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Full text of "Teniers der Jüngere. [Liebhaber-Ausg.]"

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£iebfyabev=2lusg;aben 


%nn$lt%Wmts$xwß%wn 


J>n  DcrMncuma.  mit  2ln6ern  herausgegeben 


von 


1).  itnariifug 


VIII 


f&mwvs  trn*  Jün#m 


Btelefclt»  unb  Tz\y\\a 

Der  lag  pon  Dclfyagcn  &  Klafing 

1901 


K 


d? 


entere  5er  jüngere 


Don 


JCbDlf  liofenftcrg 


llltt  79  2lMnl6uiu3cn  »on  Cemäfoen  unb  ^Amm^cn 


3u)dtc  Aufrage. 


-j$&. 


Dcrlag  uon  Delfyagcn  &  Kiafing 
\90\ 


Nb 

|2>R8 


MfTou  bcr  cvftcu  Auflage  biefes  tOciFos  ift  für  £icbb<abcr  unb  Jficunbc 
(y^Fbcfonbcrs  lururiös  ausgeftatteter  Bädjet  auf  er  bei-  oorliegeubcu 
Ausgabe 

eine  numerierte  gtu^ggfac 

rcranftaltct,  von  bei*  nur  \oo  (Eremplarc  auf  <£rtra=Kunftbrncf"papicr 
bcrgcftellt  finb.  3cbcs  £remplar  ift  in  bev  Preffe  forgfältig  numeriert 
(von  \  —  uro)  unb  in  einen  reidjen  (Saitjlcbcrbanb  gebunbeu.  Per 
preis  eines  foldjen  €rcmplars  beträgt  20  HI.  <£in  Hadjbrucf  biefer 
Ausgabe,  auf  tpelrfjc  jcbe  Bucf/rfanblung  Bcftellnngen  annimmt,  ruirb 
nidjt  rcranftaltct. 

®ic  3^erlags'ganbluii0* 


^iirtibnirfcrci  ^uliu->  MlintliarM,  HtiWtfl. 


2)aotb  Senier«  ber  jüngere. 
Mad)  bem  öemölbe  oon  s45eter  Ztmi  gcftodien  0011  üuca«  Sorftcrman  bcm  3üngeren. 


mm" i 

iiiiai m ■» 


©amü  €mm%  ber  Jüngere 


ffjSflS  ber  Shtnffcgetft  be3  ütämifdjen  9Solfg= 
^-  ftamme3  in  bem  ©Raffen  be§  grofkn 
sInttoerüencr  9Jletfter§,  ber  mit  ben  gemaltigen 
Offen  Gärungen  feiner  ®raft  gleicf)  9Jcid)e(- 
angelo  fein  3<*b^l)unbert  be^errfrfite,  ben 
fjöd)ften  Sluffdjmung  nafjm,  reifte  ein  be- 
fcr)eibcne§  ^flängdjen,  ba3  big  baljin  faft  im 
Verborgenen  üegetiert  t)atte,  feiner  öotlen 
Vlütenürad)t  entgegen.  %la<$)  einem  Sd)faf 
üon  $djrf)unberten  mar  bie  (Genremalerei, 
nad)bem  bie  Vorüber  Oan  ßfyct  in  ber  Wad)* 
aljmung  ber  9tatur  baä  f)öd)fte  $iel  fünft* 
lerifcb,en  Strebend  erlannt  unb  iljren  ®unft- 
genoffen  bie  Stugen  für  ib,re  Umgebung  ge- 
öffnet Ratten,  in  ben  9Jiebertanben  mieber 
ju  neuem  öeben  ermaßt.  SSenn  bie  ®ünftter 
bie  (Geftatten  ber  ^eiligen  (Gefd)id)te  üor- 
führen  wollten,  r)ie(ten  fie  fidj  ntctjt  met)r 
an  bie  Überlieferung,  fonbern  fie  fab,en  fief) 
unter  if)re3gteicb,en  um,  bie  boeb,  nad)  ben 
SBorten  ber  Schrift  aud)  ©benbitber  (Gotte3 
waren.  So  gemannen  bie  Silber,  bie  frommer 
Sinn  jum  Sdjmud  ber  Stltäre  in  ®ird)en 
unb  Kapellen,  ju  5tnbad)t  unb  Anbetung 
ftiftete,  mit  benen,  bie  baüor  nieberfnieten, 
enge  güljtung,  unb  mie  au<3  ben  auf  ben 
großen  Slltarbitbem  angebrachten  Vilbniffen 
ber  Stifter  bie  ^orträtmalerei  im  reatiftifdjen 
Sinne  entftanb,  fo  erwudjä  au§  ber  @cr)ilbe^ 
rung  ber  Votfgmaffen,  bie  ben  Söunberttmten 
be3£etfanb§  aufbauten,  feiner  Setjre  taufd)ten, 
feine  Äreujtragung  begleiteten  ober  bie  brei 
®reuje  auf  (Gotgatfja  umftanben,  bie  moberne 
(Genremalerei  ober,  mie  man  je|3t  beffer, 
menn  and)  nidjt  üöllig  erfd)öofenb,  mit  einem 
beutf cb,en  Söorte  fagt:  ba3  Sittenbilb. 

Ereiltet)  bauerte  e§  nad)  bem  £obe  %an 
oan  @t)d§  nod)  einige  ^afyv^ntt ,  bi3  ftcf» 
bie  au§  bem  Seben  ber  Qtit  gegriffenen 
Figuren  fo  üöllig  üon  ben  SDcotiöen  au§  ber 
bibtifdjen  (Gcfd)id)te  lo§löften,  bajj  ba§  Sittcn- 


bilb  al§  eine  befonbere  (Gattung  bcr  Malerei 
barau§  tjeroorgeben  tonnte,  ©inen  ber  erften 
Sdiritte  ba^u  Ijat,  foweit  unfere  ®enntni§ 
reidit,  ber  pljantafieüolle  SDJeifter  §ieront)mu§ 
Vofd)  getfjan,  ber  um  1460  geboren  Würbe 
unb  1516  ftarb.  @igentticb,e  Sittenbilber  l)at 
er  nod)  rtiefit  gematt.  5tber  er  geigte  boeb, 
ber  (Genremalerei  einen  9tid)tweg,  inbem  er 
einige  Vorwürfe  au§  ber  bibtifdjen  (Gefd)id)te 
unb  au§  ber  ^eiligenlegenbe  mit  einer  big 
bal)in  nod)  nidjt  gefcf)enen  $reib,eit  bei)anbelte. 
Von  ber  richtigen  Beobachtung  au§geb,cnb, 
bafj  man  am  elften  2(u§fid)t  Ijat,  bie  ÜJttenfdjcu 
ju  beffern,  menn  man  ifjnen  grünblid)  bie 
£)ö(Ie  tjeifj  madjt,  malte  er  gern  £>arftellungen 
be§  jüngften  (Gerid)t3.  SJcit  einer  ^31)antafie, 
bie  (Grauen  unb  @ntfe|en  gefcfjtdt  mit  grote§ter 
$omif  3u  oermifdjen  mußte,  fdjitberte  er  in 
breiter  Vef)agtid)feit  all'  bie  gräßlichen  Star- 
tern, bie  bie  oom  2Beltenrid)ter  Verworfenen 
im  |)öllenüfub,t  ju  gewärtigen  Ratten,  unb 
bag  §eer  bcr  (Gehilfen  Satans,  benen  bie 
VoIIftredung  be§  b,öd)ften  Urteils  anoertraut 
War.  ^ierontjmuS  Vofcb,  ift  ber  (Srfinber 
be§  |)öllenfpuf§,  ber  länger  aU  ein  3<*b,r- 
l)unbert  Ijinburd)  bie  nieberlänbifdjen  Segen- 
ben- unb  (Genremaler  ju  immer  neuen  (£r- 
finbungen  reifte.  5(uf  ib^n  gef)en  aueb;  jene 
5)arfte(Iungen  ber  Verfügungen  be§  ^eiligen 
StntoniuS  bureb,  allerlei  b,öttifcb,e  Srugbilber 
unb  Sdiredgefüenfter  jurücf,  bieS)aüib£enier§ 
ju  l)öcf)fter  Vollenbung  bringen  fottte,  inbem 
er  fie  jugleid)  mit  ben  feinften  fotoriftifdjen 
Weisen  umgab. 

3)a3  Sittenbilb  im  eigentlichen  Sinne 
fanb  erft  gegen  @nbc  be§  XV.  3al)rb,unbert§ 
unb  in  ben  erften  2)egennien  be§  XVI.  burdj 
gloei  9Kaler  eine  Pflege,  bie  al§  Vertreter 
ber  üerfcf)iebenartigen  9tid)tungen  be§  nieber- 
länbifctjen  Volfg-  unb  ihtnftgeifteS  gelten 
tonnen,   ^m  Süben  mar  c§  ber  s31nttt)erpener 

1* 


4 


Cuiutcn  8Kaffbj8,  ber  au3  bcm  $oif»fcbeu 
bcr  rcidjcn  ,s>anbcl3ftabt  jene  ©cftaltcn  uon 
2Bed)3fern,  ©olbmägcrn,  ^aufteilten  unb 
2Bud)crcrn  tjerau^griff,  bie  er  bann  bei  iürcr 
Arbeit  fyinter  ben  3af)ltifd)cn  in  l)albcu 
Brigitten  barftclltc.  (Sä  waren  äReifterftüdfe 
cingchcnbcr,  cuergifd)er  (Xljarafteriftif  unb 
großer  malerifdjcr  .Straft  jugleidj,  bic  aud) 
Dtodjaftmer  iuberfolgcnbeußknerationfauben. 
s-i>olfv>tümtid)cr  nod)  Würbe  biefe  neue  (Gattung 


3tf<S  bann  bie  ©uerjt,  ben  itafienifdjen 
ÜDlctftern  nad)5ualjmen,  bic  niebcrlänbifd)cn 
Stünftler  lote  eine  anftedenbe  Stranfljeit  er* 
griff  unb  ü)rc  nationale  (Eigenart  oötlig  ju 
erftideu  brotjte,  aU  ber  ^talianismuä  5u(c^t 
nod)  burd)  bic  fircüttdje  Steaftion  3ur  SSicbcr* 
()crftctlung  ber  8ltteüu)errfd)aft  beä  Stattjoliciä* 
mu3  geförbert  Würbe,  fd)ien  eä,  als  fottte 
bcr  eben  aufgeblühten  Sittenmalcrci  fdntell 
bcr  ®arau§  gemnd)t  werben.     Stber  gcrabc 


9(b&.  i.    Gin  ©clefirtcr.    Sit  bcr  ffialetie  Sd)ön&orn  ju  SBicn. 


ber  Sftatcrei  burd)  ben  ^weiten  üjrer  'Öc- 
grünber,  burd)  8nca£  uan  L'ct)ben,  ber  fid) 
für  feine  üttcnbilbtidjcn  2cf)ilberungcn  bc3 
.St  noferftid)*  bebiente  unb  mit  feiner  £ntfc 
in  bic  breiten  Waffen  bc*  SBolfeS  eiubrang. 
Xaburd)  faßte  bas  Sittcnbilb  im  Shtttft«  unb 
EBott&teben  bcr  uörblid)cu  Wicbcrlanbc  tiefere 
SSur^ctn,  als  es  tro|  bei  Vorgang*  uon 
Cuiutcn  äRofftyB  in  ben  füblid)en  gefdiab. 
2ri)on  auf  üuea*'  .Stuufcrftid)cn  fiubeu  wir 
einige  ieucr  Figuren,  bic  fuätcr  311  ben  Sieb* 
lingstnucn  bc£  jüngeren  Jcnierä  würben: 
Cuarffatber,  ^al)itbred)cr,  libirurgcn,  sJJiuii 
fanten  unb  bcrglcid)cn  mct)r. 


in  ben  füblidjcn  Sßieberlanben,  wo  bic  Steffen« 
rationswut  am  beftigften  tobte,  blieb  unter 
ben  Walern  bie  3d)itbcrung  heimifdjen 
SoßglebenS  lebenbig.  $>en  3ufaminenbaug 
mit  Quinten  ÜDiafftjsi  gelten  in  öntoerben, 
bcm  .vmuotüy  btefet  Art  bon  äftaletei,  Bieter 
Äettfen  unb  fein  Büßtet  ^oadüm  ©eufelaat, 
aufredit,  bic  9JJarttfccucn,Mnd)cuftiirfe,  SSotÖ- 
bcluftigungcn,  öcnemtänje  u.  bergt  malten. 
©OT  allem  aber  fommt  liier  Bieter  üöreugljel 
bet  Ältere  in  öetradjt,  bcr  ©egrönbet  einet 
ganzen  .Stünfttcrbünaftic,  bereu  SBrrffamfeii 
biv  tief  iubas  XVI I.  ^\al)rl)uubcrt  liinciurcidn. 
(ir  war  bcr  unmittelbare  sJiad)folgcr   jene* 


6 


|)icront)mu3  Bofdj,  bcffcn  mcift  in  Jftupfcr* 
ftidjen  erhaltene  $ompofitioncn  i()n  51t  ät)n* 
lid)en£arfteIIungcnoon$cufel3fpuf  anregten. 
Tancbcn  aber  war  er  ber  erfte,  ber  in  bic 
Biclgcftaltigicit  be3  olämifd)en  SSoIf^tcbenö 
einbrang  unb  feine  r)aib  fjumorifttfdjcn,  Ijalb 
fatirifcfjen  Beobachtungen  in  ®irmcßfeencn, 
Bauerntänacn  unb  Berförpcrungcn  oon 
Sprichwörtern  unb  moralifdjen  Sel)ren  burd) 
Bauern,  Bettler,  Krüppel  u.  bergt,  funb  gab. 
(£r  war  auef)  ber  erfte,  ber  üor  ber  £>äfjs 
lidjfeit  ber  ifmt  begegnenben  ($cftaltcn,  üor 
ben  91u3Wüd)fcn  ber  ®irmeßluft,  üor  (£r* 
ferjeinungen,  bic  ba3  moberne  Sd)önf)citg* 
gefüfjl  bisweilen  aufs  tieffte  ocrleöen,  ntcfjt 
3urüdfd)rcdtc.  2Ba3  aber  mit  biefen  (£igcn* 
tümlid)feiten,  gärten  unb  Schroffheiten  feiner 
®unft  wieber  üerföljnt,  baä  ift  feine  Siebe 
jur  Sftatur,  bie  auS  feinen  Sanbfdjaften  unb 
ben  lanbfdjaftlidjen  |)intergrünben  feiner 
Sittenbilber  fprid)t.  3)iefe  Siebe  jur  Ijei* 
mifdjen  Sanbfdjaft,  biefeS  tiefe  (Einbringen 
in  ib,re  Weiteren,  fanften  9teije  werben  wir 
fpäter  audj  als  einen  ber  ^pautitoor^üge  unfereS 
$enierS  fennen  lernen. 

$aüib  SenierS  ber  jüngere  War  ebenfalls 
ber  Spröfjling  einer  ^ünftlerfamilie,  beren 
Stammbaum  fid)  big  auf  jwei  (Generationen 
jurüdüerfolgcn  läfjt.  S)er  ®rofjüater  unfereS 
$ünftlerS  war  freilief)  ein  £>anbwerfer,  ein 
'Jßofamcntier,  ber  1558  auS  2ttl)  im  .^ennegau 
naefj  Antwerpen  gefommen  war,  bort  juSöon,!* 
ftanb  gelangte  unb  1580  in  einem  eigenen 
.'paufc  am  .öanbfcrjocninarft  einen  ®ramlaben 
eröffnete,  ber  üiel  abwarf.  9lber  jmei  feiner 
Söl)ne  würben  Sttaler,  Julian  £cnierS,  ber 
1572  geboren  würbe,  1594  als  S^eimcifter 
in  bie  SufaSgilbe  eintrat  unb  1615  in  feiner 
Batcrftabt  ftarb,  unb  ber  um  sefjn  JJatjrc 
iüngere  Xaoib  XenierS,  beraurUntcrfdjcibung 
oon  feinem  berühmten  So|nc  in  ber  ®unft= 
gefcfjidjte  ben  Beinamen  „ber  filtere"  trägt. 
Bon  Julian  £enierS  l)at  fidj  fein  einiges 
2Bcrf  erhalten.  üftur  auS  bem  Umftanbe, 
baß  er  üicle  Sdjülcr  l)attc,  fd)licf?t  man, 
baß"  er  menigftenS  ein  Ijcrüorragcnber  unb 
beliebter  Scljrmcifter  gewefen  fein  inuß\ 
sJJacr)  ber  Sitte  ber  bamaügcu  3cit  gehörte 
aud)  fein  jüngerer  Brubcr  ju  feinen  Scfjülcrn. 
Tod)  fudjte  fid)  $)aoib  SenierS  nodj  weiter 
ju  ücrüollfommencn,  inbem  er  fidr),  wie  auS 
ber  Untcrfdjrift  unter  einem  gcftod)cnen  Bilb* 
niS  oon  if)m  t)erüorgel)t,  an  baS  bamals  gc= 
rabe  aufgef)cnbe  neue  ©eftirn  ber  51ntmerpc- 


ncr  Sdmle,  an  ben  jungen  9iubcnS,  anfd)loß. 
Xiefcr  War  1598  als  greimeifter  in  bie  Witt* 
Wcrpencr  SufaSgilbe  aufgenommen  morben, 
Womit  er  erft  bie  Bercd)tigung  erwarb,  fid) 
Seljrlingc  unb  (Gehilfen  in  feiner  SSerfftatt  511 
galten.  2tber  fcfjon  im  9flai  1600  ging 
SftubcnS  nadj  Italien,  \oo  er  ad)t  3iib,re 
blieb.  Xcmnad)  muß"  bie  Scl^ei!  $)aoib 
SenierS'  in  bie  3af)re  1598—1600  gefallen 
fein.  Um  biefelbe  3eit  wie  Gubens  fdjeint 
auef)  er  nad)  Italien  gegangen  ju  fein,  baS 
ben  Sfteiftern  ber  füblidjcn  ^ieberlanbe  nod) 
m  in  bie  Sflitte  be§  XVII.  ^a^rl)unbcrt§ 
l)inein  al3  bie  l)ol)e  ©d)ulc  ber  ®unft  galt. 
So  oiel  wie  9tubcn3  braute  er  au§  bem 
gelobten  Sanbe  nierjt  l)eim.  51ber  er  empfing 
bocl)  einen  entfe^eibenben  (Sinflufj,  inbem  er 
in  9tom  bie  Befanntfcfjaft  be§  beutfdien, 
au§  gmnffurt  gebürtigen  SKeifter^  5(bam 
©l^eimer  macfjte.  tiefer  malte  jumeift 
üeine,  forgfam  burd^gef üb,rte ,  burc^  reiche 
Färbung  au§gejeicf)netc  Sanbfcb^aften,  bic 
er  mit  Scenen  au§  ber  ^eiligen  (Gefc^ic^tc 
ober  ber  griec^ifdjen  äl^t^ologic  belebte.  %n 
feiner  s21rt  malte  Senier^,  nadjbcm  er  in 
feine  Batcrftabt  gurüdgefe^rt  unb  bort  1601) 
al§  äMfter  in  bie  Su!a§gilbe  aufgenommen 
War,  ebenfalls  Sanbfd)aften  mit  m^tljologifc^en 
Figuren,  oon  benen  fid)  noeb,  einige  mit  ^sinio 
unb  Jupiter,  mit  Stymöfyen  unb  Satont, 
mit  9Jcerfur  unb  Slrgu§,  mit  Bertumnus  unb 
^ßomona  in  ber  faiferlic^en  ©alcric  51t 
SSien  erhalten  l)aben,  baneben  aueb^  Sanb* 
fcfjaften  o^ne  Staffage,  bie  meift  Wilb* 
rornanifc^c  Sccnerien,  fclfige  (Sinöben  unb 
.s>öl)len  wiebergaben.  Slud)  große  ^irc^cu^ 
bilber  f)at  er  gemalt,  bie  anfangt  ben  ©in* 
flufj  ber  itatienifc^en  9#ciftcrunb  (Slöfjeiincrö 
beutlic^  erfennen  ließen,  fpätcr  aber  meljr  ber 
^td)tung  oon  föubcnS  folgten,  o^ne  üd)  jebodi 
Weber  burd)  bic  Sfompofition  nod)  burd)  bie 
^lu^fü^ruug  folc^cr  $ircf)cnbilbcr  befonbeve 
fünftlcrifc^c  BcrDieuftc  51t  erwerben.  ®id 
oerbienftüdjer  unb  intcreffantcr  ift  bic  (>kuppc 
feiner  Bilber,  bie  mit  benen  feines  größeren 
3ol)nc3  ücrwanbt  finb:  Spuf*  unb  bereit 
gcfdjidb.tcn,  2BirtSftubcn  unb  Baucrnbc- 
(uftigungen.  S3ir  fe()cu  barauö,  'bafi  £)aoib 
JcnicrS  ber  Batcr  fowobl  aU  Slolorift, 
b.  b,.  alfo  alä  Dealer  im  eigentlichen  Sinne, 
als  t)infid)tlid)  ber  s^l)antafie  unb  be8  -Heidi 
tuinS  ber  (Jrfinbung  unb  ber  Scbenbtgfeit 
ber  Äompoiition,  mit  feinem  2ol)itc  nid)t 
ücrglidicu  werben  fann,  obwol)!  biefer  fein 


8 


Sdjülcr  gemeint  ift  unb  anftfjcincnb  mit 
feinem  Sater,  ber  erft  1649  ftarb,  lange 
3eit  jufammen  gearbeitet  Ijat.  SluS  biefcm 
©runbe  ift  eS  freilicr)  fcr)tüer,  bie  Silber 
ber  beibcn  Mnftler,  gumal  ha  fie  fid)  gleicher 
Scäeidjuungen  bebienten,  ftreng  auScinanber 
gu  fjatten.  @3  täfjt  fid)  nur  im  allgemeinen 
fagen,  bafj  bie  Silber  bcö  SaterS  im  £on 
grauer  unb  minbcr  fein  als  bie  bcS  SofjneS 
finb,  bajj  aud)  feine  XarftcHung  nidjt  fo 
lebcnbig  ift. 

Xaüib  SenierS  ber  ältere  t)atte  fid)  1608 
mit  Xtymfna  ©orneliffcn  bc  SBilbe,  ber  £od)ter 
eines  SdjiffSfaöitänS,  öermäfytt,  unb  biefer 
@t)c  cntföroft  unfer  $enierS,  ber  am  15.  $e= 
jembcr  1610  in  ber  St.  ^afobSfircfjc  getauft 
mürbe,  bcmfetben  ©otteSljaufe,  mo  breifjig 
^aljrc  föätcr  berGrofjmeifter  ber2lnttöeröener 
Schule  feine  le£te  9tut)eftätte  fanb.  Dbtt>ot)l 
bcm  alten  XenierS  öon  feiner  Gattin  brei 
Käufer  unb  mehrere  Renten  in  bie  @t)c 
gebracht  morben  maren,  gereichte  iljm  biefe 
Mitgift  nicfjt  jum  Segen.  Sdjon  im  nädjften 
3>af)re  mufjte  er  bie  Käufer  inieber  ju  (Mbc 
machen,  unb  ba  feiner  (£lje  nadjgerabe  fünf 
Sötjnc  unb  eine  Xodjter  erblühten,  geriet  er 
immer  tiefer  in  9tot  unb  Sd)ulben.  3tt>ar 
taufte  er  im  ^at)re  1615  mieber  brei  Käufer; 
aber  er  mar  genötigt,  fie  balb  fo  fdjmer  j$u 
belüften,  bafj  er  in  ^ro^effe  geriet,  unb  fcb,on 
nadj  menigen  3>ab,ren  mufjte  er  bie  Käufer 
öeröfänben,  um  bareS  ©clb  in  bie  £änbe 
3u  bekommen.  Sdjliefilid)  öerüfänbete  er 
aud)  feine  Silber  gegen  r)ot)e  ,8infen,  unb 
bo  aßeS  nid)tS  f)alf,  naf)m  er  feine  gufludjt 
jum  Setrug,  inbem  er  eine  neue  §t)öotb,et 
tief),  mobei  er  bcm  $>artef)er  öerfdjmieg,  bafj 
feine  Käufer  bereite  überlaftct  mären.  $>ie 
Sad)e  fam  an  baS  £id)t,  unb  XenierS  mufjtc 
inS  Gefängnis  manbern,  luäfjrcnb  fein  Sefif}' 
tum  gerichtlich  öerfteigert  murbc.  ^n  biefer 
trüben  $eit  erfcr)etnt  ber  9came  bcS  jüngeren 
XenicrS  jum  erftenmal  in  ben  Urfunben, 
einmal  atS$euge  Bei  einer  unUHdjtigen  \'(n 
gclegenfjeit,  bann  am  25.  ^uli  1629  bei 
einem  93efuct),  ben  ber  2o()n  bcm  Satcr  im 
2teen,  bem  Wntmeröencr  Strafgefängnis,  ab» 
ftattetc,  um  üon  if)tn  eine  Sotlmadjt  gu  einem 
neuen  £>anbel  5u  erlangen,  ber  ben  SUteit 
auS  feinem  Werter  befreien  follte.  Salb 
barauf  fcf)cint  XcnicrS  ber  Sater  mieber  frci= 
gefommen  ju  fein;  benn  am  17.  Februar 
1630  mietete  er  baS  .fwuS  ju  ben  brei 
glommen    auf   ber   l'ombaarbeöeft.     Xann 


tljaten  ficf)  bie  3ö()ne,  öon  benen  aufjer 
unferem  Xaöib  noct)  amei  anberc  SJcaler  gc=* 
morben  maren,  ^ufammen  unb  fertigten  fo 
öiele  Sööien  unb  Silber  an,  bafj  it)r  Satcr 
bamit  am  16.  3>onuar  1635  auf  bie  SJceffc 
uon  2t.  ©ermain  jiel)cn  tonnte,  ©r  machte 
bort  fo  gute  ©efdjäfte,  bafj  er  fortan  nidjtS 
mefjr  mit  ben  ©engten  ju  tf)un  bcFam. 
SiknigftenS  icirb  fein  sJcame  bis  ju  feinem 
£obe  nidjt  meb,r  in  Serbinbung  mit  einem 
unangenehmen  Erlebnis  genannt.  Slucf)  mag 
ber  macfjfenbe  SBo^lftanb  feiner  Söfjnc,  \m 
befonbere  bie  üorteil^afte^peirat  feinet  @ol)nci> 
Xamb,  ber  ^ot  beä  geplagten  SaterS  ein 
©nbe  gemacht  Imben. 

SBann  ber  junge  Xenierä  al§  üeb^rling 
bei  ber  Sufa^gilbe  angemelbct  morben  ift, 
barüber  fdjnmgen  unfere  Cuellen.  Siellcicfjt 
mar  er  auef)  alö  SOieiftcr§fof)n  biefer  Oförm* 
lic^teit  überhoben,  ^^enfoßö  mu|  er  ein 
frühreifes  Xalent  gemefen  fein,  ha  er  fdjon 
im  Sitter  üon  aa^tjeljn  ^al)rcn  fo  meit  fertig 
Joar,  ba^  er  ein  fo  tücfjtigeS,  tecr)nifct)  ge* 
bicgencS  SSert  mie  fein  b^alblebenSgroBeS 
3elbftbitbni<o  juftanbe  bringen  tonnte,  baZ 
fid)  frütjer  in  ber  ©alcrie  ©cfcll  in  SBien 
befanb.  Surje  $dt  barauf  entftanb  ba9 
Silb  in  ber  (Valerie  Scb^önborn  in  SBien, 
meines  einen  ©eleljrten  in  feinem  ©tubiep 
^immer  barftellt,  bem  ein  öon  hinten  burd> 
bie  £t)ür  eintretenber  Wiener  ein  Schrift* 
ftücf  überbringt  (f.  Slbb.  1).  %n  ber  &{<$)* 
nung  ber  Figuren  madjt  fieb  noeb^  eine  ge* 
miffe  Unbeb^olfen^cit  bemerflicb^,  bie  an  bie 
21rt  beS  SaterS,  überfjauöt  an  bie  ältere 
Generation  ber  Stnttüeröener  SDcater  erinnert. 
Slber  bie  ©Ijarafteriftif  bcS  üugen  ftopfeS 
ift  boeb^  feb^on  ungemein  geiftreief)  unb  fein, 
unb  in  ber  liebcöoffcn  Xurd)fül)rung  aller 
©injelr)eiteii  t)at  ber  junge  XenicrS  bereit* 
eine  Sorgfalt  entmidelt,  bie  an  bie  Stoff» 
maleret  eines  StiMebcnfünftlerS  erinnert. 
2tn  SJcobcflen  ju  foldjen  ©clel)rtciiftubcu 
Ijat  eS  ib,m  in  Slnttocröcn,  bem  «'pauptime 
ber  gelehrten  Stubien  in  ben  fübltdjcu 
^roöinjen  ber  9cicbcrlanbe,  bcm  (icutnim 
beS  Surf)brurfcS  unb  Sucb,b,anbcl3,  ntdn  ß« 
fel)lt,  unb  baß  er  l)ier  tein  s^liantajtcgebilbe 
gefeb^affen,  fonbem  bie  SSirtlicb^fcit  getreu 
foöiert  ^at,  betoeift  bie  f)od)  oben  auf  bein 
Süd)crfd)rantc  neben  anbercn^lutifcn  ftcbcnbe 
ucrflcincrtc  Scadibilbuug  ber  üaofoongruööc, 
bie  bamalS  fic^erlicb;  nod)  ju  ben  anti» 
quarifd)cn   Seltenheiten  gehörte. 


<) 


üftod)  eine  geraume  $eit  l)iclt  jid)  bcr 
junge  £enier3  mit  feinen  $>arfte(Iungen  in 
ben  .Streifen  ber  guten  bürgerlichen  ($efell= 
fdjaft,  in  ber  e3  freiließ  oft  genug  ebenfo 
luftig  juging  toie  in  ben  Slrinfftuben  ber 
dauern,  in  benen  ber  ®ünftter  fpäter  (Sin* 
fef)r  |ieft.  (Sine  Steige  oon  iöilbem  biefer 
$Irt  fdjitbert  un§  folerje  luftige  @5efeUfcr)afteu 
unter  biblifdjen  ober  aUegortfcljen  2)eüifen: 
einmal  ift  e§  ber  oerlorene  Sofyn  be§  (£üan= 
gelium£,  ber  unter  Xirnen  fein  üäterlid)e§ 
(Srbe  üerpraßt,  tote  3.  33.  auf  einem  $ilbe  ber 


fo  ööttig  uerfcfjuünbet,  bau  fic  bem  unbe- 
fangenen iöefrfjauer  gar  nicf)t  einmal  jur 
(Smpfinbung  fommt,  fo  f)aben  audj  bic 
^arftcflungen  auä  ber  ®efd)id)te  be§  üer- 
lorenen  3ol)ne§  gan^  unb  gar  nict)t§  iötbti- 
fdje3,  jumal  ba  fie  aud)  nur  üppige  ®e= 
läge  mit  gepugten  kirnen  fdjilbern.  9tm 
@nbe  biefer  9teib,e  üon  ©emälbcn  ftcfjt  ein 
oon  1634  batierteS  23ilb  be3  berliner 
9Jlufeum3,  ba3  jtoei  junge  s#aare  bei  einer 
^alUjcit  barftettt,  bie  burd)  ©efang  unb 
SDhtpf  getoürjt  toirb  (f.  Stbb.  4).     Dbmol)t 


21&D.  4.    ©efeUjcfiait  beim  Wafilc.    3m  fiönigl.  SJlufeum  ju  Berlin. 
(Ilad)  einer  ^otograpfjie  oon  %t(nv3  .panfftäußl  in  TOündjen.) 


9Jcünd)cner  s$tnafotfjcf  (3tbb.  2),  ein  anberc3 
Wlai  bie  ^ßerförperung  ber  fünf  Sinuc 
burd)  fdjmaufenbe,  trinfenbe,  mufijierenbe 
unb  einanber  tarefficrenbe  Ferren  unb 
tarnen.  3)a§  fd)önfte  93ilb  biefer  gmeiten 
Gruppe  befinbet  fiel)  im  9Jcufeum  ju  Trüffel, 
ba3  für  bie  üert)ättni<omäf3ig  geringe  Summe 
oon  etma  30000  grancä  in  ben  33efi| 
biefer  ^utoetä  gekommen  ift  (f.  5Ibb.  3), 
mä()renb  ber  $ürft  2)emiboff  für  ein  äl)n* 
UcfjeS,  aber  fünftterifrf)  nidjt  auf  gleicher  $öije 
ftef)enbe§  »üb  132000  granc§  bejaht  l)at. 
23ie  f)ier  bie  2lbfid)t  atlegorifdjer  £arfte(lung 
l)inter  bem  unmittelbar  au§  bem  Öeben  gc« 
griffenen  33ilbe  einer  frbljlidjen  ®efeltfd)aft 


biefe  Silber  äufjertid)  burd)  i()ren  bräun* 
tid)en,  nod)  nidjt  burd)  lebhafte  Sofalfarben 
unterbrochenen  ©efamtton  nod)  mit  bem 
alten  £enier§  unb  feinen  2llter3genoffen 
5ufammen()ängen ,  enthalten  fie  bereits 
mehrere  Büge,  bie  auf  bie  fpätere  @nt* 
midelung  be§  jungen  £enier<§  beuten,  gaft 
auf  allen  biefen  Silbern  fiebt  man  §ierlic£)e 
Sotognefer  £ünbd)en  unb  vtffd)en,  ba3  be* 
liebte  lebenbige  Spielzeug  ber  tarnen,  baS 
in  feinem  üorncljmen  §aufe  ber  reid)en 
^anbcBftabt,  bie  bamalä  fd)on  einen  leb- 
haften Import  oon  crutifcf)en  SJSffonjeit, 
Sieren  unb  Paritäten  betrieb,  festen  burfte. 
Sing  biefen  Slffenftubien  l)at  fid)  ber  ^aro- 


10 


bift  cntmitfeft,  ber  3uerft  in  bev  föunft  Stffcit 
als  9cad)ab,mev  mcnfd)tid)ev  £mnticvungen 
unb  Slunftfevtigteiten  Povfüfyvte,  oijnc  bamit 
eine  fativifdje,  für  bciZ  9)cenfd)engefd)lecf)t 
befdjämenbe  2lbfid)t  3U  Pevbinben.  Smmcv 
lüivb  ein  90115  befonbeveä  (#eund)t  auf  bie 
fuvgfältige  SBiebevgabe  bev  C£fjgefd)irre,  bcv 
Svinlgläfev,  Ärfige  unb  Äüdjcngeväte  gelegt, 
bie  bisweilen  31t  Stilllcbcu  gruppiert  loevbcn 
unb  buvd)  if)ve  faubeve  £>uvd)fül)vung  ben 
foloviftifcfjen  ©inn  bes  SöefdjauerS  befonberS 


s-öcvtin  in  bcv  breiteten  malcvifdjcn  !öe* 
Ijanblung  nnb  in  bev  bevbeven  Gfyavattcviftif 
bev  ttöpfe  etwas  abweicht,  beuuodi  innerhalb 
bev  nur  wenige  %cd)\x  (etwa  1630 — 1634) 
umfaffenben  gvüb^cit  entftanben  finb,  ergiebt 
fid)  aud)  aus  bem  Umftanbe,  baft  auf  allen 
biefctlicn  ÜDlöbet,  ©erate  unb  ©cfäfje  ev* 
fdieincn,  befonbevS  bev  d)avatteviftifd)c,  vunbc, 
immer  gfeid)  gebedtc  3:ifcr),  beffen  gefdmit.Uev 
Sufj  aus  üiev  $)elpt)inen  gebitbet  ift,  bev 
metallene    SSeinfü()Iev     mit     ben     beiben 


2IM.  5.    Sic  Welbmecfj^lcr.    3n  ber  ^ationalgalcrie  ju  Üonbon. 
Cftad)  einer  Driginatpfjotograpfyic  öou  $)raun,  Glemcnt  &  Gte.  in  Sornncfi  i.  ($.  unb  ^ariä.) 


reijen.  |>iev  finben  um*  bie  Seime  ju  ben 
fpäteven  Sffidjenftficfen  beS  SJiciftevS.  ©nblid) 
untcvläfjt  ev  cS  faft  niemals,  an  ben  SBänbcn 
ein  Silb  anzubringen,  bas  tvoö  beS  nun» 
^igen  $ovmatS  fo  fdjavf  djavanevifievt  ift, 
baß  man  faft  iiitmcv  ben  (Sd)öpfcv  beS 
Originals  erlernten  fann.  Sftcift  finb  es 
Silbev  feines  SßatevS,  bie  Jcuicvs  pietätuoll 
unebcvgcgcbcn  t)at.  (5s  lüav  bie  cvftc  Ülumg 
in  jenev  ftunft,  bie  etwa  fünfjcfjn  ~\abvc 
fpätev  in  ben  bcvüljmtcn  öalevicftüdcn  ifjrc 
l)öd)ftc  Stute  entfalten  fällte. 

$afo  biefe  23ilbcv,  obwohl  bas  ÜDcün* 
djenev    53üb    üon    benen    in   83vüffel    unb 


^lafdjen,  bie  feinen  ucncjianifdicn  ©läfev, 
bie  ^edctfvügc  unb  bie  mefftngenen,  mit 
Viditevn  befteefteu  Kronleuchter.  Jyüv  jtoei 
biefcv  33itbcv,  bas  äRünetjener  unb  bas 
^Berliner,  giebt  es  cublid)  nod)  eine  aufjeve 
Beglaubigung  füv  if)vc  jeitlidie  ^uiammen- 
ge()övigteit.  Beibe  tragen  näinlidi  bie 
SfcamenSbejeiäjnuug  bes  ftünfileri  in  biefer 
fiovm:  D.  TENIER.  Sie  3d)vcibavt  bev 
sJiamcnS  of)nc  S  finbet  fid)  aber  nur  auf 
ben  Silbern  ber  Arülueit. 

Scniers  Ijat  bie  Ö5cfer)icf)te  beS  Verlorenen 
2ol)ue*  aud)  in  fpäteven  ^abren  nod)  gern 
bel)anbclt.     Dann  bat  er  aber  ben  2d)au 


11 

p(a£  ber  #anMung  immer  tnä  gretc  öer-  bereits  bic  $M)rfcitc  ber  9Jccbaüte:  jenfeite 

legt,  um  bic  33e(}ie()ungen  auf  bog  ©IcidjniS  eines  gtuffeä  frtict  ber  öcrlorcne  2iu>  öor 

be3  (Soangcliumg  noef)  bcutücfjer  gu  machen,  einem  Stfjmcinctrog. 

fo  5.  33.  auf  einem  trefflichen,  öon  1644  33ei  einer  folgen  rein  genrefjaften  Stuf- 

batierten  «übe  im  Üouörc  3U  ^ari§,   mo  faffung  btbüfetjer  9Jcotiöe  ift  c3  crf(ärtitf), 


B 
09 


ber  ücrlorcnc  2ob,n  mit  gmei  kirnen  an 
einem  -£ifcf)c  öor  ber  £()ür  eine§  (anbüken 
2Birt3t)aufe3  fcf)(emmt,  n)är)renb  eine  arme 
$rau  öergcben§  um  ein  Sttmofeu  f)cifcf)t. 
©in  Wiener  bringt  Söeifen  b,crbei,  unb  jtoet 
SJcujifanten  machen  bic  £afe(mufif.  ^m 
«pintergrunbc  ber  2anbfd)aft  fteljt  man  aber 


baß  man  bie  23ebcutung  biefer  9(rt  tum 
93übcrn  lange  $eit  üöHig  öerfannt  f)at. 
(£in  frangöfifcfjer  Stecher  be§  18.  $af)r- 
I)unbert3  ()at  ba$  23itb  fogar  unter  beut 
iitet  „£>aöib  £enter3  unb  feine  gamiüe" 
geftodjen. 

$ener  erften  Beit  be3  ®ünft(er§  fcfyeint 


12 


aud)  ba§>  93ilb  ber  l'onboncr  9tationalgaleric 
an3ugel)ören,  baS  in  einem  nur  fcfjiuadrj  öon 
einem  I)odj  angebrachten  genfter  beleuchteten 
Gkmad)  einen  ÖktbroedjSler  mit  feiner  grau 
barftedt  (f.  2lbb.  5).  @3  tft  baS  alte  9Jcotiü, 
oaS  fyunbert  3>al)re  üor  SenierS  burd) 
Quinten  9Jcaffi)3  in  bie  Sttobe  fam.  Slber 
rote  f)at  eS  JenierS  maferifd)  Verfeinert! 
2Bie  oiel  tiefer  fjat  er  bie  beiben  SJcenfdjen 
djarafteriftert!     28ie  biet  braftifdjer  l)at  er 


bamit  l)at  er  aud)  bie  Art  feiner  malerifdjcn 
3)arftctlung  gerocdjfeft.  SSic  ift  biefer  faft 
ptö|ticf)e  Llmfdjroung  ju  ertlären?  3)en 
alten  niebcrläubifdjen  Mnftterbtograpt)en, 
bie  ifjre  Mnftlergcfd)id)tcn  aus  rocnig  SBaljr* 
b,eit  unb  öiefem  SHatfd)  äufammenftctlten, 
ift  biefer  Umfdjroung  aud)  nid)t  entgangen. 
©ie  Ijaben  fid)  aber  fdjnett  5U  Ijelfen  ge- 
mußt. 2)er  eine  er3äl)tt,  ba^  ber  junge 
£enierS  fdjroere  9Mt)e  f»atte ,   feine  Silber 


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9(bb.  7.    innere*  einer  2orffnei»e.    3u  ber  alten  *ßinafott)ef  in  3Jlünd)cn. 
(9tatf)  einer  s^f)otograpf)ic  «on  ftremis  £anfftäna,l  in  TOündjen.) 


in  bie  beiben  faltigen  ©cfidjter  bie  Spuren 
ber  unerfättlidjen  ($ier  nad)  ®olb  einge= 
graben! 

5)as  %cit)x  1634  bcjeid)net  nid)t  im 
geben,  aber  in  ber  ftunft  bcS  ÜJJteifterS  einen 
Söenbepunft.  2ßät)rcnb  fid)  ba%  ermähnte 
93itb  ber  ©erftner  (Valerie  nod)  üütlig  in 
ber  alten  SKanier  beroegt,  jcigt  ein  in  beut* 
felbcn  !3af)rc  gemaltes  93tlb  ber  äftann$etnter 
(Valerie,  eine  ibaucrngcfellfdiaft  in  einem 
2öirtSl)au3,  ein  üöllig  öeränberteS  (ftcfidjt. 
@£  ift  eine  anberc  21tmofpl)äre,  in  bie  uns 
JenicrS  f)icr  511m  crftenmalc  einfül)rt,  unb 


31t  üerfaufen,  unb  baft  er  fid)  barum  ent- 
fd)tof?,  feine  Spanier  31t  änbern.  anbete 
beridtfen,  bafj  er  nod)  einmal  bei  bem  genialen 
$)arftcller  beS  ©onern-  unb  .Slneipcntebeus, 
bei  Hbriaen  Summer,  in  bie  Sefjre  gegangen 
unb  bnrdj  beffen  Untcrroeifung  311  einem 
üöllig  neuen  Stile  gelangt  fei.  dagegen 
f)aben  fid)  mit  föcdjt  nun  roieber  bie  Ur 
funbeuforfdier  nnferer  $eit  aufgelehnt,  roeil 
fie  aus  ben  Siftcn  ber  Wntroerpener  Bufaä 
gilbe  nadjrocifcn  tonnten,  baf?  SBrouroer  in 
bem  3afjre  1631  auf  1632  als  Oteimeiftcr 
aufgenommen  roorben  mar   unb   bafi   bem 


13 


jungen  £emer3  bie  gleite  (Sljre  ein  %afyv 
foäter  5u  teil  ttmrbe.  SDer  2eb,rting  öon 
gestern  lann  bodj  nicfjt  morgen  fdmn  felbft 
SÄetftcr  fein'?  Unb  bod)  ift  e§  fo  getoefen! 
Sttcm  mu|  nur  neben  ben  gunftregiftem 
aud)  bie  SBerfe  ber  eingetragenen  SOJetfter 
ftubiercn  unb  aujlcrbem  nodj  anbere  litte* 
rarifdje  Guetten  3U  State  gießen. 

