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Full text of "Technologie der Holzverkohlung und der Fabrikation von Essigsäure, Aceton, Methylalkohol und ..."

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Technologie 



ihr 



Holzverkohlung 



uinl der 



Fahriktitiüu von Essigsaure, Aeetun, 
Methyl alkoliol und sonstiger llokdestillate. 



Von 



m. Klar, 



lii(?f'Tii*riir, Chyiiijki*r tinr Finrm F. lt. Mevt^r* HMiuiover IfAijilioliE 
T«tn<lmi(t lifr Alit* ilttnt* für Einrlcli tutig v^ui Fn1itikjiii1nt.|:«<it dt*r clu-miHchem ttitluatii«^. 



Mit 27 Abbilduriiftjti. 




lEcrlin« 

Verlag Viui Julius Springer. 

1H08. 



;■;:; :.--,-A' YORK' 
;'■.-;,.',. l.IP.RARY 

259310 

A.srv."<. ..: ^ ;^ AND 
TlUOtN FÜJNiVATlONS. 

R 1903 L 



Alle Rechte, insbesondere das 
der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. 



Vorwort. 



Der mit jedem Jahre sich steigernde Konsum der reinen Holzdestillate 
— Essigsäure, Aceton und Methylalkohol — und vor allen Dingen die 
Verblendung der reinen Essigsäure als Speiseessig, welche erst das große 
Publikum mit den Produkten der Holzverkohlungsindustrie in nähere Fühlung 
brachte, hat diese Industrie auch weiteren Kreisen bekannt gemacht und 
Interesse hierfür in allen holzreichen Ländern erweckt. 

Die Holzverkohlungsindustrie interessiert in erster Linie Industrielle 
oder Waldbesitzer, denen es darauf ankonmit, Waldbesitz mit größtmöglicher 
Kente auszunutzen. Hierfür ist imter bestimmten Verhältnissen die Ver- 
kohlung des Holzes und die Überführung desselben in relativ hoch bewertete 
und in bezug auf Transport wenig beschränkte Produkte geeignet. 

Die anscheinend günstigen Chancen dieser Industrie geben deshalb 
Veranlassung, daß häufig die Frage der Errichtung einer derartigen Anlage 
erwogen wird. 

Um dies aber in ernster Weise tim zu können, ist es für den Laien 
eine unerläßliche Bedmgimg, sieh zunächst über das Wesen dieser Indu- 
strie, ihre modernen Ai-beitsmethoden , Anlagebedingungen, Eentabilitäts- 
aussichten etc., kurz über all die Punkte zu informieren, welche dafür 
entscheidend sind, ob die jeweilig vorhandenen lokalen Verhältnisse der 
Errichtimg einer solchen Anlage günstig sind oder nicht. 

Hierzu reicht aber die vorhandene sehr spärliche Literatur nicht aus, 
und außer dem seinerzeit wolil völlig sachgemäßen, aber jetzt vollkommen 
veralteten Werke von Dr. Eduard Aßmus: „Die trockene Destillation 
des Holzes und Verarbeitung der durch dieselbe erhaltenen Rohprodukte 
auf feinere'', Verlag von Julius Springer, Berlin 1867, gibt es meines 
Wissens überliaupt kein Werk, welches die heute üblichen Arbeitsmethoden 
der Holzverkohlung in einer Weise behandelt, die in der oben erläuterten 
Art eine umfassende Orientieniug ül)er den Stoff zidieße. 

Auch die in einzelnen Zeitschriften erschienenen, das vorliegende Thema 
überdies meist nur einseitig behandelnden Arbeiten, sind schwer zugängig. 

Von der Zweckdienlichkeit eines derartigen Werkchens ülx^rzeugt und 
gestützt auf eigene praktische Erfahrungen in der Holzverkolüimgsindustrie 
und Reindarstellung der Endprodukte, kam ich deshalb gern einer Auf- 



IV Vorwort. 

forderuüg der Verlagsbuchliandlung von Julius Springer, Berlin, nach, 
eine zeitgemäße Technologie der gesamten HolzverkohluDg und ihrer Rein- 
produkte zu bearbeiten. 

Dabei habe ich es mir zur Aufgalje gemacht, nur die A\'irklich aas- 
geübten Arbeitsmethoden zu berücksichtigen, und von diesen wiederum nur 
die, welche ich in eigener Praxis zu beurteilen Gelegenheit hatte. 

Das vorliegende Buch soll dann die weitere Aufgabe erfüllen, die 
in diese Industrie neu eintretenden Beamten, speziell den jungen Chemiker, 
Ingenieur oder Kaufmann üVier die Art ilirer Tätigkeit und der ihrer liarrenden 
Aufgaben zu informieren und hoffe ich, auch dieses Ziel in befriedigender 
Weise erreicht zu haben. 

Obgleich es eine selbstverständliche Voraussetzung ist, daß sicher und 
rationell arbeitende Anlagen nur aus der Hand des bau- und betriebserfalirenen 
Fachmanns hervorgehen können, so habe ich doch den Inhalt des Werkchens 
in bezug auf Betriebs- und Anlagedispositionen soweit ausgedehnt, daß auch 
der weniger Erfahrene darin diejenigen Informationen findet, 'welche für 
den Laien erforderlich sind, damit er nicht dun*h Erwerb von veralteten 
Plänen, veralteten oder im Gegensatz hierzu ül)erhaupt noch nicht aus- 
probierten Arbeitsmethoden, w^elche von unberufenen Seiten vielfach unter 
dem Mantel des Geheimnisses zum Angebot gelangen, nicht zu unberechen- 
baren Schaden kommt. 

Wenn es mir auch noch gelungen sein sollte, dem Fachmann in dieser 
und jener Hinsicht Anregungen geboten zu haben, welche, von erfahrener 
Hand weiter geführt, einen Ausbau der jedenfalls noch verbessenmgsfäliigen 
Ai'ljeitsmethoden zur Folge haben könnten, so würde ich die mir gestellte 
Aufgabe als ganz erfüllt betrachten, und in dieser Hoffnung übergebe ich 
das Buch der Öffentlichkeit. 

Es bleibt mir nur noch übrig, an dieser Stelle allen denen meinen 
Dank auszusprechen, welche mir bei Beschaffung des Materials behilflich 
waren, und es ist mir eine l)esonders angenehme Pflicht, Hemi Ingenieur 
Ludwig Meyer, Senior der Spezialfabrik für Holzverkohlungseinrichtungen 
von F. H. Meyer, Hannover-Hainholz, welcher mir in entgegenkommendster 
Weise seine reichen persönlichen und geschäftlichen Erfahrungen, sowie 
sein reiches, technisches Material zur Verfügung stellte, meinen aufrichtigen 
Dank hierfür auszusprechen. 

Herr Patentanwalt Ingenieur H. Neuendorf, Berlin, war so freundlich, 
mir die Pateute dieser Industriezweige zusammenzustellen, wofür ich gleich- 
falls an dieser Stelle meinen l)esten Dank ausspreche. 

Hannover, im April 1903. 

Der Verfasser, 



Inhalts -Verzeichnis. 



I. Geschichte der Holzdestillation. 

Seite 

Allgemeine Entwickelung 1 

Essigsäure 3 

Holzgeist 4 

Aceton 5 

Die Verkohlung in Deutschland 6 

Die Verkohlung in außerdeutschen Staaten 8 

Zollrerhältnisse 9 



IL Rohmaterialien der Holzdestillation. 

Holzarten und Unterschiede 16 

Ausbeuten aus den verschiedenen Holzarten 17 

Holzanatoniie 17 

Holzchemie 20 

Wassergehalt des Holzes 21 

Lufttrockenes Holz 23 

Holzgewicht 25 

Einkauf, Abfuhr und Stapelung des Holzes 27 

Sonstige zur Holzdestillation gebrauchte Rohmaterialien 29 



III. Chemische Veränderungen des Holzes, welche bei der 
trockenen Destillation desselben eintreten. 

Die Versuche von Violette 31 

Die Ausführung des Holzdestillationsprozesses 33 

Die Holzverkohlungsprodukte 33 

Die gebräuchlichen Methoden zur Aufarl>eitung des Holzessigs und des Teeres 

von Laub-, Nadel- und Abfallhölzem 36 



VI Inhalts- Verzeichnis. 

IV. Die Einrichtungeii and der Betrieb von Uolz- 

Verkohlungsaiilageii. Seite 

A. Laubholzverkohlung 38 

1. Mit liegenden Retorten 38 

Besichtigung einer Holzverkohlung 40 

Retortenhaus 41 

Ziehen der Kohlen 42 

I^aden der Retorten 43 

Kalkdarre 43 

Retortenkiihlanlage 43 

Gasableitung 44 

Holzessigklärung . • 45 

Teerabtrennung 45 

Die Aufarbeitung des Holzessigs 45 

Dreiblasensysteui 45 

Rektifikation des Holzgeistes 48 

Bauelemente von Kolonnenapparaten 48 

Das Wesen der Rektifikation 50 

Aufarbeitung der Kalkacetat lauge 54 

Darren des Graukalkes 57 

Herstellung von Braunkalk 58 

Verwendung des Rssigteeres 59 

Holztecraufarbeitung 59 

2. Verkohlungsanlage mit stehenden Retorten 64 

Konstruktion von stehenden Retorten 64 

Generatorgasfeuerung 65 

Bewegung der stehenden iietorten 65 

Chargierung „ ^ ^ 65 

3. Großräumige Retorten 66 

Meileröfen 67 

Amerikanische Retorten 68 

B. Nadelholzverkohlung 6S 

Rentabilitätsaussichten 69 

Kiefemstockholzverkohlung 69 

Unterschiede des Verkohl ungsprozesses in Öfen und Retorten . 71 

Behandlung des Stockholzes 72 

Ausführung der Nadelholzdestillation 73 

Aufarbeitung des Nadelholzessigs 75 

Isolierung von Xadelholzteer und Rohkienöl 76 

Raffinieren des RohkienöLs 77 

'^. Verkohlung von Sägemehl etc 81 

Die Verkohlungsapparate 81 

Rentabilitäts})edingungen 83 

\'erfahren von Bergmann und die A.-G. ftlr Treber-Trocknung 

in Cassel 85 

Verfahren von Heidenstam S6 

^ Bühler 87 



Inhalts- Verzeichnis. VII 

V. Die allgemeinen Einrichtungen von Holzverkohlnngs- 

anlagen. Seite 

Dampfkessel 90 

Antrieb der Pumpen etc 91 

Beleuchtung 92 

Feuerlöschvorrichtungen 94 

Wasserbeschaifung 94 

Abwässer 95 

Gleisanlagen 96 

Gebäudeanordnung 96 

Feuerungsmaterialien 96 

VI. Anlagebedingungen, Anlagekosten and RentabilitätsanssiGhten 
von Verkohlnngsanlagen. 

Laubholzverkohlung 102 

Nadelholzverkohlung 103 

Abfallholzverkohlung 104 

VII. Aufarbeitung der Holzverkohlungserstprodukte: 
Teer, holzessigsaurer Kalk, Holzgeist, Holzkohle. 

A. Teeraufarbeitung 105 

Sortierung der Destillate 107 

Ablassen des Peches 109 

Ausbeute an Destillaten 110 

Gewinnung von Rohkreosot 110 

Reinkreosot und Guajakol 111 

Leichte Öle 113 

B. Aufarbeitung des essigsauren Kalkes 114 

1. Darstellung von Essigsäure . ^ 115 

Essigsäure aus essigsaurem Natron 143 

^ „ holzessigsaurem Kalk 114 

Salzsäureverfahren 117 

Schwefelsäureverfahren 123 

Vorteile und Nachteile beider Verfahren 124 

Das gewöhnliche Schwefelsäureverfahren 125 

Das Vacuumverfahren von Dr. v. d. Linde 127 

Das Verfahren von Dr. Behrens 127 

Betrieb und Einrichtung einer Essigsäurefabrik 128 

Anlagebedingungen 142 

2. Herstellung von essigsaurem Natron 143 

Natriumacetat aus Holzkalk 143 

^ Holzessig 143 

„ „ Essigsäure 146 

3. Herstellung von Aceton 148 

Vorgänge bei der trockenen Destillation des essigsauren Kalkes 149 

Betrieb und Einrichtung einer Acetonfabrik 150 



VIII Inhalts- Verzeichnis. 

Seit« 

C. Herstellung von Methylalkohol und Denaturierungsholzgeist aus dem lloh- 

holzgeist 162 

Allgemeines 162 

Betrieb 165 

Denaturierungsholzgeist 168 

Reinmethyl 169 

AUylalkohol 170 

Englischer Holzgeist 171 

Ausführung der Fabrikation 171 

Ausbeuten 173 

D, Weiter\'erarbeitung der Holzkohle auf Brikettes 175 

VIII. Analytischer Teil. 

Nutzen der Analyse und Arbeitsfeld 178 

A. Rohmaterialanalysen 179 

a) Bewertung des gebrannten Kalkes 180 

CaO-Gehalt von Kalkmilch 181 

(Quantitative Kalkanalyse 181 

Maßanalytische Magnesiumbestimmung 182 

b) Bewertung der Schwefelsäure 182 

Gehaltsermittelung nach dem spez. Gew. aus der Tabelle von 

Lunge, Isler und Naef 182 

Alkalimetrische Gehaltsermittelung 183 

B. Analyse der Faljrikate 183 

a) Untersuchung des essigsauren Kalkes 183 

Bestimmung nach Fresenius und Probenahme 184 

Spez. Gew. und Salzgehalt von Calciumacetat- und Natrium- 

acetatlauge 187 

b) Analyse des n)hen Hcdzessigs 188 

Direkte Titration 188 

Titration nach Destillation, Holzgeistbestimmung 189 

c) Prüfung des Acetons 191 

Prüfung des Acetons nach deutschem Modus 191 

^ englischen Ansi)rüchon .... 192 

d) Prüfung der Essigsäure 193 

1. Hohsäuroprüfung 193 

Rohsäure aus dem Salzsäure verfahren 193 

Schwefelsäurev er fahren 194 

2. Analyse der technischen Essigsäure, des Eisessifrs \uu\ der 

Essigessenz 195 

(^lalitative Prüfung 19ö 

(Quantitative 196 

(Jchaltsbestinnnung mittels des spez. Gew. nach C^udeniann U'6 

Alkalinictrische Bestimmung 199 

Ik'stininiung mittels ätherischer (He 204 

Gehaltsprütung durch Bestimmung des Erstarrungspunktes . 2u4 



Inhalts-Verzeichnis. IX 

Seite 

e) Analyse der Holzgeistprotlukte 205 

I. Analyse des Kohholzgeistes 205 

1. Alkoholometrie des Kohholzgeistes 205 

2. Bestimmung von Methylalkohol im Rohholzgeist . . . 209 

3. Bestimmung von Aceton im Rohholzgeist 211 

Methode von Krämer 211 

^ Messinger 213 

^ Deniges 215 

4. Bestimmung von AUylalkohol 217 

5. „ „ Methylacetat 218 

II Analyse des Denaturierungsholzgeistes 218 

Untersuchung des deutschen Denaturierungsholzgeistes . . 219 

^ „ öst«rr. Ungar. .„ ... 220 

., englischen Holzgeistes 222 

III. Analyse von Reinmethyl 225 

C Gehaltstabellen, Schwefelsäure 228 

Salzsäure 232 

Natronlauge 235 

Alkohol 234 

IX. Verzeichnis der deutschen Patente über Holzverkohlong 

bis Ende 1899 137 

X. Sachregister 243 



I. 

Geschichte der Holzdestillation. 

Die Anfänge der trockenen Destillation des Holzes fuhren uns weitEntwiekeion 
zurück ins graue Altertum, denn nicht nur die Gewinnung von Holzkohle 
war den Alten bekannt, sondern sie verstanden es auch schon, die bei 
der Yerkohlung entstehenden Destillationsprodukte, z. B. flüssigen Holz- 
teer und Holzessig, welche die Ägypter zum Einbalsamieren ihrer Toten 
verwandten, zu gewinnen, wie aus Überlieferungen von Schriftstellern 
der Alten hervorgeht. 

So Plinius in seiner: 

„Historia naturalis Lib. 11, de pice": 
„Pix liquida in Europa ex teda coquitur navalibus muniendis 
multosque alios ad usus. Lignum eins concisum fumis, imdique igne 
extra circumdato, fervet. Primus sudor aquae modo fluit canali, hoc 
in Syria Cedrium vocatur, cui tanta vis est, ut in Aegypto corpora 
hominum defunctorum eo perfusa serventur** imd auch aus 

Theophrasts Histor. plant. Bd. 9. 63 pg. 172 (nach Heinsius Aus- 
gabe) geht hervor, daß die Macedonier schon die Gruben-Köhlerei zum 
Zwecke der Teergewinnung betrieben. 

Jedenfalls ist die Verkohlung des Holzes zum Zwecke der Gewinnung 
von Holzkohle so alt, wie die Anwendung der Metalle, und wenn auch in 
anderen Teilen der alten Welt die Kultur erst später erschienen ist, so 
steht doch fest, daß überall zugleich mit dem Bergbau die Köhlerei, sei 
es als Gruben- oder Meiler-Köhlerei, betrieben worden ist. 

Diese aus grauer Vorzeit stammenden Verkohlungsmethoden haben 
sich in ihrem Hauptwesen fast unverändert bis auf die heutige Zeit 
erhalten, imd so finden wir diese rohe Methode der Holzverkohlung noch 
heutigen Tages nicht nur in sehr holzreiehen Ländern wie Rußland, Skandi- 
navien, Ungarn, sondern auch bei uns in Deutschland wird in dem holz- 
reicheren Westfalen, im Harz etc. die Köhlerei, zumeist in Anschluß 
an einen Hüttenbetrieb, noch häufig betrieben. 

Klar. Holzverkohlung. 1 



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Geschichte der Holzdestillation. 3 

Yerfahren von Lebon hergestellt wurde, nur eine geringe Leuchtkraft 
innewohnte. Obgleich Pettenkofer diesen Übelstand zu beseitigen ver- 
stand, so konnte sich doch das Holzgas gegenüber dem Leuchtgas nicht 
behaupten. 

Wir sehen also, daß Holz bis fast in die Mitte dieses Jahrhunderts, 
nur zum Zwecke der Gewinnung von Wärme- und Lichtquellen ver- 
kohlt wiu'de. Die Gewinnung chemischer Produkte war immer Neben- 
sache, obgleich sich die Herstellung von schmackhaftem Essig aus Holz- 
essig bereits auf Anfang 1800 zurückführen läßt. Jedenfalls soll Professor Essigs&ore. 
Jasmeyer 1824 bereits im Besitz einer Methode gewesen sein, um 
„Holzessig so zu reinigen, daß er völlig wie anderer Essig genossen 
werden kann.** 

Ob nun Jasmeyer oder Mollerat (siehe Gmelin, Artikel Essig- 
säure) das Verdienst zukommt, reine Essigsäure zuerst aus Holzessig 
gewonnen zu haben, läßt sich nicht entscheiden, soviel steht nur fest, 
daß um diese Zeit in Deutschland die trockene Destillation von Holz zum 
Zwecke der Gewinnung von Essigsäure unlohnend war. 

Die erste 1819 in Deutschland errichtete Verkohlungsanlage zu 
Hausach i. Baden konnte sich aus diesem Grunde nicht lange halten. 

Es bedurfte erst der rastlos vorwärtsschreitenden chemischen Forschung, 
um die heutige Verkohlungsindustrie nach und nach ins Leben zu rufen, 
lind in dem Maße, wie die Chemie es verstand, der Steinkohle ihre 
schlummernden Geheimnisse in schneller Aufeinanderfolge zu entlocken, 
eröffneten sich für die Holzdestillationspiodukte mit einem Male weite 
Absatzgebiete. 

Die Steinkohlendestillationsprodukte: Koks, Leuchtgas, Teer und 
Teerdestillate wurden zwar den entsprechenden Holzprodukten eine 
scharfe und siegreiche Konkiurenz; dafür aber erschlossen sich für andere 
Holzdestillationsprodukte, wie Essigsäure, Holzgeist und Aceton, große, 
weitverzweigte Absatzgebiete, die ihrerseits nur durch die immense Ent- 
wickelung der organischen Chemie, speziell aber der Chemie des Stein- 
kohlenteers und der daraus hervorgegangenen Industriezweige geschaffen 
worden waren. Denn wenn auch Koks vielfach an Stelle der Holzkohlen 
im Hochofenbetrieb eintrat, Schießbaumwolle die Kohle für Militär-Pulver 
fast verdrängte, die Holzteerdestillate durch Steinkohlen-, Braunkohlen- und 
Petroleumdestillate unweigerlich verdrängt ^\^lrden, so trat infolge des 
nie geahnten Aufschwunges der Teerfarbeninduslrie, und in engerem 
Zusammenhang damit der gesamten Färberei, ferner durch die epoche- 
machenden Erfolge der rein syntetischen Chemie auf dem Gebiete künst- 
licher Arzneimittel, der Fabrikation von Celluloid und rauchschwachem 
Pulver, ein großer Konsum für Essigsäure, sowie Salze und anderer 
Derivate der Essigsäure (Aceton, Essigäther, Amylacetat) ein, und als es 
nun in den 70er Jahren noch gelang, wohl auf Grund der Lo witz- 
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3. 



Geschichte der Holzdestillation. 5 

schritt man doch auf dem einmal betretenen Wege rüstig schaffend weiter. 
Ein jodfreies Methylgrün und das Methylviolett traten als Holzgeistkonsu- 
menten auf, und bis zum heutigen Tage bildet der Holzgeist ein unent- 
behrliches Produkt zur Darstellung einer ganzen Reihe von Anilinfarben, 
nur zeigt der jetzt hierzu verwandte Holzgeist eine ganz relativ größere 
Reinheit, als in jener Zeit, in der nur verlangt wurde, daß der „Holzgeist 
96 7o Tt- zeige und sich mit Wasser nicht bläue." 

Da nun auch das deutsche Spiritussteuergesetz von 1888 den Holz- 
geist als Denaturierungsmittel — sei es in Mischungen mit Pyridin- 
basen oder für sich allein — anerkannte, so war nicht nur für den 
reinen Methylalkohol der nötige Konsum da, sondern die Holzgeist- 
fabrikanten konnten nun auch insofern noch ein reineres und dabei doch 
nicht teueres Produkt liefern, als dieselben die bei der Fraktionierung ab- 
fallenden Yor- und Nachlaufprodukte zu Zwecken der Spiritusdenaturierung 
verwenden konnten. 

In früheren Zeiten war auch eine rege Ausfuhr von unreinem Holz- 
geist zu Brennzwecken nach Prankreich im Gange, welche aber 1881 
mangels Nachfrage erlosch. 

Dieser Bedarf der Anilin- und Spiritusindustrie brachte es mit sich, daß 
die deutschen Verkohlungsanlagen nicht mehr imstande waren, den Konsum 
zu decken, imd dies machten sich wiederum besonders holzreiche Länder 
wie Amerika und Österreich zu Nutze. Dieselben nahmen die Holzverkohlung 
auf, und bereits in den achtziger Jahren machte sich die Einfuhr von 
Rohholzgeist und ebenso von holzessigsaurera Kalk bemerkbar. 

Die Geschichte des Acetons greift nur um eine geringe Zeit zurück. Aceton. 
Obgleich das Vorkommen von Aceton im Holzgeist zugleich mit der Auf- 
findung des letzteren bekannt wurde, so konnte man trotz vei-schiedener 
Vorschläge eine technische Anwendung für das Aceton nicht finden, zumal 
der anfangs so hohe Preis jeden Versuch abschnitt. 

Erst mit dem Aufblühen der Celluloidindustrie und der Fabrikation 
von rauchschwachem Pulver war Boden zur technischen Darstellung des 
Acetons gewonnen. 

Ungefähr seit Mitte der achtziger Jahre wird dasselbe industriell 
durch trockene Destillation von essigsaurem Kalk gewonnen. Der anfangs 
große Bedarf in Verbindung mit einem hohen Preise ließen in kurzer 
Aufeinanderfolge eine Anzahl von Fabriken entstehen, welche in den 
ersten Jahren — reger Export nach England war immer vorhanden — sehr 
gut rentiert haben. 

Geänderte Arbeitsmethoden der Abnehmer, dadurch bedingte geringere 
Nachfrage und starke Konkurrenz ließen aber den Preis innerhalb weniger 
Jahre von Mk. 200. — auf Mk. 100. — faUen, so daß die Acetonfabrikation 
heute nicht mehr mit Phantasiepreisen zu rechnen hat. 



i; Geschichte lier Holzdestillat ion. 

r- Wondon wir uns nun spozioli der Entwickolimg anderer heimischen 

^^ Hv^hvorkohhinireindustiie lu, >■ sehen wir die eiste Hcdzverkohlungs- 
1*. fibrik im J;ü;re I^IV* zu Haus^tch i. Baden*) entstehen. 

Piosolbe k'.ninto sich jedoch nicht hjdten. und erst Anfang der 
xioriii^^r Jahro läßt sich das Bestehen rentabler Anlagen bieobacfaten, 
Vs:>:.h ir. EnclA^xi und FraiLkreioh viiese Industrie sch^n vorher recht 
nv.si> Vil ".et WHT. 

NVihrvni sivh ai.: lom Gr:;i:.;:u'xs;ahr 1>4«> nach Weniel. Adreß- 
l^^Sh .lor choan:5ch^r: Industne les deutschen Reiches^ nur die Gebr. 
P/l*:\;> ::: Ohtxniri aIs Verl Ll^r veneiehne: fz-ien. entstehen in den 
.■AT.rtr. 's'^- l^T" e:r.e c^r^^- Kciit ^ - «euer. Anlasen. vielfEich im 
Ar.^'il^:» An HüTTt'ziw- r"it\ L\r-L:::er -i:e heuie - ci si; bedeutenden Werke 
w.-.' U^r Vort::: für ^beiuischt Ir.r-:>:r>? Fricirir: l>»v\ Harzer Werke 
iu S^iSrUr^i :>T\ •; A Rac^.Urv: >?■ . H -isreser Ge^Terfesehaft 1876 
ursd i:'.,i;r? r^xhr. I\c:*:: r l^* t::- S::llsae:: iri erst ih der Zulassung 
.:«tS H üiä^^is:^:? a-s I\ njiiur.- r^r^ni-ti . ici^iz: w-j^ieniBi eine neue 
v'rlrji^;:^cä4xr.-.>I; : ., >:\i:':r:r.^ ~ . >fctl:c.t :l livrrk ii>izjrsa!t rtgen ins Leben 
:*--:: Vr: .-.s^ ,*v:: — ':>^ rucii-r >.:c Ab*£r jfc"3Ä 5cs^^l die Ein- 

: -ir ^.r. r:J-:-r: H ilr^^rsr u.?..: H J-vili i-^ ATi-r-ii r*rjr*rkt:ar. nnd als 
y !^, . ,s»:- --:r .i-: -..Ar^Cc: " V-ri ^>,::rjr5iu: jl^z. v eil ziÄ^ ac^enehmen 
>>^-V'vr*.r^ >^-:-iT, ^ .r „jl-, Ar.:jj:' y^^rii- TCTsr£iii*2. w^cZcb? — ohne 
>t - : sc : -. ■ •; ' i iil-i r - ■_>, s*i K : j/. r ..v^ it: i i-'ij. • r-fi: . 'uxl ^tvss Essie- 

',»:><> ^x: :.r:: }>:%:•-■.:: .:;> v:r-: ::. ■;— c~ linz Fi'rrLi'ea I>eis::schlands 
■^löT i ir-^^-i-s.',:! :ec:.:^?z-. *-"::\-v. vcs :-\ :--\- 

.ac .:;ii.: :•- - \^xr*~.!.-o^ i :\--.:'. V^»-^;:. :3-*---mc wiieoär eipc-rtiert 
c--'? Ji ". i.vi::'^.^ i j>^::*:- > % .:: • " .> Ji.: z.:- ^£^? iiJrtsifs Imp-its 
i::»:. .. • -^.j : j- "v ... ^^^■ >t .• .>k ' .. i . LitK La: kleineren 

r.' ..: ."S j."^:c^a- .*:-*' " >— > ■ ."" :»:> .1 .> ^I:>ciLrr j^icftZüT Verhalt- 

i-x* :..>:..•-■: um: <*: *> *..r-. :. ^■■•- r >c Vit r*itei Stcre:^ 

itt^ ^- - :. - >* ■" •' :"^--> v ■ ;:!. • :-i. . ;: Viniie ^^OLJbcht. 

la..; . : .-,.:: \ . . :! :i.'>::x-. \ . ^ ■ -. - • • '-ri---^. H*ß5saia«'\ eiitne 
*V:T>i :.. ^.^-^ . .■^- - -' ^ ■-»-" - 

V.: ■<^--. • * •■■ •- ■-- ; S" ■ "-.ui'iisaöfira s Ilfrei 

.::: _ ... - - . > .: -^, • ^' ~ -■ ■ ^'■'- ■ c:-:-^sc Vrmafatriierten 

V .^: % r ■ ... >' *" ■ ^ ' -^ •■■ -"^ ' .>^'^ün«i5> la ^-csprisr. 



Geschichte der Holzdestillation. 7 

ihre Produktion auf ca. 750000 kg Holzgeist, welche wiederum eine 
Gewinnung von ca. 4 000 000 kg holzessigsauren Kalk von 80 % voraus- 
setzen; und einer jährlichen Verkohlung von ca. 200000 Rm. luft- 
trockenen Holzes entsprechen. 

Dagegen erreicht die Produktionsfähigkeit Deutschlands im Jahre 1897 
mindestens das doppelte der oben gegebenen Zahlen, also 
ca. 1,5 bis 2 Millionen kg Holgeist 
„8 „10 „ „ Holzkalk, 

entsprechend einer Yerarbeitung von ca. 400 000 Rm. lufttrockenen Holzes. 
Zu dieser eigenen Produktion Deutschlands kommt noch eine Einfuhr 
von ca. 3 Millionen kg Holzgeist und 9 Millionen kg holzessigsaurem 
Kalk von ca. 80 7o, so daß im Jahre 1897 ca. 

4,5 Millionen kg Holzgeist von 100 °/o 
17 „ „ Holzkalk 

zur Verarbeitung gelangten. 

. Die Verarbeitung des Holzkalkes verteilt sich auf die Gewinnung 
von Aceton, reiner und technischer Essigsäure, Essigäther imd essigsauren 
Salzen in der Weise, daß auf Aceton vielleicht ca. 1,5 3Iillionen kg, auf 
technische Essigsäure, Essigäther und diverse Acetate ca. 8,5 Millionen kg, 
und auf reine Essigsäure ca. 7 Millionen kg zu rechnen sind. 

Berücksichtigen wir femer die Holzteer- und Holzkohlenproduktion 
Deutschlands an der Hand obiger Holzkalkzahl — ohne Rücksicht auf 
den Import dieser Produkte — so stellt sich der Gesamtkonsum und 
die -Produktion Deutschlands im Jahre 1897 wie folgt: 

Konsum: 
400000 Rm. Holz. 
Produkte: 
10 Millionen kg Holzkalk 
2,0 „ ,, Holzgeist 
10,0 „ „ Holzteer 
44 „ „ Holzkohlen 

Ein weiteres Bild der Entwickelung der deutschen Holzverkohlungs- 
industrie geht aus folgender Preiszusammenstellung der Fabrikate hervor. 
Die Preise sind diesbezüglichen Engroslisten entnommen, und beziehen 
sich auf Abnahme einiger himdert Kilogramm. Es kosteten: 



Im Essigsäure Methylalkohol 

'^^^^ 50 % techn. 96 % rein I 90 % 



1862 ! 
64 
65 

66 I 

67 , 



I 
Aceton 

j 



Pfd. = 1 Tlr. I — 

. = 20 Ngr. ;Ctr. = 157.2 Th. 

^ = 15 „ I „ = 18 

. = 15 „ I . =18 

- - 16 . 



10 Geschichte der Holzdestillation. 

Die Verkohlung geschieht daselbst meist in beweglichen, stehenden 
Retorten von ca. 3 — 5 Rm Inhalt, mit Ausnahme einer einzigen Fabrik, 
welche nach dem System Dromart arbeitet und ca. 25 — 30 Rm pro Charge 
verkohlen s^^U. 
tefcwcden. Die schwedische Verkohlungsindustrie beschränkte sich bis vor kurzer 

Zeit hauptsächlich auf die Gewinnung von Meilerholzkohlen aus Nadelholz, 
welche in großer Menge zur Darstellung des berühmten schwedischen 
Eisens h>enötigt werden. 

In Norrland (dem nördlichsten Teil von Schweden) wird der bekannte 
schwedische Holzteer (Stockholmer, ümca- oder Skelleflia-Teer) in einer Art 
von Meilern aus Kienholz, Föhren- oder Kiefemwui-zelstöcken gewonnen. 
Einige Hütten und Sägewerke haben wohl die eine oder andere Form von 
Meileröfen (ohne Nebenprodukten -Verwertung) probiert, ohne daß jedoch 
diese Öfen einen allgemeinen Eingang gefunden hätten. Thermokessel 
werden an einzelnen Plätzen benutzt, um Holzöle (Terpentinöl) und Teer 
als Hauptprodukte zu gewinnen. 

„Skänska Ättikfabriken,*' welche seit etwa 15 Jahren in Perstorp 
in der Provinz Skine besteht, war lange die einzige rationelle Holzdestil- 
lation in Schweden, die mit liegenden Retorten von der gewöhnlichen Größe 
Birkenscheitholz verarbeitete und die fabrikmäßige Grewinnung von essig- 
saurem Kalk, technischer und chemisch reiner Essigsäure (Speiseessig) so- 
wie von Holzgeist durchführte. 

In den Jahren 1892 bis 189.5 l>estand in Forserum noch eine ähn- 
liche Fabrik, die Birkenholzabfälle von einer Bobinenfabrik verarbeitete. 
Nachdem im letztgenannten Jahre sowolü die Bobinenfabrik wie die Holz- 
destillation abbrannte, ist diese nicht wieder aufgebaut worden. 

Erst in den allerletzten Jahren liaben ein Hüttenwerk und ein Säge- 
werk bemerkenswerte Schritte getan, um die Holzkohle als Hauptprodukt 
rationeller darzustellen. Die Besitzerin des größten Eisenwerkes in 
Schweden (welches gleichzeitig das größte Holz kohlen -Eisenwerk der 
Welt ist), „Stora Kopparbergs Bergslags Aktiebolag*' (in Faliin), hat nämlich 
eine Terkohlungs- Anlage nach dem System Ljmajberg (siehe „Stahl und 
Eisen", 1897), gebaut, welches geflößtes Kiefern- und Tannenholz nach 
dem Prinzip der Ringöfen verarbeitet und in einfacher Weise die Ge- 
winnung der Nebenprodukte gestattet. Auch an ihrem Sägewerk (das 
prößte in Schweden) hat dieselbe Firma, welche ttlx^r ein Aktienkapital 
■on 9 600 000 Kronen verfügt, solche Öfen zur Verkohlung der Abfälle 
^baut. Femer hat ein großes Sägewerk in Norrland „Skönviks Aktie- 
^lag", welches bisher den Abfall in Meilem verkohlte und die Kohle 
*n die Hütten verkaufte, eine kleinere Retortenanlage gebaut und ge- 
winnt aus dem gröberen Nadelholz außer der Kohle die Nebenprodukte: 
essigsauren Kalk und Ilolzgeist. Dieses Werk hat weiter ein Verfahren 



Geschichte der Holzdestillation. 11 

ausgearbeitet, um Sägespäne zu briquettieren und trocken zu destillieren, 
unter Gewinnung einer für Hüttenwerke brauchbaren Kohle. 

Die Sägewerke werden allgemein mit Dampfkraft betrieben und der 
hierfür nötige Dampf durch Feuern der Kessel mit Sägespänen gewonnen ; 
es bleibt aber immer noch ein großer Teil Sägespäne übrig, welcher in 
obiger Weise verwertet werden soll. Einige Sägewerke, die mit Wasser- 
kraft betrieben werden, können natürlich ihre sämtlichen Sägespäne auf 
diese Weise verwenden. 

In einem Buche, betitelt: „Frau Svenska Barrshogar" von Axel N. 
Lundström, herausgegeben von Sagverks od Travamexport-Föreningen, 
Stockholm 1897 (Verein der Sägewerke und für Holzwarenexport) teilt 
G.v. Heidenstam (Erfinder dieses Verfahrens) Ausbeutezahlen etc. vom Be- 
triebe und aus Versuchen ausführlich mit (siehe auch S. 86—87 dieses Buches). 

Die schwedischen Ansprüche an Denaturierungs-Holzgeist (Geset? 
von 1890) sind genau dieselben wie die ursprünglichen deutschen von 1888. 

Zum weiten Gebiete der chemischen Industrie Rußlands gehört unter Rofsiand. 
anderem auch die Holzdestillation. Diese Industrie, welche in den wald- 
reichen Gegenden Rußlands seit jeher zu Hause war, hatte fast immer 
den Charakter der Hausindustrie imd ist fast in allen Teilen des Reiches 
anzutreffen, am häufigsten aber im europäischen Rußland. Die Produkte 
derselben bildeten finiher einen Exportartikel Rußlands. In der Gegen- 
wart ist diese Industrie nicht mehr so lohnend wie früher, doch unter- 
liegt es keinem Zweifel, daß sie in naher Zukunft, nach Fertigstellung 
der Nordbahn, von neuem aufblühen wird. 

Von den zahlreichen Fabrikaten, welche bei der Holzdestillation er- 
halten werden, sind zu nennen: Teer, Essigsäure, Kienöl, Holzgeist, Pech, 
Kohle u. a. Von diesen gelangen einige auf den Markt in der Form, wie 
dieselben bei der einfachen Herstellungsweise erhalten werden, während 
andere noch einer weiteren Verarbeitung unterliegen. Es werden meist 
nur die schwer flüchtigen und festen Produkte verwertet, während die 
leicht siedenden (Methyl) sich verflüchtigen und verloren gehen. Je 
nach dem eigentlichen Zweck des Unternehmens werden verschiedene 
Holzarten der Destillation unterworfen und kommt für Gewinnung von 
Kienöl das Nadelholz, dagegen zur Gewinnung von Essigsäure und deren 
Salze das Laubholz in Betracht. 

Die Teererzeugung, welche ihren Hau])tsitz in Archangel, Wologda 
und den benachbarten Gouvernements hat, liegt aber, wie schon gesagt, 
jetzt bedeutend darnieder und soll eine der hauptsächlichsten Ursachen 
für den Rückgang dieser Industrie in der eingetretenen Verbilligung der 
Schmieröle aus Petroleum zu suchen sein. 

Die Aufarbeitimg der wässerigen Produkte der Holzdestillation könnte 
ebenfalls lohnend werden, da die Nachfrage nach den verschiedenen 
Salzen der Essigsäure sieh mit jedem Jahre steigert, jedoch würde 



12 Geschichte der Holzdestillation. 

dieselbe Großbetrieb erfordern. Die Erzeugimg von essigsaurem Kalk aus 
dem wässerigen Destillat geschieht bisher meist nur in sehr primitiver 
Weise in einer landwirtschaftlichen Betriebsart. 

Die russischen Waldbauern sättigen den bei der Yerkohlung er- 
haltenen Holzessig direkt mit Kalk und dampfen dann die Lauge ohne 
weiteres mit direktem Feuer zur Trockene ein. Das aus diesem Prozeß 
erhaltene Produkt stellt naturgemäß nichts weniger als handelsüblichen 
grauen Kalk von 80 — 827o <^) sondern es resultiert ein sehr unreiner 
holzessigsaurer Kalk von schwankendem Gehalte (45 — 60 7o), der auf Grund 
des analytisch ermittelten Essigsäuregehaltes zu niederem Preise an die 
nächstliegenden Essigsäiu^fabriken abgegeben wird. 

Dagegen befassen sich in Russisch-Polen eine Anzahl von Fabriken 
mit Herstellung von Essigsäure, was hauptsächlich auf die bedeutende 
^ollerhöhung auf Essigsäure imd essigsauren Kalk im Jahre 1891 zurück- 
zuführen ist. 

Dadurch ist eine Anzahl wohleingerichteter Fabjj^en entstanden, welche 
hauptsächlich aus Deutschland oder über Deutschland aus Amerika im- 
portierten holzessigsauren Kalk verarbeiten. 

Einige Fabriken liefern 80 bis 82 prozentigen Holzkalk in guter 
Qualität, wodurch der Bezug aus Deutschland und Amerika in Abnahme 
begriffen ist. 

Ausführliche Angaben über die russischen Holzverkohlungsverhältnisse 
finden sich in dem hochinterressanten Werke von Tokarsky. 

Derselbe bereiste im Auftrage der nissischen Regierung zum Studium 
der russischen Verkohlungsmethoden imd behufs Anleitimg zu rationelleren 
Arbeitsweisen die fraglichen Distrikte. Seine Beobachtungen und inter- 
essanten Abbildungen der rohen Arbeitsmethoden hat Tokarsky in einem 
Werke niedergelegt, dessen Studium viele anregende Momente gibt 

Bei Beurteilung der russischen Verhältnisse darf man nicht vergessen, 
wie ungemein schwierig die dortigen Transportverhältnisse sind. Die meiste 
Zeit des Jahres ist es nicht möglich, die Produkte auf den äußerst schlechten 
Wegen, die diese Bezeichnung kaum verdienen, per Achse zu transpor- 
tieren, und man kann sich niu* auf die Weise helfen, daß man die Güter — 
im Gewicht bis zu 2 Ctr. — Lastpferden, welche von dem Führer geritten 
werden, mittels besonderer Holzgestelle aufpackt. 

Infolge dieser Transportverhältnisse hat es Rußland trotz seines im- 
mensen Holzreichtums und seiner billigen Lohnsätze nicht ermöglichen 
können, auf dem Weltmarkt als Lieferant für Ilolzverkohlungshalbfabrikate 
aufzutreten, und dies wird auch nicht eher möglich sein, als bis das Land 
durch Bahnen genügend aufgeschlossen ist. 

Wie schon an anderer Stelle hervorgehoben wurde, macht sich 
seit ungefähr 1880 in Deutschland und auch in anderen europäischen 
Ländern eine intensive Einfuhr von Holzkalk und Holzgeist aus Amerika 



Geschichte der Holzdestillation. 13 

bemerkbar, die in den letzten zehn Jahren ganz bedeutende Dimensionen 
angenommen hat. 

Von der Ausführung der Holzdestillation in Amerika ist bisher wenig 
in die Öffentlichkeit gekommen, und verdanke ich die auf Seite 68 an- 
gegebenen Arbeitsmethoden sowie die folgenden allgemeinen Notizen den 
mir freundlichst gegebenen Berichten des Herrn Ingenieur L. Meyer, 
i. Fa. F. H. Meyer, EEannover-Hainholz. 

Zur Verkohlung werden meistens Buche, Birke und Ahorn heran- 
gezogen, welche in großen Retorten von ca. 15 Rm. Fassungsraum dem 
Schwelprozeß untei-worfen werden, wobei Naturgas als Heizmaterial dient, 
welches mit 3 — 10 cents pro 1000 Kubikfuß bezahlt wird. 

Die Aufarbeitung des Holzessigs wird nicht in einer Operation im 
Dreiblasensystem, sondern in zwei zeitlich aufeinanderfolgenden Operationen 
in der Weise vorgenommen, daß man den rohen Holzessig zunächst ein- 
fach umdestilliert, den so gewonnenen, methylhaltigen Holzessig in be- 
sonderen Rührwerken mit Kalk neutralisiert, dann die neutrale Kalkacetat- 
lösung von Methyl durch Rektifikation befreit und endlich die restierende 
Kalklauge eindampft. 

Als Einheit für Berechnimg der Holzmasse dient 1 cord = 3 Rm. 

Die Ausbeuten aus Buchenscheitholz werden wie folgt angegeben: 

1 cord = 3 Rm. = 1440 kg liefert 
16 kg Holzgeist von 100% 
90 „ Holzkalk „ 82 7o 
450 „ Holzkohle 

so daß pro 1 Rm die respektable Ausbeute von: 

5,3 kg Holzgeist von 100 7o 
30 „ Holzkalk „ 82 7o 
150 „ Holzkohle 
resultiert. 

Daraus geht hervor, daß diesen Ausbeuten ein sehr trockenes und 
sehr dichtes Holz zugrunde gelegen haben muß, wie dies in gleicher 
Qualität für unsere Verhältnisse unbekannt ist. 

Die meisten der amerikanischen Anlagen gehören einer großen Ver- 
einigung an, welche fast die gesamte Produktion und ebenso den sehr 
gut organisierten Vertrieb der Produkte in Händen hat. 

Was nun die Zollverhältnisse der Holzdestillationsprodukte anbelangt, ZoU- 
80 erheben von den Kulturstaaten Frankreich, Österreich, Schweden und ^•^*»***"^«»« 
Rußland einen Zoll auf essigsauren Kalk. 

1. Frankreich erhebt 2 Frcs. pro 100 kg, und hat diese verhältnismäßig 
geringe Belastimg dennoch genügt, Frankreich vom Veredelungs verkehr, 
welcher darin besteht, daß holzessigsaurer Kalk eingefülirt wiixl und Pro- 
dukte daraus, namentlich Essigsäure, exportiert werden, fast ganz aus- 



14 Geschichte der Holzdestillation. 

zuschließen. Dieser Modus wird gegenwärtig besonders stark in Deutsch- 
land ausgeübt, wogegen Frankreich bisher im Ausland als Konkurrent in 
diesem Artikel nicht auftritt und nur Essig aus Wein exportiert 

2. Österreich hat einen Eingangszoll von 3 fl. auf essigsauren Kalk; 
da aber im Inland genügend essigsaurer Kalk erzeugt wird, so hat dieser 
Zoll wenig Erfolg und sind Oarungsessig und Essigsaure in Österreich 
nicht teurer wie anderwärts. 

Niur die Regienmg muß gewisse Produkte aus holzsaiu^m Kalk, 
deren sie be<]arf, recht teuer bezahlen, ohne daß ihre Zolleinnahmen einen 
Ausgleich hierfür gewähren. 

3. Rußland erhebt ca. 15 Mk. vom dz. essigsauren Kalk. Da die 
russische Erzeugung heute noch imgenügend ist, so ist dort auch die 
Essigsäure entsprechend teiu^r, und trotzdem hat dort die Essigessenz eine 
verhältnismäßig viel größere Yerbi-eitung wie in Deutschland gefimden, 
weil ihr der Vorteil der großen Yer-sendbarkeit zu gute kommt. 

Die russische Industrie kann die hohen Säiu^preise bezahlen, weil 
auch ihre Artikel heute durch Zölle geschützt sind. Der Zoll auf essig- 
sauren Kalk in Rußland paßt also ganz gut in das dortige Zollsystem. 
Man darf aber auch nicht vergessen, daß dieses System die Ausfuhr 
technischer und besonders chemischer Produkte unmöglich macht. 

4. In Schweden beti-agt der Zoll 15% dos Einkaufspreises. 

5. Es ist femer zu bemerken, daß Belgien, HolLmd. Italien und die 
Schweiz in den letzten Jahren ihre Zollgesetzgebung mit Rücksicht auf 
Essigsäure und essigsauren Kalk revidiert haben. 

Diese haben hohe Zölle auf die Einfuhr reiner Essigsäure gelegt, um 
die Einfuhr besonders aus Deutschland zu unterbinden, was auch voll- 
kommen gelungen ist. Aber keiner dieser Staaten, welche doch inländische 
Industrie groß ziehen wollen, hat es gewagt, einen ZoU auf essigsauren 
Kalk zu legen, und selbst fertige Essigsäure zu technischen Zwecken wii-d 
nur ganz geringfügig (1 Fr. pro dz.) verzollt. 

Offenbar war man der Ansicht, daß ein hoher Zoll auf technische 
Essigsäure sehr leicht zu einem Kartell der inländischen Fabrikanten 
führen würde und daß dann durch hohe Essigsäurepreise andere In- 
dustrien schwer geschädigt würden. 

Diese Erwägungen dürften doch auch für Deutschland nicht gleich- 
gültig sein, und der von den Alkoholessigfabrikanten immer wieder in Vor- 
schlag gebrachte Zoll auf Holzkalk entschieden abgelehnt werden, ebenso 
wie ein die deutsche Industrie schwer schädigender Zoll auf Rohliolzgeist. 
welcher ganz ungerechtfertigt in Vorsehlag gebracht worden ist. 

Gestützt auf diese für Deutschland bisher günstigen Zollverhältnisse 
haben sich in Deutschland — ganz speziell in den letzten 10 Jahren — 
bedeutende Essigsäure-, Aceton- und Methylbetriebe entwickelt, die zu den 
größten der Welt zählen und den Weltmarkt behen-schen. 



Geschichte der Holzdestillation. 15 

Und doch wollte es anfangs 1895, als — man möchte fast sagen 
spontan — sich in Kassel jenes Unternehmen gründete, welches den 
„Fabriken alten Systems" den unmittelbaren Untergang prophezeite, 
scheinen, daß durch diese in erheblichem Umfange entstandene neue Kon- 
kurrenz und der damit verbundenen Preisdrückerei der Produkte bei 
steigenden Preisen des Eohmaterials ein Rückgang dieser Industrie un- 
bedingt erfolgen mußte. Aber soweit ist es dank dem Zusammenhalten 
der sogenannten „alten Verkohler" nicht gekommen, und nachdem nun 
vor kurzer Zeit endlich das ganze Schwindelgebäude dieser Aktiengesell- 
schaft zu einem jJiTichts" zusammenbrach, ist neues Leben in die Holz- 
verkohlungsindustrie eingezogen, und es wäre zu wünschen, daß die 
solide Basis dieses Industriezweiges nicht wieder durch ähnliche phan- 
tastische Gründungen »und deren unsolide Konkurrenz gefährdet werden 
möge. 



II. 

Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 

Als Rohmaterial der Holzverkohlung dienen alle die Teile von Bftumen 
und Sträiichern, welche man im gewöhnlichen Leben imd in der Technik 
zum Unterschied von der Pflanzenanatomie mit „Holz" bezeichnet, also 
der Hauptsache nach das gesamte Baumaterial der Stämme und Aste. 

Holzarten, Zum Verkohlen können fast alle Holzarten Verwendimg 
finden, und wird die Verwendung der einen oder anderen Art in erster Linie 
durch den beabsichtigten Zweck, ob hauptsächlich Holzgeist und Esaigsäiure 
neben Holzkolile oder Terpentinöl imd Teer als Hauptprodukte gewonnen 
werden sollen, und dann auch vor allen Dingen dui-ch lokale wirtschaftliche 
Verhältnisse bedingt. Die Verschiedenartigkeit der Hölzer hat ihren Gnmd 
in dem anatomischen Bau des Zellgewebes und in der wechselnden Zu- 
sammensetzung der Zellsaftbestandteile. 

Je nach der Diclitigkeit des Zellgewebes, dem spezifischen Gewicht 
des Holzes, der Größe seines Widerstandes bei der mechanischen Be- 
arbeitung — seiner Festigkeit — imterscheidet man harte und weiche 
Hölzer und je nachdem Blattbelaubung neben einem vorwiegenden Gehalt 
an Extraktivst^jffen im Zellgewebe oder Nadelbelaubung neben vorwi^end 
Ilarzbestaudteilen und ätherischen Ölen im Zellgewebe vorhanden sind, 
unterscheidet man noch Ijaub- und Nadelliolz, welcli letzteres auch durch 
die i;i\nz charakteristische Form des Zellgewebes von den übrigen Holzarten 
unterschieden ist. 

Nach der Härte ordnen sich die Hölzer in folgender Weise: 

sehr hart: Weißdorn, 

liart: Ahorn, Hainbuche, Wüdkirsclie, 

ziemlich hart: Eiche, Zwetsche, Robinie, Ulme, 

etwas hart: Buche, Nußbum, Birnbaum, Apfelbaum, Edelkastanie, 

weich: Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche, Erle, Birke, Roßkastanie, 

sehr weich: Finde, Pa])pel, Weidenarten. 



Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 17 

Ausbeuten aus yerschiedenen Holzarten. Vergleichen wir mm 
die in folgender von Senfft bearbeiteter Tabelle zusammengestellten Aus- 
beuten an Destülationsprodukten aus verschiedenen Hölzern, so zeigt sich, 
daß die Laubhöl^er eine höhere Essigsäure- und Methylausbeute, die 
Nadelhölzer dagegen eine höhere Teerausbeute erzielen lassen, die Kohle- 
ausbeute aber bei allen Holzarten gleichartiger ist. Dai*aus und aus den 
weiter imten beschriebenen Eigentümlichkeiten der einzelnen Holzarten 
leitet sich die Verwendung derselben für die Verkohlung ohne weiteres ab. 

Alle Holzarten sind somit gleichmäßig gut 'für Gewinnung der Holz- 
kohle. Laubhölzer werden hauptsächlich zum Zwecke der Gewinnung 
von Essigsäure und Holzgeist, die Nadelhölzer dagegen zum Zwecke der 
Gewinnung von Terpentinöl, Teer imd Kohle verarbeitet. 

Anatomie des Holzes. Treten wir nun noch kurz den äußeren 
Merkmalen des gefällten Holzes näher, so beobachtet man auf dem Quer- 
schnitt folgende Schichten: 

In der Mitte liegt das aus ziemlich lockerem Zellgewebe bestehende 
Mark, diu*ch dessen Schwindung in älteren Bäumen oft Hohlräume ent- 
stehen. Um das Mark herum lagert sich der sogenannte Heizkörper, der 
nur durch die Markstrahlen in radialer Richtung unterbrochen wird. Diese 
Holzmasse ist aus der Tätigkeit des Bildimgsgewebes (Cambium) her\'or- 
gegangen. Dasselbe hat seinen Sitz zwischen dem Holze und dem Baste 
und erfüllt die Aufgabe, alljährlich den zwischen ihm und dem Mark 
gelegenen, aus Tracheiden, Holzfasern, Holzparenchym imd Mai*kstrahlen 
bestehenden Holzkörper zu verdicken. Diese Holzneubildungen besorgt 
das Cambium nicht regelmäßig, indem während der Zeit der Saftfülle — 
also im Frühjahr — die Holzelemente weiter, größer und dünnwandiger, 
im Herbste dagegen mehr eng, aber dickwandiger gestaltet werden. 

Dieses periodische Wachstum prägt sich auf dem Quei-schnitt des 
Holzes sehr deutlich in Form der sogenannten Jahresringe aus, welche 
durch den schroffen Wechsel der Beschaffenheit im Frühjahrs- und Herbst- 
holz entstehen. Die Breite dieser Jahresringe ist nun je nach Alter, 
Standesortsbeschaffenheit etc. verschieden. 

Hölzer mit breiten Jahresringen nennt man grobjährig, solche mit 
feinen Jahresringen feinjährig, und sind erstere weniger fest als die letzteren. 
Außer den Jahresringen im Holzgewebe tritt durch die verschiedene 
Beschaffenheit der älteren und jüngeren Hölzerpartien eine weitere 
Differenzierung der Holzmasse ein, und zwar ist das ältere Holz — Kern- 
holz — durch größere Härte, und nicht selten durch dunklere Farbe von 
dem jüngeren Splint unterschieden, der aus noch lebensfähigen Organen 
besteht und sich an der Leitung und Aufspeicherung der Stoffe beteiligt. 

Der Holzkörper selbst winl nach außen hin durch die im gewöhn- 
lichen Leben als Rinde bezeichnete Schicht abgegi*enzt, jenem Gewel>e- 

Klar, Holzverkohl ung. 2 



18 



Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 



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20 Die llohmaterialien der Holzdestillation. 

komplex, welcher dem im Dicken wachstiim begriffenen Stamme als Sdiutz- 
mantel — Periderm — dient. 

Zwischen diesem imd dem Cambiumring findet sich noch eine ana- 
tomisch scharf gekennzeichnete Gewebeschicht, nämlich das aus langen, 
biegsamen ZeUen bestehende Bastgewebe, dessen vielfache industrielle 
Ausnutzung bekannt ist. 

Das Periderm setzt sich aus dem „Kork" und einem fortwachsenden 
Bildimgsgewebe zusammen — dem Phellogen. Indem von letzterem be- 
wirkte Korkneubildungen außerhalb liegenden Gewebeteilen die Wasser- 
zufuhr absclmeiden, entstehen jene ausgetrockneten, als Borke bezeichneten 
Gewebemassen. 

Je nachdem mm diese Korkentwickelimg schwach oder mächtig ist, zeigen 
die Stämme eine glatte Rinde mit dilnner Korkhaut, wie die Buche, Hain- 
buche, Weißtanne, oder einen rissigen dicken Korkmantel, wie die Korkeiche. 

Chemie der Holzmasse. Die chenüsche Grundlage des Holzes 
bildet die sogenannte Cellulose C^jH^oOg (mit 44 7o Kohlenstoff) imd die 
in ihi-er Zusanunensetzung noch nicht näher bekannte kohlenstoffreichere, 
als Lignin oder Skierogen C^jH^^Oio bezeichnete, wahrscheinlich aus 
melu-eren chemischen Verbindungen bestehende Substanz. Außerdem findet 
man in den diversen Holzarten Eiweißkörper, Stärke, Dextrin, Zucker, 
Gerbsäure, Farbstoffe, Harze, ätherische Ole, Mineralstoffe, Wasser eta 

Trotz dem Vorkommen dieser, elementar diu^haus verschieden zu- 
sammengesetzten Verbindungen im Holz, zeigt dasselbe in seiner elementaren 
Zusammensetzung meist wenig Unterschiede, was darauf ziuückzuführen ist 
daß die Hauptgnmdmasse der Hölzer überwiegend aus Cellulose besteht, welche 
als einheitlich chemisches Produkt stets dieselbe Zusammensetzung zeigt. 

So kann man als mittlere Zusammensetzung etwa annehmen bei: 

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I^ubholz 49,r)9 7o 

Nadelholz 50,49 „ 

Im Durchschnitt beider . 49,vS7 „ 
abzüglich des Gehaltes an Stickstoff und Asche, mid ist noch hervor- 
zuheben, daß die Rinde meistens einen relativ größeren Aschegehalt 
aufweist, als der Holzköi-per. 

Violette und Saussure fanden in: 

Eichenholz, geschälte junge Zweige = 0,4% Asche 
,, Rinde grüner Zweige -= (> ., ,, 

Stammholz = 0,2 „ 

Rinde vom Stammholz = ,, „ 

Von diesen Aschebestandtt'ilen spielt der Phosphorsäuregehiilt des- 
hjill» eine gewisse Holle, weil derselbe für die für den Hochofenbetrieb 
l»estiinmte Holzkohle Bedeutung hat. 



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43,89 „ 



Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 21 

Wassergehalt des Holzes* Neben der Cellulose bildet Wasser den 
Hauptbestandteil der gesamten Holzmasse und zwar macht dieses Wasser 
wiederum den Hauptbestandteil des bei der Pflanzenemährung so wichtigen 
ZeUsaftes aus, ein Produkt, welches die oben genannten so verschiedenartigen 
Reservestoffe der Pflanze teils in Lösung, teils in Suspension mit sich führt. 

Da für den Holzverkohlungsprozeß dem Wassergehalt der diversen 
Hölzer eine ganz besondere praktische Bedeutung zukommt, so ist es 
erforderlich, diesem nie fehlenden Holzbestandteile etwas näher zu treten. 
Dem Wassergehalt des Holzes kommt in zweierlei Hinsicht eine Rolle 
zu, indem sowohl die Yerdampfimg des Wassers vor dem eigentlichen 
Yerkohlungsprozeß, als auch die Verdünnung des Holzessigs einen nicht 
unbedeutenden Mehraufwand von Brennmaterial und Zeit erfordert. 

Ein zweiter Übelstand* stark wasserhaltigen, also frischen Holzes 
liegt darin, daß solches von dem Rindengewebe noch völlig imigeben 
ist. Hierdurch wird das Eindringen der Yerkohlungswärme und da« 
Austreten der Destillate erschwert, und auch Veranlassung gegeben zur 
Bildung unerwünschter Nebenprodukte. 

Der Wasser- oder Feuchtigkeitsgehalt des Holzes, die Veränderlich- 
keit des ersteren, welche zugleich die Veränderlichkeit der Dichte zur 
unmittelbaren Folge hat, die Dichte selbst, sowie die Veränderlichkeit 
des Volumens, welche ebenso wie die Veränderlichkeit des Gewichtes 
mit der Veränderung des Feuchtigkeitsgehaltes zusammenhängt, bilden 
wichtige Faktoren bei Beurteilung des Holzes. Es besteht also ein Zu- 
sammenhang zwischen Dichte, 7/2 0- Gehalt, Volumen und Gestalt derart, 
daß jede Änderung in der einen Richtung eine Änderung in allen anderen 
unbedingt nach sich zieht. 

Allgemein gültige Zahlen für den Wassergehalt frisch geschlagener 
Hölzer lassen sich naturgemäß nicht aufstellen, denn je nach 

der Jahreszeit, der Holzart, dem Standort und dem Alter 
ist der Wassergehalt durchaus verschieden. 

Im Frühjahr und im Sommer ist die Saftmenge größer als im Winter, 
besonders im Frühjahre, wo ja bekanntlich viele Bäume (z. B. die Birke) 
ohne allen äußeren Reiz den überschüssigen Saft ausscheiden, und ist daher 
im Winterhalbjahre die beste Fällungszeit für die zum Brennen oder Ver- 
kohlen bestimmten Hölzer. Bei fettem, fruchtbarem Boden, günstigen klima- 
tischen Verhältnissen ist das Wachstum der Bäume üppiger, die Jahresringe 
werden größer, die Gefäße weiter, uod schwinden solche Bäume in der Ver- 
kohlungshitze bedeutender, geben deshalb weniger und leichtere Kohle als 
solche, die infolge entgegengesetzter Einflüsse ein schwereres und dichteres 
Gefüge erhalten haben. Kohle von solchen Bäumen ist immer besser. 

Jimges Holz ist naturgemäß saftreicher, also weniger zum Verkohlen 
geeignet als älteres, doch bringt auch ein zu hohes Alter Nachteile mit 
sich. So sondern sich beim Verkohlen von Buchenholz von hohem Alter 



22 



Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 



die Längsfasern des Holzes scharf ab, die Kohle wird rissig und gibt 
beim Transport und der Lagerung mehr Stübbe. 

Endlich ist noch hervorzuheben, daß auch Stamm, Wurzelspitzen und 
Astholz einen Unterschied im Saftgehalt erkennen lassen, ebenso treten 
Differenzen des Wassergehaltes zwischen Kern imd Splint auf. 

Folgende Tabelle zeigt den Wassergehalt verschiedener Hölzer, imd 
zwar zeigt Spalte 1 den aus 12 Monatsbeobachtungen berechneten Jahres- 
durchschnitt, Spalte 2 in einzelnen Fällen beobachtete Extreme: 
100 Teile frisches Holz enthalten in % : 



Kiefer 61 

Ficht« 56 

Linde 52 

Schwarzpappel .... 52 

Lärche 50 

Erle 50 

Roßkastanie 48 

Birke 47 

Apfelbaum 43 

Schütte 11. 



2. 

15-64 
11—57 
36-57 
43—61 
17-60 
33-58 
37—52 
24—53 
34—52 

H artig dagegen fanden 
Wasser in % : | 

Hainbuche 18,6 

Saalweide. 26 

Ahorn 27 

Vogelbeere 28,3 

Esche 28,7 

Birke 30,8 

Eiche 34,7 

Stieleiche 35,4 

Weißtanne 37,1 

Roßkastanie 38,2 



1. 2. 

Saalweidc 42 30—49 

Buche 39 20—43 

Ahorn 39 27—49 

Hainbuche 37 22—41 

Eiche 35 22—39 

Zwetsche 34 19—39 

Ulme 34 24—44 

Robinie 29 12—38 

Esche 27 14—34 



Wasser in %: 

Rotbuche 39J 

Erle 41,6 

Espe 43,7 

Ulme 44,5 

Rottanne 45,2 

Linde 47,1 

Ital. rapi)el 48,2 

Lärche 48,6 

Baumweide 50,6 

Schwarzpappel 51,8 



Kiefer 39,7 

Nach Chevandiers üntei-siichungen zeigen (he Holzarten folgenden 
Wechsel im Wassergehalte in Ge'^ichtsi)rozenten angegeben: 



Geklobenes Stammholz 



Holz 



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Starkes Astholz 



Schwaches Astholz 



12 I 18 i 24 



Monate nach dem Fällen: 
6 12 18 I 24 



Rotbudie ' '23,34,19,341 17,40, 17,74 
Eiche . . 1 29,63, 23,75 i 20,74 19,16 
Weißbuche 1 24,08 ! 20,18 1 18,77 ' 17,94 
Birke . . : 23,28 1 18,10 15,98 17,17 
Tanne . . ' 28,56 16,65 1 14,78 17,22 
^''»chte. . 29,31 i 28,54115.81 17,76 



33,48 1 24 |19,8 120,32 
31,2 126,90 [24,55 ,21,09 
31,38 j 25,89 i 22,33 119,30 
37,34 128,99 124,121 21,78 
28,29! 17,41; 15,09' 18,66 
35,30 '17,59; 15,72 17,39 



6 



12 



30,44 
32,71 
27,19 
39,72 
33,78 
41,49 



23,46 
26,74 
23,08 
29,01 
16,87 
18,67 



18 



18,60 
23,35 
20,60 
22,78 
15,21 
15,63 



24 



19,95 
20,28 
18,59 
19,52 
18,09 
17,42 



Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 23 

Diese so verschiedenen Zahlen obiger Tabelle lehren, daß von einer 
Normierung des Wassergehaltes frisch geschlagenen Holzes nicht wohl 
die Rede sein kann, daß sich aber nach einer gewissen Zeit des Fällens 
lind LAgems der Wassergehalt der verschiedenen Hölzer auf eine ziem- 
lich konstante Zahl einstellt, nämlich annähernd 20 7o- 

Bei der Yerkohlung des Holzes spielt der mehr oder weniger hohe 
Wassergehalt eine bedeutende RoUe, und zwar ist ein Holz um so 
geeigneter zur Verkohlung, je geringer dieser Wassergehalt ist. Hoher 
Wassergehalt bedingt, wie schon erwähnt, nicht nur eine wesentlich 
größere Yerdünnung des Destillates, sondern ist auch insofern nachteilig, 
als das Yerdampfen dieses Wassers einen Mehrverbrauch an Brennmaterial 
erfordert und die Verkohlung unnötig verlängert. 

Zur Erlangung befriedigender Resultate ist darum ein gutes Aus- 
trocknen des zum Verkohlen bestimmten Holzes Hauptbedingung. 

Um also von Anfang an ein möglichst wasserarmes Holz zu erhalten, 
wird die Fällimg des Holzes — wie schon gesagt — am besten im 
Winterhalbjahre vorgenommen, da in dieser Jahreszeit das Holz am saft- 
ärmsten ist, wie dies z. B. auch aus Schüblers Versuchen hervorgeht. 

Derselbe fand an Prozenten Wasser 

Ende Januar Anfang April 
im Eichenholz: 28.8 38.6 

„ Ahomholz: 33.6 40.3 



Tannenholz: 52.7 



/47.1 
(61.- 



Im Winterholz ist also nicht nur weniger Wasser enthalten, sondern 
auch die Menge der vorhandenen Extraktivstoffe (Salze, organische Ver- 
bindungen etc.) ist eine geringere. Da diesen Körpern nun zweifelsohne 
hygroskopische Eigenschaften zukommen, so wird ein an diesen Stoffen 
relativ armes Holz leichter austrocknen und nicht so dem sogenannten 
„Werfen'' ausgesetzt sein, als ein daran reiches. Das Auslaugen — also 
die Entfernung der hygroskopischen Extraktivstoffe des Holzes — sichert 
daher gegen das „Werfen", und tatsächlich ist bekannt, daß geflößte 
Hölzer oder auch solche, welche vor dem Austrocknen eine Zeitlang 
der Witterung ausgesetzt waren, mit größerer Sicherheit als Nutzholz 
verarbeitet werden können. 

Es ist deshalb erforderlich, das Holz vor dem Verjfcohlungs- 
prozeß soweit vom Wasser zu befreien, als der hiirfür ver- 
wandte Kostenaufwand im Verhältnis zumÄutzeffekt steht. 

Lufttrockenes Holz. Setzt man «las Holz einW erhöhten Tempe- 
ratui* aus, so gelingt es, dasselbe gänzlich von seinem Wassergehalt zu 
befreien, allein diese Art und Weise des Trocknens ist infolge des Brenn- 
materialaufwandes und der hohen Kosten einer derai-tigen geräumige 



24 Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 

Ti-ockenanlage bisher mtionell nicht möglich gewesen. Vielmehr muß 
man sich damit begnügen, das Holz auf jenen (Jrad der Trockenheit ra 
bringen, welchen man wald- oder lufttrocken nennt. 

Diesen Grad der Ti-ockenheit — fdr unsere klimatischen Verhält- 
nisse annähernd 20% — en*eicht man dadurch, daß man das Holz in 
zerkleinertem Zustande, also in Form von Scheiten, Knüppeln etc. zu 
Haufen stapelt, und diese an möglichst trockenen und luftigen Orten 
bis zu ihi-er Aufai-beitung 1 — 2 Jahre lagern läßt. 

Diese Holzhaufen werden so geschichtet, daß die Luft genügend 
Durchgang findet und dieselben durch dachfcirmige Anordnung der oberen 
Scheite und durch fjuergelegte untere Scheite gegen atmosphärische Nie<ler- 
schläge im<l Bodennässe möglichst geschützt sind. 

Je nach dem Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre und der Luft- 
bewegung, je nachdem das Holz in luftigem Schlage oder in engem, 
feuchtem Tale lagei-t, je nach der Temperatiu-, dem Zerkleinerungsgra»! 
des Holzes, der Holzart, der Menge der Rindenmasse etc. >vird dieser 
Zeiti)unkt der Lufttrockenheit früher oder später eiTcicht. 

Im allgemeinen läßt sich wohl sagen, daß die Lufttrockenheit ein- 
tritt, wenn das Holz zweimal der Märzluft exponiert war. Dabei besitzt 
es dann nicht nur den möglichst niederen Wassergehalt, sondern die atmos- 
phärischen Einflüsse haben auch noch ein anderes Stück Arbeit geleistet 
— nämlich die Rinde zu einem großen Prozentsatz abgeschuppt. 

Dieser Austiocknungsprozeß bleibt aber nicht ohne Einfluß auf (he 
Kauramonge des Holzes, es tritt Volumenvemünderung ein, das Holz 
schwindet, eine Erscheinung, welche als „Werfen'' des Holzes be- 
kannt i.st. 

Es ist darum nötig, schon beim Aui'klaftern des frisch gefällten Holzes 
auf das Schwindmaß Rücksicht zu nehmen, und die Aufklaftenmg ent- 
sprechend zu erweitern, indem man die Höhe des Raummetei-s auf ca. 
l.l m l)emißt, wodm"ch nach Errei(*hung der Lufttroc^kenheit das richtige 
Maß erreicht wird. 

Spezifisches Gewicht. Gewicht von 1 Rin. Derbgehalt. Ob- 
gleich da^^ spezifische Gewicht der kompakten Holzmasse an und für 
sich höher als l liegt, so schwimmt doch das Holz infolge der darin ent- 
haltenen Luft gewöhnlidi auf dem Wasser. 

Für die Praxis halben die das absolute spezifische Gewicht angebenden 
Zahlen wenig Wei-t, um so mehr aber die Zahlen, welche das Gtewicht 
eines Raummaßes Holz, wie es der Foi-stbetrirb liefeii;, angeben. 

Als Einheit im Brennholzhandel gilt, wie schon oben angeführt, der 
Haunimeto]", daß heißt 1 cbm geschiehtetes Holz inkl. der unvermeid- 
lichen Zwisehenräiiine. 



Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 25 

Folgende Tabelle zeigt das Gewicht von 1 Rin verschieilener Holzarten. 

Ein Raummeter Holz wiegt kg 

Steineiche (Stammholz) 380 

Stieleiche „ 359 

Eiche (beide Arten gemischt) Stammholz . . . 371 

„ „ „ Astholz 317 

„ „ „ ,, Reisigholz .... 277 

Rotbuche (Stammholz) 380 

(Astholz) 314 

„ (Reisigholz) 304 

Birke (Stammholz) 338 

„ (Stamm- und Astholz gemischt) 332 

„ (Reisigholz) 318 

,, (Reisigholz ganz dünn) . 269 

Weißbuche (Stammholz) 370 

,, (Stamm- und Astholz gemischt). . . 361 

„ (Reisigholz) 313 

„ (Reisigholz ganz dünn) 298 

Erle (Stammholz) 293 

„ (Stamm- und Astholz gemischt) 291 

„ (Reisigholz) 283 

Zitterpappel (Stamm- und Astholz gemischt) . . 273 

Weide ., „ „ ,, . . 285 

„ (Reisigholz) 276 

Tanne (Stammholz) 277 

(Astholz) 287 

„ (Reisigholz) 312 

Fichte (Stammholz) 256 

(Astholz) 281 

(Reisigholz) 283 

Diese teilweise niedrig bemessenen Zahlenangaben sind aber für die 
Praxis nur bedingt richtig, da 1 Rm Holz je nach der Beschaffenheit der 
Stücke lind den mehr oder weniger großen Zwischenräumen innerhalb 
der aufgestapelten Holzmasse ein verschiedenes Gewicht aufvv^eist. Das 
Oesamtgewicht der im Rm enthaltenen Holzmasse — der sogenannte 
Massen- oder Derbgehalt — ist den Ausbeutezahlen an Kohle etc. direkt 
proportional und geht hieraus hervor, daß dieser Massengehalt beim An- 
kauf von Holz eine bedeutende Rolle spielt. . 

Derselbe ist nun sowohl für verschieoeiMi Holzarten als auch für 
gleiche Holzarten durchaus nicht gleich und abhängig von der relativen 
Trockenheit, Gestalt, Länge und Dicke der einzelnen Holzstücke, dem 
Schwindmaß, Standort, der Jahreszeit, dem Klima, der örtlichen Lage im 
Banme, dem Wassergehalt, der mehr oder weniger geschickt ausgeführten 
Schichtung imd den Fehlerquellen der niemals einwandfreien praktischen 
Messungsmethoden. 

Die Dichte eines Holzes wird also in erster Linie durch das prozen- 
tuale Verhältnis zwischen den Hohlräumen imd der festen Substanz inner- 



26 Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 

halb des Holzes bedingt und wiederum spielen die Jahresringe bei Beurteilung 
der Holzdichte eine Rolle insofern, als Holzarten mit engen Jahresringen auch 
immer die relativ schwersten sind. Während mm bei ringporigen HOlzem 
gerade das Gegenteil obwaltet, haben bei zerstreutporigen Hölzern die 
Jahresringe einen geringeren Einfluß auf die Holzschwere. Aber auch 
diese Sätze können nicht als Grundsätze aufgefaßt werden, indem die- 
selben durch <lie Yerschiedenartigkeit der Einflüsse von Standort, Wärme. 
Licht, Nahnings- und Wassergehalt des Bodens etc. sehr variiert werden 
können. Der feuchte Boden gibt fast immer breitringiges Holz von minder 
guter Beschaffenheit, imd dies gilt sowohl für Nadel- als auch für Laul»- 
holz. Fruchtbarer Boden dagegen gibt breitringiges Holz von guter Qualität, 
und während dies besonders bei Buche imd Eiche zu beobachten ist, 
gedeiht Nadelholz weniger gut unter diesen Verhältnissen. 

Wie schon erwähnt, zeigen die aus vei-schiedenen Höhenlagen des 
Baumes entnommenen Holzteile auch eine verschiedene Dichte. Astholz 
ist meistens schwerer wie Schaftholz, Wurzelholz — mit Ausnahme des 
Wiu-zelhalses und der harzreichen Wurzelhölzer der Nadelbäume — meistens 
leichter als dieses, und zwar je dünner dasselbe, um so leichter ist es. 
Maserw^ichs, wimmriger Wuchs, gesunde Wimdnarben, Astknoten, Über- 
wallungsharzo etc. erhöhen die Schweie bedeutend. Bei gleichen Jahres- 
ringen ist trockenes Kemh(»lz meist leichter als Splint (wie bei Buche, 
Eiche), doch tritt auch das Gegenteil ein, wie bei Kiefer, oder es sind beide 
gleich wie bei Fichte. Verschiedentlich ausgeführte Untersuchungen haben 
gezeigt, daß die Dichte der einzelnen Holzpartien am Baume mit der 
relativen Höhenlage der Teile abnimmt. 

Da sich also durch die verscliiedenartigen Einflüsse auf die Holz- 
dichte für das Gewicht eines Kubikmeter geschichteten Holzes keine 
maßgebenden Zahlen aufstellen lassen, so ist man ziu- Wertschätzimg des 
Holzes auf rein praktische Erfahrungen angewiesen. 

Folgende Zahlen, welche einer Verschmelzung von Forsttabellen mit 
praktisch erzielten Werten entstammen, geben brauchbare Anhaltspunkte 
zur Berechnung des Derbgehaltes eines Rm geschichteten Holzes. 

Der Derbgehalt eines Hm beträgt: 

bei Brennscheite I. Gl. — ca. 0,68 Festmeter 

II. Cl. - .. 0,64 

„ Rollen 100 200 mm Durchmesser ^-^ ., 0,72 ,, 

„ 150/200 „ ., --- .. 0,70 

.. Prügel 1(^0 150 „ ,. - ,. 0,68 

70 100 ,, „ -- ,, 0,64 ,, 

40 80 ,, „ - „0,r,— 0,42 „ 

Diese Zahlen können aber nur Anhaltsj »unkte zur Schätzung des 
ungefähren Wertes sein, denn sie sind nicht nur vom Ausmaß, sondern 



Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 27 

auch von der Verschiedenheit der Durchmesser der einzelnen Stücke, 
vom Gerad- oder Krummsein, von der Art des Aufsetzens, von der Ästig- 
keit, Rindenstärke und Holzgattimg abhängig. 

Da schwache Hölzer nicht nur einen geringeren Festgehalt besitzen, 
sondern im Verhältnis zur Holzmasse auch relativ markreich sind, so wird 
in den meisten Fällen die Verwendung solcher Hölzer zum Verkohlen 
keine Vorteile bieten, auch schon wegen der zu erwartenden kleineren 
Kohlen. 

Einkauf, Abfuhr und Stapelimg des Holzes. Der Ankauf von 
Holz geschieht meistens durch: 

Kauf des Holzes im stehenden Baum oder durch 
Kauf des geschlagenen Holzes. 

Während das Verfahren, die Hölzern te auf dem Stock zu verkaufen, 
in den meisten größeren staatlichen Forsthaushaltungen für unzulässig er- 
achtet wird, weil dasselbe nicht nur die Kontrolle der geschätzten Holz- 
masse erschwert, sondern auch ünterschleife eher ermöglicht, kommt in 
Privatforsten dieser Modus häufig vor, imd für Stock- oder Wurzelholz 
ist dieses Verfahren fast immer gebräuchlich. Selbstredend kann einen 
derartigen, auf reiner Schätzung des Wertes beruhenden Kauf nur ein 
ganz erfahrener Holzkenner eingehen, der nicht nur mit der 
Holzmaßkunde genau Bescheid weiß, sondern auch versteht, die Ernte 
bestens zu sortieren. In diesem Falle, und wenn dem Käufer billige 
Arbeitskräfte z\ur Verfügung stehen, wie dies bei ländlicher Bevölkerung 
während des meist verdienstlosen Winterhalbjahres der Fall ist, kann 
dieser Weg der Rohmaterialbeschaffung von großem Nutzen sein. 

Im aUgemeinen jedoch überläßt man das Schlagen imd Sortieren des 
Holzes den Forstverwaltungen und kauft von diesen das Holz auf dem 
Wege der öfiPentlichen Auktionen oder schließt mit ihnen auch wohl 
Kontrakte auf Lieferung ganz bestimmter Sortimente der jeweiligen Holz- 
ernte ab. 

Das Anbringen des Holzes an die Stapelplätze resp. zu den an fahr- 
baren Waldwegen liegenden Abfuhrstellen wird in der verschiedensten . 
Weise ausgeführt. Bald wird das Holz durch Menschen oder Lasttiere 
geschleift, bald kommen sowohl im Sommer wie im Winter schlittenartige 
Einrichtungen zur Verwendung, oder man wendet wie im Hochgebirge die 
sogen. Riesen an, oder es >vird auch geflößt oder getriftet, imd endlich 
kann man für die Holzbringung auch mit Vorteil die Waldeisenbahnen 
benutzen. 

Die aufzustapelnden Holzmassen müssen gut und dicht zwischen fest 
eingeschlagenen Seitenstützen mit richtiger Scheitlänge gelegt werden, 
und meistens gibt man in Rücksichtnahme auf den Schwund in der Höhen- 
bemessimg ca. 10 cm zu — das sogen. Darrscheit. 



Die Rohmaterialien der Holzdestillation. 29 

(Lehrbuch der Baumkrankheiten, Berlin, Julius Springer 1889) ver- 
danken, geben sich iin Entstehen meistens durch eine Blaufärbung zu 
erkennen. 

Nach Hartig wird dabei die Pflanzenzelle unter Bildung von Wasser, 
Alkohol, ätherischen Ölen etc. total verändert; es tritt teils Resorbtion 
der incrustierenden Substanz, teils aber auch Extraktion der Cellulose ein, 
wobei dann eine gummiähnliche Masse verbleibt, oder es tritt auch totale 
Zerstörung des Zellengewebes miter Bildung von Hohlräumen ein. 

Aus einem solchen Holz kann naturgemäß, da die Masse reduziert 
und verändert ist, nicht die Ausbeute erwartet werden, welche normales 
gesundes Holz liefert, und ebenso wird eine leicht zerfallende Kohle 
erhalten, welche ebenfalls einen Schaden bedeutet. 

Es ist also eine unerläßliche Bedingung, nur trockenes, gesundes 
Holz mit möglichst hohem Cellulosegehalt der Yerkohlung zu imterwerfen, 
falls man keine Enttäuschungen erleben will. 

Sonstige Rohmaterialien zur Holzyerkohlung: gebrannter 
Ealk, Schwefelsäure, Brennmaterial. Die sonstigen zur Ausführung 
der Holzdestillation bezw. Aufarbeitung der Destillate erforderlichen Roh- 
materialien, wie gebrannter Kalk, Schwefelsäure und andere Chemikalien 
nehmen nur eine sehr untergeordnete Stellung ein und sind — soweit 
erforderlich — im analytischen Teile dieses Buches behandelt 

Dahingegen spielen die Brennmaterialien eine bedeutende Rolle, 
und die in Bezug auf äußerste Ökonomie getroffene Auswahl derselben, 
sowie die möglichst hohe Ausnutzimg der im Brennmaterial vorhandenen 
Wärmemengen sind naturgemäß auf die Rentabilität von hohem Einfluß. 

Da die richtige Auswahl des Brennmaterials sowie die richtige An- 
wendung und die Ausnutzung desselben allgemeine Vorl)edingungen für 
alle industrielle Unternehmungen darstellen, so kann hier auf diese 
allgemeinen Verhältnisse nicht näher eingegangen werden, zumal Ober 
Brennmaterialien spezielle Technologien vorhanden sind. 



III. 

Die chemischen Veränderungen des Hokes, 
welche bei der trockenen Destillation desselben 

eintreten. 

Nachdem wir uns im vorhergehenden Abschnitt mit der Holzver- 
kohlungsindiistrie im allgemeinen und dem Eohmaterial, sowie dessen 
Eigenschaften bekannt gemacht haben, wenden wir nns nunmehr den Yer- 
ändenmgen zu, welche das Holz beim Erhitzen unter Luftabschluß — der 
trockenen Destillation — erleidet. Wir wissen, daß das Holz haupt- 
sächlich aus Cellulose und Wasser besteht, so daß es von den chemischen 
Elementen fast nur Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff enthält. 

Wird Holz in einer Eetorte erhitzt, so entweicht bei anfangs ge- 
linder Wärmezuführung zunächst das im Holz enthaltene Wasser. Bei 
zunehmender Wärmezuführung beobachtet man eine Bräunung des Holzes 
und kann in den nunmehr übergehenden wässrigen Destillaten bereits 
das Auftreten von Essigsäure und Teer konstatieren; aber nicht nur die 
Farbenveränderung des Holzes und das Auftreten der obengenannten Pro- 
dukte, welche vorher im Holze nicht enthalten waren, sondern auch das 
Auftreten gasförmiger Körper zeigt an, daß das Cellulosemolekül bei diesem 
Erhitzen einer intensiven Aufspaltung unterworfen wird. 

Wasserstoff imd Sauerstoff des Cellulosemoleküls spalten sich ab, ver- 
einigen sich teils miteinander, teils mit einem Teil des Kohlenstoffes zu 
Kohlenstoffverbindungen, welche ihrerseits wiederum durch weitere Ver- 
einigungen und Kondensationen oder durch sekundäre Zersetzungen neue 
Körperkategorien bilden. Es entstehen so eine Unzahl gasformiger, flüssiger 
und fester Produkte nach Vorgängen, die noch fast ganz in Dunkel 
gehüllt sind. Das relativ sauerstoffreiche Holz liefert dabei zmn Unter- 
schied von den sauerstoffannen Steinkohlen hauptsächlich sauerstoffhaltige 
Produkte der Methanreihe, vorausgesetzt, daß die Verkohlung bei einer 
relativ niederen imd allmählich bis auf ca. 400 bis 450^ C. gesteigerten 
Temperatur ausgefühi-t wird. 



