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TEXTE UND ÜNTEESÜCHÜNGEN
ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN
VON
OSCAE VON GEBHAEDT und ADOLF HAEMCK
DREIZEHNTER BAND
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£]^
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1895
INHALT DES DREIZEHNTEN BANDES.
Harnack, Adolf, Eine bisher niclit erkannte Schrift des Papstes
Sixtus II. vom Jahre 257/8. Zur Petrusapokalypse, Patristisches
zu Luc. 16, 19. VI, 78 S. 1895.
Iselin, L. E., P]ine bisher unbekannte Version des ersten Teiles
der Apostellehre (Didache). Übersetzt von A. Heusler.
30 S. 1895.
Gebhardt, Oscar von, Die Psalmen Salomos, zum ersten Male
mit Benutzung der Athoshandschriften und des Codex Ca-
sanatensis herausgegeben. VII, 151 S. 1895.
Wentzei, Georg, Die griechische Uebersetzung der viri inlustres
des Hieronymus. 63 S. 1895.
Harnack, Adolf, Das Edict des Antoninus Pius. 64 S. 1895.
— — Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's vom Jahre
249/50 [„Cyprian", de laude martyriij. 58 S. 1895.
Heft 1
\ Heft 2.
Heft 3.
Heft 4.
Digitized by the Internet Archive
in 2011 with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/texteunduntersuc13akad
^
EINE BISHER NICHT ERKANNTE SCHRIFT
DES
PAPSTES SIXTÜS IL
VOM JAHRE 257/8,
ZUR PETRÜSAPOKALYPSE, PATRISTISCHES ZU LUC. 16, 19
DREI ABHANDLUNGEN
VON
ADOLF HARNACK
EINE BISHER ÜNBEKAMTE VERSION
DES
ERSTEN TEILES DER „APOSTELLEHRE"
GEFUNDEN UND BESPROCHEN VON
L. E. ISELIN
IN RIEHEN
ÜBERSETZT VON A. HETJSLER IN BASEL.
^'^^^P
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG
1895
Verlag der J. C. HlNRICHS'sclien Buchliandlung in Leipzig.
Texte und Untersuchuugen zur Gescliiclite der
Altchristlichen Literatur
herausgegeben von Oscar von Oebhardt und Adolf Harnack.
I-III. IV 1/3, V— IX. X 1/2. XI XII XIII 1 M. 283 —
I, 1/2. Die Überlieferung der griechischen Apologeten des zweiten Jahrhunderts in
der alten Kirche und im Mittelalter, von Adolf Harnack. YIII, 300 S. 1882.
M. 9 —
I. 3. Die Altercatio Simonis ludaei et Theophili Christiani nebst Untersuchungen
über die antijüdische Polemik in der alten Kirche, von Adolf Harnack.
Die Acta Archelai und das Diatessaron Tatians, von Adolf Harnack.
Zur handschriftlichen Überliefei'ung der griechischen Apologeten. I. Der
Arethascodex, Paris. Gr. 451, von Oscar v. Gebhardt. III, 196 S. 1883. M. 6 —
I, 4. Die Evangelien des Matthäus und des Marcus aus dem Codex purpureus
Rossanensis, herausgegeben von Oscar v. Gebhardt.
Der angebliche Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien, von
Adolf Harnack, LIV, 176 S. 1883. M. 7.50
II, 1/2. Lehre der zwölf Apostel , nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der
Kirchenverfassung und des Kirchenrechts von Adolf Harnack. Nebst einem
Anhang: Ein übersehenes Fragment der Jufaxn in alter lateinischer Über-
setzung. Mitgetheilt von Oscar v. Gebhardt. 70 u. 294 S. 1884. M. 10 —
II, 3. Die Offenbarung Johannis, eine jüdische Apokalypse in christlicher Be-
arbeitung, von EberJi. Vischer. Mit Nachwort von Adolf Harnack. 137 S. 1886.
M. 5 —
(II, 1/2 u. 3. einzeln nur in anastatischen Drucken käuflich.)
II, 4. Des heil. Eustathius, Erzbischofs von Antiochien, Beurtheilung des Origenes
betr. die Auffassung der Wahrsagerin l. Könige [Sam.] 28 und die dies-
bezügliche Homilie des Origenes, aus der Münchener Hds. 331 ergänzt
und verbessert, mit kritischen und exegetischen Anmerkungen von Alb.
Jahn. XXVII, 75 S. 1886. (Einzelpreis M. 4.50) ; M. 3.50
II, 5. Die Quellen der sogenannten apostolischen Kirchenordnuug, nebst einer
Untersuchung über den Ursprung des Lectorats und der anderen niederen
Weihen, von Adolf Harnack. * 106 S, 1886. [Nicht mehr einzeln.] M. 4 —
I, 1/2. Leontius v. Byzanz und die gleichnamigen Schriftsteller der griechischen
Kirche von Friedr. Loofs. 1. Buch: Das Leben und die polem. Werke des
Leontius v. Byzanz. VIII, 317 S. 1887. M. 10 —
III, 3/4. Aphrahat's des persischen Weisen Homilien, aus dem Syrischen übersetzt
und erläutert von Georg Bert.
Die Akten des Karpus, des Papylus und der Agathonike. Eine Urkunde aus
der Zeit Marc Aureis, von Adolf Harnack. LH, 466 S. 1888. M. 16 —
IV, Die griechischen Apologeten.
1. Tatiani oratio ad Graecos. Recens. Ed. Schwartz. X, 105 S. 1888. M. 2.40
2. Athenagorae libellus pro Christianis. Oratio de resurrectione cadaverum.
Recens. Ed. Schwartz. XXX, 143 S. 1891. M. 3.60
3. Die Apologie des Aristides. Recension und Reconstruetion des Textes von
Lic. Edgar Hennecke. XX, 64 S. 1893. M. 3 —
Partiopreis M. 2 —
4. Theophili libri tres ad Autolycum. Recens. Ed. Schwartz. "I t t- u
5. lustini martyris apologia et dialogus cum Tryphone ludaeo. ^InNorbe-
Recens. 0. de Gebhardt et A. Harnack. j reitung.
Diese Ausgaben dor Griechischen Apologeten sind nur mit kurzem
sprachlichen Commentar und Registern versehen und sollen zum Gebrauch
bei Vorlesungen oder in Seminaren dienen, weshalb auch deren Preise
möglichst niedrig gestellt wurden.
V, 1. Der pseudocyprianische Tractat de aleatoribus, die älteste lateinische clirist-
liche Schrift, ein Werk des römischen Bischofs Victor I. (saec. 11.) , von
Adolf Harnack. V, 135 S. 1888. M. 4.50
V, 2. Die Abfassungszeit der Schriften Tertullians von Ernst Noeldechen.
Neue Fragmente des Papias, Hegesippus u. Pierius in bisher unbekannten
Excerpten aus der Kirchengeschichte des Philinpus Sidetes von C. de Boor.
184 S. 1888. M. 6 —
V, 8. Das Hebräerevangelium, ein Beitrag zur Geschichte und Kritik des hebräischen
Matthäus von Rud. Handmann. III. 142 S. 1888. M. 4.50
Fortsetzung auf Seite III des Umschlags.
EINE BISHER NICHT ERKANNTE SCHRIFT
DES
PAPSTES SIXTUS II.
VOM JAHRE 257/8,
ZUR PETRÜSAPOKALYPSE, PATßISTISCHES ZU LUC. 16. 19
DREI ABHANDLUNGEN
VON
ADOLF HARNACK
EINE BISHER UiNBEKANNTE VERSION
DES
ERSTEN TEILES DER „APOSTELLEME'!
GEFUNDEN UND BESPROCHEN VON
L. E. ISELIN
IN RIEHEN
ÜBERSETZT VON A. HEUSLER IN BASEL.
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1895
SEP 3 0 1957
TEXTE UND UNTERSUCHUNCtEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR V. GEBHARDT UND ADOLF HARNACK.
XIII. BAND. HEFT 1.
EINE BISHER NICHT BEKANNTE SCHRIFT
DES
PAPSTES SIXTUS IL
VOM JAHRE 257/8,
ZUR PETRUSAPOKALYPSE, PATRISTISCHES ZU LUC. 16, W
DREI ABHANDLUNGEN
VON
ADOLF HARNACK
THEODOR MOMMSEN
GEWIDMET
Seit Jahren haben Sie, hochverehrter Herr und Kollege, vom
Mittelpunkte des vt^eiten Gebiets aus, das Sie beherrschen, den
Limes ins Auge gefasst, den massiven aus Holz und Stein, aber
auch jene Grenze, an der sich die Kirchengeschichte und ihre
Litteratur mit der profanen berührt. Das jüngste Unternehmen
unserer Akademie, die Herausgabe der vornicänischen griechischen
Kirchenschriftsteller, ist von Ihnen zuerst geplant worden, und
Sie vor Allen haben es ins Leben gerufen. Es ist mir ein Be-
dürfnis, Ihnen dafür meinen herzlichen Dank auszusprechen und
in diesen Dank alles das einzuschliessen, v^as ich aus Ihren Ar-
ßQ
.TB
beiten und von Ihrer Arbeitsweise gelernt und im persönlichen
Verkehr empfangen habe: nehmen Sie, bitte ich, die folgende
Abhandlung, deren Abschluss in die Geburtsstunde unseres Unter-
nehmens gefallen ist, freundlich auf als ein Zeichen der herzlichen
Verehruncr
Ihres
sehr ergebenen
Adolf Harnack.
über eine bisher nicht erkannte Schrift des
Papstes Sixtns IL vom Jahre 2578.
1.
Die cyprianischen oder unter Cyprian's Xamen gestellten
Schriften haben eine sehr verschiedene Bezeugung, und während
manche von ihnen sich in vielen Dutzenden von Handschriften
finden, sind andere nur in wenigen Abschriften auf uns gekommen.
Zu den seltensten Stücken gehört der Tractat „Ad Novatianum".
Er ist zuerst in der Editio Daventriensis (c. 1477) der Werke
Cyprian's veröffentlicht worden (nach der Schrift „de bono pu-
dicitiae" und vor dem „Sermo Augustini de S. Cipriano martire"),
unter dem Titel: „Ad Novatianum hereticum quod lapsis spes
veniae non est deneganda". Die Handschrift, aus der er stammt,
ist verschollen. Als Erasmus seine Ausgabe der Werke Cyprian's
veranstaltete (a. 1520), konnte er für „Ad Novatianum" keine Hand-
schrift finden und sah sich daher genöthigt, den Text der editio
princeps (mit Verbesserungen) abzudrucken ^) — nach „de bono
pudicitiae" und vor „Orationes I. H und dem „Sermo Augustini
de S. Cypriano martyre". Seine Ausgabe ist die Grundlage der
zahlreichen späteren Drucke geworden. Bis zum J. 1S71 ist
keine neue Handschrift verwerthet worden; Gravius (Kölner
Ausgabe der Editio Erasm. v. J. 1544) spricht zwar in seinen
Annotationes von den Kölner Codices Carthusiae et S. Panta-
leonis und bringt auch eine Lesart (ihm nachsprechend Pame-
lius); aber Näheres hat er nicht mitgetheilt, und von diesen
Codd. ist später nichts bekannt geworden. Erst Hartel hat die
1) S. Hartel, Opp. Cypr. Prolegg. p. LXXIII sq. Als Hartel den
Text der Schrift (T. HI p. 52 sq.) druckte , war ihm noch nicht bekannt,
dass die editio princeps nicht die Ausgabe des Erasmus, sondern die Da-
ventriensis ist; er hat aber nachträglich (Prolegg. p. LXl) die LAA der
Daventriensis mitgetheilt.
Texte u. Untersuchungen XIII, l. 1
2 Harnack, Cber eine Schrift des Papstes Sixtus IL
Ausc^abe der Schrift auf eine neue Handschrift stellen können^
indem er den Vossianus lat. 40 saec. X (= K) verwerthete. Dieser
Cypriancodex ') enthält die libelli IV. VI. V. XII. XIII. VIII. X.
IX. XI und dazu zwischen IV u. VI die Schrift „De bono pudici-
tiae", zwischen IX u. XI die ep. 11 und unseren Tractat mit der
Aufschrift „Ad Xovatianum." '^) Die Ordnung ist allem Anschein
nach eine sachliche; denn „De bono pudicitiae" ist nach „De
habitu virginum" gestellt, und „ep. 11" „Ad Novatianum" und
„De opere et eleemos." fXI) behandeln alle drei, wenn auch in
verschiedener Weise, das Bussthema.
Damit ist bereits erschöpft, was wir über die handschrift-
liche Überlieferung des Tractats zur Zeit wissen: er findet sich
im 10. Jahrh. unter den Schriften Cyprian's^), und er hat in
seiner Geschichte einen gewissen Zusammenhang mit „De bono
pudicitiae"; denn wir dürfen vermuthen, dass er in der Hand-
schrift, welche in der editio Daventriensis benutzt ist, nach
dieser Schrift gestanden hat, und auch in dem Vossianus steht
er ideell mit ihr zusammen; denn diese beiden Tractate sind die
einzigen, die dort in die Reihe der echten Cypriantractate hinein-
gestellt sind. Die Schrift de bono pudicitiae aber ist mit guten
Gründen von Weyman^) und Demmler^) dem Novatian vin-
dicirt worden, ist also eine römische Schrift. Auch sonst aber
1) S. Hartel, 1. c. p. LX not.
2) Also ohne den Zusatz: „haereticum quod lapsis spes veniae non
est deneganda". Dass dieser Zusatz wirklich in dem Codex, der der Edit.
Daventr. zu Grunde liegt, gestanden» hat, ist unwahrscheinlich.
3) Ob er ihm dadurch förmlich beigelegt werden sollte, ist mindestens
fraglich. In K ist Cyprian's Name nicht genannt und in D wahrscheinlich
auch nicht. Ich bemerke, dass auch bei de spectac. Cyprian's Name weder
in dem „Incipit"' noch in dem „Explicit" steht; dagegen steht er bei de
bono pud. im „Exjtlicit" in Z, bei de laude martyrii im „Incipit" in P und
im „Explicit" in dem sehr alten S, bei de rebapt. im ..Expl.", bei adv.
aleat. im „Inc." in QT u. im „Expl." in T, bei de duobus mont. im ..Expl."
in MT, bei ad Vigilium in der Adresse und im „Expl." in Z, bei adv. Jud.
im „Expl." in QT, bei Orat. I im „Inc." in T u. im .,Expl." in E, bei Orat. II
im „Inc." in YBNn und im „P]xpl." in ]MBNY, bei de pascha im „Inc."
in V), U.S.W. Aber wenn auch die Codd. KD den Tractat dem Cyprian nicht
förmlich beigelegt haben, so haben sie doch den Namen des wahren Ver-
fassers nicht mehr gewusst.
4) Histor. Jahrbuch Bd. XIIT (1892) S. 737tf.
5) Theolog. Quartalschr. Bd. LXXVl (18941 S. 223 tf.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 3
sind römische Schriften in die Cyprian-Sammlung gekommen,
nämlich „De spectaculis'', „Adversus aleatores" und „Adversus
Judaeos" (höchst wahrscheinlich auch de laude martyrii, wenn es,
wie ich vermuthe, von Novatian herrührt), und unter den Cy-
prian-ßriefen befindet sich eine ganze Anzahl römischer Schreiben.^)
Was nun das Verhältniss des Cod. K zu der Handschrift
betrifft, die der Ed. Daventriensis zu Grunde liegt, so sind sie
verschieden und nur weitläufig verwandt. K ist bereits durch
viele Fehler entstellt, und es scheint, dass der Cod., den die Ed.
Daventr. benutzte, vorzüglicher gewesen ist; doch ist ein sicheres
TJrtheil nicht möglich, weil dessen Herausgeber gewiss zahlreiche
Fehler stillschweigend verbessert hat. K ist durchcorrigirt, aber
schwerlich nach einer zweiten Handschrift; leider bricht ei: im
17. Cap. p. 67, 26 ab. Die Editio princeps bringt noch 44—45
Zeilen; aber auch sie ist verstümmelt, wenn auch nicht mehr viel
zu fehlen scheint. Somit besitzen wir den Schluss des Tractats
überhaupt nicht. Die Verwandtschaft der beiden Codd. ist nicht
mehr leicht festzustellen. Die Zahl der gemeinsamen Fehler, so-
weit sie uns heute noch entgegentritt, ist verschwindend gering
(c. 2 p. 54, 22, c. 3 p. 55, 22, wo Hartel darauf verzichtet hat, den
Text herzustellen, ist nicht hierher zu rechnen, wohl aber scheint
in c. 2 p. 55, 4 ein gemeinsamer Fehler zu stecken, ebenso c. 3
p. 55, 25 u. c. 10 p. 60, 28). Somit haben wir in K u. D zwei
selbständige alte Zeugen anzuerkennen. Sie setzen uns in den
Stand, einen lesbaren Text zu constituiren, und die Hartel'sche
Ausgabe bietet einen solchen.
Vergebens habe ich mich — eine Ausnahme abgerechnet, s.
unten — nach Testimonia Veterum umgesehen; die Schrift wird,
soviel bisher bekannt geworden, von Niemandem citirt oder be-
nutzt, so dass die Codd. K u. D ihre ältesten Zeugen zu sein
1) Auch sehr alt sind ein grosser Theil der dem Cyprian beigelegten
Schriften: de pascha computus ist aus dem J. 242/3; de montibus Sina et
Sion, adv. aleat. und adv. Judaeos sind m. E. älter als Cyprian, minde-
stens nicht viel jünger; de bono pud., de spect. und de laude mart. sind
wahrscheinlich von Novatian, dem Zeitgenossen Cyprian's; de rebaptism.
ist auch z. Z. Cyprian's geschrieben.
1*
4 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
scheinen ^). Um so erfreulicher ist es , dass die Abfassungszeit
aus inneren Gründen sehr genau bestimmt werden kann. In c. 5
p. 56, IS sq. heisst es: .,cataclysmus ergo ille qui sub Noe factus
1) Auch in der Zeit, seitdem die Schrift gedruckt vorliegt, ist sie sehr
•wenig berücksichtigt worden. Was bis zum Ende des 17. Jahrh. über sie
vermuthet und gesagt worden ist, hat Tillemont (Memoires lY [169öj
p. 135. 622 zusammengefasst. In späterer Zeit ist m. W. nichts von Belang
hinzugefügt worden; die Meisten erwähnen sie nicht einmal (Bardenhewer
in seiner eben erschienenen Patrologie streift sie nur). Doch hat Zahn in
letzter Zeit auf ein interessantes Citat aus dem Henochbuche in der Schrift
aufmerksam gemacht. Tillemont's Worte lauten: „L'ecrit contre Novatien
(er stellt es z. J. 255) qui est dans S. Cyprien, peut avoir este fait dans
les premieres annees de Valerien, peu de temps apres la persecution, qui
comme un deluge avoit inonde toute la terre, c'est ä dire, comme la suite
l'explique, apres celle de Dece, et celle de Gallus qui la suivit. Erasme
juge que cet ecrit est egalement plein de doctrine et d'eloquence, et tout
ä fait digne de S. Cyprien. On le met neanmoins au rang des douteux,
peutestre parceque le style en paroist un peu plus fort, moins diffus et
moins facile que celui de S. Cyprien. Hors cela nous ne voyons rien qui
empesche de croire qu'il soit de luy, comme Bellarmin l'a cru; et Rivet
paroist estre dans le mesme sentiment. Erasme a pense qu'il pouvoit
estre de S. Corneille. Mais ce Saint est mort avant la fin de la persecution
de Gallus [„Exemplo boni pastoris" c. 6 semble bien marquer 8. Corneille;
ainsi il ne peut pas estre de luy], et il paroist plutost que c'est l'ouvrage
d'un Africain, puisqu'en un endroit il semble marquer le parti de Feli-
cissime (c. 2). Ces autres paroles que l'Eglise seule a receu le pouvoir de
celebrer le battesme — quoiqu'elles soient peutestre capables d'un sens
veritable et catholique — tiennent neanmoins beaucoup du sentiment de
S. Cyprien touchant le battesme des heretiques. Et S. Augustin condanne
une expression toute sembable". Tillemont schliesst also nicht bestimmt
die Autorschaft Cyprians aus — lediglich gewisse Stilverschiedenheiten
machen ihn stutzig — , doch hält er es für wahrscheinlich, dass die Schrift
in Afrika von einem Gesinnungsgenossen Cyprian's verfasst ist. Harte 1
(Cypr. Opp. III Prolegg. p. LXsq.) hat sich Tillemont angeschlossen:
,,Hunc tractatum ab episcopo cum Cypriano adversus Stephanum (v. c. 2
p. 55, 4) et Felicissimi schisma (v. e. 2 p. 54, 12) staute paullo post Decianam
persecutionem (v. c. 6 p. 57, 25) conscriptum postquam editio Daventriensis*
Cypriani oi)eribus adiecit, editores cum ad res de quibus Cyprianus maxime
agit explicandas non nihil conferre viderent, retinuerunt.'' Möhler (Patrol.
1840 8.847) bemerkt: Erasmus und Tillemont, sowie auch Maranus,
sind nicht geneigt, die Schrift, so wenig sie sonst Widersprechendes enthält,
dem Cyprian zuzueignen, weil nicht bloss die grossartige und fliessende
Sprache desselben vermisst wird, sondern namentlich der Eingang mit Cy-
prian's Verhältnissen kaum vereinbar ist."
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 5
est figuram persecutionis quae per totum orbem nunc nuper
supereffusa ostendit"; sodann genauer c. 6 p. 57, 24 sq.: „duplex
ergo illa emissio (seil, der Taube Noah's) duplicem nobis per-
secutionis temptationem ostendit: prima in qua qui lapsi sunt
victi ceciderunt, secunda in qua hi ipsi qui ceciderunt victores
extiterunt. nulli enim nostrum dubiuni vel incertum est, fratres
dilectissimi , illos qui prima acie id est Deciana persecutione
vulnerati fuerunt hos postea id est secundo proelio ita fortiter
perseverasse, ut contemnentes edicta saecularium principum hoc
invictum haberent quod et non metuerunt exemplo boni pastoris
animam suam tradere, sanguinem fundere nee ullam insanientis
tyranni saevitiam recusare". Mithin ist der Tractat nach der
„Verfolgung" des Gallus undVolusianus geschrieben und empfängt
aus den Briefen Cyprian's 57 (s. bes. c. 1. 5) 58 (1. 9) 59,6. 60 u. 61
eine gewisse Beleuchtung; denn diese Briefe berichten uns, dass
man in Afrika im Hinblick auf die bevorstehende Verfolgung („proe-
lium") die lapsi absolvirt habe, um ihnen Gelegenheit zu geben,
ihre Scharte auszuwetzen, ferner dass wirklich die Haltung der
Christen in Rom in dieser zweiten „Verfolgung" (des Gallus ^))
eine bessere gewesen ist als in der ersten (Verfolgung des Decius).
Als unser Tractat geschrieben wurde, konnten diese beiden Ver-
folgungen als „nunc nuper" geschehen bezeichnet w^erden; anderer-
seits hatte die Verfolgung unter Valerian augenscheinlich noch
nicht begonnen; denn der Verfasser schreibt in einer Friedenszeit.
Hieraus scheint mit Noth wendigkeit zu folgen, dass der Tractat
zwischen August 253 — denn bis dahin ungefähr dauerte die
,,Verfolgung" des Gallus 2) — und dem ersten Edict Valerian's,
11 Die edicta saecularium principum sind dieselben, die Cyprian ep. 58, 9
„edicta feralia" ins Auge gefasst hat.
2) Lucius wurde im Juni 253 zum Bischof von Rom gewählt und
sofort von Gallus verbannt (s. die ep. 61 Cyprian's an Lucius, wo Cyprian
c. 1 daran erinnert, er habe „nuper" dem Lucius in einem u. demselben
Schreiben zu seiner Wahl und zu seiner Verbannung gratulirt; dieses
Schreiben ist leider nicht mehr erhalten). Lucius kann aber nur sehr kurze
Zeit in der Verbannung geblieben sein; das zeigt der 61. Brief, und das folgt
aus der Thatsache, dass Gallus sehr bald nachher in der Schlacht gegen
den Usurpator Aemilianus gefallen ist. Bereits am 22. Octbr. 253 waren
Valerianus und Gallienus Kaiser (s. die afrikanische Inschrift im CIL
VIII 2482; hiernach ist die ältere Annahme wiederherzustellen, dass Gallus
schon im Spätsommer 253 fiel; Bernhardt, Gesch. Rom's I S. 267 suchte
6
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
also dem August 257 ^) verfasst ist. Allein wir müssen noch ein
weiteres Jahr offen lassen. Sicher ist das erste Edict (sein
Wortlaut lässt sich aus den Proconsularacten Cyprian's z. Th.
reconstruiren: „qui Romanam religionem non colunt. debere Ro-
manas caeremonias recognoscere'' .,ne in aliquibus locis concilia-
])ula fiant nee coemeteria ingrediantur" ,,non solum de episcopis
verum etiam de presbiteris". Strafen: Verbannung und bei offen-
barem Ungehorsam Todesstrafe) in einigen Provinzen, vor allem
in Rom selbst, ohne Wirkung geblieben. Nicht nur ist der rö-
mische Bischof Stephanus am 2. August 257 eines natürlichen
Todes gestorben 2) — das kann noch unmittelbar vor dem Er-
lass des Edicts geschehen sein — , sondern noch im August (am
24. oder 31.) 257 wird Sixtus IL gewählt, und nicht nur hören
wir nicht, dass er (wie Cyprian) verbannt worden sei, sondern wir
wissen, dass er in Rom geblieben ist, dass er die Coemeterien nach
wie vor betreten hat, und dass er erst in Folge des 2. Edicts (Cypr.
€p. SO) dort aufgegriffen und am 6. August 25S zum abschrecken-
den Beispiel im Coemeterium hingerichtet worden ist. Dass Sixtus IL
11 Monate ruhig in Rom regieren konnte, erklärt sich nur
durch die Annahme, dass Gallienus das erste Edict seines Vaters,
die Ansicht zu begründen, dass Gallus im Frühjahr 254 gestorben sei),
und dazwischen liegt noch die ganz kurze Regierung des Aemihanus in
Rom. Die Ansicht, dass die Verfolgung nach der Zurückberufung des Lu-
cius noch fortgedauert habe (Lips ins, Chronol. d. röm. Bischöfe S. 211),
hat an Cypr. ep. 61, 2 extr. 4 extr. keine Stütze und erledigt sich durch die
Einsicht, dass Gallus bereits so bald gestorben ist.
1) Das erste Edict Valerian's fällt höchst wahrscheinlich in den An-
fang August 257; denn am 30. August dieses Jahres wurde Cyprian auf
Grund desselben vor den Proconsul Paternus geführt. Diejenigeu. welche
das Edict um einige Monate früher setzen, berufen sich auf Dionysius
von Alexandrien, der (bei Euseb. h. e. VII, 10) Apoc. 13. 5 auf Valerian's
Verfolgungszeit angewendet hat (..es sind ihm gegeben 42 Monate'')- Sie
setzen nun die persische Gefangenschaft Valerian's; in den Herbst 260 und
rechnen von dort rückwärts 3V2 Jahre, gelangen also zum Frühjahre 257.
Allein gegen diese Rechnung ist mehr als ein Einwand zu erheben: 1) das
Jahr der Gefangenschaft Valerian's ist ganz unsicher i^die Zeit von Ende
258 an steht offen; vielleicht ist er im Sommer 259 gefiingen worden),
2) die 42 Monate des Dionysius werden wohl nur ungefähr zutreffen. 3) in
Ägypten hat vielleicht die Verfolgung später geschlossen als im Westen; jeden-
falls sind die ägyptischen Verhältnisse für das übrige Reich nicht massgebend.
2) Die späteren Nachrichten über sein Martyrium sind unglaubwürdig.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus 11. 7
welches dieser vom Orient aus eriassen hatte, nicht ausgeführt,
resp. es geduldet hat, dass der römische Präfect es nicht ausführte ^).
Erst das zweite schärfere Edict, welches Ende Juli oder in den
ersten Tagen des August 258 erlassen wurde, ist auch in Rom
durchgeführt worden. Dass in Rom zwischen dem August 257 und
Juli 258 Friede herrschte, wird aber schliesslich durch die reiche
Correspondenz bestätigt, die zwischen Rom und Alexandrien in
dieser Zeit stattfand. Eusebius hat uns (h. e. VII, 5 — 9) Regesten
aus derselben mitgetheilt. Nicht weniger als sieben Briefe hat Dio-
nysius in dieser Zeit nach Rom gerichtet, nämlich drei an Sixtus
und je zwei an dessen Presbyter Dionysius (den nachmaligen
Bischof von Rom) und Philemon, und hat von ihnen Briefe em-
pfangen. Das Hauptthema dieser Briefe war die Frage der Ketzer-
taufe; aber ausserdem handelten sie noch von anderen die Zeit
bewegenden Fragen, nämlich von der Häresie des Sabellius und
der durch sie erweckten Erregung in der Pentapolis und von
Novatian und seiner Lehre. Irgend eine Spur aber, dass damals
in Rom eine Verfolgung herrschte, ist nicht zu finden: der Bischof
und die Presbyter sind nicht im Exil, sondern an Ort und Stelle,
und sie haben augenscheinlich Zeit und Müsse, sich mit der inner-
kirchlichen Streitfrage der Ketzertaufe zu beschäftigen 2). Hätte
Eusebius in den Briefen etwas von Verfolgung gelesen, so hätte
«r schwerlich unterlassen, uns davon Mittheilung zu machen 3).
Hiernach müssen wir annehmen, dass unsere Schrift (wenn sie
in Rom oder in einer Provinz geschrieben worden ist, die von
1) Gallienus befand sich in jener Zeit höchst wahrscheinlich in Gal-
lien, und die Verantwortung für die Nichtausführung des Edicts mag daher
dem Präfecten resp. den Magistraten zugefallen sein. Allein andererseits
ist daran zu erinnern, dass Gallienus nach dem Tode seines Vaters dessen
Edicte gegen die Kirche sofort zurückgezogen hat. Also bleibt es doch
wahrscheinlich, dass er, der den Christen günstig war, selbst die Aus-
führung des Edicts suspendirt hat.
2) Der 2. Brief an Sixtus über die Ketzertaufe ist nach VII, 9, 2 höchst
wahrscheinlich nach Ostern (Ostern 258) geschrieben; die Briefe führen
also bis nahe zum Datum des 2. Edicts.
3) Auch Fechtrup, Cyprian I S. 255 bemerkt: „Das (erste) Edict des
Kaisers hatte wenig oder gar keinen Erfolg .... in der Hauptstadt wurde
mit dem Verbannungsdecrete nicht viel ausgerichtet. Dieser Misserfolg
musste naturgemäss den Kaiser Valerian zu schärferem Vorgehen gegen die
Christen reizen u. s. w."
g Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
dem ersten Edict nicht betroffen wurde) auch noch in der Zeit
bis Ende Juli 258 verfasst sein kann; aber mehr als fünf Jahre
stehen nicht offen (c. Aug. 253 — Ende Juli 25S). Stammt
sie dagegen aus Afrika, so ist das letzte Jahr ausgeschlossen.
Diese Zeitbestimmung wird bestätigt, wenn man dem Sokrates
(h. e. IV, 2S) Glauben schenkt, dass Xovatian unter Valerian Mär-
tyrer geworden sei {ovtoq fihv vOtsqov am OvaXaQiavov rov
ßaoutcog öiw/fibv xara XgtOrtavdjv XLv/]OavTOQ efiaQTVQ7]öev);
denn in unserem Tractat wird Novatian als noch lebend vor-
ausgesetzt (s. u.) ^). Man könnte endlich noch behaupten, dass
der terminus a quo für die Abfassung der Schrift um c. 2 Jahre
herabgerückt Averden müsse: die Verfolgungen unter Decius und
Gallus werden zwar als „nunc nuper" geschehen bezeichnet; aber
andererseits heisst es c. 1 p. 52, 11, dass die Gefallenen bereits
„per longam temporum seriem" die Strafbusse geleistet hätten.
Zwei bis drei Jahre konnte der Verfasser schwerlich, so dürfte
vielleicht Jemand folgern, eine „longa temporum series" nennen.
Daher seien mindestens fünf Jahre seit der Verfolsrnnsj anzu-
nehmen und der terminus a quo c. 255 anzusetzen (so Tille-
mont); allein sicher ist diese Erwägung keineswegs 2).
3.
Dass unser Tractat von einem Bischof herrührt, beweist
sofort der Eingang: „Cogitanti mihi et intolerabiliter aestuanti
quidnam agere deberem de miserandis fratribus etc." So konnte
sich in der Mitte des 3. Jahrh. nur ein Bischof ausdrücken^).
1) Dass er jedenfalls i. J. 257/8 noch lebte, zeigt der Brief des Dio-
nysius an den römischen Presbyter Dionysius aus diesem Jahre (bei Euseb.,
h. e. VII, 8): man beachte das Praesens in der zweiten Hälfte des von Eu-
sebius ausgeschriebenen Stücks. Pacian leugnet das ^Martyrium Novatian's.
2) Es wird sich indess unten zeigen, dass in unserem Tractat Cyprian's
Schrift de opere benutzt ist. Dann ist er nicht vor d. J. 254 geschrieben;
denn jene Schrift fällt frühestens 253/4, wie auch Fechtrup, Cyprian I
S. 177 annimmt. Aber noch mehr — es wird sich zeigen, dass unsere
Schrift bereits den Ket/>ertaufstreit voraussetzt, und damit ist die Zeit ihrer
Abfassung, da sie vor die Valerianische Verfolgung fällt, durch die engsten
Grenzen, nämlich 257/8. umschrieben.
3) Ein hohes Selbstgefühl spricht auch in c. 3 p. 55, 18 sq., wo der Verf.
in Bezug auf seine Ausdeutung der Taube Noah's bemerkt, er deute nicht ver-
wegen und nach menschlicher Weisheit, „sed ut caelesti domini dignatione
necessarie et pertinenter mentibus nostris concipere permittitur".
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 9
Was aber den litterarischen Charakter des ganzen Schriftstücks
anlangt, so ist ein sicheres Urtheil ebenso sichwierig wie bei dem
Tractat adv. aleatores. Gerichtet ist er an die „fratres" (c. 18
p. 68, 34) resp. an die „fratres dilectissimi" (c. 1 p. 53, 1; 3 p. 55, 18;
6 p. 57, 27; 16 p. 66, 19), nicht etwa an Novatian selbst, wie es
nach c. 1 p. 53, 17; c. 2 p. 53, 19 sq. 55, 2; c. 9 p. 59, 9; c. 12
p. 61, 25. 62, 7; c. 13 p. 62, 20; c. 14 p. 64, 1 scheinen könnte,
oder an die Novatianer (c. 2 p. 54, 20; c. 8 p. 58, 26 sq.; c. 12
p. 62, 12); denn diese Anreden erweisen sich sämmtlich als rheto-
rische, wie zum Überflnss aus c. 1 p. 52, 13. 53, 11; c. 2 p. 54, 12;
c. 13 p. 63, 8 deutlich wird. Ob diese „fratres dilectissimi" aber
die Gemeindeglieder des Bischofs sind oder bischöfliche CoUegen
oder andere Christen überhaupt, ist nicht sofort deutlich. Auf
Grund von c. 1 p. 52, 19 sq. möchte man vielleicht an Bischöfe denken,
aber die Stelle c. 18 p. 68, 34 ist der Deutung auf Christen über-
haupt, resp. auf die Gemeinde günstiger. Eine genauere Unter-
suchung des Inhalts wird ein sichereres Urtheil über diese Frage
und die andere, ob unsere Schrift eine Predigt oder ein Tractat
oder ein Brief ist, ermöglichen. Indessen ist in Bezug auf die
letztere Frage zu sagen, dass auch Cyprian „Briefe" geschrieben
hat, die eigentlich Tractate sind und bereits von der ältesten
Tradition als „libri" bezeichnet wurden, ferner dass diese Brief-
Tractate z. Th. rhetorisch -homiletischen Charakter haben. Die
Begriffe „Predigt" „Tractat" „Brief schliessen sich also nicht
aus. Doch da unser Schriftstück keine Briefadresse trägt ^), so
muss man vom „Brief" absehen und es als einen homiletischen
Tractat bezeichnen, vielleicht als eine von vornherein für die
Veröffentlichung durch die Schrift bestimmte 2) (und desshalb für
ein grösseres Publicum als für die eigene Gemeinde des Bischofs
ausgearbeitete) Predigt.
4.
Der genaueren Untersuchung sei eine Analyse vorausgestellt;
der Verf. geht sofort mediam in rem: Während ich in schwerer
Unsicherheit bedenke, wie ich die in der Verfolgung nicht frei-
willig, sondern durch den Ansturm des Teufels verwundeten
1) Der Schluss fehlt leider, s. o.
2) S. das „sicut superius diximus" c. 5 init. c. 6 init.
10 Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
Brüder, die nun eine lange Reihe von Zeiten Strafbiisse gethan
haben, behandeln soll, stellt sich mir ein zweiter Feind, der
Gegner der göttlichen Barmherzigkeit, der Häretiker Xovatian
entgegen, der nicht nur wie der Priester und Levit im Evange-
lium an dem Verwundeten vorübergehen, sondern ihn durch
Zurückweisung seiner Busse vollends todtschlagen will. Leichter
freilich sieht Einer den Splitter im fremden Auge als den Balken
im eigenen. Uns aber, geliebteste Brüder, darf der grimme Wahn-
sinn jenes treubrüchigen Häretikers nicht erschüttern, der, wäh-
rend er sich bereits in dem so entsetzlichen Verbrecherzustande
der Spaltung und des Schismas befindet und von der Kirche ge-
trennt ist, sich in gotteslästerlicher Verwegenheit nicht scheut,
uns der Verbrechen zu zeihen, deren er schuldig ist. Er, der
jetzt durch sich selber unrein geworden und von gottesläster-
lichem Schmutz besudelt ist, behauptet jetzt, wir seien die Un-
reinen, und während geschrieben steht, dass die Hunde draussen
bleiben werden, und der Apostel gelehrt hat, man solle eben
diese Hunde meiden — wie wir lesen: „sehet die Hunde, sehet
die schlimmen Arbeiter" — , hört er nicht auf, seine Wuth durch
Bellen zu steigern imd wie die Wölfe das nächtliche Dunkel zu
suchen, damit er die dem Hirten entrissenen Schafe in seiner
dunklen Höhle mit thierischer Grausamkeit ungestört zerfleischen
könne. Wahrlich „das Gold" zu sein, rühmt er von sich und von
den Seinen, die er sammelt ^) ; nun auch wir zweifeln nicht, dass
die, welche die Kirche verlassen haben und Apostaten geworden
sind, sich jetzt leicht in „Gold" verwandelt haben mögen, aber
in jenes Gold, an welchem die ersten Sünden des Volkes Israel
getadelt worden sind 2), Dagegen — die goldenen und silbernen
Gcfässe, welche den Ägyptern genommen wurden, bleiben unver-
rückt in der Gewalt des Herrn d. h. in der Kirche Christi, und
wenn du, Novatian, in diesem Hause geblieben wärest, wärest
du ein Gefäss, vielleicht sogar ein kostbares, gewesen, nun aber
bist du Spreu und Stroh geworden, und weisst es nicht und be-
weinst es nicht. (C. 2) Was pochst du also auf diesen jämmer-
lichen Besitz? Schaden, nicht Gewinn wirst du einbringen. Wie
glaubst du reich geworden zu sein, seitdem du ärmer geworden
1) Das „Gold" nach 1 Cor. 3, 12 (11 Tim. 2, 20).
2) Der Verf. denkt an die Geschichte vom goldenen Kalb.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL j 1
Mst? Höre des Herrn Stimme in der Offenbarung: „Du sprichst,
ich bin reich und habe viel Vermögen und bedarf keines Dings,
und du vveisst nicht, dass du der Elende und der Jämmerliche
und der Blinde und der Arme und der Nackte bist". Als Be-
sitzer dieser Schätze, dieser Reichthümer der Armuth soll sich
ein Jeder zweifellos wissen, der die Kirche Christi verlässt und
in blindem Sinn nicht davor zurückschaudert, zu jenen verwegenen
Führern der Schismen und Urhebern der Spaltung überzutreten.
Johannes nennt sie Antichristen, der Evangelist (der Täufer?) ver-
gleicht sie mit Spreu, der Herr Christus bezeichnet sie als Diebe
und Räuber, wie er selbst im Evangelium erklärt (Joh. 10, 1).
^ er sind diese Diebe und Räuber, wenn nicht die, welche den
Glauben verlassen und aus der Kirche Gottes heraustreten, sie,
die wider die Amtsverleihung Gottes anstreben? Mit Recht schilt
sie der h. Geist durch den Propheten: „Ihr habt einen Rathschlag
ausö;eführt nicht durch mich und einen Gedanken nicht durch
meinen Geist, Sünden zu häufen auf Sünden". Was vermögen
jene völlig verkehrten Novatianer vel nunc infelicissimi pauci ^)
hierauf zu antworten? sie die zu einem solchen Wahnsinn der
Wuth vorgestossen sind, dass sie weder Gott noch Mensch mehr
respectiren: dort wird unverschämt und ohne jedes Gesetz der
Amts Verleihung der Episkopat erstrebt, hier aber werden die
eigenen Amtssitze und der Lehrstuhl, der ihnen anvertraut war,
preisgegeben. Dort erfüllt sich der Spruch: „Sie verachten mich,
mir zu opfern, und bringen nicht die h. Darbringungen der Söhne
Israels noch treten sie herzu, um das Heilige darzubringen, aber
sie werden ihre Schande empfangen in dem Irrthum, in dem sie
gewandelt sind". Es mag genügen, mit wenigen Worten bewiesen
zu haben, was sie sind. Höret also, ihr Novatianer, bei denen
die himmlischen Schriften vielmehr gelesen als verstanden — doch
das genügt noch nicht — sogar interpolirt werden 2); denn eure
1) Ich lasse diese schwierigen Worte (D liest übrigens „infelicissime")
hier noch unübersetzt (s. u.).
2) Die Stelle lautet: „audite, Novatiani, apud quos scripturae caelestes
leguntur potius quam intelleguntur , parum (so D, param K) et si (so D,
etiamsi K, si Editt.) non interpolentur (interpoliantur KD)". Hartel er-
klärte sie für verderbt; er setzte in den Text: „palam etiam . . . si non inter-
polentur", und bemerkte in der Note: fortasse „poliuntur si non inter-
poliantur". Allein so einschneidender Conjecturen bedarf es nicht, sobald
\2 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
Ohren sind verschlossen und eure Herzen verblendet und ihr lasst
aus geistlichen und heilsamen Ermahnungen kein Licht zu, wie
Jesajas spricht: „Verblendet sind die Knechte Gottes", und zwar
mit Recht verblendet; denn der Sinn der Schismatiker ist nicht
beim Gesetze; denn dieses Gesetz — hier geht der Verf. von der
Einleitung zur Ausführung über — bezeichnet uns schlechthin
eine einzige Kirche, nämlich in jener Arche, die unter Noah vor
der Sintfluth nach der Vorsorge Gottes erbaut wurde, in der, wie
wir finden, nicht nur reine Thiere, sondern auch unreine — da-
mit du, Novatian, sofort deine Antwort hast — eingeschlossen
waren. Nur diese Arche mit dem allen, was in ihr war, ist im
Wasser gerettet worden, aber das Übrige, was in ihr nicht ge-
funden wurde, ging in der Fluth unter.
Nun deutet der Verfasser den Raben und die Taube aus:
der Rabe, der nicht wieder zurückkehrte, bedeute diejenigen Apo-
staten, die, wenn sie auch wollten, nicht mehr umkehren können,
unrein sind und verloren gehen. (C. 3) Die Taube aber — der
Verf. versichert, dass seine Auslegung keine verwegene mensch-
licher Weisheit sei, sondern „ut caelesti domini cHgnatione neces-
sarie et pertinenter mentibus nostris concipere permittitur' — be-
deute etwas doppeltes. Erstlich bedeute sie — und das ist ihre
eio;entliche Bedeutuno; — durch ihr Schweben über dem Wasser
das Taufsacrament, welches allein der Kirche gegeben sei ^). und
zwar genauer noch durch ihren dreimaligen Ausflug die Geheim-
nisse der Trinität, wie ja auch der Herr Christus dem Petrus,
aber auch seinen anderen Jüngern befiehlt und spricht: ..Geht und
predigt den Völkern das Evangelium und tauft sie im Namen
des Vaters und des Sohnes und des h. Geistes". (C. 4. 5) Sodann
muss man beachten, dass die Taube hinausgelassen wird, während
noch die Sturmfluth die Erde befehdet. Diese Sturmfluth bedeutet
die Verfolgung, die jüngst die Kirche auf dem ganzen Erdkreis
man sich erinnert, dass „parum (est) si non" bei Tertullian eine sehr häufige
Redewendung ist. Ich lese also: „apud quos scripturae leguntur potius
quam intelleguntur, parum (est) si non iutei-polentur", und übersetze nach
der Analogie der tertullianischen Stellen, s. Apolog. 21 : „praedixerat (Jesus)
et ipse ita (Judaeos) facturos, parum si non et prophetae retro". Umgekehrt
gestellt de idolol. 7: „Parum sit, si ab aliis manibus accipiant quod con-
taminant. sed etiam ipsae tradunt aliis quod contaminaverunt".
1) Über diese verdorbene Stelle s. u.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 13
betroffen hat; die ungeheuren Wasser sind die Völker, die sich
zur Verwüstung der Kirche erhoben haben (Apoc. 17, 15), die
Taube aber, die nicht fand, da sie ihren Fuss hinsetzen konnte,
sind die Gefallenen, die da uneingedenk der göttlichen Vorher-
sagungen ^) „vel simpliciter ignorantes vel audaciter dissimulantes"
gefallen sind. Diese Deutung (columba = lapsorum persona) sucht
der Verf. aus Sophon. 3, 1. 2 zu erweisen. (C. 6) Dass aber die
Taube nicht Fuss zu fassen vermochte, bedeutet auch desshalb
die Sacrificati, die, durch das Gift der schlüpfrigen Schlange ver-
wundet, gefallen sind, weil ja der Herr nur den treuen Jüngern
die Fähigkeit verliehen hat, auf Schlangen und Basilisken zu
treten (Luc. 10, 19). Aber wie jene Taube dann wieder in die Arche
aufgenommen wurde, so ist auch den Verwundeten der V\^eg er-
öffnet worden, sich gegenüber dem Ansturm der teuflischen
Mächte wieder in ihr Lager zurückzuziehen, um dort durch geist-
liche Mittel ihre V^unden wieder auszuheilen, und wie die Taube
dann, zum zweiten Mal entlassen, nicht nur festen Fuss fassen
konnte, sondern auch einen Ölzweig, das Zeichen des (wieder-
gefundenen) Friedens und Siegs zurückbrachte, so haben auch
die Gefallenen, nachdem sie in der ersten, der Decianischen, Ver-
folgung verwundet und besiegt w^orden sind, in der zweiten sich,
w^ie ihr, geliebteste Brüder, sicher wisst, als Sieger bewährt; sie
ha])en so tapfer ausgehalten, dass sie die Edicte der weltlichen
Machthaber verachtet und sich nicht gefürchtet haben, nach dem
Beispiel des guten Hirten ihr Leben darzubringen, ihr Blut zu
vergiessen und jeglicher Grausamkeit des wüthenden Tyrannen
zu begegnen 2).
(C. 7) Siehe da! diese mit Ruhm Bedeckten, diese theuren
Freunde Gottes w^agen jene Schismatiker „Holz, Heu und Stroh"
zu nennen, und sie verweigern denen, die ihnen gleich sind d. h.
die in demselben Zustande der Gefallenen als Verbrecher noch
immer verharren*^), die Zulassung zur Busse, indem sie sich auf
1) „Praedicationura" bietet die Überlieferung; die Conjectur des P am e -
lius „praedictionum" ist aber einleuchtend, da gleich darauf der Satz folgt:
,,quorum ruinam dominus in evangelio futuram bis verbis significaverat etc."
2) Überliefert ist „meruerunt", Hartel schreibt „non metuerunt", und
allerdings ist jenes bei „nee ullam insanientis tyranni saevitiam recusare"
kaum erträglich. De laude mart. 29: „nee fundere sanguinem metuas".
3) Das ist ein verwegener Übergang, der einem Advocaten alle Ehre
\4: Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
das Wort des Herrn berufen: „Wer mich verleugnet vor den
Menschen, den werde ich verleugnen vor meinem Vater, der
im Himmel ist". 0 Schmerz! wie können sie sich so oce^ren
das, was der Herr beschlossen hat, erheben, dass sie, die nova-
tianische Brut, das, was Christus zur Zeit seines Gerichts thun
wird, nun, dem Beispiel ihres Vaters des Teufels folgend, selbst
zu thun sich unterfangen, während die Schrift doch sagt: „Mein
ist die Rache und ich werde vergelten, spricht der Herr".
(C. 8. 9. 10) Damit ist der Verf. zum zweiten Theil seiner
Ausführung übergegangen, zur Widerlegung der novatianischen
Auslegung von Matth. 10, 33. Er bemerkt wider sie: 1) der
Spruch bezieht sich auf das jüngste Gericht, 2) er bezieht sich
vor allem auf die Häretiker und Schismatiker, auf euch Xova-
tianer, die ihr, einst Christen nun Xovatianer und nicht mehr
Christen, euren ersten Glauben in nachfolgender Unt^'eue durch
die Änderung des Namens verändert habt, 3) den verleugnenden
Petrus hat Christus wieder angenommen. Die Xovatianer lassen
aus der h. Schrift fort, was sich auf die Barmherzigkeit bezieht
und lesen nur, Avas sich auf den Verlust des Heils bezieht. Der
Verfasser führt dagegen die Troststellen Ezech. 18, 30; Joel 2, 12^
13; Ps. 88, 31—34; Ezech. 3(5, 18—23: 33, 10. 11; Jes. 57. 16—18
und Jerem. 10, 24 an, und entnimmt (C. 11) dem Evangelium die
Geschichte von der grossen Sünderin. „Erröthe nun (C. 12), wenn
du es kannst, Xovatian, lass ab mit deinen gottlosen Argumenten
die Unerfahrenen zu täuschen, lass ab, sie mit der aus einem
Satze geschöpften Einwendung zu schrecken. AVir lesen und ver-
ehren und übersehen nicht den göttlichen Ausspruch des Herrn,
der da sagt, er Averde den Verleugner verleugnen, aber auch den
Bussfertigen? Doch was bedarf es langer Beweisführungen in
Bezug auf die Fälle göttlichen Erbarmens, da sich Gott selbst der
fremden Xiniviten und des Pharao (Exod. 9. 28) erbarmt hat. wäh-
rend du, Xovatian, richtest und verkündigst, dass die Gefallenen
keine Hoffnung auf Frieden und Barmherzigkeit haben, und dem
macht: (liejenigen, die hier als ,,pares" in Bezns: auf die Confessoren (in
der Verfolgung des Gallus) bezeichnet werden, sind ihnen doch nur insofern
gleich, als jene Confessoren auch einst (nämlich in der Verfolgung des
Decius) Gefallene waren; aber in dem Hauptpunkt sind sie ihnen nicht
gleich, sondern ganz von ihnen verschieden; denn jene haben eine zweite
Verfolgung siegreich überstanden.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 15
Schelten des Apostels (Rom. 14, 4) dein Ohr nicht leihst! Im
Namen eben dieser Gefallenen schilt Euch der h. Geist und spricht
(folgt Micha 8, 8. 10), und (C. 13) hast du nicht I Reg. 2, 3. 8; I Cor.
10, 12; I Petr. 5, 5; Mtth. 23, 12; Ps. 9, 7. 11; Mtth. 7, 2; I Joh. 7, 2
gelesen? Daher ist es mir ganz unbegreiflich, wie der so frevel-
hafte, verderbte, in seiner schismatischen Wuth v^ahnsinnige
Novatian auftreten konnte, er, der (früher) stets in dem einen
Hause d. i. in der Kirche Christi die Sünden seiner Nächsten wie
seine eigenen beweint, die Lasten der Brüder, wie der Apostel
ermahnt, auf sich genommen, die im Glauben Schwankenden
durch himmlischen Zuspruch gestärkt hat; jetzt aber, seitdem er
jene Kains-Häresie \), welche nach nichts anderem als nach Mord
trachtet, zu üben begonnen hat, schont er neuerdings seiner selbst
nicht mehr; denn wenn er gelesen hätte, dass „die Gerechtigkeit
des Gerechten den nicht befreien wird an dem Tage, da er in die
Irre geräth, und die Ungerechtigkeit des Gottlosen dem nicht
schaden wird, von dem Tage an, da er sich bekehren wird",
hätte er schon längst in Asche Busse gethan — er, der immer
die Büssenden bekämpft, der lieber daran arbeitet die feststehen-
den Gebäude zu ruiniren, als die in Trümmern liegenden Ruinen
aufzurichten, er, der viele tief Elende aus unseren Brüdern durch
die falschen Gegensätze (die er einführt) in Schrecken versetzt
und wiederum zu Heiden gemacht hat, indem er erklärt, dass die
Busse der Gefallenen nichtig ist und ihnen zum Heil nicht nützen
kann, während doch die Schrift, sagt: „Gedenke, von wo du ge-
fallen bist und thue Busse usw." (Apoc. 2, 5). Werden doch jeder
der sieben Gemeinden ihre besonderen Verbrechen und Sünden
vorgehalten und allen zugerufen: „Thut Busse". Wem gilt's? nun
eben denen, die er um den th euren Preis seines Bluts erkauft
hat. (C. 14) 0 du gottloser und verbrecherischer Mann, Häretiker
Novatian — in früherer Zeit, als du selbst noch, bevor du Apostat
wurdest, im Hause Gottes (der Kirche) warst, da hast du wohl
gewusst, dass in der Kirche zahlreiche und sehr grosse Verbrechen
von Einigen freiwillig begangen worden sind, und hast gelehrt,
dass sie doch aus dem Gedächtniss ausgetilgt werden können,
nämlich durch ein darauffolgendes Gute, nach dem zuverlässigen
Ausspruch der Schrift: „Wenn der Verbrecher sich bekehrt usw."
1) S. darüber unten.
j^(j • Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
(folgt Ezech. 18, 21) — denn „die Sünden, die er begangen hat,
werden aus dem Gredächtniss ausgetilgt Averden durch darauf
folgende gute Handlungen" ^). Und heute ziehst du es in Zweifel,
ol) die Wunden der Gefallenen geheilt werden sollen, die vom
Teufel entblösst und zu Fall gebracht worden sind „durch die Ge-
walt des Wassers, das der Drache aus seinem Maule dem Weibe
nachspie" (Apoc. 12, 15). Der Apostel sagt: „Lobe ich Euch? darin
lobe ich Euch nicht, weil ihr nicht zum Besseren, sondern zum
Schlechteren vorgeschritten seid" (1 Cor. 11, 22. 17); denn „wenn
Streitigkeiten und Spaltungen unter Euch sind, seid Ihr nicht
fleischlich und wandelt nach der Menschen Weise?" (I Cor. 3, 3).
Doch es darf uns nicht wundern, dass Novatian jetzt wagt, so
Schändliches und Schweres gegen die Gefallenen zu verüben;
wir haben dafür ja Beispiele: Saul war vorzüglich gut, nachher
aber fiel er durch Neid und trachtete darnach, David alles Schlimme
und Feindselige anzuthun; Judas war ein erwählter Apostel und
lebte stets im Hause Gottes einmüthig und gläubig, nachher
verrieth er Gott. Hat doch auch der Herr angekündigt, dass
viele reissende Wölfe in Schafskleidern kommen werden. Wer
sind diese reissenden Wölfe, wenn nicht die, die verschlagenen
Sinns darnach trachten die Heerde Christi zu befehden? wie wir
bei Sacharjah (9, 16) und Ezechiel (34, 3. 4. 10. 11. 16) lesen (diese
Stellen folgen). (C. 15) Wer spricht diese Worte? nun der, der
die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Gro-
schen gesprochen und gesagt hat, dass Freude vor den Engeln
Gottes ist über einen Sünder, der Busse thut. Es ist derselbe,
der Luc. 13, 1 — 5 denen, die nicht Busse thun, das Gericht an-
kündigt: „Ich sage Euch, wenn Ihr nicht Busse thut, werdet Ihr
in derselben Weise umkommen".
Der Verfasser ist durch dieses Citat bereits zur Schluss-
ermahnung übergegangen (C. 16 — 18). Er leitet sie ein mit fol-
genden Worten: Ermuntern wir uns daher, geliebteste Brüder,
mit allen Kräften, lasst uns den Schlaf der Trägheit und Sorg-
losigkeit abwerfen und wach sein in Bezug auf die Beobachtung
der Gebote des Herrn! Lasst uns mit ganzem Herzen suchen,
was wir verloren haben, auf dass wir es finden können; denn
1) Dies scheinen Worte Novatian's gewesen zu sein aus der Zeit, da er
noch in der Kirche war.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 17
„wer da bittet", sagt die Schrift, „dem wird gegeben und wer da
anklopft, dem wird aufgethan". Lasset uns unser Haus reinigen
auf geistliche Weise, auf dass unser geheimstes Innere, erleuchtet
durch das wahre Licht des Evangeliums, sprechen möge: „Vor
Dir allein habe ich gesündigt und Unrecht vor Dir gethan"; denn
„der Tod der Sünder ist schlimm und in der Unterwelt giebt es
keine Busse". Vor allem wollen wir den Tag des Gerichts und
der Vergeltung vor Augen behalten, an dem Gott ohne Ansehen
der Person — das müssen wir fest glauben (Rom. 2, 11; Deut.
1, 17 u. 16, 19; Ezech. 18, 4) — richten wird. Den müssen wir
verehren, festhalten und durch unsere vollkommene und würdige
Beichte uns gnädig stimmen, der Macht hat, Seele und Leib in
die Feuer-Gehenna zu schicken. Um den Ernst des Gerichts vor
Augen zu malen, werden nun citirt 1) die Henochstelle, die auch
Judas 14. 15 citirt ist, 2) Daniel 7, 9. 10, 3) Apoc. 6, 12—17,
4) Apoc. 20, 1 1 — 13, 5) Ephes. 5, 6. 7. Geben wir also (C. 18) mit
allen Kräften unseres Glaubens Gott Lob, lasset uns eine voll-
kommene Beichte leisten, da ja über unsere Busse sich freuen die
Gewalten der Himmel, sich freuen alle Engel, sich freut auch
Christus, der uns, die wir aufs neue mit Sünden beladen und von
Vergehungen überschüttet sind, mit vollkommener und gütiger
Sanftmuth von der Unthat abzulassen ermahnt, indem er spricht:
„Bekehret Euch usw." (es folgt — sehr geschickt ausgewählt —
Ezech. 18, 30—32 und Jes. 43, 25. 26). Solange, o Brüder, der
Zugang zur Nachsicht offen steht, wollen wir Gott durch voll-
kommene Satisfactionen anflehen; wir wollen uns erniedrigen,
damit wir erhöht werden können. Wir wollen uns jene Ermah-
nung des Herrn zur sicheren Beruhigung gedeihen lassen, die
uns dem Tag des Herrn und seinem Zorn zu entgehen verstattet
(folgt — wiederum sehr wirksam ausgewählt — Sirach 2, 10 — 12).
Gott erklärt somit: „Beichte deine Unthaten vorher, damit du
gerechtfertigt werdest". Stets möge jenes Wort vor uns stehen^),
das ein vollkommenes Beichtbekenntniss enthält. — Hier bricht
der Text ab. Die Schrift ist somit streng disponirt; sie zerfällt in
eine Einleitung (c. 1 — c. 2 p. 54, 26), in einen ersten positiven Theil
(Ausführung über die Arche und die Taube c. 2 p. 54, 26 — c. 7
p. 58, 5), in einen zweiten negativen Theil (Widerlegung der nova-
1) Ich lese „nobis'' statt des überlieferten „vobis".
Texte u. Untersuchungen XIII, l.
j^g Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
tianischen Auslegung von Matth. 10,33 mit angehängten biblisclien
Beweisstellen, dass Gott den bussfertigen Verleugner annimmt
c. 7 p. 58, 5 — c. 15 p. 66, 18) und in einen admonitorischen Schluss
(Ermahnung zur Busse in Hinblick auf das Gericht c. 16 p. 66.
19— 18 p. 69, 9).
5.
Als die Verfolgung des Gallus in Sicht war, bcschloss die
karthaginiensische Synode von 42 Bischöfen unter Führung
Cyprian's allen in der Verfolgung des Decius Gefallenen, die
bis dahin Busse gethan hätten, den kirchlichen Frieden zu geben,
und sie zeigte diesen Beschluss in einem officiellen Schreiben
dem Cornelius von Rom an (Cypr. ep. 57, 1) '). Es w^ar dies gegen-
über dem bisher beobachteten und mit Rom besprochenen Ver-
fahren, die libellatici zwar aufzunehmen, die bussfertigen sacri-
ficati aber nur in der Todesstunde zu absolviren -) (Cypr. ep. 55, 17),
ein unficeheurer Schritt und eine «"ewaltisfe NeuerunQ-, Sie musste
natürlich die Kluft zwischen der katholischen und der novatiani-
schen Kirche noch vergrössern. Cyprian hat sie daher in jenem
Schreiben ausführlich und sorgfältig zu begründen versucht und
auch sein letztes Mittel — die Berufuns; auf die Eino-ebuno- des
h. Geistes und nächtliche Gesichte — ^) dabei nicht missen zu
können geglaubt. Am Schluss des Briefs spricht die Synode die
Hoffnung aus, dass man in Rom das Verfahren billigen werde:
„quod credimus vobis quoque paternae misericordiae contempla-
tione placiturum. quod si de collegis aliquis extiterit qui urgente
certamine pacem fratribus et sororibus non putat dandam, reddet
1) „Necessitate cogente censuimus eis qui de eeclesia domini non re-
cesserunt et paenitentiam agere et lamentari ac dominum deprecari a primo
lapsus sui die non destiterunt, pacem dandam e?se et eos ad proelium quod
inminet (cf. 58, 1) arniari et instrui oportere".
2) Ob ausnahmsweise auch einige Sacrificati absolvirt worden sind
vor dem casus mortis, darüber s. Fechtrup. Cyprian I S. 128 f.
3) C. 5: „Placuit nobis sancto spiritu suggerente et domino per visione;«
multas et manifestas admonente, ut quia hostis nobis imminere praenuntiatur
et ostenditur, colligere intra castra milites Christi et examinatis singulorum
causis (jedenfalls auch, ob sie wirklich in der ganzen Zwischenzeit Busse
gethan und sich zur Kirche gehalten hätten) pacem lapsis dare, immo
pugnaturis arma suggerere".
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 19
ille rationem in die iudicii domino vel inportuDae censurae vel
inhiimanae duritiae suae". Die Synode schiebt also die Beantwor-
tung der Frage den einzelnen (auch ausserafrikanischen) Bischöfen
ins Gewissen; aber sie will ihnen nichts vorschreiben. Schwer
genug mag es Cyprian geworden sein, seine ursprünglichen, so
lange verfochtenen Grundsätze, nach denen die Absolution in casu
mortis die äusserste Concession war, preiszugeben; aber er hatte
in Karthago eine starke laxe Partei neben sich^); sollte die afri-
kanische Kirche möglichst einheitlich und gefestigt den neuen
Stürmen entgegen gehen, so war es nöthig, sowohl den gerade
in Afrika sehr zahlreichen Gefallenen als der laxen Partei
entgegenzukommen und so dem Schisma die Unterlage zu ent-
ziehen '^).
1) Eine strengere Partei war in Afrika nicht oder kaum (s. Antonian)
mehr vorhanden. Fechtrup, Cyprian I S. 121 ff., urtheilt, dass der Synodal-
beschluss v. 251 gegen eine strengere, bedeutende Minorität durchgesetzt
worden ist. Aber später ist jedenfalls von einer solchen strengeren Rich-
tung in Afrika wenig mehr zu spüren.
2) Cyprian's Stimmung und Verfahren gegen die. Gefallenen hat sich
zweimal verändert. Die erste Periode, die der Strenge, reicht bis zum
52. Briefe, und sie hat ihren kräftigsten Ausdruck in dem IVactat de lapsis
gefunden (s. wie hier der Fall der sacrificati durchaus als ein „freiwilliger"
gefasst wird und eine Hoffnung für sie kaum auftaucht; c. 17 lautet ganz
„novatianisch": „nemo se fallat, nemo decipiat. solus dominus misereri
potest. veniam peccatis quae in ipsum commissa sunt solus potest ille lar-
giri . . . nee remittere aut donare indulgentia sua servus potest quod in domi-
num delicto graviore commissum est . . . dominus orandus est, dominus nostra
satisfactione placandus est, qui negantem negare se dixit, qui omne
iudicium de patre solus accepit. credimus quidem posse apud iudicem plu-
rimum martyrum merita et opera iustorum, sed cum iudicii diesvene-
rit"). Yom 54. an (der Antwort auf die Anzeige der römischen Presbyter
ep. 53, dass sie von Novatian zu Cornelius übergegangen seien) macht er
gegen Novatian mit Cornelius gemeinsame Sache und urtheilt nun über das
Vergehen der lapsi viel milder. Hauptdocument dieser Stimmung ist der
55. Brief an Antonian (die Gefallenen sind vom Teufel verführt, sind arme
Verwundete, denen man helfen muss usw., s. ep. 54, 3; 55. 3: er muss sich
vertheidigen, „ne me aliquis existimet a proposito meo leviter recessisse, et
cum evangelicum vigorem primo et inter initia defenderim, postmodum
videar animum meum a disciplina et censura priore flexisse". ep. 55, 6. 13.
17. 22. 28). Diese Stufe ist durch die scharfe Unterscheidung der libellatici
und sacrificati, die generelle Absolvirung der ersteren, die freundliche Be-
handlang der letzteren bezeichnet: er und Cornelius von Rom sind dabei
völlig einverstanden. Der Beginn der dritten Periode ist durch die zweite
2*
20 Havnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
Anders lagen die Dinge in Rom und in vielen orientalischen
Gemeinden. Die Grundsätze der novatianischen, strengen Partei,
die in Rom bereits eine Gegenkirche gebildet hatte, besassen viele
Sympathien auch in der grossen Kirche. Nur schweren
Herzens und halb widerwillig waren in Rom mehrere Confessoren
und Presbyter noch in letzter Stunde auf die Seite des Cornelius
gegen Novatian getreten, um ein Schisma zu vermeiden. Von
einer Partei in Rom, die laxer gewesen wäre als Cornelius selbst,
hören wir schlechterdings nichts: nur mit Strengeren hatte er es
zu thun. Die Massregel, die in Karthago die äusserste Concession
an die Gegenpartei war (Absolution der Gefallenen in casu mor-
tis), durch welche sich Cyprian glücklich noch auf seinem Sitze
zu halten vermochte, w^ar in Rom der Stein des Anstosses: ein
jeder weiterer Schritt über diese Linie hinaus zu Gunsten der
Gefallenen musste den Bischof vollends in seiner Stellung er-
schüttern und dem Novatian neue Anhänger zuführen. Wir hören
denn auch nicht, dass ein solcher Schritt in Rom beim Ausbruch
der Verfolgung des Gallus gethan worden ist. In dem Brief des
Cyprian an Cornelius (ep. 60) und in dem an den römischen
Bischof Lucius (ep. 61) müsste etwas davon stehen, wenn die
römische Kirche einen ähnlichen Beschluss gefasst hätte, wie die
afrikanische. Allein nichts dergleichen ist zu lesen: augenschein-
lich ist die afrikanische Generalabsolution in Rom nicht nach-
geahmt worden. Wohl aber — und das ist wichtior — kann
Cyprian seine Freude darüber ausdrücken, dass Viele von den
z. Z. des Decius Gefallenen nun Bekenner geworden sind und da-
durch ihre frühere Stellung wieder errungen haben (^ep.
60, 2: „quot illic lapsi gloriosa confessione sunt restituti. stete-
runt fortes et ipso dolore paenitentiae facti ad proelium
fbrtiores: ut appareat nuper subitatos esse et novae adque insuetae
rei pavore trepidasse, redisse ad se postmodum fidem veram et
vires suas de dei timore collectas ad omnem patientiam constanter
et firmiter roborasse nee iam stare ad criminis veniam sed ad pas-
sionis coronam"). Mit hinreichender Deutlichkeit geht aus diesen
AVorten hervor, dass jene Bekenner in Rom nicht als Absolvirte.
sondern als Pönitenten in den Kampf eingetreten waren, ihn be-
afrikanische Synode und den 57. Brief eröffnet: alle Gefallenen werden ab-
solvirt. Eine solche (leneralabsolution ist in Rom, wie sich zeigen wird,
damals (unmittelbar vor der Verfolgung des Gallus) nicht ertheilt worden.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 21
standen hatten und damit ipso facto in integrum restituirt worden
sind. Von denjenigen Grefallenen der decianischen Zeit, die nicht
die Gelegenheit gehabt haben, Confessoren zu werden, ist nicht die
Rede; wir müssen sie uns auch nach der Verfolgung des Gallus
in ihrem früheren Zustande als kirchliche Pönitenten weiter lebend
denken.
Welches geschichtliche Bild zeigt uns unser Tractat? Die
Decianische und die Gallische Verfolgung sind vorüber (c. 6) —
nur die erste erscheint dem Verfasser als Sindfluth (c. 5), die
zweite mehr nur als ein heilsames Nachspiel — ; in der zweiten
Verfolgung sind zahlreiche Gefallene der ersten Sieger geworden
(c. 6): „nulli enim nostrum dubium vel incertum est" (die That-
sache selbst liegt also bereits etwas zurück, sonst hätte sich der
Verf. wohl anders ausgedrückt), „illos qui prima acie id est De-
ciana persecutione vulnerati fuerunt, hos postea id est secundo
proelio ita fortiter perseverasse, ut contemnentes edicta saecula-
rium principum hoc invictum haberent, quod et non metuerunt
exemplo boni pastoris ^) animam suam tradere, sanguinem fudere
nee ullam insanientis tyranni saevitiam recusare". Das stimmt
vollkommen mit Cypr. ep. 60, 2. Allein das Wichtige ist, dass der
Verfasser trotzdem vor einer grossen Gruppe von Gefallenen steht,
die sich noch eben im Stande der Pönitenten befinden
(c. 7: „pares, h. e. in eodem crimine lapsus sui adhuc usque con-
stituti"), dass er als Bischof sich bis zur Stunde in schwerer Un-
sicherheit befunden hat, wie er sie behandeln soll (c. 1 : „cogitanti
mihi et intolerabiliter animo aestuanti quidnam agere deberem
de miserandis fratribus qui vulnerati non propria voluntate sed
diaboli saevientis inruptione adhuc usque h. e. per longam tem-
porum seriem agentes poenas darent"), nun aber sich zu der El'-
kenntniss durchgerungen hat, dass er sie absolviren müsse, und
diesen Entschluss eben durch unsere Predigt ankündigt. Ein
Generalpardon ist also in der Kirche, deren Bischof unser Ver-
fasser ist, bisher nicht erfolgt. Daraus ergiebt sich, dass
1) Tillemont, Memoires T. IV (1696) p. 135 erwägt die Möglichkeit,
dass unter dem „bonus pastor" der Bischof Cornelius gemeint sei; allein diese
Hypothese ist mit T. abzuweisen; denn 1) ist die Beziehung auf Joh. 10, 12,
also auf Christus, die nächstliegende, 2) ist Cornelius nicht gemartert worden,
sondern in der Verbannung gestorben. Übrigens liegt in der Hypothese
des Erasmus, Cornelius sei der Verfasser unserer Schrift, eine particula veri.
22 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
unser Tractat nicht aus Afrika stammt; denn dort ist ein
solcher erlassen worden. Dagegen kann die Schrift sehr wohl
aus Rom sein; denn, wie oben gezeigt worden ist, ist in Rom
keine Generalabsolution vor der Gallischen Yerfoltfunö; ertheilt
o CD
worden; ja wir wissen noch mehr: Unter den Briefen Cyprian's
befindet sich ein Schreiben an den römischen Bischof Stephanus
(254 oder 255), welches dem gründlichen Verständniss bisher ein
nicht geringes Räthsel bot (ep. 68). Cyprian muss diesen römi-
schen Bischof aufs ernstlichste und nachdrücklichste ermahnen,
er solle den Bischof Marcianus von Arles, der die novatianischen
Grundsätze befolgte, ja sich offenkundig zu dem Schismatiker
hielt, preisgeben und auf seine Absetzung hinwirken. Aus dem
Briefe erkennt man, dass Stephanus, obgleich er bereits Briefe
im Sinne Cyprian's von Faustinus von Lyon und von anderen
gallischen Bischöfen erhalten hatte, gezögert hatte, irgend welche
Schritte zu thun, ja man erkennt, dass dieses Zögern ein absicht-
liches gewesen ist, und dass er — gewiss in der Hoffnung, die
Novatianer so leichter zurückführen zu können — von der Bahn
seiner Vorgänger in Sachen der Gefallenen etwas zu Gunsten
einer strengeren Auffassung abgewichen ist. Muss ihm doch Cy-
prianus (ep. 68, 5) zurufen: „Servandus est antecessorum nostro-
rum beatorum martyrum Cornelii et Lucii honor gloriosus, quo-
rum memoriam cum nos honoremus, multo magis tu, frater
carissime, honorificare et servare gravitate et auctoritate tua debes,
qui vicarius et successor eorum factus es. illi enim pleni spiritu
domini et in glorioso martyrio constituti dandam esse lapsis pacem
censuernnt et paenitentia acta fructum communicationis et pacis
negandum non esse litteris suis signaverunt. quam rem omnes
omnino ubique censuimus (also mindestens in Afrika war dar-
über kein Streit mehr, s. o.). neque enim poterat esse apud nos
sensus diversus, in quibus unus esset spiritus: et ideo manifestum
est eum spiritus sancti veritatem cum ceteris non teuere, quem
videmus diversa sentire". Diese Worte streifen schon hart an die
Drohung mit einem Bruch heran, und wenn wir sehen, das Cyprian
dem Stephanus Ezech. 34, 4— 6." 10. 16; Matth. 9, 12; Habac. 2, 5
vor die Augen stellt, so kann das nicht absichtslos geschehen
sein. Es ergiebt sich, dass Stephanus in seiner Politik ein ge-
wisses Entgegenkommen gegen die Novatianer gezeigt hat (es
gab [s. o.] zu seiner Zeit noch immer Gefallene aus der Decia-
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 23
nischen Verfolgung; hier konnte er seine strengere Haltung that-
sächlich bewähren). Dieses Verhalten steht in vollem Einklang
mit seiner Stellung im Ketzertaufstreit; denn die Anerkennung
der Ketzertaufe sollte es den Häretikern unzweifelhaft auch er-
leichtern, zur katholischen Kirche zurückzukehren. Es steht end-
lich auch in Einklang mit seinem calixtinischen Eintreten für
die Unabsetzbarkeit der Bischöfe (s. Cypr. ep. 67); denn durch
dieses hat er seine Absicht bekundet, die Unverletzlichkeit der
Priesterwürde zu verstärken und damit die Kirche zu sichern und
zu festigen.
Wir müssen somit annehmen, 1) dass in Rom vor der Ver-
folgung des Gallus keine Generalabsolution wie in Afrika erfolgt
ist, dass also nach derselben noch eine beträchtliche Gruppe von
büssenden Gefallenen in der Kirche vorhanden war, 2) dass
Stephanus die Grundsätze der Behandlung derselben eher ver-
schärft als gemildert hat, um nicht noch mehr Terrain an die
Novatianer zu verlieren, dass also auch z. Z. seines Todes
(t 2. August 257) noch immer büssende Gefallene in Rom auf
den Frieden warteten. Was aber unseren Tractat anlangt, so
kann er nicht aus Afrika stammen ^), wohl aber aus Rom, jedoch
1) Für den afrikanischen Ursprung wird regelmässig die Stelle c. 2
p. 54, 11 sq. angeführt. Nach Anführung von Jesaj. 30. 1 heisst es: „quid
ad ista respondeant perversissimi isti Novatiani vel nunc infelicissimi pauci:
qui ad tantam furoris dementiam proruperunt, ut nee deo nee homini reve-
rentiam habuerint? iUic inpudenter et sine uUa ordinationis lege episco-
patus adpetitur, hie dum (D: autem) propriis sedibus et cathedrae sibi
traditae a deo renuntiatur. ilHc veritas: „aspernantur me, ut sacrificent
mihi nee offerunt etc." (Ezech. 44, 10. 13). satis sit paucis probasse quidnam
sint. audite igitur, Novatiani etc." Man meint hier unter den „infelicissimi
pauci" die Anhänger des Felicissimus, des Hauptes des karthaginiensischen
Schismas, verstehen zu müssen, und damit sei der afrikanische Ursprung
unserer Schrift indicirt. Dagegen ist zu bemerken: 1) die LA „infelicissimi"
ist nicht sicher; K bietet sie zwar, aber D bietet „infelicissime" ; jenes
konnte leichter aus diesem entstehen als umgekehrt, und „infelicissime"
giebt einen vortrefflichen Sinn; der Verfasser redet ja auch sonst an vielen
Stellen den Novatian direct an: „jene Novatianer, die nun bereits, o Un-
glückseligster, ganz zusammengeschmolzen sind. 2) aber auch wenn man
die LA „infelicissimi" vorzieht, ist kein Grund vorhanden, an die Spaltung
des Felicissimus zu denken; denn a) ist es sehr auffallend, dass sie ironisch
durch ,, infelicissimi bezeichnet sein sollten — wer kann denn das neben
den ohne ironische Bezeichnung eingeführten Novatianern verstehen?
24 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
wenn aus Rom, dann nicht von Stephanus; denn sein Verfasser
bekundet nicht nur kein Entgegenkommen gegen Novatian und
b) unmittelbar vorher ist das Adjectiv perversissimi gebraucht, also ist es
wahrscheinlich, dass auch „infelicissimi'^ Adjectiv ist. c) in dem ganzen
Tractat ist schlechterdings nur von den Novatianern die Rede; sie werden
auch in dem gleich Folgenden allein angeredet; wie soll der Verf. darauf
kommen, hier nebenbei sich auch gegen die Spaltung des Felicissimus zu
wenden? d) das folgende „illic — hie", welches ohne Zweifel dazu verführt
hat, im Vorangehenden, zwei Adressaten anzunehmen, ist bei näherer Be-
trachtung dieser Hypothese ganz ungünstig; denn sein Inhalt lässt sich
nicht auf zwei Parteien vertheilen, sondern bringt zwei correspondirende
Seiten derselben Sache zum Ausdruck : einerseits . — d. h. wenn man ihre
Gemeinschaft betrachtet — haben sie willkührlich und wider alle Ordnung
das Bischofsamt zu erreichen gesucht (,,episcopatus adpetitur" sagt unser
Verfasser von Novatian; Cornelius braucht von ihm denselben Ausdruck
bei Euseb., h. e. VI, 43, 13: x'lolv sQyoiq ij tlol noXiztiaiq x^&aQQi]üwg
dvTS7ton]S-Tj xfjg imaxonijg), andererseits — d. h. wenn man die Stellung
betrachtet, die sie bei uns früher besessen haben — haben sie ihre (Pres-
byter^sitze und den bischöflichen Lehrstuhl, der ihrer Obhut anvertraut
war, preisgegeben. Das ist dieselbe Unthat, nur in doppelter Beleuchtung,
und sie passt vorzüglich auf die Novatianer; denn Novatian und einige
seines Anhangs waren Presbyter in der katholischen Kirche gewesen; aber
sie gaben ihre Sitze preis, erkannten den Episkopat des Cornelius nicht an,
und Novatian wurde zum Gegenbischof erhoben. Der Verfasser setzt nun
noch einmal mit „illic" ein und bringt eine Schriftstelle; aber das ,,hic"
fehlt dann. Möglicherweise ist in unserem Text etwas ausgefallen; viel-
leicht aber hat es der Verf. fallen lassen, weil jenes „illic — hie" ihm über-
haupt nur als eine rhetorische Wendung gedient hat. Als solche finden
wir sie auch an einer Stelle in der Schrift adv. aleatores (c. 6), wo eine
streng disjunctive Bedeutung nicht angenommen werden darf; es heisst
dort von den Spielhöllen: „hie eonerepat aleae sonus, illic silentio operatur
ineestus ; hie sine ullo dignitatis suae respeetu" [man vgl. die formelle Ähn-
lichkeit mit unserer Stelle: „illic sine ulla ordinationis lege"] sine ulla ex-
cusatione pestifero studio eedere bonis suis eoguntur, illic seereto mortale
venenum bibitur". Ahnlich ist auch hier das „illic — hie" zu verstehen.
Aus allen diesen Gründen ist es ganz unwahrscheinlich, dass unter „infeli-
eissimi" — wenn so gelesen werden müsste — die Anhänger des Felicissi-
mus zu verstehen sind. Dazu kommt noch, dass das „vel nunc . . . pauci",
von den Novatianern gesagt, eine Parallele in dem Brief des Cornelius bei
Euseb., h. e. VI, 43, 20 besitzt; denn aus dieser Stelle geht hervor, dass der
Anhang des Novatian am Anfang in Rom am grössten war und allmäh-
lich geringer wurde: ^'Hötj 6h i'aS^i yeyvf.tvwa&ai xal apyjßov yeyovivai, xaicc-
ÄijunavovTCDv avrov xaO^^ i](j.bQav hxäozrjv xwv döE).(pä)v xal elq r/}v txx?.fj-
alav STiaveQ'/Ofievwv. 3) Aber selbst wenn es glaublich wäre, dass unter
,,infelieissimi" die Anhänger des Felicissimus zu verstehen seien, so läge
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IT. 25
seine Grundsätze, sondern er zeigt sich als sein grimmigster, un-
erbittlichster Gegner ^).
6.
Unser Tractat stammt wirklich aus Rom — das zeigt vor
Allem das Verhältniss zu Novatian. Die grosse persönliche Er-
bitterung des Verfassers gegen ihn, die wuthschnaubende Polemik,
die gute Kunde seines Thuns, seiner Worte, seiner Absichten —
der gegenwärtigen und der früheren — die in Zorn und Hass
umgeschlagene ursprüngliche Hochachtung, das Gefühl, ganz direct
von ihm in dem eigenen Kreise gestört und geschädigt zu w^er-
noch kein sicherer Grund vor, den Verf. der Schrift für einen Afrikaner
halten zu müssen; eine so beiläufige Erwähnung des Schismas des FeHcissi-
mus könnte sich wohl auch in einer römischen Schrift der fünfziger Jahre
des 3. Jahrhunderts finden. — Beiläufig bemerke ich, dass der Ausdruck
„cathedra sibi (d. h. den Presbytern) tradita" ein m. W. ungewöhnlicher und
desshalb interessanter ist. Die „cathedra'' kann nur die bischöfliche sein;
denn mit ,,sedes" sind bereits die Amtssitze der Presbyter bezeichnet. Das
Auffallende ist, dass es von den Presbytern heisst, ihnen sei die cathedra
„tradita'' gewesen. Selbst wenn man das in dem Sinn = „zur Beschützung
und Bewachung anvertraut", nimmt, bleibt die Sache auffallend, weil 1) tra-
dere bei cathedra und den synonymen Worten im Sinn von „zum Besitz
übergeben" ganz gewöhnlich (= conferre), ja fast term. techn. ist, und
weil 2) die Vorstellung, dass die Presbyter die Hüter des bischöflichen
Stuhls sein sollen, sonst nicht belegt werden kann. Allein sobald man
sich erinnert, dass vor der Bischofswahl des Cornelius eine 14 monatliche
Sedisvacanz in Rom gewesen ist (21. Jan. 250— Anfang März 251) und dass
während dieser Zeit die Presbyter unter Führung Novatian's
das Bisthum verwaltet haben, so erklärt sich der Ausdruck vortreff-
lich. Die cathedra war in dieser Zeit wirklich dem Novatian und den an-
deren Presbytern „übergeben" (tradita). Ist diese Erklärung richtig, und
ich sehe nicht ein, welche andere man an ihre Stelle setzen kann, so folgt,
dass unsere Schrift aus Rom stammt; denn nur in Rom selbst konnte sich
ein Verfasser so kurz ausdrücken und doch darauf rechnen, verstanden zu
werden. Ausserhalb Roms musste der Ausdruck von der cathedra, die den
Presbytern übergeben gewesen, unklar sein. Zur Sache aber s. die frap-
pante Parallele Cypr. ep. 73, 2: „quia et honorem cathedrae sacerdotalis
Novatianus usurpat, num idcirco nos cathedrae renuntiare debemus?"
1) Ist unsere Schrift nicht aus Afrika, so ist schon entschieden, dass
sie nicht dem Cyprian angehört, dessen Namen sie übrigens auch (s. o.)
nicht trägt. Die Gründe — es sind vornehmlich sprachliche — , die man
anführen kann oder angeführt hat, um in Cyprian den Verfasser zu er-
kennen, werden unten mitgetheilt werden.
26 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
den — alle diese Monumente vereinigen sich, um es jedem, der
zu lesen versteht, klar zu machen: Novatian selbst lebt noch, er
lebt in der unmittelbarsten Nähe des Verfassers, er ist sein per-
sönlicher Gegner und der Feind seiner Kirche. Doch es wird
nützlich sein, das sorgfältig zusammenzustellen, was wir über
Novatian und seine Kirche aus der Schrift erfahren; sie ist als
geschichtliche Quelle bisher niemals benutzt worden, und sie ent-
hält doch nicht unwichtiges Material:
Nicht jetzt zum ersten Mal, während der Verfasser über
seine bischöflichen Pflichten gegenüber den Gefallenen nachdenkt
und sich zu einer milden Behandlung derselben entschlossen hat,
erhebt sich Novatian, sondern er ist schon seit geraumer Zeit
aus der Kirche ausgeschieden; er ist erklärter Schismatiker und
Häretiker 1); er hat schon seine eigene Kirche 2) und seine ,.spe-
lunca tenebrosa" ^). Seine Anhänger besitzen schon einen eigenen
Namen — sie nennen sich, so behauptet der Verfasser wenig-
stens, ausdrücklich „Novatianer" — ^); er selbst aber nennt sie
„die Reinen", seine Gegner „die Unreinen" ^), und er nennt sie nach
I Cor. 3, 12 „das Gold" und nach II Tim. 2, 20 „die goldenen Ge-
fässe", während er seine Gegner (nach denselben Stellen) als
„Holz, Heu und Stroh" und als „die irdenen Gefässe", die zu Un-
ehren dienen, bezeichnet^). Er ist als ,.Feind der göttlichen Barm-
1) C. 1 u. sonst: „haereticus Novatianus", auch „Apostat" an mehreren
Stellen, „perfidus", etc.
2) C. 1: ,,se suosque quos colligit".
3) L. c.
4) C. (3: „qui enim aliquando Christiani nunc iam non Christiani pri-
mam fidem vestram perfidia posteriore per nominis appellationem
mutastis". Das kann nicht ganz aus der Luft gegriffen sein. Der Verf.
sagt stets „Novatiani"; der Name ist incorrect gebildet, als hiesse der
Mann Novatus; aber „Novatian-' ist selbst schon eine Ableitung, und daher
machte eine neue Ableitung Schwierigkeit. Cyprian braucht m. W. nie-
mals den Ausdruck „Novatiani"; er umschreibt ihn in der Regel; Ju-
biijan (ep 73, 2) spricht von „Novatianenses". Nannten sich die Anhänger
des Novatian in Rom selbst „Novatiani", so versteht man es, dass bald —
namentlich im ganzen Orient — der Stifter des Schismas stets „Novatus"
genannt worden ist.
5) C. 1.
C) C. 1. 7. Ich vermuthe, dass die Schrift de laude martyrii von No-
vatian geschrieben ist, und zwar vor dem Schisma. Dort findet sich nun
c. IG der Satz: „auro, ut ipse dixit, similes esse debemus".
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 27
herzigkeit'V als „Verächter der Busse" längst erkannt; aber nicht
genug — er, der doch von der Kirche geschieden ist, erhebt sich
jetzt noch einmal. Früher war er, wie der Priester und Levit,
an dem Verwundeten vorübergegangen, jetzt will er ihn „inge-
niosa ac nova crudelitate" gar vollends todtschlagen ^). Das ist
die Situation. Es handelt sich also jetzt um einen mehr oder
weniger unerwarteten neuen Angriff des Mannes auf die Kirche,
obgleich er ausserhalb der Kirche steht. Der Angriff erfolgte in
dem Momente, wo der Bischof diejenigen absolviren will „qui per
longam temporum seriem agentes poenas dederunt" ^). Dieser
Augenblick scheint dem Häretiker günstig, um aufs neue als
Wolf in die Heerde Christi einzufallen, die Schafe zu rauben und
zu zerfleischen. Dass der längst zum Schismatiker, Häretiker,
Apostaten gewordene Novatian noch einen Angriff* versucht,
das entflammt den Bischof, den es am nächsten angeht, zum
grimmigsten Zorn. Der Zorn entspringt indess mindestens zum
Theil der Sorge, dass N. Eindruck machen wird: ,,nos autem,
fratres dilectissimi, non moveat aut turbet haeretici istius perfidi
abrupta dementia, qui cum in tam ingenti dissensionis et schismatis
sit crimine constitutus et ab ecclesia separatus, sacrilega temeri-
tate non dubitet in nos sua crimina retorquere". Novatian's be-
stechende Argumentation, dass die Kirche „rein" sein müsse, also
keine Gefallenen in sich dulden dürfe, dass sie „Gold" sein müsse,
sucht der Verfasser damit zurückzuweisen, dass er vielmehr ihn
als „a semet ipso factus immundus" bezeichnet und ironisch be-
merkt, er sei wohl Gold, aber das goldene Kalb^). Allein mit
solcher Entgegnung ist es nicht gethan; der Angriff des Feindes
muss nachdrücklicher zurückgeschlagen werden. Wie das ge-
schehen ist, hat unsere oben gegebene Analyse der Schrift ge-
zeigt. Wir heben aber aus ihr noch das heraus, was zur näheren
1) C. 1.
2) C. 1. Ein Theil von ihnen hat in der Verfolgung des Gallus sich
selbst durch das Bekenntniss wiederhergestellt (c. 6); sie sind „gloriosi''
„victores" „domino cari'' geworden; aber ein anderer schmachtet noch
immer ausserhalb der Kirche (c. 7).
3) Diese Art Ironie ist dem Cyprian fremd; sie findet sich bei unserem
Verfasser noch einmal c. 2 p. 53, 24: „has opes, has divitias pauper-
tatis (ähnlich später Augustin in der Confess.) pro certo possidere se
credat etc."
28
Harnack, "über eine Schrift des Papstes Sixtus IT.
Kenntniss Novatian's dient: Mit Novatian hat es einst anders
gestanden, bevor er die Kirche verlassen und sich zum Bischof
aufgeworfen hat; er war Presbyter, ihm war sogar zeitweilig (mit
den anderen Presbytern) die cathedra episcopalis anvertraut^); er
hätte ein „vas pretiosum" werden können 2); er hat in früherer
Zeit, als er noch in der Kirche war, stets die Sünden seiner Näch-
sten, wie seine eigenen beweint, er hat die Lasten seiner Mit-
brüder getragen, er hat die im Glauben Schwankenden durch
himmlischen Zuspruch gestärkt 3). Ja noch mehr: er hat damals
in zahlreichen Fällen muthwilliger und schwerer Verbrechen
(w^ahrscheinlich sind Fleischessünden gemeint) ausdrücklich ge-
lehrt, dieselben könnten vergeben werden; der Verf. erinnert sich
sogar noch der Worte, die Novatian damals gebraucht hat, und
zwar häufig und formelhaft: „delicta quae commisit abolebuntur
de memoria succedentibus bonis factis", so lauteten sie^). Nun
aber ist nicht nur durch den ersten Bruch bereits Alles anders
geworden, sondern darüber hinaus setzt er „iam" „nunc" „novis-
sime" „hodie" *^) seinem Wahnsinn die Krone auf. Nun treibt er
sein Bellen weiter, nun wdll er die Verwundeten vollends tödten,
nun will er dem einst am jüngsten Tage richten^den Christus das
Amt abnehmen 6), nun führt er kein anderes Wort im Munde
als „Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich auch
verleugnen vor meinem himmlischen Vater" (in der That finden
wir diesen Spruch bereits in einem früheren Brief Novatian's^
1) C. 2.
2) C. 1.
3) C. 13; das Letzte wohl auch eine Anspielung auf seine schriftstelle-
rische Thätigkeit; ich vermuthe, er meint besonders die Schrift de laude
martyrii. De bono pudicitiae 14 nennt Novatian diesen seinen Tractat eine
„adlocutio" (s. c. 1).
4) C. 14. Die doppelte Anführung der Worte lässt kaum einen Zweifel
darüber, dass es Worte Novatians sind, resp. dass er den calixtinischen
Grundsatz von der Tergebbarkeit der Fleischessünden vertreten hat und
zwar speciell durch die Theorie, die auch Cyprian im Tractat de op. et
eleemos. vorgetragen hat, sie würden getilgt ,. succedentibus bonis factis''.
Er hat übrigens auch nachmals diesen Grundsatz festgehalten; denn er
behauptete stets nur die Unvergebbarkeit der Sünde des Abfalls zum
Götzendienst.
5) Zu beachten ist vor allem der Satz c. 14: ,,tu hodie retractas an
debeant lapsorum curari vulnera".
G) C. 7.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 29
€p. 30, 7, s. auch de trinit. 14), als gäbe es in der h. Schrift nur
diesen Spruch und enthalte sie nichts von Barmherzigkeit, son-
dern nur vom Gericht^); nun ist er allen Bussfertigen feindselig,
erklärt die poenitentia lapsorum für nichtig, schreckt die armen
Brüder durch seine falschen Behauptungen und macht sie wie-
derum zu Heiden, arbeitet nicht, um was da gestürzt ist, auf-
zurichten, sondern um niederzureissen, was steht 2), und erklärt,
dass die Wunden der gefallenen Brüder überhaupt nicht geheilt
werden dürften: „tam nefanda tam gravia in personam lapsorum
excercere nunc audet" ! ^) Statt dass er „iam olim" Busse gethan
hätte, „novissime nee sibi parcit" ^). So ist es mit ihm gegangen
wie mit Saul und mit Judas ^). In der Ausführung dieser Gleich-
nisse zeigt sich noch der hohe Respect, den der Verf. dem ehe-
maligen Novatian gewidmet hat: Saul war „prae ceteris bonus",
Judas „inter apostolos electus semper in domo dei unanimis
et fidelis".
Dass diese Schilderung oder vielmehr Erinnerung aus eigener
Anschauung geflossen ist und der Verfasser mitten im Kampfe
mit diesem Gegner selbst steht, scheint mir unwidersprechlich —
also redet hier ein römischer Bischof. Was aber den eigenen
Standpunkt betrifft, so sagt er zwar im Eingang seiner Schrift
^,cogitanti mihi et intolerabiliter animo aestuanti Cjuidnam agere
1) C. 8. 9. 12: „Desine unius capituli praescriptione terrere". Worauf
■sich der c. 2 p. 54, 22 ausgesprochene Vorwurf der Verfälschung der h.
Schriften bezieht, wissen wir nicht.
2) C. 13. Ob Novatian absolut gesagt hat „paenitentia lapsorum vana
€st nee potest eis proficere ad salutem", kann man bezweifeln; er meinte
doch wohl nur ,,in terris". Oder sollte er wirklich gelehrt haben, jeder
Verleugner gehe rettungslos verloren und keine Busse helfe ihm mehr?
3) C. 14.
4) C. 13. In den Worten „at nunc ex quo carinam (so K, caninam D)
illam haeresim. quae non nisi tantum occidere gestit, exercere coepit, nee
sibi novisse parcit", hat Erasmus die Conjectur „Cainam" (Häresie Kain's)
gemacht, und die späteren Herausgeber, auch Hartel, haben sie adoptirt;
denn das „quae non nisi tantum occidere gestit" passt vortrefflich. Allein
auch „canina" ist nicht übel, da der Verfasser c. 1 p. 53, G sq. „Hunde" ge-
nannt hatte. An „Gaiana" — dann wäre eine Abhängigkeit von Tertull. de
baptism. 1 gegeben — zu denken, liegt kein Grund vor, obschon es bemer-
kenswerth ist, dass Tertullian von der haeresis Caiana sagt: ..optime novät
pisciculos necare de aqua auferens".
5) C. 14.
30 Harnack, tJber eine Schrift des Papstes Sixtus IL
deberem de miserandis fratribus"; allein die Schrift selbst zeigt
von diesem Schwanken gar nichts, vielmehr kennt der Ver-
fasser schlechterdings keine Schranke der Vergebung
mehr. Sowohl seine Ausführung über die i^rche Noah und
die Taube, als seine Behandlung des Spruchs: „Wer mich ver-
leugnet" usw., als seine Sammlung von Bibelstellen hat ledig-
lich den Zweck zu zeigen, dass Gott jedem Bussfertigen gnädig
ist ^), und dass es die vornehmste Aufgabe der Hirten (d. h. der
Bischöfe) ist, die verwundeten Schafe zu pflegen und die ver-
irrten wiederzubringen. Seine Schlussermahnung lautet daher
auch nicht: „Hütet euch vor Todsünden", sondern „leistet eine
plena confessio" „dum patet indulgentiae aditus, deum plenis
satisfactionibus deprecemur"; ja er schliesst mit dem Tröste:
„Christus nos denuo peccatis oneratos, delictis obrutos plena et
clementi moderatione cessare a facinore hortatur". Das Vercjehen
der „lapsi" aber wird in einer Weise geschildert, dass man er-
kennt, wie sehr der alte strenge Massstab bereits abgedankt
ist. Der häufigste Ausdruck ist „die Verwundeten" ^j (nicht die
„Todten"), und zwar verwundet nicht „propria voluntate, sed dia-
boli saevientis inruptione" '■^). Damit wird ihre Verantwortlich-
keit bedeutend abgeschwächt. Doch wird an einer Stelle^) deut-
lich, dass es sich um solche handle, qui immemores divinarum
praedictionum vel simpliciter ignorantes vel audaciter dissi-
mulantes ceciderunt". Dass nicht etwa libellatici, sondern „sacri-
ficati" gemeint sind, geht aus c. 6 hervor^). Dennoch sagt der
Verfasser einfach ^) : „provisa est vulneratis salutis via ut quibus-
1) Was er c. 2 p. 55, 10 sq. sagt, widerspricht dem nicht. Wenn er hier
eine Kategorie von Menschen kennt, die dem Raben d. h. dem unreinen Geiste
ähnlich, nicht mehr zurückkehren können, auch wenn sie wollten, so ist
dieses „et si voluerint" hypothetisch gesetzt, und das Charakteristische dieser
Leute besteht eben darin, dass sie, dem Teufel verfallen, nicht Busse thun.
2) C. 1 p. 52, 10. 15; c. 6 p. 57, 11. 18. 20. 28; c. 14 p. 64, 10.
3) C. 1 p. 52, 10; c. 6 p, 57, 11: „lubrici veneno serpentis sauciati in
lapsum conversi"; c. 0 p. 57, 16: „istis tot et tantis malignis spiritibus in-
festantibus et in lapsorum necem insurgentibus; c. 14 p. 04, 10: „nudati a
diabolo ceciderunt". Dagegen c. 14 p. 64, 2: „Novatian vergiebt die crimina
voluntarie commissa (Fleischessünden).
4) C. 5 p. 50, 26.
5) C. 0 p. 57, 10: „Vestigia negantium hoc est sacrificatorum".
6) C. 6 p. 57, 18 sq.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 31
ciimqne viribus possent toto se corpore protrahere, castris suis
recipere, quibus recepti possent medellis spiritalibus vulnera sua
curare" i), und c. 12 p. 62, 11 sq. lässt er sogar den heiligen Geist
,,ex persona lapsorum" die Worte Micha 8, 8. 10 sprechen!'^)
Diese ganze Auffassung der Gefallenenfrage schliesst sich an die-
jenige an, die Cyprian seit ep. 55 besonders seit ep. 57 gewonnen
hatte 3).
Das ist nicht mehr der Standpunkt, wie man ihn in der
Zeit der brennenden Krisis in den JJ. 250 — 252 einnahm, das ist
mindestens nicht der Standpunkt, wie man ihn damals öffentlich
vertreten durfte. Er zeigt vielmehr, dass die Entwicklung vor-
gerückt ist und dass wir uns in einem zweiten Stadium befinden —
ganz entsprechend dem oben gefundenen Datum für unsere Schrift
(nach 254 bis 257/8). Das Neue, was wir bisher nicht wussten, be-
steht aber darin, dass in diesem zweiten Stadium Novatian noch
einmal eine Rolle gespielt hat, dass man daher in Rom noch immer
mit ihm rechnen musste, und dass der Fortschritt von der Ab-
solution in casu mortis zur Generalabsolution nicht ohne eine
zweite heftige Zurückweisung Novatian's erfolgen konnte, weil
er sich aufs neue regte und weil, wenn man ihn nicht als
1) C. 16 p. 66, 24 spricht er vom „verum evangelii lumen" — vielleicht
im Gegensatz zu Novatian, der- sich als „adsertor evangelii"stets gab.
2) Vorher heisst es: „tu iam, Novatiane, nullam spem pacis ac miseri-
cordiae habere lapsos praedicas".
3) S. z. B. ep. 68, 1: „ad fovenda vulnera admittantur vulnerati . . .
sine spe pacis et communicationis relicti ad luporum rapinam et praedam
diaboli proiciuntur". — Auch in der Beurtheilung Novatian's sind grosse
Übereinstimmungen, s. besonders Cypr. ep. 55, 24; ep. 69, vor allem aber
ep. GO, 3 (während der Verfolgung des Gallus geschrieben): ,;Quid ad haec
(die glänzenden Bekenntnisse katholischer Christen) Novatianus, frater ca-
rissime? utrumne iam deponit errorem? an vero, qui dementium mos est,
ipsis bonis et prosperis nostris plus adactus est ad furorem et quo magis ac
magis dilectionis ac fidei hie crescit gloria, illic dissensionis et zeli reciu-
descit insania : nee vulnus suum miser curat, sed adhuc gravius et se et suos
vulnerat („nee sibi novissime parcit" sagt unser Verfasser c. 13), in perniciem
fratrum lingua sua perstrepens et facundiae venenatae iacula contorquens,
magis durus saecularis philosophiae pravitate quam sophiae dominicae leni-
tate pacificus, desertor ecclesiae, misericordiae hostis, interfector paeni-
t(!ntiae, doctor superbiae. veritatis corruptor, perditor caritatis? adgnoscitne
iam qui sit sacerdos dei, quae sit ecclesia et domus Christi, qui sint dei
servi quos'diabolus infestet, qui sint christiani quos antichristus inpugnet?"
32 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
Apostat und Hund, als wahnwüthig und gotteslästerlicli brand-
markte, Gefahr vorhanden war, dass er mit seinen Mahnungen,
zur alten Praxis zurückzukehren, Eindruck machen werde.
Der römische Ursprung unserer Schrift ist aus dem ganzen
Verhältniss derselben zu Novatian deutlich; diese Erkenntniss
wird unterstützt 1) durch den Nachweis, dass sie nicht aus Afrika
stammen kann, wo vor der Verfolgung des Gallus eine General-
absolution erlassen worden ist, und 2) durch die Beobachtung,
dass unsere Schrift höchst wahrscheinlich zusammen mit einer
römischen Schrift, nämlich Novatian's Tractat de bono pudi-
citiae, in die Cyprian-Sammlung gekommen ist. Aber noch zwei
Erkenntnisse sind der Annahme des römischen Ursprungs sehr
günstig. In c. 14 heisst es von Judas (p. 64, 20) rund und ohne
dass diese Ausdrucks weise durch den Context motivirt wäre:
„ludas postmodum deum prodidit". Das ist römische Christo-
logie; hier zeigt sich das Fortwirken des alten modalistischen
Geistes; man darf es bezweifeln, ob sich Cyprian je so ausge-
drückt hätte '), obschon er natürlich (s. Testim. II, 6) Christus das
Prädicat „deus" gegeben hat. Wichtiger noch ist die zweite
Stelle. In c. 3 (p. 55, 27) lesen wir: „Unde et dominus Chri-
stus Petro sed et ceteris discipulis suis mandat dicens:
Euntes evangelizate gentibus, baptizantes eos in nomine patris
et filii et spiritus sancti". Nicht dass hier Mtth. 28, 19 unter
dem Einfluss von Marc. 16, 15 citirt ist, ist das Wichtigste,
sondern dass der Auftrag, obgleich im Evangelium nichts davon
verlautet, so angeführt ist, als sei er in erster Linie dem
Petrus, erst in zweiter den übrigen Jüngern gegeben
worden. Diese schwerlich unabsichtliche Behauptung ist im
Munde keines anderen Bischofs so wohl verständlich wie in
dem eines römischen. Befinden wir uns doch in der Zeitnähe
des Ketzertaufstreits, in welchem sich Cyprian gegen den An-
1) Man vgl. dagegen die christologische Lehre des Novatian de trinit.
13 und des Dionysius Romanus, wie wir sie aus seinem Lehrbrief (bei Athanas.,
de decret. Nie synodi c. 26, Routh, Reliq. IIP p. 373 sq.) kennen. Diony-
sius war unter Sixtus II. ein einflussreiches Mitglied des römischen Pres-
bytercollegiums und dann der Nachfolger des Sixtus. Cyprian schreibt de
Unit. 22: „ludam inter apostolos dominus elegit et tarnen dominum ludas
postmodum tradidit". Die Abweichung („deum") ist um so wichtiger, als
(s. u.) unser Verfasser den Cyprian hier ausgeschrieben hat.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 33
Spruch des Stephanus „se primatum tenere et obtemperari sibi
ab (ecclesiis) novellis et posteris oportere"^), ernstlich verthei-
digen rausste^). Jenes „Petro sed et ceteris discipulis" schliesst
den Beweis für den römischen Ursprung unserer Schrift ab •^),
und nun dürfen wir auch die Frage, die wir oben (im 3. Ab-
schnitt) unerledigt gelassen haben, wieder aufnehmen: die Leb-
haftigkeit der Beziehung auf Novatian und seine AngrifiPe in
unserem Tractat, die ernste Sorge des Verfassers, dass er wirk-
lich Erfolg haben könnte, die Schlussausführungen endlich mit
ihren Ermahnungen machen es überaus wahrscheinlich, dass die
„fratres dilectissimi" die römische Gemeinde selbst ist, und dass
wir in unserer Schrift eine, wenn auch von vornherein für die
schriftliche Verbreitung bestimmte Ansprache (adlocutio) zu er-
kennen haben.
7.
Nachdem erwiesen ist, dass unsere Schrift eine Predigt eines
römischen Bischofs aus der Zeit frühestens d. J. 254 bis Ende
Juli 258 ist, fragt es sich, welches Bischofs? Lucius (Juni
253-5. März 254), Stephanus (12. Mai? 254—2. Aug. 257) und
Sixtus IL (24? 31? Aug. 257—6. Aug. 258) können allein in
Betracht kommen. Unter ihnen wird zunächst Lucius gestrichen
werden müssen; denn wenn sich auch Cvprian ausdrücklich auf
seine freundliche Gesinnung gegen die Gefallenen bezieht (ep. 68, 5),
1) Ep. 71, 3.
2) S. auch ep. Firmil. c. 17 (Cypr. ep. 75): „. . . Stephani stultitia, quod
qui sie de episcopatus sui loco gloriatur et se successionem Petri tenere
contendit etc."
3) Einen äusseren Anlass sich so auszudrücken gab dem Verf. die Stelle
Cypr. de unit. 4: „hoc erant utique et ceteri apostoli quod fuit Petrus" —
ich würde das nicht annehmen, wenn nicht bewiesen werden könnte (s. u.),
dass unser Verfasser von diesem Tractat ausserordentlich stark abhängig
ist Bei Cyprian hat der Satz einen guten Sinn; denn er argumentirt von
jene Stelle aus (Matth. 16, 18 ff. neben Joh. 20, 21 ff.), die Petrus einen Vor-
rang giebt oder zu geben scheint, weil zuerst ihm allein die Binde- und Löse-
gewalt übertragen wird, dann erst den übrigen Aposteln. Unser Verfasser
hat diese zeitliche Rangordnung auch auf den Missionsbefehl übertragen.
Zu Cyprian's ürtheil über Petrus im Verhältniss zu den anderen Aposteln
vgl. noch ep. 59, 7; 66, 8; 73, 11; 75, 16 (Firmilian).
Texte u. Untersuchungen XIII, i. 3
34 Harnack, Über eine Sclirift des Papstes Sixtus II.
SO spricht gegen ihn 1) dass die Pönitenten, am die es sich han-
delt, bereits „per longam temporum seriem agentes ^) poenas
dederunt", 2) dass Lucius selbst in der gallischen Verfolgung,
deren Confessoren er als „victores" „gloriosi" „domino cari" preist,
Confessor geworden ist. Wer c. 6 extr. u. 7 init. liest, wird aber
nicht annehmen können, dass der Verfasser selbst zu ihnen ge-
hört; er hätte anders sprechen müssen, wenn das der Fall ge-
wesen wäre. Dazu kommt 3), dass, wie sich zeigen wird, in
unserer Schrift Cyprian's Tractat de opere benutzt (dieser Tractat
aber ist selbst schwerlich vor d. J. 253/4 geschrieben), ja dass
dessen Formel, dass die Taufe allein der Kirche gegeben, voraus-
gesetzt ist. Somit bleiben nur Stephanus und Sixtus IL zur Aus-
wahl. Zeitlich würde es sich nun sehr empfehlen, an den ersteren
zu denken; ja man könnte vielleicht meinen, dass die Regierung
Sixtus IL bereits etwas spät falle, sofern eine siebenjährige
Busszeit der Pönitenten angenommen werden müsste. Allein
gegen Stephanus als Verfasser erheben sich sehr ernste, ja
schlechthin ausschliessende Bedenken: 1) — wie bereits oben be-
merkt wurde — Stephanus hat gezögert, gegen den Bischof Mar-
eianus von Arles, der die Grundsätze Novatian's befolgte und für
ihn Partei nahm, einzuschreiten, und Cyprian musste ihn (ep. 68)
in einer Weise an die Grundsätze seiner Vorgänger Cornelius
und Lucius erinnern, die da zeigt, dass Stephanus die Politik in
der Gefallenen -Frage leise, aber zu Gunsten der strengeren
Praxis, geändert hatte; unser Verfasser aber ist in dieser Frage
von der grössten Milde, 2) in der Correspondenz über die
Ketzertaufe tritt nirgends hervor, dass Novatian aufs neue in
den JJ. 254 — 257 durch Angriffe der Kirche Rom's zu schaffen
machte — doch will ich dieses Argument nicht sehr betonen,
da unsere Kenntniss doch trotz der Briefe Cyprian's hier eine
lückenhafte ist — , 3) unsere Predigt ist von dem Tractat de
unitate ecclesiae Cyprian's in der stärksten Weise abhängig 2);
man vergleiche:
1) Auffallend und vielleicht nicht absichtslos gebraucht ist der allge-
meine Ausdruck „agentes" ( cf. Cypr. ep. 55, 5 „clerus sine episcopo agens" ;
ep. 32, 1 „Romae agens").
2) Cyprian selbst hat die Schrift de unitate nach Rom geschickt, s.
ep. 54, 4.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
35
Ad Novat. 1 p. 52, 19 sq.;
nos non moveat aut turbet
haeretici istius perfidi abrupta
dementia.
Ad Novat. 2 p. 54, 14:
sine ulla ordinationis lege
episcopatus adpetitur.
Cypr. de unit. 17 p. 225, 12 sq.:
non tarnen nos moveat aut
turbet multorum nimia et ab-
rupta perfidia.
Cypr. de unit. 10 p. 218, 25 sq.:
sine ulla ordinationis lege se
praepositos constituunt, qui ne-
mine episcopatum dante episcopi
sibi nomen adsumunt.
Ad Novat. 1 p. 53, 6 sq.: Cypr. de unit. 9 p. 217, 27 sq.:
canes ...rabiem suam non luporum feritas et canum ra-
cessat latratibus excitare, lupo- bies. (ep. 45, 2: latratibus per-
rum more . . ferina crudeli- strepere).
täte etc.
Ad Novat. 12 p. 61, 26:
desine unius capituli prae-
scriptione^) terrere.
Ad Novat. 14 p. 64, 21:
in domo dei unanimis
fidelis.
et
Cypr. de unit. 12 p. 220, 8:
(haeretici) capituli unius sen-
tentiam scindunt.
Cypr. de unit. 14 p. 223, 6; c. 24
p. 232, 1:
in ecclesia dei unanimes . . .
j&deliter sibi unanimitatis nexi-
bus.
Ad Novat. 7 p. 58, 6; 18 p. 68, 34. Cypr. de unit. 19 p. 227, 10 sq.:
in crimine lapsus constituti qui tamen in paenitentia cri-
1) Das Wort „praescriptio" hat unser Verf. vielleicht aus dem Tractat
Tertullian's, den er an zwei Stellen fast wörtlich wiedergegeben hat. C. 14
schreibt er: „. . . sub pellibus ovium rapaces lupos. qui sunt isti rapaces
lupi^ nisi sensu subdolo conspirantes ad infestandum gregem Christi?" Ter-
tullian aber sagt de praescr. haer. 4; „Qui lupi rapaces, nisi sensus et Spi-
ritus subdoli, ad infestandum gregem Christi intrinsecus delitescentes ?'^
C. 13 schreibt er: ,,qui in ruina facilius aedificatorum stantium operatur
quam in structione iacentium ruinarum"; TertuUian aber sagt 1. c. 42: „ita
fit, ut ruinas facilius operentur stantium aedificiorum quam exstructiones
iacentium ruinarum". Kein Zweifel — der Verfasser hat diesen Tractat
Tertullian's gelesen. Cyprian hat denselben Gedanken anders ausgedrückt,
s. ep. 60, 3; 61, 3.
3*
36
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
... ad paenitentiam admittendi minis constituti deum plenis
. . . deum plenis satisfactionibus satisfactionibus deprecantur.
deprecemur (c. 1 p. 53, 2: in dis-
sensionis crimine constitutus).
Ad Novai 14 p. 64, 17: Cypr. de unit. 20 p. 227, 24 sq.:
tarn nefanda tarn gravia exer- tarn nefanda tarn gravia pec-
cere audet. care.
AdNovat. 6 p.57, 11:
veneno serpentis.
Cypr. de imit. 21 p. 229, 15;
serpentis venena.
Ad Novat. 8 p. 59, 1: Cypr. de unit. 21 p. 229, 19:
primam fidem vestram perfidia fidem primam perfidia poste-
posteriore mutastis. riore mutaverit.
Ad Novat. 14 p. 64, 20 sq.:
Judasinter apostolos elec-
tus ... postmodum deum pro-
didit.
Ad Novat. 16 p. 66, 24:
vero evangelii lumine radiata.
Ad Novat. 16 p. 66, 19 sq.:
excitemus itaque nos quantum
possumus, fratres dilectissimi,
et abrupto inertiae et securitatis
somno ad observanda domini
praecepta vigilemus.
AdNovat. 5. 2:
Erst wird die Sintfluth mit
ihren aquae insurgentes auf die
die Kirche anfeindenden Völker
gedeutet, dann wird Matth. 7, 26.
27 citirt. — Die Arche als die
Kirche.
Cypr. de unit. 22 p. 229, 23 sq.:
Judam inter apostolos do-
minus e 1 e g i t , et tamen dominum
Judas postmodum tradidit.
Cypr. de unit. 22 p. 230, 10 sq.:
vero inluminati evangelii lu-
mine, pura . . . luce radiati.
Cypr. de unit. 27 p. 232, 27 sq.:
Excitemus nos quantum pos-
sumus, dilectissimi fratres, et
somno inertiae veteris abrupto
ad observanda et gerenda do-
mini praecepta vigilemus.
Cypr. de unit. 2 p. 210, 17 sq.:
6 p. 214, 24 sq.:
hos contra omnes tempestates
et turbines saeculi inmobili et
inconcussa firmitate solidatos,
folgt Matth. 7, 24 sq. — Die Arche
als die Kirche.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IT.
37
AdNovat. 3 p. 56, 1:
Petro sed et ceteris apostolis.
Ad Novat. 16 p. 67, 1:
firmiter est tenendum.
Ad Novat. 1 p. 53, 5:
a semetipso inmundus, sor-
dibus sacrilegis inquinatus.
Ad Novat. 2 p. 54, 8:
qai contra ordinationem dei
nituntur.
Ad Novat. 1 p. 53, 10 sq.:
oves a pastore direptas.
Ad Novat. 7 p. 58, 4:
domino cari.
AdNovat. 13 p. 63, 8:
in domo una id est Christi
ecclesia.
Cypr. de unit. 4 p. 213, 2:
hoc erant et ceteri apostoli
quod fuit Petrus.
Cypr. de unit. 5 p. 213, 14:
teuere firmiter.
Cypr. de unit. 11 p. 219, 21; 17
p. 226, 1:
non abluuntur illic homines
sed potius sordidantur. — a se-
metipso damnatus.
Cypr. de unit. 17 p. 226, 10:
qui contra ordinationem dei
nititur.
Cypr. de unit. 19 p. 227, 17 sq.:
ille oves a pastore sollicitat.
Cypr. de unit. 20 p. 228, 7:
deo carior.
Cypr. de unit.:
variis locis.
AdNovat.lp.53,2sq.;2p.53,25sq.: Cypr. de unit. 23 p. 230, 17:
dissensionis et schismatis . . . schismatum duces et dissen-
apud schismatum duces et dis- sionis auctores.
sensionis auctores.
Ist es wahrscheinlich, dass Stephanus, der Gregner Cyprian's,
so eingetaucht in die Gedanken und in die Sprache Cyprian's,
so sklavisch abhängig von ihr gewesen ist (man vgl. besonders
die capp. 1. 2. 14. 16 unserer Schrift)? Angenommen auch, die
Schrift sei noch vor dem Ausbruch des Ketzertaufstreits verfasst,
obschon derselbe wahrscheinlich bald nach dem Amtsantritt des
Stephanus provocirt worden ist — ist es glaublich, dass ein
Bischof, der dem Cyprian so viel verdankte und eben noch in
seinen Worten geredet hatte, so gegen ihn aufgetreten ist, wie
Stephanus? 4) Es giebt aber noch eine Beobachtung, die es aus-
schliesst^ dass dieser Bischof der Verfasser ist. Zwar auf die
38 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
Worte c 2 p. 55, 1 sq. („in arca non tantum munda animalia sed
et inmunda invenimus esse reclusa. quae arca sola [om. D] cum
his quae secum fuerant liberata est in aqua, at [qua, et KD] ceteri
qui in ea inventi non sunt diluvio perierunt") darf man sich nicht
berufen; denn Stephanus konnte dieses alte, von TertuUian (de
idolol. 24), Calixt (Philos. IX, 12) und Cyprian (z. B. de unit. 6;
ep. 69, 2; 74, 11; 75,15) gebrauchte Bild sehr wohl brauchen,
obgleich es Cyprian im Sinne seines Standpunkts im Ketzertauf-
streit verwerthete. Allein die andere Stelle c. 3 p. 55, 21 sq. wäre
im Munde des Stephanus höchst auffallend. Leider ist sie ver-
derbt, so dass der letzte Herausgeber auf eine Heilung verzichtet
hat: „columbam duplicem nobis per semet ipsam significare
figuram, primam quidem et principalem suam hoc est spiri-
talem (späle K) olim id est ab initio divinae administrationis
insistit et sacramentum baptismatis, quod in salutem geueris
humani pro vis um et soli ecclesiae (catholicae add. K) caelesti
ratione celebrare per os suum praeostendit". Hartel nimmt
nach „spiritalem" und nach „celebrare" eine Lücke an; die zweite
sucht er durch „permissum" auszufüllen^ auf die Aussfüllung der
ersten verzichtet er. PERMISS VM ist eine ingeniöse Conjectur,
da es vor PEROSSWM leicht ausfallen konnte; aber selbst
wenn diese Conjectur nicht die richtige sein sollte, so ist es
doch höchst wahrscheinlich, dass der Verfasser gesagt hat, die
Taufe sei allein der Kirche zur Feier übergeben. Dieser
Satz ist ohne das soli nicht unrichtig (im Sinne derer, die die
Ketzertaufe anerkennen); denn z. B. Augustin hat de baptismo
c. Donat. VI, 21 (36) anerkannt, dass der Satz „unura baptismum
quod est in ecclesia sancta credimus", richtig' verstanden, zu-
treffend ist ^). Allein das „soli" ist mit dem Sinn des Stephanus
kaum oder nicht mehr zu vereinigen und auch später von Augustin
ausdrücklich verworfen worden 2). Also kann Stephanus nicht
der Verfasser unserer Schrift sein^).
