und  kohlen- 
saurem Kalk  überzieht  und  gummiartige  Kieselsäuren  bildet,  welche  nach 
etwa  einem  Monat  in  den  krystallinischen  Zustand  übergehen.  Im  Sommer 
erfolgt  dieser  Uebergang  je  nach  der  Temperatur  schneller.  Die  für  die 
Eiiiärtung  des  Portland-Cements  angesprodiene  Ursache  erklärt  auch  dasselbe 
Pkänomen  beim  hydraulischen  Kalk.  Die  vulcanisehen  Tuffe  (Trass)  ent- 
halten nur  V»  I**'0^'  "1  Salzsäure  löslicher  Kieselsäure,  aber  ihr  wasser- 
haltiges Silicat  giebt  mit  dem  Kalk,  den  man  beimischt,  ein  wagserhaltiges 
Kalksilicat,  welches  mit  der  Kohlensäure  der  Luft  gununiartige  Kieselsäure 
liefert,  die  später  krystallisirt  (Rec.  des  trav.  chim.  durch  Thonind.  Z.  IO9  ^6). 

^.    .,   .,,  H.  Haubrsobild. 

Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnem  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfubr 

Ausfuhr 

Einfuhr 

Aosfiitar 

an  Cement,  künstlichem   und  natür- 
lichem (Tuff,  Puzzolane  etc.)  .     . 

350  178 

3  659  156 

405  692 

3  455  694 

Künstliche  Steine,  195 

XXm.  Künstliclie  Steine. 


a)  Cementknnststeiiiy  Wassergrlasmisehnngen,  Blagnesiasteine, 
Obmebod  und  Hornb  in  London  bereiten  nach  Engl.  P.  3916/1885  leuch- 
tende und  wasserdichte  Cementsteine,  indem  sie  phosphorescirendes 
Schwefel  calcium  mit  Cement  vermischen,  aus  der  Mischung  Blöcke  formen 
und  diese  nach  dem  Trocknen  mit  einer  Auflosung  von  Paraffin  in  Naphta 
tränken. 

JoNATH  in  Berlin  will  nach  D.  P.  36282  bei  dem  durch  Patent 
No.  27579')  geschützten  Verfahren  zum  Poliren  von  Cementkunst- 
stein  an  Stelle  des  reinen  Wasserglases  ein  Gemisch  von  Kalklauge  und 
Wasserglas  verwenden,  um  das  Ausschlagen  des  Steines  nach  dem  Poliren 
zu  verhüten. 

Die  BowsiLATB  Company  in  Alb  an  y,  New -York,  stellt  eine 
plastische  Masse  nach  £.  P.  5553/1885  in  der  Weise  her,  dass  eine 
Losraig  von  Natriumsilicat  (26°  B.)  mit  ungeföhr  einem  Viertel  ihres  Ge- 
wichts an  Zinkoxyd  und  eventuell  einem  indifferenten  Material  vermischt 
wird.  Man  giebt  dann  Terpentin  oder  ein  Harz  oder  eine  Mischung  von 
3  Tln.  Terpentin  und  1  Tl.  Campher  hinzu,  entwässert  die  Masse  so 
weit,  dass  sie  bei  der  Temperatur,  bei  welcher  sie  durch  Pressung  sich 
Tereinigen  lässt,  nicht  mehr  an  polirte  Metallflächen  anklebt,  und  verwandelt 
sie  nach  dem  Abkühlen  in  ein  feines  Pulver.  Dieses  wird  zwischen  heissen 
Formen  gepresst.  Um  Efflorescenzen  auf  dem  gepressten  Korper  zu  ver- 
hüten, wird  derselbe  in  eine  Losung  von  1  Tl.  Chlorammonium  oder 
Chlorcalcium  in  2  Tle.  Wasser  getaucht,  bis  er  nicht  mehr  alkalisch  reagirt. 

Nach  einem  von  Brandstatter  in  Wien  angegebenen  Verfahren  zur 
Herstellung  künstlicher  Steine  (E.P.  3897/1885)  wird  fein  gemahlener 
Quarz  mit  Magnesia  und  für  Herstellung  härterer  Steine  auch  noch  mit 
Bleiglätte  gemischt.  Man  kann  der  Mischung  auch  noch  Marmor  oder  Kalk- 
stein hinzusetzen.  Das  Pulver  wird  nun  mit  einer  concentrirten  Wasser- 
glaslösung vermischt  und  unter  hydraulischem  Druck  gepresst.  Die  erhal- 
tenen Steine  werden  getrocknet  und  gebrannt. 

Nach  dem  E.  P.  2886/1883  von  Möller  in  Leipzig  soll  ein  künst- 
licher Lithographiestein  erhalten  werden,  indem  man  eine  glatte  me- 
tallische Fläche  wiederholt  mit  einer  Losung  von  Calciumbicarbonat  benetzt 
und  diese  bei  erhöhter  Temperatur  verdampft.  Dieses  Verfahren  wird  nun 
nach  E.  P.  14967/1884  dahin  abgeändert,  dass  der  Losung  von  Calcium- 
bicarbonat, Kaliwasserglas,  Magnesiumbicarbonat  und  -carbonat  und  Alumi- 
niumhydroxyd hinzugefügt  wird.  Ferner  soll  die  Metallfläche  nicht  blank, 
sondern  gerauht  sein. 

Donald  in  Glasgow,  gewinnt  ein  feuerfestes  Material  nach 
E.  P.  2775/1885    dadurch,    dass    er    gebrannten    Bauxit,     der     möglichst 


»)  TeohiL-ehem.  Jahrb.  7,  S.  141. 


13* 


196  Künstliche  Steine. 

frei  von  Kieselsäure,  Eisen  und  Alkalien  ist,  mit  Kalkmilch  zu  einer  knet- 
baren Masse  vermählt.  Zuweilen  setzt  man  dem  Bauxit  eine  kleine  Menge 
ungebrannten  Thons  hinzu.  Die  so  erhaltene  Masse  dient  zur  AuBfütterung 
Ton  Oefen,  zur  Anfertigung  von  Ziegeln  und  überhaupt  als  feuerfestes 
Material  für  Zwecke,  bei  denen  Kieselsäure  schädlich  wirkt.  —  Ein  anderes 
Material  wird  aus  Chromerz  bereitet,  welches  man  zu  Sandkomgrösse  zer- 
kleinert und  dann  mit  in  Kalkmilch  oder  Wasser  angerührtem,  gebranntem 
oder  ungebranntem  Bauxit  zu  einer  knetbaren  Mischung  verarbeitet.  Hier- 
bei empfiehlt  es  sich,  der  Masse  eine  kleine  Menge  von  faserigem  Asbest 
oder  Jute  hinzuzusetzen,  um  die  Masse  beim  Trocknen  zusammenzuhalten. 
Dieses  Material  wird  besonders  verwendet  für  die  Chromerzschmelzofen  und 
für  solche  Oefen,  in  denen  die  zur  Chromerzschmelze  erforderlichen  Alkali- 
salze bereitet  werden. 

F.  Maxwell  Lyte  in  London  hat  in  E.  P.  4889/1885  ein  Ver- 
fahren zur  Herstellung  von  Tiegeln,  Muffeln,  Ofenteilen,  Düsen, 
Röhren  etc.  aus  Magnesia  angegeben.  Magnesit  oder  Magnesia  wird  bei 
starker  Weissglut  calcinirt,  gemahlen  und  gesiebt  und  dann  wiederholt  so 
lange  geglüht  und  hernach  gesiebt,  bis  die  Magnesia  genügend  dicht  ge- 
worden ist.  Sie  wird  dann  mit  Wasser  allein  oder  mit  Wasser,  dem  6  bis 
0  Proc.  Magnesiumhydroxyd  oder  15  Proc.  weniger  stark  gebrannte  Magnesia 
zugemischt  sind,  oder  mit  der  Lösung  eines  Magnesiumsalzes  oder  auch  mit 
verdünnter  Säure  angerührt  und  bis  zur  Formbarkeit  durchgeknetet.  Der 
Masse  kann  man  feinzerteilte  Kohle  oder  auch  Sägespäne,  Mehl  oder  andere 
organische  Substanzen  hinzusetzen. 

b)  Diverse  plastische  Massen.  Nach  Ind.  Bl.  1886,  230  wird 
eine  plastische  Masse,  welche  so  hart  und  glänzend  wie  Celluloid  und 
dabei  feuersicher  ist,  in  folgender  Weise  erhalten.  Zu  einer  Losung  von 
200  Tln.  Casein  in  5  TIn.  Ammoniaklösung  und  400  Tln.  Wasser  werden 
240  Tle.  Aetzkalk,  150  Tle.  essigsaure  Thonerde,  50  Tle.  Alaun,  1200  Tle. 
Calciumsulfat  und  100  Tle.  Gel  hinzugesetzt.  Die  Masse  wird  gut  durch- 
geknetet und  zu  Blättern  gewalzt.  Die  Blätter  werden  getrocknet  und  in 
heisse  Metallformen  gepresst  oder  auch  gepulvert,  worauf  das  Pulver  unter 
starkem  Druck  geformt  wird.  Die  geformten  Gegenstände  werden  in  eine 
Lösung  von  10  Tln.  Phosphorsäure  in  100  Tln.  Wasser  getaucht,  getrocknet, 
polirt  und  mit  Schellackfirniss  lackirt. 

Spornt  und  Zarski  in  Warschau  stellen  eiu  Dachdeckungs- 
material  aus  Holzfournierplatten  her,  Ind.  Bl.  1886,  102.  Es 
werden  mindestens  drei  übereinanderliegende  Fournierblätter  derartig  mit 
einander  verleimt,  dass  sich  die  Fasern  kreuzen.  Die  Platten  werden  mit 
Teer  durchtränkt  und  auf  der  äusseren  Seite  mit  einer  Asphaltschicht  be- 
deckt, in  welche,  noch  während  sie  warm  ist,  kleine  Steinstücke  oder  Kiesel 
eingepresst  werden,  während  man  die  innere  Seite  der  Platten  mit  Wasser- 
glaslösung imprägnirt. 

Weickel     in    Worms     hat     ein    Verfahren     zur    Herstelhmg    einer 


Künstliche  Steine.    Explosivstoffe.  197 

formbaren  Masse  für  Bausteine,  Wärmeschatzmassen  etc.  aus 
Gerbereiabfällen  im  D.  P.  38825  angegeben.  Die  Masse  besteht  aus 
einem  Gemisch  yon  1  bis  2  Vol.  Haarkalk  ( Aescherkalk) ,  1  bis  3  Vol.  zer- 
kleinerte Lederabfalle  der  Weissgerbereien,  4  bis  10  Vol.  benutzte  Gerber- 
lohe und  1  bis  10  Vol.  Wasser. 

c)  Asphattinasseii«  Zur  Analyse  von  Asphalt  pulverisirt  man 
nach  Bein,  Rep.  analyt.  Chem.  6)  33,  5  bis  8  g  und  bestimmt  zunächst  in 
0^8  bis  1  g  der  Probe  durch  Trocknen  bei  100»  die  Feuchtigkeit.  Dann 
giebt  man  etwa  3—5  cbcm  frisch  destillirtes  Terpentinöl  zur  getrockneten 
Probe,  rührt  gut  um,  indem  man  einen  Moment  erwärmt,  und  saugt  dann 
(üe  Lösung  schnell  durch  ein  gewogenes  Filter  ab.  Die  Behandlung  mit 
3—5  ccm  Terpentinöl  wird  3  bis  4  Mal  wiederholt,  so  dass  die  zuletzt  zur 
Probe  hinzugesetzte  Flüssigkeit  klar  bleibt.  Man  wäscht  dann  die  Probe 
und  das  Gläschen  mit  3 — 4  cbcm  absolutem  Alkohol  oder  Aether  4  bis  5  Mal 
ans  und  spritzt  mit  der  Waschflüssigkeit  den  Niederschlag  ganz  auf  das 
filter.  Dieses  wird  nach  dem  Trocknen  gewogen;  man  erhält  so  sämt- 
liche anorganische  Stoffe  des  Asphaltes  und  durch  Abzug  vom  Trocken- 
gewicht das  Bitumen  nebst  etwa  in  Spuren  vorhandenem  Schwefel.  Wird 
der  anorganische  Teil  auf  dem  Filter  wiederholt  mit  heisser  Salzsäure  Über- 
gossen, so  gehen  besonders  Kalk,  femer  Eisenoxyd,  Thonerde  und  Magnesia 
in  Lösung  und  können  darin  bestimmt  werden,  während  die  in  Salzsäure 
unlöslichen  anorganischen  Bestandteile  auf  dem  Filter  bleiben. 

Iwan,  Asphalt  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Vorkommens  von 
Val  de  Travers  (Canton  Neufchätel,  Schweiz).  Oest.  Z.  f.  Berg-  und  Hütten- 
wesen 84,  192.  Arthur  Lehmann. 

XXIV-  Explosivstoffe- 
1.  Schiesspnlver. 

Die  Herstellung  des  braunen  prismatischen  Pulvers,^)  das 
so  viel  von  sich  reden  macht,  ist  noch  immer  in  Dunkel  gehüllt,  welches 
durch  die  Erzeuger  absichtlich  vergrossert  wird.  Ursprünglich  nannte  man 
es  Gacao-Pulver,  später  hiess  es,  die  Kohle  sei  aus  Torfmull  gemacht. 
Nun  erfahrt  0.  Güttmann  (Dingl.  268,  149),  dass  man  in  der  betreffenden 
Fabrik  allerdings  einen  Haufen  Torfstreu  geheimnisvoll  zugedeckt  hatte, 
dass  aber  in  Wirklichkeit  Roggenstroh  dazu  mit  überhitztem  Dampfe 
gedarrt  werde  und  dass  die  neue  englische  Fabrik  in  Chilworth  derartiges 
Stroh  sogar  aus  Deutschland  einführe.  Das  braune  Pulver  findet  bei  den 
verschiedenen  Heeresverwaltungen  immer  mehr  Eingang  und  es  scheint  für 
schwere  Geschütze  allgemein  benutzt  zu  werden.  Dagegen  soll  es  sauer 
reagiren  und  dadurch  einen  Einfluss  auf  die  Rohr  wände  befürchten  lassen, 
was  wohl  übertrieben  ist. 

1)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  165. 


198  Explosivstoife. 

EbenfaUs  einen  neuen  kohlenstoffhaltigen  Bestandteil  für  das  Schiess- 
pulver wenden  Rehmers  und  Willi amson  in  Glasgow  (Engl.  P.  13582  vom 
9.  Novbr.  1885)  an.  Braunkohle  oder  Holzkohle,  oder  ein  Gemisch 
beider,  wird  gepulvert  und  mit  Wasser  zu  einem  dünnen  Schlamm  ange- 
rührt, der  behufs  Abscheidung  von  Kieselsäure  und  anderen  schweren  Bei- 
mengungen in  Trogen  entlang  geführt  wird.  Das  Wasser  wird  dann  abge- 
zogen imd  der  Brei  mit  Schwefelsäure  oder  einer  anderen  Säure  behandelt, 
worauf  die  Masse  nach  sorgßütigem  Waschen  und  Trocknen  zum  Gebrauch 
fertig  ist. 

Bin  Verfahren  zur  Herstellung  von  Schiesspulver,  bei  welchem  der 
Schwefel  durch  solche  Mengen  eines  Ammoniaksalzes  ersetzt  ist,  dass 
bei  der  Entzündung  Kaliumamid  entsteht,  wurde  Fr.  Gabn»  in  Hamburg 
patentirt  (D.  P.  37631).  Statt  des  beim  gewöhnlichen  Schies^ulver  ge- 
bräuchlichen Schwefels  wird  ein  Ammoniaksalz,  z  B.  Ammoniunmitrat  an- 
gewendet. Das  Kaliumamid,  eine  bei  höherer  Temperatur  flüchtige  Verbin- 
dung, die  den  Nutzeffect  des  Pulvers  erhöhen  soll,  wird  als  Ammoniak,  ver- 
bunden mit  Stickstoffkalium,  aufgefasst.  3 KH^N  =  2NH3  +  K^N.  Letzterer 
explosiver  Körper  bedingt  wesentlich  die  dem  gewöhnlichen  Schiesspulver 
gegenüber  gesteigerte  Wirkung  dieses  neuen  Pulvers. 

Zur  Herstellung  von  Schiesspulver  in  Lagen  von  verschiedener 
Korngrösse  will  H.  St.  Maxim  in  London  (D.  P.  37430)  den  Salpeter  in 
0*025 —0*1 25  mm,  Schwefel  und  Holzkohle  in  0*00025  mm  grossen  Stückeben 
verwenden.  Bei  der  Bildung  von  Patronen  werden  Schichten  verschiedener 
Pulversorten  so  übereinander  gelagert,  dass  die  Salpeterkrystalle  in  jeder  der 
Schichten  eine  von  den  Salpeterkrystallen  in  den  anderen  Schichten  ab- 
weichende Grösse  haben  und  stets  in  den  zuerst  zur  Entzündung  kommenden 
Lagen  grösser  als  in  den  nachher  sich  entzündenden  Lagen  sind,  so  dass 
hierdurch  der  Druck  auf  das  Geschütz  und  Geschoss  anfilnglich  klein  sein 
und  zum  Schlüsse  erst  wachsen  soll.  0.  Gottmann  (Dingl.  268,  152)  be- 
merkt hierzu  sehr  richtig:  Ein  solches  Verfahren  ist  umständlich,  und 
überdies  erscheint  es  fast  unmöglich,  auf  diesem  Wege  gleichmässige  Pa- 
tronen herzustellen. 

Gepresstes  Schwarzpulver  wird  seit  Dec.  1885  im  Bergwerk 
von  Wieliczka  ausschliesslich  verwendet.  Vergleichende  Sprengproben  mit 
losem  und  gepresstem  Schwarzpulver  ergaben,  dass  15  Gwtle.  des  letzteren 
dieselbe  Wirkung  haben  wie  20  Gwtle.  loses  Pulver.  Da  der  Preis  für 
1  Ctr.  gepresstes  Pulver  auf  63  fl  und  für  1  Ctr.  loses  Pulver  auf  54  fl  zu 
stehen  kommt,  so  stellt  sich  der  Aufwand  für  dieselbe  Leistung  bei  An- 
wendung von  gepresstem  Pulver  auf  '^/s  des  Betrages  bei  Anwendung  von 
losem  Pulver.  Ausserdem  bieten  die  gepressten  Pulverpatronen  eine 
grössere  Sicherheit  dar  (Oe.  Z.  1886,  146). 

üeber  die  Zerstörung  der  Geschützrohre  durch  Pulvergase 
hielten  Abel  und  Oberst  Maitland  in  Woolwich  Vorträge  in  der  Herbst- 
versammlung des  Iron  and  Steel  Instituts.     Die   hohe  Wärme  bei  der  Ex- 


r 


Explosivstoffe.  199 


plosion  bedingt  ein  Erweichen,  wenn  nicht  gar  ein  Schmelzen  der  Ober- 
fläche; hierzu  kommt  noch  der  chemische  Einfluss  des  Schwefels  und  der 
mechanische  der  Ezplosionsproducte  auf  das  erweichte  Metall.  Die  grossen 
Ladungen  mit  relativ  langsamer  Verbrennung  bei  den  modernen  Geschützen 
Tergrössem  die  Gefahr. 

Eine  Steigerung  der  Sprengkraft  des  Schiesspuhrers  durch  Ver- 
mehnmg  der  Entznndungsmittelpunkte  will  Ebust  Sasse  (D.  ehem.  Z. 
1886,  No.  20)  dadurch  erreichen,  dass  er  einen  vielmal  unterbrochenen 
Kupferdraht  durch  die  Sprengpulvermasse  derartig  windet,  dass  seine  Unter- 
brechungen möglichst  gleichförmig  verteilt  sind.  Es  wird  dann  ein  durch- 
schlagender elektrischer  Funken  die  Sprengladung  an  zahlreichen  Punkten 
hat  gleichzeitig  entzünden,  wodurch  die  Vergasungszeit  verkürzt,  die 
Sprengkraft  entsprechend  erhöht  werden  soll.  S.  schlägt  vor,  durch  die 
Mitte  einer  Langgranate  oder  einer  Torpedosprengladung  eine  entsprechend 
gefahrte,  durch  einen  schwachen  Vorsteckbolzen  gehaltene  Percussionsstange 
gehen  zu  lassen,  deren  Zähne  unmittelbar  vor-  Zundpillen  ruhen.  Wenn 
dann  im  Momente  des  Anpralls  der  Vorsteckbolzen  bricht  und  die  Zahn- 
stange im  Innern  der  Sprengladung  mehrere  Zündpillen  gleichzeitig  zur 
Detonation  bringt,  so  würde  die  Vergasung  entsprechend  beschleunigt,  die 
Sprengkraft  in  gleichem  Masse  erhöht  werden.  —  Es  ist  wohl  zu  beachten, 
dass  dies  nur  Vorschläge  sind,  welche  durch  das  Experiment  noch  nicht 
erprobt  wurden. 

Chlor-  und  Kalk-Gehalt   des  Schiesspulvers.     Nach  Cronquxst  in 
seiner  Abhandlung  „Studien  über  Geschützpulver^  {stf*dier  öfioer  Kanonkrut) 
enthält  das  Schiesspulver  wechselnde  Mengen  von  Chlor  und  Kalk. 
Es  betrug  der  Chlorgehalt  in  10000  Tln.: 
Deutsches  grobkörniges  Pulver  aus  Rottweil    .     .  2 

„         braunes  prismatisches  Pulver  aus  Rottweil  9 

„  50  mm  prismatisches  Pulver  aus  Düneberg  2 

„         grobkörniges  Pulver  aus  Hamm      .    .  15 

„         prismatischesPulver  aus  Hamm  mit  Kanälen  5 

Englische  Pulversorten 2—32 

Gewisse  Amerikanische  Pulver   im  Maximum  .     .        65 — 74. 
Der  Kalkgehalt  betrug  in  10000  Tln. 

Düneberger  50  mm  prismatisches  Pulver    ....      0*4 

Englisches  Waltham-Abbey 11 

Amerikanisches  Pulver 10*0 

Das  Chlomatrium  des  Salpeters  setzt  sich  nach  Cronqcist  mit  Calcium- 
sulfat  um  zu  Chlorcalcium  und  Natriumsulfat.  Ersteres  zieht  Feuchtigkeit  an, 
diese  löst  etwas  Salpeter  auf,  und  in  Folge  der  Capillarität  des  Kornes 
durchdringt  die  Lösung  nach  und  nach  das  ganze  Korn,  wodurch  ein  Teil 
des  Salpeters  entmischt  wird.  Hierin  liegt  eine  Ursache,  weshalb  Pulver 
nach  längerem  Lagern  ungleich  in  seiner  Wirkung  wird. 

Der  in  den  50—60°  warmen  Trockenöfen  der  Schiesspulverfabriken 


200  Explosivstoffe. 

auftretende  eigentümliche  Geruch  wird  nach  Bbrthelot  (C.  r.  100,  1326) 
durch  Verflüchtigung  von  Schwefel  verursacht.  Ein  Sublimat  aus  einem 
solchen  Trockenofen  zeigte  die  Zusammensetzung  von  98*84  Proc.  Schwefel, 
0*90  Proc.  Kaliumnitrat  und  0*26  Proc.  Kohle. 

Neuerungen  in  der  Herstellung  von  Schiesspulver  Hessen  sich 
patentiren  Ch.  Liebrecht  (Engl.  P.  6632  v.  18.  1886)  und  T.  Nordbnpblt, 
Westminster,  England  und  V.  A.  Meurlino,  Christianstad ,  Schweden 
(Ver.  St.  P.  362899  vom  10.  Mai  1887). 


2.   Schiesspulveräbnliche  Mischungen. 

Ueber  das  zahllose  Heer  der  Chlorat-  und  Pikrat-Pulver  giebt 
das  Werk  des  schwedischen  Ingenieurs  A.  Werner  Cbonqoist  „Lehrbuck  der 
Explosivstoffe'^  (Lärobok  om  de  häftiga  aprängämnena.  Stockholm  1886)  einen 
sehr  interessanten  üeberblick,  den  wir  hier  im  Auszuge  (nach  Ind.  Bl.  lS9i, 
83,  91,  99  u.  108)  mitteüen. 

a)  Chloratpulver.  1.  Berthollbt's  Knallpulver  besteht  aus  Pulver, 
in  welchem  der  Salpeter  durch  chlorsaures  Kali  ersetzt  ist. 

2.  Kellow  und  Schort's  Pulver  ist  eine  Mischung  aus  chlorsaurem 
Kali  und  Kali-  und  Natronsalpeter,  Schwefel  und  Sägespänen. 

3.  Kraffl^s  Pulver  ist,  zusammengesetzt  aus  46  Tln.  chlorsaurem  Kali, 
26  Tln.  Salpeter,  25  Tln.  Schwefel  und  10  Tln.  ulminsaurem  Ammoniak  und 
ist  gut  getrocknet.  (Als  Ulminsäure  wird  einer  der  Stoffe  bezeichnet,  welche 
bei  der  Humusbildung  im  lockeren  Ackerboden  entstehen). 

4.  Sharp  und  Smiths^s  Pulver  ist  dem  KNAFFL^schen  ähnlich,  nur 
ist  das  ulminsäure  Ammoniak  durch  Weinstein  und  gelbes  Blutlaug^nsalz 
ersetzt. 

5.  Spbncbr^s  Pulver  ist  vorgeschlagen  worden  zur  Anwendung  in 
Schusswaffen  und  besteht,  neben  40  bis  60  Proc.  chlorsaurem  Kali,  wesent- 
lich aus  Steinkohlenpulver,  doppeltkohlensaurem  Natron,  Sägespänen,  Holz- 
kohle und  Salpeter. 

6.  Erhardt's  Pulver .  wurde  hergestellt:  für  Bomben  aus  gleichen 
Teilen  chlorsaurem  Kali  und  Tannin  (aus  Acacia),  für  Artilleriewaffen  aus 
denselben  Bestandteilen  neben  Salpeter,  alle  drei  in  gleicher  Menge;  zum 
Sprengen  im  Bergbau  aus  4  Tln.  Holzkohle,  2  Tln.  Tannin,  1  Tle.  Salpeter 
und  1  Tle.  chlorsaurem  Kali. 

7.  Mblland's  Papier  pul  ver  wird  fabricirt  aus  ungeleimtem  Papier,  das 
eine  Stunde  lang  behandelt  wird  mit  einer  kochenden  Lösung  von  9  Tln. 
chlorsaurem  Kali,  45  Tln.  Salpeter  und  3*25  Tln.  gelbem  Blutlaugensalz  in 
80  Tln.  Wasser,  gemischt  mit  3*25  Tln.  Holzkohlenpulver  und  einer  geringen 
Menge  von  Stärke  und  chromsaurem  Kali,  worauf  das  Papier  bei  110<»  ge- 
trocknet und  in  Form  von  Patronen  gebracht  wird,  welche  nach  Bedürfiiis 
mit  einer  Lösung  von  Nitrocellulose  in  Essigsäure  coUodiirt  werden. 

8.  Poudre-gay  ist  dem  MBLLANo'schen  Papierpulver  verwandt. 


Explosivstoffe.  201 

9.  NiBssBR^s  Pulver  ist  eine  Mischung  von  45  bis  60  Tln.  chlor- 
saurem  Kali  mit  40  bis  55  Tln.  Weinstein  und  einer  geringen  Menge  gelben 
Bhitlaugensalzes.  * 

10.  Weisspulver  oder  Aoobrdrb  und  Pobi:.'8  Pulver,  deutsches 
Weisspulver,  auch  amerikanisches  Pulver  genannt,  besteht  ans  ungefähr 
2  Tln.  chlorsaurem  Kali,  1  Tl.  Zucker  und  1  Tl.  gelbem  Blutlaugen- 
salz.  £s  erweckte  im  Anfange  der  fün&iger  Jahre  die  Aufmerksamkeit 
als  Nebenbuhler  des  Schwarzpulvers,  aber  es  war  offenbar  zu  brisant.  Man 
bedient  sich  desselben  heute  noch  zur  Lüftung  von  Handrammen  beim 
Festkeilen  von  Pfählen  (Sbaw^s  Construction)  und  zwar  derart,  dass  jeder 
Schlag,  welcher  den  Pfahl  und  eine  darauf  gelegte  Sprengstoffpatrone  trifft, 

i  diese  zur  Explosion  bringt,  wodurch  einerseits  der  Stoss  der  Handramme 
gegen  den  Pfahl,  der  in  einem  leichten  Mörser  eingefasst  ist,  verstärkt  und 
demnach  der  Pfahl  mit  grösserer  Kraft  niedergetrieben  wird,  andererseits 
die  Ramme  in  die  passende  Höhe  geschleudert  wird. 

11.  Hapbnbgobe's  Pulver  ist  eine  Abart  des  vorhergehenden. 

12.  Habm^s  Pulver  ist  zusammengesetzt  aus  367  Tln.  chlorsaurem 
kaü,  168  Tln.  Schwefelantimon,  18  Tln.  Kohle  und  46  Tln.  Walrath. 

13.  Callon's  Sprengstoff  besteht  aus  einer  Mischung  von  chlor- 
saurem  Kali  und  Auripigment,  einem  Sprengsatze,  dessen  Rauch  noch  gefthr- 
lieber  ist  als  der  des  vorher  genannten,  Antimon  enthaltenden. 

14.  Köppbl's  Sicherheitssprengstoff  besteht  aus  chlorsaurem 
Kali  neben  Natron-  und  Kalisalpeter  und  Schwefel. 

15.  Sandob^  Sprengstoffe  sind  zusammengesetzt  aus  den  Bestand- 
teilen des  Schwarzpulvers  in  demselben  Verhältnis  wie  im  Pulver,  nebst 
chlorsaurem  Kali,  Antimonmetall  und  Roggenmehl. 

16.  Dbvinb's  Sprengstoff  besteht  aus  Nitrobenzol  und  chlor- 
saorem  Kali. 

17.  Bbnbdict's  Knallpräparat  enthält  auf  1  Tl.  amorphen  Phosphor 
4  Tle.  Mennige  und  1  Tl.  chlorsaures  Kali. 

18.  Asphalin  ist  ein  Gemisch  aus  36  Tln.  pyroschwefelsaurem  Kali, 
^  Thi.  Kalisalpeter  und  9*6  Tln.  Glycerin  neben  einem  für  sich  gehaltenen 
Oemenge  aus  gleichen  Teilen  chlorsaurem  Kali  und  Kohle. 

19.  TscHiRNBR^s  Sprengstoff  besteht  aus  5  Tln.  chlorsaurem  Kali, 
1.T1.  Nitrophenol  und  1  Tl.  Teer. 

20.  Samtlavillb^s  Sprengstoff  ist  Cellulose,  welche  in  eine  kochende 
Lösung  von  chlorsaurem  Kali  getaucht  und  hierauf  getrocknet  wiirde. 

21.  Rackarock')  ist  rot  geerbtes  chlorsaures  Kali  in  Patronen, 
welche  bei  der  Anwendung  in  Nitrobenzol  eingetaucht  werden,  bis  die 
Gewichtszunahme  33  Proc.  beträgt.  Rackarock  special^  ist  derselbe 
Körper,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  das  Nitrobenzol  12 — 16  Proc. 
Pikrmsäure  enthält. 


»)  TedaL-chem.  Jahrb.  6,  S.  173.  -  ^  Ibid.  S.  174. 


202  Explosivstoffe. 

22.  Björkmann's  Vigorit  ist  nitrirter  S3nrQp  mit  chlorsaurem  Kali, 
Salpeter  und  Cellulose. 

•    23.   Bbro^s  Nitropulver  enthält  chlorsaures  Kali,  Kali-  oder  Natron- 
salpeter und  nitrirte  Kohlenwasserstoffe. 

24.  Wahlenbbro^s  und  Sordström's  Sprengstoffe  bestehen  ans 
chlorsaurem  Kali  mit  nitrirten  Kohlenwasserstoffen  und  Ammoniaksalpeter. 

25.  Bengalin  ist  Kleie,  die  in  eine  Lösung  yon  chlorsaurem  Kali  ein- 
getaucht wurde  und  zwar  werden  3  Tle.  Kleie  auf  2  Tle.  des  Salzes  ge- 
nommen. 

26.  Paronb's  Sprengstoff  ist  aus  chlorsaurem  Kali  und  Schwefelkohlen- 
stoff zusammengesetzt. 

27.  Brain^s  Sprengpulver  enthält  chlorsaures  Kali  und  Salpeter,  Holz- 
kohle und  Sägespäne  aus  Eichenholz,  zusammen  0  Tle.  auf  4  Tle.  Nitroglycerin. 

2S,  Wbbbr^s  Pulver  besteht  aus  chlorsaurem  Kali  mit  Kohle,  Oel  und 
Pyroxylin. 

29.  Himlt's  Pulver  ist  zusammengesetzt  aus  einem  Gemenge  von 
1  Tl.  Pech  oder  festem  Kohlenwasserstoff,  3  Tln.  Kalisalpeter  und  4  TIn. 
chlorsaarem  Kali,  welches  mit  Benzin  gemischt  wird,  um  den  festen  Kohlen- 
wasserstoff anzufeuchten,  dann  gepfesst,  getrocknet  und  wie  gewöhnliches 
Pulver  gekörnt  wird. 

30.  Vriel  ist  Pulver,  in  welchem  1  Teil  des  Salpeters  durch  chlor- 
saure» Kali  ersetzt  ist. 

31.  Norwegische  Knallzundröhren  für  Kanonen  enthalten  6  Tle. 
cklorsaures  Kali,  2  Tle.  Schwefel  und  1  Tl.  Kohle.  Für  die  norwegischen 
FrictionjBznndröhren  besteht  der  Satz  aus  8  Thi.  chlorsaurem  Kali,  8  Tln. 
Schwefelantimon,  2  Tln.  Schwefel,  2  Thi.  Kohle  und  5  Tln.  Gummilösung. 
Pur  Hinterladerkanonen  enthalten  sie  1  Tl.  ehlorsaures  Kali,  1  Tl.  Schwefel- 
antimon und  2  Tle.  Glaspulver. 

3^2.  HoRSLBv's  Knalls  atz  ist  ein  Gemenge  aus  1  Tl.  Galläpfelpulver  mit 
3  Tln.  chlorsaurem  Kali.  Es  wurde  in  Oesterreich  eine  Zeit  lang  ange- 
wendet für  die  Zändhütohen  der  Infanteriegewehre,  dürfte  sieh  aber  nicht 
bewährt  haben. 

33.  Abbl's  Zündröhren  enthalten  ehlorsaures  Kali  und  Phosphor- 
Kupfer. 

Diese  grosse  von  Crorquist  gegebene  Liste  der  Ohloratputver  ist  noch 
keineswegs  vollständig.  Wir  erinnern  nur  an  Vulcanit^)  und  an  die  neuen 
Chloratpulver  von  Maxwell  und  Lewall,  von  Lindslbt  und  von  Habkas, 
welche  sämtlich  im  Techn.-chem.  Jahrb.  8,   191   besprochen  wurden. 

b)  Pikratpiriver.  L  Dbsiomolle's  Pulver  ist  eine  Mischung  entweder 
aus  gleichen  Teilen  Kalisalpeter  und  pikrinsaurem  Kali  oder  aus  45  Proc. 
des  ersteren  und  55  Proc.  des  anderen  Körpers.  Dieser  Sprengstoff  wird 
bei  Beuchet  in   einem  pulverförmigen,  etwas  feuchten  Zustande  zusammen- 


1)  Techn.-chein.  Jahrb.  7,  S.  146. 


Salpeter. 

Kohle. 

74-4 

9-2 

79-7 

10-7 

80-0 

HO 

650 

64 

69-4 

7-7 

Explosivstoffe.  203 

gearbeitet,  gepresst  und  gekörnt  und  findet  Anwendung  in  Bergwerken  und 
als  Fällungsmaterial  far  Granaten  u.  dgl.  Zur  Anwendung  desselben  zu 
Schusswaffen  wird  er  mit  HolzkohlenpulTer  vermischt,  so  dass  das  Yer- 
h&ltms  wird  für: 

Pikrinsaures  Kali. 

Kanonenpulver,  gewöhnL     ...  16*4 

...  9-6 

a  für  grob.  Kaliber  90 

Handgewehrpulver      .....  28*6 

229 

BmueiRB  in  Frankreich  und  Abel  in  England  wandten  unge^r 
gleichzeitig  54  Tle.  Ammoniumpikrat  in  Mischung  mit  46  Tln.  Salpeter  als 
Sprengstoff  an,  die  Mischung  ist  sowol  zur  Fallung  von  Granaten,  als  für 
Handfeuerwaffen  bestimmt. 

2.  Heraklin  und  Diorrexin*)  bestehen  aus  S&gesp&nen,  welche  mit 
Pikrinsäurelösung  getränkt  und  darauf  mit  Kalium-  oder  Natriumnitrat  und 
Schwefel  gemischt  sind. 

3.  Der  NonBL^sehe  Pikratsprengstoff  besteht  aus  gleichen  Teilen  pikrin- 
saurem  Bleioxyd  oder  Kali  und  Kalisalpeter  mit  einem  Zusatse  von 
0*1  Proc.  Gummi,  femer  mit  Sprenggelatine  und  Schiessbaumwolle  (Ueber 
«Melinit*^  siehe  unten). 

4.  Bronolith^  wird  eine  Mischung  von  pikrinsaurem  Baryt-Natron 
ond  pikrinsaurem  Bleioxyd-Natron  mit  Kalisalpeter  und  hoch  nitrirtem  Naph- 
talin  genannt 

5.  BoRUNBTTo's  Spreugstoff,  welcher  ans  10  Tln.  Pikrinsäure,  10  Tln. 
Natriumnitrat  und  8*5  Tln.  Kaliumchromat  bestand,  war  weder  gegen  Stoss, 
noch  gegen  Reibung  empfindlich  und  fand  keine  grosse  Anwendung. 

Im  Anschlüsse  hieran  sei  der  vielbesprochene  neue  Sprengstoff  Melinit 
berücksichtigt.  Derselbe  ist  eine  Mischung  von  Pikrinsäure  mit  Collodium 
oder  Nitrocellulose.  Von  letzterer  wird  zuerst  eine  ätherische  Losung  her- 
gestellt, in  welche  man  dann  die  Pikrinsäure  einträgt.  In  dem  Patente  von 
E.  TüRPiN  in  Paris  (D.  P.  38734)  werden  dem  Melinit  alle  möglichen  schönen 
stabilen  Eigenschaften  nachgerühmt,  wie  dies  genau  ebenso  bei  jedem  neu- 
erfondenen  Sprengstoff  geschieht.  In  seltsamem  Contraste  hierzu  steht  die 
Thatsache,  dass  die  bekannte  Explosion  von  Beifort  nach  Bbrthblot  „durch 
(äe  chemische  Reaction  zwischen  dem  Melinit  und  dem  Metalle  der  Bombe 
nnter  dem  Einflüsse  der  Feuchtigkeit**  hervorgerufen  wurde,  und  dass 
ScBBiBLBR  die  mit  der  Zeit  eintretende  Selbstzersetzung  des  Melinits  unter 
Bildung  von  Zucker  nachgewiesen  hat.  In  Frankreich  behauptete  man 
zwar,  dass  Scheiblbr  unmöglich  richtiges  Melinit  in  Händen  gehabt  haben 
könne,  hat  aber  doch  inzwischen  die  Fabrikation  dieses  Sprengstoffes,  welche 
bereits  50  Mill.  Frcs.  verschlungeu,  eingestellt. 


I)  Teehn.-chem.  Jahrb.  7,  S.  145.    >)  Teohn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  188. 


L 


204  Explosiystoflfe. 

Erwähnt  sei  hier  noch,  dass  Türpin  die  ünempfindlichkeit  der  Pikrin- 
säure erhöhen  will:  1.  durch  Compression,  wodurch  gleichzeitig  die  Dichtig- 
keit vermehrt  wird.  Die  Pikrinsäure  verhielte  sich  somit  umgekehrt  wie  die 
Schiesswolle,  deren  Sensibilität  durch  Comprimiren  gerade  wesentlich  erhöht 
wird;  2.  durch  Vermischen  mit  einer  Lösung  arabischen  Ghimmis  oder  mit 
irgend  einem  geeigneten  Fett,  z.  B.  schweren  Oelen,  welche  letztere  die 
Pikrinsäure  nach  dem  Trocknen  der  Mischung  unlöslich  machen;  3.  durch 
Vermischen  mit  einer  etwa  3 — 5proc.  Gallerte  von  CoUodium  in  einer 
Alkohol-  und  Aethermischung.  Die  Pikrinsäure  ^oll  hierdurch  derart  ver- 
dichtet und  zusammengeballt  werden,  dass  sie  bequem  in  jede  beliebige 
Form  gebracht  werden  kann.  Die  auf  vorgenannte  Weise  erhaltene  Masse 
wird  in  geschlossenen  Behältern  schon  durch  1 — 3  g  Knallsilber  zur  Ex- 
plosion gebracht.  Das  Maximum  an  Ünempfindlichkeit  erlangt  die  Masse 
beim  Schmelzen.  Die  geschmolzene  Pikrinsäure  verhält  sich  ähnlich  wie 
angefeuchtete  Schiesswolle,  d.  h.  man  kann  sie  auch  unter  Wasser  durch 
ein  Zündhütchen,  welches  trockene  Pikrinsäure  enthält  und  selbst  durch 
Knallsilber  entzündet  wird,  zur  Explosion  bringen.  —  Wir  haben  uns 
mit  dem  vorläufig  verunglückten  Melinit  etwas  eingehend  beschäftigt, 
weil  vielleicht  spätere  Versuche  in  ähnlicher  Richtung  erfolgreicher  sein 
können. 

3.  Schiessbanm wolle. 

üeber  die  Fabrikation  der  Schiesswolle  in  Kruppamühle  (Oberschlesien) 
berichtet  K.  in  der  Chem.  Z.  (1887,  37  u.  51):  Aus  englischen  Twisten  resp. 
den  Abfallen  dieser  Stoffe  wird  mittelst  des  Reisswolfes  wieder  «fein  zer- 
teilte Baumwolle  gerissen  und  diese  durch  mechanische  Vorrichtungen  be- 
kannter Art  in  die  Form  von  Watten  gebracht,  die  in  Rollen  von  etwa  0*6  m 
Höhe  aufgestellt  werden.  Die  Salpetersäure  wird  am  Orte  gewonnen.  Jeder 
Ofen  enthält  zwei  eiserne  Retorten  für  je  8  Ctr.  Natronsalpeter,  luid  muss 
das  Feuer  in  6  Stunden  so  geleitet  sein,  dass  die  eine  Retorte  warm,  die 
andere  dagegen  kühl  geworden  ist.  Jede  Retorte  ist  mit  6  cascadenartig 
aufgestellten  Bombonnes  verbunden.  Das  Erhitzen  hört  auf,  wenn  der  Hals 
des  4.  Gefässes  anfangt,  warm  zu  werden. 

Die  Wollwatte  wird  wenige  Minuten  in  das  Säuregemisch  getaucht, 
alsdann  von  den  mechanisch  anhaftenden  Säuren  durch  schwaches  Drücken 
in  der  Hauptsache  befreit,  dann  aber  nicht,  wie  dies  bei  der  Fabrikation 
im  Kleinen  geschieht,  sorgfaltig  ausgewaschen,  sondern  in  der  Menge  von 
immer  1  kg  in  kleine  Thontöpfe  gebracht,  die  mit  einem  losen  Deckel  ver- 
sehen werden.  In  diesen  bleibt  die  nitrirte  Wolle  24  Stunden.  Alsdann 
wird  ihr  durch  Ausschleudern  die  noch  freie  Säure  entzogen,  und  dann  erst 
wandert  sie  in  grosse  Waschbottiche,  um  durch  wiederholtes  Waschen  mit 
reinem  Wasser  von  den  letzten  Säurespuren  befreit  zu  werden.  Die  ge- 
fahrlichste Arbeit  bildet  das  Pressen  der  Schiessbaumwolle.  Die  nitrirte 
Wolle  kommt  nacheinander   auf   mehrere,   immer  höheren  Druck  ausübende 


Explosivstoffe.  205 

Pressen.  Bei  der  letzten  Presse  darf  der  Arbeiter  während  der  Arbeit  nicht 
herangehen.  Von  einem  Sicherheitshäuschen  aus  wird  die  Presse  an-  tind 
abgelassen.  Die  gepresste  Masse  erhält  durch  Messer  und  Feile  ihre  Voll- 
endung.  Je  nach  dem  Zweck  und  dem  Wunsche  des  Abnehmers  werden 
cylindrische  oder  prismatische  Stücke,  ja  auch  vollständige  Formsteine  ge- 
presst  Das  Trocknen  geschieht,  wenn  es  das  Wetter  gestattet,  im  Freien, 
wo  die  einzelnen  Studie  auf  hölzernen  Latten  ruhen,  sonst  im  Trocken- 
hänschen.  Besonderes  Interesse  bietet  der  Raum,  in  welchem  die  Vorräte 
an  fertigem  Material  aufgespeichert  sind.  Wenn  man  in  den  leichtgebauten 
Baum  eintritt,  ohne  Kenntnis  von  der  inneren  Beschaffenheit  der  Waare 
m  haben,  würde  man  meinen,  in  einer  Ghamottewaarenfabrik  zu  sein,  so 
gleicht  die  Waare  in  ihrer  *  Farbe  imd  ihren  Formen  den  genannten 
Fabrikaten. 

Für  die  preussischen  Torpedos  hat  das  Sprengmaterial  die  Form  eines 
etwa  4 — 479  dm  hohen,  oben  offenen  Kegels.  Der  letztere  ist  nicht  etwa 
aas  einem  Stück,  sondern  besteht  aus  einem  schornsteinähnlichen  Aufbau 
von  Fa^nstücken,  die  einzelnen  Teile  sind  ohne  Bindemittel  nach  Art  des 
gewöhnlichen  Maurerverbandes  aufeinander  gelegt.  In  die  obere  Oeffiiung 
wird  für  den  Gebrauchsfall  die  Schlagröhre  eingeschoben.  Die  Füllungen 
der  österreichischen  Torpedos  stellen  im  Gegensatz  hierzu  einen  cylindri- 
schen  Körper  vor,  der  in  seinen  einzelnen  Teilen  ähnlich  wie  der  vorige 
aufgebaut  ist. 

Die  Wolle  erhält  nach  dem  Nitriren  noch  einen  Zusatz  von  1 — 2  Proc. 
Alkali.  Es  wird  dieser  Zusatz  von  den  Auftraggebern  verlangt,  um  der 
Selbstentzündlichkeit  des  Präparates  mit  Sicherheit  vorzubeugen.  In  der  so 
gdieferten  Form  ist  die  Schiessbaumwolle  ohne  jede  Gefahr  zu  transportiren. 
Wiederholte  Versuche  haben  gelehrt,  dass  die  Explosion  weder  durch  Schlag 
allein,  noch  durch  Entzündung  allein  erfolgt;  Schlag  und  Entzündung  müssen 
vielmehr  gleichzeitig  wiAen. 

Nach  E.  Allary  (Bull.  soc.  chim.  1887,  102)  werden  die  rückstän- 
digen Säuren  der  Schiesswollbereitung  zuerst  durch  Decantation,  dann 
durch  Filtration  über  Quarz  von  Schiessbaum  wollteil  chen  befreit  und  als- 
(kmn  einer  einfachen  Destillation  unterworfen.  Es  wurden  hierbei  aus 
100  kg  erhalten:  10  kg  Salpetersäure  von  50 »  B,  6*3  kg  Salpetersäure  von 
10°  B.  und  82'3  kg  klare  farblose  Schwefelsäure  von  62  °  B.  Letztere 
lieferte  bei  weiterer  Destillation  67'5  kg  Säure  von  66  °  B.  Die  so  regene- 
rirten  Säuren  sind  hinreichend  concentrirt,  um  wieder  zur  Schiesswollfabri- 
kation  benutzt  zu  werden.     Die  Salpetersäure  muss  gebleicht  werden. 

Die  Herstellung  einer  feinkörnigen  Nitrocellulose  hat  die 
Dbotschb  Spremostopp  - A0TIBNGB8BLL8CRAPT  in  Hamburg  angegeben  (D.  P. 
36061).  Sie  verwendet  hierzu  die  Abfölle  der  schwunghaft  betriebenen 
Steüinussknopffabrikation.  Die  Steinnuss  enthält  bis  92  Proc.  Cellulose. 
Ibre  etwa  0*0025  mm  grossen  hexagonalen  Zellen  zeigen  eine  regelmässige 
Durchlöcherung,  wodurch  sie  der  Nitrirsäure  eine  grosse  Angriffsfläche  dar- 


206  Explosivstoffe. 

bieten.  Die  Früchte  werden  geschält  und  fein  gepulvert  Durch  Auskochen 
des  Pulvers  mit  Natronlauge  werden  die  geringen  Mengen  stickstoffhaltiger 
Substanz,  Fett,  Dextrose,  Pectin  und  Dextrin  entfernt.  Das  Mehl  wird  ge- 
waschen, getrocknet  und  nitrirt.  Das  Product  ist  sehr  feinkörnig,  nicht 
filzend,  und  die  Körner  besitzen  grosse  Glätte. 

Verfahren  zur  Herstellung  von  Patronenhülsen  bezw.  eines  Spreng- 
stoffes aus  Schiessbaumwolle  (D,  P.  36718).  Max  von  Wbndlakd  in 
Bemried.  Gewöhnliche  Schiessbaumwolle  wird  mit  einer  wässrigen  Lösung 
von  chlorsaurem  Kali  getränkt  und  getrocknet  Dieselbe  wird,  sodann  ent- 
weder mittelst  Collodium  au%elöst  und  durch  Au^iessen  dieser  Masse  auf 
Glasplatten  in  Form  von  Blättern  gebracht,  welche  sodann  zur  Herstellung 
der  Patronen  dienen.  Oder  aber  die  wie  oben  angegeben  vorbereitete 
Schiessbaumwolle  wird  in  feine  Teile  zerschnitten  und  auf  100  Teile  mit 
12—14  Teilen  Collodium  bespritzt  und  getrocknet,  worauf  sie  als  Schiess- 
bezw.  Spreugpulver  verwendet  wird. 

Körnige  Nitrocellulose  (besonders  Dinitrocellulose)  von  gleich- 
massiger  Härte  wird  nach  dem  Engl.  P.  8951/1886  von  Johnson  durch 
Behandeln  mit  Campher  hergestellt.  Die  Nitrocellulose  kann  rein,  oder  mit 
Kalium-  oder  Bariumnitrat,  Hydrocellulose,  Holzmehl,  Stärkegummi,  Lampen- 
russ  ^der  Holzkohle  vermischt  sein.  Die  Kömer  werden  zunächst  behufs 
Entfernung  von  Feuchtigkeit  erhitzt  und  dann  mit  einer  Lösung  von  Gampher 
in  Petroleumbenzin  (jedenfalls  aber  in  einer  unter  100<>  siedenden  Flüssig- 
keit) gesättigt.  Die  mit  der  Lösung  gesättigten  Kömer  werden  zur  Ve^ 
dampfung  des  flüchtigen  Lösungsmittels  erwärmt.  Sodann  wird  auf  eine, 
100  o  nicht  übersteigende  Temperatur  erhitzt,  wobei  der  Campher  auf  die 
Kömer  einwirkt  und  ihnen  die  geforderte  Härte  giebt.  Schliesslich  wird 
der  Camphor  durch  Sublimation,  Verdampfung  oder  Auswaschen  entfernt 

Verfahren  und  Apparate  zum  Waschen,  Entförben  und  Trocknen 
von  Pyroxylin  Hess  sich  Mowbray  (Ver.  St.  P.  349658  und  349659) 
patentiren. 

Aiihang:  Bas  Celluloid. 

Die  Anwendung  des  Celluloids  zum  Schutze  von  Schif fsböden  gegen 
Ablagerung  von  Pflanzen  oder  Muscheln  hat  sich  nach  Dingl.  (2Ä1,  354) 
bewährt.  Man  befestigt  am  Schiffsboden  eine  ungefärbte  Celluloidplatte  von 
etwa  1*6  mm  Stärke  und  1  qm  Fläche.  Dabei  sei  noch  bemerkt,  dass 
der  Preis  des  Celluloids  gegenwärtig  auf  etwa  6  M.  pro  1  kg  ge- 
sunken ist 

Herstellung  von  Celluloidfirnissen  (D.  P.  27031  Campagnk 
generale  de  chromolühie  in  Paris).  Ein  schwammförmiges  Celluloid  wird 
hergestellt,  indem  die  Celluloidmasse  gleich  nach  der  Bereitung  einem 
Vacuum  ausgesetzt  wird,  so  dass  Alkohol  und  Campher  rasch  verdampfen. 
Auch  kann  man  die  noch  feuchte  Masse  mit  Löchern  versehen  und  dann 
rasch  trocknen.  Dieses  poröse  Celluloid  löst  sich  in  hohem  Maasse  und 
schnell  in  den  Lösungsmitteln.    Zu  der  Lösung  in  Aether-Alkohol  wird  noch 


Explosivstoffe.  207 

Essigsäure  und  Amylacetat  gesetzt  Dadurch  soll  der  Fimiss  auf  Gegen- 
stände  haltbar  aufgetragen  werden  können,  auch  wenn  diese  nicht  erwärmt 
und  nicht  trocken  sind.  Als  geeignetes  Verüahren  wird  angegeben,  das 
poröse  Celluioid  erst  mit  Essigäther  und  Essigsäure  zu  digeriren,  dann  Aether, 
darauf  ein  Gemisch  von  Ricinusöl  und  Alkohol,  dann  Terpentinöl,  Alkohol 
und  Amylacetat  hinzuzusetzen. 

Vergolden  nicht  metallischer  Stoffe,  wie  Celluioid,  Vulcanit  (Engl. 
P.  2577  Fb.  Ltmak  in  San  Jays,  Chile).  Die  hauptsächlich  für  zahnärzt- 
liche Zwecke  bestimmten  Geg^ist&nde  werden  zunächst  in  ein  Silbemitrat- 
bad, dann  in  Gallussäurelösung  getaucht.  Dann  werden  sie  galyanisch 
rergeldet. 

Eine  celluloidähnliche  Masse,  welche  als  Ersatz  für  Elfenbein, 
Hom,  Koralle,  Kautschuk  n.  dgl.  dienen  soll,  von  Fb.  Gbbbning  in  London 
(Eb^  P.  2481/1886)  ist  wesentlich  Nitrocellulose:  Nach  Bildung  und  Aus- 
waschung derselben  wird  sie  der  Einwirkung  yon  Ammoniakgas  ausgesetzt, 
sodann  für  einige  Zeit  mit  einw  Lösung  Ton  Aluminiumsulfat  in  Berührung 
gebracht.  Das  so  erhaltene  Product  soll  nicht  explosiv  sein.  Um  es 
plastisch  zu  madien,  wird  es  mit  einem  in  Methylalkohol  gelösten  Gemisch 
von  Naphtsdin  und  Chlorzink  zusammengeknetet.  Zur  Erhöhung  der  Dichtig- 
keit und  Unentzündbarkeit  kann  ausser  den  verlangten  Farbstoffen  und 
efent  Harzen  noch  5  bis  300  Proc.  festes  Thonerdesulfat  zugefügt  werden. 

^n  n^tes  Verfahren  zum  Färben  von  Celluioid  hat  sich  die 
Cmpagnie  frtmgaite  du  eeIMM  patentiren  lassen  (Fr.  P.  177524). 

4.  I^itroglfcerinsprengstoffe. 

a)  NKrOflyoerin.  Um  Nitroglycerin  verhältnismässig  unexplosiv  während 
der Aufbewidirung zumachen,  hatte  Nobbl  bekanntlich  an&nglich Methylalkohol 
benutzt  Aber  wegen  dessen  Flüchtigkeit  war  der  Schatz  nicht  genügend. 
Jetzt  will  N.  nach  dem  Engl.  P.  5852/1886  das  Nitroglycerin  mit  ni^ht 
oder  wenig  flüchtigen  Lösungsmitteln  verdünnen.  Vornehmlich  soll  Teer  öl 
Ten  einem  Siedepunkte  von  über  200°  Verwendung  finden,  indem  100  Tle. 
Nitro^ycerin  mit  50  Tln.  Teeröl  vermischt  werden,  wodurch  man  eine 
praktisch  inexplosive  Flüssigkeit  erhält.  Um  dem  Nitroglycerin  die  Explo- 
sionsfthigkeit  wiederzugeben,  werden  der  obigen  Mischung  etwa  100  Tle. 
Oelsäure  unter  ümschütteln  zugesetzt.  Anstatt  dieser  kann  auch  Pe- 
troleum, Schwefelkohlenstoff  oder  ein  anderes  Lösungsmittel  für  Teeröl,  in 
welchem  Nitroglycerin  unlöslich  ist,  genommen  werden.  Das  ausgeschiedene 
Nitroglycerin  enthält  noch  etwas  Teeröl,  was  aber  nicht  schädlich  ist 

b)  DyDamite.  Zur  Neutralisation  der  Dämpfe,  welche  bei  der 
Explosion  von  Nitroglycerin  und  ähnlichen  Sprengstoffen  auftreten,  wird  eine 
Composition  aus  kohlensaurem  und  harnsaurem  Ammonium,  Kalk  und  Eisen- 
sulfat  empfohlen  (Ver.  St  P.  354345  Th.  Pricb,  San  Francisco). 

Zur  Darstellung  gefahrloser  Explosivstoffe  werden  nach  Alfbbd 
Nobel  m  Paris  (D.  P.  36872)  Nitrate  des  Kaliums,  Natriums,  Ammoniums 


208  Explosiystoffe. 

oder  Bariums  oder  chlorsaures,  resp.  überchlorsaures  Kali  mit  Nitroglycerin 
(in  gewöhnlichem  Zustande  oder  mittelst  aufgelöster  Nitrocellulose  dick- 
flüssig gemacht,  gelatinirt)  innig  ohne  Beigabe  anderer  brennbarer  Stoffe 
gemengt.  Der  Explosivstoff  kann  je  nach  den  Mischungsverhältnissen  sowol 
als  Sprengmittel  als  auch  zu  Schiesszwecken  dienen. 

üeber  den  neuen  Sprengstoff  Roburit^)  berichtet  sein  Erfinder 
C.  Roth.  Derselbe  gehört  zu  den  sog.  combinirten  Sprengstoffen  und  setzt  sich 
aus  zwei,  physikalischen  Einwirkungen  (wie  Reibung,  Stoss,  Schlag,  Wärme) 
gegenüber  sich  passiv  verhaltenden,  Componenten  zusammen,  welche  im- 
mittelbar  vor  der  Anwendimg  und  zwar  in  eigens  dazu  an  den  Hauptconsum- 
plätzen  eingerichteten  Mischanstalten  innig  vermengt  werden.  Auch  der 
fertige  Sprengstoff  ist  vollkommen  indifferent  gegen  Stoss,  Reibung, 
Schlag  etc.,  brennt,  ins  offene  Feuer  geworfen,  mit  heller  Feuererscheinung, 
ohne  zu  explodiren,  und  ist  nur  durch  eine  intensive  Stichflamme, 
wie  die  durch  eine  Knallquecksilber-Kapsel  erzeugte,  zur  Explosion  zu 
bringen.  Der  SauerstofFträger  besteht  aus  salpetersaurem  Kali,  Natron  oder 
Ammoniak.  Der  andere  verbrennliche  Stoff  stellt  ein  Gemenge  von  Chlor- 
nitroverbindungen  der  Benzolreihe  dar.  Die  Mischung  mit  dem  Sauerstoff- 
träger findet  in  einem  solchen  Verhältnis  statt,  dass  aller  Kohlenstoff  zu 
Kohlensäure,  aller  Wasserstoff  zu  Wasser  verbrennen  muss,  während  das 
vorhandene  Chlor  in  Chloralkali  umgesetzt  wird.  Das  Zugegensein  von 
Chlor  in  den  Nitroverbindungen  der  aromatischen  Reihe  bewirkt  einen 
lockernden  Einfluss  auf  die  Nitrogruppen  und  macht  letztere  gegen  den  Stoss 
einer  Knallquecksilber-Kapsel  bei  Gegenwart  eines  Sauerstoffträgers  reactions- 
fahiger,  als  wenn  reine  Nitroverbindungen  zur  Verwendung  kommen. 
Ausserdem  wird  die  Kraft  um  mindestens  20  Proc,  gegenüber  den  aus 
reinen  Nitroverbindungen  und  Sauerstoffträgem  dargestellten  Sprengstoffen, 
erhöht.  Durch  einfaches  Mischen  mit  Wasser  verliert  das  Roburit  seine  Ex- 
plosionsföhigkeit  und  wird  unschädlich,  was  zuweilen  von  Vorteil  sein  kann. 
Andererseits  könnte  die  Einwirkung  von  Feuchtigkeit  auf  den  Sprengstoff 
auch  in  manchen  Fällen  die  Anwendbarkeit  beeinträchtigen;  deshalb  sind 
Versuche  im  Gange,  um  die  Einwirkung  der  Feuchtigkeit  unschädlich  zu 
machen.  Roburit  gelangt  hauptsächlich  im  Kohlenbergbau  zur  Anwendung, 
da  es  vorzüglichen  Stückkohlenfall  liefert  und  Schlagwetter  nicht  wie  Schiess- 
pulver zündet. 

üeber  Roburit  berichten  auch  „Industries**  1887,  139. 
Das  Atlas-Pulver,    welches    von  der  Bepanno   Chemical' (hmpainiy 
in  Philadelphia  hergestellt  wird,  besteht  aus: 

Natronsalpeter 2  oder  34 

Holzfaser 21      „      14 

Magnesiumearbonat     ...         2     „       2 
Nitroglycerin 75     „     50 


1)  Techii.-chem.  Jahrb.  1887,  S.  588. 


Explosivstoffe.  209 

0.  Gdttmann  (Dingl.  261,  27)  macht  aus  dem  Berichte  des  Generals 
Abbot  in  New-Tork  aber  unterseeische  Minen  Mitteilungen. 

Das  JoDsoN-Pulyer  wird  demselben  Berichte  zufolge  \on  der 
Judson  Fowder  Company  in  Rustic  fabricirt  und  zeigt  folgende  Zusammen- 
setzung: Natronsalpeter  64,  Schwefel  16,  Cannelkohle  15,  Nitroglycerin  5 
Tle.  Salpeter,  Schwefel,  Kohle  werden  zuerst  für  sich  gemahlen  und  sodann 
in  einer  Trommel  gemischt.  Das  entstandene  Mehlpulver  wird  in  einem 
Dampfkocher  unter  fortwährendem  Umrühren  bis  zum  Schmelzen  des  Schwe- 
fels erhitzt.  Nach  dem  Abkühlen  bildet  die  Masse  Körner,  welche  gesiebt 
imd  durch  Mischen  mit  Nitroglycerin  oberflächlich  bedeckt  werden.  Man 
beabsichtigt  dabei,  ebenso  wie  Mowbbat  mit  seinem  Miea'PotodeTy  durch 
fehle  Verteilung  des  Nitroglycerins  über  nichtsaugende  Körper  eine  lebhaf- 
tere Explosion  hervorzurufen,  wozu  die  active  Basis  mitwirken  soll. 

Setzt  man  die  Sprengwirkung  von  Dynamit  I  zu  100,  so  hat  Atlas- 
Pulver  ebenfalls  100,  JoDsos-Pulver  38—39. 

Verkohlten  Kork  als  Absorptionsmittel  für  Nitroglycerin  wendet  Borlahd 
(Engl.  P.  758/1886)  an.  • 

Jacob  Engels  in  Kalk  bei  Deutz  hat  sein  früher  beschriebenes  Spreng- 
mittel *)  verbessert  (D.  P.  36705).    Die  neue  Zusammensetzung  ist: 
5  bis  10  Pyroxylin  0*5  bis  1*0  Nitromannit 

70    „    60  Nitroglycerin  0*5  Wasserglas 

15*5    „    18  Pyropapier  8    „     10  Salpeter. 

0-5  Nitrostätke 

Das  Gemisch  wird  mit  0*5  Grew.  -Tln.  Nitrobenzol  versetzt,  wodurch  die 
Nitroverbindungen  nach  5— 10  Tagen  sich  zu  einer  festen  Masse  vereinigen. 
Die  plastische  Masse  wird  in  die  Form  von  Patronen  gebracht,  die  eine 
Höhlung  zur  Aufriahme  des  Zünders  besitzen  und  einen  luftdichten  Ueberzug 
von  Collodium,  Paraffin  u.  dgl.  erhalten. 

Verfahren  zur  Herstellung  eines  Pyroxylin  und  Nitro  der  ivate  der 
Harze  enthaltenden  Schiesspulvers.  (D.  P.  38363.  Ed.  Schdltzb  in  Hatz- 
bach.)  Durch  Beimengung  eines  neuen  Nitrokörpers  zu  einem  aus  Pyroxylin 
und  Salpeter  hergestellten  Pulver  soll  diesem  grosse  Treibkraift  unter  Ver- 
meidung ieder  Sprengwirkung  gegeben  werden.  Jener  Bestandteil  wird 
durch  Behandlung  von  Harzproducten,  wie  Terpentin,  Terpentinöl,  Colopho- 
nium  etc.,  mit  Salpetersäure  von  1*42  bis  1*46  Vol.  Gew.  bei  Wasserbad- 
wänne  erhalten.  Dabei  sollen  Nitroproducte  entstehen.  Diese  Stoffe  sollen 
höchstens  Via  der  Pulvermasse  ausmachen.  Für  ein  kräftiges  Schiesspulver 
wird  angegeben:  1  Tl.  nitrirtes  Harz,  5  Tle.  Pyroxylin  und  6  Tle.  Salpeter. 
Unter  Zusatz  von  Bindestoffen  erfolgt  die  Körnung.  Das  fertige  Pulver  kann 
mit  Paraffin,  Collodium  etc.  geglättet  werden. 

Der  LAMM'sche  Sprengstoff  (Engl.  P.  13690/1885)  wird  erhalten 
durch  Mischen  eines  festen  Nitrats  mit  einem  festen  Nitrokohlenwasserstoff, 

*)  Tedm.-chein,  Jahrb.  8,  S.  157. 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  24 


210  Explosivstoffe. 

wie  Dinitrobenzol,  Trimtronaphtalin  oder  Nitrotoluol  oder  einem  Gemisch 
dieser  Substanzen.  Beide  Stoffe  werden  gepulvert  und  in  einem  rotirenden 
Cylinder  zusammen  erhitzt. 

Der  Sprengstoff  Forcit  besteht  aus  54  bis  72  Proc.  Nitroglycerin  mit 
aufsaugendem  Pulver  und  soll  besser  wirken  als  Guhr-Dynamit. 

Ein  M.  EissLBB  in  New-Tork  patentirter  Sprengstoff  (Yen  St.  P.  347434) 
besteht  aus  einem  innigen  Gemische  von  granulirten  Nitraten,  Nitrocellulose 
und  Nitroglycerin,  sowie  Roggenmehl  als  Bindemittel. 

Eine  explosive  Mischung,  die  nur  durch  eine  sehr  kraftige  Initial- 
detonation zur  Explosion  gebracht  werden  kann,  besteht  nach  H.  Schobsbwkg 
in  Dudweiler  (Engl.  P.  6664  v.  18.  Mai  1886)  aus  218  Tln.  Dinitronaphtalin 
und  720  Tln.  Ammoniumnitrat.  Weniger  kr&ftige  Zünder  genagen  für  eine 
Mischung  von  2  Thi.  Dinitrobenzol  und  5  Tln.  Ammoniumnitrat. 

Ein  Sprengstoff  „Nitrocarburin*  wurde  Baillbt  (Belg.  P.  74387), 
ein  ebensolcher,  genannt  „Emilit^  Audouin  (Franz.  P.  179740),  ein  Spreng- 
stoff „Silesit*'  PiBTBowEoz  und  Sicobst  (Fr.  P.  175084),  ein  namenloser 
Sprengstoff  R.  H.  Ponshon  (Engl.  P.  11140)  patentirt. 

5.  Enallquecksilber. 

Darstellung  von  Enallquecksilber  sowie  salzsaurem  Hydro- 
xylamin  und  sichere  Aufbewahrung  des  letzteren.  Von  E.  Bbckmabs 
(Ber.  1886,  993).  Man  löst  50  g  Quecksilber  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
in  600  g  Salpetersäure  von  1*4  spec.  Gewicht,  giebt  die  Lösung  in  einen 
51  fassenden,  weithalsigen  Rundkolben,  bringt  die  Flüssigkeit  auf  eine 
Temperatur  von  25— 30  **  und  trägt  nun  aus  einer  Eochflasche  550  g  Alkohol 
(98'5proc.),  der  ebenfalls  auf  25—30°  gebracht  ist,  ein. 

Zunächst  wird  etwa  die  Hälfte  des  Alkohols  auf  einmal  zugefügt,  wobei 
ein  ganz  ungefährliches  Geprassel  entsteht,  dann  giebt  man,  wenn  die 
Flüssigkeit  statt  hellgelb  braun  zu  werden  beginnt,  Alkohol  nach,  da  sonst 
die  Reaction  so  heftig  werden  könnte,  dass  der  Kolbeninhalt  heraus- 
geschleudert würde.  Die  entweichenden  Dämpfe  werden  durch  ein  weites 
Rohr  abgeleitet,  dürfen  aber  mit  keiner  Flamme  in  Berührung  kommen,  da 
sonst  eine  heftige  Explosion  stattfinden  kann.  Sobald  rote  durchsichtige 
Dämpfe  kommen,  unterbricht  man  die  Reaction  durch  Eingiessen  von  11 
Wasser  und  filtrirt  das  abgeschiedene,  grauweisse  Knallquecksilber.  Auf 
diese  Weise  kann  man  mit  2  Kolben  leicht  1  kg  Knallquecksilber  in  Vs  ^^^ 
darstellen.  Nach  dem  Auswaschen  lässt  sich  das  noch  feuchte  Präparat  leicht 
durch  Behandlung  mit  Salzsäure  nach  Carstanjbh  u.  Ehbenbbbo  in  salzsaures 
Hydroxylamin  überführen.  250  g  Quecksilber  liefern  im  Durchschnitt  100  g 
Hydroxylaminsalz.  Ohne  Kostenberechnung  für  Schwefelwasserstoff  Leucht- 
gas, Arbeit  usw.,  aber  auch  ohne  die  Möglichkeit  der  Wiedergewinnung  des 
Quecksilbers  in  Anschlag  zu  bringen,  stellt  sich  der  Preis  pro  100  g  auf 
7*5  Mark  gegen  30  Mark  des  jetzt  käuflichen. 

Nach   de  Brutn  (Ber.  1886,  1370)   kann   man   diese   Darstellung  des 


i 


f 


Explosivstoffe.  211 

Enallquecksilbers  dadurch  ganz  gefahrlos  machen,  dass  man,  umgekehrt  wie 
Bbckmann,  die  ganze  nötige  Menge  Alkohol  in  den  Kolben  bringt  und  jetzt 
die  Quecksilberlösung  zum  Alkohol  unter  fortwährendem  Schütteln  hinzufügt. 
Man  wird  dann  niemals  eine  Bildung  roter  Dämpfe  und  also  eine  gefahr- 
drohende Reaetion  auftreten  sehen,  sondern  kann  auch  mehrere  hundert 
Gramm  Quecksilber  in  einer  Operation  verarbeiten.  Auch  braucht  man  die 
Queeksilberlosung  nur  bis  10^  abzukühlen.  Die  Mischung  der  beiden 
Flüssigkeiten  ist  wasserhell.  Falls  jetzt  die  Reaetion  nicht  selbst  anföngt, 
erwärmt  mftn  den  Kolben  auf  dem  Wasserbade,  bis  Bläschen  sich  zu  ent- 
wickeln beginnen  und  stellt  alsdann  den  mit  einem  weiten  Glasrohre  als 
Luftkohler  versehenen  Kolben  ins  Freie.  Ohne  dass  sich  jemals  braune 
Dämpfe  entwickeln,  geht  die  Reaetion  ziemlich  stürmisch  fort,  indem  das 
Knallquecksilber  sich  allmälig  absetzt.  Bei  Verwendung  von  25  Tln.  Queck- 
silber, 300  Tln.  Salpetersäure  von  1'84  spec.  Gew.  und  250  Tln.  90proc. 
Alkohol  war  das  gebildete  Knallquecksiber  vollkommen  weiss. 

6«  Sprengtecbüik. 

Zum  Sprengen  von  Eis  mit  Dynamit  verföhrt  man  nach  Obohquut 
(Ans  seinem  lärobok  om  de  käftiga  spröt^gämmena  mitgeteilt  in  Ind.  Bl. 
1S87,  91)  am  einfachsten  so,  dass  in  das  Eis  4 — 5  cm  tiefe  und  1  m  lange 
Binnen  eingehauen  werden^  in  welche  man  schleunigst  eine  vorher  gewickelte, 
mgefUir  0*5  m  lange  Patrone  mit  Zündhütchen  einlegt.  Diese  Patrone 
wird  schnell  mit  einem  8 — 4  cm  dicken  Sandlager  überdeckt  und  zur 
Explosion  gebracht.  Eis  von  18— 20  cm  Dicke  wird  hierdurch  in  einer 
Länge  von  60— 200  m  zum  Bersten  gebracht. 

Der  LAüBR*sche  Frictionszünder  ist  im  Principe  ein  Frictions- 
brandel,  wie  es  zum  Abfeuern  der  Geschütze  lange  benutzt  wird.  Er  besteht 
SOS  einem  mit  Frictionszündsatz  gefüllten  Metallr öhrchen,  in  welchem  ein 
\  Reibedraht  befindlich  ist.  Mittelst  einer  zum  gleichzeitigen  Abfeuern 
I  BMhrerer  Schüsse  eingerichteten  Abziehschnur  wird  der  Reibedraht  durch 
:  den  Frictionszündsatz  gezogen  und  so  dieser  letztere  entzündet.  Nach 
•  J.  Mbtse  ist  diese  Zündmethode  leicht  und  allgemein  durchführbar.  (Oe.  Z. 
f      IW7,  1«7). 

I  Eine    dynamoelektrische    Zündmaschine    wird    in    Electr.    Review 

i      (1887,  74)  beschrieben. 

Der  Zünder  für  Sprengarbeiten  von  W.  Hausse  in  Altwasser 
;  (D.  P.  37160)  besteht  aus  einem  engen,  am  Ende  bei  B  erweiterten  und 
:  Fig.  86. 

:  ?  C  Z         ä 

j^ ^^^^^^^^^^^^ 


'i^iiili'il'ii'iiii; 


beiderseitig  offenen  Rohre  A,  durch  welches  der  Drahtzug  D  hindurchgeht. 
An  dem  einen  Ende  trägt  derselbe    in   einer  Schlinge  das  Zündhütchen  jff, 

14* 


212  Explosivstoffe. 

welches  gegen  die  am  Robre  Ä  befestigte  Zündnadel  Z  gezogen  wird,  um 
ein  frühzeitiges  Entzünden  zu  Terhindem  und  doch  auch  ein  sicheres 
Entzünden  zu  bewirken,  ist  zwischen  Zündhütchen  H  und  Rohr  Ä  eine 
Spiralfeder  G  eingelegt,  welche  erst  zusammengedrückt  werden  muss,  ehe 
das  Zündhütchen  die  Zündnadel  Z  trifft.  Der  Draht  D  endigt  ausserhalb 
des  Rohres  Ä  in  eine  Oese,  welche  zum  Befestigen  des  vom  Arbeiter  zu 
benutzenden  Drahtzuges  dient,  um  Ton  gesicherter  Stelle  aus  den  Schoss 
zur  Explosion  zu  bringen. 

Ein  Verfahren  und  Apparat  zum  Entzünden  Ton  Sprengstoffen 
mittelst  Wasser  wurde  Baoobr,  Washington  (ßelg.  P.  76779)  patentirt. 
Neuerungen  an  Zündern  beim  Gebrauche  von  Dynamit  etc.  geben  Johrstok 
und  Smith  an.    (Ver.  St.  P.  180  179). 

7.   Analyse  and  Chemie  der  Sprengstoffe« 

Zur  Untersuchung  Ton  Sprengstoffen  empfiehlt  G.  Lüngb 
(Chem.  Ind.  1886,  273),  auf  den  Becher  seines  Nitrometers  einen  Kautschuk- 
pfropfen  mit  kleinem  Scbwanenhalstrichter  auMisetzen.  Man  schüttet  die 
abgewogene  Probe  in  den  Becher  des  Nitrometers  ein.  Dann  setzt  man  den 
Kautschukpfropfen  auf,  giesst  durch  den  Trichter  2-r-3  cbcm  conc.  Schwefel- 
säure ein,  wobei  natürlich  ein  wenig  derselben  in  der  Schwanenhalsbiegung 
zurückbleibt  und  wartet,  bis  die  Substanz  in  der  Schwefelsäure  aufgelöst, 
bezw.  zergangen  ist.  Ein  Verlust  von  salpetrigen  Dämpfen  kann  nicht  ein- 
treten, weil  diese  Ton  der  den  Trichter  absperrenden  Säure  zurückbehalten 
werden.  Nun  wird  die  Flüssigkeit  wie  gewohnlich  in  das  Messrohr  einge- 
saugt, wobei  natürlich  die  Säure  aus  dem  Trichter  nachgesaugt  wird  und 
eine  erste  Ausspülung  besorgt.  Dann  nimmt  man  den  Kautschukpfropfen 
ab  und  nimmt  die  zweite  Ausspühing  direct  vor. 

Die  Analyse  der  Schiessbaumwolle  im  LcsGB'schen  Nitrometer 
führt  G.  Albbsts,  Chemiker  der  „Dynamite  Nobel"  zu  Avigliana  bei  Turin, 
nach  folgendem  Verfahren  aus.  Die  Proben  werden  etwa  2  Stunden  lang 
bei  40 '^  getrocknet,  alsdann  durch  ein  feines  Messingsieb  getrieben,  hierauf 
wird  ein  Durchschnittsmuster  von  etwa  10  g  genommen  und  dieses  im  Exsiocator 
über  Schwefelsäure  bis  zur  Erreichung  eines  constanten  Gewichtes  getrocknet. 
Nun  wird  die  erforderliche  Menge  Schiessbaumwolle  (etwa  0*48  g)  in,  einem 
etwa  10  cbcm  haltenden,  mit  Glasstöpsel  verschlossenen  Glaskölbchen  abgewo- 
gen. Nachdem  das  Nitrometer  (von  der  bekannten  von  Lqnob  angegebenen 
Construction  mit  140  cbcm  Inhalt)  wie  gewöhnlich  vorbereitet  ist,  werden  in 
das  Kölbchen  etwa  5  cbcm  conc.  reine  Schwefelsäure  gegossen,  die  Schiess- 
baumwolle wird  durch  Umrühren  mit  einem  Platindraht  darin  verteilt,  der  Inhalt 
des  Eolbchens  so  vollständig  als  möglich  in  den  Trichter  des  Nitrometers 
entleert  und  ohne  Zeitverlust  durch  Drehen  des  Dreiweghahnes  in  die 
Messröhre  eingesaugt.  Durch  mehrmaliges  Ausspülen  des  Kölbchens  mit  je 
3  cbcm  conc.  Schwefelsäure,  wobei  stets  mit  dein  Platindraht  umgerührt  wird? 
bringt  man   sämtliche    Beste  der  Substanz  in  den  Trichter  und  dann  durch 


Explosivstoffe.  213 

Einsaugen  der  Säure  in  das  Messrohr.  Schliesslich  wird  noch  der  Trichter 
und  der  Platindraht  mit  Schwefelsäure  nachgewaschen  und  auch  diese  in 
das  Innere  des  Rohres  eingeführt,  worauf  man  den  Dreiweghahn  abschliesst 
und  wie  gewöhnlich  die  Arbeit  durch  Schütteln  beendigt.  Die  Gesamtmenge 
der  verbrauchten  Schwefelsäure  beläuft  sich  hierbei  auf  15^20  cbcm.  Die 
in  der  Schiesswolle  enthaltene  Kohlensäure  entweicht  während  der  Be- 
handlung. In  dem  Nitrometertrichter  wurde  niemals  eine  Gasentwickelung 
wahrgenommen. 

Nach  Albbrts  verdient  diese  Methode  noch  den  Vorzug  vor  der 
LuNOB^schen,  weil  die  zum  Einführen  der  Schiesswolle  in  das  Messrohr 
nötige  Zeit  höchstens  5  Minuten  und  die  für  eine  ganze  Analyse  notwendige 
Zeit  nur  1  Stunde  beträgt,  während  bei  Lunob^s  Verfahren  gewartet  werden 
muss,  bis  die  Scbiesswolle  im  Trichter  (Becher)  zergangen  ist. 

LcNOB  bemerkt  hierzu:  „Jedenfalls  wird  man  die  nach  dem  Albbbt^- 
schen  Verfahren  erhaltene  fein  zerriebene  Schiesswolle  auch  ohne  die  Han- 
tinmg  mit  dem  Stöpselfläschchen  unmittelbar  in  den  Becher  des  Nitrometers 
einschütten  und  aus  diesem,  allerdings  am  besten  unter  Anwendung 
meines  Anfsatzrohres  (siehe  oben),  in  das  Nitrometer-Rohr  einsaugen 
können,  ohne  erst  das  Zergehen  in  der  Säure  abzuwarten^  (Dingl. 
2«2,  227). 

üeber  die  mechanische  Arbeit  der  Sprengstoffe  spricht  Prof.  Frans 
VON  RziHA  (Dingl.  262,  128). 

Auf  Grund  der  Untersuchungen  von  Roox  und  Sarrad  (C.  r.  1873, 
138  u.  478)  stellt  sich  der  theoretische  Arbeitswert  der  heute  gebräuch- 
lichsten drei  Sprengstoffe  und  derjenige  des  Nitroglycerins  für  je  1  kg  fol- 
gendermaassen: 

Sprengstoff:  Theoretische  Arbeit    Wertverhältnisse. 

Sprengpulver  mit  62  Proc.  Salpeter     .  242  335    mkg    l'OO        — 

Dynamit  mit  75  Proc.  Nitroglycerin    .  548  250      „      2*26     l'OO 

Sprenggelatine  mit  92  Proc.  Nitroglycerin  766  913      „      3'16      1*40 

Nitroglycerin 794  565      „      3*28     1*45 

Annähernd  ganz  dieselben  Verhältnisse  wurden  auch  durch  die  Praxis 
<ler  Sprengarbeit  und  durch  die  sogen.  Aushöhlungsprobe  von  Trauzl') 
gefunden. 

Die  nützliche  Arbeit  (bestehend  aus  der  Zertrümmerung  des 
Gesteines  und  aus  dem  Fortschleudern,  besser  dem  Wegrücken  der  ge- 
sprengten Massen)  ist  vom  theoretischen  Arbeitswert  nur  ein  kleiner  Bruch- 
ei!, weil  die  Verbrennung  der  Ladung  eine  unvollkommene  ist,  weil  der 
Besatz  eine  Zusammenpressung  und  chemische  Umwandlung  erfährt,  weil 
«ia  sehr  grosser  Teil  der  verfügbaren  Arbeit  zur  Erschütterung  und  zur 
Erwärmung  des  stehen  gebliebenen  Gesteines  verwendet  wird  und  weil 
endlich  ganz  bedeutende  Gasmengen  nutzlos  durch  den  Zündcanal  und  durch 
<iie  Sprengrisse  entweichen. 

^)  Techn.-chem.  Jahrb.  5,  S.  182. 


214 


Explosivstoffe. 


Diese  Verluste  können  durch  directe  Versuche  kaum  jemals  ermittelt 
werden,  aber  das  technische  Analogon  des  mechanischen  Processes  des 
Schiessens  aus  Geschützen  und  Gewehren,  wofür  die  von  einer  Pulverladung 
geleistete  nutzliche  Arbeit  bereits  mit  grosser  Schärfe  ermittelt  worden  ist, 
lässt  sich  verwerten.  Die  nützliche  Arbeitsleistung  von  1  kg  Schiess- 
ptdver  ist  im  Mittel  43788  mkg,  während  die  theoretische  Arbeitsleistung 
zu  319982  mkg  gesetzt  werden  kann.  Es  ist  also  die  nützliche  Arbeits- 
leistung =  13*71  Proc.  und  diese  Zahl  kann  auch  für  den  nützlichen 
SprengefTect  der  verschiedenen  Sprengstoffe  in  Ermangelung  anderer  Zahlen 
angenommen  werden. 

Anhang;  Zfindhölzer. 

Die  Zündholzfabrikation  in  Frankreich  ist  bekanntlich  Monopol 
einer  vom  Staate  concessionirten  Gesellschaft,  und  wie  schlecht  dabei  das 
consumirende,  französische  Publikum  fahrt,  beweist  ein  Bericht  des  Pariser 
Stadtlaboratoriüms.^)  Die  untersuchten  gewöhnlichen  Phosphorzündhölzchen, 
von  welchen  100  Stück  010  frcs.  kosten,  waren  aus  Zitterespenholz  schlecht 
geschnitten;  von  1000  Hölzchen  war  bei  93  das  Holz  morsch,  und  bei  321 
schief  zu  den  Fasern  geschnitten;  diese  brechen  gewöhnlich,  wenn  man  sie 
beim  Anzünden  mit  etwas  Lebhaftigkeit  reibt.  Die  Phosphormasse  ist  eine 
einfache  Mischung  aus  gelbem  Phosphor  und  Dextrin  mit  ein  wenig  Sand 
und  geßirbt  mit  Fuchsin. 

Die  Zündwaarenfabrikation  in  der  Schweiz  wird  in  der  Zeitschr. 
f.  Zündwaarenfabrikation  (1887,  179)  besprochen. 

Eine  Maschine  zum  Tunken  von  Zündhölzern  im  Rahmen  wurde 
W.  Holmstrom  in  Westervik,  Schweden  patentirt  (D.  P.  38335). 

Walch's  Apparat  zum  Auslegen,  Zählen  und  Einschachteln 
von  Zündholzern  (D.  P.  36905)  besitzt  einen  Rechen,  welcher  die  in 
dem  Tunkrahmen  steckend^  Zündhölzchen  reihenweise  erfasst,  aus  dem 
Rahmen  zieht  und  dann  in  bestimmter  Zahl  in  Schalen  fallen  l&sst,  aas 
welchen  die  Hölzchen  leicht  zum  üebergleiten  in  die  bereit  gehaltenen 
Schachteln  gebracht  werden  köiinen. 

Neuerungen  an  einer  Zündholzauslegemaschine  wurden  Jon. 
ScBNBTZBR  in  Kempten  patentirt  (D.  P.  38569).  Fr.  Bockmahs. 

Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfuhr 

Ausfuhr 

Einfuhr 

Aasftthr 

an  Zündhölzern  und  Zündkerzchen    .     . 
„   Schiess-  und  Sprengpulver  .... 

3041 
10418 

25187 
36  330 

1673 
2402 

23853 
42  780 

»)  Vgl.  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  115. 


Leuchtstoffe.  215 

XXV.  Leuchtstoflte. 


1.  Petroleum. 

I.  Allgeneines.  Die  Kerosin-  (wie  auch  Naphta-)  Rohrenleitung  zwischen 
Baku  und  dem  Easpischen  Meere  ist  nach  Chem.  Z.  (1887,  476)  beschlossene 
Sache.  Durch  die  Erleichterung  des  Rohmaterialtransports  wird  ein  nicht 
unerheblicher  Teil  des  Artikels,  welcher  jetzt  verloren  geht,  einen  Wert 
finden.  Namentlich  wird  die  Vergeudung  der  sogenannten  Naphtareste  oder 
Residuen  aufboren,  welche  augenblicklich  nur  zum  kleinsten  Teile  in  der 
Industrie  Anwendung  finden. 

In  „Mitteilungen  aus  Baku^  schildert  die  Chem.  Z.  (1887,  185)  die 
dortigen  Industrie-Verhältnisse  in  ziemlich  pessimistischer  Weise. 

Der  Bericht  Mbhdelbjbfp's  über  die  Naphtaindustrie  in  Baku  wird  in 
Chem.  Z.  (1887,  2)  besprochen. 

Ueber  eine  neu  erbohrte  gewaltige  Erdolquelle  bei  Baku  berichtet 
Enolbb  (Dingl.  262^  379).  Durch  diese  neue  Springquelle  ist  der  Nachweis 
geführt,  dass  auch  in  erheblicher  Entfernung  Ton  den  bisher  fast  allein 
abgebauten  Oelfeldem  von  Balakhani  und  Sabuntschi  ein  allem  Anscheine 
nach  eben&lls  sehr  bedeutender  naturlicher  Oelbeh&lter  sich  befindet. 

Das  Erdöl  von  Baku  wird  von  Englbr  in  einem  längeren  Berichte 
besprochen.    (Dingl.  260,  387,  433  u.  481). 

Die  Beförderung  des  Petroleums  in  Cistemendampfem,  welche  schon 
seit  1879  auf  dem  Easpischen  Meere  üblich  ist,  wird  jetzt  auch  für  das 
amerikanische  Erdöl  in  Anwendung  kommen.  Bis  in  die  neueste  Zeit  wurde 
das  von  Amerika  nach  England  eingeführte  Erdöl  in  Fässern  oder  in  mit 
Holz  verkleideten  Zinnbüchsen  verladen.  Hierdurch  wurde  das  Gel  in  hohem 
Grade  verteuert,  weil  die  Gefässe  zu  einem  sehr  billigen  Preise  verkauft 
werden  mussten. 

Ueber  Erdöl  und  seine  Producte  schreibt  Rbdwood  (Dingl.  262, 
462  u.  531). 

Derselbe  Autor  lässt  sich  mit  Abbl  in  einem  amtlichen  Berichte  über 
Erdöllampen  und  ihre  Gefahrlosigkeit  aus  (Dingl.  262,  416).  Die  Ver- 
fasser nehmen  an,  dass  die  meisten  Unßllle  mit  Erdöllampen  nicht  eine 
Folge  von  Explosionen,  sondern  von  Zertrümmerung  der  Oelvasen  der 
Lampen  sei.  Die  meisten  Explosionen  von  Lampen  entstehen  gewöhnlich 
nach  längerem  Brennen,  wenn  die  Lampe  schnell  bewegt  oder  die  Flamme 
durch  Hinunterblasen  durch  den  Cylinder  ausgelöscht  wird.  Auf  Grund 
dieses  Berichtes  hat  die  Stadtbehörde  in  London  folgende  Vorschriften  über 
Herstellung  und  Handhabung  von  Erdöllampen  veröffentlicht. 

I.  Construction  der  Lampen.  1.  Der  Teil  des  Dochtes  im  In- 
nern der  Oelvase  soll  von  einer  aus  dünnem  Metallbleche  oder  feinem 
Drahtgewebe  gefertigten  Röhre  umgeben  sein.  2.  Die  Oelvase  besteht  besser 
aus  Metall  als  aus  Glas  oder  Thon.    3.  Die  Oelvase  soll  ausser  dem  Loche, 


216  Leuchtstoffe. 

in  welches  der  Brenner  eingeschraubt  wird,  keine  andere  Oeffnung  haben. 
4.  Jede  Lampe  sollte  mit  einer  Ausloschvorrichtung  versehen  sein.  5.  Die 
Lampe  sollte  einen  breiten  Fuss  haben. 

II.  Der  Docht.  6.  Er  soll  weich  und  nicht  dicht  gewebt  sein.  7.  Er 
soll  vor  dem  ersten  Gebrauche  getrocknet  werden.  8.  Er  soll  nur  so  lang 
sein,  dass  er  bis  zum  Boden  der  Oelvase  reicht.  9.  Er  soll  so  breit  sein, 
dass  er  ohne  Muhe  eingesetzt  werden  kann.  10.  Er  soll  vor  dem  Gebrauch 
in  Oel  getaucht  werden. 

ni.  Handhabung  der  Lampen.  11.  Die  Oelvase  soll  jedesmal, 
wenn  die  Lampe  gebraucht  wird,  gefallt  werden.  12.  Die  Lampe  soll  rein 
gehalten  und  aller  Schmutz  vom  Docht  entfernt  werden.  13.  Wenn  die 
Lampe  angezündet  wird,  soll  der  Docht  zuerst  hinunter  und  dann  langsam 
aufwärts  geschraubt  werden.  14.  Lampen  ohne  Auslöschvorrichtung  sind 
durch  Herunterschrauben  des  Dochtes  und  Blasen  quer  über  die  obere 
Cylinderöffiiung  auszulöschen.  15.  Die  zum  Aufbewahren  des  Petroleums 
dienenden  Oelflaschen  sollen  kein  Wasser  enthalten,  sowie  rein  und  ver- 
schlossen gehalten  werden. 

Ueber  die  Explosionen  von  Petroleumlampen  berichtet  Fock  (Yerh. 
V.  f.  Gew.  V.  7.  Febr.  1887). 

2.  Reinigung  und  Verarbeitung  des  Petroieums.  Die  Gewinnung  der 
Bakuole  statt  des  Kerosins  aus  dem  kaukasischen  Erdöl  empfiehlt 
J.Ilimow.  (Chem.Z.  1886, 1459)  Mit  dem  Namen  Bakuol  bezeichnet  Mbndblbjbvp 
ein  Destillationsproduct  des  kaukasischen  Erdöls,  das  ein  Gemisch  von 
verschiedener  Fractionen  des  letzteren  darstellt  und  ein  spec.  Gew.  von 
0*820  bis  0*900  besitzt.  Aus  dem  Erdöl  von  Baku  kann  man  über 
50  Proc.  Bakuol  erhalten,  während  die  Ausbeute  an  dem  gewöhnlichen, 
allgemein  zur  Beleuchtung  benutzten  Ereosin  (Petroleum)  bekanntlich  27 
bis  30  Proc.  nicht  übersteigt.  Als  Leuchtmaterial  ist  aber  das  Bakuol  nach 
dem  Verf.  dem  Kerosin  entschieden  vorzuziehen. 

Die  Gewinnung  leichter  Kohlenwasserstoffe  unter  gleichzeitiger 
Erzeugung  von  Schmierölen  oder  asphaltartigen  Oelen  aus  schweren 
dunkeln  Paraffinölen,  Rohpetroleum  und  dessen  Residuen,  sowie  ans 
Teer  der  Oelgasbereitung  wurde  den  A.  RnssBCK^schen  Montanwerken 
in  Halle  a/S.  (D.  P.  37728)  patentirt.  Es  wird  hierzu  erhöhter  Druck  an- 
gewandt. Bei  derartig  geleiteter  Destillation  findet  eine  Zersetzung  der 
tochsiedenden  KohlenwasserstoflFe  statt  unter  Bildung  einer  reichlichen  Menge 
von  wertvollen  leichten  Oelen,  Benzin  und  Leuchtölen,  und  von  Residuen, 
welche  als  sehr  gute  Schmieröle  und  als  gute  Asphaltöle  Verwendung  finden 
können.  Der  bei  der  Destillation  aufzuwendende  Druck  ist  je  nach  der 
Natur  des  zu  verarbeitenden  Rohmaterials  ein  verschiedener.  Wahrend 
z.  B.  die  Destillation  der  verschiedenen  Braunkohlenteeröle  am  besten 
unter  einem  Druck  von  3 — 6  At.  erfolgt,  werden  Rohpetroleum  und  dessen 
Residuen  unter  einem  Druck  von  2—4  At.  und  Oelgasteere  unter  einem 
solchen  von  4—6  At.  destillirt. 


Leuchtstoffe.  217 

Wird  das  Verfuhren  der  Destillation  unter  Druck  auf  Schiefer-  und 
Erdöle  angewendet,  so  entzieht  man  am  Torteilhaftesten  den  rohen  Oelen 
die  leichten  Oele  durch  gewohnliche  Destillation  auf  70—75  Proc.  Rück- 
stand und  zersetzt  dann  diesen  unter  Druck,  wobei  man  etwa  50  Proc. 
Destillat  abnimmt.  Der  Rückstand  ist  demjenigen  der  bislang  üblichen 
Aaftffbeitungsmethode  gleichwertig  und  lässt  sich  für  Zwecke  der  Asphalt- 
bereitung oder  durch  nochmalige  Destillation  mit  überhitztem  Dampf  auf 
Schmierole  yerarbeiten.  (Ghem.  Z.  1886,  1622  u.  Z.  ehem.  Ind.  1887,  133). 
Verfahren  und  Apparat  zum  Raffiniren  von  Rohpetroleum.  (Ver.St.  P. 
342564  u.  342565.     G.  L.  Bbhton,  TitusYÜle). 

Zur  Raffination  von  schweren  Schmierölen.  Von  Fr.  Rbdb.  (Ghem.  Z. 
1886)  760).  Verf.  giebt  seine  Mittel  an,  um  während  der  Neutralisirungs- 
Periode  die  lästigen  Verseifungen  zu  Terhindern. 

Verfahren  zum  Destilliren  von  Petroleum.  (Ver.  St.  P.  353362.  G.  H. 
KuNB,  Pamrapo,  N.-Y.). 

Ueber  neuere  Erdöl  -  Kraftmaschinen  wird  in  Dingl.  262,241 
berichtet  Dieselben,  auch  Petroleummotoren  genannt,  haben  in  den  letzten 
Jahren  so  erfolgreiche  Verbesserungen  erfahren,  dass  ihre  zweckmässige 
Verwendung  nun  nicht  mehr  zu  bezweifeln  ist  Die  Schwierigkeiten  bei  der 
Benutzung  von  Erdöl  sind  in  der  schweren  Entzündbarkeit  und  schweren 
Verbrennbarkeit  desselben  zu  suchen.  Dem  ersten  Uebelstande  wird  bei 
den  neuen  Apparaten  durch  eine  kräftige  Zündvorrichtung,  dem  zweiten 
durch  innige  Mischung  des  Erdöles  mit  Luft  gesteuert.  Die  Zerstäubung, 
resp.  Verdampfung  des  Petroleums  erfolgt  entweder  durch  besondere  Gar- 
borir-Apparate  oder  in  Heizapparaten.  Demgemäs  unterscheidet  man  Erdöl- 
kraftmaschinen, deren  Ladung  auf  kaltem  oder  auf  warmem  Wege  herge- 
stellt wird. 

Neuerungen  an  Apparaten  für  Erdöldestillation.  Von  E.  Wiboand.  (Dingl. 
204,  227.) 

3.  Chenie  Mnd  Prüfung  itos  Petroleums  und  der  aus  ihn  gewonnenen 
Prtdaote.  Beiträge  zur  Beurteilung  des  Petroleums  lieferte  Enolbr.  (Ghem. 
Z.  1886,  1271.)  Er  betont,  dass  nach  der  gewöhnlichen,  auch  von  Thöbnbr^) 
empfohlenen  Destillationsweise  in  der  Hand  verschiedener  Ghemlker  über- 
einstimmende Resultate  nicht  erhalten  werden,  und  empfiehlt  seine  Destilla- 
tioQs-Methode.')  Auch  bezüglich  der  Raschheit  des  Destillirens  bleibt  er 
bei  seinem  älteren  Vorschlage  (2—2*5  cbcm  pro  Minute)  gegenüber  dem 
TBÖBüBR^schen  (ganze  Destillation  in  25 — 30  Minuten,  was  beim  Abdestilli- 
ren  von  V«  der  angewandten  100  cbcm  2\'»— 3  cbcm  pro  Minute  ausmacht) 
stehen.  Ebenso  spricht  er  sich  dagegen  aus,  die  Grenzen  für  das  Normal- 
Brennpetroleum  mit  Thörnbr  auf  140—310°  zu  erweitem  (statt  150— 300<»). 
We  Grenze  von  300''  ist  schon  etwas  hoch  und  wäre  es,  namentlich  für  kau- 
bsische  Oele  zu  empfehlen,  statt  dessen  270°  als  oberste  Grenze  gelten  zu 

jasseiL 

»)  TeduL-chem.  Jahrb.  8,  S.  202.  —  »)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.  170. 


218  Leuchtstoffe. 

um  die  Leuchtkiaft  von  Erdöl  zu  beurteilen,  empfiehlt  Zalozibcü 
(Dingl.  260,  127),  dasselbe  einige  Zeit  in  einer  Lampe  brennen  zu  lassen, 
dann  die  Flamme  zu  löschen,  das  Auftreten  des  Rauchqualmes  zu  beobach- 
ten und  den  Docht  zu  untersuchen.  Ein  wenig  verkohlter  Docht  zeigt  eine 
gute  Sorte  an,  wogegen  ein  weiterglimmender,  Rauch  ausstossender  Docht 
auf  eine  geringe  Qualität  hindeutet.  Lichtstärke  und  Oelverbrauch  eines 
Petroleums  nehmen  stets  mit  der  Brenndauer  ab,  wogegen  das  spec.  Gew. 
gesteigert  wird.  Diese  Veränderung  in  der  Zusammensetzung  des  Petro- 
leums während  der  Brennzeit  wird  um  so  geringer  sein,  je  weniger  die  ein- 
zelnen Bestandteile  in  ihren  Siedepunkten  von  einander  abweichen.  Die 
Gleich mässigkeit  der  Mischung  eines  Erdöles,  d.  h.  eine  relativ  geringe  Verschie- 
denheit der  Teilöle  gilt  also  als  Bedingung  für  dessen  Güte,  insofern  sie  die 
Bürgschaft  für  eine  gleichmässige  Lichtentfaltung  auch  für  längere  Lichtdauer 
giebt.  Bei  der  Verarbeitung  des  Rohöles  auf  Leuchtöl  ist  besondere  Sorgfalt 
auf  das  Reinigen  des  rohen  Destillates  zu  verwenden.  Verf.  empfiehlt  zur 
Ermittelung  der  hierzu  notwendigen  Menge  Schwefelsäure  100  cbcm  des 
Oeles  in  einem  Scheidetrichter  mit  0*5  cbcm  conc.  Schwefelsäure  durchzu- 
schütteln, dann  die  Säure  abzuziehen,  mit  Wasser  zu  waschen  und  dasselbe 
gleichfalls  abzulassen.  Dieses  Verfahren  wird  so  lange  wiederholt,  als  das 
mit  Schwefelsäure  geschüttelte  Gel  sich  noch  dunkel  fö.rbt.  Sobald  die  Säure 
nur  noch  pommeranzengelb  oder  schwach  lichtbraun  erscheint,  wird  aus  der 
verbrauchten  Menge  Schwefelsäure  der  Bedarf  für  die  ganze  zu  reinigende 
Oelmasse  berechnet. 

Vergleichende  Versuche  über  die  Eigenschaften  de»  kaukasischen 
und  amerikanischen  Erdöles  haben  Enolbr  und  Levis  angestellt. 
(Dingl.  261,  29.)  Der  Raffinationsgrad  der  kaukasischen  Brennole  ist  ein 
erheblich  höherer  als  derjenige  der  amerikanischen.  Hieraus  kann  jedoch 
nicht  von  vornherein  geschlossen  werden,  dass  der  Leuchtwert  zu  diesem 
Raffinationsgrade  in  directem  Verhältnisse  steht.  Bei  der  allgemein  be- 
kannten Thatsache  vielmehr,  wonach  die  Einzelfractionen  gleichen  Siede- 
punktes verschiedener  Erdöle  von  verschiedener  physikalischer  und  chemi- 
scher Beschaffenheit  sind,  muss  angenommen  werden,  dass  diese  Einzelfrac- 
tionen beim  Verbrennen  eine  verschiedene  Lichtstärke  zeigen,  und  es  ist 
sehr  wohl  möglich,  dass  die  unmittelbar  über  290  <»  siedenden  Teile  des 
amerikanischen  Erdöles  die  Lichtstärke  der  eigentlichen  Brennölfraction  we- 
niger beeinträchtige,  als  dies  bei  dem  kaukasischen  der  Fall  ist. 

Ueber  Bestimmung  der  Entflammungstemperatur  des  Petroleums 
spricht  Th.  Rosbnbladt  (Chem.  Z.  1886,  1587)  und  berücksichtigt  hierbei 
namentlich  den  Fall,  dass  minimale  Mengen  Petroleum  nur  zur  Untersuchung 
zu  Gebote  stehen. 

Die  Prüfung  des  Kerosins  in  den  Laboratorien  der  Gegend  von  Baku 
bezieht  sich  nach  Enolbb  (Dingl.  260,  486)  1.  auf  organische  Säuren, 
welche  noch  aus  der  Naphta  stammen.  Man  schüttelt  dasselbe  mit  etwa 
2  Proc.   einer  Natronlauge   von  1*2  spec.  Gew.,  lässt   absitzen   und  säuert 


Leuchtstoffe.  219 

die  ^trennte  Natronflüssigkeit  an.  Die  entstehende  Trübung  bildet  den 
Maassstab  für  die  Menge  der  vorhandenen  S&ure.  2.  Zur  Prüfung  auf  ge- 
nügende Behandlung  mit  Schwefelsäure  schüttelt  man  eine  Probe  des 
OeJes  gleichfalls  mit  einigen  Tropfen  Natronlauge  bis  zur  Emulsion,  welch 
letztere  im  auffiallenden  Lichte  rein  weiss  und  nicht  im  geringsten  gelblich 
erscheinen  muss.  3.  Die  colorimetrische  Probe  erfolgt  mittelst  Stam- 
MBK^s  Golorimeter  (siehe  unten).  Das  gute  Brennol  ist  fiurblos  und  wasser- 
klar. 4.  Die  photometrische  Messung  erfolgt  mit  Bonsbu's  Photometer 
(Flammhöhe  52  mm).  5.  Die  Destillationsprobe  wird  mit  Hülfe  des 
GuNSKT^schen  Dephlegmators  durchgeführt,  bei  jedesmaliger  Füllung  des 
Siedekolbchens  mit  250  ccm  Oel  und  einer  Destillationszeit  yon  etwa  zwei 
Stunden.  Immer  wird  gegen  den  Schluss  langsamer  destillirt  6.  Zur  Be- 
stimmung des  Entflammungspunktes  ist  meist  der  ÄBBL^sche  Apparat 
in  Anwendung.  Für  Russland  wurde  bisher  Kerosin  Ton  28~'30<'  Entflam- 
mungspunkt  hergestellt.  Nach  einem  Beschlüsse  der  Naphtaerzeuger  will 
man  fernerhin  auf  25^  heruntergehen. 

Ueber  Stammbr's  Erdol-Colorimeter  berichtet  G.  EiieLBR.  (Dingl. 
M4)  287.)  Dasselbe  wird  von  Schmidt  und  Habnsch  in  Berlin  angefertigt. 
Als  Normalfarbe  wird  statt  einer  gefärbten  Flüssigkeit  eine  üranglasplatte 
benutzt.  Farbton  und  Dicke  des  Normalglases  sind  so  gewählt,  dass  die 
Ablesung  der  Scala  die  folgenden  Werte  für  die  üblichen  Handelsmarken 
ergiebt: 

Für  Standard  white 50" 0    mm 

„    Prime  white 86*5      » 

„     Superfine  white 199*5       „ 

„     Water  white 300—320  „ 

Die  aromatischen  Kohlenwasserstoffe  des  kaukasischen 
Erdöles.  Von  W.  Markowkikofv  (Ann.  2S4,  89).  Die  zwischen  85  und 
250«  siedenden  Teile  des  kaukasischen  Erdöles  enthalten  von  aromatischen 
Kohlenwasserstoffen:  Benzol,  Toluol,  Isoxylol,  Pseudocumol,  Mesitylen, 
Durol,  Isodurol  und  andere  Isomere  C*®H",  Diäthylbenzol  und  dessen 
Isomere,  sowie  endlich  folgende  Kohlenwasserstoffe  Ton  unbekannter  Structur: 
C"H",C"H",C»>H",C^3Hi4,  In  ^em  bis  210«  siedenden  Teüe  finden  sich 
nur  Homologe  der  Benzolreihe  C°H**'*;  von  dieser  Temperatur  an  trifft 
man  Verbindungen  C^H*^'®  und  in  den  höher  siedenden  Destillaten  noch 
wasserstoffarmere  Kohlenwasserstoffe.  Die  Menge  der  aromatischen  Kohlen- 
wasserstoffe im  kaukasischen  Petroleum  beträgt  jedenfalls  weniger  als 
10  Proc. 

Üeber  die  chemische  Natur  des  Vase  lins  veröffentlichen  C.  Englbr 
und  M.  BÖHM  das  Resultat  ihrer  Untersuchungen  (Dingl.  262^  468  u.  524). 
Sie  stellten  das  Vaselin  aus  galizischen  Petroleumrückständen  dar,  aus 
welchen  der  bis  340»  siedende  Teil  abdestillirt  war.  Von  der  syrupdicken 
Masse  wurde  noch  weiter  etwa  Vs  übergetrieben,  so  dass  die  Substanz 
Butterconsistenz  besass.     1  Tl.  wurde   in  7   Tln.  Petroleumäther   von  066 


220  Leuchtstoffe. 

spec.  Gew.  gelöst,  17  mal  mit  Knochenkohle  behandelt  und  darauf  der 
Petroläther  verjagt.  Das  Yasejüu  erstarrte  als  weisse,  stark  durchscheinende, 
salbenartige  Masse  Tom  Schmelzpunkt  32  °.  Bei  der  Destillation  der  Vaseline 
im  Yacuum  zeigte  das  Aussehen  der  Destillate,  dass  darin  ein  Gemisch  von 
festem  Paraffin  mit  flüchtigen  Oelen  vorlag.  Zur- Trennung  derselben  wandten 
die  Verf.  die  fractionirte  Fällung  der  ätherischen  Lösung  mit  Alkoholen 
an,  wodurch  das  Paraffin  leichter  als  die  Oele  ausgeschieden  wurde.  Nach 
der  gleichen  Methode  wurde  auch  eine  Scheidung  des  Yaselins  in  einen 
festen  und  einen  flüssigen  Teil  vorgenommen.  Beide  Teile  zeigten  gleiche 
Zusammensetzung. 

Die  festen  Kohlenwasserstoffe  des  Vaselins  sind  amorph  und  werden 
erst  durch  Destillation  krystallinisch,  woraus  wohl  der  Schluss  gezogen 
werden  darf,  dass  eigentliches  krystallisirtes  Paraffin  in  rohen  Erdölen  im 
allgemeinen  nicht  vorkommt,  dass  die  in  letzteren  vielfach  wahrgenommenen 
festen  Kohlenwasserstoffe  ihrer  chemischen  Natur  nach  vielmehr  mit  dem 
Erdwachs  übereinstimmen,  welches  von  Vielen  ja  nur  als  eingetrocknetes 
Erdöl  angesehen  wird. 

üeber  Sauerstoffübertragung  rmd  lösende  Wirktmg  von  flüssigen 
Kohlenwasserstoffen  auf  Metalle  stellten  C.  Enolbr  und  Ed.  Kkeis  Versuche 
an  (Dingl.  268,  193). 

Die  bräunlichen  oder  braunen  Mineralöle  prüft  H.  Haobr 
(Pharm.  Centr.  1886,  397)  folgendermaassen:  1.  Man  mischt  in  einem 
Reagircylinder  etwa  2  cbcm  des  fraglichen  Mineralöls  mit  dem  gleichen 
Volumen  Petroleumbenzin,  fügt  das  doppelte  Volumen  Wasser  hinzu, 
schüttelt  durcheinander  und  setzt  bei  Seite,  a)  Bei  reinem  Mineralöle  er- 
folgt nach  kräftiger  Durchschüttelung  alsbald  Scheidung,  und  es  bilden  sich 
zwei  ziemlich  gleiche  Schichten  im  Verlaufe  einiger  Stunden.  Aber  auch 
bei  einem  mit  Harzöl  verfölschten  Mineralöle  kann  dies  eintreten.  Die  Be- 
rührungsfläche beider  Schichten  ist  nach  einigen  Stunden  möglicherweise 
trübe,  aber  kaum  5  mm  dick,  b)  Enthält  das  Mineralöl  organische  Fette, 
so  bilden  sich  3  Schichten,  welche  nach  3 — 4  Stunden  in  ihrer  Grösse  eine 
Veränderung  zeigen.  Die  untere  wässerige  Schicht  ist  sehr  trübe,  die 
oberste  erscheint  ölähnlich,  etwas  durchsichtig,  und  die  mittlereist  emulsiv, 
milchähnlich.  Ist  die  oberste  Schicht,  die  Oelschicht,  ebenfalls  emulsiv  oder 
milchartig,  so  liegt  eine  Vermischung  mit  seifenartiger  Beschaffenheit,  z.B. 
ein  Sulfoleat  vor. 

2.  Wenn  sich  das  Mineralöl  nach  la  in  2  Schichten  sonderte,  eine 
obere  ölähnliche  und  eine  untere  wässrige,  so  kann  reines,  aber  auch  mit 
Harzöl  verfälschtes  Oel  vorliegen.  Um  nun  das  Harzöl  zu  erkennen,  versetzt 
man  eine  Mischung  aus  2  cbcm  Mineralöl,  2  cbcm  Petroleumbenzin  und 
4  cbcm  Wasser  mit  1  cbcm  10-proc.  Ammoniak  und  schüttelt  kräftig  durch- 
einander, a)  Findet  im  Verlaufe  einer  oder  zwei  Stunden  eine  Trennung 
in  2  gleiche  Schichten  statt,  von  denen  die  obere  ölähnlich  tmd  durch- 
scheinend oder  klar  ist,  die  untere  wässrige  nichts  Milchähnliches  zeigt,  so 


Leuchtstoffe.  221 

ist  das  Mineralöl  rein,  b)  Bilden  sich  entweder  2  oder  auch  3  Schichten, 
von  welchen  die  eine  oder  andere  oder  audi  zwei  zugleich  nach  5—10 
Standen  ein  emulsiyes  oder  milch&hnliche»  Aussehen  darbieten,  so  liegt  eine 
Ver^schung  mit  Harzöl  Tor. 

3.  Die  fetten  Oele  im  Mineralöle  sind  mittelst  Natronlauge  oder 
Kalilauge  unter  Erhitzen  mit  60-proc.  Weingeist  zu  verseifen,  die  Seifen  in 
60>proc.  Weingeist  zu  lösen,  diese  Lösung  abzudampfen  und  mit  yerd. 
Schwefelsaure  oder  Salzsäure  zu  zersetzen  und  durch  angefeuchtete  Filter 
zu  filtriren. 

4.  Zur  Trennung  und  Bestimmung  des  Harzöles  ist  eine  Extraction 
des  fraglichen  Mineralöls  unter  Ausschütteln  mit  89— 90-proc.  Weingeist  bei 
25— 30<>  erforderlich.  Bei  lauer  W&rme  lösen  20  Tle.  dieses  Weingeistes 
etwa  1  Tl.  Harzöl.  Das  durch  Abdampfen  der  weingeistigen  Lösung  ge- 
saimnelte  Harzöl  zeigt  ein  spec.  Gew.  yon  0*950  bis  0*980  und  in  vereinzel- 
ten Fällen  ein  noch  höheres.  Den  Charakter  des  Harzöles  kann  man  durch 
verschiedene  Reactionen  zur  Erkennung  bringen. 

2.  Steinkohlengas. 

I.  Erzeugung  de$  Gases.  Die  Aufbesserungsstoffe  für  die  Leucht- 
gasindustrie bespricht  Simon  Scbiblb  (J.  Gasbel.  u.  Wasservers.  1887,  3). 
Als  solche  dienen  die  schottischen  Gannelkohlen,  d.  h.  Coks  gebende  Schie- 
fersorten,, die  Boghead-Cannelkohle  Schottlands,  deren  Rückstände  als  Brenn- 
stoff nicht  Terwendbar  sind,  und  die  Australian-Kerosene-Shale  oder  Boghead- 
Gannelkohlen,  welche  ebenfalls  nur  zum  Verbrennen  ungeeignete  Ruckstände 
liefern;  ausserdem  auch  die  böhmischen  Plattenkohlen,  besonders  die  vom 
Humboldt-Schachte  des  westböhmischen  Bergwerkyereines.  Die  Zusatzmengen 
schwanken  zwischen  5  bis  50  Proc,  je  nach  der  Gute  der  Sorte  und  je  nach 
dem  Grade  der  Leuchtkraftaufbesserung,  welche  das  gewöhnliche  Steinkohlen- 
gas erfahren  soll.  Manche  der  angeführten  Aufbesserungsstoffe  geben  ein 
rötliches,  ein  gelbes  oder  auch  bei  sonst  guter  Leuchtkraft  ein  trübes,  un- 
r^nliches,  mattes  Licht  und  teilen  diese  Färbung  auch  dem  die  Hauptmasse 
des  Gemisches  bildenden  Gase  mit.  Dieser  Uebelstand  wird  durch  Zusatz 
weniger  Procente  Braunkoblenteeröl  beseitigt. 

Verf.  weist  auch  darauf  hin,  dass  das  RiBBscK^sche  Verfahren  der 
Leuchtkraftverbesserung  durch  Ruckstände  aus  der  Paraffinfabrikation  ^)  wegen 
seiner  Kosten  und  Schwierigkeiten  wenig  Zukunft  haben  dürfte. 

Zur  Bestimmung  der  Betriebstemperatur  im  Innern  der  Gas- 
retorten empfiehlt  A.  Hbinte  (Gastechniker  1886,  101)  die  SBOBa'schen 
Tetraeder  (Thonind.  Z.  1886,  135),  vgl.  S.  181.  Zur  Beobachtung  der  inneren 
Retortentemperatur  in  den  auf  einander  folgenden  Abschnitten  des  Destillations- 
processes  kann  man  Chamottedosen  von  ungefähr  10  cm  äusserem  Durch- 
messer benutzen.  Sie  haben  Deckel  mit  übergreifendem  Rand  und  längli- 
chen Knopf  zum    Abheben;    in    Fächer   geteilt,   können   sie   verschiedene 

^  Teclin.-chem.  Jahrb.  2,  S.  124. 


222  Leuchtstoffe. 

Pyroskope,  Metall-  oder  Legirungsstückchen  oder  SBOBa'sche  Schmelzkörper 
aufnehmen.  Hbintz  stellte  mit  einer  solchen  Pyroskopkapsel  in  den  Saarauer 
Retortenöfen  der  EoLMiz'schen  Gasanstalt  Versuche  an.  Es  wurden  Wal- 
denburger  (niederschlesische)  Gaskohlen  in  viermaliger  Ladung  in  24  Stun- 
den entgast.  Er  fand,  dass  nach  frischer  Eohlenladung  das  Linere  einer 
Retqrte  auf  halber  Lange  erst  nach  etwa  einer  Stunde  420°  (Zinkschmelz- 
hitze) erreichte.  960°  (Silberschmelzhitze)  trat  nach  ungefähr  drei  Stunden 
Destillation  ein.  1075°  (Goldschmelzhitze)  wurden  erst  mit  ÖVa  Stunden 
Destillation  erreicht. 

lieber  den  Einfluss  von  mineralischen  Stoffen,  besonders  von  Kalk, 
auf  die  trockene  Destillation  der  Kohle  hat  Enubladch  (gef.  einges.  Separat- 
abdruck aus  J.  f.  Gasbel.  1887)  Versuche  angestellt.  Das  Urteil  englischer 
Gasingenieure  über  den  Erfolg  des  GooPBR-Processes  ^)  geht  in  wesentlichen 
Punkten  auseinander.  Knoblauch  giebt  hierfür  folgende  Erklärung.  Ver- 
schiedene Kohlenproben  können  in  Bezug  auf  die  elementaren  Bestandteile 
ganz  gleich  zusammengesetzt  sein,  so  dass  nicht  nur  Kohlensto£^  Wasser- 
stoff, Sauerstoff,  Stickstoff  und  Schwefel,  sondern  auch  die  mineralischen 
Stoffe  qualitativ  und  quantitativ  dieselben  sind ,  und  doch  können  die 
Destillationsproducte  verschieden  ausfallen  bei  gleichem  Verfiahren  und 
gleicher  Temperatur.  Der  Grund  für  diese  Verschiedenheit  kann  zweierlei 
Art  sein.    Endweder  sind 

1.  die  Atome  der  Elemente  in  den  Moleculen  in  verschiedener  Weise 
gruppirt,  d.  h.  also  die  Kohlensubstanzen  sind  isomer,  oder 

2.  die  Atome  der  organischen  Elemente  sind  zwar  zu  denselben  Mole- 
culen verbunden,  aber  die  beigemengten  mineralischen  Stoffe  sind  in  ver- 
schiedener Weise  zwiscljen  den  als  constant  zusammengesetzt  gedachten 
organischen  Verbindungen,  der  Kohlensubstanz,  verteilt  Durch  diese  unregel- 
inässige  Verteilung  der  mineralischen  Stoffe  muss  a)  in  der  Erhitzung  und  b)  in 
der  chemischen  Reaction  der  in  Contact  kommenden  Kohlen-Mineralteilchen 
eine  Verschiedenheit  der  Producte  eintreten,  letztere  sofern  die  mineralischen 
Stoffe  sich  nicht  chemisch  indifferent  zur  Kohlensubstanz  und  den  entstehen- 
den Producten  verhalten. 

Dieser  zweite  Fall  tritt  nun  bei  künstlichem  Zusatz  irgend  eines 
Körpers  in  erhöhtem  Maasse  ein.  Die  Ausbeute  derselben  Kohle  muss  nicht 
nur  im  Verhältnis  der  „Verdünnung''  sich  ändern,  sondern  es  treten  auch 
auf  gleiche  Gewichte  Kohle  qualitativ  und  quantitativ  ungleiche  Product 
auf.  Es  lässt  sich  voraussagen,  dass  bei  Kalkzusatz  sich  die  Wirkung  aus 
der  physikalischen  und  chemischen,  wie  unter  a)  und  b)  oben  angedeutet, 
zusammensetzen  wird. 

Um  durch  Versuche  zu  beweisen,  dass  auch  andere  Stoffe  ausser  Kalk 
den  Destillationsprocess  beeinflussen,  wurde  dieselbe  Kohlenprobe  mit  5  Proc. 
Kieselsäure    destillirt,    ein  Körper,    dem  hier  eine  chemische  Reaction  nicht 


1)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  190;  7,  S.  174;  8,  S.  212. 


r 


Leuchtstoffe. 


228 


zuzoschreiben  sein  dürfte,  und  es  wurde  trotz  der  g^erin^en  Menge  Zusatz  in 
einzelnen  Producten  eine  bedeutende  Verschiedenheit  constatirt,  die  der  Art 
und  dem  Grade  der  Erhitzung  der  mit  der  Kieselsäure  in  Berührung  sich 
befindenden  Kohlenteilchen,  sowie  der  Veränderung  der  die  glühende  Kiesel- 
säure passirenden  gas-  und  dampfförmigen  Producte  zuzuschreiben  ist. 

Als  Kalk  diente  gewohnlicher  gebrannter  Kalk,  der  in  Pulverform  im 
Betrage  von  2*5,  5  und  10  Proc.  (in  100  Gemisch,  nicht  auf  100  Kohlen)  mit  dar 
Kohle  gut  gemischt  wurde.  Die  Versuchskohle  war  eine  Saar-Gaskohle. 
Dieselbe  ergab  für  sich  destillirt  pro  100  kg 

Gm  bei  20«  a cbm  28*69 

Coke Proc.  64*75 

Teer .        5*10 

Ammoniak ,       0*2275  »=  0*1874  N 

Smlfkt:  34  Proc .       d^tS 

Schwefelwaaserstoff •       0*238    =:  0*222  S 

Schwefelwasserstoff  bei  20«  C    .    .    .     cbm    0*1562 

Gaswasser Proc    5*25 

100  kg  Gemisch  ergaben: 


Kalk 

SiO^ 

1*5  Proc 

5  Proc 

10  Proc. 

5  Proc 

Gas  bei  200  C cbm 

Coke Proc. 

Teer 

29-40 

67*20 
446 
0-2689 
1*1210 
0*0935 
0*0614 
5-65 

29-24 

68*15 
4*10 
02739 
1*1410 
0-0765 
0H)502 
5^ 

29-26 

69*50 
3*82 
0-2884 
1*2020 
0*0510 
0*0685 
4*66 

29*28 

69*15 

3*74 

Ammoniak , 

Schwefeliaures  Ammoniak             , 
Schwefelwasserstoff    ....       , 
Schwefelwasserstoff    ....      cbm 
Giswasser Proc 

0*2825 
0*9690 
0*2070 
0*1859 
5-37 

Schon  diese  Zusammanstellung  zeigt  den  Einfluss  der  Zusätze.  97*5, 
95  und  90  kg  Kohlensubstanz  haben  fast  gleiche  Gasvolumina  ergeben. 
Sin  richtiges  Bild  erhält  man  aber  erst  durch  Umrechnung  der  Resultate 
tnf  ein  gleiches  Gewicht  Kohle  aus  der  Mischung.  Bei  der  Berechnung  der 
Gokeausbeute  ist  im  Folgenden  der  Zusatz  vom  Gewichte  des  destillirten 
Gemisches  subtrahirt  und  daraus  der  Cokeprocentsatz  berechnet.  Die  ein- 
getretene Verftnderung  des  Gewichtes  des  Kalkes  durch  teilweisen  Ueber- 
gng  in  andere  Verbindungsformen,  welche  Toraussichtlicb  eine  Vermehrung 
des  Gewichtes  bedingeut  konnte  nicht  berücksichtigt  werden. 

100  kg  reine  (aschehaltige)  Kohle,  mit  der  entsprechenden  Menge  Zu- 
satz destillirt,  ergeben  nach  der  vorigen  Tabelle: 


Kalk 

SiO« 

reine 
Kohle 

2-6  Proc.     5  Proc 

10  Proc 

5  Proc 

«M  bei  200  C ebm 

Coke Proc. 

Teer 

Ammoniak 

Schwefelsaures  Ammoniak             , 
Scbwefelwasserstoff    .... 
Schwefelwasserstoff    ....     cbm' 
Öwwasser Proc. 

28-69 

64-75 
510 
0*2275 
09480 
0*2880 
0*1562 
5*25 

80*16 

66*43 
4-58 
0-2758 
1*1500 
0-0959 
0-0630 
6-80 

80-70 

6657 
4-31 
0*2889 
1*2010 
0H)805 
0*0528 
5*88 

82*22 

66-50 
4*20 
0*3204 
1*3360 
0-0667 
0*0372 
512 

30-84 

67*49 
8*92 
0*2425 
10150 
0*2169 
01424 
5*62 

224 


Leuchtstoffe. 


Ueber Aufhebung  der  Tauch ung  in  der  Vorlage,  insbesondere  mittelst 
des  NAUMANN^schen  Systems  sprach  Fr.  Lux  auf  der  XXYL  Jahresyersamm* 
lung  des  D.  Ver.  t.  (Jas-  und  Wasserfachmännem  in  Eisenach.  (Gef.  einges.  Se- 
paratabdruck aus  J.  f.  Gktöbel.  u.  Wassenrers.)  Drei  der  unangenehmsten  Er- 
scheinungen im  Ofenbetriebe,  der  Graphitansatz  in  den  Retorten,  die 
Verstopfung  der  Steigrohre  und  die  Verdickung  des  Teers  in  der  Vorlage 
sind  namentlich  in  neuerer  Zeit,  nach  Einführung  der  Generator ofen,  in 
besonders  fühlbarer  Weise  henrorgetreten.  Die  Verbesserungsvorschl&ge 
suchten  ihre  Aufgabe  von  jeher  fast  ausschliesslich  durch  Aufhebung  der 
Tauehung  in  die  Vorlage  zu  lösen.  Die  grosse  Anzahl  dieser  Vorschläge 
wird  Yon  Lex  in  chronologischer  Reihenfolge  mit  beigefügten  Skizzen  kritisch 
besprochen  und  eine  Classification  der  beschriebenen  Constructionen  der 
Tauchaufhebung  gegeben.  Nachdem  alsdann  der  Beweis  geliefert  wird, 
dass  die  Tauchaufhebung  nicht  minder  wie  die  (mit  ihr  keineswegs  gleich- 
bedeutende) Druckentlastung  Ton  günstigem  Einflüsse  bezüglich  der  Ver- 
minderung der  Graphitbildung,  der  Steigrohrverstopfungen  und  der  Teer- 
yerdickungen  sein  muss,  beschreibt  Lex  das  NACMANN^sche  mit  gleichzeitiger 
rationeller  Teerabführung  verbundene  System  der  Tauchaufhebung  und 
Druckentlastung,  welches  Redner  als  einen  ganz  bedeutenden  Fortschritt  auf 
dem  Gebiete  des  Ofenbetriebes  bezeichnet. 

Eine   Gasretorten-Deckel-Befestigung   Wurde   W.  Th.  Walkbb 
in  London  patentirt.     (D.  P.  35366).     Um  die^  geschliffenen  Retortenmund- 
stücke, ihre  Deckel  und  deren 
Befestigungsinittel     in    billiger 
und    wirksamer   Weise    einzu- 
richten, wird  der  am  Stift  8  im 
Auge  t  des  Retortenmundstücks 
drehbare  Riegel  r  mit  Schraube 
g,  Excenter  m  und  dem  Hal8|>, 
der  mit  Oeffhung   a    versehen 
ist,  sowie  mit  den  Vorsprungen 
h    und     seitlich      bewegbaren 
üebergangsschleifen    combinirt. 
Vorlage  mit  Ausgleich- 
reservoir    für     Gaserzeuger. 
(D.  P.  38496.     E.  Ledig  in  Chemnitz).     Durch  diesen  Apparat  soll  ein  Oon- 
stanthalten    des  Flüssigkeitsspiegels    von  Vorlagen    für   Gaserzeugungsöfen 
während  der  üeberdruckperioden  und  eine  Erhöhung  desselben  bei  Unter 
druck  um  eine  diesem  entsprechende  Wassersäule  ermöglicht  werden,  wobei 
ein  constantes  Zupumpen  von  Ammoniakwasser  oder  anderen  Flüssigkeiten 
vorausgesetzt  wird. 

Regulir-  und  Absperrventil  für  Teervorlagen  im  Gasanstalts- 
betrieb. (D.  P.  37798.  Berlin -Anhaltiscbb  Maschinenbau -Actibn-GbsW'I'" 
SCHAFT    in  Berlin   und  La  Rambb  in  Freiburg  i.  Schi.).      Um    den  Flüssig- 


¥i^,  86. 


Leuchtstoffe. 


225 


kdtsspiegel  in  Teervorlagen  nach  Wunsch  einzustellen,  ist  die  Anord- 
aung  getroffen,  dass  das  Abgangsrohr  aa\  Fig.  87,  durch  weiches  entweder 
Gas  und  Teer   gemeinschaftlich  oder  nur  der  Teer  ^^'  ^* 

abgeht,  von  einem  dicht  aufgesohliffenen  Ring  b  um- 
schlossen wird.  Dieser  Ring  steht  durch  Steh- 
bolzen d  und  die  Scheibe  e  in  Verbindung  mit  der 
Spindel  e,  so  dass  ein  Auf-  und  Niederschrauben 
dieser  Spindel  auch  den  Ring  b  hoch-  oder  nieder- 
stellt  und  hierdurch  den  Stand  der  Fiössigkdt  in 
der  Vorlage  erhöht  oder  erniedrigt.  Wird  die 
Spindel  e  ganz  niedergeschraubt,  so  schKesst  die 
Sdieibe  e  das  Abgangsrohr  a  yollständig  ab. 

Kbt's  Apparat  zur  Verwendung  von  Gasteer 
als  Heizmaterial  wurde  von  ihm  mit  Erfolg  auf 
den  Werken  der  Shbffiblo  ühitbo  Gas-Compaht  in 
Betrieb  gesetzt.  Nach  vielen  fehlgeschlagenen  Ver- 
suchen verwarf  Key  die  Mischung  des  Teers  beim 
Eintritte  in  die  Feuerung  mit  Lufl,  Wasser  oder 
Dampf.  Er  erwärmt  den  Teer  in  Gylindern,  drückt 
ihn  durch  Filtrirtroge  und  iässt  ihn  dann  vor  Eintritt 
m  einen  zweiten  Cylinder  ein  feines  Drahtsieb  als 
zweites  Filter  passiren,  von  wo  er  durch  Dampf  (0*7  bis  0*8  at)  unmittelbar 
in  die  Feuerung  gedruckt  wird.    Er  strömt  hierbei  aus  einer  Oeffaung  aus, 


die  nur  so  weit  ist,  dass  man  eine 
gewöhnliche  Nadel  einführen  kann. 
Hauptbedingung  soll  hierbei  sein, 
dass  das  Feuer  gut  brennt,  bevor 
man  den  Teer  zutreten  Iässt. 

Apparate  und  Verfahren  zur 
Gewimiung  von  Leuchtgas  liessen 
sidi  £.  J.  jBBziiANovsKi,  Now-York 
(Ver.  St.  P.  343996),  W.  T.  Stb- 
WAK,  Pittsburg  (Ver.  St.  P.  362467), 
T.  G.  Sprinobb,  New-York  (Ver.  St. 
P.  362233),  und  A.  Kitson,  Phila- 
delphia (Belg.  P.  76037)  patentiren. 

2.  Reinigung  des  Gaeee.  Co- 
lonnen-Wascher-Scrubber^)  (D. 
P.  35890)  von  Augdst  Elonnb  in 
Dortmund.  Der  aus  mehreren  Co- 
lonnen  bestehende  Apparat,  welcher 
dazu    dient,    das    Gas    von    Teer, 


Fig.  88. 


1)  Techn.-chem.  Jahrb.  7.  S.178;  8,  S.  213. 
Biedermann,  Jahrb.  IX. 


15 


226 


Leuchtstoffe. 


wwmm 

WWTJWW 


w\row 


-i 


w 


.TOW, 


"TOW 


\7W\7W 


TOI 


WWWW 


Ammoniak  und  Naphtalin  entweder  mit  ganz  geringem  oder  auch  grosserem 
Druck  zu  befreien,  ist  in  Fig.  88  dargestellt.  Der  gebogene  oder  gerade 
Teller  d  ist  in  seiner  verticaien  Richtung  Terstellbar.  An  dessen  unterer 
Seite  sind  vertical  stehende,  concentrisehe  Ringe  a  b  c  angebracht,  welche 
teilweise  in  Wasser  tauchen.  Auf  der  oberen  Seite  des  Tellers  d  sind  Wan- 
dungen zur  Bildung  von  Wasserbecken  e  fg  befestigt,  lieber  dem  Teller  d 
befindet  sich  ein  diesem  ähnlich  gebogenes  Wasserbecken  h,  an  dessen 
unterster  Stelle  der  Teer  abgezogen,  während  das  Ammoniakwasser,  die 
Oolonne  herunterfiiessend,  aus  dem  untersten  Wasserbecken  abgeführt  wird. 
Einen  Düsen-Scrubber  hat  H.  Langen  in  Frankenthal  (D.P.  38283) 
angegeben.  In  den  Oeffnungen  der  horizontalen  Böden  rr,..,  eines  mehr- 
Flg.  89.  kammerigen  Scrubbers  for  Leuchtgas   sind  die 

konischen  Düsen  D  angeordnet,  welche  oben 
weit,  unten  eng  und  gegeneinander  versetzt 
sind,  damit  der  Weg,  die  Geschwindigkeit  und 
Stromstärke  des  Gases  sich  fortwährend  ändern. 
An  dem  Verfahren  der  Reinigung  von 
Leuchtgas  mittelst  Ammoniakgas  von  G.  Fr.  Claus 
in  London^)  hat  dieser  Verbesserungen  ange- 
bracht. Das  Ammoniak  wird  direct  von  dem 
Destillationsapparat  in  den  zweiten  Scrubber 
oder  Waschapparat  geleitet,  und  zwar  am  oberen 
Ende  desselben.  Femer  wird  das  rohe  Leucht- 
gas, bevor  es  in  die  Scrubber  oder  Wasch- 
apparate eintritt,  um  daselbst  mit  Ammoniak 
gereinigt  zu  werden,  so  viel  als  möglich  von 
Teer  befreit.  Das  letztere  kann,  wie  bekannt, 
durch  LrvBSET^s  und  andere  Wascher  erzielt 
werden.    (D.P.  39277.) 

G.  Ppluckb  in  Meissen  und  Th.  Hahn  in 
Posen  bringen  bei  Gaswäschern  in  einem  cylin- 
drischen  Gefass  trichterförmige  Zwischenböden 
an,  in  Verbindung  mit  spiralförmigen  Rippen,  damit  das  Gas  einen  möglichst 
langen  Weg  durch  den  Wascher  macht.    (D.  P.  36600  Fig.  90.) 

üeber  den  Einfluss  der  Durchgangsgeschwindigkeit  des  Gases 
durch  die  Reinigungsmasse  auf  die  Reinigung  hat  E.  Eunath  in  der 
Vers,  des  baltischen  Gasfachmännervereins  am  5.  Juli  1886  in  Rostock  ge- 
sprochen. Fribdr.  Lux  (Gef.  einges.  Separat-Abdruck)  berichtet  darüber. 
Es  ist  eine  alte  Erfahrung,  dass  im  Sommerbetrieb  die  Reiniger  länger  vor- 
halten als  im  Winterbetrieb,  d.  h.  dass  das  gleiche  Quantum  Reimgangs- 
masse bei  schwachem  Betriebe  ein  weit  grösseres  Quantum  Gas  zu  reinigen 
im  Stande  ist,  als  bei  starkem  Betriebe.    Eine  analoge  Erscheinung  ist  die, 


wvw 
www 


7WW 
WWW 


wm 


1)  TechiL-chem.  Jahrb.  6,  S.  184. 


Leuchtstoffe. 


227 


FiK.90. 


dass  ein  Reiniger,  der  bei  einer  gewissen  Stundenproduction  bereits  ftrbt, 
wieder  rein  wird,  wenn  die  Production  verringert  wird.  Sachen  wir  nach 
den  Ursachen  dieser  Erschei- 
nungen, so  tritt  uns  als  nächst- 
liegende Erklärung  die  Minder- 
Production  im  Sommer  ent- 
gegen, welche  dann  direct  auf 
das  Verhältnis  von  Production 
Zur  Grösse  der  Reiniger,  also 
auf  die  Durchgangsgeschwin- 
digkeit des  Oases  durch  die 
Reinigungsmasse  führt.  Die 
Wirkung  der  Reinigungsmasse 
wird  um  so  vollkommener  er- 
folgen, je  langsamer  das  Gas 
durch  dieselbe  hindurch- 
streicht. 

Aus  den  Versuchen 
KuNATB^s  ergiebt  sich,  dass 
bei  einer  Geschwindigkeit  von 
0016  m  pro  Secunde  neue 
Masse  normal  arbeitet,  d.  h. 
dass  die  Absorption  der  Schwefelverbindungen  vollständig  und  allmälig  vor- 
wärtsschreitend vor  sich  geht  Für  gebrauchte  regenerirte  Masse  ergab  sich 
0*005  m  pro  Secunde  Geschwindigkeit  als  Grenzwert.  Aus  diesem  Werte 
berechnet  sich  nun  die  Grosse  der  Fläche  jedes  Reinigers  wie  folgt: 

Es  sei  P  die  Production  in  cbm  innerhalb  einer  bestimmten  Zeit,  v  die 

Geschwindigkeit  in  Metern  pro  Secunde,  q  der  Querschnitt  des  Reinigers  in 

qm,  z  die  Anzahl  der  Secunden  für  P,  dann  ist 

P 

P  =  V  q  z,  oder  q  =  

^   '  ^         v.z 

Für  eine  Tagesproduction  von  100  cbm  und  eine  Minimalgeschwindig- 
keit von  0*005  m  ergiebt  sich  hiernach: 
100 
1  =    005.86400    =  ^^^  '»■"• 
Wird    dies   auf   die  Praxis  übertragen,    so  ergiebt  sich  für  den  Con- 
structeur  die  Regel,   die  Reinigerkästen   eines  Systems  mit  gleichem  Quer- 
schnitt mit  mindestens  0*23  qm  pro   100  cbm  Maximai -Tagesproduction  zu 
construiren;    der  Betriebsmann  aber,    der   mit  vorhandenen  Kästen  arbeiten 
muss,  hat  zunächst  zu  prüfen,  wie  weit  seine  Kästen  diesen  Anforderungen 
an  die  Minimalgeschwindigkeit    entsprechen   und,   falls    die  Zahl   und   das 
Arrangement  der  Kästen  dieses   gestattet,    durch  Parallelschalten  je   zweier 
oder  mehrerer  Kästen  die  Durchgangsgeschwindigkeit  auf  das  nötige  Maass 
zu  reduciren,    wenn   der  Querschnitt   eines  Reinigers   sich  als  zu  klein  er- 

15* 


228 


Leuchtstoffe. 


weisen  sollte.  Dabei  ist  jedoch  immer  zu  beachten,  dass  weder  die  Anzahl 
der  hintereinander  in  Function  tretenden  Kästen,  noch  die  Dicke  der  Masse- 
schichten, sondern  immer  nur  der  Querschnitt,  und  zwar,  wenn  die  Reiniger 
verschiedene  Grösse  haben,  derjenige  des  kleinsten  Reinigers  in  Betracht 
kommt. 

Der  Kalkprocess  bei  der  Reinigung  von  Kohlengas.  Von  H.  Velby. 
(Journ.  Soc.  Chem.  Ind.  9,  633.) 

Zur  Reinigung  von  Leuchtgas  empfiehlt  H.  Habus  in  London  (Engl. 
P.  12638  V.  19.  Juli  1886)  mit  Sodal5sung  getränkte  Tierkohle. 

Reinigungsmasse  zum  Entschwefeln  von  Gasen  und  Flüssigkeiten 
stellt  Grbvbnbbrg  in  Bremen  dadurch  her,  dass  metallisches  Eisen-  oder 
Manganpulver  unter  stark  befeuchtetes  Moostorfpulver  gebracht  wird,  so  dass 
die  Oxydirung  bezw.  Hydratisirung  der  Metallteilchen  der  zum  Entschwefeln 
von  Gasen  und  Flüssigkeiten  bestimmten  Reinigungsmasse  durch  die  orga- 
nischen Stoffe  des  Torfes  eingeleitet  und  unterstützt  wird.     (D.  P.  35889.) 

Um  Gaswasser  geruchlos  zu  machen,  setzt  J.  van  Rutmbbkb  (Ver.  St. 
P.  362235)  demselben  nach  und  nach  kleine  Mengen  einer  Säure,  dann  ein 
Alkali  zu,  filtrirt  oder  decantirt,  behandelt  die  Flüssigkeit  mit  einem  Oxyda- 
tionsmittel, wie  Permanganat,  und  einem  Erdalkali,  trennt  wieder  von  dem 
Niederschlag  und  erhitzt  mit  einem  absorbirend  wirkenden  Agens,  wie  Knochen- 
kohle, worauf  schliesslich  filtrirt  oder  decantirt  wird. 

Gewinnung  von  Cyanid  und  Ferrocyanid  aus  Gaswasser.  (Ver.  St.  P. 
362236.    J.  VAN  Rütmbbkb.) 

3.   Aufbewahrung  und  FortleltiHig  iMs  fertigen  Gases.    Um   die  bei 
Sturmdruck  auf  die  kugelförmige  Decke  D  einseitig  wirkende,  nahezu  vertl- 
cale  Druckwirkung  fast  ganz  aufzuheben  und  den  besonders  bei  tiefem  Stande 
Fig.  91.  der  oberen  Glocke   bei  Teleskopbehältern 

in  den  Führungsrollen  22  auftretenden 
Druck  wesentlich  zu  vermindern,  bringt 
0.  Jntzb  in  Aachen  einen  Ring  sc  hutz- 
schirm S  aus  Blech  am  unteren  Decken- 
rande an,  welcher  die  Decke  D  in  dem 
ungünstigsten  unteren  Teile  schützt.  Der 
Winddruck  übt  hierbei  gegen  den  Schirm 
S  ein  dem  restirenden  einseitigen  Wind- 
druck auf  die  Decke  möglichst  günstig  ent- 
gegenarbeitendes ausgleichendes  Drehmo- 
■"^  ment  aus,  infolgedessen  bei  Sturm  ein 
gleichmässiger  Gang  der  ein-  oder  mehr- 
teiligen Glocke  erzielt  wird.  (D.  P.  3750L.) 
Gasabsperrvorrichtung  für  Rohr- 
leitungen, in  denen  sich  dickflüssige  Substanzen  absetzen.  (D.  P.  37182, 
Fig.  92;  J,  Schmalz  in  Witkowitz).  Bei  A  ist  die  Gaszuführung,  B  fuhrt 
zum  Exhaustor;  die  Wand  aist  abgerundet,  damit  das  an  der  Wand  rinnende 


Leuchtstoffe. 


229 


Pech  etc.  mittelst  einer  durch  den  Stopfen  geführten  Stange  c  entfernt  und 
gegen  den  Schnabel  d,  der  mit  einem  Blechdeckel  verschlossen  ist,  gestossen 


Fig.  02. 


wird.  Dasselbe  kann  mittelst 
einer  Kratze  jederzeit  aus- 
gehoben werden,  da  der 
Kasten  durch  die  Wand  e 
und  das  im  Kasten  befind- 
liche Wasser,  welches  stets 
bis  zur  Kante  des  Stutzens 
f  (Fig.  92)  steht  und  durch 
den  offenen  Schieber  g  ab- 
läuft, geschlossen  ist.  Will 
man  die  Rohrleitung  ab- 
sperren,  so  braucht  man  nur  den  kleinen  Schieber  g  zu  schliessen; 


dann 


steigt  das  zulaufende  Wasser  bis  an  die  Kante  dh  des  Kastens  und  schliesst 
dadurch  die  Rohrleitung  ab.  Schieber  g  ist  leicht  zugänglich  und  kann 
daher  immer  rein  gehalten  werden. 


Der  ündichtigkeitsprü- 
fer  für  Strassengasleitungen  von 
Carl  Schmidt  in  Breslau  besteht 
aus  einem  eisernen  cylindrischen, 
unten  erweiterten  offenen  Rohr 
ä,  Fig.  93,  welches  in  geringem 
Abstände  über  dem  Strassen- 
gasleitungsrohre  e  in  den  Erdboden  t^in;;:ti>i:tzt 
wird.  Dieses  Rohr  a  hat  an  seinem  oberen 
Ende  einen  cylindrischen  Behälter  6,  welcher 
durch  die  Muffe  e  mit  dem  Rohr  a  verbunden 
und  verdichtet  ist.  Der  Behälter  6  ist  mit 
einem  Deckel  d  versehen,  der  durch  den  mit 
Dichtungsring  versehenen  Falz  den  Behälter 
h  schliesst.  Der  Deckel  et  hat  in  seiner  Mitte 
eine  kleine  Oeffnung  y,  die  wiederum  durch 
einen  Deckel  geschlossen  wird.  Der  Behälter 
b  ruht  auf  dem  Bodenansatz  %  der  Strassen- 
kapsel  K,  welche  in  dem  Strassendamm  p 
fest  eingepflastert  ist.    (D.  P.  37180). 

Gasmesser  zur  getrennten  Registrirung 
des  Tages-  und  Nacht- Consums  wurden 
Wtbaow  in  Brüssel  (D.  P.  35274)  und 
Gdillbadmnb  u.  Co.  in  Cöln  a.  Rh.  (D.  P. 
38702)  patentirt. 

4.  Chemie  des  Leuchtgases,  lieber  die 
Bewegung  des  Leuchtgases  im  Boden  in  der 


Fig.  98. 


p- 


K '^ 


230  Leuchtstoffe. 

Richtung  geheizter  Wohnräume  und  über  den  Kohlenoxydgehalt  des  Gases. 
(Rep.  an  Ch.  1887,  131). 

Zur  Bestimmung  des  Schwefelgehaltes  im  Leuchtgase.  Von  T.  Faiblbt 
(Journ.  Soc.  Chem.  Ind.  1886,  283). 

Die  Bildung  beträchtlicher  Mengen  von  Salpetersäure  bei  der  Ver- 
brennung Ton  ungereinigtem  Leuchtgas  hat  A.  Fiouibb  beobachtet.  (J.  Pharm. 
Chim.  18,  374). 

3«  Carbnrlrtes  Gas. 

Girandon's  Apparat  zur  Herstellung  carburirter  Luft  wird  yon  der 
Soci^Ti  FRAN^AisB  DD  OAZ  d'air  carbdr^  iu  zwei  Grosseu  von  60  und  100 
Flammen  ausgeführt.  Er  besteht  aus  drei  Teilen,  die  durch  Rohrleitungen 
verbunden  sind.  Eine  durch  einen  Gasmotor  betriebene  Luftpumpe  presst 
die  Luft  in  einen  Gasometer.  Aus  diesem  gelangt  die  Pressluft  durch  ein 
Rohr  in  einen  mit  Gasolin  gefüllten  Behälter  und  carburirt  sich  dort, 
indem  sie  fein  verteilt  eine  Reihe  von  im  Gasolin  angebrachten  Sieb- 
böden passirt.  Das  Gas  wird  bei  niederer  Temperatur  (15°)  dargestellt. 
Der  Motor  zur  Bereitung  der  Pressluft  wird  auch  gleichzeitig  durch  das 
bereitete  Gas  in  Bewegung  gesetzt,  wodurch  besonders  eine  gleichmässige 
Erzeugung  gesichert  ist,  andererseits  aber  auch  jede  Gefahr  vermieden  wird. 
Denn  falls  jemals  ein  Brenner,  ohne  angezündet  zu  sein,  offen  bleibt, 
strömt  nur  das  Gas,  welches  gerade  im  Gasometer  vorhanden  ist,  also 
höchstens  Bruchteile  von  einem  Cubikmeter,  aus  und  die  weitere  Erzeugung 
wird  sofort  unterbrochen.  Nach  einer  Angabe  in  Rev.  ind.  (1886,  273) 
erzeugt  bei  diesem  Verfahren  1  1  Gasolin  von  0*650  spec.  Gew.  2*2  m* 
Gas,  und  da  1  1  Gasolin  in  Frankreich  52  Pf.  kostet,  so  kommt  1  m  ^  Gas 
auf  24  Pf.  Das  erzeugte  Gas  soll  ein  starkes  und  angenehmes  Licht  gebeu 
und,  da  es  gut  gereinigt  ist,  beim  Brennen  keine  schädlichen  Dämpfe  ent- 
wickeln, welche  die  Luft  verschlechtem  oder  Metallgegenstände  angreifen. 
(Dingl.  262,  321). 

Ein  tragbarer  Apparat  zum  Carburiren  von  Luft  von  Lothammbr  in 
Paris  (D.  P.  38069)  setzt  sich  zusammen  aus  einem  hermetisch  verschlossenen 
Recipienten  C,  in  welchem  man  stets  eine  genügende  Quantität  Luft  vor- 
rätig hält,  die  durch  Ä  (Fig.  95)  mittelst  Pumpe  oder  anderer  Weise  zuge- 
führt wirdi  Der  Behälter  C  enthält  einen  zweiten,  gut  abgedichteten  Reci- 
pienten g  (Fig.  94),  welcher  aber  auch  aussen  angebracht  werden  kann. 
g  hält  wieder  den  Carburirbehälter  G  umschlossen,  welcher  das  durch 
Einwirkung  der  Luft  auf  den  Kohlenwasserstoff  gebildete  Gas  aufnimmt- 
Der  Boden  h  des  Carburirbehälters  enthält  die  Flüssigkeit,  durch  welche 
die  Luft  streicht.  Dieselbe  wird  durch  kleine  Röhrchen  bei  I,  der  Kohlen- 
wasserstoff durch  Hahn  L  und  Rohr  l  (Fig.  95)  mittelst  Trichters  zugeführt 
Durch  Rohr  v  mit  Hahn  B  und  Oeffnung  k  kann  der  Kohlenwasserstoff 
abgelassen  werden.  Der  Heber  F  (Fig.  94)  regulirt  den  Flüssigkeitsstand 
in  Ä.     Das  Niveau  des  Kohlenwasserstoffes  in  g  wird  durch  das  Rohr  T  von 


Leuchtstoffe. 


231 


aussen  angezeigt.  Die  carburirte  Luft  wird  mit  durch  M  und  N  (Fig.  95) 
zur  Benutzung  fortgeleitet.  Um  zu  verhindern,  dass  Rohr  T  als  Heber 
wirkt,  sind  die  Klappenventile  o  o^  angebracht,  welche  von  Glocken  P  und 
P^  umschlossen  sind.  Die  Ventile  o  o^  verhindern  ein  etwaiges  Uebersteigen 
von  Flüssigkeit  in  einer  den  Pfeilen  entgegengesetzten  Richtung.  Das 
Fig.  94.  Fl».  95. 


Hebelventil  S  auf  dem  Deckel  des  Apparates  regulirt  den  Druck  in  C.  Um 
die  Temperaturemiedrigung  zu  compensiren,  welche  durch  das  Verdampfen 
der  Kohlenwasserstoffe  entsteht,  ist  die  Schlange  e  angebracht,  in  welcher 
heisse  Luft  circulirt,  die  vorher  im  Dom  d  (Fig.  95)  mittelst  Gas-  oder 
Ofenheizung  erzeugt  wird.  Rohr  e  kann  durch  Doppelwände  ersetzt  werden. 
Auf  Rohr  e  befestigt,  gestattet  das  Thermometer  c  die  Regulirung  der 
Wärme  der  in  e  circulirenden  Luft,  indem  entsprechend  der  Hahn  m  der 
Heizflamme  t  eingestellt  wird. 

Femer  Hessen  sich  patentiren  Carburatoren  für  Gas :  Monibb  (Fr.  P. 
158451  XL  168920),  Jacqoelin  (Fr.  P.  168786;,  Fodobron  Sohnb  (Fr.  P. 
172330),  Wackbrnie  (Fr.  P.  173894),  Cottrbll  (Fr.  P,  178505),  Rbtrahd 
(Fr.  P.  178682),  Benninghoff  (D.  P.  38916). 

Gas-Laterne  mit  Carburir-Einrichtung  und  Regulator  für  die  Tempe- 
ratur innerhalb  der  Laterne  (D.  P.  37515.    A.  Jahnke  in  Hamburg). 

i.  Oelgas. 

Retorte  zur  Oelgaserzeugung  (D.  P.  38478,  Fig.  96;  Karl  Richter 
in  Leipzig),    Eine  Doppelhaube  6   und   c  auf    einer   cylindrischen,   unten 


232 


Leuchtstoffe. 


spitz  geschlossenen  Retorte  Ä  ist  mit  einem  Regulirventil  d  versehen,  mittelst 
dessen    durch    den  Regulirkegel  e  der  Einlauf  des  Oeles   in  die  Retorte  Ä 
Fig.  %.  genau   regulirt    und    über 

die  Fläche  der  inneren 
Haube  c  verteilt  werden 
kann,  von  welcher  es  dann 
an  die  Wandungen  der  Re- 
torte Ä  abgegeben  wird. 

Einen  einfachen  Appa- 
rat zur  Gewinnung  von  Gras 
aus  Oelen  beschreibt  Ivison 
Macadam  (Journ.  Soc.  Chem. 
Ind.  1887,  203). 

lieber  Gas  aus  Oei- 
Retorten  (Journ.  Soc.  Chem. 
Ind.  1887,  31). 

Viele  englische  Fa- 
briken verwenden  behufs 
Erzeugung  eines  billigen 
Leuchtgases  teilweise  schot- 
tischen Oels  Chief  er  (bis 
zu  50  Proc.  des  Rohma- 
terials) zur  Gasfabrikation. 
Nach  MiTCHBiiL  giebt  der 
Oelschiefer  ein  sehr  gutes  Leuchtgas,  aber  keine  brauchbaren  Nebenproducte. 
Bei  den  steigenden  Preisen  für  Oannelkohle  sind  die  grossen  Vorkommnisse 
von  0«lschiefem  für  England  von  hohem  Werte.     (Dingl.  J886,  286). 

5.  Gas  ans  Terschiedenen  anderen  Materialien. 

Ein  Verfahren  zur  Anwendung  von  Oelen,  Fetten,  Teer,  Harzen 
für  die  Darstellung  von  Leuchtgas  wurde  Bertin  (Fr.  P.  169114)  patentirt. 

Gewinnung  von  Leuchtgas  und  Kohlenwasserstoffen.  (Engl.  P.  12721 
1886  Balfoür,  Millfield  House,  Tamworth  und  J.  Lake,  Kingsbury  bei 
Tamworth). 

Vgl.  ferner  Cap.  Heizstoffe,  3.  Heizgase. 

6.  Gat^t) rentier  und  Ap|mra.te  zimi  Kegnliren^  Zünden  und 
Löschen  von  Ua^flammen. 

Doppelgasbrenner  (D.  P.  380^6,  Fb.  Gkibsler  in  Dresden).  An  einem 
Gasbrenner  a,  Fig*  97.  ist  ein  zweiter  geneigt  stehender  Gasbrenner  c  ange- 
ordnet. Dieser  M  mittelst  der  Muffe  b  auf  dem  Zuleitungsrohr  a  drehbar 
Mud  kann  durch  eine  Bohrung  mit  diesem  in  Communication  gebracht  werden, 
Bd  dass  bei  entäprechender  Drehung  von  b  auch  Brenner  c  gespeist  wird. 


Leuchtstoffe. 


233 


Bei  dem  Gasbrenner  von  Bbbiibagh  in  Crefeld,  Fig.  98,  tritt  die  Luft  unten 
durch  ein  regulirbares  Ventil  k  in  einen  Vorwärmer  h,  streicht  hier  um  eine 
Zunge,   steigt   sodann  in         ^8«  9'^-  *^-  ^ 

einen  durch  den  Mantel  e 
hergestellten  Luftraum  /, 
wo  sie  sich  an  den  heissen 
Wandungen  des  Mantels  e 
Tollends  erwärmt  und 
strömt  durch  runde  Oeff- 
nungen  im  Mantel,  in 
deren  Mitte  die  Brenner 
d  stehen,  in  die  Gas- 
flammen. (D,  P.  37467). 
Gasbrenner  mit  selbst- 
thätiger  Absperrung  des 
Gases  beim  Erlöschen  der  Flamme.  (D.  P. 
36154,  Fig.  99;  Bibch  und  Hbndbb- 
soN  in  Winnipeg,  Canada).  Das  durch  die 
Feder  /  auf  die  Gasdurchtrittsöfi&iungen  o 
niedergedrückte  Ventil  k  ist  mit  einem  unten  offenen  und  in  Quecksilber  ein- 
tauchenden Hohlcylinder  h  versehen,  in  welchem  ein  gewisses  Luftquantum 
eingeschlossen  ist.  Wird  durch  Drucken  auf  den  Knopf 
s  das  Ventil  r  geöflöiet,  so  dass  durch  den  Canal  n  Gas 
nach  dem  Brenner  d  gelangen  kann,  und  man  entzündet 
die  Gasflamme,  dann  wird  durch  Wärmeleitung  die  in  h 
abgeschlossene  Luft  erwärmt,  und  dadurch  das  die  Oeff- 
nungen  o  abschliessende  Ventil  von  seinem  Sitz  abge- 
fhoben,  so  dass  dann  das  Gas  durch  die  Oeffnungen  o 
rei  hindurch  und  zum  Brenner  d  fliessen  kann.  Verlöscht 
aber  die  Leuchtflamme  durch  Zufall  u.  s.  w.,  dann  kühlt 
sich  die  in  A  abgeschlossene  Luft  wieder  ab  und  die 
Feder  l  kann  dann  auch  das  Ventil  auf  die  Durchtritts- 
öffiiungen  o  niederdrücken,  d.  h.  den  Gasausfluss  aus  d 
absperren. 

Bei  dem  Gasbrenner  von  H.  Schböbb  in  Dresden 
(D.  P.  35064),  Fig.  100,  brennt  die  Flamme  des  Gasbrenners 
in  dem  von  dem  cylindrischen  Körper  c  und  der  Glocke  f  in  Verbindung  mit 
dem  Glascy linder  gebildeten  Verbrennungsraume,  um  eine  hohe  Temperatur 
in  dem  die  Flamme  umgebenden  Räume  zu  erzielen,  was  eine  hochgradige 
Vorwärmung  des  Gases  und  der  Verbrennungsluft  zur  Folge  hat.  Durch 
die  Manschette  e  und  die  Führungsbleche  d  wird  Verbrenuungsluft  der 
äusseren  Flammenfläche  zugeführt,  um  sowol  einem  Mangel  an  vorgewärmter 
Verbrennungsluft  als  auch  einem  schädlichen  Luftüberschuss  im  Ver- 
brennungsraume vorzubeugen. 


234 


Leuchtstoffe. 


Gasluftbrenner  mit  innenliegender  rotirender  Graseinführung  als  gleich- 
zeitiges mechanisches  Rührwerk.  (D.  P.  37905.  Fr.  Gbbaobr  und  Ed. 
Tdmmbr  in  Charlottenburg). 

Fig.  101. 


J.  Horton  in  Glasgow  führt  im  Innern  des  Brenners  6,  Fig.  101,  eine  Röhre 
a  durch  den  Flansch  c  im  Boden  d  nach  oben.  Aus  derselben  tritt  von 
unten  zugeführte  Luft  durch  die  Löcher  g  in  eine  Regenerativ-Kammer  Ä, 
welche  durch  die  bei  k  austretenden  Gase  hoch  erhitzt  wird.  Bei  j  tritt 
die  gleichfalls  hocherhitzte  Luft  aus  h  in  die  Innenseite  der  Flamme,  während 
die  auf  die  Aussenseite  der  Flamme  wirkende  Luft  durch  Oeffiiung  m  und 
Röhre  n  zugeführt  wird.    (D.  P.  38562). 

Die  Vorrichtung  an  Oelgaslampen-Brennem  zur  Anwendung  des  Gas- 


Fig.  102. 


Schnittbrenners  (D.P.  39057)  von  C.  Lilibnpbin 
in  Stuttgart  besteht  in  einem  auf  das  Dochtrohr  a 
gesteckten  Rechen  b  von  stark  wärmeleitendem 
Metall.  Das  Dochtrohr  a  ist  in  der  vorderen  Hälfte 
mit  einem  cylindrischen  Hahn  c  versehen,  yor 
welchem  sich  der  Gasraum  befindet.  Auf  diesen 
Teil,  welcher  in  der  Mitte  mit  einer  feinen  Oeff- 
nung  für  den  Gasstrom  versehen  ist,  wird  eine 
senkrechte,  mit  Zugloch  d^  versehene  Röhre  d  auf- 
gesetzt.    Durch    diese   tritt    die  Verbrennungsluft 


Leuchtstoffe. 


235 


ein.  Die  aus  dem  Brenner  e  brennende  Flamme  bestreicht  die  Spitzen  des 
Rechens  ft,  welcher  über  dem  Brenner  steht,  und  übertragt  so  die  Wärme 
auf  die  Dochtrohre  a. 

Druck- Regulator    für    Gase    oder    Flüssigkeiten.      (D.    P.    34813. 
Jouüs  PiNTscH    in    Berlin).  Fig.  103. 

Das  mit  einer  Glocke  oder 
der  Membran  d  eines  Regu- 
lators verbundene  Regulir- 
ventil  besteht  aus  einer  ge- 
wundenen Metallfeder  f  von 
beliebigem  Drahtquer  schnitt 
und  in  beliebig  vielen  Win- 
dungen, welche  mit  einem 
passenden  Ueberzuge  gegen 
Oxydation  versehen  ist. 

Franz  Clodth  in  Nippes 
bei  Köln  hat  seinen  Gas- 
druck-Regulator^) so  einge- 
richtet, dass  durch  denselben  das  Zucken  von  Gasflammen,  die  zugleich  mit 
Gaskraftmaschinen  aus  ein  und  derselben  Gasleitung  gespeist  werden,  ver- 
Fig.  104.  Fig.  105. 


hindert  wird.  Der  Zuführungsschlauch  d  communicirt 
jetzt  mittelbar,  nämlich  durch  das  Loch  g  im  Ableitungs- 
rohre c,  mit  dem  Hohlräume  des  dehnbaren  Behälters  a. 
Femer  wird  die  freie  Querschnittsgrösse  des  hier  durch- 
gehenden Ventilschlauches  /",  statt  durch  besondere 
Bügel  wie  früher,  unmittelbar  durch  den  im  dehnbaren 
Behälter  herrschenden  üeberdruck  beeinflusst.  (D.  P. 
34811,  Fig.  104). 

Bei  dem  Gasdruck-Regulator  von  F.  Siemens  &  Co. 
in  BerUn  (D.  P.  34806,  Fig.  105)  communicirt  der  Hohl- 
raum der  Regulatorglocke  f  durch  ein  centrales  Rohr  t 
mit  dem  Flüssigkeitsbehälter  Ä.  Ein  Kegel  k  dient  zur 
Herstellung  eines  veränderlichen  Querschnitts  bei  diesem 
Communicationswege,  während  die  Glocke  f  sich  auf- 
und  abbewegt.  Hierdurch  werden  die  dauernden  Schwin- 
gungen beseitigt,  in  welche  Gasdruck-Regulatoren  na- 
mentlich gern  in  der  Nähe  der  Abschlussstellung  des 
Regulirventils  c  geraten. 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.222. 


236 


Leuchtstoffe. 


Der  Gasdruckregulator   vonH.  F.  Bromhbad  in  London    (D.P.  38915) 
ist  charakterisirt  durch  drei  Abteilungen,  deren  Querschnitte  von  der  Ein 
strömesteile  aus  stetig  wachsen  bis  zur  Ausstromestelle  hin. 

Bei  dem  Gasdruck-Regulator  von  Dbbval  in  Paris  (D.  P.  35803,  Fig.  106) 
ist  das  doppelte  Gasdurchlassventil  S  S^  mit  ungleichen  Ventilkegeln  mittelst 
Fig.  106.  eines  Platindrahtes  f  mit  dem  ringförmigen 

Schwimmer  F  verbunden.     Der  Deckel  von 
F  ist  mit  einem  Dreh  Schieber  22  versehen, 
durch  welchen  der  Druck  des  austretenden 
<Gases  nach  Maassgabe  des  abströmenden 
Gas  Volumens  selbstthätig  veränderlich  ge- 
macht werden  kann.    Durch  den  Taucher 
P  kann  der  Flüssigkeitszustand  im  Appa- 
rate von  aussen  her  genau  geregelt  werden. 
Die    durch    die  Schraube  y  verschlossene 
Communicationsöffiiung   o    gestattet     den 
Druck    aus    dem  Apparate   in    den   ring- 
förmigen Behälter   überzuführen,  um    ein 
gleiches  Niveau   in  den    beiden  Flüssig- 
keitskammem  des  Regulators  herzustellen. 
Femer  haben  Neuerungen  an  Gasdruckregulatoren  angegeben  Fleischer, 
Möller  ü.  Co.   in  Frankfurt  a.  M.    (D.  P.  35090),    Albert   Teichelmann   in 
Berlin  (D.  P.  36703),  Julius  Qüaglio  und  Emil  Blum  in  Berlin  (D.  P.  37506), 
Jac.  Gareis  in  Deutz  (D.  P.  38155). 

Der    Gasconsum- Regulator    der    Eisenwerke   Gaooenad    in    Gaggenau 
(D.  P.  37175)  besteht  aus  dem  in    dem    drehbaren  Oberteil  a  angeordneten 
Fig.  107.  Schwimmrohr  b  mit  den  seitlichen  Oeffnungen  m  m 

und  der  unter  letzteren  befestigten  Schwimmerscheibe 
d.  Das  Rohr  b  gleitet  in  dem  unten  offenen  Rohr- 
stutzen q  einer  mit  Durchlass Öffnungen  1 1  versehenen 
feststehenden  Platte  /",  so  dass  das  durch  Oeffnungen 
k  der  Deckplatte  i  zutretende  Gas  seinen  Weg  durch 
Stutzen  q  und  Schwimmerrohr  b  nach  den  reg^ir- 
baren  Austrittsöffnungen  c  nimmt,  während  dasselbe 
gleichzeitig,  durch  die  Oeffnungen  l  und  m  tretend 
auf  die  Schwimmerscheibe  d  wirkt.  Durch  Drehung 
des  Oberteiles  a  wird  der  Abstand  des  Rohrstutzens 
q  von  der  Platte  i  regulirt. 

Eine  Modification  dieses  Regulators  ist  durch 
D.  P.  38160  geschützt. 

Gasconsum- Regulatoren  wurden  noch  angegeben 
von  C.  F.  A.  Jahn  in  Prag  (D.  P.  35451)  und  Jolios 
Schülcke  in  Berlin  (D.  P.  38095). 


Leuchtstoffe. 


237 


SS 


^^^^^^^^^1^ 


Ki;;i^fi^l!^?Ct?^::^i^v:^- 


Der  Apparat  znm  selbsttfaätigen  Reguliren  des  Ausflusses  von  Leucht- 
gas Ton  J0LB8  Dert  in  Brüssel  besteht  aus  dem  trichterförmigen  Teil  Ä 
und  der  Glocke  C,  welche  mit  einander  einen  engen  Zwischenraum  x  bilden, 
durch  welchen  die  aus  i  durch 
0  zugeföhrten  Gase  bezw. 
Flüssigkeiten  nach  den  Aus- 
tritts- bezw.  Abflussoffnun- 
gen  t'  t  gelangen  können. 
Glocke  C  und  Verschluss  B 
sind  an  der  senkrechten  Axe 
T  befestigt,  welche  bei  r 
lose  in  einer  Feder  hängt. 
Ist  der  Gasdruck  hoch,  so 
steigt  die  Glocke,  wodurch 
sich  die  Oeffiiungen  0  durch 
den  Kolben  B  verengen, 
während  bei  niedrigem  Gas- 
dnick  die  Oeffiiungen  0  weit 
geofifhet  sind.  Zum  Zwecke 
noch  genauerer  Regulirung 
kann  noch  eine  zweite  Glocke 
verwendet  werden,  welche 
an  der  gleichen  Stange  T  angebracht  ist,  wodurch  sich  die  Vorrichtung 
namentlich  zur  Verwendung  bei  der  Eisenbahn-Beleuchtung  eignen  soll. 
(D.  P.  37574). 

Ein  principieller  Fehler  in  der  Construction  der  heute  üblichen  Gas- 
druck-Regulatoren. Von  D.  OooLiBTiNA,  Ingenieur  in  Wien  (Z.  ehem.  Ind. 
1887,  70). 

7.  Paraffin  und  Erdwachs. 

üeber  Paraffinlager  im  westlichen  Serbien  berichtet  A.  B.  Gtiiffiths 
(Chem.  N.  64^  93).  Das  nahe  dem  Flusse  Golabara  befindliche  Lager 
erstreckt  sich  über  30  Quadratmeilen  und  besteht  aus  Hunderten  von 
Schichten  von  weissem  und  grauem  Schiefer,  zuweilen  unterbrochen  durch 
kleine  Schichten  von  weisslichem  Thon.  Diese  Schiefer  sind  reich  an 
Paraffin  und  völlig  frei  von  bituminösen  Verunreinigungen.  Nach  dem 
Verfasser  dürfte  das  Paraffin  dieser  Lager  vegetabilischen  Ursprunges  sein, 
entstanden  durch  natürliche  Destillation  alter  Braunkohlen,  welche  in  der 
Nähe  sich  reichlich  vorfinden. 

Eine  neue  Raffinir-Methode  für  Mineralöle,  Paraffin,  Ozo- 
kerit  und  verwandte  Kohlenwasserstoffe  wird  von  Friedrich  Rbdl  be- 
sprochen. (Chem.  Z.  1887,  415).  Handelt  es  sich  um  schwere  Mineralöle, 
so  bringt  man  dieselben  in  einen  Agitator,  in  welchem  man  sie  durch 
mechanische  Kraft   (Luftgebläse    ist  durchaus    nicht  anwendbar)    mit  20  bis 


238  Leuchtstoffe. 

30  Proc.  Benzin  mischt.  Man  agitirt  nun  kurze  Zeit,  um  eine  vollständige 
Mischung  zu  erreichen,  lässt  die  entsprechende  Menge  Schwefelsäure  ein- 
laufen und  agitirt  mit  voller  Kraft.  Die  Agitationsdauer  ist  um  ^/i  Zeitdauer 
kürzer,  als  beim  gewöhnlichen  Verfahren.  Der  Niederschlag  erfolgt  über- 
raschend schnell  und  scheidet  sich  scharf  von  der  gereinigten  Flüssigkeit 
ab.  Schon  nach  20  Minuten  kann  der  saure  Teer  abgezogen  werden, 
worauf  das  Oel  mittelst  Pumpe  oder  Montejus  in  einen  ähnlichen  Mischapparat 
übergeführt  wird.  Die  gesamten  Apparate  sind  dicht  untereinander  verbunden, 
und  bildet  der  Kühlschlangen- Ablauf  den  Endpunkt.  Wenn  das  abgesäuerte 
Oel  im  zweiten  Apparate  durch  25  grädige  Aetznatronlauge  neutral  gemacht  ist, 
wird  es  in  eine  Blase  übergezogen,  wo  das  Benzin  durch  directen  oder  in- 
directen  Dampf  abdestillirt  wird. 

Beim  Ozokerit  erfolgt  die  Raffinirung  in  gleicher  Weise  wie  bei  den 
schweren  Gelen,  nur  nniss  warm  gearbeitet  werden.  Der  Ozokerit  ist  vorerst 
auf  120°  zu  erwärmen,  damit  das  gebundene  Wasser  und  leichte  Oel  frei 
werden.  Ein  höheres  Erhitzen  ist  nicht  nötig,  da  bei  der  schliesslichen 
Behandlung  mit  überhitztem  Dampf  die  gesamten  leichten  Gele  ausgetrieben 
werden.  Nach  Abkühlung  bis  auf  75°  lässt  man  50  Proc.  Benzin  von 
0*700  sp.  G.  unter  langsamem  Agitiren  zufliessen.  Es  braucht  wol  nicht  er- 
wähnt zu  werden,  dass  die  gesamten  Apparate  unter  einander  communiciren 
und,  wie  vorher  erwähnt,  sich  an  die  Kühlschlange  anschliessen.  Die 
Dämpfe  des  warmen  Benzins  müssen  sich  aus  den  Agitatoren  in  der  Ab- 
blaseschlange condensiren.  Die  Agitation  erfolgt  in  verstärkter  Weise,  sobald 
die  Säure  eingetragen  wurde.  Die  Verwendung  von  rauchender  78gr§d. 
Schwefelsäure  ist  unbedingt  vorzuziehen.  Bei  Anwendung  von  10  Proc. 
Vitriolöl  erhält  man  ein  beinahe  ganz  weisses  Product,  welches  nach 
bekannter  Weise  mit  Entfärbungspulver  völlig  gebleicht  wird.  Bei  der 
Neutralisation  muss  warmes  Wasser  von  70°  verwendet  werden. 

Das  durch  obige  Methode  erhaltene  Product  unterscheidet  sich  von 
dem  Ceresin  durch  grössere  Transparenz,  es  gleicht  einem  matten,  glänzenden 
Paraffine,  ohne  jedoch  die  Plasticität  des  Ceresins  einzubüssen.  Während 
nach  den  bisherigen  Erfahrungen  in  der  Ceresinfabrikation  die  Ausbeute 
von  weissem  Fabrikat  nicht  über  60  Proc.  gebracht  werden  kann,  erhält 
man  durch  obiges  Verfahren  nach  Angabe  des  Verf.  83  Proc.  Ausbeute. 
Das  Pressverfahren  der  alten  Methode  entfällt  hier  völlig,  und  beschränkt 
sich  die  Endarbeit  auf  einfache  Filtration,  wie  sie  in  Ceresinfabriken 
üblich  ist. 

7.  Intensives  Licht. 

Gtto  Fahnehjblm  in  Stockholm  hat  die  Herstellung  der  von  ihm 
angegebenen  Glühkörper  ^)  dahin  abgeändert,  dass  die  aus  Metallblech,  Por- 
cellan,  Thon  oder  anderen  feuerfesten  Materialien  bestehenden  Nadelträger  g 


1)  Techn.-chein.  Jahrb.  7,  S.  193. 


Leuchtsto£fe.    Heizstoffe. 


239 


mit  geeigneten  Löchern   versehen  werden,  um    die   mit  Köpfen   versehenen 
Glöhnadeln  l  in  diese  Locher   einhängen   zu   können.    Dadurch  lassen  sich 


Fig.  109. 


alle  schadhaft  gewordenen  Nadeln  sehr  leicht 
auswechseln.     (D.  P.  34807). 

C.  AuBB  TON  Wblsbach^)  stollt  nach 
dem  £ngl.  P.  15286/1886  seine  Leuchtkorper 
folgendermaassen  her.  Die  über  dem  Brenner 
angebrachte  Kappe  oder  Haube  ist  aus  Baum- 
wollstoff angefertigt  und  mit  den  Oxyden 
Ton  Lanthan  und  Zircon,  eyentuell  unter 
Zusatz  von  Yttererde,  imprägnirt.  Die  Oxyde 
müssen  völlig  frei  von  Eisen  sein.  Als  Ver- 
hältnisse werden  empfohlen:  60  Proc.  Zircon- 
erde,  20  Proc.  Yttererde  und  20  Proc.  Lan- 
thanerde. Das  Gewebe  wird  durch  einen  feinen 
Platindraht  versteift  und  mittelst  desselben  in 
der  Flamme  gehalten.  Beim  Glühen  wird  der 
Faserstoff  sofort  verascht,  während  die  Erden 
die  ursprüngliche  Form  beibehalten. 

Das  Zirconlicht  hat  sich  im  Leucht- 
gas-Sauerstoffgebläse für  Projectionsäpparate 
gut  bewährt  Dasselbe  ist  rein  weiss  und 
giebt,  durch  das  Spectroskop  zerlegt,  ein  con- 
tinuirliches  Spectrum,  das  die  FBAUBNHOFBB^schen  Linien  von  A  bis  H  ent- 
hält, dagegen  keine  Spur  einer  hellen  Spectrallinie.  Dieses  Licht  kommt 
dem  Sonnenlicht  am  nächsten,  übertrifft  für  viele  Zwecke  das  elektrische  Licht 
und  stralt  wenig  Wärme  aus,  so  dass  man  es  den  Objecten  ziemlich  nähern 
kann.    (Chem.  Z.  Repert.  1886,  192  aus  Latema  magica  1886,  37). 

Durch  eine  von  0.  Wbt  in  Berlin  angegebene  Vorrichtung  werden 
die  Magnesiarückstände  vom  Brennermundstück  an  Magnesiumlampen 
durch  ein  Uhrwerk  entfernt,  und  wird  das  von  dem  brennenden  Magnesium 
herabhängende  Aschenband  abgebrochen.  Es  können  dazu  Schieber,  Bürsten, 
rotirende  Scheiben  oder  Walzen,  scherenartige  Vorrichtungen  und  ähnliche 
Mechanismen  benutzt  werden.     (D.  P.  37010). 

Sicherheitsleitung  für  Glühlampen.    (Electrician  1887,  276). 

Fb.  Böckmann. 


^XVL  Heizstoffe, 


1.  Torf,  Brann-  nnd  Steinkohle,  Briquets. 

Chr.  Müller   in.Demmin   hat   einen  Antriebsmechanismus  für  Torf- 
stechmaschinen  construirt  (D.  P.  36193). 

1)  Techn.-chem  Jahrb.  8,  S.  226. 


240 


Heizstoffe. 


Nach  M.  TON  WbndCaud  in  Bemried  wird  eine  feste  Masse  aus  zer- 
kleinertem Torf  hergestellt  durch  Kochen  eines  Gemisches  derselben  mit 
etwa  5  Proc.  Abfeillpapier  in  Wasser;  Versetzen  der  filtrirten  Flüssigkeit 
mit  chromsaurem  Kali  (etwa  1^/a  Proc.)  und  gewöhnlichem  Leim  (8  bis 
10  Proc.)  und  nachfolgendes  Kochen  derselben  (etwa  1  Stunde  lang);  Kochen 
der  Torfimasse  mit  der  Leimlösung;  Abkühlen  dieser  gallertartigen  Masse 
und  Zusetzen  von  Natronwasserglas  (etwa  10  Proc);  Giessen  oder  Pressen 
dieser  Masse  in  metallene  Formen  und  Eintauchen  der  noch  etwas  weichen 
Abgüsse  in  heisses  Leinöl.    (D.  P.  36751). 

Aufbereitung  von  Kohlen  nach  F»  C.  Glasbr  in  Berlin.  D.  P.  34319. 
Die    durch    einen  BBiABT'schen  Rost   hindurchfallenden  Kohlen  gelangen  in 
^8«  110.  einen        Separationskasten, 

welcher  je  nach  der  Anzahl 
vonKomgrössen,  welche  man 
erhalten  will,  ein  oder  meh- 
rere aus  gelochten  Blechen 
oder  geflochtenem  Draht  her- 
gestellte Siebe  c  enthält, 
welche  nach  Tom  oder  nach 
den  Seiten  auskragen.  Dieser 
Separationskasten,  mit  dem 
die  verschiedenen  Siebe  e 
fest  verbunden  sind,  ist  wie- 
derum verbunden  mit  den 
beiden  gebogenen  eisernen 
Trägem  dd\  welche  auf 
zwei  Rollen  hin-  und  herbeweglich  sind.  Die  Bewegung  dieser  eisernen 
Trager  dd^  und  aomit  der  ganzen  Separationsvorrichtung  erfolgt  von  der 
Transmission  f  aus  durch  die  Zugstangen  g  und  g  *.  Der  Angriff  der  Zug- 
stang^i  kann  von  einem  beliebigen  Punkte  aus  erfolgen,  nur  müssen  die 
Mittellinien  dieser  Zugstangen  stets  Tangent^Ei  des  Bewegungskreises  sein, 
den  die  Träger  dd^  machen. 

Verschiedene  Neuenmgen  in  der  Braunkohlenindustrie  sind  zu 
erwähnen. 

Die  Zbitzbr  Eisbhoibssbrbi  und  Maschinenbau  -  Actibhobsbllschapt  in 
Zeitz  bringt  Jalousietüren  an  den  Dampftelleröfen  für  Braunkohlen 
an.  Die  Dampfteller  sind  nach  aussen  durch  Türen  begrenzt,  welche  ans 
Blechen  bestehen,  die  zwischen  sich  horizontale  Sehlitze  lassen,  um  die 
Luft  über  das  auf  den  Tellern  befindliche  Trockengut  streichen  zu  lassen. 
Nach  Oeffiiung  der  in  Angeln  aufgehangenen  Türen  sind  die  Teller  einzeb 
sofort  zugänglich.  (D.  P.  35410).  Dies  ist  bei  Betriebsstörungen  und  um 
die  Verbreitungdes  etwa  auf  einem  Teller  ausbrechenden  Brandes  zu  ver- 
hindern, von  Wichtigkeit. 

Nach    dem  D.  P.  35411    derselben  Firma  sind  bei  Rührwerken  für 


Heizstoffe. 


241 


Braunkohlen-Trockenapparate  die  Rahrschaufeln  a  mit  den  Armen  A  einzeln 
oder  gruppenweise  durch  Federn  d  verbunden,  damit  die  Schaufeln  den 
im  Laufe  des  Betriebes  entstehenden  Un-  Fig.  lil. 

ebenheiten  des  Bodens  nachgeben  können. 
Fig.  111. 

Die  Zbitzbr  Gesellschaft  construirt 
die  Trockenofen  so,  dass  die  einzehien 
Trockenraume  von  einander,  unter  voller 
Zuganglichkeit  der  Trockenteller,  durch 
Mauerwerk  getrennt  sind.    Sie  werden  von 

einem  gemeinschaftlichen  Hauptcanal  aus  durch  mit  Schutzblechen  abgedeckte 
und  mit  Schiebern  versehene  Canäle  mit  kalter  oder  warmer  Luft  gespeist. 
Dabei  ist  die  Einrichtung  getroffen,  dass  bei  einem  entstehenden  Brande 
jeder  einzelne  Trockenraum  für  sich  von  der  Luft  abgesperrt  wird.  Somit 
kann  der  Brand  in  dem  einzelnen  Räume  leicht  durch  Einlassen  von  Wasser- 
dampf geloscht  werden,  und  es  pflanzt  sich  der  Brand  nicht  gleich  auf  das 
ganze  System  fort.  (D.  P.  36199). 

Paul  Haedser    in  Meuselwitz  hat  folgenden  Anfeucht-  und  Misch - 
apparat  für  Braunkohle  zur  Briquettefabrikation  angegeben.     (D.P.  38452; 


Fig.  112. 


Fig.  112.  Durch 
die  rotirenden 
Transportmes- 
ser e  wird  die 
Kohle  in  dem 
Raum  d 
mischt,  wäh- 
rend gleich- 
zeitig   in    den 

oberen   Teil    des    Apparates    Wasser  dampf  geleitet    wird,    dessen  Span- 
nung  durch    das  Wassersackrohr  h  regulirt  wird.     Der    Dampf    soll    nicht 


nur  die  Kohle  anfeuchten,  sondern 
auch  die  Teeröle  lösen,  welche  in 
gelöstem  Zustande  dann  als  Binde- 
mittel für  die  zu  pressenden  Bri- 
quettes  dienen. 

Die  Zeitzer  Eisbnoiessbrei  und 

MaSCHIDENAU    -  ACTIBNOBSELLSCHAPT 

in  Zeitz  hat  eine  Schnecken- 
presse für  Torf,  Braunkohle,  auch 
für  Thon  und  dgl.  construirt.  In 
dem  konischen  Rumpf  a  der  Presse 
sind  in  Richtung  der  Achse  dessel- 
ben Schienen  n  durch  die  Schrau- 
ben t  verstellbar  angeordnet,  zum 
Biedermann,  Jahrb.  IX. 


Fig.  113. 


16 


242 


Heizstoffe. 


Fig.  114. 


Zweck  den  Schneckenflugeln  bei  Abnutzung  derselben  als  Anlage  zu  dienen 
und  die  Drehbewegung  des  Pressgutes  im  Rumpf  ebenso  wie  die  der  Gegen- 
messer m  zu  verhindern.  Der  durch  die  Doppelwand  gebildete  Hohlraum  a' 
dient  zum  Anwärmen  mittelst  Dampf,  wobei  durch  das  entstehende  Con- 
densationswasser  eine  glatte  Innenfläche  des  Rumpfes  erzielt  wird  (D.  P.  38404). 
Dieselbe  Firma  hat  einen  continuirlichen  Mischcylinder  erfunden. 
(D.  P.  37319).  Der  Mischcylinder  D  ist  mit  konischem  Eintrittscanale  f  und 
konischem  Austrittscanale  g  versehen,  in  welchen  Canälen  das  Material  durch 

Schnecken  oder  der- 
gleichen derart  com- 
primirt  wird,  dass 
der  im  eigentlichen 
Mischcylinder  der 
Behandlung  unters 
worfene  Teil  des 
Materials  durch  den 
in  den  GMiälen  fg 
comprlmirten  Teil  desselben  abgeschlossen  wird.  Im  Mischcylinder  D  Wq^ 
das  Material  locker  und  wird  mit  Dampf  oder  Flüssigkeit,  die  durch  Rohr 
l  zuströmen,  gemischt.     Der  Mantel  R  dient  zum  Heizen. 

Der  Firma  Stamme  &  Co.  in  Hannover  ist  eine  Neuerung  an  dem 
SALTBRv'schen  Briquetirverfahren  *)  patentirt  worden.  (D.  P.  39505).  Das 
Material,  Erz,  Kohlenklein,  Kohlenstaub,  Sägespäne  und  dgl.,  wird  mit  Melasse 
unter  Zusatz  von  Leinöl  angefeuchtet,  das  Gemenge  bei  sehr  hohem  Druck 
gepresst,  und  dann  werden  die  erhaltenen  Formstücke  bei  einer  Temperatur 
von  200  bis  250**  C  gedarrt.  Auf  diese  Weise  soll  vermieden  werden,  dass 
die  Briquets  Feuchtigkeit  anziehen  und  zerlallen,  welcher  (Jebelstand  dem 
bisherigen  Verfahren  anhaftete. 

M.  Balckb  in  Düsseldorf  hat  eine  Maschine  zur  Herstellung  von  Press- 
nusskohle  angegeben.  Bei  der  Mischvorrichtung  für  Staubkohle  mit  flüssigem 
Bindemittel  ist  in  die  mit  durchgehender  Messerwelle  ausgerüstete  Rinne  noch 
ein  Trog  eingeschaltet.  In  demselben  sammelt  sich  die  Masse  an  und  wird  durch 
rechts  und  links  gewundene  Messer  in  der  Weise  gerührt,  dass  der  grössere 
Teil  derselben  eine  voranschreitende,  der  kleinere  Teil  eine  rückgängige 
Bewegung  erhält,  wodurch  eine  innige  Vermischung  der  Kohle  mit  dem  I 
flüssigen  Bindemittel  erreicht  wird.  Schöpfarme  führen  die  fertig  ge- 
mischte Masse  der  Fortsetzung  der  Rinne  und  durch  diese  den  Press- 
cylindern  zu. 

Die  vorn  offenen  Reibungspressen  mit  hin-  und  herschwingendem 
Stempel  v  besitzen  eine  Abschneidevorrichtung  zum  Trennen  der  gepressten 
Kohlencylinder  (Fig.  115),  bestehend  aus  einem  Schieber  r  mit  Messern  an 
beiden  Enden,   welche  die  aus  den  Pressen  getretenen  Kohlencylinder  z  in 

1)  Techii.-chem.  Jahrb.  8,  S.  230. 


Heizstoffe. 


243 


der  Austrittsebene    einschneiden.     Die  Bewegung    dieses    Messerschiebers  r 
geschieht  durch  einen  Finger  c   au  Einern  der  beiden  Kurbelstangenzapfea» 


ein  Yon  dem  Finger  vor-  und  rückwärts  bewegtes,  hori- 
zontal schwingendes  Pendel  8,  zwei  Federu  ^,  w^lfiie 
dem  Pendel  nach  dem  empfangenen  Stoss  die  mittlore 
Stelhmg  wiedergeben,  eine  Stange  u  und  eudlieb  durch 
einen  Winkelhebel  V).  Die  Beweijun^  hi  derart,  dsissi 
in  der  Mitte  der  Zeit  des  Still ^taüdo.n  jedes  Ki^lik'h- 
cylinders  der  Einschnitt,  und  vor  Beginn  der  iieiion 
Bewegung  jedes  Kohlencylinders  der  Rück^eh)»^  dt'B 
Messerschiebers  in  die  mittlere  Stellung  erfolg,  (h.  i\ 
35416.) 

Lbom  Cline  in  Chicago 
stellt  nach  dem  Engl.  P.  5024, 
1886  ein  künstliches  Brenn- 


Fig.  115. 


f      material  her,  indem  drei  Tle   L!^;_r"i!_m. 


tgi 


,yo\ _j 


TP 


/J-(— t-i-r 


Holzkohlenpulver  mit  1  TL  ge- 
mahlenem verkohlten  Kork  ge- 
mischt wird.  Für  Desinfections- 
zwecke  soll  dem  Pulver  noch 
1  Proc.  Chlorkalk  zugesetzt  wer- 
den. Die  comprimirte  Masse 
brennt  von  oben  nach  unten  und  ist  zur  Erzeugung  einer  massigen  Wärme 
anwendbar. 

Nicht  allein  der  Coksteer,  sondern  auch  Erdöle  und  Braunkohlenteere 
werden  mehr  und  mehr  als  Rohmaterial  für  Benzolkohlenwasserstoffe  be- 
nutzt. Schwere,  helle  oder  dunkle  Paraffinöle  (Braunkohlenteeröle),  rohe 
Schiefer-  und  Erdöle,  die  bei  Raffiniruug  der  rohen  Erdöle  hinterbleibenden 
Residuen,  die  bei  Bereitung  des  Oelgases  aus  Paraffinöl  oder  Petroleum- 
räckständen  resultirenden  Teere  und  alle  sonstigen  mineralischen  Oele  er- 
geben bei  Destillation  unter  Druck,  welcher  mindestens  2  Atmosphären  be- 
trägt, leichte  Kohlenwasserstoffe  (Benzin-  und  Leuchtöle)  und  dickflüssige 
Schmieröle  oder  asphaltartige  Oele.  Bei  der  Destillation  unter  Druck  wird  die 
Ausbeute  an  leichten  Oelen  sehr  gesteigert,  und  man  erhält  Rückstände,  die 
sogleich  als   gute  Schmieröle  oder  als  Asphaltöle  verwendet  werden  können. 

Der  angewendete  Druck  ist  nach  dem  D.  P.  37728  der  A.  RiEBECK'schen 
Montanwerke,  Actibnoesellschaft  in  Halle  a.  S.  für  jede  einzelne  Sorte  der 
Oele  ein  ganz  bestimmter,  und  zwar  eignet  sich  für  schwere  Paraffinöle 
(Braunkohlenteeröle)  je  nach  ihrer  Beschaffenheit  am  besten  ein  Druck  von 
3  bis  6  at.,  für  Rohpetroleum  und  dessen  Residuen  ein  Druck  von  2  bis  4  at 
und  für  Oelgasteer  ein  Druck  von  4  bis  6  at.  Der  im  gen.  Pat.  angegebene 
Apparat  gleicht  im  wesentlichen  dem  in  der  Braunkohlenteerindustrie 
gebräuchlichen  Destillirapparat,  doch  ist  zwischen  Blase  und  Kühlschlange 
ein  Ventil  eingeschaltet,  welches  sich  selbstthätig  öffnet  und  die  Verbindung 

16* 


244  Heizstoffe. 

zwischen  Blase  und   Kühlschlange   herstellt,  sobald  der  zur  Zersetzung  ge- 
wünschte Druck  erreicht  ist. 

2.  Coks. 

Die  der  Firma  Thyssen  &  Co.  in  Mülheim  a.  d.  Ruhr  patentirte 
Coksofentür  besteht  aus  einem  in  der  Längs- und  Querrichtung  gewölbten 
und  an  den  Rändern  gebördelten  Eisenblech,  welches  mit  einem  konischen 
Flacheisen  garnirt  ist.  Die  Vorzüge  dieser  Ausführung  gegenüber  den  bis- 
herigen Einrichtungen  bestehen  in  der  grösseren  Leichtigkeit,  in  der  Wider- 
standsßlhigkeit  gegen  das  Verziehen  und  schliesslich  darin,  dass  die  Wöl- 
bung in  der  Mitte,  wo  die  Hitze  am  grössten  ist,  es  gestattet,  hier  eine 
stärkere  Auskleidung  mit  feuerfestem  Material  vorzunehmen.     (D.  P.  3706 L) 

Um  beide  Türen  an  horizontalen  Coksöfen  gleichzeitig  zu 
heben,  haben  Gebr.  Röchling  in  Saarbrücken  auf  der  Coksausdrückmaschine 
ein  Getriebe  angeordnet,  welches  mittelst  zweier  Kettenrollen  und  Ketten 
das  Heben  der  Ofentüren  vor  dem  Ausstossen  des  Cokskucbens  und 
mittelst  einer  Bremse  ein  gleichzeitiges  Niederlassen  derselben  gestattet. 
(D.  P.  35407.) 

JoL.  Qdaglio  in  Berlin  hat  die  glückliche  Idee  ausgeführt,  die  Com- 
primirung  der  Kohle  vor  der  Vercokung  nicht  nach  der  Füllung  im 
Ofen,  sondern  vor  der  Füllung  ausserhalb  des  Ofens  zu  bewirken.  Die 
Einrichtung,  welche  für  alle  Arten  horizontaler  Ofensysteme  construirt  und 
angewendet  werden  kann,  besteht  im  wesentlichen  aus  zwei  aus  einander 
gehenden  Seitenwänden  von  gleicher  Länge  mit  der  Vercokungskammer,  mit 
welchen  eine  bewegliche  Bodenplatte  und  zwei  Stimplatten  ein  parallel- 
epipedisches  Geföss  bilden,  dessen  Dimensionen  nur  etwas  kleiner  als  der 
Cokskammerraum,  soweit  er  mit  Kohle  gefüllt  werden  soll,  sind.  Dieser 
ganze  Kohlenkasten  steht  auf  einem  Wagen,  mittelst  dessen  er  vor  jede 
einzelne  Cokskammer  gebracht  werden  kann.  Der  gepresste  Kohlenkörper 
wird  mittelst  der  Coksausstossmaschine  mit  dem  Boden  und  den  Stirnwänden 
des  Kastens  in  die  Vercokungskammer  geschoben  oder  gezogen,  während  die 
Seitenwände  draussen  bleiben.  Darauf  werden  die  Stirnwände  abgenommen, 
und  die  Bodenplatte  wird  zurückgezogen.  Der  Kohlenkörper  kann  auch  ohne 
Bodenplatte,  aber  mit  den  Seiten-  und  Stirnwänden  eingebracht  werden, 
worauf  man  letztere  wieder  zurückzieht.  Zum  Comprimiren  der  Kohle  inner- 
halb des  Kastens  dient  eine  Stampfvoirichtung,  deren  Stampfen  sich  ent- 
weder in  horizontaler  Richtung  über  dem  mit  Kohle  gefüllten  Kasten  hin- 
bewegen, oder  unter  denen  der  Kasten  entlang  bewegt  wird.  Die  Stampfen 
sind  in  ihrer  Höhenlage  verstellbar.     (D.  P.  36097.) 

Kleist  und  Zedler  in  Ober-Lagiewnik  haben  den  Apparat,  Fig.  116, 
zum  Aus  fugen  undicht  gewordener,  im  Betriebe  befindlicher  Coksofen- 
kammem  angegeben.  Der  Apparat  wird,  nachdem  der  Hohlcylinder  a  mit 
breiigem  Mörtel  gefüllt,  mit  dem  Mundstück  b  an  die  betreffende  Fuge  der 
Ofenwandung  gehalten  und  sodann  der  Kolben  c  mit  Hilfe  der  mit  Handgrifi 


Heizstoffe. 


245 


versehenen  Stange  d  mit  der  einen  Hand  vorgeschoben,  während  die  andere 
Hand  aas  mit  a  fest  verbundene  Rohr  f  festhält.  Es  wird  hierdurch  der 
Mörtel  in  die  Fuge  gepresst.     (D.  P.  36545.) 

Fig.  116.  Fig.  117. 


QuAGLio  hat  ein  sehr  sicher  wirkendes  Wasser- 
verschlu SS-Ventil  für  Coksöfen  mit  Gewinnung  der 
Nebenproducte  construirt.  (D.  P.  36357.  Fig.  117.) 
Ueber  dem  Gasabführungsrohr  B  ist  das  Stülprohr  C  mit 
zweimaligem  Wasserverschluss  angebracht.  Letzterer 
besteht  in  einem  oberen  Wasserkasten  E  und  einem 
unteren  A,  Das  Stülprohr  geht  offen  bis  nach  aussen  und  ist  oben  mit 
einem  Deckel  D  mit  oder  ohne  Wasserverschluss  versehen.  Somit  ist  also 
eine  leichte  Reinigung  während  des  Betriebes  (für  die  Röhren  B  und  C) 
ermöglicht. 

Nach  dem  von  Hbinr.  Stier  in  Zwickau  angegebenen  Vercokungs- 
und  Gasgewinnungsverfahren  arbeiten  sämtliche  Kammern  eines  Coks- 
ofensystems  paarweise.  In  je  einem  Paar  von  Kammern  wird  abwechselnd 
in  der  einen  Kammer  eine  Vergasung  (Heizgaserzeugung  oder  vollständige 
Verbrennung),  in  der  anderen  eine  Entgasung  (Destillation),  und  zwar  stets 
<üe  letztere  durch  die  erstere  betrieben.     (D.  P.  35120.) 

Gbbr.  Röchlino  in  Saarbrücken  lassen  die  Verbrennungsluft  zunächst 
in  einen  unter  dem  Abhitzecanal  gelegeneu  Längscanal  eintreten.  Dieselbe 
iimspult  von  hier  aus  von  beiden  Seiten  den  Abhitzecanal  und  den  darüber 
gelegenen  Gaszuleitungscanal  und  tritt  schliesslich  durch  rechts  und  links 
^on  letzterem  gelegene  Schlitze  in  den  Sohlcanal,  um  hier  die  Verbrennung 


246 


Heizstoffe. 


des    zwischen  je    zweien    dieser  Schlitze   austretenden  Gases  zu  bewirken. 
(D.P.  35001.) 

Bei  horizontalen  Coksöfen  mit  Zugumkehrung  und  canalartig  gestal- 
teten Regeneratoren  bringen  Gebr.  Röchlino  in  Saarbrücken  unterhalb  der 
Sohle  der  letzteren  Canäle  cde  an;  Fig.  118.    Die  brennenden  Gase  werden  nun 

Fig.  118. 


aus  den  Sohicanälen  durch  die  Pfeilerzuge  ^  aufwärts  und  über  das  Ge- 
wölbe der  Vercokungskammer,  durch  die  mit  je  einem  Zug  "N  verbundenen 
Züge  0  des  anderseitigen  Pfeilers  abwärts  oder  umgekehrt  geführt.  Die 
Züge  sind  auf  jeder  Seite  des  Ofens  so  angeordnet,  dass  ein  Zug  mit  auf- 
steigenden Gasen  mit  einem  solchen  mit  absteigenden  Gasen  abwechselt. 
(D.P.  38312.) 

Dr.  C.  Otto  in  Dahlhausen    a.  d.  R.  hatte   bei    den   in  den  Patenten 
No.  7054  und  No.   13 156   beschriebenen  Coksöfen  die  Anordnung^  getroffen, 

Fig.  119. 


M^H 


dass  die  Luftcanäle  i  sich  in  Windungen    über  die  ganze  Ausdehnung  des 
Ofengewölbes  erstrecken.    Durch  diese  Canäle  wird  den  abwechselnd  zwischen 


Ueizstoffe. 


247 


ihnen  und  den  Seiten  wänden  der  Oefen  liegenden  Gascanälen  a  an  beiden 
Enden  derselben  Luft  zugeführt.  Luft-  und  Gascanal  bilden  jetzt  nach  dem 
D.  P.  37062  je  einen  zusammenhängenden ,  über  die  ganze  Ofenlänge  sich 
erstreckenden  Raum.  Unter  dem  Canal  a  ist  noch  ein  zweiter  horizontaler 
Canal  angeordnet,  welcher  mit  dem  Canal  a  entweder  durch  einen  Längs- 
schlitz oder  eine  Anzahl  Locher  in  dem  Boden  in  Verbindung  steht. 

Hbirr.  Hbrbbrz  in  Dortmund  bewirkt  die  Vor  wärmung  der  Ver- 
brennungsluft in  Canälen  oder  Rohrleitungen,  welche,  über  den  Ofen- 
kammem  oder  über  den  Seitenzügen  derselben  liegend,  ihre  Erwärmung 
von  einer  besonderen  Gasfeuerung  erhalten.     (D.  P.  37129.) 

Die  im  vorigen  Jahrg.  bereits  erwähnte  von  Otto  ausgeführte  Adapti- 
nmg  der  Bienenkorbofen  für  Regenerativfeuerung  und  Gewinnung  der 
Nebenproducte  0  ist  in  dem  D.  P.  37  280  der  Commanditgesellschaft  Dr.  C. 
ihro  &  Co.  in  Dahlhausen  a.  d.  R.  und  der  Bergwerksgesellschaft  Hibbrnia 
und  Shamrock  in  Hema  näher  mitgeteilt.  Die  eintürigen  (Bienenkorb-  oder 
muffelförmigen)  Coksofen  sind  mit  Lufterhitzern  verbunden,  welche  einräumig 
oder  zweiräumig  sein  können. 

Im  Falle  der  Anwendung  von  einräumigen  Lufterhitzern  müssen  für 
die  Verbrennungsproducte  der  Coksofen  mindestens  zwei  Wege  oder  Haupt- 
abzugscanäle  vorhanden  sein,  durch  welche  sie  aus  der  Umgebung  der  Ver- 
brennungsräume zu  dem  Schornstein  gelangen  können.  Die  einräumigen 
Lufterhitzer  B  R^  (Fig.  120)  können  innerhalb  des  Rauhgemäuers  und  über, 


unter,  neben,  hinter 
Varcokuiig'äli  auim  e  rn 
ausserhalb  de?  Rauh- 
Tiffin  angeorflnet  sein* 


Fig.  120. 


oder    zwischen     den 
V  oüer     uuch     gauz 

Bei     ilitser     Verbin- 


dung von  eintürigen  Coksofen  mit  einräumigen  Lufterhitzern  sind  Canäle 
l  und  l^  zwischen  je  zwei  Vercokungskammem  V  derartig  angeordnet, 
dass  je  einer  dieser  Canäle  je  zweien  der  Vercokungskammem  entweder 
als  Luftzuführungs-  oder  als  Abhitzeabführungscanal  dient.  Wenn  das  Gas 
durch    die  Gasrück leitung  G  R   und    die  Zuleitungen  g   in    die  Sohlcanäle 


1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  232. 


248 


Heizstoffe. 


der  Vercokungskammern  F  geleitet  wird,  dann  tritt  die  Luft  in  den 
Lufterhitzer  jß  und  durch  die  Canäle  l  in  die  Sohlcanäle  der  Vercokungs- 
kammer.  Die  Verbrennung  erfolgt  bei  dem  Zusammentritt  von  Gas  und 
Luft.  Die  Yerbrennungsproduct«  ziehen  durch  die  Sohlcanäle  durch  V  nach 
jR'  und  dann  nach  dem  Schornstein. 

Im  Falle    der  Anwendung   von    zweiräumigen  Lufterhitzern  (Fig.  121) 
genügt  schon  ein  Weg  für  die  Verbrennungsproducte ,  aus  welchem  sie  aus 

Fig.  121.  yy. ^^  der    Umgebung     der 

Vercokungsräume  V 
zu  dem  Schornstein 
gelangen  können.  Die 
Lage  der  zweiräumi- 
gen Lufterhitzer  kann, 
wie  bei  den  einräumi- 
gen,  eine  mannigfaltige  sein.  Der  Betrieb  der  mit  solchen  zweiräumigen  Luft- 
erhitzern verbundenen  Coksöfen  ist  ohne  Zugumkehrung  und  nur  so  zu 
führen,  dass  durch  einen  der  Räume  des  Lufterhitzers  immer  die  Abhitze 
und  durch  den  anderen  immer  die  zu  erhitzende  Luft  streicht. 

Zwischen    den  Oefen   und    den  Abhitzecanälen  oder  den  Lufterhitzern 
sind  bei  beiden  vorstehend  beschriebenen  Verbindungen  zwischen  Coksöfen 


Fig.  122. 


und  Lufterhitzern  Canäle  A 
angebracht,  welche  bei  der 
Inbetriebsetzung  der  Oefen 
als  Gasabzüge  und  zur  di- 
recten  Erwärmung  der  Luft- 
erhitzer dienen  und,  sobald 
die  Gase  durch  die  Conden- 
sation  gehen  sollen,  auf 
irgend  eine  Weise  abgesperrt, 
zugesetzt  oder  weggenommen 
werden  können 

Joseph  Collin  in  Dort- 
mund hat  den  in  Fig.  122  ge- 
zeigten verticalen  Coks- 
öfen construirt.  (D.  P. 
36518.)  Die  Gase  treten 
aus  denVercokungskammem 
0  durch  die  bogenförmigen 
Schlitze  G  in  die  Canäle  F, 
von  hier  durch  die  Oeffiiun- 
gen  F  in  zickzackförmige 
seitliche  Canäle,  um  von 
diesen  durch  Oeffiiungen  N 
in    die   zwischen    den  Ver- 


Heizstoffe. 


249 


cokungskammern  gelegenen  Canale  H  und  aus  diesen  in  den  Hauptabzugs- 
canal  K  zu  gelangen.  Die  Vereinigung  der  Verbrennungsluft  mit  den  Gasen 
erfolgt  bei  den  Oeffnungen  F. 

Anthracitcoks  werden  nach  Ldtkbn  (Eng.  Min.  J.  40 ,  239)  in 
Wales  in  der  Weise  hergestellt,  dass  60  Tle.  Anthracitstaub  mit  35  Tln. 
bituminöser  Kleinkohle  und  5  Tln.  Pech  im  Desintegrator  vermischt  werden 
und  dann  die  Masse  vercokt  wird. 


3.  Heizgase. 

lieber  das  Vorkommen  und  die  Verwendung  von  natürlichem  Brenn- 
gas in  Nordamerika  berichtet  G.  Ldnob  in  Z.  Chem.  Ind.  I5  125. 

Folgende  Analysen  zeigen  die  Zusammensetzung  einer  Anzahl  der 
wichtigsten  amerikanischen  Gasquellen,  zugleich  mit  einigen  anderen,  zur 
Vergleichung  herangezogenen: 


^-^ 

. 

>^ 

5 

55 

^ 

•0 

>^ 

a 

0 

<=. 

«Ö 

a 

9» 

0 

2 

Sfe 

CQ 

0 

« 

ca 

e 

a 

E? 

CQ 





610 

82-41 

96-50 

75-44 

— 



18-12 

— 

— 

Spur 

10-11 

— 

0-34 

— 

0-50 

Spur 

4-31 

— 

— 

0-23 

2-00 

- 

2-^ 

1-00 

0-693 

0-692 

0-6148 

H. 

Rob. 

S.P. 

Wurtz 

Young 

Sadt- 
1er 

6 

0 

ü 

bo 

fld 

a 

J2 

^ 

•O/-^ 

-:§ 

li 

2^ 

0 

S 

1 

S5i     sts.     spts,     e 


o 


,  .«  o' 

O  w 

I  O-o 
•J  I 

I  « 


-.0 

-1 


_    Ol 


2« 


O  od 


.11 


tsserstoff 


opan 

tbiensänre  .  .  . 

AleDoxyd  .  .  . 

Ickstoff 

nerstoff  .  .  .  . 

khtgebende 

Eohlenwasser- 

,  »toffe 

Bfec  Gewicht.  . 

iMlytiker 


13-50 
80-11 
5-72 


22-50 

60-27 

6-80 


0-66  I    2-28 


Spur 


0-5119 

Sadt- 
1er 


Spur 
7-32 
0-88 


Sadt- 
1er 


4-79  \     -  \  ^ 
89-65  i  96-34      a 

4-39        -  ,  I  « 

Spur        -  •  a  a 

0-35      3-64     «'S 
_       *e  a 

-  il- 


0-26 


0-56 
0-5580 


Sadt- 
1er 


Spur  I  ^ 
0-5923;  0-56 

F.  C.  !  ^  g> 
Phi-    I  a 


lipps  I 


19-56,     - 
78-24  47-3'; 


0-98 
93-09 


-    '    3-10 


-     49-39 
2-20     0-17 


2-18 
0-49 


3-26 


Ro-      Bischofs 
gers  Chem.  Geo- 
I       logie 


80-69 
4-75 


6-44 
812 


95-42 


0-60 
3-98 


Mithin  ist  das  amerikanische  natürliche  Gas  nicht  völlig  gleich  dem 
von  Baku  oder  dem  in  den  Spalten  von  Kohlen  eingeschlossenen,  sondern 
unterscheidet  sich  davon  namentlich  durch  einen  oft  sehr  beträchtlichen 
Gehalt  an  freiem  Wasserstoff;  allerdings  ist  auch  hier  das  Methan  stets  der 
weit  vorherrschende  Gemengteil.  Die  Gasquellen  befinden  sich  meist  in 
grösster  Nähe  von  Petroleumquellen,  kommen  in  denselben  Sandstein- 
schichten vor.  Das  Gas  eignet  sich  nicht  nur  zur  Dampfkesselheizung,  sondern 
wird  auch  für  metallurgische  Zwecke,  mit  Ausnahme  des  Hochofenprocesses 
und  besonders  vorteilhaft  bei  der  SisMBNs'schen  Regenerativfeuerung,  zumal 
in  der  Glasindustrie,  benutzt  (vgl.  S.  161).  Als  Leuchtmaterial  ist  es  weniger 
geeignet. 


250 


Heizstoffe. 


In  einem  Hauptcentrum  des  Gasquellen-Bezirks  in  Pittsburgh  soll  das 
Naturgas  plötzlich  ausgeblieben  sein.     (Sprechs.  1887,  35). 

Mich.  Gaben  in  Brüssel  stellt  reines  Kohlenoxydgas  in  der  Weise 
her,  dass  Kohlensäure  unten  in  eine  verticale  Retorte  gefuhrt  wird,  welche 
mit  Kohlen  gefüllt  und  von  aussen  geheizt  ist.  Das  von  den  verdichtbaren 
Destillationsproducten  der  Braun-  oder  Steinkohlen  in  Condensationsap paraten 
befreite  Kohlenoxyd  soll  dann  zum  Heizen  der  betreffenden  Retorten  selbst 
benutzt  werden.     (D.  P.  34885). 

Nach  Oh.  Tbllibr  in  Paris  wird  das  zu  vergasende  Brennmaterial  mit 
Hülfe  zweier  Kolben  in  einen  verticalen,  im  Innern  des  Apparates  stehenden 
„Digestor**  gepresst.     (D.  P.  36133). 

Ein  Gaserzeuger  von  John  Hanlon  in  New- York  besteht  aus  drei 
Generatorkammern,  von  denen  die  mittlere  die  Destillirkammer  für  bituminöse 
Kohle  ist,  während  die  beiden  seitlichen  als  Zersetzungskammem  für  harte 
Kohle,  Coks  oder  Holzkohle  dienen.  Ferner  sind  Dampfüberhitzungskammem 
vorhanden,  welche  mit  Eisenabfallen  beschickt  werden.  Das  durch  Destilla- 
tion der  kohlenstoffhaltigen  Substanzen  und  Zersetzung  des  Wasserdampf> 
gebildete  Gasgemisch  wird  nach  den  drei,  in  Abteilungen  geteilten  Fixir- 
kammem  geleitet.  Letztere  sind  mit  in  verschiedenen  Höhenlagen  ange- 
brachten Gasausströmungsröhren  versehen.  Die  verschiedenen  Kammern 
lassen  sich  auf  verschiedene  Grade  erhitzen,  und  auf  diese  Weise  kann  das 
während  einer  Schicht  producirte  Gas  durch  verschiedene  Teile  von  erhitztem 
Ziegelwerk  geleitet  werden,  die  stets  eine  passende  Temperatui  haben,  um 
Combination  und  Fixirung  des  Gases  zu  bewerkstelligen,  ohne  aus  dem 
Kohlenwasserstoff  festen  Kohlenstoff  abzuscheiden.     (D.  P.  35522). 

Das  Wesentliche  des  Gaserzeugers  von  Franz  Zahn  in  Dresden 
besteht    darin,    dass  derselbe  sich  nach  oben  zu  plötzlich  verengt  und  dass 

der  Eintritt  der  Verbrennungsluft  an  zwei 
getrennten  Stellen,  nämlich  in  dem  oberen 
engeren  und  in  dem  unteren  weiteren  Raum 
stattfindet.  Fig.  123.  Diese  plötzliche  Ver- 
engung soll  bei  backender  Steinkohle  be- 
wirken, dass  sich  die  gebildeten  Coksbogen 
nicht  festsetzen  und  leicht  hinabgestossen 
werden  können,  weil  dieselben  begreiflicher- 
weise an  den  nach  unten  sich  erweiternden 
Wänden  nicht  solchen  Halt,  als  an  senkrech- 
ten oder  nach  unten  zusammengehenden 
Wänden  haben.  Bei  manchen  Steinkohlen 
kann  mit  Vorteil  statt  des  üblichen  Rostes 
eine  frei  aufgehängte  Schlitz-  oder  Rostcon- 
struction  unter  Wegfall  jedes  darunter  He- 
genden Trägers  angewendet  werden,  wodurch 
die  Luft   nicht  so  verteilt  ist  wie  bei  den  Roststäben,  sondern  an  wenigen 


Fig.  123. 


Heizstoffe. 


251 


Stellen  in  die   Coks  eintritt,  so  dass   eine   lebhafte  Verbrennung  der  Coks 
unter  grosser  Hitzeentwickeiung  stattfinden  kann.     (D.  P.  35262). 

Clark  in  London  hat  folgenden  Gasapparat  angegeben  (Fig.  124).  Durch 
Rohr  e   mit  Absperrhahn   e^   und    Regulirhahn  e^   gelangt    Gasolin   in    die 


Fig.  124. 


Retorte  a,  wo  es  durch  Bunsen- 
brenner f  erhitzt  wird.  Das  Gas 
strömt  nach  g  und  dann  durch  eine 
der  Straldüsen  Ä,  deren  Nadelventile 
h^  es  ermöglichen,  dem  Gase  einen 
engeren  oder  weiteren  Durchgang 
nach  dem  Rohre  i  zu  verschaifen. 
Durch  die  Stralwirkung  wird  Luft 
angesogen,  die  behufs  Vorwärmung 
die  Ringräume  zwischen  den  Rohren 
i  und  j  durchströmt.  Das  sich 
bildende  Kohlenwasserstoff-  und 
Luftgemisch  gelangt  nach  der  Unter- 
abteilung u  des  Mantels  d  und  weiter 
aus  diesem  durch  Scrubbermaterial 
unter  die  Glocke  q  des  im  oberen 
Mantelteile  gebildeten  Gasometer- 
bassins p.     (D.  P.  38771). 

Nach  Benninohopp  in  Kendali 
Creek,  Penn.,  wird  zur  Mischung 
von  Luft  und  Gas  mittelst  einer 
Druckpumpe  Gas  und  Luft  durch 
in  einander  mündende  Rohre  ge- 
saugt. Ein  für  den  Verbrauch 
bestimmter  Teil  der  Mischung  wird 
durch  eine  an  der  Druckseite  der 
Pumpe  beginnende  und  in  Form 
eines  Kreislaufs  nach  der  Saug- 
seite der  letzteren  zurückgeführte  Leitung  gedrückt,  welche  den  üeberschuss 
an  mit  Luft  vermischtem  Gas  wieder  in  die  Pumpe  abgiebt  und  hierdurch 
die  Mischung  in  beständiger  Bewegung  erhält.     (D.  P.  38916). 