3n   ber  £t)at  Imt  UZ  plö&Kdje  auf- 
treten Stbriacn  23rounier3  in  ber  ®ünftler= 


SBett  gefommen  ift.  @r  fear  atfo  ein  staute 
öon  ©eburt,  unb  ba§  ift  er  a(3  SJcenfcb, 
unb  9Jcater  bi§  an  fein  frütjeä  @nbe  ge* 
blieben,  menn  er  fid)  aud)  mehrere  3al)re 
in  Slmfterbam  unb  ^martern  aufgehalten  ljatt 
Wo  er  granä  |>al§  in  feiner  btüljenben 
®raft  antraf  unb  fidj  ilnn  anfdjtof?.  ®§ 
iüaren  gmei  burd)au<§  gteidjgcftimmtc  Naturen, 
bie  ftc£)  im  äftaten  unb  im  Jrinfen  nichts 
nachgaben.      2Ba3    Sörouroer    in    Chartern 


■  m 

216b.  8.    ®er  3eitung8te|er.    3n  ber  Äaiferl.  ©alerte  31t  SBicn. 
(s3Jac^  einer  $potograpl)te  uon  3-  2ött)ö  in  SBten.) 


fdjaft  2(nttüerpen3  einen  feljr  ftarten  unb 
tiefen  ©inbrud  gemacht,  unb  nidjt  blo§  bie 
Äünftter,  fonbern  audj  bie  93el)örben  fjatten 
mit  if)m  üiel  ju  tfjun.  ©ein  ®ebut  in 
Antwerpen  mürbe  baburd)  einigermaf3en 
getrübt.  @r  mar,  roie  mir  im  ^ßoligeiton 
unferer  £age  fagen,  ein  fer)r  unguüerläffiger 
®antonift,  unb  für  bie  ®unftgefd)id)te  ift 
er  e3  eigentlich  f)eute  nod).  SJcan  Ijatte 
tön  lange  für  einen  £)oHänber,  b.  b,.  für 
einen  9liebertänber  au§  ben  nörblidjen  ^ßro* 
üinjen,  gehalten,  ^e£t  b,at  fid)  aber  l)erau3= 
geftellt,  ba$  er  in  einer  ber  füblicb,en  $ro* 
tunken,  mab,rf djeintieb,  in  Oubenaerbe,  gur 


gelernt  blatte,  bradjte  er  nadj  2(ntmerpen. 
Unb  e3  mar  nict)t§  ©eringe§!  %n  menigen 
SJionaten  blatte  er  fid)  bureb,  bie  tjinreiftenbe 
(Genialität  feiner  nid)t3  meniger  aU  gesitteten 
SDarfteUungen  au3  Ijottänbifdjen  unb  bfämi* 
fdjen  SBinfelfneipen  unb  au§  noeb,  fcb/limmeren 
©petunten  eine  geartete  Stellung  unter  ben 
Slntmerpener  ^ünftlern  unb  ^unftfreunben 
errungen,  obmob,!  feine  Seben^meife  burd)* 
au3  ben  Orten  entfprad),  au§  benen  er  bie 
SDcotibe  j$u  feinen  übermütigen  93itbd)enb,ofte. 
Selbft  ein  9ttann  mie  9tuben3  üerfdjmäfjte 
e§  nierjt,  fidt)  mit  ilmt  eingulaffen,  unb  er 
laufte  il)m  fogar  nacb,  unb  nacb,  faft  anbert- 


14 


e§  muf?  ein  „fibelcä 
Qtefcingniä"  gemefcu 
fein  —  macfjte  er 
500  Bulben  (nacf) 
unf  crem  ®elbc  8000 
9#arf!)©d)u(benfür 
leine  Verpflegung. 
3>a§  erflärt  fid)  ba* 
burd),  bafj  ficf)  inner* 
(jalb  ber  geftung  eine 
befonbere  Säcferci, 
eine  Brauerei  unb 
—  ü>a3  bic  §aupt* 
fadjc  war!  —  eine 
Sßcin*  unb  Sicr* 
fneipe  befanb.  $((§ 
er  bann  auf  i8cr- 
iuenbung  einfluft* 
reicher  ©önncr  feine 
greitjeit  nneber  er* 
l)telt,  muffte  suerft 
ein  guter  greunb 
feine  @d)utben  be* 
jaulen. 

9(nbicfen9ftann, 
ber  tro|3  folcfjer  üb* 
ten  (Srfaljrung  bi§ 
an  feinen  fdjon  im 
3at)rc  1638  erfolg* 
ten  £ob  ein  unüer* 
beffertidjer  Srinfcr, 
Spieler  unb  Sdntl 
ljalb  $5u6enb  Silber  ab,  Weil  ber  grofje  bcnmacfjer  blieb,  fdjlofj  fid)  ber  junge  £cnicr3 
SJccifter  mit  ferjarfem  Süd  ben  genialen  um  ba3  Sa^r  1634  an.  5ln  ein  totrfftdjeS 
gunfen  erfannte,  ber  au§  biefem  SIbgrunbc  2el)rt>crl)ättni3  barf  man  babei  nid)t  beuten, 
tieffter  Seriüorfenljeit  aufbiigte.  9?i<f)t  lange  SDenn  £enier3  mar  ja  fd)ou  felbft  Sftcifter, 
erfreute  fict)  Srouloer  biefer  angefeljenen  fonntc  alfo  bei  einem  aubercu  nid)t  alö  8eljr* 
Stellung.  $)enn  fdjon  ein  %afyv,  nacfjbem  ling  eintreten.  3ubcm  loärc  bieä  bei  ber 
er  als  SJteifter  in  bic  i^ufaSgitbe  aufgenom*  mifjlidjen  Scrmögenälagc  Srourocrä  ctlnaS 
men  mar,  fafj  er  als  Staatsgefangener  auf  fdjuncrig  geroefen.  $)enn  fdjon  feine  geit» 
ber  3cftung  üou  Slntluerpen,  bie  fieb,  in  ben  genoffen  eraäljltcn  oon  Sroumcr,  baf?  er  feine 
.fränben  ber  fpanifdjen  Sefagung  befanb.  Silber  meift  in  bcrfelben  3d)cnfc  gemalt  Ijättc, 
2Ba3  er  eigcntlicr)  begangen  blatte,  ift  noeb,  bic  er  barauf  in  allen  il)rcn  fdpttttfeigen 
nieb^t  genügenb  aufgeflärt  morben.  (Sä  ift  ©injeüjciten  barfteHte.  3n  cm^  folcbjeu 
jebod)  mal)rfd)ein(icl),  oa$  er  in  jüngeren  £aüerne  wirb  aueb,  ber  junge  SenierS,  ob» 
fahren  auf  feiten  ber  .^oHänbcr  gefämpft  rcoljl  er  gemofynt  war,  in  beffercu  .Streifen 
unb  an  ber  Belagerung  üon  Srcba  teilgc»  3U  üerfefyrcn,  bic  Sefanntfdjaft  bc3  genialen 
uommen  t)at.  (Sin  unt>orficb,tige3  SSort,  üöcanncä  gcmad)t  Iwben,  um  ifym  bic  ®c- 
t>icl(cid)t  aud)  eine  ^raljlerci  beö  ftünftlerö  fyeimniffc  feiner  ®unft  al^ulcrncn,  mit  benen 
mag  bic  ©panier  ucranlafrt  Iwbcn,  iljm  Sromucr  felbft  bie  größten  9Jtciftcr  ber  5lnt- 
cinen  flehten  Xen^ettel  )tt  geben.  Xenn  merpener  Schule  jur  föodjadjtung  unb  Sc* 
attju  ferner  ift  il)m  bie  $aft  nid)t  gemacht  munberung  gejmungen  fyatte.  Ta  SenierS 
morben.  2öäf)rcnb  ber  ^clm  Sftonatc  näm-  minber  genial  unb  felbftänbig,  bafür  aber 
lief),  bie  er  auf  ber  3teftung  jubracfjtc,  —    ein  fdjmicgfamcrcr  unb  üiclfcitigcrer  ®ünft* 


2lbb.  9.    ;Hut)cftunbe.    3m  iRetcfjämufeum  ju  Slmfterbam. 
(Wad)  einer  Shtfnaljme  öon  $.  5-  Oelridjg  im  §aag.) 


15 


ter  mar,  gelang  e§ 
if)m  batb,  }id)  bie  2trt 
Sörouluerg  anguetg^ 
ncn.  $on  3ta|r  5" 
3afjr  folgte  er  ber 
weiteren  ©ntlüide* 
tung  feinet  SSorbtt- 
be3,  fo  bo^  feine  in 
ben  3al)ren  1634  big 
1638  entftanbenen 
3Sirt§t)au§bilberba§ 
(5cf)o  Sörouwcrfcfjer 
ftunftfinb.  ©ieäRo- 
tiüe  ber  ®ompofiti= 
onen,  bie  £twen  ber 
Figuren,  ifyre  üer= 
fniffcnen  unb  bi§  gur 
ftarifatitt  üergerrten 
^eficrjter^irjreStract)^ 
ten,    ib,r   (Gebaren, 

bie  tjatbbunften, 
fetterartigen  Zäunte, 
bic  barin  enthaltenen 
WöM,  ®erätf Sof- 
ten, ja  bie  gange, 
tion  £aba!3raucfr,  er* 
füllte  5ltmofüt)äre — 
alle  biefe  unentbetjr* 
liefen  33eftanbteilc 
cine§  ÜBrouwerfdjcn 
©cmätbeä  fefjren  auf 
ben  Silbern  bc§  ge* 

leljrigen  @d)ü{er3 
mieber.     2tucf)  ba§ 
auf  einen  tiefen,  füt)t 
grauen     £on     gc* 
ftimmte  Kolorit,  bie 

fräftig  beefenbe,  malerifdje  33el)anblung  unb  üorfitfjtiger  9ftann  flebte  er  nidjt  fo  feft  am 
ba§  fette  $luffe£en  ber  fjetten  Sitfjter  ent*  @toff,  an  feinen  Lobelien  unb  ifjrer  Um* 
fprecfjen  fo  genau  ben  legten  S^en  gebung,  bafj  er  Wie  Sörouluer  im  ©umpf 
93routoer§,  bafj  man  fiel)  nicfjt  ttmnbern  fteefen  blieb  unb  unterging.  @r  mar  immer 
fann,  bafj  mandje  ®emätbe  öon  SenierjB  in  §err  feiner  felbft,  unb  nodj  lange  naef) 
ben  Valerien  ben  tarnen  „33rouU)er"  tragen.  33routt>er3  $obe,  al§  biefer  tiietteitfjt  fdmn 
(Srft  in  ber  neueren  3eit  ift  e3  bem  ©cfjarf*  oergeffen  ober  burefj  ben  alle  übrigen  91nt* 
bfief  ber  ©peciatforfdjer  gelungen,  bie  Unter-  merüener  ($enremaler  überftratjtenben  9iuf)m 
fdjiebe  feftguftellen,  bie  bie  SSerfe  be§  £enier§' üerbunfett  morben  ttmr,  matte  biefer 
9cacfmt)mer§  öon  benen  feinet  Sßorbitbe«?  immer  nodj  Sftteipfcenen  unb  2öirt§b,au3* 
trennen.  ftuben  in  ber  Strt  83rouiüer§,    tneit   feine 

2öa§  Sßroutuer,  ben  nur  bie  bitterfte  ©önner  banacl)  oerlangten.  (Sie  tjatten  einen 
üftot  unb  ber  Ijärtefte  Btoang  gum  Scalen  anberen  ©efcfjmad:,  at§  ber  im  ^erücfenftif 
trieb,  an  ®neipenbifbem,  an  Stauchern  unb  groftgeicorbene,  immer  auf  Steigen  ftfjrci* 
Srinlern  ber  üftadjtoelt  gu  menig  l)inter=  tenbe  Sonnenfönig  Submig  XIV,  ber  ein* 
laffen  l)at,  r)at  £enier3  in  feinem  langen  mal,  al§  man  if)tn  foldje  Sßirtgfjauslntber 
Seben  reidjtid)  erfe^t.     3(13  mofjlergogener,    üon   £enierä   üormieS,    in  bie   entrüfteten 


9106.  10.    Ser  3Jaurf)er.    3m  *)ßriöatbefitj  ju  ^ßariä. 

(Mad)  einer  ßriginalöljotoarapfne  öon  Scann,  SIement  &  (Sie.  in  Sornad)  t.  ©. 

unb  s4*ari§.) 


16 


Söortc  auäbratf):  „Otez-moi  ces  magots!" 
„Schafft  mir  biefc  Slffengefidjter  fort!"  Unb 
fie  fjabcn  mirflidj  ctwaä  öon  t)tn  Slffcn= 
menfd)en,  bie  bic  neuefte  9laturforfcf)ung 
fonftruiert  f)at.  ©3  finb  ÜDcifjgcburten  an 
Störöer  unb  Seele,  unb  felbft  ba3  „(Swig 
SSciblidje"  föielt  in  biefen  ®neipenbitbern 
oon  Senierä  —  Srouwer  wollte  überhaupt 
nict)t^  bauon   wiffen  —   eine   fo    flägtidje 


hingen,  einen  Weiten  Iwri-jont  ju  gewinnen 
unb  ben  Sinn  ibrer  Sefer  fo  über  tai 
Stoff  ju  ergeben,  hci$  ber  ©ebilbetc  fiel) 
banac^  gewöhnt  l)at,  jebcä  ®unftwerf  auä 
ber  Beil  feinet  (£ntftel)en3 ,  ou§  ben  ba* 
maligen  Sitten  unb  geiftigen  Strömungen 
•ju  erflären.  jDarum  bebürfen  ioir  fetner 
weiteren  (Sntfdjulbigung,  wenn  wir  einige 
ber  3Sirt§fjau3fcencn  unfereS  ®ünftler3,  fo 


9lbl>.  11.    Sic  töaudjer.    3n  ber  alten  <ßtnarotfjet  ju  «miindjeit. 
Cilaä)  einer  SßfjotograMic  »on  granj  $anfjtäna,l  in  Wünrfjcn.) 


SRottc,  bafj  e§  einem  SJcenfdjenfrcunbc, 
beffen  Seele  nur  \)im  eblen  Gefügten  bc* 
l)errfd)t  Wirb,  nicf)t  ju  oerbenfen  ift, 
wenn  er  tior  folgen  Sdjilbcrungcn  tieffter, 
incnid)(id)er  (Srnicbrigung  trnuernb  fein 
•Vmnpt  oerbüllt.  Wber  bie  üftatur  Ijat 
bem  menfdjticfjcn  Öteift  jum  ©lud  eine 
Mitgift  gegeben,  bie  audj  üfttebrigfetten 
unb  Gemeinheiten  mit  einem  leichten  poe* 
tifcfyen  Schimmer  oerffärt  unb  fie  baburd) 
wenigftens  für  bie  ®unft  erträglich  mad)t: 
ben  £umor.  3"  nenefter  ;}cit  ift  e§  aueb, 
t^tn    Semi'tfjungen  ber    Siunftfjtftorifer    ge- 


Wic  er  fie  gefdjaffen  Ijat,  in  5lbbitbungcn  öor» 
führen.  @3  ift  nur  eine  Heine  5lu§Wal)f; 
benn  $cnier3  f»at  über  hnnbert  fold)cr  Silber 
gemalt,  oon  benen  faft  alle  öffentlichen  ($a= 
lerten  groben  aufjuweifen  l)abcn.  Sine  cd)t 
SrouWerfdjc  ©eftalt  ift  fajon  ber  Xubclfacf* 
Pfeifer  auf  bem  ÜJttündjcncr  Silbe  mit  bem 
jungen  ^raffer  (SIbb.  2),  unb  bic  ber  alten 
üüftagb,  bic  mit  wohlgefälligem  Sdjmun^cln 
eine  ^Saftete  auf  ben  3ftfc§  ftellt,  bereitet  un§ 
nod)  mcljr  auf  bic  ®cfctlfd)aft  oor,  bic 
fortan  auf  ben  Silbern  Xcnicrä'  bic  £)aupt* 
rolle  fpiclcn  fottte.    sJJäd)ft  bem  9Jcannl)ctmcr 


17 


SBouernBübe  finbcn  mir  ben  (Sinflufj  93ron» 
tt>er3  befonbcrä  ftarf  in  einem  s-öi(bc  bc§ 
s3rabomufeum  51t  Sftabrib  ausgeprägt,  auf 
mcld)em  cinc§  jener  ü(ämifcf)en  SßotfSfcfte  bar= 
geftettt  ift,  bei  benen  fiel)  ba$  (ebenätuftige 


ba§  93of)ncnfcft  genannt,  loci!  ber  £aupt* 
fpaft  be§  $eftc§  barin  beftanb,  baf;  in  einem 
großen  ®urf)en,  bem  ®önig§fudjen,  eine  93of)ne 
tierbaefen  mürbe.  2öer  Beim  Verlegen  be§ 
Hucken»  ba§  Stücf  mit  ber  93ot)nc  erhielt, 


Jcmücrament  ber  marmbtütigen  tarnen  ber 
ungebunbenften  Völlerei  in  £rinfen,  &<fymavi* 
fen  unb  $arefficrcn  fyingiebt.  (2166. 6).  @§  ift 
ba§  geft  am  SSorabenbe  ober  am  5(benbe  be§ 
CTagc»  ber  ^eiligen  brei  Könige,  ber  fogc- 
nannten  (£m>()ania§,  im  $olf§munbe  fur§meg 

SRojenberg,  Ecnicrä. 


mürbe  für  ben  Stbenb  gum  ®önig  au3ge= 
rufen,  bem  alle  übrigen  £ifcf)genoffen  ge* 
b,orcfjen  unb  fjulbigen  mußten,  ber  aber 
anbrerfeit§  meift  bafür  gehalten  mar,  bie 
3ed)e  ju  besagten.  <2o  oft  er  baä  ($tfa§ 
3um  £runf  an  ben  9ftunb  fefcte,  erb,ob  bie 

2 


18 


Safclrunbe  unter  fomifdjcn  ©(jrcnbcscigun* 
gen  ben  9iuf:  „ber  Völlig  trinft!"  uub 
einen  foldjen  feicrlidicn  Slugcnblicf  f)at 
JcnierS  3um  ©egenftanbe  feinet  53ilbc3  ge= 
madjt.  $cr  Sdjauplajj  biefeS  ©clageS  ift 
aber  nid)t,  toie  man  e§  auf  äfmlidjcn  Silbern 
üon  J^afob  ^orbaenä  unb  San  3teen  3U» 
meift  jierjt,  bic  gute  3tube  eines  lvol)U 
Ijabcnbcn  WirgerfjaufcS,  fonbern  bciZ  raudjige 
innere  einer  SBorftabtf  neipe ,  in  ber  fidj 
il)r  getDöfynlidjcS  3tammpublifum,  $anb* 
merfer  unb  üöaucrn,  in  auSgelaffcncr  grob/ 
lidtf'eit  3ufammcngcfunbcn  fyabcn.  2(ber  eine 
fotcfjc  2ltmofpl)ärc  reiste  bamalS  gerabe  ben 
malerifdjcn  Sinn  beS  jungen  JenicrS,  ber 
feine  ganje  ®raft  baran  fefcte,  eS  feinem 
genialen  SSorbilbc  33routr>er  gteid)3utb,un, 
unb  in  ber  2b,at  ift  er  tfmt  auf  biefem 
S3ilb  rocmgftcnä  in  ber  £cbcnbigfeit  ber 
3d)übcrung,  in  ber  tcmperamentüoHcn  2tuf= 
faffung  unb  in  ber  geiftreidjen  (Sfyarafteriftif 
befonberS  nafye  gclommen. 

SSon  ben  übrigen  SßirtStjauSfcenen  unb 
ätjnlicrjen  ^nncnraumbarftdlungen,  bic  unfere 
Slbbübungcn  roiebergeben,  fteljen  ber  23rou= 
merfd)en  Strt  am  näcfjften  baä  innere  ciner 
Sorffneipe  in  ber  9ftünd)cner  s$inafotf)ef 
(f.  Slbb.  7),  ber  geitungStefer  am  Stamm 
in    ber   faifertidjen   ©atcrie    3U    SSien   (f. 


Wbb.  8),  bic  9tu()eftunbc  im  9ieid)3mufeum  311 
Slmfterbam  (f.  VLbb.  9),  ber  SRaudjcr  im 
$riüatbcfi£  3U  SßariS  (f.  VLbb.  10)  unb  bic 
mit  ber  3ab,reS3ab,t  1650  bcjcidinetcnSRaudjcr 
in  ber  äRfindjenex  ^Sinafotljef  (f.  8U>6.  11). 
3o  tauge  nrirfte  ber  (Einfluß  SörontnerS  im 
grofjcn  unb  gan&en  nad),  toenn  audi  im 
einzelnen  3U  merfen  ift,  ba#  Semers  aü*« 
mäljlid)  einen  feineren  Jon  in  biefe  1111 
gebärbige  ©cfellfd)aft  311  bringen  fudjtc.  Sie 
it)m  bas  fdjliefjfid)  gelang,  erfeljen  mir  aus 
bem  9?aud)foHcgium  in  ber  ®resbencr  Wa- 
leric  (f.  5lbb.  12),  Wo  fid)  bereits  ein  fein 
gearteter  Jüngling  unter  bie  loüftcn  Qeä) 
tumpanc  gemifdjt  l)at,  aus  ben  ^ufffpiclern 
üon  1641  (f.  2lbb.  13)  in  ber  berliner 
©alerte,  aus  ber  üon  1643  batierten  2lut 
merpencr  SBirtsfjausftubc  in  ber  9Jcüiui)cnev 
$inafotl)ef  (f.  Wbb.  14),  in  ber  bereits  tro^i 
jrunl  unb  (Spiel  milbc  Sitten  rjerrfdicit, 
bic  nur  einer  im  ^orbergrunbe  burd)  eine 
plumpe  $Bertraulid)fcit  gegen  bie  bebieneube 
ättagb  3U  ftören  fud)t,  aus  einer  SBirtsftubc 
im  berliner  $riüatbeft£  (f.  2tbb.  15)  unb 
aus  bem  1645  gemalten  23auerntan3  in  einer 
SBJtrtsftube,  bic  fid)  ebenfalls  in  ber  an 
Sßerfen  bes  äfteifters  befonbers  reichen  2Rfin 
d)encr  $inafott)ef  befinbet  (f.  2lbb.  16).  »lud) 
eine  3eid)nung  bes  SDresbener  ®upfcrftid)' 


«b6.  13.    Tic  t«ufffptcler.    3n  ber  »önifll.  «emälberfalerte  ju  »crliii. 


19 


l.    SJlämifdjc  gedjftuOe.    3"  ocx  alten  ^inatotfjcf  äu  3Jtünd)en. 
OJJadft  einer  ^tiotogra^^ic  von  gran^  Jpanfftängl  in  Wunden.) 


fafctnettö,  auf  ber  ein  auf  einer  Tonne 
ftebenber  T)ubetfacfföieler  ben  SDcittclpunft 
ber  $omöofition  bitbet  (f.  2lbb.  17),  fdjeint 
eine  Sorftubie  gu  einem  fotetjer  Silber  in 
ber  Sroumerfdjen  2lrt  §u  fein. 

$)afj  Tenier§  biefe  Sdjitbcrungen  bc§ 
ScbcmB  unb  Treibens?  in  ben  Söinfetfneiöen 
bc§  ^afenS,  ber  f)albtänbficf)en  Sorftäbtc 
nnb  ber  Slntmerpcn  benachbarten  Dörfer 
nid)t  etwa  Srouu)erfcf)en  Silbern  abgeben 
ober,  wie  bic  Später  unferer  3eit  fpottenb 
ju  fagen  pflegen,  „au§  ber  Tiefe  be3  (Ge- 
müts" gefdjöüft,  fonbern  bafj  er  biefcä 
$neiöenleben  mit  feiner  urmüctjfigen  Suftig- 
feit  unb  allen  barau§  entfbringenben  9tüpe* 
leien  au§  eigener  2lnfcf)auung  fennen  gelernt 
bat,  bafür  tjat  er  un§  fetbft  in  einem  öon 
1646  batierten  Silbe  ber  T>re3bener  (Materie 
ein  flaffifdjeä  $eugni§  tunterlaffen  (2lbb.  18). 
3m  Sorbergrunbe  einer  SBirtsiftube,  au§  ber 
man  noef)  in  einen  jmeiten  Staum  mit 
(Mafien  bor  bem  Flamin  blicft,  fi£t  ber  SCReiftcr 
fclbft,  ba§  mit  SSein  gefüllte  Ißafsgtaä  in 
ber  Steckten,  einen  bauchigen  .Ipenleffrug  in 


ber  Sinfen,  unb  e§  ficfjt  gar  nicfjt  fo  au§, 
al§  oh  er  nur  gu  turpem  Sermeilen  einge- 
leimt fei  ober  al§  ob  er  fidj  in  ber  ®efett- 
fdjaft  um  ifjn  Ijerum  unbetjaglicf)  füljte.  T)er 
Sauer,  ber  neben  il)m  tjtnter  bem  aU  Tifd) 
bienenben  gaffe  ftetjt  unb  feine  pfeife  ftoöft, 
öerrät  nietjt  ba§  gcringfte  (Srftaunen  über 
ben  fein  gefteibeten  gedjgenoffen.  T)arnad) 
muffen  folcfje  ®äfte  leine  ungemöljntictjen  (£r* 
fcfjeinungcn  in  ben  oäucrtidjen  2BtrtSt)äufcm 
gemefen  fein. 

SSenn  mir  biefc  ganaeßhmböc  öon  Silbern 
betrauten,  finben  mir,  abgefetjen  öon  ben 
überall  micber!eb,renben  Tt)pen,  gemiffe  $üge, 
gemiffe  äfterfmafe,  bie  allen  gemeinfam  finb. 
gaft  immer  fällt  oa$  Sictjt  öon  tinlä  buref) 
ein  fjoefj  oben  unter  ber  ®ecfenmölbung  an- 
gebrachte» genfter  in  bm  Ijatbbunflen  fetter- 
artigen  SRaum.  Oft  b tieft  ein  Sauer  ober 
eine  Säuerin  neugierig  burefj  ba3  offene 
genfter  auf  ba§  luftige  Treiben  tjerab,  ober 
ein  ®rug  ftetjt  eintabenb  auf  ber  genfter- 
brüftung.  2öa§  biefe  9iäume  an  Tifctjen, 
Si^getegcnljeiten,  SBeinfäff ern ,  Siertonnen, 


20 


JrittfgefäBen,  glafdjcn,  ftiidicttgcräten  unb 
fouftigenÜUcobilicn  enthalten,  ift  mit  jener  fdjon 
bei  ben  (h'ftltngviocrfen  beä  ftiinftlcr*  gc- 
riit)mten  Sorgfalt  gemalt,  ber  fein  (Negern 
ftanb  3u  gering  ift,  nm  nid)t  eine  licbeuoClc 
Gfyaraftcriftif  31t  oerbienen.  Unb  meint 
Jcnier*  nnrf)  gerabc  ntdjt,  mie  eine  Wncfbotc 
uon  2>ou  erjäf)!!,  an  einem  Scfett  brei  Jage 
lang  gemalt  f)at,  fo  barf  er  fid)  bod)  in 
ber  "Husfülnmng  aller  biefer  Sllcinigfcitcn  mit 
ben  beften  Stilllebenmalern  meffen.  Selbft 
feiner  alten  Neigung,  bie  Sßänbe  feiner 
^snnenräume  mit  Slunftmcrfcn  ju  fcrjmücfcn, 
üergifjt  er  ttidjt,  menn  er  fief)  aud),  in 
Übeveinftintmung  mit  bem  ganjen  Söefen 
biefer  Stätten  ber  Völlerei,  barauf  be* 
fdjränfen  muft,  f)ier  unb  ba  eine  3eicf)nung 
ober  einen  $upferftid)  an  bie  Söanb  ju 
heften.  $ott  ber  £etfe  baumeln,  mie 
man  e3  nod)  Ijeute  in  ben  Sdnffcrfncipen 
finbet,  getroefnetc  $ifd)e  Pott  feltfatmpfjam 
taftifdjer  Qkftalt  fyerab,  unb  C5  ift  um 
fdjmcr,  in  if)ttcu  bie  Elemente  ju  erfenneu, 
aus  benett  fid)  fpäter  ber  £>öllenfpuf  auf 
ben  SBerfudjungen  be§  ^eiligen  Antonius 
entmidclte. 

$5aJ3  ber  enge  3ufammcnt)ang  jloifdjen 
Sbrouloer  unb  SenierS  nidjt  ctloa  erft  fünft» 
lief)   burefj   bie  funftgcfdf)ict)tlicr)e  gorfefjung 


unferer  Jage  fonftruiert  roorben  ift,  fonberu 
baft  SemerS  mit  oollcm  Söejnttfjtfein  ein 
sJixad)af)tncr  Sroumcrs  uutr,  ergiebt  fid)  am 
mehreren  Sbatfadjcu.  3n  alten  ©ilberöer 
3cid)ttiffen,  bie  nod)  bei  Jeniers'  SePjeiten 
aufgeteilt  maren,  toerben  Silber  au3  jener 
$eit  be3  ÜDceifter*,  mo  er  fid)  an  üöroumer 
angefcf)loffcn  l)atte,  nod)  foefonberS  burd)  ben 
Snfaj}  „tu  ber  s,Urt  bes  53roumcr"  itätjcr 
gefcnti3eid)net,  ein  93ett)et3,  bau  bie  ßcit- 
genoffen  mußten,  in  metcfjcm  33ert)äftni3  ber 
^(bl)äugigfcit  Jenicr*  31t  Söroumer  geftanben 
Ijatte.  S)ann  finben  fid)  ©entälbe  tum  JenicrS, 
auf  benen  ein3elnc  Figuren  au§  Söroumer* 
fcf)en  Silbern  unmittelbar  fopiert  morben 
finb,  loa§  nid)t  Joeiter  überrafd)en  fauit, 
ba  in  jener  $cit  ber  begriff  be3  geiftigeu 
unb  fünftlerifd)cn  (Sigentum§  etttmeber  gar 
nid)t  oorbanben  ober  bod)  nod)  lauge  ntdjt 
fo  fein  au^gebilbet  mar,  mie  in  nnferen 
Sagen.  (Snblid)  l)at  ScnierS  alle  Stoffgebiete 
beljanbelt,  bie  ©routoer  geläufig  maren. 
5tu£er  ben  2Birt§l)au§feencn  maren  e£  6e* 
fonberS  33abcrftuben,  in  benen  Söaucrn  einer 
Operation  untersogen  ober  nad)  einer  Sdjtä« 
gerei  üerbunben  mürben.  'SaS  mar  aud) 
etmaä  nadj  2enier§'  ®efd)tnad,  nur  ~ba})  er 
fold)e  Sarftettungen  nad)  feiner  2trt  lücl 
mannigfaltiger  gcftaltete.     @3  mar  nod)  bie 


9lbb.  15.    SBirtSftubc.    3m  93cfiöe  bc3  verrn  (Xarl  JpoHitfcfoer  in  Berti». 


21 


2(bb.  16.    SSauerntattä  in  einer  SBirtSftube.    3n  ber  alten  Sßinafotljcf  }H  IRfindjen. 
(Mai)  einer  $i)otoorapf)ie  oon  Sfranj  Jpaniftäna.1  in  9}iüncf)en.) 


(jiürflt(f)c  3ctt,  Wo  ba§  ärgtltcfic  ©ewerbc 
in  üotlcr  grcibeit  betrieben  werben  burfte, 
Wo  jcber  Guatf  falber,  jcber  (Etjarfatan 
ob,ne  eigene  ®efaf)r  am  Seibe  be§  lieben 
ÜJcäcfjften  naef)  §ergen3fttft  tjerumfuriereu 
fonnte  unb  bafür  feinen  Sof)n  einljeimfte. 
Soldj  ein  ©tjarlatan  fdjcint  ber  Qcfyn* 
argt  in  ber  (Materie  ju  Raffet  gu  fein 
(f.  5tbb.  19),  ber,  üon  feinen  SBücfjfcn, 
Orlaftfjcn,  Salbcntöpfen  unb  djirurgifdjen  gn* 
ftrumenten  umgeben,  mit  triumpljierenbem 
Sädjeln  ben  Söacfensaljn  öormeift,  ben  er 
bem  ungtütftidjen  Jüngling  im  £)intergrimb 
au^geriffen  l)at.  Mad)  feiner  eleganten,  faft 
ftutjerfjaften  SHcibung  ju  fdjtiefjen,  fdjeint 
il)m  feine  ftuuft  fdjon  meb)r  eingebracht  gu 
I)aben  at§  feinem  Kollegen,  bem  SWrfarjt 
in  ber  Materie  gu  Trüffel,  (f.  KU.  20), 
ber  in  einem  gar  ärmtidicn  Staunte,  ber  p\* 
gleid)  otö  2I^»otr)efe  bient,  ben  Söefutf)  einer 
S3äuerin,  einer  ed)t  s-8rouWerfcf)cn  ©eftatt, 
empfängt.  «Sie  fmt  ifjm  ber  Q3cqucmtid)feit 
falber  ba3  Uringtaä  eineä  tränten  mit* 
gebracht,  ber  nitf)t  gur  Stelle  gefdjafft 
werben  fann,  ein  abgefülltem  SSerfatjren, 
ba^   übrigen^,    wie    bie  Sage   gefjt,    noeb) 


in  unferer  $eit  auf  bem  flachen  Sanbe, 
Wo  eine  Weit  jerftreute  Seüölferung  jpofjnt, 
üblid)  fein  fotl.  ^w  Skrgteid)  gu  biefem 
kannte  ift  bie  93aberftube  in  ber  (Valerie 
5u  Gaffel  (f.  2tbb.  21)  beinahe  üppig  au3* 
geftattet.  2Benigfteu3  ift  fie  in  -jwei  2lb= 
teitungen  gefdjieben,  in  beren  öorberer 
bie  Vornehmeren  ®efd)äfte  ber  Gtjirurgie 
betrieben  werben,  Wätjrenb  im  £nnter= 
grunbe  ber  Söartrratjer  feinet  5lmte3 
Waltet.  Übcrflüffigen  SujuS  burfte  man 
freilief)  in  oen  bamaligen  33arbterftuben 
nidjt  erwarten,  unb  mit  ber  9teinlitf)feit 
Wirb  e3  aueb)  nid)t  befonbers»  Wob)l  beftellt 
gewefen  fein.  Setbft  eine§  ber  notWenbig* 
ften  5lu3rüftung3ftücfe  einer  Sarbierftube, 
einen  Spiegel,  fud)t  man  »ergebend.  2)afür 
fefjlt  e3  nicfjt  an  einer  Sftenge  tum  Sücfjfen, 
$tafd)en,  köpfen  unb  Siegeln,  bie  aller* 
b)anb  unfehlbare  Heilmittel  enthalten,  unb 
auf  einer  «Stange  fjoeft  eine  (Sute,  bie  an 
biefer  Stelle  öiefletdjt  al§  ein  Symbol 
ärjtlicb)er  28ei3f)eit  auf jufaffen  ift.  Sei  ber 
großen  ©enauigfeit  unb  Sdjörfe,  mit  ber 
alle  (Singetljciten  wiebergegeben  finb,  bürfen 
Wir  ftetjer  fein,  bajj  wir  fiter  ein  getreue^ 


22 


Mbbilb  ber  $8irflicf)fcit  uor  un§  (jaden,  ein 
jucrtuolIcS  $ofument  cinc3  3eitgcnoffen,  ba§ 
un3  einen  (Sinblitf  in  ben  ft'ulturjuftanb 
einer  grofjen  klaffe  ber  norbifdjen  Seüöl* 
ferung  im  gtoeiten  drittel  be3  XVII.  $aln> 
t)unbcrt3  geftattet.  tiefer  (Gruppe  uon  Sil- 
ber« reiben  mir  nod)  ben  alten  2)ubcffad* 
Pfeifer  im  Sudingtjam^ßalaft  in  Sonbon 
(f.  2lbb.  22)  an.  $fticf)t  gerabc  er,  aber 
botf)  ber  t)inter  ifjm  fict)tbarc,  fefenbc  Sauer 
mit  feinem  aufgebunfenen,  üerfniffenen 
3d)naü§gefid)t  ift  luicbcr  eine  cd)t  Sroutuer» 
ftf)c  ©cftalt. 

$n  atten  Sluftionäfatalogen  lieft  man, 
baß  Sroutuer  audj  Slldjemiften  unb  Ser* 
fud)ungcn  bc3  tjciligen  2lntoniu3  gemalt  f)abc. 
(£rf)atten  fdjeint  fid)  feinet  biefer  Silber  gu 
l)abcn.  5lber  il)ren  SKeflej;  fefjen  mir  in  einer 
3tcil)c  üon  Silbern  unfcre3  Üfteifter3,  ber  ge= 
rabc  biefe  beiben  Stoffe  mit  befonberem  (Sifcr 
befjanbeftc.  konnte  er  bod)  Ijier  feiner  ^ßt)an= 
tafie  freien  Sauf  laffen  unb  bem  alten  £>ang 
feiner  Sotfägcnoffcn  juSpuffjaftem  unb  5lben= 
tcuertidjem  nad)  ^er^en^luft  frönen.  $)ie 
9iieberlanbe  maren  fdjon  im  XIV.  unb  XV. 
3>af)rf)unbert  einer  ber  §auütfi|e  ber  Sltdjemic 
gemefen,  b.  1).  jener  2öiffenfd)aft,   bie   bie 


Sorläufcrin  bcr  heutigen  (£t)emic  ift.  Won 
ben  ÜNicbcrfanbcn  ift  aud)  ba§  aldjemiftifdjc 
Problem,  'ötn  „Stein  ber  SScifen"  ju  fudjen, 
ber  emigejS  2eben  unb  alle  ®ütcr  ber  Srbe 
Derteitjen  follte,  ausgegangen,  unb  fclbft  gc* 
lehrte  sKv$c  ücrfdjmätjtcn  e3  nidjt,  fief)  mit 
biefer  Sßiffenfdjaft  abzugeben,  bie  freilief)  erft 
im  Saufe  be§  XVI.  ^al)rf)unbert§  iljrcn 
fdjminbcttjaften,  betrügerifcfjen  Gljaraftcr  au* 
naf)m.  55ie  311d)emiften,  bie  unS  JenierS 
üorfüfjrt,  fachten  nidjt  gu  biefer  Sorte  üon 
Sdjminbtern  ju  gehören,  ^n  htm  Sabora* 
torium  be3  einen  in  ber  ©atcric  im  £)aag, 
(f.  2lbb.  23)  fiefjt  e§  fogar  ganj  miffenfdjaft* 
fidj,  gar  nid)t  naef)  einem  (£lmrlatan  au3, 
unb  Jcnierso  fjat  beim  aud)  mit  ber  ©rünb* 
lidjfeit,  bie  ftrenger,  miffcnfdjaftlid)cr  aov 
fdjung  gebüljrt,  ben  eigentümlid)  fonftruierten 
£>erb,  bie  aafylreidjen  Retorten  unb  ©dunel^* 
tiegel,  bie  SÖüdjfen  unb  glafd^en  mit  ben 
geljeimniäüollen  ^ngrebienjien,  ben  (Slirjcren, 
9JJi£turen  unb  metallhaltigen  (Sefteinen  mic- 
bergegeben.  9?ur  ein  an  ber  SBanb  au;^ 
gehängter  Ißferbefdjäbet  erinnert  an  ben  3ou= 
ber,  hm  ber  altgermanifdje  GMaube  mit  beut 
Stoffe  üerbanb.  üftod)  weniger  fdjeint  ein 
^weiter  s-?l(a^emift,  ber  in  feiner  SBerfftatt 


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SUib.  17.    Set  Eubclfacfpfcifcr.    8e'dl"ung  im  «tipfcrftic^tabtnctt  ju  Xrcdbcn. 
^todj  tincr  Oriflinotphotogropfiic  ton  ©raun,  öldmcnt  &  ßk.  in  Sornacf)  i.  8.  unb  i{att8.) 


23 


auf  einem  Silbe  ber  $>re<§bener  Valerie  bor* 
«cftcttt  ift  (f.  Slbfc.  24),  Urfaaje  ju  Ijaben, 
fein  treiben  bor  ber  £>ffent(id)feit  geheim 
ju  galten.  @r  mad)t  ganj  ben  ©inbrud 
eine3  nmrbigcn  ®eleb,rten,  eine§  Uniöerfitätio* 
profeffor§,  ber  fid)  ben  SupS  geftotten  fann, 
fdjon  mit  jjmei  ©efjilfen  gu  arbeiten.  2ludj 
ber  Sttann,  ber  im  öintergruube  am  Sifdje 
fi§t  unb  bem  neben  ifjm  ©i^enben  ein 
gfläfdjdjen  anbietet,  fd)eint  ein  gamutu§  be§ 


tonnte  nidjt3  bagegen  Ijaben,  locnn  einmal 
ein  ®ünftler  feiner  groteäfen  Saune  attju  fefjr 
bie  Bügel  fdjiefjen  tieft,  unb  für  bie  Saien 
mar  eine  fötale  ©üufgefdndjte  ein  gar  töft* 
lieber  2(ugenfd)mau§.  2)a3  9ftotiö  fdjetnt  un* 
fterblid)  ju  fein.  ©3  ift  befonberS  audj  in  ber 
franjöfifdjen  Malerei  be§  19.  ^al)rt)unbert§ 
gepflegt  toorben.  Stber  ganj  im  ®egenfa| 
5u  ben  ehrbaren  9?iebertänbern  Ijaben  bie 
mobernen  granjofen  ifjre  ©tärfe  barin  ge* 


2166.  18.    <S e 1 6 f 1 6 1 1 fa n t §  be§  ftünftlerä  im  SBirtSljauä  (1646).    3n  ber  Sönigl.  Gkmälbegalerie  S"  Bresben. 
(9lacf)  einer  $f)otograpf)te  Oon  3ränj  .'panfftcingl  in  9Mncf>en.) 


9#agifter§  ju  fein.  £>er  Sauer,  ber  feinen 
Äopf  burd)  ein  offene^  genfter  ftedt  unb 
auf  bie  (Gruppe  am  £ifdj  fyerabbtidt,  l)at 
mieber  ein  ecf)t  Sroumerfd)e3  ($efid)t. 

2öa§  £enier3  in  ben  Saboratorien  ber 
9ttd)emiften  gefeljen  unb  gelernt  b,atte,  tonnte 
er  gum  Seil  auf  ben  Silbern  üermerten,  bie 
bie  Serfudjung  be3  tjeiligen  2lntoniu§  bar* 
ftellen.  ©obalb  bie  niebertänbifdje  ®enre* 
maierei  ifjre  ©Urningen  §u  regen  begann, 
teurbe  biefe§  9Jlotiü  ein  SieblingSgegenftanb 
ber  9ftater.  ®ie  $eifttid)feit,  mit  ber  bie 
Siünftler  fdjon  au§  gefdjäfttidjen  ©rünben 
ein  gute§  (Sinüerneljmen  bewahren  mußten, 


fudjt,  burd)  pKenlofe  Entfaltung  meiblidp 
®örperfd)önb,eiten  nidjt  btofc  ben  armen  ©in* 
fiebler  in  Serfud)ung  gu  führen,  fonbern 
nod)  tuet  mef)r  bie  ©inne  ber  Seute  §u  reiben, 
bie  an  folgen  Silbern  greube  Ijaben.  $ie 
praftifdjen  9ftebertänber  gingen  bagegen  öon 
'Dtm  ®runbfa|  au§,  bafc  bie  Kleiber  erft  bie 
Seute  madjen.  Unb  barum  ift  bie  ©djöne,  bie 
ber  aU  Kupplerin  üerfleibete,  aber  an  ben 
unter  ber  £aube  Ijerüorblidenben  Römern 
mof)t  tenntlidje  (Satan  bem  fjeitigen,  auf§ 
äufjerfte  erfdjrotfencn  9Kanne  jufüfjrt,  immer 
mit  ©ammet*  unb  ©eibengeiüänbern,  mit 
©pi&enfragen   unb   *tafd)entüd)era  reidjtid) 


24 


2lbb.  19.    $et  3at)natbt.    3n  bcr  ©alerie  ju 

ausgcftattet.  SD^tt  liebücfjcm  CSrnft  Bietet  fie 
bem  fettigen  ein  ®las  Üftjeintoein,  un- 
bcfümmert  um  ben  tollen  Spul,  bcr  fie  beibc 
umtobt.  2)ie  getroefneten  $tfdje,  bic  (Störe 
unb  ®abliaus,  bic  fonft  in  ben  SBirtsftubcn 
unb  Laboratorien  an  33inbfäben  üon  ber 
Xccfc  fjerabbaumetn,  ftnb  f)icr  (ebenbig  gc= 
roorben.  3>m  herein  mit  gtebermäufen  unb 
(Sufen  fliegen  fie  in  ber  Suft  fjerum,  unb  5U* 
meift  bienen  fie  gröfdjen  unb  SRicfenfäfcrn,  bic 
mit  langen  Sanken  einen  3rocifampf  auf  Xob 
unb  Seben  ausfegten,  als  Leittiere.  (Si- 
bcdjfcn,  Schlangen,  ^eufdjrecfen  unb  natttr* 
gefcfjicfjtticb,  nid)t  beftimmbare  Sabeltücfcn 
frieden  auf  bem  (Srbboben  unb  fdjtängctn 
fid)  immer  bidjter  an  ben  Scbrängten  fjeran. 
£a$u  üottfüljren  ©nomen  mit  £icrfcf)äbcln 
auf  Bibeln  unb  flöten  eine  fyöHifdje  SD^ufif. 
$er  Sdjauplafc  ift  immer  eine  ^etfengrotte, 
oon  ber  man  einen  Slusblicf  auf  ein  Wc- 
birgstfjat  genießt.    Unter  ben  XarftcUungcu 


biefcö  SDtotiücä  ftnb  bic  fünft* 
lerifef)  bebeutfamften  bic  in 
bcr  2)rcsbener  ©alcric  (f. 
Wbb.  26)  unb  bic  oon  1647 
batierte  im  ^Berliner  SKufcum 
(f.  8K&.  26).  Stuf  bem 
j&rcsbencr  Silbe  ftnb  in  bcr 
©rotten lanbfdjaft  jjtüei  jeit* 
lief)  auSeinanber  ücgcnbe 
Vorgänge  bargeftettt.  3m 
äftittefgrunbe  redjts  ftefjt  man 
ben  ^eiligen  im  ®efpräd)  mit 
einem  benachbarten  (Sutfteb* 
ler,  bem  ^eiligen  Paulus, 
ber  bor  feinem  -Ipäusdjcn 
fifct.  S)cn  £>auptteit  bcr 
®ompofition  nimmt  aber  bie 
eigentliche  Serfurfjungsfcene 
ein,  gu  ber  ein  als  Sauer 
üerffeibeter  Satansgefjitfe 
bie  ÜDhtfif  mad)t.  (Sr  unb 
ber  Sauer  im  Sorbcrgrunbe 
bes  berliner  Sitbes  finb 
tüieber  ©eftalten  oon  Srou= 
ioerfdjem  Sttjpus  —  ein  Sc* 
ir>ei§,  tüte  nact)f)altig  bie  (Sin* 
brücfe  getoefen  finb,  bie 
Xcniers  üon  bem  genialen 
äöüftling  empfangen  fjat. 