Die chemischen Veränderungen des Holzes etc. 



31 



Die Innehaltung bestimmter Temperaturen und vor allen Dingen 
auch eine durchaus gleichmäßige Beheizung der Verkohlungs- 
apparate übt einen erheblichen Einfluß auf die Ausbeuten aus, so daß 
man es ganz in der Hand hat, die Ausbeuten nach der einen oder anderen 
Richtung hin zu beeinflussen. Hohe Temperatur imd schnelles Arbeiten 
geben stets \ael Gase neben relativ wenig Essigsäure, Holzgeist und Kohle, 
während langsames Verkohlen bei niederer Temperatur relativ wenig Chtöe, 
aber reichliche Mengen Essigsäure, Holzgeist imd Kohle liefern. 

Ersteres Verfahren wurde früher angewandt, als das Holzgas, her- 
gestellt nach dem Verfahren von Pettenkofer, noch seine Bedeutimg 
hatte. Die trockene Destillation des Holzes zum Zwecke der Gewinnung 
von Essigsäure und Holzgeist erfordert aber ein langsames Verkohlen bei 
mäßig gehaltener Temperatur. 

Folgende von Violette ausgeführte Untersuchungen über den Einfluß 
der Temperatur auf Menge imd Güte der erhaltenen Holzdestillate zeigen 
sehr deutlich die wichtige RoUe, welche die Temperatur beim Verkohlen 
des Holzes spielt. 

Violettes Untersuchungen über die Veränderungen des Holzes 
bei höheren Temperaturen. 





i 


Temperator, 


100 Gewiehtsteile 


100 GewichUteile des 


Nr. 


Qewiehtsverlnst 


welcher dai Hol« 


de« waaaerfireien 


waMerfreien Holzes 


1 beim Trocknen bei 


ansgesetst wnrde 


HoUes entwickelten 


ergaben an Rückstand 




1 160« C. 


in C. 


flflchüge Stoffe 


im DestUlatlonsgenße 


f" 


1 15-00 


160 


2-00 


98^00 




2 


17-17 


170 


5-45 


94-55 




3 


14-04 


180 


11-41 


88-59 




4 


14-36 


190 


18-01 


81-99 


t3d 


5 


17-28 


200 


22-90 


77-10 


• i^ 


6 


15-40 


210 


26.86 


73-14 


0- 


7 


15-80 


220 


32.50 


67-50 


CD 


8 


12-73 


230 


44.63 


55.37 




9 


15-58 


240 


49-21 


50.79 




10 


13-16 


250 


51-33 


49.57J 




11 


14.76 


260 


58-77 


40.23 


12 


12-91 


270 


62-86 


37.14 


13 


14.94 


280 


63-84 


36.16] 




14 


14.43 


290 


65-91 1 


34.09 


g" 


Ib 


13.69 


300 


66-39 ; 


33.6I 


f? 


16 


12.54 


310 


67.13 1 


32.87 


g. 


17 


12.52 


320 


67-77 1 


32.23 


i* 


18 


14.48 


330 


68.23 1 


31.77 


P 


19 


14.38 


840 


68.47 


31.53 




20 


16.37 


350 


70.34 1 


29.66 


^ 


21 


12.98 


432 


81.13 j 


18.87 


s- 


22 


13.90 


1023 


81.25 ! 


18.75 




23 


13.90 


1100 


81.60 


18.40 


S 


24 


13.84 


1250 


82.06 


17.94 





25 


14.60 


1300 


82.54 


17-46 





26 


14.60 


1500 1 


82.60 


17.31 


3 


27 


14-60 


Schmelzpunkt dea 
Plaüns 


85-00 


15-00 





32 



Die chemischen Veränderungen des Holzes etc. 



Violettes üntersiichungon über die chemische ZusammensetzunjL' 
der hei verschiedenen Temperaturen erzielten Kohlen: 



Nr. 



1 
2 
3 

4 

5 

() 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

1(> 

17 

18 

19 

20 

21 

22 

23 

24 

25 

2() 

27 

28 



Temperatur, 
welcher das Holz 
ausgesetzt wurde 

Grad Celsius 



100 Teile der Rackst&nde in den DesUlUtioiisgeaAen 
ergaben an 



Kohlenstoff 



Wasserstoff 



Sauerstoff, 
Stickstoff, Verlust 



Asche 



150 


47-5105 


6-1200 


160 


47-6055 


6-0645 


170 


47-7750 


6-1950 


180 


48-9360 


5-8400 


190 


50-6145 


5-1150 


200 


51-8170 i 


3-9945 


210 


53-3735 ; 


4-9030 


220 


54-5700 


4-1505 


230 


57-1465 


5-5080 


240 


61-3070 1 


5-5070 


250 


65-5875 ! 


3-8100 


260 


67-8905 1 


5-0380 


270 


70-4535 , 


4-6415 


280 


72-6395 


4-7050 


290 


72-4940 i 


4-9810 


300 


73-2360 1 


4-2540 


310 


73-6330 , 


3-8295 


320 


735735 


4-8305 


330 


73-5515 ! 


4-6260 


340 


75-2020 1 


4-4065 


350 


76-6440 , 


4-1360 




81-6435 


1-9610 


432 


81-9745 1 


2-2975 


1020 


83-2925 


1.7020 


1110 


88-1385 


1-4150 


1350 


90-8110 


1-5835 


1500 


94-5660 


0-7395 


über 1501.1 


96-5170 


0-6215 



46-2900 
46-2710 
45-9535 
45-1230 
44-0625 
43-9760 
41-5380 
41-3936 
37-0470 
32-7055 
28-9670 
26-4935 
24-1920 
22-0975 
21-9290 
21-9620 
21-8125 
21-0860 
21-3330 
19.9620 
18-4415 
15-2455 
14-1485 
1.3-7935 
9-2595 
6-4895 
3.8406 
0-9360 



O0800 
0-0850 
0-0980 
0-1170 
0-2215 
0-2265 
0-2000 
0-2170 
0-3145 
0-5150 
0-6320 
0-5595 
0-8555 
0.5680 
0-6100 
0.5690 
0-7440 
0.5185 
0.4765 
a4775 
0.6130 
1-1625 
1.5975 
1.2245 
1.1990 
1.1515 
0.6640 
1-9455 



Es zeigen diese Versuche, daJi eine Tempemtur von ca. 450*^ zmu 
Verkohlen des Holzes ausreichen müßte, und tatsächlicli beträgt auch die 
praktische Verkohlungstemperatur im Durchscliitt nicht mehr wie 400^0. 
Während Violette es bei seinen Versuchen in der Hand hatte, das 
Holz einer allmählich gesteigerten Erhitzung auszusetzen, ist dieses in 
der l'raxis nicht gut möglich, da nach jedem Abtrieb einer gewissen 
Holzrnenge und dem möglichst schnellen Herausschaffen und Unterbringen 
^er im Verkohlungscylinder befindlichen Holzkohle ohne Zeitverlust eine 
neue Holzmenge in den von der vorangegangenen Operation noch 
^^ißen (Zylinder, welcher durch die Wärmestrahlung der dunkelglühen- 
den Steine der Feuerungsanlage fast gegen jede Abkühlung geschützt ist, 
®mg-eschoben wird. Nach Verschluß des Cylinders herrscht daher in dem- 
selben bald eine 150^0. überschreitende Temperatur, d. h. Entwässerung 
und partielle Schwelung des Holzes verlaufen nicht völlig zeitlich ge- 
|*c?nnt, sondern nel>eneinander, wie ja auch das Auftreten gasförmiger 
rodukto fast sofort nach der Beschickung zu erkennen gibt. ' 



Die chemischen Veränderungen des Holzes etc. 33 

Verfolgen wir nun einmal diesen Verkohlungsprozeß, wie er sich im 
Großen abspielt 

Die technische Aasffihnmgsform der trocknen Destillation. 

Ein allseitig geschlossener eiserner Cylinder, der, in einem Ofen liegend, 
außen von Feuergasen umspült ist, siehe Fig. 2, S. 41, steht mit einem 
Kühler in Verbindimg und nehmen wir an, daß soeben die glühenden 
Holzkohlen einer vorangegangenen Operation ans dem Cylinder entfernt 
worden sind, die Eetortenwände sich also in einer ganz mäßig dunklen 
Eotglut befinden. 

Wir befüllen die Retorten mit Scheitholz und vei-schließen dann so- 
fort die Tür. Bereits nach 5 — 10 Minuten ei-wärmt sieb der Retortenhals 

— ein Zeichen, daß der Schwelprozeß seinen Anfang nimmt. Nach 
kurzer Zeit schon sehen wir aus dem Kühler das erste Destillat aus- 
fließen imd gleichzeitig treten, wenn auch wenig, gasförmige Produkte auf. 
Dieses gemeinschaftliche Auftreten von flüssigem, bereits etwas Säure 
enthaltenden Destillate neben Oasen fast unmittelbar nach Einführung 
des Holzes in die Retorten zeigt, daß beim Holzschwelprozeß im größeren 
Maßstabe nicht erst das Wasser entweicht, und dann ei*st die Ver- 
kolilung eintritt, sondern es beginnt sofort eine eingreifende Zersetzung 
gewisser der Wärmezufuhr besondei-s ausgesetzter Holzpaiüen, also der 
Holzmassen, welche direkt an den überhitzten Retortenwandungen anliegen. 
Anfangs resultiert allei-dings nur ein schwach säurehaltiges Destillat, kaum 
von Teerspuren begleitet. Mit zunehmender Betriebsdauer mehren sich 
die Gase, der Säuregehalt dos wässrigen Destillates nimmt ständig zu, 
die Färbung wird dunkler und auch der Teergelialt des Destillates 
steigert sich. Schließlich nach ca. 14 Stunden (bei einer Einlage von ca. 
2 Rm) hört das Destillat allmählich auf zu laufen, die Gasentwicklung 
wird schwächer, der Retortenhals erkaltet — ein Zeichen, daß der Prozeß 
beendet ist. 

Wir entfernen das Feuer unter der Retorte und öffnen alsdann 
die Vei-schlußtür, wodurch meist eine Entzündung der Holzkohle ein- 
tritt. Die Holzkohle wird so schnell wie möglich in vorgeschobene 
eiserne Kästen entleert, um in denselben — luftdicht abgeschlossen 

— abzukühlen und ist die Retoite nun wiederum zu einer neuen Füllung 
bereit. 

Die HolZTerkohlungsprodukte. Bei diesem Prozeß der trockent-n 
Destillation resultieren also: 

1. Holzgas. 

2. Wässriges Destillat, der sogen. Holzessig. 
B. Holzteer. 

4. Holzkohle. 

Klar, Holzverkohlung. 3 



34 



Die chemischen Veränderungen des Holzes etc. 



Holzgas. Die Zusammensetzung der Holzgase ist durch die von 
Fischer in verschiedenen Betriebsstadien ausgeführten Analysen näher 
bekannt geworden, wie aus folgender Zusammenstellung Fischers 
hervorgeht. 

Versuchsreihe I. 



Dauer der 




Zusammensetzung 


' der Holzgase in % 


















Destillation 


Kohlen- 
säure 


Kohlen- 
oxyd 


Methan 


Aethylen 


Wasser- 
stoif 


Stick- 
stoff 


Sauer- 
stoff 


3 Stunden 


58-69 


31-29 


3-94 


Spur 


3-87 


1-23 


Spur 


4 « 


61-90 


30-10 


— 


— 


— 


— 


Spur 


5 „ 


62-00 


32-50 


— 


— 





— 





7 „ 


59-80 


31-90 


— 


— 


— 


— 





8 „ 


5748 


3452 


4-67 


0-45 


2-87 


Spur 





9 „ 


58-50 


33-80 


— 


— 


— 


— 


— 


10 


57-90 


35-10 


— 


— 


— 


— 


— 


11 


55-60 


34-38 


5-12 


0-32 


8-90 


Spur 


— 


15 


64-68 


30-32 


2-43 


0-69 


1-21 


Spur 





17 Stunden 
19 

20 „ 

21 „ 



56-94 
60-80 
61-22 
59-20 



Versuchsreihe IL 



36-22 
30-40 

31-10 



2-41 



Spur I 3-94 I Spur 



Eine zweite Reihe Retorten, bei welcher sich die Destillation be- 
reits dem Ende näherte, gab folgende Zusammensetzung der entweichen- 
den Gase: 



Dauer der Destillation 17 



Kohlensäm-e 56-94 

Kohlenoxyd 36-22 

Methan 2-41 

Aethylen Spiu* 

Wasserstoff 3-94 

Stickstoff Spur 



19 



20 



21 



Stunden 
60-8 61-22 59-2 % 
30-4 — 31-1 



Während man früher diese Gase in die Atmosphäre entweichen ließ, 
wenlen dieselben jetzt hehufs Ausnutzung ihres nicht unbedeutend^i Heiz- 
effektes mit Hilfe besonderer, weiter \mten beschriebener Vorrichtungen 
unter die Retoi-ten zurückgeführt und hier verbrannt, wodurch eine 
Kohlenersparnis erzielt wml. 



siehe: Anderson, Chem. News 14. 267. 
Barrö, Compt rend. 68. 1222. 
Ki-ämer und Grodsky, Ber. der chem. G. 11 . 1356. 



Die chemischen Yerändeningen des Holzes etc. 35 

Holzessig und Holzteer. Ganz ungemein zahlreich sind die im 
rohen Holzessig, dem wässerigen Destillat der Holz verkohlung, vor- 
handenen Produkte, von deren hauptsächlichsten bisher folgende nach- 
gewiesen bezw. isoliert worden sind: 

Ameisensäiu^ 

Essigsäure 

Propionsäiu« 

Buttersäure 

Valeriajosäiu^ 

Capronsäure 

Crotonsäure 

Angelicasäure 

Brenzschleimsäure 

(Boyle, Kopp, Geschichte der Chemie 4. 329. 
Taylor, Philos. Magaz. 60. 315. 
Ann. Chem. 15. 1. 
Allyialkohol Dimethylacetal 

Aldehyd Valerolacton 

Fiu^u'ol Methylacetat 

Methylfurfurol Brenzcatechin 

Aceton Pyroxanthin 

Methyl-Äthylketon Ammoniak 

Methyl-, Dimethyl-, Trimethylamin. 

Außer diesen Produkten enthält der Holzessig imd hauptsächlich der 
Holzteer noch: 

Benzol Cymol 

Tohiol Reten 

Xylol Chrysen 

Cmnol Paraffin 

femer: Kreosot, bestehend aus einem Gemenge von Phenol, Parakresol, 
Metaxylenol, Guajakol, Kreosol, 
Dimethyläther des Pyrogailols 

„ „ Methylpyrogallols 

„ „ Prf)pylp}TX)gallols 

endlich: Eupion Mesit Kapnomor 

Picamar Pittakall Cedriret. 

Holzkohla Außer den Holzgasen imd dem Holzessig nebst Teer 
entsteht als viertes Produkt bei der trockenen Destillation des Holzes die 
in der Retorte zurückbleibende Kohle, welche fast immer 24 7o des Holz- 
gewichtes beträgt und 85 bis 90 7o Kohlenstoff, neben Wasserstoff, Sauer- 
stoff imd verschiedenen Mengen Wasser und Aschebestandteilen enthält. 

3* 



36 I^ie chemischen Veränderungen des Holzes etc. 

Die Holzverkohlungsindustrie beschäftigt sich nun keinesfisdls mit 
Isolierung der sämtlichen obengenannten, im flüssigen Destillat enthaltenen 
Verbindungen, sondern erstreckt ihre fabrikatorische Tätigkeit nur auf 
die konsumfähigen Produkte, als welche Holzkohle, holzessigsaurer Kalk, 
Essigsäure, Aceton, Holzgeist, Kienöl, Holzteer, Holzteeröle imd Kreosot 
zu gelten haben. 

Wie schon erwähnt, liefert die Verkohlimg die Holzkohle als direkt 
verkäufliches Produkt, dagegen sind die anderen Körper teils im Roh- 
holzessig, teils im Teer enthalten. Die Aufarbeitung des Holzessigs und 
des Teeres zum Zwecke der Isolierung der handelsüblichen Produkte be- 
ginnt mit der mechanischen Trennung des Teeres vom Holzessig. Diese 
Operation ist infolge der verschiedenen spezifischen Gewichte beider Pro- 
dukte leicht ausführbar. Der diu-ch Klänmg vom Teer befreite Rohholz- 
essig stellt eine mehr oder weniger dunkelbraune Flüssigkeit von stark 
empyreumatischem Gerüche dar, welche, je nachdem sie von Laub- oder 
Nadelholz stammt 

ca. 5 bis 10 Vo Essigsäure, 
„ 0,1 „ 0,2 „ Aceton, 
„ 1,5 „ 3 „ Holzgeist, 
„ 6 „10 „ Teer, 
„87 „ 77 „ Wasser und sonstige Nebenbestandtteüe enthält 

Zur Gewinnimg dieser Produkte wird der Holzessig destilliert und 
die entweichenden Däm2)fe durch Kalkmilch geleitet, welche sich in einer 
mit einem Kühler verbimdenen Blase befindet Beim Durchstreichen 
dim5h die Kalkmilch wird die Essigsäure gebunden, während die Haupt- 
menge der Wasserdämpfe und alle Holzgeistdämpfe, sowie die sonstigen, 
nicht sauren, aber flüchtigen Produkte nach dem Kühler gelangen und 
hier kondensiert werden. Durch diese 0[)erdtion wird also der Roh- 
holzessig zerlegt: 

1. in Teer, welcher in der Destillierblase als Rückstand verbleibt 
und als Brennmaterial dient; 

2. in eine ca. 15 prozentige Lösimg von holzessigsaurem Kalk in 
Wasser, Holzkalklauge genannt welche eingedampft wird; 

3. in eine vom Kühler kondensieite ca. G bis 10 prozentige Holz- 
geistlösung, sogenanntes Rohholzgeistwasser. 

Die Holzkalklauge liefert beim Eindampfen und nachfolgendem Darren 
den sogenannten grauen holzessigsaui*en Kalk mit 80 bis 84 7o Calcium- 
acetat, welcher das Rohmaterial für Gemnnung von Essigsäure und Aceton 
bildet. Das Rohholzgeistwasser wird durch Rektifikation in Kolonnen- 
api)araten in ein ca. 80 % Holzgeist enthaltendes Destillat, den Rohholzgeist 
des Handels, verwandelt 



Die chemischen Verändercmgeii des Holzes etc. 37 

Die vom Rohholzessig durch mechanische Abtrennung gewonnene 
Hauptmenge des Teeres enthält neben den Holzteerpechbestandteilen leichte 
und schwere Teeröle imd auch noch mehr oder weniger Rohholzessig. 
Zumeist begnügt man sich damit, die wässerigen Anteile (Holzessig und 
Holzgeist) durch Destillation aus dem Teer abzutreiben, um dann den 
verbleibenden, wasserfreien Teer direkt in den Handel zu bringen. 

Der rohe Holzteer enthält im Durchschnitt 

ca. 20% Holzessig und Holzgeist, 
„ 5 „ leichtes Teeröl, 
,, 10 ,, schweres „ 
„ 60 „ Holzteerpech, 
welche durch Destillation über freiem Feuer zu erhalten sind. 

Diese Angaben treffen speziell für die aus Laubholz gewonnenen 
Rohdestillate zu. Die aus harzreichen Nadelhölzern gewonnenen Destillate 
enthalten neben Holzessig und Teer erhebliche Mengen terpenartiger 
Produkte, welche den Teer lösen, und da diese Lösung leichter als Wasser 
ist, so setzt sich der Teer nicht mehr wie sonst beim Abklären des Roh- 
holzessigs nach imten, sondern nach oben ab und tritt als eine auf dem 
Rohholzessig schwimmende ölige Schicht in Erscheinung. Das Nadel- 
holzrohdestillat wird behufs Gewinnung von Holzessig, Teer und Kienöl 
so verarbeitet, daß man zunächst Holzessig und die Teerlösung mechanisch 
trennt, den Holzessig wie vorher beschrieben aufarbeitet und schließlich 
das Kienöl aus der Teerlösung durch Einblasen von direktem Dampf ab- 
trennt und kondensiert, wobei der Kienteer als Rückstand erhalten wird. 



IV. 

Einrichtnng und Betrieb von Holzverkohlnngs- 

Anlagen. 

A. LaubholzTerkohluDg:. 

1. Mit liegenden Retorten. 

Ehe wir uns nun mit den Details der Verkohlung der verschiedenen 
Holzarten, Rentabilitätsaussichten und der Aufarbeitung der Destillate be- 
fassen, wollen wir behufs Erlangung eines t^berblickes über die Betriebs- 
art imd Anlage einer Holzverkohlung einmal eine größere derartige Fabrik 
von einer Tagesleistung mit ca. 50 Rm Buchenscheitholz aufsuchen, um 
die Verarbeitung des Holzes bis zu den handelsfertigen Produkten an 
Ort imd Stelle zu betrachten, und dabei folgendes Verarbeitungssehema 
und die in Figur 1 gegebene Anlagedisposition als Basis dienen lassen. 

50 Rm lufttrockenes Buchenscheitholz ergeben per Tag (24 Stunden): 

I r 



ca. 5500 Ko. ca. 1250 Ko Teer, 

Holzkohle, abgesiebt, abdestilliert^ ergeben 

4' l- J' ^ 



1 

4500 Ko. Oase, 

welche unter 

den Retorten 

verfeuert 

werden. 



ca. 5000 Ko. ca. 500 Ko. wasser- ca. 250 Ko. ca. 8000 Ko. 
großstückige klein- freien Rohholz- Rohholz- 
Kohle stückige Teer essig essig 

Kohle. ca. 1000 Ko. | J 

4^ 

Zerlegt im Dreiblasensystem 

I 1 1 

ca. 750 Ko. ca. 6000 Ko. ca. 2500 Ko. 
Teerückstand Holzkalk- Rohholzgeist- 
lauge wasser. 
eingedampft Zur Rekti- 
und eedarrt fikation 

i l 

ca. 1200 Ko. ca. 300 Ko. 

grauen Holzkalk Rohholzgeist 

von 80%. von 80%. 



Emrichtimg und Betrieb von Holzverkoh längs- Anlagen. 



39 



Halzverkohliitigs- Anlage (Ur Verarbeitung \on Laublmlz, 

Ausgeführt von der Fii^um F. H. Mey^i^r Hannover-Haitihok. 



i 



Scäfiftt^-B 




Fig. ift. 







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imutLmiuu 



»I I I M ; I !»i ! I I I I J I i I lii i I I I I :»; 

^ I h ^ 1 r . ; M I I I I 1 I ■ 1 4 I « ^ r I I I I I 



Sch&r/rnmr 




I 



däz 



plg. ll>. 



40 



Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlungs- Anlagen. 



SchrfiltC-Q 




Fig. Ic. 
a Dampfkessel, h 16 Retorten, c 16 KQhler dazu, d 1—7 Essigbottiche, e 1—3 Destillierapparat, 
e4 KQhler dazu, f 1—3 Destillierapparat, f4 KQhler dazu, g Holzgeistreservoir, h Rektifizier- 
apparat fOr Rohholzgeist, t Kondensator dazu, k KQhler dazu, l KalkmilchboÜich, «n Filter- 
presse, M 1—2 Laugenreserroire, o Schlammbottich, p Filtratbottich, q 1—4 Eindampljpfiinnen, 
r Wasserpumpe, a Essigpumpe, t Wasserreservoir. 



Gleich unweit des Bahnhofs des kleinen Waldstädtchens, welches 
wir behufs Besichtigung der Fabrik per Bahn aufgesucht haben, liegt die 
Verkohlungsanlage dicht an einem kleinen Flusse. Wir gehen dem zu der 
Fabrik führenden Schienengleise nach, und noch ehe wir die Fabrik er- 
blicken, zeigt sich dieselbe ganz unverkennbar durch den der Luft bei- 
gemischten, höchst eigentümlichen Empyreumageruch an. Nachdem wir 
den ausgedehnten Fabrikhof betreten haben, erblickt unser Auge mächtig auf- 
gestapelte Holzlager — den sogenannten Holzj)ark der Fabrik, Bansen genannt 

Holzpark. In langen Reihen, oft bis ca. G bis 7 m hoch aufgestapelt 
und durch Luftgänge voneinander getrennt, lagern hier zur Erlangung 
des lufttrockenen Zustandes 10 bis 16000 Rm Holz. Es ist dies aber noch 
nicht der ganze Holzreichtum der Fabrik, wie uns der Führer sagt, denn 
da das Holz bis zu seiner Verwendung ca. l^/^ Jahre zu lagern pflegt, 
so müssen bei einer täglichen Produktion von 50 Rm immer ca. 25000 Rm 
auf Lager liegen. Dieser Rest liegt noch draußen im Walde, und die Holz- 
wagen, welche eben von den Hofarbeitem abgeladen werden, um das Holz 
auf die Lager zu schichten, bringen von diesen Waldlagem neue Zufuhr. 
Wenn irgend angängig, wird man diesen Transport immer in den Jahres- 
zeiten vornehmen, in welchen die Wege hart sind und Geschirre und 
Leute billig zu haben sind. Hat sich eine Verkohlungsanlage die Aufgabe 
gestellt, einen bestimmten Waldkomplex behufs Verkohlung niederzulegen, 
so benutzt man zur billigen Heranschaffung des Holzes Feldbahnen, doch 
geschieht dies, wie schon erwähnt, meistens aus dem näheren Umkreise 
durch Fuhrwerk, aus entfernterem mittels Eisenbahn oder Wasserstraße. 

Das auf dem Fabrikhof ankommende Holz wird etwas naohgespalten, 
um vorstehende Äste etc. zu entfernen, und dann auf Lager gelegt 



A. Laubholzverkohlung. 



41 



Systematisch kommen nun die genügend abgelagerten Holzhaufen zur 
Verarbeitung. Wir sehen hoch oben auf solch einem Holzstoß Arbeiter 
eifrig dabei beschäftigt, das Holz durch Rollen oder Wurf nach unten zu 
befördern, wo es von anderen Leuten in Empfang genommen und auf 
die Holz wagen geschichtet wird, welche die Ladung (ca. 2 Rm) für eine 
Retorte fassen und die nach Art von Feldbahnen durch Handtransport in 
das Retortenhaus auf einem Gleise geschoben werden. 

Bctortenhaas. Wir folgen einem solchen Holzwagen und stehen 
bald vor einem langgestreckten, nach beiden Seiten offenen Baue, welcher 




Fig. 2 a und 2 b. 

Ofen mit 2 liegenden Retorten. 

Kühlsystem und Gasleitung. 



Fig. 2b. 



mit einem abgewölbten und mit langen Reihen von Dachreitern besetzten 
"Wellblechdach bedeckt und an beiden Giebelseiten mit großen Aus- 
gangstüren versehen ist. Beim Eintritt in das Retortenhaus sehen wir 
einen langen Ofen, in welchem die Verschlußtüren von 16 eingebauten 
Retorten zu erblicken sind. Diese Retorten stellen schmiedeeiserne ge- 
schweißte Cylinder von 1 m Durchmesser imd 3 m Länge dar, welche 
mit einem, ein Drittel der Retortenlänge einnehmenden, auf Schienen 
gleitenden Einsatzkorb ausgestattet sind. Je 2 Retorten haben eine ge- 
meinschaftliche Feuerungsanlage, so daß also 2 Retorten eigentlich einen 
Ofen bilden. Sämtliche 8 Öfen sind behufs besserer Ausnutzung und Zu- 



42 Einrichtung und Betrieb Ton Holzverkohlungs- Anlagen. 

sammenhaltiing der Wärme zu einem Ofen vereinigt, welcher mit eisernen 
Verankerungen armiert ist. 

Die Retorten liegen auf eisernen Tragbocken völlig frei im Fener- 
raum und sind von dem zwischen beiden liegenden Roste durch hohe 
senkrechte Zwischenwände abgetrennt (s. Fig. 2 b), damit keine Stich- 
flammen die Retortenwände treffen können, und die Retorten nur von 
den flammenlosen Yerbrennungsgasen geheizt werden. Wir treten an 
das mit Glimmer bedeckte Schauloch der Feuerungsanlage und s^hen, wie 
die vom Roste aufsteigenden Flammen des untergefeuerten Brennmaterials 
und der in den Retorten gebildeten und in die Feuerung zurückgeleiteten 
Holzgase in dem von den zwei Feuerbiücken gebildeten Schachte empor- 
züngeln. Diese Feuerbrücken reichen dicht an die Überwölbung der beiden 
Retorten, und nur durch den dadurch gebildeten Längsschlitz können die 
stichflammenfreien Heizgase, sich nach links und rechts teilend, zu 
den Retorten gelangen, um diese ihrem ganzen umfange nach gleich- 
mäßig zu umspülen, wovon Ausbeuten und Haltbarkeit der Retorten al>- 
hängen. Die Gase entweichen endlich unterhalb der Retorte in den mit 
Rauchschieber versehenen Fuchs und von da in den Schornstein. Unser 
Führer macht uns darauf aufmerksam, daß dies nach seinen langjährigen 
Erfahrungen die beste Art der Beheizimg liegender Retorten daristellt, 
denn es geschehe die Erhitzung der Retorte fast wie in einem Luftbade, 
wodurch nicht nur eine sehr gleichmäßige Innentemperatur, sondern auch 
eine wesentlich verlängerte Lebensdauer der Retorten erreicht wird. Eben 
ist der Abtrieb einer Retorte beendigt imd es wird ein schmiedeeiserner 
Kasten, welcher die Kohlen behufs Erkaltung aufnehmen soll, vor die 
Retorte gefahren. Damit nun nach befolgter Befüllung des Kastens mit 
den glühenden Kohlen der luftdichte Abschluß desselben keinen Aufenthalt 
erleidet, wird schon vor dem C)ffnen der Retorte der als Dichttmgsmaterial 
dienende Lehm bereit gestellt 

Ziehen der Kohlen. Jetzt winl die in die Feuerung führende 
Leitung der Retortengase durch Hahnstellung abgeschlossen, und dann 
die Verschlußbügel der schweren, gußeisernen Tür der Retorte gelöst 
und mit Hilfe eines Hakens die Tür geöffnet, zu welcher Operation 
zwei Mann nötig sind. Damach erfassen sofort drei Mann mit eisernen 
Stangen den in der Retorte sitzenden Korb und ziehen denselben 
nach vom. Ein weißer, die Augen zu Tränen reizender Dampf 
entströmt der kaum glühenden Retorte, und durch den Dampf hin- 
durch sehen wir, daß bei Berührung mit der Luft eine Entzündung 
der Kohle eintritt, welche aber durch Aufspritzen von wenig Wasser 
im M(^ment erstickt wird. Diuxih die Vorwärtsbewegimg des Einsatz- 
korbes ist die Hauptmenge der Kohle bereits in den untergestellten Kasten 
bef()rdert, der Rest wird mit Harke nachgezogen imd dann sofort der 
Deckel auf den „Kohlendämpfer" eingesetzt und mit Lehm verstrichen. 



A. Laubholzverkohlong. 43 

Jetzt ist jede Ghe&hr weiterer Entzündung der Kohle, welche Verlust be- 
deuten würde, vorüber, der Dämpfer wird an die Kohlenerkaltungsstelle 
abgefahren. 

Laden der Betörten. Ohne Zeitverlust schieben die Leute den 
schweren eisernen Einsatzkorb in die Retorte zurück, entfernen die zurück- 
gebliebenen Kohlereste, überzeugen sich, daß der Retortenhals nicht durch 
verkokten Teer etc. verstopft ist und beseitigen dann die eingetrocknete, 
alte Lehmdichtung an der Verschlußtür der Retorte. Sobald diese Arbeiten 
beendet sind, wird eine neue Holzcharge eingelegt. Zwei Arbeiter ergreifen 
die auf dem Hdzwagen, welcher dicht an die Retorte vorgefahren ist, be- 
findlichen Holzscheite und befördern dieselben durch Wurf mit großer Ge- 
schicklichkeit nach dem hinteren Teil der Retorte. Auch die zweite 
Schichtlage wird auf diese Weise eingeworfen und niu' die vordere Scheit- 
reihe direkt eingeschichtet. Nun wird die Tür mittels Lehmdichtung ver- 
schlossen, das Feuer unter Zuführung von Retortengasen in Schwung 
gebracht, und bemerkt man an dem kurze Zeit darauf schon heiß werdenden 
Retortenhals, daß der Schwelprozeß bereits wieder in Oang kommt. 

Kalkdarre. Eine Treppe führt uns nun auf den Ofen selbst, 
welcher seiner ganzen Fläche nach mit gußeisernen Platten belegt ist, 
auf welchen wir eine teils schwarzbraune, teigige Masse und auch Partien 
von krümlichen, grauen Massen beobachten, welch letztere von einem 
Arbeiter eifrig durchkrückt werden. Wir befinden uns auf der Darr- 
vorrichtung des essigsauren Kalkes, welche kostenlos von. der strahlenden 
Wärme des Mauerwerks geheizt wird. Die braunen Massen stellen den 
noch feuchten Kalk dar, wie er von den Eindampfpfannen geKefert wird, 
die grauen Massen dagegen repräsentieren das schon gedarrte, handelsfähige 
Produkt. 

Kühlanlage. Wir verlassen nun das Retortenhaus und begeben ims 
in die dicht daneben liegende, nur durch eine Zwischenwand abgetrennte 
Kondensationsanlage für die bei dem Schwelprozeß aus den Retorten 
entweichenden dampf- und gasförmigen Produkte. Jede Retorte ist mit 
einem Kühlschlangensysfem verbunden, und zwar liegen je zwei solcher 
Systeme in einem gemeinschaftlichen Wasserkasten aus Schmiedeeisen, 
in welchem imten das kühlende Wasser eintritt, oben das heiße Wasser 
abfließt Acht solcher Kühlkasten stehen in einer Reihe nebeneinander, 
und während wir von den darin liegenden kupfernen Kühlrohren wenig 
sehen können, erblicken wir an den beiden Stirnseiten der Kühlkasten die 
diese Kühlrohre verbindenden, außen gelegenen Krflmmer, welche behufs 
Reinigung der geradlinigen, mit Neigung zum Kühlerausfluß angeordneten 
Rohre leicht abnehmbar sind. Jedes der Schlangensysteme ist wiederum 
durch eine weite Rohrleitung mit der Retorte bezw. deren Hals verbunden 
und sind in diesen Übersteigleitungen Kreuzstutzen eingeschaltet, um 
auch hier eine schnelle, leichte Reinigung vornehmen zu können. Kurz 



44 Einrichtung und Betrieb Yon HolzTerkohlongs- Anlagen. 

bevor sich das Austrittsende einer jeden Schlange in ein das Destillal 
abführendes Syphonrohr verjüngt, zweigt sich ein Rohr ab, welches die 
unkondensierbaren Gase abführt. Da diese Retortengase unter die Feuerung 
zurückgeleitet werden, so ist es ratsam, zwischen dieser (Jasaustrittsstelle 
und der Eintrittsstelle in die Feuerung, zur Yenneidung eines eventuellen 
Rückschlages der Feuerungsgase in die Retorte, einen Wasserverschloß 
einzuschalten. 

Gasableitung. Die beiden Gasabführungsrohre eines jeden Kühler- 
systems vereinigen sich zu einem Rohr, welches in einem als Wasser- 
verschluß dienenden kupfernen Kasten mündet, der oben auf jedQm Kühl- 
kasten steht und nach Art der Florentiner Flaschen ein Schwanenhalsrohr 
trägt, welches das im Kasten befindliche Wasser auf ein annähernd gleiches 
Niveau erhält. Dieses Regulierrohr des Gaskastens führt das von den 
Gasen mitgerissene Kondensat in die sämtlichen Kühlem gemeinsame 
Sammelrinne, in welche die Syphonausflußrohre der Kühlschlangen das 
Destillat ausfließen lassen. In der Abbildung Fig. 2 ist eine etwas ab- 
weichende Einrichtung getroffen, welche sich gleichfalls gut bewährt hat 
Sämtliche Gasaustrittsrohre der Gaskasten vereinigen sich in ein gemein- 
schaftliches Sammeli-ohr, welches gewöhnlich über den Kühlem gelagert 
ist. Das Sammelrohr führt nun die Gase, welche immer noch leicht 
flüchtige Produkte (Methyklkohol) mitreißen, in eine Waschvorrichtung, um 
denselben noch einen ge^^-issen Prozentsatz Holzgeist zu entziehen. Von 
hier aus zieht sich das Gasrohr längs der vorderen Oberkante des Retorten- 
ofens hin und entsendet nach jeder der acht Feuerungen ein Zweigrohr, 
welches vor jeder Feuemng durch einen Hahn abschließbar ist. Vom Hahne 
aus fühi-t ein Krünmier die Gase durch die Ofenwand, und strOmen die- 
selben oberhalb der Umrahmung der Feuertür in den von den früher schon 
beschriebenen Feuerbrücken gebildeten Feuerschacht. Die ganze Bedienung 
dieser Gasleitung besteht im Offnen des Hahnes nach erfolgter Chargierung 
und Schließen desselben bei Entleemng der Retorte, und hat man nur 
noch nötig, die Düse ab imd zu zu reinigen, wozu ein Kreuzstatzen an 
dem in die Ofenwand hineinführenden Krümmer angebracht ist. 

Wir kehren nochmals zu den Kühlerausflüssen zurück und beobachten 
das aus demselben in einem ca. 3 mm starken Strahle austretende Destillat, 
wobei uns auffällt, daß dieses je nach dem Betriebsstadium der einzelnen 
Retorten ein durchaus verschiedenes Aussehen besitzt. Der helle, wenig 
nach Empyreuma riechende, fast essig- und teerfreie Strahl des Destillates 
und (las noch relativ geringe gluckernde Geräusch innerhalb des Gas- 
kastens zeigt, wie uns unser Führer belehrt, daß diese Retorte sich in 
dem ersten Abtriebsstadinm befindet. Dunkles, aber immer noch wenig 
teerhaltiges Destillat und intensive Gasentwickelung zeigen uns Retortmi 
im mittleren Betriebsstadium an. In der dann folgenden Periode nimmt 
der Teer immermehr überhand, wobei der ausfließende Strahl und die 



A. LÄubholzverkohlung. 45 

Gasentwickelung allmählich schwächer werden. Im Endstadium befindliche 
Retorten entwickeln nur noch wenig Gase, und sobald die Flüssigkeit 
tropfenweise austritt und die Übersteigleitungen von der Retoi-te zum Kühler 
zu erkalten beginnen, ist der Abtrieb beendet, die Kohlen werden ge- 
zogen und die Retorte neu beschickt. 

Uolzessigklärung und Abtrennung des Teers. Wir verfolgen 
nun die Sammelrinne, welche das Gesamtdestillat aufnimmt und sehen, 
daß dieselbe mit einer Reihe von 6 Holzbottichen ä ca. 6 cbm Inhalt in 
Verbindung steht. Diese bedeckten, in einer ausgemauerten Vertiefung 
stehenden Bottiche sind oben diu-ch Oberlaufrohre verbunden und unten 
mit Ablaßhähnen ausgestattet, unter denen sich gemauerte Kanäle befinden, 
die in die Teergrube münden. Das aus der Sammelrinne zufließende 
Destillat — bestehend aus einem Gemisch von Rohholzessig und Teer — 
gelangt in den ersten Bottich und auf dem Wege von der Einflußstelle 
bis zu der, dieser diametral gegenüberliegenden Austrittsstelle des Über- 
laufrohres, findet das Destillat zu einer ersten groben Trennung genügend 
Zeit Derselbe Vorgang wiederholt sich in den sämtlichen 5 Bottichen, 
so daß in den letzten Bottich ein von Teer mechanisch befreiter Holzessig 
gelangt. Sobald sich in den einzelnen Bottichen genügend Teer imten 
angesammelt hat, führt man denselben durch öffnen der Teerhähne, imter 
Benutzung der oben erwähnten Teerkanäle in die Teergrube. Im letzten 
Bottich mündet das Saugrohr der Essigpumpe, welche diu-ch einen Drei- 
wegehahn auch mit der Teergrube in Verbindung gebracht werden kann. 
Wir verlassen mm das Retortenhaus nebst Kondensationsanlage und der Vor- 
richtung ziu Lagerung und B[lärung des Rohdestillates und wenden uns dem 
sogenannten „Aufbereitungshause" zu, in welchem die Weiterverarbeitung 
des Rohholzessigs auf Kalkacetat und Holzgeist vorgenommen wird. 

Die Aufarbeitung des Holzessigs. Die Zeichnung Figur 3 gibt 
ein Bild dieser folgend erläuterten Aufarbeitmig. 

Dreiblasensystem. Beim Betreten des lioch und geräumig an- 
gelegten Baues fallen uns zunächst zwei gi-oße, aus Kupfer gefeitigte 
Apparatsysteme auf, welche aus je drei miteinander verbundenen Blasen 
bestehen, deren letzte an je einem Kühler angeschlossen ist. Es sind 
dies die sogenannten „Dreiblasensysteme'', welche die Zerlegung des Holz- 
essigs in Rohholzgeistwasser, Ilolzkalklauge und Teer vorzunehmen haben. 
Die erste starkwandige Kupferblase von ca. 6000 1 Inhalt wird aus einem 
Hochreservoir, welches die Essigpumpe aus dem letzten Bottich mit ab- 
geklärten Holzessig speist, mit Hilfe genügend weiter, fest angeschlossener 
Rohrleitungen gefüllt und der Holzessig durch die darin liegende geschlossene 
Dampfschlange zum Sieden erhitzt. 

Bezüglich der Beschickung der Essigblase mit dem Rohholzessig 
macht uns der Führer noch aufmerksam, daß man fi-üher — um die Auf- 
stellung eines hochstehenden Bottichs zu vermeiden — direkt aus den tief- 



46 



Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlungs-Anlagen. 



stehenden Sammelbottichen mittels eines Injektors gespeist habe. Da sei 
eines Nachts infolge von Yakuumbildung die eine der großen Blasen 
zusammengedrückt worden, was wir noch heute an den betreffenden 
Beparaturstellen sehen können. Auf unsere Frage, wie denn eine Vakuum- 
bildung bei offener t'^ersteigleitung möglich sei, erklärt uns unser Mentor 
den Vorgang auf folgende einfache Weise: der Injektor versagt, d. h. er 
fördert durch etwaige, zeitweilige Verstopfung der Saugleitang kdnen 
Essig in die Blase. Statt dessen tritt Dampf in die Blase ein und füUt 




Fig. 8. 

Anlage zur Aufarbeitung von Holzessig auf essigsauren Kalk 
und Holzgeist. 

A Reservoir für geklärten Holzessig, B 1—4 Dreiblasensystem, C Bottich für filtrierte Kalk- 
lauge, D Reservoir für Rohholzgeistwasser, E Filterpressü , F 1^3 Reservoire für Bohkalk- 
lauge, G 1—2 Eindampfpfanne, H 1—3 Rektifizierapparat, L Ealkmilchkasten , Jf Teer> 

transportkasten. 

den ganzen Hohlraum derselben aus. Das Saughindemis wird plötilioh 
beseitigt und ebenso plötzlich tritt der Essig in die Blase, den vorfafladenen 
Dampf kondensierend und Vakuum bildend, da die in der Kalkblase vor- 
gelegte Kalkmilch ein sofortiges Nachstromen von Luft verhindert, — 
Nach diesem Unfälle habe man sofort die Förderungsanlage geändert 

Die Essigblaso steht mit zwei anderen Blasen von ca. 2600 1 Inhalt 
flerart in Verbindung, daß dieselbe mit HUfe einer ümschaltleitung sowohl 
^it Blase 2 als auch B verbunden werden kann. Ebenso ist duroh eine 
^'^schaltloitnng sowohl Blase 2 als auch Blase 3 mit dem Schlangen* 
^nhJor in Verbindung zu bringen. 



A. Laubholzverkohlung. 



47 



Jede der kleineren Blasen wird zu Beginn des Betriebes mit Hilfe 
eines Bampfstrahlgebläses (Kalkmilchelevators), welches durch eine Drei- 
weghahnleitung mit beiden Blasen in Verbindung steht, aus einem dicht 
neben dem Apparat stehenden Reservoir mit dünnflüssiger Kalkmilch 
befüllt. Die in der Essigblase entwickelten Dämpfe, welche hauptsächlich 
aus Wasser-, Essigsäure- und Holzgeistdampf bestehen, gelangen durch das 
Cbersteigrohr in die zweite Blase, in welcher eine Verlängerung des 
Übersteigrohres bis nahe auf den Boden reicht und daselbst in eine hori- 
zontal liegende, nach imten mit zahlreichen Löchern versehene Schleife 
umgebogen ist. Diese Schleife — sogenannte Schnatterschlange — muß 
stets von der Kalkmilch bedeckt sein. 
QvLiiz analog ist die dritte Blase 
beschaffen. Sobald nun die aus der 
Essigblase entwickelten, holzgeist- 
haltigen Dämpfe in die zweite Blase 
gelangen und die Kalkmilch ent- 
sprechend den vielen Öffnungen der 
Schnatterschlange in feiner Verteilung 
durchstreichen, wird sowohl die mit- 
übergehende freie, als auch die als 
Methylacetat vorhandene Essigsäure 
an Kalk gebunden, wogegen der 
Holzgeist und dessen flüchtige, nicht 
saure Begleitprodukte in die dritte 
Blase gelangen, hier nochmals ge- 
zwungen werden, Kalkmilch zu durch- 
streichen, um von da endlich in den 
Kühler zu gelangen, der diese Pro- 
dukte konddl^iert. 

Der Kühlerausfluß ist mit einer 
Vorrichtung ausgestattet, wie ihn 
Figur 4 darstellt, und welche er- 
möglicht, die P^zentigkeit des aus- 
fließenden Holzgeistes ständig an 
einem Arftometor abzulesen. Solange 
noch Holzgeist läuft, treibt man rela- 
tiv langsam, da in diesem Stadium 
leicht Übersteigen des Blaseninhaltes 
eintritt Das Luftrohr des Kühlers, 
welches zwischen Schlangenaustritt und dem obengenannten Holzgeistaus- 
flußkörper angebracht ist, mündet ins Freie. Bei einer Befüllung der Blase 
mit 4500 1 Buchenholzessig, welcher ca. 125 kg Holzgeist enthält, müssen 
mindestens 1200 1 Holzgeistwasser kondensiert werden, um allen Holzgeist 




Fig. 4. 

Ablanfkörper. 



48 Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlungs-AnlAgen. 

überzutreiben. Sobald dieses erreiclit ist, wenn also der Aräometer das 
spezifische Gewielit von ca. 1,000 bei 15 ® C. anzeigt, wird das Kühlwasser 
am Küliler abgestellt, wodurch die nun folgenden Wasserdämpfe duidi das 
Luftrohr des Kühlers ins Freie gelangen. 

Anfangs tritt der Holzgeist mit 30 — 40 7o aus — mit der Spiritus- 
spindel gemessen — und leitet man dieses stärkere Destillat gewöhnlidi in 
ein l^sonderes Reservoir. Die schwachprozentigen Nachläufe von 15*/« 
bis 07o kommen dagegen gemeinschaftlich mit den Nachläufen der Rekti- 
fikation der oben genannten höher prozentigen Anteile zur Aufarbeitung. 

Schon während der Holzgeistperiode geht Essigsäiure mit über und 
wird in der vorgelegten Kalkmilch absorbiert. 

Von Zeit zu Zeit kontrolliert man am Probierhahn den Inhalt der 
ersten Kalkblase, und sobald man die schwach sauer gehaltene Sättigung 
der darin befindlichen Kalkmilch mit Hilfe von Lakmus konstatiert hat, 
wird durch die oben erwähnte Umschaltleitung Blase 1 ausgeschaltet, 
die Essigdämpfe nacli Blase 2 dirigiert und der Inhalt von Blase 1 in 
tiefer stehende Bottiche entleert, von denen zwei vorhanden sind. 

Nach erfolgter Entleerung beftillt man die Blase wieder mit Kalk- 
milch und stellt dann die Umschaltleitungen so ein, daß die Essigsäure- 
dämpfe von der dritten Blase nochmals nach der zweiten und von da 
erst in den Kühler gelangen. 

Diese Umschalt-Einrichtung verhindert nicht nur jedes Austreten von 
Abdämpfen in den Arbeitsraum, sondern macht auch jede Betriebsunter- 
brechung überflüssig, welche sich bisher beim Chargieren mit Kalk durch 
das Felden der Umschaltleitungen stets nötig machte. 

Rektifikation des Holzgeistwassers. Verfolgen wir nun zunächst 
die Weitenerarbeitung des von den Kühlem kondensierten Rohholzgeist- 
wassers, so sehen wir, daß dasselbe von den genügend hochstehenden 
Ktlhlem aus in SammelreseiToire fließt, von denen gewöhnlich zwei vor- 
handen zu sein pflegen. Dieselben sind so aufgestellt, daß noch Gefälle 
nach der Blase des Holzgeistrektifizierapparates vorhanden ist, und richtet 
sich dio Größe der Reservoire ganz nach dem Blaseninhalt des verwandten 
Kektifizierapi)arates. Obgleich im speziellen Fidle, wie wir gesehen haben, 
tätlich nur ax. 2500 1 Ilolzgeistwasser resultieren, so wendet man zur 
Erlangimg eines be<[uemeren Betriebes Reservoire und Blasen von 6000 1 
an, in welchen zwei Tageschargen plaziert werden können. 

Der Rohholzgeistrektitizierapparat hat die Aufgabe, die von dem Drei- 
blasensystem kommende, im Gemisch ca. 10% zeigende Holzgeistlösung 
zu reinigen und zu konzentrieren, so daß der handelsübliche ca. 80 7oige 
Rohholzgeist resultiert. Der Apparat ist ganz ähnlich den in der Spiritus- 
fabrikatiou gebräuchlichen Kolonnenappai-aten konstruiert. 

Bauelemente von Kolonnenapparateu. Er setzt sich in seinen 
Hauptteilen, siehe Figur 5, aus Blase, Kolonnenaufsatz, Kondensator 



A. Laubholzverkohlong. 



49 




^heidekörper und Rück- 
te und dem Kühler mit 
L Aräometerauafliiil zu* 
len. Aus dem Reservoir 

das Rohholzgeistwasser 
e Blase abgelassen und 
Inhalt möglichst unter 
endung von Abdampf zum 
n gebracht. Sobald dieses 
jht ist, muß mit tlbektem 
ddampf gearl>oitet wertlen. 
iis der Blase aufsteigenden 
)fe folgen genau den Ge- 
1, die für whr^sienge 
Igen des Äthylalkohols 
telt worden sind, d. li.: 
entwickelten Dämx>fe sind 
alkoholreicher als die 
lörigen Flüssigkeiten. Die 
. die erste Verdampfung 
'Ä angereicherten llolz- 
lämpfe gelangen au?§ der 

zunächst in den Koloiinen- 
tz — eine VorrieJitung^ 
le automatisch ein häufig 
jrholtes Kondensieren mit 
ttelbar darauf folgender 
Impfung der 
ier Blase auf- 
mden Dämpfe 
hrt. G^arman- 
tig sind die 
3n Einrich- 
n dieser Ko- 
n und gebf^M 

Figuren 6 
j der wich- 
n Typen wie- 
n den meiste n 
1 verwendet 
^raxis die 
Figuren 

b und c 

ar, Holzverkohlung. 



'••v:^ 



>^ 



Fig. 5. 



50 



Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlongs-Anlagen. 



gekennzeichneten Sieb- und Glockenböden und letztere wieder nur in Fallen, 
in denen hochsiedende Körper in Frage kommen oder in denen mit 
einer eventuellen Verstopfung der engen Sieblöcher zu rechnen ist In 
fast allen anderen Fällen bedient man sich als Füllmaterial der Sieb- 
böden. Ein solcher Boden ist auf seiner ganzen Oberflfiche durchlocht, 
trägt an einer Stelle eine napfartige Vertiefung imd an einer zweiten 
Stelle ein kupfernes Rohr, dessen Hand ca. 2 cm über die Sieboberfläche 
her\'orragt. 




ff 



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E 



^=TL!i> 



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fe^"'H H 



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Fig. a 

Die Siebe sind nun so in der Kolonne angeordnet, daß das Über- 
laufrohr eines oberen Siebes stets in den Napf eines imteren Siebes ein- 
taucht, daß also Napf und Rohr durch die ganze Kolonne hindurch alter- 
nierend gestellt sind. 






Das Wesen der Bektifikation. Die von unten aufsteigenden 
Holz^eistdämpfe gelangen an das erste Sieb, durchströmen von hier aus 
von Sieb zu Sieb gelangend die Kolonne und gehen vom obersten Siebe 
nach dem Kondensator. Derselbe stellt meistens einen Röhrenkühler 
dar, siehe Fig. 7 b und 7 c, welcher die einti-etenden Dämpfe zum 
Teil kondensiert, und das Kondensat durch ein genügend langes 
Syphonrohr nach dem oberen Boden der Kolonne ziuückleitet und diesen, 
entsprechend der überetehenden Höhe des Tropfrohres, mit einer ca. 2 cm 



A. Laubholzverkohlung. 51 

starken Flüssigkeitschicht bedeckt. Sobald diese Schicht erreicht ist, 
läuft die Flüssigkeit durch das Tropfrohr nach dem zweiten Sieb (von 
oben gerechnet) und so fort von Sieb zu Sieb, bis zurück in die Blase. 
Nach kurzer Zeit der Dampfentwicklung aus der Blase sind also sämt- 
liche Siebe mit Flüssigkeitsschichten bedeckt, welche von dem auf- 
steigenden Dampfe getragen und durch die nachströmenden Dämpfe nach 
oben verdampft werden. 

Wir haben also innerhalb der Kolonne eine aufsteigende Dampf- 
strömung und eine nach unten gerichtete Flüssigkeitsströmung, letztere 
hervorgerufen durch die rückkühlende Wirkrmg des Kondensators. 

Die aufsteigenden Dämpfe werden zunächst auf dem ersten Sieb 
kondensiert, aber von den nachströmenden Dämpfen weiter auf das 
zweite (von imten gerechnet) und sofort bis ins oberste Sieb auf dem 
Wege der wiederholten Verdampfung mit darauf folgender Kondensation 
etc. transportiert. Von da aus gelangen die Dämpfe in den als Hück- 
flußkühler wirkenden Kondensator, imd kühlt derselbe anfangs alle ihm 
zugeführten Dämpfe zurück. In dem Maße aber, als die zuströmenden 
Dämpfe das die Wandungen des Kondensators umgebende Wasser anwärmen, 
können nicht mehr alle aufsteigenden Dämpfe zurückgekühlt werden, wo- 
durch ein Teil der am leichtesten siedenden Produkte durch den Scheide- 
körper in den eigentlichen Kühler gelangt, hier kondensiert und gekühlt 
wird, um als „Destillat" in Erscheinung zu treten. Der im Kondensator 
verflüssigte Teil der Dämpfe fließt als heißes Kondensat auf den obersten 
Boden der Kolonne ziuück und erhält beim Abwärtsfließen von Boden 
zu Boden die Flüssigkeitsschicht auf denselben in konstanter Höhe. Außer- 
dem aber reichert dieser alkoholreiche Rücklauf auf seinem Wege von 
Boden zu Boden zurück nach der Blase die alkoholärmeren Flüssig- 
keitsschichten auf den Böden und ebenso die aufsteigenden Dämpfe mit 
Alkohol an. Auf diese Weise wird jede vom Kühler endgültig konden- 
sierte, als Destillat .austretende Holzgeistmenge so vielmal verdampft, 
kondensiert, wieder verdampft, endgültig kondensiert und aus dem 
Apparat ausgeschieden, als Böden vorhanden und der Weg von unten 
nach oben und von oben nach unten durch die Kolonne zurückgelegt 
worden ist. Aus diesen kurzen Betrachtungen, auf die hier nicht 
weiter eingegangen werden kann*), zeigt sich, welch führende Rolle 
der Kondensator an einem Rektifizierapparat einnimmt. Stets muß 
für eine bestimmte, stündlich zu erhaltende Menge Destillat von be- 
stimmter Reinheit eine vielfache Menge desselben wiederholt verdampft, 
durch die Kolonne geleitet imd zurückgekühlt werden, und wird deshalb 



*) Näheres siehe Hausbrand, Wirkungsweise der Rektifizierapparate. Verlag 
von Julias Springer, Berlin. 



',i Kmriohtiir.L' ur.l B^-rne^ vr.^ Holzverkokloaes-Anlaeen- 

'i.- Krr'Ti'rh'jr.L' ein^-r 'f--stiinrnteri L^L-ruii: de< Rektifizierapp<arates nicht 
r.'ir \*'A\ti'^ lurh «lie Or"iie der veniampf enden Heizfläi?he und der rück- 
*w:.i<^r.j'-a K .n'lfrn-ation-flächen, -ondem e> i^t die?€lbe auch von dem 
•/'j'r-'^:h::itr «ier K'-K^nne an und für -ich und der aof den Sieh-^n befin»!- 
. ..';ri Tr j/f- f^zw. rj.erlautrr.hren abhäneie. Harmonieren dies«? Verhält- 
r;i--': uv:x,^ unt^rreinanler, sm wini der Rektifizierapparat seine Sohnldig- 

H-jh^t ani:-ri'»mrfi»n, dab d^-r RrktifizKrrapparat von kiindiger Hand 
M*-*.''A\\r :-t. da 11 ali-o all- maßt:-b»>nd-n Faktoren mi&>inander im Einklang 
-.♦'•:.•:.. -, i.-rt — iW'\\ *-rfv»nJ»'rlich ziir m''gliehst schnellen ErLingimg 
f»;ifrJ-:.-!ä.'ji..r Ppyluktr in LOitrr Au<U:»ut^ aus ■ 1er Rohware, die trünstitrsten 
A.'eitrf,.- Iinguii::-n »Ines jvd»;n »-inzeln-n Apfiarates Viei der Inbetriebnahm»? 
t\i'''.'i\\^i\ f'-t/.u-t'li'-n und di--*- d»;m Arl-eitr/r durch besondere Merkmale 
z I V^\\U7.i\<'\\ivi\, So marki»-!-! man die Dampf zufülin mg durch 3Iant> 
ffi't.rr und Kifj.-!'hiiiU»- am bami'f\vnlii, O'l-r Kr»?iseinteilunir am Yentilrad. 
lii'- \Va--*-]/iifii|jr zum Konden-ator kann eb»>nfaU> mittels Manometers 
■jirl Z'ii."rf:Jfit*Mliinir am Wass-HiaJin sowie durch Mesäimg der TomperatJir 
i\i: ^j..r, Kond^rii-ator v»-rIa<M-nden heißrn Wa.ssers reguliert werlen. Außer- 
d'-rn 'Aifd di^- rirjhtij:»- I>ampf- und Wa.sser/ufuhr vom peüliten ArV»eiter auch 
;in ')• r Anz-ii."- d»-.- im Kühlfrau.-flulJ *ioh wimmenden Alkoholometers und 
'J" d;M/jit /ji-;imrrj»-nhänL'enden H»'inh»4t>!n*ades des Destillates erkannt 
\\'\ iii- \>*'i\x\<V\ si';h aiK h auf d»T Bhis»- noch ein Flüssigkeitsmanometer, 
A*i'ij<-- d.fj im Ajipajat h»-n->chrndfn Druck, d«.'ssen Hohe von der jeweilig*^!! 
\y.\u\\,\- lind Kühlwa.s-r'Tzufiihr abhängig ist, anzeigt. Hat man ein für 
.iii"m;il au.sproi.iort, Ui welchi-r Druckhnhe dieses Manometers aus einer in 
15* zu-.' auf Qualität und ^^Miantität t:l»üchen Einlage die l»esten Rektifikations- 
M;.-'»|t,it<; #rrzi'lt w« rd«n, so l»ildet pt-rade di»^ses Instnmient ein Hilfs- 
initt'l. urii d<n ii«u ••inti»t»ndr*n ArU*iter mit der Führung des Apparates 
'itra'it. zu rihuli'-n. ^»eübt«,- I)estillat»,*uiv lH.»dürfen allerdings aller dieser 
Hilf- rnjtt.l rii',-lit, wrd« li" ln-i solchen Leuton durch die Erfahrung ersetzt 
V. •fd-n. 

f.'rn rjuM aii.-. d«-m im R(^»frvoir Ijofindlichen Rohholzgeistwasser von 
lo . d;i- liand-l.-ül»Ii(.'h«' PrtMJukt von cji. 80 "o zu erhalten, füllt man 
da «li-t-p- iriit rl« r Vor.-icht in die Blase des Rektifizierapparates ein, 
diili di- '»l.<-rMufsrhwinHn«*nd«'n T^yTöJ»? nicht mit in die Blase gelangen. 
\)\\ui\ '-.'t/t man «-inig«* P^imrr Kalkmilch zu und l>eginnt kräftig anza- 
h*-i/«;j. ••\»'ntii.-ll mit Al»dampf. Ht'ginnt'n dann ab«,M' die Dämpfe in die 
K"|f,nno "irizutrott-n, so wird dieser al>- und direkter Kesseldampf angestellt. 
S'ph.ild «ia> •■rst<' I)«-stillat aus d«'m AusfluBkörpor des Külilers tritt, ver- 
rij'-iirt man allmählich di«- Dampfzufuhr und läßt gleichzeitig im richtigen 
Verhältnis Kühlwa>ser in (h-n Kondensator eintreten. Dampf- und Wasser- 
/uliilir wf'nh'U nun .'rfalirungsgemäii so reguliert, daß das Destillat mit 
i'j.\. !Mi— IM) "o Tr. austritt. 



A. Laubholzverkohlung. 53 

Das anfangs laufende Destillat, der sogenannte Vorlauf, enthält die 
leichtsiedenden Begleitprodukte des Holzgeistes (Amine, Acetaldehyd etc.). 
Allmählich wird das Destillat reiner im Qeruch, fließt wasserhell aus 
dem Kühler aus und ist meistens mit Wasser blank mischbar. Mit zu- 
nehmender Betriebsdauer verringert sich die Qualität des ausfließenden 
Destillates, und obgleich noch wasserhell austretend, trübt es sich beim 
Yermischen mit Wasser. In späterer Periode wird es damit milchig, noch 
später scheiden sich bei Wasserzusatz Ölpartien ab, imd wähi-end das 
Destillat vorher klar und hochprozentig aus dem Kühler trat, läuft es 
in diesem Stadium milchig bei geringer Prozentigkeit; am Schluß der 
Operation treten Öl imd Wasser getrennt aus dem Kühler aus, imd sobald 
die Spindel 1 — 2 % anzeigt^ gilt die Operation als beendet. Der Rückstand 
-wird abgelassen, der Apparat zm- Yerhütung des Ansatzes von ünreinig- 
keiten eine kurze Zeit mit direktem Dampf ausgeblasen, und die Kolonne 
mit Hilfe des oben befindliehen Spülhahnes mit Wasser nachgespült Das 
Destillat wird meistens in Ballons aufgesammelt und der Inhalt, soweit 
derselbe handelsfähig ist, zur Erlangimg einer einheitlichen Handelsware 
nach Ansammlimg genügender Mengen wieder zusammengemischt. Alle 
nicht handelsfähigen Fraktionen werden, soweit sie mit Wasser keine öl- 
artige Körper ausscheiden, für sich separiert und, sobald eine Einlage- 
charge vorhanden ist, nochmals rektifiziert. Die ölhaltigen Pi-aktionen 
werden mit Wasser gewaschen, das Öl abgetrennt und das holzgeisthaltige 
Waschwasser der nächsten Rektifikation beigegeben. 

Für die ausgewaschenen öle hat man bisher noch keine Vei-^'-ertung. 

Es gilt als Erfahnmgssatz, bei jeder Rektifikation immer niu* in Bezug 
auf Qualität annähernd gleichartige Produkte gemeinschaftlich zu rekti- 
fizieren. Man ordnet deshalb vor dem Aufbereitungshause bestimmte Plätze 
an, auf welche die in den Betrieb ziu*ückkommenden Fraktionen, in einige 
bestimmte Gruppen sortiert, gelagert werden, lun denselben die von den 
Rektifikationen abfallenden gleicliartigen Fraktionen immer wieder zuzustellen. 
Sobald von jeder Gnippe eine Einlagecharge vorhanden ist, wird die- 
selbe mit warmem Kondenswasser auf .50 % Tr. verdünnt und rekti- 
fiziert Dabei wird der Hauptmenge nach wieder handelslahige Ware 
erhalten imd niu* ein geringer Prozentsatz des Destillates kommt an den 
oben erwähnten Stapelplatz der Halbfabrikate zurück. Wemi sieh vom 
Handelsprodukt eine Waggonladung gesammelt hat, wird der Inhalt 
der Ballons gemischt. Diese Operation wird gewöhnlich so aus- 
geführt, daß man mehrere Ballons diu-ch einfaches Umlegen in ein in 
der Erde liegendes, mit gepolsterten Einfülllöchem versehenes, geschlossenes 
Reservoir entleert, in welches an tiefster Stelle das Saugrohr einer Pumpe 
angreift In dem Maße, wie aus den Ballons das Produkt zuläuft, winl 
dasselbe von der Pumpe in ein höher stehendes Eisenreservoir befönlert, 
in welchem eine gleichmäßige Mischung erfolgt. Es wiixl dann kontrolliert. 



f 



54 Einrichtmig nnd Betrieb von Holzverkohhuig»- Anlagen. 



od 'las PiTHliikt den Anfordoningen der E&iifer entspricht und nach 
Ein^^tollun^ auf dif erfonlerliche Konzentration in die üblichen Versandfi&sser 
an» Holz fidov Eisr'nMpc.-h oder dii-ekt in Kesselwagen entleert. Es mig I 
nfK-h lifrvoi-g».'hoU'n wenlen, daß man diesem ersten Abtrieb meist wenig 
Sfjnrfalt zuwendet, imd das Destillat solange direkt in das Mischresenroir 
Ifit^'t, als fs mit Wasser mischbar ist. Dann erst sortiert man die Nach- 
lauf*- ab, wfdrlie wio<ler hochprozentig gemacht und dann dem 80 ?» igen 
Holzjrfist UfifTomisr-ht werden. Die oben besc-hriebene soi^gfältigere Aiif- 
arUfitungswise Vieniitzt man, wenn der produzierte Kohholzgeist in eigenem 
li*'.tr\fU* wfdWr auf Reinmethyl verarl»eitet werden soll. 

Narhd<'m wir so den Holzgeist von seinem Auftreten bis zimi Bahn- 
vtf-rsand wi-folfft hal»on und uns auch gleichzeitig über die allgemeineD 
Kigcn.^^'liaftfTi und d'v Wirkungsweise von Kolonnenapparaten diirch nnserea 
FnhffT infr;nnicn*n lipß<»n, kehi-en wir zum Dreiblasensystem zurück, lun 
zu seh«-n, was aus d^r, aus den Kalkblasen abgelassenen Losimg des holz- I 
'•s:-i(:>aui"*n Kalkf^s gcwonlen ist. , 

Aufarbeitung der Kalkacetatlange. Unterhalb des Dreibhusen- ' 
.-yst'ms Ufindcn sich 2 — 3 Holzbottiche, welche abwechselnd die rohe | 
I>isuntr d»'s liolzcs>igsauj"*'n Kalkes aufnehmen. Je<le der Kalkblasen der 
zwei vorhandenen l)i-*Mblascnsysteme kann durch eine Umschaltleitimg mit 
den Hottiiheii U-hufs Entleerung der schmutzig kalTeebraimen, intensiv empy- 
i"eumatis«-h ri«*<-hciiilen Holzkalklaujre in Verbindung gebracht werden. Während 
nun ♦•in IMti«-li dir* rohe Lauge aufnimmt, befindet sich der zweite im 
Klarstadiiim, währ«-nd «'in dritter bei-cits geklärt ist imd deshalb filtriert 
wird. Die Filtration jj^r'Schicht mit Hilfe einer Filtei-presse, welche so 
hfK-h auf einem Podium ulier den Hottichen steht, (siehe Figur 3) 
daß n^H!h ein Hottich mit ^nügendem Gefälle nach den Verdampfpfannen 
aufgestellt wei-den kann. Jeder der Bottiche steht durch einen Schlamm- 
hahn mit einem kleineren Reservoir in Verbindimg, in welches der sich 
beim KlUi-^-n der L#au^ absetzende Schlamm abgelassen winl. Die blanke 
J^uge wird von der Filterpi*essenpum])e — unter Ausschaltimg der Presse 
— fjai-h den oJ»cnjrcimnntun Keservoir gepumpt. Ist der Sehlammbottich 
geinilt, dann tjitt «lie Filterpn^sse in Funktion und schafft die filtrierte 
l^N<r*- Ldcir.hfalls na«;h jenem Bottich, welcher GeiHlle nach den Ein- 
damptj.fannen hat. Das Wasch wasser der Pn^Bkuchen dient ztmi An- 
rnhjcn dci- Kalkmilch. Die Eindampfi)fannen sind wegen der Entwickelung 
brciizlieher, di«- Augen Heizender Dämpfe unter Abzugsachloten unter- 
gebracht. 

Die einzudampfende Kalkbrühe enthält, wie weiter oben ausgeführt, 
'■a. 20 7o Holzkalk in Lösung. Den Rest bildet AVasser und diverse 
df*m Te^M- entstammende Xebenljostandteile, welche sowohl den intensiven 
^»eruch als auch «lie dunkle Farbe dei' Brühe l>e<lingen. Da das darin ent- 
haltene r'aiciuniaa.'tat dui-ch Eindampfen mit nachfolgender Kristallisation 



A. Laubholzverkohlung. 55 

nicht zu gewinnen ist, indem die Kristalle die Mutterlauge nicht abgeben, 
so ist man gezwimgen, dasselbe auf dem Wege der Verdampfung der 
Gesamtlauge als Trockenrückstand zu gewinnen. 

Früher bediente man sich zum Eindampfen kupferner oder eiserner 
Pfannen, welche terrassenförmig übereinander angeordnet \md mit direktem 
Feuer beheizt waren. Die ersten, der Feuerstelle am nächsten liegenden 
Pfannen dienten zum Vorkonzentrieren der Kalklauge, die letzte Pfanne 
zum Trockendampfen imd Darren des Holzkalkes. Da mm bei Anwendimg 
von direktem Feuer Zersetzungen sehr leicht eintreten können oder fast 
unvermeidlich sind, und die ganze Anlage mehr Raum imd Aufsicht erfor- 
dert, so findet man in modern eingerichteten Fabriken nur noch durch 
Dampf geheizte Abdampf pfannen , und zwar werden dieselben aus Eisen 
oder Kupfer gefertigt und sind durch Doppelböden oder Schlangen heizbar. 

Um nun zu entscheiden, welche dieser Formen für die Praxis die geeig- 
netste ist, müssen wir uns vergegenwärtigen, daß täglich mindestens ca. 6000kg 
Kalklauge resultieren, welche ca. 1250 kg grauen Holzkalk von 80 7o ^^^ 
4800 Liter Wasser enthalten, welch letztere durch Venlampfen entfernt 
werden müssen. Anfangs geht die Venlarapfung des Wassers aus der 
i-elativ dünnen Lauge gut von statten, sobald aber bei fortschreitender 
Konzentration eine Salzhaut auf der Oberfläche auftritt, läßt die Intensität 
der Verdampfung schon ganz bedeutend nach und kommt fast ziun 
Stülstand, sobald Ausscheidung von Calciumacetat eintritt imd die Masse 
in dieser Periode breiförmig gewoi-den ist. Es ist daher imter allen Um- 
ständen erfoixlerlicli, zm- Erreichung einer weiteren genügend schnellen 
Verdampfimg die Lauge kräftig durchzuriihren. Aus diesem Gnmde ist 
die Anwendung von Verdampfschlangen, welche durch ihre Lage am Boden 
der Pfanne ein Umrühren fast unmöglich machen, ganz ausgesclüossen und 
sind einzig und allein Pfannen mit Doppelboden brauchbar. 

Unser Führer glaubt uns hier noch darauf besonders aufmerksam 
machen zu müssen, daß vor nicht langer Zeit eine heftige Explosion einer 
Kalkpfanne stattgefunden habe. Der kupferne Innenboden sei plötzlich mit 
elementarer Gewalt nach innen durchgedrilckt und dadurch am Flansch 
abgerissen worden, wodurch der Inhalt der Pfanne im ganzen Kaum herum- 
geschleudert worden und der Dampf ausgeströmt sei. Man zeigt ims die 
Spuren dieser Explosion imd auch die einzelnen Bruchstücke des Kupfer- 
bodens. — Auf unsere erstaunte Frage, wie bei einer solchen Wandstärke 
derartiges vorkommen könne, erklärt man uns, daß zuerst die Qualität des 
verwandten Kupfers in Zweifel gezogen worden sei. Nachdem jedoch die 
Zerreißproben und die analytischen Unterauchungen eine ganz normale 
Kupferqualität erwiesen hatten, mußte man diesen Einwand fallen lassen, 
imd habe dann die von der Behörde angeordnete Untersuchung auch ergelxjn, 
daß hier lediglich die Folgen eines sogen. Wasser Schlages, d. h. plötzliche 
EntMtung des Dampfes vor dem Ablassen des Kondenswassers aus dem 



56 Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlungs- Anlagen. 

Doppelmantel, vorlägen. Diese Erscheinung sei schon häufig beobaditet 
und meistens auf die Unachtsamkeit des Personals zurückgeführt worden. 
Unsere weitere Frage, welches die beste Form \md Größe der Eindampfimg9> 
pfannen sei, beantwortet unser Führer dahin, daß große PfEuinen unter 
allen Umständen mit mechanischen Rührwerken ausgestattet werden müsseo, 
denn für menschliche Kraft ist es einfach unmöglich, die in derartigen 
Pfannen verbleibenden Salzmassen in zweckentsprechender Weise bew^en 
zu können. Außeitlem sei noch zu berücksichtigen, daß die Yerdampfiing 
des Kalkes bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt desselben von ca. 40 Vo relativ 
schnell und mit normalen Dampf\"erbrauch verläuft, daß aber die Entfer- 
nung dieser letzten Wassermengen ganz erhebliche Zeit und annormal hohe 
Dampfzufuhr beansprucht. 

Man wäre also Ijei der Anwendung gix)ßer Pfannen gezwimgen, 
während der Endperioden mechanische Rührwerke in Gang zu setzen, 
wodurch in Verbindung mit dem hohen Dampfverbrauch, welchen gerade 
die Überführung des pastenfömiigen Kalkes (mit ca. 40®/o Wasser) in 
Trockenkalk erforrlert, derselbe relativ hoch belastet wird. Danun arbeitet 
man am besten mit kleinercn Pfannen, welche den Kalk, ohne daß ein Um- 
i*Ohren erforderlich ist, nur bis zm* pastenförmigen Konsistenz eindampfen. 

Dieses Pi-odukt wird ausgestochen und dann das Fertigti-ocknen dieser 
tiefl)raunen , zwischen den Fingern ohne Anklel)en knetbaren Masse, dimjh 
flaches Ausbreiten derselben auf gußeisernen DaiTplatten besorgt. Diese 
Darrvoirichtung befinrlet sich bei Anwendiuig von liegenden Retorten auf 
der oberen Sohle des Ofens und wird durch die abziehenden Feuergaso 
der Retortenfeuerung kostonlos beheizt, wie wir dies schon frülier kennen 
gelernt haben. 

In anderen Fällen legt mau auch besondere Kalkdarren in der Weise 
an, daß man unterhalb einer Herdsohle die Fuchsgase zickzackförmig führt 
imd die dadurch gebildeten Heizkanälo mit gußeisernen Platten abdeckt. 
Eine solche DaiTO ist in Figiu' Ib wie(lorgegel>en. 

Manchmal lieheizt man auch die Dan-en diuxjh eine besondere 
Feuerung, deren Kanäle unter den Gußplatten hin- und hergeführt sind. 
Der feuchte Kalk kommt der Feuerstelle am nächsten und wandert dann 
mit den Feuergasen, sodaß ein Anbrennen nicht möglich ist. Diesen 
^)arren gibt man häufig die Form eines Hufeisens. 

Was nun die Form der Eindampf pfannen anl>elangt, so haben sich 
[pfeme Pfannen mit Dopi)elboden gut bewährt. Doch sehen wir zu, 
de in unserem konkreten Falle die Kalkgewinnung betrieben wird. Wir 
erinnern uns, daß die vom Dreiblasensystem kommende Rohkalklauge 
zunächst abgeklärt imd die klare Lauge dem Sammelreservoir zugepumpt 
WTurde. Der vorher aV)gelassene Schlamm wm-de dann von einer Filterpresse 
mit absoluter Auslaugimg des Preßrückstandes aufgegi-iffen und demselben 
San^«ielbotticIi für filtrierte Kalklauge zugefülirt. In diesem liegt eine 



A. Laubholzverkohlung. 



57 



Schlange, durch welche Abdampf oder die dem Luftrohr der Kühler der 
Dreiblasensysteme nach dem Methylstadium entströmenden Auspuffdämpfe 
geleitet werden. Die Vorratslauge wird auf diese Weise nicht nur kosten- 
los vorgewärmt, sondern es tritt auch eine gewisse — wenn auch 
geringe — Yorkonzentration ein. Alle sich im Reservoir abscheidenden 
Teerreste werden dabei nach Möglichkeit — d. h. ohne großen Zeitverlust 
zu verursachen — mit Hilfe eiserner Abschäumlöffel entfernt. Dieses 
Reservoir steht durch Leitung mit einer kupfernen Eindampfpfanne (Fig. 8) 
in Verbindung, welche die Kalklauge bis zum Festwerden eindampft, 
wobei ein Rühren nicht erforderlich ist. 




Fig. 8. 

Eindamp^fanne für essigsauren Kalk. Runde Form. 

Sobald der Kalkbrei eine tiefbraune Farbe angenommen hat und 
beim Kneten zwischen den Fingern kaum oder nicht mehr anhaftet, 
wird der Inhalt in Gefilße entleert, welche entsprechend den lokalen Ver- 
hältnissen einen leichten Transport nach der Kalkdarre auf den Retorten- 
ofen gestatten. Sind besondere Darren zur ebenen Erde angelegt, wie 
dies kurz vorher beschrieben ist, so plaziert man die Verdampfpfannen 
stets dicht neben diese Räume und wirft ohne Zwischentransport den Ver- 
dampfungsrückstand durch eine Mauerluke direkt auf die Darre. Die 
Darrung des Kalkes hat in erster Linie den Zweck, die schwierig zu 
entfernenden letzten Wassermengen des Feuchtkalkes leicht und billig 
soweit zu entfernen, daß das fertige Produkt die handelsübliche Konzen- 
tration von 80 — 82 7o Calciumacetat bekommt. 

Außerdem bezweckt man damit die möglichste Entfernung von 
flüchtigen Teerölen, Teerresten etc., welche die Kalklauge trotz Einsteilung 
derselben auf schwach saure Reaktion mechanisch einschließt und hartnäckig 
zurückhält imd die dann dem Kalk den empyreumatischen Oenich erteilen 



58 Einrichtung und Betrieb von HolzverkoUnngs* Anlagen. 

und die tiefbraune Farbe seiner wässerigen Lösung bedingen. Dieser 
Zweck winl aber nur unvollständig erreicht, denn bei der in Frage 
kommenden Dairtemperatur ist ein perfektes Ausschwelen dieser Produkte 
nicht zu erreichen. Die infolge der Entwickelung beißender, empy- 
reumatischer Geriiche nicht gerade angenehme Arbeit des Ealkdanens 
besteht in einem häufigen AVenden des Kalkes, wobei das üefbraune 
Produkt mit fortschreitender Darrdauer allmählich eine immer hellere 
ins Oraue gehende Farbe annimmt, den knetbaren Zustand verliert und 
dem Zerdrücken zwischen den Fingern allmählich mehr Widerstand 
entgegensetzt. 

Sobald der Kalk <liirch seine ganze Masse die graue Farbe ange- 
nommen hat lind beim Drücken zwischen den Fingern leicht zu einem 
trockenen Pulver zerfällt, ist die DaiTung beeii<let. Dann pflegt man den Kalk 
mit Hilfe einer Handwalze (nach Art der Chaussee walzen), direkt auf der 
Dan-e etwas zu zerkleinem, und danach in Säcke zu füllen, ^selche gewöhn- 
lich ca. 60 — 70 kg fassen. Dieses Produkt stellt den Graukalk des Handels 
dar und zeigt derselbe ungefähr folgende quantitative Zusammensetzung: 
ca. 1 % Wasser, 
„ 84 7o Calciumacetat, maximal 
„ 6 7o Fremdbestandteile (Teer, CaO, CaCOj etc.). 

Von diosen 10% Wasser gehen ungefähr 4 — 6% schon bei 150^ C. 
weg, der Rest erst bei höherer Temperatur. 

Da der Kalk auf Basis von 80— 82 7o Calciumacetat gehandelt 
wird, Überprocente alKjr nicht berechnet werden, so hat der Fabrikant 
durchaus kein Interesse, die Darrung l)ei Temperaturen vorzunehmen, 
Ixd denen der Ilolzkalk anfängt, seinen normalen Wassergehalt schon 
abzugeben. 

Braunkalk. Außer dem Graukalk findet man im Handel noch ein 
zweites Kalksalz der Holzessigsäure, nämlich den sogen. Braunkalk. 
Dieser hat je nach seiner Herkunft eine sehr wechselnde Beschaffenheit, 
und wird dieses Produkt heutzutage in fabiikmäßig l>etriebenen Holz- 
verkohlnngen kaum noch erzeugt. Die Herstellung des braunen Holzkalkes 
unt<Tscheidet sich im Wesentlichen von der Herstellung des grauen Kalkes 
dadurch, dali zur Herstellung des letzteren destillierter, also teerfrder, 
heller Holzessig zur Absättigung gelangt, während Braimkalk durch Ab- 
sättigung des rohen, schwarzen, teerhaltigen Holzessigs, meistens unter 
Anwendung direkter ünterfeuerung hergestellt wird. Der dabei resid- 
tierende Verdampfungsrückstand ist also mit dem vollen Teergehalt des 
Holzessigs beladen, und da derselbe ca. 10% des Holzessigs beträgt, 
so ergibt sich, daß der Braunkalk einen viel geringeren Gehalt an Ealk- 
acetat haben muß als der Graukalk, und bewegt sich derselbe zwischen 
oO und 65 o/o reines Calciumacetat 



A. Laubholzverkohlung. 59 

Die Herstellung erfolgt meist in der Weise, daß man den rohen Holz- 
essig in Bottichen mit Kalkbrei neutralisiert, und die Lösung alsdann, 
meistens unter Verzicht auf den im Holzessig enthaltenen Holzgeist, bis 
zur Trockene eindampft. In Rußland wird in dieser primitiven Weise 
von den Bauern ein sehr minderwertiges Produkt erzeugt, welches von 
den Essigsäurefabriken der sehr wechselnden Zusammensetzung wegen 
nach Analysenbefund bewertet wird. 

Etwas besser eingerichtete Yerkohlimgsanlagen pflegen den rohen Holz- 
essig mit Kalk zu neutralisieren, darauf den Holzgeist unter Anwendung 
von direktem Feuer abzudestillieren, und dann erst die gleichfalls mit 
direktem Feuer ausgeführte Verdampfung des Blasenrückstandes auf Braun- 
kalk vorzunehmen. 

Verwendung des Essigteeres. Wir haben bisher von den im Holz- 
essig enthaltenen Produkten: Essigsäiure, Holzgeist sowie Teer die Ver- 
arbeitimg der beiden ersteren verfolgt, und es bliebe mu* noch die Ver- 
arbeitimg des Teeres übrig. Wie schon erwähnt wurde, enthält der 
geklärte Holzessig noch einen gewissen Prozentsatz an Teer gelöst, und 
zwar ist der Teergehalt des Holzessigs direkt proportional seinem Gehalt 
an Essigsäure imd auch an Holzgeist, da diese Produkte dem Holzessig 
erst die Fähigkeit erteilen Teer in Lösung zu halten. Dieser Teergehalt 
bedingt die Farbe des Holzessigs, so daß dunkle Roh-Holzessigsorten relativ 
viel imd helle relativ wenig Essigsäiure bezw. Methylalkohol enthalten. Wird 
mm der teerhaltige Holzessig im Dreiblasensystem der Destillation unter- 
worfen, so hinterbleibt der Teer als Rückstand. Derselbe verbleibt während 
einiger Operationen in der Blase und wird dann am besten in fahrbare 
Kästen entleert und verbrannt, weil er infolge seiner partiellen Löslichkeit 
in Wasser einer besseren Verwendimg nicht fähig ist. Die Art jder Ver- 
brennung ist auf Seite 99 des näheren beschrieben. 