Bei  dem  Gaserzeugungsapparat  von  Andrbab  in  Wien  Fig.  125  ist  der 
Füllschacht  a  von  den  auf-  und  absteigenden  Canälen  c  de  und  u  umgeben, 
damit  derselbe  durch  die  abziehenden  Gase  beheizt  und  sein  Inhalt  teilweise 
entgast  wird.  Die  üeberhitzung  des  zur  Wassergasbildung  benötigten 
Dampfes  und  die  Erwärmung  der  Luft  wird  einem  (Jeberhitzer  f  übertragen, 
welcher  einen  abgestumpften  Kegel  bildet,  der  als  Rippenkörper  con- 
struirt  ist,  und  welcher  innerhalb  der  Brennstoffschicht  des  Vergasungsraumes  h 
Aufstellung  gefunden  hat.  Um  den  Betrieb  zweier  oder  mehrerer  Oefen  zu 
ermöglichen,  sowie   um    die  Gasproduction    dem   jeweiligen  Gasconsum  ent- 


252 


Heizstoffe. 


sprechend  selbstthätig  zu  reguliren  und    die  Anlage   eines  grossen  Sammel- 
behälters   überflüssig   zu  machen,    ist    die    Anordnung   getroffen,    dass    ein 


Fig.  125. 


kleiner  Gasbehälter  k  mit 
den  Gasausströmungs- 
röhren %  durch  eine  Rohr- 
leitung, welche  innerhalb 
des  Gasbehälters  endet, 
in  directer  Verbindung 
steht.  Das  Steigen  und 
Fallen  des  Gasdrucks 
in  k  wird  im  umgekehr- 
ten Verhältniss  auf  die 
Einlass-  bezw.  Absperr- 
vorrichtungen für  Luft 
und  Wasserdampf  über- 
tragen.    (D.  P.  37887). 

Arcbbr  in  Washing- 
ton hat  den  in  Fig.  126 
dasgestellten  Gaspparat 
construirt.  Im  Innern  des 
cylindrischen  Behälters 
befinden  sich  zwei  zu 
einander  concentrische 
Cylinder  F  und  V^  und 
ein  birnenförmiger  Be- 
hälter 0,  In  diesem  sitzt 
ein  kugelförmiger  Kessel 
P,  an  dem  unten  ein 
schraubenförmig  gewundenes,  in  den  Hals  des  Behälters  0  hinabreichendes  Rohr 
jS^  angebracht  ist.  Ein  schraubenförmig  gewundenes  Rohr  Y,  das  im  Innern  des 
Cylinders  F*  angeordnet  ist,  steht  mit  einem  oben  in  den  Kessel  P  mündenden 
Rohr  Y*  in  Verbindimg.  Durch  Rohr  A  tritt  in  das  Rohr  Y  Dampf  ein,  der  dann 
durch  Y^  nach  dem  Kessel  P  strömt.  Oberhalb  desselben  mündet  in  das  Rohr 
Y^  ein  Rohr  B,  durch  welches  flüssige  Kohlenwasserstoffe  fliessen.  In  das 
Rohr  Y^  ist  ausserdem  über  der  Mündung  des  Rohres  B  ein  Injector  einge- 
schaltet, durch  den  die  flüssigen  Kohlenwasserstoffe  in  das  Rohr  Y^  gesogen 
und  mit  dem  Wasserdampf  vermischt  in  den  Kessel  P  gelangen.  Um  die 
Kohlenwasserstoffe  mit  dem  Wasserdampf  noch  inniger  zu  vermischen,  sind 
in  P  calottenförmige,  an  den  Rändern  durchlochte  Bleche  und  seitliche 
Bleche  d  angebracht.  Durch  die  Heizvorrichtung  B  wird  der  Behälter  0, 
sowie  der  Kessel  P  und  das  Rohr  if  *  erhitzt,  so  dass  die  Mischung  aus 
Wasserdampf  und  Kohlenwasserstoff  gasförmig  wird  und  daher,  wenn  die- 
selbe unten  aus  dem  Rohr  H^  austritt,  um  dasselbe  herum  in  den  Behäl- 
ter 0  in  die  Höhe  steigt.     Von  hier  gelangen  die  Gase  durch  ein  Rohr  L 


Heizstoffe. 


253 


nach  einem  in  schraubenförmigen  Windungen  in  dem  Cylinder  V  angeord- 
neten Rohre  E.  Dieses  ist  concentrisch  umgeben  von  einem  Rohr  1.  An 
dem  unteren  Ende  ist  das  Rohr  H  offen  und  communicirt  mit  dem  umge- 
benden Rohre  J.  Die  Gase  steigen  also  zwischen  H  und  I  wieder  in  die 
Höhe  und  gelangen  durch  die  Rohre  ü  und  N  in  einen  in  dem  Cylinder  F* 
befindlichen  Canal  M,  Auf  dem  ganzen  Wege  bis  hierher  ist  die  Tempe- 
ratur der  in  den  Röhren    befindlichen  Mischung    durch  die  Heizvorrichtung 

Fig.  126. 


fortwährend  gestiegen,  so  dass  aus  der  Mischung  ein  permanentes  Gas  ge- 
worden ist.  Von  dem  Canal  M  aus  gelangt  dieses  durch  Rohr  F  zum  Gaso- 
meter oder  zu  dem  Ort,  wo  es  gebraucht  werden  soll.  Ein  Teil  geht  auch 
Jurch  das  Rohr  L^  zur  Heizvorrichtung  B,  Durch  ein  Zweigrohr  J  kann 
von  F  Gas  nach  dem  Einströmungsrohr  B  geleitet  werden,  wenn  die  ein- 
strömenden Kohlenwasserstoffe  erhitzt  werden  sollen.  Die  von  der  Feuerung 
herrührenden  Verbrennungsgase  steigen  zunächst  in  dem  Schacht  D  zwischen 
dem  Hals  S  und  dem  gusseisernen  oder  stählernen  Cylinder  V  in  die  Höhe, 
vobei  sie  den  Behälter  0,  den  Canal  M  und  die  Röhren  H  und  I  erhitzen. 
Dann  strömen  die  Verbrennungsgase  abwärts  zwischen  den  beiden  Cylin- 
<lem  V  und  V\  wobei  das  Rohr  T  und  auch  die  Röhren  H  und  I  erhitzt 
werden,  und  gelangen  darauf  durch  den  Canal  Z  in  den  Schornstein. 
(D.  P.  37890.) 

Nach  dem  D.  P.  38165  der  Acme  Liquid  Fdel  Company  in  New -York 
werden  Kohlenwasserstoffe  und  Wasser  in  zwei  getrennten  und  mit  Gefölle 


254 


Heizstoife. 


verlegten  Rohrsystemen  von  wachsendem  Querschnitt  zuerst  in  gespannte 
Dämpfe  verwandelt,  welche  getrennt  überhitzt  werden.  Die  überhitzten 
Dämpfe  gelangen  bei  gleichzeitiger  hoher  Spannung  in  einen  gemeinsamen 
Sammel-  und  Mischraum,  woselbst  die  Bildung  des  Wassergases  vor  sich 
gehen  soll.  Bei  der  Verwendung  des  Wassergases  zu  Heizzwecken  werden 
Brenner  benutzt,  denen  die  Luft  durch  seitlich  am  Brenner  angeordnete- 
reg^lirbare  Rohre  zugeführt  wird. 

Die  EcROPÄiscHB  Wasserqas-Aütiek- Gesellschaft  in  Dortmund  hat 
folgende  Einrichtung  an  Wassergasgeneratoren  angebracht.  (D.P.  36431.) 
Der  Generatorschacht  (Fig.  127)  erstreckt   sich    nach    oben   über   den    zum 

Fig.  127. 


Eintritt  von  Dampf  und  Austritt  von  Generatorgas  bestimmten  Canal  S  hin- 
aus. Der  hierdurch  geschaffene  und  an  seinem  oberen  Ende  mit  einem 
Ableitungsrohr  B  versehene  Raum  E  dient  zum  Austreiben  der  flüchtigen 
Bestandteile  des  Brennmaterials  mittelst  Wasserdampfes,  welcher  in  einem 
Regenerator  B  überhitzt  wird,  der  seine  Wärme  aus  der  Verbrennung  des 
beim  Warmblasen  des  Generators  entwickelten  Generatorgases  empfangt. 

Die  aus  dem  frischen  Brennmaterial e  entstehenden  Kohlenwasserstoffe 
sollen  mittelst  Wasserdampfes  in  Wassergas  umgesetzt  werden,  indem  die 
Kohlenwasserstoffe  demjenigen  Dampf,  welcher  zur  Erzeugung  von  Wassergas 
aus  dem  festen  Brennmaterial  dient,  beigemischt  werden  und  das  Gemisch 
durch  den  erhitzten  Regenerator  geleitet  wird. 

Dieselbe  Gesellschaft  bringt  nach  dem  D.  P.  36665  mit  dem  Gasgene- 
rator einen  geschlossenen  Raum  B  (Fig.  128)  in  Verbindung,  welcher  nach 
Art  eines  Regenerators  mit  feuerbeständigem  Material  locker  angefüllt  ist. 
und    durch   welchen    die    im    Generator    beim    Warmblasen    erzeugten    und 


Heizstoffe. 


255 


durch  secundäre  Luftzuführung  verbrannten  Oase  hindurchströmeu.    In  dem 
oberen  Teile   dieses  Raumes  ist  das  perforirte  Rohr  F  zu  dem  Zwecke  an- 
gebracht, während  des  Gasmachens  I^*K- 128- 
Wasser  in  den  Raum  B  einzufuhren 
und  aus  demselben  durch  Berührung 
mit  dem  erhitzten  feuerbeständigen 
Material  den  zur  Wassergasbildung 
erforderlichen  Dampf  zu  erzeugen. 
Nach  dem  D.P.  36712  derselben 
Gesellschaft  wird  der  Generator  in 
einen  mit  Feuerbüchse  versehenen 
Dampfkessel    verlegt,  so    dass    die 
Büchse  den  Mantel  des  Generators 
bildet.    Der  im  Generator  über  dem 
Brenamaterial    freibleibende   Raum 
dient     dann     als    Feuerraum    des 
Kessels   und  dessen  Wandung   als 
dampferzeugende     Fläche.       Diese 
kann   durch  Einfügung  von  Field-    i'^;>^ 
Röhren   vergrössert    werden.      Die     ~V] 
zur  Verbrennung  erforderliche  Ober- 
luft wird  in  geeigneter  Weise  durch 
besondere  Rohre  zugeführt. 

Zur  Erzielung  eines  an  Wasserstoff  reichen  Wassergases  behandelt 
M.  Badbr  in  Berlin  nach  dem  D.  P.  38904  ein  glühendes  Gemisch  von  Kohle 
und  Eisenoxyden  mit  Wasserdampf.  Beim  Beginne  des  Processes  wendet 
man  statt  des  Eisenoxydes  metallisches  Eisen  an.  Es  vollziehen  sich  dann 
mehrere  Processe.  Einerseits  entsteht  aus  Kohle  und  Eisenoxyd  Kohlen- 
säure (auch  Kohlenoxyd)  und  Eisen.  Aus  Kohle  und  Wasserdampf  entsteht 
Kohlenoxyd  und  Wasserstoff,  aus  Wasserdampf  und  Eisen  entsteht  Eisen- 
oxyd und  Wasserstoff,  ebenso  aus  Kohlenoxyd  und  Wasserdampf  Kohlen- 
säure und  Wasserstoff. 

Db  St.  Martin  in  Brüssel  hat  einen  Apparat  zur  Herstellung  eines 
Gasgemenges  aus  zersetztem  Wasser  und  Mineralöl  coustruirt  (D.  P.  36134). 
Derselbe  besteht  aus  einem  Kessel  Ä  mit  selbstthätigem  Speiseapparat  F, 
mit  welchem  Kessel  ein  oder  mehrere  Ueberhitzer  B  verbunden  sind.  Diese 
stehen  mit  einer  mit  Mischkegeln  m  versehenen  Retorte  C  in  Verbindung, 
in  welche  das  Mineralöl  tropfenweise  durch  einen  Hahn  oder  ein  Ventil  G 
eingeleitet  wird.  In  dieser  Retorte  C  findet  die  Zersetzung  des  Wasser- 
dampfes und  die  Verdampfung  und  teilweise  Zersetzung  des  Mineralöles 
statt.  Hinter  dieser  ersten  Retorte  C  und  in  Communication  mit  derselben 
kann  man  eine  oder  mehrere  andere  Retorten  D  anordnen,  in  welchen  die 
begonnene  Zersetzung  und  Destillation  beendigt  wird  und  auch  die  Ver- 
mengung   der    auf    diese  Weise    entstandenen  Gase    durch    eine  innerhalb 


256 


Heizstoffe. 


(lieser  Retorte  angeordnete  archimedische  Schraube  pp  vor  sich  geht.    Beim 

Austritt    aus  den  Retorten  D  kommt  dieses  Gasgemenge    zu  einem  Brenner 

Fi?«  129.  £7  mit  einer  oder  mehreren 

Oeffiiungen,  an  welchen 
die  Gase  yerbreimen  und 
die  Wärme  erzeugen,  die 
zu  irgend  einem  Zwecke 
verwendet  werden  soll, 
sowie  gleichzeitig  die- 
jenige, welche  zur  Fort- 
setzung der  Operation 
erforderlich  ist. 

Brcno  von  Stein- 
AECKER  in  Lauban  hat 
in  den  D.  P.  33718  und 
35025  Vorrichtungen  zur 
Herstellung  von  Heiz- 
und  Leuchtgas  ange- 
geben, welche  in  Ver- 
bindung mit  den  conti- 
nuirlich  arbeitenden  Ge- 
nerator die  Vortrocknung 
und  Vergasung  des  Brenn- 
materials bewirken,  fer- 
ner solche  zur  Reguli- 
rung  der  Schütttungshöhe 
(durch  verschiebbareVer- 
ticalwände);  die  Gaslei- 
tung enthält  Filtrir-  und 
Reinigungsvorrichtungen 
für  die  Gase;  die  Gasbehälter  wirken 
Kug^leicli  als  Exhaustoren. 

An  Wassergasapparaten,  bei  denen 
da:^  BreiiniTiaterial  durch  dieselbe  Oeffhung 
aiif^efreben  wird,  durch  welche  auch  die 
Vt^rbrejiritirigsgase  in  den  Schornstein  ent- 
wuicIhMu  hüt  die  Europäische  Wassbbgas- 
4citEStj[^tiELLfCHAPT  in  Dortmund  eine 
drelibare.  durch  einen  Steuermechanismus 
IM  bewegende  Platte  angeordnet,  mittelst 
welcher  ein  Sv^homstein,  ein  Aufgabetrichter 
und  ein  Deckel  über  die  genannte  Oeffhung 
geschoben  werden  kann.  Der  zu  dem  Zweck  benutzte  Dampfhahn  besteht 
aus    einem   feststehenden   unteren  Teil,   der  einen  Hahnkegel    und  zugleich 


Heizstoffe. 


257 


den  Drehzapfen  für  die  genannte  Platte  bildet,  aus  einem  combinirten  Hahn- 
gehäuse nebst  Hahnkegel  als  drehbaren  Mittelteil  und  aus  einem  feststehen- 
den Gehäuse.  Mit  dem  unteren  Teil  ist  das  Dampfeuführungsrohr,  mit  dem 
Hahnkegel  des  Mittelteils  ein  Dampfblaserohr  zum  Hindurchsaugen  Ton 
Luft  durch  das  Brennmaterial  beim  Warmblasen  bestimmt,  und  mit  dem 
feststehenden  Gehäuse  das  zum  Generator  führende  Dampfrohr  verbunden 
(D.P.  35934). 

Rachholz  in  Dresden  stellt  ein  Gemisch  aus  atmosphärischer  Luft 
und  Wasserstoffgas  in  folgendem  Apparate  her,  Fig.  130.  (D.  P.  36704). 
In  dem  Räume  B  findet  die  Bereitung  des  Wasserstoffgases  statt,  indem 
Schwefelsäure  auf  Eisen  oder  Zink,  das  auf  dem  Rohr  r  liegt  und  unter 
Wasser  steht,  geleitet  wird.    Die  Schwefelsäure  ist  im  Behälter  C  aufbewahrt. 

Fig.  130. 


Mittelst  Luftpumpe  wird  comprimirte  Luft  durch  das  Rohr  a  nach  dem 
Windkessel  D  geleitet-  und  geht  von  hier  einmal  durch  Rohr  a*  nach  dem 
Kessel  E,  welcher  mit  Gasölen  gefällt  ist,  um  diese  nach  dem  Behälter  F 
zu  drücken,  zweitens  durch  Rohr  a^  nach  dem  Schwefelsäurebehälter  C,  um 

drücken,    und 
mit  dem  dort 

bereiteten  Wassergas  zu  vermischen.    In  dem  Rohr  a^  ist  zur  Sicherung  ein 
Rückschlagventil  angeordnet.    Das  Gemisch  aus  Wasserstoff^  und  atmos- 
phärischer Luft  geht  durch  durch  das  Rohr  e  nach  dem  Carburirungsapparat 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  ^1 


auch    diese    durch  Rohr  b  nach    der  Gasbereitungsstelle    zu 
endlich    durch  Rohr   a^  nach   dem  Rohr  JB,    um    sich  selbst 


258 


Heizstoffe. 


F,  in  welchem  die  Gasöle  durch  das  Rohr  a*  gegen  eine  Gazewand  w  ge- 
spritzt werden.  Der  Zufluss  der  Gasöle  kann  durch  einen  mit  dem  Rohr  a* 
in  Verbindung  stehenden  Schwimmer  8  abgesperrt  werden,  sobald  der  Gas- 
ölstand  eine  bestimmte  Höhe  erreicht  hat.  Aus  dem  Behälter  F  tritt  das 
carburirte  Gemisch  einmal  durch  das  Rohr  d  nach  dem  mit  Haube  versehenen 
Gasometer  G,  das  andere  Mal  wird  es  direct  durch  das  Rohr  d}  abgesaugt. 
Erreicht  die  schwimmende  Haube  h  des  Gasometers  G  ihren  höchsten  Stand, 
so  wird  mittelst  Anstossens  an  den  Hebel  e  das  Rohr  d  durch  die  Zugstange 
f  und  den  Hahn  q  abgeschlossen  und  öffnet  sich  beim  Sinken  der  Haube 
h  durch  das  Gewicht  i  wieder.  Aus  dem  Gasometer  G  leitet  das  Rohr  z 
Gase  ab,  welche  zur  Speisung  von  Heiz-  und  Zündflammen  benötigt  werden. 
Um  auch  atmosphärische  Luft  allein  carburiren  zu  können,  ist  eine  Abzwei- 
gung a^  der  Luftleitung  aus  dem  Windkessel  B  angeordnet,  welche  direct 
nach  dem  Carburirungsbehälter  F  geht.  Im  Falle  mehr  Wasserstoffgas  bereitet 
als  gebraucht  wird  und  als  der  Gasbehälter  aufnehmen  kann,  wird  die  Gas- 
bereitung von  selbst  aufgehoben,  indem  das  Gas  im  Rohr  B  das  darin 
stehende  Wasser  bis  unter  den  Rost  r  drückt,  wodurch  die  fernere  Production 
aufhört.  Das  überschüssige  Wasser  im  Behälter  A  findet  seinen  Abfluss 
durch  ein  Ueberfallrohr. 

4.  Fenernngsaiilageii. 

Bei  dem  Gasofen  von  Franz  Zahn  in  Dresden  wird  die  Luft  in  mit 
Scheidewänden  o  versehenen,   mit  Chamottesteinen  gitterförmig  ausgesetzten 


Fig.  131. 


Wärmespeichern  mit 
Zugumkehr  erhitzt  und 
tritt  aus  dem  über  den 
Wärmespeichern  lie- 
genden Verteilungsca- 
nal  2  durch  mehrere 
in  beliebigen  Winkeln 
zu  den  Gasaustritts- 
öffiiungen  liegende 
Oeffhungen  p  in  den 
Verbrennungsraum, 
während  das  Gas  in 
denselben  direct  eins 
trömt.  Die  Zu-  und 
Ableitungscanäle  für  Gas  und  Luft  liegen  ihrer  Länge  nach  unmittelbar  an- 
und  parallel  zu  einander,  so  dass  sie  bei  dieser  Anordnung  auch  als 
Erhitzungsapparate  dienen  (D.  P.  35551). 

Femer  bringt  Zahn  bei  Gasfeuerungen  in  den  Rostbalken  konische 
Bohrungen  an,  wodurch  ein  kräftiger  Luftstrom  erzeugt  werden  soll.  Der  Rost- 
balken selbst  besteht  aus  zwei  Teilen,  wovon  der  dem  Feuer  zugekehrte  aus 
Chamotte    besteht    und    auswechselbar    ist.      Die    Form    des    Brenners   ist 


Heizstoffe. 


259 


konisch,  und  die  Luft  wird  unter  der  engsten  Stelle  des  Konus  zugeführt 
und  zwar  in  schräger  oder  waagerechter  Richtung  zum  Gasstrom,  um  eine 
innige  Mischung  beider  Strome  durch  Pressung  und  Reibung  im  Konus  zu 
erzielen  (D.  P.  35204). 

Als  fernere  Anwendung  seiner  Verbrennungstheorie*)  hat  Friedrich 
Siemens  in  Dresden  einen  Tiegel-Schmelz-  und  Glühofen  mit  Regenera- 
tiv-Gasheizung  angegeben  (D.  P.  38532).  Tiegel  und  Gut  sollen  also  nicht 
durch  Berührung  mit  der  Flamme,  sondern  nur  durch  ^die  stralende  Wärme 
derselben  erhitzt  werden.  So  wird  z.  B.  in  dem  in  Fig.  132  dargestellten  recht- 
eckigen Ofen  die  Heizkammer  J?  durch  zwei  Regenerativflachbrenner  B  und  B^ 
nur   von    den    zwei  Längsseiten    durch  Fig.  132. 

Stralung  der  beiden  Gasflammen  geheizt. 
Die  Verbrennungsproducte  ziehen  nach 
aussen  ab  und  gehen  niederwärts,  wäh- 
rend die  Luft,  von  iimen  zugeführt,  den 
Verbrennungsproducten  entgegen,  nach 
oben  strömt,  um,  so  vorgewärmt,  mit 
den  den  Gasröhren  rr . . .  entströmenden 
Brenngasen  zu  verbrennen.  Das  Gas 
wird  durch  Rohre  in  die  länglichen  Gas- 
kammern k  und  k\  auf  welchen  die  be- 
reits erwähnten  Brennröhren  r  befestigt 
sind,  eingeführt,  während  die  abgekühl- 
ten Verbrennungsproducte  unten  durch 
die  Sammelcanäle  QQ^  zur  Esse  gehen, 
lieber  dem  Eintrittsraum  L  für  die  kalte  Luft  ist  ein  Klotz  K  angebracht, 
dessen  obere  Fläche  zugleich  die  Herdfläche  des  Ofens  bildet,  auf  welche 
die  Tiegel  oder  andere  zu  erhitzende  Gegenstände  durch  die  Einsatztüren 
an  beiden  Enden  der  Heizkammer  eingebracht  werden. 

Bair    in    Paris    bringt    an  Oefen  Ä   für   industrielle   Zwecke    in    der 


Fig.  183. 


Längsrichtung  etwas  unterhalb  des  Gewöl- 
bes Röhren  B  auf  schmalen  Gewölben  C 
an.  Durch  diese  werden  die  Heizgase, 
welche  von  den  zu  erwärmenden  Substanzen 
getrennt  gehalten  werden  sollen,  geleitet, 
und  da  die  Wandungen  dieser  Röhren  so 
dünn  wie  möglich  gemacht  werden,  geben 
letztere  schnell  und  vollkommen  die  Wärme 


an  die   zu   erhitzenden  Substanzen,   welche    auf   dem  Herd    aufgeschichtet 

werden  und  event.  von  der  äusseren  Luft  abgeschlossen  sind,  ab.    (D.  P.  38776). 

A.  R.  Pechiney  in  Salindres,    hat   seinen  Ofen    zum  Erhitzen    fester 

Stoffe    ohne  Berührung    mit    den  Verbrennungsgasen ^)    weiter   ausgebildet. 


^)  Techn.  ehem.  Jahrb.  8,  239.  —  *)  Techu.  ehem.  Jahrb.  7,  206. 


17* 


260 


Heizstoffe. 


An  Stelle    der   früher  gebrauchten  zwei  Regenerativfeuerungen  ist  jetzt  ein 
mobiler,    auf  Rädern,    welche    auf  Schienen  laufen,    montirter  Regenerativ- 

brenner  D  auf 
einer  Schiebe- 
bühne K  auf- 
gestellt. Die 
Generatorgaso 
treten  durch 
Canal  C  in  die 
inneren  Abtei- 
lungen o,  Luft 
iu  die  äusseren 
Abteilungen  f 
und  u  des 
Ereuners  ein. 
Die  Rolire  d 
der  Gaaabtei- 
iurigen  o  ragen 


Fig.  135. 


durch  ein  flaches  Rohrstück  T,  in  welches 
die  Luftcanäle  %  münden,  hindurch  nach 
dem  Ofen,  in  dessen  für  sämtliche  Heiz- 
kammem  A  gemeinschaftlicher  Verbren- 
mijjgskammer  B  die  Verbrennung  statt- 
en det.  Die  Verbrennungsproducte  ziehen 
durch  die  einzelnen  dickwandigen  Kammern 
A  Von  oben  nach  unten  und  durch  Seiten- 
caniile  a  und  z  in  den  Brenner  D  zurück, 
deä^en  Luft-  und  Gasabteilungen  tot« 
äie  umspülen  und  deren  Inhalt  erhitzen. 
Durch  Rohre  Q  und  G  werden  sie  nach 
(lern  Kamin  geführt. 

Sind  die  Kammerwände  genügend 
heiss,  so  wird  der  Regenerativ  brenner 
nach  Losung  des  Verbindungsstückes 
Q  für  den  Abzug  der  Verbrennungs- 
gase und  des  Generatorgaszulei- 
tungsrohres fortgefahren,  bezw.  zur 


Heizstoffe. 


261 


Heizung  eines  zweiten  Ofens  benutzt  und  die  obere  Zufühningsoffhung  durch 
Herunterschlagen  der  Tür  E  und  die  Abzugscanäle  a  durch  Herunter- 
schlagen der  gemeinschaftlichen  Tür  F  verschlossen.  Durch  Oeffnung  H 
wird  das  zu  behandelnde  Material  (Magnesiumoxychlorid)  eingefüllt.  Luft 
tritt  durch  Oeffnungen  der  Tür  E,  während  die  Zersetzungsproducte  aus 
einem  durch  Tür  F  und  die  Canäle  a  gebildeten  schmalen  Canal  mittelst 
Rohres  m  abgesaugt  werden,    y  sind  Schaulöcher  für  die  Kammern  Ä. 

Selwyn  in  London  hat  seine  Fig?.  136. 

Feuerungsanlage  für  flüssige  Brenn- 
materialien^) verbessert.     An  Stelle  [ 
der    im    Pat.  30269    angegebenen  J 
Graphitplatte  sind  Pfeiler  a  (Fig.  136)  i 
mit  centralen  Luf  eintritts-  und  ra- ' 
dialen  Luftaustrittsöffhungen  ange- 
ordnet   oder  Zersetzungskammern, 
in  welche   gekrümmte   Ziegel  oder 
Tiegel  ohne  Boden  eingelegt  werden 
können,    gegen    die  der  Dampfol- 
luftstral    geworfen    wird.       (D.  P. 
38921.) 

Bei  der  Feuerungsanlage  von 
K.  BuRGHARDT    in  Freiberg  i.  S.  ist  über  dem  Feuerraum  Ä  (Fig.  137)  ein 
Trocken-    und  Entgasungsraum  B  für    das  Brennmaterial    angebracht.     Um 


Fig.  137. 


die  Heizwirkung  des  Feuerraumes  Ä  auf  die 
Darrkammer  B  zu  steigern  und  das  selbstthätige 
Hineinsinken  des  entgasten  Materials  in  den 
Feuerraum  herbeizuführen,  sind  Eisenplatten  b 
in  Form  von  Zwischenwänden  in  der  Darr- 
kammer B  angeordnet.  Die  Sohle  der  Darr- 
kammer zeigt  einen  erheblichen  Fall  nach  vorn, 
so  dass  die  Beschickung  der  Kammer  sich  im 
Laufe  des  Entgasungsprocesses  nach  dem  vor- 
deren Teil  der  Darrkammer  hinbewegt.  Durch 
die  Oeffnungen  c  fallt  das  entgaste  Material  in 
den  Feuerraum.     (D.  P.  35498.) 

Nach  dem  Zus.-Pat.  37054  ist  die  Sohle 
der  mit  eisernen  Querwänden  versehenen  Darr- 
kammer   aus    dachförmig    zusammengestellten 
Eisenplatten  hergestellt  und  sind  Canäle  zwischen  Darrkammersohle  und  Vor- 
derteil des  Feuerraumes  angeordnet. 

Heiser  in  Berlin  hat  bei  seiner  rauchverzehrenden  Feuerung^  an 
Stelle  der  Ghamottezungen    oder   in  Verbindung  mit  demselben  Siederöhren 


>)  Tech.-chem.  Jahrb.  7,  S.  208.  —  »)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.217. 


262 


Heizstoflfe. 


c       — 


^^ 


oder    besondere   Kasten   in    Verbindung   mit    Siedern   angeordnet.      (D.  P. 
34571.) 

H.  Thompson  in  London  leitet  durch  geeignet  angeordnete  Wände  die 
Verbrennungsgase  so,  dass  sie  von  hinten  nach  vorn  unter  dem  Rost  entlang 
ziehen.     (D.  P.  34443.) 

Bei  den  von  Max  Hbmpbl  in  Breslau  angegebenen  Herdfeuerungen 
ohne  Rost,  bei  Oefen  zur  Gasfebrikation  u.  dergl.,  sind  in  Schlitzen  der  auf 
eisernen  Platten  ruhenden  Herdsohle  Rohren  i  eingelegt,  welche  zum  Reini- 
gen der  Feuerung  dienen.  Femer  ist  in  der  Vorderwand  des  Ofens  unter 
der  Feuertür  c  ein  Wasserbehälter  d  derart  eingesetzt,  dass  das  von  aussen 
Fig.  138.  durch  Röhrchen  e  zugeführte 

Wasser  zunächst  an  dieser 
Stelle  auf  den  Schlitzstein  / 
seine  kühlende  Wirkung  aus- 
übt. Infolge  des  beständigen 
Ueberlaufens  des  Behälters 
d  werden  die  Kanten  des 
Feuerschlitzes  genässt  und 
gekühlt  und  auf  diese  Weise 
vor  Abnutzung  geschützt. 
Ein  Teil  dieses  herabsinken- 
den Wassers  wird  hierbei 
in  Dampf  verwandelt,  welcher 
in  die  Feuerung  gelangt  und  zur  Erhaltung  des  Schachtmauerwerkes  durch 
seine  kühlende  Wirkung  dient.  Das  liier  nicht  verdampfte  Wasser  nimmt  der 
unter  der  Herdsohle  angelegte  Wasserkasten  g  auf.  Die  weitere  Verdampfung 
dieses  Wassers  erfolgt  durch  die  Wärme,  welche  von  der  Herdsohle  nach 
unten  ausgestralt  und  welche  dem  Ofen  in  dem  Wasserdampf  wieder  zu- 
geführt wird.  Mit  diesem  Dampf  mischt  sich  die  durch  P  strömende 
Primärluft  und  führt  denselben  nach  der  Feuerung  mit,  woselbst  dieser 
und  der  direct  eintretende  Dampf  in  Sauerstoff  und  Wasserstoff  zerlegt 
und  letzterer  durch  die  durch  S  eingeführte  Secundärluft  verbrannt  wird. 
(D.  P.  34418.) 

H.  RosiCKB  in  Berlin  bringt  eine  getrennte  und  regulirbare  Luftzufuh- 
rung  unter  dem  vorderen  und  eine  ebensolche  unter  dem  hinteren  Teil  des 
Rostes  an.  Beide  können  unabhängig  von  einander  gestellt  und  noch  mit 
einer  dritten  regulirbaren  Luftzuführung  oberhalb  des  Rostes  verbunden  werden. 
(D.  P.  35444.) 

Nach  Fbibdr.  Sibmbns  wird  Ofenfutter  dadurch  hergestellt  bezw.  repa- 
rirt,  dass  Quarz  oder  andere  geeignete  Materialien  in  gekörnter  Form  gegen  die 
erhitzten  und  dadurch  erweichten  Ofen  wände  angeblasen  werden.  Der  Sand 
kann  durch  ein  Stralgebläse  mittelst  überhitzten  Dampfes  eingeblasen  werden. 
(D.  P.  35904.)  Das  Verfahren  eignet  sich  besonders  zur  Ausbesserung  von 
Glasöfen. 


Heizstoffe. 


263 


Ein  von  W.  Holdinohausbn  in  Siegen  angegebener  Apparat  zum  £in> 
führen  von  frischem  Brennmaterial  unter  die  glühende  Kohlenschicht  einer 
Feuerung    besteht     aus  Fig.  189. 

dem  drehbaren  Hebel  ab 
und  dem  kastenartigen 
Werkzeug  g.  Die  Feuer- 
tür wird  bei  der  Brenn- 
stoff-Einführung nicht 
geöffnet.  (D.  P.  35445.) 
(Hier  ist  das  Princip  der 
sogen.  Pultfeuerung  be- 
folgt, ohne  dass  aber, 
wie  bei  dieser,  die  Ver- 
brennung von  oben  nach 
unten  erfolgt,  wodurch  die  Roststabe  sehr  abgenutzt  werden.  Da  dieDestillations- 
producte  der  frisch  eingebrachten  Kohle  eine  glühende  Kohlenschicht  passiren 
müssen,  so  wird  vermutlich  eine  vollkommene  Rauch beseitigung  erzielt.) 

Ein  Apparat  zum  Zerkleinem  und  Zuführen  von  Brennmaterial  für 
Feuerungen  von  Hathaway  in  Boston  besteht  aus  einer  cylindrischen  Kam- 
mer, die  durch 
ringförmige  Teil- 
wände F^  F^  F^ 
von  zunehmender 
Höhe  in  Abteilun- 
gen geteilt  ist.  In 
diesen  zertrüm- 
mern rotirende 
Schaufeln    g    das 

Brennmaterial, 
welches  durch  ei- 
nen in  der  letzten 

durch  Sieb  abgetrennten  Abteilung  rotirenden  Ventilator  fortgeführt  wird.  — 
Die  Zuführung   des    zu   zerkleinernden  Brennmaterials   wird   bewirkt  durch 


Fig.  140. 


den  Trichter  A,  die  konische  verstellbare 
Schraube  B  und  dem  Luftregulirschieber  E. 
(D.  P.  37238.) 

Eine  Vorrichtung  zum  Nachfüllen  von 
Brennmaterial  in  den  Heizraum  unter  Vermei- 
dung des  Eintritts  äusserer  Luft  von  Hbkri 
Macs  in  Brüssel  besteht  bei  horizontaler  An- 
ordnung (Fig.  141)  aus  einem  bodenlosen,  mit 
dem  feuerbeständigen  Schieber  d  verbundenen 
und  mit  demselben  gleichzeitig  durch  Zug- 
stangen e  auf  Platte  a  verstellbaren  Kasten  e. 


Fig.  141. 


Die  Bethätigung  der  Vorrich- 


264 


Heizstoffe. 


Fig.  142. 


tung  erfolgt  durch  die  Kurbel  h  in  Verbindung  mit 
den  Armen/"  der  Welle  g.  Bei  verticaler  Lage  be- 
steht die  Nachfullvorrichtung  aus  einem  festen,  an 
die  Mauerplatte  p  genieteten  Kasten  c  (Fig  142) 
mit  beweglichem,  um  Welle  g  schwingenden,  cylin- 
drisch  gekrümmten  Boden  r,  welcher  nach  jedes- 
maliger Ladung  mittelst  des  Handgriffes  t  aus 
Kasten  c  herausgezogen  wird  und  so  den  Brenn- 
stoff auf  den  Herd  bringt.     (D.  P.  37883.) 

Der  Dresdener  Stadtrat  hat  Vorschriften  zur 
Erzielung  einer  möglichst  rauchfreien  Verbrennung 
bei  Hausfeuerungen  erlassen.    (Metallarb.  1886,  375.) 

Statistik. 


1.  Ein-  und  Ausfuhr  im  Deutschen  Reich  in  metr. 

Centnern  ausgedrückt. 

Waarengattung 

im  Jahre  1886 

im  Jahre  1885 

Einftthr 

Ansfubr 

Einfuhr 

Aasfahr 

an  Petroleum  und  Petroleum- 
destillaten mit  Ausnahme  der 
Schmieröle 

„  Schmierölen,  mineralischen  . 

„   Steinkohlen 

„  Coks  

„  Braunkohlen 

4  383  637 

226  293 

25  602  905 

2  503  072 
40849  303 

1948 

6  666 

86  553  601 

6  401602 

158  556 

4  821791 

307  164 

23  759  051 

1511239 
36  477  768 

1446 

8  592 

89  555  181 

6  338  573 

141  223 

2.    Productionim  Deutschen  Reiche  im  Jahre  1885. 


Staaten 

und 

Landesteile 


Zahl  der  Werke, 

welche  das  Pro- 

dact  dargestellt 

haben 


als 
Haapt- 
prodact 


als 
Neben- 
prodact 


Menge 

Tonnen 

za  1000  kg 


Wert 


Ji 


a)  Steinkohlen. 

Preussen. 

Prov.  Schlesien    .  .  . 

„      Hannover    .  .  . 

y,      Westfalen   .  .  . 

„      Rheinland    .  .  . 

üebriges  Preussen  .  . 


139 
17 

132 

84 

3 


15  785  786 
580499 

20  269  798 

16  121  697 
121  224 


68  930  728 

4025  437 

95  731  046 

93  252  664 

942  127 


IL 


m. 

IV. 


Zusammen  Königreich  Preussen  . 

Bayern. 

Reg.-Bez.  Oberbayern    .    .     .     . 

Pfalz 

„         Oberfranken  .    .     .    . 
Zusammen  Königreich  Bayern    . 

Sachsen 

Elsass-Lothringen 


375 

6 

12 

3 


52  879  004 

333  370 

214  651 

37  556 


262  882  002 

2  978  000 

1771665 

288  284 


V.  üebrige  deutsche  Staaten  ._ 

Zusammen  Deutsches  Reich 

Im  Jahre  1884 


21 

48 

2 

6 


585  577 

4  150  525 

590  739 

114  553 


5  037  949 

29  583  222 

4  560  190 

878  795 


452 

441 


58  320398 
57  233  875 


302  942  158 
298  780  192 


Heizstoffe. 


265 


Staaten 

und 

Landesteile 


Zahl  der  Werke, 

welche  das  Pro- 

dnct  dargestellt 

haben 


als 
Haupt- 
prodttct 


als 
Neben- 
prodüct 


Menge 

Tonnen 

zu  1000  kg 


Wert 


M 


b)  Braunkohlen. 

I.  Preussen. 

Prov.  Brandenburg      .     .     . 

„      Posen 

M      Schlesien 

»      Sachsen 

„      Hannover 

„      Hessen-Nassau   .    .    . 

^      Rheinland 

Zusammen  Königr.  Preussen 

II.  Bayern 

ni.  Sachsen 

IV.  Hessen 

V.  Braunschweig 

VI.  Sachsen- Altenburg  .... 
Vn.  Anhalt 

Vni.  üebrige  deutsche  Staaten ._ 

Zusammen  Deutsches  Reich. 
Im  Jahre  1884 

c)  Graphit. 

Deutsches  Reich 

Im  Jahre  1884 


d)  Asphalt. 

I.  Preussen. 

Prov.  Hannover 

n.  Uebrige  deutsche  Staaten    . 

Zusammen  Deutsches  Reich 
Im  Jahre  1884 


e)  Erddl. 

I.  Preussen. 
Prov.  Hannover  .... 

II.  Uebrige  deutsche  Staaten  . 
Zusammen  Deutsches  Reich 
Im  Jahre  1884 


101 

7 

40 

203 

4 

38 

28 


421 

7 

120 

9 

6 

52 

13 

5 


633 

639 

41 
36 


13 
12 


2  222  941 

30  078 

386  140 

9  201  548 

4  663 

207  982 

333  932 


5010  577 

101  864 

l  358  459 

24  564  398 

13  508 

880  842 

441  076 


12  387  28i 

10  532 

731796 

59  992 

380  417 

859  172 

893  151 

32  773 


32  370  724 

42  714 

2  212  331 

397  258 

1  104  317 
1529  617 

2  611588 
109  288 


15355117 
14  879  945 

3  359 
1925 


19  401 
26  011 


40  377  832 
39  578  345 

160  512 
91700 


115  980 
140  167 


45  412 
41139 


2  695 

3  120 


256  147 
231  651 


343  763 
126  853 


5815 
6  490 


470  616 
551  155 


3.  Verzeichnis  der  Teerschwelereien  der  Provinz  Sachsen  in  den 

Jahren  1884  und  1885. 

1884 
Anzahl  der  Teerschwelereien 47 

,     ^,  ,      „  /  liegend 241 

Anzahl  der  Retorten!  ^^^j^^^^ ^  2^2 

„  ,  /  zum  Feuern  hl    .    .    .        7  896  535 

Verbrauchte    Kohle  |  ^^^  ^^^^^^^^^^^^  ^,  11885  660 

Producirter  Teer 56  642  160 


1885 

49 

185 

1  309 

8  160  783 

12  365  252 

57  631  702 


266 


HeizstoiTe.     Zucker, 


1884 
Productionsföhigkeit  bei  vollem  Betriebe     .     .      58  508  505 

Anzahl  der  Arbeiter 1  103 

Anlagecapital  etwa 8  678  000 

Die  Mineralöl-  und  Paraffinfabriken  in  der  Provinz  Sachsen  in  den 

Jahren  1884  und  1885. 

1884 

Anzahl  der  Fabriken 15 

Verarbeiteter  Teer 56  375  859 

Zur  Aufarbeitung  verbrauchte  Kohle  ....         2  500  400 

Anzahl  der  Arbeiter 1  342 

Anlagecapital  etwa 6  289  000 


1885 
60  310  662 
1  175 
9  127  000 


1885 

15 

58  275  165 

2  634  026 

1407 

6  259  000 


(Chem.  Z.  10,  589). 


XXVn.  Zucker. 


1.  Allgemeines. 

Die  deutsche  Zuckerindustrie  und  ihre  Concurrenz  bespricht  die  Chem. 
Z.  (1886, 1301).    Die  unmässige  Ausdehnung  der  Zuckerindustrie  in  Deutsch- 
land hat  nicht  nur   finanzielle  Maassregeln    des    eigenen  Landes   gegen  die 
Fortdauer   des    bisherigen    steuerlichen    Zustandes    hervorgerufen,    sondern 
auch  gleichzeitig  die  Nachbarstaaten  zum  besonderen  Schutze  ihrer  Fabrikation 
veranlasst.      Nur   in  Folge   teils    offener,   teils    versteckter  Gewährung  von 
hohen  Exportprämien   wurde    es  z.  B.  den   russischen   und   amerikanischen 
Krystallzuckem  möglich,  im  Vorjahre  (1885)  plötzlich  massenhaft  am  englischen 
Markte   zu   erscheinen   und   hierdurch   alle  Berechnungen   zu  schänden    zu 
machen,  die  an  die  Einschränkung  des  Rübenbaues  etc.  geknüpft  worden 
waren.    Unter  dem  Schutze  hoher  Eingangszölle  und  enormer  Prämien  nimmt 
die  Production  Frankreichs  rapid  zu.    Die  Fabriken,  welche  sich  der  neuen 
Rohmaterialsteuer  bereits  unterworfen  haben,  erhalten  allen  Zucker,  der  die 
bei  Pressfabriken  auf  5  Proc,  bei  Diffusionsfabriken  auf  6  Proc.  festgesetzte 
Ausbeuteziffer   übersteigt,   steuerfrei,   die   übrigen   Fabriken   gemessen  in 
Frankreich  selbst  auf  8  Proc,  in  den  Colonien  auf  12  Proc.  ihrer  Production 
Steuerfreiheit,   und  das  allgemeine  Trachten   ist    deshalb    dahin   gerichtet, 
durch  Anbau  besten  Rohmaterials  und  Anschaffung  der  neuesten  Maschinen 
die  Ausbeute  thunlichst  zu  erhohen. 

Kleinere  Länder  wie  Belgien  haben  die  bis  dahin  starke  deutsche 
Einfahr  durch  hohe  Schutzzölle  so  gut  wie  unmöglich  gemacht.  Im  ganzen 
sieht  sich  so  der  deutsche  Export  immer  mehr  auf  den  Londoner  Markt 
allein  angewiesen  und  hat  dort  die  Concurrenz  Europas  und  der  Colonien 
zu  bestehen. 

Mit  dem  System  der  Exportprämien  und  der  künstlichen  Züchtung 
einer  Industrie  durch  dieses  Mittel  mehr  oder  weniger  brechen,  sehen  wir 
nur  die  Vereinigten  Staaten,  Gestenreich  und  Russland. 


Zucker.  267 

Was  die  Colonien  anbelangt,  so  sind  die  den  französischen  zustehenden 
Vorteile  bereits  erwähnt  worden;  Spanien  sucht  den  seinigen  durch  Auf- 
hebung oder  Herabsetzung  der  Ausfuhrzölle  aufzuhelfen.  Diese  Maassregel 
will  auch  Brasilien  ergreifen,  und  Holland  plant  eine  grossartige  Hülfsaction : 
Der  Staat  soll  nämlich  ermächtigt  werden,  den  Fabriken  ^/s  ihrer  diesjährigen 
Erzeugung  zu  9  fl.  pro  Pikol  (=62*5  kg),  also  1— 1*5  fl.  über  jetzigem 
Preise,  abzukaufen,  ihnen  schon  jetzt  Vorschüsse  auf  die  nächste  Ernte  zu 
geben  und  die  Gewährung  einer  Prämie  von  l — 1*5  fl.  pro  Pikol  in  Er- 
wägung zu  ziehen. 

Aus  diesem  Krieg  aller  gegen  alle  zieht  allein  England  den  Vorteil. 
Denn  da  es  daselbst  keine  Zölle  und  Steuern  auf  Zucker  giebt,  die  ein- 
geführte Waare  also  abzüglich  Prämien,  Rückvergütungen  etc.  gehandelt 
wird,  so  setzen  die  Summen,  welche  die  exportirenden  Staaten  ihrer  Industrie 
opfern,  diese  in  den  Stand,  loco  London  zu  möglichst  niedrigem  Preise  zu 
verkaufen,  d.  h.  die  englischen  Consumenten  und  Raffineure  auf  Kosten 
ihrer  heimischen  Steuerträger  mit  immer  billigerem  Zucker  zu  versehen. 
Infolge  dessen  hat  die  deutsche  Rübenzucker-Industrie,  noch  die  mächtigste 
der  Welt,  auf  die  Preisbildung  am  Weltmarkte  nicht  den  geringsten  Einfluss 
und  ist  der  Spiel  ball  ausländischer  Speculanten.  Nur  eine  allgemeine  Ver- 
einigung der  gesamten  deutschen  Industrie  kann  hier  Abhülfe  bringen. 

Reform  der  Zuckersteuer.  Von  W.  Hbrbbrtz.   (D.  Zucker-Ind.  1887, 307.) 
Die  Zucker-Industrie  in  Oesterreich.     (Chem.  Z.  1886,  1237.) 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Rübenzuckerfabrikation.    Von  v.  Lippmann. 
(Z.  Zucker-Ind.  1886,  598—636.) 

2.  Babenbau  nnd  Bttbenemte. 

Zur  Auswahl  von  Rübensamen.  Von  F.  Kddblka.  (D.  Zucker-Ind. 
1886,  1189.) 

Ueber  Samenrüben.  Pboskowbtz  (Böhm.  Z.  Zucker-Ind.  1887,  151) 
fand,  entgegen  den  Angaben  Lbplat's,  dass  der  Zuckergehalt  von  Rüben, 
die  (im  2.  Jahre)  reife  Samen  getragen  haben,  beim  Ernten  der  letzteren 
keineswegs  verschwunden  ist,  sondern  noch  1—2,  ja  selbst  4  Proc.  beträgt. 
Das  wertvollste  Resultat  dieser  Untersuchungen  ist  aber  die  Erkenntnis, 
dass  es  behufs  genauen  Studiums  der  Vorgänge  nötig  ist,  die  Methode  der 
Durchschnittszahlen  zu  verlassen  und  einzelne  Individuen  zu  beobachten. 

Die  Keimkraft  der  Rübensamen  wird  nach  Grassmann  (Z.  Zucker- 
Ind.  1886,  725)  durch  starke  (30—35  Proc.)  Feuchtigkeit  in  hohem  Masse 
beeinträchtigt.  Es  empfiehlt  sich  desshalb  grüudliches  Austrocknen  der  Saat 
auf  dem  Felde  und  Trockenhalten  derselben  in  den  Lagerräumen. 

Die  Anwendung  von  Chilisalpeter  beim  Rübenbau  (mit  oder  ohne 
Phosphorsäure-Düngung)  wurde  in  letzter  Zeit  viel  erörtert.  Stammbr  (Z.  Zucker- 
Ind.  1887,  103)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  von  Stutzer  in  seiner 
bekannten  Preisschrift  gegebenen  Auseinandersetzungen  über  den  Wert  des 
Chilisalpeters  nicht  durchweg  zutreffend    seien,    da  Durchschnittszahlen  aus 


268  Zucker. 

Einzelresultaten,  bei  denen  beträchtliche  und  oft  in  entgegengesetzter  Rich- 
tung liegende  Abweichungen  vorhanden  sind,  nicht  beweiskräftig  seien.  — 
In  der  Versammlung  des  Halberstädter  Vereins  für  Rübenzuckerfabrikanten 
(9.  Febr.  1887,  s.  D.  Zucker-Ind.  1887,  202)  wurde  darauf  hingewiesen,  wie 
die  durch  reine  Chilidüngung  sich  ergebende  einseitige  Ernährung  Her  Pflanze 
ein  grosser  landwirtschaftlicher  Fehler  sei.  An  der  Notwendigkeit  der  An- 
wendung von  Phosphorsäure  beim  Rübenbau  könne  kein  Zweifel  obwalten. 
Eine  andere  Frage  sei  die,  in  welcher  Form  dieselbe  gegeben  werden  könnte, 
ob  in  Thomasschlacke,  Präcipitaten  oder  Superphosphaten.  E.  v.  Lippman5 
(D.  Zucker-Ind.  1887,  367)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  Mischungen  von 
Superphosphaten  und  Nitraten  nicht  zu  empfehlen  seien,  weil  in  dem  in  Haufen 
oder  auch  in  Säcken  geschichteten  Gemisch  schon  nach  ganz  kurzer  Zeit 
die  Säuren  des  Superphosphates  auf  das  Nitrat  zersetzend  einwirken. 

Wird  der  Zuckergehalt  der  Rüben  durch  Salpeterdüngung  vermindert? 
Von  P.  Wagnbr  (D.  Zuckerind.   1886,  1153). 

Untersuchungen  über  die  Entwicklung  der  Zuckerrübe.  Von  Awb 
GiRARD.    (D.  Zucker-Ind.  1886,  1429.) 

Nach  Stammbr  (Z.  Zucker-Ind.  1887,  328)    haben   von  Dbromb   ange- 
stellte Versuche,  bei  welchen  mittelst  üntergrundpflug  350  mm  tief  gepflügt  ; 
und  verschiedene  Düngemittel  eingebracht  wurden,  ergeben,  dass  der  Nutzen 
dieses  Verfahrens  ein  unzweifelhafter  ist. 

Einfluss  des  Regens  auf  die  Rübe.  Von  Grassmann  (Z.  Zucker-Ind. 
1887,  247). 

GiRARD  (Sucr.  ind.  1886,  177)  prüfte  experimentell  die  Richtigkeit  der 
LBPLAv'schen  Ansicht,  dass  die  Blätter  nicht  ausschliesslich  die  Träger  der 
Zuckerbildung  seien,  sondern  dass  Zucker  auch  durch  Reduction  aus  orgü- 
nischen  Stoffen,  besonders  Carbonaten  entstehe,  welche  die  Würzelchen  aus 
dem  Boden  absorbirten.  Die  von  Girard  erhaltenen  Resultate  beweisen, 
dass  diese  Ansicht  eine  vollkommen  irrige  ist.  Es  wird  Vielmehr  nach 
G.  (1.  c.  1886,  248)  der  Rohzucker  ausschliesslich  in  den  Blatträndem 
unter  dem  Einflüsse  des  Lichtes  tagesüber  gebildet  und  Nachts  grösstenteils 
durch  die  Rispen  und  Stiele  der  Blätter  in  die  Wurzel  geschafft. 

Nach  den  Versuchen  Hbllrieobl's  (Z.  Zucker-Ind.  1886.  905)  ist  die 
Zuckerrübe  hinsichtlich  ihres  Stickstoffbedarfes  *)  allein  auf  den  Boden  an- 
gewiesen, und  dessen  Stickstoffreichtum  ist  ihrer  Entwickelung  proportional, 
so  weit  er  mit  Hülfe  der  übrigen  Wachstums-Factoren  (Licht,  Wärme, 
Feuchtigkeit  etc.)  verarbeitungsfähig  ist. 

Nach  Grassmann  (D.  Zucker-Ind.  1886,  1536)  zeigen  Rand-  und  Binnen- 
rüben desselben  Feldes  grosse  Unterschiede.  Die  erstere  zeigt  stets  üppigeren 
Wuchs  bei  geringerer  Güte,  da  sie  reichlichere  Belichtung  geniesst  und  die 
Saugwurzeln  aus  den  angrenzenden  freien  Flächen  grossere  Mengen  Nähr- 
stoffe herbeischaffen. 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.250. 


Zucker.  269 

Ueber  gemeinschaftliche  Zuckerrüben-Düngungsversuche  in  der  Provinz 
Hannover  im  Jahre  1885  berichtet  Mdllbs  (Joum.  f.  Land.  1886,  327). 

Auf  den  hohen  Gehalt  der  französischen  Rüben  anChlorkalium  und 
Kaliumnitrat  weisst  Lbplat  (Joum.  fabr.  sucre  26,  16)  hin.  Auch  Faccbbr 
(Sucr.  ind.  1886,  489)  macht  auf  den  grossen  Gehalt  der  Rüben  an  Nitraten 
aufmerksam,  der  indessen  wol  nur  in  Frankreich  vorkommen  dürfte  und  dort, 
wenn  die  Wirkungen  des  neuen  Steuergesetzes  auf  die  rationeller  einzuüch- 
tenden  Düngungsmetboden  sich  erst  fühlbar  machen,  bald  verschwinden  wird. 

In  Fortsetzung  seiner  Versuche  über  die  Nematoden')  fand  Kohn  (Z. 
Zuckerind.  1887,  130),  dass  die  Vertilgung  derselben  durch  Umbrechen 
der  Krume  und  Unterpflügen  der  Fangpflanzen  unzureichend  ist.  Auch  bei 
den  in  der  Stoppel  des  Getreides  auszusäenden  Fangpflanzen  ist  deshalb 
die  Anwendung  des  wiederholten  Grubbems  und  Eggens  behufs  vollständiger 
Zerreissung  und  raschen  Absterbens  der  Wurzeln  nicht  zu  umgehen,  wozu 
der  KöHR^sche  Grubber  vorzugsweise  geeignet  ist.  —  Neueren  Versuchen 
nach  lassen  sich  die  Nematoden  vertilgen,  ohne  dass  eine  Jahresnutzung 
verloren  geht,  wenn  2  Jahre  hintereinander  Hanf  und  vor  und  nach  dem- 
selben (was  dessen  kurze  Vegetationszeit  gestattet)  1—2  Aussaaten  Rübsen 
^aut  werden. 

Die  Angaben  Kühnes  über  die  Nematoden  fanden  eine  Bestätigung  in 
den  Versuchen  Hbllribobl's  (Z.  Zuckerind.  1886,  490). 

Mbrzbl  (D.  Zuckerind.  1886,  1523)  schildert  die  Entwickelung  der 
Nematode. 

Eine  der  Pariser  Akademie  der  Wissenschaften  vorgelegte  Denkschrift 
von  GiRAEo  über  Nematoden  s.  D.  Zuckerind.  1887,  410. 

3.  Reinigung  der  Bttben. 

Ueber  die  neuen  Systeme  von  Waschmaschinen  s.  D.  Zuckerind. 
1886,  1887.  Habrich  teilt  mit,  dass  die  Schnell-  und  Aufthauwäsche  von 
KÖBRio  <&  KÖNIG  in  mehreren  Fabriken  zur  Einführung  gelangt  sei. 
Kbacbr  empfiehlt  die  in  der  Zuckerfabrik  Markranstädt  eingeführte 
Rund  Wäsche  als  die  vollkommenste  der  zur  Zeit  bestehenden  Wasch- 
aiaschinen.  In  dieser  Rund-  und  Flächenwäsche  würden  die  Rüben  in 
keiner  Weise  beschädigt,  und  durch  die  sich  daran  anschliessende  Bürsten- 
wäsche, welche  die  Rüben  trocken  wasche,  seien  Ersparnisse  bei  der  Ver- 
steuerung zu  erzielen,  da  bei  den  alten  vorhandenen  Wäschen  ein  grosser 
Teil  Wasser  mit  zur  Versteuerung  gelange. 

Nach  Stammbr  (D.  Zuckerind.  1887,  321)  beträgt  die  den  Rüben  nach 
dem  Waschen  noch  anhaftende  Feuchtigkeit  ca.  2  Proc.  Eine  Maschine  von 
Dtw8  LbpJ^vrb  &  Co.  soll  das  Wasser  bis  auf  1  Proc.  entfernen. 

Die  Schwemm-  und  Transportvorrichtung  für  Rüben  etc. 
von    H.    Tibtz    in    Braunschweig    (D.    P.   35693)    besteht    aus    horizon- 

1)  TedUL-chem.  Jabrb.  «,  S.  229;  6,  S.  227;  8,  S.  251. 


270  Zucker. 

talen    oder    flach    ansteigenden    Rinnen,     in    welchen    die    Rüben     durch 

Wasserstralen    aus  Centrifugalpumpen    vorwärts-    oder    emporgetrieben   und 

Fig.  143.  dabei  gleichzeitig 

gereinigt  werden. 
Wenn  bei  der 
Lage  der  Rinne 
eine  erhebliche 
Steigung  zu  über- 
winden ist,  so  wird 
noch  ein  Trans- 
porteur eingeschaltet.  Derselbe  besteht  aus  einem  trepp enförmigen  festen 
Rost  f  und  einem  mit  Zähnen  versehenen  Rost  r,  welcher  durch  Curbeln  fc 
derart  ;bewegt  wird,  dass  die  Zähne  durch  die  Spalten  des  festen  Rostes 
hindurch  schlagen  und  hierbei  die  Rüben  von  Stufe  zu  Stufe  heben. 

Waschmaschine  für  Kartoffeln,  Rüben  u.  dergleichen.  (D.  P.  36  850). 
F.  W.  Hering  &  Co.  in  Osterfeld  bei  Halle  a.  S. 

4«  Saftgewlnnniig. 

Bei  der  Schnitzelmaschine  von  E.  Franke  in  Lüben  (D.  P.  38570;^ 
sind  die  Messer  auf  einer  auswechselbaren  Leiste  befestigt,  welche  mit 
ihren  Endansätzen  in  einen  geneigten  Schlitz  eingeschoben  wird.  Diese 
Einrichtung  gestattet  die  Verwendung  zweiseitig  schneidender  Messer  und 
macht  einen  grösseren  Vorrat  von  Messerkasten  entbehrlich.  Steffens 
(Lüben)  empfiehlt  diesen  Messerkasten  sehr. 

Bei  der  Rübenschneidemaschine  von  L.  Janka  in  Moedritz,  Oester- 
reich  (D.  P.  38  654)  ist  die  Oberfläche  der  Schneidscheibe  zwischen  je  zwei 
Messerkasten  nicht  eben,  sondern  ansteigend  oder  abfallend  oder  gebrochen, 
und  die  Streifleisten  vor  den  Messern  steigen  dem  entsprechend  ebenfalls 
an.  Hierdurch  sinken  die  Rüben,  ehe  sie  zum  Schnitt  gelangen,  auf  den 
tiefsten  Punkt  der  Scheibe  nieder  und  werden  dann  im  letzten  Moment 
durch  die  ansteigende  Bahn  der  Streifleisten  zum  Messer  angehoben  und 
gelangen  dadurch  voll  und  ganz  zum  Schnitt. 

Aushöhlungen  in  den  den  Schnitzelmessern  gegenüberliegenden  Kanten 
der  Vorlagen  an  Schnitzelmaschinen  bringt  Magüin  in  Charmes  (D.  P.  38186)  an. 

Ein  Verfahren  und  Apparat  zur  Entwässerung  von  Rübenschnitzeln  etc. 
durch  Alkoholdampf  oder  Methylalkoholdampf  von  Konrad  Trobach  in 
Berlin  (D.  P.  36832  u.  38255)  sei  hier  nur  als  technisches  Curiosum  erwähnt 

Einen  Apparat  zum  Auslaugen  von  Zucker  aus  Rüben  nuttelst 
flüchtiger  Flüssigkeiten  hat  C.  Schbiblbr  in  Berlin  angegeben  (D.  P.  36 194)- 
Die  Extractionsgefässe  des  Apparates  stellen  von  der  Seite  her  zu  öffnende 
viereckige  Kästen  dar,  welche  ein  auf  Rädern  bewegliches  System  von 
übereinander  stehenden  flachen  Kästen  aus  gelochtem  Blech  zur  schichten- 
weisen Lagerung  der  Rübenschnitzel  enthalten  und  an  den  Seiten  wie  am 
Boden  von  einem  Dampfmantel  umgeben,    oben  aber  mit  einem  Kühlmantel 


Zucker, 


271 


mit  Tropfspitzen  bedeckt  sind.  Mehrere  solcher  Extractionsgefasse  sind  mit 
einem  Colonnen-Destillirapparate  und  einem  Sammeigefasse  für  die  alkoho- 
lische Zuckerlösnng  oberhalb  der  Destillirblase  verbunden,  und  die  Aus- 
laugung erfolgt  in  con- 
tinuirlichem  Betriebe 
derart,  dass  die  gebildete 
alkoholische  Zuckerlo- 
sung den  Destillirapparat 
durchläuft  und  der  dabei 
abgetriebene  Spiritus- 
dampf ein  Extractionsge- 
fass  mit  frischen  Schnit- 
zeln durchstreicht  und 
unter  Condensation  an 
denselben  sowie  am  Kühl- 
mantel die  Extraction  des 
Zuckers  bewirkt.  Der 
yerdichtete  Spiritus  tropft  hierbei  von  den  Spitzen  oder  Warzen  des  Deckels 
als  Regen  herab  und  durchdringt  in  gleicher  Weise  die  aufeinander  folgen- 
den Siebkästen  mit  Schnitzeln.  Aus  den  erschöpften  Rückständen  der  Extrac- 
tion wird  der  Spiritus,  mit  welchem  sie  noch  getränkt  sind,  durch  überhitzten 
Wasserdampf  ausgetrieben  und  wiedergewonnen.  Die  Rückstände  selbst 
enthalten  die  Eiweissstoffe  sowie  alle  anderen  durch  Alkohol  coagulirbaren 
Saftbestandteile  der  Rübe  (Pectin,  Arabin  u.  dergl.)  und  eine  nur  geringe 
Menge  Feuchtigkeit  und  haben  daher  einen  höheren  Futterwert  als  die  durch 
Wasser   extharirten  Rübenschnitzel. 

Zur  Aufbewahrung  von  Diffusions-Rückständen  prüfte  Müller 
in  Hildesheim  die  Einmietung  nach  Mabrckbr  ')  gekalkter  Rübenschnitte  nach 
dem  System  der  süssen  Ensilage  von  Gborob  Fry.  30—40  Ctr.  frische 
Schnitte  wurden  mit  ^/a  Proc.  in  viel  Wasser  suspendirtem  Aetzkalk  gut 
durchgemischt  und  die  grün  geförbte  Masse  in  einer  KLoSBMANs'schen 
Presse  scharf  abgepresst,  wodurch  der  Wassergehalt  von  91*65  auf  77*76  Proc. 
fiel,  die  Trockensubstanz  von  835  auf  22*24  Proc.  stieg.  Die  Schnitte 
wurden  hierauf  zum  Teil  in  eine  gut  verpichte,  starke  Tonne  gestampft, 
mit  50  kg  pro  Quadiatfuss  beschwert  und  5  Monate  in  der  Fabrik  stehen 
gelassen.  Nach  dieser  Zeit  hatten  dieselben  nur  2  Proc.  ihres  Gewichtes 
verloren,  waren  von  angenehm  säuerlichem  Geruch  und  wurden  vom  Vieh 
gern  gefressen.  Ein  anderer  Teil  Kalkschnitzel,  welcher  in  eine  Erdgrube 
fest  eingetreten,  mit  Lehmschlag  und  2  Fuss  Erde  bedeckt  5  Monate  stehen 
gelassen  wurde,  hatte  10  Proc.  an  Gewicht  verloren.  (N.  Z.  Rübenz.  1886, 
245).  Die  Chem.-Z.  schätzt  bei  Besprechung  dieser  Versuche  den  durch 
das  Schwinden  der  Rübenschnitzel  beim  gewöhnlichen  Aufbewahren  in  Erd- 
gruben oder  gemauerten  Mieten    entstehenden  Gewichtsverlust  auf  50  Proc. 

1)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  8.282. 


272  Zucker. 

Fütterungsversuche  mit  Schnitzeln  an  Milchkühen  haben  Stotzbr  und 
Wbrnbb  angestellt  (Z.  Zuckerind.  1886,  744;  Zeitschr.  d.  landw.  Ver.  f. 
Rheinpr.  No.  21),  wobei  sich  gute  und  nicht  zu  wässerige  Rnbenschnitzel 
als  dem  Rübenfutter  gleichwertig  erwiesen. 

6.  Saftreinigung  (Seheldong  and  Saturation). 

üeber  das  Slibowitzer  Verfahren  der  Behandlung  der  Säfte  mit 
saurer  schwefligsaurer  Thonerde')  teilt  J.  Sdchombl  seine  Er- 
fahrungen mit.  (D.  Zuckerind.  1886,  1813  u.  1845.)  Die  gesamte  Saft- 
reinigimg  besteht  in  Slibowitz  in  vier  Saturationen,  wovon  die  ersten  beiden 
als  reine  Kalk-Kohlensäuresaturationen,  die  beiden  letzten  aber  als  unter 
gleichzeitigem  Zusätze  des  Thonerde-Präparates  erfolgende,  daher  gemischte 
Saturationen  zu  betrachten  sind. 

I.  Saturation.  Bei  einem  Zusatz  von  279—3  Proc.  Kalk  wird  auf 
etwa  Ol  Proc.  Alkalität  mit  Kohlensäure  saturirt.     Erwärmt  wird  auf  75«  R. 

II.  Saturation,  unter  Zusatz  von  etwa  V*  Proc.  Kalk  wird  auf  0*04  Proc. 
Alkalität  saturirt. 

III.  Saturation.  Bei  dieser  kommt  gar  kein  Kalk  in  Verwendung, 
hingegen  wird  dem  Safte  1  Liter  Präparat  auf  je  30  hl  Saft  bei  gleich- 
zeitigem und  vorsichtigem  Einleiten  von  Kohlensäure  zugesetzt.  Saturirt 
wird  auf  etwa  0*02  Proc.  Alkalität. 

IV.  Saturation  oder  Dicksaft-Saturation.  Nach  dem  Verlassen  der 
III.  Saturation  wird  der  Saft  auf  20—24°  B.  eingedickt,  zeigt  dann  eine 
Alkalität  von  0*08  bis  0*10  Proc,  und  erhält  auf  je  20  hl  und  je  nach 
seiner  Concentration  4  bis  5  Liter  Präparat,  dann  1  Liter  Kalkmilch  unter 
gleichzeitigem  aber  vorsichtigem  Einstromen  von  Kohlensäure.  Saturirt 
wird  der  Dicksaft  auf  0*03  bis  0*04  Proc.  Alkalität,  zeigt  dann  eine  Alkalität 
von  008  bis  0*10  Proc. 

Nach  der  III.  und  IV.  Saturation  wird  der  Saft  gründlich  aufgekocht 
Mit  der  IV.  Saturation  ist  die  ganze  Reinigungsprocedur  beendet  und  es 
wird  dann  der  Dicksaft,  nachdem  er  die  Filterpressen  passirt,  weiter  ein- 
gedickt und  im  Vacuum  auf  Komfüllmaasse  verkocht.  Ausser  Filterpressen 
kommen  dort  gar  keine  anderen  Filtrirvorrichtungen  oder  Filtrirmittel  in 
Verwendung. 

An  der  günstigen  Wirkung  des  Präparates  und  zwar  sowohl  bezüglich 
der  entfärbenden  als  auch  der  klärenden  Kraft  (Verleihung  von  Glanz)  ist 
neben  der  schwefligen  Säure  auch  die  Thonerde  beteiligt,  welche  im  Status 
nascendi  zur  Thätigkeit  gelangt.  Bei  5  1  Präparatzusatz  auf  20  hl  Dick- 
saft mit  rund  1000  kg  Trockensubstanz  gelangen  allerdings  nur  ca.  170  g 
gelöste  Thonerde  in  den  Saft,  das  ist  nicht  mehr  als  0017  Proc.  bezogen 
auf  die  Trockensubstanz  des  Saftes,  und  etwa  ebenso  viel  Thonerde  erhält 
der   Dünnsaft    bezogen    auf  seine    Trockensubstanz.      Bei    den    bekannten 


«)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.222;  8,  S.256;  D.  P.  36851. 


Zucker.  273 

Eigenschaften  des  Thonerdehydrates  im  status  nascendi  genügt  aber  selbst 
diese  geringe  Menge,  um  die  besprochene  günstige  Wirkung  auf  den  Saft 
auszuüben. 

Dass  unter  solchen  Umstanden  dem  Slibowitzer  Präparat  vor  dem 
sauren  schwefligsauren  Kalk*)  und  vor  der  gasformigen  schwefligen  Säuret 
selbst  der  Vorzug  gebührt,  ist  einleuchtend. 

üeber  dasselbe  Reinigungsverfahren  mit  saurer  schwefligsaurer  Thon- 
erde  bezw.  hydroschwefligsaurer  Thonerde  berichtet  Civil-Ingenieur  Hdgo 
Franken.     (D.  Zuskerind.  1886,  1072  und  1886.) 

Die  Vorzüge  des  Verfahrens  mit  schwefliger  Säure  werden  von 
LippMANN  betont.  Jetzt  dürfte  wohl  Niemand  mehr  bestreiten,  dass  Zucker, 
die  mit  schwefliger  Säure  gearbeitet  wurden,  und  zwar  unter  der  nötigen 
Vorsicht,  dass  jede  einzelne  Pfanne  titrirt  und  auf  einer  bestimmten  Alkalität 
gehalten  wird,  mit  anderem  Zucker  gleichwertig  und  ihnen  in  Bezug  auf 
den  Aschengehalt  häuflg  sogar  überlegen  sind. 

Die  Scheidung  mit  Magnesia^  scheint  eine  Zukunft  zwar  zu  haben, 
erfordert  aber  eine  ausserordentlich  sorgfaltige  Behandlung.  Auch  sind 
billigere  Bezugsquellen  und  Methoden,  die  Magnesia  wieder  völlig  auszu- 
scheiden, aufzusuchen.     (D.  Zuckerind.  1887,  520) 

Die  Versuche  mit  der  Braunkohlen-Reinigung*)  gereichen  dieser 
Methode  nicht  zur  Empfehlung. 

Die  Versuche  Herzpeld's  (D.  Zuckerind.  1886,  1071)  ergaben  ein 
Maximum  der  Wirksamkeit  bei  25  g  Braunkohle  auf  100  g  Lösung  oder 
10  g  Zucker.  Er  fand  bei  den  verschiedenen  Braunkohlensorten  ein  ganz 
verschiedenes  Entfarbungsvermögen,  ohne  dass  er  in  der  chemischen  Zu- 
sammensetzung derselben  oder  ihrer  Aschenbestandteile  den  Grund  hierfür 
entdeckt  hätte.  Die  paraffinreichen  Braunkohlen  wirken  am  wenigsten  ent- 
färbend. Auch  die  beste  Braunkohle  bleibt  immer  weit  hinter  der  Knochen- 
kohle zurück,  im  günstigsten  Falle  entfernt  sie  52  Proc.  des  Farbstoffes, 
während  eine  normale  Knochenkohle  71  Proc.  entfernt. 

In  Bezug  auf  die  Eigenschaft  der  Braunkohle,  Zuckerkalk  zu  zersetzen 
und  demselben  Kalk  zu  entziehen,  nach  welcher  früher  Bodbnbbndbr  die 
Güte  der  Braunkohle  bestimmt  hat,  fand  Herzfeld,  dass  die  beste  Braun- 
kohle von  100  Tln.  Kalk  in  Form  von  Zuckerkalk  65  Tle.  aufzunehmen 
vermag,  also  in  dieser  Beziehung  die  Knochenkohle  noch  übertrifft ;  aber  die 
mit  Braunkohle  behandelten  Zuckerkalklösungen  erhalten  immer  eine  schwarze 
Färbung,  wenn  sie  vorher  auch  ganz  farblos  waren.  Es  bleiben  also  immer 
Bestandteile  der  Braunkohle  in  der  Losung  zurück  und  darum  kann  sie 
unmöglich  zur  Enterbung  von  alkalischen  Salzen  und  Säften  angewendet 
werden.  Die  beste  Braunkohlensorte  für  die  Entfärbung  ist  die  aus  Gröbzig 
stammende,  die  nächstbeste  die  aus  Förderstedt  und  die  drittbeste  die  Stass- 
furter,  worauf  die  böhmischen  Braunkohlen  kommen.  —  Erwähnt  sei  noch, 

»)  TechiL-chem.  Jahrb.  7,  S.  219;   8,  S.  257.   -   «)  Techn.- ehem.  Jahrb.  7,  S.  ai9; 
8,  S.  257.  —  »)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  255.  —  <)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.  223. 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  jg 


274 


Zucker. 


dass  die  Braunkohle  dem  Ausscheidungszucker  in  den  Nachproducten  einen 
angenehmen  Geschmack  geben  soll. 

Englbrt  und  Becker  empfehlen  die  Reinigung  von  Zuckersäften  mittelst 
schwefligsauren  Eisenoxyduls  (D.  P.  34008).  Die  in  üblicher 
Weise  saturirten  Zuckersäfte  von  0*03  bis  0'04  Alkalität  werden  zum  Kochen 
erhitzt  und  mit  so  viel  schwefligsaurem  Eisenoxydul  oder  schwefligsaurer 
Thonerde  versetzt  (am  zweckmässigsten  mit  einer  mit  schwefliger  Säure  ge- 
sättigten Lösung  von  schwefligsaurer  Thonerde),  bis  die  Alkalität  der  Säfte 
auf  ca.  0  01  sinkt.  Ist  dies  geschehen,  so  setzt  man  das  Kochen  einige 
Minuten  lang  fort  und  trennt  den  entstandenen  Niederschlag  durch  gute 
Filtration  in  möglichst  heissem  Zustande  in  Filterpressen  von  den  Säften. 
Der  sich  bildende  schwefligsaure  Kalk  und  das  Thonerdehydrat  bewirken 
eine  vollkommene  Reinigung  und  einen  leicht  zu  filtrirenden  Niederschlag. 
Die  Filtration  über  Knochenkohle  wird  dadurch  überflüssig. 

Ein  Verfahren  zur  Klärung  von  Zuckersäften  mittelst  Gerbsäure  hat 
E.  Hepptbr  in  Altjauer  (D.  P.  39279)  angegeben. 

Systematische  Saturation  der  Zuckersäfte  empfiehlt  J.  0.  Smolenski. 
(Chem.  J.  1887,  125  aus  Japiski  Kijewsk.  otd.  1887,  77.)  Die  gegenwärtig 
übliche  Methode  des  Saturirens  von  Zuckersäften  ist  keineswegs  rationell, 
worauf  Stammer  schon  im  Jahre  1876  hingewiesen  hat.  Verf.  verwendet 
die   abziehenden  Gase    mit  Erfolg  noch  einmal  zum  Yorsaturiren  der  Säfte. 

6.  Filtration  und  Filterpressen. 

Beutelfilter  für  Zuckersäfte  von  L.  Walkhoff  in  Kalinofka,  Süd- 
Russland.    (D.  P.  37001.)    In  einem  kastenartigen  mit  einer  unteren  Zufuhr- 
Fig.  145.  rinne  Z  versehenen  Gefasse  ist  eine 

grössere  Anzahl  weiter  Filtrir-Beutel 
oder  Schläuche  ¥  angeordnet,  und 
zwar  sind  dieselben  oben  am  Holz- 
pfropfen B.  gebunden  und  unten 
durch  ein  Klemmband  um  ringför- 
mige kurze  Stutzen  oder  Einsätze 
'E  geschnürt.  Der  Zuckersaft  tritt 
durch  die  Stutzen  in  die  Beutel, 
indem  sich  zugleich  ein  Teil  des 
Schlammes  absetzt,  filtrirt  von  imien 
nach  aussen  und  fliesst  durch  die 
Abflussrinne  A  ab.  Beim  Schliessen 
des  Zuflusses  fallen  die  Beutel  zu- 
sammen und  lassen  den  an  ihnen 
abgesetzten  Filtrirrnckstand  fallen, 
so  dass  sie  sofort  wieder  betriebs- 
föhig  sind. 
Rasche  Arbeit,  bequeme  Handhabung  und  Reinigung  nebst  lang  an- 


Zucker. 


275 


dauernder  Wirkung  sind   die  Vorzuge  dieser    schnell    bekannt    gewordenen 
Filter,    üeber  dieselben  berichtet  auch  Ding!.  26i,  188. 

Das  Filter  von  E.  de  Bock  (Sucr.  iudig.  1886,  594)  besitzt  als  Filtrir- 
material  Filzpfropfen,  welche  kegelförmig  gestaltet  sind  und  in  eine  gelochte 
Platte  so  gesetzt  werden,  dass  der  Flüssig-  l'"*s- 146. 

keitsdruck  dieselben  festhält.  Der  eintre- 
tende Saft  wird  durch  eine  Dampfkammer 
heiss  erhalten.  Das  BocK'sche  Filter  er- 
fordert einen  Flussigkeitsdruck  von  SVs— 
5  m  Höhe.  £ine  Reinigung  der  Filz 
pfropfen  ist  alle  2—3  Monate  nötig  und 
ein  Apparat  soll  für  täglich  500  hl  Saft 
ausreichen.     (Dingl.  268,  189.) 

Ein  Filtrir- Apparat  für  saturirte 
Zuckersäfte  von  H.  Krabnsbl  in  Breslau 
(D.  P.  36745)  besteht  aus  einer  oder 
mehreren  keilförmigen  Filterkammern 
K  mit  je  zwei  durch  übergelegtes  Tuch 
und  dazu  gehörige  Filterplatten  P  gebil- 
deten Filterflächen  F,  Abflusscanälen  Ä 
und  dem  Schlammsamraler  S,  dessen  Mann- 
loch M  ebenfalls  noch  mit  einer  Filter- 
platte bedeckt  ist.  Zum  Auswaschen  des 
Schlammes,  welcher  sich  bei  der  Filtration 
des  Zuckersaftes  von  innen  nach  aussen  in 
dem  Schlammsammler  absetzt,  dient  ein 
Heiss  Wasser- Einspritzrohr  J&und  ein  drehbares  Rührwerk  B  zum  Aufrühren 
des  Schlammes.  Pi    ^47 


Die  von  Povrbz  in  St.  Quentin  angegebenen  zur  Filtrirung  der  Säfte 
dienenden    Filterpressen,   Fig.  147,    sind    aus  einer  Anzahl    von   durch 

18* 


276 


Zucker. 


Scheidewände  8  in  getrennte  Abteilungen  geteilten  leeren  Rahmen  und 
filtrirenden  Platten  zusammengesetzt.  Die  Filterplatten  besitzen  Filterflächen 
von  in  jeder  folgenden  Abteilung  zunehmender  Feinheit,  so  dass  in  der 
Richtung  nach  vorn  fortschreitend  immer  vollkommenere  Filtrirungen  statt- 
finden, ohne  dass  die  filtrirende  Flüssigkeit  mit  der  äusseren  Luft  in  Berüh- 
rung tritt.  Das  bewegliche  Kopfstück  B  ist  mit  einem  aus  Kautschuk  oder 
anderem  geeigneten  Stoflfe  hergestellten  biegsamen  Rohre  j  zur  Einführung 
der  Flüssigkeit  verbunden,  so  dass  das  Kopfstück  bewegt  werden  kann, 
ohne  seine  Verbindung  mit  der  Flüssigkeitszuführung  zu  unterbrechen.  Das 
Aufeinanderlegen  der  Filterplatten  wird  durch  Bolzen  mit  zwei  Gewinden 
und  auf  dieselben  aufgeschraubte  Muttern  verhindert.     (D.  P.  35235.) 

Das  Charakteristische  der  Rahmen-Filterpressen  von  J.  Cizek  ist 
nach  Prakt.  Masch.-Constr.  (1886,  474)  ein  gründlicher  Verschluss  der  Oanälc 
Fig.  148.  mittelst  sehr  haltbarer  Kautschukdichtungen, 

sowie  ein  selbstthätiger  Verschluss  am  Ent- 
luftungscanale.  Nach  dem  D.  P.  351iJ0  werden 
die  Canäle  in  der  Weise  abgedichtet,  dass 
durch  Auskleidung  des  Loches  mit  einer 
Holländerverschraubung  HH^  um  das  Loch 
herum  eine  Nut  S  entsteht,  welche  zur  Auf- 
nahme eines  Kautschukringes  B  dient.  Letz- 
terer wird  durch  den  kegelförmigen  Vorder- 
teil E  bezw.  E^  der  Holländerverschraubung 
in  der  Platte  festgehalten. 

üeber  Filterpressen.      Von  Paul   Ehr- 
HABDT,  Merseburg.     (D.  Zucker-Ind.  1886,  1150.) 

An    den    selbstthätigen   'Abstellapparaten   zwischen  Montejus    und 
Filterpressen  (D.  P.  37350)  von  H.  Kroger  in  Elbing  fliesst  die   durch   da^' 
Fig.  149.  Steigrohr  S  aus  dem  Montejus  M  austre- 

tende Flüssigkeit  durch  ein  Gewiss  G  mit 
einem  Schwimmer,  welcher  auf  eine  durch 
eine  Stopfbüchse  drehbar  eingeführte  Welle 
wirkt  und  durch  Vermittelung  derselben 
mittelst  eines  Rollenhebels  den  am  Abfluss- 
ventile A  angebrachten  Gewichtshebel  H 
hebt,  so  dass  das  Abflussventil  selbst  ge- 
öffnet ist.  Sobald  aber  das  Montejus  und 
darauf  auch  das  Gefäss  G  leer  gedrückt 
wird,  sinkt  der  Schwimmer  und  schliesst 
das  Abflussventil,  so  dass  der  jetzt  im 
Montejus  befindliche  Dampf  nicht  in  die 
Saftleitung  zu  den  Filterpressen  eindringen 
kann.     Nach  wieder  erfolgter  Füllung  des 


Zucker.  277 

Montejus     öffnet    man     das    Abflussventil    zuerst    durch    Emporziehen    des 
Gewichtshebels  H  mittelst  der  Kette  K. 

Nach  Fb.  Napravil  und  Fb.  Hbbi/BS  in  Swolenowes,  Böhmen,  werden 
die  Filter  tue  her,  welche  Kalk  und  Kalksaccharat  enthalten,  durch  Waschen 
in  heisser  Zuckerlösung  vollkommen  von  diesen  Stoffen  befreit,  ohne  stark 
angegriffen  zu  werden,  während  beim  bisherigen  Waschen  mit  Wasser  und 
Säuren  die  Tücher  litten  und  das  an  ihnen  haftende  Saccharat  verloren 
ging.  Besonders  Melasseentzuckerungsfabriken  sollen  hierdurch  Ersparnisse 
erzielen  können.     (D.  P.  35908.) 

Die  Beschaffenheit  der  Filterpressen -Schlammabflüsse  bespricht  J.  Su- 
CHOMEL.     (D.  Zuckerind.  1886,  1109.) 

7.  Knoehenkohle. 

Die  „Zuckererzeugung  ohne  Spodium**  gewinnt  auch  in  Oesterreich  mehr 
und  mehr  Eingang. 

Auf  der  Saazer  Versammlung  der  Böhmischen  Zuckerfabrikanten  wurde 
darauf  hingewiesen,  dass  die  Scheidung  mit  Kalk  allein  und  die  Abscheidung 
des  hierbei  entstehenden  Schlammes  vor  der  Saturation  (an  Stelle  der  jetzt 
üblichen  Scheidesaturation)  sehr  empfehlenswert  ist,  nachdem  es  gelungen 
ist,  den  schleimigen  und  schmierigen  Niederschlag  leichter  filtrirbar  zu 
machen.  Dies  geschieht,  indem  man  den  Rohsaft  mit  Va  Proc.  Kalk  unter 
Zusatz  einer  kleinen  Menge  gemahlenen  und  gewaschenen  Cokesstaubes 
(Preis  10  Kreuzer  pro  100  kg)  scheidet,  und  erst  in  den  nun  filtrirten  Saft 
den  Rest  des  Kalkes  einbringt;  der  Schlamm  wird  hierdurch  fest,  porös  und 
lässt  sich  ohne  Schwierigkeit  abfiltriren  und  aussüssen.  (Z.  Zuckerind,  in 
Böhmen  1887,  305.) 

Eine  von  Matthiessen  in  Irvington,  New- York  und  Qoimby  in  Orange, 
New-Jersey  angegebene  Neuerung  bezieht  sich  auf  solche  Knochenkohle- 
filter, bei  denen  der  Zuckersaft  in  auf-  Fig.  150. 
steigender    Richtung    filtrirt    wird    (siehe 
unten),    und  bezweckt,  dass  der  Saft  die 
Kohle  sowohl  am  Umfange  als  auch  in  der 
Mitte  gleichmässig  durchströmt  und  ebenso     f 
gleichmässig  abfliesst.     Zu  diesem  Zwecke  m 
ist  die   Kohlenschicht  oben  in  Höhe  der  « 
ringförmigen  Ablaufrinne  von  einer  grösse- 
ren Anzahl   paralleler  Ablaufrinnen    oder 
Trögen    durchsetzt,  welche    zum  Zurückhalten    der  Kohle    mit    spitz    dach- 
förmigen Schutzdächern  überdeckt  sind.     (D.  P.  36849.) 

Eine  Auswerfvorrichtung  für  Knochenkohlefilter  beschreibt  Quimby  im 
D.  P.  36840. 

Eine  Vorrichtung  von  Res.  Howbs  in  East  Orange,  New-Jersey,  mittelst 
welcher  die  untere  ausgenutzte  Kohleschicht  beständig    entfernt   wird  (vgl. 


278 


Zucker. 


die  vorstehenden  Patente  von  Matthi^sssen  und  Quimby),   besteht  aus   einer 

in  Form  einer  konischen  Spirale  gewundenen  horizontalen  Messerschneide, 

Fig.  151,  welche  auf  den  Armen   eines  Tragrahmens  befestigt  ist  und  mit 

f  ig- 151.  diesem  langsam  rotirt.  Die  Kohle 

fallt    zwischen  den   Windungen 

der  Spirale  schräg  nach  innen 

hindurch.     (D.  P.  36923.) 

Eine  Vorrichtung  zu  dem- 
selben Zwecke  beschreibt  Fbanz 
Mattbiessbn  in  Irvington,  New- 
York,   in  den  D.  P.  3718()  und 
^  '■  Ök        "^  37187;  eine  dgl.  aus  drehbaren 

^  .ß  AJ  Roststäbeu  bestehende  Vorrich- 

tung   Edw.    Quimby    in  Orange 
im  D.  P.  37608. 

Bei  dem  von  Franz  Mat- 
THi ESSEN  in  Irvington  angegebe- 
nen Filtrirapparat  durch- 
fliessen  die  Zuckerlösungen  in  aufsteigender  Richtung  eine  Knochenkohle- 
säule,  von  deren  Grundfläche  der  mit  Verunreinigungen    beladene    ausge- 


-^^J 


Fig.  152. 


Fig.  153. 


nutzte  Teil  der  Knochen- 
kohle   durch     eine    Ab- 
schabe-   oder    Auswerf- 
Vorrichtung  fortwährend 
entfernt  wird.     Letztere 
besteht  aus  einer  rotiren- 
den  mit  radialen  Schlitzen 
S    versehenen     Scheibe, 
Fig.  153,  welche  mittelst 
der  hervorragenden,    als 
Schneiden  wirkenden  Kanten  einer  der  beiden  Seiten 
des   Schlitzes    von    der  Grundfläche    der  Knochen- 
kohlesäule einen  schraubenförmig  gewundenen  Span 
von  gleich  massiger  Dicke  abschneidet.     Der  Antrieb 
der  Scheibe  erfolgt  durch  eine  Schnecke  S^^  welche 
in    eine  Verzahnung    am  Umfang    der  Scheibe    ein- 
greift.    Die  abgeschabte  Knochenkohle  wird  durch 
einen  Transporteur  T  auf   eine    über    dem  Niveau 
des  Saftes  liegende  Hohe  befördert.     Der  Saft  fliesst 
durch  mehrere  Reihen  kleiner  Oeffnungen  0  in  eine 
ringförmige  das  Filter  umgehende  Rinne  B  ab.     (D.  P.  36839.) 

In    den    D.  P.  36335,    36427    und    36959    sind    von  M.   noch   femer 
Neuerungen  an  continuirlich  wirkenden  Knochenkohlefiltern  angegeben. 


Zucker.  279 

8.  Terdampfapparate. 

üeber  Rillibox^s  Verdampfverfahren*)  teilt  Kasalovskt  die 
Resultate  seiner  Untersuchungen  in  der  Zuckerfabrik  Ouval  mit  (Z.  Zuckerind. 

\  in  Böhmen    1886,    323).      Erwähnt    sei    hiervon    Folgendes:    Der    Dampf- 

:  verbrauch   der  ganzen  Fabrik   betrug   pro  100  kg  Rüben  8501  kg   Dampf, 

nämlich  7199  kg  für  den  Verdampfapparat  nebst  Anwärmung,  9*30  kg  für 
das  Vacuum,  2*02  kg  für  die  Dampfinaschinen  und  1*70  kg  für  die  Aus- 
stralung.  Der  Kohlen  verbrauch  betrug  13*9  Proc.  Kladnoer  Kleinkohle; 
die  Wasserverdampfung  im  Kesselhause  war  5*899  kg  und  die  Kesselanlage 
arbeitete  mit  72*7  Proc.  Nutzeflfect.  Unter  gleichen  Verhältnissen  würde  pro 
100  kg.  Rübe  an  kg  Dampf  benötigt  haben:  1.  ein  gewöhnlicher  Zweikörper 
141*28,    2.  ein  ebensolcher  Dreikörper  111*58,  3.  ein  ebensolcher  Vierkörper 

^  96*66,  4.  ein  RauEüx'scher  Dreikörper  mit  Anwärmung  aus  dem  I.  und  U. 
resp.  nur  aus  dem  II.  Körper  92*52,  resp.  81*42,  5.  ein  ebensolcher  Vier- 
körper  82*63,  resp.  71*89.    Der  letzte  Fall  ist  also  der  günstigste,  doch  ist  • 

I  wegen  des  geringeren  Temperaturgefälles  die  Heizfläche  des  Vacuums  dann 
entsprechend  zu  vergrössem. 

Die  Chem.-Z.  (1887,  134)  bemerkt  zu  diesen  Versuchen.  Es  ist  im 
Auge  zu  behalten,  dass  das  System  Rillibcx  in  den  ersten  Körper  Dampf 
von  117®  einführt,  demnach  die  Dampfmaschinen  entsprechend  eingerichtet 
sein  müssen,  um  unter  solchem  Gegendrucke  ökonomisch  zu  arbeiten;  wo 
dies  nicht  der  Fall  ist,  ist  entweder  eine  Umänderung  der  Maschinen  nötig, 

.         oder  man  muss  darauf  verzichten,   die   Vorteile    des  Verfahrens   in   vollem 

[         Maasse  auszunutzen. 

Ueber  die  Verdampfungsfrage  sowie  über  Verbesserungen  in  der  Con- 
struction  liegender  Verdampfkörper  referirt  E.  Rassmcs,  Magdeburg.  (D. 
Zuckerind.  1887,  458.)     (D.  1886,  1887.) 

Um  das  Schäumen  des  Zuckersaftes  zu  vermindern,  bringt  S.  Pick  in 
Dresden  unter  der  Oberfläche  desselben  im  Verdampfoppai*ate  feinmaschige 
Siebe  an,  welche  die  aufschäumende  Flüssigkeit  verteilen  und  beruhigen 
sollen.     (D.  P.  38259.) 

Die  Actiengesellschaft  Mbtallwbrkb  vorm.  J.  Andbrs  in  Neustadt- 
Magdeburg  ordnet  unterhalb  oder  oberhalb  des  bekannten  centralen  sehr 
weiten  Siede-  oder  Circulationsrohres  in  Verdampfapparaten  mit  verticalen 
Siederohren  eine  Centrifugalpumpe  mit  Schaufel-  oder  Flügelrädern  an 
oder  statt  dessen  eine  Transportschnecke  innerhalb  des  Circulationsrohres. 
Die  hierdurch  erzeugte  Bewegung  treibt  den  Zuckersaft  mit  grosser  Ge- 
schwindigkeit in  dem  Circulationsrohre  hinab  und  in  den  peripherischen 
Siederohren  empor  und  beschleunigt  durch  diese  starke  Saftcirculation  die 
Verdampfung.     (D.  P.  36595.) 

Um  die  Füllmasse,  welche  bisher  nur  in  Vacuumapparaten  mit  ein- 
liegender Dampfschlange  mittelst  Dampfes  von    3  bis  4  Atmosphären  ver- 

»)  Techn.-chem.  Jahrb.  4,  8. 176;  7,  S.280;  8,  S.26L 


280  Zucker. 

kocht  wurde,  auch  in  den  üblichen  stehenden  Verdampfapparaten  mit 
Retourdampf  fertig  kochen  zu  können,  bringt  J.  Nowak  in  Roswadze  das 
Einsaugventil  oder  wenigstens  dessen  verlängerte  Mündung  direct  in  den 
Ablassstutzen,  damit  die  eingezogene  Kochkläre  die  concentrirte  Masse 
emporhebt,  und  letztere  sich  daher  nicht  innerhalb  der  Röhren  oder  auch 
im  Auslassstutzen  selbst  festsetzen  kann.  Ein  Doppelboden  hält  die  Masse 
während  des  Kochens  auf  dem  Boden  stets  in  Lösung.     (D.  P.  37199.) 

Um  das  Fertigkochen  der  Füllmasse  zu  ermöglichen,  ist  femer  nach 
Zusatz-Pat.  No.  38022  sowol  unterhalb  als  oberhalb  des  Röhrenheizkörpers  ein 
Einsaugventil  angeordnet,  durch  welches  gleichzeitig  Dicksaft  nachgezogen 
wird,  um  dieselbe  Consistenz  der  Füllmasse  im  ganzen  Apparate  zu  erhalten 
und  ein  Erstarren  der  Füllmasse  im  Ablassstutzen  zu  verhindern. 

Ueber  den  Dampfverbrauch  und  die  Einrichtung  der  Verdampfstationen 
in  den  Zuckerfabriken  lassen  sich  aus  H.  Kböobr  (D.  Zuckerind.  1887,  178 
und  441),  J.  H.  Wilbelms  (D.  Zuckerind.  1887,  242)  und  H.  Polaczbk 
(D.  Zuckerind.  1887,  505.) 

Einen  Verdampfapparat  für  Zuckerfabriken  Hess  sich  S.  T.  Eskbw, 
Sugar  Valley  patentiren.     (Ver.  St.  P.  362068.) 

lieber  Corrosionen  von  Zuckerfabriks-Dampfkesseln  bei  Ver- 
wendung des  Condens-  und  Brüdenwassers  zur  Speisung  schreiben  Glaassbn 
(D.  Zuckerind.  1886,  No.  10)  und  Mladbk  (N.  Z.  Rübenz.  1887,  9  u.  Z.  d. 
Verb.  d.  Dampfkessel-Üeberw.-Ver.  1886,  139).  Mladek  bestätigt  die  Er- 
fahrungen Claassen's,  denen  zufolge  weder  Ammoniak,  noch  aus  Nitraten 
entstandenes  Stickoxydul,  sondern  aus  dem  Zucker  entstandene  saure  Zer- 
setzungsproducte  die  oft  äusserst  rasch  um  sich  greifenden  Corrosionen 
verursachen  sollen.  Nach  Stammbr  (Dingl.  268,  189)  sind  diese  Corrosionen 
teils  dem  Gehalte  der  Brüdenwässer  an  Ammoniak,  hauptsächlich  aber  wol 
dem  Gehalte  derselben  all  Fettsäuren  zuzuschreiben.  Das  vouClaassbn  er- 
wähnte braune  Pulver,  welches  dieser  aus  sauren  Zersetzungsproducten  des 
Zuckers  bestehend  vermutet,  ist  nach  Stammbr  nichts  anderes  als  fettsaures 
Eisenoxyd  gewesen.  Gegen  die  absprechende  Kritik  seiner  Arbeit  durch 
Stammbr  verwahrt  sich  Claassbn.     (D.  Zuckerind.  1887,  433.) 

Neuerung  an  den  Apparaten  zum  Condensiren  der  Brüden.  (D.  P. 
38401.  WoLDBMAR  Greinbb  in  Berlin.) 

Der  Gegenstrom-Condensator  von  Gebr.  Forstrbutbr  in  Oschers- 
leben  (Fig.  154),  welcher  vor  der  Luftpumpe  eingeschaltet  wird,  besitzt  im  Innern 
einen  durchlöcherten  Zwischenboden  c  mit  Ueberlaufrohr  d  und  Wassersack  e 
und  eine  Reihe  von  abwechselnd  links  und  rechts  angeordneten  zweiteiligen 
Wasserbecken  fg.  Das  durch  Rohr  a  eintretende  Wasser,  mit  welchem 
der  Dampf  in  möglichst  vielseitige  Berührung  zu  bringen  ist,  bildet  zuerst 
eine  Schicht  auf  dem  Siebboden  und  ergiesst  sich  dann  von  Stufe  zu  Stufe 
auf  die  einzelnen  Wasserbecken,  wobei  die  herabfallenden  Wasserschichten 
den  Dampf   durchdringen.      Da   sämtliche    Zwischenböden    mehrteilig    sind, 


Zucker. 


281 


können  sie  zur  Reinigung  vom  Wasserstein  und  Schlamm  leicht  durch  die 
unteren  Stutzen  und  Handloch  h  herausgenommen  werden.     (D.  P.  38755.) 

Ueber   die  Resultate    der  Gegenstrom-  Fig.  154. 

Oondensation   berichtet    E.  y.  Lippmann.  (D. 
Zuckerind.  1886,   1259). 

9.  Die  Melasse  und  die  Zucker- 

gewinnung  ans  derselben. 
a)  Allgemeines. 

Ueber  Krystallisationshemmun- 
gen  und  Melassebildung  schreibt  P. 
Dbgbiibb  in  D.  Zuckerind.  1886,  1741.  Es  ist 
bekannt,  dass  die  Melasse  mehr  Zucker  gelost 
enthält,  als  dem  Lösungsvermögen  des  vorhan- 
denen Wassers  entspricht.  Indessen  kann 
man  dies  doch  nicht  als  übersättigte  Losung 
bezeichnen,  weil  die  Einflüsse,  welche  die 
plötzliche  Krystallisation  derartiger  Lösungen 
zu  bewirken  pflegen,  auf  die  Melasse  ohne 
jede  Wirkung  sind.  Vielmehr  liegt  die  Ursache 
dieser  merkwürdigen  Erscheinung  zum  Teil  in 
der  Bildung  von  Doppelsalzen,  welche  die 
hierbei  gewissermaassen  die  Rolle  einer  Base 
spielenden  organisch  sauren  Kalisalze  mit 
dem  die  Rolle  einer  schwachen  Säure  spielen- 
den Rohrzucker  unter  beträchtlicher  Erhöhung 
der  Löslichkeit  der  neugebildeten,  neutralrea- 
girenden  Verbindungen  eingehen.  Diese  Doppelsalze  sind  aufeufasseu  als  Ver- 
bindmigen  von  Zuckerkali  mit  saurem  pflanzensaurem  Kali.  Freies  Zuckerkali 
kommt  demnach  in  der  Melasse  nicht  vor.  Die  organisch-sauren  Kalisalze 
sind  also  „positive  Meiassebilder''.  Diese  Doppelsalzbildungen  erklären  aber 
allein  das  Nichtkrystallisiren  des  Melassezuckers  noch  nicht  genügend,  da 
die  erhöhte  Löslichkeit  noch  keine  gänzliche  Verhinderung  der  Krystallisation 
ZOT  Folge  haben  wird.  Es  kommen  vielmehr  noch  verschiedene,  rein 
physikalische  und  mechanische  Ursachen  hinzu.  Zunächst  ist  hier  die 
Viscosität  concentrirter  Zuckerlösungen  ins  Auge  zu  fassen.  Diese  Zäh- 
flüssigkeit ist  nach  D.  dadurch  bedingt,  dass  eine  grössere  Gruppe  von 
Zuckermolecülen  zu  einem  selbständigen  Complexe  sich  zusammenlagert, 
welcher  (wahrscheinlich  unter  Hydratbildung)  Wasser  aus  der  concentrirten 
Flüssigkeit  mit  grosser  Zähigkeit  festhält.  Beide  Erscheinungen  haben  eine 
grössere  Unbeweglichkeit  der  concentrirten  Lösung  zur  Folge. 

Durch    Erwärmen    einer   zähflüssigen  Zuckerlösung    wird    die   Bildung 
Ton  Hydrat  und  von  selbständigen  Molecül-Complexen  aufgehoben,  d.  h.  die 


282  Zucker. 

Zähflüssigkeit  beseitigt.  Ebenso  zeigen  concentrirte  alkoholische  Losungen 
von  Zucker  keine  Zähflüssigkeit ,  weil  eben  beide  Bedingungen  ihrer 
Existenz  fehlen. 

Da  nun  aber  die  Melasse  auch  durch  Erwärmen  noch  nicht  krystalli- 
sationsfahig  wird,  so  muss  ausserdem  noch  ein  anderes  krystallisations- 
hemmendes  Moment  vorhanden  sein.  Es  ist  dies  die  Gegenwart  gewisser 
anorganischer  Salze,  wie  namentlich  schwefelsaures  und  salpetersaures  Kalium 
und  Chlorkalium,  welche  durch  ihre  „Zwischenlagerung"  die  Krystallisation 
des  Melassezuckers  hindern,  indem  sie  den  an  und  für  sich  zur  Krystall- 
bildung  neigenden  Zuckermolecülen  durch  ihre  Gegenwart  ein  rein  mechanisches 
Hindernis  entgegensetzen.  Dübronpaüt  war  bekanntlich  der  erste,  welcher 
nachwies,  dass  man  durch  Entfernen  dieser  Salze  aus  der  erwärmten  Melasse 
durch  Osmose  den  Melassezucker  zu  erneuter  Krystallisation  bringen  könne. 
Zur  Gewinnung  der  stickstoffhaltigen  Bestandteile  der 
Melasse  wird  in  der  Chem.  Z.  (1887,  346)  bemerkt,  dass  die  trockene 
Destillation  der  Schlempe,  Elutionslauge  oder  Osmosewässer  seit  den 
ersten,  im  Jahre  1878  in  die  Oeffentlichkeit  gelangten  Mitteilungen 
über  das  Verfahren  von  Vincent^)  bei  Tilloy,  Dblaüne  ü.  Co.  allerdings 
wenig  Fortschritte  gemacht,  jedoch  keineswegs  geruht  habe.  Wenn  bis 
heute  keines  der  auf  die  Destillationsapparate  bezughabenden  Patente  sich 
in  der  Praxis  bewährt  hat  —  und  Versuche  sind  ausser  in  Waghäusel  an 
vielen  anderen  Orten  angestellt  worden  — ,  so  lag  dies  in  den  technischen 
Schwierigkeiten.  Besonders  bildete  die  geringe  Haltbarkeit  der  Retorten  ein 
Hindernis.  In  neuester  Zeit  hat  jedoch  H.'  Hirzbl  in  Leipzig  einen,  wie  es 
scheint,  sehr  brauchbaren  Apparat  construirt.  So  viel  bekannt  geworden  ist, 
besteht  derselbe  aus  einer  im  Vacuum  arbeitenden  eisernen  Destillirblase,  sowohl 
durch  überhitzten  Dampf  als  Generatorfeuerung  heizbar.  Der  Zufluss  der 
eingedickten  Lauge  geschieht  aus  einem  vorgelegten  Reservoir  automatisch 
und  continuirlich,  ohne  dass  eine  Verstopfung  eintreten  kann;  das  lästige 
Chargiren  fallt  hierdurch  weg.  Ein  in  die  Blase  eingesetztes ,  durch 
Maschinenkraft  bewegtes  Rührwerk  bewirkt  die  gleichmässige  Erhitzung  der 
Masse  und  verhindert  ein  Anbacken  und  Erhärten  an  den  Wandungen.  Die 
durch  einen  Stutzen  am  Boden  der  Blase  leicht  zu  entfernende  Schlempe- 
kohle bildet  kleine,  poröse,  eine  farblose  Lauge  liefernde  Stücke.  Ein  in 
die  Blase  eingesetztes  Pyrometer  gestattet  die  stete  Beobachtung  der 
Temperatur,  was  bei  diesem  Apparate  ein  hervorragender  Vorteil  ist.  Mau 
hat  es  dadurch  an  der  Hand,  die  Bildung  grösserer  Mengen  Teer  oder 
Ammoniakwasser  zu  bewirken.  Die  aus  der  Blase  entweichenden  Dämpfe 
passiren  ein  in  der  Feuerung  liegendes  Rohr,  wodurch  die  Ammoniakbildung 
erhöht  wird.  Von  da  gelangen  die  Dämpfe  in  einen  einfachen  Kühlkasten, 
welcher  sich  oberhalb  der  ersten  Vorlage  befindet.  In  dieser  condensirt 
sich    die  Hauptmenge    des  Teers,    welcher   ungemein  reich    an    Pyrrol  und 


»)  Techn.-chem.  Jabrb,  2,  8. 181. 


Zucker.  283 

Pyridinbasen  ist;  eine  einfache  Scheidevorrichtung  gestattet  die  Trennung 
derselben  vom  Ammoniakwasser.  Zwei  andere  verbleite,  mit  Schwefelsäure 
beschickte  Vorlagen  dienen  zur  Absorption  des  Ammoniaks  und  der 
fluchtigen  Aminbasen.  Das  hier  noch  nicht  condensirte  Gas  geht  durch  die 
Vacuumpumpe  in  einen  Köhler,  wo  die  letzten  flüchtigen  Gondensations- 
producte,  also  besonders  Methylalkohol,  condensirt  werden.  Die  verbleibenden 
brennbaren  Gaae  werden  in  die  Feuerung  geleitet,  wenn  man  nicht  vorzieht, 
dieselben  zu  Beleuchtungszwecken  zu  benutzen.  Eine  solche  Batterie  reicht 
hin,  um  täglich  30—40  hl  Lauge  oder  Schlempe  von  40"»  B.  zu  zersetzen. 

Beim  Verkohlen  von  eingedickter  Melassenschlempe  in  Retorten 
mittelst  überhitzten  Wasserdampfs  bleibt  als  Endproduct  in  der  Retorte 
eine  zusammengebackene  poröse  Kohle,  welche  in  dieser  Form  schwer  zu 
entfernen  ist.  Um  sie  zu  zerkleinem,  lässt  man  nach  A.  Zwilling  er  in 
Wien  (D.  P.  38419)  in  dieselbe  nassen  Kesseldampf  einströmen. 

Die  Syrupe  oder  Melassen,  vorzugsweise  roher  Grünsyrup,  werden 
iiach  demD.  P.  37201  der  Sociktk  anonymb  de  rafpinaob  special  dbsmblassbs 
den  Schnitzeln  im  mittleren  Teile  der  Diffusionsbatterie  oder  beim  Macera- 
tionsverfahren  dem  Rübeubrei  zugemischt,  um  ihnen  durch  osmotische  Vor- 
gänge in  den  Zellenmembranen  der  Rübensubstanz  Salze  zu  entziehen.  Bei 
Versuchen  hat  sich  ergeben,  dass  man  so  etwa  4Vs  Proc.  Grünsyrup  vom 
Gewicht  der  Rüben  continuirlich  in  die  Diffusion  zurückführen  kann,  ohne 
die  Qualität  des  erhaltenen  Saftes  zu  schädigen,  also  ohne  Erzeugung  von 
Nachproducten  beständig  weiter  arbeiten  kann.  Die  Grünsyrupe  können 
vorher  einer  chemischen  Reinigung  unterworfen  werden. 

Zum  Zwecke  der  Regelung  des  Melassehandels  wurden  auf  der 
in  Prag  im  Mai  1886  abgehaltenen  Versammlung  des  Centralver.  für  Rüben- 
zuckerind.  in  Oesterreich  drei  Usanceent würfe  mitgeteilt. 

b)  AusscheiduRf,  Substitution,  Elution  und  ähniicho  Vorfahren. 

Das  SxBFPBN'sche  Ausscheidungsverfahren*)  hat  sich  nach  Stbrnbbrg 
während  vier  Campagnen  durchaus  bewahrt  und  ist  zur  Zeit  in  etwa  50  Roh- 
zuckerfabriken und  Raffinerien  eingeführt.  In  Deutschland  waren  in  der 
letzten  Campagne  19  in  Betrieb.  Wenn  man  nur  die  eigene  Melasse  verarbeitet, 
so  ist  die  Ausscheidung  mit  ihren  wenigen  Apparaten  gleichsam  nur  eine 
weitere  Station  der  Rübenarbeit.  Das  Verfahren  besteht  ja  eigentlich  nur 
in  einer  Vermischung  von  Melasselosung  mit  Kalk,  wodurch  ein  unlöslicher 
Zuckerkalk  sich  bildet,  der  sich  in  Filterpressen  mit  Leichtigkeit  von 
den  Nichtzuckerlaugen  trennen  und  zu  vollständiger  Reinheit  auswaschen 
iässt.  Das  Saccharat  wird  dann  sofort  an  Stelle  des  Kalkes  dem  rohen  Rüben- 
saft zur  Saturation  und  Scheidung  zugesetzt,  ohne  dass  demselben  hierdurch 
mehr  Wasser  als  bei  gewöhnlicher  Saturation  mit  Kalk  zugeführt  wird.  Der 
Zucker  des  Saccharates  wird  somit    kostenlos    und    ohne  Mehrbelastung  des 


1)  Tecbn.-cbem.  Jahrb.  6,  S.  246. 


284  Zucker. 

Verdarapfimgsapparates  und  des  Vacuums  verdampft  und  verkocht.  Hand 
in  Hand  mit  der  Einfachheit  des  Verfahrens  geht  die  Billigkeit  des  Betriebes, 
da  als  einziges  Material  der  billige  Kalk  dient  und  auch  diesen  hat  man 
fast  kostenlos,  da  ein  Mehrverbrauch  an  Kalk,  wenn  nur  die  eigene  Melasse 
verarbeitet  wird,  der  reinen  Rübenarbeit  gegenüber  kaum  vorhanden  ist 

Als  Verbesserung  des  Ausscheidungs -Verfahrens  empfiehlt  Weyr  (Z. 
Zuckerind.  f.  Böhmen  1886,  93)  die  Zerlegung  des  in  der  Kälte  gefällten 
dreibasischen  Zuckerkalkes  in  freien  Zucker  und  Kalkhydrat  in  den  Tri- 
saccharatfilterpressen  selbst  mittelst  heisser  Zuckerlosung  oder  Rübensaft. 
Pro  100  kg  Trisaccharat  gebraucht  man  1200  —  1600  kg  Zuckerlösung  von 
7 — 9°Brix  bei  81**  C.  Der  gesamte  Zucker  befindet  sich  als  Monosaccharat 
in  der  Lösung,  und  das  in  der  Presse  zurückbleibende  Kalkhydrat  kann  als 
solches,  oder  nach  der  Saturation  mit  Kohlensäure  wieder  zu  Aetzkalk  ge- 
brannt werden.  —  Wie  die  „Chem.  Z."  bemerkt,  wird  diese  continuirliche 
Wiederbenutzung  des  Kalkes  schon  seit  Jahren  in  russischen  Zucker- 
fabriken gehandhabt. 

Melassen-Entzuckerung  nach  Lepranc.  Dieses  neue  Verfahren 
besteht  darin,  dass  man  Dicalciumsaccharat  herstellt  und  aus  demselben 
Trisaccharat  fallt,  sowie  dass  man  in  der  abfiltrirten  Mutterlauge  durch  Zu- 
satz von  Kalk  wieder  Disaccharat  bildet,  Chlorcalcium  zusetzt  und  mit  kau- 
stischem Natron  versetzt,  wodurch  sich  in  der  Kälte  Trisaccharat  ausscheidet. 
Der  Chemismus  letzterer  Reaction  wird  weiter  unten  besprochen  werden. 

Die  Melasse  oder  der  Syrup  wird  in  einem  Maischapparat  dadurch 
auf  einen  Zuckergehalt  von  5 — 10  Proc.  gebracht,  dass  man  dieselben  mit 
Kalkmilch  mischt,  welche  ungeföhr  50  Proc.  Kalk  des  vorhandenen  Zuckers 
enthält.  Diese  Menge  reicht  zwar  bekanntlich  zu  einer  vollständigen  Bin- 
dung nicht  hin,  gewährt  aber  den  Vorteil,  dieselbe  ohne  plötzliche  Tempe- 
raturerhöhung zu  bewirken,  was  zur  Entstehung  des  Bisaccharates ,  welches 
sich  am  vollständigsten  beim  Erhitzen  in  Trisaccharat  und  Zucker  zerlegt 
wesentlich  ist.  Wenn  die  Mischung  gleichmässig  geworden  und  obige  Ver- 
dünnung erreicht  ist,  so  setzt  man  nach  und  nach  gebrannten  Kalk  in 
feinster  Verteilung  zu  und  maischt  bis  zur  vollkommenen  Sättigung  des 
Zuckers  durch  den  Kalk,  was  weiteren  50 — 60  Proc.  des  Zuckergewichtes  ent- 
spricht. Nun  wird  der  überschüssige  Kalk  durch  Säcke  oder  Filterpressen  ab- 
filtrirt  und  die  Lösung  in  Heizpfannen  erhitzt.  Nachdem  das  Trisaccharat 
ausgeschieden,  setzt  man  den  vorher  entfernten  Kalküberschuss  wieder  der 
im  Sieden  erhaltenen  Flüssigkeit  zu.  Hierdurch  sollen  Zuckerverluste  ver- 
mieden werden,  ausserdem  aber  macht  der  alsdann  wieder  hinzugesetzte 
Kalküberschuss  das  fast  schleimige  Saccharat  poröser  und  daher  zum  Aus- 
waschen geeigneter.  Das  Trisaccharat  wird  heiss  in  die  Filterpressen  ge- 
bracht und  mit  kochendem  Wasser  ausgewaschen. 

Die  noch  etwa  3  Proc.  Zucker  enthaltende  Mutterlauge  wird  auf  ge- 
wöhnliche Temperatur  abgekühlt  und  hierauf  gebrannter  Kalk  im  üeberschuss 
hinzugefügt.     Der  ungelöste  Kalk    wird    vom    gebildeten  Dicalciumsaccharat 


Zucker.  285 

abfUtrirt  und  die  Lösung  in  eine  mit  Mischvorriclitung  versehene  Heizpfanne 
gebracht.     Hierauf  setzt  man  Chlorcalcium  hinzu,    mischt   gut,    erhitzt  und 
fällt  alsbald    mit   einer   dem  Chlorcalcium    aequivalenten  Menge  Aetznatron 
das  Tricalciumsaccharat  in  der  Kälte    oder  Wärme  aus.    Die    hierbei  statt- 
findende chemische  Reaction  verläuft  nach  der  Gleichung: 
3  (C^^ßsaQH    2  CaO)  4-  3  CaCP  H-  6  NaOH  =  3  (C^^H^^qu    3  CaO) 
4-  6  NaCl  +   3  H«0. 
(Bull.  ass.    Chim.  1887,  33).    Nach  der  „Chem.-Z."  ist  dies  Verfahren  eine 
Oombination    des  Substitutions-    und  Ausscheidungs -Verfahrens    mit  älteren 
Angaben    von  Leplay    über  Zuckerföllung    durch  Kalk  im    status    nascendi 
(aus  Chlorcalcium  und  Aetznatron).    Durch  Einrühren  eines  dritten  Molecules 
Aetzkalk- Pulver   in    die  Lösung   des  Bisaccharates   würde    derselbe    Zweck 
rascher,  vollständig  und  ohne  jedes  Erwärmen  erreicht  werden. 

Nach  dem  von  Schwbnger^s  Söhne  in  Uerdingeh  a.  Rh.  angegebenen 
Entzuckerungsverfahren  (D.  P.  38556)  löst  man  die  Melasse  oder  den  Zucker- 
syrup  in  wenig  Methylalkohol,  in  welchem  beides  vollständig  löslich  ist, 
führt  durch  Zusatz  einer  alkoholischen  Lösung  von  Oxalsäure  die  Kali- 
salze in  Oxalsäure  Salze  über  und  fugt  soviel  Alkohol  hinzu,  dass  sowol 
letztere  als  auch  der  Zucker  ausfallen,  filtrirt  den  Niederschlag  ab,  löst  ihn 
in  Wasser  und  scheidet  aus  der  erhaltenen  Lösung  durch  Zusatz  von  Alkohol 
die  Oxalsäuren  Salze  wieder  ab,  während  man  die  verbleibende  Zuckerlösung 
von  den  etwa  noch  vorhandenen  Spuren  von  Oxalsäure  durch  Kalk  befreit 
und  dann  in  bekannter  Weise  weiter  verarbeitet.  Die  Oxalsäuren  Salze 
bilden  ein  wertvolles  Nebenproduct. 

Verfahren  der  Ausscheidung  des  Zuckers  aus  alkoholischen 
Zuckerlösungen  durch  Wasser  entziehende  Körper.  (D.  P.  37537  u.  38366. 
A.  N0GUB8  in  Paris,  A.  Vivien  in  St.  Quentin  und  E.  Roettger  in  Braun- 
schweig). Da  es  bekanntlich  nicht  gelingt,  durch  hochgradigen  Alkohol  den 
Zucker  aus  Lösungen  vollständig  auszuföllen,  weil  der  Alkohol  durch  das 
Wasser  des  Syrups  oder  der  Melasse  verdünnt  wird,  so  scheiden  die  Patent- 
inhaber den  nach  dem  Ausfällen  mit  Alkohol  noch  in  Lösung  befindlichen 
Zucker  durch  wasserentziehende  Körper  (Potasche  u.  dgl.)  aus  und  ent- 
ziehen dem  aus  wässerigem  kohlensauren  Kali  und  Zucker  bestehenden 
Niederschlage  den  Zucker  mit  siedendem  Alkohol  von  etwa  60°  Tralles. 

Ueber  die  Gewinnung  des  Ammoniaks  aus  den  Elutionslaugen  nach 
Schiller  s.  S.  143. 

Darstellung  von  Calciumsaccharat,  Magnesia,  Thonerde  und  Ammoniak 
aus  Bariumaccharat  von  Wackbnroder  s.  S.  149. 

c)  Baryt-  und  Strontian-Verfahren. 

Die  Gesundheitsschädlichkeit  der  Melasseentzuckerung  mit  Baryt 
bespricht  das  Journ.  d.  fahr.  d.  sucre  (D.  Zuckerind.  1887,  1635^. 

Eine  französische  nach  dem  Barytverfahren  arbeitende  Melasseent^ 
zuckerungsanstalt  hat  wegen  der  üblen  Gerüche,  die  sie  verbreitete,  ge- 
schlossen werden  müssen. 


286  Zucker. 

Im  Gegensatze  hierzu  Hegt  eine  sehr  güostige  Mitteilung  über 
Melasseentzuckerung  durch  Baryt  von  Sostmann  in  Minsleben  vor.  (D. 
Zuckerind.  1887,  519).  S.  hat  Gelegenheit  gehabt,  die  Baryte ntzuckerung 
in  Neustadt-Magdeburg  in  der  Fabrik  Höndorp,  Becker  ü.  Comp,  ausgeführt 
zu  sehen.  Die  Ausföllung  des  Zuckers  durch  Baryt  gelingt  vollständig,  die 
Mutterlauge  trennt  sich  rasch  und  ganz  von  dem  Saccharat,  so  dass  aus 
den  aussaturirten  Saccharatsäften  Füllmassen  und  Zucker  von  überraschender 
Reinheit  erhalten  werden.  Die  Füllmassen  haben  über  88  Proc.  Zucker  und 
das  Aussehen  von  Raffinadefüllmassen.  Da  die  geringsten  Spuren  Baryt 
entfernt  werden,  so  ist  der  Zucker  direct  consumfähig. 

Newlands  (London)  hat  gefunden,  dass  in  Zucker  aus  Pariser  Raffi- 
nerien, trotz  Anwendung  von  phosphorsaurem  Ammoniak  zur  vollständigen 
Fällung,  Reste  von  Baryt  vorhanden  und  leicht  nachweisbar  seien.  (D. 
Zuckerind.  1887,  256). 

d)  08mo8e. 

Das  LEPLAv'sche  Osmoseverfahren,^  dessen  Anlage  in  deutschen 
Fabriken  Selwig  ü.  Lange  in  Braunschweig  übertragen  ist,  wird  in  der 
Raffinerie  Prbvost  zu  Paris  ausgeübt.  Daselbst  sind  zwanzig  Stück  der 
neuen  Osmose -Verdampfapparate  mit  doppelter  Osmose,  die  eine  nutzbare 
Pergamentpapierfläche  gleich  der  von  40  DüBRONPAUT'schen  OsmoseapparateR 
zu  100  Rahmen  gewähren,  seit  18  Monaten  in  ungestörtem  Betriebe. 

Die  aus  der  Raffineriearbeit  resultirenden  Syrupe,  die  während  mehrerer 
Monate  auf  Faden  gekocht  wurden,  um  dann  in  gewöhnlicher  Weise  zu 
krystallisiren,  werden  jetzt  unbegrenzt  auf  Korn  gekocht  und  nach  vier- 
tägiger Krystallisation  geschleudert.  Derselben  Arbeit  der  Osmosirung  sind 
in  dem  genannten  Etablissement  5—6  Millionen  kg  steuerfreie,  im  Handel 
aufgekaufte  Melasse  unterzogen  worden.  Daselbst  wird  auch  die  Melasse 
der  Exoamose,  welche  von  dieser  Arbeit  herrührt,  regenerirt  und  nutzbar 
gemacht  wie  die  bei  der  Zuckergewinnung  sich  ergebende,  und  dieses  Ver 
fahren  ist  bis  jetzt  bei  mehr  als  1500000  kg  Melasse  der  Exosmose  ange- 
wendet worden.  In  der  genannten  Fabrik  wird  auch  das  LBPLAV^sche  Ver- 
fahren der  Gewinnung  der  in  der  Melasse  der  Exosmose  enthaltenen  Potaschen- 
salze  und  deren  Verarbeitung  auf  Salpeter^)  betrieben,  und  zwar  sind  seit 
(>  Monaten  mehr  als  150000  kg  Salpeter  von  92—95°  Reinheit  ohne  üm- 
schmelzen  erzeugt  worden. 

Leplay  legt  besonderes  Gewicht  auf  einen  bisher  bei  der  Anwendung 
der  Osmose  sehr  vernachlässigten  Punkt,  der  indessen  bei  richtiger  An- 
wendung bedeutende  Vorteile  gewährt,  nämlich  die  Gewinnung  des  Zuckers 
und  der  Salze  aus  der  Exosmose.     (D.  Zuckerind.  1887,  95). 

H.  Lbplat  hat  seinen  Osmoseapparat ^)  verbessert.  (D.  P.  37050). 
In    dem    Osmosir-    und    Eindampf- Apparate    mit    dreifacher  Wirkung    tritt 


»)  Techii.-cheiii.  Jahrb.  7,  234;   8.  268.   -    «)  Vgl.  Tech.-chem.  Jahrb.  S,  260.  - 
»)  Techn  -ehem.  Jahrb.  8,  268. 


Zucker. 


287 


der  Uebelstand  auf,  dass  die  durch  Condensation  des  Dampfes  unter  dem 
Pergamentpapier  sich  bildende  salzhaltige  Exosmose-Flussigkeit  in  die  untere 
Exosmose-Flüssigkeit  niedertropft  und  wegen  der  ungleichen  Zusammen- 
setzung deren  Qualität  verschlechtert.  Um  die  niedertropfende  Flüssigkeit 
daher  gesondert  aufzufangen,  ist  eine  horizontale  Scheidewand  (ein  »Zwischen- 
tisch")  unter  dem  Pergamentpapier  angebracht.  Uebrigens  wird  das 
Pergamentpapier  selbst  zur  Vermehrung  der  Haltbarkeit  noch  mit  einem 
zweiten  Metallnetz  bedeckt.  Die  zweite  obere  Abdampfpfanne  ist  durch 
Gegengewichte  ausbalancirt,  um  sie  leicht  von  der  unter  ihr  liegenden 
Pfume  abheben  zu  können.  Bei  der  viele  Verdampfpfannen  enthaltenden 
Modification  des  Apparates  sind  die  Pfannen  durch  Canäle  in  der  Seiten- 
wand sämtlich  mit  der  äusseren  Luft  verbunden.  Das  bei  dem  Osmosir- 
imd  Eindampf- Apparate  benutzte  Pergamentpapier  regenerirt  man  in  der 
Weise,  dass  man  es  im  Apparate  selbst  zuerst  mit  kalter  Kalklösung  be- 
handelt, aus  dieser  durch  Erwärmen  einen  Teil  des  Kalkes  ausfallt  und 
darauf  nach  Ablassen  der  Kalklösung  unter  fortdauerdem  Erwärmen  Soda- 
lo8\mg  folgen  lässt,  wodurch  kohlensaurer  Kalk  in  den  Poren  des  Papieres 
gefillt  wird. 

L.  Jarka  in  Mödritz,  Mähren,  wendet  zur  Vergrösserung  der  Osmose- 
fläche in  Osmoseapparaten  gewelltes  oder  geripptes  Osmosepapier  an;  die 
Apparate  sind  dementsprechend  mit  gewellten  oder  gerippten  Dichtungs- 
flächen versehen.     (D.  P.  36848). 

10.  Herstellung  und  Yerarbeitnng  von  Rohzucker  and 
rafflnirtem  Zucker. 

Apparate  zum  Decken  von  Zucker-Blöcken,  -Segmenten,  -Platten, 
-Worfeln  oder  -Broden,  sowie  breiiger  Zuckermasse   und   anderen  krystalli- 


Figr.155. 


nischen  Producten    hat  Fr. 

DuonN  in  Berlin  construirt. 

(D.  P.  34705).      Um    beim 

Decken  von  Zucker-Blöcken 

inderCentrifuge  dem  Klärsei 

Zeit  zu  lassen,  sich  gleich-  r\ 

missig  in  der  Zuckermasse 

zu  verteilen,  nicht  aber  sich 

Wege    durch    die    lockeren 

Partien  des  Blockes  zu  bahnen 

ind  so  ungenutzt  verbraucht  zu  werden,  werden  die  Zuckerformen  in  einen 

ne  dicht  umschliessenden,  fest  mit  der  Centrifuge  verbundenen  Deckkasten 

A  eingesetzt,  welcher  hinter  der  äusseren  Siebwand  S  einen  Boden  mit  einem 

Schieberventil  r  besitzt  und  mittelst  desselben  zeitweise  geschlossen  wird. 

Die  Deckkläre    tritt   aus  einem  centralen  Geßss  G  durch  eins  der  radialen 

Verteilungsrohre  #  in  den  Deckkasten  ein. 

6.  A.  Hagbmann  in  Kopenhagen  deckt  die  fertigen  Rubenzuckerkrystalle 


288  Zucker. 

mit  Schwefelsäure,  welche  durch  Colonialsyrup  in  dem  Verhältnis  von  4  kg 
Syrup  auf  60  cbcm  Säure  verdünnt  wurde,  um  ihnen  den  noch  anhaftenden 
üblen  Geruch  und  Geschmack  zu  nehmen.    (D.  P.  36842). 

Krystallisationsgefiisse  für  Kandiszucker  hat  M.  M.  Rotten  in  Berlin 
angegeben.    (D.  P.  38678.) 

Neuerungen  an  dem  Verfahren  und  den  Apparaten  zur  Herstellung  von 
rechteckigen  (quadratischen)  Zuckerstäben  (auch  Platten  u.  s.  w.  benannt) 
wurden  Albxandbe  Herbst  in  Zuckerfabrik  Sokolniki-Moskau  patentirt.  (D.  P. 
a5456  u.  37396.) 

Das  D.  P.  35457  von  Herbst  bezieht  sich  auf  das  Imprägniren  von 
Zucker  blocken  mit  Deckkläre  in  einem  Deckkasten,  in  welchem  vor  dem 
Einführen  der  Kläre  durch  das  Vacuum  sämtliche  Luft  aus  den  Poren  des 
Zockers  entfernt  wird.  Damit  bei  diesem  Imprägniren  die  Kläre  den  Zucker 
nur  von  einer  Seite  her  durchdringt,  nämlich  in  derselben  Richtung,  in 
welcher  der  Grünsyrup  beim  Centrifugiren  entwich,  werden  je  zwei  Formen 
mit  Blocken  direct  oder  unter  Zwischenlegen  von  Siebplatten  aneinander  ge- 
legt, so  dass  die  beiden  zusammenliegenden  Seiten  vor  dem  Eindringen  der 
Deckkläre  geschützt  sind. 

Eine  Zuckerbonbons  -  Schneidemaschine  wurde  J.  H.  Schwarzer  in 
Leipzig-Reudnitz  (D.  P.  38262),  eine  Maschine  zum  Zerschlagen  von  Bonbon- 
stangen (Rocks)  Fr.  Hahn  in  Sudenburg-Magdeburg  (D.  P.  37359),  eine  Ab- 
schneide-Vorrichtung  für  Maschinen  zur  Herstellung  von  Stengelzucker  (D.  P. 
36919)  Fr.  A.  Bdnoartz  in  Köln  patentirt. 

11.  Reinigung  der  Abwässer. 

Seit  Abschluss  der  früheren  Arbeiten  der  Commission  zur  Prüfung  der 
hauptsächlicheren  Reinigungsverfahren  ^  ist  eine  Anzahl  neuer  Verfahren 
aufgetaucht,  und  es  schien  deshalb  eine  abermalige  Prüfung  derselben  durch 
Wiedereinsetzung  der  Commission  wünschenswert.  Geprüft  wurden  das 
Robert  MoLLER'sche  Verfahren  (Pat.  Nahnsen)^,  das  OppERMANN'sche  Ver- 
fahren^), das  RoTHE-RocKNER'sche  Verfahren*),  die  Reinigung  durch  Kalk 
allein,  das  ELSASsER'sche  Verfahren.^)  Von  einer  Prüfung  des  HoLWA'schen 
Verfahrens^)  wurde  abgesehen,  weil  dasselbe  nach  den  vorliegenden  Erfah- 
rungen noch  nirgends  während  einer  ganzen  Campagne  zur  Reinigung  der 
gesamten  Abwässer  eingeführt  gewesen  war,  abgesehen  davon,  dass  die 
Fabriken,  in  welchen  es  auf  Zeit  eingeführt  war  und  besichtigt  werden 
konnte,  räumlich  zu  entlegen  waren.  Ebenso  wurde  von  einer  abermaligen 
Prüfung  des  KNACER'schen  Verfahrens')  abgesehen,  weil  dasselbe  unverändert 
in  der  früheren  Weise  gehandhabt  wurde.  (D.  Zuckerind.  1886,  1909 
u.  1941.) 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  4,  188.  —  2)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  260;  7,  238;  8,  274  - 
3)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  260;  7,  237.  —  *)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  263;  7,  237;  8,  27».  - 
'•>)  Techii.-chem.  Jahrb.  6,  263  u.  264.  —  «)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  260.  -  0  Techn-chem. 
Jahrb.  S,  317;  5,  263. 


Zucker.  289 

I.  Bei  dem  F.  A.  Robert  MDLLBR'schen  Verfahren  (Pat.  Nahnsbn)  wird 
einerseits  losliches  Kieselsäurehydrat  und  schwefelsaure  Thonerde,  anderer- 
seits Kalkmilch  angewendet,  so  dass  sich  ein  Kalkthonerdesilicat  bilden  kann. 
Das  resuitirende  Wasser  ist  stark  alkalisch  und  sehr  ähnlich  dem  nach 
Kraübr  erhaltenen.  Obgleich  der  Erfinder  die  Anwendung  von  40  Pfd. 
Präparat  und  40  Pfd.  Kalk  auf  1000  Ctr.  Rüben  vorgeschrieben  und  betont 
hat,  dass  das  Wasser  nur  mit  schwacher  Alkalität  abfliessen  solle,  wird 
stellenweise  die  10 — 11  fache  Menge  Kalk  gebraucht.  Der  Commission  scheint 
es  bei  der  so  verschiedenen  Beschaffenheit  der  Schmutzwässer  nicht  gerecht- 
fertigt, überall  das  gleiche  Quantum  Präparat  vorzuschreiben. 

Es  ist  rationell,  stets  die  grosseren  Schlammbeimengungen  vor  dem 
Zusatz  der  Chemikalien  zu  entfernen,  dabei  aber  nicht  zu  grosse  Bassins 
anzuwenden,  in  welchen  leichter  Fäulnis  und  Zersetzung  eintritt.  Gleich- 
gültig scheint  es  zu  sein,  ob  der  Kalk  kurz  vor  oder  nach  dem  Präparat 
zugesetzt  wird.  Die  Kosten  betragen  für  je  1000  Ctr.  Rübenverarbeitung 
ca.  4  ./^  für  Präparat  und  2  bis  4  M  für  Kalk. 

IL  Das  OppBRMANN'sche  Verfahren  benutzt  ebenfalls  chemische  Fällungs- 
mittel. Charakteristisch  ist  die  Benutzung  von  Magnesiumsalzen,  aus  denen 
durch  Kalkzusatz  Magnesiahydrat  erzeugt  werden  soll,  das  beim  Freiwerden 
die  Verunreinigungen  niederreisst.  Ein  eventueller  Zusatz  von  Eisenoxydul- 
salz soll  Auftreten  von  Schwefelwasserstoff  verhüten.  Die  Schmutzwässer 
sollen  nach  dem  Präparatenzusatz  tief  unten  in  das  Bassin  treten  und  der 
geklärte  Teil  über  den  Rand  des  Bassins  abfliessen,  während  die  Nieder- 
schläge auf  den  geneigten  Boden  durch  einen  Schieber  in  ein  seitliches, 
niedriges  Bassin  gelassen  werden  können  und  in  diesem  bis  zum  Ausfluss 
in  die  Höhe  steigen. 

Die  Tageskosten  stellen  sich  ohne  Rücksicht  auf  die  Unkosten  für  Be- 
seitigung des  Schlammes  durchschnittlich  in  24  Stunden  pro  1000  Ctr.  Rüben 
auf  4  M, 

ni.  Das  RoTHB  -  RöcKNBR'sche  Verfahren  wird  in  Rossla  benutzt. 
Sämtliche  Abwässer,  3300  cbm  täglich,  fliessen  mit  einer  Temperatur  von 
35°  C.  über  einen  7  mm  maschigen  eisernen  Rost  zum  Abfangen  grober 
Rübenteile,  werden  mit  schwefelsaurer  Magnesia  und  Kalk  versetzt  und  tre- 
ten in  den  8  m  hohen  und  2  m  weiten  RoxHE-RöcKNER'schen  Apparat,  mit 
dem  ein  Rührwerk  zum  Mischen  der  Chemikalien,  sowie  ein  Paternosterwerk 
zum  Heben  des  Schlammes  verbunden  ist.  Der  Apparat  besteht  bekanntlich 
aus  einem  oben  geschlossenen,  unten  offenen  Cylinder  von  Eisenblech,  wel- 
cher in  das  Wasser  im  Bassin  hineintaucht.  Durch  Erzeugung  einer  schwachen 
Luftverdünnung  von  etwa  550  mm  bringt  man  das  Wasser  nach  dem  Ab- 
setzen zum  langsamen  Aufsteigen  in  dem  Cylinder,  lässt  es  in  ein  tiefer 
liegendes  Bassin  ablaufen  und  stellt  so  einen  selbstthätigen  Heber  her;  die 
consistenteren  Schlammmassen  werden  zeitweise  vom  Boden  des  ersten 
Bassins  mittelst  Saugrohr,  Pumpe  oder  Baggerwerk  entfernt.  Zur  Reinigung 
werden  von  Rothb  auch  schwefelsaure  Thonerde  und  Infusorienerde  neben 
BiedermaDn,  Jahrb.  IX.  j^ 


290  Zucker. 

Kalkmilch  verwandt;  in  Rossla  gebrauchte  man  dagegen  nur  schwefelsaure 
Magnesia  (8  Ctr.)  und  24  Ctr.  Kalk  in  24  Stunden. 

IV.  Durch  Reinigung  mittelst  Kalks  allein  zeigten  sich  die  Wässer 
eben  so  gut  geklärt,  wie  mittelst  der  Präparate  oder  durch  Erwärmen  out 
Kalk  nach  dem  alten  KNADER^schen  Verfahren;  ein  Uebelstand  des  Verfah- 
rens liegt  jedoch  darin,  dass  die  Wässer  mit  übergrosser  Alkalität  in 
die  Bäche  gelangen.  In  Lützen  werden  pro  1000  Gtr.  Rüben  4—5  Ctr.,  in 
Wendessen  3—4  Ctr.  Kalk  angewandt,  worin  die  einzigen  Kosten  des  Ver- 
fahrens bestehen. 

V.  Das  ELSASSBB'sche  Aufstauungs-  und  Bodenfiltrations- Verfahren  wurde 
in  den  Fabriken  Roitzsch  und  Wahren  u.  Co.  in  Querfurt  geprüft. 

Die  Rieselanlage  bedarf  offenbar  einiger  Jahre,  bis  die  Benarbung 
der  Fläche  genügend  ist,  auch  die  Erde  über  den  Drains  wieder  ihre  ursprüng- 
liche Structur  annimmt  und  tritt  dann  erst  in  volle  Wirksamkeit.  Die 
Zinsen  des  Anlagekapitals  und  die  Instandhaltung  der  Anlage  werden  in 
Querfurt  zum  Teil,  in  Roitzsch  reichlich  durch  den  erhöhten  Ertrag  der 
Wiesen  gedeckt 

lieber  die  sogen.  Prager-Abwässer-Reinigung  berichtet  Dnris 
(Z.  Zuckerind.  f.  Böhmen).  Dieses  Verfahren  soll  in  der  Fabrik  Rusin,  wo- 
selbst das  Kalkmilch-,  das  BecKBR^sche,  SuvBRN^sche  und  MuLLSR'sche  Ver- 
fahren angeblich  ohne  Effect  geblieben  waren,  mit  bestem  Erfolge  angewendet 
werden.  Das  gebrauchte  Wasser  (incl.  Gährwasser  des  Spodiums),  ca. 
400  m^  pro  Tag,  wird  nach  vorausgegangener  mechanischer  Reinigung  mit 
den  Chemiealien  gemischt.  Dieselben  bestehen  aus  einer  stark  sauren 
Lösung  von^ Eisensulfat,  bereitet  durch  Aufschliessen  von  Raseneisenerz  oder 
Eisenocker  mit  Kammersäure  von  50 «  B,,  femer  aus  einer  Wasserglaslösung 
von  30°  B.  und  aus  Kalkmilch,  mit  5—10  Proc.  des  Kalkgewichtes  an 
Ockererde  vermischt.  Pro  100  m^  Abwässer  genügt  ein  Absatzgrubeninhalt 
von  10  m^  Der  gebildete  Schlamm  ist  ein  gutes  Düngemittel.  Das  ge 
reinigte  alkalisch  reagirende  Wasser  wird  durch  mittelst  eines  Ventilators 
aus  dem  Rauchcanal  eingesaugte  Kohlensäure  von  dem  Kalk  befreit  Von 
100  Tln.  fremder  Substanzen  sollen  durch  das  Prager  Reinigungs- Verehren 
80  Tle.  entfernt  werden. 

12.  Die  Untersnehnngsmethoden. 

Zur  Bezahlung  der  Rüben  nach  ihrem  Zuckergehalte  ^)  von  C.  Scholtzb. 
(D.  Zuekerind.  1886,  1458;  1887,  557).  C.  von  Hakb.  (D.  Zuckerind. 
1887,  502.) 

J.  Spohr.  (Dingl.  262,  229.)  Verf.  stellt  folgende  Sätze  als  Grund- 
lagen einer  zweckmässigen  Fixirung  des  Rübenpreises  fest:  1.  Der  Rüben- 
Normalpreis  ist  die  Geldsumme  für  100  k  Rüben  von  12  Proc.  Zucker- 
gehalt  und  08  Reinheitsquotient.      2.   Der  Preis   für  Rüben   von  anderem 

^)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  274. 


Zucker. 


291 


Zuckergehalte  und  Reinheitsquotienten  wird  durch  Mnltiplication  des  Nonnal- 
preises mit  den  Zahlen  bestimmter  vom  Verf.  aufgestellter  Tabellen  erhalten. 
3.  Zuckergehalt   und  Reinheitsquotient    werden    aus  6  Fig.  156. 

Untersuchungen  för  je  24000  kg  Rüben  berechnet. 

Pneumatischer  Rübenprobestecher  (D.P. 38258. 
Paüi  Rbu88  in  Artem.)  Zum  Ausstossen  der  einzelnen 
pfropf enformigen  Rübenproben  unmittelbar  nach  dem 
Stiebe  ist  an  dem  Stechrohre  a  des  Apparates  ein  Luft- 
rohr h  angebracht.  In  demselben  befindet  sich  ein 
darch  eine  Spiralfeder  herabgedrückter  Kolben,  dessen 
Stange  nach  oben  verlängert  ist.  Beim  Emporheben 
des  Handhebels  h  wird  diese  Kolbenstange  durch  Riegel 
/  arretirt  xmd  in  Folge  dessen  beim  Herabdrücken  des 
Hebels  die  Spiralfeder  zusammengedrückt  Sobald  als- 
dann das  Stechrohr  die  Rübe  durchdrungen  hat,  wird 
der  Riegel  durch  die  Ausrückstange  g  zurückgezogen 
und  der  freigegebene  Kolben  von  der  Spiralfeder  abwärts 
getrieben,  derselbe  cömprimirt  die  Luft  über  dem 
ßübenpfropfen  und  stosst  ihn  in  das  Gewiss  k  aus. 

Eine  Maschine  zum  Ausschneiden  von  Probe- 
stücken (D.  P.  38261)  von  M.  Gbbaobr  in  Halberstadt 
besteht  aus  zwei  sich  kreuzenden  Messern  g^  Fig.  157, 
welche  durch  Zahnstange  %  und  Zahnrad  k  mit  Kurbel  l 
in  einer  Schlittenbahn  bewegt  werden,  und  den  in  Zapfen  b  beweglichen  Klemm- 
backen a,    welche   durch  eine  Schraube  f  mit  Links-   und  Rechts-Gewinde 

Fig.  157. 


znsanmienzupressen  sind,  um  die  Rübe  B  einzuspannen.  Man  erhält  mit  der 
Maschine  den  sechsten  Teil  jeder  Rübe  von  der  gleichen  Zusammensetzung 
wie  die  gesamte  in  ihren  verschiedenen  Zonen  bekanntlich  ungleich  zusammen- 
gesetzte Rübe. 

üeber  den  Markgehalt  abnormer  Rüben.  Von  E.  v.  Lippmarn. 
(D.  Zuckerind.  1886,  1777.)  Obwol  die  Arbeiten  zahlreicher  Chemiker, 
namentlich  auch  von  Stammbb  und  Hollbuno,  festgestellt  haben,  dass  der 

19* 


292  Zucker. 

Markgehalt  der  Zuckerrübe  sich  stets  innerhalb  der  Grenzen  von  4—5  Proc. 
bewegt,  so  tauchen  doch  alljährlich  die  bekannten  Angaben  yon  90  oder 
gar  nur  88  Proc  Saftgehalt  auf,,  ohne  dass  sich  Jemand  die  Muhe  gäbe,  zu 
untersuchen,  woraus  denn  diese  zu  100  fehlenden  10 — 12  Proc.  beständen. 
Derartige  abnorme  Zahlenangaben  für  den  Markgehalt  erklären  sich  durch 
die  ungenügende  Art  der  Markbestimmung.  Verf.  führt  die  Markbestimmung 
in  folgender  Weise  aus.  20 — 25  g  auf  einer  feinen  Reibe  hergestellten 
Rübenbreies  werden  in  ein  aus  engmaschigem  Drahtsieb  geformtes  Korbchen 
gebracht,  welches  sich  in  einen  etwa  500  cbcm  fassenden  Glascylinder  in  ge- 
eigneter Weise  einschieben  lässt;  eine  passende  Dichtung  ist  leicht  her- 
zustellen und  genügen  dann  1500  cbcm  65 — 70  <»  heissen  Wassers  reichlich, 
um  den  Brei  binnen  30—35  Minuten  vollständig  auszulaugen.  Derselbe 
wird  hierauf,  um  die  Hauptmenge  des  Wassers  zu  verdrängen,  mit  Alkohol 
und  Aether  behandelt,  samt  dem  Drahtkorbchen  herausgehoben,  langsam  bei 
80 — 90«  vorgetrocknet  und  schliesslich  bei  100  <>  bis  zur  Gewichtsconstanz  ge- 
trocknet. Es  ist  bekannt,  dass  die  Beschaffenheit,  sowie  die  Temperatur 
der  auslaugenden  Flüssigkeit  das  Resultat  der  Bestimmung  in  hohem  Grade 
beeinflusst.  0 

Die  unliebsamen  Eigenschaften  der  sogenannten  saftarmen  Rüben 
können  also  ihre  Ursache  nicht  in  der  Quantität  des  vorhandenen  Markes 
haben,  sondern  nur  in  der  Qualität  desselben.  Schbiblbr  hat  in  dieser 
Hinsicht  zuerst  auf  den  Umstand  aufmerksam  gemacht,  dass  wir  das  Mark 
trocken  wägen,  während  es  in  der  Rübe  jedenfalls  in  ganz  anderem,  nämlich 
in  £tark  wasserhaltigem  Zustande  enthalten  ist.  Die  sogen.  Saftarmut  der 
Rüben  ist  also  auf  die  Eigenschaften,  die  Verteilung  und  den  Quellungs- 
zustand  des  vorhandenen  Markes  zurückzuführen.  Bei  dem  vielfach  geübten 
Kunstgriff,  der  schwierigen  und  unvollständigen  Diffusion  saftarmer  Rüben 
durch  Anwendung  ganz  schwach  alkalischen  Druckwassers  abzuhelfen,  übt 
das  Alkali  offenbar  dieselbe  Wirkung  aus,  wie  der  Kalk  bei  der  Press- 
Methode  Massy's,  oder  bei  der  Schnitzelentwässeroing  Marckbb^s,  d.  h.  es 
erleichtert  durch  Veränderung  des  Quellungszustandes  den  Austritt  des 
Saftes. 

Ueber  den  Zucker-  und  Markgehalt  der  Zuckerrübe  im  zweiten  Jahre 
ihres  Wachstums.  Nach  Versuchen  von  C.  von  Proskowitz  jon.,  mitgeteilt 
von  Edm.  0.  VON  Lippmann  (D.  Zuckerind.  1687,  345). 

Analyse  der  Zuckerrüben,  Ein  nicht  empfehlenswerter  Vor- 
schlag Sidbrsky's,  zur  Umgehung  der  directen  Analyse  (Alkohol-Breipolari- 
sation) die  gewohnliche  Saftpolarisation  unter  Anbringung  einer  bestimmten 
Correctur  (Formel  von  Pbtbrmann  und  Pellet)  anzuwenden.  (Bull.  ass. 
chim.  1886,  272). 

Ueber  die  von  Stammbb  empfohlene  SüCKOw'sche  Rübenmühle^  be- 
richtet Schmidt  (Burgdorf)  in  D.  Zuckerind.  1886,  1917.    Die  Versuche  mit 


1)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.  238.  —  »)  Techii.-chem.  Jahrb.  8,  S.  275. 


Zucker.  293 

dieser  Mühle  haben  ihm  kein  gutes  Resultat  ergeben.  Wie  Stammbr  mit- 
teilt, haben  Sückow  und  Co.  einen  verbesserten  Fraiser  construirt,  welcher 
mit  Handbetrieb  in  einer  Minute  250—300  g  Brei,  mit  Dampfbetrieb  die 
doppelte  Menge  erzielt.     Diese  Mühle  entspreche  allen  Anforderungen. 

Das  neue  Ruben-Polarisations-Instrument  nach  Stammbb  von 
ScHMTOT  n.  Habksch  in  Berlin.  In  dem  Bestreben,  ein  Polarisations« 
Instrument  anfertigen  zu  lassen,  welches  billiger  und  einfacher  als  die  bis- 
herigen sei,  beschäftigte  sich  Stammbr  zuerst  mit  dem  in  Frankreich  vielfach 
gebräuchlichen  Instrumente  von  Tranmin^),  kann  dasselbe  aber  nicht  em- 
pfehlen. Er  setzte  sich  hierauf  mit  obengenannter  Firma  in  Verbindung, 
welche  nach  seinem  Vorschlage  ein  Instrument  mit  beschränkter  Scala 
coQstruirte.  Das  Instrument  ist  dadurch  einfacher  geworden,  dass  dasselbe  nur 
for  die  directe  Bestimmung  des  Zuckergehaltes  der  Rüben,  sei  es  für  Fabriks- 
untersuchungen, oder  für  Bewertung  für  den  Ankauf  oder  zur  Auswahl 
fnr  Samenzucht,  bestimmt  und  hierfür  besonders  geeignet  ist  Wenn  man 
nach  einer  der  Methoden,  welche  den  Zuckergehalt  der  Rüben,  und  nicht 
denjenigen  des  Rübensaftes  finden  lassen,  das  Normalgewicht  Rübenbrei 
(26*048  g)  abwägt  und  daraus  ein  Volumen  von  100  cbcm  alkoholischer 
Lösung  herstellt,  so  ergiebt  die  Polarisation  dieses  letzteren  unmittelbar 
Zuckerprocente  der  Rüben  und  es  folgt  daraus,  dass  die  Scala  des  Instru- 
mentes nur  so  weit  zu  reichen  braucht,  wie  der  Zuckergehalt  der  Rüben 
beträgt.  Diejenige  des  Rüben-Pol  arisations-Instrumentes  begreift  die  Grade 
bis  35  und  ist  demnach  mehr  als  genügend  für  den  Zweck. 

Nach  P.  Dbobhbr  treten  bei  gewissen  abnormen  Witterungs-  oder 
Döngongsverhältnissen  im  Rübensafte  zuweilen  optisch  active  Stoffe  auf, 
welche  auch  die  Resultate  der  Alkohol-Polarisation  zu  ungenauen  machen. 
Verf.  empfiehlt  in  solchen  Fällen,  die  alkoholischen  Lösungen  vor  dem 
Polarisiren  rasch  zum  Sieden  zu  erhitzen,  abzukühlen  und  erst  dann  mit 
Bleiessig  zu  föllen,  resp.  bis  zur  Marke  aufzufüllen.  —  Ebenso  kommen 
zuweilen  in  Syrupen  und  Melassen  reducirende  Stoffe  vor,  welche  indessen 
kein  Invertzucker  sind,  da  sie  nach  Anwendung  der  Alkoholklärung  nach 
SicKBL  völlig  verschwinden  (Z.  Zuckerind.  1887,  255). 

Der  RAssMos^sche  Diffusionssaft-Probennehmer  und  seine  Anwendung 
zur  Controle  des  Fabrikbetriebes  (D.  Zuckerind.  1887,  10). 

H.  Courtonnb's  Trockenapparat  zur  Untersuchung  von  Zuckern, 
Füllmassen,  Syrupen  besteht  aus  einem  kreisförmig  gebogenen  und  in  eine 
gerade  Linie  auslaufenden  Messingrohr,  welches  mit  einem  Vacuum  (am 
besten  mit  der  Luftpumpe  eines  Verdampf-Apparates)  in  Verbindung  steht. 
An  diesem  kreisförmig  gebogenen  Rohre  befinden  sich  6  Stutzen,  welche 
durch  Öummiröhren  und  Glashähne  mit  Trockengläschen  in  Verbindung 
stehen,  in  denen  die  zu  trocknende  Substanz  enthalten  ist.  Das  Ganze 
kann  an  einem  Gestelle  auf  und  ab  geschoben   und   festgeschraubt  werden, 


*)  Teclm.-cbem.  Jahrb.  6,  S.262;  7,  S.238;  8,  S.  276. 


294  Zucker. 

um  die  Trockengläschen  leicht  in  das  Wasserbad  oder  aus  demselben  heraus 
zu  bringen.  In  dem  Wasserbade  befindet  sich  1  cm  über  dessen  Boden 
eine  durchlöcherte  Scheibe,  durch  welche  das  Stossen  der  darauf  ruhenden 
Gläschen  verhindert  wird.  Rübensäfte  und  ähnliche  Flüssigkeiten  sind  erst 
im  offenen  Gläschen  vom  grössten  Teile  des  Wassers  zu  befreien  und  dann 
in  diesem  Apparate  in  der  Luftleere  zu  trocknen  (Dingl.  202^  267). 

Zur  Trockenbestimmung  ip  Melassen,  Syrupen  u.  dgl.  wägt  man  nach 
Sucr.  beige  (1886,  376)  in  kleine  Kölbchen  2  g  Substanz  ein,  verschliesst 
mit  einem  Stöpsel,  der  einen  Hahn  oder  eine  Bohrung  zur  Anbringung 
eines  Schlauches  oder  dgl.  trägt,  erhitzt  im  Wasserbade  einige  Minuten  auf 
75—80°,  yerbindet  dann  mittelst  des  Hahnes  oder  Schlauches  mit  der 
Luftpumpe  (resp.  bei  mehreren  Proben  zunächst  mit  einem  grösseren, 
entsprechend  armirten  Gefösse)  und  erwärmt  weiter.  Die  Melasse  bläht 
sich  stark  auf,  breitet  sich  zu  einer  dünnen  Schicht  aus  und  giebt 
das  Wasser  so  rasch  ab,  dass  binnen  30  Minuten  die  Trocknung  voll- 
endet ist. 

Bestimmung  des  Entfärbungsvermögens  der  Knochenkohle. 
Von  G.  Laubb.  (Pharm.  Centr.  1886,  614).  Man  stellt  sich  zunächst  eine 
„Normalkohle^  her,  indem  man  aus  guter  Knochenkohle  fehlerhafte,  weiss- 
gebrannte  Stücke  entfernt  und  dieselbe  nach  dem  Verwandeln  in  ein  feines 
Pulver  bei  110°  trocknet.  Sodann  löst  man  50—100  g  Caramel  (sogen. 
Zuckercouleur  in  der  Consistenz  des  Honigs,  wie  sie  in  den  Liqueurfabriken 
üblich  ist,  eignet  sich  am  besten  dazu)  in  der  gleichen  Menge  Wasser,  fugt 
100  cbcm  Alkohol  zu  und  verdünnt  auf  1  1.  Nach  einigen  Tagen  filtrirt 
man  und  bezeichnet  das  Filtrat  als  „Normalfarbe^.  Man  hat  nun  zunächst 
den  Entfarbungscoefficienten  der  Normalkohie  zu  bestimmen.  5  g  derselben 
werden  mit  200  cbcm  Wasser  in  einem  Kolben  zum  Sieden  erhitzt,  worauf 
man  nach  gelindem,  längerem  Kochen  10  cbcm  Normalfarbe  hinzufügt  imd 
10  Minuten  lang  am  Rückflusskühler  gelinde  weiter  kochen  lässt  und  durch 
ein  doppeltes  Faltenfilter  filtrirt,  bis  das  Filtrat  klar  abläuft.  Hierauf  misst 
man  200  cbcm  Wasser  ab  und  lässt  mittelst  einer  Messpipette  so  lange  von 
der  Normalfarbe  zufliessen,  bis  die  Flüssigkeit  mit  dem  Filtrate  von  der 
Normalkohle  genau  gleiche  Farbenintensität  zeigt,  was  sich  in  Reagircylindem 
von  gleichem  Durchmesser  gut  beobachten  lässt.  10  cbcm  Normalfarbe 
weniger  der  zu  dieser  Färbung  notwendigen  Menge  ist  also  das  Quantum 
Normalfarbe,  welches  durch  5  g  Normalkohle  entfärbt  wird. 

Zur  Prüfung  des  Entförbungsvermögens  der  betreffenden  Knochenkohle 
präparirt  man  sie  genau  wie  oben  angegeben  —  das  Entförbungsvermögen 
wird  vom  Feinheitsgrade  sehr  wesentlich  beeinflusst  —  und  verfährt  im 
übrigen  wie  angegeben.  Es  seien  beispielsweise  durch  5  g  Normalkohle 
7*9  cbcm  Normalfarbe  entfärbt,  von  der  zu  prüfenden  Knochenkohle 
jedoch  nur  5*5  cbcm,  so  ist  rund  70  Proc.  das  Entfilrbungsvermögen  der 
letzteren. 

Ueber  die  Bestimmung  des  Invertzuckers  im  Rohzucker  liegt  auch  in 


Zucker.  295 

diesem  Berichtjahr  eine  grosse  Reihe  von  Mitteilungen  vor,  von  welchen  die 
folgenden  erwähnt  seien. 

Die  WoLp' sehe  Methode  zur  Bestimmung  des  Invertzuckers  (D.  Zuckerind. 
1886,  1149)  wird  folgendermaassen  ausgeführt 

50  cbcm  FBHLiNo'scher  Losung  werden  mit  25  cbcm  Zuckerlösung 
(9*5  g  feinste  Raffinade  in  100  cbcm)  versetzt;  nach  Soxhlbt  wird  der 
Wirkungswert  dieser  Lösung  gegen  V»  proc.  Invertzuckerlösung  festgestellt. 
Die  Menge  von  9'5  g  entspricht  ungeföhr  dem  Zuckergehalt  von  10  g 
Rohzucker.  Durch  den  Zusatz  von  25  cbcm  dieser  Raffinadelösung  wird 
beim  Titriren  mit  Ys  proc.  Invertzuckerlösung  von  dieser  um  0*9  cbcm 
weniger  verbraucht,  entgegen  den  Angaben  Soxhlbt's  imd  Meissl's,  nach 
welchen  der  Rohrzucker  bei  der  Titration  ohne  Einfluss  sein  soll.  Ist  der 
zur  Untersuchung  vorliegende  Rohrzucker  invertzuckerhaltig,  so  wird  beim 
Titriren  von  der  Va  proc.  Invertzuckerlösung  weniger  verbraucht  werden, 
und  zwar  entspricht  jedem  ^/lo  cbcm  0'0005  g  Invertzucker.  Es  lässt  sich 
auf  diese  Weise  der  Invertzuckergehalt  auf  +  0*02  Proc.  genau  bestimmen. 

Man  löst  nun  20*417  g  Rohzucker  in  Wasser,  klärt  mit  Bleiessig, 
füllt  zu  175  cbcm  auf,  filtrirt  150  cbcm  ab,  versetzt  mit  Glaubersalzlösung, 
um  das  überschüssige  Blei  zu  entfernen,  füllt  wieder  zu  175  cbcm  auf  und 
filtrirt  nach  einigem  Stehen  neuerdings.  Man  erhält  so  eine  Lösung,  welche 
in  100  cbcm  10  g  Rohzucker,  resp.  ungeföhr  9'5  g  Rohrzucker  enthält. 
Weicht  die  Menge  des  in  der  zur  Untersuchung  vorliegenden  Substanz 
enthaltenen   Rohrzuckers   weit   von   95  Proc.  ab,   so   ist   die   Zahl   20417 

entsprechend  zu  modificiren  nach  der  Gleichung  x  = r^r^r ,  wobei 

m  den  Zuckergehalt  der  Substanz  bedeutet. 

Nun  werden  50  cbcm  FBHUNo'sche  Lösung  mit  25  cbcm  der  Zucker- 
losung versetzt,  und  durch  unterbrochenes  Zufliessenlassen  von  Va  proc 
Invertzuckerlösung  und  zwei  Minuten  langes  Kochen  wird  ungeföhr  der 
Punkt  bestimmt,  wo  alles  Kupfer  ausgefallt  ist.  Hierauf  wird  in  Einzel- 
versuchen, indem  man  die  Invertzuckerlösung  auf  einmal  zufliessen  lässt, 
dieser  Punkt  genau  festgestellt.  Da  jedem  Vio  cbcm  Minderverbrauch  an 
Invertzuckerlösung  0*0005  g  Invertzucker  in  den  25  cbcm  der  Zuckerlösung 
entsprechen,  lässt  sich  leicht  der  Invertzuckergehalt  in  100  cbcm  resp.  10  g 
Rohzucker  berechnen.  Ist  der  Invertzuckergehalt  der  Substanz  ein  sehr 
grosser,  so  wird  beim  Titriren  viel  weniger  Invertzuckerlösung  zugesetzt 
werden  müssen  imd  in  Folge  dessen  ein  anderes  Verdünnungsverhältnis 
eintreten,  welcher  Umstand  nicht  ausser  Acht  zu  lassen  ist.  Man  hilft  dem 
dadurch  ab,  dass  man  die  ursprüngliche  Verdünnung  durch  Zusatz  von 
Wasser  herstellt. 

H.  BoDBNBENDER  uud  R.  ScHBLLBR  (Z.  Rübeuz.  1887,  138)  weisen 
darauf  hin,  dass  auch  die  allgemeine  Einführung  der  HBRZPBLn'schen  Me- 
thode*) nicht  davor  geschützt  habe,  dass  invertzuckerfreier  Zucker  als  invert- 

1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  284. 


296  Zucker. 

zuckerhaltig  angesprochen  worden  sei,  da  —  übrigens  entgegen  den  Forde- 
rungen Herzfeld^s  selbst  —  die  Methode  benutzt  werde,  um  Mengen  von 
hundertstel  Procent  Invertzucker  quantitativ  zu  bestimmen.  —  Die  Verfesser 
haben  Versuche  angestellt,  das  SoLDAiN'sche  Reagens  auch  zur  quantitativen 
Analyse  anzuwenden.  Zur  Bereitung  desselben  lost  man  40  g  Kupfervitriol, 
fallt  mit  40  g  Kystallsoda  basischers  Kupfercarbonat,  filtrirt,  wäscht  aus,  bis 
kein  schwefelsaures  Natron  mehr  nachweisbar  ist,  trägt  in  einzelnen  Portionen 
in  eine  heisse  concentrirte  Lösung  von  416  g  saurem  kohlensaurem  Kali  eiw 
digerirt  10  Minuten  im  Dampfbad,  bringt  auf  1400  cbcm,  erhitzt  am  Dampf- 
bade 2  Stunden  mit  Rückflusskühler,  filtrirt  und  erhält  so  eine  Losung  von 
ca.  40°  Bx.    (1-18  spec.  Gew.) 

13.  Allgemeines  Aber  Chemie  der  Bfiben  nnd  des 
Rfibenznckers. 

Hans  Molisch  widerlegt  verschiedene  Einwände,  welche  gegen  seine 
Reactionen  ^)  erhoben  wurden.  Zur  Prüfung  sehr  verdünnter  Zuckerlösungen 
ist  stets  festes  a-Naphtol  und  nicht  die  alkoholische  Lösung  desselben 
anzuwenden,  weil  der  bei  der  Reaction  auftretende  rotviolette  Körper  in 
Alkohol  mit  gelber  Farbe  loslich  ist.  Die  Eiweisskörper  geben  zwar  bei 
der  a-Naphtol-  und  Thymolprobe  ebenfalls  Niederschläge,  welche  sich  aber 
schon  durch  ihre  Farbe  (nur  Pepton  verhält  sich  bei  der  Thymolprobe  dem 
Zucker  ähnlich)  und  femer  dadurch  sehr  wesentlich  von  den  Zucker- 
Niederschlägen  unterscheiden,  dass  letztere  in  concentrirter  Salzsäure  unlöslich 
sind,  während  die  ersteren  sich  bei  der  a-Naphtolprobe  zumeist  mit  schön 
violetter,  seltener  brauner,  bei  der  Thymolprobe  mit  carminroter  oder  rot- 
violetter  Farbe  lösen.  —  Femer  unterscheiden  sich  die  Eiweisskörper  von 
den  Kohlehydraten  und  Glycosiden  dadurch,  dass  die  Farbenreactionen  bei 
letzteren  auch  dann  gelingen,  wenn  Salzsäure  statt  Schwefelsäure  genommen 
wird.  Da  bekanntlich  normaler  menschlicher  Harn  die  MoLiscH'schen 
Reactionen  ebenfalls  giebt,  so  ist  in  demselben  entweder  Traubenzucker  oder 
ein  noch  unbekannter  zuckerähnlicher  Stoff  verbanden.  (Chem.  Z.  aus 
Centralbl.  med.  Wiss.  1887,  3). 

Verbindungen  des  Phenylhydrazins  mit  den  Zuckerarten.  (Ber.  1887,821). 

Die  Z  er  setzbar  k  ei  t  des  Rohrzuckers  durch  alkalische  Erden  wurde 
von  NiEDscHLAO  (D.  Zuckerind.  1887,  159)  experimentell  geprüft.  Kocht 
man  250  g  Zucker  mit  1500  g  Wasser  und  250  g  trockenem  gelöschtem 
Kalkpulver  unter  gleichzeitigem  Durchleiten  eines  Luftstromes  bei  110  bis 
1200,  so  ist  innerhalb  drei  Wochen  aller  Zucker  unter  Bildung  von  Essig 
säure  und  anderen  organischen  Säuren  zerstört.  —  Kocht  man  Zuckerlösungen 
(250  g  im  Liter)  mit  je  250  g  Aetzkalk,  Aetzströntian  oder  Aetzbaryt  ca. 
72  Stunden  lang  (auch  ohne  Durchleiten  von  Luft),  so  zeigen  die  aussaturir- 
ten  Lösungen,   auf  Trockensubstanz    berechnet,   statt  100   nur   noch  97*9, 


1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  278. 


Zucker.  297 

resp.  95'5  und  95.6  Zucker  und  statt  100  Rendement  in  Folge  des  erhöhten 
Aschengehaltes  nur  noch  942,  resp.  82*0  und  81*6  Rendement.  —  Die  An- 
sicht T.  Lippmann's,  dass  die  sogen,  „unbestimmbaren  Zuckenrerluste'*  der 
Baffinerien  auf  einer  Zerstörung  Ton  Zucker  beruhen,  findet  also  hier  eine 
experimentelle  Bestätigung. 

Das  sogen.  Saccharin  Fahlbbro^sO  soll  durch  eine  nahe  bei  Magdeburg 
im  Bau  begriffene  Fabrik  in  grosseren  Mengen  erfolgen.  Neuere  Versuche 
sollen  dazu  geführt  haben,  die  gemahlene  Glycose  in  Form  und  Farbe  dem 
Ifemahlenen  Melis  tauschend  ähnlich  zu  fertigen,  und  es  soll  der  Zusatz  yon 
Vs  Proc.  Saccharin  genügen,  tun  diese  Glycose  mindestens  ebenso  süss  zu 
machen,  wie  gemahlenen  Melis.  Man  fragt  sich  deshalb  in  den  Zucker- 
industriekreisen  bereits,  ob  es  nicht  im  Interesse  der  Industrie  und  des 
Fiscus  angezeigt  sei,  auf  eine  Besteuerung  des  Saccharins  und  des  Trauben- 
zuckers hinzuwirken. 

Ueber  die  Darstellung  des  Saccharins  berichtet  P.  Ehbhabdt.  (D. 
Zackerind.  1886,  1884.) 

Madmenb  hält  das  Saccharin  (J.  fahr,  sucre  1887,  1)  für  einen  dem 
Taurin  analogen  Korper  (?) 

Untersuchungen  über  Raffinose  veröffentlichen  Haedickb  und  Tollbns 
(Z.  Zuckerind.  1887,  17). 

Ueber  die  Rafßnose  oder  den  sogen.  Pluszucker  aus  Melasse  und  aus 
Baumwollensamen.    Von  Paol  Rischbibth.    (Inaug.-Dissert.) 

Anhang:   I.  Rohrzucker  aus  anderen  Pflanzen. 

A.  Aus  Zuckerrohr.  Immer  mehr  bemüht  man  sich  in  den  Colonieen, 
<iie Diffusion  des  Zuckerrohres  oder  der  ausgepressten  Bagasse  einzuführen, 
und  verdienen  diese  Bestrebungen  in  hohem  Masse  die  Beachtung  der  Rüben- 
zucker&brikanten. 

Ueber  die  Anwendung  der  Diffusion  beim  Zuckerrohr  berichtet  H.  Nitsch. 
(D.  Zuckerind.  1886,  1694.)  Er  hat  dieselbe  mit  von  der  Sudenburger  Ma- 
schinenfabrik gelieferten  Maschinen  in  einer  Fabrik  Brasiliens  eingeführt. 
Die  Arbeit  ging  nach  üeberwindung  der  ersten  unvermeidlichen  Schwierig- 
keiten regelmässig  und  in  jeder  Weise  zufriedenstellend.  Während  die  Aus- 
beute bei  Mühlenarbeit  77«  Proc.  aller  Producte  betrug,  wurden  mit  der 
DifFusion  allein  an  erstem  Product  etwas  über  8  Proc.  an  weissem  trockenen 
Zucker  gewonnen. 

Ueber  die  Diffusion  des  Zuckerrohres  in  den  Vereinigten  Staaten  von 
Nord- Amerika  wird  im  Journ.  fahr,  sucre  (1886,  49)  berichtet.  Den  Be- 
mühungen von  WiLBY  ist  es  gelungen,  mit  Unterstützung  der  Regierung,  in 
Fort-Scott  (Kansas)  eine  Diffusions batterie  für  Zuckerrohr  in  Betrieb  zu 
bringen.  Es  wurden  91  Proc.  Saft  erzielt  und  um  50  Proc.  Zucker  mehr 
gewonnen,  als  beim  alten  Verfahren.  Der  Zuckerverlust  in  den  Schnitten 
betrug  0'35--0*50. 

^)  Tecbn.-chem.  Jahrfo.  8,  S.  394. 


298  Zucker. 

Die  Verarbeitung  von  Zuckerrohr  mittelst  Diffusion  in  Spanien  (Dingl. 
262,  478). 

üeber  die  chemische  Zusammensetzung  des  Zuckerrohres  berichtet 
ScHicKBNDANTz  (Joum.  fahr.  Sucre  1887,  15). 

Ein  neuer  Feind  des  Zuckerrohres,  ein  zu  den  Hemiopteren  gehöriges 
Insect,  hat  auf  Reunion  grosse  Verheerungen  angerichtet,  so  dass  vom 
Staate  eine  wissenschaftliche  Oommission  nach  der  Insel  geschickt  wurde,  um 
nähere  Studien  zu  machen  (Joum.  fahr,  sucre  1887,  15). 

Rohrcultur  und  Zuckergewinnung  in  Britisch-Guiana.  Von  Howbll 
Jones  (D.  Zuckerind.  1886,  1672). 

Zur  Lag«  der  Zuckerindustrie  auf  Java  (D.  Zuckerind.  1887,  30). 

Die  Zuckerindustrie  auf  den  Fidschi-Inseln  (D.  Zuckerind.  1886,  1707). 

B.  Ans  Sorghum.  Nach  A.  Vbith  werden  in  den  Vereinigten  Staaten 
neuerdings  Versuche  gemacht,  Sorghum-Zucker  mittelst  Diffusion  zu  ge- 
winnen (Chem.  Z.  aus  Prager  Marktbericht  1887,  4). 

Weinbereitung  aus  Sorghum.  Pichaed  (Sucr.  indig.  1886,  364)  teilt 
hierüber  Folgendes  mit.  Die  Stengel  der  Sorghumpflanze  werden  stets  un- 
mittelbar vor  dem  Gebrauche  (zur  Verhütung  saurer  und  schleimiger 
Gärung)  geschnitten  und  gepresst,  worauf  man  auf  Traubentrester,  nach 
Abzug  des  Weines,  ein  gleiches  Volumen  Sorghnmsaft  aufbringt.  Nach 
4—5  Tagen  ist  die  (sorgfidtigst  vor  Luftzutritt  zu  schutzende)  Gärung 
beendet,  worauf  man  abzieht,  die  Trester  abpresst  und  ebenfalls  unter 
Luftabschluss  die  Nachgärung  eintreten  lässt.  Nach  14  Tagen  kann  man 
abziehen,  man  schönt  mit  Gelatine  und  Gerbsäure  und  fügt  pro  100  1  Wein 
50  g  Weinsäure  zur  Verbesserung  des  Geschmackes  und  der  Farbe 
hinzu.  Der  so  dargestellte  Sorghum-Wein  soll  sehr  wohlschmeckend  und 
haltbar  sein. 

2.  Sonstige  Zuokerarten. 

1.  Inyertznoker.  üeber  das  Drehungsvermögen  des  Invertzuckers 
berichtet  Degbnbr  (Z.  Zuckerind.  1886,  345). 

Untersuchung  von  Rohzucker  durch  Inversion.  Von  Wolf  (Gest.  Z. 
Zuckerind.  1886,  329). 

2.  Milohzncker  n.  dgL  Ueber  Galactose  aus  Caragheen-Moos. 
Badbr,  Haedicke  und  Tollens  erhielten  durch  12stündiges  Kochen  von 
500  g  Caragheen-Moos,  100  g  Schwefelsäure  (1*156)  und  3  1  Wasser  und 
Ausziehen  des  neutralisirten  eingedickten  Syrups  mit  SOproc.  Alkohol  2  g 
krystallisirte  Galactose.  Das  Moos  scheint  15—20  Proc.  der  Galactose  lie- 
fernden Substanz  zu  enthalten  (Z.  Zuckerind.  1887,  25). 

Ueber  ein  neues  Galactan  und  einige  Eigenschaften  der  Galactose. 
Von  E.  0.  V.  Lippmann  (D.  Zuckerind.  1887,  455).  Bereits  mehrfach  ist  in 
Zuckerfabriken,  und  zwar  besonders  bei  Beginn  der  Campagne,  die  auf- 
fallende Beobachtung  gemacht  worden,  dass  beim  Aussüssen  des  Kalk- 
schlammes in  den  Filterpressen   die  Polarisation   der   Aussüsswässer  gegen 


Zucker. 


299 


Ende  der  Operation  wieder  erheblich  zunimmt  und  zwar  in  solchem  Grade, 
dass  dieselbe  unmöglich  allein  durch  Zucker  bedingt  sein  kann.  Verf. 
Termutet,  dass  es  sich  hier  wahrscheinlich  um  einen  gummiartigen  Stoff 
handle,  der  ähnlich  wie  wir  dies  aus  Schbiblbr^s  Untersuchungen  über 
Arabinsäure  und  Dextran  und  aus  des  Verf.  Arbeit  über  Laevulan  wissen, 
dareh  längere  Berührung  mit  heissen  alkalischen  Flüssigkeiten  aus  dem 
unlöslichen  wieder  in  den  löslichen  Zustand  übergeht,  wozu  das  andauernde 
Aussüssen  des  Kalkschlammes  reichlich  Gelegenheit  giebt.  Verf.  erhielt 
ans  ca.  300  1  dünnem  Aussüsswasser  etwa  80  g  einer  Substanz,  die  er 
;'-Galactan  nennt  und  deren  Eigenschaften  er  jjäher  beschreibt. 

Fe.  Bockmanr. 

Statistik. 

1.  Einnahme  von  Zucker  im  Deutschen  Zollgebiete  für  das  Campagnejahr 
1885/86  (a)  sowie  1884/85  (b). 


Brutto- 
ertrag 
der 

Buben- 
Steuer 

1000^ 

Bruttoertrag  derEingangszöUe 

Gesamt- 
Brutto- 

crtrag  der 

Steuer 

und  des 

ZoUs 

(Sp.2u.6) 
1000^ 

Rückver- 
gütungen 

für  aus- 
geführten 
Zucker») 

1000^ 

Nettoertrag  der 

Steuer  und  des 

Zolls 

Menge  der 

tu 

cl 

1000^ 

§""  b.  von  Roh- 
zucker und 
k      Farin 

'S 

s 

s 

N 

1000  Ulf 

vosteuer- 
ten  Rüben 

1000  kg 

überhaupt 

minus  8) 
1000^ 

auf 
den 
Kopf 

1 

2 

8 

4      1      5 

6 

7 

8 

9 

10 

a)  7070817 

b)  10402688 

ift  125-1 
16644S0 

3690 
3798 

628-9 
496-0 

436-8 
503-3 

1434-7 
1378-6 

114559-8 
167  821-6 

90067-6 
1284527 

244922 
39368-9 

0.53 
0-85 

2.  Zuckerverbrauch  im  deutschen  Zollgebiete  für  das  Campagnejahr  1885/86. 


Produc- 
tion  von 

Roh- 
zucker^ 


Einfuhr 

von 
Zucker 
auf  Roh- 
zucker re- 
ducirt 
»)u.  3) 


Zu- 
sammen 
Spalte 
1  und  2 


Ausfuhr 

von 
Zucker 
auf  Roh- 
zucker re- 
ducirt 
»)n.») 


Verbrauch  von 
Zucker  auf  Roh- 
zucker reducirt 


überhaupt 

(Sp.  3 
minus  4) 


Tonnen 


auf  den 
Kopf 


1885/86. 
ISjihriger 


Durchschnitt 


808105 
514425 


5574 
14984 


818679 
529409 


500321 
226082 


318858 
303  327 


6-8 
7-0 


0  In  Spalte  8  sind  die  wirklich  bezahlten,  nicht  etwa  die  den  ausgeführten  Mengen 
entsprechenden  Yergütungsbetr&ge  verzeichnet 

*)  Die  Production  von  Melasse  Ist  unberücksichtigt  geblieben,  da  anzunehmen  ist, 
dass  dieselbe  nur  in  verhältnismässig  geringen  Mengen  zum  Consum  als  Zuckeräquivalent 
gelangt;  auch  die  Ausfuhr  von  Melasse  und  Syrup  ist  (in  Spalte  4)  nicht  in  Anrech- 
nang  gebracht,  weil  die  entsprechenden  Mengen  mit  geringen  Ausnahmen  inländische 
Eneognisse  sind,  deren  Production  bei  obiger  Berechnung  ausser  Betracht  blieb.  Da- 
gegen musste  die  Einfuhr  von  Syrup  und  (verzollter)  Rohrzuckermelasse  (in  Spalte  2) 
berücksichtigt  werden,  weil  diese  Producte  vorwiegend  als  Ersatz  für  Zucker  zum  un- 
mittelbaren Genosse  verwendet  werden. 

')  B«i  Beductlon  der  Zuckerfabrikate  auf  Rohzucker  sind  folgende  Verhältniszahlen 
angewandt:  100  kg  Rohzucker  =  100  kg  Rübenzucker  =  90  kg  Raffinade,  Kandis  und 
anderer  harter  Zucker  =  182  kg  Syrup. 


300 


Zucker. 


§ 


CO 

CS 

« 

& 

P 

B 

<n 

w 

O 

CA 

< 

<1 


§    I 


S.3 


!^  -■  !^ 

■■  -  ^ 
-  =  a 


=  "  m  5  = 
r^  ■   ■ 


M    ^    Pi^ 


;i: 


2«f  =.?*  =  s'ii-r'  i 

..f..£.|. 


:  ^  -j,  r . 


-^  —  3i      in  M  X*  i;p  fea  is    SCiti-üitcfits      äSi^ol^l^^io 


^H^i       i   I   M   M     «I       I   M   I       !  iil   M   M 


»d^  CJ1  l-'  k-^  Sk  1^  -.1 

1^  -a gc  li  ',i s; -iii o;  oa i^  ti  ö i:  lo -j 

qi  Q  -F-  on  35  OP  m  -1  iT  « 1-^-  Q  O  T>3  Cn  t^ 

'-^  O  -^  ■IC'  h-  ii  3t  |J-  CJ  W  W  i5  V  CC  ^  -5 


ifl  ^5  'j  rfi. " '1 0  To 

»-  *^  IC  ao  tir  £?n4 

-^1  «j  ^-L  ini  ij  iSa  3i 
cji  M  -3  -o  i'ü  -4  c; 
aa  -t  ijcm*  H^  ■:;;<  ;j 


ti^fi^l  «:  i;  K*  ti  h;-.  r-  S       j-^l^süii 

t  f  3*  -J  -J  tn  ii»  J-  tc  O  *^  iX  '^  n  GD  5i  ^ 

'^  a^  -j  «  O  ^.  15  *^  W  £*»  iJ  'J  ^-*  Ol  i;  C' 

;5  i,i  C-  <TJ  S  I  ^^  li  L.i  C'  *  i?>  iS  ti  h-  i-  pJ 


^  IP  is  iC  *J        . 
-J  -A  ^  üi  M 1^  J 

-S  tri    ^-    Sfi    Ai-  P^ 

1-^1  li  ^1 3  Gl  i? 


i^cjiti 


Cd  1^  nU  ^  Ol  O: 
■:;«  ii»  J>  ^  i'  -1 
h(^  i>J  C:  i^  Cji  U 


t«  4-i   ia  ?5   H-   H- 

V 14*  :=!  I—  (2  ^  -> 

rJ  Ci  li  «>  in  I—  fi 


F-  Ol  (-  *-HO         I 
!J  3  lO  .-  lO  ' 

lii  i^M  tt  w  its 

C,  ■—  o*  —'-•;?  -iQ 


OB  &  li  -J  »  ^ 


^  K-  i;i  ^  ^1  ^  1^ 
t«  '^  F-  O  3l  *-^  C 


IC      Cif  ta  u  b^ ';i^  u 

c     I— k  «^  Sk  o  1-^  ^ 


O  MO 


£>^4^        »^  ^ 


^    ^   O    Jt   C   *kr 


0  :?:  -J  t d  -3  i^  Zhi 

'J  ;r  ^  ^  3?  li 


^  o  JU  ö  *fc    55 1(  -^  ^i  as  ^ 

—  &  ij:  k-  ^T     Er  -l:?  :^-i  I  c  JE-  O 


►^  — T  ^-  ?i  t.™  3C 
55  ^-^  --1  M  ^,  *■ 
H-  ti  IJ-  tC  J,  -J 
-1  O  tu  T-i  H-  bi 


*•>  00  C  C-  *-!  *-  4- 
O  ^  i-^l  p-*  ij!  ^  t*^ 
l>i  h-  10  iT  S  C:  -3| 
4  C^  ^  IC  05  L4  -S? 


2  O  &  Ui         -Ip  ^1  £ji  C  ^.5  '-J       ftH 

K         .'-X:  O  F^       'Jq  ^1 4-  ^  1^  j  C;     ^ 


ftn  C"  ;i  h-  -1  thS  Q 

ani*-  5~  cji  T~  -1  o 


ü  '^  i.3  Vi  «O  JS  4* 

'X'O  c;c:  :.ioa  ictr 

IC 

--1  ?  u .?)  :i:'  Ki-  :d 
1-J  Q  t^  c  O  k^  it^ 

- 1  -5  ti  c  t£*  go  ^* 


^  Zff  Xi  iä  Zitn-^ 

^  '30  £3  «>  Oä  (^  1^ 
C^  Q%  -Jt  ^C  -^  O  ^ 


Ssg 


^  V  I.C  ii  io  'ia  ii^ 
•**  O  ?H  t.-i  JC  E?V  rf- 


—  o  c-  c  c  o 


ff.  3n  ^       ii  IC  ü  1'^  -^^i  »^ 


i-  qtj  ■.£  .^c  ^  dp  ib 

OC  ^   P-J  HH»  HJ'^   H-t  14 


hJ  "-^  r-*  O  ^^  1-^  tC 
^  ^  t"  '-^  -3  hi  tb 

IC  ^  sj  o  i'  -3  -i 


c^  CS  t*  o;  IC  I  i 

J-C  r-  J'.  Xi  SS 


isa  rc  :i^  tc  IC  tc  (c 

c^  IC  -^  IC  rin  '3  -1 

»  le  tc  ■^  !^  ^  I-- 


tc  t<i  l'i  *f  l'ClC  I  c 
'Ti  ä>  CA  ^  f1  d:  ci- 
tc  t*  i«ic  v;:  —  iJ 


-4  Gft  ^-t 


dp  - 1  Ä  -  T  —1  ^^ 

£  Ä  2k  4;-  S}  tr, 

Ö  'S:  id^  Cc  ^  OEi 

IC  c  ■.!  c:!  p^  tt 


«i  IC  Cn  Ü  ^  Vi  ^        ^  -4  £^  rfl  I-*  db  VSr 


» "Z:  V  is  'S  Si     t^ 


—  IC  ifJ  IC  tc  HJ 
Vi  *p  -a  O  ^  :3 

~   — 1  P-;^  O  5V  'DD 


6äiii^^£6 


jju  o  00      35  '^  "j  "n:^  u:  C     *  »  o  -^  -^  '^  ot!      Q^iz  'y>  %D<T.-if:  €/> 

g:  -dl  MI        '3  ^.  Vi  f1  ic  i,      -UjU-^  IC  O  LC  '.3        jl  i  CT,  li  Vi  '30  Q 
^t  ^  h-        -J,  'C:  ^  0>  Üi  C:      ^  — '  ü  Vi  -1  Vi  i—        3)  ^  IC  ^  V-1  Vi  CS 


ff     c 


5  I 


^j  Zulx]  der  im  Betrieb* 
'  gewgsGUQu  Fabriken 


mltrcJät 
*|   DiffujJon 

ilrtrch  Pre^- 
äliiariteu 


I 


BS  rr  in    (Tl  r5   o 


I  g  Also  2.11  f  i  HekUr 
'1*'  Uubea 


^  Fidlmiiase^} 


Hokzucker 
'^  aller  Pro- 
[      dactß*)u.t) 


I 


ist 

O  D 


Fülluiäs.se 


Höh-     ^\^t'^ 

sacker  co&  S  "^  w 


Me- 


Eoh- 
zucker 


^J^  MelaBs^ 


Zur  Darälelltm^ 

V,  1  ]i^  Kobi^cVtT 

waren  All  Rüben 

orford«rlkb: 


Zucker.    Stärke  und  Stärkezucker.  301 

4.  Ein-  und  Ausfuhr  von  Zucker  im  Deutschen  Reich  in  metr.  Gentnem 


Waarengattung 

im  Jahre  1886 

im  Jahre  1885 

Einfuhr 

Ausfuhr 

Einfiihr 

Aosftihr 

an  Zucker 

32  931 

5  683  962 

37098 

5  295471 

XXVm.  stärke  und  Stftrkezucker. 


A.  stärke. 

Ueber  Rohmaterial  siehe  Spiritus. 

I.  Apparate  und  Methoden  der  StSrkefabrikation. 

Bei  der  von  W.  H.  Ubland  in  Leipzig-Gohlis  verbesserten  Reibe 
för  Kartoffeln  u.  dgl.  zur  Stärkegewinnung  ist  die  Vorreibe  mit  der  Nach- 
reibe zu  einer  Maschine  verei-  Fi«-  ^58. 
nigt,  indem  mit  einer  Reib- 
trommel zwei  hintereinander  an- 
geordaete  Einlauftrichter  E  und 
Reibklötze  B  combinirt  sind. 
Fig.  158.  In  den  zweiten  Ein- 
lauftrichter kann  durch  seine 
durchlöcherte  Oberwand  c  Wasser 
unter  Druck  eingeführt  werden, 
um  zu  verhüten,  dass  das  Reib- 
sei sich  festsetzt.'  Damit  die 
Zähne  der  Sägeblätter  nicht 
Furchen  in  die  Kartoffeln  ein- 
fressen, sondern  sie  gleichmässig 
abarbeiten,  werden  hier,  statt 
die  Sägeblätter  gegeneinander 
zu  versetzen ,  in  den  Rückwän- 
den der  Einfallrümpfe  (Einlauf- 
trichter) schräge  Riffeln  ange- 
bracht, welche  die  Kartoffelstücke  seitlich  verschieben  und  so  auf  leichtere 
Weise  dieselbe  Wirkung  ausüben.     (D.  P.  37231). 

Die  von  Ubland  construirte  Mühle  zum  Zerkleinern  von  Mais  und 
anderen  Kömern,  sowie  von  Kartoffel-Reihsel  für  die  Stärkefabrikation 
tiesteht  aus  zwei  auf  dem  Umfange  mit  Riffeln,  Schneiden  oder  Schneide- 
ren versehenen  Walzen  WCFig.  159  auf  folg.  Seite),  zwei  excentrisch  zu  densel- 
^n  befestigten  geriffelten  Mahlmänteln  M,  einer  Schraubvorrichtung  V  zum  Ver- 
^lellen  der  Mahlflächen  gegen  einander  und  dem  Speisetrichter  8.  (D.  P.  36250). 


302 


Stärke  und  Stärkezucker. 


Eine  neue  Centrifuge    zum  Entwässern    der  Stärke  hat  U.  ebenfalls 
construirt.     Der  Apparat    besteht    aus    einem   gusseisernen   Fusse,   welcher 
F*s- 159.  nach    oben   durch   eine  schmiedeeiserne 

durchlöcherte  Platte  abgeschlossen  wird. 
Auf  dieselbe  kommt  das  Filtertuch,  auf 
dieses  ein  guss eiserner  Rahmen  von 
130  mm  Höhe  und  350  mm  Seite  des 
Quadrats.  Darauf  liegt  ein  gusseisemer 
Deckel  mit  Gummiabdichtung,  welcher 
eine  Lufkzufühmngspfeife  und  ein  Mano- 
meter trägt.  Die  entwässernde  Wirkung 
findet  bei  einem  Einzelapparate  durch 
directen  Luftdruck  aus  einer  Luftpumpe 
oder  bei  mehreren  gleichzeitig  arbeiten- 
den Apparaten  durch  comprimirte  Luft 
statt.  Der  Apparat  leistet  180—200  kg 
per  Stunde. 

Ordne  in  Dresden -Löbtau  hat  ein  Verfahren  angegeben,  um  Kartoffeln 
mittelst  Sandstral  zu  schälen.    Die  rohen  Kartoffeln  werden  in  einem  zum 
FJg- 160.  Umkippen  eingerichteten  Trichter  A 

der  Wirkung  des  von  unten  kommen- 
den Sandstrales  h  ausgesetzt  und 
dabei  selbstthätig  gewendet,  so  dass 
sämtliche  Partien  der  Oberfläche  der 
Kartoffeln  getroffen  werden.  Die  aus 
dem  Rohre  £  kommende  comprimirte 
Luft  nimmt  an  der  Mündung  der  Düse 
D  den  aus  dem  Sandreservoir  B 
durch  Röhre  "B}  herabrieselnden  Sand 
auf  und  schleudert  ihn  empor,  indem 
sie  dabei  die  Kartoffeln  wie  Kugeln 
in  einem  Springbrunnen  emportreibt 
und  hierbei  wendet  und  dreht.  Nach  jeder  der  Operationen,  welche  sehr 
schnell  vor  sich  gehen,  entleert  man  den  Trichter  durch  Umkippen,  um  ihn 
von  neuem  zu  füllen.    (D.  P.  35332). 

Zur  Abscheidung  des  Albumins  aus  dem  Fruchtwasser  der  Stärke- 
fabriken lässt  man  nach  Marib  Moll  in  Berlin,  D.  P.  35482,  das  Frucht- 
wasser (oder  die  Albuminlösung)  durch  das  Rohr  c,  Fig.  161,  in  das  innere  aus 
Wellblech  hergestellte  Geföss  h  des  Apparates  gelangen.  Dasselbe  wird  beim 
Ueberfliessen  über  den  Rand  durch  directen  Dampf,  welcher  aus  einem 
Dampfverteiler  g  waagerecht  ausströmt,  auf  die  zur  Fällung  des  Albumins 
erforderliche  Temperatur  erhitzt,  fliesst  in  den  Hohlraum  zwischen  dem 
äusseren  Gefässe  und  dem  Wellblechgefässe  herab,  indem  es  dabei  unter 
Gegenstrom -Kühlung  sich  selbst  abkühlt  und  das  frische  Fruchtwasser  vor- 


Stärke  und  Stärkezucker. 


303 


wärmt,  und  setzt  alsdann  in  dem  unteren  kegelförmigen  Teile  K  des  Appa- 
rates das  gefönte  Albumin  ab.  Das  rückständige  Wasser  fliesst  durch  das 
Ueberlaufrohr  e  in 
gleicher  Hohe  mit 
dem  Dampfverteiler 
ab,  während  der  ab- 
gesetzte dünne  Al- 
buminbrei  in  Folge 
des  Gegendruckes 
der  Wassersäule 
durch  Rohr  •  und 
Hahn  k  abgelassen 
werden  kann. 

MÖLLBR  <&  Db- 
CASTBo  construirten 
eme  Centrifuge, 
um  die  Stärke  und 
den  ELleber,  welche 
im  Stärkewasser  ent- 
halten sind,  vonein- 
ander zu  trennen. 
In  derselben  werden 
die  Stärkepartikel- 
chen infolge  des  ver- 
schiedenen spec.  Gew.  durch  die  Gentrifugalkraft  kräftiger  nach  auswärts  ge- 
trieben, als  die  kleberhaltige  Flüssigkeit.  Die  Stärke  legt  sich  daher  am 
Mantel  der  Gentrifuge  an  und  der  Kleber  bildet  innerhalb  des  ausgeschiede- 
nen Stärkemantels  einen  Ring.  Die  überschüssige  Flüssigkeit  wird  durch 
eine  gebogene  Rohre,  den  sogen.  Ausräumer,  entfernt.  Das  Stärkewasser 
l&aft  durch  ein  separates  Rohr  continuirlich  zu.  Die  Stärke  wird  entweder 
durch  Ausräumer  aus  der  Trommel  geschafft  oder  trocken  durch  Oeffnungeu 
im  Boden  der  Trommel  abgehoben. 

Zur  Haltbarmachung  hölzerner  Quirlbottiche  empfiehlt  die  Z.  f. 
Spiritusind.  1887,  33,  dieselben  am  Schluss  der  Gampagne,  nachdem  sie  voll- 
ständig ausgetrocknet  sind,  mit  angewärmter  roher  Garbolsäure  auszustreichen. 

Saarb  empfiehlt,  die  Wasserbrause  über  den  Schüttelsieben  so  anzu- 
bringen, dass  ein  in  der  Längsrichtung  liegendes  Rohr  geschlossen  ist  und 
das  Wasser  nur  zuführt,  während  kreuzförmig  darüber  zwei  Brauserohre 
liegen,  welche  nach  zwei  Seiten  spritzen.  Auf  diese  Weise  muss  das  Reibsei 
Tiermal  unter  den  Wasserstralen  durch  und  wird  vollständiger  ausgewaschen. 
Bei  Gylindersieben  bewähren  sich  am  besten  Axenbrausen,  welche  Vs  Schwen- 
kung machen.  Bei  Bürstencylindern  soll  das  Brauserohr  mehr  nach  der 
Seite  zu  stehen,  nach  welcher  die  Bürsten  sich  hinbewegen,  weil  dort  die 
Hauptansammlung  des  Reibseis  stattfindet     (Z.  Spiritusind.  1887,  37.) 


304  Stärke  und  Stärkezucker. 

Saake  stellt  durch  Versuche  fest,  dass  der  Schaum  bei  der  Starke- 
fabrikation  yon  Eiweisskorpem  yerursacht  wird,  die  im  Fruchtwasser  Yor- 
handen  sind.  Nach  dem  Entfernen  der  Eiweisskörper  aus  dem  Fruchtwasser 
mit  Gerbsäure  bildete  sich  selbst  bei  anhaltendem  Schütteln  desselben  kein 
bleibender  Schaum.    (Z.  f.  Spiritusind.  1887,  53.) 

Saare  rät  beim  Gebrauch  von  Eupferoxydammoniaklösung  zum  Reinigen 
der  Stärkesiebe  Vorsicht  an.  Am  besten  ist  es,  wenn  man  durch  die 
Siebe  directen  Dampf  gehen  lässt,  der  alle  yerschleimenden  Teile  fort- 
schleudert und  ausserdem  durch  seine  Hitze  die  Siebmaschen  desinficirt. 
(Z.  f.  Spiritusind.  1887,  476.) 

Zur  Beurteilung  des  Wassers  fnr  Stärkefabrikation  stellt  Saarb  Folgen- 
des fest:  Das  Wasser  muss  frei  sein  1.  von  darin  schwebenden  Stoffen, 
wie  organischen  Ausscheidungen  und  Pflanzenresten  (Schlammflocken),  Eisen- 
oxydhydrat und  Algen  oder  höheren  Pilzen,  die  in  trockenem  Zustande  in 
der  fertigen  Waare  als  Stippen  auftreten  und  die  Qualität  der  Waare  herab- 
drücken; 2,  von  Gärungserregern,  ^  hefenartigen  und  Spaltpilzen,  die  die 
sogen,  fliessende  Stärke,  sowie  eine  Säuerung  verursachen,  die  selbst  durch 
Auswaschen  nicht  zu  entfernen  ist;  3.  von  Ammoniak  und  salpetriger  Säure, 
besonders  aber  von  Eisensalzen,  die  der  fertigen  Stärke  einen  gelblichen 
Schein  verleihen  und  sie  dadurch  minderwertig  machen. 

Nach  Dafbrt  besteht  die  Stärke  aus:  a)  Stärkekörpern,  wozu  er 
rechnet:  1.  Stärkecellulose,  nicht  genauer  untersuchtes  Gemenge  min- 
destens zweier  chemischer  Verbindungen.  Sie  färbt  sich  mit  Jod  braun,  ist 
in  kaltem  und  kochendem  Wasser  unlöslich,  geht  aber  durch  letzteres  zum 
Teil  in  Granulöse  über.  Diastase  ist  unwirksam.  2.  Granulöse,  unter 
verschiedenen  Namen  (Amidulin,  lösliche  Stärke,  Amylodextrin  etc.)  be- 
schrieben, färbt  sich  mit  Jod  blau,  ist  im  kalten  Wasser  fast  unlöslich,  im 
kochenden  dagegen  leicht  löslich.  Durch  Diastase  entsteht  Dextrin  und  Zucker. 
%  =  +  198.  Reduction  =  0  oder  fast  0.  3.  Dextrin.  In  kaltem  imd 
heissem  Wasser  leicht  löslich.  Geht  durch  Diastase  in  Zucker  über.  %  == 
+  180.  Scheint  schwaches  Reductionsvermögen  zu  besitzen,  b.  Zucker, 
c  Proteinkörpern,  Amiden  etc.  d.  Fett.  e.  Asche.  Verf.  memt, 
die  Stärke  habe  gar  keine  Formel,  man  solle  an  Stelle  der  Chemie  der 
Stärke  die  der  Stärkekörper  setzen.     (Landw.  Jahrb.  B.  XV,  259  ff.) 

Dapert  fand  in  der  Stärke  von  Panicum  müiaceum  L.  v.  eancUdum 
glutinosum  eine  Art,  die  sich  mit  Jod  nicht  blau,  sondern  gelbbraim  bis 
rotbraun  förbt  (Landw.  Jahrb.  14.  Bd.,  837). 

2.  Verwertung  der  Rückstände. 

üeber  die  Verwertung  der  Pulpe  als  Brennmaterial  berichtet  Saarb. 
Die  Pulpe  wird  mit  Wasser  angerührt,  in  Formen  gestrichen  und  ge- 
trocknet. Die  so  erhaltenen  Ziegel  brennen  sehr  gut;  eine  Untersuchmig 
ergab,  dass  8  Ctr.  Pülpekuchen  1*57  Ctr.  Steinkohlen  ersetzen.  (Z.  t  Spiritus- 
ind. 1886,  519.) 


Stärke  und  Starkezucker. 


305 


f 

L 


R.  Schutze  hat  Sauer wäss er  untersucht.  Auf  100  cbcm  Sauerwasser 
Addität  Vio  norm.  Kalilauge  92—149  cbcm,  Verdampfungsrückstand 
I*U-5*22  g,  Asche  O'i— 0*582  g.  Er  empfiehlt  die  Sauerwässer  mit  Kalk  zu 
fallen  und  das  geföUte  Material,  das  reich  an  Rohprotein  ist,  an  Schweine  zu 
Terfattem,  wobei  der  Knochenmehlzusatz,  den  man  sonst  beim  Futtern  der 
Weizentreber  macht,  in  Wegfall  kommen  kann.  Eine  Untersuchung  der  Kalk- 
fallongen  ergab:  Gesamtmenge  des  aus  1  Liter  Geflültem  7*25— 8*5  g,  Wasser 
6*96— 9*88  Proc,  neutraler  phosphorsaurer  Kalk  26*61— 85*09  Proc,  Roh- 
protein 8.69—33-85  Proc,  stickstofffreie  organische  Substanz  5'87— 33*08  Proc, 
Asche  nach  Abzug  des  phosphorsauren  Kalkes  8*56—19*04  Proc. 

Derselbe  untersuchte  auch  Stärketreber  aus  einer  Stärkefabrik  in 
Haue  a.  S.  Die  Untersuchung  zweier  Proben  ergab  in  Prcc:  Wasser  74*69 
(68^,  Stärke  11  08  (7*39),  Rohprotein  3*94  (4*35),  Rohfett  1*25,  Rohfaser 
10-35  (3- 14),  stickstofffreie  Substanz  15*33,  Asche  0*35  (0-38),  Acidität  in 
cbcm  Vio  N.  Kalilauge  17*7  (19*4).  Verf.  fand  femer,  dass  die  abgepressten 
Treber  sich  durch  Vermengen  mit  etwa  2  Proc.  Viehsalz  conserviren  lassen. 

B^  den  Trockencylindern  für  Abfälle  aus  Brauereien,  Stärke-  und 
(rhicose&briken  von  Fb.  W.  Wibsbbbock  in  New- York  durchläuft  das  Trocken- 
gtt  tm&i  innen  mit  Rührleisten  g  besetzten  horizontal  auf  Gleit- 
roÜ^i  B  rotirenden  Cylinder  K, 
vilir«id  ihm  heisse  Luft  entge- 
goatromt.  Durch  den  Trocken- 
cTlrader  fihrt  axial  ein  weites 
Liäzafahnmgsrohr  8  mit  Hohl- 
zapfen Aw  welche  halbrunden 
koUei  perlorirtai  Flügeln  T  als 
Achse  dieotti,  dorch  welche  sich 
die  heisae  Loik  im  Trockengute 
vQTtdlt.  Die  Flügel  smd  oben 
(iardi  ^ne  Zogstasge  9  mit 
eiBffln  durch  Zahnstange  F'  yer- 
«ellbar«!  Hebel  V  T«rfounden, 
nüttekt  dessen  sie,  je  nachdem         K  B' 

<Ub  Material  den  Cylinder  rascher  oder  langsamer  durchlaufen  soll,  geneigt 
wödöL  (D.  P.  34950.) 

B.  Stirkezneker. 
I.  Fabrikatiofi. 

Zur  Darstellung  von  Traubenzucker  aus  Topinambur  bebandeln 
&  wiLS  die  zerkleinerte  Topinamburknolle  oder  deren  Saft  in  einer 
le  von  hdzbaren  unter  einander  communicirenden  Gefassen  bei  Siede- 
intie  mit  gasformiger  schwefliger  Säure.  Hierdurch  wird  das  in  dem  Safte  ent- 
^üUene  LaeTuiin  und  InuHn  in  Traubenzucker  übergeführt  und  der  Saft  ent^bt 
^  Be^idigong  der  Reaction  wird  die  überschüssige  schweflige  Säure  durch 
Otnpf  ausgetrieben,  und,  falls  die  Losung  zu  Traubenzucker  eingedickt 
BUdermann,  Jahrb.  IX.  ^ 


306  Stärke  und  Stärkezucker. 

i?erden  soll,  die  geringe  Menge  Schwefelsäure,  welche  sich  aus  der  schwefligen 
Säure  gebildet  hat,  durch  Baryumcarbonat  entfernt.    (D.  P.  35825.) 

Alfrbd  Sbibbblich  in  Riga  und  Albx.  Trampbrdach  ^)  in  Mitau  ver- 
wenden zur  Herstellung  von  krystallisirtem,  wasserfreiem  Trauben- 
zucker zur  Beschleunigung  der  Verzuckerung  der  Stärke  statt  der  bisher 
gebräuchlichen  Schwefelsäure  mit  ganz  geringem  Salpeterzusatz  ausschliess- 
lich Salpetersäure  in  einer  Menge  von  V»  Proc.  auf  lufttrockene 
Stärke  bezogen.  Die  mit  Kreide  neutralisirte  Zuckerlösung  wird  dann 
mit  kohlensaurem  Natron  oder  Kali  im  Ueberschusse  bis  zur  ausgeprägt 
alkalischen  Reaction  versetzt,  wonach  der  Zucker  nicht  wie  aus  nur  eben 
neutralisirten  Säften  in  kleinen  verfilzten,  schlecht  centrifugirbaren  Nadeln, 
sondern  in  einzelnen,  gut  ausgebildeten  Krystallen  krystallisirt.    (D.  P.  37236). 

MCllbr-Troroau  fand,  dass  die  süssen  Kartoffeln  neben  Glucose 
noch  Rohrzucker  enthalten,  denn  nach  der  Inversion  mitSaksäure  ist  das 
Reductions vermögen  in  Bezug  auf  Kupfersalzlösung  grösser,  als  vorher,  und 
nach  derselben  ist  die  Lösung  optisch  linksdrehend,  während  sie  vorher 
rechtsdrehend  war.  Ferner  gelang  es,  die  fragliche  Zuckerart  durch 
Invertin  in  direct  reducirenden  Zucker  umzuwandeln,  eine  Eigenschaft,  die 
nur  dem  Rohrzucker  zukommt.  Dextrin  war  in  süssen  Kartoffeln  nicht  nach- 
weisbar.    (Landw.  Jahrb.  14,  909). 

Stutzbr  in  Bonn  teilt  in  der  Landw.  Presse  1886  No.  67  seine  Ansichten 
über  die  nach  dem  Patent  Dübrünpant-Coisinier  erzeugte  Maltose*)  und  Mal- 
tosesyrupe  betreffs  ihrer  Verwendung  als  Nahrungsmittel  und  zur  Bierbereitnng, 
sowie  über  den  Einfluss  der  Maltosefabrikation  auf  die  Verwertung  deutscher 
Gerste  mit.  Der  Feldzug  gegen  Einführung  der  Maltosefabrikate  aus  Mais  und 
Reis  in  die  Bierbrauerei  ist  hauptsächlich  von  Brauereien  eingeleitet,  die  eigne, 
kostspielige  Mälzereien  angelegt  haben.  Diese  werden  entwertet,  während  die 
kleineren  Brauereien  das  Rohmaterial  nach  Einführung  der  Maltosefabrikate 
um  ca.  40  Proc.  billiger  beziehen  können.  In  Bezug  auf  die  Verwendung 
der  Maltosefabrikate  als  Nahrungsmittel  wird  bemerkt,  dass  dieselbe  zweifels- 
ohne keine  gesundheitsschädlichen  Stoffe  enthalten.  Nach  Ansicht  franzö- 
sischer Physiologen  wird  Maltosezucker  sogar  schneller  resorbirt  als  Rüben- 
zucker, die  in  den  Maltosesyrupen  vorhandenen  Dextrine  sind  leichter  ver- 
daulich als  die  mit  Säure  aus  Stärke  gebildeten.  Ausserdem  enthält  der 
Syrup  noch  Eiweiss,  Peptone  und  Amide  und  an  mineralischen  Bestand- 
teilen besonders  phosphorsaures  Kalium.  Bei  Untersuchungen  von  Maltose- 
bieren  konnten  weder  in  Bezug  auf  Geschmack  noch  in  der  chemischen 
Zusammensetzung  und  dem  Nährstoffgehalt  gegenüber  reinem  Gerstenbier 
Unterschiede  festgestellt  werden.  In  Bezug  auf  die  Verwertung  deutscher 
Gerste  ist  zu  bemerken,  dass  die  Maltosefabrikanten  der  ausländischen  Gerste 
nicht  bedürfen;  sie  werden  im  Gegenteil  darauf  sehen  müssen,  eine  |»rotein- 
reiche,  viel  diastatisches  Ferment  erzeugende  deutsche  Gerste  zu  erhalten. 
Ein  grosser  Teil  der  ausländischen  Gerste  würde  infolge  Einführung  der 
Maltosefabrikation   durch   in  Deutschland  producirte  ersetzt  werden  können. 

1)  Teclm.-ch''  ^.295.  —  *)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  286. 


stärke  und  Stärkezucker. 


807 


00 
00 


a 

cd 
O 


OD   a 


12 

o 
> 

o 

1 


«00 


2  ®  9» 


Sa*  -^ 

2  »a  o 


■3  S 


o     0^0 
05   I  ihr-  60 


ö  f*  r-  6i 

CO  ^  «^  ^ 


^ 


00      p  t-      o 
ö  I  00t-  I  ö 


I    I 


I  ^^ 
CO  CO 


O  (N 

Ö    I     I   CO 


«Q  <N  Q        I 


o  '  w      « 


«5  G^O  p  t- 


•9<M00 


8 


O  O  -« 
»o  »o  t- 
00    I  »-•  oa 


I  I  I  I  I 


00« 
OOt^ 
co»o  "^ 


s 


12  I  I 


00 


I   ^"^    l 


5? 


000 

0^00^ 


•^  CO 

^     •      •    CO 


^iO        <M  p  »O 
<M<M         ^  OO  t« 

Od  CO    I   kO  06  00 


t- CO  »^  «rt« -^  GS» 


^  a    •  a    ''S 
gl    •  I  S  § 

-g  a  g  s  2  s 


H  g 


5S  I 


8 


I  I 


t-  00 

00  CO 
CO    '         O 


ISI 


-^         »H  •-*  «-^  »-^  CO 


g  1  = 


00 


CO 
00 


p 


^ 


CO<N 


OiOO 
O  Ci 

-«  I 


t-  "^   i 
t-»o   ' 


8 


O  »O 

CO  CO 

»O  CO 

*-4  "^ 

^  CO 

CO 


t>-  CO 

CO  G^ 
—  GS» 


-    I 

o 
I       ^ 


^  CO 
O»00    I 

«  o  ' 


5    I 


I 

Ol 

Q 


20* 


308 


Stärke  und  Starkezucker. 


Ausfuhr  Yon  Stärke  und  Stärkefabrikaten  aus  dem  Deutschen  Zollgebiete 
im  Jahre  1886. 
Es  wurden  ausgeführt: 


nach 


Kartoffel- 
stärke und 
Kartoffel- 
mehl 

D.-Ctr. 


Andere 

Stärke, 
Kraftmehl, 

Puder, 
Arrowroot 

D.-Ctr. 


Stärke; 

gummi 

(Dextrin) 

D.-Ctr. 


Stärke- 

zncker 

und  Stärke- 

syrup 

D.-ar. 


Bremen 

Hamburg-Altona 

den  übrigen  Zollausschlüssen  . 

Belgien 

Dänemark 

Frankreich 

Grossbritannien 

Italien 

den  Niederlanden    ..... 

Norwegen 

Oesterreich- Ungarn      .     .     .     . 

Russland 

Schweden 

der  Schweiz i 

Spanien 

den    Vereinigten    Staaten    von 

Nordamerika 

den  übrigen  Ländern  bezw.  nicht 

ermittelt 

Zusammen  1886 

Dagegen  1885 


584 
286  023 

1295 

22  304 

187 

46  999 

11408 

6  363 

4  474 
159 

1  109 

2  353 
9  002 

5  428 

391 


820 

5  571 

5 

140 

233 

3  851 

1089 

861 

420 

57 

558 

305 

292 

2  906 

14 

3 

97 


233 

32  874 

1 

165 
1450 
1696 
3  293 

695 

208 

29 

7  864 

175 

478 
3  030 

301 

16  274 
41 


385 
119  242 

() 

1662 

1 

105  023 

371 

103 

82 

62 

862 

2  338 

4116 

6  720 

149 


398  085 
312087 


17  353 

17  489 


68  807 
46  566 


241  082 
249  011 


3.  Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886 

im  Jahre  1885 

Einfnhr 

Ausfahr 

Einfuhr 

Ausfabr 

an  Stärke,  Kraftmehl,  Puder  Arrowroot 

9  947 

415  686 

12  669 

329576 

W.  Windisch. 

Anhang. 
Stärke  und  Stärkezncker  in  den^Yereinigten  Staaten. 

W.  DüBYBA  (Ver.  St.  P.  340705  votti"  27.  Aprü  1886).  Gewinnung  der 
feinen  Abfölle  der  Maisstärkefabriken.  Erfinder  sammelt  die  alkalischen 
Abwässer  und  schlägt  mit  geeigneten  Säuren  die  Eiweissstoffe  nieder. 

J.  C.  ScHüMAN  (Ver.  St.  P.  341282  vom  4.  Mai  1886)  dämpft  Mais 
kurze  Zeit,  entfernt  auf  Disintegratoren  Schale  und  Keim  und  mahlt  die 
von  neuem  eingeweichten  Grützen  zu  feinster  Milch. 

F.  DoRSBY  (Ver.  St.  P.  343163  vom  8.  Juni  1886)  Präservirung  von 
Maismehl  und  ähnlichen  Substanzen.  Das  Princip  der  Erfindung  besteht 
darin,  dass  man  die  mehlartigen  Körper  einem  hohen  Drucke,  2— 5000  Pfund, 


Stärke  und  Stärkezucker.  309 

aussetzt  und  dadurch  das  Fett  an  die  Oberfläche  treibt.  Hier  oxydirt  es 
sich  bald  und  bildet  eine  undurchdringliche  Schutzdecke  för  den  inneren  Kern. 

J.  Casb.  (Ver.  St.  P.  344246  vom  22.  Juni  1886)  Fabrikation  von 
Maismehl.  Mais  wird  auf  Walzenmühlen  gebrochen  und  Keim  und  Schale 
nach  und  nach  entfernt. 

Th.  Jacobs  und  J.  Lockwood.  (Ver.  St.  P.  344275  vom  22.  Juni  1886) 
Maisolkuchen.  Maiskeime  werden  in  hydraulischen  Pressen  unter  Er- 
warmen gepresst. 

J.  C.  ScHüMAN  (Ver.  St.  P.  344410  vom  29.  Juni  1886).  Trocknen 
von  Stärke  und  ähnlichen  Substanzen.  Feuchte  Stärke  wird  mit  einem 
Spruhapparate  fein  zerteilt  und  dann  in  einem  Luftstrom  getrocknet  und 
fortbewegt.  In  den  Patenten  34441 1  und  344412  beansprucht  derselbe  Erfinder 
diese  Trockenmethode  auch  zur  Darstellung  getrockneter  Abfalle  in  den 
Stärkefabriken. 

E.  E.  DcBYEA  (Ver.  St.  P.  345417  vom  13.  Juli  1886).  Anstatt  die 
Stärke  auf  den  Rinnen  aufzuschaufeln,  wird  vorgeschlagen,  dieselbe  mit 
einem  Rührwerk  zu  verflüssigen. 

W.  F.  BiRGB.  (Ver.  St.  P.  345409  vom  13.  Juli  1886).  Mais  wird 
eingeweicht,  gemahlen  und  dann  in  Suspension  unter  Druck  desintegrirt, 
um  so  eine  vollige  Zerreissung  der  Zellen  zu  erzielen. 

J.  C.  ScHüMAN  (Ver.  St.  P.  345926  vom  20.  Juli  1886).  Um  die 
Stärkefabrikation  mit  der  der  grossen  Maisgrützen  —  Hommy  genannt  —  zu 
verbinden,  weicht  der  Erfinder  den  Mais  so  lange  in  warmem  Wasser  ein, 
bis  die  weichen  Teile  genügend  vollgesogen  sind.  Dann  trocknet  er  die 
Masse  und  trennt  durch  Mahlen  in  drei  Teile:  Schale,  Mehl  und  hornige 
Grützen. 

G.  LcTHY  (Ver.  St.  P.  346820  vom  3.  August  1886).  Die  verschiedenen 
Waschwässer  der  Stärkefabriken  werden  anstatt  selbständig  verarbeitet 
mit  der  ursprünglichen  Milch  vereinigt.     Diese  Methode  ist  nicht  neu. 

J.  C.  ScHüMAN  (Ver.  St.  P.  346320  vom  27.  Juli  1886).  Desinte- 
grator zum  Zerkleinem  von  Getreide.  Bei  den  gewöhnlichen  Desintegratoren 
föUen  sich  oft  die  Zwischenräume  zwischen  den  Messern  derart  auf,  dass 
die  Maschine  das  Gleichgewicht  verliert,  was  bei  der  ungeheuren  Schnellig- 
keit immer  üble  Folgen  hat.  Um  dieses  zu  vermeiden,  werden  seitliche 
Oeffiiungen  zum  selbstthätigen  Entleeren  des  Mahlgutes  angebracht. 