Sotdjc  SScrfucr)ungcit  bes 
fjctligen  Antonius  in  pt)an* 
taftifdjen  gelfcngrottcn  muf- 
fen luegcn  bes  in  bcr  @nt* 
faltung  bes  Steufebäfpufs  offenbarten  .Jpumors 
fel)r  beliebt  getoefen  fein,  ^a  fie  Jenicrs  fetjr 
t)äufig  gemalt  fjat.  Rubere,  immer  etlua§  Der* 
änberte  (Sycmplare  biefer  SJarftcttnng  befinben 
fiel)  in  ben  3Jcufecn  unb  Valerien  5U  Trüffel, 
$openf)agen,  Slmfterbam,  im  Louürc  3U  ^Saris, 
im  ^rabomufeum  gu  ÜDcabrib,  bas  fogar 
brei  (^emptarc  befi^t,  in  ber  (Valerie  ju 
Gaffel,  in  bcr  Ermitage  3U  St.  Petersburg, 
in  ber  Siecfjtcnftcinfdjeu  ©alcric  51t  SIMcn, 
im  Sftufeum  ju  Sitte  unb  in  anberen 
großen  unb  flehten  Sammlungen.  Sd)0tt 
bcr  ältere  £cnicrs  ()at  Silber  biefer  2(rt 
gemalt.  21  bcr  auf  feinen  Xarftcttungcn 
wirb  bcr  .'pctligc  immer  nur  üon  böllifclicn 
Xämoncn  ttnb  alten  Söcibcrn  geplagt,  unb 
anfangt  b,at  firf)  autf)  bic  ^fjantafic  feines 
Sohnes  nur  in  biefem  Greife  bes  gcwöt)nliri)eu 
tciifliuiicn  Oklidjtcrs  bclüegt.  (Srft  fpätcr 
l)at  er  bic  Serfübrnngsfüttftc  bcr  spotte  bttrd) 
bic   (Einführung    oon   fdjöncn   iugcnblicfjen 


25 


^raucugcftaltcn  uerftärft,  über  bereu  Ursprung 
er  freilief)  infofern  feinen  .Smcifet  getaffen 
t)at,  a(3  er  unter  ben  fcfjroeren  Seiben*  unb 
Sammctgemäubern  ftatt  ber  menfdjlidjcn 
5üf?e  immer  bie  Jeufetefralten  rjerüorbticfcn 

2)ie  ©rfinbung  groteSfer  £eufcl§gcftaltcn 
unb  Söufgcbitbc  muß  £enier§  unb  feinen 
3citgcnoffen  fooiel  Söafj  gematfjt  fjaben, 
bafe  ber  sKmftler  and)  nad)  anberen  $8or« 
mänben    fucfjtc,    um    Silber    mit    foieben 


ftcllungcn  biefer  Sltt  befinben  fidj  im  S3cr- 
liner  sDcufcum  unb  in  ber  Wationalgateric 
in  Soubon.  CSiiblicf»  bat  £cmcr3  aud)  ofync 
biblifdjen  ober  legcnbarifdjcn  SSormanb 
foldje  Silber  gemalt,  in  benen  er  alte  |)ejcn 
in  ifjren  £öf)tcn  barftcllte,  bie  öon  eines 
gaubertranfö  bebürftigen  Sftcnfdjen  aufgc* 
fueftt  unb  bei  if)rcm  Eintritte  ju  ib,rcm 
tjöcfjften  Sdjrccfcn  üon  allerbanb  Ungetümen 
umringt  werben. 

Xic  fdjönen  ^rauengeftattcu,  bie  Settierä 


2lb&.  20.    ®cr  Sorfotät.    3m  TOufeum  p  SBrüffcl. 


Scfjöüfungcu  feiner  ^fjantafic  anjufütlen. 
(Sin  befonbcr3  geeignetes  SJcotiü  baju  lieferte 
if)m  ba.%  2ufa<§eöangelium  in  ber  ©rgäljlung 
üon  ber  Starter  be§  Neidjen  im  Fegefeuer, 
unb  bamit  f'nüpftc  er  unmittelbar  an  bie 
|)öHcnbilbcr  oon  £neront)mu3  93ofct)  unb 
feinen  Nachfolgern  an.  (£in  §eer  oou 
Scufcln  unb  f)ötlifd)cn  Ungeheuern  ftürjt 
firf)  auf  bzn  burd)  ^eljmantel  unb  ^elj* 
mütje  gefcnnjcicftncten  reichen  9Jlann,  um 
if)n  in  ben  im  |)intergrunbe  gäl)ncnbcn 
Jcucrfdjfunb  be§  3cgefeuer3  f)inein5uftf)iebcn, 
ber  jum  Überfluß  nodj  burd)  ben  breüöpfigen 
(Ecrberu3   betoadjt   ift.      £ie   beften    Xax* 


in  bie  $erfud)ungcn  bes>  fjcitigen  21ntoniu§ 
einführte,  finb  ein  neues?  (Clement  in  ben 
SBerfen  be§  ®ünfttcr3.  Seit  ben  erften 
©efcllfdjaftsftütfcn  au*  feiner  grüb^eit  mar 
meiblidje  Stnmut  unb  ©djönb,eit  für  mehrere 
$aljre  au§  feinen  Silbern  üerjdjttmnbcn. 
SSenn  fie  feit  bem  Slnfang  ber  öierjigcr 
!3ab,re  mefjr  unb  mtfyc  in  ben  $orbergrunb 
trat,  fo  erflärt  fidj  ba.3  au3  einer  3(nberung 
inbenöerfönlid}enSSer()ältniffenbe§^ünft(cr§. 
SllS  äftater  mar  er  fremben  (üünftüffen 
leidjt  äugänglid),  al§  Genfer)  I)at  er  aber 
ba§  ©pridjtoort,  bafe  böfe  Seifpielc  gute 
Sitten  oerberben,  Sügen  geftraft.    2>er  Um* 


26 


gang  mit  33roulocr,  bie  buuftige,  ctiifcf)ldfcrnbc 
9ltmofpl)ärc  bcr  ftncipe  Ijattcn  bcr  anerzogenen 
(il)ibarleit  bcö  Slnttocrpcner  SMeiftcr»  unb  : 
23ürgcrfoI)nc3   nid)t3    anzufjaben    Ocrmocf)t,  | 
unb  lucnn  er  aud),  tote  toll  gefcljen  fyaben,  I 


alten  53iograpb,cn  Siedet  gehabt  Ijaben. 
^ebenfalls  mar  er  in  bcr  Sage,  fid)  fdjou 
im  $at)re  1637  einen  eigenen  |)au£ftanb 
grünben  ju  fönnen. 

(Seine  2fti§ermäf)tte  toar  21nna  $8rcugt)ct, 


gcfcgcntlid)  einen  guten  £runf  nicr)t  üer= 
fd)tnäf)tc,  fo  t)at  feine  (£rmcrb3fät)igfcit 
barunter  nicf»t  gelitten.  63  ift  fogar  mög- 
lich, bafj  fein  ©rlocrb  fid)  fteigerte,  feitbem 
er  MneU'cnbübcr  in  bcr  31rt  33roumcr3 
malte,    unb   barin   tocnigftcnS   mögen   bie 


bic  $od)tcr  cine3  bcr  l)crOorragcnbftcn  9)catcr 
2lntlocrpcn§,  bc3  $an  Sörcugljel,  bcr  üon  bcr 
^ßradjt,  mit  bcr  er  fidj  ju  umgeben  liebte, 
ben  Beinamen  „8ammct'33reugl)cl"  erhalten 
l)atte.  3(nna  Srcugfyet  mar  im  Dftobcr 
1620  in  bcr  2t.  ^afoböfirdjc  getauft  morbeu. 


27 


(Siner  ifjrer  Saufpaten  loar  ber  (Sbclmamt 
$aul  öan  -Ipatmate,  unb  biefer  tüotyntc  at3 
3eugc  aud)  ifyrcr  Xrauung  bei,  bie  am 
22.  glitt  1637,  mieberum  in  ber  ©t.  %aföb&> 
firdje,  üottgogen  lourbe.  %$m  ^ur  Seite 
ftanben  afö  ^rau^eitgcn  ber  alte  3)aütb 
Senierä  unb  SutnaS  Sormunb  —  s^?etcr 
s$aul  SRu&enS;  benn  %an  Sreugfjet,  ber 
Sater  ber  SBrattt,  mar  fdjon  1625  ge» 
ftorben. 

©3  ift  ba§  erfte  Söcat, 
bafj  ber  üftamc  bicfe§  ®roJ3= 
meifterg,  fotoeit  bie  Ur* 
hmben  fprcdjen,  in  ba$ 
ße&ett  unfereä  ®ünftter3  tritt. 
Sei  bem  ^ntereffc,  ba§  fie 
beibe  für  Sromocr  Regten, 
ift  e3  felbftöerftänbücr),  bafj 
es  liiert  bie  erfte  Begegnung 
ber  betben  $ünftter  mar, 
bie,  locnn  aud)  jeber  auf 
eigenem  SBege,  bie  ütämifefie 
Malerei  beS  XVII.  3<rfjr» 
IjunbertS  gur  f)öd)ften  ©tüte 
gebracht  fjaben.  2)iefe  neue 
Segiefyung  b,at  aber  {eben- 
falls ben  Stntafj  gu  einer 
engeren  Serfnüpfung  ber 
beiben  gamilien  gegeben, 
unb  fie  ift  aud)  öon  (Sin« 
flufj  auf  Xenierä'  fpätcre 
fünftterifdje  (Sntuntfetung  gc= 
loorben.  2113  Mnna  Sreugb,et 
ifjrem  hatten  im  Suti  1638 
ba§  erfte  ®inb  frfjenttc,  mar 
9htben§'  gtueite  grau,  bie 
fd)önc  Helene  gourment, 
s$atin.  2>ie  gamitien  bc* 
trachteten  fidj  atfo  als  eben« 
bürtig,  unb  e§  fdjeint  htm* 
nad),  baJ3  ber  gute  9?uf  ber  £enier3fdjen  ga= 
mitte  burdj  bie  bebcnfüdjenBfinanjoperationen 
ibreS  Dberl)auptc§  nid)t  gelitten  f)at  ober 
bafc  attmäf)tidj  ©ra3  barüber  getoadjfen  ift. 
3fud)  in  pefuniärer  ^jtnfidjt  machte  Senierä 
eine  ferjr  öorteitb,afte  Partie.  Sei  bem 
Serfprucb,  ber  jungen  Scute,  ber  am  4.  gult 
1637  im  £aufe  ber  SBitluc  bc§  WakxZ 
£>enbrif  öan  Säten  ftattgefunben  blatte,  fonntc 
£enier3,  ber  bi<§  baljin  aHe§  für  feinen 
Sater  geopfert  fjatte,  nur  angeben,  baf?  er 
afö  Mitgäbe  „atte§,  mas>  ifjm  an  SJcatereicn 
unb  bergteidjen  fünfte  gehörte,"  in  bie  @b,c 
brächte.    @r  fcfjä^tc  biefe§  ettüa<B  imaginäre 


Senatum  auf  2400  ©utben,  toäljrcnb  fidj 
bie  Mitgift  ber  Sraut  auf  7037  Bulben 
betief,  bie  jäfjrtid)  400  ©ulben  3mfcn  ein* 
trugen.  Slufterbcm  brachte  fie  uodj  ein  öon 
Gubens  gemattet  £oppetbilbni§  ibrer  (Altern, 
ein  (Semälbc  unb  öietc  3cid)uuugcn  it)rc3 
Sater§  mit. 

Um  fo  eifriger  mar  $enier§  barauf 
bebaut,  bie  gemeinfame  |mbe  ju  mel)rcn. 
£a3  fonnte  nur  burd)  eine  öerboppette  Sc* 


VLbb.  22.    2er  Subelfacfpfcifer.    3m  33ucftttgf)ampalaft  3:1  Sonbon. 


triebfamfeit  gcfcbeljcn,  unb  fo  fällt  benn 
gerabc  in  ba3  ^at)r5e|nt  üon  1640  bi§ 
1650  bie  öertjä(tni!§mäJ3ig  größte  Safy 
feiner  Silber,  Jöomit  gtüdticb^erJoeife  auc^ 
ber  Ijödjfte  Stuffcb^toung  feiner  ^unft  öer= 
bunben  mar.  Salb  nacb;  bem  £obe  Srou» 
mer§  öerbtafet  beffen  ©inftu^,  fotoeit  ba§ 
Kolorit  in  Setradjt  fommt,  in  Seniers' 
Silbern.  2tn  bie  Stelle  be^  bräunlichen 
©efamtton§  tritt  ein  marmer  ©otbton,  bie 
Sofatfarben  merben  reicher,  teudjtenber  unb 
blüb,enber,  fo  ba^  manche  Silber  tüte  ein 
garbenbouquet  Joirfcn,  unb  bie  meift  fetjr 
figurenreidjen  ^ompofitionen  erfüllt  ein  bra« 


28 


matifd)c3  Sebcu,  ba»  man  bi§  bat)in  nur 
feiten  auf  ©übern  bc3  Hünft(er3  angetroffen 
liat.  sMan  erflärt  mol)l  mit  9ted)t  btefeti 
llmfdjioung  au3  beut  (Siufluft,  beit  jefct  Mu* 
Ben§  auf  £enier£  auszuüben  begann,  .statte 
bü(^  ber  grojjc  sD£eiftcr  fefbft  im  legten 
^aljrjefint  feinet  SebcnS  allmäfjlid)  feine 
foforiftifdjc  Wugbrucföroeifc  geänbert.  Bon 
ber  feurigen  ©tut,  bem  majeftätifdjen  Sßomp 
feiner  großen  ftirdjcnftütfe,  feiner  mt)tf)o* 
logifdjen  unb  gcfdjtdjtiidjen  Ökmälbc  mar  er 
511  einer  intimeren  Stuffafjung  unb  Slnäübung 
feiner  $unft  getaugt.  (Sr  mifdjtc  nid)t  mein*, 
mic  man  früher  gefagt  fiatte,  Blut  unter 
feine  Sorben,  er  beöorjugte  nidjt  mcl)r  bie 
ftarfen,  breiten  ilontraftc,  foubern  er  neigte 
fid)  mct)r  unb  met)r  einem  blonbcn  Jone, 
einer  ftärferen  SStrfung  ber  ^ofatfarben  5m 
9(ud)  ber  ÜDcafjftab  feiner  Bitber  iimrbc 
fteiner,  unb  je  metjr  er  fid)  auf  feinem 
8d)loffe  Steen  in  bie  ©infamfeit  be§  Öanb* 
lebend  »ergrub,  befto  größeres»  ^ntcreffc 
nat)m  er  an  ben  arbeiten  unb  Bctuftigungen 
be3  Sanbüotfe3,  an  ben  ibrjlTifdjcn  Steigen 
ber  üftatur.  ®erabc  in  ben  (eftten  ^afjrcn 
feinet  £ebcn§  malte  er  eine  Reifte  öon 
^anbfdjaftcn,  meift  au3  ber  Umgebung  öon 
9)icdjcln,  bie  er  mit  pflügenben,  mäljenben 


ober  öon  ber  (Statte  Ijeimfeljreubcn  ßanb- 
teuten  belebte,  unb  bamals  entftaubeu  aud) 
feine    beiben    berühmten    ©anerntanje    im 

^ouöre  ju  ^ari§  unb  im  ^3rabomufeum  ju 
sDcabrib.  @3  finb  bie  öottenbctften  Sdnl- 
berungen  jener  unbänbigen  SebenSluft,  beren 
ungeftüme  Steuerungen  mir  nod)  fycute,  menu 
fie  fid)  irgenbmo  bei  uns  ju  £anbc  geigen, 
„ulämifd)"  nennen,  moberne  Bacdjanalien, 
bie  alle  Sdjranfen  be3  ®efe£c3  unb  ber 
guten  Sitte  rücffidjtäloS  burdjbrcdjen.  — 
£enierä  fat)  mol)l  ein,  haft  er  auf  biciem 
Söcgc  bem  großen  (Genius  ntefit  folgen  tonnte. 
-Öattc  biefer  feine  dauern  unb  Bäuerinnen 
31t  l)erfulifd)en  unb  üppigen  sJ>rad)tgcftalteu 
nad)  itaticnifcfycr  2trt  ibeatifiert,  fo  tjiett 
fid)  SenierS  nad)  feiner  SBeife  getreulid) 
an  bie  3Birftid)fcit,  an  bie  Ökftalten  unb 
bie  £ract)tcn,  bie  er  öor  Wugcn  fat),  an 
bie  länblicrjcn  Sirtätjäufer ,  in  benen  fid) 
an  %mv*  unb  föirmefttagen  bie  Vergnügungen 
ber  Dörfler,  it)re  (Spiele,  itjre  $tfy  unb 
(Sjjgclage  unb  öornel)mlid)  il)rc  Sän^c, 
CSin^cl^  unb  Reigentänze,  abfpielten.  153 
l)crrfdjt  immer  cinfrcunblid)c§,I)c(tc*  Sonnen* 
locttcr,  meift  in  ber  gleid)mäf*igcn  Beleuch- 
tung eines  fdjöncu  Spätfommcrtagc»,  unb 
öor  ben  £)öfen  unb  Borptä|en  ber  SSStrtä 


KM,  s.i.    Ter  Sllrficmift.    ,ln  t>cr  Äimigl.  ('Kilevic  im  .$aaß. 


29 


fjciufer  gemefjt  man  ftets  einen  93(ict  auf 
bie  ©äffe  unb  bie  Käufer  be3  Xorfc»,  auf 
ftattücfje  SBaumgruppen,  auf  na§e  liegeubc 
£errenuße.  2tit  ber  <2piftc  biefer  Silber 
ftetjt  ein  üon  1640  batierter  Söauerntanj 
Dor  einem  bcfdjeibcncn  28irts()aufe  im 
berliner  ÜDhifeum,  bas  in  fo  fern  ein  6e* 
fonbercs  ^litci-cffc  getuötjrt,  otö  es  ba§  erftc 
ber  mit  einer  ^ji-'c^al)!  ücrfefjencn  Silber 


©atcric  ben  i}inter.gvuub  eines  luftigen 
®irmeßtrcibens  bitbet  (2lbb.  28).  £>icfe 
förmefj  im  „£)atbmonb"  ift  eines  ber 
sDtoftcrtDcrfe  bes  Mnfttcrs,  trofc  be§  gruften 
5arbenreid)tums  noct)  uon  einem  fräftigen  ©e* 
famtton,  ber  bie  bunten  Sauerntradjten  unb 
bie  faitbfdjaftudje  Umgebung  ju  (jarmüniftfjen 
2(ecorben  sufammenjtoingt.  2)cr  ©crjaufclaß 
bei    luftigen  SreibcnS   ift   ein  Sorf   bietjt 


Ubb.  24.    2: er  2Ud)emift.    3n  ber  Stönigl.  öemälbegalcrie  ju  Sreebcn. 
(Waä)  einer  $fiotogra£f)ie  uon  fyrans  §aitfftängl  in  Wimtfjeu.) 


bei  Mnftlers  ift,  in  bem  Gubens'  ©inftuf? 
fd)on  uöllig  jum  £urct)brucf)  gefommen  ift 
(sMh.  27).  3«  übrigen  ftettt  es  nur  ein 
einfaches,  improüifiertes  ©ünntagsüergnügcn 
bar,  mobei  ein  S)rc()orgcIfpieler  unb  ein 
STnabc  mit  einem  Jrianget  bie  befcf)eibcnc 
Janpiufif  ftetten.  £a3  2BirtSf)aus  trägt 
tfvax  and)  einen  ^atbmonb  als  Beiden; 
aber  es  ift  nidjt  gu  üerh.icd)fetn  mit  bem 
ftatttitf)en  2Birtsf)auS  511m  £albmonb  üor 
ben  Sljoren  51ntnicrpcnS,  bas  3.  93.  auf 
einem  1641  gematten  Silbe  bei*  "SreSbcner 


öor  ben  Sporen  ber  «Stabt;  im  ^intergrunbe 
linfs  fielet  man  bie  djaraneriftifdjc  ©fcijjc 
bes  Sturmes  ber  Stnttoerpener  Statt)ebrale. 
(Sine  öorncljmc  ÖkfeHftfjaft  Ijat  fict)  baS 
Vergnügen  gemalt,  ben  Setuftigungen  beS 
Golfes  3U3ufef)en,  unb  bie  Säuern  ttnffen 
biefe  ©unft  gu  iuürbigen,  inbem  fie  bie  feinen 
<2tabtbamcn  junt  ^änjdjen  eintaben.  S)tc 
junge  ®amc,  bie  öor  ben  ftürmifcfyen  93e- 
iuerbungen  iljrcS  tänbtitfjcn  SerefyrerS  Schutt 
auf  bem  ©rbboben  gefucfjt  I)at,  ol)ne  babei 
jeboef)  ben  Sciftanb  iijrcr  Stanbcsgenoffcn 


30 


5ii  finbcn,  fträubt  fid)  nodj  ein  menig. 
5lber  ber  länblidjc  ßourmacfjer  f)ätt  fo 
rcfpcftüoll  bic  SQiü^c  in  ber  £anb,  bafc 
ftc  fdjlteftlid)  bodj  gute  SCRicnc  511m  böfen 
«Spiele  machen  toirb. 


ebenfalls  bn§  $cict)en  be§  ^attmtonbeS  jloi' 
fdjen  jtoei  öftcrreict)ifc{)en  2öappenfct)ilben 
trägt,  ©oltfje  ®irmeffe  Ratten  urfprünglid) 
mit  bem  ®irdjroeif)feftc  nid)t3  ju  tlmn.  (Srft 
fpäter  t)at  man  fie  bamit  in  Bufammcnljang 


3-  W 


S  c- 


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3    c 


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2  w 


2Öic  eine  mirfüdi  utämifd)c  Minnen 
au«fier)t,  jeigt  um  audj  ein  in  ben  Diesiger 
3al)ren  entftanbene«  23ilb  ber  faifertidjen 
Valerie  ju  SBien  (f.  Slbb.  29),  mo  bas 
2öirtsf)auss,  oon  beffen  @McDel  eine  ftatjnc 
mit  bem  Silbe  be§  ^eiligen  SCRirfjacl,  bce> 
SrfjufcpatronS  be3  Oftokrfcftcg,  fjcratujängt, 


gebracht,  um  ifjncn  ein  fird)Ud)e3  ©epräge 
511  gclien,  ttmS  atterbingS  nur  fetten  gelang. 
@3  waren  CSrntcbanffefte,  bic  in  it)ren  Us- 
fprüngen  auf  IjcibnifdjcCpfcrfcftc  jurncfgcfycn, 
unb  ,,f)eibnifd)"  ift  eS,  trojj  aller  gortfdjrittc 
ber  Kultur,  öcm  jcf)cr  auf  biefen  ®irmcffen 
zugegangen.     £)an"    fief»   bic   Flamen    gan$ 


6 


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r,  w 


32 


befonbcrg  babci  fjcroortrjaten,  liegt  tief  ht 
ibrer  Stammesnatur  begrünbet.  2(n  köderet 
im  <3cb,maufen  unb  Jrinfcn,  an  loiiber 
üiuft  beim  £ang  unb  in  anberen  Wus* 
fdjmctfungcn  ftntrbe  ©rflctfiicrjcs  gefeiftet, 
unb  bie  Sftaler  trugen  fein  S-Pcbcnfcn,  alle 
biefe  @jt;ceffe  nad)  bem  ©runbfafcc  ..Naturalia 
non  sunt  turpia"  („btö  ^otürüc^c  ift  nierjt 
fdjänbficf)")  getreutief)  gur  Slnfdjauung  gu 
bringen.  Jcniers  mar  nod)  einer  bergarjmften 
unter  btefen  ©ittenfcfulbcrern.  sän  ben 
fdjtimmften  fingen  ging  er  enttoeber  gang 


unb  Tanten,  bie  bem  luftigen  JreiBen  gu* 
fdjaucn  motten,  fei  aus  Neugier,  fei  es,  roeif 
bie  ©utsrjcrridjaft  bie  ^crpflidüung  fiiljlt, 
bem  (Srntcfeft  inmitten  ber  dauern  unb 
©utsangcljürigcn  bciguroorjncn.  Xabei  fommt 
es  bistocücn  oor,  bafj  fidj  ein  ©au«  6ei 
ber  2Iufforbcrung  ginn  Jang  einer  üor= 
nehmen  ®amc  gegenüber  eine  nietjt  faüalier- 
mäßige  Bubringücrjr'cit  erlaubt.  (Sin  Wady 
ftang  biefes  atten  53raudjs  bcftef)t  nod)  f)cutc 
bei  ©rntefeften  im  gangen  germanifdjen 
Sorben  (Europas   unb    gum  Seil   aueb,  in 


2U>b.   27. 


lauer ntanj  oor  einem  2ötrt3^auTc.    3m  ftönißl.  OTufcum  jn  Berlin. 
(Wart)  einer  <]ßf)otoorar>f)ie  öon  ^raitä  ^onfftängl  in  9Mncrjen.) 


oorüber  ober  er  f)attc  bod)  fo  Diel  gein* 
gefügt,  fte  in  ben  ^intergrunb,  in  eine 
bunflc  (Scfc  gu  oerlocifen. 

3tucf)  auf  bem  SBiener  S3ifbe  loirb  troö 
ber  allgemeinen  tfröt)lid)feit  unb  ber  berben 
Umgangsform  ber  Slnftanb  gcmabjrt.  (£s 
ift  in  ber  ®ompofition  ttipifdj  für  bie  üon 
Xenicrs  gemalten  .Stirmeftfcftc:  eine  fuftige 
©efcttfdjaft,  meift  behäbige  Scanner  unb 
Jyraucn  in  gefegtem  SHter,  bie  fief)  gum 
Sdjmaufen  unb  ßedjcn  um  eine  Xafef  grup* 
piert  fyabcn,  bann  bas  junge  £*oif,  bas  in 
paaren  fangt  ober  fid)  im  Steigen  ftf)loingt, 
ber  Xubetfadpfeifcr  auf  einer  Xonnc  unb 
eine  ©efcttfdjaft  öorncf)in  gefteibeter  Ferren 


granfreiefj,  ioo  ber  (Srojsfnecfit  bas  9tcd)t 
f)at,  bie  ©utäfjcrrtn  gum  erften  Jangc  gu 
führen,  unb  ber  ®utsrjcrr  mit  ber  (Sfcofj* 
magb  bas  gtocite  ^oar  bifbet. 

2tuf  einem  anberen  93übc  biefer  (Gruppe, 
bas  fidj  im  IJSrabomufcum  gu  Sßabrib  bc* 
fiübet  (f. 5tbb. 30),  ficl)t  man  bie  oornebmeu 
©efudjet  uoef)  im  .\Mutcrgrunbc,  auf  bem 
$la$e  oor  ber  Sirene,  märjrcnb  oorn  ein 
X'lbgeianbtcr,  ber  mit  bem  Söirt  ipridü,  bas 
Xcrrain  gu  fonbieren  fdjeint,  um  iid)  gu 
pergemiffern,  bafj  ber  Xeufel  bas  ^ölfdicu 
nodj  nidjt  beim  fragen  bat.  Slttf  einem 
oon  1652  Datierten  JBilbc  (f.  Ä&5.  31), 
bas  bie  ©atcric  gu  Trüffel  für  ben  enormen 


Sofcnbcrg,  Xcnicti 


3* 


a 


40 


s$rei3  Dort  125000  grancS  angcfauft  b,at, 
geftattct  fidj  bic  Slnfunft  ber  ©utsljerrfdjaft 
fogar  ju  einem  feierlichen  (Sin^ugc,  burtfj 


beut  jüngften  Sltnbc  mit  ber  ^(mmc  einge* 
funben  ()at,  fief)t  freiließ  etttms;  fteif  unb 
gelungen    au£.     @§   finb   aber   offenbar 


ben  fidj  bie  dauern  freutet)  in  iljrem  fangen,  j  SStlbittffe,  bie  ber  ®ünftter  in  biefer  ®mp" 
>5d)maufen  unb  Äareffieren  nid)t  ftören  öierung  öictteidtjt  guerft  allein  gemalt  unb 
taffen.  3>m  engeren  Greife,  auf  einem  ^ß(a|c  |  bann  nacfjträglidj  in  ba3  S3itb  fjineingefe^t 


üor  ber  SJcaucr  beä  fycrrfcfjafttidjen  <3cfjfoffc3, 
fpiett  bie  SBaucrnbctuftigung,  bic  ein  SBUb 
oon  1645  im  Söurfingfmmpataft  ju  fionbon 
Gilbert  (f.  2lbb.  32).  @3  ift  eines  ber 
fcfyönften  in  biefer  SfteUje,  befonberS  folocit 
bie  Üanbfdjaft  in  $8etrad)t  fommt.  $)ic  51t* 
fdjanenbe  £>crrfcf)aft,  bie  fiefj  üottjätjüg  nebft 


l)at.  9Sicttctcf)t  ift  biefe  fteifc  ^urntfljaltung 
and)  mit  Stbfidjt  gcn.iäl)tt  morben,  bamit  ber 
Untcrfcfjicb  jtüifdjen  ®nt3b,crrftf)aft  unb 
93ancrnöo(f  befto  ftärfcv  jnm  ^ennifttfcin 
fam,  rocnigftcnä  in  ber  fi'tnftterifdjcn  2)ar» 
ftettung.  %n  Sßirffidjfeit  liefen  fidt)  bic 
Sauern  burrf)  biefe  Söürbc  unb  |)bl)c   in 


41 


ifjrer  Sertraufidjfeit  nirfjt  ftören.  SIncf»  auf 
bem  S3ilbc  im  SBucfingfjampatafte  greift  ein 
Sauer  fecf  nad)  ber  äftcften  £od)ter  ber 
|)errfd)aft,  um  fie  3um  Sänge  5U  führen. 
Stuf  einem  prächtigen  Silbe  im  9tetd)3mufeum 
ju  Slmftcrbam  (f.  316B.  33)  finb  bie  dauern 
lüieber  gang  unter  ficfj.  ®ein  öorneljmcr 
3ufcfjauer  mirb  burd)  bie  ungenierten  2luf* 
trittc  oerte^t,  bie  fidj  an  mehreren  Orten 
bc§  2öirt3l)au3b,ofe§  in  öotter  Setjagtidjfeit 
aufbieten. 

Sauernbctuftigungen  in  Weincrem  ®ti( 
ge6en  'unfere  Slbbitbungen  34 — 36  mieber: 


unb  Sctjürgcn  ifjrer  Sängerinnen,  feef  Ijeröor* 
Mijjen  läftt,  ob  aud)  ber  beiuötftc  £>immc( 
ein  trübet  ©cfidjt  bagu  mad)t  unb  bie  ©onnc 
nur  müfjfam  einige  Straften  I)inter  ber 
(Gruppe  grofjer  Säume  im  SJiittefgrunbc 
fjcrau§fd)icf3t. 

Sttit  ber  Slnfammtung  einer  fo  großen 
$afy  oon  giguren  auf  einem  ücrljältniämäfjig 
befctjränften  9toum  mar  aber  bie  Sciftungä* 
fät)igfeit  be§  SJceifterS  nod)  fcincäroegä  er» 
fdjöpft.  9(uf  bem  fdjou  genannten  $trmeJ3»= 
fefte  ber  SBicner  ®ateric  (f.  s#bb.  36)  gäfylt 
man  etloa  tjunbert  Figuren.  Xa§>  fpäter  gu 


Wbb.  36.    Sanjenbc  »auern.    3n  ber  Äatjcrl.  ©alerte  ju  SSien. 
(ilaä)  einer  ^fyotograpfytc  »on  3.  Sörnrj  in  SSten.) 


ein  93ilb  in  ber  ©rmitagc  gu  @t.  ^cter§= 
bürg,  ber  Sorpta|  eine§  länblidjen,  auf 
einer  £>öf)e  gelegenen  2Birt3f)aufe§,  oon  bem 
man  einen  ©tief  auf  ein  fruchtbarem,  tion 
meibenbem  9ünboief)  belebtet  Sfjat  geniest, 
mit  fcfjmaufenbcn  unb  gedjenben  dauern  unb 
groei  im  Sorbeigetjen  einfprecfjenben  Südjfen* 
fd)ü£cn,  bann  ein  ffeine§,  üon  1651  batierte§ 
Sangüergnügcn,  anfdjeinenb  eine  ©pifobe  au§ 
einer  Saucrntjodjgeit,  in  ber  äJcündjener 
Pnafottjet  unb  gule|t  ein  etma3  früher  ent* 
ftanbencr  Saucrntang  in  ber  faiferüctieu 
(Merie  gu  SBien,  auf  bem  fidj  an  öter§tg 
sßaare  im  Zeigen  fdjmenfen.  @3  ift  ein  gar 
luftige^  Sitb,  in  jener  Strt  be§  ®ünftter§ 
gematt,  bie  bie  Solatfarben,  tjier  bie  roten 
9ttüt$cn  ber  Sauern  unb  bie  meinen  Rauben 


ermäfjnenbe  Sogetfcfjiefjen  in  Srüffet  enthält 
über  470,  unb  nod)  bcträdjtticfier  fdrjeint 
bie  ftafyl  ber  Figuren  auf  bem  größten  aller 
®irmcfjfeftc  gu  fein,  bie  Jenicr§  gematt  t)at, 
auf  einem  merfttmrbigen  Silbe  ber  9Jlün= 
ebener  ^inafotfjef  (f.  »M.  37).  ©3  fdjaut 
gang  anbcr§  au§,  at3  bie  geiüöfjntictjen  ölä* 
mifd)en  Sauernfefte  unb  ®irmeffe,  unb  menn 
e§  nidjt  fd)on  bie  Steige  fanft  gcfdjttmngener 
Serge  im  ^intergrunbc  ttjäte,  mürbe  un§  bie 
2trtf)itcftur  belehren,  ba$  mir  ptö^tid)  in  ein 
anbereS  Sanb  geraten  finb.  Sie  Äirctje  mit 
bem  ifotierten  ©toefenturme  baneben,  bie  bem 
gangen  Sitbc  itjren  (£b,araftcr  giebt,  unb  bie 
@cfe  eine§  £urme3  ober  gar  eine§  gangen 
$atafte3  im  tru^igen  S3efeftigung§ftitc  be§ 
SlJcittelatterä  tjaben  ein  burcfjauS  itatienifct)e§ 


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Gepräge.  Slber  Senterä  tft,  im  ©egenfafc 
3it  uiefen  feiner  Sotfögcnoffcn,  ntdjt  in  Italien 
gemefen.  ßur  $eit,  als  er  heranreifte,  ftanb 
bie  ^talienmanie  bei  feinen  matenbeu  nnb 
bifbenben  ©euoffen  3mar  nod)  in  üotlfter 
©tüte;  aber  er  f»attc  fidj  fdmn  fo  tief  in 
l)a§  ülämifd)e  Solfätum  uerfenft,  bafi  er  feine 
Suft  nact)  bem  Sßunbertanbc  ber  ®unft  üer* 
fpürte,  ba§>  il)m,  bem  Sittcnmaler,  ol)nef)in 
nur  menig  bieten  tonnte.  ®Iüdtid)crmcife 
ift  bie  ßöfung  be3  9tätfel3,  ba§  un§  biefe§ 
Sifb  aufgiebt,  nid)t  fdjtocr.    SBir  braudjen 


45 

tage,  bem  18.  Dftobcr,  auf  bem  s}Slafte  üor 
b«  .Stirdje  3anta  SRarta  bell'  ^mprunata 
abgehalten  mürbe.  9t6er  tro^  ber  unbe 
fangenen  Sermertung  eiuc§  fremben  ätfotiüg, 
bie  mir  l)eute  al§  unfünfttcrifd)  fabeln,  Diel 
teid)t  aud)  als  nicf)t  anftäubig  öcrurteileu 
mürben,  I)at  £enier§  (SrftauntidjeS  gefeiftet. 
2)em  &npferftcd)er  unb  9tabiercr,  ber  mit 
bem  3tid)el  unb  ber  Wabel  I)antiert  unb 
einen  nicf)t  geringen  Seil  ber  Arbeit  bem 
%tüaffcr  überlädt,  tonnte  es  rtidjt  fdjmcr 
fallen,  auf  einer  Statte  eine  unübcrfeljbarc 


866.  4o.    2er  Hünftlcr  mit  feiner  3nmilte.    3m  Jtöutgl.  TOufeum  ju  Berlin. 


ijaju  feine  Steife  be§  ®ünftler§  nad)  Italien 
311  fonftruieren;  beim  er  fjat  t)icr  einmal 
mieber,  unb  jmar  nod)  mcl)r  aU  bei  feinen 
9ladjal)mungcn  Sroumerfcfjer  Silber,  mit 
frembem  ftalb  gepflügt.  Sein  @emälbe  ift 
nicfjts  anbere§  afs  bie  maferifdjc  Überfettung 
eine§  ®upferftid)e3  be3  genialen  ^acqueä 
dallot,  beffen  Blätter  aud)  oon  ^lorenj, 
Wo  er  in  bem  ©rofjljei^og  (Sofimo  II.  einen 
ebelmütigen  ^roteftor  gefunbeu  fjatte,  nad) 
bem  Sorben  gelangten.  (Sin  ftorentinifd)c§ 
Sotfsfeft  ftellt  nämlid)  ber  ß'upfcrftid)  bar, 
ben  ©allot  im  ^afjre  1620  öollenbct  unb 
feinem  fjofjen  ©önner  gemibmet  fjattc,  ben 
großen  ^aljrmarft,  ber  jäfjrfid)  am  2t.  Sufas* 


Stenge  Hon  tfiguren  unterzubringen,  bie  er 
nur  in  ben  Umriffcn  311  frieren  Ijatte. 
(Sie  3U  üollcr  pfaftifdjer  (Srfcfjeinung  unb 
3u  ftarfer  foloriftifdjer  SSirfung  3U  ergeben, 
tonnte  nur  einem  Sttann  mie  Hemers!  ge= 
fingen,  bem  bie  iUcinmaferei  im  fjödjften 
®rabe  geläufig  mar.  (£r  t)atte  fidj  atfmäf)lid) 
fo  baran  gemöfjnt,  mit  bem  <Spi&pinfel  311 
arbeiten,  ba$  er  üjn  mie  einen  treibe*  ober 
$eidjenftift  f)anbl)aben  fonnte,  etma  mie 
2)ürer  feinen  üüftarberpinfef,  mit  bem  er  jebeä 
Öaupt*  unb  Sartljaar  einzeln  malen  fonnte. 
3n  biefer  malerifdjen  Sßirtuofität  tiegt  bas 
fünftferifcf)e  Serbienft,  ba§  £enier3  an  biefem 
Silbe  gebüfjrt.  ©3  fjat  nur  feiber  burdj  eine 


46 


ftfjlimme  s-8efjanbtung  arg  gelitten.  2)er 
(Sefamtton  be§  s-8Ubc§  ift  je£t  flau  unb  un* 
erfreulich,  unb  bie  safytreidjen  Figuren  fommen 


fommt  öor^ugätoeifc  ba§  ^ntercffe  am  Stoffe 
in  93etratf)t,  unb  babei  giebt  e3  fo  biet  gu 
feljen,  bafc  mir  nur  auf  einige  ©in^e^eiten 


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and)  einäetn  nicr)t  jur  (Rettung,  weit  eine  (nntueifcn  motten:  auf  bie  fid)  beut  ®irrf)en* 
graufame  SSerpufeung  ober  Reinigung  ifyncn  portal  im  ^intergrunbe  nätjcrnbc  ^ro^cffion, 
ben  Scfjmelj,  ben  frbfjüdjen  9kij  ber  für  j  bie  bem  gcfte  menigftcnä  einen  £aud)  oon 
fid)  (eud)tenben  färben  geraubt  fyat.    ^e^t  '  gotteSbienftlidKm  (Sfyaraftcr  giebt,  auf  bie 


48 


Söü^nc  mit  ben  Sd)langcnäaubcrcrn  im 
Sorbergrunbc  tinfS,  auf  ttn  SerfaufStifd) 
mit  üenegianifctjen  ©laSgegenftänbcn  auf  bcr 
anbcren  Seite,  auf  ttn  folgen  im  Mittel* 
grunbe  rcd)tS,  an  bem  ein  Übeltljätcr  auf 
unb  nieber  „gewippt"  wirb,  unb  auf  bie  üor* 
netjmen  (Squipagcn  unb  fänbtidjen  gufjrwcrfe, 
bie  elegant  gefattelten  Leittiere  unb  bie 
berben  Sauerngäufe,  woraus  man  ficfjt,  bafi 
fjier  ein  ed)teS  SSoIf^feft  gefeiert  Wirb,  an 
t>zm  Ijod)  unb  niebrig  gleid)  lebhaften  Sin* 
teil  nimmt,  Sogar  Krüppel  unb  ©reife 
werben  auf  fettfamen  ©efätjrtcn  Ijerange* 
fd)teppt,  um  öon  bem  allgemeinen  Vergnügen 
audj  etWaS  ;$u  fjaben,  baS  freilidj  t)ier  nietjt 
burdjweg  bm  (Sljarafter  eines  ülämifdjen 
ÖtelageS  an  fid)  trägt,  menngfeidj  in  einem 
Srinfsett  in  ber  SQlitte  watfer  gerauft 
wirb. 

Sin  ein  itaficnifdjeS  Sorbitb  möd)te  man 
aud)  bei  bem  SDZeereSljafen  in  ber  Ermitage 
■m  St.  Petersburg  benfen  (f.  Slbb.  38),  ber 
auf  ber  rechten  Seite  üon  einem  bemalbeten, 
meit  in  baS  Sfteer  t)inauSgefd)obenen,  Sor* 
gebirge  abgefdjloffen  wirb,  beffen  getSbit* 
bungen  an  bie  burd)  foldje  ÖtebirgSjüge 
gefd)ü|ten  £äfen  an  ber  üftorbweftfüfte 
Italiens  erinnern,  etwa  an  Spe5ia  ober 
IHüorno,  baS  bamals  ber  oerfet)r^retct)fte 
|>afenptat}  3tolien§  mar.  $>ie  ftotje  5re= 
gatte,  bie  in  ber  Sudjt  oor  Sinter  liegt, 
ift  freilieft,  nieberlänbifdjcr  §erfunft.  $enn 
bie  gtagge  am  Sorbermaft  trägt  baS  SBappcn 
ber  ^ßrooinj  Seelanb. 