Aufarbeitung des Holzteeres. Unser Führer führt uns ziuück 
zu der Hauptteergnibe, welche sich unterhalb der 6 Klärbottiche für Roh- 
holzessig befindet, und in welche der Teer aus diesen Bottichen mit Hilfe 
der früher beschriebenen Ablaßvorrichtimgen befördert wird. Dieser Teer ent- 
hält außer Holzessig und Holzgeist die in der Zusammenstellimg (S. 35, 110) 
angeführten Bestandteile, von denen besonders die Kohlenwasserstoffe in 
früheren Zeiten, als unsere Beleuchtungstechnik noch nicht die heutige 
Vollkommenheit erreicht hatte und Petroleiundestillate noch nicht auf 
dem Markt waren, als Beleuchtiings- bezw. auch als Schmiermittel ver- 
wandt wiu^en. Der ungeheure Aufschwung der Petroleum-, Steinkohlen- 
imd Braunkohlendestillationsindustrie liefert jetzt die im Holzteer ent- 
haltenen Produkte in imendlich großen Mengen zu Preisen, zu denen 
die Holzteerdestillate niemals erzeugt weixien können. Deshalb spielt 
heute — wie unser Führer bemerkt — in Holzverkohliingsanlagen die 
weitere Aufarbeitung des Holzteeres nur eine untergeordnete Rolle, und 



liol 



wo nicht lokale Veriiältiiisse einen günstigen Al»satz der leiditeti un-t 

ftchwe^n^ii Öle, sowie des Pedis ermöglichen, liegnögt man sicJi tbinit, 

ans dem Twt' dir^ noch darin tMjthaltenen Holzgeist- und EssigBÄiir«^ 

menge ti zu gewinnen, wolw'i der Haiidelsteer im technischen Sinne wassei- 

I 55 ui'Qck bleibt Aulier diesen beiden Bestandteilen hat das \m Buchtit- 

liobwi'ftrbeitnng im BiiebMihidÄteer enthaltene nnd in nenerer Zeit vieiraeli 

Kur B**käm}ifimg dvv TnlH^rkiUdSe angewandte Ki-e<>aot eine Bedeulnng, 

md kann dieses hoehlje wertete Prodidct noter rmständen dem Fabiikantt^n 

I einer Aufarbeitung des Teeres vemniassen, sei es, daß derselbe 

rcMjaotlabj ilvLMi ein sim-k kiT^osothaltigi^s Roliöl liefert oder selbst die 





Destillation aap parat für wasäerfreien Holzteer* 

irsteilung des Kreosotes und Oiiajakols Yoniimnit> Je nachdem man 
m Teer nm* entwässern oder denseJlien total aiüai^ieiten will, wen» 
man verschiedene ÄpiMimte an. Mim wäiilt in den allei'U leisten Fällen 
erstem Verfallen ^ wobei man nur nötig hat, den Teer in einer kupfenirHK 
' duiTsh Schlange geheizten Blase (Fig< 9) einer vorsichtigen D<?stiliation Jtu 
unterwerfen. Diese Opemtion wird häufig in der Essigbk&e des Dreib lasen- 
Bystems vorgenommen, wobei das Überstei^Tohr dersell«]'n unter AiLsschaStung 
^Üer Kalkv^nlfige din?kt ndt dem Ktihler verbunden wird, Mittels einer 
Im-eh einen Üreiw^eghahn mit der Ti?ergi'ubc in Verbindung zn biingen^ 
Zweigleitung der Essigpnmpe wii^l der Teer nach Änsamnihmg einer Chi 
die Esaigljlai^ des Dreiblaseaßyßtems oder in die Blase eines besondej 



A. Laubholzverkohlnng. 61 

analog gebauten Apparates (Fig. 9) gepumpt und dann voi^sichtig angeheizt. 
In kurzer Zeit erwärmt sich der Teer, und es ti-eten aus dem Kühler 
heller holzgeisthaltigef Holzessig und leichte Teeröle aus. Die Destillation 
muß vorsichtig und langsam geschehen, da der Teer beim Abtreiben der 
wasserhaltigen Anteile große Neigung ziun Cbei-steigen besitzt. Sobald das 
Destillat mu* noch tröpfelt, ist die Destillation beendet, zu welchem Zeitpimkt 
ca. 20 — 2b^lQi\eT Einlage als Destillat gewonnen worden sind. Als Dim3h- 
schnittsresultat einer Destillation von 5000 1 Teer i-esultieron ca. 1000 kg 
Gesamtdestillat, welches aus ca. 800 kg Eohholzessig mid ca. 200 kg leichtem 
öle besteht. Der vom Öl mechanisch befreite Holzessig kommt mit dem 
geklärten Rohholzessig gemeinschaftlich zur Aufarbeitung. Der in der Blase 
verbleibende Teer wird nach erfolgter Abkühlung nun direkt in die Teer- 
versandfässer abgelassen. 

Wir sind somit mit der Besichtigung der Aufarbeitungsanlage fertig 
geworden, und nachdem uns unser Führer noch in das Kessel- und 
Maschinenhaus kurz eintreten läßt, folgen wir demselben in die Kontor- 
räumlichkeiten, -wo an den Wänden hängende Photographien imsere Auf- 
merksamkeit erregen. Beim Nähertreten erblicken wir Bilder, welche 
die frühere Einrichtimg dos Werkes wiedergeben imd uns erkennen lassen, 
daß das eben besichtigte Werk von Anfang an durchaus nicht so aus- 
gesehen hat, wie in seinem jetzigen voUkonmienen Stadium. Wie ims 
erklärt wird, sei anfangs die durch die Photographien wiedergegebene 
Anlage eine verfehlte gewesen, weil man nicht die richtigen Personen und 
Lieferanten zur Errichtung gehabt hätte. Überhaupt — führt imser Mentor 
aus — sei es ftlr einen rationellen Betrieb unerläßlich, daß derselbe gut 
durchdacht und praktisch erprobt angelegt würde, imd wenn jemand dem 
Gedanken der Neuanlage einer Holzverkohlung näher treten wollte, möge 
er sich, falls er nicht selbst durch und durch Fachmann ist, d. h. nicht 
allein den (Jebrauch der zu bestellenden Einrichtungen, sondern auch den 
Bau derselben vollkommen beherrscht, an eine solche Fii-ma oder über- 
haupt an eine Persönlichkeit wenden, welche l)ereit8 mit Erfolg der- 
artige Eimrichtungen gebaut hat. Unser Führer betont dabei ausdrilcküch, 
„derartige" Anlagen und „mit Erfolg", denn es könne hier gai- nicht 
in Betracht kommen, daß die betreffende Persönlichkeit vielleic^ht größte 
Weltetablissements konstruiert, gebaut und installiert hätte, auch dürfe man 
kein Gewicht darauf legen, daß eine solche Firma anscheinend nahe ver- 
wandte Industrieanlagen, wie z. B. Spiritusfabriken, Fabriken zur Aufarbeitimg 
anderer DestiUationsprodukte etc. mit tadelloser Sicherheit ausfühi-te, es 
käme auch nicht darauf an, daß die betreffenden Werkstätten l)owährte 
mechanische Einrichtungen imd ein vorzügliches Renomee l^esäßen, sondern 
einzig und allein maßgebend sei der Umstand, daß die für die Holzverkohlung 
imd die anschließenden Industrien, wie Essigsäure-, Aceton- und Formal- 
dehydfabrikation etc., liefernden Apparatebauanstalten in der Lage seien. 



62 Einrichtung und Betrieb von Holzrerkohlungs- Anlagen. 

die Richtigkeit der ihnen vorgelegten Konstruktionszeichnungen aiis eigener 
Erfahrung zu prüfen bezw. über eigene Konstruktionen für diese Industrie 
verfügten. Man würde total fehl gehen, wenn man etwa Apparate für ver- 
wandte Industriezweige, wie z. B. für die schon genannte SpiritiisfabnkatioD. 
kopieren wünle. Bei den vorkommenden Rektifikationen z. B. handele es sich 
nicht allein lun eine einfache Konzentration wie in der Spiritusindustrie, 
sondern um äußerst peinliche Ausscheidungen von die Fabrikate begleitenden 
FremdkörpeiTi, von welchen hier nur die Reihe der empyreiunatischen Körper 
und das Aceton erwähnt sein mögen. Was von den Rektifiziorapparaten gesagt 
woi-den ist, gilt auch z. B. in ganz l)esonderem Maße von den Retorten. 
Retorten, wie sie bei der Steiukohlengasfabrikaüon gebräuchlich sind, un- 
mittelbar verwenden oder die dort gemachten Erfahnmgen auf die Holz- 
verkohlungsindustrie übertragen zu wollen, dürfte beim Betriebe zu Ent- 
täuschungen führen. Unser Führer nennt ims einen ganz bestimmten Fall, 
in welchem eine Holzdestillation sieh diux-h eine Fabrik, welche Gasanstalten 
als Spezialität baute, eine derartige Retortenanlage trotz dringendster 
Warnung seitens einiger Fachleute konstruieren ließ. Der Erfolg war 
natürlich negativ. Eine andere namhafte Holzdestillation, welche sich ihre 
Retortenanlage diu-ch einen ebenso namhaften Hütteningenieur konstruieren 
ließ, mußte in kurzer Zeit einsehen, daß sich nicht Erfahnmgen anderer 
Industriezweige auf die Holzverkohlung unmittelbar übertragen lassen. 

Dem neu in die Branche Eintretenden werden sich, en^-ähnt weiter 
unser Mentor, stets eine ganze Anzahl Peraönlichkeiten imd Firmen zur 
Verfügung stellen, welche gern bereit sind, gegen Entgelt ihr Wissen imd 
ihre Erfahnmgen ziu* Verfügung zu stellen. Da sei zimächst die Gnippe 
der Rezepten- und Zeichnungenhändler, welche imfehlbare Konstniktionen 
imd Verfahren, meist Praxisverfaliren genannt, gegen geringe Vergütimg 
zu verhökern suchen. — Als zweite Grui)pe erscheine die Serie der Werk- 
meister, Vorarbeiter, Destillateui-e etc., welche meist mit noch bescheideneren 
Anspiilchen ihre bedeutenden Erfahnmgen gegen t'T:)ei-tragung einer Stellimg 
zum besten gelx^n wollen. Diese Ijoute verstehen angeblich meist alles, 
können alles selbst machen, bi-auchen selbstverständlich weder Chemiker, 
noch Ingenieur, noch sonst jemand, da sie, wie gesagt, ja alles schon selbst 
gemacht hal)en. — Außer denjenigen Fachleuten, welche bereits wirklich 
etwas geleistet haben und in der Lage sind, mit ihrem guten Ruf für 
ihre Darbietungen einzustehen, melden sic^h selbsts^erständlich alle Werk- 
stätten, welche glauben, die fi-aglichen Einrichtungen lierstellen zu können. 
Vorher schon hal)e er, spricht der Führer weiter, darauf hingewiesen, 
welche Gefälu\lung die Überti-agimg der in Fi-age stellenden Einrichtimgs- 
gegenstände an letztgenannte Unteniehmergnippen in sich schließt 

Selbstverständlich will unser Führer weder direkte noch indirekte 
Empfehlungen an den Mann bringen. Er muß es vielmehr jedem selbst 
*^berlassen, eine geeignete Persönlichkeit im Sinne dieser Ausführungen 



A. Laubholzverkohlung. 63 

suchen. Aber auf einen anderen Punkt will er uns noch aufmerksam 
ichen, da es ein alter und immer wiederkehrender Fall sei, daß bei 
meinrichtungen , bei welchen meistens die haushälterische Anwendung 
r vorhandenen Mittel eine große Rolle spiele, am unrichtigen Ende ge- 
art werde. Während sehr häufig fftr die Bauten ganz unverhältnismäßig 
he Summen geopfert werden, wird an den eigentlichen Einrichtungs- 
genständen unnötig gespart Z. B. gebe es Leute, welche absolut die 
forderlichen Wandstärken der Retorten und der sonstigen Apparate 
3ht allein auf das knappste Maß beschränken, sondern dieses nach 
5glichkeit noch unterschreiten wollen. Sodann herrsche bei vielen die 
dinung, daß sich die teuren Metalle, in diesem Falle namentlich 
ipfer durch Eisen, sehr häufig auch Silber durch Ton, vorteilhaft er- 
tzen ließen. Auch bei der Anordnung und Ausführung des Leitungs- 
tzes würde vielfach an imrichtiger Stelle gespart. Alle Leitungen 
lle man immer so legen, daß die Regulierung der darin bewegten 
üssigkeiten und Dämpfe dort geschehen kann, wo die betreffende Be- 
ömmgsmannschaft ihren ständigen Aufenthalt hat. Ein Fehler, der sehr 
ufig immer noch bei Neuanlagen gemacht wird, sei die mangelnde 
isnutzung der Gefälle. Gerade in einem Destillationsbetriebe, wo die 
3stillate sich bereits infolge der ihnen erteilten Bewegung auf- imd 
steigend fortbewegen, sollte es eines solchen Hinweises gar nicht mehr 
dürfen, und doch findet man Betriebe, betont unser Führer, in welchen 
- infolge unrichtiger Aufstellung der Kondensationseinrichtungen — 
oßartige Fördervorichtungen erforderlich sind. Auch vergesse man nicht 
i eigensten Interesse, die Einrichtung von entsprechenden Sicherheits- 
rrichtungen. Es bezieht sich dies sowohl auf die Verhütimg von Feuers- 
fahr als auch auf die schnelle Erstickung ausbrechender Brände. 
;hließlich gebe man auch den Arbeitern ihr gutes Recht und sorge für 
it gelüftete und zweckentsprechend eingerichtete Arbeitsräume. 

Es liegt in der Natur der Sache, daß der Kreis von Personen, welche 
irklich Einrichtungen und Betriebe der Holzverkohlungsindustrie mit ihren 
3benzweigen vollkommen beherrschen, sehr klein ist. Dieses habe seinen 
rund darin, daß bis etwa ziu* Mitte der achtziger Jahre der Betrieb der Holz- 
rkohlungsanstalten sich in den Händen einer Gruppe von wenigen Fabriken 
fand, welche prinzipiell im eignen Interesse die Geheimhaltimg aller in 
^tracht kommenden Verhältnisse sich gegenseitig zur Pflicht gemacht hatten. 

Es könnten also nur solche Leute etwas Brauchbares leisten, die 
it qjder in dieser Industrie groß geworden seien. 

Wir verlassen nunmehr die Fabrik, an deren Besichtigung sich der 
5ser im Geiste sicher beteiligt hat, zeigte ihm dieselbe doch den ganzen 
3trieb einer Laubholz verkolilung mit liegenden Retorten, und konnten 
le Produkte von ihrer Entstehimg bis zu ihrer Überführung in die 
ndelsübliche Fonn verfolgt werden. 



64 Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlungs- Anlagen. 

2. Yerkohlangsanlage mit stehenden Retorten. 

Nachdem wir nun bis auf das Kessel- und Maschinenhaus, die als 
allgemeine Teile jeder Fabrikanlage einer späteren Besprechung unterzogen 
werden soUen, alle die zur Ausführung der Verkohlung des Holzes und 
der Aufarbeitimg der Eohprodukte erforderlichen Maschinen und Apparate 
kennen gelernt haben, ist es erforderlich, auch andere Yerkohlongssysteme 
einer näheren Betrachtung zu unterziehen. 

Konstrnktion und Einmauerung Ton stehenden BetorteB. 
Da die Verkohlungsöfen — also gemauerte Hohlräiune, in denen ver- 
koldt wird — als längst ül)erholte Form von Verkohlungsapparaten nidit 
in den Rahmen unserer Betrachtungen gehören, so bleiben uns eigentlich zur 
Verarbeitung von Laubsclieitholz oder sonstigem großstückigen Holz nur 
die Anordnung der Retorten in aufi-echter Form und inhaltlich sehr groß 
bemessene Retorten übrig. Die stehenden Retorten werden meistens für 
Laubholz vei-wandt und gewöhnlich in denselben Größen Verhältnissen ge- 
baut, wie wii- dies für die liegenden Retorten kennen gelernt haben, also 
beiläufig 8 m hoch und ca. 1,25 m im Diu-chmesser. Die Retorten hängen 
völlig frei in dem am oberen Rande mit einem gußeisernen Ring ab- 
gedeckten Feuerraum, in welchem die Retorte, lagernd auf ihrem Bordrand, 
mit Hilfe eines elektrisch oder auf andei*e Weise angeti'iebenen Kranes 
eingehängt wii*d. Die Retorte selbst winl mit einem Deckel verschlossen, 
dessen Konstruktion und Verschlußaii; wiederum den Verschlüssen der 
liegenden Retorten gleichen. Die Beheizung der Retorten geschieht nach 
dem gleichen Prinzip yde bei den liegenden Retorten, d. h. es ist Für- 
sorge getroffen, daß die Flammen niemals in direkte Berührung mit der 
Retorte kommen können und daß die Retorte in ihrem ganzen Unfang 
gleichmäßig beheizt wird. Die Anordnung der Feuerung wird so ge- 
troffen, daß man den Rost ca. l^/g bis 2 m unterhalb des Retortenbodens 
anbringt und diesen noch durch ein gegittertes Gew^ölbe schützt Bei 
dieser Bauart der Feuerung bedarf es einer sehr hohen Ofenkonstruktion 
und bedingt dies erhebliche Mehrkosten für Ofenanlage und Gebäude. 
Man baut aus diesem Grunde die Feuerungsanlage vielfach auch so, daß 
man einen Vorherd vor die Retoi-te legt und zwischen Rost und üm- 
hüllungsmauerung der Retorte eine hohe Feuerbrücke einschaltet, welche 
die vom Roste aufsteigenden Flammen bricht, so daß mu* flanunenlose Feuer- 
gase unter die Retorte kommen. Dieselben durchziehen den zwischen 
Retorte und Mauerwerk belassenen Feuerungsraum und entweichen nach 
oben in einem dicht unter dem gußeisernen Verschlußring der Retorte be- 
Jindlichen Abzugskanal und von da durch den Fuchs in den Schornstein. 
Diese bei stehenden Retorten notwendige Anonlnung der Feuerung läßt 
OS schwer zu, zwei Retorten diu*ch ein gemeinschaftliches Feuer zu be- 
heizen, wodurch naturgemäß ein gewisser Mehn-erbrauch an Feuerungs- 
niaterial 1 bedingt wird. 



A. Lauhholzverkohlung. 65 

GeneratorgasfeueruDg. Man ist deshalb bei Anlage stehender 
Retorten von den Einzelfenerungen abgegangen und wendet für gemein- 
schaftliche Beheizung der Retorten eine Feuerzentrale in Form der be- 
kannten Generatorgasfeuenmg an, wenn die Größen Verhältnisse der Anlage 
dieses zulassen. Der Generator liegt ziu Seite der Retortenreihe, damit 
nicht durch lange Zuführungskanäle Wärmeverluste entstehen. Wie be- 
kannt, wird eine Generatorgasanlage in der Weise betrieben, daß diuxjh 
imvoUstandige Verbrennung einer genügend hohen und heißen Kohlenschicht 
mit Luft (Primäi4uft) ein wesentlich aus Kohlen seh welprodukten (Wasser- 
stoff, Methau, Äthylen, Teerdämpf en) , Kohlenoxyd und Stickstoff be- 
stehendes Gasgemisch gebildet und zum eigentlichen Verbrennungsherd in 
Gaskanäle geleitet wird, wo es mit einer neuen Luftmenge (Sekimdärluft) 
gemischt imd verbrannt wird. Diese Sekimdärluft wird, wie auch die Primär- 
luft in besonderen Wännespeichern diux;h die nach dem Schornstein ab- 
ziehenden Rauchgase vorgewärmt, wodurch eine sehr günstige Ausnutzung 
des Breimmaterials erzielt wird. Dieses Moment, in Verbindung mit einer 
vorzüglich gleichmäßigen Wärmeregulierung hat die Generatorgasanlagen 
vielfach in die Lidustrie eingeführt, und es ist mir bekannt geworden, 
daß auch bei den hier in Betracht kommenden Retortenanlagen günstige 
Resultate damit erzielt worden sind. 

Bewegung der stehenden Retorten. Wie schon oben bemerkt, 
sitzen die Retorten nicht stationäi* in dem Mauerwerk, sondern müssen 
behufs Entleenmg nach erfolgtem Abtriebe ausgehoben werden, da sich 
die Entleenmg stationärer, stehender Retorten diux;h eine imten angebrachte 
Entleerungstür wegen imvermeidlicher Zerkleinerung der Kohlen beim Aus- 
ziehen derselben nicht bewährt hat. 

Entleerung der stehenden Retorten. Man ist also darauf an- 
gewiesen, die abgetriebene Retorte zm- Entleenmg auszuheben, und ge- 
schieht dies mittels eines über der Retoi-tenreihe laufenden, meist elektrisch 
angetriebenen Kranes. Derselbe erfaßt die Retorte an der für diesen 
Zweck am oberen Bonlrande vorgesehenen Einhängevorrichtimg und trans- 
portiert dieselbe nach dem Kühlplatz. Während diese Retorte behufs be- 
quemer und sicherer Entleerung der Kohle erkaltet, wird in den fi-ei- 
ge wordenen Feuenaiun eine zweite, vorher mit Holz chargierte Retorte 
eingesetzt, so daß der Betrieb kaum eine ünterbrechimg erleidet. 

Während diese Retoile abgetrieben wird, erkaltet die vorher aus- 
gehobene, so daß in aller Rulie nach erfolgter Abkülüimg die nun nicht mehr 
entzündbare Kohle entleert werden kann. Da diese Operation wegen dos 
Nichtvorhandenseins einei Entzündungsgefahr der Kohle V>ehutsain aus- 
gefühit imd die Kohle sorgsam entleert wei-den kann, so pflegt bei dieser 
Betriebsweise mit stehenden Retorten eine großstiickigere mid deshalb höher 
bewertete Holzkolüe zu resultieren. Aber man darf gegenüber diesem 
Vorteil nicht vergessen, daß es einer doppelt so großen Anzahl von 
Klar, Holzverkohlung. 5 



t 



A. Laubholzrerkohlung. 



wftre. Füi- die Verkohhmg voii Kienstockholz werden allerdings auch 
noch heutigen Tages gemauerte Öfen von ca. 30 Rm Fassung verwandt, 
und stellen diese schließlich auch weiter nichts als große gemauerte Re- 
torten dar. 

Meileröfen. Diese vom Altertum noch ülx^rnommene Retoi-tenfonn 
ist jedoch nm- für ganz bestimmte Zwecke in Anwendung, z. B. zur 
Verkohlung von Kienstockholz, wobei die Ei-träge an hochbewertetem 
schwedischen Teer luid die Kienölausbeuten auf die Gewinnung von 
Methylalkohol imd essigsam^m Kalk Verzicht zu leisten gestatten. 
Für Buchenholzverkohlung, welche durchaus nicht ohne hohe Erti-äge 
an Holzgeist und essigsaurem Kalk durchzuführen ist, können diese 
Öfen selbstverständlich nicht benutzt werden. Um nun die durch die 
Durchlässigkeit des Mauerwerks bedingten Verluste speziell an Holzgoist 
zu vermeiden, ist man dazu übergegangen, solche Ofenfonnen in Eisen- 
Konstniktion auszuführen imd auf Grund dieser Bestrebungen sind die sog, 
Meileröfen entstanden, welche verschiedentlich zur Verkohlung von Holz 
vorgeschlagen worden sind. Es sind eiserne Behälter, welche von Heiz- 
i-öhren durchzogen sind, um die erforderliche Wännemenge in das Retoi-ten- 
innere zu fühi-en, während Feuerzüge die Beheizung von außen besoi-gen. 

Das Holz wird durch Elevatoren auf die Gallerie des Ofens trans- 
portiert und von da eingefülirt. Besondere Vomchtungen sollen das 
Abfüllen der Kohlen sofort nach beendigtem Abtrieb ermöglichen. Wenn- 
gleich es verlockend erscheint, mit so großen Chargen zu arbeiten, so sind 
die Meinungen der Fachleute, die damit gearbeitet haln^n, doch sehr geteilt, 
lind eine in Rußland nach diesem System ausgeführte Anlage soll über 
die Versuchsstadien kaum hinaus gekommen sein und negative Resultate 
orgel>en haben. 

Der Grund der bisher seltenen Anwendung von großräumigen Retor- 
ten, d. h. solchen von 10—15 Rm Inhalt, liegt hauptsächlich in der großen 
Schwierigkeit, welche sich der schnellen Entleerung großer Mengen glühender 
Kohlen ohne Beeinflussung der Kohlequalität sofort nach dem Abliieb 
entgegenstellt. Wälirend diese Opei-ation bei den zumeist gebräuchlichen 
Retorten von 3 cbm Inhalt sich binnen wenigen Minuten und durch 
Han<larbeit ausfühi-en läßt, erfordert die Entleerung gnjßerer Retorten ganz 
erheblich mehr Zeit, und vor allem ist dieses kaum möglich ohne Anwen- 
dung mechanischer Hilfsmittel. Die längere Dauer des Kohlenziehens 
verursacht natürlich, daß ein Teil der Kolüen in Bran<l gerät, während 
der andere Teil noch im Ziehen V>egiiffen ist. Durch dieses häufige An- 
brennen tritt ein Zerfallen der Kohle ein, so daß dieselbe kleinstückiger wird. 
Mit ähnlichen Obelständen hat man auch bei der Befüllung giößeroi' 
Ofen zu rechnen, wenn diese sofort nach erfolgtem Abtrieb stattfinden 
soll. Dj^g jjißföllen gi-oßer Holzmengen erfordeit immerlüu eine ganz 
erhebliche Zeit und während ein Teil des Holzos noch eingeführt wird, 



()8 Einrichtung: un<i Betrieb vun Ilolzverkohlungs- Anlagen. 

bejrinnt durch die aussti-ahlende Wärme des Ofenmauerverks ein Toil «1« 
ben?its oiniroiTdltcu Holzes zu schwelen, wodurch die Arbeit d»^s Ein- 
füllons i?ohr «»rschwert wii-d und Verluste imvenneidlicli sind. Dieff»m 
Übolstande kann man alloi-dings dadurch begegnen, daß man das Holz 
vorher in geeignete, leicht transportierlkire BehÄlter abfüllt, und dann 
(liest^ in den Ofen einführt. Dadurch geht natürlich das Chargieren viel 
schneller, und ebenso kann mit Hilfe dieser Einsätze die Bergung der Kohlen 
in einer Weise ausgt^fühi-t werden, welche Bedenken nicht aufkommen läßt. 

Amerikanische Retorten. Nach mir freundlichst von Henn 
Ingenieur Ludwig Meyer in Hannover gemachten Mitteilungen*) hatte 
derselbe in Amerika vielfach Gelegi;nheit, Hetorten mit einem Fassungsraiun 
von 15 Rm Holz pro Charge in Betrieb zu sehen. Diese Retorten werden 
in liegender Form angewandt und sind, ganz analog dem bei uns üblichen 
Einbau, nebt^neinander in die Feuenmgen, welche mit billigem Naturgas 
gespeist werden, gelagert. In die Retorten werden 2 bis 8 hinterein- 
anderstehende Wagen eingeschoben, von denen jeder ca. 5 Rm Scheitholz 
faßt. Die Destillate entweichen aus verschiedenen, an der oberen Seite 
der Retorte angebrachten Abzugsrohren in den Kondensator. Nach lie- 
en<ligtem Abtrieb, welcher ca. 24 Stunden dauert, werden die mit glühender 
Kohle gefüllten Wagen mit Hilfe einer Lokomotive aus den Retorten heraus- 
gezogen und in eine den Retorten dicht gegenüberliegende Kohlekühlkainmer 
hefönlert, worin die Abkühlung der Kohle unter Luftabschluß stattfindet 

Auch in Rußland benutzt man häufig Retorten von 5 Rm Inhalt tind 
zwar in Form V(>n viereckigen Kasten, deren Entleerung auf primitiTSte 
Weise durch diivktes Herausziehen der Kohle geschieht, wobei natürhch 
ein nicht unerheblicher Prozentsatz durch die relativ lange Ausziehdauer 
zur Verln-ennung gelanp:!. 

B. Nadelholz verkohlung. 

Nachdem wir in dem vorhergehenden Kapitel die hauptsächlich ge- 
brauchten Formen der Destillierapparate für Laubholz und die Aufarbeitung 
des Rnhdestillates auf Holzkalk, Holzgeist und Teer kennen gelernt haben, 
wenden wir uns den Abweichungen zu, welche die Destillation von Naiielholz 
behnfs <ie\vinnung des wertvolU.Mi Kienüles und schwedischenTeeres bedingt. 

Keiitabilität. Was zunächst die Rentabilität einer Nailelholzver- 
knlilnng anbelangt, so kann dieselbe, wie schon früher ausgeführt niu* bei 
ganz niälligem llolzprei.^e v(>rhanden sein, denn es resultiert aus 1 Rm 
lulttrn(k«'nen Koniferenholzes im allgemeinen nur die HäUte der Ertragnisse 
an Ilolzkalk und Holzgeist, wie solche bei der Buchenholz verkolüimg er- 
halt« -n werden. 

I In/wiN<'bon hatto W'rfasscr Geh'grnheit, diese Retorten mit einem Fassungs- 
niuiii VOM JH Um. verteilt auf 2 Wagen, gleichfalls persönlich in Michigan «Unitoi 
State-') in gut lunktionicrendem lietrieb zu beobachten. 



B. Nadelholz verkohluug. 09 

Nimmt man fOi* Buchen- und Nadelscheitholz den gleichen Ein- 
standspreis von 5 Mark an und rechnet man pro Rm Buchenholz einen 
Ertrag von 

100 kg Holzkohle ä 5 M. = M. 5,— 

24 „ Holzkalk ä 17 „ = „ 4,U8 
4 — 5 „ Holzgeist ä 80 „ = „ 4, — 

25 „ Teer a 3 „ = „—,75 

in Summa M.=M. 13,83, 

so wüi*den pro Rm 13,83 M. minus M. 5. — = 8,83 M. Gewinn resultie- 
ren, von denen die Betriebskosten in Höhe von ca. 6 — 7 M. pro 1 Rm in 
Al)zug zu bringen sind. Es ergibt sich pro Rm ein Nettogewinn von 
2 M. im Mittel. Unterzieht man nun das Nadelholz der gleichen Betrach- 
tung, so resultiert folgendes Bild. 

1 Rm lufttrockenes Nadelholz liefert: 

ca. 92—95 kg Holzkohle ä M. 5,— = M. 4,60 

„ 9 „ Holzkalk ä „ 17,— = „ 1,53 

„ 1,5—2 „ Holzgeist ä „ 80,— = „ 1,60 

,, 8 „ Kienöl ä ,, 36,— = „ 2,80 

„ 30 „ Teer ä „ 10,— = „ 3,— 



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in Summa M. 13,53, 

Einnahme pi\) Rm = M. 13,53, welchen M. 11, — bis M. 12, — Ausgaben 
für Rohmaterial und Betrieb gegenüberstehen, so daß ebenfalls ca. M. 2, — 
pro Rm übrig bleiben. 

Es geht daraus hervor, daß Nadelholz niu- dann rentabel zu verkohlen 

ist, wenn die geringeren Ausbeuten an Holzkohle, Holzkalk und Holzgeist durch 

den Erlös an Kienöl und den Mehrerlös an dem höher bewerteten Teer 

^ gedeckt wird, und kommt es ganz besonders auf die Qualität des letzteren an. 

Kiefernstockholzverkohlung. Ein Nadelholzmaterial in billigerer 
Preislage, welches eine rentable Verkohlung durchführen läßt, ist in 
vielen Forsten in Form der Kiefemwurzelstöcke — sog. Stubben — zu 
haben, und wird dieses Material in Rußland, und auch schon seit langen 
Zeiten in Ostpreußen, Schlesien, in der Lausitz und in noch anderen 
nadelholzreichen Gegenden Deutschlands (Harz, Thüringen) vorteilhaft auf 
Kienöl, Holzkohle und Teer vei-arbeitet , wobei der vom Kienöl befreite 
Rohholzessig meistens keine weitere Aufarbeitung findet. 

Diese Wurzelstöcke pflegen von den Frorst Verwaltungen, so Avie 
sie in der Erde sitzen, an die Unternehmer mit 20 — 40 Flg. per Rm 
auf Grund besonderer Kontrakte verkauft zu werden. Meistens be- 
sorgen die Unternehmer das Ausziehen, das sog. Roden der StcVcke, wo- 
durch pro Rm ca. M. 1,60 Kosten entstehen. Das Hoden ^escliielit ge- 
wohnlich dni'ch Handarbeit, seltener, aber vorteilhafter dui*ch sog. Rode- 






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B. Nadelholzverkohlung. 71 

Da ferner ein Zerspringen des inneren Mauerwerks dieser Öfen nicht 
zu vermeiden ist, so treten infolge des im Verkohlungsraum herrschenden 
Dnickes die nicht kondensierbaren Holzgase, sowie fast aller Holz- 
geist und ge^^^isse Partien des Kienöls und der Essigsäure in den Feuer- 
kanal aus und verbrennen hier, wodurch erhebliche Verluste entstehen, 
welche die Ausbeute aus diesen Afen weit hinter denen aus Retorten 
zurücklassen. 

Die Öfen liefern, wie schon erwähnt, direkt verkaufsfähigen schwe- 
dischen Teer und zwar in zwei Qualitäten, nämlich sich goldgelb streichende 
erste Qualität imd sich etwas dimkler ausstreichende zweite Qualität. Eine 
Weiterverarbeitung des fast holzgeistft^ien, ca. 6 proz. Holzessigs findet ge- 
wöhnlich bei diesem Betriebe nicht statt, während dagegen das Rohkienöl 
in mit direktem Feuer beheizten Blasen mit Wässerdämpfen lundestilliert, 
und dabei das Kienöl des Handels in zwei Qualitäten erhalten wird. Den 
Holzessig sucht man, soweit es geht, durch Verkauf zu verwerten. 

Wiederholt hat man versucht diese wirtschaftlich wenig rationelle Be- 
triebsart, bei welcher man bewußt erhebliche Mengen wertvoller Produkte 
in die Luft entweichen läßt, zu vervollkommnen, aber immer scheiterten 
diese Versuche an zu geringen Qualitäten der Produkte, welche dabei er- 
halten wurden. 

Erst in neuerer Zeit ist man soweit gekommen Nadelholz in modernen 
Hetortenbetrieben zu verarbeiten, und hatte Verfasser Gelegenheit, einen 
solchen Betrieb kennen zu lernen, welcher gut arbeitete. 

Unterschiede des Yerkohlungsprozesses in Öfen und Retorten. 
Ein Avesentlicher Unterschied zwischen der Verkolüung von Laubholz 
und von Nadelholz besteht darin, daß man liei der ersteigen Betriebs- 
art dem Teer niu- geringe Aufmerksamkeit zu schenken hat, weil derselbe 
ein Avenig bewertetes Nebenprodukt darstellt. Dagegen bildet die Gewinnimg 
von gutem Teer bei der Verkohlung von Nadelholz ein Hauptmoment 
in der Rentabilitätsbei-echnung, weil der Erfolg einer solchen Anlage 
zum gi-ößten Teil von dem Ausbringen an hellem Teer in genügender 
Menge abhängig ist. Wir haben gesehen, daß das Nadelholz und vor allen 
Dingen das Wiuv.elholz von Kiefem in l)esonderen ()fen verschwelt wird, 
welche aber niemals so dicht sind, daß den erzeugten Gasen der Durchgang 
durch das Mauei'>\'erk versperrt bliebe. Infolgedessen k()nnen die Gase 
entv\'eiehen, wähi-end die Hauptmenge der dampfförmigen Anteile, den 
Ofen von oben nach unten durchsti-eichend, am tiefsten Punkte austreten und 
auf diesem Wege fast sämtliche Gase, welche einen aufsteigenden Weg 
einnehmen, abgeben. Durch den entgegengesetzten Wog von Flüssigkeits- 
dämpfen und Gasen treten bei Ofeminlagen ganz andere Eisclieinun<::en 
auf wie bei Retoi-tenanlagen, bei denen Dampf und Gase genieinscliaftlich 
nach einer Richtung entweichen. Sobald beim OfenV)eti'iobc dei* Teer 
austritt, wird derselbe abgekühlt und scheidet sich fast quantitativ aus 



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=-- -.. .r-.\:'Z. -:?.-:- - ■ .: :::^ :::.;-*?. j ■- " KitZ"" ^-rSTrii-rzi- Destillat 
.-:.:. T-:- .-.~-r- r^ri-Iü-*. ^'ml..:. :-. r. .TtniTZ-Tr irs ^rilleten H-lz- 
■ rr- -:iir._:-. I.? .-■- z.\'\:..:. :.. ..: . i?. Ia: i^LT/h ■i:ese> Zu- 
r-ini^-^j-:.-! ;■:: I---Llli"v iv ^-i.li-I^ Lf- KirT.'^ Irüer. :ir 1 eNiTi-o 

--- tL .-- .:. Itl >I .:Jr ._:tL f^ ä* „-ir^ '. -.: iir TernLC-r^^ren liin- 
•': . :. :. ..:_ ':;ir -:...: :.::r £.i.il :^ i : ::v i^^'Ji: .:er Pr»>iuk:e. Me 

-.. r ' : :* - :. -r:r. .- ' •■ r. - : r ■ - -. iiTr r : r i. i t r. V r r >. •:■ . i j- n .r. i -irren sek » indfire 
: ^rz. '.'.:. ' -:.r- ■.::." r":;- ' -f ^ttJ-i.:: ::: :r in ErS'/hvinunc, und 
::■-:•■■- -: ".r--: ":..s-.ii .-■ — «v"^^^ -. : :>„-: .l:r .»::> Ke: rten erhahi-ne 
A. -:-:-" -:.■. .1::^: _::.:-: " : -■> .:■ :: l.i:. -■:..A;v-n.n z:;ri/k<:iuen li-is. 
1 - • . - .- : .1 ::^ v;:; Z <■:-. <- :v7.r:.i^ irr K\ihlrohre vor- 
-:.:.-..:: -. .:. -^-ri*- : :: '•'•>:!.:: .■r- i-z. .r- iiTl\-z binfüet>t?ndon 
T • v:::.T;.r-:-. -^r'iiv 1...:::: :::t /::.r." Y\:''\z.g erhalten, 'ii»- da> 

:' ^.^: j-r:.ir" :*:-o: :. I :: .. -> :."v-v Ki"::?i::uncen k;ii:n man 

'-■:- :i.:., :...- -- .::jrr. * "..- '.r. V,r^ ../mir v .- Xalvih-lz in 
:^'-" :*■ :. :.-.■-'- ::: "j .:.. ^V-^- >*-..*. 1 \ si :: ^: ei\i-^:>; herau<gyf<tellt 
liÄ?. - :. .. .:. :->•.:: :: ■:::. 'm A.s -::*■:; iiv .i> firloi.hem Holz iin 
^■fexir-r;:v ^ r::.i.--;- ' . v.-:-:. \-:>.:r:^-: ::.: die Ret orti^ndestil lato 
ich ^1--; ;-^ ..>! i-r A .:\r r :.^ .:: :r::j j-ulität kaum hinter 

Ä '•:•.-:-..-*.... j*.r: "»..-:-:-:.-:.. ? r. .:.:. ^.-'.»- -ri-.r.. dai> «lie Frap;- 

ier :. :,-^ .^^ Vi^vi. : v^.:. .:. :. :::.:vS -v - ::■- .el "?: ist. 

Bffbandluu:: de> Stoi-kliolzes. F.:-. '.ntei-sohievi zwischen 

'■^•-':- L-'. .'.:. './.- ,:.\ V _\.:\:, .:.\- ^-^.^r.. ::. -■..•:. i^: V .r-ehandluns: de> 
^^ y. '. :.j..- : \:, r -^ '-::^:. \z \ >Jr!.: ::. ::: ".: Naieisoheith-dz vei- 
'*>''::.".'. v...r:,,^^ "-r::,-- ..:.:. P:;r:^-< wv^v:: ^v ..: — den meisten Fallen 
*'^"--:-;;.l --^Mjt". I''-- v>-- _ i^i.-T, . U ••'•■;< Ml- ■liTiesTrT'detenSt^ko 



B. Nadelholzverkohlung. 73 

werden an Ort und Stelle zunächst äußerlich von kleinen Ästen etc. gesäubert 
und dann durch Spaltung soweit zerkleinert, daß ein Aufschichten in Rm 
gut dxu-chführbar ist. Diese Arbeiten pflegt man gewöhnlich in Akkord 
zu vergeben und zahlt je nach den üblichen Lohnsätzen 1, — bis 1,50 Mk. 
pro gerodetem Rm. Das aufgesetzte Holz wird einer Kontrolle in Be- 
zug auf sachgemäßes Setzen unterzogen und dann der Forstverwaltung 
vorgeführt, welche behufs Abrechnung mit dem Verkohler die Holzmenge 
aufnimmt. Nach dieser forstamtlichen Prüfung wird das Holz zum Fabrikhof 
abgefaliren, hier aufgestapelt und zum Ti-ocknen gelagert Die Zerkleine- 
rung, wie sie im Walde vorgenommen wird, genügt zu einer rationellen 
Ausnutzung der Apparaträume und zu einer rationellen Verkohlung nicht, 
so daß auf der Fabrik selbst ein gründliches Nachspalten stattfinden muß. 
Da die Forstverwaltungen ein Zerkleinern der Holzklötze mit Pulver, wegen 
der Gefahr der Wild verscheuchung nur in äußerst seltenen Fällen ge- 
statten, so wird diese Operation mittels Kreissägen ausgeführt. Vom 
Holzstapelplatz aus gelangen die Holzklötze auf Wagen in die Sägerei und 
werden hier mittels Kreissägen soweit vorgeschnitten, daß ein leichtes 
Spalten mittels Axt und Keil stattfinden kann. Die Chargierung der 
Retorten geschieht dann ganz analog, wie dies bei der Laubholz verkohlung 
beschrieben ist. 

Ausfährung der Nadelholzdestillation. Die aus den Retorten 
entweichenden Dämpfe passieren zunächst Vorkehrungen, welche eine 
Verkokimg des Teers auf dem Wege von der Retorte zum Kühler ver- 
hindern. Diese Apparate sind so eingerichtet, daß sie einen Teil der aus 
den Retorten entweichenden Teerdämpfe bereits als fertigen Teer konden- 
sieren, welcher in seiner Qualität dem schwedischen Teer wenig nach- 
steht. Von diesem Zwischenapparat aus treten die Dämpfe in den eigent- 
lichen Retortenkühler, welcher ganz analog beschaffen ist, wie dies für 
die Laubholzkühler beschrieben wurde. 

Das anfangs ausfließende Destillat besteht fast niu* aus Wasser, auf 
welchem Kienöl schwimmt. Mit zunehmender Betriebsdauer erscheint 
das Wasser dimkler und enthält schon etwas Essigsäiu-e. In dieser Periode 
zeigt auch das auf dem Essig schwimmende Kienöl bereits durch seine 
dunkle Farbe Teergehalt an. Infolge der Gegenwart von Kienöl scheidet 
sich der Teer nicht unter- sondern oberhalb des Holzessigs ab, weil das 
Kienöl die Hauptmenge des Teeres in Lösung hält und das spezifische 
Gewicht dieses Kienölteergemenges niedriger ist als das des Holzessigs. 
Dieses Verhalten ändert sich jedoch schon bei geringer Abkühlung, indem 
alsdann ein Teil des Teeres ebenfalls nach unten tritt, so daß man bei 
kühlerer Temperatur drei Schichten im Destillate hat. Bei dieser dreifachen 
Schichtung trennen sich die Produkte äußerst schwierig, und werden des- 
halb zur Erhaltimg einer entsprechenden Temperatur (ca. 15 bis 20^) 
besondere Vorkehrungen getroffen. 



74 Einrichtüüf uji«l Bt*rrieb vun Höh verli oh lungs- Anlagen* 

Holzvt'rkolilniigsaiilii^e 
filr TeriirlieUuii^ yoii Nuilelliol^. 

Ausgeiülirt von iler Fimia F. TL Mcyc^r. Haiinuvi^r-Haiiihol», 



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B. Nadelholzverkohlung. 



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Fig. 10. 

a Dampfkessel, b Dampfoiaschine, 
c 4 Kreissagen, d Retorten, e Kflhler 
dazu , f Essigbottich , g Essigpumpe 
h 1-3 Absetzbottiche, i 1—3 Essig- 
bottiche , k 1—3 Destillierapparat, k 4 
KQhlor dazu, { Rohholzgeistreservoir, 
m 1—2 Destillierapparat fQr Kienöl, 
»13 Kühler dazu, ni— 2 Teerbottiche, 
FlQgelpumpe, p Holzbottich, q Wasch- 
apparat, r Kühler dazu, a Holzbottich, 
t Rektifizierapparat für Holzgeist, 
II Kühler dazu, v Kondensator, w 
Wasserreservoir, x Wasserpumpe, 
1/ Filterpresse, z 1—2 Eindampfpfannen, 
n Absetzbottiche, ß Kalkmilchbottich. 



Fig. la 



Aufarbeitung des Nadelholzessigs. Von den Kahlerausflüssen 
gelangt das Destillat in einen Sammelbottich, welcher oben gut ab- 
geschlossen ist. Das Destillat trennt sich in diesem Bottich in zwei 
Schichten, von denen die untere aus Holzessig besteht, die obere aus 
dem oben gekennzeichneten Kienölteergeraisch. Durch das fortwährende 
Nachlaufen von neuem Destillat ist eine präzise Scheidung nicht zu 
erzielen, und operiert man entgegen der Laubholzdestillation in der Weise 
mit dem Rohdestillat, daß man dasselbe in Bottiche pumpt, von denen jeder 
die Tagescharge aufzunehmen imstande ist. Gewöhnlich genügen drei Bottiche, 
in welche die jeweiligen Tageschargen eingepumpt werden, so daß die- 
selben bei drei Bottichen auch dreimal 24 Stunden Klärzeit haben. In 
dieser Zeit sind die beiden Flüssigkeiten getrennt, und man zieht n\m 



'•^v. 



76 



Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlungs- Anlagen. 



den unten schwimmenden Essig in einen Vorratsbottich ab, el>enso 
nicht völlig geklärte Mittelzone und ein dritter Bottich nimmt die B 
teerlösung auf. Der abgetrennte Nadelholzessig wird genau so verarb< 
wie dieses beim Buchenholzessig der Fall ist. Der Holzessig gel 
also über den Weg des Zwischenbottichs in die Blase des üreibla 
Systems und wird in bekannter Weise in Holzkalklauge und Rohholzj 
zerlegt; die erstere eingedampft und der Rohholzgeist durch Rektifikj 
auf 80 7o konzentriert. Es ist zu bemerken, daß es nur unter ganz 
stimmten Kautelen möglich ist, den aus Nadelholz gewonnenen essigsa 
Kalk auf eine Konzentration von 80 bis 82 7o zu bringen. Auch m 
der Abtrieb des stark teerölhaltigen Holzessigs unter Umständen Schwii 
keiten, welche dadurch entstehen, das der Teer des Essigs in der I 
zur Ausscheidung gelangt und die Heizschlange bedeckt, so daß die 
dampfung lahm gelegt wird. Oftmals haftet der Teer nicht fest aul' 
Schlange, sondern bedeckt dieselbe nur zeitweilig, und durch pLUzli 
Abspringen des Teeres kann ebenfalls leicht ein f'bersteigen des I 
essigs nach der Kalkblase eintreten. 



-o-yir— r 

MM 




Fig. 11. 

Ajilage zur Aufarbeitung von Nadelholz-Rohteer auf Kienteer und h< 

Kienöl. 

a Teergrube, 6 Rohteer-Resen'oir, c, cf, e Zerlegungssystem für Rohteer, /"Rohkienöl-Rese 
g Reiokienöl-Reservoir, h Waschapparat, i Kühler. 

Isolierung von Kienteer und Bohkienöl. Es bliel)e 

noch, von den bei der Nadelholzverkohlung gewonnenen Produkten 

^ufarbeitimg des ebenfalls in einem besonderen Bottich abgezog« 

Jöenölteergemisches übrig. Dieselln} geschieht in der Weise, daß 

dsL8 Produkt in die Blase eines Zweiblasensysteins (Fig. 11) ein 

tÄÄnd nun mit indirektem Dampf anheizt. Sobald der Blasenü 



B. Nadelholzverkohlung. 77 

aiif ca. 100 •* gekommen ist, bläst man direkten Dampf ein tmd treibt 
das im Gemisch enthaltene Kienöl über. Die Zufuhr des direkten imd 
indirekten Dampfes wird so geregelt, daß der zurückbleibende Teer kein 
Wasser kondensiert, also nach Beendigung der Operation vollständig 
wasserfrei abgelassen werden kann. Die Kienöl- und Wasserdämpfe ge- 
langen in eine zweite Blase, durchstreichen hier vorgelegte Kalkmilch, 
wodurch dem Kienöl flüchtige Säuren entzogen werden und auch bereits 
eine Yorreinigimg eintritt. 

Reinigung des Kohkienöls. Das vom Kühler niedergeschlagene 
Rohkienöl wird durch eine am Kühlerausfluß angebrachte Florentiner 
Flasche in Rohkienol und Wasser zerlegt, welch letzteres noch 
Holzgeist enthält, \md deshalb gemeinschaftlich mit dem Rohholz- 
geistwasser zur Aufarbeitung gelangt. Man muß dabei die Einrichtung 
treffen, diesen Abfluß beobachten zu können, um sicher zu sein, 
daß mit dem Wasser kein Kienöl abgeführt wird. Das so erhaltene 
Kienöl stellt ein weingelbes bis citronengelbes Produkt dar von 
ziemlich penetrantem Geruch, welches die Augen durch seinen Allyl- 
gehalt reizt. Dasselbe wird in einem eisernen Resen^oir gesammelt, 
um dann einer weiteren Reinigung unterworfen zu werden, da es 
in dem vorliegenden Zustande wenig verkäuflich ist. Eine zweite 
mehrfach wiederholte Destillation bezw. auch Rektifikation vermag den 
Genich des Produktes nur wenig zu bessern und kann dies nur durch 
eine Behandlung mit Natronlauge und Schwefelsäiu^ erreicht werden. 
Diese Reinigungsopeitition wird in Agitatoren vorgenommen, wie wir 
solche bereits bei der Aufarbeitung des Buchenteers kennen gelernt 
haben. Diese Apparate haben die Aufgabe, zwei sich nicht mischende 
Flüssigkeiten in intensive Berühnmg zu bringen. Man wendet zum 
Diuxjhmischen entweder mechanische Rührwerke oder komprimierte Luft 
an, welche aber nur dann angängig ist, wenn die durchgeblasene 
Luft das erwärmte Produkt gar nicht oder nur in verschwindender Menge 
verflüchtigt. Bei Kienöl ist die Anwendung komprimierter Luft als 
Rührmittel gänzlich ausgeschlossen und müssen Agitatoren mit mecha- 
nischem Rührwerk zur Anwendung kommen, da bei Luftrührapparaten 
erhebliche Verluste entstehen. Diese mechanischen Rührwerke baut 
man entweder in liegender Form (Fig. 12) oder stehend (Fig. 13) 
und wendet im ersteren Falle Rührwerke mit horizontalen Achsen an. 
deren Rührflügel die beiden Flüssigkeiten senkrecht dm-chschneiden. Die 
stehenden Agitatoren erhalten senkrechte Wellen mit Rührflügeln und unten 
eine archimedische Schnecke nebst Schiffsschraube ; letztere hat die Aufgabe, 
die in der unteren Spitze des stehenden Agitators befindlichen Flüssigkeiten 
der Schnecke zuzuführen. Beide Formen, durch Fig. 12 imd 13 wieder- 
gegeben, besorgen das Mischen gleich gut, niu* bieten die stehenden 
Agitatoren bei Flüssigkeiten, welche sich schwer trennen, insofern Vorteile, 




78 



Einrichtung umi Ik»lri«**! vi*n K ob verkohlungs- Anlagen. 



^ 



als die t^pitz© Foi-m des stehenden Agit;atr>rs eine leichtere Tneoniing iler 
Flüssigkeiton zuläßt Diese Art der Rührwerke hat eich bei der BeiBJgung 
des Kienöls am besten bowlihrt. Ätili+^rdeni erhält <ier Agitator Vor- 
richtimgeii z\xm Beheizen mit direktem und indirektem Dampf, und außer- 
dem steht derselbe mit einem kupfernen Schlangen ktlhJ er in VerKindung. 
f'ber dem Apparat befinden sich Hehälter für Natronkuge und Schwefel- 
saure, welche durch besondere Leitungen mit ihm in Yerbindung stehen. 
Zur Reinigrmg des Kienölg wird dasselbe in diese Agitatoren eingefüllt, 
erwärmt, Natrtjnlaiige aus dem Meßgefäße zugelassen und nun unter 
Völligem Abschluß des Apparates kräftig durchmischt. Die Natronlauge 
färbt sieh bei dieser Operation intensiv dunkelbraun tmd nimmt das 
iluBere Ansehen von flüssigem Teer an. Es erstiH?ckt sich Eunichst die 
Wirkung der Natronlauge auf die im HohkienriJ entlmltenen Phenole, 




LiejEieuder Wasehapparat mit horizontuler Welle. 

welche in Form von Phenolnatriuni in Losung gehen. Aullerdom verharü 
die r^uge die im Rohkienöl enthaltenen Aldehjd Verbindungen und wirkt 
verseifend auf eventuell vorhandene Ester. Von großem Einfluß auf die 
richtige Durch filhrung dieser Operatioii ist die Konzentration der Natroa- 
lauge, welche nicht zu hoch sein darf, weil sonst die Schichtung koin- 
plizierter wird, und alsdann die ic^harfe Abtreujiung der mit den Ver- 
unreinigungen beliideneu Lange fichwierigkeiten macht, — Die alkalisdt< 
stiandJtmg ist in einigen StuTiden beendet, und darauf muß das Ml einigi:^ 
Je mit Wasser nachgewaschen werden. Dem Waschen mit Wassi^r folgt 
ülo Behaadiung mit Schwefel sHure, welche die Aufgabe hat, ar*<matiselu' 
»Wen Wasserstoffe, Allylalkohol etc. zu entfernen* Dej* VnmentssiU ü^r 
Isuwendenden Schwefelsäure, sowie die Behandlungsdauer und Temperatur 
^him sich ganz nach der Qualität des vorliegi^nden Kohkienöls und 



B. Nadelhobverkohkinjz* 



79 



du diese Zahlen fftr daß jeweilig vorliegonde Kienöl durch Vei^uehe 
Jemen festgestellt werden. Keinesfalls clirf man die Behandlung sm 




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It f [Ihren, dati sich Ent\i^ickelun^ von schwefliger Säiire ^u ei-kenncn 
t, denn ein bis zur Entwickelimg von SO^ mit Sehwefclsäuro behandeltes 
*n5l gibt bei der duniuf ff »Inenden Waschnn^ mit Wasser meistens 



80 Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlungs- Anlagen. 

Eniulsionen, welche eine Trennung fast unmöglich machen. Die Beh 
mit Schwefelsäure wird in der Weise ausgeführt, daß man zu< 
einen kleinen Teil der Schwefelsäure zugibt, wodurch die noc 
ständigen Wasserreste zur Abscheidung gebracht werden. Erst i 
dies geschehen, gibt man den Eest der Säure zu und rührt nun ud 
haltung einer schwachen Erwärmung einige Stunden kräftig durcl 
Abstellung des Rührwerkes tritt eine Scheidung ein, indem e 
flüssige Sätu^harz unten abscheidet und abgelassen werden kanj 
läßt soviel Harz ab, bis ein völlig blankes Öl erscheint imd tn 
abgelassene Säureharz und die von demselben mitgeführten Kienö 
in einem kleinen Gefäße nach. Es folgt nun ein ein- oder zwe 
Waschen mit Wasser und darauf ein Nachwaschen mit wenig Nati 
Unterläßt man dieses, so bekommt man bei der darauffolgenden Rekl 
stets noch schweflige Säure in das Destillat, welche die Eigenscl 
das Kienöl gelb zu färben. Diese Färbung scheint jedoch dadurch : 
zu kommen, daß Kupfer in Lösung geht, so daß ein durch sc 
Säm^ gelb gefärbtes Kienöl durch Schütteln mit Nati'onlauge ohne 
wieder hell zu bekommen ist. Das im Agitator nach dieser Operal 
bliebene Kienöl wird nun imter Zuhilfenahme von direktem Dai 
dem Apparat abdestilliert und dabei ein wasserhelles Produkt vo: 
Geruch erhalten, welches dem sogenannten polnischen Kienöl in B' 
Farbe und Genich nicht naclisteht. Die allerereten, sowie die 
Teile gehen bei der Fraktionienmg etwas gefärbt über, und werd 
Partien in den Betrieb zurückgefilhrt, d. h. der nächsten Rektifika 
gemischt. Die vor dem Kühlerauslauf befindliche Florentiner Flascl 
die Destillate und befördert das Kienöl in das Reservoir für Handels 
In demselben klärt es nach, imd befördert man diese Operatio 
Zusatz von Kochsalz, wodurch leichtere Ausscheidung des noch vorli 
Wassers und schnellere Kläi'ung des Öles herbeigef^hi-t ^nrd. 

Es bleibt nun noch übrig, den l)eim Abtrieb des Rohkienöls 
Blase des Zweiblasensystems zurückgebliebenen Teer abzulassen. 
Produkt resultiert in wasserfreier Form, enthält aber noch a 
Schmutzteile, von denen es durch Abklären möglichst befreit wi 
Klärung gesclüeht in der einfachsten Weise dadurch, daß man d 
in Gruben bez. in Bottiche leitet, welche mittels Heizschlange 
gehalten werden. Man stellt mehrere Bottiche auf, damit der In 
einen, während der andere befüllt wird, Zeit zur Abklärung find 
so erhaltene, abgeklärte Teer steht dem aus den Retorten direkt er 
Produkt wenig nach. Dei-selbe kann entweder mit diesem vere 
ir sich als zweite Teerqualität in den Handel gebracht werden. 
Obgleich die Aufarbeitung der Xadelholzdestillate sehr einfach e 
io erfordert dieselbe doch eine Summe von praktischen Erfahrungen 
Endprodukte den Handelsansprüchen entsprechend und rationell hen 



C. Verkohlung von Sägemehl und ähnlichen Holzabfällen. 81 

C. Yerkohlung Ton Sägemehl und ähnlichen Holzabtällen. 

unter dem Namen Abfallholz sollen alle die Abfälle verstanden 
werden, welche in kleinstückiger, d. h. körniger oder pulvriger Form 
verarbeitet werden. Alle größer geformten Holzabtälle lassen sich ganz 
analog dem Scheitholz in gewöhnlichen Retoi-ten verkohlen, und fällt diese 
Aufarbeitimg in die früheren Kapitel. 

Wir kommen also zur diutten Gruppe des zui* Verkohlung dienenden 
Rohmateriales, nämlich den in Sägemühlen, Fai-bholzextraktfabriken, Gerb- 
stofffabriken etc. abfallenden, kleinstückigen Hölzern. Diese pulverlormigen, 
körnigen oder geraspelten Abfallhölzer haben bis jetzt kaum eine andere 
Verwendung gefunden, als daß sie die erzeugenden Fabriken direkt wieder 
als Feuerungsmaterial, gewöhnlich als Zusatz zur Kohle, benutzten. Aller- 
dings findet das Sägemehl auch noch anderweitige industrielle Ver- 
wendtmg, von denen in erster Linie die Verarbeitung auf Oxalsäure 
genannt werden muß. 

Des weiteren findet Sägemehl in gi-oßen Mengen Verwendung als Ver- 
packungsmaterial , ziu- Herstellung von Desinfektionspulvern, Füllung von 
Puppen- und Tierbälgen, zum Räucheni von Fleischwaren, als Streu etc. 
Immerhin ist der dadurch bedingte Konsiun an Sägemehl ein geringer im 
Verhältnis zur Produktion und last immer durch lokale Verhältnisse bedingt. 
weil das Produkt Frachten nicht verträgt. Aus diesem Mißverhältnis 
von Konsum und Produktion ergibt sich, daß derai-tiges Abfallholz nur 
gering bewertet sein kann. Man ist daher schon lange bemüht gewesen, 
diese billigen Abfalle zm* Verkohlung bezw. Erzeugung der handelsüblichen 
Holzdestillate heranzuziehen. Und gerade in neuerer Zeit haben sich diese 
Bestrebungen in besonders i*egem Maße geltend gemacht, denn die ständig 
sich vermehrende Nachfrage nach Holzkalk, Holzgeist, Aceton, Essigsäure 
und Formaldehyd ließen eine Verwendung dieses billigen Rohmaterials 
als sehr lukrativ erscheinen. Wie verlockend diese Aussichten sein 
mußten, beweist am besten das bekannte Riesenunternehmen, welches 
sich anfangs der 90 er Jahre in Cassel bildete imd <lei-en Leiter glaubten, 
durch Erwerbimg und Ausnutzung der in den Tageszeitungen genügend 
besprochenen Bergmannschen Patente das Rätsel der Holzabfall verkohlung 
endlich und in glücklichster Weise gelöst zu haben. 

Yerkohlungsapparate für Sägemehl. Die Verkohlung von 
Sägemehl und ähnlichen HolzabföUen macht dadm*ch Schwierigkeiten, 
daß nach dem Einfüllen dieser meist recht nassen Späne in die 
Retorten in den nach außen gelegenen und daher der Hitze am 
schärfsten ausgesetzten Teilen eine Art isolierender Kohlecylinder ent- 
steht, welcher das weitere Eindringen der Wärme in das Innere 
der Füllung äußerst erschwert. Außerdem verhindern die dicht ge- 
lagerten Holzteilchen ein gleichmäßiges, leichtes Abziehen der Gase, 
indem sie miteinander durch Teerbildung verkleben, so daß weitere 

Klar, Holzverkohlung. (> 



82 Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlungs- Anlagen. 

DestiJlationsprodukte kaum aus dem Inneren austreten können. Es war 
nicht möglich, die Sägespäne in den gewöhnlichen Retortenformen 
rationell zu verkohlen, und man sah sich gezwungen mechanische Hilfs- 
mittel anzuwenden, um ein Durchmischen der Einlage zu erzielen, 
wodurch man die eben genannten Übelstande zu beseitigen hoffte. Als 
erster beschritt HoMay diesen Weg, indem er die Sägespäne kontinuier- 
lich in gußeiserne Cyünder einfühi-te, in welchen eine Schnecke den 
weiteren Transport übernahm. Der gußeiserne Cylinder wurde nach Art 
der liegenden Retorten befeuert und die Transportgeschwindigkeit der 
Schnecke so eingerichtet, daß das Holz eine bestimmte Zeit im Cylinder 
verblieb. Es ist nun von dem Sägemehl bekannt, daß dasselbe ziem- 
lich ^del Wasser enthält, welches nicht nur die Verkohlungsdauer 
unnötig verlängert, sondern auch einen ganz erheblichen Aufwand an 
Brennmaterial bedingt und außerdem den gewonnenen Holzessig stark 
verdünnt, so daß durch diese Verdünnung des Holzessigs erhebliche 
Verdarapfimgskosten entstehen. Zur Vermeidung dieser Übelstände wurde 
der Holidaysche Apparat dann in der Weise verbessert, daß mehrere 
Cylinder gemeinsam arbeiteten, und zwar lagen dieselben übereinander, 
wobei der imterste Cylinder die Haupthitze bekam, während der obere 
nur mit den Abgasen der Feuenmg beheizt wurde. Die Sägespäne ge- 
langten kontinuierlich in den obersten Cylinder, wurden hier hauptsächhch 
vom Wasser befreit, welches gesondert abgeführt wurde, und gelangten 
alsdann genügend vorgetrocknet, einen zickzackförmigen Weg beschreibend, 
von Cylinder zu Cylinder nach unten, dabei den Schwelprozeß kontinuierlich 
durchmachend, und vom unteren Cylinder endlich wurde die Kohle kon- 
tinuierlich entnommen, so daß sich der Prozeß scheinbar zu einem ganz 
idealen gestaltete. Ob sich nun diese Arbeitsweise technisch rationell 
durchführen ließ, ist eine imentschiedene Frage geblieben. Jedenfalls 
spielte die Verkühlung von Sägespänen bisher eine sehr untergeordnete 
RoUe, und es ist wohl nicht anzunehmen, daß hierfür allein die technische 
Unausführbarkeit verantwortlich gemacht werden konnte, denn auch andere 
Methoden, von denen eine große Anzahl vorhanden sind, vermochten es 
nicht, der Sägespäneverkohlung den Platz anzuweisen, der ihr aus national- 
ökonomischen Gründen eigentlich gebührt. Von den vielen vorgeschlagenen 
Ausführungsformen mögen ntu* die patentierten Verfahren von Bergmann 
(ü. K. P. 65447, 80624, 88014), von Heimsot (D. R. P. 74611), von 
Lü brich (D. R. P. 56339), von Schmidt (D. R. P. 89110), von Hermann 
Fischer (ü. R. P. 99603), von Schneider (D. R. P. 107224), von Sul- 
maun (1). R. P. 112178, 112398), von Larsen (D. R. P. 111288 und 
113024), von Henri Spurier (D. R. P. 116468) und von Wenghöffer 
(D. R. P. 122853) erwähnt sein. Dieselben wenden ebenfalls teüs Rühr- 
werke an, wie z. B. Hermann Fischer (D. R. P. 99603), welcher an Stelle 
der liegenden Cylinder des Holidayschen Apparates Kessel verwendet, welche 



C. Verkohlung von Sägemehl und ähnlichen Holzabfällen. 83 

ganz analog den bei der Acetondarstellung gebrauchten konstruiert sind. 
Zwei solcher Kessel sind übereinandergebaut, und funktioniert der obere 
Kessel, welcher mit den Abgasen des unteren geheizt wird, als Vor- 
trockner. Die Kessel sind durch entsprechende Yerbindungsrohre, welche 
mit Schiebern ausgestattet sind, verbunden, und wird also in dem unteren 
Kessel die eigentliche Destillation durchgeführt. Larsen und ebenso 
Schneider wenden rotierende Retorten an, also gleichfalls eine Ver- 
kohlung imter Bewegung der zu verkohlenden Massen. 

Diese mit bew^lichen Apparatteilen arbeitenden Verfahren verteuern 
natürlich den Prozeß, welcher, wie wir sehen werden, nur die geringsten 
Betriebskosten vertragt Mechanische Rührwerke sind auch nicht er- 
forderlich, sobald man das Produkt in dünnen Schichten verkohlt. Auf 
diese Weise arbeitet unter Vortrocknung mittels der Abgase das System 
für Abfallholz verkohlung von F. H. Meyer, Hannover-Hainholz. Dasselbe 
besteht aus zwei gemeinschaftlich arbeitenden, liegenden Retorten, in 
welche ein oder mehrere Wagen eingeschoben werden, die mit einer 
Anzahl Platten versehen sind, auf denen das Material in schwacher Schicht 
ausgebreitet ist. Während die eine Retorte den eigentlichen Verkohlungs- 
prozeß durchführt, zirkulieren die Abgase um die andere Retorte, deren 
Inhalt dabei vollständig trocknend. Es wird auf diese Weise eine kosten- 
lose Vortrocknung und eine Verkohhmg ohne jedes mechanische, ver- 
teuernde Hilfsmittel durchgeführt, und infolge der schwachen Schichtung 
ein sehr schneller Abtrieb bei wenig Aufwand von Feuerungsmaterial 
erreicht, wodurch die Apparate, deren Chargierung durch das Ein- 
schieben von vorher befüUten Wagen in wenigen Minuten durchgeführt 
wird, bei geringen Anschaffungskosten, und infolge Wegfalls von 
Rührwerken etc. auch geringen Reparatur- und Unterhaltungskosten, 
durch das fast kontinVderliche Arbeiten sehr respektable Leistungen 
aufweisen. 

Von anderen Verfahren sind ganz besonders diejenigen von Heiden- 
stam (D. R. P. No. 100414, 103922 und 114551) und die von Berg- 
mann in den Vordergrund öffentlicher Besprechung getreten. Während die 
Publikationen über das Verfahren Heidenstam sich lediglich auf tech- 
nische Details beschränkten, sind die viel besprochenen Bergmann sehen 
Patente die Basis eines industriellen Trauerspiels gewesen, welches mit 
dem Zusammenbruch der Casseler Trebertrocknungsgesellschaft endigte, 
und es dürfte zur näheren Illustration des Wesens der Abfallholz ver- 
kohlung nicht nutzlos sein, weiter unten einen kiu-zen Rückblick auf die 
Geschichte der Bergmann sehen Patente zu werfen. 

Rentabilitätsberechnung einer Abfallbolzrerlcohlung. Wie 
schon oben ausgeführt wurde, besteht seit langer Zeit das Streben, die 
billigen Holzabfälle, wie solche aus Sägei-eien, Farbholz- und Gerbstoff- 
Extrakt-Fabriken stammen, für die trockene Destillation des Holzes nutzbir 

6* 



84 Einrichtung und Betrie)) von Holzverkohlungs- Anlagen. 

zu machen. Bis zum Auftauchen der Casseler Gesellschaft war es noch nicht 
diuxihgeführt worden oder konnte vielmehr rationell noch nicht dunh- 
geführt werden, Sägespäne in einem wirklich mnfangreichen Fabrikbetrieb 
zu verkohlen. Dieses hatte seinen Grund nicht etwa in der technischen 
ündurchführbarkeit, sondern die Rentabilitätsfrage war es, die solche Unter- 
nehmungen nicht aufkommen ließ. 

Es steht fest, daß eine Holzverkolilung nur dann rentieren kann, vrenn 
der Ertrag an Holzkohle die Kosten des Holzes ungefähr deckt Übertragen 
wir nun diesen Grundsatz auf die Yerkohlung von Sägespänen, so erscheint 
es allerdings auf den ersten Blick, als ob diesem Fundamentalgi-undsatz 
bei der Sägemehlverkohlimg Genüge geleistet würde, denn während Säge- 
mehl per 100 kg höchstens 0,50 — 0,75 Mk. kostet, repräsentiert Holz- 
kohlepulver doch zum mindesten einen Wert von 2 Mk. und da femer 
aus 100 kg Sägemehl im Durchschnitt 30 kg Holzkohle entstehen, so 
würde damit bewiesen sein, daß bei einem mittleren Preis von Sägemehl 
im Prinzip eine Sägemehlverkohlung lohnend sein müßte. Und doch gestaltet 
sich diese Frage in Wirklichkeit ganz anders. Unter Sägemehl versteht 
man im allgemeinen das gesamte Mischprodukt, wie dieses von Holz- 
bearbeitungsfabriken etc. stammt, und es ist sicher, daß der Hauptprozent- 
satz desselben von Nadelhölzern und nur ein kleinerer Teil von Hartliölzern 
abstammt. Wir haben weiter gesehen, daß bei der Destillation von Nadel- 
holz nur ungefähi- die Hälfte der Ausbeute an holzessigsaurem Kalk und 
Holzgeist erzielt wird, als bei der Verkohlung von Laubhölzern, und daß 
eine Yerkohlung von Nadelholz nur dann lohnend erscheint, wenn der Aus- 
fall der Ausbeuten an Holzkolile, Holzkalk und Holzgeist durch die Mehr- 
erlöse des hoch bewerteten Nadelholzteeres und des wertvollen Kiennls 
gedeckt wird. Übertragen wir nun diese Verhältnisse auf die Sägemelil- 
verkohlimg, und nehmen wir der Wirklichkeit entsprechend an, daß der 
größte Teil des Handelssägemehls vom XadeDiolz stammt, so ergibt sich, 
daß die Rentabilität einer Sägomelüverkohlimg nicht niu- davon abhängiir 
ist, daß die Holzkohle den eingesetzten Holzpreis deckt, sondern der Holz- 
kohle-Erlös allein muß auch noch die Beträge ausgleichen, welche durch 
die Mindemusbeuten an Holzkohle, essigsaui-em Kalk und Holzgeist bei der 
V^erarboitung von handelsüblichen Sägemehl entstehen. Diese Differenz 
wird abt'r bei einem Holzkohlenpreise von 2 Mk. — melu* wird für diese 
Sorte nirgends angelegt — auf keinen Fall gedeckt, denn während — wie 
oben ausgeführt — bei Nadelstamm- oder Nadelwurzelholz verkohlung diese 
Beträge durch den hochbewerteten Teer und den Erlös an Kienöl gedeckt 
werden, fällt bei Xadelsägemehlvcrkohlung die letzte Einnahmequelle ganz 
fort, weil im Sägemehl niu- noch Spuren von Kienöl enthalten sind, 
welche sich schon während der Sägeoperation und dem Lagern fast voll- 
kommen verflüchtigen. Auch der aus Xadelholzabfall erhaltene Teer ist von 
^^eringerer <^hialität, und deshalb weniger bewertet, weil diesen Abßülen 



C. Verkohlung von Sägemehl und ähnlichen Holzabfällen. 85 

natürlich audi teilweise Hartholzabfälle beigemischt sind, deren Teer die 
helle Farbe des Nadelholzteers verändert. 

Anders gestaltet sich die Eentabilitätsfrage, wenn es darauf an- 
kommt, lokal gegebene Hartholzabfälle zu verarbeiten oder die bereits 
oben genannten Extraktions-Rückstände, falls dieselben mit wenig Kosten 
vorgetrocknet werden können. Diese letztgenannten Holzquellen kommen 
jedoch für die Allgemeinheit nicht in Frage und sind, wenn sie gegeben, 
als lokale günstige Bedingungen zu betrachten, die eine Sägemehlver- 
kohlung eventuell rentieren lassen. Wie dieses aber auch sein m^^g, so 
ist doch stets damit zu rechnen, daß die restierende, pulverförmige Holz- 
kohle nicht nur einen relativ geringen Wert hat, sondern daß ihr bis jetzt 
vor allen Dingen in dieser Form noch jede Konsumfähigkeit fehlt, wenig- 
stens in Mengen, welche vorhanden sein würden, wenn die Säge- 
spaneverkohlung als Ersatz der Scheitholzverkolilung zu betrachten w^äre, 
und alle Unternehmungen, welche die Yerkohlung von Sägemehl an- 
streben, aber niu- pulverförmige Kohle produzieren, sind erst dann 
spruchreif, wenn sichere und umfassende Absatzgebiete für diese Kohle 
geschaffen sind. 

Die Bergmannsehen Patente und die A.-G. für Treber- 
troeknung, Cassel. Es läßt sich erklären, daß die Bergmannschen 
Patente mit Freuden aufgenommen wurden, denn dieselben versprachen 
nicht mehr und nicht weniger, als aus Abfallholz eine Kohle zu 
produzieren, welche in Brikettform abfiel und geeignet sein sollte, die 
aus Scheitholz gewonnene Holzkohle ohne weiteres zu ersetzen. Berg- 
mann ging von dem Gedanken aus, die Sägespäne vor der Ver- 
kohltmg in eine Form zu brmgen, welche die oben genannten Übel- 
stände bei der Yerkohlung beseitigte und Ganzkohle erzeugte, und 
er glaubte, den Weg hierzu dadiu-ch gefunden zu haben, daß das Säge- 
mehl vor der Verkohlung brikettiert wurde, mn alsdann ganz wie Scheitholz 
verkohlt zu w^erden. Aber nicht nur das Problem der großstückigen Kolile 
aus Sägemehl meinte er gelöst zu haben, sondern er glaubte bei der der 
Verkohlung vorausgehenden Formung bez. Pressung, das Wasser durch die 
Wärme venlampfen zu können, welche sich diu*ch den ganz außerordentlich 
hohen Druck entwickelte, dem die Sägespäne in den Pressen ausgesetzt 
wurden. Obgleich Fachleute von Anfang an diesem recht kostspieligen 
Verfahren nicht den geringsten Wert beimaßen und nach der Prüfung 
konstatierten, daß von einer Wasserentfernung im Sinne Bergmanns nicht 
die Rede sein konnte, so wagte sich doch die Käuferin der Bergmann- 
schen Patente, die Casseler Trebertrocknimg, mit einem bis dahin noch nie 
gekannten Wagemute an die Verwertung dieser Patente, und ehe noch eine 
Fabrik in glattem Betriebe war, entstanden zahlreiche Gründungen in aller 
Herren Länder. Man vei-sprach sich von den Bergmannschen Patenten so 
illustre Vorteile, daß man nicht ntu- gegebene Abfallhölzer brikettieren und 



86 Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlungs-Anlagen. 

verkohlen wollte — nein, man proklamierte der erstaunten Welt die Tat- 
sache, daß es viel rationeller sei, auch Scheitholz erst zu raspeln, dann 
zu brikettieren und nun erst zu verkohlen! 

Obgleich es kaum glaubhaft erscheint, so ist dieses Verfahren doch 
versucht worden — mit welchem Erfolge kann man sich wohl denken. 

Auf diese Art der Abfallholzverkohlung will ich nicht weiter ein- 
gehen — sondern das „Verfahren" nur des historischen Interesses wegen 
en\'ähnt haben. 

Die von den Treberleuten erhofiTton Erfolge blieben natürlich ans, 
denn schon nach kurzer Betriebszeit stellte es sich heraus, daß die Holz- 
briketts nach der Destillation eine Kohle lieferten, die beim Ausbringen 
aus den Retoiten zeiüel und keinen Transport auszuhalten imstande war. 
Außerdem zeigte die Brikettierung, ganz abgesehen von den enormen Kosten, 
noch einen bedeutenden Übelstand, welcher sich darin zu erkennen gab, 
daß zur Verkohlung der dui-ch die Pressung imgemein dicht gefügten 
Holzteilchen eine ganz außerordentlich hohe Temperatur erforderlich war. 
wel(.*he nicht nur die Ausbeuten herabdriickte und die Retorten in ganz 
kurzer Zeit zerstörte, sondern auch die Kohle in einer fast graphitähnlichen 
Form lieferte, welche auch nicht im geringsten als Ersatz für Scheitholz- 
kohle gelten konnte. Jedenfalls war es eine Tatsache, daß sich ganze Berge 
dieser Kohle ansammelten, die nach erfolgter Malilimg nicht einmal zur Her- 
stellung von Balmbriketts für sich allein geeignet war und nur als Feuerungs- 
material Verwendung finden konnte. Unter diesen Verhältnissen war es 
natürli(;h ganz ausgeschlossen, daß auch niu* eine dieser Fabriken weiter 
daran denken konnte, Sägemehl nach Bergmann — oder gar geraspeltes 
Ganzholz — zu verarbeiten und die Verhandlmigen, die anläßlich des Kon- 
kurses dieser Gesellschal't kürzlich in Cassel stattfanden, haben bestätigt, 
daß dieses auch wirk lieh nicht der Fall war, und daß schon nach kurzer Zeit 
der Betriobsaufnahme das Vorfahren als völlig undurchführbar aufgegeben und 
zur Scheitholz verkohlung übergegangen werden mußte. Dieses war natürhch 
für die Fabriken, deren örtliche Lage nicht nach Holzreichtum der Gegend 
berechnet wai\ ein schwerer Schlag, denn dieselben konnten sich meistens 
nur unter großen Opfern das erforderliche Holz beschaffen und hatten lange 
Abnahniokontrakte mit den Sägereien, in deren unmittelbarer Nähe die 
Fabi'iken meistens gebaut waren. Der Endeffekt dieser Verhältnisse ist ja 
durch die Casseler Vorhandhingen zur Genüge und zum Schaden unserer 
lieinüsclien Industrie bekannt geworden, luid wenn auch nicht gesagt wer- 
den kann, daß allein die Aufnahme der Borgmann sehen Patente dieses 
industrioUo Unglück angerichtet hat, so ist doch die technische Undurch- 
führ))arkeit derselben, sowie die enormen Einrichtimgskosten und der teure 
Betrieb ohne jeden Ertrag ein wesentlicher Grund hierzu gewesen. 

Verfahren von Heidenstam« Das lleidenstamsche Verfahren 
i^-eift nun ziu* Erlangiuig großstückiger Kohle als Endprodukt der HolzabfaU- 



C. Verkohlung von Sägemehl und ähnlichen Holzabfällen. 87 

vohlung ebenfeills auf eine der Verkohlung vorausgehende Pressung behufs 
sserentfernung und darauffolgender spanartiger Zerkleinenmg der Abfälle 
Ick, welche in dieser Form brikettiert und darauf verkohlt werden 
en. Die Verkohlung der Briketts soll so ausgefilhrt werden, daß dieselben 
irend des Verkohlungsprozesse^ unter Druck gehalten werden, welcher 
tels eines Stempels ausgeübt wiixl. Die Destillationsprodukte stehen nicht 
3r Druck und können in der üblichen Weise entweichen. 

Dimjh diese Arbeitsweise soll das sich bildende Teerpech zum 
3ten Teil zurückgehalten werden, in die Brikettporen eindringen imd 
schwelen. 

Ob diese in mancherlei Beziehung mit den Bergmannschen Ver- 
lungsprinzipien übereinstimmende Arbeitsweise dieselben Mißstände auf- 
en läßt, welche die Verkohlung der ebenfalls aus zerkleinertem Holz 
reßten Bergmannschen Holzbriketts unmöglich machten und eine nicht 
rauchsfähige Holzkohle erzeugten, ist natürlich ohne genaue praktische 
mtnis des Verfahrens nicht zu sagen. 

Immerhin wii-d der Zweifel offen bleiben, ob die resultierende Kohle, 

doch mehr koksartigen Charakter imd eine ganz andere Struktiu- wie 

Holzkohle besitzt, nicht auch die physikalischen Übelstände der Berg- 
an sehen Kohle besitzt, so daß trotz wissenschaftlicher günstiger Gut- 
ben und eines guten Heizwertes, die Konsumenten diese Kohle wahr- 
^inlich nicht gleich günstig beurteilen würden. Dieselben werden eine 
zkohle von ganz anderem Gefüge wie die „echte Holzkohle'' stets als 

Surrogat ansprechen, imd deslialb nicht geneigt sein, die gleichen 
rte anzulegen. 

Dann tritt aber abermals der berechtigte Zweifel auf, ob auch bei 
uzierten Kohlenpreisen der Verkohlungsprozeß infolge der durch 

verschiedenen Schneide- und Preßoperationen w^esentlich gesteigerten 
riebskosten und der aus Nadelholz resultierenden nicht ausgeglichenen 
derausbeuten noch rentabel durchgeführt werden kann. 

Die Publikationen in No. 60 1901 und No. 25 1902 der Chemiker- 
;ung, und vor allem die in der letzteren angegebene Rentabilitäts- 
Kjhnung deuten allerdings darauf hin, daß das Heidenstam patentierte 
fahren etwas Gutes verspricht und wäre es nur zu wünschen, 
in die daselbst angeführten Preise für die Produkte immer erzielt 
•den, so daß die rationelle Ven\'ertung von Sägemelil, also die Erzeugung 
5S konkurrenzfähigen und billigeren Ersatzes großstückiger Holz- 
le als gelöst zu betrachten wäre. 

AbfallTerwertung nach Bühler. (Zeitschrift für angewandte 
mie. Heft 25, 1902.) Einen anderen eigenartigen Weg zur Ver- 
lung von Abfallholz und HersteUimg einer gn^ßstückigen Holzkohle 
Ägt F. A. Bühl er ein, welcher sein Verfahren detailliert in No. 25 der 
Schrift für angewandte Chemie, 1902 beschreibt. 



88 Einrichtung und Betrieb von Holzverkohlungs- Anlagen. 

Bühler stellt sich auf den auch vom Yerfeisser elDgenommeDen Stand- 
punkt, daß die Yerkohlung von Holzabfällen technische Schwierigkeiten an 
sich überhaupt nicht bietet, daß auch die Ausbeuten aus Holzabfall genau 
dieselben sind, wie aus entsprechendem Scheitholz (mit Ausnahme des Nadel- 
holzes, welches zum Unterschied aus dem davon abfallenden Sägemehl er- 
hebliche Mengen Kienöl gewinnen läßt), daß aber dennoch keine Rentabilität 
zu erreichen ist, sobald wesentlich verteuernde Vorbereitungsarbeiten in 
Frage kommen, und es nicht gelingt, die restierenden Kohlenpartikelchen in 
ein großstückiges, der natürlichen Holzkohle ähnliches und annähernd gleich 
bewertetes Produkt umzuwandeln. 

Die bisher aus Holzkohlenpulver unter diversen Zusätzen erhaltenen 
Briketts sind zu dicht, verbrennen langsam und zerfallen bei forcierter Vot- 
brennung, also bei vermelu^er Luftzufuhr unter Funkensprühen, ausserdem 
stellt sich der Preis durch die Zusätze {Stärkekleister und Natronsalpeter) 
viel zu hoch, so daß diese Briketts außer für einige Spezialzwecke einer 
allgemeineren Verwendung nicht fähig sind. 

Auch die aus einem Gemisch von Teer und Holzkohlenpulver diuxjh 
Pressen und Ausglühen erhaltenen, im Preise wesentlich billigeren Briketts 
sind zu dicht im Gefüge, um als Industriebriketts geeignet zu sein. 

Ein solches Brikett soll porös, und doch genügend fest, aber auch leicht 
sein, bei forcierter Verbrennung im Schraiedefeuer nicht sprühen oder zer- 
fallen, tmd keinen höheren Aschegehalt lial)en, als wie natürliche Holzkohle 
— und last, not least im Preise niederer bewertet werden können 
als diese. 

Zur Vermeidung jeder verteuernden Vorbereitimg verzichtet Bühler 
auf eine Brikettierung vor dem Verkohlungsprozeß, legt aber Hauptwert 
auf ein möglichst kostenloses Vortrocknen der meistens sehr wasserhaltigen 
Abfälle, deren Wassergehalt nach Bühl er das hauptsächlichste Hindernis 
einer normalen Verkohlung darstellt. 