P.  H.  Gbimm.  (Ver.  St.  P.  358974  vom  8.  März  1887).  Um  die  im 
Patent  296000*)  erwähnten  Walzen  arbeitsfilhiger  zu  machen,  vergrossert 
0.  den  Durchmesser  derselben  und  construirt  Presscylinder. 

Davenport  Ja.  P.  Radbnhausbn. 


1)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  279. 


310  Wein. 

XXIX.  Wein. 


1.  Die  Bebe. 

i:  MoRiLLBT  in  La  Trouche  bei  Grenoble  erzog  Vitis  ja^ponioci 
craasifölia  ans  Originalsamen.  Die  Pflanze  soll  sich  durch  prachtvolles  Lanb 
und  üppige  Vegetation  auszeichnen,  dabei  auch  winterhart  sein.  (Weinl.18, 189.) 

Ueber  die  cochinchinesische  Knollenrebe  VUis  Martini^)  finden  sich 
Mitteilungen  in  der  Weinlaube  18,  427  f. 

Als  eine  neue,  in  Brasilien  einheimische  Rebe,  wird  VUis  pteropkora 
Baker  angeführt.     (Weinl.  18,  452.) 

R.  DoLBNc  berichtet  über  eine  im  Wippacherthal  in  Krain  ziemlich 
stark  verbreitete  Rebe  Gergof^a,  welche  durch  die  Frühjahrsfroste  nicht 
leidet  und  einen  starken,  goldgelben  Wein  liefert  (1.  c.  85,  f.) 

£.  Mach  bringt  eine  Zusammenstellung  der  wichtigsten  amerikanischen 
Rebsorten  nach  Millardet.     (1.  c.  61,  75  u.  86.) 

In  Ungarn  angebaute  Sämlinge  von  zwei  chinesischen  Rebsorten, 
VUia  BomaneU  und  SpinovUis  Davidi  überwinterten  gut,  jedoch  4rat  die 
Phylloxera  an  ihren  Wurzeln  in  sehr  grosser  Menge  auf.  Ebenso  wurden 
Sämlinge  von  Kaschmirer  Rebsorten  von  der  Phylloxera  stark  angegriffen. 
(1.  c.  320.) 

Als  eine  neue  frühe  Gutedelsorte  wird  Chasseku  Duponi  genannt. 
(Weinl.  18,  188.) 

Bodenbearbeitung  nnd  DOngung:  Die  Anlage  von  Weingarten  in 
schweren  Lehm-  und  Lehmsandboden  bespricht  R.  Dolbnc.  (Weinl.  18, 
265.  —  lieber  in  Baden  ausgeführte  Düngungsversuche  an  Reben.    (1.  c.  136.) 

K.  H.  Stbüffrb  bat  in  kalkreichem  Boden  Versuche  mit  phosphor- 
saurem Kali  als  Dünger  zu  Gemüsen,  Reben  und  Bäumen  gemacht  und  sehr 
befriedigende  Resultate  erhalten.     (1.  c.  283.) 

Erziehung;  Mitteilungen  über  Untersuchungen,  welche  Dr.  Müllbe- 
Thurgau  über  die  Laubarbeiten  in  den  Weinbergen  angestellt  hat,  bringt 
die  Weinl.  18,  127. 

Babo  giebt  Anweisungen  zur  Erziehung  von  Rebspalieren  an  Wänden. 
(1.  c.  277,)  —  Ueber  ein  Verfahren,  um  von  Sämlingen  bald  Trauben  zu 
erzielen.  (1.  c.  339.)  —  Ueber  die  Resultate  von  Versuchen  über  das  Ver- 
edeln von  Schnittreben  berichtet  Babo.    (1.  c.  361,  f.) 

Ueber  Sandweingärten,  Anwendung  von  Schwefelkohlen- 
stoff und  die  Cultur  amerikanischer  Reben  in  Frankreich  berichtet 
MoLNAB.  Derselbe  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  Vor  allem  Aufrecht- 
erhaltung  der  ertragnisreicheren  Weingärten  durch  das  Culturverfahren 
mit  Schwefelkohlenstoff.  An  die  Stelle  der  zu  Grunde  gegangenen  und  im 
zu  Grunde  gehen  begriffenen  Weingärten  pflanze  man  amerikanische  und 
zwar  directen  Ertrag  liefernde  Sorten.     Nebenbei  versuche  man  die  Vered- 

')  Tcclm.-chem.  Jahrb.  8,  S.  295. 


Wein.  311 

lung  der  besseren  Sorten  durch  das  Schäften  auf  Biparia,  ViaUa  oder  in 
bteinigem  Boden  auf  Bupestria.    (Weinl.  19,  91  ff.  u.  102  f.) 

V.  6  ABO  empfiehlt  als  Schutz  gegen  Mai  froste  ein  langes  Anschneiden 
und  Freibewegenlassen  der  Tragreben.     (Weinl.  18,  S.  253  flf.) 

üeber  diejenigen  Traubensorten,  welche  in  der  Umgebung  von  Paris 
and  im  Norden  Frankreichs  zur  Anzucht  als  Tafelt  rauben  zu  empfehlen 
bind,  finden  sich  Mitteilungen  in  Weinl.  18,  267  f.) 

Ueber  die  Resultate  von  Versuchen  nber  das  Veredeln  von  Schnitt- 
reben berichtet  v.  Babo.     (WeinL  18,  361  ff.) 

Ueber  ein  Verfahren  bei  Rebensämlingen  das  ^ruchttragen  zu  be- 
schleunigen, macht  J.  A.  Hardt  Mitteilungen.    (Weinl.  18^  421  ff.) 

Im  Canton  Genf  sollen  mit  cantonaler  und  Bundesunterstutzung  Reb- 
schulen amerikanischer  Reben  angelegt  werden.     (Weinl.  19,  8.) 

Nach  einer  Mitteilung  des  Kelleramtes  des  Stiftes  Klostemeuburg  waren 
die  im  Vorjahre  bezogenen  amerikanischen  Schnittreben  zwar  im  allgemeinen 
sehr  kraftig  gewachsen,  beim  Ausgraben  aus  der  Rebschule  zeigte  sicji  jedoch 
fast  die  Hälfte  ohne  Wurzelentwickelung.  Weiter  aus  einander  gesetzte 
Pflanzungen  an  anderen  Orten  lieferten  bessere  Resultate.    (Weinl.  19,  17.) 

W.  Rasch  stellt  schon  seit  vielen  Jahren  Versuche  an,  die  den  Zweck 
verfolgen,  durch  Bastardirung  neue,  widerstehende  Rebsorten  aus  Samen 
zu  züchten.  Von  seinen  vielfachen  Hybridirungen  zwischen  der  reblaus- 
widerständigen  York  Madeira  mit  Viniferadorten  hat  ein  Exemplar,  welches 
aus  einer  1881  zwischen  York  Madeira  und  weissem  Gutedel  hybridirten 
Blüte  entstanden  ist,  im  Jahre  1886  auf  jedem  Auge  der  Bogrebe  zwei 
schöne  Trauben,  also  im  ganzen  etwa  20  Trauben  getragen.  Die  Trauben 
zeichnen  sich  durch  verschiedene  Eigenschaften  vorteilhaft  aus,  so  dass  die 
Anbanwurdigkeit  dieser  Sorte  garantirt  sein  würde,  wenn  der  Sämling  die 
Widerstandsfähigkeit  gegen  die  Reblaus  geerbt  hat.  Zur  Entscheidung 
dieser  Frage  sind  geeignete  Versuche  im  Gange.    (Weinl.  19,  73  f.) 

Mitteilungen  über  das  Imprägniren  der  Rebpfähle  finden  sich 
{Weinl.  19,  74,  88  und  97  f.) 

Ueber  die  kriechenden  Reben  {fiuUwre  en  ehamtres)  wird  auf 
Grund  der  Schrift  von  F.  W.  Koch»)  berichtet.     (Weinl.  19,  99  f.) 

Feiodt  der  Rebe:  Reblaus.  Innerhalb  Deutschlands  sind  während 
des  Jahres  1886  sowol  im  unteren  Ahrthale,  wie  in  der  Umgebung  der 
rechtsrheinischen  Linz-Ockenfelser  Herde  wiederum  mehrere  kleinere  Infec- 
tionsstatten  aufgefunden  worden.  Dieselben  blieben  indess  nicht  nur  an 
Zahl,  wie  an  Gesiamtgrösse  erheblich  hinter  den  im  Vorjahre  ermittelten 
Herden  zurück,  sondern  sie  beschränkten  sich  auch  im  wesentlichen  auf 
diej^gen  Gemeinden,  in  welchen  die  am  frühesten  aufgetretenen  Haupt- 
herde sich  befinden.  Die  auf  dem  rechten  Rheinufer  in  der  Gemarkung 
Leabsdorf  fernerhin  neu  entdeckten   zwei   kleinen  Herde  dürfen  wohl  auch 

1)  Kriechende  Rehen  alt  beste  ErziehangBart  für  billige  Wefngewinnnng.  Trier. 
1887.    Verlag  von  HitimL  SrcpHAirot. 


312  Wein. 

als  Ausläufer  der  grossen  Linz-Ockenfelser  Infection  angesehen  werden. 
Weiter  wurden  in  Württemberg  und  in  Elsass-Lothringen  Reblausherde 
entdeckt. 

In  Frankreich  wurde  die  Reblaus  während  des  Jahres  1885  neu 
ermittelt  in  den  Arrondissements  von  Sancerre  (Cher),  Bressuire  (Deux- 
Sevres),  Cholet  (Maine  et  Loire),  Besan^n  (Doubs),  Gex  (Ain),  Donnemarie 
(Canton  de  Vosges)  und  Montereau  (Canton  de  Seine-et-Mame),  Saint-Julien 
(Haute-Savoie).  Die  Oberfläche  der  von  der  Reblaus  gänzlich  zerstörten 
Weinberge  fahrt  fort  zu  wachsen.  1886  wurden  in  Frankreich  neue  Infec- 
tionen  u.  a.  aufgefunden  in  den  Gemeinden  Gorbio,  Luceram,  Falicon  und 
Broc.  In  Algier  hat  sich  das  Insect  im  Jahre  1886  in  den  beiden  Departe- 
ments Oran  und  Constantine  ausgebreitet. 

In  Spanien  hat  die  Reblaus  1885  im  District  von  Rosas  so  ver- 
heerend gewirkt,  dass  der  Verlust  auf  */»  des  gesamten  dortigen  Reben- 
gebietes geschätzt  wird.  In  der  Provinz  Malaga  hat  die  Reblaus  ebenfalls 
eine  bedeutende  Verbreitung  gefunden.  Auch  im  District  von  Adra  ist  das 
Insect  aufgetreten.  Auch  in  Portugal  haben  die  Verwüstungen  durch  die 
Reblaus  zugenommen  (1885). 

In  der  Schweiz  wurden  1885  neue  Herde  gefunden  in  den  Cantonen 
Neuenburg,  Genf  und  1886  in  Waadt  und  Zürich. 

Auch  in  Italien  hat  die  Reblauskrankheit  1885  bedeutende  Fort- 
schritte gemacht  und  zwar  sowol  auf  Sicilien,  wie  auf  dem  Festlande.  Im 
Jahre  1886  hat  sich  die  Lage  in  Italien  noch  verschlimmert  durch  die  Auf- 
findung beträchtlicher  Herde  in  den  Provinzen  Siracusa  und  Novara.  Auch 
in  der  Provinz  Como  hat  eine  weitere  Ausdehnung  des  üebels  statt- 
gefunden. 

Auch  in  Oesterreich  und  Ungarn  gewann  die  Seuche  an  Verbrei- 
tung. Die  1886  aus  Kroatien  und  Slavonien  eingegangenen  Nachrichten 
lassen  mehr  als  die  Hälfte  der  dortigen  Weinpflanzungen  als  gefährdet  er 
scheinen. 

In  Rumänien  hat  die  Reblauskrankheit  insbesondere  bei  Plaeschti 
ein  sehr  ausgedehntes  Gebiet  ergriffen.  —  In  der  Türkei  ist  das  Insect 
1885  auch  auf  der  europäischen  Seite  in  den  Weinbergen  von  Maslak  auf- 
getieten.  Desgleichen  in  den  Weinbergen  von  Kisil-Toprak  und  Phener- 
Bachtsche.  —  In  Russland  wurde  1886  die  Reblaus  auf  einem  Gute  in 
Bessarabien  gefunden.  —  Aus  der  Capcolonie  wird  das  Auftreten  des 
Insectes  in  den  Weingärten  von  Mowbray,  Rondebosch  und  Moddergat  ge- 
meldet. —  (Neunte  Denkschrift  betreffend  die  Bekämpfung  der  Reblaus- 
krankheit 1886/87).  Die  Reblaus  wurde  auch  in  den  Weinbergen  der  west- 
lichen Ausläufer  des  Siebenbürger  Erzgebirges  nachgewiesen  (Weinl.  19, 16). 

In  der  Provinz  Geelon  in  Australien  ist  die  Phylloxera  ver- 
heerend aufgetreten  (Weinl.  18,  367). 

A.  L.  DoNNADiBu  zieht  aus  seinen  Beobachtungen  den  Schluss,  dass 
das  ton  den  Geschlechtstieren   abstammende    Ei   der    Phylloxera  allein  als 

\ 


Wein.  313 

Mittel  zur  Verbreitung,  nicht  aber  zur  Auffrischung  der  Art  anzusehen  sei. 
Er  schlägt  vor,  dieses  Ei  nicht  wie  bisher  als  Winterei,  sondern  als 
Invasions-Ei  zu  bezeichnen.  Die  wirklich  den  Winter  überdauernden  Eier 
entstammen  nach  ihm  nur  der  Gallenform,  deren  Geflügelte  stets  viel 
später,  als  die  Geflügelten  der  Wurzelform  auftreten  sollen  (C.  r.  1887. 1. 836). 

üeber  die  Lage  der  verlausten  Weinberge  in  der  Charente-inferieure 
berichtet  Mbnudibr  (Weinl.  18,  7). 

üeber  die  Verbreitung  und  Bekämpfung  der  Reblaus  in  Oester- 
reich  finden  sich  Mitteilungen  u.  a.  in  der  Weinl.  18^  237,  341,  389, 
533,  572,  590,  602;  in  Ungarn:  Weinl.  18,  90,  294,  332,  367,  473,  486, 
572,  582;  in  der  Schweiz:  Weinl.  18,  90,  294,  354,  415,  486,  583.  — 
Bericht  über  die  Thätigkeit  der  ungarischen  Landes-Phylloxera-Ver- 
suchsstation  im  Jahre  1884  wird  erstattet  in  der  Weinl.  18,  198,  208, 
246,  259,  281,  294,  305,  319. 

Andere  tierische  Schädlinge:  Mitteilungen  betreffend  die  Ver- 
tilgung des  Sauerwurms  wurden  gemacht  von  Nbsslbr,  Zwbiplbr,  von  Joedem 
und  Ott  (Weinl.  19,  5)  und  von  Fb.  W.  Koch  (der  Heu-  und  Sauerwurm  etc. 
Trier  1886.) 

F.  BoscAROLLi  empfiehlt  zur  möglichsten  Verminderung  des  Schadens, 
welchen  die  Ackereulenraupe  anzurichten  im  Stande  ist,  dort,  wo  dieselbe 
massenhaft  vorkommt,  das  Unkraut  in  den  Weinbergen  bis  Mitte  Mai  stehen 
zu  lassen,  damit  die  Raupen  an  letzterem  ihre  Nahrung  suchen.  (Weinl.  18,  244.) 

J.  Schlamp  empfiehlt  die  Bekämpfung  des  Heu-  oder  Sauerwurms 
durch  Schwefeln  der  Reben.     (Weinl.  18,  163  u.  271.) 

*In  der  Gemeinde  Villanders  (Tirol)  gelang  es  durch  Einsammeln  der 
Käfer  und  Blattwickel  des  Rebenstechers  (Bhynehites  betuUH  428200 
Käfer  und  4097000  Eier  zu  vertilgen  und  auf  diese  Weise  des  Schädlings 
Herr  zu  werden.     (Weinl.  18,  333.) 

R.  Antonovic  und  Forbtic  bekämpfen  den  Sauerwurm  durch  Aus- 
bürsten der  Trauben.     (Weinl.  18,  352  f.) 

J.  MoRTTz  teilt  einige  Beobachtungen  über  den  Springwurmwickler 
(Pyralia  vikma)  mit.    (Weinb.  u.  Weinh.  1886,  203.) 

F.  V.  Thdmbn  berichtet  über  einen  neuen,  zur  Familie  der  Gallwespen 
gehörenden,  von  Paolo  Maorbtti  beobachteten  Parasiten  der  Rebwurzeln. 
(Weinl.  18,  115  f.) 

Pflanzliche  Schädlinge:  lieber  die  Bekämpfung  der  Peronospara 
^Ue,  sowie  über  den  Einfluss  namentlich  der  kupferhaltigen  Bekämpfungs- 
mittel auf  den  Wein,  wurden  auch  1886  zahlreiche  Versuche  in  verschiedenen 
Ländern  angestellt.  Die  von  Fruhaup,  Ravizza,  Gayon,  Millardbt  u.  A. 
ausgeführten  Analysen  der  fraglichen  Weine,  ergaben  in  denselben  nur  so 
geringe  Mengen  von  Kupfer,  dass  ein  schädlicher  Einfluss  desselben  auf  die 
Gesundheit  ausgeschlossen  erscheint.  Zur  Verteilung  der  Flüssigkeiten  auf 
die  Reben  wird  die  von  G.  Fbrolli  in  Triest  hergestellte  Pumpe  Garolla 
empfohlen.     (Weinl.  19,  37  f.) 


314  Wein. 

J.  Descloizbaux  bespricht  einige  Mittel  zur  Bekämpfung  der  Penmfh 
spora  vitic.    (Le  moniteur  vinicole  1S87,  101.) 

Job.  Brockl  warnt  auf  Grund  eigener  Erfahrungen  vor  der  Verwen- 
dung   des   Schnittholzes  von   peronosporakranken  Reben.     (Weinl.  19,  64.) 

Nach  F.  V.  Thumbn  sind  die  verschiedenen  Locherschwämme  (Polyponu) 
als  nicht  zu  unterschätzende  Rebenschädiger  anzusehen.    (Weinl.  18,  229  ff.) 

In  Conegliano  fand  eine  internationale  Ausstellung  von  Ge- 
räten zur  Bekämpfung  der  Peranospara  statt.  Bezuglich  des  Näheren  siehe 
Weinl.  18,  181  ff. 

Einen  Bespritzungsapparat  gegen  Peronospora  für  kleine  Wein- 
gartenbesitzer und  niedere  Rebenerziehungen  beschreibt  R*  Dolbnc.  (Weinl. 
18,  338.) 

Von  £.  Rathat  wurde  gezeigt,  dass  als  Ursache  der  ^jLederbeeren'' 
die  Peronospora  anzusehen  sei.  Die  Gebilde,  welche  v.  Tbumbn  als  die 
Sporen  eines  angeblich  neuen  Pilzes,  ÄckuUwn  interaneum,  beschrieb,  seien 
nichts  Anderes,   als    die  Peronospora-Haustorien.      Weinl.  18,  424  u.  519.) 

Zur  Bekämpfung  der  ArUhracnoae  empfiehlt  Pdlliat  die  Reben  gleich 
nach  dem  Schnitte  mit  einer  Eisenvitriollösung  zu  behandeln  (Weinl.  18, 427.) 

Tb.  Graf  db  La  Toub  stellte  in  grosserem  Maasstabe  (mit  300000 
Reben)  Versuche  an  zur  Bekämpfung  der  Peronospora.  Bei  zweimaliger 
Bespritzung  mit  3  proc  Kupfervitriollosung,  vermischt  mit  etwas  Kalk,  wurde 
das  ganze  Laub  der  Reben  vollkommen  erhalten.  Weder  bei  Verfutterung 
mit  3  proc.  Kupfervitriollosung  besprengten  Grases  an  Tiere,  noch  durch 
den  Genuss  der  behandelten  Trauben  tratmi  schädliche  Wirkungen  hervor. 
(WeinL  18,  506  f.) 

Derselbe  Verfasser  teilt  die  Analyse  der  aus  den  behandelten  Reben 
gewonnenen  Weine  mit,  deren  Kupfergehalt  zwischen  0*00002  und  000026  gr 
pro  Liter  schwankte.     (Weinl.  18,  519.) 

Versuche  über  ^Fungivore^  als  Mittel  gegen  Oidium  IiicX;.  wurden 
von  der  pflanzen-physiologischen  Versuclvs-Anstalt  zu  Karlsruhe  ausgeführt 
(Weinl.  18,  525.) 

In  den  Weingärten  der  Vendee  beobachtete  Prilubcx  eine  Krankheit 
an  den  Reben,  welche  er  als  durch  Ckmiothyrium  Diplodieüa  8ace>  ver- 
ursacht erkannte.    (Weinl.  18,  579.) 

Verschiedene  Mitteilungen  über  die  Gelbsucht  der  Reben  und  die 
P^(mo9pora  vitic,  finden  sich  in:  „La  vigne  fran^aise"  1887,  82. 

La  Roqub  Aynier  bezeichnet  die  Gelbsucht  als  dasjenige  Uebel» 
welches  am  meisten  die  Anpassung  der  amerikanischen  Reben  in  Europa 
hindert.    (La  vigne  fran^aise  1887,  81.) 

Bbiosi  beobachtete  das  Auftreten  von  Peronospora  viticola  an  den 
Traubenbeeren  in  mehreren  Orten  am  Po.     (Weinl.  18,  404.) 

R.  DoLENc  beschreibt  einen  einfeushen  Bespritzungsapparat  gegen 
Peronospora  viticola  für  kleine  Weingartenbesitzer  und  niedere  Eeben- 
erziehungen.     (1.  c.  338.) 


Wein. 


31& 


2.  Most. 

Bei  der  Kolbenpresse  zum  Auspressen  von  Früchten  von  Max  Hbckino 
in  Dortmund  ist  die  Grosse  der  AustrittsöflEnung  für  das  Pressgut  veränder- 
lich,  sowol  durch  den  in  der  Längsrichtung  verstellbaren  Keil  a,   als  auch 

Fig.  168. 


durch  die  mittelst  Federdruckes  oder  Gewichte  belastete  und  um  den  Bolzen 
B  schwingende  Klappe  g.  Die  Bewegung  des  Kolbens  erfolgt  unter  An- 
wendung von  unrunden  Zahnrädern  g  und  z^  auf  eine  solche  Weise,  dass 
der  Kolben  während  der  Druckzeit  langsam  fortschreitet,  um  der  in  dem 
Pressgut  enthaltenen  Feuchtigkeit  Zeit  zum  Austritt  zu  lassen.  (D,  P.  35371.) 
Bei  der  Walzenpresse  für  Trauben  etc.  von  Albert  Hüodbt  in  Paris. 
(D.  P.  33913)  sind  die  beiden  Walzen  CB  in  verschiedenen  senkrechten  Ebenen 
angeordnet,   um   das  Herabfliessen  des  Saftes  zu   erleichtern.    Die  eine,  C> 

Fig.  164. 


bat  eine  elastische  Oberfläche,  damit  die  Kerne,  Kämme  u.  s.  w.  nicht  zer- 
quetscht werden.    Der  Abstand  kann    mittelst  Federn   und  Druckschrauben 


316  Wein. 

nach  Belieben  geregelt  werden.  Die  Anordnung  des  oben  mit  schräger 
Fläche  und  unten  mit  einem  Reinigungskamm  für  den  Rost  G  versehenen 
Schub^ückes  Q  in  Verbindung  mit  den  Zugstangen  S  und  dem  Scbwung- 
hebel  P  hat  den  Zweck,  die  Früchte  in  bestandiger  Aufeinanderfolge  zwiscchen 
die  Walzen  zu  schieben,  wobei  sich  die  mit  den  Führungsrollen  t  versehene 
und  durch  die  Hebel  X  bewegte  Schieberplatte  V  bei  der  Zurückbewegung 
des  Schubstückes  Q  gegen  dessen  schräge  Fläche  legt,  um  jederzeit  einen 
dichten  Abschluss  des  Rumpfes  während  der  Hin-  und  Herbewegung  des 
Schubstückes  zu  erzielen  und  dasselbe  abzustreichen. 

Durch  Rbitlbchnbr  ausgeführte  zahlreiche  Mostanalysen  teilt  von  Babo 
mit  (Weinl.  18,  517);  Analysen  von  Siebenbürger  Mosten  finden  sich  in 
der  Weinlaube  18,  533;  von  Schweizer  Mosten  1.  c.  546;  von  Rhein- 
gauer  Mosten  1.  c.  557;  von  ungarischen  Mosten  (Weinl.  18,  604). 

üeber  condensirten  Traubenmost  und  seine  Verwendung  in 
Californien  hat  Hilgard  Versuche  angestellt.     (Weinl.  18,  441.) 

J.  Moritz  bestimmte  in  60  Rheingauer  Mosten  den  Zucker-  und  Säure- 
gehalt.   (Weinbau  und  Weinhandel  1886.  383.) 

E.  Mach  berichtet  über  die  Grosse  des  Ertrages,  sowie  über  den  Ge- 
halt der  1886  in  der  landwirtschaftlichen  Landesanstalt  zu  S.  Michele  er- 
zielten Moste  an  Zucker  und  Säure.    (Weinl.  19,  89  f.) 

8.  Wein. 

Weinbereitung  und  -Behandiung.  lieber  die  Bereitung  des  Bitterweins 
(Wermutwein)  Weinl.  18,  226). 

Müllbr'Thdroau  stellte  Versuche  im  grossen  an  über  den  Einfluss 
der  Temperatur,  des  Lüftens  und  Entschäumens  auf  die  Weingärung.  (Weinl. 
18,  138.  —  Daselbst  nach  dem  Jahresbericht  d.  Kgl.  Lehranstalt  f.  Obst- 
und  Weinbau  in  Geisenheim  a.  Rh.)  Auch  J.  Moritz  beobachtete  den  Ein- 
fluss der  Temperatur  auf  die  Mostgärung.     (1.  c.) 

L.  Weigert  empfiehlt  bei  Weinen,  welche  durch  Alkoholzusatz  stumm 
d.  h.  gärungsunfahig  gemacht  werden  sollen,  fuselfreien  sogenannten  Indu- 
striesprit und  nicht  durch  Destillation  gewonnenen  Weinsprit  zu  verwenden, 
da  letzterer  durch  die  in  ihm  enthaltenen  Weinfuselöle  den  Geschmack  des 
Weins  in  unerwünschter  Weise  beeinflussen  soll. 

Ordonnbaü's^)  Behauptungen  erklärt  W.  für  in  mancher  Hinsicht  nicht 
ganz  stichhaltig,  insofern  nämlich  von  letzterem  an  der  Versuchsstation 
zu  Klosterneuburg  angestellte  Versuche  ergaben,  dass  nicht  die  Hefe  allein, 
sondern  auch  die  gärende  Flüssigkeit  für  die  Fuselölproduction  während 
der  Gärung  maassgebend  ist.    (Weinl.  19,  4.) 

Nach  Müller  -  Thurgau  ist  die  Bemsteinsäure  kein  Product  der 
Gärung.  Ein  Product  der  inneren  Zersetzung  ist  auch  Fett,  welches  im 
Verhältnis  von  1  g  auf  10  Liter  Wein  vorkommt.  Essigsäure  hindert  die 
Gärung.*)    Höherer   Stickstoffgehalt   im  Moste    befordert    die  Gärung.    Als 

»)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  301.  —  »)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  819. 


Wein.  317 

Mittel,  einen   günstigen  Einfluss   auf  den^  Verlauf  der  Gärung   auszuüben, 
werden  von  M.-Th.  angegeben: 

1.  Die  Zufuhr  von  Luft,  namentlich  auch  bei  schleimigen  und  Essig- 
säure enthaltenden  Weinen.  Die  Lüftung  selbst  muss  bei  verhältnismässig 
niedriger  Temperatur  stattfinden. 

2.  Die  Vermehrung  der  Hefepilze.  Zu  diesem  Zwecke  soll  man  bei 
der  Ernte  nicht  gleich  keltern,  sondern  die  Maische  einige  Zeit  stehen 
lassen  und  durcheinanderarbeiten,  damit  die  den  Weinbeeren  anhaftenden 
Hefezellen  sich  gehörig  vermehren  können.  Unter  Umständen  empfiehlt  sich 
auch  ein  Hefezusatz. 

3.  Das  Aufrühren  der  Hefe. 

4.  Zweckmässige  Temperatur  des  Gärkellers,  da  die  Weingärung 
nach  M.-Th*s.  Untersuchungen  am  besten  bei  einer  Temperatur  von  -f-  15  bis 
250  C.    verläuft    (Weinl.  19,  4.) 

Ueber  das  Schönen  der  Weine  und  die  Herstellung  der  Flaschen- 
weine werden  von  F.  S.  einige  praktische  Winke  gegeben.    (Weinl.  19,  7.) 

Eine  von  Frasbr  in  San  Francisco  angegebene  Vorrichtung  zur  Behand- 
lung von  Weinen  mit  Inductions-Elektricität  besteht  aus  Drahtspiralen, 
welche  das  Geföss  mit  dem  Wein  umhüllen  oder  in  dasselbe  eingestellt 
werden.  Dadurch,  dass  Inductions-Elektricität  durch  dieselben  geleitet  wird, 
soll  den  Getränken  die  Eigenschaft  alter  abgelagerter  Spirituosen  erteilt 
werden.    (D.  P.  38148.) 

Um  braune  Weine  licht  zu  machen,  empfiehlt  W.  in  erster 
Linie  ein  entsprechendes  Aufschwefeln  mit  sofort  folgender  kräftiger  Schönung 
oder  das  Versetzen  der  fraglichen  Weine  mit  gesunder  Jungweinhefe. 
(Weinl.  19,  8.) 

Der  Mailänder  Gesundheitsrat  hat  den  Handel  mit  Wein,  Bier  etc., 
welche  Salicyl säure  enthalten,  vom  l.  Juli  1887  ab  verboten.  (Weinl.  19, 
43.    Das.  nach  „Allg.  Wein-Revue.) 

Nach  Nbsslbr  ist  die  Haltbarkeit  eines  Weines  am  grössten,  wenn  es 
gelingt,  ihn  unmittelbar  nach  Beendigung  der  Gärung  von  der  Hefe  abzu- 
lassen.   (Weinl.  19,  49  ff.) 

Em.  McsiTZKT  beschreibt  einen  Apparat  zur  Herstellung  von  Schaum- 
weinen und  anderen  moussirenden  Getränken.     (Weinl.  18,  327  ff.) 

Ein  selbstthätiger  Fassfüllapparat  wird  von  der  Firma  „Halle'sche 
Dampfkessel-  und  Maschinenfabrik  Wirth  <fe  Dietrich  in  Halle  a.  S.  con- 
struirt    (Weinl.  18,  439.) 

Ueber  den  Einfluss  der  Bereitung  und  Pflege  des  Rotweins  auf  dessen 
Farbe  macht  J.  Nbsslbr  Mitteilungen.     (Weinl.  18,  519  ff.) 

Thurnhbrr's  Patent-Stechheber  findet  sich  beschrieben  in  der 
Weml.  18,  548. 

Bestandteile  des  Weinee.  Von  A.  Wbbbr  ausgeführte  Analysen  zürche- 
rischer Weine  bringt  die  Weinlaube  18,  356. 

Als  ein  neues  Weinfärbemittel  werden  neuerdings  die  Beeren  von 


818  Wein. 

AristoUUa  M<»gni,  eines  chilenischen  Strauches,  nach  Frankreich  importirt. 
(Weinl.18,  619.) 

J.  Moritz  stellte  Versuche  an  über  den  Einfluss  verschiedener  Facto- 
ren  auf  die  Zusammensetzung  der  Weine.  Es  zeigte  sich,  dass  das  Ver- 
hältnis des  während  der  Gährung  gebildeten  Glycerins  zu  dem  ursprüngli- 
chen Zuckergehalte  mit  zunehmendem  Zuckergehalte  abnimmt.  (Chem.  Z. 
1886,  322.) 

Derselbe  Verf.  teilt  mehrere  Analysen  von  sicher  reinen,  alten  Weinen 
mit.    (Chem.  Z.  1886,  779  und  1370.) 

Die  durchschnittliche  Zusammensetzung  der  S.  Micheler  Anstalts- 
weine  teilt  Mach   mit.    (Weinl.  19,  19.    Daselbst  nach  Tirol,  landw.  Bl.) 

Von  J.  BoLLB,  Th.  Fruhaüp  und  G.  Ursio  angestellte  Versuche  er- 
gaben in  Üebereinstimmung  mit  den  früheren  Arbeiten  Millardbt's  und 
Gayon's,^  dass  der  Kupfergehalt  der  Weine,  welche  von  gegen  Peronospora 
mit  Kupfervitriol  behandelten  Reben  stammen,  so  gering  ist,  dass  der 
Genuss  dieser  Weine  unbedenklich    erscheint.    (Weinl.  18,   292  und  302.) 

Reitlbchnbr  hat  4  Proben  von  rein  gehaltenen  Original -Tokayer- 
Ausbrüchen  analysirt.  Der  Alkoholgehalt  bewegte  sich  zwischen  8*0  und 
15*7  Vol.  Proc,  der  Oesamtextractgehalt  zwischen  2*8  Proc.  und  38*0  Proc, 
Säure  zwischen  0*66  Proc.  und  1*15  Proc,  Zucker  zwischen  3*09  Proc.  und 
32*90  Proc.  Verfasser  macht  darauf  aufio^rksam,  dass  gerade  in  den  con- 
centrirtesten  Essenzen  oft  nur  wenige  Procente  Alkohol  zu  finden  sind. 
(Weinl.  18,  337  f.) 

Bestimmiing^metoileii :  Zur  Bestimmung  der  freienSäurenim  Weine 
mit  Kalkwasser  bemerkt  0.  Rbitlbcrner,  dass  man  zu  diesem  Zwecke  einen 
möglichst  reinen,  alkalifreien  Aetzkalk  wählen  oder  den  gerade  vorhandenen 
gebrannten  Kalk  erst  nach  längerer  Zeit  und  oftmals  wiederholtem  Abgiessen 
des  immer  wieder  zugesetzten  destillirten  Wassers  zur  Säurebestimmung  an- 
wenden muss.    (Weinl.  18,  509.) 

B.  Haas  bespricht  das  Oenobarometer  von  Hoüdabt  zur  Bestimmung 
des  Extractes  im  Weine.     (Weinl.  18,  398  f.) 

Bbrnbdb  weist  Gentianaviolet  und  Fuchsin  im  Weine  nach  durch 
Schütteln  desselben  mit  einer  Losung  von  10  g  Phenol  in  1  g  Alkohol  und 
€0  g  Aether.  10  cbcm  Wein  mit  5  cbcm  Phenoläther  durchgeschüttelt,  geben 
bei  reinen  Weinen  farblosen,  bei  mit  Fuchsin  oder  Gentianaviolet  geförbten 
roten  oder  violeten  Phenoläther.    (Arch.  Pharm.  1887,  273.) 

Jos.  Hbrtz  giebt  Metoden  zur  Erkennung  künstlich  gefärbter  Rotweine 
an.     (Schweiz.  Wochenschr.  f.  Pharm.  1887,  81.) 

B.  Haas  bespricht  die  Alkoholbestimmung  in  weingeisthaltigen  Getränken. 
(Zeitschr.  f.  Nahrungsmittel-Untersuchung  und  Hygiene  1887,  67.) 

E.  Baümann  macht  einige  Mitteilungen  zur  Bestimmung  des  Glycerins 
in  Getränken.     (Ber.  19,  1886.) 


1)  Techii.-cheiii,  Jahrb.  8,  S.299. 


Wein.  319 

L.  L^HoTB  giebt  eine  Metode  zum  Nachweis  und  zur  quantitativen 
Bestimmung  der  Thonerde  im  Wein  und  in  den  Trauben  an.  (C.  r. 
1887, 1, 853.) 

4.  Bflckst&nde  und  ihre  Terwertuni;. 

F.  KÖNIG  beschreibt  seinen  neuen,  einfachen,  für  Oesterreich  Ungarn 
patentirten  Alkohol-Rectificator  zur  Verwertung  von  geringen  oder  ver- 
dorbenen Weinen,  zur  Destillation  von  schwachen  Branntweinen,  sowie  von 
Weinhefe  und  anderen  Rückständen.     (Weinl.  18,  349.) 

üeber  die  Auslaugung  in  der  Weinbereitung  und  Hefeverarbeitung. 
(1.  c.  316).  —  üeber  Weintraubenkernöl  (1.  c.  284.) 

Zur  Gewinnung  des  Alkohols  aus  den  Weintrestern  wurde  von 
CoMBONi  und  CARpBmä  überhitzte  Luft  von  200  "  C.  angewendet.    (1.  c.  285.) 

Statistik. 

Nach  der  officiellen Statistik  für  1884  waren  in  Australien  mit  Reben 
bepflanzt  20  242  Acres,  die  eine  jährliche  Production  von  1  780  000  Gallonen*) 
Wein  lieferten.  1886  sollen  sich  die  angegebenen  Mengen  schon  verdoppelt 
haben.    (Weinl.  19,  82). 

Nach  der  officiellen  Zusammenstellung  des  italienischen  Ackerbau- 
ministeriums  hat  Italien  1886  eine  Ernte  von  35564900  hl  Wein  erzielt. 

Die  Weinernte  Oesterreichs  1886  betrug  für  Niederösterreich 
609  000  hl,  Steiermark  563  000  hl,  Kärnten  500  hl,  Krain  160  000  hl,  Deutsch- 
Tirol  357  000  hl,  Küstenland  709  000  hl,  Mähren  165  000  hl  (Weinl.  19,  116). 

Nach  einem  Berichte  vom  2.  August  1886  des  italienischen  Consuls  in 
Swi  Francisco  betrug  die  gesamte  Weinproduction  in  Californien 
1884  15  000000  Gallonen,^  1885  in  Folge  grosser  Dürre  nur  7  000  000; 
für  das  Jahr  1886  rechnete  man  auf  20  000  000  Gallonen.  (Weinl.  19,  128). 
Es  wurden  1886  gewonnen  16  000000  Gallonen.     (Weinl.  18,  609). 

Die  mit  Weinreben  bebaute  Fläche  Ungarns  betrug  1885  638952 
Kitastratjoch  gegen  654  863  im  Jahre  1884.  Diese  grosse  Verminderung 
öer  Anbaufläche  wird  in  erster  Reihe  auf  die  immer  grösser  werdenden 
Verwüstungen  der  Phylloxera  zurückgeführt.  Das  Ergebnis  der  Weinlese  im 
Wire  1885  war  ein  quantitativ  und  qualitativ  sehr  zufriedenstellendes  und 
günstiger  als  in  den  vier  vorausgegangenen  Jahren.  Der  Durchschnittsertrag 
pro  Katastraljoch  betrug  8'50  hl  gegenüber  6*74  hl  im  Jahre  1884.  (Weinl. 
W,205.) 

Die  Weinernte  Frankreichs  betrug  1886  im  ganzen  25  063  345  hl, 
«n  ca.  3V«  Millionen  weniger  als  im  Vorjahre.^  Die  Einfuhr  fremder 
Werne  ist  daher  gestiegen.  Während  der  ersten  11  Monate  1886  sind 
9438000  hl  (1885  6  831  000  hl)  in  Frankreich  eingeführt  worden.  Darunter 
spanische  Weine  5  187  000  hl  und  italienische  1  697  000  hl.     Weiter  ^iirden 


»)  1  GaUone  =  4-5436  1.  -  »)  1  amerik.  Weiu-Gallon  =  3-7852  1.  -  »)  Techu.-chem. 
Jihrb.  7,8.302. 


320 


Wein. 


1886  2  812  000  hl  Wein  aus  Rosinen  und  2  688  000  hl  durch  Vermischen 
von  Trebern  mit  Zuckerwasser  hergestellt.  —  Die  Gesamtproduction  der  3 
algerischen  Departements  betrug  1886  1  569  284  hl.     (Weinl.  19,  19). 

Nach  ViALLA  betrug  die  Einfuhr  von  Wein  nach  Frankreich  im  Jahre 
1850  aus  Italien  1  hl  und  aus  Spanien  65  hl  (?  D.  Ref.)    (La  vigne  franijaise 

1887  No.  6.) 

Um  die  Einführung  des  Weinbaus  in  Aegypten  zu  fordern,  hat 
die  dortige  Regierung  einem  in  Kairo  ansässigen  Deutschschweizer  unent- 
geltlich die  Erlaubnis  gegeben,  während  6  Jahren  steuerfrei  ca.  76  ha  Land 
in  Ünter-Aegypten  mit  Reben  anzupflanzen  und  Weinbau  zu  treiben.  (Weinl. 
18,  236). 

Die  Gesamtproduction  Serbiens  an  Wein  wird  für  1885  auf 
4—500  000  hl  veranschlagt.     (Weinl.  18,  237). 

Nach  den  Veröffentlichungen  der  Handelskammer  zu  Rheims  betrug  in 
Frankreich  der  Vorrat  an  Champagner  am  1.  April  1886  83  366  953  Flanschen. 
(Weinl.  18,  243).  J.  Moritz. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnem  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfahr 

Ausfahr 

Einfahr 

Aasfhhr 

an  Wein  und  Most  in  Fässern  .... 

.,   Schaumwein  in  Flaschen 

„   anderem  Wein  in  Flaschen  .... 

535  220 

15  917 

7  419 

201  275 
13  397 
45105 

540  939 

25.817 

7  349 

144  677 
13  752 
44  242 

XXX.  Bier. 


1.  Rohmaterialien. 

Nach  einem  Verfahren  von  D.  Kayssbr  in  Dortmund  wird  das  Brau- 
wasser durch  ein  mit  Kohlensäure  betriebenes  Injectorrohr  angesaugt  und 
unter  gleichzeitiger  Wirkung  von  Siebeinlagen  mit  Kohlensäure  impragnirt 
und  darauf  durch  einen  Cylinder  geleitet,  welcher  mit  kohlensaurem  Kalk 
(Marmor),  phosphorsaurem  Kalk  und  Gyps,  sowie  mit  einer  Schicht  Knochen- 
kohle gefüllt  ist.  Dadurch  nimmt  das  Wasser  eine  bestimmte  Menge  der 
Mineralsubstanzen  auf  und  wird  durch  die  Kohle  gleichzeitig  von  schädUchen 
Stoffen  befreit.    (D.  P.  35381.) 

Heinz BLM ANN  fand-,  dass  Gerste  beim  Einquellen  in  gypshaltigem 
Wasser  aus  dem  Wasser  Kalk  aufnimmt  und  dass  sie,  wenn  sie  mit  kalk- 
freiem Wasser  eingeweicht  wird,  an  dieses  Kalk  abzugeben  im  Stande  ist. 
(Wochenschr.  f.  Br.  1886,  791.) 

Breithaüpt  in  Strassburg  i.  E.  hat  Apparate  zur  Extraction  des  Hopfens 
angegeben.    Die  verschiedenen  Gefasse  sind  über  einander  statt  neben  einander 


Bier. 


321 


angeordnet,  und  die  Luftpumpe  G  ist  einesteils  mit  dem  oberen  Teil  des  Bxtrac- 
tors  B  und  anderenteils  mit  dem  den  Kühler  umgebenden  Scheidegefass  ^ver- 
bunden.  In  das  mit  einem  Heizmantel  umgebene  Ge-  Fis- 165. 
föss  B  wird  auf  den  Siebboden  der  mit  dem  zu  oxtra- 
hirenden  Material  gefüllte  Korb  Ä  eingesetet.    Der 
Raum  C  unterhalb    des    Siebbodens    ist   absperrbar 
mit  der  Kühlschlange  E  verbunden,  und  das  Külü- 
gefass  ist  luftdicht   in  ein   weites  Gefass  F  einge- 
setzt, welches    durch  Hahn  N  geschlossen  werden, 
kann  und    durch  Rohr  JJ^   mit  der  Luft- 
pumpe G   verbunden   ist.     Beim   Betriebe 
des  Apparates  lässt  man  den  Hopfen  einige 
Zeit  von  Dampf  durchströmen,  evacuirt  das 
Gefass  F  und   lässt   darauf  durch  Oeffiien 
des  Halmes  D   die  Dämpfe    des  Hopfenols 
in  dasselbe  übertreten,  wo  sie  sich  conden- 
siren.     Die    im   Apparat    verbliebene,  mit 
Hopfenöldampf   gesättigte   Luft    lässt    man 
dann  zur  Vollendung  der  Extraction  mittelst 
der  Luftpumpe  wiederholt  durch  den  Apparat 
circuliren.     (D.  P.  36885.) 

Aus  Untersuchungen  über  die  Qua- 
lität der  Gerste  folgert  W.  Hoppmbister, 
dass  die  Gerste  im  Maximo  der  assimilir- 
baren  Phosphorsäure  wachsen  muss,  und  dass 
der  gebotene  assimilirbare  Stickstoff  zur  Er- 
zeugung einer  guten  Braumalzgerste  nicht  zu  hoch  sein  darf.  (Wochenschr.  f. 
Br.  1886, 719.)  Nach  Gbonldnd  haben  die  Düngerverhältnisse  nur  untergeordnete 
Bedeutung  in  Rücksicht  auf  die  Entwicklung  der  mehligen  Gerste.  Stark 
glasige  Frucht  kann  gleich  nach  der  Ernte  durch  Einwirkung  von  Feuchtig- 
keit nur  wenig  in  mehlige  Frucht  umgebildet  werden,  mehr  nach  einigem 
Lagern.  Erhöhung  der  Trockentemperatur  lässt  die  umgebildeten  Glaskomer 
an  Anzahl  zunehmen.  Gerste,  die  1—2  Jahre  an  einem  trocknen  Orte  auf- 
bewahrt wird,  ändert  sich  wenig  hinsichtlich  der  Mehligkeit.  Unter  Um- 
ständen lohnt  es  sich,  glasige  Gerste  nach  einem  grosseren  Maassstabe  in 
mehlige  umzuwandeln.    (Z.  f.  ges.  Brauw.,  14.  Heft.) 

Fr.  Fabskt  fand,  dass  sowol  die  Eiweissstoffo,  wie  die  Kohlehydrate 
durch  das  Beregnen  einer  weitgehenden  Zersetzung  unterliegen,  und.  dass 
die  Loslichkeit  der  organischen  Bestandteile  des  Gerstenkorns  unter  diesem 
Einfluss  zunimmt.  Am  meisten  wird  durch  das  Beregnen  der  Fettgehalt 
verändert,  normales  Malz  zeigte  um  10  Proc.  Fettsubstanzen  mehr,  als  das 
der  beregneten  und  dann  vermälzten  Gerste. 

Ein  Apparat  zur  Absorption  der  schwefligen  Säure  für  Hopfendarren 
von  EicHFBLDBR,  Nürnberg,  besteht  aus  mehreren  hinter  einander  liegenden, 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  21 


322 


Bier. 


durcli  centrale  Robre  verbundenen  Cylinder,  welche  durch  unten  einmündende 
Rohre  mit  einem  die  Absorptionsflnssigkeit  (Kalkmilch  und  Sodalosung)  ent- 
haltenden gemeinsamen  Behälter  kommuniziren,  und  einem  Flügelruhrwerk 
zur  innigen  Vermischung  der  schwefligen  Säure  mit  der  alkalischen  Flüssig- 
keit. Durch  diesen  Apparat  wird  die  die  Hopfendarre  yerlassende,  mit 
schwefliger  Säure  beladene  Luft  mittelst  eines  Ventilators  oder  einer  Luft- 
pumpe hindurchgetrieben.    (D.  P.  33318.) 

Zur  Gewinnung  von  diastasereichem  Malz  setzt  man  nach  M.  Rotteh 
in  Berlin  dem  Wasser  zum  Besprengen  der  auf  der  Tenne  liegenden,  in 
der  Nachweiche  begriffenen  Gerste  eine  geringe  Menge,  bis  zu  0*05  Proc, 
Phosphorsäure  zu,  um  das  Wachstum  der  Gerste  zu  befördern  und  ihr  die 
Dextrine,  Eiweisskorper  und  Salze  möglichst  zu  erhalten  (P.  P.  35678.) 

2.  MUserei. 

Der  Kei  map  parat  von  Goldbwb  A  Sch55jahi7  in  Braunschweig  be- 
steht aus  einem  Wasserbehälter  a  und  einem  in  das  Wasser  eintauchenden 


Flg.  166. 


ri////i//////u//////////////////////////////////////////////f////////////////////// 


einen 


Einsatz  &  zur  Au£[iahme 
des  Keimbettes,  das  durch 
eine  Glasplatte  d  mit  anf- 
liegendem Filzdeckel  «, 
auf  den  ein  Thermometer 
gestellt  ist,  überdeckt 
wird.  Zwischen  dem 
Keimbett  und  der  Glas- 
scheibe d  befindet  sich 
ein  leerer  Raum,  welcher 
zur  Ansammlung  der 
wesentlichen  Factor   für  die  rasche 


Wasserdünste   dienen  soll,   die 
Keimung  bilden.    (D.  P.  36561.) 

A.  Weknickb  in  Halle  a.  S.  hat  einen  Malzkeimapparat  construirt,  der 
sowol  zum  Keimen  der  Gerste  als  auch  zum  Trocknen  you  Trebem  etc. 
benutzt  werden  soll;  er  besteht  aus  mehreren  Etagen,  jede  derselben  aus 
einem  festliegenden  und  einem  beweglichen  Rost,  welch'  letzterer  durch 
hydraulische  Druckkolben  an  den  Enden  der  Etagen  gehoben  und  gesenkt 
werden  kann.  Beim  Keimen  oder  Trocknen  wird  er  dem  oberen  Rost  dicht 
genähert,  die  Roststäbe  bilden  alsdann  eine  für  die  Keime  oder  Darrproducte 
undurchlässige  Fläche;  bei  der  Senkung  des  beweglichen  Rostes  entleeren 
sich  die  Producte  auf  die  nächste  Etage.    (D.  P.  34754.) 

C.  Koch  in  Wismar  brachte  an  Gerstenwaschmaschinen  mit 
horizontaler  Schaufelwelle  eine  Nachspülvorrichtung  an.  Die  Gerste  gelangt, 
nachdem  sie  die  Welle  verlassen  hat,  über  ein  geneigt  liegendes  Sieb,  auf 
welchem  ihr  aus  einer  Brause  Wasser  entgegenspritzt.  Die  Maschine  wäscht 
bis  zu  100  kg  Gerste  in  der  Minute;  der  Kraftverbrauch  ist  im  Verhältnis 
zur  Leistungsfähigkeit  sehr  gering.    (D.  P.  35888.) 


Bier. 


323 


6.  Dominik  und  G.  A.  Habdt  in  Köln  bringen  Spiraldraht-Barsten  an 
Malzwendeapparaten  an.  Die  Bärsten  bilden  lange  Drahtnetzstreifen, 
welche  dadurch  hergestellt  sind,  dass  zahlreiche  Drahtspiralen  kettenförmig 
ineinander  gesponnen  werden.  Sie  werden  zwischen  je  zwei  Wendeleisten 
mittelst  Schrauben  befestigt.    (D.  P.  35012.) 

Ph.  Lacth  in  Garcassonne  hat  seinen  Etagen-Trocken-Apparat^) 
dadurch  verbessert,  dass  die  Mittelcylinder  der  übereinander  liegenden  Etagen 
nicht  einen  durchgehenden  Schlot  bilden,  sondern  abwechselnd  oder  teilweise 
unten  oder  oben  geschlossen  sind,  so  dass  die  Darrluft,  soweit  sie  aus  den 
Nebencylindem  austretend  in  die  Mittelcylinder  gelangt,  wieder  seitlich  durch 
das  zwischen  den  Cylindem  aufgeschichtete  Malz  getrieben  wird.   (D.  P.  37364.) 

Ed.  Hatbb  &  Co.  in  Ulm  a.  d.  D.  haben  zur  Erzeugung  von  Braumalz 
beliebiger  Rostung  eine  Darre  construirt,  bei  welcher  auf  zwei  nebeneinander 
liegenden,  mit  einem  gemeinschaftlichen  Ofen  und  passenden  Luftzügen  ver^ 
seheoen  Horden  abwechselnd  vorgedarrt  und  gerostet,  ohne  das  Malz  von 
einer  Horde  auf  die  andere  zu  bringen.  Schieber  und  Regulirklappen  in 
den  Luftzügen  gestatten  eine  so  vollkommene  Regulirung  der  Darrtempera- 
turen, dass  Malz  fnr  jede  beliebige  Sorte  helles  oder  dunkles  bairisches  oder 
Wiener  Bier  hergestellt  werden  kann.    (D.  P.  36376.) 

Die  mechanische  Malzdarre  und  Seh  welke  von  Schabfbr  in  Crefeld 
besteht  aus  der  trogformigen,  aus  gelochtem  Blech-  oder  Drahtgeflecht  her- 
gestellten Schwelke  S,  in  welcher  sich  eine  Hohl-  Fig.  167. 
welle  mit  hohlen,  durchlöcherten  Ruhrarmen  dreht. 
Ifittelst  eines  Ventilators  wird  frische  Luft  durch 
das  Grnnmalz  geblasen.  Unterhalb  der  Schwelke 
ist  die  gleichfalls  trogformige  Darre  D  mit  hohlem 
Rührwerk  angeordnet,  welch^  letzteres  hier  mit 
Darrhorden  als  Rnhrflägel  besetzt  ist.  Die  Darre 
besitzt  kreisrunde  Stirnwände,  welche  auf  Trag- 
rollen ruhen,  und  wird  zur  Entleerung  mittelst 
derselben  vollständig  umgekippt.    (D.  P.  36877.) 

Die  Doppelmalzdarre  von  R.  Leicht  in 
Vaihingen  a.  F.  besteht  aus  zwei  nebeneinander 
liegenden  einhordigen  Malzdarren,  auf  deren  einer, 
abwechselnd  von  einem  Tage  zum  andern,  geschwelkt  wird,  während  auf  der 
andern  gerostet  wird;  sie  sind  durch  kreuzweis  symmetrisch  angeordnete 
gemauerte  Rauchcanäle  in  der  Zwischenwand  zwischen  beiden  Darren  ver- 
bunden und  enthalten  besondere  Yorwärmeräume  mit  Rauchcanälen  zur  Yor- 
warmung  far  die  Darrluft,  sowie  derartig  angeordnete  Schieber  in  den  Rauch- 
canälen, dass  auf  beiden  Horden  jede  beliebige  Temperstur  hergestellt  werden 
kann.  (D.  P.  36084.) 
i  ä  Bei  der  Malzdarre  von  P.  Wbinio  in  Hanau  a.  M.  passiren  die  Verbren- 


>)  Techn.-cheiii.  Jahrb.  8,  305. 


21* 


324  Bier. 

nungsgase  zuerst  Rauchrohre,  an  welchen  sich  die  Luft  für  die  Rosthorden 
stark  erhitzt,  und  darauf  ein  System  von  verticalen  Röhren,  an  welchen  sich 
die  für  die  Schwelkhorden  bestimmte  Luft  vorwärmt.  Bei  mehreren  Röst- 
horden ist  die  obere  von  der  Schwelkhorde  durch  ein  Gewölbe  getrennt  und 
durch  einen  weiten  Seitencanal  neben  der  Schwelkhorde  direct  mit  dem  Dunst- 
abzugsraum verbunden,  um  die  Darrluft,  wenn  sie  bereits  zu  stark  mit  Wasser- 
dampf gesättigt  ist,  ohne  Passiren  des  Schwelkmalzes  abzuleiten.  Oder  es 
wird  bei  einer  Rösthorde  und  zwei  Schwelkhorden  die  obere  Schwelkhorde 
durch  einen  gleichen  weiten  Seitenc^mal  mit  dem  Heizraum  verbunden, 
während  die  untere  wiederum  direct  mit  dem  Dunstabzugsraume  communicirt 
Bei  einer  Combination  von  zwei  Darren,  welche  zwei  Schwelkhorden  mit 
einer  dazwischen  liegenden  Darre  von  nur  einer  Rösthorde  kann  dei-  Weg 
der  Darrluft  durch  verschliessbare  Dunstzüge  in  den  angrenzenden  Wänden 
nach  Belieben  geregelt  werden.    (D.  P.  35561.) 

R.  Pappbritz  in  Berlin  bewerkstelligt  die  Ventilation  an  Malz- 
darren dadurch,  dass  er  neben  dem  Heizapparat  der  Darre  einen  besonderen 
geschlossenen  Raum  anbringt,  in  welchem  mittelst  geeigneter  Stellvorrich- 
tungen heisse  Luft  und  kalte  äussere  Luft  in  beliebigem  Verhältnis  gemischt 
werden  kann.  Diese  Luft  wird  unter  oder  über  die  obere  Horde  geleitet,  um 
dieselbe  unabhängig  von  der  unteren  Horde  ventiliren  zu  können.  (D.  P.  35828.) 
Smolik  in  Glinsko,  Russland,  teilt  den  Darrraum  mittelst  voller  und 
halbhoher  Wände  und  einer  oberen  Abschlussdecke  derartig  ein,  dass  die 
heisse  Dauluft  abwechselnd  die  Darrhorden  von  oben  nach  unten  oder  von 
unten  nach  oben  durchstreicht,  indem  sie  vom  trockensten  zum  feuchtesten 
Malze  vorschreitet.  Die  Abwärme  wird  dabei  zum  Vordarren  des  Malzes 
benutzt.     (D.  P.  37087.) 

Th.  Zschack  in  Dresden  hat  für  Mälzereien  und  Brauereien  eine 
Blechschaufel  mit  Holzeinsatz  angefertigt,  welche  abwechselnd  in  nasse 
und  trockne  Räume  gebracht  werden  kann,  ohne  wie  die  Holzschaufeln  Ge- 
fahr zu  laufen  zu  zerspringen.    (D.  P.  35007.) 

Einen  neuen  Kornprüfer  mit  Selbstfüllung  hat  P.  Grobbckbb  in 
Artem,  Thüringen,  erfunden.  Das  Instrument  besteht  aus  einer  mit  50  trichter- 
förmigen Löchern  versehenen  Platte,  deren  oberer  Rand  mjt  einem  Aufsatz 
versehen  ist.  Unter  dieser  Platte  liegt  eine  zweite,  deren  Löcher  mit  den 
der  oberen  correspondiren.  Zwischen  beiden  Platten  bewegt  sich  lun  einen 
gemeinschaftlichen  Drehpunkt  ein  scharfes  Messer,  welches  durch  eine  rasche 
Drehung  die  Kömer  durchschneidet;  durch  Seitwärtsschieben  der  beiden 
oberen  Teile  des  Apparats  hat  man  ein  klares  Bild  der  50  Schnittflächen 
vor  sich.  Die  ganze  Manipulation  nimmt  kaum  mehr  als  10  Secunden  in 
Anspruch.    (Wochenschr.  f.  Br.  1887,  64.) 

Zur  Frage  über  die  Verteilung  der  stickstoffhaltigen  Bestandteile  des 
Malzes  während  des  Brauprocesses  veröffentlicht  das  Laboratorium  der  Troch- 
gomy-Brauerei  in  Moskau  eingehende  Untersuchungen  in  der  Zeitschr.  f.  d. 
ges.  Brauw.  1886,  No.  12. 


Bier. 


325 


Fig.  168. 


3.  Brauen  und  Kühlen* 

0.  A.  Klotz  und  H.  Elze  in  Heidelberg  haben  einen  Bierkühi- 
Apparat  construirt,  dessen  doppelseitige  Berieselungsfläche  von  horizontalen 
Rohren  von  mandelförmigem  Querschnitt  gebildet  wird. 
Diese  sind  in  abwechselnder  Stellung  mit  ihren  brei- 
teren Seiten  verlötet  und  durch  abwechselnd  links  und 
rechts  angebrachte  Oefihungen  verbunden,  so  dass  das  Kühl- 
wasser sie  in  einer  Schlangenlinie  durchströmt  In  der 
Yerteilungsrinne  sind,  um  eine  grössere  Gleichmässigkeit 
in  der  Verteilung  der  Flüssigkeit  zu  erzielen,  neben  den 
üblichen  unteren  Abflussöffnungen  grössere  Oefi&iungen 
in  den  Seitenwänden  angebracht,  durch  welche  die  Ober- 
fläche der  Flüssigkeit  zu  beiden  Seiten  der  Rinne  herah- 
fliesst.    (D.P.  34828.) 

Um  den  Zulauf  des  Eiswassers  bei  Berieselungs- 
kühlem nach  Belieben  reguliren  zu  können,  bringt 
Tbomplbb  in  Gohlis  einen  Glockenhahn  an  der  Ueber- 
gangsstelle  von  der  Eiswasser-  zur  Brunnenwasser-Leitung  an,  dessen  mit 
drei  Oe&ungen  versehenes  Gehäuse  die  erforderlichen  Verbindungen  herstellt. 
(D.  P.  36873.) 

Der  Kühlkörper  des  Gärbottich-Bierkühlers  von  Fb.  Rodeb  in  Leipzig- 
Reudnitz  ist  durch  Aufwickeln  eines  doppelt  gelegten  Rohres  in  einer  Spiral- 
hnie  hergestellt  und  besitzt  daher  keinerlei  Nähte  wie  die  meisten  der  be- 
kannten Constructionen,  welche  in  Folge  dessen  bei  stärkerem  Druck  von 
dem  bei  der  Reinigung  hindurcbgeleiteten  Dampf  oder  Wasser  undicht  werden. 


Durch  einen  ü-förmigen  Träger  ist  der  Kühl- 
körper an  dem  Ein-  imd  Austrittsrohre  be- 
sowie  auch  mit  einem  angelöteten 
versehen.    (D.  P.  37361.) 

J.  Gottlob  und  J.  Maus  in  Oöln  geben 
den  spiralförmigen  Rinnenpfannenihres  Kühl- 
apparats, in  welchem  die  heisse  Flüssigkeit 
in  dünner  Schicht  herabfliessend  sich  abkühlt, 
die  Form  eines  spiralförmigen  Canals,  bei 
welchem  die  Mitte  entweder  hoher  oder  tiefer 
liegt  als  die  Peripherie.  Derartige  Pfannen 
werden  abwechselnd  übereinander  aufgestellt. 
(D.  P.  36751.) 

Der  Bierkühlapparat  von  0.  F.  Elze  in 
Alsleben  a.  Saale  besteht  aus  einem  System 
Ton  dreikantigen,  sich  lediglich  in  zwei  Kanten 
berührenden  Kühlcanälen  a,  über  welche  das 
Bier  aus  der  Verteilungsrinne  b  sich  ergiesst. 
Durch  den   runden  Oanal  a^   tritt   eventuell 


Fig.  169. 


326  Bier. 

das  Bnumenwasser  neben  dem  Eiswasser  ein.  In  der  Sammelrinne  ä  ist 
durch  yerdreifachnng  des  Bodens  ein  flacher,  gewölbter  Kühlkörper  e  gebil- 
det, welchen  das  Eiswasser  zunächst  durchströmt,  ehe  es  in  das  Canals  jstem 
übertritt.    (D.  P.  36371.) 

Bei  dem  Apparat  zum  Kühlen  von  Luft  durch  abgekühlte  Salzlösung 
von  E.  MosLBB  in  Cöln  findet  statt  der  indirecten  eine  directe  Berührung 
der  Kellerluft  mit  der  tief  abgekühlten  Salzlösung  statt  Letztere  sprüht 
nämlich  aus  feinen  seitlichen  Oeffiiungen  der  Kühlrohre  auf  eine  breite  Rinne 
herab,  indem  sie  dabei  drei  oder  mehr  übereinander  liegende  feinmaschige 
Drahtsiebe  passirt  und  durch  Seitenjalousien  am  Ueberspritzen  gehindert 
wird.  Die  fein  verteilte  kalte  Salzlösung  saugt  die  Kellerluft  an,  kühlt  sie 
ab  und  absorbirt  gleichzeitig  den  in  ihr  enthaltenen  Ws^serdunst,  der  sich 
sonst  bei  den  üblichen  Kühlröhren  auf  der  Oberfläche  derselben  als  Schnee 
niederschlägt,  welcher  die  Kühlwirkung  abschwächt,  sowie  auch  beim  Ab- 
stellen der  Maschine  abtaut  und  in  den  Keller  herabtropft.    (D.  P.  35686.) 

4.  Gärung  und  Hefe. 

C.  F.  H*  ScHAFFLBR  lu  Ottensou  benutzt  zum  Maischen  des  Hefen- 
gutes  statt  Wasser  eine  Hopfenabkochung  (von  1  kg  Hopfen  auf  50 1  Wasser) 
und  verrührt  die  fertige  breiige  Hefe  mit  soviel  Maismehl,  dass  ein  bröckliger 
Teig  entsteht,  welchen  man  in  flache  Stücke  zerteilt,  bei  etwa  30®  vor- 
trocknet und  bei  einer  Temperatur  bis  38®  völlig  austrocknet.  Diese 
trockene  Hefe  soll   ihre  Gärkraft  mehrere  Monate  behalten.    (D.  P.  35409.) 

Nach  Dblbbcck  werden  die  Erscheinungen  bei  der  Biergärung  wesent- 
lich bedingt:  1.  Durch  die  Eigenschaft  der  Saathefe,  insofern  diese  eme 
grössere  oder  geringere  Sprossfähigkeit  besitzt,  2.  durch  Manipulationen, 
durch  welche  die  Sprossfahigkeit  mehr  entwickelt  oder  zurückgedrängt  wird. 
Zu  den  Mitteln,  die  Sprossfahigkeit  der  Hefe  zu  erhöhen,  ist  zu  rechnen: 
Lüftung  der  Würze  durch  langes  Liegen  auf  dem. Kühlschiff,  durch  An- 
wendung von  Lüftungsapparaten,  durch  Aufziehen,  ümschlauchen  des  Bieres  etc., 
Stickstoffentziehung,  verbunden  mit  Lüftung,  Beförderung  der  Kft^ensäure^ 
Entbindung  durch  Bewegung,  indifferente  Stoffe,  Minderdruck,  Ernährung  der 
Hefe  mit  wirklichen  Eiweisskörpem  (üeberführung  von  Trüb  in  die  Würze) 
und  endlich  vermehrtes  Aussaatquantum  und  dadurch  bedingte  stärkere  Ver- 
mehrung der  Hefe.  Um  die  Sprossföhigkeit  der  Hefe  zu  vermindern,  sind 
Mittel  von  entgegengesetzter  Wirkung  in  Anwendung  zu  bringen. 

CcBONi  in  Conegliano  fand  in  den  sog.  Tränen  des  Weinstocks  zahl- 
reiche Organismen,  welche  vollkommen  dem  Saccharomyces  eUipaoüdes  Bee» 
glichen  und  in  sterilisirten  Mostproben  binnen  kurzer  Zeit  Gärung  hervor- 
riefen. Die  Untersuchung  dieser  „Hefezellen**  ergab,  dass  sie  Sprossungs- 
gebilde  aus  den  Hyphen  von  Cladoaporium  herbarum,  unseres  gemeinsten 
Fadenpilzes,  sind.  Coboni  hat  auch  Cladosporium-Hyphen  ausgesät  und  stets 
ganz  gleiche  Bildung  von  Sprosszellen  erhalten. 

J.  C.  Holm  und  S.  V.  Pgclsen  in  Carlsberg   haben   die  Präge  beant- 


Bier. 


327 


wortet:  bis  zu  welcher  Grenze  kann  man  nach  der  HANssN^schen  Methode 
(Bildung  von  Ascosporen)  eine  Beimengung  „wilder  Hefe*'  in  Unterhefe  von 
Saocharomffces  cerevisiac  constatiren?  Sie  fanden,  dass  dies  noch  möglich 
ist,  wenn  die  „wilden  Hefen'*  in  Mengen  vorhanden  sind,  die  Vaoo  der  Ge- 
samthefenmischung  ausmachen. 

Hai^sbn  in  Oarlsberg  beschreibt  ausführlich  die  Methoden  zur  Erlangung 
Yon  Reinculturen  von  Sac^^aromyces  und  analogen  Mikroorganismen*  Er 
isolirte  nach  seiner  Methode  drei  Gruppen  von  Zellgebilden:  l,  Sacch,  cere- 
visiae,  2.  Sacch.  Pastorianus,  3.  Sacch»  eUipsoideM.  Saceh,  oerevisiae  war 
emheitlich;  bei  Saoch,  Paatorianua  unterschied  er  drei,  bei  Saech,  eüipaoi- 
deus  zwei  Arten,  also  zusammen  sechs  verschiedene  Zellgebilde.  Haksrn  be- 
hauptet im  Gegensatz  zu  Naqbli:  Der  systematische  Name  Sacch,  cerevisiae 
besteht  zu  Unrecht,  unter  diesem  Namen  fasst  man  mehrere,  morphologisch 
und  physiologisch  verschiedene  Formen  zusammen,  denen  man  ebenso  gut 
wie  den  verschiedenen  Arten  wilder  Hefe  verschiedene  Namen  beilegen  kann ; 
diese  Formen  können  exact  von  einander  unterschieden  werden  und  haben 
grosse  Beständigkeit.    (Mitt  aus  dem  Garlsberger  Lab.,  IV.  Heft.) 

5.  Kellerwesen. 

IsiDOB  ScHLEsiNOBB.  Der  Eiskellerbau  in  Massiv-  und  Holzconstruction 
in  und  über   der  Erde.    Eine  Sammlung   ausgeführter  Eisbehälter  mit  Vor- 


Fig.  170. 


und  Bierlagerräumen,  nach  den  neuesten  Con- 
stnictionen.  Verlag  von  Ernst  und  Kobn,  Berlin 
1886. 

Paul  Schaab  in  Poesneck  hat  eine  Neuerung 
an  seinem  patentirten  oberirdischen  Lager- 
keller angebracht.  Der  die  Fässer  umgebende 
Raum  wird  jetzt  nicht  wie  früher  direct  durch 
auf  den  Fässern  lagerndes  Eis,  sondern  von  einem 
durch  Eappengewölbe  gebildeten  Obereiskeller  0 
aus  gekühlt,  und  es  enthält  dementsprechend  der 
Kellergang  K  seine  besondere  Abdeckung  Ä, 
Letztere  Einrichtung  kann  auch  mit  dem  be- 
kannten mit  einer  Eismaschine  verbundenen 
Kühlröhrensystem  combinirt  werden.  (D.P.  38141.) 

Der  Kühiapparatfür  Kellereien  von  P.  Rodbl  in  Grossbauchlitz  (Fig.  171) 
ist  für  kleinere  Brauereien  bestimmt,  welche  eine  durch  Maschinenkraft  ge- 
triebene Eismaschine  zur  Kühlung  der  Keller  nicht  wol  anschaffen  können. 
Er  wird  in  einem  turmartigen,  auf  das  Kellergewölbe  aufgesetzten  Mauerwerk 
untergebracht  und  besteht  aus  einem  von  verticalen  Rohren  b  durchschosse- 
nen cylindrischen  Gefass  a,  welches  mit  Eis  und  Salz  gefüllt  wird,  und 
einem  Isolirmantel  c  aus  einem  die  Wärme  schlecht  leitenden  Material, 
welcher  unten  in  mehrere  Luftverteilungsrohre  o  ausläuft.  Die  warme  Luft 
im  Keller  steigt  zwischen   dem   gemauerten  Aufsatz   und   dem  Isolirmantel 


\ =::j 

■^ 

H 

IIS5 

^mm^^ 

lll 

idi 

Jf^^ 

f**a 

i 

^ 

f 

^i 

m 

^wa 

328 


Bier. 


empor,  sinkt  unter  Abkühlung   teils  durch  den  Raum   zwischen  jenem  und 


dem 


Eis-Cylinder,    teils    durch   die   Rohren 
Fig.  171. 


des  Cylinders  wieder  herab 
und  verteilt  sich  darin  durch 
die  erwähnten  Verteilungsrohre 
im  Keller.    (D.  P.  37240.) 

Der  Laut  er-Saugappa- 
rat  für  Brauereien  von  A.Wbt- 
MAR  in  Mühlhausen,  Thürin- 
gen, besteht  aus  einem 
Saugrohr  und  einem  linsen- 
förmigen, perforirten  Saug- 
korbe, in  dessen  vertieftem 
Grunde  das  erstere  mündet. 
Man  hängt  die  Saugvorrichtung 
so  tief  in  den  Läuterbottich 
ein,  dass  der  Korb  von  den 
sich  setzenden  Trebem  voll- 
ständig bedeckt  wird,  imd 
saugt,  sobald  dies  geschehen, 
die  Würze  klar  durch  die 
Treberab.    (D.  P.  35517.) 

Rührgerät  fürimLager- 
fass  zu  mischende  Flüssigkeiten 
von  L.  Stauffbbt  in  Dinglingen.  Die  mit  Kurbel  k  versehene  Achse  a  des 
Gerätes  ist  in  zwei  über  einander  steckenden  Hülsen,  welche  zusammen  die 


Fig.  172. 


Büchse  b  bilden,  derart  angebracht, 
dass  sie  sich  in  einer  derselben  ver- 
schieben, aber  nicht  drehen,  dagegen 
mit  dieser  in  der  anderen  Hülse  drehen, 
aber  nicht  verschieben  kann.  Die 
Rührflügel  f  sind  einerseits  mit  dem 
unteren  Teile  der  Achse  durch  ein 
Scharnier  8  und  andererseits  mit  der 
Büchse  durch  Gelenkstücke  g  verbun- 
den. Beim  Gebrauche,  welcher  beson- 
ders für  das  Umrühren  nach  dem  Zusatz 
p*^  von  Klärmitteln  oder  Kräusenbier  bei 


uy 


Lagerfassem  mit  schwer  zugänglichem 


Spundloch  bestimmt  ist,  steckt  man  das  Gerät  mit  zusammengelegten  Rühr- 
flügehi  in  das  Spundloch,  drückt  die  conische  Büchse  fest  in  das  Spundloch, 
schiebt  die  Achse  in  der  Büchse  hinunter,  so  dass  die  Rührflügel  sich  aus- 
einander spreizen,  und  dreht  mittelst  der  Kurbel.    (D.  P.  37365.) 

Bei   der   Fass-Putz-   und  Schwenkmaschine   zum   gleichzeitigen 
Putzen  der  TransportßLsser  von  aussen  und  innen  von  A.  Jansen  in  Poppeis- 


Bier, 


329 


dorf  bei  Bonn  erhält  das  Fass  neben  der  ü blieben  rotirendcii  Bewoi^inf 
auch  gleichzeitig  wie  beim  Putzen  durch  Haiidiirbeit  eine  seh w ankern! e  Be- 
wegung dadurch,  dass  es  auf  excentrischen  Rollen  lagert.    (D.  P,  352 IS,) 

pRiTz  RoDBB  in  Leipzig- Reudnit2  ti^it  einen  Ilebeimechamsinuä  ymy 
Bewegung  der  Bürsten  an  Fasswaschmaachiaea  angegebeü.     (D.  P-  38330.) 

0.  F.  Kroppp  in  Strassburg  i.  E.  pasteurisirt  das  Bier  in  ^ösaereii 
Geßissen  von  viereckigem  Querschnitt.  Dii?  wünig  Raum  eiuDebtiK^nden  im- 
bischen  Blechgefässe ,  in  welchen  das  Bier  für  den  Export  nach  Länderü 
der  heissen  Zone  pasteurisirt  werden  soll^  werden  während  des  Paste urUirens, 
um  den  starken  innem  Druck  ohne  Deformation  aushalten  t\i  können,  mit 
einem  zweiten  starken  Gefilsse  umgeben,  dessen  durchbrochene  stark  v^jr- 
steifte  Wände  durch  Scharniere  verbunden  und,  oder  aber  in  einen  stark- 
wandigen,  auf  15  Atmosphären  geprüften  cylindriathen  Kessel  gestellt,  dessen 
freier  Raum  innen  vollständig  mit  Wasser  gefüllt  ivird,  welches  die  Aus- 
dehnung des  innem  Blechgefässes  hindert.    (T),  P-  353S5.) 

Bei  dem  Pasteurisirapparat  von  H.  Schaarw achter  in  Barmen  ist  ein 
grosses  cylindrisches  Geßlss  für  hohen  Druck  mit  einer  Wurm-  und  Kühl- 
schlange und  mit  einem  oder  mehreren  Fi  5. 17:1 
Circulationsrohren  C  versehen,  welche 
mö^chst  hoch  von  der  Seite  des  Ge- 
fisses  ausgehend  am  Boden  wieder  in 
dasselbe  einmünden  und  den  Ausgleich 
der  Wärme  in  dem  Biere  befördern, 
ferner  mit  einem  Druckregulator,  be- 
stehend aus  einem  Sicherheitsventil  S 
und  Sammelgefäss  G,  welche  Teile  durch 
die  Rohre  12 12  ^  mit  dem  Hauptgefösse 
communiciren.  Ein  rotirendes  Ausspül- 
end Dampfrohr  D  mit  sich  abzweigen- 
den Siebstutzen  vervollständigt  die 
Armatur  des  Apparates.    (D.  P.  36841.) 

Ein  Flaschenfüllapparat  mit 
Verwendung  von  Kohlensäure  unter 
constantem  Druck  und  gänzlichem  Ab- 
schlnss  der  atmosphärischen  Luft  wird 
beschrieben  und  empfohlen  Wochen- 
schr.  f.  Br.  1886,  659. 

Nach  dem  Abzapfverfahren 
von  W.  NoLL  in  Minden  i.  W.  werden 
mehrere  Bierfösser  durch  Verbindungsrohre  imd  YeMtii  so  y erblinden,  dass 
sich  beim  Oeffiien  des  Zapfhahns  der  Schänkstelle  deren  Inhalt  mischt  und 
die  in  dem  geleerten  Fass  verbliebene  Kohlensfuire  oder  mit  Kühlen.Hütire 
gefällte  Luft  auf  den  Inhalt  des  folgenden  Fasses  druekt.  Durch  Vetttile  kiinn 
man  die  Fässer  unter  sich  und  auch  von  dem  Windkessel  absperren,  (P.  P.3tjli44.) 


330  Bier. 


\ 


Einen  Hilfsapparat  zum  Bierabziehen  beschreibt  W.  Qoslich  (Wochenschr. 
f.  Br.  1886,  805.) 

Der  selbstthätige  Fassfallapparat  von  Wibth  &  Dibtbicb  in  Halle  wird 
auf  das  Fassspundloch  gesetzt  und  der  Fnllschlauch  mit  der  Schlauchver- 
bindung an  demselben  in  Verbindung  gebracht.  Sobald  das  Fass  vollge- 
laufen ist,  hebt  sich  ein  kleiner,  innen  angebrachter  Schwimmer  und  rückt 
einen  Hebel  aus,  so  dass  durch  eine  Feder  das  Zuflussventil  geschlossen 
wird.  Durch  eine  Verstellung  ist  man  im  Stande,  den  Apparat  so  einzu- 
richten, dass  die  Fässer  ganz  voll  oder  nur  ca.  bis  auf  30  mm  volllanfen. 
Der  Apparat  wird  empfohlen.     (Wochenschr.  f.  Br.  1886,  502.) 

Schwimmende  Ausflussapparate,  welche  dazu  dienen,  beim  Ausfliesseo 
von  Flüssigkeiten  aus  Gefassen  trotz  des  Sinkens  des  Niveaus  das  Ausfluss- 
quantum constant  zu  halten,  hat  H.  B.  Lbicbsbhruiq  in  Schonebeck  a.  d. 
Elbe  verbessert.    (D.  P.  36052.) 

Vorrichtung,  um  beim  Anzapfen  den  Verlust  von  Flüssigkeit  zu  ver- 
hüten von  W.  P.  Ingham  und  R.  Jaobb  in  Middlesbrough  (D.  P.  36843.) 

Sicherheitsventil  für  Bierspunde  und  dergi.  von  K.  Babtblt  in  Frank- 
furt a.  M.     (D.  P.  36979.) 

Verriegelung  für  Fasshähne.  Von  L.  Lion  in  Düren.  Mit  einer 
mittelst  Aufsteckschlüssels  in  einem  hölzernen  Bahnkörper  drehbaren  Stange 
sind  Stifte  oder  Riegel  verbunden,  welche  in  eine  Nut  in  der  Wandung  des 
Fasses  eingreifen  und  dadurch  den  Zapfhahn  vor  unbefugtem  Entfernen  aus 
dem  Fasse  sichern.    (D.  P.  35902.) 

Einen  Fasszählapparat,  der  das  ermüdende  Abzählen  der  Fässer  durch 
Personen  überflüssig  macht,  haben  Mullbb  &  Madsbb  in  New  -York  construirt 
Beschrieben  im  „Techniker**  1886,  102. 

Füllhahn  mit  Alarmapparat  von  P.  J.  Flibobn  in  Wiesbaden.  Der 
Hahn  wird  mit  einem  Ausflussrohr  luftdicht  schliessend  in  das  Spundloch 
des  zu  füllenden  Fasses  eingesetzt.  Sobald  die  steigende  Flüssigkeit  sich 
dem  Spundloch  nähert,  hebt  sie  einen  Schwinmier  und  verschliesst  durch 
ihn  die  Mündung  eines  Luftabführungsrohres.  Die  dann  vreiter  entweichende 
Luft  sucht  sich  einen  Ausweg  durch  eine  engere  Röhre  und  bringt  die  an 
derselben  angebrachte  Pfeife  zum  Tönen.    (D.  P.  33668.) 

6.  Unters achnng  des  Bieres. 

Bei  einer  amtlichen  üntersuchimg  von  476  Bieren  in  New -York  waren 
Hopfensurrogate  nicht  vorhanden,  Malzsubstitute  wurden  in  einigen  nach- 
gewiesen, schädliche  Ingredientien  nirgends.  Spec.  Gew.  0*99944— r03700, 
Alkoholgehalt  0-677— 8*994  Proc,  Stammwürze  3-235— 25-917  Proc,  Chlor- 
gehalt Spuren— 0*33  Proc.  (Kochsalzzusatz),  Asche  0-0979—0.4676  Proc, 
Phosphorsäure  0-0287— 0*1661  Proc. 

BoBOMARN  untersuchte  Carlsberger  Biere,  welche  aus  13  bis  14  proc. 
Würzen  mit  von  Hansbn  rein  gezüchteter  Hefe  hergestellt  waren.  Er  &nd, 
dass  bei   diesen  Bieren   das  Alkohol- Glycerinverhältnis   sich   anders  stellte 


Bier.  331 

{100:2-63— 3-24)  als  bisher  beobachtet  (100:4-14— 5*5).  Er  meint  daher, 
dass  die  Hefen  nicht  nur  botanisch,  sondern  auch  in  ihrer  chemisch-physio- 
logischen Wirkung  von  einander  verschieden  seien.  Nach  neueren  Publica- 
tionen  von  Muller-Thoroau  wird  aber  die  Glycerinbildung  beeinflusst  durch 
die  Art  der  Nährmittel  und  die  Gärführung.  Es  ist  daher  das  Alkohol- 
Glycerinverhältnis  eine  unsichere  Basis  für  die  Behauptung  der  yerschiedenen 
Wirkung  von  Hefearten. 

lieber  die  Beurteilung  he fe trüber  und  saurer  Biere  referirte 
AoBRT  auf  der  V.  Versammlung  bayerischer  Vertreter  der  angew.  Chem. 
zu  Würzburg.  Er  beschreibt  folgende  verschiedene  Arten  von  Biertrübungen : 
1.  Harztrübungen,  2.  Eiweiss-  und  Stärketrübung,  3.  Hefentrübung,  4.  Bac- 
terientrübung.:  Die  Untersuchung  dieser  Biertrübungen  erfolgt  sowol  mikro- 
skopisch als  auch  durch  den  Geschmack.  Er  giebt  einen  Modus  zur  Beur- 
teilung derartiger  kranker  Biere  an.    (Wochenschr.  f.  Brauw.  1886,  589.) 

Gegen  die  Eleistertrübung  der  Biere  wird  ein  Zusatz  von  Malz- 
mehl  empfohlen  (1  g  pro  hl).  Man  läuft  dabei  jedoch  Gefahr,  Bacterien 
tmd  Sporen  von  Pilzen  in  das  Bier  zu  bringen.  Rbinkb  empfiehlt  daher 
einen  Zusatz  von  Malzauszug  (lg  Malzmehl,  15  g  Wasser  zu  l  hl  Bier). 
Als  bestes  Mittel  giebt  0.  Lintnbb  einen  Zusatz  von  reiner  Diastase  (0'03  g 
pro  hl  Bier)  an.    (Wochenschr.  f.  Br.  1886,  738.) 

In  Betreff  der  Volhnundigkeit  (Viscosität)  des  Bieres  behauptet  Allick, 
dass  dieselbe  abhängig  sei  von  dem  Dextringehalt  und  von  Substanzen,  die 
im  Bier  zwar  blos  in  minimaler  Menge  vorkommen,  aber  ungemein  starke 
Viscosität  besitzen  sollen,  während  Michel  dementgegen  seine  frühere  Behaup- 
tung, die  Viscosität  des  Bieres  sei  von  der  Gegenwart  einer  besonderen  Dextrin- 
art abhängig,  aufrecht  erhält    Zeitschr.  f.  d.  ges.  Brauw.  1886  19  und  21.) 

Delbrück  hat  Versuche  über  die  Conservirung  des  Flaschenbiers  durch 
Kohlensäure  angestellt  und  deren  Resultate  in  folgenden  Sätzen  zusammen- 
gefasst:  1.  Die  Kohlensäure  ist  ein  Conservirungsmittel  für  Bier,  insbesondere 
auch  für  Flaschenbier.  2.  Beim  Flaschenfüllen  ist  darauf  zu  sehen,  dass 
die  Kohlensäure  dem  Bier  möglichst  vollständig  erhalten  bleibt;  die  üblichen 
Verschlüsse  sind  mit  Sorgfalt  auf  Durchlässigkeit  zu  prüfen.  3.  Die  übliche 
Methode,  das  Bier  durch  FlaschenfüUapparate  laufen  zu  lassen,  ist  verwerf- 
lich, sofern  bei  diesen  Apparaten  das  Bier  der  Luft  ausgesetzt  wird  und 
semen  Kohlensäuregehalt  zum  Teil  verliert.  4.  Das  Bier  muss  von  vorn- 
herem  so  viel  Kohlensäure  in  sich  enthalten,  dass  eine  Entwicklung  in  der 
Flasche  völlig  überflüssig  und  unmöglich  wird.  5.  Bierabfüllapparate  mit 
Gegendruck,  insbesondere  mit  Kohlensäure-Gegendruck,  sind  den  offenen 
Apparaten  in  jeder  Beziehung  vorzuziehen*  6.  Die  unter  gewöhnlichem 
Druck  vorhandene  oder  durch  Spunden  erhöhte  Menge  Kohlensäure  genügt 
nicht,  mn  das  Bier  auf  längere  Zeit  zu  conserviren;  das  Bier  bedarf  vielmehr 
der  Hinzufügung  künstlicher  Kohlensäure,  so  dass  von  Anfang  an  ein  Druck 
von  2—3  Atmosphären  im  auf  Flaschen  befindlichen  Bier  herrscht 
(Wochenschr.  f.  Br.  1886,  770.) 


332 


Bier. 


Fig.  174. 


7.  Nebenprodncte. 

Der  Speisebottich  für  Malztreber-Trockenapparate  von  J.  Schwalb 
in  Magdeburg  vermag  die  tägliche  Trebermenge  aufzunehmen.  Bei 
der  Verarbeitung  wird  stets  von  oben  eine  ganz  dünne  Treberschicht  abge- 
nommen und  den 
Trockenappara- 
ten zugeführt.  Es 
erfolgt  daher  eine 
sehr  langsame 
Entleerung  des 
Bottichs,  wodurch 
die  oberen  Treber 
teils  durch  Ver- 
dunstung, teils 
durch  Absickern 
des  Wassers  vor- 
getrocknet wer- 
den. Die  Einrich- 
tung des  Appara- 
tes besteht  nach 
Fig.  174  aus  einem 
weitmaschigen,  als 
Gefassmantel  und 

Durchlassof&iung  zugleich  dienenden  Sieb  1 1,  durch  welches  die  mittelst  der 
Zugstange  m,  der  Stossfeder  r,  eines  Doppelhebels  und  Daumenrings  in 
Thätigkeit  gesetzte  Sammel-  und  Ausstossschaufel  Jo  die  Treber  wirft  Die 
aus  dem  Querarm  8 8 *  mit  Rollenwelle  vv^,  den  Schneckenvorgelegen  vx 
und  w^x^,  bestehende  Regulirvorrichtung  bewirkt,  dass  zum  Speisen  stets 
die  oberen  vorgetrockneten  Treber  dem  Bottich  entnommen  werden.  (D.  P. 
35086.) 

Die  Firma  G.  Fritsch  &  Co.  hat  in  Posen  eine  Biertreber- 
Trockenanlage  begründet.  Die  Fabrikation  wird  mit  Dampf  betrieben, 
der  Trockenapparat  ist  so  eingerichtet,  dass  die  nassen  Treber  20 — 22  Mi- 
nuten, nachdem  dieselben  in  den  Apparat  gelangt  sind,  diesen  vollständig 
trocken  verlassen,  ohne  dass  sie  einer  höheren  Temperatur  als  der  des  un- 
gespannten Wasserdampfs  ausgesetzt  waren  (Wochenschr.  f.  Br.  1886,  723). 
lieber  die  Conservirung  der  Biertreber  berichtet  Farsky.  Der- 
selbe hält  das  Trocknen  der  Treber  in  einem  warmen  Luftzug  auf  einer 
Malzdarre  für  die  geeignetste  Conservirungsmethode ;  die  anderen  Methoden 
des  Einmietens,  Centrifugirens  und  Abpressens  der  Treber  sind  mit  bedeuten- 
den Verlusten  an  Nährstoffen  verknüpft  (Wochenschr.  f.  Br.  1886,  724). 

Arnold  constatirte  bei  Fütterungsversuchen  mit  getrockneten  Bier- 
trebem,  dass  die  Ausnützung  der  stickstofffreien  Extraktstoffe  verhältniss- 
massig  gering  ist;    er   hält   im  üebrigen   die  trocknen  Treber    sowol  ihrer 


[ 


Bier.  333 

quantitativen  ZusamniensetzuDg,  als  auch  ihrer  Verdaulichkeit  nach  für  ein 
ausgezeichnetes  Kraftfutter. 

Wbitzmann  sagt,  dass  die  Wirkung  der  getrockneten  Biertreber  be- 
züglich der  Milchsecretion  derjenigen  der  frischen  quantitativ  und  qualitativ 
in  nichts  nachsteht. 

Statistik. 

In  Grossbritannien  wurden  im  Finanzjahre  1885/86  27194893 
Barrels  Bier  gebraut;  consumirt  wurden  im  Vereinigten  Königreich  26675990 
Barrels,  exportirt  518903,  importirt  24246  Barrels.  Der  Nettoertrag  der 
Biersteuer  ergab  8403581  £.  Gerste  wurde  1886  auf  2423060,  Hopfen 
auf  70127  Acres  0  40467  Ar)  gebaut,  geerntet  wurden  78309607  Busheis 
Gerste  (ä  36348  1)  und  776 154  Crts.  Hopfen  (ä  50*802  kg). 

In  Frankreich  brauten  1885  2 722 Brauereien  8009922  hl  zur  Ver- 
steuerung gelangetides  Bier.  An  Steuern  wurden  eingenommen  27763281 
Francs.  Eingeführt  wurden  im  Ganzen  333415  hl,  wovon  aus  Deutschland 
272340-08  hl  im  Werte  von  14978996  Frcs.,  ausgeführt  nur  27432  hl. 
Im  Jahre  1886  waren  3863  ha  mit  Hopfen  bebaut,  die  einen  Ertrag  von 
49395  Ctr.  lieferten. 

In  Russland  bestanden  1885  1541  Bier-  und  550  Meth-Brauereien. 
Gebraut  wurden  ungefähr  3437280  hl  Bier;  die  Metherzeugung  ist  nur 
ganz  unbedeutend.  Die  Bierbrauereien  haben  an  Accise  4666877  Rubel 
nnd  an  Patentsteuer  181055  Rubel,  die  Methbrauereien  an  Accise  27844  Rubel 
ttnd  an  Patentsteuer  5688  Rubel  entrichtet  An  Gerste  wurden  im  euro- 
päischen Rxwsland  1886  geemtet  23000000  Tschetwert  (ä  2*099  hl). 

In  Belgien  producirten  im  verflossenen  Etats-Jahre  2  615  Brauereien 
9366965  hl  Bier  und  Weinessig,  importirt  wurden  146754  hl,  ausgeführt 
nichts.  An  Gerste  wurden  49603676  kg  (davon  34025613  kg  nach 
Deutschland)  und  an  Hopfen  4791397  kg  (davon  7518  kg  nach  Deutsch- 
land) ausgeführt,  dagegen  eingeführt  an  Gerste  167987570  kg  (davon 
1447285  kg  aus  Deutschland),  an  Hopfen  2040453  kg  (davon  1405803  kg 
aus  Deutschland). 

In  Bayern  producirten  1885  5369  Braunbierbrauereien  12414197  hl 
und  1618  Weissbierbrauereien  245908  hl  Bier;  dazu  kommen  noch 
386083  hl  sogenanntes  Nachbier.  An  Malz  verbrauchten  sämtliche  Braun- 
bierbrauereien 5510885  hl,  sämtliche  Weissbierbrauereien  56299  hl. 
Die  Einnahmen  an  Braumalz- Aufschlag  betrugen  33561501  Mk.  Die 
Bier-Ausfuhr  belief  sich  auf  1381382*28  hl,  die  Einfuhr  im  Ganzen 
auf  40014-02  hl. 

In  den  Vereinigten  Staaten  belief  sich  der  Verkauf  an  Malz- 
getranken  im  Fiskaljahr  1885/86  auf  20376475  Barrels  (ä  31  Gallonen). 
Eingeführt  wurden  in  Flaschen  und  Krügen  968320  Gallonen  im  Werte 
von  817232  Dollars,  in  anderen  ümschliessungen  1287873  Gallonen  im 
Werte    von     414156    Dollars.       Ausgeführt   wurden   in   Flaschen   352898 


334 


Bier. 


Dutzend  im  Werte  von  590608  Dollars,  nicht  in  Flaschen  238941 
Gallonen  im  Werte  von  76  755  Dollars.  An  Hopfen  wurden  exportirt 
13665661  Pfd.,  wovon  13289310  Pfd.  nach  Grossbritannien  gingen. 

In  Italien  sind  im  Betriebsjahr  1885/86  producirt  worden  164833  hl 
Bier,  im  Kalenderjahr  1885  sind  producirt  worden  153188  hl,  eingeführt 
79717  hl,  ausgeführt  etwa  nur  200  hl. 

Die  Gesamthopfenproduction  der  Welt  betrug  1886  1846810  Ctr., 
der  jähriiche  Hopfenverbnrach  der  Welt  beträgt  1664000  Ctr.,  davon  ent- 
fallen auf  Deutschland  624610-  resp.  364000  Ctr. 

1.    Biergewinnung  im   Deutschen   Reichssteuergebiet 
im  Etatsjahr  1885/86. 


•£1 
äs« 

li 

Menge  der 
verwendeten 

Menge  des  gewonnenen  Bieres 

Zur  HersteUnng 
von  1  Hektoliter 

Etatfijahr 

steuer- 
pflichtigen 
Braustoffe 

ober- 
gäriges 

1000  hl 

unter- 
gäriges 

1000  hl 

zusammen 

Bier  wurden 
dnrchschnittUeb 
neben  einander 

Getreide 
t 

Surro- 
gate 

t 

1000  hl 

h 

1 

verwendet 

Getreide 
and 
Reis 
kg 

Surro- 
gate 

kg 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

1885/86  .  .  . 
1884/85  .  .  . 

10365 
10520 

9  326 
9461 

487501 
493281 

3  0451) 
2843 

8081-2 
8368-4 

162096 
16245-0 

24290-7 
24613-4 

68 

20-09 
20-1 

0-10 
009 

2.    Ertrag    der   Zolle    und   Verbrauchssteuern    vom   Bier  im 
Reichssteuergebiet. 


Brutto- 
ertrag 
der 
Brau- 
steuer 

1000«^ 

Ein- 
gangs- 
zölle 
von  aus 

dem 
Auslan- 
de einge- 
führtem 

Bier 
1000.^ 

Ueber- 

abgaben 
von  dem 
aus  Süd- 
deutsch- 
land zu- 
geführ- 
ten Bier 
1000-^ 

Brutto- 
ertrag 
der 

Steuer 

und  des 
Zolls 

Snalte 

1000^ 

Bückp 
Vergü- 
tungen 
für  aus- 
geführ- 
tes Bier 

1000^ 

Nettoertra«  der 

Steuer  und  des 

ZoUs 

Stener- 
ertrag 

(TgL 

Spalte  2 
anfllü 

JC 

Etatjahr 

im 
Ganzen 
(Spalte  5 
minus  6) 

1000  o^ 

auf  den 
Kopf 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

1885/86  

1884/85 

20057-4 
20012-7 

479-0 
504-1 

19991 
1821-2 

22535-5 
21843-8 

437-4 
494-3 

22098-1 
19518-4 

0^2 
0-62 

0-8S 

3.   Bruttoerträge  an  Brausteuer  im  Zollgebiete  des  Deutschen  Reiches. 


Gesamt -Einnahmen  vom  Bier 

2  Ö 

li 

Etatsjahr 

Verwaltungsbezirke 

Zu- 
sammen 

JC 

Keichs- 
stener- 
gebiet 
1000  jr 

Bayern 

1000^ 

Württem- 
berg 
1000  cÄ 

Baden 

1000  M 

Elsass- 
Lothrin- 

loSo'uK 

1885/86 .  .  . 

22098-0 

30082-2 

7021-2 

4116-3 

1561-5 

64879-2 

1-58 

1-41 

1)  Hierunter  Reis:  654-7  t;  Zucker  aller  Art:  1617-5  t;  Syrup  aller  Art:  231-9  t 


Bier.    Spiritus. 


335 


4.  Vergleichende  Uebersicht  der  Biergewinnung  im  Reichssteuergebiet  und 
in  den  übrigen  deutschen  Staaten. 


Biergewinnaiig  der  einzelnen  Stenergebiete 

Anf  den  Kopf  der  jeweiligen 
Bevölkerung  entfallen 

1000  hl 

Bayern 
1000  hl 

Würt- 
temberg 

1000  hl 

Baden 
1000  hl 

Elsass- 
Loth- 
ringen 

1000  hl 

Etatjahr 

imReichs- 
►-  stener- 
gebiet 

d 

1 

1 

d 

1 

T 

1 

1 

2 

8 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

1885/86... 
1884/85... 

24290-7 
24613-4 

1266IW 
12608-5 

2878-8 
8027-6 

1244-5 
1235-8 

690-7 
801-7 

68 

284 

144 

78 

44 

5.  Bierverbrauch  im  Deutschen  Zollgebiet  für  das  Etatsjahr  1885/86. 


Bier- 
gewin- 
nung 

Einftihr 
Ton  Bier 

Zu- 
sammen 
Spalte 
2  nnd  3 

Ausftahr 
▼on  Bier 

Berechneter  Ver- 
brauch 

Btatsjahr 

ftbedunpt 
(Spalte  4 
mhiu8  5) 

anf  den 
Kopf 
Liter 

1000    H  e  k  t  0 

it  e  r 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

1885/86 

1884/85 

UjUiiiger  Durchschnitt 

41887 
42874 
39021 

104 
105 

99 

41941 
42479 
39120 

1211 
1154 

726 

40730 
41825 
38394 

88-0 
90-3 

87-8 

€.  Ein-  u.  Ausfuhr  im  Deutschen  Reiche  betrug  in  metr.  Gentnem  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886 

im  Jahre  1885 

Einftihr      AnsfUir 

Einftihr 

Ausfuhr 

an  Bier  aller  Art,  auch  Meth  .    .    . 
,  Hopfen 

155  99lf  1298  399 
12  212     176  225 

131  631 
13848 

1  606  522 
126  728 

WiLHBLM  Windisch. 


XXXI.  Spiritus. 

1«  Bohmaterial. 

üeber  EartoffelfÜule  durch  Insectenlarven  berichtet  Prof.  F.  Cohn- 
Breslau  (Zeitschr.  f.  Sp.  1886,  884). 

F.  VON  Thbcsbn  fand,  dass  die  Schachtelhalme  eine  äusserst  ver- 
lierende Eartoffelkrankheit  dadurch  verursachen,  dass  der  auf  ihnen  vege- 
tirende  Pilz  ISftkium  Equiseti  Sadeh,  auf  die  Kartoffelknollen  übergeht 
(Zeitschr.  f.  Sp.  1886,  433). 

Hbinzblmann  berichtet  über  unnormale  Bestandteile  der  diesjährigen 
Kartoffeln,  die  anscheinend  neben  gutem  Malz  und  guter  Hefe  die  Ursache 
schlechter  Vergärungen  sind  (Zeitschr.  f.  Sp.  1886,  497). 


336  Spiritus. 

Ueber  die  besten  Methoden  der  Aufbewahrung  der  Kartoffeln  äussert 
sich  G.  NEDHAüss-Selchow  (Zeitschr.  f.  Sp.  463). 

Im  Laboratorium  der  Spiritusf&brikanten  zu  Berlin  worden  SLartoffeln 
von  ausnehmend  hohem  Stärkegehalt  untersucht.  Die  Analyse  ergab  bei 
zwei  Proben:        Trockensubstanz  33*44  31*65 

Stärke  28-47  26-17 

üeber  Gerste  siehe  unter  Bier,   1.  Seite  321. 

Man  benutzt  jetzt  mit  Erfolg  den  in  der  Sojabohne  in  reichlicher 
Menge  enthaltenen  vergärbaren  Zucker  und  das  ebenfalls  reichlich  vorkom- 
mende diastatische  Ferment,  um  in  Maischen  grössere  Ausbeuten  zu  erzielen. 
Die  Untersuchungen  von  Stingl,  Gruber  und  Morawski  über  die  Sojabohne 
ergaben  Folgendes:  1.  Durch  das  in  ihr  vorhandene,  sehr  wirksame  diasta- 
tische Ferment  übertrifft  die  Sojabohne  in  Bezug  auf  verzu<^emde  Kraft 
jede  bisher  bekannte  Rohfrucht.  2.  Dieses  Ferment  verwandelt,  wenn  die 
Bohnen  in  kleinen  Mengen  angewendet  werden,  etwa  Vs  des  umgewandelten 
Stärkemehles  in  Zucker  und  etwa  Vs  in  Dextrin.  Es  ähnelt  in  dieser  Be- 
ziehung dem  diastatischen  Ferment  der  Gerstenrohfrucht  und  unterscheidet 
sich  wie  dieses  von  dem  Enzym  des  Gerstenmalzes,  welches  letztere  um  so 
mehr  Dextrin  und  um  so  weniger  Zucker  bildet,  je  kleiner  die  Menge  des 
Malzes  im  Vergleich  zur  Stärkemenge  ist,  auf  welche  dasselbe  einwirkt. 
3.  Die  Sojabohnen  enthalten  nur  sehr  wenig  Dextrin,  die  für  Dextrin  ge- 
haltenen Extractivstoffe  sind  ein  Gemisch  verschiedener  Zuckerarten, 
welche  in  der  Menge  von  etwa  12  Proc.  in  der  Sojabohne  vorkommen  und 
durch  leichte  Vergärbarkeit  ausgezeichnet  sind  (Monatshefte  Chem.  1886,  176). 

Die  Verwendung  von  Topinambur  für  die  Spiritusgewinnung  gewinnt 
in  Belgien  immer  mehr  an  Umfang.  Nach  PBXBRMANN-Gembloux  ist  die 
Zusammensetzung  der  Topinambur  folgende:  Wasser  77-68,  in  Zucker  über- 
führbare Kohlehydrate  14*33,  andere  Kohlehydrate  5*37,  Fett  0*18,  Roh- 
protein  1*35,  Asche  1*10,  Gesamtstickstoff  0*22,  eigentliche  Eiweisskorper 
0*79  (Rev.  univ.  de  la  Dist.  1886). 

MÄRCKBR  erstattete  (Ergänzungsheft  zur  Zeitschr.  f.  Sp.  Jahrg.  1887) 
einen  Bericht  über  die  vom  Verein  der  Spiritusfabrikanten  in  Deutschland 
veranstaltete  Enquete  über  die  Verbreitung  der  verschiedenen  Kartoffel- 
varietäten, die  Art  ihres  Anbaues,  die  Höhe  der  Erträge,  den  Stärke- 
mehlgehalt der  verschiedenen  Varietäten,  die  Spiritusausbeute,  die  Düngung, 
die  Pflege  der  Kartoffel  während  des  Wachstums,  die  Aufbewahrungsart, 
den  Rückgang  des  Stärkemehls  im  Winter  etc. 

2.  Dämpfen* 

Nach  dem  Verfahren  von  Carl  Phsphr  in  Berlin,  Kartoffeln  und  Rüben 
mit  heisser  Luft  zu  kochen,  werden  die  Wurzelfrüchte  in  den  bekannten 
HBNZB^schen  Hochdruck-Dämpfern  einem  Strom  erhitzter  Luft  ausgesetzt 
und  hierdurch  nicht  nur  gar  gekocht,  sondern  auch  von  einer  grossen  Menge 
Wasser  befreit,  so  dass  sich  beispielsweise  auch  aus  wasserreichen  Kartoffek 


Spiritus. 


337 


genügend  concentrirte  Maischen  gewinnen  lassen.     Die  gekochten  Wurzel- 
fröchte  soUen  auch  sehr  widerstandsfähig  gegen  F&nhiis  sein  (D.  P.  36291). 
Ueber  das  Dämpfen  und  Ausblasen   stärkereicher  Sartoffeln  berichtet 
eingehend  die  Zeitschr.  f.  Spir.  1886,  481,  487,  496,  497,  504. 

3.  Maischen. 

a)  Theorie  der  Fermeitwirluiafi.  G.  J.  LmmBR  jur.  hat  Diastase 
rein  dargestellt  und  analysirt.  Sie  hat  folgende  Zusammensetzung: 
C  =  46-66,  H  =  7-35,  N=10-42,  S  =  1-12,  0  =  32  91,  Asche  =  4-79. 
Die  Zusammensetzung  der  Diastase  weicht  wesentlich  von  der  der  Eiweiss- 
korper  ab.  Reine  Diastase  reducirt  nicht  FsBLiiio^sche  Losung,  setzt  beim 
Kochen  Flocken  ab,  ebenso  auf  Zusatz  von  Salzsäure;  die  Flocken  lösen 
sich  aber  in  Natronlauge.  Auf  Zusatz  von  Essigsäure,  Sublimat,  Bleiessig, 
Ferrocyankalium  entstehen  Niederschläge;  mit  Salpetersäure  und  Millons- 
Reagens  Eiweissreaction.  Trockne  Diastase  mit  wenig  rauchender  Salzsäure 
gelinde  erwärmt,  giebt  eine  intensiTe  Violetßürbung;  auch  reagirt  sie  auf 
Guajaktinctur  (ScHÖNBBin'sche  Reaction  auf  Fermente).  Listner  vermutet, 
dass  die  Diastase  ein  Oxydationsproduct  gewisser  Proteinstoffe  darstellt 
(Joum.  prakt  Ch.  84,  1886). 

BuNOBKBB  &  Fbibs  faudou,  dass  die  Diastase  der  Gerste  wol  fähig  ist, 
verflüssigte  Stärke  zu  Terzuckem,  nicht  aber  Stärkekleister  zu  verflüssigen. 
Dem  Malz  schreiben  sie  zwei  Enzyme  zu,  eins,  das  erst  während  der 
Keimung  gebildet  wird,  und  ein  zweites,  das  verzuckernde,  welches  schon 
in  der  Gerste  enthalten  ist  (Z.  f.  d.  ges.  Brauw.  1886,  Nr.  13). 
C.  J.  Listner  jdn.  bestätigt  und  ergänzt  diese  Befunde  (Z.  f.  Sp.  1886,  383). 

J.  R.  DuGGAR  bestimmte  die  diastatische  Wirkung  und  fand:  die 
Menge  der  verzuckerten  Stärke  ist  proportional  der  Zeit  der  Einwirkung  der 
Diastase;    erst   wenn    ein  Drittel  der  Stärke    ver-  ^«  ^75. 

zuckert  ist,  wird  die  Umwandlung  verlangsamt. 
Die  Menge  der  gebildeten  Maltose  wächst  bis  zu 
einer  bestimmten  Grenze  proportional  mit  der 
Angewandten  Malzlosung;  5  cbcm  verwandeln  4*7 
nuü  so  viel  Stärke  als  1  cbcm,  7  cbcm  nur  noch 
das  58 fache. 

H.  GoLDscHMiDT-Eopenhagen  ermittelte,  dass 
sich  in  der  atmosphärischen  Luft  wenigstens  ein 
Schimmelpilz  befindet,  welcher  eine  diastatische 
Wirkung  hat  und  der  wahrscheinlich  diese  Eigen- 
tümlichkeit während  eines  jüngeren.Stadiums  seines 
Wachstums  besonders  besitzt  (Z.  physiol.  .Chem. 
10,  299,  1886). 

b)  Malzbereitung.  W.  H.  ühland  in  Leipzig- 
GohHs  hat  einen  Apparat  zum  Absondern  der  Keime 
^d  Hälsen  von  dem  Maisschrot  construirt,  Fig.  175, 

Biedermann,  Jahrb.  IX. 


388 


Spiritus. 


welcher  eine  in  Kammern  eingeteilte  mit  dem  Gehäuse  wasserdidit  i^- 
sdiliessende  rotirende  Trommel  B,  einen  Trichter  D  und  ein  Sieb  F  nebw 
dem  Ausgusssttttzen  Q  besitzt.  Der  geschrotene  Mais  gelangt  in  den  mit 
Wasser  angefüllten  Trichter  und  trennt  sich  in  Folge  des  yerschied^ien 
specifischen  Gewichtes  seiner  Bestandteile  derart,  dass  die  leichteren  Keime 
nnd  die  Hülsen  sich  an  die  Oberfläche  des  Wassers  begeben,  von  wo  aus 
sie  durch  das  aus  der  Leitung  E  nachstromende  Wasser  über  den  Ansguss 
d  fortgeschwemmt  werden,  während  die  schwereren  Kemteile  untersinken,  in 
eine  der  Kammern  der  Trommel  gelangen  und  bei  der  langsamen  Rotation  dersel- 
ben dem  Ansgussstutzen  6^  zugeführt  werden,  das  Wasser  dagegen  durch  das 
Sieb  F  abläuft.  Der  Apparat  ist  ^Jg»  i'^^  für  die  Stärke&brikation,  Bren- 
nerei und  ähnliche  Gewerbe  be-  ^J  ^J  stimmt,  in  welchrai  die  Keime 
des  Maises  nicht   mit   benutzt  iZ|    P— i  werden  können   (D.  P.  36200). 


Bei  der  Getreide-Waschmaschine  von  G.  LqT«[u  in  Braunschweig 
rotirt  zwischen  zwei  feststehenden  Cylindermänteln  il  C7  ein  durchbrochener 
Gylindermantel  B,  welcher  in  Gemeinschaft  mit  dem  Siebboden  S  emen 
cylindrischen  Behälter  bildet.  Der  Boden  des  inneren  Cylinders  bildet  auf 
der  Unterfläche  eine  scheibenfönnige  Bürste  B  und  enthält   einen  Wasser- 


Spiritus. 


339 


lasten  W,  aus  welchem  zahlreiche  kleine  Durchbohrungen  in  die  Bürste 
fähren.  Das  Getreide,  welches  gewaschen  werden  soll,  fallt  durch  das  Rohr 
G  auf  den  Streuteller  H,  wird  in  Folge  der  Centrifugalkraft  in  den  Spalt 
zwischen  der  Bdrstenflache  B  und  der  rotirenden  Siebfläche  S  geschleudert, 
um  Ton  den  Bärsten  energisch  bearbeitet  zu  werden,  während  es  gleich- 
zeitig von  dem  aus  dem  Wasserkasten  sich  ergiessenden  Wasser  bespült 
wird.  Nach  Verlassen  der  Bürsten  steigt  das  Getreide  in  Folge  der  am 
iimeren  Gylindermantel  C  befestigten  schrägen  Schaufeln  am  mittleren 
Hantel  B  empor,  wobei  das  anblende  Wasser  abgeschleudert  wird,  und 
verlässt  die  Maschine  durch  den  Ausflussstutzen  M,  Der  direct  an  der 
Achse  der  Maschine  angebrachte  Exhaustor  N  saugt  während  der  Reinigung 
durch  die  oberen  Oeffnungen  des  Gylinderdeckels  Luft  ein,  welche  das  noch 
feuchte  Getreide  zur  Abtröcknung  durchstreicht  (D.  P.  36369). 

c)  Jialsoben  und  Kuhlen.  Saabs  erhielt  beim  Einmaischen  von  64  Ctr. 
Eartoffehi  dasselbe  Resultat  wie  beim  Einmaischen  von  65  Ctr.  Es  macht 
dies  pro  100  Liter  Maischraum  1*7  Ltr.  Kartoffeln  aus. 

Der  horizontale  Maisch-,  Misch-  und  Kühlapparat  von  der  Actien- 
gesellschaft  für  den  Bau  landwirtschaftlicher  Geräte  etc.  H.  F.  Eckert  in 
Berlin  hat  ein  Rührwerk,  dessen  hohle  Rührflügel  aus  U-förmig  gebogenen 
Röhren  bestehen,  welche  durch  ringförmige  Hohlkörper  auf  einer  massiven 
Welle  in  Verbindung  mit  einander  stehen,  Sie  lassen  sich  daher  leicht 
auseinandernehmen,  reinigen  und  nachsehen,  was  bei  den  bisherigen  Rühr- 
werken oft  schwierig  ist.    (D.  P.  35237.) 

Dieselbe  Actiengesellschaft  hat  eine  Neuerung  angebracht  an  horizon- 
talen Maisch-  und  Kühlapparaten  in  Wannenform  mit  schwingenden  Kühl- 

Fig.  177. 


340 


Spiritus. 


korpem.  Oberhalb  der  Welle  W  und  ausserhalb  der  Maische  sind  Hohl- 
korper  HH^  angebracht,  an  welche  Gummischläuche  far  die  Zu-  und  Ab- 
leitung des  Kühlwassers  anschliessen.  Mit  den  Hohlkörpern  stehen  mehrere 
aus  parallelen  Rohren  B  und  verbindenden  Wasserkammem  K  zusanmien* 
gesetzte  halbseits  radial  um  die  Welle  verteilte  Kühlkörper  in  Gommunication, 
derart,  dass  das  Kühlwasser  nach  einander  sämtliche  Kühlrohre  auf  schlangen- 
artig hin-  und  herführendem  Wege  durchläuft.  Um  die  Kühlkörper  in 
Schwingung  zu  versetzen,  ist  an  der  Welle  W  ein  geschlitzter  Hebel  oder 
eine  Schleife  8  befestigt,  in  welcher  ein  Lager  L  mit  einem  Bolzen  ver* 
schiebbar  gleitet.  Letzterer  ist  in  einem  Schlitz  eines  Zahnrades  Z  yer- 
stellbar  befestigt,  so  dass  bei  dessen  Drehung  das  mit  demselben  eine  Kreis- 
linie beschreibende  Lager  in  der  Schleife  sich  auf-  und  abbewegt,  indem 
es  letzterer  selbst  seitliche  oscillirende  Bewegungen  erteilt.  Durch  Ver- 
stellung des  Bolzens  in  dem  Schlitz  des  Zahnrades  kann  die  Grösse  des 
Oscillations-  oder  Ausschlagswinkels  beliebig  geändert  werden.  (D.  P.  37227.) 
Verbindungskopf  für  die  Kühlrohre  an  einem  Maisch-  und  Kühl- 
apparate von  Verbldtb  und  Ellenbbrobr  in  Darmstadt.  Die  Kühlvorrich- 
Fig.  178.  tung,    für  welche   der  Verbindungskopf  benutzt 

wird,  besteht  aus  einem  hohlen  gekammerten, 
den  Maischbottich  überdeckenden  Stege  und  daran 
befestigten  senkrechten  FiBLD^schen  Doppelrohren, 
d.  h.  einseitig  geschlossenen  Rohren  mit  einem 
engeren  offenen  inneren  Rohre,  durch  welche 
das  Kühlwasser  circulirt.  Der  Verbindungskopf 
selbst  bildet  ein  gekrümmtes  Rohr  e,  dessen 
Ränder  durch  eine  in  den  Steg  eingreifende 
Schraube  x  auf  die  Flantsche  f  der  inneren 
Rohre  r  zweier  benachbarter  Kammern  und  mit 
diesen  gleichzeitig  auf  den  Steg  8  gepresst  und 
abgedichtet  werden.  Es  genügt  hierbei  das  ein- 
fache Lösen  der  Schraube  x,  um  beide  4]jnere  Rohre  herauszuziehen  und 
von  Wasseransatz  reinigen  zu  können.    (D.  P.  35002.) 

Die  Verteilungsvorrichtung   an  dem  Cylinder-Berieselungs-Kühl- 
apparat  von  H.  Blume  in  Wittenberg  besteht  aus  einem  abnehmbaren  Deckel 


Fig.  179. 


B  mit  Ausbuchtungen  c,  einem 
Siebstutzen  D  und  einem  Trichter- 
rande C.  Die  zu.  kühlende  Flüssig- 
keit verteilt  sich  aus  dem  Sieb- 
stutzenunter Zurücklassung  etwaiger 
abfiltrirbarer  Teile  gleichmässig 
über  den  Deckel  und  fliesst  durch 

den  Spalt  zwischen  Deckel  und  Trichterrand  und  die  Ausbuchtungen  auf  die 

nnere  cylindrische  Wellblechfläche.     (D.  P.  37179.) 

Bei  den  Condensations-  und  Kühlapparaten  von  Ed.  Tbeisen  in  Lin- 


r 


Spiritus. 


341 


denaa-Leipzig  sind  die  Kühlkörper  aus  parallel  liegenden  Wellblechen  W 
oder  Schlangenrohren  oder  Röhren  hergestellt  und  liegen  in  mit  Kühlwasser 
gefönten  Gefössen.  Diesem  wird  durch  schnell  rotirende  Scheiben  8  oder 
auf-  und  abbewegte  Platten  fortwährend  eine  Fig.  180. 

sehr  grosse  Oberfläche  gegeben,  so  dass  die 
durch  die  lebhafte  Verdunstung  erzeugte 
Abkühlung  genügt,  trotz  der  Wärmezufuhr 
in  Folge  der  Condensation  des  Dampfes  oder 
der  Hindurchleitung  der  heissen  Flüssigkeit 
das  Kühlwasser  beständig  kühl  oder  doch 
wenigstens  auf  einer  zur  Condensation  ge- 
nügenden Temperatur  zu  erhalten.  In  der 
Patentschrift  sind  sehr  mannigfache  Modi- 
ficationen  der  Apparate  beschrieben  und 
abgebildet.  Bei  allen  wird  an  Kühlwasser 
nur  soTiel  verbraucht,  als  durch  die  Ver- 
dunstung verloren  geht,  und  es  soll  daher 
nach  den  angestellten  Versuchen  zur  Con- 
densation von  3  kg  Dampf  nur  etwa  1  1 
Kühlwasser  statt  18  1  Wasser  auf  1  kg  Dampf  beim  bekannten  Einspritz- 
Condensationsverfahren  erforderlich  sein.    (D.  P.  37534.) 

Die  Rieselfläche  des  Oberflächen-Berieselungs-Kühl-  oder  Condensations- 
apparats  von  J.  C.  H.  Dibtzb  in  Dresden  ist  im  Gegensatz  zu  den  bekannten 
^hen  oder  cylindrischen  Wellblech-Kühlem  aus  einer  Reihe  neben  einander 
stehender  Wellblechrohre  mit  eingesetztem  bei- 
derseits offenen  Innenrohre  gebildet.  Diese 
Anordnung  gestattet,  Kühlwasser  von  starkem 
Druck  anwenden  zu  können,  ohne  die  Innen- 
seite der  Wellenflächen  zu  versteifen,  und 
lässt  ausserdem  eine  beliebige  Vergrosserung 
des  Kühlers  durch  Hinzufügung  weiterer  Well- 
Wech-Rohre  zu.  Die  Innenrohre,  welche 
ebenfalls  gewellt  oder  ringförmig  gerippt  sein 
können,  bringen  das  Kühlwasser  in  enge 
wechselnde  Berührung  mit  der  Rieselfläche 
und  geben  auch  der  Luft  Gelegenheit,  beim 
Hindurchstreichen  durch  sie  an  der  Kühlung 
teilzunehmen.    (D.  P.  37088.) 

Apparat  zum  Entschalen  und  Reinigen  der  Maische  von  Ernst  Müller  in 
Bromberg,  Fig.  1 82.  An  eine  rotirende  mit  Auswurfsschaufeln  .4  versehene  conische 
Siebtrommel  8  schliesst  sich  ein  in  derselben  Achse  liegender  stillstehender 
conischer  Presacylinder  P  an.  In  die  Siebtrommel  ergiesst  sich  die  zu  ent- 
schalende Maische  durch  das  Rohr  12,  und  die  dabei  sich  ergebenden  Rück- 
stände werden  durch  die  Auswurfsschaufeln  h  in  den  Presscylinder  geworfen 


342 


Spiritus, 


lind  üuKh  TraBspQrtschneckeii-SegiDeiite  T  oder  eine  Transportschraube 
fasst  tmd  durch  Hindurchdrücken   durch   ein   verengtes  Mundstück  mit 

Fig.  182. 


lastete r  Klappe  K  auägepreast.     Die    aus    der  Siebtrommel    und  dem  Pf« 
ey linder  abÖiessende  Miiischö  sammelt  sich  iE  einem  sich  unter  beiden 
erstreckenden  Trichter.     (D.  P.  37232,) 


4.  Gärnu^* 

a.  Theorie  der  Glriiil0.    Marpmans  hat  die  Mikroorg^ismen  der  Kah-   | 
milch  untersucht  und  dabei  eine  Anzahl  verschiedener  Spalt-  und  Hefcpüie 
gefunden  und  rein  gezüchtet.    Es   fanden   sich    darunter   fünf  verschiedene   , 
Species  von  Spalt  piken,   welche  eine  mehr  oder  weniger  starke  Milchsäure-   i 
güning  ^  sowol  you  Milch-  als  Rohrzucker  —  bewirken*     Diese  fünf  Spalt*   ! 
pilze  unterscheiden  sich  mikroskopisch  durch  ihre  Form,  makroskopisch  dureb 
ihre  Reincultnren  und  physiologisch    durch    die  Art    der  ünchstUTegärung;    , 
ferner  werden  eiiage  duri:h  Aufkochen  getötet,  andere  nicht.     Es  giebt  d*in- 
nach  verschiedene  Milchsäurefermente,    welche  als  geformte  Fermente  miter 
den  Spaltpilzen  angetroffen  werden.    Das  Milchsäureferment  ist  kein  einheit- 
licher Pilz.    (Arch.  Pharm.  1886,  243.) 

Ueber  intramoleculare  Atmung  und  Gärthätigkeit  der  Schimmelpilze 
stellte  N.  W.  Diakonow  Untersuchungen  an.    Ber.  Deutsch,  botan.  Ges.  4,  2. 

ü.  Gaton  und  G.  Düpbtit  haben  in  dem  basisch  salpetersatiren  Wis- 
mut ein  neues  Mittel  gefunden,  die  secundären  Gärungen  in  den  Brannt- 
weinbrennereien zu  verhindern.    C.  r.  103.) 

ü.  Gaton  und  E.  Düboürg  haben  in  einer  Mucorart  —  Mtteor  drei- 
neUaides  —  eine  neue  Hefe  entdeckt,  welche  die  doppelte  Eigenschaft  be- 
sitzt. Stärke  und  Dextrin  in  Zucker  zu  verwandeln  und  die  so  gebildeten 
Producte  zur  Vergärung  zu  bringen.  Dieser  Schimmel  vermag  auch  Rohr- 
zucker in  Alkohol  zu  verwandeln,  ohne  ersteren  vorher  zu  invertiren..  (Cr.  108.) 

Red^kb  hält  das  Lackiren  der  Gärbottiche  mit  Bottich  lack  (Schellack- 
losung) für  ratsamer,  als  das  üeberziehen  derselben  mit  Paraffin,  da 
dieses  Anlass  giebt  zur  Bildung  von  Bacterienherden  (Z.  f.  Spiritusind. 
1886,  489). 


Spiritus.  848 

Die  Frage  der  Schaumgärung  wurde  im  yergangenen  Jahre  Ton 
yerschiedenen  Seiten  erörtert.  In  den  meisten  P&llen  trug  weder  die  Hefe, 
noch  die  Maische  selbst  die  Schuld  an  dieser  lästigen  Erscheinung,  Tielmehv 
wurde  allgemein  das  allzu  heftige  Schlagen  der  Maische  durch  den  Ruhr- 
24|)parat  als  Grund  der  Schaumg&rung  beobachtet  (Z.  f.  Spiritusind.  1886, 
464,  473,  499,  513,  627). 

IHe  Maschinenfabrik  Möller  &  Hollbbro  in*  Grabow  bei  Stettin 
^reicht  die  eisernen  Spiritusreserroire  mit  Gementbrei  an  (Z.  f.  Spiritusind. 
1866,  443). 

M.  BBocKMAmi-Breslau  fiabricirt  Filterkohlen  zum  Entfuseln  von 
Branntwein.  Weiche  Laubhölzer  (Weide,  Paj^el,  Aspe,  Linde)  und  die 
Wurzeln  der  Abies- Arten  werden  in  Meilern  gekohlt,  wiederholt  ausgeglüht 
nnd  dann  gemahlen.  Am  besten  wirkt  reine  Staubkohle,  doch  ist  der  Betrieb 
dabei  verlangsamt.  Eine  Mischung,  halb  Gries,  halb  Staub,  ist  yorzuziehen 
(Z.  f.  Spiritusind.  1886,  357). 

Der  schwedische  Ingenieur  Westerlond  hat  eine  Kohle  erfunden,  die 
er  Diamantkohle  nennt,  die  schwer  yerbrennlich  ist  und  angeblich  eine 
Modification  zwischen  Diamant  und  Graphit  ist.  Sie  besitzt  gleich  der  Holz- 
kohle in  hohem  Grade  die  Eigenschaft,  gasförmige  Körper  autosaugen  und 
übertrifft  dieselbe  in  dieser  Hinsicht  wegen  ihrer  grösseren  Porosität* 
Sie  soll  ein  ausgezeichnetes  Material  sein  zum  Filtriren  und  Entfuseln  yon 
Spiritus  und  Branntwein  (Z.  f.  Spiritusind.  1886,  465). 

Apparat  zur  Rectification  yon  Rohspiritus  yon  H.  Dbirinobr  in 
Berlin.  Die  DestiUirblase,  in  welcher  der  Rohspiritus  mit  Chemikalien  be- 
handelt wird,  ist  mit  einem  Dome  versehen,  in  welchem  auf  Siebböden 
abwechselnd  Schichten  von  Porcellankugehi  und  Glas-  oder  Schlackenwolle 
lagern,  auf  welchen  sich  die  von  den  Spiritusdämpfen  mitgerissenen  Chemi- 
kalien niederschlagen  und  zurückgehalten  werden  (D.  P.  35510).^) 

A.  F.  Baho  und  M.  Ch.  A.  Rdpfin  in  Paris  wenden  zum  Ausschütteln 
des  Fuselöls  aus  dem  verdünnten Rohspiritns  statt  ^Petroläther  das  weniger 
feuergefährliche,  höher  siedende  Petroleum  an.  Zur  Reinigung  des  Petro- 
leums von  dem  aufgenommenen  Fuselöl  nehmen  sie  eine  nur  geringe  Menge 
▼on  90grädigem  Spiritus  (0*4— 0*5  Proc),  welcher,  da  er  weniger  Wasser  ent- 
bilt,  in  umgekehrtem  Processe  dem  Petroleum  das  Fuselöl  wieder  entzieht 
Die  Behandlung  des  verdünnten  Rohspiritus  mit  dem  Petroleum,  welche  das 
Ausschütteln  und  Absetzenlassen  der  Laboratoriumsprazis  ersetzen  soll, 
erfolgt  in  der  Weise,  dass  der  Roh  Spiritus  in  absteigender  Richtung  einen 
hohen  von  Siebeinlagen  durchsetzten  Cylinder  (eine  Colönne)  durchfliesst, 
welcher  mit  dem  Petroleum  sowie  zur  besseren  Verteilung  des  Spiritus  mit 
einem  porösen  Stoffe,  z.  B.  Schwammabföllen,  gefüllt  ist.  Hierbei  soll  der 
Spiritus,  welcher  continuirlich  durch  ein  bis  zum  oberen  Niveau  vom  Boden 
emporgeführtes  üeberlaufrohr  abfliesst,  vollkommen  vom  Fuselöl  gereinigt 
werden  (D.  P.  37355). 

>)  TechiL-chem.  Jahrb.  7,  8.  300. 


344 


Spiritus. 


Fig.  183. 


Neaerang  an  iLoss^schen  Maischdestillirsäulen  von  Robbet  Ilgbs 
in  Bayenthal.  Die  obersten  Boden  der  Destillirsäule,  in  welcher  die  Maische 
eine  ununterbrochene  Flüssigkeitssäule  bildet,  sind  jetzt  derart  geformt, 
dass  unter  Yermeidung  aller  überflüssigen  schäd- 
lichen BÄume  Maische  und  Dämpfe  in  Form  von 
dünnen  Bändern  rasch  und  glatt  an  einander  vorbei 
und  durch  einander  geführt  werden,  wobei  die  kalte 
Maische  auf  einem  langen  Wege  allmälig  erhitzt 
wird  und  deshalb  Dephlegmation  erfolgt.  Die  Wan- 
dung der  Säule  ist  nämlich  eingeschnürt  und  mit 
vorspringenden  Ringen  e  versehen,  und  die  mitt- 
leren Teller  f  nehmen  den  centralen  RAum  völlig 
ein  und  schmiegen  sich  in  der  Form  der  Wandung 
an  (D.  P.  38235). 

6.  Untersnchnng  von  Spiritus. 

Whüdisch  empfiehlt  zum  Nachweis  des  Alde- 
hyds im  Spiritus  das  salzsaure  m-Phenylendiamin. 
Man  lost  eine  geringe  Menge  davon  in  der  doppelten 
Menge  heissen  destillirten  Wassers  und  giesst  diese 
Lösung  tropfenweise  zu  dem  zu  untersuchenden  in  einer  weissen  Porcellan- 
schale  befindlichen  Spiritus.  Die  Lösung  sinkt  zu  Boden  und  bildet  da,  wo  sie 
den  darüber  stehenden  Spiritus  berührt,  je  nach  der  Menge  des  vorhandenen 
Aldehyds  eine  gelbrot  bis  schwach  gelb  gefärbte  Zone.  Auf  diese  Weise 
lässt  sich  Aldehyd  in  einer  Verdünnung  von  1 :  100000  noch  deutlich  nach- 
weisen (Z.  f.  Spiritusind.  1886,  519). 

Rbiskb  untersuchte  Benedictiner-Liqueur  von  A.  Lborahd  »jsk 
zu  F^camp  und  fand:  Spec.  Gew.  1'0796,  Alkohol  32*62  Gew.-Proc,  Extract 
36*35,  Rohrzucker  33*59  und  Asche  004  g  in  ICD  g.  Der  gelbe,  dickflüssige 
Liqueur  reagirte  neutral,  schmeckte  stark  nach  Calmus  und  Ingwer.  Die 
Asche  zeigte  Natriumflamme;  der  Liqueur  reducirte  FsHLiNa'sche  Lösung 
direct,  der  Rohrzucker  war  mithin  schon  teilweise  invertirt  (Z.  f.  Spiritusind. 
1886,  529). 

Hamberg  in  Stockholm  berichtet  über  die  physiologischen  Wiriningen 
des  Branntweinfusels,  die  er  an  sich  beobachtet  hat  1.  Aldehyd,  10—20 
Tropfen  in  Wasser  eingenommen,  erzeugte  schon  nach  1 — 2  Minuten  heitere 
Stimmung  mit  Pulsbeschleunigung.  Die  ausgeatmete  Luft  enthielt  Aldehyd. 
2.  Aethylalkohol  geht  reichlich  in  den  Harn  über,  die  ausgeatmete  Luft 
enthielt  Aethylalkohol.  8.  Propylalkohol  in  5procentiger  Lösung  genommen 
reizte  nicht  zum  Husten.  Betäubung  oder  sonstiges  Uebelbefinden  wurde 
nicht  verspürt.  Die  ausgeatmete  Luffc  enthielt  eine  Spur  Propionsäure,  der 
Harn  keinen  Propylalkohol.  4.  Butylalkohol,  in  derselben  Menge  wie 
Propylalkohol  genossen,   reizte  den  Schlund  und  veranlasste  Husten.     Puls 


Spiritus. 


345 


und  Stimmung  unTerändert,  nach  einer  halben  Stunde  etwas  Schiäfrigkeit. 
5.  Amylalkohol.  Eine  5procentige  Losung  schmeckt  äusserst  widerwärtig 
tmd  bewirkt  in  Mengen  von  30—35  cbcm  starken  Husten  und  Verdauungs- 
beschwerden.  6.  Ungereinigter  Branntwein  mit  0*9  Proc.  Fusel  schmeckte 
ausglich  höchst  unangenehm.  Irgend  welche  üble  Folgen  hatte  der  Genuss 
dieses  Branntweins  nicht.  7.  Eine  wässrige  Losung  Ton  Propyl-,  Butyl- 
ond  Amylalkohol,  je  2  cbcm  mit  994  cbcm  Wasser  zu  einem  Liter  verdünnt, 
also  ohne  Aethylalkohol,  schmeckte  zwar  sehr  unangenehm  und  reizte  etwas 
zum  Husten,  hatte  aber  sonst  keine  üble  Wirkung.  Verfasser  schreibt  daher 
die  üble  Wirkung,  die  der  fortgesetzte  übermässige  Genuss  von  Spirituosen 
auf  die  menschliche  Gesundheit  ausübt,  vorzugsweise  dem  Aethylalkohol  zu 
(Z.  f.  Spiritusind.  1886,  335). 

Bbbb  stellte  0*3  Proc.  als  die  äusserst  zulässige  Menge  Fusel  auf,  die 
im  Branntwein  vorkommen  dürfe.  Nach  Yersuehen  von  Traube  &  Bodlandbr 
ist  diese  Zahl  zu  hoch,  da  selbst  in  den  billigsten  und  minderwertigsten 
Branntweinen  diese  Menge  Fusel  kaum  enthalten  sei,  wie  sich  aus  einer 
ganzen  Anzahl  von  Analysen  ergiebt,  die  mit  dem  TBAUBs^schen  Capillari- 
meter  angestellt  wurden.  Die  beiden  letzten  Verfasser  halten  dafür,  dass 
selbst  in  den  Minderqualitäten  Branntwein  nicht  mehr  als  0*1— 0*  15  Proc. 
Fusel  enthalten  sein  dürfe  (Rep.  anal.  Ch.  1887). 


6.  Backstände  der  Spiritnsbereitang. 

Vacuumtrockenapparat  mit  Rührwerk  für  Schlempe  und  Treber  von 
Eladiuo  in  München.  In  dem  cylindrischen  Kessel  sind  zwei  Rührwerke  Ä 
tmd  B  angebracht,  die  sich  concen-  Fig.  184. 

trisch  mit  verschiedenen  Geschwindig- 
keiten bewegen.  Das  Rührwerk  Ä 
wirkt  als  Abstreicher,  das  Rührwerk 
B  als  Schleuderapparat.  (D.P.  35853.) 

WrrTBLSHOFBR  hält  dafür,  dass 
sich  die  Schlempe  als  Futtermittel 
besser  verwertet,  als  als  Düngemittel. 
Nach  seiner  Berechnung  enthalten 
10001  Schlempe:  6*36  Pfd.  Stickstoff, 
8-71  Pfd.  Kaü  und  272  Pfd.  Phos- 
phorsäure  (als  P*0*.  (Z.  f.  Spiritus- 
ind. 1886,  444.) 

J.  Hanak  in  Pilsen  verwandte 
Schlempe  beim  Einmischen  (Maismaischen;  zur  Herstellung  von  Presshefe- 
nudschen.  Die  Gärung  war  eine  sehr  träge,  die  Hefeausbeute  schlecht,  die 
Hefe  von  dunkler  Farbe.  Die  Spiritusausbeute  war  jedoch  grösser.  (Z.  f. 
Spiritusind.  1887,  17.) 

Trockenapparat  für  Schlempe  von  Wirth  <&  Oo.  in  Frankfurt  a.  M« 


346 


Spiritus. 


Um  die  Wärme  des  Dampfes  zu  verwerten,  welcher  beim  Eindampfen  der 
Schlempe  auf  der  rotirenden  ringförmigen  flachen  Scheibe  « a  entsteht,  sind 
über  der  letzteren  kegelförmige  Flächen  bb  und  ce  angebracht,  welche 
samt  der  Scheibe  von  einem  kegelförmigen  Mantel  M  überdeckt  sind.  Die 
Schlempe  verteilt  sich  aus  dem  langsam  rotirenden  Trichter  F  über  die  ge- 
neigte Fläche  b,  wird  von  dem  Abstreicher  Ä  ringsum  über  den  Rand  der 
Fläche  b  auf  die  Scheibe  c  geworfen,   hier  von  einem  Arme  k  verteilt  und 

Fig.  185. 


von  einem  Abstreicher  Ä^  in  den  Sammeltrichter  m  abgestrichen,  und  durch 
das  Rohr  n  auf  eine  Verteilungsvorrichtung  o  geleitet,  welche  sie  gleich- 
massig  auf  die  eigentliche  Abdampfschale  aa  aufträgt.  Ein  Exhaustor  E 
saugt  die  von  der  Abdampfpfanne  abziehenden  Dämpfe  an  und  führt  sie  unter 
den  geneigten  Pfannen  hin,  welche  dadurch  geheizt  werden.  (D.  P.  37641.) 
Dieselbe  Firma  hat  auch  ihren  rotirenden  Trockenapparat  für  Schlempe 
verbessert,  dessen  ringförmige  Trockenscheibe  auf  Rollen  über  einer  Feuerungs- 
anlage rotirt.  Die  Heizgase  werden  in  der  ganzen  Breite  und  fast  in  der 
ganzen  Länge  unter  der  Pfanne  in  einem  Kanäle  hingeführt  und  gehen 
dicht  bei  der  Heizung  durch  einen  tiefer  gelegten  Zug  nach  dem  Schorn- 
stein. Wegen  der  zur  Verbindung  der  einzelnen  Bleche  der  Pfanne  und 
auch  zur  Aussteifung  nötigen  Laschen,  die  an  der  unteren  Seite  der  Pfanne 
sich  befinden,  kann  die  zwischen  der  Heizung  und  dem  Ende  des  Heizkan&ls 
angebrachte  Feuerbrücke  nicht  bis  zur  Pfanne  reichen.    Es  sind  daher  hinter 


Spiritus.  347 

der  Fenerbräcke  Abstreicher  aus  dünnem  Stahlblech  angebracht,  welche  sich 
jeder  Unebenheit  der  Pfiinne  anschmiegen,  dadurch  einen  sicheren  Abschluss 
faerstellen  nnd  gleichzeitig  den  sich  an  der  unteren  Seite  der  Pfenne  an- 
setzenden Russ  abstreichen.     (D.  F.  376S2.) 


7.  Presshefefabrikatioii. 

Nach  dem  Verfahren  zum  Gonserviren  Ton  Hefe  Ton  H.  Böhm  in 
Tomow  wird  letztere  zur  Zerkleinerung  in  kleinere  Partikel  gesiebt,  bei 
etwa  35  *>  bis  auf  einen  Feuchtigkeitsgehalt  yon  etwa  10  bis  12  Froc.  ge- 
trocknet und  mit  7*5  Froc.  Traubenzucker  und  3  Froc.  doppeltkohlensaurem 
Natron  Termischt.  Die  erhaltene  trockene  Hefe,  welche  sieh  ein  volles  Jahr 
bmg  unverändert  hält,  ist  nicht  mit  dem  bekannten,  wenig  wirksamen  trocke- 
nen Hefenpulver  zu  verwechseln.  Das  Trocknen  bei  nur  gelinder  Wärme 
mid  das  Einhalten  des  angegebenen  Feuchtigkeitsgehaltes  ist  für  die  Her- 
stellung durchaus  wesentlich;  bei  grosserem  Feuchtigkeitsgehalt  zerfliesst 
die  Hefe  beim  Yermiscben  mit  den  Zusätzen  sofort.    (D.  F.  35752.) 

Das  Verfahren  von  J.  J.  "W.  Fbtbrs  in  Hamburg,  den  Fresshefen-  und 
Hefensehaum,  fertige  oder  halbfertige  Fresshefe  von  ünreinigkeiten  und 
schädlichen  Filzen  zu  befreien,  besteht  in  dem  Auswaschen  der  Hefe  mit 
1  bis  10  Froc.  reinem  Branntwein  oder  absolutem  Alkohol,  oder  dem  Zusatz 
dieser  Stoffe  zum  Auswaschwasser.  Ausser  der  Beseitigung  von  ünreinig- 
keiten und  schädlichen  Filzen  wird  auch  ein  schnelleres  Absetzen  der  Hefe 
bewirkt.  Der  zugesetzte  Branntwein  oder  Alkohol  wird  durch  Destillation 
wiedergewonnen.    (D.  F.  35679.) 

F.  GoMOLKA  in  Broschütz  bei  Erappitz,  Oberschi.,  hat  einen  Hefen- 
kühler  mit  gleichzeitiger  Lüftung  der  Hefe  constniirt.  In  einem  doppel- 
wandigen  von  einer  doppelwandigen  verticalen  Scheidewand  durchsetzten 
gekühlten  Cylinder  bewegt  sich  an  der  Scheidewand  hin  ein  halbmondförmiger 
Schopfkasten  auf  und  nieder,  welcher  die  Hefenmaische  über  den  oberen 
Sand  der  Scheidewand  aus  einer  Hälfte  des  Kühlers  in  die  andere  schöpft, 
wobei  die  Lüftung  stattfindet.     (D.  F.  37638.) 

Ueber  die  Einrichtung  und  die  Function  des  GoMOLKA'schen  und 
BoHM'schen  Hefenkühlers  berichtet  ausführlich  die  Z.  f.  Spiritusind.  1887, 
16.  Der  erstere  kühlt  130—140  1  Hefengut  mit  Wasser  von  S®  R.  in 
20—25  Minuten  von  40  bis  auf  16»  R.  herunter.  Bei  dem  Bomi'schen 
Apparat  ist  die  Bewegung  des  Kühlers  insofern  eine  automatische,  als  die 
Bewegung  durch  das  Wasser,  welches  den  Kühler  durchströmt  hat,  selbst- 
thätig  erzeugt  wird.  Der  Apparat  ist  bereits  in  einer  Reihe  von  Brennereien 
in  Betrieb.  Er  bewirkt  im  Vergleich  zu  einem  gewohnlichen  Kühler  mehr 
jds  die  doppelte  Leistung,  so  dass,  während  der  alte  Kühler  ein  Hefengut 
abkühlte,  mit  der  neuen  Vorrichtung  zwei  Hefenmaischen  gekühlt  werden, 
wobei  man  mit  der  Kühlung  der  zwei  Hefen  noch  um  eine  Stunde  früher 
fertig  wird,  als  die  Kühlung  mit  dem  alten  Kühler  beendet  ist. 


348  Spiritus. 

In  Z.  f.  Spiritosind.  1886,  478  wird  über  die  Farbe  der  Presshefe  be- 
richtet. Der  Verf.  sucht  die  verschiedenen  Farben  von  der  Art  der  (Jarung 
abhängig  zu  machen.  Gegen  das  Blauwerden  der  Hefe,  das  in  der  allmäligen 
Entwicklung  von  Spaltpilzen  seine  Ursache  hat,  ist  die  Anwendung  von 
Salicylsäure  empfohlen;  ob  mit  Recht,  muss  dahin  gestellt  bleiben.  Ein 
Mittel,  durch  welches  man  die  Farbe  der  Hefe  wirklich  beeinflussen  kann, 
besteht  im  Zusatz  von  Schwefelsäure  zum  Maischwasser.  Es  ist  jedoch  Vor- 
sicht anzuraten,  da  bei  dieser  Manipulation  leicht  die  Gärkraffc  geschädigt 
wird;  die  Hefe  verliert  ihre  Geschmeidigkeit  und  wird  hart  wie  Leder. 

Bei  dem  neuen  Desintegrator  der  Firma  C.  G.  W.  Kapplbb  in 
Berlin,  der  nur  eine  Vorquetsche  mit  Zuführungswalze  hat,  wird  das  zuerst 
erhaltene  Schrot  gesiebt,  und  die  groben  Teile  werden  dann  noch  einmal 
durchgelassen.  Das  erhaltene  Schrot  ist  viel  mehliger  als  solches,  welches 
mit  Steinen  bereitet  wird.  Die  kleinere  Nummer  des  Desintegrators  bereitet 
täglich  in  16  Arbeitsstunden  genügend  Schrot  zu  50000  1  Maischraum. 
Z.  f.  Spiritusind.  1887,  41.) 

Ueber  die  abnorme  Ausscheidung  stickstoffhaltiger  Stoffe  der  Hefe  und 
anderer  Pilze  berichten  ü.  Gaton  und  E.  Ddbodbo.  Auf  Grund  vieler  Ver- 
suche kommen  sie  zu  dem  Schluss,  dass  die  invertirende  Kraft  einer  Hefe- 
zelle eng  verknüpft  scheint  mit  der  Leichtigkeit,  mit  welcher  die  Zellhaut 
die  eiweissartigen  Bestandteile  diffundiren  lässt.    (G.  r.  102,  978.) 

Statistik. 

Ln  Jahre  1886  wurden  im  deutschen  Zollgebiet  eingeführt  6470 
D.-Ctr.  Hefe  aller  Art,  ausser  Weinhefe,  und  26  873  D.-Ctr.  Weinhefe  (trockne 
oder  teigartige),  ausgeführt  wurden  20448  resp.  248  D.-Ctr.  Der  Einfuhrzoll  für 
Hefe  aller  Art,  ausser  Weinhefe,  betrug  42  Mark  pro  100  kg  netto;  die  Einfuhr 
von  Weinhefe  in  das  deutsche  Zollgebiet  ist  zollfrei. 

Preussen  erntete  1885  167  857  541  D.-Ctr.  Kartoffeln,  wovon 
28113082  D.-Ctr.  oder  16'7  Proc»  zur  Branntweinerzeugung  verwandt  wurden. 
Im  Vorjahre  wurden  von  141800105  D.-Ctr.  geemteten  Kartoffeln  23770008 
D.-Ctr.,  oder  16*8  Proc.  zur  Branntweinerzeugüng  verwandt.  Ausgeführt 
wurden  aus  Preussen  902  949  hl,  aus  Sachsen  45  685  hl,  aus  Hessen  448  hl, 
aus  Mecklenburg  12  911  hl,  aus  Thüringen  und  Oldenburg  1275  hl,  aus 
Braunschweig  7  193  hl,  aus  Anhalt  4  533  hl,  aus  Lübeck  65  hl,  aus  Elsass- 
Lothringen  200  hl  ä  100  Proc,  aus  dem  ganzen  Reichssteuergebiet  denmach 
975  259  hl. 

In  Oesterreich-Üngarn  betrug  die  Spiritusproduction  im  Jahre 
1886  im  Ganzen  3011000  hl;  davon  entfielen  auf  Oesterreich  1  626  000  hl,  auf 
Ungarn  1  385  000  hl.  In  Oesterreich  betrug  die  Einnahme  durch  die  Spiritus- 
steuer 9  370  000  Gulden,  d.  i.  5*77  Gulden  pro  hl,  in  Ungarn  9  865  000  Gulden, 
d.  L  7-12  Gulden  pro  hl. 

Die  Production  Grossbritanniens  ergab  1886: 


Spiritus.  349 

England  und  Wales        Schottland        Irland        Vereinigtes  Königreich 

Gallonen  (4*5  1)  Gallonen         Gallonen  Gallonen 

12  658  655  9  834096     7  228  256  29  721007 

Davon  wurden  exportirt: 

734152  1749  044        588  647  3021848 

Far  den  Inlandsconsum  blieben  daher: 
11924  503  8085  047     6  689  609  26  699159 

Im  Vereinigten  Königreich  wurden  verwandt:  Zucker  8  956  Gwts.,  Melasse 
162997  Cwts.  (l  Centweight  =  50'8  kg.) 

Belgien.  Der  im  Jahre  1886  declarirte  Maischraum  betrug  2  886  818*37 
hl  gegen  3  044399  48  hl  im  Vorjahr.  Die  Zahl  der  landwirtschaftlichen 
Brennereien  belief  sich  auf  230. 

Frankreich.  Im  Gampagne-Jahr  1885/86  (1.  Oct.  1885  bis 
30.  Sept.  1886)  wurden  producirt  1902  684  hl  Alkohol,  gegen  1893  721 
hl  im  Vorjahr.  Der  Import  betrug  220166  hl,  der  Export  269  481  hl; 
für  den  Consum  blieben  1  856  600  hl.  Gegen  das  Vorjahr  nahm  der  Import 
zu,  der  Export  ab.  In  den  Niederlanden  waren  im  Jahre  1885  440  Brenne- 
reien und  230  Raffinerien  thätig.  Der  Steuerertrag  belief  sich  auf  23  511  956 
Gulden.  Der  Branntweinconsum  betrug  in  Branntwein  zu  50Proc.  9' 16  pro  Kopf. 

In  den  Vereinigten  Staaten  waren  1885/86  950  Getreide-,  9  Melasse- 
und  5  075  Fruchtbrennereien  in  Thätigkeit,  welche  78  544  000,  resp.  1  800  000, 
resp.  1  505 000  Gallonen  (ä  1893  Literprocente);  im  Ganzen  also  81  849 000 
Gallonen  Spiritus  producirten.  Verarbeitet  wurden  19 195  000  Bushel 
(4  35*238  1)  Getreide,  (darunter  13  821000  Bushel  Mais)  und  2  308  000 
Gallonen  Melasse.  Eingeführt  wurden  an  Spirituosen  und  Spirituosen 
Mischungen  1443  901  Gallonen,  ausgeführt  3105  419  Gallonen. 

Die  gesamte  Spriteinfuhr  Spaniens  belief  sich  1885  auf  88  Millionen 
Liter  (davon  76  Millionen  aus  Deutschland  und  3  Millionen  aus  Oesterreich). 
Ausgeführt  wurden  aus  Spanien  833  608  1  Sprit  und  952  756  1  gewöhnlicher 
Branntwein. 

In  Italien  bestanden  1885/86  34  Brennereien,  die  Getreide  und  Melasse 
verarbeiteten,  davon  waren  25  in  Thätigkeit.  Verarbeitet  wurden  545  718 
M.-Ctr.  Getreide  und  65  664  M.-Gtr.  Melasse.  Erzeugt  wurden  190  670  hl 
absoluter  Alkohol ;  die  gezahlte  Steuer  betrug  20  425  548  Lire.  Brennereien, 
die  Wein  und  Weintrester  verarbeiteten,  waren  von  den  9  120  bestehenden 
2906  im  Betrieb.  Erzeugt  wurden  im  Ganzen  212  649  hl  Spiritus,  die  Ein- 
fttlir  betrug  86  737  hl,  der  Consum  299  386  hl. 

Schweiz.  Die  Gesamteinfuhr  an  Spirituosen  Flüssigkeiten  belief  sich 
1885  auf  77  225  297  1,  darunter  15  271  980  1  aus  Deutschland,  die  Ausfuhr 
auf  8  919  777  1,  darunter  nach  Deutschland  271  704  1. 

In  Russland  verarbeiteten  1884/85  2377  Brennereien  48222000  Pud 
(a  16*38  kg)  Getreide,  84  617 000  Pud  Kartoffeln  und  4  774 000  Pud  Melasse; 
sie  erzeugten  33  633  000  Wredo  (k  12*3  1)  absoluten  Alkohol.  Im  Jahre  1886 
exportirte  Russland  75  743  000  1  wasserfreien  Alkohol. 


350 


Spiritus. 


1.  Zahl  und  Betriebs einrichtung  der  im  Reichssteuergebiet  vorhan 
denen  Brennereien  nach  dem  Stande  am  Schlüsse  des  Etatsjahres  1885/86. 


Z  0  11- 
nnd 
Steuer- 
rectivbezirke 

1 

D&mnter  (Sp.  2)  Brennereien,  welche  nach  Maassgabe 
ihrer  Einrichtung 

a)  mittelst  einer  Destillation 
Branntwein  bereiten 

b)  die  Branntweinberei- 
tnng  nicht  in  einer 
Destillation  beenden: 

11 

o  d 

SP 

i 

d 

9 

B 

Hierunter  (Sp.  5) 

II 

f 

^6 

Di 

11 

mit  Blase 
und 

mit  lohne 

Dampf- 
apparat 

||§ 

1 

2    1 

3 

4 

5 

6 

7    1    8 

9 

10 

11 

12 

Am  31.  März  1886. 


Dir.-Bez.  Ost-  u.  West- 

preassen     .    . 

,       Brandenburg 

und  Pommern 

,        Posen     .    .    . 

,        Schlesien   .    . 

,        Sachsen .    .    . 

üebr.  preuss.  Dir.-Bez.. 

ZnsaBaei  Prenssei   . 

Königreich  Sachsen  .    . 

Hessen 

Thüringen  und  Anhalt . 
MecklenburR:,01denbnrg, 
Braunschweig,  Lübeck 
Elsass-Lothringen.  .  . 
XnsMMi.  leichssteMTgeUet 

Im  Etatsdahr  1884/S5     . 


659 

626 

31 

657 

200 

457 

— 

2 

— 

2 

1028 

953 

9 

962 

540 

418 

4 

19 

42 

61 

449 

448 

1 

449 

233 

215 

1 

— 

1062 

662 

20 

682 

149 

523 

10 

78 

302 

880 

372 

26S 

16 

279 

79 

198 

2 

75 

18 

93 

4934 

53 

318 

371 

100 

231 

40 

1257 

3306 

4563 

8  411 

3M5 

315 

3  4M 

13tl 

2  042 

57 

1431 

3  ««8 

5tM 

676 

634 

17 

651 

17 

633 

1 

9 

16 

25 

665 

4 

276 

280 

17 

200 

63 

171 

214 

885 

117 

95 

11 

106 

20 

86 

8 

3 

11 

141 

78 

15 

93 

87 

56 

_ 

88 

10 

48 

30344 

8 

53 

61 

19 

39 

8 

45 

80238 

30283 

40  442 

3  8B4 

7«7 

4  511 

1411 

ZM 

124 

I7t2 

84  Ut 

35  8U 

40088 

8  819 

758 

4  572 

1360 

3  070 

142 

1761 

33755 

85516 

1 

27 

81 

43 

961 

ilM 

8 
27 
1 

19 

94 

12H 

1206 


Einnahme  yon  Branntwein  im  Deutschen  Reich  fär  die  Etatsjahre 
1885/86  und  1884/85. 


Etatidahre 


•§1? 
l-§l 

111 

1000  Ui^ 


l 

•S 

&> 

I 
I 

1000  Ui^ 


1 

I 


1000  UK 


11 


1000  JC 


f 


4>CQ 

1000^ 


5*0  S 

Od« 

m 


Tu 

1000 


I 


I 


Ji 


Nettoertrag  der 
Steuerund  des  Zolls 

im 
Beidissteuergebiet 


im  Ganzen 
minus  7) 
1000  .4^ 


auf  den 
Kopf 


8 


1885/86 
1884/85 


65  852-2 
62  435-5 


1051 
129-6 


2-5 
2-6 


1  987-8 
4  824  5 


67  947-6 
67  392-2 


17  855-3 
14  310-0 


50  092-3 
53082-2 


1-35 
1-44 


Spiritus. 


351 


3.  Zahl,  Gattung  undBetriebsumfang  der  innerhalb  des  Reichssteuer- 
gebiets im  Betriebe  gewesenen  Brennereien  für  das  Etatsjahr  1885/86. 


Zoll- 

and 

S teuer- 

Directiybezirke 


^1 

0»  9 

®  s 

9 

il 
I 


1 

I« 

II 


Ton  den  in  Sp.  2  nach- 
gewiesenen Brennereien 
▼erarbeiten  hauptsäcblich 


mehlige 
Stoffe 


tS 


11 

'S? 


Von  den  Brennereien, 
welche  mehlige  Stoffe 
oder  Melasse  verarbeiten, 
hatten  an  Branntwein- 
steuer zn  entrichten 


1 

Dir.-fiez.  Ost-  u-West- 

preussen .  .  . 

»      Brandenburg 

n.  Pommern . 

M      Posen   .... 

.      Schlesien  .  . 

,      Sachsen  .  .  . 

Ud>äge  prenss.  Direc- 

tivbezirke 

luasmi  Prenss» .  . 

Königreich  Sachsen.  . 

Hessen 

Thüringen  und  Anhalt 

Me<±lenbnrg,  Olden-' 
borg,  Brannschweig, 
Lftbeck 

Qsass-Lothringen .  .  . 
Xu.  ReickssteoergeUet 

Im  Jahre  1884/85  .  .  * 


10 


11 


443 
960 
350 

4033 
7381 


412 
96 


125 
25241 
38  812 

80409 


60 

1 
31 
19 

1173 
12M 


45 

1 

1343 

1840 


612 

907 
441 
619 
240 

348 
31S7 

595 

240 

91 


107 
4  252 


75 

1 

339 

101 

2299 
2821 


71 

12 

2132 

2902 


1384 
1387 

8 
172 

1 


25122 
2««M 

23182 


34 

44 

281 
55 

1490 


71 

182 

13 


11 

107 

2288 

2335 


175 

109 

15 

164 

110 

898 
1471 

380 
44 
85 


10 
1178 


2006 


198 

290 
93 

235 
98 

186 

UM 

146 

9 

23 


46 

2 

132« 


1480 


212 


539 
834 


87 


75 
1527 


24 

5 

24 


Ult 

1406 


4.  Materialverbrauch  der  Brennereien  innerhalb  des  Reichssteuergebietes 
in  dem  Jahre  1885/86. 

hl  100  kg 


Kartoffeln 2370707     29095417 

Getreide,  Mehl,  Starke 256  024       3  711582 

Melasse 1073          288  418 

Eüben 232                576 

Brauereiabfölle,  Bier,  Glattwasser,  Hefenbrühe,  Kühl- 
schleim   79 122                 152 

Kernobst  und  Kemobsttreber 142  175 

Steinobst  und  Steinobsttreber 295  749 

Wein,  Weinhefe,  Weintreber 490  290 

Sonstige  Materialien 5  316                144 

Wilhelm  Wirdisch. 


352 


Fette,  Harze,  Seifen  etc. 


11  Hl 


1    !  i[         i      ri 


XXXn.  Fette,  Harze,  Seifen  etc. 
1.  Fette,  fette  Oele  und  Wachs. 

Die    SociBTE  ANOSTMB  DD  C0MPBES8BCB  JoDRDAN   in  Paiis    bringt    eine 

Presse  zum  Auspressen  des  Oels  aus  Olivenbrei  und  anderen  ölhaltigen 

Figf.  186.  Stoffen  in  den  Handel 

(D.  F.  38381),  welche 
nachstehende  Gon- 
struetion hat  Anden 
Innenwänden  der 
Presskasten  A  B  sind 
Langsriefen  K  ange- 
bracht, gegen  welche 
sich  die  Filterplatten 
legen,  die  aus  einem 
zwischen  einer  ge- 
lochten Metallplatte 
M  und  Metallleisten 
L  oder  zwischen  zwei 
gelochten  Metallplat- 
ten eingespannten 
Filtertuch  N  beste- 
hen. Diese  Anord- 
nung hat  den  Zweck, 
die  bisher  zur  Auf 
nähme  des  Pressgutes 
dienenden  Presssäcke 
zu  beseitigen.  Die 
beiden  mit  einander 
verbundenen  Press- 
kasten A  B  von 
gleicher  Grösse,  wel- 
che sich  um  eine  fest- 
stehende Achse  C 
drehen,  dienen  in 
Verbindung  mit  den 
beiden  verschieden 
kräftigen  Wasser- 
druckcylindem  F  H 
dazu,  dass,  wenn  der 
eine  Presskasten  sich 
zwischen  dem  stärkeren  Presscylinder  F  und  dem  Kopfstück  E  befindet,  der 
andere  Presskasten  durch  den  schwächeren  Aushebecylinder  H  entleert  wird. 


Fette,  Harze,  Seifen  etc. 


353 


Die  waagrechten  Einlegplatten  B  sind  angeordnet,  um  das  Pressgut  in  gleich 
starke  Schichten  einzuteilen  und  dadurch  trockene  Oelkuchen  von  beliebiger, 
aber  gleichmässiger  Stärke  zu  erzielen. 

Emilio  Oppelt  in  Alora,  Spanien,  hat  ein  Gefäss  zum  Auspressen 
Von  Oel,  Most  und  anderen  Pflanzensäften  (D.  P.  37711)  construirt,  dessen 
Neuerung  hauptsächlich  in  dem  zu  vergrössemden  Räume  far  das  Pressgut 
liegt  Die  Wandungen  bestehen  aus  einer  Anzahl  gegliederter  Metallringe, 
welche  durch  stehende  Bolzen  mit  einem  festen  Boden  verbunden  sind 
und  nach  Entfernung  eines  dieser  Bolzen  sich  behufs  Herausnahme  der 
gepressten  Rückstände  wie  Thorflugel  öffnen  lassen.  Zur  Yergrosserung  des 
Ramnes  beim  Einfüllen  des  Pressgutes  wird  ein  aus  zwei  Hälften  bestehender 
Aufsatz  aufgesetzt. 

An  der  Maschine  von  Brinck  <fe  Hdbnbr  in  Mannheim  (D.  P.  35778) 
zum  Einfallen  und  Einpressen  von  0  eis  amen  und  anderen  Materialien  in 

Fig.  187. 


Press  formen  befinden  sich,  wie  aus  Fig.  187  u.  188  ersichtlich,'[folgende 
Einrichtungen :  Fig.  188. 

1.  der  Bewegungsmecha- 
nismus  des  Tisches  c,  beste- 
hend aus  der  schwingenden 
Schubkurbel  *tÄ,  den  Kegel- 
radausschnitten  hf  und  dem 
Schaltwerke /"^c;  2.  die  Arme 
V  und  »,  welche  in  der  Weise 
mit  dem  Kegelrade  f  und 
einem  neben  dem  Tische  c 
angeordneten  Tische  u*  bezw. 
v^  verbunden  sind,  dass  beim 
Stillstände  des  Tisches  c  der 

Biedermann,  Jahrb.  IX.  03 


354 


Fette,  Harze,  Seifen  etc. 


Arm  u,  eine  gepresste  Form  d  ausstossend,  nach  aussen  geht  und  der  Arm 
V,  eine  leere  Form  d  einziehend,  sich  nach  innen  bewegt;  3.  die  Presse  zum 
Einpressen  des  Gutes  in  die  Formen,  welche  aus  den  beiden  Pressplatten  p 
und  l,  dem  Gestänge  kmnor  und  dem  Daumen  8  besteht  und  in  der  Weise 
wirkt,  dass  zuerst  die  Pressplatte  p  in  die  Höhe  geht  und  dann  stillsteht 
und  hierauf  die  Pressplatte  l  nach  unten  geht  und  das  Pressgut  zusammen- 
drückt; 4.  die  Befestigung  der  Formen  d  an  dem  Tische  c  mit  Hilfe  von  je 
zwei  an  dem  Tische  c  befestigten  Schienen  b^  und  je  zwei  an  der  Form  d 
sitzenden,  in  Nuten  an  b^  eingreifenden  Winkeln,  sowie  die  Einrichtung  zur 
Bestimmung  derjenigen  Menge  an  Pressgut,  um  welche  die  Formen  überfallt 
werden  sollen,  mittelst  der  Dicke  des  Tisches  c. 

Max  Friedrich  &  Co.  in  Plagwitz-Leipzig  hat  eine  Neuerung  an  Ent- 
fettungsapparaten (D.  P.  38453)  angebracht.     Um  den  Extractor  vorteil- 
Figf.  189.  haft  ausmanteln  zu  können,  sollen  das  Heizsystem  und 

der  Siebboden  b  nicht  direct  mit  dem  Mantel  in  Be- 
rührung stehen.  Es  ist  deshalb  ein  als  Heizkörper 
dienender  und  den  Bodenteil  des  Extractors  bildender 
Untersatz  Z  im  Extractor  angeordnet,  auf  welchem  der 
Siebboden  b  angebracht  ist.  Siebboden  b  ist  mit  Dampf- 
canälen  c  versehen,  die  mit  Rohren  d  im  Zusammen- 
hange stehen,  welche  in  den  Extractor  hineinreichen. 
Stutzen  a  dient  zur  Dampfzuführung  und  zum  Wasser- 
austritt, g  ist  der  Fettablauf.  Das  Benzin  wird  durch 
Rohr  h  eingeführt,  e  ist  ein  Rohr  zur  Einführung  Yon 
directem  Dampf. 

Allan    Twistleton    Hall    in    Hüll,  England  (D. 
P.  38470)  löst    zur  Raffination    vegetabilischer  Oele 
mit  Schwefelsäure  dieselben  in  einem  flüchtigen  Kohlen- 
wasserstoff, wie  Benzolin  (Benzin)  oder  Petroleumäther, 
oder  in  einem  anderen  passenden  Lösungsmittel  (Schvre- 
felkohlenstoff)  und  behandelt  dann    mit  Schwefelsäure. 
Es  werden  so    besonders  Rüböl    und  Leinöl    raffinirt, 
indem  mau  sie  mit  ungeföhr  der  gleichen  Quantität  des 
Kohlenwasserstoffes  etc.   mischt   und    dann  mit  etwa  5  Proc.  Schwefelsäure 
von  1*840    bezw.  1*750   spec.  Gew.   gut   durchrührt.    Die  Flüssigkeit  wird 
von   dem   gebildeten  Schlamm  abgezogen,  durch  Waschen  mit  Wasser  Ton 
Säure  befreit  und  durch  Tierkohle   filtrirt.     Durch  Einleiten   von  directem 
Dampf  wird   dann  das  Lösungsmittel  verdampft  und  so  von  dem  raffinirten 
Oele  wieder  geschieden.  —  Versuche  nach  dieser  Richtung  sind  schon  früher 
vielföltig  angestellt,  aber  auch  eingestellt,  weil  das  Verfahren  zu  kostspieli|. 
Der  Perubalsam   des  Handels   enthält    10  bis   15  Proc.    seines  Ge- 
wichtes an    einem  schwarzen,   dem  Schusterpech  ähnlichen  Harz.    Um  dies 
zu  entfernen,  mischt  man  nach  Aügüst  Seibbls  in  Berlin  (D.  P.  36290)  den 
Perubalsam  mit  dem   gleichen  Gewicht  Sesam  öl,  erwärmt,  schüttelt  durch 


Fette,  Harze,  Seifen  etc.  355 

und  lässt  einige  Zeit  stehen.  Es  hat  sich  dann  das  schwarze  Harz  abge- 
schieden und  fest  an  Boden  und  Seitenwände  des  Geflisses  angesetzt.  Zu- 
gleich hat  sich  eine  klare  und  helle  Lösung  von  gereinigtem  Perubalsam 
in  Sesamol  gebildet,  die  sich  abgiessen  lässt  und  unter  dem  Namen  „Bolivia'' 
fär  Parfräneriezweake  bei  Seifen,  Pomaden,  Haarolen,  u.  dergl.  Verwendung 
findet  Bei  dex  Benutzung  für  Seifenfabrikation  wird  das  Sesamöl  mit 
verseift. 

Die  Fabrik  Ghbmischbs  Proddcte,  Aotiengesellschaft   in  Berlin   hat 
das  YerfEthren  zur  Abscheidung  und  Reinigung  yon  Wollfett  in  Form 
einer  »Lanolin**  genannten  Verbindung    desselben   mit  Wasser  weiter  ver- 
bessert *)    (D.  P.  38444).    Die  Wollwasch wässer,  welche  als  eine  natürliche 
Emulsion  des  sogenannten  Rofalanolins  bezeichnet  werden,  und  ebenso  die  aus 
drai  kauf  liehen  Wollfett  künstlich  hergestellten  Emulsionen  werden,  nachdem 
man  eventuell  die  gelosten  Seifen  durch  in  Wasser  lösliche  Salze  der  alkalischen 
[      Erden  oder  der  Schwermetalloxyde  in  unlösliche  fettsaure  Verbindungen  über- 
!      fahrt  hs^,  wie  früher  centrifogirt.  Das  so  erhaltene  Rohlanolin  oder  das  käufliche 
I      Wollfett,  in  wekhem  durch  Zusatz  von  Alkalien,  alkalischen  Erden  oder  deren 
I      Hydraten  oder  Schwermetalloxyden  oder  deren  Hydraten  die  Fettsäuren  in  fett- 
saure Verbindungen  übergeführt  worden  sind,  wird  mit  Aceton  extrahirt.   Das 
I      Aceton  löst   das  reine  Wollfett,  während  die  Seifen  der  alkalischen  Erden, 
I      Mefalioxyde  und  Alkalien,  sowie  der  Schmutz  ungelöst  bleiben.    Man  extra- 
birt  zweckmässig  mit  siedendem  Aceton  und  gewinnt  dann  durch  das  Abkühlen 
dfflr  Lösung   oder  Abdestilliren   des  Acetons    das  säurefreie,  reine  Wollfett, 
weldies   durch  Zusunmenkneten   mit  Wasser   das   „Lanolin*    ergiebt.    Man 
kann  auch  die  wie  oben  erhaltenen  Massen  anstatt  direct  mit  Aceton  zunächst 
mit  Benzin,   Benzol,    Xylol,   Toluol,    Isobutylalkohol ,    Amylalkohol     oder 
Schwefelkohlenstoff  extrahiren  und  dann  den  Lösungen  Aceton  hinzufügen, 
wobei  sich   die  Seifen  ausscheiden,  während  das  Wollfett  in  Lösung  bleibt 
Endlich   kann   man   auch    so  verfahren,  dass  man  das  Rohlanolin  oder  das 
HandelswoHfett  gleich  in  Aceton  löst  und  die  vom  Schmutz  getrennte  Lösung 
mit  den   betreffenden  Salzen   der  Alkalien,   alkalischen  Erden   oder   deren 
Hydraten    oder    den   Schwermetalloxyden    bezw.    deren  Hydraten    versetzt, 
schüttelt  und   durcharbeitet,   wobei   sich  die  fettsauren  Salze  als  unlöslich 
abscheiden,  während  in  Lösung  gereinigtes  Wollfett  bleibt. 

A.  BmaniB  hat  ausführliche  Untersuchungen  über  die  chemische  Zu- 
sammensetzung des  Schafwollschweisses  angestellt  und  di«  Resultate 
(C.  r.  1886,  loa,  66)  veröffentlicht 

Nach  ScHABDLER^s  Untersuchungen  steht  wie  bei  den  Fetten,  so  auch 
bei  den  Weichparaffinen  das  specifische  Gewicht  bei  höherer  Temperatur 
durchaus  in  keinem  Verhältnisse  zum  Schmelzpunkte,  sondern  es  findet  das 
umgekehrte  Verhiütnis  statt,  je  niedriger  der  Schmelzpunkt,  desto  höher  das 
spec^sdie  Gewicht  bei  erhöhten  Temperaturen;  so  ist 


^)  Tecim^bem.  Jahrb.  6;  S.334. 

23* 


356 


Fette,  Harze,  Seifen  etc. 


der 

Schmelzpunkt 

spec.  Gew.  bei  100  <> 

C- 

des  Butterfettes     .    .    . 

«     , 

bei  31«  C. 

0-867- 

-0-868 

„    Schweinefettes     .     . 

, 

»    41     , 

0-860- 

-0-861 

«     Talges 

. 

«    47     , 

0-859 

Amerik.  CyUnderöI  I.  (Vaseline) 

—            spec.  Gew. 

bei  50°  C. 

B.  T.  <fc  P.  London  .    . 

,     , 

.    26-6  , 

0-863 

.        II.  . 

,     , 

n    32-5, 

0-860 

.       lU.  . 

,     , 

»    34-0  « 

0-855 

Ausnahmen  finden  nur  statt,  wenn  die  Consistenz  gleichzeitig  mit  von 
Normalparaffinen  abhängig  ist. 

Alfbbd  Allbn's  (Joum.  Soc.  Chem.  Ind.  1886  No.  2  v.  27.  Febr.), 
sowie  L.  Abchbdtt^s  Besprechungen  in  demselben  Joum.  (No.  6  vom  29.  Mai) 
über  Untersuchungen  von  Fetten  und  Oelen  sind  interessant,  aber  bieten 
nichts  Neues. 

Zur  Prüfimg  des  gelben  Wachses  soll  nach  der  Phabmacopöb  Commission 


Fig.  190. 


(Arch.  Pharm.  1886.  24,  484) 
1  g  Wachs  mit  10  cbcm  Wasser 
und  3  g  Natriumcarbonat  zum 
Sieden  erhitzt,  nach  dem  Er- 
kalten sich  wieder  als  solches 
abscheiden  und  die  wässerige 
Flüssigkeit  nur  opalisirend  er- 
scheinen; bei  einer  Yer^schung 
mit  Stearinsäure,  japanischem 
Wachs  oder  Fichtenharz  bildet 
das  Ganze  eine  Emulsion,  und 
scheidet  sich  das  Wachs  selbst 
nach  Tagen  nicht  ab. 

2.  Fettsänren,  Olycerin^ 
Seifen^  Kerzen. 

Fbibdrich  Sahlfbld  in 
Hannover  benutzt  als  Rectifi- 
cator  zum  Reinigen  von  Fett- 
säuren mit  Dampf  folgenden 
Apparat  (D.  P.  39373).  Die 
destillirten  Fettsäuren  gelangen 
durch  Rohr  o  auf  den  Verteiler 
r  und  rieseln  von  hier  durch 
die  Siebe  g.  Beim  Herabfliessen 
werden  sie  von  einem  aus  dem 
Rohre  d  austretenden  Dampf- 
strahl  von  bestimmter  Tempe- 


Fette,  Harze,  Seifen  etc. 


357 


ntar  getroffen,  welcher  die  übelriechenden  Beimengungen  und  einen  Teil 
der  Fettsäuren  mit  sich  fuhrt.  Die  Dämpfe  gelangen  durch  Rohr  t  in  den 
Kühlapparat  C,  in  welchem  eine  bestimmte  Temperatur  herrscht,  derart, 
dass  die  Fettsäuren  niedergeschlagen  werden,  während  die  Dämpfe  durch 
Rohr  b  entweichen.  Die  Fettsäuren  strömen  aus  dem  Kühler  C  durch  Rohr  g 
in  den  Rectificator  und  von  hier  zusammen  mit  der  hier  niedergeschlagenen 
Hauptmenge  durch  das  gekühlte  Rohr  8  ab. 

Von  Mathibu  Jduen  und  Maximilian  Blomskt  in  Odessa  ist  nach- 
stehender Apparat  zur  Destillation  yon  Fettsäuren  and  anderen  Pro- 
dacten  ndttelst  überhitzten  Dampfes  construirt  (D.  P.  35619).  Der  Kessel  Ä 
enthält  ein  Röhrensystem  D,  welches  zum  Teil  aus  dem  Kessel  heraus- 
tritt und  im 
äusseren  Teile 
Yon  den  den 
Kessel  umspü- 
lenden Feuer- 
gasen geheizt 
werden  kann, 
üeberhitzter 
Wasserdampf 
wird  durch  E 
in  das  Röhren- 
system D  ein- 
gelassen. Man 
lässt  ihn  so 
lange      durch 

Rohr  G  in^s  Freie  entweichen,  bis  die  Fettsäuren  im  Kessel  passend  erhitzt  sind. 
Dann  schliesst  man  Q  und  öffnet  2^,  worauf  der  überhitzte  Dampf  durch  die 
Röhren  B  und  die  durchlöcherten  Röhren  S  direct  in  die  Fettsäuren  ein- 
strömt. Das  Destillat  entweicht  durch  die  Dome  B  nach  Condensatoren. 
Man  ist  durch  diese  Anordnung  im  Stande,  die  Destillation  mit  Dampf 
dorehzuführen,  der  um  eine  gewünschte  Zahl  von  Graden  heisser  ist,  als  die 
Fettsäuren,  ohne  dass  im  Apparat  eine  Condensation  von  Wasser  eintritt. 

Frau  Baddot  in  Paris  behandelt  rohe  Fettsäuren  mit  Alkali  an  Stelle 
des  Auspressens  zur  Entfernung  der  Oleinsäure.  (D.  P.  37397.)  Die  rohen 
Fettsäuren  werden  bei  65  bi^  90°  mit  einer  verdünnten  Lösung  von  Potasche 
oder  Soda  gut  durchgerührt  Hierbei  verbindet  sich  zunächst  die  Oelsäure 
mit  dem  Alkali  zu  Seife  und  bildet  einen  Niederschlag,  der  sich  von  den 
geschmolzenen  Fettsäuren  scheidet  und  abgezogen  wird.  Die  geschmolzenen 
Fettsäuren  werden  dann  mit  Wasser,  verdünnten  Säuren  und  schliesslich 
nochmals  mit  Wasser  gewaschen. 

Die  aus  den  Abwässern  von  Färbereien,  Wäschereien  etc.  durch 
Sänre  abgeschiedene  Fettsäure  bildet  eine  breiige  Masse,  die,  da  sie  auf 
anderem  Wege  schwer  vom  eingeschlossenen  Wasser  getrennt  werden  kann, 


Ca(S^ 


358  Fette,  Harze,  Seifen  etc. 

nach  G.  £.  Schboers  in  Beckum  bei  Grefeld  (D.  P.  38465)  folgendermaassen 
/M  behandeln  ist.  Die  Masse  wird  zum  Gefrieren  gebracht  und  hierauf  wieder 
aufgethaut.  Beim  Aufthauen  fliesst  dann  das  Wasser  leicht  Ton  der  körnig 
gewordenen  Fettsäure  ab.  Zur  praktischen  Ausführung  des  Verfahrens  werden 
in  die  Zellen  des  Kältebassins  einer  Eismaschine  Stangen  eingesetzt,  die 
unten  mit  einer  Platte  yersehen  sind.  Die  dann  eingefälHe  und  erstarrte 
Fettsäuremasse  wird  mit  Hülfe  der  Stange  aus  den  Zellen  herausgehoben  und 
dann  über  in  wärmeren  Räumen  aufgestellte  Siebe  gebrocht;  das  Wasser 
läuft  ab,  während  die  Fettsäure  auf  den  Sieben  bleibt.  Aus  den  so  erhal- 
tenen rohen  Fettsäuren  wird  die  Hauptmasse  der  Fettsäure  durch  Pressen 
und  der  Rest  durch  Extraction  der  Pressrickstände  gewonnen. 

A.  Saytzbfp  erhielt  bei  der  Behandlung  von  Oel säure  mit  einer  al- 
kalischen Lösung  Ton  Kaliumpermanganatrhombische  Blättchen  Ton  J)i- 
oxystearinsäure  0" H^^ (OH)^ COOH  oder  C^^H^^^O*;  diese  Säure  ist  un- 
löslich in  Wasser,  schwer  löslich  in  Aether,  leicht  löslich  in  Weingeist  (J. 
f.  pr.  Ch.  1886,  88,  300). 

Nach  A.  Badbr  &  K.  Hazoba  stimmt  die  Hanfölsäure  in  ihren 
Eigenschaften  mit  der  Leinölsäure  überein  und  hat  auch  dieselbe  empirische 
Formel  C^«H*«0».     (Monatsh.  f.  Chem.  1886,  7,  216.) 

Zur  Abscheidung  des  Crlycerins  aus  Fetten  und  Oelen  soll  nach 
A.  G.  Bbookes  (Engl.  P.  5383  vom  6.  Mai  1885)  einer  Emulsion  von  Fett  in  der 
hinreichenden  Menge  Wasser  0,1  Proc.  Zinn-  oder  Zinkcarbonat  zugesetzt 
werden,  worauf  das  Ganze  in  einem  Autoclaven  unter  einem  Druck  nicht  über 
125  Pfund  auf  1  engl.  Quadr.-Zoll  erhitzt  wird.  Zeit  und  Druck  sollen  bei 
dieser  Art  der  Verseifung  yerringert  und  Misfärbung  vermieden  werden. 

L.  PoBTBB,  St.  Louis  (Ver.  St..  P.  345174  vom  6.  Juli  1886)  benutzt 
zum  Entfärben  und  Reinigen  des  Glycerins  das  Aluminium. 

Ein  Verfahren  zur  Herstellung  einer  Seife,  bei  deren  Gebrauch  die  Bil- 
dung freien  Alkalis  vermieden  wird,  giebt  G.  A.  Manooldt  in  Frankfurt  a.  M. 
(D.  P.  88468)  an.  Den  reinen  oder  Aetzalkali  enthaltenden  Seifen  wird  Natrium- 
bicarbonatin  solchem  Verhältnis  zugesetzt,  dass  auf  die  in  den  fettsauren  Salzen 
enthaltene  Basis  die  aequivalente  Menge  disponible  Kohlensäure  kommt.  B^im 
Gebrauch  der  Seife  kann  sich  dann  kein  AetzalkaK  bilden  (der  Verf.  nimmt 
an,  dass  die  Seife  mit  viel  Wasser  in  Aetzalkali  und  freie  Säure  zerfalle), 
sondern  es  entstehen  Carbonate. 

W.  KiBCHMANN  in  Ottensen  stellt  neutrale  und  überneutrale 
Seife  durch  Zusatz  von  sulfoleinsaurem  Ammoniak  bezw.  Sulfoleinsäure  dar. 
(D.  P.  38457.)  Man  setzt  dem  Gemisch  von  Oocosöl  und  Aetznatronlaog«, 
sobald  dasselbe  sich  zu  verdicken  anföngt,  rasch  Sulfoleinsäure  oder  sulfoleitt- 
saures  Ammoniak  hinzu.  Durch  einen  Versuch  hat  man  die  von  letzter eu 
zum  Neutralisiren  erforderliche  Menge  dadurch  festgestellt,  dass  tbMi  8ulft)iwD" 
saures  Ammoniak  in  kleinen  Mengen  so  lange  zu  der  Seffeamasse  hiazuthut, 
als  noch  Ammoniak  ausgetrieben  wird.  Fügt  man  zur  -Seife  einen  Üeber- 
schuss  von  Sulfoleinsäure,   so  erhfiilt   man  übemeutrale  Seife,   die  Qa««*" 


Fette,  Harze,  Seifen  etc.  359 

silbersublimat  nicht  zersetzt  und  daher  zum  Mischen  mit  demselben 
geeignet  ist. 

Clote,  Rose  und  Acbert  in  Chicago  stellen  Seife  aus  dem  beim 
Ausschmelzen  von  Talg  oder  dergl.  verbleibenden  wässerigen  Rückstande 
dar  (D.  P.  39945).  Der  wässerige  Rückstand  wird  an  sich  oder  zweckmässig 
mit  einem  Zusatz  von  Talg,  Harz  oder  dergl.  durch  Alkalien  verseift.  So 
wendet  man  z.  B.  SO  kg  des  wässerigen  Rückstandes,  der  bis  auf  die  Hälfte 
eingedampft  ist,  45  kg  Talg  und  etwa  7Vs  kg  Harz  an  und  behandelt  das 
Gemisch  mit  der  zur  vollständigen  Yerseifung  ausreichenden  Menge  Natron- 
lauge unter  den  sonst  bei  der  Seifenfabrikation  üblichen  Verhältnissen. 

C.  R.  HoxLEY,  London  (E.  P.  3441  vom  17.  März  1885)  gewinnt  Seife 
durch  Einwirkung  von  Ammoniakgas  unter  Druck  auf  ein  Gemisch  von 
8  Tln.  Stearinsäure,  4  Tln.  Cocosnussöl,  l  Tln.  Natron  und  6  Tln.  Wasser. 

F.  Rohart  giebt  in  (Industries  1886,  ly  331)  ein  neues  Verfahren 
zur  Darstellung  von  Seife  an.  Wird  Schwefelwasserstoff  in  Oele,  ge- 
schmolzenes Fett  oder  Wollfett  geleitet,  so  nimmt  das  Fett  fast  sein  lOOfaches 
Volumen  Gas  auf;  hierdurch  wird  das  Fett  etc.  geeignet,  schon  in  der  Kälte 
mit  Alkalicarbonat  zu  verseifen.  Die  Seife  ist  von  nur  geringer  Qualität, 
riecht  aber  weder  nach  Fett,  noch  nach  Schwefelwasserstoff. 

Eine  Seife,  um  befleckte  oder  verschossene  Kleidungsstücke  zu  reini- 
gen und  denselben  die  ursprüngliche  Farbe  wiederzugeben,  stellt  Chr.  P. 
Andersen  in  Kopenhagen,  dar  (D.  P.  36043).  Das  Waschmittel  besteht  aus 
einer  Mischung  von  1  Gewt.  Seife,  V4  Gewt.  Quillajarinde  und  V4  Gwt. 
Haematein,  welche  Stoffe  mit  1  bis  2  Gewt.  Wasser  zu  einer  dicken  Masse 
eingekocht  werden.    Die  Masse  wird  dann  in  Formen  gegossen. 

W.  KiRCOMARN  in  Ottensen  giebt  ein  Verfahren  zur  Herstellung  von 
Cocoinäther  zum  Parfümiren  von  Seife  ""an.  (D.  P.  39939.)  Der  Cocoin- 
äther  bildet  sich,  wenn  man  Cocosöl  oder  Coprahöl  bei  Gegenwart  eines 
Alkohols  z.  B.  Aethylalkohol  und  eines  Sulfoleinats ,  in  erster  Linie  Ammo- 
niumsulfoleinat ,  mit  Natronlauge  oder  Kalilauge  verseift.  Man  nimmt  z.  B. 
1  kg  Cocosöl,  0-5  kg  Aethylalkohol  vom  spec.  Gew.  0'815— 0'820,  0*5  bis 
0*6  kg  Natronlauge  von  1*38  spec.  Gew.;  setzt  10  Proc.  der  Reactionsmasse 
sulfoleinsaures  Ammoniak  hinzu  und  verseift  bei  32^  C.  Die  Menge  des 
sulfoleinsauren  Ammoniaks  kann  sehr  schwanken,  da  dasselbe  nur  katalytisch 
zu  wirken  scheint.  Man  erhält  eine  stark  parfümirte  Seife,  die  man  ent- 
weder zum  Parfümiren  grösserer  Seifenmengen  benutzen  kann,  oder  aus  der 
man  den  Aether*  durch  Destillation  der  mit  Wasser  angerührten  Seife,  Aus- 
schuttehi  des  wässerigen  Destillates  mit  Petroleumäther  und  Verjagen  des 
letzteren  gewinnen  kann.  Der  so  bereitete  Aether  hat  einen  starken  Ananas- 
und  Reinettengeruch.  Man  kann  auch  die  Seife  mit  Alkohol  anrühren,  diesen 
abdestilliren  und  entweder  so  verwenden  oder  wiederholt  über  cocoinäther- 
haltige  Seife  destilliren.  Der  Alkohol  eignet  sich  zum  Würzen  und  Par- 
fömiren. 

um    durch    Abziehbilder    erhaltene    farbige    Verzierungen    auf 


360  Fette,  Harze,  Seifen  etc. 

Stearinkerzen  vor  der  Einwirkung  der  im  Stearin  enthaltenen  Säuren  zu 
schützen,  werden  nach  Gdthmann  in  Dresden  (D.  P.  38765)  die  Kerzen  in 
ein  heisses  Bad  gebracht,  welches  aus  1  Tl.  Walrat,  1  Tl.  weissem  Bienen- 
wachs, 2  TIn.  weissem  Camaubawachs  und  4  Tln.  EartparaMn  zusammen- 
gesetzt ist.  Der  dadurch  gebildete  üeberzug  der  Kerze  ist  s&urefrei,  ver- 
hindert den  Austritt  der  im  Stearin  der  Kerze  enthaltenen  Säure  und  giebt 
der  Kerze  Politur  und  ein  dem  Porcellan  ähnliches  Aussehen.  Auf  die  bis 
jetzt  noch  weisse  Kerzen  werden  nun  die  Abziehbilder  in  bekannter  Weise 
aufgebracht. 

3.  Harze,  Kautschuk  und  Firnisse. 

Edobn  Schaal  in  Feuerbach  bei  Stuttgart  hat  ein  Verfahren  zur 
Herstellung  von  Terpentin  aus  Coniferenharzen  angegeben  im  D.  P. 
39940.  Ein  dem  venetianischen  Terpentin  ähnliches  Product  wird  erhalten, 
indem  Coniferenharze,  z.  B.  Fichtenharz  oder  Colophonium  zunächst  bis 
270®  im  Vacuum  abdestillirt  und  die  zwischen  270  bis  310°  C.  in  luftver- 
dünntem Raum  siedenden  Bestandteile  durch  Einleiten  von  Kohlensäure, 
sauerstoflFfreien  Verbrennungsgasen  von  Methyl-,  Aethyl-,  Butyl-,  Amylalkohol, 
von  leichtem  Harzöl,  Aceton,  Terpentinöl,  Kienöl,  Kampheröl  und  von  Pe- 
troleum-, Stein-  und  Braunkohlenbenzin  übergetrieben  werden;  insbesondere 
wird  für  diesen  Zweck  Terpentinöl  verwendet.  Dieses  Product  unterscheidet 
sich  jedoch  noch  in  mancher  Hinsicht  von  dem  Terpentin;  dagegen  wird 
ein  wirklicher  Ersatz  für  venetianischen  Terpentin  sowohl  aus  den  wie  oben 
erhaltenen  Producten  als  auch  überhaupt  aus  hochsiedenden,  terpentinartigen 
Destillaten,  die  mit  Hilfe  des  luftverdünnten  Raumes  oder  vermittelst  eines 
überhitzten  Stromes  von  Wasserdampf,  von  Kohlensäure  oder  von  Verbren- 
nungsgasen gewonnen  werden,  hergestellt,  oder  dass  man  rohe  Terpentine 
mit  ungeföhr  2  Tln.  Weingeist  behandelt,  die  geklärte,  obenstehende  alko- 
holische Terpentinlösung  abtrennt  und  durch  Destillation  von  Weingeist 
befreit. 

Einen  Apparat  zum  Bleichen  und  Raffiniren  von  Harzen  und 
ähnlichen  Stoffen  beschreibt  im  D.  P.  35030  E.  A.  Bbhbbns  in  Bremen.  Die 
Harze  werden  in  Flüssigkeiten  gelöst,  deren  Siedetemperatur  niedriger  als 
die  des  Weingeistes  liegt.  Als  solche  kommen  Kohlenwasserstoffe,  Schwefel- 
kohlenstoff, Aether  und  Holzgeist  besonders  in  Betracht  Die  Lösungen 
werden  dann  mit  geeigneten  Reagentien,  wie  Alkalilauge  und  Entfärbungs- 
mitteln, behandelt.  Nach  beendeter  Reinigung  werden  die  Lösungsmittel 
von  den  Harzen  durch  Verdampfen  getrennt,  um  die  verschiedenen  hierbei 
benutzten  Geisse  hermetisch  zu  verschliessen,  werden  die  Deckel  derselben 
mit  dem  umgebogenen  Rand  in  Rinnen  gestellt  und  diese  mit  einer  leicht 
schmelzbaren  Metalllegirung  ausgegossen.  In  der  Rinne  liegt  ein  Dampfrohr, 
sodass  man  mittelst  desselben  die  erstarrte  Metalllegirung  wieder  schmelzen 
kann,  wenn  man  den  Deckel  öffnen  will.  Um  beim  Lösen,  beim  Behandehi 
der   Lösungen   mit  Reagentien   die  Flüssigkeiten   gut  durchzurühren,  wird 


Fette,  Harze,  Seifen  etc. 


361 


comprimirte  Luft  hindurchgeleitet  Es  kommt  hierbei  die  im  Apparat  schon 
vorhandene  Luft  zur  Verwendung,  indem  man  dieselbe  über  der  Flüssigkeit 
absaugt,  dann  comprimirt  und  unten  in  die  Flüssigkeit  wieder  eindrückt. 
Es  wird  so  ein  Abgehen  der  Luft  aus  dem  Apparat  ins  Freie  und  ein  damit 
verbundener  Verlust  an  Lösungsmitteln  vermieden. 

J.  G.  Fayollbt  in  Paris  benutzt  folgendes  Verfahren  zur  Umwandlung 
schwerer  Petroleum-  und  Harzöle  in  ein  zum  Einfetten  von  Wolle 
geeignetes  Product.  (D.  P.  3994ß.)  In  eine  Mischung  eines  der  vorgenann- 
ten Oele  mit  Oelsäure  und  gelöschtem  Kalk  wird  Chlor  eingeleitet,  welches 
einesteils  auf  die  gebildete  Oxyölsäure,  anderenteils  auf  die  Petroleum- 
bezw.  Harzöle  chlorirend  einwirkt,  so  dass  eine  in  Alkalien  lösliche  Mischung 
entsteht.  Die  mit  dieser  Mischung  geölte  Wolle  lässt  sich  nach  dem  Ver- 
spinnen und  Verweben  durch  Waschen  mit  einer  verdünnten  Lösung  von 
Soda  oder  Natronlauge  reinigen. 

Sbaburt  in  Providence,  V.  St  A.,  hat  einen  Apparat   zum  Vulcani- 
siren  von  Gummi  (D.  P.  38054)  construirt    Der  Apparat  besteht  aus  dem 
doppelwaadigen  Fig.  192. 

Cylinder  A  B  mit 
Feuerung  C,  deren 
Verbrennungspro- 
ducte  zwischen 
den  beiden  Wan- 
dungen des  Cy- 
linders  hindurch- 
streichen. Am  Bo- 
den des  Gylinders 
ist  ein  perforirtes 
Dampfzuleitungs- 
rohr F  ange- 
bracht.   Jist  ein 

abnehmbarer, 
fahrbarer  Deckel. 
Neuerungen  in 
der  Herstellung 
von  weichem  vul- 
canisirten  Kaut- 
schuk sind  von  J.  Withöft  in  New- York  (Engl.  P.  7914  vom  30.  Juni  1885) 
angegeben  worden.  Das  Sprödewerden  der  Kautschukwaaren  wird  durch  über- 
mässigen Gehalt  an  Schwefel  veranlasst,  der  auch  effloresciren  kann.  Die 
grosse  Menge  Schwefel  (6—12  Proc.)  wird  wegen  der  gebräuchlichen  Vul- 
canisirtemperatur  von  140 — 150*  erforderlich.  Der  Erfinder  behauptet  nun, 
vollständige  Vulcanisation  mit  nur  3Va  bis  5  Proc.  Schwefel  und  in  Vs  der 
bisher  notwendigen  Zeitdauer  zu  erreichen,  wenn  Dampf  von  7—8  Atm. 
Druck  mit  einer  Temperatur  von  165—177»  einwirkt. 


362  Fette,  Harze,  Seifen  etc. 

Den  zersetzenden  Einfluss  von  Oelen  auf  Kautschuk  hat 
W.  Thomson  (Text.  Manuf.  1886,  12,  219)  beobachtet;  es  wirkt  das  Oel  na- 
mentlich schädlich  ein,  wenn  die  Luft  hinreichenden  Zutritt  bat  und  E^ 
wärmung  stattfindet.  In  Raps-  und  Enochenöl  löst  sich  der  Kautschuk 
auf,  in  Olivenöl  und  Baumwollensamenöl  quillt  er  nur  auf,  Ricinusöl 
greift  nicht  an,  am  schädlichsten  wirkt  Palmol. 

Einen  Ersatz  für  Kautschuk  und  Guttapercha  stellen  Hang  & 
Hoffmann  in  St.  Petersburg  (Eng.  P.  1108  vom  25.  Januar  1886)  dar.  Ent- 
haarte Häute  werden  in  einem  PAPiN^schen  Topfe  mit  b  Proc.  Glycerin  di- 
gerirt.  Die  entstandene  dicke  zähe  Masse  wird  mit  der  gleichen  Menge 
Glycerin  und  ^/la  ihres  Gewichts  an  concentrirter  Kaliumbichromatlosung 
behandelt  und  dann  in  Formen  gegossen,  in  denen  die  Masse  unter  Druck 
erkaltet.  Dann  lässt  man  dieselbe  in  einem  dunklen  Raum  austrocknen. 
Das  Erzeugnis  widersteht  der  Hitze  besser  als  Kautschuk.  Durch  Abände- 
rung der  Verhältnisse  und  verschiedene  Zusätze  kann  die  Masse  sehr  elastisch 
oder  glashart,  sowie  wasserdicht  gemacht  werden. 

Nach  dem  Verfahren  zur  Herstellung  von  Harzsäureestern,  welche 
die  gebräuchlichen  Lackharze  bei  Herstellung  von  Lacken  und  Firnissen 
ersetzen  können,  angegeben  von  Eoobn  Schaal  in  Feuerbach  bei  Stutt- 
gart (D.  P.  38467  *),  werden  die  Harzsäuren  mit  Alkoholen  oder  Phenolen 
durch  Erhitzen  mit  oder  ohne  Druck  und  mit  oder  ohne  Zusatz  die  Re- 
action  begünstigender  Stoffe  zu  Estern  condensirt,  dann  wird  das  erhaltene 
Gemisch  durch  Destillation  in  weichere  und  härtere  Ester  imd  in  ölige 
Teile  geschieden.  Nach  diesem  Verfahren  werden  also  nicht,  wie  froher, 
die  Harzsäuren  zuerst  durch  Destillation  In  einen  weicheren  und  härteren 
Anteil  getrennt,  sondern  diese  Scheidung  geschieht  erst  nach  vollzogener 
Esterbildung. 

Otto  Saübr  in  Berlin  beschreibt  im  D.  P.  36368  ein  Verfahren  und 
Apparat,  um  Oele,  besonders  Palmöl,  in  Firniss  überzufuhren.  Für  die 
Firnissbereitung  werden  ein  Nebel  von  Wasserstoffsuperoxyd  und  ein  Nebel 
von  Chlorzinklösung  mittelst  zweier  Zerstäuber  in  einen  erwärmten  Luftstrom 
eingeblasen,  und  dieser  Luftstrom  wird  in  eine  warme  Mischung  von  Palmöl 
mit  5procentiger  Lösung  von  Ozokerit  in  Paraffinöl  eingeführt,  wobei  man 
diese  Mischung  gut  durchrührt. 

4.  Schmiermittel. 

J.  J.  Rbdwood  (Jour.  Chem.  Soc  Ind.  1886,  5,  362)  hat  die  Einwur- 
kung  der  Oele  auf  Metalle  zu  dem  Zwecke  untersucht,  um  unterscheiden  zu 
können,  welche  Oele  sich  zur  Mischung  von  Schmierölen  am  besten  eignen. 

Zu  den  Versuchen  wurden  die  Metalle  des  gewöhnlichen  Gebrauchs 
angewandt;  nachdem  dieselben  gereinigt,  mit  Aether  gewaschen  und  ge- 
trocknet worden  waren,  wurden  sie  gewogen  und  mit  15  cbcm  Oel  in  Rohren 


1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  8. 836. 


Fette,  Harze,  Seifen  etc.  363 

zusammengebracht.  Die  verkorkten  Röhren  blieben  12  Monate  hindurch, 
im  Sommer  bei  einer  durchschnittlichen  Temperatur  von  12°  C,  im  Winter 
bei  3—4°  C  aufbewahrt.  —  Das  Talgöl  war  w&hrend  5  Monaten  erstarrt.  — 
Nach  Ablauf  der  12  Monate  wurden  die  Metall  stücke  aus  den  Röhren  heraus- 
genommen, mit  Aether  abgewaschen  und  nach  dem  Trocknen  (mit  Baum- 
wolle) gewogen. 

Die  Einwirkung  der  Oele  auf  die  Metalle  war  teils  eine  zerstörende, 
ohne  dass  gelöste  Metalle  aufgenommen  wurden,  dieselben  fanden  sich  viel- 
mehr als  Niederschlag  vor,  teils  eine  so  geringe,  dass  Spuren  der  be- 
treffenden Metalle  im  Oele  nicht  festgestellt  werden  konnten.  Die  Resultate 
der  Untersuchungen  hat  Rbdwood  in  zwei  Tabellen  niedergelegt;  aus  der  einen 
geht  hervor,  dass:  Mineralschmieröl  keine  Einwirkung  auf  Kupfer  und 
Zink  ausübt,  am  wenigsten  Messing  und  am  meisten  Blei  angreift.  Olivenöl 
greift  am  meisten  Kupfer,  am  wenigsten  Zinn  an.  Rüböl  hat  keine  Wir- 
kung auf  Messing  und  Zinn,  wirkt  wenig  auf  Eisen,  am  meisten  auf  Kupfer 
Talgöl  wirkt  am  meisten  auf  Kupfer,  am  wenigsten  auf  Zinn.  Specköl 
und  Schweinefett  greift  am  wenigsten  Zink,  am  meisten  Kupfer  an. 
Baum  Wollensamen  öl  hat  die  geringste  Wirkung  auf  Blei,  die  stitrkste 
au!  Zinn.  Walratöl  (Sperm  oil)  wirkt  am  st&i^sten  auf  Zink,  am 
geringsten  auf  Messing  ein.  Walfischthran  —  Wale  oil  —  greift  Zinn 
gamicht,  am  wenigsten  Messing  und  am  meisten  Blei  an,  während  See- 
hundthran  (Robbenthran)  Messing  am  wenigsten,  Kupfer  am  meisten  an- 
greift Andererseits  folgt  aus  den  Versuchen,  dass :  E  i  s  e  n  am  wenigsten  durch 
Seehundtfaran,  am  stärksten  durch  Talgöl,  Messing  (Bronze)  gamicht 
von  Rüböl,  am  wenigsten  von  Robbenthran  und  am  meisten  von  Olivenöl, 
Zinn  gamicht  von  Rüböl,  wenig  von  Olivenöl,  am  meisten  von  Baumwollen- 
samenöl,  Blei  am  wenigsten  von  Olivenöl,  am  stärksten  vom  Walfischthran, 
Sperm  oil  und  Walratöl  angegriffen  wird.  Zink  scheint  vom  Mineral- 
sdimieröl  nicht  angegriffen  zu  werden.  Am  wenigsten  scheint  Specköl,  am 
meisten  Walratöl  einzuwirken.  Kupfer  endlich  bleibt  unangegriffen  von 
^eralschmieröl ,  am  wenigsten  findet  durch  Walratöl,  am  meisten  durch 
Talgöl  Einwirkung  statt. 

Aus  Rbdwood's  Versuchen  ergiebt  sich,  dass  mineralische  Schmieröle 
im  allgemeinen  die  geringste,  Spermöl  dagegen  die  stärkste  Wirkung  auf 
Metalle  ausüben.  Zum  Schmieren  schwerer  Maschinen  ist  Rüböl,  gemischt 
nut  Mineralschmieröl,  am  besten  geeignet,  das  dieses  Gemisch  geringe  Wir- 
kung auf  Eisen  und  Messing  hat.  Talgöl  und  Specköl  sollte  so  wenig  wie 
Biöglich  zum  Schmieren  gebraucht  werden,  weil  es  bedeutend  auf  Eisen  wirkt. 

Das  Verfahren  zur  Herstellung  eines  consistenten  Fettes,  welches 
insbesondere  als  Schmiermittel  dienen  soll,  von  Albert  Mdllbr  in 
Voskau  (D.  P.  35141)  ist  gerade  nicht  sehr  rationell.  Dieses  „Bakunin^ 
genannte  Fett  soll  eine  ausserordentliche  Schmierfähigkeit  besitzen,  so  dass 
dessen  Anwendung  den  bisher  gebräuchlichen  Schmiermaterialien  gegenüber 
mindestens   60—70   Proc.    beträgt,    es    soll   femer   neutral    reagiren    und 


364  Fette,  Harze,  Seifen  etc. 

erst  bei  80—85**  schmelzen.  Das  Bakunin  wird  in  folgender  Weise  her- 
gestellt. 100  Gewichtsteile  Brennpetroleum  oder  Rohnaphta  werden  mit  25 
Gewichtsteilen  Ricinusöl  oder  einem  anderen  vegetabilischen  Oel  vermischt 
und  diese  Mischung  wird  mit  60—70  Gewichtsteilen  Schwefelsäure  von  66°  B. 
versetzt,  indem  man  die  Säure  langsam  in  dünnem  Stral  unter  starkem 
Umrühren  in  das  Oel  einlaufen  lässt.  Nach  Zulauf  der  Säure  wird  noch 
so  lange  umgerührt,  bis  die  schwarzbraune  Masse  dicklich  wird  und  unan- 
gegriffenes  Petroleum  nicht  mehr  vorhanden  ist.  Hierauf  wird  die  Masse 
sofort  mit  ihrem  zwei-  bis  dreifachen  Gewicht  möglichst ,  kalten  Wassers 
verdünnt  und  umgerührt,  bis  sie  schon  weiss  und  dicklich  ist.  Man  lässt 
sie  nun  18 — 24  Stunden  stehen  und  zieht  dann  die  sich  unterdessen  aus- 
scheidende klare  Unterlauge  sorgfältig  ab.  Die  zurückbleibende  Ma^se  wird 
3 — 4  Tage  stehen  gelassen,  mit  Natron-  oder  Kalilauge  sorgfaltig  neutraJi- 
sirt  und  ist,  dann  zum  Gebrauch  fertig. 

Ein  „Pulverförmiges  Schmiermittel**  stellt  B.  Lbmglbt  In  Amiens 
(Engl.  P.  670  V.  15.  Januar  1886)  dar,  Talk  oder  Kaolin  wird  mit  Paraffin 
oder  Spermaceti  oder  Wachs  etc.  innig  vermischt.  Man  erhält  so  ein  festes 
Schmiermittel,  welches  im  Gegensatz  zu  ähnlichen  mit  Hülfe  von  Graphit 
hergestellten,  eine  weisse  Farbe  besitzt.  Deshalb  soll  es  vorzugsweise  bei 
Maschinen  Verwendung  finden,  auf  welchen  weisse  Gewebe,  Tüll  u.  dgl., 
angefertigt  werden. 

A.  KoELLNER  in  Neumühlen  bei  Kiel  benutzt  bei  seinem  Apparate') 
eine  neue  combinirte  Filterschicht  zum  Filtriren  von  Oel  und  anderen 
Flüssigkeiten  (D.  P,  38008).    In  der  Filterschicht  sind  Fig.fi93. 

elastische,  gebogene  Zwischenlagen  g  angeordnet,  die 
beim  Zusammenschrauben  flacher  werden  und  beim 
Lösen  der  Schrauben  zurückfedern;  Fig,  193.  Zum  Zu- 
sammenpressen der  Filterschicht  dient  eine  beliebige 
Druckvorrichtung. 

Nach  dem  D.  P.  38009  werden  anstatt  der  elastischen, 
gebogenen  Zwischenlagen,  die  beim  Zusammenschrauben 
flacher  werden,  elastische,  gerade  Zwischenlagen,  die  beim  Zusammen- 
schrauben gebogen  werden,  mit  der  Filterschicht  in  Anwendung  gebracht. 
Dieselben  können  z.  B.  aus  Holz  vorteilhaft  verfertigt  und  bei  Filterschichten 
zum  Filtriren  von  Säuren  verwendet  werden. 

Nach  dem  D.  P.  38010,  Fig.  194,  sind  in  die  Filierschicht  auf  Spiralfedern 
a  ruhende  und  dadurch  elastisch  wirkende  Zwischenlagen  eingelegt,  welche 
ein  Zusanmaenschrauben  der  Filterschicht  gestatten,  und  welche  die  Filter- 
schicht lockern,  sobald  die  Druckschraube  f»,  die  zum  Zusammenpressen 
der  Filterschicht  dient,  gelöst  wird. 

Der  Filtrirapparat  für  dickflüssige  Maschinenschmiere  u.  dgK  von 
Hbidmann  &  Co.   in  Uerdingen  (D.  P.  39122;  Fig.  195)  besteht  aus  einem 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  860. 


Fette,  Harze;  Seifen  etc. 


365 


Behälter  mit  zwei  von  einander  getrennten  Abteilungen  Ä  und  C  Die 
untere  Abteilung  Ä  nimmt  das  zu  fiitrirende  Oel  auf,  welches  durch  eine 
Heizschlange      D  Fig.  104.  Fig.  195. 

erwärmt  werden 
kamL  In  der 
oberen  Abteilung 
0  befindet  sich 
ein  Füter  J5,  des- 
sen Inneres  durch 
das  Steigrohr  8 
mit  der  Abteilung 
Ä  in  Verbindung 
steht  Durch  Her- 
stelhmg  eines  Ue- 
berdmckes  in  Ä 
mittelst  Dampf 
oder  Luft  bezw. 
eines  Minder- 
druckes in  C  wird 
die  zu  filtrirende 
Flüssigkeit  von  Ä 

nach  C  durch  B  hindurchgetrieben.  Der  dargestellte  Apparat  ist  zu  dem 
Zwecke  mit  der  Luftpumpe  L  versehen. 

Nach  dem  Ver-  Fig.  196. 

fahren  von  G.  Ma- 
TBME  in  Helbra, 
Mansfelder  See- 
kreis, (D.P.  39767) 
zur  Reinigung 
^on  unreinen 
Oelen  durch  Fil- 
triren  unter  gleich- 
zeitiger Behand- 
I'ing   mit    Dampf 

und  Wasser,  wird  das  Oel  durch  verachieüeac 
Behalter  geleitet,  in  welchen  sich  iwiscliöQ 
^Doppelböden  a  Lagen  von  Sägcspäneu,  Coksab- 
ßUen,  Schlackenwolle  H,  Lohe  oder  Stein-  beüw, 
Brannkohlenruckständea  befinde».  Während  des 
Filtrirens  wird  durch  Rohr  r  Dampf  in  die  Fil- 
termassen  eingeblasen.  Das  Oel  tritt  durch  Rohr  «  in  das  zweite  Geföss, 
^0  es  nach  dem  Filtriren  mit  durch  Rohr  w  zuströmendem  kalten  Wasser 
zusammentrifft.  Es  trennt  sich  hierduich  von  dem  heissen  Condensations- 
wasser  und    fliesst     dann    durch    Rohr   t    weiter,    um     nochmals    filtrirt 


IE 


366 


Fette,  Harze,  Seifen  etc. 


FiR.  197. 


zu  werden.  Die  Rohre  l  sind  Steigerohre, 
die  oben  frei  münden  und  dazu  dienen, 
den  Ausfluss  des  Oeles  zu  erleichtem. 

Der  Oelreinigungsapparat  von 
Otto  Ribck  in  Mülheim  a.  R.  (D.  P.  36782) 
besteht  aus  dem  mit  dem  Behälter  B 
durch  das  Ventil  L  verbundenen  Cylinder 
A,  in  welchen  ein  mit  Filtrirmasse  ge- 
füllter, oben  und  unten  durchbohrter 
Kolben  C  sich  verschiebt.  Die  Kolben- 
stange D  ist  hohl,  oberhalb  des  Kolbens 
durchlöchert  und  reicht  durch  die  Stopf- 
büchse E  in  das  Gefäss  F,  Zieht  man 
den  Kolben  in  die  Höhe,  so  tritt  das  Oel 
aus  -B  durch  L  in  den  Cylinder  A  unter 
den  Kolben,  um  bei  dem  durch  Gewichte 
I  beförderten  Sinken  desselben  von  unten 
nach  oben  durch  die  Filtrirmasse  gepresst 
zu  werden  und  durch  die  in  der  hohlen 
Kolbenstange  D  befindliche  Oeffiaung  in 
den  Behälter  Ä  abzufliessen. 

C.    SCHABDLBB. 

5.  Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr. 
Centnern  ausgedrückt 


Waarengattung 


im  Jahre  1886  die 


Einfuhr      Ausfulir 


im  Jahre  1885  die 


Einfuhr      Ausfahr 


Fichtenharz  (Terpentinharz,  Kolo- 
phonium, Glaspech),  Terpentin  . 
Terpentinöl  und  anderes  Harzöl  . 
Kautschuk  und  Guttapercha,    roh 

oder  gereinigt 

Olivenöl  (Speiseöl)  in  Fässern.  . 
Olivenöl  in  Fässern,  amtlich  dena- 

turirt 

Leinöl  in  Fässern 

Palm-  und  Cocosnussöl  .... 
Cacaoöl  (Cacaobutter)  in  consisten- 

ter  Form 

Rüböl,  Rapsöl  in  Fässern  .  .  . 
Schmalz  von  Schweinen  u.  Gänsen, 
sowie  andere  schmalzartige  Fette  . 
Stearin-  u.  Palmitinsäure,  Paraffin, 
Walrat  und  ähnliche  Kerzenstoffe 
Fischspeck,  Fischthran  .... 
Talg,  auch  gepresst 


498  527 
104  807 

21551 
28  204 

68  940 
397  342 
110  773 

1953 
1  157 

419  821 

11313 

119  690 

64  907 


57  094 
16  581 

1787 
2  518 


1128 
1 16  828 

17 
67  667 

383 

19  846 
2  994 

8  867 


469  401 
98  162 

23  562 
27  155 

71578 
383  108 
122  243 

1346 
7  366 

356  498 

21687 

114  096 

56  415 


47  925 
10  963 

1358 
2984 


1278 
73609 

18 
73275 

319 

7021 
4903 


Wasser.  367 

XXXTTT,  Wasser. 


1.  Meteorwasser. 

Edw.  Kinch  (J.  Chem.  Soc.  61,  92)  berichtet  über  die  auf  der  Ver- 
suchsstation zu  Cirencester  seit  dem  Jahre  1870  ausgeführten  Chlor be- 
stimmungen  im  Regenwasser.  Letzteres  wurde  in  einem  kleinen  Trog 
auf  einer  443 '  über  dem  Heeresspiegel  gelegenen  Stelle  aufgefangen  und 
das  Wasser  der  sechs  Wintermonate  von  dem  der  sechs  Sommermonate 
getrennt.  Im  Winter  war  der  Chlorgehalt  des  Wassers  immer  grösser,  als 
im  Sommer.  Abnorme  Chlormengen  fanden  sich  in  der  Regel  bei  Südwest- 
stürmen,  welche  den  Staub  des  Meerwassers  von  dem  ca.  35  engl.  Meilen 
entfernten  Bristolcanal  herbeiführen.  Im  September  1869  fand  Church 
6^1  Grain  Chlomatrium  in  1  Gall.  Sturmwasser,  — •  Das  Regenwasser  des 
Winters  1872—73  enthielt  eine  abnorme  Menge  Chlor;  schliesst  man  diese 
Periode  aus  der  16jährigen  Beobachtungszeit  1870—1885  aus,  so  erhält 
man  als  mittleren  Chlorgehalt  des  Regenwassers  für  die  Wintermonate  3*58 
und  für  die  Sommermonate  3' 14  pro  1000000  Tln.  Regen wasser.  Lawbs, 
Gn^BRT  und  Wabinotoii  haben  im  Regenwasser  von  Rothamsted  als  Mittel 
Ton  6  Jahren  in  monatlichen  Bestimmungen  im  Winter  1*99  per  Million 
Chlor  mehr  gefunden,  als  im  Sommer.  — 

Brbslaubr  (D.  Med.  Z.  1886,  460)  fand  in  1  1  Wasser  der  atmosphä- 
rischen Niederschläge  in  Brandenburg  a./H. 

mgNH* 
Mittel      Maximam     Minimam 
im  Jahre  1888    .    .  1-84  2*57  1-23 

im  Jahre  1884     .    .  2H)S5  2^1  1'41 

im  Jahre  1885     .    .  1*76  (in  den  ersten  6  Monaten) 

Schneewasser  enthielt  durchschnittlich  0956  mg  Ammoniak  im  Liter. 

2.  Tellarische  Wasser. 

AxBL  Hambbro  (J.  pr.  Ch.  (2)88,  433)  beschreibt  einen  Apparat  zur 
Bestimmung  des  Stickstoffgases  und  der  Kohlensäure  im  Meerwasser 
am  Bord  des  Schiffes.  Der  Stkkstoffgehalt  in  einem  Tiefwasser  ist  derselbe, 
den  dieses  Wasser  aufgenommen  hatte,  als  es  sich  zuletzt  an  der  Oberfläche 
befuid.  Verf.  giebt  eine  Tabelle  über  den  Stickstoffgehalt  des  Meerwassers 
bei  Terschiedenem  Salzgehalt.  —  Besondere  Versuche  lehrten,  dass  das 
Meerwasser  bei  gleichem  Salzgehalte  und  gleicher  Alkalinität  verschiedene 
Mengen  Kohlensäure  binden  könne,  je  nach  der  Temperatur.  Eine  Differenz 
▼on  10  o  in  der  Temperatur  entsprach  einer  Differenz  von  3—6  Proc.  im 
Kohlensäuregehalte.  Daraus  erklärt  sich  der  grossere  Reichtum  der  Polar- 
wasser an  Kohlensäure. 


mgN»05 

Mittel 

Maximam 

Minimam 

2-68 

4-74 

1-07 

2-88 

414 

1-82 

1*98  (in  den  ersten  6  Monaten) 


1)  Techn.-chem,  Jahrb.  8,  S.  338. 