1) „Potest et mea esse sententia. sie enim librata est, ut nihil habeat
contra veritatem. nam etnos unum baptisma quod est in ecclesia sancta
credimus."
2) Augustin flihrt a. a. 0. fort: „Si autem dixisset, quod est m sola
ecclesia sancta credimus, respondendum erat sicut ceteris", d. h. so hätte er
falsch geredet.
8) Ich kann übrigens die Stelle nicht für so corrumpirt halten wie
Hartel. Zwischen „spiritalem" und „olim" scheint mir nichts ausgefallen;
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IT. 39
Aber reicht das Argument nicht weiter, schliesst es nicht
auch den Sixtus, den Nachfolger des Stephanus, als Verfasser
aus? So scheint es, und dennoch darf das nicht behauptet werden;
denn 1) es war schon dem Augustin nicht mehr bekannt, wie
der Ketzertaufstreit geendet hat ^), 2) Cyprian hat mit Sixtus II.
wieder in freundlicher Communication gestanden 2), 3) Sixtus IL hat
in Afrika trotz seiner kurzen Regierung das beste Andenken
hinterlassen als „bonus et pacificus sacerdos ac propterea
beatissimus martyr"^); sein Verhalten muss also im Gegensatz
zu dem seines Vorgängers gestanden haben, 4) wir haben oben
gesehen, dass Stephanus den lapsi gegenüber eine andere Hal-
tung eingenommen hat als Cornelius und Lucius; er hat sie streng
behandelt; er hat novatianisch gesinnte Bischöfe ertragen, und
er hat die Taufe der Novatianer anerkannt — alles zu dem
Zweck, die Novatianer zu gewinnen — , während der römische
Bischof, der unsere Schrift verfasst hat, den lapsi aufs freund-
lichste entgegenkommt und die Novatianer aufs grimmigste
als Hunde und Wölfe bekämpft. Somit hat unter allen Um-
ständen zwischen Stephanus und dem Verfasser der Schrift ad
Novatianum — es bleibt aber nur Sixtus, sein Nachfolger, als
solcher übrig — in der Frage der Gefallenen ein durchgreifender
Gegensatz bestanden: wie kann man sich dann wundern, dass
auch in der Frage der Ketzertaufe Sixtus dem Cyprian näher
gekommen ist, da doch die beiden Fragen eng zusammenhingen,
und in Wahrheit die Frage nach der Giltigkeit der novatiani-
sch en Taufe vor allem die brennende war? Unser Verfasser hat
man muss nur nach „figuram" schwach und nach „spiritalem" mit einem
Doppelpunkt interpungiren: die Taube hat eine doppelte Bedeutung, näm-
lich erstlich und hauptsächlich ihre specifische d. h. die geistliche (dieser
Bedeutung steht — c. 4 — die secunda persona columbae entgegen, sofern
sie die bussfertigen Gefallenen bedeutet; aber diese Bedeutung ist eben
nicht „sua", sondern ist eine bloss angenommene): einst d. h. vom Anfang
der göttlichen Ökonomie an fusst sie auf der göttlichen Ökonomie usw.
(ich lese „administrationi" für „administrationis").
1) Was Hieron. adv. Lucifer. 23 darüber sagt („denique illi ipsi episcopi,
qui rebaptizandos haereticos cum Cypriano statuerant, ad antiquam con-
suetudinem revoluti novum emisere decretum"), hält auch Fechtrup nicht
für glaubwürdig.
2) S. Cypr. ep. 80, 1. Vita Pontii 14.
3) Vita Pontii 14.
40 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
den cyprianischen Satz, dass die Taufe allein der Kirche gegeben
sei, anerkannt. Wieweit er ihn praktisch geltend gemacht hat,
das wissen wir nicht. Aber für Cyprian war der Friede herge-
stellt, sobald dieser Satz anerkannt war; denn das praktische
Verfahren anlangend, so ist Cyprian nicht müde geworden zu
wiederholen, dass er da in keines Bischofs Rechte eingreifen,
sondern es Jedem überlassen wolle, zu handeln, wie er es vor
Gott verantworten könne („habet omnis episcopus pro licentia
libertatis et potestatis suae arbitrium proprium tamque iudicari
ab alio non potest, quam nee ipse potest alterum iudicare", Sen-
tent. episcop. praef. p. 436). Umgekehrt ist in unserem Tractat
von der Geltung der novatianischen Taufe weder zustimmend
noch ablehnend die Rede; aber denken wir uns, Cyprian habe
noch diese Predigt des römischen Bischofs zu Gesicht bekommen,
was gar nicht unwahrscheinlich ist — mit welcher Genugthuung
muss er sie nach dem ärgerlichen Handel mit Stephanus gelesen
haben, wie muss er sich gefreut haben, dass sein eigenes Wort
nicht leer zu ihm zurückgekommen ist!
Dass Sixtus IL der Verfasser unserer Schrift ist, ist eine
nothwendige Folgerung unserer bisherigen Ausführungen. Können
Lucius und Stephanus sie nicht verfasst haben und ist sie doch von
einem römischen Bischof innerhalb der Jahre 254 — 258 verfasst,
so bleibt nur Sixtus IL übrig. Das „bonus et pacificus" braucht
uns angesichts der entschiedenen Haltung gegen die Novatianer
nicht stutzig zu machen; es bezieht sich eben auf die Afrikaner,
and ausserdem — nachdrückliche Bekämpfung der Häretiker hat
noch keinen Bischof bei seinen Collegen um das Epitheton or-
nans „pacificus" gebracht. Wohl aber wird sich Mancher nicht
so rasch davon überzeugen wollen, das Sixtus wirklich die Hal-
tung in der Ketzertauffrage geändert hat, und die neue Erkennt-
niss entgegennehmen, dass Rom zeitweilig in dieser Frage ein-
lenkte ^). Allein es giebt bisher m. W. wenig beachtete directe
äussere Zeugnisse dafür, 1) dass zur Zeit des Sixtus IL die ex-
clusive Stellung des Stephanus in Rom in der Ketzert auf frage
nicht mehr festgehalten wurde, 2) dass genau zu dieser Zeit
1) Dagegen darf man aus der Art, wie Sixtus Matth. 28, 19 citirt hat
(s. oben), wohl annehmen, dass er das römische Selbstbew^usstsein des
Stephanus, Nachfolger Petri zu sein, auch geltend gemacht hat.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 41
Novatian sich aufs neue in der römischen Kirche gerührt hat und
aufs neue kräftig zurückgeschlagen worden ist:
1) Aus Euseb., h. e. VII, 5 wissen wir, dass Dionysius von
Alexandrien gleich nach dem Antritt Sixtus' IL einen Brief über
die Haltung der Ketzertaufe an ihn gerichtet hat. Er beklagt
sich in demselben über die Haltung des Stephanus und sucht
den neuen Bischof für die orientalische Ansicht zu gewinnen;
dabei bemerkt er (§ 6): „aber auch an unsere geliebten Brüder
und Mitpresbyter Dionysius und Philemon, welche früher die
Ansicht des Stephanus getheilt {övfiipijcpocg jtQoxsQOV 2re(pav(p
yevofiavoig) und über denselben Gegenstand an mich (eben) ge-
schrieben haben {yQa(pov6i\ habe ich geschrieben". Hieraus er-
fahren wir, dass die beiden römischen Presbyter Dionysius und
Philemon ihre Haltung in der Ketzertauffrage, nachdem ihr
Bischof gestorben und der neue Bischof Sixtus H. angetreten
war, irgendwie geändert, der cyprianisch-orientalischen Auffassung
sich genähert und dies dem alexandrinischen Bischof mitgetheilt
haben. Das kann doch nicht ohne Beziehung auf den Bischofs-
wechsel geschehen sein; wir können vielmehr daraus mit grosser
Wahrscheinlichkeit auf die mindestens vermittelnde Haltung des
Sixtus selbst schliessen.
2) In h. e. VII, 7, 6 erzählt Eusebius, dass Dionysius seinen
vierten Brief über die Ketzertaufe z. Z. des römischen Bischofs
Sixtus IL — also 257/8 — an den damaligen römischen Presbyter
Dionysius gerichtet habe, der selbst bald darauf Bischof in Rom
geworden sei. Aus diesem Brief theilt uns Eusebius nichts
anderes mit als eine fanatische Digression, die der alexandri-
nische Dionysius macht, um die Verdammung über — Novatian
auszusprechen: Noovriavw ^uhv yag svXoycog ajisx^ccvof/s&ay
öcaxoipavTC xrjv exx/.rjöiav xai rivag xmv aösXcpcov slg aoeßslag
xal ßXaög)^f4iag tlxvoavn xal jisqI rov ^eov öiöaöxaXlav av-
OÖLCOTCLTTIV £Jl£COXVxXTjöaVTL Xol TOP XQrjÖTOTaXOV XVQLOV ?lfl(j5r
^Irjöovv Xqlötov cog dvrjlErj Ovxo(pavTovvti, hjtl jtaot ös rovrotg
t6 Xovtqov a^STOvvTi t6 ayiov xal rrjv re Ji^b avrov jilötlv
xal ofioloylav dvaxQejiovtL^ zb re ütvsv^xa rb ayiov i§ avxmv,
et xai Tig ijv aXjtlg rov jcaga^ialvat rj xal ajcaveX^slv jtQog
avTovg, üiavxaXmg (pvyaösvovTi. Wie kommt Dionysius darauf,
jetzt im J. 257/8 diese Philippica gegen Novatian zu halten, der-
selbe Dionysius, der früher einen freundlichen Brief an Novatian
42 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
gerichtet hat (bei Euseb., h. e. VI, 45), und der doch auch wusste,^
dass Novatian seit 6 — 7 Jahren aus der Kirche ausgeschlossen
war? Die Antwort darauf giebt unsere Schrift, zumal wenn
wir sehen, dass der Brief des alexandrinischen Dionysius auf einen
Brief des römischen Dionysius gefolgt ist. Ich verweise auf die
Situation in Rom beim Antritt des Episcopats des Sixtus, wie
ich sie geschildert habe, als er es unternahm, die letzten Ruinen
der Decianischen Verfolgung wieder aufzurichten und sich dabei
durch „das Bellen des Hundes", Novatian, gestört sah. Diese
Verhältnisse hat der römische Dionysius dem alexandrinischen
geschildert — vielleicht hat er ihm dazu eben unsere Schrift
übersendet — , jedenfalls sind die Worte des Alexandriners ihr
Echo. Allein sie sind noch mehr — sie sind das Echo einer Mit-
theilung, die augenscheinlich beabsichtigte, die Taufe Nova-
tians für ungiltig zu erklären, ohne den allgemeinen Grund-
satz zu verlassen, dass eine rite gespendete Taufe giltig ist. Längst
hat man die Worte des Dionysius in Bezug auf Novatian: ejcl
jiäöi ÖS rovTOLg ro Xovtqov (xO-stovvtl t6 ayjLov xdl rrjv ra jiqo
avTov jilöTiv xal ofioXoylav dvazQSjtovTL, x6 rs jcvstfia rb
ayiov 8^ avTcov JtavrsXcog cpvyaösvovrc, auffallend und räthsel-
haft gefunden. Allein sie sind es nicht, wenn man sie unter
dem angegebenen Zweck betrachtet. Wer bisher die Taufe der
Novatianer für giltig. erklärte, that das mit der Motivirung, dass
sie „mit demselben Symbolum taufen wie wir". Welche Schwierig-
keit diese Position dem Cyprian gemacht hat, zeigt ep. 69, 7 u.
70, 2. Er musste sich mit der Gegenbemerkung behelfen: „sie
lügen, wenn sie fragen: credis in vitam aeternam etc. per
sanctam ecclesiam?" Das war kein eindrucksvolles Argument.
Aber nun scheint in der Folgezeit wirklich von Novatian etwas
an der jtlörtg xal ofioXoyla geändert worden zu sein. Der ener-
gische, von glühendem Eifer für seine Kirche der Reinen erfüllte
Mann hatte schon früher nach dem Zeugniss des Cornelius die
Abendmahlshandlung hie und da — soviel wollen wir dem
schlimmen Zeugen glauben — missbraucht, um seine Anhänger beim
Leibe und Blute des Herrn schwören zu lassen, ihn nicht zu
verlassen und nicht zu Cornelius überzugehen (bei Euseb., h. e.
VI, 43, 18); eine ähnliche Verpflichtung mag er später bei jeder
Taufe aufzunehmen und in die 6fio2.oyla einzusetzen für nöthig
befunden haben, oder er mag eine Formel in die jtiorig xal
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IT. 43
ofioXoyla recipirt haben, durch die er seine Grundsätze für die
Kirche der Reinen unzweideutig zum Ausdruck brachte. Eine
solche Anordnung Novatian's muss der Mittheilung des alexan-
drinischen Dionysius, die ihm natürlich von Rom aus geworden
ist, zu Grunde liegen, und es ist wohl verständlich, dass sie für
den römischen katholischen Bischof der Anlass werden konnte,
die novatianische Taufe nun zu beanstanden: „fidem et symbo-
lum mutavit et spiritum sanctum fugavit", lautete jetzt das Ur-
theil, und damit war mindestens die Möglichkeit gegeben, die
Giltigkeit dieser Taufe in Zweifel zu ziehen und sich mit den
Afrikanern zu versöhnen. Aber mag dem sein wie ihm wolle —
dass im J. 257'8 aufs neue zwischen Rom und Alexandrien über
Novatian gesprochen wird und zwar in den stärksten Aus-
drücken, fügt sich trefflich zu unserer Schrift aus demselben
Jahre.
3) Der fünfte Brief des alexandrinischen Bischofs Dionysius
über die Ketzertaufe ist wiederum an Sixtus IL von Rom ge-
richtet. Eusebius hat ein grosses Stück aus ihm (VII, 9) mit-
getheilt. Das Wichtige ist hier, dass der Orientale Dionysius
den Sixtus, den römischen Bischof, wie eine Autorität in der
Ketzertauffrage anspricht und um seinen Rath bittet (§ 2):
xal yäg ovrwg, aöeXcpi, xal ovfißovXrjg ösofiai xal yvcQfirjv alrco
jtaQa öov, TOiovTOV rcvög fioi jtQoöBld-ovxoc, üiQayiiaxoq, 6z6io^q,
(iTj aga (jq)aX?.ofiac. Von einem Zwiespalt ist also keine Rede
mehr — unmöglich kann Sixtus die Haltung des Stephanus ein-
genommen haben, ja der Schluss des Briefs lässt, wenn ich mich
nicht täusche, annehmen, dass Dionysius hofft und erwartet, dass
ihm Sixtus rathen wird, den einst von Häretikern getauften und
um seine Taufe nun besorgten Convertiten wiederzutaufen!
Diese Zeugnisse zeigen also, dass Sixtus den Standpunkt des
Stephanus nicht streng festgehalten hat, dazu, dass zu seiner Zeit
noch einmal ein Kampf mit dem schon längst excommunicirten
Novatian ausgebrochen ist. Somit ist das einzige Argument
widerlegt, das man gegen die Annahme, Sixtus IL sei der Ver-
fasser unserer Schrift, erheben könnte. Wir dürfen daher mit
Bestimmtheit sagen: da unsere Predigt von einem römischen
Bischof aus den JJ. 254 — 258 stammt und da sie nicht von Lu-
cius oder Stephanus verfasst sein kann, so ist sie von Sixtus IL,
also im J. 257 8 verfasst worden.
44 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
8.
Doch — wir sind in diesen! Fall nicht nur auf innere Gründe
angewiesen: es giebt ein äusseres Zeugniss dafür, dass Sixtus IL
gegen Novatian zu Gunsten der Gefallenen geschrieben hat. Im
liber Praedestin. 38 lesen wir: „XXXVIII. haeresis est Catharo-
rum, qui se ipsos isto nomine quasi propter munditiam super-
bissime appellarunt. secundas nuptias non admittunt. paeniten-
tiam denegant, Novatum sectantes haereticum, unde etiam Nova-
tiani appellantur. contra hunc beatus Xystus martyr et
episcoj)us et venerabilis Cyprianus martyr Christi, tunc Cartha-
giniensis pontifex, scripsit^) contra Novatum librum de
lapsis, quod possint per paenitentiam recuperare gra-
tiam quam labendo perdiderant, quod Novatus adserebat
fieri onmino non posse". Wie gewöhnlich ist die erste Hälfte
dieses Stücks aus Augustin de haeres. 38 abgeschrieben'-^), die
zweite ist des Verfassers Eigenthum^).
Der liber Praedestinatus taucht für uns erst im 9. Jahrh.
auf (Hinkmar), aber er ist im 5. Jahrb., und zwar um die Mitte
desselben, geschrieben'*). Gegen die Augustiner gerichtet, ist er
doch nichts anderes als eine Bearbeitung der augustinischen
Schrift de baeresibus, aber diese Bearbeitung ist zu einem grossen
Theile räthselhaft, sofern den Häresieen bis zur 58. (d. b. so weit
als das Panarion des Epiphanius reicht) je ein Bestreiter ent-
gegengestellt wird, und sofern sich der Verfasser auf ketzer-
bestreitende Werke des Hyginus, Polykrates, Afrikanus und He-
siodus beruft (neben Epiphanius und Philaster), die wohl nie
existirt haben, während er seine Hauptquelle, den Augustin, ver-
schweigt. Wie weit er selbst schuldig an der Täuschung ist,
wie weit bereits von Anderen abhängig, braucht hier nicht unter-
1) Zu diesem „scripsit" s. „scripsit" Praedest. h. 88 p. 266, 2 (0 eh 1er).
2) „Cathari, qui se ipsos isto nomine, quasi propter munditiam, super-
bissime atque odiosissime nominant, secundas nuptias non admittunt, pae-
nitentiam denegant, Novatum sectantes haereticum, unde etiam Novatiani
appellantur."
3) Auf den Wechsel zwischen „beatus" und „venerabilis" ist schwer-
lich Gewicht zu legen.
4) Die letzten Häresieen sind Nestorianer und Prädestinatianer; Mono-
physiten fehlen.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 45
sucht zu werden. Es mag genügen, dass jene Berichte über die
specifischen Gegner jeder einzelnen Häresie erfunden und daher
ohne jeden Werth sind^). Allein ich habe bereits an einem anderen
Ort darauf hingewiesen 2), dass man von jenem trügerischen Be-
richt die wenigen Fälle unterscheiden muss, wo der Verf. sich
ausdrücklich auf schriftliche Widerlegungen beruft oder zu
dem erstgenannten Bestreiter einen zweiten hinzusetzt (oder
eine weitere Bemerkung). Hier hat er gute Quellen resp. gute
Erinnerungen benutzt. Es handelt sich um folgende Fälle:
1) Heracleon (h. 16) — „Alexander urbis episcopus . . .
librum contra Heracleonem ordinans ferventissimum
ingenio Sabinianum presbyterum destinavit, qui et
scriptis episcopi et adsertione sua ita eum confuta-
ret etc."
2) Marcioniten (h. 21) — Ihr Bekämpfer ist Origenes, „item
post aliquantos annos iam devicti atque detecti in
Africanis partibus pullulabant, quos TertuUianus
modis Omnibus ita obtinuit, ut ipsos faceret contra
sectam suam publice praedicare".
3) Apelliten (h. 22) — Origenes ihr Bekämpfer; dann eine
Bemerkung über die Verfälschung seiner Schriften
mit dem Zusatz: „quod ita esse s. Pamphilus mar-
tyr in suo Apologotico declaravit" ^).
4) Kathaphryger (h. 26) — Nach einer Schilderung der Mon-
tanisten nach Augustin, wird dessen Bericht über
sacramentale Greuel als unsicher abgelehnt („cetera quae
dicuntur quasi incerta praetereo, de infantis sanguine
eos accipere; quod ideo dicimus, ne videamur ignorare
omnia quae de eis dicuntur. hi enim qui contra
eos scripserunt, nihil hinc penitus memora-
runt"). Dann fährt er fort: „scripsit contra eos librum
s. Soter papa urbis et Apollonius Ephesiorum an-
tistes. contra quos scripsit TertuUianus presbyter
1) S. die Übersicht über dieselben in meiner Abschrift. Litt. Gesch. I
S. 791 f.
2) A. a. 0.
3) Pamphilus und seine Vertheidigungschrift für Origenes wird h. 43
noch einmal erwähnt in einem Zusammenhang, der kein ganz gutes Vor-
urtheil für die Wahrheit des Berichteten erweckt.
I
4ß Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
Carthaginiensis. qui cum omnia bene et prime et
incomparabiliter scripserit, in hoc solum se reprelien-
sibilem fecit, qiiod Montanum defendit, agens contra
Soterem supradictum urbis papam, asserens falsa
esse de sanguine infantis, trinitatem in unitate deitatis,
paenitentiam lapsis, mysteriis eisdem unum pascha
nobiscum. „hoc solum discrepamus", inquit, „quod
secundas nuptias non recipimus et prophetiam Mon-
tan! de futuro iudicio non recusamus". obiciunt
quidam Tertulliano, quod animam ex traduce, i. e.
animam dixerit ita gigni ex anima sicut ex corporibus
corpus; quod catholica fides vehementer execratur.
5) Katharer (h. 38) — hier die oben ausgeschriebene Angabe
über Sixtus und Cyprian.
6) Paul V. Samosata (h. 44) — ganz beiläufig werden hier
die Donatisten und Parmenianer erwähnt; von letzteren
heisst es: „Parmenianos a Parmeniano, qui per totam
Africam libros contra nos conficiens et novos psalmos
faciens circumibat, contra quem noster scripsit Op-
tatus"!).
7) Proclinianisten (h. 60) 2) — his Tertullianus vehementer
occurrit, ostendens dei filium impassibilem esse etc.
Es folgt eine längere Ausführung dogmatischer Art,
die augenscheinlich aus TertuUian genommen sein
will; dabei ist von einer „lectio sequens", also von
zwei „lectiones" Tertullians die Rede.
8) Jovinianisten (h. 82) — „contra hunc suscepit s. Ambro -
sius Mediolanensis episcopus quique edidit librum
ad destruenda omnia commenta adinventionum eins.
quo lecto in media Romana, i. e. ecclesia Lateranensi,
una voce et populus Romanus et sacerdotes in eisdem
Jovinianistis et ipso Joviniano anathema clamaverunt,
in ipso initio quadragesimae, s. Anastasio episcopo
antistite scripsit etiam contra hos Hierony-
mus presbyter certos libros etc."
1) Cf. h. 61: „Donatistas . . . contra hos Optatus legitur egisse".
2) Man beachte, dass das künsthche System von Widerlegern bereits
bei h. 58 geendet hat.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 47
9) Helvidianer (h. 84) — „isti quidem nuper i. e. sub Siri-
cio Romanorum antistite orti sunt . . . contra hos
scripsitHieronymus doctor egregius duoslibros etc."
10) Paternianer (h. 85) — „hos dum Damasus damnaret
episcopus detectos in scelere huiusmodi, de his in
relatione sua ad Valentinianum maiorem scripsit di-
cens: „Scire volumus pietatem vestram Venustianos
in scelere turpissimo detectos ab apostolica sede esse
damnatos". quorum etiam confessiones simul direxit.
contra hos postea lex specialis egressa est etc."
11) Tertullianisten (h. 86) — Erst: „TertuUianistas olim a
Sotere papa Romano damnatos legimus"; dann folgt
eine lange Geschichte über eine Matrone Octaviana
und einen tertullianistischen Presbyter, dem es unter
dem Tyrannen Maximus in Rom gelang, „collegium
sibi extra muros urbis facere" und die Gräber der
Märtyrer Processus und Martianus als gewesener Mon-
tanisten für seine Kirche in Anspruch zu nehmen;
allein Theodosius nahm ihm nach dem Siege über Maxi-
mus den Besitz wieder. Dann heisst es : „TertuUianus
autem fuit civis et presbyter Carthaginiensis. opuscula
eloquentissima et ferventia in defensione edidit veri-
tatis. .... Tertullianum autem catholica hinc repre-
hendit auctoritas, quod animam ex anima nasci dicit,
et defendit Montanum et Priscam et Maximillam
contra fidem catholicam et contra Apollonium
episcopum orientis et contra Soterem papam urbis
Romae, ut supra diximus, dum Cataphryges haere-
ticos detegeremus nihil tamen in fide mutavit.
.... nos catholicos psychicos titulat. ubicumque
autem legeris Tertulliani adversum psychicos, scias
eum contra catholicos agere".
12) Pelagianer (h. 88) ~ „LXXXVIII. haeresim in Pelagio
se invenisse sedes apostolica sub papa s. Innocen-
tio docuit .... restitit ei quidam Pauli nus diaconus,
defensor et procurator' ecclesiae Mediolanensis . . . .
tunc ad relationem paene omnium Afrorum episco-
porum papa Innocentius damnationem et Pelagio
et Caelestio conscripsit .... contra hos suscepit sine
4g Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
scriptura quidam Cons tantin s tractator. post hunc
autem scripsit contra hos et Augustinus Hippo-
niensis episcopus et Hieronymus presbyter Bethle-
mites".
Das sind die Stücke, die weder aus den Werken der frü-
heren Häresiologen abgeschrieben sind, noch zu dem künstlichen
System von Bestreitern gehören. Soweit wir sie zu controliren
vermögen, sind sie sämmtlich probehaltig — bis auf das
erste Stück ^) — , und das erweckt ein günstiges Vorartheil für
die wenigen Stücke, die wir nicht direct controliren können. Zu
controliren ist Mehreres von dem, was über Tertullian gesagt ist.
ferner das über Pamphilus, Apollonius, Cyprian-), Optatus, Ambro-
sius, Anastasius, Hieronymus, Siricius, Damasus ^), Innocentius, Pau-
linus. Augustin Gfesagte. Nicht direct zu controliren ist Einiges
von dem, was über Tertullian mitgetheilt ist, sodann das über
Soter und Sixtus Bemerkte. Allein es ist längst bemerkt und von
Zahn jüngst in trefflicher Weise erörtert worden -*), dass die
Nachrichten über Soter und über Tertullian auf guter Kunde
1) Allein auch dieses Stück ist vielleicht keine Fabelei, sonder Hera-
cleon ist mit Heraclius verwechselt, dem römischen Schismatiker aus dem
Anfang des 4. Jahrb., s. Sbaralea, de sacris prav. hom. ordinat. Florenz
1750 p. 325, Lipsius, Chronol. d. röm. Bischöfe S. 254, meine Litt. Gesch. I
S. 661. Freilich muss dann an Stelle des römischen Bischofs Alexander ein
anderer Bischof gesetzt werden, nämlich Eusebius oder Marcellus. Ich ver-
zichte hier auf eine nähere Untersuchung.
2) Der liber Cypriani „contra Novatianum de lapsis quod possint per
paenitentiam recuperare gratiam" ist nicht, wie man zunächst vermuthen
wird, der Tractat de lapsis; denn dieser richtet sich 1) nicht gegen Nova-
tian und ist 2) keine Trostschrift, sondern (s. o. S. 19) eine strenge Ermah-
nung an die lapsi. Gemeint ist vielmehr der liber ad Antonianum (so das
Mommsen'sche Verzeichniss) = ep. 55, der in den Codd. BCLR die Auf-
schrift trägt: „ad Antonianum de Cornelio et Novatiano (s. die gleiche Unter-
schrift in BCLRP) und der in der That das ältere Seitenstück zu der
Schrift des Sixtus in Absicht und Haltung ist (sowohl gegenüber Novatiau
als gegenüber den lapfsi). Dieser liber ad Antonianum steht im Momm-
sen'schen Verzeichniss an 13. Stelle der Werke Cyprian's, gleich nach den
Testimonien und vor dem liber de calice dominico (^= ep. 63). In dieser
Stellung fand ihn schon Lucifer (s. Altchristi. Litt. Gesch. I S. 694).
3) Hier ist ein sonst m. W. unbekanntes Fragment eines Damasus-
Briefs mitgetheilt.
4) Forschungen V S. 51 ff.
Harnack, Über Qine Schrift des Papstes Sixtus IL 49
beruhen 1): der Verf. des Prädestinatus hat noch die verlorene
Schrift Tertullian's de ecstasi gelesen: aus ihr hat er seine Nach-
richten über Soter und Apollonius geschöpft; ja er hat höchst
wahrscheinlich uns einen Satz aus der Schrift wörtlich erhalten-).
Aber ausserdem hat er (h. 60) noch eine andere, uns verlorene
Schrift eingesehen; er weiss dazu über den Erfolg des Werks
Tertullian's gegen die Marcioniten etwas zu berichten und zeigt
sich auch sonst über Tertullian speciell orientirt. Somit erweisen
sich alle jene Nachrichten, die fast sämmtlich römische und afri-
kanische sind, als zuverlässig. Also ist auch die Mittheilung,
Sixtus II. habe einen liber contra Novatianum de lapsis verfasst,
für zuverlässig zu erachten"^). Die Überlieferung bei Praedesti-
natus aus der Mitte des 5. Jahrhunderts schliesst mithin unseren
Beweis, dass der unter den Werken des Cyprian stehende an-
onyme Tractat „ad Novatianum" vom Papst Sixtus IL stammt, ab
und erhebt diese Hypothese auf die Höhe einer sicheren ge-
schichtlichen Erkenntniss. Um die Mitte des 5. Jahrh. kannte
man den Verfasser noch; aber eben die Zusammenstellung mit
dem liber ad Antonianum de Novatiano Cyprian s zeigt uns, wie
unsere Schrift unter die Werke Cyprian's gekommen ist und
dann in den folgenden Jahrhunderten ihren Verfasser verloren
hat, den der Schreiber des Cod. K saec. X nicht mehr gekannt
hat. Er las die Schrift auch nicht neben ep. 55, indessen doch
neben zwei durch ihren Inhalt ihr ebenfalls sehr verwandten
Schriften, nämlich neben ep. 11 und dem Tractat de opere et
eleemosynis.
I. Excurs : Sprachliches, litterarische Yerwaiidtschaft.
Da die starke Abhängigkeit unserer Schrift von Cyprian's
Tractat de unitate bereits oben nachgewiesen wurde, so hat es
kein grosses Interesse mehr zu zeigen, dass unser Verfasser auch
1) Das Hysteron-Proteron h. 86 init. fällt nicht ins Gewicht, s. Zahn,
a. a. 0. S. 52.
2) S. oben h. 26.
3) Fügt Praedestinatus hinzu: „quod possint per paenitentiam recu-
perare gratiam quam labendo perdiderant", so ist das kein Buchtitel, am
wenigsten ein diplomatisch treuer, zumal da er auch für Cyprian's
Schrift gilt.
Texte u. Untersuchungen XIII, 1. 4
50 Hamack;, Über eine Sclarift des Papstes Sixtus II.
sonst von Cyprian's Sprache und Stil abhängig ist. Indessen
mögen im Folgenden doch noch einige Beobachtungen hierüber
stehen. Von vornherein sei bemerkt, dass keine andere Schrift
Cyprian's so auf den Verfasser eingewirkt hat, wie de unitate;
ja man kann nicht sicher nachweisen, welche Cyprian- Schriften
er sonst noch — abgesehen von de opere, s. unten — gelesen hat.
Die Abhängigkeit von Tertullian's Tractat de praescriptione haer.
wurde ebenfalls bereits bewiesen; doch tritt sie längst nicht so
stark hervor wie die von der Schrift de unitate. Mit dem Nach-
w^eise von Übereinstimmungen mit Cyprian's Sprache verbinde
ich im Folgenden noch einige andere Observationen:
C. 1 p. 52, 9 aestuare = dubitare | Cyprian, z. B. ep. 55, 2 u. Pseudo-
cypr. de pascha comp. 1. de laude mart. 1: Minuc. Felix.
p. 52, 11 diaboli inruptione | Cypr. ep. 2S, 2: evangelium inrumpere.
p. 52, 13 paterna pietas | Cypr. öfters (cf ep. 57, 1. 5: 68, 4), aber
auch adv. aleat. 1. de laude mart. 18.
p. 52, 17; 62, 3 denegare ] Cypr. z. B. ep. 55, 22.
p. 53, 1 fratres dilectissimi ] so redet Cyprian häitfig seine Ge-
meinde an; Novatian aber nennt sie höchst bezeichnend
„fratres sanctissimi''. Auch der Bischof redet seine Mit-
bischöfe so an, s. Sentent. episcopor. num. 71.
p. 53, 1 abrupta dementia | Cypr. ep. 16, 1: abrupta praesumptio.
Novat. de trinit. 25: abrupta dementia.
p. 53, 3 u. 62, 4 sacrilega temeritate | ähnliches öfter bei Cyprian,
z. B. ep. 52, 2: sacrilega fraude. adv. aleat. 7: sacrilega medi-
tatio. Novat. de cib. iud. 1 : sacrilegae calumniae.
p. 53, 9 latratibus excitare = Cypr. ep. 45. 2 latratibus perstre-
pere.
p. 53, 12 desertores ecclesiae (54, 7 desertor fidei) | Cypr. ep. 52, 5:
ecclesiae desertor: ep. 60, 3.
p. 53. 13 apostata öfters | Cyprian öfters z. B. ep. 55, 12.
p. 53, 14 denotare = reprehendere | Cypr. de hab. virg. 19.
p. 53, 16 domus = ecclesia oft | auch bei Cyprian häufig.
p. 53, 15 dominica potestas, p. 53, 21 dominica vox, p. 58, 10 do-
minica statuta etc. | bei Cyprian häufig.
C. 2 p. 53, 20: audi in Apocalypsi dominicam vocem iustis te ob-
iurgationibus increpantem, dicis, inquit, dives sum etc. 1 Cypr.
de op. et eleem. 14: audi in Apocalypsi domini tui vocem
Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 51
. . . iustis obiurgationibiis increpantem, dicis, inquit, dives
sum etc. (s. auch de hab. virg. 10. 1 1). Also hat Sixtus den Tractat
de opere benutzt. Auch das folgende „ut esse aurum mundum
possis" klingt in unserer Schrift wieder. Zu pro certo credere
p. 53, 25 s. ep. 41, 2; ep. 49, 3 (Brief des Cornelius!); 52, 3.
p. 54,7 transgressores ecclesiae | Cypr. de pat. 11: transgressor
legis. Tertull. adv. resurr. 39.
p. 54, 13 furoris dementia | Cypr. öfters (s. ep. 60, 3; de laps. 26;
ad Donat. 9), aber auch adv. aleat. 6.
p. 54, 13 ad dementiam proruperunt | Cypr. de zelo 4: in zelum
prorupit; ep. 74, 7.
p. 54, 14 sq. illic — hie | adv. aleat. 6.
p. 54, 16 cathedrae renuntiatur, s. Ron seh Itala u. Vulg. S. 379 |
Cypr. ep. 73, 2: cathedrae renuntiare debemus?
p. 54, 21 scripturae caelestes | bei Cyprian nur einmal, bei Nova-
tian häufiger (s. Demmler, Üb. d. Verf. der Tractate de bono
pudic. etc. 1894 S. 35 f ). Sixtus liebt das Beiwort caelestis,
s. p. 55, 19: caelestis dignatio; 55, 25: caelestis ratio; 62, 4:
caelestibus plagis; 61, 27: caelestis sententia; 63, 11: caelestis
adlocutio, ebenso Novatian. Adv. aleat. 2: caelestis sapientia,
medicamen caeleste.
p. 54, 25 lex = Altes Testament resp. = h. Schrift | Cypr.; adv.
aleat. 6.
p. 55, 9 und sonst figuram (imaginem) portabat | Tertull. Cypr.
p. 55, 14; 61, 7; 62, 6 in continenti = continuo | bei Cyprian ep.
80, 1 ; de rebapt. 4.
C. 3 p. 55. 19 caelestis dignatio | adv. aleat. 1. 2. 5; dignatio bei
Cypr. häufig.
p. 55, 19: consjDirans, s. Cypr. 35, 1 u. unsere Schrift p. 64, 24.
p. 55, 20 necessarie et pertinenter, p. 62, 11 pertinenter et neces-
sarie | bei Cypr. fehlt es m. W.
p. 55, 23 administratio divina = olxovofila.
p. 55, 25 praeostendere | fehlt m. W. bei Cypr.
p. 56, 4 trinitas operata est ... operatur | adv.aleat.5: operatur deiectio.
C. 4 p. 56, 6 der Gebrauch von „persona" ist hier bemerkenswerth :
„sumamus secundam personam columbae" == „lasset uns die
zweite Erscheinungsform d. h. die zweite Bedeutung der
Taube betrachten" (für den trinitarischen Gebrauch von „per-
sona" wichtig).
4*
52 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
p. 56, 9. 21. 22 excrescere | Cypr. ep. 74, 8. ati Demetr. 10.
p. 56, 16; 57, 17 infestare | Cypr. z. B. ep. 60, 3.
C. 5 p. 56, 26 audaciter dissimulare | Cypr. ep. 63, 1 audaciter ad-
sumere. Zu sirapliciter ignorantes s. ep. 63, 1.
C. 7 p. 58, 4 gloriosi von Märtyrern | bei Cypr. fast term. teclin.
C. 8 p. 59, 1 iam non Christiani | Tertull. de praescr. 30: Apelles
iam non Marcionites.
p. 59, 5 zum Citat Job. 6, 68 s. Cypr. ep. 59, 7; 66, 8.
C. 9 p. 59, 11 clamante scriptura et dicente cf. p. 63, 21 | Cypr.
z. B. de laps. 15.
C. 11 p. 61, 23 delicta donare | Cypr.
p. 61, 24 remissa peccatorum | so fast stets bei Cypr. Dagegen
kann icb micb nicht erinnern, ..remissor" und „receptor" (s.
unsere Schrift p. 61, 8) bei Cyprian gelesen zu baben.
C. 12 p. 62, 7 suspendebatur ira | Cypr. de oper. 6 mors suspen-
ditur.
C. 13 p. 63, 7 discordiae furore vesanus | Cypr. ep. 60, 4: furore
discordiae.
p. 63, 19 adversationibus = gegensätzlicbe Behauptungen \ Ter-
tull., Scorp. 5: adversatio idololatriae et martyrii, mortis et
vitae.
p. 63, 20 iterum fecit ethnicos | Cypr. ep. 68, 1; 55, 6. 17: 57, 3 etc.
p. 63, 25 ingerens | Cypr. öfters z. B. ad Demetr. 1.
p. 63, 25 sq. illis quos pretio magno sui sanguinis redemerat | Cypr.
ep. 68, 4; de oper. 1.
C. 14 p. 64, 10 nudati a diabolo | Cypr. ep. 44, 2 baeresim fecisse
nudati sunt,
p. 64, 18 praevaricatio = fraus \ Cypr. ep. 49, 3: scbismatici et
haeretici dolus et praevaricatio; ep. 43, 3: praevaricatio veri-
tatis. Novat. ep. 30 praevaricatores evangelii.
p. 64, 19 Saul livore evertitur | Cypr. de zelo 5 Saul furias de
livore concepit.
p. 64, 21 (63, 8) in domo dei unanimis ... in domo una id est
Christi ecclesia | Cypr. oft, s. ep. 60, 4 in domo dei inter un-
animes; de orat. 23 p. 284, 22.
C. 15 p. 65, 20 peccatricem delicatam | Cypr. oft, s. de mortal. 15:
delicata matrona = schwach. Novatian de pudic. 12: mu-
lieres delicatae.
C. 16 p. 66, 24 secreta quaeque et abdita pectoris nostri | Cypr.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 53
ep. 57, 3 arcana cordis adqae abdita; de zelo 7 cordis secreta;
de oper. 17 secreta et abdita mentis; ep. 31, 7 secreta cordis.
C. 16 p. 66, 27 habentes in contemplatione (p. 58, 1 invictum ha-
bere) I dieser Gebrauch von habere ist in jener Zeit bereits
häufig, s. Cypr.
p. 67, 9 propitiandus deus 1 Cypr. de oper. 5.
C. 18 p. 68, 22 gaudeant virtutes caelorum (gaudeant angeli omnes),
dieser an Matth. 24, 19 erinnernde Ausdruck ist hier unge-
wöhnlich; man darf sich wohl daran erinnern, dass die rö-
mische Bibel in dieser Zeit, wie uns Novatian belehrt, in
Coloss. 1, 16f. las: „throni sive dominationes sive virtutes
sive potestates". Die Afrikaner lasen (wie die Vulg.) „prin-
cipatus", s. Demmler, a. a. 0. S. 47. Doch schreibt auch Cy-
prian de oper. 21: „ubi ad spectaculum conveniunt caelorum
virtutes, conveniunt angeli omnes etc." Diese Stelle hat Sixtus
wohl nachgebildet. Zu vgl. ist auch de laud. mart. 26.
p. 68, 24 clementi moderatione | Cypr. ep. 55, 6 salubri modera-
tione.
p. 68, 34 indulgentiae aditus | Cypr. ep. 5, 2 introeundi aditus.
„Indulgentia" bei Novatian ep. 30, 5. 6 und bei Cyprian öfters.
p. 68, 34 sactisfactionibus | bei Tertull. u. Cypr. häufig. Alle wich-
tigen termini der geordneten Bussdisciplin kommen am
Schluss der Predigt vor: „plena et digna confessio" „exomo-
logesis'" „propitiare" „deprecari" „plenae satisfactiones" „in-
dulgentia".
Verbindet man mit dieser Übersicht die oben über das Ver-
hältniss unserer Schrift zum Tractat de unitate gegebene Tabelle
und bedenkt man dazu, dass die grössere Hälfte der Schrift (etwa
'^5) aus Bibelstelleu besteht, so bleibt für unseren Schriftsteller
an Originalität gegenüber Cyprian nicht viel übrig. In der That,
er lässt sich weder mit Cyprian ^) noch mit Novatian 2) vergleichen.
Sein Stil und seine Sprache sind durch keine Vorzüge ausge-
zeichnet: sie reichen weder an die gezügelte Kraft Novatian's noch
1) Ausser der Benutzung von de unit. und de opere lässt sich die
Verwerthung keiner anderen cyprianischen Schrift und keines Briefs sicher
nachweisen; doch ist es wahrscheinlich, dass Sixtus mehrere Briefe gelesen
hat (besonders die von ep. 54 an).
2) Von Novatian's eigenthümhcher schriftstellerischer Art ist Sixtus
noch mehr entfernt als von der Cyprian's.
54 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
an den eleganten Fluss der Cyprianischen Diction heran. Nur
das darf man dem Bischof nachrühmen, dass er sich klar und
leicht verständlich auszudrücken versteht. Er hat das von Cyprian
gelernt, an dem er seine Theologie und seine Sprache gebildet
hat und dessen Tractat de unitate ecclesiae er auswendig gelernt
zu haben scheint. Die beiden ironischen Wendungen, die Nova-
tianer seien in der That „Gold", nämlich „das goldene Kalb",
und sie dünkten sich mit Recht die Reichen, sie besässen näm-
lich die „Reichthümer der Armuth'- (Apoc. 3, 17), sind die be-
merkenswerthesten Eigenthümlichkeiten des Verfassers; die alle-
gorische Deutung der Taube Noah's (c. 2 — 6) ist jedenfalls das
eigentliche Hauptstück der Schrift und wohl das geistige Eigen-
thum des Verfassers: die Widerleojunsj der novatianischen Deu-
tung von Matth. 10, 33 ist viel w^eniger originell. Schliesslich
ist noch zu bemerken, dass der Eingang unserer Schrift: „Cogi-
tanti mihi et intolerabiliter animo aestuanti" eine Nachbildung
ist von Minucius, Octav. 1, 1: „Cogitanti mihi et cum animo meo
, . . recensenti". Noch zweimal ist der Eingang des Octavius co-
pirt worden. Lactantius beginnt das 4. Buch seiner Institutiones
„Cogitanti mihi et cum animo meo saepe reputanti", und Victorin
schreibt de fabrica mundi 1: „Cogitanti mihi (et) una cum animo
meo conferenti". Eigenthümlich, dass man in dem kurzen Tractat
des Sixtus die Leetüre von Cyprian, Tertullian and Minucius
nachzuweisen vermag, d. h. ungefähr der ganzen christlichen
Litteratur, welche die arme abendländische Kirche damals neben
der h. Schrift besass! Immerhin erweist sich Sixtus so als ein
homo litteratus (vgl. den stilistisch vorzüglichen ersten Satz der
Schrift).
II. Excurs: Bibelcitate.
Die Anzahl der Bibelcitate, der ausdrücklichen und der An-
klänge, ist in unserer Schrift sehr gross; ich stelle sie zunächst
hier zusammen, da in Hart eis Ausojabe einifife fehlen: nur bei
letzteren füge ich die Zeilenzahlen hinzu, sonst gebe ich die
Hartel'schen Seiten (die Kreuze bezeichnen die wörtlich citirten
Stellen).
Genes. 6. 8 (54, 26 f.). Exod. 11. 2; 12,35 Num. 5, 2 (55)1-
Genes. 6, 5— 7 (56)t. (53, 141'.). Deut. 1, 17: 16, 19
Exod. 9, 28 (62)t. Exod. 32 (53, 14). (67)1-
I
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 55
Deut. 32, 35 (58, 12). Sachar. 9, 16 (64)t. Joh. 10, 8 (54)t.
I Sam.2, 3. 8 (62)t. Henoch (Jud. 14. 15) Joh. 10, 12 (58, 2).
I Sam. 18 (64, 19). (67)1- Joh. 21, 15 f. (59, S\
Ps. 9, 7. 11 (63)t. Matth. 3, 12 (54, 2). Rom. 2, 11 (67)t.
Ps. 33, 22 (66)t. Matth. 7, 2 (63)1- Rom. 2, 16 (58, 18).
Ps. 50, 6 (66)t. Matth. 7, 3 (52, 19). Rom. 12, 19 (58, 12 if.
Ps. 88, 31— 34 (59)t. Matth. 7, 13 (55, 7). Rom. 14, 4 (62)t.
Ps. 90, 13 (57). Matth. 7, 15 (64). I Cor. 3, 3 (64)t.
Ps. 118, 176 (65)t. Matth.7,22. 23 (58)t. I Cor. 3, 12 (53, 11.
Sirach2,10— 12(69)t. Matth. 7,26. 27 (56)1- 18; 58)1-
Jesaj. 30, 1 (54)t. Matth. 10, 28 (67)t. I Cor. 10, 12 (62)t.
Jesaj. 42, 19 (54)t. Matth. 10,33(58.61)1- I Cor. 11, 22. 17 (64)1-
Jesaj. 43, 25.26(68)1. Matth. 11, 21 (63, 16). II Cor. 5, 10 (58, 19).
Jesaj.57,16— 19(60)t. Matth. 13, 14 (54). Gal. 6, 2 (63, 10).
Jerem. 10, 24 (60)t. Matth. 23,12 Lac. 18, Ephes. 5, 6. 7 (68)1-
Ezech. 18, 4 (67)t. 14 (62. 68, 35). Philipp. 3, 2 (53)t.
Ezech. 18, 21 (64)1- Matth. 24, 19 (68, 22). II Tim. 2, 20 (53, 17).
Ezech. 18, 30 (59)t. Matth.26, 14(64,20£) I Pet. 1, 19 (63, 25).
Ezech.18,30— 31; 33, c. parall. I Pet. 3, 20 (55, 4).
11 (68)t. Matth.26, 75 (p.59,8). I Pet. 5, 5 (62)t.
Ezech. 33, 10.11(60)1. Matth. 28, 19 (56)t. I Joh. 2, 11 (63)t.
Ezech. 33, 12 (63)1- Marc. 16, 15 (56, 1). I Joh. 2, 18 (54, 1).
Ezech. 34, 3.4. 10.11. Luc. 7, 36—47 (61)t. Jud. 14. 15 (67).
16 (65)t. Luc. 10, 19 (57)t. Apoc. 2, Iff. (63, 23).
Ezech. 36, 18—23 Luc. 10, 31 f. (52, 14). Apoc. 2, 5 (63 )t.
(59)t. Luc. 11, 10 (66)t. Apoc. 3, 17 (53 if.
Ezech. 44,10. 13(54)1- Luc. 13, 1—5 (66)t. Apoc.6,12— 17 (67)t.
Daniel 7, 9. 10 (67)t. Luc. 15, 4f. (65, 17 f.). Apoc. 12, 15 (64)t.
Joel 2, 12. 13 (59)t- Luc. 15, 6—10 (65)1- Apoc. 17, 15 (56)t.
Jona 3 (62, 1). Joh. 6, 68 (59)t. Apoc.20,1 1—13(68)1.
Micha 8, 8. 10 (62)t- Joh. 8, 44 (58, 11). Apoc. 22, 15 (53)t.
Zephan. 3, 1. 2 (57)t. Joh. 10, 1 (54)t-
Aus dem N. T. sind 15 Schriften citirt (auch der unechte
Marcusschluss ist p. 56, 1 vorausgesetzt); durch sie sind auch
sieben weitere [Act. Coloss. L IL Thess. I. Tim. Tit. Philemon ^)]
1) Immerhin verdient es Erwähnung, dass sich in keiner Schrift
Novatian's und in keiner der älteren pseudocypr. Schriften mit Ausnahme
von de rebapt. ein Citat aus Act. findet.
55 Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
indirect bezeugt, so dass sich ein Kanon von 22 Schriften sicher
für die römische Kirche im J. 257/8 feststellen lässt. Da Jacob.
II Petr. und Hebr.^) schwerlich Bestandtheile dieser Sammlung
waren, so bleibt nur wegen (IL u.) III. Job. ein Zweifel. Der
Hirte des Hermas ist nicht citirt, obgleich es p. 64, 25 sq. sehr
nahe lag, ihn anzuführen. Auch das stimmt mit dem, was wir
für den Kanon der römischen Kirche in der Mitte des 3. Jahrh.
vermuthen dürfen. Immerhin ist die urkundliche Bezeugung des
ümfangs des N. T.'s in Rom für das angegebene Jahr von Wichtig-
keit. Die starke Benutzung der Apokalypse verdient eine beson-
dere Hervorhebung 2).
Was die Geltung der h. Schriften anlangt — c. 12 sagt der
Verf. von einem Herrenwort „adoramus" — , so ist die Stelle c. 13
p. 62 f. am wichtigsten; hier werden nach der Reihe stets mit
der gleichen Formel „non legisti?" citirt I Sam., I Cor., I Pet.,
Matth., Psal., Matth., I Joh. Man erkennt, dass alle Theile der
beiden Testamente sich völlig gleichstehen und die eine h. Schrift
bilden^). Der Papst schreibt auch: „Christus hortatur dicens",
und dann folgen Stellen aus Jesajas und Ezechiel p. 68; doch
sind die gewöhnlichen Citationsformeln für das A. T.: ..Spiritus
s. (dominus) per prophetam (Ezechielem, David etc.) dicit" ,,scri-
ptura (clamat et) dicit" „dominus praecepit in Deuteronomio",
daneben „propheta (Ezechiel, Jesajas etc.) dicit" „legimus apud
Sachariam positum" etc. Die Evangelien werden citirt mit „in
evangelio significatum est" „in evangelio declarat (dominus) di-
cens"'*) „dominus dicit (ait)"^) „legimus in evangelio"; doch eiu-
1) Die Verweisung Hartel's auf Hebr. 10, 30 p. 58, 12 ist zu streichen
und dafür Deuter. 32, 35 resp. Rom. 12, 19 zu setzen.
2) Sie wird als „Apocalypsis" ohne jeden weitern Zusatz p. 52 und
p. 56 citirt, wie bei Cyprian und schon in der Schrift de pascha comp. 14. —
Auch die Bezeichnung „Deuteronomium'' findet sich p. CT.
3) Wie der Verf. Bibelstellen mit einander verbinden kann, dafür
bietet p. 60, 18 — 27 ein schönes Beispiel.
4) Merkwürdig ist die Stelle p. 54: „quos Johannes (im Brief) anti-
christos appellat, quos evangelista paleis similat (Joh. der Täufer bei Matth.),
quos dominus Christus fures designat (Joh. Ev.). Ist baptista zu lesen?
5) BemerkensAverth ist, dass sich dreimal p. 54, 20. 55, 27 und p. 58, 26
die Formel „dominus Christus" findet; sie ist nicht gewöhnlich. C. 15 wird
Luc. 15, 4 f. so angeführt, als habe sich der Herr dort selbst als den guten
Hirten bezeichnet.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 57
mal heissfc es „ait scriptura" (p. 66, 22). Die Apokalypse wird
p. 53 mit „scriptum est" und „dominica vox in Apocalypsi", p. 56
mit „Apocalypsis docet", p. 63 mit „clamante scriptura et docente"
(also wie sonst das A. T.), p. 67 mit „Johannes declarat dicens",
p. 68 mit „Johannes in eadem Apocalypsi dicit" citirt. Bemerkens-
werth ist, dass sich Sixtus p. 63, 24 so ausdrückte, als sei Chri-
stus- selbst auch der Schreiber der Apokalypse („ad Septem
ecclesias scribens singulis sua quaeque facinora . . . ingerens „pae-
nitemini" dicebat. quibus ? nisi illis seil, quos ^) pretio magno
sui sanguinis redemerat"). Die Briefe endlich werden citirt mit
„apostolus dicit" resp. „Johannes appellat", niemals — das ist
doch nicht gleichgiltig — mit „scriptura dicit" oder „scriptum
est"; denn mit den beiden Stellen c. 7 p. 58, 12 und c. 16 p. 67, 10
hat es eine besondere Bewandtniss. Bei der ersten „dicente
scriptura: mihi vindictam et ego retribuam, dicit dominus" hat
der Verf. an Deuteron. 32, 35 gedacht und ist nur in der Form
des Citats von Rom. 12, 19 beeinflusst; bei der zweiten: „sicut
scriptum est: ecce venit cum multis etc.", hat er die Henoch-
apokalypse citirt. Gewiss ist er durch Judas 14. 15 auf diese
Stelle geführt worden, aber er hat sie im Original und zwar in
einer lateinischen Übersetzung nachgeschlagen: dem Henochbuch,
nicht dem Judasbrief gilt das „scriptum est". Das hat uns Zahn
jüngst gezeigt 2). Die Benutzung der Henoch- Apokalypse als
„scriptura" ist die kanonsgeschichtlich wichtigste Thatsache in
unserer Schrift. Sie zeigt uns, dass die jüdisch-apokalyptische
Litteratur in der 2. Hälfte des 3. Jahrh. unter den abendländischen
h. Schriften nicht nur durch die Esra-Apokalypse vertreten ge-
wesen ist. In unserer Schrift wird Daniel unmittelbar nach
Henoch citirt. Man wird daraus allerdings nicht schliessen
dürfen, dass Henoch und Daniel im Bibelexemplar des Verfassers
zusammengestanden haben, sondern nur dass er die Henoch-
apokalypse als wahre und darum heilige Prophetie — an sich
und auf Grund des Zeugnisses des Judasbriefs — geschätzt und
1) Die Handschriften bieten so und so hat Hartel gedruckt; in der
That ist „quas" unnöthig.
2) Gesch. d. NTHchen Kanons II S. 797 fl". Forschungen V S. 158,
s. auch James, Apocr. Anecdota (Cambridge 1893) p. 146 sq.
5S Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
ihre innere Verwandtschaft mit der Danielapokalypse richtig er-
kannt hat ^).
"Was endlich die Text g estalt der Bibelcitate des Verfassers
anlangt, so erhebt sich vor allem die Frage, wie sich dieselbe
zu der der Citate Cyprian's verhält Benutzte Sixtus denselben
Bibeltext wie Cyprian? Würde man diese Frage zu bejaheii
haben, so wäre damit zwar nicht ein sicheres Gegenargument
gegen den Ursprung unserer Schrift aus Rom gewonnen, wohl
aber ein Verdachtsmoment; denn es ist wahrscheinlich, dass be-
reits um die Mitte des 3. Jahrh. die Texte in Afrika und Rom
verschieden w^aren. Andererseits darf man nicht vergessen, dass
Sixtus den Cyprian benutzt und die Schriften de unitate und
de opere ausgeschrieben, Avohl auch gewisse Briefe, z. B. den 55.,
60; 61 etc. gekannt hat. Wie sollte er da an den Bibelcitaten
Cyprian's vorübergegangen sein und nicht manche von ihnen in
der Textgestalt aufgenommen haben, die er dort vorfand? Sahen
wir doch, dass selbst sein „Petro sed et ceteris discipulis" (p. 56, 1)
durch Cyprian beeinflusst gewesen ist. Mit dem 55. Brief (ad
Antonianum de Novatiano) hat er die Citate Gal. 6, 2 (ep. 55 c. 18),
I Cor. 10, 12 (55, 18), Rom. 14, 4 (55, 18), Apoc. 2, 5 (55, 22). Luc.
15, 7 (55, 22), Joel 2, 12. 13 (55, 22), Ps. 88, 33. 34 (55, 22), II Tim.
2, 20 (55, 25) gemeinsam.
Es lässt sich aber sofort an einem grossen Citat zeigen, dass
Cyprian's und Sixtus' Text mindestens nicht in allen Büchern
zusammenstimmte, nämlich an dem Citat Ezech. 34, 3 ff.: Cyprian
bringt es ep. 57, 4 u. 68, 4, ein Stück davon auch Testim. I, 14:
und zwar bringt er es an diesen Stellen identisch. Ich
bezeichne ep. 57, 4 = A, 68, 4 = B, Testim. I, 14 = C.
Cyprian Sixtus (p. 65, 2 ff.)
A allein: „ecce lac consumitis 0 pastores, quare lac ebibitis
et lanis vos tegitis , et quod et coagulatum comeditis et forte
crassum est interficitis, et oves ad nihilum perduxistis et inJör-
meas non pascitis". A und B: mum non visitastis et claudi-
1) Man darf vielleicht annehmen, dass Sixtus' Citat des Henochbuchs
durch Tert. de cultu fem. I, 3 heeinflusst ist; denn indem er die Stelle
citirt, die auch im Judashrief citirt ist, sie aber nach dem Original selbst
anführt, hält er sich auf der Spur Tertullian's, der geschrieben hat: „Eo
accedit, quod Enoch apud Judam apostolum testimonium possidet".
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 59
,,quod infirmatum est non con- cantem non curastis et errantem
fortastis, et quod male habiüt uon revocastis, et permisistis
non conroborastis, et quod con- populum meum errare inter spi-
tribulatum est non consolati nas et tribulos? propterea haec
estis, et quod errabat [B erra- dicit dominus: ecce ego veniam
Yit] non revocastis, et quod perit adversus pastores et exquiram
non inquisistis". A allein: „et oves meas de manibus eorum,
quod forte fuit confecistis la- et repellam eas ut non pascant
bore". A und B: „et dispersae oves meas, et non erunt eis
sunt oves meae, eo quod non amplius oves meae in devora-
sint pastores, et facta [factae, tionem, et exquiram eas sicut
facti] sunt in comestura [ä] om- pastor gregem suum in die qua
nibus bestiis agri, et non fuit fuerit caligo et nebula: sie ex-
qui inquireret neque qui revo- quiram oves meas et exquiram
caret". A4-B-fC: „propterea eas de omni loco quocumque
haec dicit dominus: ecce ego dispersae sunt: et quod perierat
super pastores et inquiram oves requiram et quod erraverat re-
meas de manibus eorum et aver- vocabo et quod claudicaverat
tam eas, ut non pascant oves curabo et quod infirmum est
meas: et iam non pascent eas, custodibo et pascam oves meas
et extrabam oves meas [B eas] cum iudicio.
de ore eorum et pascam eas
cum iudicio".
Dass hier ein ganz anderer Text vorliegt als bei Cyprian,
ist offenbar i).
Es empfiehlt sich ferner das Citat Matth. 7, 23 zu betrachten :
Sixtus (c. 8): „discedite a me omnes qui operati estis iniquitatem,
non novi vos".
Adv. aleat. (c. 10): „recedite a me omnes qui operamini iniusti-
tiam, nescio vos".
Cjpr., testim. III, 26: „non (nunquam WLMv) vos novi (novi vos
B, cognovi WL), recedite a me, operarii iniquitatis (qui
operamini iniquitatem WLMBv)".
1) Wieder einen anderen Text bietet Tertullian de pudic. 7 : „Pastores,
ecce lac devoratis et lanis vestimini; quod forte est occidistis, quod in-
firmum est non curastis, quod comminutum est non ligastis, quod expulsum
est non convertistis, quod periit non requisistis".
50 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
Cypr., de unit. 15: „nunquam vos cognovi (novi M), recedite a
me qui (omnes qui V) operamini iniquitatem (iniustitiam
RMV)".
Ich habe hier den Cyprian so gegeben, wie ihn Hartel re-
censirt hat; allein, Sanday's Schätzung des Cod. L folgend, ver-
muthe ich, dass an beiden Stellen geschrieben werden muss:
„numquam vos cognovi, recedite a me qui operamini ini-
quitatem".
Der Sixtustext unterscheidet sich von dieser Fassung 1) durch
die Umstellung, 2) durch das omnes, 3) durch „non" statt „nun-
quam", 4) durch „discedite" für „recedite", 5) durch das Per-
fectum „operati estis", 6) durch „cognovi" statt „novi".
In den drei ersten Merkmalen stimmt er mit dem ebenfalls
aus Rom stammenden Text der Schrift adv. aleat. überein (es
ist zugleich das einzige Citat, das er mit ihr gemeinsam hat).
Der Text in der Schrift de rebapt. 7 stimmt dagegen wesentlich
mit Cyprian's Text zusammen; er lautet:
„numquam cognovi vos, discedite a me qui operamini ini-
quitatem" ^).
I Sam. 2, 3. Sixtus: „nolite gloriari et nolite loqui excelsa, et ne
exeat magniloquentia ex ore vestro": Cypr. Testim. III, 4:
„nolite gloriari neque loquamini elata, et non procedat magni-
loquentia ex ore vestro".
Der Unterschied ist bemerkenswerth.
Ps. 88, 31—34 kommt bei Cyprian Testim. III, 57 {= A); II, 1
(= B); ep. 11, 2 (= C): ep. 55, 22 (= D) und de laps. 6 (=E)
vor. In AB ist der Text sehr schwankend überliefert (aber
Cod. L = Sixtus); inCDE stimmt er ganz wesentlich mit dem
des Sixtus überein; nur bietet dieser statt „iudicia" vielmehr
„mandata" nnd statt „observaverint" vielmehr .,custodierint".
1) Matth. 7, 22 weicht Sixtus vom Cyprian-Text in de unit. 15 kaum
ab (doch Sixtus: ,,in tuo nomine vivtutes multas": Cypr.: ,,in nomine tuo
virtutes magnas"). Mit dem Text aber, wie in Hartel für Testim. III, 20
construirt hat, difterirt er an keinem Punkte; indessen ist es wahrscheinlich,
dass auch hier mit LM „nomine tuo" und mit WLMv „magnas" zu lesen
ist. In de rebapt. 7 lautet der Text: „in nomine tuo daemonia eiecimus
et in nomine tuo virtutes magnas fecimus". Man darf hiernach vielleicht
urtheilen, dass das „multas" römisch, das „magnas" afrikanisch ist.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
61
Jesaias 30, 1 bietet Sixtus: „fecistis consilium non per me et cogi-
tationem non per spiritum meum''; Cypr. ep. 59, 5: „habuistis
consilium non per me et fecistis conventionem non per spi-
ritum meum ^).
Ezech. 33, 10. 11. 12:
Sixtus :
„fili hominis, die populo Is-
rael: quare locuti estis dicentes:
erroribus nostris contabescimus,
et quomodo salvi esse poteri-
mus? die eis: vivo ego, dicit do-
minus, quia non desidero mor-
tem peccatoris, sicut desidero ut
avertatur peccator a via sua pes-
sima et vivat. redite ergo a via
vestra pessima. quid morti vos
traditis domus Israel? . . . iustitia
iusti non liberabit eum in die
qua erraverit et iniquitas impii
non nocebit eum ex qua die con-
versus fuerit."
Cyprian :
(Testim. III, 114): „malo pec-
catoris paenitentiam quam mor-
tem".
(de laps. 36): „nolo mortem
morientis (Cypr. ist durch c. 18,
32 hier bestimmt), dicit dominus,
quantum ut revertatur et vivat".
(ad Fortun. 8): „iustitia iusti
non liberabit eum in quacumque
die exerraverit" (ebenso de bono
pat. 13).
Joel. 2, 12 13:
Sixtus :
et convertimini ad me
in toto corde vestro in
ieiunio et ploratione et
planctu: et scindite
corda vestra et non ves-
timenta: convertimini
ad dominum deum ve-
striim. quoniam miseri-
cors est et miserator et
multae miserationis.
Cyprian:
(de lapsis 29): „Revertimini ad me
ex toto corde vestro simulque et (in)
ieiunio et fletu et planctu, et discin
dite (scindite v) corda vestra et non
vestimenta (vestra)" (genau so auch
ep. 55, 22).
(de lapsis 36): „Revertimini ad domi-
num deum vestrum, quoniam misericors
et pius est et patiens et multae mise-
rationis" (genau so auch de bono pat. 4).
1) Leider findet sich das Citat Jesaj. 57, 16—19 (Sixtus c. 10} bei Cy-
prian nicht. Bei Sixtus ist p. 60, 27 etwas ausgefallen.
g2 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
Man sieht, Cyprian bleibt constant, dagegen weicht der Text
des Sixtus ab.
Matth. 7, 26.27 bietet Cyprian (Test. 111,96) folgende Abweichungen
von Sixtus: ..(omnis Cyp.) qui audit verba mea et non facit
ea similabo illum (eum Cypr.) viro stulto qui aedificafivit do-
mum suam super harenam: venerunt tempestates (dafür Cypr.:
„descendit pluvia, venerunt flumina, flaverunt venti", cf. de
Unit. 2 ähnlich) et inpegerunt in domum illam, et cecidit
et facta est ruina eins (domus illius Cypr., aber die Codd.
WLMBv eins) magna". Das ist derselbe Text.
Matth. 10, 28 schreibt Sixtus: „qui habet potestatem animam et
corpus mittendi in gehennam ignis"; Cyprian aber schreibt
an vier Stellen (Testim. 111, 16; ad Fortun. 5; ep. 6, 2; ep. 58,7)
identisch: qui potest (et) animam et corpus occidere in ge-
henna(m)".
Matth. 10, 33 ist bei Sixtus und Cyprian fast identisch; doch
schiebt dieser „et ego" ein; Novatian dagegen schreibt ep. 30, 7:
„negabo et ego eum coram patre meo et coram angelis eius".
Matth. 28, 19 lässt sich nicht vergleichen, Aveil Sixtus hier will-
kührlich den Marcustext eingemischt hat.
Luc. 15, 7 schreibt Sixtus: „dico, inquit, vobis, quia tale gaudium
erit in caelo super peccatorem paenitentiam agentem"; Cypr.
ep. 55, 22: „dico, inquit, vobis, sie erit gaudium in caelo super
peccatore paenitentiam agente".
Joh. 6, 68 „numquid et vos vultis ire" schreiben Sixtus und Cypr.
(ep. 59, 7; 66, 8).
Rom. 12, 19 fügt Sixtus „et" ein (gegen Cypr. Testim. 111, 106;
ad Demetr. 17): „mihi vindictam et ego retribuam, dicit do-
minus".
Rom. 14, 4 bietet Cypr. (ep. 55, 18) folgende Abweichungen von
Sixtus: „tu quis es qui iudicas servum alienum (..al. serv."
Cypr.)? domino suo stat aut cadit. stabit autem: potens est
(„enim" Cypr.) deus stabilire illum (.,eum" Cypr.). Testim.
111, 21 bietet sonst wie ep. 55, 18, aber am Schluss: „(^iterum)
statuere eum".
1 Cor. 3, 3 bietet Cypr. (Testim. 111, 3) folgende Abweichungen
von Sixtus: „ubi enim (in vobis hier bei Cypr.) aemulationes
et disseusiones („aemulatio et contentio et dissensiones" Cypr.
der Cod. M bietet „et contentio" nicht) in vobis, norme car-
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 63
nales estis et secundum hominem ambulatis?" In de zelo 13
lautet der Anfang: „ubi enim in vobis zelus [hier absicht-
lich gesetzt] et contentio et dissensiones"; das Übrige ist
identisch.
I Cor. 10, 12 Sixtns: „tu qui stas vide ne cadas"; Cypr. (ep. 55, 18):
„et qui se putat stare, videat ne cadat'' (genau so auch
Testim. III, 21).
Ephes. 5, 6. 7 ist bei Sixtus und Cyprian (ep. 43, 6; 65, 5; de
anit. 23) identisch, ausser einem bei diesem eingeschobenen
„ergo". Da sich dieses „ergo" aber in allen drei Stellen findet,
so ist es bedeutsam, dass es bei Sixtus fehlt.
Apoc. 2, 5 schreibt Sixtus: „memento unde excideris et age paeni-
tentiam". Cyprian schreibt ep. 19, 1, de laps. 16, ep. 34, 1,
ep. 55, 22 constant „cecideris".
Apoc. 3, 17: obgleich Sixtus (s. o.) die Einleitung zu diesem Citat
aus Cypr. de oper. 14 abgeschrieben hat, stimmt er nicht
völlig im Texte überein. Er schreibt: „miser et miserabilis
et caecus et pauper et nudus", Cypr.: „miser et pauper et
caecus et nudus".
Dies sind, soviel ich sehe, alle Bibelstellen, die den beiden
Bischöfen gemeinsam sind. Die Vergleichung ergiebt das Re-
sultat, dass der Bibeltext des Sixtus keineswegs mit dem Cyprian's
zusammenfällt; an einigen Stellen weicht er sogar erheblich von
ihm ab.
Zwischen den Parallel-Citaten in den verschiedenen echten
Werken Cyprian's besteht eine grössere Verwandtschaft — in
der Regel sogar Identität — als zwischen den Citaten in unserer
Schrift und in irgend einem der Cyprian-Tractate. Tiefer in die
Frage nach dem Bibeltext des Sixtus mich einzulassen, habe ich
hier keine Veranlassung ^). Was die Citate betrifft, die keine Parallele
bei Cyprian haben, so ist, abgesehen von dem Henoch-Judas-
Citat, dessen Text Zahn (a. a. 0.) genau besprochen hat, das Citat
in c. 11 = Luc. 7, 36 — 47 desshalb wichtig, weil hier dreimal statt
Simon (des Pharisäers) vielmehr „Petrus" (resp. „Petre") steht.
Diese sonderbare LA bietet der Cod. K (die edit. Daventr. hat
sie nicht). Sie findet sich nach Tisch endo rf in v. 40 auch in
1) Nur das stelle ich fest, dass der Lucastext des Sixtus ein Zwillings-
bruder des Textes im Palat. Vindob. (e) ist.
ß4 Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL
dem Cod. f * = Brixensis (Itala) und bei Ulfilas („dixit ad Petrum"),
ferner im Palat. Viudob. (Itala); in den vv. 43. 44. 47 ist sie aber
bisher nirgends nachgewiesen (Cod. K hat sie in v. 40. 43 und
schiebt sie in v. 47 ein: 44a fehlt überhaupt im Citat). Sie stammt
entweder aus dem Interesse, möglichst viele Worte an Petrus in
dem Evangelium zu finden, und weist dann ihrem Ursprung nach
auf Rom, oder sie ist als eine Gedankenlosigkeit zu beurtheilen.
III. Excurs : Dem Sixtus beigelegte Scliriften.
Es lässt sich nicht nachweisen, dass Sixtus ausser unserem
Tractat ad Novatianum etwas geschrieben hat, es sei denn Briefe
nach Alexandrien und Afrika. Allein nicht erst von Pseudo-
isidor, sondern schon früher sind ihm verschiedene Schriften bei-
gelegt worden. 1) hat man ihm im 4. Jahrh. die Sixtus-Sprüche
beigelegt; Rufin, der sie lateinisch edirt hat, fand diese (falsche)
Überlieferung schon vor: „Sextum in Latinum verti", sagt er in
der Einleitung, „quem Sextum ipsum esse tradunt, qui apud vos
id est in urbe Roma Xystus vocatur, episcopi et martyris gloria
decoratus". Der Gleichklang des Namens verführte zu dieser
Übertragung^). 2) sind im Cod. Vatic. 3S34 saec. IX X ein pela-
gianischer Tractat und drei pelagianische Briefe aus der ersten
Hälfte des 5. Jahrh. fälschlich dem „S. Sixtus episcopus et martyr"
zugeschrieben (s. Caspari, Briefe, Abhandl. u. Predigten 1890
S. 227 ff. 329 ff.). Die Zeit jener Schriften steht fest; denn Jovi-
nian ist in ihnen citirt und auch andere Momente schliessen jeden
Zweifel darüber, dass die Schriften erst nach Ablauf des 4. Jahrh.
geschrieben sind, aus. Wie und wann sie aber zu der Aufschrift:
„Sixtus episc. et mart." gekommen sind, darüber hat auch Cas-
pari nur Vermuthungen aufstellen können. Vielleicht war ur-
sprünglich Papst Sixtus III. gemeint. 3) Im Cod. Mus. Brit. Syr.
Add. 12151 fol. la u. 12152 fol. 5 b befindet sich ein Fragment
eines Briefs des Dionysius von Alexandrien an Sixtus mit der
Aufschrift: „Ex ep. ad Sixtum, Papam Romae, cuius epistolae
initium est: ,Suscepi epistolam vestram"* (das Stück beginnt:
„Deum absconditum Jesum"). Hier ist also ein vorangehender
Brief des Sixtus an Dionysius vorausgesetzt. Allein da das Frag-
1) Auch Pelagius hielt unseren Bischof für den Verf.; Hierouymus
bekämpfte die Annahme; Augustin zog sie zurück.
Hariuick, Über eine Schrift des Papstes Sixtus 11. ß5
ment augenscheinlich gefälscht ist (denn die areopagitischen
Schriften werden in ihm beglaubigt), so ist jener Brief des Sixtus
wohl nur eine Fiction ^). 4) Von den Syrern sind dem Sixtus
noch eine Reihe von Tractaten beigelegt. Ebedjesu (bei Asse-
mani, Biblioth. Orient. III, 1 p. 48) schreibt ihm einen Tractat
„de amantibus deum" zu, von dem m. W. sonst nichts bekannt
ist. In verschiedenen syrischen Handschr. des Brit. Mus. ist der
Name des Sixtus mit Schriften in Verbindung gebracht: Cod.
Mus. Brit. Add. Syr. 14612 bietet fol. 82 a eine „Instruction" des
Mar Xustos. Cod. 12155 fol. 88 a enthält einen Theil von einem
Briefe. Endlich ist im Cod. 14581 fol. 3^ von einer späteren Hand
der Name des Sixtus einem Tractate „On the perfection of the
Path of the Fear of God" vorgesetzt. Eine Anaphora des Sixtus
ist in dem maronitischen Missale (Rom. 1594) veröffentlicht (auch
lateinisch bei Renaudot, Liturg. Orient, coli. I p. 134, vgl. II
142. 398), vgl. hiezu Assemani 1. c. III, 1 p. 48. Die Anaphora
findet sich in fünf Handschriften des Brit. Mus. syrisch ^j. Unter-
sucht ist diese Oberlieferung bisher noch nicht. 5) Nach Sige-
bert Gemblac. (Catal. Script, inl. 47) soll Sixtus einen „liber de
vita hominis perfecta" verfasst haben. Man darf vielleicht aus
allen diesen Beilegungen schliessen, dass Sixtus durch einen
Tractat — eben durch unsere Schrift — in der alten Kirche als
Schriftsteller bekannt gewesen ist. Aber näher liegt es, an
seine Briefe nach Alexandrien, resp. an die Sixtus-Sprüche zu
denken.
Schliiss.
Das Ergebniss, dass der bisher nicht identificirte Tractat
„ad Novatianum" dem römischen Bischof Sixtus gehört und aus
dem J. 257 8 stammt, ist für die genauere Erkenntniss der römi-
schen Kirchengeschichte im sechsten Jahrzehnt des 3. Jahrhun-
derts — einem der wichtigsten in der ganzen vorkonstantinischen
Geschichte — von hoher Bedeutung ^). Erstlich wissen wir nun,
1) Näheres s. i. meiner Litt. Gesch. I S. 425 ft'.
2) S. meine Litt. Gesch. I S. 769.
3) über die Zustände in Rom am Anfang dieses Jahrzehnts habe ich
gehandelt in den ,. Theologisch. Abhandl." für Weizsäcker 1892 S. 3 — 30:
„Die Briefe des römischen Klerus aus der Zeit der Sedisvacanz i. J. 250".
Texte u. Untersuchungen XIII, i. 5
ßß Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
dass die Gefallenen -Frage in Rom anders verlaufen ist als in
Afrika: während hier unmittelbar vor der Verfolgung des Gallus
allen Gefallenen Generalabsolution ertheilt worden ist, hat man
in Rom die Sacrificati, sofern sie nicht in der Verfolgung des
Gallus Bekenner wurden und sich damit selbst restituirten, sieben
Jahre lang (bis z. J. 257) Büsser sein lassen: erst Sixtus, nicht
Lucius oder Stephanus, hat sie wieder aufgenommen. 2) Die
Geschichte des Novatianismus in Rom endigte bisher für uns
eigentlich mit ihrem Anfang; denn nach dem Ausbruch des
Schismas wussten wir von ihm so gut wie nichts: nun erfahren
wir. dass Novatian mit seiner Kirche der katholischen Kirche
in Rom mehrere Jahre lang höchst gefährlich gewesen ist, dass
es Stephanus darum vermieden hat, durch neue Absolutionen die
Kraft der Gegenpartei zu stärken, und dass im Zusammenhang
mit dem Generalpardon des Sixtus Novatian einen neuen Vor-
stoss gegen die grosse Kirche in Rom unternommen hat, resp.
ein solcher Vorstoss zu befürchten war; die abgerissene fana-
tische Ausführung des Dionysius Alex, in seinem Brief an den
^resbyter Dionysius über Novatian z. Z. des Sixtus erhält nun eine
Folie; 3) in Bezug auf den Ketzertaufstreit erhalten wir nun die
überraschende Einsicht — die wir den Briefen des Dionysius
Alex, nach Rom und der Vita Cypriani per Pontium zu ent-
nehmen doch Bedenken tragen mussten (c. 14 „Xistus bonus et
pacificus sacerdos ac propterea ^) beatissimus martyr") — , dass
Sixtus wirklich eingelenkt und die Formel Cyprian's „baptisma
soli ecclesiae caelesti ratione celebrare permissum" anerkannt hat.
Wie er sich dabei mit seinem Vorgänger auseinandergesetzt und
w^elche praktische Consequenzen er gezogen hat, das wissen wir
nicht; indessen scheint aus dem Brief des Dionysius Alex, an
den Dionysius Presb. Rom. hervorzugehen, dass Sixtus die nova-
tianische Taufe nicht anerkannt hat, w^eil er eine Corruption des
Taufbekenntnisses bei den Novatianern annahm -). 4) Die Ge-
ll Man kann sich dem Eindruck nicht entziehen, dass das „propterea"
seine Spitze gegen Stephanus kehrt: dieser ist nicht jMärtyrer geworden,
denn er war kein „bonus et pacificus sacerdos".
2( In späterer Zeit ist die Taufe der Novatianer wieder anerkannt
worden, s. Concil. Nie. can. S, Laod. c. 7. — Der S. Kanon von Arles zeigt ,
dass die Taufe stets wiederholt werden musste, wenn die interrogatio sym-
boli bei einem Häretiker ein zweifelhaftes Resultat gab.
\
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 67
stalten der römischen Bischöfe Stephanus und Sixtus treten jetzt
deutlich hervor: Stephanus' Verhalten gegenüber Marcian von
Arles, seine Anerkennung der novatianischen Taufe, seine rigo-
ristische Zurückhaltung gegenüber den lapsi, sein Verhalten in
der Frage der spanischen Bischöfe, endlich die Mahnung, die er
von Cyprian entgegennehmen muss, sich auf der Spur seiner
Vorgänger Cornelius und Lucius zu halten und nicht dem Ge-
richt Ezech. 34, 4 ff. über die unbarmherzigen Hirten zu verfallen
(ep. 68) — alle diese Momente stimmen zusammen und berech-
tigen zu dem Urtheil, dass Stephanus wirklich die Politik seiner
Vorgänger verlassen und durch Entgegenkommen gegen die
Grundsätze der Novatianer diese zu gewinnen versucht
hat, selbst auf Kosten eines Bruchs mit Cyprian und anderen
Bischöfen ^). Das Gegengewicht gegen dieses conciliante Ver-
halten in Bezug auf die Novatianer bildete die kräftige Behaup-
tung seines Primats, der Successio Petri. Sein Nachfolger Sixtus
zeigt ganz andere Züge. Zunächst erwähnt er in seinem
Tractat seinen Vorgänger überhaupt nicht; schon dieser
Umstand beweist, dass er dessen Politik den Gefallenen gegen-
über geändert hat. Damit wird eine bisher undurchsichtige An-
gabe des Dionysius Alex., die römischen Presbyter Dionysius und
Philemon seien „früher" Gesinnungsgenossen des Stephanus ge-
wesen, plötzlich klar: sie machten eben den Umschwung einfach
mit, den der Amtsantritt des neuen Bischofs bezeichnete. So-
dann erscheint Sixtus in jeder Hinsicht als Schüler des grossen
afrikanischen Bischofs Cyprian. Nicht nur hat er dessen Schriften
„de unitate ecclesiae" „de opere et eleem." und einige Briefe ge-
lesen und jenen Tractat in sklavischer Weise copirt, sondern er
schliesst sich auch in Allem an Cyprian an (und lenkt damit
zugleich wieder zur Politik des Cornelius zurück). Er nimmt
dessen Theorie von der „domus una id est Christi ecclesia" an;
er giebt zu, dass die Taufe der Kirche allein gegeben sei; er ver-
kündigt den Gefallenen jene Generalabsolution, die in Afrika
schon vor fünf Jahren ausgesprochen worden war; er wendet sich
gegen Novatian und seine Anhänger mit demselben Fanatismus
wie Cyprian im 69. Brief ad Magnum; er hat aller Wahrschein-
1) Stephanus wird also ähnUch gesinnt gewesen sein, wie Maximus,
Urbanus, Sidonius, Macarius in Rom, die lediglich um des Friedens willen
den Cornelius anerkannt und den Novatian verlassen hatten; s. ep. 53.
5*
g<^ Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
lichkeit nach eben in jenem Brief (c. 7) das Mittel gefunden, um
die novatianische Taufe für ungiltig zu erklären ') , ohne gegen
die römischen Traditionen zu sehr zu Verstössen, und er hat die
Kirchengemeinschaft mitCyprian sofort wieder hergestellt "^ i. Wahr-
lich mit Recht konnte Pontius, der Biograph des Cyprian. den
Sixtus „bonus et pacificus" nennen! War dieser römische Bischof
doch nichts anderes als der ergebenste Schüler Cyprian's, ob-
gleich er seinen Namen nirgends genannt hati ^)
Über diese hier kurz zusammengefassten geschichtlichen Er-
kenntnisse hinaus leistet uns unsere Schrift nach ihrer Identifici-
rung noch folgende Dienste: sie lehrt uns, dass nicht nur Cyprian
schon i. J. 257 8 geistig den römischen Stuhl durch seine Schriften
beherrscht hat, sondern dass auch TertuUian's Schrift de prae-
scriptione haereticorum damals in Rom gelesen worden ist; sie
zeigt uns, dass Sixtus — darin seinem Vorgänger nicht unähn-
lich — den Missionsbefehl Matth. 28, 19 so citirt hat, als gelte
er in erster Linie dem Petrus, erst so zu sagen in zweiter auch
den anderen Aposteln; sie fordert uns auf, indem sie uns einen
bestimmten römischen Bischof des 3. Jahrh. nennt, der den
Cyprian copirt hat, auch andere pseudocyprianische Schriften (die
von Cyprian abhängig sind und von einem römischen Bischof
herrühren) zu untersuchen, ob nicht auch sie von Sixtus stam-
men"*), und sie giebt uns endlich einen Fingerzeig in Bezug auf
die Erforschung der Uberlieferungsgeschichte cyprianischer Schrif-
ten, sofern ihre Geschichte uns lehrt, dass sie noch in der Mitte
des 5. Jahrh. (s. den liber Praedest.) nicht für cyprianisch ge-
golten hat, sondern ihr wahrer Verfasser, Papst Sixtus. noch be-
kannt gewesen ist. •
1) Man vgl. mit diesem Capitel den Ausdruck des Dionysius von Alex,
in dem Brief an den Presbyter Dionysius über die geftüschte TtioTiq aal
ofzo?.oyici bei Novatian.
2) So ist auch Sixtus' Name in die Diptychen der afrikanischen Kirche
gekommen und Cyprian's Name in den Kanon der römischen Messliturgie.
3) Wie die Dinge dann weitergegangen sind (nach dem frühen Tode
des Sixtusj, darüber ist uns leider nichts bekannt.
4) Diejenigen, welche die Schrift adv. aleat. für römisch und zugleich
für nachcyprianisch halten, werden untersuchen müssen, ob sie nicht auch
von Sixtus herrührt.
Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IT. ()9
Epiiiietriim.
C. 2 p. 53, 26 f.: „apud temerarios schismatum duces converti"; dieser
Ausdruck ist wohl nicht = „ad . . . duces converti", sondern = „conversari
apud", s. Cyprian, de dominica orat. 11p. 274, 13, wo mit Cod. S wahr-
scheinlich „convertamur" zu lesen und dieses im Sinn von „conversemur"
(so die übrigen Codices) zu fassen ist.
C. 2 p. 54, 1 : Die Novatianer als' Antichristen auch schon bei Cyprian^
s. ep. 69, 1 p. 749, 14; 750, 3 sq.; c. 10 p. 759, 3; ep. 70, 3 p. 770, 7.
C. 2 p. 54, 12: Zu „vel nunc" s. den im Vulgärdialect geschriebenen
Brief des Celerinus an Lucian (Cypr. ep. 21), wo „vel" stets = „et" ist und
wo sich „vel nunc" zweimal (p. 529, 14 f., p. 530, 9) findet.
C. 2 p. 54, 15: Die Stelle „hie dum propriis sedibus et cathedrae
sibi traditae a deo renuntiatur" ist vielleicht doch anders zu verstehen,
als ich sie oben S. 25 not. auszulegen versucht habe. Unter den „propriae
sedes" sind allerdings gewiss Presbytersitze zu verstehen; aber der folgende
Ausdruck mag sich auf solche Bischöfe beziehen, die zu Novatian über-
getreten sind und denen deshalb Nachfolger gegeben werden mussten;
s. den Brief des Cornelius an Cyprian (Cypr. ep. 50): „omnibus innotescat
.... Euaristum cum auctore schismatis (seil. Novatiano) fuisse et succes-
sorem plebi cui antea praefuerat Zetum in locum eius episcopum esse con-
stitutum". Auffallend ist nur, dass cathedra im Singular steht. Hat Sixtus
den Plural absichtlich vermieden oder hatte er einen bestimmten Bischof,
der zu Novatian übergetreten war und ihm jetzt in Rom zu schaffen machte,
im Auge?
C. 7 p. 58, 6 : „in crimina lapsus sui constitutos" (cf. c. 1 p. 53, 2 f.).
Dieses „constitutus" = xad^eoxcöq kommt bei mehreren Schriftstellern des
Zeitalters vor, s. Cyprian (häulig), Cornelius (ep. 49, 2), Celerinus (ep. 29, 1),
und den Anonymus, de rebapt. 1 p. 70, 10. 26.
C. 14 p. 64, 23: „rapaces lupi" (cf. c. 1 p. 53, 9). Auch Pacian von
Barcelona ep. III, 19 sagt: „Novatiani ipsi sunt rapaces lupi". Sollte er
unseren Tractat gelesen haben? Derselbe Pacian bemerkt ep. III, 22, dass
sich Sempronian. der Novatianer, auf Cyprian's Tractat „de lapsis" berufe
(„nam quod Cyprianum beatum mihi pro contrario teste proponis, quia in
epistola, quae De lapsis est, Moysen [lege Noej et Danielem et Job orasse
pro peccatoribus dicat nee impetrasse etc." — Die Stelle steht de laps. 19).
Damit bestätigt es sich, dass der im Praedestinatus h. 38 genannte Tractat
Cyprian's „de lapsis ad Novat(ian)um" nicht die Schrift „de lapsis" ist,
sondern, wie S. 48 not. 2 gezeigt worden ist, der 55. Brief. Eben diesen
Brief hält auch Pacian dem Novatianer Sempronian entgegen (ep. III c. 24) :
„Lege igitur diligentius Cyprianum meum, lege totam De lapsis episto-
lam, lege aliam quam Ad Antonianum (ep. 55) dedit, ubi exemplis omnibus
Novatianus urgetur: iam scias quid de paenitentium curatione pronuntiet".
Zu S. 63: Der alt-lateinische Evv.-Codex Palatinus-Vindob. (e), „textus
optimae notae" saec. V. vel IV., wird häufig zur Versio Africana gerechnet
7() Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.
(s. z. B. Westcott u. Hort, N. T. Vol. 11 p. 81 § 113; Wordsworth, N. T.
Latine P. I Fase. 1 p. XXXIIl); doch hat Gregory (Prolegg. p. 955) ein
vorsichtiges „ut>idetiir'' hinzugefügt, und Westcott und Hort sagen, der
Codex habe ,,an admixture of other readings" (s. auch die Untersuchungen
von Sanday). Eben die Erkenntniss der Verwandtschaft der Evv.-Citate
in der Schrift „ad Novatianum", die man für afrikanisch hielt, mit dem
Cod. Palat. mag jenes Urtheil herbeigeführt haben. Es wird auf Grund
der Einsicht, dass der Tractat römischen Ursprungs ist, aufs neue zu
prüfen sein. Einige Abweichungen zwischen beiden Zeugen finden sich
allerdings; aber die Übereinstimmung ist viel grösser: in der Mitte des
S.Jahrhunderts hat der römische Bischof aus einer Evangelien-
handschrift citirt, die de,m Palat.-Vindob. aufs nächste ver-
wandt gewesen ist. Der Palatinus selbst aber ist nur c. 150 Jahre
jünger als die Zeit jenes Bischofs.
Zu S. 67: 0. Ritschi hat unter seinen Promotionsthesen (1885) die
Behauptung (nr. 3) aufgestellt: „Der Bischof Cornelius v. Rom hat sich im
Widersprach zu den echten Vertretern der römischen Tradition Kallistus
und 'Stephanus befunden". Diese, allerdings zu scharf formulirte Behaup-
tung wird durch unsere Nachweisungen bestätigt. Cornelius und Sixtus
gehören als grimmige Gegner Novatian's, als milde Richter der Gefalleneu,
als Freunde Cyprian's zusammen und stehen dem Bischof Stephanus
gegenüber.
Die Petriisapokalypse in der alten
abendländischen Kirche.
Dass die Petrusapokalypse im Abendland bez. in Rom in
ältester Zeit bekannt gewesen und für eine heilige Schrift ge-
halten worden ist, ist bestritten worden. Die beiden directen
und das indirecte Zeugniss für ihre Geltung im Abendland hat
man zu entkräften versucht — das eine directe Zeugniss m. E.
nicht ohne Grund, nämlich das des claromontanischen Katalogs,
obgleich noch jüngst Juli eher (Einleitung in das N. T. S. 334)
für den abendländischen Ursprung dieses Verzeichnisses mit
grosser Bestimmtheit eingetreten ist. Dagegen sind die Angriffe,
die Zahn gegen die einfachste Auslegung der bekannten Worte
im Muratorischen Fragment („Apocalapse etiam Johannis et Petri
tantum recipimus quam quidam ex nostris legi in ecclesia no-
lunt") gerichtet hat, nicht zu billigen, und auch die Abhängig-
keit eines umfangreichen Abschnitts in Hippolyts Schrift ,,/7()oc
niarcDva rj xal jisqI tov jtavxog^'' (Lagarde p. 68 sq.) ist wahr-
scheinlich ^). Ist nun durch das Muratorische Fragment die An-
erkennung der Petrusapokalypse in Rom gesichert, so zeigt doch
eben jenes Verzeichniss, dass sie bereits Widerspruch bei katho-
lischen Christen zu erfahren hatte, und die Art, wie Hippolyt
von dieser Apokalypse stillschweigend Gebrauch macht — ohne
sie je unter den h. Schriften zu citiren — , weist darauf hin, dass
jene „quidam ex nostris", welche das Ansehen des Buchs beanstan-
deten, bald die Oberhand in der römischen Kirche bekommen
haben '^).
1) Diese Abhängigkeit ist zuerst von Bunsen divinirt worden, und
die Hypothese ist durch die Entdeckung des akhmimer Fragments der
Petrusapokalypse wahrscheinlich geworden,
2) Eine stillschweigende Abhängigkeit Hippolyts von der Apokalypse
des Petrus findet sich auch im Sclilusscapitel der Philosophumena (X, 34):
72 Harnack, Die Petrusapokalypse i. d. alten abendländ. Kirche.
Es giebt aber noch ein indirectes Zeugniss aus der abend-
ländischen, ja höchst wahrscheinlich aus der römischen Kirche»
In der Schrift „de laude martyrii", die schon Lucifer und der
Verfasser des Mommsen'schen Verzeichnisses unter Cyprian's
Schriften lasen und die aus der Mitte des 3. Jahrh. und zwar,
wie ich wahrscheinlich machen zu können hoffe, von Novatian
stammt, liest man c. 19: .,Datur sanctis omnibus praemium dum
infliguntur iniustis tormenta factorum. igitur quae suis promiserit
dominus nemo qui nesciat, dubium sed nee quantis minetur. et
quoniam ita se adtulit sermo ut de utrisque habeatur ratio, paucis^
ut de utrisque dixi, breviter exponam". Nun folgt eine Schilde-
rung der Hölle und des Himmels (c. 20. 21);, die sich frei an die
Petrusapokalypse anschliesst, ohne sie zu nennen. Sie war also
damals kein autoritatives Buch mehr:
„Saeviens locus gehenna cui nomen est magno plagentium
murmurat gemitu, et eructantibus flammis per horrendam
spissae caliginis noctem nova semper incendia camini
fumantes expirant, globus ignium artatus obstruitur et in
varios poenae exitus relaxatur. tunc saeviendi plurima
genera cum in se ipse convoluit quicquid ardoris emissi edax
flamma cruciarit. his quibus recusata vox domini et imperia
fuere contempta disparibus coercet exitiis: proque merito
salutis exactae vires suas suggerit, dum par sceleri
discrimeninponit. et alios quidem moles intolerabilis curvat,
alios per abruptum clivosi tramitis collem vis saeva
praecipitat et catenarum stridentium uexum grave pondus
inclinat. sunt et quos agens strictim rota et indefessa vertigo et
(pios tenaci inter se densitate constrictos adhaerens corpori corpus
includat, ut et absumat incendium et gravet ferrum et se cruciet
turba multorum. Quibus autem inquisitus semper deus fuit aut
notus, numquam excidit Christi locus, ubi iacet gratia, ubi
virentibus campis terra luxurians alumno se induit
gramine et redolenti pascitur flore etc." (es folgt eine
breite Schilderung, die nicht mehr hierher gehört).
ix(psv^€oS^8 iTCeQXOixkvriv nvQoq XQiaswg dnsüSjv y.(u xaQxÜQOV 'C.otffQOv
nfx^a d(f('hiaTOv, vno ?.öyov (pwvfiQ fxrj xüxaXaiKfS^hv, xal ßgaof^ov dev-
vüov /jf.ivr]g ysbvvrjg <f?.oy6c, xal raQzaQOVxiov dyytlojv xo?motiöv ojifjua
uel utvov fcV aneiXy. xal Gxw).rixu awfxaxog dnovolav i7iioxQe(f6/j.eyor. iTil
t6 bxßgdnav oiöjua log iniaxQecpiov (der Text ist verdorben).
Harnack, Die Petrusapokalypse i. d. alten abendländ. Kirche. 73
Die Abhängigkeit von der Petrusapokalypse ist sowohl im
Allgemeinen als im Besonderen deutlich. In letzterer Hinsicht
kommi vor Allem der v. 32 des neuentdeckten Fragments in Be-
tracht: aXloi avÖQsg xal yvi'arxsg ajto xgrjf^vov fieyaXov xara-
öTQScpOfisvoL fiQyovTO xaxo) xal jtaXiv rjXavvovTO vjto tcqv kjiL-
xsifisvcov avaßT/vat avco em xov xQTjfivov xal xaTS6TQt(povTO
exeld^ev xarco xal rjovyiav ovx elyov ajto xavTrjg zijg xoXaoscog.
Somit darf man vielleicht annehmen, dass auch jene Strafen, die
Pseudocyprian erwähnt, die sich aber in dem Fragment nicht
finden, in der vollständigen Schrift gestanden haben.
Die Schrift „de laude martyrii" bringt nicht das einzige
Zeugniss für die Bekanntschaft des Abendlandes mit FA., auch
in Märtyreracten finden sich solche. In den gallischen Acten
des Felix (von Valence), Fortunatus und Achillaeus c. 3 (B oll and.,
23. April) liest man eine Vision des Felix, die er selbst erzählt:
„Vidi locum siderei splendoris coruscatione micantem, inefFabilium
florum diversitate vernantem, fragrantibus quoque aromatibus
redolentem". Das ist eine verkürzte Übersetzung von PA v. 15:
xal 6 xvQiog söei^e fiot f/tyiorov ymQOV . . . vjtegXafiJZQOP T(p
<f)COTt, xal TOP dsga top ixet üxtIolp rjXlov xaraXafiJtofiSPOP,
xal rrjp yt]p avrrjp ccpOovöap dfiagawoig dp&sot xal aQWfidxmp
jth]Qrj xal (pvTcop evapd-cop xrX., s. auch die Acta Ferreoli et
Ferrutionis c. 3 (Bolland., 16. Juni); Acta Dorotheae et Theo-
phili 10. 12. 13 (1. c, 6. Febr.).
Der Name des reichen Mannes in Lnc. 16, 19.
In der Legende, auch in der urchristlichen , herrscht der
horror vacui; so erträgt sie nicht leicht unbenannte Personen.
In der Zeit vor der Kanonisirung der h. Schriften des Neuen
Testaments, aber auch später noch, sind daher nicht wenige
Personen, die in den Evangelien namenlos auftreten, auf Grund
naiver oder gelehrter Reflexion mit Namen bezeichnet worden,
und diese sind z. Th. sogar in die Texte gedrungen. Die beiden
Schacher, der Hauptmann unter dem Kreuz, der fliehende Jüngling,
das Kind, das Jesus gesegnet hat, der zweite der Emmausjünger,
die Wächter und viele Andere sind mit Namen versehen worden.
M. W. aber ist die Thatsache bisher weniger beachtet worden,
dass auch der reiche Mann in der Parabel Luc. 16, 19 ff. seinen
Namen erhalten hat. Hier lag es besonders nahe, nach einem
solchen zu suchen; denn — auffallender Weise — ist ja der
arme Mann (Lazarus) mit einem Namen bezeichnet. Was dem
Einen Recht war, ist auch dem Anderen billig. In der exegeti-
schen Tradition freilich sucht man vergebens nach einem Namen ^),
und auch die griechischen Majuskelcodd. des Lucas sowie die
lateinischen, syrischen und armenischen Versionen bieten, soviel
bekannt, keinen. Dagegen liest man in der sahidischen Über-
setzung Luc. 16, 19 den Zusatz: „cuius nomen erat Nineve", und
in den Evangeliencodd. 36, 37 '^), die mit einem Commentare ver-
I
1) Die Namenlosigkeit wird in der Catena Oxon. (Gramer II j3. 124)
ausdrücklicli motivirt: Elnmv Ö6 dri ,.avS-g(ü7i6g zig ijv nkoiGiog'^ (bg dcfi?.-
OLXziQ(j.ova Tovxov dvcovi/uojg iorjfxave, xaS^ojg did xoi 7iQ0<fTJT0v negl
Tüjv fXT] (poßoifxevüjv avxov (prjolv b d-sog' .,oti ov ^iq /j-vriaS-öj xdJv ovo-
lJidxü)v avxwv öid /eikicov fÄOv^'.
2) Paris. Coisl. 20. 21 (saec. X. resp. XI/XII."); jener stammt vom Athos;
der andere ist ihm aufs nächste verwandt (Abschrift?), s. Gregory, Pro-
legg. p. 471.
76 Harnack, Der Name
sehen sind, heisst es: svgov ös xLvsg xai rov JiXovotov ev tlölp
avTLyQa(poLQ rovvofia NINEYH^ Xeyoiitvov. Der Verfasser
des Commentars berichtet also, dass Andere in einigen Hand-
schriften den Namen des reichen Mannes gefunden haben. Es
ist derselbe Name, den die sahidische Version nennt, nämlich
,,Nineve(s)". Diese Übereinstimmung lüsst uns annehmen, dass
der Name schon im 3. Jahrhundert bekannt war und in einige
Handschriften gedrungen ist '). Nun berichtet die Catena Oxon.
(1. c): ex^^ ^^ ^^^ loyov cog r/ tojv Eßgalcov JtaQaöoolg (prjOi,
Aa^aQOP sivai ziva xar^ txstvo rov yMigov Iv hgooolv^oig
toxccTfji^ jioiovvra jtTor/dav xal aggcooriav, ov iiVf]fJovevoac
rov Tcvgiov, cyg dg jiagaßoh)v Aaßcjvra avrov elg l[i(pav£<jTtgav
rov Xsyofisvov övvafziv. Der Name des reichen Mannes wird
wohl mit jener „hebräischen Überlieferung" zusammen hängen.
Aber wie ist dieser Name zu deuten? kann er überhaupt Nine-
ve(s) gelautet haben? Es ist doch kaum glaublich, dass man dem
reichen Mann den Namen der berüchtigten Stadt gegeben hat.
Also muss das Wort verschrieben sein — freilich ein altes Ver-
schreiben, denn der Athoscodex des 10. Jahrhunderts und die
thebanische Version (wohl aus dem 3. Jahrh.) stimmen genau zu-
sammen.
Von unerwarteter Seite kommt uns Hülfe. In der pseudo-
cyprianischen Schrift „de pascha computus'', die im J. 242 3
(s. c. 22) in Afrika oder in Rom geschrieben und in zwei Hand-
schriften auf uns gekommen ist 2), liest man (c. 17 p. 265, 1 sq.
Hartel): „Omnibus peccatoribus a deo ignis est praeparatus, in
cuius flamma uri ille FINAEVS dives ab ipso dei filio est de-
monstratus" '^).
Ein abendländischer Theologe vor der Mitte des 3. Jahr-
hunderts nennt den reichen Mann ohne weiteres „Finaeus"; so hat
er also in seinen Handschriften gelesen. Das entspricht einem
griechischen <Ptveog oder, da die Endung gleichgiltig, ^iveeg.
Dieses ^iveeg steht dem Ntvev?j{g) des Griechen und Agyptiers
lautlich so nahe, dass es unbedenklich für diesen unverständ-
lichen Namen eingesetzt werden darf. Das ..N" am Anfang ist
1) Über die sahidische Version s. Gregory. Prolegg. p. 859 f. SOS f.
2) Die eine, der Remensis saec. IX., deren LA uns interessirt, ist leider
jetzt verschollen (wahrscheinlich verbrannt).
3) Nur der Remensis bietet ,,Finaeus", der Cotton. lässt das Wort aus.
des reichen Mannes in Luc. 16, 19. 77
ein alter Fehler — er geht, s. o., allerdings schon auf das 3. Jahr-
hundert zurück, vielleicht ist er als Volksetymologie zu deuten (der
„Ninevit") — ; der Name, der dem reichen Manne gegeben worden
ist, lautete ^iveeg i<Peiv8sg). Das ist in der That eine „hebräische
Überlieferung"; aber wir können noch einen Schritt weiter gehen..
Im 4. Buch Mosis c. 25, 7 ist von einem ^iresg die Rede, und er
w^ird dort als Sohn des Eleasar, d. h. des Lazarus, be-
zeichnet. Die Annahme liegt daher sehr nahe, dass die-
jenigen, welche den reichen Mann in der Lucasperikope
<Pive6g genannt haben, damit ausdrücken wollten, dass er
der Sohn des Lazarus gewesen sei ^). Num. 25, 7 einerseits und
der Wunsch, den Namen des reichen Mannes zu kennen, scheinen
die Namengebung bestimmt zu haben. In dem Momente aber,
wo man — im naivsten Verfahren — Num. 25, 7 und Luc. 16, 9
€ombinirte, stellte sich die Auslegung von selbst ein, der arme
Lazarus sei der verstossene alte Vater des reichen Mannes ge-
wesen-). Dadurch erschien die Schuld desselben nicht nur
grösser, sondern es schienen auch manche Züge in der Erzäh-
lung nun einen strafferen und besonderen Sinn zu empfangen
(dass der reiche Mann es nicht wagt, den Lazarus anzusprechen,
u. V. 27).
Diese Auslesfung der Erzählunor muss freilich bald unter-
gegangen sein; wir finden sie nirgends; aber sie ist unzweifel-
haft uralt und weist auf die Anfänge der Evangelienlectüre. Eine
Spur des Gedächtnisses an eine „hebräische Überlieferung", die
in Lazarus einen bekannten jerusalemischen Bettler bezeugt, hat
sich übrigens in späterer Zeit noch erhalten (s. o.).
Ein doppeltes lernen wir aus der curiosen Geschichte, selbst
wenn wir die Annahme, dass der reiche Mann als der Sohn des
Brmen Lazarus erscheinen sollte, auf sich beruhen lassen. Erst-
lich liegt uns hier ein Fall vor, wo wir den Ursprung des ur-
■christlichen Targums noch deutlich zu erkennen vermögen: denn
dass der Name aus Num. 25, 7 geflossen ist, wird man nicht in
Zweifel ziehen können. Zweitens haben wir hier — ähnliche Fälle
sind in letzter Zeit mehrfach hervorgetreten — eine Überlieferung,
1) In der Lucasperikope bieten Tertullian (de idolol. 13 und de anima 7
Agobard.) und Cyprian (Testim. III, 61) wie die codd. c u. e „Eleazar".
2) Oder ist die Hypothese, Lazarus sei der Vater des reichen Mannes
gewesen, das Prius?
78 Harnack, Der Name des reichen Mannes in Lue. 10. 19.
die durch drei gauz aiiseinanderliegende Zeugen, einen lateinischen^
einen ägyptischen und einen späten griechischen, bezeugt ist und
ohne Zweifel in das 2. Jahrhundert hinaufreicht. Nur der alte La-
teiner aus dem J. 242 3 hat den Xamen treu bewahrt, dessen Corrup-
tion in „Nineves" bereits dem 3. Jahrhundert angehört und be-
weist, dass schon damals der Ursprung und Sinn des Namens sich-
völlig verdunkelt hatte. Die parabolische Fassung der Erzählung
hat sich bald durchgesetzt, resp. behauptet gegenüber der ge-
schichtlichen (obgleich nach Robinson noch jetzt auf der Via
dolorosa die Häuser des Reicheu und des Armen gezeigt werden).
Zwar tritt Tertullian (de anima 7) für die geschichtliche Erklä-
rung ein: „Imaginem existimas exitum illum pauperis laetantis
et divitis maerentis? et quid illic Eleazari nomen, si non in veri-
tate res est?" (also nur den Namen „Eleazar", nicht den des
Phinees hat Tertullian gelesen; auch Clemens Alex. Paedag. II,
10, 105 kennt den Namen des Reichen nicht). Allein auch er
ist seiner Sache nicht sicher; denn er fährt fort: ,,Sed etsi imago
credenda est, testimonium est veritatis", und man hat sogar die
Bezeichnung der Erzählung als Parabel in den Text des Lucas
aufgenommen. Schon der Cod. D und bodl. schicken dem 19.
Verse die Worte voraus: sijtev de ^aül eregav jiaQaßoXrjv. In
M mg. und in Evangelistarien liest man: eljisv o xvqioq rrji/
jtaQaßoXrjv TavTtjV. Der Scholiast in den codd. 36. 37 (nach
Ti sehen dorf auch in anderen) bemerkt: // xov jiXovö. y.ai xov
XaCccQ. jtsQioyj] jcaQaßoX// eort -/ml jcagaßo/uxcog eigrjrat, ec xac
o svayyeXiöTyjg ,w// jtQooeO^r/xs tavT/jV rt/v jrQoöfjyogiav reo öu]-
yri^aTL, und in der Cramer'schen Catene (1. c. p. 124) heisst es:
Mrjöeig voftiCtTco xcov ravra a-AovovTcov, ort yeyovs tlolv arr-
ajtodooig r) jiovijqwv Igycov // ayad-wv tote yag Jcagaßo/S] ro
HQrjfiivov aöTsUog oiaga Xqlötov tov d-eov ?]ficov Loy^7]^aTLO'
fiev7] xtX. — Auf die Frage, ob das ..ovoiiari AdCagog^' im Text
des Lucas ursprünglich ist, will ich nicht näher eingehen; doch
scheint mir, trotz des auffallenden Umstandes. dass in einer Pa-
rabel nur die eine Hauptperson benannt ist, die Ursprünglich-
keit des Namens sowohl durch die einheitliche Überlieferung als
durch V. 23 — 25 gewährleistet.
EINE BISHER UNBEKANNTE VERSION
DES
ERSTEN TEILES DER „APOSTELLEHRE
I
i
GEFUNDEN UND BESPROCHEN VON
L. E. ISELIN
IN RIEHEN.
ÜBERSETZT VON A. HEUSLER IN BASEL.
Texte u. Untersuchungen XIII, ib. Leipzig 1895.
Beim Suchen nach Überresten der Petrus- Apokalypse wurde
der an erster Stelle genannte Verfasser dieser Abhandlung durch
eine Bemerkung von Prof. Krüger in der Theol. Lit.-Zeit. 1889
No. 2 auf das Werk von Amelineau aufmerksam gemacht, be-
titelt: Monuments pour servir ä l'histoire de l'Egypte Chretienne
auxIV® et V® siecles, erschienen im vierten Band der Memoires pub-
lies par les Membres de la Mission Archeologique Fran^aise auCaire.
Paris 1888. Obwohl dort die einzelnen Stücke dieser Veröffent-
lichung an Hand der Einleitung kurz besprochen wurden, so
scheint doch der Recensent von dem genaueren Inhalt wenig
Notiz genommen zu haben, es hätte ihm sonst unmöglich können
entgangen sein, dass in der arabischen Version des Lebens
Schnudi's eine deutlich erkennbare Parallele zum ersten Teil der
Lehre der J2 Apostel enthalten war. Aber auch sonst scheint
die Forschung an diesen Veröffentlichungen Amelineau's vorbei-
gegangen zu sein, obwohl jene Dokumente, wie selbst Krüger
zugiebt, geeignet sind, ein Licht auf sonst fast unbekannte Er-
eignisse zu werfen. Amelineau selbst hat nicht bloss durch eine
französische Übersetzung der koptischen und arabischen Texte
das Studium derselben erleichtert, sondern auch, w^as in Deutsch-
land ganz unbekannt zu sein scheint, in einer besonderen Publi-
kation das Leben des Mönches Schnudi und der ägyptischen
Mönche beschrieben (vgl. Annales du Musee Guimet. Bibliotheque
de vulgarisation. Les moines Egyptiens par E. Amelineau. Vie
de Schnoudi. Paris 1889). Dieses Buch ist wert, gelesen zu
werden. Man gewinnt daraus von jenen Mönchsniederlassungen
in der Thebais, die sich z. T. bis auf diesen Tag erhalten haben,
ein lebensvolles Bild. Der Verfasser, welcher den historischen
Wert der koptischen Heiligen-Biographien mit scharfer Kritik
aber auch mit grosser Besonnenheit festzustellen sucht, ganz im
Gegensatz zu Revillout, kann doch mit Recht in der Einleitung
6*
4 . L. E. Iselin,
zu dem genannten Werke (p. XXII) schreiben: ,.que nous avons
une connaissance approfondie de la vie de ces monasteres de la
Thebaide dont on a tant parle Sans les connaitre. Je crois
meme que dans aucun cas la vie intime d"une communite ceno-
bitique, d'un ordre et aussi de toute une contree, n'a ete connue
avec un pareil luxe de details". Auch dadurch bildet dieses
Buch eine wertvolle Ergänzung zu der anderen grösseren Publi-
kation, dass darin Auszüge aus einzelnen Reden des Apa Schnudi
mitgeteilt werden, welche sonst bloss im Urtext bei Zoega (Cata-
logus Codicum Copticorum Ms.) zu finden sind.
Die Nachforschungen nach Spuren der alten, füher fast
völlig verlorenen Offenbarung des Petrus ergaben ein sehr dürf-
tiges Resultat (s. Zusätze), obschon, w^ie man jetzt weiss, gerade
in der Umgebung des Schnudi diese Offenbarung lange noch
bekannt war und gelesen wurde; denn die neu entdeckten, 1892
zuerst veröffentlichten Fragmente stammen aus einem Grabe in
Akhmim in der Thebais, welche Stadt nur ein paar Meilen vom
Schauplatz des Lebens Schnudi's entfernt ist. Dagegen fand sich
ungesucht, in ein arabisches ..Leben des Anba Schnudi" eincre-
fügt, eine selbständige Version des ersten Teiles der sog. Didache.
oder genauer eine vollständige Parallele zu jener Schrift von
den beiden Wegen, welche Harnack als eine, ursprünglich
jüdische, Grundschrift der Apostellehre aufgefasst hat, während
Hilgenfeld darin eine selbständige christliche Schrift erblickt.
Obschon aber diese unsere Entdeckung schon vor vier Jahren
gemacht wurde und damals schon alle wesentlichen Folgerungen
daraus gezogen worden waren, so unterblieb doch bisher eine
Veröffentlichung aus äusseren Gründen. Nachdem diese Hinder-
nisse beseitigt sind und A. Heu sie r die Übersetzung der Ame-
lineau'schen Texte nochmals einer genaueren Revision unterzogen
hat, so stand unsererseits einer Bekanntgebung dieser neuen
Version nichts mehr im Wege. Da der arabische Text bereits
veröffentlicht ist und uns verschiedene Recensionen dieses Textes
nicht zur Verfügung stehen, da es sich zudem um eine Super-
version handelt, so sehen wir davon ab, denselben nochmals im
Original wiederzugeben und begnügen uns, die nachfolgende
wortgetreue Übersetzung mitzuteilen.
„Die beiden Wege" bilden gewissermassen die Einleitung
der arabischen Version des „Lebens des Anba Schnudi", Archi-
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didachej. 5
mandriten des Cönobitenklosters beim alten Athribis in der The-
bais, gegenüber von Akhmim (Schnudi f 451 p. Chr. nach Amel.).
Diese Vita des ^ivov&iog, wie der Name griechisch wiederge-
geben wird, ist nicht eine Biographie, sondern eine Art Ge-
dächtnisrede und Panegyrikus des Archimandriten Visa auf seinen
grossen Lehuer und Amtsvorgänger und ist nach der Weise aller
jener Leben der Heiligen hauptsächlich eine Zusammenstellung
der ausserordentlichsten Wunderthaten und Visionen des heiligen
Auba Schnudi. Amelineau teilt zwei solche, von einander un-
abhängige Lobreden auf Schnudi mit, welche beide auf Visa zu-
rückgehen sollen; die erste, koptisch und zwar im Dialekt von
Memphis geschrieben (p. 1 — 91), scheint ein Auszug aus einer
grösseren, ursprünglich im Dialekte von Theben geschriebenen
Lobrede zu sein. Leider fehlt ihr gerade der Anfang; sie bietet
darum zu unserem Abschnitt keine Parallele. Im späteren Teile
berührt sie sich fast wörtlich mit der arabischen Fassung. Die
zweite, arabische Version ist sicher eine Übersetzung einer im
sahidischen also oberägyptischen Dialekte verfassten Arbeit
(p. 289 — 478), welch' letztere nach Amelineau's Untersuchungen
in die Zeit von 685 — 690 fällt, aber auch auf eine Originalarbeit
Visa's zurückgeht.
Für^) den arabischen Text sahen wir uns, wie bereits be-
merkt, auf Amelineau's Ausgabe angewiesen; textkritische An-
merkungen finden sich zu den von uns übersetzten Stücken nicht.
Amelineau erwähnt vier Handschriften:
1) Die der koptischen Kirche .von Naggadeh,
2) die der koptischen Kirche von Luksor,
3) die der Bibliothek der koptischen Patriarchen zu Kairo,
4) die des Klosters Moharraq.
Er hat No. 1 und No. 2 im Namen der französischen Re-
gierung abschreiben lassen und No. 3 selbst gesehen und be-
nutzt. No. 1 ist voll von Fehlern. Der Schreiber hat ungenau
gelesen oder gehört, die diakritischen Punkte nicht unterscheiden
können, ja in vielen Fällen einen geradezu unverständlichen Text
gegeben. An einigen Stellen sind aber doch seine Lesarten
1) Der folgende Abschnitt, betr. den arab. Text, stammt vom Über-
setzer A. H.
ß • L. E. Iselin,
wertvoll. No. 2 ist riacli Amelineau's Eindruck fehlerlos ge-
schrieben, enthält aber einige schwer verständliche Lesarten; ein
Teil derselben lässt sich mit Hülfe von No. 1 richtig stellen.
Eine Charakteristik von No. 3 giebt A. nicht. Ferner erklärt
er, nicht in der Lage zu sein, das Alter der Handschriften zu
bestimmen. Die beiden für ihn kopierten hält er für ziemlich
jung. Für die Feststellung des arabischen Textes hat er AliEffendi
Bahgat beigezogen; aber über die Grundsätze, von denen er sich
dabei leiten Hess, spricht er sich nicht aus. Im arabischen Text
finden sich ziemlich viel Sprachfehler, z. B. sind Prädikate in
den Accusativ statt in den Nominativ gesetzt. A. führt dies und
Ahnliches hauptsächlich auf sklavische Wiedergabe des kop-
tischen Originals zurück. Wo wir uns zu Konjekturen genötigt
sahen, ist in der Übersetzung darauf aufmerksam gemacht.
Nach einer kurzen Einleitung des Schreibers (p. 290) wird
angeknüpft an die Rede, welche Visa am 7 Abib vor den
Mönchen, den Bewohnern der umliegenden Klöster und der Be-
völkerung der Städte Qäu, Akhmim und Absa gehalten hatte.