Sofdjer  |)afen*  unb  Stranbbitber  t)at 
XenierS  nodj  mehrere  gemalt.  ^n  bcr 
Slbfidjt,  5U  jeigen,  hak  il)m  fein  ©cbiet 
ber  Malerei  fremb  mar,  metteiferte  er  ge= 
tegentfid)  aud)  mit  ben  Malern,  bie  fid) 
bie  Sd)ilberung  ber  See  ju^einer  Spezialität 
erforen  Ijattcn.  SSie  trefflid)  er  fid)  babei 
auf  bie  SSiebergabe  beS  SJJeereS  bei  nafjcn* 
bem  Unmetter  oerftanb,  toie  fein  er  bie 
nnenbtidje  9ttannigfaltigfeit  bcr  £uft=  unb 
^idjterfdjeinungcn  über  bem  aufgeregten 
Speere  unb  bem  Stranbe  bcobadjtet  Ijatte, 
^eigt  fid)  bcfonberS  glänjcnb  in  einer  Stranb* 
lanbfct)aft  bcr  $5rcSbener  Valerie,  in  ber 
fid)  bei  bem  fernere  Sßctterwolfen  l)cran= 
treibenben  ©türme  ein  lebhaftes  treiben 
entfaltet  f)at  (f.  Slbb.  39).  Son  allen 
Seiten  flüchten  fid)  bie  Ofifdjcrb  arten  an 
ben  rettenben  Stranb.  SluS  ber  üorberften 
fd)(eppen  Männer  in  l)of)cn  SBaficrfticfefn 


bie  gefangenen  gifdjc  in  Bulben  unb  körben 
an  baS  Ufer,  unb  im  Sttittclgrunbe  lirdi, 
unterhalb  ber  2)ünenl)ügcf,  auf  benen  üom 
bie  ®irtf)c  beS  Dorfes,  weiter  Ijinten  ber 
geuerturm  ftet)t,  merben  Ißferbc  in  bie  See 
getrieben,  um  eine  befonberS  gcfät)rbetc 
Sarfe  auf  ben  Sanb  3U  jietjen.  $ie  SCRetfter= 
fdjaft  in  ber  Sdjilberung  ber  bewegten  See 
unb  beS  broljenben  28olfent)immelS  ift  fo 
grofj,  bah  wan  eine  3eitlang  nur  bie  Fi- 
guren als  eine  Slrbeit  unfereS  SfteiftcrS 
gelten  laffen  wollte  unb  alles  Übrige  bem 
berütjmteften  ber  bamaligen  Slntwerpencr 
äftarinemaler,  bem  Sonaüentura  ^ßeetcrS 
(1614 — 1652)  jufdjrtcb.  Slber  eine  genaue 
Prüfung  fyat  erwiefen,  bafs  baS  gange 
Süb  öon  einer  §anb  gematt  ift  unb  bafe 
biefe  §anb  bie  unfereS  SJJeifterS  ift,  ber 
ba§  93ilb  aud)  mit  feinen  Initialen  gc* 
jeidjnet  l)at.  SbenfoWenig  Wie  er  fid)  bie 
„Stitlteben"  in  feinen  Silbern  üon  ben 
Spesialiften  biefer  Gattung  l)at  t)ineinmalen 
laffen,  toa$  aud)  t)ier  unb  "ba  behauptet 
Wirb,  t)at  er  fid)  für  feine  aierlidjen  ^om^ 
öofitionen  bie  tanbfd)aftlid)en  |)intcrgrünbc 
t>on  anberen  SMnfttern  malen  laffen.  llm^ 
gefet)rt  I)at  er  nid)t  fetten  fertige  £anb= 
fct)aften  befreunbeter  ^ünftter  mit  Figuren 
ftaffiert.  2)ann  täfet  fid)  aber  ber  Slnteil 
eines  %tbtn  fd)arf  unterfd)eiben.  @in  be^ 
3eid)nenbeS  Söetfptet  bafür  befi^t  baS  Srüffeter 
SCRufeum  in  einer  baumreid)en  ^fodjtanb- 
fd)aft,  in  beren  Sorbergrunbe  Säuern  Oor 
einer  £)üttc  befd)äftigt  finb,  einen  SSagen 
äu  belaben.  ©ine  jweite  2anbfd)aft  öon 
ÖufaS  öan  Üben,  bie  JcnierS  ftaffiert  ßat, 
befinbet  fiel)  im  berliner  Sftufeum.  .pter 
^at  SenierS  brei  3igcimcrinncn  barge= 
ftellt,  üon  benen  bie  eine  einem  Sauern 
watjrfagt. 

3u  Hemers'  |erüorragenbften  Äirme|= 
barftetlungen  get)ört  aud)  ein  Sitb  bcr  £on* 
boner  Sktionatgalerie,  auf  bem  ebenfalls, 
Wie  auf  bem  ^^ntarft  ju  glorcnj,  eine 
retigiöfe  geicr  ju  einem  aögemeinen  SoltS 
üergnügen  geworben  ift.  ^n  einem  Xorfc 
bei  Slntwerpen,  jcnfeitS  ber  Scheibe,  fjat 
fid)  eine  grofee,  auS  allen  Stänbcn  gcmifd)tc 
SotfSmenge  cingefunben,  um  einen  $ua,  üon 
SBallfaljrern  ju  empfangen,  natürtid)  nad) 
olämifd)er  Slrt.  %n  Erwartung  bcS  Sd)au 
fpictS  ftärtt  man  fidb,  mit  Spcife  unb  Sranf, 
Wäl)renb  Sauern  bamit  befdjäftigt  finb,  in 
großen  fupfernen  S'effetn  Suppe  ju   tod)en 


49 


imb  bie  nötigen  Raffer  Söier  für  bie  (Säfte  I  ©ot)nc,   ber   ein  SBinbfpiet    an   ber  Seine 


bereit   ju   ftetten.     Um  bic  Stimmung  %u 
fräftigen   nnb    auf   ber  §öf)c  ber   nötigen 


füt)rt. 


®iefc§  SBüb  ift  1643  gematt  morben, 


Wnbadjt  au  erfjatten,  trollt  fid)  in  ber  Stenge  j  unb  um  biefe  Seit  ober  bodj  nur  menig 
ein  2Jlann  Ijerum,  ber  2BaIlfaf)rt§fäf)ncf)en  i  fpätcr  War  £enier§  mirflidj  bereite  tn  ber 
öerfauft.  SmSorbcrgrunbcHt  man  Hemers  Sage,  alle  biefe  ©cenen  getüifferma&en  att 
fctfcft  mit  feiner  jungen  grau  unb  feinem  |  ®ranb   Seigneur  au§  unmittelbarer  mi)t 

4 

Siofenfcerg,  leuterä. 


50 


ju  ftubieren.  Schneller,  als  er  es  üielteidjt 
felbft  gehofft,  mar  er  $u  einem  ber  $iete 
feinet  ©IjrgeijeS  gelangt.  @r  fonnte  es 
SRubenS  gleid)  tfmn  unb  fieb,  einen  #anbfi£ 
in  tytvd,  gmifdjen  SBilöoorbe  unb  äftedjeln, 
erwerben,  alfo  in  berfelben  ®egenb,  mo 
ÜtubenS'  Scfjlof?  Steen  log.  55a  Gubens 
1640  geftorben  mar,  b/itte  SenierS  freitief» 
nicf)t  met)r  bie  ®enugtl)uung,  itjn  als  ®utS* 
nacfjbarn  ju  begrüben.  ®afür  Ijatte  er  aber 
baS  Bemujjtfein,  bafj  ü)n  nunmehr  fein 
©röterer  in  feiner  -ftätje  überftrafjtte  unb 
bafj  ftd)  alle  iperrengunft  nun  üon  Sdjtoß 
3)rrj  stören  ($5rei  stürme)  auf  bie  bäuerliche 
Umgebung  ergoß.  Sftan  barf  fidj  freilief) 
üon  SenierS'  „Sdjlofj"  feine  übertriebene 
Sßorftetlung  madjen.  (SS  ift  nämlid)  nod) 
jutn  großen  STeite  ermatten  unb  täfjt  er* 
fennen,  bafj  ein  einfacher  83auerf)of  burd) 
brei  ftattlidje,  öieredige  £ürme  ju  einem 
fdjlofjartigen  SluSfetjen  aufgeftu^t  morben  ift. 

•ftidjtsbeftomeniger  lief?  eS  fieb,  SenierS 
in  biefem  Sanbfi^e  motjl  ergeben,  unb  mit 
leibenfcrjaftlidjer  Siebe  tnng  er  an  feinen 
Steigen.  S)enn  er  t)at  ilm  oft  unb  öon  allen 
Seiten  gefdulbert.  SSotjt  bie  früfjefte  biefer 
3)arftetlungen  ift  ein  93ilb  im  berliner 
2ttufeum  (f.  2lbb.  40),  baS  ben  Mnftler 
unb  feine  gamitie  auf  ber  ju  einem  SBeifjer 
tjerabfütjrcnben  ^erraffe  feines  SdjloffeS 
fi£enb  barftellt.  %n  öorneb,me  fpanifdje 
Sradjt  gef leibet,  fuielt  er  baS  ßello  jur 
Begleitung  beS  ®efangS,  ben  bie  neben  if)m 
am  runben  Sifdj  fitjenbe  ©attin  5tnna  unb 
fein  f)inter  beiben  fteljenber  ältefter  Sotjn 
ausführen.  Wnna  93reugb,el  mirb  in  il)rem 
<$efange  burd)  ben  ©intritt  eines  ^agen 
unterbrochen,  ber  ein  Brett  mit  einem  ©lafe 
unb  einer  ®anne  Ijerbcibringt.  Slnbcre 
Sabung  in  (Seftatt  zweier  inljattreidjen  gla* 
fdjen  f)arrt  in  einem  metallenen  ®üljler  beS 
($enuffeS.  Sluf  einer  Sdjuljmauer  l)intcr 
bem  mufifalifdjen  Xrio  treibt  ein  Stffc  fein 
SSefen,  unb  über  ben  Sßkiljer  l)inmeg  blieft 
man  auf  baS  2)orf  s$erd  unb  feine  ®ird)e. 
silu«  bem  Filter  ber  bargeftellten  ^erfonen 
barf  man  fcf)lief?en,  baf?  baS  Bitb  etwa  um 
1645  gemalt  morben  ift.  So  fdjnell  mar 
alfo  ber  arme  Mnftter,  ber  bei  feiner  £od)- 
^cit  nidjtS  meiter  mitgebracht  fyatte  als  eine 
silnsaf)t  unüerfaufter  Bilber  unb  bie  ÄnÄ- 
Hcfjten  auf  feine  fünfttcrifdjc  $ufunft,  3" 
2Bof)lftanb  gelangt! 

9Jcan  f)at  in  bem  sJJ?anne,  ber  in  ber 


Xl)ür  ftefjt,  einen  älteren  Brubcr  beS  9fteifterS, 
in  bem  Knaben,  ber  ben  SBein  bringt,  feinen 
jüngften  Bruber  $lbrab,am  erfennen  motten, 
ber  fpäter  ebenfalls  9Jialer,  oorneljmlidj  aber 
®unftb,änbler  mürbe,  ber  bie  Söerfe  feines 
berühmten  BruberS  üertrieb.  2)aß  le^tere 
5luffaffung  irrig  ift,  befoeift  ein  Sitb  ber 
Sonboner  9cationatgaferic  (f.  Slbb.  41),  auf 
bem  tüir  benfelben  Knaben  in  bienftetfrtaa- 
Haltung  mit  bem  |)utc  in  ber  £>anb  tjinter 
feiner  £>crrfdjaft  feljen..  (SS  ift  einer  jener 
s^agcn,  bie  bamalS  in  feinem  borncfjmen 
.^auSljalt  fehlten,  unb  baf?  JcnicrS  ein  @utS= 
l)err  in  grofjem  ©tile  mar,  bemeift  aud)  ber 
gifdjteicl),  ben  er  an  ber  Seite  feiner  (Gattin 
einer  Siame  geigt.  Sin  alter  gifdjer  nal)t 
ficlj  if;m  mit  entblößtem  Raupte  unb  metft 
if)m  einen  eben  gefangenen  |>ecrjt,  mä^renb 
feine  StrbeitSgcnoffen  in  bem  ftadjen  SSaffer 
baS  9?e^  gießen.  Stuf  einem  britten  Silbe, 
baS  fiel;  im  Sudingljampataft  in  Sonbon 
befinbet,  feljen  mir  JenierS  unb  feine  ®attin 
im  $ßerfel)r  mit  iljrem  (Gärtner  (5lbb.  42), 
unb  ein  Silb  ber  SRiind)cner  ^inafotl)cf 
bietet  unS  eine  ©efamtanfid)t  beS  Sa^loffeS 
3u  ben  brei  türmen,  über  bem  fidj  ©emitter' 
motfen  bei  greller  Seleudjtung  jufammen^ 
geballt  traben. 

Um  biefetöe  3^it  ungefähr,  mo  er  fein 
Sdjlof;  ermarb,  mar  fein  2lnfel)en  in  ber 
StntmerpenerÄünftlerfdjaft  fd)on  fo  l)oef)  ge 
fliegen,  bafj  er  auf  baS  3al)r  1644/45  jum 
®efan  ber  SufaSgilbe  crmäl)lt  mürbe.  83c* 
rcitS  jmei  3>atn;e  üorljcr  mar  il)m  aud)  eine 
für  einen  Sftann  feines  5lltcrS  au§ergemöl)n^ 
licfje  (Sprung  ju  teil  gemorben.  Sie  @anct 
©eorgSgilbe,  eine  ber  älteften  S3ogenfd)ül3eu- 
gefellfdjaftenSlntmerpenS,  erteilte  ilnnnämlid) 
ben  Sluftrag,  §ur  ©riunerung  an  bie  ?vciev 
beS  Jubiläums  il)reS  SDcfanS  ©obcoaavt 
©ntjberS  ein  figurcnrcid)eS  83ilb  ju  malen, 
auf  bem  bie  feierliche  Begrüßung  ber  ntS 
bem  9tatl)aufe  getretenen  SftagiftratSmitg  lieber 
burd)  bie  5ßorftcl)er  ber©ilbc  bargeftctlt  fein 
follte.  Sic  Ijabeu  eben  it)r  ©ilbef)auS  Der* 
laffen,  baS  in  ber  redjtS  in  baS  ©ift  hinein« 
get)cnben  Braucrftraße  (rue  des  braasean) 
lag,  unb  machen  il)rc  Komplimente,  hinter 
itjncn  ift  ber  Fahnenträger  aufgcftellt,  unb 
bie  beibeu  alten  Wiener  ber  Wilbc,  bereu 
3Bämfcr  mit  filbernen  platten  gefd^müdt 
finb,  bringen  auf  filbernen  Jetlern  Stauten 
mit  Söein  unb  golbeue  ^ofale  3um  33e* 
grüßungStrunf.     An  ber  ^cicrlidjfcit  Ijobcit 


52 


aud)  onberc  (Silben,  bnvuntcr  bie  ber  Söüdjfen* 
fcfjü^en,  teilgenommen,  bic  faft  ben  ganzen 
$la§  einnehmen,  unb  auä  alten  genfteru 
Miefen  Sctjautuftigc  auf  ba§  feftfidje  treiben 
l)erab.  SBaren  bod)  biefe  (Silben,  bie  fidj 
mit  einem  8d)immer  öon  Ütittertidjfeit  unb 
S3el)rljaftigfcit  zu  umgeben  mußten,  ber  Stolz 
aller  reichen  flanbrifdjcn  Stäbte!  S)en  |rinter- 
grunb  bilbet  bic  prädjtigc  gaffabe  bc§  Stabt* 
fyaufeä,  i>a%  in  einer  üftifdje  be3  OJicbelä  bie 
Statue  ber  SDcabonna,  barunter  bie  Stanb- 


Ijauptete  fid)  bort  fetbft  neben  einem  au3* 
gezeichneten  SBcrfc  öon  9tuben3,  ber  93cfräm 
31mg  bc3  9Jcar§  burd)  $enu3.  Leiber  ift 
biefc3  9#eiftcrmerf  bc3  SünftterS  (f.  Slbb.  43) 
feiner  SBaterftabt  ntdjt  ermatten  geblieben. 
Sdjon  im  Satjre  1746  brot)te  it)m  eine  ©c* 
fatjr.  2113  ^ubmig  XV.  nad)  ber  (Eroberung 
ber  Stabt  burd)  bie  ^ranjofen  feinen  Ginzug 
t)iett,  erregte  haä  iöilb  feine  Slufmerffamfctt. 
$>ie  ®eorg3gilbe  glaubte,  bem  SJtädjtigen 
einen  ©efalien  gu  t()un,  inbem  fie  i()m  ba§ 


9U)D.  45.    CStjriftus  mit  dornen  gefrönt.    $n  bcx  Sitblcrifialcric  ju  fionboii. 


bilber  ber  2Sei3f)cit  unb  ®ered)tigfcit  unb 
Ztoifdjen  biefen  in  9Jcaterci  baä  fpanifd)e 
SSappen  zeigt,  ©igenttid)  ein  §ol)n  auf  bic 
Xrümmer  bürgerlicher  $rcit)eit,  bic  fid)  bort 
unten  gar  pomphaft  breit  mad)t!  ScnicrS, 
ber  ®teim  unb  gcinmaler,  mar  ber  rcd)tc 
Wann  baju,  um  einen  fotdjen  Auftrag  ju 
allicitiger  ^ufricbcntjeit  aufzuführen.  @3 
galt,  nicfjt  meniger  alä  45  Porträts  barauf 
anzubringen,  unb  alle  biefe  3ttänncr  in  ifjrcn 
cf)araftcriftifcf)en  (Sigcntl)ümlid)fcitcn  ju  er» 
faffen,  mar  feine  Iftleinigfcit,  ba  bie  Figuren 
im  SSorbergrunb  nur  25  Zentimeter  grofj 
fein  burften.  S)a3  93ilb  crl)iclt  benn  aud) 
feinen  ©brcnpla^  in  ber  ©itbeftube  unb  bc* 


©üb  anbot.  Slber  ber  ftünig,  ber  in  53ezug 
auf  $cnicr§  ben  ($cfct)matf  feinet  Urgrofv 
öaterä  geteilt  51t  fyaben  fdjcint,  lehnte  ei  ab. 
£>rei  ^ai)xt  barauf  mar  bic  (Mbc  fo  tief  in 
Sdjulbcn  geraten,  bafj  fie  fid)  zum  Sßerfauf 
ber  beiben  Silber  öon  9iuben§  unb  Xcnier* 
cntfcMiejjcn  mufttc.  Sic  mürben  burd)  ®o» 
pien  erfefct,  unb  bie  Originale  gingen  für 
5000  (Bulben  nad)  bem  .fraag,  mo  fie  fpäter 
öon  bem  fturfürften  0011  .s>effou  .Staffel  am 
gefauft  mürben.  $)a3  SBilb  uon  ÜKubciiS  be- 
fiitbct  fid)  nod)  in  Gaffel;  ba$  $cmälbc  öon 
Jcnicrä  ift  bagegen  bis  in  bic  (Ermitage  in 
St.  ^ßetcräburg  öcrfd) lagen  morben.  sJ)ian 
meifj  jmar,  bafr  JenierS  auf  biefem  93ilbc 


53 


ctud)  bie  fjerüorragenbften  ÜDMer  5tnt= 
luerpens?,  barunter  fidj  fetbft  unb  feinen  $8ater, 
porträtiert  I)at,  bei  ber  ®tein()eit  bergiguren 


be3  breifcigiätjrigen  Striegel  nicfjt  unmittet* 
bar  ju  leiben  b,atte,  brang  ber  SBaffentärm 
bocr;    aucf»    oft    genug    in    ba3    friebticfje 


ift  c§  aber  fdjtner,  bie  einzelnen  SUbniffe 
5«  ibentifijieren.  — 

Dbtootjt  sInttr>eröen  unter  ber  fyanifcfr/ 
öfterreidn'fcfjen  £errfcfjaft  öon  ben  ©türmen 


Seben  ber  betriebfatnen  |mnbet§ftabt.  <Spa= 
nifdje  unb  öfterreicrjifcfje  ©ölbner,  bie 
nacfr,  bem  toeiten  Sltiegätfyeater  gcfanbt 
ttmrben,  fammelten  fidj  in  ben  |>auptftäbten 


54 


2160.  47.    2lötaf)am3  ffianfopfcr,    3n  bcr  Saiferl.  ©alerte  gu  2Bten. 
(jftadj  einer  ^r)otograpf)ie  t>on  S-  Sorot)  in  SBien.) 


ber  fpanifdjen  Iftiebcrlanbc  ober  burcf)= 
gogen  fie  auf  betn  SBege  nadj  bem  ©üben, 
unb  ba  gab  e3  benn  für  ein  ®ünftter* 
äuge  üiel  511  fet)en.  2)ie  Erinnerung 
an  bie  Vtutgeridjte  9tlba3,  an  bie  eblen 
SKärttjrer  (Sgmonb  unb  |>oorn,  mar 
längft  ertofcfjen.  SJcan  fjatte  ficfj  in  bem 
tatfiolifdien  ober  mit  ©ematt  fatfjotifd)  ge= 
machten  Seit  ber  ÜJcicbertanbc  mit  ben  be* 
ftetjenben  93ert)ältniffen  fdjneH  öerföf)nt,  unb 
luxe  mcnig  fict)  baä  üfämifcfje  SSotf  in  feinem 
unüerwüfttidjen  3ro()ftnn  burd)  bie  gremb- 
fjerrfdiaft  ftören  tiefe,  l)aben  mir  auä  ben 
Vauernbetuftigungcn,  ben  Sncipftuben  unb 
^m  großen  ^irmc&fcftcn  unfereö  $ünftler3 
fennen  gelernt.  SBic  fid)  baä  fpanifdje 
Söappen  mit  bem  öfterrcidjifdjcn  Poppet» 
ablcr  üertrug,  fo  harmonierte  audj  baä 
olämifdje  Voff  mit  ben  fpanifdien  unb 
öfterreidufdjen  ©ofbtruppen.  @rft  im  19. 
3at)rt)unbert,  als»  eine  Gontrercüotution  bie 
fatt)otifd)en  ^iebcrtanbc  öon  bem  proteftan* 
tifdjen  |>ottanb  losriß,  mürbe  ba3  Ökbäditniä 


berer,  bie  bem  ^enferbcÜ 
ber  ©panier  gum  Opfer 
gefallen  maren,  mieber  511 
@i)ren  gebraut 

£enier§  unb  alle  feine 
®unftgenoffen  famen  alfo- 
nidjt  in  bie  Verlegenheit, 
fict)  in  politifdie  2)cnum- 
ftrationen  einjulaffen.  ©ic 
mochten  fid)  mot)t  and)  ev 
innern,  mie  fajledit  fie  cinft 
bem   Sftcnommiften  93rou* 
mer  befommen  maren.  9Zur 
allein  ber  malerifdje  Sfteij 
bemog  £enier3,  fein  3»* 
tereffe  aud)  bem  treiben 
ber  ©otbate^fa  azurnen 
ben,  bie  er  freilief)  gumeift 
bei   einer   fricblidjen  ©e 
fcfjäftigung,  bei  ifjren  Ver- 
gnügungen in  ben  3Sad)t 
ftuben,  barftellte.     ©djon 
biefe  feflerartigen,  gemölb* 
ten  Sftäume  boten  iljm  bie 
fd)önfte    (Megentjeit,    ju 
geigen,  bafe  er  e§  in  ber 
foforiftifdjen    SBefjanbfung 
be3  |>atbbunfef3  mit  ben 
beften  ^ottänbern  aufnet) 
men  fonnte.    SDcan  mad)t 
überhaupt  bieVeobacfjtuna,, 
bafj  trofj  bcr  potitifdjen  Trennung  ber  nörb 
lidjen  unb  fübtidjen  -ftieberfanbe  bie  Öknrc 
maierei  beiber  £anbe3teite  in  engem  3ufam* 
menljang  blieb,  mätjrenb  fief»  bie  religiöfc 
SJcaterci  großen  ©tilg  im  Sorben  unb  ©üben 
—  unter  bem  (Sinftuffc  ber  berfctjiebcncu  83c 
fenntniffe — entgcgcngcfc^tcn^ietengumanbtc. 
(Sin  ^Srad)tbitb  mic  £enier3'  SBacfjtftube  im 
3tcid)^mufeum  ju  Stmfterbam  (öon  1641  ba 
tiert,  f.  2lbb.  44)  bleibt  hinter  feinem  ber 
fjollänbifdjcn  ^cinmaler,  $>ou  mit  inbegriffen, 
gurüd.    SJcan  bcadjtc  nur  bie  £>arnifd)c,  bie 
©turml)auben  unb  anbere  9tüftung3teilc,  bie 
trommeln,    Raufen  unb  Sßaffcn,   bie   im 
Vorbcrgrunbc  31t  gcfdjitft  fomponierten  ©tili 
leben  aufgebaut  morben  finb,  bie  non  ber 
Tcrfc  ()crabt)ängenbc  Satcrnc  unb  ben  anberen 
Mlcinfram  5mifdicn  ben  ©ruppen  ber  ©ol 
baten!  3n  ifjrcr  Vefdjäftigung  untcrfdjcibcn 
fic  ftd)  nid)t  üon  bem,  ma^  bie  93aucrn  unb 
fictiicn  «'panbmerfer  in  iliren  ©dienfen  t()int: 
fie  fpielcn  harten,  fie  trinfen,  raudjcn  unb 
märmen  fict)  am  Staminfeucr,  über  bem  aud) 


55 


ber  befannte  ©crjmud:  ber  93routüerfd)en  unb 
Tenier3fd)en  2Birt3ftuben,  ber  an  bie  Sßanb 
-genagelte  ßuöferftid)  mit  einem  ®oöf  ntdjt 


ben  Ijofjcn  Torbogen  in  ba3  £atbbunfe(  ber 
gewölbten  9täume  fättt. 

£iefe  SSBacrjtftuben .  fanben,  öorneljmlitf) 


feljtt.  9ftit  ganj  befonberer  ÜDleijierfdjaft  ift 
X)ter  aber  nocfj  bie  boööelte  SBirfung  be§ 
Sic^teg  miebergegeben,  ba§  öon  tinfö  burcf) 
«in  geöffnete^  genfter,  öon  recfjtg  f)er  burtf) 


tooljl  wegen  iljreä  reiben  ftoffUdr)en  $ntereffe3, 
baä  fie  ber  2tugentuft  boten,  fotdjen  S3eifaH, 
bafi  fie  Senierä  fyäufig  nneberljoten  mufjte. 
Stuf  einem  ber  fctjönften  btefer  ©ruööe  öon 


56 


Silbern,  bcr  1642  gematten  Söadjtftube  in 
bcr  Ermitage  ju  @t  ^ßeter^burg,  f)at  ba3 
folbatifdjc  ©tilttebcn  fogar  einen  rriegeri* 
fdjen   fnntergrunb    erhalten.      $)urd)    ben 


abgegeben  roerben.  5tber  bie  fricgcrifdjc 
Slction  ift  bodj  nur  nebenfäd)lidj  beljanbclt. 
$)a3  £auptintcreffe  beanfprudjen  bie  ©eftattcit 
ber  Porten  tyietenben,  trinfenben  unb  raudjen* 


2(bt>.  49.    £er  ^  eil  ige 


,y> ic r oiii) m Kl  in  bcr  Häufte.    3"t  Stäbclfcfjeu  Munftinftitut  in  ffrnntfurt  o.  SR. 
(SRadj  einer  $f)otogrnpf)ie  Don  ff.  Sönicfmann  in  TOünd)cit.) 


£f)orbogcn,  beffen  Sßorfjang  in  bie  $öt)c 
gebogen  ift,  bücft  man  auf  eine  weite  (Sbenc. 
3n  ber  Sftitte  liegt  eine  ©tabt,  bie  öon 
einer  Scftung  oerteibigt  luirb,  Don  bereu 
2öäüen  ftanoncnfrf)üffc  auf  betagernbe  ^cinbc 


ben  ©olbaten,  i^rc  materifdjen  $rad)tcn,  \fyct 
SBaffeu  unb  Lüftungen,  üon  benen  nod)  ein 
rcidjlirfjcr  SSorrat  im  SSorbcrgrunbc  Unfä  an- 
gehäuft ift  unb  aud)  an  ben  Söänbcn  fycviim 
(jängt.     @3   ift    lcirf)t   crfidjtlid),   baß   bcr 


57 


$ünftter  nur  burd)  bic 
$reube  om  materifdjen  31t 
biefer  2(nt)äufung  öon  alter- 
fjanb  ©cmaffcn  gereift 
morben  ift,  gang  lote  c§ 
fein  (Sdjmtcgcrüater  getrau 
f)atte,  iüenn  er  bie  <Scf)miebc 
be§  SSutfan  matte.  S)a 
auf  allen  SBadjtftuBen,  bte 
£enter3  gemalt  l)at,  immer 
biefelben  SSaffen,  gähnen, 
Lüftungen,  Mufiftnftru- 
mente,  Sättel  u.  bgl.  öor= 
fommen,  tiegt  bie  $er- 
mutung  natje,  baf?  £enier§ 
fclbft  eine  (Sammlung  fol- 
djer  mititärtfetjen  9lu3rü- 
ftungggegcnftänbe  befeffen 
l)at,  bie  er  in  immer  neuen 
5lnorbnungen  immer  ttrieber 
anbrachte.  (Sin  runber 
orientatifcfjer  «Sdnlb,  eine 
noltftänbige  (Sifenrüftung, 
uue  fic  im  breifjigiäljrigen 
Kriege  bie^üraffiere  trugen, 
ein  paar  9?eiterpiftolen  in 
Sattettafcfjen,  eine  grofte 
Trommel  unb  ein  pväd)* 
tiger  SReitfattel  finb  bie 
|)auötftücfe,  bic  auf  alten 
3öad)tftubenbitbern  be3 
fommen. 

23i3toeiten  fjat  £enier3  aud)  öerfudjt, 
biefer  (Gattung  üon  Silbern  einen  tieferen 
Sinn  unterzulegen  unb  bamit  neben  ber 
greube  am  malerifdjen  unb  abenteuerlichen 
aud)  ben  gorberungen  genügt,  bie  ernfter 
geftimmte  Slunftfreube  an  ein  ®unftft>ert 
fteltcn.  SBie  bie  alten  flanbrifdjen  Meiftcr 
be§  15.  ^at)r[)unbert§  für  bie  (Geftatten  be§ 
atten  unb  neuen  £eftament3  in  iljrer  naitien 
Sluffaffung  bie  SOJenfctjcn  itjrer  $ett  nad) 
Äörperbilbung  unb  £rad)t  gu  Muftern  nah- 
men, bie  fte  mit  peinlicher  (Geroiffenljaftigfeit 
miebergaben,  fo  rjat  audj  £enier§  fein  93e= 
benfen  getragen,  feine  2Bactjtftubenbebeutung§- 
Wolter  ju  macfjen,  tnbem  er  retigiöfe  23or- 
gänge  in  baä  (Getümmel  ber  Solbaten 
öerroob.  $>ie  (Gefangennahme  (£t)rifti  unb 
bie  bamit  in  3ufamment)ang  ftetjenben  ©r- 
cigniffe  Boten  it)tn  bie  fdjönften  StRotiöe. 
Stuf  einem  23ilbe  ber  2)ubtet)galerie  in 
öonbon  (StbB.  45)  fiijt  ber  gefangene  ^eitanb 
felbft   im  SSorbergrunbe   einer  SBadjtftube, 


mt>.  00. 


SöübniS  einc^  alten  9J?anne3.   %n  ber  ®aiferl.  ©alerte  ju  SBten- 
(9Jadj  einer  ^otoflraptjtc  oon  3.  Sorot)  in  SBien.) 


®ünftter3     öor* 


oon  Sotbatcn  umringt,  bereu  einer  ifjm  bie 
©ornenfrone  auffegt,  mätjrenb  ein  anberer, 
311m  §of)tt  üor  ifjm  fnieenb,  iljm  einen  bürren 
3tueig  at3  Sceüter  überreizt,  ©in  anbere§ 
Mal  ift  eine  fotdje  Söacfjtftubc  ber  Ort, 
mo  'petruä,  ber  Mitgefangene,  feinen  |)errn 
üerteugnet  (im  Souüre  ju  SßariS),  unb  auf 
einem  britten  Söitbe  (in  ber  SDre^bener 
(Galerie,  3tbb.  46)  ferjen  mir,  mie  ber  (Snget 
ben  im  (Gefängnis  fdjtafenben  $etru§  raetft, 
um  tfjn  in  bie  greitjeit  ju  fütjren.  Man 
barf  au§  biefer  genrefjaften  !öet)anbtung 
biblifdjer  Motiüe  niefit  etioa  fd^ttejsert,  haft 
e3  $enter3  an  retigiöfer  (Gefinnung  ober 
gar  an  2ld)tung  üor  bem  ^eitigften  gebrad). 
@r  legte  fiefj  t^tn  nur  bie  bibtifcfjen  Vor- 
gänge nad)  feiner  Strt,  in  ben  (Grenzen 
feiner  Begabung  unb  feiner  Shtnft  jurecfjt, 
meit  er  ftug  genug  mar,  um  einjufetjen, 
ba$  er  e§  mit  ben  (Gro^mciftern  ber  reit* 
giöfen  Malerei,  mit  ^ubeng,  oan  SD^d, 
^orbaenS,  be  (£rat)er  u.  a.  nicfjt  aufnehmen 
tonnte.  Setbft  menn  er  fief)  enger  an  eine§ 
biefer  Vorbitber   anfcf)foJ3,    mie   j.   S3.   an 


58 


SRii&enä  in  einem  Silbe  in  ber  ©djmerincr 
(Valerie  „Daniel  in  ber  Sömengrube",  ging 
er  getieft  allen  ©djmierigfeiten  au3  bem 
2Sege,  bie  ju  dergleichen  Ratten  fyerauä* 
f orbern  tonnen,  bie  für  ü)n  nachteilig  ge* 
mefen  mären.  9iod)  mcfjr  aU  e3  Ütubenä 
getfjan,  rücftc  er  ben  Sßroötjcten  in  ben 
£)intergrunb  unb  machte  bie  Sötten  jur 
|)auötfad)e,  freiließ  otme  ü)nen  bie  maje- 
ftätifdje  Söilbljeit  mitzugeben,  bie  9tuben§' 
Sömen  unb  Siger  gu  gurd)t  unb  Gmtfc^en 
erregenben  ®efd)ö>fen  ftemoett. 


orten  9Jad)ab,mer,  unb  fdjtiefjtid)  l)örte 
eine  ®unftfamm(ung  ober  tod)  ein  Gemälbe» 
fabinett  ju  ben  unumgänglichen  Stennseidjen 
eines  ©ranb  ©eigneur,  ber  feine  9tolle  im 
Seoen  mürbig  ausfüllen  mottle,  ©o  tarn 
bie  Vorliebe  für  bie  fogenannten  „Kabinetts» 
ftüde",  b.  1).  für  bie  Söerle  ber  ®leinmalcr, 
auf,  unb  nad)bem  nun  einmal  ber  malerifdjc 
©inn  gemedt  mar,  mürbe  ber  ©egenftanb 
eine§  SBitbeä  gule^t  gleichgültig.  $iclleid)t 
gab  eS  fdjon  bamals  ©ammler,  bie  barauf 
crpidjt  maren,  öon  bem  ötämifdjen  Söauerm 


mb. 


51.    {Räuber  plünbern  ein  S5orf.    3n  ber  Äaiferl.  ©alerte  ju 
(Mad)  einer  ^IjotOQropfjte  öon  3.  Sorot)  in  SBten.) 


$8ietleid)t  t)at  gerabc  bie  eigenartige  Stuf» 
faffung,  mit  ber  £enicr3  biblifdie  SKotiöe  be= 
Ijanbelte,  feine  fyoljen  Gönner  befonberS  ge- 
reift. 9#an  mar  mit  ber  $eit  ber  großen 
ftirdjcnbilber  mübe  gcroorben,  unb  man 
erfreute  fid)  an  ber  Sermenf d)tidb,ung ,  mit 
ber  JenierS  öcrefjrnngämürbigc  ©eftaltcn 
bem  ©emüt  bes  SSefdjauerS  näf)er  brachte 
unb  öerftänblidjer  machte.  $ann  fam  audj 
bciZ  rein  malcrifdjc  ^ntcreffe  f)in,$u.  ©3 
mar  bie  3cit,  mo  ber  Sammeleifer  and)  bie 
großen  Ferren  in  ben  föanifdjcn  lieber* 
lanben  ergriffen  Ijatte.  $)a3  Seiföiel,  baä 
cinerfeitö  ftaifer  SRubolf  II,  anberfeitö  ®önig 
Äart  oon  (Snglanb  gegeben  fjatte,  fanb  aller* 


mater,  ber  ju  altem  bereit  mar,  audj  ein 
93ilb  biblifdjen  $nl)alt3  3U  befi&cn.  £>arau3 
erflärt  eS  fid),  bafj  bie  Qafyl  ber  biblifdjen 
Silber  unfcreS  ®ünftlcr3  nidjt  unbcträd)t(id) 
ift.  (£ineS  ber  öollcnbetften  unb  to(oriftifri) 
anjieljcnbftcn  ift  bas  1653  entftanbene  Döfer 
2tbrat)am3  in  ber  faifcrlidjen  Galerie  5U 
SBicn  (f.  Vlbü.  47),  mo  fid)  bie  Figuren  mit 
ber  lanbfdjaftlidjcn  Umgebung  311  fd)önem 
©inflang  aufammenftimmen.  (Sine  9ftcil)c  öon 
fünfjeljn  2)arftetlungen  ans  bem  Scben  ber 
Gottesmutter  befifct  bie  Galerie  5U  ©djlcifc 
fyeim  bei  9)cund)cn,  eine  SluSftcttung  (Sljrifti 
öor  bem  Sßolf  bie  Galerie  ju  Staffel,  eine 
£arfteHung  (Jljrifti  an  ber  äßarterfäute  ba$ 


59 


s$rabomufeum  51t 
SJcabrib ,    ben    mit 

feinen  £öcf)tera 
gedjenben  Soll)  bie 
alte  ^inafotfjef  gu 
äjtüncjfen.  ®te  fcf»on 
crtoa^nte  harter  beS 
Sfteitfjen  im  Fege- 
feuer unb  bie  fieben 
SBerfe  ber  93arm* 
tjcrgigfeit,  bie  %t* 
nierS  metjrerematim 
Statinen  einer  ®om* 
pofition  bargefteKt 
f)at  —  ein  ©jcmölar 

Befinbet  fid)  im 
youttrep^ariS,  ein 
anbreSinbcr  (Valerie 
3tecngrad)t  311  2tnt* 
loeröen  (üon  1644) 
—  bürfen  mir  aud) 
gu  ben  Silbern  reti* 
giöfen  ^ntjattS  red)* 
nen,  bo  baS  äftotiü 
bagu  auS  ben  (Süan* 
gelien  gefd)öüft  ift. 
3)aS  bie  fieben  Söerfc 
ber  33orm^ergig!eit 
barftettenbc  23itb  im 
Öouüre  (Slbb.  48)  ift 

ebenfalls  in  ber 
SJJitte  ber  üiergiger 
^al)re,  alfo  in  ber 
beften  3eit  beS  9Jcei= 

fterS,  entftanben. 
dJlan  mufc  genau 
gufeljen,  um  bie 
einzelnen  Vorgänge 
in  ber  reicfj  auS* 
gebilbetenSanbfdmft 

gu  erfennen  unb  fie  itjrem  ©inne  nad)  gu 
beuten;  benn  bie  ®arftettung  Ijat  an  unb  für 
fidj  nichts,  baS  an  ©innbilber  benfett  läfct. 
(£in  toof){f)abettbeS  (£I)eüaar  l)at  bie  3lrmen 
unb  23ebürftigen  eines  $5örfeS  geloben,  um 
fie  gu  Reifen,  gu  tränfen  unb  iljre  Sölöfje 
gu  BeWeiben.  2)er  Wlann  teilt  bie  93rote 
au§,  ein  ^ßage  giefct  SBein  in  eine  @cf)a(e, 
bie  ü)m  eine  junge  Sttutter  reicht,  bie  üjren 
3äugting  im  ©djofje  b,ält,  unb  bie  grau 
beS  reichen  Cannes,  üon  iljrem  ©ofjne 
unterftü^t,  reicht  ben  Warften  ioärmenbe 
Kleiber.  „  hungrige  Reifen,  SDurftige  tränf en, 
sJ?adte  f  leiben."    $>ie  üierte  (5§riftenüflicfjt, 


9lbb.  52.    Slmoretten  in 
inftihtt  ju  g?ranlfurt  a.  9K. 


einer  3lldjemtftenh)ct!ftatt.    %m  Stäbelfcrjen  Äunft- 
(9latr)  einer  ^Ijotograpfjic  öon  %.  33rucfmann  in  9Mntf)en.) 


mübe  Söanberer  gu  beherbergen,  erfüllt  ber 
Söirt,  ber  redjtS  üor  ber  £t)ür  feines  Kaufes 
ftefjt  unb  giuet  grembtinge  gur  (Sinfeljr 
labet.  ®aS  ®ebäube  im  |rintergrunbe  mit 
bem  runben  £urm  in  ber  SJlitte  ift  ©efängniS 
unb  ®ranfenf)auS  gugleid).  21uS  ber  Xfyüv 
tritt  ber  (befangene  IjerauS,  bem  bie  grei= 
Ijett  miebergegeben  mirb,  unb  an  einem 
genfter  beS  oberen  (StodS  ift  ein  tränier 
fid)tbar,  üon  bem  SIrgte  unb  einem  SBärter 
umgeben.  (Sang  im  £>intergrunbc  rechts 
ioirb  bie  le|te  ber  ^ßflicfjten  ber  d)riftüdjen 
9läd)ftenliebe  erfüllt:  unter  feierlichem  Geleit 
tüirb  ein  £oter  beftattet. 


60 


2)er  ®opf  beä  ©retfeg  im  Sorbergrunbc 
bcä  Silbeä,  ber  bie  §anb  nad)  ben  Sroten 
au§ftrerft,  fommt  Ijäufig  auf  ben  ©etnätben 
be3  ®ünftler3  üor.  Sßie  Senierä  fid)  felbft 
in  bem  jungen  Wann  an  ber  linlen  «Seite, 
neben  ber  alten  grau,  bargeftellt  l)at,  fo 
f)at  er  in  bem  ©reife  ein  Sttbniä  feinet  um 
biefe  3eit  etroa  brei*  ober  üicrunbfed)sig* 
jäl)rigen  Sater3  gegeben.  Sienfetben  ©reifen* 
fopf  iocrben  toir  fpäter  auf  einem  ber  fdjönften 
$üd)enbilber  beä  ®ünftler3  fetjen,  unb  mit 
befonberer  geinfjeit  unb  Siebe  ift  er  auf 
einem  Silbe  ber  Stäbetfcfjen  ©entälbefamm* 
lung  in  granffurt  a.  9Jc\,  ba§  ben  Zeitigen 
§ieronl)mu3  in  ber  SBüftc  barfteUt  (Slbb.  49), 
unb  auf  bem  Silbe  üon  3lbraf)am3  2)anfopfer 
in  SBien  burd)gefüb,rt. 