368 


Wasser. 


ScHBLBNz  (Arch.  Pharm.  (3)  24^  1015)  bestimmte  den  Eochsalzgehalt 
des  Nordseebades  St.  Peter.  —  B.  Fisghbr  (Z.  f.  Hyg.  2,  54)  beschreibt 
den  das  Meeresleuchten  verursachenden  Spaltpilz,  welchen  er  „Badüus 
phosphorescens^  nennt.  —  Klibmbtsobbk  und  Sobibczkt  (Gh.  G.  Bl. 
17,  676)  haben  die  durch  F.  Fiscbbb  bei  Jan  Meyen  gesammelten  See- 
wasserproben einer  chemischen  Untersuchung  unterworfen. 

E.  Eggbr  (Not.-Bl.  d.  Vereins  f.  Erdk.  (4)  Heft  6  Mainz)  Teröfifentlicht 
Beiträge  über  die  wechselnde  .Zusammensetzung  des  Wassers  der  Nahe  bei 
Bingen  im  Jahre  1885  und  solche  zu  einer  Hydrologie  für  die  Provinz 
Rheinhessen. 

B.  Rosbnbbeo  (Arch.  Hyg.  5,  446)  hat  das  Verhältnis  der  Anzahl  der 
Bacterien  im  Mainwasser  vor  und  nach  der  Aufnahme  der  Ganal- 
Schwemmwässer  der  Stadt  Würzburg  festgestellt,  die  verschiedenen,  meist 
vorkommenden  Bacterienarten  und  die  eigenartige  Bedeutung  der  einzelnea 
Formen  für  den  Ort  des  Vorkommens  studirt. 

Nach  Fr.  Stolba  (Listy  ehem.  U,  5;  Gh.  C.  Bl.  18,  94)  enthielt  1  1 
Moldau  Wasser  (bei  einem  Wasserstande  von  39  cm  über  der  Normalen  nahe 
der  altstädter  Wehre  in  Prag  am  5.  Juni  1886  entnommen)  141  mg  suspen- 
dirte  Stoffe  (Lehm),  in  Lösung  befanden  sich  15*60  mg  Kalk,  6*47  mg 
Magnesia,  5*52  mg  Kali,  6  mg  Natron,  130  mg  Eisen  (als  Oxyd),  19*38  mg 
GO^,  5*01  mg  S03,  7*95  mg  SiO»,  5*63  mg  Gl,  Spuren  von  Nitraten, 
11*5  mg  organische  Substanz.     Härte  =  2  54°. 

Fb.  Kündrat  (Listy  ehem.  10,  240;  Gh.  G.  Bl.  18,  172)  hat  das  Radbuza- 
Wasser  bei  Pilsen  untersucht. 

SoYKA  (Tagbl.  59  Naturf.-Vers.  1886,  230)  bespricht  die  Grund- 
wasserschwankungen von  Berlin  und  München  nach  den  klima- 
tischen und  epidemiologischen  Beziehungen.  — 

De  Lesseps  (G.  r.  104,  272)  teilt  die  Analysen  zweier  Wasserproben 
aus  einem  artesischen  Brunnen  im  Gebiete  des  tunesischen  Schotts, 
sowie  von  einer  natürlichen  Quelle  des  üed  Ref  mit. 

R.  Fresenius  untersuchte  das  Wasser  der  Schützenhof  quelle  (J.  f.  pr. 
Gh.  85,  122)  und  des  Kochbrunnens  (J.  f.  pr.  Gh.  8$,  126)  in  Wiesbaden 
und  erhielt  folgende  Resultate: 

1  1  Wasser  ans  dem  Eochbrunnen : 


Chlornatrinm 

.    6-828 

S 

5-154        g 

Chlorkalium 

.  .    0 182 

0-157 

Chlorlithium 

.    0-0-23 

0025 

Chlorammonium  .  .  .  . 

.    0017 

0012 

Chlorcalcium 

.    0-627 

0-585 

Bromnatrium 

.  .    00043 

0-002 

Jodnatrium 

.    0-000017 

0-000028  , 

Calciumsulfat 

.    0072  4 

0134 

Strontinmsnlfat .... 

.    00219 

0020 

Bariamsulfat 

.    00012 

000001    . 

Calciumcarbonat  .  .  . 

.    02664 

0139 

Magnesiumcarbonat  . 

.    01776 

0124 

aus  der  SchützenbofqneUe  enthielt: 


Wasser. 


369 


1 1  Wasser  ans  dem  Kochbrnimen: 

Ferrocarbonat 0  006  7     g 

Manganocarbonat 0-00089    . 

Calciamarsenat 0*000225  . 

Calciumpboiphat OH)00028  , 

Calcinmborat 0001 03    . 

Eiesels&ure 0*062  7      . 


ans  der  Schützenhofqaelle  enthielt: 
0O02        g 

000006    . 


0050 


Die  freie  Kohlensäure  des  Kochbrunnens  beträgt  0*2497  g,  der  Schützen- 
hofquelle 0.3081  g  i.  I.  Die  aufsteigenden  Gase  der  Schützenhofquelle  be- 
stehen in  100  cbcm  aus  38*47  cbcm  Kohlensäure  und  61*53  cbcm  Stickstoff. 
Hieran  schliesst  sich  eine  Yergleichung  der  Quelle  mit  anderen  Mineralquellen 
und  mit  dem  Wasser  der  neuen  Leitung.  —  Im  Kochbrunnen  sind  noch 
in  unwägbarer  Menge  Rubidium,  Caesium,  Salpetersäure,  Titansäure,  Kupfer, 
Schwefelwasserstoff,  organische  Substanzen  vorhanden.  Die  Zusammensetzung 
der  ausströmenden  Gase  beträgt  in  100  cbcm  88*8  Kohlensäure,  ir47  Stick- 
stoff mit  einer  Spur  Sauerstoff,  0*53  leichtem  Kohlenwasserstoff.  Verf.  ver- 
gleicht die  Resultate  dieser  Analyse  mit  den  von  ihm  früher  1849  erhaltenen. 
—  Die  Curanstalt  Rohitsch -Sauerbrunnen  in  Steiermark  ist  um  eine  neue 
Quelle,  die  Styria-Quelle,  bereichert  worden,  welche  nach  einer  Analyse  von 
Max  Büchner  (Pharm.  Z.  f.  Russl.  26,  438)  zur  Gruppe  der  alkalisch-sali- 
nischen  Mineralwässer  gehört  und  im  Liter  enthält 


Kaliamsolfat 212*9  mg 

Natriumsulftit 1927-7 

Xatriamnltrat 09 

Chloraatrium 94*2 

Jodnatrium 0  03 

Natriambicarbonat  ....  1 422*8 


Calciampbospbat  .... 

2-74  mg 

Caicinmbicarbonat .  .  . 

.      885-7    , 

Mafrnesiumbicarbonat  . 

.    4583-3    , 

Ferrobicarbonat 

6.2    . 

YöUig  freie  Kohlensäure    3 1496 


G.  Janbcek  (Rad.  jugosl.  akad.  7,  78;  Ch.  C.  Bl.  18,  172)  veröffentlicht 
die  Analyse  des  Jamnicer  alkalisch-muriatischen  Säuerlinges,  eines  in 
Kroatien  und  den  benachbarten  Ländern  vielgebrauchten  Wassers.  Die 
Quelle  liegt  in  der  ^ähe  von  Agram.     1  1  Wasser  enthält 


Na«0 2724-3  mg 

67  5. 

26 

252-4 

779 

26^ 


SrO 0-1  mg 

BaO (yOi    n 

FeO 9-56    , 

MuO 031    , 

Al»08 2-72    . 

Ol 605-7     , 


K»0 

U«0 

CaO 

MgO 

810» 

freie  Co»  und 
halbgebondene    2934-4 

Bemerkenswert  ist  die  Aehnlichkeit  mit  der  Celestinsquelle  in  Yichy. 
—  Die  Kronenquelle  zu  Obersalzbrunn  in  Schlesien  enthält  nach 
PoLBCK  (Pharm.  Z.  f.  Russl.  25,  335)  i.  1. 


gebondene  Co». 

1857-2 

SO» 

36-7 

P»05 

2-1 

N»0» 

0-1 

B»0» 

(m 

Br 

0-24 

J 

0-^2 

mg 


Fe-bicarbooat.  . 

9-13 

mg 

SiO» 

34-6 

» 

Summe  der  festen 

Bestandteile .  . 

2830-5 

» 

NaCl 58-99  mg    LIHCO» 11-4    mg 

Na«80« 180-10    ,      Ca(HCO»)» 712-64 

PSO« 40-86    ,      Mg(HCO»)» 404.77 

NiHCO» 872-64    ,     A1»0» 0-47 

1  1  Wasser  ergab  849*4  cbcm  freie  CO^  (bei  lO'ö»  und  740  mm  B). 
—  Ein  in  Gnesen  aufgefundener  alkalischer  Säuerling  enthält  nach  einer 
Analyse  von  Jbserich  (Z.  Mineralw.  Fabr.  S,  304)  im  Liter  775  mg  Kochsalz, 


Biedermann,  Jahrb.  IX. 


24 


g70  Wasser. 

400    mg   Kaliumsulfat,    383    mg   Kaliumcarbonat,    43   mg   Eisenoxyd  und 
Thonerde. 

A.  E.  Dambebgis  (Ber.  19^  2538)  teilt  die  Analysen  von  Mineralquellen 
auf  den  griechischen  Inseln  Aegina  und  Andros  mit.  Das  Wasser  zweier 
auf  Aegina  befindlicher  Quellen  hat  eine  Temperatur  von  26°  C  und  das 
spec.  Gew.  von  1*00963  bei  12*>;  das  Wasser  aus  der  Quelle  von  Andros 
hat  eine  massige  Temperatur  und  das  spec.  Gew.  1  00015  (14*»). 

Die  Analyse  der  Heilquelle  des  Moorbades  Letin  in  Böhmen 
ergab,  wie  Bälohoobek  (Listy  Chem.  11,  114;  Ch.  C.  Bl.  18,  306)  mitteilt, 
für  1  1  Wasser  in  mg:  2*19  K^SO*.  14*24  Na^SO*.  15-28  CaSO^  031 
Na^SO^,  7-95  NaCl,  4  60  MgCl^  11*35  Na^CO^,  0*14  Li^CO',  0*18  (NH*)^C03, 
96*42  CaCO',  36  88  MgCO^,  1*11  FeCO^,  0*05  Fe3(P0*)^  1*09  A1'(P0*)«, 
28*52  SiC,  14*62  organ.  Substanz,  66*71  halbgebundene  CO*,  47-67- freie 
CO^  —  Nach  Fr.  Stolba  (Listy  Chem.  U,  85;  Ch.  C.  Bl.  18,  258)  beträgt 
der  Gehalt  der  Eisenquelle  unterhalb  des  Labutkaberges  bei  Lieben  im 
Liter  Milligramme:  68*35  FeCO^,  Spuren^  MnCO^,  154*64  MgCO^,  74*28 
MgSO*,  56066  CaSO*,  66*80  CaCNO^)^,  66*10  NaCl,  Spuren  KCl,  15*10  CaCl^ 
12*50  SiO^  Spuren  organischer  Stoife.  —  Wanklyn  (Chem.  N.  64,  300)  hat 
im  Wasser  von  Woodhall  Spa  bei  Lincoln  das  Vorkommen  von  freiem  Jod 
beobachtet.  —  Ed.  Willm  (C.  r.  103,  416)  hat  das  Wasser  von  vier  ver- 
schiedenen Quellen  von  Bagn^res  de  Luchon  (Haute  Garonne)  analysirt. 
Auffallend  ist  der  Gehalt  an  Natriumthiosulfat  (000 19— 0*0057  g  i.  1)  und 
die  hohe  Alkaliüität  der  Wässer.  —  Camäjrb  (J.  Pharm.  Chim.  (6)  18,  3*29) 
macht  über  die  Mineralwässer  von  Chätel-Guyon  Mitteilung  und  ver- 
öffentlicht die  Analysen  der  beiden  wichtigsten  Quellen,  der  von  Deval  und 
von  Sardon. 


1  1  der  Quelle  von         Deval  Sardon  enth. 
Freie  Kohlensäure .  .  .  1218*8  mg    1172-8  mg 
Calciumbicarbonat .  .  .  2469*7  ,       2497*1  , 
Magnesiumbicarbonat .    421*5  ,         386*6  . 
Ferrobicarbonat   ....      26*5  ,  83*5  , 

Katriumsulfat 521*5  ,         526*2  , 


1  1  der  Quelle  von         Deval  Sardon  enth. 

Natriumchlorid 1843*6  mg    1970*9  mg 

Magnesinmchlorid  .  .  .  1216*8  .       1156*9  , 

Kaliumchlorid 179*8  ,         161*7  , 

Lithiumchlorid 25*0  ,  2(H) , 

Natriumarseniat  ....    Spuren        Sparen 


St.  MEüNrea  (C.  r.  103,  1205)  hat  einige  Mineralwässer  von  Java 
untersucht  und  drei  derselben  ganz  auflRillig  reich  an  festen  Bestand- 
teilen» (I.  15870  mg,  II.  27000  mg  und  III.  28760  mg  im  1)  gefunden. 
Für  die  Quellen  ist  das  Fehlen  von  Calciumcarbonat  einerseits  und  das 
Ueberwiegen  von  Calciumchlorid  charakteristisch.  Die  quantitative  Zu- 
sammensetzung ist  für  die  drei  Quellen  fast  die  gleiche,  nämlich  Chlor- 
calcium  54*203,  Chlormagnesium  40*651,  Chlomatrium  2'860,  Chlorkalium 
1*104  pro  10000  Wasser. 

Herm.  Seidleb  (Z.  Mineral w. -Fabr.  8,  109)  untersuchte  die  neue 
Badequelle  in  Kemmern  (Riga).  1  1  des  Wassers  enthielt  bei  8" 
0*012160  g  freien  Schwefelwasserstoff  und  00301  g  Schwefelcalcium.  *- 
A.  Gawalowski  (Z.  Mineralw.-Fabr.  8,  177)  untersuchte  eine  in  nadelfor- 
migen  Krystallen  aus  einer   italienischen  Schwefelquelle   sich   abscheidende 


Wasser.  371 

Substanz  und  fand  sie  im  wesentlichen  aus  Magnesiumsulfat  (78*11  Proc.)  be- 
stehend. —  Die  Gegenwart  von  Bacterien  in  den  Niederschlägen  aller  kalten 
und  warmen  Schwefelquellen  sieht  L.  Olivibr  als  feststehend  an.  Derselbe 
beschreibt  die  Organismen  solcher  Quellen  (J.  Pharm.  Ghim.  1886,  459). 

Die  Therme  vonLeuk  (Kanton  Wallis,  Schweiz)  wurde  von  G.  Lcnob 
und  R.  E.  Schmidt  (Z.  anal.  Ch.  25,  309)  analysirt  I  kg  Wasser  enthielt 
u.  a.  1*428  g  Ca  SO*,  0*269  MgSO^  00871  Na'SO*,  00Ö19  SrSO*, 
0-0965  CaCO^  0*0206  MgCO^  00012  NaCl,  00112  KCl,  0-00037  LiCl, 
0t)039  g  CO'  =  1-97  cbcm,  000094  g  Sauerstoff  =  0*66  cbcm,  0*00905  g 
Stickstoff  =  7*21  cbcm.  Die  Gase,  welche  aus  der  Quelle  entweichen,  be- 
standen aus  2*12  Vol.-Proc.  CO^  Spur  0  und  97*88  Vol.-Proc  N.  Das 
spec.  Gew.  des  Wassers  betrug  1*00194  (15°). 

Tb.  Poleck  (Chem.  Analysen  schlesischer  Mineralquellen,  Breslau 
1885;  Chem.  C.  Bl.  17,  370)  hat  seine  früheren  Analysen  der  Thermen 
yon  Warmbrunn  am  Fusse  des  schlesischen  Riesengebirges  zusammen- 
gestellt und  neue  Untersuchungen  zweier  Quellen,  Yon  denen  die  eine  aus 
einem  165  m  tiefen  Schachte  mit  26  <"  C,  die  andere  aus  einem  25  m  tiefen 
Bohrloche  mit  24*5  <*  C.  zu  Tage  tritt,  angestellt.  Die  Quellengase  der  beiden 
letzteren  Quellen  bestehen  aus  99*03  bezw.  9988  Proc.  Stickstoff  und 
0*97  bezw.  1*12  Proc.  Sauerstoff;  Kohlensäure  und  Schwefelwasserstoff  sind 
nicht  Torhanden.  Beide  Quellen  enthalten  yiel  Natriumsulfat,  Chlomatrium, 
Natriumcarbonat  sowie  Kieselsäure,  (0*08  g  im  1). 

Die  Französischen  Ministerien  des  Handels  und  der  öffentlichen  Arbeiten 
haben  Ton  zwei  höheren  Bergbeamten  Denkschriften  über  Frankreichs 
Mineralquellen  ausarbeiten  lassen,  von  denen  die  Z.  Mineralw.-Fabr; 
(B,  53)  einen  Auszug  bringt. 

3.  Wasserversorgung. 

Erfahrungen  über  den  Keimgehalt  brauchbarer  Trink-  und  Nutz- 
wässer als  Ergebnisse  einer  Saminelforschung  wurden  von  G.  Wolffhögel 
(Arb.  Kais.  Ges.  1,  546)  in  Bezug  auf  Quellwasser,  Brunnen-  und  Fluss- 
wasser von  Gotha,  München,  Mainz,  Danzig,  Wien,  Jena,  Schwarzenberg  in 
Sachsen,  Frankfurt  a.  M.,  Hildesheim,  Freiburg  i.  B.,  Rastatt,  Berlin, 
Rudolstadt  mitgeteilt.  Neben  den  bacteriologischen  Befunden  haben  auch 
die  Ergebnisse  der  chemischen  Analyse  Berücksichtigung  gefunden.  —  Die 
Triiikwjtöser  der  Stadt  Kiel  wurden  von  A.  Emmerltng  und  G.  LoÖes  (Kiel  1886, 
«iner  Untersuchung  unterworfen.  A.  Gawalowski  (Z.  Mineral w.-Fabr.  8,205)  be- 
spricht die  Approvisionirung  der  Stadt  Brunn  mit  trinkbarem  Wasser.  —  E. 
I^'ricke  (Inaug.  Dissert.  Erlangen  1886)  veröffentlicht  eine  Arbeit  über  die  Hydro- 
graphie der  Stadt  Königslutter  und  des  Elmgebietes.-—  O.DcME8NiL-(Änn.d'Hyg. 
l'j  1)  liefert  eine  Beschreibung  der  verschiedenen  in  Paris  consumirten  Wässer 
(Trink-  und  Gebrauchswässer).  Das  Seihewasser  wurde  von  verschiedenen 
Stellen  entnommen  und  chemisch  und  bacteriologisch  untersucht.  Es  wird 
noch  eine  Anzahl  von  Analysen  solcher  Quellwässer   mitgeteilt,   die  für  die 

24* 


372  Wasser. 

Wasserversorgung  der  Stadt  Paris  in  Betracht  kommen  können.  —  Mosas 
(C.-BI.  allg.  Ges.,  Ergänzungsh.  2f  133)  untersuchte  die  Brunnen  der  Stadt 
Mülheim  bacteriologisch ;  dieselben  enthielten  80 — 6397  Keime  im  cbcm. 
Die  Zahl  der  Keime  nimmt  bis  zum  September  stetig  zu  und  fällt  von  da 
ab  wieder.  In  einem  Trinkwasser,  welches  direct  mit  Jauche,  in  welcher 
sich  unzweifelhaft  Typhusdejectionen  befanden,  yerunreinigt  war,  will  Verf. 
Typhusbacillen  nachgewiesen  haben.  Wasser  aus  den  rheinischen  Wasser* 
merken  Mulheim,  Deutz,  Kalk  ergab  nach  Moers  im  Durchschnitt  62  Keime 
pro  1  cbcm.  —  A.  Poehl  (G.-Bl,  Bacter.  1,  331)  bestimmte  die  Bacterien- 
menge  im  Newawasser. 

Weib  (Engl.  P.  9567/1886)  beschreibt  eine  Vorrichtung  zur  Gewinnung 
\on  Süsswasser  aus  Seewasser  für  Schiffe.  —  0.  Jacobsen  (Rep.  anal.  Cb. 
6,  572)  schlägt  Tor,  um  Meerwasser  trinkbar  zu  machen,  dasselbe  zum 
Gefrieren  zu  bringen  und  während  des  Gefrierens  bei  starker  Kälte  stark 
zu  rühren.  — 

G.  y.  Knorrb  (Ges.  Ing.  IO5  162)  hat  die  Ursachen  der  Corrosion 
Yon  den  im  Mauerwerke  oder  in  der  Erde  liegenden  Bleirohren  erforscht. 
Die  Corrosion  findet  vornehmlich  dann  statt,  wenn  Bleiröhren  mit  freien 
Aetzkalk  enthaltendem  Mörtel  oder  Cement  bei  Gegenwart  von  Luft  und 
Feuchtigkeit  in  Berührung  kommen.  —  B.  Fiscbbr  (Pharm.  Ztg.;  Z.  Mine- 
ralw.-Fabr.  8,  249)  fand  in  Leitungswasser,  welches  in  geschwefelten  Blei- 
rohren ohne  Luftzutritt  gestanden  hatte,  0*0033  g  (metallisches)  Blei  pro  1 
gelöst.  —  C.  AiRD  (Ges.  Ing.  9,  570)  beleuchtet  die  Frage  der  Bleiver- 
giftungen durch  Wasser.  —  H.  Büntb  (J.  Gasbel.  1887,  61,  102)  stellt  die 
Erfahrungen  und  Versuche  über  die  Anwendung  verzinkter  Eisenröhren 
für  Wasserleitungen  zusammen.  Verf.  hält  solche  Röhren  für  gesundheitlich 
nicht  bedenklich.  — 

4.  Reinigung  des  Wassers  fnr  hänsliehe  nnd  gewerbliche 

Zwecke. 

E.  JoHANsoN  (Pharm.  Z.  Russl.  25,  540)  prüfte  die  Filter  von  Arkold 
und  ScBiRMER^),  System  Piefke,  von  A.  EIbumbügel  in  Petersburg  und  von 
Georg  Cbeavin  in  Boston  auf  die  Fähigkeit  den  Gehalt  an  dei^enigen  orga- 
nischen^ zersetzten  und  keimfähigen  Substanzen  zu.  beseitigen  oder  zu  ver- 
ringern, welche  durch  die  Ealiumpermanganat-Probe  angegeben  werden.  Als 
einfachen  Weg  zur  approximativen  Bestimmung  der  Güte  eines  Trinkwassers 
resp.  als  Kriterium  dafür,  ob  ein  Wasserfilter  noch  wirksam  ist  oder  nicht, 
empfiehlt  Verf.  eine  colorimetrische  Vergleichung  des  unfiltrirten  und  filtrir- 
ten  Wassers  (!!), 

Plagge  (Tagebl.  Naturf.  Vers.  1886,  323)  beurteilt  die  Leistungs- 
fähigkeit eines  Filters  danach,  was  dasselbe  in  der  Vernichtung  resp.  Zurück- 
haltung der  im  Wasser  vorhandenen  Bacterien  zu  leisten  vermag;  ein  Filter, 
welches  alle   übrigen  Bacterien   zurückhalte,   gewähre   auch   gegen  die  h- 

>)  Techn.-clieiii.  Jahrb.  6,  S.  350. 


Wasser.  373 

fectionsstoffe  einen  sicheren  Schutz.  Die  meisten  der  vom  Verf.  geprüften 
Hausfilter,  spec.  solche  aus  Eisenschwamm,  Kohle,  Stein,  Kies,  Cellulose 
erfüllen  diese  Forderung  keineswegs;  Versuche  mit  Typhus-  und  Cholera-Rein- 
calturen  erwiesen,  dass  derartige  Filter  auch  diese  Infectionssloflfe  durch- 
Hessen. Günstiger  waren  die  Resultate  bei  Thon-  und  Asbestfiltem,  die  in 
der  That  eine  Zeit  lang  keimfreies  Wasser  zu  liefern  vermögen,  eine 
Leistung,  welche  allerdings  vorübergehend  ist. 

W.  Hessb  (Z.  Hyg.  1,  178)  hat  Versuche  mit  neuen  Asbest-  und 
Tbonzellenfiltern  angestellt;  während  richtig  besorgte  Asbestfilter  stets 
dauernd  keimfrei  filtriren,  war  dies  bei  den  Thonzellen  (namentlich  den 
CHAMBERLAND^schen)  kolueswegs  der  Fall.  Nichtsdestoweniger  sind  letztere 
aus  bestimmten  Gründen  den  ersteren  gleichwertig. 

Fr.  Brbyer  hat  ein  Verfahren  zur  Erzeugung  sehr  feiner  Asbest  fasern 
für  Filter*)  (Mikromeinbranfilter)  angegeben  (D.  P.  37900).  — •  Paul  Fliessbach 
(D.  P.  37082)  entförbt  und  filtrirt  Flüssigkeiten  durch  carbonisirte  Faser- 
stoffe, d.  s.  organische  oder  mineralische  Faserstoffe,  auf  denen  fein  zerteilte 
Kohle  durch  Adhaesion  befestigt  ist. 

Olof  Fredbrik  Oebbrg  (D.  P.  37349)  stellt  Filterkorper  aus  plastisch 
poröser  Kohle^)  her,  welche  für  Mikroorganismen  undurchdringlich  sein  sollen. 
Der  Mantel  des  Filters  besteht  aus  einem  Gemenge  von  Gement  mit  33Vs— 50 
Proc.  Kieselguhr,  Kreide  oder  pulverisirter  Thonware. 

Beim  Filter  von  E.  C.  Allam  (Engl.  P.  9838)  durchfliesst  das  Wasser 
mehrere  Asbestschichten. 

Die  Reinigung  des  Wassers  mit  Berücksichtigung  seiner  Verwendung 
Inder  Textilindustrie  bespricht  E.  von  Cochbnhausbn  (Inaug.  Dissert. 
Leipzig  1886;  —  Chem.  C.  Bl.  17,  779).  Während  das  nach  den  Methoden 
von  DB  Hacn  und  Bohlio  gereinigte  Wasser  nur  zur  Kesselspeisung  ver- 
wendet werden  kann,  liefert  die  von  Stingl  verbesserte  Wasserreinigungs- 
Methode  von  Schulze  (Dingl.  188,  217;  Chem.  C.  Bl.  1878,  556),  besonders 
bei  Anwendung  des  Klärapparates  von  Stingl,  ein  Wasser,  welches  zu  allen 
Verwendungsarten,  welche  in  der  Textilindustrie  in  Betracht  kommen,  brauch- 
bar ist.  Die  Kosten  des  letzteren  Processes  sind  geringer  als  diejenigen, 
welche  durch  die  Anwendung  der  beiden  ersteren  Processe  verursacht  werden. 
Wenn  ein  Wasser  freie  Säuren  enthält,  so  kann  die  Reinigung  desselben 
nur  nach  der  ScHOLZE-STiKOL'schen  Methode  ausgeführt  werden,  da  durch 
Anwendung  der  Methoden  von  de  Hacn  und  Bohlio  die  Härte  des  Wassers 
in  vielen  Fällen  erhöht  wird.  Die  Ausscheidung  der  als  Carbonat  in  dem 
Wasser  gelösten  Magnesia  gelingt  eben  so  vollständig  durch  Kalk,  als  durch 
Aetznatron,  wenn  man  die  erforderlichen  Kalkmengen  nach  der  Gleichung: 
MgC03-CO«  -f-  2  Ca(OH)''  =  Mg(OH)'  -f-  2  CaCO^  -4-  H^O  berechnet, 
^ch  Anwendung  von  Kalk  statt  des  Aetznatrons  vermeidet  man  den  Nach- 
teil, dass,   wenn   grosse  Mengen   von  Magnesium  carbonat   entfernt   werden 

»)  Techn.-cbem.  Jahrb.  6,  S.  505.  —  »)  ebenda  8,  S.  841. 


374 


Wasser. 


Fig.  198. 


müssen,  das  gereinigte  Wasser  Natriumcarbonat  enthält,  welches  beim  Ver- 
dampfen starkes  Schäumen  des  Kesselwassers  verursacht.  Die  als  Chlorid 
und  als  Sulfat  vorhandene  Magnesia  kann  jedoch  nur  durch  Aetznatron  ab- 
geschieden werden.  Da  ein  Teil  der  in  dem  Wasser  enthaltenen  organischen 
Stoffe  ebenfalls  durch  Kalk  abgeschieden  wird  und  die  Bestimmung  dieser 
Menge  durch  Gewichtsanalyse  nicht  möglich  ist,  so  kann  die  zur  ReiniguDg 
erforderliche  Menge  von  Kalk  nur  durch  einen  Titrirversuch  mit  einer  Probe 
des  Kalkwassers,  welches  bei  der  Reinigung  des  Wassers  im  Grossen  ver- 
wendet wird,  ermittelt  werden.  Die  Bestimmung  der  Kohlensäure  durch 
Titriren  mit  Vioo  Normalsäure  liefert  Resultate,  welche  als  Controle  bei  der 
durch  die  quantitative  Analyse  des  Wassers  gefundenen  Zahlen  sehr  brauch»- 
bar  sind  (vgl.  Fleck,  Z.  anal.  Ch.  7,  351  und  11,  333).  Die  Resultate  der 
Bestimmung  der  freien  Kohlensäure  nach  Kobel-Tiemann  sind  ungenau; 
aus  diesem  Grunde  giebt  die  abgekürzte  Wasseranalyse  nach  Bootron- 
BooDET  und  Tbommsdorff  (Dinol.  228,  453;  Z.  anal.  Ch.  8,  330)  falsche  Re- 
sultate. Behufs  der  Härtebestimmung  im  Wasser  verwendet  man  am  richtigsten 
eine  gesättigte  Gypslösung,  auf  welche  man  die  Seifenlösung  einstellt,  und 

bei  der  Ausführung  der  Härtebestimmung  die 
Wasserprobe,  in  welcher  durch  Vioo  Normal- 
säure die  Kohlensäure  (vorübergehende  Härte) 
bestimmt  worden  ist  und  alle  kohlensauren 
Salze  in  Sulfate  verwandelt  worden  sind  (die 
Löslichkeit  des  Gipses  ist  deshalb  verschieden 
gross  gefunden  worden,  weil  dieselbe  nicht 
nur  von  der  Temperatur,  sondern  auch  von 
der  Art  des  verwendeten  Gipses  und  von  der 
Zeit,  welche  seit  der  Darstellung  der  Lösung 
verstrichen  ist,  abhängt). 

Nach  dem  Verfahren  zur  Reinigung^ 
von  Kesselwasser  von  Otto  Schböter  in 
Guben  (D.  P.  36175)  wird  mit  Hilfe  eines 
durch  einen  Schwimmer  F  bewegten  Dampf- 
ventils C  periodisch  in  den  über  dem  Dampf- 
kessel aufgestellten  Schlammsammler  <S  Kessel- 
wasser durch  A  angesaugt,  welches  dann 
durch  B  gereinigt  wieder  zurückfliesst. 

Nach  dem  (D.  P.  36313)  von  Gostav 
Stopp  in  Berlin  wird  behufs  Speisung  von 
Dampfkesseln  und  Reinigung  des  Wassers 
der  Kessel  fortdauernd  durch  ein  Rohr  mit 
mehr  Wasser  gespeist,  als  in  demselben 
verdampft.  Das  überschüssige  Wasser  wird 
durch  ein  Steigrohr,  das  Abschaumbeckea 
und  ein  zweites  Rohr  abgeführt. 


Wasser. 


375 


Gbbbodeb  Howaldt  in  Kiel  (D.  P.  35613)  reinigen  das  Kesselspeise - 
Wasser  in  folgender  Weise:  Das  durch  den  Behälter  ^  JB  strömende  Wasser 
wird   durch    eine    besondere  Heizung,   z.  B.  Fig.  199. 

durch  eine  Dampfschlange  h  erhitzt,  um  die 
Fettbestandteile  und  die  Luft  leichter  und 
besser  Tom  Wasser  abzusondern.  In  die  Tom 
Behälter  A  B  nach  dem  Fettreservoir  fährende 
Rohrleitung  ist  ein  Glasrofar  eingeschaltet,  um 
erkennen  zu  lassen,  was  aus  A  B  abgelassen 
wird.  0 

5.  Untersuehungsmethoden. 

G.  WoLPFBooBL  und  0.  RiBDEL  (Arb.  Kais. 
Ges.  1,  455)  haben  zahlreiche  Versuche  über 
das  biologische  Verhalten  der  Bacterien 
im  Wasser  angestellt.  Die  Arbeit  liefert  " 
einen  Beitrag  zur  Klärung  der  Frage,  ob  und  unter  welchen  Umständen 
pathogene  Mikroorganismen,  die  in  Brunnen  oder  andere  Bezugsquellen  der 
Wasserversorgung  gelangen,  im  Wasser  die  Bedingungen  zu  ihrer  Ver- 
mehrung erlangen;  andererseits  wurde  festgestellt,  dass  die  bacteriologische 
Prüfung  des  Trink-  und  Nutzwassers  unmittelbar  nach  der  Entnahme 
stattfinden  muss ,  womöglich,  unter  Vermeidung  eines  längeren  Transportes 
an  Ort  und  Stelle  selbst.  —  Mbrkbl  (Ber.  V.  Vers.  d.  freien  Ver.  bayer. 
Vertr.  d.  angew.  Ch.  zu  Würzburg.  Berlin  1887.  33)  empfiehlt  für  die 
bacteriologische  Untersuchung  das  von  R.  Koch*)  angegebene  Plattenver- 
fehren.  —  Auch  W.  Herabos  (Z.  Hyg.  1,  193)  teilt  seine  Versuche  über 
das  Verhalten  der  Bacterien  im  Brunnenwasser  mit  und  berichtet  über  redu- 
cirende  und  oxydirende  Eigenschaften  der  Mikroben. 

Dasselbe  Thema  behandelt  Mbad  Bolton  (Z.  Hyg.  1,  76) ;  Verf.  kommt 
zu  den  nämlichen  Ergebnissen  betreffs  der  Vermehrung  der  Bacterien  im 
Wasser  und  der  Notwendigkeit,  letzteres  sofort  nach  der  Entnahme  zu  unter- 
suchen. Bemerkenswert  sind  die  Consequenzen,  welche  Bolton  aus  den 
Resultaten  seiner  Untersuchungen  zieht,  dass  nämlich  die  Zahl  der  Bacterien 
in  einer  Wasserprobe  in  vielen  Fällen  weder  für  die  chemische  Beschaffenheit, 
noch  für  den  Grad  der  Verunreinigung,  noch  für  die  Infectionsgefahr  des 
Wassers  sichere  Anhaltspunkte  giebt,  da  die  Anzahl  der  entwickelungsfahigen 
Keime  in-  erster  Linie  immer  von  der  Anwesenheit  der  eigentlichen 
Wasserbacterien  und  von  den  einer  Vermehrung  derselben  förderlichen  Be- 
dingungen abhängig  ist.  —  J.  M.  N.  Munso  (Chem.  N.  5S«  307)  untersuchte 
<he  Bildung  und  Zerstörung  von  Nitraten  und  Nitriten  in  künstlichen  Losungen 
lind  im  Fluss-  und  Quellwasser.  —  Ueber  Nilsrification  durch  Bacterien  be- 


8.887. 


>)  YgL  D.  P.  24021  im  TechiL-chem.  Jahrb.  6,  S.851.  —  *)  TeduL-chem.  Jahrb.  6 


376  Wasser. 

richten  auch  A.  Celli  und  MAmiHo-Zucco  (Rendiconti  della  R.  Acad.  del 
Lincei  1886).  —  T.  Lborb  (Rendic.  R.  Acc.  dei  Lincei  3,  37;  Chem.  C. 
Bl.  18,  280)  verfolgte  den  durch  die  Entwicklung  von  Bacterien  veranlassten 
Process  der  Zersetzung  der  im  Wasser  enthaltenen  organischen  Substanzen. 

E.  Geisslbr  (Pharm.  Centr.  27^  243)  berichtet  über  den  Nachweis  des 
Typhusbacillus  in  einem  Trinkwasser,  welches  chemisch  nicht  zu  beanstan- 
den war. 

A.  Ppeipfbr  (Rep.  an.  Ch.  6,  517)  beschreibt  eine  Methode  zur  Entnahme 
und  Verpackung  von  Wasserproben  für  die   bacteriologische  Untersuchung. 

M.  PETRowrrscH  (Z.  anal.  Ch.  25,  200)  prüft  die  Reaction  der 
Brannenwässer  mit  Rosolsäure.  —  K.  J.  Williams  und  W.  Ramsat 
(Chem.  N.  54,  9)  haben  die  ScBUTZENBEROERVhe  Methode  der  Sauerstoff- 
bestimmung  im  Wasser  mit  anderen  zu  gleichem  Zwecke  dienenden  Ver- 
fahren verglichen  und  gute  Resultate  erhalten.  —  Nach  Ramsat  (Chem. 
N.  64,  10)  enthalten  natürliche  (auch  destillirte)  Wässer  eine  Kalium- 
permanganat reducirende  Substanz,  welche  Wasserstoffsuperoxyd  zu  sein 
scheint.  Die  vom  Verf.  beschriebenen  Versuche  zeigen,  unter  welchen  Um- 
ständen und  in  welcher  Menge  diese  Substanz  gebildet  wird. 

Zum  Nachweis  von  Nitriten  empfiehlt  Zambelli  (An.  di  Chim. 
Farmacol.  1886,  231)  das  Wasser  mit  einigen  Tropfen  durch  Schwefelsäure 
angesäuerter  Sulfanilsäurelosung  zu  versetzen,  etwa  10  Minuten  verschlossen 
stehen  zu  lassen  und  dann  Ammoniak  und  Phenol  hinzuzufügen;  es  tritt  bei 
Anwesenheit  von  Nitriten  eine  Gelbförbung  ein.  Man  kann  das  Phenol  durch 
Naphtol  ersetzen.  Das  Verfahren  erlaubt  eine  colorimetrische  Bestimmung 
der  Nitrite.  —  Sydney  Harvey  (Analyst  1886,  181)  reducirt  die  Nitrite 
durch  Aluminium  und  Alkali  und  bestimmt  das  gebildete  Ammoniak  durch 
Nesslerisiren.  —  Das  Princip  der  gesonderten  Bestimmung  der  Nitrite 
lind  Nitrate  nach  Greitherr  (Ber.  über  die  V.  Vers,  der  freien 
Vereinig,  bayer.  Vertreter  d.  angew.  Ch.  zu  Würzburg,  Berlin  1887,  76) 
beruht  auf  dem  Verhalten  des  neutralen  und  sauren  Ferrochlorids  gegen 
Nitrite  und  Nitrate;  durch  das  erstere  werden  zunächst  die  Nitrite  und 
durch  die  saure  Eisenlosung  die  unzersetzt  gebliebenen  Nitrate  zu  Stick- 
oxyd reducirt.  Zur  Ausführung  wird  das  von  Böhmer  modificirte  Scholtzb'- 
sche  Verfahren  benutzt,  bei  dem  das  entwickelte  Stickoxydgas  gewichts- 
analytisch bestimmt  wird,  indem  man  zur  Absorption  des  letzteren  eine 
Salpetersäure-Chromsäure-Lösung  anwendet.  Der  in  Anwendung  gebrachte 
Apparat  ist  eine  Modification  des  BÖHMER^schen  Apparates. 

Nach  Reicbardt  (Arch.  Pharm.  (3)  24,  789)  giebt  die  Bestimmung 
der  Salpetersäure  als  Stickoxydgas  die  richtigsten  Resultate;  bei  den 
gewöhnlichen  einzelnen  Prüfungen  genügt  dagegen  die  Bestimmung  als  Am- 
moniak nach  Reduction  mit  Zink  und  Kalilauge.  Da  letztere,  ebenso  wie  das 
Aetznatron,  häufig  Salpeter  enthalten,  so  muss  man  die  Hydroxyde  durch  Um- 
schmelzen  mit  Zinkstaub  davon  befreien.  —  L.  Spibobl  (Z.  Hyg.  2,  163) 
hat    die    verschiedenen   Methoden    der   Bestimmung    der  Salpetersäure  in» 


Wasser. 


377 


Trinkwasser  geprüft,  die  noch  vorhandenen  Fehlerquellen  des  Schulze- 
TniiAHR'schen  Verfahrens  aufgedeckt  und  zu  beseitigen  versucht  und 
eine  neue  colorimetrische  Methode  zur  annähernden  Bestimmung  der 
Kitrate  angegeben,  welche  auf  der  Anwendung  der  Diphenylaminprobe 
beruht. 

Die  Bestimmung  der  organischen  Substanzen  im  Brunnenwasser 
führt  A.  EÖBRicB  (Ghem.  Z.  1887,  4)  mit  einer  Lösung  von  0*5  g  Kalium- 
permanganat in  1  1  Wasser  und  150  g  reine  Schwefelsäure  aus.  Die  Lösung 
wd  drei  Stunden  lang  auf  90^  erhitzt.  100  cbcm  Brunnenwasser  werden 
mit  50  cbcm  dieser  Ghamäleonlösung  und  15  g  concentrirter  Schwefelsäure 
3  Stunden  auf  90  <»  erhalten  und  der  Ueberschuss  des  nicht  reducirten 
Permanganats  mit  Oxalsäure  zurücktitrirt.  Chlorverbindungen  sollen  zuvor 
mit  Silbemitrat  entfernt  werden,  Nitrite  mit  Permanganat  oxydirt  werden.  — 
Alex.  Hbrzfeld  (Ber.  19,  2618)  hat  bei  Anwendung  der  Gbromsäure- 
methode  nach  Deoener  zur  Ermittelung  der  organischen  Substanzen  bei 
Anwesenheit  von  Ghloriden  zu  hohe  Resultate  erhalten;  dies  vermeidet 
man,  wenn  die  Kohlensäure  behufs  Absorption  des  bei  der  Oxydation  sich 
entwickelnden  Ghlors  über  gepulvertes  Antimon  und  dann  erst  in  den  Kali- 
apparat geleitet  wird. 

Nach  C.  E.  Ellis  (Ghem.  N.  64,  99)  ist  es  bei  der  Härtebestim- 
mung  mit  Seifenlösung  notwendig,  die  letztere  in  kleinen  Mengen  (nicht 
über  1  cbcm  auf  einmal)  dem  Wasser  zuzufügen. 

Frickb  (Z.  Mineral w.-Fabr.  8,  265)  kocht  zur  Bestimmung  der 
Schwefelsäure  200  cbcm  Wasser  mit  Sodalösung,  wodurch  der  Kalk  ge- 
eilt wird.  Von  der  geklärten  und  wieder  auf  200  cbcm  aufgefüllten 
Flüssigkeit  werden  100  cbcm  neutralisirt,  mit  Barytwasser  von  bekanntem 
Gehalt  gekocht,  aus  der  siedend  heissen  Flüssigkeit  der  Ueberschuss  des 
Baryts  mit  Kohlensäure  gefällt,  gekocht,  wieder  filtrirt  und  der  Niederschlag 
mit  Yio  Normalsalzsäure  erwärmt.  Aus  der  Menge  der  verbrauchten  Salz- 
saure erfahrt  man  den  Ueberschuss  des  zugesetzten  Baryts  und  daraus  wieder 
die  Menge  der  vorhanden  gewesenen  Schwefelsäure. 

A.  B.  GooPBB  (Joum.  Soc.  Ghem.  5,  84)  giebt  folgende  Zahlen  über 
<lie  Genauigkeit  verschiedener  Reagentien  zur  Nach  Weisung  von  Metallen 
im  Trinkwasser: 


B  e  a  g  e  n  s 

Flüssigkeitshöhe 

Metall 

von  93  mm     1        367  mm 

1  TL  MetaU  gefunden  in  Tln. Wasser 

Kupfer 

Ferrocyankalinm 

Ammoniak 

4-000000 
1-000000 
4150000 
2-600000 
8600000 
4^)00000 
lOOKWOOOO 

11-750000 
1-950000 

Zink 
Är8«n 

Blei 

Schwefelwasserstoir 

Schwefelanunoninm 

Schwefelwasserstoff 

\  Kaliumchromat 

/Schwefelwasserstoff.        ...*.! 

15-600000 

7-520000 

8875000 

196-000000 

378  Wasser. 

Die  Methoden  zur  Prüfung  des  Wassers  für  technische  Zwecke  (Ber. 
ü.  d.  V.  Vers.  d.  freien  Ver.  hayer.  Vertret.  d.  angew.  Chem.  zu  Würzburg, 
Berlin  1887,  67)  bespricht  Hbrm.  Kabmmbrb«.  Für  die  Beurteilung  eines 
Wassers  zum  Speisen  der  Dampfkessel  erscheinen  fast  ausschliesslich  von 
Bedeutung  die  Menge  der  im  Wasser  enthaltenen  Kesselstein  bildenden 
Substanzen  und  ein  etwaiger  Gehalt  an  Magnesiumchlorid  und  Magnesium- 
nitrat^  durch  deren  Zersetzung  Salzsäure,  Salpetersäure,  bezw.  Chlor  und 
Stickoxyd  frei  werden  und  die  Kesselwände  corrodiren  können. 

Der  sicherste  Weg  zur .  Ermittelung  der  im  Wasser  enthaltenen 
Kesselsteinbildner  besteht  darin,  dass  man  diese  durch  Wägung  direct 
bestimmt.  Man  kann  die  Resultate  in  der  Weise  mitteilen,  dass  man  die 
in  1  cbcm  des  Wassers  enthaltenen  1.  suspendirten  Stoffe,  2.  die  Carbonate 
und  andere  durch  Erhitzen  fallbare  Substanzen,  3.  das  Calciumsulfat,  und 
4.  die  Gesamtmenge  der  Kesselsteinbilder  in  Grammen  angiebt. 

Für  die  Beurteilung  der  Verwendbarkeit  eines  Wassers  zum  Speisen  von 
Dampfkesseln  ist  femer  die  Möglichkeit  der  Corrosion  der  Metalle  durch 
das  Wasser  zu  berücksichtigen.  Verf.  beobachtete  an  einem  neuen  Dampf- 
kessel  die  Entstehung  von  Efflorescenzen  und  stetes  Entweichen  von  Stick- 
oxyd resp.  Stickstoffdioxyd  an  allen  Stellen,  an  denen  das  Manometer  und 
die  Ableitungsröhren  eingesetzt  waren.  Die  Efflorescenzen  bestanden  aus 
Nitraten,  Nitriten,  Chloriden  und  Sulfaten  des  Calciums  und  Magnesiums. 
Beim  gelinden  Erwärmen  entwickelten  dieselben  ausser  Stickoxyd  auch  Chlor 
und  Salzsäure.  Das  Wasser  selbst  enthielt  keine  Nitrite,  wol  aber  ausser- 
ordentlich viel  Salpetersäure  und  Chlor,  beide  vorzugsweise  an  Magnesium 
gebunden.  Es  empfiehlt  sich  für  die  Beurteilung  eines  Wassers  in  dieser 
Hinsicht,  den  Abdampfrückstand  von  1  1  desselben  in  einer  Porcellanschale 
allmälig  zu  erhitzen  und  die  entweichenden  Dämpfe  mit  Lackmus-  oder 
Jodkaliumpapier  zu  prüfen.  Man  sollte  sich  überhaupt  dahin  einigen,  dass 
der  Gebrauch  aller  Wässer,  deren  Abdampfrückstände  beim  Erhitzen  saure 
Gase  (Salzsäure,  Salpetersäure,  Stickoxyd  oder  Chlor)  entwickeln,  zum 
Speisen  von  Dampfkesseln  dringend  zu  widerrathen  sei.  Sollte  derea 
Gebrauch  aber  nicht  umgangen  werden  köonen,  so  sind  dieselben  vor  dem 
Gebrauch  nach  einer  der  bekannten  Methoden  zu  reinigen,  indem  man  das 
Magnesium  vorher  durch  Kalkwasser  oder  durch  Natron  ausföllt.  Auch  die 
Nitrate  der  Alkalimetalle  erleiden  Zersetzungen  mit  Metallen,  sobald  ihre 
Lösungen  im  Dampfkessel  eine  gewisse  Concentration  erreicht  haben. 

Nach  B.  Jeoel  (ebenda,  72)  kommen  für  die  Begutachtung  von 
Wässern  zu  technischen  Zwecken  folgende  Stoffe  in  Betracht:  1.  die  suspea- 
dirten  Körper;  2.  die  Körper,  welche  zeitweilig  nur  mit  fortgeführt  werden, 
wie  z.  B.  der  unter  dem  Namen  „BeggicUoa  alba''  bekannte  Spaltpilz^ 
welcher  selbst  Röhren  von  1  dm  Durchmesser  zu  verstopfen  vermag,  die 
Ventilkästen  ausfüllt,  so  dass  die  Ventile  ihren  Dienst  versagen  u.  dgl.  m.; 
3.  die  Carbonate  und  Sulfate  des  Calciums  und  Magnesiums  und  4.  die 
Chloride,  Nitrate  und  die  freie  Kohlensäure  als  corrosiv  wirkende  Stoffe. 


Wasser.  379 

6.  Kftnstliehe  Mineralwässer. 

J.  SoBNKE  (Z.  Mineralw.-Fabr.  2,  No.  22  u.  23)  hat  das  Verhalten 
der  Mikroorganismen  in  mit  Kohlensäure  unter  Druck  impräg- 
nirtem  Wasser  und  in  den  zur  Herstellung  künstlicher  Mineralwässer 
erforderlichen  Salzlösungen  untersucht.  Zweifellos  ist  nach  der  Meinung 
des  Verfassers  die  Kohlensäure  die  Veranlassung,  dass  sich  die  Mikroben 
im  kohlensaiiren  Wasser  yermindem,  wenn  schon  bei  den  mit  lufthaltiger 
Kohlensäure  bereiteten  Wässern  durch  den  darin  enthaltenen  Sauerstoff  und 
durch  die  organische  Substanz  des  Brunnenwassers  als  Nährboden  zunächst 
eine  Vermehrung  derselben  stattzufinden  scheint. 

E.  Mtlids  (Pharm.  Centr.  27,  268.  459)  schreibt  den  Grund,  weshalb 
die  aus  Natriumbicarbonat  und  Schwefelsäure  hergestellten  Mineralwässer  häufig 
Schwefelwasserstoff  enthalten,  einem  Gehalte  des  benutzten  Bicarbonats  an 
Thiosulfat  zu.  Man  prüft  das  Präparat  mittelst  Zink  und  Schwefelsäure  auf 
diese  Verunreinigung.  —  F.  Raspe  (Z.  Mineral w.  Fabr.  8,  39)  bespricht  die 
Fehlerquellen,  welche  bei  der  Analyse  der  Bromwässer  Torkommen  können 
und  giebt  eine  Methode  zur  Untersuchung  der  letzteren  an. 

7.  Abflusswässer. 

Ueber  die  in  Deutschland  zur  Verhütung  der  Verunreinigung  öffent- 
licher Wasserläufe  geltenden  Bestimmungen  enthalten  die  Veröffent  des 
Kais.  Gesundh.- Amtes  (10,  No.  43.  44.  45)  eine  Zusammenstellung.  —  Er- 
gebnisse der  amtlichen  Verhandlungen  über  die  Reinigung  der  Abflusswässer 
1884/85  (Chem.  C.  Bl.  18,  36.  46). 

E.  Salkowski  (D.  med.  Z.  8,  1)  berichtet  über  seine  Untersuchungen 
über  die  Oxydationsvorgänge  im  Wasser  und  die  Beschaffenheit  der  Ab- 
wässer der  Berliner  Rieselfelder.  Nach  dem  Verf.  hängen  die  Oxydationsvorgänge 
im  Wasser  nur  von  den  Bacterien  derselben  ab.  Durch  die  Mineralisirung 
der  organischen  Substanzen  werden  diese  hygienisch  unbedenklich.  —  Nach 
A.  Ganswindt  (Pharm.  Centr.  27,  484)  kann  man  in  allen  Fällen  mit  einer  zuerst 
chemischen  und  darauf  folgenden  mechanischen  Reinigung  der  Abwässer 
einen  völlig  genügenden  Grad  von  Reinheit  erzielen.  Ein  solches  Wasser 
werde  aber  vor  seiner  Zuführung  in  öffentliche  Flussläufe  geprüft,  ob  es 
noch  geeignet  sei,  den  Fäulnisbacterien  als  Nährmedium  zu  dienen.  —  A. 
Fbask  (Tagebl.  Naturf.  V.  Berlin  1886,  119)  empfiehlt  die  mit  Magnesia 
aufgeschlossene  Thomasschlacke  als  wirksames  Klärungs-  und  Fällungsmittel 
für  Sielwässer,  Spüljauche  etc.  —  Nach  H.  Waobner  und  A.  Muller  in 
Berlin  (E.  P.  G29,  1885)  behandelt  man  die  städtischen  Abwässer  in 
der  Weise,  dass  sich  daraus  Ammoniak,  Fette  oder  Fettsäuren,  Dunger  und 
Leucht-  oder  Heizgase  gewinnen  lassen.  —  F.  Hille  in  Chiswick  (E.  P.  1279,. 
1884)  reinigt  die  städtischen  Abwässer  nach  dem  Durch passiren  durch  Siebe 
mittelst  Lösungen  von  Chlormagnesium  oder  Chlorcalcium,  oder  Ferrichlorid 
oder  Alaun,  oder  einer  Mischung  dieser  Körper.  In  den  Klärbassins  fügt  man 
dem  Wasser  noch  Kalk  oder  Carbolsäure  hinzu.    Der  Niederschlag  wird  zu 


380 


Wasser. 


Dünger  verarbeitet.  —  J.  Hanson  in  Yorkshire  (E.  P.  9587,  v.  80.  Juni  1884) 
macht  städtische  Abwässer  durch  Zusatz  von  Sodarückständen  geruchlos.  — 
J.  M.  MuNRo  in  Salisburg,  S.  T.  Johrson  und  G.  G.  Hotchinson  in  London 
(E.  P.  7759  1885)  wenden  zur  Reinigung  von  Abwässern  Kalk  und  darauf 
die  mit  Schwefelsäure  von  1*5  Vol.  Gew.  aufgeschlossene  Schlacke  vom 
basischen  Stahlprocess  an.  —  F.  M.  Ltte  in  London  (Engl.  P.  900, 
1885)  reinigt  städtische  Abwässer,  indem  er  darin  einen  Niederschlag  voa 
Aluminiumhydroxyd  (durch  Alluminiumsulfat  oder  -chlorid  etc.)  erzeugt; 
fugt  man  diesem  noch  Kohle  oder  Tang,  Torf  etc.  hinzu,  so  eignet  sich  der- 
.selbe  nach  dem  Trocknen  und  Verkohlen  als  Ersatz  für  Knochenkohle.  — 
LiESENBERo  iu  Münstorborg  (D.  P.  37882)  versetzt  die  Abwässer  zunächst 
mit  einem  Hydrat  oder  Ghlorid  der  alkalischen  Erden  und  sodann  mit 
Alkaliferrit  bezw.  Alkaliferritaluminat.  Das  sich  bildende  Eisen- 
oxydhydrat reisst  einen  grossen  Teil  namentlich  organischer  Verbindungen 
mit  nieder  und  verhindert  die  Bildung  von  Schwefelwasserstoff  u.  s.  w. 

8.  Eisbereitung  nnd  Eälteerzeogang. 

Carl  Frabnkel  (Z.  Hyg.  1,  302)  fand  alle  Eisproben  aus  ver- 
schiedenen Berliner  Eiswerken  als  mehr  oder  minder  hochgradig  mit  Bac- 
terienkeimen  durchsetzt;  ihr  Gebrauch  erscheint  demnach  hygienischerseits 
keineswegs  so  ganz  unbedenklich.  Ein  aus  destillirtem  Wasser  hergestelltes 
Eis  war  fast  bacterienfrei.  —  Schelenz  (Arch.  Pharm.  (3)  225.  127)  wies  nach, 
dass    die    im   Eis    eingeschlossenen  Luftblasen  Methan    enthalten.    Das  Eis 


Fig.  200. 


war  an  einer  Stelle  der  Eider  entnom- 
men, wo  der  ausgebaggerte  Schlick 
abgelagert  wird. 

Eine  Besprechung  der  Kältema- 
schine „System  Ray  dt**  findet  sich 
in  der  Z.  Mineral w.  Fabr.  8,  173,  des- 
gleichen der  Wirkung  der  LiNOE'schen 
Eismaschine  (ebenda  8,  113.) 

Die  Vacuum-Kälte-Maschine 
für  Handbetrieb  des  internationalen 
Vacuum-Eismaschinen- Vereins  in  Ber- 
lin (D.  P.  86055)  hat  folgende  Con- 
struction.  Der  Eisbilder  oder  Wasser- 
kühlapparat E  der  Maschine  besteht 
aus  einem  Glascylinder,  welcher  zwi- 
schen dem  festen  oberen  Teile  G  und 
einem  unteren  Deckel  H  mittelst  Druck- 
schraube M  und  Gummiringen  ein- 
gepresst  wird  und  durch  Rohr  q  das 
Wasser  zugeführt  erhält.  Den  mit 
dem   Eisbilder    durch   Rohr  S  verbundenen  Absorptionsapparat   (oder  »Ab- 


Wasser. 


381 


sorber")  A  bildet  ein  liegender  Cylinder  mit  gewellter  Wandung,  in  welchem 
eine  mit  gewellten  durchlochten  Scheiben  y  und  Rührflügeln  X  besetzte 
Rührwelle  JB  rotirt.  Der  Antrieb  derselben  erfolgt  von  einer  durch  eine 
obere  Stopfbüchse  F  eingeführten  verticalen  Welle  T  aus,  welche  ihre  Be- 
legung durch  innerhalb  des  Absorbers  liegende  Zahnräder  Z  auf  die  Rühr^ 
welle  übertragt.  Die  Stopfbüchse  wird  vor  aufspritzenden  Säuretropfen  durch 
einen  Schirm  W  geschützt.  Zur  Luftverdünnung  in  dem  Apparate  dienen 
zwei  hintereinander  liegende  Luftpumpen  von  abnehmender  Grosse. 

Oscar  Vbzin  in  Elizabeth,  New -Jersey  (D.  P.  36334)   hat  eine  Eisma- 
schine  construirt,    welche     sich   von     den     bisher   bekannten    Maschinen 
mit  Compression,   in   welchen   eine  Flüssigkeit   durch  Evacuiren   (ohne  Er- 
hitzungskessel) Fi«-  201. 
zur  Verdampf- 
ung und  durch 
Comprimiren 
zur   Condensa- 
tioQ     gebracht 
wird,  besonders 
durch   die  An- 
wendung einer 

rotirenden 
Pumpe       statt 
einer    Kolben- 
pumpe und  die 

vollständige 
Fällung  der 
Pumpe  mit  Gly- 
cerin  oder  einer 
ähnlichen  Flüs- 
sigkeit zur  Her- 
stellung eines 
Flnssigkeitsab- 
schlusses  unter- 
scheidet. Die 
rotirende  Pum- 
pe? (Fig.  201) 
saugt  aus  dem 

Behalter    E, 

welcher   Ton 
dem  in  Eis  zu 
verwandelnden 
Wasser  umge- 
ben ist,  das  Gas  von  einer  Flüssigkeit  oder  Gaslösung  durch  Rohr  B  an  und 
es  durch  das  Glycerin  hindurch  in  die  Kammer  B,  wo  es  sich,  und 


382 


Wasser. 


zwar  schliesslich  durch  dad  Kiesfilter  Ky  von  der  Flüssigkeit  abscheidet. 
Hierauf  wird  das  Gas  in  die  Gondensatorschiange  C  getrieben,  wo  es  in 
Folge  von  Druck  und  Abkühlung  sich  wieder  zu  Flüssigkeit  condensirt,  und 
diese  Flüssigkeit  sammelt  sich  im  Behälter  D  an,  um  von  da  aus  in  den 
Behälter  E  abgelassen  zu  werden.  In  Folge  der  Anwendung  der  rotirenden 
Pumpe  werden  die  Ventile  in  Eismaschinen,  welche  nicht  selten  ausser 
Ordnung  geraten  und  viel  Reibung  veranlassen,  überflüssig,  und  durch  den 
Flüssigkeitsabschluss  wird  dem  Entweichen  von  Gas  vorgebeugt. 

Die  Maschine  zum  Comprimiren  von  Eohl^ensäure  und  zur  Kälte- 
erzeugung mittelst  derselben  von  Franz  Winhaosbn  (D.  P;  37214;  Fig.  202) 
besitzt  eine  Compressionspumpe^  welche   aus  einem  ü-förmigen  Cylinder  C 
FiK-  202.  besteht.    Der  Kolben 

K  wird  vor  directer 
Berührung  mit  der 
zu  comprimirenden 
Kohlensäure 
durch  eine  Oel- 
schicht  und 
eine  die  un- 
tere Biegung 
des  Cylinders 
ausfüllende 
Quecksilber- 
schicht ge- 
schützt, um 
einen  Verlust  an  Kohlen- 
säure in  Folge  von  Un- 
dichtigkeit des  Kolbens 
gänzlich  zu  vermeiden. 
Zwischen  dem  Kolben 
und  dcrCylinderwandung 
ist  ein  ringförmiger  Raum 
ü  g  eli^s  n  en*.  Dieser  nimmt 
das  etwa  durch  die  Kol- 
bcnlidertmg  entweichen- 
de Öel  auf,  um  es  beim 
Kü  et  gange  des  Kolbens 
durch  das  in  dessen 
Spitze  liegende  Rückschlag-Ventil  V  unter  den  Kolben  zurückkehren  zu  lassen. 
An  dem  Condensator  und  Refrigerator  sind  die  Rohrschlangen  mit  den 
Sammelrohren  in  der  Weise  verbunden,  dass  ihre  mit  Schlitzen  versehenen 
Enden  die  Sammelröhren  in  zwei  correspondirenden  Oeifnungen  durchdringen 
uud  mittelst  Schraubmutter  von  aussen  gedichtet  werden. 

C.  Härtung  und  L.  Wepner  in  Nordhausen  (D.  P.  38477)  haben  eine 


1 


Wasser. 


383 


Compressionspumpe  far  hochgespannte  fluchtige  Gase  construirt,  bei  welcher 
der  Raum  hinter  dem  Kolben  mit  einem  Saug-  und  einem  Druckventile 
versehen  ist,  mittelst  welcher,  wie  durch  eine  Hilfspumpe,  die  infolge  von 
Undichtigkeit  des  Kolbens  entweichenden  Gase  wieder  in  die  Saugleitung 
Zurückgeführt  werden.  In  den  Kolben  der  Pumpe  führt  durch  die  Kolben- 
stange ein  Kühlrohr,  in  seiner  hinteren  Verlängerung  eine  Hilfspumpe 
bildend,  welche  die  Kuhlflüssigkeit  selbstthätig  durch  Kolben  und  Kolben- 
stange hindurchtreibt. 

Fb.  Schmidt  in  Nordhausen  (D.  P.  37127)  legt  die  Druck-  und 
Säugventile  an  der  Garris^ sehen  Ammoniak-Eismaschine  ausserhalb  statt 
innerhalb  des  Ammoniakkessels.  Eine  Rohrverbindung  führt  bis  auf  den 
Boden  des  Amrooniak-Verdunstungsgefässes  im  Eisbilder,  durch  welche  das 
mit  den  Ammoniakdämpfen  condensirte  Wasser,  welches  sonst  auf  beschwer- 
Hchem  Wege  durch  Umkehren  des  Eisbilders  in  den  Ammoniakkessel  zurück- 
gegossen werden  musste,  nunmehr  ohne  weiteres  durch  Gasdruck  in  die 
Haschine  selbst  zurückgeführt  wird. 

Die  Eismaschine  von  A.  Schulze    in  Halle    (D.  P.  35826)  functionirt 
für  den  Kleinbetrieb    im    Gegensatz    zu    der    bekannten    CARBB'schen  Eis- 
maschine vollständig  ohne  Ventile  oder  Fig.  2o3. 
Hähne  im  Innern  und  besitzt  zwischen 
Äramoniakkessel  A  und  Eiserzeuger  C 
noch  ein  besonderes  Absorptionsgefass 
B,  auf   dessen  Boden    an    der     dem 
Ammoniakkessel     zugewendeten    Seite  i 
ein  sich  an  den  Eiserzeuger  anschlies- 
sendes Rohr  B   mündet.     Nach    dem 
üebertreiben   des  Ammoniaks    in    den 
Eiserzeuger  legt  man  die  Maschine  auf 
die  Seite,    so  dass  die  ammoniakarme 
Flüssigkeit    in    den  Absorber  sich  er- 
giesst,  und  stellt  die  Maschine  sodann 
wieder  aufrecht,  worauf  die  Verdampfung 
und  Absorption  des  condensirten  Am- 
moniakgases in  bekannter  Weise  erfolgt. 

M.  M.  Rotten  in  Berlin  hat  eine  Einrichtung  zum  Zurückführen  des 
in  die  Stopfbüchse  entweichenden  Ammoniaks  in  die  Leitung  an  Com- 
pressions-Pumpen  für  Kälteerzeugung  angegeben  (D.  P.  35415). 

Die  in  das  Innere  der  Stopfbüchsen  der  Eismaschinen  eindringenden 
Ammoniakdämpfe  werden  nach  D.  P.  36177  von  Efpertz  in  Chemnitz 
^ttrch  starke  Abkühlung  in  einem  Condensator  oder  durch  Absorption 
DJittelst  Chlorcalcium,  Kohle  oder  Oel  condensirt  und  wieder  in  den  Kreis- 
lauf der  Maschine  zurückgeführt,  wodurch  gleichzeitig  eine  Druckverminderung 
^or  der  Stopfbüchse  und  dadurch  eine  bessere  Abdichtung  erzielt  wird.    An 


384 


Wasser. 


einem  Niveauzeiger  am  Sammelgeftsse  des  Condensators  lässt  sich  die  Dich- 
tigkeit der  Stopfbüchse  controliren. 

Der   Ammoniakkessel   der   Kälteerzeugungsmaschine   mit    Ab- 
sorption von  Otto  Koch  und  Rudolph  Habbruasn  in  Berlin  (D.  P.  36549) 
ist    durch   zweiteilige   Scheidewände   in    communicirende    offene    Kammern 
Fis.  204.  (ai — as)     eingeteilt, 

und  die  diese  Kam- 
mern continuirlich 
durchfliessende  con- 
centrirte  Ammoniak- 
flüssigkeit bewegt 
sich  in  entgegenge- 
setzter Richtung  zu  dem  Dampf  in  der  Heizschlange  oder  zu  den  Feuer- 
gasen bei  directer  Heizung,  so  dass  gleichzeitig  eine  systematische  Aus- 
nutzung der  Heizform  und  eine  systematische  Abtreibung  des  Ammoniakgases 
erfolgt.  In  gleicher  Weise  bewegen  sich  in  dem  gleich  construirten  Ab- 
sorptionsgefösse  das  zu  absorbirende  Ammoniakgas,  das  absorbirende  ver- 
dünnte Ammoniak  und  das  Kühlwasser  im  Qegenstrome. 

Der  Krystalleis-Apparat  von  0.  F.  Kbopf  in  Strassburg 
(D.  P.  35053)  besteht  aus  einem  gut  isolirten  Kasten,  einem  denselben 
durchziehenden  Schlangenrohre,  durch  welchen  eine  stark  abgekühlte  Flüs- 
sigkeit geleitet  oder  in  welchem  direct  die  Kälteflussigkeit  zur  Verdunstung 
gebracht  wird,  und  aus  flachen  Gefrierzellen,  welche  zwischen  die  Windungen 
der  Rohre  eingeschoben  sind,  derart,  dass  das  Wasser  nicht  durch  directe 
Fig.  205.  Berührung,  sondern  wie  in  der  Natur  indirect  durch  die  abge- 
kühlte Luft  zum  Gefrieren  gebracht  wird. 

Peter  Effertz  in  Chemnitz  (D.  P.  35044)  stellt  sogen. 
Krystalleis  her,  indem  in  die  Gefrierzelien  von  einer  ge- 
meinsamen Leitung  ausgehende  Schläuche  eintauchen,  welche 
an  ihrer  tiefsten  Stelle  mit  einem  Saugventile  v  und  in  der  Mitte 
mit  mehreren  durch  umgelegte  Gummiringe  gebildeten  Druck- 
ventilen ©'  V*  versehen  sind.  Mittelst  derselben  wird  das 
Wasser  durch  ein  Pumpwerk  bei  jedem  Kolbenspiel  aus  den 
tieferen  Schichten  der  Gefrierzelle  angesaugt  und  wieder  in 
höhere  Wasserschichten  zurückgespritzt,  wodurch  die  sich  beim 
Gefrieren  ausscheidenden  Luftbläschen  emporgetrieben  werden. 
Bei  voranschreitender  Eisbildung  kann  man  die  Schläuche, 
damit  sie  nicht  einfrieren,  verkürzen,  indem  man  sie  auf 
ein  drehbares  Rohr  B  aufwickelt. 

AnoLF  Walther  in  Chemnitz  (D.  P.  35047)  hängt  in  jede 
Gefrierzelie  eine  verzinnte  eiserne  Kette  S^  welche  in  rasche 
Drehung  versetzt  wird  und  hierdurch  eine  energische  Bewegung 
in  dem  gefrierenden  Wasser  hervorruft.  Beim  Ausfrieren  der  Zelle  von 
unten  her  schiebt  sich  die  Kette  zusammen,  wogegen  ein  fester  Rührstab  in 


v'S 


^-; 


Wasser. 


385 


JvIU 


'1^^ 

^ 

— 

^ 

?^ 

r^n 

- 

& — '^-^ni  1 

=^~~ 

— 

— 

'    • 

-. 

dem  Eis«  einfrieren  würde.  Die  Rotation  der  einzelnen  Ketten  erfolgt  durch 
einen  gemeinsamen  Frictions-  oder  Schnurentrieb  T,  welcher  auf  dem  Rahmen 
far  je   eine   Zellenreihe    ange-  Fi«-  206. 

bracht  ist,  und  durch  einen 
endlosen  Riemen,  welcher  die  ein- 
zelnen Triebe  seitlich  verbindet. 
GüST.  Hose  in  Elberfeld  (D. 
P.  35948)  construirte  ein  Quirl- 
werk zur  Entlüftung  des  Gefrier- 
wassers. In  die  Gefrierzelle  A 
ist  der  aus  einem  dünnen  qua- 
dratischen Stabchen  B  beste- 
hende Quirl  so  eingehängt,  dass 
er  sich,  während  er  mit  dem 
Schnnrrädchen  C  rotirt,  in  einer  quadratischen  Oefihung  in  demselben 
eeiporschieben  kann.  An  dem  oberen  Ende  des  Quirls  befindet  sieh  ein 
Bügel  E,  in  welchem  sich  das  Stäbchen  dreht,  und  an 
diesem  zur  Entlastung  des  Quirls  ein  über  eine  Rolle  ge- 
führtes Gegengewicht.  Beim  Ausfrieren  der  Gefrierzelle 
wird  der  Rührstab  durch  das  am  Grunde  am  schnellsten 
anwachsende  Eis  emporgehoben,  und  so  vor  dem  Einfrieren 
|![eschützt.  Nach  D.  P.  36^46  wird  das  Rührstäbchen  des 
Quirlwerkes  an  den  Gefrierzellen  hohl  hergestellt,  um  ihm ' 
einen  höheren  hydrostatisch«!  Auftrieb  zu  geben  und  an- 
dererseits zu  ermöglichen,  dass  es  durch  einen  glühenden  Draht, 
Dampf  oder  heisses  Wasser  erwärmt  und  abgethaut  werden 
kann,  falls  es  doch  im  Eisblocke  der  Zelle  einfrieren  sollte. 

Emile  Fontenillb  (D.  P.  36884)  umgiebt  den  schwach 
konisch  verjüngten  Cylinder,  in  welchem  der  Eisblock 
erzeugt  wird,  mit  einem  Mantelgefösse.  Innerhalb  desselben 
wird  der  Gefriercylinder  durch  Salzlösung  abgekühlt,  welche 
von  einer  Verteilungsschale  aus  über  die  Wände  des  Cy- 
linders  herabrieselt  und  in  Folge  des  im  Mantelgefösse  unter- 
haltenen Vacuums  unter  lebhafter  Verdunstimg  stark  abkühlt. 

Armand  Müller  in  New- York  (D.  P.  35437).  Z  er  stau - 
bnngs-Refrigerator  für  Eismaschinen.  In  einem  von  schlechten  Wärme- 
leitern umhüllten  Gefasse  wird  die  flüchtige  Flüssigkeit,  durch  deren  Verdunstung 
Kälte  erzeugt  werden  soll  (Aether,  Schwefelkohlenstoff,  Wasser  oder  dergl.)  ver- 
mittelst eines  Zerstäubers  unter  Anwendung  von  Luft  oder  der  Dämpfe  der 
betreffenden  Flüssigkeiten  und  einer  kräftigen  Druckpumpe  auf  ein  Schlangen- 
rohr gespritzt,  in  welchem  die  Salz-  oder  Glycerinlösung  circulirt.  Die 
entstandenen  Dämpfe  werden  wie  bei  den  bestehenden  Maschinen  stets 
sofort  durch.  Auspumpen  wieder  entfernt,  condensirt  und  als  Flüssigkeit  in 
den  Refrigerator  zurückgebracht. 

Biedermann,  Jahrb.  IX.  ^. 

25 


386 


Wasser.    Nahrungsmittel. 


FoNTBHiLLB  in  Paiis  hat  im  (D.  P.  35966)  einen  horizontalen  Vacoom- 
Ctöhrenkessel  zur  Erzeugung  yon  Kälte  und  üebertragung  derselben  an  eine 
Girculations-Eühlflössigkeit  angegeben. 

Edoabd  Fixart  in  Paris  sind  Schmiervorrichtttngen  für  Eismaschinen 
patentirt  worden  (D.  P.  34943  und  36881).  B.  Proskadbb. 


XXXIV.  NaJirungsmittel. 


1.  MUeh. 

A.  DooiBL  (Z.  phys.  Ghem.  9,  591)  bespricht  die  Eiweisskörper  der 
Frauen-  und  Kuhmilch.  —  üeber  das  gleiche  Thema  hat  Bibdbbt 
(Tagebl.  d.  Naturf.  Vers.  Berlin  1886,  279)  berichtet^) 

ScBMOBOBB  (Ber.  über  die  Thät.  d.  Milchwirtsch.  Inst.  Proskau  1885/86) 
bat  vergleichende  Untersuchungen  der  Milch  yersohiedener  Kuhrassen 
ausgeführt.  —  üeber  die  Veränderungen,  welche  normale  Kuhmilch  beim 
Gefrieren  erleidet,  berichtet  0.  Hbnsold  (Milchz.  15)  654).  Die  Ergebnisse 
sind  in  folgender  Tabelle  zusammengestellt. 

Frische  Milch  Anfgethautes  Milcheis 

Versuch     Spec  Gew.       Trock.  Sahst       Fett.       Spec.  Gew.       Trock.  Sahst      Fett 

L    .    .    .       1-0318  11*37  2-89  10279  9-68  2-87 

H.    .    .    .       1-0802  1117  2-29  1-0234  6-43  0-54 

UL    .    .    .       1-0318  11-47  3-08  1-02018  11-62  5^ 

^'       ••    1  1-0802  11-44  3-03     \      ^'^^  ^^^  ^^ 

IVh  .    .    .    f^^^^  "**  ^^     3      1-0171  9-87  518 

Nicht  gefrorene  Milch 
Spec  Gew.       Trock.  Suhst       Fett 
L  .    .    .    .       1-0337  12-72  8-39 

II.     ...       l-(»38  11-37  2-41. 

Bei  I  wurde  Milch  bei  einer  Temperatur  von  —  20®  schnell  zum 
Gefrieren  gebracht,  bei  II  fand  das  Gefrieren  derselben  Milch  langsam  und 
teilweise  statt,  bei  III  wurde  Milch  bei  —  2°  über  Nacht  stehen  gelassen, 
so  dass  ebenfalls  ein  Teil  davon  gefroren  war,  bei  IV  wurde  Milch  bei  —  7° 
aufgestellt,  das  am  Boden  befindliche  Eis  (a)  und  dasjenige  von  den  Wan- 
dungen (b)  wurde  getrennt  untersucht.  —  Vibth  (Milchz.  16,  106)  hat  beim 
Ausfrieren  der  Milch  die  folgenden  Ergebnisse  erhalten. 

I.  Prohe  n.  Probe 

nicht  gefr.  TL  gefr.  Tl.  nicht  gefr.  TL  gefr.  TL 

P^roc  Proc.  Proc.  Proc 

Wasser    .....  87-10  91-88  87^1  9246 

Fett 8-87  2-56  3-57  246 

Protein 3-21  2-28  3-60  1-96 

Zucker 508  2-89  498  273 

Asche 0-74  0*44  0-74  OiO 

Spec  Gew 1-0380  10190  10330  1<»80 

Menge  des  Eises     .  —  2  -  ?/< 

^)  Techn.-chem.  Jahrh.  7,  S.  350. 


Nahnmgsaiittel. 


387 


Untersuchungen  von  Kaisbb  und  Schmibdvr  (Milchz.  16^  197),  deren 
Ergebnisse  in  nachstehender  Tabelle  zusammengestellt  sind,  lehren,  das^ 
gefrorene  Milch  immer  nur  in  den  Handel  gebracht  werden  sollte,  nachdem 
das  Milcheis  yollständig  aulgeschmolzen  worden  und  dann  wieder  gründlich 
mit  dem  nicht  gefrorenen  Teil  gemischt  worden  ist 


I. 

IL 

RMction. 

ÜnprsL 

TOT  HMfte  geftr. 

UrsprgL 

a. 
zur  Hälfte  gefr. 

b. 
gtiu  gefroren 

Milcb 

nf^ 

Eis 

MUch. 

llüss. 

Eis 

fl&ss. 

Eis 

TeU 

schwach 

TeU 

schwach 

TeU 

schwach 

eaner 

stark  8. 

sauer 

saaer 

sUrks. 

sauer 

stark  s. 

sauer 

Slnrcfrad»)   .    . 

2 

8 

1 

0-5 

2Ji 

I-O 

3^ 

0-5 

Spec  Gew.     , 
Wisser  .    . 

1-029 

1-040 

1-015 

1-033 

1-048 

1-016 

1"061 

1-006 

84-93 

84-55 

84-69 

89.24 

86-40 

92K)7 

81-48 

95-72 

Fett  .    .    . 

7-40 

4-11 

10-10 

2-40 

1-68 

806 

2-68 

202 

KSsestoff  . 

318 

4-42 

2-57 

344 

4-72 

1^2 

5.27 

1-24 

MnchzQcker 

8.90 

5-95 

214 

4.26 

6-15 

2-52 

9.32 

0-85 

Silxe.   .    . 

0-59 

0-97 

0.50 

0-66 

4-04 

0-48 

1-80 

017 

Ziegenmilch  enthielt  nach  dem  Bericht  des  2^  Ann.  Rep.  New- 
York  Dairy  Gomm.  Albany  1886,  145,  91  Analysen  zufolge: 

Wasser        Fett       Gaseiu     Albumin    MUch-       Asdie       Fett  in  der 

Zucker 
0.14  310 

1-80  6-19 

0-51  4-39 

In  dem  Bericht  ist  auch  eine  Zusammenstellung  von  Schaf-,  Kuh-  und 
Eselsmilch  gegeben. 

Nach  Fleischmann  (Jahresber.  d.  Vers.  Stat.  Raden  1885/86  hatte  die 
Milch  von  Merinoschafen  ein  spec.  Gew.  von  1*0369  und  enthielt 


Max. 

82-02 

2-09 

2-16 

Min. 

9052 

6.68 

5-33 

Mittel 

87-33 

3-94 

8-01 

Trockenmasse 

0-35 

16-55 

1-40 

52-80 

0-82 

30-59 

72-509  Proc.  Wasser 
12-870      .      Fett 
8-904      .      Proteinstoffe. 


4-732  Proc.  Milchzucker. 
1*078  Proc.  Asche. 


Derselbe  (ebenda  63)  untersuchte  Buf feimilch  und  Rahm  von  solcher 
(aus  Rumänien) 

die  Milch  1*0339  spec.  Gew.  der  Rahm  enthielt 


81-75 

Proc.  Wasser 

87008  Proc. 

8-28 

.     Fett 

56792      , 

4-29 

,      Käsestoff 

0615 

,     sonstige  Proteinstoffe 

{     5-744      . 

4-478 

»      MUchzucker 

t 

0-764 

,      Asche 

0461      . 

Das  Fett  der  Milch  von  Meerschweinchen  giebt  nach  Alprbd  H. 
Allbs  (Analyst  1886,  190)  beim  Verseifen  und  Destilliren  der  mit  Säure 
wieder  zersetzten  Seife  Valeriansäure;  das  Destillat  von  2*5  g  des  Milchfettes 
^Tgab  4'57  Proc.  dieser  Säure. 

»)  NormalkaU  für  100  cbcm  Milch.    Bei  I.  war  die  Milch  mit  Sahne  versetzt 

25* 


Stdt3^ 


3g  g  Nahrungsmittel. 

Hbrrt   Lajodx    (J.  Phann.  Chim.  14,   216)   fährt  zur   Untersto 
seines  Vorschlages,  die  M  Ichcoutrole   auf  die  Feststellung   des 
der  Milch  an  Eiweissstoffen  zu  besehränken,  eine  Reihe  von  jlmäysen  x^- 
schiedener  Milchsorten  franzosischer  Herkunft  an. 

Das  Regierbl.  f.  d.  Königr.  Württemberg  (1886,  No.  58)  publicirt 
eine  Verordnung  über  den  Verkehr  mit  Milch.  —  Das  Berliner  Polizei  Pri- 
sidium  bestimmte,  dass  Vollmilch,  d.  h.  solche  Milch,  die  auf  keine  Weise 
nach  dem  Melken  entrahmt  worden  ist,  einen  Fettgehalt  Ton  mindestens 
2*7  Proc.  und  ein  spec.  Gew.  von  1*028=  14°  des  polizeilichen  Milchprobers 
bei  150  C.  haben  müsse;  Halbmilch  (durch  Mischen  von  voller  mit  entsahnter 
Milch  oder  durch  teilweises  Entrahmen  erhalten)  muss  mindestens  1*5  Proc. 
Fett  enthalten  und  bei  15®  ein  spec.  Gew.  von  r030=  15*^  des  polizeilichen 
Milchprobers  haben;  für  Magermilch  (d.  h.  solche,  welche  durch  maschinelle 
Kraft  entfettet  ist)  wird  mindestens  0*15  Proc.  Fett  und  ein  spec.  Gew.  von 
1032  =  16®  des  polizeilichen  Milchprobers  verlangt.  Der  übrige  Teil  der 
Verordnung  erstreckt  sich  auf  kranke  Milch  und  Milch  von  kranken  Tieren, 
auf  die  Aufbewahrungsgefasse  und  den  Zusatz  von  Conservirungsmittel. 

Um  Milch,  welche  sich  bei  der  Untersuchung  als  verfälscht  erwiesen 
hat,  auf  unbegrenzt  lange  Zeit  für  gerichtliche  Zwecke  aufzubewahren, 
empfiehlt  Alpr.  H.  Allbn  (Analyst  1886,  203)  sie  mit  dem  doppelten  Ge- 
wicht Methylalkohol  zu  versetzen. 

A.  Kling BE  (Rep.  an.  Ch.  6,  545)  veröffentlicht  als  Beitrag  zur  polizei- 
chemischen Milchcontrole ,  Analysen  von  Stallprobemilch  aus  der  Umgegend 
von  Stuttgart.  Die  von  Quesneville  *)  gegebenen  Vorschriften  führen  nicht 
immer  zu  genauen  Resultaten.  —  Fr.  Goppelsroeder  (C.  Bl.  allg.  Ges.  5, 
278)  teilt  die  Resultate  von  Untersuchungen  mit,  welche  innerhalb  der 
letzten  beiden  Jahre  mit  Kuhmilch  grösserer  Stallungen  in  der  Nähe  von 
Mülhausen  angestellt  wurden.  Verf.  giebt  eine  Anleitung  zur  praktischen 
Prüfung  der  Milch,  welche  sich  auf  die  Feststellung  des  Geruches,  Ge- 
schmackes, der  Reaction,  des  Zusatzes  von  Soda  und  auf  die  Ermittelung 
des  specifischen  Gewichtes  vor  und  nach  der  Entrahmung  bezieht. 

Ueber  die  Grenzwerte  des  specifischen  Gewichtes  der  Milch  teilt 
Lasler  (Z.  Nahrgsm.  Unters,  u.  Hyg.  1887,  23)  seine  Erfahrungen  mit. 

Zur  Prüfung  der  von  Flbischmann  aufgestellten  Formel  zur  Berechnung 
des  Trockenrückstandes    der  Milch'),  welche  später  in  den  Ausdruck 

t=l-2f+2665    100^-100    uads= ^2» und    fär 

s  1000  -  375  (t  —  1-2  f) 

8     t 

das  spec.  Gew.  der   Trockensubstanz  m  = abge- 

^  1000  — 3-75  (t— 1-2  f)        ^ 

ändert  wurde,  sind  in  Raden  (Jahresb.  der  Milch vers.  Anst  Raden 
1885/86,  19)  Versuche  angestellt  worden;  es  ergab  sich,  dass  Unter- 
schiede   von   mehr    als     ±    0*150    Proc.    zwischen   der     berechneten    und 


»J  Techn.-ckem.  Jahrb.  7,  S.  348.  -2)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.407. 


r 


NahnmgsmitteL  389 


gefundenen      Trockenmasse     der     Milch     nicht     in     der     Formel     liegen, 

sondern     durch    Ungenauigkeiten     bei    der    Analyse    veranlasst     werden. 

—  J.  K.  Brown  (Second.  Ann.  Rep.  of  the  New -York  State  Dairy  Commission, 

Albany  1886,  57)    hat  folgende  Formel   zur  Berechnung  der  Trockenmasse 

$.va  dem    spec.  Gewicht   und   dem   Fett   der  Milch   aufgestellt:    T  —  F  = 

Sm  —  (Sw  —  F  0-001) 

Q.QQy75 >    wo   T=  Trockenmasse,   F  =  Fettgehalt ,    Sm  = 

Spec.  Gewicht  der  Milch,  Sw  =  Spec.  Gew.  des  Wassers  (=  1000  bei  60^  F). 
Als  Grundlage  für  die  Fettbestimmung  wurde  das  FBSBR^schö  Lactoskop  (!) 
verwandt  —  Besah a  (Annuario  della  R.  Statione  Sperim.  di  Caseificio  Lodi 
1886,  3 1)  hat  die  Ton  yerschiedenen  Autoren  aufgestellten  Formeln  zur 
Berechnung  der  Trockensubstanz  aus  dem  spec.  Gewichte  und  dem  Fett- 
gehalte der  Milch  geprüft. 

GicsBPPB  Sartori  (Ann.  di  Chim.  1886,  158)  hat  die  Resultate,  welche 
die  verschiedenen  Fettbestimmungsmethoden  ergeben,  unter  einander 
verglichen.      Bei  24  Milchproben  wurden  folgende  Abweichungen  erhalten: 


Lactobutyrometer 

Soxhiets 

Gewichts- 
analytisch 

nach 

aräom. 
Ver- 

Rahm- 

Marchand Schmidt  u.  Schmoger  Adams 

messer 

ToUens 

fahren 

Max. 

3-84  Proc. 

+  0  4      +  0*36     -{-  0-12    4-  0-22 

4-  0  17 

3-63 

Min. 

3-28 

—  Ol  8    —  0-99    —  0*63    —  0-31 

—  0*13 

213 

Mittel 

3557 

+  0-11     -  0-52    -  024    +  0-03 

+  0-02 

2-72 

Die  SoxBLBT^sche  Methode  eignet  sich  am  besten  für  rasche  und  zu- 
gleich genaue  Bestimmungen,  die  AnAu^sche  für  städtische  Controlbureaux, 
das  MARCHANo'sche  Laktobutyrometer  für  Käsereien,  und  das  Kremometer 
ist  unbrauchbar.  —  Vieth  (Landw.  Vers.  Stat.  88,  205)  fand,  dass  die  Me- 
thode der  Fettbestimmung  nach  Adams*)  dadurch  beeinflusst  werde,  dass 
ans  dem  Filtrirpapier  durch  Aether  gewisse  Stoffe  mit  extrahirt  werden.  — 
f.  Bärtlirq  (Rep.  an.  Ch.  6,  411)  empfiehU  das  AoAM'sche  Verfahren  für 
die  Milchuntersuchung. 

Um  das  bei  seiner  aräometrischen  Fettbestimmungsmethode  lästige 
Aufsaugen  des  Aethers  mittelst  einer  Pipette  zu  vermeiden,  hat  F.  Soxhlbt  (Rep. 
an.  Ch.  6,  637)  eine  Aetherpipette  construirt.  —  Der  Unterschied  zwischen 
den  Ergebnissen  der  aräometrischen  Fettbestimmung  nach  Soxhlbt  und  der  ge- 
wichtsanalytischen Methode  überschritt  bei  zahlreichen  von  Dircks  (Milchz. 
W,  85)  angestellten  Proben  0*1  Proc.  nur  in  zwei  Fällen;  nur  die  Milch 
ehttelner  hochgradig  altmelkender  Kühe  mit  4*5—6  Proc.  Fett  und  4—5  Proc. 
^oteinstofffen  Hess  die  Aetherfettlosung  schwer  abscheiden.  —  Flbischmann 
(Radener  Jahresber.  üb.  Milch w.  1885/86,  34)  wies  nach,  dass  ein  Zusatz 
▼Mi  Kochsalz  zu  einer  nach  Soxhlet's  aräometrischem  Verfahren  zu  unter- 
suchenden Milch  das  Resultat  beeinflussen  kann. 


1}  T«chii.-ohea.  Jahrb.  7,  8. 849. 


392 


Nahnmgsmittel. 


i.  1.)  verfölscht.  —  Adam  (J.  Pharm.  Chim.  18,  101)  hat  ein  auf  Kühlung 
sich  stützendes  Verfehren  angegeben,  um  Milch  während  eines  Tages  frisch 
und  in  unverändertem  Mischungsverhältnisse  erhalten  zu  können. 

Conserviren;  Milehpräparate.  W.  Hesse  (D.  med.  Wochenschr.  12,  223) 
beschreibt  Apparate  zur  Sterilisirung  der  Milch  för  den  Hausgebrauch 
durch  strömenden  Wasserdampf.  —  F.  Soxhlet  (Münch.  med.  W.  1880, 
No.  15  und  16;  Rep.  an.  Ch.  6,  512)  giebt  einen  Apparat  an,  um  Milch 
zur  Säuglingsemährung  zu  sterilisiren.  —  J.  Förster  (Münch.  med.  W. 
1886,  No.  35)  untersuchte  den  Einfluss  des  Pasteurisirens  auf  Bacterien, 
unter  Berücksichtigung  der  Milchconservirung. 

H.  W.  WiLBT  (Am.  Ch.  J.  8,  200)  erhielt  bei  der  Analyse  von  8  Proben 
Kumys  im  Mittel 

083  Gew.-Proc.  (Schwankungen  von    0-67—  0^1  Proc.)  EoMensätlre, 

0-47    .,      (  ,  ,      0^3-  0*51      ,    )  Säure  (als  Milchsäure  berechnet), 


0-76 
0-44 
2-56 
206 


0-69-  0-87 
0-412-  0-483 
2-58-  3-02 
1-67—  2-44 
88-81-89-97 
4-31-  4-48 


)  Alkohol, 

)  Stickstofe,  beiw. 

)  Eiweissstoffe, 

)Fett, 

)  Wasser, 

}  Milchzucker. 


Analysen  von  Kumys-  und  Kefirproben,  welche  im  Laboratorium 
der  Ailsbury  Dairy  Comp,  in  London  (Milchz.  16^  121)  ausgeführt  wurd^ 
ergaben  folgende  Zahlen: 


•9§ 

« 

Asche 

§ 

1 

JS 

1 

d 

'4 

1 

1 

< 

1 

< 

(S 

1 

1 

31 

1 

1 

lös- 
lich 

un- 
lös- 
lich 

Tage 

^ 

Voller  Kumys  .    . 

] 

1 

8890 

015 

185 

2-01 

0-30 

0-34 

0*34 

6-03 

017 

0-41 

8 

90-35 

094 

1-36 

1-96 

0-23 

0-53 

0-96 

3-10 

0-23 

0-34 

22 

90-57 

1-04 

1-38 

1-88 

0-20 

0-77 

1-40 

218 

023 

a85 

Mittlerer  Kumys  . 

■) 

1 

87-55 

0-29 

1-54 

1-46 

0-43 

0-48 

0-68 

680 

0-28 

0-49 

8 

88-39 

0-97 

1-56 

1-40 

0-25 

0-76 

1-20 

4-70 

0-32 

045 

22 

88-62 

1-05 

1-58 

1-30 

014 

0-97 

1-67 

8-90 

0-33 

0-44 

Molkenkumys  .    . 

•) 

1 

89-74 

0-30 

011 

0-15 

0-39 

0-44 

0-60 

7-48 

0-37 

0-42 

8 

90^ 

103 

018 

014 

0-36 

0-49 

0-91 

5-52 

0-37 

0-43 

22 

9107 

1.38 

015 

0-11 

0-32 

0*58 

1-21 

4-34 

0-37 

042 

Kumys  far  Diabetikern  1 

1 

92-24 

0-28 

0-51 

219 

0-30 

0-36 

075 

2-78 

022 

0^1 

) 

8 

92-38 

035 

0-52 

2-13 

0-25 

0-48 

0-86 

2-42 

0-24 

087 

22 

92-55 

0-57 

0-51 

2-05 

0-18 

0-65 

1-22 

1-64 

026 

0-37 

Rassischer  Kumys 

;) 

1 

91-87 

0-22 

0-34 

2-32 

0-06 

0-82 

0-06 

395 

0-46 

0-38 

8 

92-26 

0-45 

0-33 

217 

007 

0-48 

0-81 

3-08 

0-49 

0^6 

22 

92-52 

0-57 

0-33 

2-03 

0-07 

0-68 

0-56 

2-45 

0-49    0-85 

Kefir 

(?) 

90*09 

0^ 

1-82 

2-90 

007 

0-45 

144 

1-87 

0-31 

041 

üeber  die  Herstellung  von  Kefir  hat  Meissi.  (Wien.  Landw.  Wbl.  W, 
63)  Vorschriften  gegeben.  —  Büdbck  (D.  med.  Z.  1886,  No.  70,  775)  be- 
spricht das  Kefirferment,  seine  Verunreinigungen  und  Verftlschungen,  sowie 
die  Darstellung  des  Kefirs. 

Ersatzmittel  fOr  Milch.  Die  „Lactina",  ein  Ersatzmittel  für  Milch, 
besteht  nach  Analysen  der  agricult.-chem.  Versuchsstation  in  Danzig  (Westpr. 


Nahrungsmittel.  391 

Fettbestimmuiigsmetbode  nach  Ceonandbe  (s.  o.)  f&r  unsicher ,  hat  dagegen 
mit  dem  Laktokrit  sehr  gute  Resultate  erhalten.  —  Fjoao  (Oesterr.  Landw. 
W.  12,  384}  hat  einen  Milchcontrolapparat  zu  Bormbistbe  und  Wain's  Milch- 
schleuder beschrieben.    (Vgl  auch  Landw.  Z.  K,  129.) 

Der  „Victoria-Milchprüfer"  von  N.  Gbbbbb  (Milch.  Ind.  1887,  63; 
Rep.  an.  Chem.  7,  225)  ist  ebenfalls  nach  dem  Centrifugensystem  gebaut 
and  ursprünglich  zur  Ermittelung  der  Rahmmenge  bestimmt;  Versuche,  die 
nach  der  Säurebehandlung  (Princip  de  Laval's)  vorgenommen  wurden,  be- 
währten sich  auch  hierbei. 

G.  A.  ZiBGLBE  (Pharm.  Centr.  28,  162)  erklärt  nur  die  Verwendung 
von  Glaspulver  oder  grobkörnigem  Sande  für  die  gewichtsanalytische 
Bestimmung  des  Fettes  in  der  Milch  für  zulässig;  gebrannter  Gyps  ist  zu 
verwerfen. 

Um  die  Brauchbarkeit  bezw.  den  gesunden  Zustand  der  Milch  festzu- 
stellen, hat  Waltbe  (Milch.  Z.  15,  239,  258)  eine  Methode,  welche  auf  dem 
Verhalten  der  Milch  bei  ihrer  Gärung  basirt,  ausgearbeitet,  üeber  diese 
«Milchgärprobe*'  sind  verschiedene  Beurteilungen  und  Verbesserungen 
von  DiBTzscH  (Schweiz.  Milchz.  1886,  No.  28)  Asdebs  (Milch.  Ind.  1887,  1) 
u.  A.  publicirt  worden. 

V.  DiECKS  (Milchz.  16,  85)  hat  in  der  Milch  die  Prot  ein  Stoffe  nach 
den  Methoden  von  KjAldabl,  Stoech,  Rittbausbn  und  nach  einem  modificirten 
RrrTHADSEN'schen  Verfahren  untersucht;  das  erstere  Verfahren  gab  die 
höchsten  Zahlen. 

H.  Weiskb  (Landw.  Vers.  Stat.  88,  305)  empfiehlt  auf  Grund  von 
vergleichenden  Prüfungen  die  EjELDAHL^sche  Stickstoff  bestimmun^;  es  ist  bei 
Anwendung  von  Schwefelsäure  und  Phosphorsäureanhydrid  gleichgültig,  ob 
man  noch  mit  Kaliumpermanganat  pxydirt.  —  J.  Hoebaozbwski  (Wien.  Med. 
Jahrb.  1886,  117)  empfiehlt  die  volumetrische  Stickstoffbestimmung  nach 
der  von  Ludwig  und  ihm  selbst  gegebenen  Modification. 

F.  SoxBLBT  und.  Th.  Henkel  (Rep.  an.  Ch.  7,  61)  haben  einen  Titrir- 
apparat  für  die  Bestimmung  des  Säuregehaltes  der  Milch  angegeben. 
Milch,  welche  beim  Kochen  gerinnt,  zeigt  gewohnlich  5*5  bis  6*5  Säure- 
grade, kurz  tor  der  freiwilligen  Gerinnung  15  bis  16«  Säure.  (1«  Säure  = 
l  cbcm  V«  N.  Natronlauge  für  50  cbcm  Milch.) 

Jos.  Hbez  (Rep.  an.  Ch.  6,  360)  will  durch  die  Reaction  auf  Salpeter- 
säure mittelst  Diphenylamins  einen  Wasserzusatz  zur  Milch  nachweisen. 
Auch  J.  SziLASi  (Rep.  an.  Ch.  6,  436)  bespricht  diese  Probe.  —  Scheodt 
(Jahresb.  d.  milchw.  Versuchsst.  z.  Kiel  1884/85,  8)  hat  Kühe-  mit  Kali- 
salpeter enthaltendem  Futter  längere  Zeit  gefüttert  und  gefunden,  dass  von 
dem  Salze  nichts  in  die  Milch  der  Versuchskühe  überging.  £s  ist  daher  die 
Gegenwart  der  Salpetersäure  und  der  salpetrigen  Säure  in  der  Milch  ein 
Zeichen,  dass  dieselbe  mit  schlechtem  (salpetersäurehaltigem)  Brunnenwasser 
verfälscht  wurde. 

,  H.  Tbohs  (Pharm.  Z.  82,  59)  fand  eine  Milch  mit  Ultramarin  (82*3  mg 


392 


Nahnmgsmittel. 


i.  1.)  verfölscht.  —  Adam  (J.  Pharm.  Chim.  IS,  101)  hat  ein  auf  Eühlong 
sich  stützendes  Verfahren  angegeben,  um  Milch  wahrend  eines  Tages  frisch 
und  in  unverändertem  Mischungsverhältnisse  erhalten  zu  können. 

Conserviren;  Milehpräparate.  W.Hesse  (D. med.  Wochenschr.  12,  223) 
beschreibt  Apparate  zur  Sterilisirung  der  Milch  för  den  Hausgebrauch 
durch  stromenden  Wasserdampf.  —  F.  Soxhlet  (Münch.  med.  W.  1880, 
No.  15  und  16;  Rep.  an.  Ch.  6,  512)  giebt  einen  Apparat  an,  um  Milch 
zur  Säuglingsemährung  zu  sterilisiren.  —  J.  Förster  (Münch.  med.  W. 
1886,  No.  35)  untersuchte  den  Einfluss  des  Pasteurisirens  auf  Bacterien, 
unter  Berücksichtigung  der  Milchconservirung. 

H.  W.  Wiley  (Am.  Ch.  J.  8,  200)  erhielt  bei  der  Analyse  von  8  Proben 
Kumys  im  Mittel 

083  Gew.-Proc.  (Schwankungen  von  0*67—  0*91  Proc.)  KoMensäüre, 

,               ,  (K3—  0*51  ,  )  Säure  (als  Milchsäure  berechnet), 

,  0-69-  0-87  .  )  Alkohol, 

,  0-412-  0-483  .  )  StickstofE,  beiw. 

„                ,  2-58—  3-02  ,  )  Eiweissstoffe, 

.  1-67- 2-44  .  )Fett, 

n  88-81~89-97  ,  )  Wasser, 

,                ,  4-31—  4-48  ,  )  Milchzucker. 

Analysen  von  Kumys-  und  Kefirproben,  welche  im  Laboratorium 
der  Ailsbury  Dairy  Comp,  in  London  (Milchz.  16,  121)  ausgeführt  wurden, 
ergaben  folgende  Zahlen: 


0-47    , 

0-76    , 

0-44    . 

2-56    . 

208    , 

89-32    , 

4-38    , 

d  » 

o 

Asche 

5 

S 

1 

33 

1 

-| 

li 

b4 
1 

1 

< 

1 

< 

S 

o 

Jq 

'< 

3S 

'S 

1 

lös- 
lich 

un- 
lös- 
lich 

Tage 

'' 

Voller  Kumys  .    . 

■) 

1 

8890 

015 

185 

2-01 

0-30 

0-34 

0-34 

6-03 

0-17 

0-41 

8 

90-35 

094 

1-36 

1-96 

0-23 

0-53 

0-96 

3-10 

0-23 

0-34 

22 

90-57 

1-04 

1-38 

1-88 

0-20 

0-77 

1-40 

2-18 

023 

0.35 

Mittlerer  Kumys  . 

1 

1 

87-55 

0-29 

1-54 

1-46 

0-43 

0-48 

0-68 

680 

0-28 

0-49 

8 

88-39 

0-97 

156 

1-40 

0-25 

0-76 

1-20 

4-70 

0-32 

0-45 

22 

88-62 

1-05 

1-58 

1-30 

014 

0^ 

1-67 

8-90 

0-33 

0-44 

Molkenkumys  .    . 

■) 

1 

89-74 

0-30 

011 

015 

0-39 

0-44 

0-60 

7-48 

0-37 

0-42 

8 

90^ 

103 

018 

0-14 

0-36 

0-49 

0-91 

5-52 

0-37 

0-42 

22 

91-07 

1.38 

0-15 

0-11 

0-32 

0*58 

1-21 

4-34 

0-37 

042 

Kumys  f&r  Diabetikern  1 

1 

92-24 

0-28 

0-51 

219 

0-30 

0-36 

075 

2-78 

022 

0-87 

) 

8 

92-38 

035 

0-52 

2-18 

(m 

0-48 

0-86 

2-42 

0-24 

087 

22 

92-55 

0-57 

0-51 

2-05 

0-18 

0-65 

1-22 

1-64 

026 

0-37 

Bassiseher  Kumys 

1 

91-87 

0-22 

0-34 

2-32 

0O8 

0-82 

0-06 

395 

0-46 

0-88 

8 

92-26 

0-45 

0-33 

217 

007 

0-48 

0-31 

3-08 

0-49 

0.36 

22 

92-52 

0-57 

0-33 

2-03 

0-07 

0-68 

0-56 

2-45 

0-49 

0^ 

Kefir 

• 

(?) 

90-09 

0-64 

1-82 

2-90 

007 

0-45 

144 

1-87 

0-31 

0^1 

üeber  die  Herstellung  von  Kefir  hat  Mbissl  (Wien.  Landw.  Wbl.  S69 
6S)  Vorschriften  gegeben.  —  Bodbck  (D.  med.  Z.  1886,  No.  70,  775)  be- 
spricht das  Kefirferment,  seine  Verunreinigungen  und  Verfälschungen,  sowie 
die  Darstellung  des  Kefirs. 

Ersatzmittel  fOr  Milch.  Die  „Lactina"",  ein  Ersatzmittel  far  Milch, 
besteht  nach  Analysen  der  agricult.-chem.  Versuchsstation  in  Danzig  (Westpr. 


r^ 


Nahrungsmittel  393 


61-43 

R 

• 

57-86 

8-93 

» 

11 

6-01 

0^7 

» 

» 

0-52 

Undw.  Miit.  9,  100)  aus:  9-30  Proc  Wasser,  2*30  Asche,  302  Fett, 
15'31  Protein,  1*55  Rohfaser  und  68.52  Kohlehydrate.  Die  „Schweizerische 
Lactina^  besteht  nach  F.  Bbnbckb  (Milchz.  16^  420)  aus  Erbsen-,  Mais-, 
Reisiutter-  und  Leinkuchenmehl.  —  Das  unter  dem  Namen  „Mil saline** 
in  den  Handel  gebrachte  Milchersatzmittel  hat  Kobkio  (Milchz.  15)  351) 
untersucht. 

Fr.  Raspb  (Arch.  Hyg.  5,  128)  giebt  in  seiner  Arbeit  „Frauenmilch 
nnd  künstliche  Ernährung  der  Säuglinge"  Vorschriften  zur  Herstellung 
solcher  Surrogate  der  Muttermilch ,  welche  letzterer  durch  alle  Perioden  der 
Brnährung  möglichst  ähnlich  seien.  Die  Ersetzung  des  Milchzuckers  durch 
gewöhnlichen  Zucker  wird  verworfen. 

Ridm  und  Kimstrahm.  Devonshire-Rahm  enthielt  nach  den  im 
Laboratorium  der  Ailbsodrt  Dairt  Comp,  in  London  ausgeführten  19  Analysen. 

Wasser  im  Minim.  3259  Proc.       Max.  4213  Proc.       Mittel  36 11  Proc 

Fett 50-36      » 

Protein  n.  Zucker  4*61      « 

Asche 0*42      » 

Weitere  Analysen  von  Rahm  s.  Vierteljahrschr.  f.  Nahrungsmittel  1, 
23  und  2,  31. 

Nach  W.  WcsTBRBBRG  in  Burow,  Vorpommern  (D.  P.  37100),  wird  der 
durdi  Ausschleudern  gewonnene  Rahm  durch  Anwendung  eines  Vacuums 
TOR  der  Luft  befreit,  welche  infolge  des  Ausschleuderns  in  denselben  hinein- 
gelangt ist.  Dadurch  soll  die  aus  solchem  Rahm  bereitete  Butter  dichter 
aRd  baltbarer  werden. 

Holm  (Milchz.  15,  49)  macht  Mitteilungen  über  Bdrmetstbr  und  Watn's 
Centrifugen  als  EmulsionsApparate.  Man  stellt  unter  Zuhilfenahme  irgend 
eines  Fettes  eine  Milch  mit  höherem  Fettgehalte  (Kunstrahm)  her  und  mischt 
diese  dann  mit  so  Tiel  Magermilch,  als  zur  Erzieluug  eines  der  Naturmilch 
aoBähemd  gleichen  Fettgehaltes  notwendig  ist.  —  Flbiscbmann  (Ber.  Milchw. 
Inst  Raden  1885/86,  23)  erhielt  mit  der  Milchschleuder  Yon  Bdrmbistbr  und 
Wani  als  Anfettungsapparat  einen  Kunstrahm,  welcher  mit  Magermilch  gemischt 
^Gemenge  vom  spec  Gew.  1*0318  und  mit  einem  Fettgehalte  von  2  73  Proc. 
«gab.  Das  Gemenge  verhielt  sich  wie  natürlicher  aus  Vollmilch  hergestellter 
Rahm  und  eignete  sich  zur  Käsebereitung.  —  Der  Eraulsionsapparat  von 
M  Laval  in  Stockholm  (D.  P.  34781)  hat  folgende  Construction,  Fig.  209.  Die 
ZR  mischenden  Stoffe  —  Oel  oder  Fett  aus  dem  Behälter  o  und  Mischungs- 
fioBsigkeit  aus  Behälter  n  —  werden  vermittelst  der  Pumpe  a  durch  den 
Spalt  des  federnden  Ventils  p  hindurch  durch  Rohr  8  nach  dem  Behälter  t 
gedrückt.  Beim  Hindurchgehen  durch  den  Spalt  des  federnden  VentUes  p, 
welches  durch  die  regulirbare  Feder  q  nach  oben  gedrückt  wird,  wird  Fett 
bezw.  Oel  und  Mischungsflüssigkeit  emulgirt.  Anstatt  die  zu  emulgirende 
VBd  die  Mischungsflüssigkeit  gleichzeitig  durch  einen  Ventilspalt  hindurch- 
soMcken,  kann  die  erstere  auch  durch  einen  feinen  Spalt  in  die  letztere 
htneingepresst  werden. 


394 


Nahnmgsmittel. 


Der  Emalsionsapparat  von  Johansson  in  Stockholm  (D.  P.  36647)  be- 
sitzt ein  einheitliches  oder  ein  ans  zwei  Schalen  B  und  E  zusammengesetztes 

Geföss,  welehes  in 
der  grössten  Weite 
mit  einem  Schlitz 
yersehen  ist.  Das- 
selbe sitzt  auf  der 
Achse  A^    welche 
in  schnelle   Rota- 
tion versetzt  wird. 
Die  zu  emulgiren- 
den  Flüssigkeiten 
werden     in     die 
oben  hoble  Welle 
Ä  bei   H   einge- 
führt und  in  Folge 
der     Ceütrifugal- 
kraft     durijh    die 
Canäle  I  hindurch 
in    den    Schalen- 
raum  geschleudert 
und  hier  von  den 
Flugein  K  durch- 
einander gemischt, 
bis  sie  dieselbe  Ro- 
tationsgeschwin- 
digkeit erlangen  wie  das  Geföss. 
Alsdann     gleitet     die    flüssige 
Mischling     auf    der     schrägen 
Wand    der    Schale    B   in   die 
Höhe,  bis  sie  durch  den  Schlitz 
zwischen  B  und  JES   hinausge- 
presst  und  dadurch  noch  weiter 
emulgirt  wird.     Der  ringförniige 
Mantel  M  fangt   die  Emulsion 
auf.    Besteht  das  Schleuderge- 
föss  aus  zwei  Hälften  (B  und.^), 
so  kann  durch  Verschieben  der- 
selben die  Weite  regulirt  werden. 

2.  Butter  und  Käse« 

DüCLAox  (C.  r.  102,  1022, 1077)  fand  in  8  verschiedenen  jeinen  Butter 

Sorten  (aus  der  Normandie):     10-72—14  Proc.  Wasser,  85*31r-88-3Q  ftoc 

Vbeb^-**.  0- 11—0-30  Proc.  Milchzucker  und  045— 1*56  Proc.  C5asein  und  Salze. 


Nahnmgsmittel.  395 

Der  Gehalt  an  fläcbtig^en  Fettsäuren,  nach  der  vom  Verf.  früher  angegebenen 
Methode  bestimmt  (An.  d'Ecola  1865),  betrug  in  Procenten  an  Capronsäure 
2D— 2'26  Proc,  Buttersäure  3'38— 8'65  und  das  Verhältnis  beider  Säuren 
in  Aequivalenten  stellt  sich  auf  etwa  2  heraus.  Vielleicht  übt  die  Jahreszeit, 
Rasse  und  Futterung  auch  auf  die  Zusammensetzung  der  Butter  einen  Ein- 
fluss  aus.  Das  Fett  einer  der  untersuchten  Butterproben  enthielt  die  Gly- 
ceride  der  Stearin-  (Margarin-,  Oel-)  säure  resp.  der  Buttersäure,  Capron- 
Ci^ryl-  (und  Caprin-)säure  zu  98,  resp.  4*4,  resp.  2*5,  resp.  0*1  Proc. 

Das  Ranzigwerden  der  Butter  besteht  nach  Doclaox  in  dem  Zerfall  der 
Glyceride,  wird  nicht  durch  Mikroben  bewirkt,  durch  Wasser  begünstigt,  durch 
Säuregehalt  mehr  als  durch  Alkalinität  beschleunigt,  durch  Kochsalz  und  Borax 
aber  verzögert.  Am  leichtesten  zersetzt  sich  das  Butyrin,  dann  das  Caproin, 
hierauf  folgen  die  höheren  Glyceride.  Mikroben,  Luft  und  Licht  beschleunigen 
das  Ranzigwerden.  Nach  Ghbvrbdl  enthält  frische  Butter  auch  schon  etwas 
freie  Buttersäure,  die  bei  0*005— 0019  pro  1  kg  Butter  nicht  erkennbar 
ist  und  auf  Geschmack  und  Geruch  vorteilhaft  wirken  kann.  Bei  002— 0*039 
macht  sie  sich  aber  unangenehm  bemerkbar.  In  alter  Butter  kommt  mitunter 
1*0— 1  "5  g  Buttersäure  pro  kg  vor. 

P.  ViBTH  (Milchz.  16,  145)  untersuchte  im  Aylesbury  Dairy  Comp. 
Laboratorium  27  Butterproben  und  fand  den  Gehalt  an 

Fett  zwischen  82*33—88*95,  im  Mittel  zu  85*37  Proc. 

Wasser  ,i 

Protein  etc.  „ 

Asche  , 

Unlöslichen  Fettsäuren  „ 
Ein  Butterfett,   welches   durch   Luft-   und  Lichteinwirkung   gebleicht 
war,   erlitt  eine  Abnahme    der  unlöslichen  Fettsäuren   von  87*97  Proc.  auf 
8403  Proc. 

J.  H.  Long  (Bull,  of  the  Illinois  State  microscopical  Soc.  1886 ;  Chem. 
Z.  1886,  172)  berichtet  über  die  mikroskopische  Butterunter- 
suchung. Vgl.  auch  die  Kritik  von  Sbll*)  (Arb.  d.  Kais.  Ges.  Ä. 
1>  503),  welchek  die  von  Taylor  vorgeschlagene  mikroskopische  Methode 
geprüft  und  gefunden  hat,  dass  auch  andere  Fette,  als  die  Butter,  bei  ge- 
wissen Bedingungen  unter  dem  Polarisationsmikroskop  die  von  Taylor  ent- 
deckten, von  diesem  nur  bei  der  reinen  Butter  beobachteten  Krystallform 
zeigen. 

Sbll  (ebenda  529)  hat  auch  Versuche  mit  der  Methode  von  Kobnigs 
zur  Bestimmung  des  spec.  Gew.  des  Butterfettes  bei  100®  angestellt  und 
gefunden,  dass  als  unterste  Grenze  für  das  spec.  Gewicht  der  Milchbutter 
bei  100»  0*866  angenommen  werden  kann,  mit  der  Toleranz,  dass  die  zwischen 
0*866  und  0  865  liegenden  Ablesungen  der  Aräometerscala  der  ersteren  Zahl 
gleich    geachtet   werden,   während   bei    einer  scharfen  Ablesung  von  0*865 


10-82-1594,   , 

» 

,    12-92 

0-08-  3-20,   , 

» 

,     0-97 

0-02—  2-73,    , 

» 

,      0-74 

87-60-89-30,   , 

» 

,    88-32 

1)  TechiL-chem.  Jahrb.  8,  S.  486  a.  489. 


396  Nahrung^smittel. 

wenigstens  der  Verdacht  einer  vorgekommenen  Fälschung  berechtigt  erscheint 
Das  spec.  Gewicht  der  Milchbutter  bei  100°  schwankt  zwischen  0  866  und 
0*868.  —  J.  Skalweit  (Rep.  an.  Ch.  7,  6)  bestimmt  das  spec.  Gewicht, 
indem  er  ein  Pyknometer  mit  dem  filtrirten  Fett  bis  zum  Rande  fällt,  das- 
selbe in  einem  Brütofen  von  35°  u.  1  2 — 3  Stunden  lässt  und  dann  wägt. 
Um  das  spec.  Gewicht  bei  50°  zu  bestimmen,  verwendet  man  als  Wärme- 
quelle einen  mit  Glycerin  gefüllten  Brütofen.  Stellt  man  das  Pyknometer 
in  ein  gewogenes  Bechergläschen,  so  kann  man  entweder  durch  Wägong 
des  erkalteten  Pyknometers  oder  des  in  das  Bechergläschen  ausgeflossenen 
Fettes  das  spec.  Gewicht  ermitteln.  Bei  100°  nimmt  man  das  Erhitzen  im 
KocH'schen  Dampfkochtopfe  vor.  Verf.  schlägt  vor,  das  nach  Eobnios  oder 
seiner  Methode  ermittelte  spec.  Gewicht  bei  100°,  welches  auf  Wasser  von 
15°  bezogen  ist,  mit  dem  Ausdruck  „Scheinbare  Dichtigkeit  bei  100°"  zu 
belegen.  Die  Bestimmungen  zeigen,  dass  je  niedriger  man  die  Temperatur 
wählt,  desto  grösser  die  Differenz  zwischen  Natur-  und  Kunstbutter  wird, 
und  es  ist  daher  auch  aus  diesem  Grunde  der  Bestimmung  bei  35°  der 
Vorzug  zu  geben. 

Sell  (Arb.  Kais.  Ges.  I9  541)  hat  die  von  Mayer  in  Wageningen*) 
in  Vorschlag  gebrachte  Methode,  verfälschte  Butter  zu  erkennen,  geprüft 
und  mit  derselben  keine  befriedigenden  Resultate  erhalten. 

C.  ViRCHow  {Rep.  an.  Ch.  6,  489)  stellt  die  Unterschiede  zwischen 
Kunst-  und  Naturbutter  mit  Hilfe  der  MsissL^schen  Methode  durch  Bestim- 
mung der  flüchtigen  Fettsäuren  fest.  Die  von  Meissl  von  dem  Vereine  bayrischer 
analytischer  Chemiker  u.  a.  gegebenen  Zahlen  (26  bis  37  cbcm  */io-Normal- 
natron  für  5  g  reines  abgeschmolzenes  Butterfett)  sind  nach  selten  Be- 
obachtungen meist  zu  hoch;  namentlich  in  Fällen,  wo  ein  hoher  Zersetzungs- 
grad der  Butter  vorliegt,  kann  ein  Verlust  an  flüchtigen  Fettsäuren  stattge- 
funden haben  und  eine  Naturbutter  dadurch  den  Charakter  einer  Kunstbutter 
erbalten.  Eine  hohe  Rancidität  ist  ein  sicheres  Kriterium,  dass  man  es  mit 
einer  alten  Naturbutter  zu  thun  hat,  da  gleich  hohe  Ranciditäten  bei  alter 
Kunstbutter  nicht  vorkommen.     Merkmale  der  letzteren  sind: 

1.  Talgige  bis  feste  Beschaffenheit  (unter  Umständen,  wo  Naturbutter 
flüssig  ist  oder  bleibt)  sowol  des  unabgeschmolzenen  wie  des  abgeschmolzenen 
Fettes. 

2.  Schwacher  Geruch  und  Geschmack,  Fehlen  des  charakteristiseheD 
Buttergeruches. 

3.  Das  geschmolzene  Fett  bleibt  überhaupt  oder  lange  Zeit  trübe. 

4.  Unvollkommene  Verseifung  (in  der  gleichen  Zeiteinheit,  wo  Natur- 
butter vollkommen  verseift  ist);  dieselbe  äussert  sich  in  dünnflüssiger  Be- 
schaffenheit und  milchiger  Trübung  der  Seife  (während  die  Seife  von  Natur- 
butter unter  gleichen  Umständen  vollkommen  durscheinend  und  fest  ist. 

5.  Die   Aetherlösung   des    (abgeschmolzenen)    Fettes    der   Kunstbutter 


»)  Teclm.-chein.  Jahrb.  7,  S.  354. 


Nahrungsmittel.  397 

bleibt  klar,  unter  Umständen,  wo  aus  der  Aetberlosung  des  Naturbutterfettes 
krystallinische  Ausscheidungen  (von  Stearin,  Palinitin)  stattfinden. 

Di«  Genauigkeit  der  Methoden  von  Kobttsdorpbr  und  Rbichbbt  ist 
Ton  WoLL  (Z.  anal.  Ch.  26»  28)  geprüft  worden.  Die  RBicRBsr^sche  Me- 
thode ergiebt  den  Gehalt  von  Butyrin  in  Butter  mit  ausreichender  Sicherheit. 
Die  Bestimmung  des  Schmelzpunktes  allein  gewährt  keinen  Anhalt  int  die 
Unterscheidung  yon  Natur-  und  Kunstbutter,  wogegen  sich  das  specifische 
Gewicht,  die  KoBrrsTORFBR'sche  und  RsicBBRT'sche  Methode  dazu  eignen.  — 
WotFF  (Pharm.  Centr.  28,  128)  schlfigt  folgende  vorläufige  Prüfung  der 
Butter  vor:  10—15  g  der  verdächtigen  Butter  werden  mit  kochendem  Wasser 
msammengerührt.  Besteht  die  Butter  aus  reiner  Sahne,  so  scheidet  sie  sich 
nach  dem  Erkalten  als  eine  lockere  Schicht  auf  der  Oberfläche  ab ;  Margarin- 
butter  bildet  im  Gegensatz  dazu  Klumpen;  Milchbutter  nähert  sich  je  nach 
ihrer  Beschaffenheit  bald  der  Sahne,  bald  der  Margarinbutter,  unterscheidet 
sich  aber  in  jedem  Falle  durch  unverkennbare  grössere  Härte  von  der  reinen 
üaturlichen  Butter. 

Eine  Prüfung  auf  die  Färbung  der  Butter  mit  dem  Farbstoff  der 
gelben  Rüben  giebt  R.  W.  Moorb  (Analyst  1886,  368)  an;  man  lost  das 
Fett  in  Schwefelkohlenstoff  und  fügt  Alkohol  imd  einen  Tropfen  Eisenchlorid 
hinzu.  War  Rübenfarbstoff  zugegen,  so  förbt  sich  der  Alkohol  gelb,  während 
die  Schwefelkohlenstoffchicht  farblos  wird.  —  H.  B.  Cornwall  (Chem.  N.  55, 
49)  lost  zum  Nachweis  künstlicher  Farbstoffe  in  der  Butter  5  g  derselben 
in  50  cbcm  Aether  und  schüttelt  die  Lösung  mit  12—15  cbcm  einer  sehr 
verdünnten  Kali-  oder  Natronlauge.  Die  wässrige,  ev.  geförbte  Schicht  wird 
abgehoben,  eingedampft  und  mit  einem  Tropfen  conc.  Schwefelsäure  geprüft. 
Orleans  wird  blau  oder  violet,  dann  grün  und  schliesslich  braun.  Saffran 
wird  in  derselben  Weise  extrahirt  und  unterscheidet  sich  von  Orleans  durch 
das  Ausbleiben  der  grünen  Färbung.  Curcuma  bildet  beim  Mischen  der 
ätherischen  Fettlösung  mit  dem  Alkali  an  der  Berührimgsstelle  eine  braun- 
rote Zone.  Naturbutter  erteilt  der  alkalischen  Lösung  eine  blassgelbe 
Färbung,  beim  Verdampfen  jener  und  Betupfen  des  Rückstandes  mit 
Schwefelsäure  entsteht  eine  schmutzig  grüne  Farbe. 

In  Frankreich  soll  eine  Butterverfälschung  mit  Gelatine,  wovon  1  Tl. 
ca  10  Tle.  Wasser  bindet,  vorgekommen  sein  (Rep.  an.  Ch.  6,  422).  Unter 
dem  Namen  „Butteressenz**  wird  nach  J.  W.  Gukkino  (Milchz.  15,  278 
und  354)  ein  Butterverfölschungsmittel  in  den  Handel  gebracht,  welches  aus 
öligen  Fettsäuren,  namentlich  Buttersäure,  besteht  und  der  Kunstbutter  zu 
dem  Zwecke  zugesetzt  werden  soll,  um  dieselbe  mit  den  ihr  fehlenden 
flfichtigen  Fettsäuren  zu  versehen.  Auch  soll  die  Essenz  ein  Geschmacks- 
corrigens  sein. 

Für  Deutschland  ist  unterm  12.  Juli  1887  das  Gesetz,  betreffend 
den  Verkehr  mit  Ersatzmitteln  für  Butter  veröffentlicht  worden. 
"Margarine**  im  Sinne  dieses  Gesetzes  sind  diejenigen  der  Milchbutter  ähn- 
lichen Zubereitungen,  deren  Fettgehalt  nicht  ausschliesslich  der  Milch  ent- 


398  Nahrungsmittel. 

stammt.  Die  Yermischung  Ton  Butter  mit  Margarine  oder  an4M>i  Speise- 
fetten zum.  ZwedE0  des  Handels  mit  diesen  Mißchungen,  sowie  das  gewerbs- 
mässige Verkaufen  und  Feilhalten  ist  verboten.  Unter  diese  Bestimmung 
föllt  nicht  der  Zusatz  von  Butterfett,  welcher  aus  der  Verwendung  Ypn  Milch 
oder  Rahm  bei  der  Herstellung  von  Margarine  herrührt,  sofern  nicht  mehr 
als  100  Gewichtsteile  Milch  oder  10  Qewichtsteile  Rahm  auf  100  Tle,  der 
nicht  der  Milch  entstammenden  Fette  in  Anwendung  kommen.  Die  Ge&sse 
und  äusseren  Umhüllungen,  in  denen  Margarine  gewerbsmässig  verkauft 
wird,  müssen  die  Bezeichniing  „Margarine''  tragen,  im  Einzelverkauf  muss 
Margarine  in  einer  Umhüllung  abgegeben  werden,  welche  obige  Aufschrift 
und  die  Firma  des  Verkäufers  als  Inschrift  enthält  Regelmässig  geformte 
Stücke  müssen  die  Würfelform  haben.  Es  folgen  die  Strafbestimmungen. 
Als  technisches  Material  zu  diesem  Gesetzentwurfe  hat  Sbll  (Arb.  Kais. 
Ges.  I9  481)  eine  Abhandlung  über  Kunstbutter  publicirt.^) 

E.  ScHBFFBR  (Pharm.  Rundsch.  1886,  248;  Z.  ehem.  Ind.  1,  92)  prüfte 
zur  Unterscheidung  von  Milchbutter  und  Kunstbutter  das  Verhalten  derselben 
zu  einer  Mischung  von  40  Vol.  Fuselöl  und  60  Vol.  Aether  von  0*725  spec. 
Gew.    Von  diesem  Gemische  erfordert: 

1  g  Beine  Butter  3  cbcm  bei  261  bis  27-7o 

1  ,  Rindstalg  50     ,       ,261»    27-70 

1  ,  Schweinefett  16      ,       ,    261    ,    27-7 « 

1  .  Stearin  .       550      „       ,    26*1    ,    27-7o 

2  cbcm  BaumwollensamenGl  2*5      ,       ,    26*1   ,    27'7o 

Die  Loslichkeit  des  Stearins  wird  durch  die  Gegenwart  anderer  Fette 
begünstigt;  erwärmt  man  aber  stear inhaltige  Mischungen  allmählich  von  einer 
niedrigen  Temperatur  auf  27*7*»,  dann  wird  wieder  eine  grössere  Menge 
des  Lösungsmittels  erforderlich  als  im  ersteren  Falle.  Es  erfordert  unter 
diesen  Umständen: 

1  g  Oleomargarin 11-2  cbcm  bei  27'770 

1  ,  Butyrin    No.  I 11-0     ,       ,     27-770 

1  ,          »         No.  II 80     ,       ,     27-770 

1  ,  Oleo-Oil 2-3     ,       ,     27-77« 

Diese  Zahlen  sprechen  für  die  qualitative  Verwendbarkeit  der  Methode. 

Auch  für  die  quantitative  Untersuchung  der  Butter  ist  die  Methode  in 
den  meisten  Fällen  genau  genug. 

In  Amerika  verwendet  man  nach  Woll  (Z.  anal.  Gh.  26,  28)  zur 
Kunstbutterfabrikation  als  Rohproducte  das  „Oleo  oil,"  „Neutral  oir 
und  Sesam  öl.  Ersteres  wird  aus  Rinderdarm-  und  Nierenfett  hergestellt 
und  besitzt  bei  37*7°  C  das  spec.  Gew.  0  90369*  und  den  Schmehspunkt 
27*6°  C;  1  g  verbraucht  nach  Kottstorfisr's  Verfahren  193*4  mg  KHO  und 
2*5  g  zur  Neutralisation  der  flüchtigen  Säuren  (nach  REicHEaT)  0*09  cbcm 
*/io  N.  Natronlauge.  Das  „Neutral  oil"  ist  aus  Schweinenierenfett  bereitet, 
besitzt  das  spec.  Gew.  0*9053,  den  Schmelzpunkt  38-1°;    1  g  braucht  nach 

*)  Tcchn.-chem.  Jahrb.  8,  S.489. 


Nahrungsmittel. 


S99 


Fig.  211. 


KörrsTo&PBR    behandelt  193'3  mg  KHO,   2*5  g  nach   Rbicbbbt   Ol 6  cbcm 

Vio  norm.  Natronlange. 

In  der  Milchz.  (16,  85)  findet  sich  eine  Znsammenstellung  von  Patenten 

betr.    die  Herstellung    von  Kunstbutter   in  Amerika,    von  Colman   auf  der 

Xn.  Jahresversammlung  der  „National  Butter,  Cheese  and  Egg  Association*' 

der  Yer.  Staat,  in  Chicago  mitgeteilt.  —  In  Belgien  hat  Hardt  (Chem.  Z. 

1886»  1342)  ein  Patent  auf  sein  Verfahren  zur  Fabrikation  einer  Butter,  gen. 

.Lakteolin*^  angemeldet. 

Kise.     Bei  der  von  Bosch  in  Würzen  i.  S.  (D.  P.  37898)  angegebenen 

Füterpresse    zum   Pressen    von    ang^esäuerter   Milch    zu   Quark    oder   Käse 

können  die  Rahmen  r  seitlich  herausgenommen  wer- 
den, ohne  däss  der  Quark  oder  der  K&se  herausföllt. 

Eine  Handpumpe  D  ist  so  an  dem  festen  Kopfstück 

angebracht,    dass  der  sich  etwa  versetzende  Zufnh- 

nmgscsEmal  d   bei   geöffneter  Presse   ohne   weiteres 

dnrchstossen  und  gereinigt  werden  kann.    Die  Filter- 
rahmen r  werden   mit   einem   oder    mit    mehreren 

nmden  oder  mehreckigen  oder  quadratisch  abgeteilten 

Feldern   behufs  Erzeugung  bestimmter  Formen  der 

Presskuchen  in  der  Weise  hergestellt,  dass  Einsätze 

t  aus  Blech    oder  Holz   auf  einer  Seite  nicht  ganz 

bis  auf   die  Filtetplatte  p  reichen,    sondern  einen 

Raimi  g  (Fig.  212)  freilassen. 

EcGLiNo  (Milchz.  15^  869)   hat   eine  Reihe  von 

Käs  e  1  a  b  -  Sorten  untersucht.    Die  von  Blum bnthal  ^) 

und  von  Maaqer  hergestellten  Labpulver  sind  den 

flüssigen  und  besonders  dem  sog.  „Käselab  *"  vorzu- 
ziehen. —  Üeber  die  Zusammensetzung  und  Wir- 
Imng  verschiedener  Labpräparate,  welche  in  Edam 
auf  der  Molkereiausstellung  sich  befanden,  vgl.  den 
Bericht:  Hell.  Maatsch.  Landb.,  Maandbl.  voor  Maart 
1887  Heft  8,  40.  —  Eriksson  und  Nordling  in  üpsala 
stellen  Labconserve  her,  indem  Labmagen  mittelst 
eines  Gemisches  von  Wasser  und  0*3  bis  0*4  Proc.  reiner  Salzsäure  (ohne 
Zusatz  von  Kochsalz)  bei  einer  Temperatur  von  höchstens  40«  C  während 
emer  Zeit  von  6  bis  48  Stunden  je  nach  der  Temperatur  des  Gemisches 
und  der  Güte  des  Labmagens,  extrahirt  wird.  Nachdem  das  Extract,  falls 
dies  notig  ist,  filtrirt  oder  durch  Absetzenlassen  von  den  schleimigen  Be- 
standteilen des  Labmagens  befreit  worden  ist,  wird  mit  Natronlauge  neutra- 
Usirt  Durch  Mischung  mehrerer  Extracte  und  eventuell  durch  Verdünnung 
▼erschafft  man  sich  dann  ein  Labextract  von  constanter  Stärke,  was  in  der 
Weise  geprüft  werden  kann,  dass  eine  gewisse  Quantität  des  Extractes  eine 


:|r::v.. .:,:..;-..  .^'j:: 


>)  Techii.-chein.  Jahrb.  8,  S.  S 


400 


Nahrungsmittel. 


bestimmte  Quantität  normale,  d.  h.  mit  Lakmus  sowol  eine  saure,  als  ^ae 
alkalische  Reaction  gebende,  frische  Milch  bei  einer  gewissen  Temperatur 
in  bestimmter  Zeit  zur  Coagulirung  bringt.  In  dem  so  gewonnenen  Extract 
wird  dann  bei  einer  Temperatur  von  nicht  über  40°  C  gereinigte  Leimsub- 
stanz gelöst  (ca.  25  g  pro  Liter  Extract)  und  die  Lösung  dann  zum  Trocknen 
auf  eine  ebene  Scheibe  von  Qlas,  Porcellan,  Schiefer  oder  dergleich^i  aus- 
gegossen. Damit  das  Fabrikat  aber  auch  in  trockenem  Zustande  nicht  spröde 
ist  und  beim  Brechen  nicht  zerbröckelt,  werden  dem  Extract  vor  dem  Aus- 
giessen  auf  die  Platten  einige  Tropfen  Glycerin  zugesetzt.  (D.  P.  38743.)  — 
J.  Nesslbb  (Ind.  Bl.  25^  102)  hat  einen  Sahnenkäse  (aus  dem  Harz)  unter- 
sucht, welcher  63  Proc.  Wasser  und  nur  28  Proc.  Fett  enthielt. 

F.  Benecke  und  £.  Scholzb  (Landw.  Jahrb.  16,  317)  geben  Analysen  der 
durch  Lab  abgeschiedenen  Käsestoffe  (Parakasein,  Kaseglutin)  der  Milch  und 
von  Eäsesorten  in  verschiedenen  Reifestadien.  Weitere  Untersuchungen 
erstrecken  sich  auf  die  Zusammensetzung  von  Spalen,  Greyerzer,  Yacherin, 
Bellelay,  Schalziger  Käse:  die  Resultate  sind  in  der  folgenden  Tabelle 
enthalten. 


14 

t 

«t 

EiweisÄ- 

s 

5 

t 

u 

Protein- 

lersete- 

^ 

j3 

< 

BtOfftS 

üOgiSl^ra 

^ 

^ 

■M 

■K 

oj 

U3 

"1 

in 

dncte 

^ 

1 

J^ 

"1 

S 

1 

■f. 

e 
1 

si 
^ 
^ 

1 
g 

i 

^ 

3 
2 

a:- 

^^ 

1 

HO 

2S 

31 

ü 

■2G 

3-7 

1    1 

ly  1  23 

5  ■  £^6 

ö-tÄ 

bi.^ 

bLs 

h\^ 

bis 

bis 

tiiy 

bi^ 

hi^ 

bl'^ 

b[i>  1  hli 

bia 

Emmenthakr  Fettkiäe  .    ^ 

43 

3.1 

3.1 

47 
bL^ 

7 
lU 
bis 

31 
37 

4-4 

4 

7 

biü 

3 

35 

37 

7     0« 

IH 

Magerkäse    . 

43 

i 

4!P 

11 

HH 

ir5 

i^ 

» 

3 

4*6 

0  1  09 

015 

Spii|^iikü&€i 

'>H 

34 

SH 

"7 

l'l 

l^fi 

4 

H 

2fi 

4ü 

5  1  0'5 

(KW 

iJreyer2erka.se   .... 

41 

n 

33 

n 

t?}i 

4  5 

:? 

n 

23 

3G 

5     0-6 

frm 

VactictrinkHae     .    ,    .    .    . 

M 

.M 

•}'ß 

3 

111 

27 

2 

i 

ll> 

24 

n  ,  0-3 

(m; 

Bellelaykä^e 

4Ü 

30 

:\\) 

r* 

2tl 

a-T 

» 

\ 

21 

3-5 

1  1  O^i 

0*2^ 

trlartii4?r  Sehalzli^f^r    .    .    . 

47 

7 

4G 

10 

'  31^ 

&i> 

8 

i 

33 

51 

B  1  0« 

OBe 

Der  Emmenthaler  Käse  enthält  am  wenigsten  in  Wasser  losliches 
Eiweiss,  während  der  Vacherinkäse  mit  (54  Proc.  Wasser)  verhältnismässig 
das  meiste  in  Wasser  lösliche  Eiweiss  enthält. 

P.  ViETH  (Milchz.  16,  120)  teilt  die  Zusammensetzung  englischer  und 
französischer  (für  den  schnellen  Verbrauch  hergestellter)  Käsesorten  mit: 

Englische 

Wasser 27-69— 32-40  Proc. 

Fett 60-48-6Ö-80     , 

Protein 200-416       . 

Zucker 1-74-2-20      , 

Milchsäure   ....      0-14-031       , 

Asche 1-01-1-48       , 

Darin  Kochsalz    .    .      0-76-1-15 

FicKERT  (Rep.  au.  Ch.  6,  486)  berichtet  über  eine  Verfälschung  von 


Französische  Käse 
33-57-45-69  Proc. 
43-76 -58-58     . 

'   714-8-77       , 

0-22-0-31       , 
0-44-0-53       , 


Nahrungsmittel.  401 

Stuermilchkäse  mit  zerkleinerten  gekochten  Kartoffeln.  —  Ueber  das  Ptomain 
ans  giftigem  Käse,  das  Tyrotoxin,  liegen  yon  Victor  0.  Vaogbar  (Z. 
physiol.  Chem.  10,  146)  ausführlichere  Mitteilungen    ^or.  0 

3.  Fleisehwaaren. 

A.  DoBRosLAwiM  (D.  Floischorz.  1887,  8)  hat  Untersuchungen  über  den 
Nährwert  verschiedener  Fleischteile  angestellt.  —  Jambs  Bbll 
(Chem.  N.  51»,  15)  berichtet  über  die  Unterscheidungsmerkmale 
zwischen  Pferde-  und  Rindfleisch.  Sowol  das  äussere  Fett  des 
Pferdefleisches,  als  auch  das  durch  Kochen  mit  Wasser  aus  demselben 
herausgeschaffte  Fett  zeigt  die  nämlichen  physikalischen  Eigenschaften; 
dasselbe  hat  ein  spec  Gew.  von  0*9084-0-9087  bei  38  <>  C,  bild)Bt  nach 
dem  Abkühlen  bei  21  <>  ein  klares  Oel,  aus  dem  sich  auch  bei  niedriger 
Temperatur  nur  geringere  Mengen  eines  festen  Fettes  abscheiden.  — 
ScHWBissniOBR  (Pharm.  Centr.  27 ,  44)  bespricht  den  mikroskopischen 
Nachweis  von  Wurstfärbungen. 

üeber  Vergiftungen  durch  Fleisch  und  Wurst  berichten  die 
Thierärztl.  Mittig.  1886,  4,  5,  6,  9  u.  10  und  die  Mfinch.  Med.  Wochenschr. 
1886,  30,  sowie  die  Beri.  Klin.  Wochenschr.  1887,  4.  —  Vergiftungen 
durch  Austern  siehe  Ind.  BI.  1886,  43,  Fischvergiftungen  D.  Med. 
Wochenschr.  1886,  51  und  Vergiftungen  durch  conservirten  Hummer 
D.  Fleischerz.  1887,  8.  —  E.  Lievbsthal  (Pharm.  Z.  Russl.  25,  571)  teilt 
die  Resultate  seiner  Untersuchungen  über  das  Vorkommen  alkaloidartiger 
Körper  im  gesalzenen  (auch  nicht  giftigen)  Störfleisch  mit. 

Clarkb's  Büffelfleisch-Bisquit  (Drog.  Z.  12,  628)  enthält  kein 
Fleisch;  das  fleischähnliche  Aussehen  wird  durch  eine  Mischung  von 
Johannisbrot  und  Leinsaat  erzielt.    Der  Eiweissgehalt  beträgt  etwa  16  Proc. 

Gepulvertes  Fisch  fleisch,  aus  G(tdus  morrhua  auf  den  Lofoden 
hergestellt,  ergab  nach  Larsbn  (Pharm.  Ztg.  1886,  758)  einen  Gehalt 
von  15*58  Proc.  Wasser,  4*93  Phosphorsäure  und  12'27  Proc.  Stickstoff. 

G.  HoLGATB  in  Philadelphia  (E.  P.  1550,  4.  Febr.  1885)  bringt  das 
Fleisch  behufs  Conservirung  in  eine  luftleer  gemachte  Kammer  und 
setzt  es  darin  der  Einwirkung  comprimirter,  conservirender  Gase  aus, 
welche  sich  beim  Eintritt  in  die  Kammer  stark  ausdehnen  und  dadurch 
zugleich  kühlend  wirken.  Empfohlen  wird  zunächst  Schwefeldioxyd  und 
dann  Kohlensaure. 

Krokbsbbro  (Fortschr.  Med.  4,  496;  Sitz.-Ber.  Jenaisch.  Ges.  f. 
Med.  etc.  1886)  kritisirt  die  neueren  Peptonpräparate  des  Handels,  das 
WBTL'sche  Casein-Pepton^,  Gibil's  Fleischextract^,  sowie  Koch's  und 
Kbhiibrich^s  Fleischpeptone.  —  Eingehende  Untersuchungen  über  Fleisch- 
extracte  und  Bouillonextracte  hat  Sbndtnbr  (Arch.  Hyg.  6,  253)  ausgeführt. 
Die   in   nachstehender    Tabelle    aufgeführten   Präparate    wurden    nach    den 

>)  Tectaii.-cheni.  Jahrb.  8,  S.857.  -  «)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.353;  -  =»)  Techn.- 
cbem.  Jahrb.  5,  S.419. 

Biedermaon,  Jalirb.  IX.  26 


402 


Nahrungsmittel. 


schon  früher  yerofentUchten  Methoden  des  hygienischen  Institutes  in 
München  untersucht.^)  Die  Bestimmungen  der  Asche,  des  Wassers  und  des 
in  80proc.  Weingeist  loslichen  Teiles  neben  der  Geschmacksprobe  genügen 
in  der  Regel,  um  die  Güte  des  Artikels  zu  beurteilen.  Namentlich  giebt 
das  Verhältnis  der  Asche  zu  Wasser  und  Alkoholextract  wertvolle  Anhalts- 
punkte für  die  Beurteilung  eines  Zusatzes  von  Kochsalz,  auch  lässt  sich 
aus  der  Menge  des  Alkoholextractes  mit  Berücksichtigung  des  Aschen- 
gehaltes und  der  Trockensubstanz  die  Gegenwart  von  Leim  und  anderen  in 
Weingeist  unlöslichen  Stoffen  erkennen. 


Wasser 

Asche 

Organ. 
Sub- 

Stick- 

stanz 

stoff 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

15-50 

26-23 

58-27 

_ 

17-73 

19-68 

62-58 



18-88 

19-46 

61-66 

_ 

19-41 

26-44 

154-15 



18-79 

23-02 

58-19 

8-00 

2188 

15-85 

62-27 

9-64 

34-27 

7-71 

58-02 

9-36 

64.13 

18-29 

17-58 

2-10 

59.58 

15-88 

24-54 

3-66 

62.59 

1706 

20-35 

3-14 

68-64 

23-80 

7.56 

1-29 

64-24 

13-40 

22-36 

— 

Paste  ril  Fleischextract     .>-... 

PisoKi's  Extract  of  Meat 

Eemmerich's  Argentin.  Fleischexti  act 
Cibil's  Extractnm  Gamis  .... 
LiEBio's  Extract  Fray  Bentos.    .    . 

Saladero  Concordia 

Peptone  de  viande  Kbmmbsich  .  . 
Cibil's  Hennanos  (flüssig)  .... 

KocH8'  Pepton  Bouillon 

Ksmmerich's  cond.  Fleisch-BoniUou 
Maooi's  Bouillon-Extract  .... 
Bouillon  conc.  Morbis,  Cammxmo  u.  Co. 


61-74 
64-68 
5906 
62-86 
61-85 
58-29 
28-40 
34-28 
3278 
29-32 
25-79 
29-87 


21-32«) 
10-00 


44-45 
4319 
41-97 
57-23 


Die  ersten  4  Nummern  besitzen  eine  dem  LiEBio'schen  Extract  im 
allgemeinen  ähnliche  Znsammensetzung.  Cibils  Extractum  Camis  und 
wahrscheinlich  auch  das  Pastoril-Fleischextract  haben  einen  Zusatz  von 
Kochsalz  erhalten!  Saladero  Concordia,  welches  dem  LiBBio^schen  Extracte 
ähnlich  ist,  enthält  auffallend  wenig  Salze;  vermutlich  wird  hier  das  Fleisch 
nicht  so  lange  ausgezogen,  wie  bei  Herstellung  von  LiEBio'scbem  Extracte: 
letzteres  enthält  2*84  Proc,  ersteres  nur  1*51  Proc.  Milchsäure. 

Der  eigentliche  Extractgehalt  der  Bouiironextracte  (8 — 12)  lässt  sich 
nach  dem  Stickstoffgebalte  bemessen.  Setzt  man  Magoi  =  1,  so  ist  Cibils 
=  r62,  Kemmerich  =^  2*43,  Kochs  =  2*84,  Liebig  =  6*20.  —  Zieht  man 
den  normalen  Chlorgehalt  der  Fleischextract- Asche  (10  Proc.)  von  der  gfe- 
fundenen  Chlormenge  ab  und  berechnet  diesen  Chlorrest  als  Chomatrium, 
so  ergiebt  sich  als  Kochsalzzusatz  bei  Cibils  56*7,  Kochs  54*69,  Kbmmbrich 
52*68,  Magoi  7783  Proc.  —  N.  Zoktz  (Arch.  Phys.  87,  313)  schlug  zur  Be- 
stimmung des  Nährwertes  der  sog.  Fleischpeptone  des  Handels  den  Weg^ 
des  Tierversuches  ein.  —  S.  Politzer  (Arch.  Phys.  87,  301)  berichtet 
über  den  Nährwert  einiger  Verdauungsproducte  des  Eiweiss  (Versuche  mit 
Fleisch,  Peptonen  etc.).  üeber  die  quantitative  Trennung  des  Eiweisses 
von  Peptonen  äussert  sich  H.  Wbiskb  (Landw.  Vers.-Stat.  88,  47)  —  0. 

1)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  378. 

«)  Ferner :  35*88  Proc.  Kali,  1800 Proc. Natron,  2559  Phosphorsäure,  1*03  Schweff l- 
säure,  2*17  Magnesia,  Spuren  Kalk,  Spuren  Kieselsäure.  Die  Zahlen  für  Libbio's  Extract 
sind  das  Mittel  aus  170  Analysen. 


Nahrungsmittel.  403 

BoDLAKNDBR  (Ergäüz.  Heft  No.  3,  179  z.  C.  Bl.  allg.  Ges.  1886)  giebt  eine 
Trennung  der  Peptone  von  den  andern  Proteinen  durch  Ammoniaksulfat  an, 
welche  es  erlaubt,  die  in  den  Fleischpeptonen  Yorhandenen  Peptone  quantita- 
tiv zu  bestimmen.    Er  fand  in  der  Trockensubstanz  Proc. 

Wasser  Eiweiss  Propepton     Meso-       Proteine 

pepton     xasammen 

Proc.      Proc.         Proc.  Proc.  Proc. 

mr  Kochs'  Fleischpepton     .    .       43-70       3 55  1475  3588  5418 

KBHMBiacnis  ,  .    .       4016       6-93  25*62  8453  67*08 

Extract  .    .    .       20-18       0-86  SIS  16-81 

LiEBio's  Extract    ....        19-70       0-31  8-68  8-99 

AuffifiiUend  ist  der  hohe  Gehalt  der  beiden  Fleisehextracte  an  Protein-- 
körpem,  die  wahrscheinlich  zu  den  „Leimpeptonen**  gehören.  Für  die  Ent- 
scheidung der  Frage,  wie  gross  die  Menge  der  Leim-  oder  Eiweisspeptone 
in  den  Fleischextracten  und  dgl.  ist,  wird  man  der  von  Kochs  0  aufgestellten 
Folgerung  vorläufig  die  Berechtigung  nicht  versagen  können,  dass  nämlich 
der  höhere  Schwefelgehalt  eines  Präparates  auch  für  einen  höheren  Eiweiss- 
gehalt  desselben  spreche.  —  W.  Kochs  (Ergänz.  Heft  No.  3,  171  z.  C.  Bl. 
allg.  Ges.  1886)  hat  als  Entgegnung  auf  eine  von  E.  Salkowsri  (C.  Bl. 
Klin.  Med,  1885,  14.  Febr.)  veröffentlichte  Abhandlung  eine  Reihe  von  Ver- 
suchen über  den  Schwefelgehalt  der  Eiweisskörper  publicirt.  —  Hirschlbk 
(Z.  physiol.  Chem.  11,  25)  trennt  die  Peptone  von  anderen  stickstoffhaltigen 
Substanzen  mit  Hilfe  von  Phosphorwolframsäure. 

Die  T»refusia,  von  Luioi  d^Emilia  in  Neapel  auf  der  Berliner  Natur- 
forscher-Vers, ausgestellt,  besteht  aus  getrocknetem  Ochsenbhit. 

Te.  Wetl  (Berl.  Klin.  Wochenschr.  28,  236)  hat  das  von  ihm  herge- 
stellte Fleischpepton  mit  anderen  Präparaten  verglichen.     Er  fand: 

Kochs  Kemmerich     Wbvl-Mbrck 

Wasser 40*44  33*4  38 

Salie , 6.76  7.3  12-60 

Organische  Stoffe 53-04  59-2«  83*44 

Stickstoff  in  organischen  Stoffen   ...  ?  10*3  12  .V.) 

Eiweiss 126     ^  \    ^  ^^.^^ 

Hemialburoose  oder  ähnl.  Zwischenprod.        14  8       j  f    ^^ 

Pepton 12  68  37-30  08  44 

Org.  Stoffe  excl.  Eiweiss  und  Pepton     .       24  3  12-0  15*00 

Zur  Darstellung  von  Pepton  aus  Nucleo.proteinon  werden  nach 
E.  Merck  in  Darmstadt  (D.  P.  35724)  Nucleoproteine,  z.  B.  das  Viteün  des 
Eigelbs  oder  das  Casein  der  Milch  mit  Wasser  unter  Druck  bei  150  bis  170° 
so  lange  digerirt,  bis  die  Menge  des  abgespaltenen  Nucleins  sich  nicht  mehr 
vermehrt.  Das  ausgeschiedene  Nuclein  wird  durch  Filtration  entfernt,  dio 
Peptonlosung  noch  weiter  mit  Wasser  unter  Druck  bei  150  bis  170°  digerirt, 
falls  noch  grossere  Mengen  unveränderten  Eiweisses  in  der  Lösung  enthalten 
sein  sollten.  Die  zuletzt  erhaltene  Losung  enthält  Caseinpopton.  Dasselbe 
wird  aus  der  Lösung  nach  den  im  Patent  No.  29714  angegebenen  Methoden 

»)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.  356.  —  »)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.  353. 

2G* 


404  Nahningsmittel. 

abgeschieden.  Nach  einem  andern  Verfahren  wird  das  Nucleoprotein  mit 
verdünnter  Natronlauge  (z.  B.  von  0*1  Proc.)  so  lange  bei  80  bis  90  <»  digerirt, 
bis  der  nach  Neutralisation  mit  Säure  auftretende  Nucleinniederschlag  sich 
nicht  weiter  vermehrt.  Die  alkalische  Losung  wird  neutralisirt  und  nach 
erfolgter  Filtration  auf  Pepton  verarbeitet 

Oder  das  Nucleoprotein  wird  in  destillirtem  Wasser  mit  oder  ohne 
Zusatz  von  ca.  1  Proc.  Alkali  (z.  B.  Aetzkali)  suspendirt,  einige  Zeit  bei 
40°  digerirt,  dann  mit  einem  Fermente,  welcües  in  alkalischer  Losung  pep- 
tonisirend  wirkt,  z.  B.  mit  Trypsin  (Pankreasferment)  versetzt  und  so  lange 
bei  40®  gehalten,  bis  sich  der  bei  der  Neutralisation  auftretende  Nuclein- 
niederschlag nicht  mehr  vermehrt. 

Hier  sei  auch  das  Verfahren  von  Pohl  in  Schönbaum  bei  Danzig  (D. 
P.  35976)  zur  Herstellung  von  Dunndarmkapseln  erwähnt.  Dieselben 
werden  aus  einer  Mischung  von  a)  filtrirter,  bis  zur  Syrupsdicke  eingedampfter 
Lösung  von  Keratin  in  Ammoniakflussigkeit,  b)  ebenfalls  bis  zur  Syrups- 
dicke eingedampfter  Lösung  von  von  Wachs  befreitem  Schellack,  Borax  und 
destillirtem  Wasser,  und  c)  sehr  geringer  Menge  ammoniakalischer  Golopho- 
niumlösung  hergestellt.  Diese  Masse  besitzt  die  Eigenschaft  des  Keratins, 
im  Magen  ungelöst  zu  bleiben,  im  Darm  aber  vollständig  in  Lösiing  zq 
gehen,    aber   nicht  die  Sprödigkeit  und  Zerreiblichkeit  des  reinen  Keratins. 

4.  Fette  and  Oele  für  Speisezweeke. 

Brono  R6sb  (Rep.  an.  Gh.  6^  685)  kritisirt  die  verschiedenen  Methodeo, 
welche  zur  Analyse  der  Fette  empfohlen  worden  sind  und  besonders  eine 
Bestimmung  der  Oelsäure-  und  Leinölsäurereihe  neben  Gemischen  fester 
Fettsäuren  bezwecken.  Verf.  modificirt  die  KaEMBL^sche  und  GooBicAN^sche 
Methode.  A.  H.  Allen  (Analyst.  1886,  145)  stellt  die  Verseifungsaequivalente 
einer  Reihe  von  fetten  Gelen  zusammen,  d.  h.  die  Gramme  eines  Oeles, 
welche  durch  l  1  Normalalkali  verseift  werden. 

J.  Herz  (Rep.  an.  Gh.  69  604)  spricht  sich  zu  Gunsten  der  HoBL^schen 
Methode  für  die  Prüfung  fetter  Gele^)  aus  und  teilt  die  für  eine  Reihe  von 
Gelen  erhaltenen  Jodzahlen,  spec.  Gewicht  und  Schmelzpunkte  der  Fettsauren 
rait.  —  Die  unter  dem  Namen  „Nut-sweet-oil"  als  Tafelöl  gepriesenen  Oele, 
„von  einer  Nuss  am  Gongo  stammend",  sind  Gemenge  von  Olivenöl  und 
Erdnussöl.  Zur  Erkennung  des  letzteren  eignet  sich  .vorzüglich  das  Mikro- 
skop, welches  noch  geringe  Mengen  von  Arachinsäure  (am  einfachsten  durch 
Verdunstenlassen  der  weingeistigen  Lösung  der  zur  Schmelzpunktbestimmung 
dienenden  Fettsäure  auf  dem  Objectglas)  sichtbar  macht. 

üe^)er  die  Veränderlichkeit  der  zur  Jodadditionsmethode  benutzten 
Jodlösung  berichten  0.  Schweissinger  und  R.  Marzahn  (Pharm.  Gentr.  28, 
146).  Die  Resultate  der  vorliegenden  Mitteilung  lassen  sich  in  folgenden 
Schlüssen  zusammenfassen:  1.  Die  HuBL^sche  Jodlösung  ist  von  zu  grosser 
Veränderlichkeit,  um  als  Filterflüssigkeit  benützt  werden  zu  können.    2.  Die 

>)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.308. 


Nahrungsmittel.  405 

erhaltene  Jodzahl  giebt  nicht  allein  die  Menge  des  an  das  Oel  gebundenen 
Jodes  an  (Yerfif.  arbeiteten  mit  Leinöl),  sondern  sie  ist  die  Summe 
aus  diesem  und  dem  bei  den  verschiedenen  Processen  gebundenen  Jod. 
3.  Die  erhaltenen  Jodzahlen  fallen  bei  concentrirten  Lösungen  höher,  bei 
verdünnter  niedriger  aus  und  auch  die  Zeit  der  Einwirkung  ist  von  wesent- 
lichem Einfluss  auf  die  JodzahK  4.  Es  ist  nicht  möglich,  aus  der  Jodzahl 
eines  Oeles,  welche  mit  der  HuBL^schen  Lösung  bestimmt  ist,  einen  Schluss 
zu  machen  auf  die  Menge  der  Beimischung  eines  Oeles  zu  einem  anderen. 

Es  haben  also  nach  den  Erfahrungen  der  Verff.  Jodzahlen  von  Oelen 
nur  dann  einigen  Wert,  wenn  entweder  der  Titer,  unter  dem  dieselben  er- 
halten wurden,  angegeben,  oder  wenn  ein  für  allemal  bei  einem  und  dem- 
selben Titer  nach  ganz  bestimmten  Regeln  verfahren  wird.  Hurl  scheint 
mit  einer  Jodlösung  gearbeitet  zu  haben,  von  welcher  10  cbcm  =  15  cbcm 
Natriumthiosttlfatlösung  waren.  Es  wäre  wünschenswert,  wenn  an  die  Stelle 
der  HcBL'sehen  Jodquecksilberchloridlösung  eine  Flüssigkeit  gesetzt  würde, 
welche  neben  gleicher  Reactionsföhigkeit  eine  genügende  Beständigkeit  zeigte. 
R.  Bbnbdikt  und  F.  Ulzbr  (Monatsh.  Gh.  89  41)  gründen  auf  die  Be- 
stinunung  der  Anzahl  der  Acetylgruppen,  welche  in  die  Fettsäuren  eintreten 
können,  eine  Methode  zur  Analyse  der  Fette.  Hbhnbr  (Analyst.  1887)  giebt 
eine  titrimetrische  Methode  der  Bestimmung  des  Glycerins  in  Fetten  an. 

Nach  A.  Lbvallois  (C.  r.  104^  371)  variirte  das  spec  Gew.  einer  Reihe  un- 
vermischter  Olivenöle  bei  15<»  zwischen  0*9167  und  0*9177;  andere  Gele 
besitzen  ein  viel  höheres  specifisches  Gewicht.  Ein  sehr  wichtiges  Charakteristi- 
cum  ist  die  Bromabsorption;  während  1  g  Olivenöl  nur  0'5~0'544  g  Brom 
erforderte,  bewegte  sich  das  Absorptionsvermögen  der  anderen  Oele  für  Brom 
zwischen  0*530— 1  g.  Verf.  giebt  die  Methode  zur  Bestimmung  des  absorbir- 
ten  Broms  an.  —  Lbonb  und  A.  Longi  (Gaz.  Chim.  16)  393)  bestimmten  im 
Oliven-,  Sesam-  und  Baumwollsamenöl  die  Fettsäuren,  V erseif ungszahl,  spec. 
Gewichte  (auch  der  Fettsäuren)  bei  verschiedenen  Temperaturen  und  die  Bre~ 
chungsindices.  Die  Verschiedenheit  der  beiden  letzten  Angaben,  besonders 
aber  die  Schmelz-  und  Erstarrungspunkte  der  Fettsäuren  liefern  Anhalts- 
punkte zur  Erkennung  von  Verfälschungen  dieser  Oele.  —  Nach  Macaono 
(Obern.  C.  Bl.  18,  124)  kommt  das  von  Nickels  (Chem.  N.  42,  27)  al» 
charakteristisch  beschriebene  Spectrum  des  Olivenöls  lediglich  dem 
Chlorophyllgehalte  des  letzteren  zu,  und  es  gelingt  leicht,  dem  Baumwoll- 
samenöle  durch  Maceration  mit  grünen  Blättern  in  dieser  Hinsicht  die  gleichen 
Eigenschaften  zu  erteilen.  —  Schabdler  (Rep.  an.  Gh.  6,  579)  empfiehlt 
als  empfindlichste  Reaction  auf  Sesamöl  (behufs  Auffindung  desselben  im 
Olivenöl)  jene  mit  Salzsäure  und  Rohrzucker. 

Üeber  Gewinnung,  Verwendung  und  Eigenschaften  des  Kürbiskern- 
üls  berichtet  U.  Mebcklino  (J.  d.  Pharm.  d'Alsace  Lorraine;  Pharm.  Ztg. 
1886,  668).  Ueber  einige  fette  Oele  ostindischen  Ursprungs  (Apricosen-,  Pfir- 
sich-, Mandel-  uud  Wallnussol)  macht  Maben  (Pharm.  Journ.  Transact.  1886, 
797)  Mitteilungen. 


406 


Nahrungsmittel. 


6.  Getreide^  Mehl  nnd  Backwaaren. 

Kirchner    (Chem.  C.  Bl.  17,  590)    berichtet   über   die  Verdaulichkeit 
des  Weizenkornes  und  über  das  vonÜBLHORN  erfundene  Mahlverfahren.*) 
Fig.  218.  Beim  Getreideprüfer  von  J.  B.  Soyer  in  Wien  (D.  P. 

38123)  ist  der  untere  Teil  b  (Fig.  213)  mit  der  Grosse 
und  Form  der  zu  untersuchenden  Körner  entsprechen- 
den Vertiefungen  e  versehen,  während  der  Oberteil 
a  ebenfalls  derartige  den  unteren  in  Grosse  und 
Stellung  entsprechende  Vertiefungen  f  hat.  In  diesen 
Vertiefungen  befinden  sich  Schneiden  g,  welche  je  nach 
Bedarf  längs  oder  quer  gestellt  sein  können.  Soll  nun 
ein  Korn  A,  Fig.  214,  behufs  Prüfung  geteilt  werden, 
so  legt  man  es  in  die  ihm  in  Grösse  und  Form 
entsprechende  Vertiefung  e  ein,  drückt  die  beiden 
Teile  a  und  b  gegen  einander,  so  dass  das  Korn  durch 
die  Schneide  g  zerschnitten  oder  gespalten  wird. 

Wilhelm  Keller  (Rep.  an  Ch.  7,  49)  teilt  die 
Analysen  von  Weizen,  Roggen,  Gerste  und  Mais  mit. 
Paul  Zippbrbr  (Rep.  an.  Ch.  6,  699)  bestimmt 
die  Stärke  in  Körnerfrüchten,  Cacao  etc.  mittelst  des  SoxHLBx'schen  Dampf- 
kochtopfes. Es  empfiehlt  sich,  nach  der  MAERCKSR^schen  Methode  die  Stärke 
erst  in  ihre  wasserlösliche  Modification  durch  Druck  überzuführen,  da  dann 
eine  möglichst  genaue  Trennung  von  Cellulose  möglich  ist,  und  dann  zu  ver- 
zuckern. Ersteren  Zweck  erreicht  man  in  dem  von  Soxhlet^  construirten 
Dampftopf.  (Ztschr.  f.  d.  ges.  Brauw.  1881,  177.)  Man  hält  die  Temperatur 
während  3^«  Stunden  auf  140 — 150°  (4  Atmosphären),  filtrirt  die  Stärke- 
lösung mittelst  einer  Saugpumpe,  invertirt  im  Filtrat  (300—350  cbcm)  mit 
20  cbcm  concentrirter  Salzsäure  die  Stärke,  bringt  nach  dem  Neutralisiren 
auf  500  cbcm  und  titrirt  die  gebildete  Dextrose  mittelst  FEHLiNo'scher  Lösung 
im  RsiscHACER^schen  Stern. 

Epfront  (Bull.  soc.  chim.  47,  5)  wendet  für  die  Bestimmung  der 
Stärke  im  Mehle  das  DuBRONFAUT'sche  polarimetrische  Verfahren  in  etwas 
modificirter  Form  an  unter  Zugrundelegung  der  Angabe,  dass  100  g  lösliche 
Stärke  eine  Drehung  von  177*6°  Soleil  besitzen. 

Zum  Nachweise  von  Alaun  im  Mehle  durchfeuchtet  J.  Hertz  (Rep. 
an.  Ch.  6,  359)  das  letztere  mit  etwas  Wasser  und  Alkohol  und  fügt  einige 
Tropfen  frisch  bereiteter  Campechetinctur  (5  g  Blauholz  auf  100  cbcm  96proc 
Alkohol,  worauf  das  Ganze  in  einem  Cylinder  mit  gesättigter  Kochsalzlösung 
aufgefüllt  wird.  Bei  einem  Alaungehalte  von  0*05 — 0*  1  Proc.  nimmt  die  über- 
stehende Schicht  eine  blaue,  bei  einem  Alaungehalte  von  0*01  Proc.  eine  violet- 
rote  Färbung  an.  Man  kann  diese  Probe  auch  zur  colorimetrischen  Be- 
stimmung des  Alaungehaltes  benutzen. 

0  Tedin.-chem.  Jahrb.  7,  S.  359.  —  «)  Zu  gleichem  Zwecke  sehr  empfehlenswert 
sind  die  von  Mdbmcke  constrairten  Digestoren.  D.  Ref. 


Nftbrungsmittel.  407 

Die  Profang  eines  Brodes  auf  Alaun  mit  der  Campechereaction  ist 
nach  W.  C.  Yooso  (Analyst.  1887.  29)  trägerisch,  weil  eine  Blaufiürbung, 
aus  welcher  man  auf  die  Anwesenheit  von  Alaun  schliesst,  bei  saurem  Brod 
aaeh  eintreten  kann,  wenn  kein  Alaun  vorhanden  ist. 

L.  Dbckbn  in  Berlin  (D.  P.  35326)  conservirt  Mehl  dadurch,  dass 
dasselbe  automatisch  unter  Absperrung  der  äusseren  Luft  auf  eine  Serie 
innen  geheizten  hohlen  rotirenden  Teller  eines  Vacuumgefösses,  welches  an 
eine  Luftpumpe  angeschlossen  ist,  eingeführt  und  fortbewegt  wird. 

£.  Laurent  (Naturwiss.  Rundsch.  1876.  No.  17.  144;  Rep.  an.  Ch.  7| 
beschreibt  den  Bacillus  derBrodgährung;  derselbe  findet  sich  an  der  Ober- 
fliehe  der  Getreidekömer,  gelangt  mit  in^s  Mehl  und  entwickelt  sich  im  Brodteig 
normal  unter  Bildung  von  Kohlensäure.  Verfasser  nennt  ihn BaciUuspanificans, 

Ph.  v.  Hbrtliuo  und  N.  H.  Nbumakn  in  Berlin  (D.  P.  36670)  haben 
einen  Koch-,  Brat-  und  Backapparat  construirt. 

K.  B.  Lbrmanh  (Arch.  Hyg.  4*  149)  spricht  über  „blaues  Brod^ 
und  den  Nachweis  des  die  Färbung  bewirkenden  Rhinanthocyanins  (von 
Rhinanthaceen-Samen).  Eine  gesundheitsschädliche  Wirkung  übte  solch' 
blaues  Brod  nicht  aus,  wie  Verfasser  durch  Versuche  constatirte  (ibid.  6^ 
124).  Der  blaue  Farbstoff  von  Merettrialis  permnis  unterscheidet  sich  wohl 
vom  Indigo  und  Rhinanthocyanin. 

P.  SoLTsiBN  (Arch.  Pharm.  (3)  24,  682)  berichtet  in  Anschluss  an 
sein  Patent,  Lupinen  und  andere  Früchte  mit  wässrigem  oder  alkoholischem 
Ammoniak  zu  entbittern  (D.  P.  36391)  über  die  Bereitung  von  Brod  aus 
einer  Mischung  gemahlener  Lupinen  und  Roggenmehl. 

Das  Backpulver  von  A.  W.  Holway  (Analyst.  1887.  29)  besteht  aus 
einem  Gemisch  von  Schleimsäure,  Alkalicarbonat  und  wasserfreier  Stärke. 
—  Das  Backpulver  von  A.  Peters  (Amer.  Pat.  331541)  enthält  Calcium-  oder 
Magnesiumcarhonat,  Natrium-  oder  Kaliumbisulfat.  Ein  zweites  Patent 
(331546)  führt  ein  Gemisch  auf,  bestehend  aus  saurem  Calciumphosphat  und 
üem  Garbonat  von  Magnesium  oder  Strontium. 

Um  Pikrinsäure  und  Binitrokresol  (Victoriagelb),  welch'  letz- 
teres zum  Färben  von  Nudeln,  Macaroni  etc.  oft  verwendet  wird,  von  ein- 
ander zu  unterscheiden,  zieht  H.  Fleck  (Rep.  an.  Ch.  6,  650)  die  Probe 
mit  Alkohol  aus,  filtrirt  die  Lösung  und  verdampft  das  Filtrat.  Schmeckt 
der  Rückstand  bitter,  so  lässt  sich  Pikrinsäure  darin  vermuten.  Man  er- 
wärmt den  Auszug  einige  Minuten  unter  Zusatz  von  ein  wenig  reinör  Salz- 
säure, lässt  dann  erkalten  und  legt  nun  ein  Stückchen  Zink  in  die  Ab- 
dampfschale.  Nach  Verlauf  von  spätestens  2  Stunden,  bisweilen  schon  nach 
Vj  Stunde  wird  bei  Gegenwart  von  Pikrinsäure  die  Lösung  schön  blau, 
von  Binitrokresol  aber  hellblutrot. 

A.  Klinobr  und  A.  Bojard  (Rep.  an  Ch.  7,  229)  haben  geschälte 
Erbsen,  welche  mit  Fuchsin  geförbt  waren,  untersucht.  Die  Färbung 
iSsst  sich  sofort  beim  Abwaschen  der  Samen  mit  Wasser  erkennen. 

A.  Bbutell  und  F.  W.  Dafert  (Chem.  Z.  1887,  136)  berichten  über 


408 


Nahrungsmittel. 


die  Zusammeasetzung  der  Klebhirse  (Fanicum  fnüiaceum  var.  Bret- 
schneiden).  Die  unter  dem  Namen  „Klebreis''  oder  „Klebhirse''  bekannten 
Varietäten  finden  in  ihrer  Heimat  (Japan  und  China)  Verwendung  zur  Her- 
stellung von  billigem  Gebäck  und  als  Klebemittel.  100  Tle.  der  Trocken- 
substanz enthalten 


im  geschälten  Kom  in  den  Schalen 
Stärke  ....    7618  60*34 

ßohfaser    ...      0*15  4*98 

Asche    ....     1^1  10-21 


im  geschälten  Eorn    in  den  Schalen 
Rohprotein    .    .    1299  11-98 

Fett 4-28  6-85 

Dextrin.    ...      0*26  0i)6 

Traubenzacker  .      5*13  4*68 

(vgl.  hierzu  Techn.-Chem.  Jahrb.  7,  361).  —  Untersuchungen,  welche 
Yu5icHiRo  ScHiMOTAifA  (luaug.  Disscrtat.  Strassburg,  1886)  über  den  japani- 
schen Klebreis,  Mozigome,  angestellt  hat,  führten  zu  Resultaten,  welche 
mit  den  Untersuchungen  Dafert's  etc.  nicht  im  Einklänge  stehen.  Die  Mozi- 
Reisstärke  enthält  darnach  ausser  der  gewöhnlichen  Blaustärke  lösliche  Starke, 
Dextrin  und  wahrscheinlich  auch  Maltose.  Erstere  Stärke  wird  erst  nach- 
weisbar, wenn  die  Dextrine  entfernt  sind.  Die  Verkleisterung  ist  durch  die 
Anwesenheit  der  Blaustärke  bedingt. 

Futtermittel.  Bei  der  W  e  r t  b  e  s t i  m  m u n  g  der  Kraftfuttermittel  wird  nach 
KÖNIG  (Landw.  Ztg.  f.  Westf.  1886;  Z.  Ohem.  Ind.  1,  No.  2)  von  den  deut- 
schen Versuchsstationen  Protein  und  Fett  5  mal  höher  berechnet  als  die 
stickstofffreien  Extractivstoffe,  also  ein  Wertverhältnis  von  5:5;  1  zu  Grunde 
gelegt.  Richtiger  aber  ist  das  Wert  Verhältnis  3:2:1.  Legt  man  dieses 
Wertverhältnis  zu  Grunde,  d.  h.  multiplicirt  man  den  Proteingehalt  der  auf- 
geführten Futtermittel  mit  3,  den  des  Fettes  mit  2  und  den  der  stickstoff- 
freien Extractstoffe  mit  1,  addirt  diese  Summe  und  dividirt  mit  derselben  in 
die  Marktpreise,  so  erhält  man  im  Vergleich  zu  den  anderen  für  die  Futter- 
werteinheit  folg-eude  J 'reise:  ^^^^^^^^ 


F 11 T  t  e  r  m  i  1 1  e  l 


Chemische  Zusammen- 
setzung in  Proc. 


Werherhältnis 


3;2;1 


^  et 

M 


l§ 


5^ 


13 

'S 


5:5:1 


11 


Wei^4ji]gi'iiudkkiti 

W  eizeiisdj  a  k'i]  k  Ici  f 

Htsij^mehl  No.  Jl 

Uo^^enkldr: 

H^p,<3ku(rh£!U 

EraiiuäSskUi^ben    ...... 

IVliDkamkiichcij  .,,,,, 
Coco^uusskucheu     r    ■     -    ■    , 

l^jükuch^ti 

B üTi m wo ]  le»rt tneukuchen  (b cste) 

Sesamkuchcu 

FleiscUfiiüurrnehl     ,    .    .    .    . 

Hafer 

llofgeo     ,....,,.. 


43 


13  6  i:i-6j 
ljh5  10  m 
in -2, 14-5 
11-J  31  l 
11'2  4rrrj  IT» 
UH  16S  10-5 
11-3.  2üö|  1V4 
1'2'5laü0  itm 
ii:j.  4üft|  isn 

Itl  1365,1 2-5 
10«  7iTi|  i:V3 

IS^llll'j'    l'fl 

raa  n-v  2  2 


58-2,    7*3 

MS    E-9i 
46ili  lli* 

29-2  11-2 

I 


251p 
37-5 
39'8 
29-5 

in-3 

31-9 
ÜC 
ffS-S  11*2 1 
67-8  2-i» 
649.    5H 


5ö 
214 

13-9; 

hü 

8-1] 


lOE'fl 
102-4 

109*4 
Ut^ 
177-1 
107"! 
1J2-G 

18?*8 
156-4 
244-7 
lOiK 
195i) 
1CI21> 


10 - 
IJ-SO 

la-fiD 

13*- 
lB-25 
l*'7ft 
13-25 
Tr- 
14^- 
13-75 


9-2 
S-K 
9*1 
8-7 
S-8 
IG 
10 
196, 
13*1 
»1 

7-a 

HS) 

12-Ü 
117 


I4r»'7 
13&S 

14^-0 
234-2 

171-5 
19G-S 
229'5 
SlG-3 
3G(;9 
425'<J 
lJi6^ 
lll4-ä 


ß-4 
4f 

4-7 
41) 


r 


Nahrungsmittel.  409 


Nach  beiden  Tabellen  stellen  sich  augenblicklich  fär  gewöhnliche 
Fütterungszwecke:  Erdnusskuchen,  Sesamkuchen  und  Baumwollesamenkuchen 
am  preiswurdigsten.  Am  teuersten  für  die  Fütterung  ist  der  Hafer;  er  ist 
für  den  Zweck  wesentlich  teurer  als  der  Roggen.  Es  ist  jedoch  wiederholt 
darauf  hingewiesen,  dass  der  Hafer  ein  specifisches  Pferdefutter  bildet,  dass 
es  für  ihn  bei  Pferden  kaum  ein  Ersatzmittel  giebt. 

Nach  vorstehenden  Zahlen  kostet,  wenn  man  die  Wertverhältnisse  von 
5:5:1  zu  Grunde  legt,  unter  Ausschluss  von  Leinkuchen,  Hafer,  Roggen, 
Gerste  im  Mittel  der  übrigen: 

1  kg  Protein     1  kg  Fett     1  kg  stickstoflff.  Extractstoffe 
30  Pf.  30  Pf.  6  Pf. 

Dagegen  stellt  sich  bei  einem  Wertverhältniä  von  3:2:1  der  gegen- 
wärtige Preis  für  1  kg  wie  folgt: 

Protein  Fett  stickstofffreie  Extractstoffe 

27  Pf.         18  Pf.  9  Pf. 

E.  F.  Ladd  (Am.  Ch.  J.  8,  47)  zeigte,  dass  die  Futtermittel  im 
rohen  Zustande  verdaulicher  sind,  als  die  gedämpften  und  gekochten. 

R.  Bbrsemann  (Rep.  an.  Gh.  6^  449)  giebt  Zahlen  für  die  Zusammen- 
setzung reinen  und  mit  20 — 30  Proc.  Rohrzucker  versetzten  Malz- 
extractes  an. 

6.  Honig. 

0.  Kaspar  (Schweiz  W.  Pharm.  24,  423)  bespricht  die  Prüfung  und 
Reinigung  des  Honigs.  Reine  Honige  titrirten  vor  der  Invertirung  57' 14, 
Gl-53  und  63'75  Proc,  nach  der  Invertirung  71*07,  bezw.  7065,  bezw. 
72*35  Proc.  Reiner  Honig  enthielt  kein  einziges  Pollenkorn,  Kunsthonig 
dagegen  sehr  viele.  Verf.  giebt  dann  noch  eine  Vorschrift  zur  Reinigung 
des  Honigs  an.  —  A.  v.  Planta  (Z.  physiol.  Chem.  10,  227)  hat  die  Zu- 
sammensetzung einiger  Nektararten  (Begnonia-,  Protea-,  Hoyanektar, 
conservirten  Proteanektar)  festgestellt  und  mit  derjenigen  verschiedener 
Honigsorten  in  Vergleich  gebracht..  Der  Wassergehalt  des  Nektars  schwankt 
zwischen  59  u.  93  Proc,  bei  älterem  Honig  zwischen  17  u.  25  Proc,  bei 
jüngerem  zwischen  20  u.  21  Proc.  Die  Trockensubstanz  älterer  Honigsorten 
enthielt  80*6— 88"7 Proc.  Glykose,  wovon  durch  Inversion  bis  37  Proc.  ent- 
standen waren,  die  Trockensubstanz  jüngerer  Honige  8r6— 872  Proc. 
Glykose,  darunter  0*8— 10  6  Proc.  invertirte.  Der  Honig  enthält  immer  etwas 
Stickstoff  und  eine  geringe  Menge  von  Ameisensäure,  welche  im  Protea- 
nektar fehlen.  —  In  dem  aus  Holland  unter  der  Bezeichnung  „Bisquit- 
Honig"  eingeführten  Kunstproduct  stellte  Finkbnbr  (Mittl.  Kgl.  tech.  Ver- 
suchsanst.  Berlin  4,  142)  folgende  Bestandteile  fest: 

Oleomarsaria    30*0  Proc.  Sand-  und  Holzteilchen    050  Proc. 

Rohrzucker        290     „  Wasser  290 

Traubenzucker    4*0     „  Natrium carbouat  0*5      >, 

Dextrin  7*0     „ 


410  Nahrungsmittel . 

Das  „Futterhonigsurrogat"  der  Zuckerfabrik  Maingau  ist  ein 
Invertzucker  und  für  Bienenffitterungsz wecke  bestimmt  (Ind.  Bl.  24,  16). 

7.  Fruchtsäfte. 

0.  Kaspar  (Schweiz.  W.  Pharm.  1886,  47)  bespricht  die  Darstellung 
von  Himbeersaft  und  giebt  der  Vorschrift  des  Codex  francais  fdr 
sämmtliche  Fruchtsäfte  den  Vorzug.  —  Vorschriften  zur  Darstellung  von 
Citronensaft  s.  Pharm.  Centr.  27,  550,  sowie  Drog.  Z.  13,  57,  von 
Orangenschalensyrup  J.  Pharm.  Chim.  2,  545;  Pharm.  Post  20,  43.  — 
Zur  Klärung  von  Fruchtsäften  und  anderen  ausgepressten  Püanzensäften 
soll  nach  dem  Patent  von  M.  Aloobvbr  (Amer.  P.  358320)  reines  durch 
Hobelspäne  von  Eichen-,  Weiden-  oder  Kastanienholz  filtrirtes  Wasser  und 
Dextrin  verwendet  werden. 

Nach  C.  Bernbeck  (Schweiz.  W.  Pharm.  1886,  47)  kommt  eine  Ver- 
fälschimg  des  Himbeersaftes  mit  Glykose  häufig  vor;  dieselbe  wird 
durch  Titriren  mit  FEHLiNo'scher  Lösung  nachgewiesen.  —  Vgl.  hierzu  die 
Arbeit  von  C.  Schmitt  (Pharm.  Ztg.  1886,  730)  über  den  Nachweis  und 
die  angeblich  gesundheitsschädliche  Wirkung  des  Stärkezuckers.  —  Cdrtmanr 
(Pharm.  Rundschau  4,  (1886)  271)  erhitzt  zum  Nachweis  von  Anilinfarb- 
stoffen in  Fruchtsäften  mit  Chloroform  und  Kalilauge,  wodurch  die  Anilin- 
derivate in  Carbylamin  übergehen ;  Methylviolett  und  Ohrysanilinsalze  müssen 
zunächst  mit  Säuren  behandelt  werden.  —  J.  Macaono  (Atti  R.  Stazione 
chim.  agrar.  di  Palermo  1886,  72;  Chem.  C.  Bl.  18,  317)  berichtet  über 
einige  Vermischungen  und  über  die  Bestimmung  dBs  Handelswertes  des 
Citronensaftes.  Im  ^^agro  cotto^'^  (eingekochten  Citronensafte)  finden 
sich  Schwefel-  und  Salzsäure  nicht  mehr  als  Verfalschungsmittel  vor,  ziemlich 
liäufig  trifft  man  dagegen  Salpetersäure  und  in  Folge  von  deren  Zusatz 
Oxalsäure  an. 

8.  Spiritnosen. 

Californischer  Grape  Brandy  (Traubenbranntwein)  enthielt  nach 
"Baumert  (Landw.  Ver.-Stat.  38,  87)  in  100  cbcm  38-24  g  Alkohol,  00312  g 
Säur^  (als  Essigsäure  her.),  0*148  g  Extract  und  0008  g  Mineralstoffe. 
FEHLiNo'sche  Lösung  wird  kaum  merklich  reducirt.  —  Clipford  Richardson 
(Am.  Ch.  J.  7,  425)  fand  unter  verschiedenen  von  ihm  untersuchten 
Whisky -Proben  nur  eine  mit  einem  Alkoholgehalt  über  44  Gew.-Proc, 
3  Proben  über  43  Proc,  3  Proben  unter  42  Proc.  und  22  Proben  zwischen 
42—43  Proc.  Ein  6  Monate  alter  Branntwein  enthielt  0*0337  Proc.  feste 
Bestandteile,  wogegen  ein  4  oder  5  Jahre  alter  nicht  über  0  2  Proc.  ent- 
hält. In  den  Whiskysorten  des  Handels  kommen  gewöhnlich  grössere 
Mengen  fester  Bestandteile  vor,  die  offenbar  von  Substanzen  herstammen, 
die  als  Geschmackscorrigens  zugesetzt  sind.  —  Francis  Wyatt  (Amer. 
Anal.  2,  366,  455)  hat  Whisky    mit  folgenden  Resultaten  untersucht: 


Spec  Gew 

Alkohol 

Tropyl-  \ 

ßatyl-     [  Alkohol  .    . 

Amyl-    1 

Aetbylaeter 

Ameisen-^ 

Otpron-   \  Siore      .    . 

Otpryl-    f 

Wasser>  Zocker,  Gerbsäure  etc.    43'47 

Kopfer — 


Nahrangsmittel. 

4 

Whisky  des  Handels 

Neuer 

4  Jahre  alter 

0^  (bei  60« 

F.) 

10114  (t?) 

1-0922  (t?) 

46-0    Proc 

\ 

218 

110 

\    4-87    , 

1-06 

0-81 

) 

2-08 

102. 

508    , 

411 

831 

)    0-58    . 

052 

0-28 

0D6 

013 

0D4 

0K)2 

411 


Spureu 


kein. 


Rbinkb  untersachte  Benedictinerliquor;  s.  S.  344. 
X.  RoQüES  (Bull.  soc.  Chim.  47,  803)  beschreibt  die  Analyse  des 
Kirsch  Wassers.  Die  Untersuchung  des  durch  Destillation  gewonnenen 
Alkohols  zerfallt  in  Prüfung  des  Geruchs  auf  Blausäure,  seines  Verhaltens  zu 
Schwefelsäure  und  zu  Perraanganat,  sowie  zur  ammoniakalischen  Silberlosung. 
RoifMiBR  (C.  r.  108,  390)  stellt  aus  Trestern  der  weissen  Trauben 
einen  Branntwein  her,  welcher  rein  und  aromatisch  schmeckt.  Derselbe 
(das.  1266)  giebt  eine  Vorschrift  zur  Bereitung  von  Erdbeer-  und  Himbeer- 
bnmntwein.  Rommibr  (J.  Pharm.  Chim.  14, 387)  setzt  den  oft  beobachteten  unan- 
genehmen Geruch  der  Tresterbranntweine  auf  Rechnung  gewisser  Gärungs- 
pilze. —  Hbrzpbld  (Rep.  an.  Ch.  7,  12)  weist  darauf  hin,  dass  ein 
Branntwein  seinen  scharfen  Geschmack  mehr  der  Buttersäure,  als  dem  Fuselöl 
verdankt,  und  dass  man  daher  durch  Zusatz  von  Soda  oder  Kalk  zu  der  zu 
tlestillirenden  Flüssigkeit  einen  milderen  Branntwein  erzielt. 

Das  Ebullioskop  von  Amaqat  (Bull,  encouragem.  1886,  235)  zeichnet 
^ch  dadurch  aus,  dass  zur  Ausgleichung  des  Barometerstandes  neben  dem 
Weinkessel  noch  ein  Kessel  zur  Bestimmung  des  Siedepunktes  des  Wassers 
angebracht  ist.  —  Zbcchini  (R.  Soc.  Enolog.  Sperment.  d'Asli  1886,  97; 
Chem.  C.  Bl.  18,  204)  berichtet  über  Anwendung  der  optischen  Polarimetrie 
zur  Prüfung  der  Liköre. 

A.  Stotzbr  und  0.  Rbitiiair  (Erganzungsh.  IL,  No.  3  d.  0.  Bl.  allg. 
Ges.  1886)  berichten  über  die  Beschaffenheit  der  im  Kleinverkehr  verkauften 
gewöhnlichen  Trinkbranntweine  und  die  Methode  ihrer  Untersuchung  auf 
Fuselöle.  Die  Verff.  haben  die  Untersuchungsmethode  nach  Traübb*)  mit 
derjenigen  von  Rösb*)  verglichen,  die  ünzuverlässigkeit  der  Furfurolreaction 
lind  der  Methode  von  Stbnbbro-Savallb  dargethan. 

G.  Bodlabndbr  und  J.  Traubb  (Rep.  an.  Ch.  7,  167)  haben  mittelst 
des  Capillarimeters  eine  Reihe  von  Spirituosen  auf  ihren  Fuselgehalt  geprüft 
und  stellen  auf  Grund  der  erlangten  Resultate  als  Grenzzahl  des  in  Spiritu- 
osen Getränken  zulässigen  Fuselgehaltes  die  Zahlen  0*1— 0*15  Proc.  auf.  — 
Babe  (C.  Bl.  allg.  Ges.  6,  203)  veriangt  sogar,  dass  der  in  den  Verkehr 
gelangende  Branntwein  vollständig  gereinigt  und  fuselfrei  sein  muss^).      . 

»)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  323.  -  2)  Techu.-chem.  Jahrb.  7,  S.  301.  -  »)  Vgl.  auch 
Techn.-chein.  Jahrb.  8,  S.  3G5. 


412  Nahrungsmitte] . 

üeber  die  Fabrication  künstlichen  Branntweins,  besonders  von  Cognac, 
berichtet  die  Chem.  Z.  11,  313. 

Beim  Glühen  eines  Branntweinrückstandes  (Brenn.  Z.  1886,  No.  52) 
zeigte  sich  ein  deutlicher  Geruch  nach  verbrennendem  Gummi,  der  wahr- 
scheinlich aus  den  Gummidichtungen  am  Brennapparate  stammte.  —  Nach  Tr. 
Salzbr  (Pharm.  Ztg.  82,  14)  rührt  der  häufig  beim  Eindampfen  von 
Spirituosen  wahrgenommene  Yanillingeruch  von  einem  Zusatz  dieses  Aromas 
behufs  Yerdeckung  des  Fuselolgeruches  her,  oder  das  Yanillin  kann  auch 
-auf  ganz  natürlichem  Wege  in  den  Spiritus  gelangt  sein. 

9.  Thee. 

Ein  sog.  Pecco  (II.  Sorte)  des  Handels  bestand  aus  ca.  50  Proc. 
jungen  Theeblättern,  20—22  Proc.  älteren  Blättern  nebst  Stielen.  Der  Rest 
war  ein  Gemenge  von  Weidenblättem  mit  den  Blättern  von  Prunus  spinow, 
der  Esche  und  auch  einigen  Fliederblättern.  Der  Wassergehalt  dieses  Thees 
betrug  nach  Kappbl  (Ber.  über  die  V.  Versamml.  d.  freien  Ver.  Bayer.  Vertr. 
d.  angew.  Ch.  zu  Würzburg,  100)  8*2  Proc,  die  Asche  6*2  Proc,  von  der 
sich  60*2  Proc.  im  Wasser  lösten,  und  welche  Spuren  Kupfer  enthielt.  — 
0.  Kellner  (Landw.  Yer.  Stat.  38,  64)  berichtet  über  die  Zusammensetzung 
der  Theeblätter  in  verschiedenen  Yegetationsperioden.  —  A.  Lösch  (Pharm. 
Z.  Russl.  26,  177)  modificirte  das  von  Hilokr^)  angegebene  Yerfahren  der 
Theinbestimmung  in  der  Weise,  dass  er  die  Fällung  mit  Bleiessig  fort- 
lässt  und  sofort  das  Theedecoct  mit  Magnesia  verdampft.  —  Wilh.  Kwasrik 
(Ind.  Bl.  24,  14)  fand  im  Pecco  00,  142,  im  Pecco  1*37,  Souchong  09, 
Imperial  0*92,  Perl  0*87,  Haysan  0*21  Proc.  Them.  Die  zarten  Blätter  der  ersten 
Ernte  enthalten  mehr  Theiu,  als  die  späteren  Ernten,  ebenso  sind  die  natür- 
lich gerollten  Blätter  theinreicher  als  die  durch  Wärme  gerollten.  Gute 
Theesorten  sollen  zu  mindest  0*6—0*7  Proc.  Thein,  aber  auch  nicht  mehr 
als  1*5  Proc.  enthalten. 

Um  Aufgüsse  oder  Decocte  von  Thee,  Kaffee  und  Cacao  zu  klären, 
giebt  S.  C.  Davidson  in  Belfast  (D.  P.  37336)  den  Aufgüssen  einen  Zusatz 
von  Borax,  Aetzalkalien  oder  deren  Carbonaten.  Bei  Thee- Aufgüssen  werden 
die  dieselben  trübenden  Bestandteile  dadurch  gelöst,  bezw.  in  Lösung  er- 
halten; bei  Kaffee-  und  Cacao- Aufgüssen  werden  dadurch  die  trübenden 
Bestandteile  niedergeschlagen. 

10.  Kaffee. 

Francis  Wyatt  (Amer.  Anal.  2,  264)  hat  gerösteten  und  rohen  Kaffee 
analysirt. 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  365. 


Nahrungsmittel.  413 


Roher 

Wasser 12^  Proc. 

Holzfaser  ....  34*0 

Fett 125 

Zacker  and  Gummi  145 

Legnmia    ....  13*5 

Coffein 25 

Ktffeesaure    ...         4*0 
Asche 70 


Gerdsteter  Kaffee 

I  Cawatlin-Kaffee 

0-87  Proc  0^93  Proc. 

50-2      ,  51*2      . 

14*35    ,  131      , 

1*65    ,  (1*9  Proc.  Dextrin,  0*47  Proc  Zucker) 

230      ,  10-25  Proc 

043    ,  0*76      „ 

410    .  397      , 

4*4      .  465      , 

davon  löslich |     80      ,  75      , 

B.  H.  Paol  und  Cownley  (J.  Pharm.  Chim.  15)  284)  haben  gefunden, 
dass  der  Caffeingehalt  in  einer  Anzahl  Kaffeeproben  ein  nahezu  constanter 
war  und  zwischen  1*20—1*39  schwankte.  —  Read  (Amer.  Anal.  2,  232, 
*237)  beschreibt  folgende  Kaffeesorten:  I)  Arabischen  Kaffee,  2)  Java, 
3)  Singapore-Java,  4)  Ceylon,  5)  Brasilianischen  Kaffee,  6)  Jamaica,  7)  San 
Domingo.  —  Der  afrikanische  Kola-Kaffe  (Pharm.  Z.  Russl.  25,  786)  aus 
der  Kolanuss  enthält  mehr  Caffein,  als  die  besten  Thee-  und  Kaffeesorten.  — 
Anlässlich  mehrfacher  Mitteilungen,  dass  Dattelkerne  als  Kaffeesurrogat 
Verwendung  finden,  giebt  P.  J.  Hanacsbk  (Chem.  Z.  1886,  46)  eine  kurze 
Schilderung  der  anatomischen  Verhältnisse  des  Dattelkernes. 

11.  Cacao  nnd  Chocolade. 

F.  FiLsiROBR  (Chem.  Z.  1886,  143)  beschreibt  das  nach  dem  Lobbck'- 
schen  Patent  hergestellte  losliche  Cacaopulyer^  und  rühmt  die  Gute  des 
Fabrikates.  —  Einen  loslichen  Cacao  fabriciren  auch  J.  S.  Fry  und  Sons 
in  London  ohne  Anwendung  von  Chemikalien  (Amer.  Anal.  2,  358).  — 
Gebr.  Stollwbrk  in  Cöln  (D.  P.  35382*^  modificiren  ihren  Kuhlapparat 
for  Chocolade  und  Cacao  in  der  Weise,  dass  die  Abkühlung  oder  Erwärmung 
der  Luft,  mit  welcher  die  Chocolade  oder  der  Cacao  behandelt  wird,  jetzt 
durch  ein  entsprechend  temperirtes  Wasserbad  mit  einem  weiten  gewun- 
denen Rohre  erfolgt,  durch  welches  die  Luft  mittelst  Ventilators  hindurch- 
geblasen wird. 

P.  SoLTSiBN  (Chem.  techn.  Centr.  Anz.  4,  777)  fand,  dass  sich  die 
Cacaostärke  mit  Jod  ebenso  intensiv  blau  förbt,  als  andere  Stärkearten. 
Auf  die  leichte  Loslichkeit  der  ersteren  in  Wasser  basirt  Verf.  eine 
Prüfung  von  Cacaopräparaten  auf  fremde  Stärke.  G.  Pennetier  (Monit.  Scientif. 
W,  249)  bestimmt  Getreidemehl  in  Chocolade  auf  mikroskopischem  Wege. 

Betreffs  Analyse  von  Cacao  und  dessen  Präparaten  sei  besonders  auf 
die  preisgekrönte  Schrift  von  Paul  Zipperbr  (Leop.  Voss,  Hamburg  1887) 
aufmerksam  gemacht. 

A.  TscBiRscH  (Pharm.  Ztg.  82,  190)  bringt  ausführliche  Mitteilungen 
ober  seine  Untersuchungen  der  Eichelcacao-Sorten  des  Handels;  jene 
zerfallen  in  eine  mikroskopische  und  chemische  Prüfung.  Die  chemische 
Analyse  ergab  folgende  Resultate: 

»)  TecluL-chem.  Jahrb.  7,  S.  368.    2)  Techu.-chem.  Jahrb.  «,  S.  389. 


414 


Nahrungsmittel. 


Wasser 528         5-37         3-83          4-34 

Fett :    .    .    .    .  1414  16.96  24.21  17-33 

Gerbstoff  auf  Eichenge rbsiure  berechnet      ....  1-95          _            _              — 

Rohfaser 313         234         4-02          24 

Cellulose 1*67         148         2-94          135 

Asche 3-66          232          3-38           3*34») 

Kohlehydrate  (auf  Stärke  berechnet)   incl.   der  im 

Cacao  enthaltenen  Stärke 44-93  31*83  43-56  56*93 

Darin  Traubenzucker  (Dextrin) 24*26  23*48  2211  26*35 

Unveränderte  Stärke 22*66  10*3  23*39  32*78 

Von   100  Tln.  Stärke  sind    unverändert  geblieben 

(nicht  dextrinirt) 50.43  32*35  53*69  55*64 

In  Wasser  löslich -             -             -  37.95 

Verfasser  empfiehlt  vor  allen  besonders  das  Präparat  I.  ^ 
Die  Firma  Fr.  Collmar  zu  Besigheim  a.  N.  bringt  ein  vorzüglich 
gereinigtes  Cocosol  als  Ersatz  für  das  Cacaool  (und  auch  für  andere  Fette} 
in  den  Handel.  Hager  (Pharm.  Ztg  81,  274)  giebt  verschiedene  Reactionen 
zur  Unterscheidung  der  Cacaobutter  von  der  Cocosbntter  und  zum 
Nachweis  von  letzterer  im  Cacaofett  (Fleckenprobe  und  spec.  Gewicht). 


IV. 


12.  Gewürze. 

Pfeffer:  T.  E.  Hanausek  (Botan.  C.  Bl.  7,  45)  beschreibt  ausführlich 
die  Harz-  und  Oelräume  in  der  Pfefferfrucht.  —  Chas.  Heisch  (Analyst 
1886,  186)  veröflfentlicht  Analysen  von  Handelspfeffer,  sowie  von  MaterialieD, 
welche  zur  Verfölschung  des  Pfeffers  dienen.  —  J.  Röttger  (Arch.  Hyg. 
4,  183)  liefert  umfangreiche  Beiträge  zur  Untersuchung  des  Pfeffers  und 
kommt  zu  den  Schlüssen,  dass  bei  der  Prüfung  dieses  Gewürzes  ausgeführt 
werden  müssen:  1)  die  mikroskopische  Prüfung,  2)  die  Bestimmung  de^ 
Gehaltes  an  Mineralbestandteilen,  3)  die  Feststellung  des  Wassergehaltes. 
Die  Bestimmung  des  alkoholischen  Extractes  kann  nur  in  speciellen  Fällen 
von  Bedeutung,  niemals  maassgebend  sein.  Ergänzend  zur  Seite  stehen 
die  nähere  Untersuchung  der  Mineralbestandteile  (in  Wasser  löslicher 
und  unlöslicher  Teile,  Phosphorsäure  und  Alkalien)  und  ebenso  die 
quantitative  Bestimmung  des  Piperins  (nach  Cazenbüve  und  Caillol).  — 
Jos.  Herz  (Rep.  an.  Ch.  6,  362)  veröffentlicht  Beiträge  zur  Untersuchung 
gepulverter  Gewürze.  Aus  Originalpfefferballen  separirte  er  die  groben 
Verunreinigungen;  erstere  enthielten  49  leichte  zerbrechliche  Früchte. 
42  Proc.  schwere  harte  Früchte,  5  Proc.  Staub  und  Sand  und  4  Proc. 
Stiele  und  andere  Verunreinigungen.  Der  Aschengehalt  der  Blattstiele 
betrug  9*61  Proc,  der  Fruchtstiele  7*53  Proc,  der  leichter  Pfefferfrüchte 
6*67  Proc.  und  der  schwerer  4*64  Proc     Verf.  fand  im  gemahlenen  Pfeffei" 


»)  (Die  Asche  von  IV  enthält  3562  Proc.  KaU).  I.  Dr.  Michablis  Eichelctcao 
(Deutscher  E.  C),  Fabrikanten  Gebr.  Stollwbrk  in  Köln;  II.  Dansk  Angern  C»cao 
(Dan.  E.  C.  Fabrikant  Gustav  Lotze,  Apotheker  Odense);  111.  Kronenc»icao  (Deutsches 
Fabrikat)  von  F.  Ad.  Richter  &  Comp,  in  Rndolstadt;  IV.  Holländischer  Eichelcawo 
von  Krabpblien  &  Holm  in  Zeist. 


Nahrungsmittel.  415 

Holzkokle  und  hält  diesen  Zusatz  für  einen  absichtlichen,  um  die  durch 
Sand  erhöhte  Aschenmenge  herabzudrückeo.  —  H.  Wbiomann  (Rep.  an.  Ch. 
6,  399)  untersuchte  gleichfalls  eine  Reihe  von  Pfeffersorten,  unter  denen 
besonders  eine  Probe  Ache^pfeffer  (6*85  Proc)  und  Lampong  (7*34  Proc.) 
hohen  Aschengehalt  ergab.  A.  Halbnkb  (Ber.  über  die  Y.  Vers,  der 
fr.  Vereinig,  bayer.  Vertret.  d.  angew.  Chem.  zu  Würzburg  1886,  21)  stellte 
Normen  für  die  Hohe  des  Aschengehaltes  von  Pfeffer  auf;  ein  aus  reinem 
Pfeffer  hergestellter  gemahlener  schwarzer  Pfeffer  enthält  nicht  mehr  als  G*5Proc. 
Asche,  der  in  Salzsäure  unlösliche  Rückstand  beträgt  nicht  über  2  Proc. 

J.  MÖLLEE  (Rep.  an.  Ch.  6,  409)  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  ein 
Yerfölschungsmittel  für  Pfeffer,  Zimmt  und  Piment  hin,  auf  die  sogen. 
Matta,  die  Schalen  (Spelzen)  der  Kolbenhirse  (Setaria  germanica),  — 
Hanaosbk  (Z.  Nahrungsm.-Ünters.  u.  Hyg.  1,  24)  beschreibt  das  mikro- 
skopische (bezw.  anatomisphe)  Aussehen  der  Matta.  Piment-Matta  be- 
schreibt J.  Nevinby  (ibid.  46).  Vgl.  auch  Filsingbr  (Pharm.  Post  19,  3G5) 
Erkennung  von  Matta  im  Pfeffer.  Eundrat  (Chem.  C.  Bl.  18,  318)  fand 
unter  77  Pfeffersorten,  welche  in  Pilsen  im  Handel  waren,  42  mit 
Matta  verfälscht.     Zwei  Wiener  Muster  gaben  10  92  bezw.  8*93  Proc.  Asche. 

In  England  kommt  unter  der  Bezeichnung  „Peperette"  oder 
„Poivrette"  ein  Pulver  in  den  Handel,  welches  als  Verfälschungsmittel 
des  gemahlenen  Pfeffers  dient.  Campbell  Brown  (Analyst.  1887.  Febr.) 
giebt  die  Analyse  derselben. 

Wender  (Pharm.  Centr.  28,  196)  berichtet  über  einen  von  der  Firma 
W.  Nadlbr  &  Co.  in  Budapest  hergestellten  Kunstpfeffer,  welcher  aus 
einem  mit  Paprikapulver  gemischten  Mehlteig  bereitet  ist.  T.  E.  Hanausek 
(Z.  österr.  Apoth.  Ver.  12,  180)  beschreibt  diesen  Kunstpffeffer  eingehend. 

Paprika.  F.  Strohmer  (Bibdermann's  C.  B1.  1886,  215)  hat  Paprika- 
sorten des  Handels  sowie  echte  Früchte  von  Capsicum  annuum  untersucht. 
Die  letzteren  bestehen  aus  42  Proc.  Samen  und  58  Proc.  Schalen.  Schoten 
bester  ungarischer  Abstammung  besassen  folgende  Zusammensetzung:    . 

Samen  Schalen         Oanze  Frucht 

Wasser  .     ......  812  14-75  UM 

Protein 18-31  10-69  13*88 

Fett 28-54  5*48  1526 

N-freie  Extractstoffe    .    .  24-33  38-73  32-63 

Rohfaser 1750  2373  2109 

Asche 3-20  662  5  20 

Stickstoff 2-93  171  222 

Drei  Handelssorten  enthielten 

Kosenpaprika 

Bei  100  Proc.  Flüchtiges     17-35  14-39  1269 

Protein 14*56  14*31  13*19 

Aetherextract 14*43  15*06  13*85 

Asche 5-10  566  714 

(Der  Königspaprika    enthielt    neben    den  Früehten    noch  Fruchtstengel  und 


416  Nahrungsmittel . 

etwas  vom  Frucht boden).  —  J.  Miklown  (Weekly  Drug.  News  1886,  215) 
fand  gepulverten  spanischen  Pfeffer  öfter  mit  Roggenmehl  und  Curcuna- 
wurzel  gefölscht  und  giebt  eine  Anleitung  zur  Erkennung  dieser  Zusätze. 

Nelken.  H.  Ungbr  (Pharm.  Ztg.  82,  168)  fand  den  Aschengehalt 
von  la.  Zanzibar-Nelken  (völlig  stielfrei)  zu  5*28  Proc.  und  in  dem  daraus 
dargestellten  Pulver  507  Proc.  Asche,  eine  mit  Nelkenstielen  versetzte  Probe 
ergab  6*95  Proc.  Asche.  Es  kommen  Verfälschungen  mit  pulverisirtem 
Sandelholz  und  Ultramarin  vor. 

Iigwer.      Gemahlener  Ingwer    enthält,  nach  E.  W.  S.  Jones  (Analyst 

1886,  75) 

52^  Proc.  St&rke 
19-12     „     Bohfaser 
4*80     „     Asche;  daTon 
3*66     „     wässrigen        „  j    0*35     ,«     Kieselt&are  |ind  Sand. 

Der  Stärkegehalt  wurde  nach  der  Diastasemethode  von  O'Sollivan  be- 
stimmt (J.  Chem.  Soc.  1884);  Bdchholz  fand  im  gemahlenen  Ingwer  nur 
19-75  Proc.  Stärke.  Nach  Watson  (Pharm.  Ztg.  31,  602)  stammt  ein  Teil 
des  ostasiatischen  Ingwers  nicht  von  Zingiber  officin.,  sondern  von  einer 
Alpinia  (Lukreu  oder  Bastard-Cardamom  in  Slam  genannt). 

Cardamomen.  Jos.  Herz  (Rep.  an.  Gh.  6,  362)  teilt  den  Aschengehalt 
einiger  Proben  Ceylon-Gardamomen  mit: 


10-10  Proc.  Wasser 
3-58     „     ätherisch.  Extract 
3-38     „     alkohol. 


Asche 

in  HCl.  nnlösl. 

Fett 

L  Käufliches  Pulver 

10-37  Proc. 

2-19  Proc. 

3-72  Proc. 

II.         . 

14-14      ., 

4-66      „ 

- 

III.  Samen  allein 

9-66      „ 

3-49      „ 

2-97      „ 

IV.  Schalen 

13-41      „ 

2-43      „ 

— 

Zimmt.  Der  Aschengehalt  von  5  auf  verschiedenen  Boden  cultivirten 
Zimmfproben  (Ceylonzimmt)  betrug  nach  Hilger  (Arch.  Pharm.  (3)  24,  826) 
3*4— 48  Proc,  wovon  52—88  Proc   in  Wasser  löslich  waren. 

Safran.  J.  Hebz  (Rep.  an.  Gh.  7,  l)  sucht  die  Frage,  welche  fär 
manche  forensische  Untersuchung  Wichtigkeit  besitzt,  zu  beantworten,  ob 
Safran  ein  Gewürz  oder  nur  ein  Färbemittel  sei. 

NiBDBRSTADT  (Arch.  Pharm.  (3)  25,  73)  fand  im  reinsten 

Orleans- Safran     ....    5-84  Proc  Asche  und  14     Proc.  Wasser 
I.  Bercelona  „      prima   .    .  10-3      „         „  „    16-7     „  „ 

11-         ,.  „         ....  14-65     „         „  „    15-8      „ 

III.  „  , 13-8       ,,         „  .,    19-8     „ 

IV.  „  „  ....  14-9       .,         „  „    17-6      „ 

Die  Asche  von  I.  Bercelona- Safran  enthielt  10*19  Proc.  Kochsalz;  unver- 
fölschter  Safran  besitzt  nur  0*058  Proc.  Safran  wird  häufig  mit  Santelholz, 
auch  mitGlycerin  oder  Honig  versetzt.  Bester  Safran  ergab  13  Proc.  Zucker- 
Nach  Kaysbr  (Ber.  d.  V.  Vers.  d.  freien  Ver.  bayer.  Vertret.  d.  angew.  Ch- 
zu  Würzburg  1886.  72)  kommt  auch  mit  Schwerspath  vermischter  Safran  vor. 
Derselbe  wird  mit  Bariumchlorid  angefeuchtet,  getrocknet  und  mit  Alkali- 
sulfat benetzt  und  wieder  getrocknet.  —  Nach  Gazbneovb  und  Linossigb  (J- 
Pharm.  Chim.  1886,  413)  wird  Safran  mit  Roccellin  (Echtrot),  Dinitrokresol- 
kali,  auch  mit  Binitronaphtol  geßlrbt. 


Nahrungsmittel. 


417 


Muskat.  Frdbling  (Chem.  Z.  1886  215)  bespricht  die  Untersuchung 
geoiahlener  Gewürze,  im  speeiellMi  die  der  Muskatblüte.  Die  der  echten 
Madsblüte  sehr  ähnliche  Bombay-Mads,  welcher  jedoch  der  Gesuch  und 
Geschmack  des  echten  Gewürzes  fehlt,  ergab  5*8  Proc.  Wasser,  39*3  Proc. 
Fett  (duafcelorange  gef&rbt)  und  1'42  Proc.  Asche;  die  Nüsse  derselben 
lieferUn  8*0  Proc.  Wasser,  38*2  Proc.  Fett  und  1-6  Proc.  Asche. 

Vanillezueker.  Jos.  Haas  (Rep.  an.  Gh.  6,  362)  fand  in  einem  Yanille- 
zocker  10  Proc.  Yanillin  und  Weizenstarke.  Die  Bestimmung  des  VanilUns 
naah  TiBMAKN  und  Haabmabn  giebt  nur  annähernd  richtige  Resultate. 

Senf.  In  neuerer  Zeit  wird  nach  H.  Stbffbck  (Landw.  Vers.  Stat.  88^ 
411)  als  Yerfölschungsmittel  für  weissen  Senf  ein  aus  Indien  stammender 
weisser  Raps  (Braaeiea  indica  napua  oleifera  annua)  unter  dem  Namen 
«Gelbsaat**  in  den  Handel  gebracht. 

13.  Pilze. 

Carl  Theodor  Morner  (Z.  physiol.  Chem.  1886,  809)  hat  eine  Anzahl 
frischer  und  getrockneter  Pilze  untersucht  und  deren  Nährwert  bestimmt. 
Die  ersteren,  mit  durchschnittlich  90  Proc.  Wasser  und  1*6  Proc.  Eiweiss- 
gehalt,  stehen  den  frischen  vegetabilischen  Nahrungsmitteln  bedeutend  nach. 
Die  lufttrocknen  Pilze  mit  ca.  14  Proc.  Wasser  und  1 3*5  Proc.  Proteinstoffen 
kommen  dem  Weizenmehl  am  nächsten,  haben  aber  einen  bedeutend  gerin- 
geren Nährwert,  als  die  übrigen  getrocknen  Nahrungsmittel,  wie  Erbsen  und 
Bohnen.  —  E.  Stbobmbr  (Arch.  Nyg.  5^  322)  analysirte  den  Boletus  edvUs 
(Hut,  Stiel  und  den  ganzen  Pilz)  und  stellte  den  Nährwert  desselben  in 
Vergleich  mit  anderen  Nahrungsmitteln ;  vgl.  auch  S allst,  Nährwert  der  Cham- 
pignons (Chem.  C.  Bl.  17,  41).  —  J.  üffblmann  (Arch.  Hyg.  6,  105)  be- 
spricht ebenfalls  den  Eiweissgehalt  und  die  Verdaulichkeit  der  essbaren  Pilze, 
speciell  der  Champignons.  —  R.  Böhm  <&  E.  Kulz  (Arch.  experim.  Patho- 
logie 19,  403)  isolirten  aus  der  essbaren  Morchel  eine  Säure  (die  Helvella- 
säure  C^^H**0^  von  giftigen  Eigenschaften  und  Cholin. 

14.  Essig. 

H.  Weigmann  (Rep.  an.  Ch.  6,  402)  unterscheidet  Weinessig  von 
Essigsprit  an  den  Bestandteilen  des  Weines,  wie  folgende  Analysen  zeigen: 


Echter 
Weinessig 


Weinessig  aus 

Essigsprit 

^»  20  Proc.  Wein 

hergestellt 


Spec  Gewicht 

Gesamtsänre  (Essigsäure)    .... 

Essigsäure  (durch  Destillation  best) 

Nichtflüchtige  Säure  (Weinsäure)   . 

AUwhol 

Extract. 


Asche 0K)33 


1-0177 
11-76  Proc. 
\  11-76  VoL  Proc. 
/ 11-55  Gew.    , 

Spur 
0-63  Gew.  Proc. 
0-301  Vol.      , 


Jjurüi  Phosphorsäore 
Weinstein  .    .    , 
Freie  Weinsäure 
Ölycerin.    ,    . 


Spur 


0-011  Proc. 


Biedermann,  Jahrb.  IX. 


1-0143 
8-05  Proc. 
^  7-88  Vol.  Proc. 
*  7-79  Gew.    , 

0-216  Proc. 

119  (Jew.  Proc, 

0-875  Vol.  . 

0-121       , 

0-013       , 

0i)58       , 

0-006       . 

0-147       . 


1-0107 

702  Proc. 
I  6-90  Vol.  Proc. 
I  6-83  Gew.    , 

0-145  Proc. 
1-69  (Jew.  Proo. 
0-654  Vol.     , 

0-089  Proc. 

0K)08      , 

(am    , 

0-002     , 
0-087      . 

27 


418  Nahrungsmitten 

M.  VizBRN  (J.  Pharm.  Chim.  (6)  13^  394)  kritisirt  das  KoHMSTEiM^sche 
Verfahren  zum  Nachweise  freier  Schwefelsäure  in  Essig  und  giebt  selbst 
eine  Methode  zum  Nachweise  dieser  und  Ton  Salzsäure  an.  Zu  einer  Probe 
des  fraglichen  Essigs  wird  eine  salzsaure  Chlorbariumlosung,  zu  einer  zweiten 
mit  Kali  neutralisirten  Probe  Salpetersäure  und  Höllenstein  zugefügt.  Hat 
das  erstere  einen  Niederschlag  erzeugt,  so  wird  die  vorhandene  Gesamt- 
Schwefelsäure  als  Bariumsulfat  bestimmt.  50  cbcm  Essig  werden  eingedampft 
und  geglüht,  im  Rückstand  wird  die  gebundene  Schwefelsäure  ermittelt.  Die 
Differenz  beider  Bestimmungen  ergiebt  die  freie  Schwefelsäure.  In  ana- 
loger Weise  erhält  man  die  freie  Salzsäure.  —  Fohrino  (Pharm.  Centr.  27, 
285)  erkennt  freie  Mineralsäuren  im  Essig  daran,  dass  Schwefelzink  bei 
Gegenwart  derselben  im  Essig  Schwefelwasserstoff  entwickelt.  —  H,  Haobr 
(ibid.  292)  führt  den  Nachweis  freier  Mineralsäuren  durch  Gurgunbalsam 
(ostind.  Copaivabalsam),  welcher  sich  in  reinem  Essig  nicht  blauviolett  iarbt, 
wohl  aber  bei  Anwesenheit  von  Schwefelsäure  oder  Salzsäure. 

W.  Fresenids  (Z.  an.  Ch.  26,  59)  hat  das  Oxxo'sche  Acetometer 
modificirt. 

15.  Conservirnng  von  Nahrangsmitteln. 

In  DiNOL.  268,  68  wird  ein  Verfahren  zur  Conservirmig  von  Nahrungs- 
mitteln, speciell  von  Fleisch  und  Fischen  durch  Salzlösungen  angegeben. 
Die  Nahrungsmittel  werden  im  Vacuum  mit  der  Kochsalzlösung  imprägnirt. 
—  A.  R.  RosB»  (Z.  Fleischbesch.  1887,  No.  47,  Techniker  9,  No.  I)  ver- 
packt die  Nahrungsmittel  in  Fässer  von  Stahl  und  imprägnirt  sie  mit  einer 
Lösung  von  Borsäure,  Weinsäure  und  Kochsalz  (zusammen  3  Proc.)  in 
97  ThL  Wasser. 

Leo  Liebbrmanm  (Rep.  an.  Ch.  6,  612)  veröffentlicht  seine  Versuche, 
welche  er  über  den  Wert  verschiedener  Conservirungsmittel  (Boroglycerid, 
Borax  und  Borsäure)  und  der  JoHEs'schen  Methode  (Borsäure-  und  Salicyl 
säureimprägnirung)  angestellt  hat. 