Visa will darin alle Wunder und Zeichen erzählen, welche Gott
durch die Hand seines reinen Vaters Anba Schnudi ausgerichtet
hat, obschon er nur einen kleinen Teil dessen, was Schnudi ge-
than und erlebt hatte, erzählen könne. Dann fährt Visa wört-
lich fort wie folgt:
I' 1- (p. 291 1. 6) Und nun pflegte er zu jeder Zeit zu lehren
und zu sagen, dass die Bahn leicht sei und der Weg aus
zwei Wegen bestehe; einer [führe] zum Leben und der
andere zum Tode, und zwischen diesen beiden Wegen
sei ein gewaltiger Unterschied.
T, 2 Und dies ist der Weg des Lebens: Vor allen Dingen
sollst du den Herrn, deinen Gott lieben von deinem gan-
zen Herzen, von deiner ganzen Seele, mit allen deinen Ge-
danken und sollst deinen Nächsten lieben wie dich
[selbst] und mit allen deinen Gedanken; und was du für dich
selbst nicht wünschest, das füge keinem Andern zu.
1,3 (?) Du sollst folgende Thaten vollbringen, eine um die andere.
Die erste derselben ist:
I
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 7
Du sollst nicht töten, du sollst nicht huren'), du H, 2
sollst dich nicht verunreinigen durch Liebe zu Un-
reinem, du sollst nicht ausschweifend sein [p. 292], du
sollst nicht stehlen, du sollst nicht Zauberei treiben,
du sollst nicht ein Weib abortieren lassen durch irgend
eine Arznei, du sollst nicht das eben geborene Kind
töten, du sollst nichts vom Besitze deines Genossen und
deines Nächsten begehren.
Du sollst nicht als Eidbrüchiger schwören, du n, 3
sollst nicht als Lügner einen Eid leisten, du sollst
nichts Schlechtes wider irgend einen Menschen aussprechen,
auf dass nicht der Herr über dich zürne.
Hüte dich^ dass du nicht ein geteiltes Herz habest in II, 4
allen deinen Angelegenheiten.
Du sollst nicht lügenhaft sprechen und nicht mit II, 5
eitler Rede; du sollst nicht den Lohn des Tagelöhners beschneiden.
damit er nicht um Hilfe rufe vor dem Herrn und erhört werde,
denn der Herr Jesus Christus ist nicht ferne von uns.
0 mein Sohn, werde nicht ein Räuber, nicht ein II, 6
Dieb, nicht ein Wucherer und nicht ein Ableugner des
Bösen. 0 mein Sohn, werde nicht stolz, denn der Stolz ist
verwerflich vor Gott. Bringe nichts Verderbliches gegen
deinen Genossen, deinen Nächsten und deinen Schuldner
zur Sprache; hast du es gethan, dann wird ihn Gott mehr
lieben als dich.
0 mein Sohn, hasse nicht einen Einzigen unter den II, 7
Menschen, weil sie das Abbild Gottes und ihm ähnlich sind.
Wenn ein Mensch ausgleitet und durch sein Straucheln in eine
Sünde fällt, so weise ihn zurecht zwischen dir und zwischen
ihm allein, wie dies auf Grund des Verhaltens anderer zu Recht
besteht, und liebe ihn 2) wie dich selbst.
Fliehe vor jedem Bösen und pflege nicht Gemeinschaft III, 1
mit einem Uebelthäter, damit nicht dein Leben verkürzt
werde [p. 293] und du vor der Zeit sterbest.
0 mein Sohn, werde nicht neidisch, nicht händelsüchtig, HI, 2
1) Vielleicht: du sollst nicht ehebrechen.
2) Eigentlich: sie.
3 L. E. Iselin,
betrügerisch^), weil diese Dinge den Menschen zum
Morden leiten.
III. 3 0 mein Sohn, deine Sorge soll sich nicht auf
die Begierden richten, denn die Begierde leitet zur
Hurerei. 0 mein Sohn, führe nicht schändliche Worte,
sei nicht begehrlichen Auges, denn aus diesen Dingen
entsteht falsches Zeugnis.
ni, 4 0 mein Sohn, frage nicht'. .,Wei' ist er?'^ und mclit:
Warum ist erf" denn diese Dinge führen zum Götzen-
dienst; und sei nicht ein Beobachter der Stunden, weil Wehe,
Klage, Angst und Schrecken bei solchen einl^ehren. Mein Sohn,
tritt nicht zu den Zauberern, nicht zu den Beschwörern,
nahe dich ihnen nicht, nicht ihreu Unterredungen, durch
solches kommt ja der Mensch Gott nicht nahe.
111,5 0 mein Sohn, werde nicht ein Lügner, denn das
Lügen verleitet zum Diebstahl. 0 mein Sohn, liebe nicht
das Geld, noch rühme dich, denn von diesen Dingen
kommt der Mord her.
ni, 6 0 mein Sohn, sei nicht ein Murrer. denn das
Murren führt zur Lästerung. 0 mein Sohn, sei nicht
kleinmütig und hege keine böse Absicht.
III, 7 ■ Sondern sei gelassen, denn die Gelassenen werden
das Erdreich ererben.
111,8 0 mein Sohn, sei geduldig^ langmütig, barmherzig,
schlichten Herzens, rechtschaffen in allem deinem Thun
[ . . . Y), zu jeder Zeit dich fürchtend, und zitternd vor
dem Worte Gottes und vor seinen Geboten.
in, 0 Sei nicht stolz in deiner Seele, sondern sei stets de-
mütig. 0 mein Sohn, klebe nicht an den Reichen^ um
ihnen nahe zu sein, sondern pflege Gemeinschaft mit den
Frommen und Demütigen, denn durch die Demut ist David,
der Prophet, mehrmals errettet worden.
111,10 Und so oft irgend ein Glück oder Unglück bei dir ein-
kehrt, nimm es mit Dank auf, denn du weisst: Nichts
trifft dich ohne Gottes, deines Gottes, Befehl.
^^^ 1 0 mein Sohn, gedenke in deinem Herzen des Wortes
1) Statt mutahattanan lesen wir mutahajjinaii.
2) Ein zweites sälih, rechtschaften, ist jedenfalls als Dittographie zw
streichen.
\
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 9
Oottes bei Nacht und bei Tag, weil der Herr an einem
Orte wohnet, wo man seines Namens gedenJd; er ist würdig der
Huldigung und sein Lob [währet] in Ewigkeit.
0 mein Sohn, wandle stets auf dem Wege der Reinheit, TY, 2
so wirst du stark und mächtig sein durch tugendhafte Lebens-
haltung, du wirst dich erfreuen an der Güte ihrer Rede
■und an ihren wohlthuenden Berichten ^).
0 mein Sohn, mische dich nicht in Streit und Gezänk IV, 3
von Brüdern, sondern trachte zwischen den Zankenden Frie-
den zu stiften; dann richte gerecht und schäme dich nicht,
den Frevler wegen seines Frevels zu tadeln und den Sünder
wegen seines Vergehens.
0 mein Sohn, nicht öffne deine Hand beim Nehmen IV, 5
und schliesse sie beim Geben; hüte dich solches zu thun.
So lange du kannst, gieb den Armen, auf dass deine IV, 6
vielen Sünden mögen aufgewogen werden.
Aber sei bei deinem Geben nicht geteilten Herzens, IV, 7
sodann, wenn du gegeben hast, werde nicht traurig und be-
reue es nicht, wenn du Barmherzigkeit geübt hast; du sollst
wissen, dass es der Wahrhaftige, der Redliche, der Herr
Jesus, der Vergeber der Sünden ist, welcher belohnt.
0 mein Sohn, wende nicht dein Gesicht vom Armen IV, 8
w^eg, sondern gieb ihm gemäss deinem Vermögen, und geselle
dich zu jedem Betrübten und jedem ^ der deiner bedarf. Und wenn
wir in den vergänglichen Dingen Gemeinschaft haben
mit denen, welche entbehren müssen, so werden wir mit ihnen
Anteil haben an den bleibenden, ewigen [Gütern].
Wenn wir diese Gebote halten, so wandeln wir auf demR', I4c(?)
Wege des Lebens und auf dem gesegneten Pfade zur Ewig-
keit, welche dem einzigen Könige, dem Gebieter Jesus Christus
angehört, der gnädig ist denen, die seiner begehren.
Und was den Weg des Todes angeht: nun, wer seine Spur V, 1
verfolgt und in seinen Bahnen wandelt, wahrlich 2) der wird den
Vernichtungstod sterben wegen aller seiner Übeln Thaten, welche
sind: der Fluch, der Mord, die Plünderung, die Entfüh-
rung, die Heuchelei, jede verderbliche That.
1) AmeUneau denkt an Mönchsbiographieen, welche im V. Jahrh. stark
verbreitet waren. „Reinheit" giebt er wieder mit „die reinen Väter".
2) Statt fa'innü lesen wir fa'innahu.
1^0 L. E. Iselin,
VI, ] Und was wir dargelegt haben, soll dazu dienen, dass nicht
einer irre gehe, auf den Weg des Todes gerate und seine
Bahnen wandle in Folge seiner verderblichen Thaten. und dass
nicht das Verderbliche übermässigen Einfluss gewinne, auch, ohne
dass jemand dazu verführt.^)
Bemerkungen zur arabischen Yersion der beiden Wege.
1. Inhalt und Zweck des Stückes.
Auch ohne die durch besonderen Druck hervorgehobenen
Stellen, an denen sich die neue arabische Version mit den bisher
bekannten Versionen des ersten Teiles der Didache deckt, und
ohne die zur leichteren Vergleichung am Rande angebrachten
Vers- und Kapitelzahlen des entsprechenden Abschnittes des
Bryennios-Textes der Apostellehre (in der grossen Harnack'schen
Ausgabe) erkennt man sofort, dass hier eine selbständige Version
jener alten Anweisung zu einem sittlichen Leben vorliegt, die
uns anderweitig durch Vermittlung der sog. Kirchen-Ordnung
{Kav6v£Q 8xxX?]ötaaTixol, von Hilgenfeld Duae viae vel Judicium
Petri genannt) 2), der Lehre der zwölf Apostel^), des Barnabas-
briefes und der Apostolischen Constitutionen ^) bekannt ist. Ob
diese Anweisung gewissermassen das Grundgesetz war, auf dem
die klösterlichen Stiftungen Schnudi's und Visa's standen — denn
eine eigentliche Klosterregel gab es in den Cönobitenklöstern
nicht — wird nicht leicht auszumachen sein, denn was uns bei
Amelineau (p. 229 — 287) von koptischen Klosterordnungen er-
halten ist, betrifft mehr die Verwaltung als das innere Leben.
1) Diese Uebersetzung ist allein 'dem arabischen Text entsprechend,
obschon auch so der Sinn nicht völlig klar wird.
2) Der Text in der Harnack'schen Ausgabe der Apostellehre S. 225—237
und in Hilgenfeld's Novum Testamentum extra canonem receptum, 2. edit.
1884 S. 111—119.
3) Wir verweisen immer auf die Harnack'sche Ausgabe: Die Lehre
der zwölf Apostel nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der Kir-
c-henverfassung und des Kirchenrechts. Lpz. 1884. Der griechische Text
8.3—64, die von Gebhardt entdeckte lateinische Version S. 277 — 278.
4) Die entsprechenden Abschnitte aus dem siebenten Buche der Con-
stitutionen abgedruckt bei Harnack a. a. 0. S. 178 — 192 und bei Hilgenfeld
a. a. 0. S. 94-1(13.
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). \i
Wahrscheinlich ist es immerhin, da ganz ausdrücklich dieses
Stück vorangestellt ist und Visa mit seiner Gedächtnissrede auf
Schnudi zugleich gewissermassen seine Antrittsrede gehalten hat.
Aber was auch immer diese Ordnung für eine Bedeutung haben
mochte, jedenfalls bezweckte Visa damit nicht eine Neuerung,
sondern stellte etwas, was bisher Geltung gehabt hatte, nur wieder
in den Vordergrund. Wie anderswo die „zwei Wege" die Grund-
lage für verschiedene Rechts- und Kirchenordnungen wurden, so
galten sie für Schnudi und Visa als eine Art von Sittencodex
für das Gemeinschaftsleben der Mönche.
2. Selbständigkeit des Stückes.
Das Stück fällt so deutlich aus dem übrigen Zusammenhang
heraus, dass sogar, wenn kein direkter Beweis möglich wäre^
dessen ursprüngliche Selbständigkeit vermutet werden müsste.
Das ist selbst Amelineau aufgefallen (p. LVIII), obgleich er von
der wahren Herkunft dieses Stückes keine Ahnung hatte. Da
nun die koptische Grundschrift, auf welche der arabische Text
zurückgeht, nach Amelineau's Zeugniss aus dem Ende des siebenten
Jahrhunderts stammt und der Biograph Schnudi's erst in der
zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts lebte, so ist von vorne
herein die Wahrscheinlichkeit gross, dieser arabische Text sei
nur eine durchaus späte und sekundäre Bearbeitung der alten
Schrift von den beiden Wegen, nämlich ein Stück aus irgend
einer jener Rechtsordnungen oder Kirchenordnungen, welche im
Morgenland wie auch in Abessynien Geltung erlangt hatten und
vielfach unter dem Namen des Clemens oder unter der Autorität
der zwölf Apostel eingeführt worden waren ^). Da eine thebaische
und eine memphitische Version der sog. Kirchenordnung existirt,
möchte man denken, Visa habe sich in seiner Gedächtnissrede
einfach auf eine derselben berufen. Allein die Wahrheit ist,
dass keine, weder eine bisher bekannte, noch eine neue
Form der Kirchenordnung, vorliegt. Der Beweis liegt darin:
1. Es fehlt unserem Texte die Verteilung der einzelnen
Sprüche auf die Apostel, die sonst allen Versionen der Kirchen-
ordnung eigentümlich ist.
1) Ueber die verschiedenen apost. Kirchenordnungen s. Hamack a. a. 0.
S. 193 ff. Vgl. Harnack, Die Quellen der sog. apostol. Kirchenordnung, in
„Texte und Untersuchungen II, 5" und desselben Geschichte der christl.
Literatur 1893.
12 I'- E. Iselin,
2. Es fehlt sowohl am Anfang wie am Ende der Aufzäh-
lung von Satzungen ganz wie im Barnabasbrief der Hinweis
darauf, dass Lehren der Apostel vorliegen. Das ist um so be-
merkenswerter, als eine solche Einführung ganz im Sinne
Schnudi's gewesen wäre, der sonst manche seiner Verfügungen
durch besondere Offenbarungen und Visionen, die er angeblich
von Propheten und Aposteln erhalten hatte, zu stützen suchte.
Wollte man einwenden, dass der Panegyriker Visa zum grösseren
Lobe seines Vorgängers dies alles auf Schnudi selbst zurück-
zuführen bezwecke und also wissentlich und absichtlich die
Autorität der Apostel verschweige, so ist dem entgegenzuhalten,
dass eine solche Absicht in keiner Weise bemerkbar noch über-
haupt wahrscheinlich ist. Auch am Schlüsse heisst es einfach
(S. 296 f.): „dies ist die Unterweisung {ÖLÖayjj)^ mit welcher uns
unser Vater, der heilige Anba Schnudi beständig zu jeder Zeit
^u unterweisen pflegte, und wir haben sie euch, o ihr Söhne, in
diesem Augenblicke dargelegt" etc.
3. Während in den verschiedenen Versionen der apost. Kir-
chenordnung der Weg des Todes gar nicht beschrieben wird, so
findet er sich hier wie in der Didache und im Barnabasbrief, nur
etwas kürzer.
Bei einem solchen Thatbestande ist also die Annahme, es
handle sich im vorgelegten Texte einfach um einen Auszug aus
einer ägyptischen Kirchenordnung, nicht haltbar. Dafür ist nun
an zweiter Stelle zu prüfen, ob etwa eine L^eberarbeitung der
entsprechenden Stücke der Didache (Apostellehre) vorliegt wie
z. B. in dem sog. Syutagma des Athanasius und der Fides
Nicaena^). Eine solche Bekanntschaft mit der Apostellehre
hätte auch für spätere Zeiten nichts Befremdliches, da diese Schrift
wahrscheinlich in Aegypten verfasst wurde und ihre Verbreitung
daselbst nach den neuesten Nachweisen von Funk gar keinem
Zweifel mehr unterliegt-). Allein hier ist doch das Verhältniss
ein ganz anderes. Während jene ächten oder gefälschten Schriften
des Athanasius eine völlige Anweisung für das Mönchsleben dar-
1) Beide Stücke bei Äligne t. 28. Athanasius IV col. 835—846. col.
1637— 1Ü44. Vgl. Haniack in Tlieol. Lit.-Zeitung 1887 Nr. 2. Batiffol,
Didascalia CCCXVIII Patrum Pseudepigrapha. Paris 1887; Batiftbl-Hyvernat,
Studia Patristica. Paris 1890: Le Syntagma Doctrinae dit de S. Athanase.
2) Theologische Quartalschrift' 181)2 S. r)22. 1894 S. 601-604.
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). ]'^
bietcD, in welcher die Stellen der Didache nur sozusagen den
leitenden Text bilden, so kehrt in unserem Falle der Inhalt der
Didache fast wortgetreu wieder. Auch kann man keinerlei Aus-
nahmen beobachten, wo die Tendenz der Mitteilung eine
Aenderung im ursprünglichen Wortlaut herbeigeführt hätte. Es
fehlt auch jede Anspielung auf das Mönchstum, obschon Visa's
oder Schnudi's Worte in erster Linie an Mönche gerichtet und
die von ihnen aufgestellte Ordnung gerade für Mönche berech-
net war.
Der Abschnitt Didache I, 3 — II, 1 ist ausgelassen wie bei
Barnabas, Pseudo-Athanasius, bei der Kirchenordnung und der
lateinischen Version der Didache. Aber auch eine Bekanntschaft
mit dem ganzen zweiten Teil der Didache fehlt vollständig.
Mann kann höchstens noch eine Anspielung auf Did. VI, 1
finden. Darum muss man sich notgedrungen zur Annahme be-
quemen, dass hier bloss jener Teil der Didache, der unter dem
Titel „die beiden Wege"' bekannt ist, vorliegt in unserm kopto-
arabischen Text, oder besser, dass bei den Mönchen und
Klöstern Schnudi's dieses Stück der Lehre von den bei-
den Wegen selbständig existirte.
Freilich wird man nicht verlangen dürfen, dass eine Schrift,
die ursprünglich jedenfalls in die erste Hälfte des zweiten Jahr-
hunderts zurückreicht, uns aber nur in der Uebersetzung einer
Version des siebenten Jahrhunderts erhalten ist, unverändert,
ohne Abstriche und Zuthaten auf uns gekommen sei. Geradezu
notwendige Voraussetzung ist vielmehr, dass ein irgendwie
modifizierter Text vorliegt. Wenn freilich nur der kleinste Teil
solcher Modifikationen den arabischen Uebersetzer trefi'en mag,
der nach Amelineau's Urteil seine koptische Vorlage sklavisch
wiedergegeben hat, so lagen solche dagegen dem Kopten, welcher
die erwähnte Vorlage komponierte und dazu das Original einer
Gredächtnissrede Visa's benützte, überaus nahe. Da nun aber
Amel. einen arabischen Text ohne Varianten giebt, während ihm
doch solche oftmals zur Verfügung standen, so ist nie genau
aaszumachen, ob eine Abweichung des arabischen vom griechi-
schen bezw. lateinischen Text durch alle vier arabischen Hand-
schriften gestützt wird oder bloss durch eine, oder ob vielleicht
der Herausgeber selbst durch Kombination den Text, den er
giebt, hergestellt hat. Wir haben uns in der deutschen Ueber-
14
L. E. Iselin.
Setzung noch viel genauer als Amelineau an den arabischen
Wortlaut angeschlossen und uns sorgfältig gehütet, zu Gunsten
eines Anklanses an bekannte Stellen der Didache irgend eine
Konzession zu machen, die nicht durchaus berechtigt gewesen
wäre, geschweige denn einen falschen Schein von Verwandtschaft
zu erwecken, wo nicht deutlich solche vorliegt. Dennoch wird
eine genaue Vergleichung sofort das durchaus überraschende Er-
gebniss, das wir soeben mitgeteilt haben, bestätigen,
3. Vergleichung des arabischen Textes mit den bis-
her bekannten Versionen.
A. Der Umfang der Schrift.
Bei einer Vergleichung handelt es sich einmal um die voll-
ständige griechische Form, wie ihn das Manuscript des Bryen-
nios (M) darbietet und um die fragmentarische lateinische Form
(Lat.) der Didache, sodann um die verschiedenen Versionen der
Kirchenordnung (KO), Avie sie griechisch in den Codices Mos-
quensis (Mosq.), Ottobonianus (Ott.) und Vindobonensis (Vind.)
und in den Uebersetzungen: Versio Syriaca (Syr.\ Thebaica
(Theb.), Memphitica (Memph.), Aethiopica (Aeth.) vorliegen. Die
arabischen Versionen der Kirchenordnung, w^elche Grabe, Asse-
man und Tattam in Handschriften nachgewiesen haben ^j, haben
wir, weil nicht veröffentlicht, nicht vergleichen können.
Wenn wir als Massstab die griechische Form der Didache
im Manuscript des Bryennios nehmen, so ergiebt sich folgendes
Verhältniss:
Arabischer Text der Vita Schnudi = Did. I. 1. 2; II, 2— IV, 8;
IV, 14C. (V, 1; VI, 1).
Lat. (Didache = Did.1,1.2; II, 2—11,6 (fragm.)
KO. Cod. Mosq. = Did.1, 1. 2; 11,2— IV, 8 mit
wenigen Zusätzen und ein-
geschobenemKapitel 14 KO.
KO. Ott. = Did. 1, J . 2 ; II, 2-IV, 8 (IV,
9. 12. 13. 14) mit w^enigen
Zusätzen, aber beigefügtem
Kap. 14 KO.
KO. Syr. = Did. 1, 1. 2; 11, 2— IV, S mit
1) Vgl. HariKick, Lehre der /wölf Apostel S. 194. 195. 19S.
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles cl. Apostellebre (Didache). 15
reichlichen Zusätzen und
beigefügtem Kap. 3 u. 1 4 KO.
KO. Vind. = Did. 1, 1. 2; II, 2— IV, 8 mit
reichlichen Zusätzen und
vermehrt durch KO Kap.
1-3 und 14-30.
KO. Theb. Memph. Aeth. ähnlich wie Vind.
Barnabas Cap. 19. 20 = Did. I, 1. 2; II, 2— VI, 2.
Syntagma und Fides Nicaena setzen die ganze Didache ausser
Did. Kapitel I, 3 — II, 1 voraus.
Der arabische Text der Vita ist also der kürzeste unter allen
Versionen, abgesehen vom Lateiner, welcher nur fragmentarisch
erhalten ist. Ob diese Kürze ein Zeichen der Ursprünglichkeit
oder der Ueberarbeitung ist, wird aus der Art der Textdifferenzen
hervorgehen. Die Weglassung von Did. I, 3 — II, 1 ist ihm mit
dem Lateiner und mit Barnabas, den drei kürzeren Versionen der
KO und mit Äthan, gemeinsam und kann daher nicht ohne
weiteres für sekundäre Textüberlieferung sprechen. Andrerseits
fehlt, wie schon bemerkt, die Beschreibung des Weges des Todes
nicht völlig wie in allen Ueb erliefe run gen der KO, sondern sie
findet sich, wenn auch in kürzerer Form als bei Barn, und in
der Did. Das spricht für eine relative Ursprünglichkeit des
Arabers. Auffallende Besonderheiten in grösserem Massstab sind
aber folgende:
B. Motivirte Abweichungen von der Textform der Didache.
II, 5b wird die Wendung der Did. II, 6 : ovx eö?] jiXsovexzrjg^
welche gleichmässig bei Barn. Ap. Const. KO (ausser Mosq.) Lat.
bezeugt ist, durch eine längere Anweisung ersetzt, dass man dem
Arbeiter seinen Lohn nicht verkürzen solle. Inhaltlich ist diese
Stelle abhängig von dem ähnlichen Gebot 3. Mose 19, 13 und
5. Mose 24, 15, wo auch ähnliche Gedankenzusammenhänge vor-
liegen. Aber es ist fraglich, ob auf Grund dieser Bibelstellen
hier eine ursprüngliche Version korrigirt wurde und so die all-
gemeine Warnung vor Habsucht durch ein specielles Verbot
ersetzt wurde; denn im Verzeichniss der Laster im soff. Weg des
Todes, Did. V, 1 — 2, wo ein kurzes aber doch ziemlich genaues
Gegenstück zum Wege des Lebens gegeben wird, wird ausdrück-
lich als eine besondere Kategorie der Sünder aufgeführt: ov
Iß L. E. Iselin,
yivcoöxovreg fiiod^bv 6iyML0övvi]Q und ganz ebenso im Bar-
nabasbrief 20, 2. Es ist darum nicht unwahrscbeinlicb, dass
ursprünglich in einer, vielleicht sehr alten Form der beiden Wege
eine solche Warnung gestanden hat, wie wir sie jetzt in der
Version des Schnudi besitzen.
Nach der Warnung vor Habsucht folgt in Did. II, 6 ovöe
(XQjia^ ovöh vjioxQLTiiq in Uebereinstimmnng mit Lat. KO. und
Const. Dagegen hat unser Text: „sei nicht ein Räuber, nicht ein
Dieb, nicht ein Wucherer." Das agjta^ scheint in zwei Syno-
nyma aufgelöst und das vjtoxQir/ig in ein öavtLörrjq verwandelt
worden zu sein. Letzteres könnte ein Uebersetzungsfehler sein
oder ein absichtlicher Zusatz im Hinblick auf 5. Mose 24, 14, wo
man das Bedrücken leicht im Sinne des Wuchers fassen konnte
wie auch 3. Mose 19. 13^. Allein die Parallele bei Athanasius im
Syntagma Doctrinae p. 840. 3. BC, wo es zuerst heisst: ß)) yivov
g)iXd()yvQog, firj alöyQoxeQÖTJg, /u?) g^iXoxrrjficov, p) (piXojtlovtog
und dann nach einem Zwischensatz (,m^ jtQayfiarevov) fortgefahren
wird: totcov fi/) XafAßavs. macht doch auch hier wahrscheinlich,
dass irgend eine ältere Version sich mit dem Araber deckte
(cf. Fides Nicaena 1641 B xoxovg fi?) ),d^ußav8).
II, 7 „0 mein Sohn, hasse nicht einen Einzigen unter den
Menschen" deckt sich genau mit dem ov {^no/ioeig üidvxa avß^gco-
jtov der Did. Ap. Const. und KO, aber in den nächstfolgenden
Worten weichen alle Versionen und Rezensionen unter einander
weit ab. Nur so viel ist allen gemeinsam, dass einerseits vom
hliyy^iv, andrerseits vom dyandv des Nächsten die Rede ist. Did.
unterscheidet drei Sorten von Sündern (2, 7): ,.die einen sollst
du überführen, für die andern beten und andere mehr als deine
Seele lieb haben". Damit stimmt so ziemlich KO Ott., die
andern Rezensionen der KO dagegen unterscheiden noch eine
vierte Kategorie ovg 6\ eXerjösig. Eine Abhängigkeit von Judae 22 f.
liegt dabei kaum vor; eher könnte die bekannte Unsicher-
heit in der Lesart jener Verse durch unsere Stelle verursacht
sein. In den Const. Ap. ist bloss eine Sorte übriggeblieben,
denn man liest dort VlI, 5: iXsy^io) sXty^eig rov döeXg)6v öov
xal ov X7/tp7] öt' avxbv dfiagriav, xal eXsyys oo(pov xal dyajtij-
ö€i öE. Bei Barnab aber findet sich ganz zerstreut 19, 4: ov
Xfiinpi] Jigöocojror tXty$,ai xivd tJtl :raQa:TTc6^iaTi. 19, 5: dya-
jr/jOtig TOI' jtX7]Oiov oov vjrtg Tt]v xpvyt'iv oov. 19, 11: dg rtXog
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 17
f/i07]ösig T()v jiov7]Qov. In ähnlicher Weise unterscheidet auch
Athanasius, Syntagm. 840, 3 C: ayajia jiavra avd^Qcojiov, xal
dQf'jVsve ftsra jiavrwv, vmI fi£i)-'cdv ovx svyjj, sl öwarov rb ax
60V, xcoglg atQiöscog (cf. Fides Nie. 1G41 B: xcoQig alQSTLTCcöv).
Bei dieser Verschiedenheit kann es nicht auffallen, dass auch
die arabische Version ihre Besonderheit hat. Der schwerfällige
Satz des vielleicht verdorbenen arabischen Grundtextes lehnt
sich formell an Matth. 18, 15 an, vrobei wohl 3. Mose 19, 17 f.
zu Grunde liegt. Dem Inhalt nach stellt sich unser Text durch-
aus auf die Seite der Didache, besonders wenn man die unmittel-
bare Fortsetzung noch in 's Auge fasst. Freilich wird in Did.
III, 1: (psvyf- ajio jtavrog Jiovr]QOv xal djto Jtavxbg ofioiov
avrov gewöhnlich neutrisch verstanden mit Berufung auf Barn.
4, 1. Aber das ist ein Irrtum. Vielmehr schliesst sich III, 1
ganz enge an II, 7 an und bezeichnet die Grenze, bis zu der die
Nächstenliebe zu gehen hat (Vgl. Tit. 3, 10- 1. Tim. 6, 5 und
Ath. a. a. 0. ;^cö()fg aigerixcov); denn mit dem ausgesprochenen
Übelthäter und unverbesserlichen Sünder soll der Christ keine
Gemeinschaft haben, wie auch Matth. 18, 16 f. lehrt. Die
maskulinische Fassung liegt zweifellos an unserer Stelle vor wie
in KO Mosq. und Const. Ap. VII, 5. Die richtige Parallele
aber bei Barnabas ist sicherlich 19, 11: slg xiXog [iLöfiöeLg top
jiovriQov.
Obschon in Did. III, 2 — 10 die Übereinstimmung unserer Ver-
sion mit Did. M. fast wörtlich genau ist, so sind doch auch da
einige kleinere Abweichungen zu konstatieren. Statt Crjlmxrjg
Did. III, 2 und KO (Mosq. Ct]Xeva)v) im Sinne von „eifernd" zu
nehmen, wie Harnack thut, möchte ich lieber mit dem Araber
„neidisch", „eifersüchtig" übersetzen und zwar besonders auch
mit Rücksicht auf das entsprechende C,t]).0TV7iia im Lasterkatalog
Did. V, 1. Diese Übersetzung wird auch in Const. Ap. VII, 5
durch die angeführten Beispiele und Ausführungen gefordert.
Dem £Qi6TLx6g III, 2 entpricht genau das „streitsüchtig"
des Arabers, dagegen deckt sich dessen „betrügerisch'' nicht mit
^Vfitxog (al. {)^Vfic6örjg, {)^vfiavTix6g, fcavixog, {^-Qaövg) und muss,
weil im Zusammenhang nicht passend, als Übersetzungsfehler
■des Arabers angesehen werden. Aber unsere Übersetzung beruht
überhaupt auf Konjektur; das Originalwort ist unverständlich.
Ganz isoliert steht die Fortsetzung (III, 4): „Frage nicht: wer
Texte u. Untersuchungen XIII, 1 7
j[§ L. E. Iselin,
ist er? und warum ist er? denn diese Dinge führen zum Götzen-
dienst." Im griechischen Texte der Didache steht parallel: fi?]
ylvov oicovooxojtog, bjtSLÖy odr^ytl elg xriv elöco/.oZaTQlav. Der
identische Nachsatz und der gleiche Zusammenhang an beiden
Orten wie auch die biblischen Parallelstellen LXX 3. Mose 19, 26
und 5. Mose 18, 10 führen darauf, in den zwei Fragen unseres
Textes einfach eine Umschreibung für das griechische ogvid^o-
oxojiBlöd^aL zu erblicken, was auch durch eine anderweitige Be-
obachtung nahe gelegt wird. Im Leben Schnudi's findet sich
nämlich gelegentlich (p. 436 cf. p. 78. 171) folgende Mitteilung
über die Mantik des Vogelfluges:
„Einmal sass mein Vater in einer Versammlung mit einer
Menge von Gläubigen, da schrie ein Rabe über ihnen. Nun erhob
ein Mann seinen Blick in die Höhe und sprach: Welcher Art
ist die gute Nachricht, die du uns berichtest, o Babe? Da seufzte
unser Vater, der Prophet, und sprach: 0 diese Unwissenheit,
welche über die Menschenkinder Gewalt bekommen hat! Nicht
ist unter ihnen der Gutes thue auch nicht Einer. Kennst du
denn den, der dir die gute Botschaft von deinem Vater bringt, und
woher weisst du die Botschaft? Nein, mein Sohn, du sollst nicht
auf die Vögel des Himmels achten und nicht sie beobachten etc."
„Der Beobachter der Stunden" 111, 4 entspricht einem griechi-
schen coQOöxojtog, welches Wort höchst wahrscheinlich in der
koptischen Grundschrift gestanden hat.
Eine wesentliche Abweichung vom griechischen Text der
Didache findet sich erst wieder III, 6, wo M. lautet: fir]Ö£ av&d-
Ö7]q, (iT/dh jtovrjQocpQWV, ax jag tovtcov auiävxcDv ßXaog)rj^iat
ysvpcöi>zai. Der Ar. giebt dies so: „0 mein Sohn, sei nicht klein-
mütig, denke nie an Übles." Nun ist kleinmütig etwa das Gegen-
teil von avdaörjg, dennoch ist auch hier die Abweichung nicht
unmotiviert, denn Ap. Const. VII, 7 lesen ebenfalls nach avd^aÖ7]g
und jiov7]Qo(pQ(Dv: fi?jöh öxX7]()oxagöiog, firjöh {)^vfic66?]g, firjöe
fiixQoipvxog, ravta jag jidvra odf/ysl jrgog ßXaog)f/fJLav. Auch
KO Ott. hat im Vergleich zu Did. M. den Zusatz von ^vfKDÖfjg
und beweist darum indirekt, dass auch fiixgotpvyog nicht einfach
eingetragen ist. ^
III, 8 besteht in der Reihenfolge der einzelnen Ausdrücke
wie auch im Wortlaut wenig Übereinstimmung zwischen den
verschiedenen Versionen. Den Worten f/axQoOvfwg, iXs/jficoi^
Eine bisher unbek. Version cl. ersten Teiles d. Apostellehre (Didachei. 19
<Cixaxog, ^övxiog, ayad-oq in Did. M. und Ap. Const. stehen in
KO. 11 gegenüber: fiaxQod^vfioc, kXsrjfKDi;, alQTjvoJtoiog, xad^agoq
rfj xaQÖia ajio Jiavroc xaxov, axaxog. ^jovxf^og, ayad-og. Da-
gegen hat Barnab. 19, 2: eoi] ajtXovg r?/ xaQÖla; 19, 4: e07] 7'jov-
yiog. Die Athanasiustexte 840 D und 1641 D: yivov xaüiuvog
xal 7)övXLog. Die arabischen Ausdrücke entsprechen am ehesten
den griechischen: 7]c)VXiog^ ftaxgo&^vfiog, eXeriixmv, ajiXovg rfj
xagöia bezw. axaxog, dya{^6g. Das darauf folgende: „dich fürch-
tend und zitternd vor dem Worte Gottes und vor seinen Geboten"
entspricht dem (pvlaoöcov xal rgsficov rovg Xoyovg ovg 7jxovöag
in KO. Als weitere Parallele sei hier Acta Pauli et Theclae Cap. 6
(ed. Lipsius, Acta apostol. apoc. I, 239) erwähnt, wo unter den
dem Paulus in den Mund gelegten Makarismen auch der Satz
vorkommt: (laxagioL ol rgifiovreg ra Xbyia rov d^sov xal (pvX-
Xaööovreg avzov zag evroXäg, ort avzol jtaQaxX7]&7]oovzai (nach
Cod. M. Vatic. 1190).
In III, 9: Sei nicht stolz in deiner Seele, sondern sei stets
demütig, wo Did. und Ap. Const. lesen: ovx vipojösig oeavzov
ovöe öcoösig rij ^^^XV ^^^ ^Qaöog, geht der Araber mit dem
Barnabasbrief (19, 3): ovx '^V^o^osig ösavzop, £(J^ 6s zajiuvocpQmv
xaza jiavza.
Die wichtigste Änderung oder besser Abweichung vom her-
kömmlichen Text liegt unstreitig in IV, 1 vor. Hier reden alle
Versionen und Recensionen von der Ehre, die man denen schuldig
ist, die das Wort Gottes lehren. Sie versteigen sich dabei z. T.
zu starken Forderungen, z. B. zov XaXovvza 001 zov loyov zov
^sov — dyajt7'j66ig mg x6q7]v otp&aXfiov öov — zifi7]ö£ig mg
xvQLOv — fiv7]öü^7]07] avzov vvxza xal i^fiagav. Diese pleonas-
tischen Vorschriften haben etwas Auffallendes an sich. Auch
scheint in einer Version durchzuschimmern, dass ursprünglich
nicht von den Lehrern, sondern von der Lehre die Rede war
(vgl. Barn. 19, 10: fiV7]öO^Tj07j 7)n^Qav xgiösmg vvxzog xal t]fit-
^örg). Unter keinen Umständen darf man die Abweichung des
Arabers für zufällig oder für eine absichtliche Abschwächung
ansehen. Die Einfügung einer Stelle, wie sie der Text der Di-
dache bietet, in das Grandgesetz der Mönche von Athribis lag
ja auf's höchste im Interesse der mönchischen Disziplin und der
Autorität des Vorsteheramtes. Vielmehr bleibt keine andere An-
nahme übrig, als dass die Version, die A^isa vorlag, keinen be-
OQ ^ L. E. Iselin,
sonderen Paragraphen über das Anselin der Lehrer hatte, sondern
einen solchen über die Verpflichtung zum Lesen des Gotteswortes.
AVenn nun grössere Einfachheit auch schon ein Beweis für
höheres Alter wäre, so würde hier jedenfalls die ursprünglichere
Fassung bei dem Araber vorliegen. Auch könnte eine Empfeh-
lung zum häufigen Gebrauch des Wortes Gottes in einer jüdi-
schen Schrift über die beiden Wege sehr wohl gestanden haben
(vgl. Psalm 1, 2. Sirach 6, 36). Dagegen reichen die Parallelen,
die man aus dem Sirachbuche (7, 30 ff.) anführt zur Rechtferti-
gung der Forderung im Didachetext, doch lange nicht an eine
solche Verehrung der Lehrer, wie sie dort als Pflicht aufgestellt
wird. Erscheint IV, 1 als einfach und ursprünglich, so macht
dagegen IV, 2 des Ar. den entgegengesetzten Eindruck. Aller-
dings ist es mehr als fraglich, ob man bei dem Ausdruck ..Rein-
heit" sofort an Orthodoxie zu denken hat, und die Auffassung
von Amelineau ist sicher falsch. Reinheit wird vielmehr einfach
dem ayioc der Did. entsprechen; auch zeigt die Konstruktion
des Nachsatzes im Arabischen, dass im Vordersatz ein Abstrak-
tum statt eines Konkretum gebraucht wurde. Bei alledem bleibt
doch der Eindruck, dass hier ein einfacherer Text, sei es durch
den Übersetzer, sei es durch den Herausgeber, etwas verändert
worden ist, und es ist gerade in einem solchen Falle sehr zu be-
dauern, dass Amel. keine Varianten mitgeteilt hat. Dagegen ist,
um das noch nachzuholen, der Passus in IV, 1: ..weil der Herr
an einem Orte wohnet, wo man seines Namens gedenkt", obschon
er vom Text der Didache M. abweicht, doch begründet durch die
Fassung in Const. Ap. VH, 9: ojtov yüQ ?/ jitgl d^eov öiöaoyM/Ja.
exsl 6 &s6q jiccgeöTtv.
Während kleine Abweichungen vom gewöhnlichen Wortlaut
der Did. M. in IV, 6 — 7 einfach auf Rechnung des arab. Über-
setzers zu schreiben sind, enthält IV, 8 Arab. eine recht eigen-
tümliche Wendung. Das griechische: ovx avaOTQa(pi)ö}} xoir
tvötöiisvov. övyxotrcovf'jOeig Öh Jicwxa xm döeXfpqy öov xal oitc
tQ8iQ 16 La sirai wird in der neuen Version so ausgedrückt: Wende
nicht dein Gesicht vom Armen weg, sondern gieb ihm gemäss
deinem Vermögen, und geselle dich zu jedem Betrübten und zu
jedem, der deiner bedarf. Die letzte Wendung hat keine direkte
Parallele in einer andern Version, doch liest KO. Ath.: ..habe
Gemeinschaft mit den Armen". Achtet man aber auf die Be-
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 21
Schreibung des Weges des Todes (Diel. V, 2), wo es heisst: di^a-
öTQ£q)6fievoL zov evöeofisvov, yMxajzovovvxsg rov ^ZißofJtvov^
und weiter vorn: ovx i-Xeovvrsg jiTwyov^ ov jtovovvreg tJil xara-
jiovovfiavqj (cf. Barn. 20, 2), so liegt die Annahme doch nahe,
dass in dem Wege des Lebens nicht bloss das Verhalten gegen
den Armen, sondern auch das gegen den Unterdrückten und Be-
trübten ausdrücklich besprochen worden sei.
Da, wie bereits bemerkt, eine Parallele zu Did. IV, 9 — 14
fehlt, ebenso wie in KO Mosq. Syr. Vind., so schliesst der Weg
des Lebens mit einer kurzen Schlussermahnung. Daran reiht
sich die Beschreibung des Weges des Todes, welche summarisch
aber noch kürzer gehalten ist als in Did. M. und Barn. Auch
geht hier der ursprüngliche Wortlaut der Rede Schnudi's ziem-
lich verloren, wie eine Vergleichung der vorhandenen Versionen
zeigt. Doch entsprechen die Merkmale des Todesweges beim
Ar.: Fluch, Mord, Plünderung, Entführung, Heuchelei und jede
verderbliche That, den griechischen Ausdrücken: Tcardgag fieörrj,
(povoL, xXojtai, aQjtayai. vjioxQiosig, jiav^afiaQTriToi, die sich in
derselben Reihenfolge in Did. M. vorfinden. Auch in den Schluss-
worten, die so gut übersetzt worden sind, als es der schlimme
arabische Text erlaubte, blickt bei dem: „auf dass nicht Jemand
irre gehe", das ft/j rig 0£ jtXav//ö7] des M. VI, 1 durch. Dann aber
hört, mit den angeführten Worten Schnudi's, jede Berührung mit
der Didache plötzlich auf.
C. Sekundäre Abweichungen.
Hier sind vorerst einige Zusätze zu erwähnen, die durch
keine anderen Versionen gestützt sind und nichts Wesentliches
zum Inhalte hinzufügen, sondern mehr eine Erweiterung und
eine umständlichere Ausdrucksweise genannt werden müssen.
Sie gehen wohl samt und sonders auf den koptischen Schrift-
steller zurück, welcher die Rede Visa's kopierte und dabei er-
weiterte. Die wichtigeren Stellen sind folgende:
I, 2. Die Fassung des Gebotes der Gottesliebe in deutlicher
Anlehnung an Luk. 10, 27.
II, 3. „auf dass nicht der Herr über dich zürne."
II, 6. „denn der Stolz ist verwerflich vor Gott."
II, 6. „hast du es gethan, dann wirdihn Gott mehr lieben als dich."
II, 7. „weil sie das Abbild Gottes und ihm ähnlich sind."
22 L. E. Iselin,
III, 1. „damit nicht dein Leben verkürzt werde und du vor der
Zeit sterbest", mit Anlehnung an Sprüche 10, 27 und Sirach 30,24.
III, 4. „weil Wehe, Klage, Angst und Schrecken bei solchen
einkehren."
III, 9. „denn durch die Demut ist David, der Prophet, mehr-
mals errettet worden."
IV, 1. „er ist würdig der Huldigung und sein Lob währet in
Ewigkeit."
IV, 2. „und an ihren wohlthuenden Berichten."
IV, 3. „und den Sünder wegen seines Vergehens."
IV, 5. „hüte dich solches zu thun."
IV, 7. „der Herr Jesus, der Vergeber der Sünden."
Gänzlich willkürlich ist endlich die häufige Anredeformel:
„0 mein Sohn."
Unter dieselbe Kategorie von sekundären Abweichungen
rechne ich sodann folgende Stellen, welche m. E. Fehler des
arabischen Übersetzers oder Korrekturen desselben auf Grund
eines unverstandenen koptischen Grundtextes sind:
II, 2. „du sollst nicht ein Weib abortieren lassen durch irgend
eine Arznei", wo der Araber aus den urspr. getrennten Ausdrücken
ov (paQiiaxevöeLQ, ov cpovevosig rbxvov ev (fd^oga ein einziges
Gebot gemacht hat
III, 3. „aus diesen Dingen entsteht falsches Zeugnis." Der
Araber hatte fior/sla schon vorher erwähnt.
III, 4. „durch solches kommt ja der Mensch Gott nicht nahe "
Das ist eine Umschreibung für das gleichfalls bereits angeführte
döcoXolaTQia des griechischen Textes.
III, 5. „denn von diesen Dingen kommt der Mord her." Un-
streitig ist xXojiaL des Griechen richtiger.
III, 9. „an den Reichen" statt (lera vrp7]Xwv (so Did. u. Barn.);
aber im Lasterverzeichnis liest auch Did.: jtXovolcoif jtaQccxhjToi.
Ungewisser sind endlich einige andere Stellen.
II, 3 fehlt die Parallele zu ov fzvrjor/cax/ioetc, aber es ist
unsicher, ob dies bei allen Handschriften Amel.'s der Fall war.
Hier könnte ebenso gut eine Nachlässigkeit des koptischen Schrei-
bers als eine solche des arabischen Kopisten, ja selbst des fran-
zösischen Herausgebers vorliegen; denn das unmittelbar darauf
folgende: „und hüte dich" in Arab. II, 4, ist jedenfalls nicht irgend
eine Entstellung eines anderen Wortes, weil auch die Athanasius-
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 23
Versionen schreiben (837 A. 1639 D): g)vXaTTSO0-al rs p] elvai
ölZoyov.
II, 1 ist die numerische Aufzählung der Gebote angefangen,
aber sie wird nicht fortgeführt. Im Koptischen und so auch in
der arabischen Übersetzung wird immer bloss mit „und" verbunden.
IV, 4 ist das schwerverständliche ov öi^pvx^jöeig jiotbqov
förac rj ov weggelassen wie in KO Mosq.
IV, 5 ist der Arab. formell abhängig von Sirach 4, 31.
In diesen letzten Fällen kann ebensowohl der koptische Uber-
arbeiter der ursprünglichen Lobrede Visa's wie der arabische
Übersetzer sich Freiheiten gestattet haben.
4. Ergebnis.
Auch wenn man den umstand, dass bloss eine Superversion
aus verhältnismässig später Zeit vorliegt, durchaus in den Vorder-
grund stellen will, so bleibt doch der grosse Wert dieser neuen
Version für die Geschichte und Kenntniss der Apostellehre und
der damit verwandten Literatur bestehen. Sie ist das erste Bei-
spiel für die Selbständigkeit der Schrift von den beiden Wegen,
wobei auch der Weg des Todes mit eingeschlossen ist. Sie be-
weist aufs neue, dass die Version dieser Schrift in der Didache
M. nicht eine primäre ist. Sie spricht für die grössere Origi-
nalität der kürzeren Versionen der Kirchenordnung besonders für
die Form des Cod. Mosq. Sie enthält einen selbständigen, man-
nigfach ursprünglichen Text. Sie hat mehr noch als die anderen
Versionen jüdische Färbung. Sie bezeugt auf's neue, dass das
Vaterland dieser Literatur Ägypten ist.
Zusätze.
1. Anklänge an die Petrusapokalypse.
Vita Schnudi arab. p. 331:
„Und unser Vater, der Heilige, war ein Prophet, der unter
seiner Hand 2200 Mönche und 1800 Nonnen hatte, ohne die
Novizen und die Diener mitzuzählen, und unser Vater pflegte
für sie alle zu beten, dass nicht eine Seele verloren gehe, denn
alle seine Sorge ging darauf aus, Fürbitte zu thun für die
Seelen der Menschen. Darnach kam der Engel des Herrn zu
ihm und nahm ihn bei seiner rechten Hand mitten in der Nacht
und gieng mit ihm hinweg, um ihm alle Züchtigungen zu zeigen
24 L- E. Iselin,
und den Ort, wo man sie erduldet. Und als der Engel ihn diese
Orte durchlaufen liess, sah er dort unten Jungfrauen, welche
man züchtigte und er sprach: Was ist ihr Vergehen? Warum
sind sie in diesem grossen und unauslöschlichen Feuer? Und
man erzählte ihm und sagte ihm: Sie sind jungfräulichen Leibes,
aber ihre Zungen waren spitzige und zweischneidige Schwerter.
Sie durchstreiften alle Orte und raubten den Menschen ihren
guten Namen durch jede Art von Verleumdungen [p. 332], da-
rum, wegen ihrer Zungen, peinigt man sie."
Die Fortsetzung kann man in der hier ziemlich genauen franzö-
sischen Übersetzung p. 332 — 333 finden und hierzu die kleine Aus-
gabe p. 147 vergleichen. Man sieht daraus, dass der Verfasser
die Petrusapokalypse kennt, wenn er sie auch nicht wörtlich zitiert
und, wie es eben seine Gewohnheit ist, absichtlich verschweigt,
woher er seine Kenntnisse hat, da es ihm ja darauf ankommt,
seine eigene Person in einem möglichst wunderbaren Lichte zu
zeigen. Aehnlicher Art ist eine andere Stelle im arabischen
Text p. 396, wozu man die koptische Version p. 48 vergleichen
möge :
„Und einmal ersaun gegen meinen Vater eine Lüge ein
götzendienerischer und sehr heuchlerischer Mann, dessen Name
Casius war, und er trat mehrere Male gegen den Herrn Christum
auf. Aber mein Vater verbot es und sagte ihm: „Deine Zunge
wird an deiner grossen Zehe angebunden werden tief unten in
der Totenwelt". Darauf legte sich dieser Heuchler hin [starb]
und der Heilige bezeugte uns: .,Wahrlich, ich habe ihn in der
Totenwelt gesehen, wie seine Zunge an seine grosse Zehe au-
gebunden war und er sich in gar schwerer Pein befand, indem
man ihn ohne Erbarmen züchtigte."
Die Berührung mit Ap. Petri 22 (ed. A. Harnack 1893) ist
unverkennbar, obschon auch hier keinerlei Zitat vorliegt. Man
beachte auch die Parallele für die Strafe der Lästerer in Pistis
Sophia, p. 3S0, 385 (ed. Scliwartze). Weitere Parallelen zu dieser
wie zu anderen Stellen der Ap. Petri werde ich bei anderer Ge-
legenheit nachweisen. Nocb allgemeinerer Art sind gelegent-
liche Schilderungen vom Zustand der Seligen und Verdammten
in Vita Schnudi arab. p. 347:
„Was das Kennzeichen der Sünder betrifft, so werden ihre
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 25
Leiber die Farbe des schwarzen Kotes ^) haben und der Gestank
ihrer Sünden wird sich weit verbreiten. Was die Wahrhaftigen
anlangt, so werden ihre ^Gesichter glänzen wie- die Sonne im
Königreich ihres Vaters und der Duft ihres Wohlgeruches wird
sich weit verbreiten wegen ihrer frommen Thaten. Ihrer werden
sich die Engel freuen und werden sie mit herrlichen Gewändern
bekleiden.
Hier wmrde man überhaupt von einer Beziehung auf die
PetrusofPenbarung absehen, würden nicht die vorher angeführten
Stellen dafür sprechen und wäre nicht eben das Papyrusfragment,
welches diese Apokalypse enthält, in nächster Nähe von Athribis
nämlich in Akhmim gefunden worden. Der oben erwähnte
Casius p. 396 oder Gesios, wie er im koptischen Texte heisst
(p. 48. p. 66. Vgl. kleine Ausgabe p. 309 ff-, p. 327 f.), war das
Haupt der heidnischen Bevölkerung in Akhmim. Eine Ab-
hängigkeit dieser Vorstellungen über den Zustand des Jenseits
von den Angaben in Ap. Petri 7 — 17. 21 ist darum höchst
wahrscheinlich. Immerhin bleibt die Ausbeute für die Kenntniss
dieser jüngst erst entdeckten und immer noch in unvollständiger
Form bekannten Apokalypse eine geringe. Die eigentliche um-
fangreiche in der Vita Schnudi (gr. Ausg. p. 340 — 346, cf. introd.
Lin — LVI) enthaltene Apokalypse, von der sich Krüger viel ver-
sprochen hatte ^), hat mit der Petrusoffenbarung nichts gemein;
sie geht an einigen Stellen auf die koptische Apokalypse des
Sophonias zurück, ist aber im ganzen eine selbständig kompo-
nierte Arbeit mit Bezug auf die Verhältnisse Aegyptens im
VII. Jahrhundert.
2. Ein bisher unbekannter Ausspruch Jesu über
Petrus.
[Am. p. 312 Text, arab.] „Sodann setzte er [Schnudi] auch
eine Rede auf voll von Worten des Tadels, der Traurigkeit und
der Zerknirschung über die Zeit des Todes und des Abscheidens
der Menschen. Daraus zogen viele Leute Nutzen, aber die Un-
o'läubiscen zweifelten und erkannten Gott nicht. Dies kam nun
vor die Leute zu Alexandria; da nahmen sie die Rede, nämlich
1) Amelineau: gäte, in der kl. Ausg. unrichtig : de la couleur du Messie
noir (p. 236); arab. el-masih, also „was abgewischt wird", „Schweiss", aber
wegen der Beifügung am ehesten „Kot".
2) Th. Lit.-Zeit. 1889 p. 33.
2(^ L. E. Iselin,
das Wort unseres Vaters, des Heiligen, und zogen damit vor die
Leiber der Apostel Petrus und Paulus nacli Rom. denn der Herr
Christus hat [zu Petrus] gesagt: „Wahrlich dein Auge wird
in Ewigkeit nie geschlossen werden für das Licht
dieser Welt" [p. 313]. Und jenes geschah, wie unser Herr
Jesus Christus verheissen hatte. Darum hatten sie seinen Körper
ganz verhüllt, ausgenommen sein Antlitz, und so blieb es, wie
der Herr gesagt hatte. Als sie nun das Buch an die Leichname
der reinen Apostel herangebracht hatten, streckte der Apostel
seine Hand aus den Leichentüchern heraus, nahm es, küsste es
dreimal und sprach: „Sei gegrüsst bei deiner heutigen Ankunft
hieher, o unser Freund, du Lehrer und reiner Apostel! Der
Lehrer Paulus ist der dreizehnte Jünger geworden und du also
der vierzehnte. Du wirst sitzen und richten deine Söhne, die
Mönche, weil dich die Heiligen dazu eingesetzt und dich dessen
würdig erachtet haben". Als nun die Leute dies gehört und
Gott gepriesen hatten über das, was der reine Apostel gesprochen,
über die Lehren des heiligen Vaters, siehe da priesen viele von
den Rechtgläubigen Gott und seinen Heiligen um deswillen, was
sie als Zeugen gesehen hatten und was in der grossen Stadt Rom
geschehen war."
Dieses nicht uninteressante Agraphon — ein petrinisches
Seitenstück zu Joh. 21, 23 — lässt sich sonst nirgends nach-
weisen. Es ist daher nichts als eine Vermutung, dass es dem
Evangelium der Aegypter entnommen sein könnte. Da indessen
in diesem Agraphon gerade ein apokryphes Wort an Petrus er-
halten ist und, wie schon oben bemerkt, Akhmim die Fund-
stätte der Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des
Petrus, unweit vom eigentlichen Schauplatze der Thätigkeit
Schnudi's und Visa's ist, so liegt die Annahme noch näher, diese
Tradition sei dem alten Petrusevangelium entnommen.
3. Die Beiträge zur Legende über das Leben des
Herrn.
a. [p. 333]. „Und es sprach der Erlöser [in der Vision] zu
unserm Vater, dem Wahrhaftigen: ,.Belehre deine Kinder, die
Nonnen und die Übrigen, dass sie nicht einen solchen Weg zu
solchem verderblichen Leiden wandeln". Da sprach der Wahr-
haftige: ,Jch habe die Entscheidung getroffen, o Herr, dass meine
Kinder Jerusalem besuchen, dass sie vor deinem heiligen Kreuz
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 27
niederfallen und am Orte der Spuren deiner Füsse, auf dass
sie sich reinigen*'.
Hierzu vergleiche man, was A. Resch in seinen Agrapha
(Texte u. Unters. V, 4) S. 458 aus einem Bericht des XV. Jahr-
hunderts über die angeblichen Spuren der Füsse Jesu in einem
Pflasterstein im Chor der Kirche des heiligen Grabes mitteilt.
b. [p. 468]. Da antwortete ihm der Herr, der Erlöser: „Heil
dir, o mein Auserwählter Schnudi, dir wird Glück widerfahren.
Wie lange hat es gedauert, dass du von Schmerz zerrissen wärest
um meinetwillen und meines Kleides willen, so wie auch [zer-
rissen war] meine Tunica, über welche die Juden das
Loos geworfen und einen Teil davon unter sich geteilt
haben, während sich ein solcher [anderer Teil] samt anderen
Kostbarkeiten in den Schätzen der Könige befindet. Zuletzt aber
werden sie ^) sich zeigen in der Stadt Akhmim. Dann, wenn du
dich zur [letzten] Ruhe gelegt hast, wird in Wahrheit ein Engel
vor deinem Kinde Visa hergehen, wird sie ihm zeigen und sie zu
deinem Leichnam bringen, um dir Ehre zu erweisen auf ewig".
Aus dem Zusammenhange ergiebt sich das Verständniss dieser
seltsamen Stelle. Schnudi ist sterbenskrank und der Erlöser er-
scheint ihm und unterhält sich mit ihm an seinem Lager. Er
hatte den Wunsch ausgesprochen, noch das Konzil in Chalcedon
besuchen zu dürfen, aber der Herr erklärt ihm, auch dort
werde sein Name gelästert wie einst Arius gethan habe. Damals
sei er, der Erlöser, dem Patriarchen Petrus von Alexandria, dem
letzten Märtyrer erschienen: „mein Kleid war zerrissen und die
zwei Teile desselben hielt ich zusammen um meine Blosse zu
bedecken. Mein treuer Diener Petrus fragte mich: Wer hat dein
Kleid zerrissen, o mein Herr? Und ich sprach zu ihm: Arius
hat es zerrissen, indem er mich vom Vater und vom heiligen
Geiste weggerissen hat." — Schnudi als strenger Monophysite
drückt darauf seine heftige Entrüstung aus. Gewissermassen als
Lohn und als Sinnbild seiner Rechtgläubigkeit sollen nun an
seinem Leichnam durch Engelshände die zwei Teile des zer-
rissenen Rockes Christi wiedervereinigt werden. Dass der Leich-
nam geradezu darein eingewickelt werden soll, wie Amelineau
übersetzt, steht nicht im Text. Hieraus ergiebt sich, was ge-
1) Vermutlich beide Teile der Tunica.
28 L. E. Iselin,
meint ist unter dem Ausdruck oben: „dass du von Schmerz zer-
rissen wärest um meinetwillen und meines Kleides willen."
Für unseren Zweck ist folgendes zu beachten:
Über den Rock des Herrn existierte in der Umgebung
Schnudi's eine Lokalsage, dass der Rock Jesu nach Akhmim
gekommen sei, was sonst nirgends berichtet wird. Eine andere
Legende, wonach ein Teil des Kleides ,,in den Schätzen der
Könige'" sich befinde, ist auch anderweitig bezeugt, denn aus
dem syrischen Buch der „Schatzhöhle" (ed. Bezold 18S3, S. 65)
erfährt man, dass der Rock des Herrn an den „König Tiberius"
gekommen sei. Wichtiger als dies ist jedoch die hier zu Grunde
liegende Version der Passionsj]feschichte. Ausdrücklich werden
die Juden, nicht die Kriegsknechte, genannt, die den Rock des
Herrn verlosen, und ebenso deutlich w^ird erwähnt, dass er in
zwei Teile zerrissen worden sei. Das steht in Widerspruch mit
dem kanonischen Bericht über die Kleider und den ungenähten
Rock, stimmt aber mit der Relation des Petrusevangeliums, wo
es 'einfach heisst v. 12: xa\ re&tixoTeg [sc. oc lovöalot cf. v. 1]
T« evöviiara 'ifiJtQOO^^^ev avrov öisfjeQioavro y.al /.ayjiov IßaXor
hjt avTOlg (Vgl. Harnack, Bruchstücke des Evangeliums und der
Apokalypse des Petrus 1893 S. 9).
c. Schliesslich sei noch auf eine Legende über den Auf-
enthalt der Maria und des Jesuskindes in Aschmunein *)
aufmerksam gemacht, wo schon das kleine Christuskind seine
Gottheit durch vielfältige Heilangswunder beweist. Der koptische
Text findet sich auf Seite 80, der arabische auf Seite 438 der
Vita Schnudi. Zu letzterem geben wir hier die Übersetzung,
da sie bei Amelineau unvollständig ist und die Stelle überhaupt
für das Lebensbild Schnudi's typisch ist.
[p. 437J. „Einmal wanderte mein Vater mit dem Erlöser durch
die Wüste. Da fand er das faulende Gerippe eines Mannes, das
in die Erde geworfen war bei einem Berge-). Da warf sich
mein Vater vor dem Herrn nieder und sprach : „Es sind nun
viele Jahre her, dass ich bei diesem daliegenden Toten vorbei-
gehe und den wahren Grund seiner Lage nicht kenne". Da
1) Aschmunein, in der kopt. Version 8cbmun. liegt nördlich von Asiut,
gegenüber von Melawi-el-Ariscli und ist das alte Hermopofis Magna, jetzt
Kschmun.
2) Der aral). Text ist nach dem koptischen durch Amel. korrigiert.
Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 29
erweckte der Herr den Toten wie einen, der aus dem Schlafe
erwacht. Der warf sich vor dem Erlöser nieder und er sprach
zu ihm: „Erzähle alles, was dir geschehen ist, meinem Auser-
wählten Schnudi". Es antwortete der Tote und sprach: „Siehe,
ich war ein Mann von den Bewohnern Asiut's, ein Glasarbeiter;
mit meinen Genossen betrieb ich diesen Beruf. Da machten
wir uns auf und wanderten aufwärts in der Richtung nach Süden
und kamen in die Landschaft Akhmim, um darin zu bleiben und
daselbst unserer Beschäftigung nachzugehen. Und nach wenigen
Tagen wurde mein Leib angegriffen und die Krankheit nahm
an mir zu, während ich mit ihnen zusammen war, und das Un-
vermeidliche wurde über ihn [den Leib] verhängt. Da warfen
sie mich unter diese Scherben und gingen ihres Wegs, weil
ich unter ihnen keinen leiblichen Verwandten hatte". Da sprach
mein Vater zu ihm: „Glaubst du, dass der Erlöser ist zur Welt
gekommen in jener Zeit?" Es antwortete der Glaser und sprach:
„Ja es ist zu uns ein Bericht gelangt von den Vorübergehenden,
dass ein Weib nach Aschmunein hereingekommen ist,
an ihrem Busen ein kleines Kind, und so oft jenes
Kind zu Jemand sprach, ging es in Erfüllung und erwies
sich als richtig, und man hat uns berichtet, dass es die
Toten auferweckte, die Gelähmten aufstehen machte,
die Ohren der Tauben öffnete, den Stummen reden
Hess und die Augen der Blinden öffnete. Als ich nun
dies gehört hatte, entschloss ich mich in meinem Herzen, ein
Schiff zu besteigen und nach Norden zu reisen und ihn anzu-
beten, da hielten mich aber die Sorgen dieser eiteln Welt zu-
rück". Darauf nun warf er sich vor dem Erlöser nieder und
sprach: „Dass mich dein Erbarmen erreichen möchte, o Herr,
und dass du ihm nicht mehr erlauben möchtest, mich in die
Strafe zu werfen!"' Ferner: „Wehe mir! Warum denn wurde
mir nicht der Leib meiner Mutter zum Grab, bevor ich in diese
schmerzliche Strafe fiel?" Da erbarmte sich der Herr über ihn
und sprach zu ihm: „Nachdem du mich und meinen Knecht
Schnudi gesehen hast, so wirst du Ruhe und Ausruhen finden
bis zum Tage des gerechten Gerichts". Da schlief der Tote
wieder ein und wurde wie zuvor. Und der Herr^ der Erlöser,
wanderte mit meinem Vater, bis er zu seiner Wohnung gelangte,
welche in der Wüste liegt, indem sie sich über grosse Geheim-
30 L. E. Iselin, Eine Version cl. 1, Teiles d. Apostellehre (Didache).
nisse besprachen. Darauf stieg der Erlöser zum Hiromel empor,
während ihn die Engel priesen."
Zu diesem Legendenstoff vergleiche man das arabische Evan-
gelium infantiae Salvatoris Cap. XI — XXV (bei Tischendorf,
Evang. apocr. ed. IL lS76j und das Evangelium Pseudo-Matthaei
Cap. XXll in der Version des Codex D (bei Tischendorf 1. c),
ausserdem die Bemerkungen bei Thilo, Codex apocryphus N.
Testamenti 1832 p. XXX VII. f. Amelineau verweist auch auf
eine koptische Rede des Theophilus von Alexandria über den
Besuch der h. Familie in Moharraq. Aber auch Salomon von
Bassora weiss in seinem ,.Buch der Biene" (ed. Budge. Kap. 40j
vom Einzug der Maria und des Kindes in der Stadt Hermopolis
zu erzählen.
Druck von August Pries in Leipzig
VI,
4.
VII,
1.
VII,
2.
VII,
3/4
VIII,
1/2
VIII,
3.
VIII,
4.
A^erlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.
Band I— V, 3 auf Seite II des Umschlages.
V, 4. Ägrapha. Aussercauouische Evaiigelieufragmente, gesammelt u. untersucht
von Alfred Resch. ~ Anhang: Das Evangelien fragment von Fajjum von
Adolf Harnack. XII, 520 S. 1889. M. 17 —
VI, 1. Die Textüberlieferuug der Bücher des Origenes gegen Celsus in den Hand-
schriften dieses Werkes und der Philokalia. Prolegomena zu einer
kritischen Ausgabe von Paul Kötschau. YII, 157 S. u. i Tafel. 1889. M. 5.50
VI, 2. Der Paulinismus des Irenaeus. Eine kirchen- und dogmengeschichtliche Unter-
suchung über das Terhältnis des Irenaeus zu der Paulinischen Briefsammlung
und Theologie von Jobs. Werner. V, 218 S. 1889. M. 7 —
VI, 3. Die gnostischen Quellen Hippolyts in seiner Hauptschrift gegen die Häretiker
von Hans Staehelin.
Sieben neue Bruchstücke der Syllogismen des Apelles. — Die Gwynn'schen
Caius- und Hippolvtus-Fragmente. Zwei Abhandlungen von Adolf Harnack.
III, 133 S. 1890. - M. 4.50
Die ältesten Quellen des orientalischen Kirchenrechts. 1. Buch:
Die Canones Hippolyti von Hans Achelis. VIII, 295 S. 1891. M. 9.50
Die Johann es- Apokalypse. Text kritische Untersuchungen u. Textherstellung
von Bernh. Weiss. VI, 225 S. 1891. M. 7 —
üeber das gnostischeBuch Pistis-Sophia. — Brod u. Wasser: die eucharistischen
Elemente bei Justin. 2 üntersuchgn. von Adolf Harnack. IV, 144 S. 1890. M.4.50
Apollinarios von Laodicea. Sein Leben u. seine Schriften. Nebst e. An-
hang: Apolliuarii Laodiceni quae supersunt dogmatica. Von Jobs. Dräseke.
XIV, 494 S. 1892. M. 16 —
Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Codex Brucianus heraus-
gegeben, übersetzt u. bearbeitet von Carl Schmidt. XII, 692 S. 1893. M. 22 —
Die katholischen Briefe. Textkritische Untersuchungen und Textherstellung
von Bernh. Weiss, VI, 230 S. 1892. M. 7.50
Die griechische Übersetzung des Apologeticus TertuUians. — Medicinisches
aus der ältesten Kirchengeschichte. — Zwei Abhandlungen von Adolf
Harnack. III, 152 S. 1892. M. 5 —
IX, 1. Untersuchungen über die Edessenische Chronik. Mit dem syrischen Text
und einer Übersetzung herausgegeben von Ludwig Hatlier. VI, 170 S.
Die Apologie des Aristides. Aus dem Syrischen übersetzt und mit Beiträgen
zur Textvergleichung und Anmerkungen herausgegeben von Richard Raabe.
IV, 97 S. 1892. M. 8.50
Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus von Adolf
Harpack. Zweite verbesserte u. erweiterte Aufl. VIII u. 98 S. 1893. M. 2 —
Die Apostelgescliichte. Textkritische Untersuchungen und Textherstellung
von Bernh. Weiss. 313 S. 1893. M. 10 —
Aussercanouische Paralleltexte zu den Evangelien gesammelt u. untersucht
von Alfred Resch.
1. Textkritische u. quellenkritische Grundlegungen. VII, 160 S. 1893. M. 5 —
2. Paralleltexte zu Matthäus und Marcus. VIII, 456 S. 1894. X. M. 14.50
Das Kerygma Petri. Kritisch untersucht von Ernst von Dobschütz. VII. 162 S.
1893. M. 5 —
Acta SS. Nerei et Achillei. Text u. Untersuchung von Hans Achelis. IV, 70 S.
1893. M. 3 —
Das ludulgenz-Edict des römischen Bischofs Kaliist kritisch untersucht und
reconstruiert von Ernst RolfFs. VIII, 139 S. 1893. M. 4.50
Textkritische Studien zum Neuen Testament von Wilhelm Bousset. VIÖ,
144 S. 1894. M. 4.50
Der Chronograph aus dem zehnten Jahre Antonius. Von Adolf Schlatter.
IV,. 94 S.
ZurÜberlieferungsgeschichte der altchristlichen Litteratur. VonAdolf Harnack.
32 S. 1894. M. 4 —
Tertullian's Gegen die Juden auf Einheit, Echtheit, Entstehung geprüft von
E. Noeidechen. IV, 92 S
Die Predigt und das Brieffragment des Aristides auf ihre Echtheit unter-
sucht von Paui Pape. 36 S. 1894. M. 4 —
Ignatius von Antiochien als Christ und Theologe. Eine dogmengesehicht-
liche Untersuchung von Eduard Freiherrn von der Goltz. X, 206 S.
Griechische Excerpte aus Homilien des Origenes von Erich Klostermann. 14 S.
1894. M. 7.50
Urkunden aus dem antimontanistischen Kampfe des Abendlandes. Eine
quellenkritische Untersuchung von Ernst Rolffs. VII, 167 S. 1895.
Zur Abercius-Inschrift von Adolf Harnack. 28 S. 1885. M. 6.50
Eine bisher nicht erkannte Schrift des Papstes Sixtus II. vom Jahre 257 '8.
Zur Peti'usapokalypse , Patristisches zu Luc. 16, 19. Von Adolf Harnack.
78 S. 1895.
Eine bisher unbekannte Version des ersten Teiles der Apostellehre (Didache).
Gefunden und besprochen von L. E. Iselin in Riehen. Übersetzt von A. Heusler
in Basel. 80 S. 1895. M. 3.50
IX,
2.
IX,
3/4
X.
XI,
1.
XI,
2.
XI,
3.
XI,
4.
XII,
1.
XII,
2.
XII,
3.
xn.
4.
XIII,
1.
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN VON li
OSCAR VON &EBHAIIDT und ADOLF HAMACK
xni. ba:n^d, heft i
ÜBER EINE BISHER NICHT ERKAT^NTE SCHRIFT
DES
PAPSTES SIXTUS IL
VON
ADOLF HARNACK.
EINE BISHER UNBEKANNTE VERSION
DES
ERSTEN TEILES DER „APOSTELLEHRE"
GEFUNDEN UND BESPROCHEN VON
L. E. ISELIN
IN RIEHEN.
ÜBERSETZT VON A. HEUSLER IN BASEL.
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1895
•^FAAMOI 20A0MSiNT02
; {
DIE
PSALMEN SALOMO'S
ZUM ERSTEN MALE
MIT BENUTZUNG DER ATHOSHANDSCHRIFTEN
UND DES CODEX CASANATENSIS
HERAUSGEGEBEN
VON
OSCAR VON GEBHARDT
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1895
Verlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.
Texte und Untersuchungen zur Geschichte der
Altchristlichen Literatur
herausgegeben von Oscar von Oebhardt und Adolf Harnack.
I-III. IV 1/3. V— IX. X 1/2. XI XII XIII 1/3 M. 290 -
I, 1/2. Die Überlieferung der griechischen Apologeten des zweiten Jahrhunderts in
der alten Kirche und im Mittelalter, von Adolf Harnack. VIII, 300 S. 1882.
M. 9 —
I, 3. Die Altercatio Simonis ludaei et Theophili Christiani nebst Untersuchungen
über die antijüdische Polemik in der alten Kirche, von Adolf Harnack.
Die Acta Archelai und das Diatessaron Tatians, von Adolf Harnack.
Zur handschriftlichen Überlieferung der griechischen Apologeten. I. Der
Arethascodex, Paris. Gr. 451, von Oscar v. Qebhardt. III, 196 S. 1883. M. 6 —
I, 4. Die Evangelien des Matthäus und des Marcus aus dem Codex purpureus
Bossanensis, herausgegeben von Oscar v. Gebhardt.
Der angebliche Evangelieiicommentar des Theophilus von Antiochien, von
Adolf Harnack. LIV, 176 S. 1883. M. 7.50
II, 1/2. Lehre der zwölf Apostel, nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der
Kirchenverfassung und des Kirchenrechts von Adolf Harnack. Nebst einem
Anhang: Ein übersehenes Fragment der Jtfiaxn in alter lateinischer Über-
setzung. Mitgetheilt von Oscar v, Gebhardt. 70 u. 294 S. 1884. M. lO —
II, 3. Die Oflenbarung Johannis, eine jüdische Apokalypse in christlicher Be-
arbeitung, von Eberh. Vischer. Mit Nachwort von Adolf Harnack. 137 S. 1886.
(II, 1/2 u. 3. einzeln nur in anastatischen Drucken käuflich.) M. 5 —
II, 4. Des heil. Eustathius, Erzbischofs von Antiochien, Beurtheilung des Origenes
betr. die Auffassung der Wahrsagerin 1. Könige [Sam.] 28 und die dies-
bezügliche Homille des Origenes, aus der Münchener Hds. 331 ergänzt
und verbessert, mit kritischen und exegetischen Anmerkungen von Alb.
Jahn. XXVII, 75 S. 1886. (Einzelpreis M. 4.50); M. 3.50
II, 5. Die Quellen der sogenannten apostolischen Kirchenordnung, nebst einer
Untersuchung über den Ursprung des Lectorats und der anderen niederen
Weihen, von Adolf Harnack. *106 S. 1886. [Nicht mehr einzeln.] M. 4 —
I, 1/2. Leontius v. Byzanz und die gleichnamigen Schriftsteller der griechischen
Kirche von Friedr. Loofs. l. Buch: Das Leben und die polem. Werke des
Leontius v. Byzanz. VIII, 317 S. 1887. M. lo —
III, 8/4. Aphrahat's des persischen Weisen Homilien, aus dem Sjrischen übersetzt
und erläutert von Georg Bert.
Die Akten des Kai-pus, des Papvlus und der Agathonikc. Eine Urkunde aus
der Zeit Marc Aureis, von Adolf Harnack. LH, 466 S. 1888. M. 16 —
IV. Die griechischen Apologeten.
1. Tatiani oratio ad Graecos. Recens. Ed. Schwartz. X, 105 S. 1888. M. 2.40
2. Athenagoi'ae libellus pro Christianis. Oratio de resurrectione cadaverum.
Recens. Ed. Schwartz. XXX, 143 S. 1891. M. 3.60
3. Die Apologie des Aristides. Recension und Reconstruction des Textes von
Lic. Edgar Hennecke. XX, 64 S. 1893. (Partiepreis für Seminare M. 2 — ) M. 3 —
4. Theophili libri tres ad Autolycum. Recens. Ed. Schwartz. \
5. lustini martyris apologia et dialogus cum Tryphone ludaeo. > InVorbe-
Recens. 0. de Gebhardt et A. Harnack. j reitung.
Diese Ausgaben der Griechischen Apologeten sind nur mit kurzem
sprachlichen Commentar und Registern versehen und sollen zum Gebrauch
bei Vorlesungen oder in Seminaren dienen, weshalb auch deren Preise
möglichst niedrig gestellt wurden.
V, 1. Der pseudocyprianische Tractat de aleatoribus, die älteste lateinische chiist-
liche Schrift, ein Werk des römischen Bischofs Victor I. (saec. n.), von
Adolf Harnack. V, 135 S. 1888. M. 4.50
V, 2. Die Abfassungszeit der Schriften Tertullians von Ernst Noeldechen.
Neue Fragmente des Papias, Hegesippus u. Pierius in bisher unbekannten
Excerpteu aus der Kirchengeschichte des Philippus Sidetes von 0. de Boor.
184 S. 1888. M. 6 —
V, 8. Das Hebräerevangelium, ein Beitrag zur Geschichte und Kritik des hebräischen
Matthäus von Rud. Handmann. III. 142 S. 1888. M. 4.50
V, 4. Agrapha. Aussercanonische Evangelienfragmente, gesammelt u. untersucht
von Alfred Resoh. — Anhang: Das Evangelienfragment von Fajjum von
Adolf Harnack. XII, 520 S. 1889. (Einzelpreis M. 25 — ) M. 17 —
Fortsetzung auf Seite III des Umschlages.
TAAMOI 20A0M2NT02
DIE
PSALMEN SALOMO'S
ZUM ERSTEN MALE
MIT BENUTZUNG DER ATHOSHANDSCHRIFTEN
UND DES CODEX CASANATENSIS
HERAUSGEGEBEN
VON
OSCAR VON GEBHARDT
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1895
TEXTE uro imTERSUCHrmGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
' HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR V. 9EBHARDT UND ADOLF HARNACK.
XIII. BAND. HEFT 2.
FRANZ DELITZSCH
ZUM GEDÄCHTNISS
I
i
VORWORT.
Nicht ohne schmerzliches Bedauern kann ich heute der
Verbindung gedenken, in welcher die Ausgabe der Salomopsalmen,
welche nun allein hinausgeht, vor Jahren geplant war. Sie sollte
die Vorarbeit und Grundlage bilden für eine Rückübersetzung
ins Hebräische, welche Franz Delitzsch herauszugeben beab-
sichtigte. Dass es zur Ausführung dieses Planes nicht kam, lag
wesentlich an der Beschaffenheit des handschriftlichen Materials.
So lange mir nur die Handschriftengruppe HVMP bekannt war,
konnte ich mich zur Veröffentlichung des Textes nicht ent-
schliessen, da an den entscheidenden Stellen jeder dieser vier
Zeugen immer nur die falschen Aussagen der drei anderen be-
stätigte. Durch den Hinzutritt der Vaticanischen Handschrift aber
wurde der Entschluss eher erschwert als erleichtert. Denn wäh-
rend bis dahin die Überlieferung wenigstens in Bezug auf Ein-
heitlichkeit nichts zu wünschen übrig Hess, trat jetzt ein Zeuge
auf, welcher zwar viel Neues und unter dem Neuen manches
zweifellos Richtige aussagte, daneben aber auch wieder so viel
Unglaubwürdiges und geradezu Verkehrtes einfliessen Hess, dass
es unmöglich schien, auf dieser schwankenden Grundlage Halt-
bares zu erbauen.
So galt es denn, weiter zu forschen, ob sich etwa Mittel-
glieder finden Hessen, welche geeignet waren, die beiden so weit
auseinandergehenden Ströme der Überlieferung auf eine gemein-
same Quelle zurückzuführen. Und wirklich bot sich nach längerem
Ausschauen in der Handschrift von Iwiron ein solches Mittel-
glied dar. Aber bald nachdem ich diese kennen gelernt, ward
mir die Kunde von der Existenz einer zweiten Handschrift auf
dem Athos, welche weitere Aufschlüsse zu geben versprach. So
legte ich die Arbeit zurück, bis es gelingen würde, auch jene für
VI Vorwort.
meine Ausgabe zu verwerthen. Lange schien hierzu keine Aus-
sicht, bis im vorigen Sommer, als mir eben auch der Codex
Casanatensis bekannt geworden war, aus dem Laurakloster eine
über Erwarten vollständige Collation eintraf. Nun endlich schien
mir der Zeitpunkt gekommen, die so oft unterbrochene Arbeit
wieder aufzunehmen. Aber, im Verein mit dem theuren Freunde,
von dem ich, neben reicher Förderung der eigenen Arbeit, den
krönenden Abschluss des Ganzen erhofft — mit Franz Delitzsch
zusammen das Werk zu Ende zu führen, sollte mir nicht ver-
gönnt sein.
Was ich unter diesen Umstanden auf den folgenden Blättern
biete, will nichts weiter sein als ein Versuch, die Überlieferung
des Textes der Salomopsalmen genauer, als bisher geschehen, zu
untersuchen und auf Grund dieser Überlieferung, mit vorsichtiger
Anwendung der Conjectur, einen möglichst lesbaren Text herzu-
stellen. Wenn ich dabei über ein ungleich grösseres Material
verfüge als meine Vorgänger, so habe ich dies zu einem guten
Theile der Beihülfe von Männern zu danken, welche, obwohl
mir, mit nur zwei Ausnahmen, von Angesicht fremd, mich dennoch
in der liebenswürdigsten Weise unterstützt haben. Ihnen auch
an dieser Stelle meinen tief empfundenen Dank auszusprechen,
ist mir eine angenehme Pflicht. Es sind die Herren Chr. Bruun,
Oberbibliothekar der Grossen Königlichen Bibliothek in Copen-
hagen, und Professur J. L. Heiberg ebendaselbst, Dr. Alfred
Göldlin von Tiefe nau, Custos der k. k. Hofbibliothek in
Wien, Studiendirector Philipp Meyer in Erichsburg bei Mark-
oldendorf, Herr Alexandros, Bibliothekar des Lauraklosters
auf dem Athos, und Dr. Karl Holl in Berlin. Auch des so früh
aus dem Leben geschiedeneu Charles Graux, welcher mir im
Jahre 1879 mit seltener Selbstlosigkeit seine Collation der Copen-
hagener Handschrift zur Verfügung stellte, gedenke ich in auf-
richtiger Dankbarkeit.
Leipzig, den 23. Februar 1895.
INHALTSÜBERSICHT.
Seite
Vorwort VI
Einleitung -. 1
I. Die Ausgaben der Psalmen 1
1. Die Editio princeps und ihre Quelle .... 1
2. Die übrigen Ausgaben 8
3. Die Übersetzungen 12
II. Die Handschriften der Psalmen 14
1. Die Gruppe HVMP 14
2. Die römischen und die Athos- Handschriften 25
3. Die Genealogie der Handschriften 30
4. Das Zeugenverhör 42
5. Die Fehler des überlieferten Textes 70
Liste der Handschriften 90
Der Text der Psalmen 91
Erklärung der abgekürzten Citate 139
Index 140
Verbesserungen und Zusätze 151
Einleitung.
I. Die Ausgaben.
I. Die Editio princeps und ihre Quelle.
Bei der Nachlese auf dem Gebiete litterarischer Entdeckungen,
welche das Zeitalter der Renaissance dem 17. Jahrhundert übrig
gelassen, kam unter anderen längst verschollenen Schriftdenk-
mälern des Alterthums auch das merkwürdige Büchlein zum Vor-
schein, welches uns hier beschäftigt. Der um die Erforschung der
griechischen Litteratur verdiente Augsburger Bibliothekar David
Hoeschel war es, welcher die damals kaum noch dem Namen nach
bekannten Psalmen Salomo's in einer aus Constantinopel stammen-
den Handschrift aufspürte. Von Antwerpen aus, wo er wie es
scheint kurz zuvor einen Brief Hoeschel's empfangen, berichtete
darüber am 23. October 1614 der gelehrte Jesuit Andreas Schott
an Job. Meursius Folgendes: „Hoeschelius Graece pollicetur edi-
turum se Cyrilli Alexandrini adversus Julianum Ttagaßari^v libros.
Nactum se quoque Salomonis exemplar vetustiss. Cp. adlatum,
in quo Psalmi XVIII. Salomonis hactenus avixöoTOL, et invisi.
Judicabimus, an yvrjCioi^ cum lucem adspexerint". \) Drei Jahre
später (1617) starb Hoeschel, ohne weder die Schrift Cyrill's noch
die Psalmen Salomo's veröffentlicht zu haben. Letztere erschienen
erst neun Jahre nach seinem Tode und zwar als Anhang zu den
Adversaria sacra des Jesuiten Jo. Ludov. de la Gerda, Lugd. 1626.
Über die Herkunft seines Textes äussert sich de la Gerda (p. 3)
wie folgt: „Misit ad me Reverentissimus Pater Andreas Schottus
Societatis Nostrae hos Psalmos Salomonis recens in membranis
antiquissimis Bibliothecae Augustanae repertos, Graece solum manu
1) Joaniiis Meursii operiim vol. XI. ex recensione Joannis Lamii.
Flor. 1763, col. 249. •• . -.•
Texte u. Untersuchungen XIII, 2. \
2 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
scriptos etc." ^) Danach kann es einem Zweifel nicht unterliegen, dass
de la Cerda s Abdruck auf eben die Hs. zurückgeht, von welcher
Andr. Schott durch Hoeschel Kenntniss erlangt hatte. Es fragt
sich nur, ob diese Hs. in der That der Augsburger Bibliothek
angehört und ob sie de la Cerda im Originale vorgelegen hat.
Ersteres hat man bisher als ausgemacht angesehen. Man hat sich
bemüht, den ehemaligen Codex Augustanus in München, wohin
bekanntlich zu Anfang dieses Jahrhunderts die Augsburger Hss.
gekommen sind, wieder aufzufinden; aber alle Nachforschungen
waren umsonst. 2) Wäre die von den neueren Herausgebern ver-
tretene Annahme richtig, dass die Hs. selbst durch Sxihott's Ver-
mittelung in de la Cerda s Hände gelangt war,^) so könnte sie
auf diesem Wege in Verlust gerathen sein. Aber gegen diese
Annahme spricht zweierlei. Erstens muss es als sehr unwahr-
scheinlich bezeichnet werden, dass man um der wenigen Blätter
willen, welche das Psalterium Salomonis umfasst, den ganzen
Codex von Augsburg nach Toledo gesandt haben sollte, und zwei-
tens spricht fast alles, was de la Cerda über die von ihm benutzte
Hs. aussagt, und vieles von dem, was er aus derselben mittheilt,
gegen eine unmittelbare Benutzung der alten Handschrift. Schon
die oben aus dem Vorwort angeführte Äusserung ist kaum anders
zu verstehen, als von einer Abschrift aus dem Augsburger
Codex. Hätte er diesen selbst empfangen, so würde' er nicht ge-
schrieben haben: „Misit ad me Andreas Schottus hos Psalmos
Salomonis recens in membranis antiquissimis Bibliothecae Au-
gustanae repertos"; er würde gewiss nicht unterlassen haben, die
alte Handschrift selbst als ihm vorliegend zu bezeichnen. Und
auch in den Anmerkungen zum Texte bezieht sich de la Cerda
1) Ähnlich im Vorwort (Ad lectorem): „Keperti hi Psalmi in Biblio-
theca Augustana antiquissimis membranis sine interpretis nomine ex He-
braeo etc."
2) Dass in den von Hoeschel selbst in den Jahren 1575 und 1600
herausgegebenen Katalogen der Augsburger Bibliothek die Psalmen Salo-
monis nicht vorkommen, könnte sich daraus erklären, dass die Hs. erst
später nach Augsburg gelangte. Sie fehlen aber auch in den späteren Ka-
talogen, von Ehinger (1633), Reiser (1675) und Mezger (1842), s. Franz
Delitzsch, Commentar über den Psalter. Th. II. Lpz. 1860, S. 451.
3) So Ryle und James in der weiter unten zu nennenden Ausgabe,
Cambridge 1891, S. Xlll.
Einleitung. 3
nirgends ausdrücklich auf den Codex Augustanus. In der Regel
drückt er sich hinsichtlich seiner Quelle ganz unbestimmt aus:^)
„Graece" (so zu II, 24. VI, 5. VIII, 9. XVI, 1), „in Graeco" (so
zu II, 4. III, 12. VII, 4. XIII, 10. XVII, 9), oder auch nur „scrip-
tum erat" (so zu IV, 21. VIII, 40. XI, 6. XVI, 11), „inveni" (zu
X, 8). Zweimal bedient er sich allerdings des Ausdrucks „Codex",
nämlich zu IV, 19: „in meo Graeco Codice", und zu V, 16: „in
Codice quem vidi"; aber hieraus wird gewiss niemand schliessen
wollen, dass er einen alten Pergamentcodex im Sinne gehabt.
Ebenso irrelevant ist es, wenn dreimal fehlerhafte Lesarten auf
den „librarius" zurückgeführt werden, nämlich zu VI, 7: „nam
barbare, seu inscite ä librario inveni exaratum", zu VIII, 13:
„perperam scriptum ä librario", zu IX, 7: „multa incuria librarii
scriptum videbatur". Entscheidend aber fallt gegen die unmittel-
bare Benutzung der alten Handschrift die Beschaffenheit des
de la Cerda vorliegenden Textes ins Gewicht, wie sie aus einer
Anzahl von Anmerkungen sich zu erkennen giebt. Hierfür einige
Beispiele. Zu II, 4 wird bemerkt: „Perperam scripta haec in
Graeco ut legere nequirem, suspicor scriptum ovx svojöcoöst
sv(X)6la". Zieht man die handschriftliche Überlieferung, wie sie
jetzt vorliegt, in Betracht, so ergiebt sich, dass dies Conjectur
und zwar eine wenig glückliche Conjectur ist. Was in de laCerda's
Hs. wirklich gestanden hat, lässt sich nicht mehr ermitteln; nur
soviel ist klar, dass der Schreiber seine Vorlage nicht lesen konnte
und daher einen Unsinn niederschrieb. Zu IV, 21 notirt de la Cerda:
„Quidquam huius dictionis perperam scriptum erat, ut tantum
sineret legi ajtoXrjQlwv, sed vel caecus videt legendum äyro
&i]qI(dv^\ Letzteres ist, abgesehen von dem Schreib- oder Druck-
fehler djto für vjtö (so richtig im Text), die Lesart aller Hss.:
ist es wohl denkbar, dass der antiquissimus codex Augustanus
dafür ajioXriQLcov geboten haben sollte? Zu VII, 9 lautet die An-
merkung: „Vix permittit Graecum legi, credo scriptum
sjtayyslXco^^. W^arum konnte de la Cerda nicht lesen? Lag es
an dem Alter der Hs., deren Schriftzüge etwa verblichen oder
verwischt waren, so hätte er das sicher nicht unerwähnt gelassen.
So wie geschehen konnte er sich nur ausdrücken, wenn durch
1) Ich citire hier nach de la Cerda's Versz'ählung, welche neben der
von mir eingeführten angegeben ist.
1*
4 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
Corrigiren oder Überschreiben das Wort verunstaltet war. In der
Vorlage des Schreibers stand natürlich inqyyüXco^ wie alle Hss.
bieten. Zu VIII, 37 findet sich angemerkt: „Prima vox huius
versiculi deleta; apparet exclamationem aliquam esse, forte ex-
clamatio aliqua obsoleta Icä^ quam potiüs credo e«, Ah, vel
coniunctionem xal rescribendam, illam omisi, tum quia non in-
tegre percepi etc.", und ähnch zu XIV, 4: „Initio huius versiculi
praecessit vox quaedam partim deleta, fortasse exclamatio ip-
sissima ac supra Ps. 8. vers. 37. quam ob eandem rationem prae-
terii". In der That hat de la Cerda an der ersten Stelle xat
drucken lassen, während er es an der zweiten wegliess. Die Hss.
haben es hier und dort; der Schreiber wird auch hier, wie so oft,
gepfuscht und die Correctur nicht deutlich ausgeführt haben. Zu
XVII, 6 wird wiederum eine unklare Correctur notirt: „Partim
male scriptum, partim deletum fuerat hoc, ubi nil aliud quam
OVY. BJiayyBiXco legi potuit." Also auch hier stolperte der Schreiber
über das sjtrjyyelXcü seiner Vorlage (vgl. zu VII, 9). Zu XVII, 9
liest man: „Divinandum erat quid in Graeco scriptum; vide-
batur legi tiqlt^v. ego credo legendum d-r^gircov etc." Die Hss.
bieten übereinstimmend i^ficavl Doch hiermit sei es genug. Für
den Kundigen bedarf es keiner weiteren Beweise dafür, dass wir
es hier nicht mit dem Werk eines geschulten Librarius aus der
Zeit der Pergamenthandschriften zu thun haben, sondern mit der
mangelhaften Leistung eines flüchtigen, des Griechischen nur
wenig kundigen Schreibers aus dem 17. Jahrhundert.
Wenn also de la Cerda den Codex Augustanus nicht selbst in
Händen gehabt hat, so finden wir uns aufs neue vor die Frage ge-
stellt, was denn aus dieser Hs. geworden ist. Wir haben gesehen,
dass^ sich weder in Augsburg uoch in München eine Spur da-
von gefunden hat (S. 2). Da lohnt es sich vielleicht, der Frage
näher zu treten, ob wirklich die Augsburger Bibliothek einst
eine die Psalmen Salomo's enthaltende Hs. besessen hat. Der
einzige Gewährsmann dafür ist de la Cerda. Nur er erwähnt
ausdrücklich, dass der Text in membranis antiquissimis Biblio-
thecae Augustanae gefunden worden sei. Wie, wenn er sich
darin irrte? Was er wusste, hatte er aus dritter Hand, von
Andreas Schott, Dieser wird mit Hoeschel direct in Verbindung
gestanden haben, wie wir aus dem oben angeführten Briefe an
Meursius schliessen mussteu. Hier aber ist von einer Augs-
Einleitung. 5
burger Hs. gar nicht die Rede. Es wird nur erwähnt, dass
Hoeschel einer alten, aus Constantinopel herübergebrachten Hs.
der Salomonischen Schriften habhaft geworden sei, welche auch
die 18 Psalmen Salomo's enthielt. So konnte sich Schott recht wohl
ausdrücken, wenn Hoeschel die Hs. ausserhalb Augsburgs ein-
gesehen oder sie leihweise empfangen hatte. Im Mittelpunkte
des geistigen Lebens seiner Zeit stehend, unterhielt Hoeschel weit
ausgebreitete gelehrte Verbindungen. Nehmen wir an, dass er,
von einem Freunde auf den einer anderen Bibliothek zugefallenen
seltenen Schatz, ein avsxöotov Salomonis, aufmerksam gemacht,
die Hs. selbst entliehen oder eine Abschrift daraus sich verschafft
hatte, so entspricht das „Nactum se quoque Salomonis exemplar
etc." den Thatsachen, ohne dass es jemals einen Codex Augustanus
der Psalmen gegeben hätte. War aber einmal die Entdeckung
des Salomo-Psalters an Hoeschel's Namen geknüpft und hatte
Schott gar durch ihn eine Abschrift desselben empfangen, so
konnte leicht die Meinung entstehen, dass das Original der Augs-
burger Bibliothek angehöre, welche Hoeschel durch glückliche
Erwerbungen zu einer der berühmtesten in Deutschland gemacht
hatte.
Diese Erwägungen veranlassten mich schon vor Jahren, als
ich die ersten Vorbereitungen zur Herausgabe der Psalmen Sa-
lomo's traf, den vermeintlichen Codex Augustanus ausserhalb
Augsburgs zu suchen. Und nicht lange suchte ich vergebens.
Schon J. A. Fabricius hatte auf eine Hs. der Kaiserlichen Biblio-
thek in Wien hingewiesen, „ubi medii hi Psalmi inter librum Sa-
pientiae et Sirachidis leguntur". ^) Da diese Hs., von welcher weiter
unten mehr die Rede^ sein wird, ausserdem das Buch der Sprüche,
den Prediger, das Hohelied und die Weisheit Salomonis enthält,
konnte sie recht wohl, wie in dem Briefe Schott's an Meursius,
als „Salomonis exemplar" bezeichnet werden. Auch das „vetustiss."
stimmt, da die Hs. wohl noch dem 11. Jahrh. angehört, und nicht
minder trifft das ,,Cp. adlatum" zu, denn der Codex gehört zu
denjenigen, welche Aug. Gislain v. Busbecke (f 1592) in Con-
stantinopel erworben hatte. Bibliothekar der Kaiserl. Bibliothek
in Wien war zu Hoeschel's Zeit Sebastian Tengnagel, weicher
1) Codex pseudepigraphus Veteris Testamenti. Hamb. et Lips. 1713,
p. 973.
6
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's,
mit jenem auch in brieflichem Verkehre stand. Es kam nun
darauf an, zu ermitteln, ob mit Hilfe des erhaltenen „Commer-
cium litterarum" Tengnagel's ^) der Nachweis geführt werden
konnte, dass Hoeschel die Wiener Hs. in Händen gehabt. Ich
wandte mich zu diesem Zweck an den stets hilfsbereiten Scriptor
der k. k. Hofbibliothek Herrn Dr. Alfred Göldlin von Tiefenau,
und bald empfing ich von ihm die erwünschte Bestätigung des
von mir vermutheten Herganges und in überraschender Voll-
ständigkeit die urkundlichen Belege dafür. „Der Codex", so
schrieb mir Herr von Tiefenau am 2. April 1885, „ist wirklich
leihweise an David Hoeschel in Augsburg gesandt und von diesem
benützt worden, wie sich seiner in unsern Codd. 9737^^ ent-
haltenen Correspondenz entnehmen lässi. Es finden sich da elf
Briefe Hoeschel's an Tengnagel, deren Daten vom 10. Februar
1600 bis zum 18. Februar 1617 reichen. In dem Schreiben vom
13. Juli 1609 erscheint die erste Bezug habende Erwähnung:
,Animus est, ovp &ecp ö'slxelv, ea forma edere libmm Sapien-
tiae, Proverbia Salomonis, et Cantica, qua Siracides a me editus
est, et quum e Bibliothecae Caes. m. s. Codicibus suppetiae pos-
sent ferri: velim cogites de ratione libros mittendi, vel de hac de-
liberes cum D. Hafnero, si adhuc istic commoretur. fidem resti-
tutionis poUiceor quin pro me fidejubere non gravabitur Jacobus
Lenz, aurifaber aulicus affinis meus.' Im nächstfolgenden (dem
fünften) Briefe dd. 27. October 1610 und im siebenten dd.
31. August 1611 kömmt Hoeschel in ganz ähnlicher Weise auf
dieses sein Anliegen zurück, ein Billet aber vom 19. April 1614
zeigt, dass nun seinem Ersuchen willfahrt worden ist: ,Profectus
sum, cl. dn. D. Francofurdum; ubi postquam audii adesse Biblio-
polam Viennensem, rogavi amicos [neque enim morari licuit diu-
tius, ipse ut expedirem] exemplum opusculi recens a me editi ad
te curarent, quod öcoqlöiov boni velim consulas, dum suavius
aliquod syngramma, teque dignius nostri prelo subjiciant. Bene
vale et Laconismo ignosce. Salva sunt, quae misisti, domi
meae; et sarta reddentur tectaque. Raptim, 13. Cal. Maii
1) Vgl.Tabulae codicuto manu scriptorum inBibliothecaPalatinaVindo-
bonensi. Vol. VI (1873) p. 79: 9737r, s et t [Caps. Koll. II, III, XIII, XIV,
XVII, XXI et XXIV] eh. XVI. et XVII. 291 (a. 1594—1614), 334 (a. 1615
—1624) et 354 (a. 1625—1635): Sebastianus Tengnagel, Commercium litte-
rarum (unter den Con-espondenten D. Hoeschel u. Andr. Schott).
Einleitung. 7
1614. E.T. O.David Hoeschelius'. Im neunten Briefe, dd. 7. März
1616, heisst es: ,Codicibus tuis maxiraam sum usus partem, nisi
quod in uno extant Psalmi avexöoroc Xll[X] Salomoni ad-
scripti. Quos nondum descripsi. Hos si forte prelo adomarem:
velim scire, quibus verborum JteQiördöeOiv uti liceat ne ingrati
animi vitium incurranius'. Am deutlichsten aber ist der Hinweis
auf unsern in Rede stehenden Codex im zehnten Briefe, dd. 30. Sept.
1616, gegeben: ,Literis quibusdam tuis, Doctor clarissirae, pe-
tieras exemplar Eclogarum Legationum; id occasione hac oblata
mitto. Adjunxi Alexiados VH! libros quum dubitem prius missos
acceperis necne. Alia, Deo adjuvante, ad te curabo ut primum
lucem aspexerint. Sunt qui velint primum locum Proverbiis Sa-
lomonis cum tribus m. s. quae contuli, ut dem, eä imprimendis
forma qua ante Siracidem, iisque subjungam Psalmos XVpH]
avexöoTOvg qui in codice membranaceo, Constantinopoli
empto, leguntur eidemque Salomoni adscribuntur. Quem
librupi calamo exaratum abs te quum habeam elg XQ^^^^t certiorem
me velim facias, ut caveatur animi ingrati nota, qui citra offensam
mentio vel tui vel Codicis [sive Bibliothecae in qua hie tanquam
xsifii^Xcov servatur] fieri possit, ne fraudi sit. Nisi usum per te
manu scriptorum autorum concedere liceat aliis quorum de fide
in reddendo certus sis: quod a me quoque non semel, elg xoc-
vcod-eXeiav, est factum'. Wenn hiernach noch ein Zweifel be-
stünde, so kann ich solchen durch die Mittheilung beheben, dass
in unserer Handschrift Theol. gr. XL f. Ug^erso col. 2. lin. 16.
HO^IA "iHIJOf'FIOf i:iPÄX bis f. im^^^^^ die Capitel
am Rande von Hoeschel's Haud, genau nach der Einth eilung
in seiner Ausgabe des Ecclesiasticus 1604, nummerirt sind".
So weit Herrn von Tiefenau's werthvolle Mittheilungen. Die
Identität des „Codex Augustanus" mit der Wiener Handschrift
war hiermit erwiesen. Nur ein Punkt blieb noch unaufgeklärt,
nämlich die Herkunft der durch Schott an de la Cerda gelangten
Abschrift der Psalmen. Dass Hoeschel sich bis zuletzt mit der
Absicht getragen, diese selbst zu veröffentlichen, ist nach dem
Briefe vom 30. Sept. 1616 wahrscheinlich.^) Aber angewiss bleibt,
1) Vgl. dazu den letzten Brief Hoeschel's an Tengnagel, vom 18. Febr.
1617, dessen Kenntniss ich ebenfalls der Güte des Herrn von Tiefenau ver-
danke. Hier klagt Hoeschel: „Hac hieme nihil prelo adornare potui, sed
avv ^fdJ brevi aliquid parabo".
g V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
ob er überhaupt noch dazu gekommeo ist, für sich eine Abschrift
anzufertigen. Die Hoffnung, dass ein in Tengnagel's Briefwechsel
enthaltenes Schreiben Schott's hierüber Aufschluss geben möchte,
hat sich nicht erfüllt,^) und auch darüber konnte mein freund-
licher Helfer in Wien nichts ermitteln, ob die von Hoeschel ent-
liehene Hs. noch zu dessen Lebzeiten an die Kaiserl. Bibliothek
zurückgesandt wurde. Jedenfalls spricht de la Gerdas Angabe,
dass das Original der von ihm benutzten Abschrift der Psalmen
sich in der Augsburger Bibliothek befinde, dafür, dass sein Ge-
währsmann Schott letztere von da her und nicht etwa aus Wien
bezogen hatte. Vielleicht war nach Hoeschel's Tode eine von
ihm hergestellte Copie an Schott und in mangelhafter Abschrift
durch diesen an de la Gerda gelangt. Auf Hoeschel scheint das
TsXog övv d-em zu führen, welches de la Gerda am Schluss seiner
Abschrift vorfand; „das övv d-eco ist das immer wiederkehrende
Lieblingswort., das Motto Hoeschel's." 2) Aber Hoeschel's eigene
Abschrift war es schwerlich, die de la Gerda vorlag; man müsste
denn annehmen, dass er sie in seiner letzten Krankheit hergestellt
und so unleserlich geschrieben, dass sie sich wie das Machwerk
eines unwissenden Anfängers darstellen musste. Wie dem nun
aber auch sein mag: sicher ist, dass es einen Godex Augustanus
der Psalmen Salomo's nie gegeben hat, und nicht minder gewiss,
dass die letzte Quelle de la Gerdas in der Wiener Handschrift
gefunden ist. Die Editio princeps mit ihrem Ballast von schlech-
ten Lesarten ist also aus der Reihe der Texteszeugen zu streichen.
2. Die übrigen Ausgaben der Psalmen.
Die Editio princeps des Salomo-Psalters behauptete sich lange
als die einzige.^) Erst Joh. Alb. Fabricius lieferte in seinem Godex
pseudepigraphus Veteris Testament! (1713) eine neue Ausgabe,
1) Andr. Schott's Brief dd. Antwerpen, 28. Juli 1628, nicht an Teng-
nagel, sondern an Corderius gerichtet, bezieht sich in keiner Weise auf
die in Frage stehende Sache (Mittheilung Göldlin's v. Tiefenau vom 5. Mai
1885).
2) Aus einem Briefe Göldlin's von Tiefenau, welchem ich diese Wahr-
nehmung verdanke.
3) Nur den 1. und 18. Psalm mit lateinischer Übersetzung und kurzer
Einleitung gab Jo. Eus. Nieremberg, De origine Sacrae Scripturae libri
duodecim. Lugduni 1641, p. 336—339.
Einleitung. 9
welcher bald ein zweiter, nur wenig veränderter Abdruck *) folgte
(1722). Abgesehen von der Verbesserung einiger augenfälliger
Druckfehler, an denen es in de la Carde's Ausgabe nicht mangelt,
ist für den Text der Psalmen hier wenig geschehen (s. zu XVIII, 3
vlovg) Man muss sich darüber um so mehr wundern, als Fabri-
cius durch Lambeck's Katalog von dem Vorhandensein der Wiener
Hs. Kenntniss hatte (s. o. S. 5).
Mit diesen mangelhaften Texten begnügte man sich durch
andert.halb Jahrhunderte. Erst Hilgenfeld besorgte wieder eine
neue Ausgabe, welche zuerst im 11. Jahrgange der Zeitschrift
für wissenschaftliche Theologie (1868) und dann noch einmal im
Messias Judaeorum (1869) erschien. Er bediente sich dabei einer
von Joseph Haupt (f 1881 als Custos an der Wiener Hofbiblio-
thek) gelieferten Collation der Wiener Hs., welche an Genauig-
keit viel zu wünschen übrig liess.^) Dennoch kann diese Aus-
gabe, zu welcher Paul de Lagarde Beiträge geliefert hatte, als
eine wesentlich verbesserte gelten.
In kurzem Zwischenräume wurden im Jahre 1871 die Psalmen
zweimal herausgegeben: von 0. F. Fritzsche im Anhange der
Libri apocryphi Veteris Testamenti, und von Ed. Ephr. Geiger
in einer ausführlichen Monographie u. d.T.: Der Psalter Salomo's,
herausgegeben und erklärt (Augsburg). Neues handschriftliches
Material stand weder dem einen noch dem andern Herausgeber zu
Gebote. Während Fritzsche bemüht war, durch Conjectur den
griechischen Text zu bessern (s. z. B. zu V, 18. X, 1. XVI, 12.
XVII, 45), legte Geiger das Hauptgewicht auf Erklärung der
Schwierigkeiten im handschriftlich Überlieferten durch Zurück-
gehen auf das hebräische Original. Doch fehlt es auch bei
Letzterem nicht an mehr oder weniger glücklichen Emendationen
(s. z. B. zu II, 26, XVn, 22).
Die im Jahre 1883 in The Presbyterian Review (p. 775—812)
erschienene Ausgabe von Bernhard Pick schliesst sich bald an
1) Druckfehler der ersten Ausgabe, wie IT, 17 (16) xara sgya, 33(29)
iv laxvi avxov fxeydX^, sind in der zweiten nicht verbessert, sondern durch
neue Incorrectheiten vermehrt, z. B. III, 11 (9) ^oj^v u. dergl.
2) Eine Anzahl Lesarten, welche Hilgenfeld und de Lagarde durch
Conjectur gefunden, sind nachträglich durch die Wiener Hs selbst be-
stätigt worden, so z. B. IV, 19 axoQ7iiaS-sii]accv, VII, 4 «Ji; ivTsXfj^ VIII, 16
inevxTTj (de Lagarde), XIII, 1 iaxinaas.
IQ V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo'e
Hilgenfeld, bald an Fritzscbe, bald an Geiger an, ohne einen
neuen Beitrag zur Herstellung des Textes zu bringen.
Unter dem Titel „WaXfiol ZoXo(ioivxoq. Psalms of the Pha-
risees, commonly called the Psalms of Solomon. The text newly
revised from all the MSS. Edited, with introduction, English
translation, notes, appendix, and indices by Herbert Edward Ryle
and Montague Rhodes James" erschien im Jahre 1891 in Cam-
bridge eine neue Ausgabe der Psalmen, in welcher zwar nicht,
wie der Titel besagt, alle, wohl aber drei neue Hss. benutzt
worden sind: die Copenhagener, die Moskauer und die Pariser
Hs. Für die Wiener Hs. (V), welche bei der Herstellung des
Textes nach der fehlerhaften Collation Haupt's benutzt wurde,
haben die Herausgeber sich nachträglich eine neue Vergleichung
verschafft, welche in der Einleitung (S. XCII ff) mitgetheilt wird.
Durch dieselbe wird aber nur etwa die Hälfte der übernommenen
Fehler verbessert, und in den letzten Capiteln verliert sie ihren
Gegenstand insofern aus dem Auge, als sie sich lediglich auf
solche Fehler des vermeintlichen Codex Augustanus (A) bezieht,
von welchen schon Haupt die Wiener Hs. freigesprochen hatte.
Die Identität von A und V haben die Herausgeber zwar ver-
muthet (S. XXXIV), aber zuletzt doch wieder in Zweifel gezogen
(S. XXXVI f.), und so wird auch hier noch im kritischen Apparate
bald A gegen V ausgespielt, bald V gegen A. Für die Moskauer
Hs. (M) stand den Herausgebern eine Abschrift zur Verfügung,
welche nicht frei von Ungenauigkeiten and an einzelnen Stellen
vom Hilgenfeld'schen Texte abhängig isi^) Besser als über V
und M zeigen sich die Herausgeber über die Copenhagener (H)
und die Pariser Hs. (P) unterrichtet, und diesem Umstände ist
es zu danken, iass sie verhältnissmässig selten solche Lesarten
aufgenommen haben, welche einer handschriftlichen Grundlage
überhaupt entbehren (s. zu II, 19. V, 5. X, 1. XI, 7. XVII, 4).
In der Aufnahme von Conjec^uren in den Text sind die Heraus-
geber mit Recht zurückhaltend gewesen. Wenn sie aber III, 3
öiaaLovOLv ev aivsoei, IV, 9 XaXcjv, X, 1 jtXyjd^vvd^fjvaiy XII, 3
q)Xoyi^ovörjg yXcoöörjq, XV, 7 jtoXefilov, XVI, 8 Jcäv rb ovyxsl-
fiSifov, XVI, 9 €P Xoycp, XVII, 33 jtXoiotg aufnahmen, hätten sie
1) So stammt II, 12 xaxa, IV, 3 in' ai'ziov, XVI, 9 iv (p6ß(o aus dem
Hilgenfeld'scben Texte, nicht aus M.
JQinleitung. l\
SO sichere Emendationen wie IV, 10 ajteOrr] und XIV, 2 (sp vofico).
(p nicht verschmähen sollen.
Eine weitere Bereicherung hat der kritische Apparat in der
neuesten Ausgabe unserer Psalmen erfahren, mit welcher uns
Swete im Anhange zum dritten Bande seiner Ausgabe der Sep-
tuaginta (S. 765 — 787) beschenkt hat. Hier ist zum ersten Male
der Codex Vaticanus 336 (R) benutzt, und zwar ist diese Hs.
dem Abdruck des Textes in der Weise zu Grunde gelegt, dass
in der Regel nur offenbare Schreibfehler verbessert wurden. Zu
bedauern ist, dass dem verdienten Herausgeber die beiden Athos-
handschriften und der Codex Casanatensis unbekannt geblieben
sind. Hätte er sie benutzen können, so würde ohne Zweifel noch
mancher Fehler des Codex Vaticanus als solcher erkannt und in
die Noten verwiesen worden sein.^) Noch mehr aber ist zu be-
dauern, dass das Bild des Codex Vaticanus, welches Swete's Aus-
gabe gewährt, an Treue zu wünschen übrig lässt.^) Dass nicht
alle Abweichungen der Hs. unter dem Texte notirt sind, 3) fällt
dabei weniger ins Gewicht als die Thatsache, dass in mehreren
Fällen Lesarten im Texte stehen, die der Hs. fremd sind. Gleich
zu Anfang des ersten Psalms bietet R nicht, wie bei Swete zu
lesen, v. la jtQog d-eov und v. ib jtgbg top d-eov, sondern an der
1) Ein schlagendes Beispiel hierfür findet sich II, 25 (29), wo R iv
altiafila statt iv dxifiia. (vgl. v. 21. 27. 31) schreibt und Swete iv alxia
fjiiä dnickt. Ps. IV, 17 (19) lässt Swete einen ohne Zweifel ursprünglichen
Textbestandtheil weg, nämlich die Worte ev dti^ia' xsvog ;cf()ö2v avxov
eiasXd-oi eiq xov oixov avxov, welche R, durch Homöoteleuton irregeleitet,
übersehen hat, und XVII, 18 bietet er mit R eine unverkennbare Dittographie.
2) Ob die Schuld an der Collation liegt, deren Swete sich bediente,
oder an der Benutzung derselben, vermag ich nicht zu entscheiden.
3) Es fehlen nicht nur Schreibfehler wie II, 19 (ovlöijaav, 25 xQOvij-
arjQ, 29. 36 LüxvEi, 33 imaxi/xi], III, 4 oliyogriasi, 6 dXi]&ia, 12 ixXeixpij,
IV,5o;f', 2l7iaQ(OQyTjaav, Y^SnivciGü), I0 7itvdoü>aiv, 13 S^ctvfidaiag, llnkeia-
fiovrjv, VII, 2 Ttaxiodxü}, 9 naiöiag, VIII, 6 öovg, 8 dvaxdkvxpev, IX, 11 iXe-
fxoavvi], X, 3 diaTtQsxpet, XIII, 6 6iv^, 11 ovx, XVI, 5 iXoytjocDfjiai, 8 dvo-
(psXovgj sondern auch Lesaxten wie II, 5 i^ovS-evc^&i] , III, 8 y^vxh'^ (ohne
avxov), IVi 12. XV, 5 oXs^^evaai, IV, 17 iXXemlg, V, 1 aTiiaxafxevcDv
(ohne Xüiv), 9 iQTjfjLoig (ohne iv\ 16 avxagxlag, VI, 4 TjvXoyrjasv, VIII, 17
avxov (st. atTwv), IX, 4 ^€Qyoig (ohne iv), XIII, 5 naQanxiufxaxa (ohne
xd), 6 ^ xaxaaxQOiprj, XV, 8 xaxaX^fiipovxai, 9 xaxaXr]fZ(p&i^aovxai (R*),
welche Swete, wenn er sie gekannt, wohl sämmtlich in den Text auf-
genommen hätte.
12 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
ersten Stelle ngoq xvqcov, an der zweiten jtQog ^sov. Im zweiten
Psalm hat v. 17 (18) R, wie alle Hs., dvexaZvipag, nicht djtexa-
Xvtpag, und v. 27 (31) öiatpsQOfievov, wie JL, nicht öisq)&^aQf/evov,
wie H. Im selben Psalm lautet v. 19 (20) bei Swete:
xaTSOJtaoev ro xdXXoq avrrjg dno ^qovov öo^rjg,
ojveiÖLöav ydg Id-vrj ^hQovöaXi](i ev xaTajüaT?]Osi'
xareöJtaoev rb xdXXog avrrjg djto d^Qovov (56§rjg.
R aber hat, wie alle Hss., xartöjcaösv . . . öo^rjg nur an der
zweiten Stelle. Ps. IV, 8 (10) glaubt Swete seiner Hs. zu folgen,
wenn er fiovov fiercc ö6?.ov Statt voftov (lera öoXov schreibt;
aber R bietet (lovov fjterd öovXov. In v. 12 (15) desselben Psalms
hat Swete im Texte dvajiXT]Qc6o6cog, als ob diese Conjectur Hilgen-
feld's durch R Bestätigung gefunden hätte; in der That aber
bietet auch R dvajiTSQCOöewg.^)
Von Conjecturen hat Swete, wenn ich nichts übersehen habe,
nur an drei Stellen Gebrauch gemacht, nämlich XIV, 2 (1), wo
er mit Ryle und James ev vofico cp statt ev voficp (s. u. zu d. St.),
XV, 7 (9), wo er mit denselben jtoXefiiov statt (djto) Xif/ov und
XVIII, 3 (4), wo er mit Fabricius vlovg statt vlov liest.
3. Die Übersetzungen.
Eine lateinische Übersetzung der Psalmen lieferte schon
de la Gerda; sie wurde von Fabricius fast unverändert übernommen.
Die erste deutsche Übersetzung, welche nach Fabricius,
Bibliotheca Graeca. Ed. IIL T. XIV p. 162 s. im Jahre 1716 in
Leipzig veröffentlicht wurde, habe ich nicht zu Gesichte bekommen.
Eine zweite erschien 1742 im VIII. Theile der Berlenburgischen
Bibel (S. 271 — 279) und noch einmal, von Hoenius verbessert, in
der „Auswahl der besten apocryphischen Schriften, welche noch
ausser den biblischen vorhanden sind". 1. Sammlung. Coburg
1776 (S. 189 — 236). Wie diese, so macht auch die im Jahre
1850 erschienene Übersetzung von Richard Akibon anf wissen-
1) Nur ungern und nach längerem Schwanken habe ich mich dazu
entschlossen, die unrichtigen Angaben meiner Vorgänger über den hand-
schriftlichen Befund ausdrücklich namhaft zu machen. Den Ausschlag
gab die Erwägung, dass mein Schweigen leicht so gedeutet werden könnte,
als ob ich selbst nicht gut unterrichtet oder meiner Sache nicht sicher
wäre.
Einleitung. 13
schaftlichen Werth keinen Anspruch.^) Anders die von text-
kritischen Anmerkungen begleitete Übersetzung, welche Hilgen-
feld im 14. Jahrgange der Zeitschrift für wissenschaftliche Theo-
logie (1871) S. 3S3— 418 veröffentlichte. Zwar der Versuch, das
Griechische als die Ursprache der Psalmen zu erweisen, ist dem
Verf. nicht geglückt; aber die mitgetheilten Conjecturen, darunter
auch solche von M. Schmidt, verdienen Beachtung. Letzteres gilt
in noch höherem Grade von der drei Jahre später erschienenen Über-
setzung, weiche J. Wellhausen seiner meisterhaften Monographie
über die Pharisäer und die Sadducäer (Greifs wald 1874) einverleibte
(S. 131 — 164). Obgleich für die Emendation des Textes hier ver-
hältnissmässig wenig geschehen isi (s. jedoch zu III, 5. VIII, 25.