3ftan  f)at  an  £enier§  biäloeiten  getabelt, 
baB  namenttid)  feine  dauern  meljr  ttjpifd)  al§ 
inbiüibuelt  gcftattet  feien,  unb  barauS  ge- 
fdjtoffen,  bafe  er  fie  nid)t  fo  grünblid)  jte- 
biert  Ijabe,  toie  bie  kleinen  §anbtoerfer  ber 
Stabt,  bie  s$erfonen  feiner  t)äu3tid)en  Um* 
gebung,  bie  9lotabititäten  üon  5lnttoerpen 
unb  bie  üornel)tnen  Ferren,  mit  benen  er 
fpäter  in  Srüffel  üerfctjrte.  2Benn  biefe  93e= 
Ijauptung  richtig  ift,  fo  erftärt  fie  fid)  metjt 
etma  au3  ben  ©renken  feiner  Begabung. 
%u§  ben  S)arftettungen  au§  feiner  £>äu3tidj* 
feit,  au3  bem  großen  Slnttoerpener  Sd)ü£en* 
bifbe  fjaben  mir  gefeljen,  bafa  $enier3,  menn 
er  tooHte,  aud)  ein  großer  Sitbnigmater  im 
flehten  fein  fonnte.  ©igenttidje  Silbniffe 
fdjcint  er  freilief),  foioeit  bie  nodj  üorljanbenen 
Silber  feiner  £mnb,  bie  fidjerlid)  ben  roeit» 
au§  größten  Seit  feinet  Sd)affen3  bar* 
fteUcn,  ein  Urteil  geftatten,  nur  fetten  ge= 
malt  ju  Ijaben.  ©in  S)oppelbilbni3  gar, 
mie  btö  be§  (5r5bifd)of3  üon  ©ent,  2lntoinc 
trieft,  eineä  loarmen  greunbeä  ber  Shntft 
unb  ber  Sünftter,  unb  feinet  SruberS,  beä 
.Stapu(ynerpater§  (Sugen  (in  ber  Ermitage 
p  St.  Petersburg)  ift  eine  gang  ücreinjeltc 
(£rfd)cinung  unter  feinen  Sßcrfen.  Sein 
ganzes  fünftlerifdjeä  Naturell  liefe  itjn  nid)t 
lange  am  (Sinjelloefen  fjaften,  fonbern  e3 
brängte  if)n  jur  SBiebergabe  einer  ÜDZengc 
üon  ^nbioibualitäten,  bie  fid)  in  befdjau* 
Ucf>er  9tut)e  unb  bcl)aglid)cm  ©cnufe  ya.» 
fammengefunben  fjatten  ober  bie  fid)  ju 
l)öd)fter  Sctl)ätigung  be§  Gebens  in  Zan^ 
unb  bacd)antifd)cr  Suft  angeregt  füllten,  ©r 
l)at  uns  nid)t  einmal  ein  Selbftporträt  im 
l)crgebrad)ten  SitbniSftile  fnntertaffen.     3öo 


er  fid)  auf  ©enrebilbern  felbft  bargeftellt  t)at, 
crfdjcint  er  immer  nur  als  einer  unter  mel)re* 
ren.  6in  SRepräfentationSbilbniS  unfereS 
MnftterS  l)at  Bieter  $f)t)§  (1616—1678) 
gemalt,  ber  fid)  gern  ben  „f leinen  üan$)t)d" 
nennen  liefe.  SenierS  felbft  mufe  btö  33itb, 
bciZ  fid)  je|t  in  ber  alten  $inafotb,ef  ju 
9Jiünd)en  befinbet,  aU  njofjtgelungen  be* 
trad)tet  l)aben,  ba  er  eö  burd)  Sucaä 
Sorfterman  ben  jüngeren  in  Tupfer  fted^en 
liefe  (f.  ba§  Sitetbitb).  2)afe  Senier§  gleid)* 
mol)t  eingefjcnbe  Silbni^ftubien  nad)  ber 
9^atur  —  für  feine  3n)cde  —  gemadjt 
tjat,  bemeift  aufeer  bem  au§brud»üotIen 
Slopfe  Slbraljamg  unb  üieten  anberen  bilb* 
ni^mäfeigen  köpfen  auf  feinen  Silbern 
aud)  *ba$  Porträt  eine3  meifefjaarigen  unb 
^bärtigen  SRanneö  in  ber  faifertidjen  ©a* 
lerie  gu  SBien  (f.  Slbb.  50).  SBenn  man 
biefe§  Profil  cingel)enb  betrachtet  unb  gett)al)r 
rairb,  mie  jebe  gälte  ber  §aut,  jebc  Stundet, 
jebe§  Söär^a^en  unb  jebe§  §aupt*  unb  Sart- 
l)aar  miebergegeben  ift,  entbedt  man  bie 
Quelle,  au§  ber  ein  f)atbe§  ^at)rl)unbcrt 
fpäter  S3altl)afar  2)enner  gefdjöpft  Ijat. 

Btoeimal  |at  Senier^  aud)  friegerifdje 
ober  bod)  ioenigfteng  bramatifd)e  ©reigniffc 
au§  bem  Solbatenleben  bargeftellt.  2)a§  eine 
biefer  Silber  (in  ber  faifertidjen  ©alerie  ju 
SBien,  f.  2lbb.  51)  trägt  bie  bcbcutungsoollt 
^afyvt^afyi  1648,  unb  mit  biefem  testen 
^aljre  be§  grofeen  ^riege^,  ber  gan$  (Suropa 
erfd)üttert  t)atte,  fdjeint  audj  ber  ^n^ait  bee 
Silbe«?  im  3tifc»nmenl)ange  gu  flehen.  Sein 
Sitet  tautet  im  amttid)cn  Katalog  gloar  nur 
ganj  allgemein:  „9täuber  ptünbern  ein5)orf". 
Slber  bag  ptanmäfeigc  Sorgcl)en  biefer  9täu* 
ber  beutet  tod)  barauf  f)in,  bafe  toir  SRaro 
beure  be§  grofeen  ®riege3  öor  un§  l^abcn, 
bie  aud)  nad)  bem  gricbcn§fd)luffc  nod)  lange 
nid)t  üon  if)rcm  jügeHofen  Sebcn  laffen  tonn 
ten  unb  %at)xt  l)inburd)  eine  gcfürd)tetc 
s-ßtage  aller  cinfam  gelegenen  Dörfer  loarcn. 
(£§  ift,  at§  blatten  toir  in  bem  JcnierSfdjcn 
Silbe  eine  ^Huftration  p  Sd)iHer^  „  Räubern " 
üor  un§,  bereu  ^anbtung  alter  ©etuob,ub,cit 
nad)  in  bie  3cit  unmittelbar  nad)  Secubigung 
beä  breifeigiäf)rigcn  Shricgcsi  üerlegt  toirb,  im 
befonberen  eine  ^ttufl^tion  ju  ber  Stropl)c 
be§  Räuber  liebet: 

2)o3  SBeljgefjeut  ßefcfjlagncr  Sßäter, 
3)er  bangen  2flütter  Älaggeseter, 
5)a^  SBtnfeln  ber  üerlaffnen  33caut 
3ft  <&d)mau$  für  unfere  2rommelf)aut! 


61 


2)a3  giüette  biefer  triegertfdjen  Söitber 
e3  Befinbet  ficf»  im  Sftufeum  gu  3lnt- 
merüen  —  fdjitbert  ben  (£ntfa£  ber  btm  ben 
grangofen  belagerten,  bamatä  nodj  gu  ben 
^teberfanben  get)örenbcn  ©tobt  $atencienne3 
burdj  bic  ©panier  unter  35on  S"on  b'Sluftria, 
ber  bei  biefer  Gietegenfieit  ben  großen  £u= 
renne  junt  SiücEjug  attmng.  (§3  ift  freiließ 
fein  ©d)tad)tenbilb  im  mobernen  ©inne,  fon= 
bem  mefjr  ein  Panorama  ber  ©tabt,  auf 
bem  bie  Söetoegungen  ber  feinbtidjen  Armeen 


bie  Farben  burdjfdnmmcrt.  3toei  in  ber 
Soft  fdjmebenbe  @nget  tragen  baä  ©afra» 
ment,  baä  ®ottüater  hinter  einem  Ärujiftjr 
in  einer  gotifdjen  Kapelle  ttjronenb  geigt, 
unb  unten  fietjt  man  bie  ©ubulatirdje  in 
Trüffel.  @3  ift  (eiber  nidjt  betannt,  für 
melden  feiner  ©önner  Senierö  biefeä  foft* 
bare,  unter  feinen  SBerfen  ganj  einzig  bc 
ftctjenbc  23itb  gemalt  l)at. 

SDiefe    anmutigen  (Snge(3geftalten   finb 
eng  oermanbt  mit  ben  feiften  pausibärfigeu 


SlDb.  53.    Sie  Äüdje.    3m  ftönifll.  TOufeum  im  §aa<&. 


nur  eine  uutergeorbnete  9totte  fielen.  SSiel 
bebeutfamer  finb  bie  allegorif  djen  unb  fonftigen 
3utf)aten,  bie  Umrahmung  be3  ©tabtbilbe§ 
mit  Söaffen,  üiüftungen  unb  anberen  £ro= 
pfjäen  unb  bie  ^Serfonifüation  ber  ©tabt 
23atencienne!§  unter  bem  ©d)u|e  ber  9Jla» 
bonna  bon  93rüffcl.  $)amit  ift  bermuttid) 
btö  ©alrament  ber  Söunber  ber  tjeitigen* 
®ubula,  ber  ©d)u|batronin  ber  ®atf)ebratc 
öon  Trüffel,  gemeint,  ba§  £enier§  auf  einem 
feiner  feltfamften  Silber  bargeftellt  l)at. 
£>icfe§  in  ber  berliner  Valerie  befinblidje 
33üb  ift  nämlicfj  auf  meifjem  Sftarmor  ge* 
malt,  fo  bafj  \>a%  ®orn  be§  9ftarmor<§  burd) 


Amoretten,  bie  (auf  einem  S3ilbe  be§  ©täbel= 
fdjen  ®unftinftitut§  in  granffurt  a.  M.r 
Stbb.  52)  in  einer  Sttdjemiftenwertftatt  if)r 
SSefen  treiben.  2Ba§  ben  loeifen  Scannern, 
bie  mir  oben  in  iljren  Saboratorien  fennen 
gelernt  fmben,  rticfjt  gelingen  mottle,  fjaben 
bie  lleinen  geflügelten  ^ejenmeifter  $u  ftanbe 
gebracht.  3Bäf)renb  §mei  mit  brolligem  (Sifer 
am  ©djmetaofen  befdjäftigt  finb,  prüft  ber 
britte  an  einem  £ifd)e  im  SSorbergrunbe, 
bem  oft  oon  £enier3  üerroerteten  9Jlöbet  mit 
bem  au§  2)etpt)inen  gebilbeten  ^ufje,  an 
einem  Sßrobierftein  bie  ©rgebniffe  i()re3 
@djaffen3:  btanfe  ©olbftüde,  üon  benenf djon 


62 

ftatttidjc  Häuflein  auf  ber  $ifd)betfe  liegen,  in  alle  (SinjeHieiten  be3  länblidjen  £eben§ 
Selten  fyat  ber  ®ünftler  einen  fo  feinen,  unb  ber  Iänb(ict)en  Slrbeit  eingebrungen  ju 
liebenänntrbigen   §umor    gegeigt    hrie    auf  |  fein.     |)otte   er   fid)  Bio   baljin  mcfjr  um 


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biefem    überaus    gart   unb    buftig    au 
führten  Silbe. 


bie   öorftäbtifdjcn    unb    länblidjen    SBirtS* 
fyäufer  unb  um  bie  93aucrnbc(uftigungen  im 


9?ad)bem   ber  ftünftfer   3d)(of$b,err  ge«  |  freien  gefümmert,  fo  teerte  er  jefct  mcfyr 
morben  mar,  fdjeint  er  nod)  tiefer  alä  früher  j  in  bie  inneren  Slrbeitäftättcn,  in  baä  eigene 


ftdje  betriebe  ber  tcinbtidjen  Söirtfc^aft  ein. 
£>b  e3  bei  ü)tn  felbft  fo  l)odj  hergegangen 
ift,  mie  e3  bie  1644  gematte  fjerrfdmfttidje 
®ürf)e  im  aJcufeum  be3  £>aag  (f.  5lbb.  53) 
überaus  torfenb  t>eranfct)auticf)t,  miffen  mir 
nictjt,  ift  aber  fetjr  ma^rfdjeinlirf).  ©in 
greunb  guten  SebenS  unb  öornetjmer  §auS= 
Gattung  mar  ber  SJKann,  bem  eS  in  feiner 
^ugenb    bismeiten   ttägtid)  ergangen   mar, 


63 

ifjr  ättefter  Soljn.  (£3  fjanbelt  fidj  offenbar 
um  ein  grofceS  ®aftmat)t.  9Jät  befriedigtem 
«Stotj  haftet  bciZ  Stuge  ber  Hausfrau  auf 
bem  neben  ü)r  auf  einem  £ifd)e  orangenben 
^auötftücf  ber  Safet,  bem  in  ber  üotten 
^Srad)t  feine§  ®efieber£  aufgetakelten  ©djioan. 
$m  XV.  unb  XVI.  ^at)rf)unbert  mürben 
8d)mäne,  Steiger  unb  ärjnttcfje  ©djiüimm* 
üögcl,   bie   mir   fjeute  mcgen  if)re§  jatjen, 


9(66.  55.    Sie  SBurftmactjerin.    3n  ber  fiaifert.  ©alerte  51t  SSien. 
(Wart)  einer  s$f)Otogra})f)ie  üon  3.  Sorot)  in  SBien.) 


fidjerticf).  2)a3  t)aben  mir  frfjon  au§ 
bem  Silbe  gefefjcn,  bciZ  ifjn  unb  bie 
Seinigen  auf  ber  ^erraffe  feines  <3d)toffe3 
barfteflt,  unb  bort  fjaben  mir  aud)  ^ 
metallenen  2öeintüt)ter  mit  ben  beiben  bicf= 
bauchigen  gtafdjen  fennen  gelernt,  bem 
mir  im  $orbergrunbe  ber  |)errfdjaft§füd)e 
mieber  begegnen.  £>ic  £mu§frau  fctbft  der* 
fd)mät)t  e§  nidjt,  bie  |)anb  mit  anzulegen. 
(£3  ift  mieber  grau  2(nna  33reugt)et,  unb 
ber  ®nabe,  ber  iljr  bie  ©Rüffel  fyätt,  in 
bie  fie  bie  gehalten  sÜöfet  nicbertegt,   ift 


tfjranig  fctnnecfenben  gteifdjeS  öerabfrf)euen, 
nod)  gegcffen,  unb  banaclj  fjatte  fid)  nocf) 
im  XVII.  ^af)rt)unbert  bie  ©itte  ermatten, 
menigftenS  bie  @d)ft)äne  ab§  £afeljier  ^u 
benutzen.  @ie  mürben  gu  einer  5lrt  üon 
3tttrapc,  bie  gemöt)nttd)  eine  fdnnacf* 
t)afte  ^Saftete  in  iljrem  inneren  barg,  unb 
oertraten  fo  bie  (Stelle  ber  fitbernen  £afet* 
auffä&e,  bie  bamatS  nod)  nid)t  gu  jebem 
bürgerlichen  fmuSfdjafj  gehörten,  3>m  SSor* 
bergrunbe  be§  |mager  ^üdjenbitbeS  ift  atteS 
ausgebreitet,  beffen  ber  ®ocf)  jur  Verrichtung 


64 


bcr  9Jiaf)l3eit  nod)  fonft  bcbarf:  gifdjc,  ®c= 
finget,  Sßilböret,  ®alb3feutcn  u.  f.  tu.  9flan 
barf  babei  nid)t  an  unfcre  mobcrnen  Einers 
bcnfcn,  bei  bencn  e£  f)auötfäd)lid)  barauf 
anfommt,  um  (Daumen  ju  reiben,  olme  ben 
9Jcagcn  ju  überlabcn.  £ic  alten  Flamen 
ucrlangte  nad)  einer  fcfjr  berben  ®oft,  unb 
bafj  fie  fid)  niefit  fo  leicht  überfättigten,  er* 
fetjen  n»ir  ju  unferem  (Staunen  auS  öiclcn 
erhaltenen  3>ohunenten  über  grofee  unb  ftei* 
nerc  ©aftmäfjlcr,  bei  bencn  gan^  unglaubliche 


bafj  lüir  in  biefer  ®üd)e  baS  loirtlidje  Slbbitb- 
ber  £enierSfd)en  ©djtoftfüdjc  in  ^jSerd  üor 
unS  Ijabcn.  ^ebenfalls  fyat  ftcf)  ber  SMnftter 
fctbft  in  ber  Öteftalt  beS  ftattlidjen  $<m$* 
b,ofmeifterS  bargeftcllt,  ber  im  üoHen  33c* 
loufitfein  feiner  SBürbe  linfs  auf  einer  (Sftrabe 
ftetjt,  einen  galten  auf  bcr  gauft  unb  im 
Segriff  jur  %aa))  hn  Qt§cn,  ujk  ^tn  öor 
il)m  auf  bem  förbboben  ausgebreiteten  S3or* 
rat  an  2Sitb  nod)  gu  ücrmcfjrcn.  (Sitten 
?(ugenblid    bleibt    er   nod)   fteljen.     SDenu 


Mb.  56.    lex  ftufiftall.    3n  ber  Jtetfetl.  ®alerie  ju  SBien. 
(9tarf)  einer  ^fjoiogriipljie  toon  3.  Sorot)  in  SBien.) 


SJcengcn  öon  Spcifen  unb  (Sctränfen  üer* 
tilgt  mürben.  j£)af?  fid)  aud)  eine  $auä* 
frau  au§  bem  mot)tf)abenben  ÜDcittclftanbe 
auf  eine  ftarfc  (Sfjluft  ifyrer  ©äfte  gefaxt 
mad)en  mufote,  letjrt  uns  ein  S3lid  auf  hen 
Mamin  bcr  .fraagcv  ,Stüd)c,  üor  bem  ein  ®od) 
bcfd)äftigt  ift,  brei  Steigen  oon  (hänfen,  (Sntcn 
unb  |>itf)nern  am  Söiefje  ju  breljen  unb 
gehörig  mit  Söutter  ju  beträufeln. 

(Sine  Xarftcllnng  einer  nod)  geräumigeren 
unb  nod)  rcid)cr  mit  Vorräten  öcrfeljencn, 
l)crrfd)aftlid)cn  .Stüdjc,  bie  bic  ^jaljreSaaljl 
1646  trägt,  beftfct  bic  (Ermitage  ju  <3t. 
Petersburg  (ÄM>.  54 i.  55er  Katalog  biefer 
Sammlung  ftcllt  cS  als  marjndietnlid)  rjin, 


einer  bcr  .Stödjc  fül)rt  it)m  einen  alten 
blinben  giferjer  3U,  ber  einen  fcltcncn  gang 
getrau  tmt  unb  biefen  bem  aUgcmaltigcu 
33etjerrfd)cr  beS  ®üdjcnbepartcmcnt$  (ytm 
®aufc  anbieten  ttntt.  9Iud)  biefer  ©reis  ift, 
mie  fd)on  in  alten  Katalogen  bomcvft  mirb, 
ein  SilbniS,  baS  beS  SSatcrö  beS  M  imitier*, 
ben  mir  nun  fd)on  aus  einer  ganzen  Weibe 
Don  Silbern  fennen. 

(£in  länblidjcS  ©eitenfti'td  311  ben  $err 
fd)aftsfüd)cnbitbctbersBirtfd)aftSranin,uuniu 
eine  Söäucriu  nad)  bem  grofjcu  2d)iucinc- 
fdjladjtcn  bem  undjtigcn  ©efebäft  beS  Sßurft= 
mad)cny  obliegt  (in  ber  faifcrtid)cn  ©alaic 
3u  SBien,  f.  s2lbb.  56 1.    sBie  auf  ben  meiften 


65 


Silbern  be§  üftnftferä  ift  and)  fjier  bie 
Leitung  be§  Sdjaupta|e8  in  jtoet  SRciume 
burtfjgefüljrt  inorbcn:  im  borbcrcn  füllt  bie 
$au8frau  bie  2>ärme  mit  ber  gteifdjmaffe, 
unb  im  Hinteren  Slbtcit  fi£en  unb  ftetjen 
SRänncr  unb  grauen  an  einem  Sifcfj,  bicf)t 
am  tobcrnben  geuer  be§  ®amin§,  an  beffen 
SRantet  ber  farifierte  Sauernfopf,  bie  <Stg= 
natur  93rouiuer§  unb  feinet  !ftact)af)mer<§ 
£cnier§,  angeheftet  ift.  £ro|bem,  bafj  biefe 
(Einteilung   faft   auf   alten  anteriores  be3 


gehalten  luurbe.  Solcher  ©eftatt  finb  and) 
bie  Sßiefjftälle,  bie  £enier3  gematt  fjat.  (Einen 
®uf)ftatt  unb  einen  $icgenftatt  bcfi|t  bie 
faifertidje  (Materie  in  2öien  (f.  2lbb.  56,  unb 
57).  Seibe  finb  gteict)  augge^eic^net  in  ber 
feinen  2)arftettung  beö  §ettbun!et§  unb  in 
ber  fotoriftif<f)cn  Sefjanblung.  Stuf  bem 
„Shifjftatt"  bilbet  baZ  lueifee  £>emb  be<§  auf 
feinen  ©tat»  geftütjten  @d)aft)irten,  ber  ber 
SMferin  bei  ifjrer  Arbeit  aufiefjt,  ben  §auöt= 
accent,  bem  fief)  alte  übrigen  Sofattöne  unter* 


316b.  57.    Ser  Biege nftaü.    3n  ber  Äoiferl.  ©alerte  ju  ÜBien. 
(%i<f)  einer  ^fjotograpf)ie  üon  3-  2ott>r>  in  3Bicn.) 


9fteifter§  iüicbcrfcljrt,  toirb  man  finben,  bafj 
ber  Äünftter  immer  beftiffen  ift,  fie  mbglidjft 
mannigfattig  31t  geftatten.  @3  ift  barin 
üietleicf)t  and)  feine  Spanier,  feine  öäffigfeit 
unb  S3equemti(f)feit  in  ber  2(rt  be3  ®om* 
öoniereng  p  ttbtidm.  Stenterä  fatj  eben  nur 
fötale  ^Räume  üor  fid).  ©ic  finb  ttyöifd) 
für  ba§  nieberlänbifdje  33auernt)au§,  ttorin 
bie  für  Sßirtfcfmftä*  unb  2M)nsir>ecfe  be* 
ftimmten  $äume  urförüngtid)  nict)t  burd) 
3nrifd)enräume  getrennt  toaren,  fonbern  ein 
einf)eittid)c3,  meift  aber  lounbertid)  inein* 
anber  gefdjadjtctteä  ©an^cä  bitbeten,  baä 
nur  burd)  ba<§  gemeinfame  $>adj  jufatnnten* 

9Jofen6crg,  Xcnier§. 


orbnen,  unb  auf  bem  ätoeücn  Sitbe  ift  e3 
bie  (Gruppe  ber  Riegen,  auf  bie  fidf»  öoffe§ 
öidjt  ergießt,  lüätjrenb  bie  übrigen  giguren 
unb  ©egenftänbe  im  ^atbbunfet  üerfdjlüinben. 
3tn  geinf)eit  be§  £on3  unb  an  fünft« 
Dotter  öidjtfütjrung  »erben  bie  Sßiener 
Silber  nod)  burd)  ein  länbtid)e3  Interieur 
übertroffen,  ba%  man  geiüötjntid)  al£  „©tili- 
leben"  flaf fixiert,  obirot)!  fid)  and)  jtoei 
lebenbe  Söefen  in  bem  Staunte  befinben:  ein 
Sauer,  ber  mit  einem  ®ruge  in  ber  §anb, 
fid)  burd)  bie  £f)ür  im  ^intergrunbe  ent* 
fernt,  unb  ein  £>unb,  ben  ber  Sauer  al§ 
2Bäd)ter    gurüdgetaffen   fjat   (f.    2tbb.  58). 

5 


66 


grcilid)  wirb  baS  £)auöttntereffe  beS  93e= 
fdjauerS  burd)  baS  im  Sßorbergrunbc  in 
materif  djem  3)urd)cinanber  jufammengetjäuf  te 
©erat  unb  ©erümpel  in  Slnförudj  genommen, 
baS  öon  breiten  Sintfluten  umfielt  wirb. 
2tber  mit  nid)t  geringerer  Sfteifterfdjaft  ift 
ber  äufammengelouerte  £mnb  bargefteHt, 
beffen  btijjenbe  Slugen  mit  einer  ftauncnS* 
teerten  materifdjen  Sirtuofität  Wiebergegeben 
finb.  @S  ift  beSf)alb  nidt)t  öerWunbertid), 
bafj  ber  gegenwärtige  93efi^er  beS  SitbeS, 
baS  fid)  früher  in  ber  Sammlung  Sdjubart 


9taffaets  berühmte  ÜDiabonna  aus  bem  -öaufe 
Orleans  in  berfelbcn  Serfteigerung  mit 
einiger  Sftülje  nur  auf  150000  granc^  ge= 
trieben  würbe. 

^nbem  es  SenierS  öerftanb,  bei  ber 
©arftellung  foldjer  bäuertidjen  ^nnenräumc 
eine  gewiffe  (Sinförmigfeit  in  ber  Stnorbnung 
burd)  häufigen  2öedt)fet  beS  Kolorits  unb 
ber  ^Beleuchtung  ju  überwinben,  würben 
aud)  feine  Sewunberer  nidjt  mübe,  immer 
neue  SBerfe  feiner  fleißigen  |>anb  ju  er* 
Werben  unb  gange  Kabinette  bamit  ju  füllen. 


j.  58.    ©ttllle&en.    3m  SScftfc  bc$  Dr-  »on  3iittcr  in  9Mud)cn.    (3früt)er  in  ber  ©ammluitß  Srfjubart. 


in  SJlüncgen  befanb,  bei  ber  Serfteigerung 
biefer  (Sammlung  (im  Dt  tober  1899) 
10800  Tlaxt  bafür  bejaht  tjat.  Soldjc 
greife  für  Silber  beS  SfteifterS  gehören 
übrigens  fcineSWegS  ju  ben  «Seltenheiten. 
Sei  ber  SSerfteigcrung  ber  Sammlung  Söfd) 
in  SBien  im  3>at)re  1885  mürbe  eine 
Sanbfdjaft  öon  1645  mit  Sauern,  bie  fieg 
mit  Sogenfdjieften  öergnügen,  auf  16000 
(Bulben  getrieben,  unb  bei  ber  Serftcigcrung 
ber  ©alerie  SDeleffert  in  s#ariS  im  äftära 
1869  ift  eS  fogar  öorgefommcn,  ba$  ein 
gifdjmarft  öon  Hemers,  freilieg  eine  feiner 
fetteneren  2)arftetlungen ,  ben  ungeheuren 
^reis  öon  159000  3f*ancS  errang,  wäl)renb 


£>er  eifrigfte  feiner  Sewunbercr  unb  ju- 
gteidj  fein  ftets  jur  £l)at  bereiter  Sefd)ü£er 
War  ber  Sftann,  aus  beffen  Sefijj  jene 
beiben  Stallinterieurs  unb  öicrjcljn  anberc 
Silber  öon  SenierS,  meift  Sd)ööfungen  erften 
9taugcS,  in  bie  faiferlidjc  (Materie  ju  2Bieu 
gefötnmen  finb:  (Sqljeraog  Seopolb  SSifljelm 
\)on  Öfterreitf).  tiefer  funftfinnige  Tvürft 
War  im  %af)xt  1647  511m  Statthalter  ber 
föanifdjen  üfticbertanbc  ernannt  worben,  unb 
nadjbem  er  am  13.  Slpril  biefcS  SaljreS 
feinen  (Singug  in  Srüffcf  gehalten  Ijattc, 
Würbe  fein  £>of  balb  ber  SJiittclpunft  aller 
fünftterifdjen  ^ntcreffen.  ©iner  ber  erften, 
ber  bie  Öhmft  bcS  (Sr^erjogs  gewann,  War 


67 


£enier§.  9?od)  SRubeng'  £obe  mar  er  un= 
beftritten  ber  erfte  äfteifter  ber  Slntmeroener 
Sdjute.  ®cr  einzige,  ber  ifmt  btefen  9hif 
fjätte  ftreitig  madjen  tonnen,  mar  $afob 
!yorbaen3.  @r  üafjte  ober  nad)  feinem 
ganzen  2Befen  nidjt  in  bie  f)öftf(f»e  Suft 
()inein,  unb  obmofjt  ber  ©rgfjersog  aud)  ein 
93ilb  üon  ibm,  ein  SöofjnenfönigSfeft,  für 
feine  (Sammlung  ermarb,  f)ielt  fief»  ^orbaeng 
bem  Sörüffeter  $ofe  fern,  üielleid)t  au3 
religiöfen   ®rünben,   ba   er   um  bie  $eit, 


audj  jum  SDlitglieb  feinet  |)offtaate3,  mobei 
er  ben  Sitet  ,Ayuda  de  camara'  (Sommer* 
biener)  erhielt.  2>a3  märe  nad)  unferer  Stuf* 
faffung  eljer  eine  93eteibigung  als  eine  Slu3* 
äeidjnung;  aber  man  barf  fief»  nidjt  an  ba§ 
2Sort  galten.  Slud)  $an  tian  @i)d,  ber  $of- 
maler  s,ßt)itiüto§  be3  ®uten  üon  23urgunb, 
fyatte  biefen  £itet  geführt,  nnb  e§  fetjeint, 
faft,  at£  tjätte  er  bamatg  bie  Söebeutung  ge- 
habt mie  etma  bleute  ber  £itel  „Kammer- 
I)err".      (Srjfjeräog    £coüofb    2Bitt)etm    be* 


2lt>&.  59.    etäfjcräog  Seoöolb  SBilfietm  auf  ber  Ketljerjagb.    3m  ßouöte  ju  $ari8. 
(sJJad)  einer  ßriginalfcfiotograr'fjic  öon  SBraun,  Element  &  (Sie.  in  Sornad)  t.  <S.  unb  $ari3.) 


alz  Seoüolb  2Bitljetm  bie  @tattf)atterfd)aft 
führte,  5ur  reformierten  ®ird)e  übertrat. 

2)er  gefdjmeibige,  glatte,  jebem  Stuftrag 
geneigte  £enicr3  brauste  atfo  feinen  SRiüaten 
3u  fürchten,  unb  er  benu^te  feinen  Vorteil 
fo  gut,  bafc  er  fid)  batb  bem  (Srgtjergog  un= 
entbcfjrtidj  gemalt  tjatte.  ^wrncr  häufiger 
mufjte  er  üon  Stntmerücn  nad)  Trüffel  fom* 
men,  unb  fo  entfdjloB  er  ftdj  enbtidj,  ganj 
nad)  ber  ^auütftabt  überjufiebetn,  mo  er  im 
~sa()rc  1651  in  ber  yiafyt  ber  er^erjogüc^en 
9tefibenä  ein  §au§  für  ben  ju  bamatiger 
3eit  fetjr  anfefjntidjen  ^al)re§äin§  üon  525 
©utben  mietete.  3)er  @r^er5og  ernannte 
ifm  gu  feinem  Hofmaler   unb  machte   ifjn 


fdjenfte  £enier§  audj  mit  einer  gotbenen 
isette,  an  ber  eine  Sftebaitle  mit  feinem 
93übni3  t)ing  —  t§  ift  biefetbe,  bie  mir  auf 
unferem  ^orträt  be3  SfteifterS  fefjen  —  unb 
a(3  Slnna  Sreugtjet  im  %ai)vt  1653  sunt 
fünftenmate  mit  einem  ®ot)ne  nieberfam, 
mürbe  bem  ©fjeoaar  bie  (5f)re  ju  teil,  bafj 
$on  %mn  be  $Beta3co,  ®raf  üon  ©atomar, 
a(3  Vertreter  be3  (Srjtjeräog^  $ate  ftanb. 
SIB  offizieller  Hofmaler  be3  ©r^ersogä 
beeiferte  fid)  JenierS  junädjft,  alle  irgenb* 
mie  bemerfen^merten  ©reigniffe  im  Seben 
be3  <Stattf)atter3  unb  feiner  ©emaljtin  Sfa* 
betta  in  feiner  treuen  (£t)roniftenart  gu  fdjit* 
bern.     (Sro^e  §auüt*  unb   8taat3aftionen 

5* 


68 


iuaren  cS  freilief»  nid)t  —  juni  ©lud.  Senn 
eine  Sarftellung  fo!cf»er  fjättc  bem  23kfen 
unfercs  ®ünftlers  fern  gelegen.  @s  roaren 
nur  alltägtidje  ©rcigniffe  unb  frotje  ^eftc, 
bie  er  ju  malen  Imtre.  Stuf  einem  Silbe 
im  ^ouürc  begegnen  mir  bem  (Sr^ersog,  üon 
^mei  Skalieren  begleitet,  auf  ber  9teil)erjagb 
(f.  2tbb.  59).  SBätjrenb  ber  eine  ber  Ral- 
fen, bie  ben  9teil)er  Ijerabgetjolt  tja&en,  üon 
ben  @cr)nabeK;ic£»cn  bes  Sogets  arg  bebrängt 
mirb,  eilt  fdjon  üon  redjtstjer  ber  Saliner 
gu  feiner  ^Rettung  Ijerbci.  3mei  Silber  im 
SRufcum  ju  SJcabrib  geigen  btn  (Srg^ergog 
im  Serfefjr  mit  bem  Solle,  bem  er  burd) 
einen  Sefud)  ber  SHrmcfjfeftc  bie  übliche  @t)re 
ermeift,  bie  bie  Flamen  üon  itjrem  jeweiligen 
SanbeSijerra  ju  ermatten  gerootjnt  maren.  (Sin 
üicrtcS  Sitb  in  ber  (Valerie  gu  Gaffel  freut 
ben  (Singug  ber  (Srg^ergogin  ^fabeUa  in 
Srüffet  bar,  unb  auf  einem  fünften  Silbe, 
bas  berfelben  ©alerie  angehört,  fet)en  mir 
bie  ?"Ktrftin  bes  2lbenbS  bei  9Jconbenlid)t  unb 
Jyacfclftfjein  in  baS  Sorf  Sitüoorbe  einfahren, 
in  beffen  9cät)c  fict)  Senicrs'  Sanbgut  befanb. 
2)as  intereffantefte  unb  guglcid)  figurenreidjftc 
biefer  Silber  befijjt  bie  faiferlidje  Valerie 
511  SSien:  baS  Sogetfdjtefjen  gu  Srüffel  üom 
3al)re  1652  (f.  2lbb.  60).  Sas  feierliche 
(Srcignis,  bas  eine  gemaltige  SJccnfcrjenmenge 
t)erbeigelodt  t)at,  üoUgie^t  fict)  auf  bem 
kleinen  3aaüelüla£  (Petit  Sablon),  bemfelben 
tyiafyt,  beffen  üornetjmfte  3^r  gegenloärtig 
baS  Stanbbitb  ber  beiben  9Jcärtt)rer  nieber* 
länbifctjer  Unabhängigkeit,  ber  (trafen  (£g* 
monb  unb  |>oorn,  bilbet.  250  JJaljre  früher 
metteiferten  bie  Sürger  Srüffets  miteinanber, 
bem  füanifd)*bfterreicr)ifcr)en  Statthalter,  bem 
Snmbol  ber  Änecfjtfcrjaft,  auf  biefem  y$la§t 
it)rc  £>ulbigungcn  barjubringen.  Sen  £>inter* 
grunb  füllt  juni  größten  Seile  bie  ®ird)e 
Notre-Dame  du  Sablon  (t)eute  Notre-Dame 
des  Victoires).  ©S  mar  baS  l)iftorifcr)c  9ted)t 
ber  Srüffcler  lUrmbruftfctjüijcngitbc,  Ijicr  il)r 
Sogelfdjiefjcn  abmatten  unb  bie  ©ränge 
mit  bem  Söget  an  einem  ber  Sürmc  an* 
bringen  ju  bürfen.  Senn  bie  ©übe  Ijattc 
bie  SHrcfje  im  %afyvt  1304  gegrünbet  unb  im 
XV.  unb  XVI.  ^al)rl)unbert  erneuern  (äffen. 
Siefcr  $eit  gehören  aud)  bie  t)cn  (Sl)or  jum 
Seil  üerbedenben  einbauten  an,  bie  auf 
unferem  Silbe  fid)tbar  finb,  aber  üor  einigen 
3al)ren  befeitigt  mürben.  Sor  biefen  Sin* 
bauten  ift  eine  mit  rotem  Xud)  betjängte 
Xribünc  errichtet,  auf  meldjer  ber  CJr^crjog, 


ber  einzige  mit  bebedtem  Raupte  in  feiner 
Umgebung,  ftcl)t.  üftod)  l)ält  er  bie  Slrmbruft 
in  ber  |mnb,  mit  ber  er  tbtn  ben  glüdlidjen 
Sd)uf}  abgegeben  t)at,  ber  btn  Söget  jum 
gälte  brachte,  unb  mät)renb  er  bie  ©lud- 
münfdje  ber  Sorftctjcr  ber  Sdjüjjcngilbc  ent- 
gegennimmt, fdjaut  alles  Soll  nad)  ber  leeren 
Stange  hinauf.  Sie  jungen  finb,  um  beffer 
fel)en  ju  fönnen,  auf  bie  Säume  gctlettcrt, 
anbere  finb  auf  baS  ®ird)enbad)  geftiegen, 
unb  aus  btn  üftebengaffen  brängen  immer 
neue  Solfsmaffen  I)eran.  3m  Sorbergrunbe 
get)t  es  etmaS  getaffencr  ju.  Sa  finb  üor- 
net)mc  Samen  unb  Ferren  in  ürunfüotlcn 
©eluänbern,  bie  eine  ^eitere  Unterhaltung 
pflegen,  jmei  junge  Sturer  311  ^ßferbe,  eine 
©ruppe  graüitätifdjer  9Jcänner  mit  breiten 
©olbbanbelieren,  an  benen  ir)re  Segen 
Ijängen,  unb  redjts  l)ält  ber  fdjmar^e,  mit 
®otb  üer^ierte  ©alamagen  bes  (SrätjeqogS. 
Sie  ©ruüüe  baüor  intcreffiert  uns  gan3  bc- 
fonbers.  Sor  bem  Äutfd)enfd)lag,  neben  bem 
uns  ben  9iüdcn  jurelirenben  9Jcann  mit  bem 
tjorjen  grauen  §ute,  ftetjt  nämlid)  ScnierS 
felbft.  SCRan  fietjt  nur  feinen  mit  einem 
fdjmarjen  §ut  bebedten  Soüf,  ben  meinen 
^alsfragen  unb  einen  lleinen  Seit  feiner 
Sruft.  3lber  biefc  ^teinigfeit  l)at  bem 
$ünftter  genügt,  fiel)  felbft  üöllig  fenntlid) 
^u  mad)en,  unb  jmeifcllos  finb  aud)  bie 
übrigen  Figuren  bes  Sorbergrunbcs  Silbuiffe 
ber  bamatigen  Mutabilitäten  Srüffcls  unb  auS 
bem  Greife  feiner  neuen  greunbe  am  §üf 
unb  in  ber  ©efeHfd)aft.  Slber  audj  feiner 
alten  5reunbe,  bereu  Sarfteltung  it)n  mol)l- 
Ijabcnb  unb  bcrütmtt  gcmad)t  l)atte,  üergaf} 
er  bei  biefer  feierlichen  ©etcgentjcit  nicfjt. 
©an^  im  Sorbergrunbe  red)ts  feljen  mir 
Seutc  aus  bem  |>anbmcrfer*  unb  Sauern- 
ftanbe,  unb  ein  bct)cnbeS  %aca  eilt  fdincllen 
Kaufes  an  hen  üorncl)men  Ferren  üorüber, 
um  nod)  ctmaS  üon  bem  großartigen  2d)au 
fpict  gu  erf)afd)cn.  (SS  ift  ein  Kardien  uou 
ber  Sorte,  bie  bie  Stammgäftc  $11  ben 
SKirtsl)äuf cm ,  ben  Xai^ucrguügimgeu  unb 
'ben  großen  Sirmefjfcftcn  ftcllt,  bie  JcnierS 
fo  oft  gemalt  unb  barum  aud)  fo  grüublid) 
tenneu  gelernt  l)at. 

Scnicrs'  Stellung  am  §ofc  bes  (Jrj 
t)crjogs  ücopolb  2öill)elm  mürbe  fict)  üictleidn 
niebt  fo  befeftigt  t)abcn,  menn  er  blof?  Dealer, 
nidjt  and)  .Shmftfenncr  ober,  mic  mir  tjeute 
fagen,  „^unftejrpcrt"  gemefen  märe.  25ic 
miBtidjcn  Scrmögcns-  unb  (SrmcrbSüerbält 


70 


niffc  feines  üätertidjen  $anfe£  Ratten  it)n 
frü^ettig  borauf  geleitet,  bureb,  jeglidjcS 
^Jcaltocrf  (Mb  ju  üerbienen.  ($r  lernte 
Silber  feinet  SatcrS  foüicren,  unb  maS  bie 
Qualität  nid)t  einbrachte,  mufjte  bie  9)caffc 
bringen.  2)arum  mar  er  aud)  füäter  ein 
fo  gcfcfjitfter  •ftacb,ab,mer  SroutoerS  gemorben, 
bajj  aud)  Ijeute  nodj  ntcr)t  §tt)tfc^en  beiben 
reiner  $ifcb,  gemacht  merben  fonntc,  obmoljl 
bie  geteljrteften  gorfdjer  ifjren  Sd)arffinn 
ba^u  aufgeboten  tjaben.  Sei  biefer  ®o= 
üiftenarbeit  Ijat  SenierS  gelernt,  fidj  aueb, 
in  ben  Stil  feiner  Sorbilber  einzuleben  unb 
ftdj  ein  gettnffeS  Wlafc  üon  ®unftfcnnerfdr)aft 
gu  criocrben,  baS  gu  fruchtbarer  Setfjätigung 
fant,  als  ber  Gh^ljeräog  feinen  Stuf  enthalt 
in  Srüffcl  üornetjmlicb,  baju  benu^tc,  fief» 
eine  Ökmätbefammlung  anjulegen,  bie  fetjr 
balb  eine  grofje  3aljl  üon  Sfteifterloerfen 
erften  langes  üereinigte.  Dbmot)t  ber  ®x%* 
l)eräog,  folange  er  in  Srüffet  «Statthalter  mar, 
XenierS'  ®unft  Ijodj  in  (£b,ren  fjiett,  neigte 
er  fidj  bod)  als  ©ammler  meb,r  ben  ©ro)3a 
meiftern  ber  itatienifdjen  Malerei,  bc= 
fonberS  ben  Venezianern,  ju.  SSaS  er 
mäb,renb  feinet  StufentljalteS  in  ben  lieber* 
lanben  an  ®unftmerfen  aufammengebraerjt  Ijat, 
ift  meift  in  ber  fatferliefjen  (Valerie  ju  SBien, 
im  ^ßrabomufeum  ju  äftabrib,  in  glorcnä 
unb  an  anberen  Orten  erhalten  geblieben. 
9Jiet)r  aber  als  alle  gefdjriebenen  Serjeidjniffe 
biefer  (Sammlungen  geugen  üon  feinem  (Sifer 
unb  öon  feinem  Sammlerglütf  bie  $nüen* 
tarc  öon  £enicrS,  bie  Slnfidjten  ber  ®emätbc= 
galerie  beS  (Sr^eraogS,  bie  unfer  ^ünftlcr 
mit  einer  ©enauigfeit  im  einjelnen  nrieber* 
gegeben  Ijat,  bau  man  nod)  bleute  auS  biefen 
„gemalten  Silbergalerien"  bie  Originale  ju 
ben  Sitbdjen,  bie  an  bm  Sßänben  Ijängcn, 
nadjtoeifcn  fann.  Qnv  größeren  Serbeut- 
lidjung  finb  auf  ben  meiften  biefer  Silber 
bie  tarnen  ber  ®ünftler  beigefefct,  bie  man 
3u  XenierS'  3eit  für  iljre  Urheber  l)ielt. 
Sotdjer  Stnftcfjtcn  ber  erj^erjogtierjen  Valerie, 
bie  ber  (Srjt^er^og  nid)t  für  fief)  felbft,  fon- 
bern  ücrmutlicb,  als  ©cfdjenfc  für  feine 
fürftiidjen  Serloanbten  unb  #rcunbc  l)at 
malen  taffen,  ba  immer  biefclbcn  |>auüt= 
ftücfe,  ücrmuttidj  alfo  bie  üieblingSbilbcr 
beS  fjotjen  Gerrit,  barauf  üorfommcn,  giebt 
cS  eine  ganjc  SReitjc,  bie  teils  einzelne,  teils 
mehrere  SBänbc  ber  Silberfälc  mit  il)rcm 
auSerlefcnen  fünftlcrifc^en  Sdjmutf  barftellen. 
(SineS  biefer  Silber,  baS  baS  SRufcum  in 


Srüffel  befifct,  ift  batiert  (f.  Slbb.  61).  @s 
ift  1651  gemalt  unb  gehört  bereits  jener 
^ßcriobe  in  £cnierS'  fünftlerifdjcm  «Schaffen 
an,  mo  ber  manne  ©olbton  ber  üicrjigcr 
3al)rc  einem  feinen,  füllen,  bismeilen  etlüaS 
matten  Sitberton  gemieden  mar,  ber  etma 
ein  ^al)räe^nt  lang  in  ben  (Semälben  beS 
ÄünftterS  üortjerrfdjenb  blieb.  Sin  einem 
£ifdje  in  ber  Sftäfje  be§  Eingangs  ju  bem 
Saale,  beffen  eine  SSanb  bem  Scfcb^aucr 
5ugefel)rt  ift,  ftetjt  ber  ©rätjerjog  unb  »ruft 
bie  auf  bem  Sifdje  ausgebreiteten  $ciaV 
nungen.  (Sine  baüon  l)ätt  i^m  ScnicrS  auf- 
gerollt üor  Stugen.  hinter  bem  dürften  fielen 
gloei  ^ofbeamte,  üon  benen  ber  üorbere  eine 
Sronjefigur  in  ben  £änbcn  l)ält.  Unter  "ötn 
©emätb,en  linf§  oon  ber  Sl)ür  fällt  befonberS 
ein  Silb  ber  Zeitigen  Margarete  auf,  baS 
bamalS  für  ein  SBer!  9taffaelS  gehalten 
lourbe,  in  2Birfticb,feit  aber  nur  öon  QHulio 
Romano  b^errü^rt.  darüber  fieb^t  man  linlS 
S:iäian§  ®anae  (je^t  in  SSien)  unb  red)tS 
baä  unter  bem  9Jamen  „bie  ^ilofoötjen" 
befannte  Silb  ©iorgioneS,  baS  fidfj  ebenfalls 
in  ber  faiferlicbjen  Valerie  ju  Söien  befinbet. 
Stuf  ber  anberen  «Seite  finb  befonberS  eine 
^reujabnab^me  üon  Sintoretto,  eine  ©rab= 
legung  ßtjrifti  üon  bem  jüngeren  $atma, 
eine  3tnbetung  ber  Könige  üon  ^ßaut  Seroncfe 
unb  baneben  bie  Teilung  einer  franfen  $xan 
bureb,  (5()riftuS  üon  bemfelben  sHZeifter  be* 
mcrfenStoert.  —  Stuf  einem  Silbe  ber 
faifcrlidjen  (Valerie  gu  28ien,  auf  bem  ein 
2;eit  berfelben  ©emälbe  miebergegeben  ift, 
ftet)t  ber  ©r^erjog,  ber  bieSmal  mit  großem 
(befolge  erfc^ienen  ift,  üor  bem  SilbniS 
eines  ^omb^errn  üon  (Satena.  @S  ift  it)in 
anfcfjeinenb  5um  ^aufc  angeboten  morben, 
unb  JenierS  ftel)t,  ber  (Sntfd)eibung  t)arrenb, 
neben  bem  Silbe. 