A.  ScHDLTB  (Laborat.  d.  agricult.  Chem.  Vers.  St.  Münster  1887)  analy- 
sirte  eine  Anzahl  Gemüseconserven  aus  der  Fabrik  von  C.  H.  Knorr  in 
Heilbronn.  Die  Conservirung  geschieht  durch  Dämpfen  im  Vacuumapparate 
und  Trocknen  mit  erwärmter  Luft. 

Zimmermann  in  Bauzen  hat  einen  Trockenapparat  für  Obst  und  Gemüse 
angegeben  (D.  P.  35483). 

H.  Hbnckb  <&  Comp,  in  Darmstadt  (D.  P.  35558)^)  hat  Neuerungen 
an  seiner  auch  zur  Herstellung  von  Futtermittelconserven  bestimmten  Darre 
angebracht.  Bei  ganz  dünnflüssigen  Producten  ist  es  notwendig,  dieselben, 
ehe  sie  auf  die  Walzenbatterie  gelangen,  durch  Eindampfen  zu  verdicken.  Zu 
dem  Zwecke  ist  über  derselben  eine  auf  Rollen  L  horizontal  über  den  Feuer- 
canälen  Z  um  die  verticale  Achse  W  rotirende  Abdampfschale  0  angebracht. 
Das  flüssige  Product  wird   beim  Feuereingang  Z^  continuirlich   aufgebracht 

1)  TechiL-chem.  Jahrb.  6,  S.  824. 


Nahrungsmittel. 


419 


feststehende  Schabervorrichtung  P 
Flg.  215. 


tmd  beim  Feuerausgang  Z^  durch  eine 
abger&umt.  An  Stelle  der  Walzen- 
batterie selbst  kann  ein  einziger  von 
innen  geheizter  Cylinder  mit  mehreren 
kleinen  Druck  walzen  angeordnet  werden. 
Einen  Beitrag  zur  Frage  der 
Oesundbeitssch&dliehkeit  der  Sali cyl  • 
ääure  liefert  K.  B.  Lehmann  (Arch. 
Hyg.  5,  483).  Verf.  hat  zwei  gesunde 
Arbeiter  veranlasst,  vom  23.  November 
1885  bis  21.  Februar  1886  täglich  in 
einem  halben  Liter  Bier  5  cbcm  einer 
lOprocentigen  Salicylsäurelosung  zu 
nehmen.  Während  dieser  Zeit  erfreu- 
ten dch  beide  Personen  des  besten 
Wohlseins.  Es  ergiebt  sieh ,  dass  V'  fi  Salicylsäure  pro  Tag  in  reichlicher 
Flüssigkeit  genossen  unschädlich  ist,  auch  wenn  dieser  Genuss  monatelang 
fortgesetzt  wird. 

Eine  Commission,  bestehend  aus  Bertbblot,  Bbrobron,  Roussbl,  Proust, 
Brooarobl,  Vallin  (Referent)  u  A.,  hat  an  den  franzosischen  Handels- 
minister,  auf  dessen  Anfrage  an  die  Academie  de  Medecine  zu  Paris,  einen 
Bericht  (Bull,  de  TAcad.  Med.  de  Paris  (2)  10,  583)  über  die  Zulässigkeit 
der  Salicylsäure  als  Zusatz  zu  Nahrungsmitteln,  erstattet,  worin  ausgesprochen 
wird,  dass  durch  ärztliche  Beobachtung  festgestellt  ist,  dass  selbst  schwache 
Dosen  von  Salicylsäure  und  ihrer  Derivate ,  täglich  und  fortgesetzt  zu  sich 
genommen,  bei  schwachen  und  kranken  Personen  schädlich  wirken  können, 
und  dass  deshalb  der  Gebrauch  der  Salicylsäure  für  genannten  Zweck  zu 
verbieten  sei. 

CcBTMANK  (Pharm.  Post.  10,  693)  schlägt  zum  Nachweise  der  Salicyl- 
säure vor,  dieselbe  in  ihren  Methyl-  (Gaultheriaöl)  oder  Aethyläther  über- 
zufahren. —  Hbnri  Tafpb  CBull.  soc.  Chim.  46,  808)  benutzt  beim  Nachweis 
Jer  Salicylsäure  in  Nahrungsmitteln  zur  Extraction  derselben  ein  Gemenge 
von  Aether  und  Petroleumäther. 

üeber  die  hygienische  Bedeutung  des  in  Speiseconserven  enthaltenen 
Bleis  berichtet  Rjalthchrvsky  (Chera.  C.  Bl.  17,  926). 

B.    PROSKAUBR. 

Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfuhr 

Ausfuhr 

Einfuhr      Ausfuhr 

an  Kaffee,  rohem 

„  Cacao  in  Bohnen 

,  Thee 

l  236  305 
36  880 
17  826 

255 
19 
66 

l  181  19(j|          275 
33  022'             2 
18  894;          63 

27* 

420 


Nahrungsmittel.    Düngemittel,  Abfölle,  Desinfection. 


Waarengattung 


im  Jahre  1886  die 


Binftihr 


Ansfolir 


im  Jahre  1885  die 


Eintehr 


an  Butter,  auch  künstlicher .... 

„  Arrac,  Cognac,  Rum,  Franzbrannt- 
wein      

9   Spiritus,  roh  und  raffinirt  (Sprit) 

„  Torstehend  nicht  genannten  Brannt- 
wein    .    .    .    • 


51190 

42  243 

1  110 

3  554 


123  041 

1138 
745  880 

18  873 


42  840 

56  371 
1149 

5124 


140  687 

1499 
876  804 

18  975 


XXXY.  Düngemittel,  Abfälle,  Desinfection. 

1.  Düngemittel  aus  mineralischen  nnd  tierisclien 
Stoffen. 


Verarbeitung  naturlicher  Phosphate.  Grdnnbb  (Chem.  Z.  1885, 
macht  Mitteilungen  über  das  PhosphoritTorkommen  in  Spanien,  ins> 
besondere  bei  Lagrosan,  südöstlich  von  Trujillo  in  Estremadura,  bei  Caceres 
in  der  gleichnamigen  Provinz,  bei  Zarza  la  Mayor  und  Ceclaviu  an  der 
portugiesischen  Grenze,  gleichfalls  in  der  Provinz  Caceres. 

Ueber  die  Zusammensetzung  und  Zersetzung  des  Redondaphosphats 
berichtet  Täte  (Joum.  soc.  chem.  Ind.  5^  570).  Das  Phosphat  enthält  im 
Durchschnitt  38*5  ?^0\  22  Al^O^,  10-5  Fe'O^,  6-5  unlösliche  Süicate, 
1  nicht  ermittelte  Bestandteile  und  Spuren  von  Kalk,  21"5  Wasser  (Verlust 
beim  Glühen);  der  Gehalt  an  Tricalciumphosphat  berechnet  sich  danach  zu 
84  Proc.  Das  Phosphat  lässt  sich  durch  Schmelzen  mit  Alkalisalzen  auf- 
schliessen.*)  Man  war  hierbei  bis  jetzt  immer  der  Ansicht,  dass  zur 
Löslichmachung  der  Phosphorsäure  die  angewendete  Menge  Alkali  so  gross 
sein  müsse,  um  aus  der  Phosphorsäure  Triphosphat  und  aus  der  Thonerde 
Aluminat  zu  bilden.  Verf.  zeigt  nun,  dass  schon  mittelst  einer  nur  zur 
Entstehung  von  Monophosphat  ausreichenden  Salzmenge  fast  alle  Phosphor- 
säure löslich  wird.  Es  können  so  43  Proc.  an  Natriumsalz  erspart  werden.. 
Beim  Aufschliessen  mittelst  Kochsalz  und  Dampf  oder  mittelst  Natrium- 
sulfat und  Kohle  wurden  86*6  bezw.  91  Proc.  Phosphorsäure,  aber  nur 
Spuren  von  Thonerde  löslich  gemacht.  Durch  Schmelzen  mit  Salpeter 
wurden  96'4  Proc.  Phosphorsäure  und  38*1  Proc.  Thonerde  löslich  gemacht. 
Aus  der  nach  einer  dieser  drei  Methoden  erhaltenen  Lösung  von  Natrium- 
phosphat kann  durch  Fällen  mit  Kalk  Tricalciumphosphat  erzeugt  werden, 
das  man  durch  Behandeln  mit  Schwefelsäure  in  lösliches  MonoCalcium- 
phosphat  umwandeln  kann.  —  Das  fein  gepulverte  Redondaphosphat 
erweist  sich  auch  an  sich  als  wirksames  Düngemittel. 

>)  T«chn.-chem.  Jahrb.  7,  S.  388. 


i 


r 


Dängemittel,  Abfölle,  Desinfection.  421 


Kraut  in  Hannover  fährt  nach  D.  P.  35538  mineralische  Phos- 
phate in  einen  Zustand  ober,  in  welchem  sie  leichter  und  rascher  als  im 
natürlichen  Zustande  durch  S&uren  und  durch  w&ssriges  citronensaures 
Ammoniak  zersetzt  und  gelöst  werden  und  der  Einwirkung  der  Atmos- 
phärilien besser  zugänglich  sind.  Man  setzt  soviel  Kalk  hinzu,  dass  im 
fertigen  Fabrikat  auf  1  Mol.  Phosphors&ureanhydrid  (P'O^)  mindestens 
4  Mol.  Kalk  vorhanden  sind;  femer  fugt  man  einige  Procente  kohlensaures 
Alkali  hinzu.  Wendet  man  statt  des  letzteren  schwefelsaures  Alkali, 
schwefelsaure  Kalimagnesia  oder  Kainit  an,  so  setzt  man  noch  so  viel 
Kalk  zu,  als  zur  Ueberfährung  des  darin  enthaltenen  Alkalisulfats  in  Car- 
bonat  erforderlich  ist.  Man  formt  die  Mischung  zu  Steinen  und  brennt  bis 
zur  Sinterung. 

Verarbeitung  von  Entphosphernngttohiackea.  Eine  sehr  phosphor- 
reiche Schlacke  liefert  das  vom  Peiner  Walzwerk  verarbeitete  Roheisen 
der  Iselder  Hütte.  Diese  Schlacke  wird  von  der  Firma  Bbtbob,  Obaob  & 
ToTTB  in  Magdeburg  auf  Phosphatmehl  verarbeitet.  Die  Schlacke  wird 
zui^chst  auf  Brech werken  gebrochen,  hierauf  werden  die  gröberen  Eisen- 
stücke  durch  Magnete  ausgezogen,  dann  wird  die  Schlacke  erst  auf  Koller- 
gängen, weiter  auf  Walzwerken  und  hierauf  in  sehr  zweckdienlichen  neueren 
Mühlen  (sogenannten  SecUanai  miüs)  weiter  zerkleinert.  Nach  dem  ersten 
Mahlen  werden  die  noch  in  der  Schlacke  verbliebenen  kleineren  Eisenstücke 
durch  Magnete  herausgezogen,  dann  wird  die  Schlacke  weiter  gemahlen  und 
durch  Sieben  in  Korngrössen  von  0*5,  0*4,  0*3,  0'2,  0*1  mm  und  in  noch 
feineren  Staub  geschieden.  Das  Phosphatmehl  enthält  20—24  Proc.  P"0* 
und  48—56  Proc.  CaO.  —  Das  Peiner  Phosphatmehl  der  Firma  Hoybbmahn 
in  Nienburg  a.  d.  Weser  wird  aus  dem  in  der  Thomashütte  in  Peine  ge- 
wonnenen Material  hergestellt  und  enthält  20—24  Proc.  P'O*,  50  Proc. 
CaO,  5  Proc.  MgO,  3—5  Proc.  SiO^  20  Proc.  indifferente  Stoffe. 

Klbin  (Chem.  Z.  10,  721)  sowie  Jbnsch  (das.  10,  820;  Ber. 
19,  3093)  finden,  dass  der  Gehalt  der  Thomasschlacke  an  Eisen- 
phosphoret  ein  äusserst  geringer  ist  und  nur  etwa  1*5  Proc.  beträgt. 
Das  Eisenphosphoret  verwandelt  sich  im  Boden  binnen  eines  Vierteljahres 
in  Phosphat. 

P.  Waonbr.  Die  Thomasschlacke,  ihre  Bedeutung  und  An- 
wendung als  Düngemittel  (F.  Wintbr,  Darmstadt  1887).  Verfasser 
verwirft  im  Einklang  mit  anderen  Forschern  die  Herstellung  von  Super- 
phosphat  und  Präcipitat  aus  der  Schlacke  als  zu  teuer  und  als  zwecklos. 
Das  Kalkphosphat  der  Schlacke  ist  vermutlich  wegen  der  üebersättigung 
mit  Kalk  leichter  im  Boden  zersetzbar  als  Phosphorit  und  andere  natürliche 
Phosphate.  Verfasser  verwirft  die  Felddüngungsversuche  und  die  Sandkultur- 
Versuche  von  FiTTBooBN  uud  hat  im  Verein  mit  mehreren  Anderen  in  der 
Versuchsstation  Darmstadt  Versuche  mit  natürlichen  Böden  angestellt,  die 
in  mehr  oder  weniger  grossen  Behältern  sich  befanden.  Die  Versuche 
ergaben  in  der  Hauptsache,  dass  feingemahlene  Schlacke  ungleich  wirksamer 


422  Düngemittel,  Abfalle,  Desinfection. 

ist,  als  gröbere,  dass  dagegen  ein  Mehl,  dessen  Teile  ein  Drahtsieb  voa 
0*2  mm  Drahtabstand  passiren,  einem  solchen,  dessen  Körner  durch  ein 
0*1  mm-Sieb  hindurchgehen,  annähernd  gleichwertig  ist.  Es  bewirken  bei 
der  feingemahlenen  Schlacke,  von  welcher  80  Proc.  durch  das  0  1  mm-Sieb 
gehen,  200  kg  Thomasschlackenphosphorsäure,  im  Frühjahr  in  den  Acker 
gebracht,  schon  im  ersten  Sommer  nach  der  Düngung  den  gleichen  Mehr- 
ertrag wie  100  kg  Superphosphatphosphorsaure. 

Nach  Marcker's  Versuchen  (CBl.  Agric.  Chem.  1887,  148)  zeigte  die 
Phosphorsäure  der  feingemahlenen  Thomasschlacken  durchschnittlich 
50  Proc.  der  Wirksamkeit  der  wasserlöslichen  Phosphorsäure  und  zwar  auch 
in  den  besseren  Bodenarten.  Bei  den  im  Moorboden  ausgeführten  Versuchen 
war  die  Phosphorsäure  der  Thomasschlacke  gleichwertig  mit  der  Phosphor- 
säure der  Präcipitate.  Es  gelang  jedoch  nicht,  selbst  durch  hohe  Gaben  von 
Thomasschlacke  die  durch  die  geringeren  Mengen  löslicher  Phosphorsäure 
erzielten  Mehrerträge  zu  erreichen,  weshalb  zu  einer  einseitigen  Anwendung 
der  Thomasschlacke  in  den  besseren  Bodenarten  noch  nicht  geraten  werden 
kann.  Man  wird  vielmehr  neben  der  Tbomasschlacke  noch  wasserlösliche 
Phosphorsäure  anwenden  müssen,  so  für  Gerste  und  Hafer  200  kg  Thomas- 
schlacke und  18  kg  wasserlösliche  Phosphorsäure,  anstatt  36  kg  der  letzteren 
und  für  Zuckerrüben  400  kg  Thomasschlacke  und  36  kg  wasserlösliche 
Phosphorsäure  statt  72  kg  der  letzteren  für  den  Hektar.  Für  die  Wirksam- 
keit der  Schlacke  ist  feinste  Mahlung  erforderlich. 

FiTTBOGEN  (CBl.  Agric.  Chem.  1886,  520)  hat  vergleichende  Dün- 
gungsversuche mit  verschiedenen  Phosphaten  gemacht.  Topfversuche 
ergaben,  dass  die  Phosphorsäure  in  gemahlener  Thomasschlacke  (Peiner 
Phosphatmehl),  ScHEniLER^schem  Präcipitat  und  Nienbdroer  Präcipitat,  Patent 
Hotermann,  ungeföhr  halb  so  stark  wirkt  als  in  Monocalcium-  und  Dicalcium- 
phospat  und  dass  die  Wirkung  der  drei  Handelsphosphate  sehr  erhöht  wird 
durch  einen  Zusatz  von  Humussäure  oder  humussaurem  Calcium.  Hier  wie 
auch  bei  den  Feldversuchen  ist  die  Thomasschlacke  hinter  den  aus  ihr  her- 
gestellten Präcipitaten  nicht  zurückgeblieben,  wozu  wohl  wesentlich  ihre  feine 
Verteilung  beiträgt.  Die  Bestimmung  der  citratlöslichen  Phosphorsäure  liefert 
kein  zutreffendes  Bild  von  der  Wirksamkeit  der  drei  Phosphate;  es  wurde 
gefunden;  für  das  ScHEisLER^sche  Präcipitat  12*4  Proc.  (1*2  wasserlöslich) 
bei  31*4  Gesamtphosphorsäure,  für  das  Nienbdrger  Präcipitat  11*1  Proc. 
(bei  21*7  Proc.  Gesamtphosphorsäure  und  für  die  Thomasschlacke  5*73  Proc. 
citratlösliche  P.  bei  19  Proc.  Gesamtphosphorsäure.  Bei  den  Feldversuchen 
auf  einem  an  Phosphorsäure  nicht  armen  Boden  wirkten  die  angeführten 
Phosphate  ungeföhr  ebenso  stark  wie  Superphosphat  und  unter  einander 
ziemlich  gleich.  Zu  Gunsten  der  Thomasschlacke  spricht  aber  der  Umstand, 
dass  sie  dasselbe  Resultat  mit  dem  geringsten  Kostenaufwand  erreichen  lässt. 

RiMPAü,  das.  S.  524,  kommt  in  Betreff  der  Düngung  von  Nie- 
derungsmoor  ebenfalls  zu  dem  Resultat,  dass  Präcipitat  und  Thomas- 
schlacke sich  als  gleichwertig  erweisen.  Vgl.  auch  das.  S.  732,744, 815,824, 8?6. 


Düngemittel,  Abfalle,  DesiDfection.  423 

Zur  Bestimmung  des  Feinheitsgrades  der  gemahlenen  Thomas- 
mehl acke  benutzt  die  Moor-Versuchsstation  Bremen  nach  GBl.  Agric.  Chem. 
1887,  69  Schuttelwerke  von  A.  F.  Wbiland  in  Bremen  und  schüttelt  damit, 
nachdem  die  gröberen  Stücke  aus  dem  ganzen  Huster  durch  ein  1*5  mm 
Sieb  entfernt  und  gewogen  sind,  von  dem  Durchgesiebten  eine  Probe  von 
50  g  eine  halbe  Stunde  in  einer  Siebtrommel,  welche  mit  Drahtgase  No.  100 
(glattes  Gewebe)  von  Amandds  Kahl  in  Hamburg  bespannt  ist  Der  auf 
dem  Sieb  verbleibende  Rückstand  wird  gewogen.  Die  Differenz  100  minus 
Rückstand  ist  die  gesuchte  Grosse,  von  der  noch  die  den  ganz  groben  Teilen 
entsprechende  Menge  abzuziehen  ist.  Die  Schlacke  soll  so  mindestens 
75  Proc.  Feinmehl  geben,  welches  durch  das  Sieb  No.  100  hindurchgeht  und 
somit  eine  Komgrösse  unter  0*03  qmm  besitzt. 

G.  Dbcmblandt  in  Potsdam  gewinnt  freie  Phosphorsäure  und 
Alkaliphosphate  aus  Thomasschlacke  und  anderen  basischen  Phosphaten 
mittelst  Oxalsäure  und  deren  Alkalisalzen.  (D.  P.  38282).  Das  Verfahren 
beruht  darauf,  dass  die  Phosphate  durch  aufeinanderfolgende  Behandlung 
mit  Oxalsäure  und  Ammoniak  oder  durch  Behandlung  mit  Ammoniumoxalat 
ihre  Basen  an  die  Oxalsäure  und  die  Phosphorsäure  an  das  Ammoniak  ab- 
geben. Die  Schlacke  wird  mit  Oxalsäurelösung  gekocht,  wobei  sämt- 
liche Phosphorsäure  neben  Eisen  und  Mangan  in  Lösung  gehen,  wäh- 
rend Oalciumoxalat  etc.  ungelöst  bleibt.  Durch  Zusatz  von  Ammoniak  zur 
Lösung  fallt  Eisen- und  Manganoxalat  aus;  Ammoniumphosphat,  -Oxalat  und 
Kieselsaure  bleiben  gelöst;  nach  dem  Eindampfen  ksystallisirt  Ammonium- 
oxalat heraus;  den  Rest  desselben  ^It  man  mittelst  sauren  Calciumphosphats 
aus.  Die  verbleibende  Lösung  von  Ammoniumphosphat  und  Kieselsäure 
giebt  durch  Abdampfen  und  Glühen  Ammoniak  und  einen  Rückstand  von 
Phosphorsäure  und  Kieselsäure,  aus  dem  durch  Schmelzen  mit  Ohlorkalium 
und  Chlomatrium  Salzsäure  neben  Alkaliphosphat  und  Kieselsäure  darge- 
stellt werden.  Die  erhaltenen  Oxalate  werden  durch  Salz-  oder  Schwefel- 
säure zersetzt,  um  freie  Oxalsäure  zu  geben,  oder  sie  werden  zur  Wieder- 
herstellung von  Alkaliphosphat  mit  Alkalilauge  gekocht.  Aus-  der  Thomas- 
schlacke werden  vor  der  Verarbeitung  die  freien  Basen  zweckmässig  nach 
dem  Verfahren  des  Patentes  No.  32958  durch  Salmiak  abgeschieden.  0 

Hanisch  \md  Schrobdbr  in  Neumühl-Hamborn  a.  Rhein  haben  ein 
Verfahren  zur  Extraction  von  phosphorsaurem  Kalk  aus  Phos- 
phaten angegeben  (D.  P.  37209).  Tricalciumphosphat  wird  in  der  Kälte 
von  Schwefligsäure  gelöst  und  ftllt  in  der  Siedehitze  unter  Entwickelung 
der  Schwefligsäure  wieder  aus.  Man  bedient  sich  dieser  Eigenschaft,  um 
die  in  Schwefligsäure  unlöslichen  Bestandteile  der  Rohphosphate  vom  Tri- 
caldumphosphat  zu  trennen.  Enthalten  aber  die  Phosphate  kohlensauren 
Kalk  oder  freien  Kalk,  so  gehen  dieselben  mit  dem  Calciumphosphat  in 
Lösung  und  werden  beim  Kochen  als  Sulfite   mit   ausgefällt.     Um    dies   zu 

»)  Tecbn.-cbem.  Jahtb,  8,  S.  375. 


424  Düngemittel,  Abfalle,  Desinfection. 

Yerbindern,  werden  kohlensaurer  Kalk  und  freier  Kalk  vor  der  Behandlung 
Biit  Schwefligsäure  an  Schwefelsäure  gebunden  und  dadurch  in  Schweflig- 
säure  unlöslich  gemacht.  Bei  Thomasschlacke  empfiehlt  es  sich,  das  mit 
Schwefelsäure  behandelte  Pulver  zu  Ziegeln  zu  formen,  in  einem  Calcinir- 
ofen  zur  Rotglut  zu  erhitzen,  die  so  erhaltenen  porösen  Massen  zu  zer- 
kleinern und  dann  mit  Schwefligsäure  systematisch  auszulaugen.  Da  durch 
das  Kochen  der  mittelst  Schwefligsäure  erhaltenen  Phosphatlösung  nicht 
sämtliche  Schwefligsäure  ausgetrieben  werden  kann,  so  wird  zur  Entfernung 
aller  Schwefligsäure  durch  die  noch  heisse  Lösung  ein  Strom  kalter  Luft  ge- 
blasen. Hierdurch  wird  zugleich  die  Lauge  abgekühlt,  so  dass  beim  nach- 
herigen Filtriren  die  etwa  noch  vorhandenen  Spuren  von  Schwefligsäure 
nicht  entweichen  und  die  Arbeiter  belästigen.    (D.  P.  38120.) 

T.  TwTNAM  in  Midlesborough,  Yorkshire,  hat  im  E.  P.  6866  vom  6.  Juni 
1885  mehrere  Verfahren  angegeben,  um  basische  Schlacken  auf  Alkali- 
phosphate zu  verarbeiten.  Zu  dem  Zwecke  wird  die  Schlacke  mit  einem 
Alkalicarbonat  geschmolzen.  Statt  dessen  kann  man  auch  Alkalihydroxyd 
oder  -Sulfat  oder  -chlorid  verwenden.  Bei  Anwendung  eines  Sulfates  ist 
eine  oxydirende  Atmosphäre  erforderlich;  die  sich  entwickelnde  Schweflig- 
säure wird  condensirt,  während  man  bei  Benutzung  von  Alkalichlorid  einen 
Dampfstral  auf  die  Schmelze  einwirken  lässt,  wodurch  Salzsäure  frei  wird. 
Die  Menge  Alkali,  welche  die  grösste  Ausbeute  an  löslichem  Phosphat  giebt, 
muss  iedesmal  durch  einen  Yorversuch  festgestellt  werden.  Man  kann 
auch  die  Schlacke  fein  mahlen  und  dann  mit  oder  ohne  Druck  mit  einer 
concentrirten  Lösung  eines  Alkalicarbonats  oder  Hydroxyds  kochen. 
(Vgl.  S.  138) 

Baron  M.  von  Maltzan  in  Doberan  (Mecklenburg).  Verarbeitung 
von  Kalk  oder  kohlensauren  Kalk  enthaltenden  Phosphaten 
(D.  P.  36366).  Der  freie  Kalk  oder  der  kohlensaure  Kalk  werden  in  Sulfet 
übergeführt,  indem  man  die  Phosphate  mit  Wasser  und  Schwefligsäure  be- 
handelt und  die  Masse  ev.  zusammen  mit  der  darüber  stehenden  Flnssigkat 
zur  Trockne  bringt  und  im  Luffestrom  ev.  unter  gleichzeitiger  Verwendung 
von  Wasserdampf  glüht.  Enthalten  die  Rohphosphate  Eisen  oder  Mangan, 
so  werden  sie  zunächst  nach  D.  P.  No.  32096  oder  wie  oben  mit  Schwef- 
ligsäure behandelt.  Die  Lösung  wird  dann  eingedampft  und  der  Rückstand 
erst  unter  Luftabschluss  und  dann  unter  Luftzutritt  ev.  unter  Verwendung 
von  Wasserdampf  geglüht.  Bei  diesem  Verfahren  soll  aus  dem  Galcium- 
sulfit  durch  Glühen  bei  Luftabschluss  Schwefelcalcium  entstehen  und  dieses 
soll  das  Eisen-  bezw.  Manganphosphat  zersetzen.  Bei  Glühen  unter  Luft- 
zutritt werden  dann  die  Metalle  in  Oxyde  übergeführt.  (Vgl.  D.  P.  36864) 
Man  kann  bei  diesem  Verfahren  vor  oder  nach  der  Behandlung  mit  Scbwef- 
ligsäure  oder  vor  dem  Glühen  eine  dem  Eisenphosphat  äquivalente  Menge 
von  Alkalichlorid  hinzusetzen,  wodurch  das  Eisenphosphat  beim  Glühen  in 
Chlorür  und  dieses  in  Eisenoxyd  übergeführt  wird.  Zur  Darstellung  von 
Magnesiumphosphat  wird  nach  demselben  (D.  P.  S733B)  die  Lösung  von 


Düngemittel,  Abf&lle,  Desinfection.  425 

Kalkphosphat  in  Schwefligsäure  mit  Magnesiumsulfiat  versetzt  Die  von  dem 
sich  ausscheidenden  Gyps  abfiltrirte  Lösung  wird  mit  Magnesiumoxyd,  -hydro- 
xyd  oder  -carbonat  versetzt,  wodurch  Magnedumphosphat  ausgefällt  wird. 
Die  überstehende  Losung  von  Magnesiumsulfit  wird  durch  oxydirende  Mittel 
(Luft  etc.)  wieder  in  Sulfat  übergeführt,  welches  zur  Abscheidung  des 
Kalkes  einer  neuen  Menge  mit  Schwefligsäure  in  Losung  gebrachter  Kalk- 
phosphate dient.    (Vgl.  auch  S.  154). 

Baron  von  Maltean  in  Doberan  hat  femer  das  im  D.  P.  32096  0 
von  DiBTRicB  angegebene  Verfahren  zur  Verarbeitung  unreiner  Rohphos- 
phate abgeändert  (D.  P.  36374.)  Die  Aetzkalk  oder  Calciumcarbonat  enthalten- 
den Rohphosphate  werden  nach  dem  Hauptpatent  bei  400  <>  G.  mit  Schwefligsäure 
behandelt  und  dann  einer  Oxydation  unterworfen.  Die  Oxydation  soll  nun 
fortfallen.  Dafür  werden  die  mit  Schwefligsäure  behandelten  Rohphosphate 
auf  Präcipitat(Dicalciumphosphat)  verarbeitet,  indem  man  die  eine  Hälfte 
mit  so  viel  Mineralsäure  versetzt,  dass  alle  Phosphorsäure  in  Lösung  geht 
und  dann  die  andere  Hälfte  hinzugiebt,  wodurch  die  gesamte  Phosphor- 
säure in  Dicalciumphosphat  übergeführt  wird.  Das  Verfahren  kann  auch 
auf  nach  D.  P.  36366  vorbehandelte  Rohphosphate  Anwendung  finden.  Man 
kann  femer  die  Reaction  in  der  Weise  ausführen,  dass  mau  das  ganze 
Rohphosphat  direct  mit  der  zur  Bildung  von  Dicalciumphosphat  erforder- 
lichen Menge  Säure  behandelt.  Schliesslich  kann  man  auch  die  Kalk- 
phosphate auf  Bimagnesiumphosphat  verarbeiten,  indem  man  sie  unter 
gleichzeitigem  oder  nachfolgendem  Zusatz  vonMagnesiumsulfat  mit  Schweflig- 
säure sättigt  und  die  Lösung  mit  Magnesia,  Magnesiumhydroxyd,  Magnesium- 
carbonat  oder  Magnesiumtriphosphat  fallt. 

Nach  dem  D.  P.  36380  kann  die  zur  Vorbehandlung  der  Aetzkalk 
enthaltenden  Rohphosphate  dienende  Schwefligsäure  durch  Schwefelwasser- 
stoff oder  solchen  enthaltende  Gase  ersetzt  werden,  indem  man  aus  dem 
Aetzkalk  durch  Schwefelwasserstoff  Sulfide  bildet  und  diese  durch  Glühen 
bei  Luftzutritt  in  Calciumsulfat  überführt.     (Vgl.  auch  S.  138  f.) 

StlokstofTdünger.  Märckbr  (CBl.  Agric.  Chem.  1886,  233,  448)  be- 
spricht die  Frage,  ob  bei  dem  jetzigen  Preise  von  schwefelsaurem 
Ammoniak  eine  Düngung  mit  diesem  Salze  noch  vorteilhaft  ist  gegenüber 
der  Anwendung  von  Chilisalpeter.  Er  bejaht  die  Frage  für  den  Fall, 
dass  der  Ammonstickstoff  um  ein  Viertel  billiger  ist,  als  der  Chilisalpeter- 
stickstoff und  für  die  Düngung  des  kalkreichen,  sorgföltig  cultivirten  Lehm- 
bodens. In  diesem  wirkt  das  schwefelsaure  Ammoniak  sicher  bei  den 
meisten  Feldfrüchten.  Eine  Ausnahme  hiervon  bilden  die  Futterrüben  und 
Zuckerrüben,  für  welche  die  Ammoniaksalze  nicht  die  geeignete  Form  der 
Stickstoff düngung  darstellen  und  Chilisalpeter  anzuwenden  ist.  Durch  eine 
im  Verhältnis  von  4  zu  3  stärkere  Stickstoffgabe,  also  Verwendung  von 
entsprechend  mehr  schwefelsaurem  Ammoniak,   darf  man  bei  Winterweizen, 

1)  Techii.-€heiii.  Jahrb.  8,  S.  87L 


426  Düngemittel,  Abfalle,  Desinfection. 

Gerste  und  Kartoffeln  dieselben  Erträge  erwarten,  als  bei  Düngung  mit 
Ohilisalpeter.  Zu  einer  Anwendung  ammoniakalischer  Düngemittel  neben 
dem  Stalldünger  ist  jedoch  keinesfalls  zu  raten,  da  die  Wirkung  ganz  un- 
befriedigend ist. 

Bei  der  Conservirung  und  Desinficirung  von  Schlächtereiblut  hat 
Alex  Müller  (Landw.  Vers.-Stat.  82,  301)  folgende  Erfahrungen  gemacht. 
Zur  Verarbeitung  von  Blut  auf  Dünger  sind  Beimengungen  von  Torftnull 
und  Kalk  sehr  zu  empfehlen.  Zur  Verhütung  sanitärer  Missstände  leisten 
Zusätze  von  Manganchlorür  und  von  Salzsäure  nicht  viel.  Dagegen  schützt 
freie  Schwefligsäure  das  Blut  gut  gegen  Fäulnis  und  zwar  so  lange,  als 
sie  nicht  durch  den  Luftsauerstoff  oxydirt  ist.  Gebundene  Schwefligsäure 
wirkt  weniger  stark ;  es  ist  deshalb  bei  Anwendung  des  jetzt  viel  benutzten 
doppelschwefligsauren  Kalks  ein  entsprechender  Zusatz  von  Salzsäure  oder 
Schwefelsäure  zu  machen. 

Nach  VON  Stein  in  Gr.  Kochberg  bei  Rudolstadt  a.  S.  wird  zur  Dar- 
stellung eines  Blutdüngers  (D.  P.  36094)  das  Blut  mit  saurem  phosphor- 
saurem Kali  durchgearbeitet  und  dann  mit  so  viel  Potasche  oder  Melasse- 
schlempe-Asche versetzt,  dass  das  saure  phosphorsaure  Kali  in  neutrales 
Salz  verwandelt  wird.  In  die  Masse  wird  Chilisalpeter  und  Blutmehl  ein- 
gerührt. Die  Mischung  wird  zum  Trocknen  ausgebreitet  und  dann  mit 
einem  Gemenge  aus  Dextrin,  calcinirtem  Kaliummagnesiumsulfat  und  kalt- 
wasserloslichem  Natriumsilicat  trocken  gemischt  und  hierauf  gut  getrocknet. 
Der  Dünger  ist  hauptsächlich  zum  Samendünger  bestimmt  und  soll  an 
vorher  mit  Dextrin  präparirten  Samenkornern  gut  haften. 

Diverse  Dünger.  üeber  die  Wirkung  der  Schwefelsäure  als 
Düngemittel')  hat  Fabsky  (GBl.  Agric.  Chem.  1886,  453)  Versuche  an- 
gestellt, nach  denen  sowoi  das  Aufschliessen  der  Composterde  mit 
Schwefelsäure,  als  auch  die  directe  Schwefelsäuredüngung  nicht  vorteil- 
haft ist. 

Die  Kalkabfälle  der  Zuckerfabriken  haben  nach  Holdbflbibs 
und  Strobmbr  (GBl.  Agric.  Ch.  1886,  277)  verschiedenen  Düngewert,  je 
nachdem  sie  Scheideschlamm  oder  der  bei  Entzuckerung  der  Melasse  ab- 
fallende Elutionskalk  oder  Substitutionskalk  sind.  Der  Scheideschlamm 
enthält  die  gerinnbaren  Eiweissstoffe,  die  Phosphorsäure  und  die  Magnesia 
des  Saftes,  vom  Kali  nur  geringe  Mengen.  Der  Melasseentzuckerungskalk 
dagegen  ist  stickstoffarmer  und  fast  frei  von  Phosphorsäure  und  Magnesia. 
Der  Schlamm  ist  überall  da  als  Dünger  angebracht,  wo  man  dem  Boden 
Kalk  zuführen  will,  doch  ist  bei  dem  Scheideschlamm  der  Gehalt  an 
Stickstoff  und  Phosphorsäure  nicht  unbeträchtlich,  insofern  als  er  im  nassen 
Zustande  mit  41  Proc.  Wasser  durchschnittlich,  etwa,  0*3  Proc.  Stickstoff, 
0*9  Proc.  Phosphorsäure  enthält. 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  398. 


Düngemittel,  Abfölle,  Desinfection. 


427 


2.  Städtische  und  gewerbliche  Abfallstoffe. 

Massbt  - Mainwarino  und  Edmdnds  in  London  reinigen  Abwässer, 
indem  sie  Flüssigkeiten  mit  Luft  oder  Gasen  sättigen  und  dann  diese  Flüssig- 
keiten mit  den  zu  reinigenden  Abwässern  unter  Druck  vermischen.  Die 
aasgefallten  Stoffe  werden  auf  irgend  eine  Weise  aus  den  Abwässern  ge- 
wonnen. (D.  P.  35935.)  Dieselben  haben  auch  zur  Behandlung  von  Ab- 
i^ässern   mittelst   atmosphärischer  Fig.  216. 

Luft  eine  Einrichtung  angegeben,    T^  /|^^^^^^ 
welche  aus  einer    oder   mehreren    /i"" 
geraden    oder     gebogenen    Rohre 
besteht,  durch  welche  ein  Strom  des  /n  bohandehulea 
Abwassers   beständig  zuerst  abwärts  diesst  utui  rfaau 
aufwärts  steigt,    und  welche    an  ihre  in  untei(?ii  Eüde 
oder  nahe  bei  demselben  mit  einer  anderen  Rühre  in  '%y_ 
Verbindung   stehen,    durch    die   atiaoHphärisclH^  Luft 
oder  sauerstoffreiches  Wasser  in  das  zu  behaudelüde   ^ 
Abwasser  geführt  wird,  damit  die  orgaiii,sclien  Stoffe  in  ^ 
den  Abwässern  oxydirt  werden.    Statt  der  Röliri^u  kauu   |^ 
auch  ein  durch  eine  verticale,  von  ^\W\\  bis  naho  an   ^ 
den  Boden   reichende  Scheidewand    in  ^\\^\  Ahliuhiii-    ^.,  ,  ,, 
gen  geteilter  Brunnen  c,  welcher  am  Boden  oder  nahe 
am  Boden  mit  der  Druckluftröhre  in  Verbindung  steht,  Anwendung  finden. 
(D.  P.  36242.) 

Nach  WoLFF  (Ztschr.  Ver.  deutsch.  Ing.  81,  100)  eignen  sich  auf- 
geschlossene Schlacken  zum  Klären  von  Schmutzwässem  wegen  ihres 
Eisengehaltes.  Puddelschlacke  mit  bis  54  Proc.  Eisen,  und  Schweissschlacke 
mit  bis  48  Proc.  Eisen  liefern  durch  Aufschliessen  mit  Säuren  Präparate, 
die  nahezu  30  Proc.  Eisen  neben  löslicher  Kieselsäure  und  mehr  oder  weniger 
Phosphorsäure  enthalten  und  die  im  aufgeschlämmten  Zustande  mit  Kalk  ver- 
mischt trefflich  geeignet  sind,  Sielwässer  durch  Fällung  föulnisunfähig  zu 
machen.  Bessemerschlacke  kann  ebenso  wie  Schweissschlacke  angewendet 
werden.  Thomasschlacke  wird  mit  Schwefelsäure  aufgeschlossen.  Der  sich 
abscheidende  Gypsschlamm  kann  den  aus  den  Schmutzwässern  niederge- 
schlagenen Schlammmassen  zugesetzt  werden.  0 

Nach  H.  Wagener  und  A.  Müller  in  Berlin  (E.  P.  629/1885  und  D. 
P.  36714)  werden  städtische  Abfallwässer  zur  Reinigung  zuerst 
durch  Siebe  mit  verschieden  weiten  Maschen  von  den  suspendirten  Teilen 
getrennt.  Die  filtrirte  Flüssigkeit  wird  unter  Zusatz  von  Thonerde  mittelst 
Kalk  gefällt.  Nach  Absonderung  des  Schlammes  lässt  man  sie  in  einer 
Kammer  über  eine  Reihe  von  Trögen  herablaufen.  In  derselben  Kammer 
sind  andere  Tröge  über  einander  und  zwischen  den  vorigen  angeordnet, 
über  welche  Schwefelsäure  herabfliesst.     Man   erzeugt   in   der  Kammer   ein 

*)  Vgl.  Nahmsäk  im  Techn.-chem.  Jabrb.  8,  S.380. 


428  Düngemittel,  Abfölle,  Desinfection. 

Yacuum,  wodurch  das  in  der  Flüssigkeit  enthaltene  Ammoniak  frei  wird, 
sodass  es  von  der  Schwefelsäure  absorbirt  wird.  Aus  den  durch  Siebe  ab- 
geschiedenen Senkstoffen  werden  zunächst  die  fetten  Säuren  und  Fette 
extrahirt  und  die  Faserstoffe  abgeschieden,  der  Rest  wird  mit  Kalk  gemischt 
als  Dünger  verwendet  oder  in  Generatoren  unter  Einleiten  von  Dampf  ver- 
gast. Aus  den  Vergasungsproducten  wird  in  bekannter  Weise  Teer  und 
Ammoniak  abgeschieden;  der  nicht  condensirte  Teil  wird  für  Leucht-  oder 
Heizzwecke  verwendet.  Die  im  Generator  zurückbleibende  Asche  enthält 
viel  Phosphorsäure;  sie  wird  direct  oder  nach  der  Behandlung  mit  Säore 
als  Dünger  benutzt. 

Carl  Libsbnbbrg  in  Münsterberg  reinigt  Abwässer  mittelst  Alkali- 
ferrits  bezw.  Alkaliferritaluminats.  (D.  P.  37882.)  Zur  Herstellung 
des  Natriumferrits  wird  fein  gepulvertes  Eisenerz  oder  ein  eisenhaltiges 
Mineral,  wie  Bauxit,  Thoneisenstein  und  dergl.  mit  Soda  in  einem  Flamm- 
ofen geschmolzen.  Bei  Verwendung  von  Bauxit  oder  dergl.  entsteht  eine 
Doppelverbindung  von  Natriumferrit  und  Nairiumaluminat.  —  Die  Abwässer 
werden  zunächst  mit  Kalkmilch  versetzt,  bis  sie  schwach  alkalisch  reagiren. 
Hierauf  fügt  man  das  Natriumferrit  hinzu,  wobei  sich  Eisenoxydhydrat  aus- 
scheidet, das  die  Bildung  von  Schwefelwasserstoff  verhindert  und  viele  der 
in  Lösung  befindlichen  unorganischen  und  organischen  Verbindungen  ausfällt. 

NachF.  HiLLB  in  London  (E.  P.  1279/1884),  werden  städtische  Ab- 
flusswässer zur  Reinigung,  nachdem  sie  durch  Siebe  von  groben  Bei- 
mengungen getrennt  sind,  mit  einer  Losung  von  Magnesiumchlorid  oder 
Calciumchlorid,  oder  Ferrichlorid  oder  Alaun  oder  einer  Mischung  dieser 
Korper  versetzt  und  dann  in  Absatzgruben  geleitet,  wo  man  ihnen  noch 
Kalkwasser  und  ev.  rohe  Carbolsäure  zugiebt.  Es  entsteht  ein  schwerer 
Niederschlag,  der  nach  dem  Absetzen  und  Trocknen  in  Kuchen  gepresst, 
gemahlen  und  mit  Kainit  oder  einem  künstlichen  Düngemittel  gemischt  wird. 

F  Maxwell  Lttb  in  London  will  zur  Reinigung  von  Abfluss- 
wäs'sern  (E.  P.  900  und  6054/1885)  die  organischen  Stoffe  derselben  durch 
Aluminiumhydroxyd  niederschlagen,  welches  man  in  der  Flüssigkeit  bildet, 
indem  man  ein  losliches  Aluminat  (Natriumaluminat) ,  entweder  mit  einer 
Säure,  oder  mit  einem  sauren  Salz  bezw.  Aluminiumsulfat,  Aluminiumchlorid 
oder  auch  mit  einem  loslichen  Salz  von  Calcium,  Zink,  Magnesium  oder  der 
Erd-  und  Schwermetalle  zersetzt  und  zwar  besonders  mit  Calciumsulfat  oder 
-Chlorid. 

J.  M.  H.  MoRRO  in  Downton,  Wiltshire,  S.  H.  Johnson  und  C.  €. 
Hutchinson  in  Stratfort,  Essex,  benutzen  zur  Reinigung  von  Abfluss- 
wässern  nach  E.  P.  7759/1885  basische  Schlacke,  welche  mit  Schwefel- 
säure von  1*5  spez.  Gew.  versetzt  ist,  um  die  Basen  zu  binden  imd  die 
unlöslichen  Phosphate  löslich  zu  machen.  Das  Product  fügt  man  zu  den 
Abflusswässem  hinzu,  die  vorher  mit  einem  Ueberschuss  von  Kalkmilch  Ter- 
setzt  sind.  Der  sich  absetzende  Schlamm  wird  mit  weiteren  Mengen  von 
aufgeschlossener  Schlacke  oder  mit  Kalksuperphosphat   oder  auch   mit  ba- 


Dongemittel,  Abftlle,  DesinfectioD.  429 

siacher  Schlacke  gemischt  und  dann  in  Filterpreflsen  abgepresst.  Er  ist 
dann  als  Dänger  Terwendbar. 

Nach  J.  Hansor  in  Wakefield  (E.  P.  9587/1884)  sollen  städtische 
Abfluss Wässer,  faulige  Wässer,  sowie  feste  oder  flüssige  Verunreinigungen 
durch  Zusatz  von  Sodaruckständen  oder  einer  Losung  derselben  geruch- 
los gemacht  werden. 

Fbibdr.  Brbtbr  in  Wien  stellt  nach  D.  P.  37900  sehr  feine 
Asbestfasern  her,  die  zur  Bereitung  dunner  Filzschichten  (Asbest- 
mikromembrane) dienen;  letztere  müssen  Fasern  und  Stäbchen  von  we- 
niger als  Vioooo  mm  enthalten,  wenn  sie  ihrem  Zwecke,  der  Zurückhaltung 
mikroskopisch  kleiner  Organismen,  genügen  sollen.  Elastischer  Asbest  wird 
durch  Mahlen  auf  einem  Kollergange  zu  einer  Wolle  zerkleinert.  Diese 
wollartigen  Fasern  werden  auf  einer  GLASSR^schen  Favoritamühle  gemahlen, 
bis  die  Faserlänge  nicht  über  5  mm  und  die  Dicke  der  Faser  ca.  Vio:oo  be- 
trägt. Die  Masse  wird  dann  nass  mit  dem  gleichen  Gewicht  von  gekörntem 
krystallinischen,  kohlensauren  Kalk,  gekörnter  kohlensaurer  Magnesia  oder 
auch  von  gekörnten  Muschelschalen  auf  einer  Farbenreibmühle  oder  der  sog. 
Favoritamühle  zu  einem  homogenen  Brei  verrieben.  Der  Brei  wird  hierauf 
mit  Wasser  verdünnt  und  mit  Salz-  oder  Salpetersäure  versetzt,  bis  die 
Carbonate  zersetzt  sind.  Die  hierbei  entweichende  Kohlensäure  lockert  die 
Asbestfasem  auf.    Der  Stoflf  ist  nun  zur  Verwendung  geeignet. 

Paol  Flibssbach  in  Kurow  bei  Zelasen,  Pommern,  will  zur  con- 
tinuirlichen  Entfärbung  und  Filtration  von  Flüssigkeiten  carbonisirte, 
d.  h.  mit  fein  zerteilter  Kohle  bedeckte  Faserstoffe  verwenden,  die  er 
nach  einem  eigenthümlichen  Verfahren  gewinnt.    (D.  P.  37082.) 

Olop  Frbdrik  Obbbro  in  Stockholm  stellt  nach  D.  P.  37349  Filter- 
körper aus  plastisch  poröser  Kohle  her  und  versieht  sie  mit  einem  für 
Mikroorganismen  undurchdringlichen  Mantel  aus  Cement. 

A.  MuLLBR  teilt  Analysen  der  Abwässer  der  Poudrettefabrik 
von  Bohl  &  Kbllbr  in  Freiburg  i./B.  mit  (GBl.  f.  Agric.  Chem.  1886,  712) 
und  bespricht  kurz  die  Aufarbeitung.  Das  rohe  Abwasser  von  der  Ammoniak- 
destillation wird  mit  schwefelsaurer  Thonerde  geklärt  und  kann  dann  in 
geringeren  Mengen  in  einen  Fluss  oder  wasserreichen  Bach  abgelassen 
werden,  sonst  aber  zur  Berieselung  benutzt  werden.  In  letzterem  Falle 
erscheint  eine  Klärung  entbehrlich,  wichtiger  ist  es,  dasselbe  geruchlos  zu 
machen,  was  durch  Einhaltung  möglichster  Neutralität  anzustreben  ist. 
Lieber  lässt  man  die  Abwässer  eine  Spur  alkalisch  \md  beseitigt  den  Fäulnis- 
gemch  dann  durch  Chlorkalk,  als  dass  man  den  bei  saurer  Reaction  auf- 
tretenden Buttersäuregeruch  vorherrschen  lässt.  Das  Verlangen  nach  völliger 
Klärung  dürfte  am  besten  durch  Filtration  über  faserigen  Moostorf  (Torf- 
streu)  zu  erreichen  sein.  Das  dadurch  sauer  gewordene  Abwasser  müsste 
nachträglich  mit  Aetzkaik  neutralisirt  werden. 

Fäcalguano  von  v.  Podbwils  enthielt  nach  Ulsch  12'2  Feuchtigkeit 
231  Mineralstoffe,   3*8  Phosphorsäure,  8'7  Stickstoff,  2*5  Kali,  3*9  Natron. 


430  Düngemitte],  Abfalle,  Desinfection. 

Dungungsversuche  damit  ergaben  nacii  Lbhrbrt  (CBl.  Agric.  Chem.  1887, 
88)  eine  entschiedene  Wirkung  des  Dungers.  Auch  die  Nachwirkung  scheint 
eine  bedeutende  zu  sein. 

Alls.  Müller  (Allg.  Brauer-  u.  Hopfenz.,  25,  S.  1549)  bespricht  den 
Einfluss  verschiedener  Zusätze  auf  die  Gärung  von  Abwässern,  die  reich 
an  Kohlehydraten  sind,  wie  die  Abwässer  der  Zuckerfabriken;  er 
schlägt  auf  Grund  derselben  zur  Reinigung  der  Zuckerfabrikabwässer  eine 
kräftige  Gärung  unter  Zusatz  von  Kalk  und  Harn  mit  nachfolgender  Be- 
rieselung vor  und  warnt  besonders  vor  starker  Belastung  des  Ackerbodens  mit 
Kohlehydraten  als  einer  Ursache  schädlicher  Versäuerung.    Vgl.  auch  S.  288  f. 

Zbrninq  &  EscHBNHORN  lu  Berlin  haben  einen  Apparat  zur  Umwand- 
lung von  Fäcalien  in  Brennmaterial  construirt  (D.  P.  35878). 

3.  Analytische  Verfahren. 

PhosphorsSurebestimmung.  Emmbrlino  (Landw.  Yers.-Stat.  32,  429: 
Chem.  Ind.  1886,  221)  bestimmt  die  losliche  Phosphorsäure  in 
Superphosphaten,  indem  er  die  Superphosphatlösung  mit  einem  Ueberschuss 
von  Chlorcalcium  versetzt  und  dann  Natronlauge  zutropfelt.  Die  Phosphor- 
säure föllt  fast  vollständig  als  Tricalciumphosphat  aus.  Man  kann  so  die 
Superphosphatlösung  sehr  annähernd  genau  mit  Normalnatronlauge  titriren, 
wenn  man  gleichzeitig  die  zum  Neutralisiren  der  freien  Säure  erforderliche 
Menge  Natron  ermittelt  und  diese  abzieht.  Die  Fällung  der  Phosphorsäure 
erfolgt  nach  der  Gleichung: 

CaH*  (P0*)2  +  2  CaCl^  -+-  4NaOH  =  Ca^PO*)*-»  4-  4NaCl  -^  4H'0. 

Als  Indicator  dient  Phenophtalein.  Die  Violetfärbung  tritt  in  dem 
Moment  ein,  in  welchem  alle  Phosphorsäure  als  Triphosphat  ausgefallt  ist. 
Die  freie  Säure  wird  durch  einen  besonderen  Versuch  ermittelt,  wobei 
Methylorange  als  Indicator  dient.  Bei  einer  Reihe  von  Versuchen  gab  die 
Methode  im  Vergleich  zur  Uranmethode  Differenzen  von  höchstens  Vs  Pro<^- 

Nach  den  Verhandlungen  des  Vereins  deutscher  Dungerfabrikanten 
(Chem.  Ind.  1886,  183)  giebt  die  WAONBR^sche  Ammon-Citrat-Analyse  sehr 
ezacte  Resultate.  Die  Flüssigkeit  löst  sehr  nahe  die  Menge  Phosphorsäure, 
welche  im  Boden  löslich  ist,  und  dies  wird  durch  eine  Beobachtung  von 
Hbnnbbbro  erklärt,  wonach  sich  an  den  Pflanzenwurzeln  eine  Flüssigkeit 
ausscheidet,  welche  der  in  der  W^oNBR^schen  Analysenmethode  angewendeten 
entspreche. 

Zur  Bestimmung  der  Phosphorsäure  in  Phosphaten,  auch  bei  An- 
wesenheit von  viel  Thonerde  und  Eisen,  empfiehlt  Laubhbimbr  (Chem.  Z. 
1885,  1870)  eine  Phosphatmenge,  welche  O'l  bis  0*2  g  P^O^  enthält,  in 
25  bis  50  cbcm  Wasser  zu  lösen  und  10  cbcm,  bezw.  wenn  viel  Eisen  zu- 
gegen ist,  20  cbcm  concentrirter  Citronensäurelösung  hinzuzufügen.  Man 
setzt  einen  grossen  Ueberschuss  von  Ammoniak  hinzu,  föllt  mit  Chlor- 
magnesium-Mischung    und    filtrirt   nach    24    Stunden,    nachdem    man   sich 


Dongemittel,  Abfälle,  Desinfection.  431 

durch  Präfung  des  mit  Salpetersäure  angesäuerten  Filtrates  mit  Molybdän- 
lösung  Yon  der  vollständigen  Ausföllung  der  Phosphorsäure  überzeugt  bat. 

Die  Bestimmung  der  Phosphorsäure  im  Tbomasphosphat  bewirkt 
LoGBS  (Rep.  analyt.  Chem.  7j  85)  durch  Aufschliessen  mit  Schwefelsäure, 
Eiodampfen  bis  zum  Rauchen  der  Schwefelsäure,  Verdünnen  mit  Wasser 
und  Titriren  mit  Molybdänlösung.  Die  beim  Zusatz  der  letzteren  ent- 
stehende tiefblaue  Lösung  yerschwindet  sofort  beim  Erwärmen.  Nach 
dieser  Methode  wurden  im  Mittel  0*05  Proc.  Phosphorsäure  mehr  gefunden, 
als  nach  der  Salzsäure-Methode  von  Klbin  (Chem.  Z.  1886,  52).  Die  Auf- 
schliessung scheint  hier  eine  ToUständigere  zu  sein. 

Stieksioffbestimmiig.  Rindbll  und  Harnin  (Z.  analyt.  Chem.  26,  155) 
wenden  bei  der  KjBLDAHL^schen  Stickstoffbestimmung  das  von 
Ppbippbr  und  Lbhh ann  0  angegebene,  mit  Perlen  beschickte  Sicherheitsrohr  an, 
um  bei  der  Destillation  des  Ammoniaks  einUeberreissen  des  Natrons  zu  verhüten, 
umgeben  dasselbe  aber  mit  einem  von  Dampf  durchströmten  Mantelrohr. 

üeber  die  KiBLOABL^sche  Methode  der  Stickstoffbestimmung  haben 
noch  V.  AsBOTH  (Chem.  Centr.-Bl.  1886,  161),  Jodbaubr  (das.  443)  und 
Abnold  (Z.  chem.  Ind.  1887,  4)  Versuche  angestellt,  welche  insbesondere 
die  Anwendung  der  Methode  für  Nitrate  betreffen. 

Bestimmung  des  Stickstoffs  nach  den  Vereinbarungen  der 
Oommission  französischer  und  belgischer  Chemiker  (Chem.  Ind.  1886,  237). 

Bestinnimg  voi  Alunioiaiii,  Eisei,  Kaliun.  Bestimmung  des 
Aluminiums  und  Eisens  in  Phosphaten  und  Düngemitteln  (Thomson, 
J.  soc  chem.  Ind.  1886,  152).  Heisses  Wasser  ist  im  Stande,  gefälltes 
neutrales  Aluminium-  und  Eisenphosphat  zu  zersetzen.  Verfasser  wendet 
daher  zum  Waschen  eine  Lösung  von  Ammoniumnitrat  imd  Ammonium- 
phosphat  an.  Es  werden  2  oder  3  g  des  Phosphates  in  Salzsäure  gelöst, 
zur  Trockne  eingedampft,  der  Rückstand  wird  wieder  mit  Salzsäure  aufge- 
nommen, verdünnt  und  filtrirt.  Im  Filtrat  werden  Eisen  und  Thonerde 
entweder  durch  genaue  Neutralisation  mit  Alkali  oder  mit  Ammoniumacetat 
gefiUlt.  Der  Niederschlag  wird  mehrmals  mit  kalter  iproc.  Ammonium- 
nitratlösung, welcher  saures  Anmioniumphosphat  entsprechend  0*5  g  P^O^ 
im  1  hinzugesetzt  ist,  gewaschen;  man  wäscht  einmal  mit  Wasser  nach. 
Der  getrocknete  und  gewogene  Niederschlag  besteht  aus  AI* (PO*)*  bezw. 
Fe'(PO*)'.  Zur  Bestimmung  des  Eisens  löst  man  den  Niederschlag  in 
Salzsäure,  reducirt  mit  Zinnchlorür  und  titrirt  mit  Ealiumbichromat. 

Dubbrnabd,  Bestimmung  des  Kaliums  in  Düngesalzen  (Journ. 
pharm,  et  chim.  7,  261). 

4.  Desiafection. 

Zur     Desinfection     von     Wohnungen     empfiehlt     sich     nach 
OoTTMASR    (Vortrag   vom  28.  2.  1887    in   der  D.  Ges.    f.    öffentl.   Gesund- 
Besprengung     der    Wände     mit     einer    Sublimatlösung     von 
^)  TechQ.-GheiD.  Jahrb.  8,  S.  383. 


432  Dängemittel,  Abfälle,  Desinfection. 

1 :  1000  mittelst  eines  Sprengapparates,  wie  solcher  z.  B.  Ton  Kabhlbb  und 
MARTna  in  Berlin  för  den  Zweck  constmirt  ist.  Es  wird  der  Fassboden 
zunächst  mit  der  Sublimatlösung  bespült,  alsdann  werden  Wände  und  Decken 
mit  derselben  Losung  besprengt.  Nach  dem  Trocknen  wird  die  Besprengnng 
wiederholt,  bis  die  Wände  vollkommen  nass  erscheinen  und  Tropfen  her- 
unterrieseln. Tapeten,  Teppiche  und  getünchte  Wände  leiden  durch  dieses 
Verfahren  nicht.  Auch  die  Arbeiter  werden  nicht  belästigt,  wenn  der  Spreng- 
apparat schräg  gehalten  wird,  sodass  die  Sprengflüssigkeit  in  einiger  £nt> 
femung  von  der  arbeitenden  Person  abträuft.  Um  das  Sublimat,  das  sich 
in  den  Tapeten  etwa  4  Wochen  in  abnehmender  Menge  erhält,  wieder 
zu  entfernen,  werden  Tapeten  und  Decken  mit  Iprocentiger  Lösung  von 
kohlensaurem  Natron  besprengt.  Es  bildet  sich  unlösliches  Quecksilberoxy- 
chlorid,  welches  von  den  Tapeten  abgestäubt  wird.  Die  Tapeten  werden 
auch  hierdurch  nicht  yerändert.  Ein  mittelgrosses  Zimmer  kann  von  einem 
Arbeiter  in  6  Stunden  desinficirt  werden;  der  Wert  der  hierfür  gebrauchten 
Chemikalien  beträgt  wenig  über  10  Pfennig.  Oottmarn  hat  das  Verfahren 
in  Gemeinschaft  mit  Merkb  ausgearbeitet. 

GoNSTANT  GoLLiN  in  Antwerpen  stellt  nach  D.  P.  38068  ein  im 
wesentlichen  aus  phenol-o-sulfosaurem  Aethyl,  Phenol -o-sulfo- 
säure    und  Aethylschwefelsäure    bestehendes  Desinfectionsmittel   her. 

4  kg  krystallisirte  Carbolsäure  werden  zu  Blöcken  comprimirt.  Zu  derselben 
werden  1*6  1  Nordhäuser  Schwefelsäure  allmälig  hinzugefügt,  wobei  man 
umrührt  und  durch  Kühlen  mit  Eis  dafür  sorgt,  dass  die  Temperatur  80° 
0.  nicht  übersteigt.  Man  rührt  dann  6  Stunden  unter  gutem  Kühlen  und 
lässt  6  Stunden  abkühlen.  Nunmehr  fügt  man  0*35  1  Alkohol  von  H"* 
allmälig  hinzu. 

Die  Phenol-o-sulfo säure  wird  von  Sbrbant  (Compt.  r.  102,  1079) 
als  Antisepticum  empfohlen.  Er  nennt  den  Körper,  der  bisher  unter  dem 
Namen  „Aseptol**  ging,  nunmehr  Sozol säure. 

HoEPPB  (Berl.  Klio.  Wochenschrift  28,  609  durch  Chem.  Ind.  1886, 
363)  hat  die  desinficirenden  und  antiseptischen  Eigenschaften  des  Aseptols 
genau  geprüft.  Das  Mittel  hat  vor  der  Carbolsäure  den  grossen  Vorzug, 
dass  es  in  den  praktisch  in  Frage  kommenden  Concentrationen,  bis  zu 
10  Proc,  auf  die  Haut  keine  ätzende  Einwirkung  zeigt.  Eine  lOprocentige 
wässerige  Lösung  des  Aseptols  erweist  sich  als  ein  wirksames  Desinficiens 
(Tödtung   der   Sporen)   und   entspricht   in   ihrer  Wirkung   ungeföhr  einer 

5  proc.  Carbolsäurelösung.  In  Bezug  auf  antiseptische  Wirksung  (Tödtung  der 
Bacterien)  zeigte  sich  eine  3-  bis  öprocentige  Lösung  schon  brauchbar,  in 
einer  10  proc.  Lösung  war  die  Wirkung  ganz  prompt. 

Nach  E.  Merck  (Pharm.  Zeit.  1886,  S.  286)  ist  das  als  Antisepticum 
empfohlene  Hydronaphtol')  nichts  anders  als  y9-Naphtol. 

Nach  Blyth  (Proc.  Roy.  Soc.  89,  259)  ist  der  Desinfectionswert  Ton 
Kresol  nahezu  gleich  dem  von  Phenol. 

»)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  310. 


r 


Düngemittel,  Abfälle,  Desinfection.    Gerberei. 


433 


Apparate  zur  Desinfection  von  Kleidungsstücken,  Wäsche,  Bettzeug 
u.  dergl.  haben  Koch  in  Grafenstaden  (D.  P.  37289),  Stmons  in  Rotterdam 
(D.  P.  36422),  und  Bacon  in  Berlin  (D.  P.  35278)  sich  patentiren  lassen. 

Parker  und  Blackmasn  in  New -York  (D.  P.  35129)  Apparate  zum 
Einpressen  desinficirender  Stoffe  in  Lumpenballen. 

Arthur  Lbhmann. 

Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Einfuhr 

Ausfuhr 

Einfuhr 

Ausfuhr 

an  Guano 

„  Superphosphaten 

665  989 
333  368 

22  564 
264  838 

644  083 
233  358 

17  491 
191613 

XXXVI.    Gerberei. 


Allgemeines.  Sadlon,  die  Lederfabrikation  in  Russland,  Gerber 
1886,  4.  —  Zum  Nachweis  von  Traubenzucker  im  Leder  eignet  sich  nach 
Eitnbr  und  Mebrkatz,  Gerber  1886,  243,  eine  von  Molisch  aufgefundene  Re- 
action  mit  a-Naphtol.  Man  zieht  das  Leder  mit  kaltem  Wasser  aus,  föllt  in  der 
Losung  Gerbstoff,  Farbstoff  und  Gallussäure  mit  Magnesiumoxyd,  setzt  zum 
Kiltrat  einige  Tropfen  einer  alkoholischen  Losung  von  a-Naphtol,  schüttelt, 
fügt  concentrirte  Schwefelsäure  im  Ueberschuss  hinzu  und  schüttelt  wieder. 
Ist  Traubenzucker  vorhanden,  so  entsteht  sogleich  eine  tief  blau  violette  Fär- 
bung und  beim  Verdünnen  mit  Wasser  scheidet  sich  ein  blauer  Niederschlag 
ab.  —  Das  in  fichtengarem  Leder  enthaltene  Lävulin  giebt  die  Zucker- 
reaction  nicht,  doch  geht  es  beim  Behandeln  mit  Säure  in  eigentlichen 
Zucker  über,  weshalb  beim  Verdünnen  mit  Wasser  später  sich  ein  schwacher 
blauvioleter  Niederschlag  zeigt. 

Gerbstoffe*  Untersuchungen  der  Gerbsäuren  von  Cortex  ad- 
strmgens  Brtmliensis  und  Siliqua  Bäblach  von  V.  Wilbuszewitcz  (Pharm. 
Ztschr.  f.  Russl.  25,  1,  17,  33,  Ber.  19  Ref.  349).  Die  Analyse  der  aus 
der  Cortex  adstringens  Brasiliensis  gewonnenen  Gerbsäuren,  sowie  diejenigen 
der  entsprechenden  Bleisalze  führten  für  die  eine  (schwerlösliche)  Gerb- 
Bäure  zu  der  Formel  C^H^^O^,  für  eine  zweite  Säure  zur  Zusammensetzung 
C^'^H^O'.  Der  Wirkungswert  der  Gerbsäuren  gegen  Kaliumpermanganat 
(nach  der  Methode  von  Lobwbnthal)  betrug  1  g  KMnO*  =  1*305  g  Gerb- 
säure. Beim  Schmelzen  der  Gerbsäuren  mit  Kalihydrat  wurde  Protecatechu- 
säure,  beim  Erhitzen  mit  verdünnter  Schwefelsäure  EUagsäure  und  Gallussäure 
erhalten.  Süiqua  Bahlach^  die  Frucht  von  Äcacia  Bambolah  und  verwandten 
Acacienarten,  enthielt,  nach  der  LöwENXHAt'schen  Methode  untersucht, 
Biedermann,  Jahrb.  IX  28 


434  Gerberei. 

12' 12  Proc.  Gerbsäure.  Das  daraus  dargestellte  Phlobaphen  war  leichter 
in  Wasser  loslich,  als  das  aus  der  Cortex  adstr.  Bras.  Die  fünf  analysirten 
Gerbsäuren  besitzen  wahrscheinlich  die  Zusanimensetzungen  O^H^O^^  (!) 
(geföUte  Gerbsäure),  C^^H^^O^«  (ungelöste  G.),  C^ih^^qio  (schwerlösliche 
G.),  C2»H*«0»<>  (!)  (gefiOlte  G.),  C^WHi^O«*  (!)  (schwerlösliche  G.)  1  g 
KMnO*  entsprach  1*271  der  Gerbsäuren.  Bei  der  Zersetzung  der  Gerb- 
säuren durch  schmelzendes  Kali  konnte  nur  Protecatechusäure  nachgewiesen 
werden;  die  Spaltungsversuche  mit  verdünnter  Schwefelsäure  ergaben  ähn- 
liche Resultate  wie  bei  Cort.  adstr.  Bras.,  nur  dass  die  Ellagsäurereaction 
intensiver  und  Gallussäure  in  grösserer  Menge  auftrat. 

üeber  die  westindische  Gerberrinde,  Chem.  Ztg.  1885,  1906. 

EmiBR  bespricht  eine  neue  Holz -Raspelmaschine  von  H.  R.  Glasbb 
in  Wien,  Gerber  1886,  99. 

Gerbstoffextraction.  B.  Eobnstbin,  Gerber  1886,  253,  findet,  indem 
er  Gerbstoffextracte  an  sich  und  nach  dem  Ausföllen  von  Gerbsäure, 
Gallussäure  und  Farbstoff  mit  Magnesia  je  unter  Zusatz  von  etwas  Milchsäure- 
ferment gären  lässt,  dass  die  bei  der  Gärung  entstehenden  Säuren  nicht 
aus  den  Gerbstoffen,  sondern  aus  den  Nichtgerbstoffen  (Extractivstoffen)  sich 
bilden.  Insofern  als  diese  Säuren  die  Schwellung  der  Haut  bewirken,  er- 
giebt  sich,  dass  die  Fichten-  und  Eichenrinde,  welche  neben  wenig  Gerb- 
stoff viel  Extractivstoff  enthalten,  eine  gute  Schwellung  der  Haut  und  weiter 
die  eigentümliche  Farbe,  Widerstandsfähigkeit  und  Qualität  des  Leders 
bedingen.  In  gleicher  Weise  wirken  die  aus  diesen  gewonnenen  Extracte, 
wenn  nicht  bei  deren  Herstellung  chemische  Mittel  angewendet  werden, 
welche  als  Antiseptica  der  Säurebildung  entgegenwirken. 

W.  EiTHBR  bespricht  die  Eigenschaften  des  Fi«htenloh-Extractes 
insbesondere  des  von  der  ersten  österr.  Fichtenloh-Extractfabrik  in  Klagen- 
furt gelieferten,  Gerber  1886,  133.  Der  Fichtenlohextract  wird  am  besten 
in  Verbindung  mit  Nichtlohextracten  verwendet  und  verleiht  diesen  erst 
ihren  eigentlichen  Wert,  indem  er  nicht  nur  die  Gerbung,  sondern  auch 
die  Farbe  verbessert.  So  wendet  man  ihn  zweckmässig  in  Verbindung  mit 
Divi,  Myrobalanen,  Algarobilla,  Enoppem  an.  In  neuerer  Zeit  hat  man  ihn 
mit  Vorteil  auch  bei  der  Etchengerbung,  besonders  aber  bei  der  Eichen- 
Valoneagerbung  zugezogen;  im  ersteren  Falle,  um  die  Häute  besser  zu 
heben,  da  er  ein  bedeutendes  Schwelliingsvermögen  besitzt,  im  anderen 
Falle,  um  eine  durch  die  Valonea  bewirkte  zu  schnelle  G^rbung,  welche 
sich  sonst  in  den  aus  der  valoneahaltigen  Sauerlohe  gewonnenen  Schweii- 
brühen  unangenehm  bemerkbar  macht,  zu  verhindern.  Die  Fichtengerbung 
wird  sehr  verbessert  und  beschleunigt,  indem  man  bei  der  Grubengerbung 
die  Fichtenlohe  mit  Extractbrühe  abtränkt.  In  der  Oberleder-,  besonders 
Rosslederfabrikation  wendet  man  mit  grösstem  Vorteil  ein  Gemisch  von 
Quebracho-  und  Fichtenlohextract  an.  Für  die  Herstellung  von  hellem, 
vollem  Kalb-  und  Kuhleder  eignet  sich  das  gereinigte  Extract. 

Gerfetstoffbestimmiiiig.    Simand  und  Weiss  (Gerber  1886,  S.  1)  v|r- 


Gerberei.  435 

wenden  zur  Untersuchung  Ton  Gerbstoffextracten  Hautpulver.  Grüne 
Haut  wird  gewässert,  gehaart,  mit  Yerdunnt«r  Salzs&ure  und  Wasser  be- 
bandelt, hierauf  ausgespannt  und  getrocknet.  Die  Haut  wird  in  sehr  dünne 
Späne  gehobelt,  getrocknet,  gemahlen  und  durch  ein  Sieb,  weiches 
49  Löcher  auf  1  qcm  hat,  getrieben.  Es  werden  zunächst  in  einer  Probe 
des  Extracts  das  Wasser  und  die  Asche  bestimmt.  Femer  werden  die  im 
Wasser  unlöslichen  Stoffe  ermittelt,  indem  man  eine  Probe  des  Extractes  in 
heissem  Wasser  löst,  auf  1  1  verdünnt  und  in  einem  Teile  des  klaren  Fil- 
trates  den  Trockengehalt  bestimmt.  Nach  Abzug  der  Aschenmenge  erhält 
man  die  löslichen  organischen  Stoffe  und  durch  Differenz  die  unlöslichen. 
In  einem  anderen  Teil  der  Lösung  bestimmt  man  den  Nichtgerbstoff  durch 
Ausföllen  des  Gerbstoffes  mittelst  Hautpulvers  (das  man  dreimal  nach  jedes- 
maligem Filtriren  einwirken  lässt),  Wägung  des  Trockengehaltes  im 
klaren  Filtrat  und  Abzug  der  Asche.  Die  Differenz  zwischen  in  Wasser 
löslichen  Stoffen  und  Nichtgerbstoff  ergiebt  die  gerbenden  Stoffe.  Die  so 
erhaltene  Zahl  weicht  von  dem  nach  Löwbnthal  bestimmten  Tanningehalt 
in  den  meisten  Fällen  ab  und  übertrifft  denselben  zum  Teil  sehr  beträcht- 
lich. Das  LöwK«THAL'sche  Verfahren  giebt  nur  Yerhältniszahlen,  die  nur 
bei  demselben  Gerbmaterial  und  bei  auf  gleiche  Weise  aus  diesen  bereiteten 
Extracten  vergleichbar  sind.  Verff.  bemerken  noch,  dass  der  Aschengehalt 
der  Rindenextracte  meist  grösser  ist  als  der  von  Holzextracten.  Die  Asche 
von  Eichen-  und  Fichtenrinde  enthält  auch  beträchtliche  Mengen  von  Mangan, 
während  bei  Holzextracten  nur  sehr  wenig  Mangan  vorhanden  ist.  Eichen- 
rindeextract  lässt  sich  von  Fichtenrindenextract  dadurch  unterscheiden,  dass 
der  Hautauszug  nach  dem  Eindampfen  mit  ganz  wenig  Wasser  aufgenommen 
und  mit  absolutem  Alkohol  versetzt,  eine  deutliche  Trübung  giebt  (Anwesen- 
heit von  Pectinstoffen).  Andererseits  giebt  Fichtenrindeauszug  bei  solcher 
Verdünnung,  dass  die  Flüssigkeit  fast  farblos  ist,  mit  einem  Tropfen  Natron- 
lauge oder  Kalkwasser  versetzt,  Wolken,  die  im  Anfange  ganz  grün  sind 
und  erst  später  braun  werden.  Eine  ziemlich  concentrirte  wässerige  Lösung 
von  Quebrachoextract  giebt  beim  Schütteln  mit  Essigäther  eine  besonders 
in  dünnen  Schichten  tiefgrüne  Aetherschicht  Sumachextracte  kennzeichnen 
sich  durch  einen  hohen  Aschengehalt  und  einen  teerartigen  Geruch. 

Pboctbs  (Joum.  soc.  ehem.  ind.  5^  79)  bespricht  die  neueren  Ver- 
besserungen der  LöwBNTHAL^schen  Methode,  besonders  mit  Rücksicht  auf 
den  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  Commission  zur  Feststellung  einer 
einheitlichen  Methode  der  Gerbstoffbestimmung.  ^) 

NöTZLi  teilt  die  verschiedenen  Methoden  zur  Untersuchung  von  Gerb- 
stoffen (DiNGL.  259,  177)  in  folgender  Weise  ein.  1.  Anwendung  von  Tier- 
haut oder  Leimlösung;  2.  Ausfällung  der  Gerbstoffe  durch  Metallsalze;  3. 
Aufaahme  von  Sauerstoff  in  alkalischer  Gerbstofflösung  oder  Bindung  von 
Jod  bei  Gegenwart  von  Soda;  4.  Chromometrische  Methode;  5.  Oxydations- 


0  TechiL-chem.  Jahrb.  7,  S.  374. 

28* 


436  Gerberei. 

methodea   (Methode   von   Lowbnthal).    Verf.  hat  sich  für   das  Löwenthal-^ 
PRocTBR'sche  Verfahren*)  entschieden. 

BftENTBL  (Ber.  österr.  ehem.  Ges.  1886,  130)  fand,  dass  Gerbstoffbe- 
stimmungen von  reinstem  Tannin  mit  Hautpulver  und  Ferriacetat  überein- 
stimmten, während  man  bei  unreinen  Tanninen,  Galläpfelauszügen  u.  dgl. 
mit  Hautpulver  einige  Procente  Gerbstoff  weniger  findet. 

ScHROBDEB  (Z.  aual.  Ch.  25,  121,  527)  benutzt  bei  der  Gerbstoffbe- 
stimmung das  essigsaure  Eisenoxyd  als  Erkennungsmittel  für  Gerbstoff. 
Er  modificirt  die  HANDSB^sche  Methode  derart,  dass  er  einen  üeberschuss 
des  Reagens  anwendet,  wodurch  die  Fällung  vollständig  schien.  Die  Losung 
wird  aus  48'2  g  Eisenammonalaun,  25  g  crystallisirtem  essigsaurem  Natrium, 
40  cbcm  Essigsäure  von  50  Proc.  Gehalt  durch  Auflösung  in  1  1  bereitet. 
Von  derselben  werden  zu  50  cbcm  der  nach  Scbbobder  bereiteten  Tanniu- 
lösungen  oder  Galläpfelabkochungen  10  cbcm  hinzugefügt.  Nach  einer  Viertel- 
stunde prüft  man,  ob  Alles  geföUt  ist,  verdünnt  auf  100  cbcm  und  filtrirt. 
20  cbcm  des  Filtrats  werden  nach  Zusatz  von  20  cbcm  Indigotinlösung  mit 
Chamäleon  titrirt  und  die  so  erhaltenen  Cubikcentimeter  als  für  „Nichtgerb- 
stoff"  verbraucht  gerechnet  und  von  den  bei  Titrirung  der  noch  Gerbstoff 
haltenden  Losung  erhaltenen  Cubikcentimeter  in  Abzug  gebracht.  Der  Rest 
giebt  die  Zahl  für  Gerbstoff. 

DiEUDONKB  (Chem.  Ztg.  10,  1076)  hat  eine  Gerbstoffbestimmungs- 
methode beschrieben,  die  sich  darauf  gründet,  dass  er  das  spec.  Gew.  der 
Gerbstofflösung  vor  und  nach  dem  Ausfällen  des  Gerbstoffs  mittelst  Haut- 
pulvers bestimmt.  Er  benutzt  hierbei  ein  sehr  empfindliches  Aräometer, 
welches  nur  einen  einzigen  Grad  B.  zeigt  und  in  Hundertstel  geteilt  ist. 

Rotgerberei.  Eitner  bespricht  in  der  Fortsetzung  seiner  Arbeit  über 
Extractgerberei  in  Anpassung  an  österreichische  Verhältnisse^)  das  Zu- 
richten des  Blank-  und  Zeugleders,  Gerber  1886,  15.  Bei  dieser  Leder- 
sorte, welche  hierorts  als  Geschirrleder  bezeichnet  wird,  werden  die  gegerbten 
Häute,  wenn  dies  nicht  schon  früher  geschehen  ist,  in  zwei  Hälften  geteilt. 
Diese  Arbeit  wird  durch  einen  hierfür  construirten  Bock,  dessen  Einrichtung 
beschrieben  wird,  sehr  erleichtert.  Dann  werden  die  Häute  gefalzt  oder 
zweckmässiger  statt  dessen  auf  dem  Baum  oder  der  Tafel  mit  halbscharfem 
Werkzeug  ausgestossen.  Bei  schwarzem  Geschirrleder  werden  die  Häute 
zum  Weichmachen  und  Auswaschen  am  besten  erst  gekrispelt,  dann  in  Wasser 
gelegt  und  hierauf  auf  der  Tafel  mit  Bürste  und  Stein  gewaschen,  sowie 
mit  dem  Schlicker  ausgesetzt.  Die  Narbe  wird  nun  mit  Fischthran  oder 
noch  besser  mit  Leinöl  abgeölt.  Die  Leder  werden  aufgehängt  und  danach 
gefettet,  was  entweder  durch  Einbrennen,  Einwalken  im  Schmierfass  oder 
durch  den  gewöhnlichen  Auftrag  des  Fettes  auf  der  Tafel  geschehen  kann. 
Das  zum  Schmieren  verwendete  Fettgemisch   aus  Talg   und  Thran,  ev.  mit 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.406.  —   2)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  446;  6,  S.  408;  7, 
S.  378;  8,  S.  387. 


r 


Gerberei.  437 


ZusMtz  Ton  Degras  schmilzt  zweckmässig  bei  28  <*  bis  32<>.  Zum  Reinigen 
der  Narbe  vom  Fett  empfiehlt  sich  eine  mit  Walkerde  oder  statt  dessen 
gemahlener  Pfeifenerde  zum  Brei  Terdickte  Losung  yon  kohlensaurem  Am- 
moniak. In  England  benutzt  man  gebrauchte  Sumachbrühe  in  Verbindung 
siit  Walkerde.  Die  Häute  werden  mit  dem  dünnen  Brei  warm  abgerieben, 
dann  durch  Abspülen  oder  Abstossen  mittelst  Narbeneisen  gereinigt  und 
erhalten  nun  eine  Gnmdirung  mit  reiner  Blauholzabkochung.  Hier  kann 
man  gute  Blauholzextracte  benutzen  oder  selbst  sich  die  Farbe  auskochen, 
wobei  man  den  gewöhnlich  benutzten  Zusatz  Yon  Soda  oder  Potascbe  besser 
weglässt.  Die  Lösung  trägt  man  warm  auf.  Die  nunmehr  zur  Anwendung 
kommende  Schwärze  besteht  aus  Eisensalzen.  Eisenoxydsalze,  welche  or- 
ganische Säure  enthalten,  wie  milch-  und  essigsaures  Eisen,  geben  bessere 
Resultate  als  Salze  mit  mineralischen  Säuren.  Die  so  geschwärzten  Leder 
werden,  falls  die  Narbe  Neigung  zum  Brechen  bat,  nach  dem  Schwärzeu, 
also  in  noch  nicht  völlig  aufgetrocknetem  Zustande,  mit  Talg  gefettet.  Ist 
hingegen  die  Narbe  milde  und  die  Gerbung  etwas  loser,  dann  fettet  man 
erst  am  Schlnss  der  Zurichtung  und  brennt  Harttalg  (die  Presslinge  aus  den 
Margarinlabriken)  in  die  Narbe  ein.  —  Nun  wird  die  Fleischseite  mit  einer 
Lösung  von  Olivenölseife  angefeuchtet  und  dann  blanchirt.  Die  Fleisch- 
seite wird  hierauf  mit  einer  Seifenschmiere  oder  einer  Tragantlösung  bezw. 
Abkochung  von  Caragheenmoos  oder  Leinsamen  appretirt  und  glasirt.  Die 
Narbenseite  wird  mittelst  WoUlappen  ausgerieben.  Den  Lappen  befeuchtet 
man  zweckmässig  mit  Berberitzensaft.  Nun  wird  die  Narbe  mit  dem  Glas- 
schlicker  glasirt.  Die  Leder  haben  einen  matten  Glanz.  Will  man  noch 
emen  künstlichen  Glanz  aufsetzen,  so  versieht  man  die  Narbe  mit  einer 
Fett-  oder  Harzglänze.  In  letzterem  Falle  verwendet  man  zweckmässig 
spirituöse  Lösungen  von  Schellack  oder  anderen  Harzen.  Man  giebt  vorher 
vorteilhaft  eiaen  Untergrund  von  Tragantlösung  und  darauf  den  Schellack- 
:firoiss,  den  man  mit  Zusatz  von  etwas  Ammoniak  und  Glycerin  bereitet.  — 
Das  Einbrennen  des  Fettes  ist  im  allgemeinen  nicht  so  zweckmässig  wie 
das  Einfetten  auf  der  Tafel.  Beim  Einbrennen  muss  auf  das  Entsäuern  der 
Leder  sehr  sorg^tig  geachtet  werden.  Femer  ist  ein  gründliches  Glatt- 
stossen  der  Narbe  vor  dem  Einbrennen  unerlässlich.  Die  Häute  werden 
sodann  abgethrant,  abgewalkt,  gekrispelt,  aufgetrocknet,  wieder  gekrispelt 
und  vollständig  getrocknet.  Das  Einbrennen  wird  hierauf  entweder  von  der 
Fleischseite  aus  durch  Auftrag  des  geschmolzenen  Fettes  oder  mittelst 
Dorchziehens  durch  das  geschmolzene  Fett  bewirkt.  Man  lässt  die  Leder 
einige  Zeit  im  erwärmten  Locale  hängen  und  lässt  sie  dann  2  Tage  in 
kaltem  Wasser  liegen,  worauf  sie  gestossen,  getrocknet  und  weiter,  wie  oben 
angegeben,  zugerichtet  werden.  —  Das  Einfetten  der  Blankleder  imSchmier- 
fass  ist  nicht  zu  empfehlen,  dagegen  ist  ein  combinirtes  Verfahren  geeignet, 
wonach  die  Leder  auf  der  Fleischseite  mit  geschmolzenem  Unschlitt  von 
Ib^  C.  überzogen  und  dann  in  einem  erwärmten  Walkfass  gewalkt  werden. 
—  Bei  dem    braunen  Geschirrleder   beginnt   die  Zurichtung   wiederum  mit 


438  Gerberei. 

einer  gründlichen  Entsänerung  nnd  Reinigung  der  Leder.  Diese  werden 
darauf  in  einem  Sumachbade  von  55 — 62®  aufgehellt.  Nach  dem  Waschen 
und  Narbenstossen  wird  die  Narbe  eingefettet  und  zwar  mit  einer  dünnen 
Thranschmiere,  der  man  einen  Zusatz  von  Talk  oder  weissem  Pfeifenthon 
giebt.  Die  Leder  werden  zum  üeberwalken  aufgehängt,  auf  der  Narbe  ge- 
stossen,  dann  auf  der  Fleischseite  geschmiert.  Man  wendet  ein  Gemisch  von 
Thran  und  Talg  an,  das  sorgfaltig  gemischt  und  Wochen  bis  Monate  lang  abge- 
lagert sein  muss.  Die  getrockneten  und  gestossenen  Leder  erbalten  nun- 
mehr einen  Fettglanz  aus  1  Tl.  Talg,  1  Tl.  weissem  Wachs,  1  Tl.  Spermacet 
und  4  Tle.  Leinöl.  Auf  der  Fleischseite  werden  die  Leder  mit  Seifenwasser 
angefeuchtet  und  mit  Caraghenmoosabkochung  glänzend  gemacht  Man  reibt 
die  Narbenseite  glänzend  und  rollt  auch  wol  die  Leder.  —  Das  Zaumleder 
ist  eine  Art  von  braunem  Geschirrleder,  welche  weniger  gefettet  ist.  Zum 
Zurichten  werden  die  Häute,  wenn  sie  nicht  bereits  gespalten  sind,  gut  aus- 
gefleischt, durch  Wasser  gezogen,  mit  dem  Stein  und  Schlicker  auf  der  Tafel 
ausgesetzt  und  egal  gefalzt.  Das  nun  folgende  Auswaschen  erfolgt  mit 
Wasser  von  37  <»  C.  und  wird  mehrmals  wiederholt.  Nach  dem  zweimaligen 
warmen  Wässern  werden  die  Leder  auf  der  Fleischseite  fest  ausgeschlickert 
oder  auch  gebürstet  und  dann  in  Wasser  von  50°  C.  gebracht.  Nachdem 
die  Narbe  mit  dem  Stein  und  der  Borste  gereinigt  ist,  werden  die  Leder 
nochmals  in  warmes  Wasser  gelegt.  Die  Narbe  wird  mit  dem  Messing- 
schlicker  ausgesetzt.  Die  Leder  werden  dann  im  heissen  Sumachbade  hell 
gefärbt.  Nach  2tägiger  Anförbung  im  Sumachbade  werden  die  Leder  beider- 
seits abgeschlickert,  gestossen,  auf  der  Narbe  mit  einer  sehr  dünnen  Lage 
von  Talg  eingerieben,  auf  der  Fleischseite  ausgesetzt  und  hier  mit  einer 
Schmiere  aus  Thran  und  möglichst  viel  Unschlitt  gefettet.  Die  weitere  Zu- 
bereitung ist  der  des  braunen  Geschirrleders  ähnlich,  nur  glast  man  auf 
elastischer  Unterlage,  um  eine  schönere  Narbe  zu  erhalten. 

Beim  Orangefärben  lohgarer  Kipse  muss  man  nach  Gerber  1886, 
25,  bei  Verwendung  vegetabilischer  Farben  eine  Beize  anwenden.  Früher 
erzeugte  man  das  Orange  auf  loh-  und  sulmachgarem  Leder  durch  Aus- 
förben  mit  einem  Gemisch  von  Bimasholz  und  Cubagelbholz  (1:5)  und 
Fixiren  durch  Zinncomposition.  Die  Farbe  war  ziemlich  luft-  und  lichtecht, 
doch  ohne  Feuer.  Man  avivirte  sie  durch  einen  üeberstrich  von  Safflor- 
decoct  oder  Safflorcarmin,  Saffrangelb,  auch  Kreuzbeerendecoct.  Gegenwärtig 
stellt  man  das  Orange  mittelst  Anilinfarben  her.  Man  verwendet  Coralline, 
Phosphine  oder  neuerdings  die  Hantine  von  C.  Obhlbr  in  Offenbach.  Man 
löst  1  Tl.  der  letzteren  in  500  Tln.  heissem  Wasser  und  filtrirt. 

Die  Erscheinung,  dass  böhmische  Fichtensohlleder  auf  dem  Schnitt 
platzen  0,   wird    wiederholt   besprochen,    Gerber    1886,  244,  256,  267. 

Spitta  sbn.  in  Brandenburg  a.  H.  hat  in  D.  P.  No.  36766  eine 
Neuerung    an    dem    Apparat    zur    Bewegung    von    Flüssigkeiten 


0  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.' 


Gerberei. 


439 


Fig.  217. 


in  ^sehlossenen  Gefössen  für  Gerbereizwecke  und  dergl.  angegeben.') 
Um  eine  grossere  Anzahl  von  Gerbegefössen.  A,  welche  mit  Schächten 
E  und  darin 
auf-  und  ab- 
gehenden Kol- 
ben b  versehen 

sind,  von 
einem  Punkte 
aus  in  Thätig- 
keit  setzen  zu 
können,  wer- 
den die  Kolben 

h  durch  Stangen  e  mit  dem  am  Boden  des  Ge^ses  bei  %  drehbar  gelagerten 
Winkelrahmen  /'  einerseits  und  durch  Stangen  d  mit  auf  Wellen  o  be- 
festigten Hebelarmen  n  andererseits  verbunden,  wobei  letztere  so  angeordnet 
sind,  dass  die  Hebelarme  n  je  zweier  benachbarten,  aber  in  verschiedenen 
Gefössen  befindlichen  Kolben  auf  derselben  Welle  o  sitzen. 

LoBSB  in  Crimmitschau  umgiebt  zum  Heizen  der  Versatzgruben  von 
Gerbereien  nach  D.  P.  35342  die  Wände  und  Böden  der  Gruben  g  mit 
einer  Kiesschicht  a,  welche  von 
Feuerungscanälen  m,  n,  o,  p  durch- 
zogen wird.  Die  Gruben  g  sind  ge- 
mauert, in  einiger  Entfernung  vom 
Boden  liegt  ein  Doppelboden.  Durch 
die  Erwärmung  der  Kiesschicht  wird 
die  Temperatur  in  den  Gruben  leicht 
auf  22  bis  27°  C.  gebracht  und 
erhalten. 

AlAvn-  und  Glae^gerberei. 
Schwarze  Flecken  auf  weissgarem  Leder  und  Maroquin  bestehen  aus 
Schwefeleisen.  Da  man  die  Ursache  in  der  Unreinheit  des  benutzten  Auri- 
pigmentes  vermuthete,  hat  Tbrrbil  (Bull.  soc.  chim.  45,  S.  484)  dasselbe 
daraufhin  untersucht.  Er  findet,  dass  keiner  der  im  käuflichen  Auripigment 
enthaltenen  fremden  Stoffe  die  schwarzen  Flecken  erzeugen  kann. 

J.  Chbmir  in  Paris  (Oest.  P.  vom  9.  Januar  1886)  verwendet  in  der 
Weissgerberei  als  Nahrung  Gemische  von  mineralischem  Pulver,  Glycerin 
und  Mehlen.  Es  werden  besonders  die  Mehle  fetthaltiger  Kömer  benutzt, 
anderenfalls  werden  noch  Zusätze  von  Oel  gemacht. 

Ueber  Lammleder  (Beize  und  Gare),  Gerber  1886,  S.  87,  ff. 

Sämischgr^rbereL  Zur  Herstellung  eines  sämischgaren  Leders 
mit  polirter  Narbenseite  werden  nach  Fisk,  Clark  &  Flagg  in  New-York  (D.  P. 
35C40)  die  Felle  sämisch  gegerbt  und  dann  so  lange  mit  reiner  Naphta  von  ca. 


»)  Techn,-chem.  Jahrb.  7,  S.  381. 


440  Gerberei. 

70°  Be.  ausgewaschen,  bis  diese  kein  Fett  oder  Oel  dem  Leder  mehr  zu 
entziehen  vermag.  In  dem  Falle,  dass  die  Felle  beim  Gerben  mit  un- 
reinem Oel  behandelt  worden  sind,  wird  zur  Entfernung  von  Gummi  und 
Harzen  ein  weiteres  Waschen  mit  Alkohol,  Holzgeist,  Ammoniak  o.  dgl. 
nötig.  Die  dann  getrockneten  Häute  werden  gestreckt  und  gefärbt.  Die 
tief  schwarze  Narbenseite  wird  polirt.  Das  so  erhaltene  Leder  gleicht 
äusserlich  dem  Glace-  oder  Kidleder. 

Yerschiedene  neue  GerbYcrfahren.  Armand  Mdllbr -Jacobs  in 
New- York  benutzt  nach  D.  P.  35338  beim  Gerben  die  Sulfoleate  und 
Sulforicinoleate  an  Stelle  von  Fetten,  Oelen  u.  dergl.  Bei  der  Rot-  oder 
Lohgerberei  werden  die  gereinigten  und  geschwellten  Häute  in  eine  neutrale^ 
fünf-  bis  zehnprocentige  Lösung  von  Alkalisulfoleat  oder  -sulfricinoleat  ge- 
legt. Die  herausgenommenen,  von  dem  üeberschuss  der  Flüssigkeit  befreiten 
und  dann  getrockneten  Häute  werden  gewaschen.  Die  Behandlung  mit  den 
Sulfoleaten  wird  eventuell  nochmals  wiederholt.  Die  so  angegerbten  Häute 
werden  mit  vegetabilischen  Gerbstoffen  fertig  gegerbt,  was  in  kürzerer  Zeit 
möglich  ist  und  ein  besseres  Leder  giebt,  als  bisher  der  Fall  war.  Man 
kann  auch  die  fertigen  lohgaren  Leder  statt  mit  Fett  mit  lauwarmen 
Sulfoleatlösungen  behandeln.  Nimmt  man  hierzu  eine  Lösung  von  sulfo- 
oleinsaurem  oder  sulforicinolemsaurem  Eisenoxyd-Natron,  welche  man  durch 
Zugabe  von  Eisenchlorid  zu  den  betreffenden  Alkalisalzen  erhält,  so  entsteht 
ein  schwarzes  Leder,  das  durch  einen  Blauholzanstrich  glänzend  schwarz 
wird.  In  der  Alaun-  oder  Weissgerberei  kann  man  die  Häute  vor  oder 
nach  der  Behandlung  mit  Thonerdesalz  und  Kochsalz  in  ein  Bad  von  Sulfo- 
leaten bringen,  um  die  Thonerde  zu  fixiren.  Bei  der  Glaceleder bereitung 
kann  man  das  Eigelb  durch  Sulfoleatlösungen  ersetzen.  Ebenso  lassen  sich 
die  Sulfoleate  in  der  Eisen-  und  Chromgerberei  benutzen.  Hier  kommen 
zweckmässig  die  Doppelsalze  der  Alkalien  mit  Erden  oder  Metalloxyden  zur  An- 
wendung. Zur  Sämisch-  oder  Oelgerberei  werden  die  Häute  in  eine  25pro- 
centige  Sulfoleatlösung  gebracht,  nach  dem  Herausnehmen  aus  der  Lösung  ge- 
trocknet, in  Haufen  der  Selbsterwärmüng  überlassen  und  gewaschen.  Nach- 
dem man  die  Häute  nochmals  mit  Sulfoleaten  in  ähnlicher  Weise  behandelt 
hat,  werden  sie  schliesslich  mit  schwacher  Potaschelösung  entfettet,  aus- 
gerungen, getrocknet  und  gestollt. 

Bei  dem  Gerbverfahren  der  Dobson  Patent  Tanning  Process  Comp. 
in  Lincoln,  Nebraska,  Ver.  St.  (Engl.  P.  5476/1886)  werden  die  Häute 
nach  dem  Enthaaren  und  Waschen  in  ein  Kochsalzbad  von  der  Stärke  von 
9—11  °  B.  gebracht  und  bleiben  24—36  Stunden  darin.  Sie  werden  dann 
in  einem  geeigneten  Raum  den  Dämpfen  brennenden  Schwefels  ausgesetzt. 
Dann  werden  die  Häute  gegerbt  und  gefärbt  in  einer  Flüssigkeit,  welche 
Gambir,  Kochsalz  und  Alaun  enthält.  Nach  dem  Spalten  der  Häute  wird 
die  Narbenseite  in  Gambirlösung  gebracht,  wieder  geräuchert  mit  schwef- 
liger Säure,  gewaschen  und  mit  Fett  eingerieben.  Die  Fleischseite 
kommt  für  24  Stunden  in  Hemlockrindenlauge  und  wird  dann  getrocknet. 


Gerberei.  441 

In  dem  in  D.  P.  37035  patentirten  Gerbverfahren  von  Graf  V.  C.  de 
Ntdpruck  in  Brüssel  kommen  die  Häute  zunächst  in  ein  lauwarmes  Bad 
aus  einer  Mischung  von  Talg,  Catechu  und  Wasser.  Dem  Bade  werden 
nach  und  nach  noch  Catechu  und  Talg  hinzugesetzt,  bis  die  Gerbung  voll- 
endet ist.  Alsdann  bringt  man  die  Häute  in  eine  ähnliche  lauwarme 
Mischung  von  Talg,  Dividivi  und  Wasser.  Hierdurch  erhalten  die  Häute 
die  gewünschte  hellere  Farbe.  Hierauf  werden  die  Leder  in  Wasser  aus- 
gewaschen. Statt  Talg  kann  Leinöl  oder  ein  ähnliches  fettes  Oel  oder  Fett 
benutzt  werden.  Die  durch  Kochen  bereiteten  Mischungen  können  auch 
kalt  zur  Anwendung  kommen. 

Nach  BiLLwiLLBR  in  St  Gallen  (D.  P.  36015)  werden  die  einge- 
weichten, enthaarten  und  reingemachten  Häute  abwechselnd  mit  verdünnten 
Lösungen  von  schwefelsaurer  Thonerde  und  Natriumbicarbonat  behandelt. 
Dies  wird  mehrfach  wiederholt.  Wendet  man  eine  möglichst  neutrale 
Lösung  von  schwefelsaurer  Thonerde  an,  so  kann  man  mit  concentrirteren 
Lösungen  arbeiten,  und  es  genügt  dann  eine  einmalige  Behandlung  mit  je 
einer  Lösung.  Die  so  geschwellten  und  im  Innern  mit  Thonerdehydrat  er- 
füllten Häute  werden  durch  schnelles  Waschen  mit  verdünnter  Salzsäure 
und  dann  mit  Wasser  von  dem  auf  der  Hautoberfläche  abgeschiedenen 
Thonerdehydrat  befreit  und  dann  in  Gerbstoff  brühen  ausgegerbt.  Dadurch, 
dass  sich  das  Thonerdehydrat  mit  einem  Teil  des  Gerbstoffes  zu  gerbsaurer 
Thonerde  verbindet,  wird  der  Gerbeprocess  sehr  beschleunigt. 

Zur  Herstellung  von  imitirtem,  nicht  trocknendem  Schweineleder 
für  Riemen,  Schlagriemen  etc.  hat  Mobuss  in  Hainewalde  bei  Zittau  folgendes 
Verfahren  angegeben.  Die  Haut  wird  mit  Kalk  behandelt,  entfleischt,  ent- 
haart, gewaschen,  ausgestrichen  und  in  reines  Wasser  eingelegt.  Nach 
dieser  Vorbereitung  wird  sie  mit  einer  Mischung  von  2*5  kg  gereinigtem 
Olycerin  und  5  1  ungekochter  Kuhmilch  wiederholt  durchgewalkt,  bis  sie 
hinreichend  gar  ist.  Man  lässt  die  Flüssigkeit  abtropfen,  tränkt  die  Haut 
mit  Thran  und  walkt  sie.  Nach  dem  Abtropfen  wird  die  Haut  in  die 
vorher  abgetropfte  Gerbflüssigkeit  gelegt,  dann  herausgenonmien  und  ziemlich 
trocken  gewalkt,  nochmals  mit  Thran  eingeschmiert,  gewalkt  und  dann  ge- 
trocknet (D.  P.  38434). 

P.  F.  Rbissch  in  Erlangen  (D.  P.  37022)  verwendet  zur  Gerbung  und 
zur  Färbung  von  Leder  eine  Flüssigkeit,  die  in  folgender  Weise  bereitet 
wird.  Steinkohle  oder  auch  Braunkohle  wird  durch  wiederholtes  Auskochen 
mit  Natronlauge  erschöpft.  Die  Extracte  werden  durch  Absetzen  geklärt 
und,  nachdem  das  darin  enthaltene  Alkali  durch  längeres  Stehen  an  der 
Luft  oder  Einleiten  von  Kohlensäure  in  Carbonat  umgewandelt  ist,  zum 
Gerben,  Nachgerben  oder  Färben  benutzt.  Für  ersten  Zweck  gelangen  die 
Häute  aus  dem  Kalkäscher  nach  erfolgter  Auswässerung  (ohne  Schwellung) 
in  die  Flüssigkeit,  der  man  etwas  Soda  und  trockenes  pulveriges  Oalcium- 
hydroxyd  hinzugesetzt  hat.  Die  Häute  werden  dann  in  verdünnte  Salzsäure 
eingelegt,  ausgewaschen  und  hierauf  mit  einer  Lösung  von  Chlormagnesium 


442  Gerberei. 

oder    auch  Kochsalz  fertig    gegerbt.      Nach   dem  Auswaschen    werden  die 
Häute  zugerichtet 

Nach  Dingl.  262)  79  gehört  die  bei  diesem  Verfahien  angewendete 
und  Pyrofuscin  genannte  Substanz  wahrscheinlich  zu  den  Huminkörpem 
und  ist  eine  schwache  Säure.  Eine  durch  mehrmaliges  Auskochen  der 
Steinkohle  erhaltene  Lösung  (100  g  Na  OH  auf  2—3  kg  Kohle)  enthält 
mindestens  2 — 3  Proc.  Pyrofuscin.  Die  alkalische  Lösung  wirkt  stark 
antiseptisch  und  gerbend.  Das  Pasergewebe  der  Tierhaut  wird  dadurch 
unlöslich,  die  Oberhaut  gewinnt  eine  härtere  und  zugleich  mehr  elastische 
Beschaffenheit,  als  bei  der  Loh-  und  Alaungerberei.  Einwirkung  von 
Nässe,  Wechsel  der  Temperatur  und  Feuchtigkeit  ändern  nichts  an  der 
Cohäsion  oder  Elasticität  des  Leders. 

Schmieren.  Nach  W.  Eftner  (Gerber  1886,  265)  wurde  anstaU 
Robbenthran  der  T h r a n  von  Eishaifisch,  Laemargua  boreaiis  gUicieUis,  in 
den  Handel  gebracht.  Der  Thran  wird  durch  Behandeln  der  Leber  des 
Fisches  mit  Dampf  gewonnen.  Eine  Leber  liefert  bis.  zu  einer  Tonne  Thran. 
Dieser  Thran  ist  für  braune  Leder  oder  zum  Schmieren,  wobei  er  früher 
erhitzt  wird,  ganz  brauchbar;  zum  Abthranen  für  schwarze  Leder  im  Natur- 
zustand verwendet,  ist  er  geföhrlich,  weil  er  zu  hitzig  ist  und  ausharzt. 
Der  Thran  zeigt  eine  sehr  charakteristische  blauviolete  Farbenaction  beim 
Mischen  mit  englischer  Schwefelsäure.  Robbenthran  (Regierungsthran)  aus 
Robbenspeck  giebt  unter  gleichen  Umständen  ein  Gelbbraun,  Leberthran 
(aus  Dorschlebern)  ein  helles  Rotviolet. 

ErrRBR  folgert  aus  verschiedenen  Beobachtungen  (Gerber  1886,  277), 
dass  das  Ausharzen  des  Thranes  wesentlich  durch  die  Gegenwart  oder 
Entstehung  von  Säuren  im  Leder  bedingt  ist.  Es  zeigt  sich  das  Ausharzen 
z.  B.  an  Stellen,  wo  das  Leder  unterhalb  mit  anderem  Leder  oder  dergl. 
durch  Kleber  gepappt  ist.  Der  Kleber  war  stark  sauer  und  erzeugt  durch 
Gährung  weitere  Mengen  von  Säure.  Man  hat  den  Kleber  daher  besonders 
für  den  Export  nach  wärmeren  Ländern  durch  andere  Mittel  zu  ersetzen 
gesucht.  Nach  Boot  and  Shoe  Trade's  Journal  ist  von  diesen  das  beste 
das  Leimmehl  (Leimkleber,  glue  meal). 

Eine  gute  Lederschmiere  zum  Wasserdichtmachen  von  Leder  be- 
reitet SoxBLET  durch  Schmelzen  von  4  Tln.  Vaselin  und  1  Tl.  gelben 
Wachs  (Ind.  Bl.  1886,  2U). 

Trockeneinrichtungen.  Zum  völligen  Austrocknen  der  gebrauchten 
Lohe  hat  Schboll  eine  Einrichtung  angewendet  (Gerber  1886,  159),  bei 
welcher  die  Rauchgase  der  Dampfkesselfeuerung  durch  die  feuchte  Lohe 
strömen,  welche  in  dem  Raum  zwischen  einem  durchlöcherten  Cylinder  und 
einem  darin  befindlichen  durchlöcherten  umgekehrten  Kegel  hinabsinkt. 
Der  durchlöcherte  Cylinder  steht  in  einem  Schacht,  in  welchen  die  Rauch- 
gase einströmen,  während  der  Kegel  durch  einen  Fuchs  mit  dem  Schornstein 
communicirt.  Das  Material  wird  oben  eingeschüttet  und  nach  dem  Trocknen 
unten  herausgezogen. 


Gerberei.    Leim. 


44$ 


MasoMien  und  WtorkzMfle.  Fttshbhrt  in  Wellington,  hat  seine  Maschine 
Auswaschen  tmd  Ansstossen  von  Leder  modificirt  (D.  P.  37157). 
h    stehen  die  beiden  Werkzeughalter  direct  mit  der  beiderseitig  ver- 
igerten  Kolbenstange  eines  horizontalen  Dampf-Gylinders  in  Verbindung; 
ie  werden  beim  Hin-  und  Hergange  abwechselnd  gedreht,  damit  nur  das  im 
itzen  Winkel    stossende  Werkzeug  mit  dem  Leder  in  Berührung  kommt, 
serdem  kann  jedes  Werkzeug  leicht  ausser  Tbätigkeit  gesetzt  werden. 

J.  P.  Wbisen  in  Esch  a.  d.  Alzette,  Luxemburg.     Lederhammer  mit 
iem  Fall  und  verstellbarem  Hub  (D.  P.  37024). 

Ttler  in  Linn,  Mass.  V.  St.  A.    Maschine  zum  Spalten  von  Leder  bis 
nahe  an  eine  Kante  und  Ausbreiten  desselben  (D.  P.  36758). 

Kunstteder.  Dbvillb  stellt  eine  Leder  Imitation,  Derme  hydrofuge, 
her,  indem  er  eine  Masse  aus  20  kg  Kartoffelstärke,  17  kg  Mehl,  16  kg 
Chinaclay,  4  kg  Alabaster,  8  kg  Baryumsulfat,  2  kg  weisse  Seife,  1*5  kg 
Gel,  Fett,  Schmalz,  150  kg.  Wasser  unter  Zusatz  eines  Farbstoffes  kocht, 
auf  100  *>  erhält  und  mittelst  Druck  walzen  auf  Baumwollgewebe  aufträgt. 
Die  Masse  wird  durch  Passiren  über  mit  Dampf  getrocknete  Cylinder  ge- 
trocknet. Nachdem  das  Auftragen  der  Masse  so  mehrfach  wiederholt  ist, 
wird  der  Stoff  in  auf  50  °  C.  erhitzten  Trockenstuben  vollständig  getrocknet, 
gekalandert,  ev.  auf  der  Oberfläche  gemustert  und  dann  mit  einem  Lack 
überzogen,  der  aus  einer  Auflosung  von  Wachs  und  Gummi  in  Alkohol 
besteht  (Ind.  Bl.  1886,  165).  •    •    Arthur  Lehmann. 

Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


Waarengattung 

im  Jahre  1886 

im  Jahre  1885 

Einfahr       Ausfuhr 

Einfuhr 

Ausfuhr 

an  Holzborke  und  Gerberlohe  .     .     . 
•  Leder 

684  196     35  953 
36  407     44  166 

652  055 
40  813 

34  437 
41644 

XXXVn.  Leim. 


i 


BoDLÄNDER  und  Traübe  (Ber.  19,  1871).  Ueber  die  Unterscheidung 
von  Eiweisskorpern,  Leim  und  Peptonen  auf  capillarimetrischem 
Wege.  Die  Verf.  zogen  aus  reiner  Gelatine  durch  48stündigevS  Behandeln 
mit  kaltem  Wasser  das  Leimpepton  aus  und  untersuchten  sowol  dieses,^ 
als  auch  den  zurückbleibenden  Leim  im  Vergleich  mit  anderen  Peptonen 
bezw.  Eiweisskorpern.  Da  die  Ermittelung  der  Steighohe  in  Oapillaren  sich 
bei  diesen  Stoffen  als  u:.?^eeignet  erwies,  so  benutzten  die  Verf.  ^^^^ 
Tröpfelung,  nachdem  sie  gefunden,  dass  die  Volumina  der  Tropfen,  welche 
sich  an  kleineren  horizontal  gestellten  kreisförmigen  Endflächen  von  Oapil- 


444  Leim. 

iaren  bilden,  genau  proportional  sind,  den  Steighöhen  im  capillaren  Rohre. 
Sie  bestimmten  die  Tropfenzahl,  die  ein  bestimmtes  Volumen  giebt  und  die 
«daher  umgekehrt  proportional  der  Steighöhe  ist.  Die  Zahl  war  bei  Wasser 
47*6,  bei  verdünnten  Leimlösungen  von  1 — 1*7  Proc.  =  53,  bei  Leimpepton- 
losung  von  0*02  Proc.  =  48*3,  von  0*1  Proc.  =  50,  von  2  Proc.  = 
«0*3—62,  von  4  Proc.  =  70. 

Nach  P.  Herrmann  (Ind.  Bl.  85,  174)  besteht  der  Fi  seh  leim 
wesentlich  aus  Chondrin,  das  nur  schwierig  in  trockener  Form  zu  gewinnen 
ist  und  getrocknet  an  der  Luft  wieder  zerfliesst  und  nicht  mehr  gelatinirt. 
Man  bringt  daher  den  durch  Carbolsäure  vor  Fäulnis  geschützten  Leim 
in  gallertartigem  Zustande  in  Fässern  verpackt  in  den  Handel.  Seine 
Hauptverwendung  ist  die  zu  Appreturzwecken,  da  seine  Bindekraft,  seiner 
Zusammensetzung  entsprechend,  nur  gering  sein  kann. 

Stanford  untersuchte  die  wichtigsten  Gelatine  gebenden  Substanzen, 
indem  er  die  Mengen  ermittelte,  welche  mit  100  Tln.  Wasser  schmelzen 
und  den  Schmelzpunkt  bestimmte. 

Gelose 4  Tle.  auf  100  Tln.  Wasser  31  «  C.  Schmelzp. 

Gelidenm  conienm  .8«,,^  ,31„  , 

Ghondrus  crispus.    .    30    ,  „      ,       ,  ,       26*5  „           , 

Hausenblase     ...    32    ,  ,      „       „  „        21    , 

Gelatine 32    ,  „      „       „  ,        15    « 

Caragheenin     ...36,  ,,       ,  ,       21, 

Agar-Agar    ....    60    ,  ,      ,       ,  ,       31    , 

Gelose  kommt  aus  China  in  den  Handel  und  ist  der  eingetrocknete 
Schleim  der  Alge  Latorenzia  papulosa,  GMideum  und  Chondrus  sind 
Algen  von  den  Küsten  Englands.  Caragheenin  wird  aus  Chondrus  crispus 
bereitet.  Agar-Agar  ist  Euchemia  spinosa.  Nach  dieser  Tabelle  ist  Gelose 
-die  stärkste  der  leimgebenden  Substanzen;  sie  wird  jedoch  die  Gelatine  in 
der  Pharmacie  nicht  zu  verdrängen  vermögen,  da  der  Schmelzpunkt  der 
Gelose  zu  hoch  liegt  CPharm.  Centralh.  26,  63). 

Algin ^)  durch  Extrahiren  von  Laminaeia  mit  Sodalösung  erhalten, 
ist  sehr  klebrig  und  dient  als  Ersatzmittel  für  Gelatine  (das.  25,  614). 

Büchner  (Ber.  19,  853)  hat  Versuche  zur  Ermittelung  der  Constitution 
"der  Gelatine  angestellt.  Schutzbnbbroer  (C.  r.  102,  1296)  stellt  eine 
Oonstitutionsformel  für  Gelatine  oder  Ossein  auf. 

Lindner  in  Wien  benutzt  nach  D.  P.  38597  zur  Verzierung  von 
Flächen  einen  Leimanstrich,  den  man  rasch  trocknet.  Hierbei  entstehen  in 
diesem  Leimüberzuge  Risse  und  Sprünge,  die  in  ihrer  Unregelmässigkeit 
^ine  eigentümliche,  der  Textur  des  Krokodilleders  ähnliche  Zeichnung 
bilden.  Der  Leimlösung  kann  irgend  ein  Farbstoff  zugesetzt  werden.  Durch 
Zusatz  von  etwas  Chromsäure  oder  Gerbsäure  u.  dergl.  wird  der  Leim- 
«berzug  gegen  Feuchtigkeit  unempfindlich  gemacht.  Wird  ein  solcher  mit 
Mineralfarben   gefärbter  Leimüberzug   auf  Porcellan  erzeugt   und  nach  dem 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.429. 


r 


Leim.    Organische  Säuren.  44^ 


Trocknen    das    letztere    wie    ge wohnlich    gebrannt,    so    entstehen    darauf 
ähnliche  Muster,  wie  auf  Papier  und  Holz,  in  der  betreffenden  Erdfarbe. 

Zur  Herstellung  eines  Elebmittels  werden  von  M.  Strasseb  in  Nieder- 
fichönhausen  bei  Berlin  (D.  P.  37074)  20  kg  weisser  Candiszucker  pul- 
verisirt  und  mit  7  kg  frischer  Kuhmilch  aufgekocht;  diese  Masse  wird  in 
kochendem  Zustande  mit  50  kg  36  Proc.  Natronwasserglas  zusammengeruhrt, 
das  Ganze  bis  auf  40°  R.  abgekühlt  und  dann  zum  Zweck  der  Brocken- 
bildung in  Blechkastchen  gegossen.  Nach  drei  Tagen  wird  die  Masse 
in  Brocken    verwandelt    welche  wie  natürliches  Gummi  arabicum  aussehen^ 

E.  E.  Waters  in  New- York,  V.  St.  A.  stellt  einen  Albuminersatz 
(E.  P.  7016/1885)  aus  frischem  oder  gesalzenem  Fischrogen  her;  derselbe 
wird  gewaschen,  dann  aufgeschlitzt  und  seines  Inhaltes  entleert.  Dieser 
wird  mit  3 — 4  Tln.  Wasser,  zu  dem  man  etwas  Ammoniak  oder  ein  anderes 
Alkali  hinzugesetzt  hat,  während  24  Stunden  und  darüber  digerirt.  Die 
Lösung  kann  nach  dem  Filtriren  eingedampft  werden,  zweckmässiger  ver- 
ehrt man  jedoch  zur  Herstellung  eines  reineren  Productes  derart,  dass 
man  die  Losung  mit  einer  Säure  neutralisirt  und  so  das  gelöste  Eiweiss  iu 
geronnenem  Zustande  abscheidet.  Der  von  Wasser  möglichst  befreite^ 
Niederschlag  wird  durch  allmählig  verstärkte  Pressung  in  einen  festen 
Kuchen  verwandelt  und  sorgföltig  getrocknet.  Das  Product  kann  mit 
passenden  Ingredientien  gemischt  als  Nahrungsmittel  dienen.  Will  man 
es  zur  Fixirung  von  Farben  auf  Geweben  oder  Papier  verwenden,  so  wird 
es  in  ganz  schwach  ammoniakalischem  Wasser  gelöst. 

Artrdr  Lehmann. 

XXXVm.   Organisclie  Säuren. 

W.  RoDNEw  (Dingl.  264,  88  u.  128)  unterzieht  die  Fabrikation  der 
Holzessigsäure  einer  eingehenden  Kritik.  Zunächst  bespricht  er  eine 
l'ntersuchung  von  A.  Jakowlbw  „üeber  die  Ausbeute  der  Essigsäure  aus 
verschiedenen  Holzarten**,  nach  welcher  das  weiche  Lindenholz  die  grösste 
Ausbeute  an  Essigsäure  giebt;  dann  führt  er  eine  Arbeit  von  S.  Wienz- 
KowsKY  „Ueber  eine  technisch  brauchbare  Darstellung  der  Holzessigsäure" 
näher  aus.  Die  in  Russland  gebräuchliche  Methode  der  Gewinnung  besteht 
in  der  Sättigung  von  Holzessig  mit  Kalkhydrat  und  Verarbeitung  des  ge- 
wonnenen unreinen  essigsauren  Kalkes  auf  Essigsäure.  Es  ist  dieses  Ver- 
fahren nach  dem  Verf.  sehr  unzweckmässig,  da  es  eine  unreine  Essigsäure 
liefert,  auch  ist  die  Ausbeute  zu  gering,  da  bei  der  Darstellung  des  essig- 
sauren Kalkes  eine  zu  hohe  Temperatur  angewendet  wird,  die  Verluste  an 
Kssigsäure  bewirken.  S.  Wienzkowsky  gelingt  es  nun,  ein  reines  Kalk- 
acetat  aus  Holzessig  durch  Destillation  der  rohen  Säuren  in  eine  heisse 
Kreidemilch.  Phenol  und  flüchtige  Substanzen  gehen  mit  den  Wasser- 
dämpfen weg,  während  die  harzartigen  nicht  gelöst  werden  können,  da 
stets  Kreide  im  Ueberschuss  ist.     So  stellt  Verfasser  ein  reines  Kalkacetat 


446  Organische  Sauren. 

-dar,  welches  durch  Destillation  mit  Terd.  Schwefelsäure  eine  rein  verdännte 
Essigsäure,  und  durch  Destillation  dieser  mit  .conc  Schwefelsäure  eine 
<conc.  Säure  liefert  Diese  letztere  Methode  übertrifft  die  in  Fabriken  ge- 
bräuchliche Methode  in  folgenden  Punkten:  1)  Man  gewinnt  eine  viel 
grössere  Ausbeute  an  Essigsäure;  2)  man  erhält  die  Essigsäure  in  reinem 
Zustande,  und  3)  kann  die  Verarbeitung  des  Holeessigs  in  kürzerer  Zeit 
ausgeführt  werden. 

Zur  Trennung  der  Oelsäuren  von  den  rohen  Fettsäuren  benutzt 
A.  Baddet  (D.  P.  37397)  eine  verdünnte  Potasche-  o(kr  Sodalosung: 
zunächst  werden  nur  die  Oelsäuren  verseift.  Durch  Abziehen  der  Seifenschicht 
von  den  geschmolzenen  Fettsäuren,  Waschen  derselben  mit  Wasser, 
verdünnten  Säuren  und  nochmals  Wasser  werden  die  Fettsäuren  rein 
erhalten. 

Ueber  eine  bequeme  Darstellungsweise  bromirter  Fettsäuren  durch 
Einwirlnmg  von  Brom  auf  ihre  Chloride  bei  Gegenwart  von  Schwefelkohlen- 
stoff berichtet  A.  Michabii  (J.  pr.  Gh.  85,  92). 

Die  durch  fractionirte  Destillation  gewonnene  reine  Buttersäure 
siedet  nach  A.  Bannow  (Ber.  19,  2552)  zwischen  160—173*».  Eine  reinere 
Säure  durch  fractionirte  Destillation  zu  gewinnen  ist  nicht  möglich,  deshalh 
führt  der  Verfasser  diese  Säure  in  Aethyläther  über  und  reinigt  diesen 
durch  fractionirte  Destillation  von  den  Homologen;  nach  dem  Verseifen 
desselben  erhielt  er  eine  bei  159 — 165°  siedende  Säure. 

E.  Schmidt  (Arch.  Pharm.  24,  528)  zeigt  das  Vorkommen  der  Angelica* 
säure  in  der  Sumbulwurzel. 

Ueber  Derivate  der  Erucasäure  und  Brassidinsäure  berichten  C  L- 
Reimer  und  W.  Will  (Ber.  19,  3320). 

J.  L.  WoLFF  (Ber.  20,  1017)  untersucht  die  im  alkalischen  Wasch- 
wasser der  Harzöle  vorhandenen  Fettsäuren.  Eine  Trennung  der  verschiedenen 
Säuren  durch  Umwandlung  in  ihre  Aethyläther  und  Fractionirung  ändert 
Verfasser  dahin  ab,  dass  er  die  aus  den  Aethern  gewonnenen  Amide  um- 
krystallisirt.  Es  gelingt  ihm  so,  die  Amide  der  Valeriansäure,  Oenantylsäure, 
Octyl-i  Nonyl-  und  Undecylsäure  von  einander  zu  trennen  und  somit  dÄ> 
Vorhandensein  der  Säuren  zu  beweisen. 

Eine  Synthese  zweiatomiger  einbasischer  Säuren  giebt  S.  Rbfobmatskt 
<Ber.  20,  1210)  an.  Derivate  der  Diazobemsteinsäure  beschreiben  Th. 
OoRTiüs  und  F.  Koch  (Ber.  19,  2460.) 

W.  AoTBNBiBTH  (Bor.  20,  1531)  berichtet  über  substituirte  Croton- 
säuren,  A.  Claus  (Ber.  20,  1374)  über  alkylirte  Benzoyl-y5-propionsäuren. 

Als  Indicator  für  Citronensäure,  bei  der  Bestimmung  derselben  im 
Oitronensafte,  empfiehlt  F.  Watts  (Journ.  ehem.  Soc.  5,  214)  alkoholische 
Ourcumatinctur  unter  Anwendung  der  Tüpfelmethode. 

Eine  Methode,  Aconitsäure  in  45  Proc.  Ausbeute  aus  Citronensäure 
zu  gewinnen,  beschreibt  W.  Hbntschbl  (J.  pr.  Ch.  85,  205).  Die  letztere  wird 
mit  dem  gleichen  Teile  Schwefelsäure  und  halb  so  viel  Wasser  5—6  Stunden 


Organische  Säuren.  447 

am  Rackflusskühler  erwärmt,  und  die  Erystallmasse  mit  rauchender  Salzsäure 
ausgewaschen. 

Eine  neue  Methode  zur  quantitativen  Bestimmung  der  Harnsäure 
giebt  J.  B.  Hatcbaft  (Zeitschr.  f.  anal.  Ch.  25 9  165)  an,  sie  beruht  auf 
der  Thatsache,  dass  harnsaures  Silber  in  Ammoniak  unlöslich  ist.  Ein  Zusatz 
Ton  Natriumbicarbonat  verhindert  die  Reduetion  des  Salzes,  dieses  wird  ab- 
^trirt  und  nach  Yolbard's  Methode  der  Silbergehalt  bestimmt. 

Blarbz  und  Dbnio^  (G.  r.  1887,  789)  zeigen,  dass  zur  titrimetrischen 
Bestimmung  der  Harnsäure  mittelst  Permanganat  die  Lösung  derselben  sehr 
stark  verdünnt  (1:8000),  unter  Zusatz  von  3*5  Schwefelsäure  und  in  nicht 
grösserer  Menge  als  etwa  0*1  Harnsäure  entspricht,  angewendet  werden  darf, 
um  genau  übereinstimmende  Resultate  zu  erhalten. 

Eine  der  blauen  Jodstärke  entsprechende  Jodchol säure- Verbindung 
hat  F.  Mtlios  (Ber.  ÜO^  683)  dargestellt,  er  giebt  derselben  die  Formel 
{C^*H*®O^J)*' JH  +  xH^O,  während  P.  Latschihoff  in  einem  Berichte 
über  die  Gallensäuren  (Ber.  20^  1043)  der  wasserfreien  Cholsäure  die  Formel 
(jS5g4aQ5  gi^^jt  ^^  ^iQ  ^QY  Choleinsäure  als  C^^H^^O*  feststellt. 

Nach  Mosso  (Arch.  per  le  szienze  med.  Turin  1886,  407)  lösen  100  cbcm 
Wasser  0*4305  g,  100  cbcm  absol.  Alkohol  3  0  g  FAHLBSBO^sches  Saccharin.^ 
Die  Süsse  stellt  sich  im  Vergleich  zu  gewöhnlichem  Zucker  wie  1 :  280. 
Ueber  die  antiseptischen  Eigenschaften  giebt  Stutzer  (Saccharin,  Leipzig 
1885)  Aufschluss  und  ist  mit  Addcco  und  Mosso  [Oaaetia  deUa  dinic?ie  di 
Torino  1886,  14  und  15)  derselben  Meinung,  dass  Saccharin  dem  Organis- 
mus unschädlich  sei.  Der  Nachweis,  z.  B.  im  Traubenzucker,  gelingt  nach 
Rbischadbr  (D.  Zuckerind.  1886,  123)  durch  Ausziehen  der  angesäuerten 
Lösung  mit  Aether,  Verdunsten  und  Schmelzen  des  Rückstandes  mit  Soda 
und  Salpeter.  Die  aus  Saccharin  gebildete  Schwefelsäure  kann  noch  bei 
weniger  als  0*1  Proc.  quantitativ  bestimmt  werden.  Vgl.  den  Bericht  über 
Saccharin  in  Dingl.  264,  569. 

Auf  mannigfachem  Wege  wurde  die  Synthese  aromatischer  Säuren 
versucht.  B.  Hbtmann  und  W.  Königs  (Ber.  19,  3304)  stellen  durch  Oxydation 
homologer  Phenole  mittelst  Kaliumpermanganat  die  entsprechenden  Carbon- 
sauren dar,  am  besten  eignen  sich  dazu  die  sauren  schwefelsauren  Aether; 
auf  diese  Weise  führen  sie  thymylschwefelsaures  Kalium  in  Oxycuminsäure 
über.  L.  Gattermann  und  G.  Schmidt  (Ber.  20,  858)  benutzen  Hamstoffchlorid 
zur  Einführung  der  Carbonylgruppe  in  aromatische  Kohlenwasserstoffe  bei 
Gegenwart  von  Aluminiumchlorid  und  Schwefelkohlenstoff.  Es  bilden  sich  zu- 
nächst die  Säureamide,  die  durch  Aetzkali  verseift  Säuren  liefern.  Bisher 
stellten  sie  aus  Toluol  p-Toluylsäure,  aus  Cumol  Cuminsäure,  aus  Naphtalin 
a-Naphtoesäure  dar,  auch  bei  Phenoläther  bewährt  sich  diese  Reaction,  es 
entsteht  aus  Anisol  Anissäure,  aus  Brentcatechindimethyläther  Veratrumsäure. 
E.  Lbllmann  und  Bonhöfpeb  (Ber.  19,  3231)  lassen  Diphenylhamstoffchlorid 


»)  TechiL-chem.  Jahrb.  8,  S.394. 


448  Organische  Säuren. 

auf  Benzolwasserstoffe  bei  Gegenwart  von  Aluminiumchlorid  einwirken,  um 
zu  aromatischen  Säuren  zu  gelangen,  es  tritt  dabei  die  Carbonylgruppe  stets 
in  die  Parastellung.  H.  Wbndb  (Ber.  19,  2324)  wendet  das  Salicylsäure- 
verfahren,  Einwirkung  von  Kohlensäure  auf  Kreosolnatrium ,  an,  um  zu 
Kreosolcarbonsäure  zu  gelangen. 

üeber  Bromorthotoluylsäure  und  /9-Bromphtalsäuren,  C.  Nairrissos 
(Ber.  20,  1016). 

E.  Badmabn  (Ber.  19,  3218)  zeigt,  dass  durch  Schütteln  wässriger 
Alkohole  mit  Benzoylchlorid  und  Natriumhydrat  die  Ester  der  Benzoesäure 
entstehen. 

Zur  Darstellung  der  Salole  wendet  H.  Eckbnroth  (Arch.  Pharm. 
24,  928)  Chlorkohlenoxyd  an.  Durch  Einwirkung  desselben  auf  ein  er- 
wärmtes Gemenge  von  salicylsaurem  Natrium  und  Phenolnatrium,  Auswaschen 
des  gebildeten  Chlomatriums,  bleibt  Salol  zurück.  Brom  erzeugt  ein  Mono- 
bromsalol. 

J.  F.  Etkmann  (Rec.  trav.  chim.  6,  297)  berichtet  über  das  A'or- 
kommen  der  Zimmt säure  in  der  Familie  der  Ericaccen.  Einem  einge- 
henden Studium  unterzieht  W.  Müller  (Ber.  20,  1212)  die  Meta-Methyl- 
zimmtsäure  und  stellt  Derivate  dar. 

Nach  dem  D.  P.  38052  hat  F.  v.  Hbtdbn  Nachpolobr  durch  gleich- 
zeitige Einwirkung  von  Kohlensäure  bei  hohem  Druck  und  einer  Temperatur 
von  100—145°  auf  die  Alkalisalze  von  a-  oder  /9-Naphtol  Oxynaphtoe- 
säuren  dargestellt. 

üeber  Naphtoesäuren  berichtet  A.  Ekstrand  (Ber.  20,  1353), 
über  Naphtolcarbonsäuren  R.  Nibtzki  und  A.  Gditbrmann  (Ber. 
20,  1274).  W.  Will. 

XXXIX.  Alkaloide. 


1.  SanerstofTfreie  Alkaloide. 

Pyrrolderivate.  Nach  Kalle  &  Co.  (D.  P.  38423)  entsteht  durch 
Behandlung  von  Pyrrol  und  Pyrrolcarbonsäuren  mit  Chlor  resp.  Brom 
in  alkoholischer  Lösung  Tetrachlorpyrrol,  resp.  Tetrabrompyrrol.  Durch 
Erhitzen  dieser  Verbindungen  mit  gleichen  Mol.  Alkali  und  Halogenalkylen 
in  alkoholischer  Lösung  entstehen  chlor-  und  bromsubstituirte  Alkylpyrrole, 
die  durch  Umsetzung  mit  Jodkali  in  Jodderivate  übergeführt  werden.  Durch 
Einwirkung  von  Paraldehyd  auf  Pyrrol  erhielten  M.  Dennstedt  und  J. 
Zimmermann  (Ber.  19,  2189  und  5200)  Aethylpyrrol  und  Acetylaethyl- 
pyrrol,  conc.  Salzsäure  erzeugt  aus  ersterem  ein  Dihydropicolin,  Phtalsäure- 
anhydrid  ein  Pyrrolenphtalid.  Um  die  Ketonnatur  eines  Acetylpyrrols 
C^H^'NH'CO'CH^  nachzuweisen,  stellen  sie  eine  Phenylhydrazin  Verbindung 
dar,  die  durch  Natriumaraalgam  reducirt  ein  Pyrrylmethylpinakon 

CH3/C(OH)-C(OH)<^(.g3     ,.^,^^,^ 


Alkaloide.  449 

A.  Baetbr  (Ber.  19,  21S4)  berichtet  aber  ein  Condensationsproduct 
TOD  Pyrrol  mit  Aceton,  auch  M.  Denrstedt  und  J.  Zimmbrm anr  (Ber.  20, 850) 
beobachteten  ein  solches  bei  Gegenwart  von  Zinkchlorid,  es  entsteht  ein 
c-Isopropylpyrrol,  welches  durch  Einwirkung  von  Essigsäureanhydrid  zwei 
Acetylverbindungen  liefert.  Benzaldehyd  condensirt  sich  mit  c-Acetyl  c-Iso- 
propylpyrrol  zu  c-Isopropylcinnamylpyrrol.  In  der  Ealischmelze  entsteht  aus 
Isopropylpyrrol  eine  Pyrrolmonocarbonsäure.  Salzsäuregas  in  eine  aetherische 
Lösung  des  Isopropylpyrrols  geleitet,  erzeugt  das  salzsaure  Salz  einer  neuen 
Base,  die  bei  280— 290 <>  siedet  und  Aehnlichkeit  mit  Ti-Dimethylpyrrol 
zeigt,  deren  Identität  jedoch  noch  nicht  festgestellt  wurde;  ebenso  stellen  die 
Verfasser  (Ber.  20,  1760)  Propionylpyrrole  dar,  die  den  Acetylverbindungen 
entsprechen.  L.  Knorr  (Ann.  286,  69)  betrachtet  die  früher  als  Phenyl-/9- 
imidocrotonsäure  CH^  •  C(NH  *  C^ H*)  •  CH  *  COOH  bezeichnete  Anilacet- 
essigsäure  nunmehr  als  das  Anilid  der  Acetessigsäure  CH^  *  CO  *  CH^  *  CO 
NHC^H^,  die  durch  salpetrige  Säure  in  Isonitrosoacetessigsäureanilid  über- 
geführt wird,  beide  Verbindungen  zusammen  reducirt  liefern  Pyrrolabkömm- 
linge.  Verf.  beschreibt  (Ann.  286,  290)  die  durch  Einwirkung  von  Diacet- 
bemsteinsäureester  auf  Hydroxylamin  .[( I )  -  Oxy  -  (2*5)  -  dimethylpyrrol  -  (3*4)  - 
dicarbonsäureester],  und  zusammen  mit  A.  Franzbn,  (Ann.  286,  303)  auf 
Metylphenylhydrazin  [Methylphenyl  -  ( i )  -  amido  -  (2*5)  -  dimethylpyrrol  -  (3*4)  - 
dicarbonsäureester],  femer  auf  m  -  Toluylendiamin  [m  -  Amido  -  (1)  -  tolyl  -  (2*5)  - 
dimethylpyrrol- (3*4) -dicarbonsäurerester]  und  auf  Glycocoll  [2*5 -Dimethyl- 
pyrrol -  (3*4)  -  dicarbonsäureester-  ( 1 )  -  essigsaure]  entstehenden  Pyrrolderivate. 
L.  Kmorr  (Ann.  288,  137)  kommt  durch  den  mannigfachen  Aufbau  des 
Acetessigesters  in  Pyrazolderivate  zu  der  Annahme,  dass  die  meisten  /9-Di- 
ketone  der  Formel  R'  *  CO  *  CHR"  '  COR'"  mit  primären  aromatischen  Hydra- 
zinen  Pyrazolderivate  geben,  und  dass  die  meisten  ungesättigten  Ketone 
und  Aldehyde  der  Formeln  R'  *  CO  *  CR"  ;  CER'"  resp.  HCO  *  CR' :  CHR" 
sauerstofffreie  Pyrazolderivate  liefern,  während  aus  den  entsprechenden  Säuren 
mid  statt  der  /9-Diketone  die  /9-Ketonsäuren  sauerstoifhaltiger  Pyrazolbasen 
entstehen  (der  Nachweis  geschieht  durch  Kochen  mit  Säuren  und  Eintauchen 
eines  Fichtenspahns ,  alle  Pyrrolabkömmlinge  förben  denselben  rot).  Somit 
bezeichnet  er  die  aus  Acetessigester  mit  Phenylhydrazin  erhaltenen,  früher 
als  Chinizinderivate  aufgefassten  Verbindungen  nunmehr  als  Pyrazolderivate. 
Oxymethylchinizin  ist  demnach  (l)-Phenyl-(3)-methyl-(5)-pyrazolon 

H  cn3 

N\  /N=C^ 

I   \CH3  C^H^NC  I 

/N— ^C  \C0-CH'^ 

C6H<  I 

^CO— CH*-* 

Die  Wasserstoffatome    der  CH^-Gruppe    zeigen   sauren  Charakter,    die 
Silberverbindung  giebt  mit  Jod  Bis-Phenylmethylpyrazolon.    Verf.  beschreibt 
ausführlich  die  auf  mannigfachem  Wege  dargestellten  Pyrazolone,  von  denen 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  9^ 


450  Alkaloide. 

noch  als  besonders  wichtig  das  in  der  Medicin  als  Antipyrin^)  angewandte, 
früher  Dimethyloxychinizin  bezeichnete,  jetzt  als  (l)-Phenyl-(2-3)-Dimethyl- 
(5)-pyrazolon  erkannte  Derivat  hervorgehoben  zu  werden  verdient,  Antipyrio 
wird  durch  Methylimng  von  Phenylmethylpyrazolon  dargestellt,  es  findet 
dabei  eine  Umwandlung  der  Methengruppe  in  eine  Methingruppe  statt,  was  aus 
der  Bildung  desselben  aus  symmetrischem  Phenylmethylhydrazin  hervorgeht. 

L.  Balbiano  (Atti  d.  R.  Acc.  d.  Line.  1887,  849)  beobachtete  durch 
Condensation  von  Epichlorhydrin  und  Phenylhydrazin  die  Entstehung  eines 
Phenylpyrazols  C^H^N'. 

H.  Oldach  (Ber.  20,  1654)  gelangte  durch  Erhitzen  des  salzsauren 
/9-Methyltetramethylendiamins,  welches  durch  Reduction  von  ßrenzweinsäureni- 
tril  mit  Natrium  in  alkoholischer  Lösung  erhalten  wurde,  zu  /9-Methylpyrrolidin. 

Pyridinbasen.  Wie  man  aus  der  Wechselwirkung  der  salzsauren  Salze 
primärer  aromatischer  Amine  auf  Aldehyde,  Ketone,  Aldehyd-  und  Keton- 
säuren  zu  Chinolinderivaten  gelangt,  so  stellt  J.  Plöchl  (Ber.  20,  722) 
durch  Einwirkung  einer  concentrirten  Salmiaklösung  auf  die  betreffenden 
Aldehyde  etc.  in  höherer  Temperatur  Pyridinderivate  dar.  Bis  jetzt  hat 
Plochl  aus  Paraldehyd  Colli din  und  aus  Propionaldehyd  Parvolin  dar- 
gestellt. Auf  ähnlicher  Synthese  beruht  die  Darstellung  des  CoUidins  durch 
Erhitzen  von  Aldehydammoniak  mit  Aldehyd,  über  die  E.  Dorkopf  (Ber.  20, 
444)  berichtet.  Zur  Constitution  des  AldehydcoUidins  bemerken  E.  Dübkopf 
und  M.  Schlacgk  (Ber.  20,  1660),  dass  bei  der  Oxydation  eine  Methyl- 
pyridincarbonsäure  entsteht,  die  mit  Kalk  erhitzt  a-  Picolin  liefert,  somit 
das  Aldehydcollidin  nicht  als  a-Aethyl-;^Methylpyridin  aufzufassen  sei. 

Die  Stellung  der  substituirten  Pyridine,  die  Ciamician  und  Dbnnstbdt 
(Ber.  14,  1 1 53)  durch  Einwirkung  von  Chloroform  auf  Pyrrolkalium  erhalten 
haben,  ist  nunmehr  ermittelt,  da  G.  Ciamician  und  P.  Silber  (Ber.  20,  191) 
durch  Einwirkung  von  Benzalchlorid  auf  Pyrrolkalium  Metaphenylpyridiu 
erhalten  haben,  somit  ist  durch  die  Stellung  des  Phenylrestes  diejenige  des 
aufgenommenen  Kohlenstoffatomes  angezeigt.  Einen  Beitrag  zur  Erkenntnis 
der  Pyridinformel  liefert  S.  Rohbmann  (Ber.  20,  799). 

Wie  schon  Behrmann  u.  Hofmann  (Ber.  17,  2681)  zeigten,  entsteht 
durch  Einwirkung  von  Schwefelsäure  auf  Citramid  Citrazinsäure,  eine  Dioxy- 
pyridincarbonsäure.  Ruhbmann  (Ber.  20>  799)  stellte  aus  Acetylcitronen- 
säureäthyläther  durch  Einwirkung  von  Ammoniak  Citrazinamid  dar,  welches 
beim  Erwärmen  mit  conc.  Salzsäure  Citrazinsäure  liefert.  Letztere  Reaction 
zeigt,  dass  der  Stickstoff  mit  dem  gegenständigen  Kohlenstoffatom  in  Bindung 
tritt,  somit  eine  Dioxypyridincarbonsäure  (Citrazinsäure)  der  Formel 
C-COOH  CH 

CH|/\CH  Ch/\cH 

(OH)ci        llc(OH)      einem  Pyridin  der  Formel     ^^j 

N 


pjT     entspricht. 


»)  Techn.-cbem.  Jahrb.  7,  S.  397. 


\ 


Alkaloide,  451 

Verschiedene  Platinbaseu  des  Pyridins  beschreibt  S.  G.  Hbdin  in  seiner 
Dissertation  (Lund). 

Obcbsnbe  DB  GoNiNCK  (C.  r.  102,  1479  und  108,  62  und  640)  berichtet 
über  Darstellungen  roter  Farbstoffe  durch  Einwirkung  von  Aetzkali  auf 
die  Jodmethylate  des  Pyridins  und  Chinolins. 

Die  in  der  Reinigungssäure  des  Steinkohlenteers  enthaltenen  Basen, 
namentlich  die  Lutidine,  untersuchten  G.  Ldnob  und  J.  Rosbnbbbo  (Ber.20, 
127).  In  der  bei  141 — 144o  erhaltenen  Fraction  konnten  sie  ein  aa-Dime- 
thylpyridin  durch  Quecksilberchlorid  isoliren,  in  einer  bei  153—156**  erhal« 
tenen  ein  a  /--Dimethylpyridin  (a-Lutidin),  deren  Identität  sie  durch  Verwan- 
dehi  in  die  betreffenden  Lutidinsäuren  constatirten,  in  der  bis  170^  über- 
gehenden Fraction  konnten  reine  Basen  nicht  abgeschieden  werden,  jedoch 
gelang  es  durch  Oxydation  zwei  Säuren,  die  a-Lutidinsäure  und  die  Isocin- 
chomeronsäure,  darzustellen,  letztere  entspricht  einem  a/9-DimethyIpyridin. 
Durch  Destillation  von  Lutidin  mit  Zinkstaub  erhielten  W.  Conrad  und  W. 
Epstein  (Ber.  20,  162)  dasselbe  Lutidin,  welches  Epstein  aus  aa'-Dimethyl- 
pyridinbicarbonsäure,  sowie  Engblmann  aus  aa'-Dimethyl-/9/9'-Pyridincarbon- 
slure  darstellten;  aus  demselben  wurde  durch  Phosphorpentachlorid  ein  Chlor- 
lutidin,  und  durch  Einwirkung  von  Anilin  auf  letzteres  ein  Phenylamido- 
htidin  erhalten. 

W.  RosBR  (Annal.  284,  116)  berichtet  über  die  Einwirkung  von 
Jodmethyl  auf  Pyridincarbonsäuren ;  aus  Nicotinsäure  erhielt  er  das  Methyl- 
ammoniumjodid ,  dasselbe  aus  Chinolinsäure  unter  Kohlensäureabspaltung, 
während  Pyridintricarbonsäure   und   Cinchomeronsäure   unter   Kohlensäure- 

^    ,  y'(C00H)NCH3 

abspaltung  Apophyllensäure    C^H^v  /  liefert. 

Nach  H.  Skeaüp  (Monatsh.  f.  Chem.  7,  210)  liefern  alle  Pyridiu- 
carbonsäuren,  die  eine  COOH-Gruppe  in  a-Stellung  enthalten,  mit  Eisen- 
vitriol eine  rotgelbe  Färbung. 

Als  Zwischenstufen,  die  bei  der  Oxydation  der  Pyridinbasen  von  der 
Formel  C*H*^N(CH3)a'(CH3)aR;'  entstehen,  isolirte  S.  Altar  (Annal.  287, 
182).  I.  Monocarbonsäuren :  aus  synth.  Collidin  a^'-Dimethylpicolinsäure, 
aus  Parvolin  Methyläthylpyridincarbonsäure ;  II.  Dicarbonsäuren:  aus  Collidin 
und  aus  Parvolin  Picolindicarbonsäure.  Es  ist  also  letztere  a-Methyllutidiu- 
säure  (CH^:CO'H:CO^H  =  «:«:;');  letztere  ist  identisch  mit  Bottinger's 
Üvitoninsäure.  Böttinoer's  Picolinsäure  (Ber.  17,  92),  die  aus  üvitonin- 
säure  durch  CO' -Abspaltung  entsteht,  ist  somit  a-Methylisonicotinsäure 
(CH^iCOOH  =  «:;'). 

üeber  die  Darstellung  von  Halogenderivaten  der  Pyridinbasen  aus 
Pyridincarbonsäuren  berichtet  G.  Pfeiffer  (Ber.  20,  1343).  Brom  wirkt 
auf  Collidindicarbonsäureester  so  ein,  dass  es  die  Carbonylgruppen  ersetzt; 
es  entsteht  also  neben  Collidindicarbonsäuredibromid  symmetrisches  Dibrom- 
collidin,  welches  durch  Oxydation  eine  Dibrompyridintricarbonsäure  liefert; 
diese  giebt  durch  Erhitzen  /J/?'-Dibrompyridin  und  letzteres  ist  identisch  mit 

20* 


452  Alkaloide. 

Hofmann's  Dibrompyridin  (Ber.  12,  988).  Aus  LutidindicarboDsäure  und 
Brom  entsteht  Dibromlutidin,  aus  Chinolinsäure  nicht  aß-  sondern  /?/9'-Dibrom- 
pyridin,  es  tritt  also  hier  Brom  nicht  an  die  Stelle  der  COOH  (a)-Gruppe, 
sondern  in  die  y9'-Stellung.  Dasselbe  findet  bei  der  Pyridinpentacarbonsäure 
statt,  es  tritt  also  das  Halogen  an  die  vom  Stickstoff  entfernteste  Stelle. 
Durch  Einwirkung  von  Jod  auf  Chinolinsäure  entsteht  ein  Dijodoxypyridin; 
letzteres  ist  so  zu  erklären,  dass  zunächst  ein  a^/9'-Trijodpyridin 
entsteht,  welches  jedoch  mit  Wasser  das  a-Jodatom  gegen  OH  austauscht: 
C5Häj2(OH)N. 

E.  Kbiseb  (Am.  Ch.  J.  8,  308)  berichtet  über  die  Einwirkung  von 
Chlor  auf  Pyridin.  Lässt  man  beide  getrocknet  auf  einander  einwirken,  so 
entsteht  neben  salzsaurem  Dichlorpyridin  ein  Chloradditionsproduct  C^H^NCl, 
in  wässriger  Lösung  neben  Stickstoff  und  Kohlensäure  noch  C^H^N'HOCl 
unterchlorigsaures  Pyridin,  in  wässriger  alkalischer  Lösung  neben  N  und 
CO'  noch  Chloroform  und  Dichloressigsäure.  Durch  Anwendung  verschie- 
dener Reductionsmittel  auf  Picolinsäure  gelangte  E.  Sbtffbbtb  (Joum.  pr. 
Chem.  84,  241)  zu  verschiedenen  Producten;  durch  Einwirkung  von  rauchen- 
der Jodwasserstoffsäure  entstand  neben  a-Picolin  ein  Piperidin,  durch  Zink 
und  Essigsäure  nur  a-Picolin.  Femer  untersuchte  er  die  Einwirkung  von 
Phosphorpentachlorid  auf  Picolinsäure,  es  entstanden  gechlorte  Picoline, 
und  aus  diesen  durch  Erwärmen  mit  conc.  Schwefelsäure  eine  Monochlor- 
picolinsäure  und  eine  Monochloroxypicolinsäure;  aus  Nicotinsäure  erhielt  er 
eine  Dichlomicotinsäure  und  eine  Monochloroxynicotinsäure. 

M.  Conrad  und  M.  Gothzbit  (Ber.  20,  154)  stellten  durch  Einwirkung 
von   Ammoniak  auf    Dimethylpyrondicarbonsäureester    Lutidondicarbon- 
säureester,  daraus  die  Lutidondicarbonsäure  und  Lutidon 
.    NH 


CH3-C|j      \C-CH3 

H-C        C-H         dar;    durch    Anwendung   von  Methylamin   resp.   Anilin 


CO 
erhielten  sie  die  Methyl-  resp.  Phenyl Verbindungen  des  Lutidons. 

Durch  Einwirkung  von  Chloral  auf  a-Picolin  erhielten  A,  Einhorn  und 
A.  LiBBRECHT  (Ber.  20,  1592)  oi-Trichlor-a-oxy-propylpyridin,  welches 
durch  Kalilauge  in  a-Pyridylacrylsäure  übergeführt  wird.  Durch  Einwirkung 
von  Aethylen  auf  Pyridin  gelangte  A,  Lai>bnbur6  (Ber.  20,  1643)  zu 
a-Vinylpyridin.  Durch  Einwirkung  von  Brom  und  Natronhydrat  auf 
a-substituirte  Piperidine  stellte  der  Verfasser  (Ber.  20,  1645)  a-substituirte 
Piperide  ine  dar,  Körper,  welche  2  Atome  H  weniger  enthalten,  als  das 
Piperidin  und  seine  Homologen. 

Chlnolinbasen.  Eine  Reihe  von  Chinolinabkömmlingen  durch  Synthese 
metasubstituirter  Amine  stellten  E.  Lellmann  und  H.  Alt  (Ann.  237,  307) 


I 


Alkaloidew  453 


dar,  in  der  Hoffiaun^  zu  a-MethylchinoIin  zu  gelangen;  aus  p-Xylidin  er* 
hielten  sie  Ortho-a-DimethylchinoKn,  daraus  jedoch  eine  o-Hethylchinolin- 
a-€arbonsäure  und  durch  Destillation  mit  Kalk  o-Methylchinolin.  Bei  der 
Anwendung  von  p-Brom-m-Amidobensoesäiu^  gelangten  die  Verfasser  zu 
o-6romchinolin-a- Carbonsäure,  die  bei  der  Reduction  in  Tetrahydrochinolin- 
«•Carbonsäure  übergeht;  diese  Säure  ist  identisch  mit  einer  von  0,  Fiscber 
und  G.  Korner  (Ber.  17,  765)  bereiteten,  aber  nicht  mit  einer  von  Skracp 
tmd  Schlosser    (Ber.  I69  2263)    aus    m-Amidobenzoesäure    erzeugten,    wie 

I  Fiscber  und  Korner  angeben,  denn  Verfasser  erhielten  aus  m-Amidobenzoe- 
säure  eine  achte  Chinolincarbonsäure,  die  bei  338  <>  schmilzt  und  ebenfalls 

I  zu  Tetrahydrochinolin-a-Carbonsäure  reducirt  wird,  deshalb  als  Pseudo- 
«-Chinolin-Carbonsäure  bezeichnet  wird.  Wenn  m-Amidobenzolsulfonsäure  der 
SKRADp'schen  Synthese  unterworfen  wird,  so  entsteht  nach  E.  Lbllmann  und 
G.  Lange  (Ber.  20,  1446)  Anachinolinsulfonsäure,    die  durch  üeberführung 

i  in  die  Pseudo-a-Chinolincarbonsäure  identificirt  wurde.  M.  Conrad  und 
L.  Limpach  (Ber.  20,  944)  gelangten  durch  Condensation  von  /9-Phenyl- 
amidocrotonsäureester,  dessen  Darstellung  L.  Knorr  (Ber.  20,  1397)  be- 
schreibt, zu  /'-Oxychinaldin  und  stellten  einige  Derivate  (Ber.  20,  948) 
desselben  dar. 

Synthetisch  erhielt  S.  Gabriel  (Ber.  19,  1653)  Isochinolin  aus 
Homo-o-Phtalimid ;  durch  Einwirkung  von  Phosphoroxychlorid  entsteht 
zunächst  Dichlorisochinolin,  und  (1*3)  Chloroxy  isochinolin,  erst  eres  wird 
durch  Erhitzen  mit  Jodwasserstoffsäure  und  rotem  Phosphor  auf  170«»  in 
(3)  Chlorisochinolin  und  auf  200*'  erhitzt  in  Isochinolin  übergeführt.  Ver- 
^ser  studirte  die  Reaction  in  ihren  einzelnen  Phasen  und  stellte  einige 
Derivate  des  Isochinolins  dar,  auch  S.  Rughbimer  (Ber.  19,  1169)  gelangt 
durch  Einwirkung  von  Phosphorpentachlorid  und  Phosphoroxychlorid  auf 
flippursäure  zu  einem  Chlorderivat  des  Isochinolins.  Ueber  einige  Derivate 
des  Isochinolins  von  S.  Hoogewerff  und  W.  van  Dorf  siehe  (Rec.  trav. 
chim.  5,  305). 

0.  Doebner  undW.  v.  Miller  (Ber.  19,  1196)  berichten  über  Derivate 
des  a-Phenylchinolin,  L.  Reher  (Ber.  19,  2995)  über  a-  und  /'-Aethyl- 
chinolin. 

Das  von  Weidel  dargestellte  Dichinolin  ist  nach  einer  Untersuchung 
von  H.  Weidel  und  H.  Strache  (Monatsh.  f.  Cbem.  7,  280)  als  (Py-a- 
Py-a)-Dichinolyl  aufeufassen,  sie  beschreiben  die  durch  Oxydation  desselben 
entstehenden  Producte.  Femer  stellten  H.  Weidel  und  Glaser  (Monatsh. 
f.  Chem.  7,  308)  mehrere  Sulfosäuren  des  Dichinolyl  dar;  aus  der  ß-hi- 
sulfosäure  entsteht  in  der  Kalischmelze  y?-Dioxydichinolyl.  Schon  früher 
hat  H.  Weidel  (Ber.  16,  422)  constatirt,  dass  der  Sauerstoff  der  Luft  bei 
der  Bildung  des  Dipyridyls  C^^H^N^  ^^^^  wesentliche  Rolle  spielt,  dasselbe 
beobachtet  der  Verfesser  (Monatsh.  f.  Chem.  8,  120)  bei  der  Bildung  von 
Py-a-Py-«-Dichinolyl.     Es   gelingt   ihm   aus    Chinolin   durch    Erhitzen   mit 


454  Alkaloide. 

Platinasbest  8  Proc.  desselben  darzustellen;  aus  Chinolin  und  Anilin  erhielt 
er  Amidophenylchinolin  C*^H*^N^  25—40  Proc.  Letzteres  ist  nach  Weidel 
als  p-Amido-a-Phenylchinolin  zu  bezeichnen.  Durch  Einwirkung  von  sal- 
petriger Säure  auf  letztere  Base  gelangt  W.  zu  p-Oxy-a-PhenylchinoIin.  In 
den  Mutterlaugen  des  Amidophenylchinolins  befindet  sich  noch  ein  Py-a-B*- 
Dichinolyl  C*®H*''*N^. *  Zu  dialkoxylirten  Dichinolylen  gelangt  man» 
nach  einem  Verfahren  (D.  P.  38790)  der  Farbenfabriken  vorm.  F.  Bayer  <fe  Co, 
in  Elberfeld,  wenn  Dianisidine  der  SKBAüp'schen  Chinolin-Synthese  unter- 
worfen werden;  durch  nascirenden  Wasserstoff  entsteht  dimethyloxylirtes 
Hydrodichinolyl. 

W.  KoBKios  und  J.  Nef  (Ber.  20,  622)  stellen  durch  Nitrirung  des 
Py-3-Phenylchinolin  Nitroverbindungen  dar,  die  sie  in  die  entsprechenden 
Amidoderivate  verwandeln.  Aus  den  a-  und  /?-Amidoverbindungen  gelangten 
sie  zu  den  Phenolen  und  untersuchten  deren  Verhalten  in  der  Kalischmelze, 
es  resultirten  die  a-  und  y9-Phenoloxychinoline  C^H^NO.  C^H*OH.  Die  Amido- 
derivate, der  SKBADp'schen  Synthese  unterworfen,  lieferten  Py-3-B-a-  und 
i5-Dichinolyl  C^SHi2j^a^ 

Die  durch  Einwirkung  von  Phosphorpentachlorid  auf  saures  malon- 
saures  Anilin  und  Homologe  von  Ruohbimbr  und  Hofmann  (Ber.  17,  736 
und  18,  2975)  erhaltenen  Chinolinabkömmlinge,  ein  dreifach  gechlortes  Chi- 
nolin und  ein  Dichloroxytoluchinolin,  enthalten,  nach  L»  Ruohbimbr  und 
C.  G.  Schramm  (Ber.  20,  1235)  in  den  trichlorirten  Verbindungen  zwei 
Chloratome  in  der  a-  und  T'-Stellung  im  Pyridinring,  in  den  dichlorirten 
ein  Cl  in  der  a-Stellung  und  das  Hydroxyl  in  ^'-Stellung. 

lieber  Chinolindisulfosäuren  imd  Derivate  siehe  W.  La  Costb  und 
Fr.  Valbur  (Ber.  20,  95),  über  Ortho-  und  Anachinolinsulfosäure  0.  Fischer 
(Ber.  20,  731). 

Um  eine  Chinolindicarbonsäure  zu  erhalten,  unterwarf  M.  Tortelu 
(Gazz.  chim.46,  366)  a-Amidophtalsäure  der  Chinolinsynthese,  er  erhielt 
neben  einer  Dicarbonsäure  noch  eine  Chinolinmonocarbonsäure.  Erstere  ver« 
wandelt  sich  durch  Sublimation  in  letztere,  dieselbe  ist  Metachinolincarbon- 
säure.  Zur  Kenntnis  der  Cinchoninsäure  berichten  A.  Cladss  u.  M.  Kickbl- 
hatn  (Ber.  20,  1604). 

R.  ScHMFTT  und  F.  Enoelmann  (Ber.  20,  1217)  gelangten  zur  Ortho- 
oxychinolincarbonsäure  durch  directe  Einwirkung  von  Kohlensäure  auf 
o-Oxychinolinnatrium  unter  Druck  und  erhöhter  Temperatur.  Durch  Hydrirung 
entstand  eine  Tetrahydroverbindung  der  Säure. 

Ortho-para-Dimethylchinaldin  erhielt  G.  Panajotow  (Ber.  20,  32)  aus 
as.  Meta-Xylidin  mit  Paraldehyd  und  Salzsäure.  Durch  Oxydation  wurde 
Orthomethylchinaldin-para-Carbonsäure  und  durch  Destillation  dieser  mit 
Kalk  o-Methylchinaldin  erhalten. 

Durch  Einwirkung  wasserentziehender  Mittel  auf  Acetessiganilid  erhielt 
L.  Knorr  (Ann.  286,  69)  Oxylepidin  oder  ;^MethylcarbostyriI. 


r 


Alkaloide.  455 

CH^  Wird  dieses  mit  Zinkstaub  destillirt,  so  entsteht  /'-Lepi- 

din,  durch  Behandlung  mit  Phosphorpentachhlorid  Chlor- 
lepidin.     Natriummethylat  und  Jodmethyl  lassen  zwei 


C 


C  fl*/      \CH       Isomere  entstehen, 

>j_r'/oH^  Methoxylepidin  und  Methyllepidon 

Oxylepidin  ^^  A'^^ 

Durch  Erhitzen  geht  die  erstere  Base  in  die  zweite  über,  letztere  entsteht 
auch  bei  der  Condensation  von  Methylanilin  mit  Acetessigäther. 

Eine  Erklärung  der  Bildung  von  Chinolinderivaten  aus  aromatischen 
Aminen  und  Aldehyden  resp.  Ketonen  liefert  C.  Beter  (Ber.  20,  1767). 
Durch  Condensation  von  Benzoylacetonanilid  erhielt  Verfasser  ;'-Phenyl- 
chinaldin  und  aus  Dibenzoylmethananilid  a-^'-Diphenylchinolin. 

Ueber  Chinoxalinbasen  berichtet  0.  Hinsbero  (Ber.  19,  1253  und 
Ami.  237,  327).  Eine  neue  Bildungsweise  des  Acridins  aus  Salicylaldeliyd 
und  Anilin  durch  Condensation  mittelst  Chlorzinks  beschreibt  R.  Möhlaü 
(Ber.  19,  2451). 

Ein  Verfahren  zur  Darstellung  von  Methoxychinoxalin  wurde  den 
Farbwerken  vorm.  Meister  Lucius  <fe  Brunnino  (D.  P.  38322)  patentirt. 
Paranisidin  wird  durch  Acetylirung  und  darauf  folgende  Nitrirung  in  eine 
Nitroacetverbindung  verwandelt,  durch  Verseifen  und  Reduction  entsteht 
das  salzsaure  Salz  des  Orthodiamidoanisols ,  welches  mit  dioxyweinsaurem 
Natrium  und  Salzsäure  erwärmt  wird.  Es  scheidet  sich  Methoxychinoxalin- 
dicarbonsäure   ab,    die    durch  trockne  Destillation  Methoxychinoxalin  liefert 

CH^O.C^H^\  y.    Wegen  seiner  antiseptischen  Eigenschaften  soll  es 

\  N :  CH/ 

in  der  Medicin  verwendet  werden. 

Durch  Einwirkung  von  Ammoniak  auf  Mononitrodimethylhydrochinon 
entsteht  nach  A.  Scheiobl  (D.  P.  36014)  Orthonitroamidoparameth- 
oxylbenzol,  dieses  dient  zur  Darstellung  von  Methoxylorthophenylendiamin, 
eine  Base,  die  durch  Condensation  mit  Glyoxal  Chinoxalin  liefert. 

Conin.  Es  ist  A.  Ladenburo  (Ber.  19,  439  und  19,  2578)  gelungen, 
das  natürlich  vorkommende  optisch  active  Coniin  synthetisch  darzustellen. 
Die  von  Jacorsen  und  Reimer  mit  Benzaldehyd  auf  Chinaldin  und  die  von 
Miller  und  Spady  mit  Chloral  auf  Chinaldin  erhaltenen  Condensationspro- 
duete  veranlassten  Ladesburo  eine  Condensation  von  Paraldehyd  und  dem 
von  0.  Lange  ^  erhaltenen  a-Picolin  zu  versuchen.  Durch  zehnstündiges  Er- 
hitzen auf  250 — 260®  erhielt  er  ein  Condensationsproduct,  welches  sich  nach 
Entfernung  des  unveränderten  Aldehyds    und    a-Picolins    als  a-Allylpyridin 


0  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  307. 


456  Alkalolde. 

erwies.  Letztere  Base  wurde  durch  fractionirte  Destillation  rein  erhalten 
und  sowohl  durch  ihren  Siedepimkt  189 — 190%  als  auch  durch  ihr  Oxy- 
dationsproduct  mit  der  a-Picolinsäure  identilicirt.  Durch  Reduction  des 
a-AUylpyridins  mit  Natrium  in  alkoholischer  Lösung  wurde  ein  <z-Propyl- 
piperidin  erhalten,  dessen  Siedepunkt  166—167°  und  der  Schmelzpunkt  de« 
Chlorhydrates  203  bis  205°,  die  Identität  mit  Coniin  erwies.  Auch  wurde 
aus  a-Propylpiperidin  Conyrin  dargestellt,  welches  mit  dem  von  Eofmann 
(Ber.  17,  825)  aus  Coniin  erhaltenen  identisch  war.  Bei  vollständiger  Ana- 
logie beider  Basen  zeigte  sich  jedoch  a-Propylpiperidin  inactiv,  während 
Coniin  rechtsdrehend  ist.  Diese  active  Modification  des  a-Propylpiperidiiis 
erhielt  nun  Ladenbürg  durch  Verwandeln  desselben  in  Bitartrat  und  Zufügen 
eines  Krystalls  von  rechtsweinsaurem  Coniin,  er  erhielt  so  Krystalle  der- 
selben Modification,  deren  freie  Base  sich  als  optisch  rechtsdrehend  ^d=^12°'87 
somit  identisch  mit  Coniin  "d'^13°'79  sich  erwies. 

Ein  links  drehendes  Coniin  erhielt  Ladesbdrg  durch  Umwandlung  der 
in  der  Mutterlauge  befindlichen  Basen  in  Jodcadmiumsalze.  Von  diesen 
ist  das  links  drehende  Coniin-Jodcadmiumsalz  schwer  loslich  und  konnte 
somit  abgeschieden  werden. 

Nicotin.  Piperidin.  Das  dem  Nicotin  zu  Grunde  liegende  Dipyridy 
sucht  A.  LiEBRBCHT  (Bcr.  19,  2590)  dadurch  zu  erlangen,  dass  er  zunächst 

Nicotin  reducirt;   es  entsteht  ein  Dipiperidyl  {  ^.    a        ?  welches  er  durch 

eine  Diacetverbindung  als  secundäres  Diamin  charakterisirt ;  femer  stellt  er 
eine  Dimethyl-  und  Trimethylverbindung  dieses  Dipiperidyls  dar.  Dieses  Di- 
piperidyl vergleicht  er  mit  den  von  Skradp  und  Vortmann  (Monatsh.  f  Chem. 
8  und  4)  dargestellten,  (Formel  I  und  II) ;  da  dasselbe  nicht  identisch  mit 
einem  derselben  ist,  so  schreibt  er  dem  Dipyridyl,  von  dem  sich  Nicotin 
ableitet,  die  Formel  III  zu 

I.  IL  IIL 

N  N  N  NN 

Bis  jetzt  ist  es  dem  Verfasser  nicht  gelungen,  aus  dem  Nicotin  durch  Wasser- 
stoffentziehung direct  zum  entsprechenden  Dipyridyl  zu  gelangen.  E. 
Lellmann  (Ber.  20,  680)  hat  durch  Einwirkung  von  Brom  und  Jodbenzol 
auf  Piperidin  den  Phenylrest  direct  in  dasselbe  eingeführt,  jedoch  ist  die 
Ausbeute  gering;  leichter  reagiren  aromatische  Nitrohalogenderivate,  so  erhielt 
er  aus  Dinitrochlorbenzol  mit  Piperidin  ein  Dinitrophenylpiperidin,  aus 
Nitrodichlorbenzol  ein  Chlornitrophenylpiperidin  und  aus  1  Mol.  p-Chloroitro- 
benzol  mit  2  Mol.  Piperidin  p-Nitrophenylpiperidin,  daraus  durch  Reduction 
Amidophenylpiperidin. 

2.    Sauerstoffhaltige  Alkaloide. 

Opiumbasen.     Wie    W.    C.    Howard   und   W.  Roser   (Ber.  19,  1596) 
zeigen,  addirt  das  durch   Einwirkung  von  Salzsäure  auf  Thebain  erhaltene 


Alkaloide.  457 

Morphothebaiu  1  Mol.  Jodmethyl  und  spaltet  durch  Behandlung  mit  feuchtem 
Silberoxyd  Trimethylamin  ab.  Diese  leichte  Zersetzlichkeit  der  Alky]jodid> 
Verbindung   veranlasst  sie,  das  Thebain  als  kein  Pyridinderivat  anzusehen. 

Einem  durch  Oxydation  von  Morphin  mittelst  Kaliumferricyanid  ent- 
standenen Producte  legt  K.  Polstorpf  (Ber.  19,  1760)  die  Formel  C^H^^NO^ 
und  den  Namen  Oxydimorphin  bei.  Hesse  (Ann.  285,  329  u.  284,  235^ 
bestätigt  die  Formel,  zieht  aber  den  Namen  Pseudomorphin  vor.  Als  Reagens 
auf  dasselbe  giebt  letzterer  eine  Farbreaction  an.  Aus  Papaverin  erhalt 
G.  Goldschmidt  (Monatsh.  f.  Chem.  7,  485)  durch  Reduction  ein  Tetrahydro- 
papaverin  C^H'*NO*  und  stellt  einige  Salze  dieser  Base  dar. 

Eine  Trennung  der  salzsauren  Opiumbasen  versucht  P.  C.  Plucjce 
(Arch.  Pharm.  1886,  24)  mittelst  Natriumacetats.  Während  die  starken  Basen, 
Morphin,  Thebain  und  Codein  inj  Lösung  bleiben,  scheiden  sich  die 
schwächeren  als  solche  ab,  zu  den  letzteren  gehören  Papaverin,  Narcotin  und 
Narcein. 

Albert  £noll  (D.  P.  38729)  berichtet  über  die  Darstellung  von  Mor- 
phincarbonsäureäther durch  Einwirkung  von  Chlorkohlensäureäther  in  geringem 
Ueberschuss  auf  eine  alkoholische  Lösung  von  Morphiumalkali,  Uebersättigen 
mit  Schwefelsäure  und  Ausschütteln  mit  Benzol. 

C.  Lenken  (Chem.  Z.  10,  553)  und  P.  H.  Paol  (Pharm.  Joum.  8,  877) 
weisen  nach,  dass  das  im  Handel  befindliche  Hop  ein,  angeblich  ein  Alkaloid 
des  wilden  Hopfens,  neben  Morphium  noch  Cocain  enthält,  dasselbe  folglich 
als  Eunstgemisch  anzusehen  ist. 

Ein  Verfahren  zur  Prüfung  des  Opiums  empfiehlt  E.  Dietrich  (Pharm. 
Centralh.  1886,  S.  529).  lieber  das  Verhalten  von  Morphium  gegen  Kalium- 
chromat  berichtet  F.  Dibtzler  (Arch.  Pharm.  224,  701). 

Chinaalkaloide.  Nachdem  von  E.  de  Vry  (Chem.  and.  Drugg.  Mai  1886) 
darauf  aufmerksam  gemacht  wurde,  dass  alles  im  Handel  befindliche  Chinin- 
sulfat 5 — 10  Proc.  Cinchonidin  enthalte,  wurden  von  verschiedener  Seite 
Prüfungsmethoden  angegeben.  Zunächst  schlägt  de  Vry  (loc.  cit.)  vor,  nur 
aus  Chininbisidfat  bereitetes  Chinin  zu  verwenden,  da  dieses  frei  von  Cin- 
chonidin sei.  Wbller  (Pharm.  Z.  No.  44)  schreibt  die  lockere  Form  der 
Chininsulfatkrystalle  einem  Gehalt  an  Cinchonidin  zn,  es  gelang  jedoch 
C.  Schafer  (Arch.  der  Pharm.  844)  ein  reines  Chininsulfat  in  lockeren 
Krystallen  zu  erhalten.  Die  von  de  Vry  angewandte  und  von  Jdngpleiscii 
m  einem  Berichte  an  die  Pariser  Akademie  als  beste  Prüfungsmethode  aner- 
kannte optische  Untersuchung  ist  nach  0.  Hesse  (Pharm.  Joum.  8,  1025) 
ungenau,  da  er  das  Sulfat  des  Hydrochinins,  C'-^H^^N'-'G*,  im  Chininsulfat  consta- 
tirt,  dessen  optisches  Drehungsvermögen  zwischen  dem  des  Chinins  und  des 
Ciuehonidins  liegt.  Deshalb  schlägt  de  Vry  (Arch.  der  Pharm.  224,  762) 
vor,  das  Chininsalz  in  Bisulfat  zu  verwandeln  und  nach  dem  Auskrystallisiren 
dieses  in  Wasser  schwer  löslichen  Salzes,  die  mit  Alkali  versetzte  Mutter- 
lauge mit  Aether  auszuschütteln;  nach  dem  Verdunsten  des  letzteren  bleibt 
Cinchonidin  zurück.     Eine  Bestimmung  des  Chinins  als  Chininchromat  wurde 


458  Alkaloide. 

von  0.  ScHLicKUM  (Pharm.  Zeit.  1887,  23)  angegeben.  Hesse  (Pharm.  Zeit. 
1887,  258)  bestimmt  die  Nebenalkaloide  durch  Auflösen  in  warmem  Wasser 
(Chinin  bleibt  bei  dieser  Behandlung  ungelöst),  Versetzen  mit  Ammoniak  und 
Ausschütteln  mit  Aether.  L.  Schafer  (Pharm.  Zeit.  1887  No.  24  u.  No.  46) 
empfiehlt  zur  Prüfung  des  Chininsulfats  eine  Fällung  desselben  mit  neutralem 
Kaliumoxalat  und  giebt  eine  genaue  Vorschrift,  um  den  Mehrgebalt  von 
1  Proc.  an  Cinchonidin  zu  erkennen. 

F.  Mylios  (Ber.  19,  1773)  stellte  mehrere  Alkoholate  des  Cinchonins 
dar,  die  aus  je  gleichen  Molecülen  bestehen. 

Strychnosbasen.  Aus  dem  durch  Einwirkung  von  Salpetersäure  auf 
Brucin  erhaltenen  Kakothelin  erhielt  A.  Hanssen  (Ber.  20,  451)  durch 
Oxydation  dasselbe  Product  C^^H^^N'O*,  welches  durch  directe  Oxydation 
des  Brucins  entsteht.  Ein  durch  Reduction  mit  Zinn  und  Salzsäure  aus 
Kakothelin  erhaltenes  Amidoproduct  C^^H^^N^O^  veranlasste  ihn,  dem  Kako- 
thelin die  Formel  C^iH^^N^O»  zu  geben,  während  Strecker  C^oh^^N^O» 
dafür  aufstellte.  Eine  Säure  C*^H^*N^O''  stellte  Hanssbn  durch  Einwirkung 
von  Brom  auf  Kakothelin  dar,  dieselbe  nimmt  bei  der  Behandlung  mit 
Natriummethylat,  Jodmethyl  und  Chlorsilber  zwei  Methylgruppen  auf. 
Ausser  Chinolin  glaubt  er.  dass  im  Brucin  ein  Dioxymethylphenylpyridinkern  seL 

C.  Stoehr  (Ber.  20,  810  u.  1 108)  untersucht  die  Producte  der  trocknen 
Destillation  von  salzsaurem  Strychnin  mit  Aetzkalk  und  constatirt  Ace- 
tylen,  Aethylen,  Ammoniak  und  ein  Basengemisch,  aus  dem  er  Scatol,  ein 
Picolin  und  eine  secundäre  hydrirte  Pyridinbase  isolirt.  Als  charakteristische 
Reaction  für  Scatol  empfiehlt  er  das  von  E.  Fischer  (Annal.  286,  216) 
angegebene  Verhalten  gegen  salpetrige  Säure;  während  sich  Indol  mit  der- 
selben rot  färbt,  scheidet  Scatol  ein  Nitrosamin  in  gelblichen  Flocken  ab. 
Ein  substituirtes  Trichlorstrychnin  erhielt  Stoehr  durch  Einwirkung  von 
Phosphorpentachlorid  auf  salzsaures  Strychnin.  Dieses  Product  unterscheidet 
sich  von  dem  von  Richet  und  Bodchardat  erhaltenen  Trichlorstrychnin  durch 
die  Bildung  beständiger  Salze  und  die  für  Strychnin  charakteristische  Fär- 
bung mit  Kaliumbichromat  und  Schwefelsäure. 

Eine  quantitative  Trennung  von  Strychnin  und  Brucin  ermöglicht  eine 
Methode  von  Beckurts  und  Holst  (Pharm.  Centralh.  1887,  117).  In  einer 
0'5— 1  proc.  Lösung  beider  Alkaloide  wird  durch  Ferrocyankalium  nur 
Strychnin  als  saures  Ferrocyanstrychnin  C^^H^^N^O^H^FeCy^  abgeschieden. 
244  Gewichtsteile  Ferrocyankalium  entsprechen  334  Gewichtsteilen  Strychnin. 
Es  kann  also  der  Strychningehalt  titrimetrisch  bestimmt  werden  und 
die  Differenz  der  Gesamtalkaloide  ergiebt  die  Menge  des  vorhandenen  Brucins. 

Belladonnabasen.  In  Belladonnaextract  und  Hyoscyamusextract  findet 
A.  Kdnz  (Arch.  Pharm.  23,  721)  neben  den  Belladonna-  und  Hyoscyamus- 
alkaloiden  Chol  in,  in  ersterem  zu  1  Proc,  in  letzterem  3  Proc.  Mit  Rücksicht 
auf  diese  Thatsache  giebt  er  eine  Methode  zur  Bestinunung  der  Alkaloide 
an.  Die  Fluorescenz  alkalischer  Belladonna- Auszüge  schreibt  er  einem 
Gehalt  an  Chrysatropasäure  zu.     Eine  bisher  nur  für  Atropin  charakteristisch 


i 


Alkaloide.  459 

gehaltene  Reaction  »die  ViTALi'sche  Atropin-Reaction",  zeigt  auch  Veratrin 
nach  E.  Beckmann  (Arch.  Pharm.  224,  481);  gleichzeitig  giebt  er  als  Er- 
kennungsmittel  von  Atropin  neben  Veratrin  Reactionen  an. 

üeber  die  Constitution  des  Tropins  berichtet  A.  Ladbnbüio 
(Ber.  20,  1647).  Nach  früheren  Versuchen  konnte  Ladbnbdro  das  Tropin 
als  tetrahydrirtes  Pyridin  auffassen^  in  dem  ein  an  C  gebundenes  H-atom 
durch  C^H*OH  und  ein  an  N  gebundenes  durch  CH^  ersetzt  ist,  nunmehr 
bat  Verfasser  die  Stellung  der  ersteren  Gruppe  ermittelt.  Es  gelang  ihm 
dies  durch  Abspaltung  der  Methylgruppe.  Dieselbe  erfolgte  nicht  direct, 
wol  aber  aus  dem  durch  Reduction  des  Tropinjodürs  erhaltenen  Hydrotropidin ;. 
die  neue  Base  nannte  Verfasser  Norhydrotropidin  C^H^^N,  welches 
durch  Destillation  mit  Zinkstaub  in  a-Aethylpyridin  übergeht,  somit  ist 
das  Tropin  als  ein  a-Oxaethylentetrahydro-v-Methylpyridin  aufeufassen. 

Cocain.  C.  E.  Mbbck  (Ber.  19,  3002)  zeigt,  dass  durch  Erhitzen  von 
Ecgonin  mit  Aetzbarytlösung  Methylamin  abgespaltet  wird,  somit  ein^ 
Methylgruppe  im  Ecgonin  an  Stickstoff  gebunden  ist.  Beim  Erhitzen  von 
Ecgonin  mit  Phosphorpentachlorid  und  Chloroform  erhielt  er  eine  neue  Base, 
C^H^5N0'^  die  A.  Einhorn  (Ber.  20,  1221)  leichter  durch  Einwirkung  von 
Phosphoroxychlorid  erhält.  Letzterer  bezeichnet  sie  mit  Anhydroecgonin,  da 
sie  1  Mol.  Wasser  weniger  enthält  als  Ecgonin.  Er  beschreibt  mehrere 
Salze  dieser  Base  und  weist  einen  Acrylrest  nach,  er  bezeichnet  somit  diese 
Base  als  am  Stickstoff  methylirte  Tetrahydropyridylacrylsäure,  Ecgonin  als 
die  /?-Oxypropionsäure  und  Cocain  als  den  /S-Benzoylmethylester  letzterer 
Säure. 

Anhydroecgonin    C5H*N(CH3)H3-  CH  *  CH'  COOK 

Ecgonin  C'^H*N(CH3)-H3-CH0H-CH2C00H 

Cocain  C5H*N(CH3)-H3-C0H(0CC«H'^)CH3-C00CH3 

Die  Stellung  der  Seitenkette  zum  Stickstoff  des  Pyridinkems  ist  jedoch 
noch  nicht  ermittelt. 

lieber  das  optische  Drehungsvermögen  reinen  salzsauren  Cocains  be- 
richtet 0.  Antrick  (Ber.  20,  310),  welcher  dasselbe  in  10  proc.  Losung  za 
aD-13'28^  angiebt.  Er  giebt  eine  Methode,  das  im  Handel  befindliche  Salz 
schnell  auf  Reinheit  zu  prüfen. 

Hydrastin.  Diese  in  der  Wurzel  von  Eydrastis  canadensis  von  Perrins 
(Pharm.  Joum.  Trans.  8,  546)  aufgefundene  Base  wurde  von  M.  Freund 
und  W.  Will  (Ber.  19,  2797  und  20,  88)  einer  eingehenden  Untersuchung 
unterworfen.  Sie  geben  der  Base  die  Formel  C^^H'^NO**,  gegenüber  der 
von  Mahla  aufgestellten  C^^H'^NO^  Durch  Einwirkung  von  verdünnter  Sal- 
petersäure gelang  es  ihnen,  dieselbe  in  Opiansäure  und  eine  neue  Base,  Hy- 
drastinin,  zu  spalten,  nach  der  Gleichung 

C^^H^iNO«  +  0  =  C^^H^oos  -f.  C^H^^NO^ 
Hydrastin  Opiansäure      Hydrastinin 

Somit  zeigt  Hydrastin  eine  Aehnlichkeit  mit  Narcotin,  welches,  ebenso  be- 
handelt, in  Opiansäure  und  Cotamin  zerföllt.     Hydrastinin  Schp.  116—117* 


460  Alkaloide. 

ist  eine  mit  1  Mol.  H^O  krystallisirende  Base,  welche  mit  Säuren  leicht 
lösliche  Salze  bildet;  als  charakteristisch  ist  das  schwer  lösliche  doppelt- 
<ihromsaure  Salz  zu  erwähnen.  Durch  nascirenden  Wasserstoff  wird  1  Mol. 
aufgenommen.  Diese  als  Hydrohydrastinin  bezeichnete  Base  O'^H^^NO^ 
vom  Schp.  66®  bildet  mit  Halogenwasserstoffsäure  schwer  lösliche  Salze.  Wird 
die  Einwirkung  verdünnter  Salpetersäure  auf  Hydrastin  so  lange  fortgesetzt, 
bis  durch  Kaliumhydrat  nur  mehr  eine  Färbung  eintritt,  so  scheidet  sich 
auf  Zusatz  von  Alkohol- Aether  eine  Säure  in  Krystallen  ab.  Die  procentische 
Zusammensetzung  C^H'NO*  entspricht  der  der  Apophyllensäure ,  letztere 
schmilzt  jedoch  10®  höher  als  erstere,  Hydrastinsäure  benannte.  Eykmann 
(Rec.  trav.  chim.  5,  290)  bestätigt  die  Zusammensetzung  C^*H^*NO^  für 
Hydrastin.  A.  B.  Lyons  (Pharm.  Joum.  89  880)  giebt  einige  Farbreactionen 
für  Hydrastin  an. 

Sonstige  Alkaloide.  K.  Polstorpp  (Ber.  19,  1682)  berichtet  über 
€onessin  und  Salze. 

0.  Hbssb  (Ber.  19,  3190)  berichtet  über  die  Reindarstellung  des  neben 
anderen  Alkaloiden  in  der  Wurzel  von  Berherxa  vulgaris  vorkommenden 
Oxyacanthins  und  bestimmt  seine  Formel  C^^H^^NO^  und  die  seiner  Salze, 
ferner  scheidet  er  noch  eine  Base,  Berbamin  ab,  die  noch  nicht  krystallisirt 
«rhalten  wurde. 

lieber  Berberisalkaloide  (Arch.  Pharm.  1887,  147)  berichtet  E. 
Schmidt,  er  untersucht  die  Verbindungen,  die  Berberin  C*^H*'NO*  mit 
Chloroform  und  mit  Wasserstoffpolysulfid  eingeht,  ermittelt  für  Hydroberberin 
die  Formel  C^H^^NO*  und  beweist  die  Identität  der  durch  Oxydation  von 
Berberin  mit  Kaliumpermanganat  entstehenden  Säure  mit  Narcotin-Hemipin- 
säure. 

Ein  krystallisirtes  Aconitin  gewinnt  C,  F.  Bender  (Pharm.  Centralh. 
■26,  433)  aus  der  brom wasserstoffsauren  Base  durch  ümkrystallisiren  dieses 
^alzes,  Abscheiden  der  Base  mittelst  Magnesiumoxydes  und  Verdunsten  der 
ätherischen  Lösung  derselben. 

R.  BoEBM  untersucht  verschiedene  Curare -Sorten  und  findet  neben 
Curarin  eine  Base,  die  er  Cur  in  nennt.  Letztere  wird  aus  dem  Rückstand 
der  Curarindarstellung  mittelst  verdünnter  Schwefelsäure  ausgezogen;  durch 
Metaphosphorsäure  wird  diese  Base  ausgeföllt;  sie  ist  unwirksam,  wird 
jedoch  durch  Behandeln  mit  Jodmethyl  in  eine  giftige  Base  übergeführt. 
Als  lethale  Dosis  für  Curare  giebt  der  Verfasser  für  1  kg  Kaninchen 
0*00035  g  an. 

üeber  Pilocarpin  stellten  E.  Hardy  und  G.  Calmbls  (C  r.  102, 
1116,  1251  und  1562)  ausführliche  Untersuchungen  an.  Durch  Erhitzen 
über  den  Schmelzpunkt  zerfällt  es  in  Jaborin,  Pilocarpidin  und  Jaborandisäure, 
ersteres  geht  beim  Kochen  mit  Kalilauge  in  Pilocarpidin  über,  während 
letztere  neben  Pilocarpidin  noch  /^-Pyridin-  a-Milchsäure  liefert.  Die  Verf. 
geben  Trennungsmethoden  der  einzelnen  Zersetzungsproducte  an  und  stellen 
eine  Constitutionsformel  auf,  die  jedoch  noch  der  Bestätigung  bedarf. 


Alkaloide.    Farbstoflfe.  461 

Durch  Erhitzen  der  Baryumverbindung  des  Pilocarpins  gelangten  sie 
zu  einer,  Jaboniu  benannten,  Base. 

Ueber  Lupinotoxin  berichtet  G.  Bacmert  (Arch.  Pharm.  224,  49). 

A.  Ladbnbcrg  und  F.  Petersen  (Ber.  20,  1661)  constatiren  nochmals^ 
die  Identität  von  Du  bei  sin  mit  unreinem  Hyoscyamin,  trotzdem  die 
physiolgische  Wirkung  des  ersteren  von  Harnack  als  eine  viel  stärkere  an- 
gegeben wird. 

Dem  in  der  Gelseminwurzel  enthaltenen  Alkaloide  Gelse  min  spricht 
A.  Tbompson  (Pharm.  Joum.  1887,  805)  die  Formel  C^fl«»N*0»2  ^u  und 
untersucht  einige  Salze  desselben. 

Ptomalne.  Cadaverin  wurde  von  A.  Ladenburo  (Ber.  199  2585)  mit 
Pentamethylendiamin  identificirt  durch  Umwandlung  in  Piperidin.  Im< 
Anschlüsse  an  eine  Untersuchung  von  0.  Bocklisch  (Ber.  20,  1441)  über 
Cadaverin  und  dessen  Salze  prüfte  er  die  Trennung  des  Ptomaine  voa 
Alkaloiden  und  stellte  fest,  dass  die  von  Tampa  (Dissert.  Erlangen)  aufge- 
stellte Behauptung,  dass  in  einer  gesättigten  ätherischen  Oxalsäurelösung^ 
nur  Ptomaine  in  Lösung  bleiben,  nicht  zulässig  sei,  welches  er  an  reinem 
Cadaverin  nachweist. 

L.  Brieqer  (Ber.  19,  3119).  Ueber  ein  Tetanus  erzeugendes  Ptomairt 
(Tetanin).  W.  Will, 


XL.  Farbstoffe. 


A.    Unorganische  Farbstoffe  und  Anstriche. 

Edw.  V.  Gardner  in  London   stellt    ein  zur  Bleiweissfabrikatiott 
geeignetes  Säuregemisch  in  folgender  Weise  her:    Zum  Mengen  von  Kohlen- 
säure,   Luft,    Wasserdampf    und  Fig.  219. 
einem    Säuregemisch     (Essigsäure 

und  Salpetersäure)   dient   ein   in-  J  L 

jectorartiger  Apparat,  bei  welchem 
ein  Dampfrohr  a  von  einem  zweiten 

Rohr  F  umgeben   wird,    welches  ^^ 

einerseits   mit   dem   Zuflussrohr  n  .      i 

für  Luft  und  Kohlensäure  communi-  ^  ■TP^ 

cirt,  und  in  welches  die  Säure  bei  "'U  ■  i     jj       .JL       V,         f   y> 

r  einströmt,  so  dass  dieselbe  durch  "         I  1^      ■  " 

den  Wasserdampfstral  verdampft  und  innig  mit  der  angesaugten  Kohlensäure- 
und  Luft  gemischt  wird.    (D.  P.  36319.) 

W.  KuBEL  in  Holzmindeu  hat  gefunden,  dass  Magnesiumacetat 
Bleioxyd,  z.  B.  fein  gepulverte  Bleiglätte,  rasch  in  Bleioxydhydrat  um- 
wandelt, welches  zum  grössten  Teil  gelöst  wird,  so  dass  eine  stark  alkalisch 
reagirende  Lösung  entsteht.    Das  Magnesiumacetat  wirkt  also  wie  Bleiacetat. 


462  Farbstoffe. 

Beim  Einleiten  von  Kohlensäure  bis  zum  Verschwinden  der  alkalischen 
Reaction  wird  alles  Blei  als  Bleiweiss  gefällt,  das  nicht  krystallinisch,  leicht 
zerreiblich  und  gut  deckend  ist.  Man  wendet  zweckmässig  eine  aus  ver- 
dünnter Fssigsäure  und  Magnesiumcarbonat  bereitete  Lösung  an,  welche 
20  bis  10  Proc.  des  krystallisirbaren  Salzes  MgCC^H^O^O^  4- 4  H'O  enthält 
und  ein  specifisches  Gewicht  von  1*0762  bis  1*0377  hat.  Folgende  specifi- 
schen  Gewichte  der  Lösungen  wurden  festgestellt. 


.  Mg(C*H30y 

Vol.  Gew. 

Proc.  MgCCH^O^)« 

VoL  Gew. 

5 

1*0188 

20 

1*0762 

10 

10377 

30 

1*1145 

15 

10566 

50 

1*2015 

Auf  1  Tl.  des  festen  Acetats  nimmt  man  1  bis  iVa  Tle.  Bleioxyd  und  er- 
wärmt die  Mischung,  bis  die  Farbe  derselben  weiss  geworden  ist.  In  die 
klare  oder  nur  wenig  trübe  Lösung  leitet  man  Kohlensäure  ein.  Das  sich 
^t  absetzende  Bleiweiss  wird  filtrirt,  gewaschen  und  getrocknet.  Die  Lösung 
wird,  wenn  nötig,  passend  concentrirt  und  dann  von  neuem  benutzt. 
Das  Verfahren  gleicht  dem  französischen,  ist  aber  wegen  der  Benutzung 
der  sehr  billig  herzustellenden  Lösung  des  Magnesiumacetats,  die  immer 
wieder  zu  gebrauchen  ist,  vorzuziehen.  Dazu  kommt  die  sehr  rasche  hydra- 
tisirende  und  stark  lösende  Wirkung  dieses  Salzes  auf  das  Bleioxyd  und 
als  sicheres  Zeichen  der  völligen  Umwandlung  des  gelösten  Hydrats  in 
Bleiweiss  das  Verschwinden  der  alkalischen  Reaction  und  gleichzeitig  das 
fast  vollständige  Freiwerden  der  Flüssigkeit  vom  gelösten  Blei.     (P.  36764.) 

R.  W.  Atkinson  beschreibt  die  Bleiweiss fabrikation,  wie  sie  in 
Kioto  in  Japan  ausgeübt  wird.  Das  aus  Marseille  importirte  Blei  wird  in 
•dünne  Bleche  mit  rauher  Oberfläche  umgewandelt  und  der  Einwirkung  von. 
Essigdampf  ausgesetzt.    (J.  soc.  ehem.  ind.  1885,  812.) 

Auf  den  Werken  der  Bristol  Sdbliiibd  Lead  Compant  zu  Avonmouth 
wird  das  Verfahren  von  Lewis  und  Bartlbtt  zu  Juplin,  Ver.  St.,  zur  Dar- 
stellung des  blendend  weissen  „sublimirten  Bleiweiss"  ausgeführt  Ein 
Gemisch  von  zerkleinertem  Bleiglanz  und  Kohlenklein  wird  verschmolzen. 
Der  Bleirauch  wird  mit  Hülfe  eines  kräftigen  Ventilators  durch  Säcke 
gepresst,  wobei  der  Flugstaub  zurückbleibt.  Der  hindurch  gegangene  Blei- 
rauch wird  zum  Teil  als  solcher  zur  Herstellung  einer  grauen  Anstrichfarbe 
verwandt,  zum  Teil  mittelst  glühender  Kohlen  zur  Verbrennung  gebracht, 
wodurch  eine  zerreibliche  Masse  entsteht.  Ein  Gemisch  der  letzteren  mit 
der  Bleischlacke  aus  dem  Ofen  wird  von  neuem  erhitzt,  wobei  noch  etwas 
Blei  entsteht,  die  gebildete  Schlacke  abfliesst  und  der  reichlich  entstehende 
Bleirauch  mittelst  Ventilators  in  Absatztürmen  aufgefangen  wird.  Dies 
ausserordentlich  feine  Pulver  bildet  das  sublimirte  Bleiweiss  des  Handels. 
(Times  v.  18.  Juni  1886;  Chem.  Z.  Rep.  1886,  161.) 

GusT.  Wendt  in  Berlin  stellt  eine  grüne  Farbe  her,  indem  eine 
Losung  von  15  Tln.  Oxalsäure  mit  1  Tl.  gelbem  Blutlaugensalz  versetzt, 
erhitzt   und  in  eine  heisse,    kalt  gesättigte  Lösung  von  15  Tln.  Eisensulfat 


f 


Farbstoffe.  463 

geg^ossen  wird.  Es  ist  endlich  eine  grüne  Fällung.  Der  Farbenton  ist  ver- 
schieden, von  blaugrün  bis  gelbgrün,  je  nachdem  die  Mischung  von  Oxal- 
säure und  Blutlaugensalz  länger  oder  kürzer  erwärmt    war.     (D.  P.  38792.) 

RoB.  HmsBERo  in  Oettingen  stellt  Zinkcarbonat,  welches  als  weisse 
Farbe  dienen  soll,  her,  indem  er  eine  Losung  von  Zinksulfat  oder  Chlor- 
zmk  nicht  mit  Natriumcarbonat  föllt,  sondern  bei  80°  mit  der  ent- 
sprechenden Menge  Ammoniak  versetzt  und  Kohlensäure  hindurchleitet. 
Der  gallertartige  Niederschlag  wird  mit  Wasser  gekocht  und  getrocknet. 
Dies  Verfahren  wird  wesentlich  deshalb  eingeschlagen,  um  ein  wertvolleres 
Nebenproduct  als  Natriumchlorid  bez.  -sulfat  zu  erhalten.     (D.  P.  38793.) 

Um  Zink  Sulfid  darzustellen,  verföhrt  J.  B.  Spencb  in  London  so, 
dass  in  die  concentrirte  Losung  eines  Aetzalkalis,  welche  sich  in  einem 
eisernen  Gefasse  befindet,  Zinkplatten  gehängt  werden,  welche  in  metallischen 
Contact  mit  dem  Eisen  des  Gefösses  gebracht  werden.  Die  Losung  wird 
mit  Schwefelalkali  gefallt,  und  die  vom  geföllten  Schwefelzink  decantirte  Lösung 
wird  wieder  wie  vorhin  gebraucht.  (Engl.  P.  13462  (1885).  Nach  dem 
Engl.  P.  14128  (1885)  wird  Zink  in  Aetzalkali  gelost  und  der  Losung  wird 
Schwefelbarium  zugesetzt.  Dann  wird  Schwefelsäure  oder  Kohlensäure  ein- 
geführt. Man  erhält  einen  Niederschlag  von  Schwefelzink  und  Bariumsulfat 
oder  -carbonat,  welcher  nach  dem  Trocknen  zur  Verwendung  fertig  ist. 

Um  Eisenoxyd  (Kolkothar)  herzustellen,  löst  Thom.  Bayley  in  Bir- 
mingham nach  dem  Engl.  P.  4228,  1885,  metallisches  Eisen  oder  Schwefeleisen 
in  Salzsäure,  wobei  der  entwickelte  Wasserstoff  bezw.  Schwefelwasserstoff 
nützlich  verwandt  wird.  Aus  der  Eisenchloridlösung  wird  mittelst  Kalk- 
milch allein  oder  gemischt  mit  gelber  Lauge  aus  Sodarückstand  Eisen- 
hydroxyd bez.  Eisensulfid  geföllt.  Der  Niederschlag  wird  gewaschen,  filtrirt 
und  dem  Röstprocess  unterworfen,  wobei  gut  geförbtes  Eisenoxyd  hinter- 
bleibt und  die  schweflige  Säure  in  die  Bleikammer  geleitet  wird.  Eisenoxyd- 
Erze  werden  erst  reducirt,  dann  wird  das  Metall  gelöst,  die  Lösung  filtrirt 
nnd  wie  oben  behandelt. 

L.  J.  B.  BoDiLLBT  in  London  hat  Neuerungen  in  der  Fabrikation  von 
Ultramarin  und  den  dabei  gebrauchten  Oefen  angegeben  (Engl.  P.  9176 
vom  14.  Juli  1886.)  Die  Ultramarin  erzeugenden  Rohstoffe  werden  in  ziegel- 
artige Massen  von  gleichmässigen  Dimensionen  geformt  und  in  Hüllen  von  stark 
mit  Mineralstoffen  beschwertem  Papier  und  mit  diesen  in  Muffeln  gebracht. 
Diese  kommen  in  einen  Ofen,  unter  dessen  Sohlen  die  Feuerzüge  quer  zu 
den  Muffeln  hin-  und  hergehen.  Die  Muffeln  haben  hohle  Seitenwände, 
innerhalb  welcher  die  Hitze  circulirt,  und  gewölbte  Oberteile.  Die  das 
Ofengewölbe  bildenden  feuerfesten  Ziegel  ruhen  auf  Eisenstäben,  so  dass 
sie  leicht  entferut  werden  können,  um  Zugang  zu  den  Muffeln  zu  gewahren. 

T.  C.  Huntington  und  Marco  Chiapponi  in  Rom  stellen  eine  Farbe 
aus  Antimonerzen  oder  -Verbindungen  her  (Engl.  P.  12723,  1885). 
Die  fein  zerteilte  Antimonverbindung  wiid  mit  einer  wässerigen  Lösung 
von  Schwefelbarium,    wenn  nötig  unter  Erwärmen,  behandelt.     Die  Lösung 


464  Farbstoffe. 

kommt  in  einen  anderen  Behälter,  wo  dieselbe  der  Einwirkung  eines  Stromes 
von  Luft  und  Kohlensäure  ausgesetzt  wird.  Zunächst  wird  Bariumcarbonat 
gefallt,  sodann  alles  Antimon  in  Form  von  Thiosulfat.  Beide  Niederschläge 
werden  möglichst  getrennt  von  einander  gewonnen. 

Gebrüder  Bessel  in  Dresden  beseitigen  die  erdigen  Beimengungen 
des  Graphits  nach  dem  D.  P,  39369  folgendermaassen:  Der  Graphit  wird 
mit  organischen,  in  Wasser  unlöslichen  Stoffen,  insbesondere  Kohlenwasser- 
stoffen in  fester  oder  flüssiger  Form,  Fuselölen  und  dgl.  innig  gemischt  und 
mit  warmem  Wasser  von  30—40°  C.  imgerührt.  Man  erzeugt  dann  in  der 
Masse  einen  Gasstrom;  die  Gasbläschen  heben  die  Graphitteile  an  die 
Oberfläche  der  Flüssigkeit,  während  die  Gangart  am  Boden  bleibt.  Der 
Gasstrom  siird  durch  Zusatz  eines  Carbonats,  z.  B.  Kreide,  oder  von  Metallen, 
die  Wasserstoff  entwickeln  können,  und  von  Säure  hervorgebracht. 

G.  Althbimbr  in  München.  Herstellung  wetterfester  Maueranstrich- 
Farben.  (D,  P.  36966.)  Zur  Herstellung  der  mit  Farben  zu  mischenden 
pulverförmigen  Bindemasse  soll  statt  gewöhnlichen  Wasserglases  ein  basi- 
sches, d.  h.  ein  mit  Kalium-  oder  Natriumcarbonat  versetztes  angewendet 
werden.  Feldspath  und  gefillltes  Kieselsäurehydrat,  welche  Stoffe  der  Er- 
finder früher  benutzt  hatte,  werden  fortgelassen  und  dafür  gelöschter  der 
Einwirkung  der  Luftkohlensäure  ausgesetzter  Kalk  und  Calciumphosphat  ein- 
geführt. Als  Zusammsnsetzung  wird  angegeben :  30  Tle.  basisches  Kali- 
oder  Natronwasserglas,  15  bis  20  Tle.  Fluorcalcium,  10  Tle.  Kryo^ith,  15  bis 
20  Tle.  Marmor  oder  Magnesiumsilicat,  20  bis  15  Tle.  basisch  kohlensaurer 
Kalk,  10  Tle.  Calciumphosphat.  Das  Gemisch  dieser  Masse  mit  Farbstoffen 
wird  zimi  Gebrauch  mit  Kalkmilch  angerührt  und  der  Anstrich  wird  mit 
basischem  Wasserglas  gehärtet. 

Eine  von  Cornelly  in  Köln  angegebene  Anstrich-  und  Polirmasse  be- 
steht nach  dem  D.  P»  38221  aus  Steinkohlenteer  (1000  Tle.),  Käsekitt  aus 
Kalk  (125  Tle.)  und  weichem  Käse  (I2V2  Tle.),  Cement  (20  Tle.)  und  dem 
beim  Trocknen  zusammenbackenden  Rückstand  von  der  Darstellung  der 
schwefligen  Säure  aus  Schwefelsäure  und  Holzkohle  (20  Tle.) 

Wüst  in  München  hat  sein  Verfahren  zur  Herstellung  wetterbeständiger 
Gemälde  und  Anstriche  weiter  ausgearbeitet.  Zur  Präparirung  von  Papier 
und  Leinewand  werden  die  Stoffe,  nachdem  sie  mit  einer  Lösung  von 
Magnesiumsulfat,  Aetzbaryt,  Wasserglaslösung  und  Kieselfluorwasserstoff- 
säure getränkt  sind,  mit  einem  Malgrund  von  phosphorsaurem  Calcium  oder 
Kieselerde,  fein  zerteilter  Pflanzenfaser,  Pflanzengummi  und  Kaliwasserglas 
überzogen.  Die  Mischung  für  den  Malgrund  kann  auch  dem  Papierstoff  in 
der  Bütte  beigegeben  werden.  Nachdem  die  Malerei  ausgeführt  ist,  kommt 
zur  Fixirung  die  Mischung  einer  Lösung  von  kieselsaurem  Kalium  mit 
einer  Lösung  von  Kieselerde  in  Ammoniak  oder  letztere  Lösung  allein  zur 
Anwendung.  Die  Farben  werden  in  einer  Mischung  von  in  Alkalien  löslicher 
Kieselerde,  kohlensaurem  Kalk,  Fluoriden,  kieselsaurer  Magnesia,  Thonerde 
und  kieselsaurem  Kalk  versetzt.     Diese  Zusätze    werden  teilweise  mit  Kali 


r 


Fftrbstoffe.  465 


angeschlossen.  Will  man  die  Farben  als  Anstrich&rben  verwenden,  so 
mischt  man  sie  noch  mit  dem  angegebenen  Fixinnittol  oder  mit  gepulipertem 
kieselsamrem  Kalium  und  Aetzkalk.    (D.  P.  38415.) 

R  Fflanzenfkrbstoffe. 

£rh8t  Zibolbr  in  Heilbronn  a.  N.  trennt  das  Gatechin  von  der  Grerb- 
s&are  des  Cateehu's.  Durch  Auslaugen  von  1  Tl.  Oatechu  mit  3  bis  4  Tln. 
ktlten  Wassers  wird  eine  Gerbstoff losung  erhalten,  die  sich  im  Yacuum  zu 
einer  syruposen  Masse  eindampfen  l&sst  Bei  Zusatz  von  einigen  Procenten 
Salpetersäure  wird  die  Farbe  der  Gerbsäure  heUer.  Dieselbe  lässt  sieh  als 
Gerbmittel  verwenden.  Der  io  Wasser  unlösliche  Teil  des  Gatechus  bildet 
den  Farbstoff.  Er  lässt  sich  för  die  Zwecke  benutzen,  för  die  Gatechu  in 
der  HUrberei  bisher  angewendet  wurde,  und  wird  zweckmässig  in  warmem 
Wasser  gelost  mit  etwas  Alaunmehl,  Kochsalz  und  Soda  bezw.  weinsaurem 
Alkali  versetzt  und  zur  Trockne  gebracht  (D.  P.  36472). 

Eine  von  Blasbi  und  DbiugIbs  mgegebene  Reaction  zur  Unterscheidung 
von  Teer-  und  Pflanzenfarbstoffen  beruht  darauf,  dass  Pflanzenfarb- 
stoffe mit  Mangansuperoxyd  und  Weinsäure,  oder  Quecksilberoxyd  und 
Essigsäure,  oder  mit  letzteren  Stoffen  und  Zinnchlorid  unlösliche  Verbin- 
dungen geben,  während  Teerfarbstoffe  nicht  vollkommen  dadurch  geföllt 
werden.  Man  kann  durch  diese  Mittel  auch  die  Färbung  von  Wein  mit 
Teerfarbstoffen  nachweisen  (Bull.  soc.  eh.  4Ä,  148). 

Wie  Ch.  Rawsor  mitteilt,  beruht  ein  neues  Verfahren  der  Indigo - 
Gewinnung  darauf,  dass  das  bei  der  Gärung  entstehende  Ammoniak  nicht 
liinreicht,  um  alles  Indican  in  Indigweisslosung  überzuführen,  daher  ein 
Zusatz  von  Alkali  erforderlich  ist,  und  dass  die  Oxydation  energischer  voll- 
zogen wird.  Nach  dem  Ealtwasser-Verfabren  lässt  man  die  Pflanzen  längere 
Zeit  mit  kaltem  Wasser  in  Berührung,  dann  zieht  man  die  Flüssigkeit  ab, 
erhitzt  sie  rasch  mit  Dampf  auf  35  °  imd  setzt  auf  je  28  cbm  Pflanzen 
113  kg  Ammoniak  und  dann  2  kg  Salpeter  zu.  Die  Oxydation  wird  zweck- 
mässig durch  Anwendung  ozonisirter  Luft  gefördert.  Nach  dem  „Heiss- 
wasser- Verfahren**  trägt  man  die  Indigopflanze  in  siedendes  Wasser  ein, 
das  sich  in  kleinen  Gefössen  befindet  und  zieht  die  heisse  Flüssigkeit 
&b,  sobald  sie  gelbgrün  zu  werden  beginnt.  Man  verfährt  danii  so  wie  vor- 
hin (Journ.  soc.  of  Dyers  and  Colorists  1886,  140;   Chem.  Ind.  1887,  110). 

Nach  J.  SoHMiD  ist  der  gelbe  Farbstoff  des  Fisetholzes,  Bhus 
coUnua^  in  Form  seines  Ölycosides  an  Sumachgerbsäure  gebunden.  Der 
vissrige  Auszug  des  Fisetholzes  wurde  durch  Zusatz  von  Essigsäure  und 
Bleizucker  gereinigt;  nach  Entfernung  des  Bleis  mittelst  Schwefelwasserstoffs 
^^de  die  Losung  eingedampft,  mittelst  Kochsalz  die  Gerbsäure  ausgefällt 
^d  das  Filtrat  mit  Essigäther  ausgeschüttelt.  Die  Glycosidgerbsäure, 
^ustintannid  genannt,  bleibt  beim  Verdunsten  in  weissen  Nadeln  zurück. 
Beim  Erwärmen  derselben  mit  Essigsäure  an  der  Luft  spaltet  sich  das 
Glycosid  des  Fisetins,  das  Fustin,  ab.  Beim  Erwärmen  mit  Schwefel- 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  '  3q 


466  Farbstoffe. 

säure  zerfällt  die  Verbindung  in  Fisetin  und  Zucker.  Letzterer  ist  wahr- 
scheinlich wie  beim  Quercitrin  Isodulcit.  Grössere  Mengen  von  Fisetin, 
welches  die  Zusammensetzung  C'2H*''0^(0H)^  besitzt,  hat  der  Verf.  aus 
Cotinin,  dem  eingedampften  mit  Sodalosung  erhaltenen  Auszug  von  Fiset- 
holz,  dargestellt.  Dasselbe  wurde  mit  Alkohol  angekocht;  die  Losung 
wurde  durch  vorsichtigen  Zusatz  von  Bleiacetat  von  Verunreinigungen 
befreit.  Die  Bleiverbindung  des  Farbstoffes  ist  in  Essigsäure  leicht,  die 
der  Verunreinigungen  sind  darin  schwer  loslich,  so  dass  eine  Trennung 
ausfahrbar  ist.  Nach  Entbleiung  des  alkoholischen  Filtrates  wurde  dasselbe 
mit  Wasser  versetzt,  worauf  der  Farbstoff  sich  allmälig  in  gelben  Flocken 
ausschied.  Das  Fisetin  ist  in  kaltem  Wasser  fast  unlöslich,  in  heissem 
Wasser  sehr  wenig,  in  Alkohol  leicht,  in  Aether,  Benzol,  Chloroform  schwer 
löslich.  Die  Krystalle  verlieren  Wasser  bei  110®  und  beginnen  bei  270° 
sich  zu  zersetzen.  Die  alkoholische  Lösung  giebt  mit  Bleiacetat  orangerote, 
mit  Zinnchlorür  orange,  mit  Kupferacetat  braune  Fällung,  in  Essigsaure 
löslich.  Eisenchlorid  färbt  schwarzgrün;  Ammoniak  &llt  einen  schwarzen 
Niederschlag,  der  sich  im  üeberschuss  mit  roter  Farbe  löst  (Ber.  1886,  1734). 

B.  Kfinstllche  organische  Farbstoffe. 

I.  Rohstoffe  und  Zwischenproduote. 

Die  leichten  Oele  des  Steinkohlenteers  werden  bekanntlich  zur  Reinigung 
mit  concentrirter  Schwefelsäure  geschüttelt.  Hierbei  scheidet  sich  in  der  Ruhe 
die  Säure  als  untere  schwarzbraune,  dickliche  Flüssigkeit  ab.  Diese  sogen. 
Abfallsäure  hat  bis  jetzt  keine  Verwendung  gefunden,  ist  vielmehr  ein  lästiges 
Neben-Product.  In  welcher  Weise  die  Wirkung  der  Schwefelsäure  auf  die 
Verunreinigungen  der  Teeröle  erfolgt,  ist  bisher  nicht  mit  Sicherheit  erkanat. 
Wie  die  Chemische  Fabriks-Actiengesellschaft  in  Hamburg  angiebt,  werden 
bei  der  Reinigung  der  leichten  Oele  durch  die  Schwefelsäure  nicht  allein 
die  Basen  gebunden,  sondern  auch  terpentinartige  Stoffe  polymerisirt  und 
verharzt  und  erst  nach  längerer  Berührung  unter  Kohleabscheidung  oxydirt. 
Ein  Teil,  besonders  die  polymerisirten  Verbindungen,  bleibt  in  dem  Leichtöl 
gelöst,  und  ein  anderer  Teil  geht  in  die  Schwefelsäure  über. 

Nach  dem  D.  P.  34947  der  Hamburger  Fabrik  wird  nun  die  Abfall- 
säure zur  Vermeidung  einer  weitergehenden  Zersetzung  (Oxydation)  gleich 
nach  dem  Abziehen  von  den  Oelen  mit  Wasser  so  weit  verdünnt,  dass  die 
grössere  Menge  der  in  der  Säure  gelösten  teerigen  Substanzen  sich  aus- 
scheidet und  die  darunter  stehende,  noch  immer  sehr  unreine,  rotbraun 
geförbte  Schwefelsäure  ein  specifisches  Gewicht  von  1*2  bis  1*25  zeigt.  Zur 
besseren  Scheidung  fügt  man  dieser  Flüssigkeit  Teeröle  (Anthracenöl,  rohe 
Carbolsäure)  hinzu,  um  dann  die  aufschwimmenden,  flüssiger  gewordenen 
Teersubstanzen  von  der  darunter  lagernden  Säure  zu  trennen.  Die  obere 
Schicht  wird  zur  Entfernung  von  zurückgehaltener  Säure  mit  Ammoniakgas 

"'Wässerigem  Ammoniak  behandelt  und  von  der  sich  dann  noch  abscheiden- 


r 


Farbstoffe.  4^7 


den  Ammonsulfatlosnng  getrennt  und  kann  nach  der  Filtration  zu  Zwecken 
der  Imprägnirung,  des  Anstrichs  u.  dergl.  Verwendung  finden. 

Die  von  den  teerigen  Massen  getrennte  Säure  Ton  1*2  bis  1*25  kann 
durch  nochmaliges  Schütteln  mit  Teerölen,  Carbolsäure  u.  dergl.  völlig  farblos 
erhalten  werden.  Sie  wird  zweckmassig  zur  Herausnahme  der  in  den  rohen 
Leichtolen,  bevor  sie  mit  concentrirter  Schwefelsäure  gewaschen  werden, 
enthaltenen  organischen  Basen  benutzt,  wobei  man  einen  Ueberschuss  ver- 
wendet. Die  noch  saure  Basenlosung  wird  mit  Ammoniak  gesättigt.  Die 
oben  schwimmende  Schicht  enthält  dann  die  Verunreinigungen  und  die 
freien  Teerbasen,  welche  letztere  durch  Destillation  gewonnen  werden.  Die 
Losung  von  schwefelsaurem  Ammoniak  wird  eingedampft 

In  den  Teerdestillationen  wird  das  zu  vorstehendem  Ver&hren  erfordert- 
licUe  Ammoniak  aus  dem  Gaswasser  gewonnen,  so  da^s  man  die  zur  Reini- 
gung der  Leichtole  benutzte  Schwefelsäure  fast  gänzlich  in  Form  von 
schwefelsaurem  Ammoniak  wiedergewinnt,  während  obendrein  die  Teerbaseu 
und  die  beim  Waschen  mit  conc.  Schwefelsäure  gebildeten  teerigen  Stoffe 
ohne  Anwendung  besonderer  Reagentien  erhalten  werden. 

Nach  dem  Zus.-Patent  36372  besitzt  die  Abfallsäure,  welche  bei  dem 
Reinigen  der  leichten  Oele  des  Braunkohlenteers  und  der  Mineralöle 
mit  concentrirter  Schwefelsäure  entsteht,  ähnliche  Eigenschaften,  wie  die 
beim  Waschen  der  leichten  Steinkohlenteeröle  enthaltene  Säure  und  lässt 
sich  in  ä.hnlicher  Weise  wie  oben  verarbeiten.  Sie  wird  mit  Wasser  verdünnt, 
wodurch  sie  sich  in  zwei  Schichten  trennt.  Die  untere  Schicht  ist  verdünnte 
unreine  Schwefelsäure,  welche  man,  wenn  sie  als  freie  Säure  Verwendung 
finden  soll,  durch  Waschen  mit  phenolartigen  Körpern  (Kreosot,  Carbolsäure) 
ent^bt.  Will  man  dagegen  die  verdünnte  Schwefelsäure  auf  Salze  verarbeiten, 
besonders  auf  Ammoniumsulfat ,  so  setzt  man  zuerst  Teerbasen  (Anilin, 
Pyridin,  Chinolin)  oder  rohe  Leichtöle  des  Steinkohlenteers,  welche  diese 
Basen  enthalten,  und  sodann  Ammoniak  hinzu.  Es  gehen  dann  die  Verun- 
reinigungen der  Säure  an  die  Teerbasen,  so  dass  man  in  Auflösung  handels- 
reines Ammoniumsulfat  erhält.  Die  obere  Schicht  wird  mit  grösseren  Mengen 
Wasser  ausgezogen,  wobei  Sulfosäuren  in  Lösung  gehen  und  Kohlenwasser- 
stoffe zurückbleiben.  Die  letzteren  stehen  den  hochsiedenden  Theerölen 
nahe.  Aus  den  AmmcMiiaksalzen  der  Sulfosäuren  lassen  sich  durch  trockene 
Destillation  Kohlenwasserstoffe  gewinnen. 