XII, 3. XIII, 5), so hat doch das Verständniss desselben durch stetes
Zurückgehen auf den durch das griechische Gewand hindurch-
scheinenden hebräischen Urtext eine nicht hoch genug zu schätzende
Förderung erfahren. Die im kurzgefassten Kommentar zu den
h. Schriften Alten und Neuen Testamentes. A. Abth. 9. München
1891 S. 405 — 420 enthaltene Übersetzung der Psalmen von 0.
Zöckler setzt wieder den griechischen Text als Original voraus,
ohne einen Beitrag zur Verbesserung desselben zu bringen. 2)
In englischer Übersetzung erschienen die Psalmen zuerst in
William Whiston's Collection of Authentick Records belonging
to the Old and New Testament. Part I. London 1727, p. 116
— 156. Aus neuerer Zeit kenne ich nur die Übersetzungen von
Pick und von Ryle und James, welche den oben erwähnten Aus-
gaben des griechischen Textes beigegeben sind.
Schliesslich ist noch eine französische Übersetzung zu er-
wähnen, im Dictionnaire des Apocryphes ou collection de tous
les livres apocryphes relatifs ä l'Ancien et au Nouveau Testa-
ment etc. par M. l'abbe Migne. Paris 1856. T. I. Col. 939—956.
Ob noch Übersetzungen in andere Sprachen erschienen sind,
habe ich nicht in Erfahrung zu bringen vermocht.
1) Achtzehn Psalmen Salomo's, welche sich in unserer Bibel nicht
finden. Aus einer alten geheimgehaltenen Schrift in's Deutsche übertragen
und mit Anmerkungen begleitet von Dr. Richard Akibon. Kassel, 1850. Nach
Weller, Lexicon Pseudonymorum. 2. Aufl. 1886, S. 11 wäre Richard Akibon
= Ludwig Noack.
2) Eine Übersetzung von Ps. 1. 9 und 17 findet sich bei J. Winter
und Aug. Wünsche, Die jüdische Litteratur seit Abschluss des Kanons.
Bd. I. Trier 1894, S. 688—692.
14 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
II. Die Handschriften.
I. Die Gruppe HVMP.
Die Voranstellung dieser Gruppe hat lediglich darin ihren
Grund, dass sie die zuerst bekannt gewordenen Hss. der Psalmen
umfasst. Der Werth ihres Textes im Verhältniss zu dem der
übrigen Hss. wird sich aus der Vergleichung mit diesen ergeben.
1. Der Codex Hauniensis 6, in der grossen Königlichen
Bibliothek zu Copenhagen (H). Auf den Text der Psalmen Sa-
lomo's in dieser Hs. machte zuerst Charles Graux aufmerksam,
bei der Anzeige von Chr. Bruun's Aarsberetninger og Meddelelser
fra det Store Kongelige Bibliothek, in der Revue critique. N. S.
T. IV (1877) p. 291—293. Er gab sodann eine ausführliche Be-
schreibung der Hs. in seinen Notices sommaires des manuscrits
Grecs de la Grande Bibliotheque Royale de Copenhague. Paris
1879, p. 1—4.
Die aus 232 Blättern (darunter zwei moderne, 1 und 232)
in Folio bestehende Pergamenthandschrift gehört dem X. — XL
Jahrh. an. Sie setzt sich aus 28 Quaternionen zusammen, welche
von lA bis AH beziffert sind, und einem Temio mit der Ziffer AS;
es fehlen also zu Anfang 10 Quaternionen.^) Den Anfang macht
fol. 2 Hiob mit einer Catene (ine. H x^Q^ ^ Avoirig x^Q^ ^^
tov Höav); dann folgen, ebenfalls mit Catene, fol. 84^ die Sprüche,
fol. 126^ der Prediger, fol. 142^ das Hohelied, und hierauf, ohne
Catene, fol. 15 1^ das Buch der Weisheit, fol. 170^^ die Psalmen
Salomo's, fol. 183^ das Buch Sirach. Der nicht stichisch an-
geordnete Text ist von einer und derselben Hand sehr correct
geschrieben. Von den Abschnitten, in welche die meisten Psalmen
getheilt sind, wird weiter unten die Rede sein, desgleichen von
der fehlerhaften Zählung von Ps. IV— VIII. Erwähnt sei hier
nur noch, dass die Ziffer stets links am Rande, etwas höher als
die Überschrift, angebracht ist. Das i subscr. kommt nicht vor,
wohl aber das i adscriptum. Die von mir benutzte Collation
1) Am Fasse von fol. 231 liest man: ^Exst rj nagovoa ßlßXoq rergdöia
TQidieovxa xal ivvia, cpvXXa XQiaxoata öwöexa. Die ebendaselbst Vv^n späterer
Hand eingetragene Notiz [io]Tiv iXXinig beruht auf einem Irrthum, wenn
sie dem Schluss gelten soll. Das Buch Sirach ist in der Hs. vollständig.
Den Inhalt der verloren gegangenen 10 Quaternionen habe ich nicht zu
ermitteln vermocht. Für den Psalter hätte der Raum nicht gereicht.
Einleitung. ]^5
rührt von Ch. Graux her. WerthvoUe Mittheilungen verdanke
ich ausserdem Herrn Oberbibliothekar Chr. Bruun und Herrn
Prof. J. L. Heiberg in Copenhagen.
2. Der Codex Vindobonensis Theol. Gr. 11 (Lambeck 7,
früher 56) in der k. k. Hofbibliothek zv Wien (V). Von der
Erwähnung durch Fabricius und der Benutzung durch die neueren
Herausgeber war schon die Rede (S. 5 u. 9), desgleichen von der
Provenienz der Hs., welche durch die fol. 3^ (oben) und noch
einmal fol. 166^ eingetragene Notiz: „Augerius de Busbecke com-
parauit Constantinopoli" beglaubigt wird.^)
Die Hs. besteht aus 167 Pergamentblättern 2) in Folio und
gehört wohl dem XL Jahrh. an. Sie setzte sich ursprünglich aus
28 Quaternionen und einem Ternio zusammen; jetzt sind nur
noch 21 Lagen vorhanden, da die Quaternionen E bis IB in Ver-
lust gerathen sind.^) Der Inhalt deckt sich genau mit dem der
Copenhagen er Hs., nur dass infolge des eben erwähnten Defects
Hiob von XIII, 10 bis zum Schluss und Prov. I, 1 bis XII, 22
{nXTjöd-riöovTai xaxwv) hier fehlen. Auch die Zählung der Psalmen
und die Art der Bezifferung ist die gleiche wie in H. Wie dort,
so kommt auch hier nur das t adscr. vor. Ich habe die Hs. selbst
verglichen, verdanke aber Herrn Dr. Göldlin von Tiefenau werth-
voUe Mittheilungen inbetreff des Inhalts und der Zusammensetzung.
1) Auf eine Anfrage schrieb mir Herr Göldlin von Tiefenau am 2. April
1885: „KoUar ist mit seiner Behauptung zu Lambeck's Commentare III
col. 45, nach welcher der Cod. th. gr. 11 [resp. 7] im Besitze Tengnagel's
sich befunden hätte, gewiss im Irrthum. Ein unbegreiflicher Lapsus, da
das Manuscript eines jener Manuscripte ist, welche Busbecke in Constanti-
nopel gekauft hatte, und welche durch dessen Schenkung, in eine. Zeit, in
der Tengnagel noch nicht geboren war, bereits Eigenthum der Hofbiblio-
thek geworden waren. Demgemäss findet er sich im Cataloge von Teng-
nagel's eigener Bibliothek [9539] natürlich nicht verzeichnet, wohl aber in
den von ihm angelegten Catalogi codd. mss. graec. theolog. etc. biblio'
thecae C. R. Pal. Vindobonensis [12594] f. 24r no. 56: „Job. Salomonis
Sapientia et Ecclesiasticus. fol. membr."
2) Lambecius-Kollar und Nessel zählen 166 Blätter, wobei sie das
erste, in der Grösse differirende, einzeln eingeheftete Vorsteck- oder Schutz-
blatt mitrechnen, das letzte, allerdings eingeschnittene, leere, aber zur
letzten Lage gehörige Blatt unberücksichtigt lassen (Mittheilung Göldlin's
von l'iefenau).
3) Die irrige Angabe Lambeck's, dass der Hs. 22 Blätter fehlen, be-
ruht auf einer unerklärten älteren Foliirung.
16
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
3. Der Codex Mosquensis 147 (früher 148), in der Synodal-
bibliothek zu Moskau (M), von Matthaei, Accurata codicum Grae-
corum mss. bibliothecarum Mosquensium Sanctissimae Synodi
notitia et recensio. T. I. Lips. 1805, S. 80 beschrieben, zuerst
von Ryle und James nach einer Abschrift des Archimandriten
Wladimir benutzt (s. o. S. 10).
Die aus 225 Blättern bestehende Pergamenthandschrift stammt
aus dem XII. — XIII. Jahrb.; sie ist aus dem Kloster Iwiron auf
dem Athos durch Arsenius Suchanow i. J. 1653 nach Moskau
gekommen. Der Inhalt deckt sich mit dem des Cod. Hauniensis
und des Cod. Vindobonensis. Zu Anfang der Abschnitte, von
welchen weiter unten die Rede sein wird, fehlt oft der rothe An-
fangsbuchstabe. Auch die Überschriften, mit Ausnahme derjenigen
des dritten Psalms, hat der Miniator einzutragen versäumt. Ich
habe die Hs. im Jahre 1874 selbst verglichen.
4. Der Codex Parisinus Gr. 2991 A, in der Nationalbiblio-
thek zu Paris (P), im Catalogus codicum manuscriptorum Biblio-
thecae Regiae. T. IL Paris 1740 und von Omont, Inventaire
sommaire des manuscrits Grecs de la Bibliotheque Nationale,
P. III. Paris 1888 p. 81 s. beschrieben, zuerst von Ryle und
James nach einer CoUation Pierre Batiffol's benutzt.
Die vom Jahre 1419 datirte Papierhandschrift enthält auf
495 Blättern kleinen Formates, mit der Rede des Isocrates ad
Demonicum beginnend, verschiedene profane und kirchliche Schrif-
ten. Auf Reden und Excerpte aus Josephus (fol. 173 ss.) folgen
von einer zweiten Hand fol. 195^^ das Buch der Weisheit, fol.
224v die Psalmen Salomo's und fol. 244^ das Buch Sirach. Daran
schliessen sich wiederum Excerpte und Tractate verschiedenen
Inhalts. Über die Eintheilung der Psalmen in dieser Hs. s. u.
Hinsichtlich der Zählung gilt das zu H Bemerkte. Ich habe die
Hs. im Jahre 1877 selbst verglichen.
Von diesen vier Hss. decken sich drei, nämlich HVM, dem
Inhalte nach vollständig. Nur in der Ausstattung unterscheiden
sie sich dadurch von einander, dass H an künstlerischem Schmuck
V Übertrift, ^ während auf die Herstellung von M am wenigsten
1) Über den künstlerischen Schmuck der Copenhagener Hs. vgl. be-
sonders Chr. ßruun, Aarsberetninger og Meddelelser fra det störe Kongel.
Einleitung. 17
Sorgfalt verwandt wurde. In allen drei Hss. ist der Text des
Buches Hiob, der Sprüche, des Predigers und des Hohenliedes
von einer Catene umgeben; bei den drei übrigen Büchern sind
die entsprechend breiten Ränder unbeschrieben. Mit Ausnahme
des Buches Hiob, wo der umfangreichen Catene wegen verhält-
nissmässig wenig Text auf eine Seite entfällt, sind die Seiten in
zwei Columnen getheilt. Der Text ist nicht stichisch angeordnet.^)
Letzteres gilt auch von der Pariser Hs., in welcher, wie erwähnt,
nur die drei catenenlosen Bücher, diese aber in derselben Reihen-
folge wie in HVM, enthalten sind.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die zw^ischen H und V
bestehende Ähnlichkeit. Schon die Zahl der Pergamentlagen ist
in beiden Hss. die gleiche, wenn wir H in seiner jetzigen Gestalt
nehmen und in V die ausgefallenen Quaternionen ergänzen. In
H sind, wie w4r sahen, die Pergamentlagen von lA bis Aß
beziifert, vorhanden sind also 29 Lagen. In V haben wir A bis A
und ir bis K&, also ursprünglich auch 29 Lagen. Und die
letzte Lage besteht in beiden Hss. nicht aus 8, wie die übrigen,
sondern nur aus 6 Blättern. Eine DifiPerenz begegnet uns nur
beim letzten Blatt der letzten Lage, welches in H beschrieben,
in V leer ist. Man könnte daraus schliessen, dass der Schreiber
von V im Laufe der Arbeit den Raum einer Seite gespart hätte.
Es bietet sich aber noch eine andere Erklärung dafür. In H ist
fol. 83^' unbeschrieben, während fol. 83^, also die dem Beginne
des Buches der Sprüche zugekehrte Seite des Blatts, von einer
Abbildung eingenommen wird, welche den König Salomo dar-
stellt. In V ist, wie wir sahen, nebst einem grossen Theile des
Buches Hiob auch der Anfang des Buches der Sprüche ausgefallen.
Es könnte also auch hier an der entsprechenden Stelle eine Ab-
bildung Salomo's enthalten gewesen sein. Doch spricht das leere
Blatt am Schluss vor V dafür, dass es nicht der Fall war. Diese
Bibliothek. T. III (1876) S. 25 ff. und Graux a. a. 0. S. 3. Die hier er-
wähnte Abbildung Salomo's fällt zwar in den Theil der Hs., welcher in V
fehlt; es lässt sich aber mindestens sehr wahi-scheinlich machen, dass eine
solche Abbildung hier nie vorhanden war. Ausserdem sind in H alle Über-
schriften und Initialen in Gold ausgeführt, während dieses in V nur bei
der Überschrift und den Initialen des zweiten Capitels des Buches Hiob
Anwendung gefunden hat, um später durch Minium ersetzt zu werden.
1) S. jedoch das unten über die Interpunction in H und V Bemerkte.
Texte u. Untersuchungen XIII, 2. 2
j^o V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
Annahme wird fast zur Gewissheit, wenn wir die einzelnen Buch-
anfänge in beiden Hss. nebeneinander stellen:
H V
Hiob fol. 2r 1) fol. 2r 1)
Sprüche fol. 84^ Lücke
Prediger fol. I26r fol. 125r
Hoheslied fol. 142v fol. 141v
Weisheit fol. 151^ fol. 150^
Psalmen Salomo's fol. 170^ fol. 169v
Buch Sirach fol. 183^ fol. 182^
Dass alle controlirbaren Buchanfänge, mit Ausnahme des
ersten, in V um je ein Blatt hinter H zurückbleiben, erklärt sich
am befriedigendsten bei der Annahme, dass in V die Abbildung
Salomo's, welche H fol. 83 darbietet, fehlte. Denn, da Prediger,
Hoheslied, Weisheit, Psalmen und Sirach in Y genau denselben
Umfang haben wie in H, muss man annehmen, dass das Gleiche
auch bei Hiob und den Sprüchen der Fall war, und daraus ist
weiter zu schliessen, dass H und V, von dem Gemälde abgesehen,
sich Blatt für Blatt decken. Dass dieses Zusammentreffen nicht
zufällig sein kann, liegt auf der Hand; es fragt sich nur, wie es
zu erklären ist.
Das Verhältniss von V zu H wäre ohne Weiteres klar, wenn
es mit einer Beobachtung Graux' seine Richtigkeit hätte, welche
sich an den Anfang des Buches Hiob in H knüpft. Er schreibt
nämlich a. a. 0. S. 3: „Le manuscrit commence aujourd'hui avec
le debut du texte de Job et le debut de la Chaine. 11 manque la
protheorie du ler chapitre, qui devait se trouver sur le dernier
des feuillets perdus en tete du manuscrit" (s. o.). Hiernach müsste
man, da V genau ebenso beginnt wie H, annehmen, dass erstere
Hs. aus letzterer abgeschrieben wurde, nachdem diese bereits die
ersten 10 Lagen eingebüsst hatte. Dass zu der hier vorliegenden
Hiob-Catene, wie zu den sonst bekannten, ursprünglich ein Prolog
gehörte, unterliegt keinem Zweifel. 2) Die angeführte Beobachtung
1) Man erinnere sich, dass in beiden Hss. ein modernes Schutzblatt
als fol. 1 gezählt ist.
2) Vgl. z. B. die im Cod. Vindob. theol. Gr. 147 (früher VI) enthaltene
Catene, welcher der Prolog des Polychronius (ine. ''H iv xcüq d^siaiq y^atpalq
dodipeia noXkrjv exsi trjv ahiav, vgl. De resurrectione speciatim Jobi etc.
meditationes quas cum paralipomenis Magni Crusii emittit David Otto
Einleitung. 19
Graux' aber ist nicht unanfechtbar. Denn die Verzierung in Gold
und Farben, womit jetzt Hiob in H beginnt, gleicht derjenigen
zu Anfang des Buches der Sprüche fol. 84.^) Es bleibt also die
Möglichkeit offen, dass die der eigentlichen Catene vorausgehen-
den Stücke schon in der Vorlage von H fehlten. Wir müssen
uns daher nach anderen Merkmalen umsehen, um das Verhältniss
der beiden Hss. zu einander zu bestimmen.
Da H die ältere Handschrift ist, 2) so kann die Frage nur
sein, ob V Abschrift von. H ist, oder ob beide aus einer dritten
Hs., die wir nicht mehr besitzen, abgeschrieben sind. Letzteres
wird desto unwahrscheinlicher je vollständiger die Überein-
stimmung beider Hss. ist. In der That erstreckt sich diese so
weit, dass man geradezu von einem Facsimile reden kann.
Dass H und V sich Blatt für Blatt decken, müssten wir
schon aus dem gleichen Umfange der Bücher in beiden Hss.
schliessen. Sie decken sich aber nicht nur Blatt für Blatt, sondern
Zeile für Zeile. Ohne die beiden Hss. neben einander oder Photo-
graphien identischer Blätter vor Augen zu haben, kann man sich
hiervon auf Grund der folgenden Thatsachen überzeugen.
1. Von den vier Seiten der Copenhagener Hs., welche Graux
in dem oben angeführten Kataloge im Facsimile veröffentlicht
hat, betreffen drei, nämlich Taf. I. III und IV, solche Stücke, die
auch in der Wiener Hs. erhalten sind. Auf meine Bitte verglich
Herr Göldlin von Tiefenau diese drei Tafeln mit den betreffenden
Seiten in V und konnte das Resultat der Vergleichung (20. IX.
1894) dahin zusammenfassen, „dass unser Manuscript mit dem
Wahrendorf. Gotting. 1738, p. 124 s.) und ein ^YTioßvij/xa elq xov ßaxa-
Qiov xal dixaiov 'Iwß vorausgehen, und die Catene im Cod. XXIX Plut. X
der Laurentiana, welche durch drei vTtod-iosig eröffnet wird (eine ttqo-
&e(x)Qia zum ersten Capitel scheint auch hier au fehlen). Noch reicheres
Material findet sich an dieser Stelle in der von Patrick Young veröffent-
lichten (jüngeren) Catena Graecorum Patrum in beatum Job collectore
Niceta Heracleae Metropolita. Londini 1637.
1) Aus einer brieflichen Mittheilung Chr. Bruun's, welcher hinzufügt:
„Es scheint mir zweifelhaft zu sein, ob eine TtQO&scDola zum Capitel 1 auf
einem vorangehenden Blatt, welches jetzt mangelt, gestanden hat."
2) Graux datirte die Copenhagener Hs. in der Revue critique (1877)
aus dem X., im Kataloge (1879) aus dem X.— XL Jahrhundert. Die Wiener
Hs., obgleich jener auch in der Schrift sehr ähnlich, wird eher dem XI.
als dem X. Jahrh. zuzuweisen sein. Namentlich in der für die Überschriften,
Prologe u. dergl. verwandten Semiunciale tritt der Altersunterschied zu Tage.
2 *
20 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
Copenhagener in den Initialen, in der Zeilenlänge, Zahl der Zeilen
einer Seite, in der Interpunction, ich möchte hinzufügen, auch im
Charakter der Schrift zusammentrifft".
2. Die zweite Columne der letzten Seite in V ist, um mit
der letzten Zeile bis an den Schluss der Seite zu gelangen, in
eine Figur gebracht, so zwar, dass die Zeilen 5 — 1 1 sich von der
vollen Zeilenlänge bis zu einem einzelnen Buchstaben verjüngen,
Zeile 12—16 voll ausgeschrieben sind, Zeile 17 — 22, mit drei
Buchstaben beginnend, bis nahe an die volle Zeilenlänge sich
erweitern und Zeile 23 — 27 wiederum voll ausgeschrieben sind.
Eine Pause dieser Figur, welche ich der Güte Göldlin's von Tiefenau
verdanke, verglich Herr Oberbibliothekar Chr. Bruun mit der ent-
sprechenden Columne der Copenhagener Hs. und fand diese (6. X.
1894) „ganz identisch mit der übersandten Durchzeichnung, so-
wohl was die Abkürzungen, als das Arrangement und die Linien-
Abtheilungen belangt".
3. Mit Ausnahme von Ps. I und Ps. VI ist der Text der
Psalmen in den Hss. der Gruppe HVMP in Abschnitte getheilt,
welche durch grosse rothe, in H mit Gold überzogene, vor die
Zeile gestellte Anfangsbuchstaben kenntlich gemacht sind. Wo
der Anfang eines neuen Abschnitts nicht mit dem Beginn einer
neuen Zeile zusammentrifft, ist der erste Buchstabe der folgenden
Zeile ausgerückt, auch wenn damit kein neues Wort beginnt.
Ich stelle, um den Thatbestand zu veranschaulichen, diebetreffenden
Stellen aus H und V zusammen und füge M zur Vergleichung hinzu.
Wo hier die Eintragung des Anfangsbuchstaben vom Miniator
unterlassen worden ist, habe ich ihn in Klammern eingeschlossen.
Den Bestand in P notire ich unter dem Texte, da in dieser Hs. die
Kennzeichnung der Abschnitte wiederholt vernachlässigt worden ist.
H und V M
II, 7 xa II Tä rag ofiaQT. [K]aTd rag cftaQT.
11 i II JSrrjOsv Tovg vlovg ['E]öTr]0£ zovg vlovg
15 sycD öixai \\ ^oco oe ['E\yco öixaicooco oe
18 *0 &sbg XQirrjg ['O] d-sog XQLTTjg
22 Kai kyco elöov xal xal syco elöov || Ka\
25 ^17} xQOViOXjg || 'O d^eog wie HV
II. P hat nur v. 7 xaxa || Taq afjLtxQZ., v. 11 sarrjas r. vi. Uq. sIq
ifi II naiyfibv, v. 22 xal iyw \\ Elöov, v. 28 ovx iXoylaato l"Oti
Einleitung. 21
H und V M
28 ovK sXoyl \\ Saro 6t l Ovx ekoyloaro ort
32 Kai vvv wie HV
III, 5 JzQOösxotpsv II 'O ölxaiog IlQoOsxoxpev 6 ölxaiog
9 JCQOOexoxpsv a\\MaQT(DX6g ÜQooixo'ipev a(iaQT(oXbq
IV, 4 OL II '0(pd^aX(jLOL avTOv ol 0(p&aX{i0L \\ Avxov
6 e^agat 6 d-eoq || Tovg s^ccQat \\ 'O ßsbg rovg
10 ov II K dvsöTTj Ovx aveorrj
13 ovx sfjjtijiXa II Tai Otx efijiijtXarat
19 OxoQjttW^&slrjöav oaQxeg oxogjno^elrjOav \\2JaQX6g
23 MaxaQioc ol ^oßovfi. wie HV
V, 5 6V TW d-Xl 11 Bsöü^ac r^iäg ev tw d-Xißeod^at || ^HpLag
9 Tß jcE II 2'et^'o; Ta jiSTSivä
13 ifiT ;^()?yöror?yc wie HV
16 /M«x« II P(tog Maxagiog
VII, 6 -ß*!^ T^ xaxaoxTjvovv [E]v T(p xaTaöxtjvovv
VIII, 6 eijtov xaTsv^v \\ Novoiv etjtov \\ [K]aTev0^vvovöiv
10 ^Efiot/copTO 8X. yvv, sftoi \\ [X]65vto tx, yvv.
15 tjyays top an \(iy(a\lLOV rjyays top djt eö/aTov \\
TTjg [T]rig
18 siörjXd^EP II *i2g jtax. elg slorjX^sp de jtaT. \\ [E\lg
22 enolrjoap || KaTO. ijtolrjoap \\ [K]aTd
27 SJtlöTQS II WOV [^E]jllOTQ€lf)OP
IX, 4 Tä sQya ij^mp to. Igya || ['H]fi<5p
6 Tlpi XQ^OTEvor] 6 ß-eog tLpl XQrjöTBvör} || ^0] d^eog
8 xal PVP II Uv 6 d-ebg [K]al vvv öv 6 ^sbg
X, 5 öl II Kaiog xal [J\lxaiog xal
XI, 7 epövöac hg. \\ Ta \''E]vövöaL Isq. to.
XII, 4 fiaxQvvaL || Ö i9^£og [i>fJax(>i;ro:^ o i9^fog
XIII, 5 STagax^ri 6 \\ 'Aösßrjg \jE]TaQdyßrj 6 dosßrjg
XIV, 3 '^'OöiOL xvqIov ['0]öioc xvqiov
III. P hat nur v. 5: wie M. IV. P hat nur v. 6: wie HV, v. 13:
wie M, V. 23; (xaxdgiOL || Ol (poßov^evoi V. P hat nur v. b'Ev x(5
^Xiß., V. 13: wie HVM. VII. P hat keinen Abschnitt. VEI. P hat
nur V. 10 ^fxoLX- ex. || FwaCxa, v. 18 eiafjX^^ev atg nax. elq\ Olx., v. 27:
wie HV. IX. P hat nur v. 8 xal vvv. . . rjfieig \\ Aaog X. P hat keinen
Abschnitt. XL P v. 7 ev6. Uq. tcc tfx. \\ T^g XII. T> hat keinen
Abschnitt. XIII. P v. 5 iraQ. 6 aaeß. öia ta naga \\ Uxwix. XIV. P hat
keine Abschnitte.
22 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
H und V M
XIV, 6 ical ovx ovTCog \\ Ol [K]al ovx ovrwq ol
XV, 8 9)Aog II UvQog (pX6§ \\ [n]vQ6g
8 xaTaöc(D^srai öe \\^AfiaQT. xaraöiw^stac \\ [A]s äfiagr,
XVI, 5 ^E^o(ioXoy7^öo(ial ooi s^ofioZo \\ [r]i^öoßal öoc
9 Tß II "Egya rmv x^i-Q^^v ra egya rmv || [X]blq^v
11 eav afiagz. \\ ^Ev rm öe sav ofiagr. ev reo || {2]b
XVII, A ov xe tJqstIöcq t. \\ Aa6 ov xvgis \\ (HiJQerloio xrX.
7 xal ov o &o\\KaTaßaXeig wie HV
11 'HQrj(i(oöev 6 av. rrjv i^QTJfKoösv 6 av. || Triv
15^ xal sjtexQ. avr. \\ Ol vlol wie HV
21 i II Je xvQLB LÖS II KvQie
23 6^(56. afi. ajco xXtjq. \\ 'Ex- wie HV
zgltpai
30 Kai 8§ec wie HV
34 xvQ. avr. ßa\\2iX6vg avr. xvq. avr. ßaöiX. \\ Avr.
39 rj eXjtlg || Avrov ^H sXytlg avrov
42 avTTj ?] svjtQS II Ileia Avttj rj evjüQEJteia
XVIIl, 6 fiaxd II PcoL MaxagiOL
10 Meyag wie HV
Während M und P, wie man sieht, fast überall abweichen,
ist in V an sämmtlichen 53 Stellen der gleiche Buch-
stabe als Initial ausgeworfen wie in H.^)
Aber, so gut wie V Facsimile von H, könnten H und V
Nachbildungen einer dritten Handschrift sein: die Möglichkeit,
so unwahrscheinlich sie ist, muss zugestanden werden. Es gilt
daher zuzusehen, ob etwa auf Grund des Textes ein zwingender
Beweis dafür erbracht werden kann, dass V wirklich aus H ab-
geschrieben ist.
Der Text der Psalmen ist in beiden Hss. a.usserordentlich
correct geschrieben. In V habe ich nur drei Schreibfehler im
engeren Sinne gefunden, nämlich VIII, 23 agvlai statt agvla, IX, 11
alcQvai statt almva und XVIII, 11 (pwßmL statt (poßcp. Von
XV. P hat nur v. 8 xcctaSioj^. de ccfxaQ || TwX. XVI. P hat nur
V. 11: wie M. XVII. P hat nur v. 4 ah. . . 6äS || BaoiXia, v. 11 ^pjy-''
(jL<üaiv . . . yrjv ||"^f//Mt5v, v. 21 l'ös . . . avaar. || AvzoTg, v. 30: wie HVM, v. 34
XVQ. avr. II BaaiXeig, v. 89 ['H] iXTtlq avrov, v. 42 avTrj . . . ßccat \\ Aiwg
XVIII. P hat V. 6: wie HV, v. 10: wie HVM.
1) Herr Prof. J. L. Heiberg hatte die Güte, dies zu constatiren.
Einleitung. 23
diesen Fehlem findet sich nur einer auch in H, nämlich VIII, 23
agvlai, während andere Versehen dieser Art hier nicht vorzukommen
scheinen. ^) Aber der gemeinsame Fehler ist auffallend, und noch
bemerkenswerther die Thatsache, dass das a am Schluss von alcöva
IX, 11 in H in einen senkrechten Strich ausläuft, welcher einem
L nicht unähnlich ist. Dazu kommt, dass II, 23 beide Hss. fehler-
haft fiTjVf'jöemg statt firjvtcscoq und IX, 1 djtotxrjoiai statt ajcoi-
xsölat schreiben. Kann auch dies Zufall sein, so fehlt es doch
nicht an einer Stelle, welche zur Bestimmung des Verhältnisses
beider Hss. zu einander eine sichere Handhabe bietet. In Ps.
XVI lautet V. 13b nach den für die Überlieferung massgebenden
Zeugen ttg vcps^erai Jtaiöüav Iv üievla. In H ist jtaiöelav
SV jtevlat von erster Hand aus 6V jtevlai jcaiöelav hergestellt
und zwar in folgender Weise. ,Das sv ist mit der braunen
Dinte des Textes von erster Hand übergeschrieben; daneben steht,
ebenfalls mit derselben Hand und Dinte, ein wegen Raummangels
verunglücktes ß, das eher wie ein Strich oder Klecks aussieht,
aber- sicher als Gegenstück zu dem über jcaiöelav mit derselben
Hand und Dinte stehenden a gemeint ist. Das i in jtevlai'^) steht
auf Rasur mit erster Hand; darauf folgt eine Rasur von 2—3
Buchstaben. Ohne Zweifel ist der Hergang dieser: der Schreiber
schrieb (durch Vermengung von jtaiöelav und jisvlai^) jrsvlav
ev, wurde dann auf den Irrthum aufmerksam (durch die
Endung von jtaiöslav) und stellte die Wortfolge der Vorlage
her: naiÖElav kv jcevlai^^) Wenn nun V hier ev JtsvtaL Jtat-
öelav bietet und ebenfalls durch a und ß die Umstellung be-
wirkt^ so ist klar, dass der Schreiber zuerst das undeutliche ß
über kv {jtsvlca) übersah und erst durch das über jtacöelav stehende
deutliche a auf die Correctur in der Vorlage aufmerksam wurde.
Damit ist erwiesen, dass V in der That eine Abschrift von H
ist. Und dieselbe Stelle lässt uns auch erkennen, woher M und
P stammen.
1) Ich verlasse mich hierbei auf Graux' Collation. Auch Ryle und
James haben aus H keinen Schreibfehler notirt.
2) H und V haben auch das gemeinsam, dass sie nur das i adscr.,
nie das i subscr. anwenden, s. o.
3) Vielleicht war in der Vorlage, wie in R, nsöiav statt naiöeiav
geschrieben.
4) Aus einem Schreiben Prof. J. L. Heiberg's, welchem ich die Kennt-
niss des von Graux nicht erwähnten Thatbesta,ndes verdanke.
24
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
Dass M und P aus der gleichen Vorlage abgeschrieben sind,
ergiebt sich theils aus der geringen Zahl von Stellen, an welchen
sie von einander abweichen, theils aus einer Anzahl Lesarten, in
welchen beide gegen H und V, mit denen sie sonst eng verwandt
sind, zusammenstimmen. Es kommen dabei die folgenden Stellen
in Betracht.
HV
MP
M
P
I,
5
nioojöLV
jteomoi
—
—
n,
5
avTov
—
avT7}g
wie HV
11
eorrjöev
löTTjöe
22
ajuxymyfi
ijcaycoyf]
—
—
in,
1
ipaXatB
—
tpdXXars
wie HV
IV,
9
evörad^sla
svorad-la
4
—
15
djcoQlaig
ajioQLa
—
—
16
ajcojitOOL
djrojreoei
—
XBLQCOV
X^^Qog
—
—
V,
1
TCO ovofiari
t6 ovofia
—
—
VI,
4
evözad-sla
evörad^la
4
—
VIII,
12
acpeÖQO)
dfpmÖQO)
wie HV
21
eyivvTjoav
—
hydvvrjoev
wie HV
28
hXtov
—
wie HV
hXalov
XI,
5
eaxiaoav
IdxiQTriOav
—
XII,
2
aXcp
wie HV
aXXqj
4
axaxcov
xaxSv
—
—
XVI,
1
xarafp^OQcc
—
wie HV
xaTa(poQa
12
epiöxvoai
—
wie HV
löxvöai
13 JtaLÖeiav hv
ev jtevia
—
—
jtevla ex corr.
jtaiöeiav
XVII,
21 olöeg
olöag
—
—
25
tv djtsiXf] . . .
avTov
ausgelassen
—
—
32
ölxaiog
—
wie HV
ölxaiog xal
41
—
wie HV
av^SL
Nicht aufgeführt ist in der vorstehenden Zusammenstellung,
ausser den oben erwähnten Schreibfehlern in H und V, nur das
xal hinter xgarawc II, 29 in M, da es alsbald wieder gestrichen
wurde. In derselben Hs. fehlt II, 18 das *0 vor ^sög durch Schuld
des Miniators, wie in P XVII, 39 das ^H vor eXjt\g.
Einleitung. 25
Von den wenigen Varianten zwischen MP einerseits und HV
andrerseits, welche nach Abstrich der rein graphischen Verschieden-
heiten übrig bleiben, ist ejtayatyTJ 11, 22 offenbar eine Ver-
besserung, während sich über den Werth von eöxiQT7]0av XI, 5
und von olöag XVII, 21 allenfalls streiten Hesse. Wir werden aber
später sehen, dass nur sjtayojyf] durch die massgebenden Zeugen
Bestätigung findet, und um dieser einen guten Lesart willen wird
sicher niemand den Archetypus von MP jenseits HV verlegen
wollen. Die Sonderlesarten von M und P spielen dabei ohnehin
keine Rolle, wenn auch M -mit avTr/g II, 5 einen guten Griff
gethan haben mag, wie P mit xaracpoQo. XVI, 1 fraglos einen
Fehler der gemeinsamen Vorlage berichtigt hat. So wie die Dinge
liegen, bleibt nur die Alternative, ob die MP gemeinsame Vorlage,
welche an den angeführten Stellen von HV abwich und XVII, 25
die Worte av djtsiXf] . . . avrov vermissen liess, aus H oder aus
V geflossen ist.^) Und hier ist wiederum das sv nevia jtatöeiav
XVI, 13 entscheidend. Eine Abschrift von V hätte die deutliche
Correctur nicht unberücksichtigt gelassen, während das deutliche
a über jiHÖsiav in H unverstanden blieb, nachdem das undeut-
liche ß über SV {pteviat) übersehen worden war. Wir gewinnen
somit für die Hss. dieser Gruppe die folgende Genealogie:
H
M P
Für die Überlieferung des Textes kommt also nur H als
Zeuge in Betracht. Die Lesarten der drei übigen Hss. haben im
günstigsten Falle .den Werth von Emendationen.
2. Die römischen und die Athos-Handschriften.
Ausser HVMP war bisher nur noch eine Hs. unserer Psalmen
bekannt, nämlich die Vaticanische. Der Codex Casanatensis und
die Athos-Handschriften werden hier zum ersten Male verwerthet.
1. Der Codex Vaticanus Gr. 336 (R), von Erich Kloster-
mann, Analecta zur Septuaginta, H^xapla und Patristik. Leipzig
1) Dass P, die jüngste Hs. der Gruppe, nicht aus M abgeschrieben
sein kann, ergiebt sich schon aus dem Vorhandensein der Überschriften in
P, welche in M, wie wir gesehen haben (S, 16), bis auf eine fehlen.
26 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
1895, S. 17 ff. beschrieben, von Swete zuerst benutzt (s. o. S. 11),
von mir im Frühjahr 1882 verglichen.^)
Die aus 194 Pergamentblättern in 4. bestehende Hs. gehört
dem XL — XXL Jahrhundert an. Sie enthält dieselben Bücher wie
H und in der gleichen Reihenfolge, aber (1 — 4) ohne Catene:
1) Hiob fol. ir— 40^
2) Sprüche fol. 4ör— 79v
3) Prediger fol. 79v— 92^
4) Hoheslied fol. 93^—99^
5) Weisheit Sal. fol. 99v— 122^
6) Psalmen Sal. 122v-136v
7) Jesus Sirach fol. 136v— 194v
Hiob ist in 32 Capitel eingetheilt, das Buch der Sprüche in
15.^) Am Rande stehen in Hiob selten, im Buch der Sprüche
öfter liturgische Notizen, wie ri] ueyaXr] ß, rfj ö xTJg 1 eßöo-
fiaöog u. dergl. Weisheit, Psalmen Sal. und Sirach werden als
'Adiad^BTa eingeführt.^) Am Schluss des Predigers sind die Stichen
notirt {tpvy)^ ebenso am Schluss des Hohenliedes (rvy) und der
Psalmen Sal. (tpv), örixVQ^Q ist aber nur ein kleines Stück im
Buche Sirach geschrieben. Im letzteren Buche findet sich eine
von 8,6 djfo a^agvlaq bis 11, 10 rexpop' fii] Jisgl jtoXXa reichende,
anscheinend durch Blattausfall in der Vorlage verschuldete Lücke,
auf welche eine spätere Hand durch Xeijcei jtoXXa (foL 145v) auf-
merksam gemacht hat. Die Quaternionen sind zu Anfang, rechts
oben, gezählt, a unten rechts, am Schluss. Die Hs. ist das Werk
eines Schreibers. Abkürzungen sind selten, Spiritus und Accente
oft fehlerhaft, das c subscr. oder adscr. fehlt ganz. Verstösse
gegen die Orthographie, meist durch den Itacismus verschuldet,
sind häufig. Es werden verwechselt:
i und ei: II, 17 k^rjXirpag. 19 coplörjoav, 31 djtcoXiav, III, 6
dXrid^La^ IV, 9. VI, 4 evorad^la, V, 8 jupdoco, 10 Jti-
vdöcoöip, 13 d-avfidoiag, 16 avraQxlag, VII, 9 Jtaiöiag,
1) Über die Bedeutung dieser Hs. (Holmes 253) für die Kritik des
Textes der LXX s. E. Nestle, Marginalien (I) S. 32. 48 f. E. Klostei-mann,
De libri Coheleth versione Alexandrina. Kiel 1892, S. 15.
2) Die Überschrift des Buches der Sprüche lautet nagoiixiaio oo'/.o-
fXüivToa; ebenso 1, 1 na (jo t/u lata aoXofxwvzoa viov ^^äö.
3) Das Buch der Weisheit ist überschrieben 'AöiÜS^ezcc + ao<pla aolo
fxwvzoo -|-
Einleitung. 27
XIII, 6 öcvrj, XVI, 13 jcsöiap (1. jtaiö.), XVII, 21 Mag,
XVIII, 4 jcaiöla, 10 ^0(>/a;
II, 7 syxareXsiJtsv, 29. 36. XVII, 36. 38 laxvei, IV, 5
oixslav, 17 eXXeijcTjg, VIII, 13 :;ra()€7€fjroi^, XII, 6 i:7ray-
yeXsiag, XIV, 4 IxTuXrjöovTaL.
sc und jy: II, 21 djtsQQicpsi, 23 sjtiTifii^asig, V, 17 jtXsiöfiOVi^Vj
VII, 8 ajrcüöft;
III, 12 BxXelxpri, IX, 2 £>i;?y, XVII, 37 xarrjQyaaaro.
7} und t: II, 19 mvlörjöav, 25 XQovrjörjq, 26 ixQovrjOa, IV, 21
jtaQooQyrjöav, VIII, 7 dpeXoyi^ödfirjv, XVI, 5 kXoy^ötx),
XVII, 4 riQBrrioc6\,
II, 33 sjttörlfirj, VII, 2 JtatiödTa), XII, 6 xXtjqovo-
liloaLOav^ XVII, 5 ejtiyyeiXoi.
ai und £*. VIII, 15 aioxdrov, XVI, 5 eXoyi^owfiai (st. eXoylaco fie);
II, 11. XVU, 12 efijteyiibv, XVI, 13 jr€(^/ai^.
.t« und ?;: XVII, 45 raxvvrj, XVIII, 5 xaO^aglörj.
Tj und 6: IX, 7 dtpeoecy XVII, 9 s^sqsvvtjOsv.
0 und cö: III, 4 dXtyoQrjOEi, IX, 2 öixaioötjg (st. öixaicod^fjg)^
X, 3 dyajtovrag, XIII, 9 jiqoxotcxov, XIV, 4 £()(>£-
^oii6P/j^ XV, 10 «jro-^e/a, XVI, 8 a3uo9)£2oi;$;
11, 34 dvafitawv, VI, 3 JtToi7jd^7]C6Tai^ VIII, 11 (!£?/(>-
cö und ov: XV, 11 e^egruimcmötv.
Auf die Herkunft der Hs. aus dem Orient oder aus Grriechen-
land weisen Eintragungen eines früheren Besitzers, aus dem An-
fange des 15. Jahrhunderts, am oberen Rande zweier Seiten.^)
Obgleich ich den Codex Vaticanus selbst genau collationirt
hatte, habe ich doch, um völlig sicher zu gehen, in mehreren
Fällen, wo ich bei Swete abweichende Angaben fand, die Hand-
schrift noch einmal einsehen und die in Frage kommende Lesart
verificiren lassen, so namentlich I, 1 JtQoq xvgcov (la) und JtQog
d^sbv (Ib), II, 17 dvexdXvipag, IV, 12 dvajtrsQcoascog, V, 1 ^v
/isaca ejtiörafievcop^ XVII, 23 oxsvr}.
1) Man liest fol. 39v: iysvvi]&rj 6 a6e),(f6(i (jlov xvQioq ötjfiijTQiog o
aÖQiavoq iv azei ^s'^xa<^ Ivö (die Zahl fehlt) xaxi fx^va fidiov rjfisQcc xv-
QLüxri: — Tb öe iniöv szoq eXaßa xaycj xi^v yvvalxa iv r^ W^Q^ '^^^
äyiov nva: — ferner fol. 40r: exotui^ij rj xvgia ßov rj fi^TijQ (jlov, iv ^zei
/•TTi;?^" Lvö. iß xaxa fx^va ipevQovagiov x^ xgiaxoaxfi a xov avxov fii]-
vog. rifiiga xqixtj (oga ^' xijg vvxxög'. —
28
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
2. Der Codex Iberiticus 555, im Kloster Iwiron {rcöv 'iß/jQwv)
auf dem Athos (J): eine Bombycinhandschrift kleinen Formates
(24 X 17 cm.) aus dem XIV. Jahrhundert, von Herrn Studien-
director Philipp Meyer in Erichsburg bei Markoldendorf im Jahre
1886 entdeckt und abgeschrieben.
Der Inhalt des ersten Theils der Hs. (Nr. 1 — 7) deckt sich
mit dem des Codex Vaticanus, nur dass Jesus Sirach die sechste,
die Psalmen Salomo's die siebente Stelle einnehmen. Dann folgen
noch: 8) oxoXia eiq rbv exxk^jOiaoTi^i^, 9) oxoXta dg x6 aopLa
rdöv aCfiazcov, 10) oxoXia elg zag jtaQoifuag, 11) rQTjyoQiov
Nvörjg Xbyoi rj elg xovg fiaxagiöfiovg, 12) jisqI aylcov xal Xsi-
ipavcDv, 13) jceqI sixovcov.
Die Hs. unterscheidet sich von allen bisher bekannt ge-
vv^ordenen dadurch, dass sie örcx^gcog geschrieben ist. Doch
vp^ird, da das kleine Format nur selten einen ganzen orlxog auf
eine Zeile zu bringen gestattete, der Raumersparniss wegen oft
auf derselben Zeile fortgefahren, wie z. B. Ps. X, 1:
Maxagiog dvrjQ ov 6 x~g efivrjoS-T] s
vsXsyfic^ -\-
Kal BxvxXmd^rj djto o6ov jtovrjgäg sv
fidöTcyL KaO-aQtöB^TJvai djto afiaQ
rlag rov fi9] jcXrjB-vvat +
Die grossen . Anfangsbuchstaben sind überall roth; zuweilen
hat der Miniator die Eintragung unterlassen, z.B. IV, 2b. XHI, 8b.
lOa. Bei der Abschrift von Ps. I hat der Schreiber die Stichen-
abth eilung wiederholt vernachlässigt; in den übrigen Psalmen
sind solche Fehler seltener. Ich habe alle Abweichungen meiner
Anordnung des Textes von der in J vorliegenden gehörigen Orts
angemerkt.
An Schreibfehlern und Verstössen gegen die Orthographie ist
auch in dieser Hs. kein Mangel. Verwechselt werden:
i und er, IV, 9: evoxad-la (wie R), V, 8 jcivdocD (wie R);
II, 36 löxvet (wie R), XII, 6 enayyeXelag (wie R),
XVIII, 4 dfiad^eiag.
£1 und 7]: V, 6 ßaQvveig; XII, 3 tpsvÖTJ.
Tj und r. II, 21 fir/rgav, XVI, 5 eXoy?)oofjai (st. iXoylöco fie^
vgl. R); XVII, 5 ejicyyeiXoo (wie R).
ai und e: UI, 2 yjccXac (s. u.), XVI, 5 fiai (s. unter r] und i);
XVII, 31 £Qxeo&e (auch L).
Einleitung. 29
Tj und £: III, 12 ejnöxsjtretai, XI, 1 eXii}öev^ XVII, 11 £()?;-
tj und 0^:" XI, 4 oqol st. o()//.
f und v\ IX, 3 xQißrjöerai; IV, 22 t5jr£X()t;2^oi^TO.
V und o^: IX, 8 öol st. öv.
o und cö: II, 19 ovelöcoav, 32 xqIpov^ VIII, 17 6f/dXioav, XV, 9
äjcoXslaq und fierojtoVf XVI, 1 ro st. tc5, XVI, 5
eXoyrjOofiac (s. unter ?; und t), 8 avo(peXovq (wie R);
XII, 2 aj^a^TTTCöi^, 4 ajrco^otro, XVI, 9 rcöjrco, 1 1 oXt-
ycoxpvxiccp.
w und ov: X, 7 dogßöo9ö^
Das L subscr. oder adscr. fehlt, wie in R.
Meine Kenntniss dieser Hs., welche leider infolge Blatt-
ausfalls von V, 14 xal jiXovöiov bis VIII, 12 djco Jtdörjg dxa-
d-agolag eine Lücke aufweist, beruht auf einer Abschrift, welche
Herr Director Meyer die Güte hatte mir zur Verfügung zu stellen.
3. Der Codex des Laura-Klosters (xTJg legag fiovrjg (leylorrjg
Äavgag) auf dem Athos (L): 310 Blätter in gr.-4^., aus dem
XII. Jahrhundert. Die am Anfang und Schluss defecte Hs. ent-
hält nach der von 'AXs^avÖQog AavQicorrjg im Jahrg. 1892 der
^ExxXrjOiaörLxi] dXrjd-eia^ p. 134 gegebenen Beschreibung:
1) ^EQiirjveia slg zovg ipaXfiovg dQXO(ievr] djio xov 11 tpaXfiov,
2) AI (pöal, CUV rj jigwr?] //f^' tQfirjvslag ev rf] hcpa.
3) WaXfiol tri 2aX6^ovog.
4) EvqlXXov \4Qxie:itiöx6jtov 'AXe^avögeiag eig ro 'Acöfia
T(DV ^AiOfidrcov.
Schreibfehler sind in L seltener als in R und J; sie mehren
sich auf den letzten Seiten. Das c subscr. scheint in der Regel
zu fehlen.
Herr Alexandros hatte die Güte, mir durch Vermittlung Phil.
Meyers eine vollständige CoUation der Psalmen Salomo's in dieser
Hs. nach dem Hilgenfeld'schen Texte zur Verfügung zu stellen.
4. Der Codex Casanatensis 1908 (olim G. IL 1; antiquius
A.R. I. 10. I, et etiam 0. 1. 10 in cc. sa. Manuscript.m) in Rom
(C), beschrieben von Francesco Bancalan im 2. Bande der Studi
italiani di filologia classica. Firenze 1894, p. 201 — 203.
Der grösste Theil der aus 310 Blättern (38,4x24,9 cm.)
bestehenden Papierhandschrift gehört nach Bancalari dem XII.
— XIIL, fol. 4. 8—9. 298v— 301. 306— 10 dem XIIL-XIV. Jahrh.
30 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
an. Viele Blätter und ganze Lagen sind verbunden, die Schrift
oft durch Nässe beschädigt und unleserlich. Schreibfehler sind
verhältnissmässig selten. Das l subscr. oder adscr. fehlt, wie in
R und J.
Die Hs. beginnt mit dem Fragment eines Commentars über
die Worte {Xqlötb) 6 d^ebg eXerjöov rj^aq, dfirjv. Darauf folgen:
1) fol. 2 — 296v, unterbrochen durch die unter 2) und 4) an-
geführten Stücke: die Psalmen mitCatene. Voraus gehen mehrere
Prologe, u. a. von Eusebius, Hippolyt und Theodoret.
2) fol. 225— 240V, 247— 248v, 297— 298^: die Lieder aus
den historischen Büchern des Alten und Neuen Testaments nebst
den Seligpreisungen nach Matthäus.
3) fol. 302— 305v: die Psalmen Salomo's von II, 27 6 d^djt-
Toov bis XVI, 8 vjtoxstfievov (der Rest der Seite ist unleserlich).
4) fol. 4, 8— 9v, 298v— 301v, 306— 310^: Fragmente eines
Evangeliencommentars, von späterer Hand.
Herr Dr. Joh. Tschiedel in Rom hatte die Freundlichkeit,
die Psalmen Salomo's nach dem Fritzsche'schen Texte für mich
zu coUationiren. Weitere Mittheilungen, namentlich inbetreff der
Interpunction (s. u.), verdanke ich Herrn Dr. Karl HoU.
3. Die Genealogie der Handschriften.
Von den fünf Handschriften, welche für die Überlieferung
des Textes unserer Psalmen in Betracht kommen (CHJLR), ist
H die älteste. Dennoch empfiehlt es sich, bei der Untersuchung
des Verhältnisses der Hss. zu einander von der nächstältesten,
nämlich von R auszugehen. Denn der Text dieser Hs. zeigt ver-
schiedene Merkmale, welche darauf hinweisen, dass sie der allen
gemeinsamen Quelle näher steht als die übrigen. Hierher gehört,
um mit dem Unwesentlichsten zu beginnen, der Gebrauch des v
eg)6JixvOTix6p vor Consonanten. Mit Ausnahme weniger Fälle ^)
setzt R es überall, während von den übrigen Hss. L hier und da,
J zweimal, H nur einmal, C niemals secundirt. Im Hinblick auf
den Gebrauch der ältesten Bibelhandschriften wird man annehmen
1) R bietet II, 1 xarsßaXXe, 9 ißagv^vjJLriae und inoirjoe, IV, 13 näai,
21 anaai, VIII, 28 ovvijyaye, IX, 7 rjficiQzrixoai, XVII, 10 näoi, 14 TtoXeat.
An einer dieser Stellen (II, 9 ißagv^.) findet sich in J und L, an einer
anderen (IX, 7) in L allein das v ^cpsXxvavixov.
Einleitung. 3|
dürfen, dass R hierin den gemeinsamen Archetypus am treusten
wiedergegeben hat. Ebenso wird über Lesarten wie II, 21 jts-
QisiXaro, XVII, 5 atpeiXavro, VIII, 16 eloeXd-are^ IV, 8 avalim-
tpcv, XV, 8 xaraZi] fttpoptac und xaTaX7]fi(p^rjoovTai (hier wurde
das fi später ausradirt), XII, 3 ovvx£(xi, II, 4 djtOQL^pars (vgl. z. B.
Act. 27, 43), IX, 1 ajteQiiprjoav und wohl auch über IV, 12. XV, 5
oXsd'QSvöac zu urtheilen sein. Die Einmüthigkeit, mit welcher
alle übrigen Hss. diese Formen ablehnen, führt zu dem Schluss,
dass sie bereits in der ihnen gemeinsamen Quelle ausgemerzt
waren. Bestätigt wird dieser Schluss durch folgende Thatsachen.
Für eljtov 1. Sing, bietet R in zwei von drei Fällen eljta
(VIII, 3. 6), die übrigen Hss. haben überall eljtov (so II, 22 auch
R); für eijcov 3. Plur. hat R an beiden Stellen, wo es vorkommt
(I, 5 und VIII, 16), sijtap, die übrigen Hss., mit einer einzigen
Ausnahme,^) an der ersten Stelle eljcav, an der zweiten Eljtov.
Der nur mit dem Artikel vorkommende Nominativ von eXeog
lautet in allen Hss. (II, 33. IV, 25. V, 15. X, 3. XI, 9. XUI, 12
bis. XVIII, 1) ro eXsog, nie 6 sXsog; der Genetiv in R überall
(II, 8. Vm, 28. XIV, 9. XVII, 3. XVIH, 3. 5. 9) iZeovg, in den
übrigen Hss. sXiov; der Dativ in R überall eZeei, in den übrigen
Hss. einmal (V, 12) sXecp, zweimal (X, 4 und XVI, 3) sXhi; der
Accusativ in R überall (t6) eXsog, in den übrigen Hss., mit einer
einzigen Ausnahme, 2) sechsmal (II, 36. VI, 6. VIII, 27. XVI, 6.
XVII, 15. 45; VI, 6 und XVII, J5 ohne Artikel) Ueog, einmal
(IX, 8, ohne Artikel) eXeop.
Von C,rjXog kommt nur der Dativ und zwar zweimal (II, 24.
IV, 3) vor: an beiden Stellen bietet R ^i]Xei, die Gesammtheit
der übrigen Hss. C,rjXcp.'^)
Wenn hierbei noch an ein Spiel des Zufalls gedacht werden
könnte, so wird durch die folgende Wahrnehmung jeder Zweifel
beseitigt.
Eine Anzahl Verbalformen, deren Ursprünglichkeit durch das
Vorkommen ähnlicher Bildungen in der ältesten Überlieferung
1) Nur L hat I, 5 sItcov statt einav.
2) Nur H hat VI, 6 das artikellose skeog durch skeov ersetzt.
3) Im Briefe des römischen Clemens, wo ?^Ao? bald als Neutrum,
bald als Masculinum gebraucht wird, setzt die jüngere Hs. gern auch da
die masculinisclie Form, wo sich in der älteren die neutrische findet.
32 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
der LXX verbürgt wird, findet sich, mit einer Ausnahme, in R
allein, nämlich II, 2 xareTtarovöav st. xarBnarow^ II, 3 eßeßrj-
Xovöav st. eßeßi^Xovv, II, 13 sfiiaicoöav st. sfilaivov, VIII, 11
ÖLTjQjia^oöav {-C^cooav R) st. öirjQjüa^ov, VIII, 12 ijtarovoav st.
ejtdxovv, VIII, 25 uöoöav st. eiöov, IX, 7 rjftagrooav st. ^fiag-
TOP, XI, 4. XVII, 16 Ifpvyooav st. £g)t;yoi^, XlII, 3 ejteÖQafxooav
st. ejteögafiov und f-TuXooav st. bxlXXov, XVII, 15 ejtexga-
Tovoav st. ejisxQarovv, IV, 8 öixaccooaioap st. dixatoooaisvy
IV, 20 exxoipaioav st. sxxoipsiav, XII, 6 xX?]Qovofiijöaioap {-ftl-
oaioav R) st. xXrjQOVOfirjöatep. ^) Fände sich von all di-esen Formen
in den übrigen Hss. keine Spur, so könnte, man meinen, sie wären
überhaupt von R erst eingebracht worden. Dagegen aber spricht
die oben angedeutete Ausnahme. Während an 14 Stellen alle
übrigen Hss. die gewöhnliche Form darbieten, liest IV, 8 J wie
R öixaicooacöap , C öixaicooaLap, L öixaicog slsp, und nur H
dixaicooaiep.
Dieser Befund setzt diesseits der Hs., aus welcher R ge-
flossen ist, eine Abschrift voraus, welche für eXsovg überall eXeoVy
für das dreimal vorkommende eXssL einmal eXecp, für das dreimal
ohne Artikel gebrauchte sXeog einmal sXsop, für ^rjXei an beiden
Stellen J^/lo? bot and von den 15 Formen auf -öai^ nur das eine
ÖLxaicooaioap IV, 8 beibehalten hatte. Nennen wir den Arche-
typus z, die Hs., aus welcher R geflossen ist, y, und die Ab-
schrift, auf welche CHJL zurückgehen, x, so ergiebt sich das
folgende Schema:
■1
/\
R 3
CHJL
1) Vgl. in LXX z. B. Ps. 97, 3. Jes. 41, 5 eiöoaav, Jos. 2, 8 f$»yA-
^ooav B, e^TjX^ov AF, 3, 14 tjQoaav B, ?/()«v AF, ü 23 e^rjyayoaav B,
e^rjyayov AF, 8, 19 rjkd^oaav B, siarjX^ov AF, 11, 19 eXaßoaav B, sXaßov
F, skccßsv A, Neh. 9, 25 xateXdßoaav, Ps. 34, 25 sinoicav, 77, 29 6(payoaav
B, etpayov kRT, Tob. 3, 11 fvXoyijoaiaav B, svXoyTjaazcDaav k, vgl. im
N. T. Jo. 15, 24 fl'xoaav kBL* al.
Einleitung.
33
Es fragt sich nur, ob CHJL direct aus x geflossen sind oder
nicht. Um dies zu ermitteln, haben wir auf das Verhältniss der
Hss. zu einander näher einzugehen.
Da IV, 8 J allein mit R öixaicoöaiöav bietet, während die
übrigen Hss. abweichen, so liegt die Vermuthung nahe, dass diese
beiden Hss. auch sonst näher mit einander verwandt sein wer-
den. Ich stelle daher zunächst diejenigen Lesarten zusammen,
welche sie gemeinsam vertreten, und füge zur Vergleichung LCH
hinzu. ^)
L H
xdyco wie L
xartßaXe „
xara „
aXZa iv „
driuia ,♦
RJ
I, 7 xal lyco
n, 1 xarsßaXZe
16 xal xara
24 dXX' ev
25 alrlafila R,
drifiia f/iä J
36 loxvsi
ni, 2 dyad-TJg
12 TOP XVQIOV
IV, 2 xaraxQLvaL
8 öixatcooaioav
9 evöraO^la
V, 3 GxvXa
8 jtLväöco
10 JtQOOCOTtOV
IX, 4 eQyoig
LC
iöxvi
oXrjg
XVQIOV
xaraxQivec
dixaimoaiav C, ötxai-
cog elev L
svörad-ela
Lücke
üiHvdccD
JlQOöCOTia
iv sgyoig
wie
LC
xaraxQivov
öixaccoöatev
wie LC
öxvXa dvO^Qcojtog
wie LC
6 e^ayoQiaig (J h^r^yogiatg
iva^ayoQ.)
X, 1 xaO^aQioO^^vac xal xaf^aQioO^ijvai
XII, 2 orQO(prjg tqo^tjc
6 kjiayytXeiag hjtayysXiag
XV, 7 djto Xufiov Xifiov
XVI, 5 sXoyylocofiai (J hXoyiöoD fie
-Oouat)
öiaOTQO<pfjg
wie LC
1) Man erinnere sich, dass C I, 1— II, 27 u. XVI, 8 bis zum Schlnss
und J V, 14— VIII, 12 u. XVIII, 5-12 fehlt.
Texte u. Untersuchungen XIII, 2. 3
L
H
dvaxpeXovq
wie L
ör7]Qi^0V
»
avT?]g
«
enrjyydXco
VJC£OT)0)CtVlCtV
?»
TjyLaö^ivovq
riyLaö[i£V(DV
em
wie L
34 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
RJ
XVI, 8 avo(feXovQ
12 OXTjQLÖOV
14 at;rou
XVII, 5 EJtiyydXco
13 hv vJt£Qrjg)avi
35 xara^sc
43 i^yiaOfievov
XVIII Überschr. k^
Dass R und J einander nahe stehen, ist hiernach zweifel-
los. Es gilt nur noch zuzusehen, ob R etwa auch zu LC und
H nähere Beziehungen hat. Ich übergehe bei der folgenden Zu-
sammenstellung die Fälle, wo R mit L im Gebrauch des p h(peXx.
zusammentrifft.
I, 3 jtoXXrjv RL (C fehlt): jzoXvp JH
III, 1 xal alvov RLC: xaivov JH
10 afiagziaig RLC: af/agzlag JH
IV, 1 oolcp RLC: 6öi(Dv J, om. H
8 oöiot RLC: oi ooiot JH
21 ajtaoc RLC: Jtäoi JH
V, 5 ccjioorQs^pi] RL (C?): d:ioötQey)rjg J, -öTQijpeLg H
13 xal eav RLC: xal kav xal JH
VI, 1 ejtixaXtOaöd^at RC: sjttxaXelöO^ac LH (J fehlt)
3 oaXop RLC: ö«;io?^ H (J fehlt)
4 rc5 opofiari bis RLC: to ovo^a H (J fehlt)
6 £;i£o^ RLC: eXeov H (J fehlt)
VIII, 4 £^§ RLC: £i; H (J fehlt)
IX, 11 eXerj^oövvrj RC: ?/ eXsrjfioövprj JLH
XII. 3 jcagapofiovg RLC: jcagavo^ov JH
XIV, 5 xXrjQovofiia RLC: ?) xXrjQovofila JH
XVI, 1 xarag)OQ'a RL: xatacpd^oQa JCH
XVII, 23 afiagrojXov RL (C fehlt): afiaQrnjXcjv J, --^ov^ H
30 xa&agiel RL (C fehlt): xa^aglosi JH
XVIII, 8 ercöjTfoj; RL (C fehlt): Jr 96^0? H (J fehlt)
Zu streichen sind in dieser Liste diejenigen Stellen, wo J
fehlt. Denn hier handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach
um Souderlesarten von H. So bleiben nur 14 Lesarten übrig,
welche R mit LC oder mit einer dieser Hss. gegen die übrigen
vertritt, während die Zahl der Fälle, wo R mit J alleinsteht.
1
Einleitung. 35
mehr als doppelt so gross ist (29). Noch seltener geht R mit H
allein zusammen, nämlich nur an den folgenden 11 (7) Stellen:
II, 23 avTolq RH: avxovq JL (C fehlt)
VII, 7 hnaocovöTi RH: sjiaxovösig LC (J fehlt)
VIII, 3 avTOP RH: avrrjv LC (J fehlt)
7 'ayvco RH: 'eyvcoöav LC (J fehlt)
9 xQv<f)toig RH: xQvtpolg LC (J fehlt)
IX, 6 ;c()?^ör£t;ö?y RH: xQrioxevOBt LC, XQV^'^f^^^^^^ "^
XV, 3 äjtaQX^jP RH: ajtagx^g J, ccjiaQX^ LC
7 ooicQV RH: ^f/G)r JLC
XVII, 4 sxXsijtscv RH: exXijceiv JL (C fehlt).
23 t^coöa^ RH: s^coöov JL (C fehlt)
31 sQxso^at RH: £()X«ö^f JL (C fehlt)
Hieraus ergiebt sich, dass J der Quelle, aus welcher R ge-
flossen ist (y), näher steht als LC und H, und nichts steht der
Annahme entgegen, dass x die unmittelbare Vorlage für J war.
Entscheidend sind namentlich Lesarten wie HI, 2 ayaO^rjg, IV, 8
öixaicoöaiöaVy XV, 7 djtb Xi/iov, XVII, 13 €V vjtBQrj(pavLa^ 35 xar-
a^si. Standen diese, wie in y (R), so in x (J), so können LCH
nicht direct aus x geflossen sein. Bevor wir uns aber nach der
diesen drei Hss. gemeinsamen Quelle umsehen, haben wir das
zwischen L und C bestehende Verhältniss näher ins Auge zu
fassen.
Die nahe Verwandtschaft zwischen L und C ergiebt sich schon
aus der Liste S. 33 f. Sie tritt in ein noch helleres Licht, wenn
wir diejenigen Lesarten zusammenstellen, mit welchen die beiden
Hss. alleinstehen:
LC
n,
33 avrov, C am
Rande xv
III,
8 ^etov
IV,
2 xaraxQLVBi
20 JtoXXmv
V,
3a Lücke
13 ^avfiaöidöco
vn.
7 sjtaxovösig
vni,
3 avrrjv
7 syvcooav
9 xQvcpolg
RJ
H
xvqIov
wie RJ
OötOV
11
xaxaxQivat
xaraxQivoDV
ütoXXovg
wie RJ
ov ycLQ . . , övvarov
11
d^avfidaiag R, -öeiagJ
wie J
öv hjtaxovörj R ( J fehlt)
wie R
avTov R (J fehlt)
11
syvo) R (J fehlt)
11
XQvtploig R (J fehlt)
11
3*
36
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
LC
VIII, 33 svöozia
IX, 3 öixaioövvai
6 ;f()?yöTf^ö£^
X, 2 XQV^'^og
RJ
7) evöoxia
al öixaioövvat
s. o. S. 35
XQ^]OTdg yag
XI, 7 tö()a?)^nach£T^ nach ayad^ä
9 iXeoq
XII, 2 TQO(prjg
XIII, 6 Toi? ÖLxalov
6bf. Lücke
XIV, 2 c5
8 T« xa^uisla
XV Überschr. tpaXfibq
oaX
3 ajtaQyi]
TO £/€0^
OVÖtV . . . ÜUaQTOjXcül^
6v J, om. R
ohne T«
xpaXfi. rS oaX. (isra
djcagxijv R, -^^^ J
TCVOLOV
H
wie RJ
wie RJ
XQ7]0T£VÖ7]
wie RJ
ÖiaOTQO^TJg
wie RJ
cog
wie RJ
wie J
wie R
wie RJ
s. u. S. 46
wie RJ
8 Tov d^eov
13 ot anaQTG)loi afiagzcoZol
XVI, 1 xaTag).ohneev hv xararp.
Bemerkens werth ist ausserdem, dass beide Hss. zu rb ohg
(lov Vlll, 1 die Randlesart /} 'ipvxf'i [lov bieten, welche sich sonst
nirgends findet. Nimmt man dazu die L und C gemeinsamen
Lücken V, 3 und XIII, 6, so liegt, bei der Übereinstimmung in
z. Th. recht auffallenden Lesarten (z.B. 111,8. V, 13. XI, 7. XII, 2),
die Vermuthung nahe, dass die eine Hs. aus der anderen ab-
geschrieben sein möchte. Um hierüber Gewissheit zu erlangen,
müssen wir noch die Stellen betrachten, wo L und C von ein-
ander abweichen. Ich sehe auch hier von dem v hg)£XxvOTix6v ab.
L
C
RJ
11,
29 xgaraiog
xal (?x^?) xQazawg
wie L
31 avTÖjv
avTov
?,
IV,
1 xadrjöf:
xad^Tjoai
wie C
8 ötxaicog siev
ötxaicooaiav
ÖLxaicooaioar
17 kXXeiJtiig
hXXtjt?)g
R wie L, .1 wie C
20 JioXXcüv av-
avd^Qmjtcov jtoXXöJv
jioXXovg av-
d-Q(X)JtG)V
d^QCOJTCOV
V,
9 TQtcpug
add. x£? ^)
wie L
1) ,Nach xQt<p€ig Raum für 2 Buchstaben ; xg scheint mir wahrschein-
licher als x£' Holl. Vielleicht hat der verwischte Doppelpunkt irregeführt.
Einleitung.
37
L
C
RJ
VI, 1 hjcixaZeloO-at
VIII, 2 cog dveftov
jtoXXov
sjrixaXeöaod^ai
zweimal geschr.
R wie C, J fehlt
R wie L, J fehlt
9 yMTayah]g
28 fist hXtov
xarayaioig
fiera eXeov (aus
jtaiö
R wie C, J fehlt
wie L (R hXeovg)
corr.)
33
XVQ16
XVQLOg
wie L
IX,
11
7] eXsTjfioOvvr]
ohne rj
R wie C, J wie L
XI,
5
ÖQVfiOl
ßovvol
wie L
8
hv ieQovoaZr}fi
ohne ev
wie C
XII,
1
öoXeQa
öoXia (aus JiovrjQo)
öoXia
3
jcagavofiovg
OLxovg
olxovg nagav.
wie C
6
OOlOl
ol OOLOL
R wie L, J wie C
XIII,
3
IxiXXov
ETElXoV
R erlXXoöap, J
wie L
fivX. avTCov
ohne avrmv
wie C
4
XVQLOg
6 XVQLOg
R wie L, J wie C
XIV,
7
hi^pf^oB-Tjöav
hfiPTjoO^. avTOV
efivrjöO-. Tov ^sov
8
ysveöat
yeviöd^aL
wie C
XV,
4
SQyrj
fehlt
wie L
9
xaraXrjcpd^rj-
öovrat.
xaTaXrj<f)d^i]öt]TaL
»
XVI,
1
coXioOrjöav
(üXlöd^rioa
R wie C, J 2jr-
pcoöa
xaTag)OQa
xaracpd^oQo,
R wie L, J wie C
Dazu kommt noch die Differenz in den Überschriften von
Ps. XI — XVIII, wo L oaXoyfLcov schreibt, C oaXoficov.
Nach der mir überlieferten Datirung stammt L aus dem XII.,
C aus dem XII. — XIII. Jahrhundert. Hat es damit seine Richtig-
keit, so ist nur zu fragen, ob C aus L abgeschrieben sein kann.
Um völlig sicher zu gehen, haben wir aber auch das umgekehrte
Verhältniss in Betracht zu ziehen. Machen wir hiermit den An-
fang, so muss die Entscheidung negativ ausfallen. Denn, wenn
auch die Möglichkeit zuzugeben ist, dass L XI, 5 für das fehler-
hafte ßovvol (C) durch Conjectur ÖQVfiol herstellte, so ist doch
das Gleiche gegenüber dem XV, 4 in C fehlenden ogyfj aus-
geschlossen. Eher Hesse sich denken, dass C aus L abgeschrieben
38
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
ist. Aber auch dies ist unmöglich, da IV, 8 öixatwöaiav (C)
nicht wohl aus dixalcog eiev (L) entstehen konnte und die Über-
einstimmung zwischen C und R VI, 1 für die Vorlage von C Iüil-
xaXeöaod-aL voraussetzt. Dazu kommt die C eigenthümliche, nicht
aus L stammende Interpunktion, von welcher später die Rede
sein wird. Es bleibt also nur die Annahme übrig, dass L und C
aus einer dritten Hs, abgeschrieben sind, die wir nicht mehr
besitzen. Dass hierbei an x nicht zu denken ist, ergiebt sich, von
Anderem abgesehen, schon daraus, dass die LC gemeinsame Quelle
an mindestens zwei Stellen (V, 3^ und XTTT, 6b, s. o. S. 35 f.)
Lücken gehabt haben muss, von welchen x, wie J erkennen
lässt, frei war. Aber auch die unmittelbare Quelle der Hs.,
aus welcher L und C abgeschrieben sind, kann x nicht gewesen
sein. Denn die oben (S. 35) angeführten charakteristischen Les-
arten, durch welche L, C und H sich von J und R unterscheiden,
setzen diesseits von x eine Hs. voraus, deren Abweichungen von
X (RJ) sowohl in die Vorlage von LC als auch in H übergegangen
sind. Nennen wir diese Hs. w und die daraus abgeleitete, L
und C gemeinsame Quelle v, so ergänzt sich das oben (S. 32)
dargestellte Schema in der folgenden Weise:
H
Da H den Text vollständig darbietet, während v, wie wir
gesehen haben, an zwei Stellen lückenhaft war, kann H nicht
aus V abgeleitet werden. ^) So finden wir uns vor die Alternative
gestellt, ob H unmittelbar aus w geflossen ist oder nicht. Um
1) Ob V auch die Lücken enthielt, welche L in den Partien aufweist,
wo C fehlt (XYI, 11. 12, s. u.), muss dahingestellt bleiben.
Einleitung. 39
diese Frage beantworten zu können, müssen wir das Urtheil über
H, welches sich uns im nächsten Abschnitt, bei Musterung der
Sonderlesarten dieser Hs., ergeben wird, anticipiren.
Der Schreiber von H war ein ausgezeichneter Kalligraph,
der in dem Cod. Haun. 6 ein wahres Meisterwerk der Schön-
schreibekunst geliefert hat. Dass er aber nicht nur auf schöne
Schrift, sondern auch auf Correctheit Werth legte, davon haben
wir uns schon überzeugt (S. 22 f.). Auffallend ist dem gegenüber
die grosse Zahl von Sonderlesarten, welche sich fast ausnahmslos
als Depravationen zu erkennen geben. Sie erklären sich zum
Theil aus flüchtiger Lesung einer in Uncialen geschriebenen Vor-
lage; andere verrathen eine Nachlässigkeit, wie man sie dem
Schreiber von H nicht wohl zutrauen kann. Dieses Urtheil wäre
nur dann unzutreffend, wenn die Schrift in w im Laufe der Zeit
etwa undeutlich geworden und so zu Missverständnissen Anlass
gegeben hätte. Es kommt aber noch ein weiterer Umstand hinzu,
welcher die unmittelbare Herkunft von H aus w unwahrschein-
lich macht. Der Text der letzteren Hs. war, wie noch aus L
und C zu erkennen, stichisch angeordnet (s. u.). Statt dieser An-
ordnung bietet H eine Eintheilung der Psalmen in Sinnabschnitte,
von welcher sich weder in R und J noch auch in L und C eine
Spur findet, und die Art, wie diese Abschnitte kenntlich gemacht
sind(s. 0. S. 20ff.), legt dieVermuthung nahe, dass sie der Schreiber
von H nicht selbst ersonnen, sondern seiner Vorlage entnommen
hat Nennen wir diese Vorlage u, so ergiebt sich für die bisher
bekannt gewordenen Hss. unserer Psalmen folgende Genealogie:
Wenn ich H die richtige Stelle angewiesen habe, so müssen
y, X und w Uncialhandschriften gewesen sein. Die Richtigkeit
dieser Voraussetzung bestätigt sich für y durch eine Anzahl
Lesarten in R, von denen im nächsten Abschnitt die Rede sein
40 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
wird. An dieser Stelle mag es genügen, zwei Varianten anzu-
führen, von denen die eine für w, die andere für x und w zu-
gleich beweisend ist. In Ps. III, 8 lesen RJH xal o xvQtog
xad-agl^ei jtdvxa avöga oöiov xal rov otxov avxov : statt öoiov
bieten L und C dtiov. Diese Variante erklärt sich nur aus der
Uncialschriffc, da für OCION leicht ©G/OiVgelesen werden konnte,
während eine Verwechselung von oöwv und d-elov in der Mi-
nuskel nicht wohl denkbar ist. Da nun H richtig oölov bietet,
muss V den Fehler gemacht und folglich einen uncialen Text
(w) vor Augen gehabt haben. Der gleiche Fall wiederholt sich
XV, 7 in dem Satze (ptv^ovxac ydQ...ajt6 oolcov, nur dass hier
— und dies ist für x entscheidend — ausser LC auch J d-almv statt
oolcov bietet.
Dass V eine Minuskelhandschrift war, ist wahrscheinlich,^)
da unter den Abweichungen zwischen L und C keine auf eine
unciale Vorlage weist. Auch u kann, wenn ich H richtig be-
urtheilt habe, als Minuskelhandschrift gedacht werden.
Es gilt jetzt noch die Frage zu beantworten, ob der Text
in y stichisch angeordnet war oder nicht. Von allen bisher
bekannt gewordenen Hss. ist, wie wir gesehen haben, nur J
öTix^()c5g geschrieben. Aber auch L und C machen die Stichen
kenntlich, L bald durch einen einfachen, bald durch einen Doppel-
punkt, worauf ein wenig Raum im Texte freigelassen ist, C stets
durch einen Doppelpunkt. Daraus ergiebt sich, dass x und w
OTix^Qcog geschrieben waren. Da nun R die stichische Anordnung
nicht erkennen lässt, könnte man meinen, dass diese erst von x
eingeführt worden sei. Dagegen aber spricht die Wahrnehmung,
dass die Interpunktion in R in vielen Fällen die gleiche Stichen-
theilung voraussetzt, die wir in JLC finden. Hierfür nur einige
Beispiele. Ps. II, 4 f. theilt J ab:
Ovx €v66coxsv avTOlg ro xdXXoq rrjg 66§7]g avxov:
'E^ovO^svooß-tj lv(DJtLOv xov d^eov. 7]xifjc6d^?] iojg dg xeXog:
Ebenso theilt L (C fehlt), und auch R interpungirt nach
avxolg nicht, sondern erst nach avxov. Dieser Fall ist besonders
lehrreich, wenn, was ich nicht bezweifle, evoöcoxsv aus evöoxco
1) Dafür spricht auch der Umstand', dass L und C zuweilen in auf-
fallender Accentuirung zusammentreffen, vgl. z. B. VII, 1. LX, 8 kniOwv-
Tai, Vlll, 5 Alvov.
Einleitung. 4|
av verdorben ist (s.u.), so dass also mit t6 xaXXoq ein neuer Stichos
Latte begonnen werden müssen. Im selben Ps. v. 6 theilt J ab:
Ol vlol xal al d-vyaxtQsq Iv aixfiaXcoola jtov/jQa ev ö(pQäyi6i.
0 XQCtXijXoq avrmv, tv sjtcoij^ucp ev xolq Id-vsöt:
Dieselbe, offenbar fehlerhafte Interpunktion hat nicht nur L,
sondern auch schon R. Wiederum in demselben Ps. v. 35
theilt J ab:
[0] aviöTcop ifis elg öo^av xal xoifii^wp vjtSQrjgxxvovg
Elg ajtcoXeiav alcoviop iv drifilcc xrZ.
Während L nach vjtsQrjcpdvovg nur leicht interpungirt, zeigt
C das Ende des Stichos durch den Doppelpunkt an, und auch R
trennt vjt£Q?]g)dvovg von dem Folgenden durch ein Kolon. Ps.
III, 8 theilt J ab:
E^iXdoato jisqI dyvoiag ev vrjOxela
Kai xajteivcüoet '(pv/fiv avxov xal o xvQtog xad^aglC^et:
ndvxa dvÖQa ooiov xal xov olxov avxov.
Auch hier interpungirt L an den entscheidenden Stellen nur
leicht, während C nach v?jOxela und xa&aQi^et den Doppelpunkt
setzt: R hat an beiden Stellen ein Kolon. Ahnliche Beispiele
Hessen sich aus jedem Psalm anführen. Aber die angeführten
werden genügen, jeden Zweifel daran zu beseitigen, dass y oxt-
yjiQcag geschrieben .war.
In H fehlt, wie in R, ein bestimmtes Zeichen für den Stichen-
schluss; doch findet sich in der Regel an dieser Stelle ein Kolon,
während für die Interpunktion innerhalb des Stichos der gewöhn-
liche Punkt verwandt wird, s. dit Tafeln bei Graux, Notices
sommaires des manuscrits grecs de la grande bibliotheque royale
de Copenhague. Paris 1879.^) Bei den auf die Interpunktion der
Hss. bezüglichen Noten unter dem Texte führe ich H in der
Regel nicht an, weil mir das Material für diese Hs. nicht voll-
ständig zu Gebote steht. Man wird aber mit einiger Sicherheit
überall das aus V Angemerkte auf H zurückführen können, da
nach den angestellten Stichproben V auch hinsichtlich der Inter-
1 ) Durch den Punkt werden in H viele Stichen in zwei Theile getheilt,
z. B. IV, 2 nsQLöobq ev koyoig. nsQiaoog iv GTjfieiaJoec vtisq nuvzaQ' o
GxKriQog €v /.oyoig. x'azuxQivüJV afxaQxwXovq iv xqlobi. Wenn diese Halb-
stichen in der Unterschrift von H (und V) als enri gezählt sind, so mag
die Zahl 1000 wohl stimmen (s. u.).
42 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
punktion ein treues Abbild von H darstellt. Wenn z. B. Ps.
II, 4 f. und 6 V ebenso interpungirt wie R (v. 6 ocpQayiÖL' aber
TQCcx^^og avTcov.), so ist nicht zu bezweifeln, dass diese Inter-
punktion aus H übernommen ist.
Übrigens war schon in y die stichische Anordnung hier und
da fehlerhaft, wie aus der Übereinstimmung der Hss. an Stellen
wie 11, 31. III, 8. 10 f., IV, 20 f., VI, 3. VII, 9. VIII, 29 f. er-
sichtlich ist.
4. Das Zeugenverhör.
Wenn die bisherigen Ausführungen richtig sind, ist der
älteste auf Grund der handschriftlichen Überlieferung für uns
erreichbare Text (y) durch zwei Zeugen vertreten: R und x. Der
Text von X ist aus JLCH zu gewinnen. Wo diese vier Hss.
untereinander übereinstim.men, können wir sicher sein, x vor uns
zu haben. Wo J fehlt (V, 14— VIII, 12. XVIII, 5—12), müssen
wir uns mit LCH begnügen, wenn auch das vereinte Zeugniss
dieser drei Hss. nicht über w hinaufführt. Weniger hat der Aus-
fall von C (I, 1— II, 27. XVI, 8— XVIII, 12) zu bedeuten, da
L allein nicht viel weniger leistet als LC (s. o. S. 35 if.). Gehen
JLCH auseinander, so zwar, dass der eine Theil mit R stimmt,
so wird in der Regel diese Übereinstimmung für x ausschlag-
gebend sein, aber doch nicht ausnahmslos. Wir haben gesehen,
dass R und J die gleichlaut enaen Vocale oft mit einander ver-
tauschen (S. 26 f. 28 f.). In solchen Fällen können RJ gegen LCH
stehen, ohne dass daraus ein Schluss auf x (oder y) gezogen wer-
den dürfte, und auch sonst, wie z. B. bei einer Dittographie oder
einer Auslassung, kann das Zusammentreffen ein zufälliges sein.
Fehlt es beim Auseinandergehen von JLCH an einer Überein-
stimmung mit R, so wird J durch LCH (w) nicht überstimmt,
wohl aber LC durch JH, H durch JLC u. s. w. Wir werden
also zunächst R mit JLCH (JLH, LCH) zu confrontiren haben,
um sodann die Sonderlesarten von J, LC und H darauf anzusehen,
ob sich aus ihnen etwa noch Weiteres für unsere Kenntniss von
X ergiebt.
Eine Anzahl Sonderlesarten von R haben wir bereits kennen
gelernt, nämlich die dialectischen Verbalformen auf -Oav (S. 32),
die orthographischen Besonderheiten (S. 31) und die durch den
Itacismus verschuldeten Fehler (S. 26 f.). Zu den letzteren gesellen
sich noch weitere Versehen, die als solche sofort ins Auge fallen:
Einleitung. 43
1) III, 8 Jtäv {avÖQo) statt jtavra
2) IV, 5 6x statt oix
3) „ „ IXagoTL wöaxxog statt IXagorrjTC cog axaxog
4) „ 16 s. ev arifila . . . oixov avrov ausgelassen
5) „ 21 sfivi^öd^rjodvov statt sfivfjO&^rjOav d^eov ^)
6) V, 12 sjtaxovörjg statt ejtaxovö7]
7) „ 14 ovx statt ov
8) VIII, 6 öovg statt oöovg
9) „ 8 avaxaXvxpBV statt dvexaZvipsv
10) „ 16 ^JtdpT7]öav statt djirjVTtjöav
11) „ 20 jr«i^ {poipov) statt ^a^•ra
12) IX, 2 ?J^ öixaioöTjg statt iVa öcxacm&fjg
13) „11 sXs^oovvTj statt sXsrjfioövvr]
14) XIII, 11 ot;;c statt ov;^
15) XV, 4 oi;;x: statt ot;^
16) XVII, 18 £g)i;yoöai^...öt;ra/. o<J/cöJ^ aus v.l6a wiederholt
17) „ 21 vl(5 statt vlov
Ebenfalls ohne besonderen Commentar geben sich die folgen-
den Lesarten als fehlerhaft zu erkennen:
1) n, 22 XBlQag öov sjtl iöga^X R: x^^Q^ ^^^ ^^^ hgovoa-
Xrjfi x^)
2) IV, 3 {Iv üiolxlXIo) äiiagxcoXcöv R: afiagriSv x
3) „ 8 fiovov fisrd öovXov R: vofiov (isrd öoXov x
4) „15 Jtevia djtogla R: jcevia xal djtogla x
5) „16 djtojtaöotep R: djüOJteooc x
6) „ 20 7jg^ficQO£V,.Jöx6g7itö6PeJtc0^viilaU: rigruKoOav...
iöxogütiöav iv iüiid-vula x
7) „21 Jtagco^vvsv R: jtag(6$,vvap x
8) V, 2 svxgrjOroQ R: ov ;^()?^örog x^)
9) „11 öTg£q)sig R: rg£(pBig x
10) VII, 10 ev a^R: hv ^ yf (J fehlt)
11) VIII, 22 eiilavev R: e/ilapav x
12) „ 26 rrr ÖLxaioövvrjp R: t/Js öixaioOvvr]g x
13) X, 3 öiajtgtipsi R: öiaörgetpei x
1) Dieser Fehler erklärt sich aus dem uncialen eMNHCeHCANOY,
wofür R eMNHCOHCANOY las.
2) R las XeiPACCOY statt XeiP^COF und Jfl^^ statt lAUM.
3) R las eYXPHCTOC statt CY^P/fCTOC.
44 V- Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
14) X, 4 (ivrjOeraL R: (ivi^od^rjOeraL x
15) XI, 2 ajto xvQiov R: i;jro xvQtov x
16) XII, 5 ovvxiccc olxovq (aus v. 3) xai (pvXa^ai xvQtog
avÖQog jioLOvvTog R: (pvla^ai xvQtog . . . avÖQa
jiOLomna x
17) XV, 1 löcod-riv R: rjXjiLöa x
18) XVI, 5 avreXaßero R: dvrsXaßov x
19) XVII, 5 i^cooavTo R: l'^cööai' x
20) „ 34 «VTOv dfi^arou R: xov öwarov x
21) „ 37 öixaLOOvvjjv R: 6ixatoOvm]g x
22) „ 43 (o£ Xoyoc) avrcov R: ai;rou x
23) XVIII, 1 £^l öoftarog R: ^era öofiarog x
24) „ 8 «2^(^()a$ R: avÖQa w i)
Hier ergiebt sich die Fehlerhaftigkeit überall aus dem Con-
text. In den Fällen, die etwa verschieden beurtheilt werden
könnten, habe ich die für mich entscheidenden Gründe gehörigen
Orts angegeben. Abgesehen von diesen leicht erkennbaren Fehlern
bietet R noch die folgenden Sonderlesarten:
1) II, '11 jtoQEvofievog R: jtaQajtoQevo^usvog JLH^)
2) „ 13 avrag R: mvrag JLH
3) „ 25 xal [iTj R: ^li] JLH
4) „ 27 e^ov^EVWösv R: s^ovötvcooev JLCH
5) „ 31 aicQVog R: aicovtov JLCH
6) III, 1 y^dXXsTs R: ipäXare JLCH
7) „ 4 eravTi R: evavriov JLCH
8) „ 8 'ipvx^jv R: ipvx^v ccvrov JLCH
9) „ n ov (ii) R: ov JLCH
10) „12 ovx R: xal ovx JLCH
11) IV, 1 ßeß'iße xm^öai R: xd^rjOai ßißijXe JLCH
12) „ 3 ev dxQaoiaig R: xal tv dxQaolaig JLCH
13) „ 4 yXmOöa R: yXcjööa avxov JLCH
14) „ 10 dölxcjv R: döixov JLCH
15) „ 18 fiovla R: fiovcoou JLCH
16) „ 20 oipO: txxotp.xoQ. ]i: axxötp.xoQ. 6 g)d^. dp 0^Qc6:jt(D v JLC^
17) „ 23 xal 6 xvQiog R: 6 xvQiog JLCH
18) V, 5 sjcixaXeöofiB&a R: IjtLxaXeoofteO^d oe JLCH
1) R las ANzIPACeN statt ANJPAeN.
2) C fehlt bis II, 27 o {hanziov.
II
Einleitung. 45
19) V, 5 o ^eog 7]fid5v sl R: sl 6 ^sog rifimv JLCH
20) „ 9 eQTjfioig R: ev Igruioig JLCH
21) „ 14 ?) IXjtlg im ö£ R: em öt, xvgie, 7) IXjtig LCH ^)
22) „18 7jvcpQav0^r]aav R: ev(p()dvd-7]öav LCH
23) „ „ T?) ßaotXsla R: £i; tj] ßccoiXsla LCH
24) VI, 3 o()a(>fcö$ R: oQaöscDv LCH
25) „ 4 7]v?.6y?]öer R: svX6yrjöB{v) LCH
26) „ „ Toi; T^foi; R: rov d-eov avxov LCH
27) VII, 1 ot 6filö7jöav R: o^ ficorjöavrsc LCH
28) VIII, 11 o3? ^7) R: oi^x LCH
29) „ 12 sfiiavav R: sfilatvov JLCH
30) „ 21 a ty£ppt]öav R: ag ly^vv7]0av JLCH
31) „ 30 xaramcootv R: xaramr] JLCH
32) „ „ (DQ (iTj R: ^7) JLCH
33) „ 31 7; eXjtlg rj^icov R: T^XjtioafiEV JLCH
34) „ 32 elg 7][^ag R: Iq) 7)fjiag JLCH
35) IX, 3 aÖLxa R: xaxa JLCH
36) „ 5 avTco R: tavzcß JLCH
37) „ 8 Xaog oov R: Xabg JLCH
38) „ „ oIxtsIq7]6ov R: oIxtsiqov JLCH
39) X inscr. sv vfivoig R: v^vog JLCH
40) „ 2 xal xaO-aQtoO'7/öeTai. R: ohne xal JLCH
41) XII, 4 oxoQjtio^eiTjOav R: öxoQjttod^eirj JLCH
42) „ 6 sjtayysXeiag R: tjtayysX. xvqIov JLCH
43) XIII, 6 ovdev ex jiavrojv tovxojv R: tx jzavrcor xov-
Tcov ovöev JH2)
44) „ 7 rov afiagzwXov R: tSj' afiagrcoXwv JH
45) „ 12 qoßovfxtvovg R: g)oßovfitvovg avxov JLCH
46) XIV, 8 xaixBla R: xafics7a JLCH
47) XV, 7 djio 6ix. (iaxQav R: iiaxgdv djtö öix. JLCH
48) „ 8 xaxaÖL(D^ovxat...xaxaX7'if^xpovxaLR: Sing. JLCH
49) „ 11 dfiaQxlai R: dvoftlai JLCH
50) XVI, 6 JtsQL oov R: oov JLCH
51) „ „ xaQÖlag R: xagölag fiov JLCH
52) XVII, 1 ov R: öv avxbg JLH^)
1) J fehlt von V, 14 xal nXovaiov bis VIII, 12 xal iv ä(fsÖQO).
2) Das ovdkv an dieser Stelle und u(jL(iQr(x)).<I)v bezeugen auch LC.
da die Auslassung sich durch Homöoteleuton {xovxwv-äfAaQXiülvjv) erklärt,
3) C fehlt von XVI, 8 unb äfjLagxiag bis zum Schluss.
46 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
53) XVII, 1 6 ^eog i]ii6v R: o ^boq JLH
54) „ 3 T« ed-vr} R: ra ed^vrj ev xqlosi JLH
55) „ 4 OJceQfiarog R: OJteQfiarog avrov JLH
56) „ 9 ovx R: praem. xaxä rä sgya avrcov JLH
57) „ 11 £Jtl TTjv yijv R: t?Jz^ y^i^ JLH
58) „ 14 Tovg d^eovg R: rolg ^solg JLH
59) „ 15 £V fZEOCD ivavTolg evR: £P avTolg ev fisöo) JLH.
60) „ 27 £^ötx^ aurcoz^ R: avrcöi^ elöi{v) JLH
61) „ 33 ovöe aqyvQLov R: xat aqyvQiov JLH
62) „ 36 Zaovg fisydXovg R: ^aov fxsyaZov JLH
63) ,, 43 TO jcQmrov rlfiiov R: tI(j,iov t6 jiqcotov JLH
64) „ „ >laoi; R: Xaovg JLH
65) ,, 44 ysvofiBvoi R: yivonevoi JLH
66) XVni, 2 BJtaxovsi R: sjcaxovoei JLH
67) „ 6 ysvofispoc R: yivofievot LH^)
68) „ 10 ?J^coj^ o ^£0$ R: o ^£og ?)^coi; LH
69) „ 12 ocJcöj^ R: djto oöov LH
An allen diesen Stellen stimmen JLCH (JLH, LCH) ge-
schlossen gegen R. Sie th eilen sich an den folgenden Stellen:
1) II, 25 ev alrlafiia R: ev drifila fitä J, ev drifila LH
2) V inscr. xpaXfiög rS öaX. R: reo oaX. ip. Jte^nxog J,
tpaXfiog oaX. LC (öoX.) H
3) IX, 6 ev e^ayoQiaig R: eva^ayoQiaig J, ev e$,rjyoQlaig LCH
4) „ 9 xarajtavöeig^: xarajtavöei elg JLCy xarajravör] etgIL
5) X, 8 elO(X)g)QOövvTjv R: elg svtfQoovvrjv JLC, elg owcpgo-
Ovvrjv H
6) XIV, 2 €v vofico R: £j^ v6fi(x> ov J, ev voficp (o LC, ev
vofim cog H
7) XV, 13 xal dfiüQT. djtoX. elg r. ai. XQ- K,* ^«^ a:7ro.^. (add.
ot LC) dfiaQT. elg r. al, xQ- JlfC. H lässt die Worte
aus, hat aber dafür am Schluss von v. 12 den Zu-
satz: djcoöovvac aftaQxojXotg elg r. al. XQ-
An der ersten Stelle ist es schwer zu entscheiden, ob x die
Dittographie aus y übernommen {alxia in R ist offenbar Schreib-
fehler) oder J zufällig mit R den gleichen Fehler gemacht hat.
Im ersteten Falle könnte w das ursprüngliche ev dxifila wieder-
1) J fehlt von XVIII, 5 xa^agloai bis zum Schluss.
Einleitung. 47
hergestellt habeD, im letzteren wäre es unversehrt auf L und H
gekommen. — Für die Ursprünglichkeit des Artikels in Nr. 2
spricht der constante Gebrauch in den übrigen Psalmenüber-
schriften. Aus der von R abweichenden Wortfolge in J ist aber
vielleicht zu schliessen, dass er schon in x fehlte. — In Nr. 3
ist 8V s^ayoQcaig für y gesichert. Das seltene Wort findet sich
bei Ptolemäus in der gleichen Form, während LXX an den beiden
Stellen, wo es vorkommt, l^^rjyoQia schreiben (Hiob 22, 22. 33, 26).
— Mit Nr. 4 werden wir uns im letzten Abschnitt zu beschäftigen
haben; ob y hier xarajtavoeiö oder xarajtavöei sio bot, mag
dahingestellt bleiben. — In Nr. 5 liegt das Richtige so nahe,
dass J und v unabhängig von einander darauf kommen konnten.
Aber ausgeschlossen ist auch die Möglichkeit nicht, dass R und
u (H) zufällig an derselben Stelle strauchelten. — Die Varianten
in Nr. 6 setzen für y und x GNNOßm, für w ^NNOM^S>,
voraus. Das coq in H erklärt sich aus dem auf 52 folgenden
eNereiAATO, woraus u SiCeNGTeiAATO machte. — An
der letzten Stelle kommt nur die abweichende Wortfolge in R und
X in Frage, wobei v. 13^ für R den Ausschlag giebt. Wenn u für
AnOAOYNTAIAMAPTS2AOieiC
AnOAOFNAlAMAPTS^AOICeiC
gelesen hatte, lag die Versetzung nahe, da die Worte in dieser
Fassung nicht an den Schluss des Psalms passten.
Schwankend ist die Überlieferung auch inbetreff der Schrei-
bung des Namens Salomo in den Überschriften der Psalmen.
Betrachten wir zuvor die Gresammtüberschrift, so ist zu constatiren,
dass eine solche sich nur in den äussersten Zweigen des Stamm-
baumes findet, nämlich
in L: ipaX^oi öoXofiwvog^
in H: ipaX^oi oo?.ofia)vroq.
In R folgt auf die Unterschrift des Buches der Weisheit
(öO(pia OolofiwPTog) sofort der erste Psalm ohne jede Überschrift;
in J, wo die Gesammtüberschrift ebenfalls fehlt, trägt der erste
Psalm die Aufschrift: ipaXfibg reo oaXofKov: jiQwrog. Dass
letztere von J frei componirt ist, unterliegt keinem Zweifel;^) sie
müsste, wenn aus x übernommen, in der späteren Überlieferung
1) Auch sonst hat J sich in den Überschriften manche Freiheit ge-
nommen, vergl. zu Ps. V. IX. X.
48 V- Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
wiederkehren. Aber auch eine Gesammtüberschrift kann in x
nicht gestanden haben, da J sonst nicht zu einem solchen Aus-
kunftsmittel gedrängt worden wäre. Ergiebt sich somit aus der
Übereinstimmung von R und x, dass in y eine Gesammtüberschrift
fehlte, so kann dieser Mangel doch nur auf ein Versehen zurück-
geführt werden. Dass man ein Buch ohne Titel der Bibel ein-
verleibt haben sollte, ist durchaus unwahrschemlich, und in der
That finden wir einen solchen in der Unterschrift unserer Psalmen.
Leider ist diese in J (und C) nicht erhalten; sie lautet, mit Weg-
lassung der Stichenzählung in R und H,
in R: ooXo^öJvroq ipaXuol,
in L: ipaXuol ooZofiotvog i?],
in H: ipaXfiol öoZofKDVTog U].
Wenn aus der Unterschrift mit Sicherheit auf die Überschrift
geschlossen werden kann, so hat die von R dargebotene Fassung
den ersten Anspruch auf Ursprünglichkeit. Aber, abgesehen von
der Ungewöhnlichkeit dieser Wortstellung, spricht zu Gunsten
von H (L) die Übereinstimmung mit der sonstigen Überlieferung
des Titels, wie er uns zuerst im Codex Alexandrinus begegnet
(s. u. Abschn. 5). Aus dieser Übereinstimmung, die doch auf Ab-
hängigkeit nicht zurückgeführt werden kann, folgt mit einem
hohen Grade von Wahrscheinlichkeit, dass die in y ausgefallene
Gesammtüberschrift ipaZfiol ooXofjdüj^rog lautete. Eine andere
Frage ist, woher dieser Titel stammt: ob von demjenigen, der
unsere Psalmen ins Griechische übertrug, oder von einer späteren
Hand. Für Letzteres spricht die verschiedene Behandlung des
Namens Salomo in dem Titel (und der Unterschrift) einerseits
und den Überschriften der einzelnen Psalmen andrerseits. Dort
ist die gesammte Überlieferung darin einig, dass der Name
declinirt und in der ersten und zweiten Silbe mit o geschrieben
wird, hier erscheint er überall in der undeclinirten Form und in
abweichender Schreibung. Mit dieser Thatsache müssen die-
jenigen sich auseinandersetzen, welche die Überschriften sämmt-
lich für spätere Zuthat halten.^) In der Schreibung des Namens
finden sich folgende Abweichungen: 2)
1) So z. B. Ewald in den Götting. gel. Anz. 1S71 S. 845 f.
2) Auch der Accent wechselt, so zwar, dass bei R der Circumflex,
bei den übrigen Hss. der Acut überwiegt.
Einleitung. 49
R bietet 12 mal oaXcoficov, 4 mal ooXofimp, 1 mal öaXo^cov
J „ überall oaXoiimp
L „ 8 mal öaXofia>v^ 8 mal oaXcoficov, 1 mal ooXofiwv
C „ überall öaXofKOP^ nur 1 mal (mit L) goXo^kov
H „ Überali oaXofiwv
Gesichert ist das a in der ersten Silbe; ooXofimp ist als die
geläufigste Form hier und da einmal einem Schreiber in die Feder
gekommen,^) Schwieriger ist die Entscheidung zwischen o und m
in der zweiten Silbe. 2) Da aber R mehr dazu neigt, o för m zu
schreiben als umgekehrt (s. o. S. 27), so kann man annehmen,
dass y, wenn nicht überall, so doch in den meisten Überschriften
JaXcoficov bot. Wenn x die gleiche Neigung hatte wie R (und
auch J, s. o. S. 29), so erklärt sich das Überwiegen des o in der
weiteren Überlieferung. 3)
Wenden wir uns nun zu der langen Reihe derjenigen Va-
rianten, welche uns R auf der einen und JLCH (JLH, LCH) auf
der anderen Seite zeigen, so ist die Entscheidung am schwierigsten
in den Fällen, wo die Abweichung in der Wortfolge liegt. Es
sind die folgenden:
11) IV, 1 tW Ti av, ßißfjXe, xä^}^aai tv GvpsÖQim ooim R
Ypa XI öv xdd^rjöai, ßeßrjXs, xtX. x
16) „ 20 6g)d^aXfiovg exxotpaiöap xoQaxsg vjtoxQiPOfisvcop R
sxxoipecap xoQaxeq 6g)&^aXftovg dpd-QcoJtcop vjtoxQtvo-
flBPCDP X
19) V, 5 ort ÖV 6 ^sbg f'jfimp ei R
ort ÖV bI o d-ebg ijfiSp x
21) „ 14 xal ovx (1. ov) Iöxlp r) eXmg esä öi, ov (peiöBtai h
öo^axL R
xal ov BöTLV im ob, xvqlb, ?} iXmg, ov xxX. w
1) Für das Neue Testament ist ooloixmv fast ausschliesslich bezeugt;
nur Act. 7, 47 hat Tischendorf mit AC (gegen BDEHP) aakütfiatv auf-
genommen (» hat aa).o^iov).
2) Bei LXX wechseln in den ältesten Hss. beide Formen mit einander
ab. So bietet B in der Überschrift von Ps. 71 oaXofjuov, aber Prov. 1, 1
aa?.<oß(ovT0O, Cant. 1, 1. 5. 3, 7. 9. li. 8, 11. 12 aakiüfxatv, s Ps. 71 aaloj-
ß(ov (so auch Bab), Prov. 1, 1 aaXmßütvxoo, aber Cant. 1, 1 oaXof^mv
(Cant. 1, 5. 3, 7. 9. 11. 8, 11. 12 aokofiwv).
3) Merkwürdig, aber der vorgetragenen Vermuthung eher günstig als
hinderlich, ist das 8 malige aaXojfjuov in L; wenn man nämlich daraus
schliessen darf, dass auch x und w nicht überall aaXof^wv boten.
Texte u. üntersuchungeu XIII, 2. 4
^Q V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
43) XIII, 6 Tcal ovx aipszai ötxalov ovÖev Itc jtavxwv tovtcov R
xal ovx «^e^«^ öixalov Ix siavxmv tovtcov
ovo SP X
47) XV, 7 Xcfidg %al QO^(paia xal &avaToq ajzo dixaicov
fiaxQav R
XcpLoq xal Q0^(paia xal B^dpaTog fiaxgav ajto
öcxaiwv X
59) XVII, 15 ovx r/v o jzouop iv ftiöco ep avTOlg ev hgov-
oaXtj/i sXsog xtX. R
ovx rjp 6 jeotcop ep avTOig Iv niöcp IsQOVOa-
Xrjfi xtI. X
60) „ 27 oTi jidvTSg vlol d^sov slotv avxSv R
OTi jrdpTsg viol &sov avrcop uüiv x
63) „ 43 To. QTjfiaTa avTov jcsjiVQWfiipa vjzeg xqvölop t6
jiQcoTOv rifitop R
T« Q^fiaxa . . . vjcsQ ;(()^ö/o^' Ttfiiop to jtQojTOP x
68) XVIII, 10 fieyag 7^fic5p 6 d-ebg xal evöo^og R
fiiyag 6 ^eog tj^cop xal svSo^og w
Offenbar im Nachtheil ist R nur an einer dieser zehn Stellen,
nämlich XVII, 15 (Nr. 59). Aber auch x scheint nicht die richtige
Reihenfolge zu haben; man erwartet ovx tjp ep avTOlg o JtoiSvxTX.
Wie hier, so scheinen auch XIII, 6 (Nr. 43) und XVII, 43 (Nr. 63)
R und X durch eine Randschrift der Vorlage irregeführt worden zu
sein; ich werde im letzten Abschnitt auf diese drei Stellen zurück-
zukommen haben. Schwieriger ist die Entscheidung hinsichtlich
des von R und x V, 5 (Nr. 19) an verschiedener Stelle dar-
gebotenen sL Dass es zu missen ist, beweist XV, 1, wo nur J
es einschaltet (vgl. auch IX, 8); aber VIII, 29 bieten alle Hss.
xal ov jtaiöevTTjg rj^mv sl. Wenn also das ei an unserer Stelle
ursprünglich ist, wird es mit R an den Schluss zu setzen sein,
vgl. auch Jer 3, 22 oxt öv xvgtog 6 d^eog 7)fiSp el. An den
übrigen Stellen hat man nur die Wahl zwischen R und x. Die
Mehrzahl ist so beschaffen, dass ein Grund zur Änderung weder
in der einen noch in der anderen Richtung ersichtlich ist. Nur
IV, 20 (Nr. 16), wo x ohnehin an exxorpaiöav Anstoss nahm
und ein Nomen vermisste, liegt die Absicht zu Tage, und V, 14
(Nr. 21) wird mit dem eingeschalteten xvQie (es folgt v. 15) auch
die Wortstellung in w verdächtig. Indessen muss ja nicht jede
Abweichung in der Wortstellung auf eine bewusste Absicht
Einleitung. 5 j
zurückgeführt werden. Wenn R IV, 1 (Nr. 11) ßeßrjXe und XV, 7
(Nr. 47) f/axQCcv wie es scheint an richtiger Stelle hat, so kann
man sich dabei beruhigen, dass x aus Versehen von der Vorlage
abgewichen ist. Vielleicht würde in einzelnen Fällen die Rück-
übersetzung ins Hebräische zur Ermittelung der ursprünglichen
Wortfolge dienen. Doch müsste von diesem Hülfsmittel ein sehr
vorsichtiger Gebrauch gemacht werden. Sonst wäre XVIII, 10
CNr. 68) fieyag rjiimv 6 d^eog zu verwerfen, weil das hebräische
Suffix das geläufigere, aber gerade dadurch weniger empfohlene
o d^eoq rincov verlangt, und XVII, 27 (Nr. 60) müsste man aus
demselben Grunde vlol d^sov döiv avrmv preisgeben, obgleich
auch hier die gewähltere Wortstellung schwerlich auf R zurück-
zuführen sein wird.
Eine zweite Gruppe von Varianten stellt uns vor die Alter-
native, ob R oder x ein einzelnes Wort ausgelassen oder hinzu-
gefügt hat. In den folgenden Fällen findet sich das Plus auf
Seiten von x (w).
8) III, 8 l^iXaöaro JtsQi dyvolag Iv VTjörsla xal xajtBivcoou
\pvy7]v (1. tpvx^g) [avrov]
10) „ 12 xal 7) C^corj avrSv sv ^cori xvgiov [xal] otx
exXsltpsc ETI
12) IV, 3 xal avTog evoxog ev jtoixiXia af/agriojv [xai] iv
axgaoiaig
13) „ 4 OL ocpd-aXfiol avrov sjtl Jiäoav yvvalxa avev Öia-
öToXijg, Tj yXmööa [avrov] ipevörjg ev övvaXXdy-
fiarc fisd-' oQxov.
18) Y, b ev T(p ^Xißeod-ai rifiäg emxaXeöOfied^d [öe] eig ßof]-
d-etav
20) „9 ev rw öMvac öe verov [ev] eQ/jfioig sig dvaroX^v
xX6?]g
23) „18 xal ?] xQ7jör6rrig oov ejtl iOQarjX [ev] rf] ßaöi-
Xeia öov
26) VI, 4 eji evorad^eia xagölag avrov e^vfivrjöev rm ovo-
[zari rov d^eov [avrov]
42) XII, 6 xal oöioi xvgiov xXrjQovofiriöatöav IjtayyeXlag
\xvqIov]
45) XIII, 12 iütl de rovg ooiovg ro eXeog xvqLov
xal ejcl rovg (poßovy,evovg [avrov] ro eXeog avrov.
4*
52 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
51) XVI, 6 firi ajiooTi^mjg ro eXsog Oov ajt efiov, 6 ^sog^
ß?]d6 trjv fivi^ftrjv Cov djto xagöiag [fiov] Icoc d-a-
vd'sov,
52) XVII, 1 xvQie, ov [avrbg] ßaoiXevg ruimv dg rop almva
xal sri
54) „ 3 xal rj ßaaiXeta rov d-sov f]ftmp sig top almva exl
za ed-Wi [Iv KQiOei]
55) „ 4 %al 6v m/iöcag avT'tß 3zeQl tov C3ziQf£ax<Q>g [avtov\
sig TOP aiwva
Wenn y onx^gmg geschrieben war (s, Oc S. 40 f«), so könnte
sich der viermalige Ausfaii eines Wortes am Ende des Stichos
(Nr. 8, 26, 42, 54) aus eioer Beschädigung der Hs. an den
Rändern erklären, von welcher sie in den Jahrhunderten, weiche
zwischen x und R liegen, betroffen wurde. Da x m Üncialen
geschrieben war {s, o. B. 39 f.), kann diese Hs. der Zeit von y noch
nahe gestanden haben, während R frühestens dem XI. Jahrh.
angehört. Die Vermuthung, dass in der Zwischenzeit y an be-
sonders gefährdeten Stellen hier und da einen Textveriust erlitt,
findet in dem Umstand eine Stütze, dass, abgesehen von Nr. 42,
die m Frage kommenden Stichen zu den längeren gehören, deren
Schiuss vielleicht über die eigentliche Textcolumne hinausragte.
An der Mehrzahl der übrigen Stellen wird man R den Vorwurf
der Flüchtigkeit nicht ersparen können. Ganz unentbehrlich ist
V, 5 (Nr. 18) das öa, XIII, 12 (Nr. 45) das avrov, XVII, 4 (Nr. 55)
das avTOv, und auch das avrov IV, 4 (Nr, 13), das fiov XVI, 6
(Nr„51), das avrcgXYH, 1 (Nr, 52) möchte man nicht missen. In
Nr. 23 ist rf] ßaOiXeia ohne sv unmöglich; es müsste t?]p ßaöiXdav
heissen, vgl. II, 33. 'iV, 25. VIII, 32. IX, 7. 11. X, 3. Unsicher
ist die Entscheidung inbetreff des IV, 3 (Nr, 12) in R fehlenden
xcä:, in Nr. 10 erklärt sich der Ausfall vielleicht durch das vorher-
gehende %v. Nur das kv vor egi^fioig V, 9 (Nr. 20) scheint x
hinzugefügt zu haben, vgl. Deut. 11, 14 xal ömOBi top vstov
T?] yfi öov, 28, 12 dovvai top vstop Tfj yfi oov, Ps. 146, 8 to)
kTotfid^opTi Ti] yxt ^^"^op.
Konnten wir hier meist x Vertrauen schenken, so entscheidet
an der folgenden Stelle der Zusammenhang zu Gunsten von R:
56) XVII, 8 xaTa ra afiaQTrjfiaTa avToZp djioÖcooug avTOlg,
6 ^sog, evQEd^rjvai avzolg xaTCc to. sgya avzcöp.
9 [xaTa zd egya avTcop] ovx eXetjoet avTOvg o d-sog
Einleitung. * 53
6§i]Q£vmjö6v t6 OjziQf/a avxcov xal ovx a^rjxsv
avxiop tva.
Hier handelt es sich offenbar um eine Dittographie in x.
Fraglich ist nur, ob das v. 9a überlieferte bXai]6ei nicht aus
/jZir^oep verdorben ist (s. u„).
Ein Plus auf Seiten von R bieten die folgenden Stellen:
3) 11, 25 \xal] fif] XQOPio?jg, 6 {^sog, rot djtoöovvai xrX.
9) 111,11 xalov[fi?]]fiPfjad-'3^6sraioTav6JtcöX€jtT7]TaL6ixawvg
17) IV, 23 [xal] o xvQiog Qvösxai avrovg ajto dv^Qcojtov
37) IX, 8 xal PVP ov 6 dsog xal rj^elg Xaog [oov] op iqydjtrjoag
40) X, 2 0tT0iuä^mppSt0VBigiiaöTiYag[xaX\xad-aQt6d-t]6ETat
50) XVI, 6 nrj aMOOr/jö^jg %o IXeog oov dji* kfiov, 6 ^60g,
fi?]S6 T7jp f£P7]ft7]P [jteqI] öov djio xuQÖlag xrX.
53) XVII, 1 on BP GoL o d^ebg [^^d5i^], xavxf'jasTac rj ipvx"^ rjiimv
57) „ 11 TjQt}fico6£P o apofiog [im] t?}p yijp rjiicoip xtX.
Die Erwartung, dass hier R, wie bei der vorigen Reihe x,
im Vortheil sein werde, bestätigt sich nicht. Doch lässt sich
in den meisten Fällen die Herkunft des zugesetzten Wortes nach-
weisen» Das zweimal zu Anfang der Zeile auftretende xal setzt
wiederum die stichische Schreibung von y voraus: der Schreiber
von R wird in Nr» 3 von v. 24 h auf v. 26 a und in Nr. 17 von
V, 23h auf V. 23 c geblickt haben. Das dritte xal (Nr. 40) erklärt
sich aus dem auf ßaortjag folgenden xad^aQto&rjosTai^ vgl. in
demselben Ps. X v. 1 c, wo w (LCH) den gleichen Fehler beging.
In ähnlicher Weise erklärt sich III, 11 (Nr. 9} das ///} als Ditto-
graphie aus fipj]ö&^/]6£Tai. Das r^fimp in Nr. 53 stammt aus
V. la (ßaoiXevg ^mSp) wie das em in Nr. 57 aus v. 10h {loil
TTJp yfjp). Auch das öov IX, 8 (Nr. 37) ist ein unwillkürlicher
Zusatz, vielleicht durch das vorhergehende öv, vielleicht durch
die in AAOGON enthaltenen Elemente veranlasst. Unerklärlich,
aber gewiss nicht ursprünglich ist das jisgl in Nr. 50; wenige
Zeilen weiter hat auch R ip -t(] fi^WV ^^^ (j- ^)'
Von vier Fällen, wo R und x (w) im Numerus auseinander-
gehen, sind zwei zu Gunsten von R, zwei zu Gunsten von x zu
entscheiden:
14) IV, 10 o^ Xoyoi avTov jtaQaXoyiOfiol elg jiga^tp ejti&vfilag
dölxcop R: dSixov x
54 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
24) VI, 3 ajtb ogaöacog JtovijQoov bvvjivLcjv avrov xrX. R:
OQCiöewp w (J fehlt)
44) XIII, 7 ort ovx oftola 7] jtaiöeia tcov ÖLxaimv ev ayvoia xal
ri xaraöTQog)rj rov afjtaQxmXov R: rmv afiagrcoXcop x
48) XV, 8 xaraötm^ovrac öe afiaQTcoXovg xal xazaXrjfitpovrai
R: xaraÖKo^srai . . . xazaXrjipsraL x
An der ersten Stelle (Nr. 14) wird dölxwv in R als Nach-
wirkung des 7taQav6[ia)v v. 9h zu erklären sein; für aölxov ent-
scheidet sjccd-v/ilag jcaQavofiov v. IIa. An der zweiten Stelle
(Nr. 24) ist w durch den folgenden Plural irregeleitet worden.
In Nr. 44 wird tc5v af/agrcoZc^p im zweiten Versgliede durch
T(DV öixalwv im ersten empfohlen; den Singular hat R wohl aus
V. 6^ {rj xazaöTQog)?} rov a^agzwXov) wiederholt. An der vierten
Stelle (Nr. 48) sind Xifiog xal go^cpala xal d^avazoq Subject; x
scheint Gott als den Verfolgenden gedacht und deshalb den Sin-
gular eingetragen zu haben, vielleicht in Erinnerung an Stellen
wie Ps. 17, 38: xazaöcco^m rovg sx^Qovg fxov xal xazaXf'jfiy)oftai.