Da eine künstliche diu*ch Dampf, direktes Feuer oder Pressung 
(ä la Bergmann oder Heidenstam) bewirkte Vortrocknung zu teuer ist, 
so geschieht dieselbe bei dem System Bühl er mit den in einer Hok- 
verkohhuig vorhandenen kostenlosen Wärmequellen, als welche die Abgase der 
Dampfkessel- und Retortenfeuerimgen in Frage kommen. Die Abgase werden 
von einem Ventilator angesaugt imd dabei durch Passage von Metallgeweben 
von Funken etc. befreit. Der Ventilator fülu*t die so vorgereinigten Heiz- 
gase in einen laugen Druckkanal, welchem durch besondere Vorrichtimgen 
direkt hinter dem Ventilator das zu trocknende Abfallholz kontinuierUch 
zugeführt wird. Durch diese direkte t'bertragung der Wärme der Heizgase 
an das Abfallholz, luid wesentlich unterstützt duich die lebhafte Gaszirkulation 
soll ein schnelles, gefahrloses imd fast kostenloses Trocknen des Abfallholzes 
unter gleichzeitigem Transport desselben eintreten. Am Ende des Trocken- 



C. Verkohlung von Sägemehl und ähnlichen Holzablällen. 89 

kanals wird in einem Scheideapparat eine Trennung der Gase und Holz- 
teilchen herbeigeführt, welche nun zur Verkohlung gelangen. 

Diese soll infolge des vorangegangenen Trockenprozesses in den ge- 
wöhnlichen Betörten ohne besondere Einrichtungen leicht ausführbar sein, 
und wiirde hierfür das vorher beschriebene Verkohlungsverfahren für Abfall- 
holz von Meyer, Hainholz recht brauchbar sein. 

Die restierende pulverförmige Kohle wird nun zur Überführung in 
großstückige Holzkohle mit Teer imd, damit ein poröses Brikett ent- 
steht, unter Zusatz von Holzabfallmehl vermischt, die Mischung brikettiert 
und nun die Briketts in Öfen, welche den SteinkoMenkoksöfen ähneln, ver- 
kokt, wobei die entweichenden Destillate gewonnen werden. Durch Über- 
gang der im Brikett enthaltenen Holzteilchen in Holzkohle tritt Volxmi- 
schwund ein, wodurch jene Porosität und Leichtigkeit des Briketts oder 
vielmehr des Kokes entstehen sollen, welche von einer Kohle, die einen 
Ersatz der Holzkohle darstellen soll, zu verlangen sind. 

Diese Arbeitsmethode nach Bühler zeichnet sich durch Vermeidung 
jeder mit größeren Unkosten verbundenen vorbereitenden Manipulationen mit 
dem Abfellholz, durch eine fast kostenlose Vortrocknung — unter der Voraus- 
setzung des Gelingens derselben — und durch eine ohne mechanische Hilfs- 
mittel durchgeführte Verkohlung, ähnlich dem System Meyer, vor den 
Verfahren von Bergmann, Heidenstam und anderen aus. Die Endope- 
i-ationen — also die Verkohlung eines aus Teer, Holzkolile und Holzabfall 
bestehenden Briketts behufs Erlangung großstückiger amorpher Kohle- 
massen — des Verfahrens Bühl er \md Heidenstam ähneln sich einiger- 
maßen und unterscheiden sich nur dadurch, daß Bühl er die Bestandteile 
der Briketts vor der Verkohlung getrennt erzeugt und dann mischt, wäh- 
rend Heidenstam den ganzen Prozeß in einer Operation ausführt, indem 
durch Pressung der Briketts während der Verkohlung das Entweichen der 
Hauptmenge des Teers verhindert wird. 

Jedenfalls wird das koksähnliche Endprodukt — die Form des Briketts 
wird sicher verloren gehen — beider Verfahren sich sehr ähnlich sein, 
und wird die Durchfülu-barkeit des Verfahrens davon abhängen, ob die 
Konsumenten geneigt sind, ein mehr koksartiges Produkt zu angemessenem 
Preise, welcher aber zm- Aufrechterhaltung einer Rentabilität nicht viel nie- 
derer als der der Holzkohle selbst sein dai-f, als Holzkohleersatz gelten 
zu lassen. 

Mit dieser Frage steht und fällt die Verkohlung von Abfallholz — 
solange für große Mengen Holzkohlenpulver Konsum zu angemessenem 
Preise nicht geschafft ist. 



Die allgemeinen Einrichtungen einer Holz- 
verkohlungs -Anlage, 

Nachdem wir in den vorhergehenden Kapiteln die Spezialappai-ate 
kennen gelernt haben, welche zur Verkohlung des Holzes und zur Auf- 
arbeitung der bei der Verkohlung gewonnenen Destillate erforderlich sind, 
wenden wir uns nimmehr den sog. allgemeinen Einrichtungen zu, welche 
in jeder Fabrikanlage zur Erzeugung von Dampf, Kraft und Licht, sowie 
zur Beschaffung des "Wassers erfoi-derlich sind. 

Die vorhergehend beschriebenen Arbeitsmethoden haben gezeigt, daß 
Heizdampf für die Destillation des Rohholzessigs, Eindampftmg der Kalk- 
lauge und Rektifikation des Holzgeistwassers erforderlich ist 

Die Beschaffung von Wasser setzt irgend eine Kraftanlage voraus und 
ebenso die Erzeugimg von Licht, falls elektrische Beleuchtung zur An- 
wendung kommen soll. Holzverkohhmgen von kleinerem Umfange können 
sich häufig nicht entschließen, eine zentrale Dampfanlage zur Beschaffung des 
Heizdampfes anzulegen und begnügen sich gern mit direkter Feuerung. 
Wenn die direkte Feuei-ung auch bei der Verarbeitung des Rohholzessigs 
— wo also keine Fraktionienmg durchgeführt wird — angängig sein mag, 
so bietet schon die Rektifikation des Holzgeistwassers mit Zuhilfenahme von 
direkter Feuerung Schwierigkeiten, und nur ganz besondere Vorkehrungen 
können es ermöglichen, aucli die Kalklauge ohne Schädigung der resul- 
tierenden Kalki^ualität mit direkter Feuenmg einzudampfen, denn es wird 
ganz imvermeidlicli sein, daß nach dem Dickwertlen der Kalklauge Teile 
derselben auf dem Boden der Pfanne anbrennen, verkohlen und so den er- 
haltenen Holzkalk an Qualität verschleclitem. Immerhin ist es möglich, 
sowohl die Rektifikation des Holzgeistes, als auch die Eindampfung der 
Kalklauge im Falle der Notwendigkeit durchzuführen. 

Dampfkessel. Wenn man sieh aber weiter überlegt, daß zur För- 
derung des Kühlwassers in ein Hoclireservoii' in den meisten Fällen eine 
mittels irgend einer Kraft angetriebene Wasserpumpe vorlianden sein muß, 



Die allgemeinen Einrichtungen einer Holz verkohlungs- Anlage. 91 

also ein Motor unbedingt gebraucht wird, imd man sich die Kosten ver- 
gegenwärtigt, welche die Einmauerung der verschiedenen Blasen und 
Pfannen bei direkter Feuerung hervorruft, und hierzu die Kosten des Motors 
für den Antrieb der Pumpe addiert, so wird man schließlich auf eine 
Summe kommen, welche der Beschaffung eines Dampfkessels ziemlich nalie 
liegt. Es kann also auf keinen Fall empfohlen werden, selbst nicht für 
kleinere Anlagen, die wenig teuere Anlage eines Dampfkessels diutjli direkte 
Beheizimg der vorhandenen Apparate zu ei-setzen. 

Von diesem Gesichtspimkte ausgehend, wollen -vriv nun sehen, welche 
ungefähre Dampfmenge eine Holzverkohlungsanlage von mittlerem Umfange 
erfordert. 

Wir haben auf Seite 38 gesehen, daß bei einer Verarbeitung von täg- 
lich 50 Rm Holz an einzudampfenden Produkten entstehen: 

1. ca. 8000 Liter Holzessig; 

2. ., 6000 „ Kalklauge; 

3. „ 2500 „ Holzgeistwasser mit 250 ®/o kg Holzgeist. 

Zahlreiche Messungen des aus den Apparaten ausfließenden Kondens« 
Wassers haben ergeben, daß in 24 Std. oo IG 800 kg = c» 700 kg Dampf 
pro Stimde erforderlich sind. Außerdem kommen nocli für Berechnimg der 
Kesselgröße folgende Dampf^'erbmuchszalden in Frage: 

1. Elektrische Lichtanlage . = 12 HP. 

2. Wasserpumpe . . . . = 8 ,, 

3. Essig- und Teerpumpe . = 2 „ 

= 17 HP. 

= oo 20 „ 

Setzen wir bei einer zwauzigpf erdigen l^Iaschine pro HP Stunde 15 kg 
Dampf ein, so berechnet sich der Dampf verbrauch zur Krafterzeugung auf 
ca. 300 kg, so daß derselbe für Heizung imd^Kraft pro Stunde insgesamt 
ca. 1000 kg beträgt. Wird nun pro 1 qm Kesselheizfläche eine Ver- 
dampfung von 15 kg Wasser pro Stunde eingesetzt, so resultiert eine er- 
forderliche Kesselheizfläche von ca. 70 qm. 

Eine Anlage zur Aufarbeitung von täglich ca. 50 Rra LauV)holz auf die 
handelsüblichen Rohprodukte wird also am zweckmäßigsten 2 Dampfkessel 
ä ca. 50 qm Heizfläche aufstellen, wobei für ev. Vergi^ßerung noch ge- 
nügend Überschuß vorhanden ist. 

Treten wir nun der Frage näher, welche Kesselarten für Holz verkohlungs- 
anlagen am rationellsten sind, so kann wohl gesagt werden, daß der Konawall- 
kessel infolge seiner großen Wasser- und Danipfräume am zweckmäßigsten ist. 

Antrieb der Pampen etc. Was nun den Kraftverbraucli anbelangt, 
so haben wir gesehen, daß ziu' Erzeugung des elektrischen Liclites und zum 
Antrieb der Pumpen eine Dampfmascliine von 20 HP ausreicht. Geht mau 



92 Die allgemeinen Einrichtungen einer Holz verkohlungs- Anlage. 

von dem Grundsatze aus, die einzelnen Kraftverbrauchsstellen möglichst von 
einer Centrale aus zu bedienen, weil größere Dampfmaschinen für eine 
HP Stunde weniger Dampf erfordern als kleinere, so müßte man den 
Elektromotor sowie die Pumpen mittels Transmission antreiben. Diese 
Disposition ist aber nur dann praktisch, wenn die Dampfmaschine ständig 
ausgenutzt wird. Für Holzverkohlungen, welche Nadelholz verarbeiten und 
für diesen Zweck Kreissägen anzutreiben haben, trifft dies zu, auch für 
solche Laubholz verkohlungen, welche sich nicht nur mit der Herstellung 
von Rohprodukten begnügen, sondeni auch den produzierten essigsaiuren 
Kalk auf Essigsäiu« oder Aceton weiter verarbeiten. 

In den genannten Fällen muß die Dampfmaschine fortwährend im 
Gange sein, imd es könnten die einzelnen Piunpen, welche nur zeitweilig 
in Betrieb sind, durch Einrücker ein- bez. ausgeschaltet w^erden. Ist da- 
gegen keine ständige und gleichmäßige Abnahme von Kraft vorlumden, so 
würde es sich nicht empfehlen, die Pumpen mittels Transmission anzutreiben. 
Man wendet in diesem Falle — imd dieser trifft für unser Beispiel zu — 
mit Dampf angetriebene Pumpen an und bewegt nur den Elektromotor 
mittels eines Vorgeleges direkt diuxih die Dampfmaschine, welche auch 
in einzelnen Fällen vorhandene Rührwerke, z. B. die Wäscherei -Anlage 
zur Erzeugung von hellem Kienöl bei der Nadelholzverkohlung, mit 
antreibt. 

Sielit man von der Erzeugung des elektrischen Lichtes ab, was wegen 
der erheblichen Anlagekosten öfter geschieht, und hat man mu- einzelne, 
wenig Kraft erfordernde Rührwerke zu betreiben, so pflegt man sich in 
der Weise zu lielfen, daß man die Antriebsdampfmaschine der Wasserpumpe 
etwas größer wählt, um diese dann zum Antrieb von Filterpressenpumpe, 
Rülirwerken, Pumpen etc. mit zu benutzen. 

Wie schon oben ausgefühi-t wurde, empfiehlt es sich bei Verarbeitung 
von Nadelwurzelhölzern Kreissägen aufzustellen. Diese Kreissägen bean- 
spruchen erhebliche Kräfte zum Dm*chschneiden der Stöcke. Dieselben werden 
meistens, so wie sie im Walde gerodet werden, nach dem Fabrikhof gebracht, 
hier abgeputzt, von Sand befi-eit und kommen dann unter die Sägen, um 
die klobigen Klötze in handlichere Stücke zu zersägen, welche endlieh 
mit einejn Keil nachgespalten werden. Buchenholzverkohlungen ge- 
l)rauclien, wie schon erwähnt, falls sie sich nur auf die Herstellung von 
Rohprodukten besclu^nken, eine Kraftanlage nur ziu* Erzeugung von 
elelvtriscliem Licht. 

Beleuchtailg. Was nun die Beleuchtungsfi-age anbelangt, so spielt 
dieselbe in der Holzverkohlungsindustrie eine nicht unbedeutende RoUe, 
und zwar sind es weniger technische Gründe, welche hier ins Gewicht 
fallen, als vielmehr i*ein kaufmännische Erwägungen, da die Höhe der 
Vei'sicherungssumnio sich ganz erheblich steigert, wenn eine weniger 
feuersichei*e Beleuchtungsaii: vorhanden ist. — Wenn nun auch die elek- 



Die allgemeinen Einrichtungen einer Holzverkohlungs-Anlage. 93 

Irische Beleuchtung keinesfalls eine absolut sichere Gewähr gegen Feuers- 
gefehr bietet, so ist sie doch von allen Beleuchtungsarten jedenfalls die 
betriebssicherste und bei Neuanlagen wird es sich stets empfehlen, eine 
elektrische Lichtanlage zu schaffen. Man spart hier auf alle Fälle an der 
Versicherungspolice, imd außerdem bietet die gleichmäßig helle Beleuchtung 
aller Betriebsstätten die Gewähr, daß die Qualität der Nachtarbeit nicht 
hinter der der Tagesarbeit zurücksteht, was immer dann der Fall ist, wenn 
der Beleuchtung des Werkes ungenügende Sorgfalt geschenkt wird. 

Ist man aus irgend welchen Gründen nicht gewillt, die Kosten einer 
elektrischen Lichtanlage zu opfern, so muß man sich mit einfacheren 
Beleuchtimgsarten begnügen und zwar wäre das nächstliegende Gasglüh- 
licht, welches diuxjli Außenfenster in den Inneni-amn Licht spendet. — 
Nun pflegen aber die Holzverkohlungsanlagen meistens sehr weit von den 
Verkehrscentren abzuliegen, und es dürfte dalier nur ausnahmsweise der 
Fall vorliegen, daß ein Gasansclüuß möglich ist. In solchen FäUen muß 
man zur Selbstherstellimg eines geeigneten Leuchtgases schreiten, und wenn 
man nicht zu der doch immerhin noch recht betriebsunsicheren Acetylen- 
Beleuchtung gi-eifen oder sich nicht selbst durch Reinigung und Carburiermig 
der Retortengase ein brauchbares Leuchtgas erzeugen will, so sind die ver- 
schiedenen Benzin-Luftgase für diesen Zweck geeignet, weil solche Anlagen 
mit relativ sehr geringen Kosten durchzuführen sind. G^anz kleine oder 
sonst primitiv betriebene Holzverkohlungs- Anlagen begnügen sich auch das 
erforderliche Licht durch Petroleumblendlampen zu beschaffen. 

In allen diesen Fällen, wo also offene Flammen Licht spenden, ist es 
luibedingt erforderlich, die Lichtquelle nicht im Räume selbst unterzubringen, 
sondern in das Mauerwerk der betreffenden Räume geeignete Fenster ein- 
zulassen, diese mit entsprechenden Blechkasten zu versehen mid hierin erst 
die Breimer zu placieren. — Um zu vermeiden, daß diu-ch imvorsichtigos 
Umgehen beim Anzünden der Lampen im Luienraume Feuer entstehen kann, 
wenlen die einzelnen Beleuchtungsstellen so eingerichtet, daß nur von außen 
ein Anzünden möglich ist. Im Retorten hause selbst ist die Feuersgefalir 
eine geringere, dagegen ist dieselbe in d(»m Auflx?reitungshause in hohem 
Maße vorhanden, und das Abbrennen von Holz verkohl imgsanlagen ist häufig 
schon durch unvorsichtiges Hantieren mit den Beleuchtungsvorrichtungen in) 
Aufbereitungshause entstanden. 

Feuerloschvorriclltuilgeil. rnerläßlieh für den sicheren Betrieb 
einer Holzverkohlungsanlage ist eüie zuverlässig funktionierende Feuerlösch- 
einrichtung. Dieselbe wird in der Weise organisiert, daß man zunächst 
in jedem zu sichernden Räume eine Feuerliandspritze einstellt und diese 
natürlich — besonders aber die Schläuche — im guten Zustande unterhält. 
Diese Handspritzen, welche in der Nähe eines Wassersanschlusses auf- 
zustellen sind, bilden die erste Hilfe, bis die an die Ilauptwasserpumpe 



96 Die allgemeinen Einrichtungen einer Holzverkohlungs-Anlage. 

Wasserlauf zugeführt werden, nachdem dasselbe durch eine Zirkulation um 
die Fabrik etwas abgekühlt ist. 

Andere Gruppen von Abwässern entstehen aus dem Spülwasser der 
Versandemballage und der Blasen, sowie den Blasenrückständen bei der 
Holzgeistrektifikation. Dieses Abwasser ist immer etwas öl- und teerhaltig. 
nnd leitet man es deshalb in eine Sickergnibe, in der die Öl- imd Teer- 
reste verbleiben und verbrannt werden. Man legt also für das ölfreie und 
öllialtige Abwasser zwei Entwässerungskanäle mit entsprechenden Zweig- 
leitungen auf dem Fabrikgrundstück an — wenn man verhindert ist, das 
gesamte Abwasser mit seinen niu- minimalen Verunreinigungen einem 
Flußlauf zuzuführen. 

Gleisanlage. Außer Anlagen für Heizdampf, Kraft, Licht und Wasser- 
förderung ist noch eine ausgedehnte Gleisanlage für ankommende und ah- 
gehende Produkte vorzusehen. Es ist natürlich unmöglich, für diese all- 
gemeinen Anlagen irgend welche Details anzugeben, da diese sich durchau?^ 
nach den lokalen Verhältnissen zu richten haben. 

Allgemeine Anordnung der Gebäude. Was die Plazierung 
der verschiedenen Gebäude anbelangt, so empfiehlt es sich, die Kessel- 
und Maschinenräume in einem besonderen, möglichst zentral gelegenen 
Gebäude unterzubringen. Im Kesselhause wird man nur die zwei 
Dampfkessel und die erforderlichen Speisevorrichtungen unterbringea, 
wälirend das Maschinenhaus die Dampfmaschine, den Dynamo und 
die Wasserpumpe aufnimmt. Eine dritte Abteilung dieses Gebäudes ent- 
hält eine Reparaturwerkstatt. Die Essigpumpe stellt man nicht mit in 
diesem Kaiun auf, sondern man plaziert dieselbe ebenso wie die Pumpe 
der Filterpresse, besser in dem Aufbereitimgsraum. Die Einrichtungen de^ 
Lagerhauses imd ebenso diejenigen des Kohlenschuppens sind schon früher 
besprochen worden und bedürfen keiner weiteren Detaillierung. 

Fenerungsmaterialien. Als Feuerungsmaterial verwendet niiui 
in den meisten Fällen eine gute Stein- resp. Braimkohle, und sind 
naturgemäß bei Anwendung minderwertigerer Kohlen die Feuerungen 
der Retorten und des Dampfkessels entsprechend einzurichten. Oftmals 
auch sieht man sich gezwungen, Holz — zumal in isoliert liegenden 
Gegenden — als Feuerungsmaterial für die Retorten mid den Dampf- 
kessel heranzuziehen. 

Obgleich der Anwendung des Holzes als Brennmaterial im allgemeinen 
nichts entgegensteht, so sind bei großen Anlagen doch so erhebliche Quan- 
titäten in Bewegung, daß die Arbeitskräfte eine respektable Veimehnmg er- 
fahren müssen. Außer diesen Mehrkosten der Arbeitskräfte bietet aber die 
Ilolzfeuerung bei größeren Anlagen auch noch sonstige Unbequemlichkeiten, 
zu welchen vor allen Dingen das beständige Nachlegen gehört. Dieses be- 
dingt rbi häufiges Öffnen der Feuertüren, wodurch eine Verlangsamung de> 
i^anzen Al)triebes eintritt. Es fällt dieses natürlich bei kleineren Anlagen 



Die allgemeinen Einrichtungen einer Holzverkohlungs- Anlage. 97 

wenig ins Gewicht, kann aber bei größeren Betrieben von maßgebender Be- 
deutung sein. Man hat sich deshalb bei Anlage größerer Holzverkohlungs- 
Fabriken, welche ausschließlich Holz zur Beheizung verwenden wollen, ein 
Beispiel an den modernen Glasfabriken genommen, die das Holz erst in 
einem Generator vergasen und vom Generator aus die Heizgase nach den 
Gebrauchsstellen hinleiten und sie hier zur Verbrennimg bringen. Auf diese 
Weise ist es ermöglicht, nur an einer einzigen Stelle das Holz in die Feuer- 
imgen einlegen zu müssen, und man hat es femer durch die Lokalisation 
der Feuerung an einer oder wenigen Stellen in der Hand, den Holztransport, 
soweit dieses die Natur des Holzes zuläßt, mittels mechanischer Vorrich- 
tungen zu betreiben, wodiuxjh natürlich erhebliche Ersparnisse an Arbeits- 
löhnen erzielt werden. Ebenso benutzt man bei modernen Anlagen zum 
Transport von Stein- und Braunkohlen mechanische Transportvorrichtungen, 
Tim die Kohlen von der Anfuhrstelle aus nach den Verbrauchsstellen zu führen. 

Jede Holzverkohlung produziert außerdem unfirei willig nicht unerheb- 
liche Mengen von Holzabfällen in Form von abgespaltenen Ästchen und 
vor allen Dingen von Borke. Die letztere schuppt sich während der Lager- 
zeit von selbst vom Holz ab, und bildet ein sehr geschätztes Feuerungs- 
material von hohem Heizwert. Holzverkohlungen , welche Birkenholz vor- 
arbeiten, und dieses vor der Verkohlung schälen, können mit der ab- 
fallenden Rinde einen großen Teil des Betriebes versorgen, so daß kaum 
noch anderes Brennmaterial in Frage kommt. Durch die Ersparnis an 
Brennmaterial werden die Kosten des Abschälens reichlich aufgewogen, 
zumal so behandeltes Birkenkolz außerdem eine sehr gute Kohle und sehr 
reine Destillate liefert. 

Außer Kohlen und Holz kann unter Umständen als Feuerungsmaterial 
noch die im Verkohlimgsprozeß selbst gebildete Holzkohle oder der Holz- 
teer in Frage kommen. Die Beheizung mit Holzkohle ist ein Fall, der 
im normalen Holzverkohlungsbetrieb wohl nirgends vorkommen wird, denn 
selbst bei billigsten Holzpreisen wird es kaum möglich sein, auf die Er- 
löse an Holzkohle zu verzichten, selbst wenn dieselbe zu niedrigsten 
Preisen abgestoßen wird. 

Dagegen wird es häufiger vorkommen, daß man für den Teer kein 
Absatzgebiet schaffen kann, und sieht man sich dann in die Notlage versetzt 
die Teerproduktion oder mindestens einen Teil derselben durch Ven\'endung 
als Feuerungsmaterial zu verwerten. — Wie wir bereits früher gesehen 
haben, gibt es im Holzverkohlungsbetriebe 2 Teerquellen und zwar: 

1. Teer, welcher sich aus dem Rohholzessig direkt mechanisch absetzt. 

2. Teer, welcher im Rohholzessig gelöst bleibt und erst nach der Ver- 
dampfung desselben im Zweiblasensystem als Rückstand verbleibt. 

Zwischen den beiden Teersorteu sind bedeutende Untersclüede vor- 
handen, welche sich hauptsächlich im Verhalten g**genüber Wasser zu er- 

Klar, HolaEverkohlung. 7 



Die Ällgememen Einriehttui^en einer Hokrerkohlungs-AnlAge. 



kennen g^hm^ Wäiirend der direkt aus dem Rolüiohessig clurdi Abs 
erhaltene Teer in Wasser last urilüslicii ist, xeigt der aus der EssigKl 




Flg. lö!l. 



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Fig. ir>i». 

ßehei^iiDg Hegender Retorten durch Teer, mittels des Kürtingsehen 

TeerÄeratänbers. 

gewonnene Teer, der m^. Essigteer ^ eiue gan» erhebliche Löslidikeit j 
Wasj^r» waiii'seli ei Blich bedingt durch seinen nicht unwesentlichen GeB 
an Essig^ure- Da nnn der Teer hauptsflcldieh ssiim Anstrich l>eQut35t 



Die allgemeinen Einrichtungen einer Holzverkohlungs- Anlage. 09 

80 ist es einleuchtend, daß für den in Wasser löslichen Essigteer eine der- 
artige Verwendung ganz unmöglich ist. Für diese Teersort« ist daher eine 
Verwendung als Feueningsmaterial gebräuchlich. Xach einer Anzahl von 
Operationen entleert man den Rückstand der Essigblase in ein Reservoir 
welches fahrbar auf einem Wagenimtergestell montiert ist. Darin erkaltet 
der Teer und wird dann vor das Kesselhaus gefahren; der Heizer stößt 
sich nach Bedarf den Teer aus und pflegt denselben mit Holzkohlengrus 
zu mischen, wodurch ein ganz brauchbares Feuerungsmaterial erhalten wird. — 
Diese normalen zur Feuerung dienenden Teerquantitäten sind allerdings 
nicht groß, da bei einer Verarbeitung von 50 Rm pro Tag höchstens 600 
bis 700 kg Essigteer resultieren. Der tägliche Kohlenverbrauch einer der- 
artigen Anlage beträgt ungefähr 4000 — 5000 kg, so daß durch diese Ver- 
wendung des Teeres immerhin nicht imerhebliche Ersparnisse gemacht werden. 

Was nun den direkt aus dem Rohholzessig diu*ch Absetzen erhaltenen 
Teer anbelangt, so ist derselbe meist verkäuflich, zumal wenn er entwässert 
wird. In manchen Ländern ist aber auch hierfür kein Konsiun vorhanden, 
und sehen sich die Holzverkohlungen dann veranlaßt die gesamte Teer- 
menge zum Feuern zu benutzen. 

Die Anwendung von flüssigen Heizmaterialien ist eine Errungenschaft 
der Neuzeit und die Erfahrungen, welche man mit Erdölrückständen als 
Feuerungsmaterial gemacht hat, sind auch auf die Befeuerung mit Teer 
übertragen worden, und man kann wohl sagen, mit gutem Erfolg. — Die 
ersten Versuche in dieser Beziehung haben die (Gasanstalten durchgeführt, 
welche in firüheren Jahren, zu Zeiten äußerst niedriger Teerpreise, ge- 
zwungen waren, den Teer selbst zu verbrennen. 

Die Art und Weise der Teerfeuerung ist durchaus identisch mit der 
der Masutfeuenmgen. Man unterscheidet eine Verbrennung durch Herd-, 
Gas-, oder Staubfeuer, je nachdem das betreffende Material in flüssigem, 
gasförmigem oder dampfförmigem Zustand in der Feuerung zur Verbrennung 
gelangt. Von diesen drei Formen hat sich nur das Herd- und Staubfeuer 
für Teer bewährt, und verfügen wir für beide Ausführungen über ganz 
brauchbare Konstniktionen , von denen nur der Hornische Ofen und der 
Körtingsche Teerzerstäuber Erwähnimg finden sollen (siehe Fig. 15). Gleich- 
gültig, ob der Teer in flüssiger oder dampfförmiger Form zur Verbrenniuig 
gebi*acht wird, muß derselbe vorher durch Anwärmen und lagern gut ab- 
geklärt sein, da sonst leicht eine Verstopfung der Düsen und damit zu- 
sammenhängend allerhand Betriebsstöningen eintreten können. 



VI. 

Anlagebedingnngen, Anlagekosten und 
Eentabilitätsanssichten von Holzverkohlungs- 

anlagen. 

(Siehe auch Seiten 62, 69). 

Für die Rentabilität einer Fabrikanlage ist es naturgemäß nicht 
gleichgültig, wo ein solcher Betrieb installiert werden soll und spielt 
dieses „wo" häufig eine so entscheidende Rolle, daß das Gedeihen einer 
Anlage vielfach von dem Anlageorte abhängig ist. Die Holzverkohlungs- 
anlagen speziell erfordern eine äußerst gewissenhafte Prüfung der lokalen 
Verliältnisse. Es kommt bei Anlage einer Holzverkohlung auf mehrere 
Punkte an. Selbstv^erständlich spielt der Holzpreis eine erste Rolle, 
und kann man Holzverkohlungen naturgemäß nur da und in solchen 
Ländern bauen, wo Holzreichtum vorhanden ist, das Holz also der Fabrik zu 
einem mäßigen Preise geliefert werden kann. Aber damit sind die Be- 
dingungen durchaus noch nicht alle erfüllt, denn billiges Holz kann auf 
die Rentabilität niu- dann einen günstigen Einfluß ausüben, wenn das seiner 
Menge nach größte Produkt der Holzdestillation, die Holzkohle, in ent- 
sprechendem Verliältnis be weilet wird. 

In sehr holzreichen Ländern, wie z. B. Rußland, ist das Holz fast 
nur zum Schlage- und Transportlohn bis zur Fabrik zu bekommen: dafür 
hat aber auch die Holzkohle niu- einen sehr imtergeordneten Wert Es 
kann daher im allgemeinen gesagt werden, daß eine Holzverkohlung nur 
in solchen Ländern rentieren w-ird, in denen der angelegte Holzpreis zum 
weitaus grüßten Teile durch den Verkauf der Holzkohle gedeckt wird. 
Dieses Prinzip kommt auch bei Kontrakten ziun Ausdruck, welche Holz- 
verkohler mit Forstverwaltungen abschließen. So ist mir ein Fall bekannt 
in dem dem Holzverkohler soviel Holz geliefert wird, wie er nur haben 
will und zwar kostenlos, dafür ist derselbe verpflichtet, alle aus dem ge- 
lieferten Holz produzierte Holzkolüe an den Lieferanten ziuückzugeben. 
Dieses ist natürlich ein ganz idealer Zustand, welcher nicht häufig vor- 
kommen wird. 



Anlagebedingungen, Aulagekosten und Heutabilitätsausslchten. 101 

Bei Anlage einer Holzverkohlungsfabrik hat man also in erster Linie 
eine waldreiche Gegend auszusuchen, welche den allgemeinen Yerkehrs- 
mitteln bereits erschlossen ist. Der Holzpreis muß sich in gewissen 
Grenzen halten, es darf des "Weiteren der Absatz der Holzkohle keine 
Schwierigkeiten bieten, imd weiter muß der Erlös der Holzkohle, wie 
schon oben ausgeführt, die Holzkosten zum größten Teile decken. 

Sehen wir uns nun nach den Absatzgebieten für Holzkohle um, so 
können eigentlich nur 2 Hauptkonsumenten in Frage kommen. Diese sind 
das Metallkleingewerbe (Kupfei-schmiede, Klempner, Schlosser, Gießereien) 
\md femer als Hauptkonsumenten die Hüttenwerke. Die Lage der Holz- 
verkohlung muß sich demnach nach dem Vorhandensein dieser Yerbrauchs- 
zentren richten und würde für das oben genannte Kleingewerbe die Nähe 
von größeren Städten in Frage kommen. Weiter liaben wir gesehen, daß 
für die Aufarbeitung der Produkte ein ganz erhebliches Quantum Brenn- 
material zum ünterfeuem imter die Retorten und Kessel gebraucht wird. 
Dieses stellt wiederum eine zweite Bedingung auf, nämlich die, daß man 
Holzverkohlungen stets in Gegenden aufbauen soll, in denen Brennmaterial 
selbst gewonnen wird und nicht weite Transporte die Brennmaterialien anormal 
verteuern. Aber es ist nicht allein notwendig auf die Nähe von Brenn- 
material Rücksicht zu nehmen, sondern es muß auch die Fabrik mit allen 
denjenigen Einrichtungen ausgestattet sein, welche einen billigen Transport 
bis auf den Fabrikhof ennöglichen. Hierzu ist erforderlich, daß sich der 
Betrieb möglichst in unmittelbarer Nähe einer Station befindet, oder noch 
besser, selbst Bahngleisanschluß besitzt. Mi gleichem Vorteil kann man 
natürlich auch den Betrieb anstatt an einen Bahustrang an einen schiffbaren 
Wasserlauf legen und hat dann den Vorteil noch billigeren Transportes, falls 
das Wasser in allen Jahreszeiten befahrbar ist. 

Das Gleiche gilt für die Anfuhrstiußen. Dieselben müssen in gutem 
Zustand und in allen Jahi^eszeiten gut passierbar sein. 

Nun ist es für eine Holzverkohlung weiter notwendig, sich nicht allzu 
dicht an Nachbarschaft anzubauen, da es nicht ausbleiben wird, daß mit der 
Zeit die in der Nähe einer Holzverkohlung stets vorhandenen Gerüche — 
obgleich diese durchaus nicht imangenehm sind — angeblich lästig fallen, wo- 
durch sich dann im Laufe der Zeit meistens allerliand Unannehmlichkeiten 
mit den Anwohnern entwickeln können, und häufig schon sind dadurch lange 
und kostspielige Prozesse entstanden. Da nun femer die Holzverkohlungen 
nicht ganz frei von mehr oder weniger empyreumatisch riechenden Ab- 
wässern sind, so ist unter allen Umständen darauf zu sehen, daß sich ein 
Flußlauf in der Nähe befindet, welchem jene Wässer ohne Scliaden nach 
gehöriger Vorreinigung zugeführt werden können. Ist dieses nicht der 
Fall, so sieht man sich gezwungen, kostspielige Sickerungsanlagen anzu- 
legen, welche keinesfalls zu den Betriebsanuehmlichkeiten gehören. 



102 Anlagebeding^ngen, Anlagekosten und Hentabilitätsaussichten. 

Sind alle diese Bedingungen erfüllt, so kann wohl damit gerechnet 
werden, daß eine solche Anlage bei genügender Größe, sachgemäßer Ein- 
richtung und Leitung ein befriedigendes Rendement abwirft 

Eine nicht unbedeutende Rolle spielen für eine Holzverkohlungsanlage 
auch die Höhe der Arbeitslöhne und man wird deshalb, wenn nicht andere 
Rücksichten dagegen sprechen, immer da anbauen, wo der Stundensatz ein 
relativ niedriger ist. 

Von großem Einfluß für die Rentabilität von industriellen Anlagen sind 
naturgemäß auch die Anlagekosten resp. das relative Verhältnis zwischen 
Anlagekosten und ümsatzsmnme. Greifen wir auf das schon stets als 
Unterlage benutzte Beispiel einer Holz verkohlung von 50 Rm täglicher 
Verarbeitung zurück, so wird sich nach hiesigen Verhältnissen, und soweit 
sich dieses überhaupt in allgemeinen Zahlen ausdrücken läßt, das Anlage- 
kapital ungefälir auf folgende Positionen verteilen: 

Gnmd und Boden = ca. 20 000 Mark. 

Gebäude - „ 50000 ,, 

Apparate, Mascliinen, Rohrleitungen, Montage etc. . ^ „ 100000 ., 

Betriebskapital = „ 130000 „ 

Summa -= ca. 300000 MarL 

Nach deutschen Verhältnissen stellen sich die Betriebskosten, sowie 
Amortisationen, Handlungskosten etc. kurz alle Kosten zur Verarbeitung von 
1 Rm Holz bis auf die liandelsüblichen Produkte, essigsauren Kalk und 
Holzgeist, erfahrungsgemäß auf ca. 6 !Mark. Setzen wir für Buchenscheit- 
holz einen Pi*eis von 5 Mark ein, und legen wir der Ausbeute aus 1 Rm 
Buchenscheitholz folgende Zahlen zu Gnmde: 

1 Rm Buchenscheitholz liefert: 

110 kg Holzkohle per 1 00 kg = 5,00 Maik 

"25 „ holzessigsauren Kalk von 82 % „ 100 „ = 14,00 ,, 

6 ,, Holzgeist von 80 «o . . . . „ 100 „ -^ 75,00 „ 

25 ,, Teer , 100 ,, = 2,50 ,, 

so kann man für eine Buchenholz verkolüung von täglich 50 — 60 Rm nach 
hiesigen Verhältnissen und einem Holzpreise von Mk. 5 auf eine Verzinsimfr 
von eil. 10 — 15 % des Anlagekapitals rechnen. 

Aus dieser Berechnung geht hervor, daß für deutsche Verhältnisse 
nicht niehi" als 4 — 6 Mark pro 1 Rm Holz angelegt werden darf, wenn 
«las Unternehmen Aussicht auf befriedigenden Erfolg haben soll. 

Treten wir nun der Rentabilitätsfrage einer Nadelholz verkohlung näher, 
so müssen wir ims zunächst einmal die bei der Verkolüung von Nadel- 
hölzern erreichbaren Ausbeuten vergegenwärtigen, und zwar haben wir be- 
reits früher gesehen, daß man aus 1 Rm ungefähr folgende Ausbeute- 
nieiiiion erhält. 



Anlagebeclingungen, Ankgekosten und Hentabilität^ussichten. 103 

1 Rm Nadelholz (Stamm- oder Wurzel holz) liefert: 

ca. 90,0 kg Holzkohle . . . . per 100 kg = Mk. 5,— 

., 10,0 „ Kienöl „ 100 „ = „ 30,— 

„ 2,5 „ Holzgeist ....,, 100 „ = „ 70,— 
„ 10,0 ,, holzessigsauren Kalk „ 100 „ = ,, 14, — 
„ -40,0 ,, Holzteer . . . . „ 100 „ = „ 8,—. 

Vergleichen wir nun diese Ausbeuten mit denjenigen aus Laubholz, 
so sehen wir, daß schon die Holzkohleausbeute ganz erheblich hinter der 
des Laubholzes zurücksteht. Noch markanter tritt dieser Unterschied bei 
den Ausbeuten an Holzgeist und essigsaurem Kalk hervor, denn während 
an Holzgeist nur 50 % resultieren, bleibt die Ausbeute des holzessigsauren 
Kalkes noch hinter dieser Zahl zurück und beträgt nur ca. 40 % der Laub- 
holzausbeute. Da nun der Preis von Nadelstammholz auf gleicher Höhe 
mit dem Preis von Buchenscheitholz steht und die Nadelholzkohle nur 
ganz unbedeutend höher bewertet wird, so müßte sich für den Nadelholz- 
l)etrieb naturgemäß stets eine Unterbilanz ergeben. Dieses ist aber in Wirk- 
lichkeit nicht der Fall, weil außer den Produkten der Laubholzdestillation 
noch das sehr wertvolle KienÖl erhalten wird. 

Während wir weiter von dem Laubholzteer kennen gelernt haben, daß 
derselbe häufig unverkäuflich ist und als Feuerungsmaterial benutzt werden 
muß, liegt dies Verhältnis bei dem Nadelholzteer durchaus anders. Derselbe 
stellt infolge seiner ganz und gar anderen Beschaffenheit ein Material dar, 
welches in größeren Mengen zum Schiffsanstrich, Holzanstrich etc., sowie 
zur Teerung von Schiffstauen und anderen Seilen Verwendimg findet. Diese 
bedeutende Nachfrage bewertet das Produkt natürlich auch entsprechend 
höher, und man erzielt für einen genügend hellen Nadelholzteer — sog. 
schwedischen — Preise bis zu 12 !Mk. per 100 kg. Unter einem hellen 
Teer versteht man einen solchen, welcher auf eine glatte, helle Holzfläche 
ausgestrichen, einen goldgelben Anstrich liefert, der nur unbedeutend nach- 
dunkeln darf. Diesen Anspruch erfüllt der sog. schwedische Teer in 
höchstem Maße, weshalb derselbe auch die wertvollste Teerart darstellt. 

Wie schon ausgeführt, wird auch in Deutschland diux.h eine Axt 
Meilerverkohlung dieser Teer produziert, wobei jedoch infolge der primi- 
tiven Betriebsart erhebliche Mengen von Destillaten verloren gehen. Neuer- 
dings ist es jedoch nach Überwindung nicht imbedeutender Schwierig- 
keiten gelungen, dieses Produkt auch durch Retortenverkohlimg zu er- 
langen, imd hatte ich Gelegenheit, eine solche, von F. H. Meyer, Hannover- 
Hainholz, gebaute Anlage in Betrieb zu sehen. Da das Wiu-zelliolz von 
Nadelhölzern mindestens dieselbe Ausbeute wie das Stammholz liefert (die 
oben angeführten Ausbeutezahlen entstammen dem Wurzelholz) und das- 
selbe billig zu kaufen ist, so bedient man sich naturgemäß dieser Holzart 
als Ausgangsmaterial zur Herstell img von Nadelholzdestillaten. 



104 Anlagebeding^ngen, Anlagekosten und Rentabilität^ussichten. 

Setzen wir pro 1 Rm Stockholz franko Fabrik 3 Mark ein, imd er- 
höhen wir diesen Preis infolge der sich noch nötig machenden Schneide- 
nnd Spaltarbeit auf 5 Mk., so berechnet sich unter Zugrundelegung der 
oben genannten Ausbeuten und Werte der Produkte, sowie unter Bei- 
behaltung des gleichen Anlagekapitals, für die Verkohlimg von Kiefera- 
stockholz im Retortenbetrieb eine Verzinsimg von 15 bis 20 Vo des An- 
lagekapitals. 

Diese Übersicht zeigt, daß eine Nadelstockholzverkohlung bei richtiger 
Anlage mid richtiger Funktion der Apparate, d. h. wenn vor allen Dingen 
hellstreichender Teer und helles KienCil fabriziert werden, und vorausgesetzt, 
daß die erforderliche Stockholzmenge immer in guter Qualität zu beschaffen 
ist, einen ganz erheblich besseren Nutzen abwerfen kann, wie eine gleich 
große Hartholzverkolüung. 

Abfallholzverkohlung. Gehen wir mm zu den Rentabilitätsaus- 
sichten über, welche die Verkohlung von Holzabfällen zu bieten vermag, 
so muß ich bezüglich dieser auf das frühere Kapitel verweisen, in welchem 
die Verkohlung von Sägespänen eingehend erörtert worden ist. Es kann 
hier nur wiederholt werden, daß die Verkohlung von Sägespänen ganz die- 
selben Ausbeuten gibt, wie die entsprechenden Scheithölzer (mit Ausnahme 
der Nadelliölzer), und daß auch Apparatkonstniktionen vorhanden sind, mit 
denen sich der Verkohlungsprozeß von Sägesiulnen genau in derselben sicheren 
Weise vollziehen läßt, wie dieses für die Scheitholzverkohlung der Fall ist. 
Der Kernpimkt der Sägespäneverkohlung liegt nicht in der Apparatur, auch 
nicht in der so \delfach in den Vordergnmd gerückten Entwässenmg der 
Abfälle, sondern gipfelt wesentlich darin, daß die restierende Kohle in der 
kleinkörnigen Form zu angemessenen Preisen nicht verkauft werden kann, 
und ehe es niclit gelingt, eine genügende Verwertung dieser pulverförmigen 
Kohle zu scliaffen, oder dieselbe ohne erhebliche Vei-teuerung in ein der 
natürlichen Holzkohle gleichwertiges und annähernd gleich bewertetes 
Produkt auf billige Weise umzuwandeln, kann es keinen Zweck haben, 
für diese Art der Verkohlung irgend welche Rentabiltätsaussichten aufzu- 
stellen, denn dieselben sind so lange völlig illusorisch, bis obiges Ziel zur 
Zufriedenheit der Holzkohlekonsumenten erreicht ist. Ermöglichen es 
die lokalen Verhältnisse, die piü verförmige Kohle zu einem angemessenen 
Preise zu verw^ei-ten, so steht der Rentabilität einer Sägemehlverkohlung 
nichts im Wege, denn die Betriebskosten für die verarbeitete Tonne decken 
sich ungefähr mit denen für die Tonne Scheitholz, und auch die Ausl)euten 
sind dieselben. 



VII. 

Aufarbeitnng der Holzverkohlnngs- 

erstprodukte: Teer, holzessigsanrer Kalk, 

Holzgeist, Holzkohle. 

A. Teeraufarbeitung^. 

Wir haben bei der Besichtigung der Laubholzdestillationsanlage gesehen, 
daß der Teer, wie er sich aus dem Holzessig absetzt, nur mechanisch ab- 
getrennt wird, um dann nach vollzogener Entwässenmg direkt in den 
Handel zu kommen. An dieser Stelle wimle schon en\'ähnt, daß 
manchmal behufs Herstellung von Kreosot und Pech eine totale Auf- 
arbeitung durchgeführt wird. Zu diesem Zwecke muß man die Gesamt- 
menge des produzierten Rohteers — also des nicht entwässerten Teeres — 
einer Destillation unter Anwendung von direktem Feuer unterwerfen, weil 
die dabei übergehenden letzten Destillate einen so hohen Siedepunkt haben, 
daß mit Dampf, selbst bei Anwendung von überhitztem Dampf und Vacuum 
ein Übertreiben nicht mehr möglieh ist. Die zur Anwendung kommenden 
Teerblasen (s. Fig. IG) sind ganz analog gebaut, wie die Blasen, welche 
zur Destillation von Steinkohlenteer dienen, nur wendet man in Anbeü-acht 
der im Holzteer vorherrschenden Säure als Baumaterial nicht Schmiedeeisen, 
sondern ein ziemlich starkwandiges Gußeisen an. Die Blasengröße ist in 
Anbetracht dieses Baumaterials auf gewisse Dimensionen beschränkt, und 
selten geht man über einen Blaseninhalt von 3000 bis 5000 Liter liinaus. 
Die Blasen werden cylinderförmig ausgeführt und der Boden meist nach 
innen gewölbt. An dem tiefsten Punkte der Blase befindet sich der Pech- 
ablaßstutzen, welcher gegen Einwirkimg von Feuer geschützt sein muß imd 
der ziemlich große Dimensionen hat, damit dem Ablassen des Peches keine 
Schwierigkeiten im Wege stehen. Der Blasendeckel wird meistens in 
Kupfer ausgeführt, es steht aber auch nichts im Wege, hierfür Gußeisen 
anzuwenden. Durch einen kupfernen Helm wu-d doi-selbe alsdann mit dem 
Kühler in Verbindung gebracht, welcher meist die bei den Retortenkühlern 



106 



Aufarbeitung der Holzverkohlungserstprodnkte. 



F)ereils kennen gelernte, leicht zu reinigende Easteoform besitzt. Außer 
einem im Helm angebrachten und nicht in die Flüssigkeit eintaudienden 
Thermometer bringt man an der Blase ein Sicherheitsventil an, welches 





Fig. 16. 

Aufarbeitung von Buchenholz teer. 

a Teerblase, h Kühler dazu, c Pechreservoir, d Kreosot- Destillierapparat, f Waschapparat. 
y Seheidegefäß, h Reservoir für Kreosotöle. i Reservoir för Kreosot. 

gleichzeitig die Aufgabe zu erfüllen hat, im Falle des Cbersteigens des 
Blaseninhaltes die übei-schäumenden Teermassen gefahrlos abzuführen. Ein 
Füllstutzen mit Hahn ist die sonstige Ergänzung der Armatur an der Teer- 



A. Teerautarbeit ung. 107 

blase. CT^ersteig- und Kühlrohre werden natürlich entsprechend weit ge- 
wählt, damit ein Verstopfen durch feste Ausscheidungen nicht eintreten 
kann. Der Kühlerausfluß mündet in einen Ausflußkörper, welcher eine 
Beobachtung des Destillates mit Hilfe eines eingesetzten Araeometers ge- 
stattet. Zwischen Ausflußkörper und Kühler befindet sich ein Syphonrohr, 
welches als Flüssigkeitsverschluß dient, um die bei der Destillation ent- 
weichenden unkondensierbaren gasförmigen Produkte durch ein vor dem 
Syphonrohr befindliches Luftrohr auszuscheiden. Am Luftrohr selbst ist 
ein Dreiweghahn angebracht, welcher wiederum mit dem Saugstutzen einer 
Dampfstrahl- oder anderen Luftpumpe in Verbindung steht. 

Zur Befüllung des Apparates mit Teer evacuiert man den Apparat 
mit Hilfe dfes Dampfstralilgebläses imd öffnet, nachdem man ein 
genügendes Vaeuum erhalten hat, den am Einfüllstutzen befindlichen 
Hahn, welcher durch ein Saugi-ohr mit der Teergrube in Verbindung 
steht. In der Teergrube befindet sich eine kupferne Schlange, welche 
durch Abdampf geheizt, den Teer in eine leicht transportable Form 
überführt. ^ Diese Ai-t der Befüllung hat sich gut bewährt, und ist 
dabei jede Unsauberkeit ausgeschlossen. Das einzufüllende Quantum 
kontrolliert man diurch einen Moßstab, welcher in die Teergrube ein- 
gestellt AÄdrd. 

Nach Bef üllimg der Blase beginnt man zu heizen und falls das Mauer- 
werk kalt sein sollte, was meistens der Fall ist, heizt man ki-äftig an, 
bis der Deckel des Appai-ates eben anfängt warm zu werden. Alsdann 
mässigt man das Feuer und wartet bis. die ersten Destillate am Kühler- 
ausfluß erscheinen. Es muß nun äußei*st vorsichtig gefeuert werden, da 
der Teer in diesem Anfangsstadium große Neigung hat überzusteigen. 
Als Feuenmgsmaterial für diese erste Periode sind Holzabfölle sehr ge- 
eignet, ohne daß aber damit ein sogenanntes „Prasselfeuer" entstehen darf. 
Von den im Teer befindlichen Bestandteilen verflüchtigen sich zuerst 
der Holzessig und Holzgeist, imd erscheinen am Kühlemusfluß als ein 
gelbliches, wässeriges Destillat, auf welchem leichte öle schwimmen. 
Aus 100 kg Holzteer resultieren ca 20 7o von diesem Holzessig und 
5 SJo von auf diesem schwimmenden leichten Teerr)len vom ungefähi-en 
spezifischen Gewicht 0,970. 

Sortierung der Teerdestillate. Die beiden Produkte gelangen 
Tom Kühlemusfluß in ein trichterförmig gebautes SchcidogefUß (s. Fig. IG) 
und nach erfolgter Klänmg wird der untenschwimmende Holzessig 
mit dem zur Speisung des Dreiblasensystems bestimmten Holzessig 
vereinigt, während die leichten Teerole in einen anderen Behälter 
geleitet werden. Sobald die Temperatm- am Thermometer ca. 110^ 
anzeigt, tritt gewöhnlich eine Stockung in der Destillation ein. Diese 
hat ihren Gnmd darin, daß zu diesem Zeitpunkt bereits die Haupt- 
nienge des vorhandenen Wassers ausgetneben ist und nur noc^h 



A. Teeraufarbeitung. 109 

strahlende Wärme des Mauerwerkes viel energischer wirkt, als alle diese 
wenig wirksamen Abkühlversuche. Sehr zweckmäßig bringt man in dem 
Helm ein Dampfzuführungsrohr an, um bei Venmreinigimg der Übersteig- 
und Kühlrohre durch übergestiegenen Teer schnell und leicht eine Säubenmg 
dieser Rohre vornehmen zu können. Nachdem im Laufe der Destillation 
der Holzessig und die leichten Teeröle übergegangen sind — das Thermo- 
meter zeigt dann ca. 110® — beginnen die schweren Teeröle zu laufen, 
weiche fast wasserfrei sind und bis zu einer Temperatur von ca. 250 bis 
260® übergehen. Diese Temperaturen smd natürlich bei jeder einzelnen 
Teerblase, je nach Lage und Anbringung des Thermometers sehr ver- 
schieden. Bei 260® angelangt, pflegt das Destillat fast ganz aufzuhören 
und das in der Blase befindliche Pech beträgt alsdann ca. 60 7o der 
Einlage, ist mittelhart und läßt sich im heißen Zustande sehr gut ab- 
lassen. Die schweren Öle werden zu Betriebsbeginn mittels Natronlauge 
auf ihren Gehalt an Phenolen geprüft, und richtet man nach diesem Befunde, 
welcher nur ab und zu zu kontrollieren ist, die Fraktionienmg so ein, 
daß man das kreosothaltigste Destillat für sich auffängt, gewöhnlich 
zwischen 180 und 220®. 

Ablassen des Peches. Der Prozeß der Teerdestillation ist nach Er- 
reichung der Temperatur von ca. 260 bis 280® C beendet, und ist dann nur 
noch das Pech aus der Blase abzulassen. Bei der in Frage kommenden 
Konzentration ist dasselbe auch noch nach vielen Stunden genügend flüssig, 
um ohne Schwierigkeiten abgelassen zu werden. Man vermeidet ein Ab- 
lassen direkt nach dem Abtrieb, weil das hoch erhitzte Pech dazu neigt, 
sich beim Ausfließen — also in dem Moment, wo es mit Luft in Berührung 
kommt — zu entzünden. Diese Entzündimgsgefahr wird aber total ver- 
mieden, wenn man zwischen beendigter Destillation und dem Ablassen 
einige Stimden verstreichen läßt, in welcher Zeit man Feuertür und Rauch- 
schieber geöffnet hält. Der am Pechablaßstutzen befindliche Hahn ist so 
eingerichtet, daß derselbe von vorn ohne Herausziehen des Kükens dimih- 
stoßen werden kann. Meistens hat sich der Pechablaßstutzen dm-ch Schmutz- 
teile oder verkokte Massen zugesetzt, so daß nach Öffnung des Hahnes kein 
Pech ausfließt imd muß man in diesem Falle dem Übel diu-ch Einstoßen 
eines eisernen Stabes zu begegnen suchen. Dieses gelingt meist ohne 
Schwierigkeit, imd das Pech ergießt sich dann sehr schnell in das am Fuße der 
Teerblase angebrachte Pechabkülüreservoir. Dasselbe wird durch einen 
schmiedeeisernen Kasten gebildet, welcher bei einer 3000-Litcrblase ungefähr 
2 m lang, 1 m breit und 400 bis 500 mm tief ist. In diesem Kasten 
bildet das abgelassene Pech eine ziemlich flache Schicht, welche sehr schnell 
erkaltet und infolge der dünnen Schichtimg auch leicht herausgesclilagen 
werden kann. Um jede Entzündungsgefahr zu vermeiden, pflegt man das 
Reservoir mit einem Deckel abzudecken und nm* eine geeignete Pecheinfhiß- 
öffnung frei zu lassen. Nach der Abkühlung wird dann der Deckel ent- 



Q 



110 Aufarbeitung: der Holzverkohlungserstprodukte. 

fernt und das ausgeschlagene Pech in die Versandgefäße gefülli 
verwendet man auch an Stelle eines einzigen Pechbehälters in 
durchschnittene Petroleunibarrels und benutzt die so erhaltenen 
direkt zum Einfüllen des Peches. Dasselbe erstarrt darin und bi 
Halbfässer dann sofort die Versaudgefäße, welche nur noch durch 
Deckel zu verschließen sind. 

Die Abtriobs-Dauer der Destillation des Teeres ist sehr verscl 
hängt natürlich von dem damit beabsichtigten Zweck ab. Komn 
darauf an, Holzteerpech zu gewinnen, so treibt man natürlich sei 
wogegen man einen langsameren Gang der Operation vorzi< 
auf die Destillate mehr Rücksicht zu nehmen ist. Im allgeme 
man sagen, daß eine Destillation nicht länger wie 24 Stunden ink 
in Anspruch nimmt und zwar ist bei einem Kohleverbrauch voi 
20 Vo im drittel auf folgende Ansl>eute zu rechnen : 

1) saures Wasser ca. 20 7o, entspi-echend = ca. 3 kg e 
Kalk und ca. 0,G kg Holzgeist, 
r 2) leichtes TeenU, spez. Gewicht 0,97 ca. 5,1 'V, 

* 3) schweres Teeröl, spez. Gewicht 1,04 ca. 12%, 

4) Holzteerpech ca. Gl "•». 

Die meisten Holzdestillationen begnügen sich mit dieser Art 
destillation und suchen, so gut es geht, die leichten wie die 

* Ole zu verwerten und ebenso das rückständige Pech, welches 
leichtesten in den Konsum gebracht werden kann. 

In früheren Zeiten, als die Petroleumindustrie, die Stein] 
destillation und ebenso die Braunkohlendestillation noch nicht 
mengen von Leuchtmaterial ion dem Markte zufülirten, warei 
sprechend gereinigten leichten Olo des Holzteei-s vielfach als Bei 
material in Gebmuch. Dieses hat sich jedoch total geändert, unc 
wohl heute kaum m()glich sein, HolzteenUe für diesen Zweck kc 
zu lassen Für die schweren Teen")le des Buchenteers ist in d( 
Fc'illon Vorwendung vorhanden, weil dieselben als Rohraaterit 
Herstellung von Kreosot dienen, welches seit langen Jahren sc! 
^[odizin zur Bokilmpfung der Tuberkulose benutzt wird, und 
neuester Zeit haben sich Kreosot und vor allen Dingen die a 
erhaltenen Guajakol-Pi-äpai-ate einen festen Platz im Arzneischatz 
Gewrihnlich begnügen sich die Holzdestillationen mit dem V( 
kreosotreicjhen Schwerölen, und nur selten wir^l die Destillatic 
Isolierung eines Rohkreosots durchgeführt. 

Kolikreosotgewiuuuni^. Die Aufarl)eitung der schweren 
zur Erlangiuig des Rohkn*osots ist eine i-elativ einfache. Der '^ 
keit halber sind die zur Vornahme dieser < »{joi-ationen erforderliche 
mit in das auf Seite inn gegebene Bild (Fig. 16) einer Teerdesti 



A. Teeraufarbeitung. 111 

genommen. Das bei der Teerdestillation erhaltene rolie Kreosotöl wird direkt 
vom Köhler aus in ein besonderes Reservoir geleitet und von hier aus in einen 
mechanisch angetriebenen Mischapparat mittels Pumpe oder Injektor ein- 
geführt. Dieser Mischapparat besteht aus einem cylinderfönnigen Oberteil 
und einem trichterförmig zulaufenden Unterteil. Der Apparat (Fig. 11 
und 13) ist geschlossen, und es befindet sich in demselben ein Rührwerk, 
welches nach Art einer Schiffschraube sich nicht mischende Flüssigkeiten 
emulsionsartig durcheinander rührt. In diesem sogenannten Agitator wird 
das Schweröl mit Natronlauge von 10 — 15 "o innig durchmischt, meistens 
unter Erwärmen, zu welchem Zwecke im Apparat eine Heizschlange ein- 
gelegt ist. Das Kreosot und ebenso alle vorhandenen Phenole gehen in 
die Natronlauge über, wogegen die nicht in Natronlauge löslichen Kohlen- 
wasserstoffe auf der Oberfläche zur Abscheidung gelangen. Das Misch- 
produkt wird l)ehufs scharfer Trennung einige Zeit der Ruhe überlassen 
und alsdann die oben aufschwimmenden Kohlenwasserstoffe diurcli in ver- 
schiedener Höhe angebrachte Hähne abgetrennt und dem ()lsammelreservoir 
zugeführt. In der im Apparat verbleibenden alkalischen Kreosotlösung 
sind aber außer den gelösten phenolartigen Körpern noch andere Produkte 
in Suspension, welche dadurch entfernt werden, daß man in die alkalische 
Lösung einen Dampf ström einführt, um die nicht an Alkali gebmidenen und 
flüchtigen Kohlenwasserstoffe abzutreiben. Man bläst solange Dampf ein, bis 
eine Probe des Destillates fast wasserhell erscheint. Die so von Kohlenwasser- 
stoffen befreite alkalische Kreosotlösimg ist nun l)ehufs Isolierung des 
Rohkreosots mit Säure zu zersetzen. Hierfür kommen zunächst Salz- und 
Schwefelsäure in Beti-acht, aber es gelingt auch, die alkalische Kreosot- 
lösung mit Hilfe von Kohlensäure zu zersetzen, indem man letztere unten 
in eine Kolonne einführt, welche von der Kreosotlauge von oben nach 
unten durchflössen wird. Als Kohlensäuro-yuellen benutzt man für diesen 
Zweck die Rauchgase. Im unteren Teil der Kolonne wird das Rohkreosot 
und die gebildete Sodalr)sung kontinuierlich abgetrennt und dann die Soda- 
löeung durch Behandeln mit Ätzkalk in bekannter Weise wieder kaustisch 
gemacht. Figur 17 zeigt eine solche Anordnung. Selbstverständlich ist 
diese Form der Zersetzung alkalischer Kreosotlaugcn nur lohnend, wenn 
es sich um gnißere Mengen handelt. Normal ist dies nicht der Fall, und 
benutzt man deshalb zur Zersetzung der Ijaugen Salz- oder Schwefelsäure, 
welche in entsprechender Verdünnung in die Kreosotlauge eingelassen wird. 
Das Rohkreosot scheidet sich auf der Oberfläche ab und nach erfolgter 
Klänmg wird die Salzlösung durch entsprechende Ablaßvomchtungen 
entfernt. 

Bein-Kreosot und Guigacol. Das so erhaltene Kreosot stellt natür- 
lich nur ein Rohprodukt dar, welches aber gern von den eigentlichen 
Kreosotfebriken gekauft wird. Die Isolierung des Reinkreosots, wie es für 
pharmaceutische Zwecke gebraucht wird und ebenso die Isolierung des 



Aufajtieitüiig der UolzvtfkMiaigseTst^todnkte. 




A. Teeraufarbeitung. 113 

Giiajakols, sowie die Darstellung von besonders wirksamen Verbindungen 
von Guajakol und Kreosot fällt nicht in den Rahmen einer Holzdestillation, 
sondern bildet die Aufgabe von Präparatenfabriken. Der Weg, welchen 
das auf eben bescliriebene Weise erhaltene Rohkreosot bis zur Erlangung 
von Reinkreosot bez. Reinguajakol durchmachen muß, ist ein ziemlich lang- 
wieriger und besteht in einer Reihe von l^Yaktionier- und Extraktionsarbeiten. 
Die hierzu erforderlichen Apparate sind ähnlich denen, welche für die erste 
Auslaugung des Kreosots beschrieben wurden. Zur Durchführung der 
Fraktionierung werden meist starkwandige kupferne Blasen mit Kolonnen ver- 
wandt und finden für die ersten Operationen Kupferkühler, füi* die letzte 
Operation dagegen Silberkühler Verwendung. 

Leichte Ole. Die bei der Teerdestillation erhaltenen leichten Öle 
werden, wie vorher ausgeführt wurde, meistens im rohen Zustande ver- 
w^ertet; seltener werden sie einer reinigenden Operation unterworfen, um 
sie in mildriechender und in möglichst wasserheller Qualität zu erhalten. 
Diese Reinigungsoperationen bestehen in der Behandlimg der Öle mit 
Alkalien und Säm^n und werden in demselben Apparat vorgenommen, 
in welchem die Auslaugung des Kreosots aus den Schwerölen durch Natron- 
lauge erfolgte. Das in die Agitatoi-en eingeführte Leichtöl wird mit 
soviel Natronlauge gemischt, bis beim Diux^hschütteln des abgeschiedenen 
Öles mittels Natronlauge eine Volimizunahme der letzteren nicht mehr 
stattfindet Es sind dann alle vorhandenen phenolartigen Teerprodukte 
entfernt und auch die vorhandenen Aldehyde verharzt, wodurc^h die Natron- 
lauge eine schwarzbraune Färbung angenommen hat Nachdem keine weitere 
Einwirkimg der Natronlauge mehr zu beobachten ist, wird der Prozeß 
unterbrochen und der Agitatorinhalt der Ruhe ül>erlassen. Dabei scheidet 
sich die dickflüssig gewordene, schwarze Lauge in dem trichterförmigen 
Teil des Apparates ab und kann fast «quantitativ vom überstehenden öl 
abgetrennt wei-den. Das so von I^auge befreite <-)l wird nun von den letzten 
Lauger^ten durch Waschen mit Wasser befreit und alsdann das sich 
unten ansammelnde Wasser auf gleiche Weise wie vorher die Lauge ent- 
fernt Dieser Waschung mit Wasser folgt nun die Behandlung der Öle 
mittels konzentrierter Schwefelsäiu^, wozu gewöhnlich 3 — 5 % erforderlich 
sind. Da die Schwefelsäure nur eine energische Wirkung ausüben kann, 
wenn sie in konzentrierter Form wirkt, so miißte das Öl vor Einwirkung 
der Schwefelsäure vollständig wasserfi-ci sein. Dieses ist al)er infolge des 
vorhergegangenen Waschprozesses nicht der Fall, und operiert man deshalb 
in der Weise, daß man nicht die gesamte Schwofelsäui-eraenge auf einmal 
zugibt, sondern erst einen kleinen Teil, welcher dem wässerigen Öl 
die Hauptmenge des Wassers entzieht imd mit zur Abscheidung bringt. 
!Man entfernt nun die schwache Säiu-e imd setzt die Ilauptmenge der 
Schwefelsäure zu, meistens unter geringer Anwärnnmg des Agitator- 
inhaltes. Durch die Einwirkung der Schwefelsäure tritt eine sich häufig 
Klar, HolzYerkohlung. 8 



114 Aufarbeitung der Holzverkohluugserstprodukte. 

bis ziir Bildung von schwefliger Säure steigernde intensive Reaktion ein, 
durch welche, ganz analog dem Prozeß der Petroleumwäsche, eine Reinigung 
der Öle unter Bildung von Säureharz erzielt wird Diese Reinigung gibt 
sich durch besseren Greruch und vor allen Dingen durch die Farbe der 
Ole deutlieh zu erkennen. Nach erfolgter Einwirkung überläfit man das 
Produkt wieder der Ruhe imd trennt dann das unten abgeechiedaie 
Säui-eharz vom Öle ab. Die letzten Säiu^ereste werden durch Wasdien 
mit Wasser imd nochmaliges Xachwaschen mit wenig Natronlauge ent- 
fernt, damit keine Reste von Säure resp. Säureharz in dem Öl ver- 
bleiben. Das so gereinigte Rohöl wird alsdann der fraktionierten Destillation 
imten^'orfen, welche Operation zeitw^eilig in dem zur Rektifikation des Roh- 
holzgeistes dienenden Kolonnen- Apparat ausgeführt werden kann. Man trennt 
erst durch Anwendung von indirektem Dampf die bis zu 130 — 140® 
übergehenden Anteile ab und benutzt dann direkten Dampf, um die höher 
siedenden Öle überzutreiben. Diese letzten Destillatpartien werden mecha- 
nisch von der Hauptraenge des Wassers befreit imd dann meistens durch 
Zusatz von Kochsalz äußerlich entwässert. Zur bequemen EinfüUimg der 
Natronlauge und der Schwefelsäure in den Agitator sind über demselben 
(siehe Abbildung 16) Vorratsgefäße angebracht, welche evakuiert werden 
können, um dann durch entsprechende Leitungen die Natronlauge bez. 
Schwefelsäure direkt aus den Versaudgefäßen (Glasballons bez. Eüsenfässer) 
einzusaugen. Die Vorratsgefäße tragen außerdem eine Skala, um die jeweilig 
gebrauchten Mengen bequem abmessen zu können. 



B. Aufarbeitung des holzessigrsaureu Kalkes. 

Wie l)eroits früher erörtert worden ist, befassen sich die Holzver- 
kohlimgen kleineren und mittleren ümfanges meistens nicht mit der Weiter- 
verarbeitimg des gewonnenen holzessigsauren Kalkes und Holzgeistes, weil 
bei der heutigen Marktiage und den gedrückten Preisen der daraus erzielten 
Reinprodukte die Vei-arbeitung kleiner Mengen nicht lohnt. Andererseits 
sind die Holz verkohlungen nicht in der Lage, vom holzessigsauren Kalk 
resp. vom Holzgeist unbeschränkte Mengen zu produzieren, da die Mengen 
4es zu verarbeitenden Holzes durchaus abhängig sind von der lokalen 
Ibsatzfähigkeit der Holzkohle. Dieselbe kann, wie schon an anderer Stelle 
Bnederholt erörtert worden ist, nicht allzuweit ti-ansportiert werden, weil 
durch längeren Transpoii; die Qualität der Kolüe sehr leidet. Holzverkohlungs- 
anlagen können also naturgemäß nur soviel Holz verkohlen, als lokaler Ab- 
satz für die Holzkohle zu noi-malen Preisen möglich ist, und deshalb sind 
aus den eben angeführten Gründen die Produktionsmengen der genannten 
Produkte lieschränkt. 



B. Aufarbeitung des holzessigsanren Kalkes. 115 

1. Darstellang yon Essigsäure. 

Es hat sich nun mit der Zeit und der Entwickelung der Essigsäui*e- 
dustrie der Usus herausgebildet, daß Holz verkohlungen kleineren und 
ittleren ümfanges ihre Produkte besonderen Kaffinier-Anstalten zugehen 
58en. In früheren Zeiten, als die Essigsäiu« noch ein weniger begehrtes, 
•er gut bezahltes Produkt war, beschäftigten sich allerdings die meisten 
3lzverkohler auch noch mit der Fabrikation von Essigsäure und fanden 
i den damaligen hohen Preisen (siehe die Preisstatistik in der Ein- 
itung) eine lohnende Beschäftigung. Man ging in dieser Zeit nicht vom 
aigsauren Kalk aus, sondern verwandelte diesen auf einem mehr oder 
3niger umständlichen Wege in essigsaures Natron, oder führte den Holz- 
aig direkt in dieses über, entwässerte dasselbe und stellte dann aus dem 
twässerten reinen Salz durch Zersetzen mit Schwefelsäure die reine 
«igsäuie her. 

Wenn wir von den veralteten Methoden der Essigsäure-Herstellung 
sehen, so war dieses lange Zeit der einzige Weg, um eine hochprozentige 
ßigsäure zu erhalten. Essigsäure von 50 % und darunter wimie auch 
lion in früheren Zeiten durch Zersetzimg von essigsaurem Kalk mit Salz- 
ure hergestellt Aber alle diese Säuren, sobald sie nicht aus reinem 
sigsaurem Natron und reiner Schwefelsäure gewonnen wurden, waren 
ineswegs rein, so daß gar nicht daran gedacht werden konnte dieselben 

entsprechender Verdünnung, des empyreumatischen Geschmacks wegen, 
\ Speiseessig zu benutzen. Erst die Fortschritte einer anderen Industrie, 
mlich der Spiritus-Industrie, gaben Veranlassung, die in diesem Industrie- 
reig mit größtem Vorteil ausprobierten Kolonnenapparate unter Anwenduog 
sonderer Spezialkonstruktionen, auch den Essigsäure-Betrieben zugängig 

machen, und die Versuche, welche wohl erst Anfang der 70 er Jahre mit 
n Kolonnen-Apparaten gemacht wurden , ergaben durch einfache Rektifi- 
tion der aus dem essigsauren Kalk gewonnenen Bohsäure eine hoch- 
^zenüge, absolut chemisch reine imd billige Essigsäure. Erst von diesem 
itpunkt an können wir die Entwickelung der Essigsäure -Industrie be- 
GU3hten. Es gelang für die Essigsäure einen ungemein vielfältigen Ab- 
z zu schaffen und der hartnäckige Kampf, welchen die Gärimgs-Essig- 
briken gegen den gefürchteten „Holzessig'' führen, spricht am besten 
• die grosse Ausbreitung, welcher sich die aus Holzessig gewonnene 
3misch-reine Essigsäure in entsprechender Verdünnung für Speisezwecke 

erfreuen hat. 

Essigsäure aus essigsaurem Natron. Wie schon oben aus- 
führt wurde, gibt es momentan zwei Methoden, um Essigsäure her- 
stellen. Die ältere Methode, welche nur noch selten ausgeführt 
rd imd deshalb kaum in Betracht kommt, besteht in der Zer- 
zung des chemisch reinen essigsauren Natrons. Dasselbe wird in 

8* 



110 Aufarbeitung der Holzverkohlungserstpzodnkte. 

(lor Weiso gewonnen, daß man die Holzessigdämpfe beim Abtrieb dö 
Dreiblasensystems nicht von Kalkmilch, sondern von Sodalösung absoitiiem 
Hißt. Dadurch entsteht eine Losung von rohem essigsaurem Xatron, welches 
aus der Lauge durch Verdampfung und Kristallisation erhalten iriri 
Das so gCAvonnene Produkt — durch Umkristallisieren gereinigt — ¥» 
in frühoHMi Jaliren unter dem Xamen „Rotsalz" im Handel imd enthielt 
außer geringen teerigen 13eimengimgen die im Holzessig mit enthaltöM 
Homologen der EssigsiUnxi, also vor allen Dingen Propion- und Buttersäure. 
Da eino Essigsäure, welche diese Säuren enthält, als chemisch reiw 
Essigsäure nicht zu gebi-auchen ist, so mußten dieselben vor der ZersetzoDf 
des essigsauren Natrons entfernt weiden. Dazu ^nmie das ,,Rotsal2'^ in 
stnnem Kristall wasser geschmolzen und die Schmelzung fortgesetzt, bis 
(ks Produkt vollständig wasserfrei war. Schon vor der Schmelztempe- 
ratur des wasserfi-eien, essigsauren Natrons tritt Zersetzung des biitta?» 
sauren bezw. Propionsäuren Natrons ein, und liat man es auf diese Veise 
in der Hand durch fraktionierte Kristallisation mit darauf wieilerholten 
Schmelzprozeß die Essigsäurehomologen zu entfenien, so daB dann aiB 
dem resultierenden reinen Salz chemisch reine Essigsäiu^ durch einfkk» 
Destillation mit Schwefelsäure hergestellt wenlen kann. 

Essigsäure ans holzesslgsaurem Kalk. Nachdem mm in der 
houtig(*n Zeit das essigsaui-e Natron zumeist durch Absättigimg von »c^hwad» 
Vorlauf sessigsäui-e mit Soda, siehe Seite 144, hergestellt wird, ist es voU 
ohne winteres einleuchtend, ilaß dieses Material ein Rohprodukt f ur Esag- 
säui-efabrikiitiou nicht melu* vorstellen kann, imd alle im Handel befindücie 
Essigsäure wird heute aus dem essigsauren Kalk, wie dieser von den Holfr 
v<Tkohlimgen mit einem Gelialte von 80 bis 82 % Calciimiacetat iu d« 
Handel gebraclit wird, gewonnen. 

AVie wir l)ereits gesehen haben, ist dieses Produkt ungeföhr folgendft- 
nuUJen zusanmiengesetzt: 

In 100 kg grauem, holzessigsaurem Kalk von 80 bis 84 % ssA 
ontlialton : 

ca. ^4 % Calciumacetat incl. Calciumin-opionat und Calciimibutyrat 
,, 10 % Wasser und 

% FnMndbestandteile, 
unter <lon«*n Teerreste und andere eniprivurnatische Stoffe eine Hauptroöe 
sja«^lrn, wie «lieses schon der Geruch des Pi-oduktes anzeigt. 

Um aus diesem Präparat die Essigsäure zu gewinnen, gibt es «^ 
Vorialu-eii: 

1. Zorst^tzung des essigsauivn Kfdkes mit Salzsäm«. 

2. Zei-setzunu- d(\s essigsaui-en Kalkes mit konzentrierter Schwefel- 
säure. 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 117 

Beide Methoden sind in voller Anwendiuig, und richtet sich die Wahl 
derselben ganz nach der Qualität von Essigsäure, welche man produzieren 
will. Man unterscheidet in der Hauptsache folgende Essigsäurequalitäten : 

1. technische Säure mit einem Essigsäuregehalt bis zu 50 % ; 

2. hochprozentige Essigsäure für technische Zwecke mit einem 
Essigsäiu^gehalt von 80 bis 100 % ; 

3. chemisch reine Essigsäure von 80 % für Speisezwecke, voll- 
ständig metall- und empyreumafrei. 

4. chemisch reine Essigsäure von 96 bis 100%, sogenannter Eis- 
essig, ebenfalls metaU- und empyreumafrei. 

Handelt es sich darum, lediglich technische Essigsäure zu produzieren, 
80 kann eventuell dem Salzsäureverfahren der Vorzug zu geben sein, weil 
dasselbe billiger ist, als das Schwefelsäureverfcihren , bei welchem stets 
mehr oder weniger mechanische Ki-äfte beansprucht werden. 

SalzsftureTer&hren. Man unterscheidet zwei Arten der Ausfühnuig 
des Salzsäureverfahrens imd zwar das periodische und das kontinuierliche 
Verfahren, welch letzteres unter Patentschutz (D.R.P. No. 118 608, Kl. 12r. 
Dr. Paul Boesneck in Glauchau i. S.) steht. 

Das periodische Verfahren ist wohl die älteste Arbeitsmethode, um 
aus holzessigsaurem Kalk Essigsäiu-e zu gewinnen. Es wird in der Weise 
ausgeführt, daß man den essigsaui-en Kalk mit der erforderlichen Salzsäure- 
menge zusammen mischt \md das vollständig flüssige Reaktionsprodukt eine 
»eitlang der Ruhe überläßt. Als Mischgefäße benutzt man verbleite Holz- 
bottiche oder gemauerte Gruben, welche zur leichten Einfüllung von Kalk 
und Säure in die Erde eingelassen imd mit Holzrülu^erk ausgestattet sind. 
Kg. 18 stellt einen solchen Apparat dar. 

Für 1 00 kg essigsauren Kalk gebraucht man in der Regel mindestens 1 1 5 kg 
Salzsäiu^ von 20 bis 21^ B6. Nachdem beide Produkte eingefüllt sind, rührt 
man diu-ch, bis die Masse vollständig flüssig gewoi-den ist, und überläßt 
dieselbe dann, wie bereits ausgeführt, der Ruhe. In diesem Gemisch, 
welches eine Mischung von Chlorealciumlosung und Essigsäm^ darstellt, 
scheidet sich auf der Oberfläche eine Teerscliicht ab, in welcher gleichzeitig 
vorhandene mechanische Verimreinigungen, wie Holzstücke, Stroh etc. ent- 
halten sind. Diese Teerschicht wird von oben entfernt imd dann die blanke 
Lange, welche ca. 1,254 spez. Gewicht hat, in einen Destillierappai*at 
eingesaugt. Derselbe besteht, wie Fig. 18 zeigt, aus einer kupfernen 
Blase, welche entsprechend der Beanspruchimg durch die Säure genügend 
stark gebaut ist, und an welcher alle Lötimgcn mittels Hartlot ausgeführt 
sind. In der Blase selbst liegt eine Dampfschlange, welche die Wärme- 
zufuhr besorgt Die Blase ist durch ein genügend weites Übersteigrolu- 
mit einem Kühler aus nahtlosem Ku[)ferrohr verbunden, und steht der Aus- 



118 



Aufarbeitung der Holzverkohlungserstprodukte. 



lauf mit einem liölzemen SammeLreservoir in Verbindung, oder es kann 
auch die ausfließende Säure vom Auslauf aus direkt in Ballons abgelassen 
werden. Außer mit der Dampfschlange ist der Apparat noch mit einer 
Vorrichtung zum Einblasen von direktem Dampf ausgestattet. Die Befüllnag 
der Blase geschieht in einfachster Weise durch EN-akuieren derselben mittet 
eines Dampfstrahlge])lä8e8, welches am besten am Eühlerauslaiif angeschlossen 
ist Nach dem Evakuieren öffnet man den Hahn des Einsaugrohres, welches 
in den oben genannten Zersetzungsbottich mündet. Die LOsung tritt sehr 
schnell in den Apparat ein, ohne daß man irgend welcher Pumpen l^e- 
dürfte, welche für diese Operation infolge des schnellen Verschleißes wenig 
tauglich sind. Sind alle Lötungen der Blase durch Hartlot bewirkt, und die- 
selbe nach erfolgter Lötung durch Hämmern wieder gehärtet, so ist die Be- 




Fig. 18. 

Herstellung von Essigsäure nach dem periodischen Salzsänre-Yerfahren. 

a Zersetzungsbottich, b, c DestUUerapparat, dl—d2 RohsAiire-Reserroire. 

triobsdauer eines solchen Apparates eine ziemlich lange. Von Einfluß auf die 
Haltbarkeit ist femer die Beschaffenheit der Salzsäiure, und hat es sich heraus- 
^ostellt, daß vor allem ein Arsengehalt derselben sehr schnell zerstörend auf 
die Metallflächen einwii-kt. Auch die Heizschlange besitzt genügende Halt- 
barkeit, falls der Bau derselben von in dieser Branche erbhrenen Kupfer- 
schmieden vollzogen ist. Schon kleine Fehler pflegen sich bei diesem, 
dem Säurefraß besonders ausgesetzten Appai-atteil schnell zu rächen« Aber 
ni(.4it um- Apparatfehler haben die manchmal ganz anormal schnelle AI»- 
imtzung eines solchen Appai-at<?s zur Folge, sondern auch die Qualität uml 
Wandstärke des angewandten Kupfers, und es ist falsche Sparsamkeit, in 
dieser Hezieliung zu geizen. 

Die Grüße der Blase hängt natui gemäß von der Höhe der Leistung 
ab, und empfielilt es sich, nicht allzu gi-oße Blasen zu verwenden. 



I 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 119 

Nach Befüllung der Blase, und nachdem man den Luftausgleich durch 
Öffnen des Lufthahnes bewirkt hat, beginnt man mit der Beheizung durch 
die geschlossene Schlange, also durch indirekten Dampf. Von Anfang an 
läuft bereits eine wasserhelle oder höchstens einen Stich ins Gelbliche 
zeigende Säure, von welcher man bec^uem und ohne jede Schwierigkeit ca. 
50 % der Einlage abdestillieren kann. Am Ende der Operation gibt die 
stark konzentrierte Chlorcalciumlauge nur noch wenig ab, und es ist ratsam, 
nach dieser Zeit, also nach dem Abtrieb von ca. 60 % der Einlage direkten 
Dampf zu geben. Die mit direktem Dampf erhaltene Säure tritt trübe 
aus dem Apparat heraus, und werden alle unter 30 % Säure enthaltenden 
Fraktionen der nächsten Operation hinzugefügt. Die auf eben beschriebene 
Art erhaltene Säure ist für viele Zwecke schon brauchbar. Will man 
solche fast wasserhell und chlorfrei haben, so unterwirft man dieselbe einer 
zweiten Operation, nachdem man das Produkt vorher durch einen kleinen 
Überschuß von Kaliumpermanganat in einem Tongefäße oxydiert hat. Die 
dabei resultierende Säure pflegt dann für alle technischen Zwecke voll- 
ständig auszureichen. 

Was nun die Ausbeuten anbelangt, so müßten der Theorie nach aus 
100 kg essigsaurem Kalk von 82 % ca. 60 kg Essigsäure von 100 % 
resultieren. Diese Zahl wird man aber niemals erreichen, da die in der 
Blase zurückbleibende Chlorcalciumlauge gewisse Säuremengen stets zurück- 
hält, deren Gewinnungskosten den Wert der erhaltenen Säure übersteigen 
würden. 

Die mit HiKe von Salzsäure erhaltene Essigsäure pflegt man, wie 
bereits ausgeführt, nicht weiter zu verarbeiten, sondern bringt dieselbe 
in der Konzentration, wie sie der Betrieb liefert, einfach in den Handel. 
Es ist aber durchaus nicht ausgeschlossen, diese Säure, welche im Durch- 
schnitt ca. 45 % Essigsäure enthalten wird, auf chemisch reine Säure von 
80 — 100 % zu verarbeiten. Der Weg, der hierzu einzuschlagen wäi*e, ist 
ein "sehr einfacher und besteht seiner Hauptsache nach aus einer Rekti- 
fikation, welche in einem Kolonnenapparat für Essigsäure vorzunehmen ist. 
Diese Apparate setzen sich, wie Fig. 19 zeigt, ganz analog jedem Rektifizier- 
apparat, aus Blase, Kolonne, Kondensator und Kühler zusammen. 

Trotz dieser äußerlich gleichen Form bedingt der Bau von Essigsäui-e- 
Rektifizier-Apparaten eine große Summe von Erfahrungen, welche sich so- 
wohl auf die Konstruktion, als auch auf die mechanische Bearbeitung 
beziehen, und nicht minder wichtig ist die Auswahl des Baumaterials. Es 
steht fest, daß für diese Apparate Kupfer das einzig brauchbare Material 
ist, vorausgesetzt, daß dasselbe von guter Qualität imd auch nach erfolgter 
Lötarbeit wiederum hart gehänmiert worden ist. Sind diese Bedingungen 
erfüllt, wird die Arbeit von geschulten Kupferschmieden ausgefülui:, und 
ist in den Wandstärken nicht gespart, so befriedigt ein solcher A[)pai'at 
in vollkommener Weise. Die Blase baut man walzen- oder cylinderfr>rraig 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 121 

und vollzieht die Beheizimg durch eine eingelegte Dampfschlange. Die 
Wandstärken der Blasen differieren zwischen 6 und 12 mm und als 
Blaseninhalt pflegt man nicht unter 3000 1 zu nehmen. 