üftoeb,  mannigfad)er  unb  malcrifcb,  reij 
üoUer  ift  bie  Stnorbnung  auf  üier  Silbern 
ber  9Jcundr)cner  ^inafott)cf.  Stuf  beut  erften 
Silbe  (f.  Stbb.  62)  madjeu  mir  bie  ev 
frculid)c  Seobacb,tung,  ba§  Seuier-5,  toenn 
er  ein  SKobetl  brauchte,  feine  Säuern  aud) 
in  bie  ^racfjträumc  ber  cr^crsoglicfjcn  ®a» 
leric  lommcn  liefe,  bie  ib,m  juglcid)  alc- 
Sttelicr  biente.  Dtjne  fieb^  bur4  bie  bintev 
ib^m  ftcl)cnbcn  .^aüalicrc  bcS  |>ofeS  ftöreu 
3u  taffen ,  matt  er  einen  Sauern,  ber  in 
feiner  9Ml)c,  einen  Xrcfdjflcgel  3nnfdjcn  ben 
Rauben  b^altcnb,  auf  einem  niebrigen  Sdieiucl 
SKobctt  fi^t.    (SS  mochte  beut  Miinftlcr  loot)t 


71 


ein  SBebfirftttä  fein,  felbft  unter  fo  dielen 
Sftciftertoerfen  aller  ©tfjuten  immer  mieber 
•ju   ber  üftatur,   bem  Urquell   aller  iftunft, 


be<§  33ilbc§  entfcfjiebcn  Ijat.  @g  ift  ein  SSerf 
beä  $aoto  Seronefe,  ba§  im  (Smpfang  ber 
Königin  öon  (Saba  burd)  ©alomo  barftellt, 


Sitrücfjufdjren.  Unter  ben  Silbern,  bie  im 
^Raum  füllen,  ift  ba3  größte  ^roüiforifcrj  in 
einer  @cfe  aufgeteilt,  bermutlicf)  meit  ber 
(Sr^erjog  fictj  norf)   nidjt  für  ben  Slnfauf 


unb  befinbet  fiefj  je£t  in  im  Uffigien  ju 
gtoren^.  2)aJ3  e§  bamalä  mirflid)  burd)  ben 
(Sr^erjog  angefauft  iüorben  ift,  erfe^en  mir 
au3   bem    gmeiten   ber   ÜDcündjener   Silber 


72 


(f.  W)b.  63),  loo  eä  Bereite  unter  bic  übrigen 
©cmäfbc  ber  ©alerte,  ebenfalls  meift  Söerfe 
ber  oenegianifd)enSd)utc,  eingereiht  ift.  Slufjcr 
gat)frcid)en  Sitbniffen  üon  £igian,  Seronefc 
unb  £intorctto  ift  befonberä  t>a$  Silb  über 
ber  £()ür  bead)ten§ioert:  ber  gtoötf jährige 
^efuäfnabc  im  Stempel  Don  jftibera  genannt 
Spagnotetto  (jefct  in  ber  faifcrlidjen  (Materie 
gu  Sßien).  $a3  britte  9ttünd)encr  93ilb 
(f.  Stbb.  64)  geigt  toieber  eine  ©de  be£ 
großen  ®aferiefaate3.  Sor  einem  Kamine 
fteljt  ein  Wiener,  ber  ein  3>nfantenp orträt 
üon  Sefagqucg  üon  ber  fd)ü|jenben  SDede  be= 
freit  f)at,  offenbar  ber  Stnfunft  be§  @rg= 
fjergogg  gcioärtig.  Sief  in  ber  (Srfe,  üor 
einem  mit  Sfufpturen  unb  3cid)nungen  be* 
berften  Sd)ranf,  fi£en  §tr»ei  Männer  an  einem 
runben  3:ifdt).  Stuf  bem  üierten  9Rüncf)cner 
Silbe  treffen  nur  toieber  üen  ©rgfjergog  mit 
feinem  Hofmaler  unb  (Saleriebireftor.  tiefer 
f)at  einen  gang  befonberS  guten  $ang  gctf)an; 
benn  er  l)at  bie  greube,  feinem  f)of)en  ®ön= 
ncr  £igiang  ®irfd)enmabonna  gu  geigen,  ba3 
berühmte  ^ugenbtoerf  be3  99tafter§,  ba$ 
fegt  eine  3ierbe  ber  faiferlid)cn  (Materie  in 
Sötcn  ift. 

(Sin  fiebenteä  biefer  ®a(ericbilbcr  befinbet 
fid)  im  ^ßrabomufeum  gu  ÜEftabrib.  |)ier 
geigt  ber  CSr^erjog,  oon  £enier§  begleitet, 
feine  Ötemäfbefammfung  einem  üornefjmen 
Spanier,  bem  (trafen  üon  gucnfalbana,  unb 
ber  Sftaler  mufj  auf  biefeä  ©rcignis  feljr 
ftolg  getoefen  fein;  benn  er  fjat  auf  biefer 
j£>arftettung  feinem  üftamen  in  fpanifd)er 
Sprache  ben  Site!  beigegeben:  Pintor  de  la 
Camara  de  S.  A.  J.  (®ammermaler  ©einer 
£aifertid)en  |)of)eit).  ^ener  ®raf,  ebenfalls 
ein  eifriger  föunftfammler,  gehörte  fctbft  gu 
ben  ^ßroteftorcnunf  eres  ®ünftler3.  (Sr  ferjenfte 
ifnn  fo  grofjcä  Scrtraucn,  bafj  er  Üjin  und) 
(fnglanb  fd)irfte,  um  bort  für  if)n  ©emäfbc 
unb  anbere  ftunftiocrfe  gu  erwerben. 

$5amit  ift  bic  9ieif)e  biefer  ($atericbitber 
nod)  nid)t  erfd)öpft.  (Sin  ad)te3,  oon  1653 
batierteä  befifct  Saron  üftatfjamef  9ftotf)fd)itb 
in  SBien,  unb  mehrere  anbere  t)at  £fjeobor 
oon  trimmet  jn  feiner  getjattüollcn  Stubic 
„Ötemafte  ©aterien"  aus  alten  Stuftionä- 
fatafogen  nad)getoiefen. 

$ro|j  irjrc25  fleinen  Sftafjftabeä  finb  bic 
Silber,  mit  benen  SenicrS  bic  28änbe  feiner 
„gemalten  ©emälbegaferien"  auetgeftattet b,at, 
nid)t  bfo|  in  if)rem  allgemeinen  Gfjarafter 
ben  Originalen  entfprcdjenb,  fonbem  and)  in 


itjren  (£ingclf)citen  fo  genau,  bajj  man  fie  mit 
ben  mobernen  ^fjotograpfjien  ber  Originale 
ücrgteidjen  fann,  ofjne  baf?  fie  unter  biefem 
fd)ärfftcn  aller  $rüfung§mittet  gu  leiben 
f)ätten.  %n  ber  9^acr)bilbung  oon  Ötemälben 
in  fleinftem  Üflafjftabe  blatte  fid)  £enier§ 
freilid)  fd)on  üon  ^ugenb  auf  geübt.  SSir 
Ijaben  gefeiten,  ba§  bereite  auf  feinen 
früfjeften  ©cfcllfd)aftgftüden  bie  SBänbe  mit 
©emälben  gefdjmücft  finb,  bie  fid)  beutlid) 
aU  ^ad)bilbungen  üon  Söerlen  feinet  SSatcr^ 
ober  93routoer§  fenngeidmen,  unb  roo  bie 
Anbringung  foldjer  feinen  ^unftoerfe  nidit 
ioab,rfd)einlid)  geioefen  märe,  mie  g.  8.  in 
feinen  2Birt§ftuben,  muf3ten  es  toenigftenä 
Slupferftid)e  unb  9tabierungen  nad)  Sroutoer 
fein,  in  benen  er  biefe  feine  ©pegialität 
feinet  ^önncn§  beloäl)rtc.  ®a^  er  feine 
eigene  SBerfftatt  fd)on  al§  junger  SKanu 
mit  ©emälben  anberer  SReifter  au§geftattct 
Ijat,  mirb  un§  burd)  ein  SBilb  au§  feiner 
grü^eit  begeugt,  ba§  fid)  in  ber  ©aleric 
be§  Stiftet  ©anft  Florian  in  Oberöfterrcid) 
befinbet.  Wad)  ber  ®d)ilberung  ^rimmek> 
fief)t  man  unter  ben  Silbern,  bie  an  ben 
SBänben  t)ängen,  eine  3Konbfd)einlanbfd)aft, 
ein  ^üd)enftillleben,  eine  Sßcrfucfjung  bc^ 
^eiligen  Antonius,  eine  gelfcntanbfdjaft  unb 
eine  §eyenbefd)lrörung  —  lauter  ©egen- 
ftänbc,  bie  teitä  für  ba§  Schaffen  feinet 
$atcr3,  teil^  für  bciZ  feinige  begcidjncnb 
finb.  S)a^  biefeö  Silb  au3  ber  erften  ßeit 
be§  ®ünftter3  ftammt,  ergiebt  fid)  au§  ber 
jugcnblid)en  ©rfd)einung  be§  üorn  an  ber 
(Staffelei  fi^enben  9Jlalcrg. 

$ür  bie  ^arftettung  ber  ©emälbe  auf 
ben  Silbern  ber  ergljergogtidjen  ©alerie  bat 
2cnier§  befonber^  forgfältige  Sßorftubicn 
gemacht.  @r  b,at  faft  jcbe3  ©cmälbe  ein- 
geln  im  kleinen  fopiert  unb  tanaä)  feine 
Sitberioänbc  äufammengcftcHt.  9JJit  bicien 
tlcinen  Kopien  oerfolgtc  er  aber  nod)  einen 
befonberen  Q\md  (£v  lic§  fie  einzeln  nadi 
unb  nad)  in  Tupfer  fted)cn,  unb  je  nad)bcm 
ein  Statt  fertig  mar,  formte  man  e§  oon 
bem  Sruber  bc§  Äünftlcr^,  bem  9Jialer 
unb  ftunftl)änblcr  2lbral)am  ZtnitXi  in 
Antwerpen,  f auflief)  erhalten.  %m  ^alne 
1658  lieft  JenicrS  and)  ein  Titelblatt 
für  bic  gange  Sammlung  ftcdieu,  baS  mit 
einem  Silbniö  bcö  @rg()crgog§  gefd)inüdt  unb 
mit  einer  SSibmung  an  ben  eblen  ÜDcäceu 
üerfcf)cn  Joar,  ber  für  feine  ftunftfammlung 
nid)t  nur  fein  ganges»  Scrmögen  geopfert, 


73 


fonbcrn  ficf)  notf)  mit  Sdwlben  Bctaftet^attc. 
5luf  biefem  Sttelbtatt  iüirb  bic  «Sammlung 
„Araphitheatrum  picturarum"  (®emälbc= 
tfyeatcr)   genannt.     ;Jn   $8ud)form   erfdjien 


fpanifcfjcm  unb  latetntfdjcm  £crt  (£3  fonb 
folgen  S3etfoH,  bafj  e§  notf)  -jummat  (1673 
unb  1684)  aufgelegt  raurbe.  Unter  ben 
Stechern  befanben  fief)  Seute  wie  Sßorfter* 


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ba§  SBerf,  ba<3  aHmätjtid)  auf  229  tafeln 
gebracht  korben  mar,  aber  erft  1660  im 
Sertag  bc§  23ud)brucfer3  ^enbrief  2tertffen§, 
mit  föniglidjem  ^riöiteg,  unb  jtoar  in  öier 
ausgaben  mitnicberlctnbifdjem,  franäöfifd)em, 


man  ber  Stttere  unb  ber  3ün9^re,  (£. 
SamoerS,  (£t)nf)cmbt3 ,  £t).  öan  Reffet,  bie 
jum  Seit  notf)  unter  9hiben§'  5tuffid)t  unb 
Anleitung  gearbeitet  Ratten;  aber  man  lann 
nid)t  behaupten,  bafj  fie  fyier  etroa§  dufter* 


74 


gemöb,nlid)e3  gcteiftet  Ratten.  (Sine  ^robc 
irjrcr  $unft  bietet  bo§  üon  SucaS  Sßorftcr* 
man  bcm  jüngeren  geftodjene  23itbni3  beä 
9)ceifter3,  beffen  SKeprobuftion  mir  biefer 
33iograpl)ie  beigegeben  fyaben. 

Ein  beträdjtlicfjer  Seit  ber  flehten  ®o» 
pien,  bie  "ötn  Stedjern  aU  Vorlagen  bicntcn, 
t)at  fid)  nod)  ermatten.  ©tma  120  baüon 
befinben  fid)  in  Sölenrjeim,  bent  ^atafte  be§ 
^erjogS  üon  ÜDcarlborougtj.  Slnbere  befifct 
bie  (Valerie  Sa  Gaje  im  Souüre  j$u  ^ari§ 
(eine  Verneinung  (Xfjriftt  nadj  SorenäoSotto 
unb  eine  9Jcabonna  nad)  Sigian),  baä 
ftäbtifdje  ÜDcufcum  in  SDcagbeburg  (ein  meib* 
licbjeä  Vilbniä  unb  bie  Venu«?  mit  beut 
Spiegel  nad)  ^ijian),  bie  faiferlidje  (Valerie 
in  SBien  unb  anbere  (Sammlungen.  $n 
bief en  f leinen  Kopien  ift  fretüdf»  bie  malerifcfje 
(Eigenart  unfereä  Äünftlerä  fo  unüerfennbar, 
bafj  ficf)  niemanb  über  bie  Urrjeberfcfjaft 
täufcbjen  fönnte.  Sßie  fie  £enier3  nad)  feiner 
3(rt  mit  feinem  feinen,  fpijjen  Sßinfel  mebjr 
äcicbnerifcb,  alz  matcrifdj  beljanbelte,  üer* 
anfdmuticrjt  ein  fetjr  merfmürbige3  Vitbcfjen 
ber  berliner  ©alerie,  i>a$  groar  nid)t  un* 
mittelbar  5U  biefen  Kopien  gehört,  aber 
bocb,  üon  gleichem  (Steift  erfüllt  ift.  ©3 
ftellt  Neptun  unb  Stmprjitrtte  auf  einem 
üon  Seepf  erben  gezogenen  SBagen,  bie9)ceere3= 
mögen  burdjfdmeibenb,  bar.  SJcafaben,  £ri* 
tonen  unb  Amoretten  bttben  ben  |wfftaat 
be3  9fteere3beb,errfd)er3,  unb  aU  Beiden, 
bafj  e§  ibjnen  niemals  an  günftigen  SBinben 
feb,lt,  fielet  man  üier  auf  SBotfen  fdjmebenbe, 
mit  ^fitgeln  üerfetjene  unb  au§  üotfen  33aden 
blafenbe  ®inberf öpf e ,  bie  bie  öier  SBinbe 
fümbotifieren  (5tbb.  65).  $a3  atterfmür- 
bigfte  an  biefem  fetten,  farbenfrohen  Vitbe 
ift  bie  ^auptgruppe,  bie  genau  einem  großen 
Silbe  üon  9tuben3  „Neptun  unb  2tmpl)itrite" 
nadjgebifbet  ift.  2113  biefcg  Vilb  im  %al)vt 
1881  au§  ber.  (Valerie  beä  (trafen  üon 
Scrjönborn  in  SBien  für  ba§  ^Berliner  SOcufcum 
angefauft  mürbe,  brad)  in  Verlin,  namentlich 
in  ^ünftlerfreifen,  ein  Sturm  ber  (Sntrüftung 
(öS.  £>ie  Sünftter,  bie  jeben  SJceiftcr  am 
licbftcn  auf  bem  ^örjcpunrt  feiner  Steife 
ftubieren,  fonnten  fid)  fcfjledjtcrbingä  mit 
biefem  ungewohnten  Slnblid  tticfjt  befreunben. 
9Jcan  fannte  bamatä  nod)  nidjt  genügenb 
bie  SBerfe,  bie  Ütubcnä  nadj  feiner  9tüdfel)r 
au3  Statten,  unter  bcm  ©tnflufj  be§  bort 
©efef)enen  unb  Empfangenen,  gemalt  Ijattc, 
Söerfe   burd)au3   fdjmanfcnben  (Stjaraftcrä, 


bie  mel)r  ben  uncntfcfjiebenen  lilampf  jrotfdjen 
mehreren  Strömungen  atä  ben  naljen  Sieg 
ber  einen  über  bie  anbere  ücranfdjauli* 
cbjen.  $n  bem  erbitterten  Streit  ber  SDceinun* 
gen  ging  man  fogar  fo  weit,  ba§  f  rembartige 
SBilb  al§  eine  gätfdjung  bc§  XVIII.  gatyc- 
()unbert§  3U  branbmarfen.  9iun  tonnte  aber 
bie  b^art  bebrängte  ©alericüerloaltung  einen 
Srumpf  au^fpielen,  inbem  fie  aus  il)ren 
3Ragaginen  bie  ®opie  üon  StenierS  b^crüor« 
l)oltc  unb  bamit  ben  unlüiberleglidien  33c» 
iüei3  lieferte,  ba§  i>a§  angefochtene  93i(b  be* 
reitö  im  XVII.  galjrlmnbert  ejiftiert  unb 
ba§  e§  ein  Stenierö,  ein  SJcann,  ber  9tubcn3 
na^c  geftanben,  einer  Äopie  für  mert  tx* 
actjtet  fjatte.  S)urc§  biefe  feltfame  Verfettung 
be§  3ufall§  ift  Stenierä  in  bie  Sage  gefom- 
tuen,  bem  üon  tt)m  unb  ben  Seinigen  fyoeb/ 
üeret)rten  Spanne  alg  @ibe^l)elfer  in  einer 
ücriüidelten  Stngelegen^ett  bienen  5U  fönnen. 
®er  beftänbige  SSerfeb^r  mit  bem  fövfr* 
b^ergog  unb  feinem  |)ofe  flieg  julc^t  unferem 
Slunftler  etroaS  in  Un  ^opf.  ©r  ^atte  gtoar 
einen  3^itel  unb  eine  golbene  ®ettc;  aber  e3 
mochte  boeb^  üorfommen,  ba$  il)n  bie  ©bleu 
be§  §ofe§  ettoaä  über  bie  Steffeln  anfal)en, 
toeit  er  boeb^  eben  nur  ein  9J£aler  mar,  ber 
fein  (Mb  mit  ber  Arbeit  feiner  |mnbe  ücr« 
biente.  ®a§  mu^  $enier3  getoaltig  üer= 
broffen  b^aben,  unb  er  fud)te  mit  (Sifer  in 
bem  Stammbaum  feiner  Familie  nacb;,  um 
i$u  erforfeb^en,  ob  nidjt  boeb^  irgenbmo  ber 
5tnfa^  cinc3  abiigen  Steifet  auSjufunbfcb^aftcn 
wäre.  ©3  fear  iljm  feb^on  früher  gelungen, 
ioenigftenä  eine  fleinc  Spur  auSfinbig  5U  ma- 
cf)en.  Einer  feiner  Uralmen,  ber  in  Sltl)  im 
^ennegau  fc^aftig  getüefen  toar,  blatte  ein 
ablige^  SBappen  geführt:  auf  golbcncm  Tvclbc 
einen  fa^toaräen  fteigenben  Sären,  umgeben 
üon  brei  grünen  (Sidjctn.  2>q  ShtbenS  unb 
Pari  $t)d  9titter  gemefen  maren,  toottte  Jc= 
nier§  bc^felbcn  Vorrccb;t§  nid)t  entbebveu,  unb 
er  nab^m  of)ttc  meiterc^  jcnc§  SBappen  an,  un 
befümmert  um  bie  Spöttereien  feiner  Miutft 
genoffen  unb  ben  9kib  feiner  geinbe.  ©inet 
i)mi  biefen,  fein  eigener  Sdjloagcr,  mit  bcm  fid) 
Senicrä  megen  perfönlicb,er  Angelegenheiten, 
bie  bie  Familie  üörcugb,cl  betrafen,  üerfeiubct 
blatte,  fpieltc  tf;m  aber  im  geeigneten  3Roment 
auö  9ftad)e  einen  Streif.  21(3  anfällig  ein 
mal  jmei  SSappen()crolbc  —  e$  mar  int 
^afjre  1649  —  in  Slntmcrpcn  eingetroffen 
maren,  mürbe  Jenierä  bei  il)tten  megen  un* 
berechtigter  ^ü^rung  cincä  abiigen  SBappcns 


75 


nngejcigt.  $5ie  Unterfucrjung  ergab  fo  tocnig 
©finftfgeS  für  £enier§,  baf}  ficE»  biefer  oer* 
anlaßt  fafy,  ein  ©efucfr,  um  ©eftätigung  be£ 
SlbetS  an  ben  (gr^eqog  Seopolb  SBürjetm 


fjalterfdjaft  be§  (S^erjogS  Scopolb  SBttljctm 
i()r  (£nbe.  -iftodj  in  bemfetben  Qdfyct  würbe 
2>on  $uan  oonÖfterreicr^etnunerjclidjer  @otm 
®önig  «ß^iüppS  IV,  fein  «Jtodjfolger.     8H3 


» 


5 
.5  » 


9  §■ 


^  ,5. 
S  33- 


ju  richten.  ($3  Hieb  unbeantwortet,  üiet* 
leicfjt  toeü  man  ben  bertnegenen  ^ünftter 
für  feine  (Sigcnmäcfjtigfeit  ftrafen  wollte, 
üftacb,  biefem  erften  äftifjerfotg  rjiett  £enier3 
einige  $eit  9M)e. 

Sm  ^at)re  1656    erreichte   bie  Statt- 


ttuger  Wlann  bot  £enier3  fofort  alle  feine 
Gräfte  auf,  um  audj  beffen  ®unft  gu  ge= 
Winncn,  unb  e§  gtücftc  ifjm  tüte  faft  affe3,  WaS 
er  angriff.  Stuf  bem  Sitelbtatte  ber  2lu§= 
gäbe  feinet  ©aterieioerfeä  üon  1660  nennt 
er  fidj  „HJlater  unb  ®ammerbiener  be§  (Srj- 


76 


IjcrjogS  Seopolb  unb  beS  S)on  ^uan  öon 
Dfterreia)."  tiefer  mufj  it)n  atfo  in  feinen 
SBürbcn  bestätigt  tjaben,  menn  eS  audj  feine 
(Valerie  metjr  ju  beauffid>tigen  gab.  S(n  fürft- 
liefen  (Gönnern  fehlte  eS  üjm  aud)  meiter 
niajt.  Sönig  $l)ilipp  IV  üon  Spanien  er- 
marb  nadj  unb  nadj  fo  öiete  SBerfe  öon 
feiner  |>anb,  bafj  er  einen  ganzen  Sorribor 
feinet  $atafteS  in  9ftabrib  bantit  füllen 
tonnte,  unb  bie  für  Sötffenfdjaft  unb  Sunft 
begeifterte  Königin  ©r)rtfttne  öon  ©djtoeben, 
bie  Softer  ©uftaö  SlbotfS,  bie  iljm  1654 
in  93rüffet,  mo  fie  im  Ißatafte  beS.  ©rjljeraogS 
Seopolb  28ilf)etm  jur  fattjolifdjen  Sirdje  über- 
trat, fennen  gelernt  Imtte,  fdjenfte  if)m  eben* 
faUS  ib,re  ©unft.  211S  fict)tbare§  3eitf)en 
öercljrtc  aud)  fie  ifjm  eine  gotbene  Seite 
mit  itjrem  23itbniS.  ^n  ber  Unterfdjrift 
unter  einem  öon  $eter  be  ^obe  geftod)cnen 
Porträt  beS  SJceifterS  mirb  aud)  ermähnt, 
bafi  ^rinj  2Sitt)eIm  t)on  Dranien  unb  2tn- 
toine  trieft,  ber  ©rjbifc^of  öon  ©ent,  ein 
bekannter  Sunftmäcen,  ber  fd)on  mit  SRubenS 
unb  üan  St)d  in  $erbinbung  geftonben  Ijatte, 
ebenfalls  ju  ben  (Gönnern  gehörten,  für  bie 
ber  Sünftler  gematt  tjat.  (Sin  SöilbniS  beS 
SrabifdjofS  befi^t,  mie  mir  miffen,  bie  (Sr- 
mitage  in  ©t.  Petersburg. 

®erabe  als  SenierS  auf  ber  |>öt)e  feines 
stfnfef)enS  unb  feiner  Erfolge  angelangt  mar, 
traf  ib,n  ein  fernerer  ©djtag.  %m  gebruar 
1655  mar  5tnna  SBreugfjel  mit  ifjrem  fie= 
beuten  Sinbe  niebergefommen,  unb  feitbem 
ftedjte  fie  unaufljaltfam  baljin.  SenierS 
moctjte  fie  ober  ftäj  über  ifjren  Buftanb 
tauften;  benn  nod)  im  Wläx?>  1656  laufte 
er  für  5500  ©utben  ein  ©runbftücf  in  ber 
Sobeftrafee  in  Sörüffet,  auf  bem  er  ftfjnell 
mit  bem  S3au  eines  ftattlidjen  |mufeS  be- 
gann. Stber  fd)on  am  3.  äftai  machte  Stnna 
23reugb,el  if)r  Seftament,  morin  fie  it)ren 
(hatten  jum  alleinigen  Erben  unb  S3ormunb 
über  bie  fünf  noct)  lebenben  Sinber  ein- 
fefcte,  jebem  Sinbe  aber  als  mütterliches 
Erbe  nod)  3000  Bulben  unb  einen  Seit 
il)rcr  3utoe(en  öcrmadjte.  2lm  11.  SOcai 
fdjlofe  fie  bie  Stugcn.  $>rci  Sage,  nadjbcm 
SenierS'  (Gönner,  ©r^er^og  Seopolb  SBitfjclm, 
t)on  ber  ©tatttjatterfdjaft  in  ben  fpanifdjen 
9cicbertanben  jurücfgetretcn  mar.  ijmei 
frfjtöere  Schläge  alfo  auf  einmal! 

Unter  großem  $omp  fanb  bie  53eifc£ung 
ftatt,  über  beren  Einäctfjeiten  mir  burdj  bie 
nod)    öorfyanbenen  SRedjnungen  unterrichtet 


merben.  21m  Sage  nad)  bem  Sobe  mnrbe 
bie  Seiche  unter  ftatttidjcm  Geleite  öon  ©etft- 
liefen  unb  Stofterteutcu  mit  brennenben 
Tadeln  aus  bem  mit  Srauerflor  begangenen 
Sterbeb^aufe  nac^  ber  Soubenbcrgtirc^e  ge- 
tragen. 5)er  ©arg  t)atte  30  (Bulben  ge- 
loftet,  bie  Sirenen  unb  Siöfter  erhielten 
177  ©ulben  12  ©tüber,  für  115  Bulben 
15  8tüber  mürben  2Bact)§(tcr)te  öerbraudjt, 
unb  für  baS  93at)rtuct)  unb  für  Srauerfleiber 
mürben  149  ®utben  6  ©tüber  be^atjtt.  Sin 
bie  Firmen  mürben  für  44  (Bulben  10  ©tu- 
ber  Sorot  öerteilt,  unb  nadjrjer  mürben  nod) 
fec^Sb.unbert  ©eelenmeffen  für  180  (Bulben 
gelefen.  Q\dü  Monate  barauf  ftarb  aud) 
baS  Sinb,  beffen  ©eburt  ben  Seim  beS  So- 
beS  in  bie  SSJiutter  gelegt  l)atte. 

SCftan  follte  nun  glauben,  bafj  ber  fdjloer 
getroffene  SJiann  längerer  3eit  beburft  t)ättc, 
um  ben  Sßerluft  feiner  fdjönen  unb  eblen 
SebenSgefä^rtin  ju  öernnnben.  Slber  ebenfo 
fd)nell,  mie  er  eS  öerftanben  r)atte ,  fict)  in 
ber  ©unft  beS  neuen  ©tatttjalterS  Son  ^uan 
feft^ufelen,  mu^te  er  fieb^  auetj  über  ben  Sob 
ber  (Gattin  $u  tröften.  SBir  motten  anncl)- 
men,  bafj  ib^n  bie  ©orge  um  feine  tttnbcr, 
öon  benen  gtöei  noct)  in  jartem  Sllter  ftanben, 
baju  trieb,  feb^on  im  SobeSjaljre  feiner  erften 
grau  5um  ätücitenmatc  in  ben  Sfieftanb 
gu  treten.  2luf  3"9cnb  fat)  er  babei  nid)t; 
benn  feine  SluSerlüäb^lte,  ^fabella  be  gren, 
bie  Softer  beS  ©efretärS  beS  9tateS  öon 
Trabant  StnbrieS  bc  gren,  mit  ber  er  am 
21.  Oftober  1656  in  berfelben  Sirdjc  ge- 
traut mürbe,  in  ber  feine  erfte  (Gattin  be- 
graben lag,  mar  32  ^ab^re  alt.  Um  fo 
fyöljer  maren  bie  äuBcrcu  Vorteile  biefer  93er 
binbung  anäufc^lagen,  unb  baS  erfte,  maS  er 
tt)at,  maren  neue  ©abritte,  um  ben  51bel  31t 
erlangen,  meil  er  Ijinter  feiner  abiigen  fixem 
uicfjt  3urüdfteb,en  mochte.  Über  bie  $orüer 
l)anblungen,  bie  juerft  nötig  luarcn,  erfaßten 
mir  auS  ben  Urfunben  l)öd)ft  (JrgötUiri)ev. 
S)a  man  auf  fein  Söappcn  nid)t-ö  gegeben 
f)atte,  fudjte  SenierS  nad^jumeifen,  ba^  aud) 
ein  SSorfaf)r  mütterlic^erfeitS  abiig  gciocfcn 
mar.  3U  biefem  3^ccfc  manbte  er  fid)  an 
ben  äftagiftrat  ber  Stabt  Stnttücrpcn  mit  bem 
®efudje,  ba^  brei  äRänner  gcridjtlid)  uer 
nommen  merben  foHten,  bie  bejeugen  mürben, 
ba^  ber  Sßater  feiner  SDtutter,  ber  im  Ein- 
gänge unferer  Sarftcllung  (©.  6)  ermähnte 
S'apitän  eines  ©ctjelbcfc^iffcS,  Stbmiral  eineo 
föniglic^    fpanifetjen   Drlogfa^iffeS    gelöcfen 


77 


toäre.  @3  War  itjm  gelungen,  brei  alte 
©cefeute  aufzutreiben,  üon  benen  einer  fdjon 
Ijunbert  $ab,re  alt  War,  unb  biefe  legten 
iaä  gewünfd)te  3eugni§  ab.  Um  ber  2tn* 
cjetcgcnb,eit   ein   nocfj  ftärlereä  Ö5eiütc£)t  p 


Spraye  abgefaßten  93tttgefuc^  bc§  MnftlerS, 
ber  fidj  babei  befonbcrä  auf  9tuben3  unb 
üan  2)t)d:  berief,  an  ben  ®önig  üon  Spa= 
nien  nad)  SDiabrib  gefanbt.  £ro|  be3  3Sot)l= 
mottend,  ba§  ber  Stönig  für  $enier3  tjegte, 


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geben,  würbe  füäter  ein  üierter  ,8euge,  ein 
üenfionierter  Kapitän  ©einer  S^afeftät,  Ijer* 
beigefcfjafft,  ber  nodf  Sftäubergefdjtdjten  üon 
©eifteägcgentoart  unb  Saüferfeit  jum  beften 
gab.  Stile  biefe  geugniffe  tourben  in3  @üa* 
nifdje  überfe^t  unb  nebft  bem  in  franjöfifc^er 


genehmigte  er  fein  ®efud)  ofjne  weitere^ 
utcrjt.  @r  befcrjieb  ü)n  üietmef)r  bab,in,  bafj 
er  iljm  wobt  ben  SlbelSbrief  erteilen  Würbe; 
aber  guüor  müßte  ftd)  ber  ®ünftler  üer* 
üflidjten,  Weber  mel)r  für  (Mb  ju  malen, 
nodj  feine  Silber,  wie  e3  bamals  fdjon  Sitte 


78 


mar,  um  Käufer  fjeranniloden,  511  äuge* 
meiner  Söefidjtigung  in  feiner  Sßerfftatt  auS- 
aufteilen,  $)amit  märe  bem  ültteifter  ber 
OucII  feines  2Sot)lftanbeS  öerfto^ft  morben, 
unb  er  faßte  fidj  baljer  einige  $eit  in  ®e* 
bulb,  bis  er  am  10.  Januar  1663  fein 
®efudj  abermals  erneuerte.  (5S  fdjeint,  ba$ 
er  je&t  einen  befferen  (Srfofg  erhielte;  benn 
er  fütjrte  fein  SSaüüen  big  3U  feinem  £obe, 
unb  eS  finbet  ficrj  audj  auf  bem  ®rabftein 
feiner  gmeiten  grau  in  ber  ®ircfje  ju  ^erd 
eingemeißelt.  Aud)  ift  ein  geugniS  beS 
SöaüüenfönigS  üon  SBrüffel  üom  30.  9ftai 
1680  üorljanben,  morin  ou^brücfUcr)  erflärt 
mirb,  baß  bie  ÖefugniS,  baS  SBaüüen  gu 
fuhren,  bem  ®ünftter  üom  Könige  üon  ©üa* 
nien  beftätigt  morben  fei.  2)er  äftefte  ©of)n 
beS  SMfterS,  ber  im  !Juti  1638  geborene 
jDaoib  Hemers,  mürbe  auefj  mit  bem  £itel 
eines  „(SbelmamteS  ber  Artillerie  gum^ienft 
©einer  9Jcajeftät,/  ausgezeichnet,  obmofjl  er 
ebenfalls  nur  SJcater  mar. 

tiefer  ©ob,n  f)at  bem  Sßater  in  ben 
legten  3»af)ren  feines  SebenS  nidjt  nur  burefj 
^ro^effe  um  baS  mütterticfje  (Srbe  mannen 
Sßerbruß  bereitet,  fonbern  aueb,  bie  33io= 
grapfjie  beS  Sitten  in  Sßermirrung  gebraut. 
Sßater  unb  ©ob,n  finb  oon  \)tn  ©efdjidjtS- 
f  Treibern  unb  Söiograpljenüermecfjfeit  morben, 
unb  auS  biefen  SkrmedjStungen  bjaben  bie 
Anefbotenerääljter  Kapital  gefdjtagen.  £>aüib 
SenierS  II,  ber  §etb  unferer  SebenSbefctjrei* 
bung,  t)at,  üermutficfj  meit  er  mit  feinem 
SSater  juf  ammenarbeitete ,  niemals  feinem 
tarnen  ein  „junior"  hinzugefügt,  unb  fo 
tann  baS  einzige  unS  befannte  S3ilb,  baS 
bie  Segeidinung  „2>aüib  JenierS  junior" 
trägt,  ntct)t  üon  ifnn,  fonbern  nur  oon  feinem 
gleichnamigen  ©orjne  tjerrürjren.  ©S  ift  eine 
liarftcHung  beS  Oor  ber  äftabonna  mit  bem 
ftinbc  fnieenben  ^eiligen  XominicuS,  bie  fidj 
nod)  je^t  in  ber  Xorffircfje  ju  $erd  befinbet. 
£)bmof)l  eS  bie  ^atjreSaaljt  1666  trägt,  fann 
es  feb,r  mol)t  bie  Arbeit  eines  frühreifen  Süng- 
lingS  fein.  |)at  bodj  üan  £rjd  fetjon  mit  acfjt- 
jefjn  3>at)ren  umfangreiche  Altarbilbcr  gemalt, 
bie  feinen  großen  äReifter  jur  Semunberung 
jmangen!  ©onft  ift  üon  biefem  britten  35a* 
üib  JcnierS  nid)t  üiel  met)r  ju  fagen,  als 
bie  befannte  ©rabfdjrift  eines  bunflcn  Un» 
befannten  metbet:  „(£r  lebte,  nafjm  ein  28eib 
unb  ftarb."  8Sermät)tt  Ijat  er  fidj  fdjon  im 
3at)re  1671  in  ber  |>auütnrd)e  ju  iUcnber* 
monbc,  1675  ließ  er  fid)  in  bie  SufaSgitbe 


ju  SBrüffel  aufnehmen,  ber  er  einen  üer- 
golbeten  ©ilberüofal  mit  feinem  sJcameu 
fpenbete,  unb  im  Februar  1685  fdjieb  er 
bereits  aus  bem  Seben.  ©r  mürbe  in  ber 
®oubenbergürd)e  beigefe^t,  mo  feine  SDcutter 
ü)re  le£te  ^ub/ftätte  gefunben  l)atte.  @r 
hinterließ  einen  @ol)n,  ber  gleichfalls  9Jcaler 
murbc.  tiefer  Saüib  SenierS  IV  Ijat  frül)* 
zeitig  bie  Sftieberlanbe  üertaffen  unb  ift  in 
Siffabon  geftorben  —  glüdlidjermeifc.  ©0 
Ijat  er  menigftenS  nicfjt  metjr  baju  beige- 
tragen, bie  ®onfufion,  bie  bie  Siograüljen 
Zmifdjen  feinen  brei  ÜJcamenSüorgängern  an- 
gerichtet b^aben,  gu  üermet)ren. 

Sm  SJcai  1685  erfdjien  in  ben  bamaligcn 
nieberlänbifc^en  3eitungen  eine  Anjcige,  nad) 
ber  im  |)aufe  beS  üerftorbenen  XenierS  beS 
jüngeren,  in  ber  |>oogftraat  5U  Trüffel,  am 
4.  ^uni  unb  ben  folgenben  Jagen  mehrere 
ausgezeichnete  Silber,  jum  Jeil  fotcb,e  ber 
itatienifdjen  ©c^ule,  jum  Seil  eigne  ar- 
beiten beS  SSerftorbenen,  93ücr)er  mit  Qtidy 
nungen  unb  S^uüf erfticfjen ,  Söanbteüpia^c, 
SKöbel  u.  bergt,  m.  üerfteigert  merben  follten. 
(Sin  @£emütar  biefer  Slnjeige  ift  in  einer 
Kummer  beS  „^aartemferjen  Mourant"  üom 
22.  Wai  1685  ermatten  morben.  2tuS  biefer 
Anzeige,  bie  fidj,  mic  bie  Urfunben  ergeben 
l)aben,  auf  2)aüib  SenierS  III  bejiclu;  — 
benn  unfer  ^ünftler  mob^nte  in  einer  anberen 
©traße  —  fyabtn  ficr)  bie  3tf)mäf)fucf)t  unb 
Anefbotenjagb  beS  XVII.  unb  XVIII.  galjt- 
b^unbertS  eine  boshafte  ©efdjicrjte  juredjt  gc* 
mad)t.  £enierS  foßte,  üon  ©ctbnot  mtb 
©ei^  getrieben,  auf  ben  (SinfaU  gefommeu 
fein,  fief»  für  tot  auszugeben,  um  burrf)  bie 
Sßerfteigerung  feines  fünfttcrifdjen  9lac^Iaffe3 
unb  feines  Mobiliars  eine  fjö^ere  ©ummc 
3u  errieten,  als  cS  bem  Scbenben  möglid) 
gemefen  märe. 

Aber  ein  ®örnd)cn  Söaljrbeit  ift  aud) 
im  unfinnigften  Älatfd)  üorl)anben.  JenierÄ 
lebte  mit  ber  93rüffctcr  yufaSgilbe  nicfjt  in 
gutem  (£inüerncb,mcn.  Als  Hofmaler  ber 
©tattt)a!tcr  mar  er  nid)t  ocroflidjtct,  fid) 
burd)  (Eintritt  in  bie  ©itbc  bie  burc^  feine 
3unftfajjungen  befd)ränftc  S^eif^eit  beS  Sr- 
merbS  ju  fiebern.  ÜberbicS  mar  er  fdum 
SKitglieb  ber  Antmerpener  SUcatergilbc,  unb 
bamit  glaubte  er,  baS  ©einige  für  bie  Stuuft 
genoffen  getfjan  ju  f)abcn.  Xarum  maren 
bie  iörüffcler  SRaler  ib^m,  bem  (Smüorge- 
ftiegenen  unb  üor  allen  Söegünftigtcn,  nidn 
grün.     Sie  fudjtcn  ib^m  allerlei  ^)inberniffc 


79 


in  ben  2Beg  ju  legen,  unb  mit  einem  ge= 
miffen  Stecht.  ®er  9)caler  Senierä  betrieb 
nämlidj  nebenbei  nocb,  einen  fcb,mungf)aften 
$unftfmnbet.  SSietteidjt  tjatte  er,  mätjrenb 
er  im  auftrage  feiner  fitzen  ©önner  t)er= 
nmreifte,  mand)e§  23itb  auf  fein  eigene«? 
IRtfifo  gefauft,  unb  e§  Blieb  ü)m  jur  Saft, 
menn  e§  bie  Auftraggeber  nidjt  ermarben. 
3)abei  b,atte  er  aud)  ©efdmtad:  am  Slunft* 
Ijanbel  gewonnen,   ber   einen    leisten  (Sr* 


öffenttirfjc  SSerfteigerungen  abmatten  ju  bürfen. 
3>m  ©ommer  1683  betrieb  er  eine  foldje  in 
großem  SSJcafjftabe.  @r  lieft  in  23rüffet  unb 
in  üieten  anberen  niebertänbifrfjen  unb  be= 
nadjbarten  ©täbten  ein  ^Stafat  fotgenben 
^n^att§  anfdjtagen:  „Sdjöne  unb  feltene 
©emälbe  gu  üerlaufen!  9Jcan  ujut  jeber* 
mann  %u  miffen,  bafj  am  19.  ^uü  biefeä 
$at)re3  1683  im  §aufe  öon  9)tynt)eer  %t* 
nierS,  Später  unb  ®ammerbiener  öftrer  £>o= 


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9tDö.  65.    9Je»tun  unb   2ttn»I)ttrite.    3m  tönigl.  TOujeum  ju  SBerlin. 
(9tu3  bem  SBerfe:  $>ie  ©emätbegalerie  ber  ®önigl.  SJtufeen  31t  äSerltn.   Vertag  Don  ©.  ©rote.) 


merb  fieberte.  (Sr  mar  it)m  um  fo  not* 
menbiger,  al3  (Sr^ersog  Seoöolb  2Bitb,etm 
bei  feinem  9tu§jug  au3  Trüffel  il)m  nidjt 
alle  Sßerbinbticb,feiten  gelöft  Ijatte,  unb  barum 
öeranftaltete  er  öon  3eit  gu  Qtit  öffentliche 
SSerfteigerungen,  bie  ü)m  toofjt  feinen  beutet 
füllten,  aber  auf  ben  ©rmerb  ber  23rüffeter 
SJcaler  fefjr  nachteilig  mirften.  ©djon  im 
3al)re  1660  erf)ob  bie  Sörüffeter  ©übe,  bie 
baju  berechtigt  mar,  SHage  gegen  biefe  93er* 
fteigerungen.  Sftacb,  üierjäljrigem  ^rojeffieren 
um  il)re  ütedjte  mar  baä  (Srgebni3,  bafc  %t* 
nicr§  bie  (Srlaubni3  erhielt,  aueb,  fernerhin 


Reiten,  üerfcfjiebene  fdjöne  unb  feltene  ©e* 
mätbe  »erlauft  merben  follen,  fomol)t  fold)e 
öon  itatienifetjen  unb  niebertänbifdjen  SJcalem 
aU  anbere  öon  öerfdjiebenen  erfahrenen  3Jcei= 
ftern;  bagu  mehrere  (Stücle  öon  feiner  £>anb, 
aueb^  mehrere  Kopien  unb  einige  retoudjierte 
^o^ien.  23er  Neigung  baju  b^at  ober  öuft, 
fie  fetbft  ju  befieb^tigen,  lann  fommen  gegen* 
über  ber  erften  30Detreööe  öei  ber  ^fa- 
bellenftraBe  in  Trüffel." 