Meist zu Ungunsten von x (w) ist in den folgenden Fällen
abweichenden Ausdrucks zu erkennen:
1) II, 11 Trag o JcoQevo^evog eloejtoQsvezo xazivavzi zov
rjXlov R: jcaQajtoQSvofisvog x
5) „31 xal xoifil^cop vjcegrjcpdvovg dg djrcoXeiav aicovog
SV azifiia R: alcovcov x
7) III, 4 ?/ ecöoxia avzov ötä jtavzbg tpavzi xvglov R:
tvavziov X
15) IV, 18 av fiovia dzsxvLag z6 yijgag avzov elg dvdX7]fiipiv
R: 6V fiovcoöet x
27) VII, 1 Iva firj ejtid^atvzai 7)filv ot tf/l07]öav 7]fiäg öcogedv
R: ol (iiörjöavzag w
28) VIII, 11 ra dyia zov d^eov öujgjrd^woav cog fii] ovzog xX7]-
govofiov Xvzgovfisvov R: ovx ovzog (ohne cug) w
32) „ 30 fii] vjtsglörjg Tjfiäg, o d^sog 7)f/cöv,
iva iirj xazamoöiv '^fidg ed^vii atg fi)) ovzog Xv-
zgov^uevov R: ohne cog x
33) „ 31 xal sjtl ol i) kXjtig tjuSv, xvgis, R: rjXjtioafjitv x
34) „ 32 ozL ygtjözd zd xglfiazd oov elg ri(.idg R: b(p fjfddg x
35) IX, 3 ov ydg xgvßtjoezai djto zTjg yvo^oscog oov Jtäg
jtoiojv döixa R: xaxd x
39) X inscr. ev vf/voig zS oaXcofimv R: vf/j^og x
Einleitung. 55
49) XV, 11 ßi 7«() äfjaQTiai 6$,€Qi]fic6oovoiy o'ixovg aftaQTCo-
Xcov R: al yag dvofilai x
58) XVII, 14 xal Jtdvra 6oa ejioirjoav ev IsQOVoaXi^fi, xad^coq
xal rd ed^vrj sv ralg jzoXeöl rovg d^sovg avrcov
R: Toig d-6olg x
61 ) „ 33 ovöh jtX?j&vpei avrco x(>^ö/oi^ ovöh dgyvQiov slg
jtoXe^ov R: tcol ccQyvQiov x
62) „ 36 xal avrdg xad-aQog djtb a/nagrlag, rov Sqxsiv
Xaovg uejdXovg R: Xaov fisydXov x
64) „ 43 SV övvaymyalg öiaxgivel Xaov g)v2dg i^yiaofisvov
R: Xaovg x
69) XVIII, 12 ajio yevecov ag^alwif ovx djttörrjoav oömv avzcov
R: ajto 060V avTcov w
Zu II, 11 (Nr. 1) könnte man etwa Ezech. 23, 44 vergleichen:
slöejtoQBvovro jtQog avri^jv ov tqojiov dojtoQevovtai jtgbg yv-
valxa üi6qvi]v xtX. Dann aber müsste man statt jcogevofisvog
vielmehr elöJzoQSvofisvog erwarten. Es liegt jedoch ohnehin
näher, an Stellen wie Ps, 79, 13 (xal rgvymOiv avrrjv Jtdvrsg
ol jtagajtoQSvofievoi t7]v oöov) oder Jer. 19, 8 {jtdg o jtagajto-
gsvofisvog xtX) zu denken, und die Auslassung des jtaga vor
jtog ist ganz im Charakter der Fehler, wie wir sie auch sonst
in R antreffen, vgl. z. B. IV, b iXagon coodxxog, 20 soxog-
jtioev statt soxogjttoav ev, X, 4 nvrjOBraL statt fip?]od-7}östai. —
In Nr. 15 lag kein Grund vor, fiovla durch fiovcoösc zu ersetzen;
wohl aber konnte das folgende dxBXVia zur unwillkürlichen
Änderung des ftovcoöei führen. — Dass in Nr. 34 slg rjfidg (R)
fehlerhaft ist, unterliegt keinem Zweifel, vgl. z. B. XVIII, 3 f.
rd xgifiard 6ov sjtl jtdöav rrjv yfjv . . . // jtacösia oov s<p* f]fiäg. —
In Nr. 58 scheint weder R noch x das Richtige bewahrt zu haben.
Mit rovg ^sovg (B.) giebt v. 14h keinen Sinn, und rolg d^solg
(x) wäre nur dann haltbar, wenn sv ralg JtoXsotv avrcov vorher-
i?inse. Ich komme auf diese Stelle noch zurück. — Dass in Nr. 62
X mit Xaov fisydXov das Richtige hat, ist ohneWeiteres klar.
In Nr, 5 hat x den Hebraismus der Vorlage durch Änderung
des alcopog in alcoviov beseitigt; dass jenes ursprünglich ist, be-
weisen Stellen wie Thren. 3, 6 ojg vsxgovg almvog (abi^ '^tl'^ia^),
Ezech. 26, 20 Jtgog Xaov alojvog (nbl5? 5:?"b^), Sir. 1, 15 d^sfis-
Xtov alojvo^, 2, 9 sig svxpgoövvrjv alcovog, 15, 6 ovofia alcovog
(al. alcovwv), 17, 12 öiad^7jX7]v alcovog (al. alcoviov). — Zwischen
5g V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
evavTi und evavrlov (Nr. 7) schwanken die Hss. bei LXX oft
und auch im Neuen Testamente Lc. 1, 8. Act. 8, 21, so zwar,
dass in der Regel das seltenere Ivam durch das geläufigere
evavriov verdrängt wurde. So wird, trotz VIII, 8 (evavrlov
Tov i^Xlov), auch hier ivavrt (R) vorzuziehen sein. — Zu VII, 1
(Nr. 27) ist J nicht erhalten; es steht also nicht x, sondern w
(LCH) gegen R. Aber selbst, wenn es gewiss wäre, dass x die
Participialconstruction bot, müsste man R recht geben. Aller-
dings haben auch LXX an den parallelen Stellen das Participium,
aber nicht im Aorist, sondern im Präsens, vgl. Ps. 34, 19. 68, 5
Ol fiiOovvTsg fis öcogeav, Ps. 37, 20 ol fnCovvreg fis aöixcoq.
Dagegen entspricht es ganz dem Sprachgebrauche der LXX, in
ähnlichem Zusammenhange das verb. fin. im Aorist statt im
Präsens zu setzen, also sfilorjöa statt fttow, vgl. z. B. Ps. 25, 5.
30, 7. 44, 8. 49, 17. 100, 3. 118, 104. 113. 128. 163. 138, 21.
Und je näher es lag, das auf Iva firj Inid-cövrai i^filv folgende
Ol als Artikel zu fassen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass R
hier geändert haben sollte. — Was eben für ifilorjOav angeführt
wurde scheint VIII, 31 (Nr. 33) für 7}Xjilaafisv (x) zu sprechen,
vgl. auch XV, 1 slg ßorjd-eiav rjXjtioa xov ß^eov 'laxcoß. Aber
der Gebrauch des Hauptworts ist in diesem Zusammenhange dem
Psalmisten ungleich geläufiger, vgl. V, 11 xal Jtrwxov xai Jtt-
vrjxog ri sXjtiq riq söriv et firj öv, xvgie; 14 xal ov eöriv 7] ^Xmq
EJtl öfc', ov (pelöerat ev öofiari, XVII, 2 xal ?] sXjrlg avrov t:t
avTOV. — Der Änderung verdächtig ist x (w) durch die begleiten-
den Umstände VIII, 11 und 30. An der ersten Stelle (Nr. 28)
schien das anstössige ötrigjcaCcoöav (s. o. S. 32) durch öi?jQjtaCov^
an der zweiten (Nr, 32) xarajtioöiv durch xarajtii^ (s. u.)
ersetzt werden zu müssen; dabei ist dort ovx für a)g (ii) ge-
schrieben, hier das coc gestrichen worden. — Für die Beurtheilung
der Variante Nr. 35 ist die Überlieferung von Hiob 22, 23 lehr-
reich. Hier bietet B jtOQQW sjtoirjoao ajto 6iaiTt]0 oov aöixov:
statt aöixov hatte &^* xaxov, A* wie es scheint ro xaxov (fc^cc
Aa TO aöixov). Für die Ursprünglichkeit des aöixa spricht
ausserdem der Umstand, dass ro xaxov (das Adject. xaxog fehlt
ganz), wenn wir von dieser Stelle absehen, in unseren Psalmen
nur in der Bedeutung Ungemach oder Verderben vorkommt, vgl.
XV, 4. XVII, 17. — In der Überschrift des X. Psalms (Nr. 39)
ist iv Vftvoig ohne Zweifel ursprünglich, vgl. LXX Ps. 6. 53.
Einleitung. 57
54. 60. 75. — Den Anlass zur Vertaiischung von aftagriai mit
dvofiiai XV, 11 (Nr. 49) gab v, 10^ xal al dvoftlai; der Aus-
dnick dfiagrla kommt in diesem Psalm sonst nicht vor. — In
Nn 61 ist der gewähltere Ausdruck (R) durch das geläufigere
XQvalov xal ccQyvQiov (vgl, z„ B, 1 Es„ 4, 18. 8, 16. Prov, 3, 14. 8, 1 1.
Sir. 40, 25. Hab. 2, 19. Sach, 14, 14) verdrängt worden. — Dass
R XVII, 48 (Nr. 64) mit Xaov tpvXag ^yiaOfisvov recht hat, be-
weist im selben Ps, v. 26 ^vXdg Xaov rjyiaöiiivov. — An der
letzten Stelle endlich (Nr, 69), wo wiederum J fehlt, liegt es
näher ajto oöov für eine Emendation als 6dc5v für einen Fehler
zu halten, obgleich der Gebrauch von diplöTtifn mit ajto im
Griechisch der LXX der herrschende ist.
Lediglich die Wortform oder die Grammatik betreffen die
folgenden Varianten:
2) II, 13 avral hfiiaimöav avrdg R: savrdg x
4) „ 27 e^ovQ-ivmöBV R: i^ovödvwosv x
6) III, 1 'ipaX^ov xmvov xpdXXere rm d^eco xrX. R: tpdXars x
22) V, 18 TjVfpQdvd-Tjöav R: evffQdvd^rjOav w
25) VI, 4 TjvX6yr]aev R: evXoyrjCsp w
29) VIII, 12 sftiavap R: sfiiairov x
30) „ 21 dji^yaysp rovg viovg xal %dg d-vyareQag avxmv
d eyivv7}0av ev ßeßrjXcoöet R: dg ayevvrjOav x
31) «30 xarammöiv riiiag eO^vr] R: xarajthj x
36) IX, 5 d-i]aavQlC,6c C,<x)rjv avrco R: eavrw x
38) „ 8 olxTslgrjöov R: oXxtsiqov x
41) XII, 4 OxoQjziO^elTjCav oörä tpid-vgcov R: öxoQjticd-slT] x
46) XIV, 8 rafisla R: rafiiela x
65) XVII, 44 f/axagiot ol yepofispoi ev ralg tjfiiQaig exeivaig R:
yivofJievGi X
66) XVIII, 2 td mxd Cov sjtaxovßj, üg ötvöiv jcrcoxov R:
sjtaxovöei x
67) „ 6 fiaxagioi ol ysvofievoi xrX. R: yivofisvot w
Das viermal vorkommende Reflexivpronomen erscheint in R
überall in der contrahirten Form (mit spir. lenis), in x zweimal in
der contrahirten (VIII, 10 övpsd^svro avrotg Ovpd-tjxag, XVII, 33
ovöh ütXrjd^vvBl avrco xqvoIov xrX.), zweimal in der nicht contra-
hirten Gestalt, nämlich II, 13 (Nr. 2) und IX, 5 (Nr. 36). Dass
R hier das Ursprüngliche erhalten hat, ist mindestens wahr-
scheinlich. — Dasselbe gilt von den Fällen, wo R beim Neutrum
58 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
im Plural das Verbum im Plural, x im Singular hat, Nr. 31
und Nr. 41,^) sowie von den das Augment betreffenden Varianten
Nr. 22 und Nr. 25, in welchen R und w einander gegenüber-
stehen; nur dass V, 18 (Nr. 22) aller Wahrscheinlichkeit nach
schon y fehlerhaft war (s, u.j. — Ob II, 27 (Nr. 4) j l^ovd^evcoöev
(R) bot oder k^ovöivmöev (x), ist nicht leicht zu entscheiden.
Das Wort kommt nur im IL Psalm vor und zwar dreimal. An
der ersten Stelle (v. 5) schreiben es alle Hss. mit ^, an der
zweiten (v. 26) alle mit d, an der dritten R allein mit ^, JLCH
mit ö. Die Einmüthigkeit aller Zeugen an der ersten Stelle
spricht für die Ursprünglichkeit der Schreibung mit ^, doch wird
II, 26 schon y e^ovdsyo^fisvov geboten haben. — Statt y)dXXsT6
haben LXX im Psalter stets ipaXarB^ z. B. 9, 12. 29, 5. 32, 3.
46, 7. 8. 65, 2. 67, 5. 34. Es ist anzunehmen, dass diese Form
auch unserem Übersetzer geläufig war. — Zu Nr. 29 vgl. II, 3.
VIII, 22, wo im gleichen Zusammenhange alle Hss. kfiiavav
bieten, — In Nr. 30 ist ag kyevvrjöav und in Nr. 66 sjcaxovoti
aus der uncialen Vorlage zu erklären, wie XIV, 2 (Dg everMaro
in H (s. o, S. 47). — Dass IX, 8 (Nr. 38) R mit oixTtiQijOov
recht hat, beweist VIII, 27, wo alle Hss. so lesen. — Die Form
raftetov (Nr. 46) bieten im N. T, Mt, 6, 6. 24, 26. Lc. 12, 3. 24
sowohl als bei LXX z. B. Prov. 20, 21 .(27). 24 (30) die besten
Hss.2j und auch yevo^svoL (Nr. 65 und 67) wird gegen yLVOf/svoi
zu halten sein.
Es erübrigt uns jetzt noch die in der Liste S. 44 ff. nicht be-
rücksichtigten Varianten zu betrachten, nämlich diejenigen, welche
den Artikel und diejenigen, welche die Elision des Endvocals der
Präpositionen «jto, smI u. s. av. betreffen. Beginnen wir mit dem
Artikel, so ergiebt sich, dass er ungeföhr ebenso oft von R gegen
1) Die Fälle dieser Art sind zu wenig zahlreich, um daraus sichere
Schlüsse für den Gebrauch des Übersetzers zu ziehen. Der Plural in Nr. 31
kann mit II, 19 (ovsiöiaav s&^vrj und XIII, 3 d^rj^la i7ie6^(Xfj,oaav belegt
werden. Dagegen liest man VIII, 5 TtapeXv&i] yövaxä fiov . . . irapu/ßi]
ta oaxä (xov und XVIII, 2 xa wxa aov inaxovsi. Immerhin ist auch in
Nr. 41 die Annahme einer Emendation durch x wahrscheinlicher als die
einer Änderung durch R.
2) Trotzdem mag xa/nistov die richtige Form sein, vgl. Cobet in der
Einleitung zum Nov. Testam. ad fidem codicis Vaticani edd. Kuenen et
Cobet. Lugd. Bat. 18G0 p. LVIII.
Einleitung. 59
X wie von x gegen R dargeboten wird. An den folgenden Stellen
fehlt in R der in Klammern eingeschlossene Artikel:
1) I, i 'Eßorjoa jtQog xvqiov hv reo d^Xißeod-ai fie elg rskog,
JCQog [rbv] d^eov ev rS ejci^eod^ac aftaQrcoXovq.
2 ) II, 6 [ol] vloi xal [al] d^vyartQsg ev alxf^aXcooia jiovTjQa
3) III, 6 d^jjß-eia rcov 6ixnla>v jtaQcc d^eov ocQztJQog avrcop^
ovx avXi^srac ev olxm [tov] öixaiov a/uagria l(p
dfiagrlap.
4) VIII, 28 OTi [?Jj JtlöTig Oov fisO^* rjfxcöv
5) „ 29 xdl Tjfietg eOxXrjQvvafisv [top] TQdyjjXop rjfi(5p
ß) X, 5 ölxaLog xal oöiog [o] xvqloq ?jfi(ßv xtä.
1) XIII, 5 eragdx^i] o svOsßrjg öia [rd] jcaQajtro^fiara avrov
8) XV, 10 xal \al] dvo^ulai avrcop öico^oprai avrovg xtX
9) XVII, 7 xal öv, 6 ^sog, xaraßaXelg avrovg xal dgelg [rd]
OJtsQfja avTcop djto r^g y^g
10) „ 15 xal tJtexQarovöap avrcop [ol] vlol t?}c ötad^)]-
x?jg xtX.
11) „ 18 sie jtaöav ttjp yijp tyeprjd^i] [o] oxoQJiiO^ubg avrwp
12) XVIII, 3 rd xQifiard oov hm jtaoav zrjp yijp f/era tXeovg,
xal [?]] dydjt)] oov hm OJttQfza l4ßQadfc, vlovg
^löQarjX.
13) „ 6 fiaxdgioi ol yevofisvoi hp [ralg] r/fiegaig hxeipaig.
Die Regellosigkeit im Gebrauch des Artikels, welche uns auf
Schritt und Tritt in diesen Psalmen begegnet, erschwert die Ent-
scheidung. Immerhin darf man hier vielleicht, nach dem vor-
herrschenden Gebrauch, in den Fällen, wo auf das Nomen ein
Pronomen possess. folgt, den Artikel erwarten. Damit erledigen
sich die Nummern 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12 zuungunsten von R,
abgesehen davon, dass in den meisten Fällen die Ursache der
Auslassung erkennbar ist.^) Wenn ferner XVII, 15 (Nr. 10) das
ol nicht wohl zu entbehren ist, so wird auch II, 6 (Nr. 2) an
einen Ausfall des Ol vor YIOI (vgl. II, 3, wo J den gleichen
Fehler beging) zu denken sein, zumal hier, wie XV, 10, das AJ
nach Kj4I leicht verloren gehen konnte. Nr. 13 erledigt sich
durch XVII, 44, wo auch R hp ralg 7}fi£Qatg bietet, und 111, Ob
1) So konnte VIII, 28 (Nr. 4) das H zwischen I und 11 leicht über-
sehen werden, X, 5 (Nr. üi das 0 nach C, XVlI, 18 [Nv. 11)- 0 vor C,
XV, 10 (Nr. 8) AI nach KAI u. s. w.
(50 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
(Nr. 3) erwartet man nach 6^ (vgl, v. 5 und 7) ebenfalls den
Ai-tikel. Endlich wird auch I, 1 (Nr. 1) top ß-eov ursprünglich
sein, da ^foc, im Gegensatz zu xvQtog (s, u.), in der Regel den
Artikel bei sich hat.
Günstiger gestalten sich für E die Fälle, wo in x der
Artikel fehlt.
1) II, 8 djteöeQsrpsv yag [ro] JtQOüwnov avrov ano kXiovg
aVTCQP
2) „ 32 xal PVP tdere, ol fisyioräpsg rrjg yrjg^ ro xolfia
[tOv] TCVQIOV
3) III, 3 öixaioi ftprifiopsvovöip öih jtaptbg rov xvglov, bp
B^o^oXojridBt 7ta\ dixaiw6Bi xa xQifiata [tov]
xvgiov,
4) „ 4 ovx oXiywQi^oei ölxmog jzaidevo^evog V7i6 [rov]
xvqIov, 7j evöoxia avrov öia jtaptog epapri xvqiov.
5) „12 avTT] [i^] fisglg rmv apiaQxmXmp elg top aimva
6) VI, 6 xal jtäp alrrj^a pvx^g eXjti^ovorjg jiQog avrov
ejtireXsl [ol xvQiog
7) VIII, 10 BfJiOix^vro BxaOTog [rr]p] yvpalxa rov jzXTjOtop
avrov
8) „ 19 ori [6] d^sog jjyayBP avrov fisrä aötpaXsiag xrX.
9) XIII, 6 ort ÖBLvri [if\ xaraorQotprj xov afiaQrcoXov
10) XIV, 3 6610C xvQiov ^rjöovrac bp avrfo Big rop alcvpa'
6 jtaQaösiOog [rov] xvgiov^ ra §vXa rrjg C^coTjg^
ooioi avrov.
11) XVII, 30 xal B^et Xaovg hd^vcöv öovXbvblp avroj vjto [rop]
^vyot* avrov
über Nr. 5 und Nr. 9 kann kein Streit sein, da die Ursache
der Auslassung auf der Hand liegt. Auch II, 8 (Nr. Ij, VIII, 10
(Nr. 7), 19 (Nr. 8) und XVII, 30 (Nr. 11) wird x den Artikel
aus Versehen übergangen haben. Schwieriger ist die Entscheidung
in den Fällen, wo es sich um den Artikel bei xvgiog handelt.
Wenn auch hier der vorherrschende Gebrauch zur Richtschnur
genommen werden müsste, so würde überall x recht zu geben
sein. Denn, abgesehen von den streitigen Fällen, findet sich in
unseren Psalmen, wenn ich nichts übersehen habe, 56 mal xvQiog
ohne Artikel und nur 16 mal mit dem Artikel. Andrerseits liegt
die Auslassung an sich näher als die Einschaltung, und gerade bei
R lassen sich Zusätze verhältnissmässig selten nachweisen. Es
Einleitung. 6 1
scheint daher gerathen, nur da gegen R zu entscheiden, wo für die
Hinzufugung ein Anlass gegeben ist, wie III, 3. 4 (Nr. 3. 4), wo rov
xvQiöv unmittelbar vorhergeht, in den übrigen Fällen aber, wo ein
solcher Anlass fehlt (Nr. 2, 6, 10), den Artikel beizubehalten.
In einem Falle handelt es sich um verschiedene Stellung
des Artikels, nämlich
XVII, 3 '^fistg Sh eXjziov^BV hm rov d^sov acDtfjga i^fiSv R:
^sop top X (aber L top ß^eov zop)
Vielleicht ist hier der Artikel überhaupt zu streichen, vgl. III, 6
d^eov omrTJQoq avrSv,
Die gleiche Regellosigkeit wie beim Gebrauch des Artikels
lässt sich in unseren Psalmen mit Bezug auf die Elision des
Eudvocais der Präpositionen djto, ejd u. s. w. beobachten. Man
liest z. B. in allen Hss. VIII, 15 äjt iöx^TOV, aber XI, 4 ajto
slöoöov; VI, 4 ejc" svörai^eia, aber X, 4 em Söovg; IV, 4 //eö-'
oQxov, aber VIII, 10 fiera oqxov. Nur bei Verbindungen mit
dem Pronomen ist die Elision regelmässig durchgeführt; bei
Verbindungen mit dem Nomen überwiegt die Unterlassung im
Verhältniss etwa von 3 zu 2. Danach w^erden die folgenden
Sonderiesarten von R zu beurtheilen sein:
1) IX, 11 ejs" oixop R: sM oixov x
2) X, 8 sju oixov R: ex olxov x
3) XV inscr.) ^ >j.- o > >i?-
^ Q !" ßsza (ooriq K: /i£r roöriq x
4) « ^ I
5) ,5 5 a^ dßagtmXovg R: sm dßaQtmXovq x
6) XVII inscr. i&eta mö?jg R: fisz cßöfjg x
Besonders lehrreich ist die Vergleichung der Nummern 1
und 2. Sie lässt kaum eine andere Erklärung zu, als dass an
beiden Steilen j ejti omov hatte. So wird auch ^Bta mdfjg an
allen drei Steilen ursprünglich sein und XV, 5 Im dfiaQrmXovg
(vgl. X, 1. XVI, 7. 8. XVII, 36 djzo dfiagriag).
Blicken wir nun zurück, so ist es schwer zu sagen, welche von
beiden Hss. die bessere ist, R oder x. Ein günstiges Vorurtheil
für R erweckte der Umstand, dass eine Anzahl Verbal- und
Nominalformen, deren Ursprüngiichkeit uns von vornherein fest-
stand, in dieser Hs. sich unversehrt vorfanden, während sie in
der anderen mit wenigen Ausnahmen beseitigt waren (s. S. 30 ff.).
Daraus ergab sich zugleich für x eine Neigung zu willkürlicher
62
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo^s.
Änderung, welche wir insbesondere in den Fällen abweichender
Wortstellung constatiren mussten (s. S. 50). Aber bei der weiteren
Vergleichung kam in R eine nicht unerhebliche Zahl von Fehlem
zum Vorschein, welche auf Flüchtigkeit des Schreibers schliessen
liessen (s. S. 43 f.), und auch unter den 69 Varianten, die einer
näheren Erörterung bedurften, fanden sich mehrere Versehen
dieser Art (s. namentlich S. 51 f. und S. 59). Indessen wäre es
unbillig, wenn wir hier die Zahlen allein sprechen lassen wollten.
Wie R thatsächlich, so kann auch x Fehler gehabt haben, deren
Verbesserung sehr nahe lag. Dass diese insgesammt in die ab-
geleiteten Quellen, auf welche wir für unsere Kenntniss von x an-
gewiesen sind, übergegangen sein sollten, ist gamicht anzunehmen.
Von den vier hierbei in Betracht kommenden Hss., JLCH, ist
aber eine, wie wir gesehen haben, unmittelbar aus x abgeschrieben,
nämlich J. Unter den Sonderlesarten dieser Hs. konnte also am
ehesten noch wenigstens ein Theil der Fehler der Vorlage zu
finden sein. Allerdings ist die Aussicht, solche Fehler im
Einzelnen nachzuweisen, eine sehr geringe.^) Aber zur Vervoll-
ständigung des Bildes, welches wir uns bisher im wesentlichen
auf Grund der einstimmigen Überlieferung in JLCH von x ge-
macht, ist es unumgänglich, auch diese Varianten zu mustern.
Und noch aus einem anderen Grunde ist es nothwendig. Nächst
R steht J der allen Hss. gemeinsamen Quelle (y) am nächsten.
Es ist also nicht ausgeschlossen, dass in den Fällen, wo R, J
und LCH auseinandergehen, J allein die Lesart der Quelle bewahrt
hat. Endlich liegt auch die Möglichkeit vor, dass J durch glück-
liche Conjecturen uns einen Beitrag zur Herstellung des ursprüng-
lichen Textes liefert. Unter diesem Gesichtspunkte werden wir
schliesslich auch noch die Sonderlesarten von LC und H zu
betrachten haben.
Ich übergehe in der folgenden Übersicht das v eg)eXxvörix6p,
sowie die schon erwähnten Vocalvertauschungen (s. o. S. 28 f.).
Hiervon abgesehen steht J mit folgenden Lesarten allein:
n, 4 djteQQitpare J: ajroQirpaxs R, ajtoQQitpaTs LH 2)
1) Dass J wie R IV, 9 svava&la, V, 8 mväao), XII, 6 inayysXeiaq,
XVII, 5 iniyyeikcD, XVI, 8 avoipekovq liest (s. o. S. 28 f.), kann Zufall sein;
auffallender ist XVI, 5 iXoyrjaofiaL J, iXoy^awfiai R, statt ikoyioa) fis.
Hier müsste aber schon y den Fehler gehabt haben, s. u.
2) C fehlt bis U, 27 6 ^äntcDv.
Einleitung. ß3
II, 8 axo sX. avrov J: djto sX. avrmv RLH
„ 10 Tß öiTc. üiavxa J: navxa xa ölx. RLH
„ 19 xaxajtax^öai J: €v xaxajcaxi^oei RLH
„ 22 xvQiov xov d-eov J: xvqIov RLH
„ „ xayco sijtop J: xal sljtov RLH
„ „ x^^Q^ <J*ot> Tov ßagvv. J: ?e^()ee, rov ßaQVP. x^^Q^ <^ov
RLH
„ 24 exxtag J: exxscci RL, exxsat H
„ 25 dxifila fuä J: alxiafiia R, äxi^la LH
„ 26 £0?^ ov J: ?cö§ RLH
„ 35 ajtoöovpai . . . xä sQya avxmv aus v. 34^ wiederholt
„ 36 jtaQaöxdvai J: jtaQeoxdvai RLCH
HI, 2 tpa>la^ J: ipdXXe xal RLCH
„ „ xvQLw J: ^ec5 RLCH
„ 10 cjtsQfia J: stxwfia RLCH
IV, 1 oölcov J: oö/o> RLC, om, H
„ 9 ol 6g)0: avxov J: ol 6(pd'. avxmv RLCH
„ 15 BytQöiq J: k^ijSQöK; RLCH
V inscr. xm oaX, xpaXfibg Jtefijtxog J: 'ipaX^og reo OaX. R,
paXftog öaX. LC (öo^.) H
„ 1 x6 ovofia (wie MP) J: xm ovofiaxi RLCH
„ 3 djco J: jtagd RLCH
„ 13 (peiöol J: g)sid(p RLC, ^IXo) H
Vni, 15 Jtalovxa J: toj^ jtaiovxa RLCH i)
„ 18 fisxaog)aXelag J: fiexd dotpaXslag RLCH
„ 20 olxqvv J: oIxovpxop RLCH
„ 24 XTjp J: xrjp yTJv sp RLCH
„ 33 svSoxia avxmp J: evöoxia RLCH
„ 34 öxofiaoiv J: oxo^axi RLCH
IX inscr. reo öaX. elg vlxog tpaXfiog ß xal elg sXsyx^'^ J» "^^
oaX. elg sXeyxop RLCH
„ 1 LEQovoaXrjfi J: ioQatjX RLCH
„ 6 X(>^ö£/££t;öf4 J: XQV^'^^'^^V ß'H, %()?yör€vö£^ LC
„ „ epa^ayoQiaig J: sp e^ayoQlaig R, £j^ ^S^yoglaig LCH
,, „ Jtdvxov J: djidpxwp RLCH
X, 5 BP xglfiaötp J: xQlftaötp RLCH
„ „ XVQIOV elg top alcova J: xvqIov RLCH
1) J fehlt von V, 14 xal uXovoiov bis VIII, 12 xal iv dq)iÖQ<o.
ß4 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
XI, i avtov J: avtwv RLCH
„ 2 aj£a^ J: eioajta^ RLCH
„ 6 avrmp J: d-sov avtSv RLCH
XH, 3 'ipid^vQODV J: Tpid-vQoig RLCH
„ 6 Jtaiömv J: jtalöa RLCH
XIV, 2 BP dxaxla xal ev 6txaio6vp?] J: sp ömaioovvx} RLCH
„ „ ov J: m LC, mq H, om. R
„ 4 exxiXXrjCovrai J: axiX^coptac LCH, Iserat^. R
XV, 1 ov d J: öv RLCH
„ 2 e^ofioloyi^öao^ai J: s^oftoXoy?]6aaß^al coi RLCH
„ 3 aycüQXfjg J: djtagxyp RH, djtaQX^ ^^
„ 7 öimxofisvot J: StoDxo^dpov RLCH
„ 10 pcarcöraroi; J: searco RLCH
„ 11 xal J: at RLCH
XVI, 1 vj£P(oöa J: mZloO-rjöa RCH, €oXlo&-f]öap L
„ 5, fiaxQav yspiod-ac J: (xaxgap RLCH
„ 3 i^eo^ J: xvQioq RLCH
„ „ dpxekdßETo ftov sigömrrjQLapJ: aptslaßero /^ouRLCH
„ 4 BPvB,ep fi6 . . . öcotr/glav 5 a ausgelassen
„ 7 dsto afiaQTiag . , o xal pr. v. 8 a ebenso
XVII, 1 €ig TOP almva o d-soq hinzugefügt
„ „ xal dq J: eiq RLH^)
„ 3 iXmC,ofiSP J: sXjtiovfisp RLH
„ 5 dßaQrlaiq rjiitp J: aftanviaiq ?ifi(DP RLH
„ „ vjtid-ePTo J: ejte^evxo RLH
„ „ xat (jtBTa J: //er« RLH
„ 10 d^Boq J: xvQioq RLH
„ „ sjtoiTjOBP J: ^o££? RLH
„ 12 avTcoi^ J: avrov RLH
„ 15 «jr£2e()aro"t;i^ J: BJtaxgaTOvöap R, i^f3t()«T0vi^ LH
„ 18 BPB6XBP J: dpEOxsp RLH
7» » ^^? 7^? J: rrjp yrjp RLH
„ 20 avTov J: avrcöi^ RLH
„ 20b und 21a hinter üialöd öou 21h J: hinter 20a RLH
„ 23 afiaQTcoZmp J: diiaQxmXov RL, -Xovq H
„ ,1 BP ÖXBVTj J: (Dq ÖXBVTj RLH
„ 24 ovpxQixpop J: ovpzQiipai RLH
1) C fehlt von XVI, 8 «tto hfxuQxluq bis zum Schluss.
Einleitung. g5
XVII, 26 cvpcc^at J: övpa^ec RLH
„ 32 ori JcdvTtg . . . xvQiog ausgelassen
„ 33 f^p' iJtJiop J: em ijtjtov RLH
„ 37 avzov J: avrov öwarov RH, avxov övvafiip L
„ 40 ag)fj6ai J: dfprjosc RLH
„ 42 roi; ßaocX. isQOvöalr)(i J: rov /^aö^-^. iOQarjX RLH
„ 43 /loyot J: cog Xoyoi RLH
„ 44 hgovöaXi]^ J: loQarjX RLH
XVHI, 5—12 lässt J weg und bring^c dafür Sir. 33 (36), 1—13.
Dazu kommen noch 15 den Artikel betreffende Varianten,
und zwar 9 Zusätze^) und 6 Auslassungen. 2)
An Fehlern, deren Verbesserung sich von selbst versteht, ist
hier kein Mangel Aber nur wenige sind so beschaffen, dass man
geneigt sein wird, sie auf x zurückzuführen, und in den wenigen
Fällen, wo eine solche Vermuthung nahe liegt, wie z. B. bei drißla
fiiä II, 25, könnte der Fehler schon in j enthalten gewesen sein
(s. o. S. 46). Für die Dittographie H, 35, die Umstellung XVII, 20 f.
und die Auslassungen XVI, 4. 7. XVII, 32 (vgl. auch VIII, 24.
XI, 6. XVII, 37. 43) kann selbstverständlich nur J verantwortlich
gemacht werden. Die Neigung, willkürlich zu ändern, tritt hier
noch stärker hervor als bei x; in keiner anderen Hs. begegnen
uns so viele Zusätze wie in J, vgl. II, 22. 26. VIII, 33. X, 5.
XIV, 2. XV, 1. XVI, 1. 3. XVn, 1. Dass diese nicht aus x
stammen, beweist das Fehlen derselben in LCH sowohl als in
R (y). Dasselbe gilt von den wenigen guten Lesarten, welche
sich in J finden. Wenn wir diesen vor der sonstigen Über-
lieferung den Vorzug geben, so geschieht es in dem Bewusstsein,
dass wir es nur mit gelungenen Emendationen zu thun haben.
Von den vier Stellen, welche hierbei in Betracht kommen (IV, 1.
V, 13. X, 5. XV, 7), wird weiter unten die Rede sein.
Die übrigen Hss. (LCH) stehen x so fern, dass aus ihren
Sonderlesarten eine wesentliche Erweiterung unserer Kenntniss
von X von vornherein nicht zu erwarten steht. Indessen ist es
1) J fügt hinzu III, 5 ^, 9 o und t^v, IV, 8 zov, 13 6, IX, 1 6,
XV, 1 ZTiv, XVII, 11 Tcc, 35 Tov. .
2) J lässt aus II, 3 ol, VIII, 15 tov 2«, IX, 2 t^, XI, 2 t«, XVII, 13
TOV, 28 tfjg. Ausserdem fehlt IV, 2 o und XVIII, 1 rj durch Schuld des
Miniators.
Texte u. Untersuchungen XIII. 2. 5
QQ V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
nicht ausgeschlossen, dass auch sie uns gegebenen Falls zur Er-
mittelung der ursprünglichen Lesart dienlich sein können.
Die Sonderlesarten von L und C sind schon in anderem Zu-
sammenhange zur Sprache zu kommen (S. 35 f.). Durchmustern
wir nun die nicht umfangreiche Liste, ob sich vielleicht für uns
Beachtenswerthes darin findet, so ist der Ertrag ein sehr geringer.
Nur in einem Falle, auf den wir noch einmal zurückzukommen
haben werden, liegt hier jedenfalls das Richtige vor, nämlich
XIV, 2 ev vofio) CO (s. o. S. 47). Ansprechend ist VIII, 3 avT?)v
statt avTov (jtov aga xQcvst avrov 6 ^eogy), da gleich darauf
Jerusalem genannt wird (v. 4); es könnte aber auch an Israel
(vgl. V. 26) zu denken oder ein Übersetzungsfehler anzunehmen
sein (s. zu d. St.). — Der Vollständigkeit wegen haben wir jetzt
noch die Sonderlesarten von L aus den Stücken zu betrachten,
welche in C fehlen. Es sind die folgenden:
I, 4 ?J öo^a avTov L: r/ öö^a avxcöv RJH
„ 5 jitöcüot filv L: jtBöcoOLv RH, jteocoot J
XVI, 1 1 yoyyvouop . . . ajt' efiov ausgelassen
„ 12 £r T(p . . . \pvxf]v juov ausgelassen
XVII, 4 ev löQa7]X L: ejii logay)). RJH
„ „ eütl öv L: xai ov RJH
„ „ djtevavTL ro ßaolX. L: anivavrl oov ßaoU. RJH
„ 5 oig L: otg ovx RJH
„ 16 ccjto TOVTcov L: ajc' avrmv RJH
„ „ ovvaycQyaq L: ovvaywyaq oötwv RJH
„ „ ebener aoav L: 8^ajt£rao^9j]Oav RJH
„ 21 löQaijX L: am loQaijX RJH
„ 28 ev avTotg L: avroig RJH
„ 37 övvafiLV L: övvarov RH, om. J
,, 40 avrS L: avrdjv RJH
„ 43 y/ytaojusvovg L: riyiao^evov RJ, -f/avcov H
„ 45 QVöccL L: QVOeraL RJH
XVni, 2 ejttßXejtovötv L: ejtißXejtovxeg RJH
„ 4 JTQcoTOToxov novoyevovg\i\:tQ(DT6toy.ovnovoyevri^^}i
Der sonst recht sorgfältige Schreiber von L hat sich in den
letzten Psalmen arge Versehen zu Schulden kommen lassen.
Beachtenswerth ist nur I, 5 die Lesart jteowot fiev. In der Vor-
lage (v) wird fisv nicht hinter jteöcoöt gestanden haben, sondern
über der letzten Silbe als Emendation: jtiocDftev. Diese Emen-
Einleitung. ß7
dation liegt so nahe, dass man sich wundern muss, ihr nur hier
zu begegnen, s. jedoch u. S. 73.
Weit zahlreicher als in L und C sind die Sonderlesarten
in H. Die Erklärung ist, wie schon oben angedeutet, entweder
darin zu suchen, dass die Hs., aus welcher erst v und dann u ab-
geschrieben wurde (w), in der Zwischenzeit zum Theil unleser-
lich geworden war, oder darin, dass der Schreiber von u seine
Aufgabe ungenügend gelöst hatte (s. o. S. 39). Im Hinblick auf
die Sorgfalt, welche der Schreiber von H augenscheinlich auf
sein Werk verwandte, können wir diesen wenigstens für die
Mehrzahl der vorliegenden Fehler nicht wohl verantwortlich
machen. Ich übergehe auch in dem nun folgendenVerzeichnisse die
das V e<psXxvOT. betreffenden Varianten und bemerke inbezug auf
die Zählung der Psalmen, dass, abweichend von RJLC, Ps. III nicht
beziffert ist, Ps. IVmit P, Ps. V_mit J, Ps. VI mit G, Ps. VII
mit f , Ps. VIII mit Z, Ps. IX mit Q und weiter ohne Abweichung.
I, 4 ÖLiXd^oL H: öudod^T} RJL ^)
II, 4 £V(£6a)X£v H: bvoöcoxbv RJL
„ 5 eB^ovd^ev/jd^Tj H: l^ovdspcod-rj RJL
„ „ slg H: tco^ ilg RJL
„ 11 £0T7]0£v H: löTTjoav RJL
„ 22 ajtayo3yfi H: Ijtaywyf] RJL
„ 23 (xrjvrjOEmq H: firjpiöswg RJL
„ 27 öis^d^aQfievov H: ötafpEQo^evov RJL
„ 36 /M£T avTOt H: oolocg avrov RJLC
III, 10 JtQOöi&Tjxav H: jtQoöid^rjxev RJL (C unleserlich)
IV inscr. ipaXfiog xm H: öiaXoyrj rov RJLC
„ 1 Iv ovveÖQLO) H: add. oöimv J, oolo) RLC
„ 2 xaxaxQircov H: xaraxQivai RJ, xazaxQivsi LC
„ 8 6ixac(6oatsv H: öixaimoatoav RJ, LC s. o. S. 33.
„ 9 tp olxq> H: Ijt olxov RJLC
„ 10 aviöTi] H: ajztor?] RJLC
„ 11 ijQrj^oDöEv H: add. olxov RJLC
„ 13 ^ ^v^Tj avTOv H: add. cog adrjg RJLC
„ 15 €2^ Jtevia H: jtBvLa RJLC
„ „ oövvaig H: Xvjtatc RJLC
V, 2 ei H: ^ RJLC
„ 3 öxvZa avO^Qotjiog H: oxvXa RJ (LC fehlen)
1) C fehlt bis II, 27 6 ^anxmv.
5*
ßg V. Gebhardt, Die Jfsaimen Salomo's.
V, 4 ool H: öov RJLC
„ 5 ajtoOTQerpsic H: asioöxoixpxi RL(C?), -^^§ J
„ 7 aXXa sjtl H: dXX' im RJLC
„ 11 Tovq (XQXOVTaq H: agxovzag RJLC
„ 13 g)lXq) H: ^Sfdqo RLC, (pstöol J
„ 16 avraQxsölag H: avra^jx/a^ R, -xek^ LC i)
VI, 3 öaJlcöj; H: adXov RLC
„ 4 TO oVo//te bis H: reo ovofiaTC RLC
„ 6 £A£Oi> H: e/fog RLC
VIII, 4 lj^ IsQovC. jtoXip H: a§ ff()oi;ö. jr6^i2> RLC
„ 14 sjtOT. avTOlg H: ejtor. avrovg RJLC
„ 17 avTc5v H: ßi;roi; RJL(C?)
„ 23 ccQviac H: '^()j^/o: RJLC
„ 25 ai;rcöt' H: rjfiSv RJLC
„ 34 ov ^vXoyrjfievog H: svXoyrjfiivog RJLC
IX, 1 djtoixrjöla H: djtotxsöia RJLC
„ 2 £jrl öiaöjtoQa H: ?J öcaöJtoQd RJLC
„ 5 a(^£?ca H: aötxlav RJLC
„ 9 ;eara;rtti;ö?^ £tg fl: xarajtavoei dg JLC, xarajravöf^^ R
X, 4 ?J fiaQTVQia E: ?) /«() fiaQzvgla RJLC
„ 5 TO oi^oficc H: reo ovofiarc RJLC
„ 8 eig ö(Dg)QOövprjv H: Blocoq)QOövvrjv R, «Z^ evtpQoövvqv
JLC
XI, 1 £^ iöQa/jX H: tOQarjX RJLC
Xn, 2 fx' noiriöBL 6iaöTQog)7Jg H: ei^ JcoixcXla CtQO^fjg RJ,
£i^ :7roi5c. rQO(prjg LC
„ «yla? und xaXdfiTjV H: Aaco und xaXXovriv RJLC
XIV, 2 0?^' H: w LC, oj; J, om. R
„ 5 o iogariX H: i(jf()o:?/;i RJLC
„ 7 £z^ sjttd-vfila H. ?5 ejtt&vf/la RJLC
XV, 3 xal a/roi^ H: xa^i^oj^ RJL(C?)
„ 12 djioöovvai . . . xqovov H: RJLC s. o. S. 46-
XVII, 6 dXaXdyiiaxog H: dXXdyfiarog RJL^)
„ 8 evQed^eir] H: evQed^rivai RJL
„ 9 eXerjOst H: oi;>c eXsrjöec RJL
„ at;Tot;^ H: ai;rQ5r tva RJL
1) J fehlt von V, 14 bis VIII, 12.
2) C fehlt von XVI, 8 bis zum Scbluss.
Einleitung. 69
XVII, 11 avBuoq H: apofiog RJL
„ 21 olösg H: töeg Rj elösg JL
„ 23 afiaQT<x)Xovg H: afiaQzmZov RL, -^(»r J
„ 27 avXLöd-^vai H: add. eVi RJL
„ 37 ^£r' tö;c^o$ H: ii^ra loxvog RJL
„ 43 iqyLaöuivcov H: ^ytaöfisvov RJ, -2>ot;§ L
„ 44 S jtoii^öst H: jtocTJöat RJL
XVIII, 3 -M£T £2. H: ^era eX, RJL
„ 4 vjiijxoov H: evixoov RJL
„ 8 1«^ 9)6i5<» H: ivcojtiov RL (J fehlt)
Bei Durchmusterung dieser Liste fällt ein Doppeltes auf: einer-
seits die geringe Zahl von Verstössen gegen die Orthographie
(vgL II, 23 firjvi^öscog, IX, 1 ajtoixrjoLa) und sonstigen Schreib-
fehlern (vgl. VIII, 23 agvlai), andrerseits die Menge schlechter
Lesarten. Ein Theil davon ist schon von früheren Herausgebern,
namentlich Hilgenfeld, als fehlerhaft erkannt und glücklich ver-
bessert worden, so II, 22 aüiaymy% IV, 10 dveorr], V, 16 avtag-
xsölag, VIII, 14 avroig, X, 8 oaxpQOOvvr^v^ XIV, 2 «Sg, XVII, 11
o.vsfiog. Man sieht jetzt, dass die Zahl der Fehler noch weit
grösser ist. An mehreren Stellen fehlen einzelne Wörter, an
deren Ursprünglichkeit nicht gezweifelt werden kann, so II, 5
ecog, IV, 1 oöimv (ooicp\ 11 oixov, 13 o?g a^rjg-, X, 4 yag, XVII, 9
ovx^ 27 STi. Andere Fehler erklären sich aus flüchtiger Lesung
der in Uncialen geschriebenen Vorlage oder aus schlechter Er-
haltung der letzteren (s. o.), so
I, 4 AIGA&OI statt AIGAO&H
II, 27 Aie^OAPMGNON statt AIA^GPOMGNON
IV, 15 OAYNAIC statt AYHAIC
V, 13 ^lAQ statt ^eiAQ (1. ^eiAOI)
VIII, 34 creYAorEMeNOc statt eFAorHMeNoc
XII 2 eNnOIHCeiAIACTPO^HC statt GNnOIKIÄIA-
CTPO^HC
„ „ AAS2 . . . KAAAMHN statt AAQ . . . KAAAONHN^)
XIV, 2 S^CeNereiAATO statt QGNGTeiAATO
XV, 3 KAIAINON statt KAINON
„ 12 AnOAOYNAI statt AnOAOYNTAP)
1) Auf diese Variante komme ich im nächsten Abschnitt zurück.
2) Hierbei zugleich eine Umstellung, s. o. S. 46 f.
70 V. Gebhaxdt, Die Psalmen Salomo's.
XVII, 6 AAAAArMATOC statt AAAAFMATOC
„ 11 ANGMOC statt ANOMOC
„ 23 AMAPTS^AOYCS^C statt AMAPT^ÄOY^C
Zu X, 8 eiCCi^^POCFNHN statt eiCeV^POCYNHN
s. 0. S. 47. Bei unversehrtem Zustande der Vorlage schwer
erklärlich sind Lesarten wie II, 36 fier avrov statt ooloiq avrov,
XVII, 9 avTOvg statt avrcov eva. Absichtlich geändert wurde
in der Überschrift von Ps. IV öiaXoyTJ rov in das geläufige
rpaXfiog to5, IV, 8 öixaicoaaiöav in ötxatcoöaiev (s. o. S. 32),
vielleicht auch IV, 2 xaraxQlvat in xaxaxQivcov^ V, 2 ^ in et,
5 djtoöTQetprj in ajtoorQkipeiq, VI, 6 e'/lfog in eXeov (s. o. S. 31),
VI, 4 u. X, 5 To5 ov6,uaTt in ro ovofia. Auch das V, 3 hinzu-
gefügte avd-QWjtoq gehört hierher; wir werden im nächsten Ab-
schnitt sehen, dass eine andere Ergänzung des in den übrigen
Hss. fehlenden Subjects näher liegt. Zur Hälfte unausgeführt
gebliebene Änderungen begegnen uns VIII, 4 und XVII, 21. An
der ersten Stelle ist das elq der Vorlage durch iv ersetzt, aber die
Änderung des davon abhängigen jioXlv in üioXu unterblieben.
An der zweiten sollte das überlieferte Elöeq (l'df§) in olöaq ge-
ändert werden; es blieb aber bei olSeq^ und erst h (MP) hat die
Emendation ganz ausgeführt; ob sie richtig ist, werden wir im
nächsten Abschnitt zu untersuchen haben. Nach diesem Befunde
wird man auch diejenigen Sonderlesarten in H, welche sich nicht
geradezu als fehlerhaft zu erkennen geben, als Abirrungen von
der ursprünglichen Überlieferung zu betrachten haben, z. B. II, 5
e^ovd^svrjd^T], IV, ]b ev Jtevla, V, 11 rovq agxovraq^ IX, 5
CLÖLxa u. s. w. Nur in einem einzigen Falle hat H, wenn ich
recht sehe, allein das Richtige, nämlich XVII, 44 mit a jtot7]ösi
(statt noiTjOat): eine ausnahmsweise gelungene Emendation, von
welcher im nächsten Abschnitt die Rede sein wird.
Wir sind hiermit am Ende des Zeugenverhörs angelangt und
haben nun zuzusehen, inwieweit dem überlieferten Texte Ver-
trauen geschenkt werden kann.
5. Die Fehler des überlieferten Textes.
Die Vergleichung der beiden Abschriften (R und x) des
ältesten auf dem Wege der Überlieferung für uns erreichbaren
Textes (y) ergab das wenig erfreuliche Resultat, dass sie an mehr
Einleitung. 71
als 200 Stellen von einander abweichen.^) Allerdings entfällt ein
nicht unerheblicher Theil dieser Abweichungen auf Schreibfehler
in R. Aber auch nach Abzug dieser Fehler sahen wir uns vor
eine lange Reihe von Variai;ten und damit vor die nicht immer
leichte Wahl zwischen R und x gestellt. Schon hierbei trat die
Frage nach der Lesart von j zuweilen in den Hintergrund. Denn
nach Massgabe der ims zu Gebote stehenden Kriterien konnten
wir in einzelnen Fällen eher das Ursprüngliche zu ermitteln hoffen
als die vielleicht fehlerhafte Lesart von y. Das gilt namentlich
von den Stellen, wo wir uns weder bei R noch bei x beruhigen
konnten. Wenn beide fehlerhaft waren, kam es weniger darauf
an, welchen Fehler y gemacht, als darauf, wie der Fehler zu ver-
bessern sein möchte.
Die Thatsache, dass y eine Anzahl solcher Fehler enthält,
die durch Conjectur beseitigt werden müssen, überhebt uns der
Nothwendigkeit, zu beweisen, dass diese Hs. mit dem Originale
der Übersetzung nicht identisch gewesen sein kann. Dafür spricht
ausserdem die Stelle, an welcher wir unsere Psalmen in y an-
treffen. Wenn wir auch über die frühesten Schicksale dieser
Lieder seit ihrer Übertragung ins Griechische sehr wenig wissen,
so besitzen wir doch im Codex Alexandrinus ein Zeugniss dafür,
dass sie im V. Jahrhundert noch keinen festen Platz in der
griechischen Bibel gefunden hatten. 2) In y aber standen sie, wie
1 ) Den S. 43 ff. aufgeführten (17 + 24 + 69 + 7 + 13 + 11 + 0 =) 147
Sonderlesarten von R sind die c. 60 Vocalvertauschungen S. 26 f. und die
c. 40 abweichenden Wortformen S. 31 f. zuzuzählen. Von den das v eq)sX-
xvaxLxov betreffenden Varianten ist dabei ganz abgesehen.
2) Das dem Codex Alexandrinus vorgesetzte Inhaltsverzeichniss nennt
nach der Apokalypse des Johannes zunächst die Clemensbriefe, zieht sodann
die Summe der aufgeführten neutestam entlichen Schriften mit Ofiov ßißkia
[xS''] und fügt endlich als vereinzeltes Anhängsel xpaXfjLOi ooXOfxwvToa i?j
hinzu. In welchem Zusammenhange sonst in älterer Zeit unsere Psalmen
abgeschrieben wurden, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln. In der fälschlich
den Schriften des Äthan asius beigesellten Synopsis scripturae sacrae begegnen
sie uns unter den Antilegomenen des Alten Testaments an siebenter Stelle,
rnit den Makkabäerbüchern und Susanna durch ein zwischeneingeschobenes
GW ixslvoig 6s (nämlich mit Weisheit Sal., Sirach, Esther, Judith und
Tobit) xal xavxa (sc. xpaXfxol xal (oör/ SoXoßcövTog) j]Qi&fi7]VTai zu einer
minderwerthigen Gruppe zusammengefasst. Ebenfalls unter den alttesta-
mentlichen Antilegomenen, jedoch schon an vierter Stelle, zwischen Sirach
72 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
aus der Übereinstimmung zwischen R und H (vgl. auch J) mit
Sicherheit zu entnehmen ist, ^) unter den poetischen Büchern des
Alten Testamentes, zwischen Weisheit Salomo's und Jesus Sirach.
Wären sie von vornherein hier untergekommen, so wäre die
Stellung, welche der Codex Alexandrinus ihnen zuweist, vollends
räthselhaft. Diese setzt voraus, dass das merkwürdige Büchlein,
das schon durch die Verherrlichung des Messias, worin es aus-
klingt (Ps. XVIII), früh die Aufmerksamkeit kirchlicher Kreise
auf sich gezogen haben wird, bald hier, bald dort den biblischen
Schriften beigesellt wurde, bevor man ihm unter den alttestament-
lichen Hagiographen eine Stelle anwies. Haben wir uns demnach
j durch eine Anzahl Mittelglieder von der Urschrift (z) getrennt
zu denken, so ist es nicht zu verwundern, wenn der Text kein
fehlerfreier ist. In der That liegt an einer nicht unbeträchtlichen
Zahl von Stellen die Fehlerhaftigkeit am Tage. Das Geschäft
der Emendation aber wird in diesem Falle dadurch wesentlich
erschwert, dass wir es mit einer Übersetzung zu thun haben,
welche das hebräische Original oft missverstanden und dadurch
manche Verwirrung angerichtet hat. Man wird daher stets auf
der Hut sein müssen, dass man nicht etwa den Übersetzer corrigirt
statt des überlieferten Textes. Ich beabsichtige in der folgenden
Zusammenstellung nicht alle Stellen zu besprechen, deren Ande-
und Esther, werden in dem der Chronographie des Nicephorus (f 828)
angehängten Verzeichnisse der biblischen Bücher ypaXfxol y.al w&al ' (al.
c^örf) SokofÄ(DvTog [oxix- ßg) aufgeführt. Anders das in einigen Hss. auf
die ^EQüJZTjaEig xal dnoxQiasiq des Anastasius Sinaita folgende anonyme
Kanonsverzeichniss {nsQl x(öv ^' ßißXuov xal oaa tovtcdv ^xTog). In der
bunten Gesellschaft von 25 Apokryphen haben hier zwischen der ÄvdXrnpig
MwaecDg und der Apokalypse des Elias die Psalmen Salomo's [xpaXßol
2oXou(vvTog) ihren Platz. Zu erwähnen ist endlich das Scholiou des
Zonaras zum. 59. Kanon von Laodicea, woraus jedoch nicht zu erkennen
ist, ob unsere Psalmen dem Verfasser anders als dem Namen nach bekannt
waren. Es lautet: ^Exxog zcüv qv xpaXfji<5v rov Aaßlö svQiaxovxai xal
Tiveg STBQOL Xeyousvoi zov SokofKÖviog slvai, xal aXkcDV rivcüv, ovg xal
iÖKüTixovg (ovöfjiaaav ol naxsQsg, xal fj.?] Xiyea&ai iv ty ixxXrjalrc öisxd-
^avTO. fii^TS (iriv ßißXia dvayivwaxeo&ai dxavovioxa, ixova ÖB xd xavovixd
(Guil. Beveregius, 2vvo6ix6v s. Pandectae Canonum SS. Apostol. T. I.
Oxon. 1672 p. 4SI).
1) Diese Übereinstimmung ist für x und w entscheidend. Es hat daher
nichts zu bedeuten, dass J die Psalmen dem Buche Sirach nachgestellt
und V (LC) sie in ganz anderem Zusammenhange abgeschrieben hat.
Einleitung. 73
rung jemals in Vorschlag gebracht worden ist, sondern nur die-
jenigen, deren Fehlerhaftigkeit nach meinem Dafürhalten zweifel-
los oder doch nicht unwahrscheinlich ist.
1) I, 2 a^ajttva rjxovöß-rj xpavy?) JtoXsßov Ivcojiiov ßov
sJcaxovasTal uov^ oxt sjc/LtjoO^tjV ötxatoovvrjq.
M. Schmidt schlug elna 'Axavoeral fiov vor. Dagegen spricht
der Umstand, dass der Übersetzer in diesem Sinne nur das Com-
positum gebraucht, vgl. V, 12. VIT, 7. XVIII, 2. Aber vor GUA
konnte GIIIA leicht ausfallen, und in dieser Form ist die Con-
jectur nicht zu beanstanden. Ich lese daher sljca' sjraxov-
ösral fiov.
2) I, 5 vtf:c6^T]0av smg rwv aozgcov,
eijtav, ov ^7] jttöwoiv.
Für djtav wollte Hilg. eijiov oder eljta lesen. Näher liegt
es, mit V ütiöcootv in jteooDßsv zu ändern (s. o. S. 66). Aber der
überlieferte Text ist nicht unerträglich, vgl. Ryle und James
zur Stelle.
3) II, 1^ 6P rm vjtSQTjcpavsvsoO^ac rbv a^uagzwlbv ev xgiS
xartßale Tir/^j] ox^Q^»
Wenn das Zusammentreffen von R und J in der Lesart
xarsßaXXs nicht zuföllig ist, so liegt in LH eine Emendation
vor, die aber wohl unbedenklich acceptiru werden kann.
4) II, 4 SV6XSV xovxcov SiJiEV djtoQLipars avrä fiaxgav
djt ajuov,
ovx svöoxm EV avTolg.
Obgleich Hilg. diese Conjectur neuerdings aufgegeben hat
(s. Zeitschr. f. wissensch, Theol. Jahrg. 35. 1892, S. 383), be-
zweifle ich ihre Richtigkeit nicht. Das überlieferte ovx svo-
öcoxsv avTOig giebt keinen befriedigenden Sinn, mag man nun
nach avTolg interpungiren oder nicht. Der von Ryle und James
erhobene Einwand, dass die Änderung graphisch nicht zu erklären
sei, fällt jetzt weg, da aus GYAOK^GN ^ohx wohl GYÜASIKGN
(so RJL) entstehen konnte. Der Umstand aber, dass die Hss.
nach avTOtg nicht interpungiren, sondern erst nach avtov (avTTJg)
V. 5, beweist nur, dass der Fehler alt ist. Zum Ausdruck vgl.
z. B. Jer. 14, 12: ovx svöoxi^aco (§5Q svöoxco) av avrotg, Ps.
151, 5: ovx ev66x7]öap av avrolg xvQiog.
5) II, 5 a To xaXXog rrjg do^rjg avtrjg a^oi^O^SPco&rj avmniov
xov d-sov.
74 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
Nachdem einmal v. 4 svöoxS ev durch evoöwxev verdrängt
war, wurde die 66^a auf Gott bezogen, statt auf Jerusalem (vgL
zu JtoXXrjv I, 3), und so entstand die überlieferte Lesart r^g-
ö6§T]g avTOv. Dass der Schreiber von M mit avrr/g das Richtige
getroffen hat, lehrt v. 19 ro xaXXor; avzTJg, vgl. auch v. 21 und
V. 31. Fritzsche änderte weniger glücklich avrov in avrcov.
6) n, 19 covslöiöav yag Id-vrj %QovöaX^fi ev xarajcarrjöei,
xareOJtaösv xb xaXXog avrrjg ajto d-govov öo^rjg^
Entsprechend dem covEtÖLOav der ersten Vershälfte, erwartet
nian in der zweiten xarsojtaoav. Aber das einstimmig über-
lieferte xartöjtaöEv weist auf ein ursprüngliches xazeojtaod-rj^
vgl. V. 5 e^ovd-6V(Dd-7] . . .'^TifKüd^Tj. Aus KATGCnACßH konnte
leicht KATecnACGN entstehen.
7) n, 25h Tov eijielv rrjv vjtSQTjcpaviav rov ÖQctxovxog fV
aniiia.
Statt arifila hat R alzlafila, J arcftlcc fiiä. An der Richtig-
keit der Lesart aTifila (LH) ist nicht zu zweifeln; es fragt sich
nur, ob nicht der Archetypus unserer Hss. (y) hier fehlerhaft war,
s. 0. S. 46 f.
8) II, 26 a xdl ovx exQOVLöa ewg eöst^ev (zoi 0 d^ebg rrjv
vßQLV avTOv xrX.
Hilgenfeld u. a. corrigiren exQoviösp (de la Gerda distulit).
Ryle und James lehnen diese Änderung mit Recht ab, haben
aber für exQOViOa eine vöUig befriedigende Erklärung nicht zu
geben vermocht. Vielleicht ist ecpQovTcöa zu lesen.
9) II, 26c vjtsQ eXaxiOTOV i^ovöevojfievov im yrjg xal
^aXaoorjg.
Das überlieferte v:jt£Q eXaxlOrov ist so unerträglich wie
Hilgenfeld's vjt eXaxlorov. Zu der naheliegenden Emendation
Geigers, vjteQ eXdxiOTOV, vgl. IV, 2 vjteg jtdvrag, XVII, 43
VJCSQ xQ^<^^ov.
10) III, 3 ölxatoi fivrjfiovsvovöiv ötd jtavrog rov xvQiov,
ev e^OfioXoyrjöei xal öcxatcjoei xd xQiftaxa xvglov.
Ryle und James ziehen ev e^oiioXoyrjoet zu v. 3^ und ändern
V. 3b
xal ötxatovöiv (ev alveoei) xd xQlfiazu xvgiov.
Danach wäre öixaLcoöei Correctur eines 'by an error of sight'
aus öixacovöivevaiveoet entstandenen öixaiovoet. Wenn man
nur die Wahl hätte, dixaiovoi unmittelbar aus 6txai(D0ec ent-
Einleitung. 75
standen zu denken oder auf dem Umwege über €V alveösi, so
könnte die Entscheidung um so weniger fraglich sein, als dixacovöi
xa xQifiara xvqIov (ohne ev aivsoei) an IV, 8 xal dixaicoömoav
öotoc ro xQifia rov d-eov avrSv eine Parallele hat. Es ist aber
die Frage, ob der überlieferte Text mit dem Substant. öixaccoösi
in der That fehlerhaft ist. Im Hinblick auf Stellen wie IV, 5
und 7 vermag ich mich nicht davon zu überzeugen.
11) III, 8 a e^iXaOaro JtsQl dyvolaq ev vrjörela xal rajiBt-
vcoOH ipvx^P avTov.
Die in diesem Satze liegende Schwierigkeit glauben Ryle
und James durch Versetzung des xal beseitigen zu können. In-
dem sie V. 7h nach aöixlav interpungiren und ev üiaQaüzxco-
liaxi avTOV zum Folgenden ziehen, gewinnen sie die folgende
wenig anmuthende Strophe:
ev jtaQajtT(D(iaTL avtov e^iXdöaro Jtegl ayvoiaq
xal ev vrjOrela rajtecvoooei r^jv tpvx^v avtov.
Nach e^iXaöaxo erwartet man exajteivcoöev, nicht xajteivcoöei,
Irre ich nicht, so wird, wie in v. 3 ÖLxaicoöei, so auch hier
xajtecvcoöec als Substant. (vgl. II, 35) gemeint sein, und dann
liegt es nahe, y)vxT^v {xrjv ist nicht überliefert) durch tpvx^g zu
ersetzen. Der Fehler ist auf einen Schreiber zurückzuführen,
welcher xajtetvaxseC als Futurum fasste und demgemäss ipvx^g
in rpvx^v änderte. Zur Construction vgl. z. B. IX, 4 xa eQya
fj^mv ev exXoyfi xal e^ovöia xrjg ipvx^jg ruicov.
12) IV, la tW XL öt;, ßeßrjXe, xad-rjöat ev owedgLcp cöimv.
Den Gen. o6la)v bietet nur J; RLC haben oölo) und dies
bezeugt auch H, wo das Wort durch Homöoteleuton ausgefallen
ist. Daraus ergiebt sich, wenn auch nicht sicher, so doch mit
einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit, dass y sowohl als x
ooio (statt ooccö) hatten. Die durch J allein vertretene Lesart
empfiehlt sich aber im Hinblick auf XVII, 16 övvaycoyag 06ca)v,
13) IV, 9 xal Ol 6(pd^aXiiol avxmv e£ olxov avÖQog ev ev-
oxaO^ela,
(6g 0(pig ötaXvöac öotplav aXX7]Xmv ev Xoyoig
jtagavöfiojv.
Das unerträgliche aXXTqXcov hat Geiger mit wenig Glück als
Übersetzungsfehler zu erklären versucht {^T[^^_ ^^PH = Oocplav
xov JtXrjOlov). Aber auch die von anderen Herausgebern vor-
geschlagenen Emendationen befriedigen nicht. Wenn ayyeXmv
76 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
(so Hilgenfeld) überliefert wäre, so müsste man sich damit ab-
finden; aber dass daraus aXXrjXcov entstanden sein sollte, ist
mindestens unwahrscheinlich. Eher Hesse sich denken, dass statt
COmANÄAÄ^N (so Ryle und James) CO^IANAAAHAQN
gelesen wurde (vgl. Sach. 10, 9, wo A ev aXXrjXoto statt ev Xaoio
hat). Aber, abgesehen von der syntaktischen Schwierigkeit, welche
XaXcov an dieser Stelle bereitet, wird man sich dabei auch des-
halb nicht beruhigen können, weil öowlav den Xoyoig nagarofimv
gegenüber einer Näherbestimmung kaum entrathen kann. Am
nächsten läge es, an axaxcov (vgl. XII, 4) zu denken, wenn dies
sich nicht zu weit vom Überlieferten entfernte, und das Gleiche
gilt von öixalaiv. Passend wäre auch ajtXcop, und aus C-O^IAN
AnA!2N könnte man sich C0^IANAAAHA2N allenfalls ent-
standen denken. Aber die Wahl dieses in unseren Psalmen sonst
nicht vorkommenden Ausdrucks, mit Umgehung der dem Über-
setzer geläufigen Synonyma, ist schwer erklärlich.^) In Betracht
kämen ausserdem Conjecturen wie a6i]Xov (A AH AON, vgl. Ps.
50, 8: Tß aÖTjXa xal xa xQvwta rrjq oocpiag oov körjXcoGaq fiot)
oder avd^Qcojtcov (AN^N) oder jtaXaimv (vgl. Sir. 39, 1: oocpiav
jtavraw ag^aicov 6x^rjT7}ö£i); jedoch auch von diesen befriedigt
keine völlig. Unter solchen Umständen habe ich es nicht gewagt,
den überlieferten Text zu ändern. Auch cog 6mg habe ich un-
verändert da belassen, wo die Hss. es bieten, obgleich dafür
vielleicht a)g o^sig zu lesen und dieses an den Schluss von
V. 9 a zu setzen ist.
14) V, Sa- ov yaQ XrßpBraL öxvXa Jtaoa avÖQog övvarov.
Dies ist die überlieferte Lesart (JR, LC fehlen), s. o. S. 70.
Wenn H av^Qcojtog einschaltet, so hat diese Ergänzung des
fehlenden Subjects nur den Werth einer Vermuthung. Ungleich
näher liegt die Annahme, dass zwischen Xi]\pETat und oxvXa ein
Tig ausgefallen ist, vgl. LXX Jes. 49, 24: fi?] Xrjtperai zig Jtaga
yiyavTog oxvXa; Mt. 12, 29: r] jcwg ötvaral rig eiaeXd^elv elg
T^v olxtav Tov loyvQov xrX.
15) V, 10 a trotuaoai xoQTCcOfiaza Iv tQi^ficp Jtavrl ^ojvtl
Das überlieferte hzoifidoai ist namentlich im Hinblick auf
V. lOh sehr störend; ich habe kein Bedenken getragen, es durch
1) LXX haben anXotrjg 2. Kön. 15, 11 für -tt- und 1. Chr. 29, 17
für BP; aber für ^»^ sowohl als für dp standen dem Übersetzer andere
Ausdrücke zu Gebote.
Einleitung. 77
Txolfiaöag zu ersetzen, vgl. Ps. 64, 10 rjzolfiaoag rtjv rQog)r]v
avTwv.
16) V, 13 a Tj XQrjöroxrjq avd-QWJiov sv (pnöol xal rj
avQtov.
Aus ^GIAOI scheint früh <PGI/i2 (RLC) geworden zu sein,
und daraus entstand "^lA^ (H). Das ursprüngliche (fisiÖol hat
J wiederhergestellt. Das befremdliche ri avQiov ist aller Wahr-
scheinlichkeit nach auf einen Irrthuna des Übersetzers zurück-
zuführen, s. d. Anm. zu d. St.
17) V, 18 a rjvcpQavd-Yjöav ol g)oßov(/£voc xvqwv hv a-ya^olg.
Da J fehlt, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, ob y
7jvq)Qav^/joap (R) bot oder ev(pQav^r}Oav (LCH). Jedenfalls ist
mit Fritzsche avtpQavd^drjOav zu lesen, vgl. lY, 19 f., XII, 4. 6.
18) VI, 3 b £j^ öiaßdöH jtorafKDV xal öaXov d^aJMOOmv ov
jcTor/^/jösrac.
Statt des überlieferten ödkop (RLC) bietet H odXwv. Aber
mit dieser Änderung ist nicht geholfen; der Zusammenhang er-
fordert öaXo) (de Lagarde). Der Vermuthung von Ryle und
James, dass d^aXaoöcQV eine in den Text eingedrungene Glosse
zu odXmv sein möchte, kann ich nicht beitreten.
19) VIII, 3 Tcal eljta rfj xagöla fiov x-cX:
So kann der Übersetzer sich unmöglich ausgedrückt haben.
Ich lese mit Hilgenieid ev tJ xagöia fiov, vgl. z. B. Ps. 4, 5.
9, 27. Eccl. 2, 1.
20) IX, 4b rov Jtoiijoat öixacoövprjv xal äöixiav sv eQyoig
XeiQcov rjy,wv.
So lesen LCH, während in J und R das ev fehlt. Da die
Eintragung des Hebraismus durch einen Abschreiber (w) nicht
sehr wahrscheinlich ist, möchte man vermuthen, dass das Zu-
sammentreffen ^on J und R in der Auslassung ein zufälliges ist.
Andernfalls würde sv egyoig auch als Emendation zu accep-
tiren sein.
2i) IX, 6 ripc ;f()/^örti;(>^, o d-sog, sl fi^ xolg sjcixaXov^ue-
voig rov xvqiov;
xad^aglöu ev dfiagriatg xpvx^jv ev e^ofioXoyfjöet xrX.
„ 7 xac ZIVI dcprjöec dfiagrlag, ei firi rolg rmaQzqxoöLV,
Ötxalovg evXoyrjOeig, xal ovx ev^vveig jcegl wv
rjfiaQTOOav.
78 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
Für den Wechsel zwischen der 2. und 3. Person kann ich
den Übersetzer nicht verantwortlich machen. Das Versehen er-
klärt sich daraus, dass ;f()ryöT£^ö^ v. 6^ fälschlich als 3. Person
Fut. verstanden wurde, vgl. LC x(>^öT£i;ö£i, J x(>^öi//£i;ö£t. So
wurde v. 6h aus xad^aQtetg (vgl. XVII, 30) xad^agioet und v. 7a
o.<pr}öei. aus acprjösic, bis v. 7 b die 2. Person wieder in ihr Recht trat.
22) IX j 7 c xal ri xQr^öTOxrjQ oov Jtsgl afiaQtdvovrag ev
fisrafielda.
Das jtSQL ist wie es scheint aus v. 7b eingedrungen; nach
dem Sprachgebrauch des Übersetzers muss es im heissen, vgl.
z. B. V, 18 xal Tj xQTjöTOTriq oov sjcl 'lOQarjX xrX. Die Ver-
wechselung von sm und jtsgl ist häufig.
23) IX, 9 xal sß-ov ro ovofia oov ecp' 7]fiäg, xvqls,
xal ov xarajtavöec slg rov alcova.
So lasen allem Anscheine nach j und x; R bietet xaxa-
jtavoeig statt xarajtavösc elg, und H hat xarajravö^] emendirt.
Aber damit ist der Fehler nicht beseitigt: ov xarajtavoec ist
offenbar aus ovx ajtwörj verdorben, vgl. VII, S xal ovx ajKDöi].
Ps. 43, 24 firj ajtwö?^] elg reZog. 76, 8 fi^ dg rovg alcovag
ajKBöexai xvQiog.
24) X, 5^ ölxaiog xal oöiog o xvQiog rjfjöJv ev xQifiaöiv
avTOv xrX.
Der Fall ist dem unter Nr. 20 besprochenen ähnlich, nur
dass hier J allein das sv vertritt, während es in RLCH fehlt.
Dass der Übersetzer es geschrieben, wie schon Hilgenfeld ver-
muthete, lehrt die Vergleichung von XVII, 10 jziozog 6 xvQcog
ev jiaOL Totg xQlfiaöcv avrov.
25) X, 8 rov xvqlov t) ocoT7]Qia ejrl olxov logaijX elg ev-
(PQOÖVVTJV aicovLov.
Statt elg evcpQOövvrjv (JLC) hat R elöaxpgoövvyjv^ H £tc
ooKjpgoovvriv. Auch hier ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden,
ob wir es mit einer Emendation zu thun haben, oder mit richtiger
Überlieferung, s. o. S. 47.
26) XII, 2b mojieg ev Xam jtvg avajirov xaZXovTJv avrov.
Dass dies der überlieferte Text (y) ist, kann bei der Überein-
stimmung von RJLC nicht bezweifelt werden. Es fragt sicli
nur, ob die von H gebotene Lesart nicht etwa als Emendation
unseren Beifall verdient. H liest nämlich:
coöjceg ev aXco jtvg avdjcrov xaXdfi?]v avTov.
Einleitung. 79
Ich gestehe, dass ich mich hierbei, ira Hinblick auf Stellen wie
Joel 2, 5. Sach. 12, 6. Sap. 3, 7, lange beruhigt habe, obgleich
das abundirende avrov ^) stutzig machen musste. Aber auch der
Gedanke, dass ein Schreiber, welcher sich so oft irrte (s. o. S. 69 f.)
und eben noch ev jtoi?]ö8L öiaO'CQocpTJg statt ev jtoixcUa öTQoq)^c
gelesen hatte (y. 2 a), hier den ursprünglichen Text durch Con-
jectur hergestellt haben sollte, hat, reiflich erwogen, wenig Wahr-
scheinlichkeit. Es gilt daher zuzusehen, ob der überlieferte Text
sich etwa aus dem vorauszusetzenden hebräischen ableiten lässt,
oder, wenn das nicht der Fall sein sollte, ob für üas unmögliche
XaS sich vielleicht ein in den Zusammenhang passender Aus-
druck darbietet, neben dem auch das avrov in sein Recht tritt.
Mindestens ebenso geläufig wie das Bild von den brennen-
den Halmen ist den biblischen Schriftstellern das Bild vom Wald-
brande, vgl. z. B. Sach. 12, 6 cog öaXov jzvgog tv ^vXoig^ Jer.
21, 14. 27 (50), 32 avaxpm jcvq bv rm ÖQVfiw avrijg, Ez. 20, 47
(21, 3) löov tyco avanxco ev ool (sc. ev reo ögvfiS Nayeß) jcvq,
xal xarag)ayerai ev öol Jtäv §vXov xXwqov xai nav ^vXov
$.7]q6v, TcrX. Auch Jac. 3, 5 wird man vergleichen dürfen: iöov
j^Xlxov JtvQ TjXlxTjv vXrjv avdjtrei' xal tj yXwOöa jcvq xrX. Die
hiervon ausgehende Conjectur scheitert jedoch an dem über-
lieferten XaS, welches weder aus ÖQVfiw noch aus ^vXco noch
auch aus vX'^ verdorben sein kann. Aber wenn ev Xam Über-
setzung von ''iaä ist, so könnte man sich denken, dass im
Hebräischen statt dessen "jSfi stand. Dann hatten wir das gesuchte
Bild, und auch die öevöga evxpQOövvrjg in v. 3h, welche Geiger
durch jioXeig {^"M^ statt ^1'$) zu beseitigen suchte, fänden eine
befriedigende Erklärung. Zu xaXXovfjv wäre Joel 1, 19 zu ver-
gleichen: orc JCVQ avrjX(X)(jBV (v. 20 xaretpayev) ra coQala rijg
eQTj^ov.
Aber die vorausgesetzte Verwechselung von ^Ä^ mit '^15121
liegt doch nicht so nahe, dass wir auf den Versuch, ob der Fehler
vielleicht in dem überlieferten griechischen Texte stecken möchte,
verzichten dürften. Wie aus AAQ>, so könnte A i^ auch aus
JAA2 verdorben sein, vgl. Ez. 24, 9, wo B AAOh für AAAON
gelesen hat. Neben öaXm giebt freilich xaXXovrjv keinen Sinn.
1) Das Genus ist der Beziehung auf aXw nicht hinderlich, da bei
LXX a).(oq aucb als Masc. vorkommt, vgl. z. B. Deut. 16, 13 (B rov aA.),
Ruth 3, 2. 3. 6. 1. Kön. 19, 22. 23, 1.
$0 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
Wenn ich trotzdem daran festhalte, so geschieht es unter der
Voraussetzung, dass xakXovrjp auf einem Übersetzungsfehler
beruht. Entspricht in dem Vergleiche dem äv^Q siovrjQoq die
Fackel und der Zunge das Feuer, so erwartet man als Correlat
der Worte {ol koyoi) die Glut, welche das Feuer entfacht. Bot
an dieser Stelle der hebräische Text etwa in^n, so könnte daraus
durch ein Versehen ifTlian geworden sein, was der Übersetzer
durch xaXXovijv avrov wiedergab, wie LXX Jes. 2, 16 nilpn
durch xdXlog. Die Stelle müsste also lauten: woneg ev öaXq
jtvQ äpäoiTov To xav^ia avtov. Die Lesart von H wäre dann, wie
so viele andere, auf ein Versehen zurückzuführen. War einmal
AAS^ für das aus AAA52 verdorbene AAS2 gelesen, so lag die
Änderung des neben aXcp sinnlosen KAAAONHN m KAAAMHN
nahe genug. Ich wage aber auch an dieser Stelle den über-
lieferten Text nicht zu ändern.
27) XII, Z^ 7j jtagoixia avtov efiTcXrjoai olxovg ev yXcoOöi^
tpevöel,
Ryle und James ziehen rj jtagoixla avzov zum Vorher-
gehenden und übersetzen: 'even as fire in a threshing-fioor,
that burneth up the straw thereof, so is his sojouming among
mm. So wenig wahrscheinlich wie diese künstliche Deutung,
ist Hilgenfeld's Vermuthung, dass jtaQOiPta statt jtaQOixia zu
lesen sei: 'seine Trunkenheit ist, zu verbrennen Häuser mit
lügnerischer Zunge'. Näher liegt die Annahme, dass der Über-
setzer n^ü las, während i"liä^ gememt war: der Schrecken,
der von ihm ausgeht, besteht darin, dass er u. s. w. Dagegen
ist Hilgenfeld zuzustimmen, wenn er das matte enJtXTjöat durch
kfiJtQrjoat ersetzt.
28) XII, 3b exxo^pai öivÖQa ev(pQO<jvvi]g g)Xo'/i^ovörjg jta-
gavo^uovg,
c öv^x^at oLxovg jcagapofiovg ev jtoXe^cp ;(e/Xfö4J^
'ipid^VQOLg.
Wenn in v. 3 b RLC mit jiagavofiovg recht haben (J und H
bieten jiagavoftov), so ist vielleicht an diesem Satze nichts zu ändern,
da für fpXoyiC^ovöJjg der Übersetzer verantwortlich gemacht wer-
den könnte. Hilgenfeld conjicirte früher (pXoyl C^rjXovg jtagavofiov
und neuerdings nicht glücklicher (Berl. Philol. Wochenschrift.
Jhrg. 12. 1892, Col. 522) q)Xoyl Ceovo?] Jtaga vofiov. Ryle und
James schwankten zwischen dem jetzt durch RLC bestätigten
Einleitung. gl
(pXoyc^ovorjg jtagavofiovg und g)Xoyi^ov07jg (yXcGöOrjc) naQavo-
fiov, entschieden sich aber für den stärkeren Eingriff'. — An dem
jtaQavofiovg in v. 3^ hat Wellhausen mit Recht Anstoss ge-
nommen und jtaQavofZOog vermuthet. Man konnte auch an
jtagafiopovg denken. Wahrscheinlicher aber ist, dass dieses Wort
aus V. 3 h fälschlich hier wiederholt ist.
29) XIII, 5 eragccx^'i] 6 aoeßi^g öiä xa ütaQaüiTm^axa avrov,
fi7]jior6 öviiJiaQaXrjcpd'Xl f^sra rwv afiagratXmv.
Dass aosßrjg in v. 5^ unmöglich ist, lehrt v. 5b. Dies hat
Wellhausen richtig erkannt und svösßrjg vermuthet. Es fragt
sich nur, ob damit auch dem Wortlaute nach der ursprüngliche
Text wiederhergestellt ist. Wie oft auch in unseren Psalmen
von den Frommen und Gerechten die Rede ist, so braucht der
Übersetzer doch nie den Ausdruck EVö6ßj]g, so wenig wie daeßr/g
für die Gottlosen. Diese sind ihm dfzagrcDXol oder aöixoi, jene
öixaioi oder oölol. Vielleicht wurde durch einen ungeschickten
Emendator das ursprüngliche ölxatog (oder ooiog), welches im
Hinblick auf die jtaQajtrcofiaTct avrov fehlerhaft zu sein schien,
kurzer Hand durch döeßijg ersetzt.
30) XIII, 6b xal ovx axperat öixalov ovöhv ex jidprmv
TOVTWV.
So R, während x (J[LC]H) das ovöev an den Schluss setzt
(s. o. S. 50). Vielleicht fehlte hier, wie V, 3 (Nr. 14), in y das
Subject. Dann könnte das zur Ergänzung an den Rand gesetzte
ovöev von R und x an verschiedener Stelle in den Text gebracht
worden sein, welcher ursprünglich lautete: xal ovx dtpezal (xi)
öcxalov ex jtdvxcov xovxcov. Ich wage aber nicht zu ändern.
31) XIV, 2 b £2; vo^m co hvexeiXaxo fi^lv alg Ccdtjv i^fic5v.
Dass das co (LC) in y und x fehlte, ist oben S. 47 gezeigt
worden. Das Richtige vermutheten schon Ryle und James.
32) XV, 7b (pev^ovxai yag mg öicaxo^evov djco Xcfiov
djio oöicov.
So R, und dies wird auch in y gestanden haben. Denn das
erste ajto^ welches LCH auslassen, findet sich auch in J, und
öicoxofievov bezeugen ausser R auch LCH. Wir haben daher in
dem durch J allein vertretenen öicoxofispoc eine Emendation zu
erblicken. Aber mit dieser Emendation allein ist es nicht gethan ;
wenn auch das ajto (statt vjtb) nicht undenkbar ist, so kann
doch Xcfiov hier nicht ursprünglich sein, da Xifibg xal gofifpaia
Texte u. Untersuchungen XIII, 2. Q
82 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
xal d-avaxoq (v. 7 a) nicht wohl coq 6i(Dx6fi£VOt vno Xifiov fliehend
dargestellt sein können. Hilgenfeld vermuthete Xoifiov; aber seine
Übersetzung, 'wie wenn sie Pest verfolgt', setzt ausserdem öico-
xovToq für 6ca)X0fi£P0V voraus und lässt das überlieferte djto,
welches seine Hs. (V) ihm nicht darbot, unerklärt. i) Ryle und
James lehnen diese Conjectur ab, führen aber mit cog öiojxofievov
jtoXsfilov ('as an enemy that is pursued') einen unerträglichen
Gen. absol. ein. 2) Irre ich nicht, so ist hier ein Hebraismus die
Ursache der Varianten: «5^ 6t(Dx6fi£VOt jtoXsfiov (wie Verfolgte
des Krieges = wie vom Kriege Verfolgte). Kann öcoxofievov
statt ÖLOxo^ievoL in j Schreibfehler sein, so wäre weiter das un-
verstandene nOAGMOY in ^/ZOJ/^fOF-verwandelt worden.
33) XVI, 1 f. tv TW vvörd^ai ipvx^v f^ov djto xvqiov jtagd
fiLXQCv (oXlöd-TjOa EV xaTag)OQa vjtvov rq
fiaxgdv djto ß-sov jiag oXiyov £^£X"^^^ 'J tpvx^
fiov elq d-dvarov xxX.
Abgesehen von den Fehlern einzelner Hss. (s. zu d. St.), ist
dies der überlieferte Text, auch hinsichtlich der Interpunktion.
Eine auffallende Variante findet sich nur in J, nämlich rb fia-
XQOLV yepsöd^ai statt rw fiaxgdv: offenbar ein Versuch, und zwar
ein wenig gelungener, den fehlerhaften Text zu berichtigen. Nicht
viel glücklicher sind die neueren Emendations versuche. M. Schmidt
schlug £V TCO vagxäv vor, Fritzsche kv reo y,axQvvai ^£, Ryle
und James hv rS fiaxQav. Es bedarf aber nur einer sehr geringen
Änderung, um den Anstoss zu beseitigen, wenn, wie ich vermuthe,
YUNOFTSi aus YJlNOYTll entstanden ist. Mit der über-
lieferten Interpunktion und der Stich entheilung in J ist dann
freilich zu brechen. Hier liest man nämlich: Ev reo ...vjtvov.^
Tb (laxgdv yEvsod^ai djtb d^eov || Ilag oXiyov xxX. Gegenüber
der ungewöhnlichen Länge des ersten Stichos fällt die Kürze
des zweiten auf, zumal wenn man bedenkt, dass yevtod^ac von
J hinzugefügt ist. Wenn meine Vermuthung richtig ist, wird
man wie folgt abzutheilen haben:
1) In der Berliner Philol. Wochenschrift. Jhrg. 12. 1892, Col. 522
hat Hilgenf. die noch weniger überzeugende Änderung in Xyarov vor-
geschlagen.
2) W. G. Headlam (bei Ryle und James) hatte wg öiojxofisvoi vno
nokefxiov vorgeschlagen.
Einleitung. g3
iv tS vvöra^ai '^)vxt)v [zov ajto xvqIov Jtagä fiixQOP coXloB^rjöa,
ev xarafpoga vüivovvxmv [iaxgav djto d^eov'
jtag' oXiyov e^syv^rj r^ ipvyy] (iov slg d^dvarov,
Ovvsyyvg jtvXcov aöov fisra d^aQxcoXov.
34) XVI, 5 b xa\ ovx eXoylöO) fie fierd rcöv dfiaQrmXwv xrX.
Statt sXoyioo) fis (LCH) bietet R sXoyi^öatfiac, J hXoyrjöo^ai.
Danach scheint der durch den Itacismus verschuldete Fehler aus
y in X übergegangen und erst von w verbessert worden zu sein.
35) XVI, 8 xal firj d^tarrjodTco fia xdXXog yvvaixbq jtaga-
vofiovöTjg
xal jtavrbg vjtoxsifiarov dno dfiagvlag dvm-
g)6Xovg,
Ryle und James ändern jcavxog vjioxeifievov in ütav x6 ovy-
xelfievov. Man könnte sich an jtäv ro vjioxslfievov genügen
lassen, wenn nicht mit der Möglichkeit zu rechnen wäre, dass
der Übersetzer das Hebräische missverstanden hat. Hilgenfeld,
welcher früher vjtoxaiofievov vermuthete, will jetzt nach vjto-
xeifievov interpungiren, so dass an 'ein männliches subiacere'
(Päderastie) zu denken wäre (Berl. Philol. Wochenschrift 1892,
Col. 522). Aber diese Deutung verbietet sich schon dadurch,
dass djto dfiagrlag dv(XKpeXovg unmöglich mit dem Folgenden
verbunden werden kann.
36) XVI, 9 rd egya rcov x^f'Q^^'^ l^ovxarsvd-vvov hv xojtcp Oov
xal rd öiaßrif/ard fiov ev rfj iiV7]{.nj oov öia^v-
Xa§ov.
Die Angabe der englischen Herausgeber, dass M g)6ßcp statt
rljcm biete, ist irrig (s. o. S. 10 Anm. 1). Die einzige Variante
findet sich in J, nämlich tcöjto?, mit einem undeutlichen co
(statt o), welches fast wie ein a aussieht. Hilgenfeld vermuthete
zuerst g)6ßq), dann rvjccp, Ryle und James Xoycp oder Xoylo).
Für ^oßco spricht XVIII, 8 xatsvd-vvac dvöga ev egyoig öixaio-
ovvYjg (poßm ^eov, für Xoylcp Fs. 118, 133 rd öiaßii^axd fiov
xaxevd^vvov xaxd x6 Xoyiov oov; aber beide Conjecturen sind
graphisch nicht unbedenklich, und mit xvjicp vermag ich mich
vollends nicht zu befreunden. Wenn xcoütm (J) überliefert wäre,
läge es nahe an tot nvevuaxi [T^IINI) zu denken, vgl.Ps. 142, 10
TO Jtvsvfid oov xb dyiov 66rjy?jöet fie ev x(] evd^ela. Aber rojro?
ist zu gut bezeugt, als dass man m der Lesart der einen Hs.
etwas anderes als einen Schreibfehler erblicken dürfte. Denkbar
6*
84 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
wäre kv tqojico oov als Übersetzung von 7]^;^I03, vgl. 1. Sam.
25, 33 evXoyrjTog 6 zQOJtog oov. Ich wage aber nicht zu ändern
und bescheide mich auch hier mit einem non liquet.
37) XVI, 12a svöoxia de fieza iXagoxriroQ OttjqlOov ttjv
^pv/rjv fiov.
Fritzsche änderte Iv evöoxla, vielleicht richtig, da ev an
dieser Stelle leicht ausfallen konnte.^) Indessen ist svöoxla
ohne Iv nicht unerträglich , vgl. XVIII, 8 xarevd-vvaL avÖQa . . .
38) XVII, 3 a riy,elg de tXjtiov^sv enl rov d-eov owxrjQa rj^mv.
So R; J und H haben d^ebv top öcöt., L top d^eov rbv oatr.
Vielleicht ist der Artikel hier überhaupt zu streichen, s. o. S. 61.
39) XVII, 9 ovx sXetjosc avrovg 6 d-eog'
£^7]Qevvr/0£v TO OJteQfia avrcov xal ovx a^rjxsv
avTcop eva.
Über das in x zu Anfang des Verses aus v. 8b wiederholte
xarä rä €Qya avrcov s. o. S. 52 f. Das Futurum iXerjoei erklärt
sich aus v. 7 und 8: xaraßaXslg, agslg, ajioöcoöELg. Im Hinblick
auf V. 9h ist nicht zu bezweifeln, dass hier der Aorist i^Xtrjösv
stehen muss. Ob der Übersetzer so das Original richtig wieder-
gegeben hat, soll damit nicht entschieden werden. Für e^rjQSv-
vTjöev ist vielleicht e^rjQld-firjösv zu lesen, vgl. am Schluss avrcoi'
eva. Ich wage aber nicht zu ändern.
40) XVII, 13 £V aXXoTQiorrjTc 6 ex^Qog ejtoirjoev vjteQrj-
(pavlav.
So LH; R und J bieten ev vjteQTjtpavla (nach ständigem
Gebrauch ohne i subscr.). Eine noch auffallendere Dittographie
in RJ begegnete uns II, 25 (s. o. Nr. 7). Wie dort, so ist es
auch hier fraglich, ob das Zusammentreffen der beiden Hss. ein
zufälliges ist, oder ob schon in y und x der Fehler enthalten
war. Ahnliche Verbindungen mit jcoielv s. IX, 4. 5 (mit öixaio-
ovvt]\ XII, 5 (mit elQTjvrj).
41) XVII, 14 xal jtavra 6oa ejtolrjoev ev *IeQ0v0aXf]fi,
xaO^cog xal ra e^vf] ev xalg jioXeöi rotg d^eotg
avTcov.
1) Vgl. Sir. 9, 12 f^rj evöoxTia^q iv Evöoxia dasßöiv, wo das iv (B) von
kAC, und Sir. 41, 4 xal zl dnavaivy iv evöoxia iiplarov, wo es von w*
ausgelassen wird.
Einleitung. §5
Zu ooa werfen Ryle und James die Frage auf, ob es wohl
aus ooia verdorben sein möchte. Man könnte eher an a^sa
denken, da aus nANTAAQGA leicht UANTAOCA entstehen
konnte. Aber oöa wird gestützt durch II, 9 otl ovx ejcoirjos
jtäg avO^Q(Djtog sjt avzTJg ooa ejiolrjöav. Fraglicher ist, ob wir
in Tolq O^solg den ursprünglichen Text vor uns haben. Die Ge-
sammtheit dessen, was der avofiog in seinem Übermuthe in Jeru-
salem sich zu thun erlaubte, kann doch nicht wohl mit dem
verglichen worden sein, was die Heiden ihren Göttern zu thun
pflegen. Und was soll ev ralq Jz6?.eöL? Da avrSv nicht dabei
steht, muss man annehmen, dass das Folgende eine nähere Be-
stimmung zu jtoXeöL enthielt. Jerusalem, der Stadt Gottes (vgl.
Ps. 45, 5. 47, 2. 9. 86, 3), könnten die den Heidengöttern ge-
weihten Städte gegenübergestellt gewesen sein. Dann wäre Iv
ralg jtoXeöc xcov O^scqp (statt roig d^solg) avzcov zu lesen. Es
bietet sich jedoch noch eine andere Lösung dar. Statt rolg d^Bolg
(JLH) liest R xovg d-eovg. Das giebt keinen Sinn, aber es führt
uns vielleicht auf die Lesart der Vorlage (y), aus welcher die
Variante entstehen konnte. Meine Vermuthung ist, dass in y
£V Talg jioXeoi rov od^ivovg avxmv zu lesen war. Der Sinn
wäre dann, dass der avofiog in Jerusalem sich so betrug, wie die
Heiden in den von ihnen besiegten, ihrer Macht unterworfenen
Städten. Als Übersetzung von nillÄ brauchen LXX od-ivog Job
26, 14. Statt TOYC&eNOYC konnte leicht TOFCßGOYC
gelesen werden. Dies wird in y gestanden haben und von R
unverändert beibehalten worden sein, während x den sinnlosen
Accusativ durch den allenfalls erträglichen Dativ ersetzte.
42) XVII, 15 b ovx Tjv 6 JtotcDV ev avtolg hv fieöcp ^Ieqov-
(jaXrjfi sXeog xal dXrjd^stav.
So JLH; R liest 6 Jtoicov ev fieOco ev avtolg ev legovoa-
Xrjfi xtX. Man erwartet ovx rjv ev avrolg o Jtocc5v ev legov-
oaJirjfi. Die Fehler werden dadurch entstanden sein, dass in y
ev avrolg ausgefallen und statt dessen ev fieoq) aus y. Ib^ ein-
gedrungen war. So konnte das später an den Rand geschriebene
ev avrolg von R sowohl als von x an falscher Stelle eingesetzt
werden.
43) XVII, 21 löe, xvQie, xal avaOrrjOov avrolg rov ßaOiXea
avrcov, vlov Aavid,
gg V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
sig Tov xaiQOv ov elöeq ov^ 6 d-eo^^ xov ßaoiXsvoai
8jtl lOQttTJX Jtalöa öov.
Ob in V. 21^ y elösg (JL) oder töeg (R) bot, muss dahin-
gestellt bleiben. H hat dafür olösg und h (MP) olöag, wie Hilgen-
feld corrigirte. Zu letzterer Lesart vergleichen Ryle und James
Sach. 14, 7 ?) ^JfisQcc exeivr] yvcooxrj reo xvqIo). Aber mag man
diese Parallele auch gelten lassen (s. den Urtext), so könnte da-
durch olöag doch nur als Conjectur empfohlen werden. Es fragt
sich, ob die Überlieferung nicht auf etwas Anderes führt. Sehe
ich recht, so ist elösg aus slXov verdorben. War einmal das A
in GIAOF für A gelesen, so konnte aus GIAOYCY leicht
G/JGCCF entstehen. In der That wird der Psalmist nicht
sowohl die von Gott gesehene oder ihm bewusste, als vielmehr
die von ihm erwählte Zeit im Sinne gehabt haben, vgl. rov
ßaoiXsvoai xrX. Für nna brauchen LXX öfter algszlCeiv, aber
auch aiQslöd^ai, vgl. z. B. 2. Kön. 15, 15. Jer. 8, 3.
44) XVII, 22 xal vJtoC^möov avxov löxvv, rov d^gavöai dg-
Xovraq aöixovg,
xad^dgiCov %QovöaXr]ii djio ed-vwv xaxana-
TovvTcov 6V djKDXeia.
4
Dass für xad-dgioov v. 22 h xad-agloai zu lesen ist, hat Geiger
richtig gesehen. Die Neigung, nach dem vorhergehenden vjto-
^(ooov zu conformiren, hat in JL noch v. 23 nachgewirkt (egcööor
statt e§(DOat\ in J auch noch v. 24 (ovvrgirpov statt övvrgltpai).
Dass die Reinigung Jerusalems zu den Aufgaben des Messias
gehört, lehrt v. 30 c xal xad^agieZ %govoaXrjfi ev ayiaOfiS xrX,
45) XVII, 23 a Iv öog)ia, ev öixaioGvv^ e^woac dfiagrco-
Xovg xtX.
Für ev öixaioövvj] ist vielleicht öixacoövvTjg zu lesen, vgL
V. 29. XVIII, 7. Ich wage aber nicht zu ändern.
4^) XVll, 31 egxeöd^ai e&vrj an dxgov rrjg y?jg iöslv ttjv
öo^av avTOV,
(pigovxeg öcoga xovg e^rjod^evrjxoxag vlovg avxijg^
xal iöelv xrjv öo^av xvgiov ?}v eöo^aöev avxrjv
6 d^eog.
Für 9)e()0i^r£g'vermuthete Geiger (pegovxa^ während Hilgen-
feld g)egovxag änderte. Vielleicht ist v. 31^ egxeod^ac aus egxsö&e
(so JL) verdorben und v. 31^ iöelv aus löexe; ich wage auch
hier nicht zu ändern.
Einleitung. 87
47) Xyil, 33 c xal JcoXXolq ov övva^ei eXjttöag sig rifieQav
jcoXefiov.
Ich lese jtnXXolg (Xaolg). Nach ÜOAAOIC konnte AAOIC
leicht übersehen werden. Man suchte den Fehler bisher in
JtoXXolg, wofür Hilgenfeld ^ viXXoig oder jtaXxolg oder oJtXoig
vorschlug, während Ryle und James jtXoloig änderten. Hilgen-
feld ^ übersetzt: 'und zu Larnzen (jcaXrolg) wird er nicht Schilde
{aojiiöag für hXjtlöag) sammeln.
48) XVII, 34h xal hXei^öec Jiavxa rä s^vtj svcojciov avrov
ev g)6ß(p.
Nach M. Schmidt wäre eXerjöst aus sXsy^si verdorben; man
könnte auch an hXaöet denken. Ich ändere nicht, da vielleicht
eine Verwechselung von 'jn^* mit "jh^l vorliegt, vgl. Prov. 21, 26,
wo LXX ir)^ mit eXsa xal oIxtslqei wiedergeben. Dann hätte
Hilgenf.^ mit örrjösc den Sinn des Verfassers getroffen.
49) XVII, 35a jtara^si yäg yrjv reo Xoycp zov örofiarog
avTov dg alcova.
Für jtaza^si (LH) bieten RJ xavd^ei; der Fehler muss sich
also schon in y (und x) gefunden haben. Offenbar schwebte dem
Psalmisten Jes. 11, 4 vor: xa) MaraB^ei y^v xco X6ya> zov 6x6-
fiaxog avxov, und aus der Erinnerung an diese Stelle stammt
wohl auch die Emendation in w.
50) XVII, 43«- xa Qr^iaxa avxov JtejcvQcofieva vjieg XQ'^cif^ov
xb jtQmxov xlfiiov.
So R; JLH lesen xlf/iov x6 jtQcäxov. Allem Anschein nach
ist xlfiiop Glosse zu xo jtQwxov, von R dahinter, von x davor
in den Text gesetzt.*)
51) XVII, 44 fiaxagcoi ol ysvofispoi ev xalg ruiegaig hxelvacg,
iÖBlv xa ayad^ä hgariX ev övvayoyf] ^vXcov,
a noLTjöei 6 d-eog.
Statt a jtoii]Oet (H) bieten RJL jtot^öai\ es liegt also eine
Emendation vor, die w noch nicht hatte, deren Richtigkeit aber
durch XVIII, 6 (löetv xa dyad-a xvqIov a jtoii^csi ysvsa xfl
EQxoy^ivxi) bestätigt wird.
1) Wenn ich Ryle und James recht verstehe, so sehen sie xe 7tQ(5rov
als Glosse an; aber rifiiov bedurfte keiner Erläuterung, s. Ps. 18, 11.
Prov. 8, 19.
gg V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
52) XVII, 45 raxvvai 6 d^ebq B:!t\ ^löQarjX xb eXeoq üvtov,
Qvosrat Tjfiäg djtb axad-aQolaq hyßgcjv ßsßfjXcov.
Für Qvöerat (RJH) bietet L gvoai. Wenn man nicht mit
Fritzsche gvoacro lesen will, muss man sich entschliessen, ra-
Xvvai V. 45 a in raxwet zu ändern.
53) XVIII, 3 h xal ?] ayauiri oov hjcl öJitQfia ^Aßgaafi vlov
^lOQarjX.
Das fehlerhafte vtov findet sich in allen Hss.; es wurde schon
von Fabricius durch vlovg ersetzt.
Wenn der Text unserer Psalmen, wie er jetzt mit Hülfe der
beiden römischen und der Athos-Handschriften hergestellt werden
kann, gegenüber dem aus H gewonnenen als ein vielfach ver-
besserter gelten darf, so lehrt doch das vorstehende Verzeichniss,
dass die Überlieferung, mit welcher wir zu rechnen haben, an
Zuverlässigkeit viel zu wünschen übrig lässt. Überdies war der
Archetypus unserer Hss. (y) aller Wahrscheinlichkeit nach am
Schluss defect, s. zu Ps. XVllI. Allerdings ist ein nicht unerheb-
licher Theil der überlieferten Fehler bereits mit Glück verbessert
worden. Aber gar manches Räthsel harrt noch der Lösung, und
nur eine mit voller Beherrschung des Gegenstandes unternommene
Rückübersetzung ins Hebräische kann hier Hülfe bringen.
T'AAMOI 20A0MßNT02
Liste der Handschriften.
C: Codex Casanatensis 1908, s. o. S. 29 f.
H: Codex Hauniensis 6, s. o. S. 14.
J: Codex 555 des Klosters Iwiron, s. o. S. 28 f.
L: Codex des Laura-Klosters, ') s. o. S. 29.
M: Codex Mosquensis S. Synodi 147, s. o. S. 16.
P: Codex Parisinus Gr. 2991 A, s. o. S. 16.
R: Codex Vaticanus Gr. 336, s. o. S. 25 ff.
V: Codex Vindobonensis Theol. Gr. 11, s. o. S. 15.
Die Genealogie der Handschriften veranschaulicht das folgende
Schema:
Von den sieben mit kleinen Buchstaben bezeichneten Hss.
stellt z den Archetypus dar; y, x und w sind als Uncial-, v, u
und h als Minuskelhss. zu denken, s. o. S. 39 f.
1) Die Nummer, welche diese Hs. trägt, habe ich nicht in Erfahrung
zu bringen vermocht.
I
«PAAMOI 20A0MßNT02
1 'Eßorjöa JtQOQ xvQiov ev rcß d-Xlßeod^al fje elg reXog,
jüQog Tov d-eov ev z(p ejciS-iöd-ai afiaQvcolovg'
2 e^ccjtcva rjxovöd^rj XQavyrj jtoXsfiov 6P(6jtc6v fiov
(sljta'} ijtaxovösTal fiov, ort ejüXrjod'rjv dixaioövvijg.
3 eZoyioccfiijv ev xagöla fiov ort ejtXi^öd-rjv öixaioövvrjg,
ev rm evd-rjvrjöal fie xal jtoXXrjv yersöO^at ev Texvoig.
4 o jtXovrog avzcov öieöod-rj elg Jtaoav rrjv yrjv,
xal ri 66^a avrcov ecog iöx^TOV zrjg yrg.
Inscr. xpaXfjLol aoXoßcSwog L (-fi<5vog) H] om. RJ
*Ä («') in marg. LH] om. R, inscr. ipaX/iiog xm aaloficov: TiQWTog J
l TOV JLH] om. R 2 slna M. Schmidt] om. codd. 3 noXXrjv RL]
noXvv JH 4 öieöo^ri RJL] öiiX&oi H | avrwv sec] avrov L | zrjv yfjv]
add, xal rj So^a avräiv a(og eaxdzov trjv yrjv R, sed expunxit pr. m.
Zur Gesammtüberschrift s. das 1. Nicht für xvqlov v. la (Swete),
oben S. 47 f. Bemerkte. sondern für xov S^sov v. Ib hat R
Ps, I. Die Überschrift, welche de &e6v; s. o. S. 60. — J und L inter-
la Cerda dem ersten Ps. gab: ^aX- pungiren nicht nach xeloq, sondern
(jibg X(5 SaXofiiov a\ entstammt nicht erst nach ^eov.
seiner Quelle, denn V bietet, wie H 2. ibta' inaxovasxai fiov. M.
(und L), nur eine Gesammtüberschrift Schmidt vermuthete elna Äxovasxal
und bezeichnet den Ps. durch ein a [jlov^ s. o. S. 73.
am Rande als ersten. Zu der Über- 3, xal noXX^v yeveaS-ai, Ob-
schrift in J s. o. S. 47. gleich auch J noXvv bietet, ist an
Dass der Ps, in acht zweigliedrige der Richtigkeit des Femin. nicht zu
Strophen zerfällt, ist einleuchtend, zweifeln, da Jerusalem spricht; vgl.
J beginnt nur v. 2a, 3a, 4a und b, 5a, 11, 5, wo ein ähnlicher Fehler in alle
6a, 7a und 8b eine neue Zeile mit Hss. (bis auf M) eingedrungen ist.
grossem Anfangsbuchstaben. 4. Zu ötedo&ij s. o. S. 69.
92
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
5 vtp(60^7]Oav fc'cog T^v aoxQcov,
üüiav^ ov fiij jteöcoöiv
6 xal 6§,vßQtOav sp rolq aya&olq avrcov,
xal ovx rjvsyxav
7 al a^uaQTiai avrmv ev ajcoxQv^oiq,
xal eym ovx 7]öeiv'
8 al avofiiaL avrcov vJtsQ rä jiqo avrcjv Id^vrj,
eßeßrjlwöav ra ayia xvqlov kv ßsßtjXcoöBt.
TaXiiog rw 2aXcofio?p jtsQL '^hQOVöaXrjii.
1 Ev reo vjtSQr]^avevsö^ai rov afiagrcokov tv xqkd xare- i
ßa?.s Tsix^ oxvQa,
xal ovx excoXvöaq.
2 dvsßrjoav tjtl rb ^voiaorfjgiov oov Id^vi] aXXoTQia, 2
xarejiarovoap kv vjcoöi^fiaöiv avrcöv ev vjt£Qr](pavla-
3 dvO- cov oi vlo\ leQOVOaXijf/, £f/iavav ra dyta xvqlov, 3
ißsßrjXovöav ra öwga rov &eov tv dvofilaig.
5 sinov L | neacoatv RH] niacüai J, nkowai (jlsv L 7 xal iyw RJj
xayca LH
*B] Bo<i J Inscr. aaXwfjLujv R] aaXofiütv JLH
1 xatsßaXs LH] xaxeßaXXe RJ 2 xaTenaxolaav R] xaxEndxovv
rel. 3 Ol] om. J | ißeßrjXoiaav R] ißeßtjkovv rel.
5. L interpungirt nicht nach a-
axQiüv, sondern erst nach einov. —
EL710V statt einav bietet nur L, nicht
auch V<=o" und P (Cambr.). — Zu
nsamöL (jlsv (L) s. o. S. 78.
6. Das schwierige yjveyxav er-
klären Ryle u. James nach Jer. 20, 9
xal ov övva/uai (pegsiv, unter Ver-
gleichung von Hiob 31, 23. Jer. 2, 13.
10, 10. Joel 2, 11. Vielleicht ist an
eine Verwechselung von sran (hatten
keine Einsicht) mit "»"an {yjveyxav,
vgl. z. B. Num. 15, 25) zu denken.
7. Swete's Angabe, dass H hier
avofxicLL für aßäQxiai und v. 8 a/uag-
xiai (so de la Cerda) für dvo/uiai
biete, ist irrig.
Ps. II, In der Eintheilung des Ps.
bin ich H gefolgt, nur dass hier nicht
V. 19 und V. 26, sondern v. 18 und
V. 25 abgesetzt wird, s. 0. S. 20 f. R
hat V. 15b oxi II 'Ev xoig und v. 29c
xQaxaioq iv iayyi \\ Avxov.
1 f . J setzt erst v. 2b mit grossem
Anfangsbuchstaben ab. — Zu xaxi-
ßaXe V. 1 s. 0. S. 73.
Psalm 1, 5-8. II, 1—10. 93
4 4 8V6X6V TOVTcov 6LJt6V' ajtOQLtpaxe avra (iaxQav dji kfiov,
ovx evdoxöj £v avrolg.
5 5 t6 xaXXog T?jg öo^rjg avtr/g h^ovd^evcod^rj hvcojtiov rov
d-EOV,
7]rific^d^7] tcog elg teXog.
6 Q oc vlol xal al d-vyarsQsg hv alxf^ccXcoöia JcovrjQa,
Iv ög)Qayl6i o TQax^rjXog avxcjv, iv ejtioi^fiqy hv rolg
ed^VEÖLV.
7 7 Kaxa rag a^uagrlag avrcov ejioirjoev avrolg^
oTi hyxareXcjtsv avzovg aig x^^Q^? xariöxvovzcDv.
H 8 djteOTQeipev yccQ xb jiqoöcdjiov avxov djio hXeovg avxwv^
viov xal JtQSößvxTjv xal xixva avxmv stödjta^,
9 6x1 jtovrjgd hjtoiTjöav slödjia^, xov fi?} dxoveiv.
10 9 xal o ovQavbg eßagvO-v/iT^osv xal rj yij eßdeXv^axo avxovg,
11 oxc ovx hjtolrjos Jtag dp&-Qcojtog hjt* avxrjg 6oa enoirjOav.
12 10 xal yvcoöBxaL tj yrj xd xgifiaxd oov jidvxa xd ölxata, 6 ß-sog.
4 djtOQixpaxe R] änoQQiipaxe LH, aTtSQQlxpaze J | eiöoxd) iv Hilgen-
feld] evoöwxev RJL, evwöiüxsvH 5 «vr^g M] aiToi; RJLH j i^ovQ^tvüj&tj
RJL] i^ov^svi^^rjE | ewg] om. H 6 Oi et al JLHj om. R \ s&veaiv R]
sS-vsai rel. 7 iyxaTtksmev R 8 dnaaxQexpev RL] -xpe rel. | xo R]
om. JLH I ikiovg R] iXsov rel. | avxwv pr.] avxov J 9 Ißagvd^vfxriaEv JLJ
•oe RH] I oaof] o ex ov corr. R (ras.) 10 xa ölxaia udvxa J
4: f. J theilt ab: Ovx evoöwxev 0 XQuxrjXogxxL und aMchdieührigen
avxoTg x6 xdkXog x^g öo^rjg avxov: \\ Hss. (nicht nur R) ziehen iv o<pQa-
^E^ovd^sviü^ ivcimov xov S^sov. i^xi- yl6i zum Vorhergehenden.
^cti^w f cog f /g re'Aoc? : und so interpun- o ^i ' • j j • . .
. ' ' ' ... T-. ,\ ^^ ö. f/foi;? m der ed. prmc. stammt
giren auch die übrigen Hss , s. o.S.40. • , , y. allen Hss liest so
4. Zu ovpr evio>,a,ev avvotg so „^^ ^ ^ ^ g 3^ _ g^^^^ ^,^„,
S^ ^a. Die Angabe (Cambr.)dass H ^j^j^^ ^j^ ^^i^j^„ g^^ ^, « r
.va,rfa,«v (so auch M, nicht ...rf«,«v) ^; ^„„^ _ p;^ ^^ ^e, dass M Su
w avTOtc biete, ist irrig. Vgl. Ch.Graux > > , > » ^ i
.' , ' .,. ^ °^„„ ^^„ novTiga enoiriaav etaana^ auslasse
in der Revue critique 1877 p. 293. ,0 V \ • 4. • •
/M 1. ,1 .,, « /. (Swete), ist irrig.
Genau dieselbe Abkürzung für ev (m
svcjöcDxev) findet sich auch in V, von 10. Dass 6 &€6g an den Schluss
TJ keine Spur , geschweige denn von von v. 10 gehört, kann nach Wieder-
de la Cerda's eiwöcoösi svcDÖla. herstellung des ursprünglichen eaxrj-
5. Zu xijg öo^rjg avxT,g s. 0, oav in v. 11 keinem Zweifel unter-
S. 73 f. liegen. Übrigens interpungiren alle
6. Zu Ol und al s. 0. S. 59. — Hss., auch M und V nicht ausgenom-
J theilt ab: novrjQu iv OipQaylöi. || men (s. Swete), nach ^eog.
94 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
11 ^Eörrjoav rovg vlovc %QovoaXijfi slg efijtaiyfibv ccvrl
JtOQVmV tv avTTJ'
jtäg 6 jtagajtoQSvofievog siöejtoQsvsro xarevavrc 13
TOv r}Xlo.v.
12 kvsjcai^ov ralq dvo^iaig avrcov xad-ä sjtolovv avroL u
ajiivavTL rov rjXlov jcaQSÖsiyfiarioav döixiag avrcov.
13 xal d-vyareQsg IsQovoaXijfi ßeßrjXoi xard t6 xQtfid oov, J
dpd^* cov avTal ef/iala)öav avzdg kv (pvQficö dva^i^ecog. 15 ■
14 rriv xocXiav fiov xal xd anXdyx^^^ f^ov jcovdt km
Tovxoig.
15 ^Eym öixaiwöo) os, 6 d-sog, hv ev&vtrjrc xagölag, iü
oTi kv TOlg XQifiaolv oov rj öixaioovvrj oov, 6 d^sog.
16 ort ajttömxag xolg afiaQTwXolg xazä xd egya avxcQV 17
xal xaxd xdg aptagxiag avxcov xdg jtovTjgdg o^oöga.
17 apsxdXvxpag xdg d^uagxlag avxcov, iva (pavi] xc xgl^id oov, is
a^TjXscipag x6 fivrjfioovvov avxcov djto xrjg yrjg. 19
18 0 d-edg xgtxrjg ölxaiog, xal ov d-avfidoei Jtgoocojior.
11 äovtjoav RJL] yazTjasv H | efxneyfibv R | naganoQSVoixevoq JLH]
noQSvofisvog R 13 ^(iialwaav R] i/aiaivov rel. | avzag (sie) R] kavtdg
JLH 14 anXdxva J 15 XQtfiaaiv R] -oi rel. IG xal RJ] om. LH
17 e^riXixpaq R
11. Für noQVüiv [tcoqvcdv L, so 13. avzal accentuirte zuerst Hil-
Fritzsche) iv avxiq schlug de Lagarde genfeld; die Hss. (auch M) bieten
noQvwvoi avxri vor ; aber durch avxai (R avxai, L avzai). — Zu avzäg
eazTjaav wird diese Conjectur gegen- s. o. S. 57.
standslos. - Zu naQanoQSvöfi. s. 0. ^5^ j ^^^-^^ ^ y^y, ^^f derselben
S. 55. -In V. IIb ziehen auch die 2^^^ ^^ ^ ^5^ ^n.
Hss. xaxhavxL xov tjXIov zum Vor- \ v t-, , •
hergehenden. . ^^' ^« ^«^ ^?>'« ^^^^^ ^^' ^^^^^-
12. Nach dem ersten avxtöv inter-
cius, nach dejssenTextRyle dieCopen-
,. ^^ . , T^ -, hagener Hs. collationirt zu haben
pungiren die Hss gar nicht (R) oder ^^^^^^^ ^.^^^ -^ g ^g^^^^
nur leicht; J beginnt den neuen
Stichos mit 'ATiivavri. - xaU bietet 1^' «»'f^ß^^Vas bietet auch R,
auch M, nicht xaxu (Swete); dies ist ^^^^^ anexdkvipag (Swete), s. o. S. 12.
Hilgenfeld's Conjectur, s. o. S. 10. — 18. Das '0 zu Anfang des Verses
Für naQeöeiyfidxiaav schlug de La- fehlt in M durch Schuld des Mi-
garde na^sösiyjudxiasv vor. niators.
Psalm II, 11—24. 95
20 19 SlvelÖLOav yag ed^v?] %QovoaXr]fi ev xarajcarrjosi,
xaxeojtaöd^r] tb xaXXog avT?jg ajro d^Qovov öo^rjg.
21 20 jcsQis^wöaro oaxxov avrl evövfiarog evjzQSjtsiag,
öyoLviov JiBQi rrjv xscpaXrjv avrrjg dvvl orsfpavov.
22 21 jiBQLdXaro fiirgav öo^rjg rjv jcEQced^rjxev avr(] o ^eog'
23 6V arifila ro xaXXog avrijg^ ajteQQi(prj km rrjv yrjv,
24 22 Kai eycb slöov xal eöeyjO-rjv rov JtQoocQJtov xvqiov xaX
eijtov
Ixavooöov, xvQis, rov ßagyrsö^ai x^^Q^ öov enl ^kgov-
OaXrjfi ev knaycDyfi eO^vcöv
25 23 OTL £vsjcai§ap xal ovx £g)£LöavTO, ev ogyfj xal ß-v/id)
fierä firivlöecog'
26 xal övvTsXeod-rjöovrat, eav fi?) öv, xvQie^ ejnTifi?]G7jg
avrolg ev ogyij oov.
27 24 ort ovx ev ^rjXei ejcoirjöav^ aXX^ ev ejiiO^vfzla ipvx^g.
28 ex^eat xrjv OQyTJv avxmv eig rj^äg ev aQjcdy^axL
19 (vvelöiaav LH] (ovlörjoav R, oveiöioav J | iv xazccnati^aei RLH]
xazanax^aat J | xatsojcdad^i] ego] xaxeanaaev R, xaxbanaae JLH 21 negi-
siXaxo R] negielkexo rel. | (jltixqUv J j dnEQQLKpet R 22 xvqLov] add.
xov ^80 V J I xay(o elnov J | xvgie] om. J | x^^Q^ JLH] x^^g^'i ^ I X^^g^
oov xov ßagvv. J | ''hgovoaXriij] ltjI {'lagarjX) R | inaycDy^ RJL] anaywy^ H
23 fxtjvy'iascag H | inixi/ui^asig R | avxolq RH] avxovq JL 24 ^jjAft R]
t;^X(p JLH I aAA' RJ] aXXa LH | ^exysai RL, exxsccg J
19, Das Versehen der ed. princ, aavxo. — Zu x^^g^? <^ov und 'agccrjX
in welcher V. 19 1) vor v. 19 a gestellt in R s. o. S. 43. — iTiaywy^ (so
ist, hat sich bis in die neuesten Aus- auch MP) hatte bereits Hilgenfeld
gaben fortgeerjot. Die umgekehrte conjicii-t.