Die Kolonne, welche im Längsschnitt durch die Figur 6, d sche- 
matisch dargestellt ist, wird ebenfalls in Kupfer ausgeführt, die Sieb- 
Ixkien jedoch bestehen meistens aus Porzellan oder Ton. Dieselben sind 
mit der Kolonne nicht fest verbunden, sondern ruhen auf besonderen 
Trägem, welche als Cylinder innerhalb der Kolonne angebracht sind. 
Der Baum zwischen dem äußeren Kolonnenmantel und diesen Siebträgem 
wird mit Asbest ausgestopft, wodurch man jeden Säiu^-Angriff von den 
Kolonnenwänden abhält. 

Kondensator und ebenso Kühler baut man in Schlangenform, da 
andere Ausfühnmgen z. B. Röhi-enkühler oder Zargenkühler nur geringe 
Haltbarkeit gezeigt haben. 

Der Betrieb mit diesen Apparaten ist ein äußerst einfacher. Die zu 
rektifizierende Säure wird auf irgend eine Weise — am besten mittels 
Montejus — in die Blase gefüllt und nun kräftig angeheizt. Sobald die 
Dämpfe in die Kolonne einzutreten beginnen, mäßigt man den Dampf und 
wartet bei reduzierter Dampfzufuhr den Ausfluß der Säiu^ aus dem unteren 
Kühler ab. Sobald die Säure erscheint, reguliert man die Dampfzufuhr zur 
Kolonne imd die Wasserzufuhr zum Kondensator in der Weise, daß pro 
Stimde die der Leistung der Kolonne entsprechende Menge Säure aus- 
ti-itt, -welche anfangs nicht mehr wie 25 % Essigsäure zeigt. Der innere 
Vorgang im Rektifizier- Apparat ist bereits früher bei der Rektifikation des 
Holzgeistas auf Seite 50 näher beschrieben. 

Vergleichen wir mm die Holzgeist- und Essigsäure-Rektifikation, so 
zeigen dieselben natürlich sehr markante Unterschiede, indem beim Holz- 
geist das wertvolle und hochprozentige Produkt zu Anfang und bei der 
Essigsäure am Ende der Operation erscheint, und ist dieses bei Vergegen- 
w^ärtigimg der physikalischen Konstanten einer Wasser-Holzgeist Mischimg 
und einer Wasser-Essigsäure Mischimg ohne weiteres erklärlich. 

Je nachdem man nun beabsichtigt, Eisessig oder mehr 80 % ige Essig- 
säure zu erhalten, reguliert man den Wasserzufluss zum Kondensator. Je 
intensiver die Rttckkühlung stattfindet, desto mehr schwachprozentige Säiu-e 
wird anfangs erhalten, wodurch andererseits wiederum der Rückstand mit 
liochprozentiger Säure angereichert wii-d. Bewirkt man durch geringen 
Wasserzufluß einen geringeren Rücklauf, so erhält man zu Anfang schon 
relativ konzentriertere Säure, und es ergibt die Operation entsprechend 
weniger Eisessig. Gewöhnlich sucht man allerdings so viel wie möglich 
Eisessig vom Apparat zu bekommen. Es hat dies nicht nur seinen Grund 
in der höheren Bewertung dieses Artikels, sondern die Säure wird auch 
relativ reiner, denn solange Wasser zugegen ist, pflegen die Begleitprodukte 
der Essigsäure — nämlich Butter- und Propionsäure, Holzöle etc. teilweise 



122 Aufarbeitung der Holzverkohlungserstprodukte. 

mit der Essigsäure überzugehen, imd erst wenn das Wasser entfernt ist, 
die Säure also liochprozentig ausfließt, tritt eine scharfe Abtrennung dieser 
Begleitprodukte von der Essigsäure ein. Es ist dieses dieselbe Erscheinung, 
wie z. B. l)ei der Rektifikation von Fuselöl. Auch hierbei ist es eri^t 
möglich, das Fuselöl durch Rektifikation in seine Bestandteile zu zerlegen, 
wenn alles Wasser entfernt ist. 

Um ein Beispiel über den Verlauf einer derartigen Rektifikation zu 
geben, mögen folgende Angaben dienen: 

Bei einer Einlage von 45 Ballons Essigsäiu^, welche im Durchsclmitt 
ungefälir 45 — 50 % Essigsäm-e enthielten, residtierten als Destillat ca. 
30 Ballons einer schwachen Essigsäure, welche im Diux^hschnitt etwa 
15 — 20 % Essigsäure enthielt, worauf noch ca. 13 Ballons einer Essig- 
säure von ca 95 % folgten. 

Anfangs treibt man langsam ab, sobald aber Eisessig aus dem Apparat 
tritt, stellt man das Wasser zum Kondensator ab imd kann die Destillation 
nun wesentlich beschleunigt zu Ende führen. 

Will man mehr chemisch reine als technische iSäure fabrizieren, S'» 
wird man nicht das Salzsäureverfahrcn , sondern das Schwefelsäure -Ver- 
fahren wälüen, welches wir gleich besprechen werden. Bisher wurde das 
Salzsäureverfahren in der vorstehend beschriebenen Art ausgeführt. Ein- 
zelne Fabriken arbeiten mit Abweichungen, z. B. wird auf dem Abtrielfe*- 
apparat eine Kolonne angebracht, um gleich beim ersten Abtrieb eine 
Zerlegung in schwächere und stärkere Säure herbeizuführen. Diese Arbeits- 
art liat sicli aber nicht allgemein eingebürgert, wohl weil kein Vorteil 
damit zu erzielen war. In neuerer Zeit hat nun das periodische Salzsäure- 
Vorfaliren Konkiu-renz durch ein kontinuierliches Verfahren bekonmien, 
welches unter Patentschutz steht. (D. R. P. No. 118 608, Dr. Boessneck). 

Die Ausführung dieses Verfahrens geschieht in der Weise, daß man 
den liolzessigsauren Kalk in schon frühei* beschriebener Weise mit Salz- 
säure zerlegt und dann die essigsäurehaltige Chlorcaldumlösung kontinuier- 
lich fMnoni Abtriebsapparat zuführt, welcher seinem Prinzip nach ähnlich 
den bekannten Maisclikolonnen der Spiritusfabriken gebaut ist. Der Apparat 
besteht aus einer Kolonne, in welcher sich eine Anzahl Böden befinden. 
und wird die vorgewärmte Säure dem obersten dieser Böden kontinuierhch 
zugefülirt und fließt dann in der Kolonne von Boden zu Boden nach unten, 
auf diosj'ui Wege diux:-h besondere Heiz Vorrichtungen die Essigsäure dampf- 
förmig abgelxjnd. Dieselbe entweicht nach ol>en, gelangt in einen Kühler 
und wii-d von diesem kondensiert, während vom imteren Boden der Kolonne 
die abgt^triebene Chlorcalciumlösung abgeführt wird. 

Diese kontinuierliche Arbeitsmethode bietet gegenüber dem periodischen 
Betriebe natürlich Voi*teile, welche in niedrigen Anlagekosten und ge- 
ringem Arbeitslohn bestehen, also mit anderen Woi-ten in niedrigen Betriebs- 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 123 

kosten. Damit dürften jedoch nicht die Vorteile des kontinuierlichen Ver- 
fahrens erschöpft sein. 

Das Boessnecksche Verfahren wird in den Fällen rationell anzu- 
wenden sein, in welchen größere Mengen technische Säure mit geringen 
Anlagekosten billigst zu produzieren sind. Die nach diesem Verfahren 
erhaltene Säure zeigt ebenfalls eine Konzentration von ca. 45 — 50 7o imd 
einen befriedigenden Reinheitsgrad. Dieselbe kann mit Hilfe von Kolonnen- 
apparaten in der schon oben ausgeführten Weise auf hochprozentige 
Essigsäure verarbeitet werden, ob rationell, ist eine Frage der Praxis. 

Schwefelsäureyerfahren. Während bis in die 70 er Jahre das Salz- 
säureverfediren ausschließlich ausgeführt wurde, hat sich seit dieser Zeit in 
fast sämtlichen Essigsäure-Fabriken des In- imd Auslandes das Schwefelsäure- 
verfahren fest allgemein eingebürgert. Dasselbe unterscheidet sich vom Salz- 
säureverfahren nicht nur durch die Verwendung von Schwefelsäure anstatt 
Salzsäure, sondern auch die Arbeitsmethode imd die Arbeitsresultate sind 
durchaus verschiedene. Während bei der Zersetzung des essigsauren Kalkes 
mit Salzsäure Rührwerke überhaupt nicht erforderlich sind, weil das Produkt 
auch nach dem Abtrieb der Essigsäiu-e flüssig bleibt, und dieselbe deshalb 
bis auf gewisse imvermeidliche Reste abgibt, sind zur Zersetzung des essig- 
sauren Kalkes mit Schwefelsäure selir stark gebaute Rührwerke erforderlich, 
weil das Reaktionsprodukt nach erfolgter Umsetzung eine feste Masse bildet, 
welche die Essigsäm^ nur bei Anwendung von Rührwerken in befriedigen- 
dem Maße abgibt. Ein zweiter Unterschied liegt darin, daß bei der Salzsäure- 
zersetzung Nebenreaktionen kaum auftreten, weil die Zersetzung infolge 
des Wassergehaltes der Salzsäure in Verdünnung vorgenommen wird. Beim 
Schwefelsäureverfahren dagegen wird die Zereetzimg in konzentriertester 
Form beider Produkte diuxihgeführt. 

Nun ist uns von früher bekannt, daß der essigsaure Kalk nicht 
unerhebliche Mengen Teer und Holzöle enthält. Schon die bei der Zer- 
setzung eintretende erhebliche Reaktionswärme, welche im Anfangsstadium 
durch die auf den Zersetzungskessel einwirkende strahlende Wärme 
des Mauerwerkes noch gesteigert wird, gibt Veranlassung, daß gewisse 
Mengen dieser Kai kv^erunreinigungen eine Reduktion von Schwefelsäure 
herbeiführen, so daß schweflige Säure stets als Nebenprodukt auftritt, 
abgesehen von der Bildung anderer flüchtiger Verbindungen, welche zum 
Teil ins Destillat mit übergehen. Die nach dem Schwefelsäureverfahren 
unter Anwendung von direkter Feuerimg erhaltene Rohsäure wird deslialb 
unter allen Umständen um^einer sein, als die aus dem Salzsäureverfehren 
erhaltene, bietet aber den Vorteil einer viel größeren Konzentration. 
Nehmen wir an, daß im holzessigsauren Kalk 10 7o Wasser und 82 7o 
Calciumacetat enthalten sind und in der liandelsübliehen Schwefelsäure 
ca. 7 ^Q Wasser, und rechnen wir ferner, daß zur Zersetzung von 100 kg 
essigsauren Kalkes mindestens 60 kg Schwefelsäure von 66 ^B^. erforderlich 



124 Aii£iin*3TEsz i» H-.-liT«nt^ 

•kid. üj'i 9rt2>ri: wir eir:.*r R'i-faaasi^iit-r v -s aS k^ Esä^Bbtre ans 100 kg 
h:\Zirr^^ziA72T^z. K^klk -rin. SrT. ma&en unter Zttiddkmar des ans dem holz- 
r^asrsaTir^n K^lk nnd d^r N.iiwefelsiiiPr eiiu^ihen imd mit fibeidestillierten 
Wa«««^ in Saa^iLa 72 kz RoLesagsiTipe' a^ 100 ke holz^sagsauren Kalk 
r^^TJlierei. . aL=-> 'lie eewoniiene SiTire 

oS - 100 ^^. . 

.^ — = 80 «IC SfSOL 

l)yrs>fr^ ^Iz^ die hvh-t errek-hhore K'Miz^BtratioD. w^enn mit Schvefel- 
^4m*: v.n ^ ■ B4. nnd niv-ht T->rg*etp:ckiietem Kalk mit 10 *♦ Wasser- 

^srhalt efsait-eit^t wiri. 

ArT.^iVrt lEan n^.h d-m gew.'hniicheii S-hw^felsanreveitahren • als*» 
oLxvr Arir^ndoiiff von L'iftl->fre nnd mit direktem Feoer. so wird man diese 
K'AZrrntraiion eicht -rreicheD. Die3?e> hat ^inen Gnmd darin, «iaß bei 
der durch das «ürekt^ Feuer l^üngten. erlhjhten Anfangstemperatur, 
weiche durch die -tan«iig auf den Zereetznncskessel einwirkende, nicht 
a/T^ii^eliende strahlende Wärme des Mauerwerkes erh*'ht wird, schon ein 
Teii der Sy.hwef-l-ätire dup.h vorhandene Teermengen reduriert wird. 
aiw> dem Prozeß verl-r^n geht. Man muß deshalb bei Ausübung dieses 
VerlahreL* einer: T^-^r-huß von S<-hwefeisäure verwenden und zwar 
gewofiniic-h 70 kg N-hwefeisäure auf 100 kg essigsauren Kalk, damit 
nian »k/ner Lrt. daß am Ende des Prjze>ses ^ind der dann vorhandenen 
•i'rhen Temperat^ir ni-i-t etwa Aoe-tonbildung au-^ uniersetzt gebliebenem 
Kalk eintritt. L»ie ir.- De-tillat gelantrenden Wassermengen werden als«» 
r.i' ht h'-iT durch -l-n M-hnerbrau-.-h an Schwefelsäure. s«»ndeni auch noch 
d'ir.-h die Was^ermenger. erhvht. welch»^ <ich Wi den Reduktionsreaktionen 
'ler >:-hw»'felÄaure bilden, und maü k^mmt infolgedessen im Maximiun 
Eor a'if eine Konzentratior: der Rohsäure vr.n ksl 75*^ 

Tortelle und Nachteile beider TerfalireiL Vergleichen wir 

L .n •'-ii.mal. ehe wir auf die I>?tail- des Schwefelsaiueverfidirens ein- 
geher. . die V..i-teile nr.d Xa-hteile der f^eiden Verfiahren. so zeigt sich, 
'iäß da^ .Salz-äur*^verfahi-en duivh den Au-fiall von Rührwerken, also 
Er'?[A.'-ni-V' an Bitrnnmat'iial. duirh Anwendunir licliebig großer Chargen 
und dt! ::. -len fa-t the-.»i-etLs«:hen Verl »ran. h an Säure rationeller arbeiten 
"fiftte. zMAal >-i Anwende mir de- k'*ntinuierlichen Verfehrens. Dagegen 
Äfdeit ^Li- .V:hwet»^l-äun:rvei'falüen nicht unerhebliche Antnebskraft für 
« Rührwerke und aiiß^i-dein sind Ji«- Chai-jrengn'ßen ziemlieh begrenzt 
^ daß im allgem-inen die Anlaire nach die>om Verfahren teuerer zu 
stehen kommt. Au<h i-^t e< nicht m"«glieh. genau mit der theoretischen 
^•Jromenge auszukommen, -'.«ndem es muß stet> ein. wenn auch geringer 
'"^r^hüß an Schwefelsäui-e zur Verwendimg k«»mmen. Die Betriebs- 
arten werden als*» zur Erzeugimg »lor Roh^uie beim Schwefelsäure- 
^©rtahren höhere sein. Alle diese M<»mente al-^r werden reiclilich dadurch 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 125 

wieder ausgeglichen, daß beim Schwefelsäiu^verfahi-en höhere Ausbeuten 
an Essigsaure resultieren. Wenngleich weiterhin das Salzsäure verfeihren 
bei Erzeugung der Rohsäiu-e sich anscheinend in Bezug auf die Betriebs- 
kosten im Vorteil befindet, so drehen sicli diese Verhältnisse doch sofort, 
wenn wir auf die Weiterverarbeitung der nach beiden Verfahren erhaltenen 
Rohsäiu-en eingehen. Wii- haben gesehen, daß das Salzsäure verfahren 
nur eine Säure von maximal 45 — 50 7o Säiu-egehalt liefeil, während das 
Schwefelsäure verfahren \mter Innehaltung gewisser, weiter unten näher 
auszuführender Bedingimgen, eine Rohsäiu-e von 80 % ohne Schwierigkeit 
resultieren läßt. Der heutige Essigsäiu^markt legt nun für schwach- 
prozentige Säure ungemein niedrige Preise an, wogegen die Preise für 
Eisessig resp. für 80% ige reine Säure im Verhältnis viel bessere sind, 
und ist es eine feststehende Tatsache, daß die Rentabilität von Essigsäure- 
Fabriken in den meisten Fällen von dem mehr oder weniger großen 
Ausbringen an reiner Säure abhängt. Rektifiziert man mm die vom 
Salzsäureverfahren stammende Rohsäm-e, so wird, wie oben bereits aus- 
geführt, eine ganz erhebliche Menge niedrigprozentige, schwerer ver- 
wertbare und geringer bewertete Essigsäure erhalten. Wird dagegen eine 
SO % ige Säure im gleichen Apparat dieser Operation imterworfen, so 
resultiert nur eine relativ geringe Menge technische Säure, während die 
Hauptmenge als hochprozentige Essigsäure resp. Eisessig resultiei-t. 

Diese Momente zeigen, daß das Salzsäureverfahren nur dann rationell 
verwendbar ist, wenn es sich darum handelt, lediglich technische Säure 
zu produzieren, oder wo es gilt eine gegebene, billige SalzsäurequeUe aus- 
zunutzen, so daß zur Herstellung von Eisessig resp. Speiseessig stets dem 
Schwefelsäureverfahren der Vorzug zu geben sein wird. Einen weiteren, nicht 
imerheblichen l7belstand bringt das Salzsäiu-everfahren durch die in ziem- 
lichen Mengen restierenden Chlorcalciumlaugen mit sich. Eine Verwendung 
derselben — also im Zustand, wie sie aus dem Betrieb abfallen — wird 
nur in besonderen Ausnahmefällen (Kühlflüssigkeit für Eismaschinen etc.) und 
dann nur in geringen Mengen möglich sein. Die Textilindustrie kann solch 
unreine Laugen nicht verwenden, und ein Eindampfen imd Calcinieren 
lohnt gleichfalls nicht, da ein viel reineres Chlorcaleium zu niederem Preise 
von anderen Industriezweigen geliefeii; wird. 

Wenn man daher nicht die Konzession erhält, diese Laugen einem 
Flußlauf zuführen zu können, oder sonst keine Verwendung dafür zm- 
Herstellung anderer Produkte hat, z. B. Clüorbaryum, so bilden diese Laugen 
ein das Salzsäureverfahren untei- T'mständen recht belastendes, unbequemes 
Abfallprodukt. 

Auch das Schwefelsäiutivci-fahren zeigt verschiedene Ausführungs- 
modifikationen. Die ältere Arbeitsweise, welche fast sämtliche Essigsäure- 
fabriken noch heute anwenden, besteht darin, daß man den essigsaiu'en Kalk 
in gußeisernen, mit Rührwerk ausgestatteten Kesseln unter allmählichem 



11^6 



Aiifirbeitung (kr Holz verkohl nngseistprwJükte. 




«^uUelserueB Rührwerk zur ZeTBetmung von essigsaiirexi] Kalk mit kaum. 

Schwefelsaure, 




Uekernea Ruhrwerk (Fig. 20) eingemauert und mil Kühler verbiinden. 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 127 

Zufluß von Schwefelsäure zersetzt, wobei die Apparate durch direktes Feuer 
beheizt werden, siehe Fig. 20 und 21. Diese Betriebsart bedingt, aus oben 
schon angeführten Gründen, einen etwas größeren Schwefelsäure verbrauch 
und sind auch die einzelnen Chargen infolge der direkten Befeuerung an 
gewisse Grenzen gebunden. 

Yacnumyerflahren nach Dr. E. y. d. Linde. Diese Nachteile des 
Verfahrens sucht Dr. von d.Linde(D.RP.No. 92418) dadurch zu vermeiden, 
daß er die ganze Operation bei möglichst absoluter Luftleere vornehmen 
Ifisst. Dadurch wird es ermöglicht, die Essigsäure aus dem dicken Gips- 
brei schon bei Temperaturen auszutreiben, welche die Anwendung von 
gespanntem Dampf zur Beheizung der Apparate zulassen. Durch die 
Innehaltung niederer Temperaturen während des Abtriebes und die Möglich- 
keit die diuxjh die Keaktionswärme an sich hohe Anfangstemperatur durch 
Absperren der Dampfzufuhr zu mildern, werden sekimdäre Zersetzungen 
der Schwefelsäure so gut wie vermieden, so daß mit geringeren Schwefel- 
fifturemengen, welche der Theorie nahe kommen, gearbeitet werden kann. 
Auch lassen diese Apparate infolge der Beheizung mit Dampf sehi* große 
Chargen zu, welche denjenigen beim Salzsäiu-everfahren fast gleichen. 

Terfahren yon Dr. E. A, Behrens. Während Dr. Linde das 
Yacuum zur Beseitigung der dem Schwefelsäureverfiahren anhaftenden 
Übelstände heranzieht, schlägt Dr. Behrens einen ganz anderen, eigenartigen 
Weg ein, um denselben Zweck unter Vermeidung derKosten für Erzeugung- 
des Vacuums zu erreichen. Das gleichfalls unter Patentschutz stehende 
Behrens'sche Verfahren (D. R. P. No. 121 199) besteht darin, daß der 
essigsaure Kalk in Essigsäure gelöst und erst nach erfolgter Lösung die 
Zersetzung mittels Schwefelsäure vorgenommen wii^d. Durch diese Ver- 
dünnung der ganzen Reaktionsmasse gelingt es, mit der theoretischen 
Ifenge Schwefelsäure die Zersetzung des essigsaiu-en Kalkes zu bewirken,. 
ohne daß dabei irgend welche Nebenreaktionen eintreten können. Aus dem 
Reaktionsprodukt, bestehend aus einem Gemenge von Essigsäure und GipSy 
dessen Hydratierung durch besondere einzuhaltende Bedingimgen vermieden 
Wird, wird dann die Essigsaure nach einer besonderen Methode abge- 
Bchieden. 

Außer diesen drei oben genannten Hauptverfahren zur Herstellung 
v-on Essigsaure nach dem Schwefelsäureverfahren, gibt es noch eine ganze 
^zahl zumeist patentierter Verfahren, welche aber meines Wissens nach 
ö.irgends in industrielle Anwendung gekommen sind. Dagegen haben die 
oben genannten drei Verfahren sich Eingang in die Praxis verschafft, und 
Wenngleich die meisten Fabriken nach dem alten Schwefelsäureverfahi-en 
U-beiten, so gibt es doch auch eine Anzahl Fabriken des In- und Aus- 
Landes, welche sowohl mit dem Dr. v. d. Lindeschen, wie mit dem 
Behrensschen Verfahren arbeiten. 



128 Aufarbeitung der Uolzverkohlungserstprodukte. 

Ohne mit allen drei Verfahren i)niktisch gearbeitet zu haben, entzi^t 
es sich natüi'lich der Beurteilung, welches Verfahren das geeignetste ist, 
aber es hat sich herausgestellt, daß bei Anlagen mittlei-en ümfuigei | 
dem alten Schwefelsäureverfahren der Vorzug zu geben ist, während bd 
großen Anlagen die vorher genannten jmtentierten Verfahren, speziell daii 
sehr gut arbeitende Verfalu^n von Dr. K. v. d. Linde, der Rohsäure- 
gewinnuug Vorteile bieten. 

Betrieb und Einriehtang einer EssIgsSnrefiibrik. Seiien vir 
uns nun einmal die Betriebseinrichtung, siehe Fig. 22, einer Fabrik 
an, welche nach dem Schwefelsäureverfahren arbeitet Die einzelooi 
Abteilungen, siehe Fig. 22, einer EssigSilurefabrik setzen sich aiis folgenden 
Stationen zusammen: 

1. die Rohsäui-estation, 

2. die Kektifizieranstalt für Rohsäure, 

3. die Fünlerungseinrichtung für Schwefelsäure, 

4. die Förderungseinrichtung für &sigsäiu-e, 

5. Miscli- und Vorratsreservoire für Roh- und Reinsäure, 



uateJ 
KeiM 

ipin- ^ 

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Zur Zersetzmig des essigsaui-en Kalkes dienen gußeiserne Apparate 
mit Rührwerken, wie sie duixjh Fig. 20 dargestellt weitlen. Di( 
Apparate werden eingemauert und die einzelnen Öfen zu einem gemeia- 
schiiftlichen Ofen vereinigt. Was nun die Größe dei-selben anbelangt, » 
geht man nicht gern über eine Befüllung von 500 kg essigsauren EalkeB 
hinaus. Bei dieser Größe haben die Apparate bereits einen respektaWei 
Durchmesser, und wird es bei noch größeren Füllungen schwierig, eine 
gleichmäßige Beheizung durch direktes Feuer zu erreichen. Auf dem 
Deckel der Apparate, deren Rührwerk mittels Riemen, Schnecke oder 
Kette angetrieben wird, befindet sich ein Mannloch, durch welches 
essip:siuire Kalk eingefüllt wird. 

Zur Bewältigung einer täglichen Produktion von 5000 kg sind 
ungefiihr drei solcher Rohapparate erforderlich. Über dem Zersetztmga- 
raum befimlet sich das Lager des holzessigsauren Kalkes. Derselbe 
kommt in Säcken von ca. 60 — 70 kg Inhalt in den Handel, und werden 
<liese Säcke mittels Sackaufzuges in den oberhalb des Zersetzungsraumes 
befindlichen I^igerraum befi')rdert und dort aufgestapelt Über jeden 
Apparat befindet sich in der Decke des Lagerraumes eine Öffnung, ii 
welche zur Befüllung der A])parate ein Holztrichter eingesetzt werden ktti 
Bei Inbetriebsetzung des Apparates wird derselbe angeheizt, bis der 
Deckel mit der Hand soeben noch befühlt werden kann. Alsdann aetit 
man den Schütttrichter auf, und unter dem Gang des Rührwerkes irii4* 
dann der Kalk eingefüllt. Nach erfolgter Chargierung verschließt rntt 
das Mannloch und beginnt mit dem Zulauf der Schwefelsäure. Die letztere 
befindet sich in einem verbleiten Gefäß oberhalb der Apparate und steht 



130 Amarieitimg «1er HolzYerkohlnngs cutymJ iJrte, 

dnrch eine Leituii£r aus Bleir:>iir mit dem Zeisetzimgsapfarate in Ver- 
bindTing. Diese Meßkasten sind vorher mit der erfc«deiiichen Menge 
Schwefelsäure von einem hoher stehenden Reservoir ans za befallen. Der 
Zufluß der Schwefelsäure darf nicht allzu hastig geschehen, weä s*:>nst 
in der Masse Klumpenbildungen eintreten, welche hiofig den Stillstand 
des Rührwerks verursachen. Schon kurze Zeit nach Beginn des Schwefel- 
säurezuflusses wird das vom Deckel des Apparates in den KQUer fährende 
rbersteigrohr heiß, ein Zeichen, daß die Essigsäaredestiliation im Gange 
ist Man unterhält in dieser Periode nur ein ganz gmng^ Feuer, da 
die Reaktionswärme, unterstützt durch die im Mauerwerk aufgespeicherte 
Wärme, vollstän<üg ziun Austreiben der Essigsäure anareicht resp. im 
Ü^^rfluU vorhanden ist. 

Zwischen dem Kühler und dem Zersetzxmgsapparat sind Einrichtungen 
vorhanden i siehe Fig. 22j. welche ein Übergehen von staubförmigen Kalk 
in den Kühler vermeiden lassen. Diese Apparate, StaabBLoger genannt, 
müssen leicht zugänglich sein, damit man nach jeder C^peratioo den 
angesanmielten llolzkalkstaub entfernen kann. Übersteigrohr and Kühler 
äind aus genügend starkem Kupferrohr gebaut und wird als Kühlerkon- 
stnikti^n fast ganz ausschließlieh <lie Schlangenform benutzt. Am Ende 
des Kühlr'hres ist ein T-Stück mit einem Syphonrohr angebracht. Die 
vom Kühler kondensierte E><igsäiire fließt durch das Syphonrohr aus imd 
wird in ein Sammelreservoir geleitet. Die l«ei der «Operation entstehenden 
ga^-f^rraigen Anteile, welche hauptsächlich aus Schwefligsäiiie bestehen, 
wenlen v«»m T-Stück in eine für alle Apparate gemeinschaftliche Leitung 
geführt welche mit dem Schornstein in Kommimikation steht. Durch diese 
Einrichtung wird «las Austreten von schwefliger Säure während des Pro- 
zesses total verhindert. Die Syphonr»>hre der KühleiausflQsse lassen die 
•Säure aus einem AiislaufkOrper (siehe Rg. 4) in eine gemeinsehaftliche 
Sammelleitung eintreten. Man kann so die Art imd Weise des Ausfließens 
der Rohsäure aus j»y«]em Kühler beobachten und Schlüsse über den Gang 
d^ff 0[»»'rati' »li ziehen. 

.S/r«aId alle Schwefelsäure eingelaufen i.<t läßt die Sänreentwickelung 
^rhrl'Vi'.'h nach, und es muß dim^h Unterfenem dafür Sorge getragen wer- 
'h'Ti, «iali der Ausfluß der Säure keine Unterbrechimg erleidet. 

Mit z'inehmendvr Betriebszeit wird der Säureausflnß immer schwächer, 
und s^vhli'rßlich tritt die Säure uiu- noch tropfenweise aus, ein Zeichen, daß 
die 0[-eratiori bt^ndet ist. Man befleckt nun das Feuer mit Asc-he, um es 
nach Entferaunt: der?»*U»eii bei der nächsten «Tharge sofort wieder in Gang 
briniren zu kOnn^.-n und l-eiriiint «imn mit der Entfernung des Destillations- 
rück.-tari'les. 

Pro 100 kiT holz»?>Mirsauren Kiük pflegt man ca. SO kg Hohsäure zu 
erhalten, w-lehe 72 l-is T-'^^ Essiirsaure und einige Prozente schweflige 
<anr^' enthalten. Nach Al-trieb der Säiu>^. wenn also die Übersteigrohre zu 



B. Anfarbeitiing des holzessigsauren Kalkes. 131 

4 

erkalten beginnen, muß der hauptsächlich aus Gips, schwefligsaurem Kalk 
und Schwefelcalcium bestehende Rückstand aus dem Apparat entfernt 
werden. Um diese Operation auszuführen, gibt es zwei Wege: 

1. direktes Ausschaufeln des Rückstandes diu*ch das geöffnete 
Mannloch; 

2. Entfernimg des Rückstandes durch untere, am Apparat an- 
gebrachte Entleerungsstutzen. 

Die letztere Einrichtung ist, weil dieselbe Handarbeit vermeidet, die 
rationellste, doch treten bei dieser Entfernungsart des Rückstandes manchmal 
Störungen durch Verstopfung dieses Entleerungsstutzens auf, sodaß man sich 
gezwungen sieht, ebenfalls zur oberen Entleenmg mittels Handarbeit und 
Schaufeln zu gi-eifen. Immerhin ist es zu empfehlen, einen derartigen Ent- 
leerungsstutzen an den Apparat anbringen zu lassen, weil derselbe doch in 
den weitaus meisten Fällen seine Schuldigkeit prompt tut und die mittels 
Handarbeit höchst unangenehme Arbeit des Aussackens des Rückstandes 
entschieden viel bequemer gestaltet Es hängt die Funktion dieser Ein- 
richtung natürlich mit praktischen Erfahrimgen zusammen und bei guter, 
sachgemäßer Konstruktion derselben lassen sich die vorher erwähnten Nach- 
teile recht gut vermeiden. 

Der Rückstand ist für die Essigsäurefabriken ein wertloser Ballast und 
müssen Einrichtungen vorhanden sein, den Kalk bis zur Abfuhr aufzu- 
stapeln. Da der Kalk nach dem Abtrieb noch ziemlich heiß ist imd die 
Essigsäure niemals quantitativ herausgetrieben werden kann, so hat derselbe 
einen scharfen (Jeruch, und empfiehlt es sich daher, wenn man Rücksicht 
auf die Nachbarschaft zu nehmen hat, das Erkalten in geschlossenen Räumen 
vorzunehmen. 

GleichglÜtig nun, ob man mit oberer oder unterer Entleerung arbeitet, 
so wird man längs der Apparate bez. längs der Entleenmgsstelle eine 
mechanische Transportvorrichtimg anbringen, lun ohne Anwendung von 
Handarbeit den Rückstand schnell aus dem Apparatraume zu entfernen. 
Als solche Einrichtung (siehe Fig. 22) dient eine einfache Transport- 
schnecke, welche in einer gußeisernen Rinne liegt. Behufs Vermeidung 
von Geruchsbelästigungen pflegt man diese Rinne lose abzudecken, um auch 
jederzeit Verstopfimgen oder Festklemmungen der Schnecke beseitigen zu 
können. Die Schnecke mündet, wie schon vorher ausgeführt, entweder 
direkt auf eine Bühne, auf welcher der Kalk erkaltet, um dann abgefahren 
zu werden, oder er fällt in eiserne Wagen, in denen der Rückstand zur 
Abfuhrstelle transportiert wird. 

Eine praktische Verwendung desselben ist bis jetzt noch nicht gefunden 
worden, meistens wird derselbe als Düngemittel benutzt. 

Wir kehren mm zu der aus dem Prozeß erhaltenen Rohsäure zurück. 
Dieselbe stellt eine mehr oder wenger hell- bis dunkelbi-aime Flüssigkeit 

9* 



132 Aufarbeitung der Holzverkohlungserstprodukte. 

dar, in welcher immer Reste von mitgerissenem Rückstand suspendiert 
sind. Außer 72 — 75 % Essigsäure enthält die Säure noch einige Prozente 
schweflige Säure, worauf bei der weitereu Verarbeitung Rücksicht zw 
nehmen ist. Die Rohessigsäure gelangt von der gemeinschaftlichen Leitung 
aus in ein Holzi-eservoir und wiixl von hier aus chargenweise in ein 
Montejus entleert, welches aus Kupfer besteht und die Säure abwechselnd 
nach zwei Reservoiren transportiert, die so aufgestellt sind, daß von den- 
selben noch Gefälle nach den Blasen der Rektifizierapparate vorhanden ist. 
In diesen Reservoiren bleibt die Flüssigkeit einen Tag stehen, w^obei sie 
sich zu einer völlig blanken Flüssigkeit abklärt. 

Was nun die Fördenmgsvonichtimgen (siehe Fig. 22) für Schwefel- 
säure anbelangt, so sind dieselben in den verschiedenen Fabriken selten 
einheitlich, aber darin findet eine Übei-einstimmung statt, daß für die Förde- 
rung der Schwefelsäure niemals Pumpen angewandt werden, sondern die- 
selbe entweder mittels komprimierter Luft, oder durch Einsaugen bei 
vermindertem Luftdnick in ein gescldossenes Gefäß bewii-kt w^ird. Die 
Schwefelsäure \sird, wenn die Fabrik Gleisanschluß hat, stets im 
Kesselwagen bezogen. Bei einer täglichen Verarbeitung von 5000 kg 
Kalk sind pro Tag ca. 3500 kg Schwefelsäure erforderlich. Es mfißte 
also jeden dritten Tag ein Waggon bezogen werden. Die Entleerung der 
in Waggons l>ezogenen Schwefelsäure geschieht meistens durch eigenes 
Gefälle in tiefer stehende, eiserne Reservoire. Dieselben sind geschlossen 
und dienen zu gleicher Zeit als Montejus. Oder man kann auch die 
Schwefelsäure aus den Waggons direkt mittels Luftdruck in ein Hoch- 
reservoir drücken, welches in diesem Falle aus mit Blei bekleidetem Holz 
gebaut sein kann. Diese Befönlenmgsart wendet man aber nicht gern an, 
da duivJi die Hochstellung die Gebäude erheblich belastet werden und auch 
beim Undichtwerdeh eines so gi-oßen Reservoii-s viel Unannehmlichkeiten ein- 
treten können. Man vermeidet deshalb, zu große Schwefelsäiiremeugen im 
Räume zu speichern luid entleert den Waggon, wie schon zu Anfang aus- 
geführt, in ein druckfostes Tiefi-eservoir, von wo aus die Schwefelsäiu^ in 
ein kleines HochreseiToir, welches den Tagesbedai-f faßt, gedrückt -^ird. 
Dieses Sehwefelsäiu-e-Betriebsreservoir steht nun durch eine Bleileitung mit 
den iiber den Zersetzungsapparaten stehenden Meßgefößen für Schwefel- 
säurozulauf in Verbindung. 

Eine Sclnvierigkeit bietet bei demrtigen Föidenmgseinrichtiingen inmier 
die Aus wall 1 der Ai-matur. Bleikükenhähne sind für den Zwec'k nicht zu 
verwenden, da dieselben sich fortwährend deformieren und niemals dicht 
zu liokonimen sind. Besser sind schon sog. Bleimembranventile, aber auch 
<liese bedingen sehr häufig Störung dadurch, daß die Membranplatte diuch 
die Säure zoi-fresstMi wird. Das richtigste Material wären Tonhähne, aber 
dies«'llH'ii lialK?n bereits bei geringen Durehgangsöffoungen schon sehr giofie 
Diniriisionen, so daß es Schwierigkeit macht, solche groß dimensionierten 



B. Aufarbeitimg des holzessigsanren Kalkes. 133 

Hähne an Bleileitiingen von viel geringerem Durchmesser anzusehließen. 
Am besten haben sich noch die oben genannten Membranbleiarmatiiren be- 
währt. Es ist wohl überflüssig, zu bemerken, daß für alle Verbindimgen 
nui* homogen gelötetes Blei in Frage kommen kann, und daß diesen Löt- 
stellen große Aufmerksamkeit zu schenken ist. Die weiter oben schon er- 
wähnte Art und Weise der Schwefelsäui-efördenmg, gekennzeichnet dim^h 
Einsaugen der Schwefelsäure in ein vorher evakuiertes Geföß, wird sich vor- 
teilhaft bei solchen Anlagen anwenden lassen, welche nach dem Lind eschen 
Vakuumverfalu^n arbeiten, wo also eine Zentrale für Luftverdünnimg vor- 
handen ist. Es ist allerdings zu bedenken, daß mit Hilfe dieser Ein- 
richtungen die Schwefelsäure höchstens auf 5 Meter gefördert werden kann, 
daß also das Hochreservoir höchstens 5 Meter über der Einsaugstelle stehen 
darf. Die Entfernung wird jedoch ausreichen, um noch zwischen diesem 
Keservoir imd den Zersetzungsapparaten die Bleimeßgefäße einschalten zu 
können. Bei kleineren Essigsäurefabriken ist diese Art der Befüllung jeden- 
falls die handlichste, indem man über dem Zersetzungsraum ein geschlossenes 
Reservoir aus Ton oder Eisen aufstellt imd dieses mittels eines Darapfsti-ahl- 
gebläses evakuiert. Mit Hüi'e dieses äußerst billigen Apparates gelingt es 
leicht, ein Vakuum von 650 mm zu erzeugen, und kann man mittels eines 
Saugrohres die Säure dann direkt aus den Ballons oder den Bezugfässem 
einsaugen. 

Diese beiden Fördenmgsarten werden diuch die schematische Fig. 23 
vergegenwärtigt. Ganz kleine Anlagen begnügen sich wohl auch damit, 
die Ballons mit Hilfe eines Aufzuges hochzuziehen und in die Meß- 
gefäße direkt zu entleeren. Diese Operation ist natürlich umständlich und 
gefährlich. 

Wie wir oben gesehen liaben, wird die aus den Kühlem ausfließende 
Rohsäure in eine gemeinschaftliche Sammelleitung geleitet, welche die Säiu^ 
entweder direkt in ein Montejus fühi-t, um in Hochreservoire gedrückt zu 
werden, oder man stellt Tiefreservoire auf, aus denen die evakuiei-ten 
Rektifizier-Apparate dann diu*ch Einsaugen befüllt werden. 

Man stellt also entweder Tiefreservoire auf und läßt die Rohsäure ab- 
wechselnd in dieselben eintreten, oder man benutzt nur ein kleines Zwischen- 
reservoir, befüllt hiervon periodisch ein Montejus, und driickt die Rohsäure 
alsdann in 2 hochstehende Reservoire. Als Baumaterial für diese Reser- 
voire wählt man am besten Holz in genügender Dimension. 

Zur Aufai'beitimg der Rohsäm-e bedarf es einer ein- oder zweimaligen 
Rektifikation. Dieselbe wird in Kolonnenappai-aten ausgeführt, welche im 
Prinzip den Spii-ituskolonnen- Apparaten ähnlich, aber entsprecliend dem 
speziellen Zwecke diu-chaus anders ausgefiihrt sind. Ein solcher Apparat 
setzt sich, wie Fig. 19 zeigt., zusammen aus Blase, Kolonne, Kondensator 
und Kühler. Die Praxis hat ergeben, daß nur mit Blasen von größeren 
Inhalten — 3000 bis 5000 Liter — gute Rektifikationsrosultate erzielt 



134 



Aufarbeitung der Holzverkohlungserstprodukte. 



werden können. Als Kondensator und Kühler dienen besondere Schlangen- 
konstniktionen. Es ist einleuchtend, daß bei einem solchen auf Metall 
äußei-st lösend einwirkenden Körper, wie Essigsäure, die Materialfrage eine 
ungemein wichtige Rolle spielt, und bei fast keinen Apparaten ist so viel 
hin- und herprobiert worden, wie gerade bei Essigsänre-Rektifizierappa- 
raten. Bekanntlich stellt das Kupfer eins von denjenigen Metallen dar, 
welche bei Luftabschluß organischen Säuren gegenüber ziemlichen Wider- 
stand zu leisten vennögen, und es ist deshalb begreiflich, daß man 
dieses als Baumaterial für die Konstruktion von Essigsäure-Rektifizier- 
apparaten herangezogen hat. Wenn man sich aber nun die ziemlich großen 
Wandstärken vergegenwärtigt, welche bei diesen Apparaten anzuwenden 




Fig. 23. 

Schematische Darstellung der Schwefelsäarefördemng dnrch Lnft- 
kompression oder Luftverdünnong. 

sind, und außerdem die langen und mannigfachen Lötstellen betrachtet, &• 
ist es wohl verständlich, daß nur bei äußerster Geschicklichkeit im Bau 
dieser Apparate befriedigende Resultate erzielt werden können. Aber 
nicht nur die Geschicklichkeit des betreffenden ausführenden Kupfer- 
scluniedes im Bau der Apparate, sondern auch die mehr oder weniger ge- 
nügenden mechanichen Einrichtungen der betreffenden Werkstatt sind von 
erheblichem Einfluß auf die Haltbarkeit von kupfernen Rektifizierapparaten. 
Sind aber alle diese Momente vorhanden, also geschickte imd geübte 
Kupferschmiede, neben modernen Einrichtungen, so bietet es durchaus 
keine Scliwierigkeiten. recht haltbare und in jeder Beziehung durchaus 
befriedigende Essigsäure-Apparate aus Kupfer zu bauen. 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 135 

Die Beheizung der Blase geschieht mittels gespannten Dampfes und 
genügen bereits 5 Atm. für den Betrieb. Die Dampfzufuhr geschah 
früher, als noch kleinere Apparate in Anwendung waren, meistens mittels 
Doppelboden, und auch jetzt findet man noch manchmal diese veraltete 
Einrichtimg. Diese Art der Beheizung ist eine sehr betriebsimsichere, 
weil es nicht ausbleiben kann, daß der Innenboden durch die Säure all- 
mählich schwächer wird. Da der Apparat von Anfang an nur für einen, 
bestimmten Betriebsdruck gebaut worden ist, so kann es durch die ständige 
Schwächung des Innenbodens durch Säurefraß möglich werden, daß der- 
selbe eines Tages dem Dampfdnick nicht mehr genügend Widerstand 
leistet und auseinander getrieben wird. Hierdurch werden bei Rektifizier- 
apparaten die aus Porzellan bestehenden Siebe der Kolonne zertrümmert, 
imd können natürlich auch allerhand andere Unglücksfälle entstehen. 
Man ist deshalb dazu übergegangen, für die Beheizung dieser Apparate 
fast ausschließlich Schlangensysteme zu verwenden, welche aus ge- 
zogenen Rohren gearbeitet werden, wobei die einzelnen Rohrlängen durch 
besondere Verbindungen, welche absolute Dichtigkeit bedingen, aneinander 
geschlossen sind. 

Als Blasenablaß benutzt man keine Hähne und auch keine Ventile, 
weil dieselben schon nach kurzer Zeit zerstört oder unbrauchbar werden. 
Hierfür hat sich ein Konusverschluß am besten bewährt. Außer diesem 
Ablaßstutzen und dem Dampfein- und Ausgang vermeidet man jede un- 
nötige Armatiu* an der Blase, weil solche niu- zu Undichtigkeiten Ver- 
anlassung gibt. Es ist auch darauf Rücksicht zu nehmen, daß der imtere 
Bo<len ohne Demontage der übrigen Teile des Apparates abgenommen 
werden kann, um bei einer Schlangenundichtigkeit die Schlange leicht 
herausnehmen und die Reparatur leicht ausführen zu können. 

Der Blasendeckel trägt niu* ein Mannloch und in der Mitte den 
Halsansatz für die Kolonne. Dieselbe wird ebenfalls aus hartgelöteten 
Kupferzargen zusammengestellt, und ist das Innere derselben mit Porzellan- 
sieben ausgestattet, welche auf besonderen Kupferträgern ruhen. Diese 
Kupferträger sind beiderseitig offene Cylinder, welche mit dem Kolonnen- 
mantel konzentrisch gestellt sind. Der luiterste Träger ruht auf einem 
eingesetzten Kupferring, und kommt alsdann auf diesem das erste Porzellan- 
sieb zu liegen. Es folgt dann ein zweiter Kupferring, und so setzt sich 
die Füllung fort, bis die erforderliche Anzahl von Sifeben vorhanden ist. 

Um nun die Kolonne gegen Säurefraß zu schützen, füllt man den 
zwischen Kolonnen wandung und Siebträgem entstehenden Raum mittels 
Asbest aus, wodurch der Kolonne eine äußerst lange Haltbarkeit gegeben 
wird. An Stelle von kupfernen Trägem und Porzellansieben kann man 
auch Tonträger imd Tonsiebe verwenden, jedoch stellen sich diese nur 
wenig billiger, wie Porzellan, imd bringen meistens den Übelstand mit 
sich, daß sie nicht so korrekt gearbeitet sind, wie Porzellansiebe, wodurch 



136 * Aufarbeitung der Holzverkohlungserstprodukte. 

beim Rektifizieren leicht Unregelmäßigkeiten entstehen. Das Bild, welches 
die Füllimg einer solchen Kolonne gibt, wird durch das Schema Fig. 6, d 
dargestellt. 

Die Kolonne steht mit dem Kondensator in Verbindung, welcher 
aus einer Schlange aus gezogenen Kupferrohren besteht, und dessen 
Abmessungen fui* den Verlauf der Rektifikation von großem Einfluß sind. 

Der Kühler besteht ebenfalls aus einer Schlange aus gezogenen 
Kupferrohren, nur sind sämtliche Dimensionen entsprechend kleiner. Da 
naturgemäß der Preis eines solchen Apparates wegen der beträchtlichen 
Wandstärken, der guten Kupferqualität und der nicht leichten Bearbeitung 
kein niedriger ist, so hat man immer wieder versucht, das Kupfer als 
Baumaterial für Essigsäureapparate durch andere Materialien zu ersetzen. 
Zunächst war es die Tonindustrie, welche sich auf diesem Gebiete ver- 
suchte und Kolonnen ganz und gar aus Ton herstellte und im Anschluß 
an solche Kolonnen Tonkondensatorenschlangen und Tonkühlerschlangen 
zur Anwendung bi*achte. Die Blasen solcher Apparate wurden in Guß- 
eisen gewählt, imd das Innere derselben mit säurefesten Steinen aus- 
gemauert. Gegen Anwendung dieser Blasenform wie auch der Ton- 
kondensatoren und Kühler läßt sich, abgesehen von der Zerbrechlichkeit 
und der dadurch bedingten Betriebsunsicherheit, kaum etwas einwenden. 
Dagegen haben sich die nur in Ton ausgeführten Kolonnenformen keinen 
Eingang in die Praxis verschaffen können, weil es ganz unmöglich ist, 
diese Teile dicht zu bekommen. Dieses Moment wurde von den Ton- 
konstrukteuren auch richtig erkannt, und nachdem man noch versucht 
hatte, die Haltbarkeit durch Umlegen von Metali gewebe zu erhöhen, hat 
man auch dieses nieder fallen lassen und benutzt Ton heute fast nur als 
Eingeweide für die Kolonnen und dieser Verblendung steht, wie bereits 
schon vorher ausgeführt, nichts im Wege. Die Tonträger imd Tonsiebe 
haben sich wenigstens für diesen Verwendungszweck bewährt. Da sich 
Tonschlangen nur bis zu gewissen Größen herstellen lassen und selbst 
die größten Formen wegen der äußerst schlechten Wärmeleitimgsfahigkeit 
von Ton nur geringe Kühlwirkung bei ganz bedeutend hohem Wasser- 
verbrauch zeigen, so können diese Schlangen bei den jetzt meist benutzten 
großen Essigsilurerektifizierapparaten die kupfernen Kondensatoren bezv. 
Kühler nicht ersetzen, es sei denn, daß man mehrere Schlangen hinter- 
einander schaltet, wodurch der Appai-at aber sehr unhandlich und der 
Betrieb äußerst kompliziert würde. Dagegen sind diese Schlangen bei 
den sogenannten Feinsäureapparaten verwendbar, auf welche wir weiter 
unten zu sprechen kommen werden. 

Was nun der Ersatz der kupfernen Blase durch eine solche aus 
Gußeisen, welche mit Tonfliesen ausgelegt ist, anbelangt, so scheint diese 
Blasenforni viel für sich zu haben. Jedoch bringt auch diese allerhand 
Übelstände mit sich, wozu vor allen Dingen das ziemlich schwierige 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 137 

Dichthalten der Fiigen zwischen den Tonplatten gehört. Außerdem haben 
diese Ausmauerungen die Eigenschaft, als poröse Körper die in der Essig- 
säure immer vorhandenen empyreumatischen Bestandteile aufzusaugen und 
hartnäckig festzuhalten. Diese sammeln sich also mit der Zeit an und 
verunreinigen wieder die nächsten Operationen, und ist mir eine Fabrik 
bekannt, welche aus diesem Gnmde die vorstehende Blasenform auf- 
gegeben hat und wieder auf kupferne Blasen zurückgekommen ist, weil 
mit denselben erheblich reinere Säure resultiert. 

Vergleicht man nun die Preise eines solchen Apparates mit denen 
eines kupfernen, so sind die unterschiede niu- relativ geriüg. Dafür bieten 
aber die kupfernen Apparate den ungemeinen Vorteil, daß sie leicht, 
schnell und überall repariert werden können, und selbst wenn sic|^ nach 
langen Jahren ein Teil dei*selben abgenutzt hat, immerhin noch der Kupfer- 
wert bleibt, wohingegen ein an irgend einer Stelle diux5hgefressener eiserner 
Apparat einen total wertlosen Gegenstand darstellt. 

Wie wir oben schon erwähnten, ist das Kupfer sehr widerstandsfähig 
gegen die organischen Säuren bei Luftabschluß. Diesen Grundsatz muß 
man in Essigsäurebetrieben in erster Tiinie beriicksichtigen und vermeiden, 
daß in warme, von Essigsäuredämpfen angefüllte Rektifizierapparate Luft 
beim Abkühlen eintritt. Dies tritt stets ein, wenn ein Apparat abgetrieben 
ist und zwischen Abtrieb und Neubefüllung ein Erkalten des Appai-ates 
stattfindet. Man muß deshalb nach jedem Abtrieb so schnell wie nur 
irgend möglich nachfüllen, und ist es daher ratsam, die Einlagecharge in 
einem besonderen Reservoir schon vorher zusammenzustellen und dieselbe 
so schnell wie möglich durch eigenes Gefälle oder auf sonst irgend eine 
mechanische Weise einzufüllen. Nicht im Betrieb bleibende Apparate 
müssen sorgfältig mit Wasser gespült werden und bleiben am besten 
während der Betriebsunterbrechimg mit Wasser stehen. 

Nachdem wir uns so mit der Bauart der Rektifizierapparate bekannt 
gemacht haben, gehen vnv auf die Weiterverarbeitung der auf den Roh- 
säureapparaten erhaltenen Rohsäiu« ein. Dieselbe befindet sich, wie oben 
ausgeführt, in Bottichen, von welchen noch Gefälle nach den Blasen vor- 
handen ist. Nachdem die erforderliche Säuremenge eingetreten ist, beginnt 
man mit der Zuführung von Dampf. Man muß langsam anheizen, weil 
in der Rohsäure nicht unerhebliche Mengen von schwefliger Säure ent- 
halten sind, welche gleich zu Anfang entweichen und durch das Luftrohr 
des Kühlei-s ins Freie bezw. in den Schornstein abgefiihrt werden. Er- 
wärmt man von Anfang an zu schnell, so bekommen die abziehenden 
Gase einen ziemlich starken Druck, welchem die Flüssigkeitssäule des 
Syphonrohres am Kühlerausfluß nicht Widerstand leisten kann, wodurch 
die Gase in den Apparateraum eintreten imd den Aufenthalt darin liöchst 
unangenehm, wenn nicht unmöglich machen. Es ist aus diesem Grunde 
auch geboten, das Syphonrolir des Kühlers genügend lang auszubiegen. 



138 Aafarbeitimg der Holzrerkohlirngserstprodiikte. 

Nachdem die Hauptmenge der schwefligen Säm^ entfernt ist, beginnt 
man scharfer zu heizen und reduziert die Dampfzufuhr erst, sobald die 
Dämpfe in die Kolonne eintreten. Sobald dieselben von der Kolonne 
in den Kondensator ütiiergehen, gibt man allmählich Wasser und wartet 
nun das Erscheinen des Destillates am Eühlerausfluß ab. Nach der 
Konzentration desselben und nach seiner ausfließenden Menge reguliert 
man Dampf- und Wasserzufuhr entsprechend der Maximal leistong des 
Apparates. 

Je nachdem man nun Eisessig oder 80% ige Essigsäure produzieren 
will, gibt man mehr oder weniger Wasser zum Kondensator , wodurch 
man eine mehr oder weniger große Bückkühlung erzeugt, d. h. die Säure 
mehr^o<ler weniger oft verdampft und ^-ieder kondensiert, wovon nach 
den Gesetzen der Rektifikation die Trenmmg von Flüssigkeiten nach 
ihrem Siedepunkt abhängig ist Wenn man auf Eisessig arbeitet, so ist 
es natürlich erforderlich, schon von Anfang an kräftig Wasser zum Kon- 
densator zu geben, damit das in der Rohessigsäure enthaltene Wasser 
möglichst gesondert abgetrieben vrird. Dieses ist nun technisch nicht 
zu erreichen, sondern im günstigsten Falle resultieren schwache Säure- 
lösungen, welche allerdings nur bis zu 10 Vo Säure enthalten. Die 
Destillate werden zu Betriebsbeginn meist in Ballons aufgefangen, und 
erst nachdem ein gewisser GloichgeT*'ichtszustand in dem Betrieb ein- 
getreten ist, geht man dazu über, das ziemlich viel Arbeit erfordernde 
Auffangen in Ballons aufzugeben und die Destillate direkt von den 
Kühlerausflüssen in entsprechende Reservoire zu verteilen. 

Die ersten vom Apparat kommenden Anteile enthalten noch h«»l2- 
geistartige oder acetonartige Produkte imd etwas schweflige Säure. Der 
zweite und dritte Ballon ist meistens schon frei von schwefliger Säure 
und wenngleich schwachprozentig, so ist doch das Produkt schon ein 
leidlich reines. 

Will man nicht auf Eisessig arbeiten, sondern hat man lediglich die 
Erzeugung von 80 prozentiger Essigsäure, sog. Essigessenz, im Auge, so 
kann man natürlich mit geringerer Rückkühlung auskommen, wodurch sich 
nicht allein der Dampfverbrauch reduziert, sondern auch die Abtriebszeit 
verkürzt wird. Stets wird al^er die zu Anfang gehende schwachprozentige 
Säure für technische Essigsaure weggenommen. Kommt es aber darauf an, 
nach Möglichkeit Eisessig aus der gegebenen Rohsäure zu produzieren, so 
kann man diese schwach prozentigen Säuren nochmals einlegen und erhält 
dann wiederum eine Partie Eisessig, allerdings neben einer relativ sehr 
großen Menge Schwachprozent iger Essigsaure, deren Verwendung niclit 
immer möglich ist. 

Gleichgültig, ob man nun auf Eisessig oder auf SOprozentige Sauie 
abgetrieben hat, so stellt das Produkt schon eine vollständig wasserhelle 
Flüssigkeit dar, welcher aber immer noch ein geringer empyreumatischer 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 139 

Geruch anhaftet, und welche außerdem Spuren Kupfer enthält. Zur Ent- 
fernung dieser empyreumatischen Substanzen gibt es zwei Wege. Ent- 
weder treibt man die Säure nochmals über den Kolonnenapparat, oder, 
was einfacher tmd entschieden am rationellsten ist, man beseitigt diese 
Nebenbestandteile durch Oxydationsmittel, wozu sich das Kaliumpermanganat 
am besten eignet. Zu diesem Zwecke werden die zu oxydierenden Säiu-e- 
fraktionen entweder durch eigenes Gefälle direkt in Oxydationsgefäße ein- 
geleitet, oder man drückt die Säure mittels Montejus in dieselben ein. Als 
Oxydationsgefäße sind Tongefäße die geeignetsten, welche auch jetzt in 
genügender Größe angefertigt werden können. Das gelöste Pennanganat 
wird der Säure in geringem Überschuß zugesetzt, und ist es gut, wenn 
man die Operation unter gelindem Anwärmen ausfiilu-en kann. Seltener 
oxydiert man in der Blase des Feinsäureapparates selbst. Die Unterschiede 
des Geruchs bez. des Geschmacks der oxydierten Säure gegenüber der 
ürspnmgssäure sind ziemlich bedeutende. Es gilt nun noch, die Säure 




Fig. 24. 

Destillationsapparat mit Silberkühler für Feinsänre. 

von den Kupferspuren und den diuxih die Oxydations-Operation in Lösung 
gegangenen Acetaten zu befreien. Diese Arbeit wird in den sog. Fein- 
säureapparaten vorgenommen, welche in ihren wesentlichen Teilen aus 
einer starkwandigen Kupferblase bestehen, die durch eine Schlange, ganz 
analog den Blasen der Essigsäure-Rektifizierapparate, geheizt wird, siehe 
Fig. 24. Zur Beseitigung der Kupferspuren muß natürlich die Kühl- 
einrichtung aus einem Material gebaut sein, welches Metalle nicht abgibt. 
Die Auswahl hierfür ist eine sehr lieschränkte. Entweder greift man zu 
den leicht zerbrechlichen Tonübersteigix)hren und Tonschlangen, oder man 
wendet sich den Edelmetallen zu imd schließt die Blase an einen silbernen 
Kühler tmter Anwendung eines silbernen Übersteigiohres an. 

Wenn man den Preis einer Tonschlange mit demjenigen einer Silber- 
ßchlange vergleicht, so sind allerdings erhebliehe Unterschiede vorhanden, 
aber diese drehen sich sehr zu Gunsten der Sill^erschlange, sobald man 
die Leistungsfähigkeit imd die Amortisationen der beiden Kühlapparatformen 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 141 

eingestellt wird. Die im Betriebe resultierenden Säuren sind natürlich, 
was den Prozentgehalt anbelangt, nicht ganz gleichmäßig, und da die Säuren 
in den meisten Fällen nach einem bestimmten Prozentgehalt gehandelt 
werden, so ist es erforderlich, die einzelnen Fraktionen einheitlich zu 
mischen. Dieses geschieht am besten dadurch, daß man dieselben mittels 
eines Montejus, welcher zum Mischen von chemisch-reiner Säure aus Ton 
bestehen muß, in einem großen Mischbottich vereinigt, welcher genügend 
hoch steht, um von da aus die Versandgefäße füllen zu können. 

Sämtliche Zu- und Ableitimgen müssen für diesen Zweck natürlich 
ebenfalls aus Ton bestehen, damit nicht wiederum Metallspuren in die 
Säure gelangen. Die Mischgefäße selbst werden am besten aus Holz 
hergestellt, und als Ablaßhahn hat sicli der Holzhahn am besten bewährt. 
Sämtliche zur Aufnahme der Säure dienenden Reservoire und Mischgefäße 
werden am besten nicht im Gebäude selbst untergebracht, sondern finden 
in einem Nebengebäude Aufstellung. Es ist jedoch daran zu denken, daß 
diese Räiune zur Winterszeit genügend geheizt sein müssen, weil Eisessig 
sehr leicht fest und eine solche erstarrte größere Flüssigkeitsmenge ohne 
direkte Wärmezufuhr nicht wieder flüssig wird. Diese Stapelräume müssen 
deshalb durch Abdampf, wozu der AuspufTdampf der Dampfmaschine gute 
Verwendung finden kann, genügend geheizt werden. Das Erstarren in 
den Versandgefäßen selbst, wozu in den weitaus meisten Fällen Glas- 
ballons dienen, ist nicht zu vermeiden, nur muß beim Hantieren mit 
derartigen Ballons die nötige Sorgfalt angewandt werden, da dieselben 
in diesem Zustande ungemein leicht platzen. Auch im Rektifikations- 
betriebe kann dieses Erstarren in kühleren Jahi-eszeiten leicht Unannehmlich- 
keiten mit sich bringen, wenn die Eisessigdämpfe durch zu starken Kühl- 
wasserzidauf imterkühlt werden, wodurch leicht eine Verstopf img des Kühlei-s 
eintreten kann. 

Außer den bis jetzt erwähnten Stationen gehöi-t zur Essigsäurefabrik 
noch eine Dampfkesselanlage und der Maschinenraiun, in welchem die zur 
Bedienung der Rühi^w^erke nötige Dampfmaschine, femer die Wasserpumpe, 
der Luftkompressor nebst Luftreservoii* imd ev. die Vakuumpumpe Auf- 
stellimg finden, wenn nach dem patentierten Verfahren „Dr. von der Linde" 
gearbeitet wii-d. 

Da es ziu- Aufrechterhaltung eines glatten Betriebes wesentlich darauf 
ankommt, daß die Arbeit des Nachts nicht durch mäßige oder schlechte 
Beleuchtung behindert wird, so wii-d sich wolü jede Essigsäureanlage zu 
elektrischem Licht entschließen, und würde in diesem Falle der Dynamo 
mit im Maschinenraum zur Aufstellung kommen. 

Das Rohmaterial, der essigsaure Kalk, verlangt auch größere Lager- 
räume, und während man einen Teil stets auf dem über dem Zersetzimgs- 
raum befindlichen Boden lagern läßt, pflegt man die Hauptmenge des essig- 
sauren Kalkes in besonderen Lagerräumen zu eigener Erde aufzustapeln. 



142 Anfut^itimg der Holzreskohlimgaentfiodiikte. 

FTiriervornvhtimir^n für den Kalk, wie r. R Tnnsportsdmecken, 
hahen sich wegen der Uniegelmäßigkeit des Miteiiils and ebenso wegen 
des heftig<^n Stanbens l^im TransfKHt nkhx bewihrt und liegt sdiüefilich 
aoeh keine Veraniassiing vor. den £anz handlichen Tiansport in Säcken durch 
usLständlivlie maryi'hinelie Einrichtungen zu ersetzen, welche häufig infolge 
der Xator <ies Materiali^ versagen. Man befördert also die Säcke vom 
ankommenden Waggon dopi-h Handarbeit nach dem Lagerschuppen und 
zieht einen kleineren Teil mittels Sackaufzng in dem über den Zersetznngs- 
raum tieündlichen Raum, um ein bequemes Belnlleii der Apparate von da 
ans ermTiglichen vi k'^nnen. 

AlllagebfdilinKeB. Was nun die allsemeinen An]ag^ä)edingangen 
einer Essigsäurefabrik anbetrifft, s« • gut hier ganz Ähnliches wie das, was 
bereits für «iie Holzverkohl^mg gesa^ worden ist Die Art des Betriebes 
l^ngt es mit sieh, die Fabrik nicht allzu nahe an bewohnte Stätten za 
leg«^. und ein zweites Haupterf- rdemis ist wiednum die billige Anfuhr 
der Rohmaterialien, welch-' lediglich aus holzes^igsaurem Kalk, Schwefel- 
säure und Heizmaterial ^^^tehen. Eis ist l«ei den grafien Quantitäten der 
tagtäglich zur Verari-eitung gelangenden Produkte natürlich m^^c^ist eine 
Zufuhr auf «iem Wasserwege auszxiwihlen und ebenso eine Abführ der 
Pn>lukte auf Reichem Wege. Gleisanschluß ist eine ebenfalls kaum ver- 
mei'lliche Vorbedingung und ebens*> die Nähe einer SchwefelsäurefabriL 
Da Essigsäure ein bedeutender Exportartikel ist. so wird natürlich die 
Nähe eines Hafenplatzes erwünscht sein, zumal, wenn dieser Hafenplitz 
gleich am Wege für den von Amerika importierten Kalk liegt. 

Belästigung der Nachbarschaft duitrh Essigsäurebetriebe sind, wenn 
der Einriv-htung und ebiens«:» der Lagerung der Rohmaterialien und der 
Produkte genügende S-^rgfalt geschenkt wird, nidit zu befürchten. 

Der E>>hlenverl:*rauch von Essigsäurefabriken verteilt sich auf die Er- 
zeuguEg des erf-nierlichen Heiz^iampfes. si^wie der Betriebskraft für 
Be«üenang der Rührwerke, der elektrischen Lichtanlage und der Pumpen, 
von welchen die Wasserpumpe, der Luftkompressor imd ev. die Vakuum' 
pumpe in Frage kommeiL Wie schon ••N?n ausgeführt, erfolgt die Be- 

mg der Zersetzungsapparate in den meisten FUlen durch direktes 

I w«>ge^en l^i dem patentierten Vakuumverfahren nach Dr. von der 

e 6eh*rizung durch Kesseldampf m'iglich wird. Der Kohlen rerbraudi 

jei dieser letzten Art der Beheizung gr'ßer. aber dafür resultiert eine 

lerprozentige reiner^- R-:h>5ure. welche wiederum gering»« Rektifikations- 

asten verursacht. $< daü Cnter^chieie in dieser Beziehung zu Gunsten der 

Beheizung mit direktem Feuer tl\\t in geringem Xafie auftreten. Für 

100 kg Kalk rechnet man zur Zersetzung mittels Sdiwefelsäupe im All- 

nen einen Kohlenaufwand von 25 k:r Steinkohle. 

Was nun die Auslauten anbelangt, s*.^ werden im praktiachen Betriebe 

tM kg essigsaurem Kalk l:<ei einem Aufwand von 60 — 70 kg 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 143 

Schwefelsäure (der Schwefelsäureverbrauch hängt mit dem Verfahren zu- 
sammen) ca. 56 kg Essigsäure von 100% erhalten und zwar 40 — 45% 
hiei-von als technische Säure und 55 — 60% ^^s reine Essigsäure. 

Hiermit wäre die Auferbeitimg der Essigsaure erledigt und finden 
sich die für dieselbe in Frage kommenden analytischen Untersuchungs- 
methoden, sowie die maßgebenden Handelsansprüehe in den weiter unten 
befindlichen Kapiteln über Analyse ausgefiihrt. 

2. Herstellung von essigsaurem Natron. 

Eine Fabrikation, welche vielfach im Anschluß an eine Holzdestillation 
bez. an eine Essigsäurefabrik betrieben wird, bildet die Herstellung von 
essigsaurem Natron. 

Bei Besprechung der Herstellimgsmethoden von Essigsäure wurde 
schon erwähnt, daß dieses Produkt früher unter dem Namen Rotsalz in 
den Handel kam imd direkt aus dem Holzessig bez. aus dem holzessig- 
sauren Kalk gewonnen wurde, zu Zeiten, als der holzessigsaure Kalk 
und die Essigsäure noch nicht so bedeutende Handelsprodukte waren, 
wie dies jetzt der Fall ist. In Deutschland stellt wohl heute kaum noch 
eine Holzdestillation essigsaures Natron direkt aus dem Holzessig oder noch 
weniger indirekt aus dem essigsauren Kalk dar, sondern in den meisten 
Fällen bilden die im vorigen Kapitel erwähnten schwachen Vorlaufsäuren der 
Essigsäurefabrikation das Ausgangsmaterial zur Herstellung dieses Produktes. 

Natriumacetat aas Holzkalk. Außer der Yorlaufessigsäure könnte 
für Fabriken, welche keine Holzdestillation betreiben, also nicht über 
Holzessig verfügen, der essigsaure Kalk in Frage konmien. Früher geschah 
die Überführung desselben in essigsaures Natron mit Hilfe von Natrium- 
siüfat. Diese Methode ist aber sehr umständlich, weil der entstehende 
Gips in der Acetatlösung ziemlich löslich ist, und dadurch nicht allein 
minder reine Produkte erhalten werden, sondern auch Kristallisations- 
schwierigkeiten eintreten. Etwas besser noch ist das Verfahren, den essig- 
sauren Kalk in wässeriger Lösung mit Soda umzusetzen, zumal bei diesem 
Verfahren, falls solches von einer Holzdestillation betrieben wird, das aus- 
fallende Calciumcarbonat wiederum zum Sättigen frischer Holzessigmengen 
benutzt werden könnte. Diese vom essigsauren Kalk ausgehenden Ver- 
fiahren sind veraltet und bieten wegen des Vorhandenseins der teerigen 
lind empyreumatischen Produkte im holzessigsaiu-em Kalk gegenüber der 
Herstellung direkt aus Holzessig, keine Vorteile, da ebenfalls erst nach 
■wiederholtem Umschmelzen ein handelsfähiges Produkt resultiert, so daß 
es einfacher tmd billiger ist, falls man nicht von Essigsäure ausgeht, direkt 
vom rohen Holzessig auszugehen. 

Natriamacetat aus Holzessig. In außerdeutschen Holzdestillationen, 
z. B. in Eußland und Frankreich, übt man dieses Verfahren noch heute 
aus, und stellt reines Natriumacetat direkt aus Holzessig mit Vorteil dai\ 



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.v:^f: i'-'ü-r.":-^-;. =::: frL Tt-i^. — ■ E:liirrl5Ti5j::i-fv- ii den Kühler 
-s.-.^-r ;.•:: iV: a'.- jasrrr.Mr-E-? Pr:c.r: ij i: i:->riÄvr: wir;. > lirrn 
r :i'. :. .':• :.r -r* K-::..rr- ^- F^rie rrnrriii-- T»i^ I^rsrillAtiiL 'ie> 

.'• -r :.. :r li-^r. :bi i'e^^: -i:-i — ä^inem SanirTin^vcnn"^er. ent- 
'•■.;-r:-i — i'_> }: IzjvS- .'i^iirrL r^rli:. w-.i-:rch ni.?hi ureriietboh-? 

Z -.-• V.nLeI:-ii.i' i:e^v^ Ver.-ii:e ist e? ieshalb erforderli'.h. Ics 
^Zrrr'..:: ' :: -ie: ><it *:^t: i. eL: iv:.";a zu cLtceisTvn . d. h, Y.'llig von 
'ii-i iii.n vr>: dir AlisaTtirung der S-^ im Dn?> 

irrh r h-.L liolzrssirs muß steti» mix HillV eiiior 
-ivL. ""^Ti* kmz'irnTrierteH-'lzeeistdestillate zu erlangt-n. 
.^rNäijre zu •.ntLäiten pflegen. Wüiti»> man ohne 
w^rien jv'.-ije: Menetn von h«jchsten> 10*ois:eni 
'.':L^< i-ib n t-rheMiche Es^&issäuremengen enthält. 
rmnong (»egundere Operatitiaieii erfofdem würda 
' n^nrtfiHttxig TOS ea^gsaurem NatroQ direkt aits Halxeeä% bek^sELinl 
<li> DusililueiiijBleift eine etivus vemndeite Form, indem ^ 
ivil einer ausecbalt baren Kolonne verbunden ist, der^ Kondeü- 
! -n KQMer des DreiblasensTStems kommuniziert, 
i^fdOufl«^ der E^gt^lase scMtet man dnrch Hahnstelitmg 
^d# Sbttintfrlikiirfii v/>ii der Es^igblase und dem Kühler aus. und atellt 
idnii^ dfff BsMÄbkse mit der Kolonne her, welche wiedenim mit 
KDüditnj^äUcir und dieser mit dem Külüer rerbfimden ist. 

Mäh treibt imn den Holzgeist ab, genau in der Weise, wie wir im 

' r^afctinbitioii im Hokp?istwassersT Seite 48, Icennpn gelernt habeii 

,1 [*' ^f ^lliltfiittisfluß ßehwimmende Spindel da^ Ende der Opeiaü» 

^ «I iftB aiEsnießende De^tilUt ein ^peEifisches Gelyncht iw 

t liU «eigi, «teilt mim den Dampf ab, ehaltet die Koloiii» 



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B. Aufarbeitung des holzessigsaoren Kalkes. 145 

und den Kondensator ans, und bringt die Essigblase mit den Saturier- 
pfannen, welche vorher mit konzentrierter Sodalösung beschickt sind und 
dem Kühler in Verbindung. Nun stellt man den Dampf wieder an, imd 
sättigt die Sodalösung mit den Essigsäuredämpfen, genau so, wie wir dies 
bei der Sättigung der Kalkmilch kennen lernten. Die abgesättigte Soda- 
lauge wird in Bottiche abgelassen und von da nach dem Abklären in 
eine kupferne, mit Dampfdoppelboden versehene Yorverdampfpfanne 
filtriert, welche die Verdampfung bis zur Erreichung des in seinem 
Kristallwasser geschmolzenen Salzes durchfahrt, wobei alle auf der Ober- 
fläche sich abscheidenden Teermengen nach Möglichkeit zu entfernen sind. 
Die so weit eingedampfte Lauge gelangt alsdann in einen gußeisernen 
Schmelzkessel, um hier zunächst bis zum ersten Festwerden, und dann 
weiter bis zur zweiten Verflüssigung geschmolzen zu werden. 

In der mit Dampf geheizten Pfanne wird die Verdampfung ungeföhr 
bis zu den in seinem Kristallwasser schmelzenden essigsaiu-em Natron 
gebracht. Der mit direktem Feuer beheizte Kessel hat dagegen die Auf- 
gabe das Salz zunächst zu trocknen, um es dann ein zweites Mal ohne 
Gegenwart von Wasser zu schmelzen. Während das wasserhaltige Salz 
bei ca. 100® C schmilzt, kommt das wasserfreie Salz erst bei ca. 250® C 
zum Schmelzen. Die Schmelztemperatiu* des wasserfreien Salzes und seine 
Zersetzungstemperatur (ca. 320® C) in Aceton liegen dicht zusammen. 
Es muß also jede Überhitzimg vermieden werden, weil sonst dimjh Bildung 
von Aceton imd Natriiuncarbonat empfindliche Verluste eintreten können. 
Durch diesen Schmelzprozeß wird eine intensive Reinigung erzielt, indem 
die nie fehlenden Begleitprodukte des essigsauren Natrons in Form von 
propion- und buttersaurem Natron schon bei der Schmelztemperatiu* 
des essigsauren Natrons Aufspaltimg in sich verflüchtigende Ketone er- 
leiden, und dadurch zum größten Teil unschädlich gemacht werden. Weiter 
verdampfen bei der hohen Temperatur aus der flüssigen Masse ein hoher 
Prozentsatz der vorhandenen empyreumatischen Produkte, während ein 
anderer Teil des Teeres verbrennt oder in im Wasser imlösliche kohlige 
Substanzen übergeht, die dann bei der Lösung und Filtration des Schmelz- 
gutes zurückbleiben. 

Nachdem die ganze Salzmasse geschmolzen ist, das Aufschäumen auf- 
gehört hat und alles im feuerflüssigen Zustand erscheint, wird das Feuer 
entfernt und nun das Schmelzgut vorsichtig in bereit gestelltes heißes 
Wasser in kleinen Partien eingetragen und gelöst. Die Lösung nimmt 
man in einer mittels Dampf heizbaren Pfanne vor, deren Ablaßrohr 
mit einer Anzahl Filtierbeutel aus Filz oder Leinwand in Verbindung 
steht. Vor der Filtration säuert man den Inhalt zur Absättigung der 
sich beim Schmelzen stets bildenden Soda mit reiner Essigsäiu« an, und 
filtriert dann in die Kristallisiergefäße, deren Einrichtung weiter unten 
näher beschrieben ist. 

Klar, HolzTerkohlung. 10 



146 AnfuMtong der HolzTerkoli liii i jg aeo tf rodiikte» 

Die Kristalle werden dem Sdunelzprozeß noch ein zweites Mad nnter- 
wcffen. nnd aos dieser zweiten Schmelze mit dannffolgend»' KrintaHisation 
resnltieEt dinn das kristallisierte essigsaure Natron in der gewünschten 
Reinheit. 

Die Mutterlaugen beider Kristallisationen weiden in einer mit Dampf 
geheizten P&nne wiederum zur Kristallisation eingedampft, nnd diee so 
lange fortgesetzt, bis dieselbe Schwierigkeiten macht Dum wird die 
Lange wiederom mit B«>hlaxi£re Tereinigt und durdi Schmelzen gereinigt 

Die Kristalle der zweiten Kristallisation kommen zum Abtropfen auf eine 
schräge Bahn, werden dann zentrifugiert auf Heiden bei gelinder Wärme 
naehgetrocknet und nach dem Absieben de> feinen Knstallmdües Terpackt. 

Natriiimaeetat aas Essi^nre. Auller nach dieser Methode 
werden, speziell in Deutschland, große Mengen Xatnumaoetat durch 
direktes Absattigen von Vorlaufessigsäure mit Soda hergestellt Wie 
schon vorher ausgeführt wurde, resultieren bei der Rektifikation der 
Essigsäure, zumal V^ei Heistellung von Eisessig Vorläufe, welche 
nur geringe Prozente an Essigsäure enthalten. Diese Fraktionen sind 
wegen ihres geringen Säuregehaltes nicht leicht zu Terwerten und 
müssen durch Hinzumischnng von stärkerer Essigsäure auf mindestens 30*. • 
gestellt werden, womit aber keine Vorteile verbunden sind. Die Torlauf- 
säuren bilden jedoch ein sehr gutes Rohmaterial, um daraus das essigsaure 
Natron herzustellen. Dieses geschieht in einfacher Weise dadurch, daß man 
die schwachprozentige Säure in Holzbc-ttiehe leitet, welche mittels Kupfer- 
sdilange heizl<ir sind. In diesen Bottichen nimmt man die Absättigong 
mittels Ammoniaksoda vor. siehe Fig. 2'*. Die $■> erhaltene Rohlauee 
wird alkaliseh gehalten, damit die vorhandenen« der Säure entstammenden 
Kupferspuren als Carbonat ausgefällt werden, so daß die nach dem Ein- 
dampfen resultierenden Kristalle keine Grünfarbung zeigeiL Der Nieder- 
schlag von Kupfercarbonat wird durch eine Filterpresse mit absoluter 
Auslaugung von der Natriumacetatlauge abgetrennt und diese in 
KapfapSannen mittels Heizschlangen eingedampft, bis die Salzlange 

etforderliche Konzentration zeigt. Dann säuert man an und 
die Lauge von der Pfanne in die Kristallisiergefäfie« von denen 

reichliche An7.ahl vorhanden sein muß. Diese stellen hölzerne Kästen 
! die mit Biei ausgv?kleidet sind. Dieselben werden mit etwas Gefölle 
-dt der einen Seite aiifgestellt und tragen an dieser Seite einen Hoh- 
Äpfen, Längs der E[ri>talli-ion:efaBe zieht sieh eine verbleite Rinne 
^» welche in einen et^enfalls verbl-fiten Holzbottich für Muneriauge 
mündet, in welchem das Saugenle einer Flügelpumpe eingreift. Nach 
•■folgter Kristallisation wir.l der Ziipfen ausgezogen, wodurch die Haupt- 
der Mutterlauge au> den Kästen ausfließt und durch die Rinne 
lern Sammelbottioh für MuttorLiU5;:e gelangt Die zurückbleibenden 
^f«iden ausgestc^^hen und auf eine schräge, mit Bleiblech belegte 



B, Aufarbeitung des holaessigsaureti 



14^ 



bm geworfen, velehe sich längs der EmtalüssiergeMe hinzieht, um 

fcoch ein zweites Abtropfen der Mutterlauge zu bewirken. Die abgetropften 

Kristalle kommen in die Centrifuge und von da in die Trockenstube. 

}ieee besteht aus einem, mittels Jüppenhei^rohren erwärmten Eaum, in 

Iwelchcm Holzgestelle angebracht sind, auf welche wiederum die üblichen 

'ztrookenhorden geschoben werden. Der Raum muß ferner gut ent- 




Anlage zur HersteUang von esalg^aiireiii Natroa ans Egsigsiliure. 

t—flO ErbUlli^ergeHLfke, g E^servoir, h Cetitrifuge» il—i4 Rc»en'oire, k SchmelikossH, 

I Trocküiiraum. 

iftet werden, imd zwar empfielilt es wich, die Entlüfhmg vom Boden 
as vorzunehmen und flief^es entweder durch einen Ventilator oder durch 

[lornsteinzug zu bewirken. Das Trocknen darf nur bei gelinder Wärme 
isgefüiLTt werden, um eine Terwittening der Kristalle nach Möglichkeit 7Ai 
armeiden. Nach der Trocknung pflegt man noch eine i^i^bung vorzunehmen, 
|relchei< in den meisten Fällen mittels Handsieben geschieht Das KristaU- 

ahl geht in den Betrieb zurück und wird entweder neu zur KristaJliMtion 

10' 









Li. !^- rji: irr ij.:i ir^ Yrikl^rzn^z. . Trri:-br ir 
•ItTIt ^'-^■•fz. :--T "--: Irr rir::r.iir>-:ell-i:Lj ~ a AL^eT-n i 






I^r Bi*:r>H -m-r A'-y^tr-nfAirLk. r--f •i:r-i.ir - : ^ A ^: :^ 



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B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 151 

Die Zersetzung des essigsauren Kalkes (siehe Fig. 20 bis 22) geschieht 
ganz allgemein in gußeisernen, möglichst f lachgehaltenen Schalen, in welchen 
ein Rührwerk kreist, und welche wir bereits bei der Fabrikation von 
Essigsäure kennen gelernt haben. Die Kesselformen sind ganz die 
gleichen, nur vermeidet man bei der Darstellung von Aceton zu große 
Chargen, weil nicht nur das Durchbrennen erschwert, sondern auch die 
Haltbarkeit der Schalen eine geringere wird, und auch leicht Ver- 
stopfungen in den Übersteigleitungen durch intensive Staubentwickelung 
eintreten können. Im allgemeinen bewegen sich die Einlagechargen zwischen 
100 und 300 kg, und ist es bei der Natur des Prozesses einleuchtend, 
daß die Schichthöhe des holzessigsauren Kalkes keine allzugroße sein 
darf, und daß das Rührwerk sehr gut funktionieren muß, damit nicht ein 
Festbrennen an dem überhitzten Boden des Kessels stattfindet, und auch 
die einzelnen Teilchen des holzessigsauren Kalkes möglichst oft und in 
möglichster Gleichmässigkeit über die erhitzten Flächen geleitet werden. 
Würde man den holzessigsauren Kalk bei größeren Schichthöhen ohne 
Rührwerk zersetzen wollen, so ginge dieses nur partiell, weil die zu unterst 
entstehende Schicht von kohlensaurem Kalk ein Durchdringen der Wärme 
äußerst erschwert und sich außerdem die einzelnen Holzkalkpartikelchen 
gegenseitig isolieren. Es hat sich deshalb bei Anwendung von größeren 
Holzkalkschichten als unbedingt erforderlich gezeigt, Rührwerke an- 
zuwenden. Abgesehen von den nicht unerheblichen Kosten, welche die 
Bewegung dieser Rührwerke verursacht, bedingt dieses ständige Um- 
rühren auch noch sonstige Übelstände, welche sich hauptsächlich durch 
intensive Staubbildung bemerkbar machen. Dieser aufgewirbelte Staub 
gelangt bis in die Kondensatoren und verunreinigt nicht nur das Destillat, 
sondern kann auch bei geringer Aufsicht, schlechter Konstruktion der 
Apparate und mangelnder Sorgfalt im Reinhalten der Apparate leicht zu 
Verstopfungen führen, deren Folgen bei einem so feuergefährlichem 
Produkt recht unangenehme sein können. Es ist deshalb erforderlich, 
zwischem dem Zersetzungsapparat und den Kondensatoren Staubfänger ein- 
zuschalten, welche gegenüber den bei der Essigsäurefabrikation benutzten 
ganz erheblich größer gestaltet werden müssen. 