E.  Jacobsbn  in  Berlin  hat  ein  Verfahren  zur  Darstellung  geschwefelter 
Kohlenwasserstoffe  aus  Paraffinen  und  Mineralölen  angegeben  (D.  P.  384 16). 
Auf  die  Kohlenwasserstoffe  CoH2n-f2  reagirt  Schwefel  selbst  bei  Siede- 
temperatur derselben  nicht.  Die  ungesättigten  Kohlenwasserstoffe  dagegen 
nehmen  unter  H'S- Entwicklung  Schwefel  auf  und  bilden  „Thiole".  Diese 
lassen  sich  durch  Extraction  mit  Alkohol  von  den  übrigen  Stoffen  trennen. 
100  g  eines  aus  Braunkohlenteer  gewonnenen  Paraffinöles  (sog.  „Gasöl"  des 
Handels)  vom  spec.  Gew.  0*87  werden  im  Oelbade  auf  215°  erhitzt.  Bei 
Einhaltung  dieser  Temperatur  werden  nach   und  nach  in  kleinen  Portionen 

30* 


468  Farbstafe. 

10"  g  Scfawefelblumen  eingetragen.  Die  hinzugefngte  Sdiwelelmenge  richtet 
sich  danach,  ob  man  ein  mehr  oder  minder  geschwefeltes  Thiel  erhalten 
will.  Das  Reactionsproduct  wird  mit  Alkohol  extrahirt  nnd  der  Alkohol 
durch  Destillation  entfernt,  oder  das  Thiol  wird  mit  Wasser  aus* 
gefällt.  Mit  concentrirter  Schwefelsäure  in  der  Kälte  gemischt, 
entstehen  unter  Abscheidung  von  schwefliger  Säure  wasserlösliche 
Sulfousäuren.  Bes^r  wendet  man  zum  Sulfoniren  Ghlorsulfonsäure 
an,  wobei  die  Entstehung  von  schwefliger  Säure  gänzlich  vermieden  wird. 
Beabsichtigt  man  von  vornherein  die  Darstellung  solcher  Sulfonsäuren,  so 
ist  eine  Isolirung  der  Thiole  nicht  notwendig,  sondern  man  behandelt  das 
geschwefelte  Product,  sofern  es  flussig  ist,  direct  mit  Schwefelsäure  oder 
Chlorsulf(msäure;  ist  es  dagegen  fest,  so  lest  man  vorher  in  Ligroin  und 
schüttelt  mit  der  Säure.  Dann  giesst  man  in  Wasser  ein,  setzt  zur  voll- 
kommenen Abscheidung  der  Sulfonsäure  ein  leicht  lösliches,  indifferentes 
Salz  (schwefelsaures  NMron,  Kt>ehsalz  etc.)  zu,  trennt  hierauf  die  obenauf 
schwimmende  Sulfonsäure  v<yn  der  daronter  befindlichen  sauren  Flüssigkeit, 
löst  nochmals  in  mo^idist  ^nig  Wasser  und  salzt  wieder  imis.  Durch  Ab'^ 
Sättigung  mit  Kali,  Natron,  Ammoniak  u.  's.  w.  werden  die  entsprec&endea 
thiotwilfonsauren  Salze  erhalten.  Wird  eine  Lösung  der  letzteren  mit  Brom 
versetzt,  so  färbt  sie  sich  grünlich.  Das  Bromsubstitutionsproduct  kann 
durch  Aussalzen  is^geschieden  werd^.  £s  werden  nach  diesem  Verffthren 
ähnliche  Stoffe  erhalten,  wie  die  aus  dem  Seefelder  Strnköl  erzeugte  Ich- 
thyol snlfosäure.  Dies  Oel  enthält  etwa  10  Proc.  Schwefel  in  chemischer 
Verbindung  und  lässt  sich  sulfuriren.  Die  Sulfosäure  wird  aus  der  wässrigeR 
Lösung  mit  Kochsalz  niedergeschlagen  (R.  ScbRoTsR  in  Hamburg  D.  P.  3d216). 

Tavbl  giebt  eine  neue  Darstellangsweise  der  primären  -aroma- 
tischen Amine  an.  (Ber.  1^  1924).  Phenylhydrazin  liefert  mit  Aldehyden 
und  Ketonen  unter  Wasseraustritt  Verbindungen,  welche  durch  Reductions- 
mittel  (Natriumaraalgam)  so  gespalten  werden,  dass  neben  Anilin  das 
dem  Aldehyd  oder  Keton  entsprechende  Amin  entsteht. 

C«H'  •  N'H  =  R  4-  4H  =  C«H'*NH^  -h  RHNH^ 

MBitv  und  Ris  haben  gefunden,  dass  Ortho-  und  Paranitrophenol 
beim  Erhitzen  mit  wässrigem  Ammoniak  auf  160  bis  170  <>  in  die  ent- 
sprechenden Nitraniline  übergehen  (Ber.  19.  1749).  Ebenso  hat  Wrrt 
Dinitronaphtol  (aus  Martiusgelb)  durch  Erhitzen  mit  alkoholischem  Am- 
moniak auf  200*»  in  Dinitronaphtylamin   übergeführt   (Ber.  10,  2032). 

Nach  Ris  lässt  sich  das  bei  der  Fabrikation  des  ^Naphtylamins  als 
unverwendbares  Nebenproduct  auftretende  /ff-Dinaphtylamin  durch  E^ 
hitzen  mit  conc.  Salzsäure  auf  200  °  in  /^-Naphtylamin  und  /ff-Naphtol 
spalten  (Ber.  19,  2016). 

Nitrosokörper  werden  nach  Möhlad  durch  conc.  Salzsäure  reducnt; 
Nitrosodimethylanilin  geht  durch  Erhitzen  mit  conc.  Salzsäure  auf  100  *  nber 
in  Dichlorparaphenylendiamin,  Dimethylparaphenylendiamin  und  dcsses 
Dichlorproduct  (Ber.  19,  2010). 


Farbstoffe.  4^9 

Die  Bestimmung  des  Paratoluidin^s  in  dem  Orthotoluidin  des  Handels 
(welches  durchschnittlich  weniger  als  1  Proc.  der  festen  Isomeren  enthält) 
bietet  Schwierigkeiten  dar.  HÄD8SBJUf^RN  empfiehlt  in  Chem.  Ind.  1887,  55 
folgende  Methode.  Eine  Lusung  von  88  g  kryst  Oxalsäure  in  750  cbcm 
Wasser  und  43  cbcm  Salzsä\ire  von  22  <>  B.  wird  in  einer  Porcellanschale 
«uf  70  bis  75  ^  erwärmt.  Man  lässt  10  g  des  zu  untersuchenden  Toluidins 
eiüfliessen.  Nachdem  alles  gelost  ist,  lässt  man  abkühlen,  bis  Oxalat  sich 
asszuscheiden  beginnt.  Je  nach  dem  Gehalt  an  Paraverbindunj?  tritt  dies 
zwischen  30  und  35«  ein.  Man  filtrirt  rasch  durch  ein  Leinwandfilter, 
wäscht  den  Ruckstand  mit  ein  paar  Tropfen  Wasser  und  presst  ab.  Die 
Krystallisation  hat  ein  mattes  glanzloses  Aussehen.  Eine  gleiche  Aus- 
Scheidung  aus  dem  Filtrat  wird  wiederum  filtrirt  Dies  geschieht  so  oft, 
bi<  stark  glänzende  krystallinische  Salzmassen  von  o-Toluidin  sich  aus- 
scheiden. Die  matten  Erystallfractionen  werden  nun  mit  Sodalösung 
<iestillirt.  Die  mit  den  Wasserdämpfen  übergehende  Base  wird  durch  Ab- 
kohlen  auf  ihre  Erstarrungsfähigkeit  untersucht  Wird  die  Probe  schon 
durch  Umrühren  fest,  so  wägt  man  sie  als  p-Toluidin.  Erstarrt  sie  erst 
nach  Berührung  mit  einem  Krystall  von  reinem  p-Toluidin,  so  bringt  man 
nur  die  Hälfte  in  Anrechnung.  Wwm  die  erste  Krystallfraction  ein  unter 
<üesen  Umständen  flüssig  bleibendes  Product  ergab,  so  ist  dits  Toluidin 
technisch  parafrei.  In  der  Regel  ist  es  nur  nötig,  zwei  Fractionen  von 
etwa  0*5  g  zu  sammeln. 

Lbwt  teilt  mit,  dass  das  p-Toluidin  ein  Hydrat  bildet  und  dass  die 
lylidine  und  Gumidine,  wie  das  Orthotoluidin  nur  primäre  Phosphate 
üefem  (Ber.  1%  2728). 

Nach  A.  WöLFiNO  in  Elberfeld  ist  folgendes  Verfahren  zur  Abschei- 
<taBg  des  Paratoluidins  aus  Gemischen  von  Para-  und  Orthotoluidin, 
Wenders  aus  dem  35  bis  40  Proc  Paratoluidin  enthaltendMi  Rohtoluidin 
geeignet  (D.  P.  37932).  Wenn  Rohtoluidin  in  Form  des  salzsauren  Salzes 
mit  Natriumnitrit  behandelt  wird,  so  wird  zunächst  nur  das  Orthotoluidin 
^  die  Amidoazoverbindung  übergeführt,  während  das  Paratoluidin  erst 
später  in  das  Diazoamidoderivat  verwandelt  wird.  Bei  Anwendung  der 
richtigen  Menge  Natriumnitrit  bleibt  also  das  Paratoluidin  intact.  Die 
Temperatur  soll  genau  40*»  betragen,  bei  welcher  Temp.  das  Orthodiazo- 
^midotoluol  sich  gänzlich  in  Orthoamidoazotoluol  umsetzt.  Aus  dem  Gemisch 
von  Orthoamidoazotoluol,  Paratoluidin  und  salzsaurem  Paratoluidin  kann 
m&Q,  nachdem  die  Masse  alkalisch  gemacht  ist,  das  Paratoluidin  durch 
I^wnpf  abblasen;  oder  man  erwärmt  die  Masse  bis  zum  Schmelzen,  setzt 
witer  Rühren  so  viel  Salzsäure  zu,  bis  eben  die  carmoisinrote  Färbung  des 
Salzsäuren  Amidoazotoluols  auftritt,  verdünnt  mit  viel  heissem  Wasser  und 
trennt  die  Lösung  des  salzsauren  Paratoluidins  von  dem  geschm(>lzen 
zwackbleibenden  Amidoazotoluol.  Am  besten  benutzt  man  zur  Trennung 
.den  Umstand,  dass  das  schwefelsaure  Orthoamidoazotoluol  in  Wasser  fast 
böslich  ist.     Dies   scheidet  sich  nach  Versetzen  des  bis  zum  Schmelzen 


470  Farbstoffe. 

erhitzten  Reactionsproductes  mit  Schwefelsäure  und  Verdünnen  mit  Wasser 
als  prachtvoll  scharlachroter  Niederschlag  ab. 

G.  Link  in  Schlebusch  bei  Köln  reinigt  Rohnaphtalin  mittelst 
Schmier-  oder  Kernseife.  Das  Rohnaphtalin  wird  in  starken  hydrau- 
lischen Pressen  wiederholt  ausgepresst,  destillirt  und  dann  in  einem  guss- 
eisemen  Rührwerk  (Nitrirapparat  der  Anilinfabriken)  längere  Zeit  mit  einer 
Seifenlosung  bei  ca.  85°  behandelt,  wobei  sich  die  Masse  grösstenteils 
löst.  Letztere  wird  in  hölzerne  Kasten  abgelassen,  durch  Zusatz  von 
kaltem  Wasser  auf  ca.  50  °  abgekühlt,  in  Centrifugen  ausgeschleudert,  aus- 
gewaschen und  destillirt,  wobei  das  Naphtalin  nahezu  chemisch  rein  erhalten 
wird  (D.  P.  35168). 

Nach  Gdekb  imd  Rudolph  in  Höchst  wird  zur  Darstellung  einer 
Naphtalintrisulfosäure  ein  Tl.  Naphtalin  mit  8  Tln.  rauchender 
Schwefelsäure  von  24  Proc.  Anhydridgehalt  auf  180°  oder  mit  6  Tln.  von 
40  Proc.  SO^  auf  80°  erwärmt.  Durch  Erhitzen  des  Natriumsalzes  der 
Naphtalintrisulfosäure,  event.  nach  ümkrystallisation  aus  Wasser  oder 
Waschen  mit  Alkohol  von  80°,  mit  der  Hälfte  seines  Gewichtes  Aetznatron 
imd  ebensoviel  Wasser  im  geschlossenen  Gefässe  auf  170  bis  180  °  ent- 
stehen Gemische  isomerer  Naphtoldisulfosäuren  (D.  P.  38281). 

Die  Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius  <fe  Brunino  in  Höchst  haben 
eine  Neuenmg  in  dem  Verfahren  zur  Darstellung  der  den  Hauptbestandteil 
des  sogen.  G-Salzes^)  bildenden  /ff-Naphtoldisulfo säure  angegeben. 
Man  kann  dieselbe  aus  dem  G-Salz  erhalten,  indem  man  die  verunreinigenden 
Säuren  mit  Diazoverbindungen  ausfällt.  Die  Säure  lässt  sich  aber  auch 
durch  directes  Sulfiren  von  /9-Naphtol  bei  mittlerer  Temperatur  und  längerer 
Einwirkungsdauer  erhalten.  So  kann  man  durch  Einrühren  von  1  Tl.  ge- 
pulvertem Naphtol  in  5  Tln.  auf  0  °  abgekühlte  Schwefelsäure  von  66  °  B. 
Naphtyl schwefelsaure  herstellen  imd  aus  dieser  durch  Steigern  der  Tempe- 
ratur auf  60°  während  36  Stimden  di6  /J-Naphtol-^'-Disulfosäure  bereiten, 
die  sich  aus  der  Schmelze  ausscheidet.  Zur  Reinigung  bedient  man  sich 
der  fractionirten  Krystallisation  der  Salze.  Die  Baryt-  und  Natronsalze  der 
verunreinigenden  Säuren  sind  schwerer  löslich,  als  die  entsprechenden  Salze 
der  ^'-Säure;  beim  Kalisalz  verhält  es  sich  umgekehrt.  Femer  kann  man 
die  Trennung  durch  fractionirte  Fällung  mit  Diazoverbindungen  vollziehen. 
Die  neue  Säure  bildet  z.  B.  mit  Diazo-a-Naphtalin  in  verdünnter  alka- 
lischer Lösung  nicht  sogleich  Farbstoffe,  so  dass  sich  die  begleitenden 
Säuren  durch  den  Zusatz  einer  äquivalenten  Menge  Diazo-a-Naphtalin  aus- 
mUen  lassen  (D.  P.  36491). 

Ebenso  wie  aus  Naphtolen  durch  Einwirkung  von  Ammoniak  Naphtyl- 
amine  entstehen  (D.  P.  14612)^  und  in  analoger  Weise  Naphtylaminsulfo- 
säuren  (D.  P.  22547)  %  werden  bei  Anwendung  substituirter  Ammoniake  und 
Naphtole  substituirte  Naphtylamine    gebildet.      Bei    der  Reaction  zwischen 

>)  Techn.-chein.  Jahrb.  1,  S.  318.  —  2)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  364.  —  ^  Tedin.- 
chem.  Jahrb.  6,  S.467. 


Farbstofife.  471 

Naphtolsulfosäure  und  einem  substituirten  Ammoniak  bildet  sich  nach  dem 
D.  P.  38424  der  Actibnobsbllschaft  für  Anilinfabbikation  in  Berlin 
zunächst  die  Sulfosäure  des  substituirten  Naphtylamlns ;  diese  spaltet  aber 
bald  die  Sulfogruppe  ab  und  geht  in  das  substituirte  Naphtylamin 
über.  So  erhält  man  aus  der  ScBÄPFBR^schen  /^-Naphtolmonosulfosäure 
(30  Tle.)  und  einer  Mischung  von  Anilin  (60  Tle.)  und  salzsaurem  Anilin 
(30  Tle.)  durch  Erhitzen  auf  190  bis  200  °  ohne  Anwendung  von  Druck 
zunächst  die  Phenyl-/ff-Naphtylaminsulfosäure,  die  nach  längerem  (2-  bis 
Gstündigem)  Erhitzen  in  Phenyl-/?-Naphtylamin  übergeht*  T>iv  Sehoiel^e 
wird  mit  Natronlauge  versetzt  und  zunächst  das  Anilin  mit  Wasserdampf 
abgetrieben.  Aus  der  wässrigen  Losung  des  Natronsalzes  wird  die  Sulf*j- 
säure  in  grauen  krystallinischen  Flocken  abgeschieden.  Die  Salze  derselben 
sind  schwer  löslich.  In  analoger  Weise  werden  p-Tolyl-^- Naphtylamin  aud 
Phenyl-a-Naphtylamin  dargestellt. 

Witt  beschreibt  in  Chem.  Ind.  1887,  S.  215  die  Nitriruug  de^  Naph- 
talins  im  gusseisemen,  flachen  und  mit  Rührwerk  versehenem  Appamte,  sowie 
die  Darstellung  des  a-Naphtylamin's  mittelst  Eisen  und  Saks  Hure,  wie 
bei  der  Anilingewinnung.  Die  geringe  Menge  der  dazu  crfurderlfclipu  Salz- 
säure lässt  darauf  schliessen,  dass  das  Eisenchlorur  das  eigentliche  ßedue- 
tionsmittel  ist,  indem  folgende  Reactionen  eintreten: 

24  FeCl^  -f-  4  C^^h^nO^  +  4  H^O  =  12  Fe^Cl^O  -h  4  C'^U'Wir^ 
und  12  Fe^ C1*0  +  9  Fe  =  3  Fe^O*  +  24  Fe  V\\ 
Das  durch  Kalk  in  Freiheit  gesetzte  Naphtylamin  wird  dureh  tiOLluie  Des  Dila- 
tion gewonnen. 

P.  FoBSLiNG  hat  die  yff-Naphtylaminsulfosäure  riäliot'  uu(er.sm:hl, 
die  aus  /ff-Naphtylamin  und  Schwefelsäure  bei  140*»  entstebt.  Die  wiVsatige 
Losung  der  in  weissen  Nadeln  krystallisirenden  Säure  ^lut^roneiit.  Das 
K-Salz  ist  wasserfrei,  das  Na-Salz  enthält  4  Mol.  Wasser.  (liJer,  20j  76),  — 
Claus  und  Schmtot  haben  aus  der  /J-Naphtol-yff-Disulfosüute  i'i-i-Ssh  der 
Firma  Meistbb,  Lucios  &  Brui9I2«o)  durch  Behandlung  mit  Ph<>sphorpeutji- 
chlorid  Dichlornaphtol  und  Trichlornaphtalin  erhalten  (Bejv  19,  3173). 

Durch  Reduction  des  Congorots  (TetrazodiphenylchloriJ  -H  Xaphliim- 
säure)  hat  N.  0,  Witt  eine  Naphtylendiaminsulfosäini^  eihahf?ti,  die 
mittelst  Phenanthrenchinon  in  eine  Chinoxalinsulfosäure  dberL,^cfi'iltrt  wurde. 
Daraus  schliesst  W.,  dass  in  den  von  der  Naphtionsäure  skh  üb  leitenden 
Azokörpern  die  Azogruppe  in  die  Ortho-  (ß^-)  Stellung  eintritt  (Ber. 
19,  1719). 

P.  Jdlids  beschreibt  einige  Dinaphtylderivate.  Er  liut  a-  und  ß 
binaphtol,  (C^^H^OH)^  dargestellt  durch  Zersetzen  von  dt^iii  betr, 
Naphtolnatrium  mit  Salzsäure  in  Gegenwart  von  EisenchloriiL  Üti^  a-l)i- 
Baphtol  schmilzt  bei  299°,  das  /?-Dinaphtol  bei  217°.  An:^  dt^tu  let/Jer*jti 
wurde  eine  Disulfo-  und  eine  Tetrasulf osäure  erhalten,  Dunb  Echan dühi 
des  Bariumsalzes  der  Disulfosäure  entsteht  ein  Dinitroderiviu.  welcli ei  Seide 
und  Wolle  gelb  förbt.      Das  /?-Dinaphtöl    liefert   keine    Oxjazokorpt^r,    du» 


472  Farbstoffe. 

o-Dinaphtol    sehr    leicht      Durch    Gombination    mit    Diazobenzolchlorid, 
sowie  a-Dlazonapfatalinchlorid  entstehen  rote  Farbstoffe  (Ghem.  Ind.  1887,  97). 

Bambbrobb  und  Philipp  haben  einige  Pyrenderivate  dargestellt 
(Ber.  1»,  8036). 

Dinitronaphtylamin  entsteht  nach  Mbldola  durch  Acetyliren 
Ton  a-Naphtylamin,  Nitriren  der  Acetrerbindung  mit  Salpetersäure  von 
1*5  spec.  Gew.  und  Zersetzen  der  Verbindung  mit  conc.  Schwefelsäure 
(Ber.  19,  2683). 

Julius  hat  durch  Nitriren  und  Reduciren  von  a-a-Dinaphtyl  ein 
Diamidodinaphtyl  erhalten,  welches  von  den  beiden  bekannten  Isomeren 
verschieden  ist.  Ein  Diazodinaphtyl  konnte  nicht  erhalten  werden  (Ber. 
19,  2549). 

Elbs  hat  durch  Condensation  von  Orthonaphtoylbenzoesäure  mittelst 
Schwefelsäure  Naphtanthrachinon  dargestellt  Dasselbe  bildet  tief- 
gelbe Erystalle  vom  Schmelzp.  168  <*  und  sublimirt  in  Blättern.  Bei  der 
Reduction  mit  Zinkstaub  und  Ammoniak  liefert  es  Naphtanthracen, 
weisse  gelbgrün  fluorescirende  Blätter  vom  Schmelzp.  141  *»  (Ber.  19,  2209). 

0.  N.'Wftt    schildert  in   Chem.   Ind.    1887,  8   die   Darstellung  der 
Zwischenproducte  für  die  Teerfarbenindustrie,  wie  durch  Einführung  Savallb- 
scher  Destillationssäulen,  Erystallisiren,  Ausfirierenlassen  es  mög^ch  geworden 
ist,   chemisch   reines  Benzol,  Nitrobenzol,  Anilin,  Tolnol   im  Grossen  dar- 
zustellen.     Schwierigkeiten    bietet  noch   die   fabrikm&ssige   Trennung  der 
T  0 1  u  i  d  i  n  e  und  X  y  1  i  d  i  n  e.   Bei  der  Nitrirung  des  Toluols  bilden  sich  wesent- 
lich Ortho-  und  Paranitrotoluol.    Jenes  siedet  bei  223°,  dieses  bei  238°  und 
schmilzt   bei  54^     Die   fractionirte  Destillation   ist  bei   der  hohen  Siede- 
temperatur nicht  gut  ausführbar.   Beim  Abkühlen  auf  —  8«  scheidet  sich  aber 
ein  grosser  Teil  des  Parakörpers  aus,  der  durch  Abschleudern  in  einer  ab- 
gekühlten Centrifuge   von  dem  flüssigen  an  Orthonilsrotoluol   reichen  Anteil 
getrennt  werden  kann.    Beim  Destilliren  mit  Wasswdampf  geht   dagegen 
zunächst  Orthonitrotoluol/über;  1  kg  Wasserdampf  von  100«  fuhrt  30  g  von 
diesem,  20  g  des  Parakörpers   fort.    Durch   diese  Mittel   kann   man  einen 
Teil  des  Ortho-,  sowie  des  Parakörpers  rein  gewinnen.    Die  Mittelfractionefl 
bringt   man   am   besten   zur  Reduction.     Für  die  Trennung   der  Toluidine 
empfiehlt  W.   folgendes   von   Hbrniobr   herrührende   Verfahren.      Dasselbe 
gründet  sich  auf  die  Beobachtung,  dass  beim  Vermengen  eines  Gemisches 
beider  Toluidine   mit   ungenügenden  Mengen   irgend  einer  Säure  stets  das 
Paratoluidin  zuerst  sich  dieser  Säure  bemächtigt.     Versetzt  maii  daher  bei- 
spielweise ein  aus  beiden  Isomeren  zu  gleichen  Teilen  bestehendes  Gemisch 
mit  der  zur  Absättigung  von  gerade  der  Hälfte  des  Toluidins  notigen  Menge 
Schwefelsäure   und  leitet  nun  Wasserdampf  ein,  so  destillirt  mit  demselben 
ein   an  Orthotoluidin   sehr  reiches  Product,  welches  man  durch  nochmalige 
Wiederholung  des  Processes  zu  einem  für  technische  Zwecke  genügend  reinen 
Präparat  machen  kann. 

Ein  absolut  reines  Orthotoluidin  erhält  man  indessen  nur  durch  mehr- 


r 


Farbstoffe.  473 


malige  Wiederholung  des  von  Sohad  (Ber.  6^  S.  1361)  angegebenen  Ver- 
fahrens: Abscheidung  und  Krystallisation  des  schwerlöslichen  Orthotoluidin- 
nitrats. 

Ein  BedarMs  für  die  Trennung  der  Xylole  und  Nitrozylole  liegt 
niebt  vor.  Dagegen  verlangt  die  Technik  reines  Metazylidin  (für  die  feurigen 
Ponceaus)  und  Paraxylidin  (dies  liefert  durch  Methylirung  das  feste  Pseudo- 
eumidin,  das  für  Azofarben  wichtig  ist).  In  den  Farbenfabriken  pflegt  man 
die  Trennung  mittelst  der  salzsauren  Salze  auszufuhren;  das  Chlorhydrat 
des  Metaxylidins  krystatlisirt  zunächst  aus.  Besser  ist  das  von  Wrrr  im 
D.  F.  34854  (verfallen)  angegebene  Verfahren  mittelst  der  Sulfosäuren.  ^) 

Meta-  und  Paraxylidin  unterscheidet  man  am  besten  durch  ihr  Ver- 
halten gegen  Oxydationsmittel.  Mit  wenig  verdünnter  Schwefelsäure  und 
Kaliumbichromat  erwärmt,  geht  Paraxylidin  fast  quantitativ  in  Xylochinon 
(Phloron)  über,  welches  schon  am  Geruch  leicht  zu  erkennen  ist.  Reines 
Hetaxylidin  giebt  keine  Spur  von  Phloron,  Gemische  beider  liefern  Chinon- 
mengen,  welche  dem  Gehalt  an  Paraxylidin  entsprechen. 

Ein  anderes  Reagens  für  Xylidine  ist  das  Chlorchinonimid.  Tränkt 
man  Papier  mit  diesem  Körper,  so  erzeugt  eine  essigsaure  Lösung  von 
Paraxylidin  einen  intensiv  schwarzen  Fleck  auf  diesem  Reagenspapier.  Meta- 
xylidin  liefert  rotbraune  Flecken,  und  ein  Gemisch  beider  Basen  erzeugt 
schwarze  Flecke  mit  roten  Rändern.  Die  Flecken  entstehen  übrigens  nicht 
sofort,  sondern  je  nach  der  Goncentration  der  Lösung  erst  nach  V«  ^^^ 
%  Stunde. 

0.  Jacobssh  hat  die  von  170  bis  200  <*  siedende  Fraction  des  Stein- 
kohlentoeröls  untersucht  und  darin  wesentlich  Naphtalin  und  Pseudocumol 
gefunden,  femer  geringe  Mengen  Hemellithol  (1,  2,  3  Trimethylbenzol). 
Dasselbe  siedet  bei  ITö«*,  das  Tribromderivat  schmilzt  bei  245  <>,  das  Trinitro- 
derivat  bei  209».  Durch  Oxydation  mit  verdünnter  Salpetersäure  geht  es 
in  Hemellltylsäure  (Orthoxylolorthocarbonsäure)  vom  Schp.  144°  über.  (Ber. 
19,  2511  und  2517.) 

Nitrirt  man  nach  H.  Mbrtbms  Dimethylanilin  mit  dem  12fachen 
Vol.  Salpetersäure,  welcher  ein  gleiches  Vol.  Wasser  hinzugefügt  ist,  so  er- 
hält man  als  Hauptproduct  (116Proc.  des  Dimethylanilins)  das  Dinitroproduct 
^om  Schp.  87<>,  welches  beim  Kochen  mit  Kalilauge  glatt  in  Dimethylamin 
«nd  Dinitrophenol  übergeht,  ünterlässt  man  es,  bei  der  Nitrirung  gut  zu 
kühlen,  so  erhält  man  ein  schmieriges  Product,  das  ausser  dem  erwähnten 
noch  ein  inneres  Dinitrodimethylanilin  (aus  Phenol  krystallisirt  vom  Schp. 
200")  enthält.  Dies  giebt  mit  rauchender  Salpetersäure  einDinitrophenylmethyl- 
Bitramin.  Beim  Erhitzen  desselben  mit  Phenol  entweicht  Stickoxyd  und  es  bleibt 
das  feurig  rote  Tetranitrodimethylazobenzol  C«H3(N0^»-N=N-C«H3(N0''')^ 

(Ber.  10,  2123). 


1)  TechiL-chem.  Jahrb.  8,  S.  413. 


474  Farbstoffe. 

Hbinr.  Goldschmidt  und  König  haben,  von  reinen  Chlortoluolen 
ausgehend,  die  entsprechenden  Nitro-  und  Amidochlortoluole  bereitet. 
Aus  Parachlortoluol  wurden  erhalten:  Dinitrochlortoluol  vom  Schp.  76°.  Mit 
Salpeterschwefelsäure  entstand  Mononitrochlortoluol  in  beiden  möglichen 
Isomeren,  von  denen  eines  bei  38  <*  schmilzt.  Von  den  entsprechenden 
Amidokörpem  Parachlororthotoluidin  und  Metachlorparatoluidin  schmilzt  das 
erstere  bei  21— 22»  und  siedet  bei  237°,  das  letztere  schmilzt  bei  28°  und 
siedet  bei  etwa  240  <».  Orthochlortoluol  liefert  bei  der  Nitrirung  ein  bei  248° 
siedendes  Nitroderivat,  aus  dem  bei  der  Reduction  ein  bei  83  °  schmelzendes, 
bei  236—237°  siedendes  Chlortoluidin  entsteht.  Daneben  entstand  ein 
flüssiges  Isomeres.    (Ber.  19,  2438.) 

/X 
V.  KosTANBCKi   hat   das  Xylorciu         |      |  dargestellt  und    das- 

OH\/OH 

selbe  als  identisch   mit  dem  von   Stbshousb  und  GROvEs'aus  Flechten  be- 
reiteten /^-Orcinol  befunden.    (Ber.  19,  2318.) 

ZiNCKK  hat  eine  Anzahl  von  Derivaten  des  /S-Naphtochinons  beschrieben. 
(Ber.  19,  2493.) 

CoRNBLiDS  und  HoMOLKA  habou  Hydrazobenzol  mit  Aldehyden  ver- 
einigt. Diese  schön  krystallisirenden  Condensationsproducte  nennen  sie 
„Hydrazoine*.  Das  Prototyp  dieser  Verbindungen  wird  aus  gleichen  Mole- 
culen  Hydrazobenzol  und  Benzaldehyd  durch  Erhitzen  ihres  Gemisches  auf 
120 — 150°  bereitet.  Dasselbe  krystallisirt  in  langen  Nadeln  vom  Schmelz- 
punkt 55°  und  besitzt  die  Formel  G^H^N'.  Ausserdem  haben  die  Verfasser 
dargestellt:     Orthonitrobenzhydrazoin,  rotgelbe  Nadeln  vom  Schp.  66°. 

Metamethylbenzhydrazoin,  Schp.  64°. 

Orthooxybenzhydrazoin,  Schp.  58° 

Orthonitrozimmthydrazoin,  Schp.  69°. 

Furfurhydrazoin,  Schp.  59°.  —  (Ber.  19,  2239.) 
C.  Ris  hat  das  einfachste  Azin,  dasPhenazin  dargestellt.  Ortho- 
phenylendiamin  wurde  durch  Reduction  von  Orthonitranilin  gewonnen, 
welches  aus  Orthonitrophenol  durch  Erhitzen  mit  Ammoniak  bereitet  war. 
Beim  Erhitzen  des  Orthophenylendiamins  mit  Brenzcatechin  auf  200°  bis 
210°  im  geschlossenen  Rohre  wurden  in  reichlicher  Ausbeute  Krystalle  er- 
halten, welche  nach  passender  Reinigung  bei  171°  schmolzen,  sich  in  con- 
centrirter  Schwefelsäure  mit  blutroter  auf  Wasserzusatz  gelb  werdender  Farbe 
lösten,  und  sich  als  identisch  mit  dem  von  Glaub  beschriebene  Azophenylen 
erwiesen.  Mit  Pikrinsäure  bildet  dasselbe  eine  bei  180—190°  schmelzende, 
in  hellgelben  Büscheln  krystallisirende  Verbindung.    (Ber.  19,  2206.) 

Th.  Cürtiüs  hat  das  einfache  Hydrazin  oder  Diamid  dargestellt. 
Durch  Behandlung  von  Diazoessigäther  mit  heisser  Kalilauge  entsteht  das 
K-Salz  einer  neuen  Diazofettsäure,  aus  welchem  Mineralsäuren  die  freie 
Säure  in  goldgelben  Täfelchen  abscheiden.     Beim  Erwärmen  der  wässrigen 


Farbstoffe.  475 

Lösung  derselben  mit  sehr  verdünnter  Schwefelsäure  entfärbt  sie  sich  ohne 
Stickstoff-Entwickelung,  und  nach  dem  Erkalten  scheidet  sich  das  Hydrazin- 

Sulfat    I    2  SO*H^  aus.     Dasselbe   bildet  glasglänzende  Tafeln,   schwer  in 

kaltem,  leicht  in  heissem  Wasser  löslich,  in  Alkohol  unlöslich.  Beim  Er- 
hitzen schmilzt  das  Sulfat  unter  explosionsartiger  Gasentwickelung,  wobei 
die  Schwefelsäure  zum  Teil  zu  Schwefel  reducirt  wird.  Das  mit  Alkali  ab- 
geschiedene Diamid  bildet  ein  Gas  von  eigentümlichem  Geruch,  in  Wasser 
leicht  löslich  und  von  stark  alkalischer  Reaction.  Es  besitzt  äusserst  stark 
reducirende  Eigenschaften.  Mit  aromatischen  Aldehyden  und  Ketonen  er- 
zeugt es  schwer  lösliche  Verbindungen  (Ber.  20,  163). 

Grabbb  hat  die  Siedepunkte  des  Diphenylamins  und  der  Homologen 
bestimmt   (Ann.  238,  362): 


Barometerstand  727*5  mm 


760  mm 


Diphenylamiu 300«  302  o 

Pheuylorthotoluidin 305 

Diorthotolylamin 312 

Phenylparatoluidin 817-318 

Diparatolylamia 8285  330-5 

Durch  Einleiten  von  schwefliger  Säure  in  ein  Gemisch  von  100  Tln. 
Benzol  und  35  Tln.  Aluminiumchlorid  so  lange  als  noch  Salzsäure  ent- 
weicht, Waschen  mit  Natronlauge  und  ümkrystallisiren  aus  Ligroin  haben 
CoLBY  tind  LoDOHLiN  deu  Repräsentanten  einer  neuen  Körperklasse,  das 
Oiphenylsulfoxyd,  erhalten. 

C«H^  ^  ^  Q6H5  ^  ^^  06  JJ5  ^  ^^ 

Diphenylsulfid.  Diphenylsulfoxyd.  Diphenylsulfon. 

Der  bei  70  <»  schmelzende  Körper  geht  durch  Oxydation  mit  Kalium- 
permanganat in  Diphenylsulfon,  durch  Reduction  mit  Natrium  in  Diphenyl- 
sulfid über  (Ber.  20,  195). 

0.  FiscHBR  und  Hbpp  haben  gefunden,  dass  viele  Nitrosamine  mit 
alkoholischer  Salzsäure  sich  so  umsetzen,  dass  die  echten  Nitrosoderivate 
der  entsprechendön   secimdären   Amine   entstehen.     So  geht  Methylphenyl- 

nitrosamin  pßirs^  N*  NO  über  in  ParanitrosomethylanilinQßm/'vQN  >  N  *  H 

(Ber.  19,  2991). 

Die  Toluolmetasulfosäure  ist  von  Vallin  (Ber.  19,  2952), 
Toluoldisulfo säuren  und  Derivate  sind  von  Klason  untersucht  worden 
(Ber.  19,  2887). 

MüLHÄüSBR  beschreibt  in  Dingl.  263,  154  die  Industrie  des  Resor- 
ciii^s.  Man  stellt  das  Resbrcin  durch  Schmelzen  von  benzoldisulfosaurem 
Natron  mit  Natronhydrat  dar,  zersetzt  das  Resorcinnatrium  mit  Säure  und 
extrahirt  das  Resorcin  mit  Aether  und  Amylalkohol.  Die  Reindarstellung 
wird  durch  Destillation  in  der  Luftleere  bewerkstelligt. 


476  Farbstoffe. 

Zunächst  wird  Monosulfosäure  gewonnen  aus  300  kg  Schwefelsäure 
yon  67°  B.  und  60  kg  reinstem  Benzol  unter  lOstündigem  fortwährenden 
Mischen  bei  massiger  Wärme.  Dann  wird  die  Disulfosäure  gewonnen, 
indem  die  im  Ueberschusse  von  Schwefelsäure  gelöste  Benzolmonosulfosäure 
mit  85  kg  gemahlenem  und  scharf  getrocknetem  Sulfat  unter  Umrühren 
im  Oelbad  etwa  8  Stunden  auf  225  **  erhitzt  wird.  Der  Kesselinhalt  wird 
dann  noch  massig  warm  mit  1500  1  Wasser  in  einer  3000  1  haltenden 
Holzbütte  gemischt  und  mit  einer  aus  200  kg  Kalk  dargestellten  Kalkmilch 
ausgekalkt.  Die  Masse  wird  mit  800  1  kaltem  Wasser  abgeschreckt  und 
durch  Filterpressen  filtrirt.  Das  Filtrat  leitet  man  in  einen  grossen  Ab- 
dampfkasten. Die  Presskuchen  werden  nochmals  mit  ungefähr  1500  I 
Wasser  aufgekocht.  Die  vereinten  Filtrate  dampft  man  auf  etwa  2000  1  ein,  lässt 
dann  die  Salzlösung  in  den  ümsetzkasten  laufen  und  föllt  allen  Kalk  durch 
Zusatz  von  6—10  kg  Soda.  Das  Filtrat  wird  in  Rührpfannen  eingedampft, 
bis  die  Zähigkeit  der  Masse  das  Rühren  nicht  mehr  erlaubt,  dann  in 
dachen  Doppelpfannen  unter  andauerndem  Umarbeiten  mittelst  eines  Eisen- 
stabes zum  pulverigen  Mehle  getrocknet.  Ausbeute  etwa  200  kg.  Zur 
Schmelze  werden  250  kg  festes  Aetznatron  .mit  etwa  10  kg  Wasser  über 
freiem  Feuer  verflüssigt.  Dann  werden  unter  Umrühren  125  kg  trocknes 
Salz  im  Verlauf  von  80  Minuten  eingetragen  und  es  wird  bis  zum  Braun- 
werden erhitzt.  Die  zerkleinerten  Stücke  w^den  dann  in  einen  Steintrog  in 
«twa  500  1  Wasser  geworfen  und  die  Lösung  mit  Salzsäure  bis  zur  schwach 
sauren  Reaction  versetzt  Die  resorcinhaltige  Salzlösung  wird  nun  4  Mal 
mit  je  100  kg  Fuselöl  extrahirt  und  dann  der  Amylalkohol  mit  Wasser- 
dämpfen übergetrieben.  Kommt  aus  dem  Condensator  nur  noch  Wasser,  so 
lässt  man  die  Resorcinlösung  in  eine  emaillirte  Eisenpfanne  laufen  und  dampft 
das  Wasser  ab.  Behufs  der  Destillation  schöpft  man  den  Inhalt  der  Doppel- 
pfanne (etwa  30  kg)  in  einen  mit  Thermometer  versehenen  Kupferdestilia- 
tionsapparat.  Zuerst  geht  noch  etwas  Wasser  und  Phenol  über,  das  man 
durch  Oeffnen  des  Hahnes  aus  der  Vorlage  auslaufen  lässt.  Dann  wird 
bei  etwa  190  °  der  Ablauf  hahn  geschlossen,  der  Luftdruck  auf  630  mm  ver- 
mindert und  das  Resorcin  vorsichtig  wegen  möglicher  Verstopfung  des 
Kühlers  abdestillirt.  Man  erhält  etwa  20—30  kg  reines  Resorcin  aus  125  kg 
Benzoldisulfat. 

Mllhaüseb  macht  femer  über  die  technische  Darstellung  des  Di- 
methylanilin^s  Mitteilungen  (Dingl.  263^  348).  Man  bedient  sich  in 
neuerer  Zeit  anstatt  der  dicken  gusseisernen  emaillirten  Druckkessel  dünner 
€maillirter  Kessel,  welche  in  die  Gusskessel  eingesetzt  werden,  indem  der 
Zwischenraum  zwischen  Gusskessel  und  Einsatz  mit  Blei  ausgegossen  wird. 
Entweder  wird  Anilin  mit  gewöhnlicher  Salzsäure  von  21  »  B.  und  reinem 
Holzgeist  unter  Druck  erhitzt,  oder  man  lässt  Äethylalkohol  auf  Anilinsulfat 
unter  Druck  wirken.  Nach  Beendigung  der  Reaction  wird  mit  Kalkmilch 
alkalisch  gemacht  und-  mit  Wasserdampf  abgetrieben. 

Remy  und  Erhabt    in  Neuwied- Weissenturm  haben  ein  Verfahren  zur 


r 


Farbstoffe.  477 

Gewinnung  hochpro Centimen  Anthracens  ans  Anthraoen  enthahemlen 
Gemengen  angegeben  (D.  P.  SS417).  100  kg  Rob-Anthracen  werden  ein^ 
getragen  in  150  kg  Oels&nre,  welche  auf  110— 120  •  C.  erw&rmt  wird, 
imter  beständigem  Rubren,  bis  sich  nahezu  alles  gelöst  hat  Man  l&sst  er- 
kalten. Es  scheidet  sich  das  yorhandene  Anthracen  in  krystaHinischer 
Fofrm  nebst  relatiT  geringen  Mengen  anderer  Korper  ab.  Die  Oelsfiure^ 
welche  den  grossten  Teil  der  Verunreinigungen  in  Losung  b&lt,  wird  durch 
Filtriren,  Centrifugiren  und  Pressen  nahezu  TÖllig  entfernt  Die  Press- 
kttchen  werden  entweder  durch  Behandehi  mit  Alkali  oder  durch  Extraction 
mittelst  Petroleum  von  den  letzten  Spuren  anhingenden  Gels  befreit  Das 
hinterbleibende  gelblich-  oder  grönlicfa-weisse,  lodcere  Pulver  ist  das 
„gereinigte  Anthraoen.''  Statt  der  Oels&ure  können  andere  Fetts&uren,. 
Fette  und  Oele  benutzt  werden. 

RosBK  in  Wiesbaden  stellt  Dinitrodibenzyl  durch  Einwirkung  einer 
alkaliseheii  Ziimoxydullosung  auf  Paranitrobenzylchlorid  dar. 
2  C«ff*(NO«)  CH«C1  -h  Sn  (ONa)«  -t-  4  NaOH  == 

NO«-C«H*-CH*-CH»-C«H*-NO> -4- Sn  (ONa)*  -f  2  H»0  -4-  2  NaOl. 

Man  digerirt  z.  B.  1  kg  Paranitrobenzylchlorid  mit  einer  Lösung  von 
1  kg  Zinnchlorur  mit  S  kg  concentrirter  Natronlauge  1  Stunde  lang  bei 
80—90  ®  und  filtrirt  das  Dinitrodibenzyi  ab,  welches  mit  Wasser  gewaschen,, 
gepresst  und  getrocknet  wird  (D.  P.  39S81). 

2.  Trtphenylmethairftrbfttoffd. 

Dabl  d;  Co.  in  Barmen  stellen  wasserlösliche  blaue  Rosaniline 
folgendermaassen  her.  Die  Diamine  des  Benzols  und  der  Homologen  wirken 
auf  Rosanilin  in  ähnlicher  Weise  ein  wie  das  Anilin.  Während  aber  die 
salzsauren  Salze  der  phenylirten  Rosaniline  in  Wasser  nahezu  unlöslich  sind, 
lösen  sich  die  mittelst  der  Diamine  erhaltenen  Rosanilinderivate  sehr  leicht. 
Der  Gang  der  Fabrikation  ist  genau  derselbe  wie  bei  der  des  Anilinblaus. 
Man  erhitzt  das  Rosanilin  unter  Zusatz  von  etwas  Benzoesäure  mit  dem 
gleichen  Gew.  eines  Phenylendiamins  oder  eines  Homologen  desselben  auf 
ISO»  während  3  bis  4  Stunden.  Dann  leitet  man  Wasserdampf  durch  die 
Masse,  löst  das  kupferglänzende  Harz  in  der  erforderlichen  Menge  Salzsäure 
und  salzt  die  Farbstoffe  aus.  Durch  oftmaliges  Probeziehen  unterrichtet 
man  sich  über  den  Verlauf  des  Processes  und  unterbricht  denselben,  sobald  die 
gewünschte  Farbennuance  erreicht  ist.  Wird  zu  lange  oder  auf  höhere  Tempe- 
raturen, als  angegeben,  erhitzt,  so  erhält  das  Blau  einen  grauen  Stich  und 
verliert  an  Farbkraft.  Anstatt  der  Rosaniline  kann  man  sich  auch  der  Salze 
derselben  (Fuchsin)  bedienen,  wobei  man  aber  die  zur  Umwandlung  in  «SHig- 
saures  Rosanilin  nötige  Menge  essigsauren  Natrons  zugeben  muss.  Alle 
Diamine  liefern  brauchbare  Producte,  doch  zeichnen  sich  die  mit  Paradiamincm 
zu  erhaltenden  durch  grössere  Lichtechtheit  aus. 

Diese  Farbstoffe  färben  angebeizte  oder  mit  Tannin  gebeizte  Baum- 
voll-  und  Leinenfeser  blau  bis  blaugrau,    ebenso  Wolle    direct.    Durch  He- 


478  Farbstofife. 

handlung  der  gefärbten  Faser  mit  einem  Oxydationsmittel,  z»  B.  einem 
Kaliumchromatbad  bei  60°  wird  die  Färbung  dunkler  und  vollkommen  echt, 
indem  ein  unlösliches  Oxydationsproduct  entsteht.    (D.  P.  36900.) 

Die  bis  jetzt  bekannten  Sulfosäuren  der  alkylirten  und  alkylbenzylirten 
Rosaniline,  sowie  deren  Salze  lassen  sich  durch  Eindampfen  nicht  in  fester 
Form  erhalten.  Dies  ist  nach  B.  Dahl  in  Elberfeld  aber  der  Fall  mit  den 
Disulfosäuren  der  benzylirten  Rosaniline,  die  sich  ausserdem  vor 
jenen  Derivaten  durch  besseres  Färbevermögen  auszeichnen. 

Die  Benzylgruppen  lassen  sich  sehr  leicht  in  das  Rosanilinmolecul 
«inführen.  10  kg  Rosanilin  werden  je  nach  der  Anzahl  der  einzuführenden 
Benzylgruppen  mit  4*2,  8*4  oder  12*6  kg  Benzylchlorid  und  dünnem  Kalk- 
brei verrührt  und  dann  einen  Tag  lang  unter  beständigem  Rühren  auf  100° 
erhitzt.  Alsdann  wird  nicht  angegriffenes  Benzylchlorid  durch  Dampf  ver- 
jagt, die  Masse  wird  mit  Wasser  aufgekocht  und  mit  Salzsäure  versetzt. 
Die  Lösung  eniliält  alles  nicht  benzylirte  Rosanilin,  sowie  geringe  Mengen 
von  den  Benzylsubstitutionsproducten.  Die  rückständige  Masse  kann  durch 
Erhitzen  mit  stark  rauchender  Schwefelsäure  leicht  in  die  Disulfosäuren  der 
Benzylrosaniline  übergeführt  werden.  Die  Alkali-  und  Erdalkajlisalz^  der- 
selben sind  leicht  in  Wasser  löslich,  mit  den  Oxyden  der  schweren  Metalle, 
namentlich  mit  Bleioxyd,  Zinnoxydul  und  Zinnoxyd  bilden  sie  Farblacke. 
Die  freien  Säuren  sind  in  Wasser  und  verdünnter  Schwefelsäure  leicht 
löslich.  Das  monobenzylrosanilinsulfosaure  Calcium  förbt  Wolle  intensiv 
rubinrot,  das  entsprechende  Derivat  des  Dibenzylrossmilins  blaurot,  das  des 
Trybenzylrosanilins  rotviolet.     (D.  P.  39931.) 

Die  Farbenfabriken  vorm.  Fr.  Bayer  und  Co.  in  Elberfeld  haben  ein 
Verfahren  zur  Herstellung  blaugrün  färbender  Sulfosäuren  benzylirter 
Pseudorosaniline  angegeben.    (D.  P,  37067). 

Das  Ausgangsmaterial  zur  Herstellung  dieser  Farbstoffe,  die  gewisse 
Indigopräparate  ersetzen  sollen,  bilden  die  durch  Condensation  von  Meta- 
nitrobenzaldehyd  mit  alkylirten  Anilinen  entstehenden  Nitrolenkobasen  und 
die  entsprechenden  Amidoleukobasen.  .  E.  und  0  Fischbr  haben  zuerst 
(Ber.  12,  802)  das  durch  Condensation  von  Metanitrobenzaldehyd  mit  Dime- 
thylanilin  entstehende  Metanitrotetramethyldiamidotriphenylmethan  dargestellt, 
welches  sie  durch  Reduction  in  die  entsprechende  Triamidoverbindung  über- 
führten. Später  wurde  diese  Reaction  von  0.  Fischer  und  J.  Zibglbr  durch 
Anwendung  von  Anilin  statt  Dimethylanilin  modificirt  und  dem  so  erhaltenen 
isomeren  Leukanilin  der  Name  „Pseudoleukanilin"  beigelegt.    (Ber.  13,  671.) 

Als  technisch  brauchbares  Material  zur  Darstellung  von  Farbstoffen 
haben  sich  erwiesen  die  Condensationsproducte  von  Metanitrobenzaldehyd 
mit  Dimethylanilin,  Diäthylanilin,  Monomethylanilin,  Monoäthylanilin  und 
die  aus  ihnen  durch  Reduction  erhaltenen  Amidobasen,  als  welche  sich  er- 
geben: Tetramethyl-,  Tetraäthyl-,  Diäthyl-  und  Dimethyl-Pseudoleukaniliö- 
Als  femer  geeignet  haben  sich  bewährt  die  Condensationsproducte  von 
1  Molecül  Metanitrobenzaldehyd  mit  einem  Gemisch  von  je  1  Molecül  Mono- 


Farbstoffe.  479 

und  Diäthylanilin,  sowie  mit  einem  Gemisch  tob  je  1  Molecül  Mono-  und 
Dimethylanilin  und  die  aus  ihnen  durch  Reduction  erhaltenen  Amidobasen^ 
als  welche  Triäthyl-  und  Trimethyl-Pseudoleukanilin  resulüren.  In  diese 
Körper  werden  Benzylgnippen  eingeführt,  die  benzylirten  Basen  werden  in 
die  Sulfosauren  übergeführt  umd  diese  werden  oxydirt.  Die  entstandenen 
grünen  Farbstoffe  sind  stark  blaustichig,  färben  Wolle  leicht  im  sauren 
Bade  und  besitzen  grosse  Waschechtheit. 

Die  Benzylgruppen  sind  die  Träger  des  Schwefelsäurerestes;  mit  der 
Anzahl  derselben  nim^it  die  Löslichkeit  der  Farbstoffe  zu.  Aus  dem  Meta- 
nitrobenz^ldehyd  und  Dimethylanilin  wird  z.  B.  Tetramethyl  -  Pseudoleuk- 
anilin  erhalten  /C  «H  *  *  NH  '^ 

H-C^C«H*-N(CH3)' 
\cßH*-N(CH3;a 
welches  noch  2  Benzylgruppen  aufzunehmen  vermag.  Die  Base  wird  mit 
2  Mol»  Benzylchlorid  und  der  entsprechenden  Menge  Natronlauge  im  Auto- 
claven  auf  115°  erhitzt.  Die  benzylirte  Base  wird  zur  Entfernung  öliger 
Nebenproducte  mit  Wasserdampf  behandelt.  Die  gelbliche  Masse  krystallisirt 
nicht.  Durch  Behandlung  mit  rauchender  Schwefelsaure  von  20  bis  28  Proc. 
Ai^ydrid  werden  zwei  Sulfogruppen  eingeführt.  Die  freie  Sulfosäure  kry- 
stallisirt nicht,  ist  in  kaltem  Wasser  sehr  schwer,  in  heissem  etwas  leichter 
loslich.  Die  Oxydation  kann  mit  Braunstein  ausgefqhrt  werden.  Der  Farb- 
stoff wird  aus  der  tiefblauen  Lösung  ausgesalzen.  Das  Natronsalz  ist  in 
Wasser  ziemlich  leicht  löslich. 

Zur  Darstellung  von  Auraminen ^)  verwendet  die  Badischb  Awus- 
CND  Sodafabrik  nach  dem  D.  P.  38433  an  Stelle  des  Ammonacetats  auch 
Acetamid.  Man  erhitzt  z.  B.  ein  Gemenge  von  1  Tl.  Tetramethyl-  bezw. 
Tetraäthyldiamidobenzophenon,  Vs  Tl.  Acetamid  und  1  Tl.  Chlorzink 
10  Stunden  auf  180  bis  200°  C.  und  arbeitet  die  Schmelze  dann  nach  dem 
früher  angegebenen  Verfahren  auf. 

Die  Badischb  Anilin-  cnd  Sodafabrik  in  Ludwigshafen  a.  Rh.  ver- 
wendet Thiodiphenylamin  und  dessen  Methyl-  und  Aethylderivate  zur 
Darstellung  von  Benzophenon-Farbstoffen.^) 

Eine  Mischung  von  1  kg  Tetramethyldiamidobenzophenon,  1kg  Thio- 
diphenylamin, 0*5  kg  Toluol  und  0*6  kg  Phosphoroxychlorid  wird  unter 
zweimaligem  Umrühren  während  etwa  24  Stunden  bei  20  bis  30°  sich  selbst 
überlassen.  Zunächst  erwärmt  sich  die  Mischung  von  selbst,  wird  tief  blau 
und  verflüssigt  sich  infolge  der  schnell  eintretenden  Wirkung  des  Phosphor- 
oxychlorids  auf  die  Kentonbase.  Mit  der  fortschreitenden  Condensation  wird 
die  Masse  nach  und  nach  zäher  und  erstarrt  schliesslich  zu  einer  kupfer- 
glänzenden Schmelze.  Man  laugt  diese  zuerst  wiederholt  mit  kaltem  und 
dann  mit  kochendem  Wasser  aus,  bis  der  Farbstoff  mit  blauer  Farbe  in 
Losung  zu  gehen  beginnt,  behandelt  darauf  den  Rückstand  mit  Toluol  und 

I)  Techn  -ehem.  Jahrb.  7,  S.  425.  (D.  P.  29060.)  -  *)  TeduL-chem.  Jahrb.  6,  S.  440; 
?♦  S.  424. 


480  Farbstoffe. 

extrahirt  schliessln^h  mit  Alkohol.  Die  alkoholischen  Auszä^e  hinterlafisen 
nach  dem  Abdesrtilliren  des  Alkohols  den  Farbstoff  in  Fonn  eines  kupier^ 
glänzenden,  direct  verwendbaren  Prodnctes,  dass  sich  leicht  in  Alkohol, 
schwieriger  und  unyollst&ndig  in  reinem,  siedendem  Wasser  15st 

Zur  Darstellung  eines  Töllig  wasserlöslichen  Farbstc^s  tragt  man 
zweckmässig  die  alkoholischen  Auszüge  in  yiel  siedendes  Wasser  ein,  fiHrirt, 
fallt  mit  Kochsalzlösung,  wäscht  den  Niederschlag  yollständig  mit  kaltem 
Wasser  aus  und  trocknet.  Der  Farbstoff  fkrht  blaugrün.  Seine  wässerigen 
Losungen  werden  durch  Mineralsäuren  gefällt.  Ein  ähnliches  Product  wird 
durch  Gondensation  des  Tetraäthyldiamidobenzopfaenons  mit  dem  Thiodiphe- 
nylamin  erhalten.  Aus  Methyl-  oder  Aethylthiodiphenylamin  erhält  maa. 
indigoblaue  Farbstoffe.    (D.P.  36818.) 

Im  D.  P.  39074  beschreibt  die  Bahischb  Anilik-  und  Sodapabeik  die 
üeberführung  der  tetraalkylirten  Diamidobenzophenone  in  die  ent- 
sprechenden Derivate  desThiobenzophenons.  1kg  Tetramethyküamido- 
benzophenon  wird  mit  0*2  kg  Phosphorpentasnlüd  innig  gemischt  und  in 
kleinen  Portionen  in  einen  emalliilen  Kessel  bei  einer  160°  0.  in<^t  über- 
steigenden Temperatur  «ingetragen.  Man  wartet  jedesmal  das  Zusammenr 
schmelzen  der  Mischung  ab,  ehe  man  neue  Portionen  einträgt.  Die  enit- 
standene  Schmelze  wird  dann  zuerst  mit  Wasser,  datauf  mit  sehr  Terdnnnter 
Sodaldsung  und  schliesslich  wieder  mit  Wasser  ausgekodit.  Zur  ferneren 
Reinigung  wird  das  Product  zweckmässig  in  der  9-  bis  10  lachen  Menge^ 
Amylalkohol  heiss  gelöst  und  die  filtrirte  Lösung  krystallisiren  g^assen. 
In  ähnlicher  Weise  lässt  sich  das  Tetraäthyldiamidoderivat  des  TMobenzo- 
phenons  durch  «Zusammenschmelzen  von  Tetraathyldiamidobenzophenon  mit 
etwa  Vs  seines  Gewichtes  an  Phosphorpentasulfid  bei  120  bis  150«  C.  dar- 
stellen. 

Alfred  Kern  in  Basel  giebt  ein  Verfahren  zur  Darstellung  von  Dial- 
kylamidothiobenzoesäurech  loriden  bezw.  den  entsprechenden  Säuren 
und  von  Tetraalkyldiamidothioketonen  an.  (D.  P.37730.)  Das 
Kohlenstoffsulfochlorid,*  CS  Oh,  wiikt  bei  gewöhnlichen  Temperaturen  sehr 
heftig  auf  tertiäre  aromatische  Amine  ein.  Deshalb  wird  die  Reaction  durch 
"Innehaltung  einer  niedrigen  Temperatur  (0—10®)  und  Hinzufügen  eines 
indifferenten  Verdünnungsmittels,  wie  z.  B.  Schwefelkohlenstoff,  Benzol, 
Toluol,  gemässigt.  Es  entsteht  bei  Einwirkung  von  2  Mol.  tertiärem  Amin 
auf  1  Mol.  Kohlenstoffsulfochlorid  das  Chlorid  der  alkylirten  Amidothioben- 
zoesäure,  das  ais  solches  noch  nicht  isolirt  ist,  dessen  Existenz  in  der  R«- 
actionsmasse  aber  aus  der  Thatsache  hervorgeht,  dass  man  nach  Zusatz  von 
Alkalien  das  Salz  der  alkyKrten  Amidiothiobenzoesäure  (CH^^N.C^H*.CS0H, 
erhält.  Verwendet  man  mehr  Amin  bei  der  Reaction,  so  entsteht  das  alky- 
lirte  Amidothioketon.  Lässt  man  z.  B.  50Tle.  Dimethylanilin  und  10  Tle. 
Kohlenstoffsulfochlorid,  die  in  30  Thln.  Schwefelstoff  gelöst  sind,  bei  0-10° 
langsam  auf  einander  einwirken  und  rührt  dann  noch  lange,  so  entsteht 
Tetramethyldiamidothioketon,    C^H*N  (CH^)^- CS  *  C^H^NCCH^)«,    das  nadi 


Farbstoffe.  4SI 

dem  Entfernen  des  Schwefelkohlenstoffs  und  des  unTeränderten  Dimethylani- 
lifis  in  der  Flüssigkeit  in  krystallinischer  Form  ausgeschieden  ist  und  durch 
IHtriren  und  Auswaschen  gewonnen  wird.  Es  stellt  in  reinem  Zustande 
stahlblauglänzende,  in  durchfallendem  Licht  rotgefärbte,  spiessige  Krystalle 
dar.  Setzt  man  zu  der  das  Säurechlorid  enthaltenden  Reactionsmasse  Dime* 
thylanilin  und  rnhrt  die  Mischung  ca.  10  Stunden  bei  20^80%  so  entsteht 
eb«n&lls  das  genannte  Eeton.  Dieses  Verfiüiren  gestattet  die  Herstellung 
fsinischter  Eetone. 

Die  Farbwerke  yorm.  MBistsa,  Lucios  A  Bauiono  in  Höchst  a.  M.  haben 

I     gefanden   (D.P.  38789  v.  16.  Mai  1886),   dass    bei    der  Einwirkung  von 

1     Schwefelsäure  auf  Tetramethyl(äthyl)diamidobenzophenon  je  nach 

^     der  Goncentration   der  Schwefelsäure,   der  Temperatur  ,und  Dauer  der  Ein* 

{     whkung  Mono-  oder  Disulfosäuren  gebildet  werden. 

I  Zur  Herstellung  der  Monosulfosäure  werden  50  kg  Tetramethyldiamido- 

I     benzophenon  mit  200  kg  rauch.  Schwefelsäure  von  20  Proc.  Anhydridgehalt 

9  Stunden  lang  auf  dem  Wasserbade  erwärmt.    Dann  wird  die  Schmelze  in 

15001  kaltes  Wasser   gegossen.     Die  Losung  wird  mit  Natronlauge   über- 

I     sättigt,   yom    ausgeschiedenen  unTeränderten  Keton  filtrirt  und  mit  Säure 

gefUlt.    Zur  Herstellung  der  Disulfosäure  wendet  man  rauchende  Schwefel- 

ulure  Ton  40  Proc.  Anhydrid  an  und  erhitzt  auf  140—150«,  bis  eine  Probe 

auf  Ammoniak-Zusatz  keinen  Niederschlag  mehr  giebt.    Die  Monosulfosäure 

I     krystallisirt  aus  Wasser  und  Alkohol  in  feinen  Nadeln,  die  Disulfosäure  aus 

Wftsser  in  gelben  zolllangen  Prismen  und  ist  in  Alkohol  unlöslich. 

Oenanthylblau  nennt  Y.  Aoobr  einen  blauen  Farbstoff,  der  durch 
Einwu*ung  von  Oenanthylchlorid  C*H"*C0C1  auf  Dimethylanilin  bei  Ge- 
genwart Yon  Zinchlorid  erhalten  wird.  Dabei  entsteht  das  Keton 
C«H^-CO'C«H*N(CH«)«  und  eine  Leukobase  C«H~N'  vom  Schp.  72°,  die 
bei  der  Oxydation  mit  Eisenchlorid  den  blauen  Farbstoff  liefert.  Derselbe 
ist  dem  Malachitgrün  analog  constituirt.  Mit  Oenanthol  entsteht  die  Base 
C«H«-CH  =  (C«H*-N(CH3)a)«,  die  auch  synthetisch  aus  Hexyldiphenyl- 
methan  dargestellt  wurde.    (Bull.  soc.  chim.  47,  42). 

3.  PhenolftM^bstofb. 

Die  Badischb  Anilin-  und  Sodafabrik  in  Ludwigshafen  hat  ein  Ver- 
fahren zur  Darstellung  eines  gelben  Farbstoffes,  G all of lavin,  aus  Gallus- 
säure angegeben.  (D.  P.  37934).  Derselbe  ist  ein  Oxydationsproduct  der 
Gallussäure,  welches  durch  Einwirkung  von  Luft  oder  Sauerstoff  auf  alka- 
lische Losungen  dieser  Säure  entsteht.  Dabei  darf  aber  die  Menge  Alkali 
nicht  hinreichend  sein,  um  die  sämtlichen  Hydroxylgruppen  der  Gallussäure 
zu  sättigen,  da  sonst  sofort  die  bekannte  braungelbe  Färbung  eintritt. 

Folgendes  Verfahren  wird   angegeben.    5  Tle.  Gallussäure   werden  in 
80  Tln.  Alkohol  von  96  <>  Tr.  und  100  Tln.  Wasser  gelost.    Die   auf  5  bis 
10"  abgekühlte  Losung   wird   dann   mit  17  Tln.  Kalilauge  von  20«  B.  ver- 
mischt und  dann  bei  einer  Temperatur  von  nicht  über  10 <>  der  Einwirkung 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  *^- 


482  Farbstoffe. 

der  Luft  ausgesetzt.  Das  Fortschreiten  der  Oxydation  giebt  sich  durch  die 
zunehmende  oUy-  bis  grünbraune  Färbung  der  Losung  und  Abscheidong 
eines  krystallinischen  Niederschlags,  des  Kaliumsalzes  der  Farbstoffsäure  zu 
erkennen.  Zur  Gontrole  yersucht  man,  ob  eine  filtrirte  Probe  nach  dem 
Schuttein  mit  Luft  auf  Zusatz  von  Salzsäure  noch  einen  Niederschlag  liefert. 
Wenn  dies  nicht  mehr  der  Fall  ist,  so  filtrirt  man  sofort  von  dem  Krystall- 
brei,  löst  diesen  in  warmem  Wasser  und  übersättigt  die  Lösung  bei  50° 
schwach  mit  Salzsäure.  Man  kocht  auf,  bis  die  Säure  sich  in  ein  Haufwerk 
flimmernder  hellgrüngelber  Krystallblättchen  umgebildet  hat.  Der  yon  der 
rotbraunen  Losung  abflltrirte  Farbstoff  ist  nach  dem  Auswaschen  direct  zum 
Färben  und  Drucken  verwendbar.  Man  braucht  das  Kaliumsalz  nicht  von 
der  Mutterlauge  zu  trennen,  sondern  kann  die  ganze  Masse  mit  Säure  zersetzen. 

Das  Galloflavin  ist  der  EUagsäure  ähnlich,  unterscheidet  sich  aber  von 
dieser  durch  seinen  Farbstoffcharakter  und  dadurch,  dass  es  sich  nicht,  wie 
die  Ellagsflure,  mit  salpetrigsäurehaltiger  Salpetersäure  rot  färbt.  Mit  Thon- 
^rdebeize  entstehen  grünstichige  gelbe  Töne,  die  durch  Zinnsalzpassage  rein 
gelb  werden.     Der  gelbe  Chromlack  ist  sehr  beständig. 

H.  M.  Bakbb  in  Brooklyn  fabricirt  ein  Resorcinblau  nach  dem  Engl 
P.  11356/1886  folgendermaassen.  Resorcin  wird  in  überschüssiger  Ammoniak« 
flüssigkeit  gelöst.  Dieser  Lösung  wird  Ammonium-Kupfercarbonat  in  einer 
derjenigen  des  Resorcins  gleichen  Gewichtsmenge  zugesetzt.  In  das  Gemisch 
wird  eine  rotirende  Kupferplatte  eingetaucht,  welche  in  ihrem  oberen  Teil 
der  Luft  ausgesetzt  ist.  Bei  gewöhnlicher  Temperatur  findet  die  Bildung 
des  Farbstoffs  langsam  statt.  Die  Lösung  muss  durch  Ammoniakzusatz  immer 
alkalisch  gehalten  werden.  Nach  Umwandlung  des  Resorcins  wird  die  Lösung 
angesäuert  und  gekocht,  worauf  der  Farbstoff  beim  Abkühlen  sich  ausscheidet 
Durch  Lösen  in  Ammoniak  und  Wiederausfallen  wird  derselbe  gereinigt 
Der  Farbstoff  hat  angeblich  die  Zusammensetzung  C^^H^^N^O^  Derselbe 
ist  unlöslich  in  Wasser  und  verdünnten  Säuren,  mit  blauer  Farbe  löslich  in 
Alkalien;  aus  der  Lösung  können  Lacke  ge^lt  werden.  Die  Methyl-  und 
Aethylderivate  haben  grosse  Affinität  zur  Baumwollfaser.  Der  Farbstoff  soll 
Indigo  ersetzen. 

Die  durch  Einwirkung  von  Nitrosylschwefelsäure  und  Schwefelsäure 
aus  dem  Phenol  bisher  dargestellten  Farbstoffe  sind  technisch  nicht  ver- 
wertbar. Diese  Farbstoffe,  unter  dem  Namen  „LiEBEBMANN^sche  Phenol- 
farbstoffe" bekannt,  werden  jedoch,  wie  R.  J.  Petri  in  Berlin  gefunden 
hat,  in  gut  brauchbare  grüne  Farbekörper  übergeführt,  wenn  man  sie  nitrirt. 
Nach  P.  besteht  der  grösste  Teil  dieser  Phenolfarbstoffe  aus  einem  Körper 
von  der  Zusammensetzung 

1.  C«Hä-0/^      ^j'^ 

0  oder  CH^N'O» 

C«H=*-0\jj_i„. 


Farbstoffe.  483 

Der  hieraus  dtirch  Nitrirung  erhaltene  dunkelgrüne  neue  Körper  hat 
die  Zusammensetzung 

C«H^(N0p-0\^.CeH3(N0') 
CßH*(NO«)  — 0/  I 

0  -f-  HN03   oder  C3«H*»(N03)7N20*  — OH 

C«H*(NO«)  — 0/  ^       ^ 

Die  LiBBBBMAira'schen  Phenolfarbstoffe  bilden  eine  Gruppe  Korper  von 
ähnlicher  Zusammensetzung,  wie  der  daraus  isolirte.  Die  übrigen  Körper 
geben  bei  der  Nitrirung  ebenfalls  Farbstoffe,  die  zum  Teil  grün,  zum  Teil 
gelb  oder  braun  sind.  Zur  Herstellung  eines  technisch  verwertbaren  grünen 
Nitroproductes  aus  dem  Phenolfarbstoff-Gemenge  bedarf  es  jedoch  nicht  der 
Isolirung  der  Körper  in  chemischer  Reinheit. 

10  g  Phenol  werden  in  10  cbcm  concentrirter  Schwefelsäure  gelöst 
und  40  g  Nitrosylschwefelsäure  (bereitet  durch  Auflösen  von  5  g  Natrium- 
nitrit in  100  g  kalter  concentrirter  Schwefelsäure)  langsam  unter  Umschütteln 
zugesetzt,  so  dass  die  Temperatur  nicht  über  50  <^  C.  steigt.  Das  erhaltene 
dunkelblaue  Gemenge  wird  nach  dem  Abkühlen  in  iVa  l  Wasser  gegossen. 
Der  ausgeföllte  rotbraune  Farbstoff  wird  abfiltrirt,  durch  Absaugen  möglichst 
von  Schwefelsäure  befreit  und  dann  in  kalte  rauchende  Salpetersäure  ein- 
getragen. Unter  Entweichung  roter  Dämpfe  entsteht  eine  rotbraune  Lösung. 
Diese  Lösung  wird  in  viel  Wasser  eingegossen.  Der  Farbstoff  föllt  in 
voluminösen,  grünen  Flocken  aus.  Dieselben  werden  abfiltrirt,  ausgewaschen 
und  getrocknet.  Das  so  erhaltene  grüne  Product  ist  in  Alkohol,  Aether 
und  Wasser  löslich  und  in  diesen  Lösungen  für  Färbereizwecke  direct  ver- 
wendbar.   (D.  P.  36760.) 

4.  Azofarbstoife. 

Die  AcTiBKOBSELLSCHAPT  FÜR  Anilinfabrikation  lu  Berlin  hat  die 
Combination  von  Tetrazotolyl  mit  a-  und  /5-Naphtylamin  oder  deren 
Mono-  und  Disulfosäuren  als  Zusatz  zu  D.  P.  28753  0  patentirt  er- 
halten (D.  P.  35615).  Das  durch  alkalische  Reduction  von  Ortho- 
oder  Paranitrotoluol  oder  von  einem  Gemisch  beider  (dem  technischen 
Nitrotoluol)  dargestellte  Tolidin  giebt  Tetrazoverbindungen,  welche,  mit 
a-  und  /J-Naphtylamin  und  deren  Sulfosäuren  combinirt,  teils  sprit-,  teils 
wasserlösliche  Farbstoffe  liefern,  die  ungeheizte  Baumwolle-  im  Seifenbade 
intensiv  gelbrot  bis  blaurot  färben.  Während  der  von  Böttiger  aus 
Tetrazodiphenyl  mit  a-Naphtionsäure  erhaltene  und  im  Handel  unter  dem 
Namen  „Congo"  bekannte  rote  Farbstoff  von  den  geringsten  Spuren  Essig- 
säure braun  bis  schwarz  wird,  zeigt  der  entsprechende  Farbstoff  aus  Tetrazo- 
ditolyl  bei  weitem  nicht  so  grosse  Empfindlichkeit  gegen  verdünnte  Säuren 
imd  ist  bedeutend  lichtechter  als  dieser. 

Mit  /5-Naphtylaminsulfosäuren  bildet  Tetrazodiphenyl  Farbstoffe,  welche 

1)  Tedm.-chem.  Jahrb..7,  S.437, 

31* 


484  Farbstoffe. 

selbst  in  kochendem  Wasser  unlöslich  und  nicht  auf  Baumwolle  zu  fixiren, 
also  technisch  wertlos  sind.  Tetrazoditolyl  dagegen  bildet  in  Gombination 
mit  diesen  Sulfosäuren  Farbstoffe,  welche*  in  Wasser  leicht  löslich 
und  durch  ihre  absolute  Echtheit  gegen  starke  Essigsäure  und  selbst  gegen 
yerddnnte  mineralische  Säuren  und  durch  das  Feuer  ihrer  Farbe  sehr  wertvoll 
sind.  Man  stellt  diese  Farbstoffe  am  besten  in  der  Weise  dar,  dass  man 
wässerige  Lösungen  der  Tetrazoditolylsalze  in  die  wässerigen  Lösungen 
der  a-  und  ^-Naphtylaminsalze  oder  in  die  in  Wasser  fein  suspendirte 
Mono"  und  Disulfosäuren  des  a-  und  /9-Naphtylamins  einlaufen  lässt  und 
die  Torhandenen  freien  mineralischen  Säuren  durch  Salze  der  organische 
Säuren,  z.  B.  durch  essigsaures  Natron,  abstumpft.  An  Stelle  der 
wässerigen  Lösungen  lassen  sich  auch  die  alkoholischen  Lösungen,  an 
Stelle  der  freien  Säuren  auch  deren  Salze  in  alkalischer  Lösung  Ter- 
wenden.  Die  so  gebildeten  spritlöslichen  Farbstoffe  werden  durch  Behandeln 
mit  rauchender  Schwefelsaure  in  wasserlösliche  Farbstoffe  übergeführt.  ^ 

Bei  der  Darstellung  derjenigen  Azofarbstoffe  (Gongo),  die  durch 
Gombination  von  1  Mol.  Tetrazodiphenylsalz  mit  2  Mol.  naphtionsaurem 
Natrium  entstehen,  findet  die  Reaction,  wie  die  Actibmobsellschapt  föb 
Ajiilinfabiukation  in  Berlin  im  D.  P.  39096  angiebt,  in  zwei  Phasen  statt, 
indem  zunächst  ein  Zwischenproduct  aus  1  Mol.  Tetrazodiphenyl  und  1  Mol. 
Naphtionsäure  entsteht.  Ebenso  wie  letztere  yerfaalten  sich  andere  Amine 
und  Amidosäuren.  Diese  Zwischenproducte  lassen  sich  dann  mit  einem 
zweiten  Molecul  eines  Amins  oder  eines  Phenols  oder  deren  Sulfosäuren 
vereinigen.  Die  so  erhaltenen  gemischten  Azofarbstoffe  förben  alle 
Baumwolle  direct  im  alkalischen  Bade. 

Beim  Mischen  der  Lösungen  von  salzsaurem  Tetrazodiphenyl  und 
a-naphtylaminsulfosaurem  Natrium  bei  Gegenwart  Ton  essigsaurem  Natrium 
entsteht  ein  brauner  Niederschlag,  der  in  Alkali  unlöslich  ist.  Mischt  man 
denselben  mit  einer  Lösung  von  /J-naphtylaminsulfosaurem  Natrium,  so 
entsteht  ein  dem  Gongo  ähnlicher,  etwas  gelberer  Farbstoff,  der  in  AlkaK 
löslich  ist.  Man  kann  die  Reihenfolge  der  Gombinationen  auch  umkehren. 
Die  yff-Naphtylaminsulfosäure  lässt  sich  durch  m-Sulfanilsäure  oder  a-Naph- 
tolmonosulfosäure  ersetzen.  In  letzterem  Falle  entsteht  ein  Farbstoff,  der 
Baumwolle  violet  förbt.  —  Es  ist  hier  überhaupt  die  Perspective  auf  eine 
grosse  Anzahl  neuer  Farbstoffe  eröffnet.  Auch  M.  Lange  hat  diese  Synthese 
gemischter  Azofarbstoffe  veröffentlicht  im  Ber.  19,  1697. 

Die  Farbenfabriken  Yorm.  Fr.  Bater  &  Go.  in  Elberfeld  haben  ein 
Verfahren  zur  Darstellung  von  Benzidinmonosulfo säure  angegeben, 
die  dann  wie  das  Benzidin  in  die  Tetrazoverbindung  und  weiter  in  Farb- 
stoffe übergeführt  wird  (D.  P.  38664).  Beim  Erhitzen  von  Benzidin  mit 
rauchender  Schwefelsäure  auf  etwa  170  "  entsteht  ausser  den  im  Pat.  27954^ 
beschriebenen   vier  Sulfosäuren   noch    eine   fünfte,    die  Benzidinmonosulfb- 

»)  Die  Gombination  des  Tetrazoditolyls  mit  Naphtolen  s.  in  Baybr's  D.  P.  85341 
im  Teclm.-chem.  Jahrb.  8,  S.  420.  -  »)  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.447;  TgL  aach  7,  S.  486. 


Farbstoffe.  485 

säure,  die  sich  von  den  Benzidinpolysulfosäuren  dadurch  unterscheidet,  dass 
sia  sich,  in  Mineralsäuren  unter  Bildung  Ton  Salzen  auflöst,  die  beim  Be- 
handeln mit  Wasser  wieder  zersetzt  werden,  dass  ihre  Tetrazoverbindung 
im  Gegensatz  zu  derjenigen  der  Benzidindisulfosfcure  wasserlöslich  ist,  und 
diss  sie  aus  ihren  Salzen  durch  Essigsäure  abgeschieden  wird. 

Wendet  man  statt  rauchender  66grädige  Schwefelsäure  an,  so  entsteht 
kei  ausschliesslich  die  Monosulfosäure.  Sie  bildet,  mit  Essigsäure  aus  der 
alkalischen  Losung  abgeschieden,  einen  weissen  kleinkrystallinischen  Nieder- 
schlag, der  sich  in  heissem  Wasser  sehr  schwer,  in  Alkohol  und  Aether 
nicht  löst.  Ihre  in  Wasser  leicht  lösliche  Tetrazoverbindung  bildet  durch 
Gombination  mit  zwei  gleichartigen  oder  ungleichartigen  Molecfilen  von 
Aminen,  Phenolen,  deren  Sulfosäuren  und  Carbonsäuren  Farbstoffe.  So 
entsteht  ein  Farbstoff,  der  ungeheizte  Baumwolle  im  kochenden  alkalischen 
Bade  bläulichrot  förbt,  indem  man  die  aus  Benzidinmonosulfosäure,  Salz- 
säure und  Natriiminitrit  erhaltene  gelbrote  Lösung  der  Tetrazoverbindung 
hmgsam  in  eine  wässerige  Lösung  von  l  Molecül  saksaurem  Naphtylamin 
nnd  essigsaurem  Natron  einlaufen  lässt  und  nach  kurzem  Stehen  eine 
wässerige  Lösung  von  1  Molecül  betanaphtylaminmonosulfosaurem  Natron 
(erhalten  durch  Sulfnriren  von  Betanaphtylamin  nach  der  Nevillb-Woitbbb- 
schen  Methode)  hinzusetzt  Der  anßlnglich  schwarze  Niederschlag  fkrhi 
sich  allmälig  braunrot  und  wird  durch  Hinzufügen  von  Natronlauge 
prachtvoll  blaurot  gefärbt    Man  filtrirt  ab  und  trocknet 

Die  Farbenfabriken  Fr.  Batbb  <&  Cc.  in  Elberfeld  stellen  femer  rot 
und  blaue  Azofarbstoffe  aus  den  Tetrazoverbindungen  von  Diamido- 
diphenoläthern  und  Phenolen  oder  Aminen  her.  (D.  P.  38802). 
Durch  Ueberfnhrung  dieser  Aether  oder  Qianisidine  in  ihre  Tetrazover- 
bindimgen  und  EinwiriLung  derselben  auf  Phenole,  Naphtole,  Amide,  deren 
Sulfosäuren,  Carbonsäuren  und  sonstige  Substitutionsproducte,  erhält  man 
eine  grosse  Zahl  neuer  Azofarbstoffe,  welche  wie  die  Benzidin-  und  Tolidin- 
^utstoffe  ungeheizte  Baumwolle  im  alkalischen  Bade  förben.  Bis  jetzt  ist 
nur  dn  Körper  dieser  Reihe,  das  Diamidodiphenetol  bekannt  (Möhlac,  Joum. 
prakt  Chem.  [2],  19^  381.).  Dieser  Diamidodiphenoldiäthyläther  wurde  durch 
Uffllagerung  von  Orthohydrazophenetol  erhalten.  Er  stellt  aus  verdünntem  Al- 
kdiol  krystallisirt  kleine,  weisse  Blättchen  dar,  welche  im  Wasser  unlösslicb 
sind,  sich  in  Säure  aber  unter  Bildung  der  entsprechenden  Salze  leicht 
löslich  erweisen.  Die  Methyl-,  Propyl-,  Butyl-  und  Amyläther  des  Nitro- 
phenols  geben  nach  der  alkalischen  Reduction  zu  Hydrazoverbindungen 
in  derselben  Weise  die  entsprechenden  Aether  des  Diamidodiphenols.  Die- 
selben krystallisiren  wie  das  Diamidodiphenetol  in  kleinen  weissen  Blättchen. 
Je  kohlenstoffreicher  jedoch  der  zur  Anwendung  gelangte  Nitrophenoläther 
iit,  um  so  schwieriger  vollzieht  sich  die  ümlagerung  der  Hydrazoverbindung 
zu  einem  Dianisidin.  Am  besten  geeignet  zur  Darstellung  ist  daher  der 
Nitrophenolmethyläther  (Nitroanisol),  welcher  fast  quantitativ  das  Dianisidin 
pair  exeUence,  den  Diamidodiphenoldimethyläther  bildet. 


486  Farbstoffe. 

Werden  nun  die  so  gebildeten  Dianisidine  in  bekannter  Weise  diazo- 
tirt,  so  erhalt  man  die  in  Wasser  leicht  löslichen  Tetrazoverbiadungen 
(Tetrazodiphenoläther),  welche  durch  Einwirkung  auf  Phenole  und  Dioxyphe- 
noie  gelb-  bis  blaurote,  nur  im  freien  Alkali  loslich,  auf  Phenolcarbonsäuren 
gelbe,  auf  Alpha-  und  Betanaphtol  und  deren  Solfosäuren,  auf  Naphtol  car- 
bonsäuren und  deren  Sulfosäuren  violete  bis  blaue,  auf  Alpha- und  Betanaph- 
thylamin  und  deren  Sulfosäuren  sehr  schöne  gelbrote  bis  tief  blaurote  Farb- 
stoffe liefern.  Man  stellt  diese  Farbstoffe  am  besten  in  der  Weise  dar,  dass  man 
bei  Combination  mit  Phenolen,  Kaphtolen  und  deren  Sulfo-  und  Garbonsäuren 
die  Producte  in  alkalischer,  bei  der  Combination  mit  Amiden,  a-  und  ß- 
Naphtylamin  und  deren  Sulfosäuren  aber  die  Producte  in  organisch  saurer 
Lösung  zusammenbringt  und  dann  mit  Alkali  neutralisirt.  Sind  die  Farb- 
stoffe an  sich  nicht  wasserlöslich,  so  werden  sie  durch  Behandeln  mit 
Schwefelsäure  wasserlöslich  gemacht.  Einen  rötlich  gelben,  ausserordentiich 
hift-  und  lichtechten  Farbstoff,  der  in  seinen  Eigenschaften  dem  als 
Ghrysamin  bekannten  Product  ähnlich  ist,  erhält,  man  durch  Einwirkung 
Ton  Tetrazodiphenoläther  auf  Oxybenzoesäuren.  Einen  säure-,  luft-, 
und  lichtechten  blauen  Farbstoff,  der  bedeutend  grüner  als  das 
entsprechende  aus  Tolidin  erhaltene  und  im  Handel  unter  dem 
Namen  „Azoblau**  bekannte  Product  ist,  erhält  man  durch  Einwirkung 
von  Tetrazodiphenoläther  auf  Alphanaphtolalphamonosulfosäure,  gleichviel  ob 
diese  erzeugt  ist  durch  Sulfiren  von  Alphanaphtol  oder  durch  Zersetzen  von 
Alphadiazonaphtalinsulfosäure  oder  in  anderer  Weise.  Wendet  man  die 
y9-Naphtolmono-  oder  Disulfosäuren  an,  so  erhält  man  mehr  rotblaue  Farb- 
stoffe. Mit  der  ScHÄPFEa'schen  y^-Naphtol/^-Monosulfisäure  bildet  sich  unter 
Verwendung  Ton  Tetrazodiphenoldynethyläther  ein  in  Wasser  unlöslicher,  tief 
blauer,  zur  Erkennung  von  Dianisidinen  sehr  charakteristischer  Niederschlag. 
Von  dem  Patent  ausgeschlossen  ist  die  Herstellung  von  Farbstoffen  aas 
den  diazotirten  Diamidodiphenoläthem  und  j^-Naphtoldisulfsäure  R. 

Bender  und  G.  Schultz  haben  aus  Orthonitrotoluoldisulfosäure  eine  Toli- 
dindisulfosäure  dargestellt,  wie  schon  früher  Witt,  sowie  Neale,  welch 
letzterer  die  Säure  aber  für  Hydrazotoluoldisulfosäure  hielt.  Paranitrotoluol- 
disulfosäure  liefert  beim  Behandeln  mit  alkoholischer  Natronlauge  ein  braunes 
Gondensationsproduct,  das  durch  Reduction  mit  Zinkstaub  entfärbt  und  zu 
Diamidostilbendisulfosäure  wird:  GH '  G^H^ (NH^  '  SO» H 

GH'G«H'(NH3)-S03H 
Paranitrotoluol  giebt  beim  Erhitzen  mit  Natronlauge  und  Alkohol  ein 
rotes  Gondensationsproduct,  das  bei  der  Reduction  in  Diamidostilben 
übergeht.  Dieses  sowie  die  Disulfosäure  liefern  einfache  und  gemischte 
Azofarbstoffe,  welche  ungeheizte  Baumwolle  direct  förben.  (Ber.  19,  3234.) 
Wie  Job.  Walter  mitteilt,  entsteht  der  von  der  Firma  Geigt  in  Basel 
seit  1882  unter  dem  Namen  Mais  und  Jaune  soleil  in  den  Handel  ge- 
brachte gelbe  Farbstoff  durch  Erhitzen  der  wässrigen  Lösung  von  p-Nitroto- 


Färbstoffe.  4d7 

InolBulfosäure  bei  Gegenwart  eines  Alkalis  (Soda)  auf  dem  Wasserbade  oder 
bei  102°.  Die  Flüssigkeit  wird  erst  fuchsinrot,  dann  gelb.  Nach  Ab- 
stumpfen des  nberschässigen  Natrituncarbonats  und  Eindampfen  erhält  man 
den  Farbstoff  als  braunes  Pulyer,  das  sich  in  conc.  Schwefelsäure  mit  violeter 
Farbe  löst.  Durch  Hinzufügen  Ton  ganz  wenig  Wasser  schon  wird  diese 
Lösung  gelb.  Der  Farbstoff  ist  daher  als  säureecht  zu  bezeichnen ;  er  förbt 
Baumwolle  ohne  Beize,  femer  Wolle  uiid  Seide  in  saurem  Bade.  Verf. 
hält  den  Farbstoff  für  identisch  mit  der  von  Nbalb  (Ann.  208,  80)  durcti 
Behandeln  von  Paranitrotoluolsulfosäure  mit  Zinkstaub  und  Alkali  erhaltenen 
Paraazotoluolsulfosäure.  (Nach  Bender  und  Güst.  Schultz  ist  derselbe 
Azoxystilbendisulfosäure;  s.  oben).  Auf  die  Orthnitrotoluolsulfosäure  wirkt 
Soda  unter  gleichen  Bedingungen  nicht  ein,  wol  auf  die  Metasäure,  aber 
dabei  entsteht  kein  Farbstoff  (Bull.  soc.  Mulh.  1887,  99). 

Dasselbe  Verfahren  schlägt  A.  Lbonhabdt  in  Mühlheim,  Hessen,  ein, 
um  ans  Paranitrotoluolsulfosäure    eine   condensirte   Amidosulfosäure 
und  aus  dieser  Azofarbstoffe  darzustellen.    (D.  P.  38735).    Wenn  paranitro- 
toluolsnlfosaures  Natrium  in  wässr^er  Lösung  mit  Natronlauge  digerirt  wird, 
so  entsteht  unter  intensiver  Rptfarbung  der  Flüssigkeit  ein  wasserlösliches 
Gondensationsproduct,  welches  ausgesalzen  werden  und  als  gelber  WoUfarb* 
Stoff  Verwendung  finden  kann.    Dasselbe  giebt  durch  Heduction  in  saurer 
oder   alkalischer  Lösung   eine  in  Wasser  schwer   lösliche  Amidosulfosäure, 
<üe  nicht  näher  beschriebe^  wird.    Diese  giebt  ein  in  Wasser  schwer  lös- 
liches Diazoderivat,  welches   in  Combination  mit  aromatischen  Aminen  und 
Phenolen,  bezw.  deren  SulfosäuroA  und  CarbonslUiren  stets  die  vegetabilische 
Faser  ohne  Beizmittel  recht  anförbende  Azofarbstoiffe  liefert.    Man  erhält  so 
rpte   bis  braunrote  Farbstoffe  mit  Resorcin,  Resorcylsäure,  Orcin,  Methyl« 
anilin,  Dimethylanilin,  Diphenylamin,  Phenylendiamin,  i^-Naphtylamin  tind 
dessen  Sulfosäuren  und  a-Naphtylaminsulfosäure.    Gelbe    bis  orange  Farb- 
stoffe entstehen  mit  Phenol,  dessen  Sulfosäuren  und  Carbonsäuren,  mit  Anilin 
und  Toluidin,  während  sich  mit  a-Naphtylamin,  Benzylnaphtylamin,  Dimethyl? 
und  Diäthylnaphtylamin,  a-  und  /9-Naphtol  und  deren  Sulfosäuren,  Oxynaphtoe- 
säuren  und  Amidonaphtoesäuren  violete  bis  blaue  Farbstoffe  bilden. 
'  G.  BöTSCH  macht  Mitteilungen  über  einige  neue  Farbstoffe. 
Rosazurin  ist  ein  von  den  Farbenfabriken  Fr.  Bayer  <&  Co.  in  den 
jBandel  gebrachter,  Baiunwolle  ohne  Beize  förbender  roter  Azofarbstoff,  der 
durch   Combination   von  Tetrazodiphenoläther   und  ^-Naphtylaminsulfösäure 
«entsteht  (s.  oben  S.  485).    Derselbe  hat  also  die  Zusammensetzung 

/OC^*        /^„ao 
C«H3-N«-C^0H5/NH  ^^ 

(i6H3__N'«CiOH5CSO«Na 

Anthracenbraun  der  Bad.  Anilin-  und  Sodafabrik  kommt  als  dunkel- 
braune Paste    von  20  Proc.  Trockengehalt   in   den  Handel.    Dasselbe  giebt 


488  Farbstoffe. 

mit  Tkonerdebeizen  ein  Rotbraun,  mit  Thonerde-,  Eisen-  und  Bichromatbeize 
ein  Donkelbraon. 

Geranium,  ein  spirituslöslicber Farbstoff  des Faebwbbks  Fribdrichstbu), 
welcher  auf  Seide  ein  hübsches  Rosa  erzeugt  und  dreimal  so  ergiebig  sein 
soll  wie  Rose  bengale.    . 

Deltapurpurin  G  u.  5B  sind  zwei  neue  Yon  den  Farbenfabriken 
Fb.  Batbb  A  Ck).  dargestellte  Benzidinfarbstoffe,  die  aus  Tetrazodiphenyl  bezv. 
Tetrazoditolyl  und  der  sogen.  Deltamonosulfosäure  des  /9-NaphtyIamins  (die 
vierte  isomere  /^-Naphtylaminaulfosäure)  (D.  P.  39926)  entstehen. 

Gongo-Gorinth  tmd  Congo-Oorinth  B  sind  ebenfalls  Benzidinazo- 
farbstoffe  von  nicht  naher  bekannten  Zusammensetzungen. 

Granat  flüssig  und  Naphtorubin  der  Farbwerke  Fb.  Batbr  <fe  Go. 
sind  zwei  Wollenfarbstoffe  aus  einer  neuen  Naphtoldisulfosäure,  von  denen 
ersterer  Orseille  ersetzen  soll.  Naphtorubin  färbt  fast  wie  Garmin,  jedoch 
etwas  blauer.  (Leipz.  Monatsh.  f.  Textilind.  1887,  73,  124,  183;  Chem.  Ind. 
1887,  809). 

Wird'  das  p-Tolyl-^-naphtylamin  mit  der  Diazoyerbindung 
der  Azobenzoldisulfo säure  combinirt,  so  entsteht  nach  dem  D.  P.  38425 
der  AcnENOESBLLSCBArr  fob  Anilinpabbikation  in  Berlin  ein  Farbstoff, 
welcher  Wolle  in  saurem  Bade  blauschwarz  färbt.  Das  p-Tolyl-/ff-naphtyl- 
amin  wird  in  der  20fachen  Menge  Alkohol  gelost  und  mit  der  äquivalenten 
Menge  Salzsäure  von  20®  B.  versetzt.  Sodann  trägt  man  die  äquivalente 
Menge  Diazoazobenzoldisulfosäure  ein,  wobei  sich  die  freie  Säure  des  Farb- 
stoffes bildet.  Letztere  wird  mit  Kochsalz  ausgesalzen,  abfiltrirt  und  so  lange 
ausgewaschen,  bis  das  Filtrat  farblos  abläuft;.  Der  Rückstand  wird  hierauf 
mit  Sodalosung  aufgenommen,  die  erhaltene  Lösung  filtrirt  und  der  Farb- 
stoff ausgesalzen,  wobei  er  sich  in  feinen  Krystallblättchen  abscheidet.  Er 
wird  abfiltrirt,  gepresst  und  getrocknet. 

Die  Farbenfabrik  vorm.  Bbönneb  in  Frankfurt  a.  M.  (D.  P.  86757)  stellt 
einen  orseilleroten  Azo  färb  st  off  durch  Combination  der  nach  dem 
D.  P.  22547  *)  erhaltenen  schwer  löslichen  y^'Naphtylaminmonosulfosäure  mit 
p-Diazonitrobenzol  dar.  Die  y9-Naphtylaminmonosulfosäure  ist  diejenige,  welche 
durch  Kochen  ihrer  Diazoverbindung  mit  Terdünnten  Säuren  die  ScHÄPFEB'sche 
i^'Naphtolmonosulfosäure  giebt.  Bei  der  Darstellung  verföhrt  man  wie  folgt: 
13*8  kg  Nitranilin  werden  in  1500  1  Wasser  und  50  kg  Salzsäure  von  20PrfC. 
aufgelöst  und  mit  28  kg  Natriumnitritlösung  von  25  Proc.  in  die  Diazover- 
bindung umgewandelt.  Letztere  lässt  man  in  eine  Auflösung  von  24*5 
y9-naphtylaminsulfosaurem  Natrium  in  500 1  Wasser  einlaufen.  Hierauf  wird 
die  Lösung  einige  Stunden  umgerührt,  wobei  die  Bildung  des  Farbstoffes 
erfolgt.  Nach  24  stündigem  Stehen  wird  mit  Soda  neutralisirt,  auf  80«  an- 
gewärmt und  mit  heisser  Kochsalzlösung  ausgesalzen.  Der  Farbstoff  wird 
abfiltrirt,  gepresst  und  getrocknet. 

1)  TechB.-chem.  Jahrb.  5,  8.  467. 


Farbstoffe.  489 

Dahl  und  Co.  in  Barmen  lassen  zur  Darstellung  von  Azofarbstoffen 
geschwefelte  Naphtole  auf  Diazoverbindungen  einwirken.  (D.P. 35788.) 
Durch  Erhitzen  yon  2  Mol.  a-  oder  /9-NaphtoI  mit  1  Mol.  Schwefel 
auf  170  bis  180  <>  entstehen  unter  Sohwefelwasserstoffentwicklung  geschwefelte 
Producte,  N84)htolsulfide.  Durch  Zusatz  der  zur  Bindung  des  Schwefel- 
wasserstoffs nötigen  Menge  Bleioxyd  wird  der  Process  sehr  beschleunigt. 
Mit  /9-Naphtol  geht  die  Beaction  glatter  vor  sich,  als  mit  a-Naphtol. 
Die  Schmelzen  werden  mit  Natronlauge  gelost,  mit  Wasser  verdünnt  und 
filtrirt  Die  a-Naphtolschmelze  verflüssigt  sich  beim  Erwärmen,  die  ^-Naphtol- 
schmelze  muss  vorher  gemahlen  werden. 

Das  a*Naphtolsulfid  ist  ein  graues  Pulver,  das  durch  fractionirte  Fällung 
ans  Eäsessiglösung  weiss  erhalten  wird.  Die  Lösung  in  Natronlauge  ist 
gelb  und  färbt  sich  an  der  Luft  grün.  In  Alkohol  ist  es  ziemlich  löslich, 
aber  aus  der  Lösimg  nicht  krystallisirt  zu  erhalten.  Das  rohe  ^-Naphtol- 
snlfid  ist  weiss,  löst  sich  leicht  in  Natronlauge  mit  gelber  Farbe.  Aus 
Alkohol  krystallisirt  es  in  glänzenden  Prismen  und  Täfelchen.  Es  schmilzt 
bei  214®.    Die  Zusammensetzung  ist  wahrscheinlich  (C*®H^OH)'S. 

Die  Naphtolsulfide  verbinden  sich  in  alkalischer  Lösung  auf  1  Molecül  mit 
1  MoLDiazoverbindung  zu  Azofarbstoffen.  Das  a^Naphtolsulfid  liefert  braune  bis 
braun -violete,  das  /9-Naphtolsulfld  orange  bis  blaurote  Farbstoffe.  Die 
wichtigsten  Farbstoffe  der  Reihe  leiten  sich  vom  /9-Naphtolsulfid  ab,  indem 
dies  mit  Diazobenzolparasulfosäure  zu  einem  rot-orangen  Farbstoff,  mit  a-Dia- 
zoaaphtalinsulfosäure  zu  einem  blauroten  Farbstoff  und  mit  ^-Diazonaphta- 
linsulfosäure  zu  einem  schön  ponceauroten  Farbstoff  combinirt  wird.  Die 
Farbstoffe  lösen  sich  verhältnismässig  leichter,  als  die  entsprechenden  aus 
den  Naphtol  erhaltenen;  sie  schlagen  sich  langsam  auf  Wolle  nieder  und 
widerstehen  dem  Waschen  mit  Seife. 

Dahl  A  Co.  in  Barmen  haben  ein  neues  Thioparatoluidin  entdeckt, 
das  sie,  wie  das  bekannte  Thioparatoluidin  zur  Darstellung  von  Azofarbstoffen 
verwenden.  Wenn  zwei  Molecule  Paratoluidin  so  lange  mit  einem  Mol.  Schwefel 
auf  eine  170*»  übersteigende  Temperatur  erhitzt  werden,  als  noch  Schwefel- 
wasserstoff entweidit  (etwa  24  Stunden  bei  100  kg),  so  entsteht  in  über- 
wiegender Menge  ein  Thioparatoluidin,  welches  von  dem  durch  Mbrz  und 
WuTH  beschriebenen  ganz  verschieden  ist.  Unangegriffenes  Toluidin  wird 
init  Wasserdampf  abgetrieben.  Die  Schmelze  wird  in  conc.  Salzsäure  ver- 
teilt und  dann  in  viel  kaltes  Wasser  gegossen ,  wobei  sich  das  neue  Thio- 
paratoluidin als  schwefelgelbes  Pulver  abscheidet,  während  das  bekannte 
Thioparatoluidin  und  Yerunreinigungen  in  Lösung  bleiben. 

Das  neue  Thioparatoluidin  (C^H^NH')'S  giebt  mit  Alkohol  eine  gelbe, 
stark  fiuorescirende  Lösung,  aus  welcher  es  in  goldglänzenden  Schüppchen 
vom  Schp.  175^  auskrystallisirt.  Aus  der  Lösung  in  ziemlich  concentrirter 
Sahsiore  scheidet  sich  beim  Erkalten  alsbald  das  salzsaure  Salz  aus,  das 
beim  Kochen  mit  Wasser  in  Base  und  Säure  zerföllt. 

Die  zur  Diazotirung   nötige  Menge   salpetrigsauren  Natrons   entspricht 


490  Farbstoffe. 

einer  Amidogruppe,  und  die  aus  der  DiazoYerbindung  des  neuen  Thioparatolui- 
dins  zu  erhaltenden  Azofarbstoffe  sind  demnach  nicht  Tetrazoderivate,  wie  die 
im  Patent  No.  34299  ^)  beschriebenen,  sondern  einfache  Azoverbindungen.  Von 
den  in  dem  genannten  Patent  beschriebenen  Farbstoffen  sind  die  neuen 
durchaus  verschieden;  während  z.  B.  das  Thioparatoluidin  von  Mbbz  und 
Wbith  mit  yJ-Naphtol-A-Disulfosäure  ein  Ponceau  liefert,  färbt  der  ent- 
sprechende Azofarbstoff  aus  dem  neuen  Thioparatoluidin  blaubordeauxrot 

Die  Farbstoffe,  welche  mit  den  Monosulfosäuren  der  Naphtole  und 
Naphtylamine  erhalten  werden  können,  sind  schwer  löslich  in  Wasser ,  da- 
gegen lösen  sich  die  aus  den  Disulfosäuren  ziemlich,  leicht.  Sie  zeigen, 
ebenso  wie  die  Azofarbstoffe  der  anderen  Thioparatoluidine,  die  Eigenschaft, 
beim  Ausfarben  nur  langsam  an  die  Wollfaser  zu  gehen  und  waschechte 
Farben  darauf  hervorzubringen.  Die  Diäzoverbindung  des  neuen  Thiopara- 
toluidins  liefert  mit  den  a-Naphtolsulfosäuren  braun  bis  braunviolet,  mit  der 
^-Naphtolsulfosaure  scbarlaeli  bis  blaurot  färbende  Azoverbindungen,  mit 
Naphtylaminsulfosäuren  schwer  lösliche  braune  und  orange  Derivate.  (D.P. 
35790.)  . 

Nach  dem  D. P.  38795  stellen  Dahl  und  Co.  in  Barmen  Thiobenzidin 
und  Thiotolidin,  sowie  Azofarbstoffe  mittelst  derselben  her.  Durch  Erhitzen 
von  Benzidin  oder  Orthotolidin  mit  Schwefel  auf  180  bis  200°  entstehen 
unter  Schwefelwasserstoff  -  Entwickelung  Thiobenzidin  bezw.  Thiotolidin. 
Maü  kocht  die  Masse  mit  Salzsäure  aus,  filtrirt  von  zurückbleibendem 
Harz,  föllt  mit  Ammoniak  und  filtrirt  heiss,  wodiurch  die  nahezu  unlöslichen 
Thiobasen  von  noch  vorhandenem  Benzidin  bezw.-  Tolidin  getrennt  werden. 
Jene:  sind  gelbe  Harze,  in  Wasser  unlöslich,  in  Alkohol  und  Aether 
löslich.  In  verdünnter  Salzsäure  sind  sie  löslich,  fallen  aber  auf  Zusatz  von 
viel  Salzsäure  wieder  aus.  Die  schwefelsauren  Salze  sind  in  kaltem  Wasser 
schwer,  in  heissem,  leicht  löslich.  Ihre  Zusammensetzung  scheint  derjenigen 
des  Thicanilins  analog  zu  sein,  d.  h.  2  Mol.  Benzidin  werden  durch  ein 
Atom  Schwefel  verbunden.  Sie  liefern  mit  salpetriger  Säure  Diazoverbin- 
dungen.  Diese  liefern  mit  Näphtylamin-  und  Naphtolsulfosäuren  Azofarb- 
stoffe, von  denen  die  mit  den  Naphtylaminmonosulfosäuren  technische  Be- 
deutung haben.  Der  Azofarbstoff  aus  Thiobenzidin  und  Naphtionsäure  färbt 
Wolle  im  alkalischen  Bade  blaustichig  rot.  Auch  die  /^-Naphtylaminmono- 
sulfosäure  H  und  HI  (D.  P.  29084)')  geben,  besonders  mit  Diazothioto- 
lidin,  schön  rote  BaumwoU- Farbstoffe.  Diese  Azofarbstoffe  sind  im  allge- 
meinen leichter  löslich,  als  die  entsprechenden  aus  Benzidia  und  Tolidin 
erhaltenen.  .    . 

A.  Leomhardt  d;  Co.  in  Mühlheim,  Hessen,  stellen  gelbe  basische 
Azofarbstoffe  aus  diazotirtem  Metanitranilin  und  Metaphenyl- 
endiamin  dar  (D.  P.  37021).  Aus  Diazobenzol  und  MetapTienylendiainin 
wird  bekanntlich  der  als  Chrysoidin  bezeichnete  Farbstoff  gewonnen. 
Ersetzt  man  nun  den  Diazokörper  durch  nitrirte  Snbstitutionsproducte,  so 

1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  8.  421.  —  ^  Teclm.-chem.  Jahrb.  7,  8.  4S9. 


Farbstoffe.  491 

entstehen  nitrirte  Deriyate  von  basischer  Natur,  die  Seide,  Wolle  und 
Baumwolle  g^elb  bezw.  braun  färben  und  welche  unter  dem  Namen  «Azo- 
phosphine**  zusammengefasst  werden  sollen;  sie  losen  sich  in  Wasser. 
Infolge  der  Anwesenheit  einer  Nitrogruppe  werden  die  Salze  durch  grossere 
Mengen  Wassers  leicht  zersetzt,  weshalb  der  Losung  stets  einige  Tropfen 
Säure  zugesetzt  werden  müssen.  Die  Sulfosäuren  der  Azophosphine  ent- 
stehen durch  directe  Sulfurirung  nur  schwierig,  leichter  l&sst  sich  ein 
Solfoderivat  erhalten  durch  Diazotirung  der  m-Nitranilinsulfos&ure  und  Ver- 
einigung des  Productes  mit  Phenylendiamin. 

Zur  HersteUung  der  Farbstoffe  werden  m-Nitranilin,  m-Nitroortho- 
toluidin,  m-Nitroparatoluidin  oder  m-Nitroamidobenzoes&ure  diazotirt  und 
dann  mit  m-Phenylendiamin  oder  m-Toluylendiamin  combinirt.  Beispiels- 
weise werden  13*8  kg  Metanitranilin  in  24  kg  Salzsäure  und  200  1  Wasser 
gelost  und  durch  Zusatz  einer  Lösung  Ton  7  kg  Natriumnitrit  diazotirt. 
I>as  Reactionsproduct  wird  nach  einigem  Stehen  mit  einer  wässerigen 
Lösung  von  18  kg  salzsaurem  Metaphenylendiamin  in  200  1  Wasser  ver- 
einigt Der  Farbstoff  entsteht  sofort  und  wird  durch  Umlösen  und  Aus- 
salzen gereinigt.  Die  Base  des  Farbstoffes  lässt  sich  sowol  durch  langsames 
Eikalt^i  der  verdünnten  wässerigen  Lösung,  als  auch  aus  Sprit  in  Kry- 
stallen  erhalten;  ihr  Schmelzpunkt  liegt  bei  204  <>.  Saure  Reductions- 
mittel  entfärben  die  Farblosung  unter  Bildung  von  Polyaminen,  welche 
mit  Oxydationsmittel,  z.  B.  Eisenchlorid,  unbeständige  rötliche  Färbungen 
annehmen. 

Nach  Leopold  Cassbla  <&  Co.  in  Frankfurt  a.  M.  werden  schwarzblaue 
Azo&rbstoffe  von  wertvollen  Eigenschaften  erhalten,  wenn  Naphtolsulfo- 
säuren  mit  denjenigen  Diazoazonaphtalinsulfosäuren  combinirt 
werden,  welche  durch  Einwirkung  von  Diazonaphtalinsulfosäuren  auf  a-Naph- 
tylamin  und  Diazotiren  dieser  Amidoazonaphtalinsulfosäuren  entstehen.  Die 
durch  Sulfiren  von  Amidoazonaphtalin  dargestellten  Sulfosäuren  lassen  sich 
nicht  mit  gleichem  Erfolg  verwenden.  Am  besten  verwendet  man  Naphtyl- 
amindisulfosäuren  zur  Diazotirung.  Z.  B.  35  kg  a-  oder  ^-naphtylamindisulfo- 
saures  Natrium  in  3001  Wasser  gelöst,  werden  mit  80  kg  Salzsäure  (21^  B.) 
angesäuert  und  hierauf  mit  der  Lösung  von  7  kg  Natriumnitrit  unter  Rühren 
versetzt.  Man  iässt  dann  die  Lösung  von  18  kg  salzsaurem  a-Naphtylamin 
in  500  1  Wässer  unter  beständigem  Rühren  zufliessen.  Das  dunkelviolete 
Reactionsproduct  seheidet  sich  sofort  aus.  Nach  12  stündigem  Stehen  werden 
12  kg  Salzsäure  und  dann  unter  Kühlung  wiederum  7  kg  Natriumnitrit  zuge- 
geben. Die  nach  mehrstündigem  Stehen  fertig  gebildete  Diazoazover- 
bindung  lässt  man  auf  eine  alkalisch  gehaltene  Lösung  von  25  kg  naph- 
tolmonosulfosaurem  oder  36  kg  naphtoldisulfosaurem  Natrium  einwirken. 
Der  entstandene  Farbstoff  wird  mit  Kochsalz  gefällt  (D.  P.  39029). 
Die  Wahl  der  Naphtylaminsulfosäure  hat  bedeutenden  Einfluss  auf  den 
Verlauf  der  Reaction  und  ebensolchen  auf  die  Löslichkeit  bezw.  auf  die 
Färbeeigepschaften  des  Productes.     Die  isomeren  a-Naphtylaminsulfosäuren 


492  Farbstoffe. 

(Witt,  Ber.  19^  55),  die  /^•Naphtylaminmonosulfosäuren  der  Patente 
No.  20760,  29084  und  22547  und  die  duroh  Rednction  der  Nitronaphtaün- 
moDOSulfosäuren  erhaltenen  S&uren  liefern  in  verdünnter  Schwefelsaure 
schwer  losliche  Producte.  Die  a-Naphtylamindisulfosäure,  welche  man 
durch  Sulfiren  von  a-Naphtylamin-  bezw.  /9-Naphtylaminmonosulfo8äare 
erhidt,  die  Trisulfosäure  des  Patents  No.  22545,  die  ^-Naphtylamindisulfo- 
säure  des  Patents  No.  35019  oder  diejenigen  S&uren,  welche  durch  Um- 
setzen der  beiden  ^-Naphtoldisulfosäuren  und  der  /^-Naphtoltrisulfosäure 
mit  Ammoniak  entstehen,  sowie  schliesslich  die  aus  den  Nitronaphtalin- 
disulfosäuren  gewonnenen  S&uren  fuhren  zu  Farbstoffen,  die  in  yerdunnter 
Schwefelsäure  leichter  löslich  sind. 

5.  SaffraninQ,  induline,  Methylenblau,  Indoi. 

Die  aus  primären  Aminen  darstellbaren  Saffranine  lassen  sich  bekannt- 
lich mit  salpetriger  Säure  in  Diazoverbindungen  umwandeln.  Die  Leipziger 
Anilinfabrik,  Beter  &  Ebobl,  giebt  nun  im  D.  P.  38810  an,  dass  bei  der 
Gombination  dieser  diazotirten  Saffranine  mit  Naphtolsulfosäuren  Farbstoffe 
entstehen,  welche  sich  durch  eine  dunkelblaue,  indigoartige  Nuance  aus- 
zeichnen. Dieselben  entstehen  besonders  durch  Vereinigung  von  a-  oder 
y9-Naphtolmonosulfosäuren  oder  a-  oder  ^-Naphtoldisulfosäuren  von  R*  und 
G^Salz  mit  den  Diazoverbindungen  folgender  Saffranine: 

a)  Saffranine,  welche  durch  Oxydation  eines  Gemenges  von  1  Moledl 
p-Phenylendiamin  mit  2  Molecülen  primärer  Monamine  entstehen,  als  söge- 
nanntes  Phenosaffranin  (aus  p-Phenylendiamin  und  Anilin),  femer  das 
Saffiranin  aus  p-Phenylendiamin,  1  Molecül  Anilin  und  1  Molecül  o-Toloidin 
(an  Stelle  des  o-Toluidins  kann  m-Toluidin,  p-Toluidin  oder  eines  der 
sechs  bekannten  Xylidine  oder  Cumidine  treten,  an  Stelle  von  Anilin: 
o-Toluidin,  p-Toluidin,  m-Toluidin,  eines  der  Xylidine  oder  Cumidine); 

b)  Saffranine,  welche  gebildet  werden,  wenn  man  das  p-Phenylendiamin 
in  a)  durch  p-Diamidotoluol  oder  p-Diamidoxylol  ersetzt. 

Die  Gombination  der  Bestandteile  erfolgt  in  alkalischer  Lösung.  Es 
zeigt  sich  hierbei  die  Eigentümlichkeit,  dass,  obwol  nach  der  Angabe  Ton 
NtBTBKi  und  auch  nach  der  angewendeten  Menge  Nitrit  nur  Monodiazo- 
saffranin  sich  bilden  kann,  doch  nicht  nur  ein  Molecül,  sondern  auch  zwei 
Molecule  der  Naphtolsulfosäuren  gebunden  werden  können,  wobei  jedesmal 
Farbstoffe  entstehen.  Die  Farbstoffe  eignen  sich  hauptsächlich  zum  Färben 
von  Baumwolle  und  sind  sehr  echt. 

Bbrixtbseii  und  H.  Schweitzer  geben  an,  dass  das  von  Witt  entdeckte 
Toluylenrot  bei  der  Behandlung  mit  Alkylnitriten  in  einen  Farbstoff 
übergeht,  welcher  um  eine  Amidogruppe  ärmer  ist  und  mit  dem  Eurbodin 
Wrrr's  grosse  Aehnlichkeit  zeigt.  Dieser  Farbstoff  ist  Dimethylamido- 
toluphenazin.  Es  wurde  dieses  Ergebnis  bestätigt  durch  den  Abbau  des 
nicht  methylirten  Toluylenrots,  welches  durch  Kochen  des  aus  Para- 
phenylendiamin  und    Metatoluylendiamin   bei  gemeinsamer  Oxydation  ent- 


Farbstoffe. 


498 


stakenden  IndanÜB^bstoffes  erhalten  wurde.   Dieser  Farbstoff  verliert  bei  der 
Behandlung  mit  Alkylnitriten  beide  Amidogruppen  und  gebt  in  das  bei  117 


/\. 


Methylphenaiin 


bis  117*5  schmelzende  MsRi'sche  Methylphenazin       ^v     yN- 
ober.     Aus  diesen  Beobachtungen   ergiebt  sich 
die  nebenstehende  Constitution  des  Toluylenrots 
als    Dimethyldiamidomethylphenazin    (Ber.    19) 
2604;  Chem.  Ind.  1887,  108). 

0.  N.  Witt  hat  das  Natriumsalz  der 
Diphenylennaphtazinsulfons&ure,  welches 
von  ihm  früher  aus  den  Zersetzungs- 
producten  des  Gongorots  erhalten  worden 
war,  mit  Kalihydrat  geschmolzen  und 
dabei  einEurhodol  von  nebenstehenden 
der  Gonstitotion  erhalten.  Dasselbe  bildet 
rein  gelbe  woUige  Nadehi,  welche  sich 
ia  Schwefelsäure  mit  reinblauer  Farbe 
lösen.  Bei  Wasserzusatz  f&llt  das 
einfach  saure  Salz  in  carminrot^i  krystal- 
lüüschen  Flocken  nieder.  Die  von  dem 
Verf.  ebenfalls  dargestellten  analogen  Derivate 
des  l^aphtochinons  verhalten  sich  ganz  ähn- 
lich. Das  diesen  letzteren  zu  Grunde  lie- 
gende symmetrische  Dinaphtazin  von  bei- 
stehender Formel  wurde  ebenfalls  aus  /9-Naph- 
tochinon  und  Orthonaphtylendiamin  bereitet 
ond  erwies  sich  als  identisch  mit  der  von 
Laobbrt  entdeckten,  von  Dona  imd  Klobu- 
Kowm  für  das  a-Azonaphtalin  gehaltenen  Naphtase,  der  somit  die  oben 
angegebene  Constitution  zukommt  (Ber.  19,  2791;  Chem.  Ind.  1887,  108). 
A.  BiBNTBSBN  (Ber.  19,  2690)  kommt  für  das  Safranin  zu  der  Formel 
C«fl»-NH*  Wrrr   (Ber.  19,  3121)  C«H»-NH« 

v/      \         *    c      *i&lt    folgende   Safranin-     ^  /       \^,        ..  ^,„„ 
r~/^S  formel  fi  die  richtige:       N^— )n  -  C«H-NH^ 

C«H»-NH^  C«H*  Cl 

DABL<feCo.  in  Barmen  stellen  wasserlösliche  basische  Induline 
tJ».  Durch  Einwirkung  von  Anilin  und  dessen  Homologen  auf  Amidoazo- 
benzol,  Phenylamidoazobenzol  u.  s.  f.  entstehen  bekanntlich  blaue,  spiritus- 
lösliche Farbstoffe,  sogenannte  Induline,  welche  teils  als  solche,  teils  als 
wasserlösliche  SuKosäuren  in  der  Wollfarberei  Anwendung  finden,  zum 
^ben  von  Baumwolle  aber  ganz  unbrauchbar  sind.  Wasserlösliche  basische 
Farbstoffe  der  Indulingruppe  erhält  man,  wenn  anstatt  des  Anilins  Diamidoderi- 
^^  des  Benzols  mit  Amidoazoverbindungen  desselben  zusammenngeschmolzen 
werden.  Zur  Darstellung  der  neuen  indulinartigen  Farbstoffe  schmilzt 
^an  gleiche  Teile  eines  Diamidoderivats  des  Benzols,  Toluols  oder  Xylols 


Dinaphtazin 


494  Färbstoffe. 

und  des .  salzsauren  Salzes  einer  Amidoazoverbindung  derselben  zusammen 
und  hält  ungefähr  3  Stunden  lang  auf  einer  Temperatur  von  180°;  ähnlich 
wie  beim  bekannten  Indulinprocess  beachtet  man  den  Verlauf  der  Reaction 
durch  häufiges  Probeziehen  und  unterbricht  dieselbe,  sobald  der  gewünschte 
Farbton  erreicht  ist.  Hierauf  versetzt  man  mit  Natronlauge,  bläst  die  beim 
Process  entstandenen  fluchtigen  Producte  durch  Wasserdampf  ab  und  wäscht 
nachher  vollständig  mit  Wasser  aus.  Das  schwarze  Harz  wird  in  der  eben  hin- 
reichenden Menge  Salzsäure  gelost,  abfiltrirt,  der  geloste  Farbstoff  durch  Kochsalz 
ausgeföllt,  durch  Umlösen  gereinigt,  wieder  ausgeföUt,  gepresst  und  getrocknet 

Es  können  die  Diamine  des  Benzols,  Toluols  und  Xylois,  die  Amido- 
azoderivate  derselben,  femer  anstatt  der  letzteren  Dimethyl-,  Diäthyl-,  Phenyl- 
und  Tolylamidoazoverbindungen  der  genannten  Kohlenwasserstoffe  und  die 
unter  den  Namen  Tropäolin  D  und  Tropäolin  00  bekannten  Salze  der  Sulfo- 
säuren  des  Dimethyl-  und  Phenylamidoazobenzols,  sowie  Ghrysoidin  and 
Bismarckbraun  zur  Gewinnung  wasserlöslicher  Induline  dienen. 

Technisch  wichtig  sind  besonders  die  durch  die  Einwirkung  der  Para- 
diamine  auf  salzsaures  Amidoazobenzol  oder  Amidoazotoluol  entstehenden 
Farbstoffe,  da  sie  wesentlich  lichtechter  sind  und  blauere  Nuancen  liefern, 
als  die  mit  Metadiaminen  dargestellten. 

Setzt  man  zu  der  wässerigen  Lösung  eines  wasserlöslichen  Indolins 
ein  Oxydationsmittel,  z.  B.  chromsaures  Kali,  so  entsteht  beim  Erwärmen 
ein  dunkler,  in  Wasser  unlöslicher  Niederschlag.  Diese  Eigenschaft,  durch 
Oxydationsmittel  dunkler  und  unlöslich  zu  werden,  kann  benutzt  werden, 
den  auf  der  Faser  erzielten  Farben  bei  tieferem  Ton  vollständige  Wascb- 
echtheit  zu  geben.  Die  mit  2  bis  3  Proc.  Farbstoff  gefärbte  WoU-,  Baom- 
woll-  oder  Leinenwaare  wird  durch  ein  etwa  60  <»  warmes,  5  bis  7  Proc  Tom 
Gewicht  der  Waare  chromsaures  Kali  enthaltendes  Bad  gezogen  und  ge- 
waschen. Ferricyankalium,  chlorsaures  Kali  und  Eisenchlorid  geben  gleich 
gute  Resultate. 

MuHLBÄusER  berichtet  über  die  Fabrikation  von  Methylenblau.  Zwei 
Methoden  sind  technisch  in  Anwendung:  1.  die  von  Caro  (1876),  wonach 
Dimethylparaphenylendiamin  bei  Gegenwart  der  nötigen  Menge  Schwefel- 
wasserstoff in  saurer  Lösung  oxydirt  wird;  2.  die  von  Oehler  (1882),  wo- 
nach die  bei  Einwirkung  von  Schwefelwasserstoff  auf  Nitrosodimethylanilin 
in  stark  schwefelsaurer  Lösung  entstehende  Base  oxydirt  wird.  Zur  Her- 
stellung der  Rohbase  sind  zunächst  3  Holzbütten  mit  Rührwerk,  Deckel  rmd 
Gasabzug  erforderlich.  Unter  diesen  Rohfarbebütten  stehen  die  sog.  Zink- 
farbebütten, deren  jede  ein  grosses,  zur  Aufnahme  der  Rohfarbe  dienendes 
Kastenfilter  trägt,  durch  welche  das  Filtrat  in  die  Bütten  läuft  Ferner 
sind  nötig  zum  Reinigen  der  rohen  Farbe:  2  Bütten  zum  Anwässern  der 
Rohfarbe,  2  andere  Bütten  zur  Aufnahme  der  Filtrate,  aus  denen  der  ge- 
fällte Farbstoff  im  vorgelegten  Filter  gesammelt  und  von  der  dann  nicht 
weiter  verwendbaren  Brühe  getrennt  wird.  Alle  Bütten  haben  etwa  30001Inhalt. 

Zur  Darstellung   der  Nitrosodimethylanilinlösung    wird   eine   salzsaure 


Farbstoffe.  495 

Dimethylanilinlosung  (etwa  10  kg  Base  in  1200  1  Wasser  und  der  nötigen 
Menge  Säure),  und  eine  Losung  von  6*6  kg  Natriumnitrit  in  150  kg  Wasser 
hergestellt  Letztere  lässt  man  durch  eine  bleierne  Trichterrohre,  die  auf 
dem  Boden  der  Rohfarbenbutte  mündet,  innerhalb  2  Stunden  einfliessen, 
wohei  die  Temp.  8  bis  9^^,  am  Schluss  nicht  über  12<*  betragen  soll.  Nach 
dem  Nitrosiren  erhält  jede  Bütte  noch  2  Ballon  Schwefelsäure.  Nun  folgt 
das  Einleiten  von  aus  Mschem  Sodaschlamm  entwickelten  Schwefelwasser- 
stoff. Die  Lesung,  enthalt  dann  im  wesentlichen  salzsaures  Amidodimethyl- 
anilin  und  geringe  Mengen  einer  geschwefelten  Base,  femer  Schwefelmilch 
imd  den  Rückstand  vom  Sodaschlamme  neben  etwas  unangegriffenem  Sulfid. 
Die  Oxydation  erfolgt  durch  Eisenchlorid  von  ri6  bis  1-17  Vol.  Gew. 
(20  bis  21  Proc.  Fe'Cl®).  Man  setzt  davon  zu,  bis  der  Geruch  nach 
Schwefelwasserstoff  ganz  verschwunden  ist.  Die  Farbe  der  Brühe  ist  dann 
tiefblau,  nicht  mehr  blaurot.  Zur  Aussalzung  des  Farbstoffes  trägt  man 
dann  180  kg  Steinsalz  ein  und  schliesslich  noch  25  kg  Chlorzinklösung 
Ton  r5  spec.Gew.    Dann  wird  durch  ein  doppeltes  Wollfilter  filtrirt 

Das  Filtrat  wird  durch  Zusatz  von  Zinkstaub  und  Eisenchlorid  auf 
die  sog.  Zinkfarbe  verarbeitet.  Die  Fällung  (Methylenblau,  Sodarückstand, 
Schwefel  und  Steinsalzrückstand)  wird  mit  Wasser  von  24°,  dem  etwas 
Eisenchlorid  zugesetzt  ist,  angerührt,  die  Farbbrühe  decantirt  und  filtrirt, 
das  Filtrat  wieder  völlig  ausgesalzen.  Man  macht  3  bis  4  solcher  Auszüge. 
Die  Rückstände  werden  nochmals  mit  Salzsäure  aufgeschlossen.  Die  Zink- 
farbe wird  mit  kaltem  Wasser  angerührt  und  ebenso  behandelt. 

Man  unterscheidet  Reinfarbe,  Zinkfarbe  und  Kochfarbe,  die  entweder 
gemischt  oder  für  sich  allein  derart  verarbeitet  werden,  dass  man  sie  mit 
soviel  Wasser  versetzt,  bis  nicht  allein  Salz  sich  löst,  sondern  auch  Farb- 
stoff sich  zu  lösen  beginnt,  d.  h.  bis  in  die  Lösung  getauchtes  Filtrirpapier 
schwach  blau  geförbt  wird.  Der  Teig  wird  dann  durch  Filtrirbeutel  filtrirt, 
in  starke  Baumwolltücher  geschlagen  und  unter  der  Spindelpresse  ausge- 
presst.  Die  Presskuchen  werden  bei  etwa  60"  getrocknet.  Der  dann 
in  einer  Kugelmühle  zerkleinerte  Farbstoff  bildet  ein  bronzefarbenes  Pulver. 

Bei  dem  zweiten  Verfahren  benutzt  man  emaillirte  mit  Rührwerk  und 
Kühlmantel  versehene  eiserne  Kessel  von  400  1  Inhalt,  Schwefelungskessel 
von  1500  1  Inhalt  mit  Kühlmantel,  Gasabzug,  Manometer  und  Deckel  mit 
Mamüoch,  femer  Klärbütte  mit  Kasten,  Filter  und  untergestelltem  Oxyda- 
tionsfoottich,  schliesslich  einen  Umlösebottich  und  Füllbottich  mit  Filterkasten. 

Zur  Nitrosirung  werden  in  jedem  Kessel  10  kg  Methylanilin  und 
75  kg  Schwefelsäure  von  25  *»  B.  mit  Eis  auf  6--8 "  gekühlt  und  mit 
6*25  kg  Natriumnitrit  versetzt.  Die  Temp.  soll  12  °  nicht  übersteigen. 
Bann  werden  175  kg  Schwefelsäure  von  60  <»  B.  zugesetzt,  und  die  Mischung 
wird  in  den  Schwefelungskessel  übergeführt.  Hier  werden  bei  20—25  ° 
allmälig  100  kg  trockenes  Schwefelzink  eingetragen.  Nach  Verschluss  des 
Kessels  wird  bei  39—40  ^  das  Ende  der  »Reaction  herbeigeführt,  welches 
an  der  roten  Farbe  der  Lösung  kenntlich  ist.     Nach  12stündiger  Ruhe  in 


496  Farbstoffe. 

der  Klärbütte  wird  filtrirt^  mit  etwas  Schwefelsäure  aufgekocht,  nochmals 
filtrirt  und  mit  Eisenchlorid,  wie  oben  beschrieben,  oxydirt.  Der  atuge- 
salzene  Farbstoff  wird  durch  Umlösen  gereinigt  und  wie  oben  fertig  gestallt 
(DingL  262,  371). 

Die  Farbwerke  yorm.  Mbistbb,  Looiüs  u.  Brdnino  in  Höchst  a.  M. 
stellen  aus  Methylenblau  oder  Aethyienblau  grüne  Farbstoffe  dar. 
(D.  P.  38979.)  Wenn  man  eine  angesäuerte  Lösung  von  1  Tl.  Meihylwi- 
blau  in  100  Tln.  Wasser  mit  einer  Lösung  Ton  0*8  Tln.  Natriumnitrit  be- 
handelt, so  bildet  sich  allmälig  ein  grüner  Farbstoff.  Sobald  die  Lösmig 
eine  rein  grüne  Farbe  angenommen  hat,  wird  der  Farbstoff  ausgesalzen. 
Man  reinigt  denselben  durch  Umlösen.  Der  durch  Umlösen  gereinigte  Farb- 
stoff bildet  ein  dunkelbraunes  Pulver,  ist  in  Wasser  leicht  löslich,  ftrbt  Sade 
oder  mit  Tannin  gebeizte  BaiunwoUe  blaugrün,  dagegen  nicht  Wolle.  Beim 
Zeugdruck  wird  er  wie  Methylenblau  verwendet.  Die  Reaction  vollendet  sdch 
rascher  durch  Erwärmen,  die  Ausbeute  wird  aber  dadurch  verringert.  Eben- 
so wir4  die  Reaction  durch  Zusatz  von  Salpetersäure  beschleunigt. 

Wenn   aromatische   Diamine   und   Monamine   gemeinschaftlich  oxydirt 

werden,  so  entstehen  wenig  beständige  Farbstoffe.    Findet  diese  Oxydation 

aber   in  Gegenwart   von  Natriumthiosulfat   oder  Thioschwefelsäure  statt,  so 

werden  nach  dem  D.  P.  38973  der  Farbwerke  vorm.  Mbtster,  Ldcids  ü.  Bbü- 

NiRG  in  Höchst  a.  M.,    lichtechte   blaue  schwefelhaltige  Farbstoffe 

gebildet.    Dieselben  entstehen  auch,  wenn  die  durch  gemeinschaftliche  Oxy- 

/N  (OH')^ 
dation   unsymmetrisch    dialkylirter    Paradiamine,   wie  C^H*';^^^  und 

Monamine  entstehenden  Farbstoffe  oder  deren  Leukoverbindungen  mit 
Natriumthiosulfat  und  einem  Oxydationsmittel  behandelt  werden. 

Beispiel.  12  kg  Dimethylanilin  werden  in  40  1  Wasser  und  66  kg 
Salzsäure  (conc.)  gelost,  und  es  wird  diese  Lösung  dann  zunächst  versetzt 
mit  7*1  kg  Natriumnitrit,  darauf  mit  ca.  20  kg  Zink.  Es  empfiehlt  sich,  von 
dem  Zink  so  viel  anzuwenden,  dass  alle  freie  Salzsäure  verbraucht  wird. 
Man  erkennt  dies  daran,  dass  eine  Probe  auf  weiteren  Zusatz  von  Zink 
nicht  mehr  Wasserstoff  entwickelt.    Die  so  erhaltene  Lösung,  welche  neben 

Chlorzink  das  salzsaure  Salz  des  Dimethylparaphenylendiamins  C^H*|    A, 

enthält,  wird  mit  Wasser  auf  etwa  500  1  verdünnt  und  darauf  mit  13  kg 
salzsaurem  Anilin  und  25  kg  unterschwefligsaurem  Natron  versetzt.  Dimn 
lässt  man  eine  gesättigte  Lösung  von  12*5  kg  Ealiumdichromat  (oder  die 
entsprechende  Menge  eines  anderen  Oxydationsmittels)  zufliessen.  Nachdem 
man  etwa  2  Stunden  lang  gekocht  hat,  setzt  man  soviel  Schwefelsäure  (ca. 
50  kg)  zu,  dass  das  Chromoxyd  und  die  Alkalien  dadurch  gebunden  werden, 
und  erhitzt  noch  so  lange,  bis  die  entstehende  schweflige  Säure  verfagt  ist. 
Hierbei  wird  der  gebildete  Chromlac*  zersetzt,  und  die  Lösung  enthält  jetzt 
reichliche  Mengen  der  Leukoverbindung  des  Farbstoffes.  Um  diese  Lenko- 
verbindung   zu   oxydiren,   fugt   man   so  viel  eines  geeigneten  Oxydations- 


r 


Farbstoffe.  497 


mittels,  am  besten  ca.  7*5  kg  neutrales  chromsaures  Natrium  zu,  bis  eine  mit 
Kochsalz  versetzte  und  filtrirte  Probe  auf  weiteren  Zusatz  des  Oxydations- 
mittels keine  blaue  Färbung  bezw.  Fällung  mehr  erzeugt.  Der  entstandene 
Farbstoff  wird  als  Chlorzinkdoppelyerbindung  aus  der  Lösung  mit  Kochsalz 
ge^t.  Er  bildet  ein  in  Wasser  lösliches  blaues  Pulver  und  erzeugt  auf 
der  Textilfaser  eine  rötlichblaue  Nuance.  Wenn  Dimethylparaphenylendiamin 
mit  salzsaurem  Dimethylanilin  und  Natriumthiosutfat  zusammengebracht  und 
oxydirt  wird,  so  erhält  man  ein  dunkelblaues  Pulver,  welches  die  Textilfaser 
grünlich -blau  färbt. 

Bei  diesem  Verfahren  kann  man  das  Dimethylparaphenylendiamin 
ersetzen  durch  die  Paraamidoderivate  des  Methyläthylanilins,  Diäthylanilins, 
Dimethylorthotoluidins,  Methyläthylorthotoluidins  und  Diäthylorthotoluidins, 
femer  an  Stelle  von  salzsaurem  Dimethylanilin  die  salzsauren  Salze  von 
Anilin,  Orthotoluidin  oder  deren  Methyl-  oder  Aethylderivaten  verwenden. 
Blaue  Farbstoffe  erhält  man,  indem  man  eine  wässerige  Lösung  von  Dime- 
thylphenylengrün  mit  Zinkstaub  versetzt,  die  so  erhaltene  Lösung  der  Leuko- 
base  successive  mit  Natriumthiosulfat  und  Kaliumdichromat  versetzt,  dann 
kocht,  die  gebildete  Leukobase  mit  Chromat  oxydirt  und  den  Farbstoff 
aussalzt.  Der  Farbstoff  färbt  grunlicbblau.  Hierbei  kann  man  das  Dimethyl- 
phenylengrün  durch  die  beiden  analog  constituirten  Verbindungen  ersetzen, 
welche  bei  gemeinschaftlicher  Oxydation  von  Diäthylanilin  und  Diäthylpara- 
phenylendiamin  einerseits  und  von  Diäthylanilin  und  Dimethylparaphenylen- 
diamin  (oder  Dimethylanilin  und  Diäthylparaphenylendiamin)  andererseits 
entstehen. 

Nach  Untersuchungen  von  E.  Fischer  und  0.  Hess  (Ber.  17,  559) 
werden  die  Verbindungen  der  secundären  aromatischen  Hydrazine  mit  der 
Brenztraubensäure  durch  Erhitzen  mit  Salzsäure  unter  Abgabe  von  Am- 
moniak in  Carbonsäuren  der  alkylirten  Indole  verwandelt. 

Aus  der  Methylphenylhydraziabrenztraubensäure 

/CH^ 
C^H^jq     N'^^Cx   QQQü-  wurde   auf   diese  Weise    die   Methylindolcarbon- 

^tI,  /p— -COOH 

^fi  säure  C**»H»NO^  vielleicht  C«H*<  ^%CH       ,  erhalten. 

I 
GH3 

Die  Reaction  schien  auf  die  secundären  Hydrazine  und  die  Brenz- 
traubensäure beschränkt.  Durch  Anwendung  bestimmter  Ammoniak  ent- 
ziehender Mittel,  nämlich  Chlorwasserstoffgas,  conc.  Schwefelsäure  von  66** 
B«>  conc.  Phosphorsäure  von  1*4  spec.  Gew.,  besonders  aber  Metallchloriden, 
^^  Zinkchlorid,  Zinnchlorür,  wird  die  Reaction  indess  zu  einer  allgemeinen. 
J^ies  wird  in  dem  D.  P.  38784  der  Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius  u.  Brdnino 
lu  Höchst  a.  M.  näher  ausgeführt  Die  primären  und  secundären  aromati- 
schen Hydrazine  vereinigen  sich  unter  Wasseraustritt  mit  Ketonen  und  Al- 
<lehyden.  Vermischt  man  nun  Acetonphenylhydrazin  C^H^'N^H*  C(CH^* 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  32 


498  Farbstoffe. 

mit  der  vier-  bis  fdnffachen  Menge  festen  Ghlorzinks  und  erhitzt  auf  170  bis 
180%  so  schmilzt  alsbald  die  Masse  und  förbt  sich  dunkel.  Dieselbe  wird 
zur  Lösung  des  Ghlorzinks  mit  Wasser  behandelt  und  mit  Wasserdampf 
destillirt.    Es  hat  sich  unter  Ammoniak-Abspaltung  Methylketol, 

C«H*<^J^5%C-CH3,  gebildet  (s.  Baeybb  und  Jackson  Ber.  IS,  187.) 

Aus  Acetonmethylphenylhydrazin,   C^H '^  *  N(CH^  •  N  =  C(CH3)2,   ent- 

steht  in   gleicher  Weise  Dimethylindol  C^H*/      3C  *  CH^  ein  Korper 

NH 
vom  Schmelzp.  56". 

Propylidenphenylhydrazin,  C^H^  *  N^H  *  CH  *  C^E^  giebt  bei  Behandlung 

mit   Chlorzink   unter  Ammoniakabspaltung  Scatol,  (fill^C^j^^^^S^GE. 

In  derselben  Weise  verläuft  die  Indolbildung  bei  den  Verbindungen 
der  Hydrazine  mit  den  aromatischen  Eetonen. 

Aus    Acetophenonphenylhydrazin    und    Chlorzink    bei    170**    entsteht 

Phenylindol  C^H*/^^\c  *  C^H«*  vom  Schmelzp.   185»,   aus   Acetophenon- 

NH 
methylphenylhydrazin  das  Phenylmethylindol  C^H*<^^^^C  *  C^H^     vom 

\n-ch3 

Schmelzp.  100°;  aus  Desoxybenzoinphenylhydrazin,  sowol  beim  Erhitzen  mit 
Chlorzink  als  auch  durch  Erwärmen  der  alkoholischen  Lösung  mit  Salzsäure, 

das  Diphenylindol,  C«H«/^%^c?C«H'   yom  Schmekp.  123 ».     Durch  mi- 

nutenlanges  Erhitzen  von  Aceton-y5-Naphtylhydrazin  mit  Chlorzink  auf  170** 
und  Behandeln  der  Schmelze  mit  Wasser  erhält  man  ein  dunkles  Gel,  aus 
welchem  durch  Destillation  im  Vacuum  das  Methyl-y?-Naphtindol  als  wenig 
geförbtes  Gel  gewonnen  wird.  Wenn  Phenylhydrazinlävulinsäure  mit  Chlor- 
zink auf  120  bis  130°  erhitzt  wird,  so  bildet  sich  hauptsächlich  Methylindol- 
essigsaure,  die  bei  190°  Kohlensäure  abspaltet  und  in  ein  dem  oben  er- 
wähnten isomeres  Dimethylindol,  Schmelzp.  108°,  übergeht.  Aehnlich  ver- 
halten sich  die  Verbindungen  des  Phenylhydrazins  mit  der  Brenztrauben- 
säure  und  deren  Ester.  Aus  dem  Phenylhydrazinbrenztraubensäureäthylester 
(Ber.  16,  2243)  wurde  zunächst  der  Indolcarbonsäureester,  aus  diesem  die 
'  Garbonsäure  und  aus  letzterer  durch  Erhitzen  auf  über  220°  Indol  hergestellt 
In  derselben  Weise  kann  der  Acetessigester  für  die  Indolsynthese  benatzt 
werden. 

Diese  und  noch  eine  Anzahl  anderer  Synthesen  von  Indolderivaten  sind 
von  E.  FiscBBB  ausführlich  in  Ber.  19,  1563  mitgeteilt  worden. 

A.  W.  Hofmann  hat  die  Bildung  der  von  E.  Jacobsbn  dargesteUten 
Ghinolinrots^)  näher  untersucht  und  festgestellt,  dass  das  Isochinolin  dabei 

1)  Techn.-cheiD.  Jahrb.  6,  S.  497;  6,  458. 


Farbstoffe.  499 

zugegen  sein  muss.  Zur  Darstellung  werden  100  g  SteinkoblenteerchinoUn 
mit  25  g  Ghlorzink  und  40  g  Benzotrichlorid  auf  120  bis  130  <>  erwärmt. 
Die  Reactionsmasse  wird  mit  Kalkmilch  versetzt  und  das  aberschüssige 
Ohinolin  mit  Wasserdampf  abdestillirt.  Der  Rückstand  wird  filtrirt,  und 
aos  dem  Filtrat  krystallisirt  nach  Zusatz  von  Salzsäure  der  Farbstoff.  Die 
Ausbeute  beträgt  nur  10  Proc.  des  angewendeten  Chinolins.  Das  wiederge- 
w<mnene  Chinolin  giebt  die  Farbstoffreaction  nicht  mehr.  Zu  dieser  Reaction 
ist  nun  nicht,  wie  J.  gemeint  hat,  Chinaldin  erforderlieh,  sondern  neben 
diesem  Isochinolin.  Eine  Mischung  von  Isochinolin,  Chinaldin,  Benzotrichlo- 
rid und  Chlorzink  lieferte  eine  wesentlich  höhere  Ausbeute  an  Chinolinrot. 
Dies  hat  die  Zusammensetzung  C'*H*^N*C1  und  ist  vielleicht  dem  Bitter- 
mandelgrnn  ähnlich  constituirt: 

/C^H«^  /C«E» 

C1~C^CH»  •  C«H«N  oder  CI"'C^C»H*(CH3)N 

Die  Eigenschaften  des  Chinolinrots  passen  allerdings  nicht  recht  zu 
dieser  Formel.  Bei  der  Reduction  mit  Schwefelammonium  entsteht  Benzyl- 
mercaptan  und  eine  Base  C^*H**N',  durch  Spaltung  mittelst  Salzsäure  Benz- 
aMehyd  und  chinolinartige  Flüssigkeiten.  Durch  Destillation  mit  Zinkstaub 
entsteht  eine  Base  C"H**N. 

6.  Alizarin. 

C.  LiBBBRMANN  hat  die  von  ihm  und  seinen  Schülern  ausgeführten 
Versuche  über  die  Färbeeigenschaften  und  die  Synthesen  der  Oxyanthra- 
chinone  zusammengestellt  (Ann.  240,  245).  Es  hat  sich  herausgestellt, 
<^  die  zahlreichen  schon  bekannten  und  von  L.  und  seinen  Schülern 
dargestellten  Di-,  Tri-,  etc.  Oxyanthrachinoline  nur  dann  fiirbende  Eigen- 
schaften haben,  wenn  zwei  Hydroxylgruppen  die  Ortho-  oder  Alizarinstellung : 

OH 

^OH 

einnehmen.    Auch  auf  die  grosse  Zahl  von  Homologen,  nament- 


lich Methylabkommlingen,    lässt   sich   diese    Regel    anwenden.      Einerseits 
zeigen    die    Alizarinabkömmlinge    dieselben    Farbnüancen    mit    oxydischen 

OH 

V\0H 
Beizen,  andererseits  die  Anthragallole :       |        |  Ferner    treten   Färbe- 


eigenschaften auf,  wenn  in  einem  nichtförbenden  Oxyanthrachinon  eine 
Carboxylgruppe  in  die  Ortho-  (Alizarin-)  Stellung  zu  einem  der  vorhandenen 
Hydroxyle  tritt.  Dies  ist  z.  B.  beim  Munjistin  (Xanthopurpurincarbonsäure) 
^w  Fall. 

Die  Synthesen  der  Oxyanthrachinone  wurden  zumeist  nach  der  sogen. 
Rufireaction,  durch  Wasserentziehung   aus  2  Mol.  Oxybenzoesäuren  mittelst 

32* 


500  Farbstoffe. 

conc.  Schwefelsäure,  ausgeführt.  Sehr  leicht  bildet  sich  die  Rufigallussäure 
aus  Grallussäure ;  auch  die  Dioxybenzoesäure,  deren  beide  Hydroxylgruppen 
in  MetaStellung  zur  Carboxylgruppe  sich  befinden,  gewährt  diese  Reaction 
und  fahrt  zum  Anthrachryson.  Von. den  Monooxyben^oesäuren  condensiren 
sich  die  Para-  und  Orthosäure  nicht,  sondern  nur  die  Metaoxybenzoesäurej 
letztere  liefert  leicht  Dioxyanthrachinon,  wobei  die  drei  Isomeren  Anthra- 
flavinsäure,  Anthrarufin  und  Benzdioxyanthrachinon  gleichzeitig  entsteheu. 
Es  wurden  nun  Condensationen  von  Metaoxybenzoesäure  mit  Benzoesäure 
(zu  Monooxyanthrachinonen) ,  der  symmetrischen  Dioxybenzoesäure  mit 
Benzoesäure  (zu  Xanthopurpurin),  derselben  Säuren  mit  Gallussäure  (zu 
Tetra-  und  Pentaoxyanthrachinonen),  ferner  der  methylirten  Producte  aus- 
geführt. Die  verschiedenen  bei  diesen  Reactionen  entstehenden  Oxyanthra- 
chinone  Hessen  sich  durch  üeberführung  derselben  in  die  Acetylverbindungen 
und  Behandlung  der  letzteren  mit  Alkohol  und  anderen  Lösungsmitteln  gut 
von  einander  trennen. 

LiBCBTi  und  Sdida  haben  ihre  Studien  über  das  Alizarinrot ^)  fort- 
gesetzt. Es  stellt  sich  heraus,  dass  dasselbe  ein  Kalk-Thonerde-Alizarat  ist. 
Für  das  ungeseifte  Alizarinrot  geben  die  Verf.  die  Zusammensetzung 
Al203-CaO(C"Hß03)3-H30.  Beim  Gelen  mit  Türkischrotöl  nehmen  die  Aü- 
zarinlacke  Oxyfettsäuren  auf.  Die  Wirkung  des  Seifens  beruht  nach  den 
Verf.  (wie  auch  Pbrsoz  angegeben  hat)  darin,  dass  aus  der  Seife  Fettsäuren 
eintreten  und  dafür  Thonerde  frei  wird  (Mitt.  Gest.  techn.  Gew.  Mus.  1885, 
No.  2,  3,  4). 

Es  ist  bisher  noch  nicht  gelungen,  ein  trockenes  Präparat  von 
Alizarin  darzustellen,  welches  sich  ohne  weiteres  vor  der  Anwendung 
in  der  Farbentechnik  wieder  en  päte  verwandelt.  Man  ist  genötigt,  das 
trockene  Alizarin  durch  Auflösen  in  kaustischem  Natron,  Fällen  mit  Säuren, 
Filtriren,  Auswaschen  und  Titriren  des  Gehaltes  an  Farbstoff  in  Alizarin 
en  päte  von  dem  allgemein  üblichen  20  Proc.  Gehalt  an  trockenem  Farb- 
stoff wieder  umzuwandeln. 

L.  Hbpftbr  in  Moskau  hat  sich  nun  bemüht,  ein  trocknes,  leicht  in 
Pastenform  umzuwandelndes  Alizarin  darzustellen.  (D.  P.  36289).  Man 
nimmt  20 — 30  proc.  Alizarin  eii  päte,  wie  es  nach  dem  Aussüssen  aus  der 
Filterpresse  kommt,  und  neutralisirt  nocli  vorhandene  Säure  mit  Alkali,  bis 
der  gelbe  Stich  in's  Bräunliche  übergeht.  Alsdann  fügt  man  Essigsäure 
bis  zum  Wiedererscheinen  der  gelben  Farbe  des  Alizarins  hinzu  und  noch 
2  bis  8  pCt.  (auf  das  Gewicht  des  trockenen  10  proc.  Alizarins  berechnet) 
eines  in  Wasser  löslichen  Salzes,  z.  B.  Chlornatrium.  Die  Wirkung  beginnt 
schon,  wenn  2  Proc.  dieser  fremden  Bestandteile  in  trockenem  Alizarin 
enthalten  sind;  sie  ist  vollständig  bei  8  Proc.  Sobald  Essigsäure  und  diese 
Salze  dem  Alizarin  zugefügt  worden  sind,  wird  letzteres  eine  viel  dickere 
Paste,  als  es  war.    In  diesem  Zustande    wird    es  am  besten  bei  nicht  über 


>)  Techn.-chem.  Jahrb.  8*  S.  427. 


Farbstoffe. 


501 


70°  C.  getrocknet.  Das  so  getrocknete  Alizarin,  eine  sehr  leichte,  poröse 
Masse  bildend,  hat  die  Eigenschaft,  von  selbst,  ohne  gepulvert  zu  sein,  mit 
Wasser  benetzt  zu  Brei  zu  zerfallen  und  ist  so  direct  zum  Färben  oder 
Drucken  zu  gebrauchen.  Die  nach  diesem  Yerfohren  getrockneten  Stucke 
geben  ausserdem,  mit  Starke  und  Wasser  direct  angeteigt  und  dann  ge- 
kocht, dieselben  Dampf-Alizarinfarben,  welche  Alizarin  en  päU  liefert. 

Dr.  C.  Lbybrküs  o.  Sobnb  in  Leverkusen  bei  Köln  stellen  pulveriges, 
leicht  in  eine  Paste  verwandelbares  Alizarin  folgendermaassen  her:  Man 
vermischt  100  kg  20  procentiges  Alizarin  mit  4  kg  Glycerin,  das  mit  seinem 
dreifachen  Gewicht  warmen  Wassers  verdünnt  ist,  wodurch  die  Masse  äusserst 
Tolmninös  wird.  Man  trocknet  das  so  erhaltene  Gemisch  vorsichtig  bei 
ni^ger  Temperatur  in  Dampftrockenofen  und  mahlt  dasselbe  nachher  auf 
EoUergang  oder  Farbmuhle.  Das  so  erhaltene  Alizarin  zergeht  beim  An- 
machen mit  Wasser  zu  einem  Brei,  der  nach  vorherigem  Sieben  sofort  zum 
Färben  und  Drucken  verwendbar  ist  und  dieselbe  Färbkraft  hat  wie  Alizarin 
in  Pastenform.  An  Stelle  von  Glycerin  lassen  sich  Syrup  und  Melasse  ver- 
wenden. Isopurpurin,  Flavopurpurin  werden  ebenso  wie  Alizarin  be- 
handelt.   (D.  P.  38454.) 

Statistik. 


Production  an  Farbenerden 
im 

als 
Haupt- 
product 

als 
Neben- 
product 

Menge 

Tonnen 

zu  1000  kg 

Wert 

Deutschen  Reich. 

in  Werken 

Ji 

Im  Jahre  1885 

Im  Jahre  1884 

1 

3 

518-234 
492-536 

81472 
76  182 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


im  Jahre  1886  die 

im  Jahre  1885  die 

Waarengattung 

Einführ 

Ausftihr 

Einfuhr 

Ausfuhr 

an  Teer  aller  Art 

307  190 

91649 

358  434 

174  475 

^  Asphalt,    Aspbaltplatten,    Rohren 

aus  Asphalt  und  Kies    .... 

194  934 

124416 

157  083 

126  152 

'^  Anilin   und  anderen  üebergangs- 

producten  zu  den  Teerfarben,  an- 

derw.  nicht  genannt 

2  755 

16  826 

4  290 

17  132 

j>  Anilinfarben   und   anderen  Teer- 

farbstoffen, anderw.  nicht  genannt 

5  039 

57  004 

4  335 

46  456 

n  Bleiweiss  und  Zinkweiss     .     .     . 

25  540 

150  639 

32  352 

163  301 

n  Farbholz  (Blauholz,  Gelbholz,  Rot- 

holz      

572  450 
14  919 

93  854 
4  948 

601  295 
19  686 

96  688 

5  Indigo 

6  185 

r^  Farbholzextracten 

52  182 

11867 

49  586 

12  001 

502  Gespinnstfasem,  Bleichen,  Färben,  Drucken. 

XLI.  Gespinnstfasem,  Bleiclien,  Färben, 
Drucken. 


1.  Allgemeines. 

ViAL  in  Marseille  entfernt  das  Gummi  von  Gräsern  und  anderen 
Pflanzen  nach  dem  Engl.  P.  10936  in  folgender  Weise:  Roher  Flachs, 
Chinagras  und  andere  vegetabilische  Textilfasem  werden  erst  mit  Olein  oder 
einer  Fettsäure  in  flüssigem  Zustand  imprägnirt  und  kommen  dann  in  ein 
Bad  von  Soda  oder  kaustischem  Alkali,  welches  bis  nahe  zum  Sieden  erhitzt 
wird.  Dadurch  gehen  die  Pectinstoffe  in  ihre  Alkaliverbindungen  über.  Die 
Faserstoffe  werden  dann  mit  schwach  angesäuertem  und  reinem  Wasser  ge- 
waschen. Aus  den  Lösungen  können  die  fetten  Säuren  und  die  Pectose 
abgeschieden  werden. 

Ein  Verfahren  von  Hosbm ahn  und  Fiegel  in  Berlin  zur  Isolirung  und 
Präparirung  von  Gespinnstfasem  besteht  darin,  dass  die  Pflanzenteile 
etwa  24  Stunden  lang  der  Einwirkuag  einer  durch  Extraction  von  tierischem 
Magen  erhaltenen  sauren  oder  alkalischen  Pepsin-  und  Pankreatinlösung 
ausgesetzt  werden.     (D.  P.  36781.) 

Gebr.  Bielefeld  in  Paris  und  Karlsruhe  haben  ein  Verfahren  zur 
Trennung  und  Wiedergewinnung  tierischer  Fasern,  welche  mit  Pflanzenfasern 
verunreinigt  sind,  angegeben.  Die  tierischen  Fasern  werden  danach  ent- 
weder mit  gasförmiger  Fluorwasserstoffsäure  oder  mit  einer  wässrigen  ca. 
70°  C  heissen  Lösung  derselben  behandelt.     (D.  P.  36784.) 

Künstliche  Seide  will  Hilairb  de  Chardonnbt  in  Besannen  her- 
stellen, indem  man  eine  coUodiumähnliche  Flüssigkeit  durch  Auflösung  von 
100  g  Pyroxylin,  10  g  eines  reducirenden  Metallchlorürs  wie  Eisen-,  Chrom-j 
Mangan-  oder  Zinnchlorür  und  0*2  g  einer  oxydirbaren,  organischen  Base 
wie  Chinin,  Anilin,  Rosanilin,  Nicotin  u.  s.  w.  (!)  in  einer  Mischung  von 
Aeiher  und  Alkohol  unter  Zusatz  eines  löslichen  Farbstoffes  erzeugt,  die 
heisse  Flüssigkeit  durch  feine  Röhrchen  in  eine  kalte  Erstarrungsflüssigkeit 
(Wasser)  austreten  lässt  und  den  erst  äusserlich  erstarrten  Faden  ausserhalb 
der  Erstarrungsflüssigkeit  an  der  Luft  noch  dünner  auszieht,  worauf  die 
vollständige  Erstarrung  und  Trocknung  eintritt.     (D.  P.  38368.) 

Conserviren  von  Nutzholz.  Von  G.  Mancion  in  Rom.  (Engl.  P. 
5994/1886.)  Das  Holz  wird  zunächst  in  einem  geschlossenen  Geßlsse  der 
Einwirkung  von  unter  niedrigem  Druck  stehendem  Dampfe  ausgesetzt,  so 
dass  es  aufschwillt  und  ein  Raum  zur  Aufnahme  der  folgenden  Stoffe  ge- 
schaffen wird:  156  g  Arsensäure,  3600  g  Carbolsäure  und  100  1  Wasser. 
Die  Mischung  wird  alkalisch  gemacht  und  wirkt  nach  Einführung  'in  den 
Gylinder  Va  Stunde  lang  unter  einem  Druck  von  10  Atm.  auf  das  Holz. 
Die  Flüssigkeit  wird  dann  abgezogen  und  ersetzt  durch  eine  Lösung  von 
10*5  kg  Eisenvitriol  in  1000  1  Wasser.  Für  1  cbcm  Holz  sind  etwa  50  g 
Arsensäure,  1280  g  Carbolsäure  und  3498  g  Eisensulfat  erforderlich. 


Gespinnstfasem,  Bleichen,  Färben,  Drucken.  503 

2.  Bleichen. 

EüG.  Hebmite  in  Paris  hat  ein  Bleichverfahren  angegeben,  nach  wel- 
chem eine  Losung  von  Chlormagnesium  der  Elektrolyse  unterworfen  wird. 
Das  zu  bleichende  Gut  wird  entweder  direct  in  das  elektrolytische  Bad  ge- 
bracht, oder  erst  nach  vollendeter  Elektrolyse  mit  der  elektrolysirten  Flüssig- 
keit behandelt.  In  letzterem  Falle  wird  die  Flüssigkeit  nach  erfolgter  Blei- 
chung  immer  von  neuem  elektrolysirt.  (D.  P.  35549.)  Die  Elektrolyse  der 
Chloralkalien  ist  schon  früher  zum  Bleichen  benutzt  worden.') 

Leblois,  Picewi  &  Co.  in  St.  Aubin-Jouxte-Boulleng  unterziehen  die 
Baumwollfaser  vor  dem  Bleichen  einer  vorbereitenden  Operation,  indem 
dieselbe  im  Zustande  von  gekratzten,  gestreckten  oder  gekämmten  Bändern 
einem  aus  Quillaja  saponaria,  Oxalsäure  und  Wasser  bestehenden  Bade  aus- 
gesetzt wird.    (D.  P.  36962.) 

Nach  Heihr.  Wächter  in  Bielefeld  (D.  P.  36752)  erhält  das  aus 
Chlorkalk-  und  Sodalosung  bestehende  Bleichbad  einen  geringen  Zusatz  von 
Glycerin,  wodurch  eine  höhere  Weisse  des  zu  bleichenden  Stoffes  erzielt 
werden  soll;  femer  sollen  die  Fasern  dadurch  weniger  angegriffen  und  das 
Entfernen  des  Chlorkalkes  mittelst  Säuren  unnötig  werden. 

Ein  von  Chr.  P.  Andersen  in  Kopenhagen  angegebenes  Waschmittel 
besteht  aus  einer  Mischung  von  Seife,  Quillajarinde  und  Haematein,  welche 
mit  Wasser  zu  einer  dicken  Masse  eingekocht  und  dann  in  Formen  gegossen 
wird.    (D.  P.  36043). 

3.  Färben,  Draeken  and  Beizen. 

Armand  MCller-Jacobs  in  New- York  hat  ein  Verfahren  zur  Darstellung 
benzollöslicher  Farbstoffe  angegeben.  Die  durch  Metallsalze  aus 
Harzseifen  gefüllten  Niederschläge  besitzen  ein  starkes  Absorptionsvermögen 
für  Farbstoffe,  besonders  Teerfarbstoffe  basischen  Charakters.  Diese  ge- 
färbten Niederschläge  lösen  sich  leicht  in  Benzol,  Chloroform,  Aether, 
Schwefelkohlenstoff,  Oel,  Firnissen,  Eautschuklösungen  u.  s.  w.  Als  Beispiel 
wird  folgendes  angegeben:  30  Pfd.  Colophonium  werden  in  einem  eisernen 
Kessel  mit  Doppelwandung  für  Dampf  mit  200  Pfd.  Wasser,  10  Pfd.  kry- 
stallisirter  Soda  und  3  Pfd.  Natronhydrat  so  lange  gekocht,  bis  klare, 
schäumende  Lösung  eingetreten  ist.  Die  Seife  wird  in  eine  Butte  mit 
Rohrrorrichtung  abgezogen  und  nochmals  mit  100  Pfd.  kaltem  Wasser  ver- 
dfinnt.  Darauf  giebt  man  eine  Lösung  von  1  bis  5  Pfd.  irgend  einer  Teer- 
farbe zu.  Dann  wird  der  Flüssigkeit  in  kleinen  Portionen  die  Metallsalz- 
lösung zugesetzt,  bis  der  seifige  Schaum  verschwindet  und  die  Masse  dicklich 
geworden  ist.  Von  Thonerdesulfat  beispielsweise  werden  hierzu  ca.  7ViPfd^ 
von  Zinksulfat  ca.  10  Pfd.  gebraucht.  Der  erhaltene,  intensiv  gefärbte 
Niederschlag    wird    ausgewaschen    und   nun    direct    als  Paste    (in  welcher 

s)  TechB.-chem.  Jahrb.  8,  S.  4Sa 


504  Gespinnstfosem,  Bleichen,  Färben,  Drucken. 

Form  er  noch  gegen  80  Proc.  Wasser  enthält)  zum  Cattun-  oder  Tapeten- 
druck verwendet,  oder,  in  Trockenräumen  sorgfaltig  und  bei  einer  Tem- 
peratur von  nicht  über  50"  C.  getrocknet,  in  Pulverform  und  anderen 
Zwecken  verwendet.  Er  lost  sich  dann  leicht  in  den  genannten  Lösungs- 
mitteln auf.    (D.  P.  38783.^ 

Um  tierische  oder  pflanzliche  Fasern  blau,  violet  oder  schwarz 
zu  färben,  benutzt  A.  Collinbau  &  Co.  in  Argenteuil  eine  schwefelsaure 
Lösung  von  Benzylanilin  C*H*  *  NH  '  CH^ '  C^H^  welcher  ein  Oxydations- 
mittel, wie  Ealiumbichromat,  zugesetzt  wird.  Für  den  Druck  wird  ange- 
geben, eine  Mischung  von  500  g  Wasser,  1000  g  Stärke,  250  g  Schwefel- 
kupfer, andererseits  eine  Mischung  von  1850  g  Wasser,  1200  g  Stärke, 
1  1  Gummilösung,  800  g  salzsaurem  Benzylanilin,  100  g  Salmiak  und  300  g 
Kaliumchlorat  zu  verwenden  (D.  P.  38739). 

Nach  P.  MoKNET  &  Co.  in  La  Plaine  bei  Genf  erhält  man  durch 
Oxydation  eines  Gemisches  von  einem  Mol.  eines  aromatischen  Diamin- 
salzes,  z.  B.  salzsaurem  Paraphenylendiamin,  mit  einem  oder  mehreren 
Moleculen  des  Salzes  eines  primären  aromatischen  Amins,  z.  B. 
salzsaurem  Anilin,  auf  der  Baumwollfaser  je  nach  den  angewendeten  Pro- 
portionen blaue,  schwarze  bis  braunschwarze  Färbungen.  Bei  Anwendung 
der  Salze  eines  substituirten  Diamins,  wie  z.  B.  Thioparaphenylendiamin, 
ist  die  Gegenwart  von  Salzen  primärer  Amine  nicht  erforderlich,  um  ein 
Blauschwarz  zu  erhalten.  Als  Oxydationsmittel  wird  vorzugsweise  ein 
Gemisch  von  Kaliumchlorat  und  Yanadiumchlorid  benutzt. 

Zmn  Färben  von  100  kg  Baumwollgarn  löst  man  4  bis  6  kg  (je  nach 
der  Intensität  der  gewünschten  Farbe)  einer  Mischung  von  58'3  Proc.  salis. 
Paraphenylendiamin  und  41*7  Proc.  salzs.  Anilin  oder  von  65  Thi.  salzs. 
Thioparaphenylendiamin  und  35  Tln.  salzs.  Paraphenylendiamin  in  kochen- 
dem Wasser  auf.  Diese  Auflösung  giesst  man  in  das  Färbebad,  welches 
aus  der  nötigen  Menge  Wasser  von  60  <»  C.  besteht,  worin  vorher  3000  g 
Kaliumchlorat  und  40  g  Vanadiumchlorid  gelöst  wurden  (D.  P.  37661). 

Thom.  Hollid  AT  in  London.  Verfahren  zur  Erzeugung  von  Azo- 
farben  auf  Baumwolle  (EngL  P.  13700/1885).  Wenn  Bleioxyd  oder 
Bleiseife  auf  Baumwollfaser  fixirt  wird,  so  kann  diese,  wie  der  Erf.  ent- 
deckt hat,  a-  oder  /9-Naphtol  aus  Lösungen  oder  aus  Wasser,  in  welchem  diese 
Stoffe  suspendirt  sind,  au&ehmen,  so  dass  dann  Azofarbstoffe  darauf  fixirt 
werden  können.  Man  wendet  eine  schwache  alkalische  Bleilösung  an- 
Nach  dem  Tränken  in  derselben  passirt  die  Baumwolle  eine  schwache 
Seifenlösung  oder  Fettsäureemulsion.  Man  kann  die  Baumwolle  auch  erst 
in  die  Lösung  irgend  eines  Bleisalzes  bringen,  dann  in  kaustisches  Alkali 
und  darauf  in  Seifenlösung.  Der  Textilstoff  ist  dann  zur  Bildung  vonAzo- 
farbstoffen  auf  demselben  vorbereitet. 

Die  Badischb  Arilin-  und  Sodafabrik  in  Ludwigshafen  empfiehlt,  als 
Lösungsmittel  für  die  basischen  Anilinfarbstoffe  zur  Herstellung  sowol  von 
Farbstofflösungen  als  auch  von  Druckfarben  an  Stelle  der  bisher  gebrauch- 


I 


Gespinnst&seni,  Bleichen,  Färben,  Drucken.  505 

lieben  (Alkohol,  Holzgeist,  Essigsäure,  Oxalsäure,  Weinsäure,  Aethylwein- 
säure  u.  dergl.)  die  Chlorhydrine  und  Ester  des  Glycerins  mit  den 
Anfangsgliedern,  der  Fettsäurenreihe  zu  verwenden.  Am  besten  eignen  sich 
die  Chlorhydrine,  Acetochlorhydrine  und  Acetine  des  Glycerins,  von 
letzterem  besonders  das  Mono-  und  Diacetin  oder  Gemenge  derselben  mit 
geringen  Mengen  Triacetin,  wie  solche  am  einfachsten  durch  48stundiges 
Kochen  von  Glycerin  mit  etwa  der  doppelten  Menge  Eisessig  am  Rückfluss- 
kühler und  Abdestilliren  der  überschüssigen  Essigsäure  erhalten  werden 
(D.  P.  37064). 

Die  Anwendung  antimonhaltiger  Beizen*)  verbreitet  sich  rasch 
in  der  Färbereitechnik.  Wenn  Antimontrichlorid  mit  Wasser  zu  einem 
Bad  von  gewünschter  Stärke  vermischt  wird,  so  bilden  sich,  wenn  keine 
Säure  zugegen  ist,  unlösliche  basische  Korper,  wodurch  das  Bad  an  Wirk- 
samkeit einbüsst.  Um  dies  zu  vermeiden,  setzt  man  nach  G.  Watson  in 
Glasgow  (Engl.  P.  15438  vom  15.  Decbr.  1885)  Chlomatrium-  (Ohlor- 
kalium-,  Chlormagnesium-)  Lösung  zu,  in  genügender  Menge,  um  die 
Bildung  dieser  basischen  Korper  zu  verhindern. 

Nach  M.  B.  Vooel  in  Lindenau-Leipzig  (D.  P.  36753)  werden  die 
mit  Gerbstoff  imprägnirten  oder  bedruckten  Stoffe,  Game  etc.  vor  oder  nach 
der  Färbung  in  ein  Wasserbad  gebracht,  in  welchem  oxalsaures  Anti- 
monoxyd  durch  Umrühren  suspendirt  gehalten  und  welches  währenddem 
auf  eine  Temperatur  bis  zu  63  "  R.  und  darüber  gebracht  wird.  Falls  die 
frei  werdende  Oxalsäure  die  herzustellende  Farbe  beeinträchtigen  konnte, 
wird  dem  Beizbade  vorher  oder  während  des  Beizens  ein  Neutralisations- 
mittel,  wie  Kreide,  hinzugefügt.  Oder  die  gebeizte  Waare  wird  nachträglich 
nüt  reinem  Wasser,  oder  einem  Neutralisationsmittel,  oder  mit  einer  Seifen- 
lösung behandelt,  um  die  ihr  anhaftende  Oxalsäure  zu  entfernen  bezw.  un- 
schädlich zu  machen. 

Ein  von  C.  N.  Waitb  in  Boston  angegebenes  Beizmittel  besteht  aus 
einer  Losung  von  Antimon  in  Milchsäure  und  soll  zusammen  mit  Tannin 
'verwendet  werden.  400  Pfund  Milchsäure  (25  Proc.)  werden  mit  50  Pfd. 
starker  Salpetersäure  und  so  viel  gepulvertem  Antimon,  wie  sich  in  den 
Säuren  lösen  kann,  versetzt.  Bei  Beendigung  der  Reaction  fügt  mau 
70  Pfund  trockener  Soda  zu,  welche  '/s  der  Milchsäure  neutralisirt,  ohne 
Antimonoxyd  zu  fallen.  Wenn  die  saure  Reaction  nicht  schadet,  kann 
bliese  Neutralisation  fortfallen.  Die  Waare  passirt  zunächst  ein  Tanninbad, 
wird  gewaschen  und  dann  mit  obigem  Mordant  behandelt.  Für  dunkle 
Nuancen  sollen  4  bis  5  Pfund  milchsaures  Antimon  für  100  Pfund  Baum- 
wollstoff verwendet  werden  (Engl.  P.  6070/1886). 

C.  A.  Frank  benutzt  als  Aetzweiss  für  Küpenblau  einen  Aetzpapp, 
^«r  an  Stelle  von  Kaliumbichromat  metavanadinsaures  Ammoniak  enthält. 
\00  g  Gummi  werden  in  100  1  Wasser  gelöst  und  in  der  Wärme  mit  20  g 

»)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.469;  8,  S.432. 


«506  Gespinnstfasem,  Bleichen,  Färben,  Drucken. 

Natriumchlorat  und  10  g  Weinsäure  versetzt.  Nach  dem  Erkalten  setzt  man 
10  g  Essigsäure  und  0*01  g  vanadinsaures  Ammoniak  zu.  Die  bedruckte 
Waare  wird  wie  Anilinschwarzartikel  behandelt  (The  Dyer  durch  Chem.  Ind. 
1887,  HO). 

Gallard  hat  die  Beobachtung  Knechtes,  dass  das  Chrysammin  ab 
Beize  dienen  könne,*)  bestätigt  und  gleiche  Versuche  auch  mit  Benzopur- 
purin  und  Azoblau  angestellt.  Es  ergab  sich,  dass  nur  basische  Farbstoffe 
sich  durch  diese  Mittel  fixiren  lassen  und  dass  nur  das  Yictoriablau  seifen- 
echte dunkelblaue  Farben  liefert,  während  die  mit  andern  Farbstoffen  er- 
haltenen zwar  intensiv,  aber  nicht  seifenecht  sind  (Bull.  soc.  ind.  Mulh. 
1886,  272). 

BiELScHowBKi  iu  Ncw-York  erzeugt  ein  solides  Braun  auf  jeder  Faser^ 
indem  er  den  Textilstoff  in  eine  Lösung  von  salzsaurem  a-Naphtylamin 
taucht,  zu  der  alsdann  langsam  ein  Oxydationsmittel  (Kaliumbichromat  und 
Schwefelsäure)  gesetzt  wird.  Schliesslich  wird  bis  auf  80*»  erwärmt.  Zum 
Druck  werden  100  g  a-Naphtylamin  und  30  g  Schwefelsäure  mit  einem 
Verdickungsmittel  versetzt.  Nachdem  damit  gedruckt  ist,  wird  verdickte  Ealium- 
bichromatlösung  aufgedruckt  und  das  Ganze  gedämpft  (Ver.  St.  P.  343793). 

Ad.  Braunstein  in  Moskau  hat  ein  Verfahren  zur  Darstellung  von 
Alizarinöl  unmittelbar  aus  dem  ölhaltigen  Samen  angegeben.    (D.  P.  373U.) 

Ricinussamen  oder  andere  ölhaltige  Samen  werden  zunächst  enthülst 
und  sodann  zerkleinert  und  mit  Schwefelsäure  von  mindestens  60°  B.  be- 
handelt. Man  kann  dies  in  einer  Operation  ausfuhren,  indem  man  die  ge- 
schälten Samen  durch  ein  Walzwerk  unter  Zufluss  von  conc.  Schwefelsäure 
gehen  lässt.  Die  mit  40  bis  60  Proc.  Schwefelsäure  gut  vermischte  Masse 
lässt  man  einige  Stunden  stehen.  Es  scheidet  sich  oben  eine  Schicht  sul- 
furirten  Oeles  ab,  die  man  abzieht  Der  Bodensatz  wird  zweimal  mit  Wasser 
gewaschen.  Das  zum  zweiten  Male  zugegossene  Wasser  löst  das  im  Boden- 
satz noch  vorhandene  Oel  auf.  Man  mischt  die  Lösung  mit  dem  zuerst  ge- 
wonnenen Oel  und  lässt  sie  stehen.  Es  scheidet  sich  dann  von  selbst  oder 
schneller  nach  dem  Hinzufügen  von  Kochsalz  das  gereinigte  sulfürirte  Oel 
ab,  welches  durch  Ammoniak  oder  Natriumhydroxyd  neutralisirt  wird. 

Ein  fast  farbloses  Blutalbumin  stellt  Thorsten  Noedbnfelt  in  London 
nach  D.  P.  37955  in  folgender  Weise  her.  Das  durch  Umrühren  vom  Fibrin 
befreite  Blut  wird  mit  1  bis  10  Proc.  Zucker  und  einer  gleichen  Menge 
eines  aetherischen  Oels  versetzt  und  vorsichtig  auf  den  Boden  einer  Lepblot 
&  LBNTScH^schen  Milchschleuder  einlaufen  gelassen.  Der  Zucker  erleichtert 
die  Abscheidung  des  Serums  und  verhindert  die  Zersetzung  desselben 
während  der  nachfolgenden  Operationen.  Das  flüchtige  Oel  macht  das 
Serum  klar  und  fast  farblos.  Ganz  reines  Oel  verflüchtigt  sich  während  des 
Trockenprocesses ,  so  dass  bei  Anwendung  des  Albumins  in  der  Druckerei, 
wo   es   mit    verschiedenen    Chemikalien   in   Berührung   kommt,    die  Farbe 


*)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  9. 433. 


Gespinnstfasern,  Bleichen,  Färben,  Drucken. 


507 


schädigende  Niederschläge  nicht  gebildet  werden  können.  Die  schweren 
Blutkörperchen  bleiben  am  Umfange  der  Trommel,  während  das  Serum  in 
der  Nähe  der  Rotationsachse  verbleibt.  Beide  werden  durch  verschiedene 
Canäle  nach  aussen  geleitet;  das  Serum  wird  sodann  im  Yacuum  abgedunstet 
und  das  verbleibende  Albumin  bei  einer  45  bis  50°  C.  nicht  überschreiten- 
den Temperatur  getrocknet. 

Ein  Apparat  zum  Färben  von  Garnen  von  Gillet  Filb  in  Lyon  be- 
steht aus  einer  mit  Deckel  versehenen  Farbeküpe  und  einem  Tauchgerüst, 
in  welchem  pendelnd  bewegbar  ein  Rahmen  angeordnet  ist.  Die  Garnsträne 
werden  auf  Transportwagen  auf  gekerbte  Schienen  aufgehangen,  diese  dann 
durch  Schienenträger  in  ihrer  gegenseitigen  Lage  gehalten  und  mit  diesen 
in  den  im  Taucbgerüst  angeordneten  Rahmen  eingesetzt,  um  in  die  Küpe 
gesenkt  und  in  dieser  geschwenkt  zu  werden.    (D.  P.  37693.) 

In  dem  Färbeapparat  von  Sam  Smithson  in  Ravensthorpe  wird  der  Farb- 
stoff durch  Auslaugen  von  Farbhölzern  oder  anderen  zum  Färben  geeigneten 
Stoffen  gewonnen.    Derselbe  be-  Fig.  220. 

steht  aus  dem  Färbebottich  Ä, 
dem  durch  Rohr  C  mit  ihm  ver- 
bundenen und  mit  Auslauf- 
stuteen  FG  versehenen  Heiz- 
cylinder  5,  in  welchem  das  aus 
dem  Bottich  ui  kommende  Wasser 
erhitzt  wird,  und  dem  oder  den 
mit  Siebboden  J  und  Ueber- 
laufrohr  L  bezw.  M  versehenen 
Auslaugegefassen  H,  in  welchen 
der  auszulaugende,  den  Farb- 
stoff liefernde  Körper  aufge- 
schichtet ist.  Das  aus  der  Heiz- 
kammer B  durch  F  G  aus- 
fliessende kochende  Wasser  wird 
in  eines  der  Gefasse  H  so  ein- 
geführt, dass  es,  von  unten 
kommend,  durch  den  Siebboden 
und  den  auszulaugenden  Körper 
in  dem  Gefässe  H  in  die  Höhe 
steigt  und  als  Farbstoff  enthaltende  Flüssigkeit  durch  das  üeberlaufrohr  L 
bezw.  M  nach  unten  in  den  Färbebottich  A  zurückfliesst.     (D.  P.  38225.) 

Schulze  &  Co.  in  Schmölln,  Sachsen-Altenburg.  Apparate  zum 
Färben,  Waschen,  Spülen  und  Trocknen  von  Faserstoffen  (Fig.  221 
auf  folg.  Seite).  Die  Kessel  -4,  welche  das  zu  behandelnde  Material  auf- 
nehmen, sind  mit  einem  gemeinsamen  Zuleitungsrohr  0  durch  Gelenkhähne 
B  in  der  Weise  verbunden,  dass  jeder  Kessel  Ä  durch  einfaches  Umlegen 
aus-  bezw.  wieder  eingeschaltet  wird  (D.  P.  36981). 


=-t 


n 


508 


Gespinnstfasern,  Bleichen,  Färben,  Drucken. 


Ein    von    Will.    Birch    in    Manchester    angegebener    Apparat   zum 
Waschen,  Seifen,  Färben,    Beizen  oder  dergl.    von  Geweben   wird    gebildet 


Fig.  221. 


\ 


durch  eine  Walze,  welche  auf  ihrem 
Mantel  mit  Zellen  bedeckt  ist,  deren 
Wände  aus  einem  zusammendrück- 
baren und  nach  dem  Aufboren  des 
Druckes  in  die  ursprüngliche  Gestalt 
zurückkehrenden  Material  hergestellt 
sind,  so  dass  die  in  diesen  Zellen 
von  dem  darüber  passirenden  Gewebe 
abgeschlossene  Flüssigkeit  durch  den 
Druck  des  Gewebes  nach  aussen  ge- 
trieben wird  (D.  P.  36982). 

Hanson    in   Philadelphia.      Gam- 
Färbemaschine  (D,  P.  37617). 

G.  G.  Haubold  jr.    in  Chemnitz. 
Breitförbemaschine    für    Plüsche    und 
ähnliche  Gewebe  (D.  P.  38606). 
S.      Färbemaschine    für    Drahtgewebe 


Selbstthätige  Kuppelung  von  Leitungs- 
Dämpfen,    Bleichen,   Färben  oder  Im- 


Ernst  Hdschke    in  Saalfeld    a. 
(D.  P.  34551). 

Will.  Mather  in  Manchester, 
röhren  an  Apparaten  zum  Waschen, 
pragniren  von  Textilstoffen  (D.  P.  35694). 

Bbrrobb  in  Ronen.     Vorrichtung,    um    Sträne    behufs    des  Färbens, 
Waschens,  Bleichens  u.  s.  w.  zu  spannen  (D.  P.  35851). 

Edw.  Wbild  in  Manchester  and  Richards  in  Chester.     Maschine  zum 
Auftragen  farbiger  Streifen  auf  Gewebe.      Das  Auftragen  der  Farbe 


Fig.  222. 


erfolgt  durch  Bürsten  »,  welche 
zwischen  Scheiben  rotiren,  wobei 
die  Bürsten  ♦  mit  grosser  Geschwin- 
digkeit in  gleichem  oder  entgegen- 
gesetztem Sinne  wie  die  auf  dem 
zu  bedruckenden  Stoff  rollenden 
Scheiben  sich  drehen.  Die  Bürsten 
und  Scheiben  sind  mit  ihren  Farb- 
werken und  Differentialantrieb  auf 
einem  quer  in  der  Maschine  liegen- 
den Schlitten  angeordnet  und  können 
zu  einander  durch  eine  rechts-  und 
linksgängige  Schraubenspindel  in 
Längenrichtung  der  unter  den  Bür- 
sten angeordneten  Walzen  j  verstellt 
werden.  Vor  den  Bürsten  %  und 
Walzen  j  sind  verstellbare  Supporte 


Gespinnstfasern,  Bleichen,  Färben,  Drucken.  509 

g  mit  Führungsleisten  h  angeordnet,   welche  zur   seitlichen  Spannung   und 
Führung  des  Stoffes  dienen  (D.  P.  36430). 

Eine  von  Waldbaob  in  Stuttgart  construirte  Schleudermaschine 
zum  Bleichen,  Waschen,  Färben,  Trocknen  und  Imprägniren  in  ununter- 
brochener Folge  hat  eine  Trommel,  deren  Schlussdeckel  in  derselben  derart 
geführt  wird,  dass  er  in  Folge  des  Bestrebens,  gegen  die  in  Bewegung  be* 
findliche  Trommel  zurückzubleiben,  auf  das  Material  selbstthätig  nieder- 
gepresst  wird,  und  dieses  um  so  mehr  zusammendrückt  und  eine  Ver- 
schiebung der  Stoffe  an  die  Aussenwand  der  Trommel,  sowie  ein  zu  leichtes 
Passiren  der  Flüssigkeit  verhindert,  je  rascher  die  Trommel  läuft  (D.  P.  38875). 

4.  Appretar. 

Ein  Appreturmittel  für  rohe  Seide  von  J.  I.  Giraud  in  Lyon 
ist  nach  dem  Engl.  P.  8402,  1886,  zusammengesetzt,  pro  Liter:  20  g  Japan- 
wachs, Alaun,  Wallrat  und  Glycerin,  in  Wasser  gelöst. 

Gbbb.  Dbpoullt  in  Paris  und  C.  Gabnibb  &  Yolard  in  Lyon  haben 
eine  Neuerung  an  dem  Verfahren,  Gewebe  durch  partielle  Contraction  ihrer 
Faden  zu  mustern,*)  angebracht.  Um  auf  den  Geweben  „weiche  Beulen" 
oder  Bossirungen  zu  erhalten,  werden  die  früher  angegebenen  alkalischen 
Bäder  durch  saure,  am  besten  durch  Schwefelsäure  von  49  bis  51°  B.,  zur 
Erzielung  harter  Beulen  oder  Bossirungen  durch  Schwefelsäure  von  52  bis 
66 <»  B.,  ersetzt.  Die  Einwirkung  der  sauren  sowol  wie  der  alkalischen 
Bäder  kann  auf  längere  Zeit  (5—10  Minuten)  ausgedehnt  werden,  wenn  die 
Bäder  eine  Temperatur  von  ungeföhr  0°  besitzen.    (D.  P.  37658.) 

Jos.  GiBBiNo  in  Elsterberg.  Maschine  für  continuirliche  Nass-  und 
Trockendecatur  (D."  P.  36978). 

Fb.  Schmalbbin  in  Köln.  Verfahren  und  Apparat  zum  Geschmeidig- 
machen von  Geweben  (D.  P.  36120). 

PuMABiBGA  in  Aviles,  Asturien.  Verfahren  der  Herstellung  von  me- 
tallisirtem  Garn.  Die  Gespinnstfasern  werden  in  einem  Bade,  das  aus 
einer  innigen  Mischung  von  Metallpulver  oder  Metalloxyden  und  Gummilösung 
besteht,  zu  Garn  gedreht,  wodurch  die  metallischen  Teile  auf  dem  Faden 
zurückgehalten  werden  (D.  P.  37063). 

um  Gewebe  wasserdicht  zu  machen,  werden  dieselben  nach 
Et.  Ghbvallot  in  Bordeaux  (D.  P.  37065)  in  eine  Mischung  von  Käsekalk. 
Seife  und  Wasser  getaucht  und  nachdem  sie  genügend  imprägnirt  sind, 
ausgerungen.  Durch  Eintauchen  der  Gewebe  in  eine  auf  50  bis  60°  C. 
erwärmte  Lösung  von  essigsaurer  Thonerde  wird  der  Käsekalk  unlöslich 
gemacht  und  gleichzeitig  unlösliche  Thonerdeseife  gebildet,  welche  durch 
dea  Käsekalk  auf  der  Faser  fixirt  wird.  Zum  Schluss  werden  die  Gewebe 
einen  Augenblick  in  fast  kochendes  Wasser  getaucht,  getrocknet  und 
gebügelt. 

1)  TechD.-GheiiL  Jahrb.  7,  S.  464. 


510  Papier. 

XLII.  Papier. 


Allgemeliies«  Wibsnbr,  Mitteilungen  über  den  Papyrus  Erzherzog 
Rainer,  Pap.-Z.  1886,  1456.  Die  Papiere  sind  aus  Hadern  bereitete,  ge- 
filzte oder  geschöpfte  Fabrikate,  die  dureh  Stärkekleisterleimung  beschreibbar 
gemacht  und  mit  Stärke  gefüllt  sind.  Dieselben  stammen  frühestens  aus 
dem  8.  bis  9.  Jahrhundert  n.  Chr. 

Fbank,  Sägespäne  und  Cellulose  als  Viehfutter,  Pap.  Z.  1886,  541. 

Eigensehaften  luid  Prfiftuigr.  H.  Fockb,  Arcb.  d.  Pharm.  1886 
S.  609,  mikroskopische  Untersuchung  des  Papieres. 

Schädliche  Verbindungen  des  Chlors  oder  Schwefels  bewirken,  dass 
mit  Blattmetall  oder  Silber  belegtes  Papier  bräunlich  bezw.  gelb  wird,  oder 
dass  in  solchem  Papier  verpackte  Blattmetalle  etc.  sich  verßirben.  Katser 
prüft  deshalb  die  Papiere  auf  das  Vorhandensein  dieser  Verbindungen,  Ind. 
Bl.  1886,  357,  indem  er  zwischen  einige  Blätter  des  Papieres  oder  Spal- 
tungsstücke von  Carton  ein  Stückchen  Blattsilber  bringt  und  das  Ganze  V2 
Stunde  hindurch  einem  Wasserdampfstral  aussetzt.  Das  Blattsilber  darf  dann 
keine  gelbliche  bis  bräunliche  Färbung  annehmen,  sondern  muss  unverändert 
weiss  bleiben. 

lieber  die  Ursache  des  Vergilbens  von  Strohstoff  macht  LBPrtB», 
Pap.  Z.  1886,  282,  Angaben.  Die  sich  beim  Kochen  von  Stroh  mit  alka- 
lischen Laugen  bildende  braune  Flüssigkeit  enthält  Farbstoffe,  die  sich  wie 
organische  Säuren  verhalten.  Es  empfiehlt  sich,  die  Lauge  aus  dem  ge- 
kochten Stroh  möglichst  vollständig  auszuwaschen,  ehe  man  Säure  zusetzt 
oder  bleicht,  da  Säuren  wie  auch  Chlor  den  Farbstoff  niederschlagen.  Chlor 
verbindet  sich  mit  den  Farbstoffen  zunächst  und  zersetzt  sie  erst  bei  grös- 
serem Ueberschuss  zu  farblosen  Producten.  Das  gut  gekochte  und  ge- 
waschene Stroh  hat  noch  einen  gelblich  braunen  Ton.  Derselbe  rührt  von 
einem  Farbstoff  her,  der  gegen  Säuren,  Alkalien  und  die  gebräuchlicheren 
Lösungsmittel  indifferent  ist,  jedoch  von  sauerstoffentwickelnden  Mitteln  ent- 
erbt wird.  Die  Wirkung  zeigt  besonders  freies  Chlor,  schwächer  chlor- 
saures Kalium,  Salpetersäure,  Wasserstoffsuperoxyd.  Die  durch  den  Bleich- 
process  bewirkte  Enterbung  hält  sich  jedoch  nur,  wenn  der  Strohstoff  luft- 
trocken vor  der  Einwirkung  von  Licht  und  Wärme  bewahrt  bleibt.  —  Aus 
dem  weiss  gebleichten  Strohstoff  lassen  sich  mit  verdünnten  Alkalien  von 
neuem  Farbstoffe  ausziehen,  welche  durch  Säure  ausgefällt  werden.  Wird 
der  so  mit  Alkali  behandelte  und  hierdurch  röthlich  grau  gewordene  Stoff 
von  neuem  mit  Chlor  gebleicht,  so  wird  der  Stoff  rein  weiss  und  vergilbt 
nicht  mehr.  Es  ergiebt  sich  hieraus  zur  Vermeidung  des  Vergilbens  von 
Strohstoff  folgende  Vorschrift:  Man  muss  den  Stoff  nach  dem  Kochen  mit 
Alkalien  gut  auswaschen,  ihn  bleichen,  ansäuern,  waschen,  mit  Sodalosung 
in  einiger  Wärme  digeriren,  auslaugen  und  nochmals  mit  wenig  Chlor 
bleichen. 


Papier.  511 

Eingehende  Versuche  über  das  rasche  Vergilben  des  Papieres  sind  von 
Wbskbb,  Diügl.  86I9  386,  angestellt.  Das  rasch  eintretende  Vergilben  des 
Holzschliffpapieres  findet  im  Licht  und  bei  Gegenwart  Ton  Luft  statt  und 
ist  ein  durch  das  Licht  bedingter  Oxydationsprocess.  Die  Vergilbung  wird 
durch  Feuchtigkeit  sehr  begünstigt.  Im  Gaslicht  tritt  die  Vergilbung  lang- 
sam ein.  In  dem  Holzschliff  kommen  neben  Cellulose  die  sogenannten  incrusti- 
renden  Substanzen  Tor,  unter  welchen  Vanillin,  Coniferin,  femer  eine  durch 
Salzsäure  sich  gelbfilrbende,  nicht  näher  bekannte  Substanz  und  mehrere 
Oummiarten  nie  fehlen.  Das  Vanillin,  welches  die  sogenannten  Holzstoff- 
reactionen  bedingt,  ist  am  sichersten  durch  Phloroglucin  und  Salzsäure,  das 
Coniferin  durch  ein  Gemenge  Yon  Phenol,  Salzsäure  und  chlorsaurem  Ka- 
Bnm  nachzuweisen,  welche  Reagentien  das  Coniferin  durch  eine  besonders 
im  Sonnenlichte  stark  hervortretende  Blaufärbung  zu  erkennen  geben.  Im 
Lichte  werden  Coniferin  gänzlich,  Vanillin  zum  grossten  Teil  zerstört,  die 
durch  Salzsäure  sich  gelb  förbende  Substanz  bleibt  erhalten,  während  die 
Stärke  abnimmt.  Das  am  Lichte  vergilbte  Papier  wird  durch  Kalilauge 
stark. braun.  V7eder  durch  Wasser,  noch  durch  Aether  und  Alkohol  lässt 
sich  ein  vergilbtes  Papier  entförben.  Da  es  die  Bestandteile  der  verholzten 
Zrilwand  sind,  welche  das  Vergilben  hervorbringen,  so  tritt  dieses  nicht 
bei  chemisch  bereitetem  Holzstoff  (Cellulose)  -Papier  und  bei  reinem  Hader- 
papier ein,  während  aus  Juteabfiillen  bereitete  Papiere  und  Strohstoff,  der 
nicht  vollständig  gebleicht  ist,  vergilben.  Die  kleinen  Mengen  von  Am- 
moniak in  der  Atmosphäre  scheinen  keinen  Einfluss  auf  die  Holzschliff- 
papiere auszuüben,  obwol  Ammoniakdämpfe  das  HolzschKffpapier  sofort 
Ärben.  Die  Färbung  verliert  sich  aber  an  der  Luft  und  rascher  in  Essig- 
sänredämpfen.  Nach  Verf.  soll  man  in  Bibliotheken  abgedämpftes  Tages- 
licht oder  Gaslicht  anwenden,  dagegen  z.  B.  elektrisches  Licht  ausschliessen. 

Gegen  diese  Schlüsse  wendet  sich  Wurster,  Pap.  Z.  1886,  S.  1756. 
Dem  Vergilben  sind  nach  ihm  die  vegetabilisch  geleimten  und  die  incrusti- 
rende  Substanzen  enthaltenden  Papiere  ausgesetzt,  tierisch  geleimtes  Papier 
trotz  der  zugleich  vorhandenen  vegetabilischen  Leimung  wenig,  weil  der 
Sauerstoff  der  Luft  nicht  durch  die  Schicht  des  animalischen  Leimes  dringt. 
Jedes  der  Aufbewahrung  würdige  Buch  wird  deshalb  schon  seit  Jahren  auf 
holzschlifffreies  Papier  gedruckt.  —  Gasflammen  in  Bibliotheken  anzuwen- 
den, empfiehlt  sich  nicht,  weil  dieselben  beim  Brennen  Salpetrigsäure  und 
üntersalpetersäure,  teilweis  auch  Schwefligsäure  und  Schwefelsäure  ent- 
^ckeln,  und  diese  auf  die  Cellulose  und  Stärke  einwirken  und  sie  in 
Dextrin  und  Zucker  umwandeln. 

Hbrzbbrg,  Pap.  Z.  1886,  1692  tritt  den  WiESNBR'schen  Schlüssen  in- 
sofern entgegen,  als  nach  ihm  das  Vergilben  auch  im  Dunkeln  stattfindet, 
jedoch  langsamer  als  bei  Belichtung.  Die  Vergilbung  wird  nach  Verf.  durch 
Wärme  sehr  beschleunigt. 

Nach  Boy,  Mon.  de  la  papeterie  fran^aise,  Pap.  Z.  1886,  1519  kann 
<la8  Vergilben  des  Papieres  auch  davon  herrühren,    dass   zum  Bläuen  nicht 


512  Papier. 

echte  Farben,  sondern  Anilinfarben  verwendet  werden,  die  im  Lichte  schnell 
ausbleichen  und  dann  die  natürliche  gelbe  Farbe  wieder  hervortreten  lassen. 

Reese  in  Berlin,  D.  P.  37577,  Festigkeitsprufer  für  Papier. 

Mabtbns,  Grundsätze  für  die  Construction  ven  Festigkeitsprüfungs- 
apparaten für  Papier,  Pap.  Z.  1886,  1355. 

Zellstoffbereitnng  mit  Alkalien  und  SohwefelallLalien.  Rbid,  Her- 
stellung von  Holzzellstoff  mit  Natron.    Journ.  soc.  ehem.  ind.  1886,  273. 

Bei  dem  Verfahren  von  J.  Ubbrtin  in  Bastia  (Corsica)  (D.  P.  37218) 
werden  Holzfasern,  Stroh,  Lumpen  u.  s.  w.  mit  einer  Mischung  von  2*27  Tin. 
Kalkhydrat,  94*16  Tln.  Wasser  und  337  Tln.  Kochsalz  behandelt,  um  die 
harzigen  und  fettigen  Bestandteile  auszuziehen  und  eine  gewisse  Bleichung 
zu  erzielen.  Das  passend  zerkleinerte  Stroh  oder  Holz  wird  in  die  Lauge 
gebracht  und  darin  mit  hölzernen  Gabeln  umgerührt.  Die  Masse  wird  dann 
im  Holländer  weiter  zerkleinert  und  dabei  ausgelaugt,  hierauf  gebleicht, 
ausgewaschen  und  mit  Antichlor  behandelt. 

Dahl  in  Danzig  gewinnt  Zellstoff  aus  Holz,  Stroh  u.  dergl.  mittelst 
eines  Gemenges  von  schwefelsaurem  und  kohlensaurem  Natrium,  Scfawefei- 
natrium  und  Aetznatron,  Oesterr.  P.  vom  19.  October  1884. 

Klbuüb  in  Münden  und  Kibchnbr  in  Frankfurt  a.  M.  haben  ein  Ver- 
fahren zum  Zerfasern  und  Reinigen  von  Zellstoffen  angegeben.  (D.  P. 
36473.)  Die  zuvor  gekochten  Materialien  werden  in  einem  Kasten  durch 
einen  schnell  rotirenden  Quirl,  unter  Ganzerhaltung  der  Aeste  u.  dergl.,  in 
Flocken  oder  einen  dicken  Brei  vorzerfasert,  sodann  durch  ein  unter  Wasser 
befindliches  Rührwerk  weiter  zerkleinert,  durch  Wasserauftrieb  mittelst  Spritz- 
röhren von  den  ganz  gebliebenen  Teilen  befreit,  durch  Waschtrommeln  ge- 
reinigt, durch  Rechenwalze  und  Grundrechen  fertig  zerfasert,  verdünnt  und 
wieder  durch  Wasserauftrieb  gereinigt,  um  schliesslich  nochmals  durch  im 
Stofflauf  angeordnete  Waschtrommeln  gewaschen  zu  werden. 

Zellstoifbereitnng  mit  Sulfiten,  Kbaut,  Pap.  Z.  1886,  1419  hat 
Versuche  über  die  Zusammensetzung  der  Lösungen  von  saurem  schwef- 
ligsaurem Kalk  gemacht.  Nach  Mitscheblich  bereitete  Laugen  hatten 
ein  spec.  Gewicht  von  1*042  bis  1059  und  enthielten  in  10  cbcm  0*3776 
bis  0*5456  SO^  und  0  1485  bis  0*2070  CaO.  Danach  berechnet  sich,  dass  in  den 
Laugen  auf  100  Tle.  Kalk  254  bis  263  Tle.  Schwefligs&ure  vorhanden,  dem- 
nach die  Hauptmenge  als  saurer  schwefligsaurer  Kalk  und  nur  11  bis  15  Tle. 
als  freie  Schwefligsäure  in  Lösimg  sind.  Lösungen  über  1*050  enthalten 
mehr  freie  Schwefligsäure,  doch  werden  solche  Lösungen  bei  Darstellung  von 
Cellulose  nach  Mitschbblicb^s  Verfahren  nicht  angewendet.  Tilgbha» 
wendete  zur  Herstellung  von  Papiermaterial  aus  Holz  Lösungen  von  schwef- 
ligsaurem Kalk  in  wässeriger  Schwefligsäure  an.  Die  nach  ihm  bereiteten 
Lösungen  enthalten  etwas  mehr  freie  Schwefligsäure.  Die  Pap.  Z.  macht 
hierzu  die  mit  Vorstehendem  in  Widerspruch  stehende  Bemerkung:  «Die 
Fabrikanten  bemühen  sich.  Laugen  herzustellen,  welche  möglichst  viel  freie 
Schwefligsäure   und   nur   soviel  Kalk    enthalten,   als   nach   ihrer  Erfahrung 


Papier. 


513 


noti^  ist,  weil  die  an  Kalk  gebundene  Schwefligsäure  in  Form  von  ein&ch 
schwefligsaurem  Kalk  unwirksam  ist.*' 

Nach  Frank,  Pap.  Z.  1886,  1556  und  1755  ist  bei  Bereitung  der 
Lauge  far  den  Sulfitprocess  darauf  zu  achten,  dass  die  Bildung  von  Schwefel- 
saure beim  Verbrennen  des  Schwefels  oder  Rösten  des  Kieses  möglichst  yer- 
mieden  wird.  Die  zuweilen  behauptete  Bildung  von  Unterschwefligsäure 
oder  andern  Polythionsäuren  beim  Betriebe  der  Turme  tritt  nach  Verf. 
gamicht  ein. 

Ritter  und  Kbllnbr  in  Gorz  (V.  St.  P.  329214,  829215)  stellen  Sul- 
fitstoff vorzugsweise  mit  einem  Doppelsalz  von  schwefligsaurer  Kalk-Mag- 
nesia her,  worin  etwa  drei  Mol.  Schwefligsäure  auf  ein  Mol.  Basis  kommen. 
Bei  dem  Verfahren  wird  das  Auflosen  und  das  Bleichen  der  Faser  getrennt 
vorgenommen.  Das  Holz  wird  erst  mit  zweimal  gebrauchter  Kochflüssigkeit, 
dann  mit  einmal  gebrauchter  und  hierauf  mit  frischer  Kochflussigkeit 
gekocht.  Vor  der  Erhitzung  presst  man  Schwefligsäure  so  langsam  ein,  bis 
ein  Druck  von  wenigstens  2  Atm.  erreicht  ist.  Dann  erst  wird  entweder 
Dampf  oder  mit  Schwefligsäure  gemischter  Dampf  eingeleitet,  bis  die  Span- 
nung 3  bis  5  Atm.  erreicht   hat.     Im   ersten  Stadium  erfolgt  das  Auflösen 


des  Holzes,  im  zweiten  das  Bleichen  der 
Faser.  Der  Kochprocess  dauert  etwa  14  bis 
IS  Stunden.     (Pap.  Z.  1886,  250,  898.) 

Zellstoffkocher.  Zur  Herstellung  von 
Zellstoff  aus  Holz  oder  dergl.  verwendet 
Hbssb  in  Zellwald  bei  Siebenlebn,  Sachsen, 
nach  D.  P.  35854  einen  Kocher,  welcher  mit 
einem  Quetschwerk  und  einer  Zerfaserungs- 
maschine  in  directer  Verbindung  steht,  so  dass 
das  unter  Dampfdruck  in  üblicher  Weise  ge- 
kochte und  darauf  durch  ein  Gemisch  von 
hochgespanntem  Dampf  und  heisser  Luft  voll- 
kommen aufgeschlossene  Holz  sofort  unter 
Dampfdruck  zerquetscht  und  darauf  zu  einer 
dickbreiigen  Masse  zerfasert  werden  kann. 

Um  trotz  der  Flüssigkeitsvermehrung, 
welche  bei  der  Beheizung  von  Zellstoff- 
ko ehern  durch  injicirten  Dampf  eintritt,  das 
vollständige  Ausfüllen  des  Kochers  mit  zer- 
kleinertem Holz  und  mit  Lauge  zu  ermög- 
lichen, und  gleichzeitig  auch  Mittel  zu  schaffen, 
^^  das  aus  Galciumbisulfitlauge  herausfallende 
Calciummonosulfit  aus  der  circulirenden  Lauge 
entfernen  zu  können,  ist  bei  dem  Zellstofi*- 
kocher  von  Rodkl  in  Kienberg  (Böhmen),  D. 
^'  38483,  oberhalb  des  Kochers  Ä  ein  Reser- 
Biedermann,  Jahrb.  IX. 


Fis.228. 


514 


Papier. 


voir  JE  angeordnet,  in  welches  die  Lauge  aus  dem  tiefsten  Teil  des  Kochers 
durch  Rohr  B  mittelst  einer  Dampfstralpumpe  F  eingeführt  wird,  um  durch 
Bohr  C  wieder  in  den  höchsten  Teil  des  Kochers  zurückzufliessen.  Damit 
das  aus  der  Bisulfitlauge  sich  ausscheidende  Monosulfit  in  dem  Reservoir  J? 
zurückgehalten  werde,  ist  in  letzterem  eine  Anzahl  niedriger  Querwände  e 
angeordnet.  Um  in  beiden  Behältern  gleichen  Dampfdruck  zu  haben,  sind 
die  Dampfräume  derselben  durch  ein  Rohr  D  verbunden. 

A.  Mc  DouGALL  in  Penrith  (E.  P.  4569/1885)  bringt  zwischen  dem 
Eisen-  oder  Stahlmantel  und  dem  inneren  Bleibelag  des  Kochers  eine 
elastische  oder  nachgiebige  Packung  an,  die  aus  Kautschuk,  Filz,  Kork  oder 
dergl.  besteht.  Der  Mantel  wird  dann  aus  mit  Flantschen  versehenen  und 
mit  Bolzen  zu    verbindenden  Teilen  über  der   Packung  zusammengesetzt 

Bei  dem  Papierzeugkocher  von  Springer  in  Boston  (D.  P.  35112)  sind 
die  einzelnen,  das  Futter  bildenden  Bleiplatten  an  den  Fugen  mit  Blei- 
streifen überdeckt,  welche  ihrerseits  durch  mit  verbleiten  Knöpfen  versehene 
Bolzen  mit  dem  Futter  und  der  Wandung  verbunden  sind.  Die  Fugen  sind 
ausserdem  noch  mit  Asbestpackungen  verschlossen. 

Der  Papiwstoffkocher  von  Ball  in  New- York  (D.  P.  36976)  hat  fol- 
gende Einrichtung.    Das  Bleifutter  B  wird  durch  Stehbolzen  F  mit  Zwischen- 


Fig.224. 


2J 


/^^ 


ringen  in  einem  bestimmten 
Abstand  von  der  Kesselwand 
J.  gehalten.  Von  dem  Dampf- 
rohr D  aus,  durch  weldies 
der  Inhalt  des  Kochers  er- 
wärmt wird,  führt  ein  Zweig- 
rohr in  den  Raum  zwischen 
Futter  und  Kessel,  so  dass 
innerhalb  und  ausserhalb  des 
Futters      derselbe      Druck 
herrscht.      Um    Undichtig- 
keiten im  Futter  sofort  be- 
merkbar   zu  machen,   sind 
die  Drähte  I  einer   elektri- 
schj&nBatterie  J^  in  den  Raum 
zwischen  Kessel  und  Futter 
geleitet.    Bei  eintretender  Undichtigkeit  wird  das  in  dem  Zwischenraum  ent- 
haltene Condensationswasser  angesäuert  und  dadurch  elektrisch  leitend;  der 
elektrische  Strom  wird  geschlossen  und   ein  Läutewerk  L  in  Gang  gesetzt 
Zerfasern  von  HoLe  und  Xaimpeiiy    HeUäiider«    DiNOLBR'sche  Ma- 
schinenfabrik in  Zweibrücken.    Holzraspaltrommel.    (D.  P.  35142,) 
Bradford  in  Dundee.    Lumpenschnaider.    (D.  P.  38097.) 
HeNSBLnio   in   Delligsen   bei  Alfeld.    Circularstampfweik   zur  Papier- 
fabrikation.   (D.  P.  36468,  3.  Zus.  zu  D.  P.  25509. 


f 


Papier.  515 

Brüdbr  Ved^hb  in  Pont-de-Labeaume,  Ardeche.  Holländer -Gnind- 
werk.    (D.  P.  36465.) 

Vebbirigtb  Wbbkbtättbh  zom  Brudbbhaus  in  Reutlingen.    Gentrifngal- 
Sortirmaschine  für  Holz-  und  Papierstoff.   (D.  P.  36322,  Zus.  zu  D.  P.  31162.) 
Ktll    in    Döbeln.      Doppelt    rotirender    Sortirapparat    für    Holzstoff*. 
(D.  P.  38480.) 

Papier  ans  Tor£.  Klbhib  in  Linden,  D.  P.  37547,  Torfentrindungs^ 
maschine  zur  Gewinnung  des  im  Torf  befindlichen  Riedgrases  für  Papier- 
und  Pappenfabrikation.  Derselbe  hat  auch  eine  Spölmaachiue  för  Torf- 
ft^m  und  Papierstoff  (D.  P.  35900)  angegeben. 

Pi^iermaseliiiieii.  Kittner  in  Banzen.  Selbstthatige  Reguliruug 
des  Wassergehaltes  des  Stoffes  für  Papiermaschinen  (D.  P.  36853). 

Barbbs  in  London.     Zeugkasten  für  Papiermaschinen  (D.  P.  38066). 
Mall  ART  in  London.     Filzwasch  er  an  Papiermaschinen  (D.  P.  38099). 
Flinscb  in  Offenbach  a.  M.     Pneumatische    Zugwalze   zum  Transport 
ttm.  Papier  und  Geweben  in  Bogen  oder  endlosen  Bahnen  (D.  P.  37757). 

Rössel  und  Craoin  in  Pen  Yan,  New- York.  Knotenfiinger  für  Papier* 
zeug  (D.  P.  38607). 

RoBCKNSK  in  Tynemouth.     Knotenftnger  (D.  P.  37627). 
Eschbr,   Wtss  &  Co.   in  Zürich.     Schütteleinrichtungen   für  Platten- 
knotenßnger  mit  selbstthätiger  Reinigung  (D.  P.  36817). 

Trooknen  Ton  Papier*  Kbidbl.  Trocken-Anlage  der  Papier-  und 
Pappenfabrikation  (Pap.  Z.  1886,  504). 

Pei^amentpapier*  Kolbtzkt.  Pergamentpapier  (Pap.  Z.  1886,355). 
fWscH  in  Prag  beschreibt  im  D.  P.  36159  Abänderungen  der  ihm  unter 
No.  29395  patentirten  Maschine  zur  Herstellung  von  Pergamentpapier.*) 

Bmntpapier,  Imprftgniren  Ton  Papier^  Papierercengnisse.  H.  Car- 
MicBABL  (V.  St.  P.  342175)  stellt  wasserdichtes  Papier  her,  indem  er 
Leinöl  an  der  Luft  zu  Syrup  einkocht  und  dann  Papier  durch  das  auf 
140«  erhitzte  Oel  zieht.  Das  durch  Kratzer  vom  üeberschuss  des  Oeles 
befreite  Papier  geht  zwischen  auf  100  *»  erhitzte  Walzen  hindurch,  wobei 
sich  das  Oel  weiter  oxydirt  und  trocknet. 

Zur  Herstellung  von  Paus-,  Umdruck-  und  üeberdruckpapier 
wird  von  J.  Leidl  in  Nürnberg  (D.  P.  38479)  feines  ungeleimtes  FÜess- 
wler  Seidenpapier  verwendet.  Abwechselnd  werden  beide  Seiten  des 
letzteren  auf  einen  nnt  gekochtem  Leinöl  eingewalzten  Stein  gelegt  und 
durch  die  Presöe  gezogen  und  das  Papier  hierauf  in  halbtrockenem  Zustande 
a^f  beiden  Seiten  mit  einem  Gemisch  aus  2  Teilen  einer  Losung  von 
Copalharz  oder  Bernstein  in  Leinölfirniss  (sog;  englischem  Siocativ-Kutschen- 
lack)  und  1  Teil  reinen  geruchlosen  Terpentins  bestrichen,  wonach  das  so 
priparirte  Papier  mit  Seifenwasser  und  dann  reinem  Wasser  abgewasbheri, 
«rf  einem  reinen  Stein  durch  die  Presse  und  durch  ©^^^  Satinirtnaschine 
gezogen  wird. 

»)  Techii.-chem.  Jahrb.  7,  S.  488. 


516 


Papier.     Photographie. 


Zur  Herstellung  von  Zeichen-  und  Schreibpapier,  welches 
wiederholt  abgewaschen  werden  kann,  verfahren  Diem  &  Obbrhaenslt  nach 
D.  P.  85310  wie  folgt.  Papier  wird  mit  Leim,  dem  ein  fein  pulverisirter 
unorganischer  Körper,  wie  -^nkweiss,  Kreide,  Talk,  Schwerspath,  sowie 
die  für  das  Papier  gewünschte  Farbe  beigegeben  wird,  leicht  grundirt. 
Sodann  wird  das  so  behandelte  Papier  mit  Wasserglas,  dem  kleine  Mengen 
Magnesia  beigefugt  werden,  überzogen  oder  in  die  Mischung  eingetaucht 
und  etwa  10  Tage  bei  einer  Temperatur  von  circa  25  ®  C.  getrocknet. 

WiESNBR  in  Breslau  stellt  nach  D.  P.  35309  Papierstuck  her, 
indem  eine  Papier-  oder  Leinwandlage  leicht  in  die  Matritze  gepresst, 
sodann  mit  einer  Mischung  aus  bestem  flüssigem  Leim,  Gyps,  Schlämm- 
kreide, etwas  Siccativ  und  einige  Tropfen  Schwefelsäure  bestrichen,  mit 
einer  weiteren  Papierlage  bedeckt,  durch  Pressung  mit  letzterer  verbunden, 
wieder  mit  der  Mischung  bestrichen  und  nochmals  gepresst  wird,  bis  die 
erforderliche  Dicke  erreicht  ist.  Die  so  hergestellten  Pressstücke  werden 
noch  je  nach  dem  Gebrauchszweck  einem  weiteren  Appreturverfahren  unter- 
worfen. Arthor  Lehmann. 

Statistik. 

Im  Deutschen  Reich  betrug  in  metr.  Centnern  ausgedrückt 


—                                         - 

im  Jahre  1886  die 

Im  Jahre  1885  die 

Waarengattung 

Einfahr 

Ausfuhr 

Einfuhr 

Aurfiihr 

an  Holzstoff,  Strohstoff  u.  s.  w.    .     . 

74  939 

350  195 

64  559 

3Ö2  378 

„   grauem  Löschpapier,  Packpapier  . 

8199 

146  165 

8  783 

128696 

„  Pappen  mit  Ausnahme  von  Asbest-, 

Dach-  und  Asphaitpappen,  Papier- 

machemasse und  P^essspäne    .    . 

7  581 

134  659 

8,675 

135  289 

„   Schreib-,  Druck-   und  Zeichenpa- 

pier aller  Art,  Papier  föt  schrift- 

iche  Ausfüllungen  vorgerichtet    . 

13  919 

247  561 

14  088 

236462 

y,   Papiertapeten 

1433' 

24  880 

1227 

24288 

XLm.  Photographie. 

Ortlioclironiatische  Photographie,  Sensibilisatoren.  Die  Photographie 
von  farbigen  Gegenstanden  in  den  richtigen  Tonverhältnissen  ^)  hat  einen 
bedeutenden  Aufschwung  genommen.  Einen  deutlichen  Beweis  davon  lieferte 
die  naturwissenschaftlich-photographische  Ausstellung  in  der  Kunstakademie 
zu  Berlin  gelegentlich  der  59,  Naturforscher- Vers.  (Phot.  Mitt.  2>9,  171),  8,n( 
welcher  Bilder  und  Negative  von  Obbrnbttbr  und  von  Schutzbbrobb,  Row- 
LAND^sche  und  HASSBi^BBRo^sche  Spectren,  Yoobl^s  vergleichende  Negative 
und  V.  GoTHABD^sche  Planeten-Aufnahmen  die  Leistungsföhigkeit  der  färben- 
empfindlichen  Verfahren  auf  das  Sprechendste  zur  Darstellung  brachten. 

»)  Vergl.  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  442. 


r 


Photographie.  517 


Edbr's  ausführliche  Untersuchungen  aber  die  Wirkung  verschiedener 
Farbstoffe  auf  Bromsilbergelatine  (Phot  Corr.  2S,  146  u.  574)  haben  nach 
VoOBL,  Phot.  Mitt.  28^  1,  die  Richtigkeit  des  VooBL'chen  Princips,  anstatt, 
wie  beabsichtigt,  zu  erschüttern,  unzweifelhaft  erhärtet  Aus  den  EosR^schen  Ver- 
soeben  ergiebt  sich  folgendes  Gesetz  für  die  sensibilisirende  Wirkung  der  Farb- 
stoffe auf  Bromsilber:  „Viele  Farbstoffe  ¥rirken  auf  BromsUber  (oder  AgCl) 
sensibilisirend,  wobei  die  Empfindlichkeitssteigerung  gegen  farbiges  Licht 
durch  das  Absorptionsvermögen  der  Farbstoffe  gegen  das  Licht  bestimmt 
wird.  Jene  Lichtstralen,  welche  das  geßLrbte  Bromsilber  absorbirt,  besitzen 
dieselbe  Wellenlänge,  wie  jene,  fdr  welche  das  senslbilisirte  (geübte)  Brom- 
silber die  gesteigerte  photographische  Empfindlichkeit  zeigt.  Ein  schmales 
oder  breites  Band  der  Absorption  giebt  ein  ebensolches  bei  der  Sensibilisi- 
nmg.  Durch  gewisse  Farbstoffe  (z.  B.  Naphtolblau  =  Indophenol)  kann  die 
Empfindlichkeit  der  Bromsilbergelatine  fdr  die  Lichtstralen  von  längerer 
Wellenlänge  so  gesteigert  werden,  dass  sie  vom  äussersten  Rot  sich  ohne 
Unterbrechung  durch  das  ganze  Spectrum  bis  weit  in^s  Ultraviolet  erstreckt, 
wie  es  denn  eine  sehr  allgemeine  Eigenschaft  der  Farbstoffe  ist,  auf  Brom- 
^Iber  (oder  AgGl)  sensibilisirend  zu  wirken,  d.  h.  die  Empfindlichkeit  far 
gewisse  Farben  des  Sonnenspectrums  zu  erhöhen,  gegen  welche  ungefärbtes 
Bromsilber  nicht  oder  nur  wenig  empfindlich  ist  Mallmand  und  Scouk 
(Phot  Corr.  28,  135,  207,  322,  372  u.  589)  haben  die  bei  dem  ortho- 
cbromatischen  Verfahren  gebräuchlichen  Sensibilisatoren  untersucht.  Unter 
Benutzung  der  von  Wrrr  gegebenen  Anleitung  zur  Untersuchung  von  Farb- 
stoffen haben  sie  u.  a.  die  Zusammensetzung  des  von  Yogel  seit  zwei 
Jahren  als  orthochromatischer  Sensibilisator  angegebenen  Azalins  gefunden. 
VoG£L  (Phot  Mitt  28,  100)  selbst  giebt  an>  dass  dasselbe  ein  Gemisch  des 
luurh  JAccmsBNS  (D.  P.  19306)  dargestellten  Ghinolinrots  und  von  Gyanin 
ist  Die  Herstellung  solcher  orthochromatischer  Platten  und  überhaupt 
Emulsionen  bildet  dön  Oegenstand  des  Engl.  P.  7963/1886  und  des  D.  P. 
39779  von  Voobl.  Die  zur  Ru-benempfindlichmachung  dienende  Azalinlösung 
hesteht  gewöhnlich  aus  2  bis  4  cbcm  einer  Lösung  von  Chlnollnrot  in  Wein- 
geist (1 :  500),  5  Tropfen  einer  Lösung  von  Gyanin  (1  :  500),  100  cbcm 
Wasser,  1  cbcm  Ammoniak. 