Reihenfolge findet sich nicht nur in 9^ T th *lf h- *F ' W " ^
MP (Ryle u. James), sondern, wie in ^'^ n ^ ,' ^7 1 \ )
OTT 1. • TT j T7 / 1 r> ^"' ^v(x(u (X. ixrivloeoio, xal ovvxs-
KJL, so auch in H und V (vgl. Beer i a ' n '17* ^ 1 j
V • ü 1 T v/^TTT^ T-11, Xso&Tjoovxai. Eav fitj xxX., und
bei Ryle u. James p. XCIII). Über , .. -it-Tj-,^
■3- J ■, , ^ .r^^. , . ebenso mterpungirt auch R nicht
die Verdoppelung von v. 19d bei 1 > ^ . 1
o i. o -.n r7 ' n ^^<^" fXTjvtaecog, sondern erst nach
Swete 8. o. S. 12. — Zu xaxsanaoB-n 1 a' /i,- . tn
o ^ ' ovvxeMad-TiaovTai (hier auch L). —
ovvxeXea^aovxai wird mit Ryle
20.,(jxofv/ov hat richtig auch M, u^a James auf ein missverstandenes
nicht oxiviov (Swete). ^'„,t zurückzuführen sein; Fritzsche
22. J theilt ab: Kai iyü)...xvgiov änderte avvxeXEad-Tjoö/LteS^a, Hilgenf.
xov ^eov.\\ Kdya> elnov Ixdvcoaov ov avvxEXead^r/aovxai. — Für enai^av
xxX. R interpungirt nach IrjX (s. 0.) statt ivenai^av ist Fabricius ver-
und dann erst wieder nach itpsl- antwortlich, nicht H (Cambr.).
96
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
25 117] X(>oWö?/r, o ^f oc, Tov anoöovvai avrotg elq x£q)aXdg,
Tov eljiBlv rriv vjtegrjipaviav tov ÖQaxovrog ev drifila. 29
2G Kai ovx exQovcöa ecog eöet^iv fioc 6 d-eog t7]v vßQiv avTov, 30
ExxexsvTTjfievov ejtl rcov ogecov Alyvjtrov,
vJtsQ sXdxiOTOv e^ovösvcofiBVOv ejtlyrjg xal d-aXdöOrjg'
27 t6 öwfiaavTOv 6iaq)SQ6fiEV0V ejtlxvfidrwp svvßQ6CJto/,X(], 31
xal ovx tjv o d^djiTCov^
ort, e^ovd^evwoev avxov ev drifila. 32
28 Ovx eXoyiöaro ort avO-Qcojtog iöriv,
xal To vöxsQov ovx iXoyloaro.
29 djcev syco xvQtog yrjg xal d^aXdoorjg eöofiai, ss
xal ovx ijtiyvfo ort o d^ebg [iiyag,
xQaracog Iv löxvi avxov xrj fieyaZ^;].
25 jbiT] JLH] xal /u^ R | x^ov^atjg R | dzifxla LH] ahiafila R, ätifxia
/uiä J 26 ixQOvrjija R | ewg ov J | eösi^ev RL] -^e rel. | iXdxtotov Geiger]
eXa/lazov codd. 27 öiacpeQOßevov RJL] öiecpd-agfihov H | 0 ^dnxwv]
ine. C I i^ov^hmaev R] i^ovöevioaev JLCH 28 iativ RJL] iaxc CH
29 fZ^rf V RJH] eItislv L (C latet) | x^araiog] praem. xal vel. xg C | laxvsi R
u. James auf Dio Cassius (XLII, 5),
25* Zu /uj} (ohne xal) s. o. S. 53.
— SLTisZv erklärt sich aus einem Miss-
verständniss des Übersetzers, sei es
dass er iziV» (Geiger) oder, was wahr-
scheinlicher, -!ös^ (statt "^"""oT^h, Wellh.
S. 133) vor Augen hatte, vgl. Ryle u.
James zur Stelle. Fabricius rieth auf
LÖSLV, Hilgenf.i auf ei'xeiv, Hilgenf.2
auf TQ67i€tv. — Zu dzifiia (vgl. v.
21. 27. 31) s. o. S. 74. — Zu v. 251)
hat L die folgende Randbemerkung:
ögdxovza Xsyei zov dnoaxdzriv öid-
ßoXov. noXXaxov yccQ rj ^ela yQa(prj
ögdxovza zovzov inovofxdt^ei, öid zo
anXi](jzov zfjg V7t€ QTjcpavlag. vnsQtjipa-
vor yccQ 0 ögdxcov xal hafxov zo nd-
&og r^? vnfQtjipaviag cog TiQoelno/jiFv.
26. Statt ^^('onaa ist vielleicht
iifQÖvzioa zu lesen, s. o. S. 74. —
b^xfxsvzTjfASVov mit Hilgenf.i und
Fritzsche in ixxexevzrj/iiivijv und i^ov-
devcü/nsvov mit Carriere in e^ovöevcD-
fxtVTjv zu ändern, liegt kein Grund
vor. — Zu 0Qtü)v verweisen Ryle
welcher den Pomp ejus ngog Z(5
Kaooia) ogei seinen Untergang finden
lässt. Hilgenf.2 wollte oqIwv ändern.
— Zu vTiSQ iXdxiozov s. o. S. 74. —
NachdaA«(7a7ycinterpungiren alleHss.
27. J theilt ab : To aw/xa . . . iv
vßQBi noXXr] (sie) xal ovx tjv b Q^dn-
za/v. II "Ozi xzX. R interpungirt nach
d-dmcDV nicht. — Statt 6ia(peQ6fx6vov
hat noch Swete das fehlerhafte öiecp-
d-aQfjL€vov, 8. 0, S. 12. — Zu i^ov-
&€Vü)aev s. 0. S. 58.
28. C hat den das Ende eines
Stichos bezeichnenden Doppelpunkt
nicht nach iXoyioazo, sondern erst
nach eineXv (s. 0.) v. 29a'.
29. J schliesst v. 29 c auf der-
selben Zeile an v. 29 1> an, aber C hat
V. 29 b nach /usyag den Doppelpunkt
und auch RL (nicht V) interpungiren
hier. — Das in C vor xguzaiog
stehende Wort (c. 2— 3 Buchstaben) ist
unleserlich; in M findet sich an der-
Psalm II, 25-37. 97
34 30 avTog ßaoiXsvg km rcov ovQavcov
xal XQivcov ßaoiXelg xal aQ^ag'
35 31 o dviOTCQV tfis Big öo^av
xal xoifil^atv vjtEQ7]cpdvovg eig ajtooXetav alojpog ev avi/ila^
oxi ovx eyvcooav avrov.
3ü 32 Kai vvv lÖers, ol fieyLöräveg r^c ///<;, t6 xQtfiarov xvqlov,
ort (leyag ßaOLlsvg xal öixaiog, xqiv(dv rrjvvjt ovgavov.
37 33 evXoyelTS rov d-sov, ol (poßovfi£Voc rov xvqlov ev ejii-
OTi To tXeog xvqlov km rovg (poßovftevovg avrov fierd
x^ifiarog'
38 34 rov öcaorslXai dvd ^iöov ÖLxalov xal auagroyXov,
djcoöovvaLdfiaQrmXolgsigrov aicjvaxardTaeQyaavrwv
39 35 xal kXefjöaL dixaiov ajto rajcetvcooecog afiaQrcoXov,
xal djtodovvai a^aQrcoXcp avü- cov kjtOLrjötv ÖLxaiq).
40 36 ort XQ7]OTog o xvQiog rolg kjütxaXovf/tvoig avzov Iv
VJlOflOVTJ,
jtocijoai xard ro sXeog avrov rolg oöioig avrov,
jtaQsördvaL 6id Jiavrog Ivcojtiov avrov ev Iöxvl.
41 37 evXoyrjrbg xvgtog eig rov aimva evcojtiov öovXmv avrov.
31 6 RLC] om. JH | ktküäiuv R | alwvoq R] alioviov JLCH j avrov
avziov L 32 rov R] om. JLCH | xqlvov J 33 87iLazi/j,i] R | xvqlov
RJCnagH] avzov LCtxt 34 üvafzeacov R 35 af/.aQTa)?.ov] add. dno-
doi'vai a^aQXioXolq eig rov aicöva xaxa xa iqya avxwv (v. 34) J | hcoiri-
OBv RL] -08 rel. 3ii baioiq RJLC] (xsx^ H | naQaaxuvai J | laxvei RJ
selben Stelle ein durchgestrichenes «Vfdrtyvin v. 31a auf ;tfO/(a/^ö>i' führen.
xul. — Zu anwXeiav aldivoq s. 0. S. 55.
31, J theilt ab: dviaxoiv (das *^0 32. Zu xov xvqlov s. 0. S. 60 f.
fehlt zu Anfang der Zeile durch 33. R interpungirt noch avxov
Schuld des Miniators) e^ue flq öo^av und verbindet fxtxa xQifxaxoq mit
xal xoLfjLit^wv v7ieQr](pdvovq-\- \\ Elq xov ÖLUOxeÜML v. 34.
aTHoleiav alwvLOV ev dxL/xla, oxl 36. Statt Tro^^traf bieten die Hss.,
ovx XX?.. Auch R interpungirt nach mit Ausnahme von C und M (wo
vneQr](pdvovq('). C hat den Doppel- noL/^aaL aus 7ioi?}oai corrigirt zu sein
punkt nach vneQ7}<fdvovq und wie scheint), tto^ T/acc^ und so lesen Hilgen-
es scheint nach dxifjLUc, während L feld und Fritzsche.
hier und dort nur leicht interpungirt. 37. evLouLOv öovXwv avxov. Ryle
— xoifjiLi^wv. Wenn statt dessen xo- u. James geben mit Berufung auf
fjLLt,wv (so Fritzsche und nach ihm (A und) P xäJv öovXüjv; aber auch
Pick) überliefert wäre, so müsste das P hat öovXiov ohne Artikel.
Texte u. Untersuchungen XIII, 2. 7
98
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
WaXfiog Tcp 2aXcoy.cov jtBQi öixaiwv.
1 ^7va tI vjtvolq^ V^'^XVi ^^'' ^^^ evXoyslg rbv 7cvqiov\
vfivov xaivov ipdXars reo d^sw reo alverm.
2 tpaXXs xal yQTjyoQrjoov isn rrjP yQTjyoQTjöiv avrov,
Ott ayad^bg ipaXftog tc5 ^£o3 gg dyad^ijg xagöiag.
3 dlxaiot fivTj^ovevovöiv öcd ütavrbg rov xvqlov,
SV e^OfioXoyrjöec xal Sixaiwosi rd xQliiara xvglov.
4 ovx oXiycoQTjöec ölxaiog jcaiöevofisvog vnb xvgiov,
ri svdoxia avrov dtd jtavxog svavri xvgiov.
5 Ilgöosxoipsp 6 Ölxaiog, xal eÖcxaicoöev rbv xvgiov
sjteosv, xal dstoßXinei ri jtoiriösi avrS 6 ^eog,
djtoöxojcsvsi od-sv rjB^ei omrrjgla avrov.
T (/) in marg. RLC, 7^°« J] om. H | Inscr. aaXwfiütv R] aalo/zwv JLCH
1 ovx evloyeiQ ex ov XoyeTg corr. R | xaivov JH] xal aivov RLC |
\pd)iat8 JLCH] ipakXsTS R 2 xpdXXs xal] ipdXai J | d^ew] xvqio) J] dyad-l^q
RJ] oXriq LGH 3 fxvrjfxovsvovaiv R] -ot rel. [ xvgiov sec. JLCH] zov
xvgiov R 4 oXiyoQ^asL R | xvgiov pr. JLCH] xov xvgiov R | evavxi R] ^v-
avxiov JLCH«""' 5 iöixaicaaev R] -os rel. | eneaev RL] -ae rel. | rj gcd-
XTigia J I avzov JLC'^^^H] avx(JJ RC*
Ps. III, Die auch von Beer
(bei Ryle u. James) nicht berichtigte
Angabe Hilgenfeld's, dass die Über-
schrift in V fehle, ist irrig; es fehlt
nur das F, statt dessen von späterer
Hand ^ an den Rand geschrieben
wurde.
Die Eintheilung des Ps. in drei
Abschnitte ist der Copenhagener Hs.
entnommen, s. o. S. 21. R hat v. 9b
zu Anfang der Seite Trjv ^/nsgav.
1, Zu xaivbv vgl. XV, 3, wo nur H
das ai repetirt, — Zu ipakats s. o. S. 58.
2, i^ dyaS^TJg xagöiag. Die Les-
art oXyjq (w) erklärt sich aus Deut.
6, 5 (Mc. 12, 30. Lc. 10, 27).
3, Auch die Hss. interpungiren
V. 3* nach xvgiov und verbinden
V. 3 b SV e^ofxoXoyjJGei xal 6ixai(oo€i.
Ryle u. James ziehen iv i^ofxoXoy^aei
zum Vorhergehenden und ändern di-
xatovaiv iv alvsasi, s. o. S. 74. —
Zu rd xgi(x. xvgiov s. o. S. 60 f.
4, Zu vnb xvgiov s. o. S. 60 f., zu
svavTi S. 56. Ob H zuerst ivwTCiov
wollte (Swete), muss dahingestellt
bleiben. Zu erkennen ist nur, dass
das a in ivä \\ xiov in Rasur (auch
darüber) steht; am x zu Anfang der
folgenden Zeile ist nicht corrigirt.
6, J schliesst v. 5 » auf derselben
Zeile, aber mit grossem Anfangs-
buchstaben, an V. 4 b an. — Das
avx(t> nach awxrjgia beruht in C* auf
einem Versehen, da die Vorlage (vgl.
L) gewiss avxov hatte; aber auch
Psalm III, 1—10.
99
10
6 dXrjd-eia rwv ötxalwv ytaQcc {^sov öa)rrJQog avrc5v,
ovx avXl^srai ev olxco rov öixaiov afiagrla 6(p äfiagtlap'
7 sjtiöxsjtTsrai 6iä Jtavtog rov oixov avrov o öixaiog,
rov e^ägat aöixlav ev jcaQajttcofiarc avrov.
8 e^iXdoaro Jtegl dyvolag ev vrjöxeia xal rajceivcooei xpvx^jg
avrov,
xal 6 xvQiog xa&agi^ei xdvra avöga oöiov xal rov
oixov avrov.
11 9 ÜQOOexoxpev dftagrcoXog, xal xaragärai Corjv avrov,
rrjv rifiegav yeveöea)g avrov xal ojölvag firjrgog.
12 10 ^QOöe&Tjxsv d^agrlag e(p^ df/aoriag rf] ^o)f] avrov'
13 ejteöev, ort jcovtjqov rb Jtrcofia avrov, xal ovx dva-
orrjoerai.
6 dXri^La R | xov JLCH] om. R 8 xpvxnQ ego] V^v^riv codd. | ctvxov
pr. JLCH] om. R | navza] näv R | oaiov RJH] d^Hov LC 9 6 afiag-
xcoXoq J I xriv ^wr/v J 10 n^oos^rjxsv RJL (C latet)] nQoae^rjxav H |
afxaQtiaq JH] äfiaQzlcctq RLC | nrdifxa] ansQ/iia J
dem Zeugniss von R ist hier nicht zu
trauen, danach aattT^gia (ohne Artikel)
eher ccvtä) vermuthet werden konnte
als avTOv, vgl. Ps. 120, 1 no&sv tj^ei
6. d^eov hat richtig auch M, nicht
^ebv (Cambr.). — Zu xov öixaiov
s. 0. S. 59 f.
7 f. Ryle u. James interpungiren
V. 7^ nach döixiav, ziehen iv na-
Qanxcifiaxi avxov zum Folgenden
und stellen das xal v. 8 a vor iv
VTjaxsia:^ s. o. S. 75.
8, J theilt ab: ^E^iXuaaxo nsQl
dyvolaq iv vrjoxsla \\ Kai xa nei-
Vüiasi (sie) xpvxtjy avxov xal 6 xvQioq
xaO-aQi^si : || Ildvxa avÖQa xxX.
Ebenso theilen R (•), L (.) und C (:),
nur dass L und C auch nach avxov
V. 8» (leicht) interpungiren. Nach
vrjaxeia interpungirt auch V, aber
nicht nach xa9^aQit,€i. — Zu ipv/rjg
s. o. S. 75; rpvx^v bietet auch V,
nicht XT]V ipvxriv (Ryle u. James). —
Zu avxov pr. s. o. S. 52.
9. R interpungirt nach avxov 9 b.
— fxriXQoq war in der ed. princ. aus-
gefallen; es fehlt aber auch in V
nicht (Cambr., Beer schweigt).
10, TiQoatd^Tjxev. de la Cerda's
Emendation wird jetzt durch RJL
bestätigt; die von H abhängigen Hss.
haben alle (auch M) nQoaed^rjxav. —
Zu ccfjtagxlaq s<p* afiaQxiaq vgl. v. 0
ctfiaQxia i(p afJiaQxiav, Jes. 30, 1
ngoad-uvai afiapxiaq e<p' ccfiaQxlaq.
Bei Jes. findet sich, wie an unserer
Stelle, zum zweiten ccfiagxlaq (B) die
Variante afxaQxiaiq (sAQJ^.
10 f. J theilt ab: ^'Eneoev oxt no-
vtiQOv x6 anegfxa (sie) avxov \\ Kai
ovx dvaax-^aexai rj dnwXeia xx)..
Die gleiche Abtheilung setzen die
übrigen Hss. voraus, indem sie nach
avxov interpungiren (C:) und xal ovx
dvaoxriasxai mit dem Folgenden ver-
binden.
100
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
11 ?J ajt€62.€ia xov af/aQzcoXov eiq zov alcöva,
xal ov (ivrjöd-i^öSTaL orav ejtioxejtTrjxaL öixalovg. u
12 avTTj ri fieglg rcov a^agrcolcov uq rbv aicova' 15
oi ÖS g)oßovfjsvoi rbv xvgiov dvaOT7]öovTai slg C,(X)?)v 16
aicovLoy,
xal 'q ^CQ?) aixmv ev (pcoxl xvgiov xal ovx exXsLJpeL sxi.
JiaXoyri xov 2aXconcbv xolq dpß-gcojtagiOxoig.
1 'Ipa XL öv, ßeßrjXe, xd&rjOai ev övveöglw oolcov, 1
xal 7] xagöla öov fiaxgdv dtjpeoxr/xev djto xov xvgiov,
av jtagavofiiaig jiagogylC(ov xov d-eov 'lögarjX\
2 negiooog Iv Xbyoig, jtegtöoog ev orjfisiojoei vjtsg Jtdvxag, 2
o öxXrjgbg ev Xoyoig, xaxaxglvai af^agxcoXovg sv
xgloet'
11 ov JLCH] ov ßTj R \ enLOxi-Tirezai J 12 ^ pr. R] om. JLCH \
xov RJ] om. LCH | xal sec. JLCH] om. R | ixXslxpr] R
*J (d') in marg. RJLC] P H | Inscr. diaXoy^ zov RJLC] ipaXfj.bg ra'
H 1 aaXwfidiv R] aaXoßwv JLCH \ dvd^QcoTiaQsaxoig] add. xsiaQioq J
1 ßeßrjXe xäd^rjo. R] xdQ-TjO. ßißrjXe JLCH | xdd^rjoe L | baicjv J] balü)
RLC, om. H 2 0] om. J | xaxaxQivai RJ] xaxaxQivei LC, xaxa-
XQLVIOV H
11, Zu ov fxrj fxvrjoS-Tjoexai [R]
s. 0. S. 53.
12. Zu ccvxrj ?] fiSQtg xxX. vgl.
Hiob 20, 29. 27, 13 avxri rj fxsQlg
dvd-QüjTcov doeßovq Ttagd xvgiov.
Wie hier nach avxri , ist XIIl, 6 nach
öfivri in x das ^ ausgefallen, s. 0.
S. 60. — V. 12 c theilt J ab: Kai
Tj t,wrj avxüiv, iv <pioxL xvQiov-\- [K]aL
ovx tx).eixpei an (das eingeklammerte
K fehlt durch Schuld des Miniators).
Nicht so die übri<jren Kss. — Zu dem
xal vor ovx ix?., s. 0. S. 52.
Fs, IV, Die Angabe, dass der
Psalm in V und P als vierter [6')
gezählt werde iRyle u. James), ist
ebenso irrig wifi-^die
in der Überschrift xoig dvd^QcünaQsa-
xoig auslasse (Cambr.). — Das 6ia).oyr]
der Überschrift findet sich bei LXX
nur Ps. 103, 34 Tjövvdsir] ahw 7} 6ia-
Xoytj (XOV.
H theilt den Ps. nicht eben glück-
lich in sieben Abschnitte: v. 1 — 3,
4. 5, 6— loa 10b— 12, 13—18, 19—22,
23—25, s. 0. S. 21. In R begegnet
uns v. 8 in Kai eine vereinzelte Ini-
tiale.
1, Zu ooicüv s. o. S. 75.
2. Das/0 zu Anfang der Zeile
fehlt in J durch Schuld des Miniators,
welcher vor Gx).riQog ein grosses 'S
gesetzt hat. Nach ndvxag inter-
t auch R.
Psalm III, 11. 12. IV, 1-9. 101
3 3 xal rj x^f^Q cc'^t^ov ev JtQCOTOtg 6jt avrov cog tv C,7]Xei^
xal avTog Ivo^og ev jtoixiXla afiaQTicov xal ev dxQa-
ölaig.
4 4: Ol (xpd^aXuol avTOV tüil Jtaoav yvvalxa avsv diaöToZrjg,
Tj yXwöOa avTOv ipsvö'^g av ovvaXXajf/ari. fieO-^ oqxov,
5 5 £1^ vvxzl xal SV ajtoxgxxpoig aiiaQxavu cog ovx OQmfievog,
ev o(pd'aXfiolg avrov XaXsl jtaOT;] yvvaixl ev ovvrayfj
xaxiag '
6 raxvg slooöcp elg jcäoav olx'iav ev lXaQ6T7]Ti mg axaxog,
7 6 ^E^aQai o d^eog xovg ev vjtQXQlöei L^mvxag fjerä oölcov.
ev (pd^OQo. oagxog avrov xal jtevia ri]v C^mrjv avrov.
8 7 dvaxaXvipai 6 d-eog ra egya avd^Qcojtcov dvd^QwjiaQeöxmv^
ev xarayeXorc xal (ivxrrjQiO(i<x> rd egya avrov.
9 8 xal Sixaimoaioav oöiol ro xQtfia rov d^eov avrmv^
SV reo s^aigeöB^aL afiagrcoXovg ajto JtgoOconov öixalov,
10 dvd-gojjtdgeöxov XaXovvra vo^iov ^lera öoXov.
11 9 xal OL 6q)d^aX^ol avrcov ejt' oixov dvögog ev evora^ela,
wg o<pig öiaXvöat öog)iav aXXrjXmv ev ).byoig jtagavoiimv.
3 ^jjAa R] ?»?Aa' JLCH | a/naQziwv JLCH] afxaQxtülwv R | xal tert.]
om. R 4 avzov sec. JLCH] om. R 5 oi;/] oy^ R | oixeXav iXagoxi
(haaxxog R 8 öixaiojaaiaav RJ] dixaictjoaiav C, öixaiwq ehv L, öixaiw-
aaisv H | ogiol RLC] oc oaioi JH | rov ötxalov J | vofiov fiEzcc öokov
JLCH] (jLovov juezu öovlov R 9 avxüiv] avrov J | iii' o'ixov RJLC] kv
oi'xü) H I svoza&sla LCH] evaza^ia RJ
3. Zu in^ avzbv vergleichen Ryle LXX (16, 4) otküq dv firi Xalijoy zo
u. James Deut. 13, 9. Die Angabe azöfxa ixov. — Zu (xovov fjisza öoXov
(Cambr.), dass M dafür tV ai'ziov bei Swete s. o. S. 12.
biete, ist irrig; so conjicirte Hilgen- 9, evGza&la: (wie RJ) hat nicht
feld, s. 0. S. 10. — Zu dem xal vor nur P (Cambr.), sondern auch M. —
iv dxQaa. s. o. S. 52. Statt öiaXvoai (so LC?) accentuiren
8. XaXovvza. Man könnte 6ia- RJV (auch MP) öiaXvara. — Statt
?.vovza vermuthen, vgl. v. 9 öialvaai dlXriXmv liest Hilgenf.2 dyyÜMV, Ryle
aocpiav, oder auch dXXoiovvza, vgl. u. James XaXdiv, s. o. S. 75 f. Viel-
Dan. 7, 25 xal TiQOüde^ezai aXloLÖi- leicht ist Xaäiv zu lesen, als Über-
aai xaiQovq xal v6(jlov Wahrschein- Setzung eines aus ä""«n verdorbenen
lieber aber ist, dass der Übersetzer c^s?, vgl. die S. 76 zu Sach. 10, 9
-129 {nagaßatvo}) mit "^rt verwech- angeführte Variente aX?.rj?.oiG statt
selte, vgl. Ps. 17, 3 *£— '^v^-Va •P'st; Xaoia.
1Q2 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
10 oi Xoyoi avTOv jcaQaXoyiOfiol elg jtQa^Lv ejn^vfilag 12
döixov,
ovx ajiBOTTj tGjq svlxrjoev, öxoQJtlöai coq bv oQq)avla' 13
11 xai ^Q7jficoaev olxov evexep ejcid^filag jtaQavofiov,
jtaQsZoyiöaro ev Xoyoig, ort ovx eötlv oqcov xai u
xQlva)p'
12 BJtXrjöd^ri BV jtagavofii^ ev zavri;], 15
xai Ol og)&aXfiol avrov BJt olxov btbqov,
oXBd^QBvoai BV Xoyoig ävajtTBQfDöBcog.
13 ovx BfimTiXaraL ri rpvx^ avzoVf wg aörjg, ev Jtäöi rov-
Toig.
14 rivoiTO, xvQiB, Tj fiBQig avrov bv drifila ejtcojtiov Oov, le
?) B^oöog avrov bv orBvayfiolg xai rj Biöoöog avrov
BV dga'
15 BV oövvaig xai jiBvla xai anogia tj C,o}^ avrov, xvqib' n
o vjtvog avrov bv Xvjtacg xai t) B^ByBQOig avrov
BV ajtOQiaig.
16 d<paiQB&Blr] vjtvog djto xgorcKpoov avrov bv vvxri, 18
djtojtBOot ajib navrog Bgyov x^f^g^ov avrov bv drif/la.
10 ddixov JLCH] döUo)v R ] ansarri RJLC] dviozTj H | ivUrjaev RL]
-as rel. 11 olxov RJLC] om. H 12 oXe&QSvaai R] oXoO^Qevaai
JLH (C latet) 13 (hq (add. 6 J) aörjq RJLC] om. H 15 nevia {nsvia)
RJLC] iv nevia H | xai sec. JLCH] om. R | Xvnaic RJLC] oöivaiq H |
sysQaiq J IG dnonsooi JLCH] dnoniooiiv R 16 s. iv dxifila . . .
olxov avxov JLCH] om. R
10. Zu döi'xov s. 0. S. 54. — Die Fritzsche auf evtav&a, Hilgenf.2 auf
Angabe Beer's (Cambr.), dass V ov ^vravt], — in' hat auch H, nicht inl
statt ot'^tf biete, ist irrig; das Ä" steht (Cambr.). — Zu dvanxeQotoeajq {an.
(wie in H) zu Anfang der folgenden Xey.) vgl. dvanzsQOü) Prov. 7, 11.
Zeile, s. 0. S. 21. — ansoxt} hatte Cant. 6, 4 (5). Sir 31 (34), 1. Hilgen-
schon Hilgenf. richtig vermuthet. feld wollte dvalrjQwaemq (so Swete,
12. J theilt ab: 'EnX^od^i] iv na- s. 0. S. 12) oder dvanavasioq, Fritz-
Qavoßia + II 'Ev xavxTj xai ol 0(f&ak- sehe avankuoEwq,
fÄol avrov: \\ 'En olxov sxeqov oXo- 15. R interpungirt v. 15* nach
&QSvoat xxX. Ebenso interpungiren avxol\ nicht nach xvQie, und v. 15^
R u. V, dagegen nach iv xavxfj (nicht nach Xvnaiq.
auch nach avxov) L und C (:). — Für 16 f. iv dxLßia . . . olxov avzov.
iv xavxQ wird der Übersetzer verant- Dass diese Worte in R durch Ho-
wortlich zu machen sein, vgl. Ryle u. möoteleuton {aixov — avxov) ausge-
James zur St/Clle. Hilgenf.* rieth auf fallen sind, ist nicht zu bezweifeln,
iv avky [iv xoixy'i iv öialxji'^), s. 0. S. 11, Anm. 1.
Psalm IV, 10—23. 103
19 17 xsvbg /e()öli^ avtov eloeXd^oi slg rov oljtov avzov,
xal eXXiJtrjq o olxog avtov äjcb jcavzbg ov efiJtXrjöst
'(pvx^^v aviov'
20 18 6P fiovmöBL ccTexvlag xo yrjgag avrov slg dvaXi]fiy)iv.
21 19 2xoQmöd^slr}0av ödgxeg avO-QcojtaQsaxcop vjtb d-rjQLCov^
xal oöta jtagavoficov xarivavTL zov i^Xlov ev drifila.
22 20 6q)0-aXizovg exxotpatöav xoQaxeg vjtoxQivo/ievcov
23 OTC 7]Qrjft(Döav olxovg TtoXXovg dp&gcojteov ev dxiiila
xal eöxoQJCiOav ev ejtidvfila'
24 21 xal ovx efiv7Jad-i]0av d-eov,
xal ovx eg)oßrjd'i]Oap zov ^eov ev ajtaoi rovxoig^
25 xal jtaQCJQytoav xbv d^sbv xal Ttagm^vpav.
22 e^^dgai avxovg a;ro xr^g yi]g^
oxL tpvxdg dxdxatv JtaQaXoycOficp vjtexglvovxo.
26 23 Maxdgcot ol (poßoviievoL xov xvgcov ev dxaxla avxcDV
27 6 xvgiog gvöexac avxovg ajro dvO-g(6jtwv öoXioDV xal
dfiagxwXcQVy
xal gvöexai ^fiäg djto navxog oxavödXov jtagavofzov.
17 iXXin^g JCH] ikXsin^q RL 18 fiovioasi JLCH] (jLOvia R | dvd-
Xrjfixpiv R] ävdkTjipiv JLCH 20 Oip^aXfjLOvq ixxoxpaioav xogaxeq R]
ixxoyjsiav xogaxsq ocpd-aX^ovq dvd-Qconwv JLCH | iJQijf/ioasv R | TtoXXovg
dvS^QWTKDV RJH] TtoXXwv dvB^QOJTcwv L, dv^QiOTtwv noXXdiv C | iaxoQTuaccv
ev JLCH] iaxoQTCiaev (ex iaxon. pr. m.) R 21 ifxv^a&rjaav d^eov JLCH]
sfivrjad^ijadvöv R | anaai RLC] naai JH | TtaQcoQyrjaav ((o ex o corr.) R |
nuQw^vvsv R 22 vnsxQvvovvo J 23 6 xvQioq JLCH] praein. xal R
17. ifÄ7iXrJG€i hat auch V, nicht zovvoiq-}- \\ Kai nagiogy. t. d^sov x.
evTiXTJaei (Ryle u. James). nagw^vrav i^ägai avtovq dno tijq
18. Zu fiovcoaei s. o. S. 55. ^^^ " H "^^* ^^^- dieselbe Stichen-
^ „ , , ^ theilung markii-t C durch Doppel-
20. Zu o<p&aXf,ovq xrX. s. o. S. 50. ^^^^^ ^^^^ ^^^.^ ^^^^ ^^>^^^^ ^^^
- Die Singulare nQnßiooev und ic- ^^^ ^-^^ r interpungirt nach ^m^
xogmaev m R sind mcht anders zu ^^^.^ ^^ gOc nicht, sondern erst nach
beurtheilen als das durch das vorher- ^>— ' ^^ ^^ ^ gla und nach ^e6v
gehende 7r«(>ce>^y.(;«v gerichtete Tta^- ^ gib, und trennt, wie die übrigen
a>^vvev m V. 21 welches Swete allein ^^^ ^^^^ Ausnahme von L?) ^^dgac
opfert,, vgl. auch VIII, 22b. .^^ ^.^ Mehrzahl) avx. dn6 T^q yrjq
20 f. J theilt ab: Kai iaxogn. iv v. 22* nicht von Ttagio^vvav v. 21b.
eni^vfxia xal ovx ifivtja^. d-sov + \\ 23. Zu. 6 xvgioq (ohne xal) s. o.
Kai ovx i<poßijS^. x. &sdv iv nüai S. 53.
1^04 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
24 e^agai o d^eoq rovg Jtoiovvxaq kv vJttQrjtpavla jtäoav 28
6x1 XQLxiiq ^tyaq xal xQaxaiog xvQiog 6 d^sbg rjficöv 29
kv öixaioövvr].
25 yivoLXO^ xvQie, xo tXeog öov ijtl nainag xovg dyajtcov-
xag oe.
E
WaXpiog xqj 2^aX(Df/(Dv.
1 KvQie o &s6g, aivtöw xcn ovofiaxl oov tv ayalliaou^ 1
kv yiiO(o kjcLOxa[ievcov xa xQLf/axa öov xa öixaia'
2 oxi ov XQV^'^^? ^^^ aXsTJficov, ?] xaxacpvyr} xov Jtxcoyov' 2
ev x(p xexQaytvat (le JiQog oe (irj JtaQaOta>JtrjOr]g 3
ajt^ sfjov.
3 ov yag Xj'jxpexal {xtg) oxvla jtaga dvÖQog övvaxov' 4
xal xig Xrjtpsxai djto ndvxcov mv tJtoi?]Oag, eav fif] 5
Ov 6 mg;
4 6x1 avO^Qoyjtog xal ?; f^SQlg avxov Jtagd oov Iv oxad-ficp' 6
ov jtQood-?jOet xov JtXeovdoat jraQcc xo xglfid oov,
6 ^eoQ.
*E (f') in marg. RJLC] z/ H | Inscr. xi^alfioq T(ü oakwfiaiv R] zw
ouXofxwv xpalfxoq nsixnzoq J, xpaX/uog oo/.o/^ojv LC. yj. occXo/lküv H
1 ToJ ovofjLaxL RLCH] xb ovofxa J 2 av pfpT/aro? JLCH] svxQriOxoq^
tj RJLC] 6lR 3 ov yuQ . . . övvaxov] om. LC [ xig axvXa ego] oxvXa RJ,
axvXa avS^Qionoq H | naga] djio J 4 aov RJLC] aol H
24. In J sind ^EqÜQui (sie) und bietet auch R, nicht ziüv eniaxafJLt-
ozL (klein) vielleicht mit Rücksicht vo)v (Swete).
auf den verfügbaren Raum nur durch g. C hat, abweichend von J, nach
Interpunktion vom Vorhergehenden .^^,^^^ ^^^ Doppelpunkt, und auch
getrennt. Nach xgazaioq hat V, wie ^ ^^^-^^ ^.^^, _ ^^ ^ . ^^^^^ ^^.
die ed. prmc, einen Punkt (nicht ■, t/tt ^ <■' ' 5i ' ^ n
Kolon, s. o. ö. 41), L interpungirt ^ •> ^ ^>i ' "■ a^A^ ^i'
^'„ r, w, ^ ,'.^ ^ „ ygvGxog in R ist Lesefehler, s. 0.
Ps.V. Zur Überschrift s.o. S. 46 f. g 43
— In der Eintheilung des Ps. bin
ich H gefolgt, s. 0. S. 21. ^- -^•'l^'fTOf/ rig oxV.a. Der Aus-
1. J schliesst V. Ib auf derselben ^^^^ ^e«. ^^? '^^^ ^^ie^^^ stelle ist leicht
Zeile, aber mit grossem Anfangsbuch- erklärlich, s. o. S. 76.
staben, an v. la an. — iTtiOxafxivwv 4. Zu naga aov vgl. III, 6.
Psalm IV, 24. 25. V, 1—11. 105
7 5 ^Ev reo d-Xlßeodai ?y,Mac tjnTcaXeoofjeO-a oe dg ßorjd^eiai'
xal ov ovx djtoöTQttpi^] r^v 6t7j6iv 7j^udjv,
ort Cv 6 ^eog rmmv ei.
8 6 ^u7] ßaQvvxig rtjv xsTga oov kep ?/wäc,
tva 117] öl dvdyx?]v afiaQTCofiev.
9 7 xal hdv fi?) tJtiörQbtprjg ?}//«?, ovx dcpe^of/e&^a,
a/./. 6JtL oe 7]§ofiev.
10 8 eav yccQ üteivdöG)^ jiqoq oe xexQa^ofiai, o O-eoc,
xal öv öcoöeig fioi.
11 9 Td 'jterBiva xal rovg lyßvag Ov TQetjpeig,
ev rm öiöovai oe verbv egi^f/oig elg dvarolijv yX6r\g'
10 7}Toip,aoag yograOfiara ei> eQ7]fiq) üiavxl ^Svzi,
12 xal edv jteivdocoatv, jtQog oe dgavoiv jtgoocojtov avTcov.
13 11 rovg ßaoiXelg xal agxovrag xal Xaovg Ov rgecpeig, o ^eog.
xal jiTcoxov xal Jtev7]T0g rj IXjug rig eoriv et fi7] Ov,
xvgie;
5 OS JLCH] om. R | anoaxgexp^ RL (C latet)] dnoazQeipi^Q J, djio-
OTQSxpEig H I 6 &e6g tj/lkDv el R] sl 6 &s6g rjfzwv JLCH 6 ßaQvveiq J
7 cck)J RJLC] dV.cc H 8 mvdo(o RJ 9 r^eipeig] add. ;^ C(?) |
ig^iuoig R] praem. iv JLCH 10 rixoiixaaag ego] sTOi/btdoai codd. |
TcivdawGiv R, TiecvdoüJGi JLCH | aQOvoiv R] -öl rel. | ngooconov RJ] tiqo-
acDTta LCH 11 d^yorrccg RJLC] praem. zovg H j tQscpeig JLCH] gtqs-
<psig R
5. In J bilden v. 5b und c einen 7. Zu [xi] iuioxQixp^g ^fxag vgl.
Stichos und auch C scheint nicht zu z. B. Ps. 79, 8. 20. Um mit Fritzsche
theilen. — dnoaxgtxp^ xrjv derjotv rjfi. ngog rjfiäg lesen zu können, müsste
Das ftit. med. dnooxQixpOfxai (mit man eniaxQeipi^/g in ^TnaxQsxp^ än-
Accus. des Gegenstandes der Abwen- dern. — d(fe^6fx£&a hat auch Y,
düng) scheint bei LXX nicht vor- nicht dcpf^ojfisS^a (Swete).
zukommen, es ist aber gut griechisch. 9, Zu XQ£(peig xe (?) in C s. o. S.
— f^ bieten alle H?s. Die auch von 36 Anm. 1, zu i^rj/xotg (ohne iv) S. 52.
Beer nicht berichtigte Tradition, dass 10. Zu fjxol/uaaccg s. o. S. 76 f. —
in V eig zu lesen sei (Cambr.), be- Der Sing, tiqoowtiov neben avxuiv
mht auf einem Irrthum. Zur Wort- findet sich z. B. auch Ps. 20, 13 er
Stellung s. 0. S. 50. xotg negilolnoig oov exci/jidoeig x6
6. J theilt diese Strophe und die nQooojitov (xvxwv. Jedenfalls lag es
beiden folgenden nicht; auch C hat näher, ngooconov in nQÖooiua zu
den Doppelpunkt nur am Schluss von ändern als umgekehrt.
V. 6, 7 und 8 (ebenso wie es scheint 11. R interpungirt weder nach
L). — Statt cLfidQXüyiJSv hat Fabri- xvQie v. IIb noch nach inaxotorig
cius (nicht H) u[X(XQxdvü)[jLev. (s. o.) v. 12*.
106
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
12 xal ov sjtaxovoyf oxl zig XQV^'^^Q 5Cßi ejcieixrjg äXX tj ov\ u
BvxpgavaL \pvxf]v rajteipov ev zcß avol^ai x^^Q^ öou
6v 6/ esc.
13 ^H XQ^<^'^OTr]g dvO^Qcojzov ev cpeiöol xal rj avQiov, 15
xal eav 66VTeQ(DOi;j avev yoyyvöftov, xal tovto d-av-
fiaöstag.
14 TO de 66fia öov JtoXv fieva xQ^f^T^orrjvog xal jtXovöiop, le
xal ov EOTLV 7] iXnlg Inl öe, ov (peiöBxaL ev öofiarc.
15 sjtl Jtäoav rrjv yi]v ro iXeog Oov, xvgis, ev xC^^^ötotj^t^ 17
16 Maxagtog ov uv7]fiovevec o O^eog ev ovfifierQca avraQxelag' is
eav vJieQ:tXeovaöri o avd-gojtog^ e^anagravei. 19
17 Ixavbv TO fiexQiov ev öixaioovvj;}, 20
xal ev TOVTCp ri evXoyla xvqiov eig jtXrjöftovrjv ev
ÖLXatOÖVVT].
18 evq>Qav^eh]Oav ol (poßovfievot xvqcov ev dyaO-olg, 21
xal 7] xQ^^'^oTTjg oov ejtl lögarjX ev rf/ ßaoiXela oov.
19 evXoyfjfievtj i) öo^a xvqIov^ ort avrbg ßaoiXevg rjßcov. 22
12 iTiaxovarjg R | iXesi R] iXi(p JLCH 13 (pnöol J] (fsiöcS RLC,
(fUip H I xal hciv RLC] xal iäv xal JH | d^avßdaeiag JH] ^avfjLaaiaq
LR, &avfzaaiaa(o LC 14 xal nXovaiov] lacuna in J, v. infra | oh
LCH] ovx R I ri iXnlg inl ae R] inl es, xvqis, ij iknlg LCH 16 av-
zaQxeiag LC] avraQxiag R, avzaQxsaiag H 17 n^.eia/uovrjv R 18 fi;-
(pgav&Eirioav Fritzsche] riV(pQdv&r]Gav R, €i(pQdv&Tjoav LCH | iv xy LCH]
om. tv R
13, Zu (peiöoZ s. 0. S. 77. — Statt
a'vQiov liest Hilgenf. 67i' avgiov^ Ryle
u. James arifiegov xal avQiov. IiTe
ich nicht, so liegt hier wiederum ein
quid pro quo vor: das hebr. ipai
wurde "»p.ia: gelesen, während "^pzi
beabsichtigt war. Die Obersetzung
müsste also lauten: ri ^Qriaxöxrig dv-
S-Qojnov iv (fsiöoT xal ipvxQoxTjxi (in
Kaltsinn, Gleichgültigkeit).
14, xal nXovGiov. Von hier an
bis Vni, 12b ist in J 'eine Lücke. —
Zu ri iXnlg inl ae s. o. S. 50. — Für
(felosxai schreibt Fritzsche <peiaei',
man könnte eher an (psiay denken.
16, avxagxeiag. Geiger's Con-
jectur avxageaxiag (als Übersetzung
von ttJ£3 im Sinne von Ps. IV, 19) be-
ruht auf der nun beseitigten Lesart
von H: avxagxealag.
18, Zu svipgavd^slTjaav s. 0. S. 77.
— Das ^v vor ry ßaaiXsla ist un-
entbehrlich, s. 0. S. 52.
Psalm V, 12—19. VI, 1—5. 107
F
^Ev eXmÖL rm UaXoficov.
1 1 MaxaQLoq dvrJQ ov ri xagöia avrov erolfirj ejiixaXiöaod-ai,
t6 ovofia xvQiov
2 €V tS fiV7]fioveveiv avrov ro opofia xvglov öa)0-?]öeraL
3 2 al oöol avrov xartvd^vvovrac vjio xvqIov,
xal jt6(pvXay(jieva sQya x^f^Q^^ avrov vjio xvqiov d-sov
avrov.
4 3 äüio oQaöewg JtovrjQoZv IvvjivlafV avrov ov raga^^riCerai
ri y)vx^ avrov,
5 6V öiaßdöei Jtoraficov xal ödXq? d^aXaöömv ov jr,rorj-
d^rjösrai,
6 4 6§av£<jrrj ig vjtvov ävrov xal rjvX6yf]ösv reo ovoftari
xvglov,
7 sjc' Bvörad-eia xagölag avrov s^vfivfjasv T(p ovofiari
rov d-eov avrov'
5 xal eösTjd-T] rov jtgoöcojtov xvglov jtsgl jtavrbg rov olxov
avrov,
8 xal xvgtog dörjxovoev Jtgoöevx^v navrog sv ^oßcp d-sov.
^F W) i^ marg. LC] E H, om. R | Inscr. aaXoj^wv] aokoßwv R, aa-
Xofiüjv LCH
1 inixaXeaaaSai RC] iTHxaXEiaS^ai LH 3 OQaaecDq R] oQuastov
LCH I aa?.ü) de Lagarde] adXov RLC, oaXcov H | 7iT(oij9^j]ü€Tai R 4 ijv-
XÖYTjasv R] evXoyrjaev L, evloytiae CH | tw ovo/xari bis RLC] z6 ovo/ua
H I svataS^ela LCH] svaza&ia R | i^vßvrjaev R] -as rel. | avzov sec. LCH]
om. R 5 elöTixovaev R] -as rel.
Ps. VI. Das Zahlzeichen am xai und verbinden tj xpv/ji avxov
Rande fehlt nur in R, nicht auch in mit dem Folgenden; C hat nach ra-
P (Cambr.). Qccx^^OEzai und nach nozaßwv den
1. Zu imxaXsaaa&ai vgl. z. B. Doppelpunkt. — Zu adXog ^aXaaawv
s^ofjLoXoytiaaad^aL XV, 2. Die Ände- vgl. besonders Jon. 1, 15 xal eazrj i)
i-ung in imxaXHa&ai lag so nahe, ^cxXaaoa ix zov aaXov avt^c. Die
dass der Abfall von L zu H nicht Gründe, welche Ryle u. James gegen
überraschen kann. oaXo) und für adXcDv anführen, sind
3. Zu bQdae<og s. o. S. 54. - Die ^^^^* überzeugend, s. o. S. 77.
Hss. interpungiren nach zccQuxB^rjae- 4. Zum letzten avzov s. o. S. 52.
IQg V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
6 xal Jtäv alrrjfia ipvx^g eXjci^ovörjq jtQoq a \6v aJiireXsl
o xvQiog'
8v1oy7]t6c; xvqloc 6 jtoio3v eksog toIq ayauicöoiv 9
avTov SV dXrj&sla.
Z
Top 2a}.(D(ic6v' ejiiOTQOtprjg.
1 M?] ajcoOx?]vojöi]g a<^ 7](icov^ 0 d^sog, 1
iva fi?) IjtLd^cövrai rmlv oi afiiOTjöav 7jfiäg öcoQeav.
2 OTL djtwöco avTOvg, 0 ^sog'
l-iTj jüaTTjödroj o jtovg avrmp xXrjQovofiiav ayiaOfta- 2
Tog öov.
3 ov Iv d^eXrifiarl öov jtalÖsvoov 7]fjäg, 3
xal fiTj öopg Id^vaöLV.
4 lav yaQ djioörüXrig ddvatov^ 4
Ov evxeXij avrw jteQi 7]f/cdv'
5 oTi Ov eX67jfia>v,
xal ovx oQyLöd^yjöYj rov owreXeoai rjiiäg.
6 ^Ev rq xaxaoxrjvovv t6 ovo^d oov Iv fieocp rj^iwv eXsrjO-rj- •?
OOfisd^a,
xal ovx ioxvosi ütQog t](iäg sO^vog. 6
G o xvQiog R] om. o LCH e?.sog RLC] €?-eov H
*Z (^') in marg. RLC] ? H | Inscr. caXiü/biiov] 00X0 (xdiv R, aa7.0(Xti)v LCH
1 61 ifzlaijaav R] ol fiia^accvteg LCH 2 itaTiadxü) R
6, Zu 0 xvQtog s. 0. S. 00 f. 1. L u. C accentuiren inlS-tovrai.
, - — Zu 0^1 i/biionaccv s. 0. S. 56.
PS. VII. Die imge Angabe dass ^ ^.^^^^ j.^^^ ^^^^ ^,^ ^.^^^ ^._
V m der Überscbrift t;.«;,^o? habe ^,^ (Swetel - R und V interpun-
wird auch bei Ryle u. James p. XCHI ^.^.^^ ^^^^^^ ^^^^ ^.^^^
nicht berichtigt. ^ ^. ivreXy {RCEY ivTeXy) bie-
In der Theilung des Psalms bin ten alle Hss. ; das avv ivroXy der
ich H gefolgt, s. 0. S. 21. — Der das ed. princ. beruht auf einem Versehen,
Ende des Stichos anzeigende Doppel- welches schon Hilgenf. berichtigte,
punkt ist in C nur v. ll>, 2», 3b, 9l> ohne die Lesart von V zu kennen, s.o.
{(idoriyu:) und lOa- zu erkennen, aber S. 9 Anm. 2. — R interpungirt nach
V hat z. B. auch ^^ nach T/.wäc und rj^äiv v. 4b und nach oQyio&TJoy v. 5b
5a nach l).Eiq(A(üv ein Kolon. nicht, wohl aber nach i).erjß(i)v v. 5a.
Psalm VI, 6. VII, 1—10. VIII, 1—3. 109
7 6xL öv VTcegaOüiLOTTiq 7]ficQP,
xal )^]fi6ig sjtixaXsöofiS&d oe, xal Ov ejraxovoyj tniSv. i
S oxL ov olxTeiQ/jösig ro ytvog ^löQarjX dg rov aicova, s
xal ovx ajicjoi].
9 xal f]fi€tg vjco ^vyov oov rov aic5va
xal fidoTiya jiatöeiag oov.
10 xaTtvd-vvelg t](iäg tv xaiQco dvriX^ipewg oov, 9
rov iXtfjoai top olxov ^laxcoß eig tjuigav ev ?} hüir\y-
ytiXa> avTolg.
H
TS 2^aXa>fi(6v' eig vlxog.
1 GXltpiv xal ^ojvTjV jtoXtfiov tjxovosv x6 ovg y,ov^ i
(pojvriv odXütiyyog ijiovor^g 0(payrjp xal oXsd^gov'
2 (pcovj) Xaov jioXXov cog dvefiov jtoXXov otpoÖQa, 2
ojg xazaiylg jcvgog JioXXov (pego^tvov Öl egi^fiov.
3 xal eljta (tv) rf] xagöia fiov jtov. aga xqlvbI avxbv
o d^sog; 3
7 ov sec, RH] om. LC | inaxova^ RH] inaxo vasig LC 8 dnojaei R
9 naiöelag R {-ölag) H] naiöfia L (C latet) 10 ^ LCH] w R
*H {tj') in marg. R^«"- (R* 6) LC)] Z H | Inscr. oa?.wß(üv] aoXofxöiv
R, aaXofzcov LCH
1 ijxovaev R] -as rel. | to ovg (jlov\ in marg. 7/ t/;t/// ^ov LC 2 (og
dvefjLOv nokXov bis scr. C 3 slncc R] slnov LCH | iv Hilgenf.] om. codd. j
avTov RH] avx'tjv LC
9. rov aliöva bietet auch P, nicht gaide) accentuiren die meisten Hss.
elg xov alwva (Ryle u. James), wie xazsv&vvtig: — R interpungirt nach
Fritzsche änderte; ähnlich VIII, 33 laxojß.
xov alwva ygovov, vgl. auch (mit Ps. VIII. H theilt den Psalm in
Ryle u. James) Ez. 43, 9 xal xaxa- sieben Abschnitte: v. 1 — 5, 6—9,
axrjvwGü) iv fieato avxüiv xov (A eig 10-14, 15—17, 18—21, 22—26, 27—
xov) alwva. — Vor fxdaxiya ist vno 34, s. 0. S. 21. In R beginnt v. 12
aus V. 9a zu suppliren; Fritzsche u; a. mit A^l/uaxog und v. 23 mit 'Eöixai-
setzen es (nach de Lagardel in den wd^r/ eine neue Seite.
Text. — L bietet xal ^ßsTg vno t,v- 1, xo ovg fiov. Das in L und C
yov aov xov alwva xal /udoxiya' am Rande beigeschriebene r/ ipv/ij
naiöeia oov xaxevd-vvelg xz?.. Dass fiov stammt wohl aus Jer. 4, 19 ort
C ebenso las, erkennt man aus dem cpwvrjv od?,Tiiyyog rjxovosv rj \pv/jq
Doppelpunkte nach [xdaxiya. Nach fxov, xgavyrjv noXsfjLOv.
alwva interpungirt auch V nicht, 3. Zu iv xf/ xagöla fiov s. o. S. 77
10, Statt xuitvd^vvelg (de La- zu uvxov {avxrjv LC) S. 66.
110 ^' Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
4 (pcovi}v rjxovöa slg ^IsQovoaXrjfi jtoXiv ayiaofiaroq' 4
övvETQlßrj Tj 6oq)vq fiov ajto dxoTJg' 5
5 jtaQsXv^T] ybvaxa fiov, a(f)oß7]^rj tj xagöla fiov, e
sraQCLxi^rj xd oora fiov cog Xivov.
6 eljta' xarsvO-wovOip oöovg avrcov sv öixaioovvi;]. ?
7 'AvsXoyiodfiTjv xd xQi^axa xov &eov djtb xxloscog ovQa-
vov xal yTJg,
eöixaloctöa xbv d-sov iv xolg xgcfiaoiv avxov xolg
ajt aicövog.
8 ap£xdXt)tpsv o ^^sog xdg dfiaQxiag avxwv evavxlov xov s
7jXiov,
lyvco jtäoa 7) yri xd xglftaxa xov d^sov xd dlxaia.
9 ev xaxayaloig xQV(pioig al jtagapofiiai avxcov iv jtagoQ- 9
yiöjiKp '
vlo^ fisxd fiTjxQog xal jtaxrjg ^uexd d^vyaxQog övv- lo
e(pvQovxo.
10 e^OLX(^vxo exaorog xrjv yvvalxa xov jtXr]ölov avxov, 11
ovved^evxo avxolg ovv&7]xag (jexd oqxov jtsql xovxcov.
4 £ig RLC] iv H 6 elna R] slnov LCH | böovg] dovg R 7 dveXoyTi-
acc/jiTjv R 8 dvaxukvipev R | eyvcD RH] ayviooav LC 9 xurayaiTjg L
XQVifloig RH] xQv<poLg LC 10 xriv R] om. LCH | avxoTg L] avxoXg rel.
4. Zu eig ''IsQovaaXrjfi noXiv vgl. Hss., welche nach slna [flnov) nicht
z. B. Num. 35, 33 x^v y^v eig ^v interpungiren, bieten xazevd^vvovoiv.
vfxsTg xatoixeTze. Tob. 14, W fitixiu 7, r bietet avsXoyrjadfx^v, nicht
avXia&fjze eig Nirev^ Jn H ist eig dveXoyijaafiev (Swete App. p. 874).
in ^v geändert, aber ttoAzv unberührt ^^ ^^ ;rapo(>y.a^<5 verbinden R
geblieben, s. 0 S 70. -- Ryle u. Ja- ^^^ g ^^^^ ^^^ Vorhergehenden, L
mes (im gnechischen Texte, nicht m j n / j - 2 1 \ -i. j t? i
j yv, ° . , „ '. und C («tTcu»': ev xrA.) mit dem Fol-
der Übersetzung) fassen iv leoovaa- j r? - i nr 1
. , ,, . ^ , ,. „ . Z*'^''"" genden. Zu nagogyiafio) vgl. IV, 1;
/??/U TToAf/ (so, nach Vollziehung der j 1 /> , i-tT 1
, ,, ' ^ , _ ^ de la Cerda vermuthete naoa/.o-
nur halb ausgeführten Correctur) - u-i *••> - d
c , n . , . „ ,. yiOf^tpi Hilgeni.2 nagogiauüj. — K
ayiaa/uarog als Antwort auf die . . ^ . . ^ , ^ j ia^
■r, „ y , , i , interpungux nach ixrjxQog und v. 10»
Frage ^o^ «p« xp,v« «vrov o »««; „^.^ fj,,,, _ ^„;„;pi, h^t auch
5. Nach yovaxd fiov interpungirt M, nicht &vyazegog (Swete).
R nicht, wohl aber nach xagdla fzov. j^. neoi xovxiov hatte de la Cerda
7 :'T;T.^i!^ accentuiren theils ,^^ Folgenden gezogen; die Hss.
Xcvov (RHVMF), theils Xcvov (LC). g^^en Hilgenf. recht, welcher es zu-
6. xarevB-vvovciv (Fnizsche). Die erst mit demVorhergehenden verband.
Psalm VIII, 4—18. Hl
12 11 rä ayia rov d^eov öirjQjra^oöaVy
wg fi?] oPTOg xXrjQovofiov XvTQovfiivov.
13 12 sjrarovoav rb d^voiaöTTjQiov xvQiovdjtoJtaöTjqdxaO-aQölag
xal hv d(pi6Q(p a^fiarog efilavav rag d-volag cog xQta
ßißr}Xa.
14 13 ov jtagsXiJtov dfiagrlav rjv ovx sjtolrjOav vjtSQ rd ed-vr],
15 14 Jcd TovTO exigaOEV avrolg 6 d^sbg nvevfia jtXaptjoscog,
BjtOTiösv avtovg noxrigiov oivov dxgdrov slg f/td^rjv.
16 15 riyaytv rov djt eoxdrov T?jg y?jg, rov jialovra xgaraicog,
17 exgivsv rov jtoXefiOV sjtl %govöaXrjfi xal rrjp yijv avrijg.
18 16 dnrjvxrjöav avrcp ol dgxoprsg rrig yrjg ftsra X^Q^^i
sljtap avrcp' knevxrr] // oöog oov, ösvrs sioikd-are ^er'
eigiiprig.
19 17 (DfidXiCav oöovg rgaxsiag djto eiöoöov avrov,
ripoi^ap nvXag ajtl %govöaX7]fi, eoretpdpcoöap ruxrj
avrijg.
20 18 ElötjXd^sp (Dg starrig slg olxov vlcop avrov fisr slgi^VTjg,
löTTjösv rovg Jioöag avrov fisrd docpaXslag JtoXXrjg.
11 öiTjQTtcc^coaav (sie) R] ön^Qna^ov LCH | (hg /zrj R] ovx LCH 12 ina-
tovaav R] inarovv LCH 1 dxaS^aQolag] ^aga in ras. scr. R | xal iv d<p^ÖQ(o
{acpsÖQü) R)] acced. J, v. infra | ifjtiavav R] ifxlaivov JLCH 13 nagiksi-
Ttov R 14 avTOvg RJLC] avzoTg H 15 rjyaytv RL] -ye rel. | drcaiayd-
rov R I rov sec] om. J | sxQivev R] -ve rel. 16 7{7iccvzrjaav R i elnav R]
slnov JLH (C latet) | eiaeX^ate R] elotX^exe JLCH 17 bfidXiaav J |
avtov RJL (C latet)] avrwv H 18 satriaev RL] oe rel. | post noöag
c. 3 litt. eras. R | /istaotpaXsiag J
11, Zu (bg fiT] s. 0. S. 56. teten Hss., mit Ausnahme von M,
ta lin'i. ^ 2 > '* i. -Ai. T zum Folgenden. — insvxtrj (de La-
12. Mit xal ev awedom tritt J , , ^ j •^ i..\, tti
, , T .. 1 / \T earde, snavxrv ed. pnnc.) hatte Hil-
nach der «rrossen Lücke (s. o. zu V, ^ „ ' __ , .. „ ^ ,
-.V • j • r7 j f geni. aus V schöpfen können, wenn
14) wieder em. — Zu iulavav s. o. ° . 5^ ,, .. ,. tt
a -o ihm eine genaue CoUation dieser Hs.
> < , . . vorgelegen hätte. Es ist die Lesart
14. inoTLCZv avxovg las richtig g^mmtlicher Hss. - Mit ösvxe be-
schon Hilgenfeld; die aus H abge- ^^^^ -^ j ^^ ^ ^^^ ^^^^^ g^.^j^^^^
leiteten Hss. haben alle, auch P nicht ^ , iedoch v 17b
ausgenommen (so Cambr.), a^xolg, - \^^ Nach aiTc5v (so auch V statt
Nach (le^riv interpungirt R nicht. ^^^^. ^ ^ ^^ interpungirt V nicht. -
16. fJLSta XfXQäg ziehen RJLC zum Mit iaxsipdvcoaav beginnt in C ein
Vorhergehenden, die aus H abgelei- neuer Stichos, nicht auch in J.
112 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
19 xazeXdßeTO rag jtVQyoßaQSig avTr/g xal ro reixog legov- 21
oaXrjfi,
OTL o d-sog 7jyayev avrov iisrd dofpaXslag kv xrj 22
jiXai^/jOet avTOJV.
20 djtcoXeösv agxovzag avrcöv xal jtdvra ootfov Iv ßovX(]. 23
t^r/eev ro aifta xöjv olxovt^Tcov'lsQOVöaXijfi cogvöcoQ
uxa&aQöiag.
21 ajirjyayev zovg vlovg xal rag O^vyartQag avrcov, d \yiv- 24
v)](jav kv ßsßr]Xc6o6c.
22 Ejtotf/öav xaxd rag axad^agoiag avrcöv xad^cog ol na- 25
ziQ^g avTOfv,
If/lavav leQovoaXrjii xal xl ^yiao^dva xro ovo [tax i 26
xov d^sov.
23 höixaicod^T] o d^ebg ev xolg zglfiaoiv avxov sv xolg ed^- 27
V6ÖIV xtjg yijg,
xal ol oöiOL xov d^eov (ag dgvia ev dxaxla ev fisoqj 28
avxcöv.
24 aivexog xvQiog o xfuvcov jidoav xrjv yJjv Iv öixaioovv)] 29
avxov.
25 löov ö?}, o &s6g, eöec^ag r/fAcv x6 xQifid oov tv xf] 61- 30
xaioövv?] oov,
eldooav ol 6<p&aX(Jol 7/fi(äv xd xQiuaxd oov, 0 i9-£oc. 31
26 eötxuicooafzev xb ovofid oov x6 Ivxl^ov dg aldüvag,
oxt öv o d-tög xr/g 6ixaioOvv?ig, xnivojv xov ^IöQaf)X 32
tv jiaiöeUi.
19 6 &€og R] om. b JLCH 20 ndvia JLCH] näv R | i^ex^sv RL]
Xss rel. I oixovvxüjv] olxovv J 21 dni^yayEv R] -ys rel. ] « R] dq JLCH
22 t/ularev R 23 e&vsoiv R* (alt. v eras.)] -ai rel. 1 (xQvlai H 24 yfjv
iv] om. J 25 tl'öooav R\ ehhv JLCH 1 r,fx(öv RJLC] avicDv H 26 zriv
öixaioaivrjv R
21. Zu a kyhvtjaav s. 0. 8. 58. 26. Zu 0 ^eoq rjy? öixaioovvrjq
25. ol 0(f&a?.uol 7J/XÜJV Well- vgl. Ps. 4, 1 0 (^eög r?]c öixaioovvrjq
hausen's einleuchtende Emendation fzov Der Accus, in R, den Swete
(T^^üjvstnitavTüJv, \g\.\OY\ievedei^aq beibehält, kann nur auf einem Ver-
rj/ulv , von Ryle u. James verschmäht, sehen beruhen.
wird durch die neuen Hss. bestätigt.
Psalm VIII, 19—34. 113
33 27 ejtlöXQeipov, 6 deog, ro eXeog öov ecp rj/zäg
xal olxteiQrjOov rjfiäg'
34 28 owayays t7]v öiaojtoQav 'logarjX (isra eksovg xal XQV'
öTorrjTog,
S5 oTi rj jtiOTig öov fieO-^ rmmv.
29 xal ri^Elg hoxZrjQvvafiev rov TQdxf]Xop rjfiwv,
xal öv jtaiösvrrjg i](icov sl.
36 30 fiTj vjtsglörjg i^fiag, o O^sog i^ficQV,
liva [17] xaraji'KDöLV rjfiäg ed-prj, (Dg fii] ovxog Xvrgov-
fievov,
37 31 xal öv 6 d^eog '^ficQV ajt aQx^jg^
xal hjtl 06 7] hXjtlg rjficov^ xvQis'
38 32 xal Tjfislg ovx ag)6^6fisO-a öov,
ort ;(()?yöTa ra xQiuara öov acp' 7]fiäg.
39 33 7jfilv xal totg xixvoig 7]ficop rj svdoxia elg rbv alcova,
xvQis ö(DX7]Q TjfiSv, ov öaXsvO^Tjöofis^a sxi xov aiajva
XQovov.
40 34 alvexog xvQtog ev xolg xQifiaöiv avxov Iv nxofiaxi oöimv,
41 xal svZoy7]fievog ^löQarjX vjto xvqLov elg xov almva.
28 loQariX] ü.rifJL C* I fifxa RC] fiet' JLH | iXeovQ R] ^Xeov JLCH
(ex naiö corr. C) 1 ^ JLCHJ om. R 29 xov JLCH] om. R 30 xaxa-
nicjaiv R] xazani^ JLCH | cog fii] R] om. co? JLCH 31 rj iXnlg Tjfidiv
R] riXniaafzev JLCH 32 i(p' JLCHj etq R 33 ^] om. LC | svSoxin]
add. avTcäv J | xvQioq C 34 azofzaaiv J | svXoyrj/utvog RJLC] praem.
ov H
27, J und C theilen diese Strophe hat aber C den Doppelpunkt und R
nicht. das Kolon.
28. Zu Tj Ttlarig s. o. S. 59. — R 30. Zu xaxamooiv s. o. S. 57, zu
interpungirt nach rifAdiv v. 28b nicht, f^g „^ g 5(3
wohl aber nach rp«/ >J^«> v 29a. 3,^ j ^^^ ^ ^^^^^^ ^^^ ^^
o«; ^VZ T'^l u'^ "' ' "'«'"*■ - Z" V ^A«is iiM<Sv s. 0. S. 56.
290 1. J theilt ab: Kai av nai- «« r t i • • <>
x^^^^ *- - - ^ (^ 'S ^ ' 32, In J besfinnt mit Oxl ein
6 ^edg ^(xdiv. 'Iva fiij xaxanirj ^f,äg f f f ^^^^^^^^ ^^^^^ ^^^^ ^^ C- " ^^^
e&vrj fi^ Svxog kvzQOVuevov -\- \\ Kai ^'^ ^^«? s. o. S. oo.
av ö d-Eog Tjfxwv dna^xn?' ^«^ ^^t ^^* ^^* tov alöjva XQovov. Statt
(Je ;^rA. Wie J, so verbinden auch ^'^* möchte man elg vermuthen, vgl.
R und C d (sie) v. 29b mit ^jJ vneQ- Jedoch VII, 9.
%e V. 3üa. Nach ^eoq tj/uüJv v. 30a 34, Zu evXoyrjfievog s. o. S. 69.
Texte u. Untersuchungen XIII, 2. ß
W^ V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
e
TS I^aXcanmv slg iXzyyov.
1 ^Ev Tcp ajtax^^vac ^logar^X kv djtotxsöia elg yijv dXXo- i
SV TW ajtoörrjvai avrövg djtb xvglov rov Xvtqco-
oafievov avrovg,
djcsQi^rjOav djtb xXrjQovofiiag 7jg eömxev avrotg 2
xvQiog.
2 ev Jtavrl e&vsi, rj diaojcogä rov ^IOQa?]X xarä xb Qrjf^ct
rov d-eov'
Lva dixat(Dd^f]g, o ^eog, ev rfj öcxaioövvij oov kv 3
zaig dpofiiacg rjucöv^
6t L öv xQixrig öixaiog hm ndvxag rovg Xaovg rrjg yrig. 4
3 ov yccQ xQvßrjOtTat djtb rrjg yvcoöBcog oov nag Jtoiwv 5
aötxa,
xal al dixaioövvai rcov oöicov oov Ivcoüilov oov, xvqlb' e
xal Jtov xQvßrjosrai avd-gmjtog d^co xrjg yvcoöecog
oov, 6 d^sog;
Inscr. TW aako/jL(ov slg vXxoq xpaXfjiog 0 xal elg ^sXeyxov J | aak(OfZ(üv]
aaAOfXüfv [-fiüiv R) codd.
1 ^IcgariX] Isgovoak^/n J | dnoixsalcc RJLC] anoixrjaio: H | dnsQi-
(prjoav RJ dneQQltprioav JLCH j 6 xvQiog J 2 ^id^vri R | ^ ötaanoQa.
RJLC] inl öiaanoQÖ. H | /Va öixaiwd^^g JLCH] tV öixai6ai]g R | t^] om. J
3 XQvßi^asvcci pr.] x^ißt/aszai J | döixa R] xaxa JLCH 1 al] om. LC
Ps. IX. Abgesehen von J, wo die J und C ein neuer Stichos , und RL
Überschriften von Ps. VIH und Ps. IX interpungiren ebenfalls v. Ic nach
miteinander verschmolzen sind, hat xvQiog; dagegen ziehen die aus H
keine Hs. in der Überschrift xpaXfxog abgeleiteten Hss. diese Worte zum
(so noch Ryle u. James). Vorhergehenden und beginnen den
Die Eintheilung des Psalms in neuen Satz mit sv öiaanoQä (s. 0.).
vier Abschnitte ist H entnommen, — Nach ^eov v. 2» interpungirt R
8. 0. S. 21. nicht.
1, dnoixsala. Die Lesart dnoi- 8, Zu aöixa s. 0. S. 56. — In v. 3c
XTjala findet sich nicht nur in P interpungiren alle Hss. (nicht nur
(Ryle u. James) oder in HMP (Swete), HV, s. Cambr.) nach 6 ^eog; mit ra
sondern in HVMP. egya v. 4» beginnt in H der zweite
2, Mit iv navxi e&vei beginnt in Abschnitt und in JC ein neuer Stichos.
Psalm IX, 1—7. 115
7 4 Ta sgya ^jfxcov hv hxXoyf] xal l^ovoia xTjq xpvxrc fjfiwv,
Tov TtOLTJoat ÖLxaLOövvrjv xal döcxlav hv SQyoig x^^Q^^'
rjumv
8 xal SV TTj öixaioovvi] oov ejciöxejtrxi vlovg avB^Qconmv.
9 5 0 jtoiSv öixaLOOvvTjv d-TjöavQL^SL ^corjv avTcp jtaga xvqIw,
xal o Jüoccov aöixlav, avrog alriog rrjg y)vx^]g iv
ajtcoXsia'
10 rä yag xgl^ara xvgiov tv 6ixaioovv7j xar^ avöga xal
OLXOV.
11 6 TlvL xQV^'^^^^Th o d^Eog^ ei firj rolg ejtcxaXov^utvoig top
xvgtov;
12 xad-agcelg ev af/agriaig xpvx^jv ev l^ofiojLoyyjösc, iv
e^ayoglaig,
13 ort aioxvvT} rj/jlv xal rolg JtgoOcoTcoig i^ficöv jcegl
ajtavTcop.
14 7 xal rli^c acpi^ösig afiagrlag^ et firj rolg i^ftagrTjxooip;
15 öixaiovg BvXoyrjOeig^ xal ovx evd^vvEig Jtegl cbv ^]fiag-
TOöav,
xal 7] ;|r()^(jroT?y$ oov tJtl aftagrdvovrag er fiera-
fieXeia.
4 h sec. LCH] om. liJ 5 avtcü (sie) R] kawäi JLCH | döixlav
RJLCj äöixa H C X9^<^'^^^'^V ^9] Z(>»7(7tfV(7ff LC, xQV^^f^^^^^^ J !
xa^agieXq ego] xa^agiasL codd. | h i^ayoglaig RJ iva^ayoglaig J, iv
i^TjyoQlaig LCH | ndvxcav J 7 dcp^aetg ego] dcpeaet R, d^i^asi
JLCH I rjfittQTi]x6aiv L] -ai reL | rifiaQxoaav R] rjfxaQZOv JLCH | inl ego]
nsgl codd.
4, i^ovaia (-aiai) bieten HVMP; 6, Zu xa&agisTg s. o. S. 77 f., zu
in RJC (und L?) kommt das i adscr. i^ayoQiaig S. 47. — J schliesst v. 6c
oder subscr. überhaupt nicht vor. — auf derselben Zeile an v. 6b an, aber
Zu iv egyoig s. o. S. 77. — vibg C hat nach i^rjyogiaig den Doppel-
(Cambr.) statt vlovg habe ich in M punkt.
nicht gefunden.
5. Den Punkt nach öixatoavvrjv ^- ^^ ^^V^eig s. o. S. 77 f., zu inl
V. 5a wird V aus H haben; RLC in- S;^?' " ^^^^^ ^v&vvetg accentuirt R
tei-pungiren nicht, J nur leicht. — Zu ^»^^^^^^S-
avzdi s. 0. S. 57.
8
\\Q V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
8 Kai vvv Ov o d-sog xal rjfzelg Xaoq ov rjyajirioaq' le
I6e xal oixrsiQrjöov, o d^sog ^iGgarjA^ oxl ool
€OflSV,
xal firj ajioöxriöxig iXeog Oov a(p rjficöv, Iva fi^ ejti-
d^covzat Tj^lv.
9 ort ov t^qstIöo) t6 öjcsg^a Aßgaäfi jtaga jtavra rä ed-vfj, 17
xal ed^ov t6 ovofid oov ecp' ^fto^g, xvqif, is
xal ovx ajtwöij elg top alcöpa.
10 ev öiad^Tjxi] ötid-ov rotg jcargaoiv tjuSv jzsqI rjficov, 19
xal rjtjislg hXjtiovfiev ejtl öe ev sjtLOTQO(pxi fpvx^g
TJH^V.
11 xov xvQiov 7] £X67]fJOövv7j ejtl OLXOV lOQaTjX elg Tov 20
al(ßpa xal in.
8 av\ Gol J I Xuoq JLCH] Xaoq oov R | olxzsiQrjaov R] olxxbiqov
JLCH I eXeoq R] eXeov JLCH 9 ovx anwarf ego] ov xaranavoeiq R
(om. elq sq.), 01; xatanavoei JLC, ov xaxanava^ H 11 ^ JLHJ om.
RC I iXsfioavvTj R | M JLCH] en (sie) R
8, Zu Xaoq ov s. 0. S. 53, zu olx- es fehlt auch in V nicht (Ryle u. Ja-
teiQrjaov S. 58. — Der Artikel, den mes). — J und C trennen v. 9c nicht
Ryle u. James vor Xaoq einschalten, von v. 9^. — Zu ovx aTtciay s. 0.
ist entbehrlich, v^l. z. B. XVII, 35b. S. 78.
— In J folgt v. 8b auf derselben ^ < r7 c ,. . 1 tt o
Zeile, aber mit grossem Anfangsbuch- ^^' ^^ "i iXetifioavp vgl. X, 8
Stäben. - '6tl ooi Wsv. Da^s M ]f f^^^^^ n aoxnQ^a ^l olxov
oov statt coL biete, haben Ryle u, f^'^^'f^M^' ^^l f ^^ov/vqlov zo
James mit Recht bezweifelt. - v. 8c ^^- ^C) eXsoq inltov logar}) xtX
i.i-ii^/-ij i-j T^ 1 li. i. Das Zusammentrenen von K und 0
theilt C durch den Doppelpunkt nach . , . , ., 1
c- -v, T 'n- TTnin der Auslassung des Artikels wird
riuü)v, nicht so J. — em^cüvraf. JLC „., . . °. , ,, ., „
, . , ,n man lur ein zufälliges halten dürien.
accentuiren eTtid-cDvrai. t^ c , , -,• n •
Das T], welches die ed. princ. auf
9, ^()5Tt(Ta> schreiben nur L(?) und iXsijfj.oavvT] folgen lässt, findet sich
P, jj()fr/(7a> M, 7/pezr/(7ö> RJHV(C?). — weder in V (Cambr.j noch in R
a/^()aa^ haben HV, a/9()a«;U RJLCMP. (Swete). — Zu inl o'lxov s. 0. S. 61;
— Das in der ed. princ. ausgefallene hei zbv o'lxov (Ryle u. James) bietet
TcaQa hatte Fabxicius richtig ergänzt; keine Hs.
Psalm IX, 8-11. X, 1—4.
117
^Ev vfivoig' rd ^aXmncov.
1 Maxagtog avrg ov 6 xvQiog ein^r/öO-T] ev f-XeyfKp,
xai sxvxXcqO^t] ajio oöov JtovrjQag ev ^aoxLyc^
xad^agiöd^TJvai djco af/agriag, rov fzr] jtXrjd-vvaL.
2 o axoifia^cov vmxov elg fiaortyag xad^agLöd-i^oerai,
XQ^OTog yccg 6 xvgiog rotg vjiOfievovöLV jtaiöeiav.
3 ogd^coöSL yag oöovg ÖLxalcov x^l ov öiaorgetpet ev jtaideia,
xal TG eXeog xvgiov ejtl rovg ayajtwvrag avxov ev
aXrjd^ela.
4 xal (jvTjöd-ijoerai xvgiog rwv öovXcov avrov ev eXeei'
?} yag fiagrvgla ev vo^Ko ÖLad^rjxrig alcovlov,
7] fiagrvgia xvgiov ejtl oöovg av&gwjtatv ev ejtiöxojt^.
Inscr. ev ^fivotg tw acckwfxcüv R] vfivog zw aaXofxaiv (add. tpa?.-
fiog i J) JLCH
1 xaS^aQiod-^vat RJ] praem. xal LCH 2 xa&ccQiad^ijasTai JLCH]
praem. xal R | yccQ] om. LC \ vnofxsvovaiv R] -ai rel. 3 öiaazQsyfsi
JLCH] öia7iQ€\p6i R 1 dyanovrag R 4 /xvrja&^astai JLCH] finjaevai R |
yag RJLC] om. H
Ps. X. Zur Überscbrift s. o. S. 56.
Die Theilung des Psalms ist H ent-
nommen, s. 0. S. 21.
1, iksy/nü} bietet auch Y, nicht
iXayxcji (Cambr.). — sxvxXwd-t] beruht
■wohl auf einem missverstandenen ao'^i
(zu lesen 30^5 = xal dneoxQatpri).
Fritzsche dachte an ixwXvd-r], fürch-
tete aber mit Recht, damit den Über-
setzer zu corrigiren. — J schliesst
V. Ic auf derselben Zeile , aber mit
grossem Anfangsbuchstaben, an v. Ib
an. — xaS^aQiüS^TJvai (ohne xal) hatte
schon de Lagarde vermuthet; Hil-
genf. schrieb zuerst xal exaS^a^laS-i],
dann rov xaS-aQiaS^^vai. — Für nXr]-
&.vvai bieten alle Hss. (auch P) n?.r]-
d-vvai. Hilgenf. änderte nkrjoS-^vai,
Ryle u. James nXrjd^vv&TJvai. Es steht
aber m. E. nichts im Wege, rov firj
7t?.7]&vvai im Sinne von fZTJTKog nXrj-
&vvy (sc. T?^v dfxaQxiav) aufzufassen.
2, C hat nach fidaziyag einen
Doppelpunkt, aber, wie es scheint,
auch nach xaS-agiad-rjasTai. — Zu
xa&aQiad-rja. (ohne xal) s. o. S. 53.
3, J schliesst v. 3a auf derselben
Zeile, aber mit grossem Anfangsbuch-
staben, an V. 2b an.
4, fxvTjo&i^oerai bietet III, 11
auch R; ßvi^aszat ist hier offenbar
Schreibfehler, wie IX, 2 öixaiöotjg
statt 6ixaiü)&yg.
118
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
5 Jlxaiog xal oöiog 6 xvgiog i^ftcov hv xQlfiaöiv avrov e
elg Tov aicova^
xaViöQarjX alviöei reo ovoiiaxi xvqIov sv evtpQOövvj;].
6 xal oococ e^ofioXoyrjöovzaL ev kxxX7]öia Xaov^ 7
xal jtroxovg kXei]öeL 6 ß-eog kv ev<pQOövvr] 'logai^X'
7 oTc x(>^ö70$ xal eXeri(X(ov 6 d^eog eig tov aldova, s
xal ovvaycDyal ^löQarjX öo^döovöiv ro ovofia xvqiov.
8 TOV XVQIOV ri ooüTTiQia em olxov ^löQarjX sig svcpQo- 9
ÖVV7]V alcovLov.
lÄ
TS 2aXwii(6v' elg JiQoööoxlav.
1 SaXjtloaTB ev Hlcov ev caXjtiyyi arjfiaoiag dyioDV, i
xrjQv^aTS ev ^ hQOvoaXrj (i cpa)vijv svayysXi^o/isvov' 2
ort ^lerjöev 6 d-eog ^logarjX ev ti] ejtiöxojc^ avrcov.
2 OTrj&c, ^leQOVöaXriii, eq^ vrprjXov xal I6e rd Texva oov %
djib dvaToXcov xal övoficov övv?]yfieva eiodjia^ vjto
XVQIOV.
3 djto ßoQQa BQXOVTat t(] evg)Qoovvi;] tov d-eov avTcov, 4
ex vr/öcov fiaxQO&ev övvrjyayev avTOvg o d^eog.
5 o JLCH] om. R | ev pr. J] om. RLCH | tüJ ovS/Liazi RJLC] xo ovofxa
H 1 xvQiov] add. elq zov aicova J 6 oaioi ex ozioi corr. R 7 6oB(x-
oovGLV R] öo^äaovOL LCH, öo^dacoai J 8 iTcl R] art' JLCH | etg sv(pQO-
avvT]v JLC] slaoxpQoavvTiv R, eiq acDcpQoavvrjv H
Inscr. aakü)(JL(üv L (C latet)] aokofxcöv R. aa?.oßwv JH
1 tXstjGSv J 1 loQarjk RJLC] praem. iv H | avzaiv] avzov J 2 za]
om. J I SLaaTia^] ana^ J [ vno JLCET] uno R
5. Zu 6 xvQioq s. o. S. 59. Der
Artikel fehlt in R, nicht aach in H
(Cambr.). — Zu ev xQißaoiv s. 0. 8.78.
— Nach alüiva interpangirt R nicht.
8. Zu tnl OLXOV s. 0. S. 61, zu elg
ev(pQ0OvvT]v S. 78.
Ps. XI. Die Eintheilung des Psalms
ist H entnommen, s. 0. S. 21.
Die Stichen in J und C bieten
keine Abweichung, nur dass in J
V. 4a, 7b (das 'E fehlt durch Schuld
des Miniators) und 7c auf derselben
Zeile, aber mit grossem Anfangsbuch-
staben, fortgefahren wird.
1, 'loQarjl ohne iv (so richtig
Ryle u. James) wird durch die neuen
Hss. bestätigt; Hilgenf. vermuthete
zov 'laga^k.
2, Nach v\pT]?.ov interpungirt V
voll, JLC leicht, R gar nicht; nach
zexva aov R (JC) voll, L leicht, V
gar nicht.
Psalm X, 5--8. XI, 1-9. XII, 1. 119
5 4 OQfj viprjXa kxajtaivoDöev eiq 6{ia?.iöfibv avrolg,
6 Ol ßovvol ecpvyooav ajto elöoöov avrcov
5 OL ÖQVfiol eöxiaöav avrolg ev rij jtagoöcp avTCov,
7 jcäif ^vXov svcoölaq dvezeiZev avrolg o ^eog'
6 Iva jtaQsXd-xi ^logarjX ev ejciöxojtfj öo^fjg d^eov avxmv.
7"
'Evövoai, '^IsQOVöaXrjfi, xa Ifidxta xrjg 66^f]g Oov,
exolfiaoov xf)v oxoXrjv rov äyiaöfiaxog öov
oxL 6 d^eog sXaXriöev dyaO-a ^lOQarjX dg rov aimva
xal exi.
9 8 jcotrjöai TCVQLog a eXdXrjösv km 'iCQarjX xal IsgovOaX?] (i^
dvaox7]öai xvQiog xov ^lögarjX ev ovofiaxt öo^rjg avxov'
9 xov xvglov x6 eXeog ejtl rov ^lögarjX eig xov aicova xal ext.
IB
TS ^aXwjLKDV ev yXwOöxi üiagavbncov,
1 1 Kvgie^ Qvcai xrjv ipvx^v fiov djto dvögog jragavofiov xal
jtovrjgov,
dno yXcoöOTjg jtagavofiov xal tpid-vgov
xal XaXovör/g ipevörj xal öoXia.
4 oQTj] OQOL J I i<pvyooav R] scpvyov JLCH 5 ÖQVßol] ßovvol C |
iaxiaaav] iaxl^zrjaav MP 6 &€0v] om. J 7 dyad-cc sig rov cclwva
xal szi lagaijX {Irj}^ ex oir] corr. C) LC 8 i€QOVoaX'^/j, RJC] praem.
€v LH 9 t6] om. LC
Inscr. aaX(jDßü)v RL] aaXo(iü)v JCH
1 öokLa ex novTiQo. corr. C, öoXsQa L
5. iaxiaaav. Die Variante iax'iQ- dvaaf^aai bieten RJ noi^aai und
TTjaav (Reminiscenz aus Ps. 113, 4 ta dvaaxrjaai.
hvMQTncav^iXQw!) findet sich p^ ^II. Die Theilung des Psalms
mcht nur in P (Ry e u James) son- j^^ ^ ^„^„„^^ ,. o. g. 31.
dem auch m M (r ist bei Swete
Druckfehler für p). ^^ ^^^ stichischen Schreibung
7. Zu dya&a vgl. XVII, 44. So bi®*^* ^ ^^i'^® Abweichungen von
lesen auch HV, nicht dyad-ov (ed. unserem Texte. In C dagegen scheint
princ. und Cambr.). Die falsche An- v. Ib der Doppelpunkt nach xpi^vQov
gäbe erklärt sich aus Unkenntniss ^^ ^^^^^n, und auch R und L inter-
des tachygraphischen Zeichens für pungiren hier nicht, V nur mit dem
a, welches in beiden Hss. ange- Punkt (s. o. S. 41).
wandt ist. 1, V theilt durch ein Kolon nach
8« Statt Ttoiijaai (Hilgenf.) und ipv/riv fiov.
120
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
2 ev jtoixiXia orQO^rjg ol Xoyoi TTJg yXcoöotjq avÖQoq jco- 2
VTjQOV,
äojtsQ ev Xacp jtvQ avajixov xaXXovi^v avrov.
3 ?J jtaQOtxia avrov efucgr/oat olxovg ev yXoyöOi;] ipevösi, 3
exxo'ipai öevöga evtpgoövvfjg (pXoyt^ovCrjg jcaQavofiovg,
ovvxBccc oixovg [jcagavof^ovg] ev jtoXefiO) ;f£/^£ö^r 4
tpi&VQOig.
4 MaxQvvat 6 d^eog djzo axaxow X^^^V ^'^Qcc^oficov Iv
ajtoQla,
xal öxoQjiLöd^elrjöav oörä tpid-vgcov ano (poßovfievcov
xvgiov
ev Jtvgl g)Xoy6g yXcoööa xpid-vgog djtoXocto djro 5
60l03V.
5 ^vXd^ai xvgiog ipvx^/v i^Ovxiov fitöovöav dölxovg, 6
xal xarevd^vvai xvgiog dvöga jtoiovvra elgrjvrjv ev
olxco.
2 ^v noixtXia aTQO(pfjQ RJ] iv noixiXia tQocpTJg LC, ev Tton^aei 6iu-
aTQO(pijg H I Xacp RJLCJ ccko) H ] dvämtov J | xaV.ov^v RJLC] xaXäfATjv H
3 ißTi^aai Hilgenf.2] iß7i?.fjaai RJLC, ifinX^aai H ] tpEvdfj J ] nagavö-
fxovg pr. RLC] naQavofiov JH | ovvx^cci R] ovy/Jai JLCH | oi'xovg nagavo-
(jLovq RJC] nagavofjLovq oi'xovg LH 1 xf/Afa^v R] -ai reL | xpiS^vgcDV J
4 oxognio^eirioav R] axoQnia&eiT] JLCH | dnwXoixo J 5 (pvkd^ai . . .
noiovvra JLCH] avvxiai oixovg xal (pvlcc^ai xvgiog dvögog noiovvxog R
2. Zu noixiXia vgL IV, 3, zu
axgocpri Prov. 1, 3. Sap, 8, 8. — Für
AaaJ ist vielleicht öaXw zu lesen, s. 0.
S. 78ff.
3. Alle Hss. inteipungiren nach
xaXXov^v avTov v. 2b und verbinden
rj Ttagoixla avrov mit dem Folgen-
den. — Zu nagotxta, ifingriöai, (pXo-
ytt,ovöTjg nagavöfjiovg und zu naga-
vofxovg V. Sc s. 0. S. 80 f.
4. xax(öv statt dxaxojv bietet
nicht nur M (Cambr.), sondern auch
— Zu oxogniod^elriaav s. 0. S. 57.
5. Die Verwirrung, welche R theils
durch Wiederholung aus v. 3c, theils
durch Überspringen von dem xvgiog
V. 5a auf das xvgiog v. 5b angerichtet
hat, glaubt Swete dadurch lösen zu
können, dass er bei R ovvxsai oixovg
streicht und aus HVMPi/^fX^v herüber-
nimmt. So liest er statt v. 5a u. b:
xal (fvXd^ai xvgiog ipvxv'^ dvögog
Tcoiovvzog figt'jvrjv iv oi'xip. Näher
liegt die Ph-gänzung bdovg {dvögog
xtX.), s. VIII, G. Dass aber die Worte
T]ov/iov . . . xvgiog nicht etwa Zu-
that von H sind, beweist jetzt die
Übereinstimmung von JLC. — Zu
xarev^ivai xvg. dvöga vgl. XVIII, 8.
Psalm XII, 2—6. XIII, 1-3. 121
7 ö rov xvQiov Tj öatTrjQia ejtl 'lögaijZ jtalöa avrov da top
alSva'
8 xal ajtoXoLVTO ol a^aQTwXol ano jtQoöwjtov xvqIov
ajta§,
xal oöLOL XVQIOV xX7]Qovofir)aai6ap ejtayyeZiag xvqIov.
IT
Ta 2aXcofi(DV ipaXfiog' JtaQaxZrjöcg rwv öcxaicov.
1 1 As^id xvqLov eOxEjtaöiv fis^
öe^id XVQLOV sipsloazo rjfiSv
2 2 o ßgaxicov xvQiov eöcoösv rj^aq djto QOfi(paiag öiajtOQsvo-
fisvrjg,
djtb Zifiov xal d-avdxov afiaQzojXcop.
3 3 d-TjQia ejteÖQafioöav avrolg jtovrjQct'
Iv Tolg oöovClv avTCDV srlXXoöav occQxag avzf^v
xal ev ralg fivXatg ed-Xmv ooxä avzcov'
6 7iai6(ov J I OL oaioi JC | xXrjQovoßlaaiaav (sie) R] xlriQOvo^riaaL
€v J, xlrjQOvofi^aaiev LCH | inayyeXeiag RJ | xvqIov qu.] om. R
*ir\ TQEig xal öüxaxoq J | Inscr. aakcoucjv RL] oaXofjLmv JCH |
xpaXfiog RJHj om. LC
1 iaxtnaaev R] -as rel. 2 ßgayjcov] (o in ras. scr. R 3 ineöga-
(jLoaav R] STieÖQafxov JLH (C latet) | itllkoaav R] stlIXov JLH, stsiXov
C I ßvXaig RJC] add. avtaiv LH | zcc oaxa. J
6. Zu orTr«! (Hilgenf.Wermuthete nicht überall erkennbar; er findet
iiadna^) vergleicht Hilgenf.2 LXX sich aber, im Gegensatz zu J, auch
Jos. 6, 3. 1. Kön. 26, 8. — Zu dem am Schluss von v. 6a. In R fehlt die
xvqIov am Schluss von v. 6© s. o. Interpunktion nach aßUQzojXüiv v. 2^
S. 52. und nach afA.aQT(o/.ov (s. o.) v. 7b.
Ps. XIII, Keine Hs. hat in der ^ t^ -, ^ > . i
f-Tv V Tj. 1 ^ - ^ 1 / 1« Für das corrupte soTteaaos der
Uberschnft xpaAuog vor Ta> aal. (so , . ,.-■>»
, D 1 T N ed. princ. schrieb eaxenaae schon
noch Ryle u. James). ^^., ^ ,. . , , , _.
Die Theilung des Psalms ist H ^'I^'"*'. L .T^'^r ^^]^?'^'^ ^^/^ ^
, o oi unbegreiflicher Weise ^TrwdTraae über-
entnommen, s. 0. S. 21. TP
T • • i. io V, Po v^ rv. liefert war.
J vereinigt v. la u. d, 6a u. d, <^t)
u. 8a zu je einem Stichos und zeigt 3. fiv?Mic (ohne aiT(öv) ist durch
v.8b, Qa u. 10a den Beginn eines neuen RJC für y gesichert. Die Hinzufügung
nur durch den grossen Anfangsbuch- des avtcüv (LH) lag nach oöovaiv
staben an, welcher v. Sb ('I) und avxöiv nahe, während für die Weg-
V. 10a ('0) vom Miniator vergessen lassung ein Grund nicht ersicht-
wurde. In C ist der Doppelpunkt lieh ist.
122 ^- Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
4 xal ex rovrcov anavTcov sQQvOaro 7]fiäg xvQiog.
5 ^Eragax^J] 6 evöeßrjg 6iä xa üiaQaüixc6{iaxa avxov, 4
(irjjtoxB OVfijiaQaXrjq)d^xi i^^^cf xcjv afiagxwXcoV
6 oxi öeiv?) rj xaxaöxQOcprj xov afiagxoyXov, 5
xal ovx ci'ipexat öixalov ovöev ex jtavxcov xovxcov,
7 oxc ovx ofioia rj jtaiöela xcqv ÖLxaicov Iv ayvola g
xal 7] xaxaöxQocp^ xcov afiagxooXwv.
8 ev jcEQiOxoXxi üiaiöevexai dlxaiog, i
Lva jiTj ejtcxagf] 6 afiagxcoXog xco öixalco'
9 6x1 vovO-ex^oec ölxatov cog vlop ayajcrjoecog^ 8
xal 7] jtaLÖeia avxov wg jtgcoxoxoxov.
10 oxt (pelöexat xvgiog xmv oöIcqv avxov, 9
xal xä vtagajtxwfiaxa avxöov e^aXel^si ev Jtaiöela.
11 Tj yag ^wi] xcov ötxalwv elg xov alwva'
aftagxo^Xol 6e agdrjoovxai elg djtojXeiav, lo
xal ovx Evged^Tjöexat fivTjfioövvov avx<nv exr
12 ejcl öe xovg oölovg xb eXeog xvgiov, n
xal ejtl xovg q)oßovfievovg avxov xb eXeog avxov.
4 b xvQLoq JC 5 evaeßrjq Wellhausen] daeßrjg codd. | xä JLCH]
om. R 6 öiVTJ R I ^ R] om. JLCH \ xov öixalov LC ] ovöhv ix ndvxcov
xovTCDV R] ix ndvxcDV xovzwv ovölv JH (LC v. infra) 6 s. ovSh . . . afiaQ-
Xü)X(öv V. 7] om. LC 7 xiSv afiaQxwXuiv JH] xov afxagxwXov R
9 TCQOxoxoxov R 11 ovx] ö^^ ^ 12 avxov JLCH] om. R
6. Zu evasßrjg s. o. S. 81, zu xu Lesart der Gruppe HVMP (Ryle u.
naQanxüJfxaxa S. 59. James), sondern ein von Fabricius
6. Zu r/ xaxaoxQOcpri vgl. IIT, 12 nicht verbesserter Druckfehler der
avxri Tj lueglg. An beiden Stellen ist ed. princ, welcher beim Collationiren
der Ausfall des rj (x) leicht erklär- übersehen wurde.
m rv - t , . „ ^, 12, Zu xal inl xxX. vgL II, 33
7. Z<u xwv auagxwXwv s. o. S. 54. a , v, > jt ^ y n
TW T r> x. ^ • T TT ön xo slsoq xvgiov eni xovg woßov-
Dass L u. C ebenso lasen wie J u. H, , , , ^ , , o ^
• , . . , j . , usvovq avxov uexa xgiuaxoq. Swete
ergiebt sich aus der Auslassung pro- \^ , -.-d s j ^ < n >
, V ,1, , , \\est xmiK xal ^nlxovQ wo ßovuBvovq
^texhomoeoieiAxoviiov-auagnolwv). y ■,,. , _ - t f <-
11 > /D\ i. i-i. TT, ... xo e/.eoq avxov.
11. ovx (R) statt ovx ^^t nicht
Psalm XIII, 4—12. XIV, 1-7. 123
M
'Yfipog TCO 2aXa)ficQV.
1 1 UiOtog xvQiog rolg dyajtcoöiv avTov ev äXrjO-sla,
xolg vjto(i6Vov(jcv jtaiöelav avrov'
2 rolg JtoQSvofidvoig ev öixaioövv^ jtQOOrayfidrcov avxov^
Bv vofio) CO everelXaro ^fiTv sig C^corjv rjfidov.
2 3 ooioi xvQiov C^rjoovrai ev avxco elg rbv alcova'
6 jtaQaöscöog rov xvqIov, rä ^vXa rrjg ^corjg, oölol avrov»
3 4 ?5 (pvxeia avrcov 6QQcC,a)fi6vr] elg rov alcova^
ovx exrtXTJOovrat jtaoag rag rjfieQag rov ovQavov'
5 ori 'q fieglg xal xXr^QOVOftla rov d^eov eörtv logaijX.
4 6 Kai ovx ovratg ol afiagrcoXol xal jtagavofcoi,
ot ^yajtT^oav r^iigav ev fieroxv afiagriag avrcov*
7 kv fiixQorrjri öajtgiag tj ejtc&^vfiia avrcov,
5 xal ovx efivrjöd^fjoav rov d-eov.
*I/1] yjaXfiog i^ J | Inscr. aaXw/uciv R {-fiwv) L] caXofi(üv JCH
1 VTtofievovaiv R] -ai rel. 2 TioQevofiivoig] add. iv dxaxla xal J |
(0 LC] ov J, (üQ H, om. R 3 rov RJ om. JLCH 4 SQQi'Qoixhri R |
exTSiXrjaovTCci R, ixziXk^aovzcii J 5 xXtjQOvofxla RLC] praem. ^ JH \
LOQaijX RJLC] praem. 6 H 7 tj imdvfiia RJLC] iv ini&vfila H | rov
S^sov] avtov C, om. L
Ps. XIV, In der Überschrift hat niss hat, wird hierauf wenig Werth
auch H vfivog, nicht vfivoi (Swete). legen, auch wenn ich nicht ausdrück-
H theilt den Psalm in drei Theile: lieh constatire, dass ich in keiner
V. 1. 2, 3 — 5, 6 — 10, s. 0. S. 21 f. der genannten Hss. ein Merkmal für
J trennt v. 4^ und v. 6l> nur durch die Verschmelzung in ein Wort ge-
den grossen Anfangsbuchstaben vom funden habe. — Zu w s. o. S. 47.
ersten Gliede; v. 2a fehlt das T zu Das Richtige vermutheten schon Ryle
Anfang der Zeile durch Schuld des u. James.
Miniators. 3^ y ^j^^q^ ^^^^-^ ^^^ j^^^^^ ^^^Yi
2.^ TCOQSvofiivoig. Den Zusatz iv ^^^.^^ ^^ ^ g 4^) _ 2,, ^^. ^^^>^^
axaxla hat J aus Ps. 83, 12. — iv g q S 60 f.
vofiw verbinden MP, nicht MV , ,1 tt
(Swete), mit dem Vorhergehenden. *• to^ ov^«voi; bieten alle Hss.;
Nach Ryle u. James sollen V und M, ^'^ ^"g^^^; ^^f M avd(,a>7roi; {avov
nach Swete auch R ivvo^^ip (so ver- ^*^** ^^^^^) ^^^^ {^^^^^-\ ist img.
muthete Hilgenf.^) statt iv vofjLco 7, L und C theilen diese Strophe
bieten. Wer da weiss, was es mit nicht. — Zu fiixQOTTjzi vgl. Well-
der Worttrennung in den älteren hausen S. 137. Hilgenfeld änderte
griechischen Hss. für eine Bewandt- mxQozrjn.
124 ^' Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
8 OTL oöol avB-Q(üJt(DV yvcoöTal evcojtiov avrov öia jtavrog,
xal rafisla xccQÖiag ejtlöTarac jtqo tov yeveo^ai.
, 9 öid TOVTO 7] xX7]Qovofiia avTCov aÖTjg xal oxorog xal 6
ajicoXsia,
xal ovx svQsd-ijoovrai ev ^f^i^Qcc eXeovg öixaicov'
10 ol Ö6 OÖLOi XVQLOV xXtjQOVOUTjÖOVÖLV CcoijV ev 6Vg)QOÖVV7;j. 7
iE
WaXfiog TW J^aXcoficbv jusza cpöfjg.
1 ^Ev TCO d-XißeoO^al fts 6JcsxaX£ödfi?]v ro ovofia xvqiov, i
slg ßoTjd-eLav rjXjttOa tov d^eov ^laxcoß, xal 6öc6d-7]V'
OTL sXmg xal xaTacpvyii tcov jito^xcöv ov, o d^eog. 2
2 Ttg ydg loxvet, 6 {^eog, et fi^ e^ofioXoyyjoaod^al 00c ev 3
dXr]&eia;
xal TL SvvaTog dvO-QotJtog, el (irj l^o^oXoyrjöaod-ai 4
Tm ovofiaTL öov;
3 tpaXfiov xaivov fieTCc wöfjg ev evxpQOövvi] xagöiag, 3
xaQjcov x^^^^^^ ^^ OQydvco riQy.oöiiivcp yX(6ö07]g,
djcaQx^v ;j£fA£coz^ ano xaQÖiag oolag xal dcxalag'
4 o jcoicov zavza ov oaXevd^ijoeTai eig tov aicöva ajto 0
xaxov,
(pXo^ jtvQog xal ogy?) döixcov ovx (^V^^t^ccc avTOV'
8 xal T« Tot/M. LC I xafjLHtx R] za(jLitIa LCH, ra ßisla J | ysveaaL L
9 iXiovg R] sk^ov JLCH 10 xkrjQOvof^ijaoioiv RJL] -ai CH
Inscr. Ta>] om. LC | oaXojfÄWV R {-fzcüv) L] aaXofj.(i)v JCH | (xetcc (R,
(isx^ JH) wöfiq] om. LC
1 elq Ti)v ßoT^S^siav J \ TJkniaa] saojS-rjv R | ov] add. sc J 2 rlg] xi J |
ool] om. J 3 xaivov JRL (C lateti] xal a'ivov H | (leza R] (xer JLCH I
dnaQxriv RH] aTiaQ^fJQ J, anaQX,ri LC 4 OQyri] om. C [döixüiv) | oi'/j
ovx R
8. R interpungirt nach dv^QOi- angeschlossen wird. C hat v. 4a auch
niov. — Zu la/nela s. 0. S. 58. nach alcJva einen Doppelpunkt, aber
Ps. XV, H theilt den Psalm in wie es scheint von späterer Hand.
dreiTheile: v. 1— 4a, 4b— 7b, 8a— 13, 2. rlg. Fritzsche's ri (so J) ist
s. o. S. 22. keine Verbessening.
Die stichische Schreibung in J 3* Zu xpaXfjLOV xaivbv s. HI, 1 u. 0.
bietet keine Abweichungen, nur dass S. G9. Das Richtige vermutheten
V, 6 auf derselben Zeile, aber mit schon Ryle u. James. — Zu (XExa hier
grossem Anfangsbuchstaben, an v. 5b und in der Überschrift s. 0. S. 61.
Psalm XIV, 8—10. XV, 1-13. 125
7 5 oxav e^iXdi] tJti af/agrcoXovg aJto jiqoöcojiov xvqIov,
olsd^QBvöai jiaöav vjiooraoiv afiagtcoZcov'
a G ort TO ör]iieiov xov d^eov ejtl öixalovg slq owrrjQiav.
7 Aifiog xal QOU(paia xal ^avaxoq ajto öixaicov fiaxQccv,
9 (pev^ovrai yag cog öiwxofitvoi jtoXefxov ajtb oolcov'
8 xaxaÖLW^ovTai de a^uaQxoXovg xal xaxaX?] fixpopxai,
xal ovx hx^sv^ovxat ol jioiovvxsg avo^iav x6 xgl^a
XVQLOV
9 (Dg vjto jtoXsfilcov sfiJtsiQwv xaxaXTjficpt^r/Oovxac,
10 x6 yag orjfietov xrjg ajcwXsiag hjtl xov fiexcojtov avxwv,
11 10 xal Tj xXrjQovofcia xcov afiaQxatXSv anwXjtia xal oxoxog,
xal at avofilaL avxwv öico^ovxai avxovgtcogaöov xaxco.
12 11 7} xXrjQovoftia avxcöv ovx ^vged^rjöexai xolg xixvoig avxcQV,
13 al yag dfiagxiai i^SQrjficoöovoiv olxovg afiagxwXcör
12 xal djcoXovvxat dfiaQxcoXol ev riiitga xQlöewg xvglov sig
xov alc5va,
14 oxav sjtLOxejixTjxaL 6 d-eog xrjv yrjv ev xQifiaxi avxov '
15 13 Ol öe ^oßovfisvoi xov xvqlov eXerjf^r/oovxat, ev avxfi^
xal ^i^öovxai ev xf/ eXerjfioövv?^] xov d^eov avxwv
xal dfiagxwXol djtoXovvxai elg xov alcöva xqovov.
5 ^nl JLCH] ^(p R 1 oXe^Qevaai R] oXo&Qsvaai JLCH 7 dno
öixalwv fiaxgdv R] ^axQctv dno ötxaicov JLCH | dicoxofxsvoi J] öicDXOfisvov
RLCH I noXsfzov ego] dno Xifxov RJ, Xifxov LCH | volwv RH] ^eicDV JLC
8 xaxaönt>^ovxaL°^] xaraöiaj^szai JLCH | xarak^fÄXpowai R] xaraX^xpeTai
JLCH I xvQiov RJH] xov d^sov LC 9 xazaXtjfx^&i^oovTai R* {fi eras.)]
xaxaXriifd-fiaovxaL JLH, xaxaXi](p&i^oi]Tai C | dnoXelaq J | (xexonov J
10 dnoXsia R | cu JLCH] ofii. R | xuxw RLCH] xaxwxdxov J 11 ovx
evgeO'qoexaL exe. litt, ai in ras. scr. R | ai] xal J | afiaQxiac R] dvofÄiai
JLCH I i^SQTj/bKoowaiv R 12 ccfjiaQXOjXol RJC] praem. o\ LH | h xQifiaxi
avxov RJLC] add. dnoöovvai afiaQxwXoTg eiq xov alwva Xi^ovov H
13 xal a/ÄaQXü)lol . . . XQOvov RJLC] om. H ] afzaQXwXol dnoXovvxai R]
dnoXovvxai (add. ol LC) ajuaQXcukol JLC
5. Zu inl a.(xaQXO)Xovq s. o. S. 61. 10. Zu al dvo/ulai s. o. S. 59.
7. Zn 6ca>x6f.evoc noXsfxov s o. ^^ gu ^fiagxlac s. o. S. 57.
S. 81 1. Ryle und James schreiben
wg 6i(oxofi6vov noXsfxlov. 13. Zu afiagxfoXol dnoXovvxai s.
8. Zu xaxaÖKo^ovxuL und xaxa- <>• S. 46 f.
X^fixpovxai 8. o. S. 54.
126
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
IF
^'Y(iVoq TO) SaXw^coV sig avriXrjipLV oöIoiq.
1 ^Ev TCO» vvöra^ac ipv/jjv fiov djto xvqiov jcaQO, ixlxqov i
(üXiöd-rjOa,
6V xatatpogä vjivovvtwv fiaxgav ajto ß-eov'
2 jtaQ" oXlyov s^exvd'r] ?/ 'ipvx^] fiov eig d-ai^arov, 2
ovvsyyvg jtvXmv aöov fisra afiagrcoXov'
3 ev T(p öisvsx^fj^ccf^ tpvx^^v fiov djto xvqiov ^eov ^IöQai]X' 3
ei firj 6 xvQLog dvreXdßtro /aov reo aXeet avrov eig
rbv aimva.
4 Bvv^iv fis (Dg xivTQOV ijtjcov Im rrjv yQTjyoQTjOiv avrov, 4
6 OODTTjQ Xal dvTLXrjJtTCDQ f/ov tv jcavTC xatQw
SOCOÖtP fiB.
5 ^E^oiioXoyrjOOfiai ool^ 6 ^eog, an dvreXdßov fiov eig 5
öa>T7]Qlav,
xal ovx eXoyiöo) fie fierä rmv dfiagra/Xcov eig
djtcoXsiav.
Inscr. vfivog zip aa).. slg dvtlXr]ipiv ooloiq RJLCJ ipaXfiog xw aa?..
€ig dvzlkt]\piv H 1 oalcDßiov R (-fzwv) L] aaXofzü>v JCH
1 wUaS^Tjoa RCHJ (oXlaS-rjaav L, vnvwaa J \ iv] om. LC | xaxacpoQa
R {xaxdipÖQo) L] xazacfid-ogä JCH | vnvovvzwv fxaxgav ego] vnvov zw
(ro J, C latet) (xaxQav (add. yevsa&ai J) codd. 3 xvQiog] &s6g J | /xov
sec] add. eig owzijQiav J 4 s. evv^sv . . . acazrjQiav v. 5] om. J 4 swcev
RL] -^6 rel. | eacaaev RL] -ae rel. 5 dvzsXdßezo (xov R | iXoyiao) /aa
LCH] sXoyTjacD/xcci (sie) R, iXoyi^ao/jtai J
Ps. XVI. H theilt den Psalm in
vier Theile: v. 1—4, 5—8, 9— lU,
IIb— 15, s. 0. S. 22.
Die stichische Anordnung in J
bietet in v. 1, v. 7 f. und v. 13 Ab-
weichungen (s. u.); V. 3a und v. 6t>
sind nur durch den grossen Anfangs-
buchstaben vom Vorhergehenden ge-
schieden. In C ist der Doppelpunkt
nur V. 2a u. b, 3a u. b, 4a u. b^ 5a
u. b erkennbar.
1, J theilt ab: *Ev zui . . . vnvov.
II T6 fxaxQav yevia&ai dnb &sov. \\
Auch die übrigen Hss. interpungiren
nach vnvov, aber nicht, oder doch
nur leicht, nach i^eov, R auch nach
XVQIOV. — xaxa(pd-OQä bietet mit H
nicht nur M (Cambr.), sondern auch
V; dagegen hat P richtig xazacpoQä,
s. 0. S. 24 f. — Zu vnvovvzüiv s. 0.
S. 82.
B. {dvxekaßezö) fiov bietet auch
M, nicht fiOL (Cambr.).
5. dvzekdßezo statt dvzsXdßov
hat R wohl aus v. 3b; wenn nicht
etwa dvxeldßeoo beabsichtigt war.
Psalm XVI, 1—15. 127
6 6 /"^ djtoOTf]07]g t6 eXsog Oov ajt tfiov, o d^sog,
fi7]6e rijv fivijfi7]p öov ajto xagöiag fiov tcog d^avarov.
7 7 ejtixQarrjOov fiov, 6 ^sog, djto dfiagzlag jtov7jQäg
xal djto JtdoTjg yvvaixog ütovrjQag oyMVÖali^ovorjg acpQOva.
8 8 xal nij djtarrjodrco fie xdXXog yvvaixbg jtaQccvofiovörjg
xal jtavTog vjcoxecfiivov djto df/agriag avccxpeXovg.
9 9 Ta sgya rcov x^f-Q^^ f^ov xarsv&vvov kv rojtqy oov,
xal rd ÖLaßrinard fiov hv rf] f^t^^f^i;] oov öiacpvXa^ov.
10 10 rrjif yXwöodv fiov xal rd x^^^V ."^^ ^^ Xoyoig dXi]^üag
JtEQlOzeLXoP,
6Qy7]v xal dvfibv dXoyov (laxQav jioh]öov du sfiov.
11 11 yoyyvOfiov xal öXiyoipvxlav ev d^Xitpsc fidxgvvov an ej/ov,
edv duaQTTjöa) ev reo oe jraiöeveiv elg sjttöTQO(prjp.
12 12 svöoxia öe fierd iXaQorrjrog Ottjqlöov ttjv rpvxrjv fiov
ev reo evLOxvoal ös xrjv xpvx^^v fiov dgxeoei fioi zb öod^iv.
13 13 OTL edv p) ov evLöxvöxig,
rlg v(pe^eTac jcacöeiav ev jrevla;
14 14 ev To3 eXeyxeod^at tpvx^P ^v x^^Q'- öajr()/a^ av%ov,
7] öoxLf/aoia oov ev oagxl avrov xal ev d^Xlxpec neviag'
15 15 ev TCO vjtofielvat öixaiov ev rovrocg, eXetjO^ijoerai vjtb
XVQIOV.
6 oov sec. JLCH] tisqi oov R | //ov JLCH] om. R 7 dno afiag-
xlaq. . xal pr. v. 8] om. J 8 dno ccfiaQtiag xzX.] deficit C, v. infra '
avo^skovg RJ 9 totko] tcüttw J 10 ä?.oyov] v ex corr. in ras. J
11 yoyyvcfjiov . . . tfjLov] om. L | oXiycaxpvxi'ccv J | naiöevsiv ex navö. corr. J
12 cxriQLaov RJ] oxrigi^ov LH | iv ta)~' iviax- 0£ t. tpvxv^ /"^^j ^^- L
13 ivLOxvariq ex iviaxvöaig corr. R | Tiaiösiav imölav R) iv nevia RJLH<^°"^]
iv nevia naiösiav H* 14 avrov RJ] avttiq LH
6, Zu neQL (sie) (ToD in R s. o. S. 53. 9. Zu iv ronat (so auch M, nicht
7 f . J schreibt: ^Emxgdrrjaov fiov (poßui) öov s. o. S. 83.
o -^soQ (Lücke) /xtj dnaxriadxa} fie 11. V hat v. IIb f'marpoyjyV statt
xdXXog yvvaixog nacQavoßOvaijg' xal imaxQ0(priv'
navxog . . . dvo<p£Xovg.\\^\e C ab- -.o v ^s > (jt >i >
theilte,lä^8t sich nicht erkennen, da ^ . ^\ ,^^ '^f^f'^ ^^^ ^^'^^^^^
die Schrift am Schluss der Zeüen Fntzsche) s. o. S. 84.
von V. 6 an unleserlich ist. V hat IB. J theilt die Strophe nicht,
V. 7a novTjQäg. statt novr/gag- ^^^ auch V hat nach iviöxva^g'Pmiki,
8. Zu navxog vnoxsifisvov s. o. nicht Kolon. — Zu natöslav iv nevia
S. 83. — In C folgen auf vnoxeißi- s. o. S. 23
vov noch 2 — 3 unleserliche Zeilen; 14, V hat am Schluss von v. 148-
der Rest fehlt. Punkt, nicht Kolon.
128
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's^
IZ
1 KvQLS, Ov avTog ßaoiXevg i^ficov eiq top alcova xal err i
ort 6V öol, 6 d^eog, xavx^osrat rj ipvxf) ^(icov.
2 xal rlg 6 XQOvog ^corjg dv&Q(6jtov am rrjg yrjg; 2
xarä Tov xQovov avxov xal rj sXjtlg avrov ejt avxov,
3 rjUBlg ÖB eXjtioviiev sjtl rbv d-sov öwxfJQa rj^mv 3
OTi xb xQaxog xov d^eov rmmv sig xbv alcova //er'
iXsovg,
xal 7] ßaöiXeia xov d^eov r/ficav slg xbv alcova am 4
xä td-vr] SV XQiösi.
4 2v, XVQ16, xiQBxlöG) XOV Aavlö ßaöiXia im ^löQarjX^ 5
xal ov cofioöag avxS jtsgl xov öJtSQfiaxog avxov slg
xbv alSva,
xov firj axXsiJceiv djtsvavxi öov ßaoiXaiov avxov.
Inscr. aaXüifxwv R {-(xdiv) L] aaXofxutv JH | fzera R] fiez* JLH
1 avTog JLH] om. R | ßaaiksvg] add. ei'g tov atwva b S-sbg J [
tjfjidiv pr.] add. xal J | y^eog JLH] add. rjfxcSv R 3 iXniQofiev J | xov
S^sov R] &8dv TOV JH, TOV d^sov TOV L I ikaovg R] iXiov JLH | iv xqlou
JLH] om. R 4 r/QSZi^aio R | öavlö JL, daö RH | inl] iv L | xal] inl L j
avTOv pr. JLH] om. R | ixXsineiv RH] ixkinsZv JL | aot] t6 L
Ps. XVII. Zu dem /jista in der
Überschrift s. o. S. 6L
In der Eintheilung des Psalms
bin ich H gefolgt, nur dass ich nicht,
wie hier, v. 23b (g. 0. S. 22), sondern
erst V. 26 einen neuen Abschnitt be-
ginnen lasse. R hat v. 17 aeawoßeW
Nri, V. 30 Kai k'^ei und v. 44 Maxa-
QlOl
Die Abweichungen der stichischen
Schreibung in J sind gehörigen Orts
angemerkt, abgesehen von v. 2b, 42b
und 45a, wo die Theilang nur durch
den grossen Anfangsbuchstaben kennt-
lich gemacht ist.
1, xvQie, ov avxbg xzX. Wie der
Ps. begonnen, so schliesst er v. 46
xvQiog avTog xtX., vgl. auch v. 34.
Man wird also das Fehlen des avTog
in R nur auf ein Versehen zurück-
führen können, vgl. ausserdem Ps.
43, 5 av sl avTbg b ßaaiXevg (jlov. —
V hat V. la sti. statt sri' — Zu 6
d^iog (ohne rj/näiv) s. 0. S. 53.
3. Zu TOV d-ebv s. 0. S. 61 ; &ebv
xbv bietet nicht nur H (Swete), son-
dern auch (ausser J) VMP. — Die
Angabe, dass M fzsT^ i?.eovg v. 3b
bis alwva v. 3c auslasse (Cambr.),
ist irrig. — Zu iv XQioei s. o. S. 52.
— V hat V. 3b iXiov. statt iXsov
4. J theilt ab: Kai av . . . alwva
TOV fXT] ixXiTteZv -\~ "jiTiEvavTi aov ßa-
alXeiov avTov. Aber RLV inter-
pungiren nach alwva (V alwva.), nicht
nach ixXelnsiv {ixXm'eiv). — ßaal-
Xeiov hat auch P, nicht ßaaiXslav
(Cambr.).
Psalm XVII, 1—9 129
6 5 xal tv raig af/aQTiaig 7]fimv Ijcavsörrjöav i](ilv a^aQrmXol'
eJttßsvTO 7jiJtv xal t^cooav 7]ft(xg oig ovx sjtfiyysiXco,
7 fiera ßlag d(p8iXavTo, xal ovx töo^aöav tu ovofia oov
t6 avTifiov.
6 ev ^0^1] £0-£VTO ßaölXsiov avzl vxpovg avrSv,
8 iiQi'inoDOav rov d^Qovov Aavlö tv vjieQrjfpavia aXXay-
[iarog.
7 Kai ov^ 6 ^sog, xaraßaXslg avrovg xal dgelg ro öJctQßa
avTcöv djio zfjg yyjg,
9 iv TCO EJtavaOTt^ivaL avTOlg avd^Qcojiov aXXoTQtov yi-
vovg ripic^v.
10 8 xaTO. TO. dfjaQTrjiiaTa avTCjv djtoöcioELg avTolg, 6 d^sog,
EVQSihfjvat avTolg xazd t« £()/« avTcov.
11 9 ovx iqXtijOev avTovg o ^sog'
EsTjQ^vvrjöev TO ojtbQfia avTcov xal ovx acprjxev av-
Tcov tva.