Die Beheizimg dieser Acetonkessel geschieht ganz ausschließlich mit 
direktem Feuer. In den Anfangszeiten der Acetonfabrikation wurde 
häufig um den eigentlichen Acotonkessel ein zweiter Kessel gelagert und 
der Zwischenraum beider Kessel mit geschmolzenem Blei ausgefüllt. Dieser 
äußere Kessel diente dann als Heizbad, sogenanntes Bleibad für den 
Innenkessel, um eine gleichmäßige und konstante Erw-ärmung des Innen- 
kessels zu erzielen. Die Vorrichtung hat aber wohl in allen Betrieben 
Enttäuschungen hervorgerufen, denn nach einiger Zeit des Betriebes geht 
die geschmolzene Bleimasse durch die ständig hinzutretende Luft ganz 
allmählich in Bleioxyd über, so daß der Inhalt des Bleibades mit der 



152 Aufarljeitung der Holzrerkohlungsergtpiodiikte. 

7joit vollständig fest wird und von einem flüssigen Metallbad nicht mehr 
die lif'de sein kann. Die Folge davon ist, daß Überhitzungen ebensogut 
möglich sind, und daß außerdem der Kohlenverbrauch ein ganz erheblidi 
^^n>ßer(»r wird. Man hat doshalb diese Beheizungsart endgültig bei Seite 
gcHt(*llt und arbeiten wohl sämtliche Fabriken mit direkter Befeuerung 
der gußeisernen Schalen. 

I)i(» Art und Weise der Feuenmgsanlage spielt nun bei dieser Fabri- 
katidn oino wiclitige Kollo. Unrichtig angelegte Feuerungen können die guß- 
eisernon Schalen schon in kurzer Zeit durch Stichflammen wirkiing unbrauch- 
bar nmchon, indem dadurch manchmal die Schalen explosionsartig in ihrer 
Käuzen liäuge aufrcjinon. Boi Anlage von Feuerungen für Acetonsehalen ist 
i'i\r f'in«' dui-chaus gleichmäßige Beheizung Sorge zu tragen und wird diese 
am besten dadurch erreicht, daß man den Heizraum zunäclist recht groß 
anlegt, so daß die Beheizung der S<;halen wie in einer Art Luftbad erfolgt. 
Mau wendet eim? Ai-t Halbgasfeuening an und leitet die Feuergase erst dann 
unter die Schalen, nachdem die dii-ekte Flamme vollständig gebrochen ist, 
so daß nur di(^ flamnienh^sen Gase als Heizmaterial fungieren (s. Fig. 26). 

Der H< 'trieb bt^ginut mit dem Anheizen der Öfen, von denen bei 
(»iner Leistung- von 6000 kg essigsaurem Kalk pi-o Tag fünf Stück vor- 
lumdc^n sein uiOsst^n. Das Anheizen muß, vor allem das erste Mal, 
äußerst lan^^sjuu und vorsichtig geschehen, damit das Mauerwerk nicht 
springt un«l die Oußschalen ganz allmählich der Zersetzungstemperatm- 
von ca. 100*' C zugeführt werden. Sobald die Schale ganz dunkle 
Kirschglut angououimen hat, beginnt man mit dem Einfüllen des holz- 
i»8sigsaui-en Kaikos. Iii kleinen Betrieben geschieht dieses in den meisten 
Fällen direkt aus den Säcken, womit natürlich allerhand Staubbelästiguug 
viM-bundeu ist. In größoi-cn Anstalten jedoch, und hierfür gilt schon 
eine .Vulaii'i' von 5000 kg Kalkverarbeitimg pi-o Tag, richtet man die 
liagerunji;- so tMu. daß sich über den Zersetzimgsraima ein Ealklager l»e- 
fintlet. Wähivnd der Apj>amt noch im Betrieb ist, wird die denmächst 
lur Venirbeitunir uelaugende Kinla.irochai*ge an Kalk bereits in einem 
«trichter zusinuuien.Lretüllt. Hieser Holztrichter ist fahrbar und hat 

l eine SchiebeivtTnunir, die bei der Entleenmg mit einem Frdl- 

»r in Vi^rbindung gebi-acht weiilen kann, welcher den Kalk 
M in dtMi darunter befindlichen Zersetzungsapparat durch das geöffnete 
laiuiKvh irclangen läßt. 
J Nach erfolgter Kinfülhuig wiixl das Mannhx^h am besten mittels 

Ijt^hmvtMschluß abgedichtet und das Kührwerk in Gang gebracht. Es 
dauort nicht lange und aus dem Luftn^hr des Kühlers, welches man ge- 
wöhnlich in den Schornstein oder ins Fivie fuhrt, treten weiße Xel»el 
HUB) ein Zoiohon, daß die Operation bcivits im Gange ist. Dieses ^^Bl-asen- 

IUU>h« M^l^ld das erste Destillat aus dem Kühler ausfließt, welches 
«lücho nach aus vlem Wasser Ivsteht, welches zu 7 bis 10 'a 



B* Aufarbeitoiig des holzesiigsauren Kalkes 




l.'k^ Autarl>eitung^ der Holzverkohlangserstprodakte. 

im Kalk enthalten ist. Dieses Wasser läßt sich aus dem Kalk durch 
Trocknen l:«ei einer Temperatur bis 150*^ nicht entfernen und tritt eivt 
bei üU-r 150'^' C liegenden Temperaturen aus. Dieses sogenannte Aceton- 
wa<ser zeigt iin Dim?hsehnitt ein spezifisches Gewicht von 1,01 bis 1,02. 
und findet diese KrhuhunjE: des spezifisi-hen Gewichtes seine Eitlänmg 
durh mitgerissene und in L-^-sime üt«rgeinuigene Teile von holzessigsauiem 
Kalk. Das Wasser ist acetc-nlialtig, al:»er das Acetr.n dürfte kaum dur'± 
Zersetzung des Kalkes entstanden sein . sondern durch Acetonreste hervor- 
gerufen worden sein. weL.he v..n der vorangegangenen Operation noch im 
Apparat zunukgeMiel-en sind und nun durch die durchstreichenden Dämpfe 
au> dem Küldt-r eti.-. ausgewaschen werden. Der Acetongehalt dieses Wa.'^sers 
zeigte nach einer Anziihl Durhschnittsanalys»?n ungefähr 3**.o und z^ar 
gesihah die Bestimmung mit Hille -ler Messingerschen Jodmethode (si-h- 
analytischen Teil', so daß au-h andere die Jodoformreaktion gel«enJr 
Kriq^er mit titriert wui\l»n. 

Nachdem das Was^r ül-^rlestilliert ist, tritt ein Stillstand üü 
De>tillationsprz"l> ein und muB in di»^ser Periode scharf nachgefouert 
wei-den. Diese Pausen dauern ai. 1" bis 15 Minuten und dann beginnt 
da? eii:entIioiie Roha oton zu lauten, wotiei sich die ablaufenden t^iuanti- 
tati-n gegenülvr der Wasserperi-xie zumeist erheblich verstärken. Wähn/nd 
das Wassr-r meist S\hw;ich gelllich aus dem Kilhlerausfluß austritt, z-rigt 
das Destillat der eigentli^.hen A«.-€tonp?ri';»de eine mehr oder weniger 
dunkelbraune Farbe und den intensiv ch:u:akteristischen Geruch •le^ Rot- 
aoetons. Fast wäluvnd der ganzen Operati-'U pflegen aus dem Lufrrii: 
dt'S Kühlers Gase zu er.t weichen, dertn Menge jedoch l.»ei den einzobet 
Charg- n und Aji s\ raten sehr vei-schieden ist. Die Destillatmenge wir! im 
weit'rtr» V. ylaui'e der A'tri-.bsieriode s«h wacher tmd selüießlich trin 
'la-sello nur r. -l^Ii in ganz irerir.gen Mengen, zuletzt tropfenweise au?. 
In di'.ser Pe!i\ie l-ginv.en dir- l"c-rgangsr'hre K^reits zu erkalten, tiri | 
Zei.hvn. daii Dämpt\- :i: ht nuhr ü: ergehen und die Operation l-eendet 
ist. Würde man in iivsem M- ment -len Apparat Mflnen, so vöre 
eine Kntj';i:.d'u::i: der ii-x':. in d- Hielten ^»efin'llichen Acetongase duKli 
die eiv.:T-.te:.de l.u:: sich- r. Ks hat sich deshalb die Xötwendigt^it 
herau-jv^tv!'.:. v -.• .ieiii • 'rrnen les Ap^sirates die noch darin Kfmd- 
li'.hen O:*- d:;:\:; Ki:.i '.ast-n v;- direktt-m L>ampf zu entfernen, nicht 
n-.;:. -in: h'i.eiv A >it--::-n n r rzivlt-ii. <>!.d -rn auch, um die Entzünduce- 
grfa:.: -::'iek::v - i losoirictu. ßvi ei:.- r Einlage von 120 kg holzeMir- 
-a-LTt-n: Ka'.k ^11:^:0:. :v.ir .a. 11 k^. lUL-i: '-e^^ndigter Operation dun:h- 
^tl'.asenem uvA k. ::.;eL>i'.rie::. Kosse'. iiir.: : :.xh ca. 2 kg Aö?ton ülrr, 
weiiL- ^\:ei^;: :i!i iv.ir nii: de: T .inivtl.d. ;miüytisv*h ermittelt wimieii 
imd desLu" r.:-.':.: •...'.Iworrii: ;/.< A.e:::. a:: gesehen wer»len t"nne:. 
lounerhiL z-::.:: Lies Z.::.!. li. .:.is A ;> '..ise:. des Kessels nach V^een-list-T 
■^ention mit lir>?k:en. Däir.if :vi:: ::ell i>: -md aus Gründen der Rec- 



B. Aufarbeitung des holzessigsanren Kalkes. 155 

tabilität und Sicherheit nicht unterlassen werden sollte. Nach dem Aus- 
blasen des Apparates kann der Rückstand ohne jedes Bedenken entfernt 
werden. Derselbe stellt ein graues Pulver dar, welches im heißen Zu- 
stande immer noch empyreumatisch riecht und durch das lange andauernde 
Rühren zu einem höchst feinen, ungemein stäubenden Mehl gemahlen ist. 
Die Entfernung dieses Rückstandes ist nun eine recht wenig angenehme 
Arbeit, weil die Arbeiter von dem heißen Mehlstaub sehr belästigt 
werden imd außerdem gewöhnlich der ganze Raum in Mitleidenschaft 
gezogen wird, wenn die Entleerung mittels Ausschaufeins bei geöffneten 
Mannloch — imd dieses ist meistens der Fall — geschieht. Man hat 
deshalb versucht und auch mit Vorteil praktisch durchgeführt, die Haupt- 
menge des stäubenden Rückstandes mittels Ventilatoren abzusaugen. 
Dieses gelingt sehr gut, aber leider nicht vollständig, da die gröberen 
Teile des Rückstandes in dem Kessel verbleiben und diese dann doch 
schließlich noch diux5h Ausschaufeln entfernt werden müssen. Deshalb 
stattet man jetzt, ähnlich wie bei den Essigsäurezersetzungsapparaten, 
die Kessel mir unterer Entleerung aus und lauten die Urteile über 
diese Art der Rückstandsentfemung allgemein gut. Ähnlich wie der 
Essigsäurerückstand muß dieser vor seiner Abfuhr abkühlen und man 
transportiert denselben deshalb entweder mittels Handarbeit und I&UTen 
oder mit Hilfe einer bedeckt gehaltenen Förderschnecke nach Bühnen, 
welche behufs Aufladung des Kalkes auf die Abfuhrwagen leicht zugäng- 
lich sein müssen. 

Das aus den einzelnen Kühlem der Rohacetonapparate austretende 
Destillat gelangt in eine für alle Kühlerausflüsse gemeinschaftliche Sammel- 
leitung, welche das Rohaceton in einen gemeinschaftlichen schmiede- 
eisernen Cylinder führt, in dem ein Rührwerk eingebaut ist, dessen Achse 
in der Längsrichtung des Cylinders liegt. Bezüglich der Kühler ist zu 
bemerken, daß dieselben eine leichte Reinigimg ziilassen müssen, weil es 
unvermeidlich ist, daß während des Destillationsprozesses Kalkstaub — trotz 
der dazwischen geschalteten Staubfanger — mit in das Destillat gelangt. 
Man baut dieselben deshalb nicht in Form einer Spiralschlange, sondern 
benutzt ein System von geraden Röhren, welche mit Gefälle in einem 
Wasserkasten montiert imd außerhalb des Kastens mit Krümmern ver- 
bunden sind. Diese Kühlerform haben wir bereits bei der Kondensation 
des Holzessigs kennen gelernt imd gibt Fig. 2 a die charakteristische Aus- 
führung derselben wieder. Bei Verstopfungen werden die Krümmer gelöst, 
und man kann mit einem bürstenartigen Instrument die Rohre bequem 
durchstoßen imd reinigen. Durch die mitgerissenen Kalkteile wird dem 
Rohaceton stets eine mehr oder weniger dunkle Farbe gegeben. 

Das spezifische Gewicht des Rohacetons beträgt im Dmchsclmitt 
0,930 und enthält dasselbe im großen und ganzen 50 bis 60% Aceton. 
Diese Zahl ist abhängig von der Menge des nach beendigter Operation 



156 Aufarbeitung der Holzverkohlungserstprodukte. 

durchgeblasenen und kondensierten Wasserdampfes. Gewöhnlich, ist das 
Hohaceton eine einheitliche Flüssigkeit, aber es kann auch der Fall ein- 
treten, daß bei reichlicher Ausdämpfung und deshalb starker Verdünnung 
des Rohacetons bereits eine Schichtung im Destillat eintritt. Die untere 
Schicht stellt dann eine verdünnte Acetonlösung dar, während die oben 
aufschwimmende Schicht ein Gemenge von AcetonOl und Aceton reprSsen- 
tiert. Gleichviel nun, ob das Destillat einheitlich oder geschichtet aus 
den Kühlern austritt, wird dasselbe, wie schon erwähnt, dem als 
Waschapparat fungierenden Cylinder zugeführt und hier durch Wasser- 
zuführung auf mindestens 30 7o Acetongehalt verdünnt und gleichzeitig 
Ätzkalk zugegeben, so daß vorhandene Säuren gebunden werden. Man 
stellt das Rührwerk an, läßt einige Zeit tüchtig durchmischen und ent- 
leert das Produkt alsdann in ein Reser\oir, um es darin klären zu lassen. 
Während der Klärperiode tritt eine Schichtung in der Flüssigkeit ein, 
indem sich unten eine wässerige Acetonlösung abscheidet, während auf 
derselben die Hauptmenge der im Rohaceton enthaltenen Acetonöle 
sch^-immt. Diese Öle nehmen dann gleichzeitig den größten Teil der 
Teerbestandteile mit auf mid sind infolgedessen dunkler getUrbt, aLs die 
darunter befindliche Acetonlösung. Diese wird in ein Reservoir entleert, 
welches der Cliai'gengröße des Rektifizierappai-ates entspricht. Die <>le 
selbst gelangen in ein anderes Reservoir und werden zimächst größere 
Mengen von denselben angesammelt, bis man zu einer Aufarbeitung der- 
selben schreitet. 

Oftmals >\ird bei dieser ersten Abscheidung der Öle imd Entsäuenmg 
des Acetons ein Chemikalienzusatz gemacht, um schon beim ei*sten Abtrieb 
nach Möglichkeit liandelsüblich reines Aceton zu erhalten. Yon diesen 
Chemikalien hat sich besonders Eisenchlorid bewährt, indem dasselbe als 
gelindes Chlorierungsmittel auftritt und dadurch reinigend wirkt. In 
neuerer Zeit jedoch hat man diesen Zusätzen weniger Bedeutung bei- 
gemessen und man sucht durch eine aufmerksame Sortienmg der Fraktionen. 
ohne besondere Kosten, zum gleichen Ziele zu gelangen. 

Zur Hei*stellung von reinem Aceton aus der schwachen Acetonlösung 
muß dasselbe einer fraktionierten Destillation unterworfen werden, zu 
welchem Zwecke fast die gleichen Kolonnenai »parate benutzt werden, wie 
wir sie bei der Holzgeistrektifikation schon kennen lernten. Die Praxis 
bedient sieh für diesen Zweck möglichst großer BlasenfüUungen imd ist es 
angebracht, für den eisten Abtrieb Einlagen von 20 bis 30 cbm zu machen. 

Die Acetonlösungen werden mittels einer Rotationspumpe aus dem 
Sammelreservoir in die Blase des Rektifizierapparates eingepumpt, welche 
Operation in einer Stunde beendet sein soll. Darauf wird kräftig an- 
geheizt und sobald die Dämpfe in die Kolonne einzutreten beginnen, der 
Dampf etwas «gemäßigt, bis das Destillat aus dem Kühler auszutreten anfängt 
Alsdann reguliert man Dampf- und Wasserzufuhr so, daß die dem Kolonnen- 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 157 

querschnitt entsprechende Menge Aceton in größtmöglichster Konzentration 
ausfließt. 

Yiel&ch findet man an den Kektifizierapparaten die Einrichtung, daß 
das wanne Wasser des imteren Kühlers zum Speisen des Kondensators 
Verwendung findet. Diese scheinbar sehr praktische Einrichtung bewährt 
sich aber nicht, weil gerade in den letzten Stadien der imtere Kühler 
sehr viel Wasser gebraucht, da das ausfließende DestiDat schon sehr ver- 
dünnt ist und durch den reichlichen Gehalt an Wasser eine bedeutend 
größere latente Wärme besitzt. In dieser Periode verträgt der Kondensator 
nur noch relativ kleine Wassermengen, so daß es schwierig ist, die 
Wasserzufuhr so zu regeln, daß Kühler und Kondensator m der richtigen 
Weise funktionieren. Man hat deshalb diese Einrichtung fallen lassen. 

Anfangs läuft ein Destillat, welches stets gefärbt erscheint, indem 
es die Öle, welche von den letzten Abtriebsstadien der vorangegangenen 
Operation im Apparat zurückgeblieben sind, in Lösung bringt. Diese erste 
Fraktion, sog. Vorlauf, enthält außerdem noch Aldehj^d, Amine und andere 
Fremdkörper und zeigt ca. 96^0 Tralles. Es folgen alsdann Destillate, 
welche schon einen sehr reinen Acetongeruch zeigen und deren Gehalt 
99 — 99,5%, mit der Spiritusspindel gemessen, beträgt. Die folgenden 
Fraktionen trüben sich noch beim Verdünnen mit Wasser, dann fließt 
bereits ein Destillat aus, welches sich mit Wasser in allen Verhältnissen 
blank mischt. Diese Partien werden auf ihre Beständigkeit gegen Per- 
manganatlösung gepnift, da die Konsumenten vom Aceton verlangen, daß 
es dieselbe innerhalb einer bestimmten Zeit nicht entfärbt. Alle die Per- 
manganatprobe aushaltenden Fraktionen werden als fertige Ware aus dem 
Betriebe entfernt, während alle nicht probehaltigen Destillate einer zweiten 
Kektifikation unterworfen weitlen müssen. Beim ersten Abtrieb resultiert 
allerdings nur ein kleiner Prozentsatz Aceton, welches die Permanganat- 
probe genügend aushält. Die die Probe nicht aushaltenden Fraktionen 
werden für sich einer erneuten Rektifikation unterworfen, wobei dann die 
Hauptmenge als reine, handelsfähige Ware resultiert. Das nahende Ende 
der Operation erkennt man daran, daß sich die im Auslaufkörper 
schwimmende Spiritusspindel allmählich heraushebt, so daß die Anzeige 
derselben von 99®/o auf 98, 97 u. s. w. fällt. Diese Anteile werden, 
solange sie sich mit Wasser gemischt nur trüben, ohne dabei auf der 
Oberfläche Ölteilchen abzuscheiden, ebenfalls für sich aufgefangen und 
einer besonderen Rektifikation imterworfen. Nach dieser Fraktion treten 
Destillate aus dem Kühler aus, welche noch wasserhell aussehen, auf 
Zusatz von Wasser aber Öle auf der Oberfläche austreten lassen. Danach 
folgt wiederum eine andere Fraktion, welche gleich in Wasser imd Öl getrennt 
aus dem Apparat austritt, die also schon soweit verdünnt ist, daß auch 
geringe ölmengen nicht mehr in Lösung gehalten werden. Die Ölmengen 
werden im weiteren Verlauf der Rektifikation immer geringer und hören 



158 Aufarbeitung der HolzTerkohlungsersl^rodiikte. 

endlich fast ganz aiif, in welcher Periode alsdann nur noch trübes empy- 
reumatisches Wasser aus dem Apparat austritt. Die Operation hat alsdann 
ihr Ende erreicht und der Blasenrückstand wird abgelassen. 

Ehe die Destillate nun weiter aufgearbeitet werden, wird eine Sor- 
tierung derselben vorgenommen, indem alle handelsfertigen Produkte aus- 
geschieden imd alle die Permanganatprobe nicht haltenden Fraktionen vereinigt 
werden. Eine weitere Gruppe bilden die Fraktionen, welche schwach- 
prozentig sind und sich auf Zusatz von Wasser mehr oder weniger trüben. 
Von aUen diesen werden Einlagechargen angesammelt, deren Größe sich 
nach den Blasengrößen der vorhandenen Apparate richtet 

Diejenigen Fraktionen endlich, welche auf Zusatz von Wasser direkt 
Öle ausscheiden, gelangen in einen Waschapparat und werden hier mit 
soviel Wasser verdünnt, bis eine weitere Ausscheidung von Öl nicht mehr 
eintritt. Das unten sch^dnmiende Aceton wasser kommt als Yerdünnungs wasser 
zum Rohaceton, ebenso diejenigen Wassermengen, welche am Ende des 
ersten Rohabtriebs mit den Ölen gemeinschaftlich aus dem Apparat aus- 
treten. Die Öle selbst trennt man in zwei Ghiippen und zwar in leichtes 
Acetonöl, welches diu-ch Auswaschen der Nachläufe erhalten wird, und in 
seiner Hauptsache zwischen 75 und 130® siedet, und in schweres Acetonöl 
welches seiner Hauptmenge nach direkt aus dem Apparat abgefangen ist 
und ZA\ischen 130 imd 250^ siedet. 

Die öle in dem Zustande, wie sie durch das Auswaschen resultieren, 
weiter zu verarbeiten, liat wenig Zweck, da infolge Gegenwart von Wasser 
eine scharfe Fraktionierung nicht eintritt. Da aber diese Öle noch Aceton 
entlialton, so ist die Gewinnung desselben lohnend, und man erreicht diese 
dadurch, daß man die Ole vor der erneuten Rektifikation entwässert Diese 
Operation wird entweder mit ausgeglühtem Chlorcalcium oder besser noch 
mittels Pottasche ausgeführt und liiervon solange zugesetzt, indem man vor 
jedem neuen Zusatz die verlier gebildete Lauge stets erst abzieht, bis nach 
einem neuen Zusätze eine weitere Lösung von Pottasche nicht mehr eintritt. 
Die soweit vorgetrockneten ()le werden nach Ansammlung einer genügend 
großen Einlagechargo rektifiziert. Bei dieser Rektifikation resultieren erst 
die im Ölo noch enthaltenen Acetonmengen, dann folgt imter ziemlich 
scharfer Abgrenzung Methyläthylketon und bei einem Dampfdruck von 
ca. 7 Atni. gelingt es leicht, vollständig wasserfreie Destillate vom Kolonnen- 
apparat zu treil>en, welche einen Siedepunkt bis annähernd 140® C. zeigen. 
Der dann verl)loibonde Blasenrückstand wird imter Anwendimg von direktem 
Dampf übergetrieben und diese Destillate mittels Florentinerflasche mechanisch 
vom Wasser Ix^freit. 

Die Acetonöle haben eine größere Anwendung bis jetzt nicht ge- 
fimdon. Diosel]>en werden in der Schweiz (siehe Chem. Industrie No. 6, 
1898) als Donaturiei-ungsmittol benutzt und sind auch als ein gutes Büttel 
zur Reinigung von Rolianthracen erkannt worden. Es gibt allerdings auch 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 



159 



)ch andere Verwendungsarten dieser Öle, welche aber naturgemäß von 
m Fabriken streng geheim gehalten werden. Immerhin bilden die öle 
elfach einen unangenehmen Ballast für die Acetonfabriken. 

Folgende Tabelle zeigt die Zusammensetzung eines Acetonöls und 
»rar liegt hier ein G^emenge beider Arten von Aoetonölen vor: 

Aus 600 g Aoetonöl wurden erhalten: 

Von 72— 86 91,5 g hell gelblich, 

„ 85— 95 97^6 g ^^ 

„ 95—1150 116^5 g 

„ 115—1300 81,0 g 

„ 130—1450 66,5 g 

„ 146—1600 34,0 g 

„ 160—1750 23,0 g 

„ 175—1900 22,0 g 

„ 190—2050 24,0 g 

„ 205—2200 24,5 g 

„ über 2200 19,0 g 



gelb, 

dunkel gelb, 
bräunlich, 

braun, 

schwarz (Rückstand). 



599,5 g. 
Ein anderes Bild dieser Siedeverhältnisse erhält man natürlich bei 
ner im Großen im Kolonnenapparat bei Wassergegenwart mit indirektem 
[eizschlange), später unter Zuhilfenahme von direktem Dampfe ausgeführten 
•aktionienmg des Aoetonöles. 14 Ballons Acetonöl ä ca. 45 kg wurden 
aktioniert und in Ballons aufgefangen, die Siedeverhältnisse jedes zweiten 
illons mit je 100 com entwässertem öl festgesetzt und die dabei er- 
iltenen in ccm ausgedrückten Fraktionen zu folgender Tabelle vereinigt: 







IOC 


ccm ergaben Fraktion in 


ccm 




Temperatur 


Ballon 


Ballon 


BaUon 


BaUon 


BaUon 


Ballon 


BaUon 


Grad 


No. 1 


No. 3 


No. 5 


No.7 


No. 9 


No. 11 


No. 13 


bis 70 


37 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


70— 75 


40 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


75- 80 


13 


22 


1 


— 


— 


— 


— 


80— 85 


7 


20 


18 


— 


— 


— 


— 


85— 90 


0,5 


18 


16 


11 


1 


— 


— 


90- 95 


— 


14 


14 


11 


3 


— 


— 


95-100 


— 


11 


16 


12 


7 


1 


— 


100—110 


— 


9 


21 


33 


17 


4 


— 


110—120 


— 


3 


9 


19 


33 


6 


— 


120-130 


— 


— 


3 


10 


21 


11 


1 


130-140 


— 


— 


— 


2,5 


14 


33 


1 


140—150 


— 


— 


— 


— 


4 


24 


1 


150—160 


— 


— 


— 


— 


— 


10 


3 


160-170 


— 


— 


— 


— 


— 


5 


25 


170—180 


— 


__ 


— 


— 


— 


5 


32 


180-190 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


20 


190—220 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


15 


ccm 


97,5 


97 


98 


98,5 


98 


99 


98 



160 Aufarbeitung der Holzverkohlungserstprodukte. 

Was nun die Durchfühmng der oben beschriebenen Operationen an- 
belangt, so sind mindestens 3 Kolonnenapparate von entsprechender Leistung 
erforderlich, da sowohl für den ersten Abtrieb, wie auch für die zweite 
Rektifikation des Mittellaufes und für die Aufarbeitung der Nachläufe zum 
mindesten ein Apparat vorhanden sein muß, damit man immer die gleichen 
Produkte in demselben Apparate zur Rektifikation bringt und umständUche 
Reinigungen nicht nach jeder Operation nötig hat. 

Die Destillate werden zu Betriebsbeginn in Ballons au^e^gen und 
erst nachdem ein ge>\'isser Gleichgewichtszustand im Betriebe eingetreten 
ist imd die Destillateure die erforderliche Sachkenntnis haben, Reservoire 
aufgestellt, in welche die Destillate direkt von dem Kühler aus eingeleitet 
werden. Man trifft bei größeren Rektifikationen dann die Einrichtimg, daß 
alle Kühlerausflüsse, alle Dampfventile und alle AVasserzuleitungshähne zu 
den Niedersclilagskühlern und Kondensatoren an einer Stelle zusammen- 
gelegt sind, so daß nur ein Destillateur erforderlich ist, welcher die Bedienung 
der ganzen Anlage wie an einem Schaltbrett ausführt. 

Das nach Erreichung dieses Gleichgewichtszustandes resultierende 
Destillat pflegt man in folgende Partien zu zerlegen und nach entsprechenden 
Reservoiren zu leiten: 

1. Yorlaufprodukte ; 

2. fertige Destillate; 

3. hochprozentige Destillate, mit Wasser blank mischbar, aber die 
Kaliiunpermanganatprobe nicht haltend; 

4. hochprozentige, mit Wasser sich trübende Destillate; 

5. Destillate, welche auf Wasserzusatz öle abscheiden; 

6. Destillate, welche getrennt in Öl imd Wasser aus dem Apparat 
austreten. 

Die Destillate 1, 3 und 4 gelangen durch entsprechende Verteilungs- 
leitimgen in Reservoire, welche so groß gewählt sind, daß dieselben eine 
Blasenfüllung zu fassen vermögen. Das Destillat No. 5 gelangt in einen 
Wascliapparat, welcher aus einem liegenden, mit Rührwerk ausgestatteten 
Cylinder besteht. In diesem Apparat wird durch Wasserzusatz das Aus- 
waschen der Öle vorgenommen imd darauf das Waschwasser zum Yer- 
clttniieu dos Rohacetons benutzt, wähi-end die obenauf schwimmenden ök 
einom andern Reservoir zufließen. Das von den Destillaten No. 6 resul- 
tierende Wasser dient gleichfalls zum Verdünnen de-s Rohacetons, währöid 
das Öl ebenfalls dem ()lsammelreser\^oir zufließt. In dieses Sanunel- 
resorvoir gelangen auch die aus dem Rohaccton bei der Wasserverdftnnung 
direkt zur Abscheidung gebrachten öle. Das Reservoir faßt ebenfalls eine 
Blasenfüllung und, sobald eine solche vorhanden ist, werden die Öle nach 
vorhergegangener oben beschnebener Trocknimg für sich rektifiziert, wobei 
uocli gewisse Mengen Aceton und das leichte Aoetonöl unter Anwendung 



B. Aufarbeitung des holzessigsauren Kalkes. 161 

von indirektem Dampf übergehen. Sobald mit indirektem Dampf nichts 
mehr übergeht, werden die öle mit direktem Dampf abgeblasen imd stellt 
dieses Produkt nach erfolgter Entwässenmg das sog. schwere Acetonöl dar. 

Sämtliche Reservoire werden, wie dieses die Abbildimg Fig. 26 zeigt, 
in einem besonderen Reservoirraimi aufgesteDt, welcher gleichzeitig die 
Aufgabe hat, als Expeditionsraum zu dienen. 

Zum Betriebe einer Acetonanlage in lohnendem Umfange ist eine 
Dampfmaschine von ca. 30 HP erforderlich, welche den Antrieb der Rühr- 
werke, die Erzeugung von elektrischem Licht und den Antrieb der Wasser- 
und sonstigen Pumpen vollzieht. Zum Betriebe der Dampfmaschine, sowie 
znr Rektifikation genügt ein Dampfkessel von 50 qm Heizfläche. 

Was nun die Ausbeuten an Aceton anbelangt, so sind dieselben, wie 
schon früher ausgeführt worden ist, wenig günstig. Dieses hängt damit 
zusammen, daß im holzessigsauren Kalk Fremdsäuren enthalten sind, welche 
höhere Ketone liefern, die nicht als Aceton, sondern als wertlose Aceton- 
öle in Erscheinung treten. Andere Verluste entstehen durch komplizierte 
Kondensationen und diux^h anderweitige sekundäre Zersetzungen des bereits 
gebildeten Acetons. Es ist Tatsache, daß keine der bestehenden Aceton- 
fabriken über eine Ausbeute von 20 kg chemisch reinen Acetons aus 
100 kg holzessigsaiu^m Kalk hinausgekommen ist, trotz der verschiedensten 
vorgenommenen Modifikationen des Prozesses wie z. B. Destillation imter 
Vakuum, Destillation unter Einleiten von überhitztem Dampf etc. 

Da alle diese Versuche bisher Vorteile nicht gebracht haben, so ist 
eine Verbilligimg der Acetonfabrikation nur durch Ersparnisse im Betriebe 
zu erreichen, und dieses gilt vor allen Dingen für den Kohlenverbrauch. 
Derselbe setzt sich zusammen aus der direkten ünterfeuenmg zur Zer- 
setzung des holzessigsauren Kalkes, den erforderlichen Mengen Heizdampf 
und dem Kraftverbrauch der Rührwerke. Diese erfordern ganz erhebliche 
Kraft imd zwar haben Messungen mittels Indikator ergeben, daß Chargen 
von 300 kg in gewissen Zeiten 4 und mehr HP erfordern. Rechnet man 
also bei einer Leistung von 5000 kg Kalk auf 3 Rühn^erke und für jedes 
derselben einen Kraft\'erbrauch von 4 HP, so macht dieses pro Stimde 
12 HP, welche bei einer 30 HP Maschine zum mindesten 200 kg Dampf 
erfordern, also in 24 Stunden 4800 kg Dampf, welchem bei einer 7 fachen 
Verdampfung ungefähr 700 kg Steinkohle entsprechen. Rechnet man dazu 
noch den zum Antriebe der Transmission selbst erforderlichen Kohlenverbrauch, 
80 kann man wohl annehmen, daß die Rührwerke ca. 1 Tonne Kohle per 
24 Stunden erfordern, welche einen Kostenaufwand von ungefähr 20 Mark 
pro Tag bedingen. Durch Wegfall der Rührwerke läßt sich also eine nicht 
unwesentliche Ersi>amis erzielen. Außerdem venirsachen die Rühnverke auch, 
-wie schon früher genau auseinandergesetzt, daß der in den Apparaten 
befindliche Kalk zu einem höchst feinen Pidver während der Oj^oi-atiouen 
vermählen wird. Dasselbe stäubt ungemein und dieser Staub wirkt sehr 

Klar, Holzverkohlung. 11 



■1 J Aüür* »*irunür ler Holzverk«»hIim;r5ersTpro«lukte- 

\ *r ::■ lM ir .: Iliv- Aüw- ivbiii;: v n Rührwr?rkeii dnp?hziiführen. E»ie?e Art I 
:• «« A • ^ -.'■;'. ii;.^'-; r j'-«.-*-> ist a:i«h in Irtzter Zeit gi^'liiiisen. ^-^ .kti luan 
W'-iv ::. ■ K -•''.. :\v vi:- K^ü^i-wr-rkr :i.i.ii mit laetil^.•In StäuU:-n zu t*i?hii-n 
:\.r. ..\ ■.-■■r :••■*. '.v-r.li.-i:::- K:ilk ^-iiV' -ir^pruiiirliohe k'-misre F'-'rni l^i «Ue>''m 
'■: - ;.r--:.-: :-r^:; tV .:-.. l». P. X--. l:U9::i behalt. 

r. Her^tellansr von XethjrUlkohol und DenatnrienmssIiolz^M 
au< dem Rohholznist. 

AUsTf meint'S. Iv-r -.i^vm--:"'^ A;iis.:hwiinff. welchen 'lie d-Mit.^'.^hr 
A. ■...■.■■.::■/. :.-"r-. ■ . v. :.z'. :\ ':j.\ rief -inv^ irr' Jer»rc. BeJarf an M^^rhylalk'.-hol 
'. . ■ ■ 7' -.■ . ■ : A : • ■.-. .'. : v : ~\ r ,i ". -^ -■.:■.-:.: •■-* R- :: i ■ r>i'ikt . vri*-' 5< :■ :i ■ ■ n i :; ■ i »?t o> 
* ■;: '.■,''.: ..'" Y:.?.'. '■:'.'•...:: :i':<\iz\: ':. -jT ry-rr. \\'ir\-. v.nv -lor Rohh:lz^vi^l 

L'.;* . .'.■■:: ->*:•. Z:-:: .. -vrlar.j:- Pr -l-ikr war 3.iii- v.-n mfitüiier 
1*\ .:•./. ■• .;. ".►:■•...■.:.. r/. > ...-:?• r=.s !:■? H -iv^rk lilur-cr-n seli-st. 'ia.- 
>^-- .i> . .r ::. K ':.■::.:,' -r:'^^. :. ::>":v!.v:i- !•:•? >:^d:^ wüoi. senden. ^Vrr 
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J7--:-:. Vr -. ;-, *• ■■ i -- .i. .: . vr'.iir in A:;>r'rracht ■!■?: 

s.:.!--:-.:.-: r. :"■. >•:■. :. ... ..■>-f"r.rn. Pie ha'U'Tsäohlichstcn 

litrrrär.Tt 7. ".-'.■ _ -■>..•.. .-: : Azni::kh iind ''»^Tvrr^i'-h- 

^tarn. '.;n.l : ..: . ..:: . ■ :■. . . >■ - :': •i::kTf> in Amvrika fa?t i3 

ea&|:«-r. Ir-v. ". 1" > -.>•:- •.•.r.r '"nmaj;st- viirt-ner Vor- 

I und >":..: V.* . '■ :. :'.::T.v'i»£'n in Ci-wissoiL Kotnei. 



C. Herstellang von Methylalkohol und Denaturienmgsholzgeist. 168 

Bo daß größere Quantitäten Eohholzgeist kaum frei sind. In Österreich- 
Ungarn ist ein derartiger Zusammenschluß bisher noch nicht erfolgt, 
doch sollen diesbezügliche Bestrebimgen im Gange sein. 

Das Eohprodukt kommt in Barrels von ca. 160 kg Inhalt in den 
Handel und zwar meistens mit einem Gehalt von ca, 80 Vo. Gehandelt 
wird diese AVare nach Gewichtsprozenten, d. h. der Preis wird gestellt 
für 100 kg Holzgeist von 100%, bestimmt mit dem Spiritusaräometer nach 
Richter. In diesen 100 7o ist ein bestimmter Acetongehalt mit ein- 
geschlossen, welcher pro 100 kg 100% igen Holzgeist häufig 12 und 
mehr Prozent beträgt. 

Die Herstellung des Rohproduktes haben ^Tr auf Seite 53 kennen 
gelernt imd daraus ersehen, daß dasselbe durch Rektifikation des Roh- 
holzgeistwassers erhalten wird, ohne daß dabei eine Fraktionierung oder 
Sortierung der Destillate vorgenommen würde. Es kommt nur darauf an, 
das schwache Rohholzgeistwasser auf eine transportfähige Konzentration 
und Mischbarkeit mit Wasser zu bringen und hat sich aus betriebstech- 
nischen Gründen die Minimalbasis von 80 7o als am besten der Praxis 
entsprechend ergeben. Das anfangs wasserhelle Produkt dunkelt infolge 
seines Gehaltes an empyreumatischen Stoffen verschiedenster Natur sehr 
bald nach und nimmt eine mehr oder weniger rote bis dunkelbraune 
Farbe an. Je nach seinem Ölgehalt pflegt der Rohliolzgeist mehr oder 
weniger mit Wasser blank mischbar zu sein, in den meisten Fällen erfolgt 
beim Vermischen mit Wasser eine gewisse Trübung. 

Außer Metliylalkohol sind nun in diesem Rohmaterial alle diejenigen 
Produkte enthalten, welche nicht sauren Charakter tragen, also beim 
Passieren der Essigdämpfe durch die Kalkmilch nicht gebunden worden 
sind und deren Siedepunkt andererseits nicht so hoch liegt, daß Wasser- 
dämpfe eine Verflüchtigung nicht vermöchten. Von diesen Produkten 
sind als im Holzgeist enthalten folgende zu erwähnen: 

Allylalkohol, Acetaldehyd, Formaldeh^^d, Furfurol, Methylfur- 
furol, Methyläthylketon und höhere Ketone, Aceton, Mesityloxyd, 
Dimethylacetal, Methylacetat, Brenzcatechin, Ammoniak, Methyl- 
amin, Dimethylamin, Trimethylamin, Cumol, Cimol und andere 
Kohlenwasserstoffe und Pyridine. 

Von denselben treten bei der Rektifikation hauptsächlich Aceton, Allyl- 
alkohol, Acetaldehyd, Ammoniak und Amine in Erscheinimg. Wälii-end 
nun die letzteren durch Bindung an Säure leicht zu entfernen sind, macht 
die Beseitigimg von Allylalkohol und Aceton, vor allem aber die der letzten 
Acetonspnren, also die Isolierung eines chemisch reinen Metliylakohols 
ziemliche Schwierigkeiten, da die Siedepunkte von Aceton imd Methyl- 
alkohol sehr dicht nebeneinander liegen. Trotz der besten Aj>paitit- 
Konstruktionen, der intensivsten Kenntnis und Praxis des Rektifikations- 

11* 



166 Aufarbeitung der Holzrerkohlungsentpiodiikte. 

CMier aus den Fässern durch entsprechende Pompenaiüagen nach etnem 
Tank befördert und hier vielfach auf eine Konzentration von 50 bis 60*/f 
gebracht, um die Versicheningsprämie herabzamindem. Von diesem Tank 
aus geschieht die Befüllung der Rektifizierapparate, von denen stets eine 
größere Anzahl vorhanden sein muß. Dieselben bestehen« wie alle Bekü- 
fizierapparate. aus eiserner oder kupferner Blase, kupferner Kolonne mit 
Sieben, Kondensator imd Kühler, nur müssen dieselben in Anbetracht der 
sehr diffizilen Roktifikationsarbeit in allen ihren Teilen möglichst fehler- 
frei und sauber ausgeführt sein. Bei dieser Art der Rektifikation ist es 
besonders erfonleriich, nicht zu kleine Blaseninhalte zu nehmen und dieses 
gilt vor allem für den ersten Abtrieb des Bohholzgeistes. Der erste Ab- 
trieb hat hauptsachlich den Zweck, die Hauptmenge der noch im Roh- 
produkt vorhandenen Öle abzuscheiden imd gleichzeitig das Destillat iu 
zwei Hauptgruppen zu zerlegen, die sich im wesentlichen durch ihre 
Mischbarkeit mit Wasser und ihren Acetongehalt charakterisieren. Nach 
Befüllung der Blasen mit dem Rohholzgeist wird der Blaseninhalt durch 
Zuführen von heißem Kondenswasser auf ca. 30 bis 40 Vo eingestellt und 
alsdann je nach der vorliegenden Holzgeistijualität pro cbm 20 bis 30 Liter 
Kalkmilch zugegeben. Das Zufallen dieser Kalkmilch geschieht mittels 
Kalkmilchelevators. 

Zufi-st tritt aus dem Apparat ein Produkt aus, welches sich durch 
seinen Genuh ganz imzweideutig als Acetaldehyd charakterisieren läßt 
DiT ei-ste Ballnn pflegt meistenteils 93 bis 94% zu zeigen, imd läuft 
gewohnli<h etwas bläidich gt»färbt aus dem Apparat ab. Diese Farl-e 
kommt vom Kupfer her, welches infolge der Anwesenheit von Ammoniak 
und Aminen in den ei*sten Teilen des Destillates in Lösung gegangen 
ist. Diese Ammoniakivste In^gleiten die Destillate noch eine ganze Zeit 
lang, ehe sie vr.lHg verseil winden. Bei der ersten Rektifikation stnl't 
man dahin, lun-eits die Hauptmenge des Acetons in die Anfangsdestillatr' 
übei-zuluhren und rirhtet danach den Wasserzufluß zum Kondensator ein, 
welcher in dieser Perinde n'lativ warm gehalten wird. Der die Apparate 
Ixi^dienende Destillateiu- prüft nun die einzelnen ablaufenden Ballons auf 
ihren Acetongehalt mittels Natronlauge. Die Operation wird in der Wei^e 
ausgefühlt, daß man 10 ecm Alkohol mit 20 c*cm Natronlauge vom 
spezifischen G»*wit]it 1,H in einem graduierten Si*hüttelcylinder kräftig 
duix-hmischt und diese ^lisehung dann der Ruhe überläßt. Dabei scheidet 
sich die vt^rliandene Aeetnnmenge fast quantitativ in Form einer olien 
schwimmenden Shielit al». SnKald volligi;» Kläning eingetreten ist, lie>! 
der ArlH'iter dit* oben abgeschi» 'denen cem ab und findet durch Multi- 
plikation mit 10 den Acetongi'halt in Volumpi-ozenten. Die ersten Ball^^ns 
pflegen einen s»^hr liohen. oftmals bis an ()07o und noch höher kommen- 
den Acetong»*halt zu zeiiren. Jeder Ballon wiitl vom Arbeiter in ein Be- 
triebsbuch eingetragen, wt^ehes Hubnken für die Blasennummer, Operation.^ 



I 



C. Herstellung von Methylalkohol nnd Denaturierungsholzgeist. 1G7 

nummer, Datum, Nettogewicht und entsprechende Qualitätsbezeichnungen, 
wie z. B. den ermittelten Acetongehalt enthält. 

Alle Ballons, welche bis ungefähr 87o Aceton abscheiden, werden ffir 
eine besondere Einlagecharge angesammelt, alle weiter folgenden Destillate 
mit geringerem Acetongehalt, welche meistens mit Wasser blank mischbai- 
sind und einen Acetongehalt von 3 bis 1 % und darunter aufweisen, bilden 
wiedenim eine besondere Gruppe von Destillaten, welche beim zweiten 
Abtrieb schon Reinmethyl gewinnen lassen. Die mit Natronlauge auf 
Aceton anzustellende Probe versagt, sobald der Acetongehalt unter 1 Vo 
zurückgeht und dient alsdann die Mischbarkeit mit Wasser, sowie die An- 
zeige der Spiritusspindel dem Arbeiter als Orientierungsmittel über den 
richtigen Verlauf der Operation. Am Ende derselben verliert das Destillat 
seine Mischbarkeit mit Wasser und ebenso geht die Prozentigkeit der 
Destillate allmählich zurück. Es treten dann ganz ähnliche Nachläufe 
aus dem Apparat aus, wie diese schon von der Roliacetonrektifikation be- 
kannt sind, welche also auf Zusatz von Wasser öle abscheiden. Die letzten 
Teile der Fabrikation treten milchig aus dem Apparat aus und bestehen 
aus einem emulsionsartigen Gemisch von Ol und Wasser. In diesen 
eehwac^hprozentigen Anteilen ist die Hauptmenge des im Rohholzgeiste 
enthalten gewesenen, im Wasser lösliclien Allylalkohols enthalten und 
zwar in den Fraktionen, welche unter 90 7o aus dem Apparate austreten. 

Der erste Abtrieb liefert also der Hauptsache nach folgende Fraktionen : 

1. ace tonhaltige Vorläufe von 60 bis 8 7o Aceton; 

2. acetonlialtige, hochprozentige Mittelläufe, mit Wasser blank 
mischbar von 7 bis 1 7o Aceton; 

3. hochprozentiger Mittellauf, mit Wasser nicht blank mischbar; 

4. allylhaltige Nachläufe unter 90 7o; 

5. ölhaltige Nachläufe. 

Man fraktioniert solange in Ballons, bis man von jeder einzelnen 
Qualität genügende Einlagechai'gen für die Weiterverarl)eitung resp. für 
die Weiterrektifikation zusammen hat. Da es beim Ausbringen von i-einem 
Methylalkohol lediglich auf ein recht gutes und sachgemäßes Sortieren der 
Destillate ankommt, so ist es ganz allgemein üblich, dieselben in kleinen 
Fraktionen aufzufangen, wozu Glasballons noch die besten Hilfsmittel dar- 
stellen. Jeder Ballon bekommt ein Schild, auf welchem sich das Signum 
des Rektifizierapparates, die laufende Operation snummer auf diesem Apparat, 
sowie die Nettogewichte verzeichnet finden. An Hand dieser Zahlen, 
sowie der Aufzeichnungen des vom Arbeiter zu führenden Betriebsbuches 
werden dann von den täglich abfallenden Destillaten diejenigen Fraktionen 
herausgesucht und zusammengestellt, welche genügend gleichmäßige Zu- 
sammensetzung haben, um einer gemeinschaftlichen Rektifikation unter- 
worfen werden zu können. Gerade bei der Methylrektifikation gilt es 



1({8 Aufarbeitung der Holzverkohlungserstprodnkte. 

als oi*8to Gruiullago, nur immer gleiches mit gleichem zusammen zu 
hring»'n und woiUM* zu vei-ai'beiten. Wird dieser Grundsatz nicht genügend 
ht'nluuhti^t und die Einlagecliargen auf gut Olück zusammengestellt, so 
winl i's srhwtT odor kaum gelingen, befriedigende Methylausbeuten zu 
orlan^^n. Solmld sich von einzelnen Fraktionen eine genügende iSnlage- 
ehargt» angesammelt hat, weixlen die Fraktionen an Hand des Buches 
oxtmhiert und die Arbiter holen sich dann aus dem Ballonpark die be- 
zeiehnoten Ikllons zusammen. Die beim ersten Abtrieb erhaltenen aoeton- 
nncluni Destillate (von 8 bis GO 7o) werden einer gemeinschaftlichen Rektifi- 
kation unterworfen. Bei dieser Operation wird die Einlage in der Weise 
venlünnt» daß auf 200% kg Alkohol lOO kg Wasser kommen und außerdem 
setzt man iler Blaseneinlage soviel Sc^hwefelsäure zu, daß die vorhandenen 
AntnioniakverbindungiMi und Pyridinlwisen gesättigt werden und auch noch 
t»in kleiner CkM-sehuB an Si»hwefelsäure verbleibt. Wegen dieses Säure- 
zusatzes ist es ert\u\ierli(.'h, den Abtrieb in kupfernen resp. eisernen aber 
mit Hlei ausgi^eirten Bhison voraimehmen. 

Doiiaturieruil^holzfireist. Aus diesem Abtrieb resultiert alsdann 
tMn IVstillat, welches s<»iner Hauptmengo nach als Denatiuienmgsholzgeist 
verwendet wiixl. 

Die Oj^nition winl in der Weise ausgeführt, daß man anfangs zum 
Koiulens^^tor luu* nulßig Wjv>ser gibt und den Wasserzufluß erst verstärkt 
also im .\p[Virat \mtor gewissem Druck arl>eitet sobald das Destillat hell 
\u\d mit Wasser klar misi'hltar ist. Der dritte Ballon pflegt schon meist 
Ton gei\üg\M\der Reinheit zw si'in, lun in das Misihreservoir für Denatn- 
rierun»rshol/.gv^ist z\i g\^l;uis:xnu Auch hier benutzt man die Natronlange 
xuiu Soriioivn der RiUons und zwar können aUe Fraktionen, welche mit 
WrtssiT kKu* misihlvar sind und einen Acetongebalt von 5 bis 80 % auf- 
weis^Mi, verwandt wei\len. IX^boi ilient weiter für Beurtoilnng der ge- 
nüi^'ndon Keiuheii der IX^stilUte die FTui^ung, welche der Holzgeist beim 
*^ÜIU>lu mit NatrvMila\io^ loigt. Derselbe s*>ll sich mit der Natronlange 
ileiisiv t^lvn. 

I IVsSitilbto i^^hu^4^n mm s» weit in ^las Misohpeserroir für Dena- 

i|priHUf<^MSt« als sie Uvvh mit Wasser fast blank mischbar sind und 

nicht cti uiivlria^'v. A^.vteup.'^kiLt aufweisen, damit dann die Gesamt- 

i^* iW l\\!itillATo.<. i:>^m:><^h; mit der. ect^p^?cilenden I^itien der Kaeb- 

J|w\xlukte, uiv-ht ur.ter v^O * , Acv::r.4^^hal: zu stehen kommt nnd die 

«Hiemmtheh verv^^^hriolvw Mis<hl>vko:: aii: Wasser noch aushält. 

IHo SuHKMrlvhC^lo vorUrj:: ^\^ffi lV-r^rTirler^uigsliali«eist, da& er min- 
30*^ Avx^>u eath^^i ^siohe li-e lV?J".i::*:svorschriften anf Seite 21 9 ^ 
i ittil der S|wtussria\U\ c:^ii:tl^>«::: ^^^leiu Gesunttehah v*-« oa. SO *> 

1 i«niCvuv^>« a:: ,1;-.^- >vH-^ -• •. h decaiHknen» Aczai« 
( an Biachec. u >:-.i: .l>>^it^ ^as: für iedea B^tiieb afrias 



C. HersteUnng von Methylalkohol und Denaturieningsholzgeist. 169 

gestaltet und es Sache der praktischen Erfahrung ist, zu entscheiden, in 
welcher "Weise die bei den einzelnen Rektifikationen abfcdlenden Destillate 
zu verwenden sind. Der aufmerksame Betriebsleiter wird nach kurzer Zeit 
des regelrechten Betriebes bald erkennen, welche Partien noch lohnend auf 
Methylalkohol aufgearbeitet werden können und welche rationeller dem 
Denaturienmgsholzgeist zugeführt werden müssen. Immer ist dabei aber 
im Auge zu behalten, soviel wie möglich Methylalkohol herauszuschlagen 
und dabei alle resultierenden Destillate zum mindesten soweit zu reinigen, 
daß dieselben unbedenklich dem Denaturierungsholzgeist untergemischt wer- 
den können, ohne daß dessen QualitätsbeschafTenheit dadurch leidet. 

Beinmethyl. Diejenigen Anteile, welche beim ersten Abtrieb einen 
Acetongehalt von 7 — 1 % aufweisen und ihrer Hauptmenge nach mit Wasser 
blank mischbar sind, stellen das Rohmaterial für das Ausbringen an reinem 
Methylalkohol dar. Nach Ansammlung einer dem Blaseninhalt entsprechenden 
Charge werden diese Ballons gut sortiert eingefüllt imd zwar wird bei 
dieser Rektifikation eine Verdünnung des Blaseninhaltes im Verhältnis von 
1 : 2 vorgenommen , also mit anderen Worten der Methylalkohol aus einer 
30prozentigen Lösung fraktioniert. Bei dieser Operation hat sich ein Zu- 
satz von Natronlauge gut bewährt. Dieselbe scheint in erster Linie noch 
vorhandene phenolartige Körper zu binden und aldehydartige Produkte wie 
Furfurol etc. zu verharzen, ev. vorhandenes Methylacetat zu spalten imd 
auch sonst in unbekannter Weise remigend zu wirken. Die Zusatzmengen 
dieses Produktes sind in den einzelnen Betrieben sehr verschieden und 
schwanken zwischen 1 — 3 7o» wobei natürlich auch die Konzentration der 
verwandten Lauge eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Auch bei der 
Fraktionierung dieser Einlagequalität ist es erfoi-derlich, bei Betriebsbeginn 
möglichst ohne Druck im Apparat zu arbeiten, damit das im Blaseninhalt 
noch vorhandene Aceton durch einen intensiven Rückfluß nicht an seinem 
Austritt behindert wird. 

Anfangs wird die Qualitätsbemessung der Destillate ebenfalls >^deder 
durch Schütteln mit Natronlauge durchgeführt. Sobald diese Prüfung einen 
Acetongehalt auch nach längerem Stehen der Schüttelprobe nicht erkennen 
läßt, muß man zur quantitativen Acetonbestimmung übergehen, welche im 
Betriebe am besten nach Messinger ausgeführt wird. Diese Art der Aceton- 
bestinmiung ist auf Seite 213, 224 des näheren erörtert. Sobald man einige 
Praxis hat, sind diese quantitativen Bestimmimgen nicht mehr notwendig, 
sondern man erkennt die vorhandenen Acetonmengen deutlich schon bei 
der qualitativen Prüfung an der Menge des entstehenden Jodoformnieder- 
schlags und trifft hiemach die weiteren Dispositionen. Sobald diese Probe 
einen unter 0,1 % Aceton liegenden Gehalt angibt, wird der Wasserzufluß 
zum Kondensator verstärkt. 

Es folgt alsdann ein Reinmethyl, welches den auf Seite 226 be- 
schriebenen Handelsansprüchen genügt, also unter 0,1 % Aceton enthält, 



170 Aafarbeitang der Holzverkohlnngserstprodokte. 

vollständig wasserhell, neutral und von reinem Geruch ist, sowie die 
Schwefelsäure-, Permanganat- und Bromprobe und den Siedepunkt aushält 
Sobald einmal dieses Produkt vom Apparat konmit, wird die OperatioD 
möglichst imter den gleichen Bedingimgen zu Ende geführt und alsdann 
die einzelnen Ballons einer Qualitätsprobe unterzogen. 

Alle probehaltigen Destillate gelangen in das Sammelreservoir für Rein- 
methyl, während die übrigen Fraktionen in den Betrieb zurückkommen und 
je nach ihrer Qualitätsbeschaffenheit mit bereits vorhandenen, ähnlichen 
Destillaten anderer Operationen weiteren Rektifikationen unterworfen 
werden. Dieses wird solange in ständigem Kreisläufe fortgesetzt, bis 
am Ende nur Reinmethyl und Denaturierungsholzgeist resultieren, wobei 
als Abfallprodukte lediglich nur die im Rohholzgeist enthaltenen Holzöle 
auftreten. 

AUylalkohol. Wir haben also gesehen, in welcher Weise die an 
Aceton hochprozentigen Destillate des ersten Abtriebes an Rohholzgeist auf- 
gearbeitet werden und ebenso der wenig acetonhaltige Mittellauf. Zwischen 
diesen und dem Nachlauf pflegen Destillate aufzutreten, welche noch hoch- 
prozentig sind, sich aber mit Wasser nicht blank mischen: diese werden 
ebenMls gesondert einer Rektifikation unterworfen, meistens unter Zusatz 
einer geringen Menge Schwefelsäure, wobei dann die Hauptmenge wiederum 
als brauchbare Destillate resultiert Es blieben dann nur die unter 90% 
enthaltenden Nachlaufprodukte übrig. Dieselben enthalten als wichtigen Be- 
standteil AUylalkohol. Von dem Denaturierungsholzgeist wird verlangt, 
daß derselbe eine gewisse Menge Bromlösimg zu enterben vermag. Dieses 
Entförbimgsvermögen ist lediglich eine Reaktionserscheinung des Allyl- 
alkohols, welcher mit Brom Additionsprodukte eingeht Die Nachläufe 
werden durch Waschen von ()1 befreit und alsdann einer erneuten Rekti- 
fikation meistens unter Zusatz von Schwefelsäiure unterworfen. Die Rekti- 
fikation bezweckt, die Nachläufe in eine solche Form überzuführen, 
daß dieselben den bei der ersten Rektifikation der Rohholzgeistvorläiife 
erhaltenen Frak-tionen für Donatru-ienmgsholzgeist beigemischt, die gesamte 
%brke derselben nicht unter die steueramtlich beanspruchte Konzentration 
ron ca. 90 \ bringen, imd die Mischbarkeit mit Wasser nicht stören. 

Die Rektifikation dieser Nachläufe gehört zu den unangenehmsten 
Operationen der Holzgeistrektifikation, da die Arbeiter meist Augenentzün- 
dungen bekommen und häufig gewechselt wenlen müssen. Es lassen sich 
aber dies«:» Cbelstande fast beseitigten, wenn man das Luftrohr des Kühlers 
ins Freie ableitet und ebenso den Destillationsauslauf ins Freie führt. Aus 
diesem läßt man nun nicht direkt in die Ballons einlaufen, sondern erst in 
^inen geschlossenen Beliälter, der ebenfalls durch ein hoch geführtes Luftrohr 
entlüftet vdrd. 

Der Arbeiter ist l>ei dieser Yorriclitinig nur während des Abfüllens 
^ioer sehr geringen Belästigimg ausgesetzt. Auch dieses kann man noch 



C. Herstellung von Methylalkohol und Denaturierungsholzgeist. 171 

vermeiden, wenn man das Destillat aus dieser Vorlage mittels Druckhift 
direkt in das Sammelreservoir entleert. 

Im Durchschnitt zeigt das Destillat der allylhaltigen Nachläufe 
ca. 50 7o- Dieselben werden einem Reservoir zugeftihrt, um von diesem aus 
den für Denaturienmgsholzgeist bestinlmten, in einem Mischreservoir befind- 
lichen Hauptfraktionen soweit zugesetzt zu werden, daß die Gesamtmischung 
in bezug auf Acetongehalt, Allylgehalt, Mischbarkeit mit Wasser, Farbe imd 
Konzentration den steueramtlichen Ansprüchen genügt. 

Dieses wäre im großen imd ganzen das Bild, wie sich die Holzgeist- 
rektifikation abspielt. 

Englischer Holzgeist. In manchen Fällen gilt es auch, ein drittes 
Produkt herzustellen, welches unter dem Namen „englischer Holzgeist" 
bekannt ist. Während das Reinmethyl, wie schon der Name sagt, einen 
fast reinen Methylalkohol darstellt, der deutsche Denatiirierungsholzgeist 
ein Gemisch von Aceton, Methylalkohol und Allylalkohol repräsentiert, ent- 
spricht der sog. englische Holzgeist einer mittleren Zusammensetzung eines 
Gemisches dieser beiden. 

Der englische Holzgeist wird bei der ersten Rektifikation des Rohholz- 
geistes erhalten, wobei nur alle nicht mit Wasser mischbaren Anteile in 
den Betrieb zurückkommen, und abermals bis zur Erlangung der blanken 
Mischfähigkeit, meistens unter Zusatz von H^ SO^ rektifiziert werden 
müssen. Die an den englischen Holzgeist gestellten auf Seite 222 genau 
angegebenen Ansprüche erfordern es, daß die Bestandteile des Rohholz- 
geistes fast alle im fertigen Produkt verbleiben und auch nur wenig Methyl 
weggenommen werden kann. 

Aus diesen Andeutungen der Herstellung des englischen Holzgeistes 
ergibt sich, daß die Fabrikation eine einfacliere ist imd infolgedessen auch 
die Leistung der einzelnen Apparate bez. der Anlage eine relativ größere, 
wenn auf englischen Denaturienmgsholzgeist geai-beitet wird. 

AusfQhrang der Fabrikation. Der ganze Fabrikationsgang ge- 
staltet sich auf Grund der in Fig. 27 gegebenen Zeichnungen ungefähr in 
der folgenden Weise. Der im Tank befindliche Rohholzgeist wird mittels 
Pumpe in den Rektifizierapparat gefühlt, wo er die erste Rektifikation 
diuxihzumachen hat. Die ziu* Destillation erforderliche Menge Kalkmilch wird 
mittels eines Kalkmilchelevators zugesetzt. Die Destillate werden in Ballons 
aufgefangen und auf einen bestimmten Platz auf dem Fabrikhof abgefahren. 
Jede der vorhandenen Blasen bekommt für ihre Destillate eine bestimmte 
Stelle dieses Platzes. Nachdem sich eine genügende Ballonanzahl an- 
gesammelt hat, um eine Einlagecharge nach der vorhergehend beschriebenen 
Weise zusammenzustellen, beginnt man mit der zweiten Rektifikation und 
setzt dieses fort, wie vorher beschrieben. Alle Destillate kommen, blasen- 
weise geordnet, auf den Ballonpark auf Lager imd der Betriebsleiter extra- 



C. Herstellung von Methylalkohol und Denaturierungsholzgeist. 173 

Beservoir in kürzester Zeit die Neubefüllung vornehmen. Das hoch- 
prozentige Produkt ist dann dureh Zusatz von Wasser auf die erforderliche 
Verdünnung zu bringen. Da bei den im Gebrauch befindlichen großen 
Blasenfüllungen nicht unerhebliche Wassermengen zur Verdünnung er- 
forderlich sind, deren Anwärmung Zeit und Dampf kostet, so trifft man 
bei größeren imd mittleren Rektifizieranstalten die Einrichtung, daß alles 
aus den Heizschlangen der verschiedenen Apparate abfließende Kondens- 
. Wasser in ein besonderes Reservoir eintritt, und daß alsdann bei Neu- 
befCQlung der Blasen dieses heiße Wasser zum Verdünnen der Chargen 
eingedrückt \s'ir(l. 

Was nun die Anzahl der Apparate anbelangt, so hängt dieselbe in 
erster Linie von der Leistung der Kolonne ab. Es hat sich bei der Rekti- 
fikation des Holzgeistes herausgestellt, daß die qualitative Leistung von 
Kolonnenapparaten für Methylrektifikation hinter der Leistung von gleich- 
großen Kolonnenappai-aten bei der Spiritiisrektifikation zurückbleibt. Über 
die Apparate selbst ist bereits früher gesagt worden, daß dieselben sehr 
exakt ausgeführt sein müssen. 

Große Sorgfalt ist bei Anlage einer Methylrektifikation auf die Be- 
schaffung des nötigen Külüwassers zu legen, da bei Mangel an Kühlwasser 
ganz erhebliche Störungen im Betriebe eintreten. Die für den Betrieb er- 
forderlichen Kühlwassermengen sind nicht unbedeutend; pro Appai-at imd 
pro Stunde, bei einer Leistung von 50 1 stündlich, gebraucht man ca. 3 cbm 
Wasser. Ebenso ist zum ruhigen und gleichmäßigen Funktionieren einer 
Methylrektifikation eine ausreichende Dampf kesselanlage erforderlich, welche 
keine oder nur sehr geringe Druckschwankungen zeigen soll. Es haben 
sich die Cornwallkessel hierbei am besten bewälirt. 

Ausbeateil. Was mm die Rektifikationsausbeuten anbelangt, so 
hängen dieselben natürlich von der Beschaffenheit des Rolimaterials ab und 
sind Unterschiede zwischen deutschen, amerikanischen und österreichischen 
Rohholzgeist stets vorhanden. Die einzelnen Qualitäten selbst sind da- 
gegen ziemlich gleichmäßig, zmnal bei größeren Bezügen, und ti*eten 
Unterschiede meist nui* in dem Ölgehalte auf, welcher bald mehr, 
bald weniger groß ist. Die Hauptvorluste, welche bei der Rektifikation 
entstehen, werden durch diese Öle gebildet imd zwar tritt dieser Ver- 
lust am deutlichsten beim ersten Abtrieb des Rohholzgeistes auf, bei 
welchem durch diesen Ölabgang Verlustziffern von ß—S% und noch melir 
konstatiert werden können. Bei der weiteren Rektifikation treten natürlich 
derartige Verluste nicht mehr auf, sondern es entstehen dann nur die auch 
in anderen Industrien vorhandenen normalen Rektifikationsverlusto, welche 
dadurch hervorgerufen werden, daß in den in der Blase zurf'ickbleibenden 
relativ großen Wassennengen einige Prozentteile des beti-effenden Alkohols 
verbleiben. Diese Verluste sind nicht groß und betragen bei rationell 



174 Aofarbeitimg der Holzverkohlangserstpiodiikte. 

geleitetem Betriebe ungefähr 1 ^/^ Der Gesamtverlust, welcher bei der 
Rektifikation des Rohholzgeistes und allen weiteren Operationen bis zur 
Erlangung von reinem Methyl und Denatiiriernngsholzgeist entsteht betrügt 
im großen Diuxihschnitt ca. 12 7o!. ^- h- ^ gehen von 100 kg Holzgeist 
von 100% 1- ^S verloren, so daß eine Gesamtausbeute von 88 kg resultiert. 
Diese 88 kg setzen sich mm zusanmien aus 60 kg Reinmethyl von 
99®/o ^^^ <^ ^^^ ^S Denatiuierungsholzgeist von 90 •/o. Es können aus 
100 kg 100 prozentigem Holzgeist bei rationell geleitetem Betriebe als. 
Endausbeute bis 60 kg Reiumethyl und 33 kg Denatiuierungsholzgeist 
erhalten werden. 

Alle anderen Methoden, welche vorgeschlagen wurden, um unter 
Umgehung des immerhin mühsamen Rektifikationsbetriebes Reinmethyl 
zu erlangen, haben sich bisher nirgends in der Praxis eingeführt, und in 
allen den Fällen, wo es versucht worden ist, mit Hilfe von Chemikalien 
die Herausschaffung des Acetons, durch Bindung desselben, zu erreichen, 
ist man doch wieder von diesen Versuchen abgekommen und zum Rekti- 
fikationsverfahren zurückgekehrt. Es gelingt wohl mit Hilfe von Chemi- 
kalien — z. B. Vermischen des Rohholzgeistes mit Natronlauge, behufs 
Abscheidimg des in Natronlauge unlöslichen Acetons; oder mittels 
Bisulfit, oder Chlorkalk, oder schwefelsaiu^m Quecksilber — die Haupt- 
menge des Acetons zu entfernen, aber bei allen diesen Prozessen ist es eben- 
falls unsicher, die letzten Spuren des Acetons, auf die es gerade ankonunt, 
zur Abscheidung zu bringen, imd alle diese Verfahren müssen schließhch 
doch zur Rektifikation greifen, um die letzten Acetonspuren sicher zu 
entfeinen. Da es nun nicht die geringste Schwierigkeit bildet, mit Hilfe 
der Rektifikation die Haupt menge des Acetons zu entfernen, so liegt 
in der Beseitigimg der Hauptmenge durch Chemikalien allem Anschein 
nach kein Vorteil, und Tatsache ist es, daß die meisten der bestehenden 
Methylrektifikationsanlagen sich der systematischen Rektifikation zur Her- 
stellung von i*einem ^lethylalkohol bedienen und Chemikalien nur soweit 
zusetzen, als dieses zur Herstellung neutraler Destillate, zur Bindung von 
empyreumatischen Ölen imd Phenolen und Verseifimg vorhandener Ester 
erforderlich ist. 

Wird die Rektifikation systematisch imd mit der erforderlichen Umsicht 
und Erfahrung, sowie unter ständiger Kontrolle der Destillate diuxjhgeführt 
so bietet es keine Schwierigkeiten, einen Methylalkohol mit befriedigender 
Ausbeute in rationeller Weise herzustellen. 

IDiufig ist es auch schon versucht worden, die mit dem Betriebe 
verbundene Ballonarbeit abzustellen, aber dieses ist erst dann mdghch. 
wenn der Betrieb einige Zeit im Grange ist und sich die rationellste Aus- 
nutzung der einzelnen Destillate ergeben und man auch durch die 
tagtägliche Handhabung und Kontrolle derselben Merkmale gefunden hat, 
welche es dem Arbeiter ermöglichen, die einzelnen Fraktionen sofort 



D. Weiterverarbeitung der Holzkohle und Briketts. 175 

vom Auslauf des Kühlers ohne umständliche üntersuchimg nach den ent- 
sprechenden Eeservoiren zu leiten. Um diesen, allerdings bequemeren 
Modus ausführen zu können, sind aber reiche Erfahrungen des betreffen- 
den Destillateurs erforderlich. 

D. WeiterTerarbeitnng der Holzkohle und Briketts. 

Die Holzkohle, wie sie bei der Verkohlimg von Scheitholz i-esultiert, 
ist ohne weiteres ein leicht verkäufliches Produkt Neben dieser groß- 
stückigen Kohle wird aber stets auch ein bestimmter Prozentsatz von 
Abfallkohle erhalten, welcher durch das Herausziehen der Kohlen aus den 
Retorten und durch den Kohlentransport innerhalb der Fabrik entsteht. 
Diese klein stückige Kohle ist im Yerhältnis zur großstückigen wenig 
bewertet imd so sehen sich größere Holzdestillationen — denn nur solche 
verfügen über eine genügende Menge lohnend zu verarbeitender Abfall- 
kohle — manchmal veranlaßt, eine höhere Bewertimg dieses Produktes zu 
erstreben. Dieses gelang bisher durch die Überfülinmg des Holzkohlen- 
abfalles in Holzkohlenbriketts, wie solche zur Beheizung von Eisenbahn- 
wagen, Innenräumen etc. vielfach zur Anwendung kamen, überhaupt für 
alle solche Fälle, bei denen Kohle ohne Geruch-, Ruß- imd Rauch- 
entwickelung zur langsamen Verbrennung gelangen sollte. 

Diese Holzkohlenbriketts erzielten in früheren Jahren einen ganz 
erheblichen Preis, der oft das doppelte der Naturkohle betrug imd es w^ar 
also für einzelne Holzverkohlungen, welche noch in der Lage waren, Holz- 
kohlenabfaUe von andern Fabriken aufzukaufen, eine recht lohnende 
Beschäftigung, diese Brennbriketts herzustellen. Unterstützt wurde die 
Fabrikation durch die Spritindustrie insofern, als diese in früheren 
Zeiten einen erheblichen Verbrauch an Filterkohle hatte. Dieselbe mußte 
aus der großstückigen Kohle durch Brechen und darauffolgendes Aus- 
sieben aller der Teile, welche eine bestinmite Korngröße nicht aufwiesen, 
und Ausglühen derselben hergestellt werden. Dabei resultierten erhebliche 
Mengen nicht verkäuflicher Körnungen, welche aber in bester Weise als 
Ausgangsmaterial für die Herstellung von Holzkohlenbriketts Verwendung 
finden konnten. Es war somit die Herstellimg von Filterkohle und Holz- 
kohlenbriketts unzertrennlich. Durch Verbesserungen in der Konstruktion 
der Spiritusraff inierapparate , sowie der Rektifizierverfahren ist der Ver- 
brauch an Filterkohle bei ims mit den Jahren sehr zurückgegangen und 
ebenso verdrängten die Verbesserimgen in der Beheizung der Eisenbahn- 
wagen Schritt für Schritt die nach heutigen Begriffen primitive Beheizung 
durch Briketts, und es wird momentan der Bedarf der deutschen Eisen- 
bahnverwaltimgen an Briketts nicht mehr betragen als ca. 300 Waggons 
pro anno. Immerhin bildeten auch noch in den letzten Jahren diese 
bescheidenen Brikettproduktionen bei dem für die Briketts angelegten 



Analytischer Teil. 



Nützen der Analyse ond Arbeitsfeld. Wie in allen Gebieten 
der technischen Chemie, so hat sich auch in der Holzverkohlung die 
analytische Überwachung des Betriebes und die Untersuchung der aus- 
imd eingehenden Produkte in bester Weise bewährt. "Während in früheren 
Zeiten die Holzverkohlung in rein empirischer Weise, ohne jede wissen- 
schaftliche Aufsicht durchgeführt wurde, hat es der Konkurrenzkampf mit 
sich gebracht, dem Ausbringen an Produkten die höchste Aufinerksamkeit 
zu widmen und die Fal>rikate selbst in Qualitäten zu liefern, die hinter 
denen der Konkurrenz nicht zurückstehen imd deren Herstellungskosten 
auf Minimalsätze zunlekgedrückt sind. 

Diese Verhaltnisse haben dem Chemiker auch die Holzverkohlungs- 
industrie erschlossen, und die dadurch erzielten Erfolge haben veranlaßt, 
daß jetzt fast jede Anlage ein Laboratorium besitzt und Fachleute darin 
bescliaftigt. 

Wenden wir uns mm den analytischen Arbeiten zu, welche in der 
Holzverkohlungsindustrie und in der Aufarbeitimg der Destillate zu Ganz- 
\\iv\ Halbfabrikaten zu leisten sind, so kommen folgende Rohmaterial- 
j »ruf untren in Frage: 

A. 1. Holz, 

2. Brennmaterialien, 

3. Kalk, 

4. Schwefolsaurc. 
'). Schmieröle. 

Außer diesen Rohmaterialien müssen die Handelsprodukte vor Abgang 
aus d<T Fabrik einer chemischen Untersuchung auf ihrc Qualitätsbeschaffen- 



A. Rohmaterialienprüfung. 179 

heit unterzogen werden und zwar erstreckt sich diese Prüfung haupt- 
sächlich auf folgende Produkte: 

B. 1. holzessigsaurer Kalk, 

2. Holzessig, 

3. Aceton, 

4. Essigsäure, 

5. Holzgeistprodukte, 

a) Rohholzgeist, 

b) Denaturierungsholzgeist, 

c) englischer Holzgeist, 

d) Reinmethyl. 

A, Rohmaterialienprüfimg, 

Die chemische Untersuchung der sub A genannten Rohmaterialien 
erstreckt sich nur auf die Prüfung von Kalk und SchwefeLsäiire, während 
Analysen von Heizmaterialien und die chemische Analyse des Holzes nur in 
einzelnen Fällen vorkommen werden und durchaus nicht als täglich aus- 
zuführende Betriebsanalysen gelten können. 

Zur Beurteilimg des Holzes auf seine Ergiebigkeit an Destillaten ist 
eine chemische Untersuchung nxu* soweit nützlich, als sich dieselbe auf 
den "Wasser- imd Cellulosegehalt des Holzes erstreckt, aber auch diese 
Prüfung ist für die Praxis sehr wenig nutzbriDgend, weil es recht schwierig 
ist, von einer bestimmten Menge aufgestapelten Scheitholzes eine wirklich 
gute Durchschnittsprobe zu erzielen. Zur Beurteilung des Holzes gibt 
es nur einen "Weg und dieser besteht in langjähiigen Erfahrimgen, ver- 
bunden mit dem unausbleiblich gezahlten Lehrgeld. 

Was nun weiter die Analyse der Heizmaterialen anbelangt, so muß 
dieselbe bei einem rationell geleiteten Betiiebe anläßlich der Dampfkessel- 
kontrolle oder Aufstellung einer Wärmebilanz des Betriebes durchgeführt 
werden. Aber auch diese Operation kommt nur relativ selten vor, so daß 
man dieselbe nicht als gebräuchliche Arbeit im analytischen Laboratorium 
einer Holzdestillationsanlage ansehen kann, ebensowenig die Analyse der 
Rauchgase. Obgleich derartige Untersuchungen ab und zu erforderlich 
sind, lun jede Brennmaterial verschwendimg zu vermeiden imd mit dem 
geringsten Quantum Heizmaterial auszukommen, so trifft man in den 
Holzdestillationslaboratorien doch nur selten die Einrichtung, welche zur 
Heiz Wertbestimmung von Brennmaterialien erforderlich ist, und man zieht 
es aus Gründen der Billigkeit vor, demrtige Analysen von Laboratorien 
ausführen zu lassen, welche sieh auf diesem Gebiete spezialisiert haben 
lind diese Untersuchungen ^del billiger ausführen, als man das selbst 
kann. Ich sehe aus diesem Grunde imd um unnötige Erweitenmgen zu 

12* 



180 Analytischer Teil 

vermeiden von der Wiedergabe dieser als bekannt vorausgesetzten ünter- 
suchungsmethoden ab. 

Es bleiben daher außer den Sehmiermaterialien, welche höchst selten 
in einem Holzverkohlungslaboratorium zu prüfen sind, nur Kalk und Schwefd- 
säure übrig, welche einer analytischen Untersuchung zu unterziehen sind. 

a) Die Bewertung des gehrannten Kalkes. 

Der Ätzkalk {CaO) findet in der Holzverkohlung hauptsachlich An- 
wendung zum Neutralisieren des Holzessigs, behufs Herstellung von grauem 
holzessigsaurem Kalk. Außerdem dienen noch kleinere Quantitäten als 
Zusatzmittel bei der Rektifikation des Holzgeistes. 

Der erstgenannte Hauptzweck erfordert naturgemäß einen möglichst 
reinen Älzkalk und muß dei*selbe in erster Linie der Bedingung genügen, 
tunlichst frei von 3Iagnesia zu sein, weil die Gegenwart von Magnesia 
die Ausbeuten insofern herabdrückt, als 1 Teil Essigsäure ca. 1,31 Teile 
essigsauren Kalk, aber nur ca. 1,18 Teile essigsaure Magnesia liefert. 

Außer Magnesia darf der Kalk nur wenig in Essigsäure unlösliche 
Teile, wie Ton und Sand enthalten, da diese Stoffe bei der Herstellung 
von essigsaurem Kalk durch Vermehrimg des Preßschlammes merkliche 
Verluste hervon-ufen und außerdem durch das erforderliche Nachwaschen 
eine imnötige, vermehrte Verdampfungskosten herbeiführende Verdünnimg 
der Kalklauge verursachen. 

Einen größeren Gehalt an Magnesia bezw. Ton erkennt man schon 
an der Ai-t und Weise, wie sich der Kalk mit Wasser löscht, da beide 
einen „mageren Kalkbrei" ergeben. 

Da diese Erscheinungen selir gut eine Beurteilung in Bezug auf 
Ma^nesiiumwosenheit zulassen, und die vorhandenen unlöslichen Bestand- 
teile leicht beim Lösen einer Kalkprobe in verdünnter Salzsäure bezv. 
Essigsäure abzuscliätzen sind, so begnügt man sich meistens mit diesen 
Proben, welchen der Kalk vor der „Einsumpfung" unterworfen wird. 

Hat man sich so von der Abwesenheit gröberer Verunreinigungen 
überz<?u^^, so pflegt man gewöhnlich mit einer in bestinmitem Verhältnis 
mit Wasser abgelöschten Menge Kalk noch eine aräometrische Bestimmimg 
mittels eines Beaumö-Aräometers vorzunelunen und an der Hand der unten 
folgenden Tabelle den Gehalt an CaO zu kontrollieren. 

Man wiegt 100 — 150 g Ätzkalk genau ab, löscht diesen mit Wasser, 
und sobiild der Zerfall in weichen Kalkbrei eingetreten ist, spült man in 
eine Literflasche und füllt schließlich zur Marke auf. 

Nach gutem Umschütteln füllt man in einen nicht zu engen Spindel- 
cylindor, senkt das Aräometer ein und liest (bei 15^), ehe die Kalkmilch 
sediraentiert, sclmell ab. 



A. Eohmaterialienprüfung. 
Kalkmilch-Tabelle. 



181 



Grade 


CaO im 1 


Gewicht 
von 1 1 


Grade 
B^ume 


CaO im 1 


Gewicht 
von 1 1 




gr 


gr 




S 


g 


1 


1007 


7,5 


16 


1125 


159 


2 


1014 


16,5 


17 


1134 


170 


3 


1022 


26 


18 


1142 


181 


4 


1029 


36 


19 


1152 


193 


5 


1037 


46 


20 


1162 


206 


6 


1045 


56 


21 


1171 


218 


7 


1052 


65 


22 


1180 


229 


8 


1060 


75 


23 


1190 


242 


9 


1067 


84 


24 


1200 


255 


10 


1075 


94 


25 


1210 


268 


11 


1083 


104 


26 


1220 


281 


12 


1091 


115 


27 


1231 


295 


13 


1100 


126 


28 


1241 


309 


14 


1108 


137 


29 


1252 


324 


15 


1116 


148 


30 


1263 


339 



Ein unreiner Kalk wird sich durch diese schnell auszufahrenden 
Proben sicher verraten, und hat man es dann in der Hand — wenn dies 
erforderlich sein soUte — eine intensivere Prüfung vorzunehmen. 

QuantitaÜTe Ealkanalyse. Diese erstreckt sich auf: 

1. Wassergehalt, ermittelt durch gelindes Glühen im Platin- 
tiegel, wobei jedoch eventuell vorhandene Spuren organischer 
Substanz imd ebenso ein eventueller Kohlensäuregehalt mit 
als Wasser in Rechnung kommen. 

2. Unlösliches. 1 g Ätzkalk wird in Salzsäure gelöst, der 
Rückstand ausgewaschen und getrocknet. 

3. Acidimetrische CaO-Bestimmung. Bestimmung des QiO 

und der MgO auf maßanalytischem Wege. 200 g eines guten 

Diuxjhschnittsmusters des Ätzkalkes werden abgelöscht und 

zimi Liter aufgefüllt, und davon wiederum 100 ccm auf 500 ccm 

aufgefüllt. Davon werden 25 ccm = 1 g Ätzkalk abpipettiert 

n 
imd imter Anwendung von Plienolphtalei'n mit -- Salzsäure 

unter tropfenweisen Zusatz dei*selben titriei-t bis die Rosafarbe 
eben verschwunden ist In diesem Momente ist vorhandener 
kohlensaiu*er Kalk noch nicht angegriffen, ebenso etwa vor- 
handene kohlensaiu-e Magnesia. 
Da die Magnesia fast immer in Fonn von kolilensaurer Magnesia vor- 
handen ist, imd diese dasselbe Verhalten zeigt wie Ca CO.^, so genügt in fast 
aUen Fällen die acidimetiische Bestimmimg des CaO in der beschriebenen 
Form ziu- Beurteilimg der Kalkqualität, weil CaCO.^ und MgCO.^ nicht mit 
titriert werden. 