Die  nach  dem  JAconsBM'schen  Patente  19306  dargestellten  Ghinolin- 
^rbstoffe*)  haben  sich  ihrer  überaus  grossen  Lichtempfindlichkeit  wegen  in 
der  Färberei  nicht  bewährt;  aber  grade  diese  Lichtempfindlichkeit 
spielt  in  der  optischen  Sensibilisation  eine  sehr  grosse  Rolle.  Je  licht- 
empfindlicher eine  Farbe  und  je  kräftiger  die  dadurch  ausgeübte  Absorption, 
desto  kräftiger  ist  auch  ihre  Wirkung  als  optischer  Sensibilisator.  Sehr 
^t  hat  sich  eine  Mischung  von  Azalin  und  Erythrosin,  einem  Salze  des 
Tetrajodfluoresceins,  als  solcher  bewährt.  (Vergl.  auch  Phot,  Mitt.  28, 144.)  Die 
^on  ScHiBBDL   (Phot.  Gorr.  28,  1,  263  d.  553)    über   die   sensibilisirenden 

^)  TechQ.-chem.  Jahrb.  6,  S.  497  u.  6,  S.  458. 


518  Photographie. 

'  Farbstoffe  und  die  Theorie  der  gesteigerten  Farbenempfindlichkeit  gemachten 
Angaben  werden  sowol  von  Edbb  als  auch  von  Vogel  als  zum  Teil  irr- 
tümlich und  zum  Teil  ungenau  nachgewiesen.  (Phot.  Gorr.  23^  225.  Phot. 
Mitt.  22,  272  u.  28,  54.)  —  Nach  Vogbl  (Phot.  Mitt.  28,  74)  wii^  das 
Eos  in  in  Gegenwart  löslicher  Silbersalze  ganz  besonders  sensibilisirend. 
(Vergl.  ebend.  83.)  Die  Verwendung  farbenempfindlicher  Platten  ist  ffir  die 
photographische  Au&iahme  von  Landschaften  ganz  besonders  zu  empfehlen; 
namentlich  beim  Laubwerk  sind  die  Erfolge  geradezu  überraschend.  (Vooil 
ebenda  146.)  Zur  Verwendung  farbenempfindlicher  Gelatineplatten  ohne 
gelbe  Scheiben  giebt  Obbbnbttbb  (ebend.  228)  folgende  Vorschrift:  „Man 
spritzt  die  Platte  eine  Minute  mit  destillirtem  Wasser  ab,  lässt  abtropfen, 
übergiesst  eine  Minute  mit  Fluorsilberlösung  (1  :  2000),  spritzt  ab  und 
übergiesst  mit  Erythrosin-Azalinlösung,  lässt  ablaufen  und  trocknen. 
VooEL  (ebend.)  giebt  ein  analoges  Recept  für  die  Benutzung  von  Erythro- 
sin-  oder  Eosinsilber.  Edbb  (ebenda  314)  giebt  eine  Vorschrift  zur  Her- 
stellung von  Cyaninplatten,  die  zwar  sehr  orange-  \md  rotempfindlich,  aber 
wenig  haltbar  sind. 

EntwieklM*.  Gaoicke  (Phot.  Mitt.  23,  122  u.  131)  hat  vergleichende 
Versuche  über  Eisen-  und  Pyroentwickler  angestellt.  Hiemach  bringtdie 
Pyroentwicklung  nicht  mehr  heraus,  als  die  Eisenentwicklung,  aber  sie  bringt 
es  in  einem  anderen  Charakter  hervor;  Pyro  entwickelt  die  Tone  wahrheits- 
gemäs  und  Eisen  entwickelt  die  stark  beleuchteten  Teile  übermässig  stark, 
es  giebt  also  zu  harte  N^ative.  Der  Pyroentwickler  verdient  entschieden 
den  Vorzug.  Bblaont  (ebenda  132)  giebt  eine  Vorschrift  zur  Entwickhmg 
von  Momentbildem  mittelst  Pyrogallussäure. 

Ausser  den  in  dem  D.  P.  34342^)  von  Jacobsbn  angegebenen  aroma- 
tischen Hydrazinen  werd^  nach  dem  D.  P.  36746  (Jacobsbn)  auch  die 
Hydrazine  der  Fettreihe  z.  B.  Aethyl-  und  Dimethyl-Hydrazin  und  die  Car- 
bonsäuren der  Hydrazine,  besonders  der  Phenyl-,  Tolyl-,  Cumyl-  und  Naph- 
tyl-Hydrazine  ziun  Verstärken  und  Entwickelt  von  Negativ-Trockenplatten, 
Diapositiven-  und  Emulsionspapieren  benutzt. 

Emulsionen  und  Trockenplatten.  Gadickb  (Phot.  Mitt.  28,  192)  hat 
durch  Erwärmen  exponirter  Trockenplatten  gefunden,  dass  höhere  Temperatur 
das  latente  Lichtbild  auf  trockenen  Platten  nicht  rückbildet,  und  dass  beim 
Erwärmen  von  85—90®  Schleier  eintreten,  die  bei  100 «»  so  dick  werden, 
dass  sie  das  Bild  verdecken;  dass  durch  Schmelzung  das  latente  Bild  wol 
verschwemmt,  aber  nicht  zerstört  wird,  und  dass  die  Lichtempfindlichkeit 
der  Bromsilber-Gelatine-Emulsion  im  flüssigen,  erstarrten  und  getrockneten 
Zustande  nahezu  gleich  ist.  —  Scbbbbr's  Rotationsapparat  zum  Auftragen 
lichtempfindlicher  Schichten  (Phot.  Corr.  24,  10)  besteht  im  wesentlichen 
aus  einer  rotirenden  horizontalen  Platte,  welche  von  unten  erwärmt  werden 
kann  und  auf  welcher  mittelst  verschiebbarer  Klemmschrauben  Platten  v^n 
Visitformat  bis  zur  Breite  von  25  cm  und  beliebiger  Länge  befestigt  werden 
1)  VgL  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.  441. 


\ 


Photographie.  519 


können.  —  Bei  dem  zur  Herstellung  photographischer  Trockenplatten  dienen- 
den Apparate  von  Palbibr  (D.  F.  36041)  fliesst  die  Emnlsion  aus  dem  im 
Warmwasserbade  befindlichen  Gefäss  in  das  Yerteilungsgef&ss.  Dasselbe 
stellt  einen  flachen  Kasten  dar,  welcher  so  lang  ist,  wie  die  auf  einem 
endlosen  Band  festgehaltenen  und  zu  überziehenden  Glasplatten  breit  sind. 
Dasselbe  besitzt  am  Boden  einen  Schlitz,  auf  welchen  ein  Stück  Flanell  auf- 
wiegt ist.  In  den  Zwischenräumen  zwischen  je  zwei  Platten  sind  auf  dem 
endlosen  Bande  zwei  Stege  angebracht;  von  diesen  hebt  der  eine  das  drehbar 
befestigte  Verteilungsgefilss  von  dem  endlosen  Band  ab,  w&hrend  ein  solcher 
plattenfreier  Zwischenraum  unter  dem  Yerteilungsgefäss  durcbpassirt.  Zu 
gleicher  Zeit  hebt  der  andere  Steg  einen  Hebel  und  bewirkt  dadurch,  dass 
während  dieses  Durchganges  neue  Emulsion  in  das  Verteilungsgefllss  ein- 
fliessen  kann.  Die  fertigen  Platten  werden  von  dem  endlosen  Band  durch 
einen  Trockenraum  geführt  und  sodann  von  demselben  durch  eine  automa- 
tisch wirkende  Vorrichtung  abgehoben. 

Stribdbbck  (Phot.  Mitt.  29,  53)  löst  bei  Benutzung  der  TmBBADT^schen 
Emulsionscartons  das  Emulsionshäutchen  vor  dem  Entwickeln  von  dem 
Garton  ab,  wodurch  das  Arbeiten  mit  diesen  die  Glasnegative')  ersetzenden 
Gartens  wesentlich  vervollkommnet  wird.  —  Um  ein  Verwerfen  der  Gelatine- 
folien-Negative zu  verhindern,  empfiehlt  Wildb  (Phot.  Mitt.  28^  64)  dem 
Entwickler  Chromalaun  zuzusetzen,  wie  solches  überhaupt  für  Entwicklungs- 
bäder (Eisenoxalat)  vorteilhaft  sei.  Beim  Pyroentwickler  lässt  sich  Chrom- 
alaun nicht  während  der  Entwicklung  benutzen.  Weiter  giebt  Wildb 
(ebend.  66)  eine  Vorschrift  für  das  Arbeiten  mit  solchen  Gelatinefolien, 
welche  als  Unterlage  für  Trockenplatten  dienen.  Lohdb  (ebend.  134)  hat 
8«hr  gute  Resultate  mit  Balaont^s  Negativhäutohen  erhalten.  —  Pickabd 
(ebend.  161)  hat  mit  dem  Negativpapier  des  Eastmarn  Company')  recht 
gute  Resultate  erhalten,  ebenso  Scbürbk,  welcher  bei  Gelegenheit  des  Heidel- 
berger Festzuges  28  Momentauftiahmen  mit  diesem  Negativpapier  unter  Be- 
nutzung des  EASTMAK^schen  Rollcassette  gemacht  hat,  von  denen  22  gelangen, 
während  6  Auftiahmen  auf  guten  Glas- Trockenplatten  sämtlich  mislangen. 
Die  genannte  Rollcassette  ist  im  D.  P.  35215  beschrieben. 

Collodium.  Edbr  (Phot.  Corr.  24^  97)  giebt  eine  ausführliche  Zu- 
sammenstellung der  bisher  bekannten  Vorschriften  zur  Darstellung  vonCollo- 
dionwolle  mittelst  Salpeter  und  Schwefelsäure.  Hieran  schliessen  sich  die 
Resultate  von  42  unter  den  verschiedensten  Concentrations-  und  Mischungs- 
bedingungen vorgenommenen  Nitrirungsversuchen. 

Copiren.  Unter  der  Bezeichnung  Aristo-Papier  bringt  Libsegang (Phot. 
Mitt.28,135)ein  mit  Chlorsilber-Gelatine-Emulsion  überzogenesphotographisches 
Papier  in  den  Handel,  welches  dreimal  so  empfindlich  ist  wie  Albuminpapier 
und  die  Feinheiten  des  Negativs  besser  wiedergiebt  als  dieses.  Voraus- 
sichtlich werden  sich  die  Bilder   auch  länger   halten.    In   der  Emulsion  ist 


1)  Vgl  Teclm.-chem  Jahrfo.  8,  S.  448.  —  *)  VgL  TacbiL-chem.  Jahrb.  8,  8.  443. 


520 


Photographie. 


wahrscheinlich  chromsaures  Kalium  im  Ueberschuss  vorhanden,  wodurch 
eine  schädliche  Einwirkung  des  Silbers  auf  die  Gelatine  verhindert  wird. 
—  Der  Vorteil  des  EAsxMAN'schen  Bromsilbergelatinepapiers,  gegenüber 
dem  Albuminpapier,  liegt  namentlich  auch  darin,  dass  dasselbe  ein  äusserst 
schnelles  Copiren  bei  künstlichem  Lichte  gestattet,  (ebend.  298.)  —  Wildrbb 
hat  einen  Copirrahmen  angegeben  (D.  P.  36812),  in  welchem  durch  regulir- 
bare  Spiraldruckfedem  der  Copirtisch  gegen  die  Schliessrahmen  gespannt  wird. 
Der  Lichtpausapparat  von  v.  Lbmbkb  (D.  P.  38395  Fig.  225  u.  226) 
besitzt   statt    der   zerbrechlichen  Glasplatte   einen   vollen  Boden   von  Holz, 

Fi«,  225. 


welcher  nach  einer  Gylinderflache  von  sehr  grossem 
Durchmesser  gewölbt  ist.  üeber  diesem  gewölbten 
Boden  wird  das  empfindliche  Lichtpauspapier  gelegt 
und  die  zu  copirende  Zeichnung  straff  darüber  ge- 
spannt. Letzteres  geschieht  mittelst  der  mit  Flügel- 
mutterschrauben  s  versehenen  vertical  in  einer  Schwalbenschwanz-Nut  gg^ 
verschiebbaren  Klemmbacken  dd^  und  der  durch  Stellschrauben  i  horizontal 
verschiebbaren  Klemmbacken  n. 

Camera  nebst  Zubehör,  Atelier.  Himlt  (Phot.  Mitt  23,  211,  D.P. 
38684)  hat  an  der  photographischen  Camera  eine  Vorrichtung,  Hilfs be- 
lichter genannt,  angebracht,  welche  gestattet,  während  der  Exposition  zer- 
streutes Licht  auf  die  in  der  Camera  befindliche  Platte  einzuführen.  Zu 
dem  Zwecke  ist  in  dem  Objectivbrett  eine  Reihe  von  Schlitzen  angebracht, 
durch  welche  das  Licht,  welches  einen  Lichtwellenbrecher  zu  passiren  hat, 
auf  die  Platte  in  die  Camera  einföUt.  Die  Schlitze  können  durch  Blenden 
teilweise  oder  ganz  geschlossen  werden.  —  Schrödbr  (ebend.  254)  giebt  ein 
neues  Verfahren,  die  Brennweite  von  Linsen  und  Linsensystemen  zu  be- 
stimmen, an.  —  Unter  dem  Namen  Rapid-Aplanat  bringt  Suteb  (ebend. 
269)  ein  neues  Objectiv  in  den  Handel,  welches  bei  der  Prüfung  an  Hellig- 
keit den  Euryscopen  mit  dem  Oeffiiungsverhältnis  1 : 6  gleichkommt.  Dasselbe 
gestattet  die  Ausarbeitung  von  18/24—21/26  cm-Platten.  — 

CoHTi's  Camera  (D.  P.  38841,  Fig.  227),  bei  deren  Construction  vorzugs- 
weise auf  präcise  mechanische  Arbeit  und  Unabhängigkeit  von  Einflüssen  der 
Atmosphärilien  Bedacht  genommen  wurde,  besteht  aus  zwei  drehbar  und 
feststellbar  mit  einander  verbundenen  Metallrahmen  MM\  einem  auf  dem 
Rahmen  M  verschiebbar  gelagerten  Schlitten  S,  welcher  durch  Zahnstange 
und  Trieb  ZT  bewegt  und  durch  einen  federnden  Riegel  festgestellt  wird, 
dem  hinteren  mit  Führungsklötzen  F  versehenen  Metallrahmen  B  zur  Auf- 
nahme der  Visirscheibe,  dem  vorderen  die  Objectivplatte  0  aufnehmenden 
Kasten  und  dem  Blasebalge  JB,   welcher   an   dem   vorderen  Kasten  drehbar 


Photographie. 


521 


und  an  dem  hinteren  Kasten  fest  angebracht  ist,  um  sowol  in  der  Höhe  als 
auch  in  der  Breite  benutzt  werden  zu  können. 

Zur  £rzielung  von  mehreren  *^  227., 

Aufnahmen  von  gleichen  oder 
Terschiedenen  Dimensionen  sind 
in  der  Camera  von  Picq  (D.  P. 
37587)  zwei  horizontal  und  zwei 
Yertical  über  Rollen  bewegliche 
Vorhänge  angebracht,  mittelst 
deren  man  jedes  Mal  einen  klei- 
neren Teil  einer  grösseren  em- 
pfindlichen Platte  für  die  Ein- 
wirkung des  Lichtes  freilegt. 
Behufs  Schneller  Feststellung  der 
Dimension  bei  Aufnahmen  von 
gleicher  Dimension  dient  ein  mit 
der  Cassette  verbundener  iMaass- 
stab. 

Bei  dem  Exponirauto- 
maten  von  Schlottbrhoss  (D. 
P.  26620)0  ist  die  den  Antrieb 
der  Belichtungsvorrichtung  bewirkende  Welle  K  mit  der  erhabenen  Curve  T 
nach  der  Mitte  des  Apparates  verlegt  worden.  Ausserdem  sind  noch  mehrere 
Details  des  Apparates  durch  gleichwertige  Elemente  ersetzt.  (D.  P.  36042.) 
Richter  und  Schmidt  (D.  P.  35101)   haben   an  der  Camera  ein  Maga- 


zin für  die 
lichtempfind- 
lichen Platten 
angebracht ; 
die  letzteren 
werden  ver- 
mittelst eines  an  dem  Matt- 
scheibenrahmen befestigten 
Zwischenstückes  aus  dem 
Hagazin  in  die  Camera  ge- 


Fig.  228 

T 

m 
IIB 

S 

Fig.  229. 


In  der  mit  Wechselvor- 
richtung   und    Indexeinstel- 
lung versehenen  Camera  von 
v.ScHLicHT  (D.P.  38418),Fig.  229,  gleitet  vor 
und  zurück  ein  mit  schwarzem  Tuch  überzo- 
gener Einsatz  Ey  welcher  direct  durch  die 


1)  TechQ.-chem.  Jahrb.  6,  S.  476. 


522 


Photographie. 


Griffiichraube  G  bewegt  und  festgestellt  wird.  Dieser  Einsatz  ist  Torn  und 
hinten  offen  und  besitzt  in  einer  Seitenwand  einen  Schlitz  zum  Einschieben  der 
Platte  P  aus  der  yorgehaltenen  Gassette,  sowie  oben  einen  Schieber  5,  Fig.  228, 
mit  Indezstrich,  welcher  zwischen  zwei  Scalen  q  gleitet.  Zum  Auswechseln  der 
Platte  schiebt  man  bei  gespanntem  und  yersichertem  Momentverschiuss  die 
durch  Zurückdrehen  gelockerte  Qriffschraube  Tor,  ersetzt  die  Platte  durch  den 
freiwerdenden  Seitenschlitz  durch  eine  neue,  zieht  die  Qriffschraube  zurück, 
wodurch  man  gleichzeitig  den  Seitenspalt  im  Einsätze  und  in  der  Camera 
wieder  verdeckt,  schiebt  zur  weiteren  Sicherang  des  Abschlusses  des  Lichtes 
einen  dazu  angebrachten  Schiebdeckel  vor  und  entfernt  dann  die  leere 
Gassette.  Um  nun  im  gegebenen  Augenblick  eine  Auftiahme  zu  machen, 
ist  es  nur  erforderlich,  die  Sicherung  des  Momentrerschlusses  zu  entfernen, 
die  abgeschätzte  Entfernung  des  Gegenstandes  am  Schieber  jSi  einzustellen, 
über  das  Korn  K  hinaus  auf  den  Gegenstand  zu  zielen  und  den  Moment- 
verschiuss abzudrücken. 

Smith  hat  eine  zusammenlegbare  Gamera  mit  einer  Gassette  für  zwei 
lichtempfindliche  Platten  construirt.    (D.  P.  85811). 

Die  STiBN'sche  unter  der  Weste  tragbare  photographische  Gamera  für 
Momentaufnahmen,  »Detectiv-Gamera^  genannt  (D.  P.  88891),  besteht  aus 
einem  flachen,  kreisrunden  Kasten  mit  abnehmbarer  Hinterwand  und  einem 


Fig.  280. 


Fig.  231. 


Objectiv,  dessen  ver- 
längerbares Linsen- 
rohr E  oberhalb  der 
Mitte  des  Kastens 
liegt  und  als  Knopf 
für  die  Weste  oder  den 
Rock  des  Trägers  be- 
nutzt wird,  um  bequem 
und  unbemerkt  Auf- 
nahmen machen  zu 
können.  Als  Moment- 
verschiuss bei  dieser 
Gamera  dient  die 
drehbare  Platte  I  mit 
Radialausscbnitten  S,  welche  von  der  Spiralfeder  L  angetrieben  wird  mid 
sich  beim  Anziehen  der  Schnepperfeder  K  durch  Ring  Q  jedesmal  um  einen 
Ausschnitt  weiter  bewegt,  so  dass  ein  Teil  der  lichtempfindlichen  Platte  P 
auf  einen  Moment  ezponirt  wird.  Die  letztere  ist  kreisrund  und  dient  far 
mehrere  Aufnahmen,  indem  durch  Drehen  des  mit  einem  Zeiger  versehenen 
Knopfes  B  nach  einander  ihre  einzelnen  Teile  vor  das  Objectiv  gebracht 
werden. 

Verschlusse.  Lütkbn  (D.  P.  85100)  bewirkt  den  Verschluss  des  Ob- 
jectivs  durch  vier  mit  kreisrunden  Ausschnitten  versehene  durch  Gununi- 
schnur  bewegte  Scheiben. 


r 


Photographie.  523 


i  Die  Ton  Prioob  und  Hbüschkbl  (D.  P.  37590)  angegebene  Verschluss- 

j      und  BlendTorrichttmg   für   photographiscfae  Objectiye  soU  hauptsächlich  för 
I      Momentaufnahme  dienen;    dieselbe   ergiebt   während  der  ganzen  Daner  des 
Schliesens  und  Oefi&iens  eine  annähernd  kreisförmige  Oefl&iung. 

Bei  der  Verschlussforrichtimg  fär  photographische  Gameras  mit 
mehreren  Objectiven  Ton  Varino  (D.  P.  35114)  ist  im  Innern  der  Camera 
ein  Rahmen  angeordnet,  der  so  viel  Oefl&iungen  enthält,  als  Objectiye  vorhanden 
sind  (beispielsweise  9).  Der  Rahmen  ist  mit  6  Schiebern  versehen,  von 
denen  3  yertical,  die  anderen  3  horizontal  verschiebbar  sind.  Jeder  der 
Schieber  deckt  also  in  eingeschobener  Lage  drei  Felder  oder  Oeffhungen 
des  Rahmens;  demnach  wird  jede  Oeffiiung  durch  zwei  Schieberteile  gedeckt 
Soll  eines  der  Felder  (Objective)  zur  Belichtung  freigemacht  werden,  so  wird 
der  betreffende  verticale  Schieber,  sowie  der  horizontale  Schieber  um  die 
EDtfemnng  je  eines  Feldes  herausgezogen. 

Vielen  Anklang  findet  in  der  Praxis  der  von  Krcse  (D.  P.  39040) 
construirte  Apparat  zum  Nummeriren  von  photograpbischen  Platten; 
derselbe  besteht  aus  der  Lichtkammer,  welche  ein  Benzinflämmchen 
ealhäH  und  der  Nummerirkammer.  In  der  Vorderseite  der  letzteren  sind 
vier  Oe&ungen,  hinter  welchen  sich  mit  eingeschnittenen  Zahlen  versehene 
döime  Kupferstreifen  von  einer  Walze  auf  eine  andere  aufwickeln  lassen 
und  eine  Klappe  zum  Verdecken  oder  Aufdecken  der  OefFnungen  Bei  Be- 
nutzung des  Apparats  legt  der  Photograph  die  Negativplatte  in  der  Dunkel- 
kammer gegen  zwei  einen  rechten  Winkel  bildende  Leisten  an  der  Aussen- 
seite  des  Apparates  und  deckt  die  Oefl&iungen  durch  Verlegen  der  Klappe 
auf.  Es  fällt  dann  durch  die  ausgeschnittenen  Zahlen  Licht  auft  die  Ecke 
der  Negativplatte  und  ruft  die  entsprechenden  Lichteindrücke  hervor.  Erst 
hierauf  wird,  wie  üblich,  das  Bild  hervorgerufen,  so  dass  auch  die  Nummern 
photographisch  fixirt  werden. 

Ein  schwimmendes  Atelier  hat  Lindrbr  erfunden  (D.  P.  36486). 
Pli«tographi8clie  Reproduotion.     Bei   dem  Verfahren   zur   Herstellung 
von  lithographischen  und  zinkographischen  Druckplatten  in  Halbtonen 
(D.  P  35434  Bridowood  and  Son)    wird    die    Photographie    oder   Zeichnung 
mit  einer  aus  Wasser,  Stärkemehl,  Gummi,  Zucker  und  Kaolin  hergestellten 
Masse  überzogen,  wodurch  ein  künstliches  Korn  erzeugt  wird.    Das  so  vor- 
bereitete Bild   lässt   man   trocknen.     Auf  der   getrockneten   durchsichtigen 
I         Masse  stellt  man  mit  lithographischer  Tinte  und  Kreide  eine  Durchzeichnung 
der  Photographie   oder   Zeichnung   her,   feuchtet   dann   die   so   gewonnene 
I         Zeichnung  an  und  zieht  auf  glatte,  ungekörnte,  angefeuchtete  und  erwärmte 
Stein-  oder  Zinkplatten  ab.    Die   mit  dem  Abzug  bedeckte  Platte   wird  mit 
I         kochendem  Wasser  abgewaschen  imd    bleibt   nach  dem  Abwaschen  5  bis  6 
Stunden  ruhig  stehen.    Das  Verfahren  kann  in  der  Weise  abgeändert  werden, 
dass  die  zum  Ueberziehen   der   zu   producirenden  Bilder   verwendete  Masse 
I  keinen  Zusatz  von  Kaolin  enthält  und  die  auf  der  Masse  erzeugte  Durchzeichnung, 

in  gewohnlicher  Weise  auf  eine  gekörnte  Stein-  oder  Zinkplatte  abgezogen  wird. 


524  Photographie. 

HoscH  (D.  P.  39660)  nimmt  zur  Herstellung  farbiger  Lichtdrucke 
von  dem  zu  reproducirenden  Oemälde  ein  gewöhnliches  photographisches  Ne- 
gativ, copirt  dasselbe  entsprechend  der  Anzahl  der  herzustellenden  Farbendruck- 
platten 4  bis  7  mal,  in  der  Regel  5  mal,  auf  Silberemulsionsplatten,  und 
retouchirt  diese  so  mit  Diapositiven  versebenen  Platten  mit  transparenten 
Deckmitteln  in  der  Weise,  dass  unter  voller  Wahrung  der  photographischen 
Treue  auf  der  einen  Platte  nur  die  dem  Gelb  entsprechenden  Stellen  des 
Oemäldes,  auf  jeder  der  andern  nur  die  dem  Rot,  Blau,  dem  Neutralton 
und  dem  Schwarz  entsprechenden  Stellen  stehen  bleiben.  Von  diesen  Platten 
copirt  man  rückwärts  Negative  auf  Silberemulsionsplatten  und  stellt  nach 
Retouche  nach  diesen  die  photographischen  Druckplatten  für  den  Farbendruck 
selbst  her.  Letztere,  von  welchen  wie  üblich  über  einander  gedruck  wird, 
müssen,  da  sie  von  demselben  gemeinsamen  ersten  Negativ  abcopirt  sind, 
bei  sorgfaltigem  Druck  in  ihren  Bild-Linien  und  -Tonen  vollkommen  scharf 
aufeinander  passen.  Statt  auf  Silberemulsionsplatten  zu  copiren,  kann  man 
auch  auf  gewöhnliche  CoUodiumsilberplatten  in  der  Camera  einstellen. 

Zur  Herstellung  photographischer  Oel-,  Aquarell-  oder  Ereidebilder 
überzieht  Knappb  (D.  P.  38680)  eine  roh  übermalte  oder  überdruckte  Photo- 
graphie mit  einem  durchsichtigen  von  einer  gleichen  Photographie  in  heissem 
Wasser  abgezogenen  Collodiumhäutchen,  wodurch  die  erstere  mit  Schattinmgen 
versehen  wird.  Um  Malereien  auf  Leinwand  nachzuahmen,  stellt  man  auch 
das  erste  zu  übermalende  Bild  durch  Ueberziehen  mit  einem  Collodiumhäut- 
chen her,  weil  dann  auf  dem  fertigen  Bilde  die  Structur  der  Leinwand 
besser  hervortritt. 

Verschiedenes.  Astronomische  Photographie,  v.  Gotthaid 
(Phot.  Cor.  24)  13,  109  u.  155)  beschreibt  die  hierbei  verwendeten  Instru- 
mente, die  Platten,  seine  Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete,  sowie  die  Be- 
deutung der  Himmelsphotographie.  Spitalbb  (ebend.  10  u.  66)  hat  ein- 
gehende Versuche  über  Mondphotographie  angestellt.  Wie  bei  den 
Versuchen  von  v.  Gotthabd  haben  sich  auch  hier  die  orthochromatischen 
Platten  (gelb-  und  rotempfindliche  Erythrosin-Badeplatten)  sehr  gut  bewährt. 

Photogrammetrie.  Pibtsch  (Phot.  Mitt.  28,  94)  giebt  eine  Entwicklung 
der  Photogrammetrie,  deren  Aufgabe  es  ist,  aus  gegebenen  Photographien 
eines  räumlichen  Gegenstandes  seine  geometrischen  Projectionen  abzuleiten. 
Die  Constanten  des  photogrammetrischen  Apparates  beschreibt  Dörobss 
(ebend.  34).  Pizziqhblli  (Phot.  Corr.  28,  119,  199,  251  und  404)  beschreibt 
die  praktische  Anwendung  der  Photogrammetrie  und  die  dabei  benutzten 
Apparate:  den  photographischen  Theodolit  und  den  photogrammetrischen 
Apparat  von  Voobl. 

Phosphorographie.  Zangbb  (Phot.  Mitt.  28,  28,  32  u.  282)  hat  mittelst 
mit  BALMAiN^scher  Leuchtfarbe  bestrichener  Platten  Photographien  von  solchen 
Körpern  im  Dunkeln  erhalten,  welche  vorher  genügend  lange  Zeit  belichtet 
worden  sind.  Die  den  dunklen  Körpern  exponirt  gewesene  Platte  wird  im 
Dunkelzimmer  mit   einer   photographischen  Trockenplatte   in  Berührung  ge- 


r 


Photographie.     Apparate. 


525 


j  bracht,  auf  welcher  bei  der  Entwicklung  das  Bild  des  dunklen  Körpers  mit 
I  allen  Details  erscheint.  Zur  Herstellung  von  Sternkarten  eignen  sieb  diese 
Phosphorescenzplatten  ganz  besonders  gut,  da  mit  einem  Teleskop  von 
8  Zoll  Oeffnung  und  31  Zoll  Focus  wenige  Secunden  ausreichend  sind,  um 
die  Platte  soweit  zu  erregen,  dass  dieselbe  in  Contact  mit  einer  Bromsilber- 
platte die  Sterne  bis  zur  neunten  Grösse  wiedergiebt.  Sowol  die  Phosphor- 
escenzplatten als  auch  die  Gelatineplatten  sensibilisirt  man  hierbei  yorteilhaft 
mit  Chlorophyll.  —  Poisson  (ebend.  129)  hat  versucht  mittelst  Phosphor- 
lösung photographisches  Papier  herzustellen,  was  in  Folge  der  leichten  Ent- 
zündlichkelt  des  fein  zerteilten  Phosphors  indessen  mislang. 

Ulrich  Sachsk. 


XLIV.   Apparate. 
1.   Zerkleinerangs  -  Apparate. 

Eine  von  Packabd  in  Brooklyn  angegebene  Vorrichtung  zum  Zerkleinern 

von  Erz,  Gestein  und  dgl.  besitzt  in  einem  äusseren,  drehbaren  Gehäuse  a 

einen   inneren   mit  Zufiihrwegen  gi   derart  versehenen  Körper  e,  dass  sich 

eine  kreisförmige  Zerreibungsfläche  zwischen  dem  ausgebauchten  Teile  des 

Fig.  282.  Fig.  233. 


sich  drehenden  Gehäuses  a  und 
den  Mündungen  der  Zufuhrwege 
gi  bildet.    Das  zerriebene  Pulver 
.^  wird  mittelst  eines  Sauglüfters 

durch  den  zwischen  dem  Körper  e  und  Gehäuse  a  verbleibenden  Raum  k  aus 
der  Maschine  entfernt.  Die  angesaugte  Luft  tritt  hierbei  durch  die  an  dem 
Körper  c  angeordneten  Luftwege  p  in  die  Maschine  und  wird  durch  die 
zwischen  den  Zufuhrwegen  g  und  %  befindlichen  Zungen  m  an  der  Zerrei- 
bungsfläche vorbeigeleitet.    (D.  P.  37817). 

Jbhnisch  in  Bromberg  bringt  in  dem  Umfange  der  Trommel  von  Kugel- 
mühlen Aussparungen  an,  welche  durch  Siebe  d  verschlossen  sind,  üeber 
den  Sieben  d   sind   spiralig   nach   innen  verlaufende  stärkere  Siebplatten  f 


526 


Apparate. 


angeordnet,  welche  die  Siebe  d  vor  der  Berühnmg  mit  den  Kugeln  schützen. 
(D.  P.  38036,  Fig.  234). 


Fig.  234. 


2.  TroekeiiTorrichtniigen. 

Bei   dem  Trockenapparat  von 

Ed.  Tbbisen  in  Lindenau-Leipzig  sind 

die  zum  Trocknen  dienenden  Mulden 

a  mit  rotirenden  Schaufeln    versehen. 

Fig.  235. 


Die  Heissluft  tritt  durch  die  mittelst 
Klappen  i  regulirbaren  Canäle  h  ein 
und  wird  so  geführt,  dass  sie  auf 
den  Dampfmantel  h  der  Mulde  und 

durch  den  Canalboden  ^auf  den  unter         

diesem  liegenden  Muldenraum  ein-  C|^^ 
wirkt.  Hierdurch  wird  die  Conden- 
sation  der  während  des  Trockenpro- 
cesses  entwickelten  Dämpfe  verhin- 
dert. Die  im  Muldenraum  entwickelte 
Hitze  wird  durch  Canäle  A;  in  in  den  Heizcanal  h  einer  darüber  oder  daneben 
liegenden  Mulde  geleitet.     (D.  P,  36270). 

3.  Filtration  nnd  Extraction. 

Rabitz  in  Hamburg  hat  sein  Trommelfi  Her*)  abgeändert.  Auf 
der  drehbaren  Welle  d,  Fig.  236,  sitzen  Trommeln  b  übereinander,  welche  unähn- 
lich den  früher  angegebenen  an  ihrem  Umfange  geschlossen  sind,  während  ihre 
Seiten  aus  Siebböden  mit  darauf  befestigten  Filterplatten  c  bestehen.  Die 
zu  filtrirende  Flüssigkeit  dringt  von  unten  und  von  oben  in  die  Trommeln 
b  ein,  steigt  in  der  Welle  in  die  Höhe  und  wird  so  in  das  Reservoir  f 
geleitet,  von  wo  sie  durch  h  abfliessen  kann.  Zum  Reinigen  der  Filter- 
platten c  sind  die  Bürsten  i  fast  diametral  durch  das  Gehäuse  a  gelegt,  und 
zwar  so,  dass  sie  beide  Filterflächen  jeder  Trommel  b  berühren;  bei  der 
einen  Bürste  sind  also  die  Borsten  nach  unten,  bei  der  anderen  nach  oben 
gekehrt.  Beim  Drehen  der  Welle  d  wird  der  Filterschmutz  von  den  Platten 
c  abgebürstet.    (D.  P.  38426). 

1)  Techn.-chem.  Jahrb.  8«  8.  451. 


Apparate. 


527 


£me  von  A.  Koellrbb  in  Neumühlen  bei  Kiel  construirte  Filtrirpumpe 
besitzt  einen  hohlen  Tauchkolben,  welcher  oben  mit  einer  Erweiterung  zum 
Fig.  236.  Fig.  237. 


Einfüllen  der  zu  filtrirenden  Flüssig- 
keit und  unten  mit  einem  sich  nach 
dem  Raum  unter  dem  Tauchkolben 
öffnenden  feststellbaren  Ventil  m  ver- 
sehen ist,  sodass  durch  Heben  des 
Kolbens  die  Druckhohe  der  durch  das 
Filter  gehenden  Flüssigkeit  geändert 
wird.  Nach  Festschrauben  des  Ventils 
m  kann  durch  Auf-  und  Abbewegen  des  Kolbens  Flüssigkeit  durch  das  Saug- 
ventil g  angesaugt  und  durch  das  Filter  gepresst  werden.  (D.  P.  39224: 
vgl.  auch  S.  364). 

FwESSBACH  in  Kurow,  Pommern,  benutzt  zur  Entfärbung  und  Filtration 
von  Flüssigkeiten  Faserstoffe,  auf  welchen  fein  verteilte  Kohle  durch  Ein- 
wirkung saurer  Salze,  Thonerdesalze  oder  Thonerde,  indem  diese  Stoffe  in 
Wasser  gelöst  oder  suspendirt  werden,  niedergeschlagen  ist.    Auch  Asbest 

Fig.  238. 


kann  in  gleicher  Weise  mit  fein  verteilter  Kohle  durchsetzt  werden.     Zur 
Erzielung  einer  grosseren  Porosität  wird  dieses  Filtrirmaterial  sodann  unter 


528 


Apparate. 


\\ 


h 

h 

™l 

is 

Luftabschluss  geglüht.  Dasselbe  wird  auf  durchlochten  Platten  e  der  Ab- 
teilungen Ä  bis  E  des  Filtrirbassins  ausgebreitet.  Die  Abteilungen  sind 
durch  Querwände  y,  welche  nur  unten  einen  Durchlass  besitzen,  und  etwas 
niedrigere  Querwände  a  gebildet.  Die  zu  filtrirende  Flüssigkeit  durchströmt 
das  Bassin  you  ^  bis  ^  in  der  Richtung  der  Pfeile,  dabei  das  Filtrirmaterial 
Fig.  239.  jeder  einzelnen  Abteilung  ^  D  u.  s.  w.  passirend,  und  yerlässt 
gereinigt  bei  h  das  Bassin.     (D.  P.  37082). 

Dehne  in  Halle  a.  S.  benutzt  zur  Abdichtung  der  Platten 
von  Filterpressen   für   hohen  Druck  U-formige  Stulpen  a, 
welche  in  einer  ringsum  laufenden  Nut  b  liegen  und  ein  wenig 
über  die  Plattenfläche  hervorstehen.     (D.  P.  38376,  Fig.  239). 
Ein  Filterpressenverschluss  von  Habnbl  in  Sudenburg  besteht  aus 
einem  Handrade  mit  Spindel  C  (Fig.  240),  welche  im  Kopfstücke  2>  gelagert  und 
Fig.  241.  Fig.  240.  mit  diesem  drehbar  verbun- 

den  ist,   und    auf   welcher 
sich    eine    Mutter    bewegt, 
die  mit   den  Enden  zweier 
einarmiger  Hebel  A  gekup- 
pelt ist.    Zwischen  letzteren 
und  dem  Kopfstücke  Z>  be- 
finden  sich   Stahlbacken  ^ 
und  übertragen   den  Druck 
auf  das   Kopfstück  D   und 
somit    auf    das    Dichtungs- 
mittel.    (D.  P.  37941). 
Bei  der  ringförmigen  Filterpresse  Fig.  241 
von  E.  Wagner  in  Freiburg  werden  die  Fiterflächen 
durch  die  conaxialen  inneren  und  äusseren  Mantel- 
flächen von  in  einander  angeordneten  Cylindem  a 
imd  h  gebildet,  welche  gerieft   und   mit  schlauch- 
förmigen Filtertüchem  bekleidet    sind.     Die  Fest- 
klemmung der  an  den  Enden  umgelegten  schlauch- 
förmigen Filtertücher  wird  durch  die  angeschraubten 
Deckel  d  und  e  und    das    Mundstuck  f  bewirkt 
Der  Schlamm   tritt  unter  Druck  bei  h  ein,  durch 
f  und  das  Ventil  g  aus,   während  der    Saft  teils 
durch  die  Oeffhungen  m,  teils  durch  m*  und  das 
Rohr  i  in  das  Geföss  l  fliesst.     (D.  P.  34760). 
Blancke  &  Co.  in  Merseburg  bringen  Ent- 
luftungsventile  an  Filterpressen  an.    (D.  P.  34530) 

Fbitz  Müller  in  Esslingen  hat  an  seiner  continuixlicheu  Presse  0  ^^ 
durch  Gestänge  gesteuerten  Schieber  ersetzt  durch  die  mit  dem  Presscylinder 


1)  Techn.-clieni.  Jahrb.  6,  S.  485. 


r 


Apparate. 


529 


C  fest  verbundenen  Schieber  h  h^  ersetzt.  Der  drehbar  angeordnete  Pres*- 
cylinder  wird  beim  Hin-  und  Hergange  des  Kolbens  C*  in  schwingende  Be- 
wegung versetzt,  um  das  an  ihn  sich  anschliessende 
Einlassrohr  Fund  Auslassrohr  7*  durch  die  Schieber 
bei  jedem  Kolbenhube  wechselweise  zu  öffiien  und 
zu  schliessen,  so  dass  bei  der  Zurückbewegung  von 
C^  das  Pressgut  aus  V  in  den  Cylinder  C  föllt  und 
bei  der  Vorwärtsbewegung  durch  F*  in  das  Seiher- 
rohr gedrückt  wird.     (D.  P.  35781). 

Eine  von  John  Foolis  in  Musselburgh  an  ge- 
gebene Presse  zum  Entwässern  von  Rückständen 
(Fig.  243)  besteht  aus  einem  hydraulischenPresscylin- 
der  Ä  und  einem  damit  verankerten,  mit  lösbarem  Deckel 
c  zum  Herausschaffen  des  Pressgutes  versehenen  Ent- 
wässerungscylinder  B,  zwischen  denen  sich  der  den 
hydraulischen  Druck  an  dem  einen  Ende  a  empfan- 
gende und  mit  dem  anderen  Ende  b  auf  die  zu  ent- 
wässernden  Stoffe    über-  Fig.  243. 
tragende  Kolben  befindet. 
h  imd  e  sind  mit  Filter- 
riefen  und    Filtertüchem 
versehen.    (D.  P.  35260). 
Ph.  Maypabth  (fe  Co. 
in  Frankfurt  a.  M.  haben 
eine    Presse    mit  Gegen- 
druckfeder an  der  Press- 
schraube construirt  (D.  P. 
36574). 

Ein  Filtrirapparatvon 
J.  Fischer  in  Wien  besteht 
aus  einem  liegenden  sich 
nach  unten  dreiseitig  vertiefenden  Cylinder  mit  kreisrunden  Filterkammem. 
Zwischen  den  mit  Sieben  belegten  Filterkammem  rotiren  Bärsten.  Der  vDn 
den  Filterflächen  entfernte  Niederschlag  oder  Schlamm  sammelt  sich  am  Boden 
des  Apparates  und  wird  durch  die  Transportschnecke  abgeführt. 

Jos.  Fischer  in  Wien  hat  Neuerungen  an  seinem  Apparat  zum  Ab- 
wässern und  Schlämmen^)  (von  Stärke)  angebracht.  In  dem  Schlämm- 
apparat a  des  D.  P.  20237  sind  Siebe  sowol  für  die  zulaufende  wie  für 
die  ablaufende  Flüssigkeit  angeordnet.  Um  den  sich  an  den  Wandungen 
des  Apparates  ansetzenden  Teil  des  Niederschlages  nach  unten  zu  be- 
fördern, kann  im  Apparat  eine  mit  Borsten  versehene  Schnecke  Ä,  deren 
Borsten  die  Wandungen  des  Apparates  streifen,  angebracht  werden,  Fig.  244.  Um 
den  Lauf  der  Flüssigkeit  zu  verlangsamen  und  ein  Aufrühren  zu  verhindern, 
0  Techn.-chem.  Jahrb.  6,  S.  270. 
Biedermann,  Jahrb.  IX.  34 


528 


Dw    zu 


^f,  ^rfer  Zwischenwände  r  Fig.  245, 
^c$lt(^y^^^  ÄÖi^egatet,  welch»  letztere,  wenn  sie 
^  ^  Äohl  gemacht  sind,  gleichzeitig  als 

Kühlapparat  dienen  können,  indem 
durcli  tlieselbe  Kuhlwasser  und  die 
tM  klärende  Flüssigkeit  durch  den 
Apparat  in  der  Richtung  der  Pfeile 
geleitet  wird  (D.  P.  32459). 

Fn,  Rbbsb    in   Dortmund   hat 

eijie  Maschine  erfunden,  welche  das 

Heben,    Filtriren,     die    chemische 

BeliEuidlimg,  Erwärmung  oder  Ab- 

kiihhiüg  von  Flüssigkeiten  besorgen 

yoll.     Auf  der   gemeinschaftliehen 

Achse  ^5  ist  frlelehzeit]^  eine  Kreiselpumpe  JC  (Fig.  246), 

eine  roit  Filtcrmmtul  m  Vi^rsehene  Centrifuge  2>,  sowie 

der  mit  Luftzumhnmgsöffnuiigen  d  versehene  Ventilator 

bebanddiide  Fliishifrkeit  steigt  aus  Reservoir  C  durch 


^  """^ ff'uii'ea  a  in  die  Kreiselpumpe,  dureli  Canal  h  in  die  Centrifuge  T; 
^ie  ^^^"J^^  ^j^  j^j.^^  ,le^  Filteniuuitel  m  in  den  Raum  Z  zwischen  Gen- 
T  ufld  Ventilator  gebrachT,  von  ^vo  ^i^  durch  Rohr«  abfliesst.  Centri- 
""'  ^'^  Fi8.m  Fig.  247. 


ES^S^^S^^^^^ 


^\^\S\\Vv!^^^ 


fuge  uful  Kreiselpumpe  können  auch 
direri  mit  einander  verbunden  sein,  wie 
dieij  durch  (Fig.  247)  veranschauUcht 
\vird.  Mehrere  solcher  Maschinenkönnen 
mich  isystematisch  zu  einer  Betriebs- 
vorrichtung  h^\mh  Er/.udunf?  eoiiUiniirl  icher  Behandlung  von  Flüssigkeiten 
vereinigt  werden,  so  d^..  die  Flüssigkeit  sümtliche  Maschinen  bis  auf  die- 
jenige,  bei  i^eliher  das  Filtermtiterial  erneuert  wird,  und  welche  desüaiD 
ausgeachaUi?i  i^X,  duicblüuft  (ü.  P.  ä56t6}. 


Apparate. 


581 


Kabl  Hollbr   in  Kupferhammer   bei  Brackwede    hat   Nettemngen   an 
seinem    Gas-  und  Dampf  filtert   angebracht     Wenn  derselbe  direct  in 
den  Ranm    Terlegt    wird,    in    welchem    die  Gase    erzeugt  oder   gesammelt 
FS«.  248.  Fig.  249. 


werden,  so  kann  das 
die  Filterrohre  C  um- 
schliessende  Gehäuse 
Ä  ganz  fortbleiben 
oder  durch  ein  ge- 
schlitztes Ä^  Ä^  ersetzt  werden.  Durch  diese  Schlitze  wird  das  Gehäuse  in 
zwei  Teile  zerlegt;  zwischen  beiden  Teilen  entstehen  bei  Ä^  und  Ä^  Canäle, 
welche  sich  von  aussen  nach  innen  erweitem,  um  den  von  dem  Gase  mit- 
gerissenen Schaum  zu  verteilen  und  zum  Abflieesen  zu  bringen.  Die  hierbei 
abgeschiedene  Flüssigkeit  läuft  alsdann  durch  Rohr  B  ab,  das  eventuell  bis 
auf  den  Boden  der  wallenden  Flüssigkeit  geführt  wird,  über  welcher  das 
Filter  aufgehängt  ist  (D.  P.  34966). 

Beth  in  Stockeisdorf,  Oldenburg,  hat  eine  Staubfilter  mit  selbstthätiger 
Reinigungsvorrichtung  construii-t  (D.  P.  38396). 

4t.  Yerdanipfeii,  Destillation  und  Absorption. 

Ein  Verfahren  zum  Expandiren  von  Gasen  und  Verdampfen  von  Flüssig- 
keiten durch  directe  Vermischung  mit  heissen  Gasen  von  P.  J.  Ball  in 
London  (Engl.  P.  40*23,  1885)  besteht  wesentlich  darin,  dass  die  zu  ver- 
dampfende Flüssigkeit  in  feiner  Zerteilung,  in  Form  eines  Sprays  oder 
(Igl.  direct  mit  der  Flamme  eines  Gases  oder  hocherhitzten  Verbrennungs- 
producten  in  Berührung  kommt.  In  den  Gasbrennern  soll  ein  stärkerer 
Druck  herrschen,  als  in  dem  Räume,  in  welchem  der  Flüssigkeitschauer  mit 
den  Gasen  zusammentrifft. 

Pbarcb  in  London  will  die  zum  Verdampfen  und  Destilliren  von  Flüs- 
sigkeiten erforderliche  Wärme  durch  Reibung  erzeugen  und  hat  einen 
dahin  zielenden  Apparat  im  D.  P.  35864  beschrieben. 

R.  Ilges  in  Bayenthal.  Ve rd am pfap parat  mit  durch  Dampf  beheizten 
horizontalem  Rührwerk  (D.  P.  37241).  Der  Einlass  des  Dampfes  und  der 
Auslass    des  Condensationswassers    erfolgt  durch    eine  Doppelstopfbüchse  D 


»)  Techn.-chem.  Jahrb.  8,  S.452. 


34* 


532 


Apparate. 


Fig.  250. 


mit   einem  äusseren    gegen    den  Apparat    abdichtenden   und  einem  ioneren 
gegen    die    hohe  Welle    abdichtenden  Verdichtungsflantsch  ff^  sowie  durch 

Oeffhungen  0  in  der  Welle, 
welche  in  den  ringförmigen 
Teil  r  der  Stopfbüchse  über- 
leiten. Die  Heizarme  a  des 
Rührwerks  besitzen  die  Form 
von  spitzwinkligen  Kreis- 
schnitten und  bilden  zu- 
sammen eine  um  die  Welle 
B  gelegte  Schraubenfläche. 
Die  Mündungsstutzen  ragen 
in  die  Höhlung  der  Welle 
hinein  und  sind  schief  ab- 
geschnitten, derart,  dass  das 
Condensationswasser  nicht 
wieder  in  die  Heizarme  zu- 
rückfliessen  kann. 

Zur  Bekleidung  von  Kesselwänden-4.  (Sulfitkocher) mit  einem  We i c h - 
bleifutter  B  werden  nach  dem  D.  P.  37025  von  Eügbn  Baron  Ritter  und 
K.  Kellner  in  Podgora  Haftbleistreifen  C  an  der  Wand  befestigt,  auf 
welche  das  Futter  gelötet  wird.  Die  Streifen  C  werden  gehalten  durch  die 
mit  einer  Nut  versehenen,  aus  einem  Stück  (Fig.  251)  bestehenden  oder  aus 
Fig.  251.      Fig.  252.        Fig.  253.         zwei  Teilen  zusammengesetzten  Eisenringe 

J>,  oder  durch  die  Anordnung  der  Laschen- 
verbindung  J  (Fig.  252),  wobei  die  schräg 
zugerichteten  Kesselwände  einen  schwal- 
benschwanzförmigen  (trapezoiden)  Raum 
für  das  Hartblei  C  schaffen.  Zur  grösseren 
Sicherung  des  Weichbleifutters  an  der 
Kesselwand  dienen  Hartbleiniete  G  (Fig. 
252)  oder  Eisenbolzen  G  ^  (Fig.  253)  mit 
Hartbleiköpfen  G^^  ferner  das  Bleilot  F 
(Fig.  252)  für  die  Weichbleiplattenzwischenräume  und  raspelartiges  Aufhauen 
der  Kesselwand. 

Um  an  Blei-Vacuumap paraten  das  Bewässerungsrohr  und  andere  Hohlräume 
mit  dem  massiven  Bleimantel  aus  einem  Stück  herzustellen,  wenden  Kbsslbr 
&  Sohn  in  Bernburg  Kernstücke  an,  welche  aus  festgestampftem  Kochsalz 
gebildet  sind,  das  von  einer  dünnen  Zink-  oder  Weissblech  wand  umgeben 
ist  und  nach  dem  Guss  durch  warmes  Wasser  aus  dem  Hohlraum  ausgelaugt 
wird.    (D.P.  37413.) 

L.  Rohrmann  in  Krauschwitz    und  Max  Hiller  .  in  Berlin  haben  ihren 
Absorptionsapparat*)  modificirt.    Die  Gasleitungsrohre  bWh^  ,  .  •  sind 
»)  Tcchn.-chem.  Jahrb.  8,  S.457. 


T 


Apparate. 


533 


Fig.  254. 


nach  der  Mitte  der  Abteilungen  c  c^  .  ,  .  zu  Terlängert  und  tragen  an 
ihren  nach  unten  gebogenen  Enden  stralenformig  angesetzte  durchlöcherte 
Verteilungsrohre  m 
m}  m*  .  .  .,  welche 
auch  durch  ein  spiral- 
förmig gewundenes 
Rohr  ersetzt  werden 
können  (Fig.  254). 
Oder  über  die  Gras- 
leitungsrohre  bb^  ist 
eine  Haube  11^,.. 
gestülpt,  welche  seit- 
lich angesetzte  durch- 
löcherte Verteiiungs- 
rohre  w,  w*  w^  .  .  . 
tragt  (Fig.  255).  Oder 
aber  die  Üeberlauf- 
rohre  und  Gaslei- 
tungsrohre sind  in 
folgender  Weise  mit 
einander  combinirt 
(Fig.  256).     In   dem 

unteren  Geföss  2>  befindet  sich  ein  Gestell  F\  Fig.  255. 

auf  welchem  der  doppeltmuldenförmige  Einsatz 
F  ruht.    Die  untere  Mulde  desselben  F^  bildet 
mit  dem  umgebogenen  Rande  des  Deckels  der 
Abteilung  D  einen  Wasserverschluss    nach  2> 
zu;  die  obere  Mulde  F^  bildet  mit  der  umge- 
stülpten Haube  E  E^  ,  ,  ,  einen  Wasserver- 
schluss.    üeber  diese  Haube  E 
E^  ,  .  .  ist  sodann  die  mit  den 
Vertheilungsröhren  tn  versehene 
Haube  BB^  .  ,  .  gestülpt.    Die 
Flüssigkeit  steigt  aus  Abteilung 
C  C^  .  .  .  in  den  tüllenartigen 
Rand  c^  e^  in  den  Wasserver- 
schluss F  über   und   läuft  von 
hier  entweder  direct  nach  Ab- 
teilung D    oder   zunächst    erst 
nach   dem  Verschluss  F^  und 
von  hier  nach  Z>  über.    (D.  P. 
37593). 

Ein  von  G.  Lüngb  in  Zürich    und  Ludwig  Rohbmann    in  Krauschwitz 
erfundener  Apparat  zur  gegenseitigen  Einwirkung  von  Gasen  und  Flüssig- 


534 


Apparate. 


keitcn  oder  festen  Körpern  besteht  aus  einem  Bodentroge  A  (Fig.  257)  mit 

einer  Rinne  b,  in  welcher  der  untere  Rand  c  der  ebenfidis  mit  einer  Rinne 

Fig.  257.  «  versehenen  Platte  B  steht 

f^g^  Iii  der  Rinne  e  dieser  Platte 

"^^Q^^"^     d  ^-P        B^  steht  wieder  der  untere 

Rand  e  einer  zweiten  Platte 
B  u.  s.  f.  bis  zur  Deckplatte 
C.  Die  Platten  B  haben  zu 
einander  versetzte,  mit  Wül- 
sten umgebene  Durchbohrun- 
gen d,  durch  welche  die 
,_  betreffende  Flüssigkeit  aus  f 

BSNI^  über  C  herabfliesst;  die 
jljrp  untere  Fläche  der  Platten  C 
^■^  und  B  ist  geneigt,  so  dass 

die  höchste  Stelle  jedesmal  unter  den 
Löchern  d  liegt;  dieselbe  ist  ausserdem 
mit  Verteilungsrinnen  o  (Fig.  258)  versehen. 
Durch  die  aus  Rohrp  kommende  Flüssigkeit 
in  den  einzelnen  Rinnen  e  bezw.  b  ver- 
der  Ränder  c  hydraulischer  Verschluss 


Fig.  258. 


m 


i^ 


$ 


Fig.  259. 


wird 

mittelst 

erzielt;  die  überflüssige  Flüssigkeit  fliesst  durch 

h  ab.    Bei  a   strömt   das   zu  absorbirende  Gas, 

bei  f  die  Absorptionsflüssigkeit  ein,  bei  k  aus. 

An  Stelle  der  Durchbohrungen  d  können 
die  einzelnen  Platten  auch  mit  zahlreichen  zu 
einander  versetzten  Löchern  und  mit  Verteilungs- 
rippen i  (Fig.  259)  versehen  werden.  Die  Absorp- 
tionsflüssigkeit wird  der  Deckplatte  C  vorteilhaft 

durch  ein  Reactionsrad  zugeführt.    (D.  P.  35126). 

£.  Spandau  in  Magdeburg,  Rieselcondensator  (D.  P.  35861).    lieber 

den  Rieselcascaden  CD  und  der  Dampfeinströmungsöffnung  A  ist  ein  Sieb 


Fig.  260. 


Fig.  261.  B  zur  Verteilung  der  durch 

D^  eintretenden  Condensa- 
tionsflüssigkeit  angebracht. 
Das  Sieb  ist  auf  der  Achse 
JE?  befestigt,  so  dass  es  be- 
hufs Reinigung  herumge- 
dreht werden  kann.  Infolge 
der  eigentümlichen  Anord- 
nung der  Sieblöcher  (Fig.  261)  wird  der  Dampf 
gehindert,  gleich  nach  dem  Einströmen  durch  A 
nach  oben  zu  steigen,  sondern  wird  gleichmässig 
verteilt. 


r 


Apparate. 


535 


Eine  Neuerang  an  Etagen-Condensatoren  yon  W.  Kontsb  in  Korbisdorf 
bnieht  sich  auf  die  Befestigung  der  halbkreisförmigen  Etagenteller  (D.  P. 
36240). 

Bei  dem  Gondensations-  und  Eühlapparat  von  Theisbn  in  Lindenau-Leip- 
zig,  Fig.  262,  wird  das  Kuhlwasser  in  einem  Gefasse,  in  welchem  gewellte  flache 
Ck)ndensationskörper  für  Dämpfe  liegen,  dadurch  best&n-  ^»-  262. 

'  dig  abgekühlt,  dass  man  es  mittelst  einer  Pumpe  be- 
ständig über  Rieselfl&chen,  welche  über  dem  Gefösse 
angeordnet  sind  und  aus  Platten,  Tellern,  Scheiben, 
durchlochten  Platten  oder  dergl.  bestehen  können,  herab- 
rieseln oder  auch  frei  fallend  durch  Brausen  zerstäuben 
]&S8t  (D.  P.  87250). 

H.  Habich  in  Veckerhagen.  Verfahren  und  Appa- 
rat, den  beim  Gefrieren  einer  wässerigen  Flüssigkeit 
ungefrorenen  Teil  aus  dem  Eise  zuentfemen.  (D.  P. 
36389).  In  Rohren,  welche  sich  in  einem  mit  kalter 
Lauge  gefüllten  Kasten  befinden,  wird  die  betreffende 
Flüssigkeit  zum  Gefrieren  gebracht.  Dann  wird  der 
flüssig  gebliebene  Teil  nach  einem  darunter  befindlichen 
Behälter  abgesogen.  Die  Luft,  welche  dabei  durch  die 
Rohre  hindurch  gesaugt  wird,  ist  in  einem  Kühlapparat 
abgekühlt  worden;  dieselbe  wird  durch  einen  herablassbaren  Trichter  den 
G^Merrohren  zugeführt.  Ist  alle  Flüssigkeit  aus  dem  Eise  entfernt,  so  saugt 
man  durch  die  Gefrierrohre  warme  Luft,  um  den  Apparat  möglichst  schnell 
wieder  in  Betrieb  setzen  zu  können. 

Bbrnhardi  in  Leipzig.  Kühl-  und  AblassYorrichtung  an  Extractions- 
und  Destillirapparaten.  (D.  P.  37191,  Fig.  263  auf  folg.  S.).  Die  in  dem 
Kochgefass  A  sich  entwickelnden  Dämpfe  steigen,  das  eingesetzte  Material- 
gefass  B  umspülend,  in  den  Kühler  C,  Dieser  besteht  aus  mehreren  kreis- 
förmigen, concentrischen  bezw.  allmälig  sich  verkleinernden  in  sich 
geschlossenen,  niederhängenden  Taschen  a,  deren  jede  einen  geson- 
derten, durch  eine  Stelhorrichtung  regulirbaren  Wasserzufiuss  besitzt.  In 
diesen  Kühler  ist  ein  geschlossener  Boden  derartig  eingesetzt,  dass  er  mit 
seinen  aufrecht  stehenden,  ringförmige  Kammern  bildenden  Zargen  b  zwischen 
die  Abstände  der  einzelnen  Taschen  a  greift.  Der  vom  äusseren  Umfange 
des  Kühlers  in  diesen  eintretende  Dampf  ist  gezwungen,  den  ihm  durch  die 
Zargen  b  Torgeschriebenen  Weg  zurückzulegen,  bestreicht  die  ihm  darge- 
botenen Kühlflächen  derart,  dass  die  heissesten  Dämpfe  die  äusserste  Tasche, 
mithin  die  grössten  Kühlflächen  zuerst  treffen  und  die  dann  abgekühlteren 
Dämpfe  auch  kleineren  Kühlflächen  begegnen.  Nicht  condensirter  Dampf 
Yerlässt  den  Kühler  durch  Rohr  JD;  die  Condensationsproducte  setzen  sich 
an  den  einzelnen  Taschen  a  ab  und  tropfen  Ton  jeder  Tasche  gesondert  ab. 
Um  dieses  gesonderte  Abtropfen  an  den  einzelnen  Taschen  noch  mehr  2u 
vereinzeln,  sind  an  letztere  Drähte  gelötet,  welche  in  zwei  Enden  auslaufen  und 


536 


Apparate. 


mr^. 


so  zwei  getrennte  Abtropfstellen  geben.    Die  Condensationsproducte  sammeln 
sich  am  Boden  der  durch  die  Zargen  5  gebildeten  Kammern,  und  da  letztere 

dicht  über  dem  Boden  durch  Durch- 
brechungen der  Zargen  mit  einan- 
der verbunden  sind,  so  wird  der 
Ablauf  e  den  gemeinsamen  Ausfluss 
herstellen.      Der    Ablauf    c    ragt* 
über  die  Verbindungsofl&iungen  der 
Zargen  b  hinaus,  so  dass  das  in 
den  Elammern    sich   ansainmelnde 
Condensationsproduct  selbst  einen 
Verschlufs    der    Zargendurchbre- 
chungen gegen  den  circulirenden 
Dampf  herstellt.     Durch  den  Ab- 
lauf c  gelangt  das  Condensations- 
product in  die  gelochte  Spirale  d 
und  tropft  aus  dieser  auf  das  zu 
extrahirende  Material  B,  sammelt 
sich,  den  Siebboden  e  durchflies- 
send    auf    dem    Trichterboden  f 
und   steigt  durch  Syphon  g  nach 
der    drehbaren    Rinne     h    über, 
welche  ihren  Abfluss  bei  t  hat,  so 
dass  man  jederzeit  im  Stande  ist, 
die  Extractionsflüssigkeit  zu  unter- 
suchen.    Soll   keine  Probe   durch 
i  genommen  werden,  so  wird  die 
Rinne  herumgedreht,  so  dass  die 
Condensations-  bezw.  Extractions- 
flüssigkeit direct    wieder    in    das 
Kochgeföss  Ä  zurückfliesst.    Fallen  die  Durchbrechungen  der  Zargen  b  fort, 
so  treten  an  deren  Stelle  durch  Wasserverschluss  abgeschlossene  Ablassvor- 
richtungen,  welche    eine    getrennte  Abführung  des  Condensationsproductes 
der  einzelnen  Taschen  a  gestatten. 

5.  Centrifogen. 

Hertbl  und  Milleb  in  Würzen  haben  eine  stetig  wirkende  Centri- 
fugal-Filterpresse  construirt  (D.  P.  38189),  in  welcher  das  Füllen  mit 
zu  centrifugirender  Substanz,  das  Auslaugen  und  Entleeren  der  Kuchen- 
masse selbstthätig  bewirkt  wird. 

Bei  dem  Centrifugenfilter  von  Jäger  in  Könkendorf  bei  Pritzwaik 
erfolgt  die  gleichförmige  Verteilung  des  die  Innenwand  der  Trommel  über- 
ziehenden Filtermaterials  entweder  unter  Anwendung  eines  Filtertuches, 
dessen  Poren  mit  einer  in  Wasser  löslichen  Substanz  vorläufig  verschlossen 


r 


Apparate. 


537 


werden,  oder  mit  Hilfe  eines  auf  die  Filtermasse  einwirkenden  Wasserstrals 
(D.  P.  38236). 

RoTBB  in  Breitenau  bei  Oederan  legt  um  dasCentrifugenge^s.^,  Fig.  264, 
eiserne  Reifen  a,  die  das  Gefass  gegen  Zerspringen  schützen,  dann  aber 
auch  zum  Halten  der  Regulirringe  b  dienen.  Letztere  stehen  mit  ihrem 
inneren  Umfange  etwas  Tom  Mantel  des  Gefasses  A  ab  und  ruhen  entweder 
frei  auf  den  Reifen  a  oder  sind  mittelst  der  Eettchen  c  aufgehängt.  Wird 
nun  die  zu  schleudernde  Waare  ungleichmässig  im  Gefösse  A  verteilt,  so 
werden  sich  die  Ringe  b  so  einstellen,  dass  sie  das  Gleichgewicht  herstellen. 
Hierbei  legen  sie  sich  an  die  überlastete  Seite  des  Gefö.sses  an  und  yerhin- 
dem  somit  zugleich  das  Zerspringen  des  letzteren  (D.  P.  34153). 


Fig.  264. 


Fig.  265. 


E 


6.  Laftpumpen  und  Hygrometer. 

W.  F.  DoKKiN  in  London  lässt  bei  Quecksilber- 
Luftpumpen,  Fig.  265,  das  Quecksilber  durch  feine  seit- 
liche Oeffnungen  e  in  die  an  beiden  Enden  offenen  Fall- 
rohren A  eindringen.  Letztere  sind  so  eingerichtet, 
dass  sie  an  der  Eintrittsöffnung  im  Innern  eine  Kammer 
f  besitzen,  an  welcher  sich  das  eindringende  Quecksilber 
ansammelt,  und  über  deren  Kante  es  regelmässig  über- 
fliesst,  um  in  aufeinanderfolgenden  Tropfen  gleichmässig  durch  die  Fall- 
rohre   zu   fallen.     Der   obere  Teil    der  Fallrohren   ist   in    ein    Gehäuse  B 


538 


Apparate. 


eingeschlossen,  welches  sowol  mit  dem  Quecksilberbehälter  (durch  die 
Ansatzröhre  2>),  als  auch  mit  dem  zu  entleerenden  Gefösse  (durch  die 
Rohre  C)  in  luftdichte  Verbindung  gesetzt  wird.  Die  Fallröhren  werden 
von  dem  in  das  Gehäuse  eindringenden  Quecksilber  umhüllt  und  tauchen 
mit  ihren  seitlichen  Oeffnungen  e  in  dasselbe  ein.  Das  untere  Ende  der 
Fallröhren  wird  von  dem  Gehäuse  B^  umschlossen,  in  welches  das  Queck- 
silber fallt  und  welches  selber  durch  den  Abfluss  des  letzteren  durch  eine 
als  SpRENOEL^sche  Pumpe  wirkende  Röhre  E  luft-  bezw.  gasleer  gehalten 
wird  (D.  P.  35433). 

PaulClbrc  in  Paris.    Vacuum pumpe.    Zwischen  dem  zu  evacuiren- 
den  Gefäss  V  und  einer  Luftpumpe    ist  der  zum  Teil  mit  Quecksilber  ge- 


Fig.  266. 


I 


\ 


füllte,  bewegliche  Rohrring  AB  eingeschaltet. 
Behufs  des  Entleerens  von  V  fasst  man  den  Griff 
H  und  bewegt  den  Ring  so ,  dass  dessen  Achse 
den  Mantel  eines  Kegels  beschreibt.  Hierbei 
schiebt  das  Quecksilber  die  vor  C,  bezw.  vor  V 

befindliche  Luft- 
menge in  der  Rich- 
tung von  A  nach 
B  vor  sich  her 
und  in  das  Ge^ 
E,  von  wo  aus 
dieselbe  durch 
FiK-2e7.  eine     mit    dem 

Si'hlauch  N  verbundene  Luftpumpe  entfernt  wird.  Der  Knick  M 
l>]t>ilit  stets  mit  Quecksilber  gefüllt,  so  dass  die  Rohre  C  und  D 
nicht  mit  einander  in  Verbindung  treten  (D.  P.  36447). 

Don  Antonio  Bonino  in  Ivrea  hat  folgenden  Apparat  zur 
Messung  der  Verdunstung  angegeben.  Die  verdunstende  Flüssig- 
keit ^  ird  durch  den  Druck  der  Atmosphäre  aus  dem  Gefass  Ä  in 
den  aus  porösem  Material  hergestellten  Hohlkörper  B  gedrückt 
und  die  Menge  der  durch  diesen  Hohlkörper  verdunstenden  Flüssig- 
keit an  der  Abnahme  der  Flüssigkeit  in  A  gemessen.  A  ist  zu 
diesem  Zweck  mit  einer  Scala  versehen.  Das  Maass  der  Ver- 
dtiostung  hängt  von  dem  Feuchtigkeitsgehalt  der  den  Hohlkörper 
umgebenden  Luft  ab;  möglichenfalls  kann  das  Niveau  in  A  auch 
steigen.  Durch  einen  in  dem  Flüssigkeitsbehälter  A  befindlichefl 
Schwimmer,  welcher  mit  einem  Schreibstift  verbunden  ist,  kann 
auf  einer  sich  drehenden  Papiertrommel  die  selbstthätige  Registri- 
ruug  bewirkt  werden.    (D.  P.  37702.) 

7.  Thermometer^  Würmeregnlatoren. 

Bei  einem  von  Sgbapfbb  &  Bddbrbbbo    in  Buckau-Magde- 
kniriT    angegebenen    Thermometer   wird    die   Ausdehnung  der 


r 


Apparate. 


539 


dnnnfl 


auf   zwei    dicht    äbereinandergelagerte,    gleichgeformte 
MettUpIfttten  c'  und  c^  übertragen.     Der  Raum  zwischen  diesen 
und  c*  ist   äusserst  gering  bemessen,  so  ^^fs-  268. 

dass  nur  eine  sehr  geringe  Menge  Flüssig- 
keit notig  ist,  um  denselben  auszufüllen. 
Durch  ein  Rohr  6,  welches  sich  an  die 
durchbohrte  untere  Platte  c*  anschliesst, 
steht  der  Raum  zwischen  c^  und  c^  mit 
dem  der  Wärmequelle  ausgesetzten  Flüssig- 
keitsbehälter a  in  Verbindung.  Von  der 
oberen  Platte  c*  wird  die  Plattenausdeh- 
nung  durch  eine  beliebige  Vorrichtung 
de/  auf  ein  Zeigerwerk  übertragen.  Das 
ganze  System  abc^  c^  ist  mittelst  einer 
unter  der  Platte  c*  befindlichen  Schraube 
in  das  äussere  Metallstück  h  eingeschraubt, 
so  dass  die  Ausdehnimg  des  Metall rohres 
b  ohne  directen  Einfluss  auf  die  Zeiger- 
stellung bleibt    (D.  P.  3786>.) 

PaoBSSDORF  &  Koch  in  Leipzig  brin- 
gen elektrische  Leitungsdrähte  bei  den 
einzelnen  Graden  des  Thermometers  an 
und  schalten  in  dieselben  elektromagnetisch  bewegte  Schreibvorrichtungen 
ein,  welche  auf  einem  durch  Uhrwerk  bewegten  Papierstreifeu  Zeichen 
machen.  Auf  der  Minutenzeigerachse  dieses  Uhrwerks  sitzt  ein  an  seinem 
Umfange  mit  einer  Anzahl  Contactfedem  versehenes  Rad;  die  Contactfedem 
schleifen  nacheinander  über  die  isolirten  Enden  der  genannten  Leitungs- 
drähte. Wenn  zu  der  Zeit,  wo  eine  Contactfeder  ein  Drahtende  berührt, 
der  zugehörige  Stromkreis  beim  Thermometer  geschlossen  ist, 
so  wird  die  zugehörige  SchreibYorrichtung  bewegt  und  an 
einer  bestiounten  Stelle  des  Papierstreifens  das  Zeichen  ge- 
macht. Li  diesei  Weise  konunt  eine  Figur  zu  Stande,  welche 
ein  Bild  Ton  den  Wärmeschwankungen  giebt.  (D.  P. 
37921.) 

Bei  dem  Thermometer  von  Franke  in  Magdeburg  füllt 
die  thermometrische  Flüssigkeit  ein  Thermometergefass,  Fig.  269. 
an,  welches  aus  dem  gewellten  Messing-  oder  Stahlrohr  f,  dem 
unten  offenen  Cylinder  g  mit  den  Plantschen  g^  und  der  durch 
die  Ausdehnung  tou  f  bewegten  Verschlussscheibe  h  gebildet 
wird.    (D.P.  36476.) 

Rbcland  in  Dortmund  hat  einen  Temperaturmesser 
angegeben,  bei  welchem  die  durch  die  Temperatur  bewirkte 
Längenänderung  der  Metallstangen  C,  E  und  F,  die  mittelst 
Gelenke  auf  den  im  Gehäuse  gelagerten  Hebeln  befestigt  sind. 


540 


Apparate. 


eine  Drehung   des  Zeigers  B   bewirkt,    welcher   die  Bewegung    der  Metall- 
stangen auf  der  Scala  S  selbstthätig  inarkirt.    Die  Temperatur  wird  mittelst 


Fig.  270. 


des  elektrischen  Stro- 
mes von  dieser  Scala 
aus  an  einem  von 
der  Wärmequelle  ent- 
fernten Orte  selbst- 
thätig angezeigt  und 
registrirt,  indem  durch 
die  Berührung  eines 
der  an  JR  angebrach- 
ten Stifte  T  mit  dem 
der  jeweiligen  Tem- 
peratur entsprechen- 
den Stifte  der  Scala  ein 
zugehöriger  Strom- 
kreis geschlossen  wird 
und  ein  dadurch  be- 
thätigter  Elektromag- 
net einen  Hebel  anzieht,  welcher  auf  einer  durch  ein  Uhrwerk  gedrehten 
Scheibe  schreibt. 

Der  selbstthätige  Wärmeregulator  von  Fisches  &  Rbotor  in  Lyon 


Fig.  271. 


besteht  aus  einem  oben  und  unten  mit  je 
einer  Membran  D  dicht  verschlossenen, 
mit  Quecksilber  oder  einer  anderen  Flüssig- 
keit gefüllten  Metallgeföss  B.  Dem  Un- 
terschied der  Ausdehnung  des  Metallge- 
fasses  und  der  darin  enthaltenen  Flüssig- 
keit entsprechend  wird  die  untere  Mem- 
bran mehr  oder  weniger  ausgebaucht. 
Dieselbe  wirkt  auf  das  Ventil  d  ein, 
welches  in  die  Zuleitung  für  den  wärme- 
abgebenden Körper  eingeschaltet  ist.  Die 
obere  Membran  findet  an  dem  Schraub- 
Stopfen  8  Anschlag,  der  auf  die  gewünschte 
Temperatur  mit  Hülfe  des  Zifferblattes  Z 
eingestellt  wird.     (D.  P.  36446.) 

8.  Oalyanische  Elemente  n.  dgl. 

Ein  von  F.  Schönemann  in  München 
angegebenes  Zink -Kohle- Element  ent- 
hält die  Kohle  a  als  Cylinder  ausgebildet 
und  mit  einer  Scheibe  a^  und  einem  Halse 
a^  versehen.     In   dem  Halse   a^  befindet 


r 


Apparate. 


541 


sich  eine  Isolirungshülse  c2,  in  welcher  der  mehrfach  durchlochte  Zinkstab  e 
frei  in  der  Kohle  hängt.  Durch  das  Durchstecken  eines  Stiftes  g  durch  die 
Locher  f  kann  eine  leichte  und  bequeme  Regulirung  des  ^s-  272. 
Elementes  stattfinden.     (D.  P.  36886.) 

G.  TON  Nbdmann  in  Riva   will    bei  galvanischen  Ele- 
menten die  Endproducte  gewinnen,  sofern  sie  wertvoller 
sind,  als    die    zur  Beschickung   des  Elementes    dienenden 
Materialien.     Das  Element    besteht   aus  Nickel    und  Kohle 
als  Leiter  erster  Ordnung  und  Salpetersäure  oder  Königs- 
wasser  als   Leiter   zweiter  Ordnung.      Wird  Schwefelsäure  i, 
angewendet,    so    dient    Bleihyperoxyd   als    depolarisirende 
Substanz.      Im   ersteren  Falle  wird   salpetersaures  Nickel-  1 
oxydul,  im  letzteren  Falle  schwefelsaures  Nickeloxydul  ge-  ' 
Wonnen.    (D.  P.  37829.) 

R.  EisEKMAKN  in  Berlin  verwendet  bei  galv.  Elementen 
Wolframsäure  als  erregende  Flüssigkeit,  welche  wie  Chrom- 
säure wirkt,  dieser  gegenüber  aber  zwei  besondere  Vorteile 
bietet,  indem  erstens  ein  geringer  Zusatz  von  Phosphor- 
saure  bewirkt,  dass  die  sich  bildenden  wolframsauren  Salze  |^ 
in  Säuren  stets  in  Lösung  bleiben  und  zweitens  die  durch 
die  Metallelektroden,  namentlich  durch  Zink,  reducirte  Wolfram  säure  schon 
durch  den  Sauerstoff  der  Luft  vollständig  regenerirt  wird.  Die  Wolfram- 
säure eignet  sich  aus  letzterem  Grunde  hauptsächlich  als  Erregungsflussig- 
keit  für  rotirende  Batterien.     (D.  P.  87832.) 

um  in  dem  Element:  Kohle — Kupferchlorid  — Zink  —  kaustisches  Alkali 
die  elektromotorische  Kraft  und  die  Wirkung  des  Elementes  constant  zu 
erhalten,  was  von  der  ünveränderlichkeit  der  wirksamen  Oberfläche  des 
negativen  Poles  abhängt,  bringt  Orazio  Lcgo  in  New- York  Salzsäure  in 
directe  Berührung  mit  der  Kohle,  indem  die  Kohlenelektrode  zur  Aufnahme 
derselben  beckenförmig  gestaltet  wird.  Das  sich  aus  der  Kupferchlorid- 
lösung abscheidende  metallische  Kupfer  kann  sich  nicht  auf  den  Kohlepol 
ablagern,  sondern  wird  von  der  Salzsäure  wieder  in  Kupferchlorid  umge- 
wandelt; gleichzeitig  wird  Chlor  an  das  Zink  geführt,  wodurch  die  Wirkung 
des  Elementes  constant  erhalten  wird.     (D.  P.  39313.) 

Bei  dem  galvanischen  Element  von  H.  Aron  in  Berlin  wird  die  Lös- 
lichkeit des  Zinks  in  Alkalien  verwertet.  Als  depolarisirender  Körper  wird 
nicht  wie  bisher  Kupferoxyd  angewendet,  welches  spurenweise  in  con- 
centrirter  Lauge  löslich  ist  und  daher  durch  Niederschlag  von  Kupfer  am 
Zink  locale  Ströme  verursacht,  sondern  es  wird  Quecksilberoxyd  benutzt, 
welches  zwar  auch  in  geringem  Maasse  in  Lauge  löslich  ist,  dann  aber 
durch  Abscheiden  des  Quecksilbers  am  Zink  nicht  nur  keine  locale  Ströme 
veranlasst,  sondern  durch  Amalgamirung  das  Zink  vor  unnötiger  Aufzehrung 
schützt.     Zur  Erhöhung  der  Constanz  des  Elementes  kann  das  Quecksilber- 


542 


Apparate. 


oxyd  noch  mit  Eisenspänen  gemischt  werden,  um  eine  grosse  depolarisirende 
Oberfläche  zu  erhalten.  (D.  P.  38220.) 

Von  Rammelsbbro  in  Berlin  angegebene  Neuerungen  an  galvani- 
schen Tropfbatterien  beziehen  sich  auf  die  leicht  losbare  Befestigung 
Fig.  273.  der  Zinkelektroden  B,  welche  von  den  Kohle»elektroden 
A  durch  eine  Schicht  C  von  Glaswolle  oder  ähnlichem 
Material  getrennt  sind.  Auf  diese  tropft  aus  dem  Gefisse 
G  durch  Hahn  D,  Rohr  B  und  Ausflussstutzen  Z  die 
Erregungsflässigkeit,  oder  behufs  Reinigung  der  Batterie 
aus  einem  anderen  Geföss  reines  Wasser,  um  in  einen 
Sammeltrog  T  zu  gelangen  und  von  hier  abgeführt  za 
werden.  Die  Zinkelektroden  B  werden  von  Stiften  m  ge- 
tragen, die  an  der  Traverse  X  befestigt  sind  und  durch 
die  Eohlenplatten  Ä  hindurchgreifen,  und  ausserdem  durch 
ebenso  an  der  Traverse  Y  befestigte  Stifte  n  gegen  Ver- 
schiebung gesichert.  Eine  Leiste  P,  welche  sich  gegen 
die  Zinkplatten  legt  und  durch  Schrauben  leicht  lösbar 
mit  dem  Gestell  der  Batterie  verbunden  ist,  hält  die  Elek- 
troden fest  zusammen.    (D.  P.  38316.) 

Sappbt  in  Paris  sucht  durch  geeignete  Circuhtion 
der  Erregungsflässigkeit  in  den  porösen  Zellen  der  Batterie 
die  sich  bildenden  Metallsalze  continuirlich  abzuführen,  so 
dass  dieselben  sich  nicht  auf  dem  Zink  absetzen  können, 
und  die  Wirksamkeit  der  Batterie  eine  unveränderliche 
bleibt.  Durch  eine  Regulirvorrichtung  wird  die  Speisung 
der  Batterie  beim  Abnehmen  der  Stromstärke  bewirkt,  wo- 
durch der  Verbrauch  der  kostspieligen  Depolarisationsflussig- 
keit  auf  ein  Minimum  reducirt  und  die  Stärke  des  Stromes 
möglichst  constant  gehalten  wird.     (D.  P.  37777.) 


Fig.  274. 


Desrublles  in  Paris  überzieht  die  Zink- 
platten vor  ihrer  Einstellung  in  das  Element  mit 
einer  aus  Quecksilber,  Talg  und  Paraffin  be- 
stehenden Masse  und  taucht  die  Kohlenplatten 
ebenfalls  vor  ihrer  Verwendung  in  eine  schwache 
Zuckerlösung,  worauf  sie  getrocknet  und  über 
eine  stark  russende  Flamme  gehalten  werden. 
(D.  P.  35969.) 

PoLLAK  und  Wehe  in  Berlin.  Regenera- 
tiv-Element,  Fig.  274.  In  einem  Glasgeßss 
a  befindet  sich  ein  zweites  kleineres  Geßss  b, 
welches  eine  Kupferspirale  c  aufnimmt.  Ausser- 
halb des  Gefösses  b  befindet  sich  ein  Zinkcylinder 
d ;  von  beiden  Elektroden  führen  gut  isolirte  Ab- 
leitungsdrähte  c  und  f  nach  oben.    Die  Erregungs- 


1 


Apparate.  543 

Lässigkeit  besteht  z.  B.  aus  Kochsalzlösung.  Die  fehlenden  Depolari- 
sationsstoffe  werden  dadurch  erzeugt,  dass  in  den  obM^n  Teil  des 
Gefässes  a  ein  mit  durchgehendem  Loch  versehener  Kohlenblock  g 
hineingehängt  wird,  derart,  dass  er  ein  wenig  in  die  Erregnngsflussigkeit 
eintaucht.  Bei  x  wird  derselbe  durch  dnen  in  das  Loch  eingesetzten  Me- 
Uliring  h  mit  dem  Tom  Kupfer  ausgehenden  Ableitungsdraht  e  verbunden. 
Durch  diese  Verbindung  der  Kohle  mit  dem  Kupfer  entsteht  ein  immer- 
während  geschlossenes  Element,  dessen  Strom  das  Kupfer  allmälig  auflöst 
und  Kupfersalze  bildet.  Nachdem  man  auf  diese  Weise  depolarisirende 
Stoffe  erzeugt,  vwbindet  man  das  Kupfer  mit  dem  Zink  und  man  erhält 
«inen  constanten  Strom  so  lange,  als  depolarisirende  Stoffe  vorhanden  sind. 
(D.  P.  36620.) 

An  Stelle  der  früher  im  D.  P.  86907  ^  angegebnen,  in  die  isolirenden 
Rahmen  eingebetteten  und  durch  nichtoxydirende  Streifen  mit  der  wirksamen 
Masse  verbundenen  ozydirbaren  Leiter  wendet  die  Primaet  Battbet  Compakt 
in  L(mdon  Leiter  aus  einem  nicht  oder  nur  sehr  schwer  ozydirbaren  Metall 
wie  Gold  oder  Platin  an.    (D.  P.  38657.) 

Eine  von  Hbllksbn  in  Kopenhagen  angegebene  Neuerung  bezieht  sich 
auf  Batterien  mit  Zinkanode  und  einem  festen,  leitend  mit  der  Kathode 
verbundenen  depolarisirenden  Stoff,  wie  Bleisuperoxyd,  Eisenoxyd  oder 
Braunstein,  und  besteht  in  der  Anwendung  von  erregenden  Flüssigkeiten, 
welche  essigsaure  Salze  (namentlich  essigsaures  Ammoniak)  oder  kohlensaures 
oder  kaustisches  Ammoniak  enthalten,  um  eine  grossere  Lösungsfthigkeit  für 
das  Zink  hervorzubringen.    (D.  P.  85393.) 

PoLLAK  in  Sanok,  Galizien,  imd  G.  W.  von  Nawrocki  in  Berlin  ver- 
wenden an  Stelle  der  porösen  Zelle  und  des  flüssigen  Leiters  einen  Leiter, 
welcher  aus  einer  gallertartigen,  aus  mit  Glycerin  zusammengeschmolzener 
Gelatine,  Wasser  und  Salicylsäure  hergestellten  Masse  besteht.  (D.  P.  85398.) 
Nach  dem  D.  P.  84979  bilden  Dieselben  die  porösen  Zellen  dadurch, 
dass  man  die  Elektrodenplatten  in  Papier  oder  Gewebe  einhüllt,  welches  mit 
einer  Mischung  von  2  Tln.  Gelatine,  6  Tln  Glycerin  und  3  Tln.  Wasser  ge- 
tränkt und  mit  Tannin  oder  einem  anderen  Gerbemittel  gegerbt  ist. 

Um  die  zur  Constanterhaltung  der  Stromerzeugung  wesentlich  beitra- 
gende Zuführung  von  Luft  in  die  Erregungsflüssigkeit  bei  Chromsäure  Ele- 
menten in  einfachster  Weise  zu  ermöglichen,  versieht  Rbinigbr  in  Erlangen 
die  Zinkelektroden  solcher  Elemente  mit  Längshohrungen  und  verbindet  die 
so  gebildeten  röhrenförmigen  Canäle  durch  einen  Gummischlauch  mit  irgend 
einer  Luftzuführungs-Vorrichtung,  einem  Kautschukball  z.  B.    (D.  P.  34587.) 

ScHANSCHiBFP  iu  Londou  benutzt  als  Erregungsflüssigkeit  für  Zink- 
Kohle-Elemente  eineLösungvon  schwefelsaurem  Quecksilberoxyd.  (D.P.  86416.) 

Eine  von  M.  M.  Rotten  in  Berlin  angegebene  Erregerraasse  (System 
BüRSTT»)  für  Trockenelemente  besteht  aus  einem  mit  gesättigter  Cblor- 

»)  TechiL-chem.  Jahrb.  8,  S.  465. 


544 


Apparate. 


natrium-  und  Salmiak-Losung  angemachten  Gypsbrei,  dem  Schiessbaumwoll- 
mehl  zur  Depolarisirung  und  Chlorcalcium  zum  Zwecke  der  constanten  An- 
feuchtung zugesetzt  ist. 

Die  Primaby  Battbry  Company  in  London  stellt  die  positiven  Elektro- 
den aus  porösem  Blei  und  die  negativen  Elektroden  aus  Bleisuperoxyd  auf  elek- 
trischem Wege  her.  Zur  Herstellung  der  positiven  Elektroden  wird  Blei- 
sulfat mit  Magnesia,  im  Gewichtsverhältnis  7'5 : 1  und  Wasser,  angerührt^ 
verwendet.  Dieses  Gemisch,  auf  eine  leite  ade  Platte  aufgetragen,  wird  als 
Kathode  gegenüber  einer  Anode  aus  Bleioxyd  mit  30  Proc.  fein  zerteiltem 
Blei  in  einem  Bade  von  halbgesättigter  Lösung  von  schwefelsaurer  Magnesia 
dem  Strome  ausgesetzt.  Das  Material  der  Anode  wird  hierbei  in  Bleisuper- 
oxyd umgewandelt  und  dient  dann  als  negative  Elektrode  in  einem  primäreiv 
Element  mit  verdünnter  Schwefelsäure  (1 :  10  bis  1 : 5).     (D.  P.  35718.) 

Maqday  in  London  stellt  die  positiven  Elektroden  in  Stangen-  oder 
Plattenform  aus  einer  Legirung  von  95  Gew.-Tln.  Zink,  2  Gew.-Tln.  Blei,  2 
Gew.-Tln.  Zinn  und  1  Gew.-Tl.  Quecksilber  her.  Dieselben  werden  dann  mit 
einer  Beize  aus  lOprocentiger  Scliwefelsäure  behandelt,  hierauf  eine  Minute  lang 
in  ein  Quecksilberbad  getaucht  und  dann  5  Minuten  lang  einer  Temperatur 
von  38°  C.  ausgesetzt.  Dieses  Verfahren  des  Beizens,  Amalgamirens  und 
Erhitzens  wird  so  lange  wiederholt,  bis  die  Platten  ca.  2  Proc.  ihres  Ge- 
wichts an  Quecksilber  aufgenommen  haben.     (D.  P.  37933.) 

Um  die  Elektrodenplatten  galvanischer  Elemente  ohne  Störung  des 
Betriebes  auswechseln  zu  können,  wendet  Kl  aber  in  Berlin  doppelte  oder 
mehrfache  Elektrodenplatten    an,    die  unter  sich  metallisch  iind  leitend 


Fig.  276. 
1 


Fig.  275. 


verbunden  sind,   sonst  aber  unabhängig  von 
einander  bestehen.    (D.  P.  36683.) 

Fribdlabnder   in   Berlin.  Verschluss  Vor- 
richtung für  galvanische  Elemente. 

Lathrop  in  Brooklyn  versieht  die  Zink- 
elektrode C,  Fig.  .275,  mit  von  oben  bis  unten 
gehenden    schraubenförmigen  Nuten   zu  de» 
Zwecke,  die  Elektrode  durch  Eingiessen  von 
Quecksilber  in  das  obere  Ende  der  Schraubennut 
bei  b  durch  den  Canal  öMmmer  von  neuem  amalgamiren  zu  können, 
ohne    dieselbe    aus    dem  Element    entfernen    zu   müssen.    (D.  P. 
36880.) 

Stbpanow  in  St.  Petersburg  umwickelt  bei  Kupfer-Zink-Ele- 
menten die  Zinkplatten  a  mit  einigen  Windungen  Bindfaden  b, 
hüllt  sie  in  Pergamentpapier  c  und  bewickelt  sie  abermals  mit 
einigen  quer  zu  den  ersteren  liegenden  Lagen  Bindfaden  b\  auf 
t  welche  zwei  durch  Bänder  e  zusammengehaltene  Kupferplatten  d 
gelegt  werden.  Derart  vorbereitete  und  hinter  einander  geschaltete 
Elemente  werden  in  einen  Trog  mit  einer  einzigen  Erregungs- 
flüssigkeit eingetaucht.     (D.  P.  36874;  Fig.  276.) 


Apparate. 


545 


Wunderlich  in  Brüssel.  Säulenbatterie.  Die  beiden  Erregungsflässig- 
keiten  sollen  Ton  einander  getrennt  gehalten,  getrennt  erneuert  und  während 
der  Function  der  Batterie  getrennt  in  Circulation  erhalten  werden  können, 
ohne  dass  Vorrichtungen  am  Diaphragma  oder  den  Elek-  ^i»-  277. 

troden  angebracht  werden  müssen.  Zu.  diesem  Zwecke 
befinden  sich  die  Elektroden  Q  in  Zellen,  welche  von 
Rahmen  aus  steifem  und  elastischem  Material  gebildet 
werden.  Die  beiden  Erregungsflüssigkeiten  sind  durch 
eine  durchlässige  Membran  H  von  einander  getrennt. 
In  dem  Rahmen  Ton  steifem  Material  befinden  sich 
Oeffiiungen,  welche  mit  Röhrenansätzen  A  B  bezw. 
A^  B^  yersehen  sind.  Diese  Röhrenansätze  werden  in 
geeigneter  Weise  mit  Röhrenverbindungen  verschraubt, 
so  dass  durch  sie  die  Erregungsflüssigkeiten  getrennt 
von  einander  in  die  Zellen  eingeführt  oder  aus  ihnen 
abgelassen  werden  können.  Derartig  construirte  Batterien 
können  auch  als  ümsturzbatterien  verwendet  werden. 
(D.  P.  36790.) 

Um  bei  möglichster  Raumersparnis  eine  recht 
grosse  Berührungsfläche  zwischen  den  beiden  ein  Thermo-Element  bil- 
denden Metallen  zu  erzielen  und  dadurch  die  Wirkung  des  Elementes  zu 
erhöhen,  wird  nach  Walbbecht  in  Elberfeld  ^^*  278. 

(D.  P.  34913)  das  eine  Metall  zu  einem  Gefass 
geformt,  dessen  oberer  Teil  b  mit  einem  feuer- 
festen Futter  e  ausgekleidet  wird,  und  dessen 
unterer  Teil  a  die  Gestalt  eines  vielfach  ge- 
wundenen Metallstreifens  a  erhält.  Das  so 
gebildete  Gefilss  erhält  einen  ebenfalls  feuer- 
festen Boden  d.  Das  zweite  Metall  c  wird  in 
dieses  Gefass  eingegossen,  so  dass  es  zwischen 
die  Windungen  des  Metallstreifeus  a  eindringt 
und  als  Säule  noch  über  den  Teil  b  hervorragt. 
Williams  in  Riverton,  Neu- Jersey,  will 
die  bei  chemisch  -  technischen  oder  feuer- 
technischen  Apparaten  in  Wärme -Ableitungs- 
röhren etc.  fortgeleitete  Wärme  in  Elektrici- 
tät  umwandeln,  indem  diese  Rohre  entweder 
mit  thermo- elektrischen  Elementen  durch 
Wärmeleiter  verbunden  oder  selbst  zu 
Thermo -Elementen  ausgebildet  werden.    (D.  P.  35414.) 

9.  Gaserzengnngsapparate. 

Ein  von  Prospeb  Prat  in  Lanildut,  Finistere,  erfundener  Apparat  soll 
zur  Erzeugung  von  Gasen,    von  gashaltigen  Flüssigkeiten   und  zur  Luftfil- 
Bied ermann.  Jahrb.  IX.  3^ 


546 


Apparate. 


tration  dienen.  Der  Innenraum  des  Gefasses  ist  mit  einer  bis  zu  einer  ge- 
wissen Höhe  emporgeführten  Scheidewand  b  bezw.  d  yersehen,  welche  den- 
selben in  zwei  Abteilungen  teilt.     Die  zur  Entwickelung  eines  Gases  nötigen 


Fig.  279. 


Substanzen  werden  in  die  Abteilungen  entweder 
durch  besondere  Einleitungsrohre  oder  durch  Ab- 
nahme des  Deckels,  getrennt  eingefüllt  Dann 
schliesst  man  sämtliche  Oeffnungen  des  Apparates 
und  schüttelt  den  Inhalt  durcheinander.  Nach 
Oeffhung  eines  Ventiles  strömt  sodann  das  Gas 
aus  dem  Gasabzugsrohr  g  aus.  Soll  das  Geföss 
zur  Luftfiltration  benutzt  werden,  so  wird  in  den 
Innenraum  eine  antiseptische  Flüssigkeit,  wie  z.  B. 
Schwefelkohlenstoff,  Salzlösungen,  Salicylsäure  u. 
r.,  eingefüllt  und  ein  in  der  mittleren  Scheide- 
wand angebrachtes  Abzugsrohr  mit  einem  Be- 
hälter, z.  B.  einem  Bierfass,  in  Verbindung  ge- 
bracht. Wird  aus  dem  letzteren  Bier  entnommen, 
so  wird  die  Luft  durch  die  antiseptische  Flüssig- 
keit hindurchgesaugt  und  gelangt  gereinigt 
in  das  Fass.    Die  Fig.  281. 


Scheidewand  im 
Innern  des  Appa- 
rates kann  auch 
wegfallen,  und  die 
Agentien  können 
durch  getrennte 
Zuleitungsrohre 
durch  Saug-  und 
Druckvorrichtung 
(Gummiballon  a 
[Fig.  280]  oder 
kleine  Saug-  und 
Druckpumpen)  oder  durch  ein  gemeinsames  Ein- 
leitungsrohr  in  derselben  Weise  in  das  Innere 
des  Gefasses  gebracht  werden.     (D.  P  34023.) 

Im  D.  P.  38016  beschreibt  Pbat  folgende  \ 
Einrichtung.  Die  den  Innenraum  des  Gewisses  in 
zwei  oder  mehrere  oben  mit  einander  in  Ver- 
bindung stehende  Abteilungen  scheidenden  Wände 
c  nehmen  die  ganze  Höhe  des  Gefasses  ein  und 
enthalten  nur  am  oberen  Ende  eine  Durch- 
brechung d.  Durch  diese  Oeffnung  d  werden, 
indem  man  das  Gefass  schief  hält,  die  in  den 
beiden  Abteilungen    enthaltenen    Agentien    ver- 


Apparate. 


547 


mischt,  so  dass  Gasentwickelung  eintritt  Durch  den  Boden  des  Gefasses 
ist  ein  Rohr  e  eingeführt,  welches  oben  in  denjenigen  Raum  mündet,  in 
welchem  die  Gasentwickelung  stattfindet  Das  Rohr  e  mit  Hahnverschluss 
fährt  durch  den  Stöpsel  i  in  ein  anderes  Gefass,  in  welchem  die  mit  dem 
erzeugten  Gase  zu  mischende  Flüssigkeit  sich  befindet;  letztere  wird  alsdann 
durch  das  in  das  Rohr  e  eingesetzte  Rohrchen  A,  welches  aussen  einen 
Hahnverschluss  hat,  abgelassen.  Oder  das  Gas  wird  durch  das  oben  in  das 
Gefass  einmündende  Rohr  k  mit  Hahnverschluss  abgelassen. 

RicHTBB  in  Halle  a.  d»  Saale.    Gasentwickelungsapparat   (D.  P. 
35121).   Aus  dem  durch  Scheidewand  a  in  zwei  Abteilungen  2>  und  E  geschie- 
denen Säuregeftss  Ä  (Fig.  282)  gelangt  die  Säure  durch  Rohr  »,  mit  Hahn  o  und 
Rückflussventil  p,   über  den  Siebboden  f  im  Gasentwickler  B  auf  die  dort 
Fig.  282.  lagernden  Salze 

(Carbonate  u.  s. 
w.).  Sobald  Gas- 
druck im  Ent- 
wickler B  ent- 
steht, wird  die 
Säure  aufhören, 
durch    Rohr   i 

zuzufliessen, 
und   die   in  B 
befindliche 
Säure     wird 
durch     Hut    s 
und  Rohr  k  mit 
Ventil  r    nach 
der  zweiten  Ab- 
teilung E  des 
Säurebehälters 
Ä    zurückge- 
drückt. Das  ent- 
wickelte     Gas 
kann    durch 
Rohr    y     und 

Wäscher  C  abgeführt  werden.  Die  nach  E  gedrückte  Säure  fliesst  über  die 
Scheidewand  a  nach  D,  oder  aber  bei  niederem  Säurestande  durch  die 
kleinen  Oeffnungen  b  nach  D.  Rohr  /,  welches  Ä  und  B  direct  verbindet, 
dient  entweder  zur  Druckregulirung  zwischen  A  und  B,  oder  um  Säure  direct 
durch  Vermittelung  des  Rohres  m  und  Dreiweghahn  v  auf  den  Säurever- 
teiler h  in  B  zvL  führen,  oder  aber  zur  Erzeugung  hohen  Druckes  in  Verbin- 
djing  mit  Rohr  k  mittelst  des  Rohres  n,  bei  welcher  Verbindung  die  Säure 
aus  dem  Gasentwickler  durch  Hut  s,  Rohr  k,  Rohr  n  und  Rohr  l  nach  A 

35* 


tFl 


pl= 

1 

T 

y    J--  — 


548 


Apparate. 


gedrückt   werden   muss.    Der  Wäscher  C  besteht   aus    drei  einzelnen  mit 
einander  communicirenden  Waschcy lindern  a^  b^  cK 

Bei  dem  Kohlensäure-Entwickler  för  Bierdruckapparate  yon 
ScHOLviBN  in  üerdingen  a.  Rh.  (D.  P.  32645)  ist  der  Säurebehäiter  ausser  durch 
ein  Druckausleitungsrobr  durch  zwei  Säurerohre  mit  dem  Entwickelungsgeßiss 
verbunden.  Letztere  haben  Ventile,  die  sich  nach  entgegengesetzter  Richtung 
öffiien,  so  dass  in  dem  einen  Rohre  nur  eine  aufsteigende,  in  dem  anderen 
nur  eine  absteigende  Bewegung  stattfindet  und  die  teilweise  verbrauchte 
Säure  mit  der  noch  frischen  Säure  vermischt  wird. 

10.  Analytische  und  optiseke  Apparate« 

E.  Hertens  in  Berlin  hat  einen  Apparat  zur  volumetrischen  Be- 
stimmung absorbirbarer  Gase  angegeben.  Derselbe  besteht  aus  zwei 
mit  einem  Manometer  MM^  verbundenen,  oben  und  unten  mit  einander 
communicirenden  und  um  eine  Horizontalachse  bewegbaren  Gefassen  A  und 
B,  durch  deren  untere  Communication  c  eine  in  ihnen  befindliche  Flüssig- 
keit in  Folge  Hohenveränderung  der  Gefasse  beliebig  aus  dem  einen  in  das 

Fig.  283. 


andere  strömen  und  dadurch  das  in  den  Gefössen  befindliche  Gas  zwingen 
kann,  seinen  Weg  beliebig  oft  durch  die  obere  Communication  R  und  die 
in  dieselbe  eingeschalteten  Absorptionsgefösse  a  zu  nehmen.  t7,  tv  und  x 
sind  die  erforderlichen  Hähne.  Zur  Beseitigung  des  Einflusses  von  Tem- 
peratur- und  Luftdruckveränderung  während  der  Untersuchung  wird  der 
bewegliche  Schenkel  M^  des  Manometers  MM^  nicht  mit  der  äusseren  Luft, 
sondern  mit  Gefilssen  verbunden,  welche  gleiches  Volumen  und  gleiche 
Flüssigkeitsmenge  enthalten  wie  die  Gefasse  A  und  B  einschliesslich  ihrer 
Verbindungsrohren.  Ein  etwaiger  Temperaturwechsel  wird  dann  bei  der 
Ablesung  nicht  zur  Geltung  kommen,  da  derselbe  auf  beide  Schenkel  des 
Manometers  gleichen  Einfluss  übt.     (D.  P.  38450.) 


Apparate. 


549 


Fig.  284. 


Fb.  Lex  in  Ludwigshafeu  hat  ein  Verfahren  zur  continuirlichen 
direeten  Bestimmung  des  specifischen  Gewichtes,  des  Druckes  und 
der  Bestandteile  Yon  Oasen,  sowie  des  specifischen  Gewichtes 
Ton  Flüssigkeiten  mittelst  gewöhnlicher  Hebelwaagen  angegeben,  welches 
auf  einem  anderen  Wägungsprincip  beruht  als  der  früher  beschriebene 
Apparat  D.  P. 
32091  u.  33922«). 
Dieses  Verfahren 
besteht  darin, dass 
ein  als  Waag- 
schale dienendes 
auf  dem  einen 
Hebelann  D  sit- 
zendes Aufnahme- 
gefäss  A  mit  einer 
der  Drehbewe- 
gung des  Hebels 
folgenden  Zu- 
imd  Ableitung 
GBCH  für  den 
zu  wägenden  Gas- 

bezw.  Flussigkeitsstrom  verbunden  und  der  zu  wägende  Körper  durch  den 
Druck  des  nachfolgenden  Stromes  stetig  in  das  Aufnahmegeföss  hinein  imd 
gleich  darauf  wieder  aus  demselben  herausgetrieben  wird,  wobei  ein  mit  dem 
Hebelarm  JD  yerbundener  Hebel  E  die  Hebungen  oder  Senkungen  auf  einer 
TeDung  F  anzeigt.  Die  Scala  wird  mittelst  zweier  Fixpunkte  hergestellt, 
von  denen  der  eine,  der  sich  ergiebt,  wenn  das  Geföss  mit  Luft  gefallt  ist, 
mit  1,  der  andere,  bei  Wasserstofffullung  des  Gefasses,  mit  0*07  bezeichnet 
wird.  Der  Zeiger  giebt  das  specifische  Gewicht  an.  Durch  Absperrung  der 
Ableitung  CB.  kann  man  den  Druck  bestimmen,  unter  welchem  ein  Gas  sich 
in  einem  mit  G  verbundenen  Behälter  befindet.  Die  Bestandteile  eines 
Gasgemenges  können  bestimmt  werden,  indem  man  eine  Anzahl  von  Hebel- 
waagen anwendet  und  zwischen  je  zweien  derselben  ein  Absorptionsgeföss 
fir  einen  Bestandteil  des  Gasgemenges  anbringt.   (D.  P.  35430.) 

Krdo  in  Gotha  hat  eine  ob  erschal  ige  Waage  mit  dem  in 
Fig.  285  auf  folg.  Seite  dargestellten  Hebelsystem  construirt.  Die  Gewichts- 
schale %  ist  in  drei  Punkten  gestützt;  der  Hebel  a  ist  vorne  gegabelt,  um 
zwei  von  diesen  Punkten  zu  bilden.    (D.  P.  38355.) 

PooLBT  in  Liverpool  bringt  auf  dem  Waagebalken  zwei  oder  mehr 
Scalen  für  verschiedene  Gewichtssysteme  an  und  giebt  dem  Laufgewicht 
eisen   den  Scalen  entsprechend  gegabelten  Zeiger.  (D.  P.  38447.) 

J.  Elönnb  (fe  G.  MoLLBB   in   Berlin   haben   einen    Pendel-Object- 


1)  TechD.-chem.  Jahrb.  8,  S.  469.     Statt  D.  F.  37922  mas8  es  hier  heissea :  83922. 


550 


Apparate. 


tisch  für  Mikroskope,  Fig.  286,  construirt .     Das  Präparat  wird  durch  die 
Feder  m  im  Rahmen  festgehalten  und  durch  die  Federn  n  auf  den  Mikroskoptisch 

Fig.  285. 


ff 


u 


1 


gedrückt.  Zur  Durchsuchung  des  Präparates  und  Bestimmung  der  Lage 
eines  Objectes  in  demselben  ist  der  Rahmen  l  an  dem  um  c  drehbaren 
(pendelnden)  Arm  a  mit  Hilfe  der  Schraube  k  verschiebbar  und  diese 
Schiebung  und  Drehung  an  den  gezeichneten  Scalen  messbar.  (D.  P.  35174.) 
Fig.  286.  Fig.  287. 


Eine  BlendvorrichtungfürMikroskope  derselbenErfinder,Fig.287,ist 
so  beschaffen,  dass  die  Beleuchtungsöffnung  b  durch  Lücken  in  zwei  oder  mehr 
über  oder  neben  einander  gelegten,  mit  einander  und  gegen  einander  ver- 
schiebbaren Platten  p  gebildet  wird,  durch  deren  Verschiebung  mittelst 
des  Handhebels  g  die  erforderlichen  Aenderungen  sowol  in  der  Grösse, 
als  auch  in  dem  Orte  der  Beleuchtungsöffnung  herbeigeführt  werden  können. 
(D.  P.  34870.) 

Ein    Compensations-Photometer    von    Erdss    in  Hamburg  soll 
Fig.  288.  (Jen     Farbenunterschied 

zwischen  zwei  Licht- 
quellen J^  und  «P,  deren 
Helligkeit  mit  einander 
verglichen  werden,  zum 


Apparate. 


551 


Teil  ausgleichen.  Zu  dem  Ende  wird  die  eine  der  beiden  Flächen  des  Photo- 
meterschirmes .F,  wie  gewöhnlich  direct  durch  die  Straten  der  zu  messenden 
Lichtquelle  tT,  die  andere  durch  einen  bekannten,  mit  Hilfe  des  Spiegels 
BD  erzielten  Bruchteil  derselben  Straten  beleuchtet,  zu  welchen  dann  so 
yiel  Licht  von  der  Vergleichslichtquelle  J*  durch  Aenderung  der  Entfernung 
J*F  gemischt  wird,  dass  die  Beleuchtung  der  beiden  Flächen  gleich  ist. 
(D.  P.  34627.) 

A.  Brcnlechmbr  in  Sllagenfurt  hat  einen  selbstthätig  wirkenden 
Apparat  zur  quantitativen  Bestimmung  des  Grubengases  in  den 
Grubenräumen  construirt.  Der  Strom  des  galvanischen  Elementes  E  macht 
die  beiden  Spiralen  8  und  S^  glühend.     Vor  8^  befindet  sich  Platinrohr  P. 

Flg.  289. 


F' 

-ie_ 

■ 

17^^ 

' 

JU- ly-^ 

1 mU 

V               M 

*■■ 

■         ^1  1 

ij     Vo 

i  ir'  Tl 

A      !• 

X 

n 

■  ;i 

•S:    JlWk^^; 

/^ir  II 

Li 

H,  ^«^n^v 

p 

X 

^ ^ 

7 

1 

Der  Apparat  ist  nun  so  eingerichtet,  dass  bei  Luft  von  gewöhnlicher  Zu- 
sammensetzung die  in  einer  gasdicht  abgeschlossenen  Kammer  K  ange- 
brachte Spirale  8  die  gleiche  Menge  Wärme  zu  dem  einen  Ende  der 
Thermosäule  T  entsendet  wie  die  in  einer  offenen,  aber  mit  Gasnetzen  N 
umgebenen  Kammer  K^  befindliche  Spirale  8^,  Bei  Anwesenheit  von 
Kohlenwasserstoff  in  der  Luft  aber  wird  8^  P  mehr  Wärme  hervorbringen, 
als  sonst,  in  Folge  dessen  wird  in  der  Thermosäule  T  ein  Strom  entstehen. 
Das  Vorhandensein  desselben,  und  somit  auch  das  von  Grubengas,  wird 
durch  den  Multiplicator  M  angezeigt.    (D.  P.  37546). 

R.  Bensbmann.  Die  Bestimmung  des  Volumens  und  specifischen  Ge- 
wichts fester  und  flüchtiger  Körper  mit  dem  kalibrirten  Fläschchen  oder 
Pyknometer.     (Rep.  analyt.  Ch.  als  Sep.-Abdruck). 

R.  Anschotz,  (Die  Destillation  unter  vermindertem  Druck  im  La- 
boratorium.     Bonn   1887.      H.   Behrendt)    beschreibt    und    empfiehlt   die 


552 


Apparate. 


Destillation  unter  vermindertem  Luftdruck.  Verf.  regulirt  die  Destillation 
durch  Bäder  yon  Wasser,  Paraffin  oder  Graphit  und  vermeidet  lieber- 
hitzung  durch  einen  schwachen  ' Luftstrom,  welcher  entweder  durch 
eine  in  den  Fractionirkolben  eingeschmolzene  Capillarrohre  eintritt, 
oder  durch  ein  mit  enger  Oeffiaung  versehenes  Rohr,  in  welchem 
zugleich  das  Thermometer  Platz  findet.  Die  Thermometer  werden  voll- 
standig  in  das  Siedegefass  eingesenkt,  event.  an  einen  Glasstab  gehängt  und 
durch  eine  beides  umfassende  Glasröhre  in  ihrer  Lage  erhalten.  Als  Vor- 
lagen fnr  Flüssigkeiten  dienen  Fractionirkolben,  für  erstarrende  Körper  ein 
an  den  Siedekolben  direct  angeschmolzenes,  aufwärts  gekrümmtes  Glasrohr. 
Den  Dtuck  misst  ein  Uförmiges,  geschlossenes  Manometer,  durch  dessen 
Dreiwegehahn  Luft  in  den  Apparat  eingeführt  werden  kann.  Geringere 
Verdünnung,  als  die  Pumpe  liefert,  stellt  man  mit  Hilfe  eines  T-Rohrs  her, 
dessen  eines,  ausgezogenes  Ende  durch  2  Hähne  verschliessbar  ist. 

H.  A.  Wbkblbr  u.  C.  Ludbkino  (Jodine  in  Blowpiping.  Transact.  of 
the  St.  Louis  Acad.  of  science.  IV  4.  1886)  empfehlen  Gipsplättchen  als 
Unterlage  für  Lötrohrbeschläge. 

11.  Terschiedene  Apparate. 

Jahrs  in  Köln  a.  Rhein  ermittelt  die  Cohäsionskraft  von  Flüssig- 
keiten nach  der  Methode,  nach  welcher  man  die  Kraft  misst,  die  notwendig 


Fig.  290. 


ist,  um  eine  an 
der  Oberfläche  der 
Flüssigkeit  ad- 
härirende  Scheibe 
von  derselben  ab- 
zureissen.  Diese 
Scheibe  wird  hier 
durch  denmetalle- 
nen  Hohlkörper  p 
gebildet.  Im  Be- 
hälter u  befindet 
sich  die  Prüfungs- 
flüssigkeit. Zar 
Messung  der  zum 
Abreissen  von  g 

erforderlichen 
Zugkraft  ist  hier 
eine  Neigungs- 
waage angewen- 
det, die  durch 
eine  auf  ihrer 
Drehachse  a  be- 
findliche Schnur- 


Apparate. 


553 


rolle  b  und  einen  um  diselbe  geschlungenen  Faden  l  mit  g  in  Verbindung 
steht,  i  ist  das  den  Schwerpunkt  der  Waage  festlegende  Gewicht,  b  der 
Zeiger  der  Waage.  Bei  der  Präfung  bringt  man  zunächst  die  Scheibe  g  in 
Berührung  mit  der  Flüssigkeit  und  senkt  hierauf,  indem  man  die  als  Hand- 
rädchen  m  ausgebildete  Mutter  der  Schraube  r  dreht,  das  auf  dem  Tisch  p 
stehende  Gefass  u  unter  Beobachtung  des  Zeigerstandes  so  lange,  bis  g 
abreisst    k  ist  eine  HeizYorrichtung,  t  ein  Thermometer.     (D.  P.  39246.) 

Ein  Durchscbnittsprobenehmer  für  Flüssigkeiten  von  Ernst 
Spabdad  in  Magdeburg  wird  bei  periodisch  zu  füllenden  und  zu  entleerenden 
Flüssigkeitsbehältem  benutzt  und  ist  so  eingerichtet,  dass  ein  Schwimmer 
zeitweise  an  Stellringe  des  Gefösses  anschlägt  und  dadurch  die  Schieber 
öffiiet,  durch  welche  in  bestimmter  Füllungshohe  des  Gefösses  sowol  beim 
Füllen  als  beim  Entleeren  eine  Probe  abgelassen  wird.    (D.  P.  35486.) 

L.  Wulff  in  Gadebusch  empfiehlt  folgendes  Kr y stall isations -Ver- 
fahr en.  Ein  unten  conisch  verengtes  Gefass  füllt  man  mit  bereits  fertigen 
Krystallen,  um  die  Krystallisation  anzuregen,  und  leitet  von  unten  die  con- 
centrirte  warme  Losung  langsam  hindurch.  Hierbei  soll  es  möglich  sein, 
eine  regelmässige  „Krystallisation  in  Bewegung**  zu  unterhalten,  ohne  dass 
die  zugeleitete  concentrirte  warme  Losung  in  der  kälteren  Losung  im  Ge- 
fasse  emporsteigt  und  sich  mit  derselben  mischt,  weil  die  Concentration  der 
letzteren  in  Folge  des  Auskrystallisirens  von  Substanz  sinkt.    Die  für   die 


A" 


ünterleitung  constru-  Fig.  292. 
irten  Apparate  sind 
mit  Ringen  zum  Ab- 
setzen der  Kry stalle, 
Rührwerken  mit  hoh- 
ler Achse  oder  com- 
municirenden  concen- 
trischen  oder  über  ein- 
ander liegenden  Kam- 
mern verseben.  p.  P. 
38893.) 

JbanNbujban  in 
Aachen  formt  feste 
Stücke  von  chemischen  Verbindun- 
gen in  folgender  Weise.  Die  oben 
offenen  und  unten  mit  einem  Sieb- 
boden verschlossenen  Hülsen  bezw. 
Formen  c  werden  dadurch  in  das 
Rohr  Ä  eingesetzt,  dass  das  letztere 
nach  Abnahme  der  Verschlussplatte 
B  über  die  ganz  in  den  Boden 
herabgeschraubte  Spindel  a  gestellt 
^rd,    welche    sodann    nach    oben 


Fig.  291. 


L?irr 


554 


Apparate. 


hinaus  geschraubt  wird.  Hierauf  wird  eine  Form  c  mit  dem  Siebboden 
nach  unten  auf  die  Spindel  a  (Fig.  291)  gesetzt,  die  letztere  sodann  durch 
einmalige  Umdrehung  der  Kurbel  b  um  die  Höhe  eiuer  Form  c  eingesetzt, 
worauf  die  Spindel  von  neuem  gesenkt  wird  u.  s.  w.,  bis  das  ganze  Rohr 
Ä  mit  Formen  c  gefüllt  ist  (Fig.  292),  worouf  es  mit  der  Bodenplatte  B  yer- 
schlossen  wird.  Nunmehr  wird  die  flüssige  Masse  in  das  Rohr  Ä  einge- 
gossen, bis  dasselbe  nahezu  voll  ist.  Nach  vollständiger  Erstarrung  der 
Masse  wird  nach  Entfernung  der  Bodenplatte  B  das  Rohr  Ä  auf  die  Aus- 
drückmaschiue  (Fig.  293)   gelegt.     Dieselbe  ist  doppelt  wirkend  construirt, 

Fig.  293. 


Fig.  294. 


so  dass  die  eine  Ausdröckspindel  d  ihre  Arbeit  vollendet,  während  die  zweite 
d^  im  leeren  Ruckgange  befindlich  ist.  Die  Spindeln  d  bezw.  d^  schieben 
die  gefüllten  Hülsen  c  aus  dem  Rohr  Ä  heraus,  und  diese  müssen  bei  ihrem 
Austritt  die  schiefe  Ebene  f  hinaufrutschen,  wodurch  dieselben  einzeln  von 
einander  losgebrochen  werden.    (D.  P.  36708.) 

Ein  Tropfenzähler  von  Lamprecht  in  Gnarrenburg  ist  so  eingerichtet, 
dass  sowol  das  Glas  A  mit  dem  Stöpsel  B,  als  auch  letzterer  für  sich 
allein  zum  Tropfenzählen  benutzt  werden  kann.     An  dem  Halse  des  Glases 

A  sind  die  Canäle  b  ange- 
bracht, welche  bei  einer  Vier- 
teldrehung des  hohlen  unmit- 
telbar unter  dem  Griff  zu  einer 
Scheibe  sich  erweiternden 
Stöpsels  B  mit  den  gegen- 
ständig an  diesem  angebrach- 
ten Oeffnungen  c  in  Verbindung  treten,  so  dass  bei  Schräghaltung  des  Glases 
die  Flüssigkeit  in  der  Richtung  des  Pfeiles  ß  tropfenweise  austritt  und  durch 
die  andere  Oeffnung  a  bezw.  c  Luft  in  der  Richtung  des  Pfeiles  a  in  das 
Glas  eintritt,  während  bei  einer  weiteren  Vierteldrehung  des  Stöpsels  die 
Verbindung  der  Canäle  b  mit  den  Oeffnungen  c  aufgehoben  und  hiermit  ein 
luftdichter  Verschluss  des   Glases  A  erzielt  wird.     (D.  P.  36587.) 


Bäcberscbau.  555 

XLV.  Bücherscliau. 


I.  Physik. 

Aidis^  W.  5.,  an  Elementary  Treatise  on  Geometrical  Optics.  2  edit. 
192  p.    London,  Bell  <&  Son.     sh.  4. 

Aiessandri^  P.  E ,  Manuale  teorico-pratico  di  manipolazione  e  operationi 
fisico-chimiche.     8**.    Milano,  Dumolard.    L.  5. 

Almanach-Annuaire  de  T^Iectro - chimie  et  de  l'electricite  pour  Tanne« 
1887;  par  Finnin  Ledere,     18^.     334  p.  avec  fig.    Paris. 

Anderson,  W.,  On  the  Conversion  of  Heat  into  Work :  a  practical  handbook 
on  Heat  Eugines.     8®.     246  p.     London,  Whittacker.     sh.  6. 

Äyrton^  W.  E,^  Practical  Electricity:  a  Laboratory  and  Lecture  Course 
lUustrations.     8**.    530  p.     London,  Cassell.     sh.  7,6. 

Baraüo^  3f.,  Pile  ed  accumulatori.    16^.  Milano,  Editori  delP  Electricita.  L.  2. 

Be^,  W,  H,,  Lehrbuch  der  Physik  för  höhere  Bürgerschulen  und  tech- 
nische Lehranstalten,  gr.  8**,  XVIII,  229  S.  mit  229  Fig.  Weimar, 
Voigt.    M  4,50. 

Bibliothek,  elektrotechnische.  33.  u.  34.  Bd.  8^^.  Wien,  Hartleben. 
Inhalt:  33.  Die  Laboratorien  der  Elektrotechnik  und  deren  neuere  Hilfs- 
apparate,  von  A.  Neumayr  XV,  234  S.  —  34.  Electricität  und  Magnetis- 
mus im  Altertume,  von  A.  Ritter  v.  ürbanitsky,    XIV,  284  S. 

BöUgmann,  X.,  der  2.  Hauptsatz  der  mechanischen  W&rmetheorie.  Vortrag. 
8«.    35  S.     Wien,  Gerold 's  Sohn.    M  0,50. 

BoreK^  A,  l'Electrolyse:  applications  industrielles  et  medicales.  In  —  8". 
108  p.     Paris,  Bailiiere  et  fils. 

Brauer^  E.,  die  Construction  der  Waage  nach  wissenschaftlichen  Grund- 
sätzen und  nach  Maassgabe  ihres  Specialzweckes.  2,  Aufl.  gr.  8®.  X. 
191  S.  mit  Atlas  von  20  Foliotafeln.     Weimar,  B.  F.  Voigt.     .//  5. 

BrOgelmanny  G.^  üeber  Krystallisation  und  über  physikalische  Bindung. 
Leipzig,  Metzger  &  Wittig  1886.     16  S. 

Der  Verf.  hält  seine  Ansicht  über  Mischkrystallisation  gegenüber  An- 
griffen von  Narignac  und  von  O.  Lehmann  aufrecht. 

CabcmeUas^  G.,  Principes  theoriques  et  conditions  techniques  de  l'application 
de  Telectricite  au  transport  et  ä  la  distribution  automatiques  de  l'energie 
sous  ses  priucipales  formes,  chaleur,  lumiere,  electricite,  action  chimique, 
action  mecanique.     In  —  8o.     77  p.     Paris,  Chaix. 

Cadiat,  E.  et  L.  Dubost,  Traite  pratique  d'electricite  industrielle.  2  ^dit: 
In  —  8«».    587  p.  avec  222  fig.     Paris,  Baudry  et  Co. 

Colnet-d^Huarty  de,  nouvelle  theorie  servant  ä  calculer  le  mouvement  de  la* 
lumiere  dans  les  cristaux  bi-refingents  symetriques  et  dans  les  cristaux 
hemi^driques  non  superposables.    8®.    48  p.    Luxemburg,  Bück.    M  1,60. 

Crüger,  J".,  Grundzüge  der  Physik,  mit  Rücksicht  auf  Chemie.  22.  Aufl. 
gr.  8®.     244  S.    Leipzig,  Araelang.     M  2,10. 

OrUger,  J.,  Schule  der  Physik.  12.  Aufl.  gr.  8^.  VI.  674  S.  Leipzig, 
Amelang.     ^//  7. 

Duhem,  P.,  le  Potentiel  thermodynamique  et  ses  applications  a  la  meca- 
nique chimique  et  ä  l'etude  des  phenomenes  electriques.  8",  XI.  247  p. 
Paris,  Hermann. 

Bumontj  G.  M.,  LeUane  et  E,  de  la  Bedoyere.  Dictionnaire  theorique  et 
pratique   de  l'electricite    et  de  magnetisme.     Fase.    1.   Gr.  8^  k  2  col. 

Tvx^y^*  ^^^'^P*  ^^^^  ^^-    Pa^s»  ^e  Larousse  et  Co.  ^     ., 

dJührmg,  Ü.,  kntische  Geschichte  der  allgemeinen  Principien  der  Mechanik. 
3.  Aufl.    gr.  8",  XXVIII,  610  S.     Leipzig,  Fues.     .//  10. 


556  Bacherschau. 

Femet,  E.^  Cours  de  physique.    3  edit.   8®.    p.  684.    Paris,  Masson.   fr.  U. 
Gänge^  C,  Lehrbuch    der  angewandten  Optik   in  der  Chemie,    gr.  8®,  XI. 

463  S.  mit  24  Spectraltafeln.     Braunschweig,  Vieweg  &  Sohn.    M  18. 
Oanot  J..,  et  G.  Maneuvrier,   Traite    elementaire   de  physique.      20  edit. 

18^.      1451  p.   avec  1116  fig.    et   2    planches.     Paris,  Hachette.    fr.  8. 
Ganot*8    Elementary    Treatise    on    Physics,     Experimental    and    Applied. 

Translated   and    edited    by    E.    Ätkinson,      Illustrated   by   5    coloured 

Plates  and  923  Woodcuts.    12  edit.  8**.  1042  p.  London,  Longmaus.  sh.  15. 
Gartet,  C.  M.,    Traite    pratique    d'electricite,    comprenant   les    applications 

aux  Sciences  et  ä  Tindustrie.    T.  2.    8o.   552  p.    Paris,  Doin.    fr.  12. 
Gurnett,  TT.,    an    Elementary    Treatise    on    Heat.      4  edit.      8**.      266  p. 

London,  Bell  &  Sons.     sh.  4. 
Gerland,  E,  die  Anwendung  der  Elektricitat  bei   den   registrirenden  Appa- 
raten.   80,  XIV,  255  S.    Wien,  Hartleben.     M  3. 
Gossin,  H.,  Cours  de  physique.    2  edit.    12^,  660  p.  avec  460  fig  et  planche. 

Paris,  Hachette  et  Co.    fr.  4. 
Graffigny,   H,  de,  Tlugenieur  Electricien.     Guide   pratique  de  la  construc- 

tion  et  du  montage  de  tous  les  appareils  electriques  k  Tusage    des  ama- 

teurs,    ouvriers,    contremaitres    electriciens.      18",    avec    109  fig.   Paris, 

Hetzel.    fr.  4. 
Orosae,  TT.,  die  gebräuchlichen  Polarisationsprismen  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung  ihrer   Anwendung   in    Photometern.     8".     72  S.     Clausthal, 

Grosse.     M  1,60. 
<jhMeifMn,  A.,  le  Telegraphe  et  le  Telephone.     16o,  VIH.  und  268  p.  avec 

101  fig.    Paris,  Hachette  &  Co.    fr.  1,25. 
HelmMte,  H.  v,,  Handbuch  der  physiologischen  Optik.     2.  Aufl.    3.  Lfg. 

gr.  80.    Hamburg,  Voss.     M  3. 
Mölmea,  Ä,  B,   Practical  Electric  Lighting.    With  87  Illustration».    3  edit 

Post  80,  184  p.    London,  Spon.     sh.  3,6. 
Hoppe,  E.,    die   Entwickelung    der   Lehre    von    der    Elektricitat    bis   auf 

flawkslee.    4o,  32  S.    Hamburg,  Herold.     M  2,5a 
JTospitaUer,  E.,  la  Physique  moderne:  TElectricite  dans  la  maison.   2  edit 

80,  VIH.  —  311  p.  avec  165  grav.    Paris,  Masson.    fr.  10. 
Jamin  et  Bouty,  Cours  de  physique.    2  edit.    2  vol.    8o,   avec  fig.  et  pL 

Paris,  Gauthier- Villars.    fr.  20. 
Jamin  et  Bouty,  Cours  de  physique  de  TEcole  polytechnique.    T.  2.  fasc.  3. 

Thermodynamique;  Propagation  de  la  chaleur.    8o,  262  p.  Paris,  Gauthier- 

Villars.    fr.  5. 
Januschke,  H.,  das  Princip  der  Erhaltung  der  Energie  in  der   elementaren 

Elektricitätslehre.    gr.  8o,  VIII,  185  S.     Leipzig,  Teubner.     M  4. 
Jochmann,   E,  und    0.  Hermes,    Grundriss    der   Experimentalphysik  und 

Elemente    der  Astronomie   und   mathematischen   Geographie.     10.  Aufl. 

gr.  80,  XVI,  444  S.    Beriin,  Winckelmann  &  Söhne.     M  5,50. 
Kapp,  G.,  Electric  Transmission   of  Energy,   and  its  Transformation,  Sub- 

division  and  Distribution:  a  practical  Handbook.     8®.     324  p.    London, 

Whittacker.     sh.  7,6. 
Kelly,  J.,  Expansion  of  Structure  by  Heat.    144  p.   London,  Lockwood.   sh.  3,6. 
Klein,  H,,  Leitfaden  und  Repititorium   der  Physik   mit  Einschluss  der  ein- 
fachen Lehren   der  Chemie   und   mathemat.    Geographie,     gr.  8o,   VI, 

112  S.    Leipzig,  Teubner.     M  1,60. 
Kleyer^s   Enkyclopädie   der    gesammten    mathematischen,    technischen   und 

exacten  Naturwissenschaften.    1.— 4.  Lfg.     8o.     Stuttgart,  Maier.  k  M  l- 
Klemencic,  J,,  Untersuchungen  über  das  Verhältnis   zwischen  dem  elektro- 
statischen und  elektromagnetischen  Maasssystem.    II.  gr.  8o.   23  S.   Wien, 

Gerold's  Sohn.     M  0,50. 


Bächerschau.  557 

KoMranuchy  JP.,  Leitfaden  der  praktischen  Physik:  Mit  einem  Anhange: 
Das  absolute  Maasssystem.  6.  Aufl.  gr.  8o,  XXI,  364  S.  Leipzig, 
Teubner.     U/  5,60. 

Krebs,  G,,  Leitfaden  der  Experimentalphysik  für  Gymnasien.  2.  Aufl. 
gr.  80,  VIII,  476  S.  mit  Illustr.    Wiesbaden,  Bergmann.     ^  4,60. 

Le  CorguüUy  T.y  Qu'est-ce-que  l'^lectricite.  8o,  31  p.  avec  üg,  Nantes,  impr. 
Bloch,  Le  Gars  et  Menard. 

Lekmctnny  0.,  Mikroskopische  Untersuchungen.  8^.  42  S.  Leipzig,  Engel- 
mann (Sonderabdruck). 

Enthält  Mitteilungen  über  Dimorphismus,  Mikrophotographie  chemischer 

Präparate,  Vorwärmen  und  Conserviren  der  Präparate,  Aenderung  der  Löslich- 
keit durch  Druck,  Steighöhen  in  Capillaren,  mikroskopische  Bestimmung  der 

Dampftension,  der  Ausdehnung  von  Flüssigkeiten  u.  s.  w.  —  eine  Fülle  neuer 

Beobachtungen. 

Lehmann^  0.,  üeber  Krystallisation  von  Gemengen.  8^.  44  S.  Leipzig,. 
Engelmann  (Sonderabdruck). 

Leray,  J,  itf.,  sur  quelques  applications  usuelles  de  Pelectricite.  1.  fasc. 
12«,  12  p.    Bordeaux,  impr.  bordelaise.     c.  50. 

Maloase,  T.,  Calorimetrie  et  Thermometrie.    8«.    111  p.    Paris,  Levy. 

Mtdoase,  Th.,  Manipulations  de  physique,  ä  Pusage  des  etudiants  en  mede- 
cine  et  en  pharmacie.     8»,  72  p.  avec  flg.    Paris,  Savy. 

Maacart^  E.,  et  J,  Joubeti,  Theory  of  Magnetic  Measurements.  With  an 
Appendix  on  the  Method  of  Least  Squares.    8o.    London,  Whittacker.  sh.  5. 

Meiser  und  Mertig,  Anleitung  zum  experimentellen  Studium  der  Physik. 
1.  Teil.    Galvanische  Elektricität.    gr.  8»,  39  S.    Dresden.     J^  1,50. 

MendenhaU,  T,  C,  a  Century  of  Electricity.    111.     16o.  Boston,    sh.  6. 

MeiUsner,  P.,  Lehrbuch  der  Physik  im  Anschluss  an  Weinhold's  physika- 
lische Demonstrationen  und  Vorschule  der  Experimentalphysik,  gr.  8^. 
XVII,  268  S.    Leipzig,  Fues  Verlag.     M  2,80. 

Montier,  J.,  Cours  abrege  de  .physique.  8o,  1024  p.  avec  1  pl.  et  624  fig. 
Paris,  Ve  Dunod.    fr.  17,50. 

MüUer^Pouülefs  Lehrbuch  der  Physik  und  Meteorologie.  9.  Aufl.,  bear- 
beitet von  L.  Pfaundler,  1.  Bd.  gr.  8«,  XVI,  888  S.  Braunschweig,. 
Vieweg  &  Sohn.     M  18. 

Mugna,  O.,  Lezioni  di  fisica.    Vol.  II  8o,  Forli.    L.  5. 

Munro,  J,  and  Ä.  Jamieson,  Pocket-Book  of  Electrical  Rules  and  Tables 
for  the  üse  of  Electricians  and  Engineers.  4  edit.  32«,  bound.  London,^ 
Griffin.     sh.  7,6. 

Munro,  J.,  Electricity  and  its  Uses.  New  and  revised  Edition.  8».  London, 
Rel.  Tract.  Society,    sh.  3,6. 

NäoUczka,  E.,  illustrirte  Geschichte  der  Elektricität  von  den  ältesten  Zeiten  bis 
auf  unsere  Tage.    8»,  VIU,  288  S.   Wien,  Pichler's  Wwe.  <fe  Sohn.    M,  3. 

Toiri,  R,  Physique.    4  ^dit.    8o,  773  p.  avec  figures.    Paris,  Delagrave. 

Beeknagel,  G.,  Compendium  der  Experimentalphysik.  2.  Aufl.  1.  TL 
gr.  80,  XI,  365  S.    Kaiserslautern,  Tascher.     J^  6,50. 

Bohrbeck,  E.,  Vademecum  für  Elektrotechniker.  1887.  16»,  IX,  234  S. 
Halle,  Knapp.     ^  2,50. 

Bosenberger,  Fird,^  Geschichte  der  Physik  in  Grundzugen  mit  synchronisti- 
schen Tabellen  der  Mathematik,  der  Chemie  und  beschreibenden  Natur- 
wissenschaften sowie  der  allgemeinen  Geschichte.  Dritter  Teil:  Geschichte 
der  Physik  in  den  letzten  hundert  Jahren.  Erste  Abteilung.  Braunschweig,^ 
Friedr.  Vieweg  &  Sohn.    1887.    8*^.   318  S. 

Nach   etwas   langer  Pause ')   legt  der  Herr  Verf.  wiederum  eine  Lie- 

»)  Techn.-chem.  Jahrb.  4,  S.424;  6,  S.510. 


558  Bücherschau. 

ferung  seines  ausgezeichneten  Werkes  vor.    Wir  werden  zunächst  in  diejenige 
Periode   der   neueren  Physik   eingeführt,  in  der  man  für  die  verschiedenen 
Naturkräfte  besondere  Arten  von  Materie  annahm  und  diese  —  im  Gegensatz 
zu    dem    gewöhnlichen  tastbaren  Stoff,  dem  Träger  der  Gravitationskraft  — 
als    Imponderabilien    bezeichnet.      Ziemlich    früh    schon    beginnen    Angriffe 
gegen  diese  sogen.  NewtorCsche  Physik.   Rumford^  Davy,  Xoung  behaupten 
die  Unmöglichkeit  einer  stofflichen  Natur  der  Wärme.     Die  Kant'schen  An- 
schauungen, soweit  sie  veröffentlicht  wurden,  waren  der  herrschenden  Theorie 
der  Imponderabilien   gunstig    und   waren   von  grossem  Einfluss;    allein  die 
FresneV sehe  ündulationstheorie  des  Lichtes  beseitigte  die  Netoton'sche  Licht- 
hypothese durchaus.     Hier  beschreibt  der  Herr  Verf.  auch  die  Bemühungen 
eines    andern   grossen  Gegners  Newton' s    auf   optischem  Gebiete,    nämlich 
Göthe'Sy  in  höchst  anziehender  Weise.     Die  bedeutenden  Entdeckungen  auf 
den    Gebieten     der    Elektricität    und    der     Chemie    schlugen    mehr    und 
mehr  die  Lehre  der  Imponderabilien  zurück,  und  es  trat  die  Idee  der  Um- 
wandlung der  Kraft  auf.     Dieser  Periode,  die  der  Verf.  von  1815  bis  1840 
rechnet,  ist  der  zweite  Abschnitt  gewidmet.     Sie  führt  zu  dem  Gesetz  von 
der  Erhaltung    der  Kraft,    dessen  Ausbildung    die    heutige  Physik  noch  be- 
schäftigt.   Dass  der  Elektromagnetismus  in  dieser  geschichtlichen  Entwicke- 
lung    einen    besonders    grossen  Raum  beansprucht,  ist  natürlich,  aber  auch 
das  Wachstum  der  übrigen  Zweige  der  Physik,  sowie  der  Chemie,  auch  der 
Galvanoplastik  und  Photographie,  wird  geschildert.    Die  gegenseitige  Beein- 
flussung von  Philosophie  und  Physik  wird  stets  eindringlich  hervorgehoben. 
Der  Herr  Verf.  hat  sein  Material,  zu  dem  auch  zahlreiche  und  genaue  bio- 
graphische Angaben   gehören,  in  sehr  ansprechender  Weise  dem  Leser  vor- 
gelegt.    Die  Weher^sche  Wellentheorie  z,  B.    kann   nicht    klarer  entwickelt 
werden,  als  es  hier  geschehen  ist.     Wir  wollen  dies  vortreffliche  Werk  auch 
dem  Chemiker  wiederholt  empfehlen. 
Schneider^   zur  Geschichte    der  Physik    im   17.  Jahrhundert.     1.  Abt.  31  S. 

Programm  des  Gymn.  in  Ellwangen. 
Stapley,  A,  Jf.,  the  Mechanism    of  Nature,    an  Essay    of  the    fundamental 

principles  of  Natural  Philosophy.     8o.     71  p.    London,  Cornish.  sh.  1,6. 
Stein^  S,  Th.j  das  Licht  im  Dienste  wissenschaftlicher  Forschung.     2.  Aufl. 

5.  Lfg.    gr.  80.    Halle,    Knapp.     ^  4.     Inhalt;    die    Photogrammetrie, 

Militair-Photographie  und  optische  Projectionskunst. 
Stem^  S.  Th.,  die  optische  Projectionskunst  im  Dienste  der  exacten  Wissen- 
schaften,   gr.  80,  VUI,  155  S.  mit  Illustr.    Halle,  Knapp.     ^  3. 
Stewart  B.,  and  W.  G.  H.  Gee^  Lessons   in  Elementary  Practical  Physics. 

Vol.  2:  Electricity  and  Magnetism.   8o,  500  p.    London,  Macmillan.  sh.  7,6. 
Stcikes,  G.  G.,    On  Light:     On  the  Beneficial  Effects  of  Light.    8o,  160  p. 

London,  Macmillan.     sh.  2,6. 
Stointon,  A,  A.   C,  the  Elementary  Principles  of  Electric  Lighting.    With 

10  Illustrations.     8o,  32  p.     London,  Lockwood.     sh.  1,6. 
Troup,  F.,  Spectrum;  its  Microscopy  and  Diagnostic  and  Prognostic  Signi- 

fications.       Illustrated    with    numerons    Photochimographic    Plates  and 

Chromo-Lithographs.       8^,    262    p.      Edinburgh.      (London,    Slmpkin). 

sh.  15. 
Tyndall,  J.,  Heat  a  Mode  of  Motion.    7  edit.    8o,  606  p.   London,  Longmaus. 

sh.  12. 
Tyndall^  «T,  la  Chaleur,  mode  de  mouvement.     2  edition  fran^aise.   Traduit 

de  l'anglais  par  l'abbe  Moigno.    Nouveau  tirage.    18o,  XXXI.  —  576  p. 

avec  flg.     Paris,  Gauthier-Villars.     fr.  8. 
Verdet,  E.^   Vorlesungen   über    die  Wellentheorie    des    Lichtes.      Deutsche 

Bearbeitung  von  £.  Eocner.     2  Bd.    3.  Abtl.  (Schluss).    gr.  8o.   Braun- 
schweig, Vieweg  <fe  Sohn.     M  5,30. 


I 


Bücherschau.  559 

Voss,  Ä.,  elementare  Darstellung  der  mechanischen  Wärmetheorie  für  Gase. 
40,  20  S.  mit  Illustr.     Berlin,  Gärtner.     M  l. 

WaebcTy  iJ.,  Lehrbuch  für  den  Unterricht  in  der  Physik,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  physikalischen  Technologie  und  der  Meteorologie. 
5.  Aufl.    gr.  80,  34  S.  mit  Illustr.     Leipzig,  Hirt  <fc  Sohn.     M  3,75. 

Weinhold,  Ad,  JP.,  physikalische  Demonstrationen.  Anleitung  zum  Experi- 
mentiren im  Unterricht  an  Gymnasien,  Realschulen  und  Gewerbschulen. 
2.  verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Mit  4  lith.  Tafeln  und  gegen 
500  in  den  Text  gedr.  Holzschnitten.  1.  u.  2.  Lfg.  gr.  80.  Leipzig, 
Quandt  <&  Händel.     M,  7,50. 

Wittmann,  C,  das  Telephon.  Ein  Rückblick  auf  die  Geschichte  der 
Telephonie  und  eine  Anweisung  zur  Anwendung  der  Telephone  für 
private  und  industrielle  Zwecke.    88  S.    Rostock,  Ahrens  jun.  M  1,50. 

Wuünery  Ä.^  Lehrbuch  der  Experimentalphysik.  4.  Bd.  Die  Lehre  vom 
Mj4(netismus  und  von  der  Elektricität.  4.  Aufl.  gr.  80,  XII,  1231  S. 
Leipzig,  Teubner.     M  16,80. 

Winter^  IT.,  Lehrbuch  der  Physik  zum  Schulgebrauche,  gr.  80,  VIII, 
495  S.    MÜDchen,  Th.  Ackermann.     M  4,80. 

Wuest,  C,  Abriss  der  Geschichte  der  Elektricität.  80,  68  S.  Wien, 
Pichler's  Wwe.  &  Sohn.     M  0,80. 

ZetMche^  K.  E,  Handbuch  der  elektrischen  Telegraphie.  3.  Bd.  1.  Hälfte. 
Die  elektrische  Telegraphie  im  engeren  Sinne.  5.  Lfg.  Die  Tele- 
graphenapparate.   80.    Berlin,  Springer.     M  7,40. 

n.  Chemie. 

Agenda   du  Chimiste,    ä  Tusage    des    Ingenieurs,   physiciens,    chimistes, 

fabricants    de   produits   chimiques    etc.     Edition  1885.    396  p.     Paris, 

Hachette  &  Co.    fr.  2,50. 
AUmann,  E,,  Grundnss  der  Chemie.    2.  Tl.     Organische  Chemie.     2.  Aufl. 

128  S.    Leipzig,  Scholtze.     M  1,80. 
Anleitung   kurz  gefasste,  zur   qualitativen   chemischen   Analyse,      gr.  80, 

37  S.     Giessen,  Ricker.     M  1,60. 
Anschüte,  iJ.,  die  Destillation  unter  vermindertem  Druck  im  Laboratorium. 

gr.  80,  32  S.  mit  1  Tafel.     Bonn,  Behrendt.     M  \,     s.  S.. 
Arendi,  E.,  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Chemie.   2.  Aufl.    80,  86  S. 

Hamburg,  Voss.     M  0,80. 
Arendt^  E.,  Methodischer  Lehrgang  der  Chemie.    80,  88  S.    Halle,  Buchh. 

des  Waisenhauses.     M  3,60. 
Arendt^  E.,    Grundzüge  der  Chemie,    methodisch   bearbeitet.     2.  Aufl.     80, 

XII,  252  a     Hamburg,  Voss.    M  2. 
AiJumasesco,   N.,   Recherches    sur    quelques    Sulfates   basiques    cristallises. 

40,  44  p.     Paris,  impr.  Davy. 
BeiUÜiny  Jr.,   Anleitung  zur  qualitativen   chemischen  Analyse.     6.  umgear- 
beitete Aufl.    80,  78  S.    Leipzig,  Quandt  &  Händel.     M  1,50. 
Beüstein,  F.,  Handbuch  der  organischen  Chemie.     2.  Aufl.  Hamburg,  Voss. 

14—23.  Lieig.  k  M  1,80. 
Bemays,  A.  /.,   Notes  on  Analytical  Chemistry   for  Students   in  Medicine. 

80,  130  p.     London,  Churchill,    sh.  4,G. 
Bemthsen^  -4.,  kurzes  Lehrbuch    der   organischen    Chemie.      Braunschweig, 

Fr.  Vieweg  <fe  Sohn  1887.    80,  XV  und  492  S.    ^/  8. 

Unter  den  kürzeren  Lehrbüchern  der  Chemie  nimmt  das  vorliegende 
einen  ehrenvollen  Platz  ein.  Durch  eine  zweckmässige  Zusammenstellung 
des  fast    erschreckend    grossen   Materials,    welches    die  organische  Chemie 


560  Bücberschau. 

darbietet  und  noch  täglich  vermehrt,  Hervorhebung  des  Wichtigen  und 
Typischen,  Beiseitelassung  von  Einzelheiten  wird  vom  Verf.  eine  gute 
Uebersicht  über  das  grosse  Gebiet  dieser  Wissenschaft  gegeben.  Höchst 
zweckmässig  sind  die  an  der  Spitze  der  einzelnen  Capitel  stehenden  tabel- 
larischen Uebersichten  über  die  Haupteigenschaften  der  Angehörigen  der 
betreffenden  Gruppe.  Die  chemischen  Theorien  sind  in  klarer  Weise  vor- 
getragen, und  auch  die  geschichtliche  Entwicklung  derselben  ist  berück- 
sichtigt worden.  Die  wichtigeren  Entdeckungen  in  der  organischen  Cheniie 
sind  bis  auf  die  aus  jüngster  Zeit  mitgeteilt;  das  Unwesentliche  ist  vom 
Wesentlichen  mit  sicherer  Hand  ausgeschieden.  Das  den  Uebergang  von 
den  Methan-  zu  den  Benzolderivaten  behandelnde  Capitel  scheint  uns  be- 
sonders gelungen  zu  sein.  Namentlich  dem  Studirenden  sei  das  Buch 
bestens  empfohlen! 
Berthelot^  M.,  und  E,  Jungfleiseh^  Traite  elementaire  de  chimie  organique. 

3  edit.  2  vol.  in  8o,  578  und  596  p.    Paris,  Ve.  Dunod. 
Blarez,  C,   Sur  quelques   appareils    ä   l'usage    des   laboratoires  de  chimie. 

15  p.  avec  fig.     Bordeaux,  impr.  Gounouilhou. 
Casselmann,  TT.,    Leitfaden   für    den   wissenschaftlichen  Unterricht    in  der 

Chemie.    1.  u.  2.  Curs.    5.  Aufl.,  bearb.   von  G.  Krebs,    gr.  8».    Wies- 
baden, Bergmann.     ^  4,40. 
Chemiker-Kalender    1887.     Won  B.  Biedermann.    2  Tle.    16o,   289  u. 

142  S.  Berlin,  Springer.     J^  3,50. 
Croky,  X.,  C,  Guide  to  Elementary  Chemistry  for  Beginners.     12o.    New- 

York.     sh.  4,6. 
Besaignes,  F.,  Travaux  de  chimie  organique.     8^,  177  p.     Vendöme,  impr. 

Lemercier. 
JDittmar,   TT.,    Analytical    Chemistry:    a   Series    of    Laboratory    Exercises. 

New.  edit.  12o,  158  p.     London,  Chambers,    sh.  2,6. 
Dudaux,  J&.,    Action    de  la  lumiere    solaire  sur  les  substances  hydrocarbo- 

nees.     8^,  54  p.     Nancy,  impr.  Berger-Levrault  et  Co. 
Eü%8,  G.  E,  U.,  Papers  on  Inorganic  Chemistry.    With  numerical  answcrs, 

progressively    arranged.      158  p.      Part   I,    Part  II,    136    p.      London, 

Rivingtons.    ä  sh.  2. 
Encyclopedie    chimique,    publice    sous    la    direction    de    M,   Fremy, 

Paris,  Dunod. 
Tome  in.     Metaux.    Moiaaan^    Manganese.     8«,  254  S. 

Nach  den  meisten  Richtungen  hin  ist  diese  Monographie  des  Mangans 
sehr  ausführlich  und  gewissenhaft  bearbeitet.  Unter  den  Manganlegirungen 
ist  z.  B.  dem  wichtigen  Ferromangan  ein  grosser  Raum  gewidmet.  Dagegen 
finden  wir  bei  den  Manganiten,  den  Verbindungen  des  Manganbioxyd  nur 
die  Arbeit  von  Chrgeu  (Ann.  phys.  chim.  [5]  66,  153)  erwähnt;  der 
zahlreichen  Arbeiten,  die  aus  Anlass  des  WcWön'schen  ChloiT)rocesses  ober 
diesen  Gegenstand  von  Weldon  selbst  und  von  Anderen  veröffentlicht  sind, 
wird  nicht  gedacht.  Das  analytische  Verhalten  des  Mangans  ist  genau 
angegeben. 
Tome  lll.     Metaux.    Bousseau,  Potassium.     8o.     220  S. 

Nach  einer  kurzen  historischen  Einleitung  behandelt  der  Verf.  die 
Chemie  des  Kaliums  und  seiner  Verbindungen  in  eingehender  Weise.  Auch 
die  bei  vielen  Kaliumverbindungen  so  wichtigen  physikalischen  Eigen- 
schaften, Löslichkeitsverhältnisse  und  thermochemische  Daten  sind  nach  den 
besten  Quellen  aufgeführt.  Das  Castner^sche  Verfahren  der  Darstellung 
der  Alkalimetalle  ist  noch  nicht  erwähnt.  Dem  Buche  ist  ein  biblio- 
graphisches Verzeichnis  beigegeben,  dagegen  fehlen  Inhalt  und  Register. 
Tome    Vlll.      Chimie    organique.      Alb.    Cohen ^    Essai    sur   Tisomerie  de 

Position.     80,  72  S. 


Bücherschau.  561 

In  diesem  Heft  wird  zunächst  ein  kurzer  Abriss  über  die  in  Franko 
reich  noch  immer  nicht  heimische  neuere  Atomtheorie  gegeben;  die  atomistische 
Schreibweise  wird  aber  nicht  acceptirt.  Nach  einer  Discussion  der  KekuU^- 
schen  Benzolformel  finden  wir  eine  lückenhafte  Beschreibung  der  Bildungs- 
weisen der  Xylolderivate,  an  welchen  die  Isomerieverhältnisse  klar  gelegt 
werden  sollen.  Das  Buch  schliesst  mit  einer  Betrachtung  der  physikalischen, 
besonders  der  thermischen  Verhältnisse  der  Xylolderivate. 
Tome  VIII.    E.  Bourgoin,   Alealis    organiques  artificiels,    2.  partie:    Serie 

aromatique.    S.  305 — 1591. 

Dies  mit  grossem  Fleiss  ausgearbeitete  Werk  gereicht  der  chemischen 
Litteratur  zur  Zierde.  Bis  auf  die  neueste  Zeit  sind  alle  einschlägigen 
Arbeiten  von  nur  einiger  Bedeutung  gewissenhaft  berücksichtigt.  Der  Verf. 
versäumt  auch  nicht,  die  Constitution  der  Verbindungen  zu  discutiren  und 
bei  technisch  wichtigen  Körpern  deren  Darstellung  im  Grossen  kurz  zu  er- 
wähnen. Ohne  auf  Einzelheiten  einzugehen,  wollen  wir  nur  durch  Auf- 
zählung der  Hauptabschnitte  den  Gang  des  Vi^erkes  kurz  skizziren:  Anilin, 
Substitutionsproducte  desselben,  secundäre  und  tertiäre  Derivate  desselben, 
üiazobenzol,  Toluidine,  Benzylamine,  höhere  Homologe  des  Anilins, 
Hydrazine,  Pyrrolbasen,  Pyridin  und  dessen  Derivate,  Pyridincarbonsäuren, 
Chinolin  und  Derivate,  Naphtylamine,  wasserstoffarme  Basen  (C"H^'*— ^N 
bis  C°H^"— ^N),  Diazoverbindungen,  Phenylendiamin  und  Homologe,  Benze- 
nylamidin  und  Verwandte,  Amidine  und  Aldehydine,  wasserstoffarme 
Diamine  (Naphtylendiamin  u.  s.  w.),  Triamine  (Rosanilin  u.  s.  w.),  Basen 
mit  4  bis  8  Atomen  Stickstoff,  endlich  Zusätze  über  Arbeiten,  die  während 
der  Drucklegung  des  Werkes  erschienen  sind.  Das  Buch  lässt  an  Voll* 
standigkeit  nichts  zu  wünschen  übrig  und  sei  bestens  empfohlen. 
Tome  X.     Applications.    Leon  Lefevre,  Teinture  et  apprets  des  tissus  de 

coton.     240  S. 

Für  den  jungen  Chemiker,  der  in  eine  Färberei  und  Druckerei  ein- 
tritt, ist  dies  Buch  ein  empfehlenswerter  Führer.  In  kurzen  Zügen  wird 
das  Wichtigste  mitgeteilt,  und  man  wird  viele  praktische  Bemerkungen 
finden.  Die  Darstellung  wird  durch  eine  grosse  Anzahl  von  Illustrationen 
unterstützt.  Nach  einer  kurzen  Geschichte  der  Baumwolle  wird  die  Vor- 
bereitung derselben  für  die  Färberei  und  Druckerei,  dann  diese  selbst  in 
ihrem  apparativen  Teil  beschrieben.  Im  zweiten  Abschnitt  werden  nach  einem 
Capitel  über  die  Beizen  die  natürlichen  und  künstlichen  Farbstoffe  abge- 
handelt, letztere  freilich  so,  dass  ein  chemisches  Lehrbuch  dabei  unentbehrlich 
ist.  Die  Darstellung  derselben  wird  nie  durch  Formeln  und  Gleichungen 
erläutert;  auch  ist  die  Abhandlung  nicht  vollständig.  Sehr  nützlich  sind  die 
dann  folgenden  Angaben  über  die  Untersuchung  der  Farbstoffe  als  solcher  und 
auf  dem  GeWebe,  sowie  über  die  Colorimetrie.  Viel  Originales  bietet  der 
zweite  Teil  des  Buches,  welcher  der  Appretur  gewidmet  ist.  Die  zahl- 
reichen hierher  gehörigen  Apparate  und  Maschinen  sind  meistens  bildlich 
dargestellt;  auch  fehlt  es  nicht  an  bewährten  Recepten.  —  Das  praktische 
Buch  wird  sich  ohne  Zweifel  viele  Freunde  erwerben. 
Encyklopädie  der  Naturwissenschaften.  Breslau,  Ed.  Trewendt. 
Schenk,  Handbuch  der  Botanik.     18.  und  19.  Lfg.,  S.  303—538. 

Diese  Lieferungen  enthalten  den  Schluss  von  Drude's  vorzüg- 
licher Arbeit:  „Systematische  und  geographische  Anordnung  der  Phanero- 
gainen".  Der  geographische  Teil  bringt  eine  ausführliche  üebersicht  über 
die  gegenwärtige  Verteilung  der  Ordnungen  des  Systems  imd  enthält  eine 
sehr  interessante  Abhandlung  über  die  biologische  Pflanzengeographie  als 
Teil  der  pliysikalischön  Geographie.  Üeber  den  in  Lfg.  19  beginnenden 
Aufsatz;  Die  Morphologie  und  Physiologie  der  Pflanzenzelle  von  A,  Zimmer' 
mann  werden  wir  nach  Schluss  derselben  referiren. 

Biedermann,  Jahrb.  IX. 


562  Bücherschau. 


1 


Kmmgoti,  Handwörterbuch  der  Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie. 
13.  (Schluss-)  Lieferung.    S.  513—673. 

Der  Inhalt  der  Lieferung  besteht  zunächst  in  dem  Schluss  der  Ab- 
handlung über  Zeolithe.  Dann  folgt  eine  Abhandlung  über  ZwiUingsbildung 
von  Kenngott.  Die  drei  restirenden  geologischen  Aufsätze:  „Vulkane",  „die 
geologischen  Wirkungen  des  Wassers*',  „geologische  Zeitrechnung",  derea 
Erscheinen  durch  das  plötzliche  Hinscheiden  des  Prof.  Lasaidx  verzögert 
wurde,  sind  von  Prof.  Hoernes  bearbeitet,  welcher,  im  Sinne  seines  Vor- 
gängers arbeitend,  vortreffliche,  den  Forschungen  der  Neuzeit  durchaus  ent- 
sprechende Beiträge  geliefert  hat.  Es  ist  hiermit  das  Handwörterbuch  ab- 
geschlossen und  damit  ein  Werk  geschaffen,  das  der  deutschen  Wissenschaft- 
lichkeit zu  hoher  Ehre  gereicht.  Ein  umfangreiches,  sorgfaltig  ausgearbeitetes 
Register  erleichtert  erheblich  den  Gebrauch  des  vortrefflichen  Werkes,  das 
in  keiner  naturwissenschaftlichen  Bibliothek  fehlen  darf. 
Ladenburg,  A,,  Handwörterbuch  der  Chemie.  20.— 25.  Lfg.  S.  481—642. 
Der  wertvolle  Aufsatz  0.  Jacobsen^s  über  Glycoside  ist  zu  Ende  ge- 
führt. Dieser  sehr  gründlichen  Arbeit  wird  durch  das  Erscheinen  einer  Sonder- 
ausgabe (s.  S.  564)  mit  Recht  eine  grössere  Verbreitung  verschafft  Ferner  finden 
wir  noch  die  Artikel  „Glyozaline"  von  0.  Jincabsen,  „Gold'*  von  B.  Bieder- 
mann^ „Guanidin"  von  Berend,  „Harn"  von  E.  Sdlkowskiy  „Hamsäuregruppe'' 
von  0,  Jacobaen,  „Harnstoff"  von  Weddige,  „Harze"  von  Ber^tnd,  „Heptyl- 
verbindungen"  und  „Hexylverbindungen  von  Demselben,  „Homologie"  von 
Ladenburg,  „Horujgewebe"  von  Drechsel,  „Hydrazine"  von  Stoehr,  „Imido- 
äther"  von  Weddige,  „Imine"  von  Ladenburg,  „Indigogruppe"  von  Mg- 
heimer,  „Indium"  von  JJ.  Biedermann,  „Jod"  von  SU>mr,  „Iridium"  vou 
B.  Biedermann,  „Isomerie"  von  Ladmburg,  „Isomorphie"  von  JB.  Wteefe- 
mann,  „Kalium"  von  i2.  Biedermann,  „Kautschuk"  von  Engler,  „Keton- 
alkohole,  Ketone  und  Ketonsäuren"  von  Weddige,  „Knochen"  von  Drechsd, 
„Kobalt"  von  Stoehr.  Die  Aufsätze  sind  sehr  gewissenhaft  bearbeitet,  und 
der  jetzt  vollendete  fünfte  Band  stellt  sich  seinen  Vorgängern  würdig  zur 
Seite. 

Erknmeyer^  Lehrbuch  der  orwinischen  Chemie.  6.  Lieferung  (1  Tl.,  2.  Bd., 
2.  Lief.).  Redigirt  von  Otto  Heckt,  Leipzig,  Winter,  1886.  IV  u.  S. 
209-294.    gr.  8*^.  M    6. 

Mit  dieser  Lieferung  wird  die  Chemie  der  C*- Verbindungen  abge- 
schlossen. Sie  enthält  nach  der  zwar  nicht  schönen,  aber  logischen  Nomen- 
olatur  Erlenmeyers  die  Geschichte  der  Verbindungen  des  Butons,  Butonvls, 
Butuns,  Butunyls,  ferner  der  Butylen  (C*H^)-,  Crotylen  (C*H^)-  und  C*H' 
(Tetracarbun)-Verbindungen,  während  von  der  C*H*-Gruppe  noch  kein  Re- 
präsentant bekannt  ist.  Die  früher  erwähnten  Vorzüge,  die  eingehende  Be- 
rücksichtigung der  Theorie  neben  ausführlicher  Beschreibung  der  Eigen- 
schaften der  Körper  kommen  auch  in  dieser  Lieferung  voUaitf  zu  Geltung' 
2.  Teil. 

Ä  Erlenmeyers  Lehrbuch  der  organischen  Chemie.  II.  T.  Die  aroma- 
tischen Verbindungen.  Begonnen  von  Bich,  Meyer,  fortgesetzt  von 
Heinr.  Goldechmidt,  1.  Bd.  5.  und  6.  Lief.  Leipzig,  Winter,  1886. 
641—800  S.    gr.  8o.     ä  .^  3. 

Mit  derselben  Gewissenhaftigkeit,  durch  welche  die  früheren  Lie- 
ferungen sich  auszeichnen,  hat  der  Herr  Verf.  in  der  vorliegenden  seinen 
Gegenstand,  die  Anilinderivate,  behandelt.  Zunächst  werden  die  Anilide 
der  zwei-  imd  dreibasischen  Säuren  beschrieben,  dann  die  Anilidosäuren, 
welche  eingeteilt  werden  in  Anilsäuren,  das  sind  Abkömmlinge  mehrbasischer 
Säuren,  in  welchen  ein  Hydroxyl  in  einer  Carboxylgruppe  durch  den 
Anilinrest  C^H^ '  NH  ersetzt  ist,  und  aromatische  Alanine,  den  Amido- 
säuren  der  Fettreihe  entsprechende  Anilidosäuren.     Mit   den  Halogen-  iiöd 


Bächerschau.  563 

Nitrosubstitutionsproducten  schliesst  die  fünfte  Lieferung^  in  der  sechsten 
werden  die  Homologen  des  Anilins  abgehandelt  Die  Theorie  der  Ver- 
bindusgen  ist  klar  entwickelt ;  der  Studirende  wird  deshalb  diese  Bearbeitung 
mit  Nutzen  gebrauchen.  Ausführliche  Litteraturangaben  zeigen  den  Weg  zu 
eingfehenderer  Nachforschung. 

FlarencCy  A,,  les  Alcaloides  des  solan^es.'  4o,  113  p.    Lyon,  Impr.  nouYelle. 
FriedeLf  Ch,,    Gours  de  Chimie  organique  professe  a  la  fieuiult^  des  sciences 
de  Paris  pendant  le  deuxieme   semestre  1884 — 1885.     1.  partie:    S^rie 
gfrasse.    40,  134  p.    Paris,  impr.  Laroche  et  fils. 
CratUter,  A.^  Cours  de  Chimie.    Tomes   1  et  2.    2  volumes.    In-8o.    T.  1. 
Chimie  minerale.    644  p.  atec  264  fig.  T.  2.  fasc.  1:  Chimie  organique. 
368  p.    avec  105  fig.    Paris,  Savy.    fr.  32.  ^ 
Gayon^  {7.,  et  G,  Du^it,  Recherches  sur  la  reduction  des  nitrates  par  les 
infiniment    petits.     In-8o,     112  p.    avec    fig.   et   plancbe.    Bordeaux, 
inapr.  Gounouilhou. 
GirardifK  A.,  Chimie  organique.     144  p.  ayec  fig.    Paris,  Delagraye. 
Chnelin- Krautes   Handbuch   der  Chemie.    Anorganische   Chemie.    6.  Aufl. 
Herausgegeben  von  K.  Kraut.    2.  Bd.    1  Abtl.    14.— 16.  Lfg.    gr.  8^ 
Heidelberg,  Winter.     M  1,50. 
Gordon,  J,  Ja.,    Aids  to  Practical   Chemistry,   especially  arranged   for  the 
Analysis  of  Substances  containing  a  Single  Base  and   acid  radicle.  66  p. 
London,  Baili^re.    sh.  2. 
€hr€ih(im''(kto''8  ausfuhrliches  Lehrbuch  der  anorganischen  Chemie.    Neu  be- 
arbeitet von  A,  Michaelis.    4.  Abth.    1.  Hälfte,    gr.  8o.   624  S.    Braun- 
schweig, Vieweg  <&  Sohn.     U/  12. 
Crreve,  JE.,   Probe  eines  Leitfadens  für  den  Unterricht  in  der  anorganischen 

Chemie.    38  S.    8». 
Bagemann,   G,  A,   über  Wärme-   und  Volumveränderung   bei   chemischen 
Vorgängen.  Aus  dem  Dänischen  von  P.  Knudsen,    gr.  8o.    16  S.    Berlin, 
Friedländer  <fe  Sohn.     M  0,60. 
Hagemann,    G.   A,,    Studien   über   das    MolecularTolumen    einiger  Korper. 
Uebersetzt  von  P.  Kniidsen,    8o.    58  S.    Berlin,  Friedländer  <fe  Sohn. 
Uf  1,20. 
Haadwörterbuch,  neues,  der  Chemie.    Im  Verein  mit  Gelehrten  bearbeitet 
und   redigirt   von  H,  v.  FMing.     Fortgesetzt  von    C.  HtU.     53.  bis 
57.  L%.    8**.    Braunschweig,  Vieweg  &  Sohn.  ^  a  M  2,40. 
Haraucowrt,  0.,  Cours  elementaire  de  chimie.    3  edit.    8o,  352  p.  avec  fig. 

Paris,  Andre-Gu4don.    fr.  4. 
Hemriei  /.,  kleiner  Grundriss   der  Elementar-Chemie.    8o,  88  S.    Leipzig, 

Teubner  M  1,20. 
Henninger,  A,,   sur  quelques   deriv^s  de   Terythrite    et   les   formines    des 

alcools  polyatomiques,  31  p.  et  portrait.    Paris,  Gauthier -Villars. 
meU,  Edv,y  Grundzüge  der  allgemeinen  organischen  Chemie,    gr.  8^,  VIII, 
210  S.    Berlin,  Oppenheim.    M  3,50. 

Das  Buch  kann  mit  Recht  den  Anspruch  erheben,  eine  Ergänzung 
zu  jedem  Lehrbuch  der  organischen  Chemie  zu  sein.  Die  systematische 
Anordnung  des  Stoffes  ist  hier  nach  den  Reactioneu,  nach  den  Methoden  zur 
Darstellung  der  Körper,  getroffen.  Von  einer  Beschreibung  der  einzelnen  Ver- 
bindungen ist  abgesehen;  das  findet  man  eben  in  den  bisherigen  Lehr- 
büchern. Dagegen  sind  die  physikalischen  und  chemischen  Eigenschaften 
der  organischen  Körpergruppen  eingehend  besprochen.  Hierdurch  wird  nicht 
nur  eine  gute  Uebersicht  über  das  Gebiet  der  organischen  Chemie  gegeben, 
sondern  es  wird  auch  der  Chemiker  befähigt,  mit  richtigem  urteil  geeignete 
Methoden  zur  Darstellung  neuer  Körper  zu  wählen.  Die  neueren  Affinitäts- 
lehren  und   die  für   diese   so  wichtigen   thermochemischen  Ergebnisse   sind 

36* 


564  Bacherschall. 

Ton  dem  Herrn  Verfasser  berücksichtigt  worden.  Wegen  der  kurzen  und 
einfachen  Darstellung  empfiehlt  sich  das  Buch  besonders  zum  Gebrauch  für 
die  Studirenden. 

£ljeU,    X,    die    Intramoleculare    Wasserabspaltung    bei    organischen    Ver- 
bindungen.    66  S.    Helsingfors  (Berlin,  0-  Enslin).     M  2,50. 
Hogouneng^   i.,    les  Alcaloides    d'origine  animale.      In-8o,    99    p.      Paris, 

Bailliere  et  fils. 
Jäcobsen^  0.,  die  Glycoside.    8*^,  174  S.    Breslau,  Trewendt.     .^  4,50. 
Jagnaux,  12.,  Traite  de  chimie  analytique  e  tappliquee.    4  vol.    In -So.    Paris, 

.  Doin.    fr.  18. 
Jansen,  K.,  methodischer  Leitfaden  der  Physik  und  Chemie.    252  S.    Frei- 
burg, Herder.     M  3. 
Kleyer,  A.,   die    Chemie    in  ihrer  Gesamtheit    bis    zur  Gegenwart    und  die 
chemische  Technologie  bis  zur  Neuzeit.    1. — 19.  Heft.     Stuttgart,  Maier. 
ä  M  0,25. 
Krü88y  6r.,  Untersuchungen  über  das  Atomgewicht  des  Goldes.    8^.    112  S. 

München.  Rieger.     M  3. 
Jjodenburg,  A.,  Vorträge   über  die  Entwickelungsgeschichte  der  Chemie  in 
den  letzten  hundert  Jahren.    2.  Aufl.   ^r.  8o,  XI,  354  S.    Braunschweig, 
Vieweg  &  Sohn-     ^  6. 

Die  verschiedenen  Entwickelungsphasen,  welche  die  Chemie  seit  La- 
voisier  bis  auf  unsere  Tage  durchlaufen  hat,  werden  von  dem  Herrn  Verf. 
mit  rühmenswerter  Objectivität  und  in  fesselnder  Darstellungsweise  ge- 
schildert. Durch  ausgedehnte  Quellenangabe  wird  der  Leser  in  den  Stand 
gesetzt,  die  Urteile  des  Verfassers  zu  prüfen  und  einen  Gegenstand  weiter 
zu  verfolgen.  Die  geschichtliche  Eutv>  ickelung  der  chemischen  Theorien 
ist  bis  auf  die  neueste  Zeit  fortgeführt.  Dass  in  diesen  letzten  Abschnitten 
Einer  oder  der  Andere  einen  Teil  vernachlässigt,  einen  andern  über  Ver- 
dienst hervorgehoben  finden  wird,  ist  möglich  und  begreiflich;  ist  es  doch  dem 
Zeitgenossen  fast  unmöglich,  eine  neu  entstehende  wissenschaftliche  Wahrheit 
ihrer  Bedeutung  nach  richtig  zu  würdigen;  eist  der  Verhauf  einer  gewissen 
Zeit,  lehrt  die  Wichtigkeit  derselben.  Immerhin  wird  die  maassvolle  Dar- 
stellung des  Herrn  Verf.  keinen  Anlass  zu  Reclamationen  geben.  Den  Sätzen 
über  Thermochemie  hätten  wir  einen  Zusatz  über  die  Arbeiten  Stohniantii's 
und,  den  Einfluss  der  neueren  Thermodynamik  auf  den  dritten  Bertlidot- 
sehen  Satz  zn  wünschen.  Das  L'sche  Werk  ist  eine  höchst  wertvolle  Er- 
gänzung .det  grösseren  iCopp'schen  Bücher;  es  ist  mit  ganz  anderem  wissen- 
schaftlichen Ernst  geschrieben,  als  z.  B.  Botfer^s  Histoire  de  chimie.  Es 
gewährt  ein  richtiges.  Verständnis  für  die  heute  herrschenden  theoretischen 
Anschauungen  und  muss  deshalb  einem  jedem  Chemiker  zum  Studium  em- 
pfohlen werden. 
Lasne,  Senri,   Etüde  sur  la   solubiUt«  des  phosphates   et  superphospbates 

96  p..  Paris,  impr.  Gerbe,     fr.  1,50. 
Leümann,  E,   Principien    der    organischen    Synthese.    XI,    511  S.    Berlin, 
Oppenheim.     .^10. 

Obgleich  die.  Summe  von  Thatsachen,  welche  die  organische  C-hemie 
darbietet,  eine  imgeheuer  grosse  ist  und  auf  den  ersten  Bück  eine  er- 
schreckende Manni^ltigkeit  zeigt,  so  sind  doch  die  Methoden,  nach  welchen 
die  zahllosen  Körper  synthetisch  aufgebaut  werden,  in  ihrer  Zahl  nur  be- 
schränkt. Wenn  nun  auch  jeder  Chemiker  weiss,  wie  er  ein  Reductions-, 
ein  Diäzotirungsverfahren  u.  dgl.  auszuführen  hat,  so  verlangen  doch  Gon- 
.  stitution  und  physikalische  Eigenschaften  der  Körper  häufig  Abändening^A 
der  allgemeinen  Reactionen,  deren  Studium  nicht  nur  für  das  pr^tische 
Arbeiten  im .  Laboratorium,  sondern  auch  für  die  Bestimmung  der  Eigen- 
schaften und  der  Constitution  neu  dargestellter  Körper,  ja  für  deren  Stellung 


Bücberschäu.  565 

im  chemischen  System  von  grosser  Wichtigkeit  ist.  Es  ist  deshalb  ein  höchst 
dankenswertes  Unternehmen  des  Herrn  Verf.,  die  organische  Chemie  von 
dem  Standpunkt  der  synthetischen  Reactionen  aus  geordnet  zu  haben.  Der 
praktische  Wert  des  Buches  ist  unverkennbar.  Häufige  Literaturangaben 
ermöglichen  das  eingehende  Studium  an  der  Quelle.  Wir  bedauern  nur,  dass 
der  Herr  Verf.  es  nicht  für  angemessen  erachtet  hat,  die  thermischen  Ver- 
hältnisse bei  den  Reactionen  der  Kohlenstoffverbindungen  zu  berücksichtigen. 
Die  Neutralisations-  und  Bildungswärmen  geben  uns  doch  bei  der  Ester- 
bildung,  bei  Substitutionsvorgängen  u.  dgl.  höchst  beachtenswerte  Finger- 
zeige. Im  üebrigen  sind  die  Reactionsvorgänge,  besonders  auch  in  Bezug 
auf  Isomerie,  überhaupt  die  chemische  Constitution  der  Korper,  in  grosster 
Vollständigkeit  vorgetragen. 

S.  M.  Losanitsch,  XeMHCKa  TexnoJionira,  Chemische  Technologie.  I.Teil: 
Wasser  und  Brennstoffe.  Belgrad,  Staatsbuchdruckerei  und  Gerold  <fe  Co. 
in  Wien  1887.  8«.  176  S.  (in  serbischer  Sprache). 
/?.  M,  Losanitsch^  AHajnae  BeorpaACKHx  h  ToiiHAepcKnx  inuaniix  6oAa 
etc.,  Analyse  Belgrader  Trinkwässer,  serbischer  Mineralwässer  und  ser- 
bischer fossiler  Kohlen.  Belgrad,  Staatsbuchdruckerei  und  Gerold  &  Co.  in 
Wien  1886.  8o.  60  S.  (in  serbischer  Sprache). 
Lupton,  Ä,   Chemical   Arithmetic.     With   1200  Examples.     2  edit.     170  p. 

London,  Macmillan.    sh.  4,6. 
Meusd,   J5.,    die  Quellkraft    der  Rhodonate    und    die  Quelluug    als  Ursache 
fermentartiger  Reactionen.     8",  36  S.    Gera,  Reisewitz.     M  1,50. 

Diese  Abhandlung  behandelt  Versuche,  welche  durch  die  eigentümlich 
giftige  und  keimungshemmende  Wirkung  des  Rhodanammoniums  (das  oft  in 
aus  Gaswasser  dargestelltem  Ammonium sulfat  enthalten  ist)  auf  Pilanzensamen 
veranlasst   sind.    Diese  Wirkungen    haben   ihre  Ursache  in  dem  Quellungs- 
vermögen, welches  die  Rhodanate   den  Kohlehydraten  (Stärke)  und  Eiweiss- 
körpern  gegenüber  äussern.     Die  kleine  Schrift  bietet  viele  neue  Ausblicke 
auf  die  Molecularphysik,  die  physiologische  und  Agriculturchemie. 
Müteregger^  J.,   Lehrbuch   der  Chemie  für  Oberrealschulen.     1.  Teil.     An- 
organische Chemie.     3.  Aufl.     278  S.    Wien,  Holder.     M  3. 
Mohr*s,  F.,  Lehrbuch  der  chemisch-analytischen  Titrirmethode.    Neu  bear- 
beitet   von    A.    Ckissen.      6.    Aufl.      XVllI,    887    S.      Braunschweig, 
Vieweg  <fc  Sohn.     J^  20. 
Ostwaidy  Wüh,,  Lehrbuch  der  allgemeinen   Chemie.     IL  Band.    Verwandt- 
schaftslehre.    Leipzig,  Engelmann.     1887.     8".     909  S.*)     ^Z.  20. 

Dieser  (Schluss-)  Band  des  hervorragenden  Werkes  handelt  zunächst 
von  der  Thermochemie  und  der  Photochemie.  Die  Thermochemie  ist,  der 
Wichtigkeit  des  Gegenstandes  entsprechend,  mit  verhältnismässig  grosser 
Ausführlichkeit  bearbeitet.  Das  vielfach  zerstreute  Material  ist  systematisch 
angeordnet,  und  so  ist  ein  vollständiges  Lehr-  und  Handbuch  der  Thermo- 
chemie entstanden.  In  der  Einleitung  wird  die  Geschichte  der  thermo- 
chemischen  Lehren  mitgeteilt,  wobei  sich  dann  die  Gelegenheit  darbietet, 
die  halb  vergessenen  und  gewöhnlich  übergangenen  Arbeiten  von  Chrmain 
Henri  Hess  in  St.  Petersburg  in  das  richtige  Licht  zu  stellen.  In  der  That 
hat  Hess  schon  1840  das  Verhältnis  zwischen  chemischem  Vorgang  und  der 
begleitenden  Wärmetönung  erkannt.  Für  die  Benennung  der  thermo- 
cbemischen  Grössen  benutzt  der  Herr  Verf.  die  ursprünglich  von  SehiUier 
und  Wart?ia  vorgeschlagene  Einheit  (als  K  bezeichnet),  welche  die  von 
1  g  Wasser  zwischen  Siede-  und  Gefrierpunkt  abgegebene  Wärmemenge 
bedeutet.  Dieselbe  ist  fast  genau  100  mal  grösser,  als  die  bei  18<»  ge- 
messene praktische  Calorie.     Es  kommt  nun  allerdings  zu  dieser  „kleinen" 

»)  Teehn.-chein.  Jahrb.  6,  S.  621. 


566  Bacherschau. 

und  der  1000  mal  grosseren  „grossen  Calorie**  noch  eine  dritte  Wärme- 
einheit hinzu,  die  aber  wegen  üirer  rationellen  Ableitung  sehr  wol  existenz- 
berechtigt ist.  Nachdem  die  allgemeinen  Grundsätze  der  Thermochemie, 
die  Ausfährung  und  Berechnungen  thermochemischer  Messungen  mit  grosser 
Klarheit  erörtert  worden  sind,  wendet  der  Herr  Verf.  sich  zu  der  speciellen 
Thermochemie,  indem  zuerst  die  Nichtmetalle,  dann  die  Metalle  und 
schliesslich  die  organischen  Verbindungen  bebandelt  werden.  Die  Salz- 
bildung als  hervorragend  wichtiger  Gegenstand  wird  in  einem  besonderen 
Capitel  allgemein  besprochen.  Es  sind,  wie  es  scheint,  alle  yorhandenen 
thermochemischen  Daten,  u.  a.  auch  die  neuerdings  von  Stohmann  erhal- 
tenen Verbrennungswärmen,  berücksichtigt  worden.  Den  Rechnungen  sind 
»tets  die  Thomsenscheu  Zahlen,  als  diejenigen,  die  nach  des  Verfassers 
Ansicht  den  grössten  Anspruch  auf  Genauigkeit  machen  können,  zu  Grunde 
gelegt. 

Einen  weit  geringeren  Raum  als  die  Thermochemie  nimmt  das 
zweite,  der  Photochemie  gewidmete  Capitel  ein.  Der  Herr  Verf.  hat  die 
hierher  gehörigen  Forschungen  soweit  berücksichtigt,  als  sie  von  allgemeiner 
Bedeutung  für  die  Theorie  sind,  so  die  Assimilationsthätigkeit  der  Pflanzen. 
Das  grosse,  von  der  Photographie  herbeigeschaffte  Material  hat  nur  in  be- 
schränktem Maasse  berücksichtigt  werden  können. 

In  dem  Capitel  über  Elektrochemie  findet  sich  manches  Nene, 
besonders  die  von  Ostwald  herrührende  Methode  zur  Messung  einzelner 
Contactpotentiale. 

Der  letzte  Teil  des  Buches  behandelt  die  chemische  Verwandtschaft 
und  schildert  zunächst  die  historische  Entwickelung  „dieses  höchsten  Ge- 
bietes der  wissenschaftlichen  Chemie".  Dann  wird  in  logischer  Folge  die 
chemische  Mechanik  entwickelt.  Das  Gesetz  der  Massenwirkung,  überhaupt 
die  kinetische  Moleculartheorie  ist  wol  noch  nie  in  solcher  zugleich  leicht 
verständlicher  und  echt  wissenschaftlicher  Weise  dargestellt  worden.  Der 
Schluss  behandelt  die  Messung  der  chemischen  Verwandtschaft.  '  Ausser 
den  bekannten  Versuchen  MensehuUcwCa  über  Esterbildung  finden  wir  hier 
auch  viele  von  0.  herrührende  Bestimmungen. 

Wie  der  erste  Band  der  aligemeinen  Chemie  des  Herrn  0.  ist  auch 
dieser  zweite  von  echt  wissenschaftlichem  Geiste  beseelt,  und  die  wissen- 
schaftliche Litteratur  ist  um  ein  Hauptwerk  reicher  geworden.  Besonders 
der  die  Thermochemie  behandelnde  Teil  muss  aufs  wärmste  empfohlen 
werden. 
Farmentier^  F,,  Guide  elementaire  pour  les  premieres  recherches  d'analyse 

qualitative  des  matieres  minerales.     152  p.  avec  fig.     Paris,  Ve.  Dunod. 
Pinner,  A.,   Einführung  in  das  Studium  der  Chemie.    8o,  111  S.    Berlin, 

Oppenheim.     M  2. 
Polia,  A,,    Grundzüge  der  theoretischen  Chemie    für  Studirende.     145  S. 

Aachen,  Barth.    M  2,40. 
Foiri,  P.,  Lebens  de  chimie.    5  edit.    298  p.  avec  fig.   Paris,  Delagrave.  fr.  8. 
Segodt,  j5.,  Notions  de  chimie  applicables  aux  usages  de  la  vie.     27  edit 

120,  258  p.  avec  fig.     Paris,  Delalain  freres. 
Bemsen,  Ira,    an   Introduction    to    the    Study   of   Chemistry.      8o,  392  S. 

London,  Macmillan.     sh.  6,6. 
Bemsen,  J.,  Einleitung  in  das  Studium  der  Chemie.    Deutsch  bearbeitet  Ton 

K,  Seubert    8o,  XIII,  445  S.     Tübingen,  Laupp.     M  6. 
Bemsen,  I.,  Elementary  Chemistry,  a  Text-Book  for  Beginners.  New- York.  sh.5. 
Boftcoe,   H,  E,,   and    C,  Schorlemmer,   a  Treatise   on   Chemistry.    Vol.  3. 

The  Chemistry  of  the  Hydrocarbons    and  their  Derivatives,    or  Organic 

Chemistry.     8^,  384  p.     London,  Macmillan.     sh.  18. 
Boscoe,  H.  E.  und  C,  SchorUmrrer.     Ausführliches  Lehrbuch  der  Chemie. 


f 


Bucherschaa.  567 

IV.  Band.     Organische  Chemie,   II.  Teil,   3.  Abteilung.    Braunschweig, 
Vieweg  &  Sohn.    8o.     S.  837—672. 

Diese  Lieferung  enthält  die  Chemie  des  Toluols  und  seiner  den 
Benzol derivaten  entsprechenden  Abkömmlinge,  sodann  die  Benzylderivate, 
an  welche  sich  die  Benzoyl-,  die  Oxybenzyl-  und  Oxybenzoylverbindungen 
aaschliessen.  Nach  Vollendung  des  Bandes  werden  wir  auf  die  Vor- 
vage der  yortreiflichen  Arbeit  zurückkommen. 

S^afft,  Ä,,  Uebersichtstafeln  zum  Unterricht  in  der  anonfanischen  Chemie 
und  Mineralogie.    8»,  160  S.    Bielefeld,  Velhagen  <fe  fiJasing.    M  2,60. 
SchnUdi,  Ernst,   Ausführliches    Lehrbuch    der   pharmaceutischen   Chemie. 
I.    Band.     Anorganische    Chemie.     Zweite   yermehrte   Auflage.     Braun- 
schweig, Vieweg  &  Sohn.    1887.    8^.     XXII  u.  1065  S. 

In  dem  kurzen  Zeitraum,  der  seit   dem  Erscheinen  der  ersten  Auf- 
lage   dieses  Werkes*)   verflossen   ist,  ist  die  Editio  II    der   Pharmacopoea 
germanica  herausgegeben   worden.     Dieser  Umstand,   sowie   die  Veröffent- 
Bchnng  vieler  Neuerungen   auf  dem  Gebiete   der  Technik  und  pharmaceu- 
tischen Chemie  hat  dem  Herrn  Verf.  Anlass   zu  manchen  Verbesserungen 
und  Ergänzungen    gegeben,    so    dass    sein    beliebtes  Werk    völlig   auf  der 
Höhe  der  heutigen  Wissenschaft  steht.     Die  allgemeinen  Eigenschaften  der 
Körper  und  die  chemischen  Theorieen  werden  in  genügender  Ausführlich- 
keit vorgetragen.     Vor   allem  verdient  hervorgehoben  zu  werden,   dass  der 
Untersuchung    und    Wertbestimmung   der    pharmaceutisch    wichtigen    und 
Handelsproducte   eingehende   Mitteilungen   gewidmet   sind.     Dadurch    wird 
das  Buch  nicht  nur  für  den  Pharmaceuten,  sondern  auch  für  den  Gerichts- 
und Handelschemiker  von  grossem  praktischen  Nutzen.    Hier  und  da  scheint 
uns  allerdings  das  Maass  der  Ausföhrlichkeit  etwas  überschritten  und  die 
Gmppirung  der  Thatsachen  keine  ganz  zu  rechtfertigende  zu  sein.    So  ist 
z.  B.    die   Bildung   von    Wasserstoff  aus   Alkalimetall   uad  Wasser   sicher 
keine  Darstellungsmethode  dieses  Gases,  und  die  Erläuterung  dieses  Vor- 
ganges   durch   zwei  Gleichungen,   einmal    für  Kalium,   einmal  für  Natrium, 
ist  mindestens  zur  Hälfte  überflüssig.     Die  Darstellung  des  Wasserstoffes 
.»durch  Uebergiessen  von  Metallen  mit    Säuren**    ist   in   dieser   allgemeinen 
Form  nicht  richtig.     Dagegen  fehlt  die  technisch  wichtige  Darstellung  von 
Wasserstoff  durch  Erhitzen  von  Zink  mit  Kalkhydrat  und  gewissen  wasser- 
haltigen Salzen. 

8$xt<my  A,  H,,  Outlines  of  qualitative  Analysis.  134  p.  London,  Griffin.  sh.  3. 
Shenstone,  W,  J..,  a  practical  Introduction  to  Chemistry.     122  p.   London, 

Rivinfiftons.    sh.  2. 
Taylor,  M,  L,.  Analysis  Tables  for  Chemical  Students.  46  p.  London,  Low.  sh.  1. 
Taylor,  E.  i.,  Chemistry  for  Beginners      106  p.    London,  Low.     sh.  1,6. 
Tq^ow,  M.  N.,   die  Schwingungsknoten-Theorie    der   chemischen   Verbin- 
dungen.  Uebersetzt  von  L,  Jawein,   Leipzig,  Voss'  Sortiment,  k  Lief.  M  3. 
Texeira-Mendes,  E.,  la  Philosophie  chimique  d'apres  Auguste  ConUe.    Indi- 
cations  generales  sur  la  theorie  positive  des  phenomenes  de  compositions 
et  de  decomposition,  suivies  d'une  appreciation  sommaire  de  Fetat  actuel 
de  la  chimie.    XX  u.  256  p.    Paris,  impr.  Beaudelot. 
Top/;  G,,  jodometrische  Studien.     106  S.     Wiesbaden,  Kreidel.     M  2. 
Drimble,  H.,  Practical  and  Analytical  Chemistry.    2  edit.  Philadelphia,  sh.  7,6. 
Troost,  L.,  Traite  elementaire  de  chimie.    9.  edit.    890  p.  480  fig.  Paris,  Massen. 
Vemeuü,  A,,   Recherches  sur   quelques  combinations  azotees  du   selenium. 

88  p.    Paris,  Gauthier -Villars. 
Vlasto,  E,,  les  origines  de  l'alchimie  par  3f.  Berthelot  \  Analyse.  24  p.  Paris, 
Chaix. 


>)  Techn.-chem.  Jahrb.  (,  8.  560. 


568  Bücherschau. 

Wübrand,  F,,  Leitfaden  für  den  methodischen  Unterricht  in  der  anorgani- 
schen Chemie.    5.  Aufl.    231  S.  mit  59  fig.    Hildesheim,  Lax.     M  3,60. 

Wislicenus,  J.,  über  die  räumliche  Anordnung  der  Atome  in  organischen 
Molecülen  und  ihre  Bestimmung  in  geometrisch  -  isomeren  ungesättigte« 
Verbindungen.     77  S.  mit  Fig.     Leipzig,  HirzeL     M  4. 

WöMer'a  Grundriss  der  organischen  Chemie.  Neu  bearbeitet  von  22.  Fittig. 
IL  Aufl.  2.  Hälfte.  8o,  XXHI  und  S.  445— 1115.  Leipzig,  Duncker 
&  Humblot.     M  10,20. 

Wölfin  H.,  und  J.  Baumatm,  Tabellen  zur  Berechnung  der  organischen  Ele- 
mentaranalyse.   80.    4  S.     Berlin,  Springer.     M  0,30. 

Wurtz,  A,,  Dictionnaire  de  chimie  pure  et  appliquee,  comprenant  la  chimie 
organique  et  inorganique,  la  chimie  appliquee  a  Tindustrie,  a  ragriciilture 
et  aux  arts,  la  chimie  analytique,  la  chimie  physique  et  la  mineralogie. 
Supplement.    Fase.  9  ä  11  (Fin.)  Paris.    Hachette  &  Co.     a  fr.  3,50. 

Wunderlich,  Ae,  Configuration  organischer  Molecüle.  32  S.  Leipzig,  Leit- 
holdt.     ^  l. 

Zaengerle,  M.,  Grundriss  der  organischen  Chemie.  3.  Aufl.  168  S.  Braun- 
schweig, Vieweg  &  Sohn.     M  1,40. 

Zciengerle,  M.,  Grundriss  der  anorganischen  Chemie.  3.  Aufl.  294  S.  Braun- 
schweig, Vieweg  &  Sohn.     M  2,80. 

Zeitschrift  für  physikalische  Chemie,   Stöchiometrie  und  Verwandtschafts- 
lehre.    Herausgegeben  von  TT.  Ostwald  und  J.  H.  van^t  Hoff,    1.  Bd. 
1.  Heft.     gr.  80,  48  S.     Leipzig,  Engelmann.     ^/  1. 
Eine  sehr  empfehlenswerte  Zeitschrift. 

III.  Chemische  Technologie. 

ÄUen,  A,  Ä,  Commercial  Organic  Analysis.  2  edit.  Vol.  2.  Fixed  Oils  and 
Fats.    Hydrocarbons.     8o,  590  p.    London,  Churchill.     M  17,06. 

BaUing  Carl,  A.  M.,  Fortschritte  im  Probirwesen.  (Umfassend  die  Jahre 
1879—1886.)     80,  IX  und  184  S.     Berlin,  Springer.     M  5. 

Bergmann,  JET.,  Chemisch -technisches  Receptbuch  für  die  gesamte  Metall- 
industrie.    288  S.     Wien,  Hartleben,  M  4. 

Bersch,  J^  die  Essig-Fabrikation.  3.  Aufl.  8o,  XX,  232  S.  Wien,  Hart- 
leben M  3. 

Birnbaum,  K.,  kurzes  Lehrbuch  der  landwirtschaftlichen  Gewerbe.  Zugleich 
als  8.  Aufl.  von  J.  F,  Otto's  Lehrbuch  der  rationellen  Praxis  der  land- 
wirtschaftlichen   Gewerbe.     1.  Bd.      1.  Lfg.    8o,  XII,   256  S.      Braun- 

.    .  schweige  Vieweg  &  Sohn.     M  5. 

Blarez,  C,  et  G.  Veniges^  sur  une  reaction  permettant  de  differencier  les 
matieres  colorantes  derivees  de  la  houille  des  matieres  colofantes  d'origine 
vegetale.    5  p.     Bordeaux,  impr.  Gounouilhou. 

Cameron,  James,  Oils,  Resins  and  Varnishes.  372  p.  London,  Churchill,  sh.  7,6^ 

Candlot,  E.,  Etüde  pratique  sur  le  ciments  de  Portland:  fabrication,  pro- 
priete,  emploi.     126  p.    avec  tableaux.    Paris,  Baudry  et  Co. 

Cassiany  F.,  die  Dampfbrauerei.    356  S.  mit  111.    Wien,  Hartleben.    M  5. 

Cauvet,  D.,  Procedes  pratiques  pour  l'essai  des  farines:  Caracteres,  alterations, 
falsifications ;  Moyens  de  decouvrir  les  fraudes.  97  p.  avec  74  fig.  Paris, 
Bailliere  et  Als. 

,Cazeneuve,  P.,  la  Coloration  des  vins  par  les  couleurs  de  la  houille;  Me- 
thodes  analytiques  et  marche  systematique  pour  reconnaitre  la  nature 
de  Ja  coloration.    324  p.    Paris,  Bailliere  et  Als.    fr.  3,50. 

C?iautrenne,  A.,  de  NiveUes  et  P.  Farinaux,  Notice  sur  la  cuisson  et  la 
liquefaction  des  grains  et  autres  substances  par  les  appareils  brevetes. 
8  p.  et  2  pl.     Lille,  impr.  Danel. 


Bucherschau.  569 

Constructeur,  le,  d'usines  ä  gaz.    23  annee.    Planches  Nr.  21,  22,  23  et 

24  et  table.     Paris,  impr.  Semichon. 
Coglievina,  D.,  das  Leuchtgas  als  Wärmequelle  im  Haushalte.    3.  Auü.    Mit 
50  Abbildungen.     Wien,  Selbstverlag  des  Verf.     M  2.50. 

Corfield,  W.  H,,  the  Treatment  and  ütilisation  of  Sewage.  3  edit.  8»,  530  p. 
London,  Macmillan.     sh.  16. 

CVew,  B.  J.,  a  Practical  Treatise  on  Petroleum:  comprising  its  origin,  geology, 
geographical  distribution,  history,  chemistry,  mining,  technology,  uses, 
and  transportation.     508  p.    London,  Low.     sh.  28. 

Davidy  Stephen,  la  Destillation  agricole  du  Topinambour;  etudes  sur  la  culture 
de  cette  plante  et  ses  applications  agricoles  et  industrielles  comme  cul- 
ture ameliorante  des  sols  mediocres.    2  edit.    23  p.   Paris,  Massen,    fr.  2. 

DaviSy  Chs,^  the  Manufacture  of  Paper:  being  a  description  of  the  varions 
processes  for  the  fabrication,  colouring  and  finishing  of  every  kind  of 
paper^  including  the  different  raw  raaterials  and  the  methods  for  deter- 
mining  their  valucs;  the  tools,  machines  and  practical  details  connected 
with  an  intelligent  and  profitable  prosecution  of  the  art,  with  special 
reference  to  the  best  american  practice.  With  180  engravings.  608  p. 
London,  Low  <fe  Co.    sh.  28. 

Deininger,  A.^  die  Rectification  von  Rohspiritus  ohne  Vor-  und  Nachlauf 
indirect  und  direct  aus  der  Maische.  2.  Aufl.  8^*.  165  p.  Berlin, 
Steinitz.     »^  6. 

Deite,  C,  Handbuch  der  Seifenfabrikation.  Unter  Mitwirkung  von  Fach- 
männern herausgegeben.     535  S.  mit  lUustr.    Berlin,  Springer.     »//  12. 

Ddahaye,  P.,  Tlndustrie  moderne:  TEclairage  dans  la  ville  et  dans  la 
maison.  Historique  et  considerations  generales;  TEclairage  chez  soi; 
rindustrie  de  Peclairage;  Applications  diverses.  8o.  3(X)  p.  Paris, 
Massen,    fr.  10. 

Deny,  Ed.^  Etudes  sur  la  fonderie.  Recherches  experimentales  sur  la  resis- 
tance  et  les  proprietes  diverses  de  la  fönte  mecanique,  des  fontes  tenaces, 
douces  et  trempees.     115  p.  planches  et  fig.     Paris,  Bemard  <fe  Co. 

Droux^  X.,  Chimie  industrielle.  Etudes  sur  les  corps  gras  et  leurs  falsifi- 
cations.  Theorie  et  pratique  de  la  fabrication  des  bougies  et  des  savons 
de  toilette.  2  edit.  par  F.  Laruc,  2.  partie.  576  p.  et  atlas  de  14  pl. 
Paris,  Lacroix.     fr.  20. 

IHrre,  K  F.,  die  Anlage  und  der  Betrieb  der  Eisenhütten.  27.  und  28.  Lfg. 
40.     Leipzig,  Baumgärtner,     ä  «^  6. 

DumorU^  Cr.  et  E,  Jordan^  Technologie  commerciale  et  industrielle:  les 
Combustibles.    In- 80,  222  p.  avec  gravures.    Paris,  Larousse  et  Co.    fr.  3. 

Engler^  C,  das  Erdöl  von  Baku.  Ein  Reisebericht.  Geschichte,  Gewinnung, 
Verarbeitung,     gr.  8«,  80  S.     Stuttgart,  Cotta.     M  2. 

Ernst,  B.,  praktische  Anleitung  zur  Bleicherei  und  Druckerei  von.  JutestofFen 
aller  Art.    32  S.  mit  Farbproben.     Leipzig,  G.  Weigel.     M  5. 

Fassbender,  F,,  die  mechanische  Technologie  der  Bierbrauerei  und.  Malz- 
fabrikation.    27.  Lfg.     40.  Leipzig,  Gebhardt.     M  3. 

Fehrmann,  Ä.,  das  Ammoniakwasser  und  seine  Verarbeitung,  gr.  80,  VIII, 
147  S.  mit  Holzschn.    Braunschweig,  Vieweg  &  Sohn.     M  6. 

In  unserer  Zeit   ist  es  für  die  Leuchtgasindustrie  und  besonders  für 

die  Cokereien  eine  Frage  von  grosser  Bedeutung,  den  Stickstoff  der  Kohlen 

in  einer   für    die    Landwirtschaft  und  andere    Zwecke    geeigneten  Form  zu 

gewinnen.    Nicht  nur,    dass    die    allgemeine    Wohlfahrt    dadurch   gefördert 

yrird,    auch    die  Rentabilität    der  Cokerei '  hängt   zum  grossen  Teil  von  der 

Gewinnung  des  schwefelsauren  Ammoniaks  ab.    Es  ist  daher  freudig  zu  be- 

grüssen,  dass  der. Verf.  ein  Bild  der  heutigen  Ammoniakwasserindustrie  giebt. 

Dasselbe  ist  durch  die  Benutzung  der  Patentlitteratur  ein  sehr  vollständiges 


570  Bücherschau. 

geworden  und  auch   durch  die  genaue  Beschreibung  der  chemischen  Unter- 

suchungsmethoden  für  den  Praktiker  sehr  brauchbar.   Die  neueren  Apparate 

sind  durch  gute  Holzschnitte  dargestellt.    Bei  Aufzählung  der  Eigenschaften 

des  Ammoniaks  hätte  die  ausfuhrliche  Beschreibung  des  Chlor-,  Brom-  und 

Jodstickstoffs  fuglich  fortgelassen  werden  können. 

Fremy^  J^.,  Chimie  vegetale:  la  Ramie.     38  p.    Paris,  Dunod. 

Chrher,   N,^   die  praktische  Milchprufung   mit   Einschluss   der  Centrifiigal- 

Milchprufung.    4.  Aufl.    8<>,  73  S.    Bern,  Wyss.     M  1,50. 
Chymety   Traite   pratique   de  gravure  sur  verre  par  les  proced^s  heliogra- 

phiques.     172  p.    Paris,  Gauthier-Viliars.    fr.  3,75. 
Oiraneourty  A»  de,   Nou-velle  ^tude  sur  la  verrerie  de  Ronen  et  la  febri- 

cation  du  cristal  ä  la  fa^on  de  Venise  au  XVI.  et  XVII.  siecles.   125  p. 

Ronen,  impr.  Cagniard. 
OuaenburgeTy    Ä,     die    Untersuchungen    der    Schmieröle    und    Fette    mit 

specieller  Berücksichtigung  der  Mineralöle.     37  S.    Luxemburg,  Scham - 

burger.     ^/  1,20. 
H€iger*8  Untersuchungen.     Ein  Handbuch  der  Untersuchung,   Prüfung  und 

Wertbestimmung  aller  Handelswaaren,  Natur-  und  Kunsterzeugnisse  etc. 

2.  Aufl.,  herausgegeben  von  JB.,  Hager  und  E.  Holdermann.     10.  bis 

13.  Lfg.    gr.  80.    Leipzig,  Günther,    a  U/  2. 
Handbuch  der  chemischen  Technologie.    Herausgegeben  von  P.  A.  BoUey, 

fortgesetzt    von   K,    Birnbaum,      41.    Heft.      gr.    8^.      Braunschweig, 

Vieweg  &  Sohn.     Inhalt:   6.  Band.     5.  Gruppe.    1.  Abtlg.     Die  Fabri- 

cation  des  Papiers.     Von  E,  Hoyer.      1.  Lfg.     7.  Band.    Die  Metalle. 

8.  (Schluss-)  Lfg.     Specieller  Teil  der  Metallgewinnung     Von  C.  StÖM, 

unter  Mitwirkung  von  M,  Kiliani.     M  11. 
Hartmann^  JP.,  das  Verzinnen,  Verzinken,  Vernickeln,  Verstählen  und  das 

Ueberziehen   von  Metallen   mit   anderen   Melallen   überhaupt.     2.  Aufl. 

240  S.     Wien,  Hartleben.     Jl  3. 
Hauer^  J.  wn,   die   Hüttenwesens-Maschinen.      Fortschritte     in    der   Con- 

struction  und  Anwendung  derselben  seit  dem  J.  1876.    Supplement.  206  S. 

mit  19  lith.  Tafeln.     Leipzig,  Felix.     Jl  12. 
Heinzerling,  Ch.,  Abriss  der  chemischen  Technologie  mit  besonderer  Rück- 
sicht  auf  Statistik   der  Preisverhältnisse.     1.  u.  2.  Lfg.     8o.     Kassel, 

Fischer,    k  M  2. 
Höhnel^  F,  v,,  die  Mikroskopie  der  technisch  verwendeten  Faserstoffe,   gr.  8^^ 

VIII,  163  S.    Wien,  Hartleben.     Jl  4,50. 

Verf.  sieht  die  technische  Mikroskopie  weniger  als  eine  breit  tmd 
behaglich  beschreibende  Wissenschaft,  sondern  vielmehr  als  eine  sich  enge  an 
die  analytische  Chemie  anschliessende  und  diese  nach  einer  gewissen 
Richtung  hin  ergänzende  Disciplin  an.  Seine  Monographie  ist  afls  der  erste 
Versuch  zu  einer  zusammenfassenden  Mikroskopie  sämtlicher  technisch 
irgendwie  wichtiger  Faserstoffe  zu  betrachten.  Ist  das  Buch  an  und  für 
sich  schon  samt  dem  bei  weitem  grössten  Teile  der  Holzschnitte  eine 
vorwiegend  selbständige,  auf  eigenen  Untersuchungen  beruhende  Arbeit,  so 
gilt  dies  namentlich  von  den  Abschnitten  über  die  Tierhaare  und  Wollen 
und  ganz  besonders  von  der  Mikroskopie  der  Seidenarten.  —  Für  Alle, 
welche  sich  irgendwie  eingebender  mit  der  Mikroskopie  der  Gespinnstfasem 
zu  beschäftigen  haben,  sei  das  Werk  bestens  empfohlen.  ß, 

Jago,  W.,   the  Chemistry    of  Wheat   flour   and   bread,    and  Technology  of 

bread  making.    464  p.    Brighton,  Jago.     sh.  12,6. 
Japing,  E,,  Blech  und  Blechwaaren.     8«,  XX,  420  S.     Wien,   Hartleben. 

M  5,40. 
Johnaton's  Chemie  des  täglichen  Lebens.    Neu  bearbeitet  von  F,  DombliUh, 

2.  Aufl.    1—3  Lfg.    Stuttgart,  Krabbe,    ä  Jl  0,40. 


I 

I 


Bücherschau.  571 

Jouli&,  H,,   les  Phosphates    et   leur  emploi  agricole,    lo  dans  l'alimentatioii 

du  betail,  2«  pour  la  fertilisation  des  terres.    48  p.    Paris. 
JuUuSy  P.,  die  künstlicfaen,  organischen  Farbstoffe.    Unter  Zugrundelegung 
von  6  Vorlesungen,   gehalten  von  E,  NöUing^    bearbeitet,     gr.  S%  VII, 
235  S.    Berlin,  Gärtner.     M*  6. 

Dies  kleine  Werk  ist  eine  äusserst  praktische  Zusammenstellung  der 
bis  auf  die  neueste  Zeit  über  die  Teerfarbstoffe  bekannt  gewordenen  That- 
Sachen.  Der  Inhalt  ist,  vom  Steinkohlenteer  beginnend,  in  systematischer 
"Weise  aufgebaut.  Dabei  ist  nicht  nur  das  rein  Technische  in  Darstellung 
und  Beschaffenheit  der  Farbkörper  berücksichtigt,  sondern  auch  ein  be- 
sonderer Nachdruck  auf  die  chemische  Constitution  derselben  gelegt.  Hier- 
durch wird  ein  vortrefflicher  Antrieb  zum  Weiterarbeiten  gegeben.  Höchst 
vollkommen  ist  eine  tabellarische  Uebersicht  über  das  weite,  fast  zahllose  . 
Combinationen  aufweisende  Gebiet  der  Azofarbstoffe  zu  heissen.  Dieselbe 
enthält  den  Handelsnamen,  die  wissenschaftliche  Bezeichnung,  die  Formel, 
eine  kurze  Notiz  über  die  Bildungsweise,  die  Zeit  der  Entdeckung,  den 
Namen  des  Entdeckers  und  das  chemische  Verhalten  der  Farbstoffe.  Ein 
ziemlich  ausführliches  Gapitel  ist  auch  den  Pyridin-  und  Ohinolinderivaten 
gewidmet;  diese  vielfach  als  Medicamente  benutzten  künstlichen  Alkaloide 
stehen  ja  in  naher  Beziehung  zu  den  Teerfarbstoffen  und  werden  in  den 
Farbstoff-Fabriken  dargestellt  Die  mit  Fleiss  und  anerkennenswerter 
Urteilskraft  ausgeführte  Arbeit  des  Herrn  Verf.  wird  sich  ohne  Zweifel  viele 
Freunde  erwerben. 

Kerpely*8,  Ä.  «.,  Bericht  über  die  Fortschritte  der  Eisenhütten-Technik 
i.  d.  J.  1884  u.  1885.  Herausgegeben  von  B.  Kosmann.  Neue  Folge. 
1.  u.  2.  Jahrgang,  gr.  8»,  XV,  407  S.  mit  15  lith.  Taf.  Leipzig, 
Felix.  M  30. 
K^ig,  eTl,  die  Verunreinigung  der  Gewässer,  deren  schädliche  Folgen, 
nebst  Mitteln  zur  Reinigung  der  Schmutzwässer.  8o,  XV,  624  S.  mit 
Illustr.  u.  10  lith.  Tafeln.  Berlin,  Springer.  M  20. 
Kompendium  für  Rübenzucker-Fabrikanten.  1.  Bdchen.  8o.  Magdeburg, 
Neumann.     M  1. 

Inhalt:   Die  Scheidung   und  Saturation   (Technische  Mitteilungen   aus 
dem  Gebiete  der  Zuckerfabrikation  von  0.  Grimmer).  (28.) 
Die  Melasse   und   ihre  Verwendung.      Julius  Neumann.    Magde- 
burg, 1887. 

Diese  das  2.  Bändchen  des  „Kompendiums  für  Rübenzucker-Fabri- 
kanten^ bildende  Brochüre  eines  Praktikers  bespricht  in  eingehender  Weise 
die  Chemie  der  Verbindungen  des  Rohrzuckers  mit  den  alkalischen  Erden 
und  die  auf  diesen  interessanten  chemischen  Erscheinungen  beruhenden 
Methoden  der  Melasse-Entzuckerung.  ß. 

Langbein,  0.,  vollständiges  Handbuch  der  galvanischen  Metall-Niederschläge 
(Galvanostegie  und  Galvanoplastik).  8^,  XIV,  294  S.  Leipzig,  Klink- 
hardt.  yU  5. 
Ldelö,  E.  2>.,  chemische  und  mechanische  Analyse  ungarländischer  Thone 
mit  Rücksicht  auf  ihre  industrielle  Verwendbarkeit.  Ungarisch  und 
deutsch.  80,  VI,  84  S.  Budapest,  Kilian.  M  1,50. 
Ledebur,  A,  die  Metalle,   ihre  Gewinnung   und   ihre  Verarbeitung.     1.  bis 

5.  Lfg.    80.    Stuttgart,  Weisert.    ä  M  0,50. 
Le^lay^  Ä,   Suppression  de  la  m^lasse  par  l'osmose   perfectionn^e  dans  la 
fabrication  et  raffinage  des  Sucres  de  betteraves.    160  p.  avec  fig.    Paris, 
Michelet. 
Leysery  JE.,   die   Bierbrauerei   mit   besonderer  Berücksichtigung   der  Dick- 
maischbrauerei.   8.  Aufl.  von  Heiss,  Bierbrauerei,    gr.  8o.   Stuttgart,  Waag. 
Lihkenboch,  C,  die  Aufbereitung  der  Erze.    Handbuch  für  ausübende  und 


572  Bücherschau. 

angehende  Bergingenieure.    Mit  24  lithogr.  Tafeln.    XII,  152  S.    Beriin, 
Springer.     J^  24. 
Löioig,  C,  Arsenikvergiftung  und  Mumification.    Gerichtlich-chemische  Unter- 
suchung.    65  S.     Breslau,  Trewendt.     U/  1. 
Mayer^  -4.,  Lehrbuch  der  Agriculturchemie.    3.  Aufl.    4.  und  5.  Abtlg.  Heidel- 
berg, Winter,     ä  M  4. 
Merceron'Vicat^    Chaux  hydrauliques   et  cements.    79  p.    Grenoble,  impr. 

Breynat  et  Co. 
Michel^  C,  Lehrbuch  der  Bierbrauerei  nach  dem  neuesten  Standpunkte  der 
Wissenschaft  und  Praxis.  4.  Bd.:  Theorie  und  Praxis  der  Gärfühnmg 
und  der  Kellerwirtschaft.  219  S.  München,  Leipzig,  Gracklauer.  M  7,50. 
MierHnski,  5.,  die  Gerb-  und  Farbstoff-Extracte.  8o,  222  S.  Wien,  Hart- 
leben.    M  3,25. 

Der  durch  seine  „Mineral-,  Erd-  und  Lack-Farben"  bekannte  Verfasser 
schildert  hier  eine  im  Laufe  des  letzten  Decenniums  entwickelte  nicht  unbe- 
deutende Industrie,  welche  den  Gerbereien  und  Färbereien  an  Stelle  eines 
im  Gehalte  schwankenden  und  im  Gebrauche  unbequemen  Rohmateriales 
gleichmässig  zusammengesetzte  und  leicht  anzuwendende  Extracte  liefern 
will.  Namentlich  eingehend  linden  sich  die  verschiedenen  Gerbmaterialien, 
die  zahlreichen  Bestimmungsmethoden  der  Gerbsäure  und  die  Herstellung 
der  Farbstoff  -  Extracte  beschrieben.  Von  besonderem  Werte  ist  auch  der 
Abschnitt  über  die  Herstellung  des  Tannins.  ß. 

Moisson^  A.y  Pyrodynamique :  Theorie  des  explosions  dans  les  canons  etles 

torpilles.    319  p.  avec  fig.     Paris,  Baudouin  et  Co. 
Müller,  -4.,   die  qualitative  und  quantitative  Bestimmung  des  Holzschliffs  in 

Papier.     8«,  67  S.     Berlin,  Springer.     M  3.. 
Muspratfs  theoretische,  praktische   und  analytische  Chemie  in  Anwendung 
auf  Künste  und  Gewerbe.    Encyklopädisches  Handbuch  der  technischen 
Chemie  von  F.  Stahmann  und  B.  Kerl.    4.  Aufl.    1  Bd.    1  bis  24.  Lfg. 
gr.  80.    Braunschweig,  Vieweg  <fe  Sohn,     k  M  1,20. 
Die   neue,  vierte  Auflage    dieses    berühmten  Handbuchs  erscheint  im 
Verlage  von  Vieweg  in  Braunschweig.     Zur  Fertigstellung  derselben  haben 
die  bisherigen  Herausgeber,  die  Herren  Stahmann  u.  Br.  Kerl  sich  mit  einer 
Anzahl  anderer  Autoren  vereinigt.    In  Anbetracht  der  grossen  Ausdehnung 
und  Vielseitigkeit   der   technischen  Chemie    von  heutzutage  ist  dies  gewiss 
berechtigt  und  wird  auch  dazu  beitragen,  das  Erscheinen  des  grossen  Werkes 
möglichst  zu  beschleunigen.    Die  bis  jetzt  erschienenen  Lieferungen  enthalten: 
Aether  von  Stahmann'^  Aetherische  Oele  von  Dems. ;  Alkaloide  von  B.  Bieder- 
mann; Alkohol  von  Stahmann;  Aluminium  von  B.  Biedermann;  Ammoniak 
von  S.  von  Meyer;  Anilin-  und  sonstige  Teerfarbstoffe  von  Dems.;  Antimon 
von  Kerl;   Arsen  von  Dems.;    Asphalt  von  Stahmann;   Barium  von  Dems.; 
Beryllium  von  Kerl;  Bier  von  Stahmann;  Blei  von  Kerl. 
Parkinsan  JB.,    a  Treatise   on  Paper,   with  au   outline  of  its    manufacture. 

Preston,  London,  Lockwood.     sh.  2,69. 
Percy,  /.,   Ausführliches  Handbuch  der  Eiseiihüttenkunde.     2.  Ergänzungs- 
band.   Bearbeitet    von    H,  Wedding,     1.   Lfg.    gr.  8o.    XLX,    292  S. 
Braunschweig,  Vieweg  <fe  Sohn.     M  12. 
Pfeiffer,  E,,   die  Analyse  der   Milch.    8",  VIH,  84  S.  mit  Illustr.    Wies- 
baden, Bergmann.     ^/  2,40. 
Pfeiffer,  E,,  Handbuch  der  Kali-Industrie.    Braunschweig,  Friedrich  Vieweg 
&  Sohn.    1887.    8o.    512  S.    M  16. 