5 rifxlv pi*.] rjfjLÖiv J | 'YTTi-^f vro J | t^cüoav JLH] e^ojaavto R ] ovx
pr.] om. L I eniyyti?.w RJ | insza] xal /ueza J | affeilavzo R] dcpeü.ovio
JLH 6 'EQii/ucDoav J | davlö JL, däö RH | cilkäyfjiaxoq RJL] aXa).äy'
fxaxog H 1 zo JLH] om. R 8 svQsS^^vai RJL] svpsS^ei't] H 9 ovx pr.
R] praem. xaza za t^ya avzwv JLH ] ovx pr.] om. H ] 7]Xeriaev ego]
elfrioEL codd. | s^EQSvvrjasv (sie) RL, s^rjQevvTjas JH j avzwv b'vu RJL]
avzovg H
5. ''YnsS^svzo in J beruht auf s. Jer. 30 (49), 3 aD.u^ov B, a}.a-
einem Versehen des Miniators. " — Acfgov nAQ. Übrigens kommt aka-
Nach r,(jiuq interpungiren die Hss. Xay^xa (s. H) bei LXX nicht vor, denn
garnicht (RJH) oder nur leicht (L?). Ps. 43, 13 iststatt «AaAa7^acr^vjeden-
6. Nicht nur P (Cambr.) und R falls uü.dyiiaGLV (cnin-noa) zu lesen.
(Swete), sondern alle Hss. verbinden iv 7. Zu zo ontg^a s. o. S. 59. —
üo^l] mit a&evzo. — Vor eO^evzo wollte ysvovq hat auch H, nicht ysvoq (Ryle
Ewald (1873) ovx einschalten. — Dem u. James). — Statt rifiüiv fand de la
überlieferten «AA«/^«ro? liegt, wenn Gerda in seiner Hs. T^gizüiv, wofür
ich recht sehe, ein missverstandenes Hitzig aiQezcäv lesen wollte (vgl. auch
nsEh^ [avazQonri) zu Grunde. Die Carriere p. 42) und Ewald (1873)
Formen von a^XaGoeiv und von dXa- tjqwcdv. Aber die Hss. haben alle
Xdt,eiv werden in den Hss. oft mit (auch V) rjfjLÖJv.
einander verwechselt, vgl. z. B. Jes. <), Zu ovx ijXtrjaev und zu igtj-
A\,l a?J.a^ovaivBAQr, aka/M^oi aiv Qtvvrjaev s. o. S. 84.
Texte u. Untersuchungen XIII. 2. 9
X30 ^' Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
10 ütLOtbq o xvQiog ev jcäöi rolq xQifiaöiv avtov olg jiolbI 12
EJtl rj]v ytjv.
11 ^Hgrifioodev 6 avofiog rijp yTJv ri(icöv a^to ivotxovvxcov 13
TjipavLCav VEov xal jrQSößvrrjv xal texva avxSv afia'
12 ev OQyfl xaXXovg avtov e^ajceörsiXev avrä tcog am u
ÖVÖfiWV,
xal Tovg (XQXovrag rrjg yijg eig e/ujcaiyfiov, xal ovx
F.(peiöaxo.
13 ev aXXoxQiOTTjtL o Ix^Qog enobjoev vjtSQtj^avlav, 15
xal 7] xagöla avxov dXXoxQia ajto xov d^eov 7)fi(5v.
14 xal jcavxa oöa Ijtolrjöev ev legovoaXt'jfi, u
xad^cog xal xa e&-V7] ev xalg jtoXeoi xov od^evovg avxcöv.
15 Kai ijcexQaxovöav avxcov ol vlol xTJg Scad-rixrjg ev fieöm 17
ed^vmv övfifilxxcov
ovx rjv ev avxolg 6 Jtoicov ev Ifidöco] 'hgovoaXi^f/
eXeog xal aXrjd^eiav,
10 xvQioq] d^eog J | inoirjaev J 11 ^Egrifjuaatv J | avouoq RJL]
avsfjiog H j ttjv JLH] inl zt]V R | xa tsxvcc J 12 avtov] avraiv J j
i/Äneyfiov R 13 inoirjoe J | vTtSQrjcpavlav LH] iv vTtiQrj^avla RJ | tov]
om. J 14 TOV ad^svovg ego] tovq S^eovg R, rotg Ü-eoig JLH 15 ^Tif-
xgatovaav R] insxQaxovv LH, dnexQaxovv J | oi JLH] om. R | iv avxolg
6 noiwv iv ego] o noiwv iv /xiaw iv avxolg iv R, 6 noiwv iv avxolg iv
fjtsao) JLH
11, ävofzog hatte schon Ewald 13. Zu vneQTj<paviav (V v7iSQi]<pa-
(1867) vermuthet. Die Übergehung viav.) s. 0. S. 84.
von V unter den Zeugen für avsfiog 14, J schreibt Kai navxa xzk.
beruht bei Swete auf einem Versehen, fortlaufend bis avzdiv v. 15» und be-
Dafi in R folgende inl ist Repetition gjnnt erst mit Ol vlol einen neuen
^e^inl V. 10, s. 0. S. 53. — Für Stiches. Auch V hat nach Uqov-
rjtpaviaav (so auch MP) schrieb Hü- aaXrifi (am Schluss der Zeile) keine
genf. T^cpdviaev; ich wage nicht zu Interpunktion, nach avx<5v v. 14b
ändern. nur Punkt und erst nach avx(5v v.
13. Für xdXXovg wird der Über- 15» Kolon. — Zu ndvxa oaa inolrjaev
setzer verantwortlich zu machen sein, {inoitjaav Hilgenf.2) und zu xov
s. Ryle u. James zu d. St.; Hilgenf. a&svovg s. 0. S. 84 f.
rieth auf ^^kovg. 15. Zu o 7ioit5v iv avxolg s.o.S.85.
1
Psalm XVII, 10-22. 131
18 16 eg)vyoöav an avrmv ol ayajcSvrtg ovvaycoyag oolwv,
cog öTQOvd^ia i^sjctrccod^ijoav ajio xolxfjg avrmv.
19 17 sjiXavmvTO Iv eQ?/(ioig, öayß^rjvai ipvxag avxmv ajtb xaxov,
xal TLiiLOV kv ofpd^aX^olg Jtagocxiag ^pv^i] osowousv?]
ig avTwv.
20 18 elg näöav rfjv yrjv tysvrid^rj 6 oxoQJtiOfibg avrcov vno
av6iiG)v,
6x1 aviayßv 6 ovgavog rov ora^ai vsrov sm njvyrjv.
21 19 jtr]yal owBOx^^^oav alwvtoi e§ aßvoocov djcb oQimv
vxpr]?.(ibv,
ort ovx ijv iv avzoig Jtoiwv ötxaioovvTjv xal xglfia.
20 ajto agxovTog avrmv xal Xaov eXax'iorov ev Jüccorjafiagria.
22 o ßaoiXsvg tv nagavonia xal 6 XQirrjg ev djtsiO^tia
xal 6 Xaog ev dfiagrla.
23 21 lös, XVQ16, xal dvdörrjöov avrolg rov ßaoiXta avrmv,
vlov Aavlöf
Big rov xaiQov ov eiXov öv, b d^sog, rov ßaoiXsvoai
kjtl 'JoQarjX xalöä öov
24 22 xal vjto^wöov avrbv loxvv, rov d^gavoai dgxovrag dölxovg,
25 xa&aQiaai ^IsQOvoaXrjfi äjtb ed^vmv xarajtarovvrmv ev
djtwXsia.
1£) i<pvyoGav R] a<pvyov JLH | «tt' avtojv] and tovtcdv L | oalcov]
oin. L I i^sTievccaav L 18 slg jcäaav xrX.] praem. e<pvyoa(xv dn avr<ov
Ol dyanwvTeg avvaywyag baiatv R | 6 pr. JLH] om. R | ivsaxsv J | rovo
td^ai R I itjg yT^g J 20 avxmv] avrov J 20 s. 6 ßaoiXevg . . . vlov öavid
V. 21 post Big tov xaigov . . . naZöd aov (v. 21) pon. J 21 viov] vw R I
öaviö JL, darf RH I eUov egoj Ueg R, slöeg JL, o'iÖEg HV, olöag MP \
^ni\ om. L 22 xa&aQiaai Geiger] xad^dgiaov codd.
18. R wiederholt i<pvyoaav ... v. 20^ durch Kolon nach nagavofzia.
amü>v aus v. 16, vgl. zu XII, 5. — — annHla bieten alleHss.; das aA??-
Zu o axoQTtiafiog s. o. S. 59. — Die &eia der ed. princ. haben erst Ryle
Angabe, dass das o vor ovgavog in u. James definitiv beseitigt.
HV (Ryle u. James) oder in VP
(Swete) fehle, ist irrig. ^1' ^ ^^^ "^^^ ^^'^'^ ®i^ ^^^on.
19. Nach xQlfia interpungiren alle " ^" ^''^^^ ^- ^' ^' ^'
Hss. (s. dagegen Geiger). 22. Zu xa^agiaai vgl. v. 30c.
30, xal Xaov xrX. Vor )mov Nach ino^waov conformiren JL
schaltete Hilgenf.2 fa>? ein; vgl. je- weiter v. 23 s^waov, J sogar noch
doch Wellhausen S. 133. — V theilt v. 24 avvtgitpov, s. o. S. 86.
9*
132 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
23 ev öo^ia, ev ötxaioovm^] s^woai afiagrcoXovg ajto xXrj- 26
Qovoiiiaq,
eTCTQitpac vjiSQTjcpavlap afiagrco^.ov 03göxevr] xegafiecog'
24 6V Qaßöq) öiörjQa ovvTQiipai jiaöav vjtooraoiv avTcJv,
oXoO^QSvöaL ed^vi] jcagavofia av loyoi OTO^aroq avzov' 27
25 ev ajceiXi] avrov <pvystv td-vr/ djto jiqoO(X)jcov avrov,
xal eXey^at afjagrcoXovg Iv loycp xagölag avrcöp.
20 Kai övva^ei Xaov ccytov ov atpr^yriösrac ev öixaioovvyj, 28
xal xQLvel (pvXag Xaov r/yiaofi^i^ov vjcb xvqlov d^eov
avTOv'
27 xal ovx d^rjöei dÖLxiav ev (leoqy avrwv avXiod-fjvat erc, 29
xal OV' xaTOtxfjoet jtäg avd-Qwjcog ^er avrcov eiöcog
xaxlav '
yvcoöerac yag avrovg ort jidvreg vlol deov eiöiv 30
avTcov.
28 xal xarafJSQioeL avzovg ev ralg (pvXalg avrcov ejil zrjg yijg,
xal jcccQocxog xal dXXoyevrjg ov jtaQOLxi)öeL avroig err 31
29 xQivel Xaovg xal eß-v?] ev 6og)la dixaioovvr/g avrov.
öidtpaXfia
.23 i^cüacu RH, s^coaov JL | a/ua^zcoXov RL] a/ua^TwXüJv J, aixuQ-
TCüXovg H I wg] iv J 24 ovvt^lipai] avvTQixpov J 26 avvd^ai J
27 Sil RJL] om. H [ elaiv aizwv RJ avxwv eloiv JL. avzdiv slai H
28 TTJg] om. J | avToZg] praem. ip L
23.f. J theilt ab: ^Ei ao(fla iv tet M, wie HVP, äfiaQtcoXovg, nicht
öixaioavvr]: W'E^cjoov afiaQTü}?.. dnb äfxaQxwXüiv (Cambr.). — oxsvtj hat
xX^QOvofzlag: \\"ExzQirpai . . . xega- auch R; die entgegengesetzte Angabe
ßiüjg iv QÜßdü) . . . avxüiv + i| 'OAo- Swete's beruht auf einem Versehen
d-QSvoai xx'k Ebenso interpungirt L, (das Wort fehlt in keiner Hs.).
nur dass hier der Punkt nach xiga- 26. V theilt v. 26a durch Kolon
iiimg nicht fehlt. V hat v. 23b Ko- nach uyiov.
Ion nach vnsQrnpavlav , nach xeoa- 27, Zu eIoiv avicüv s. o. S. 51.
/xiiüc keine Interpunktion. 28. Für xaza/uezQiaei ist die ed.
23. Zu iv öixaioavPii s. 0. S. 86. — pi'- verantwortlich, nicht H (Cambr.).
t^aJöfttaccentuirt nicht nurM(Cambr.), 29. J schliesst xqiveZ xzL auf
sondern die Gruppe HVMP, wie v. 24 derselben Zeile, ohne grossen An-
o?,oO^Qevöat (auch R], In v. 23b bie- fangsbuchstaben, an v. 28b an.
Psalm XVII, 23—36. 133
32 30 Kai e^EL Xaovq ed-vcov dovXsveiv avrS vjib zov t.vyov
avTOv'
xal t6i> xvqlop öo^aöst ev BJtiOrj(icp Jtaötjq rrjq yrjg,
33 xal xaOaQisl ^l6QOVOaX7]fi ev ayiaoiiS coq xal ro ajt
34 31 Igxeöd^aL Id^vTj an axQOv rrjg yrjg löslv rrjv öo^av avzov,
^SQOvreg öcoga rovg s^rjöd-svrjxorag vlovg avrrjg,
35 xal löelv rrjv öo^av xvQiov tjv löo^aösv avrrjv o dsog.
32 xal avTog ßaöLlevg öixaiog öiöaxrog vjto ^sov en avrovg'
36 xal ovx eOTiv döixla ev ralg ruiegaig avrov ev fieöoy
avrmv^
ort jidvteg dytoi, xal ßaöiXevg avrwv xQLörog xvgiog.
37 33 ov yccQ eXjiiel ejtl Xjijiov xal dvaßdrijv xal ro^ov,
ovöe JtXrjd^vvel avrm xqvölov ovöe agyvQiov elg JtoXefiov,
xal jtoXXolg (Xaolg) ov övvd^et eX^niöag elg f^uegav
jtoXefiov.
38 34 KvQLog avTog ßaöiXevg avzov, eXjt\g rov övvarov eX-
jtiöi d^eoVy
xal eXer/öei jidvra rd e&v?] evmjnov avrov ev g)6ßqi.
39 35 jtard^eL ydg yrjv rm Xoyco rov oro^atog avrov elg alcova,
40 evXoyrjOet Xabv xvglov ev öo(pia ^ler evg)Q06vv7]g'
41 36 xal avrog xad-agog djto aßagriag, rov dg^eiv Xaov fteydXov,
eXey^ac dg^ovrag xal e§ägai d^uagrmXovg ev löxvi Xoyov.
30 Tov t,vy6v R] om. zov JLH | xad^agisl RL] ,xa0^aQiaet JH
31 SQXio^ai RH] e^x^^^^ JL 32 ozi ndweg . . . xvqioc] om. J 33 i(p^
Ynnov J I ovöe sec. RJ xal JLH | ^.aolg addidi] qm. codd. 34 rov JLH]
avzov R 35 ncczä^ei LH] xazd^ei RJ 1 8ig zov aldiva J 36 ).aov
[xsydXov JLH] Xaovq fxsyäXovg R [ loxvel R
31. (psQOvzsg hat auch M, nicht statt Kolon. — Zu ovöh dgyvQ. s. o.
(fSQOvzag (s. Ryle u. James), wie S. 57, zu noXXolg Xaolg S. 87.
Hilgenf. änderte. Vielleicht ist v. 31» 34. Zu iXE^oei s. o. S. 87.
(:QX,Bod^£ .und V. 31c ]!6ezs zu lesen, 35. Zu nazd^ei s. o. S. 87.
s. 0. S. 8ü. — V hat nach aviifg 36. R interpungirt nach a/xagzlag,
Punkt statt Kolon. nach fieydXovg (s. o.) und nach ccq-
32. V hat V. 32b nach avzäjv ;coi'rag. V hat Kolon nach afxaQziag
Punkt statt Kolon. — Zu yQLOzbg und nach (xeydXoVy nach dg'/ovzag
xvQLog s. Wellhausen S. 132. Carriere Komma. — Für Xaovg fieydXovg (R)
wollte x()<(Troi? xvqlov ändern. wird man den Übersetzer so wenig
33. V hat nach noXefiov Punkt verantwortlich machen können, wie
J34 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
37 xal ovx dod^evtjOei er ralg i^fiigaig avzov sjtl B-eco avrov' 42
oTi d d^ebg xaTsigyaOaro avzov övparov ev nvzv-
(xari aylcp
xal öog)6v SV ßovXfi övveoecog fiera loxvog xal 61-
xaioovvTjg.
38 xal evXoyia xvqIov fisr avzov ev Idxvc, 43
xal ovx dö&6vi^oei.
39 ^H sXjtlg avzov em xvQiov, 44
xal zig övvazat jtgbg avzov;
40 iöx^Qog ^v egyoig avzov xal xgazaiog ev (p6ß(p d^eov,
jiGifialvojv z6 jiol^viov XVQIOV ev Jtiozei xal öl- 45
xacoOvvxi^
xal ovx d<f>i](ieL äod-evtjöai ev avzolg ev zfi vofi^j
avzcöv.
41 kv löozrjzi jcavzag avzovg a^ei, 46
xal ovx eczai ev avzolg vjt6Q7]g>avla zov xazaöv-
vaOzevB-fjvac hv avzolg.
37 xaxriQydaato R | övvaxov] övvafiiv L, om. J | fiexa RJL] //fr' H [
Stxaioavvijq JLH] öixatoavvijy R 38 la'/yeL R 40 dtp^aai J j avtaiv]
avtö) L 41 (aoTTjTi RJL™*«-«] baiottrci L'^^'H | u^si] av^si P
für den Accus, dixaioavvtjv v. 37c, muthete Hilg. övvatsZ; vgl. jedoch'
welchen auch Swete preisgiebt. — z. B. Jer. 1, 19 xal noXefx^aovaiv as
Statt i^&gai accentuiren die meisten xal ov /nrj övvwvrai ngog as.
Hss. (auch R) i^dgai. ,^ „_. „ , ^r / . , . tn
^ ' *^ 40. Wie R und V (nicht L), so
38. J theilt die Strophe nicht, interpungirt auch J nach avzov, be-
und auch H hat nach laxi'i Punkt, ginnt aber den neuen Stichos erst
nicht Kolon. — xal ovx da&evrjasi mit üotfiaivcov.
verbinden beide Cambridger Aus- .^ , ., ... ,»,-,»
, .. t >, , > . , ^r^ *!• J theilt ab: Ev loottiti . . .
gaben mit w eAmg avtov xzX. v. 39. >-,. ,1, vv x , > v , ?
T\- TT / • 1-i. -»«^ • j. • «sf* (R a^ei.) xal ovx sazai ev av-
Die Hss. (nicht nur M) mterpungiren . \ ~ , „ ^ .
, > o ' TT 1- • i -i. trr TOtc VTisgrjwavia: Tov xazaovva-
nach aad-eviiaei; H beginnt mit H «- T > 1 > > /
j, , . Av 1 vLi. / ozevS-Tivai ev avzoLg. — ev ioozrizi
SATtlc einen neuen Abschnitt (s. 0. . , -Ai , '
c „rtx T • CL- 1 Wird Übersetzung von o-^^ü-^tta sein,
ö. 22), J einen neuen Stichos. i r> n n r vv\? »a ' " "'t u 1
vgl. Ps. 9, 9 LXX ev sv&vztjzi. L hat
39. J theilt diese Strophe nicht das Richtige wenigstens noch am
und auch H hat nach xvqiov Punkt, Rande bewahrt, während es in H
nicht Kolon. — Für övvazat ver- ganz verloren gegangen ist.
J
Psalm XVII, 37-46. 135
47 42 AvTTj rj evjtgejisia rov ßaOiXicog ^ICgai^X ?]v lyvo)
6 d-sog,
dvaOTTJöai avxov hjt olxov 'lagai^Z, jtaiöevcai avrov.
48 43 T« Q7jf4aTa avrov jtsjtvgwfieva vjteg xQ'^^^ov ro jigmrov
[ri^iov] '
kv ovvaymyaTg öiaxgcvel Xaov q)vXaq rjyiaöfisvov,
49 ol Xoyoi avToi cog Xoyot aylcov hv /ieoq> Xamv r^yiaö-
fiivcov.
50 44 fiaxagioi ol ysvofisvoc hv ralg i^fiigatg hcelvaiCj
idelv rä dyad'd ^Icgai^X ev ovvaycayxi g)vX(5v, a jioii^oei
6 d-eog.
51 45 raxvpai 6 d-sbg ejtl ^IcgarjX xo eXaog avrov,
gvoairo ^fiäg djtb dxad-agoiag ex^gööv ßsßrjXmv.
46 xvgiog avrog ßaOiXevg 7]fic5v slg rov almva xal In.
42 ^loQctriX pr.] XeQOVcaXrifi J 43 tb nQoixov tifitov R] xifxiov xo
Ttgdtxov JLH | Xaov R] Xaovq JLH | 7]yiaafi6vov RJ] ^ytaaßsvovg L,
^yiaofjiivatv H | avxov sec. JLH] avxwv R | ü>q\ om.. J 44 ysvofXEvoi
R] yivofievoi JLH | 'lagariX] IsgovaaX^fjt J | a nonqaei H] noi^aai RJL
45 xaxvvri R | Qvaaixo Fritzsche] Qvcexai RJH, Qvaai L
42, Hilgenf. setzt ntich d^eoq einen 44. Zu « noi^aei s. o. S. 87.
Punkt und accentuirt dvaaxi]aai . . » 45 ^{,aaixo. Die von Fritzsche
nawevüai. empfohlene Änderung ist eine so
43, Zu x6 TtQüixov xifXLOv s. o. leichte und naheliegende, dass es der
S. 87, • zu Xaov tpvXaq rjyiaa/zevov theilweisen Bestätigung durch L nicht
S. 57. — Statt ÖLaxQLVH accentuirt bedurft hätte, um sie zu empfehlen,
R öiaxQivsi. s. 0. S. 88.
136
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
IH
1 KvQis, t6 sXboq oov 8Jil ra eQya tojv yei^wv oov de i
Tov alcova,
7] yQTjöxorrjc oov fiera öof/aroc jtlovolov tjcl löQat)),' 2
2 OL o(p&al^oi oov i-JtißXijtovrsg h:ji avra^ xal ovx voxe-
Qrjöet £5 avTCüV
ra (DTO. oov ejtaxovec elg ötrjoiv jtrco/ov Iv eXjtlöi. 3
3 ra xQifiaTa oov Im jiäoav x?)v yrjp f/erä iXtovg,
xal rj ayajiTj Oov sjtl OjtaQfxa ^AßQaafj, vlovg lOQar/X. 4
4 rj jtaiösla oov fc^' 7jfiäg cog vioi^ jzQcoxoroy.ov fiovoyevrj,
anoOTQ^ipai rpvyijv eviqxoov ano dfia&lag ev ayvoia. 5
5 xa&aQioai d Osbg ^lOQarjX elg TjfieQav IXtovg tv evXoyla, e
sig rj(j,tQav axXoyrjg hv apa^ei ygiozov avrov.
Inscr. aaXw/uwv RL] occlofxcov JH | eti RJ] enl LH
1 7/] om. J l fjLeza] i-jil R 2 ^mßXbnovaiv L j Ina-Aom- R] Ina-
xovosi JLH 3 fiercc RJL] /ust^ H | iXaovg R] sltov JLH | ^ JLH| om. R ]
tnl onsQixa äß^acc/u exe. litt, t et a^ in ras. scr. R | viovg Fabricius]
viov cocld. 4 naiölu R | tcqidzozoxov [jLOvoyevovq L | em'ixoov RJL]
vn-rf/coov H I afiaS^Eiaq J 5 xa&aQiorj R | i?.tovg Rl €?Jov LH
Ps. XYIII, Die Eintheilung des
Psalms ist H entnommen, s. 0. S. 22.
R hat V. loa Mtyac und v. 10c (/u
Anfang der Seite) Kul.
Ryle u. James lassen den Psalm
mit V. 9 scbliessen und betrachten v.
10 — 12 als Fragment eines 19. Psalms.
Aber abgesehen davon, dass die Über-
lieferung nur 18 Psalmen kennt
(schon das Citat in dem Buche Pistis
Sophia: 'per Solomonem in eins de-
ciraa nona ode' scheint unsere 18
Psalmen vorauszusetzen), erscheint
es niisslich. auf Grund so weniger
Strophen ein Urtheil zu fällen. Nur
darin wird Ryle u. James recht zu
geben sein, dass M'ir den Schluss der
Psalmen Salomo's nicht mehr be-
sitzen.
In der Stichentheilung bietet -i
bis V. 4b (s. u.) keine Abweichungen,
nur dass v. 2b T« keine neue Zeile
beginnt.
1, Das '^H zu Anfang der Zeile
fehlt in J durch Schuld des Minia-
tors. — Zu fxezci ööfxazoq vgl. V, 14
zo ÖS öofÄU oov no).v (jlszo. /jjtjgto-
ztjzog xz)..; R hat aus der vorigen
Zeile Gov etil repetirt.
2. ic, avzüiv. Hilgenf.2 ergänzt
[V oder T/; aber die Schuld kann
auch am Übersetzer liegen. — Zu
inaxomi (R bnaxovn') s. 0. S. 58.
3. Zu ?/ dycmri s. 0. S. 59. —
ccßQuaf.1 haben JHV, aßgad/u RLMP.
— Zu vioig s. 0. S. 88.
4, clyroui hat auch M, nicht
droia (Cambr.). — Mit v. 4b bricht J
a)). s. o. S. 65.
Psalm XVIII, 1—11. 137
7 6 Maxagioi ol y^vo^tiVOL ev ralg ijiitQaiQ sxelvatg,
lÖElv ra ayaüa xvqLov a jtoirjOsc yEvea zf] tQxo^dvri.
8 7 vjto gaßöov jtaiöeiag ;^()föro{5 xvglov av cpoßo) deov
avrov,
svOotpia Jtvevfiarog xal öixaioövv7]g xal lo^vog'
9 8 xarevd^vvaL avöga tv Igyoig ÖLxaioovvijg (poßcp ^tov,
xaraöTTJoai jtavxag avrovg Ivwjilov xvgiov.
10 9 yevsä dyad-rj ev (poßcp d^eov ev ruitgaig eXtovg.
öidy^aXfia
11 10 Mayag ruimv 6 ^sog xal evöo^og, ev vrpiöroig xa-
TOLX(DV'
12 6 öiard^ag ev Jtogeia q)a>6Trjgac elg xaigovg coqcqv
d(p iineg^v elg j/fiegag,
xal ov Jtageßrjöav djib oöov rig evexeiJfX) avrolc.
13 11 ev (poßcp d^eov ry oöog avrmv xaO-* bxdöTrjv 7^jfiegav,
d^ yg TJfiegag exrtöev avrovg o O^eog xal ea>g
ai(jovoc.
6 yevofxevoi R] yivofxevoi LH | tcäg LH] om. R 8 avÖQa LH]
avÖQaq R ] hvioniov RL] ^v (poßw H 9 eliovQ R] IXeov LH 10 tkxüjv
6 d^eog R] o S^ecg r^/ucüv LH | noQia R
6. Zu bv xalq i}fieQ. s. o. S. 59. — Angabe ist iiTeführend, da in M hier,
V hat nach extivcuq Punkt, nicht wie nach XVH, 29, nur der Raum
Kolon. freigelassen ist, in welchen der Mi-
8. Hilgenf. accentuirt xatev&vvai niator das öidipalfia setzen sollte.
. . . xaiuaxrioai (so L, nicht auch M). Den grossen Anfangsbuchstaben v. 10
— Zu ävdQOLq (R) s. o. S. 44; avijQ aber hat M mit HV gemein, s. o.
(tti"s) kommt in unseren Psalmen nur S. 22.
im Singular vor. - xvgiov hat auch ^^ ^ interpungirt nach xaiQOvc.
M, nicht xvQiio (Cambr.). ^^^^. ^^^^^ ^^^^ .^^,^^^ y ^^^ ^^^^^
9. 'M om. ÖLaxpaXfxa sed ita mter- ^^,^^^ ^^^^^, ^.^^^ ^^^^^ _ ^^
pungit quasi Psalmus his verbis fini- ^-^^^^ ^^ ^^^^ ^^^^ y ^^^ p^ ^i^^^^
retur, et sequentem versum litera ma- <-' fCambr )
uscula inchoat' Ryle u. James. Diese
138
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
12 xäl ovx e:tXavrjd^r}6av a<p rjg i^fiegag bxtcCsv avTOvg,
djto yepecöv agyalmv ovx djtearTjOav oöwv avrcov'
et [tri 6 d-Bog svstslXaTO avzoTg sp sjttToyf] dovXmv
avTOv.
14
12 66mv R] ccTto oSov LH | Subscr. aoXoumvxoq \paXf4ol axi \pv R»
tpaXfjtol aoXofjKovog nj L, xpccXfiol aoXofAwvrog irj' sxovaiv stitj a H
12. Zu böüiv s. 0. S. 57. — Nach
avTwv hat V Punkt, nicht Kolon.
In der Unterschrift bieten, wie H,
so auch V und P aoXoudSvzoq, nicht
aaXouüivTog (Cambr.), s. o. S. 48. —
P liest \paX(Jt,ol GoXofKvvzoq SBxaox-
X(o' exovaiv sTttj XQiaxovxa (alöo X'
statt a). Mit der Stichenzählung in
H wusste Graux nichts anzufangen.
'Si cette indication etait exacte, le
stique serait reduit ä 23 ou 24 lettres.
Notez que, dans la table de Nic^-
phore et d'Anastase, les Psaumes et
Cantiques de Solomon • figurent pour
2100 stiques. II n'y a pas moyen de
faire usage de ces donn^es' (Revue de
Philologie, de litt^rature et d'histoire
anciennes. N. S. T. II. 1878 p. 117.).
Vielleicht sind unter den enri hier
Halbstichen zu verstehen, s. o. S. 41
Anm. 1. Da noch nicht die Hälfte
der Stichen durch den Punkt getheilt
vdrd, so mag die Zahl 1000 wohl
zutreffen. Denn die Gesämmtzahl
der vollen Stichen beträgt 650 (+ 350
= 1000). — Die 750 Stichen, welche R
unseren Psalmen giebt, setzen einen
Stichos von c. 32 Buchstaben voraus:
eine Zahl, welche hinter dem Nor-
malmasse (34—38 Buchstaben) nur
wenig zurückbleibt.
II
Erklärung der abgekürzten Citate.
Beer: CoUation des Cod. Vindobon. bei Ryle und James p. XCIl
-XCIV, s. o. S. 10.
Cainbr.: die beiden in Cambridge erschienenen Ausgaben der
Psalmen, von Ryle u. James und von Swete.
Carriere: De Psalterio Salomonis disquisitionem historico-criticam
scripsit AugustuS Carriere. Argentor, 1870.
Ewald: Conjecturen desselben in den Götting. gel. Anzeigen 1867
S. 109 und 1873 S. 239.
Fabricius: Ausgabe der Psalmen im Codex pseudepigr. Veteris
Testamenti, s. o. S. 8.
Fritzsche: Ausgabe der Psalmen im Anhange der Libri apocryphi
Veteris Testamenti, s. o. S. 9.
Geiger: Der Psalter Salomo's. Augsburg 1871, s. o. S. 9.
Hilgenfeld: Ausgabe der Psalmen im 11. Jahrg. der Zeitschrift
für wissenschaftliche Theologie und im Messias Judaeorum,
s. o. S. 9, und Übersetzung derselben im 14. Jahrg. der
Zeitschr. f. wissensch. Theol., s. o. S. 13. Wo auf die
Ausgabe oder die Übersetzung besonders Bezug genommen
wird, bedeutet Hilgenf. 1 die erstere, Hilgenf.^ die letztere.
Hitzig: Geschichte des Volkes Israel. Th. 1. Leipz. 1869 S. 494.
de la Cerda: Adversaria Sacra. Lugduni 1626, s. o. S. 1 ff.
de Lagarde: Conjecturen desselben, mitgetheilt von Hilgenf.^
Pick: Ausgabe der Psalmen in The Presbyterian Review, 1883
p. 775—812, s. o. S. 9f.
Ryle u. James: TaXfcol ^JoXouwvrog. Cambridge 1891, s. o.
S. 10.
M. Schmidt: Conjecturen desselben, mitgetheilt von Hilgenf.^
Swete: Ausgabe der Psalmen im 3. Bande der LXX, s. o. S. 11.
Wellhausen: Die Pharisäer und die Sadducäer. Greifswald 1874
S. 131 ff., s. 0. S. 13.
Die LXX citire ich nach Swete's Ausgabe, deren Verszählung
namentlich in den Psalmen oft von der hergebrachten ab-
weicht.
Index^).
AßQadfji IX, 9. x^^TI, 3.
aßvaaog xvii, 19.
dyaS^ög in, 2 bis. x\^II, 9.
dyad-a {rcc) i, 6. v, 18. xi, 7. xvii, 44.
XVIII, 6.
uyaD.iaaig v, i.
dyanäü) iv, 25. vi, 6. ix, 8. x, 3. xiv,
I. 6. XVII, 16.
dyuTTTj x\'ni, 3.
dyänrjaig xiii. 9.
ayiätoi VIII, 22. nvn, 26. 43 bis.
hyiuofxa vii, 2. viii, 4. xi, 7.
ayiaofxog xvii, 30.
dyiog XVII, 26. 32, 37.
04 «V^Ot XI, 1. XVII, 43.
ta ayia xvqlov s. tov d^eov i, 8.
II, 3. VIII, 11.
ayvoia in, 8, xiii, 7. xviii, 4.
aycy viii, 15. 19. XVII, 41.
adrjg iv, 13. xiv, 9. xv, 10. xvi, 2.
döl'Au II, 12. in, 7. IV, 24. IX, 4. 5. XVII,27. 32.
a.öixogi\\\o. IX,3. XII,5. XV,4. XVII,22.
Al'yvnxog ii, 26.
aiijLa vin, 12. 20.
aivBZog ni, 1. viii, 24. 34.
aivbo) V, 1. X, 5.
aivog v. ;(ran'0(? in, 1. xv, 3.
*ai()to/uai xvii, 21.
alQtTl'i^Ui IX, 9. XVII, 4.
uiQio y, 10. XIII, 11. XVII, 7.
(xiayhVTj ix, 6.
al'rrjfia ^^, 6.
alriog ix, 5.
alxf^ci^.coGiu n, 6.
atoJv n, 31. 34. 37. III, 11. 12. VII, 8. 9.
VIII, 7. 26. 33 bis. 34. IX, 9. 10. X, 5.
7. XI, 7. 9. XII, 6. XIII. 11. XIV, 3.
4. XV, 4. 12. 13. XVI, 3. XVII. 1. 3 bis.
4, 35. 46. XVIII, 1. 11.
alüjviog ni, 12. x, 4. 8. xvii, 19.
axa^agala viii, 12. 20. 22. xvii, 45.
dxaxia iv, 23, viii, 23.
axaxog iv, 5. 22. xii, 4.
dxoT} vni, 4,
dxOVÜ) I, 2. II, 8. VIII, 1. 4,
dxQaaia iv, 3.
dxQuxog VIII, 14.
axQOv xvn, 3i.
d).d).ay[JL(x v. dV/.ayfjLa
dX^&Eia in, 6. vi, 6. x, 3. xiv, 1. xv, 2.
XVI, 10. xvn, 15.
«AAa II, 24. V, 7, 12.
aXXuyfxa xvn. 6.
dkXriXojv IV, 9.
dU.oysvTjg xvn, 28.
dXXöxQiog II, 2. IX, 1. xvn, 7. 13.
dXloTQLOxrig xvn, 13.
dkoyog xvi, 10,
«Acy? V. Aao'c: xii, 2.
a/Lia xvn, 11.
1) Die Stellen sind nach der von mir eingeführten Verszählung ver-
zeichnet; die kleineren Ziffern am inneren Rande S. 91 — 13S geben die ältere
Zählung an. Conjecturen sind durch ein beigesetztes * kenntlich gemacht.
Index.
141
dfia^ia xvjii, 4.
afittQxdvti) IV, 5. V, 6. IX, 7 ter. 15 bis.
XVI, 11.
C(flUQTT]/ua XVII, 8.
ccfxa^zla i, 7. n, 7. 16. 17. iii, 6 bis.
10 bis. IV, 3. VIII, 8. 13. IX, 6. 7. X, 1.
XIV, 6. XV, 11. XVI, 7. 8. XVII, 5.
20 bis. 36.
CCfiaQTOjXoQ I, 1. II, 1. 16. 34 bis. 35 bis.
III, 9. 11. 12. IV, 2. 8. 23. XII, 6. XIII,
2. 5 bis. 6. 7. 8. 11. XIV, 6. XV, 5 bis.
8. 10. 11. 12. 13. XVI, 2. 5. XVII, 5.
23 bis. 25. 36.
dvußaivü) II, 2.
dvaßdxriq xvii, 33.
dvdyxTi V, 6.
dvaxaXvnrw ii, 17 iv, 7. viii, 8.
dvdXri/xxpiq iv, 18.
dvaXoyiC,Ofjtai viii, 7.
dvd (xeaov ii, 34.
dvd/Lii^ig II, 13.
dva^ig XVIII, 5.
dvajiTSQCDGiq iv, 12.
dvanro) xu, 2.
dvazikküj XI, 5.
dvatoXi^ V, 9, XI, 2.
av8f4.og VIII, 2.
«Vf V IV, 4 V, 13.
dv€X(0 XVII, 18.
dviJQ III, 8. IV, 9. V, 3. VI, 1. IX, 5. X,
1. XII, 1. 2. 5. XVIII, 8.
dvS^QwnaQeaxoq iv inscr. 7. 8. 19.
dv&Qonoq II, 9. 28. IV, 7. 20. 23. V, 4.
13. 16. IX, 3. 4. X, 4. XIV, 8. XV, 2.
XVII, 2. 7. 27.
dviarrjfii ii, 31. in, 10. 12. xi, 8. xvii,
21. 42.
dvolyvvfxi V, 12. vin, i7.
dvofiia l, 8. II, 3. 12. IX, 2. XV, 8. 10.
dvofzoq XVII, 11. 18.
dvTl II, 11. 20 bis. XVII, 6.
dvS^ (UV II, 3. 13. 35.
dvviXafißdvofiai xvi, 3. 5.
dvtlXl^7tZü)Q XVI, 4.
dvTiXtjipiq VII, 10. XVI inscr.
dvüxpeX^q xvi, 8.
dndyo} viii, 2i. ix, i.
dnavTccü) viii, 16.
«7ra§ xii, 6.
eladna^ ii, 8 bis. xi, 2.
dnaQXV ^^j 3.
«TT«? IV, 21. IX, 6. Xlll, 4.
dnuxäu) XVI, 8.
dnel&eia xvii, 20.
dneiXri xvii, 25.
dnsvavxL ii, 12. xvii, 4.
dnk'lU) V, 7. VIII, 32.
dnoßkenuj in, 5.
dnOÖldüJfAL II, 16. 25. 34. 35. XVII, 8.
dnoixeola ix, i.
dnoxQVffoq i, 7. iv, 5.
dn6XXvp.L VIII, 20. XII, 4. 6. XV, 12. 13
dnomnxu) iv, 16.
dnogla iv, 15 bis. xii, 4.
dnoQQiTcxü) II, 4. 21. IX, 1.
dnoaxrjvoü) vii, 1.
dnoaxonevcD iii, 5.
dnoaxeXXii) vii, 4.
dnOOXQEfpü} II, 8. V, 5. xviii, 4.
«7rra> xiii, 6. xv, 4.
dncDS^sw vn, 2. 8. ix, 9*.
dn(üXeia 11, 3i. iii, 11. ix, 5. xiii, 11.
XIV, 9. XV, 9. 10. XVI, 5. XVII, 22.
dgd, IV, 14.
aga viii, 3.
dgyvQLOv xvii, 33.
dgxeü} XVI, 12.
dQfjLotü) XV, 3.
agviov viii, 23.
agnayfxa 11, 24.
dg^aloq xviii, 12.
«VyC^ II, 30. VIII, 31. xvu, 30.
a(>;(a> xvii, 36.
dgxiov V, 11. VIII, 16. 20. xvii, 12. 20.
22. 36.
doeßijq V. evaeßriq
daS^eviü) xvu, 37. 38. 40.
aaxQov I, 5.
dacpdXfia viii, I8. 19.
Kxexvia IV, 18.
dxifXia II, 21. 25. 27. 31. IV, 14, 16. 19.
20.
142
V. Gebiiardt, Die Psalmen Salomo's.
aXlfJLOÜ) 11, 5.
avUQOfjLUL III, 6. XVII, 27.
avQiov V, 13.
avzccQxsia v, 16.
d(patQ60fiai IV, 16. xvii, 5.
d(pavit,ü) XVII, 11.
atfSÖQOQ VIII, 12.
(I(pT]yto/xai XVII, 26.
dipirjfil IX, 7. XVII, 9. 27. 40.
d(pLaxri(jii iv. i. lo. ix. i. 8. xvi, 6.
XVIII, 12.
€i(p(j<av XVI, 7.
ßaQvQ-vfieo) ii, 9.
ßagvvQ} II, 22. V, 6.
ßaöi)Ma V, 18. XVII, 3.
ßaallsLOv XVII, 4. 6.
ßaaiksvg ii, sobis. 32. v, ii. 19. xvii
inscr. l. 4. 20. 21. 32 bis. 34. 42. 46.
ßaaiXsvü) XVII, 21.
ßöeXvaoü) II, 9.
ßEßrjkOQ II, 13. IV, 1. VIII, 12. XVII, 45.
ßsßrjXoü) I, 18. II, 3.
ßeßi]X(ooig I, 8. VIII, 21.
^m XVII, 5.
ßodo) I, 1.
ßori^eia V, 5. XV, 1.
ßoggäg xi, 3.
/9oi;A»J VIII, 20. xvii, 37.
ßovvog XI, 4.
ßgaxiüfv xiii, 2.
yevf a vni, a. 9. 12.
yheotg iii, 9.
yevvuo} vin, 21.
yeVo? VII, 8. XVII, 7.
y^ I, 4 bis. II, 9. 10. 17. 21. 26. 29. 32.
IV, 22. V, 15. VIII, 7, 8. 15 bis. 16.
23. 24. IX, 1. 2. XV, 12. XVII, 2. 7.
10. 11. 12. 18 bis. 28. 30. 31. 85.
XVIII, 3.
y'^Qag iv, i8.
ylyvofjiai i, 3. rv, 14. 25. xiv, 8. xvii,
18. 44. XVIII. 6.
yiyviöaxo) ii, lo. 3i. viii, 8. xvii, 27.
42.
y),waaa iv, 4. xii inscr. i. 2. 8. 4. xv,
3. XVI. 10.
yvöiöig IX, 3 bis.
yvmaxog xrv, 8.
yoyyvGiiog v, 13. xvi, ii.
yovv VIII, 5.
yQTjyoQsa) iii, 2.
yQTjyoQTjaig iii, 2. xvi, 4.
yVVI] IV, 4. 5. VIII, 10. XVI, 7. 8.
JaviS XVII, 4. 6. 21.
ötrjatg v, 5. xviii, 2.
SelxWfÄl II, 26, VIII, 25.
öetvog XIII, 6.
dsvÖQOV XII, 3.
Ö€^id XIII, Ibis.
öiofiai II, 22. VI, 3.
SSVTS VIII, 16.
SevtfQOü) V, 13.
Sidßaaig vi, 3.
öidßTjtjia XVI, 9.
diaöiöiüfii I, 4.
6iad-i]XTj IX, 10. X, 4. XVII, 15.
ÖLaXQIVO) XVII, 43.
SiaXoyj] IV inscr.
6ia?.v(o IV, 9.
öianoQSvofAai xiii, 2.
d£a(>7rd^w viii, ii.
ÖKXOnOQU VIII, 28. IX, 2.
diaatb?./.(o ii, 34.
öifiaxokri IV, 4.
diaoxQk(p(j) x, 3.
dmTaa(7tt> xviii, lo.
6iaxl^ri,ui ix, lo.
ÖtaifSQÜ) II, 27. XVI, 8.
dia^v?.daa(o xvi, 9.
öidxpakfxa xvii, 29. xviii, 9.
Arfa>rro? xvii, 32.
rfMty^f V, 3. 8. 9. VII, 3. IX, 1. XVI, 12.
ölxaiog II, 10. 18. 32. 34. 35 bis. III inscr.
3. 4. 5. 6 bis. 7. 11. IV, 8. V, 1. VIII,
8. IX, 2. 7. X, 3. 5. xiu inscr. 6. 7.
8 bis. 9. 11. XIV, 9. XV, 3. 6. 7. XVI,
15. XVII, 32.
SlxaiOGVVT] I, 2. 3. II, 15. IV, 24. V, 17
bis. VIII, 6. 24. 25. 2«. IX, 2. 3. 4 bis.
Index.
143
5 bis. XIV, 2. XVir, 19. 2b. 26. 29. 37.
40. XVIII, 7. 8.
SlxaiOü) U, 15. m, 5. IV, 8. VIII, 7. 23.
26. IX, 2.
öixaiwaiQ ui, 3.
SlWXÜ) XV, 7. 10.
öoxifiaaia xvi, u.
ÖÖXlOg IV, 23. XU, 1.
<fdAo^ IV, 8.
Sofjia V, 14 bis. xviii, i,
ÖO^a I, 4. II, 5. 19. 21. 31. V, 19. XI, 6.
7. 8. xvn, 6. 31 bis.
6o^dt,io X, 7. xvn, 5. so. 31.
öovXevü) xvn, 30.
dovlog n, 37. x, 4. xvui, la.
ÖQÜXÜiV U, 25.
ÖQVflOq XI, 5.
&üvafJLai xvn, 39.
rfrvaro's V, 3. xv, a. xvn, S4. 37.
&va(i,T) XI, 2. xvn, 12.
6itiQsdv VII, 1.
SivQov II, 3. xvn, 81.
iyxata?.ein<o u, 7.
«^»»oe 1, 8. II, 2. 6. 19. 22. vn, 3. 6. vni,
13. 23. 30. IX, 2. 9. xvn, 3. 14. 15.
22. 24. 25. 29. 30. 31. 34.
EIJi2:
eldov n, aa.
sUsg'i xvn, ai.
SLÖoaav vm, 85.
elöwg xvn, 27.
iösiv I, 7.
löe IX, 8. XI, 2. xvn, 2L
iöetv xvn, si bis. 44. xvm, 6.
idere n, sa.
löov vni, as.
elnov (slna) i, a*. 5. n, 4. 22. as. 89.
vm, 3. 6 16.
SLQIJVIJ vm, 16. 18. XU, 5.
flg XVII, 9.
8taaxov(o vi, 5.
siadna^ v. a7ta|
ilasQxo^ai rsr, 17. vm, I6. 18.
ffaodos IV, 6. 14. vm, 17. xi, 4.
ELGTtOQSVOfiai II, 11.
txaaxog vm, lo. xviii, ii.
ixeivog xvn, 44. xviii, 6.
ixX8VT6ü} n, 26.
ixxkrjaia x, 6.
ixxontct} IV, 20. XII, 3.
ixXsina) in, 12. xvn, 4.
ixkoyri ix, 4. xvm, 5.
ixntxdvvvfiL xvn, 16.
ixrlXXw XIV, 4.
ixxQlßü) xvn, 23.
ixifsvyw XV, 8.
^;f;C^o^ ^^) 24. vm, 20. xvi, a.
sXdxiotog n, 26. xvn, 20.
ikeyfiog x, 1.
e?.eyxog ix inscr.
iXeyxo* xvi, 14. xvn, 25. 36.
^Aettt> II, 35. VII, 6. 10. X, 6. XI, 1. xv,
13. XVI, 15. XVII, 9. 34.
ekeijfioovpij IX, 11. xv, 13.
ike^fjicüv V, 2. VII, 5. X, 7.
Sksog II, 8. 33. 36. IV, 25. V, 18. 15. VI,
6. VIII, 87. 28. IX, 8. X, 3. 4. XI, 9.
Xill, 12 bis. XIV, 9. XVI, 3. 6. XVII,
3. 15. 45. xvm, 1. 3. 5. 9.
eV.mi^g iv, i7.
iXTiit^ü) VI, 6. IX, 10. XV, 1. xvn, 3. 33.
einig v, ii. 14. vi inser. vin, 31. xv, i.
XVII, 2. 33. 34 bis. 39. XVHI, 2.
ifjtTtaiyfiog n, ii. xvn, 12.
ifinaCQü) II, 18. 83.
B/jLneiQog xv, 9.
ifjmifinXrifjLi iv, 13. 17. (xii, s.)
* ifinifjLTiQri^i xn, 3.
svavti UI, 4.
ivavTiov VIII, 8.
^vSo^og xvm, lo.
Mvövfia II, 20.
ivövü) XI, 7.
evsxev 11, 4. iv, 11.
iviaxvü) XVI, 18. 13.
ivoixsü) XVII, 11.
^voxog IV, 3.
ivTskXofiäi vn, 4. xiv, a. xvm, 10. 12.
^vtifiog vm, 86. xvn, 5.
ivvnviov VI, 8.
144
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
evoJTllOV I, 2. II, 5. 36. 37. IV, 14. IX, 3.
XIV, 8. XVII, 34. XVIII, 8.
s^ayoQla ix, 6.
S^aiQü) III, 7. IV, 6. 8. 22. 24. XVII, 36.
sSa?.ei(p(o II, 17. XIII, lo.
i^afxaQTCxvü} v, 16.
i^avLOZTjßi VI, 4.
i^dniva i, 2.
e^aTcoüvskXo) xvii, 12.
i^ao^evect) xvii, si.
^^eysQOiq iv, 15.
e^SQEVvaü) XVII, 9.
e^SQTifjtoo) XV, 11.
i^e^X^fxai xv, 5.
i^TjyoQicc V. e^ayoQia
i^iXdaxofxai in, 8.
S^OÖOQ IV, 14.
i^ofxo?.oy6oiJ.ai x, 6. xv, 2 bis. xvi, B.
i^ofxoXoyrjaig iii, 3. ix, 6.
^^Otvff VOö> (-ÖfVOö>) II, 5. 26. 27.
i^ovaia ix, 4.
i^vßQlt,(0 I, 6.
i^V^VSW VI, 4.
i^(o&ia) XVII, 5. 23.
inayyeXla xii, 6.
inayykXlw vii, lO. xvii, 5.
inayoiyri 11, 22.
enaxovQ) i, 2. v, 12. vii, 7. xviii, 2.
enaviazTjfxt xvii, 5. 7.
STcevxTog viii, 16.
imßXtTiü) xviii, 2.
67liyiV(6aXü) II, 29.
tniEixrjq v, 12.
im&vfiia II, 24. IV, 10. 11. tO. XIV, 7.
imxakso/nai 11, 36. v, 5. vi, 1. vii, 7.
IX, 6. XV, 1.
imxQazect) xvi, 7. xvu, 16.
inlarjuGV 11, 6. xvii, 3y.
inioxtTiTo/Lcai iii, 7. 11. ix, 4. xv, 12.
tTliaxOTlIj X, 4. XI, 1. 6.
iniGX(X(j.aL v, 1. xiv, 8.
imoirj/iiT] II, 33.
i7llOTQ€(pü) V, 7. VIII, 27.
^niOXQO<p^ VII inscr. ix, 10. xvi, 11.
iniiayT] xviii, 12.
hciieksü) VI, 6.
STiLXi&rjfxi I, 1. VII, 1. IX, 8. xvn, 5.
inirißdü) 11, 23.
S7llTQ6X(0 XIII, 3.
anixaiQü) xiii, 8.
e()yov II, 16. 34. IV, 7 bis. 16. VI, 2. IX,
4 bis. XVI, 9. XVII, 8. 40. XVIII,
1. 8.
S^TJfXOg V, 9. 10. VIII, 2. XVII, 17.
iQrjflOO) IV, 11. 20. XVII, 6. 11.
%Qyoy.aL xi, 3. xvii, 3i. xviii, 6.
taxccTog i, 4. viii, 15.
ttegog iv, 12.
6T1 III, 12. IX, 10. XI, 7. 9. xni, 11. xvii,
1. 27. 28. 46. XVIIIi^scr.
STOlfl(xt,(0 V, 10. X, 2. XI, 7.
^oif.wg VI, 1.
tvayy6?.lt,0fxai xi, 1.
*€v6oxeü) II, 4.
evöoxLa iii, 4. viii, 33. xvi, 12.
evrixoog xviii, 4.
Ev9-r]vs(o I, 3.
ev&vvü) IX, 7.
svO^vTTjg II, 15.
SvXoyiu) II, 33. III, 1. V, 19. VI, 4. VIII»
34. IX. 7. XVII, 35.
svXoyrjrog 11, 37. vi, 6.
evXoyia v, 17. xvii, 38. xviii, 5.
fvodow v. svdoxaio 11, 4.
EvnQbneia 11, 20. xvii, 42.
ev()iox(o xm, 11. xiv, 9. xv, 11. x^ai, 8.
* svoeß^g XIII, 5.
evozä&eia iv, 9. vi, 4.
£V(fQuivu) V, 12. 18.
ev(pQoaivri x, 5. 6. 8. xi, 3. xii, 3. xiv^
10. XV, 3. XVII, 35.
eiiüöia XI, 5.
ex^Qog XVII, 13. 45.
iX<» XVII, 30.
ewg I, 4. 5. II, 5. 26. IV, 10. XV, 10. XVI,
6. XVII, 12. XVIII, 11.
^«a> IV, 6. V, 10. XIV, 3. XV, 13.
^riXog II, 24. IV, 3.
'Qvyog vii, 9. xvii, 3o.
Z,ü)t] III, 9. 10. 12 bis. IV, 6. 15. IX, 5.
XIII, 11. XIV, 2. 3. 10. XVII, 2.
Index.
145
jyxai UI, 6. V, 7.
rjXwQ II, 11. 12. IV, 19. VIII, 8.
TJfiSQa UI, 9. VII, 10. XIV, 4. 6. 9. XV,
12. XVH, 82. 38. 37. 44. XVIIl, 5 bis.
6. 9. lObia. 11 bis. 12.
TiavxiOQ xn, 0.
ijx^at vin, 1.
^dXaaaa n, 26. 29. vi, 3.
^dvatoi vn, 4. xiii, 2. xv, 7. xvi, 2. 6.
d^dmaf n, 27.
d^avfid}^(o u, 18. V, 13.
d-BXrifia VII, 3.
^eoq saepe. ol ^eoi xvii, 14 codd.
B^tiQiov IV, 19. xui, 3.
d-Tjoavgi^ta ix, 5.
^Xdw xiu, 3.
9^Xiß(o I, 1. V, 5. XV, 1.
^kiiptg vin. 1. XVI 11. 14.
d^pawo xvn. 22.
9^Q6vog n, 19. xvn, 6.
^vydxriQ 11. 6. 13. vm, 9. 21.
^vixoq II, 23. XVI, 10.
^vaia vni, 12.
^vaiaaxriQiov n, 2. vni, 12.
^Iax(oß vn, 10. XV, 1.
I60V V. EIJSi
^legovaak^fi iiinscr. 3. 11. 13. 19. 22.
vm, 4. 16. 17. 19. 20. 22. XI, 1. 8.
7. 8. xvn, 14. 15. 22. 80.
Ixavog V, 17.
Ixavoat n, 88.
IkttQOTtjQ TV, 5. XVI, 18.
Ifidtioy XI, 7.
'iva II, 17. in, 1. IV, i. v, 6. vn, i. vm,
so. IX, 2. 8. XI, 6. XIU, 8.
Innog xvi, 4. xvu, S8.
laoxriq xvn, 4i.
*IaQatjX IV, 1. V, 18. VII, 8. vm, 26. 28.
84. IX, 1. 2. 8. 10. X, 5. 6. 7. 8. XI,
1. 6. 7. 8 bis. 9. XU, 6. XIV, 5. XVI,
8. XVII, 4. 2t. 42 bis. 44. 45. XVm,
1. 8. 5.
laxrjfAi n, 11. vm, i8. xi, 2..
lajiyQoq xvn, 40.
T«xle a. Uotersuohangen XIII, 2.
lüXVq n, 29. 36. XVII, 22. 36. 37. 38.
xvm, 7.
laxvio vn, 6. XV, 2.
Ix^vg V, 9.
xa^d n, 12.
xa^a(fiC,io m, 8. ix, 6. x, 1. 2. xvn. 22.
so. xvm, 5.
xa^aQoq xvn, S6.
xd&^fiai IV, 1.
xaMaxrnAL xvm, 8.
xa^wq vm, 22. xvu, 14.
xatvoq m, 1. xv, 3.
xaiQoq VII, 10. XVI, 4. xvn, 21. xvm, 10.
xaxla IV, 5. xvn, 27,
xaxoq XV, 4. xvn, 17.
xaXdfirj v. xaXXovi^ xn, 2.
xeeXXov^ xn, 2.
xdXXoq n, 5. 19. 21. xvi, 8. xvUj 12.
xaQÖla I, 3. 15. m, g. iv, 1. vi, 1.
4. vm, 3. 5. XIV, 8. XV, 3 bis. XVI,
6. XVII, 13. 25.
XUQTlOq XV, 8.
xaxaßdXXiit n, 1. xvu, 7.
xatdyaiog vm, 9.
xaxayiXütq iv, 7.
xaxadiioxüi xv, 8. '
xaxaövvixcxiXKo xvn, 41.
xaxaiylq vm, 2.
xataxQivm iv, 2.
xoixaXafjißdvm vm, 19. xv, 8. 9.
xatafjiSQl^w xvn, 28.
xaxanaxea» 11, 2. xvii, 22.
xaxandxrjaiq n, 19.
xaxanavüt v. dmoS-io) ix, 9.
xatanivio vm, so.
xaxuQdoßai in, 9.
;ear<rcr;ri7V0C(; vn, 6,
afara<j;rcfcö n, i9.
xaxaaxQO(pri xiii, 6. 7.
xaxa^ogd xvi, 1.
;faTa^i;yjy v, 2. .xv, 1.
xaxivavxt n, 11. iv, i9.
xax€Qydt,ofiai xvn, S7.
xaxev&vvQf vi, 2. vn, 10. vm, e. xn, 5.
XVI, 9. xvm, 8.
10
146
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
xaziaxvüf ii, 7.
XaZOlXtÜ) XVII, 27. XVIII, 10. .
xatct) XV, 10.
xavxocofxai xvii, i.
xevoq IV, i7.
XeVCQOV XVI, 4.
xegafxevq xvii, 23.
XSQCCVVVfXl VIII, 14.
X€<paXri II, 20. 25.
xTjQvaaw XI, i.
xlrjQOvofxiü) XII, 6. XI V, lo.
xkrjQOVOfjlia VII, 2. IX, l. XIV, 5. 9. XV,
10. 11. XVII, 23.
xXriQOVofioq viii, ii.
xoiXia II, 14.
X0lfilt,(O II, 31.
;fo/r?y XVII, 16.
XOQa^ IV, 20.
Pfpof^O) V, 2. 8.
xQaxaioq II, 29. IV, 24. XVII, 40.
xQazaiQjg viii, 15.
xgäxoq xvii, 3.
XQKvyri I, 2.
xQsaq VIII, 12.
XQLfXa II, 10. 13. 15. 17. 32. 33. lU, 3.
IV, 8. V, 1. 4. VIU, 7 bis. 8. 23. 25 bis.
32. 34. IX, 5. X, 5. XV, 8. 12. XVII,
10. 19. XVIII, 3.
XQivU) U, 30. 32. IV, 11. VIII, 3. 15. 24.
26. XVII, 26. 29.
XQLOq II, 1.
XQlOiq IV, &. XV, 12. XVII, 3.
XQiXriq II, 18. IV, 24. IX. 2. XVU, 20.
XQ6z(X(poq IV, 16.
XQvntu) IX, 3 bis.
xQVipioq vin, 9.
XtlC,ü} XVIII, 11. 12.
xiiaiq VIII, 7.
xvx?.6u) X, 1.
XVfjia II, 27.
xvQcoq de Deo saepe, de homine u, 29.
XCdXvü) II, 1.
XakecD IV, 5. 8. XI, 7. 8. xii, 1.
kafißavcD V, 3 bis.
Xctöq V, 11. VIII, 2. IX, 2. 8. x, 6. XU, 2.
XVII, 20 bis. 26 bis. 29. 30. 33*. 35.
36. 43 bis.
klfjlOq XIII, 2. XV, 7.
XIVOV VIII, 5.
Xoyi^Ofiai I, 3. II, 28 bis. xvi, 5.
koyoq IV, 2 bis. 9. lo. ii. 12. xii, 2. xvi,
10. XVII, 24. 25. 35. 36. 43 bis.
?.V71T] IV, 15.
XvZQOCt) VIII, 11. 30. IX, 1.
fiaxaQioq iv, 23. v, 16. vi, i. x, i. xvii,
44. xvin, 6.
[laxQav II. 4. IV, 1. XV, 7. xvi, i. lo.
(jLaxQO^ev XI, 3.
(XaXQVVQ) XII, 4. XVI, 11.
fjLaQZVQia X, 4 bis
fxccazi^ VII, 9. X, 1. 2.
fieyaq n, 29 bis. 32. iv, 24. xvii, 36.
XVIII, 10.
(jieyLOzüveq ii, 32.
flb^Tj VIII, 14.
(MSgiq III, 12. IV, 14. V, 4. XIV, 5.
^eaoq II, 34. V, l. VU, 6. VIII, 23.
XVII, 15 bis. 27. 32. 43.
lxexa(JL(:).fioi IX, 7.
fXiZOXn XIV, 6.
(jLezQioq V, 17.
fxixCJTCOV XV, 9.
fXTjviaiq II, 23.
(ir^xrjQ III, 9. VIII, 9.
fZialvw II, 3. 13. VIII, 12. 22.
(iiXQoq XVI, 1.
fXlXQOXtjq XIV, 7.
/bllflVI^aXü) III, 11. IV, 21. X, 1. 4. XIV, 7.
fiLoew VII, 1. XII, 5.
^/rpa II, 21.
^vri(xri XVI, 6. 9.
fjLVTifjLoveva) m, 3. v, 16. vi, i.
fivTjixoovvov II, 17. xni, ii,
fjioixccü) VIII, 10.
fiovoyevijq xviii, 4.
fAOvojoiq IV, 18.
fjLVXXTiQiafxoq iv, 7.
/^t'Ajy XIII, 3.
ii
Index.
147
veoq II. 8. XVII, il.
vrjüoq XI, 3.
vrjateia m, 8.
vixdw IV, 10.
VLXoq VIII inscr.
vofjti] xvn, 40.
VOfiOq IV, 8. X, 4. XIV, 2.
rov^eziü) xiii, 9.
VVV II, 32. IX, 8.
VV^ IV, 5. 16.
vvoact) XVI, 4.
vvaxät,it) XVI, 1.
vattog X, 2.
^vAov XI, 5. XIV, S.
böog VI, 2. vm, 6. 16. 17. X, l. 3. 4.
XIV, 8. XVIII, 10. 11. 12.
oöovg XIII, 3.
oSvvT] IV, 15.
o&ev III, 5.
01X60) VIII, 20.
o6f/a IV, 5.
oheog m, 6. 7. 8. iv, 9. ii. 12. 17 bis. 20.
VI, 5. VU, 10. Vni, 18. IX, 5. 10. X,
8. XII, 3 bis. 5. XV, 11. XVII, 42.
oixxeiQO) vn, 8. viii, 27. ix, 8.
olvoq VIII, 14.
oXs^gevü) {6X0-) iv, 12. xv, 5. xvii, 24.
olsS^Qog vm, 1.
oUyoQ XVI, 2.
oXtyoxpvxia xvi, 11.
0?.iyWQ€<O III, 4.
okia&aivü) xvi, 1.
oXo&QSvo) V. oXeS-gevo)
b/xaXl^ü) VIII, 17.
ofjtaXiajbidg xi, 4.
OfJLVV[JLL XVII, 4.
ofiotog XIII, 7.
oVftrf/^tt> II, 19.
ovofia V, 1. VI, 1 bis. 4 bis. vii, 6. viii,
23. 26. IX, 9. X, 5. 7. XI, 8. XV, 1.
2. XVII, 5.
OQaaig vi, 3.
o()aft> IV, 5. 11. V. Eldii
OQyavov xv, 3.
OQyri II, 23 bis. 24. xv, 4. XVI, 10. XVII, 12.
ogyü^ofiai vii, 5.
oqO^oü) X, 3.
OQXOg IV, 4. VIII, 10.
OQOg II, 26. XI, 4. XVII, 19.
OQipavla IV, 10.
OfffO? II, 36. III, 8. IV, 1. 6. 8. VIII 23.
34. IX, 3. X, 5. 6. XII, 4. 6. XIII, 10.
12. XIV, 3 bis. 10. XV, 3. 7. XVI inscr.
XVII, 16.
ooiotrjg V. laorr^g
öaog II, 9. XVII, 14.
OaZ€OV IV, 19. VIII, 5. XII, 4. XIII, 3.
oacpvg VIII, 4.
oxav III, 11. XV, 5. 12.
ovöeig XIII, 6.
OVQavog II, 9. 30. 32. VIII, 7. XIV, 4.
XVII, 18.
ovg VIII, 1. XVIII, 2.
OVXOg II, 4. 14. IV, 12. 13. 21. V, 13. 17.
VIII, 10. XIII, 4. 6. XIV, 9. XV, 4.
XVI, 15. XVII, 42.
ovxfog XIV, 6.
0(p&aXfÄ6g IV, 4. 5. 9. 12. 20. vm, 25.
XVII, 17. XVIII, 2.
6(pig IV, 9.
oxvQog II, 1.
naiöeia vii, 9. vm, 26. x, 2. 3. xiii. 7.
9. 10. XIV, 1. XVI, 13. XVIII, 4. 7.
naiÖEVxrig vm, 29.
naiösvo) III, 4. VII, 3. xiii, 8. xvi, 11.
XVII, 42.
Tiaig xn, 6. xvii, 21.
natu) vm, i5.
naQaßaivü) xviii. 10.
naQaöeiyiJLaxLt,o) 11, 12.
TcaQccösioog xiv, 3.
TtaQuxXrjaig xiii inscr.
nagaXeLTKx) vm, 13.
7iagaXoyit,Ofiai iv, 11.
nagaXoyiauog iv, 10. 22.
TiagaXvct) vm, 5.
nagavofxad) xvi, 8.
TtaQavofiia iv, 1. 12. vm, 9. xvii, 20.
nafiävofiog iv, 9. 11. 19. 23. xii inscr.
1 bis. 3 bis. 4. XIV, 6. xvii, 24.
10*
148
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
ntxQanogevofiai ii, ii.
naQantiüfjLa in, 7. xni, 5. lo.
napcciJiamccü) y, 2.
naQSQX^iiai xi, 6.
TtttQiatrjfu n> 86.
naQoSoq xi, 5.
n<xooix€<a xvii, 28.
TtCCQOtxia XII. S. XVII, 17.
ndgoixoq xvn, 28.
7ra()o|i;vtt> iv, 2i.
7ia(>o^y/^ttf IV, 1. 21.
nagoQyiauoq vm, 9.
näq I, 4. II, 9. 10. 11. III, 8, rv', 2. 4 5
bis. 13. 16. 17. 88. 24. 25. V, 8. 10. 15.
VI, 5 bis, 6. VUI, 8. 12. 20. 24, IX,
2 bis, 3. 9. XI, 5. xni, 6. XIV, 4.
XV, 5. XVI, 4. 7. 8. XVII, 10. 14. 18.
20. 24. 27 bis. 90. 33. 34. 41. XVUI,
3. 8.
6ih navxoq u, 86. m, 3, 4. 7. xiv, 8.
naxacsam xvii, 35.
natsü) VII, 2. vin, 12.
nat^Q VIII, 9, 18. 23. IX. 10.
neivdo} v, 8. 10.
;t^vj?g V, 11.
Tcsvia IV, 6. 15. XVIj 13. 14.
negiaiQ^ouai 11, 21.
Ttegi^wywfzi 11, 20.
nsQLGCoq rv, 2 bis.
nSQiaxhkXü) xvi, 10.
nsQiarokiq xin, 8.
n£Qt,riB-ri(it ii, 21.
nexsivov v, 9.
TTjyyiy xvn, 19.
TtlfinXrifiL I, 2. 3. IV, 12.
nlnxü) I, 5. in, 5. 10.
niazig vin, 28. xvn, 40.
niaxog xiv, 1. xvn, 10.
nXttvfio} xvn, 17. xvin, 12.
nldvt]aig viii, 14. 19.
nXeova^m v, 4.
nXTj^vvo) X, 1. XVII, 33.
nXrjalov viii, 10.
nXrja/jiovi^ V, 17.
nXovaioq v, 14. xvin, 1.
nXovxoq i, 4.
nvevua vni, u. xvn, 87. xvm, 7.
noisw u, 7. 8. 9 bis. 12. 24. 85. 86. ni, 5.
rv, 24. V, 8. VI. 6. VIII, 18. 22. IX,
8. 4. 5 bis. XI, 8. Xn, 5. XV, 4, 8.
XVI, 10. XVII, 10. 18. 14. 15. 19. 44.
xvm. 6.
noixiXla IV, 3. xn, 2.
Ttotfiaivü) xvn, 40.
noifiviov xvn, 40.
TtoXifuoq XV, 9.
noXsfwq i, 2. viu, 1. 15. xn, s. xv, 7*
xvn, 33 bis.
noXtq vni, 4. x\Ti, 14.
noXvq I, 8. n, 27. rv, 20. v, 14. vni, 2
ter. 18. XVII, 83.
nov6(o H, 14.
novriQoq n, 6. 8. 16. ra, 10. vi, 8. x, 1.
xn, 1, 2. xiii, 8. XVI, 7 bis.
nogda xvm, 10.
noQSvofiCLi xrv, 2.
noQvri II, 11.
noxctfjLoq vi, 8.
norriQiov vni, 14.
7ioxtc,(o VIII, 14.
nov VIII, 3. IX, 8.
novq viL 2. vm, I8.
ngä^iq iv, 10.
ngsoßvxTjq n, 8. xvn, 11.
ngoadoxla xiinscr.
TiQoasvx^ VI, 5.
ngoaxoTixo) in, 5. 9.
TCQoaxayua xrv, 2.
TiQoaxid^fiL m, 10. V, 4.
TiQoaajTtov n, 8. 18. 22. iv,8. v, 10. vi,
5. IX, 6. XII, 6. XV, 5. xvn, 25.
nQwxoq IV, 8. xvn, 43.
ngwxoxoxoq xiii, 9. xvm, 4.
nxoBouai vi, 3.
nxcSua in, 10.
nxioxoq v, 2. 11. x, 6. xv, 1. xvin, 2.
TtvXrj vin, 17. xvij 2.
nvg vm, 2. XII, 2. 4. XV, 4.
nvQyoßaQiq vm, 19.
nvQow XVII, 43.
gdßöoq xvn, 24. xviii, 7.
Index.
149
^rjßix IX, a. xvn, 4S.
^li^OÜ) XIV, 4.
^ofjKpaia xiu, a. xv, 7.
QvofiaL IV, 88 bis. xn, i. xin, 4. xvii, 45.
aaxxog n, ao
aakevo) vm, is. xv, 4.
cakoq VI, 8.
adXmy^ viii, i. xi, i.
aaA:i/^w XI, 1.
aangia xiv, 7. xvi, 14.
aaV^ IV, 6. 19. XIII, 8. XVI, 14.
atffjiaölcc XI, 1.
OIJflSLOV XV, 6. 9.
aijfielataig rv, a.
*od^hog XVII, 14.
oiörigeog xvn, 84.
2i£CUV XI, 1.
asiavöakCC^o) xvi, 7.
axccvöaXov iv, as.
<TXf;ra^a> xni, i.
axevog xvn, as.
(r;;mt;a) xi, 5.
axXriQoq rv, a.
axlriQVVü) VUI, 89.
axognü^io iv, lo. 19. ao. xn, 4.
axogniofiog xvn, 18.
<j;foroc XIV, 9. xv, lo.
axvXov V, 3.
ao(pla IV, 9. XVII, as. 89. 85. xvin, 7.
G0(p6g vin, ao. xvn, 87.
ansgfia ix, 9. xvn, 4. 7. 9. xviii, 3.
anXayxva n, 14.
ard^ü) xvn, 18.
axai^fxog v, 4.
atevayfidg rv, 14.
axiipavog n, ao.
ate^avoü) vm, 17.
aTTjQl^Ü) XVI, 18.
<TroA^ XI, 7.
(TroVa VIII, 84. XVII, 84. 85.
axQovd-LOv xvn, 16.
oxQo<pri xn, 8.
avyxso) v. awxi(o
avfißBXQla V, 16.
ovfifiixxog xvn, 15.
avfiTtagccXaßßdvot) xni, 6.
avfi<pvgofji(xi vni, 9.
ffvifayty vni, 88. xi, a. 8. xvn, 86. 33.
awaywy?/ x, 7. xvn, 16. 43. 44.
avvdXXayfia iv, 4.
<7vv6yyv§ XVI, a,
avveögiov iv, i.
avveatg xvn, 87.
avvQ-iqxri vin, lo.
aviray»^ iv, 5.
avvxsXso) u, 88. vii, 5.
ovvxl^rißL vm, lo.
avvxglßm vin, 4. xvn. 84.
awxsct) XII, 8.
üipay^ vin, i.
a<p66ga ii, 16. vm, a.
aipgayig n, 6.
axoivlov n, ao.
(jceJ^cw VI, 1. xm, 8. XV, 1. XVI, 4. xvn,
17 bis.
(To^^ec n, 87.
awxrig m, 6. vm, 83. xvi, 4. xvn, 8.
awxT^gicc m, 5. x, 8. xn, 6. xv, 6. xvi, 5.
XafJLHOV XIV, 8.
xaneivog v, la.
xansivoü) xi, 4,
xanelv(i)Oig n, 85. m, 8.
xagdaam vi, 3. vm, 5. xni, 5.
xaxvvo) xvn, 45.
Ta;ri;c iv, 5.
xelxog u, i. vm, 17. is.
X6XV0V I, 3o II, 8. VIII, 83. XI, 8, XV, 11.
XVII, llo
x^Xog 1, 1. II, 5.
xid^rifii IX. 9. xvn, 6.
xiXXd) xm, 8.
XlfJLlOg XVII, 17. 43.
Xig m, 5. V, 3. 11. 18. IX, 6. 7. XV, 8 bis.
XVII. 2. 89.
XO^OV XVII, 83.
xonog XVI, 9.
xgdxTjXog ii, 6. vm, 89.
T()axr$ vm, i7.
xg8(p(j) V, 9. 11.
150
V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.
vßgiq II, 26 27.
v6o)Q VIII, 20.
leroq v, 9. xvn, 18.
VtOq II, 3. 6. 11. VIII, 9. 18. 21. IX, 4.
xni, 9. XVII, 15. 21. 27. 31. XVIII, 3. 4.
v/jLVoq III, 1. X inscr. xiv inscr. xvi
inscr.
vneQaanioxriq vii, 7.
vnsQTj^avsvofjtai n, i.
v7ieQTj(pavla ii, 2. 25. iv, 24 xvii, 6. 13.
23. 41.
vTifQTjipavoq II, 31.
vnsQOQao) viii, 3o.
vTiiQuleovat^o) v, 16.
vTceym xv, 13.
vnvoq IV, 15. 16. vi, 4. (xvi, i v.
vnvoa))
vTivoü) ni, 1. XVI, 1*.
vnoörifxa n, 2.
vnot,(6vvviJLL xvu, 22.
VTtOXSlfiai XVI, 8.
VTioxgivofiai iv, 20 22.
v7ro;f()t<yf5 rv, 6.
VTlOflSVCD X, 2. XIV, 1. XVI, 14.
vnofiovT^ .n, 36.
vTioataaiq xv, 5. xvii, 24.
vflrrf()€ft> xviii, 2.
vazsQoq ii, 28.
vxptjXoq XI, 2. 4. xvn, i9.
vxpiata XVIII, lo.
vVoe XVII, 6.
VlpOü) 1,5.
palvofxai n, 17.
(fslSoiJiai II, 23. V, 14. XIII, 1. 10.
XVII, 12.
(feiöoi V, 13.
^f pö> I, 6. VIII, 2. XVII, 31.
(pevyo) XI, 4. XV, 7. XVII, 16. 25.
(fiS-OQU IV, 6.
(pXoytX<o XII, 3.
^Ao^ XII, 4 XV, 4.
(poßeofxai II, 33 bis. m, 12. iv, 21. 23. v,
18. VIII, 5. XII, 4. Xin, 12. XV, 12.
(poßoq VI, 5. XVII, 34 40. XVIII, 7. 8. 9. 11.
(fvXdaöü) VI, 2. XII, 5.
(fvXri XVII, 26. 28. 43. 44.
(fVQfxoq II, 13.
(pvxeia xiv, 4.
(fwvri VIII, 1 bis. 2. 4. XI, l.
(peäq III, 12.
(fioaxriQ XVIII, 10.
;ca()a viii, 16.
;(6rAo$ XII, 3. 4. XV, 3 bis. xvi, lo.
X,dQ II, 7. 22. IV, 3. 16. 17. V, 6. 12. VI, 2.
IX, 4. XVI, 9. 14. XVIII, 1.
xXori V, 9.
XOQxaafia v, lo.
XQI^OXEVü) IX, 6.
XQn^'^Oq II, 36. V, 2. 12. VIII, 32. X, 2. 7.
XQtjaxoxTjq v, 13. 14. 15. I8. VIII, 28.
IX, 7. XVIII, 1.
XQLGxoq XVII, 32. xvm inscr. 5. 7.
XQOvlt,0} II, 25. 26.
XQÖvoq VIII, 33. XV, 13. XVII, 2 bis.
XQVOiov XVII, 33. 43.
tpdkXo) III, 1. 2.
jpakfzoq III, 2. XV, 3. Inscr. 11. iii. v.
XIII. XV. XVII. xvm.
xpevÖTiq IV, 4. xn, 1. 3.
rplS-VQoq XII, 1. 3. 4 bis.
ipvxij n, 24. ni, 1. 8. IV, 13. 17. 22. V,
12. VI, 3. 6. IX, 4. 5. 6. 10. XII, 1.
5. XVI, 1. 2. 3. 12 bis. 14. XVII, 1.
17 bis. XVIII, 4.
ipöi^ XV inscr. 3. xvn inscr.
wÖLveq in, 9.
üjga VIII, 10.
wq IV, 3. 5 bis. 9. 10. 13. VIII, 2 bis. 5.
12. 20. 23. XIII, 9. XV, 9. XVI, 4.
XVII, 16. 23. 30. 43. XVIII, 4.
woTteg XII, 2.
Verbessenmgen und Zusätze.
S. 12 Z. 2 1. Hss. statt Hs.
„ 13 „ 12 ist III, 5 zu streichen.
„ 22 „ 3 1. XV, 4 statt XV, 8
„ 26 „ 1 ist nach 'Swete' hinzuzufügen: nach Klostermann's Collation*
„ 52 „ 1 V. u. 1. d^eog, statt d^sog
„ 60 „ 7 1. dneaxQexpev statt dn^oeQSxpev
„ 63 ist nach II, 10 einzuschalten: 11,14 ankdxva J: ankdyxva RLH
„ 64 ist zu XV, 2 hinzuzufügen: tl J: zig RLCH
„ 65 Z. 9 ist nach 'dafür* hinzuzufügen: *mit der Überschrift svxi^*
„ 66 „ 4 1. * gekommen' statt 'zu kommen*
„ 74 „10 ist 'einstimmig' zu streichen (s. d. Note au d. St.).
„ 101 ,. 2 (r.) V. u. 1. 'Variante' statt 'Variente'
„ 141 „ 32 (r.) 1. dgßo^cj statt dQ/x6t,(o
Abgesprungene Buchstaben, Accente und sonstige Lesezeichen sind
wie folgt zu ergänzen: S. 11 Z. 2 w, S. 26 Z. 15 t^, S. 45 Z. 14 firj, S. 49
Z. 27 iknlg, S. 56 Z. 23 ikTtlg, S. 62 Z. 1 Änderung, S. 77 Z. 1 rjToifiaaag,
Z. 2 V. u. <Lv, S. 92 Z. 19 xdyw, S. 97 Z. 21 avzöv], S. 102 Z. 9 (r.) v. u.
dvanXdas(og, S. 103 Z. 1 xsvog, Z. 4 dvdX7]/x\piv, S. 104 Z. 11 ort, Z. 23 tj,
S. 107 Z. 5 ovofia, S. 108 Z. 1 avrov, S. 111 Z. 6 ^V, S. 112 Z. 5 ao<p6v,
Z. 12 ra, S. 113 Z. 20 '/<j()ai;.] t'A^, S. 114 Z. 3 tw, S. 119 Z. 8 (1) v. u.
dya^d, S. 120 Z. 12 sv, S. 121 Z. 5 xXrjQovo/n^Gaiaav, S. 134 Z. 18 övvcctov,
S. 140 Z. 2 "Aßgadfi.
pfK>to>(DfffH^ru(f von Hdfd; Sc tDintec, Cetpsig.
Verlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.
Band I— V, auf Seite II des Umschlages.
VI, 1. Die Textüberlieferung der Bücher des Origenes gegen Celsus in den Hand-
schriften dieses Werkes und der Philokalia. Prolegomena zu einer
kritischen Ausgabe von Paul Kötschau. VII, 167 S. u. l Tafel. 1889. M. 5.60
VI, 2. Der Paulinismus des Irenaeus. Eine kirchen- und dogmengeschichtliohe Unter-
suchung über das Verhältnis des Irenaeus zu der Paulinischen Briefsammlung
und Theologie von Jobs. Werner. V, 218 S. 1889. M. 7 —
VI, 3. Die gnostischen Qu eilen Hippoly ts in seiner Hauptschrift gegen die Häretiker
von Hans Staehelin.
Sieben neue Bruchstücke der Syllogismen des Apelles. — Die Gwynn'schen
Cajus- und Hippolytus-Fragmente. Zwei Abhandlungen von Adolf Harnaok.
m, 133 S. 1890. M. 4.50
VI, 4. Die ältesten Quellen des orientalischen Kirchenrechts. 1. Buch:
Die Canones Hippolyti von Hans Aohell«. VIII, 295 S. 1891. M. 9.50
VII, 1. Die Johannes-Apokalypse. Textkritische Untersuchungen u. Textherstellung
von Bernh. Weiss. VI, 225 S. 1891. M. 7 —
VII, 2, Ueberdas gnostischeBuch Pistis-Sophia.— Brodu. Wasser: die eucharistischen
Elemente bei Justin. 2 Untersuchgn. von Adolf Harnaok. IV, 144 S. 1890- M.4.50
VII, 8/4. Auollinarios von Laodicea. Sein Leben u. seine Schriften. Nebst e. An-
nang: Apollinarii Laodiceni quae supersunt dogmatica. Von Jobs. Dräseke.
XIV, 494 S. 1892. *M. 16 —
VIII, 1/2. Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Codex Brucianus heraus-
gegeben, übersetzt u. bearbeitet von Carl Schmidt. XII, 692 S. 1893. M. 22 —
VIII, 8. Die katholischen Briefe. Textkritische Untersuchungen und Textherstellung
von Bernh. Weiss. VI, 230 S. 1892. M. 7.50
VIII, 4. Die griechische Übersetzung des Apologeticus Tertullians. — Medicinisches
aus der ältesten Kirchengeschiclite. — Zwei Abhandlungen von Adolf
Harnaok. lU, 152 S. 1892. M. 5 —
IX, 1. Untersuchungen über die Edessenische Chronik. Mit dem syrischen Text
und einer Übersetzung herausgegeben von Ludwig Hallier. VI, 170 S.
Die Apologie des Aristides. Aus dem Syrischen übei'setzt und mit Beiträgen
zur Textvergleichung und Anmerkungen herausgegeben von Richard Raabe.
IV, 97 S. 1892. M. 8.50
IX, 2. Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus von Adolf
Harnaok. Zweite verbesserte u. erweiterte Aufl. VIII u. 98 S. 1893. M. 2 —
IX, 3/4. Die Apostelgeschichte. Textliritische Untersuchungen und Textherstellung
von Bernh. Weiss. 313 S. 1893. M. 10 —
X. Aussercanonische Paralleltexte zu den Evangelien gesammelt u. untersucht
von Alfred Resch.
1. Textkritische u. quellenkritische Grundlegungen. VII, 160 S. 1893. M. 5 —
2. Paralleltexte zu Matthäus und Marcus. VIH, 466 S. 1894. X. M. 14.50
XI, 1, Das Kerygma Petri. Kritisch unters, v. E. v. DobsohUtz. VII, 162 S. 1893. M. 5 —
XI,. 2. Acta SS. Nerei et Achillei. Text u. Untersuchung von Hans Achelia. IV, 70 S.
1893. M. 3 —
XI, 3. Das Indulgenz-Edict des römischen Bischofs Kallist kritisch untersucht und
reconstruiert von Ern$t Rolffs. VIII, 139 S. 1893. M. 4.50
XI, 4. Textkritische Studien zum Neuen Testament von Wilhelm Bousset. Vin,
144 S. 1894. M. 4.50
XII, 1. Der Qhronograph aus dem 10. Jahre Antonius. Von Adolf Sohiatter. IV, 94 S.
ZurÜberlieterungsgeschichte der altchristlichen Litteratur. VonAdolf Harnaok.
32 S. 1894. M. 4 —
XII, 2. Tertullian's Gegen die Juden auf Einheit, Echtheit, Entstehung geprüft von
E. Noeldechen. IV, 92 S.
Die Predigt und das Brieffragment des Aristides auf ihre Echtheit unter-
sucht von Paul Pape. 36 S. 1894. M. 4 —
XII, 3. Ignatius von Antiochien als Christ und Theologe. Eine dogmengeschicht-
liche Untersuchung von Eduard Freiherrn von der Goltz. X, 206 S.
Griechische Excerpte aus Homilien des Origenes von Erich Klostermann. 14 S.
1894. M. 7.50
XII, 4. Urkunden aus dem antimontanistischen Kampfe des Abendlandes. Eine
quellenkritische Untersuchung von Ernst RoHfs. VII, 167 S. 1895.
Zur Abercius-Inschrift von Adolf Harnack. 28 S. 1885. M. 6.50
XIII, 1. Eine bisher nicht erkannte Schrift des Papstes Sixtus II. vom Jahre 257/8.
Zur Petrusapokalypse, Patristisches zu Luc. 16, 19. Von A. Harnack. 78 S.
Eine bisher unbekannte Version des ersten Teiles der Apostellehre (Didache),
Gefunden und besprochen von L. E. Iseiin in Riehen. Übersetzt von A. Heusler
in Basel. 30 S 1895. M. 3.50
XIII, 2. Die Psalmen Salomo's, zum ersten Male mit Benutzung der Athoshaud-
schriften und des Codex Casanatensis herausgegeben von Oscar v. Qebhardt.
V, 150 S. 1895,. M. 5 —
XIII, 8. Die griechische Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus von Qeorg
Wentzel. G3 S. 1895. M. 2 —
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN VOI(
OSCAE von GEBHARDT und ADOLF KARNACK
Xm. BAND, HEFT 2
^AAMOI 20A0M2NT02
DIE
PSALMEN SALOMO'S
ZUM ERSTEN MALE
MIT BENUTZUNG DER ATHOSHANDSCHRIFTEN
UND DES CODEX CASANATENSIS
HERAUSGEGEBEN
VON
OSCAR VON GEBHARDT
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG
1895
DIE GKIECHISCHE ÜBERSETZUNG
DER
YIRI INLUSTRES
DES HIERONYMÜS
VON
GEORG WENTZEL
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1895
Verlag der J. C. HINRICHS'sclien Buchhandlimg in Leipzig.
Texte niid Untersuchnugen zur Geschichte der
Altchristiichen Literatur
herausgegeben von Oscar TOii Grebhardt und Adolf Harnack.
I— III. IV 1/3. V— IX. X 1/2. XI XII XIII 1/3 M. 290 —
I, 1/2. Die Überlieferung der griechisclieii Apologeten des zweiten Jahrhunderts in
der alten Kirche und im Mittelalter, von Adolf Harnack. VIII, 300 S. 1882.
M. 9 —
I, 3. Die Altercatio Simonis ludaei et Theophili Christiani nebst Untersuchungen
über die antijüdische Polemik in der alten Kirche, von Adolf Harnack.
Die Acta Archelai und das Diatessaron Tatians, von Adolf Harnack.
Zur handschriftlichen Überlieferung der griechischen Apologeten. I. Der
Arethascodex, Paris. Gr. 451, von Oscar v. Gebhardt. III, 196 S. 1883. M. 6 —
I, 4. Die Evangelien des Matthäus und des Marcus aus dem Codex purpureus
Rossanensis, herausgegeben von Oscar v. Gebhardt.
Der angebliche Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien, von
Adolf Harnack. LIV, 176 S. 1883. M. 7.50
II, 1,2. Lehre der zwölf Apostel, nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der
Kirchenverfassung und des Kirchenrechts von Adolf Harnack. Nebst einem
Anhang: Ein übersehenes Fragment der Ji.d'uzn in alter lateinischer Über-
setzung. Mitgetheilt von Oscar v. Gebhardt. 70 u. 294 S. 1884. M. 10 —
II, 3. Die Offenbarung Johannis, eine jüdische Apokalypse in christlicher Be-
arbeitung, von Eberh. Vischer, Mit Nachwort von Adolf Harnack. 137 S. 1886.
(II, 1/2 u. 3. einzeln nur in anastatischen Drucken käuflich.) M. 5 —
II, 4. Des heil. Eustathius, Erzbischofs von Antiochien, Beurtheilung des Origenes
betr. die Auffassung der Wahrsagerin 1. Könige [Sam.] 28 und die dies-
bezügliche Homilie des Origenes, aus der Müncheuer Hds. 331 ergänzt
und verbessert, mit kritischen und exegetischen Anmerkungen von Alb.
Jahn. XXVII, 75 S. 1886. (Einzelpreis M. 4.50) ; M. 3.50
II, 5, Die Quellen der sogenannten apostolischen Kirchenordnung, nebst einer
Untersuchung über den ürsurung des Lectorats und der anderen niederen
Weihen, von Adolf Harnack. ^106 S. 1886. [Nicht mehr einzeln.] M. 4 —
I, 1/2. Leontius v. Byzanz und die gleichnamigen Schriftsteller der griechischen
Kirche von Friedr. Loofs. 1. Buch: Das Leben und die polem. Werke des
Leontius v. Byzanz. VIII, 317 S. 1887. M. 10 —
III, 3/4. .•^phrahat's des persischen Weisen Homilien, aus dem Syrischen übersetzt
und erläutert von Georg Bert.
Die Akten des Karpus, des Papylus und der Agathonike. Eine Urkunde aus
der Zeit Marc Aureis, von Adolf Harnack. LH, 466 S. 1888. M. 16 —
IV, Die g^riechischeu Apologeten.
1. Tatiani oratio ad Graecos. Recens. Ed. Schwartz. X, 105 S. 1888. M. 2.40
2. Athenagorae libellus pro Christianis. Oratio de resuiTectione cadaverura.
Recens. Ed. Schwartz. XXX, 143 S. 1891. M. 3.60
3. Die Apologie des Aristides. Recension und Reconstruction des Textes von
Lic. Edgar Hennecke. XX, 64 S. 1893. (Partiopreis für Seminare M. 2 — ) M. 3 —
4 Theophili libri tres ad Autolycum. Recens. Ed. Schwartz. "1 t v v>
5. lustini martyris apologia et dialogus cum Tryphoue ludaeo. \ In Vorbe- Sk
Recens. 0. de Gebhardt et A. Harnack. f reitung. vg
Diese Ausgaben der Griechischen Apologeten sind nur mit kurzem -t
sprachlichen Commentar und Registern versehen und sollen zum Gebrauch r?
bei Vorlesungen oder in Seminaren dienen, weshalb auch deren Preise U
möglichst niedrig gestellt wurden. * :j
V, 1 Der pseudocyprianische Tractat de aleatoribus, die älteste lateinische Christ- >
liehe Schrift, ein Werk des römischen Bischofs Victor I. (saec. U.), von ^
Adolf Harnack. V, 135 S. 1888. M. 4.50 /*
V, 2. Die Abfassnngszeit der Schriften Tertullians von Ernst Noeldechen.
Neue Fragmente des Papias, Hegesippus u. Pierius in bisher unbekannten
Kxceii)ten aus der Kirchengeschichte des Philippus Sidetes von 0. de Boor.
184 S. 1888. M. 6 —
V, 3. - Das Hebräerevangelium, ein Beitrag zur Geschichte und Kritik des hebräischen
Matthäus von Rud. Handmann. III. 142 S. 1888. M. 4.50
V, 4. Agrapha. Aussercanonische Evangelienfragmente, gesammelt u. untersucht
vun Alfred Rasch. — Anhang: Das Evangelienfragment von Fajjum von
Adolf Harnack. XII, 520 S. 1889. (Einzelpreis M. 25 — ) M. 17 —
Fortsetzung auf Seite III des Umschlags.
DIE GRIECHISCHE ÜBERSETZUNG
DER
VIRI INLUSTRES
DES HIERONYMÜS
VON
GEORG WENTZEL
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1895
TEXTE Ü^^D rXTERSrCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR V. GEBHARDT UND ADOLF HARNACK.
XIII. BAND. HEFT 3.
Der älteste Zeuge für den Text der viri inlustres des Hiero-
nymus ist die griechische Übersetzung, die ein Zeitgenosse und
Freund des Verfassers Sophronios, verfasst hat. An der Echt-
heit dieser zuerst von Erasmus herausgegebenen Übertragung,
von der wir keine Handschrift kennen, ist nicht zu zweifelu, seit-
dem sich herausgestellt hat, dass sowohl Suidas (S) als auch
Photios (P) Stücke davon in ihre Schriften aufgenommen haben. \)
Bei beiden Kompilatoren finden sich die aus Sophronios ent-
lehnten Bestandteile häufig nicht in reiner Gestalt, sondern durch-
setzt mit Erweiterungen inhaltlicher Art. Da nun der Text des
Sophronios in seinem Umfange durch das hieronymianische Ori-
ginal fest umgrenzt ist, muss die Frage beantwortet werden, auf
welchem Wege er zu P und zu S gelangt ist: erst dann wird
es möglich sein, das Zeugnis dieser beiden Leute für die recensio
des Sophronios, mittelbar also für die des Hieronymus, zu ver-
werten.
Das Lexikon des S enthält bekanntlich eine grosse Anzahl
biographischer Artikel, die durch mehrere gemeinsame Merkmale
von den andern Quellen des S, insbesondere auch von den aus
der konstantinischen Encyklopädie entlehnten Historikerexcerpten,
sich absondern und ihre Zuo;ehörisckeit zu einer und derselben
besondern Quelle deutlich an der Stirn tragen. Sie betreffen aus-
schliesslich litterarisch thätige Männer (oder Frauen), zum grösseren
Teil aus dem griechischen Altertum, zum geringeren aus der
christlichen Litteratur. Als Lemmata dienen die Namen der be-
handelten Persönlichkeiten; an der Spitze des Artikels werden
aufgeführt die Vaterstadt (meist durch das Ethnikon bezeichnet)
1) Meursius, Eusebii, Poly chronii, Pselli in cant. expositiones
(Leyden 1617), p. 172. Huet, Origenis in sacras scripturas comment.
(Köln 1685) I p. 11. Vallarsi, Ausgabe des Hieronymus (Verona 1735) II
p. 806. Tb. Zahn, Forschungen 118. III 35. Ad. Harnack, Gesch. d.
altchristl. Litt. I 298. 440. 550. 552. 616.
Texte u. Untersuchungen XIII, 3. 1
2 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
und die Litteraturgattung, der sie angehören; dazu treten die
Kamen der Eltern, bisweilen auch der Kinder, ferner die der
Lehrer und der Schüler, Angaben über Zeit und Ort des Wirkens,
über persönliche oder litterarische Beziehungen zu Zeitgenossen.
Vorgängern oder Nachfolgern, hin und wieder auch über be-
sondere Lebensumstände, gegebenen Falls ein Bericht über Zeit,
Ort und Art des Todes. Am Schlüsse steht regelmässig ein
Schriftenverzeichnis, oft ausführlich, oft stark zusammengestrichen,
ja ersetzt durch nichtssagende Wendungen, wie sjQaxps öiacpoga.
eyQaxpt üiolla u. Ahnl. Als Beispiel des feststehenden Schemas
möge die erste, beste Vita dienen:
revtd-XiOc, revs^Aiov, IJaZaiörlvog Itc IIetqcdv, oocpiöT7jg,
liad^rjTiiQ MivovxLavov xal AyajcfjTOv,
dvTLjiaiösvoag xara rag ^A^/jvag KaVuvlxq^ reo
öiaoijfiqy,
Ö£^Log rrji> (pvotv xal oXr/v nsltrrjv djtofivr/fiovevoag
Iv axQodosL.
rsltvra de vtog krmv i] xdi x . ^)
syQaipe öh 7.alidg TjroL ÖLaXe^eig xal [/sXtrag, cov
loriv o ajioXiv tavrov djioxrjQvrrcov fisrd rr/v
rcQV Qrjßojv xaraoxag)?'/p, jiQOjtSfijtrixbv jcQog rovg
aavTov traiQovg Aadovy^ov xal lioxhjjiLdörjv, Jiavrj-
yvQLxovg.
Nicht alle Biographien enthalten alle die genannten Bestand-
teile, auch ist deren Reihenfolge im Einzelnen nicht immer die
gleiche, aber stets ist die Gesamtstruktur der Artikel dieselbe.
Seit langem pflegt man mit Recht diese Biographien des S auf
den ^Ovonarohr/og des Hesychios von Milet (H) zurückzuführen.
Richtet man die Untersuchung auf die unmittelbare Vorlage
des S, so ist auszugehen von dem Artikel
'^Hövyiog MiX7]Oiog' vlog '^Hovyiov Öixtjyoqov xal ^iloöoefiag,
yeyovcog ejil 'Avaoraoiov ßaoiXecog, lyQa^^ev 'OvofiazoXoyop //
jtivaxa rcxjv tv jiatöela ovo[iaorcüv. ov tjcirofifj ton roiro ro
ßLßXiov, xal yQovLx/)v loroQiav. 7]v riva öislXev dg e$, öiaor?'/-
fiara {ovrw yaQ xaXel txaorov ßcßXlov), Lv oig tiKptQovrac al
xara xaiQovg jiQCc^eig rcov Pco^alcov ßaöü.tcov xal al övvaorstai
rcQV xard tfH'og xQarfjödvrcor rvQavvcov xal rd xard ro Bv-
1) So der Parisinus 2625.
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 3
C,dpTiov JiQax^i^^vxa t(X)q rfjg ßaoiXslag AvaöTaölov zov ajtovof/a-
^Ofierov Alxoqov. elg dh tov jclvaxa rcov tv jcaiöela Xa^uipav-
rmv 8xxl?]öiaöTixcov ötöaöxalmv ovötvoq fiV)]ftoveveL, cog tx
TOVTOV vjtovoLav jiaQtisiv f/?] sivat avxov yQioziavop, aXla
xrig 'kXh]Vixrig iiazaionovlag avanXtmv.
Die Schlussbemerkung des Artikels, wer auch immer ihr Ver-
fasser gewesen sein mag, bezeugt ausdrücklich und in nicht
misszuverstehender Redeweise, dass das Werk des H keine Bio-
graphien von Kirchenschriftstellern enthielt. Nur scheinbar steht
hiermit die Thatsache in Widerspruch, dass S derartige Biogra-
phien enthält von unzweifelhaft derselben Struktur, also auch
von derselben Herkunft wie die Viten der heidnischen Autoren.
Denn die biographische Quelle des S ist ja nicht das Original-
werk des H gewesen, sondern ein Auszug daraus: ov tjiixoiirj
eOTi TOVTO To ßLßXiov, heisst es in dem angeführten Artikel.
Die Worte gehören der Quelle des S an und sind von diesem
mitsamt der ganzen Hesychvita gedankenlos in sein Lexikon
aufgenommen worden. Eine andere Interpretation ist vor dem
gesunden Menschenverstände unmöglich. Das Richtige hat, zum
Teil nach dem Vorgange Anderer, Ad. Daub ^) dargelegt. Der
Epitomator muss also seine Vorlage nicht nur gekürzt, sondern
gelegentlich auch aus anderen Quellen erweitert haben: ein Ver-
fahren, das in der Excerptorenlitteratur manche Parallelen hat.
In der That kann schon die angezogene Biographie des H un-
möglich von diesem selbst herrühren. An sich wäre es ja denkbar,
dass H, über dessen persönliche Eigenschaften wir nur ungenügend
unterrichtet sind, sich selbst unter die tv jiaiösla ovoftaorol auf-
genommen habe. Auch der hl. Hieronymus z. B. hat seine eigene
Biographie dem Corpus seiner viri inlustres einverleibt (135).
Aber man braucht nur die Art des Hieronymus, von sich selbst
zu reden, mit der Biographie des H bei S zu vergleichen, um
den wesentlichen Unterschied sofort zu erkennen. Der Wortlaut
jenes Hesychartikels, vor Allem die Art, wie der Inhalt der
Schriften bezeichnet wird, zwingen zu der Annahme, dass diese
Biographie von einer anderen Person geschrieben ist als von H
selbst. Die christlichen Viten des S gehen zum Teil auch weit
über die Zeit des H hinab. Die späteste ist die des Ignatios,
1) Fleckeisens Jahrbb., SuppL, XI 405.
4 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronjmus.
s. V. 'lyvaTLoq,^ die unter den Schriften des Ignatios auch die
Biographie des im Jahre 829 verstorbenen Patriarchen Nike-
phoros aufzählt.
Es ergiebt sich ferner, dass die Schlussworte derHes3^chvita da.
de Tov jiiva'/M — avanXi.03V weder von S selbst noch etwa von
einem Interpolator des S herrühren können. In beider Munde wür-
den sie eine Unwahrheit enthalten. Denn die Struktur der christ-
lichen Viten zeigt, dass diese in demselben Buche gestanden
haben müssen, wie die heidnischen, dass S sie also schon in
seiner Quelle vorgefunden hat. Ein Interpolator des S hätte sie
aber im S selbst erst recht vorfinden müssen. Jene Worte können
nur von demselben Manne geschrieben worden sein, der gesagt
hatte: ov Ihltoili] Iötl tovto to ßißllov, d. i. von dem Epi-
tomator des H. Der Epitomator nahm also Anstoss an dem
Fehlen aller christlichen Biographien in dem Uiva^ des H, und
der Anstoss ist so stark, dass er den — gewiss ungegründeten
— Verdacht ausspricht, H sei wohl ein Heide gewesen. Sollte
er dabei wirklich nur die Absicht gehabt haben, lediglich seinem
christgläubigen Herzen Luft zu machen? Oder weisen die Worte
nicht vielmehr mit aller Deutlichkeit darauf hin, dass ihr Urheber
auch des Willens gewesen ist, den von ihm bemerkten Mangel
seiner Vorlage auszufüllen? Ich glaube, sofern man nur die
einzelnen Thatsachen und Indizien unbefangen als das nimmt,
als was sie sich geben, schliesst sich alles ohne Schwierigkeit
an einander. Im sechsten Jahrhundert hat H seinen IUva^ rwv
8V jtaiöeia ovo/iaöTcov verfasst, eine Zusammenstellung der Bio-
graphien sämtlicher berühmten Schriftsteller der hellenischen Welt.
Frühestens im zweiten Viertel des neunten Jahrhunderts ist
dieses Buch von einem unbekannten Manne in der Weise über-
arbeitet worden, dass er es einerseits auszog und kürzte, anderer-
seits aber um die von ihm vermissten Biographien hervorragender
Kirchenschriftsteller erweiterte. Diese Bearbeitung des H ist
die Quelle der biographischen Artikel des S gewesen. Jede
andere Ausdeutung der Zeugnisse führt dazu, an irgend einem
Punkte offenkundigen Thatsachen, unverdächtigen Angaben Gewalt
anzuthun.
Mit dieser Erkenntnis gewinnen wir zugleich den richtigen
Standpunkt zur Beurteilung eines bisher nicht herangezogenen
Zeugnisses. Ch. F. Matthäi hat in einer Ausgabe zweier Heden
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 5
des Gregor von Nazianz (S. Gregorii Nazianzeni binae orationes
graece et latine ed. Ch. F. Matthäi. Mosquae 1780) p. 106 aus
einem Moskauer Gregorcodex, den er mit N bezeichnet und
dem zehnten oder neunten Jahrhundert zuweist, eine Biographie
des genannten Kirchenschriftstellers herausgegeben, als deren
Autor Hesychios lllustrios ausdrücklich namhaft gemacht wird. Da
das Matthäische Buch, dessen Kenntnis ich der Güte U. v. Wila-
mowitz' verdanke, selten ist und die Auszüge bei Migne (36, 933 ff.)
sich nur auf Niketas und den Katalog der Moskauer Handschriften
erstrecken, setze ich die Gregorvita hierher, daneben den ent-
sprechenden S-Artikel.
Matthäi p. 106
xaös Ji£()l Tov jisyalov Fgriyo-
Qiov (prjolv Ilövyioq 1X2.0V-
öTQLoq 0 Tovg ßiovg tcop öo(pmv
ajtavrojv (j'/,iayQa<:p7]öaq.
S
ovTog o iisyag FQrjyoQiog ov
fiovov ygafifiaTtxog rjv xal ra
rQrjyoQtog, NaUavCov ajtloxo-
jiog — oraüfzog dh ovrog Kaji-
jtaöozlag — , avf]Q aXXoytiico-
rarog, avayzalog 6h cpUog
Baöildov TOV zT/g KaLOageLag
sjiLöxojiov xTjg tv Kajijiaöoxla.
ovTog ov liovov ygaiiiiaTixog
xal xa hg rrjv jioirjoiv ös^Log,
eg Tt}v jtOL7]ötv ös^tog, alXa \ alla jcollm jilelov Tcallg (ptXo-
nollcp jtltov xal lg cptXoöocplav \ oocpiav t^t]ö'/C?]T0 xal QrjrmQ rjv
£^?'jOx?]TO xal Q?]T(DQ 7jv aficpc- afKpLÖs^tog. ovrog syQatps xata-
ös^tog. ovTog lygaipe xaralo- Xoyaörjv jzoXXa. eig yaQ zQelg
yaörjv JtoXXcc. eig yaQ zgetg fivgtaöag oxr/cop zä övvzccy-
fzvQLCcöag özly^ojv za ovvzay-
fiaza avzov ovvtd^rjxev, a(p cov
syvcofisp fisygt vvv ow^OfievoDV.
(So!)
fiaza avzov ovvtd^rjxav^ a(p cuv
eiöL zdÖ£' Ttegl zrjg zeXevzrjg
zov aÖ8X(pov KatoaQslov, ejit-
zd(pLog eig zov tavzov jcazega.
tzsQog dg zf)v aöeXcpijv Fogyo-
vlav, jcsqI (pLXojizmyiag. tjiai-
vovg zcjv 3Iaxxaßaio^p , ajiai-
vovg KvjtQtavov\ Ijialvovg^Äd-a-
vaöLOV, ejialvovg Hgmvog (piXo-
ö6(pov, xazä lovXiavov zov
6 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
Matthäi p. 106.
?]xo?.ov&f]Os ÖS TCO IloXe-
[iCovoqyßQaxTijQiTOV Äaoör/JwQ,
Tov öocpiöTSvoavTog sv ^fivQvrj,
og iysyovst ÖLÖaoxaloq /igiöTsl-
öov TOV QTjTOQoq. efQaxps öe
avTCp (so!) Tcal tTtgav ßlßXov
öl t^afitTQcnv
'Aal jtavTOLcov xal diacpo-
Qcov fiiTQODV axiva övvdyovTai
elg Ijtöjv (ivQiaöag TQSlg.
TOV 6 6 rQl^yOQlOV TOVTOV
Tcal ^PtXoOTOQyiog o Ageiavog
£V Tfj xaT avTov lOTogla fie-
(ivrjTat xai g)7jöi'
rQTjyoQLog 7)xfiaC,£ xar sxei-
povg Tovg yQovovg ev Tfj
Naöiavöm
»
xal BaölXsLog hv Kaiöagsla
Tfjg KajtJtaöoxlag xal Ajio-
XivaQiog bv Aaoötxsia Tfjg
^vQiag. TQSlg öi) ovtol av-
6i)£g TOV ofjoovolov JtQovjia-
yovv xaTCc tov tTSQoovolov
f/axQ(p jiavTag ozaQEVsyxov-
T£^ {jt£QBVsyx6vT£g der Text
bei Mattbaei) TOvg jzqotsqov
xal vöTSQov axQig Ifiov T?jg
avTTJg atQtöscog JCQoöTavTag,
ojg Jtalöa ütaQ* avTOvg xqi-
S
ßaöiXtcog Xoyoi /?', xaTO. Evvo-
filov Xöyoi ß' , jüsqI d^eoXoyiag
a , Ttegl vlov Xoyoi ß\ jteqI tov
aylov jtV8VfiaTog Xoyog a ,jcavri-
yvQLXol Xdyoi l\ xal tTEQOi
jüXelöTOi. xal jtaoL yvojQijjiOL.
r/xo^.ovO-r/oe öh tco IloX^j/mvog
yagaxTr/Qi, tov Aaoöixtcog tov
Ooq)iöT6vOavTOg kv ^fivQvrj, og
lysyovu öiöaoxaXog Aqiotfaöov
TOV QrjTOQog. lyQacprj 61 avTco
xal 8TiQa ßißXog öt s^afitTQWv
jtaQ&svlag xal yafiov xad tav-
TOvg öiaXsyoiisvmv xal elg £T£--
Qag vjtod^iöEig Iv JtavToloig xal
ötacpoQOLg fieTQotg aTtva ovv-
ayovTat dg sjtcßv uvQcaöag
TQSlg.
TOV öe rgrjyoQiov tovtov
xal fpiXoöTOQywg o 'Agstavbg
kv tT] xaT avTov lOTogla [ivt]-
fiTjv jTSjtolrjTat xal (pr]öi'
rQTjyoQLog yaQ /jXfiaCs xmt
txs'ivovg Tovg ygovovg ev ti]
]\aCiavC,oJ (öTa^fibg öh ovTog
6 TOJtog Kajcjiaöoxlag) xal
BaolXsLog ev Kaioagela Trjg
KajtJtaöoxlag xal ^AjtoXiva-
giog ev tt] Äaoöixela Tfjg
J^vglag. Tgelg öi] ovtol av-
ögegTOTSTOv ofioovolovjrgov-
(idyovv xaTCc tov STegoovolov,
fiaxgm jiävTagjiageveyxovTsg
TOvg jtgoTsgov xat vots-
gov äygig ef/ov T?jg avTTJg
aigtöeoDg jtgoöTavTag, mg
Jtalöa Jtag avTOlg xgi&fjvai
'I
i|
Wentzel, Die griech. Tbersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 7
Mattbäi p. 106
^ijvai Tov ji^avaoiov. rrjg
re yag l^coi^ev TcaXovjitvrjg
jtaiöevöscog Iju JtlelöTOV
ovTOc jiQoelriXvd^eiöai' xal
Tcov IsQcov yQag)(DV, ojtooa slg
avayvmöiv ytdi ttjv jcqoxsiqov
fiv7]fi7]v arsXei, jtoX)j)v uxov
TJiv EfutsiQiav, xal fzaXtöra
ys avTcov o rgrjyoQtog. xal
fir)v xal övyygdcpsip txaörog
avrcov eg tov savzov xqojiov
r}v Ixavcorarog. tov (itv ye
'AjtolLvaQiov To vjtofivTjiia-
TLxov slöog TTJg Xe^scog fiaxQm
cLQLOTa dys, BaoUstog öh
jcavrjyvQiöat laiiJtQoxaTog fjv^
TGp öi ys rQTjyoQin xal jzaQ
a^cpOTSQovg e^STaC^ofievm
fisl^cD ßaoiv dg ovyyQa(p?)v
dx^v 6 Xoyog, xal 7]v djtelv
!AjtoXtvaQLOV fihv aögoTsgog,
BaöiXdov 6s öTad-sQOfxeQog.
TOOavTTjg öh avTOlg ev tcö
Xeysiv övvdfxswg ovörjg xal
TO rjd^og ovösv tjttov Jtagsi-
yovTO üiQog ttjv tcov jzoXXwv
d^tav Ijiaymyov ^ ojOts xal
oig (DQCQVTO xal oig sXsyov
jcdvTag dg ttjv avxSv r/gow
xoLVCOviav.
ToOavTa jiegl avTwv o ^tXo-
OTogyiog, xal TavTa Ageiavog
mv. STt yovv jisgicov dg tov
olxelov TOJiov o Fgrjyogiog Ijii-
Tov 'AO^avdöiov. TTJg ts ydg
l^wd-BV xaXovfitv7]g jtaiöev-
oewg £jtl jcXelOTov ovtol
jigoeXrjXvd^SLOav xal tcov
legSv yga(pwv^oüio6a elg avd-
yvmCiv xal ti)v Jtgoysigov
fivrifirjv ItsXel, jtoXX/jv d^ov
TTJV s^jisigiav, xal ndXiöTa
ye avTCQV o FgrjyogLog. xal
fiTjv xal övyygdcpsiv txaöTog
avTcöv lg TOV savTov Tgojiov
rjv IxavoDxaTog. tcü [liv ys
^ÄTtoXivaglm to vjro^vyjiia-
TLXOV slöog TTJg XtQScog ftaxgco
dgiöxa slys. BaölXsiog ös
jiavTjyvgloac XafijtgoTaTog y]v,
TCO ÖS ys FgriyoglcQ xal jiag
d^KpoTsgoig s^sTa^ofisvco fisl-
Coj ßäöiv slg övyyga(prjv slxsv
0 Xoyog, xal rjv sljislv Ajio-
Xtvagiov [isv dögoTsgog, Ba-
■ öiXsLOv ös OTad^sgooTsgog.
TOöavTTjg ös avTotg sv Tcp
Xsystv xal ygdcpsiv övvanscog
ovOTjg xal TV i]d^og ovösv
7JTT0V OL avögsg jtagslxovTO
jigog TTjV Twv jtoXXcov d-sav
sjiayooydxaTOV, coözs xal oig
cogSvTO xal oig sXsyov xal
ojtoöa ygdcpovTsg ötsölöoöav,
öid jtdvTCOv TTjgovv slg Tt)v
savTwv xotvcoviav Tovg xad-
oTiovv avTcov sv^agsöTsgov
dXlöxsö^ai övvafisvovg.
TOOavTa jtsgl avTwv cog sv
jtagaögoiifi ^PiXoOTogyiog xal
TavTa Agsiavog Sv sygaxpsv.
STL yovv jtsgicov slg tov olxslov
g AVentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
Matthäi p. 106 1 S
oxojtov yMraOTf'jöaQ ev ttj la- xojtov o rQTjyogcog ajtlöxojtov
X0VÖ7] avTov iTcxXrjöla avroq xazaöTrjöaQ ev zrj Xayovo?]
ev ajQm xlvl ßlov fiovaöixbv avxov exxh]Oia avrog ev clygco
ajtrjveyyMTO. eXaoag öh Jtegl rivc ßlov fiovaötxov djt?jvey-
ra evev/jxovra Irrj xailnexeiva xaxo. eXaoag 6e jteQL xa evevi]-
&S0600I0V TQLTov xal öexazov xovra ezf] xal ejtexeiva ßeo-
ezog ayovzog xazaZvet zov öoölov tqlzov xal öexazov ezog
ßlov ava^iov zovzo zrjg avzov \ ayovzog xazaZvet rbv ßlov av-
jtaü^cbv agezfjg z6 zfjg xad-eögag a^tov zovzo zTJg avzov jiad^cQv
ajtoxgovo&rjpat zr/g ßaGiliySig ccQezijg zb zrjg xad^tögag ajto-
zcöv jibXecDV. xQOvö&fjvat zrjg ßaotZevovö7/g
zdiv jioZecov xal jtQOXQtO^rjvai
fcäZZov zovg tpavZozegovg 7)
zbv ejt dgezfi ^<^^ )M{ijig6zrjzL
ßlov üidvzcov [laXZov vjtegave-
yovza.
Aus der Nennung des H in dem Moskauer Gregor folgt
nicht, dass H selbst die Viten der christlichen Schriftsteller auf-
genommen hat — das wtirde mit dem ausdrücklichen Zeugnis
des Epitomators bei S s. Hövyiog unvereinbar sein — , sondern
nur, dass dem Schreiber des Moskauer Codex dieselbe Epitome
vorlag, die S ausschrieb, und dass der Epitomator seinen Namen
nicht genannt hatte, so dass das Buch unter dem Namen des
H gehen konnte. Auch das wird begreiflich, sobald man sich
nur vergegenvrärtigt, dass die kaum drei Dutzend christlicher
Biographien, die in der Epitome hinzugekommen sind, gegen-
über dem alten hesychianischen Bestände von mehr als S50 Bio-
graphien kaum in Betracht kommen.
Ist das richtig, so gewährt die Moskauer Gregorbiographie
einen Fingerzeig für den Weg, auf dem man weitere Reste des
H zu suchen hat. Sie gehört nicht zu den Scholien des Codex,
sie ist vielmehr von einem späteren Besitzer der Handschrift ^ )
den in dieser gesammelten Reden beigegeben worden, als Ein-
leitung, zur Orientierung. In dem Corpus der Gregorscholien
also wird man kein hesychianisches Gut finden, wie denn in der
1) „scripta sunt a manu recentiore, sec, ut videtur, XV. aut XIV."
Mattbaei 105, 3.
f
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 9
That die bisher veröffentlichten Scholien zu Gregor nichts ent-
halten, was auf H zurückgeführt werden könnte. Dafür er-
öffnet sich aber eine andere Aussicht. Der Moskauer Codex
stammt, wie fast alle griechischen Handschriften in Russland,
vom Athos, aus der Lawra des hl. Athanasios. Folglich muss
es irgendwann einmal auf dem Athos ein Exemplar der Epitome
des H gegeben haben. Es gilt zunächst, den Gregorcodex selbst
zu durchsuchen, ob sich in ihm ausserhalb des darin überlieferten
Scholiencorpus noch biographische Randnotizen finden. Dann
aber dürfte es notwendig sein, alle vom Athos stammenden
Handschriften, deren ausser dem 'Ayiov 'Oqoc, selbst vornehmlich
die Bibliotheken von Paris und Moskau eine grosse Anzahl be-
sitzen, kurz einzusehen, um zu prüfen, ob sie entweder die Epi-
tome selbst, sei es auch nur in kurzen Bruchstücken, oder, wie
der Moskauer Gregor, aus ihr stammende Biographien der in
ihnen abgeschriebenen Autoren enthalten.
Das Citat des Moskauer Gregorcodex gestattet auch, die
Überlieferung der Epitome bei S zu kontrolieren. S hat seine
Vorlage vollständiger wiedergegeben als der Schreiber des Mos-
kauer Gregor. Bei diesem fehlt der Eingang des S-Artikels
(bis ovTog 845 A 8 Gaisford), desgleichen der Schluss von den
Worten xal jtgoxQtO'T'jpac (846 D 8) ab, ebenso der Schluss des
Philostorgioscitates. Dazu kommen kleinere Auslassungen (xal
YQCccpEtv 846 C 1, OL avÖQsg 846 C 2, (Dg iv jtaQaÖQo^uTJ 846 C 7,
tygaxptv 846 C 8). Von diesen Kürzungen lässt sich nicht sagen,
ob sie der Schreiber des Gregorcodex nicht schon in seiner Vor-
lage gefunden hat. Er selbst ist es aber sicher gewesen, der
das bei S noch erhaltene Schriftenverzeichnis gestrichen hat.