182 Analytisdier Tefl. 

Mafeamiljtisehe Mg'Bestimmmngm Der genane Jfy-G^tth inrd 
gewichtsanalytii^^h nach der bekannten Methode begtimmt. För die tot- 
liegende Aiifgalje kann man sich aber aneh mit Vorteil einer mafianaly- 
Ü!fd:hffn Meth^^ide bedienen, indenl man zimäehst die Gesamtalkaütit le- 
stimmt imd dann in einer zweiten Probe den Ealkg^riialt nach der maß- 
analytii«C'hen Methode von Mohr, welche in folgender Weise ausgeführt 
wild: 25 ci:m einer auf ca. 0.2 % Ätzkalkgehalt verdünnten Kalkmilch 

werden in einem graduierten Kolben mit 25 ccm — - Oxalsfare vef^tzt 

und dann tropfenweise Ammoniak bis zur schwach alkaliseheD Reaktion 
zugesetzt. Darauf erhitzt man ziun Sieden und füDt nach dem Erkalten 
zur Marke (200 ccmi auf. Nach dem Durchschütteln wird dunh ein 
tT(ft:kfin(fH Filter filtriert, und alsdann 100 ccm des blanken Ritrates narh 
Zusatz von csl. 10 cf-m konzentiierter Schwefelsäure auf 60® C gebracht 
und mit Chamäleonlosung, deren Wirkimgswert gegen die angewandte 

-- Oxalsäure l>ekannt ist, zurücktitriert. 
10 

Die verbrauchten ccm Kaliiunpermanganatlösimg werden von den au- 
gewandten 25 ccm — - Oxalsäure im Verhältnis ihres Wirkungswertes aJ>- 
gezogen und dann in der Differenz die an Kalk gebundene Oxalsäuremenge 
gefimden: 1 ccm -^ Oxalsäiu^ = 0,0028 GaO, 

Da durch die vorausgegangene acidimetrische Bestimmung der Gesamt- 
gelialt an (^'aO und MgO ermittelt ist, hat man nur nötig, den nach Mohr 
liestimmten Kalkgehalt in Abrechnung zu stellen, um aus der Diffeneni 
den Ji^-Gelialt des vorliegen<len Ätzkalkes zu erfahi-en. 

b) Schwefelsäarebewertang. 

S<^!hwefelsäure findet im Holzverkohlungsbetriebe selbst nur eine sehr 
l»e8<^:hräiikte Anwendung, dagegen stellt sie aber ein wichtiges Rohmaterial 
zur Herstellung von Essigsäure nach dem Schwefelsäiu^verfahren dar, tmd 
^^ dieselU* für diesen Zweck eine möglichst hohe Konzentration hal>en. 
We Kontrolle dei-seUxjn läßt sich l)ei reinen Säiu^en sehr leicht durch 
ipß'^ue EiTiiittelung dos spez. Gewichtes und Benutzung der von Lunge, 
Isler und Xaef aufgestellten, weiter unten folgenden Tabellen ausül»en. 

I^a a])f^r die TaV)elle niu* für reine Schwefelsäure gilt, so kann 
^hesellx? nicht ohne weiteres auf die mehr oder weniger unreinen Handels- 
^^iren tlljei-tragen werden, welche infolge der stets vorhandenen B^leit- 
Produkte, zumal in <len höchsten Konzenti-ationen , welche für die Essig- 
^^ireindustiie ül>erhaupt niu- in Frage kommen, ein höheres spez. Gewicht 
aufweisen, als ihi-em eigentlichen Säui-egehalt entspricht Man findet also 



B. Analyse der Fabrikate. 183 

bei Anwendung der Tabellen, bezogen auf imreine Säuren, stete einen zu 
hohen Säiu^gehalt Aus diesem Qnmde und wegen der sehr wechselnden 
Beschaffenheit, welche die Fabrikate der verschiedenen Fabriken aufweisen, 
können die Tabellen bei imreinen Handelssäuren nur den Wert einer ersten 
Orientierung haben. 

Es kommt noch hinzu, daß die Differenzen des spez. Gewichtes bei 
hochprozentigen Säiu^n überhaupt sehr geringe sind, so daß nur ganz 
genaue Bestimmungen des spez. Gewichtes zur Bewertimg des Säure- 
gehaltes zulässig imd deshalb die meistens zur Schwefelsäurekontrolle 
benutzten Beaimi^spindeln niu* zur Kontrolle innerhalb der Fabrik dien- 
lich sind. 

Das spez. Gewicht der Handelssäiu^ wird außer von der vorhandenen 
H^SO^j durch die Anwesenheit von SO^, PbSO^ imd eventuellen Stick- 
oxyden in erhöhendem Sinne beeinflußt. 

Acidimetrisclie Gehaltsermitteliing:. Für Verwendung der 
Schwefelsäure in der Essigsäurefabrikation sind aUe vorhandenen nicht- 
flüchtigen Bestandteile wie PbSO^ olme Belang, imd kommt es bei der 
Beurteilimg niu- auf die Säuremengen an, welche Essigsäure aus ihrem 
Kalksalz in Freiheit setzen. Von den sauren Begleitprodukten der Schwefel- 
säure, welche das spez. Gewicht beeinflussen, und daher eine genaue ai*äo- 
nietrische Bewertimg der Schwefelsäure ausschließen, kommen fast nm- die 
Stickoxyde imd SO^ in Frage, und da beide in hochkonzentrierten Säuren 
nicht zugegen sein können, so i-eicht bei Beurteilung der Schwefelsäure 
füi* den Essigsäureprozeß eine einfache acidimetrische Bestimmung der 
Handelssäure vöUig aus. 

Man wiegt 2 bis 3 g Schwefelsäure in einem geschlossenen Wäge- 
glase ab und spült alsdann die Säure vorsichtig in eine Porzellan- bezw. 

fi 

Platinschale, imd titriei-t nach dem Erkalten mit - Na OH imter Ver- 

v/endung von Methylorange ziu-ück, welches nm- H^SO^ anzeigt. 

Man findet so den wirklichen Gehalt der Handelssäiu-e an /j^äSO^. 

Dieser Analyse ist jeder Säureeingang zu imterziehen, und je nach 
Ausfall derselben die zur Zersetzimg von 100 kg essigsaurem Kalk er- 
forderliche Schwefelsäuremenge festzustellen. 

B. Analyse der Fabrikate. 

a) Untersuchung des holzessigsauren Kalkes. 

Während in den Holzdestillationen der essigsaure Kalk als abgehendes 
Handelsprodukt zur Untersuchung gelangt, ist derselbe in den Essigsäure- 
und Acetonfabriken als Rohmaterial, welches mit einem l)estimmten Gehalt 
gekauft wird, analytisch zu bewerten. 



184 Analytischer Teil. 

Wie schon früher ausgeführt worden ist, wird die Haiiptmenge des 
auf Essigsäure und Aceton verarbeiteten holzessigsauren Kalkes aus Amerika 
nach Deutschland importiert. Die gesamte amerikanische Produktion liegt 
fest in einer Hand, oder vereinigt sich wenigstens zum Verkauf in dieser 
Hand. Bei Abschlüssen wird natüiiich ein bestimmter Gehalt zu Grunde 
gelegt, der bei amerikanischem Kalk ca. 82 bis 84 % reines Kalkaeetat 
beträgt, und ist für den amerikanischen Verkäufer die Analyse von Still- 
well & Gladding maßgebend. 

Dieser Analyse ist wiederum die Destillationsmethode von Fresenius 
zu Grunde gelegt, welche einwandsfrei alle flüchtigen, im essigsaiu*en Kalk 
vorhandenen Fett«äiu-en (Essigsäure, sowie die geringen Mengen Propion- 
und Buttersäure) bestimmen läßt. 

Die Methode gründet sich darauf, daß man den essigsauren Kalk mit 
überschüssiger Phosphoi-säui-e zersetzt und die frei gewordenen flüchtigen 
Säuren mit Wasserdämpfen verflüchtigt Im Destillat, welches seinem 
Volumen nach bekannt ist, wii*d dann die Essigsäiu^ acidimetrisch bestimmt. 

BestimmnDg nach Fresenius. Zur Ausfühnmg der Analyse muß 
man sich zunächst ein gutes Diu^chschnittsmuster des Holzkalkes ver- 
schaffen. Dies bietet bei Erzeugung des Holzkalkes, also innerhalb der 
Holzdestillation selbst, nicht die geringste Schwierigkeit indem der Arbeiter 
nur nötig hat, von jeder fertig gedarrten und in die Versandsäcke ab- 
gefüllten Partie eine Probe in ein fiu* diesen Zweck bereitstehendes ge- 
schlossenes Glas zu geben. Sobald dann eine Waggonladiuig abgeht, 
kommt der Inhalt dieses Glases zur Untersuchung ins Laboratorium 

Viel schwieriger gestaltet sich eine Probenahme für die Essigsäure- 
und Acetonfabriken , welche den Holzkalk in Säcken von 60 bis 70 kg 
netto kaufen. 

In l)eiden Fabrikbetlieben wird der Holzkalk in den Säcken gelagert, 
es fin<let also eine Entleenmg der Säcke ei*st dann statt, wenn die 
Apparate mit dem Kalk aus den Säcken l>efüllt werden. Solange darf 
man al)er — um die Reklamationsfristen nicht zu vei^umen — mit der 
Analyse nicht warien, andei-ei-seits ist es aber auch ganz unmöglich, jeden 
Sack zu (iffnen, um <lem Inneren desselben die Probe zu entnehmen. 

Man verfahrt deshalb zm* Probenahme in der Weise, daß man mit 
Hilfe eines Messingrohres von ca. 15 mm lichter Weite (ähnlich einem 
Korkbohrer), welches unten geschäi'ft und oben mit einem Handgriff ver- 
sehen ist. in den Sack einbolirt — am besten von oben nach unten — 
und den Probestecher dabei möghchst weit einfülu-t. Dann zieht maii 
zurück und füUt das im ujiteren Teil des Bohrers befindliche Rohmaterial 
in das Probeglas. Es ist deshalb erforderlich, die Prol)e aus dem Sack- 
inneron zu entnehmen, weil die oberen bezw. initeren Partien in absicht- 
lichei- Weise besseres Material enthalten können. Die äußeren seitlichen 



B. Analyse der Fabrikate. 185 

Partien sind oftmals infolge der Wittenmgseinflüsse (Regen etc.) etwas 
feucht und deshalb nicht geeignet, ein brauchbares Durchschnittsmuster 
zu geben. 

In dieser Weise entnimmt man je nach der absoluten Menge des 
ankommenden Holzkalkes jedem fünften oder auch jedem zehnten Sack mit 
Hilfe des Probestechers ein Muster, welche alle in einem verschlossenen 
Gefäße gesammelt werden. Ist die Menge nicht zu groß, so l&ßt man 
die Proben ziu- Erzielung einer einheitlichen Form in einem gewöhnüchen 
eisernen Stoßmörser piüverisieren, welche Arbeit bei 2 bis 3 kg Pix)be in 
ca. 10 Minuten ausführbar ist. 

Ziu* Ausführung der Analyse hat man ein Fraktionskölbchen von ca. 
200 ccm Inhalt einerseits (durch den Glasstutzen) mit einem Liebigschen 
Kühler, andererseits mit einer zur Entwickelung von direktem Wasserdampf 
dienenden Blech-, Kupfer- oder Glasflasche zu verbinden, deren Dampf- 
zuführungsrohr mittels Kork in den Zersetzimgskolben eingeführt ist und 
bis auf den Boden desselben reicht. Der Wasserdampfentwickler trägt 
ein ca. 2 m hohes Sicherheitsrohr, um etwas gespannten Dampf erzeugen 
zu können. Der Zersetzungskolben selbst steht auf einem einfachen Draht- 
netz oder besser auf einer Asbestplatte. Die Beheizung des Kolbens ge- 
schieht mittels eines Bimsenbrenners mit Pilzaiifsatz. 

Nachdem man alles entsprechend vorbereitet hat — das Wasser im 
Kochkessel kann schon angeheizt werden — löst man den Glaskolben aus 
seiner Verbindung und führt in den Hals desselben eine über ein rimdes 
Holz gedrehte Papierhülse ein, welche den Zweck hat, beim Einfüllen des 
essigsaiu^n Kalkes ein Beschmutzen des Kolbenhalses und dadurch eventuell 
entstehende Verluste zu venneiden. 

Man wiegt mm mit Hilfe einer kleinen Handwage annähernd 5 g des 
Holzkalkes ab, füUt damit ein Aluminiumschiffchen von bekannter Tara 
und ermittelt alsdann das genaue Gi)wicht, welches meistens nur lun 
einige Centigramm mit der ersten Roh wägung differiert, so daß für den 
Betrieb im allgemeinen ein Abwägen mit einer empfindliclien Handwage 
genügt. Man füllt nun mit Hilfe eines Pinsels den Kalk mittels der 
Papierhülse in das aufrecht gestellte Kölbchen ein, tuid das Schiff ehen in 
der linken und eine Spritzflasche in der rechten Hand haltend — um- 
gekehrt ist auch ohne Einfluß auf die Analyse — spült man lum Schiffchen 
und Papierhülse mit ungefähr 50 ccm Wasser ab, schaltet das Kölbchen 
wieder in den Apparat ein, füllt mittels Pipette ca. 50 ccm reine Phosphor- 
säure von 1,2 spez. Gewicht mit der Vorsicht ein, daß der I^bergangsstutzen 
mit Säure nicht in Berühi-ung kommt, schwenkt das Kölbchen einigemal um 
und verbindet dasselbe mm noch mit dem Dampf entwickler, dessen Znleitungs- 
rohr mittels Quetschhahn abscliließbar bezw. regulierbar ist. 

Nachdem man noch einen Meßkolbon (Normal kolben) von 250 ccm 
vorgelegt hat, heizt man vorsichtig — zunächst ohne Zuführung von 



186 Analytischer Teil. 

direktem Dampf — an, weil der Kolbeninhalt zu Ani^g Neigung ziun 
Übersteigen hat. 

Sobald die Destillation im Gange ist, kann man schneller erhitzen 
und erst wieder die Flamme reduzieren — eventuell mit rußender Flamme 
luiter Hin- und Herbewegen weiter erhitzen — sobald der Rückstand an- 
fängt dickflüssig zu werden. Man setzt das vorsichtige Erhitzen fort, bis 
ein beginnendes Aufschäumen des Inhalts anzeigt, daß fast aDes Wasser 
verdampft ist. Nun läßt man etwas abkühlen und leitet dann direkten 
Dampf zu, wobei aber der Glaskolben zur Yermeidung von EondensationeD 
noch weiter erhitzt wiitl. Es werden ungefähr 150 bis 200 ccm über- 
destilliert imd dann die Operation unterbrochen. Das Destillat ^drd aiif 
250 ccm aufgefüllt und geprüft, ob Salzsäure vorhanden ist. Meistens 
ynn\ eine geringe Trübung mit Silbemitrat entstehen, welche aber — da 
ohne Einfluß — zu übersehen ist. War man während der ganzen Operation 
zugegen, so Lst es natürlich überflüssig, auf Phosphorsäure zu prüfen; war 
man dagegen nicht ständig anwesend, so ist man nicht sicher, ob nicht 
etwa ein t'l^erspritzen des Kolbeninhaltes stattgefunden hat, wovon man sich 
durch eine Prüfung auf Phosphorsäure überzeugt. 

Sind beide Säuren nicht vorhanden, so mißt man mittels Normal- 
pipette 50 ccm ab und titiieit diese unter Anwendung von Phenolphthalein 

mit ^NaOK 

Bei Anwendung von diesen Mengenverhältnissen findet man ilcn 

Prozentgehalt des vorliegenden Holzkalkes nach folgender Formel, in welcher 

n = die für 50 ccm (von 250 ccm) des Destillates verbrauchten 

ccm —Na OH] 

p = die zur Destillation verwandte Menge Holzkalk bedeutet. 

Prozente Calcuunacetat im Holzkalk = . 

P 

Die konstante Zalü 0,395 setzt sich zusanmien aus der 1 ccm — NaOB 
entsprechenden Menge essigsam-em Kalk 

1 ccm - NaOH = 0,079 g Calcimnacetat 

midtipliziert mit der ziu* Titration gelangten Teilzahl des Destillates, also 

250 
im speziellen Falle -— ^ = 5, also 

1 i^am— NaOH= 0,079 • 5 = 0,395 g 
essigsaurer Kalk bei Titration von 



B. Analyse der Fabrikate. 



187 



Diese Analyse ist wissenschaftlich nicht einwandfrei, denn man titriert 
mit der Essigsäure auch die vorhandenen Homologen, doch gibt es noch 
keine Methode, welche diese Fremdsäuren sicher mit einem Zeitaufwande 
bestimmen ließe, der dem Betriebschemiker einer derartigen Fabrik dafür 
zu Gebote steht. 

Soviel mir bekannt geworden ist, soll momentan an der Losung dieser 
Frage gearbeitet werden, imd wäre die Holzverkohlimgsindustrie jedenfalls 
mit einer, nicht zu komplizierten und deshalb schnell ausführbaren Analyse 
recht zufrieden. 

Bis dahin muß man es in den Kauf nelmien, die nicht erheblichen 
Fremdsäuren mit als Essigsäiu^ zu titrieren, ziunal es auch sehr fi-aglich 
ist, ob die Verkäufer ohne wesentliche Preissteigenmg des Produktes 
auf einen Verkauf auf Basis eines bestimmten Essigsäuregehaltes ein- 
gehen werden. 

Immerhin wäre es für die Käufer angenehm, eine solche Methode an 
der Hand zu haben, um bessere imd schlechtere Produkte unterscheiden 
und danach kaufen zu können. 

Die Bewertimg von essigsaurem Natron und ebenso von Laugen des- 
selben imd die ziu- BetriebskontroUe öfters auszuführende Essigsäure- 
bestimmung in der Kalkacetatlauge geschieht ganz analog, nur hat man 
bei Laugen infolge Gegenwart von Wasser nicht nötig mit direktem Dampf 
abzudestillieren. Es genügt eine einmalige Destillation imter Zusatz der 
entsprechenden Menge Phosphorsäure. 

Für die Gehaltsermittelung der Laugen beider Salze genügen im 
Betrieb auch folgende Gehaltstabellen, welche allerdings auf reine Salze 
bezogen sind; 

Spez. Gew. und Prozentgehalt von Kalkacetatlösimgen, bezogen auf 
wasserfreies Salz: 



Proz. 


Spez. Gew. 


Proz. 


Spez. Gew. 


1 


1,0066 


16 ~ 


r,0708 


2 


1,0132 


17 


1,0750 


3 


1,0198 


18 


1,0792 


4 


1,0264 


19 


1,0834 


5 


1,0330 


20 


1,0874 


6 


1,0362 


21 


1,0925 


7 


1,0394 


22 


1,0996 


8 


1,0426 


23 


1,1027 


9 


1,0458 


24 


1,1078 


10 


1,0492 


25 


1,1130 


11 


1,0527 


26 


1,1189 


12 


1,0562 


27 


1,1248 


13 


1,0597 


28 


1,1307 


14 


1,0632 


29 


1,1366 


15 


1,0666 


30 


1,1426 



188 Analytischer Teil. 

Spez. Gew. von NatriumacetatlösuDgen, bezogen auf wasserfireies Salz: 



Proz. 
CHgCOONa 


Spez. Gew. 


Proz. 
CH,COONa 


Spez, Gew. 


1 


1,0058 


16 


1,0856 


2 


1,0116 


17 


1,0910 


3 


1,0174 


18 


1,0966 


4 


1,0232 


19 


1,1018 


5 


1,0292 


20 


1,1074 


6 


1,0341 


21 


1,1134 


7 


1,0390 


22 


1,1194 


8 


1,0439 


23 


1,1254 


9 


1,0488 


24 


1,1314 


10 


1,0538 


25 


1,1374 


11 


1,0591 


26 


1,1440 


12 


1,0644 


27 


1,1506 


13 


1,0697 


28 


1,1572 


14 


1,0750 


29 


1,1638 


15 


1,0802 


30 


1,1706 



b) Die technische Analyse des rohen Holzessigs. 

Die Betriebskon troUe, Inventiirabsehlüsse etc. machen es notwendig, 
den nur die Rolle eines Halbfabrikates spielenden, rohen Holzessig aiif 
seinen Essigsäure- und Holzgeistgehalt zu untersuchen. 

Auch konunt eine allerdings geringe Menge dieses Produktes für 
phannaceutische Zwe(;ke in den Handel und zwar kennt die Ph. G. 
zwei verschiedene Holzessigarten: 

1. den rohen Holzessig, von welchem ein Gehalt von 6 % Essig- 
säure gefonleii: wird; 

2. den rektifizierten Holzessig, sog. Hellessig, welcher eine gleiche 
Stärke haben soll. 

Produkt 1 wird aus dem rohen Holzessig erhalten, indem man den- 
sell)on von Holzgeist l>efreit, und den Destillationsrückstand alsdann durch 
Yerdüiuion mit Wasser auf einen Säuregehalt von 6 % stellt. 

Produkt 2 resiütiert aus dem nach dem Holzgeistabtrieb zurfick- 
bloil>on(loii Holzessig, der nun einfach überdestüliert wird und dann eine 
hellgelbe Flüssigkeit dai-stellt, welche wiedenun auf 6 % Essigsäure ein- 
zust(^llen ist. 

Direkte Titration ron Holzessig. Diese Bestimmung läßt sich 
mit dem hellen Holzessig (Produkt 2) sehi- leicht ausfuhren, indem man 



unter Versvendung von Phenol phtalein mit 



1 



Na OH titriert, und für 



1 ccm - Na OH = 0,06 g CH^ CO OH 

in Kechnung stellt. Der Umschlag ist bei diesem Holzessig sehr scharf. 
AVeniger schaH fällt der Umschlag bei der Titration des rohen mit Teer 



1 ccm -:^ Na OH = 0,006 g CU^COOH 



B. Analyse der Fabrikate. 189 

beladenen Holzessigs aus, so daß ohne Verdünnung überhaupt kein oder 

nur ein sehr unsicherer Umschlag zu sehen ist. Rohe Holzessige sind 

daher mindestens im Verhältnis 1 : 10 zu verdünnen und davon 10 ocm zur 

n 
Analyse zu verwenden, welche am besten mit — — Na OH zu titrieren sind, 

wobei dann natürlich für 
n 

TÖ 
zu rechnen sind. 

Selbst bei dieser Vei-dünnung ist es bei hohem Gehalt des vorliegenden 
Holzessigs an Brenzcatechin , welches mit dem Ätznatron intensive Ver- 
färbungen gibt, und ähnlichen Produkten manchmal nicht möglich ohne 
Tüpfelanalyse zum Ziele zu gelangen. Man titiiert dann gleichfalls mit 

n 
—-Na OH und erkennt die Endreaktion durch herausgenommene und mit 

Phenolphtalein bezw. auch Lakmuspapier in bekannter Weise in Reaktion 
gebrachte kleine Tropfen. 

Bei dieser Ausfülirung der direkten Titi-ation von rohem Holzessig mit 
Alkali titriert man natürlich auch andere Produkte (Teersäuren, Phenole) etc. 
mit, so daß man bei Einsetzung von 0,06 g CH^COOH pro 1 ccm 

— Na OH entschieden falsche, d. li. zu hohe Resultate findet. 

Titration nach der Destillation. Wie schon o>>en erwähnt wurde, 
ist es bei Inventurabschlüssen etc. wünschenswert, die lagernden Rohholz- 
essigmengcn auf ihre spätere Ausgiebigkeit an Holzkalk und HolzgeLst zu 
prüfen. Wünle man den Holzessig durch direkte Titration auf Essigsäure 
bestimmen woUen, um aus dieser Zalü den ev. Ertrag an holzessigsaurem 
Kalk zu berechnen, so würde man zu hohe Ertragszahlen finden, weil man 
alle sich mit Alkali verbindenden sonstigen Teerprodukte mit titiiert. Diese 
verbleiben aber zum größten Teil bei der Aufai-beitung des Holzessigs im 
Dreiblasensystem im Rückstandsteer. Zur richtigen Gehaltsbestimmung der 
Essigsäure oder vielmehr der Summe der bei der Destillation übergehenden, 
flüchtigen und sich mit Kalk sättigenden Säuren ist es notwendig, den rohen 
Holzessig vor der Titration zu destillieren und nur das Destillat zu titrieren. 
Man füllt zu diesem Zwecke 100 ccm rohen Holzessig in eine Retorte oder 
einen Fraktionierkolben, welcher mit einem Liebigschen Kühler verbunden 
wird, wobei man das Kölbchen in ein Ölbad setzt, in welches ein Ther- 
mometer eingestellt ist. Man destilliert nun den Holzessig in ein vor- 
gelegtes Normalkölbchen von 150 ccm, wobei man das Ölbad allmälilich 
auf 140® C. erhitzt, nämlich der Endtemperatm- bei der Destillation (im 
Rückstandsteer gemessen) im großen. Man erhitzt bei dieser Temperatur, 
bis nichts mehr übergeht, und alsdann befinden sicli im Kolben als Rück- 
stand ca. 10 ccm Teer, welcher aber noch Essigsäure enthält, die im großen 



190 Analytischer TeiL 

durch das öftere Nachfüllen mit Essig gleichfalls zum grSßt^i Teil gewonnen 
wird. Um auch diese letzten Essigsäurereste ins Destillat zu bekommen, 
füllt man ca. 50 ccm Wasser nach, und verfährt, diese abdesfillier^d, 
wie vorher. 

Das Destillat wird auf 150 ccm aufgefüllt und 25 ccm mit -—Na OH 
titriert. 

Unter Innehaltimg der genannten Mengenverhältnisse erföhrt man die 
aus 1 1 Holzessig zu erhaltende Menge an Graukalk von 82 — 84 % mit 
Hilfe folgender Formel, in welcher bedeutet: 

n = verbrauchte ccm -— Xa OH 

Gramme Graukalk von 82—84% in 1 1 Holzessig = « • 5,7804. 

Wälirend so der richtige Essigsäuregehalt ermittelt und dai-aus die 
Kalkausbeute mit ziemlicher Sicherheit berechnet werden konnte, bedarf 
es zur Bewertiuig des Rohholzessigs noch der Ermittelung des Holzgeist- 
gehaltes. Die Bestimmung läßt sich mit so kleinen Mengen Holzessig nicht 
durclifüliren luid muß mindestens 1 1 desselben in Arbeit genommen werdeiL 

In einem Glasnmdkolben von ca. 1,5 1 Inhalt mißt man genau 1 1 
Rohholzessig ab und destilliert mit Hilfe eines Ölbades den Holzessig alj. 
ohne al)er ein zweites Mal mit Wasser nachzudestiUiei-en. Das Destillat 
wii-d mit dminem Kalkbrei oder l)esser Natronlauge neutralisiert und danach 
soviel Destillat abgenommen, bis das in den Destillierkolben eingehängte, im 
Dampf stehende Thermometer 100^ C. anzeigt, so daß man sicher ist, allen 
Holzgeist ausgetriol>en zu hal>en. Das Destillat ist aber immer noch zu 
schwach, um es mit einiger Sicherheit auf dem Wege der Alkoholometrie 
bewerten zu k{')nnen. Man wiederholt deshalb die Operation wie vorher, 
ermittelt das A^olumen des Destillates, kühlt einen Teil desselben auf 15^ C. 
ab, Ix^stimmt nun mit einer Mohr sehen V)ezw. Westpha Ischen Wage das 
spez. Gewicht, luid berechnet aus dieser Zahl mit Hilfe einer Tal)elle den 
Alkoholgehalt. 

Nehmen wir an. daß am Ende der di-ei Destillationen 400 am 
Destillat vom spoz. Gewicht = 0,9884 l^ei 15^ C. erhalten worden sind. 
Aus dieser Zahl ei-sehen wir an der Hand der Tabelle von Windisoh, 
(laß (las Destillat 7 Gewichtsprozente Alkohol enthält. Da al>er da> 
D'stillat nur dem Volumen nach bekannt ist, so bei-echnen wir nmi da> 
absol. Gewicht aus dem Yohunen mal spez. Gewicht imd finden alsdaniL 
daß 400 Lcm unseres Destillates von 0.9884 spez. Gewicht = 400 • 0,9884 
= 3 95,3 G g wiegen. Es sind also bei einem Gehalt des Destillates v<^ 

7% AlkolKd 395,36.7 

= = 27. G7 g 

100 ^ 

Holzgj'ist von 1 00 % = 34,55 g Holzgeist von 80 96 erhalten worden, iiivi 

zwar aus 1 1 Holzessig. 



B. Analyse der Fabrikate. 191 

Durch die wiederholte Destillation bleiben Verluste natürlich nicht aus, 
doch treten diese auch beim Arbeiten im gix)ßen auf, so daß die Labo- 
ratoriimis- und Betriebszahlen sich befriedigend decken. 

Über die Berechtigung der Verwendung von für Aethylalkohol be- 
stimmten Tabellen ziu- Bewertung des aus Methylalkohol, Aceton, Allyl- 
alkohol imd anderen alkoholartigen Produkten zusammengesetzten Holz- 
geLstes, siehe weiter unten. 

c) Prflfimg: des Acetons. 

Wie schon in der Fabrikationsbeschroibung des Acetons erwähnt ist, 
dient dasselbe in erster Linie zur Herstellung gewisser Sorten Militärpulver, 
zu welchem Zweck dasselbe eine ganz außerordentliche Reinheit auf- 
weisen muß. Ein weiterer Konsument ist die Celluloidindustiie und auch 
teilweise die organische chemische Industrie (z. B. Herstellung von Jonen, 
Jodoform, Ohloroform etc.). Alle diese Industrien pflegen etwas geringere 
Ansprfiche zu stellen; zwar wird ein recht reines Aceton gefordert, aber 
meistens davon abgesehen, daß dasselbe die Permanganatprobe der englischen 
Prüfungsvorschrift 30 Minuten halten soll. F(ü- diese Sorten begnügt man 
sich mit 5 Minuten und hat dann die Gewähr, schon ein sehi* gut rekti- 
fiziertes Aceton vor sich zu haben. 

Die Prüfungen erfolgen entweder nach der Vorschlaft, wie diese von 
den deutschen und östeireich - ungarischen Pulvertabriken gegeben ist, 
oder bei Liefeningen für England natürlich nach dem englischen Modus. 
Beide Prüfungsmethoden finden sich nachstehend verzeichnet. 

Über die Ausführung dieser Prüfungen ist besondei-es nicht zu sagen, 
doch sei bezüglich Vornahme der maßanalytischen, jodometrischen Aceton- 
bestimmung nach Messinger, mid ebenso von Siedepuiiktbestimmungen 
auf die entsprechenden, bei der Holzgeistprüfung auf Seite 213, 219, 224 
ausführlich besprochenen Operationen vorwiesen. 

PrüfungSTorschrift des Acetons nach dentschen Modns. 

1. Das äußere Ansehen des Acetons muß wasserhell sein und klar. 

2. Es muß sich mit destilliertem Wasser in jedem Verhältnisse 
mischen lassen, die Mischung dart weder sofort noch nach 
längerem Stehen eine Trübung oder einen Niedei-schlag zeigen. 

3. Es muß völlig neutral sein. 

10 ccra Aceton dürfen durch einige Tropfen Phenolphtalein- 
lösung nicht gerötet werden. Nach Zufhiß von 1 ccra ^/j^ 
Normalkalilösung muß jedoch deutliche Rötung eintreten. Eine 
Lösimg von Quecksilberchlorid darf im Aceton keine Tnil)ung 
hervorrufen. 

4. Das Aceton muß bei der Temperatur von 15^^ C. mit Thenno- 
alkoholometer gemessen wenigstens 98,5 % zeigen. 



B. Analyse der Fabrikate. 193 

2. 1 ccm einer YiQ%igeii Kaliiimpermangaiiatlösimg bei 60^ F. 
zu 100 ccm Aceton hinzugefügt, muß die charakteristische 
Farbe bei Aussclüuß von Beleuchtung nicht weniger als 
30 Minuten behalten. 

3. Aceton darf, nach der folgenden Methode analysiei-t, nicht mehr 
als 0,005 % Säiu^e. als Essigsäure berechnet, zeigen. 

50 ccm des Mustei-s, die mit 50 ccm dostilliei-tem Wasser 
verdünnt sind, werden unter Zusatz von 2 ccm Phenolphtalel'n- 
lösung (1 g zu lOOO ccm 50prozentigen Alkohols) als Indikator 

71 

mit — — Natriiunhydroxydlösung (1 ccm = 0,000 G g Essig- 
säure) titiiert. 

d) Analyse der Essigsäure. 

Aus der früher gegebenen Beschreibung der Essigsäui-efabiikation 
wissen wir, daß im Betrieb hauptsächlich drei Sorten von Essigsäure rcsul- 
tiei*en, welche einer Prüfimg zu unterziehen sind, 

1. Rohessigsäure, 

2. technische Essigsäure, 

3. Eisessig und Essigessenz. 

1. Roh säure. 
Je nachdem dieselbe dem Salzsäurevei-faliren , dem Schwefelsäure- 
verfahren bei atmosphärischem Druck oder dem patentierten Schwefel- 
säiirevacuum verfahren nach Dr. von der Linde entstammt, zeigt dieselbe 
verschiedene Zusammensetzung. 

Bohsänre aus dem Salzsäureyerfahren. Die mit Salzsäure er- 
haltene Rohsäui-e kommt selten über eine Konzentration von 45 «o imd 
pflegt außer geringen Mengen empyreumatischen Substanzen neben der 
Essigsäure imd den stets mit als Essigsäiu^ bestinmiten Homologen 
mir mehr oder weniger HCl zu enthalten, welche den Titer mit be- 
einflussen kann. Die Analyse wird in der Weise ausgeführt, daß man 
20 g Essigsäure auf einer gewölinlichen Tarier wage (Apotliekerwage), welche 
eine Oenauigkeit bis 0,05 g leicht erreielien läßt, in ein Nonnalkölbchen 
von 100 c<jm abwiegt, auf 100 ccm auffüllt und nun 5 ccm (= 1 g Essig- 

säure) mit — - Xa OH titriert. Zeigt die Säure keinen oder nur einen nicht 

in Frage kommenden Gehalt an Salzsäure — Silberniti-at gibt nur Trübung, 
keine Fällung — so sucht man die für 5 ccm (=1 g Essigsäure) ver- 
brauchten ccm - Xa OH in der weiter unten folgendenTabelle, Seite 201, auf, 

und findet dann in der zweiten Rubrik die der angewandten Säure ent- 
sprechenden Gewichtsprozente Essigsäure. 

Klar, HolzyerkohLiing. 13 



194 Analytischer Teil. 

Hat die qualitative Prüfung al)er eiueu ins Gewicht fallenden Salz- 
säuregehalt erge]>en, so muß die HCl bestimmt werden. Dies geschieht 
in einfacher Weise maßanaly tisch , indem man 5 ccm (= 1 g Essigsäiire) 

der venlünnten Kohsäui^, an Stelle des meist chlorhaltigen Xa OK mit 

n 
leicht chh^rfrei zu erhaltendem .^ -V^3 ohne Indikator sättigt (man nimmt 

n " n 

doppelt so viel ccm - - XH.;^ als vorher ccm — - Na OH zur Neutraüsatiffl 

erforderlich waivn), und nun die entstandene Chlorammonlösung unter Zu- 

n 

satz von ein wenig Kaliumcliromat in bekannter Weise mit AgXO, 

. . , 10 ^ 

titriert. 

Wiixl je 1 g Essigsäure der Titmtion mit — XaOH und AgXO^, 

unterwoi-fen und bezeichnet: 

n 
a = verbrauclite ccm -— AgNOo 
10 -^ ^ 

n 

n = verbrauchte ccin — - Na OH, 

.so findet man die wirkliche Prozentigkeit na(;h folgender Formel: 
(// — — -J • 0,OG = Gewichtsprozente Essigsäure. 

Bestimiuunig der Rohessi^säure aus dem -HsSO^-Tcrfahren. 

Die aus dem Schwefelsäurevei-fahren resultierende Rohsäure ist wl h^w- 
zentrierter und erreicht bei dem ohne Vacuum diux^hgefühi-ten Verfahr»»n 
eine Konzentration von ca. 72— 75 7o exkl. SO.,, wähi*end die Yatnuim- 
säure auf 80 % konunt und nur Spuren von SO., enthält. 

In der gewöhnlichen Rohsäure smd neben CH^ COOH nrich t^O^, 
soAvi«,» Spuren von //, S und Hy SO^ enthalten. Auf die Bestimmung drr 
letzteren kann ohne weiteres verzichtet wei-den, da diesellx^n ihrer geiingi^n 
Meng«' \veLi(Mi das Resultat nicht beeinflussen können. Andei*s dagep^n 
die scliweflige Säure, welche ermittelt werden muß. Man stellt de^Iiall» 

«len Ge>aintsäuregehiüt durch Titration mit — Na OH und den iSO^-Gehalt 

// 
durch Titratio?) mit — Jod fest. 
10 

Zur Ausfüiirung der letzteren Bestimmung ist es erforderlich, die 
Es>iusäuD' auf eine Verdünnung zu bringen, so daß in dei-sellien nicht 
lui'hr wie 0,05% SQ., enthalten sind. 

Zunäelist wiegt man wiiHlerum 20 g Säure in einem NonnalkolUn 
ah, füllt auf 100 ccm auf und titriert 5 ccm (= 1 g Rohsäiu-e) mit 

X(t Oll mit Plienolphtalin als Indikator. 



B. Analyse der Fabrikate. 195 

Weitere 5 ccm (= 1 g Rohsäiire) werden auf 100 com verdünnt 

n 
und 50 Qcm hiervon (= 0,5 g Rolisäure) in 10 ccm -— - Jodlösung ein- 
fließen gelassen (umgekelirt tritt nur unvoUständige Umsetzung ein) und dann 

n 

der Jodübei-schuß niit — - Tliiosullat ziu-ückgemessen. 

Bezeichnet 

w = die für 1 gi* (= 5 ccm Verdünnung 20 : 100) Rohsaure ver- 

n 

brauchten c^^m -— Na OH^ 

a = die für 0,5 gr -= 50 ccm Verdünmmg (1:100) ver- 
brauchten ccm — - Jodlösimg, so findet man die wahren Gewichtsprozente 
an Essigsäure diuxih folgende Fonnel: 

/ 2 X ö\ 

In ;J— — I X 0,06 = Gewichtsprozente Essigsäure in Rohessigsäure. 

2. Analyse der technischen Essigsäure, des Eisessigs und der 

Essigessenz. 

Die Analyse der eigentlichen Handelssäuren, also der technischen 
Essigsäure imd der chemisch reinen Essigsäm-e richtet sich ganz nach 
den Anforderungen der Konsumenten, und quantitativ wu'd in der Regel 
nur der Essigsäuregehalt oder der Verdampfungsrückstand ermittelt. 

Alle übrigen Proben sind qualitativer Natur und ci*strecken sich auf 
Metalle, Salze, ^lineralsäimMi und deren Salze, SO.2 und Empyreuma. Diese 
Prüfungen werden in folgender Weise ausgefülu-t. 

QualitatiTe Prüfung:. Anorganische Stoffe: 50 ccm Essigsäui-e 
dürfen beim Verdunsten nicht mehr als 1 mg Rückstand hinterlassen. 
Arsen: Man misclit in einem Reagensglase 3 ccm Zinnchlorürlösung 

(hergestellt durch Einleiten von //(7/-Gas in Zinnchlorür bis zur 

Sättigimg) mit 1 ccm Essigsäure und ])eobachtet, ol) während 

emer Stimde eine Braunfäi-bung oder gar ein Nieilei-sclilag von 

metallischem Arsen entsteht. 

Lunge empfiehlt an Stelle des meistens gefärbten Zinn- 

chlorttrs eine dm-ch Glaswr)lle filtrierte Lösung von initer- 

phosphorigsaurem Natron in Salzsäure von 1,19 spez. Gew. 

anzuwenden. 
Schwefelsäure und Sulfate werden in der mit 20 Teilen destilliertem 

Wasser verdünnten Säure durch Zusatz von 3 — 4 Ti'opfen 

Baryunmitratlösung erkannt. 
Salzsäure und Chlr)ride, nachweisbar in der 1 : 20 verdünnten Säure 

mit Silberniti-at. 

13* 



190 Analytischer TeiL 

Metalle: Entsteht auf Zusatz von H^S zur verdünnten Säiire 
Bräunung oder Fällung, so ist Blei, Kupfer oder Zinn vor- 
handen. Blei läßt sich außerdem nachweißen durch Ausfallen 
mit verdünnter 7/, SO^ aus der im VerhÄltnis 1 : 5 mit Wein- 
geist venlünnten Essigsäuix). 

Kupfergegenwart wird durch Konzentration der Säiuv in 
einer Porzeil an schale im Wasserbad auf ^/^o Volumen imd Über- 
sättigen mit Ammoniak erkannt (Blaufärbimg). Kleinste Spuren 
Kupfer oder Blei lassen sich in dem ammoniakalisch 
gemachten Vei-dampfungsi-ückstand diuxjh Schwefelwasserstoff 
nachweisen, eine Probe, welche spez. die als Speiseessig dienende 
Säure scharf aushalten muß. 
Empyreuma: Die für Spoisezwecke dienende Säui-e muß außer 
völliger Metallfreihcit auch frei von Empyreuma {SO^t Aceton. 
Acetonöle, Holzöle, Ameisensäure etc.) sein, da sonst der daraus 
hergestellte Essig einen mäßigen Genuß bieten würde. Außer 
diuch Neutralisation und Erwärmen (Riechprobe) erkennt 
man vorhandenes Empyreiuna sehr gut durch eine, mit der 
im Verhältnis 1:30 verdünnten Säiu^, angestellte Kostprobe. 
Außerdem hat man noch im Kaliumpermanganat ein Mittel 
Empyreuma auch auf chemischen Wege zu erkennen. 

Im Handel legt man auf diese Probe großen Wert, und 

wird dieselbe meistens in folgender Weise aiu^gefülirt: 5 ain 

Essigsäure werden mit 15 ccm Wasser verdünnt luid 3 ecm 

Kaliumpei-manganat (Viooo) zugegeben. Die i-ote Farbe der 

Pernianganatlösung muß eine Yiertelstimde unvei-andert bleil»en. 

Außerdem dient zur Kontrolle der Reinheit von hochprozentiiren 

Essigsäuren die Feststellung der physikalischen Konstanten, von denen 

Siedepunkt, Erstarn uigspunkt und spez. Gewicht in Frage kommen. 

Der Siedepunkt wird in ganz ähnlicher Weise bestimmt wie dies 
für Methylalkohol auf Seite 210 beschrieben ist und soll dersell)e bei reinem 
Essigsäurehydrat zwischen 117 und 118^ C liegen. 

rber si)ez. Gewicht und Erstarnmgspunkt : siehe weiter unten Seite 204. 
Eini^ Säure, welche oben genannten Ansprüchen genügt, die ver- 
laimte Knnzenti-ation und den richtigen Siedepunkt besitzt, wini allen 
Konsumenten genügen. 

Es blii'be nun noch die Gehaltsermitti^limg der Essigsäuren dos 
Handels übrig. 

Quantitative Bestimmung. Sowohl die technische wie auch die 
reine Handelssäure besteht lediglich aus Essigsäiu« neben mehr oder 
wcniuer Wasser, und i)ei technischen Säuren noch aus den homoWen 
Bcglcitsäuien, welche stets mit als Essigsäure gerechnet werden. Andere 



B. Analyse der Fabrikate. 197 

Produkte sind nicht vorhanden oder nur bei technischen Säuren in so 
minimalen Mengen, daß eine Bestimmung nicht möglieh ist. Die Essig- 
säure vnvd deshalb — abgesehen von sonstigen qualitativen Eigenschaften 
— stets auf Basis eines bestimmten Essigsäuregehaltes verkauft, zu dessen 
Ermittelung es verschiedene Wege gibt. 

Bestimmung durch spez. Gewicht. Hierzu bietet zunächst die 
Bestimmung des spez. Gewichts eine Handhabe, denn dassellK? steht zum 
Essigsäiu^gehalt in einem ganz bestimmten Verhältnis, genau wie dies 
für die Alkoholwassermischungen bekannt ist. Wälirend al:K?r bei letzterem 
das spez. Gewicht mit zu- imd abnehmendem Alkohol fällt und steigt, 
treten bei Essigsäurewassermischungen üni*egelmäßigkeiten auf, indem 
das höchste spez. Gewicht nicht etw^a die 100 7o ige, sondern eine Säure 
von ca. 77 7o zeigt. Beim Vermischen der konzentiierten Essigsäiu^ mit 
Wasser tritt Kontraktion unter ständigem Ansteigen des spez. Gewichts 
ein, dessen Maximum von 1,0748 bei einer Säiu^ mit 77 Gewichts 7o 
erreicht ist. Diese Konzentration entspricht dem Hydrate CH^ COO Il-\- KjO, 
Bei weiterem Verdünnen dieses Hydrates mit Wasser tiitt wiederum eui 
Fallen des spez. Gewichts ein, so daß die spez. Gewichte z. B. einer Säiu-e 
von 43 Vo und 80 7o und ebenso einer Säure von 51 7o imd 97 7o zu- 
sammenfallen (siehe umstehende Tabelle). Bei einer unbekannten Säiu-e, 
deren Essigsäuregehalt diu-ch Bestimmung des si)ez. Gewichts ermittelt 
werden soll, muß man daher, falls dieselbe ein spez. Gewicht ülier 1,0553 hat, 
durch weiteres Verdünnen mit Wasser konstatiei-en , ob das spez. Gewicht 
zu- oder abnimmt. Erst nach diesem Befund wird es möglich, den Gehalt 
mit Hilfe der folgenden Tabelle von Oudemann festzustellen. 

Diese Momente erschweren die Handhabung der Tabelle sehr, wenn 
man es mit unbekannten Säuren zu um hat. Außerdem zeigt ein 
Studium der Tabelle, daß die spez. Gewichte der einzelnen Säuren 
von ähnlicher Konzentration nur äußerst wenig voneinander differieren. 
So zeigen z. B. die Säuren von 72®/o — 84 7o mu- in der vierten Dezimale, 
und auch da noch verschwindende Untei-schiede. Man muß deshalb wissen- 
schaftliche Messungen ausführen, um überhaupt Unterschiede festziistelleD, 
deren richtige Verwertung dann noch fraglich ist. Da auch die hoch- 
prozentigen Säuren (über 95 Vo) nur geringe Unterschiede im spez. Gewicht 
zeigen und es wegen der Verkauf sbewei-tung darauf ankommt, den ganz 
genauen Prozentgehalt dieser Säuren zu wissen, so können — falls man 
mit dem spez. Gewicht arl>eiten wollte — auch hier nur ganz exakte 
Messungen, unter Berücksichtigung der Temperdtur der Säure, einigermaßen 
richtige Resultate ergeben. Aräometer etc. sind deshalb nicht anwendbar, 
und müßte die Bestimmung des spez. Gewichts schon mit der Mohrsehen 
Wage erfolgen oder mittels Pyknometer. Diese Operationen eriordern alior 
mindestens dieselbe Zeit wie eine Titi-ation der Säure, welche jederzeit 
richtige und einwandfreie Resultate ergibt. 



198 



Analytischer Teil. 



Talielle ül^er Spez. Gew. n. Gehalt der Essigsäure bei verschied. Temperaturen. 



e£ 


Spez. Gewicht 


o £ 


Spez. Gewicht 


II 





bei 


_. 


g ä 




bei 










^1 


12*» 


Ib^ 


20° 


^M 


12» 


Ib^ 


20*» 





0,9993 


0,9992 


0,9985 


51 


1,0647 


1,0623 


~~r.Ö583 


1 


1,0011 


1,0007 


0,9997 


52 


1,0655 


1,0631 


1,0590 


2 


i;002ö 


1,0022 


1,0012 


53 


1,0663 


1,0638 


1,0597 


3 


1,0042 


1,0037 


1,0026 


54 


1,0671 


1,0646 


1,06C4 


4 


1,0057 


1,0052 


1,0041 


55 


1,0678 


1,0653 


1,0611 


5 


1,0073 


1,0067 


1,0055 


56 


1,0685 


1,0660 


1,0618 


6 


1,0089 


1,0083 


1,0069 


57 


1,0692 


1,0666 


1.0624 


7 


1,0105 


1,0098 


1,0084 


58 


1,0698 


1,0673 


i;063n 


8 


1,0120 


1,0113 


1,0098 


59 


1,0705 


1,0679 


1,0636 


9 


1.0136 


1,0127 


1,0112 


60 


1,0711 


1,0685 


1.064-2 


10 


1,0151 


1,0142 


1,0126 


61 


1,0717 


1,0691 


1,0648 


11 


liOlüH 


1,0157 


1,0140 


62 


1,0723 


1,0697 


1,0658 


12 


1,0181 


1,0171 


1,0154 


63 


1,0729 


1,0702 


1.0658 


13 


1,0196 


1,0185 


1,0168 


64 


1,0734 


1,0707 


1,0663 


14 


1,0210 


1,0200 


1,0181 


65 


1,0739 


1,0712 


1,0667 


15 


1,0225 


1,0214 


1,0195 


66 


1,0744 


1,0717 


1,0671 


n> 


1,0240 


1,0228 


1,0208 


67 


1,0749 


1,0721 


1,0675 


17 


1,0254 


1,0242 


1,0222 


QS 


1,0753 


1,0725 


l.r>67!^ 


18 


i;0268 


1,0256 


1,0235 


69 


1,0757 


1,0729 


um^ 


19 


1,0283 


1,0270 


1,0248 


70 


1,0761 


1,0733 


1,(M>8«) 


20 


1.0297 


1,0284 


1,0261 


71 


1,0765 


1,0737 


1,0689 


21 


1.0311 


1,0298 


1,0274 


72 


1,0768 


1.0740 


1,0691 


22 


1.0325 


1,0311 


1,0287 


73 


1,0771 


1,0742 


1,069.^ 


23 


1.0338 


1,0324 


1,0299 


74 


1,0773 


1,0744 


1,0695 


24 


1,0352 


1,0337 


1,0312 


75 


1,0775 


1,0746 


1.0697 


25 


1,0365 


1,0350 


1,0324 


76 


1,0777 


1,0747 


1.0H99 


2() 


1,0378 


1.0363 


1,0336 


77 


1,0778 


1,0748 


1,070«1 


27 


1,0391 


1,0375 


1,0348 


78 


1,0778 


1,0748 


1,07(«1 


28 


1,0404 


1,0388 


1,0360 


79 


1,0778 


1,0748 


1,071«) 


29 


1,0417 


1,0400 


1,0372 


80 


1.0778 


1,0748 


1,0699 


30 


1.0429 


1.0412 


1,0383 


81 


1.0777 


1,0747 


1,(H)98 


31 


1.0441 


1,0424 


1,0394 


82 


1,0776 


1,0746 


1,0696 


32 


1.0454 


1,0436 


1,0405 


83 


1,0775 


1,0744 


1,(»694 


33 


1.0466 


1.0447 


1.0416 


84 


1,0773 


1,0742 


l,rH>9l 


34 


1,0477 


1,0459 


1,0426 


85 


1,0770 


1,0739 


hrwK'^ 


35 


1.0489 


1,0470 


1,0437 


86 


1,0767 


1,0736 


1,0H84 


3<i 


1,(I5(H) 


1,0481 


1,0448 


87 


1,0763 


1,0731 


l.<.>679 


37 


l.(»511 


1,0492 


1,0458 


88 


1,0758 


1,0726 


1.0674 


38 


1.0522 


1,0502 


1,0468 


89 


1,0752 


1,0720 


l,(.MiiK^ 


3n 


1.0533 


1.0513 


1.0478 


90 


1,0745 


1,0713 


1.0«»><i 


40 


1.0543 


1.0523 


1,0488 


91 


1,0737 


i;0705 


l.oj>52 


41 


1.0553 


1.0533 


1.(498 


92 


1.0728 


1,0696 


1,<.W>48 


42 


1.0564 


1,0543 


1,0507 


93 


1,0718 


1,0686 


l.J.»^32 


43 


1.0574 


1,0552 


1,0516 


94 


1,0706 


1,0674 


1,062«» 


44 


1,0583 


1,0562 


1.0525 


95 


1,0792 


1,0660 


1,06(H> 


45 


i.o'm 


1.0571 


1.0534 


96 




1.0644 


l'0589 


4() 


1.0602 


1,0580 


1.0543 


!»7 




1,0625 


1.0570 


47 


1.(m;12 


1.0589 


1,0551 


98 




1,0604 


1.0549 


48 


l.ot;i>i 


1,0598 


1.0559 


9H 




1,0580 


1,05-Ji) 


49 


1.0629 


1,0607 


1,0567 


UKI 




1,0553 


1,0497 


50 


1,0638 


l.(MJ15 


1.0575 











B. Analyse der Fabrikate. 199 

Alkalimetrisclie Bestimmung. Diese Art der Gehaltsermittelung von 

Essigsäure ist es auch, welche sich in die Praxis eingeführt hat. Ziu' 

alkalimetrischen Ermittelung von Essigsäiu-e hat man nur nötig, einen 

n 
bestimmten Gewichts- bezw. Voliuneuteil derselben mit — — Na H und 

Phenolphtalein als Indikator zu titrieren imd unter Einsatz von 0,06 g 

n 

CH^ CO OH pro 1 ccm — Na OH den Gehalt der vorliegenden Säure aus 

n 

den verbrauchten ccm - Na OH zu l»erechnen. 

Für die technischen Säuren führt man die Prüfimg genau in der 
Weise aus, \x\e dies für die Eohessigsäure l:>ereits besc^hrieben ist. 

Man wiegt also 20 g auf einer sogenannten Apothekenvage ab, ver- 
dünnt auf 100 ccm und titriert alsdann 5 ccm dieser Mischung (= 1 g Säure). 

fi 
Man sucht dann die den verbrauchten ccm — - Na OH entspi^chende Zahl 

in der beifolgenden, vom Verfasser ausgearbeiteten Tabelle (Seite 201) und 
liest dann in der korrespondierenden, rechts danebenstehenden Rubrik den 
Prozentgehalt der Säure direkt ab. 

Hat man z. B. für 5 ccm der verdünnten Säure (= 1 g unverdünnte 

n 

Säiu^) 14,40 ccm — Na OH verbraucht, so Ijeti-ägt der Prozentgehalt 

der Säure laut der Tabelle 86,40%. 

Man kann für Betriebszwocke die Titration selbst dem Arbeiter über- 
lassen, welche von demselben in kurzer Zeit, gewöhnlich mit großem Fleiße 
und Vollkommenheit ausgeführt wii-d. 

Wie schon oben envähnt, kommt es bei den hochprozentigen Säuren 

auf ganz genaue Kenntnis der Prozentigkeit an, und muß man diese Säui-en 

zur Titration auf der chenüschen Wage abwiegen. Zu diesem Zwecke 

tariert man ein mit Glasstopfen vei-sehenes Flilschchen von ca. 5i) ccm 

Inhalt, pipettiei-t dann ca. 1 ccm Essigsilure ohne Benetzung des Flaschen- 

n 
halses ein, verschließt, ^^^egt und titriei*t mit — - Na OH. 

1 ccm ^ Na 0H= 0.06 g CH^ COOH. 

Da Essigsäure stets nach Gewichtsprozenten gekauft wird, 
so ist ein Abmessen der Essigsäure unv statthaft, wenn man das spez. 
Ge^\dcht der betreffenden Säure keimt, um das Kesultat der Titration 
ontsprechend korrigieren zu können. Bei Säuren von unbekanntem 
si)ez. Gewicht würde also neben der Titration noch eine B(^stinunung des 
spez. Gewichts erforderlich sein, wodurch gegenüber der Abwä^uil^ der 
Essigsäure nichts an Zeit gespart wird. 



200 Analytischer Teil. 

Immerhin bilden diese im Essigsäiirebetrieb tagtäglich und häufig aus- 
ziifülirenden Bestimmungen durch die Wägungen eine ziemliche Belastimg 
des Chemikers. 

Verfasser hat aus diesem Grunde die schon erwähnte Tabelle Seite 201 
so eingerichtet, daß man aus dei-selben auch bei Anwendung der viel 
leichteren Abmessung der Essigsäure zur Analyse aus den verbrauchten 

71 

ccm - Xa OHj also ohne jede Wägimg, direkt die Gewichtsprozente 

ablesen kami. 

Wendet man zur Analyse an Stelle von 1 g := 1 ccm Essigsäm^ an 
und berechnet ohne zu Hilfenahme des spez. Gewichts die vorhandenen 
Essigsäuremengen, so findet man nicht die Gewichtsprozente, sondern die 
in 100 ccm enthaltenen Gramme Essigsäure aus den verbrauchten ccm 

— Xa OH. Diese Zahl findet man bei Anwendung von 1 ccm ziu* 

Analyse in der zweiten Rubiik der Tabelle als scheinbare Gewichts- 
prozente. Je<ler Gewichtsprozentangabe entspricht nun auch eine ganz l>e- 
stimmteVolumengowichtsprozentangabe (d.h. Gi*anmie Essigsäure in lOO ecm), 
denn es entspreclien z. B. laut TalK?lle von Oudemann Seite 198 100 g 
Essigsiluiv von 60 7o einer Essigsäui-e, welche in 100 ccm = 64,11 g 
Essigsäure enthält, da 100 ccm einer Säm-e von 60 7o = 1,0685 gr wiegen. 

^^^^^^^ 100:60 = 106,85 :X 

enthalten. .Y= 6441g OH, CO OH 

In der Tabelle Seite 201 sind in der ersten Rubiik die fih* 1 g 1:k?zsv. 

n 

für 1 c<'m Essigsäure verbrauchten ccm - Xa OH, in der zweiten die dem 

Verbrauch von Xccm ——XaOH entsprechenden Gewichtsprozente und 

in der dritten endlich die einem bestimmten Gewichtsprozent^ mit Hilfe de- 
spez. Gewichts berechneten, Volumengewichtsprozente eingetragen. 

Ein Beispiel ni<»ge die Handhabung der Tabeüe demonstiieren. Man 
habe z. B. für 1 ccm einer Essipcsäure bei 15^ C gemessen 8,84 ccm 

- - Xa ()U vei'l)raucht. Aus der Tabelle findet man in Rubrik 2 die 

diesem Verbi-auch entsprechenden scheinbaren Gewichtsprozente in Hohe 
von 58%. Man sucht nun in Rubrik 3 die gleichlautenden Voluraen- 
gewifhtsprozente auf und findet dann wiederum in Rubrik 2 die diesen 
entsprechenden wahren Gewichtsprozente. 

Zur Ausführung der Analysen nach dieser vom Verfasser bearbeiteten 
PaboUe muß man entweder mit Pipetten von 1 ccm arbeiten, oder abier 
nian verwendet 10 ccm Essigsäuiv zur Analyse, verdünnt auf 100 imtl 
titrioit 10 ccm = 1 ccm unverdünnter Säure. 



B. Analyse der Fabrikate. 



201 



Das Arbeiten mit Pipetten von 1 (3em setzt wirkliche Präzisions- 
instnimente voraus, und erfonlert ein selir präzises Abmessen imd auch 
ein genaues Innehalten der Temperatur von 15® C, beides Momente, die 
nicht selir fui- den praktischen Gebrauch sprechen. 

Wendet man dagegen die Yerdttnnung an, so sind die Abmeßfelüer 
und auch die Temperaturfehler kleiner, so daß auch ein Arbeiter mit 
genügender Sicherheit die Analysen für den Betrieb an der Hand der 
Tabelle schnell und sicher ausfüliren kann. 

Tabelle zur BereehDung des Essigsäaregehaltes 
(Oewichtsprozente) aas dem Yerbrauch ron j NaOH bei An- 
wendung Ton 1 g oder 1 ccm zur Analysenprobe. 

Bearbeitet von M. Klar. 

Bemerkung: Gewichtsprozente = Gramme CH3COOH in 100 gr Essigsäure. 

Volumgewichtsprozente = „ „ in 100 ccm „ 

Bei Anwendung von 1 gr Essigsäure findet man die Gewichtsprozente 
direkt aus den in Rubrik 2 unter „Wahre Gewichtsprozente" stehenden Zahlen, 

entsprechend den verbrauchten ccm j NaOH. 

Bei Anwendung von 1 ccm Essigsäure zur Analyse findet man in der den 

verbrauchten ccm j NaOH entsprechenden Zahl der Rubrik 2 die „scheinbaren 

Gewichtsprozente" (Volumgewichtsprozente). Man sucht dann in Rubrik 3 diese 
Zahl und findet dann in den mit dieser Zahl aaf einer Linie stehenden Gewichts- 
prozenten der Rubrik 2 die wahren Gewichtsprozente. 



ccm Y NaOH 

fSr 1 gr oder 

1 ccm Essig- 

slure 


Wahre 
Gewichts- 
prozente bei 
Anwendung von 
1 gr EiSsigsIure 


Volnmgewiehts- 

prozente bei 
Anwendung von 
1 ccm Essigsäure 


ccm ^NaOH 

far 1 gr oder 
1 ccm Essig- 
saure 


Vyrahre 
Gewichts- 
prozente bei 
Anwendung von 
1 gr Bssigs&ure 


Volumgewichts- 
prozente bei 
Anwendung von 
1 ccm E^ssigsäure 


16.66 


99.96 


105.53 


13.90 


83.40 


• 


61 


99.66 


— 


83 


83.— 


89.17 


56 


99.36 


— 


80 


82.80 


— 


51 


99.06 


104.74 


70 


82.20 


— 


46 


98.76 


— 


65 


82.- 


88.11 


41 


98.46 


— 


60 


81.60 


— 


36 


98.16 


— 


50 


81.- 


87.05 


31 


97.86 


103.92 


40 


80.40 


— 


26 


97.56 


— 


32 


80.- 


85.98 


21 


97.26 


— 


30 


79.80 


— 


16 


96.96 


103.06 


20 


79.20 


— 


10 


96,66 


— 


16 


79.- 


84.90 


16.- 


96.— 


102.18 


10 


78.60 


— 


15.90 


95.40 


— 


13.- 


78.— 


83.83 


83 


95.- 


101.27 


12.90 


77.40 


— 


80 


94.80 


— 


83 


77.- 


82.75 



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B. Analyse der Fabrikate. 



203 



ccm ^ NaOH 

für 1 gr oder 

1 ccm EsBig. 

•Iure 


Wahr« 

Oewiebts- 

Prozente bei 

Anwendung Ton 

1 gr Bsaigsinre 


Volumgewicbts- 

prozente bei 
Anwendung Ton 
1 ecm Eulgtlnre 


com ° NaOH 

fflr 1 gr oder 

1 ccm Esiig- 

8&ure 


Wabre 

Oewicbti- 

prosente bei 

Anwendung Ton. 

1 gr BMiga&are 


Volumge Wichts- 

Prozente bei 
Anwendung von 
1 ccm Esaigalure 


10 


54.60 


— 


60 


33.60 


— 


9.— 


54.- 


57.49 


50 


33.- 


34.37 


8.90 


53.40 


— 


40 


32.40 


— 


83 


53.- 


56.38 


S«2 


32.- 


33.39 


80 


52.80 


— 


30 


31.80 


— 


70 


52.20 


— 


20 


31.20 


32.31 


65 


52.- 


55.28 


16 


31.— 


— 


60 


51.60 


— 


10 


30.60 


31.23 


50 


51.- 


54.18 


5.— 


30.- 


— 


40 


50.40 


— 


4.90 


29.40 


— 


32 


50.- 


53.07 


82 


29.- 


30.16 


30 


49.80 


— 


80 


28.80 


— 


20 


49.20 


— 


70 


28.20 


— 


16 


49.- 


51.97 


65 


28.- 


28.92 


10 


48.60 


— 


60 


27.60 


— 


8.— 


48.- 


50.87 


50 


27.- 


27.91 


7.90 


47.40 


— 


40 


26.40 


— 


83 


47.— 


49.76 


32 


26.- 


26.94 


80 


46.80 


— 


30 


25.80 


— 


70 


46.20 


— 


20 


25.20 


— 


65 


46.— 


48.66 


16 


25.- 


25.87 


60 


45.60 


— 


10 


24.60 


— 


4.- 


24.- 


24.81 


1.90 


11.40 


— 


3.90 


23.40 


— 


82 


11.- 


11.17 


83 


23.— 


23.74 


80 


10.80 


— 


80 


22.80 


— 


70 


10 20 


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70 


22.20 


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10.- 


10.14 


65 


22.- 


22.68 


60 


9.60 


— 


60 


21.60 


— 


50 


9.- 


9.11 


50 


21.— 


21.62 


40 


8.40 


— 


40 


20.40 


— 


32 


8.— 


8.09 


32 


20.- 


20.57 


30 


7.80 


— 


30 


19.80 


— 


20 


7.20 





20 


19.20 


— 


16 


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7.07 


16 


19.— 


19.51 


10 


6.60 


— 


10 


18.60 





1.- 


6.— 


6.05 


3.— 


18.- 


18.46 


0.90 


5.40 


— 


2.90 


17.40 


— 


83 


5.— 


5.03 


83 


17.- 


17.41 


80 


4.80 


— 


80 


16.80 


— 


70 


4.20 


— 


70 


16.20 


— 


64 


4.— 


4.02 


65 


16.- 


16.36 


60 


3.60 


— 


60 


15.60 


— 


50 


3.— 


3.01 


50 


15.— 


15.32 


40 


2.40 


— 


40 


14.40 


— 


32 


2. 


2.004 


32 


14.— 


14.28 


30 


1.80 


— 


30 


13.80 


— 


20 


1.20 


— 


20 


13.20 


— 


16 


1.— 


1.007 


16 


13.— 


13.24 


10 


0.60 


-- 


10 


12.60 


— 


0,5 


0.30 


— 


2.- 


12.- 


. 12.20 









B. Analyse der Fabrikate. 205 

Ziir Ausftihrimg der Bestimmung bringt man eine 2 — 3 cm liohe 
Schicht Essigsäure in ein besonders dünnwandiges Probiergläschen, und setzt 
ein Tliermometer ein, dessen Kugel von der Säm-e total bedeckt sein muß, 
und welches nirgends an die Wand anstoßen darf. Das Ganze liängt man 
in ein Becherglas, welches mit der entsprechenden Külüflüssigkeit (Eis- 
wasser oder Wasser) gefüllt ist. Beim Erstammgsbeginn bleibt das Thei-mo- 
meter eine Zeitlang stehen, um dann meist noc;h ein wenig zu steigen. 
Die. höchste Anzeige wird abgelesen. 

e) Analyse der Holzgeistprodukte. 

!• Analyse des Rohholzgeistes. 

Aus den früheren Kapiteln ist uns bekannt, daß die Holzver- 
kolilungsanstalten kleineren und mittleren ümfanges meistens auf die 
Aufarl)eitung des Holzgeistes verzichten, denselben vielmehr nur auf 
ca. 80 7o Tr. konzentrieren imd dann in den Handel bringen, aus welchem 
die Holzgeistraffinieranstalten das Produkt aufkaufen. So sind die Yerhält- 
nisse in Deutschland, Amerika und auch wohl in Österreich-Ungarn. Die 
analytische Tätigkeit, welche dieses Produkt erfordert, ist also eine ganz 
verschieilene, je nachdem man als Verkäufer oder Käufer und Raffineur 
von Rohholzgeist auftritt. 

Die analytische Betätigimg des Verkäufers ist eine sehr leichte, denn 
er hat — weil er das Produkt selbst fabriziert — nicht mit eventuellen Bei- 
mengimgen zu rechnen, auch nicht zu fürchten, daß dem Rohholzgeist 
schon ein Teil Mittellauf entzogen ist, kurz er hat niu' dafür zu sorgen, 
daß seine der Faktur beigegebenen Konzentrationsangaben in semem und 
seiner Konsumenten Interesse richtige sind, und daß auch sonst das Roh- 
produkt den geringen Qualitätsansprüchen (Misc-h barkeit mit Wasser etc.) 
genügt. 

1. Alkoholometrie dos Holzgeistes. 

Der Roliholzgeisthandel hat die in der Spiritusindustrie gebräuchliche 
Handelseinheit acceptiert, nämlich den Einkauf nach Literprozenten, und 
weiflen deshalb als Kontrollinstrumente — wiederum analog im Spiritius- 
handel — die sogenannten Thermoalkoliolometer verwandt. 

Unter emem Literprozent vei*steht man 10 ccm absoluten Alkohol, 
doch pflegt man mit der größeren Einheit von 10000 Literprozent = 100 1 
absolutem Alkohol zu rechnen. 

Der Holzgeist wird also auf dieser Basis, welche bei amerikanischem 
Holzgeist meist in Form von (amerikanisclien) Gallonen ausgedrückt zu 
wei-den pflegt, gehandelt, und liegt es dorn Verkäufer ob, den Gehalt 
seines Holzgeistes immer richtig zu konti-ollieren, um danach berechnen 
zu können. 



200 Analytischer Teil. 

Die Kontrolle wii>l, wie schon olien ausgeführt wurde, mittels <lt*s 
l^kannton Alkoholometers ausgeführt. Man unterscheidet hanptsäehhcli 
Alkoholometer narh Richter, welche die Gewiehfciprozente, und Alkohokn 
meter nach Tralles, welche die Volumprozente angeben. 

Unter Gewichtsprozenten versteht man die Zahl, welche angibt, wie- 
viel Kilo Alkohol von IMM*« in lOO kg des vorliegenden Produktes ent- 
halten sind. 

Volnmpn»zente zcitren an. wieviel Liter Alkohol von 100 \ in V)^) 1 
des Pn^luktes enthalten sind. 

Zur Uinrvvhnung der Volumprozente in Gewichtsprozente multipliziert 
man das spez. Gewicht des abM»luten Alkohols (0,794) mit den Volum- 
pn^zenten und divi«lieit diest^ Zahl dann mit dem als V»ekannt voraus- 
gesetzten spez. Gtnviiht. Da man alsc» überha\ipt einer Tal^elle Ivilarf. n> 
ist es wohl einfacher, die d«^m spez. Gewicht entsprechenden Gewichts- 
prozente aus der Gewiihtspn»zenttabelle zu entnehmen. 

Die deutsche SteuorU^hönle U^lient sich gleichfalls eines Alkohol«»- 
meters, welches die Gewirhtspn »zente bei 15 ^ angibt. 

Die Antnil>eu narh Gay-Lussac, bezi»gen auf 12 ^ decken sich un- 
gefiihr mit auf 15" Wztigenen Tralles zahlen. 

Auch die AracN>meter von Baume, Beck und Cartier imd Si>nstiire 
AiiUN»metor für iK^timmte „Grade" ««1er spez. Gericht siiid für Konzen- 
trations;uigaben von A[k«»holwassermisi-himgen leider noch vielfach iu 
Gehraurh. 

Zur rmi>\hnung entnimmt man den Tal^ellen (siehe Chemikerkaleoder 
die den Gi"adangal«en entspnihenden spez. Gewicht imd sucht dann in 
den Alk«»h«»ltaU^Ucn «lie dem sj:»ez. Gewicht entsprechenden Volum- «dor 
Gewirhtspn'zento des Alkohols auf. 

Komplizii'rtcr i>t die in England gebräuchliche Alkoholometrie. iK^rt 

l»ezieht man alle Spirituskonzentrationsangaben auf „pmof sprit**, einem 

Spiritus, wcKhcr 4J*.:> Gewichtsprozent = .'»7,09 Yc>lumpr» »zente enthält. 

n schwächeres rr-iukt heiiU „un^ler pn»«»f*, ein stärkeres „«^ver pn^^f. 

60" .."VtM- pr.H.f*- i^sloutet, 'laß lov» Volumina «üese^i Spiiitus mit 
^ Volumina AVa-^^or v» niünnt 16«» Volumina pr»>>fsprit liefern. 

Umgekehrt b>lv;iT»'t ö'»*^' ..under pn»<«f- einen Weinsrei>t, der ii. 
100 V..lnmina 4" V.Inmir.a pn-f^j-rit enthält. 

ri.T-r aller. Uni^täiidtii i'-t o-- r.otii: — :;leichsT*dtig. mit welchem System 
man arK-itet — eine i:-M)auo Tal-zlie ülter *Lis spez. Gewicht und «liv 
Jornsellvu entsprech-y.Ic Pn '.7e:ui::k»-:t v..n Alk"h<'lwassennis**hun<ren zur 
^and zu halw^n. 

S«>lche Talidlcn .:\'i es in nr^iWr Anzahl, keine ist aber s*i v..ll- 
mid zuverlässi:: w>^ ]: ■ amtli- h«;:i Ta)-Mlen zur Ermittelung <!•> 
i«lte$ von Alk ••i"lwa->- !m:>.!r.i:;i:»n au- dem spez. Gewicht von 
' , Verlan v. .!^. .1 - ; : i : . -. S p r i i: ;; e r in Berlin. 



B. Analyse der Fabrikate. 207 

Diese Tabelle setzt allerdings die Kenntnis des spez. Gewichts 
bei 15^ C voraus, welcher Umstand die Verwendbarkeit der Tabelle in der 
Praxis ziemlich erschweii: 

Aber es ist noch eine zweite sehr gute TabellenzusammensteUiuig da, 
und in der „Anleitung zur steueramtlichen Eiiiiittelung des Alkoholgehaltes 
im Branntwein", Verlag von Jidius Springer, Berlin, findet sich alles, 
was der Betriebsleiter bedarf. 

Da diese Tabellen viel zu umfangreich sind, so muß an dieser Stelle 
von einer Wiedergabe abgesehen wei-den. 

Es ist bekannt, daß die diversen Alkoholometer für eine bestimmte 
Temx>eratur eingestellt sind, meistens auf 15 ^ C. In der Praxis ist es 
natürlich schwer, der Spindelung diese Temperatur immer zu Grunde zu 
legen, imd man sieht sich deshalb gezwungen, die Messung auch bei 
anderen Temixjraturen auszuführen, zu welchem Zwecke die Instrumente 
in ihj*em unteren Teile als Thermometer ausgebaut sind. 

Zur Konti-olle des Betriebes ermittelt der Arbeiter von jeder mit 
Destillat angefüllten Fastage die Prozentigkeit mit Hilfe eines Gewichts- 
alkoholometers und schreibt diese Zahl in Verbindimg mit der Temperatur 
in sein Buch ein. Das Buch kommt nun in das Laboratorium und hier 
berechnet man aus der sogenannten „scheinbai-en Stäi-ke", an der Hand der 
f»l)en genannten Tal)ellen, unter Berücksichtigung der Temperatur die 
„wahre Stärke^', d, h. die Gewichtsprozente bei 15^' C und aus dieser 
Zahl und dem Nettogewicht findet man endlich die Literprozente, auf deren 
Basis der Verkauf erfolgt. 

Die Ausführung der Spindelung ist eine sehr einfache. Mit Hilfe eines 
Schöx)fgläschens, eines Hebei-s etc. wird ein hoher, mindestens 40 mm lichte 
AVeite zeigender, mit Fuß versehener Glascy linder, welcher absolut ti-ocken 
sein nmß, oder im andei-en Falle 2 — 3 lUiü mit dem Holzgeist zu spülen 
ist, mit dem zu prüfenden gut durchmischten HolzgeLst aus den Fas- 
tagen Oller aus dem Mischreservou* nur soweit gefüllt, daß nach dem 
Einsenken der Spindel ein Überlaufen des Holzgeistes nidit eintritt. Man 
senkt die Spindel ein, und nachdem man sich überzeugt hat, daß dieselbe 
sich nirgends anlegt, also vöDig frei schwimmt, und ein Tempemtur- 
ausgleich zwischen dem meistens verschieden warmen (zumal im Winter) 
Spiudelglas, der Flüssigkeit und Spindel eingetreten ist, liest man diejenige 
Gradanzeige ab, welche sich mit der Flüssigkeit auf einem Niveau befindet, 
wobei man sehr darauf achten muß in Augenhöhe abzulesen, da sonst nicht 
unerhebliche Fehler unterlaufen köiuien. 

Wie schon erwähnt, muß man Ix-i größeren Temperaturdilferenzen 
zwischen Flüssigkeit und der Spindelvorrichtung einige Minuten mit dem 
Ablesen warten, bis der Thermometer zur Ruhe trekonnnen ist. 



B. Analyse der Fabrikate. 209 

Ziir Ehre der betreffenden Industrie sei es gesagt, daß solche Fälle 
nur ganz veremzelt vorkommen, und daß un allgemeinen solide Ver- 
hältnisse vorliegen. 

Aber Vorsicht ist immer am Platze, und deshalb muß der Käufer eine 
Methode zur Hand haben, welche ihm gegebenenfalls eine genaue Prüfruig 
des vorliegenden Produktes ermöglicht^ aus deren Zalilenergebnis und seinen 
praktischen Erfahnmgen er sofoi-t sehen kann, ob eine anoimale Zu- 
sammensetzung des Rohmaterials vorliegt. 

Die Prüfimg des Rohholzgeistes erstreckt sich auf: 

1. Methylalkohol. 

2. Aceton. 

3. Methylacetat. 

4. Allylalkohol. 

5. Ammoniak, Amine, Pyiidin etc. 

2. Bestimmung des Methylalkohols im Rohholzgoist. 
Treten wir zimächst der Frage näher, ob es eine wirklich zuverlässige 
BeBtimmungsmethoden von Methylalkohol gibt, so muß mit „nein" geantwortet 
werden, denn bei der ganz ausschließlich ausgeübten Methode der Üljei-f ührung 
von Methylalkohol in Methyljotlid und Messung desselben darf es auf ein paar 
Prozente nicht ankonmien, wenn man mit dieser Methode arbeiten will. 
Die Methode kann also nicht l)enutzt wei*den, imi einen schon reinen 
Methylalkohol auf letzte Spuren Veruiu-einigimgen zu prüfen, da die zalilen- 
mässig ausgedrückten Felderquellen der Analyse größer sind, als die eventuell 
vorhandenen Fremdbestandteilo. 

Kommt es al^r darauf an, in einem Rohprmlukt den ungefähren 
üehalt an Methylalkohol kennen zu lernten, in welchem Falle ein paar 
Prozent mehr oder weniger dem Zweck der Analyse nicht entgegenstehen, 
dann ist die Methode recht brauchbar. 

Krell (Berliner Berichte VI, 1810) hat diese Methode zuei-st an- 
gewandt. Dieselbe w^urde dann von Grodzky und Krämer (Berliner 
Ber. VI, 1492) modifiziert und neuerdings liat das englische Gouvernement- 
Ijaboratorium derselben wiedonun eine andeio Gestalt gegeben, welche eine 
recht griite Handhabung»; der Methode gestattet, und deren Ausfülu-ungsdetails 
in der imten, S. 223, folgenden Beschreibung der Prüfung des englischen 
Denaturienmgsholzgeistes enthalten sind. & sei gleich hier daran erinnert. 
daß die Sicherheit der Methode eng mit der Bescliaffenheit des jeweilig 
rer^-andten Apparates zusammenhängt. Ders(^lbe soll möglichst ohne Gununi- 
\nd Korkverhindiingen hergestellt sein, und leichtes Umwechsehi als Rück- 
,ß- lind Niedersclüagkühler gestritten, möglichst ohne dabei das Kölbchen 
zn nehmen ^^^^^ öftei-s diesc^ Prüfungen ausfühi-t, wird sich vom Glas- 
f "-ein c,)ezialdestilliei-apparat herstellen lassen. Der Fehlerquellen 
%0O n l T^^iv^.jien und Kühh-olmlnrchmesser sehr klein. 

,^en nehme man iv ^^ 

Kl^'-'Holzverkoblung. 



214 Analrtischer TeiL 

Ziir Aib^fuhning der Bestimmung sin«l folgende Losungen erforderlich: 

1. ^ XaOH: 

2. ?-Jod: 
o 

3. " aSO,: 

4. — Thiosulfat: 
Vi 

5. frische StarkelOsung. 

Die letztere fertigt man kurz vor dem Gebrauehe durch Scliütteln 
von z«^rkleinerter Oblate (in jeder Apotheke erhältlich) mit lauwarmen 
Wa8S»T und Filtration an, l^etztere ist in wenigen Minuten ausgeführt und 
es resultiert eine tadellos blank und scharf reagierende Stärkelr>sung. Da 
in Holzgeistraffinieranstalten diese Bestimmungen sich tagtäglich wieder- 
holen, so richtet man sich etwas darauf ein. Natronlauge und — 

Schwefelsäure befinden sieh in Flaschen, durch deren Yerschlußkork 
geprüfte Pipetten von 50 ccm eingesetzt sind. Jodlösung und Thiosulfat 
werden aus Büretten zugelassen, welche mittels einer der bekannten FQll- 
vorrichtungen direkt an die Vorratsflaschen angeschlossen sind. 

Die man die Reagenti^^n zur Analyse verwendet, unterwirft man 
dieselben einer blinden Prüfung, um zu sehen, ob in den Reagentien 
nicht selbst Venmreinigungen enthalten sind (z. B. Xatriumnitrit), welche 
auf die Analyse störend wirken. 

Zu diesem Zwecke gibt man 2.'> cem — XoOH in einen Erlenmeyer- 

köll>eii von 2'>0 ccm. und laßt alsdann 25 ccm — Jodlosung zufließen. 
Darauf bl»*ibt die Flasche voi-schlossen bei Zinmiertemperatur ca. IM ^liii. 
.st«h-n und nach dieser Zeit setzt man 25 ccm -— H^SO^ zu, und titriert 
nun mit — Tliiosulfat unter Anwendung von Stärke zurück. 

Waren die I>>suiigen vorher genau aufeinander eingestellt, so dOrf'^n 

'»♦•rzu nicht mehr als 50 <«"m Thiosulfat erforderlich sein. Ab- 

^♦•ichungen hiervon sind V^ei den Aceton bestimmimgen zu berücksichtigen. 
Zur Erreichung sicherer Residtate ist es unbedingt erforderlich, zur 
' ^^rfuhrung des Acetons in Jo«loforin mindestens einen 25 % igen Jo-i- 
'•bers^huH anzuw.-nden. 



B. Analyse der Fabrikate. 215 

Bei unbekanntem Aeetongehalt ist deshalb eine Vorbestimmung des- 
selben erforderlich, welche man durch Schütteln mit Natronlauge ausfülirt. 
Tritt dabei keine Abscheidung ein, so hat man es gewöhnlich mit Lösungen 
unter 2 bis 3 % zu tim. 

Am besten wendet man eine ca. 0,5 % ige Acetonlösiuig an und ver- 
fährt wie folgt: 

10 ccm der Acetonlösung werden in den schon oben erwähnten 

n 
Kolben von 250 ccm gegeben, 50 ccm— NaOH zupipettiert und alsdann 

n 

langsam 50 ccm - Jodlösung zufließen gelassen. Unter öfterem Um- 

schütteln stellt man ca. 10 bis 15 Minuten beiseite, setzt alsdann imter 

n 
Nachsptllen des Stöpsels 50 ccm — - H^SO^ zur Freimachung des über- 
schüssigen Jodes zu, und titriert alsdann mit — — Thiosulfatlösung zurück, 

gegen Ende der Titration Stärkelösung zusetzend. 

n 

Die verbrauchten ccm — Thiosulfat wei-den unter eventueller Berüek- 
10 

sichtigung einer Korrektur — entsprechend der Anwendiuig von -y- Jod- 

lösung auf - - umgerechnet und alsdann von den angewandten ccm ^- Jod- 
o o 

lösung abgezogen. Die Differenz ergibt die zm* Jodoformbildung erforder- 
lich gewesene Jodmenge. 

Bei Anwendung von 10 cx-m einer nach oben verdünnten Acetonlösung, 
erfährt man die in 100 g Holzgeist entlialtenen Gramme Aceton nach 
folgender Formel, in welcher bedeutet: 

V = die ursprünglich angewandte Holzgeist- l»ezw. Methyl- 
alkoholmenge in ccm. 
s = spez. Gewicht des Holzgeistes. 
r = Gesamtvoliunen der Verdüinnmg in ccm. 

n = verbrauchte ccm ^ Jodlösung. 

^ '■ — = Gramme Aceton in 100 g Holzgeist bezw. Methvl- 

alkohol. 

Andere Ausführungsformen der Messinger sehen Methode siehe weiter 
unten unter Prüfung des Denaturierungsholzgeistos. 

Methode von Denig^S. In neuester Zeit ist noch eine dritt<^ 
gewichts- oder maßanalytisch auszufülu-ende Acetonbestimmungsmethode von 
G. Denig6s (Journ. de Pharm, et de Ch. 1899. IX, 7) bekannt gegeben, 
welche ich nach den Ausführungen des Verfassers hier folgen la>se. 



216 Analytischer Teil. 

Das Verfahren beruht auf der Eigenschaft des Acetons, mit einem 
großen Überschuß von Mercurisulfat einen krystallinisehen Niederschlag 
von der Formel 

[{SO,Hg),ZHgO\4.CO{CH,\ 

zu geben, welcher nach dem Trocknen bei 110® C die Zusammensetzung 

(SO,Hg\^3HgO' CO{CH^\ 

anniiiunt. Das hohe Molekulargewicht der entstehenden Verbindimg ge- 
stattet noch den Nachweis von sehr geringen Mengen Aceton. Das er- 
forderliche Qnecksilberreagens besteht aus einer Lösung von 5 g Queck- 
silberoxyd in einem heißen Gemisch von 20 c<jm Schwefelsäure und 100 ocm 
Wasser. Nach dieser Methode läßt sicih Aceton in Wasser, Methyl- iind 
Äthylalkohol sowohl qualitativ wie quantitativ bestimmen. Zum qualitativen 
Nachweis des Acetons (Pharm. Centr. 40, 1899, S. 217) in wässerigen 
Lösungen dfn-fen dieselben höchstens 10 g Aceton in 1 1 enthalten, 
während der Gehalt in methylalkoholischer L(>s\mg 20 g betragen darf. 
Von der nötigenfalls auf diesen Gehalt verdilnnten wässerigen Losung 
werden 2 ccm mit 2 ccm des Reagens vermischt und in lebhaft siedendes 
Wasser gestellt. Wenn nach weiteren zehn Minuten langem Sieden 
keine Trübmig eintritt, ist Aceton abwesend. Bei dem geiingsten Gehalt 
von Aceton hingegen bildet sich ein Niederschlag oder eine Trübung, 
welche nach frühestens 45 Sekunden ganz plötzlich erscheint. Noch 2 eg 
Aceton in 1 1 lassen sich so erkennen. Von methylalkoholischen Lösungen 
verdümit man, da reiner Methylalkohol allein eine Fällung gibt, 1 ^x^m 
mit 1 ccm Wasser und versetzt daim mit 2 ccm Reagens. Die Empfind- 
lichkeitsgi-enze liegt hier bei 3 cg in 1 1. Äthylalkoholische Lösungen 
müssen vor Anstellung der Eeaktion auf einen Gehalt von höchstens 1 % 
Alkohol verdüiuit werden. 