®iefe  Slntünbigung  brachte  bie  Sörüffeler 
SDZater  fo  gemattig  in  |>arnifcb„  halft  fie  bie 
^ßtafate   abriffen   unb  bei  bem  Sttagiftrate 


80 


hm  Antrag  ftetttert,  es  mödjte  bic  bem  $Jtta* 
(er  erteilte  (Erlaubnis  öom  10.  $uni  1664 
miebcr  ätirürfgenommen  werben.  Sie  mochten 
babei  gettenb,  bafj  fotct)c  Serfteigerungcn  nad) 
ben  Sa|ungcn  ber  ÖHlbe  nur  nad)  bem  £obe 
eines  SftaterS  geftattet  mären.  ScnierS  fyatte 
aber  einen  gemanbtcn  Serteibiger.  tiefer  bc= 
grünbete  na<i)  ber  Slnmeifung  feines  Klienten 
bie  Sftotmenbigfeit  ber  Serfteigerung  3unäcr)ft 
bamit,  baf}£enierS  baju  gelungen  märe,  meil 
i()n  feine  ®inber  aus  erfter  ©b,e  megen  ber 
(£rbfd)aftSteitung  ücrflagt  Ijätten.  3>aS  t)atte 
feine  9tid)tigfeit.  2)ann  fe&te  fidj  aber  ber 
ißerteibiger  auf  baS  I)ob,e  ^Sf erb ,  inbem  er 
behauptete,  bafj  bie  Srüffetcr  äftater  nidjt 
ben  gcringften  ®runb  ju  einer  93efd^ir»erbe 
gegen  £enierS  Ratten.  $m  Gegenteil!  Sie 
tonnten  ifjm  nur  banfbar  fein.  2)urd)  ben 
9tuf  beS  SftcifterS  mürben  bie  frentben  Käufer 
nad)  Srüffet  gelorft,  unb  baburd)  trüge  %t» 
nierS  jur  allgemeinen  931iite  ber  ®unft  in 
Srüffet  bei.  3)er  9tat  öon  Srabant  falj 
biefen  Äünftterftreit  feljr  ntitbe  an,  unb  eS 
gelang  iljm  aud),  auf  gütlichem  2ßege  einen 
Sergteid)  5ttrifd)en  ben  ftreitenben  Parteien 
ju  ftiften. 

5luS  biefem  Streite  unb  auS  ber  ah' 
fict)tltcf)en  ober  unabfid)tlicb,en  SermedjSlung 
beS  öor  bem  Sater  geftorbenen  SofjneS  mit 
jenem  fjaben  atfo  bie  fpätcren  $ünftterbio= 
graben  jene  oben  ermähnte  ^umoreSfe 
äufammengefponnen,  bafj  SenierS  fid)  für 
tot  ausgegeben  f)abe,  um  baburd)  bei  einer 
Serfteigerung  feines  S^adjtaffeS  t)öb,ere  greife 
ljerauSj$ufdjtagen.  Dfjne  triftigen  Grunb 
l)atte  fidj  StenierS  übrigens  nict)t  ju  ber 
Serfteigerung  entfcrjtoffen,  bie  iljm  fo  üiete 
vj(rgerniffe  bereiten  foHte.  ©ein  anmalt 
f»atte  üor  Geridjt  angegeben,  ba$  er  baju 
megen  feiner  ®inber  auS  erfter  (Slje  ge= 
jroungen  morben  märe,  bie  Ü)n  megen 
Verausgabe  iljreS  müttcrlidjen  (Erbteils  öer* 
flogt  fjätten.  55iefe  Bmiftigfeitcn  mit  feinen 
Stinbern  muffen  für  SenierS  um  fo  fyärter 
gemefen  fein,  als  er  itjnen  gegenüber  burdj* 
auS  (otyal  gcfjanbelt  blatte.  Um  aud)  nidjt 
in  ben  Sdjein  $u  geraten,  fic  burd)  feine 
jtneite  Beirat  übcrüorteiten  ju  motten,  tjatte 
er  batb  nad)  ber  (Geburt  feines  erften  $inbeS 
auS  jmeitcr  (£l)c  Schritte  jur  Leitung  feines 
SemögenSmitbenftinbernbcrs2lnnaSreugt)c( 
getrau.  ®r  manbte  fid)  am  22.  SDcaembcr 
1657  an  ben  ÜUiagiftrat  öon  Slntmcrpen  mit 
bem  ©efud),  feinen  Vorüber  Julian  unb  feinen 


Sdjmager  2tbral)am  Srcugl)el  ju  9flitüor~ 
münbern  über  feine  Äinber  gu  beftellen,  unb> 
nadjbem  biefeS  Gefudj  genehmigt  morben  mar,, 
mürbe  SenierS'  gcfamteS  Vermögen,  feine 
SluSftänbe  unb  feine  etmaigen  Serpflidjtungcn 
genau  aufgenommen.  (SS  ergab  fict)  babei 
ein  Kapital  öon  32160  ©utben,  moöon 
feinen  Äinbern  auS  erfter  (£l)c  8381  Gulbcu 
äugefprodjen  mürben.  ®iefe  ^8ermögenSauf* 
nab^me,  bie  nitfjt  bie  geringfte  Älciniglett 
überfab^,  bietet  aud)  einiges  !ünftterifd)e» 
^ntereffe.  Sßir  erfahren  barauS  u.  a.,  bafj 
^enierS  bamalS  bem  (Statthalter  £on  3uan 
öon  Öfterreicb,  für  8000  Bulben  Silber 
jum  Stnfauf  angeboten  unb  ber  ®unftb,änbler 
@rnft  SBolanSfi  in  9Jiabrib  Silber  für 
5401  (Bulben  jum  Serfauf  übernommen 
fjatte.  Som  ©r^ljeräog  i^eopolb  SBilljclm 
l)atte  er  nod)  2400  (Bulben  51t  erhalten; 
aber  bafür  mu^te  er  „®unftbüdjcr  mit 
italtenifcrjen  Äupferftictjen"  (^cmplare  feines 
(SaleriemerfS)  liefern.  (Snblic^  —  unb  baS 
ift  ber  roidjtigfte  S^eil  biefeS  SofumcntS  — 
l)atte  er  noi^  600  (Bulben  öom  ©rj^er^og 
empfangen,  mofür  er  jebod)  „Patronen  für 
Saöeten",  b.  1).  Kartons  ober  Sorbilber 
für  (SobetinS,  anfertigen  mufjte. 

Solche  (Gobelins  finb  uns  nodj  febr 
3al)lrei(^  in  fürfttidjen  @d)löffern,  in  ^riöat- 
fammlungen  unb  felbft  in  öornel)men  Käufern 
^eutfc^lanbS,  5^nnfrci(^S  unb  ber  lieber- 
lanbe  erhalten.  Sie  geben  jinnetft  in  ^m 
befannten  üpöigen  Umrahmungen  ber  Sarorf 
^ctt  ober  in  Slumcnguirlanben  biefelben 
Sauernbeluftigungen,2BirtSl)auSfcenen,-?an(^ 
üergnügungen  unb  ftirmefjfcftc  mieber,  bic 
bie  !>auötmotiüc  ber  größten  Gruppe  Sc 
nierSfdjer  ©emälbe  bilben.  2Bäl)renb  man 
bisher  geglaubt  f>atte,  ba^  bic  Srüffclcr  unb 
Slntmerpcner  Jcppic^meber  bic  ÜenittSfdjen 
Xarfteüungcn  frei  für  il)re  Qtotät  benu^t 
l)ätten,  erfahren  mir  jc^t,  ba^  fid)  Ztnkvi 
aud)  biefe  Gelegenheit  niri)t  entheben  lief?, 
mit  Gubens,  (Cornelius  Sd)ut,  2lbral)am  öan 
Ticpcnbcccf  unb  anberen  ®ro§lttetftem  ber 
5lntmerpencr  Schule  (yt  metteifern.  3$re 
meift  auf  Rapier  ober  auf  bünner  Öciumanb 
gemalten  Sovlagcn,  bic  in  ben  .'pänbcn  ber 
Jopiudnoirfcr  blieben,  ()attcn  bis  um  bic 
9J?ittc  beS  XVII.  ^af)rl)unbcrty  l)incin  allein 
ben  ©cfd)marf  bcl)crrfd)t,  bis  cS  Zmkvt, 
nac^bem  er  erft  mit  ben  ?eppid)mivferii 
SvüffelS,  ben  tieften  in  gan;,  Alanbcvn  unb 
Srabant,  ?yül)luug  gemonnen,  cnblid)  gelang, 


81 


neben  bicfcn  ©rofjmciftcrn  burdjjubringen 
unb  ben  nad)  feinen  Vorlagen  gemirtten 
®okltn§  in  ben  fpanifdjen  unb  bfterreidji* 
fdjen  @c^(ö(fern  benfelben  @b,renüfa|  ju  er* 
ringen,  ben  feine  f leinen  93ouernftücfe  unb 
2anbfd)aften  mit  Figuren  fängft  befafsen.  — 
21ud)  über  SenierS'  jroeite  |>eirat  fjat 
fidj  ein  ©emirr  üon  böSmitligem  ^latfcf» 
gebreitet,  baS  nur  fdjmer  gu  töfen  ift,  ja 
ben  23iograpt)en  faft  rattoS  madjt.  @S 
wirb  erjagt,  bafj  ber  Sftcifter  nadj  bem 
2obc  Slnna  23reugf)e(S  gelungen  mar,  fein 


ftcllungen  feines  Sanbfi^eS,  bafj  ScnicrS 
fdjon  mit  Slnna  93reugt)et  feit  ber  üflittc 
ber  üicrjiger  %ai)xt  in  $>rt)  £oren  bie 
Sommerszeit  jjugebradjt  tjat.  Ober  foHte 
er  nur  s.J$äd)ter  ober  Bieter  getoefen  fein? 
S)enn  bie  gtoeite  Urfunbc  befagt,  bafj  3> 
nierS  im  $af)re  1662  üon  bitter  %an  93aü= 
tift  öan  33roecff)ooen  unb  feiner  (Gattin 
■Helene  gourment,  Gubens'  gmeiter  grau, 
„einen  in  $errf  gelegenen  §of"  gefauft  Ijat, 
„befteljenb  aus  einem  ©djlöfjcfjen,  ,de  Drij 
Torens',    mit   feinen   Sänbereien,    SBeiben, 


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2166.  66.    S&ttbltdje  Sceuc.    3m  ;Retrf)»ntufcum  311  2lmfterbant. 


3d)tof}  £rt)  £oren,  an  bem  er  mit  ganzer 
©eete  t)ing,  gu  oerfaufen,  unb  ha  eS  in  ben 
SBefiß  beS  s;RatSfefretariuS  StnbrieS  be  gren 
gefommen  mar,  tjättc  fidj  JcnterS  mofjt 
ober  übet  entfcfiüc^en  muffen,  beffen  Softer 
51t  fjeiraten,  um  fdjnetl  mieber  ©djloflfjerr 
üon  ®rt)  Soren  gu  merben.  ÜJftan  tonnte 
biefeS  ©erebe  !urg  in  baS  Gebiet  ber  gäbet 
üerioeifen,  menn  nidjt  jtoei  Urfunben  ftörenb 
bagtüifcrjenträten.  ^n  ber  oben  ermähnten 
SßermögenSaufnaljme  üon  1657  merben  näm* 
üct)  bie  Käufer,  bie  SenierS  bamalS  befaft, 
genau  bejcidjnct;  üon  bem  Sanbgut  2)rt) 
£orcn  ift  aber  nidjt  bie  9tebe.  Unb  bod) 
miffen  mir  auS  ben  oben  ermahnten  £>ar= 

iKoienöcrfl,  Icnict^. 


33aumgärten,  Triften,  ©djeunen  unb  ©tat* 
tungen  üon  einem  Slreat  üon  35  §eftaren.w 
S3ei  htn  freunbfdjafttidjen  Sesietjungen  ber 
gamitien  93reugf)et  unb  9?ubenS  ift  eS  nidjt 
auSgefdjtoffen,  bafy  SenierS  baS  ©ütdjen 
bei  Sebgeiten  Stnna  SreugljetS  nur  als 
Bieter  bemofjnt  ^at.  ©ottte  er  aber  fd)on 
bamalS  Sefi^cr  gemefen  fein,  fo  bleibt  an* 
gefidjtS  be§  ®aufüertrag§  feine  anbere  So* 
fung  beS  9tätfel§  übrig,  als  bis  auf  meiterc 
llrfunbcnfunbc  ben  böfen  3un9en  infofern 
!Recr)t  ju  geben,  bafj  SenierS  erft  nac§  feiner 
jmeiten  SSermäljlung  mieber  in  ben  S3efi£ 
üon  „Srt)  Xoren"  gelangt  ift.  S)a  feine 
Smcitc    grau   eine   reidje  SJlttgift    erhalten 

6 


82 


Ijctttc  (über  3000  ©ulbcn  on  barem  ®elb, 
SHeibcrn  unb  Juwelen  unb  (Sinfüufte 
auä  Käufern  unb  1'änberctcn),  mag  ifnn 
biefc  gur  SSicbcrcrlangung  ober  311m  lutrf- 
ticken  (SrWcrb  üon  2)rt)  Sorcn  bef)i(flid) 
gcwcfcn  fein. 

^fabetta  be  $rcn  fdjenfte  iljrew  (hatten 
üier  $inber.  93ci  bew  brüten,  einem  Ana« 
Ben,  ber  am  17.  Februar  1(5(52  in  bei 
Stoubenbergfirdjc  getauft  Würbe,  ftanb  3)on 


£>erjcn  unb  feiner  £)ciwat3ticbe  gur  tjödjftcn 
(ifyrc  gcrcidjt,  wenn  fic  aud)  nidjt  ben  Segen 
geftiftet  I)at,  ben  £cnier§  baüon  erwartet 
I)attc.  Über  Antwerpen  mar  feit  bem  2Jn* 
fang  ber  üier^iger  %a\)xi  ein  langfawes 
Sicdjtum  b,ereingebrod)cn.  Slttgewad)  famen 
bod)  bic  9?acb,Wef)cn,  cinerfeitä  üon  ben  tan* 
gen  Kriegen  gmifdjen  ben  nörblidjen  unb 
fübtidjcn  ^roüin^en,  anbererfeit3  Don  bem 
großen  SBettfricge  im  bergen  ©uro»a§,  unb 


WA.  ii'.    iianbfcfjaft  mit  iöauernliäitfern.    on  ber  Wnlerk  ;u  ftoffel. 


3uan  be  DiiDa  $ate,  im  Slawen  be§  Sew 
nor  £ui§  be3  23enaüibe§,  darttto  unb  £0* 
tcbo,  äftarqute  be  gronifta  unb  be  t£ara* 
cena.  tiefer  I)ot)e  £crr  wit  bew  langen 
Site!  War  ber  neue  (Statthalter  ber  fpani- 
fd)en  sJliebertanbc,  ber  üftadjfotger  bc§  3)on 
3uan  üon  Dftcrretcr).  $enier§  Iwtte  e3  alfo 
üerftanben,  fid)  aud)  wit  bew  brüten  Statt* 
fyattcr  fa^neH  in  ein  gnteS  ©inücriictjmcn  ju 
fetten. 

Uw  biefe  $eit  wodjtc  fein  2(nfcl)en  unb 
fein  (Sinfluft  aw  ()öd)ften  geftiegen  fein,  unb 
ba  er  fid)  beffen  unzweifelhaft  bcwnftf  War, 
cntfdjtofc  er  fiefj  $u  einer  Jfmt,  bie  feinem 


Wäljrenb  Raubet  unb  SBJanbcf,  SBiffenfdjaften 
unb  fünfte  unter  bew  Sdjitjje  bev  ©eifieS 
unb  ©cuüffen3freit)eit  in  ben  nörbüdjen  f$ro* 
üinjen  aufblühten,  fanf  bie  fiofye  ftönigin 
ber  Scheibe  üon  ^a()r  3U  ^sal)r  immer  tiefet 
üon  ber  £>öb,c  itjrcr  äftatfjt  Ijcrab.  Wm 
fdjwcrften  litten  bic  fünfte  baruntcr,  bie 
im  Verlauf  üon  anbcrtbalb  ^afjrfjunberten 
ununterbrochener  ©ntmidcluug  ju  einem  II111- 
fang  unb  einer  ^ietfeitigfeit  gebieben  waren, 
benen  feine  jmeite  bawaligc  STnnftftabt  etwas? 
@Heid)c§  an  bic  Seite  )u  [efcen  hatte.  ^hnen 
in  ber  allgemeinen  Notlage  ber  ;{cit  auf* 
gnljclfcit,   war   Jenicrs'  $icl.     Cr  glaubte 


83 


ober,  bafj  bcr  Verfall  bcr  Shmft  ntcfjt  bcn 
mirtfd)aft{id)cn  3Sert)ältniffcn  gugufdjreibcn 
märe,  fonbcrn  bem  9tütfgang  bcr  fünft(ertfcrjcn 
Gräfte,  unb  um  biefc  fnftematifd)  gu  tjcben, 
bcfdjtoft  er  bie  Gkünbung  einer  Shmftafabcmic 
nad)  bem  Sftuftcr  bcr  in  9tom  unb  ^ßartS 
beftetjenben.  2)a  fie  natürlich  nur  mit  £>itfc 
bcr  ihifaägübe  gu  erreichen  mar,  feijte  er  fid) 
gunädjft  mit  bem  Hauptmann  bcr  ©übe,  bem 
bamatigen  Öürgermeiftcr  Oon  Slntmcrpcn, 
fyaat  oan  ^pamalc,  in  ^erbiubung,  unb  2lm 
fang  10(52  mar  ber  'plan  fo  meit  gcbieljcn, 
üafc  an  bie  Sefdjaffuug  ber  nötigen  ©etb= 
mittet  gebadjt  merben  tonnte,  ma§  natürüd) 
bie  .'pauptfadjc  mar.  S3are§  ©clb  inufe  ba* 
matä  fo  fnapp  gemefen  fein,  bafj  ber  %i> 
baute,  ctma  bcn  $önig  öon  «Spanien  ober 
ben  SRagtftrat  oon  5tntinerpen  barum  am 
guge^en,  gar  nidjt  in  (Srmägung  gefommen 
51t  fein  fdjcint.  Seuicr»  t)attc  aud}  ein  an* 
berc-ö,  für  bie  bamatige  Sage  in  ben  fpa* 
nifdjcn  ^roüinjen  t)öd)ft  be^eicrjuenbe'S  sMttet 
in  23crcitfd)aft.  Sic  Xefanc  ber  SufaSgilbe 
ocrfafjten  auf  feinen  9tat  eine  93ittfd)rift  an 
\>tn  $önig,  morin  fie  für  gmötf  ^erfonen 
Freibriefe  oon  allen  abgaben  erbaten.  ®iefc 
fottten  bann  uerfteigert  unb  au§  it)rem  @r- 


iöS  bie  erften,  für  bic(£tnrid)tnugbcr9lfabemic 
nötigen  Soften  beftritten  merben.  9?ad)bcnt 
biefc  Sittfcfjrift  in  iörüffcl  burd)  einen  SHoftcr* 
bruber  inä  ©panifdjc  überfc|t  morben  mar, 
fanbte  fie  5cnier3  nad)  StRabrib  ab.  üftun 
tjattc  fie  aber  erft  nod)  einen  langen  %n* 
ftaujengang  burcfjjumacfjen.  £)cnn  bcr  $önig 
befretierte  nidjt  fo  objnc  mcitcreS.  @r  fdjitftc 
bie  53ittfd)rift  am  5.  Sftai  1662  an  feinen 
Statthalter,  bcn  SKarquisä  uon  ßaracena, 
unb  ba  biefer,  mic  fdjon  ermähnt,  mit  ber 
Stattfyaltcrmürbc  aud)  bie  (£rbfd)aft  bc§ 
^rotettorat^  über  £ enicrä  übernommen  f)atte, 
fam  bie  Slngetegcnfjeit  attmäl)üdj  in  fvtuf?. 
9lm  17.  ^u(i  1662  befdjäftigte  fie  bereite 
ben  9tat  öon  Trabant,  unb  am  11.  Januar 
1663  fam  fie  cor  bem  Sftagiftrat  oon  2tnt= 
merpen  3-ur  3}erhanbtung.  Senn  biefer  mar 
eigenttid)  bie  am  nädjften  beteiligte  ^snftang, 
ba  bie  ©tabt  burd)  ben  Skrtauf  oon  Frei* 
briefen  bie  größte  (Sinbufk  erlitt.  ®er  9Ra> 
giftrat  befdjtofi  bann  aud),  ben  31t  ermartenben 
Sdjabeu  ctioa§  3U  fürjen,  unb  er  bemiltigte 
ftatt  ber  erbetenen  gmölf  Freibriefe  ibjrer  nur 
ad)t.  $um  ©rfaö  biefe3  2lusfatl3  moltte  er 
aber  bie  für  bie  Wfabcmie  nötigen  9täume, 
in  benen  geleljrt,  nad)  bem  lebenben  hobelt 


9I6K  68.    SSoucrnjunflcn  mit  einem  §unbe.    $n  ber  ®aijetl.  ©alerie  JU  SSicn. 
(Wacfi  einer  ^oiograpfjie  öon  3-  £ön>t)  in  SSicn.) 

G* 


84 


gewidmet  unb  gemalt  unb  eine  Keine  ®e* 
mälbeiammtung  eingerichtet  Werben  foHte, 
foftenfret  ^ergeben. 

tiefer  SJefcfjlufj  mürbe  am  26.  Januar 


regung  Ijeruor,  bafj  man  fic  nur  burrf)  gc* 
matt|"ame  äftittet  niebcrtämüfen  tonnte.  2(5 
©ulben  lieft  btc  ©übe  aus  ifjrcm  2ätfet 
fpringen,  unb  mir  erfahren  audj  Imartlein, 


CS 


L663  gefaxt,  unb  nodj  am  Slbcnb  btefeö 
Sageä  tonnte  Um  ScnierS  ben  Getanen  ber 
öufaägilbe  funb  tlmn,  bie  im  erften  ©toef 
be§  ÖHlbeljaufeä  3ur  „Ouben  Sßoetboeg"  f^ur 
atten  Slrmbruft)  ücrjammelt  inaren.  $)icfe 
frofye  53otfd)aft  rief  eine  fo  gewaltige  (Jr- 


bah  bafür  ein  Viertel  SBcin  unb  15  STrüge 
S3ier  getrunfen  unb  ba5u  eine  entfprcdjcnbc 
üuantität  oon  Sßürftcn,  "ißarmcfanfäfc  unb 
SSeijcnbrot  üerjcljrt  mürbe,  tiefem  improüi* 
fterten  3tüctfcffen  folgten  aber  nod)  einige 
Formalitäten.    2lm  19.  gebruar  mürbe  bie 


85 


Genehmigung  bc§  Geheimen  fRatä  Don  33ra» 
bant  erteilt,  am  6.  ^uli  bic  bc§  Königs. 
9cun  mar  c3  3eit,  lieber  ein  gcftmal)!  jU 
geben,  ba3  am  27.  Sluguft  im  Gilbctofal 
bei  ben  2lrmbruftfd)ü£en  ftattfanb.  Sftadjbcm 
bann  nod)  bic  Genehmigung  be3  ®önig§ 
burd)  bie  alkrobcrftc  ^n[tan§  in  2anbc3» 
angclcgentjcitcn,  ben  Geheimen  9tat  üon 
Trabant  am  2.  Dftober  1663  beftätigt 
morben  mar,  fonnte  nunmehr  ber  Verlauf 
ber  Freibriefe  üor  fid)  geijen,  ber  5240 
Gulbeu  einbrachte.  3e#  gab  aud)  bie  ©tabt 


bie  nodj  üorfjanbencn  Gcmätbc  überfütjrt, 
unb  f)inter  bem  Vcrfammtunggfaat  mürbe 
ber  ©aal  für  ben  afabemifdjcn  ilntcrridjt  ein- 
gerichtet, tiefer  begann  enbtid)  am  26.  Df- 
tober 1665.  $sm  Sßhttcr  foUtc  er  tägtid) 
öon  fcd)3  bi§  ad)t  Ul)r  abenbä  ftattfinben, 
alfo  mie  bie  bleute  nod)  üutidjcu  unb  ftar! 
bcfudjten  91benbfurfe,  unb  im  ©ommer  üon 
fünf  6i3  ad)t  Uljr  morgen*,  (hnc  fel)r  ver- 
nünftige Zeiteinteilung,  bic  jebem  Söefudjer 
Freiheit  genug  liefi,  um  fid)  neben  bem 
afabcmifdjen  Unterricht  feinem  (Srmerb  ober 


"im. 


ro.    SBintcrlanbfdjaft.    3n  ber  ftaiferl.  Valerie  51t  SBtcu. 
(3iarii  einer  5JSt)otoßrapl)tc  uon  3.  isiöroi)  tu  äßteu.) 


ba§  ücrfürodjcne  ßofal  im  (Srbgcfdjofj  ber 
JBörfe  tjer,  unb  ba  bicfcS  suglcidj  Den  SBcr* 
fammtungen  ber  £ufa3gitbe  bienen  fotltc, 
tonnte  c§  nierjt  beffer  eingemeitjt  merben, 
als  burd)  bie  grpjjje  Gilbcmal)l5cit,  bie  am 
IS.  Dftober  1664  ftattfanb.  Slucr  aud) 
bicfe§  britte  Seftmat)!  rief  bic  eigentliche 
5tfabemie  nod)  nid)t  in§  Sebcn.  D^od)  über 
ein  ^af)r  bauerten  bie  Vorarbeiten  jur  21u§- 
fdjmücfung  unb  Einrichtung  ber  9täumc. 
gür  ben  Vcrfammlung§faat  lieferten  ^or= 
bacnS  unb  93oet)crman3  bic  2)ccfengcmälbc 
unb  ber  Vilbtjaucr  21rtu§  Oucttinuä  eine 
Vi'tftc  be3  Statthalters  9Rarqui3  üon  (£ara- 
cena.     Stu§  bem   alten  Gilbctofal  mürben 


eigenen  Stubicn  ju  mibmen.  2>ie  jemciligcn 
unb  bic  frütjeren  SDefane  ber  iüufaägilbc 
maren  ücrpflidjtet  morben,  ben  Unternehmt 
abmcdjfclnb  ju  beforgeu.  SÜ&er  fclbft  bicfc<§ 
grofjc  ÜUcaB  üon  Freiheit  fattt  Scljrcrn  unb 
<3d)ü(eru  balb  mie  ein  gluang  üor.  ©d)on 
nad)  menigen  Sauren  mußten  bic  £>cfaue, 
bie  fiel)  burd;  mehrere  3mctfeffen  für  bie 
grofjc  <&ad)t  begeiftert  Ijattcn,  burd)  2tn= 
brof)ung  üon  ©trafen  gelungen  merben, 
überhaupt  nod)  Unterrid)t  j$u  geben,  unb 
cl)c  bic  Stfabemic  nod)  eine  iytütc  crreid)t 
battc,  geriet  ftc  in  Verfall,  mie  oft  aud) 
-Tcnicrs  fpätcr  nod)  ben  Vcrfud)  mad)tc, 
il)r  mieber  aufzuhelfen.     $)afj  ftc  aud)  in 


86 


bem  3ctl)rf)imbert  nad)  feinem  £obe  if)r 
Stofein  notbürftig  friftetc,  ol)nc  gänjlid) 
cinäufdjfafen,  ifi  ein  tod)rc3  SBunber.  2lb 
unb  3U  fjatf  i()r  ein  )oot)lt)abenbcr  ®ünftlcr 
mit  feinen  ®elbmittcln  ettoaä  auf,  unb  fo 
rettete  fic  fid)  burdj  eine  $cit  ber  fdjtoercn 
üftot  in  ba3  19.  3o^r()unbcrt  fjinein.  2Ifä 
bann  bic  3cit  fam,  loo  bie  fübltcr)eii  $ro* 
Dingen  fict)  it)rerfcitg  üon  ben  norbfjoltänbi* 
fdjen  loäriffen,  ba  erlebte  and)  bie  ®rün* 
bung  be3  maderen  £enier3  eine  sßeriobc 
bc3  fjödjften  ©langet,  ber  fid)   mieber  auf 


baf?  fic  6ei  ber  Scfferung  ber  SSerljältitiffe 
fofort  bereit  mar,  ir)re  Aufgabe  tljatfräftig 
ttricberaufjunefjmen  unb  bic  faft  erlofdjcnen 
gunfen  bc3  ^eiligen  fitunä  in  ber  Stabt 
ioieber  aufflammen  ju  (äffen. * 

Tic  ©r$äl)lung  ber  grofjen  unb  flcincn 
3d)idfafe  be3  ®ünftler<§,  feiner  großen  unb 
f (einen  Sorgen,  feiner  peinlichen  «Streitig* 
feiten  fjat  un£  gelungen,  für  eine  -Seit» 
lang  bie  9lufmerffamfcit  be§  £cfcr3  mcb,r 
bcm  Sftenfdjen  a(§  bem  ®ünftlcr  jujumen* 
bcn.    SIbcr  \>a%  3Il*crcffe  an  bcm  Shinftfcr 


SJDt'.  71.    £a$  ©aftmafjl  bei*  böfen  Stctdjcn.    8ctrfmunfl  im  Souöre  ju  $ari$. 
Cilad)  einer  ßriginalpf)otograpl)ie  oon  sörauu,  ©[erneut  &  (Sic.  in  Xornad)  i.  ©.  nnb  $artä.) 


bic  gefamte  curopäifcfje  Malerei  ergofj  unb 
Mntrocrpcn  gum  2Ba(lfal)rt3ortc  aller  ftre- 
benben  ftunftjüugcr  machte.  2Ba3  biefc 
Sttabemic  für  baä  Sfrmftleben  in  s2lnttoerpen 
tro£  it)rcr  geringen  (Srfolgc  im  XVII.  unb 
XVIII.  ^atjrfjunbcrt  bennodj  bebeutete,  ^at 
einer  ber  ©efd)id)t§fd)rciber  ber  9lntloerpener 
sJJ?alcrfd)ulc  ridjtig  f)erau3gcfül)lt.  „s-8ticb 
it)r  (£influfj  and)  immer  flein,"  fo  fdjreibt 
er  am  ©djtuffc  feiner  93ctracr)tuitgen  über 
bie  Sd)itffafe  ber  XcnicrSfdjcn  (&rünbung, 
„fo  barf  man  boct)  nidjt  oergeffen,  bafj  fic 
in  bcn  fd)led)tcn  Reiten  be3  XVIII.  3af)r* 
l)unbcrt§  ben  ftunftgeift  in  Antwerpen  oor 
gänjlidjcm    (fritfdjlummcrn    bematjrtc,    unb 


unb  feinen  Sßcrfcn  ift  nodj  lange  nid)t  er 
fdjöpft.     Sluf  einem  feiner  in  Tupfer  gc» 
ftodjcnen  ©übniffe,  baS  51t  einer  oon  ^icter 
be  3»obe  bcm    jüngeren   angefertigten   unb 
in  ben  Raubet  gcbradjten  (Sammlung   oon 
Hünftlcrporträtä    gcljört   unb   ba3    unfercu 
Denier«  etwa  im  Slttcr  oon  38 — 40  ^atjrcn 
barftcllt,  rcirb  er  in  ber  au3füljrlid)cn  6tu 
grapl)ifd)cn  Untcrfdjrift  „ein  fcljr  dortreff« 
lidjer  9ftalcr  in  flcincn  giguren  unb  Sanb* 
fdjaften"  genannt.    (£3  ift  ein  Urteil,  baä 
offenbar  ber  Stcdjcr  fetbft,  alfo  ein  .snuift 
genoffe,  abgegeben  Ijat    Qu  JenicrS'  Reiten 
I)at  man  bemnad)  neben  feinen  Silbern  mit 
flcincn  Figuren  feine  l'anbfdjaftcu  befonberä 


87 


fyod)  gcfd)ätjt,  unb  mit  bicfcm  Urteil  ber 
geitgenoffen  ftimmt  audj  ba3  eines»  ber  beften 
Kenner  nieberlänbifdjer  Malerei  in  unfercr 
3cü  überein,  ber  gerabeju  erftärt,  baft 
Jcnicrä'  eigcntüdje  Begabung  in  feinem 
lanbfdjaftticrjen  Sinne  gelegen  Ijabe.  Rieben* 
foH§  I)at  biefc  ^Begabung  feine  Stunft  bi3 
in  fein  t)ob,e<§  Sitter  Ijinein  immer  frifd)  unb 
tebensmatjr  ermatten.  (£r  blieb  fojufagen 
in  beftänbigem  SScrtctjr  mit  ber  üftatur,  unb 
baburef)  t)ot  er  e*  erreicht,  bajj  feine  £anb= 
fdjaften  niemals  an  jener  ©intönigfeit  ber 
SOcotioc    leiben,    Don    ber   biSuieiten   feine 


big  madjt,  ber  balb  eine  gar  ju  fed  ge* 
iuorbenc  öofatfarbe  bämpfr,  balb  eine  anbere 
befto  fetter  unb  tcudjtenber  Ijeröortreteu 
läfjt.  ®abct  Imftet  biefem  Spi^pinfct  nid)t3 
öon  jener  ^ebantcrie,  öon  jener  peinlidjen 
®leinlid)fcit  an,  bie  nod)  ba3  ftenn^cidjen 
ber  Sanbfdjaften  be£  Sammetbreugljef,  be3 
Sd)tt>iegerüatcr3  unfercs  SRciftcrS,  waren. 
Auf  ber  anberen  Seite  Imt  XenierS  aber 
aud)  nic^tö  öon  ber  majcftätifd)en  breite, 
öon  ber  »erhaltenen  garbenglut,  bie  ben 
t>lämifd)en  2Balb*  unb  SBicfcngrünben  be§ 
großen   9iuben§   eigentümlid)   finb.     9Jcan 


2166.  72.    SBorucreituuQcn  511  einem  ©rfimaufe.    Scicrmung  im  üouure  31t  l;ori§. 
Cftatf)  einer  £rkiiualpf)otograpI)ie  Bon  Sörcntu,  Clement  &  (Sie.  in  Sorncuf)  i.  G.  unb  s4Jarig.) 


ituetpfeenen,  feine  Söirtstjaujobitber  unb 
feine  Sauerntän^c  nidjt  frei3ufprcd)en  finb. 
(Sr  fjat  grofte  unb  Heine  Sanbfdjaften  gc= 
malt,  grotfe  für  beforatitie  ,8wcde,  bie  biefen 
gweden  ebenfo  gtüdtid)  angcpafjt  finb  Wie 
bie  nad)  feinen  Vorlagen  gewebten  ®obe= 
lin3,  unb  Heine  intimen  (£t)araftcr§,  in 
benen  immer  ein  gcwiffcS  £id)t*,  ßuft*  ober 
Stimmungöprobtem  mit  fpiclenber  Scidjtig* 
feit  gelöft  wirb.  (£3  ift  ein  Watjreä  SScr= 
gnügen,  auf  fotdjen  llcinen  Silbern  ben 
Sprüngen  be§  äicrlid)  I)in  unb  Ijer  l)üpfen= 
ben  Spi|3pinfet3  gu  folgen,  ber  tjier  einem 
Steinten,  einem  ^flän^dicn,  einem  S3aum= 
Wipfel  ein  £id)td)cn  auffcM,  bort  einen 
©olb*  unb  Silbcrftrcifcn  über  eine  äftauer* 
ede  wirft  unb  bamit  ben  toten  Stein  leben* 


barf  Jcuierg  beinahe  fdjon  §u  ben  Jon- 
malern  in  mobernem  Sinn  rechnen,  3U  ben 
®otoriften,  bie  alle  Solalfarben  einem  gro= 
fien  ®runb=  ober  ©cfamtton  unterorbnen, 
ber  bie  Stimmung  angiebt.  %n  folgen 
Stimmung*tanbfct)aften,  auf  benen  ba3  ber* 
fd)leicrte  Sonnenlicht  btö  gefamte  Sanb* 
fdjaftSbitb  je  nadj  ber  ®raft  ber  Strahlen 
unb  je  nadj  bem  geud)tigfeit3gel)att  ber 
Suft  mit  golbenem  ober  filbrigem  3)unft 
umfüllt,  fommt  £enicr3  ben  äfyilidjcn  £on* 
ftüdett  be§  IjoIIänbifcfjen  ©rofjmeifter^  %an 
öan  ®ot)cn  glcid),  unb  e§  ift  barum  be= 
greifltdj,  bafi  aud) -SSütjelm  üon  Dranien, 
ber  ©ouberneur  ber  nörblicfjen  ^ßroöingen, 
ein  ©önuer  be§  latb.olifa^en  Hofmaler» 
feiner  2Biberfacb,cr   mar.     2Bie   fe^r   aua) 


88 


bic  9J?alcrci  großen  Stils,  befonbers  bic 
retigtöfe,  unter  bem  C£tnftuf3  ber  ücrfdjie* 
benen  Scfcnutniffc  tn'tbcu  unb  brüben  auS= 
cinanbet  gegangen  mar  —  ©enre*  unb 
ÖanbfdjaftSmaler  ücrlorcn  iljrcu  alten  Statu 
incSjnfammenfjang  nid)t,  unb  fo  tjielt  lue* 
nigftenS  baS  gemeinfamc  nationale  33anb  ber 
Shtnft  bie  5erriffencn  iöruberftämmc  etma3 
311  fa  muten. 

2)afj  ScnierS'  lanbfdjaftlidje  ftunft  gan^ 
unt)  gar  tut  üaterlänbifdjcn  33obcn  luurjclte, 
mag  aud)  luefentlic^  ju  \fyctx  SotfStümticb/ 
fett  beigetragen  fjaben.  2ro£  ber  tmüer- 
mtnbcrteu  $odjfd)ägung  ber  (%of3mcifter  ber 
italicutfetjen  ®unft  mar  man  in  ben  lieber- 
lanben  ber  ^taliencrei  ober  beS  „£$taftani& 
muS",  bciZ  fycifjt  ber  üftadjaljmung  ber  $ta= 
licuer  burdj  bie  einljeimifdjen  ®ünfttcr,  ju= 
lc$t  überbrüffig  gemorben.  2öie  ÜtubcnS, 
ber  am  (Snbe  feines  ßebenS  bic  t)ödjfte  93c- 
friebiguug  im  (Senuffe  länb(ict)cr  (Sinfamfcit 


fanb,  mögen  üietc  gcbad)t  Ijabcn,  unb  nie* 
manb  öcrmodjtc  bic  ^Rcijc  bcS  SanblcbcnS 
an^ietjcuber,  ibt)Ilifd)cr  unb  öiclfcitigcr  ju 
fdjilbern  als  STcnierS.  9Joct)  baju  uolllom- 
men  naiü,  noct)  ol)ne  bic  empfinbfame  93ci» 
gäbe,  mit  ber  bie  1]31)ilofopl)cn  beS  folgeubeu 
3al)rt)unbertS  bic  9tüdfct)r  jur  9Jatur  al§ 
baS  einzige  9tcttungSmittcl  üor  ben  Übeln 
ber  gefellfd)aftlidien  Fäulnis  anpriefen. 

Dt)nc  feine  Säuern  tonnte  fid)  JenterS 
aud)  feine  Sanbfdjaften  nid)t  beulen.  SDZcift 
braud)tc  er  einen  fräftigeu  üßorbcrgrunb 
ober  eine  51rt  Scitcnfutiffe,  uor  ber  fid) 
ivgcnb  eine  länblid)e  Sccuc  abfpiclte,  mic 
5.  93.  auf  bem  Silbe  im  9teid)*muicum  31t 
Slmftcrbam  (f.  2tbb.  66),  mo  ber  SKatm, 
beüor  er  mit  Sarren  unb  Spaten  auf  bic 
gclbarbeit  gcl)t,  feiner  baljetm  bteibcubcu 
grau  bie  9}id)tung  meift,  mot)in  er  fid)  be- 
geben mill.  2)ie  grau  l)at  injtötfdjctt  beS 
£>aufcS,    ber   Äi'tcfjc    unb   bc*    ttiubc*    &u 


Stbti.  73.    S3aucrntanj  eot  einem  2Birtsf)auS.    3tM)*VMQ  in  fcer  Sllliertinn  t*  ■&•*»« 


89 


Warten,  unb  »enn 
biefeS  fiel)  einmal 
im  Srubcl  ber  l)äu^ 
licfjcn  Mngelcgcnl)ct* 
ten  felbft  überlaffcn 
bleibt,  fo  forgt  ber 
ömlftige,  nm  ben 
Sftjpf  gelegte  Strang 
ba*  Attribut  aller 
f leinen  ilinber,  bie 
man  anf  niebertän- 
bifdjen  ©emälben 
be«  XVI.  unb  XV  IT. 
^alirliuubcrt*  jiel)t, 
bafür,  baft  ein  nn= 
beaufjtdjtigter  Söilb* 
ling  fiel)  toenißftenä 
ntcf)t  i>cn  irtopf  ein* 
rennt  ober  beim  ^ol- 
le« 3crirf)lägt.  s2luf 
einem  jioetten,  äb,n= 
liel)  tamponierten 
©übe   in   ber   ©c- 

mälbegalcrie  31t 
Gaffel  (f.  21  bb.  67) 
ift  ebenfalls  ein 
öauer,  ber  einen 
Sdjubfarren  fäfjrt, 
ber  Sttittefpunft  bc* 
33ilbc3,  auf  beu  ftcf) 
fofort  ba§  l^ntereffe 

beä  SßefdjaucrS  richtet.  sJtod)  mcfjr  treten 
bie  Figuren  auf  einem  Silbe  ber  fatfcrlidicn 
©alerie  in  SBien  (f.  2Ibb.  68)  in  ben 
SBotbcrgrunb,  mo  ^aucrujuugcn  mit  einem 
|)üf)ncrl)uubc  fpicleu.  Wlan  (jat  aber  bie 
(£mpfinbung,  aU  mären  bie  Figuren  erft 
ipätcr  (jin^ugefügt  morbcu,  um  baä  ©iß) 
beut  .St  auf  er  gefälliger  311  madjen.  (Sine 
reine  Sanbfdjaft  im  Stile  einer  £nrtcnibrillc 
ift  bagegeu  baä  anmutige  $ilb  bc<5  33rüffelcr 
SRufernnS  (f.  %fö.  69)  mit  ber  inclfcnbcu 
.Stul)magb,  mit  ber  ein  alter  Sd)aff)irt 
^uneipradje  fjält,  beöor  er  mit  feiner  Keinen 
§erbe  feineä  SBegeS  meiter  auf  bie  fonnigeu 
f>ügcl  jtefjt,  bie  ftdj  31t  bem  g(üf3cf)cn 
()inabieufen,  bn^  ba$  33ilb  fcfjräg  burd)* 
irfnicibct.  (Slbenfo  bie  28intertanbid)aft  in 
ber  faifcrlid)cu  ©alcric  3U  SSicu  (f.  3lbb. 
70 1,  in  bereu  SSorbergrunb  ein  Sauer  feine 
in  ber  Stabt  erftanbenen  Schweine  l)cim* 
märt*  treibt,  toäfjrenb  in  ber  Scnfrtng  bcö 
SKittclgrunbc-s  auf  ber  (5t*bccfc  eine»  %$a<fytä 
mehrere  anbere  Stauern  SBerfudje  im  (£i3* 


2(bD.  74.    @cfcllfcfjaft  am  ffiamin.    3cirf)tiuitfl  im  fiönifll.  fupicntidjf abinett 
51t  Bettin. 


lauf  madjen.  ÜDctt  berfetben  iütrtuofität, 
mit  ber  JcnicrS  bie  fltmmcrnbe,  tion  ber 
Sonne  burc^gtüf)tc  ßuft  cine3  Sommcrabenb» 
in  iljren  3arten  Scfjmingungcn  auf  bie  STafct 
31t  bannen  meiB,  oerftc^t  er  ()ier  allen  Nuancen 
einc3  grauen  2£intcr()immcl2>  gerecht  31t  toer- 
ften  unb  felbft  unter  ber  Sdjnccbctfe  hen 
eigentümlichen  (Xljarafter  ber  meiligen  ^anb= 
fcfjaft  31t  betonen. 