Wenn  Jemand  über  Kali-Indusrie  schreiben  will,  dann  bildet  natnr- 
lich  Stassfurt,  seine  Gruben,  seine  Production  und  die  Verarbeitung  der 
sogenannten  Abraumsalze  den  Hauptgegenstand  der  gauEen  Arbeit.  Der  Ver- 
fasser, welcher  selbst  mehrere  Jahre  als  Fabrikdirector  in  der  Kali-Industrie 


Bücherschau«  573 

im  in*  tind.AtisIande  thätig  war,  hat  mit  dem  vorliegenden  Werke  dieneben 
Lungf^a  Soda-Industrie  mit  Bezug  auf  die  Kali  -  Industrie  bestehende  Lücke 
YoU  und  ganz  ausgefüllt.  Mit  Gründlichkeit  ist  die  Geschichte  und  die 
mineralogische  Beschaffenheit  des.  Stassfurter  Salzlagers,  bezw.  des  Magde- 
burg-Harzer Beckens  behandelt;  daran  schliesst  sich  die  Mineralogie  der 
einzelnen  Salzvorkommnisse.  Dann  folgt  die  mutmassliche  Entstehungsge- 
schichte des  Stassfurter  Lagers  und  der  Meersalze,  hierauf  kurz  die  Natur- 
geschichte des  Ealisalzvorkommens  von  Ostgalizien  und  Ostindien.  Nach 
einer  kurzen  Schilderung  der  bergmännischen  Gewinnung  sowie  der  Debit- 
verhältnisse  der  Stassfurter  Bergproducte  gelangen  wir  an  die  eigentliche 
Kali -Industrie  Stassfurts.  Wer,  wie  Referent,  die  letztere  aus  eigenster 
und  wiederholter  Anschauung  kennt,  begegnet  nun  allem  wol  Bekannten 
Stassfurts  und  Umgegend  wieder  und  freut  sich,  ein  handliches  Buch  zu 
haben,  in  dem  alle  Fabriken  und  Fabrikations  ine  thoden  zusammen  ent- 
halten sind.  Bis  auf  die  letzten  Neuerungen  erstreckt  sich  das  Werk,  wir 
wollen  nur  die  Ascher  siebener  Fabrikation  von  Kaliumsulfat  mittelst 
künstlicher  Kälte  erwähnen,  welche  erst  seit  kurzem  in  vollem  Betrieb  ist. 
Es  ist  dies  unseres  Wissens  die  einzige  Stelle,  wo  sich  bisher  dies  Verfahren 
bewährt  hat.  .  An  die  eigentliche  Stassfurter  Kali- Industrie  schliesst  sich 
sodann  die  Potasche-Industrie.  Auch  hier  findet  sich  eine  zuverlässige  Zu- 
sammenstellung des  hierher  gehörigen.  Dann  folgt  die  Gewinnung  von  Bor- 
säure aus  Stassfurtit  (Boracit)  und  darauf  eine  eingehende  Schilderung  der 
Kalidüngemittel,  ihre  Zubereitung  und  Anwendung,  wobei  gleichzeitig  ein 
kurzer  Abriss  der  die  Ernährungs-  und  Wachstumsbedingungen  der  Pflanzen 
behandelnden  Pflanzenphysiologio  gegeben  wird.  Dass  das  Werk  mit  zahl- 
reichen Abbildungen  in  bester  Ausführung  ausgestattet  ist,  ist  für  ein  tech- 
nologisches Buch  aus  Vieweg's  Verlag  selbstverständlich.  S. 
Thüips^  J.  -4..,  Elements  of  Metallurgy:    a   practical    treatise    on  the  art  of 

extracting    metals  frbm  their  ores.     New.  edit.    860  p.  London,  Griffin. 

sh.  36. 
PWfc,  S,  .die  künstlichen  Düngemittel.     2.  Aufl.   8^   XXII,    280  S.    Wien, 

Hartleben.     M  3,25. 

Das  Buch  giebt  nach  einer  die  Zie^t^'sche  Mineraltheorie  etc.  behan- 
delnden Einleitung  eine  Uebersicht  der  wichtigeren  künstl.  Dünger,  welche 
sich  auf  Fabrikation,  Untersuchung  und  Anwendung  jeweils  erstreckt.     Tech- 
niker wie  Landwirt  werden  das  Buch  mit  gleichem  Interesse  lesen.      ß. 
Protokoll  der  Verhandlungen  des  Vereins  deutscher  Cement- Fabrikanten 

und  der  Section  für  Cement  des  deutschen  Vereins  für  Fabrikation  von 

Ziegeln,  Thonwaaren,  Kalk  und  Cement,  am  26.  u.  27.  Febr.  1886.    8", 

106  S.     Berlin,  Kühl.     M  5. 
Bamdohr^  i.,  Feuerungskünde   oder  Theorie   u.  Praxis    des  Vorbrennungs- 

Processes  u.  der  Feüerungs- Anlagen.    VII,  120  S.    Halle,  Knapp.    M  2. 
Baikkt^s  u4.,   Bibliothek   für   Zucker  •  Interessenten.     1.  u.  ö.  Bd.   gr.  8". 

Magdeburg,  Rathke.     M  7. 

Inhalt;  I.  Verzeichnis  der  Kübenzuckerfabrikeii,  Raffinerien  und  Candis- 
fabriken  im  deutschen  Reiche  sowie  0  esterreich -Ungarn,  Dänemark,  Schweden, 
England,  Italien  und  Spanien.  3.  Jahrg.  Campagno.  1886— 1887.  154  S. 
M  4,  mit  Karte  .^  8:  —  ö  Tabellen  euth.  den  Nichtzuckorgohalt,  den  Nicht- 
Zucker-Quotienten u. , den  ReiuheitH-Quotiouten  von  Uübonsäften  von  15«  bis 
20°  Brix.  Aufgestellt  u.  bearb.  von  Jf.  Schwaner,  57  S.  M  3.  , 
Bedtcood,  B.,  Petroleum;  its  Productiou  and  use.  12^  Now-York.  sh.  2,6. 
Begodiy  M.y  Notions  de  chimie  applioubloN  aux  usage»  de  la  vie.    28  edit. 

254  p.  avec  46  fig.  Paris,  Delalaiu  frurus.    Fr.  1,75. 
Itey,  J.  A.,  Ferments   et  Fermontatious;    Travailleurs  et  malfaiteurs  micro- 

scopiques.     811  p.   avec  fig.  et  4  gravuros,    Paris,  Uetzel  <fc  Co.    fr.  4. 


574  Bacherschan. 

Bickards^  Edgar,  Prindples  and  methods  of  soit-analysis.  8^  66  p.  Washing- 
ton, Government  printing  office. 
Bichards,  J,  W.,  Aluminium:  its  history,  occurence,  properties,  metallurgy 
and  applications,  including  its  alloys.     8®,  346  p.  London,  Low.  sh.  12,6. 
Büdinger,  K,  die  Bierbrauerei  u.  die  Malzextract-Fabrikation.    2.  Aufl.  8^ 

XXIV,  460  S.  mit  Illustr.   Wien,  Hartleben.     M  6. 
Sadtse,  B.,  E.  H,  Angaryd  u.  E,  Hanauger,   die   Fortschritte   der  losen 
Wollen-  u.  Wollengam-Färberei  (unecht  und  walkecht)  seit  1881.  gr.  8°, 
99  S.  mit  5  Tafeln  Farbenproben.    Leipzig,  G.  Weigel.     M  7,50. 
Sadäer^  Satn.  P^  die  Gewinnung  des  Teers  u.  des  Ammoniakwassers.    Vor- 
trag.   Aus   dem   Englischen   mit   einem  Nachtrage   von  G.  Bomemtmn. 
Leipzig,  Quandt  &  H^del.     M  2. 
Sansone,  A,,   the  Printing   of  Cotton  Fabrics,   comprising  Galico  Bleaching, 
Printing,  and  Dyeing.    8^,  38®  p.    Manchester  (London,  Simpkin.)    M  15. 
Sehaedler,  C,  die  Teclmologie  der  Fette  und  Oele  der  Fossilien  (Mineralöle) 
jiowie  der  Harzöle  und  Schmieröle.     6.  u.  7.  (Schluss-)  Lieferg.   S.  769 
bis  1052.     Leipzig,  Baumgärtner,  1887.*) 

Hiermit  ist  ein  Buch  zum  Abschluss  gekonunen,  das  als  ein  Standard- 
werk für  die  betreffenden  Industrien  bezeichnet  werden  muss.     Die  mit  der 
früher    gerühmten    Gewissenhaftigkeit    luid    Anschaulichkeit   geschriebenen 
Lieferungen  enthalten  die  Teerrerarbeitung,  die  Oelgasbereitung,  die  Tech- 
nologie der  Harze  und  Schmiermittel  und  die  Prufungsmethoden  für  Mineral- 
öle.   Wir   können   nur   wiederholen,  dass  dem  Verf.  nichts  7on  Bedeutung 
auf  diesem  Gebiete  der  Technologie  entgangen  ist.    Das  Buch  ist  mit  zahl- 
reichen sehr  gut  ausgeführten  Holzschnitten  ausgestattet. 
Schroeder,  G,  «.,  u.  J.  v,  Schroeder,  Wandtafeln  für  den  Unterricht  in  der 
allgemeinen   Chemie   u.    chemischen   Technologie.    3.  Lfg.   Fol.  (5  Tal 
k  3  Blatt).    Kassel,  Fischer,     a/  6. 
Sdtner,  E.^  die  Indigoküpen,  deren  Anstellung,  Gebrauch  u.  praktische  Be- 
handlung.   8°,  15  S.    Leipzig,  G.  Weigel.     JC  1,50. 
SMl,  TT.,  über  Raffination,  Analyse  u.  Eigenschaften  des  Kupfers.   8^,  72  S. 

Clausthal,  üppenbom.     M  2,80. 
Stammer,  K^  Jsihresbericht  über  die  Untersuchungen  u.  Fortschritte  auf  dem 
Gesamtgebiet  der  Zuckerfabrikation.    25.  Jahrgang.    1885.   8o,  XI  584  S. 
Braunschweig,  Vieweg  <fe  Sohn.    vÄ  17. 
StÖkel,  C,   die  Metallurgie.    Gewinnung   der   MetaUe.    gr.  8o,  XXII,  1628 

u.  L  XXXVI  S.    Braunschweig,  Vieweg  &  Sohn.    «Ä  42. 
Stutzer,  A,,  der  Chilisalpeter,  seine  Bedeutung  und  Anwendung  als  Dnnge- 
mittel.    Bearbeitet  u.  herausgegeben  von  P.  Wagner.    8o.    VII,  113  S. 
Berlin,  Parey.     M  1,20. 
Tamawsky,  A.,  Kalk,  Gyps,  Cementkalk  und  Portland-Cement  in  Oesterreieh- 

Ungam.    8o,  VH,  207  S.     Wien,  Teufen.     M  6. 
Techno-Chemical  Receipt  Book;   coyering  the  latest,  most  important 
and   most   useful  Discoveries    in  Chemical  Technology.    Edited,  chiefly 
from  the  German  of  Drs.  Winkler,  Eisner,  Heintze,  Mierzinski,  Jacobsen, 
Koller  and  Heinzerling,  with  Additions,  by  Wiüiam  T,  Brannt  and  Wiü. 
EL  W<M,    527  p.  London,  Low.    sh.  10,6. 
Trinkwasser,  das,  der  Stadt  Kiel  auf  Grundlage  von  Analysen  alier  Bruineii* 
Wasser  Kiels,   ausgeführt   im  Herbst    1883.    40,  34  S.    Kiel,  Lipnus  &> 
Fischer.     M  2. 
TroHus,  3f.,  Notes  on  the  chemistry  of  Iron.   2  edit.   8o,  New- York.   sh.  10,6 
ühienhwthy  E:,  vollständige  Anleitung  zum  Formen  u.  Giessen.    2.  Aui.  ^ 
XXm,  160  S.    Wien,  Hartleben.     JC  2. 

1)  Techn.-chem.  Jahrb.  7,  S.544;  8,  S.48a 


Bücherscbau.  575 

Ytmcrel^  F.,  le  Sulfure  de  carbone,  ses  proprietes,  sa  fabrication,  ses  falsi- 
fications,  moyens  pratiques  de  v4rifier  sa  purete.  8o,  23  p.  Tours,  impr. 
Rouille-LadeTeze.     fr.  2. 

TFogntfr,  P.,  die  Thomasschlacke,  ihre  Bedeutung  u.  Anwendung  als  Dünge- 
mittel, gr.  80.  V,  50  S.  m.  3  Taf.  Darmstadt,  Winter'sche  Buchdr.  J4  1,50. 

WaMyn^  X,  the  Gas  Engineer^s  Chemical  Manual.  8o,  86  p.  London. 
Scientific  Publishing  Co.    sh.  5. 

Warmgtimy  B.,  the  Cbemistry  of  the  Farm.  4.  edit.  re^ised  and  enlarged. 
80.     146  p.    London,  Bradbury.     sh.  2,6. 

Fefcer,  Z.,  die  Malz-Fabrikation.  8o.  XXIV,  317  S.  Wien,  Hartleben.   M  4,b0. 

Wüliams,  C.  W,,  Fuel:  its  Combustion  and  Economy.  3  edit.  354  p. 
London,  Lockwood.    sh.  4. 

Wmkler^  C2.,  Manuel  pratique  de  Tanalyse  industrielle  des  gaz.  Traduit  de 
Tallemand  par  C.  Blas,     150  p.  avec  55  fig.   Paris,  Savy.    fr.  10. 

IV.  Mineralogie^  Geologie^  Botanik. 

Bkm,  J.  JS.,  Taschenbuch  der  Edelsteinkunde  für  Mineralogen,  Techniker 
und  Juweliere.  3.  Aufl.  L  Abtlg.  8©,  176  S.  Leipzig,  C.  Wilfferodt. 
M  4,50. 

Brourne,  A.  J.  Jvkes^  the  Students  handbook  of  historical  Geology.  12^, 
600  p.     New- York  u.  London,    sh.  6. 

Camhesädes^  F,,  Cours  theorique  et  pratique  d^exploitations  des  mines. 
1.  fasc.    Etüde  des  gisements.    103  p.    Paris,  Bernard  et  Co.    fr.  6. 

Credner,  Ä,  Elemente  der  Geologie.  6.  Aufl.  gr.  8o,  XX,  805  S. 
Leipzig,  Engelmann.     M  \b, 

Ckabraudy  .B.,  le  Bassin  houiller  des  Alpes  et  les  Gites  anthraciferes  du 
Briau^onnais.     8«,  26  p.    Paris. 

Demo,  J.  H,,  Manual  of  Mineralogy  and  Petrography.  4  edit.  8o,  510  p. 
London,  Trübner.    sh.  8,6. 

DavieSy  D.  C,  a  Treatise  on  Metalliferous  Minerals  and  Mining.  3  edit. 
80,  438  p.    London,  Lockwood.    sh.  12,6. 

Dwmont,  G,  et  X  Jordan,  les  pierres  pr^cieuses.  8o,  80  p.  avec  gray. 
Paris,  Larousse  et  Co.    fr.  1. 

Festenherg-Packischy  H,  v.,  Entwickelung,  Lage  und  Zukunft  des  nieder- 
schlesischen  Steinkohlenbergbaues,  technisch,  statistisch  und  volkswirt- 
schaftlich beleuchtet.    4o,  88  S.  u.  2  Karten.   Breslau,  Woywod.    M  3 

Flötzkarte  des  westfälischen  Steinkohlenbeckens.  Grundrisse  1:10000. 
Section:  Ruhrort,  Duisburg,  Sterkrade,  Oberhausen,  Horst,  Essen,  Gelsen- 
kirchen, Wattenscheid,  Holten,  Mühlheim,  Mintard,  Frohnhausen,  Werden, 
Altendorf,  Langenberg,  Herbede,  Bochum,  Langendreer,  Dortmund, 
gr.  Fol.     Leipzig,  Giesecke  &  Devrient.     k  M  5. 

"Fijyt,  J.  C,  Handbook  of  Mineralogy:  determination,  description  and 
Classification  of  Minerals  found  in  the  United  States.  16o.  New- York.  sh.  2,6. 

Greikie,  A.,  Geologie.  Deutsche  Ausgabe,  besorgt  von  0.  Schmidt  3.  Aufl. 
80,  VI,  144  S.    Strassburg,  Trübner.    M  0,80. 

Gesell^  J.,  geologische  Verhältnisse  des  Steinsalzbergbaugebiets  von  Soovar 
mit  Rücksicht  auf  die  Wiedereröffnung  der  ertränkten  Steinsalzgrubo. 
80,  8  S.    Wien,  Holder.     M  0,80. 

Qroth,  P.,  Grundriss  der  Edelsteinkunde.  Ein  allgemein  verständlicher 
Leitfaden  zur  Bestimmung  und  Unterscheidung  roher  und  geschliffener 
Edelsteine.  Mit  l  Farbentafel  und  43  Holzschnitten,  gr.  8o,  VI,  165  S. 
Leipzig,  Engelmaon.     M  5. 

Gümbel,  ä.  Tv.,  «.,  Geologie  von  Bayern.  1.  Tl.  Grundzüge  der  Geologie. 
4.  Lfg.    80.    Kassel,  Fischer.     M  5. 


576  Bücherschau. 

Hetminger,  C,  Ä.,  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Mineralogie,  zngleidi 

als  Einfuhrung   in   die  Chemie.     8o,  82  S,  mit  1  Tal     Berlin,  Winkßl- 

maun  &  Söhne.     M  1,20. 
Hib8C?t,   J.  E.,    Geologie    für    Land-    und    Forstwirte. .    80,-   VIII,   343  S. 

Wieuj  Frick.     M  ^. 
Nordmann^  Max^   Hilfsbuch   für   den    chemisch-mineralogischen  Unterricht 

an  höheren  Lehranstalten.    Halberstadt.    97  u.  XIX  S.   8o. 
Poeewile^  Th.^  die  Zinninsein  im  indischen  Oceane.    II.  Das  Zinnyorkommen 

und  die  Zinngewinnung   in  Bangka.     8^,   49  S.    u.  1  Tafel.     Budapest, 

Kilian.     ^  1,50. 
Biemann,    C,    Taschenbuch    für    Mineralogen.      12o,    V^    338  S.      Berlin, 

Springer.     M  7. 
Shaler,  N,  S^  Outlines  of  Geology,  Illustrated,  12».    Bpston    sh.  6. 
Tinila,  JP.,    mineralogische   und    petrographische    Tabellen.     8o,  IV,  161  S. 

Leipzig,  Freytag.     M  4. 
Wiibnidfaff'ey  ^.,  Anleitung  zur  wissenschaftlichen  Bodennntersuchung,    So, 

VIII,  158  S.  mit  Illustr.     Berlin,  Parey.     M  4. 
Weis^bach,  A,,    Tabellen  zur  Bestimmung    der  Mineralien   mittelst  äusserer 

Kennzeichen.     3.  Aufl.    8»,  VI,  106  ß.     Leipzig,  Felix.     M  2,50. 
Woodward,  H.  J?.,  the  Geology  of  England  and  Wales.    2  edit.    With  geo- 

logical  map  and  111.     So,  688  p.     London,  Philip,     sh.  18. 
Wyrouboff,  G,y  Sur  deux  cas  embrassants  d'isomorphisme.  8»,  14  p.  et  pl.  Paris. 
Zängerle,  Max,  Grundriss  der  Botanik  für  den  Unterricht  au  mittleren  mid 

höheren  Lehranstalten.  München,  G.  Taubold.  1887.  8».  240  S. 
Der  Herr  Verf.,  der  durch  mehrere  für  höhere  und  mittlere  Schulen 
bestimmte  Lehrbücher  über  Chemie  und  beschreibende  Naturwissenschaften 
sich  als  ausgezeichneter  Pädagoge  auf  diesem  Gebiete  gezeigt  hat,  behandelt 
in  dem  vorliegenden  Buche  die  Botanik  in  einer  Weise,  die  man  als  durcb- 
•aus  dem  vorgesetzten  Zweck  entsprechend  bezeichnen  muss.  Der  Schüler 
wird  durch  eine  systematische  und  klare  Darstellimg  sowol  auf  dem  Ge- 
biete der  allgemeinen,  als  auch  auf  dem  der  speciellen  Botanik  orientirt. 
In  Bezug  auf  die  Pflanzenphysiologie,  wo  ein  Zuviel  leicht  Verwirrung  er- 
zeugen kann,  scheint  uns  das  für  den  Schüler  geeignete  Maass  von  Ausführ- 
lichkeit innegehalten  zu  sein.  Sicher  wird  dies  Capitel  aber  zu  weiterem 
Studium  anregen.  Zwei  tabellarische  Üebersichten  über  das  Xmne'sche  und 
das  natürliche  Pflanzensystem  in  der  Art,  wie  sie  in  dem  Leunis^schen 
Standardwerke  enthalten  sind,  geben  eine  gute  Anleitung  zum  Bestimmen 
der  Pflanzen. 

Zängerle,  Max,  Grundzüge  der  Chemie  und  Naturgeschichte  für  den  Unter- 
richt an  Mittelschulen.     1.  Tl. :    Botanik.     München,  G.  Taubold.    1887. 

80.     194  p. 

Dies  ist  ein  Auszug    des  eben   besprochenen  Werkes    und   teilt  die 
Vorzüge  desselben. 
Zincken,  C,  das  Naturgas  Amerikas,  nach  A.  WÜHams,  0.  Zincken,  C.  Ä. 

Ashbumer  etc.     4»,  12  S.     Leipzig,  Montanist.  Verlag.     Ji  1,25. 
Zmck,  H.,  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Mineralogie.     2.  Aufl.    8*», 

96  S.     Beriin,  Nicolai.     M  0,60. 

V.  Yerschiedenes« 

Annuaire  pour  l'an  1887,  publie  par  le  Bureau  des  Longitudes." 
Paris,  Gauthier- Villars.     18o.     890  S. 

Das  reichhaltige  Material  dieses  Jahrbuches  ist  in  diesem  Jahre  nach 
verschiedenen  Richtungen  hin  vermehrt  und  verbessert  worden.  Hervorzu- 
heben   sind  Notizen   über  die  astronomische  Photographie  mit  interessanten 


Bücherschau.  577 

Clich^s.  Der  Bericht  über  diese  wichtigen  im  Pariser  Observatorium  ausge- 
führten Beobachtungen  kommt  aus  der  Feder  des  Directors  des  Instituts, 
des  Contreadmirals  Mouchez. 

Annuaire    de    Tobservatoire  de  Montrouris  pour  Tan  1887.     Paris, 
Gauthier-Villars,  18o. 

Auch  dieses  Jahrbuch  weist  einige  Neuerungen  und  Verbesserungen 
auf,  namentlich  eine  Tabelle  über  die  Tension  des  Wasserdampfs  von  — 
30»  bis  H-  60^  Ferner  sei  rühmlichst  erwähnt  eine  Studie  des  Herrn  Levy 
über  die  chemische  Analyse  der  Luft  und  der  meteorischen  Wässer,  und  die 
neueste  sehr  bemerkenswerte  Abhandlung  des  Herrn  Miguel  über  die  at- 
mosphärischen Staub  bildenden  Mikroorganismen. 

Biedermann^  U.,    Repertorium    der   technischen  Journal -Litteratur.     Jahrg. 
1885.     Lex.  8.  412  Sp.  Berlin,  Carl  Heymanns  Verlag.     M  15. 

Ein  reichhaltiges,  hunderte  von  Zeitschriften  berücksichtigendes  Werk, 

das  in  systematischer  Anordnung  die  technische  Litteratur  nachweist. 

Lämmer^  0.,    illustrirtes  Lexikon    der  Vermischungen    u.  Verunreinigungen 

der  Nahrungs-  und  Genussmittel.  3.  Aufl.  5.  Lfg.  8o.  Leipzig,  Weber.  .//  5. 

Dictionaire  technologique  fran^ais-allemand.  anglais.   Publie  par  E.  Bohrig. 

3  Edit.     80.     VllI  u.  783  p.     Wiesbaden,  Bergmann.     M  12. 
Egtr^  G.,  Technological  Dictionary  in  the  English  and  German  Languages. 

2  Part:  German- English.    Technically  revised  and  enlarged  by  0.  Brandes. 

Ausgabe  f.  Amerika.     8^,  970  p.    Braunschweig,  Vieweg  &  Sohn.    .>^  15. 
Ergebnisse  der  meteorologischen  Beobachtungen  im  Jahre  1885.    Heraus- 
gegeben von  dem  königl.  preuss.  Meteorolog.  Institut  durch  W.  v.  Besold, 

40.    LXIX  u.  246  S.     Berlin,  Asher  &  Co.     M  20. 
Flekher,  J.  /.,    a  Pocket  Dictionary    of   Technical   Terms,    English-French, 

French-English.     London,  Lockwood.     sh.  1,6. 
Karmarsch  u.  Heeren's   technisches  Wörterbuch.     3.    Aufl.    bearbeitet   von 

Kick  u.  Gintl.    82.-85.  Lfg.     gr.  8o.     Prag,  Haase.     ä  M  2. 
Koch,  B.,  Bericht    über   die  Untersuchungen    des  Berliner  Leitungswassers 

in   der  Zeit   vom   7.  Juni  1885  bis  1.  April  1886.     8o.     14  S.     Berlin, 

Springer.     ^  0,50. 
Milani,  &.,  Meteorologica  popolare.     8®.     Firenze,  Succ.  Le  Monnier.     L.  5. 
Mohn,  JET.,  Grundzüge  der  Meteorologie.     Die  Lehre  vom  Wind  und  Wetter. 

4.  Aufl.    Mit  23  Karten  und    36  Holzschnitten.    8»,  X,  364  S.     Berlin, 

Dietrich  Reimer.     M  6. 
Ponce  de  Leon,  N.,  Technological  Dictionary,  English-Spanish  and  Spanish- 

English.     In    2    volumes.     Vol.    l    English-Spanish.     873    p.     London, 

Whittaeller.    £  1,16. 
Shenstone,  W.  Ä.,  the  Methods  of  Glass  Blowing.    For  the  use  of  physical 

and  Chemical  students.     12o,  86  p.     London,  Rivingtons.     sh.  1,6. 
Statistisches  Jahrbuch    für    das  Deutsche  Reich.     Herausgegeben  vom 

Kaiserl.  Statistischen  Amt.     8.  Jahrgang.     1887.    Berlin,  Puttkammer  & 

Mühlbrecht,  1887.  8o,  207  S.  mit  4  chromolith.  Karten.  M  2,40. 
Dieser  Jahrgang  schliesst  sich  seinen  Vorgängern  in  der  Form  durch- 
aus an.  Von  den  Neuheiten,  die  derselbe  bringt,  sei  eine  auf  die  Sterblich- 
keit der  Reichsbevölkerung  in  den  Jahren  1871 — 1881  gegründete  Sterbe- 
tafel hervorgehoben.  Die  vier  Karten  betreffen  die  Grossenklassen  der  land- 
wirtschaftlichen Betriebe  im  Deutschen  Reich. 

Wörterbuch,  deutsch-englisches  und  englisch-deutsches,  technischer  Aus- 
drücke.    120,  52  S.     Kiel,  Lipsius  &  Tischer.     J/  1,20. 
Wörterbuch,  technologisches,  deutsch-englisch-französisch.    Herausgegeben 

von  E.  Böhrig.    4.  Aufl.    1.  Tl.    Deutsch-englisch-französisch.   2.  Hälfte. 

gr.  80.     Wiesbaden,  Bergmann.     M  5. 


Biedermann,  Jahrb.  IX.  37 


NAMENEEGISTEß. 


Aainm^  Nickel  und  Kobalt  96.- 

Abel^  Zerstörung  der  Greschützrohre 
durch  Pulvergase  198. 

Äbd^  siehe  Beckoood  und  Äbd. 

Acme  Liquid  Fud  Company,  Wasser- 
gas 253. 

AotiengeseUschaft  für  Anüinfahrika- 
Uon,  Naphtylamine  471. 

—  Tetrazoditolyl  und  a-  und  /9-Naph- 
tylamin  483. 

—  gemischte  Azofarbstoffe  484. 

—  Tolyl-y5-naphtyIamin  und  Azoben- 
zoldjsulfosäure  488. 

Addie,  J.n.J.,  schweflige  Säure  106. 

Alberts,  (r.,  Analyse  der  Schiess- 
baumwolle 212. 

AUary,  E.,  rückständige  Säuren  der 
Schiesswollbereitung  205. 

AUCH,  A.  Ä,  Milch  von  Meer- 
schweinchen 387. 

AUick,  Vollmundigkeit  des  Bieres  381. 

AU^  H.,  siehe  Lellmann  und  AU. 

AÜar,  5.,  Pyridinbasen  451. 

AUhämer,  Maueranstrich-Farben  464. 

Amagat,  Ebullioskop  411. 

Andersen,  C,  P.,  Seife  359. 

—  Waschmittel  503. 

Andreae,  Gaserzeugungsapparat  251. 

AnschiUz,  R,  Destillation  551. 

d'Arcet,  Platinproben  100. 

Archer,  Gasapparat  252. 

Arnold,  Biertreber  332. 

Ams,  Luftdruckhammer  40. 

Aron,  Ä,  galvanisches  Element  541. 

Atsberg,  m.,  Geschichte  des  Eisens  5. 

Atibery,  siehe  Clute,  Base  und 
Aubery, 

Aubry,  saures  Bier  331. 

Auer  von  Welsbach,  C,  Leucht- 
körper 239. 


Auger,  V.,  Oenanthylblau  481. 
Autenrieth,  Muffelofen,  185. 

B. 

Babo,  Rebencultur  310. 

Backdandt,  Kupfer-  und  Cadmium- 
Trennung  72. 

Badische  Anilin-  und  Sodafabrik,  Au- 
ramine, Benzophenon-Farbstoffe  479. 

—  Thiobenzophenon  480. 

—  Galloflavin  481. 

—  Ester  des  Glycerins  504. 
Baeyer,  A.,  Isopropylpyrrol  449. 
Bair,  Oefen  für  industrielle  Zwecke 

259. 

Baker,  H.  M.,  Resorcinblau  482. 

Balcke,  M.,  Pressnusskohle  242. 

Ball,  Papierstoffkocher  514. 

Ball,  P.  J.,  Verdampfen  531. 

Balling,  Antimonerze  99. 

Bang,  A.  F,  und  Buffin,  M.  G.  A., 
Entfuseln  des  Rohspiritus  343. 

Bannow,  A.,  Buttersäure  446. 

Bartlett,  siehe  Lewis  und  Bartlett. 

Bartsch,  Schwefelsäure-Concentration 
112. 

Baudet,  A,,  Oelsäure  446. 

Baudot,  Frau,  Reinigung  von  Fett- 
säuren 357. 

Bauen-,  M.,  Wassergas  255. 

Bausr,  Haedicke  &  Tollens^  Galac- 
tose  298. 

Bauer,  A.  &  Hazwra,  K.,  Hanföl- 
säure 358. 

Baumert,  Traubenbranntwein  410. 

Bauschinger,  Festigkeit  YonSchweiss- 
und  Flusseisen  14. 

Bayer,  K.  J,,  basisches  Thonerde- 
sulfat,  freie  Schwefelsäure  in  Alu- 
miniumsulfat 155. 


Namenregister. 


579 


i     JBoyer,  F,  &   Co,  dialkoxylirte  Di- 
chinolyle  454. 
Bayley,  T.,  Eisenoxyd  463. 
Beat8on,  Weissblech-Abfölle  94. 
Becker^  siehe  Englert  und  Becker, 
Bedemann,  E.,  Knallquecksilber  und 

Hydroxylamin  210. 
Beckurts  und  Holst,   Trennung  von 

Strychnin  und  Brucin  458. 
Behrens,  E.  A.,  Bleichte  imd  Raffi- 
niren von  Harzen  360. 
Bein,  Zink- Trennung  85. 
—  Analyse  von  Asphalt  197. 
Bdani,  Holzkohlenhochofen  2*2.  1 

Bell,  J.,   Pferde-  u.  Rindfleisch  401.   ! 
BUohouhek,  Mineralwasser  370. 
von  Benardos  und  Olsztwsky,  Metall- 
bearbeitung 77. 
Bender,  C.  F,,  Aconitin  460. 
Bender  und  Schultz,    O.,   Diamido* 

Stilben  486. 
Benecke,  F.,  Lactina  393. 
Benecke,  F.  und  Schidtze,  E.,  Käse  400. 
I      Benedikt,  B.  und    Ulzer,  F.,    Ana- 
!         lyse  der  Fette  405. 
Benninghoff,  Heizgas  251. 
Bensemann,  E.,  Malzextract  409. 
wn  Berg,  Zink-Trennung  84. 
Btrgwerk  Friedrichssegen,  Zink-  und 

Mangansulfat  90. 
Beringer,  Bestimmung  des  Bleis  80. 
Berlin  -  AnhsUische     Maschinenbau- 
Actien-  Gesellschaft  und  La  Bamee, 
Ventil  für  Teervorlagen  224. 
Bermbach,  Gasbrenner  233. 
Bernede,  Fuchsin  im  Weine  318. 
Bernhardt,  Extractionsapparate  535. 
Bernthsen,  A,,  Safranin  493. 
Bemthsen  und  Schweitzer,    H ,   Di- 

methylamidotoluphenazin  492. 
Berthelot,  Schwefelgeruch  des  Schiess- 
pulvers 200. 
Bertrand,    siehe  Kurzwemliart  und 

Bertrand. 
Berz,  Kupferröhren  ohne  Naht  77. 
Bessd,  Gebr.,  Graphit  464. 
Bessemer,    H.,     Ent Wickelung    der 

Bessemer-Apparate  5. 
Bethlehem  -  Iron  -  Ckmpagnie ,      Aus- 
fütterung der  Birnen  31. 
Beuten,    A.    und   Bafert,    F.    W., 

Klebhirse  407/408. 
Beyer  <&  Kegd,  diazotirte  SafTranine 

und  Naphtolsulfosäuren  492. 
Bielefeld,  Gebr.,  Gespinnstfasern  502. 


Bidscl^o^v8ki  Braunfarben  506. 
Billwiller.  Gerbverfahren  441. 
Binns,  siehe  Hussey,   Binns  &  Co. 
Birch,  W.,  Färbeapparat  508. 
B irch  und  He nderson,  Gasbrenner  233. 
Bischof,  Physikalische  Momente  bei 
feuerfesten  Thonen  175. 

—  Schwindung  der  Thonerde  183. 
Blair,  T.,  Kieselsäure  im  Hochofen  28. 
Blarez  und  Deniges.  Harnsäure  447. 

—  Pflanzenfarbstoffe  465. 
Bieckmann,  H.,  Sicherheitsstücke  für 

Walzwerke  41. 
Blum,  L.,  Bestimmnng  des  Siliciums 
im  Eisen   18. 

—  Thoraasschlacke  33. 

Blume,  Berieselungs-KühlapTOirat340. 
Blumsky,  M.,  s.  Julien  und  Blumsky. 
Bochumer  Verein  für  Bergbau  und 

Gussstahffabrikation,  Bi rnenboden 

31. 
Bodenbender,  H.   und   Scheuer,   B, 

Invertzucker  295. 
Bodlaendcr,  G.,  Peptone  iind  deren 

Bestimmung  403. 
Bodländer,  siehe  Traube  dt  Bodländer. 
Böhm^  Ä,  Conserviren  von  Hefe  347. 
Böhm,  M.,  siehe  Engler  und  Böhm. 
Boehm,  B.,  Curare  460. 
Böhm,  B.   und  KiOz,  E.,   Helvella- 

säure  417. 
Böhme,  Untersuchung  von  Ziegeln  176. 
—  Festigkeit  von  Thonrohren  181. 
Bötsch,  C,  neue  Farbstoffe  487. 
BoUon,  M.,  Bacterien  im  Wasser  375. 
Bonino,  Verdunstungsmesser  538. 
Borgmann,  Carlsberger  Bier  330. 
Borland,  verkohlter  Kork  209. 
Barsche,  G.    und  Brünjes,   F.,   Ka- 

lium-Magnesiumcarbonat  134. 
Boscarolli,  F.,  Ackereulenraupe  313. 
Bosse,  B.s  Puzzolan-Cement  191. 
Boubrouze,A  luminiumzinnlegirung  60. 
Bouillet,  L.  J.  B.,  Ultramarin  463. 
BotUt,  Oupol-  und  Hochöfen  39. 
Boulton,  W.,    Drehen    von    Töpfer - 

waaren  174. 
Bowsilate  Company,  plastische  Masse 

195. 
Boy,  Vergilben  des  Papieres  511. 
Bramley,   W.,  Sodaverfahren  125. 
Brand,    A.,    Kohlenstoffbestimmung 

im  Eisen  18. 
Brandstätter,  künstliche  ^teine  195. 
Brandt,  Versilbern  v^  '^ 


580 


Namenregister. 


Brautistein,  A.,  Alizarinöl  506. 

Breithaupt^  Extraction  des  Hopfens 
320. 

Breelauer.  Regen wasser  307. 

Breuer  d:  Co.,  Zerkleinerungsma- 
schinen 169. 

Breyer,  F.,  Mikromembranfilter  373. 

—  Asbestmikromembrane  429. 
Bridgwood,  Druckplatten  523. 
J?nn,  A.,  Aetzbaryt  und  Bariumsu- 
peroxyd 145. 

Brmck  &  Hühner^    Sectorator    169. 

—  Pressen  von  Oelsamen  353. 
Brock,  J.  und  Boxcell,    W.  A,,    Na- 

triurachromat  135. 
Brockmann,  3f.,  Fiiterkoble  343. 
Bromhead,  Gasdruckregulator  236. 
Brookes,  A.  G.,  Glycerin  358. 
Brown,  Trockenmasse  der  Milch  389. 
Brünjes,  F.,  s.  Bor  sehe  und  Bnlnjes. 
Brüstlein,  Chroraeisen  12. 
Brunlechner,    A.,    Bestimmung    des 

Grubengases  551. 
de  Bruyn,  Knallquecksilber  211. 
Buchner,  M.,  Mineralwässer  369. 
de  Bück,  E.,  Filter  275. 
Budenbei'g,  s.  Schaff  er  &  Budenher g 

538. 
Büldge,  Hildebrandt   und   Quatram^ 

Centrifugal-Giessmaschine  38. 
Bujard,A.y  siehe  Klinger  und  Bujard. 
Bungener  &  Fries,  Diastase  337. 
Bunte,  H.,  Wasserleitungsrohren  372. 
Burghardt,  B.,  Feuerungsanlage  261. 
Busch,  Filterpresse  399. 

C. 

Caffal,   B.   M.,    Schutz    der    Steine 

gegen  Frost  177. 
Cahen,  M.,  Kohlenoxydgas  250. 
Calmels ,     G. ,     siehe    Hardy    und 

Calmels. 
Camere,  Mineralwasser  370. 
Car  -  Michael ,     H. ,     wasserdichtes 

Papier  515. 
Carnot,  Bestimmung  des  Kupfers  72. 

—  Zink-Trennung  85. 

—  Scheidung  von  Zinn  und  Antimon 
92. 

—  Trennung  von  Arsen   und  Anti- 
mon 99. 

Case.  J.,  Maismehl  309. 
Cassel    Gold  Extracting  Company, 
Chloriren  goldhaltiger  Erze  66. 


Cassella,  L.  dt  Co.,  Azofarbstoffe  aus 
Naphtolsulfosäuren  und  Diazoazo- 
naphtalinsulfosäuren  491. 

Castner,  Kalium  und  Natrium  54. 
Champy  &  Fils,  Traubenzucker  aus 
Topinambur  305. 

Chance,  J.  F.,  Rohsodalaugen  125, 

—  Ammoniumnitrat  127, 

de  Chardonnet,  künstliche  Seide  502. 

Chatelier,  L,,  Garbrandtemperatur  192. 

Chaumois,  s  Slmoneil  de  Chaumois, 

CÄe«f«r,volumetrischePhosphorsäure- 
Bestimmung  20. 

Chemin,  J .  Weissgerberei  439. 

Chemisc/ieFabriks-Actiengesellschaft, 
Abfallsäure  der  Steinkohlenteer- 
reinigung  466. 

Chevallot,  wasserdichte  Gewebe  509. 

Chiapponi,s. Huntington  u.  Chiapponi. 

Chrystal,  Kaliumbichromat  135. 

Giamician,  G.  und  Silber,  JP.,  Meta- 
phenylpyridin  450. 

Cizek,  J.,  Rahmenfilterpressen  276. 

Ciaassen,  Corrosionen  von  Dampf- 
kesseln 280. 

Clark,  Gaspparat  251. 

Clark,  siehe  Fisk,  Clark  &  Flagg. 

Clarke,  Büffelfleisch-Bisquit  401. 

Claus^  C.  F.,  Reinigung  von  Leucht- 
gas 226. 

Clerc,  Paul,  Vacuumpumpe  538. 

Cline,  künstliches  Brennmaterial  243. 

Clouth,  F.,  Gasdruck-Regulator  235. 

Clute,  Bcse  und  Aubery,  Seife   359. 

von  Cochenhausen,  E.,  Wasserreini- 
gung 373. 

Colby  und  Loughlin,  Diphenylsulf- 
oxyd  475. 

Coldewe  &  Schönjahn,  Keimapparat 
322. 

Collin,  C,  Phenol-o-sulfosäure  482. 

Collin,  J.,  verticaler  Coksofen  248. 

Collineau,  A.  dt  Co.,  Färben  504. 

Comond,  A ,  Salzpfanne  122. 

Compagnie  des  Ateliers  de  St.  Etienne^ 
Blechbuchsen  43. 

Compagnie  generale  de  Chromolühie, 
Celluloidfimiss  206. 

Condy,  H  J5.,  AlkalisuWate  und 
-Hyposulfate  123. 

Conrad,  31,  und  Guthzeit,  M.,  Luti- 
don  452. 

Conti,  Camera  520. 

Cooper,  Nachweis  von  Metallen  877. 

Cornelius  u.Homolka,  Hydrazoine  474. 


Namenregister. 


581 


Coifieily^  Anstrichmasse  464. 
Courtonne^  JS,,  Trockenapparat  293. 
Cowles,  Aluminiuradarstellung  57. 

—  AluDOJniumlegirungen  58. 
Cramer,  Schwellen  des  Quarzes  beim 

Brennen  168. 
Cronander,  A,  Feltbestimmung  390. 
Crone,  Schäleii  von  Kartoffeln  302. 
Cronquist,  Chlor-  und  Kalk -Gehalt 

des  Schiesspulvers  199. 

—  Chlorat-  und  Pikrat-Pulver  200. 

—  Sprengen  von  Eis  211. 

Crowe,  h.y  Temperatur  in  Flamm- 
öfea  36. 

Cuboni,  Hefe  326. 

CummingSf  ü.,  Schwefelsäure  106. 

Curtius,  r.,  Hydrazin  474. 

Curtniann,  Nachweis  von  Anilinfarb- 
stoffen 410. 

—  Salicylsäure  419. 

Custor,  F.  -4.,  Walzenständer  41. 
de     Cuyper ,     siehe     Tamine     und 
de  Cuyper. 

B. 

Daelen  B.  M.,  Walzenzugmaschine  42. 

Bafert,  Stärke  304. 

Dafert,  s.  Beuteil  und  Bafert. 

DaM,  Zellstoff  512. 

JDahl,  B.,    Disulfosäuren  der  benzy- 

lirten  Rosaniline  478. 
DcM    &    Co.,    wasserlösliche    blaue 

Rosanilinfarbstoffe  477. 

—  geschwefelte  Naphtole  und  Diazo- 
verbindungen,  Thioparatoluidin  489. 

—  Thiobenzidin  490. 

—  wasserlösliche  basische  luduliue 
493. 

Damberyis^  A.  K..  Mineralwasser  370. 
Davans,  s.  Tiedboeuf\  Davanswuii  Co. 
David,  siehe  Manhes  und  David, 
Davidson,,  Decocte  von  Thee  etc.  412. 
Davy^  Schmiedepresse  40. 
Decken,  Conserviren  von  Mehl  407. 
Degenei-,  P.,  Strontiumdihydrat  145. 

—  Melassebildung  281. 

—  Zucker-Polarisation  293. 
Dehne,  Filterpresse  528. 
Deininger,  H.,  Rectification  von  Roh- 
spiritus 343. 

Delbrück,  Biergärung  326. 

—  ConservirungvonFlaschenbier331. 
Ddigny,  Reinigung  von  Kupfer  77. 
Demmin,    F.,    Decken    von    Zucker- 
Blöcken  287. 


Deniges,  siehe  Blarez  und  Deniges. 
Demistedt,  M.,    und  Zimmermann, 

J.,  Aethylpyrrol  448. 
DepouMy,  Gebr.  und  Garnier,  C.  <fc 

Volmid,  Mustern  von  Geweben  509. 
Derval.  Gasdruck-Regulator  236. 
Dery,  J.,  Leuchtgasregulator  237. 
Deshayes,  Chromeisenstein-Ofenfutter 

35. 
Desruelles,  Zinkelektroden  542. 
Deumelandt,  G.,  Phosphorsäure  34. 

—  Phosphorsäure  und  Alkalipbos- 
phate  aus  basischen  Phosphaten  423. 

Deutsche  Sprengstoff-  Actiengeseü- 
schaft,   Nitrocellulose  205. 

DeviÜe,  Lederimitation  443, 

Diem  &  Oberhaensly,  abwaschbares 
Schreibpapier  516. 

Diesener,  Schneideapparat  für  Dach- 
ziegel 179. 

Dietrich,  siehe    Wii-th  6:  Dietrich. 

Dietz,  die  Halden  von  Laurion  81. 

Dietze.  J.,  Berieselungs-Kühler  341. 

Dietzsch,  Etagenofeu  186. 

Dteudonne,  Gerbstoffbestimmung  436. 

Div  rs  und  Haga,  Hydroxylamin  121. 

Divis,  Abwässer-Reinigung  290. 

Dobson  Patent  Tanning  Process  Comp. 
Gerbverfahren  440. 

Doehring.  Röhren  166. 

Dolenc,  E.,  neue  Rebe  310. 

Dominik,  G.  und  Hardt,  G.  Ä., 
Malzwendeapparat  323. 

Dofiald,  feuerfestes  Material  195. 

Donath,  siehe  Schöffel  und  Donath. 

Donath  und  Jeller,  Eisen  und  Thon- 
erde  16. 

—  Bestimmung  von  Thonerde  57. 
—  Gehaltsbestiramung    von   Kupfer- 
erzen 71. 

Donkin,  W.  F.,  Quecksilber-Luft- 
pumpe 537. 

Donnadieu,  A.  L.,  Phylloxera  312. 

Dom,  Metallätzung  91. 

Dorsey,  F.,  Präservirung  von  Mais- 
mehl 308. 

Mc  Dougall,  A.,  Zellstoffkocher  514. 

Douglas  jr.,  siehe  Hunt  und  Dou- 
glas jr. 

Dräsche,  Bronze  78. 

Dreyer,  sie h e  ifc  intzmann  und  Dreyer. 

Diibourg,  s.  Gayon  und  Dubourg. 

Diwlaux,  Butter  394. 

Duggan,  J.  B.,  Diastase  337. 

Dugoujon,  Sägeblätter  43. 


582 


Namenregister. 


Dupetit^  siehe   Gayon  und  Bupetit, 
Bwryea,  TF.,  Maisstärke  808. 

JB. 
Eames,  C,  J.,  Erzreduction  37. 
Ebert,  B.,  Reduction  von  Eisenerz  37. 
Eckert,  H.  F.,   Maisch-,  Misch  und 

Kühlapparat  389. 
Eder,    sensibilisirende  Wirkung  der 

Farbstoffe  517. 

—  Collodium  519. 

Edwards,  Levns  und  Jones,  Weiss- 
blech 93. 
Effertz,  Eismaschine  383. 

—  Krystalleis  384. 

Effront,  Bestimmung  der  Stärke  406. 
Egger,  E.,  Flusswasser  368. 
Eggertz,  F..  Härtegrad  von  Stahl  13. 

—  Kohlenstoff bestimmung im  Eisen  17. 

—  Schwefelbestimmung  im  Eisen  21. 
Egleston,  Chlorirende  Röstung  64. 

—  Desgl.  nach  Longmaid  65. 

—  Amjugamation  der  Edelmetalle  67. 

—  Scheidung  von  Silber  und  Gold  69. 
V,  Ehrenwerth,  Herdfrischerei  29. 
Eich f eider,  Hopfendarren  321. 
Einhorn,  A.,  Ecgonin  459. 
Eisenmann,    B.,  Wolframsäure    als 

erregende  Flüssigkeit  541. 
Eisenwerke   Gaggenau,    Gasconsum- 

Regulator  236. 
Eisskr  M,  Sprengstoff  210. 
Eitner,   W.,  Fichtenloh-Extract  434. 

—  Zurichten  des  Blank-  und  Zeug- 
leders 436. 

—  Thran  4^12. 

Eitner  und  Meerkatz,  Traubenzucker 
im  Leder  433. 

Elherling,  Verbleien  81. 

Elbs,  Naphtanthrachinon  472. 

Eliasberg,  Trennung  des  Zinks  vom 
Cadmium  85. 

Ellenberger,  siehe  Venuleth  und  Ellen- 
berger, 

Ellis,  C.  E.,  Härtebestimmung  des 
Wassers  377. 

Elze.  C.  F.,  Bierkühlapparat  325. 

Elze,  H.,  siehe  Klotz  und  Elze, 

Emmerling,  Trinkwasser  371. 

—  Phosphorsäurebestimmung  430. 
Endemann,  Ammoniumthiosulfat  145. 
Enyels,  J.,  Sprengmittel  209. 
Engler,  Erdölquelle  bei  Bakti  215. 

—  Prüfung  des  Petroleums  217. 

—  Prüfung  des  Kerosins  218. 


Engler,  Stammers  Erdöl- Colorimeter 
219. 

Engler  und  Lewin^  kaukasisches  und 
amerikanisches  Erdöl  218. 

Engler,  C,  und  Böhm,  M.,  Vaselin  219. 

Englert  und  Becker,  Reinigung  von 
Zuckersäften  mittelst  schweflig- 
sauren Eisenoxyduls  274. 

Erhart,  siehe  Bemy  und  Mrhart. 

Eriksson  u  .Nordling  Labconserve  399. 

Ernst,  siehe  Schlösser  imd  Ernst. 

de  la  Escosura,  Quecksilber-Bestim- 
mung 100. 

Eugling,  Käselab  399. 

Europäische  Wasser  gas  -  Actien  -  Ge- 
sellschaft, Wassergasgenerator  254. 

—  Wassergasapparate  256. 

F. 

Fabrik  chemischer  Producte,  Lanolin 

355. 
Fdfdberq,  Saccharin  297. 
Fahnehjelm,  0.,  Glühkörper  238. 
FaUets,    W.    H.,    Giessen   aus    der 

Bessemer-Birne  32. 
Farbenfabrik  vorm.  Brönner,    Azo- 

farbstoff  aus  /5-Naphtylaminmono- 

sulfosäure   und  p-Diazonitrobenzol 

488. 
Farbenfabrikenvorm.  Fr.  Bayer  S  Co., 

Sulfosäuren  benzylirter  Pseudoros- 

aniline  478. 

—  Benzidinmonosulfosäure  484. 

—  Diamidodiphenoläther  und  Phenole 
oder  Amine  485. 

Farbwerke,  vorm.  Meister,  Lucius  & 
Brüning,  Methoxychinoxalin  455. 

—  )tf-NaphtoldisuIfosäure  470. 

—  Tetramethyldiamidobenzophenon- 
sulfosäuren  481. 

—  grüne  Farbstoffe  aus  Methylen- 
blau, blaue  schwefelhaltige  Farb- 
stoffe 496. 

—  alkylirte  Indole  497. 
Farsky,  F.,  Beregnen  der  Gerste  321. 

—  Conservirung  der  Biertreber  332. 

—  Schwefelsäure  als  Düngemittel  426. 
Fasbender,  Kohlensäure  118. 
Faucher,  Gehalt    der  Rüben  an  Ni- 
traten 269. 

Fayollet,  J.  G.,  Harzöle  361. 
Ferrari,  Galmeiröstung  86. 
Fickert,  Käse  400. 
Fiegel,  siehe  Uosemann  rnd  Fiegd, 


Namenregister. 


583 


Fieldmg,    siehe  Tweddell,    Platt  A 

Fielding. 
Füstnger,  F.,  Cacaopulver  413. 
Finkerur,  Kunst-Honig  409. 
Fist^er^  Magnesium  aus  Camallit  56. 

—  elektrolytische  Darstellung  von 
Aluminium  58. 

Fischer^  J.,  Filtrirapparat  529. 

Fischer-BriU,  Glaspresse  163. 

Fischer  0,undHepp,  Nitrosamine4?5. 

Fischer  iSb  Äeof  or,Wärmeregulator  540. 

Fisk^  Clark  d;  Flagg,  Sämiscbgerberei 
439. 

Fittbogen,  Phosphat-Düngung  422. 

Fitzhenry y  Ausstossen  von  Leder  443. 

tlagg,  siehe  Fish,  Clark  <k  Flagg. 

Fleck,  Ä,  Färben  von  Nudeln  407. 

Fleischmann  ^  Milch  von  Merino- 
schafen, Büffelfflilch  387. 

—  Kunstrahm  393. 

Fleitmann^  Seh  weissen  von  Metallen 
mit  Nickel  96. 

FUegel,  J.  und  Püttmann,  -E.,  Email- 
liren von  Dachplatten  46. 

Fliegen,  P.  J.,  Füllhahn  330. 

Fliesshach,  P ,  carbonisirte  Faserstoffe 
429. 

—  Filtrirmaterial  527. 

Föhring,  Mineralsäuren  in  Essig  418. 
Folie-Desjardins^  C.  siehe  Begi  und 

Folie-Desjardins. 
Fontenille,   E.     Schwefelsäure  -  CJon- 

centration  112. 

—  Gefriercylinder  385. 
Forsling,  P,  ^-Naphtylaminsulfosäure 

471. 

Forstreuter,  Gebr.,  Gegenstrom-Con- 
densator  280. 

Foulis,  Entwässern  V.Rückständen  529. 

Fox,  S.,  gewellte  Dampfkessel-Flamm- 
rohre 43. 

Fraenkel,  C,  Eis  380. 

Frank,  Sulfitprocess  513. 

—  Sielwässerreinigung  379. 
Frank,  C.  Ä.,  Aetzweiss  für  Küpen- 
blau 505. 

Franke,  Thermometer  539. 

Franke,  K,  Schnitzelmaschine  270. 

Fräser,  Behandlung  von  Wein  mit 
Elektricität  317. 

French,  Salmiak  143. 

Frere^  Blauförbung  des  Ammonium- 
sulfats 141. 

Fresenius,  Gold-  und  Platinbestim- 
mung 61. 


Fresenius^  R.,  Mineralwasser  368. 

Freson^  Wassergas-Flammöfen  35. 

Freund  und  Wül,  Hydrastin  459. 

Frey,  C,  Ringofen  185. 

Frey  gang.  Trocken-  und  Zerkleine- 
rungsapparat 169. 

Fricke^  Schwefelsäure  im  Wasser  377. 

Friedrich,  M.  &  Co,  Entfettungs- 
apparate  353. 

Fries,  siehe  Bungener  <it  Fries. 

Fritsch,  G.dtCo,,  Biertreber-Trocken- 
anlage  332. 

FritscM,  Erzreduction  37. 

—  Kohlenoxyd  119. 
Frühling,  künstlicher  Trass  192. 

—  Muskat  417. 

e. 

Gabriel,  S.,  Isochinolin  453. 

Gädicke,  photographischer  Entwickler 
518. 

Gädicke,  Trockenplatten  518. 

Gaens,  F.,  Kaliumamid-Schiesspulver 
198. 

GaMand,  Chrysammin  als  Beize  506. 

Ganswindt,  A,,  Abwässer  379. 

Gardner,  V.,  Bleiweiss  461. 

Garnier,  C,  siehe  Depoully  und 
Garnier  <fe  Voland. 

Garrison.L.,  Photographie  von  Eisen- 
Dünnschliffen  7. 

— Dichte  kohlenstoffarmeStahlsorten  9. 

Gautier,  Silicium  im  Roheisen  10. 

—  Cbromeisenstein-Ofenfutter  35. 

—  Nickel-Gewinnung  96. 
Gairalowski,  Ä„  Magnesiumsulfat  370. 
Gayley,  Hochofenversetzungen  24. 
Gayon,  ü.  und  Duhourg,  E.,  neue 

Hefeart  342. 

—  Hefe  348. 

Gayon  und  Dupetit,  Gärung  342. 

Gebauer,  M.,  Rübenprobestecher  291. 

Gebauer,  F.  und  Tummer,  E.,  Gas- 
luftbrenner 234. 

Geiler,  0.,  Glashafenofen  158. 

Geissler,  E,,  Typhusbacillus  in  Trink- 
wasser 376. 

Geissler,  F.,  Doppelgasbrenner  232. 

Gerber,  N.,  Milchprüfer  391. 

Gerster,  M„  rauchende  Schwefelsäure 
114. 

Giles  u.  Shearer,  Phosphorsäure  122. 

GiUet  fils.  Färben  von  Garnen  507. 

Girandon,  Apparat  zum  Carbtiriren 
von  Luft  230. 


584 


Namenregister. 


Girard,  Zuckerbildmig  in  derRübe268. 
Criraudy   J.,  Appreturmittel  509. 
Gladysz,  T.,  Kaliumtartrat  139. 
Glaser,    F.    C,    Aufbereitung    von 

Kohlen  240. 
Glaser,  L.,  Zwillings -Walzwerk  41. 
Glendinning,  Kupfer-Gewinnung  74. 
Gödicke,    K,    Bessemerbetrieb    in 

Avesta  31. 
Götz,  Tiegel-  und  Ansiedeprobe  61. 

—  Designolle  -  Amalgaraationsprocess 
67. 

Götting,  Manganerze  in  Bosnien  97. 

Goldschmidt,  H.,  Schimmelpilz  337. 

Goldschmidt,  H.  und  König,  Amido- 
chlortoluole  474. 

Gomolka,  F.,  Hefenkübler  347. 

Gopp€lsroeder,F,,  Milch-Prüfung  388. 

Gordon,  W.,  amerikanischer  Hoch- 
ofenbetrieb 26. 

Gorgeu,  Alkalikaloide  und  Silicate  103. 

Gotthard,  v.,  astronomische  Photo- 
graphie 524. 

Gottlob,  J.  und  Maus,  J.,  Kühl- 
apparat 325- 

Graebe,  Diphenylamin  475. 

Grassmann,  Keimkraft  der  Rüben- 
samen 267. 

—  Rübenbau  268. 
Graetzel,  Aluminium  59. 
Greenin(),  F.,  celluloidähnliche  Masse 

207.  ■ 
Gteitherr,    Bestimmung    der  Nitrite 

und  Nitrate  376. 
Grevetiherg,  Gasreinigungsmasse  228. 
Grifftths,  A.  B.,  Paraffinlager  237. 
Grobecker,  F.,  Kornprüfer  324. 
Gröndahl,    Bestimmung   von   Arsen 

im  Eisen  21. 
Grönlund,  Gersten-Cultur  321. 
Gruber,    siehe  Stingl,   Gruber   und 

Morawski. 
Grunner,  Phosphoritvorkommen  420. 
Gucci,    Trennung    des    Nickels    von 

Kobalt  95. 
Gurke   und  Budolph,   Naphtalintri- 

sulfosäure  470. 
Gunning,  J.  W,,  Butteressenz  397. 
Gurlt,  A,,  Eisen  bei  den  Römern  5. 
Cfutensohn,  Verzinnen  93. 
Chithmann,  Stearinkerzen  360. 
Gvihzeit,  s.  Conrad  und  Guthzeit. 
Gutsche,  W,,  Schlämmmaschine  170. 
Guttmann,    Desinfection    von   Woh- 
nungen 431. 


Guttmann^  0.,  braune^  prismatisches 

Pulver  197. 
—  Judson-Pulver  209. 


Eabermann,  s.  Koch  u.  Habermann. 
Habich,  H,    Trennung  von  Ftössig- 

keiten  durch  Gefrieren  535. 
Habrich,  Waschmaschinen  für  Rüben 

269. 
Haedicke,  Structur  des  Eisens  8. 
Haedicke,    siehe    Ba%ier,    Haedicke 

und  Tollens. 
Baend,  Filterpressenverschluss  528. 
Hänisch   und    Schröder,    schwefüge 

Säure  109. 

—  phosphorsaurer  Kalk  423. 
Haensch,  siehe  Schmidt  und  Haensch. 
Haeuser,  P.,  Mischapparat  für  Braun- 
kohle 241. 

Häussermann,  Orthotoluidin  469. 

Haga,  siehie  Divers  und  Haga. 

Hagem^nn,  G.  A.,  Decken  von 
Rübenzucker  287. 

Hager,  freie  Schwefelsäure  in  Alu- 
miniumsulfat 155. 

—  Prüfung  der  Mineralöle  220» 

—  Mineral  sauren   im  Essig  418. 
HaJm,  T.,  siehe  Fßücke  und  Hahn. 
Haüy    A,    T.,    Raffination   vegetabi- 
lischer Oele  354. 

Hamberg,  Branntweinfusel  344. 

Hamherg,  A.,  Meerwasser  367. 

Hamkop,  siehe  Schloesser  und  Hamkop. 

Hanak,  J.,  Schlempe  345. 

Hang  dt  Hoffmann,  Ersatz  für  Kaut- 
schuk 362. 

Hankey,  Zucker  zu  Cement  191. 

Hanion,  J.^  Gaserzeuger  250. 

Hafisen,  Saccharomyces  327. 

Hanson,  J.,  Abwässer  380.  429. 

Haussen,  A,,  Kakothelin  458. 

Harbord,   Flammofenprocess  36. 

Hardisty,  Converter  für  kleine  Chargen 
30. 

Hardt,  s.  Bommik  und  Hardt. 

Hardy,  E.  und  Calmels,  G.,  Pilo- 
carpin 460. 

Harris,  H.,  Reinigung  von  Leucht- 
gas 228. 

Hartmann,  Beizflfissigkeit  der  Weiss- 
blechfabrikation  94. 

Härtung,  0.  und  Wepner  L.,  Com- 
pressionspumpe  382. 


Namenregister. 


585 


Mathaway,    Zufflhren    von    Brenn- 
material 263. 
Hauffe,  Salin-Radirung  166. 
Haupt,  Antimonglanz  in  Toscana  99. 

—  Schwefelerze  XqBcanas  106. 
Eaushofer^  mikroskopische  Reaction 

auf  Kupfer  72. 

Baum,  TF.,   Znn<ier  211. 

Hawliczek,  /.,  Ammoniaksodaver- 
bhren  126. 

Eaycraft,  J,  B ,  Harnsäure  447. 

Hcaura,  K.,  siehe  Bauer  &  Hazura. 

Hedany,  il/,,  Kolbenpresse  315. 

Eeffter,  JB.,  Klärung  von  Zuckersäften 
mittelst  Gerbsäure. 

Heffter,  Z».,  Alizarinpaste  500. 

Ueidmann  &  Co.,  Filtrirapparat  864. 

HeirUis,  A.,  Temperatur  in  Oas- 
retorten 221. 

EeintHl,  C,  Zusat2material  für  Port- 
land-Cement  191. 

Beintzmann  und  Dreyer,  Beweglich- 
keit der  Düsenstöcke  27. 

Beimelmafm,  Einquellen  von  Gerste 
320. 

—  Kartoffeln  335. 

Eeiser,  Rauch  verzehr  ende  Feuerung 
261. 

Edltseii,   galvanische  Batterien  543. 

•  HOriegd.  Stickstoff  d.  Zuckerrübe  268. 

Eencke,  H,  A  Comp.,  Darre  für 
Futtermittel  418. 

Eenderson,  Reduction  von  Erzen  36. 

Eenderson,  s.  Birch  u.  Henderson. 

Eenkd,  21,  siehe  iSo^We^  und  Henkel. 

Henrich,  Spiegeleisen  aus  den  Rück- 
ständen der  Frankliniterze  26. 

Eensold,  0.,  Kuhmilch  386. 

Eentschel,  W.,  Aconitsäure  446. 

Eepp,  siehe  Fischer  und  Bepp. 

Ifeppe,  Wolfram  und  Eisen  12. 

Eeraeus,  W.,  Mikroben  375. 

Herberts,  H.,  Kiesabbrände  22.  107. 

—  flüssige  Kohlensäure  119. 
Herhertz,  Dampfstralofen  39. 
Herherz,  E.,  Coksofen  247. 
Herbst,  Zuckerblöcke  und  -Stäbe  288. 
Hering,  Kupfer-Bessemer  Process  75. 
Herles,  s.  Napravil  und  Herles. 
Hermite,  E.,  Bleichverfahren  503. 
Herrenschmidt,  Nickel,  Gewinnung  96. 
Herreshoff,  s.  Nickels  u.  Herreshoff. 
Herrmann,  F.,  Fischleim  444. 
Hertel  und  Miller,  Centrifugal-Filter- 

presse  536. 


Hesse.  Zellstoff  513. 

Hesse,  TT..  Stcrilisirung  der  Milch  392. 

Hertz,   J.,   Nachvreis  von  Alaun  im 

Mehle  406. 
Herz,  Salpetersäure  in  der  Milch  391. 

—  Prüfung  fetter  Oele  404. 

—  Gewürze  414. 

—  Cardamomen,  Safran  416. 

—  Vanillezucker  417. 

Herzberg,  Vergilben  des  PapieresSll. 
Herzfdd,  Reinigung  von  Zuckersaft 
mit  Braunkohle  273. 

—  Organische  Substanzen  im  Brun- 
nenwasser 377. 

Hesse,  0.,  Chininprüfung  457. 

—  Oxyacanthin  460. 

Hesse,   W.,  Thonzellenfilter  373. 
HeusMel.  s.  Prigge  &  Heuschkel  523. 
Heusler,  Siliciumkupfer  78. 
Heymann,  F.,  Reinigen  der  Bleche  44. 

—  Drahtreinigung  45. 

Hihemia  siehe  Otto  dt  Co.  und  die 
Bergwerks-Gesellschaft  Hiberrvia 
und  Shamrock. 

Higgins,  Kaliurachlorat  136. 

Hildehrandt.  siehe  Büldge,  Hilde- 
brandt  und  Qnairam. 

Hilgenstock,  Basischer  Process  32. 

—  Thomasschlacke  33. 
Hilger,  Zimmt  416. 
Hille,  F.,  Abwasser  379. 

—  Abflusswasserreinigung  428. 
Hiller,  siehe  Bofimtann  und  Hiller  532. 
Himlyy  Hilfsbelichter  520. 
Hinsberg,  E.,  Zinkweiss  463. 
Hirsch,  0.,  mssende  Flamme  im  Glas- 
ofen 159. 

Höschy  farbige  Lichtdrucke  524. 
Hoffmann,  F.  -ff.,  Ringofen  184. 
Bojfmann.  siebe  Hang  d-  Hoffmann. 
Hoffmeister,   W.,  Gerste  321. 
Hof  mann,  Werkblei-Entsilberung  68. 

—  Geschichte  des  Bleies  80. 
Hofmann,  A.  W.,  Chinolinrot  498. 
Holdefleiss  und  Strohmer,  Kalkabfölle 

der  Zuckerfabriken  426. 

Holdinghausen,  W.,  Verbrennung  263. 

Holgate,  G.,  Fleisch-Consen'irung40 1 . 

Boüiday,  T,  Azofarben  auf  Baum- 
wolle 504. 

Holm,  Kunstrahm  393. 

Holm,  J.  C.  und  Foulten  S.  F.,  wilde 
Hefe  326/327. 

Holst,  siehe  Beckurt.^  und  Höht. 

Holthof,  Schlämmapparat  Iby. 


586 


Namenregister. 


Holway,  Ä.   TT.,  Backpulver  407. 

Homo&a,,  s.  Cornelius  und  Eomolka. 

Honigmann,  Natrondampfkessel  130. 

—  Eindampfen  Yon  Natronlauge  131. 

Hood^  J^  Ammoniumbichromat  144. 

Hood  und  Salamon,  eisenfreies  Alu- 
miniumsulfat 156. 

Harn,  F.,  Kleinbessemerei  30. 

Home^  siehe  Ormerod  und  Hörne, 

Horton^  J".,  Gasbrenner  234. 

Hose,  Quirlwerk  an  Bismaschinen  385. 

Hosemann  und  Fiegel,  Gespinnst- 
fasem  502. 

Howaldt,  Gebrüder,  Kesselspeise was- 
ser  375. 

Howard,  W.  C.  und  Böser,  TT.,  Mor- 
phothebain  457. 

Howe,  trockene  Kupfergewinnungs- 
processe  73. 

Howes,  E.,  Kohlefilter  277. 

Hoyernmnn,  Phosphatmehl  421. 

Hübner,  siehe  Brinck  und  HÜbner. 

Hueppe,  Aseptol  432. 

Huguet,  A.^  Walzenpresse  315. 

Hunt  und  Douglas  jr.,  Kupferextrac- 
tionsverfahren  74. 

Huntington,  Kohlenoxyd  120. 

Huntington,  T.  C.  und  Chiapponi, 
M.,  Farbe  aus  Antimonerzen  463. 

Hvpertz,  Destillation  des  Zinkschau- 
mes 69. 

—  Heberwäsche  80. 

Huss,  Phosphorbestimmung  20. 
Eussey,  Binns  dt  Co.,  Schaufeln  43. 
Hutchinson,  basisches  Flusseisen  33. 
Hutchinson,  C,  siehe  Johnson  und 

Hutchinson. 
Huxley,  C.  B.  Ammoniak-Seife  359. 

I. 

Hes,  Silberoxyd  70. 

—  Schlackentypen  81. . 

llges,  B.,  Maischdestillirsäule  344. 

—  Verdampfapparat  531. 
Bimow,  J.,  Bakuol  216. 

Ilinski,  siehe  v.  Knorre  und  Binski. 
llmenamr  Porcellanfahrik,  Mattgold 

auf  Glas,  Porcellan  und  dergl.  166. 
Imgrund,  Glaspresse  162. 
Imperatori,  L ,  Alkaliphosphate  139. 
Internationaler  Vacuum  -  tUsfnaschi- 

nen- Verein,     Concentration     von 

Schwefelsäure  109. 

—  Vacuum-Kältemaschine  380. 
Intze,  0,  Gasbehälter  228. 


Jacobs,  T.  und  Lockwood,  J.,  Mais- 
ölkuchen 309. 

Jacobsen,  Hydrazine  518. 

Jacobsen,  E.,  geschwefelte  Kohlen- 
wasserstoffe 467. 

Jacobsen,  0.,  Meerwasser  372. 

—  Hemellithol  473. 

Jahns,  Cohäsionskraft  von  Flüssig- 
keiten 552. 

Jäger,  Centrifiigenfilter  536. 

Janebek,  G.,  Mineralwässer  369. 

Janka,  L.,  Osmoseapparat  287. 

Jansen,  Ä.,  Fass*Putzmaschine  328» 

Jarves,  siehe  Schmidthom  und  Jarves^ 

Jegel,  B.,  Wasserpröfung  378. 

Jeller,  siehe  Donath  und  JeUer. 

Jenisch,   Kugelmühle    189,  525. 

Johanson,  E.,  Wasserfiltrirung  372, 

Johnson,  Kömige  Nitrocellulose  206. 

Johnson,  S.  B.  und  Hutchinson,  C,y 
Kalkmilch  1'54. 

Johnson,  S,  H,  siehe  Munro,  John- 
son und  Hutchinson. 

Johnstone,  s.  Wiggin  und  Johnstone. 

Jonath,  Poliren  von  Cementkunststein 
195. 

Jof^,  E.  W.  8.,  Ingwer  416. 

Jones,  s.  Edwards,  Lewis  und  Jones. 

Jossa,  Hüttenwesen  am  Altai  61.     ' 

Joy,  W.,  Cement  188. 

Jüngst,  Blaudämpfen  von  Thon- 
waaren  173. 

Juliefi,  M.  und  Blumsky,  M.,  De- 
stillation von  Fettsäuren  357. 

Julius,  P.,  Dinaphtylderivate  471. 

—  Diamidodinaphtyl  472. 

K. 

Kaemmerer,  H.,  Wasser- Prüfung  378^ 

Kaiser  <fe  Schmieder ^  gefrorene  Milch 
387. 

Kaliwerke  Aschersleben,  Vacuum- 
Eindampfcy  linder  122. 

Kalle  &  Co.,  Tetrachlorpyrrol  448. 

Kappet,  Peccothee  412. 

Kappler,  C.  G.  W,  Desintegrator  348. 

Kasalovsky,  Rillieux's  Verdampfver- 
fahren 279. 

Kaspar,  0.,  Honig  409. 

—  Himbeersaft  410. 

Kayser,   Nachweis   von  Schwefel  im 

Papier  510. 
Kayser,  Young  und  Williams,  Soda- 

process  124. 


Namenregister. 


587 


JCaysser,  Z>.,  Brauwasser  320. 

Weiser,  E,^  Pyridin  452. 

Keüner,  s.  BitUr  u.  Kellner  513,  532. 

Kent^  Dichte  kohlenstoffarmer  Stahl- 
sorten 9. 

Kern^  Ä.^  Tetraalkyldiamidothioketone 
480. 

JTey,  Apparat  zum  Heizen  mit  Gas- 
teer 225. 

Kinch,  E.,  Chlor  im  Regenwaser  367. 

Kirchmann,  TT.,  neutrale  Seife  358. 

—  Cocomäther  359. 

Kirchner,  siehe  Kleine  und  Küchner, 

Kissing  <fe  MöUmann,  Drahtglüh- 
retorte 45. 

Kisslitig,  Volumgewicht  der  Schwe- 
felsäure 113. 

Kisterion,  Mangan-Legirungen  98. 

Klaber,  Elektrodenplatten  544. 

jrtotmtVjf,  Trockenapparat  für  Schlempe 
345. 

Kleemann,  Verhüttung  von  Zinkerzen 
87. 

Kleine  und  Kirchner,  Reinigen  Ton 
Zellstoff  51-2. 

Kleist  und  Zedier,  Ausfugen  un- 
dichter Coksofenkaramern  244. 

Klingtr,  A.  und  Bujard^  A.,  gefärbte 
Erbsen  407. 

Klönn€,A.,  Colonnen-Wascher-Scrub- 
ber  2-25. 

Klönne  J.  &  Mülkr  G.,  Pendel-Ob- 
jecttisch  549. 

—  Blendvorrichtung  für  Mikroskope 
550. 

Klotz,  0,  A.  und  Elze,  H.,  Bierkühl- 
apparat 325. 

Knappe^  photograph.   Oelbilder  524. 

Knoll,  Morphincarbonsäureäther  457. 

Knorr,  L.,  Acetessigsäureanilid,Pyra- 
zolderivate  449. 

—  Oxylepidin  454. 

V.  Knorre,  Trennung  von  Eisen  und 
Mangan  18. 

—  Kupfernitroso-/J-naphtol  72. 

—  Corrosion  von  Bleiröhren  372. 

V.  Knorie  und  llinski,  Bestimmung 
des  Eisens  und  der  Thonerde  16. 

—  Nitroso-y5-Naphtol  in  der  Analyse 
56,  95. 

Knub!auch,  Destillation  der  Kohle 
mit  Kalk  222. 

Koch,  C,  Gerstenwaschmaschine  322. 

Koch  0.  und  Habermann,  R.,  Kälte- 
erzeugungsmaschine 384. 


Koch,  siehe  Proessdorf  dt  Koch, 
Köhrich,  Nickel,  Bestimmung  95. 
Kobrich,  A.,    organische  Substanzen 

im  Brunnenwasser  377. 
Koellner,  A.,  Filtriren  von  Oel  364. 

—  Filtrirpumpe  527. 

König,  Wert  der  Kraftfuttermittel  408. 

König,  F,,   Alkohol-Rectificator  319. 

König,  siehe  Goldschmidt  u.  König, 

Kotnigs,  W.  und  Nef,  J.,  Dichino- 
lyl  454. 

Koffler,  Bürstenapparat  beim  Ver- 
zinken 90. 

Koffler  und  Zwiirzina,  üeberziehen 
von  Eisen  89. 

Kohnstein,  B.,  Gerbstoffextracte  434. 

Koppmaytr,  Dampferzeugung  mittelst 
Schlacken  28. 

Kosmann,  Schwefelkiesabbrände  22. 

—  Kalkphosphate  33. 

—  Zinkhaltige  Abbrände  89. 

—  Bildung  der  Thone  167. 
V.  Kostanccki,  Xylorcin  474. 
Kraensel,  H,,  Filtrir-Apparat  275. 
Kraut,  Blei  in  Zinkplatten  84. 

—  mineralische  Phosphate  421. 

—  saurer  schwefligsaurer  Kalk  512. 
Kreiss,  E.,  Siebmaschine,  Transport- 
schnecke 190. 

Kroger,  H.,  Abstellapparat  276. 
Kropff,  0.  F.,  Pasteurisirapparat  329. 

—  Kry stalleis- Apparat  384. 
Ärä*5,Compensations-Photometer550. 
Krug,  oberschalige  Waage  549. 
Krukenberg,  Peptonpräparate  401. 
Kruse,  Nummerir- Apparat  523. 
Kübel,  W,,  Bleiweiss    mittelst  Mag- 

nesiumacetat  461. 

Kühn,  Nematoden  269. 

KiÜz,  E.,  siehe  Böhm  und  KiUs, 

Kanzel,  Phosphorbronzen  78. 

Küpper,  K,,  Puddelofen  30. 

Kuhlmann,  Alkalicarbonat,  Nachweis 
130. 

Kunz,  A.,  Cholin  458. 

Kupfersc/däger,  Reinigung  von  Schwe- 
felsäure 1 13. 

—  Salpetersäure  120. 

Kurtz,  C,  Schwefelsäure -Verdampf- 
apparat 112. 

Kurzwernhart  und  Bertrand,  Aus- 
giessen  des  Stahls  in  Blockformen 
31. 

Kwasnik,  W.,  Theesorten  412. 

Kynaston,  J.  W,,  Sodarückstand  128. 


588 


Namenregister. 


Ladenhurg,  A.,  Coniin  455. 

—  Tropin  459. 

—  Hyoscyamiu,  Cadaverin  461. 
Lajotix,  H.,  Milchcontrole  38S. 
Lamm,  Sprengstoff  209. 
Lamprecht,  Tropfenzähler  554. 
Langbein,  Nickel,  Bestimmung  95. 
Langen,  S.,  Düsen-Scrubber  226. 
La  Mamee,  siehe  Berlin-Arihaliisclie 

Maschinenbau -Actien  -  Gesellschaft 
und  La  Bamee. 

Larsen,  Fischfleisch  401. 

Lathrop,  Electroden  544. 

Laube,  G,,  Entfarbungsvermogen  der 
Knochenkohle  294. 

Laubheimer ,  Phosphorsäure ,  Be- 
stimmung 430. 

iMuer,  Frictionszünder  211. 

Laurent,  E ,  Bacillus  der  Brodgärung 
407. 

XaM^Ä,P.,|Etagen-Trockenapparat323. 

de  Laval,  Laktrokrit  390. 

—  Emulsionsapparat  3^3. 
Lawrie,  J.  G ,  Gussform  38. 
Leblois^  Piceni  &  Co.,  Bleichen  503. 
Lecharticr,  G.,  Cementmörtel  192. 
Ledebur,   A.,   Kohlenstoff  im  Eisen 

und  Stahl  8. 

—  phosphorreiche  Kügelchen  im 
Roheisen  11. 

—  Blaubrüchigkeit  des  Eisens  13. 

—  Winderhitzung  25. 

—  directe  Eisendarstellung  37. 
Ledig,  E.,  Teervorlage  224. 
Leffier,  Vergilben  von  Strohstoff  510. 
Lefranc,  Melassen-Entzuckerung  284. 
Lehmann,  K.  B.,  Blaues  Brod  407. 

—  Salicylsäure  419. 

Leicht,  JS.,  Doppelmalzdarre  323. 

Leidl,  J.,  Pauspapier  515. 

Lellmann,  E  und  Alt,  H.,  Chinolin- 
basen  452. 

Lembke,  v.,  Lichtpausapparat  520. 

Lenglet,  B.,  pulverförmiges  Schmier- 
mittel 364. 

Lenk&ii,  C,  Hopein  457. 

Lentz,  Ausscheidung  von  phosphor- 
reichen Kügelchen  in  Gusseisen  10. 

Leone  und  Lwigi,  A.,  Olivenöl  405. 

Leonhardt,  A.  &  Co.,  Reduction  von 
Paranitrotoluolsulfosäure  487. 

—  Azofarbstoffe  aus  diazotirtem  Me- 
tanitranilin  und  Metaphenylendia- 
min  490. 


Leplay,  K,  Barium-  und  Strontium- 

Hydroxyd  145. 
Leplay,  Osmoseverfahren  286. 
Leuchs,  galvanische  Niederschläge  77. 

—  Calciumphosphat  155. 
Levallois,  A,,  Olivenole  405. 
Leverkus,    C.   und   Söhnß,  Alizarin- 
paste 501. 

Levin,  siehe  Engler  und  Levin.   , 
Levoir,  Erhärtung  der  Qemente  194. 
Letois,  s.  Edwards,  Lewis  und  Jones. 
Leims  und  Bartlett,  sublimirtes  Blei^ 

weiss  462. 
Leziv^,   Ausfutteriing  des  basischen 

Converters  32. 
Lezius,  siehe  Servais  und  Lezius. 
Liebermann,    C,    Oxyanthrachinone 

499. 
Liebermann,  L,,  Conservirungsmittel 

418. 
Liebrecht,  A.,  Dipyridyl.  456. 
Liechti  und  Suida,  Alizarinrot  500. 
Liesegang,  Aristo-Papier  519. 
Liesenberg,  Alkaliferrit  380. 
Liesenberg,  Abwässerreinigung  428- 
Lilienfein,  C,  Schnittbrenner  234. 
Lindner,  Leimanstrich  444, 
Link,  G.,  Reinigung  von  Rohnaphtalin 

470. 
Lintner ,     C,    Kleistertrübung    der 

Biere  331. 
Lintner  jun.,  C.  J.,  Diastase  337. 
Lion,  L ,  Fasshähne  330. 
Lippmann,  Saturation  mit  schwefliger 

Säure  273. 
V.  Lippmann,  E.,  Markgehalt  abnormer 

Rüben  291. 

—  Galactan  298. 

Lockwood,  s.  Jacobs  und  Lockvcood. 

Lösche  A.,  Theinbestimmung  412. 

Loesekann  und  Meyer ,  Zinkbe- 
stimmung 84. 

Loges,  Phosphorsäure,  Bestimmung 
431. 

Lohse,  Versatzgruben  von  Gerbereien 
439. 

Lomer,  Entsilbern  von  Blei  81. 

Long,  J.  H.,  Butteruntersuchung  395. 

Longi,  A.,  siehe  Leone  und  Longi- 

Lorenz,  Schmiede-  und  Härtepfen  39. 

—  Destillationsapparat  für  Metalle  88. 
Lothammer,  Apparat  zum  Carburiren 

von  Luft  230. 
Loughlin,  siehe  Colby  \mdLoughlin. 
Luckow,  Bestimmung  des  Zinks  83. 


Namenregister. 


589 


Lttckow^  Oxals&ure  in  der  Analyse  84. 
Lüpschütz,  F,,  Reduction  von  Metall- 

oxyden  37. 
Lürmann,  Mikroskopie  des  Eisens  6. 

—  Hochofen  ohne  Rast  28. 

—  Düsenstöcke  27. 

—  Verbrennung  der  Hochofengase  29. 
Lürmann  und  PeeU,    Gasfang-  und 

Aufgabevorrichtung  am  Hochofen  24. 

Lütken,  Objectiy- Verschluss  522. 

Lugo^  0.,  galvanisches  Element  541. 

Luhftiann,  S/.,  Messapparat  für  flüssige 
Kohlensäure  118. 

Lunge,  Einwirkung  von  Schwefel- 
säure und  Salzlosungen  auf  Ouss- 
eisen  13. 

—  VITertbestimmungd.  Chlorkalks  102. 

—  Untersuchung  V.Sprengstoffen  212. 

—  natürliches  Brenngas  249. 
Lunge,  G.  und  Rosenberg,  Lutidin  45 1 . 
Lunge,  G.  und  Ludwig  Bohrnuinn, 

Absorptionsapparat  533. 

Lunge,  G.  und  Schmid,  J.,  Kausti- 
iicirung  der  Soda  129. 

Lunge,  G.  u.  Schmidt,  Mineralwasser 
371. 

Luther,  Getreide-Waschmaschine  338. 

Luthy,  G,,  Waschwässer  der  Stärke- 
fabrik 309. 

Lux,  F.,  Vorlage  bei  Gasretorten  224. 

—  Durchgangsgeschwindigkeit  des 
Gases  durch  die  Reinigungsmasse 
226. 

—  specif.  Gewicht,  Bestimmung  549. 
Luyken,  Anthracitcoks  249. 
Lyman,  F.,  Vergolden  von  Celluloid 

207. 
Lyta,  F.  M.,  Herstellung  von  Tiegeln 
aus  Magnesia  u.  s.  w.  196. 

—  Abwässer  380. 

—  Reinigung  von  Abflusswässern  428. 

M.  I 

Üacagno,  Spectrum  des  Olivenöls  405. 

—  Citronensaft  410. 

MaccaUum,  N.  E.,  siehe  Miller  und 
Maccallum. 

Macco,H.,  steinerne  Winderhitzungs- 
apparate 25. 

—  Winderhitzungsapparat  27. 

—  Zinkhaltiger  Gichtstaub  29. 
Macfarlane,  J.,  siehe  Mawdsley  und 

Macfarlane, 
Märcker,  Kartoffelvarietäten  336. 


Märcker,  Thomasschlacken  422. 

—  Düngung  mit  schwefelsaurem  Am- 
moniak 425. 

Maginnis,  Ä.  J.,  Kessefblech  14. 

MMer,  Röstunff  von  Zinkerzen  85. 

MaUmann  und  ScoUk,  Sensibilisatoren 
517.     ' 

Baron  von  Maltzan,  phosphorsäure- 
haltiges Magnesiumcarbonat  154. 

—  Kalkphosphate  424. 
Mancion,  G.,  Nutzholz  502. 
Mangoldt,  G.  A.,  Seife  358. 
Mafütes,   Nickel-Bessemerprocess  96. 
Manhes  und  David,  Birne  zum  Besse- 
mern von  Kupferstein  76. 

Maquay,  Elektroden  544. 
Markoumikoff ,     W, ,      aromatische 

Kohlenwasserstoffe  des  kaukasischen 

Erdöles  219. 
Marpmcmn,     Mikroorganismen     der 

Kuhmilch  342. 
Margyiard,    L.,     Bestimmung    des 

Zinkes  83. 
Martens^  A.,  Festigkeit  der  Metalle  14. 

—  schmiedbarer  Eisenguss  15. 
de  St  Martin,  Wassergas  255. 
Marzahn,    B.,    siehe   Schweissinger 

und  Marzahn. 

Massey,  B.  und  S.,  Schmiedeherd  40. 

Massey- Mainwar ing,  Abwasserreini- 
gung 427. 

Materne,  G.,  Reinigung  vcnOelen  365. 

Matthiessen,  Knochenkohlefilter  277. 

—  Filtrirapparat  278. 

Maus,  H.,  Zuführen  von  Brennma- 
terial 263. 

Maus,  J".,  siehe  Gottlob  und  Maus, 

Mawdsley,  P.  und  Macfarlane,  J., 
Sodarückstände   128. 

Maxim,  H.  S.,  Schieespulver  198. 

Mayer,  E,  t^  Co.,  Malzdarre  323. 

Mayfarth,  Ph,  dt  Co,,  Presse  529. 

Meerkatz,  siehe  Eitner  und  Meerkatz, 

Meier,  Centrifugen  174. 

Meinecke,  volumetrische  Bestimmung 
des  Mangans  18,  19,  27. 

—  Bestimmung  des  Phosphors  im 
Eisen  19. 

Memner,  Wärmetönung  beim  Benetzen 
pulverförmiger  Körper  193. 

Meldola,  Dinitronaphtylamin  472. 

Mentzel,  H.,  Trockenapparat  123. 

Merck,  E,,  Pepton  aus  Nucleopro- 
teinen  403. 

—  Ecgonin  459. 


590 


Namenregister. 


de  Meritens,  -4.,  Inoxydiren  von  Stahl 
etc.  45. 

Mer^ns,  E.^  Gasbestimmungsapparat 
548. 

Mertens,  fi",  Dimethylauilin  473. 

Mery  und  Bis^  Nitraniline  468. 

du  Mesnü,  0.,   Seine wasser  371. 

Messet^  Volumgewicht  rauchender 
Schwefelsäure  114. 

MetäUurgieal  Association,  Hütten- 
rauch 89. 

Metallwerke ^  vorm.  J.  Anders,  Ver- 
dampfapparat 279. 

Meunier,  Ä.,  Mineralwasser  370. 

Meyer,  A.B.,  Seladon-Porcellanl70. 

Meyer,  siehe  Loeselann  und  Meyer, 

Michel,  E.,  Hydraulicität  der  Cemente 
193. 

Mik,  Kalklöschapparat  153. 

Miller,  B.  und  Maccallum  K  E., 
Bessemerverfahren  32. 

Millei',  8.,  Dichte  kohlenstoffarmer 
Stahlsorten  9. 

Miller,  siehe  Hertel  und  Miller, 

Minton  &  Co.,  Maschine  zum  Ab- 
bürsten des  rohen  Steingutes  175. 

Mitchell,  Oelgas  232. 

Mitzlaff,  Trockenpresse  190. 

Moebius,  elektrolytischer  Zersetzungs- 
apparat 69. 

Möbuss,  imitirtes  Schweineleder  441. 

MöMau^  Nitrosokorper  468. 

MöMau  u.  Schndkenberg,  Verbleien  82. 

MöUer,  Lithographiestein  195. 

MöUer,Karl,  Gas- und  Dampffilter  531. 

Möümann,  s.  Kissing  &  Möllmann, 

Mörner,  Pilze  417. 

Molisch,  Reactionen  auf  Zucker  296. 

Moüf  Marie,  Fruchtwasser  der  Stärke- 
fabriken 302.' 

Molnar,  Sandweingärten  310. 

Mond,  L.,  Ammoniak  aus  Retorten- 
gasen, Salmiak,  Zersetzung  mittelst 
Nickeloxyduls  142. 

Monnet,  P.&  Co.,  Baumwollfarben  504. 

Graf  Montgelas,  R ,   Aluminium  59. 

Montgomery,  W.,  feuerbeständiger 
Cement  190. 

Moore,  E.,  Wasserstoffgas  120. 

Moore.B.  W.,  Färbung  der  Butter  397. 

Morawsld,  siehe  Stingl,  Gruber  und 
Morawski. 

Morilltt,  neue  Rebe  310.    * 

Moritz,  J.,  Zusammensetzung  der 
Weine  318. 


Mosler,  E.,  Kühlen  von  Luft  326. 
Mosso,  Saccharin  447. 
Mülhäuser,  Resorcin  475. 

—  Dimethylauilin  476. 

—  Methylenblau  494. 

Müller,  Diffusions-Rückstände  27 L 
Müller,  A.,  Schmiermittel  363. 

—  Zerstäubungs-Refrigerator  385. 

—  Schlächtereiblut  426. 

—  Abwässer  429,  430. 

Müller^  A.,  s.  Wagener  und  Müller. 
Midier,  E.,  Reinigen  der  Maische  341. 
Mütter,  Fritz,  coritinuirliche  Fresse. 
Müller,  G.,  siehe  Klönne  und  MüUer. 
Müller  jun.,  Email  auf  Porcellan  171. 
Müller  &  Decastro,  Centrifuge  303. 
Müller- Jacobs,  A.,  Gerben  mit  Sulfo- 
leaten  440. 

—  benzoll osliche  Farbstoffe  503. 
Müller-Thurgau,  Rohrzucker  in  Kar- 
toffeln 306. 

—  Weingärung  316. 
Munro,  J.  M.,  Abwässer  380. 
Munro,  J.  M.  H.,   Johnson,  8.  R, 

und  Hutchinson,  C.  C,  Reinigung 
von  Abflusswässem  428. 
Mylius,  E.,  Mineralwässer  379. 

—  Jodcholsäure  447. 

N. 

Napravil,  F,,  und  Htrles,  F.,  Filter- 
tücher 277. 

Nawrocki,  s.  Follak  u.  Nawrockibi^. 

Nef,  J.,  siehe  Koenigs  und  Nef, 

Neilson,  A.  und  Snodgrass,  J.,  Am- 
moniak   143. 

Neuerburg,  Amalgamation  68. 

Neujean,  J.,  Formen  von  chemischen 
Verbindungen  553. 

Neumann,  C.  von,  galvanisches  Ele- 
ment 541. 

Newhall,  F.  8.,  Sodarückstand  128. 

Newlands,  Baryt-Zucker  286. 

Nickolsu.Herreshoff,  Gloverturm  108. 

Nieder  Stadt,  Safran  416. 

Niedschiag,  Zersetzbarkeit  des  Rohr- 
zuckers durch  alkalische  Erden  296. 

Nitsch,  H.,  Diffusion  des  Zuckerrohrs 
297. 

Nobel  Nitroglycerin  und  Teerol,  ge- 
fahrlose Explosivstoffe  207. 

Nötzli,  Untersuchung  von  Gerbstoffen 
435. 

Noll,  W.,  Abzapfverfahren  329. 

Nordenfeit,  T.,  Blutalbumin  506. 


Namenregister. 


591 


Nordenström^  spanische  Silbererze  63. 

Nordling,  s.  Eriksson  und  Nordling, 

Nowak,  J.,  Verdampfapparat  280. 

Nugties,  Ä,,  Vivien,  A.  und  Roetl- 
ger,  E.^  Zuckergewinnung  285. 

Graf  de  Nydprück^  F.  C,  Gerb  ver- 
ehren 441. 

O. 

OberJuxensly,  s.  Diem  &  Oberhaensly. 
ObemeUeTy  farbenempfindliche  Gela- 
tineplatten 518. 
Oeberg,  0.  F.,  Filterkorper  373  429. 
(ksterrmhische    Anilinfabrik    Stra- 

koscJi   <fe   Co.  und    C.  0.  Weber, 

Fluoraluminium  157. 
Ohle,  Trockeneinrichtung  180. 
Oldenstjema,  Martinprocess  36. 
Olschewsky,    Temperaturbestimmung 

183. 
Olszewsky,  siehe  von  Benardos  und 

Olszewsky, 
Cmholt,  Leichtmetalle  55. 
Oppelt,  E ,  Auspressen  von  Oel  etc.  353. 
O^rmann,  Ziehen  von  Glascylindern 

164. 
Ormerod  und   Home,    Leuchtender 

Cement  188. 

—  Cementsteine   195. 

Osann,  J5.,  Soda  inKugelform  33, 127. 

Otto  &  Co.,  Vergolden  70. 

Otto,  C,  Coksofen  246. 

Otto  C.  <fe  Co.  und  die  Bergwerks^ 
Gesellschaft  Hibernia  und  Sham- 
rock, Bienenkorböfen  für  Regene- 
rativfeuerung 247. 

Oxland,  JB.,  Pyritofen  107. 

P. 

Packard,  Zerkleinerungs-Apparat  525. 

Patsch,  Steingut  mit  Aventuringlasur 
172. 

PaiUard,  Palladium-Legirung  100. 

Pahner,  photographische  Trocken- 
platten 519. 

Panajotow,  G.,  Dimethylchinaldin454. 

Papperüz,  JB.,  Ventilation  an  Malz- 
darren 324. 

Pameü,  E.  W.  und  Simpson,  J., 
Schwefel  104. 

—  Trennung  des  Schwefelwasserstoffs 
vom  Stickstoff  115. 

—  Kohlensäure  117. 

—  Chlorammonium  127. 
Pattinson,  J.,  Chlorkalk  102. 


Pattinson,  Ä  L.,  Barium-  und  Stron- 
tiumhydroxyd 148. 

Pearce,  Verdampfen  durch  Reibune 
531. 

Pä)al,  Nickel  und  Kohlenstoff  97. 

Pechiney,  A.  R.,  Ofen  259. 

Peete,  siehe  Lünnann  und  Peetg, 

Peipe,  A.,  Ziegelbrennofen  184. 

Pergande,  E.,  Schmiedefeuer  39. 

Perret,  M.,  Freifallrostofen  108. 

Perry,  Goldfallung  65. 

Petemumn,  Topinambur  336. 

Peters,  Bührer'scher  Kammerofen  183. 

Peters,  A ,  Backpulver  407. 

Peters,  J.  J.  W.,  Presshefe  347. 

Petri,  B.J.,  grüne  Phenolfarbstoffe  482. 

Petrowitsc/t,  M.,  Brunnenwässer  376. 

Pfeiffer,  G.,  Pyridinbasen  451. 

Pflücke,  und  Mahn,  Gaswäscher  226. 

Pharmacopöe  Commission,  Prüfung 
des  gelben  Wachses  356. 

Phillips,  Jod  und  Brom  104. 

—  Bestimmung  von  Aetznatron  129. 
Piat,  Herstellung  von  Gussformen  38. 
IHceni,  siehe  Lebhis,  Piceni  <&  Co. 
Pichard,  Wein  aus  Sorghum  298. 
Pick,  Schäumen  des  Zuckersaftes  279. 
Pickard,  Negativpapier  519. 

Picg,  Camera  521. 
P^dboeuf,Davans&  Co.,  Dampfkessel- 
blech-Festigkeitsproben 15. 
Pieper,  C,  Winderhitzungsofen  27. 

—  Kochen  von  Kartoffeln  etc.  336. 
Pietsch,  Photogrammetrio  524. 
Pillifoyt,  siehe  Speyser  und  Piüifoyt, 
Pintsck,  J.,  Gasdruck-Regulator  235. 
Pionchon,  spec.  Wärme  des  Eisens  13. 
Plagge,  Filter  372. 

V.  Planta,  A.,  Honig  409. 
P/a«,  siehe  Tweddell,  Platt  dt  Fielding. 
Plattner.  Entsilbem  des  Werkbleies  81. 
Platz,   B.,    Saigerungsersch einungen 

beim  Eisen  11. 
Plöchl,  /.,  Pyridinderivate  450. 
l'lugge,  P.  U.,  Opiumbasen  457. 
Pohl,  Dünndarmkapseln  404. 
Poleck,  Mineral  wassere  369,  371. 
Pollak  und  Wehr,  galvan.  Regenera- 

tiv-Element  542. 
Pollak  und    G.  W,  von  Nawrocki, 

galvanisches  Element  543. 
Polstorff,  K.,  Oxydimorphin  457. 
Poöley,  Waage  549. 
Porter,  L.,  Glycerin  358. 
PotUsen,  S.  V. ,  siehe  Holm  und  Poulsen. 


592 


Namenregister. 


Prot,  P.,  Gaserzeugungsapparat  545. 

Pratt,  Vergolden  von  Glas  167. 

Price,  T.,  Neutralisation  der  Dämpfe 
von  Sprengstoffen  207. 

Prigge  und  Heuachkely  Objectiv-Ver- 
schluss  523. 

Frimary  Battery  Company^  Elektro- 
den 544. 

Printz  jr.,  G,^  Drahtreinigung  45. 

PHwoznik,  Phosphorkupfer  78. 

Proessdorf  d^  Koch,  Thermometer  539. 

ProslcowetZy  Samenrüben  267. 

Prziwoznik,  Roheisen  28. 

Püttmann,  E  ,s.  Fliegel  u.  PäUmann. 

PufM,  Bestimmung  des  Goldes  60. 

Pumariega,  metallisirtes  Garn  509. 

Putz,  Graphit  175. 

Puvrez,  Filterpressen  275. 

Quaglio,  J.,  Comprimirung  der  Kohle 

zur  Vercokung  244. 
—  Wasserverschluss- Ventil  für  Coks- 

öfen  245. 
Quast,  S.,  Ziegelpresse  177. 
Quairam,  siehe  Büldge,  JSildebrandt 

und  Quatram. 
Quester,    Walzen-Thonröhrenpressen 

180. 
Quimby,  Knochenkohlefilter  277. 


Babitz,  Trommelfilter  526. 

Bachholz,  Wassergas  257. 

Baden,  Milchvers.- Anst,,  Milchunter- 
suchung 388. 

Badot,  B.,  Baryt  und  Strontian  148. 

Bammelsberg,  C,  Zusammensetzung 
der  Hochofenschlacken  28. 

Bammelsberg,  galvanische  Tropf- 
batterie 542. 

Bamsay,  TT.,  s.  Williams  u.  Bam^ay. 

Bansome,  F.,  Cement  187. 

Basch,   W.,  Rebencultur  311. 

Baschig,  P.,  Hydroxylamin  121. 

Bathay,  E.,  Peronospora  314. 

Bawson,  C,  Indigogewinnung  465. 

Baynaud,  T.,  Natriumthiosulfat  131. 

Bedl,  F.,  Schmieröle  217. 

—  Raffinirmethode  für  Ozokerit  u. 
dgl.  237. 

Bedwood,  J.  J.,  Einwirkung  der  Oele 
auf  Metalle  362. 

Bedwood  und  Abel,  Erdöllampen  215. 


Beese,   Fr.,    Maschine   zum  Hebenr 

Filtriren  etc.  530. 
Begi,   J,  B.  und  Folie -Bestjardins^ 

C.,  Schwefelkohlenstoff  115. 
Beichardt,  Salpetersäure-Bestimmung 

376. 
Beiniger,  Chromsäure-Element  543. 
Beinitzer,  Mattätzung  des  Glases  160. 
Beinke,  Lackiren  der  Gärbottiche  342. 

—  Benedictiner-Liqueur  344. 
Beinsch,  P.  F.,  Gerbverfahren  441. 
Beiss,  W.,  Windform  für  Schmiede- 
feuer 40. 

Beitlechner,  Weinuntersuchung  318. 

Bemaury,  siehe  VaUon  und  Bemaury, 

Bemmers  und  Williamson,  Braun- 
kohlen-Schiesspulver 198. 

Bemy  und  Erhart,    Anthracen  476. 

Beotor,    s.  Fischer  und  Beotor  540. 

Bepanno  Chemical  Company,  Atlas- 
Pulver  208. 

Beuland,  Temperaturmesser  539. 

Beuss,  P.,  Rübenprobestecher  291. 

v.  B^ydt,  C,  Aufbereitung  von  Sil- 
bererzen 63. 

Bichards,  siehe  Weild  und  Bichards. 

Bdchardson,  C,  Whisky  410. 

Bichter,  Gasentwickelungsapparat  547. 

Bichter,  K.,  Retorte  zur  Oelgaserzeu- 
gung  231. 

Bichter  und  Schmidt,  Camera  521. 

Biebedc' sehe  Montanwerke,  leichte 
Kohlenwasserstoffe  aus  Paraffinölen, 
Rohpretroleum  u.  s.  w.  216. 

—  Braunkohlenteeröle  243. 
Bieck,  0.,  Oelreinigungsapparat  366. 
Biedel,  0.,  s.   Wolffhügel  und  Biedel. 
Biemann,    Schwefelkiesabbrände  22, 

107. 

Bitmer,  phosphorreiche  Kügelchea 
im  Roheisen  11. 

lan  Biemsdijk,  Platinprobe  100. 

Bieth,  Glas  der  Libellen  160. 

du  Bietz,  J.  A.,  Verzinken  von  Eisen- 
blechen 44. 

Bindell,  Stickstoffbestimmung  431. 

Bis,  C,  Phenazin  474. 

Bis,  siehe  Mery  und  Bis, 

Bitter  und  Kellner,  Sulfitstoff  513. 

Bitter,  Eugen  Baron  und  K.  Kdlner, 
Verbleien  von  Kesselwänden  532. 

Bobinson,  Alaun  156. 

Bode,  Th.,  Entphosphorung  33/34. 

Böchlin,g,  Gebr.,  Coksofentüren  244. 

—  Coksöfen  245,  246. 


Namenregister. 


593 


Bödel,  P.,  Kühlapparat  327. 
Böder,  F,,  Bierkühler  325. 
Böse,  J5.,  Analyse  der  Fette  404. 
Bösicke.Luftzniühmjig  am  Roste  262. 
Boesing,  Destillation  des  Zinkschau- 
mes 68. 

—  Entzinkung  des  Reichschaumes  69. 

—  Elektricitätsleitung  in  geschmol- 
zenen Legirungen  82. 

Böttger,  Untersuchung  d.  Pfeffers  414. 

Boettger^  £.,  siehe  Nugites,  Vivien 
und  Boettger. 

Bogers,  Alkalimetalle  55. 

BohaH,  F.,  Seife  359. 

Bohrmann,  s.  Lunge  u.  Eohnnann, 

Bohrmann,  L,,  und  Max  HiUer,  Ab- 
sorptionsapparat 532. 

Boques,  X.,  Kirschwasser  411. 

Ä)«e,  siehe  Clute,  Base  und  Aubery. 

Bösen,  Ä,  JB.,  Conservirung  von 
Nahrungsmitteln  118. 

Bosenberg,  B.,  Flusswasser  368. 

Bosenberg,  J.,  s.  Lunge  u.  Bosenberg. 

Bosmbladi,  Palladium,  Bestimmung 
100. 

Böser,  TP.,  Pyridincarbonsäuren  451. 

—  Dinitrodibenzyl  477. 

Böser,  W.,  siehe  Howard  und  Böser. 
Both,  C,  Sprengstoff  Roburit  208. 
Bothe,  Centrifuge  537. 
Bitten,  Strontiumcarbonat  151. 

—  Diastasereiches  Malz  322. 
B^iUen,  M.  M.,  Trockenelement  543. 
BoweU,  siehe  Brock  und  Eowell. 
Budel,  Zellstoffkocher  513. 
Budnew,  W.,  Holzessigsäure  445. 
Buffin,  8.  Bang  und  Buffin. 
Buhemann,  Citrazinsäure  450. 
Bussel,  Laugerei  Yon  Silbererzen  64. 
van  Buymbeke,  J.j  Gaswasser  228. 
von  Bziha,  F.,    mechanische  Arbeit 

der  Sprengstoffe  213. 

IS. 

Saare,  Schüttelsiebe  der  Stärkefabri- 
kation 303. 

—  Stärkefabrikation,  Pulpe  als  Brenn- 
material 304. 

Sachs,  Zinkofenmuffeln  88. 
Sack,  H.,  Universal  Walzwerk  41. 
SMfeUd,   F.,   Rectificator   für  Fett- 
säuren 356. 
SaJamon,  siehe  Hood  und  Salamon. 
Salkowski,  E.,  Abwässer  379. 
Biedermann,  Jahrb.  IX. 


Saltery,  J.  J.,  Ertbrikets  36. 

Salzbergwerk  Neu  -  Stassfurt ,  Ver- 
dampfpfannen der  Chlorkalium- 
fabrikation 134. 

—  Magnesia  aus  Ohlormagnesium  152. 
Sandberg,  C.  F.,  Stahlschienen  42. 
Sappey,  galvanische  Batterie  542. 
Sartori,  G.,  Fettbestimmung  389. 
Sasse,  F., '  Sprengkraft  des  Schiess- 
pulvers 199. 

Sauer,  0.,  Palmöl-Fimiss  362. 
Saytzeff,  A.,  Dioxy Stearinsäure  358. 
Schaal,  E.,  Terpentin  360. 

—  Harzsäureester  362. 
Schaar,  F.,  Lagerkeller  327. 
Schaarwächter,  H.,  Pasteurisirapparat 

329. 
Schaedler,  Weichparaffine,  spec.  Gew. 
356. 

—  Sesamöl  405. 
Schaefer,  Malzdarre  323. 

Schäffer  &  Budenberg,  Thermometer 

538. 
Schäffler,    C.  F.  R.,   Maischen   des 

Hefengutes  326. 
Schänschieff,  Erregungsflüssigkeit  543. 
Scheffer,  E.,  Kunstbutter  398. 
Scheibler,  C,  Entphosphorung  33. 

—  Auslaugen  von  Rüben  270. 
Scheidel,    A.,    Orthonitroamidopara- 

methoxylbenzol  455. 

Schdem,  Eis  880. 

ScheUer,  s.  Bodenbender  und  Scheuer. 

Scherer,  Rotationsapparat  zum  Auf- 
tragen lichtempfindlicher  Schichten 
518. 

Scherrer,  Verblendsteine  176. 

Schiele,  S.,  Aufbesserungsstoffe  für 
Leuchtgas  221. 

Schierholz,  A.,  Formen  keramischer 
Geräte  173. 

Schiller,  B.,  Ammoniak  aus  Elutions- 
lauge  etc.  143. 

Schutz,  M.  V.,  Kalibriren  von  Glas- 
cylindern  165. 

Schimoyama,  Yunichiro,  Klebreis  408. 

Schlegel,  T.,  Gas-  Kammeröfen  185. 

Schlickeysen ,  C, ,  Maschinenziegelei 
177. 

Schliephacke,  Reduction  von  Schwefel- 
kupfer 76. 

V.,  Schlicht,  Camera  521. 

Schlösing ,  T. ,  Ammoniaksoda  ver- 
fahren 127. 

Schlösser  und  Ernst,  Flugstaub  89. 

38 


594 


Namenregister. 


Schloesser  und  Hamkop,  Blei  in  Zink- 
platten 84. 

Schlotterhose,  A.,  schmiedeeiserne 
Rohre  43. 

ScMotterhoss,  Exponirautomat  521. 

Schmalz^  Gasabsperrvorrichtung  228. 

ÄJÄf»?c/.?er,Ziegelschneideapparate  1 77. 

Schmid,  J,^  Fisetholz  465. 

Schmid,  J.,  siehe  Lunge  tlnd  Schmid. 

Schmidhummer,  Erzreduction  37. 

Schmidt ,  Suckow'sche  Rübenmühle 
292. 

Schmidt,  C,  Undichtigkeitsprüfer  229. 

Schmidt,  E,  ßerberin  460. 

Schmidt,  Ammoniak-Eismaschine  383. 

Schmidt,  B.E.,  s.  Lunge  und  Schmidt. 

Schmidt,  siehe  Bichter  und  Schmidt. 

Schmidt  und  Haensch,  Rüben-Polari- 
sations-Instrument  293. 

Schmidth,  Schlämmeinrichtung  169. 

Schmidthom  und  Jarves,  Kaliumsul- 
fat 136. 

Schmieder,  siehe  Kaiser  u.  Schmieder. 

Schnakenher g ,  siehe  Möhlau  und 
Schnakenherg. 

Schneider,  L.,  Phosphor  im  Roh- 
eisen 10. 

—  Fällung  der  Phosphorsäure  20. 

Schöffel  und  Donath,  Manganbestim- 
mung 19.  98. 

Sciwnemann,  Zink-Kohleelement  540. 

Schönjahn,  s.  Coldevce  <S;  Schönjahn. 

Schoenweg,  H.,  Sprengstoff  210. 

iSicÄo^nen,Kohlensäure-Entwickler548. 

Schräm,  W.,  Sectorator  188. 

Schreib,  H.,  Ammoniaksoda  126. 

Schroeder,  Gerbstoffbestimmung  436. 

Schroeder,  s.  Manisch  und  Schroeder. 

Schröer,  H.,  Gasbrenner  233. 

Schroer,  C.  E.,  Fettsäure  aus  Ab- 
wässern 358. 

Schröter,  0.,  Reinigung  von  Kessel- 
wasser 374. 

Schröter,  2J.,  Ichthyolsulfosäure  468. 

Schroll,  Austrocknen  der  Lohe  442. 

Schütze,  B.,  Sauerwasser  der  Stärke- 
fabrik 305. 

Schuhe,  Ä.,  Gemüseconserven  418. 

Schultz,  G.,  siehe  Bender  und  Schultz. 

Schultze,  E.,  Schiesspulver  209. 

Schulze,  A.,  Eismaschine  383. 

Schulze,  E.,  s.  Benecke  und  Schuhe. 

Schulze  &  Co.,  Färbeapparat  5ü7. 

SchulzerBtrge,  Schwefelsäure  -Anhy- 
drid 115. 


Schuman,  J.  C,  Maisdämpfen  308. 

—  Trocknen  von  Stärke,  Maisgrützen, 
Desintegrator  309. 

Schwalb,  J.,  Malztreber  -  Trocken- 
apparat 332. 

Schwartz,  Phosphorkupfer  78. 

Schwarz,  Darstellung  von  Wasserstoff 
und  Kohlenoxyd  120. 

—  Zusammensetzung  von  Gläsern  159. 
Schweissinger,  0.  und  Marzahn,  B., 

Fettbestimmung  404. 
Schweitzer,  H.,  siehe  Bemthsen  und 

Schweitzer. 
Schwenger^s    Söhne,    Melasse  -  Ent- 

zuckerungsverfahren  285. 
Scolik,  siehe  Mallmann  und  ScoUk  517. 
Scott,  Goldgewinnung  66. 
Seabury,  Vulcanisiren  von  Gummi  361. 
Seger,  Löthain-Meissener  Thone  168. 
--  persische  Fayencen  170. 

—  Normalkegel  für  Temperatur-Be- 
stimmung 181. 

Seibel,  A.,  Perubalsam  354. 

Seiherlich,  A.  und  Trampendach,  A., 
krystallisirter  Traubenzucker  306. 

Seil,  spec.  Gew.  des  Butterfettes  395. 

Sellon,  Löten  von  Aluminium  60. 

Seltoyn,  Feuerungsanlage  261. 

Semper,  poröser  Alaun  156. 

Servais,  E.  und  Lezius,  Frischen  des 
Gusseisens  39. 

Setterwall,  Bestimmung  des  Kohlen- 
stoffs im  Eisen  16. 

—  Manganbestimmung  19. 
Shearer,  A.,  siehe  Giles  und  Shearer. 
Shedlock,  Reductionsofen  76. 
Shirley,  S.,  farbiges  Glas  167. 
Siebenpfeiffer,  Gold-  und  Silberwaaren 

70. 
Siemens,   F.,    directe  Flusseisendar- 
stellung 37. 

—  Tiegel-,  Schmelz- und  Glühofen  259. 

—  Ofenfutter  262. 

Siemens,  F.  &  Co.,   Gasdruck-Regu- 
lator 235. 
Siepermann,    W.,     cyansaure     und 

Cyan-Alkalien  137. 
^Iber,  P.,  siehe  Ciamician  und  Silber. 
Simand  und  Weiss^  Gerbstoffbestim- 
mung 434. 
Simoneil  &  Chaumois,  amerikanische 

Gold-  und  Silbergewinnung  65. 
Simpson,  /.,  s.  Pamell  und  Simpson- 
Skalweit,  /.,  spec.  Gewicht  des  Butter- 
fettes 396. 


Namenregister. 


595 


Smith,  Blechrohren  43. 

Smüh,  TT.,  Sodaverfahren  125. 

Smith' Casson,  Gaserzeugerofen  40. 

SmitJiSon,  S.,  Färbeapparat  507. 

Smolik,  Malzdarre  324. 

Snodgrass,  s.  Neilson  und  Snodgrass. 

Societe  anonyme  des  appareils  Clapp 
&  Griffith,  Ziegel  aus  reinem  Kalk  32. 

Society  anonyme  de  raffinage  special 
des  Jfeiflw««^,  Verarbeitung  von  G  rün- 
syrup  283. 

Societe  anonyme  ducowpre'iseurJour- 
dan,  Oelpresse  352. 

Societe  Appert  freres,  durchlöcherte 
Glasscheiben  164. 

Sohnke,  J.,  Mikroorganismen  in  kohlen- 
säurehaltigen Wässern  379. 

SoUsien,  P.,  Brod  aus  Lupinen  407. 

—  Cacaostärke  413. 

Solvay,  E.,  Kaliphosphate  139. 

Sonnet,   W.,  Cement  187. 

Sorby,  Mikroskopie  des  Eisens  7. 

Sostmann,  Melasseentzuckerung  durch 
Baryt  286. 

Soxhlet,  F.  und  Henkel,  T.,  Säure- 
gehalt der  Milch  391. 

Soyer,  J.  B.,  Getreideprüfer  406. 

Spandau,  E.,  Probenehmer  für  Flüssig- 
keiten 553. 

—  Rieselcondensator  534. 
Bpence,  J.  B.,  Zinksulfid  463. 
Speyeer,  A.  und  Piüifoyt,  L.,  Kalk- 

cement  188. 

Spitta  sen.,  Apparat  zur  Bewegung 
von  Flüssigkeiten  für  Gerberei- 
zwecke 439. 

Spohr,  J.,  Rübenpreise  290. 

Sporny  und  Zarski,  Dachdeckungs- 
material 196. 

Sprengeil,  H,,  Bleikammerprocess  109. 

Sprenger,  Bestimmung  des  C  im  Eisen 
und  Stahl  17. 

—  Schwefelbestimmung  21. 
Springer,  Papierzeugkocher  514. 
^-inger  dt  Co.,  Porcellankügelchen 

173. 

Staaden,  schwefelsaures  Manganoxy- 
dul 98. 

Stamme  Jt  Co.,  Briquetirverfahren242. 

Stammer,  Chilisalpeter  beim  Rüben- 
bau 267. 

Stanford,  Gelatine  444. 

Btas,  J.  S.,  BromwasserstoiF  103. 

Stauffert,  L.,  Rührgerät  für  Lager- 
fässer 328. 


Steger,  Zinkerz-Rostung  86. 

—  Zinkhüttenprocess  90. 
von  Stein,  Biutdünger  426. 

von  Steinaecker,B.,  Heiz-  und  Leucht- 
gas 256. 

Steinau,  B,  Thonstrangpresse  178. 

Stepanoto,  Zinkelektroden  544. 

/S^ercAcn,Tr.,Weissblechfabrikation46. 

Sternberg,  Steffen's  Ausscheidungs- 
verfahren 283. 

Steuffer,  K,  H.,  Dünger  für  Rebgär- 
ten 310. 

Stecenson ,  Reversir  -Walzenzugma- 
schine 42. 

Stier,  H.,  Vercokungsverfahren  245. 

Siingl,  Gruber  und  Morawski,  Soja- 
bohne 336. 

Stirn,  Detectiv-Camera  522. 

Stoehr.  C,  Strychnin  458. 

Stoff,  G.,  Reinigung  von  Kesselwasser 
374. 

Stolba,  F,,  Flusswasser  368. 

—  Mineralwasser  370. 

Stollwerk,  Gehr,,  Kühlapparat  für 
Chocolade  413. 

Stone,  0.,. Spiegeleisen  aus  den  Rück- 
ständen der  Frank liniterze  26,  88. 

Strache,  H.,  siehe  Weidel  und  Strache. 

Strasser.  M.,  Klebmittel  445. 

Strick,  Bestimmung  des  Siliciums  im 
Eisen  18. 

Striedbe?k,  Emulsionsnegative  519. 

Strohmer,  F,  Paprika  415. 

Stutzer,  Maltose  306. 

Suchomel,  J.,  Saftreinigung  mit  saurer, 
schwefligsaurer  Thonerde  272. 

Suida,  siehe  Liechti  und  Suida. 

Suter,  Rapid-Applanat  520. 

T. 

Tc^el,  primäre  aromatische  Amine  468. 

Tamine  und  de  Cuyper,  Zinnsalze  94. 

Täte,  Redondaphosphat  420. 

Tatlock,  Bestimmung  des  Eisens  im 
Aluminiumsulfat  156. 

Tellier,  C,  Vergasen  von  Brennma- 
terial 250. 

Terreil,  Flecken  auf  weissgarem  Leder 
439. 

Theisen,  Condensations-  und  Kühl- 
apparat 340. 

—  Trockenapparat  526. 

—  Condensationsapparat  535. 
Thiollier,  Zinngewinnung  92. 
Thomlinson,  J.,  Cement  190. 

38* 


596 


Namenregister. 


Thompson,  Alkalimetalle  55. 
Thompson,  H.,  Feuerungsanlage  262. 
Tlwmson,   Bestimmung   des    Alumi- 
niums und  Eisens  431. 
Thomson,  W.,  Kautschuk  362. 
Thowless,  Löten  von  Aluminium  60. 
Thusius,  P.,  Glasmacherschere  161. 

—  Pressen  von  Flaschenköpfen  162. 
Thyssen  &  Co.,  Coksofentür  244. 
Tietjens,  Wasser  in  Schächten  134. 
Tietz,  H.,  Schwemm-  und  Transport- 
vorrichtung für  Rüben  269. 

ToUens,  s.  Baiur,  Haedicke  u.  Tollens. 

Tomlinscn,    W.,  Winderhitzer  27. 

Grai  de  la  Tour,  T,  Peronospora  314. 

Traclisel,  E.  J.,  Strontium-  und 
Bariumhydrat   148/149. 

Traiü,  W,,  Zerreissen  von  Kessel- 
blech 14. 

Trampendach,  A.,  siehe  Seiberlieh 
und  Trampendach. 

Trasenster,  B,  Triowalzwerk  42. 

Trassl,  Glasperlen  164. 

Traube  &  Bodländer,  Fusel  im 
Branntwein  345. 

—  Fuselgehalt  der  Spirituosen  411. 

—  Eiweisskörper,  Leim  und  Peptone 
443. 

Trobach,  K,,  Entwässerung  von  Rüben- 
schnitzeln 270. 

Troilius,  Entphosphorung  des  Roh- 
eisens 29. 

Trom,pler,  Berieselungskühler  325. 

Tschetischner,  E, ,  Entphosphorung 
des  Luppeneisens  30. 

Tschirsch,  A.,  Eichelcacao  413. 

Tummer,  s.  Gebauer  und  Tummer. 

Turner,  Silicium  im  Roheisen  9. 

Turpin,  E.,  Melinit  203.        .    / 

TweddeU,  Platt <^  Fielding,  Schmiede- 
presse 40. 

Ttoynam,  T.,  Entphosphorung  29. 

—  Alkaliphosphate  138.  424. 

u. 

übertin,  J.,  Holzzellstoff  512. 
ühland,    W.   H.,    Reibe    für   Kar- 
toffeln, Mühle  füt  Mais  u.  dergl.  301.. 

—  Centrifuge  302. 

—  Entkeimungsapparat  337. 
Ulsch,  Fäcalguano  429. 

ülzer,  F.,  Analyse  der  Fette  405. 
Unger,  Nelken  416. 
Upward,  Bestimmung  von  Aetznatron 
130. 


Väring,  Verschlussvorriehtung  für 
Cameras  523. 

Valton  und  Itemaury,  Neutraler 
Process  35. 

Veith,  A.,  Sorghum-Zucker  298. 

Venuleth  und  Ellenberger,  Maisch- 
und Kühlapparat  340. 

Verein  chemischer  Fabriken  Mann- 
heim, Zinnchlorür  94. 

Vezin,  0.,  Eismaschine  381. 

Vial,  Gummi  502. 

VieiUe-Montagne,  Röstofen  107. 

Vieth,  Ausfrieren  der  Milch  386. 

—  Butter  394. 

—  Käsesorten  400. 
Virchow,  C,  Kunstbutter  396. 
Vitaii,  Jod  aus  Varech  103. 
Vivien,   A.,    siehe    Nugues,    Viviert. 

und  Boettger. 

Vizem,  M.,  Schwefelsäure  in  Essig4I8. 

V.  Vloten,  Holzkohle  und  Coks  im 
Hochofenbetrieb  22. 

Vogel,  H.  W.,  lichtempfindliche  Farb- 
stoffe 517. 

—  Eosinsilber  518. 
Vogel,  F.,  Fettbeize  45. 

Vogel,   M.  B.,   oxalsaure   Antimon- 
oxydbeize 505. 
Vogt,  Silberhütte    in  Kongsberg  63. 
Vogt,  A.,  Schwefel  und  Magnesia  104. 

—  Magnesia  aus  Chlormagnesium  153. 
VoUmd,  siehe  Bepoully  und  Garnier 

&  Voland. 
Vosmaer,  A.,  Rostbeseitigung  46. 
de  Vry,  E.,  Chinaalkaloide  457. 

W. 

Wackenroder,  Strontiumcarboriat  149. 

—  Barium- und  Strontiumchlorid  150. 
Wckhter,  H.,  Bleichbad  503. 
Wagemann,  Goldämalgamation  67. 
Wagener,  H.  und  Mütter.,  A.,  stadti- 
Vsche  Abwässer  379.  427. 
Wagner,  E,  ..Filterpr-esse  528. 
Wagner.  -F.,  Thomasschlacke  421. 
Waite,  C.  jfv.,  Antitnolibeize  505. 
"Wulbreclit,  Thermo-Element  545.    . 
W(il(^h,  '  A'pparat  '  zutn     Auslegen,- 

Zählen  und  Einschachteln  von  Zünd- 
'  hölzern  214.  > 

Waldbaur,  Schleudermaschine  509, 
Walker,    W.  T,  Gasretortcn-Deckel 

224. 
Walkhoff,  L.,  Beutelfilter  274.    . 


Namenregister. 


597 


Walrand,  Ch,,  basischer  Flammofen- 

process  35. 
Walsh,  E.,  Profil  des  Hochofens  23. 

—  Walzen  von  Tafelglas   161. 
WäUer,  Milchgärprobe  391. 
Walter,  J.,  Jaune  soleil  486. 
Wakher,  A,  Gefrierzellen  384. 
Waiton,  Garkupfer  77. 

—  Ziegelpresse  177. 

Wanklyn,  Mineralwasser  104;  370. 

Wassermann,  Hüttenrauch  108. 

Waters,  E.  JB.,  Albuminersatz  445. 

Watson,  Ingwer  416. 

Watson,  G.,  Antimonchloridbeize  505. 

Weher,  C.  0.^  siehe  OesterreichiscJ^e 
Anilinfabrik. 

Webster,  Flussmittel  für  metallur- 
gische Zwecke  76. 

Wedding^  Mikrostructur  des  Eisens  5. 

—  Mikrostructur  des  Stahls  7. 

—  Phosphorbestimmung  21. 
Weeren,    Gewinnung    von    Schwefel 

und  Silicaten  105. 
Wehr,  siehe  PoUak  und  Wehr, 
Weickd,  künstliche  Steine  196. 
Weidd,  H.  und  Strache,  H,,  Dichi- 

nolin  453. 
Weidtmann,  /.,  Blechwalzwerk  43. 
Weigert,  L.,   Weingärung  316. 
Weigmann,  H.,  Essig  417. 
Weil,  Schwefelbestimmung   106. 
Weild,  E.  und  Bichards,  Auftragen 

farbigpr  Streifen  auf  Gewebe  508. 
Weinig,  P.,  Malzdarre  323. 
Weiske,  H.,  Stickstoin)estimmung391. 
Weiss,  siehe  Sitnand  und    Weiss. 
Weiss,  B.,   bleichende  Thonerdever- 

bindungen  102. 
Wender,  Kunstpfeffer  415. 
ton  Wendland,  M.,  Patronenhülsen 

aus  Schiessbaumwolle  206. 
—  Masse  aus  zerkleinertem  Torf  240. 
Wendt,  G,  grüne  Farbe  462. 
Wendtland,  A.,  Strontian  151. 
Wepner,  s.  Härtung  und  Wepner, 
Wemicke,  Ä.,  Malzkeimapparat  322. 
Westerlund,  Diamantkohle  343. 
Westmoreland ,      Bestimmung     des 

Kupfers  71. 
Wey,  0.,  Magnesiumlampe  239. 
Weyl,  T.,  Fleischpepton  403. 
Weymar,  Ä,,  Läuter-Apparat  328. 
Weyr,  Ausscheidungs-Verfahren  284. 
Wiborgh,  J,  G.,    Vorrichtung    zum 

Begichten  des  Hochofens  24. 


Wiesebrock,  Trockencylinder  305. 
Wiesner,  Vergilben  des  Papieres  511. 

—  Papierstuck  516. 

Wiyg,  C,  Sodarückstände  und  Kupfer- 
fabrikation 128. 

Wiggin  und  Johnstone,  Nickel  und 
Kobalt  96. 

WiUmssewitcz,  V,,  Gerbsäuren  433. 

TPtfcy,  Diflfusion  des  Zuckerrohres  297. 

Wüey.  H.  W.,  Kumys  392. 

W%a,  TT.,    siehe  Freund  und  WiU. 

Williams,  siehe  Kayser.  Young  und 
Williams. 

Williams,  K.  J.,  und  Ramsay,  W., 
Sauerstoffbestimmung  376. 

Williamso^i,  siehe  Bemmers  und 
Williamsoll 

Willm,  E.,  Mineralwasser  370. 

Windhausen ,  Kälteerzeugungsma- 
schine 382. 

Windisch,  Aldehyd  iin  Spiritus  344. 

Winkler,  C„  Chlordarstellung  103. 

Wirth  &  Co.,  Trockenapparat  für 
Schlempe  345. 

Wirth  &  Dietrich,  Fassfüllapparat  330. 

Withöft,  vulcanisirter  Kautschuk  361. 

Witt,  0.  K,  a-Naphtylamin  471. 

—  Toluidine  und  Xy lidine  472. 

—  Eurhodol  493. 
Wittelshöfer,  Schlempe  345. 
Wöhler,  A.,  Schlagprobe  bei  Prüfung 

des  Eisens  15. 

Wolf,  Bestimmung  des  Invertzuckers 
295. 

TFo//f,  Klären  vonSchmutzwässern  427. 

Wolff,  J.  L,,  Fettsäuren  446. 

Wolff,  W.,  Nähnadeln  45. 

Woljfhägel,  G.,  Keimgehalt  von  Trink- 
wasser 371. 

Wolffhügel,  G.  und  Biedel,  0.,  Bac- 
terien  im  Wasser  375. 

WoU,  Butteruntersuchung  397. 

—  Kunstbutter  398. 

Wolters,  J.,    Schweissofensch lacken 

zur  Erzgattirung  26. 
Wren,  Ammoniak  aus  Gaswasser  142. 
Wülfing,  A.,  Orthotoluidin  469. 
Wüst,  wetterbeständige  Farben  464. 
Wüstenberg,  W.,  Rahm  393. 
Wtäff,  L.,  Krystallisations- Verfahren 

553. 
Wunderlich,  Säulenbatterie  545. 
Wurster,  Vergilben  des  Papieres  511. 
Wyatty  F.,  Whisky  410. 
--  Kaffee  412. 


598 


Namenregister. 


Y. 

Yaung,  W,  C,  Alaun  im  Brod  407. 
Yaung,  s.  Kayser,  Young  u.  Williams, 

Z. 

Ziihn,  JP.,  Gaserzeuger  250. 

—  Rostbalken  268. 

Zaloziecki^  Leuchtkraft  Ton  Erdöl  218. 
ZambeUiy  Nitrite  in  Wasser  376. 
Zanger^  Phosphorographie  524. 
Zarski,  siehe  Sporny  und  Zarski, 
Zedier^  siehe  Kleist  und  Zedier 
Zeüzer  Eisengiesserei  und  Maschinen- 
bau-Actien-  Gesellschaft ,    Jalousie- 
türen   an    Dampftelleröfen,  Rühr- 
werke   für   Braunkohlentrockenap- 
parate 240. 

—  Braunkohle-Trockenöfen  241. 


Zeitzer  Eisengiesserei  und  Maschinen- 
hau-Actien-CreseUschaft,  Schnecken- 
presse 241. 

—  Mischcylinder  242. 

Zernikow^  Kunststein  154. 

Ziegler,  JK.,  Catechu  465. 

Zimmermann,  Schmelztiegel  176. 

Zimmermann,  J.,  siehe  Dennstedk 
und  Zimmermann. 

Zipperer,  P,,  Starkebestimmung  406. 

Zschaek,  T.,  Blechschaufel  für  Mäl- 
zereien 324. 

Zwierzina,  siehe  Koffler  n.Zwierzina. 

ZmUinger,  A.,  Verkohlen  von  Me- 
lassenschlempe 283. 

Zyromski,  Ofenmaterial  aus  Magnesia 
34. 


SACHREGISTER. 


A. 

Abfallsäure  der  Steinkohlenteerreini- 

gung  466. 
Abfallstoffe  427. 
Abflusswasser  357.  379. 
Abraumsalze,  Statistik  141. 
Absorptionsapparate  582. 
Abstellapparat  276. 
Abwässerreinigung  288.  427. 
Abzapfverfahren  329. 
Acetessigsäureanilid  449. 
Aetznatron  129. 
Alaun  156. 
Alaun,  Statistik  158. 
Alaun  im  Mehle  406. 
Albuminersatz  445. 
Aldehyd  im  Spiritus  344. 
Alizarin  499. 
Alizarinöl  506. 

Alkalicarbonat,  Nachweis  130. 
Alkaliferrit  428. 
Alkalihaloide  und  Silicate  103. 
Alkalimetalle  54. 
Alkaliphosphate  138.  424. 
Alkaloide  448. 
Alkohol-Rectificator  319. 
Alkyldiamidothioketone  480. 
Aluminium  56.  60.  431. 
Aluminium,  Statistik  97. 
Aluminiumchlorid  59. 
Aluminiumnatriumfluorid  59. 
Aluminiumsulfat  155. 
Aluminiumzinnlegirung  60. 
Amalgamation  67. 
Amine  468. 
Ammoniak  141. 

Ammoniak,  schwefelsaures  425. 
Ammoniak-Eismaschine  383. 


Ammoniaksalze,  Statistik  145. 

Ammoniak-Seife  359. 

Ammoniaksoda  126. 

Ammoniumbicarbonat  126. 

Ammoniumchromat  135.  145. 

Ammoniumsulfat  141. 

Ammoniumthiosulfat  145. 

Anilinfarben,  Statistik  501. 

Anthracen  477. 

Anthracenbraun  487. 

Anthracitcoks  249. 

Antimon  92.  99. 

Antimonfarbe  463. 

Antimonoxyd  99. 

Antipyrin  450. 

Apparat  zur  Bewegung  von  Flüssig- 
keiten für  Gerbereizwecke  439. 

Appretur  509. 

Aristo-Papier  519. 

Arsen  21.  99. 

Arseniksäure  99. 

Asbestfilter  373. 

Asbestmikromembrane  429. 

Aseptol  432. 

Asphalt  197. 

Asphalt,  Statistik  265. 

Atlas-Pulver  208. 

Aufbereitung  von  Silbererzen  63. 

Auramine  479. 

Ausfugen  undichter  Ooksofenkammern 
244. 

Ausgleichgeföss  an  Seh  wefelsäure-Con- 
centratoren  112. 

Ausscheidungsverfahren  283. 

Auswaschen  von  gemischten  Erzen  65. 

Aventuringlasur  172. 

Azalin  517. 

Azofarbstoffe  483.  504. 

Azophosphine  491. 


600 


Sachregister. 


B. 

Backpulver  407. 
Bacterien  im  Wasser  375. 
Bakuol  216. 
Bariumchlorid  150. 
Bariumsaccharat  149. 
Bariumsuperoxyd  145. 
Baryt  145.  147.  285. 
Basischer  Bessemerprocess  32. 
Beizen,  antimonhaltige  505. 
Beizflüssigkeit    der    Weissblechfabri- 

kation  94. 
Benedictiner-Liqueur  344. 
Bengalin  202. 

Benzidinazofarbstoffe,  gemischte  484. 
Benzidinmonosulfosäure  484. 
Benzolkohlenwasserstoffe  243. 
Benzophenon-Farbstoffe  479. 
Berberisalkaloide  460. 
Berieselungskühler  325.  340. 
Bessemer-Apparate  5. 
Bessemerprocess  30. 
Beutelfilter  274. 
Bienenkorbofen  247. 
Bier  320. 

Bier,  Statistik  333. 
Bier,  Untersuchung  330. 
Bierkühlapparat  325. 
Biertreber  332. 
Bimenböden  31. 
Blaubrüchigkeit  des  Eisens  13. 
Blaudämpfen  von  Thonwaaren  173. 
Bleche,  Reinigen  derselben  44. 
Bleche,  Walzen  derselben  42. 
Blechbüchsen  43. 
Blechscheren  43. 
Blei  80. 

Blei,  Statistik  82. 
Bleichen  503. 
Bleikammerprocess  109. 
Bleiröhren  für  Wasserleitung  372. 
Bleiverkleidung  von  Kochkesseln  82. 
Blei  weiss  461. 
Blenderostofen  85. 
Blendvorrichtung  für  Mikroskope  550. 
Blutalbumin  506. 
Blutdünger  426. 
Bottichlack  342. 
Branntweinfusel  344. 
Braunkohle-Reinigung  von  Zuckersaft 

273. 
Braunkohlen,  Statistik  265. 
Braunkohlenindustrie  240. 
Braunkohlenteer  467. 
Braunkohlenteeröle  243. 


Braunkohle-Trockenöfen  241. 
Brauwasser  320. 
Brechwerke  169. 

Brennmaterial,  Nachfüllen  in  Feuerun- 
gen 263. 
Brennstoffe  22. 
Briquets  242. 
Brod,  blaues  407. 
Brodgärung  407. 

Bromsilber-Gelatine-Emulsion  518. 
Bromwasserstoff  103. 
Bronolith  203. 
Bronzen  78. 
Brucin  458. 

Büffelfleisch-Bisquit  401. 
ßüffelmilch  387. 
Butter  394. 

Butter,  Färbung  ders.  397. 
Butteressenz  397. 
Buttersäure  446. 

C. 

Cacao  413. 

Cadmium  85. 

Calciumphosphat  155. 

Camera  520. 

Carburirtes  Gas  230. 

Cardamomen  416. 

Carnallit  56. 

Catechu  465. 

Celluloid  206. 

Cellulose  512. 

Cement  186. 

Cement,  Statistik  194. 

Cementkunststein  195. 

Centrifugalfilterpresse  536. 

Centrifuge  302.  303.  536. 

Ceresin  238. 

Chinaalkaloide  457. 

Chinolinbasen  452. 

Chinolinrot  498.  517. 

Chlor  103. 

Chlorammonium  127. 

Chloratpulver  200. 

Chloriren  goldhaltiger  Erze  66. 

Chlorkalk  102. 

Chlormagnesium  153. 

Cholin  458. 

Chrom,  Bestimmung  im  Eisen  21. 

Chromeisen  12. 

Chromeisenstein-Ofenfutter  35. 

Chrysammin  506. 

Citrazinsäure  450. 

Cocain  459. 

Cocoinäther  359. 


Sachregister. 


601 


Cohäsionskraft  von  Flüssigkeiten  552. 

Coks  244. 

Collodium  519. 

Colonnen-Wascher-Scrubber  225. 

Compensations-Photometer  550. 

Condensationsapparat  535. 

Oongo-Corinth  488. 

Coniin  455. 

Conservirung  von  Flaschenbier  331. 

Converter  30. 

Cupolöfen  39. 

Curare  460. 

Cyan-Alkalien  137. 

D. 

Dachdeckungsraaterial  196. 

Dachplatten  46. 

Dachziegel  179. 

Dampferzeugung  mittelst  Schlacken  28. 

Dampfkessel-Corrosionen  280. 

Dampfkessel-Flammrohre  43. 

Dampfstralofen  39. 

Dampftelleröfen  240. 

Darre  für  Futtermittel  418. 

Decken  von  Zucker-Blöcken  287. 

Deltapurpurin  488. 

Desinfection  431. 

Desintegrator  309.  348. 

Destillation  der  Schlempe  etc.  282. 

Destillationsapparat  für  Metalle  88. 

Destillirsäule  344. 

Detectiv-Camera  522. 

Druckplatten  523. 

Dextrin  304. 

Diamantkohle  343. 

Diamidodiphenoläther  485. 

Diamidostilbendisulfosäure  486. 

Dianisidine  485. 

Diastase  337. 

Diazonitrobenzol  und  y5-Naphtylamin- 

monosulfosäure  488. 
Dichinolin  453. 
Diflfiisions-Rückstände  271. 
Dimethylamidotoluphenazin  492. 
Dimethylanilin  476. 
Dinaphtazin  493. 
Dinaphtol  471. 
Dinitrodibenzyl  477. 
Diorrexin  203. 
I^jphenylamin  475. 

I^iphenylennaphtazinsulfonsäure  493. 
%henylsulfoxyd  475. 
^Drahtzieherei  45. 
I^rehen  von  Töpferwaaren  174. 


Düngemittel  420. 
Düngemittel,  Statistik  433. 
Dünndarmkapseln  404. 
Düsen-Scrubber  226^ 
Düsenstöcke  27. 
Dynamite  207. 

Ebullioskop  411. 

Ecgonin  459. 

Edelmetalle,  Statistik  71. 

Eichelcacao  413. 

Eisbereitung  380. 

Eisen  5. 

Eisen  im  Alaun  156. 

Eisen-  und  Thonerdebestimmung  16. 

Eisen,  Mikrostructur  desselben  5. 

Eisen,  schmiedbares  29. 

Eisen  und  Stahl,  directe  Darstellung  36. 

Eisenbleche,  Verzinken  44. 

Eisenconstructionen  15. 

Eisenerze,  Statistik  49. 

Eisenerzlager  21. 

Eisengiessereien,  Statistik  51. 

Eisenguss,  schmiedbarer  15. 

Eisenvitriol,  Statistik  116, 

Eisenzinklegirung  89. 

Eiweisskörper  443. 

Elektroden  544. 

Elektrolyse  der  Alkalihaloide  55. 

Elemente,  galvanische  540. 

Emailliren  46. 

Emulsionen  und  Trockenplatten  518. 

Emulsionsapparat  393. 

Entfettungsapparate  354. 

Entflammungstemperatur  218. 

Entphosphorung  29. 

Entphosphorungsschlacken  42 1 . 

Entwickler,  photographischer  518. 

Entzinnung  von  Weissblechabföllen  94. 

Erdöl,  Leuchtkraft  218. 

Erdölcolorimeter  219. 

Erdölkraftmaschinen  217. 

Erdöllampen  215. 

Erdölquellen  215. 

Erze,  Statistik  101. 

Erzbrikets  36. 

Erzgattirung  26. 

Essig  417. 

Etagenofen  186. 

Etagen-Trocken-Apparat  323. 

Eurhodol  493. 

Explosivstoffe  197. 

Exponirautomat  521. 

Extractionsapparate  535. 


602 


Sachregister. 


Fäcalguano  429. 

Färbeapparate  507. 

Farben,  Verweyg^diing  gesundheits- 
schädlicher 2." 

Farbstoffe,  benzollösliche  503. 

Farbstoffe,  schwefelhaltige  496. 

Farbstoffe,  sensibilisirende  517. 

Farbstoffe,  Statistik  501. 

Faserstoffe,  carbonisirte  429. 

Fass-Putzmaschine  328. 

Fayence,  persische  170. 

Fensterglas  161. 

Ferrocyankupferammoniak  72. 

Festigkeit  der  Metalle  14. 

Fette  352. 

Fette,  Statistik  366. 

Fettbestimmung  389.  404. 

Fettsäuren  356. 

Feuerungsanlagen  258. 

Fichtenloh-Extract  434. 

Füter  364.  372.  526. 

Filterkohle  343. 

Filterpressen  275.  399.  528. 

Filtertücher  277. 

Filtrirpumpe  527. 

Fischfleisch  401. 

Fischleim  444. 

Fisetholz  465. 

Flammofenprocess  36. 

Flantschenrohre,  Guss  derselben  38. 

Flaschenfullapparat  329. 

Flaschenköpfe,  Pressen  derselben  162. 

Flecken  auf  weissgarem  Leder  439. 

Pleischextracte  402. 

Fleischwaaren  401. 

Flugstaub  89. 

Fluoraluminium  157. 

Flusseisendarstellung,  directe  37. 

Flusseisenwerke,  Statistik  52. 

Flussmittel  für  metallurgische  Zwecke 
76. 

Flusswasser  368. 

Forcit  210. 

Formen  chemischer  Verbindungen  553. 

Formen  keramischer  Geräte  173. 

Formmaschine  38. 

Freifallröstofen  108. 

Frictionszünder  211. 

Fruchtsäfte  410. 

Fruchtwasser  der  Stärkefabriken  302. 

Fuchsin  318. 

Füllhahn  330. 

Füllmasse  279. 

Fuselgehalt  der  Spirituosen  411. 


Fuselöl  343. 
Fustin  465. 
Futtermittel  408. 


Gärung  316.  326.  342. 
Galactan  298. 
Galloflavin  481. 
Galmeiröstung  86. 
Garkupfer  77. 
Gamierit  96. 

Gasabsperrvorrichtung  228. 
Gasbehälter  228. 
Gasbestimmungs- Apparat  548. 
Gasbrenner  232. 
Gasconsum-Regulator  236. 
Gaserzeuger  250. 
Gaserzeugerofen  40. 
Gaserzeugungsapparate  545. 
Gasfang-  und  Aufgabevomchtung  am 

Hochofen  24. 
Gaskammeröfen  185. 
Gasofen  258. 
Gasreinigungsmasse  ^28. 
Gasretorten-Deckel  224. 
Gasteer  als  Heizmaterial  225. 
Gas-  und  Dampffilter  531. 
Gaswäscher  226. 
Gaswasser  228. 
Gegenstrom -Oondensator  280. 
Gekrätz,  goldhaltiges  61. 
Gelatine  444. 
Gelbsucht  der  Reben  314. 
Gelose  444. 
Geranium  488. 
Gerberei  433. 
Gerberei,  Statistik  443. 
Gerbsäure  274. 
Gerbstoffe  433. 
Gerste  320. 

Gerste,  Cultur  und  Beschaffenheit  321. 
Gerstenwaschmaschine  322. 
Geschützrohre ,      Zerstörung    durch 

Pulvergase  198. 
Gespinnstfasem  502. 
Getreideprüfer  406. 
Getreidewaschmaschine  338. 
Gewebe,  wasserdichte  509. 
Gewürze  414. 

Gichtstaub,  zinkhaltiger  29. 
Giessen  38. 
Glas  158. 

Glas,  Statistik  167. 
Glascylinder  164. 
Glashafenofen  158. 


Sachregister. 


Glasmacherschere  161. 

Glaspresse  162. 

Glasscheiben,  durchlöcherte  164. 

Glasur  171. 

Glaubersalz,  Statistik  132. 

Gloverturm  108. 

Glühkörper  238. 

Glycerin  358. 

Qlycerinester  505. 

Gold  60. 

Goldamalgamation  67. 

Gold-  und  Silberwaaren  70. 

Granulöse  304. 

Graphit  175.  464. 

Graphit,  Statistik  265. 

Grubengas,  Bestimmung  551. 

Grüne  Farbe  462. 

Gummi  502. 

Gusseisen,  Ausscheidung  von  phos- 
phorreichen Kügelchen  10. 

Gusseisen,  Einwirkung  von  Schwefel- 
säure und  Salzlösungen  auf  —  13. 

Gusseisen,  Frischen  desselben  39. 

Gussformen,  Herstellung  38. 

Gusspfannen,  fahrbare  32. 

Guttapercha  362. 


Härtebestimmung  des  Wassers   377. 

Härteofen  39. 

Hanfölsäure  358. 

Harnsäure  447. 

Harze  360. 

Harze,  Statistik  366. 

Harzöle  361. 

Harzsäureester  362. 

Heberwäsche  80. 

Hefe  316.  326.  342.  347. 

Hefenkuhler  347. 

Heizgase  249. 

Heizstoffe  239. 

Hemellithol  473. 

Heraklin  203. 

Herdfrischerei  29. 

Hilfsbelichter  520. 

Himbeersaft  410. 

Hochdruck-Dämpfer  336. 

Hochofen,  Begichten  desselben  24. 

Hochofen  ohne  Rast  23. 

Hochofenschlacken  28. 

Hochofeuversetzungen  24. 

Holländer  514. 

Holzessigsäure  445. 

Holzkohle  22. 

Holzzellstoff  512. 


Honig  409. 

Hopfen  320. 
I  Hopfendarren  321. 
'  Hüttenrauch  89.  108. 

Hydrastin  459. 

Hydraulicität  der  Cemente  193. 

Hydrazin  474. 

Hydrazoine  474. 

Hydroxylamin  121.  210. 

I. 

Ichthyol sulfosäure  468. 

Indigo  465. 

Indole,  alkyHrte  497. 

Induline,  wasserlösliche  493. 

Ingwer  416. 

Inoxydiren  von  Stahl  etc. 

Insecten,  bleifressende  82. 

Invertzucker  295.  298. 

Isochinolin  458. 

J. 

Jaune  soleil  486. 
Jod  103. 
Judson-Pulver  209. 

K. 

Kälteerzeugung  380. 

Käse  399. 

Käselab  399. 

Kaffee  412. 

Kaliphosphate  139. 

Kalisalze,  Statistik  140. 

Kalium  54. 

Kaliumamid-Schiesspulver  198. 

Kaliumbichromat  135. 
I   Kaliumcarbonat  135. 
I   Kaliumchlorat  136. 
I   Kaliumcyanat  137. 
I   Kalium-Magnesiumcarbonat  134. 
i   Kaliumsulfat  136. 

Kaliumtartrat  139. 

Kalk  bei  Destillation  der  Kohle  222. 

Kalk,  phosphorsaurer  423. 

Kalkbrennen  192. 

Kalkcement  188. 

Kalklöschapparat  153. 

Kalkmilch  154. 

Kalkphosphate,  Constitution  ders.  33. 

Kalkziegel  32. 

Kammeröfen  183. 

Kartoffeln  302.  335. 

Kaustificirung  von  Soda  129. 

Kautschuk  361. 

Kautschuk,  Statistik  366. 


604 


Sachregister. 


Kefir  392. 
Keimapparat  322. 
Kellerwesen  327. 
Kerosin  218. 
Kesselblech  14. 
Kessel  Wasser  374. 
Kiesabbrände  107. 
Kieselsäure  im  Hochofen  28. 
Kirsch  Wasser  411. 
Klebhirse  408. 
Klebmittel  445. 
Kleinbessemerei  30. 
Kleistertrübung  der  Biere  331. 
Klinker  184. 
Knallpruparat  201. 
Knallquecksilber  210. 
Kobalt  95. 

Knochenkohle  277.  294. 
Kochsalz  122. 
Kochsalz,  Statistik  132. 
Kohlen,  Aufbereitung  240. 
Kohle,  Comprimining  244. 
Kolenoxyd  119.  250. 
Kohlensäure  117.  382. 
Kohlenstoff  im  Eisen  und  Stahl  8.  16. 
Kohlenwasserstoffe  216.  219. 
Kohlenwasserstoffe,  geschwefelte  467. 
Kolkothar  463. 
Komprüfer  324. 
Kryolith  159. 
Krystalleis  384. 
Krystallisations- Verfahren  553. 
Kühlapparate  327,  340,  535. 
Kühlen  von  Luft  326. 
Küpenblau  505. 
Kürbiskemöl  405. 
Kugelmühlen  189.  525. 
Kuhmilch  342.  386. 
Kumys  392. 
Kunstbutter  396. 
Kunsthonig  409. 
Kunstleder  443. 
Kunstpfeffer  415. 
Kunststein  154. 
Kupfer,  Bestimmung  71. 
Kupfer,  Statistik  79. 
Kupfer-Bessemer-Process  75. 
Kupfererzlagerstätten  72. 
Kupferextractions verfahren  74. 
Kupfergewinnung,  elektrolytische  75. 
Kupfergläser  159. 
Kupferlegirungen  78. 
Kupferraffination  77. 
Kupfer  -  Reductions  -    und    Schmelz- 
process  76. 


Kupferröhren  77. 
Kupfervitriol,  Statistik  116. 
Krystallisationshemmung  281. 


Labconserve  399. 

Lactina  392. 

Läuter-Apparat  328. 

Lagerkeller  327. 

Laktokrit  390. 

Lanolin  355. 

Laugerei  von  Silbererzen  64. 

Lederbeeren  314. 

Legirungen,  Elektricitätsleitung  82. 

Leim  443. 

Leuchtgas  221. 

Leuchtgas,  Reinigung  226. 

Leuchtstoffe  215. 

Lichtdrucke,  farbige  524. 

Lichtempfindlichkeit  517. 

Lichtpausapparat  520. 

Lithographiestein  195. 

Luft,  carburirte  230. 

Luftdruckhammer  40. 

Lupinen  407. 

Lutidin  451. 

Lutidon  452. 


Magnesia  104.  152.  273. 

Magnesiasalze,  Statistik  140. 

Magnesiaziegel  34. 

Magnesium  55. 

Magnesiumcarbonat  154. 

Magnesiumchlorat  136. 

Magnesiumlampe  239. 

Magnesiumphosphat  424. 

Maischen  326.  337. 

Maisch-,  Misch-  und  Kühlapparate  339. 

Maisgrützen  309. 

Maisölkuchen  309. 

Maisstärke  308. 

Maltose  306. 

Mälzerei  322.  337. 

Malzkeimapparat  322. 

Malztreber-Trockenapparat  332. 

Malzwendeapparat  323. 

Mangan  97. 

Mangan,  Bestimmung  dess.  im  Eisen  18. 

Manganerzlager  97. 

Manganlegirungen  98. 

Manganoxydul,  schwefelsaures  98. 

Margarine  397. 

Martinprocess  34. 

Massen,  plastische  196. 


Sachregister. 


605 


Matta  415. 

MattätzuDg  des  Glases  160. 

Maueranstrich-Farben  464. 

Meerwasser  367. 

Mehl  406. 

Melasse  281. 

Melassen-Entzuckerung  284. 

Melinit  203. 

Metalloxyde,  Reduction  37. 

Metallüberzüge  89.  93. 

MetaxyUdin  473. 

Metazinnsäure  156. 

Meteorwasser  367. 

Methylenblau  494. 

Methoxychinoxalin  455. 

Mikromembranfilter  373. 

Milch  386. 

Milch,  Säuregehalt  391. 

Milchcontrole  388. 

Milchpräparate  392. 

Milchprüfer  391. 

Milchzucker  298. 

Mineralöle  220. 

Mineralwässer  868.  379. 

Mischapparat  für  Braunkohle  241. 

Morphin  457. 

Most  315. 

Mühle  für  Mais  u.  dergl.  301. 

Muffelöfen  185. 

Muskat  417. 

Nahrungsmittel  386.  418. 

Nahrungs-  und  Genussmittel,  Statistik 
419. 

Naphtalin  470. 

Naphtanthracen  472. 

a-Naphtol  296. 

Naphtole  und  Diazbverbindungen,  ge- 
schwefelte 489. 

Naphtoldisulfosäuren  470. 

Naphtolsulfosäuren  und  Diazoazonaph- 
talinsulfosäuren  491. 

Naphtorubin  488. 

Naphtylamine  470. 

Natrium  54. 

Natriumbicarbonat  127. 

Natriumcarbonat  125. 

Natriumchromat  135. 

Natriumthiosulfat  131. 

Natrondampfkessel  130. 

Nelken  416. 

Nematoden  269. 

Neutraler  Process  35. 

Nickel  95. 


Nickel  und  Kobalt,  Trennung  95. 
Nickel-Bessemerprocess  96. 
Nickeloxydul  142. 
Nickelwaaren,  Statistik  97. 
Nicotin  456. 
Nitrification  375. 

Nitroamidoparamethoxylbenzol  455. 
Nitrocellulose  205. 
Nitroglycerin  207. 
NitropuWer  202. 

Nitroso-/J-Naphtol  16.  56.  72.  95. 
Normalkegel  für  Temperatur-Bestim- 
mung 181. 
Nucleoproteine  403. 
Nudeln,  Färben  ders.  407. 
Nut-sweet-oil  404. 
Nutzholz  502. 

O. 

Objectisch  für  Mikroskope  550. 

Oele,  fette  352. 

Gele,  Raffination  354. 

Gele,  Statistik  366. 

Gele,    Verhalten   gegen  Metalle  363. 

Gelgas  231. 

Gelpresse  352.  353. 

Gelreinigungsapparat  366. 

Gelsäure  358.  446. 

Genanthylblau  481. 

Gfen  zum  Erhitzen  fester  Stoffe  ohne 
Berührung  mit  den  Verbrennungs- 
gasen 259. 

Gfenfutter  262. 

Gfenmaterial  aus  Magnesia  34. 

Oleinsäure  357. 

Olivenöle  405. 

Gpiumbasen  456. 

Gsmoseverfahren  286. 

Oxalsäure  285. 

Gxyanthrachinone  499. 

Oxylepidin  454. 

Gzokerit  237. 

P. 

Palladium  100. 
Panzerplatten- Walzwerk"  43. 
Papaverin  457. 
Papier  510.  515. 
Papier,  Statistik  516. 
Papierpulver  200. 
Papierstuck  516. 
Papierzeugkocher  514. 
Paprika  415. 
Paraffin  237. 


606 


Sachregister. 


Paranitrotoluolsulfosäure  487. 

Paraphenylendiamin  504. 

Paratoluidin  469. 

Pasteurisirapparat  329. 

Patentgesuche  auf  Darstellung  che- 
mischer Stoffe  1. 

Patronenhülsen  206. 

Pattinsoniren  81. 

Pauspapier  515. 

Peptonpräparate  401. 

Peronospora  313. 

Perubalsam  354. 

Petroleum  215. 

Petroleum,  Statistik  264. 

Petroleum-Blasrohr  24. 

Pfeffer  414. 

Pflanzenfarbstoffe  465. 

Phenazin  474. 

Phenolfarbstoffe  481. 

Phenolsulfosäure  432. 

Phenylendiamin  und  diazotirtes  Me- 
tanitranilin  490. 

Phosphate  420. 

Phosphor  im  Roheisen  10. 

Phosphor,  Bestimmung  desselben  im 
Eisen  19. 

Phosphorkupfer  78. 

Phosphorographie  524. 

Phosphorsäure  20.  34.  122.  423.  430. 

Photogrammetrie  524. 

Photographie  vonEisen  Dünnschliffen7. 

Photographie,  orthochromatische  516. 

Phylloxera  312. 

Picolin  452. 

Pikratpulver  202. 

Pilocarpin  460. 

Pilze  417. 

Piperidin  456. 

Platin  61.  100. 

Polarisation  293. 

Porcellan  170. 

Portland- Cement  191. 

Potasche,  Statistik  140. 

Presshefefabrikation  347. 

Pressnusskohle  242. 

Probenehmer  553. 

Pseudorosaniline  478. 

Ptomaine  461. 

Puddelprocess  30. 

Pulpe  als  Brennmaterial  304. 

Pulver,  prismatisches  197. 

Puzzolan-Cement  191. 

Pyrazolderivate  449. 

Pyridinbasen  450. 

Pyritofen  107. 


Pyrofuscin  442. 
Pyrrolderivate  448. 

^- 

Quarz,  Brennen  desselben  168. 
Quecksilber  100. 
Quecksilber-Luftpumpe  537. 
Quecksilber,  Statistik  94. 
Quirlbottich  303. 


Rackarock  201. 

Rahm  393. 

Rahmen- Filterpressen  276. 

Rapid-Aplanat  520. 

Rauchverzehrung  261. 

Reben  310. 

Reblaus  311. 

Rectification  von  Rohspiritus  343. 

Redondaphosphat  420. 

Reductionsofen,  elektrischer  57. 

Regenerativ  -  Element ,     galvanisches 

542. 
Regenerativ-Gasheizung  259. 
Regenwasser  367. 
Reibe  für  Kartoffeln  301. 
Reinigung  von  Abflusswässem  428. 
Resorcin  475. 
Resorcinblau  482. 
Retortengase,  Condensation  142. 
Reversir- Walzenzugmaschine  42. 
Rieselcondensator  534. 
Rillieux's  Verdampfverfahren  279. 
Ringofen  184. 
Roburit  208. 
Röstofen  107. 
Röstung,  chlorirende  64. 
Roheisen  21. 
Roheisen,  Statistik  50. 
Rohrzucker,  Zersetzbarkeit  296. 
Rohsodalaugen  125. 
Rohzinn  92. 
Rohzucker  287. 
Rosaniline  477. 
Rosazurin  487. 
Rotgerberei  436. 
Rüben,  Markgehalt  291. 
Rübenbau  267. 
Rübenmühle  292. 

Rüben-Polarisations  -  Instrument  293. 
Rübenschneidemaschine  270. 
Rübenschwemme  269. 
Rührgerät  für  Lagerfässer  328. 


Sachregister. 


607 


Sacchariu  297.  447. 

Sat^charomyces  327. 

Sägeblätter  43. 

Sämischgerberei  439. 

Säulenbatterie  645. 

Säuren  von  der  SchiesswoUbereitung 

205. 
Säuren,  organische  445. 
Safran  416. 
Safranin  493. 
Saftgewinnung  270. 
Saigerungserscheinungen  beim  Eisen 

11. 
Salicylsäure  317.  419. 
Salin-Radirung  166. 
Salmiak  142. 
Salpeter,  Statistik  140. 
Salpetersäure  120. 
Salz  verbrauch  133. 
Salzwassermutterlaugen  104. 
Samenrüben  267. 
Saturation  272. 
Sauerwasser  305. 
Sauerwurra  313. 
Schafmilch  387. 

Schäumen  des  Zuckersaftes  279. 
Schaumgärung  343. 
Scheidung   von  Silber  und  Gold  69. 
Schiessbaumwolle  204. 
Schiesspulver  197. 
Schlacke  des  basischen  Processes  32. 
Schlacken  vom  Bleischmelzprocesse 81 . 
Schlackencement  28. 
Schlächtereiblut  426. 
Schlämmapparat  169. 
Schlempe  345. 
Schlempelaugen  151. 
Schmelztiegel  176.  ^ 

Schraiedefeuer  39. 
Schmiedevorrichtungen  40. 
Schmiermittel  362. 
Schmieröle  217. 
Schmutzwässer  427. 
Schneckenpresse  241. 
Schneideapparat  für  Dachziegel  179. 
Schnitzelmaschine  270. 
Schönen  der  Weine  317. 
Schreibpapier,  abwaschbares  516. 
Schüttelsieb  303. 
Schwarzpulver,  gepresstes  198. 
Schwefel  104. 

Schwefel,  Bestimmung  von  im  Eisen  2 1. 
Schwefel,  Statistik  115. 
Schwefelbarium  148. 


Schwefelerze  106. 
Schwefelkies,  Statistik  116. 
Schwefel kiesabbrände  22. 
Schwefelkohlenstoff  115. 
Schwefelsäure  106. 
Schwefelsäure,  rauchende   114. 
Schwefelsäure,  Statistik  116. 
Schwefelsäure,  Volumgewicht  113. 
Schwefelsäure- Anhydrid   1 1 5. 
Schwefelsäure  -  Verdampfapparat  112. 
Schwefelsäure  als  Düngemittel  426. 
Schwefelwasserstoif  104.  115. 
Schweflige  Säure  106.  109.  273. 
Schwefligsaures  Eisenoxydul  zur  Reini- 
gung von  Zuckersäften  274. 
Schweineleder  441. 
Schweissen  von  Metallen  mit  Nickel  96. 
Schweisseisenwerke,  Statistik  52. 
Sectorator  169.  188. 
Seide,  künstliche  502. 
Seife  358. 

Seladon-Porcellan  170. 
Senf  417. 
Siebmaschine  190. 
Silbererze  61.  63. 
Silber-Legirungen  70. 
Silicium  im  Roheisen  9.  18. 
Siliciumkupfer  78. 
Soda  123. 

Soda  in  Kugel  form  33. 
Sodarückstände  127. 
Sojabohne  336. 
Sorghum-Zucker  298. 
Sozolsäure  432. 

Specif-Gewicht,  Bestimmung  549. 
Speiseöle  404. 
Spiegeleisen  26.  88. 
Spirituosen  410. 
Spiritus  335. 
Spiritus,  Statistik  348. 
Spodium  277. 

Sprengkraft   des  Schiesspulvers    199. 
Sprengstoffe,  Arbeitswert  213. 
Sprengstoffe,  Untersuchung  212. 
Sprengtechnik  211. 
Stärke  301. 

Stärkebestimmung  406. 
Stärkecellulose  304. 
Stärketreber  305. 
Stärkezucker  305. 
Stärkezucker,  Statistik  307. 
Stahl,  Härte  desselben  13. 
Stahl,  Mikrostructur  desselben  7. 
Stahldraht  45. 
Stahlschienen  42. 


608 


SachregivSter. 


Stahlsorten,  Dichte  kohlenstoffarmer  9. 
Stearinkerzen  360. 
Steine,  künstliche  195. 
Steine,  Schutz  gegen  Frost  177. 
Steinet  172. 
Steinkohlen,  Statistik  264. 
Steinkohlengas  221. 
Steinsalz,  Statistik  131. 
Stickstoffbestimmung  391.  431. 
Stickst offdungor  425. 
Strohstoff  510. 
Strontian  145. 
Strontiumchlorid   150. 
Strontiumdihydrat  145. 
Strychnin  458. 
Sulfat  123. 
Sulfitstoff  513. 

Sulfoleate    und  Sulforicinoleate  beim 
Gerben  440. 


Tafelglas  161. 
Teer,  Statistik  501. 
Teerr Vorlage  224. 
Temperatur  in  Flammöfen  86. 
Temperaturbestimmung  in  Gasretorten 

221. 
Temperaturmessung  182. 
Terpentin  360. 
Tetramethyldiamidobenzophenon- 

sulfosäuren  481. 
Tetrazoditolyl  483. 
Thebain  456. 
Thee  412. 

Thermo-Element  545. 
Thermometer  538. 
Thiobenzidin  490. 
Thiobenzophenon  480. 
Thiol  467. 

Thioparatoluidin  489. 
Thomasschlacke  33.  421. 
Thone,  Bildung  derselben  167. 
Thonerde  16.  155. 
Thonerde,  schwefligsaure  272. 
Thonerde,  Schwindung  183. 
Thonerdesulfat  155. 
Thonerdeverbindungen ,      bleichende 

102. 
Thonröhren  180. 
Thonstrangpresse  178. 
Thonwaaren,  feuerfeste  175. 
Thonwaaren,  Statistik  186. 
Thran  442. 

Tiegel  aus  Magnesia  u.  s.  w.  196. 
Toluylenrot  492. 


Tolyl-;^-naphtylamin  488. 

Topinambur  305.  336. 

Torf  239. 

Trass,  künstlicher  192. 

Trau benbrannt wein  410. 

Traubenzucker  305. 

Traubenzucker  im  Leder  433. 

Trefusia  403. 

Treibofen  68. 

Trinkwasser  371. 

Triowalzwerke  42. 

Trockenapparate  123.  293.  305.  345. 

442.  526. 
Trockenelement  543. 
Trockenofen  180.  199. 
Trockenpresse  190. 
Trommelfilter  526. 
Tropfbatterie,  galvanische  542. 
Tropfenzähler  554. 
Tropin  459. 

U. 

Ultramarin  463. 
ündichtigkeitsprüfer  für  Gasleitungen 

229. 
Uni  Versal  Walzwerke  41. 


Vacuum-Kälte-Maschine  380. 
Vacuumpurape  538. 
Vanillezucker  417. 
Vaselin  219. 

Ventil  für  Teervorlagen  224. 
Verbleien  81. 
Verblendsteine  176. 
Verdampfapparate  279.  531. 
Verdampfpfannen  134. 
Verdunstungsmesser  538. 
Vergilben  des  Papieres  511. 
Vergolden  166,  171.  207. 
Versatzgruben  von  Gerbereien  439. 
Verschlüsse  für  photographische  Ob- 

jective  522. 
Verzinken  90. 
Verzinnen  93. 
Vigorit  202. 
Vriel  202. 
Vulcanisiren  von  Gummi  361. 

W. 

Waage  549. 
Wachs  356. 
Wärmeregulator  540. 
Wärme,  spec.  des  Eisens  13. 


Wärmetönuiig  beim  Beuetzeu  pulver- 

föriniger  Körper  193. 
Wai0eupr0s.se  315. 
Walzeu-Thouröhreuprebseu  180. 
Wal/.verke  11. 

Waachmaschiüen  für  Rüben  2ßiK 
Waschmittel  503. 
Wasser  367. 

Wasser  für  Stärkefabrikation  304. 
Wassergas  35.  253. 
Wusserglas  bei  Erzrediiction  37. 
Wassorreiuigung  372. 
W^asherstoff  120. 
Wasserstoffsuperoxyd  102.  145. 
Wasseruutersuohung  375. 
Wasserverschluss-Veutil  für  Coksöfen 

245. 
Wasserversorgung  371. 
Weichparaftiue  355. 
Wein  310. 

Wein  aus  Sorghum  298. 
Weinbereituug  und" -Behandlung  316. 
Weinfiirbemittel  317. 
Wein.  Statistik  319. 
Weinuntersuchuug  318. 
Weissblech  46.  93. 
Weissgerberei.  439. 
Weisspulver  201. 
Werkblei,  Entsilberung  68.  81. 
Whisky  410. 
Winderhitzung  '^5.  27. 
Windform  für  ochmiedefeuer  40. 
VVismut,  salpetersaures  342. 
Wolfram  IJ. 
Wolframsäure  541. 
Wollfett  355. 
Wünschelrute,  elektrische  73. 


Sachregister. 


609 


Xylidine  472, 
Xylorcin  47  t. 

Z. 

Zellstoflfkocher  513. 

Zerkleineruugsapparate  169.  188.525. 

Zerstäub uugs-Refrigorator  385. 

Ziegel,  Untersuchung  derselben  176. 

Ziegel  bremiofeii  184. 

Ziegelpressen  177. 

Ziegelschneideapparate  177. 

Ziegenmilch  387. 

Zimrat  416. 

Zink,  Bestimmung  83. 

Zink,  Statistik  91. 

Zinkerze.  Verhüttung  87. 

Zinkofenmuffeln  88. 

Zinkplatten,  Bleigehalt  derselben  84. 

Zinksalze  90. 

Zinkschaum  68. 

Zinksulfid,  Rösten  85. 

Zinkvitriol,  Statistik  117. 

Zinkweiss  463. 

Zinn  92. 

Zinn,  Statistik  94 

Zinnsalze  94. 

Zirconlicht  239. 

Znaimer  Geschirr  172. 

Zucker  266. 

Zucker,  Auslaugen  dess.  ausRüben  270. 

Zucker,  Statistik  299. 

Zuckerfabriken,  Abfälle  426.  430. 

Zuckerrohr,  Diffusion  297. 

Zünder  211. 

Zündhölzer  214. 

Zünd-  und  Sprengstoffe,  Statistik  214. 

Zwillinijs-Walzwerk  41. 


Im  Verlane  von  Jnllus  Neumann  erschien  und  ist  zu  beziehen: 

Gompendium  für  Rubenzackerfabrikanten: 

I.  Band.    Die  Scheidung  und  Saturation  von  0.  Giimmor. 

Preis  1  Mark. 
II.  Band.    Die    Melasse   und   ihre  Verwendung   von   einem 

Praktiker.     Preis  1  Mark  80  Pf. 


Neuester  Verlag  von  J.P.Bergmann  in  Wiesbaden. 

Illustrirtes  Wörterbuch  der  Eisenbahn -Materialien  für  Oberbau. 
Werkstätten,  Betrieh  und  Telegraphie.  VorkomraeiL 
Gewinnung,  Eigenscliaften,  Fehler  und  Fälschungen.  Prüfujit 
und  Abnahme,  Lagerung,  Vorwendung,  Gewichte,  Preise, 
Von  J.  Brosius,  Maschinen-Inspector  bei  der  Kgl.  Eisenbabr- 
direction  Breslau.     Preis:  M.  7.—.     Gebunden  M.  8.—. 

Technologisches  Wörterbuch.  I.  Band :  l)eutsch-Englisch-Französi.sch 
Gewerbe,  Civil-  und  Militär-Baukunst,  Artillerie,  Maschimnbau. 
Eisenbahnwesen,  Strassen-,  Brückest-  und  Wasserbau,  Schiffbau  unc 
'  Schiff  fahrt,  Berg-  und  Hüttemvesen,  Mathematik,  Physik,  Elekiro- 
fechnik,  Chemie,  Mineralogie  u.  a.  m.  umfassend.  Herausgege^ej. 
von  Dr.  Ernst  RShrig  in  Hannover.  Vierte  Auflage.    M.IO.-- 

Heusinger- Waldegg's  Kalender  für  Eisenbahntechniker.  F  ü  n  f z  e  h  n  t  r^ 
Neubearbeitung,  pro  1888,  von  Reg.-Baumeister  A.  W.  Meyer. 
Leder-Einband,  als  Brieftasche,  nebst  geheftetem 
/.weiten  Theil.     M.  4.—. 

Enthält  u.  A.  ein  nach  Angaben  der  Eisenbahnbehörden  selbst 
alphabetisch  zusammengestelltes  Adretsbioll  säintliclier  Elsenbalm-TBClilHr 
DeBtschlaRdi,  der  Oesterreich.  MoiareiiiB  ood  der  Scliweiz,  das  bei  allem  ßtscliattt 
verkehr  sich  als  zuverlässiges  Nacliscilligellicil  bewähren  wird. 

Carl  Heymanns  Verlag,  Berlin  W. 


Technisch-Chemisches  Jahrbuch  1885-1886.  Ein  Bericht  über  (li> 
Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  chemischen  Technologie  vom 
Juli  1885  bis  April  1886.  Herausgegeben  von  Dr.  RudoW' 
Biedermann.  Achter  Jahrgang.  Mit  263  in  den  Text 
gedruckten  Illustrationen. 

Gebundene   Exemplare   dieses  Jahrganges  sind  noch  vor- 
räthig  und  zum  Preise  von  M.  12  zu  beziehen. 


Gedruckt  bei  Jnlius  Sittenfeld  in  Berlin  W. 


Anzeigen.  /^p     1 

Verlag  Yon  Friedr.  Vieweg  &  Sohn  in  Braimschweig. 

CZu  beziehen  durch  Jede  BuohbtndlimgO 
Fresenius,  Prof.  Dr.  C.  Remigios,  Anl.  b.  quaL  ehem.  Analyse.    Ftn  Anftnger 
0.  GeftMere  1>eajrb.    Mit  Vorwort  Ton  Jnstas  Ton  Liebig.    15.  neu  bearb.  a.  verb. 
Aufl.  2.  anTer.  Abdr.    Mit  Holzstichen  n.  einer  fkrb.  TafeL  gr.  8^.  (eh.       M.  11.-. 

Anl.  s.  quant.  ohem.  Analyse,  od.  d.  Lehre  y.  d.  GewichtsbestimiiisnK  a. 

Sebeidimg  der  in  d.  Pharmade,  d.  Künsten,  Gewerben  n.*  d.  Landwirthschaft  h&nfiger 
Torkomm.  Körper  in  einf.  nnd  znsammenges.  VerbindiiBf[en.  F&r  Anfänger  n,  Ge&btere 
bearb.  6.  Term.  nnd  yerb.  Aofl.    Mit  Holzstieben,    gr.  s*.    geh.  9  Binde.       M.  90.— 
Ofaham-Otto's  A.xis.  I«elirb.  der  Chemie.  5  Bde.  Mit  zahlr.  Holzst  gr.  8».  geh. 
firster  Band  in  drei  Abtheilgn.:  Phirsikal.  u.  theoret.  Chemie,  von  Dr.  A.  Horst  • 
mann,   Dr.   H.  Landolt  nnd  Dr.  A.  Winkelmann.     Dritte,  g&nzL  nmgearb. 
AnJL  des  in  den  frfiheren  Aufl.  Ton  Bnff.  Kopp  nnd  Zamminer  bearb  Werkes. 
Erste  Abtheilnng:   Physikalische  Lehren.    Von  Dr.  A.  Winkelmann.    Mit 
zahlreichen  Uolzstichen  nnd  einer  farbigen  TafeL    1885.  M.  13.-. 

Zweite    Abtheilnng:    Theoretische  Chemie  einschl.   der   Thermochemie. 
Von  Dr.  A.  Horstmann.    1885.  M.  13.-. 

Dritte  Abtheilnng:  Beziehungen  zwiachen  physikalischen  Eigenschaf- 
ten und  chemischer  Zusammensetzung  der  Körper.  Unter  Mitwir- 
kung von  Prol  Dr.  A.  Arzruni,  Prot  Dr.  J.  W.  Brühl,  Prof.  Dr.  A.  Horst- 
mann, Prot  Dr.  G.  Krüss,  Dr.  W.  Marckwald,  Prof.  Dr.  ß.  Pribram, 
Dr.  O.  Schönrock,  herausgegeben  von  Dr.  H.  Landolt  gr.  8^.  geh. 
„    ^  Erste  HiUfte.  1893.  M.  10.-. 

Zweiter  Band:  Axiorgranisohe  Chemie.  Neu  bearbeitet  Ton  Prof  Dr.A.Michaelis. 
Fünfte  umgearbeitete  Auflage.    In  vier  Abtheilungen.    1879-1889.  M.  110.-. 

IMtter  Band:  Oreranische  Chemie.   Zweite  umgearbeitete  und  vermehrte  Auflage. 
Von  Prot  Dr.  Ernst  V.  Meyer.    1880.    (Siehe  auch  Kolbe.)  M.  17.— . 

Vierter  Band:  Oxgranische  Chemie.   Zweite  umgearbeitete  und  vermehrte  Auflage. 
Von  Prot  Dr.  Ernst  v.  Meyer.  In  8  Abth.  18811884.  (Siehe  auch  Kolbe.)  M.  24.—. 
»«nfter  Band:    Oxr^anisohe  Chemie.    Bearbeitet  von  Prot  Dr.  £.  v.  Meyer  und 
Prot  Dr.  A.  Weddige  in  Leipzig  und  Prot  H.  v.  Fehling  in  Stuttgart    In  zwei 
Abtheilungen.    1868-1878.    (Siehe  auch  Kolbe.)    Herabgesetzter  Preis       M.  16.—. 
Handbnoh  der  ohem.  Technologie.  In  Verb.  m.  mehr.  Gel.  u.  Technikern  herausgeg. 
^.Dr.  P.  A.  Bolley  n.  Dr.  K.  Bh*nbauin.  Fortges.  v.  Dr.^.C.  EMler.  8  Ne.,  !■  nehrere  <InMea 
iwfallead.  Mit  Kupfertafeln  n.  Holzstichen,  gr.  8».  geh.  Erschien,  sind  8  B&nde.  M.  266!80. 
Heie  Felge.    7  Binde.  M.  82.-. 

Ausführliche  Verzeichnisse  hierüber  auf  Wunsch  postfreL 
^^^Watt's  theoret.,  prakt.  u,  analyt.Chemie.  In  Anwend.  auf  Künste  u.  Geweibe. 
Bncyklop&d.  Handb.  d.  techn.  Chemie  v.  F.  Stobmann  u.  Bruno  Kerl.   Vterfe  AiifiMe 
out  Mitwirkung  verschiedener  Gelehrten  n.  Fachminner.    Mit  zahlr.  Holzstichen,  l^, 
seh.  8  B&nde  in  Lieferungen  ä  M.  1.20. 
Ersciüenen  ist: 
irrster  Band  in  82  Lieferungen.    (Aether  bis  Brom.)    Mit  502  elngedr.  Holzstichen. 
,  1886-1888.    geh.  M.  38.40.    In  Halbfranz  geb.  M.  41.-. 
zweiter  Band  in  81  Lieferungen.  (Brot  bis  Essig  säure.)  Mit  614  in  d.  Text  eingedr. 

Holzstichen.    1888-1889.    geh.  M.  87.20.    In  Halbfiranz  geb.  M.  89.80. 
"^^  Band  in  31  Lieferungen.    (Fette  bis  Gummi.)    Mit  578  in  den  Text  eingedr. 
_,  Holzsttchen  1889—1891.    geh.  M.  37.20.    In  Halbfranz  geb.  M.  89.80. 
Vierter  Band  in  36  Lieferungen.    (Harze  nnd  Balsame  bis  Kupfer.)    Mit  709  in 
den  Text  eingedr.  Holzstichen.    1891-1893.  M.  43.20.    In  Halbfiiuiz  geb.  M.  45.80. 
Einbanddecken  in  Halbfranz  (Deckel  mit  Leinen  überzogen)  zu  Bd.  I-IV  ä  M.  1.40. 
^^fter  Band.    Lfrg.  1  bis  5  (Leim  bis  Leuchtstoffe).    1893.  M.  6.—. 

(Einzeln  werden  die  Lieferungen  der  4.  Auflage  nicht  abgegeben,  diese 
sind  zur  Zeit  nur  für  Snbscribenten  erhältlich.) 
^o«t,  Prot  Dr.  Ju  1.,  Chem.-teohn.  Analirse.  Handb.  d.  anaL  Untersuchgn.  z.  Beaufisicht 
d.  ehem.  Grossbetriebes  u.  z.  Unterrichte.  Unt  Mitwirkg  verschiedener  Gelehrten.  Zweite 
-.  ▼erm.u.vexb.Aufl.  Mit  zahlr.  Holzschn.  gr.8«.  geh.  1888—1891.  Zwei  Bände.    M.  4A.— . 
^^'Tster  Band.    Erste  Liefig.    (Wasser  nnd  Wärme.)  M.  3.50.     Zweite  LieY^   (Imdu- 
Btrie  der  Kohlenwasserstoffe  der  Methanreihe  nnd  Fette.)    M.  7.50. 
Dritte  Liefemng.    (Metalle  nnd  Metallsalze.)  M.  6.50.    Vierte  Uefg.    (Jhe- 
mische    Grossindustrie:    Anorganische    Säuren,    Alkalisalze    und 
9     Chlorkalk,  Kunstdünger.)  M.  5.50. 

^Weiter  Band.  Erste  Lieferung.  CKalk,Cement,Gyps,Thonwaaren,Gla8.)   M.  3.—. 

Zweite  Lieferung.  (Stärke,  Dextrin,  Zucker,  Gährungsgewerbe.)    M.  9.— . 

Dritte  Liefemng.    Schlnss  des  Werkes.    (Farbstoffe,  Färberei,  Gerberei, 

Leim,  Explosiv-  und  Zündstoffe.)     M.  9.—. 

^waatert,  Prot  Dr.  Hugo,  HtUfiibnoh  snr  Ansftthnm«  ohenaisoher  Arbeiten 

fttr  Chemiker,  Pharmaoenten  und  Medioiner.    Dritte  mngearb.  Aufl.   Mit 

6  Holzstichen  und  einer  farbigen  SpectraltafeL    gr.  ^.    geh.    1891.  M.  8.—. 

Atttfibrifelie  Verzeiolmiete  tteben  poetfrei  in  Oiestte«. 
Anzeigenanhang  znm  Techn.-chem.  Jahrbuch  XV 


Anzeigen. 


Verlag  von  Bernhard  Friedrich  Voigt  in  Weimar. 


Die  fetten  Oele 

i^re  «etoitmung  unb  Reinigung«  i^  <ltgett< 
f(^aften  unb  Smoenbung. 

IH«  lltttt^lmilr  für  ga1ß9ikamt$n^ 

ent^oUenb:  93oaftänbige  9ef($reibung  bet 
OelgODtmtung  burtb  ^ffimg  unb  Ccttafs 
tion^  fooie  ber  Stetnigung  unb  Steigung 
ber  tXU,  unb  au8fü^nt(fie  6(^tlberuna  bet 
niederen  feiten  Oele  in  t^ren  pbofilaltfd^en 
unb  (^emifd^en  (Sigenft^aften. 

8on  Dr.  <9t0r0  f  onttmittin^ 

£e|tec  ber  C^ie  an  ben  ie^nif  ($en  etaatS* 

le^nflaUen  su  (S^emnil^. 

SRtt  «ilod  von  12  2:afe(n,  eni^altenb  202 

abdilbungen. 

7  mit.  60  Vf. 


Die  flMtJgen  Oele 

\fy[  eorfontmen,  i^  ®e»innung  unb  (Sigen« 
fc^aften,  i^e  Unterfw^ung  unb  Senoenbung. 
ISHt  ^anbbu^  für  gübrikt^rnktUt 
9^p0iff$k$v^  €litmlkitv  ««fri^oi^««, 

ent^altenb:  ooQftdnbige  Sefifireibung  ber 
Gewinnung  1Iü(^ttger  Oele  burcq  ^tiaaüon, 
^[fung  unb  ümatHon^  foroie  ber  SRe> 
ifioben  8ur  Ißarfftmgerotnnung,  unb  anSf 
fä^rlic&e  Gd^Uberung  oon  182  flüc^iiaen 
Oelen  in  l^n  v69firaUf(6en  unb  ^emiftten 
Stgenfd^aften. 

IBon  Dr.  <9t0r0  ^nrntmüfctu 

9itb\t  einem  ftapüel:  Soiantf(^e  Setr«^ 

tungen  fl6er  bad  Sotfontmen  ber  ät§erif(9öt 

Oele  oon 

Dr.  |t.  g.  ^HUVB. 

SRlt  einem  füua  oon  8  SfoBotafeln,  tni^ 

88  «bbttbgn.  -  jmIT*  ^^  «Kk* 


S){e 


natftrliil)ett  tt.  hfinflliifiett 

i  neralnn  ässer. 


«in  ^onb^c^,  ent^olienb  eine  lune  Sufammenfaffung   ber  mic^ttoften  ftopitel  ber 

amnerölqueOenle^  unb  !Sor(egung  ber  tßrtnsipten  ber  ^erfteOung  mnfUi($er  SRineraliDftffei; 

inSbefonbere  ber 

oon 
Dr.  phil.  |l.  i&ttihbtx%i 

Beßrer  ber  S^emie  an  ben  te<!^nif$en  6taat8(e§ranftalten  in  (S^emtti|^ 
foiDie  eine  gemeinoerfranbttc^e  S>arftenung  ber  p|9fiologif(9ett  IBirlung  ber  SHnecoU 

näffer  oon 

Dr.  med.  <9.  (Bnihbtv^^ 

«nt  in  a)re8ben. 

mit  66  S^l^bUhtxnBen. 
iBt,  8.  &t^  6  aRorf. 


Die 

Erd-,  Mineral-  und 
Lack-Farben, 

ihre  Dtrtteliung,  Prüfung  und  Anwendung. 

Vierte  Auflage  Ton 
Dr.  St.  MiersBinski,  Fabriksdir. 
Mit  53  Holzschnitten.    Qeh:  10  Hark. 


Die 

Hiechstoffe 

ui  Ikrt  Terwtiing  nr  Itnteliiig  tm 
DnftossenBen,  Haarölen,  Poma- 
den, Bieolikissen  eto. 
Sechste  Auflage. 
Von  Dr.  St  Miendasld« 
Mit  70  Abbildongen.    Qeh :  6  Htrk  75  Ff. 


Durch  jede  Buchhandlung  zu  beziehen. 


Anzeigen. 


|fffiiii'mnTmrrTHfiirifi""'"^"'*""4 


CebrüilerSachsenberg,Rosslaui.Anh. 

Oesellschaft  mit  beschränkter  Haftungr« 

MascMnenfalut,  Eisengiesserei  nnd  ScMITswerft,  mndet  1844. 


mit  stetiger  Ein-  und 
Austragung, 

zum  Zerkleinem 
aller  harten,  trocke- 
nen Materialien,  wie 
Chamotte,  Cement, 
Erze ,    Thomas- 
schlaclce  etc., 
prämürt  mit  der 

silbernen 
Kaisermedaiiie. 


Ziegelpressen  zur  Herstellung  von  Mauerziegeln  und  Verblendem. 

TlioiirOlirenpre.mieii  zur  Erzeugung  von  Röhren  bis  80  cm  lichter 

Weite  mit  Muffe. 

Thonsclmeictor.  Walzwerke  etc.  Pumpen.  Transmissionen. 

I>ainpftnascliinen  u.  Dampfkensel  jeder  Gonstruction  u.  QrOsse. 
Seknelllanrende  Dampßnasehinen  zum  Betriebe  von  Dynamos. 


Carl  &etjntannet  ^evla^  in  ^jeviinw.41*  i 


hnväf  Cittffi^tttiti  einer  Hetbrennttng  unter  kottfhtittetii  M^lnnten* 

OBine  Äelettdjtang  hM  neueften  iForirdirttte»  ber  iFfnertet^nik 

3n>eite  oettne^rte  uttb  oerbefferte  aufläge  mit  einem  eraämenben  Seitrage  über  ftorunb 
oon  Dr.  <ID.  9^cli9V,  o.  ^rofeffor  ber  t  f.  ttntoetfit5t  «ra«. 
mit  3li>i>Ubttttatit  tttt>  «ifttr  Cirf«!. 
.-        8».   40  leiten,    ^rei«  geheftet  3».  0.80,  poftfret  3».  0.86. 


Anzeigen. 


Carl  Heymanns  Verlag,  Berlin  W. 

Repertorium 

der 

Teclinischen  JournaHitteratur 

Jahrgang  1886  bis  1802. 

Im  Auftrag  des  Kaiserlichen  Patentamtes 

her&assegebeii 

von 

Dr.  Rieth 

Mitglied  des  Kaiserlichen  Patentamtes. 

Die  Jahrgänge  1879/81  wurden  von  Professor  Kerl,  die  Jahr- 
gänge 1882/85  Ton  Professor  Biedermann  herausgegeben. 
Preis  jeden  Jihrganat  M.  löy—j  bei  poetfireier  Zueendtmg  J/.  U^O. 

Zur  Erleicliteranff  der  Ansohafltmfir  werden  die  Jahr« 
gÜJkge  1879/92  stattM.  210  fttr  M.  100  «reUefert. 


% 


Sammtliclie 

Glas-Instrumente  und  Apparate 

für  den  Laboratoriums-  und  Fabrikgebrauch 
aus  sehr  widerstandsfähigem  Olase 

empfehlen 

Fritz  Fischer  &  Röwer,  Stützerincli,  TliiriBgn 

Glas-Instmmeatexifalirik. 
Aiisstellimg  Erfurt  1898  grosse  goldene  StaatSB^edaflle. 

Preiscourante  gratis  und  franco. 


XBnuinstein  K^ 
aus  eigener  Grabe  ^^ 

in  Stücken  und  feinst  gemahlen, 
bis  zu  94,45  pCt.  Manganoxydge- 
halt, ohne  Eisenozyd  und  kohlen- 
sauren Kalk,  also  von  höchster 
Reinheit  und  Färbekraft  (Analyse 
von  Prof.  Dr.  Seeger,  Berlin),  giebt 
jedes  Quantum  ab 

Gewerkschaft  Luthersteufe 

t»ei  Umenan  L  Thttr. 


I  fc  A  ätä 


6.  A.  Schultze 

Berlin  S.O., 

Köpniokerstrasse  128w 


Tkennoiiieter  für  technische 

Zwecke.  —  Geaiehte 
Alltolioloiiieter, 

ArÜometer  und 

Saceliaroiiieter. 


ABieü?m 


^  Constmctionswerkstättmi  l> 


lETRIGH  & 


@ 


-> 


>-  NIEDERBRONN  H 

(EL8ASS). 


^mi^ 


I3    SPECIALITÄT: 


Siaatlielie  hi  der  elmiL  Iwdistrie  (Laboratorien,  F&rbereien, 
Apotheken)  lebräBChlielin  Apparats  aas  rohe«  oder  eaMüllirteai 
Eisengnes,  als  Kufen,  Wannen  und  Kessel  (emaillirt  bis  1100  Liter 
Inhalt),  Abdampfschalen,  DestMrhlasen,  Cakinirgefässe,  Doppei- 
ke89d  mit  Dampf-,  Wasser-  und  Oelbadheizung,  Mantejus^  emaUHurU 
Röhren  zur  Leitung  von  säurehaltigen  Flüssigkeiten,  Mineral-  und 
Quellwasser;  femer  die  bekannten  in  den  Anilinfarben  yerwendeten 
Aotoclaven  bis  zu  den  grössten  Dimensionen,  garantirt  und  amt- 
lich geprüft  bis  auf  100  Atm.  Druck  und  darüber,  mit  oder  ohne 
Email-Einsätzen ,  nebst  allen  Nebenapparaten,  fertig  zum  Betriebe. 

Femer  noch  sämmtliche  gangbaren  emaillirten  Blech-Utensilieu 
als:  Trockenbleche,  Eimer,  Schöpfer  etc.  etc. 

Nur  beste  Materialien  werden  verwendet:  Emaille  für  chemische 
Apparate  und  Kochgeschirr  äusserst  säurebeständig  und  metallfrei. 
üeker  IIH  Ait«cUTei  ai  die  reiem.  Ftkrlkei  its  !■-  wi  Aisltiits  g«ll»rtH. 

Höchste  Auszeichnung  Überall,  ico  ausgestellt  wurde. 


a 


B 


(^^^  Werke  ^ 


Niederbronn,  Jägerthal,   Rauschendwasser,  Zinsweiler,   Meri« 
Weiler,  INutterhausen,  Reichshofen  und  Luneviile. 

Oegrttndet  1686. 


Anzeigen. 


FlusssSure 

in  höchster  Concentration ,  Fluor- 
Ammonium,  -Kalium,  -Natrium,  Matt- 
•iura-Sali,  Matttiure,  Qlat-Aetztinte 
und  Deckgrund.  ferner  Oxyde  von  Co- 
halt,  Nickel,  Chrom,  Kupfer,  Eisen, 
Antimon«  Mangan  etc.  Onterglasur- 
Sobmelz-Farben  fQr  Porzellan-  und 
Glasmalerei,  Qlasureii,  Mineralien  u.  a. 
Bedarfsartikel  der  Glasfabrikation  n. 
keramischen  Industrie  empfiehlt  die 

Ctiem.  Fabrik  v.  Gustav  Wilckens 

in  Wallershela  bei  Coblenz  a.  Rhein. 
Preislitte  toird  kostenfrei  versandu 


fllalciiiii,  blendend    weiss, 

-*•  feinst  gemahl.  u.  ausser- 
ordentlich fett,  sowie  auch  ge- 
ringere Sorten;  Orafit^  koh- 
lenstoflfreich,  sehr  fett,  in  Stücken 
und  in  Mehl,  liefert  aus  eigenen 
Werken  und  Raffinerien 

Eduard  Elbogen, 

Wien,  in. 
Hintere  ZoUanitsstrasse. 


^■*> 

m 

vi 


Bleiröhren 
Walzblei,  Zinnröhren 

Bleilötharbeiten  '"i;r^^~rt"''' 
Alb.  Teichelmann, 

BERLIN  O.,  Holzmarktstr.  44. 


r 

I 

I 
) 


Wilh.  GrOne 


Medaille 
Chicago  1893. 

BERLIN  S.W.,  Alte  Jakobstr. 


Medaille 
Chicago  1893. 

130. 


Eigene  Erfindungen,  Patente,  Gebraudismnsterschntz. 

Farben  und  Verziernng^eii  auf  AlUfniniUfn  in  verschiedenen 
Farben  und  Gold  eingebrannt. 

Glansgold,  Plattn  und  Liastre-Verzierangen  auf  Porzellan, 
Fayence,  Glas,  Emaille  u.  A.  schnell  durch  Bedrucken  festein- 
gebrannt hergestellt. 

Elastisclie  Druckplatten  aus  Grilne'seher  Masse  zum 
Bezeichnen  und  Verzieren  von  Glas.  Porcellan,  Emaille,  Me- 
tallen aller  Art,  für  ebene  oder  gewölbte  Flächen.  Die  Dessins 
sind  in  festhaftenden  Farben  auch  durch  Einätzen  und  Ein- 
schmelzen herzustellen. 

Tableaax  ftlr  elektrisclie  Teleg^raphen,  Placat-Glasdruck. 

Billiger  direeter  Druck  auf  Flaschen,  Büchsen,  Gläser  u.  A. 

Pnenmagramme.  Durch  Anhauchen  auf  die  Glasoberfläche  her- 
vortretende Bilder,  als:  Wunderspiegel,  Zaubergläser.  Wandel- 
bilder, Scherzständer,  Hohlgläser. 


Anzeigen. 


Süddentsolie 

Gummiw.-Fabrik 

vorm.  Fr.  Petri  &  Lutze 

Offenbaeli  ».HI. 

fipecialität:    Sämmtliche  zu 
^  chemischen    und 

technischen     Zwecken     erforder- 
lichen Hart-  und  Weiehgummi«» 
Fabrikate. 


A 


nitotutncnit€\itti£mittMnT 


Zorn  Versand  von  Prospeoten, 
Preislisten,  CIroularen  eto.  em- 
pfehle stets  neueste 

DRESSEN 


i 

I   aller  Länder  und  Branchen,  geschrieben 
'   anf  Klebexettel,  Converts  oder  in  Knn-    [ 
denregfister  eingetragen. 

Katalog  O''*^s-^*noo. 

Aug.  Brode,  Adressen-Verlag, 
I    BERLIN  S.,  Axmenstr.  25. 


r 


Mineralien 


zum  Verarbeiten  in  chemischen  Laboratorien  und  für  technische  Zwecke, 
sowie  einzelne  zuverlässig  bestimmte  Exemplare  und  systematisch  ge- 
ordnete Sammlungen  von  Mineralien,  Gesteinen,  Petrefacten,  Krystall- 
modellen  und  Dünnschliffen  von  Gesteinen  und  Fossilien  liefert 

Dr.  IP.  Krantz 

Rhelnisclies  Minerallen-Oontor,  BONN  a./Rliein. 

Ctoschartsirrttiidaiii:  1833. 

Freislisten  stehen  auf  Wunsch  portofrei  zu  Diensten. 


I  . 


: 


^  Beste  Sorten 

inländischen 

sowie  v'     y 

fremden 


^* 


*V  FIUS8- 

^  yr    spath, 
>/  Kalkspath, 
Feldspath  eto. 
^  ^S^\^y^      reinste  Sorten, 
-mJ\ÄV^*  ^'•**"  "*  f .gawAlw 
T'     N^V^  liefert  billigst 

^y^A.  C.  Saacke,  HtMbarg 

Mineralien -Im-  und  Export   ^ 


^Af 


Farbwerk  Frledricbsfeid 

Dr.  P»nl  Remy 

Mannheim 

Anilinfarben  o.  Tlieerprodacte. 


»Ufc»»ft***»ft**»»ft»***ftft»*j^*ft***»*ft*ft»ft»»»^**»jt 


Hnlwa's  Abwässer-Reinigung. 


Mein  durch  die  Königliche  Regierung  zu  Breslau  amtlich 

empfohlenes,  seit  Jahren  vielerorts  bei  verschiedenartigsten  Be- 
trieben bewährtes  AbwiUser-ReinigangSYerfahren  zeichnet  sich 
überdies  durch  Einfachheit  und  BiUigkeit  aus.  Jede  Auskunft 
ertheilt  bereitwilligst 

Breslao,  Tanentzienstrasse  68. 

Dr.  Franz  Hulwa. 


Anzeigen. 


Handelsgesellschaft  C  KULMIZ 

Stammfabrik  Saaran  Filiale  Halbstadt 

(Preuss.  Schlesien)  (Nord-Böhmen,  Grenzstation) 

eecr«Bdet  1850.  BrSffset  1880. 

^^— ■  Auf  zahlreichen  Ausstellungen  prämiirt.  ^^— ■ 
Abtheilang  für  Chamotte-  und  Thonindustrie. 

Fenerfeste  Produkte  jeglicher  Art,  hochbasLsche  Chamottesteine, 
DInassteine,  Retorten,  Mafifein,  säurefeste  Steine.  Platten  ffir 
Feinkiesöfen  (nach  Mal^tras,  Perret,  Delplace),  Herdsteine  und  Falz- 

platten^  besonders  dicht  und  chemisch  widerstandsfähig,  für  Sulfat- 
öfon  und  Calciniröfen  jeder  Gattung.  Vollständige  Zustellung  nach 
gegebenen  oder  eigenen  Zeichnungen  sämmtlicher  Ofen-  und  Fene- 
rangs- Anlagren,  complet  ausgeföluli  zur  Inbetriebsetzung,  wie:  Be- 
torten-Oefen,  Kalk-Oefen,  Glas-Oefen  und  Ofen- Anlagen  für  die 
chemische  Industrie.  Aufbau  runder  Schomsteinsäulen  aus  Radial- 
Formziegeln.    Chamottemörtel,  Dinaskitt. 

Jährliche  Leistungrsffthigkeit:    60  Millionen  Kilo  geformte  und  ge- 
brannte Chamottewaaren. 
Vorladung  auf  eigenen  Bahngeleisen  in  Saarau  und  Halbstadt  oder  zu 
Wasser  ab  Breslau,  Stettin  oder  Hamburg. 
Correspondenz  deutsch,  englisch,  spanisch,  italienisch,  französisch. 


Anzeigen. 


BeffrttHilet 
1863. 


Telegramm- Adresse : 
„Schwanitzgummi." 


Y«^1 


Fabrik-Marke. 

Actiengesellschaft 

für  Fabrikation  toohntooher  Gummiwaaren 

C.  SCHWAN ITZ  &  CO: 

Berlin  N.,  Müllerstp.  171-a/172 

am  Balmhof  Wedding 

liefert    als     lipeeialitllt     sämmtliche    zur    elieiniHclien 
Industrie  gehörende  Weieh-  und  Hartsruinmiwaaren 

als 

Sehlänebe,  Pfropfen,  Diehtungsmaterialien, 

Handsehnhe,  Fingerlinge, 
Hartgnmmirllhren,  Hartpmmiliähne  etc. 

Femer 

Mapercha-Eimer,  Tricbter  u.  dergl. 


Erste  Fabrik  Deutschlands  von 
Oummitreibriemen  nach  amerikanischer  Methode. 

14  erste  Preise,  goldene  u.  silberne  Medaillen. 

Preislisten  und  Mitster  gratis  und  franko. 


10 


Anzeigen. 


Dr.  ROBERT  MUENGKE. 

Luisenstr.  58.    BERIiOr  N.W.     Luisenstr.  58. 

FabrUc  und  La^r 

eliemisclier  Apparate  und  GerlitliBeliafl;en. 

Normal-Instrumente:   Aräometer  und  Thermometer« 

Vollständige  Einrichtungen  und  Ergänzungen  ohen.  Laboratorien. 

Bakteriolos:lsclie  Apparate.  Bodenknndl.  Apparate^ 

B^kroskopische  Utensilien.     Gasanal3rtische  Apparate. 

Stative.  Oefen.  Oaslampen.  Trookenkästen.  Wasser-Luftpumpen.  Hoohdraok« 

Digestoren.    Wasserstrahlgebläse. 

Analytische  YfiL&gen.     YerbrennangTSÖfeii  mit  Bensinfeuenuigr. 

Neu:    Hociisrailifir«  Qaeeksilbertliennonieter  bis  55O0€. 

Ausführliche  iüustrirte  Preis-  Verzeichnisse  gratis  und  franco. 


T 


C  SCHLICKEYSEN,  BERLIN, 
I  MASCHINEN  FÜR  ZIEGEL«   RÖHREN,  | 

DACHZIEGEL,    TORF,    MÖRTEI^ 

I  BETON.  CHAMOTTE.  THONWAAREN  | 

UNO  ERZBRIKETTS. 


l!i 


^  Wilhelm  Zentner 

Hanau  a.  M. 

Krystall.  Chromsäure, 
Ammoniumbichromat, 
Chromoxyd  |[ 

für  Porzellan-  u.  Glas-Industrie.  |[ 


VON  POUCET  GLASHOTTEHWEIUI 

Berlin  SO.,  Köpnickerstr.  54. 
Fabrik  und  Lager 

aller  Glasgeiässe  n.  Apparate 

für  chemisch-pbarmaceiitische  u.  a.  technische  Zwecke. 

Atelier  für  Emaille-Schriftmalerei 

empfehlen  sich  zur  Lieferung  von  Standgefässen  n. 

Apparaten,  znr  Einrichtong  von  Laboratorien,  sowie 

Gefässe  zur  Verpackung  von  ChemikalieBt 

Parfüm erien  etc. 

Neu.  FiltrirtrichterElnneiiripp 

selir  praktisch. 

Neue  J 

Knochenkohle 

in    allen    Qualitäten    und  Körnungen 

la.  feinst  gemahlen 

Beinschwarz 

offeriren  billigst 

Nenschaeier&Fnnck 

Magdeburg, 


Anzeigen. 


11 


üfffffffffffffffWfffffffffnffnT 


■^  Etablirt  1837.  ^ 


I  lim  la  ..i.iiiiiu 


aaauama'  "f  y  i  n"  >  ir  ■ 


C.  (i.  Haubold  jr. 

Mascbinenfaliit,  Eiseiiesiierei  nnd  Knpferscliielle, 
Chemnitz, 


I A  o  li  s  e  xk. 


Grösste  Specialfabrik  für  den  Bau  von 


aller  Systeme 


für  Hand-,  Transmissions-  und  Dampfbetrieb, 

sowie   mit   direktem  Antrieb   durch   Dynamo. 

Versuche  bereitwilligst. 


ci....'"" 


L .  i . .  li| 

Mehr  als  5000  Centrifugen  geliefert. 


:^MkükMMMUM4 


ikMkMUkM^ 


Qfi 


l^i-ader  Kfai^^ 


0 


Wittenberge 

Fett-  und  Oel-Fsbrlk, 

f>     Harz-  »d  Theerdestillation,  Mineralöl -Raffinerie, 

Eigrenes  ehem.  Laboratorium  unter  Leitung:  d.  Hm.  Dr.  J.  Mayer. 

Primilrt  Wien  Weltaimtellung  1873,   Magdeburg  1880 
und  anderen  Ausetellungen, 

empfehlen  ilire  Erzeugnisse  in  anerkannt  bester  Qualität: 
Allerbestes  Wagenfett,  Maschinenöle,  consistente  Maschinenfette, 
helle  und  dunkle  Mineralschmieröle  und  Gylinderöle,  Harzöle, 
Theeröle  als  Anthracenöl  und  Creosotöl  zur  Carbolineumfabrikation ; 
Carbolineum  hell  u.  dunkel,  farbiges  Carbolineum,  rothen  Dachlack 
„Rnbrinit^,  Rostschutzmittel  „Protectolin**,  Asphaltlack,  Holztheei^ 
Fasermastix  zur  Reparatur  schadhafter  Dächer  und  zu  Isollrungen. 

Nach  patentirtem  Verfahren  hergestellte  Fettsäure: 
9,Laaoleiii^,  Wollfett  und  WoUeinfettungsöle, 
9,KreosapolS  wirksamstes  und  billigstes  Desinfectionsmittel, 
^Creolinenm^^  bestes  Imprägninmgsmaterial  f.  Netze,Taue,  Segel  etc. 

^  Braunstein  und  Flussspath  ^ 

W     ^k  empfiehlt  in  allen  Sorten  billigst  ^    ^k 

Chpistoph  Gottlob  Foerster 

llineM»!!  (Thüringen). 


PATENT 
EPWIRKUNC 

füralte  Länder 


IVIKWERDIIING 
IfüratleLänder 


£  I  OTTaMAR  R.  SCHULZ 

PATENTBUREAU 
£  I  Berlin, ^V.Leipzigersbtiai, 

1  ANKAUF* 

gute? 
Ktfmdtin|ii 


RATH 

in  allen 
P/VT  E  NT" 


VERTRETUNG 
PATENT- 


J,  R.SCHMIDT^ 
Civilin^enieur    -^ 
yerminelt^^  f   p 

V     aller  Lander 

I      Gebrauchsmusterschutz 

6[RLIN.NIGharIteStd,a.Karlsplafz 


Vertretung  bei  Nictitigkeits^Proiesaan,« 
PftU-nt-Yeriffertliiiiig* 


AT ENTE 

VGebrauchs-Muster 


K&flfer  d.  Hoch- 


^tleDLsnaeLi  grilJ^  sncüflanlt. 


naclii^esufht   und    verwerthet    dareh 
KfU  ]flai*«ii»,   Berlin  ü., 

fjiickaiier-Str.  '^, 

Ausaügc  aus  Pateuft 
äthrift^n  M,  1,20.  ^ 
KoBtenfreie  Au&kuiift 
in  Patentsacbeo. 


Anzeigen. 


13 


I  (Arthur  Baermann,  Civ.-Ingr.)  s 

I    Beriin  N.W.  Luisenstrasse  43/44.    1 

Patentanwälte 

Patent-,  Marken-  und  Musterschutz  in  allen  Ländern 

H      Cfebrauclisxniister  in  Deutschland.      H 


i 


PATENT- 
technlscbes 
und 

VerwerthQDgs- 
Burean 

Betehe 

Berlin  S. 
Kommaadantenstrasse  23. 


F.  L.  SMIDTH  &  CO. 

Ingenieure. 
Kopenhagen  K.    London  SW. 


Vettergade 
29. 


18  Parliament  Street, 
Westminster. 


Anlage  yon 

Cenentfabriken ,    Ghamottefabriken, 

Ziegeleien  und  Kalkwerken, 

Trockenofen,  Trockenthörmen 
und   Brennofen.    —   Maschinen    faf 
Hartzerkleinenmg.  —  Materialunter- 
suchungen und  Begutachtungen. 


^1 


Dr.  C.  Otto  &  Comp. 

Dalilhausen  a.  d.  Ruhr. 

Fabrik  feuerfester  IStelne. 

Prämiirt: 
XMwseldorf  1880  Frankfurt  a.  M.  1881 

(mit  der  silbernen  Preismedaiile).  (mit  der  silbernen  Preismedaille). 

Antwerpen  1886 
(mit  der  goldenen  Preismedaille). 
Das  Etablissement  fertigt  fBUerfnte  Steine  för  alle  metallur- 
gischen und  chemischen  Zwecke  und  übernimmt  die  Anfertigung 
¥00  Zeiohnungen,  sowie  den  Bau  von  Winderbitzem,  Kaminen,  Oflon* 
und  Keaaei-Anlagen. 

Insbesondere  be&sst  sich  das   Etablissement  seit  Jahren  mit 
der  üx.  und  fertigen  Herstellung  von 

Kokeöfen  neueeter  Conetruction 

welche  mit  oder  ohne  eowimiuno  von  Hebenprodooten  ausgeführt 
werden  und  sich  durch  solide  AusfBlirung,  gute  Haltbarkeit,  bobes 
1^  Ausbrbigen  und  vorziigliobes  Prodnot  auszeichnen. 


14 


Anzeigen. 


E.  Sachsse  &  Co. 

LEIPZIG 

Fabrik  garantirt  reiner 

Aetherischer  Oele 

und  Essenzen. 

Muster  und  Freislisten  gratis. 


Chemisches  Laboratorium 
für  Thonindustrie 

Prot  Dr.  H.  Seger  ft  E.  Gramer. 

BERLOr  WW.  5,  Krnppstr.  6. 

Special-Untersuchungen  ffir  die 
Ziegel-,  Thonwaaren-,  '  Porcellan-, 
Steingut-,  Kalk-  und  Cementindustrie. 
Lieferung  von  Control-Apparaten,  Aig- 
messern,  Zerreiss-Apparaten,  Druck« 
festigiceitsmasohinen  fQr  Cenentpri- 
fungen,  Pyrosoope  etc. 

Thonindüstrie-Zeitnng.  ^^^'«^ 


Fachorgmn. 


Karquart's  Lager  ohem.  Utensilien. 

Bonn  am  Rhein. 

QlaaUäaerei  sur  Herstellung  von  Fräcisions-Ina^rumenim, 

Normalthennometer,  feine  ehemisehe  Thermometer  und  Thermometer 

nach  Anschutz  aus  Normalglas  (Jenaer-Glas), 

N<Hrmalar»ometer  für  spec.  Gewicht  und  Aneometer  jeder  Art, 

Capillarlmeter,  Stalagmometer  nach  Traube. 

Mikroskoplrlampen  D.  B.  P.  42818,  nach  Kochs  und  Wolz,  für  Petrolenm,  für  Gas  und  für 
Gas  mit  Gluhkörper  nach  Auer  von  Welsbach 

Chemische  Apparate.     Physikalische  Apparate.     Chenikalien. 

Hlustrirte  Preisliste  auf  Verlftngren. 


I 


Chemische  Fabrik 
Kalk  b.  Köln  (Riiein). 

BZinnoxyd  la  ehem.  rein 
in  feinsten  Qualitäten  für  Emaillir- 

werke. 

Zinnasche    zn  PoUrzwecken. 

Kupferoxyd  n«  Knpferoxydul. 

Höchste  ToUkommenheit  der 
Fahrikate. 


Mikroskope 

nndUtensilieii  f.  Mikroskopie,  mUeto* 
skopisehe  Präparate  —  Bfirettaa  n. 
Pipetten  etc.  ^  FUtrIrpaptor»  «- 
liefert  biUigst 

Dr.  G.  Schreiber,  Chemnitz  L  S. 

ohemisch-mikroskopiBohet  Labozat. 


chemische  Fabrik  auf  Aetlen 
Leopoldshall-Stassfurt 

liefert  als  Specialit&t: 

la«  ar^sdunolsenes  und  crystallisirtes€lilorm»snesiiiiii  (tfgCls) 

för  t§fpiiiiiereien,  Webereien,  Appretar-Aiuiteilen,  Bravereieia 

und  iiUiflibvIlEen  (als  schwerfrierende  Flüssigkeit  für  Kühls^parateX    tax 

Darstellung  von  ]IIairnesia-SI?ei]ieii  und -Fliesen, 

für  Cementflabriken  etc«  etc. 

Küster  und  Preise  stehen  zu  Diensten. 

Staadmuster  y^^^^a^^  o4<)]^  ^  ^^r  Hamburger  Börsen-KosterhaUe. 


Anzeigen. 


15 


(g 


ENTRIFUGEN 


— *--  für  die  Zwecke  der  gesammten 
chemischen  Industrie  fertigen  als  Specialität  -^ — * 


Gebrüder  Heine  in  Viersen,  Rheinpr. 


Mit  Säure  extrahirte 

Blutkohle 

in  drei  Qualitäten  mit  bis  zu 
«0%  Kohlenstoff,  bestes  Ent- 
färbungsmittel, empfiehlt 

tUlemming,  Kalk  b.  Köln. 


Aising  •Tronnei-Mihleii 

zum  Feinmahlen  von  Chemikalien,  Farben, 
Glasuren,  Sand,  Quarz  etc.,  bei  welcher 
eine  BerOhruno  des  Mahlontes  mit  Eisen 
oder  sonstigen  Metallen  vollständig  ausge- 
schlossen ist,  mithin  auch  eine  Verunreini- 
gung desselben  nicht  stattfinden  kann,  fer- 
ner dünisclie  ^narz-Ku^elstelne 
rttr  Trommel-BIttlilen  liefert  in  aner- 
kannter Güte  bUUg 

A.  Dinse 

Maschinenfabrik,   Berlin  N. 
Mttllerstrasse  150  b. 


F.  Körner  vorm.  C.  F.  Paetz 

Velpke  in  Braunschweig 

liefert  filtsofensteine  (sog.  Magdeburger)  sowie  für  die  chemische  Industrie 
aus  eigenen  Brüchen,  in  bewährtem  Sandsteinmaterial,  welches  der  Hitze  und 
S&ure  widersteht,  auch  der  Theerkochung  nicht  bedarf,  in  Platten  bis  3  m, 

Clilor-  "ULCLdL  Broasci-ExitT^iclcler. 
Säurefeste  Kasten  und  Brunnenbehälter 

Platten  für  Chlorkalkkammern  und  Salzsäurethürme 

Oanäle  fär  Salzsäure-Oondensation  und  Rinnen. 


1     A.  Tpefffupth     1 
I       Wissmschafiliche       | 

1  Giat-Instrinente  n.  j 
1        Apparate,        | 

11      sowie  Utensilien  Ton  Glas,  Por-     i 
If      leUan  n.  s.  w.  in  bekannte^  den  "  f 

11            entsprechender  QnaUtät           || 

Billigste  Bezugsquelle 

seit  1877  für 

Ammoniak,  Salmiakgeist, 

Ohilisalpeter,      Phosphate, 

Knochenkohle  und  alle  Roh- 

sowie  Bergprodocte 
für  die  Ohemisohe  Industrie 

Carl  Gronewaldt 

Berlin  und  Hamburg, 

16 


AnEeigen. 


Wegelin  &  Hübner 

Maschinenfabrik  und  Eisengiesserei 


liefern  als  Speoialität  seit  24  Jahren 

Luftpumpen  mit  Ventilen  oder  Schieber,  letztere  mit 
Vorrichtung  fQr  den  Ausgleich  der  echädlichei 
Räume,  zum  Comprimiren  und  Evacoiren  ete.  Ein- 
richtungen zum  Montejüren  mit  comprimirter  Loa;. 

Eismaschinen,  System  Wegelin  &  Hübner,  zur  Eis- 
erzeugung, zur  Kühlung  von  Räumen  und  Flüssig- 
keiten für  chemische  Fabriken,  Stearin-,  Paraffin- 
fabriken etc.  etc. 

FHterpressen  mit  und  (Arne  perfecter  AossüssTorrich- 
tung,  für  Filtration  unter  Luftobschluss,  und  mit 
Wärmyorrichtung.    Monsterfilterpressen. 

Bampfpumpen,  Membranpump^i,  Eugelyentilpumpen  in 
Eisen,  Bronce  oder  Hartblei,  fär  neutrale,  saure  und 
sonstige  Flüssigkeiten  für  jede  gewünschte  Leistung. 

Dampfmaschinen  von  2  bis  150  HP.  bewährter  Systeme. 

Grosse  Wasserhaitungsmaschinen. 

Hydraulische  Pressen  nebst  Pumpwerken. 

Montejus  in  Schmiede^sen  und  Gusseisen. 

Extractionsapparate. 

Vacuum-Apparate. 

Filterlcästen  für  kaustische  Lauge. 

Femer  als  Specialität: 

Cmplette  Einrichtungen  von 


FtrbeiifWirikea, 
eiyoerinfabrikM, 
SuperpliosplittralNrnieii. 
•tandMimatioMn, 

Kühl 


Paraffin-  u.  Ceresinfabriken, 
Theerdestillttionen  nr  6e- 
wiiniMf  von  /UrthraoeiH 
Extraotions-AnlageB, 

und  £ls -Anlagen. 


+  Prospeote  und  PreisUsten  gratis. 


rtt. 


bei  Jalins  Sittenfeld  in  Berlin  W. 


J 


L