Quantitative Bestimmung. 25 ccm des Eeagens werden mit 25 ccm 
der Acetonlösung, welche nicht mehr als 50 mg Aceton und höchsten*; 
10 % Methylalkohol oder 1 "o Äthylalkohol enthalten darf, in einem 90 ccm 
fikssenden Kolben im Wasserbade zum Sieden erhitzt und 10 Minuten 
darin erhalten. Alsdann läßt man erkalten, sammelt den Niederschlag auf 
grnvogenera Filter, wävscht mit 75 bis 100 ccm kaltem Wasser aus, trocknet 
liei 100 '> und wiegt. Durch Multiplikation mit 0,06 erhält man die 
.Alenge des in den angewandten 25 ccm enthaltenen Acetons. Noch schnell« 
führt die Bestimmung des in L)sung gebliebenen Quecksilbers zum Ziel 
indem man die L'jsung nach dem Absetzen des Niederschlages zu 100 ccm 
«Mgänzt, darauf filtriert und 20 ccm des Filtrats nach der Methode des 
Vei-f assers titriert. Man versetzt dieselben mit 15 ccm Anmioniak, 50 bis 
fio ccm Wasser und 10 ccm einer \j,) Normal - Cyankalimnlösimg (deren 
Titer in annnoüiakalischer Lösimg mit .lodkalium als Indikator auf ^1^^ Normal- 
Silbernitratiösmig eingestellt ist), gibt darauf einige Tropfen 20 % ige Jod- 



B. Analyse der Fabrikate. 217 

kaüumlösung hinzu iind titriert mit Silbernitrat bis ziu* bleibenden Trübung. 
Bei einem Yerbrauch von n ccm ^/^^ Normal-Silbernitratiösung ergibt sich 
der Gehalt an Aceton in den verwandten 25 com Lösung zu: (n — 0,4 • 0,3). 

Da zu der eben mitgeteilten Methode die in Arbeit genonunenen 
25 ccm höchstens 50 mg Aceton enthalten dürfen, ist eine voriäufige 
annähernde Ermittelung des Gehaltes erforderlich. Hierzu bedient sich der 
Verfasser eines von ihm „chronometrisch" genannten Yerfahrens, welches 
darauf beruht, daß die Zeit, innerhalb welcher der Niederschlag ganz 
momentan erscheint, dem Gehalt an Aceton umgekehrt proportional ist. 
Man mischt in einem 16 bis 18 cm langen Reagensrohr von 18 mm 
lichter Weite 2 ccm des Eeagens mit 2 ccm der auf ^/^oq verdünnten 
Acetonlösung, gießt in einen zur Hälfte mit lebhaft siedendem Wasser ge- 
ffdlten Erlenmey ersehen Kolben, kocht weiter und notiert die vom Moment 
des Eingießens bis zum Erscheinen des Niederschlages verflossenen Sekimden. 
Beträgt diese Zeit weniger als 90 Sekunden, so muß die Flüssigkeit noch- 
mals verdünnt werden und zwar auf 1/5, wenn die Zeit eine Minute, auf 
^/g oder 2/5, wenn dieselbe 75 Sekunden betrug. Ist die Zeit hingegen 
weit höher als 3 Minuten, so wird man zweckmäßig versuchen, durch 
schwächere Verdünnung der urspr(inglichen Lösimg die richtige Kon- 
zentration zu finden. 

Sonstige in der Literatur bekannt gewordene Acetonbestimmungs- 
raethoden haben keinen Eingang in die Holzverkohlungsindustrie gefunden, 
weshalb hier von einer Wiedergabe abgesehen werden kann. 

4. Bestimmung von Allylalkohol. 

Das dritte Produkt, welches den Holzgeistkäufer interessiert, ist der 
in demselben enthaltene Allylalkohol CII^ : CH • CH^ OH. Der Gehalt ist 
nur ein relativ germger (0,3 bis 0,5 %) imd tritt der Allylalkohol, da er 
als wasserhaltiges Produkt bei ca. 90 bis 100® C siedet, in den Nach- 
läufen der Methylrektifikation auf, aus denen derselbe in der früher be- 
schriebenen Weise isoliert und im bestimmten Verhältnis dem Denaturie- 
nmgsholzgeist zugesetzt wird. 

Die Ermittelung des Allylalkohols gründet sich auf die direkte 
Additionsfahigkeit, welche derselbe als ungesättigter Alkohol der Gruppe 
C2 H.,nO Brom gegenüber aufweist. Bei Bindimg " von 2 Atomen Brom 
von 1 Mol. Allylalkohol, würden 2 Mol. addiertes Brom (160) = 1 Mol. 
Allylalkohol (58) anzeigen. Diese stöchiometrischen Verhältnisse k()nnen 
aber bei der Bromierung von Rohholzgeist oder Denaturienmgsholzgeist 
die wirklich vorhandenen Allylnien<cen nicht genau wiedergeben, weil bei 
der Bromienmg derselben die außer Allylalkohol vorhan<lenen Fremdk<)rper 
nicht ohne Einfluß auf das Brom sind. 

Über Herstellung der Bronilösung und Ausfülu'ung der Bromienmg 
siehe die weiter unten folgenden Vr)rschriften zur Prüfung des Denatiuierungs- 



218 Analytischer Teil. 

holzgeistes der deutschen, österreichischen und engliechen Eegierung, und 
wird es sich bei dieser Probe empfehlen, die deutsche Anweisung S. 22<J 
zu benutzen. 

Bei Anwendung einer Bromlösung, welche 0,703 Brom enthält, imd 
einem Verbrauch von ca. 30 ccm Holzgeist zur Entfärbimg dieser Brom- 
menge sind ungefähr 1 bis 1,2:*) % All.vlalkohol zugelassen. 

5. Bestimmung von Methylacetat. 

Von sonstigen bei einer Analyse des Rohholzgeistes zu berücksichtigen- 
den Körpern ist nur noch Methylacetat zu nennen, welches sich während 
der Verkohlung aus Methyl- \md Essigdämpfen bildet Jedenfalls ist ira 
Rohholzessig ein großer Prozentsatz des Methyls als Methylacetat vor- 
handen, welches ei-st beim Diux'hstreichen durch die Kalkmilch des Drei- 
biasensystems und der meist unter Kalkzusatz ausgeführten ersten Rektifi- 
kation des Rohholzgeistwassers zum größten Teil in seine Komponenten 
zerlegt wii-d; doch entziehen sich gewisse Mengen der Verseifung und 
bilden deshalb einen Bestandteil des Rohholzgeistes. 

Die Bestinimimg erfolgt durch Verseifen mit Natronlauge, wie diej? 
in der englischen Prüf ungs Vorschrift für Denaturierimgsholzgeist an- 
gegel)en Ist. 

II. Analyse des Denatariemngsholzgeistes. 

Wir kommen nun zur Prüfung des sogenannten Denaturienmgsholz- 
geistes, dessen Gewin nimgs weise wir schon früher kennen gelernt haben. 

Trotz der mannigfachsten Voi-sehläge von Denatiu-ierimgsmitteln, welche 
sich alle Jahre um einige vermehi-en, hat bisher doc^h keines einer nicht 
nachweisbaren Herausschaffung aus dem Sprit so gut widerstanden, als gerade 
der sogenannte „Denaturierungsholzgeist', welcher die Begleitprodukte des 
Rohholzgeistes infolge des daraus abgeschiedenen Methylalkohols in konzen- 
trierter Form enthült; es ist also nicht der Methylalkohol, welcher dena- 
turieriMul wirkt — dersell>e ist im i-einen Zustande genau so trinkbar 
wie Ätliylalkohol — sondern die Begleit produkte, speziell Ketone und 
Allylalkohol. Bisher ist es noch nicht gelungen, dieselben aus dem 
denaturierten S]>intus spurlos zu entfernen. 

Da die sonstigen Eigenschaften der mit Holzgeist denaturierten 

?rodukte keine lH?sondei-s unangenehmen sind, auch der Preis noch zu 

bezahlen ist, und durrh Annalime dieses Pi-oduktes als Denaturierungsmittel 

<^en Holzgeistraffinerien eine große Erleichtenu)g im Betriel)e geschaffen ist, 

^^ haU^i die meisten der denaturierenden StaiittMi ein bestimmtes Destillat 

*^<?i^ Hohholztreistes als D^niaturierungsmittel zugelassen. 

FolgtMul sollen nun die Ansprüche und Prüfungsmethoden aufgeführt 
^'ör^len, welche tnniire Staaten (IVutscliland, (»sterroich, England) an den 
l^^uaturierungsln.lzgeist aufgestellt halben. 



B. Analyse der Fabrikate. 219 

rntersuchung des deutschen Denatnriernngsholzgeistes, gemäß 
den Torschriften der Steuerbehörde. 

1. Farbe. Die Farbe des Holzgeistes soll nicht dunkler sein als die 
einer Auflösung von 2 ecm ^jiQ Normaljodlösung in einem Liter destillierten 
Wassers. 

2. Siedepunkt 100 com Holzgeist werden in einem Kupferkolben 
mit kurzem Halse von 180 bis 200 com Raumgehalt gebracht und der 
Kolben auf eine Asbestplatte mit einem kreisförmigen Ausschnitte von 
30 mm Durchmesser gestellt. Auf diesen Kolben wird ein mit einer 
Kugel versehenes, 12 mm weites und 170 mm langes Siederohr auf- 
gesetzt das durch ein, 1 cm über der Kugel seitlich angesetztes Rohr 
mit einem Liebigschen Kühler verbunden wird, dessen Wasserhülle 
mindestens 400 mm lang ist. Durch die obere Öffnung des Siederohres 
wird ein amtlich beglaubigtes, die Temperaturen von 0® bis 200® an- 
zeigendes Thermometer so eingeführt, daß dessen Quecksilbergefäß die 
Mitte der Kugel einnimmt. Die Destillation wird so geleitet, daß in der 
Minute etwa 5 ccm Destillat übergehen; das Destillat wird in einem 
in Kubikcentimeter geteilten Glascy linder aufgefangen.. Es sollen bei 75® 
und bei dem normalen Barometerstande von 760 mm mindestens 90 ccm 
übergegangen sein. 

Beträgt der Barometerstand während der Destillation nicht 760 mm, 
so sollen für je 30 mm 1® in Anrechnung gebracht werden, z. B. sollen 
bei 770 mm Barometerstand 90 ccm bei 75,3® übergegangen sein imd 
bei 750 mm Barometerstand 90 ccm bei 74,7". 

8. Mischbarkeit mit Wasser. 20 ccm Holzgeist sollen mit 40 ccm 
Wasser eine klare oder doch nur schwach opalisierende Mischung gel»en. 

4. Gehalt an Aceton. 

a) Abscheidung mit Natronlauge. Beim Durchschütteln von 
20 ccm Holzgeist mit 40 ccm Natronlauge von 1,3 Dichte sollen nach 
einer halben Stunde mindestens 5 ccm des Holzgeistes abgeschieden sein. 

b) Titration. 1 ccm einer Mischung von 10 ccm Holzgeist mit 
90 ccm Wasser wird mit 10 ccm Doppeltnormalnatronlösung versetzt. 
Darauf werden 40 ccm ^/^q Normaljodlösung unter Umschütteln hinzu- 
gefügt und die Mischung drei Minuten nach Beginn des Zusetzens der 
Jodlösung mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert. Der Jodüberschuß 
wird mit ^/ißNormalnatriumthiosulfatlösung, zuletzt unter Zusatz einiger 
Tropfen Stärkelösung, zurücktitriert. Es sollen mindestens 22 ecm 
^/i0 Normaljodlösung durch den Holzgeist gebunden werden. Die Tempe- 
ratur der Flüssigkeiten soU während des Versuches zwischen 15** und 
20® liegen. Die angesäuerte Lösung soU entweder farblos bleiben oder 
doch nach Zusatz von höchstens 4 ccm Thiosulfatlösung farblos werden. 



B.* Analyse der Fabrikate. 221 

bis unterhalb des Stutzens hinabreicht. Auch darf die Skala des Thermo- 
meters nicht allzuweit aus dem Dampfraume herausragen. Der Kolben 
wird so mäßig erhitzt, daß das übergegangene Destillat aus dem KüMer 
tropfenweise abläuft. Das Destillat wird in einem graduierten Glascylinder 
aufgefangen, imd es sollen, wenn das Thermometer 75® zeigt, bei normalen 
Barometerstand mindestens 90 ccm übergegangen sein. 

Weicht der Barometerstand vom Normalen ab, so soü für je 30 mm 
ein Grad in Abrechnimg gebracht werden, also z. B. sollen bei 770 mm 
90 ccm bei 73,3®, bei 750 mm bei 74,7® übergegangen sein. 

4. Mischbarkeit mit Wasser. 20 ccm Holzgeist soüen mit 40 ccm 
Wasser eine klare oder nm- schwach opalisierende Mischung geben. 

5. Abscheidung mit Natronlauge. Beim Dui*chschi\tteln von 20 ccm 
Holzgeist mit 40 ccm Natronlauge von 1,3 spez. Gew. sollen nach einer 
halben Stimde mindestens 5 ccm des Holzgeistes abgeschieden werden.*^) 

6. Aufnahmefähigkeit für Brom. 100 ccm einer Lösimg von Kalium- 
bromat und Kaliumbrom id, welche nach der unten folgenden Anweisimg 
hergestellt ist, werden mit 20 ccm einer in der gleichfalls unten an- 
gegebenen Weise verdünnten Schwefelsäure versetzt. Zu diesem Gemisch, 
das eine Bromlösung von 0,703 gr Brom darstellt, wird aus einer in 
0,1 ccm geteilten Bürette tropfenweise imter fortwährendem Umrühren 
solange Holzgeist hinzugesetzt, bis dauernde Entfärbung eintritt. Zur 
Entfärbung sollen nicht mehr als 30 ccm und nicht weniger als 20 ccm 
Holzgeist erforderlich sein. 

Die Pnlfungen der Aufnahmsfähigkeit für Brom sind stets bei vollem 
Tageslicht auszuführen.*) 

Anweisung zur Herstellung der Bestandteile der Bromlösung. 

a) Bromsalze. Nach wenigstens zweistiindigem Trocknen bei 100® 
und Abkühlenlassen im Exsiccator werden 2,447 g Kaliumbromat und 
8,719 g Kaliumbromid, welche vorher auf ihre Reinheit geprüft sind. 



•) Hierbei ist in folgender Weise zu verfahren: 

Zum Durchschütteln der vorg-eschriebenen Mengen von Holzgeist und Natron- 
laug'e ist. ein 100 ccm fassender, graduierter und mit einem eingeschliffenen Glas- 
stöpsel verschließbarer Meßcylinder zu verwenden. Das Durchschütteln selbst hat 
in horizontaler Richtung und in mäßiger Weise eine halbe Minute lang zu erfolgen. 
-<) Diesbezüglich ist folgender Vorgang einzuhalten: Die vorschriftsmäßige 
Bareitung der Mischung der Bromsalzlösung mit Schwefelsäure ist stets zweimal 
, zvv'ar jedesmal in einem etwa 200 ccm fassenden Glastiäschchen mit ein- 
hlitfe^^™ Stöpsel vorzunehmen. Zu diesem Gemische in dem einen Fläschchen 
'"^^^ aus der in 0,1 ccm geteilten Bürette in ununterbrochenem Strahle auf ein- 

'^^ ^Q ccm Holzgeist zufließen gelassen, während zu dem Gemische im zweiten 
- Hcl^^^ ebenso 30 ccm Holzgeist zugegossen werden, und dann beide unter öfterem, 
'^-^ en Umschütteln beobachtet. Nach Ablauf von 6 Minuten muß die mit '20 ccm 
*'^*^^ist versetzte Bromlösung noch deutlich g-elb gefärbt, dagegen jene mit 30 ccm 
^J^^^istzusatz bereits entfärbe erscheinen. 



^cev:«£^a Tzsi hl ITss^i^? e^yjA. Ue l/jeaa^ wird za emem Liter 
wiri fi±i > V ,hi2>e2 VäSs«- x^pntisdht. Dis Oeaiisdi ISM^ man «rkilteo. 



PrifkBKT^nrhfift 4er rsslisckcB Bc ei eM — g fir Dcaatariefwigs- 

I^sr H:dz.^>i sQiLfr rer.^ssec»-: izirön sau. um densdben dem 
jj^i-TikürTri Sccrrras in: VrÄÜmij': «n T«2 HcSzewt md neim Teile 
Fr-m-i-rii r — r-;^ 4v»r rn i*«!iK2L E^eer Zsstiz wntt B».i& der Ansarht des 
Lfriiers -Se*^ •>:»:iT«T«i>r^ri*i«ari;r- ci-iiiif- i*»:- ekeksreccad. dii^ die?-e Mis^ihuiii: 
vA>er fi: ^ir^ ^Zj^is. e >Ä Tr^iiaci'i itit joiereü Sp«rira"«5»en für «ien 
:i>KiS • ili- -hol •-rrSUÄ Ik-iirr. ki^-" 

I»sr mr r»rZÄnirSeirii.i: mlisssre Hcducsst mnS folrejadea PrOfunes- 

s.ll-r::i ri.i: Hit-rr *i5 .^«« oat HoSzceisi erf:cdälich sein 
r * I«er H ixi??i>T iL^ai x?c«»iiSbcr Lumus seunl oier nur g&ißz 

iTriii^r Als * ?.^j=. . Narasjiisicz^ beaAawcfriiniffT'-'nMetiivi- 
TriLiirr il« > v'tü r. r Zi •TTT-oix äeca G^lah an Aminen, Pyn- 
Inr-:: -iz.: ari-e^^-z. ;*::as:ts«>r2: BftsesL. w€4ciie mit Methyi- 
rir.c^ ikls IzLÜki: -t Trrrierr Serien k^<ii 



* Xi:-: zirir ils : f A>r: c, A^ienyi und b^öenr Ketc-ne, 
V<:-tt: i \r± '?">rrf!linzj: ir Jod:4»m a»Ji der Metihjde 
T- M->--r-r. iz 1 • XSL 

: N:.:i: zi^lr aIs ^ c Esrer ir 1— • «rm. lestimmit als Metiiyl- 

Kr flperLrn A .>fiir;z.p5»:r:-üliw w:^ §ft:4:£ie rar Fe5SteII;in^ der 
«*feL sirc fir iif 2v«:-kf ir^ liAzi-rJ^ t -liiert. 

Wjiss«r ^rrsres^cll:. 



B. Analyse der Fabrikate. 223 

50 ccm dieser Normallösung (= 0,5 g Brom) werden in eine, mit 
gut eingeriebenem Glasstopfen versehene Flasche von 200 ccm eingebracht. 
Dann setzt man 10 ccm verdünnte Schwefelsäure (1 + 4) zu imd schüttelt 
ein wenig um. Nach wenigen Minuten läßt man den Holzgeist aus einer 
Bürette langsam in die hellbraune Bromlösung einfließen, bis die letztere 
entfärbt ist. Hierfür sollen nicht mehr als 30 ccm Holzgeist verbrauclit 
werden. 

Alkalimetrische Prüfung mit Methylorange. 

Der Holzgeist soll schwach sauer sein gegen Phenolpthalein, mäßig 
alkalisch oder neutral, seltener sauer gegen Lakmus und stets alkalisch 
gegen Methylorange, wegen seines Gehaltes an organischen Basen, welche 
weder von Lakmus noch Phenolphtalein angezeigt werden. 

In zwei Bechergläser werden je 25 ccm Holzgeist eingebracht, und 
eine Partie unter Verwendung von einigen Tropfen Lakmuslösung und 

die andere mittels Methylorange als Indikator mit - — Normalsänre titriert. 

Zur Neutralisation mit Lakmus als Indikator sind ca. 0,1 bis 0,2 ccm 

n 

— Normalsäure erforderlich (Ammoniakgehalt). Die mit Methylorange 

titrierte Probe zeigt eine größere Ge^amtalkalität und sind zur Neutralisation 

n 
5 bis G ccm - Norraalsäure erforderlich. 
10 

Die Qesamtalkalität, welche mit Lakmus geringer ausfällt, wird 

als „Methylorangealkalität'' bezeichnet, und sollen zur Neutralisation für 

25 ccm Holzgeist nicht weniger als 5 ccm Normalsäure erforder- 
lich sein. 

Bestimmung des Methylalkohol. 

22 g grobgepulvertes Jod und 5 ccm destilliertes Wasser werden in 
eine kleine Flasche eingefüllt und durch Einstellen in Eiswiisser gekühlt. 
Dann werden 5 ccm Holzgeist (60® overproof) zugefügt, die Flasc-he ver- 
schlossen, der Inhalt gelinde geschüttelt, und das Fläsc-hchen HJ bis 
15 Minuten in das Eiswasserbad gestellt. 

Nach vollständiger Abkühlung werden 2 g roter Phosphor zu de 
Holzgeistjodmischung gegeben, und das Fläschehen unverzüglich an einen 
Rückflußkühler angeschlossen. 

Die Reaktion l>eginnt bald und muß durch Einstellen des Kölbchens 
in ein kaltes Wasserbad gemäßigt werden, da Holzgeist verloren gehen 
kann, wenn die Reaktion zu heftig wird. Nach ungefähr 15 bis 2U Minuten, 
wenn die Reaktion sichtlich nachgelassen hat, wird das Wasserbad all- 
mählich auf 75® C erhitzt, und imtor öfterem Schütteln des Kölbchens 
wird dasselbe 15 bis 20 Minuten dieser Temperatur ausgesetzt. Das 



B. Analyse der Fabrikate. 22;") 

Dadurch wird der vorhandene Jodüberschiiß in Freiheit gesetzt, und mit 
— — Natriumthiosiilfat und Stärkelösung ziuniektitriert. Die verbmuchten 

ccm — Thiosulfat, multipliziert mit 0,5 werden von der angewandten 

n 

—— Jodlösung abgezogen und dann aus der Differenz der Aoetongehalt 
5 

nach folgender Formel berechnet: 

n Gramme Aceton in 

verbrauchte ccm Jodlösimg • 0,3876 = -^^ tt i • x 

5 ö » IQO ccm Holzgeist. 

Diese Zahl schließt alle anderen Ketone oder sonst jodoformbildenden 
Körper mit ein. Wenn der Acetongehalt ein größerer ist, wird weniger 
von dem Holzgeist genommen, oder es werden 10 ccm des Holzgeistes mit 
10 ccm acetonfreiem Methyl verdünnt und dann 0,5 ccm ziu: Aceton- 
bestimmung angewandt. 

Bestimmung des Estergehaltos. 

5 cum Holzgeist werden in einer Druckflasche von 150 ccm Inhalt mit 

20 ccm frisch ausgekochtem, dostUliertein Wasser verdünnt, und dann 

n 
10 c<im — XaOH zugefügt, die Flasche sorgfältig verschlossen und 

mindestens 2 Stunden auf 100^ C erwärmt. Der Inhalt wird dann in 

n 
ein Becherglas gespült und der Überschuß mit ^ 11^ S 0^ unter Ver- 
wendung von Phenolphtalei'n zurücktitriert. Aus der Differenz der an- 
gewandten ccm — XaOH und der zum Zurücktitrieren verbrauchten ccm 

——H^SO^ bei*echnet sich der Methylacetatfi^ehalt nach folgender Fonnol: 

0,074 • verbrauchte ccm ^* XaOH - 100 ] ^ ,r v i 

1 > Gmmme ylethylacetat \\\ 



verwandte ccm Holzgeist j 100 ccui Holzgeist. 

Oder wenn 5 ccm Holzgeist verwandt wurden: 

n ^, ^, ,, ) Gramme Methvlacetat in 
1,48 • verbrauchte ccm - I^aOH =} ^ ^" 

1 J 100 ccm Holzgeist. 

III. Analyse vom Reinmethyl. 

Wir kommen nun zur Prüfung des letzten Holzgeistproduktes des 
reinen Methylalkohols, sogenannten Reinniethyls. 

Derselbe findet, wie schon früher ausgeführt, seine Haupt Verwendung 
in der Anilin Industrie. 

Klar, HolzTerkohlung. 15 



220 Analytischer Teil. 

Die Pi-axis hat nun ergeben, daß die Außbeuten der Anilinfabriteo 
l)ei Anwendung von unreinem Methylalkohol sehr zurückgehen und da- 
diu-c^h erheblicher Material verlust eintritt, daß 1 kg des im Methyl ent- 
haltenen Aceton ca. 5 kg Anilin nutzlos beansprucht 

Darum stellen die Anilinfabriken sehr hohe Ansprüche an das Rein- 
methyl, über dessen Reinheitsgrad sich die Interessenten geeinigt haben 
durch Aufstellung folgender Prüfungsdetails: 

Qualitätsforderungen für Reinmethyl 
(maximal 0,1 % Aceton). 

1. Aussehen: wasserhell und vollkommen klar. 

2. Der Methylalkohol muß bei 15^ C mindestens 99^', gemessen 
mit der Trallesspindel, zeigen. 

3. Spez. Gewicht bei 15<> C = 0,7970. 

4. Bei der Destillation müssen mindestens 95 % innerhalb eines Grades 
(65,6 bi s66,6^ C) des hundertteiligen Thermometers übergehen. Temperatiir- 
intervall 65 bis 70 ^ C. 

5. Metliylalkohol muß frei sein von fremden Bestandteilen, und darf 
der Acetongehalt im Maximum 0,1 Gewichtsprozent, bestimmt nach der 
Methode von Krämer, betragen. 

6. 1 Volumen Holzgeist mit 2 Volumen konz. Schwefelsäure von 
66^ Be gemischt, darf höchstens eine leichtgelbe, aber keine braune 
Färbung annehmen. 

7. Methylalkohol, in jedem Verhältnis mit konz. Natronlauge gemischt 
muß farblos bleiben. 

8. 5 ccm Methylalkohol mit 1 ccm Permanganatlösung (1 : 1000) ge- 
mischt, dürfen sich nicht sofort entfärben. 

9. 25 ccm Methylalkohol müssen nach Zusatz von 1 ccm Bromlösung 
(1 Brom in 80 Essigsäure von 50 96) eine gelbe Farbe behalten. 

10. Die Reaktion des Methylalkohols muß neutral sein. 

11. Einige Tropfen Phenolphtalein dürfen keine Rötimg hervorbringen; 
(lieselV)e muß jedoch deutlich nach Zusatz von 1 ccm ^>\q Natronlauge 
eintreten. 

12. Der Methylalkohol muß in jedem Verhältnis mit Wasser mischbar 
sein und dai-f die Mischung weder sofort noch nach längerem Stehen eine 
Trübung resp. Niederschlag zeigen. 

Diese Pnifung läßt in Bezug auf einen hohen resp. höchsten Reinheits- 
grad nichts zu wünschen übrig. 



B. Analyse der Fabrikate. 227 

Bezüglich der Prüfungspimkte 1, 2, 3, 7, 9, 10, 11 und 12 ist be- 
sonderes nicht zu bemerken, da diese Reaktionsausfühnmgen keinerlei Vor- 
sicht bedürfen. 

Mit groüer Vorsicht muß die Ausführung der Siedepunktsl>estimmung 
nach Position 4 geschehen. Hierbei handelt es sich um eine durchaus 
wissenschaftlich durchzuführende Prüfung, und müssen alle die füi* eine 
wissenschaftliche Siedepunktsbestimmung erforderlichen Kautelen, wie völlig 
im Dampf befindliches Thermometer, Korrektiu- nach dem -Barometerstand ete. 
Berücksichtigung finden, da sonst übereinstimmende und richtige Resultate 
nicht zu erwarten sind. Es möge noch daran erinnert werden, daß sich 
Prüfer und Nachprüfer bezw. Verkäufer und Käufer genau über die an- 
zuwendenden Apparatdetails zu einigen haben, da schon bei Anwendung 
anderer Materialien (Glas- oder Kupferkoll>en) Differenzen im Resultate 
eintreten. 

Man kann sich der in der deutschen Prüfungsvorschrift des Dena- 
turierungsholzgeistes beschriebenen Siedepunktsbestimmung bedienen (S. 219), 
doch mit dem Unterschiede, daß man zur Beheizung l)esser ein Wasserbad 
anwendet und ein Zincksches Thermometer l)enutzt, so daß ein heraus- 
ragender Thermometerteil nicht vorhanden ist. 

Die daselbst angegel>enen Siedepunktskorrekturen nac^h dem jeweiligen 
Barometerstand sind auch für Methylalkohol anwendbar. 

Bezüglich des Acetongehaltes ist zu l>emerken, daß die Ansprüche 
der Konsumenten meist noch weiter gehen, und daß sich die Fabriken 
aus Griinden der Konkurrenz genötigt sehen, Reinmethyl mit nur 0,03 % 
Aceton \md noch danmter abzugeben. 

Die Acetonbestimraung nach Krämer ist bereits auf S. 211 eingehend 
behandelt worden, und sei auf diese Stelle verwiesen. 

Bei der Ausführung der Schwefelsau i-eprolx? ist natürlich auf p:roße 
Sauberkeit des Reagensglases Wert zu legen, und dieses am besten vor 
der Probe ein oder zweimal mit konz. IhSO^ zu spülen. Ei*st dann 
stellt man die Probe an und ist sicher, daß nicht durch vorhandene Un- 
reinigkeiten Braunfärbung der Säure und dadurch Täuschung eintritt. 

Die Permanganatprobe bedarf gleichfalls einiger Aufmerksamkeit und 
großer Sauberkeit. Man tut nicht gut, die zu prüfende Durchschnitts- 
probe des meistens in Rallons befindlichen Methylalkohols aus den Ballons 
diuxjh Ansaugen mittels Pipette zusammenzustellen, da auf diese Weise 
leicht etwas Speichel zufließen kann, wodurch die Pennauganatprol)e unter 
Umständen beeinflußt wii-d. 

Am besten nimmt man die Prol)e, indem man die Pipette mit der 
weiten Öffnung nach unten (Spitze nach oben) in den Balloninhalt einsenkt, 
die Spitze dann mit dem Finger absdiließt, die Pipette aushebt und den 
Inlialt derselben in die Sammelflasche des Durchschnittsmusters fließen läßt. 

15* 



228 



Analytischer Teil. 



Übrigens tritt niemals Entfäi-bung der Permanganatlösung sofort ein, 
sondern es kann bei unreinem Methyl nur von einer Verförbung die 
Rede sein. Dem Anfänger ist das Erkennen dieser „Verförbimg" nicht 
immer leic^ht, und ist es in solchen Fällen zu empfehlen, eine Gegenprok 
mit einem der Prüfung entsprechenden Alkohol ziir Hand zu haben. 



C. Gehaltstabellen über Schwefelsäure, Salzsäure, 

Alkohol. 

(Nach Chemik. Kalender.) 
Schwefelsäure (Lunge und Isler). 



Vol. 


S 1 




100 Gewicbtsteile entsprechen 


1 Liter enth&lt Kilogramm bei 


Gew. 


' 2 


'S 


bei chemisch reiner Säure 


chemisch reiner Store 


(lufll. 
R.) 


: ^ i 


1 




1 
Proz. 1 
S03 , 


Proz. 
HiSO* 


Proz. 

60- 
Rräd. 

saure _ 


Proz 

gräd. 
Säurß 


S03 


H*SO* ' 

1 


60. ; 
Säure 1 


50- 
grid. 


1.000 


1 





0.07 


0.09 


0.12 


014 


0.001 


0.001 j 


0.001 


0.001 


l.OOT) 


0.7! 


1 


0.68 


0.83 


1.06 . 


1.33 


0.007 


0008 


0.011 ' 


0.013 


1.010 


1-4 1 


2 


1.28 


1.57 


2.01 


2.51 


0.013 


0.016 


0020 . 


0.025 


1.015 


I 2.1 


8 


1.88 


2.30 


2 95 


3.68 


0.019 


0.023 


0.030 


0037 


1.020 


, 2.71 


4 


2.47 ; 


8 03 


3.88 


4.85 


0.025 


0.031 


0.040 , 


o,m 


1.025 


8.4 


5 


8.07 ■ 


3.76 


4.82 


6.02 


0.032 


0.039 


0.049 


0.062 


1.080 


. 4.1 


6 


8.67 


4.49 


5.78 


7.18 


0.038 


0.046 


0059 


0.074 


1.035 


■ 4.7 


7 


4.27 


5.28 


6.73 


8.37 


0.044 


0.054 


0.070 


0.087 


1.040 


1 5.4 


8 


4.87 


5.96 


7.64 


9.54 


0.051 


0.062 


0.079 


0099 


1.045 


6.0 


9 


5.45 


6.67 


8.55 


10.67 


0.057 


0.071 


0.069 


0.112 


1.050 


1 6.7 


10 


6.02 


7.87 


9.44 


11.79 


0.063 


0.077 


0.099 


0.124 


1.055 


1 7.4 


11 


6.59 


8.07 


10.34 


12.91 


0.070 


0.085 


0.109 


0.13« 


l.OßO 


8.0 


12 


7.16 


8.77 


1124 


14.03 


0.076 


0.093 


0119 


0.149 


1.065 


1 8.7 


18 


7.73 


9.47 


12.14 


15.15 


0.082 


0.102 


0.129 


0.161 


1.070 


9.4 


14 


8.82 


10.19 


13.05 


16.30 


0.089 


0.109 


0.140' 


0.174 


1.075 


10.0 i 


15 


8.90 1 


10.90 


13.96 


17.44 


096 


0117 


0.150 


0.188 


1.080 


; 10.6 


16 


9.47 


11.60 


14.87 


18.56 


0.108 


0.125 


0.161 


0.201 


1.085 


1 11.2 


17 


10.04 


12.80 


15.76 


19.68 


0.109 


0.133 


0171 


0.213 


1.090 


11.9 


18 


10.60 


12.99 


16.65 


20.78 


0.116 


0.142 


0.181 


0.227 


1.095 


12.4 


19 


11.16 


13.67 


17.52 


21.87 


0.122 


0.150 


0.192 


0.2M.) 


1.100 


13.0 


20 


11.71 


14.85 


18.89 


22.96 


0.129 


0.158 


0.202 


0.25H 


1.105 


i 18.6 , 


21 


12.27 


15.08 


i 19.26 


24.05 


0.136 


0.166 


0.212 


0^^ 


1.110 


14.2 


22 


12.82 


15.71 


20.18 


25.14 


0.143 


0.175 


0.223 


0279 


1.115 


14.9 


28 


13 36 


16.86 


1 20.96 


26.18 


0149 


o.ia3 


0.234 


OJ292 


1.120 


15.4 


24 


18.89 


17.01 


21.80 


27.22 


0.156 


0.191 


0.245 


o.;3a") 


1.125 


16.0 


25 


14.42 


17.66 


i 22.63 


28 26 


0.162 


0.199 


0.255 


0.318 


I.IHO 


1 16.5 ! 


26 


14.95 


18.31 


28.47 


29.80 


0.169 


0.207 


265 


0.3.31 


1.185 


17.1 


27 


15.48 


18.96 


24.29 


80.84 


0.176 


0.21Ö 


276 


0.344 


1.140 


17.7 ; 


28 


16 01 


19.61 


1 25.18 


81.88 


0.183 


0.223 


0.287 


03.x^ 


1.145 


1 18.8 


29 


16.54 


20.26 


! 25.96 


82.42 


0.189 


0.231 


0297 


0.371 


1.150 


18.8; 


:K) 


17.07 


20.91 


, 26.79 


83.46 


0.196 


0.239 


0.308 


0.:385 


1.155 


19.3 


81 


17.59 


21.55 


27.61 


34.48 


203 


0.248 


0.319 


0:^ 


MW 


19.8 


82 


18.11 


22.19 


28.48 


35.50 


0.210 


0.257 


0.330 


0.412 



C. Gehaltstabellen über Schwefelsäure, Salzsäure, Alkohol. 



229 



Vol. 


! 1 


1 


100 GewichUteile enUprechen 


1 Liter enthftlt 


KUofframm bei 


Gew. 


1 


1 


bei chemisch reiner Sftnre 


chemisch reiner Säare 


-»^ 


n 


^ 






Proz. 


Pro«. 










(iQfU. 

R.) 


1 


1 


Pro». 
808 


Pro«. 
HiSO* 


60- 
ffräd. 
Sftore 


50. 
ffräd. 
Sfture 


S03 


H*80* 


60- 
ffrftd. 
S&nre 


60- 
grftd. 
Säure 


1.165 


20.3 


33 


18.64 


22.83 


29.25 


36.53 


0-217 


0.266 


0.341 


0.426 


1.170 


20.9 


34 


19.16 


23.47 


80-07 


37.55 


0-224 


0-275 


0.352 


0.439 


1.175 


21.4 


35 


19.69 


24.12 


8090 


38.59 


0281 


0-283 


0.863 


0.453 


1.180 


22.0 


36 


20.21 


24.76 


31.73 


39.62 


0288 


a292 


0.374 


0.467 


1.185 


22.5 


37 


20.73 


25.40 


8255 


40.64 


0246 


0-801 


0.386 


0.481 


1.190 


23.0 


38 


21.26 


26.04 


88.87 


41.66 


0-253 


0.310 


0.397 


0.496 


1.195 


23.5 


39 


21.78 


26.68 


34.19 


42.69 


0-260 


0.319 


0.409 


0.511 


1.200 


24.0 


40 


22.30 


27.32 


85.01 


43.71 


0-268 


0.328 


0.420 


0.525 


1.205 


24.5 


41 


22.82 


27.95 


35.83 


44.72 


0-275 


0.887 


0.432 


0.539 


1.210 


25.0 


42 


23.38 


28.58 


86.66 


45.73 


0-282 


0.846 


0.444 


0.558 


1.215 


25.5 


43 


23.84 


29.21 


87.45 


46.74 


0-290 


0.355 


0.455 


0.568 


1.220 


26.0 


44 


24.36 


29.84 


38.28 


47.74 


0.297 


0.864 


0.466 


0.588 


1.225 


26.4 


45 


24.88 


30.48 


89-05 


48.77 


0-305 


0.378 


0.478 


0.598 


1.230 


26.9 


46 


25.39 


31.11 


39.86 


49.78 


0.312 


0.882 


0.490 


0.612 


1.285 


27.4 


47 


25.88 


31.70 


40.61 


50.72 


0.320 


0.891 


0.502 


0.626 


1.240 


27.9 


48 


26.35 


82.28 


41.87 


51.65 


0..S27 


0.400 


0.513 


0.640 


1.245 


28.4 


49 


26.a8 


32.86 


42.11 


52.58 


0.334 


0.409 


0.524 


0.655 


1.250 


28.8 


50 


27.29 


38.48 


42.84 


53.49 


0.841 


0-418 


0.5a5 


0.669 


1.255 


29.3 


51 


27.76 


84.00 


43.57 


54.40 


0.848 


0.426 


0.547 


0.688 


1.260 


29.7 


52 


28.22 


84.57 


44.80 


55.31 


0.856 


0.485 


0.558 


0.697 


1.265 


30.2 


53 


28.69 


35.14 


45.08 


56.22 


0.868 


0.444 


0.570 


0.711 


1.270 


30.6 


54 


29.15 


35.71 


45.76 


57.14 


0.870 


0.454 


0..581 


0.725 


1.275 


.31.1 


55 


29.62 


86.29 


46.50 


58.06 


0.377 


0.462 


0.593 


0.740 


1.280 


31.5 


56 


30.10 


36.87 


47.24 


58.99 


0.885 


0.472 


0.605 


0.755 


1.285 


32.0 


57 


30.57 


87.45 


47.99 


59.92 


0.893 


0.481 


0.617 


0.770 


1.290 


32.4 


58 


31.04 


88.03 


48.78 


60.85 


0.400 


0.490 


0.629 


0.785 


1.295 


32.8 


59 


81.52 


38.61 


49.47 


61.78 


0.408 


0.500 


0.641 


0.800 


1.300 


33.3 


60 


31.99 


39.19 


50.21 


62.70 


0.416 


0.510 


0.658 


0.815 


1.305 


33.7 


61 


32.46 


89.77 


50.96 


68.63 


0.424 


0.519 


0.665 


0.830 


1.310 


34.2 


62 


32.94 


40.35 


51.71 


64.56 


0.482 


0.529 


0.677 


0.845 


1.315 


34.6 


63 


83.41 


40.98 


52.45 


65.45 


0.439 


0.588 


0.689 


0.860 


1.320 


35.0 


64 


33.88 


41.50 


58.18 


66.40 


0.447 


0.548 


0.702 


876 


1.325 


35.4 


65 


84.a5 


42.08 


58.92 


67.83 


0.455 


0.557 


0.714 


0.892 


1.330 


35.8 


66 


84.80 


42.66 


54.67 


68.26 


0.462 


0.567 


0.727 


o.9as 


1.335 


36.2 


67 


35.27 


48.20 


55.36 


69.12 


0.471 


0.577 


0.789 


0.928 


1.340 


36.6 


68 


35.71 


43.74 


56.05 


69.98 


0.479 


0.586 


0.751 


0.938 


1.345 


37.0 


69 


36.14 


44.28 


56.74 


70.85 


0.486 


0.596 


0.768 


0.953 


1.350 


37.4 


70 


36.58 


44.82 


57.48 


71.71 


0.494 


0.605 


0.775 


0.968 


1355 


37.8 


71 


37.02 


45.35 


58.11 


72.56 


0.502 


0.614 


0.787 


0.988 


1360 


38.2 


72 


37.45 


45.88 


58.79 


73.41 


0.509 


0.624 


0.800 


0.998 


1*365 


38.6 


78 


87.89 


46.41 


59.48 


74.26 


0.517 


0.688 


0.812 


1.010 


i:370 


39.0 


74 


88.82 


46.94 


60.15 


75.10 


0.525 


0.648 


0.824 


1.024 


1.375 


39.4 


75 


88.75 


47.47 


()0.88 


75.95 


0.588 


0.658 


0.886 


1.044 


1.380 


39.8 


76 


39.18 


48.00 


61.51 


76.80 


0.541 


662 


0.849 


1069 


1.385 


40.1 


77 


89.62 


48.53 


62.19 


77.65 


0.549 


0.672 


0861 


1.075 


1.390 


40.5 


78 


40.a5 


49.06 


62.87 


78.50 


0.557 


0.682 


0.878 


1.091 


1.395 


40.8 


79 


40.48 


49.59 


63.55 


79.84 


0.564 


0.692 


0.886 


1.107 


1.400 


41.2 


80 


40.91 


50.11 


64.21 


80.18 


0.578 


0.702 


0.899 


1.128 


1.405 


41.6 


81 


41.88 


50.68 


64.88 


81.01 


0.581 


0.711 


0.912 


1.188 


1410 


42.0 


82 


41.76 


51.15 


65.55 


81.86 


0.589 


0.721 


0.924 


1.154 



C. Gehaltstabellen über Schwefelsäure, Salzsäure, Alkohol. 



281 



Vol. 
Gew. 


i 


'S 


100 Gewicbtsteile enteprechen 
bei ehemiach reiner 8ftare 


1 Liter entb&It Kilogramm bei 
cbemiflcb reiner S&ure 


(InfÜ. 
B.) 


s 

1 


1 

1 


ProE. 
80» 


1 ' Proz. 
; Prox. 1 60- 
1 H3SO« 1 grftd. 
1 S&ure 


Proz. 

50- 
(fr&d. 
S&nre 


S03 


H^SO* 


60- 
er&d. 
S&ure 


50- 
gr&d. 
saure 


1.665 


57.7 1 133 


60.46 


74.07 1 94 G2 ! 118.51 


1.007 


1.233 


1.580 


1.973 


1.670 


57 9 134 


60.82 


74.51 i 95.48 1119.22 


1.016 


1.244 


1.595 


1.991 


1.675 


58.2 i 135 


61.20 


74.97 


96.07 ! 119.95 


1.025 


1.256 


1.609 


2.009 


1.680 


58.4 136 


61.57 


75.42 


96.65 ' 120.67 


1.034 


1.267 


1.623 


2.027 


1.685 


58.7 137 


61.93 


75.86 I 97.21 i 121.38 


1.043 


1.278 


1.638 


2.046 


1.690 


58.9 : 138 


62.29 


76.30 


97.77 122.08 


1.053 


1.289 


1.652 


2.064 


1.695 


59.2 139 


62.64 


76.73 


98.32 122.77 


1.062 


1.301 


1.667 


2.082 


1.700 


59.5 i 140 


63.00 


77.17 


98.89 123.47 


1.071 


1.312 


1.681 


2.100 


1.705 


59.7 ! 141 


63.35 


77.60 


99.44 124.16 


1.080 


1.323 


1.696 


2.117 


1.710 


60.0 


142 


63.70 


78.04 


100.00 124.86 


1.089 


1.334 


1.710 


2.136 


1.715 


60.2 


143 


64.07 


78.48 


100.56 ! 125.57 


1.099 


1.346 


1.725 


2.154 


1.720 


60.4 1 144 


64.43 


78.92 


101.13 126.27 


1.108 


1.357 


1.739 


2.172 


1.725 


60.6 ' 145 


64.78 


79.36 101.69 126.98 


1.118 


1.369 


1.7.54 


2.191 


1.730 


60.9 146 


65.14 


79.80 102.25 127.68 


1.127 


1.381 


1.769 


2.209 


1.735 


61.1 147 


65.50 


80.24 102.82 128.38 


1.136 


1.392 


1.784 


2.228 


1.740 


61.4 i 148 


65.86 


80.68 : 103.38 129.09 


1.146 


1.404 


1.799 


2.247 


1.745 


61.6 , 149 


66.22 


81.12 1103.95 129.79 


1.156 


1.416 


1.814 


2.265 


1.750 


61.8 


150 


66.58 


81.56 104.52 130.49 


1.165 


1.427 


1.829 


2.284 


1.755 


62.1 


151 


66.94 


82.00 105.08 131.20 


1.175 


1.439 


1.845 


2.303 


1.760 


62.3 


152 


67.30 


82.44 ! 105.64 131.90 


1.185 


1.451 


1.859 


2.321 


1.765 


62.5 


153 


67.65 


82.88 106.21 132.61 


1.194 


1.463 


1.874 


2.340 


1.770 


62.8 154 


68.02 


83.32 im.ll 183.31 


1.204 


1.475 


1.890 


2.359 


1.775 


63.0 1 155 


68.49 


83.90 1 107.51 134.24 


1.216 


1.489 


1.908 


2.381 


1.780 


63.2 i 156 


68.98 


84.50 1 108.27 135.20 


1.228 


1.504 


1.928 


2.407 


1.785 


63.5 157 


69.47 


85.10 i 109.05 , 136.16 


1.240 


1.519 


1.947 


2.432 


1.790 


63.7 


158 


69.96 


85.70 


109.82 


137.14 


1.252 


1.534 


1.9^)5 


2.4.55 


1.795 


64.0 


159 


70.45 


86.30 


110.58 


138.08 


1.265 


1.549 


1.983 


2.479 


1.800 


64.2 


160 


7094 


86.90 


111.35 


1.39.06 


1.277 


1.564 


2.004 


2.503 


1.805 


64.4 


161 


71.50 


87.60 


112.25 


140.16 


1.291 


1.581 


2.026 


2..530 


1.810 


64.6 


162 


72.08 


88.30 


113.15 


141.28 


1.305 


1.598 


2.048 


2.558 


1.815 


64.8 j 163 


72.69 


89.05 


114.11 


142.48 


1.319 


1.621 


2.071 


2.587 


1^20 


65.0 


164 


73.51 


90.05 


115.33 


144.08 


1.338 


1.639 


2.099 


2.622 


1.821 


. , 




73.63 


90.20 


115.59 


144.32 


1.341 


1.643 


2.104 


2.628 


1.822 


65.1 




73.80 


90.40 


115.84 


144.64 


1.345 


1.647 


2.110 


2.635 


1.823 


• * 


73.96 


90.60 


116.10 


144.96 


1.348 


1.651 


2.116 


2.643 


1.824 


65.2 ! . . 


74.12 


90.80 


116.35 


145.28 


1.352 


1.656 


2.122 


2.650 


1.825 


. . 165 


74.29 


91.00 


116.61 


145.60 


1.356 


1.661 


2.128 


2.657 


1.826 


65.3 1 . . 


74.49 


91.25 


116.93 


146.00 


1.360 


1.666 


2.135 


2.666 


1.827 


.... 


74.69 


91.50 


117.25 


146.40 


1.364 


1.671 


2.142 


2.675 


1.828 


65.4 . . 


74 86 


91.70 


117.51 


146.72 


1.368 


1.676 


2.148 


2.682 


1.829 


. . 


75.03 


91.90 


117.76 


147.04 


1.372 


1.681 


2.154 


2.689 


L830 


. . i 166 


75.19 


92.10 


118.02 


147.36 


1.376 


1.685 


2.159 


2.696 


1.831 


65.5 . . 


75..35 


92.30 


118.27 


147.68 


1.380 


1.690 


2.165 


2.704 


l.a32 




75.53 


92.52 


118.56 148.03 


1.384 


1.695 


2.172 


2.711 


1.833 


65.6 ', '. 


75.72 


92.75 


118.85 148.40 


1.388 


1.700 


2.178 


2.720 


1.834 


• . . . 


75.96 


93ai 


119.23 148.88 


1.393 


1.706 


2.186 


2.7.30 


l.a35 


65.7 167 


76.27 


93.43 


119.72 149.49 


1.400 


1.713 


2.196 


2.743 


1.836 




76.57 


93.80 


120.19 150.08 


1.406 


1.722 


2.207 


2.755 


1.837 


. . 




76.90 


94.20 


120.71 


ir>0.72 


1.412 


1.730 


2.217 


2.769 



2.H2 



Analytischer Teil. 



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C. Gehaltatabellen über Schwefelsäure, Salzsäure, Alkohol. 



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>34 



Analytischer Teil. 



Alkoholtabellen. 

Volumgewicht und Gehalt in Volumprozenten eines wässerigen Alkohols 
bei 15,56<». Wasser = 0,9991. (Tralles.) 



Vol. Pn)z. 


Vol. 


Vol. Proz. 


Vol. 


Vol. Proz. 


YoL 


Vol. Proz. 


VoL 


Alkohol 


Gew. 

9976 


Alkohol 
~ 26 


Gew. 
9689 


Alkohol 


Gew. 
~9315 


Alkohol 
76 


Gew. 


1 


51 


^39 


2 


9961 


27 


9679 


52 


9295 


77 


8712 


8 


9947 


28 


9668 


53 


9255 


78 


8685 


4 


9988 


29 


9657 


54 


9254 


79 


8658 


5 


9919 


30 


9646 


55 


9234 


80 


8631 


6 


9906 


81 


9634 


56 


9213 


81 


8603 


7 


9898 


82 


9622 


57 


9192 


82 


8575 


8 


9881 


38 


9609 


58 


9170 


83 


8547 


9 


9869 


84 


9596 


59 


9148 


84 


8518 


10 


9857 


85 


9583 


60 


9126 


85 


8488 


11 


9845 


36 


9570 


61 


9104 


86 


8458 


12 


9834 


87 


9559 


62 


9082 


87 


8428 


18 


9823 


88 


9541 


63 


9059 


88 


8397 


14 


9812 


89 


9526 


64 


9036 


89 


83a'> 


15 


98a2 


40 


9510 


65 


9013 


90 


8382 


16 


9791 


41 


9494 


66 


8989 


91 


8299 


17 


9781 


42 


9478 


67 


8965 


92 


8265 


18 


9771 


43 


9461 


68 


8941 


93 


8230 


19 


9761 


44 


9444 


69 


8917 


94 


8194 


20 


9751 


45 


9427 


70 


8892 


95 


8157 


21 


9741 


46 


9409 


71 


8867 


96 


8118 


22 


9781 


47 


9891 


72 


8842 


97 


8077 


28 


9620 


48 


9378 


78 


8817 


98 


8034 


24 


9710 


49 


9854 


74 


8791 


99 


7988 


25 


9700 


50 


9885 


75 


8765 


100 


7939 



Volumgewicht und Gehalt in Gewichtsprozenten eines wässerigen 
Alkohols bei 15,5^ C. (Fownes.) 



Vol. 
Gew. 


Gew.- 

Proz. 

Alkohol 


Vol. 
Gew. 


Gew.- 

J*roz. 

Alkohol 


Vol. 
Gew. 


Gew.- 

Proz. 

Alkohol 


Vol. 
Gew. 


1 Gew.- 
Proz. 
1 Alkohol 


0.9991 


0.5^ 


0.9638 


26 


0.9160 


51 


~ö;858r ' 


76" 


0.9981 


1 


0.9623 


27 


0.9185 


52 


0.8557 


77 


0.9965 


2 


0.9609 


28 


0.9118 


53 


0.8533 


78 


0.9947 


8 


0.9593 


29 


0.9090 


54 


0.8508 


79 


0.9980 


4 


0.9578 


80 


0.9069 


55 


0.8483 


80 


0.9914 


5 


0.9560 


31 


0.9047 


56 


0.8459 


81 


0.9898 


6 


9544 


32 


0.9025 


57 


0.8434 


82 


0.9884 


7 


0.9528 


38 


0.9001 


58 


0.8408 


83 


0.9869 


8 


0.9511 


'M 


0.8979 


59 


0.a382 


84 


0.9855 


9 


0.9490 


85 


0.8956 


60 


0.a857 


85 


0.9841 


10 


0.9470 


86 


0.8932 


61 


0.8331 


86 


0.9828 


11 


0.9452 


37 


0.8908 


62 


0.8305 


87 


0.9815 


12 


0.9484 


38 


0.8886 


63 


0.8279 


88 


0.9802 


13 


0.9416 


89 


0.8868 


64 


0.8254 


89 


09789 


14 


0.9896 


40 


0.8840 


65 


0.8228 


90 


0.9778 


15 


0.9376 


41 


0.8816 


66 


0.8199 


91 



C. Gehaltstabellen über Schwefelsäure, Salzsäure, Alkohol. 



235 



Vol. 
Gew. 


Gew.- 

Proz. 

Alkohol 


Vol. 
Gew. 


Gew.- 

Proz. 

Alkohol 


Vol. 
Gew. 


Gew.- 
1 Proz. 
Alkohol 


Vol. 
Gew. 


Gew.- 

Proz. 

Alkohol 


0.9766 


16 


0.9356 


42 


0.8793 


67 


0.8172 


92 


0.9753 


17 


0.9335 


43 


0.8769 


68 


0.8145 


93 


0.9741 


18 


0.9314 


44 


0.8745 


69 


0.8118 


94 


0.9728 


19 


0.9292 


45 


0.8721 


70 


0.8089 


95 


0.9716 


20 


0.9270 


46 


0.8696 


71 


0.8061 


96 


0.9704 


21 


0.9249 


47 


0.8672 


72 


0.8031 


97 


0.9691 


22 


0.9228 


48 


0.8649 


73 


0.8001 


98 


0.9678 


23 


0.9206 


49 


0.8625 


1 74 


0.7969 


99 


0.9665 


24 


0.9184 


50 


0.8603 


75 


0.7938 


100 


0.9652 


25 








1 







Umwandlung der Volumgewichte von Alkohol in Grade ,,over*^ oder ,,under proof ^ 
bei 60« F = 12Vj« R = 15,15« C. 



Over 


Vol. 


Over 


Vol. 


Over 


Vol. 


Under 


Vol. 


Under 


Vol. 


proof 


Gew. 

0.8156 


proof 
.32.0 


Gew. 
0.8769 


proof 
8.0^ 


Gew. 
0.9100 


proof 
~6!Ö" 


Gew. 


proof 


Gew. 


67«/o 


0.9270 


26.3 


0.9488 


65.0 


0.8199 


30.0 


0.8797 


7.1 


0.9111 


7.0 


0.9282 


28.0 


0.9503 


63.1 


0.8238 


28.0 


0.8825 


5.9 


0.9126 


8.0 


0.9295 


30.1 


0.9522 


63.1 


0.8277 


26.0 


0.8854 


5.0 


0.9137 


9.0 


0.9306 


35.1 


0.9565 


60.0 


0.8298 


24.0 


0.8883 


3.9 


0.9152 


10.0 


0.9318 


40.1 


9603 


58.0 


0.8336 


21.9 


0.8912 


3.0 


0.9163 


11.0 


0.9329 


45.0 


0.9638 


56.0 


0.8376 


199 


0.8940 


1.9 


0.9178 


12.1 


0.9341 


50.3 


0.9674 


54.1 


0.8413 


19.1 


0.8951 


1.0 


0.9189 


13.1 


09353 


54.8 


0.9701 


52.1 


0.8448 


18.0 


0.8966 


Proof 


0.9200 


142 


0.9364 


60.4 


0.9734 


50.1 


0.8482 


16.9 


0.8981 


spirit 


15 3 


0.9376 


65.3 


0.9762 


48.0 


0.8516 


15.9 


0.8996 






16.0 


0.9384 


70.1 


0.9790 


46.0 


0.8550 


15.0 


0.9008 


Under 




17.1 


0.9396 


75.4 


0.9822 


43.9 


0.8583 


13.9 


0.9023 


proof 




18.2 


0.9407 


80.4 


0.9854 


42.0 


0.8615 


1.3.1 


0.9034 


1.3% 


0.9214 


19.3 


0.9419 


85.2 


0.9886 


40 


0.8646 


12 


0.9049 


2.2 


0.9226 


20.0 


0.9426 


90.2 


0.9922 


38.0 


0.8678 


11.1 


0.9060 


3.1 


0.9237 


22.2 


0.9448 


95.4 


0.9962 


35.9 


0.8709 


10 


0.9075 


4.0 


0.9248 


23.9 


0.9464 


100 


1.000 


34.1 


0.8737 


8.9 


0.9089 


5.0 


0.9259 











Natronlauge bei 15« (Lunge ber.). 













1 cbm enthält 


Spez. 


Beaunui 


TwaddeU 


Proz. 


Proz. 


^ Kilogramm 


Gewicht 






Na«0 


NaOH 
















! Na-0 1 


NaOH 


1.007 


1 


1.4 


0.47 


61 


4 


6 


1.014 


2 


2.8 


0.93 


120 


9 


12 


1.022 


3 


4.4 


1.55 


2.00 


16 


21 


1.029 


4 


5.8 


2.10 


2.71 


22 


28 


1.036 


5 


7.2 


2.60 


3.35 


27 


35 


1.045 


6 


9.0 


3.10 


4.00 


32 


42 


1.052 


7 


10.4 


3.60 


4.64 


38 


49 


1.060 


8 


12.0 


4.10 


5.29 


43 


56 


1.067 


9 


13.4 


4.55 


6.87 


49 


63 


1.075 


10 


15.0 


5.08 


655 


55 


70 



IX. 

Verzeichnis 

der deotsehen Patente Ober Essigsäore, Aceton, Holzgeist 
(Methylalkohol) ond HolzTerkohlung bis Anfang 1902. 

Zusammengestellt vom Patentanwalt Hermann Neuendorf, Berlin. 

Kl. 12. No. 401. Ofen zur Gewinnung von Holzessigsäure ohne besondere An- 
wendung von Brennmaterial. — Dr. phil. 6. Sehe ff er. — 6. September 
1877. (Erloschen.) 

Kl. 10. No. 12432. Destillationsapparat für feste Materialien mit mechanischer 
Beschickung, getrennten Destillations- und Entleerungsräumen und konti- 
nuierlichem Betrieb. — F. Lürmann in Osnabrück. — 26. Juni 1880. 
(Erloschen.) 

Kl. 6. No. 13165. Darstellung von Essigsäure. — A. Wünsche in Egeln. — 
18. Juli 1880. (Erloschen.) 

Kl. 6. No. 14909. Neuerungen an Apparaten zur Herstellung von Essig. — 

0. F. Boom er und H. R. Rand all in Brooklyn, Amerika. — 18. Januar 
1881. (Erloschen.) 

Kl. 6. No. 15906. Neuerungen in der Essigfabrikation. — C. Hüttmann in 
Berlin, Waldemarstr. 10a. — 20. April 1881. (Erloschen.) 

Kl. 10. No. 16961. Neuerungen an Öfen zur Verkohlung von Holz, Torf und 
Lignit. — Octavio Graf zur Lippe in Villa Frisdegg, Österreich. — 
5. Juni 1881. (Erloschen.) 

Kl. 6. No. 17946. Verfahren, Essig durch Verdunstung mittelst Chlorcalcium zu 
konzentrieren. — Gebrüder Bück in Lübeck. — 26. Oktober 1881. 
(Erloschen.) 

Kl. 29. No. 20028. Verfahren und Einrichtung zum Verkohlen von Pflanzenstoffen, 
Wolle, Abfällen, Lumpen u. dgl. — A. Kreusch & Emonds in 
Dolhain b. Verviers, Belgien. — 31. Dezember 1881. (Erloschen.) 

Kl. 12. No. 22163. Apparat zur Gewinnung von Produkten durch trockene Destilla- 
tion fester Substanzen. — H. Wurtz in New-Vork V. St. A. — 

1. August 1882. (Erloschen ) 

Kl. 12. No. 47093. \' erfahren zur Darstellung einer zur Kälteerzeugung dienenden 
Doppelverbindung von Aceton mit schwefliger Säure. — Dr. phil. P. 
Bösneck in Leipzig-Lindenau. — 28. Januar 1888. (Erloschen.) 



Verzeichnis der deutschen Patente über Essigsäure, Aceton etc. 289 

Kl. 10. No. 77638. Vorrichtung zum Trocknen, Verkohlen und Abkühlen von 
Kohlenpulver, Torf, Sägespänen oder dergl. im ununterbrochenen Betrieb. 

— N. K. H. Ekelund in Jönköping, Schweden. — 30. Dezember 1893. 
(Erloschen.) 

Kl. 10. No. 78312. Vorrichtung zum Verkohlen von Torf, Sägespänen und dergl. 

— R. Lainder in St Petersburg und R. Haig, Paislay, Schottland. — 
1. November 1892. (Erloschen.) 

Kl. 12. No. 78861. Verfahren zur Reinigung von Rohanthracen mittels Aceton. — 

Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld. — 15. April 1894. 

(Besteht noch.) 
Kl. 10. No. 79184. Verkohlungsofen (Zus. zum Pat. 69099). — Chem. Fabrik 

Pluder, G.m.b.H. Pluder, Kr. Lublinitz. — 12. Mai 1894. (Besteht 

noch.) 
Kl. 12. No. 80624. Verfahren zur Destillation von Holzkleie und Holzabfällen. 

(Zus. z. Pat. 65447.) - 1. März 1893. (Besteht noch) 
Kl. 12. No. 81914. Verfahren zur Darstellung von Aceton. — A. Bauschlicher 

in Zbirow, Böhmen — 12. Juli 1894. (Besteht noch.) 
Kl. 12. No. 83439. Verfahren zur Gewinnung von Aceton aus Acetonölen. — 

Dr. R. Jürgensen & A. Bauschlicher in Prag. — 12. Juli 1894. 

(Besteht noch.) 
KL 12. No. 86813. Verfahren, das Trocknen, Rösten und Zersetzen des Holz- 
essigsauren Kalkes zu erleichtern. — J. Black in Holzminden. - 

13. Dezember 1894. (Erloschen.) 
Kl. 10. No. 86143. Verfahren zur Verwertung des Kalkschlammes der Holzessig- 
fabriken. — .T. Black & E. Leinhaas in Freiberg i. S. — 24. Februar 

1895. (Erloschen.) 
Kl. 12. No. 88014. Verfahren zur Destillation von Holzkleie und Holzabfällen. 

(2. Zus. z. l*at. 65447.) — Aktiengesellschaft für Trebertrocknung in 

Cassel. (Besteht noch.) 
Kl. 12. No. 89120. Verfahren zur Destillation von Holz. — A. Schmidt in 

Cassel. — 28. Januar 1896. (Besteht noch.) 
Kl. 10. No. 90801. Verfahren zur Gewinnung fester Holzkohlen-Briketts aus 

Sägespänen, Holzabfällen u. dgl. — S. Katz in Hamburg. — 13. Mai 1896. 

(Erloschen.) 
Kl. 12. No. 92418. Verfahren zur Herstellung reiner Essigsäure. — Stephan, 

Hoffmann & Co, Berlin, Neu-Köln a. W. — 29. November 1894. 

(Besteht noch.) fV^acuumverfahren Dr. R. v. d. Linde.) 
Kl. 12. No. 94497. Verfahren zur Darstellung von neutralen Blei-, Kupfer u. dgl. 

Acetaten unter Verwendung von komprimiertem Sauerstoff. — A. Schmidt 

in Cassel. — 16. August 1896. (Besteht noch.) 
Kl. 12. No. 96764. Verfahren zur Reinigung einer teerige Produkte enthaltenden 

Bleiacetatlösung. — A. Schmidt in Cassel. — 3. Dezember 1896. 

(Erloschen.) 
Kl. 12. No. 99225. Verfahren zur elektrolytischen Abscheidung von Essigsäure. — 

Graf H. Plater-Syberg in Paris. — 29. Dezember 1897. (Besteht noch.> 



240 X'erzeichnis der deutschen Patente über Essigsäure, Aceton etc. 

Kl. 12. No. 99255. Verfahren zur Darstellung ungesättigter Ketone aus den 
Holzteerölen. — Kestner & Cie., Bellevue b. Giromagnj^ Frankreich. 

— 1. April 1897. (Besteht noch.) 

Kl. 10. No. 9i)683. Vorrichtung zum Trocknen und Verkohlen von Holz, Torf u.s.w. 

— Dr. H. Fischer in Dresden-Plauen. — 10. Dezember 1897. (Besteht 
noch.) 

Kl. 10. No. 100414. Verfahren zur Verkohlung von Holz oder Holzabfallen, 

Torf u. dgl. — W. A. G. von Heidcnstam, Skönvik, Schweden. — 

3. April 1897. (Besteht noch.) 
Kl. 12. No. 101588. Verfahren zur trocknen Destillation. — Aktiengesellschaft 

für Trebertrocknung in Cassel. — 7. Dezember 1897. (Besteht noch.) 
Kl. 12. No. 102957. Verfahren und Apparat zur Gewinnung flüssiger DestiUations- 

produkte aus Holz und Holzabfällen bei ununterbrochenem Betriebe und 

ohne Aufwand von Brennstoff*. — J. Bach in Riga. Ecke gr. Sand- und 

Jakobstr. — 7. September 1897. (Besteht noch.) 
Kl 10. No. 103724. Bodenverschluß für stehende Retorten zur Verkohlung von 

Torf. Holz u. dgl. - Aktiengesellschaft für Trebertrocknung, Ca^eL — 

I. November 1898. (Besteht noch.) 

Kl. 10. No. 1()3922. Vorrichtung zur Herstellung fester Kohle aus Holz, Holz- 
abfällen, Torf u. dgl. durch Verkohlen unter gleichbleibendem Druck. — 
\V. A. G.von Heidenstam in Stockholm. — 15. März 1898. (Besteht 
noch) 

Kl. 12. No. 10t)7l4. Apparat zum ununterbrochenen Tn)cknen, Destillieren und 
Abkühlen von schlammigen, pulver- und stücktormigen Stoffen. — C. 
Knopf, Eidelstedt und E. Westphal, SteUingen. — 28. Juli 1898. 
(Besteht noch.) 

Kl. lU. No. 1C»69H0. Retortenofen mit Zugumkehrung, insbesondere zur Verkohlung 
von Holz u. dgl. — B. Osann, Konkordiahütte. — 21. Januar 1899. 
(Besteht noch.) 

Kl. 12. No. 107094. Verfahren zur Reinigung von rohem Holzessig. — Aktien- 
gesellschaft für Trebertrocknung, Cassel. — 16 .Tuli 1898. (Besteht noch.» 

Kl. 12. No. 107224. Maschine zur Gewinnung von Essiggeist, aus Holzsägemehl. 
— P. Schneider in Düsseldorf. — 26. September 1898. (Besteht noch. i 

Kl. 12. No. 109^14. Verfahren zur Darstellung von Methylalkohol und Fomi- 
alclehyd durch Oxydation von Methan. — Dr. G. Glock, Berlin. - 

II. Dezember 1898. (Besteht noch.) 

Kl. 12. Seh. 11987. Verfahren zur trockenen Destillation des Holzes. — Dr. Franz 

Schmidt, Bergdorf b. Hamburg - 22. Oktober 1896 
Kl. 12. M. 13276. Verfahren zur trockenen Destillation von Holz u. dgl. — 

Kobert Meyer, Breslau. — 6 Oktober 1896. 
Kl. 10. No. 112932. \' erfahren nebst Ofen zum Verkohlen bezw. Verkoken von 

Holz, Torf U.S.W, in ununterbrochenem Arbeitsgang. — G. Gröndal, 

rittkäranta, Finland. — 18. Juli 1899. 
Kl. 10. No. Il4.').')l. Verfahren und Vorrichtung zum Verkohlen von Holx. 

Torf u. dgl. unter gleichmäßigem, regelbarem Druck. — W. A. G. 

von Heidenstam, »Skönvik, Schweden. — S.Februar 1900. 



Verzeichnis der deutschen Patente über Essigsäure, Aceton etc. 241 

Kl. 12. No. 112178. Rotierende Retorte mit WeDblechmantel. — Chemisches 

Institut und Chemisch-Technische Versuchsanstalt von Dr. Willy Saul- 

mann, Berlin, Königin- Augustastr. 41. — 8. September 1899. 
Kl. 12. No. 112398. Rotierende Retorte mit Wellblechmantel. — Chemisches 

Institut und Chemisch-Technische Versuchsanstalt von Dr. Willy Saul- 

mann, Berlin, Königin- Augustastr. 41. — 8. September 1899. 
Kl. 12. No. 113024. Rotierende Retorte zur trockenen Destillation von Holz, 

Torf, Kohle u. dgl. — E. Larsen, Kopenhagen. — 27. Mai 1899. 
KL 12. No. 114196. Verfahren zur Gewinnung von Aceton. — J. L. Hawliczek. 

Liverpool. — 6. Juni 1899. 
KL 12. No. 114637. Verfahren zur trocknen Destillation von Holz und verwandten 

Materialien. — C. Weyland, Berlin, Kleiststr. 36. — 23. Juli 1898. 
Kl. 12. No. 115254. Verfahren zur trocknen Destillation von zerkleinertem Torf, 

Holz u. dgl. — R. Bock, Magdeburg, Auguststr. 18. — 22. Februar 1899. 
KL 12. No. 116648. Von innen nach außen beheizte Retorte für die Trocken- 

Destillation von Sägemehl u. dgL — H. Spurrier, Montreal. — 

8. Oktober 1898. 
Kl. 12. No. 117539. Verfahren zur Darstellung hochprozentiger Essigsäure aus 

Holzkalk. — Chemische Fabrik Renania, Aachen. — 8. März 1898. 
Kl. 12. No. 118608. Verfahren zur DarsteDung von Essigsäure. — Dr. P. Böss- 

neck, Glauchau i. S. — 13. Dezember 1899. 
Kl. 12. No. 121199. Verfahren zur Gewinnung hochprozentiger Essigsäure aus 

essigsaurem Kalk. — Dr. E. A. Behrens und Joh. Behrens in 

Bremen. — 6. Oktober 1899. 
KL 12. No. 122853. Verfahren zur trocknen Destillation des Holzes. — Dr. L. 

Wenghöffer, Berlin, Friedrichstr. 115. 
KL 12. No. 124233. Verfahren zur Entfernung der empyreumatischen Verun- 
reinigungen aus roher Essigsäure. — J. Behrens, Bremen, Richtweg 18. 

- 10. Juni 1900. 

Kl. 12. No. 127668. Verfahren zur Gewinnung konzentrierter reiner Essigsäure. — 
Dr. Rolof Jtirgensen & August Bauschlicher, Prag. — 20. Juli 1900. 

Kl. 12. No. 132679. Maschine zur Gewinnung von Essiggeist aus Holzsägemehl. 
(Zus. z. Pat. 107224.) — Peter Schneider, Krefeld. — 3. Januar 1902. 

KL 12. No. 134977. Apparat zur Herstellung von Aceton aus essigsauren Salzen. 

— F. H. Meyer, Hannover-Hainholz. — 9. November 1900. 



Klar, Holzverkohlung. 16 



Sachregister. 



Abwässer 95, 101. 

Ac«taldehyd im Holzgeist 35, 163, 166. 

Aceton-Anlage 153. 

Aceton- Ausbeuten 149, 161. 

Aceton-Bestimmung nach Krämer, Mes 

Singer, Deniges 211, 213, 215. 
Aceton-Destiliation 150. j 

Aceton, Entwickelung der Fabrikation 5. j 
Ace tonhaltige Vorläufe 154. 
Acetonöle 156, 157, 158. 1 

Acetonprüfung nach deutschem Modus 

191. 

— nach englischem Modus 192. 
Aktiengesellschaft für Trebertrocknung, 

Cassel 85. 
AlkoholtabeUen 234. 
Alljlalkohol 170. 

— -Bestimmung 217. 

Amine im Holzgeist 35, 163, 223. 
Analytischer Teil 178. 
Anatomie des Holzes 17. 
Anlagebedingungen von Acetonfabriken 
151. 

— von Essigsäurefabriken 128, 142. 

— A'on Holzgeistrektifikationen 165. 

— von Holzverkohlungen 61, 62, 63, 100. 
Anlagekosten 102. 

Ausbeuten an Aceton 149, 161. 

— an Essigsäure 142. 

— an essigsaurem Kalk 58. 

— an Holzgeist 174. 

— an Holzdestillaten aus Laubholz 38, 69, 
aus Meileröfen 67. 

aus Nadelholz 69. 

aus Sägemehl 84. 

in amerikanischen Retorten 13. 

nach Senfft 17. 

— an Methylalkohol 174. 
Ausführung der Holzdestillation 33. 



Bauelemente von Kolonnenapparaten 49 

50. 
Beleuchtung 92. 
Bergmanns Verfahren 85. 
Braunkalk-Bereitung 58. 
Braunkalk-Zusammensetzung 58. 

Dampfkesselanlage 90. 
Dampfverbrauch 91, 161. 
I Darren des holzessigsauren Kalkes 43. 
Dreiblasensystem 45. 
Dreiblasensystem-Befüllung 47. 
Denaturierungsholzgeist-Herstellung 162, 

168. 
Denaturierungsholzgeist-Prüfung 218. 

— deutsche 219. 

— englische 222. 

— Österreich-ungarische 220, 
I Derbgehalt des Holzes 26. 

I Destillation, technische Ausführung 33. 
DestiUationsprodukte aus Holz 33. 

Eindampfpfannen für Kalkacetatlauge 57. 
' Eisessig 117, 138, 195. 

Essigessenz 195. 

Essigsäureanalyse 193. 
. — qualitative Prüfung der Essigsäure 196. 
I — quantitativePrüfung der Essigsäure 196. 
mittels ätherischer Öle 204. 

mittels Alkalimetrie 199. 

— mittels Erstarrungspunkt 204. 

mittels Gehaltstabellen 198. 

mittels Messung und Tabellen 200. 

mittels Wägung 199. 

; Essigsäureanlage 129. 

! — -Bedingungen 128, 142. 

I Essigsäureausbeuten 142. 

I Essigsäure aus Holzkalk 116. 

— mit Salzsäure 117. 

— mit Schwefelsäure 123. 

16* 



244 



Sachregister. 



EssicTiiäure aus Holzkalk nach Behrens 127. 
nach Bössneck 122, 123. 

— — nach Linde 127. 

— aus Xatriuniacetat 115. 

— Entwickelung der Fabrikation von 3. 

— Fabrikbetrieb 128. 

— Fabrikeinrichtung 128. 

— Herstollunij 115. 

— Rektifikation 121. 

— Kektifizierapparate 120. 

- Rür^kstände 125, 131, 140. 
Essigsaures Natron aus Holzessig 143. 

— aus Holzkalk 143. 

— aus Essigsäure 146. 
Essigsäure-Qualitäten 117, 195. 
E-ssigteer 59. 

— zum Verbrennen 99. 

Peinsäureapparate 139. 
Feuerlösch Vorrichtungen 93. 
Feuerungsmaterialien 96. 

Oebäudedisposition 39, 40, 74, 75. 96, 

106, 129, 147, 153. 165. 
Genera tort,'asfeuening 65. 

— für Holz 96. 

Gescliichte der Holzdestillation 1. 
Graukalk-Analy.se 184. 

— -Bereitung 54. 

— -Zusammensetzung 58. 
Guajakol 111. 

Holzabfallverkohlung 81 . 

Ifolzalifuhr 27. 

Holzanatomie 17. 

Holzailcn zum Verkohlen 16. 

Holz. rhemis<!ho Zusammensetzung von 20. 

Holzdcrligehalt 26. 

Holzcinkauf 27. 

Holzkrankheiten 28. 

Holz, lufttrorkcnes 23. 

Ilolzpark 4n. 

Holzstap<*lung 27. 

Holzveränderungen bei höherer Tem- 

Iifratur :H1. 
HoIz-Wa<<pnrchalt 21. 
Holzessig, analytisch«' J'ewertung 188. 
-- EssJL'säurebestimmung im 189. 
-- Holzgeistbestimmung im 190. 



Holzessig-AnfarbeituDg 45. 

— ans Lanbholz 36. 

— ans Nadelholz 36. 

Bestandteile 35. 

Klärung 45. 

Holzessigsanrer Kalk. Analyse 183. 
nach Fresenins 184. 

— Aufarbeitong der Lösung 114. 

- aus Nadelholz 76. 

— Herstellnng von 58. 

— trockene Destillation Ton 149. 

— Zusammensetzung des 58. 
Uolzgasverbrennung 42. 44. 
Holzgas zur Beleuchtung 34. 
Holzgaszusammensetznng 3, 93. 
Holzgeist, Analyse des 205. 

— Alkoholometrie des 205. 

— Bestimmung des Allyl im 219. 221. 
223. 

— — des Estergehaltes im 225. 

— — des Methyl im 209, 223. 

— englischer 171. 

— Entwickdong der Fabrikation von 4. 
; — Rektihkationsbetrieb von 48. 162. 

: — roher 51, 52, 53. 

• Holzkohle, Entleeren der 42. 

— nach Verfahren Bergmann 176. 

— nach Verfahren Biihler 177. 

— nach Verfahren Heidenstam 177. 

- -Brikettes 175. 
Holzteer- Aufarbeitung 59. 

— aus Laubholz 36, 103. 

, — aus Nadelholz 69, 72, 76. SC». 

— -Bestandteile 35, 37. 

— -Destillation und Destillate 105—114. 
Entwässerung 6ü. 

Feuerung 98. 

I — -Gewinnung 45, 59. 
' — zum Verbrennen 99. 

Kalkanalyse, Ablöschprobe 180. 
-- aräometrische Probe 18CK 

— maßanalytische 182. 

— quantitative 181. 
Kalkacetat-Darre 43, 57. 

— -Eindampfpfannen 57. 

— -Konzentration 57. 

- -Lauge 54. 



Sachregister. 



245 



KalkacetatrZersetzung 143, 149. 

— -Zusammensetssling 58. 
Kiefemwurzelholzverkohlung 69. 
Xienöl-Destillation 80. 

— raffiniertes 80. 

— -Reinigung 77. 

— Trennung des — vom Kienteer 76. 
Kienstockholzverkohlung in Öfen 71. 

— in Retorten 71, 73. 

Kienteer, Trennung des — vom Kienöl 

76. 
Kolonnenapparate, Bauelemente 48. 

— mit Glockenböden 50. 

— mit Siebböden 50. 

— für Essigsäure 120. 

— für Methylalkohol 49. 
Kraftbedarf 91, 161. 
Kreosot 110, 111, 112. 
Kühlanlagen 43, 155. 

Laubholzverkohlung mit Hegenden Re- 
torten 38. 

— mit stehenden Rotorten 64. 
Laubholzteer 59, 105. 

Magnesiabestimmung im Atzkalk 182. 
Meileröfen-Befüllung 67. 
Betriel» (j7. 

— -Eiitleerunij^ 67. 
Methvlacrtatbestimniung 218. 
Methylalkohol-Analyse 205—228. 

— -Anlage 165. 

— -Ausbeuten 173. 

— -Herstellung 162. 

— -Prüfung 226. 

Nadelholzessig- Aufarbeitung 75. 
Xadelh()lzt<'er 76. 
Nadelholzverkohlung, Anlage einer 74. 

— Ausführung der 73. 
-- — in Öfen 7U. 

— — in Retorten 72. 

— Rentabilität der 68, 103. 

— Unterschiode der — in Öfen und Re- 
torten 71. 

Natriuniacetat aus Essigsäure 146. 

Ofen, ost preußische 70. 



Patentverzeichnis 237. 
Tech 109. 
Pechablassen 109. 

Preise von Aceton, Essigsäure und Me- 
thylalkohol 7. 
Buchenscheitholz 102. 

— — Holzverkohlungsprodukten in 
Österreich-Ungarn 9. 

Produkte der Holzverkohlung 33. 
Produktion Deutschlands 7. 

Reinmethyl- Ausbeute 174. 

— -Fabrikation 169. 

— -Prüfung 225. 
Rektifikation von Essigsäure 120. 

— von Holzgeistwasser 48. 

— von Rohholzgeist 162. 

— Wesen der 50. 

Rentabilität von Laubholzverkohlung 69. 

— von Nadelholzverkohlung 69. 

— von Sägemehl verkohlung 83, 184. 
Retorten, amerikanische 68. 

— großräumige Gß. 

— liegende 38. 

— -Öfen 67. 

— stehende 64. 

— -Beheizung mit Generatorgas 42, 65. 

— -Bewegung 65. 

Einmauerung 42, 64. 

— -Entleerung 42, 65. 

— -Haus 41. 

— -Kippapparat 66. 

— -Kühler 43. 

— Laden von 43. 

Roden des Wurzelholzes 69, 104. 
Rohacetonapparat mit Rührwerk 151 

— ohne Rührwerk 161. 
Rohaceton- Ausbeuten 154. 
Betrieb 150, 157, 160. 

— -Darstellung 154. 

— Vorgänge bei der Darstellung von 
149. 

— -Wäsche 156. 

Zusammensetzung 155. 

Rohessigsäure-Herstellung 115. 

— aus Xatriumacetat 115. 

— nach Behrens 127. 

— nach Bössnek 122, 123. 



246 

Kohessigsäure - Herstelluiiff nach 
127. 

— mit Salzsäure 117, 193. 

— mit Schwefelsäure 123, 194. 
Rühessigsäure-Kektifikation 121. 

— -Rektifizierapparate 120. 

Bauart der 128. 

Betrieb der 128. 

Rohholzgeist- Analyse 205. 
Bestandteile 35, 163. 

— -Einfuhr 7. 

— -Öle 167. 

— -Rektifikation 162. 

— -Rektifikationsausbeuten 173. 

- -Vorlauf 166. 

Wasser 48. 

Rohkreosot 110. 
Rohnjaterialien 16, 29. 
Prüfung 179. 

Sägemehl -Verwendung 81. 

— Verkohlungsapparate 81. 

— - System Bergmann 85. 

— - System Bühler 87. 

- — System Fischer 82. 
System Heidenstam 86. 

— - System Meyer 83. 
Sägemchlverkohlungsrentabilität 83, 
Salzsäuretabellen 232, 233. 
Schwefelsäurebestimmung 183. 

— mittels Tabelle 183. 

— mittels Alkalimetrie 183. 
Schwefelsäurefiirderuug 134. 
Schwefelsäuretabellen 228. 
Silberkühler für Feiiisäure 139. 
Stockholz-Bearbeitunjr 72. 



Sachregister. 

Linde Stockholz-Preise 78. 

— -Rodung 69, 104. 

Verkohlung in Öfen 71. 

I in Retorten 72. 

I Stubbenverkohlung 71, 72. 

Teer aus Holzessig durch DesÜllatioii 59 

— aus Laubholz 105. 

— aus Nadelholz 103. 

— -Destillationsaufibeuten 106, 107. 

— -Entwässerung 61. 
I — als Feuerungsmaterial 98. 

— -Öle 107, 113, 149. 

— -Pech 109. 

— schwedischer 103. 
Teerblasen 106. 

— Befüllung 107. 

— Sicherung 106. 
Tonapparate 136. 

Verkohlung in amerikanischen Retorten 
68. 

— in liegenden Retorten 88. 

— in stehenden Retorten 64. 

— in Meileröfen 67. 
- von Kienstockholz 71. 

-- von Laubholz 38. 
104. ~ ^^^ Nadelholz 68. 

— von Sägemehl und Holzabftllen 81. 
Violettem Versuche 31, 32, 

Wasserbeschaffung 94. 
Wasserverbrauch 95. 
I Wurzelstockholzverkohlung 71, 72. 

. Zoll auf Holzverkohlungsprodukte 13. 
Zweiblasensystem 48. 



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Im Auftrage des Vereins duytseher Cbt*miiter herausgegeben von 

I>r. h. Wengliilirer, Berlin, 

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