(£3  ift  erftaunlirf),  baft  ein  SK'tnftler,  ber 
über  taufenb  auf  $ol$,  i3einmanb,  .STnpfcr 
unb  Stein  gemalte,  grolle  unb  fleinc  Silber 
l)intcrtaffcn  l)at,  oon  benen  ntcf)t  eines  bie 
Spuren  oon  £ylüd)tigteit  0ber  'jftacrjläffigreit 
an  ftcf)  trägt,  bie.  $eit  fanb,  feine  ®om* 
pofttionen  üorrjer  nod)  in  3cid)nungcn  M*- 
3ufteKcn  unb  aucr)  @in3clftubien  für  feine 
Silber  31t  machen.  %n  faft  allen  öffentlichen 
Sammlungen  begegnen  mir  fotdjen  t)äfy 
nungen  uon  ber  |)anb  be§  9tteiftcr3,  bie 
fief)  feinc§meg§  mie  etma  bie  genialen,  aber 
rol)  I)ingef)aucncn  $eber3eidjnungen33roumer3 
mit  flüchtigen  2(nbeutungen  begnügen,  fon* 


90 


bcrn  BiSmeiten  fogar  fdjon  Bilbmäfjig  aB= 
gcrunbet  finb.  (Sie  finb  teils  mit  fcfjmaraer 
treibe,  teils  mit  Steiftift  fauBer  unb  &e» 
ftimmt,  faft  mit  ber  (Schärfe  einer  geber* 
geictjnung  ausgeführt.  (Sine  ber  intcreffan* 
teften  Befi&t  bie  (Sammlung  be3  Souüre  gu 
$ariS,  meit  fie  nämlicr)  ein  9Jcotiü  Berjan* 
bett,  baS  mir  auf  feinem  ber  uns  erhaltenen 
Silber  beS  ®ünftterS  bargcftellt  finben:  baS 
©aftmab,!  beS  Böfen  9tcicf)en  nad)  ber  ($r= 
3äl)lung  beS  (SüangctiumS  (f.  2E&&.  71). 
SBärjrenb  ber  Ijartljcr^igc  ÜÜcann  in  öor* 
ncljmcr  orientatifdjer  Srad)t  mit  feiner  grau 
an  reid)  befe&ter  Safct  fcfjtcmmt,  treiben 
feine  Wiener  im  £nntergrunb  ben  fielen 
Settter  öon  ber  (Sdjmelle  beS  £mufeS.  (Sin 
SmcitcS  Statt  beS  Sonore  (f. 2ibb.  72)  füt)rt 
unS  in  einzelnen  giguren  bie  Sorbereitungen 
gu  einem  großen  (Scrjinaufe  öor.  2fuS  einer 
SRcilje  öon  gäffern,  bie  auf  bem  (SrbBoben 
lagern,  mirb  Sier  in  Slrüge  üergapft,  mo* 
Bei  bie  Seltner  fief)  felBft  nidjt  üergeffen. 
(StmaS  meitcr  tinfS  ftel)t  ber  SStrt  öor 
feinen  ®od)f  eff  ein ,  ber  nod)  einem  baöon* 
cilcnben  Surften  rafcf)  eine  Slnmeifung 
gieBt,  unb  rechts  oBen  ift  eine  jener  «Scenen 
bargefteHt,  bie  öon  einem  folgen  ©etage, 
mie  eS  rjier  öörbereitet  mirb,  ungertrenntid) 
finb:  ein  in  ber  Srunfenbjeit  gufammenge« 
Brocfjener  Sauer,  bem  feine  grau  aufgu* 
Reifen  fuc^t.  (Sine  mit  bem  Stotftift  flott 
unb  leBenbig  burdjgefürjrte  ^eidntung  in 
ber  SllBertina  gu  Sßicn  (f.  216B.  73)  ift  in 
it)ren  figürlichen  Seilen  Bereits  fo  üöHig 
aBgefcrjtoffcn,  bafj  fie  unmittelBar  auf  Sein* 
wanb  ober  ©tcfjen^ols  üBertragen  merben 
tonnte.  (SS  ift  ein  fdjnetl  improüifiertcr 
Sauerntang  öor  ber  ©iebelfeite  eines  2ötrtS* 
IjaufeS,  mogu  ein  üorüBcrgierjenbcr  Subelfad* 
Pfeifer  bie  Anregung  gcgcBen  Bjat.  3lucf)  bie 
unmibcrftctjticrje  SieBe  gur  SKuftf  ift  einer 
ber  am  ftärfften  Ijcrüortretenbcn  Gljaraftcr* 
güge  ber  Stauten,  ber  Bis  auf  ben  Ijeutiant 
Sag  noefj  baS  gefamte  gcfcllfcf)aftlid)c  Sebcn 
Belgiens  BeB,crrfd)t.  ßeinc  öffcntticfje  geier, 
!ein  2tufgug,  fein  Webenftag  oBmc  muutalifdjc 
Sluffüfjrungen  unb  mufifalifcfjc  SBcttfämpfc 
im  größten  Stile,  moBei  nur  mit  9JJaffcn= 
mirfungen  auf  freien  ^läfccn  gearBcitct 
mirb  unb  bagu  felBft  bie  ©lotfenfpictc  Bc* 
nadjbartcr  Sircfjtürmc  Bjerangegogcn  merben! 
SemcrS  felBft  mar  ein  eifriger  greunb  ber 
ÜUcufif.  SllS  GeUiften  Ijabcn  mir  ifjn  auf 
einem  feiner  Silber  fennen  gelernt.     9lucf) 


mar  er  93citgtieb  einer  l)odjangefef)cnen 
©efellfdjaft,  ber  9lebcrtjfSfammer  ber  Siolier 
in  Slntmerpeu,  in  ber  Sicfjtfunft  fomie 
Söluftl  gepflegt  mürben,  baneBen  aBer  aud) 
bie  Pflege  ber  ©cfelttgieit  nic^t  außer  ad)t 
BlieB. 

3mei  geidjnungen  im  berliner  Tupfer* 
fticfjfaBinett  führen  in  bie  ©efcüfcrjaft,  in 
ber  SenierS  gu  leBcn  gemoB,nt  mar,  menn 
er  nicfjt  auf  feine  Sauernftubien  ausging. 
9)can  möchte  bie  eine  (f.  21BB.  74)  für  eine 
3>ugcnbarBeit  galten.  28ir  Blicfcn  in  bie 
öorncl)m  auSgcftattetc,  menn  aud)  ctmaS 
enge  ScfudjSftuBc  eines  mol)U)aBenbcn  2lnt< 
merpener  Sürgcrf)aufeS.  Sor  bem  prajiehi" 
ben  Äaminfeucr,  baS  eine  SJcagb  fd)ürt,  Bat 
fief»  eine  ©cfellfcf)aft  oon  fecB^S  ^erfonen 
üerfammclt.  ,  ©in  jugenbtidje»  5ßoar  in 
StaatSfleibung  fi^t  in  feierlicher  Haltung 
auf  äroet  SlrmftüB^len,  bie  ficrjcr(tcr)  Gljrcii' 
plä^c  Bcbeuten.  SBenn  man  bie  Sitte  un- 
fern Sage  in  SetracB^t  äicl)t,  möd)tc  man 
an  eine  Srautoifttc  beuten.  StmaS  5tuf3cr= 
gemöl)nlicf)eS  mu§  eS  jebcnfallS  fein,  ba 
firf)  bie  leBcnSluftigen  Stauten,  aucB^  bie  ber 
oorneB.men  Stänbe,  im  aUtäglidjen  gefeftigen 
Serfcl)r  nid)t  fo  fteif  geBärben  mie  il)re 
norbljoIIänbifcB^en  Srüber.  Stuf  bem  jmeiten 
Statt  beS  Serliner  ^aBinettS  (f.  21BB.  75) 
tritt  unS  Bereits  ber  Hofmaler  beS  ei-3- 
fjerjogtidjeu  ^aufcS  entgegen,  ber  fid)  in 
ber  öornetjmen  UmgeBung  eBenfo  fdmett  in 
bie  ©ranbegäa  ber  fpanifd)en  Sracfjt  unb 
beS  fpanifdjen  Zeremoniells  einlebte,  mie 
er  früher  in  bie  berBen  3nlim^ateu  beS 
ütämifdjcn  SanböolfeS  cingebrungen  mar. 
(SS  finb  Stubien  nac^  reieb^  gefteibetcu 
Ferren  unb  Samen,  bie  in  fcierlid)cm  Srttt, 
mie  Bei  einer  ^ßrogeffion,  einljcrfc^rcitcn.  li-> 
l)anbelt  fic^  t>icllcid)t  um  eine  2lrt  oon 
Scfilicrcour  Oor  bem  Statthalter  unter  freiem 
.^immel;  benn  3nnfd)cnbic  üorne^men  s^aarc 
finb  f)icr  unb  ba  aud)  Scute  auS  bem  Solf 
gemifd)!,  unb  ein  9)canu  l)eBt  feinen  M nabcu 
in  bie  |)öl)C,  meil  cS  ctmaS  3U  frfjaucn  giebt. 

Um  nidjt  Blo^  in  9Jcalcrcien  unb  i)c'\d) 
nungen,  fonberu  aud)  in  ber  Stabteruttfl  auf 
ftupfer  mit  feinen  lmHänbifd)cn  3icbcnbul)leru 
ben  ©trauß  3U  magen,  tjat  fid)  Seuierv 
auef)  mit  ber  ^iabievnabcl  rjcrjud)!,  genau 
mit  bcrfelBen  Sirtuofität,  mie  mit  bem 
3eid)enftift.  2lBer  ber  ScvtricB  im  grof?cn 
mocf)tc  il)tn  nid)t  genitgeubeit  Sobit  oer< 
fprod^cn  BjaBen,  unb  fo  ließ  er  cS  Bei  ciui« 


91 


gen  JBcrfudjen  6eti>enben.  (£§  gab  bamalS  (Sptfobe  barau§,  9ftnalbo  in  ben  gauber* 
fo  mcle  nad)  SBrot  fudjenbc  $upferftect)er  gärten  ber  5Irmiba,  öon  einem  £>eer  öon 
in  Trüffel  unb  Slnttoeröcn,  bafj  er  tfynen  Slmoretten  umgeben,  beljanbelt  unb  mit 
ba§  ©efdjäft  nidjt  üerberben  mochte.  ®eift  allen  Weisen  einer  faft  mobernen  SRomantif 
unb  2Bi£  fjättc  er  genug  befeffen,  um  c3  auSgcftattet.  (Sin  SRomantifer,  ein  $oct  fear 
and)  auf  btefem  (Gebiete  mit  feinem  gefätjr*  Scnierä  freilief)  nid)t.  Söct  ber  ®efdjtd)te, 
liebsten  Nebenbuhler,  bem  gleichaltrigen  bie  £affo  erjä^tt,  reisten  itjn  nur  ba§ 
Slbriacn  Dan  Dftabe,  aufnehmen  gu  fönnen.  grembartige  unb  abenteuerliche,  bie  kämpfe 
*  *  9tinatbo3    mit    feinen    ^eibmfcr)en    Sßiber* 

*  fasern    unb    feine   SicBeäfämpfe   mit   ber 

£enicr3  tuar  aber  nid)t  blofj  ein  Sttann  fdjönen  Zauberin,  bie  auf  iljrem  Söagen 
uoll  ©eift  unb  SSiö;  er  muB  fid)  audj  neben  im  Sdjladjtgetümmet,  einmal  aud),  wie  e3 
feiner  mufif  aüfetjen 
s-8ilbunggewiffelit* 
terariferje  ®ennt= 
niffe  angeeignet  l)a* 
ben.  SDaä  SJcufeum 
in  SDJabrib  befiöt 
einTu^enbfleiner, 
fet)r  5ierlict)  auf 
Tupfer  gemalter 
Silber,  bie  bie 
|>auütfcenen  au§ 
SaffoS  „befreitem 
^erufatem"  bar* 
ftcllcn.  8ic  finb 
unter  'ixtn  SSerlen 
be33Keiftes$einefo 
aufjcrgctüötjnlidjc 
(£rf Meinung ,  bafj 
einige  ^ritifer  an 
\fycts  ©djtfjeit  ge* 
ätueifelt  Ijabcn,  ob* 
moljl  fic  burd)  bie 
58egeid)nung     be§ 

.StünftlerS  at3 
eigenfjänbige  2(r= 
betten  öon  Ujtn  ge* 
fiebert  finb.  SSiet- 
leidjt  f)at  £enier£ 
genug  ^talienifd) 
öerftanben,  um  fid) 
unter  ben  ®rieg§* 
unb  2icbe§aben* 
teuern  Stinalbos 
unb  9U*miba3  gu* 
red)t  §u  finben, 
öietteidjt  r)at  c3 
aber  aud)fd)onba= 
mal§eineötämifdje 
Übcrfe|ungbe§($k* 
bid)t§  gegeben.  SBor 
£enier§  r)atte  bc= 

reit§  t>an  Qtyti  eine  «66.  75.    gigurenftubkn.    Seidjnung  im  WniflI.  Supferfttcfjfa&inctt  ju  SBcrlin. 


92 


ber  ©cmg  bcr  (SrÄäljtung   mit  fid)  bringt, 
in  bcn  lüften  crfcrjeint. 

2lu3  melden  Iitterarifd)cn  Guettcn  mag 
£cnier3  aber  bic  SJiutiüc  ju  feinen  Riffen» 
nnb  Sta^cnbilbern  gefef^öpft  Ijabcn,  auf  beneu 
baä  kreiden  ber  Sftenfdjcn  parobiert  wirb? 
3)ie  ülämifdjcn  Öofalforfdjcr  Italien  un3  auf 
biefe  $ragc  biäbcr  nod)  feine  Slnttoort  gc* 
geben,  unb  man  ift  barum  auf  allgemeine 
Vermutungen  angemiefen.    Sie  gabeln  be3 


uictmcb,r  ^eljrbüdjer  ber  sJJaturgcfd)id)tc, 
eine  nid)t  unbebeutenbe  tHotte  fpieten,  tbat 
ba§  Sb^igc,  um  aud)  ben  Shmfttrieb  in  bcr 
9Jadjbitbung  bcr  Siere  anpfpornen.  ©inen 
angenehmen  Sßorlnanb  baju  bot  ba*  $ara* 
bieg,  morin  jebc3  ©cticr  mit  bem  erftcu 
ÜJftcufdjenpaar  cinträdjtiglid)  jufammenlebte, 
unb  fo  mürben  2>arfte(tungcn  be*  ^arabiefe* 
bie  erften  Scfjauptä^c,  auf  benen  bie  ^icr 
matcr   guuäcrjft  ifyct  Gräfte  erproben  fonn 


9U>&. 


in.    aiaudjcube  Äffen  im  8Btrt8f)aus.    3"  bcr  alten  ^innfotfjer  51t  9Rfin$en. 
(Warf)  einer  £ithoflrnt>l)ic  oon  ^ilolt)  &  £öt)lc  in  9JJüncfien.) 


s$l)abru§  gehörten  311  bcin  notmeubigen 
£chr=  unb  Sefcftoff,  bcr  watjrcnb  bc*  gan- 
zen 9ftittelalter§  in  bcn  SHoftcrfdiulcn  bar- 
geboten  würbe.  1)ic  Jicrfabcl  mar  bcr 
Xctfinantel  für  moralifdjc  Untcnocifungcn, 
bie  firf)  in  bcr  Wcligionölebrc  nid)t  unter* 
bringen  tieften,  unb  überbics  bot  fie  bcr 
fiublicrjcn  ^hantafic  mcllcicbt  bic  cinjige 
Anregung  unb  (Srljolung  in  bem  töblicfjen 
(Einerlei  bcr  Wnbacfjtäübuugen  unb  bcr 
l'atcinftuubeu.  Tic  ^(luftration  bcr  .V>aub 
fd)riftcn,  in  bereu  Wcltlidicm  Seil  bic  )o 
genannten  ,,^cftiaricu",  bic  £ierbüd)cr  ober 


tcn.  deiner  tljat  c§  fo  oft  mic  ^au 
s^rcug()cl,  leuiers'  Sdjttnegerfcater,  un\) 
ibm,  beffen  Sänbfdjaften,  ©auentDttber  unb 
.Scirmcfjfccnen  iidjcrlid)  audj  einen  geteuften 
GRnftuJB  auf  Stenicrä  geübt  haben,  fiel  ei 
gclcgcutlid)  ein,  in  bic  Tierwelt  im  Sßara 
bic-?,  bic  fid)  immer  fo  frieblid)  unb  graui 
tätifd)  benahm,  etwa«  öcben  unb  vnunor 
t)inciii3ubringcn.  (ir  malte  einmal  ein 
Vogelfonjcrt,  bei  beut  bic  Vögel  nadj  Sftoten 
unb  unter  Leitung  ciucsMaoellmciftcry  fingen, 
unb  anbere  maditen  ihm  biefe  Vogelfonjertt 
in  großem  il'iaüftabc  uad). 


93 


D6  barauS  SenierS  bte  Anregungen  5U 
feinen  -Tierparobicn  geköpft  I)at  ober  ob 
er  auf  ältere  SJJctftcr,  lote  §enbrif  SleS, 
ber  and)  fdjon  Affenfcenen  gemalt  I)at, 
äurücfgegangen  ift?  23ir  toiffen  eS  nicfjt. 
(£S  fcljtt,  foioeit  unfere  gegenwärtige  ®ennt= 
niS  retd)t,  an  erflärenben  ScrmitttungS* 
gtiebern,  unb  barum  bürfen  mir  bis  auf 
loeitere  ©ntbeefungen  SenierS'  parobiftifcfjc 
Riffen*    unb    Stagenbitber    als    Srgeugniffc 


@te  gel)cn  öietmefjr  fo  ziemfitf)  parallel 
mit  ben  beften  Schöpfungen  feinet  SftanneS* 
alters  auS  ben  ^a^cn  ber  ®raft  öon 
1640 — 1060.  gür  feine  Siergcfettfdjaften 
Ijat  SxnierS  faft  biefetben  ober  boer)  nur 
toenig  umfomponierten  9täumlicb,feiten  ge* 
mäfjlt,  mie  für  feine  Sauern  unb  ©olbaten. 
6r  tjat  feine  Affen  nur  etmaS  pfjantaftifdjer 
foftümtert,  ioobei  immer  £üte  unb  9ftü£en 
mit  fto^en  gebern  eine  Hauptrolle  fpieten. 


Vbb.  "<'<■    Slffenmo  1)1  jett  in  einet  ftüclje.    3n  ber  alten  ^inafot^c!  ju  9ftündjen. 
(iClad)  einer  $f)otoarapf)ie  »on  ^tlott)  &  Söfjlc  in  SMntfjen.) 


feine§  2öi|eS  rühmen.  Steines  üon  üjnen 
ift  mit  einer  I^atjrcSzal)!  bezeichnet.  Sa  er 
gu  @nbe  ber  fiebriger  ^Saljre  feines  %a\)x* 
IjunbcrtS  aHmä^üd)  aufhörte,  feinen  Silbern 
noefj  baS  ®eburtSatteft  beizugeben  —  baS 
le^te  feiner  batierten  Silber,  ein  Atdjemift 
in  ber  9Mnd)cner  ^inafotfjef,  ift  öon  1680 
— ,  fo  liegt  bie  Vermutung  natje,  bajg  bie 
£ierparobien  auf  baS  menfdjticrje  Seben, 
beren  (Srunbzug  ber  unbefangene,  üon  feber 
perföntidjen  (5mpfinbticf)feit  freie  £>umor 
ift,  erft  im  28eiSf)eitSatter  beS  SHnftlerS 
entftanben  finb.     Sern   ift   aber   nidjt   fo. 


©ine  ($efcHf(f)aft  fotcfjer  Affen,  bie  raupen 
unb  beS  £runfeS  f)arren,  \)m  ein  Lettner 
auS  ben  Raffern  im  |)intcrgrunbe  zapft 
(f.  Abb.  76,  in  ber  9ftünct)encr  ^inafot^ef), 
t)auft  in  einem  fjatbbunften  Stellergemöfbe, 
baS  auf  anberen  Silbern  baS  2Sad)tlofat 
üon  ©olbaten  abgiebt.  ®a  biefe  Affen 
obenein  nod)  bemaffnet  finb,  ift  bie  (Satire 
unüerlennbar.  SBenn  bie  Affen  trinfen  unb 
fcb,maufen  motten,  muffen  fie  and)  ü)r  9ftaf)t 
felber  zubereiten  lönnen.  £>aS  fefjen  mir 
auS  ben  beiben  Affenfücrjen  in  ber  2ftün* 
ebener  $inafotf)ef  (f.  Abb.  77)  unb  in  ber 


94 


Ermitage  511  St.  Petersburg  (f.  2lbb.  78). 
iöcibe  finb  fo  eingerichtet,  baf?  „ gioifcficn 
£ipp'  nnb  ®e(d)e3ranb"  fein  großer  9taum 
ein  ücrbrieftlidjeS  $inberni£  bilbet.  %tbn 
($aft  mirb  fofort  t>ci  bem  (Eintritt  in  biefc 
meiten  fallen  über  ba$  ÜDcenu  unterrichtet, 
weil  eS  if)m  in  bic  üftafc  buftet.  SS  gel)t 
bei  ben  2lffen  genau  fo  mie  bei  ben  Dien* 
fdjen  I)er,  crfjt  „ütämifd)".  2(n  ben  Spiefeen 
über  bem  ®aminfcuer  werben  9tcit)en  öon 
(Geflügel  gebraten,  unb  nicfjt  weit  bauon 
finb  bie  Jifdjc  gebedt,  um  all  ben  Segen 
aufzunehmen.  $n  ber  9Jcünd)cner  Slffen- 
füdje  ljotft  neben  bem  Xifdjc  ber  Otiten,  auf 
bem  eine  haftete  zerlegt  mirb,  ein  Kleeblatt 
flcinerer  Äffen,  t>a$  fid)  mit  einem  gebratenen 
Stapcam  befdjäftigt,  auf  bem  ©rbboben,  unb 
in  ifjrer  Sftäfje  öffnet  ein  JSKtd)cnjungc 
duftem,  bie  er  auf  ben  9toft  legt,  auf  bem  fie 
gebaden  merben  follen.  jDiefelben  fulinari* 
fdjen  ©cnüffe,  an  benen  bie  9)cenfdjen  bamalS 
iljre  greubc  Ratten,  finb  alfo  aud)  ben  Äffen 
öertraut.  2)ic  Riffen,  bie  3*enier3  gumeift  ge= 
malt  t)at,  finb  9ftecrfa|jcn,  bie  gäljcften,  aber 
audj  munterften,  poffierlidjftcn  unb  gelebrig* 
ften  aller  Affenarten,  bie,  mie  bereits  er* 
mätjnt,  fd)on  im  XVI.^afjrfyunbert  in  Mengen 
nad)  (Suropa  „über  baS  Wlttx"  famen  unb 
bauon  itjren  tarnen  erhielten.  Sßegen  iljrer 
®clcl)rfamfeit  ücrmcnbctc  fie  JenierS  nid)t 
btofc  als  laudier,  Printer,  fturtenfpieler, 
geinfdjmcdcr  unb  Äödje,  fonbern  aud)  als 
crnftljafte  9?ad)ab,mcr  I)öljerer  mcnfdjlidjer 
Xfjätigfcit.  ^m  SUiufeum  gu  9)cabrib  fefjen  mir 
einen  Äffen  als  ffftaltx  unb  einen  Äffen  als 
Sötlbfjauer,  in  beffen  Atelier  fidj  unter  anberen 
Wcgenftänben  ein  ©rabmal  für  einen  9lffcn 
befinbet,  ja  fogar  eine  ganjc  Mffcnfcfmlc,  unb 
3mci  Äfften  finb  es  aud),  bie  bie  mufifalifdjc 
iöcglcitung  31t  bem  Moniert  in  ber  SRündjener 
^inafotfjct  (f.  Abb.  79)  liefern,  baS  unter 
bem  SBorfig  einer  mächtigen  CSuIe  öon  alten 
unb  jungen  Mafien  ausgeführt  mirb. 


ÜcnicrS'  legte  ücbcnSjabrc  öcrlicfcn  nid)t 
fo  ungetrübt,  mie  cS  ber  allezeit  heitere 
Dealer  fo  öicler  luftigen  Scencu  unb  fonnigen 
l'anbfdjaften  oerbient  I)ättc.  3Bir  l)abcn 
ftfjon  erjäljlt,  ba^  feine  ftinber  au*  erfter 
(Sf)c,  bic  fid)  in  ihrem  müttcrlidjcn  (irbteil 
üerfürjt  glaubten,  ihn  mit  «lagen  bebrobten 
unb  bafj  eS  aud)  ju  ärgcrlidjcn  ^rojeffen 
fam,  bie  faft  ein  %al)x  lang  bauertcu.    Äfl 


co  cnblid)  ju  einem  SBcrglcid)  gefommen 
mar,  l)ielt  ber  triebe  nur  wenige  2Bod)en 
an.  2)ann  brad)cn  bic  Streitigkeiten  öon 
neuem  loa,  unb  nod),  als  Hemers  längft 
baS  3eitücf)e  gefegnet  l)atte,  projeffierten  bie 
ftinber  au*  erfter  unb  gtueiter  (£()c  unter« 
cinanber  meitcr.  9Jcit  lederen  —  e-5  maren 
nur  nod)  jtoet  am  ücben  geblieben  —  l)attc 
ber  alte  £enicrs  felbft  nodj  ÄuSeinanber* 
femtugen  311  bcftel)en;  benn  aud)  feine  gmeitc 
grau,  SfabcHa  be  gren,  mar  üor  i()m  auS 
bem  ^eben  gefd)icben.  Wn  i()rer  Seite,  im 
(£bor  ber  j£orffird)c  311  ^3erd,  fanb  ber  öon 
feinen  itinbern  oerlaffene  ©rei-ö  feine  legte 
9tuf)cftätte,  nacb^bem  er  am  25.  s^lpril  1(590, 
faft  acfjtsigjä^rig,  in  Trüffel  bie  miibeii 
Äugen  gefd)loffen  blatte.  ®a«  Saturn  feines 
JobeS  ift  auf  einem  Stammbaum  a\\3  bem 
iöefi^  ber  gamilie  Senicrs  öerjetdjnet,  ber 
fid)  bi^  auf  unfere  3eit  erhalten  f)at.  3uni 
Icfjtcnmalc  finben  mir  feinen  tarnen  in 
ben  Söüdjern  ber  2ufa§gilbe  öon  Antwerpen, 
bereu  SJütglicb  er  bis  jum  ©übe  feines 
8ebenS  geblieben  mar.  ^n  bem  9ied)nung§- 
jaljrc  üom  18.  September  1(>89  bis  18.  Sep- 
tember 1690  mirb  öermerft,  bah  bic  Zottn 
fd)utb,  bic  legte  Abgabe,  bie  ein  äRitgfteb  ber 
@ilbe  311  leiften  l)atte,  für  ben  ehemaligen 
S)e!an  S)atiib  Jenierä  entrichtet  morbcu  fei. 
Jcuier-5  I)at  3mar  eine  sJln3at)t  öon 
Sd)ülcrn  l)crangcbilbct;  aber  feiner  001t 
il)nen  l)at  c§  31t  größerer  ©ebeutung  ge- 
bracht, felbft  fein  jüngerer  ©ruber  Abraham 
nicf)t,  ber  nur  ein  fd)mad)er  Stadjafnner 
feiner  Slunft  mar.  ScnierS  l)attc  eben  bei 
feinem  langen  ^'eben  unb  bei  feiner  auficr- 
oroeuttidjcu  grud)tbarfcit  baä  öon  il)m  ge- 
pflegte ©enre  nad)  allen  9tid)tungcn  fo 
grünblid)  crfd)öpft,  baB  feiner  feiner  Sdiülcv 
unb  ^adja^iner  irgenb  eines  feiner  Stoff* 
gebiete  311  erweitern,  311  öertiefen  ober  nod) 
mannigfaltiger  3U  geftaltcn  ncrmodite.  £ro| 
bem  bat  feine  SBirffanifeit  nod]  joett  in 
baä  XVIII.  3al)rl)unbcrt  binciugereidit. 
Bediv  ^dfyct  bor  ienterä'  Jobe  urnr  in 
bem  bamaly  nod)  ulämifdicit  SBatencienneä 
Äntotne  SBatteau  geboren  morbcu,  ber 
«ünftlcr,  ber  faft  ber  geiamteu  '.l'calcrci  in 
ber  einen  $ätfte  bc§  XVIU.  3Qt)rt)unbertt 
bic  9tid)tung  geben  folltc.  hieben  Silbern 
öon  Stuben-?  unb  öon  !£l)d  maren  ti  fold)c 
öon  -tenierg,  bic  feinem  Schaffen  ben  erften 
ompulv  gaben,  unb  in  -tenicrS'  Art  malte 
Watteau    aud)    feine    erften   Silber,   Vaub- 


96 


fdjaftcn  mit  Vaucrn  unb  Vaucrntänacn  unb 
Scenen  au§  bem  Solbatcnlebcn.  $)ic  feine, 
geiftreidje  @pi|jpinfclci  btefeg  feinet  Vor* 
bilbe3  feffelte  tf)n  fogar  berartig,  bafj  fie 
für  bic  foloriftifdje  9lu3brud3roetfe  in  ber 
3eit  feiner  eigenen  Steife  cntfdjcibenb  mürbe. 

Wurf)  im  neunzehnten  3a^^)un^crt  ^at 
$enier3  mit  anberen  3Jceiftern  fcinc3gleid)en 
einen  ©influfi  auf  bic  (Sntündetung  ber 
Malerei  geübt.  5113  in  ben  gmanjiger  unb 
breifjiger  !yat)ren  in  9ftünd)cn  bie  (Gefdjictitä* 
malcrei  ßorneiianifdjer  9üd)tung  fo  mädjtig 
mar,  bafi  alle  übrigen  Bmeige  ber  Sftaterei 
baneben  nur  ein  ärmlid)e§  $)afcin  frifteten, 
Zumal  bie  (Genremalerei,  ber  (Eornetiuä  nict)t 
einmal  einen  ^(a|  in  feiner  5tfabemie  gönnen 
raollte,  ba  roaren  e3  bie  nieberlänbifdjen 
(Genrebitber  ber  ^inafottjef,  an  benen  fid) 
baZ  ^flänjcrjen  ber  SDcündjencr  (Genremalerei 
aUmäljtid)  aufrichtete  unb  au§  benen  e§ 
feine  Sprung  fog.  Vrouroer  unb  £cnier3 
ftetjen  unter  biefen  Iftiebertänbern  an  ber 
@pi|e,  le^terer  mit  einem  Viertetljunbert 
Silbern,  bie  alle  Seiten  feiner  Shmft  in 
üortrefftidjen  Veifpiclen  beranfdjautidjen.  — 

Sm  Sa^rc  1867  l)at  bie  ©tobt  2lnt* 
merpen  itjrem  großen  @ot)ne  ein  ©enrmat 
errichtet,  ein  nad)  bem  SOtobell  be§  93tlb= 
l)auer§  2)ucaju  in  Vron^e  gegoffeneä  ©tanb* 
bilb,  ba$  feine  Slufftellung  auf  einem  ?ßia§ 
ermatten  t)at,  ber  fief»  üon  ber  9lüenuc  be3 
s2lrt§  abjmeigt.  £cnier§  teilt  biefe  Sfjrc 
nur  mit  fünf  Sunftgenoffen,  mit  Quinten 
9ftafft)3,  Gubens,  üan  2)t)d,  %oxbatn%  unb 
£>enbrif  £et)§,  bem  gröf3ten  Slntroerpener 
analer  be3  XIX.  3at)rl)unbert§.  Wlan  l)at 
fief)  gefragt,  ob  Senierä  auf  "baä  9ted)t 
Slnfprud)  ergeben  barf,  ju  ben  (Größten 
feiner  ftunft  gestielt  311  merben.  SDie  üofat* 
Patrioten  fjaben  biefe  grage  mit  Vcgciftcrung 
bcjaljt;  aber  aud)  eine  befonnene,  nur  üon 
nüchternen  (h*mäguugcn  bcl)crrfd)te  Sritif, 
bie  einen  ilünftlcr  uidjt  nad)  räumlichem 
9Jcafjftab  mifjt,  fonbern  if)n  auf  $cit  unb 
(ümigfeit  juglcid)  prüft,  tann  3U  feinem 
anberen  Grgcbniä  gelangen.  9Jcan  beurteilt 
längft  nid)t  mef)r  einen  Äünftlcr  nad)  ber 
2Bat)l  feiner  (Gcgcnftänbe,  nad)  ber  Viel* 
feitigfeit  ober  nad)  ber  (Sinfeitigfcit  feines 
8d)affen3,  fonbern  man  fragt  nur,  ob  er 
innerhalb  bes  üon  il)m  gemähten  (Gebiete 
feiner  fd)öpfcrifd)cn  3t)ätigfcit  ein  |)öd)ftci$ 
erreicht  f)at.  3)a3  ift  XcnierS  gelungen, 
unb  barum  f)at  bie  $unftgefd)id)tc  ein  9M)t, 


il)m  einen  ^la§  in  ber  üorberften  9tcit)e  ber 
fd)affenbcn  (Gcifter  einzuräumen.  51b  er  mit 
bem  (£l)rentitcl  eineä  fd)öpferifd)cn  (GcifteS 
ift  aud)  ber  begriff  ber  Originalität,  ber 
Urfprünglid)teit  üerbunben,  bie  man  früher 
an  £cnicr§  üermifjt  f)at.  ÜRtcmanb  l)at 
feine  Originalität  beffer  üerteibigt  at3  ÜJiaj 
9foofe<§,  ber  berebtefte  (Gcfd)id)t3fd)rcibcr  ber 
5lntmerpcncr  9Jcalcrfd)utc,  ol)ne  haft  er  ba= 
rüber  Stcnicrä'  3ufammcnt)ang  mit  feinen 
Vorgängern  au^er  ad)t  gelaffcn  t)at.  „Xt* 
nicr§  befafs,"  fo  fd)rcibt  er  in  feiner  (H)a= 
rattcriftif  be§  9Kciftcr§,  „eine  fräftige,  flar 
au§gcfprod)cnc  Originalität,  ©r  fal)  bie 
Statur  unb  bie  SDcenfdjcn,  id)  will  nid)t  fagcu, 
genau  mic  fie  finb,  aber  boeb,  anberis  al§ 
feine  Vorgänger  unb  -iftadjfotger.  ©r  jau* 
berte  2llltag3menfd)cn  unb  bie  il)n  um« 
gebenben  ©inge,  meld)c  er  auf  feine  Slrt 
fal)  unb  jur  Slnfdjauung  gu  bringen  touftc, 
mit  ebenfooiel  S3al)rl)eit  al§  s^l)antafic  auf 
feine  £afct.  SBenn  aber  aud)  Scnier§  bic 
Originalität  fetbft  ift,  fo  ift  e3  bod)  lcid)t, 
in  ber  9lntwerpcncr  @d)ulc  feine  beiberfeitigen 
Väter  unb  (Grofjüäter  anzugeben.  Von  ber 
9M)tung  unferer  älteren  bijarren  Voltemalcr 
f)atte  er  ^zn  ©inn  für  bie  (iigcntümltd)» 
feiten  be§  Volf3leben§  unb  für  bic  mon« 
ftröfen  (Geftalten  ber  ©pufbilbcr  geerbt,  öon 
©ammctbrcug()cl  unb  feinen  3c^gcnoffcn, 
Scbaftian  Vrancj  unb  bem  jungen  Orranä 
branden  bic  farbigen  (Gclüänber.  Rotten 
fie  aber  bic  Ic^tgcnanntcn  um  bic  ©djul* 
tern  il)rer  föniglid)cn  unb  m^tl)ologiidicn 
Figuren  gegangen,  fo  bef feibete  er  bamit 
feine  Vaueru,  unb  niemals  licB  bic  farbige 
§ü(le  ))m  Vch)ol)nern  ber  $aläftc  toie  bc8 
Fimmels  fo  gut,  mie  biefen  5)orf=  unb 
|)üttcnbcmol)uera.  Von  SluBcnS  l)attc  er 
fein  Sid)t,  ba§  manne,  biird)bviugenbe,  um 
flutenbe  unb  ocrfdjmctäcnbe,  btonbc  ^idjt, 
Dpn  il)m  t)attc  er  aud)  bic  rocid)cn  ^önc 
feiner  Käufer,  (Grünbc  unb  \iiutcrgrünbc, 
feiner  breiten,  faminetartigcn  Sanbf^aftcn 
unb  Väumc.  @r  al)mtc  tnbcä  biefen  SWciftct 
nid)t  nad),  entlehnte  nierjt  ängftlid)  unb 
unbcfjitftid)  üon  jcbem,  toai  il)in  üon  beffeu 
s^lrt  bientid)  fein  fonnte,  fonbern  Ijatte  irjrc 
oielfeitigen  (Gaben  ju  einer  fetbftänbigen 
unb  frifd)cn  Originalität  oercinigt,  bie  it)it, 
it)rcr  aller  <3d)üter,  ju  einem  ber  eigen* 
artigften  SJkiftcr  madjtc." 

80  begegnet  fid)  aud)  ber  (5ntf)ujia3mu3 
bc§  Sanbömannä  mit  bem  Urteil  ber  ©c- 


97 


fd)icl)te,  bct§  in  £enier§  ben  ^öfjeüunft 
einer  (£ntmitfeiung§rcib,e  ficht,  btc  3ufam* 
menfaffung  unb  ^ßotenjierung  fünftterifdjer 
Gräfte,  bie  faft  gmei  $>al)rt)unberte  long 
iütrff am  gcmefen  Waren,  in  einem  (Sinjet* 
mefcn.  $)iefe  3ufammenfaffung  l)at  Bei 
aller  SBtetf citig feit  in  ben  Stoffen  audj  eine 
getoiffe  ©införmigfeit  gur  $olge,  bie  jidj, 
lüte  mir  fd)on  oben  ermähnt  f)aben,  jebem 
aufbrängt,  ber  -eine  grofje  Qafy  £enier3fd)er 


biefem  ©runbfaije  fjat  and)  ein  beutftfjer 
$unftl)iftoriler,  ®arl  SBoermann,  ber  bie 
SSerfe  ber  Sergangcnljeit  mit  fcfiarfen  5tugen 
unb  fugten  ©innen  $u  prüfen  unb  ab^u* 
fdjäfcen  gelernt  l)at,  unferem  £enier3  eine 
Stellung  unter  ben  erften  feiner  ®unft  gu= 
crfannt.  „Setratfjten  mir  jebe3  einzelne 
feiner  Silber  für  fiel)",  —  bamit  befdjliefjt 
er  fein  ©efamturteil  über  SenierS  in  ber 
,,©efcf)ic{)te  ber  Malerei"  — ,   „fo  merben 


3166.  79.    Stffentoujert.    3n  ber  alten  ^inafotfief  ju  TOüudjen. 
(Sßacf)  einer  s,p£)otoarapf)te  oon  ^ilott)  &  2öf;Ie  in  TOüntfien.) 


Silber  Ijintereinanbcr  fief)t.  SSirb  fiefj  aber 
nidjt  biefelbe  ©müfinbung  einftetten,  menn 
man  Ijunbert  Silber  üon  9ftuben3  ober  üan 
$>t)d  gufammen  fiefjt?  Unb  mürbe  nidjt 
felbft  ber  göttliche  «Raffact  biefe<§  ©efüljl 
ermeefen,  menn  man  feine  fämtlidjen  Silber 
üon  äftabonnen  unb  ^eiligen  gamitien  an 
einem  Orte  jur  @cf)au  ftellte? 

@§  ift  ber  ®runbfa|  iebes>  reinen  ®unft* 
genuffe3,  jeber  freien  ®unftanfd)auung,  bafs 
jebeS  Silb,  jebe§  ®unftmerf  für  fidj  allein 
gefel)en  unb  üerftanben  fein  miß,  un\)  nad) 

Kojcnberfl,  XcnicrS. 


mir  üon  ber  natürlichen  SieBen^mürbigfeit 
it)rer  s2tuffaffung,  an  ber  felbft  feine  berberen 
Sftotiüc  teilhaben,  üon  ber  ijugleicfj  leben* 
bigen  unb  feinfühligen  Slnorbnung  iljrer 
(gingelgruppen  unb  beren  mofylabgemogener 
Serteilung  in  ber  gefamten  Silbflädje,  üor 
allen  fingen  aber  üon  ber  freien,  flüffigen, 
nidjt3  meniger  al§  glatten  unb  Ijarten,  üiel* 
me|r  bureb,  unb  burdj  malerifcfjen  Sectjnif 
ib,rer  ^infelfüljrung  unb  üon  ber  Ijarmo* 
nifcb,cn  ©infjeitlidjfeit  iljrer  balb  tieferen, 
balb  Ijelleren,  balb  golbigeren,  balb  filbe* 


98 


rigeren  garbcnftimmung  bod)  immer  toieber 
^ingeriffcn  merben  unb  ifjm  feine  ißebcutung 
al3  Sfteifter  erftcn  langes  nic^t  ftreitig 
machen." 

2)iefe  (Snburteite  beä  btämifdjcn  unb 
be3  beutfdjen  ®unftf)iftorifers>  beftätigen  nur, 
tva§  unferc  SDarftettung  ber  ©nttoicf etung,  ber 
fReifegcit  unb  ber  ootten  Sfteifterfcfjaft  be3 
®ünftter3  im  einzelnen  gezeigt  Ijat.  2öa§ 
aber  feine  S3ebeutung  in  ber  allgemeinen 
©efdjidjte  ber  ®unft  nicfjt  minber  befcftigt 
al§  feine  ücrföntid)e  fünftterifdje  Begabung, 
ift  fein  ©tammcäfinn,  feine  innige  Serbin* 
bung  mit  feinem  SSotfc  unb  feiner  |)eimat, 
au3  bencn  feine  ®unft  cntfproffen  ift,  oljne 
frembc  ©inflüffc  erfahren  p  Ijaben.  @r 
\)at,  tro^bem  bafj  er  ein  roarmer  Sßereljrcr 
ber  italienifdjen  9fteifter  mar,  itmen  niemals 


irgenb  melden  ©influft  auf  feine  eige 
Shmft  gcftattet,  unb  at3  er  fidj  an  9tubei 
anftfjlojs  unb  öon  itnn  lernte,  mar  ber  gro 
SDZciftcr  miebcr  ju  feinem  SSotfe,  gu  bi 
ibtjllifdjen  Sdjimijeiten  feiner  |>eimat  jurii 
geteert,  bie  er  nur  etma§  mit  ben  ©rinn 
rungen  an  bie  itatienifdje  ©onnengtut  oe 
gotbcte.  S)icfer  nationale  $ug  feinet  SSefci 
unb  feiner  ®unft  mirb  £enier3'  @d)öpfunge 
meldte  Söanblungen  audj  ber  attgemei 
®unftgcfd)mad  im  Saufe  ber  lyatjrrjunbei 
erfahren  mag,  emig  jung  unb  tebenbig  e 
Jjatten.  2Sie  Senierä  bie  9ftenfd)en  ui 
«Sitten  feiner  Qät  gefetjen  unb  gematt  t)< 
merben  fie  in  ben  3>at)rbüdjern  ber  ®ultu 
gefd)idjte  für  alle  Reiten  fortleben.  @o  erl)e 
ficf)  ber  befdjeibene  Sittenfdjitberer  jur  3: 
beutung  eine§  ®efd)idjt3maler3  feinet  SSolfe 


Hitferatur. 


3lufjer  ben  älteren  biograbbiidjen  SSerfen  üon 
GorneliS  be  33ie,  §oubrafen,  2)eScampg,  3nt* 
merjeel  unb  ben  $alertcfatalogen  mürben  ju 
obiger  ^arfteHuiiQ  ju  State  gebogen: 

9ft.9loofe3,  ©efd)itf)te  ber  SHalerfdmle  Antwerpens. 
$eutjd)  oon  %.  Slcber.    9flüncben  1881. 

2f.  3-  bon  ben  33ranben,  Geschiedeais  der  Ant- 
werpsche   Schilderschool.     Antwerpen  1883. 


2B.  33cbe,  »brioen  33rouwer.    SBien  1884. 

SB.  33obe,  35ie  Sdjtoeriner  ©olerie  in  ber  3«ticfii 
„$ie  ©rapluidjen  fünfte."  Sobrgang  XI 
@.  98-99  (ffiien  1890). 

Söoltmonn  unb  SSoermann,  ©cfcf)icf)tc  ber  T 
lerei.    33b.  III.    6.  499—506.    Seipjig  181 

Sbeobor  bon  trimmet,  ©cmatte  ©otcrien.  Mb 
33er  lin  1896. 


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