Bei S wird es eingeleitet durch die Angabe: dg yaQ TQetg
fivQiaöag orlxcov ra owrayfiara avrov ovvtd^ijxsv^ atp'cov elöi
xdös, worauf die Titel folgen. Bis ovvtdrjXE stimmt auch der
andere Zeuge, er fährt jedoch fort: «gp' cüv eyj^wftsv l^^XQ^ ^^^
6coC,ouiv(DV. Die Worte syvwfzev fi^XQ^ ^^^ öco^ofievcov sind in
der Verbindung mit dg) cov grammatisch nicht recht verständ-
lich. Sie sollen offenbar die Auslassung des Schriftenverzeich-
nisses mit der Berufung auf die Existenz der Schriften Gregors
motivieren. Darin verrät sich der Schreiber oder Besitzer eines
Gregorcodex: jene Moskauer Handschrift enthält nach Matthäi
a. a. 0. 51 Reden Gregors, auf dem Athos gab es eine grosse
IQ Wentzel. Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
Menge von Gregorhandschriften; da war es allerdings unnötig,
die einzelnen Titel in der Biographie nochmals aufzuzählen. In
derselben Weise ist es zu beurteilen, dass bei der Erwähnung
der tziQa ßlßXog 6i s^afitxQOJV jiaQd-evlaq y.ai yanov y.a^^ kav-
rovg ötaXeyofievcov im Moskauer Gregor gerade der Titel der
Schrift fehlt. Im Ganzen zeigt sich — , dass die Überlieferung
der Biographien genau so variabel ist, wie die der lexikalischen
Glossen und die der historischen Schriften, speziell der Chrono-
graphen aus byzantinischer Zeit.
Das Moskauer Citat aus der Epitome verhilft uns dazu, die
Quellen des Epitomators für neue Zuthaten zu ermitteln. Für das
grosse Mittelstück wird am Anfang und am Ende Philostorgios
ausdrücklich genannt. Es ist von Wichtigkeit, dass dieses Citat
auch im Moskauer Gregor erhalten ist. Damit ist gesichert, dass
S einen Teil seiner Philostorgioscitate durch die H-Epitome
empfangen hat. Er benutzt auch bekanntlich von der Konstan-
tinischen Encyklopädie die Bände a% rcov Ixy.hpiaöTLxmv^ denen
er u. A. die grossen Bruchstücke aus der Chronik des Georgios
Monachos verdankt. ^) In ihnen waren die Kirchenhistoriker
excerpiert, darunter ausser Sokrates, Sozomenos, Theodoret,
Theodoros Anagnostes auch Philostorgios. Es ergeben sich keine
Schwierigkeiten, im einzelnen Falle zu bestimmen, ob S ein
Philostorgiosbruchstück aus H oder aus der Encyklopädie hat,
da die Artikel der H-Epitome unverkennbare Kriterien des In-
haltes und der Form haben.
Zieht man die Philostorgiosstelle ab, so erweist sich als eine
Hauptquelle für den Rest des Artikels die Biographie des Gregor
von Sophronios. In der nun folgenden Gegenüberstellung des
H und des Sophronios, die selbstverständlich von dem Philostor-
giosfragmente absieht, sind die Bestandteile des H, die bei
Sophronios fehlen, in kleinerem Drucke gesetzt.
H
rQTjyoQLoq' Na^iav^ov ejtioxo-
jtog — OTa&jnog öa eoxiv ovxoq
Sophronios 117
rQ?]y6Qioc, ^aolficov jzqotsqoi^,
eha NaCtccvCov sjtiöxojTog,
Kannaöoxiaq — , av}iQ eXXo- avijQ tXXoytf/coTaTog, o sfiog
yif/coraroQ, dvayxalog de (flloq \ öiöaozaZog, ov i:$.?]yoi\utPOV
Bcwiltlüv Tov zriq Kaiaageiag i zag &eiag tyvcov ygafjpag,
1) de 15oor, Hermes XXI 1.
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. \ \
H
imaxonov xrjg iv KannaöoyJa.
ovTOQ ov fxovov yQafAfjLUTfyioq xal
TU ig Tj/v TtoiTjoiv öe^iöq, (x)J.(x
7toXX(p nXelov xal elq (piXoaocplav
s^i^axTjTo xal Qy'jXojQ ijv dfzcpiös^iog.
OVTOQ sy^aips xaTaloydörjv noXXd.
slg yccQ TQsiq fiVQiaöag ötIxcov
ra (JvvxajuaTa avrov Ovvs-
d^Tjxev, a(p ojv elöl raöe'
j[8qI rrjg xsXevrijg rov aöeX-
(fov KatöaQSLOV, sniTccfpiog slg
TOV SaVTOV TtCCTEQCi, bTSQOg Eig T7jV
d6eX<priv FoQyovlav, jtSQL <ptXo-
jtTcoyJag, sjtalvovg rcöv Max-
xaßaicov, ejialvovg KvjiQia-
vov, ejcalvovg 'A&avaölov^
ejialvovg HQCovog (pLXo(j6(pov,
Sophronios
xara ^lovXiavov rov ßaotZecog
Xoyoi övOy xara EvvofJiov
Xoyot ß' , jcsqI SeoXoylag a ,
JtsQc viov Xoyoi ß' , jisqI tov
aylov nvtvnaxog Xbyog slg,
navriyvQixol koyot öixa xal aze-
QOL TtXSLGTOL xal TCCtöi yvojQiuoi.
'?]xoXovO-?]6s ÖS TCO noXsfico-
vog y^agaxTrjQL tov Aaoöixscog
TOV aoipiöTEvaavTog iv 2f/.vQVjj,
og iysyövei öiödaxaXog ^AgiaTsldov
TOV QriTOQog. syQacfTj 6s avTcp
xal STsga ßißXog öc s^afis-
TQCOV jtaQ^svlag xal yafiov
xa^ savTovg öcaXsyoftsvcov
xal slg kxbQag vTioS-ioEig iv nav~
Toloig xal öiacpoQoig /usTQOig
slg TQElg fivQiaöag orlycov
jtavra ra öwrayfiara avrov
ovvid^Tjxsv, ag) ojv slol raös.
jcsqI rrjg rsXevzTJg rov
dösXtpov KaLöagslov,
jtsQl cpiXoJtrmyiag, sjialvovg
rojv Maxxaßaiojv, sjiaivovg
KvjtQtavov, sjtaivovg Ad^ava-
ölov, sjialvovg Ma^lfiov (piXo-
ö6(pov iisra rrjv s^oQiav ava-
C^sv^avrog, ov riva ipsvöcog
rivsg HQwvog sjtsyQaipav.
sorc yaQ xal aXXr} ßißXog
xarayvcoöiv rov avrox Ma-
^If/ov jisQLsyovöa cog fi^ s^ov
slvai rov avrov xal snaivsöat
xal ips^ac SV xaigw, xal ßißXog
Öl t^afisrQwv jcagd^svlag xal
ya^ov xa^^ tavrcov öiaXsyo-
rsvmv, xara Evvoiiiov Xoyog
n , jtsgl Jtvsvfiarog aylov Xo-
yog slg, xara lovXtavov rov
ßaötXswg Xoyog d ,
iqxoXovd^ips ÖS rm noXsiim-
vog yaQaxrii]Qi,
12 Wentzel, Die gi-iech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
H
Sophronios
xat JZ8Q10JV SiQ TOP OIXSIOV
TOJtov sjtioxojcov xaTaöTi'iöaz
tv ccfQcZ ßlov fzovaöcxov
ajtrjveyxazo,
xal tTe?.svTr]Os jiqo TQterovg
XQovov ßaOiXsvovTog Cieoöo-
olov.
axLva ovvayovTat siq sjtcov
fiVQidöag ZQalg.
846 D 1 tzt yovv jcsqlcov dg
TOP olxslov TOJtov 0 Fqtiyo-
QLog IjtiöxoJiov xaraOT/jOag
iv zy ?M'/ovay/ avxov ixyJ.rjoia
avtbq Ev cr/Qrp tlvl ßlov fio-
vaÖLXOV ajii]viyxaxo, f^^.äaaq
öh nsQL xa ivev/jxovza ai?] y.al
ensy.tiva &8odoolov TQixov
■xal ötyMxov tTog ayovTog xara-
XVU TOV ßlov dvu^lOV TOVTO
zrJQ avzov nad-(i)v aQezrjq zo ZTJg
xaS-sÖQaQ dnoyQOVod-rjvat zfjq ßa-
oiXevoiorjQ Z(vv n6?.۟)v xal tiqo-
XQi&rjvat fj.ä?J.ov zovg (pav?.ozb-
Qovg T] zov in (XQSzf^ xal Xafi-
TtQozrjZL ßlov nävzwv fxuX?.ov
vTtEQavt'/ovza.
Bei flüchtigem Zusehen könnte es scheinen, als benutze
der Biograph nicht den Sophronios, sondern dessen Quelle.
Handelte es sich bei Sophronios um ein griechisches Original-
werk, so würde dieser Schluss gezogen werden müssen. Aber
des Sophronios Buch ist eine Übersetzung aus dem Lateinischen.
Folglich steht sein Wortlaut fest, und wo sich wörtliche Über-
einstimmung mit Sophronios findet, ist er benutzt. Denn es
kann weder auf die Quelle des Sophronios zurückgegriffen
werden — diese, Hieronymus, ist lateinisch, und eine von Sophro-
nios unabhängige zweite Übersetzung würde doch schwerlich auf
genau dieselben Ausdrücke verfallen sein — , noch auf die Quelle
des Hieronymus — denn es ist undenkbar, dass Sophronios in
seiner Übersetzung mit ihr sich wörtlich berühren sollte; die
Vergleichung des Eusebius vollends, wo dieser die Vorlage des
Hieronymus gewesen ist, schliesst in der That diese Möglichkeit
aus. Folglich hat der Epitomator des H, da er mehrfach genau
mit dem Wortlaute des Sophronios stimmt, den Sophronios selbst
anssjeschrieben. Dann müssen die Überschüsse, die die Gregor-
biographie bei S gegenüber der des Sophronios aufweist, ent-
weder eigene Bemerkungen des H-Epitomators oder Zusätze aus
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 13
anderen Quellen sein. Der eigenen Thätigkeit des Epitomators
verdankt die Biographie den Satz ovzog ov (lovov yQafifiazcxog
xal za £g ztjv jtohjöLV Ö£^i6g, aXXa JtoXlcp jtZslov xal ag (piXo-
oo<pLav s^?]öyC7]Z0 xül QijzcoQ 7]v ccficptöe^tog. Zur Abfassung
dieser Worte war keine quellenmässige Unterlage, sondern nur
ein allgemeiner Überblick über die Haupttitel der Schriften des
Gregor von Nazianz nötig. Der Zweck des Satzes ist, den Gregor
nach den verschiedenen Gattungen der jiaiöda zu klassifizieren.
Ich darf daran erinnern, dass, wie bereits C. Wachsmuth^) ge-
sehen hat und später kurz dargelegt werden soll, das Original-
werk des H nach litterarischen Kategorien geordnet war: die
Poeten waren von den Prosaikern geschieden, die Unterabteilungen
innerhalb der Poeten waren die ejtcxoi, XvQr/Col, zQayixol, xcofii-
xol, sXsysiojtoiol u. s. w., innerhalb der Prosaiker die yQafifia-
zixol, die Q7]zoQ6g, die lözoQixol, die (piXoöog^oL, diese letzten
wiederum nach einzelnen Sekten geordnet, u. s. w. Von Gregor
wird hervorgehoben, dass er nicht zu einer einzigen dieser Gat-
tungen gehörte, sondern in allen thatig gewesen sei, in der
Grammatik, in der Poesie, in der Philosophie, in der Redekunst.
Das ist einerseits Nachahmung des H, Anschluss an dessen
Gruppierung des Stoffes, an das Ziel seines Buches, die in der
jiaiöüa ovofiaözol zu behandeln, andererseits aber ein nicht zu
verkennender Gegensatz gegen H. Zunächst formell: in den
Viten aus dem alten Bestände des H wird allemal auf die denk-
bar kürzeste Weise die Gattung des betreffenden Autors an-
gegeben {q/jzwq, (pt?.6oog)og Ozco'Cxog, jtot?]zi]g, tOzoQtxog, xmiii-
xog etc.) möglichst unmittelbar nach dem Namen und dem
Ethnikon, höchstens nach den Namen der Eltern; nicht ein ein-
ziges Mal findet sich bei ihm eine Angabe dieser Art zu einem
ausführlichen Satze stilisiert. Der Verfasser der Gregorvita aber
redet wortreich, unter sorgfältiger Beobachtung des von W. Meyer
entdeckten rhythmischen Gesetzes {(pcXo(jog)iav s^rjöxrjzo, fjv aii(pL-
öt^iog). Diese Ausführlichkeit in der Bezeichnung der litterar-
ischen Gattung wiederholt sich bei den christlichen Biographien
nicht selten. Auch dadurch wird erhärtet, dass der Verfasser
der Gregorvita nicht H selber ist. Es ist ein Mann gewesen,
der die Vielseitigkeit seines christlichen Helden mit einem ge-
1) Symb. Bonn. 139.
14 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
wissen Hochgefühle hervorhebt: Gregor, der sich auf allen Ge-
bieten hervorthut, steht nach seiner Meinung den Schriftstellern
der heidnischen Zeit zum Mindesten völlig gleich. Das ist das-
selbe Interesse, derselbe Standpunkt, den wir oben aus der Hesych-
vita für den Epitomator des ülva^ erschlossen haben.
Der Verfasser der Gregorbiographie hat ferner im Anfange
des Artikels hinter den Worten NaC^tavC^ov sjilöxojioc die bei
Sophronios fehlende Bemerkung: OTa{^fidg öh ovzog Kajuiaöo-Aaz.
aus dem folgenden Philostorgioscitate wiederholt. Über Gregors
Verhältnis endlich zu Polemon sagt Sophronios nur ?/xoXovd7j08
ÖS Tcp Ilo^tficovog ;^ß()axT//()i. Das hat die Epitome des H auch,
aber sie fügt (und zwar sowohl bei S als auch in dem Moskauer
Gregor) hinzu: zov Aaodtxeojg rov öog)iöT£voaPTog ev ^JfivQv?].
6g aysyopsc öcöaoxaXog 'AQLOTelöov rov QrjzoQog, Das ist ein-
gefügt aus dem Anfang der Polemonbiographie des H selber, bei
S s. IloZtficop: IIoXtf/cQv Aaoötxsvg ootpcozevoag kv
^fivQvrj, öiödoxaXog ^Agtoxsldov toZ gr/zogog.
Auch der Schriftenkatalog ist in der Gregorvita des S gegen-
über der Fassung des Sophronios abgeändert. Bei Sophronios
steht mitten unter den prosaischen Schriften Gregors die ßlßZog
dl t§ai/8ZQco2' jiagd^tVLag xal yafiov xa{)-' tavzcöv öia?.£yofievojv.
Der Epitomator des H hat die prosaischen und die poetischen
Schriften Gregors getrennt. Die prosaischen Titel erscheinen
zuerst, eingeleitet durch die bei Sophronios fehlende Bemerkung
ovzog lygaxpe yMzaXoyaöriv üiollä, an zweiter Stelle die Dich-
tungen: lyga(p7] de avzo^ xal tztga ßißXog 6i' s^afiezgojv
jiagd^evlag xal yd^ov xad-' tavzovg ÖLaXeyoy.ev(ov xal sig
tztgag vjto&tosig tv JtavzoioLg xal ÖLa(p6goig fiezgotg, aztva
övvdyovzai eig Ijtöjv fivgtdöag zgelg. Die Angabe (von den
30 000 Versen) steht auch bei Sophronios, aber vor dem
Schriftenkatalog, und an derselben Stelle hat die H-Epitome sie
auch, zum zw^eiten Male: durch die Wiederholung wird die redi-
gierende Thätigkeit des Epitomators besonders deutlich. Die von
Sophronios abweichende Gruppierung der Schriften des Gregor
in der Biographie der Epitome hängt zusammen mit dem Be-
streben, die litterarische Thätigkeit des Gregor nach Gattungen
zu klassifizieren. Sie kann also erst vorgenommen sein, als die
Sophroniosbiographie dem IUva^ des H einverleibt wurde, d. h.
von dem Epitomator selbst. Im übrigen ist dies eine rein redak-
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 15
tionelle Änderung, desgleichen auch die Zusammenziehung der
Angaben über das lyxcD^LOv auf Maximus und die erläuternde
Erweiterung, die in den Worten Iv ttj Xa^ovo?] avxov txxXrioia
nach tjtiöxojtov xaTaOT?'iöag liegt. Nicht zu beurteilen vermag
ich die rein textlichen Varianten i) der H-Epitome, da weder eine
Handschrift des Sophronios vorliegt noch eine geeignete Aus-
gabe des lateinischen Originals existiert.
Indessen die Gregorvita des H-Epitomators geht auch materiell
über die des Sophronios hinaus. Schon in dem Schriftenkatalog
erscheinen mehrere Titel, die Sophronios nicht kennt: 8JtiTd(pL0c
eiq TOP tavTOV Jcartga, tzegog dq ttjv a6el(priv roQjoviav^
jiavrjyvQLXOi Ibyoi ötxa und die allgemeine Angabe über die Ge-
dichte in vermischten Versarten. Ich darf schon hier darauf hin-
weisen, dass in der parallelen Überlieferung der Kirchenhistoriker
diese Titel nicht wiederkehren, sondern dem Epitomator ganz
eigentümlich sind, eine Erscheinung, die sich in ähnlichen Fällen
wiederholen wird. Ferner fehlen im Sophronios die Angaben
über Gregors Verbindung mit Basileios, über die Vertreibung
aus Konstantinopel am Ende der Biographie des Epitomators.
Dem Epitomator haben also neben dem Sophronios und dem
Philostorgios noch andere Quellen zur Verfügung gestanden.
Um diese zu ermitteln, ist es nötig, die anderen christlichen
Viten der Epitome heranzuziehen.
Von ihnen ist keine einzige durch ein ausdrückliches Citat
für den H so gesichert, wie die des Gregor. Aber diese führt
uns weiter. Wir wissen jetzt, dass, wo bei S Sophronios uns
begegnet, die Epitome vorliegt. In der Gregorbiographie wird
Gregor von Nazianz mit Basileios dem Grossen und mit ApoUi-
narius von Laodikeia zusammengestellt. Die Zusammenstellung
wiederholt sich in den Biographien dieser beiden Männer bei S,
719 A 1 und 487 C 7. Beide Artikel enthalten dasselbe Philostorgios-
bruchstück wie der über Gregor, mit geringen Kürzungen und
unbedeutenden Varianten, eingeführt durch die fast gleichlautende
Wendung: xov ös ys Baoilelov ['AjiolivaQiov] zal <Pi?.o6T6QyLoq
livrjfiTjv jisjiolrjtat iv rij xaz avxov löTOQia yQCcgjcov [xal ^r/Ot],
1) Zu ihnen gehört u. a. wohl auch die Differenz über das Todesjahr
des Gregor, das bei Sophronios-Hieronymus in das dritte, bei S in das
dreizehnte Jahr des Theodosios verlegt wird.
1 5 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
und geschlossen durch dieselbe Formel, der wir schon s. v.
FQjiyoQiog begegneten: TOöavxa jisq! avrcov coa Iv jraQaögofif]
fpiXoöTOQyiOQ 6 \4QSLav6q lygaip^v. In dem Artikel über Baol-
ksioc, steckt ausser dem Citate aus Philostorgios noch die ent-
sprechende Biographie des Sophronios, vermengt mit eigenen
Bemerkungen des Epitomators und Zusätzen aus anderen Quellen.
S Sophronios 116
BaoUsiog' KacOaQELagTfjgKajt- BaolZstog Kaioagslag rijg Kajz-
jtaöoxcov, rjTig jzqcotov Mä-
jtaöoxoJv ejtloxojiog, ?iTig
jtQc6r]v Ma^axa exaXecTO^
szüLQOQ rQtjyoQiov xov ]SaC,iav-
"C^ov bTcioxoTiov. ybyove öh yovicov
Ti^QKf-avöiv. BaGi?.elov xe xal Eß-
(xü.eiaq, wv avcoS-ev t] avyyheia.
dvriQ tU.oyifJLiotaxoq y.al ndoriQ
naidsLug etg axQOV t).ri).a>c<i>q.
ovrog ayQaxpe nksLora, iv olq S^av-
fzdgsrai xa eiq xtjv '^EqaT^fxsQOv.
xal xar Evvoulov 6e h^ai-
QbTOvg övvtra^s Xoyovg, xal
jisqI xov aylov Jivevftarog
revyog, xal xuq slg rr/v t^a?]-
fj£QOV OfitXiag evvla' txsQov
TEVXOg aöXfjTlXOV n^Ql nag-
d^evlaq aX?.o, tnaivov elq xovq fx
IxccQxvgaq, exsQOv sie roQÖiov,
ä?.?.ov slq Baglaäfz, bXEQOV slq
^tov?.ixxav, elq öiacpoQOvq xpa?.juovq
)]d^iy.0l ).6yOL ÖldcpOQOl, i7llOXO?Ml,
(ov ovdhv üfzsivov , TtQoq xs xov
ao(piGXT]v ÄLßäviov y.al riQÖq xov
(plXov FQriyÖQiov yal siq d?.kovQ
7i?.eiovaq
(Folgt das Philostorgioscitat)
TsZsvrä öe BaolXsiog Fga-
riavov T.a Pcofialcov OxTjjtxQa
ÖtSJtOVTOQ.
Caxa exaXelTO, sjtioxojtog
xara Evvofiiov a^aiQsrovg
ovvtTaB,£ Xoyovg xal jrsgl
jtJ'svfiaTog aylov rsvyog xal
slg T))v t^a/jfi8Qov oficXiag
ivvtaxal aoxr/TLXoV xal ßga-
Xslccq ycil noixD.aq ofxü.Luq.
xeXsvTä ßaoiZstovTog Fga-
Tcavov.
Auf beiden Seiten ist durch kleineren Druck kenntlich ge-
macht, was nur der eine der beiden Zeugen hat. Es ergiebt
sich, dass von dem Epitomator fast die ganze Sophroniosvita
aufgenommen ist: nur die ßgayelai xal jtoixiXaL cftiXiaL hat er
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. j[7
weggelassen. Ausserdem hat der Epitoniator die Sclilussworte
des Sophronios ßaoiXsvovrog Fgaztapov durch die Umschreibung
Fgartarov rä Pcoftaicov oxfjjtzQa öisjzovzog ersetzt: gewiss, um
nicht nebeneinander BaöiXHoq ßaöiXsvovrog zu stellen, wo doch
die Einfügung des Subjektes BaolXstog nach dem langen Philo-
storgioszitate unumgänglich nötig war. Die Zusätze des Epito-
mators entsprechen genau denen in der Gregorbiographie. De
suo hat er den Satz avrjg eXZoyifiojzarog xdi naorjg jtaLÖelag
elg axQOP 8X9]laxc6g eingefügt: hier zeigt sich wieder der Ver-
fasser eines Buches über die iv jtaiöela ovofiaözol, und die Be-
zeichnung des Basileios als tXXoytficozazog (eloquentissimus) —
nach dem Muster zahlreicher Sophroniosartikel — dient dazu,
den Basileios unter die Vertreter der Beredsamkeit unterzubringen.
Auch das Schriftenverzeichnis ist bei dem Epitomator erweitert:
die Verzahnung des Sophronios mit den hinzugekommenen neuen
Titeln ist in der V^eise erfolgt, dass an das zsvxog dözTjzixov,
das auch Sophronios erwähnt, die verwandte Schrift jzsqI jtaQd-s-
vlag angefügt und vor das erstere ein tzEQOv gesetzt ist, dem
hinter jieQi jtaQd^avlag ein alXo entspricht. Voraufgeschickt
ist dem Schriftenverzeichnis die Notiz, dass das gefeiertste Werk
des Basileios za elg zfjv t^arjfisQOv sei: infolge dessen wird in
dem aus Sophronios entlehnten Kataloge der Titel elg zrjv e^a-
r/fiegov evvea oficXtag mit dem bei Sophronios fehlenden Artikel
zag versehen, um anzudeuten, dass davon schon die Rede war. Im
übrigen brauchte der Epitomator auch zu dieser Bemerkung
keine quellenmässige Unterlage. Wiederum kann konstatiert
werden, dass die von dem Epitomator der Sophroniosvita hin-
zugefügten Titel in keiner Parallelüberlieferung wiederkehren.
Ausser diesen Elementen hat die Biographie in der H-Epitome
zwei Angaben, die bei Sophronios fehlen: 1) die Notiz, dass
Basileios der Freund des Gregor gewesen sei; das steht auch in
der Gregorvita; 2) die Namen der Eltern des Basileios.
W^eit geringer und zweifelhafter ist die Übereinstimmung
der H-Epitome mit Sophronios in der Biographie des Apolli-
narios :
S ; Sophron. 104
AjtoXivaQiog' Aaoöixevg zijg
2vQLag, yeyovmg Iv 9]{ie-
gaig Kcovözavzlov xal ^lovXta-
^AjtoXXcvaQLog' Aaoöcxelag
zrjg SvQODV ejilöxojtog^ Jia-
zQog jtQeoßvzegov h^ ztj veo-
Texte u. Untersuchungen XIII, 3. 2
18 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
Sopliron. 104
xt)v rjöxrjosp, votsqov öh
elq xaq ß^slag ygacpag
avagld [ir]Ta ovprd^ag
T6VXV) ^£OÖoölov ßaoc-
XsvovTog STsZsvrrjöev.
slölv avTov xarä Ilogg^v-
QLov >/ Xoyoty oLTLVEg f/sra-
^v rcöv alXojv avrov ovy-
YQafifidzwv [idlXov axQL&7]'
oav.
S
vov Tov Hagaßdrov xal tcng
T/jg aQX^iQ Qeoöoölov tov
^sydXov, övyxQovog Baoi-
Xdov Jtal rgrjyoQiov xcav ex
Kajtjcaöo'/clag {)^avfiaCof^tV(Dr.
eysvsro öh yvcoQifiog dfKportQcov
xal ÄißavLOv rov öog)töTOv xal
aXXcov TLVcöv. ovTog ov fiovov
ygaufiartxog xal zd ig xrjv
jzolrjötp ös^iog,) alXa üiollo)
jrXsLOV sc cptlooocßiav a§i]Ox?]zo
xal grjzcoQ rjv dij(ptöt$,iog. ovzog
eyQaipe xazaXoydörjv xazd
noQCpVQiov TOV övöösßovg
TOfiovg X xal 6l iiqcocov ejtwv
jidöav TTjv tSv Eßgalojv yga-
g)7]v. tygaips öh xal sjttöToXdg
xal dXla jioXXd sig t?)v yga-
(p7]v vjtOfivf]fiaTa. (Es folgt
das Bruchstück aus Philostor-
gios). ^
Siclier aus Sophronios hat der Epitomator nur die jtoXXa
slg T?)p ygacptjv vjiofzv/jfiaza, die er am Schlüsse aufzählt. Im
übrigen ist die Übereinstimmung beider nirgends eine wörtliche.
Immerhin glaube ich, dass Sophronios auch noch die Zeitbe-
stimmung des Todes des Apollinarius und die Bücher gegen
Porphyrios dem Epitomator geliefert hat: Sophronios ist die
einzige in Betracht kommende Quelle, der er sie entnehmen
konnte. Die formelle Verschiedenheit erklärt sich dadurch, dass
der Epitomator im ganzen nicht den Sophronios, sondern andere
Quellen zu Grunde gelegt hat: die wenigen Stückchen Sophro-
nios hat er diesmal nur sekundär eingefügt, also mussten sie
sich irgendwie in den Tenor des Ganzen fügen. Zur Klassifizie-
rung des Apollinarius wird genau derselbe Satz verwendet, wie
in der Biographie des Gregor : ovzog ov fiovov ygajifiazLXog —
d(i(ftöt^tog. Das ist nicht etwa eine von S, wie sonst öfters,
vorgenommene Wiederholung eines Bruchstückes einer andern
Glosse: an beiden Stellen hat der Epitomator den Satz ge-
I
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. XQ
schrieben. Denn bei Basileios, der doch schon durch das Phi-
lostorgioszitat den Biographien des Gregor und des Apollinarius
verbunden ist, fehlt dieser Satz, und zwar mit gutem Grunde;
Basileios war nicht Dichter, wie die beiden andern, sondern nur
Rhetor. Erwägungen dieser Art aber pflegt S nicht anzustellen.
Die Hand des Epitomators erkennen wir auch in der Gruppie-
rung des Schriftenverzeichnisses: wie bei Gregor sind Prosa-
schriften {xaraXoydötjv) von den poetischen {öc rjQcpcov ejtmv)
ausdrücklich gesondert, natürlich von dem, der im Anschluss an
H den Iliva^ vervollständigt. Dann aber muss der diese Sonde-
rung vorbereitende Satz (ovzog ov [lovov — afiq)t68^iog) dem-
selben Manne gehören, nicht dem S. Mithin liegt kein Grund
vor, die Wiederholung des Philostorgioszitates in den Biographieen
des Apollinarius und Basileios dem S auf die Rechnung zu setzen :
der Epitomator konnte es an allen drei Stellen sehr wohl brauchen.
Den Schriftenkatalog des Sophronios hat auch beim Apollinarios
der Epitomator erweitert. Es ist das einzige Mal, dass die von
ihm hinzugesetzten Titel bei den Kirchenhistorikern wiederkehren,
und dieser Umstand giebt uns einen Fingerzeig für die Quelle,
die der Epitomator neben Sophronios herangezogen hat. Ich
stelle zusammen, was er in den drei zu einander gehörenden
Artikeln über Gregor, Basileios und Apollinarius über Sophronios
hinaus an thatsächlichen Angaben bietet, abgesehen natürlich
von den Titeln der Schriften des Gregor und des Basileios.
I. Über das Verhältnis der drei Männer zu einander:
s. V. rQrjyoQLog: avayyMiog öh (pllog BaöcXaiov tov trjg
KaiOageiag ajtioxojiov rijg sv Kajtjiaöoxla.
s. V. BaolXHog: sraigog rQ?]yoQlov tov NaC^tavC^wv sjti-
OXOJZOV
s. V. jijiohi^aQiog: ovy/Qovog BaötXdov xal Fgr^yoglov
zmv ex KajiJtaöoxiag d^avfiaC^ofievcov. eyevsTO öh
yvojQifiog aiKpoTägcop
IL Über das Ende Gregors: s. v. Fgr^yogiog .... xaxaXvEL xov
ßiov , avd^LOP TovTo Tijg avrov jcad-cov dQszfjg x6
TTJg xad^eögag djtoxQovo&rjvac zTJg ßaoiX6vovö7]g xwv
üzoXacov . . .
III. Über die Eltern des Basileios:
s. V. BaöiXsLog: yeyovs öh yovicov ji£QL(pav(DV^ BaöiXdov
TS xal ^EiifceXelag, cov dvcod^ev rj ovyyivua.
2*
20 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
IV. Über Apollinarius: s. v.
. . . yeyovcoQ, Iv ?ji/bQatg KowOzapriov xal lovliavov
Tov jiaQaßäxov [xal tojg T//g ^Q'/Jl^i &6odoölov rov
HeyaXov, dies aus Sophronios], ovyyQovoc, BaotXsiov
Tcal rQTjyoQiov T(DV tx KajtJiaöoxlaq &avy.aCoiitV(X)j'.
tysvsTO ÖS yvc6()tfj.og aficpozegcDv tcoI Atßaviov tov
öocpLöTov xal äZXcQv rivcov ovzog sygaips
yMzakoyaÖTjv (folgt Titel aus Sophronios) yMi öl'
riQopojv ejicov Jtaoap z?/v zcov^Eßgalcov yQa(p?]V. eyQaipa
Ö£ xal sjiiözoläg ,
Auf die unter I. gegebenen Mitteilungen würde an sicli
nicht das Mindeste zu geben sein, denn eine Kenntnis von dem
freundschaftlichen Verhältnisse des Gregor und des ßasileios
kann man für einen Byzantiner, der Interesse für die Kirchen-
schriftsteller zeigt wie der Epitomator des H, ohne weiteres voraus-
setzen. Auch die Gleichzeitigkeit der drei Männer war durch das
Philostorgioszitat gegeben, und von da war es nur ein Schritt zu
der Charakteristik des Apollinarius als eines yvcoQLfiog der beiden
andern. Aber die übrigen Angaben über Apollinarius setzen
doch positive Nachrichten voraus. Sie sind nichts als die Tradition,
die in den Kirchenhistorikern, die diese Zeit behandeln, fortge-
pflanzt ist. Nicht dass der Epitomator einen dieser Männer
w^Örtlich ausschriebe wie den Sophronios: aber seine Angaben
bilden mit denen vornehmlich des Sokrates und des Sozomenos
eine einheitliche Überlieferung.
Die Zeitbestimmung des Apollinarius auf die Regierung des
Constantius war dem Zusammenhange zu entnehmen, in dem
seine und seines Vaters Schriften bei Sokrates II 46 besprochen
werden; dass er unter Julian gelebt hatte, ergab sich aus Sozo-
menos V 18; ebenda findet sich die Angabe tXvjtsi yag avzbv
(nämlich den Julian) ov f/szQicog 'AjiolivaQtog 6 ZvQog JiQog
jiavToöa:jit)v elö?]Ocv y.al Xoywv lötav jraQSöxsvaOfttvog, Baoi-
Xuog zs xal FQ^yogiog oi KajTjiaöoxaL jiaQsvöoxi^wvvzsg zovg
z6z£ ()7jzoQag, also die Erwähnung des gemeinsamen, gleich-
zeitigen Wirkens der drei Männer und dieselbe Charakteristik
ihrer geistigen Veranlagung, die der Epitomator seiner Klassi-
fizierung- dieser Leute zu Grunde gelegt hat. Das oben ange-
führte Kapitel des Sokrates (II 46) behandelt die beiden Apolli-
narius, Vater und Sohn: dfig^ozeQoc öh 7)öav 'EXXtjvixojv Zoycov
Wentzel. Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 2 1
ötödoxaXoc, YQafif/aTixojv fisv o jtaxrjQ, q/]toqixcov de o vlog.
6 fihv ovv jcarriQ AXe^avögevg cov xo ylvog, jiqotsqov öh av ttj
Br/QVTo) öiöa^ag, slza jxeraöTag slg Äaoöixeiav xal yrjiiag sxel
Loxsi TOP vlov 'AjiolivaQLov. a{/g)co ös oficog tots övvrjxfiaC^ov
Ejucfavlcp TCO öo^Löxrj xal yvrjOLOi ovreg (pllot ovvsxqotovv
avxov. Bei S steht an Stelle des Epiphanios der Libanios:
zweifellos ist der berühmtere Mann an die Stelle des weniger
gekannten getreten, ob auf dem Wege textlicher Korruptel oder
eines schon vom Epitomator begangenen Irrtums, ist nicht mehr
zu erkennen. Auch an dieser Stelle wird Apollinarius als qi]xu)q
charakterisiert. Am Schluss des Kapitels verweist Sokrates auf
eine spätere Stelle seines Werkes, wo er Näheres über die bei-
den Apollinarius mitzuteilen gedenkt, III 16. Daselbst erzählt
er: o iitvxoi xov ßaöLlämg vo^iiog, og xovg XQCoxtavovg EXlri-
vixfjg jiaLÖslag ft£X8y£Ci> excoXvs, xovg Ajtohvagiovg, cov xal
JTQOXEQOV eiivrjuovevoaiisv ^ cpavsQcxtxegovg ajteösi^sv. eng yag
ay.cpco ?]öxr]i> sjriöxrjfiovEg loycov , o yiev JiaxijQ yganiiaxLXcöv,
öocfLöxLxcnv 6s o vcog , ygetcoösig tavxovg jcQog xov Jiagovxa
xaiQov xolg XgLOxiavolg ajisödxvvov o fihv yäg svd-vg, ygafi-
f/axixbg axe, xt]v xtyvriv ygafifiaxtxrjv ygiöxuxvixco xvjico övve-
xaxxs xd xs Mcovöacog ßcßXla öid xov ijgco'ixov Xsyof/avov fiexgov
ftsxeßaXs, xal oöa xaxd xf)v jcaXMidv öiad^?]xr]v ev löxoglag
xvjtcp övyyeygajtxai, xal xovxo fihv öaxxvXixco fisxgcp övvs-
xaxxs. Das ist anscheinend zunächst ein starker Widerspruch
gegen die Epitome; denn hier wird, was diese dem jüngeren
Apollinarius zuschreibt, die Bearbeitung des alten Testamentes
in epischem Versmass, von dem älteren berichtet. Allein es ist
zu beachten, dass eine flüchtige Lektüre der Sokratesstelle leicht
zu dem Irrtum verführen kann, unter o fiev den berühmten
jüngeren Apollinarius zu verstehen. Zu bemerken ist ferner,
dass die Abgrenzung des Inhalts der epischen Gedichte genau
dem Epitomator entspricht, der da berichtet lygaips . . . . 6i*
rjgcpoov sjtcov Jtdöav X7]v xwv ^Eßgalcov ygacpjjv. Die Haupt-
sache ist aber, dass eben diese Gedichte nicht nur von dem
Epitomator dem jüngeren Apollinarius zugeschrieben werden:
dieselbe Angabe steht auch bei Sozomenos V 18: fjvixa 6?]
AjcoXu'dgiog ovxog aig xaigov XTJ jtoXvfiaß^la xal xfi cpvCai
ygy](jd{ievog avxl fiev xrjg 'Of/Tjgov jtoirjoacog ev ejzeöiv ^gcooig
X7]v EßgaCxrjv dgyaioX.oylav oweygdipaxo fteygi xfjg xov ^aovX
I
22 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
ßaöiXdaq. Im Ausdrucke steht diese Stelle der Epitome so nahe
wie möglich, nur die eine inhaltliche Abweichung ist zu konsta-
tieren, dass Sozomenos den Inhalt des Gedichtes durch n^XQ'-
TTJg Tov 2aovX ßaOiXdaq begrenzt, während die Epitome, darin
dem Sokrates näher stehend, jtäoav ttjv tcqv '^EßgatcDV yQa^)i]v
nennt. Endlich die von dem Epitomator dem Apollinarius zu-
geschriebenen hjiiörolai finden in demselben Sozomenoskapitel
einen Beleg, indem dort ein Brief des Apollinarius an Julian
erwähnt wird, allerdings mit dem Bemerken, dass die Autor-
schaft streitig sei.
Nach allem diesem kann es mir selbstverständlich nicht ein-
fallen, zu behaupten, dass der Epitomator den Sokrates oder den
Sozomenos einfach aufgeschlagen und schlankweg abgeschrieben
habe. Aher ich erachte es für festgestellt, welcher Art die von
dem Epitomator weitergegebene Tradition ist. Wer sie ihm
vermittelt hat, darüber wird später eine Vermutung gestattet
sein. Allein es handelt sich nicht nur um die Überlieferung der
Thatsachen, auch das Urteil über die litterarische Befähigung
des Apollinarius ist bei den Kirchenhistorikern im ganzen das-
selbe, wie bei dem Epitomator. Auch der Bericht über Gregors
Abdikation von dem bischöflichen Stuhl zu Konstantinopel giebt
nur das wieder, was bei Sokrates V 7 (hier aus Rufin II 9) und
Sozomenos VII 7 erzählt wird.
Nicht bei den Kirchenhistorikern genannt sind die Eltern
'des Basileios: sie werden uns in anderem Zusammenhange wieder
begegnen.
Von den übrigen Biographien des S, die den Sophronios
benutzen, geben ihn drei, Aafiaöog (= Sophr. 103), 'lovörlvog
(Sophr. 23), 'lovöTog (Sophr. 14) ohne jede inhaltliche Erweite-
rung wieder. Kleinere redaktionelle Änderungen zeigt fast jede
Sophronios vita bei S. Ausser blossen Auslassungen und der
häufigen Einfügung des Pronomens ovrog (z.B. 720 C 3. 1782 C 2.
1787 A 4. 1798 B 2) finden sich bei S nicht selten einige Worte
mehr als bei Sophronios oder geringfügige Änderungen des
Wortlautes, meist zu dem Zwecke der Deutlichkeit oder der
Klarlegung des Zusammenhanges, ohne jeden sachlichen .Inhalt.
So sagt S 720 C 2 BaoiXsLog \4yxvQav6g^ sjrloxojiog ztjg avxrjg
jtoXecog, während Sophronios 89 nur B. liyxvQavog ejtiöxojiog
hat. In der Biographie des Gregor von Nyssa ist in der Epitome
\
\
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 23
(bei S 847 A 5) die auf Hieronymus beruhende persönliche
Fassung des Schriftenkatalogs bei Sophronios (128: JtQo oUymv
ivtavTcov sfiol xal rQTjyoQlco rm NaC^iavC^rjVqy xara Evvofilov
aviyvcQ Xoyovq, oOTig xal aXla jiolXa y£yQa(ftvat xal yQa(psiv
XtysTai) in die nüchterne sachliche Aufzählung verwandelt:
ovTog öwaxa^s y.ax Evvoiztov Xoyov h^alQbxov aXla
TS JtoXXcc y£yQa(prjX£t. Dasselbe Verfahren hat der Epitomator
in der Biographie des Euagrios beobachtet. Sophr. 125: dtaq)6-
Qojv vjüoO^eösoDv ofiiXlag aviyvm noi\ S 1479 A 5: ovzog syQaxpe
öidcpoQa. Rein exegetisch sind folgende Zusätze bei S:
S
Sophronios
81 elg ^HcaCav
s. V. Evöeßiog 1527 C 6: slg rov jigocp?)-
TTjV ^Höd'Cav
s. V. 'lovoztvog 1782 C 4: rf] övyxXrjrqD
1782 C 6: tygaips xal tzagav ßlßXov,
Tjv xal 6J18ÖC0XS rolg Av-
rcovLvov öiaöoxoig
s. V. ^codvvrjgllSl A 2: jzQSOßvxsQogfihv
SV jtQcoxoLg ^AvTcoxelag
s. V. 'l(D07]jtog 1798 B 4: ovzog dXovg
jiaQcc OvsojcaöLavov fiszd
Tlzov zov vlov avzov im
zij zcop IsQOöoXvfiojv aXco-
06L xaz eX£L(p0^7'i , xal övv \ kXd^ojv
avzcp slg Pojfi7]V sXü-cov
1798 B 7: zolg ßaoiXsvoc
C 1: sygaips ös xal zrjg 'fov-
öaCxijg AgyaLoXoyiag X6-
yovg X
C 4: xal ßf ßißXovg ezsgag 'Aq-
yaiozrjzog
s. V. Msd^oöcog 2436 A 1: jtsgl dvaöza- \ 83 nsql dvaozdöswg
öscog Xoyov üqlözov xazcc I Xoyov (xqlozov xazd
"SlgtysvovgxaltzsQOVxazd S^Qtyavovg, xazd zov
zov avzov jtsqI Ilvd^co- ' avzov :iisqI UvO^oj-
vloö?]g j vlöö7]g
2436 A 3: sygaips ös xal slg z?]v ' slg z)]v Fersotv
Fsveotv i
23 zrj övyxX7]zqo
xal aXXrjv ßißXov zolg
AvTcovivov öcaöoxotg
129 'Avztoxsiag jiqs-
oßvzsQog
13 jiagd OvsöJtaöia-
vov dXovg (iszd Tlzov
zov vlov avzov xazs-
XsLCpO^f]. og slg PoDfirjv
zcözs jiazQi xal zcp vlw
lygaips ös xal zrjg dg-
XaioXoyiag Xoyovg x
xal ß' dgxacozTjzog
24 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
s
Sophronios
17 'icodpvov djtoöTO-
Xov
yvcoQtCs rjfiäg
xbv JtQCOTOTOTCOV TOV
ötaßokov.
s. V. UoXvxaQjtog 3034 A 7: ^Icoavvov
TOV EvayyeliöTov Tcal
Saoloyov
C 4: yvcoQiCe ^]f^äg UoXvxagjtF.
C 5: TOV jtQcoTOToyMv TOV öia-
ßoXov viov
In dieselbe Kategorie gehört die Hinzufügung stellender
Phrasen wie lygaipe aX?M jtoXZd s. v. Adftaöog (861 C 4; vgl.
Sophr. 103) und jiaoav cocpiXeiav ejoPTa am Schlüsse der Philon-
vita, ebenso die Einführung des Schriftenverzeichnisses bei Philon
durch den Satz xal tolvvv yiyQajiTai avTco ßißUa djistga, 65
cov xal TavTa (3810 B 2). Ein Teil dieser Verschiedenheiten wird
vielleicht, wenn erst einmal genaueres über die Überlieferung
des Hieronymus bekannt sein wird, sich auf rein textlichem Wege
erklären. Zu den rein redaktionellen Änderungen gehört auch
die alsbald zu besprechende Umstellung in der Vita des Philon,
ferner die Zusammenziehung der Erzählung von dem Martyrium
des hl. Polykarp (3034 B 2 — 4; Sophr. 17), endlich einige wenige
Fälle, in denen der Epitomator einen Ausdruck des Sophronios
durch einen verwandten ersetzt:
S Sophr.
s. V. ^lovöTlvog 17S2 D 3 TSTag- 23 xsTagTov loyov
xr] ß'ißXog
s. V. ^Icoörjjiog 1799 A 1 ^lovöalwv
s. V. ^llmv. S 3810 B 4 ji^qI
cbv xaTO. vovv Tig
svxsTat
3810 C 2 jisqI ovelqojv
3810 C 6 Jt£Q\ TOV iöiov Xo-
yiOfiov tyjiiv to.
aXoya.
3811 A 1 uii-Qi TOV jtag a-
(pQCOV ÖovXog bÖTL
3911 A 2 üi£Qi TrjgöiayoDyrjg
T(DV XQtöTiaVCüV
jtSQ) ßiovd-sayQtjTi-
xov [:^sqI] IxETCüV.
13 ^aQLöaicov
11 JI80I (DV xaTcc vovv evyo'
[led^a xal ajtofiaQTVQOVfisO^a
jisqI TOV Tovg ovsiQOvg nagd
x^^sov Ji£fiJteö&aL
Ötl lÖLOv Xoycönov exst r«
aXoya.
oTt Jtdg d(pQcov öovXog eotl.
jtegl 6caya>yfjg Tmv7j(.i£TtQ(xtv^
jieqI ov tf/jTQOöd^sv s'i:;tofiev,
TOVTtÖTL TCOV ajtOÖToXoJV,
Xoyog a, ov aneyQatps jieqI
i
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 25
S Sophr.
ßiov ^scDQr/rr/COv Ixsrwv,
TOvreöTiv ort xa sjtovgdvia
azeviCovöc xal ad svyovrat
Sonst giebt der Epitomator den Sophronios wörtlicli wieder,
aber fast in allen Artikeln durchsetzt mit Elementen anderer
Herkunft. Am deutliclisten wird dies bei der Biographie des
Origenes.
S hat s. V. ^ÜQiyivriq zwei Artikel, den der H-Epitome
(2784 A 4 — 2788 D 1) und einen aus Georgios Monachos 346, 1
(2788 D 2—2792 A 3). Mitten in dem Artikel aus der Epitome
steht ein grosses Stück (2786 B 8—2788 C 5) aus der Kirchen-
geschicht^ des Eusebios, kenntlich gemacht durch die Über-
schrift l'/i Tcop Evosßlov rov UaiKpllov Iötoqlojv jisql ^ilqiyivovq.
Es ist zusammengesetzt aus mehreren Kapiteln des sechsten
Buches VI 16. 18. 19. 30. 32. 24. Wie ist dieses Stück aus
Eusebios in den S gekommen? S hat die Kirchengeschichte
weder selbst gelesen noch durch Vermittelung der konstan-
tinischen Exzerpte benutzt^), denn ausser unserer Stelle finden
sich in dem ganzen Lexikon keine Spuren dieses Buches. Wo
eusebianisches Gut erscheint, ist es aus den Chronographen
entnommen, also als eusebianisch für S nicht mehr kenntlich
gewesen. Dagegen ist in dem Artikel der Epitome auch ausser-
halb jenes durch eine besondere Überschrift kenntlich gemach-
ten Abschnittes das Buch des Eusebios ausgiebig benutzt: dazu
kommt, dass die aus Eusebios ausgezogenen Stellen jenes Ab-
schnittes ausschliesslich die Schriftstellerei des Origenes angehen,
also auch durch ihren Inhalt die Zugehörigkeit zu dem Uiva^
beweisen. Dass gerade bei diesem Abschnitte die Herkunft aus
Eusebios besonders vermerkt wird, hat seine Ursache darin, dass
er die einzige Partie ist, die ein Stück Eusebios zusammenhängend
giebt, ohne Unterbrechung durch andere Quellen oder durch
eigene Bemerkungen des Epitomators. Es zerlegt sich danach
die Vita des Origenes in folgende Bestandteile.
S
2784 A 4 ^9.Qiyivriq b xal ^A6a-
HavTioq aus Sophr. 54
1) Das Zitat s. v. ^Ayanr^zoq ist falsch.
26 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
s
A 4 avf'jQ — A 5 e§t]6x7]-
lilvoc eigene Bemerkung des Epito-
mators.
A 6 azQoaTrjQ — B 2 exXrj-
Qcoöaro aus Euseb. h. eccl. VI 19 ^)
(262, 31 Di.)
B 2 övi^TJv — C 1 TQOJiov aus Euseb. h. eccl. VI 19 (263,
10 Di. aus Porpbyrios).
C 1 xa\ — C 6 (pvöemc, eigene Bemerkung des Epito-
mators, bestimmt, zu der folgen-
den Sophroniosstelle überzu-
leiten ; zu vgl. ist Euseb. VI 2, 7. 8.
C 6 oTi JTtQ — D 3 yivE- ^
o&ai aas Sophronios 54
D3 Tovöeye — Db<pf]Oiv. überleitende Bemerkung des
Epitomators, bestimmt, das fol-
gende Porphyrioszitat mit dem
vorangebenden Sopbronios-
stücke zu verbinden.
2784 D 5 0 — 2785 A 5 öiaöe-
öorai aus Euseb. VI 19 (262, 22 Di.)
2785 A 5 xcd — 7 lyßQmv eigene Bemerkung des Epito-
mators
A 7 TavTa — ^^lxjtEOelv aus Euseb. VI 19 (263, 17 Di.)
B 6 ravra — C 8 hnay-
yeXloiisva aus Euseb. VI 19 (264, 2 Di.)
C 8 ;c«l - D 1 HQTjTaL aus Euseb. VI 19 (264, 24 Di.)
D 1 Tcaxa tovtov — D 5 zusammengescbweisst aus So-
Xoyov pbronios und Euseb. VI 21, 3/4.
2785 D 6 £g txävov — 2786
A 5 ovvxa^Lv aus Euseb. VI 23.
2786 2) A 6 Tooavxriv — B 7
txöoöiv aus Sopbronios.
1) An dieser Stelle hat der Epitomator einen etwas vollständigeren
Text des Euseb gehabt: die Worte zov tnlxhjv Saxxä (nach ^AfXfxcjvlov
xov (ptXoa6(pov) fehlen wenigstens in den bisherigen Ausgaben des Eusebios.
2) In diesem Stückchen hat S 2787 B 2 ein paar Worte, die bei So-
phronios nicht stehen: zwv ^Eßiitivalayv — aiQSOig öi ioziv atzcüv ipikov
I
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 27
s
2786 B 8 — 2788 C 5 aus Eiiseb. VI 16. 18. 19. 30. 24
2788 C 6 £^r]6s — C 8 Irafpi] aus Sophronios
C 8 o de — D 1 Ixelsimd^y] aus Euseb. VI 2, 12.
Die Entlehnungen aus Sophronios und Eusebios sind wört-
liche, nur an der einen Stelle, wo der Epitomator bei beiden
Autoren dieselbe Begebenheit, die Begegnung des Origenes mit
der Mammaia, erzählt fand, ist er im Ausdruck seinen beson-
deren Weg gegangen (2785 D 1 — 5). Von seinen eigenen Zu-
thaten trägt die erste (2784 A 4, bald nach dem Lemma: avr]Q
eXXoyificQTarog xal xara jtaoav jtaLÖelav eiq axQOV e^rjözrjfievog)
den Stempel ihrer Herkunft an der Stirn: hier redet wieder der
Ergänzer des hesychianischen jTTfVag To5z^ sv jtaiösla ovoftaormr:
der Ausdruck {£§r]ö/C7]fiei>og) war uns schon in den Biographien
des Gregor von Nazianz, des Basileios und des Apollinarius be-
gegnet. Die andern Zusätze des Epitomators haben samt und
sonders den Zweck, als Füllstücke die einzelnen Fragmente der
beiden Quellen zu verbinden. Nachdem er erklärt hatte, Origenes
sei xatä jtäoav jtatöelav e^rjoxrjfiavog, spezialisiert der Epito-
mator dies, indem er zunächst nach Eusebios die philosophischen
Studien des Origenes darstellt. Dann betont er, dass Origenes
es bei den heidnischen Philosophen nicht habe bewenden lassen:
2784 C 1 xal ajca^ajrZcog jto?J,rjp £ö/£ rrjv £jnOTr]fi7]p tcüp Iv
g)iXo6og)ia öoyi/arcov, ov [iovcdv twv EXItjvlxSv, aXXa xal
rcäv d^dmv rs xal i^fisxsQcov, tovtsoti tcov Xgcöriavcov: Ori-
genes ist eben in jeder Art von jtaiösia zu Hause gewesen.
Nebenbei bemerkt: ri^eregcov erklärt der Epitomator durch
XQiöTiavcov\ das liefert den Schlüssel zum Verständnis einer
Änderung in der Philonbiographie, wo der Epitomator den Aus-
druck seiner Vorlage JteQl rfjg öiaycoytjg tcov ruiertQcov er-
setzt durch jieqI zrjg dLaycoy7]g xcov XQiOriavojv, dort aller-
dings sehr mit Unrecht. — Doch die Philosophie ist ja nicht
das einzige Arbeitsgebiet des Origenes, darum fährt der Epito-
mator fort: xal rl äv rtg Xiyoi Jtsgl Tfjg Ixhvov fiixQov öslv
ad^avcLTOv ts xal fiaxaglag g)vö£cog; Die Antwort auf diese
Frage giebt er mit den Worten des Sophronios (2784 C 6 ort
Tov Xqiotov avd^Qoynov doga'QovTOJV. Davon ist rwv ^EßicovaLiov durch
Hieronymus für Sophronios gesichert, der Rest entweder aus vollständigerem
Sophronios-Hieronymus oder aus Euseb. III 27 (vgl. Y 8).
28 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
jteQ — D 3 ylveoü^at), in denen die ganze Mannigfaltigkeit der
Studien des Origenes dargelegt wird. Damit ist die Klassifizie-
rung des Origenes nach den verscliiedenen Gattungen der jtaiösla
erledigt. Der Epitomator reiht nun das Zeugnis des Heiden
Porphyrios für die Bedeutung des Mannes an. Er führt es ein
mit den Worten: rov Ö£ /£ 'S2Qr/ei^ovg y.al Trjg fisyaXocpviag av-
Tov y.al IIoQcpvQiog o zazä XQLOnavmv XvTTt'iöccg fivjjfiopsvst
Tcai (priöLV (2784 D 3 — 5), und er schliesst es ab mit den Worten:
yMl avrat ftev jtaQO. rcöv tB^coOsv f^aQTvgiat rov avögog, xal
fiaXiöra rcov syßgojv. Genau in demselben Sinne hat der Epi-
tomator das Zeugnis des Arianers Philostorgios für den recht-
gläubigen Gregor von Nazianz angerufen: zoöavza jc8qI avzcov
mg ev Ttagaögo^iij ^iloozogyiog, 'xal zavza Agetavbg (dv,
tygaipev. Wir erkennen also überall denselben Standpunkt, die
gleiche Arbeitsweise: die Persönlichkeit des Epitomators wird
uns immer einheitlicher und greifbarer.
In der Biographie des Juden Philon ('3S10 A 1) hat der
Epitomator das durch seine Quelle, Sophronios XI, überlieferte
Material zwar ebenso wörtlich benutzt, wie sonst, aber in einer
anderen Reihenfolge gegeben als seine Vorlage. Bei Sophronios
stehen an der Spitze die Eltern und die Herkunft des Philon,
daran schliesst sich unmittelbar eine kurze Motivierung der Auf-
nahme des Philon unter die viri inlustres der christlichen Kirche
(idcirco a nobis — fuisse credentes, bei Hieronymus, 6i' avzov
[lies öiä zovzo] — zovg Jttozovg y^y^vrjod^ai bei Sophronios).
Dann folgen an dritter Stelle die Gesandschaft nach Rom und
die dortige Begegnung des Philon mit Petrus und Marcus. An
vierter Stelle steht der Schriftenkatalog, an fünfter und letzter
wird die sprichwörtliche Redensart )] Ulazcov (piXcoviC^Ei rj ^lXojv
jtZazcoviC^ec mitgeteilt. Bei S dagegen stehen zwar, wie bei
Sophronios, an der Spitze das Ethnikon, die Vaterstadt und das
Geschlecht des Philon (^IXwv lovöatog, zsx^Eig ^v AZe^arögsia,
yevovg legtcov), dann aber kommt die in der Epitome übliche
Klassifizierung des Philon, der unter die Philosophen gestellt
wird, gegeben mit den eigenen Worten des Epitomators: (piXo-
oocffjöag de za EXh'ivoov eig fitya jrgovßtj jraiöelag, cog fiszeZ-
i)elv jtaoav EXh]i'L-/:t)v Jtaiöevotv, Z7ji' zs zSr tyxvxXlcov xaXov-
[dvojv xal zag Xoiitag IjtLOzij^ag^ övv dxgißsl yMzaX)]^peL. Das
ist die Manier des Epitomators, die wir zur Genüge kennen: er
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 29
betont die jtacösia, die er hernach in die tyxvxkiog und in die
XoLJcal ejiiöT/jfiaL zerlegt. Wiederum wird — im Gegensatze
zum H — die Klassifikation des-Philon nicht mit einem Worte
{(piloöocpoQ), sondern mit umständlichem Redeschwall dargelegt.
An diese Zuthat des Epitomators schliesst sich das Sprichwort
7j nXaxcov cptZcQvlCsc ?] ^lXa>v jiZarcopiC^ei^ das bei Sophronios
den Schluss des Ganzen bildet. Von der Charakteristik der
jracösla des Philosophen Philon gewinnt der Epitomator einen
Übergang zu dem Sprichworte in dem Satze 6JtkovT7]0£ rs Xoyov
nag ofioiov IlXärcovi, coq xal de, JtaQOLiilav xcogrioat. Auf das
Sprichwort folgt unmittelbar der Schriftenkatalog, der bei Sophro-
nios voraufgeht: um ihn hier anzuknüpfen, schiebt der Epito-
mator ein paar Worte ein xal rolvvv yeygajiTac avzm ßißXia
ajitiQa, 65 cbv xdi zavra. Der Schriftenkatalog ist am Schluss
(3811 A 4) bei S gegenüber Sophronios um einige Titel erweitert
jisQi Tov Mcovoewg ßlov, slg ra Xegovßifi, rovreört t?]v (pXo-
yivr]v gofi^aiav, slg jiBVxaTsvyov Mmvötcog, xal slg avrov
Mcovötjv Xoyovg s . Die Wahrnehmung wiederholt sich, dass die
vom Epitomator dem Sophronios hinzugefügten Titel in keiner
parallelen litterarischen Überlieferung erscheinen. Nach der Auf-
zählung der Schriften berichtet der Epitomator von Philons Ge-
sandtschaft nach Rom und seinem Verkehr mit Petrus und
Marcus: bei Sophronios stehen diese Notizen vor dem Katalog.
Den Beschluss bilden bei dem Epitomator die Worte, mit denen
Sophronios den Schriftenkatalog einleitet: siölv ovv, cog jiqobl-
jioiisv, JieQKpavTj xal avagld-fiTjTa avrov owrayf/ara xal jtäoav
co^sXsiav sxovra; nur ist hier der Satz cog jiQosiJtOfisv einge-
schoben, weil der Epitomator vorher durch eine ähnliche eigene
Bemerkung den Schriftenkatalog eingeleitet hat, und am Schluss
das eigene Urteil des Epitomators über die Brauchbarkeit der philo-
nischeu Werke angefügt: auch diese Worte haben ihre Parallelen,
z. B. in der Biographie des Rhetors Eudem, wo die ähnliche Wen-
dung (xal liav cog)8hfiov) in den Untersuchungen über die Affilia-
tion der griechischen Lexikographen verhängnisvoll geworden ist.
Ich gehe nunmehr der Reihe nach die thatsächlichen Zusätze
des Epitomators in den aus Sophronios entlehnten Viten durch.
s. V. Afifimviog fehlt bei Sophronios 55 die Bezeichnung 6
ajtlxXrjv JSaxxäg: der Epitomator hat sie aus seinem Eusebios-
texte, den er s. v. ^SlQiyevt]g ausgeschrieben hat (oben S. 26, 1).
30 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
Über die Biographie des Julius Africanus werde ich in
anderem Zusammenhancre das Nötige sagen, desgleichen über die
des Hippolytos.
s. V. FQijyoQiog Nvöö7]q Ijcloxojioq (846 E 3) stammt nur
der Anfang Nvoorjc, tJtiözojrog, aöeXcpoq Baöildov rov Kaioa-
Qbcog und im Schriftenkatalog die Erwähnung der Bücher gegen
Eunomios {ovzog ovvtTa^s zar Evi'Ofilov Xoyov iB^aigerov) so-
wie die Schlussbemerkung aXXa re jiolXa yi:yQa(^i]xu aus Sophro-
nios 128^ dessen Kapitel aber inhaltlich nicht mehr enthält (siehe
oben Seite 23). Der Rest besteht aus einer klassifizierenden Be-
merkung des Epitomators in der bekannten Weise: avr]Q xal
avTvg sXXoyL^cozaxog xal Jtaorig vJtaQymv jtacöelag ava-
jiXemg, jtQooxelfispog 6h fzäXXov xolg xfi QTjTOQixy yalgovor
xal yovv svöoxifiog av ravxr] ysyevrjxat xal XMfiJtQog sc rig
äXXog xcüv jtdXat yeyEvrjf^ivcov und aus der Aufzählung von
sieben Titeln^ die dem Epitomator eigentümlich sind gegenüber
allen in Betracht kommenden Parallelquellen.
Die bei S sich unmittelbar anschliessende Biographie Gregors
des Thaumaturgen enthält, abgesehen von der in späterer Zeit
Jedermann geläufigen Bezeichnung dieses Gregorios als Oavfia-
xovQyog, die bei Sophronios (65) fehlt, nur zwei kleine Zusätze.
Bei Sophronios heisst Gregor NeoxaiöaQdag ejiLoxojiog, bei S
dagegen Neoxatöagslag xrjg tv reo Uovxcp ejtloxojtog. Aus Euse-
bios stammt das kleine Plus nicht, denn dieser nennt den Gregor
nie Bischof von Neokaisareia , sondern nur xd5v xaxa Uovxov
IxxXrjOLmv (VI 31. VII 14. VII 28, 1). Quelle ist vielmehr die
bei Sokrates IV 27 vorliegende Überlieferung. Ferner die Datie-
rung des Todes Gregors {axsXsvxtjösv ejtl AvQTjXuavov) steht
weder bei Sophronios, noch bei Euseb oder den andern Histo-
rikern. Ich komme darauf in anderem Zusammenhange zurück.
s. V. EjtL(paviog Kwvoxavxsiag ist hinter den aus Sophr.
114 entlehnten Worten 1412 B 1 xaxa jiaocov xcov algioecov
Xoyovg der Satz eingefügt a jiavcQLa Xeyovxai: dieser Satz ent-
hält den eigentliche?j Titel des Buches.
s. V. Evaygiog (= Sophr. 125) hat der Epitomator nur einen
Titel {vjt6fip?]fja elg xag jtaQoin'iag ^oXoficovxog) dem Sophro-
nios zugesetzt: auch dieser Titel ist aus keiner parallelen Über-
lieferung aufzutreiben.
s. V. Evotßiog (= Sophr. 81) steht ein geringfügiger Zu-
Weiitzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 31
Satz uübekannter Herkunft o nafiq)iXov jtgooxeifievog rfj ^Aqsi-
avixTJ.
In der Biographie des hl, Johannes Chrysostomos begegnet
bei S am Anfang ein geringer Überschuss über Sophronios (129):
bei diesem heisst Johannes jivr Loy^eictg JiQsoßvzsQog^ dasselbe
bietet S, aber vorher noch die Notiz, dass Johannes aus Antio-
cheia stamme und den Beinamen XQvooOTOfiog führe {livztoxsvg,
o 8JctxX?]0^slg XgvooöTOfxog). Für den Beinamen Chrysostomos
braucht man nach einer besondern Quelle nicht zu suchen. Die
Herkunft aus Antiocheia aber steht bei Sokrates VI 3. Bedeu-
tender ist die Erweiterung der Johannesbiographie am Schluss.
Sophronios endet so: jtoXXd ovy/gdipat leysTai, d(p cdv jisqI
legcoövvTjg ^uovov dviyvcov. Bei S ist das ausgeweitet wie folgt:
ovTog üzolXd övyyQatpai Xsysxai, dg/ cov ol JtSQt ItQwovprjg vjisq-
ßdXXovöi Xoyoi rm re vipsi xal rij gjQdosi xal xfi XetorrjXL xal
TCO xdXXu Tcöv ovofidzcov. Tovroig scpdfitXXoi xal ol aig rovg
WaX^ovg Tov Jaßlö Xoyot, xal r] rov xard Icodvv7]v evayysXlov
or/fiaola xal rd dg xov Maxdalov xal Mdgxov xal Äovxdv
vjionvrj(.iaTa. rd 6s XoLjzd avrov övyyQaftfiara xgelzTOva dgi-
d^fiov Tvyxdvet^ djiaoav ydg ^lovöa'Cxrjv yQa(pr]V xal Ägiöriavt-
xTjv vjt8fiV9]fidTiö£V^ ojg dXXog ovöeig. rag rcov fiaQxvQwv öh
jtavTjyvQSig £jt?]vB,7]öei> ev toi öx^^LdC^HV dvsf/jtoölöTcog xal Ti]v
yXmööav avTOV xaTaggelv vjieg Tovg NaiXcpovg xaTaggdxTag^
ovöelg ovv tSv djt alcövog T0LavT7]v Xoyov r]vjt6g?]0£V svgotav,
7]p fiovog avTog (lies ovTog) sjüXovttjös xal [lovog dxißÖTJXwg
t6 xQ^<^ovv TS xal d^slov £xXrjgoi^6f/7]ösv ivoiia. tcov 6s övy-
ygafifidxwv avTOv xaTaXsyecv tov dgid-fiop ovx dv^gcojtov,
^sov 66 fidXXov TOV Ta jidvTa yivcoöxovTog. In diesen zahl-
reichen, wohl stilisierten und genau rhythmisierten Worten steht
nur wenig Inhalt 1) eine Anzahl Titel: wiederum kennt diese
keine Parallelquelle; 2) die Versicherung, dass die Schriften des
Johannes zahlreich seien — das ist nur eine etwas hyperbolische
Ausführung des sonst üblichen sygatpsv dXXa jtoXXd; 3) eine
kurze Lobpreisung der Beredsamkeit des Heiligen. Diese beiden
letzten Teile sind ohne Bedenken dem Epitomator zuzuschreiben:
ästhetische urteile dieser Art sind uns in anderer Form schon
mehrfach begegnet.
In der Biographie des Flavius Josephus, S s. v. Icoorjjtog
1798 A 7 — 1799 C 3 ist die Biographie des Sophronios von
32 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
zwei Zusätzen eingerahmt. Im Anfange stehen, gleich nach dem
Lemma, die Worte (pLXaA?]&7]g, liyoov ji^.qI tov IIqoöqo^ov xai
2(DT7]Qog 'ir/oov Xqiötov, und auch am Schlüsse nach einem
auch bei Sophronios stehenden Zitate aus Flavius Josephus
TOöavra ^Ic6ö?]Jtog jtegl Xqlöxov tv rq ttf loym ^7]öiv.
Hieronymus - Sophronios nennt die Buchzahl nicht. Beide Zu-
sätze stammen aus Euseb. I 11. In der Mitte ist eingefügt
(1798 B 2): o ygccxpag riiv 'lovöatyJ/v aQyaioXoylav Iv ßtß?uoig
x: das braucht nur eine Wiederholung aus Sophronios selber
zu sein, der von Josephos sagt syQaipe xal T?jg lovöacy.ijg agyaio-
Aoylag Xoyovg x.
s. V. Ms^oöiog hat S im Anfange: ßhd^oötog, ^OXvfijtov
Avzlag, ?]tol Ilaragcov, xal ffsra ravra Tvgov ajtloxojtog.
Sophronios 83, von dem der gesamte Rest des S- Artikels
entnommen ist, hat nur: Ms&^oötog, 'OXvfiJtov Avxiag xal heto.
ravra Tvqov ejiiöxojtog. Woher der Epitomator die Angabe
Tjrot nardQa)v, die weder bei Euseb noch bei den andern
Historikern wiederkehrt, genommen haben mag, wird uns die
einzige Biographie, die noch zu besprechen ist, die des Polykarp,
zeigen.
S s. V. IIoXvxaQjtog stammt, von den oben verzeichneten
redaktionellen Erweiterungen abgesehen, ganz aus Sophronios XVll
mit Ausnahme zweier Angaben. Polykarp heisst bei S öidöoyog
ds BovxoÄov, rov jiQcörov IjiiOxojirioavrog rrjg 2JfiVQvaicov
exxh]öiag' og xal fier avrov ÖEvrsQog rrjg ejiiöxojcfjg exQdr?]08.
Ausserdem kommen bei S noch unter den Schriften des Poly-
karp Briefe hinzu jtQog rov [liyav Jlovvölov rov ^AQ£OJtaylr?]v
xal jiQog dXlag exxXrjolag, Die Titel begegnen in der sonstigen
Litteratur überhaupt nicht. Aber Bukolos, der erste Bischof
von Smyrna, hilft allerdings w^eiter. Bukolos ist weder den
Kirchenhistorikern noch sonstigen Kirchenschriftstellern bekannt:
er ist aus der theologischen Litteratur — soweit sie wirklich
Litteratur ist — verschwunden. Wir erfahren von ihm nur noch
aus den Menologien und Synaxarien^j. Hierher gehört zunächst
die grosse Polykarpvita des Pionius aus dem Codex Parisinus
gr. 1450 (bei Ligthfoot II 2, 1005—1047): dort ist Bukolos nicht
nur der Vorgänger Polykarps (1023, 41 o jcqo avrov sjtloxojtog.
1) Bolland, Febr. I 707. Lequien, Orieiis Chr. I 73S. Tillemont II 634.
M
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 33
1023, 32 BovxoXog ars ör/ jtQoyvcoQLOavrog avrm JioXlay.iq
öl ogdfiaTog xov xvqlov, ort oxolr] tolovtov ötaöoyov; bes.
1033 — 103S), sondern geradezu sein Berater und Führer auf
dem ganzen Lebenswege (1023—1025. 1029. 1030). Diese Vita
steht inmitten einer Sammlung von Legenden für den Monat
Februar, ist also menologischen Ursprungs. In demselben Monat
hat Bukolos seinen Tag bei Basileios. Ich setze her, was bei
diesem zum sechsten Februar vermerkt ist:
BovxoXog, 6 av ayiotg JtarrJQ ?]fiSv^ ex vaagäg 7jXtxiag
lojiovöaöe yaviöd^at avXaßrjg (wohl svösßijg) xal (poßov(iEvog
Tov d^adv. xal dxovoag jtagl avTOV o dyiog Imdvvrjg o d-ao-
Xoyog jtQooaXdßazo avzov xal ajioirjöav aavxov fiaü^i^T})v xal
ötaxQißa fiat avtov, ora i]v av ^Eipaoo). xal löcov avrov avaga^
TOV xal av jtäoi xolg jtvavfiaxixolg agyotg ÖLaXdfijtovxa xal
xaxsXaicDfiavov ajcoi7]öav ajrloxojtov xfjg ^nvQvrjg xal vjio xov
jtvavfiaxog xov aylov oörjyovfiavog jtoXXovg xmv ajtlöxcov ajio
xfjg jtXdvrjg ajtiöXQaxpag xal ßajixlöag xm aXjid^LVcp d-ao) jzqoö-
7)yayav. ovxco öa ayavaxo fiayag, ojg xal xa (laXXovxa xal
jtgoßXajtaiv xal jigoXiyaiv. xal yag xS jtgocprjxtxw ;^«()/(J,waTi
jtgoyvovg xov ayiov UoXvxagjtov öcdöoxov avxov aöeöd-ac
axL ^mv avxog axatgoxovrjüav avxov xal xaxaöxrjoev
ajtloxojiov dvd-^ avxov xal jtoifiava. aXXd xal ajtod^avwv
xal xag)alg (pvxov ajioLrjOav avaßXaöxrjOac ajidvm xov xd(pov
avxov Jiagäyov Idöaig jioXXdg. Es braucht, trotz der Ähnlich-
keit der Ausdrücke, nicht gerade die Fassung des Basileios ge-
wesen zu sein, die dem Epitomator vor Augen war: aber der
Umstand, dass Bukolos in der gesamten Litteratur eben nur
in den Menaeen vorkommt, lehrt, dass der Epitomator seine
Kenntnis von Bukolos auf diesem Wege erhalten hat. Auch
Nikephoros Kallistou, der III 34 (Anfang) in einem sonst, wie
gewöhnlich, aus Eusebios (IV 15) abgeschriebenen Kapitel den
Satz einschiebt: og (laxd xov ^avfiaxovgybv BovxoXov xfjg
^livgvaimv axxXrjOlag 7]y7]öaxo^ kann nicht als selbständiger
Zeuge gelten; der Zusatz d^avfiaxovgyov zeigt, dass er die
Wunder des Bukolos kennt, und diese stehen gleichfalls nur in
den Menaeen, nicht einmal bei S. Nunmehr ist auch für einige
oben ausgesonderte Zusätze des Epitomators die Gegend, aus
der sie stammen, klargelegt. Der Thaumaturge Gregorios soll
nach S unter Aurelian gestorben sein: die sonst ermittelten
Texte u. Untersuchungen XIII, 3. 3
34 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
Quellen des Epitomators, sogar auch Eusebios, Hessen uns gegen-
über dieser Angabe im Stich. Aurelian wird wiederum nur in
den Menaeen genannt. Z. B. bei Basileios zum 17. November:
livrjiir} Tov hv ayiotg JtazQog 7]{io3v rgr/yogiov ijtiöxojtov Nso-
xaiöagslag, tov ^avfiarovQyov. ovzog r/v £Jt AvQTjXiavov rov
ßaOtXeojg, und am Schluss der kurzen Erzählung steht, ohne
dass eine andere Zeitbestimmung inzwischen gegeben wäre, yMt
ovTcog tTeX8tc6&7], woraus jeder unbefangene Leser schliessen
muss, dass auch der Tod des Wunderthäters unter Aurelian er-
folgte. — Ferner: die Eltern des hl. Basileios des Grossen werden
bei den Kirchenhistorikern nicht genannt. Wohl aber stehen
sie in dem Menologion des Kaisers Basileios unter dem 1. Januar:
. . . r]v öh o ii8yag BaölXscog vlog BaotZelov tov ajtb üovzov
Tcal ^Ennelelag r/yg ajio TTJg Kajtjiaöoxlag. — Endlich Patara
als Bischofssitz des Methodios findet sich wiederum nicht bei
den Kirchenhistorikern, sondern in den Menologien. Basileios
zum 20. Juni: "A&XriöLg tov oölov agofidgTVQog Medoöiov
sjtiözojüov UciTaQcov und spater: xal Trig ev UaTaQoig
hxTiXriöiag sjiioxojtog yeyovcogA)
Es ergeben sich also als Quellen des Epitomators Sophronios,
Philostorgios, Eusebios und irgend ein Menologion. Ausserdem
ist beobachtet worden, dass er mehrfach die bei den späteren
Kirchenhistorikern, insbesondere bei Sokrates und Sozomenos
vorliegende Tradition weitergiebt. Was er über die schriftstelle-
rische Thätigkeit des Apollinarius weiss, waren die Notizen, die
in den entsprechenden Kapiteln des Sokrates und des Sozomenos
standen. Das Verhältnis war nicht so geartet, dass er einen
beider Autoren ausschliesslich oder wörtlich benutzte, sondern
er folgte in manchen Dingen dem einen, in manchen dem andern,
und stand im Ausdruck beiden frei oreorenüber. Aber dieselbe
Zusammenstellung von Thatsachen, die Sokrates und Sozomenos
geben, giebt auch er. Ausserdem hatte er in verschiedenen
Biographien ein paar vereinzelte Notizen, die gleichfalls bei
jenen Autoren zu finden waren. Wer hat ihm dies Material
geliefert? Die Antwort giebt die Biographie des Diodoros von
Tarsos:
1) Vgl. W. Bonwetsch, Methodios von Olympos I. p. 47. Allerdings
heisst Methodios auch in den Überschriften seiner einzelnen Schriften
Bischof von Patara.
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 35
AtoöcoQog' liova^wv, ev rolg XQ^^^^^ 'lovZiavov
xal OvaXevTOQ, ejttöxojc/jOag TagöSv rr^g Kilixiag.
ovTOg lyQaipBV^ cog q)rjöL OsoÖcoQog ^AvaYvwöxrjg ev
rfj 6xxZ?]öiaöTi7cf] löTOQia, öiacpoga.
slöl ÖS raÖ£' folgen 37 Titel.
Theodoros Anagnostes ist in der That der Verfasser einer
Kirchengeschichte. Man nahm in der Regel an (vgl. de Boor,
Zeitschr. f. Kircliengeschichte VI 484), dass Theodoros zwei
kirchengeschichtliche Werke verfasst habe: eine sogenannte
historia tripartita für die ältere Zeit und eine Kirchengeschichte
für spätere Epochen, von dem Tode Theodosios des Jüngern an.
Nach den Angaben Jeeps (Fleckeisen, Suppl. XIV 158. 159) aber
will es scheinen, als ob beide Werke als eine ezz/i7]öiaöTtxrj
loTogia in dem codex Marc. 344 überliefert sind, w^omit sich die
Zitate anderer Schriftsteller aus Theodoros vereinigen lassen.
Aber Jeeps Ausführungen sind so unklar, dass aus ihnen kaum
etwas Sicheres zu entnehmen ist: es wird nötig sein den Kodex
nochmals zu vergleichen. Publiziert sind nur die Exzerpte aus
den zwei letzten Büchern durch H. Valesius hinter seinem
Theodoret: für die — uns nicht beschäftigende — Zeit von dem
Tode des jüngeren Theodosios an ist Theodoros Anagnostes
Originalquelle. Dagegen steht für die sogenannte historia tri-
partita, mag sie nun von ihrem Verfasser als besonderes Werk
herausgegeben sein oder nur als Teil der gesamten 'Exxl?]OtaOTtxrj
löTOQLa, aus der bei Valesius unter den testimoniis veterum
vor dem Theodoret mitgeteilten Vorrede und den im Apparat
des Valesius (dann bei Hussey) zu Sokrates, Sozomenos und Theo-
doret ausgezogenen Varianten so viel fest, dass sie kein selb-
ständiges Werk, sondern eine Kompilation aus Sokrates, Sozo-
menos und Theodoret ist: und zwar hat Theodoros diese drei
Autoren nicht ineinander verarbeitet, sondern — unter ausdrück-
licher Nennung der jedesmaligen Vorlage — lange Exzerpte aus
ihnen unvermittelt neben einander gestellt. Das Wesentliche aus
Sokrates, Sozomenos und Theodoret war also bei ihm zu finden,
ausser diesen drei Autoren jedoch keine andere Quelle. In der
Diodorvita, deren Herkunft aus der Epitome des H durch ihre
ganze Struktur verbürgt wird, ist Theodor so zitiert, dass nach
dem Wortlaute des S er nur als Gewährsmann für den Satz
ovTog r/gaips öcdg)OQa angesehen werden kann. Trotz des deut-
36 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
liehen Wortlautes der Anführung bat Flach den ganzen folgen-
den Schriftenkatalog auch auf Theodoros zurückgeführt (Rhein.
Mus. XXXVI 624 ff., vgl. ebda. XXXV 199, und in der praef. zur
Ausgabe des Onomatologus p. LXVl), und von diesem Irrtum
aus war es leicht, den Theodoros zur Hauptquelle für die christ-
lichen Viten neben Sophronios zu befördern. Das erledigt sich
durch das, was wir über Theodoros wissen. Für die Biographie
des Diodoros von Tarsos kommt nur die historia tripartita (also
eventuell die ersten Bücher der axxXrjOiaoxiy.^ lörogla in Be-
tracht, nicht die zwei späteren Bücher, die aus den valesianischen
Exzerpten bekannt sind: denn Diodor lebte im 4. Jahrhundert.
Diese historia tripartita aber giebt nur den Sokrates, den Sozo-
menos und den Theodoret wieder, und in keinem dieser drei
Autoren steht der Schriftenkatalog als Ganzes oder die einzelnen
Titel so, dass sie aus ihnen vom Epitomator hätten zusammen-
gestellt werden können. Theodoros Anagnostes ist also nicht
die Quelle des Schriftenverzeichnisses gewesen. Vielmehr steht
dieses gegenüber den kirchenhistorischen Schriftstellern genau
so unabhängig da, wie wir das bei den Schriftenkatalogen der
andern Autoren mehrfach gefunden haben. Gleichwohl ist zu
fragen, ob nicht die biographischen Angaben über Diodoros, die
vor dem Schriftenkataloge stehen, aus Theodor stammen. Die
Frage ist zu bejahen. Zunächst die Notiz ovrog eygaxps ÖLCKpoQa^
für die Theodoros ausdrücklich als Gewährsmann genannt ist,
steht bei Sokrates VI 3, in demselben Kapitel, in dem der Epito-
mator die Notiz über Antiocheia als Vaterstadt des hl. Johannes
Chrysostomos finden konnte, und zwar in folgender Fassung:
JioöcoQog de avrov voregov i-jilöxojiog TaQOov ysvofisvog
jioXXa ßißlia ovvtyQaipe; wohlgemerkt, von den 37 Titeln bei
S stellt kein einziger da. Aus derselben Stelle (ebenso übrigens
aus Theodoret V 4) war zu entnehmen, dass Diodor Bischof von
Tarsus war. Unmittelbar vorher wird bei Sokrates von Theodoros
von Mopsuliestia und von Maximus gesagt: fiaB^7jT8vovoiv elg
ra aox?]Ti7ca JioöcoQO) xal KaQzsQicp, ot nveg totb fitv
aöx/iT?jQiq? jiQotöTavTo [AioöooQog öl avrov vortgov xrX).
Daraus konnte der Epitomator sein f/ovd^cov entnehmen. Die
Datierung endlich auf Julian und Valens ergab sich aus Theo-
doret IV 27. Der Epitomator hat also den Theodoros Anagnostes
wirklich benutzt; dieser exzerpierte den Sokrates, Sozomenos und
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 37
Theodoret; Benutzung des von diesen Autoren überlieferten Materi-
ales ist dem Epitomator an mehreren Stellen nachgewiesen worden;
folglich ist seine Mittelquelle Theodoros Anagnostes gewesen.
Dabei macht es nichts aus, dass S sowohl von Sokrates als von
Theodoros Anagnostes mehrere Abschnitte durch die Vermittelung
der Konstantinischen Enzyklopädie erhalten hat. Diese Artikel
aus Theodoros haben mit der historia tripartita nichts zu schaffen,
sie gehen auf die späteren Bücher der sxxXTjöiaöTtx^ löxogia
zurück und sondern sich, ebenso wie die aus Sokrates, von denen
des H ohne Weiteres durch Form und Inhalt; das Verhältnis
ist hier dasselbe wie bei Philostorgios. Auch diesmal kommt
dazu, dass Elemente dieser Herkunft sich auch in der Gregor-
vita (und in den damit zusammenhängenden Artikeln über Apol-
linarius und den grossen Basileios) finden, also durch den Mos-
kauer Gregor für H gesichert sind.
Es restieren nunmehr nur noch die zahlreichen Schriften-
titel, die der Epitomator mehreren Biographien des Sophronios
hinzugefügt hat. Zuverlässig sind sie alle. Trotzdem aber be-
gegnet keiner in irgend einer der genannten Vorlagen. Es ist
überhaupt keine Quelle aufzutreiben, der sie der Epitomator
entnommen haben könnte. Dann bleibt nichts übrig, als anzu-
nehmen, dass er sie selbst zusammengetragen hat. Ist das
möglich und w^ahrscheinlich ?
Es kommen in Frage Schriften von Basileios dem Grossen,
Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa, Diodoros von Tarsos,
Epiphanios dem Haereseologen, Euagrios, Johannes Chrysostomos,
von Hippolytos und von dem Juden Philon. Ein Teil dieser
Schriftsteller gehört in byzantinischer Zeit zu den beliebtesten,
uns noch heute in zahllosen Handschriften erhaltenen Autoren.
Kein einziger ist darunter, von dem sich die Möglichkeit leugnen
Hesse, dass er im neunten Jahrhundert noch in Kloster biblio-
theken oder in Privatsammlungen vorhanden gewesen wäre. In
der That bestehen mehrere Artikel des Epitomators im wesent-
lichen aus nichts als aus Büchertiteln.
181 A 5 'AZs^avÖQog, ^hganolsrnq snioxojcoq yMi fiaQxvg.
syQaips, rl xaivov eiörjveyxe Xgcöroq slg rov Tcoöfiov, xs(paXaLa
t9-', Xoyog vorniarcov yipLcov. Allerdings ist am Schlüsse dem
Titel hinzugefügt ein Urteil über den Wert des Buches: aber
gerade dies haben wir schon mehrfach beim Epitomator ange-
38 Wentzel, Die giiech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronvmus.
troflPen. Es beweist zugleich, dass er das Buch wirklich gelesen
hat. Ebenso steht am Anfange noch hQajiblzcoc, ejiloxojcog
xal fiüQTVQ. Wer nur einige Bände Migne durchmustert hat,
weiss, dass in den Handschriften dem Titel der Werke kirch-
licher Schriftsteller ausser dem Namen des Verfassers noch dessen
kirchliche Würde, eventuell der Zusatz f^ccQxvQog vorgesetzt wird,
etwa in dieser Form: rov öelva rrjg öslva jioXscog ejttoxojtov
xal fiaQTVQog Xoyog jieqI
1412 B 6 ^EjtKpavLog^ Ijiiöxojiog 2?]/.vßQiag ?} ^OXvßgiag,
syQaxps Xoyov avTiQQiixixov xax H'AovoyMvxwv, llav o)g)tXi^uov:
das ist genau dasselbe Verhältnis wie bei ^AXic^avÖQog.
Die Biographie des Ignatios ist oben S. 3 f. besprochen:
auch sie enthält ausser dem Schriftenverzeichnis nur die kircl>
liehen Würden des Ignatios.
1820 A 8 ^lölöcoQog, jtQSößvreQog, o nsXovöL(DT7]g. av?)Q aX-
XoyL[iog, (pLX6()0(p6g re xal QtjrcoQ. ejitöroXag tQfi7]V6vovöag rr/v
^eiav YQacpijv y yiyQa^)B xal aXXa xiva. Ausser Name, Bei-
name, kirchlicher Würde und Schrifttitel, also lauter Dingen, die
in jeder Handschrift auf dem Titelblatte stehen, enthält der
Artikel nur die vom Epitomator herrührende Klassifizierung des
Isidoros in den bekannten Formeln.
Nur ein wenig über diese Elemente hinaus geht der Artikel
über Basileios von Eirenupolis 720 C 7: Baö'iXuog azsQog, tJti-
xojtog ElQ7]vovjr6Xeojg xTjg KiXtxiag, im 'Apaoraolov ßaoiXacog,
T7\v (pQeva xal rtjv aoxiiOLV to5 oficoi^viio^ BaoiXHop Kaioagsiag
aoLxcog. aygaxpa xara ligyaXaov jiQaoßvrtQov KoXojpsiag. Da-
raus, dass der Epitomator diesen Basileios mit dem Grossen
vergleicht, schliesse ich, dass er von beiden wenigstens die eine
oder die andere Schrift kennt. Dann konnte er gewiss auch die
Zeit des Basileios auf Anastasios bestimmen. Sonst enthält die
Vita nichts als den Titel und den Biscliofssitz des Basileios.
1790 A 6 Iwavviig o zlafiaoxrivog, o ljtLxXi]d^alg Mavoovit,
avi)Q xal avTog aXXoytiicoTaTog, ovösvog öavTegog rwr xar
avTov Iv jtaiöaia Xafiipavtcoi^. ovyyQaniiara avrov Jtdrv jioXXa
xal naXiöra (piX6oog)a' alg ra t))v d-aiav ygacft^v nagdXXfjXoi
xar azXoy7]v, xal ol aofiarixol xavovag, lafißixol ra xal xara-
Xoyd6?jv. — övv7)x{iaL^a da avTco xal Koof.iag o a^ laQoooXvamv,
avtig avcpvköTarog xal jtväcor novoixfji^ oXcog t))v avagfiovcor.
Ol yovv (iöfiarixol xavovag 'icodvrov ra xal Koofiä ovyxQtoiv
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 39
ovx sös^avTO ovdh öe^atvro (av) fityQtg \av] 6 yMd^ riliac, ßlog
jt6Qaico0^rjö£Tai. Nach Namen und Beinamen folgt eine Be-
merkung über die jiaiöbia, des Mannes, in der wir unsern Epito-
mator sofort erkennen, danach die TiteL Angehängt ist eine
Zusamraenstelhmg des Johannes mit Kosmas von Jerusalem, nebst
einer Lobpreisung beider: der Verfasser dieser Notiz — die von
dem Vorhergehenden loszureissen nicht der mindeste Grund vor-
liegt — ist mit den Kavov^g des Johannes und des Kosmas
anscheinend vertraut; so wie er von ihnen, spricht man nur von
Dingen, mit denen man in unausgesetzter Berührung steht.
Dass nun der Epitomator wirklich selbst die Schriften der
von ihm behandelten Kirchenschriftsteller gelegentlich einge-
sehen, dafür giebt es noch zwei Zeugnisse, den Artikel über Dio-
nysios von Alexandreia 1018 A4
JiovvOLoq jile^avÖQELaq, ov svqov vji6fii-7]fia slq xov Ix-
xh]öiaöTi]v 2oXoncövrog, Xiav ^v(pQaöiq,
und die Biographie des Areopagiten Dionysios 1011 C 3 —
1014 F 2. Diese beginnt mit der Bezeichnung des Mannes als
Bischofs von Athen; daran reiht sich die gewöhnliche Bemerkung
des Epitomators aviiQ lXXoyi[imxazoq Tcal r^s EÄXrjpixijg jtat-
öslag elg axQov ll'i]XaxcDg^ worauf die aus Act. ap. 17, 34 jeder-
mann geläufige Bekehrung des Dionysios durch Paulus und in
Verbindung damit seine gleichfalls allgemein bekannte, übrigens
aus Euseb. 111 4 zu entnehmende Ernennung zum Bischof er-
zählt wird, unterbrochen durch eine die Hand des Epitomators
gleichfalls verratende Bemerkung jiQog ö\ Ti]v jiaxQiov rwv
EXXijVLxmv fiaO-fj^idzcop aö'/C?jöLV jiavzcov JiQOvxtxQLTo' txaörtjg
yag cog djtelv algtoecog xTjg vjt avrcDV jtQsoßevofisvr^g hv jtoXXtj
xa^eLöTtjxEt rfi jtslga. Daran reihen sich biographische Einzel-
heiten (1012 A 5 xara yovv — B 8 jcgay^iarcov), in deren Mitte
die Erwähnung des Sophisten Polemon Anlass wird, denselben
Zusatz aus der Polemonbiographie des H (o Aaoötxevg Iv ^fivQv?],
6 öiöaöxaXog ^AqlöthÖov) einzuflechten, den wir in der Gregor-
vita schon einmal angetroffen haben. Am Schlüsse aber dieser
Notizen steht die — sich bestätigende — Bemerkung C 1: [xvr]-
(lovevsi 6e tovtwp ajiavxcov o avzog (lies avrog 6) JiovvöLog
6V rfj JiQog LIoXvxaQjtov rov [liyav ejtiöroXTJ rov ^{ivQvr^g
tJtlöxojtov; und dann wird die ganze Stelle aus dem genannten
Briefe (VII) abgeschrieben. Hierauf folgt wieder eine vom Epito-
40 Wentzel, Die griecla. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
mator in bekannter Manier abgefasste Bemerkung, die zu dem
Schriftenverzeichnis überleitet: xijg de ys öocpiag avrov xal ri'jg
evyXcoTzlac Ivöet^iq axQtßrjg ?) xcov nag' avrov fQacpBLömv
ßlßXcov avvjt£QßX7]Tog (pQaöig. ri] rs ydg jiaga tojv e^wß^ev
xaXovfitvi] jiaLÖela r?/ re d-ela xal 7]fteTtQa jto)Jj]v sr/^s TrjV
£jtiOr?]fi7]V £V txartQa. ei yag zig ajtldoi jrgbg rd xdXh] rcov
avTov Xoy(DV xal rd ßdd-rj rcov vor]fidro3V, ovx dvd^Qwjtivrjg
(pvöecog ravra vo/xiöot (lies av vofilöat) yevvrj^ara^ dXXd rivog
dxr]()drov xal d-dag övvdfzswg. Ahnlichen Lobpreisungen sind
wir beim hl. Johannes Chrysostomos und bei Johannes von
Daniaskos schon begegnet. Auf den sich anschliessenden grossen
Schriftenkatalog (1014 A 1— D 5) lässt der Epitomator eine Notiz
folgen (lörsov de, ojg rivsg rcop l^m oo(pcov xal [laXcora IJgoxXog
-d-ecoQfjfiaöi jioXXdxtg rov fiaxaglov Alovvölov xeyjQrirai^ xal av-
ralg de ^fjQalg ratg Xs^sOt, xal löriv vjtovoiav Ix rovrov Xaßelv^
(Dg OL kv Ad^7]raig jtaXaiorsQOt rcov cptXoö6(pcov öq)£rtQiödfi8Vot
rag avrov Jigayfiarelag, cuv avrog [ivrjuovevec jtgog Ttfio^eov
ygatpcop, ajiixQvtpav, 'iva jiariQeg avrol 6(p0^co(ji rcov ^slcdv
avrov Xoyatv), deren Herkunft ich nicht feststellen kann: in
ausführlicherer Gestalt pflegt sie als „scholion alius cuiusdam
viri docti" hinter dem jtQoXoyog des hl. Maximus zu seinen
Scholien zum Dionys in den Ausgaben seit Alters abgedruckt
zu werden, ohne dass über ihre handschriftliche Überlieferung
und den Zusammenhang mit Maximus irgend etwas bekannt
wäre. Den Beschluss der vita bildet eine kurze Mitteilung von
dem Martyrium des Dionysios, die ihre Herkunft aus menolo-
gischer Quelle deutlich an der Stirn trägt \).
In dieser Biographie hat also der Epitomator, um Einiges
über die Lebensumstände des Dionysios mitteilen zu können,
thatsächlich — wie das Zitat beweist — wenigstens eine von
dessen Schriften, den Brief an Polykarp, nachgeschlagen. Dann
aber lässt sich annehmen, dass er auch sonst die ihm zur Ver-
fügung stehenden Handschriften der von ihm behandelten Autoren,
zum wenigsten auf ihren Lihalt hin, eingesehen hat. Übrigens
beruht auf der angeführten Epistel des Dionysios an Polykarp
auch der s. v. UoXvxaQjtog erwähnte Brief des Polykarp an
1) Die sonstige CberHeferung setzt das Martyrium unter Hadrian
oder Domitian: Tillemont II ]23. 524. Der Epitomator nennt Traian.
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 4 {
Dionysios, von dessen Existenz sonst nichts bekannt ist ^): natür-
lich, wenn Dionys an Polykarp schreibt, hat auch Polykarp an
Dionys geschrieben.
Die Thätigkeit des Epitomators ist uns bis in die kleinsten
Einzelheiten klar geworden, so weit sie die christlichen Biogra-
phien angeht. Viele Mühe wird sie ihm nicht verursacht haben:
diesen Teil seiner Arbeit konnte der Epitomator innerhalb
weniger Tage bewältigen. Sein Verhältnis aber zu dem Uiva^
des H, der ausschliesslich heidnische Schriftsteller enthielt, gehört
in einen andern Zusammenhangt).
Ausser bei S ist die Epitome aus H nur wenig benutzt
worden : vielleicht in der vita Menagiana des Aristoteles, die sich
mit der Fassung des S wörtlich deckt, aber allerdings den bei
S fehlenden Schriftenkatalog enthält, sicher in der vita Ambro-
siana des Aristophanes (Hermes XIV 461), die genau mit S
stimmt, nur dass dieser aus seinem Aristophaneskodex die Titel
der 11 aristophanischen Stücke anhängt 3), endlich in der Biblio-
thek des Photios.
Es ist bekannt, dass P, der eifrige Förderer klassischer und
kirchlicher Studien, einen Kreis von Schülern und Freunden um
sich zu versammeln und mit ihnen Bücher der verschiedensten
Art gemeinsam zu lesen pflegte. Zu diesem Kreise gehörte Tarr-
hasios, der Bruder des P. Als Tarrhasios eine Zeitlang verhindert
gewesen war, den Vorlesungen beizuwohnen, ersuchte er den P,
die Bücher, die in seiner Abwesenheit durchgenommen waren,
schriftlicb zu verzeichnen und zu besprechen. So ist die Biblio-
thek entstanden. P hat das Buch so fertig gestellt, dass er es
kurz vor seiner Abreise nach Assyrien, wohin er als Gesandter
geschickt war, dem Bruder überreichen konnte als ttjc. öia^sv-
^scog, 9]p ßaQtcog cptQScg, jtaQaiiv&LOV (Vorrede 1, 2 Bk). Bei
diesem Anlass der Abfassung des Werkes sollte man erwarten,
dass P den Inhalt aller von ihm aufgezählten Schriften einiger-
massen vollständig wiedergäbe. Dem ist aber nicht so. P er-
klärt schon in dem Widmungsbriefe, dass es sehr schwierig sei,
1) Maxiraus in seinem Prolog, Migne IV p. 17 C, zitiert HoXvxaQTCoq
iv xy TiQoq H&rjvaiovc sniöxol^ avxov. Was das für ein Brief sein soll,
weiss ich nicht
2) Die Anmerkung folgt als Nachtrag.
3) Flach, Rhein. Mus. XXXV 193. 235.
42 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
nacli dem Verlaufe einiger Zeit sich zu erinnern, dass der Bruder
Ungenauigkeiten und lückenhafte Partien finden werde, dass er
mehrere Werke nach Willkür flüchtig behandelt habe (1, 13 — 18).
Das Geständnis entspricht vollkommen dem Sachverhalt. P ist
recht ungleich verfahren. Von vielen Büchern giebt er genaue
Exzerpte, in denen sogar einzelne Phrasen, die ihm besonders
gut gefallen haben, zur späteren Benutzung herausnotiert werden,
von anderen teilt er den Inhalt summarisch, bei recht zahl-
reichen überhaupt nur Einzelheiten mit. Nicht selten hat er nur
die Vorrede oder Widmung des besprochenen Buches eingesehen;
manchmal beschränken sich seine Mitteilungen auf den Titel und
einige gleichgültige Redewendungen: in solchen Fällen hat er
bei Abfassung der Bibliothek das betreffende Buch überhaupt
nicht wieder in die Hand genommen. Fast regelmässig fügt P
sein Urteil über die Schreibweise des Autors hinzu. Das ist
begreiflich bei den stilistischen Interessen, die er sein Lebelang
gehabt hat. Aber wirklich gelesen zu haben braucht er in
solchem Falle das Objekt seines Urteils nicht; es konnte ihm
genügen, ein paar Seiten durchzublättern.
Neben den Angaben über den Inhalt der Bücher finden sich
in der Bibliothek bisweilen biographische Notizen über die Ver-
fasser: nur ein Teil davon (cod. 62. 68. 70. 79. 175. 180. 181.
199) stammt aus der Lektüre der behandelten Autoren, zumal
aus den Vorreden, oder aus Schriftstellern, die P nachweislich
gelesen hat (cod. 33 Justus von Tiberias), die meisten Angaben
dieser Art aber sind anderer Herkunft. Sie stimmen mit den
biographischen Artikeln des S, die dieser aus H entlehnt hat, in
einem Grade überein, dass dem P dieselbe Quelle vorgelegen
haben muss, wie dem S. Die Übereinstimmung erstreckt sich
auf die heidnischen und auf die christlichen Schriftsteller. Folg-
lich hat P nicht das Original des H benutzt, sondern die Epitome.
In der Auswahl der Biographien ist P natürlich abhängig von
seiner Bibliothek; wir dürfen nicht erwarten, bei ihm z. B. eine
Sophokles- oder Epikurvita zu finden, und uns nicht wundern,
dass das christliche Material auch in den Biographien überwiegt.
Aus dem Vergleiche des Moskauer H-Citates mit dem ent-
sprechenden Artikel des S hat sich ferner ergeben, dass die
Überlieferung der Epitome variabel genug sein konnte. Wir
werden also nicht erstaunen, wenn sich herausstellt, dass P bald
Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 43
weniger, bald aber auch mehr als S hat: zumal wir gar nicht
in der Lage sind, zu kontrollieren, inwiefern S seinerseits seine
Vorlage gekürzt hat. Dieses Mehr braucht sich, wie man
von vornherein sagen kann, keineswegs auf Zusätze innerhalb
einzelner Artikel zu beschränken, es kann auch in ganzen
Biographien bestehen; denn so gut, wie bei S einzelne Sätze
fehlen, können auch vollständige Artikel weggeblieben sein, sei
es durch Schuld des S, sei es durch Schuld der handschriftlichen
Überlieferung der Epitome vor ihm.
Von H von Milet selbst hat P zwei Bücher gekannt (cod. 69),
die Weltchronik, die bis zum Tode des Anastasios reichte, und
ihre Fortsetzung, die die Regierung des Justinus und von^ der
des Justinianus noch einige Jahre umfasste. Von jenem Buche
giebt P summarisch den Inhalt an: mehr als die Kapitelüber-
schriften, wie sie in den historischen Werken der späteren Zeit
den einzelnen Büchern vorausgeschickt wurden, braucht er dazu
nicht gelesen zu haben. Von der Fortsetzung giebt er an, sie
reiche bis in den Anfang der Regierung des Justinian hinein:
dann aber breche sie ab, weil der Verfasser, tief erschüttert
durch den Tod seines Sohnes, die Stimmung zum Schreiben ver-
loren habe. Derartiges pflegt der Autor in der Vorrede oder in
dem einleitenden Kapitel seines Werkes zu sagen: die Quelle
für P ist also auch hier ohne weiteres klar. Aber er beginnt,
indem er den Titel des Buches mitteilt: avbyvojöQ^i] ftoi ßißUov
iöroQLXov coq hv övpoipsc Tcoofiixrjg lözoglag — o 6h övy/Qacpevc,
HövxLoq o 'lX?.ovöTQiog^ Mch']ötog fihv ex jiaTQiöog, Jialg de
'^IIövxlov xal ^tXoOo(plag — ^ za^' o xal ?) ejiLyQafpi) rov ßtßklov
fisrd Tov löToglag PojfiaCxfig rs zal Jtavxoöajtijg xvyyavu. Das
Relativum %a^ o xal schliesst an den Ausdruck öwoipec xoöi/txrjg
löToglag unmittelbar an: „gelesen wurde ein Buch gewisser-
massen eine Übersicht der Weltgeschichte, wie auch der Titel
des Buches ausser dem Worte lörogla noch die Zusätze ^Pcof/aixrj
und üiavroöajiri trägt". Daraus erhellt, dass die Zwischen-
bemerkung über den Verfasser als Parenthese zu fassen ist, d. h.
als Einlage. Den Namen H mit dem Zusätze o IZZovöxQiog
hat P selbstverständlich aus dem Buche selbst. Aber Vater und
gar Mutter pflegen in Büchertiteln nicht angegeben zu werden.
Wenn nun die H-vita der Epitome beginnt: ^Hovxiog Mch]Oiog
^'log Höv^iov öixijyoQov xal ^iXoöo^lac, so ist, denke ich, die
44 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
Quelle des Zusatzes des P mit schlagender Deutlichkeit dar-
gelegt, i)
cod. 13 enthält des Eusebios sXeyxog xal djtoZoyia, eine
apologetische Schrift. Nach einer kurzen oberflächlichen Be-
zeichnung des Inhaltes, die, nur zeigt, dass P ganz flüchtig das
Buch angesehen hat, giebt er eine ebenso kurze Charakteristik
des Stiles des Eusebios, die natürlich von ihm (P) selbst her-
rührt. Daran schliesst er die Bemerkung, dass die dxQcßsia av
öoyf/aot dem Eusebios überhaupt gefehlt habe: xal yag xdv
TovTOig'^) 8V jtoXXolg sötiv avrov löelv rov vlov ß)Mö(prj^ovvxa
xal ösvTSQov alriov xaXovvra xal aQyiöTQaxriyov xal dXXa
Xivd Z7]g AQeiavLXTjq ZvOöijg ßXaOrijfiaTa. Er beschuldigt also
mit Berufung auf einen bestimmten Ausdruck {ösvxfQov alxiov
xal dgyLöxQaxT^yov), den er sehr wohl der Schrift entnommen
haben kann, den Eusebios des Arianismus. Unmittelbar daran
knüpfen sich rein biographische Notizen: örjXov cog sjtl Kcov-
öxavxivov Tov ftsydXov ovxog rjv&rjöa. yayovs ös xal xijg Ilafi-
fplXov xov IsQOfiaQxvQog dgsxijg öidjcvQog agaöxi^g, öl t/v airlav
(paöi rtveg avxbv xal xrjg xov IJafKpiXov ajtcQvvfilag fiaxa-
öX'7]X8vai.^) Die Biographie des Eusebios bei S s. v. beginnt mit
der Bemerkung: Evoaßtog 6 IIa fiep l Xov, jtQOöxaifiavog x(] Agaia-
VLxfi algaöai, und schliesst folgendermassen:
rjvü^rjoa [idXtöxa am Kwvöxavxlvov xov ßaöiXacog xal
Kcovöxavxlov xal öid xi/v (ptXiav xrjv jtQog Ild^-
(piXov xov fidgxvga xrjg ajta>pvf/lag avxov )]^cc6&?].
Die Übereinstimmung mit P bedarf wohl keiner Hervor-
hebung. Nun stammt der angeführte Schluss des S- Artikels
aus Sophronios, die Bemerkung über den Arianismus des Euseb
aber nicht. Folglich benutzen P und S dieselbe Kontamination
des Sophronios mit einer andern Quelle, d. i. die Epitome des H.
P cod. 34 enthält das löxogixov des Africanus. Durch
kleineren Druck mache ich bemerkhch, was von den Angaben
des P auf das Buch selber sich bezieht: dvayvcood^rj 'AcpgLxavov
ioxogixov. ovxog aöxtv o xal xovg Xayoy.arovg xaoxovg av
1) Geahnt hat den Zusammenhang Daub, Studien z. d. Biogr. d. S.
II 3, ohne seine Erkenntnis auszunutzen.
2) d. i. iv öoyfxaai, nicht „in der vorliegenden Schrift", der Zusam-
menhang lässt keinen Zweifel.
3) Gekürzt wiederholt P alle diese Angaben Cod. 196 (p. 160 b 30).
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 45
Xoyoiq, Ovvrd^ag 16' . eon dh avvxofxog (xtv, d).la fxrjösv xwv dvayxalcov
lOZOQTjd-^vat naQaXL^ndviüv. aQX^taL 6h and xrJQ Mwvoa'Lxrjg xoofxoysvelag
xccl xazEiaiv h'cog xfiq Xqloxov nagovolaq. miZQoydörjv 6h öiaXafjLßdvfi
xal xd dnb Xqloxov iJf-i'iQi x^g MaxQivov xov '^Pw/naiwv ßaai?J(og ßaai-
keiag, oxs avxcö, wg (priaiv, xal t]6s tj ovyyQa<pri avvexekeZxo txaiv ovaa
,t\pxy'. xivyri 6h xb ßißXlov e. ovTog xal JCQOq, Slgiyivrjv YQdg)£i
jtSQL rov xazä 2coödvvav öiriyrjuaroq^ coq ovx elrj avrop hv
TOlg EßgaCxotg avsypcoOfisvov, xal coq ovÖ axoZovüov rf]
'EßQaCxfj ezv/ioXoyla ovre zo ajio zov jiqIvov jiQlöai ovzs zä
djüo zov oxivov öxiOaL, a xal sjtLlvofievog ^^iQcytvrjg avztygatpe.
ygacpet ös \4(pQixav6g xal jiQog 'Aqiözslötjv, hv oig Ixavcog zrjv
vofic^ofievrjv dta(pcorlav Jtagd Mazß^alcp xal Aovxa jisqI zf/g zov
6cozf]Qog 7]fio3v ysvsaXoylag oviKpcovov sösi^ev. Die Notizen
über die Chronik selbst beruhen nicht auf nochmaliger Lektüre
des Buches, sondern nur auf üüchtigem Ansehen des Einganges.
Die Angaben über die Schriften gegen Origenes und Aristeides
und ihren Inhalt konnte P unmöglich aus dem Chronikon ent-
nehmen. Er hat sie aus Sophronios 63: £(jzt ds xal hjtiözoh)
jiQog ^iQtyevrjv svsxsv zrjg xazd Ucoodvvav C^rjz?] öewg. Ityei yccQ
kv zo5 '^EßQaixm zovrov firj elvac zov (ivd^ov firjöh övvaöuv zf]
^EßQaCxfj azvfioXoyla djto zov jiqlvov jiQLöai xal ajio zov
oxivov cx^oacj JcQog ov 6eöoxifiaöy.evr}v sitiözolyv ygdcpu ilQi-
yevrig. löziv avzov xal jiQog 'Aqcozsiötjv dXXi] ejnözoX?], ev ^/
üiegl zijg ötag)covLag z)]g öoxovörjg slvac kv z^ yeveaXoyla zov
2^cozfjQog Jiagd Mazdalco xal Aovxa aQxovvzmg 6La)JyBzai.
Die Quelle des Hieronymus, die Kirchengeschichte des Eusebios
(h. eccl. VI 31, 1 — 3j, kommt für P als Vorlage nicht in Be-
tracht: überhaupt nicht, weil er von ihr (cod. .27) höchstens die
in den Handschriften vorausgeschickten Indices der einzelnen
Bücher eingesehen hat, und in unserem speziellen Falle nicht,
weil Eusebios die Inhaltsangabe des Briefes über die Susanna
(von Xty£L bis öxioat) nicht enthält. Dazu kommt, dass P sich
im Ausdrucke möglichst nahe an Sophronios anschliesst. Nicht
aus Sophronios dagegen stammt die Angabe, dass Africanus der
Verfasser der xeozoi gewesen sei. Sicher auch nicht aus dem
Chronikon. Ebensowenig aus Euseb. Denn dieser erwähnt zwar
die xaozol a. a. 0.: aber ohne die bei P erhaltene Zahl der
Bücher. Nun lautet der entsprechende Artikel bei S: AcpQixavog'
6 2^£§zog ;(()?y^ar/ö«c, cptldöocpog, Alßvg, 6 zovg Ksözovg ysyga-
fpcog 6v ßißXlocg xd'. eiöl öe olovel cpvöcxd, lyx>vza Ix Xdycov
46 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
Ö£ xal tJtaoLÖcöv y.al yQajzTOJV tlvcov yaQay.xriQow laosig rs
xal aXloLCOV svsQysuov. yMza rovrov tygail^sv '^Qiytvr/g svora-
öLV jtoirjodfisvog jcsql tov rtjg Swodvvrjg ßtß/Jov, rov dg rov
Aavü'iX. Hierin ist zunächst der Schluss von yMTO. rovrov aus
Sophronios, diesmal, wo die ganze Vita kontaminiert ist, wie
öfter schon in ähnlichem Falle, in freier Gestaltung des Wort-
lautes. Ferner enthält der Artikel Namen, Beinamen und Her-
kunft des Afrikanus und dieselbe Angabe über die Ksorol wie
P: denn die Variante in der Zahl der Bücher (xö' — cö') ist nur
textlich. Auch für S kann Eusebios in keiner Weise die Primär-
quelle gewesen sein. Die Inhaltsangabe der Esorol fehlt bei P;
das wird uns nicht beirren. Nun sind in dem S- Artikel die
Bestandteile aus Sophronios stark gekürzt: P hat diesen Teil
der Vita noch vollständiger gelesen. Zum ersten Male also tritt
uns entgegen, dass entweder S oder schon die von ihm benutzte
Handschrift den Text der Epitome unvollständig wiedergiebt.
cod. 58 des P enthält Arrians Hagd-Lyd. Der dürftigen
Bezeichnung des Inhaltes folgt eine Biographie, der ich aus dem
S- Artikel die entsprechenden Stellen zur Seite setze:
P S
17 b 11: ovrog 6 \4QQLav6g (pLX6öO(pog ' ÄQQLavog'Nixo^riösvg.
[ihv Tjv rrjp 8jn0rt'ifi?]v, slg rcov ofziXrj- i (piXoöofpog Eüiixri -
rojv 'Ejtixr/jrov, xara ö\ rovg XQOvovg rsiog, 6 eütixXrjd^Hg
'AÖQiavov xal Avrmvlvov rov ULov xal vsog ^svotjpcov. tjv öe
Mdgxov rov ^Avro^vivov tyvcoQiCero. ev Poj^i] ajtl Aögcavov
eTKDVOfta^ov dh avrov ^svo^covra vaov. xal Mdgxov xal Av-
öid ÖS ro rrjg Jtaiöelag sjtlorjfiov aXXag \ rwvivov xal a§,Lcofid-
T£ jioXirLxdg agyctg ejttorsv^?] xal slg I ro:)v fcsraXaßcov xal
ro rcöv vjidrcov dvsßt] rsXog. sygaips öh l^^XQ^^ avrov rov vjta-
ßißXla xal srsQa rcov [isv öiarQißcav rsvoai, xad^d g)7]0tv
^EjcLxrrjrov rov ÖLÖaoxdXov öoa löfcsv EXtxcoviog, ötd rijv
ßißXla oxroj, rojv öh ofitXtcov rov av-
rov EjtLxrr)rov ßißXla öcoösxa. loyvog
de ryv (pQdöLV aorl xal fiifirjrijg cug
dXrjd-mg Asvo(pcovrog. (paöl 6s avrov syQaif's 6s ßißXla jrafi-
xal srsQa ygaipai, a ovjig) slg 7}fisrsQav jiXt]d^t].
acpixsro yvwöiv. 6?jXor 6s mg ovös ()i]ro-
QixTjg ov6s öog)lag rs xal övvd^isojg
ajtsXsijtsro.
rrjg nai6siag ös^lo-
rijra.
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 47
Trotz des grossen Wortreichtnms hat P im allgemeinen
weniger als S: nur die Titel der epiktetischen Schriften gewinnen
wir aus ihm für H. Die Urteile des P über den Stil des Arrian
rühren von ihm selbst her, zum Teil aber sind sie von H beein-
flusst.
Über den Juden Philon spricht P gelegentlich des Buches
gegen Flaccus, cod. 105. Nachdem er den Titel (mehr nicht!)
angegeben und den Stil mit wenigen Worten charakterisiert hat,
fährt er fort: hv de rolg y^Qovotg yzfiaös FaCov xov Kaioagog,
jiQoq ov vjtsQ Tov lölov Id^vovc, yQmfH jtQeößsvOai AyQijtjta
Ttjq ^lovöaiag ßaOcXsvovrog. Schon dies klingt an das, was S
nach Sophronios XI mitteilt: Xiyovoi xovxov sjüI rd'Cov Kalli-
yoXa 8V tfi '^Pcofit] xcvövvevöai, oJtrjvlxa JtgsößsvTfjg rov olxslov
Id^vovg ajrsoraXT]. Aber mehr wie die Form des Satzes kann
P nicht der Epitome verdanken, denn er beruft sich auf Philon
selber und erwähnt den Agrippa, den weder S noch Sophronios
nennen. Jedoch in allem, was folgt, ist die Übereinstimmung des
P mit der Epitome nur noch grösser. Ich setze neben die Worte
des P die entsprechenden Stellen des S-Artikels und des Sophro-
nios; was Qiir vonP selbst herzurühren scheint, ist durch kleineren
Druck hervorgehoben.
g)6QSTac öh av rov Jtoh
Xa xal jtoixiXa ovv-
xayiiaxa^ r\d^ixovg X6-
yovg JteQiixovra xal
Tfjg jtaXaiäg vjiofiv/j-
[laza, Tcc TtXstaza ngdg
dXXi^yoQiav zov y^ä/x/za-
zog sxßia'QofjLEva, iS, ov
oifjiciixai TcäqodXXriyoQL-
xoq.. . XöyoQ uqx^v sg'/sv
ecGQvrjvai. XeysraL öh
avTOV xal tccXqiötc-
avmv iiV7]{hEVTa vote-
Qov rovTcop öia Te-
va XvjtTjv xal oQyrjv
exjteoslv. aXXa jzqo-
regovys avt6vg)aöiv
S
3811 B 5: siölv
ovv, cog jtQosijto-
H8V, Ji8QL(pavri xal
dvaQlO^U7]Ta avrov
öwrayfiava
Sophronios 11.
siöl Tovrov JI8Q1-
(pavri xal avagid^-
fir]Ta öwrayuaxa.
}
48 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
tJil KlavÖLOv rrjv
'P(6fi7]v xazaXaßovra
IltTQCp TW XOQVCpalcp
rmv ajioöTolmv ev-
xvy^Blv Tcal ^iXlcog
öcars&^vaL, ig ov
xal Tovg fta&fjTccg
McLQxov Tov svayys-
XlOtov — axQoazr^g
d' 6 MaQxoQ nizQOV
— fzmjfit]g yML ev-
(pi][iiag d^uooai.
Ixslvovg yag Xi-
ysiv avTOv (paöi
jtaQcc lovöatoig Jte-
(piXoöocprjyJvaL. cov
xal rag öcaxQLßag
[iOvaöTTiQia TS xaXel
xal TOV dox7]Tixbv
dtavveiv avTOvg dva-
xrjQVTTei ßlov vrj-
OTsla xal jiQoösvxxi
xal dxTrjöia jtQOOavE-
XOVTag.
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3811 B 1 xal oT£
TO ÖSVTSQOV i]k&6
jtQog EZavöiov, ev
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aylcp ajtoOToXo)
UeTQcp xal Tov-
Tov[g] aOyj]X8Pat,
(ptliav , xal öia
TOVTO TOVg ÖJtOV-
öaöTag MaQxov,
TOV fia&r/Tov üst-
Qov, ev AXs^av-
ÖQsla ejtsöi xexo-
öfiTjxevac
Sophronios 11.
xal 6t8 t6 ÖeVTEQOV
riXd-e jtQog KXavöiov,
ev TJ] avTij üioXh
ÖLaXeyd^rivai tw djto-
öToXcp nezgqy xal
TOVTov eGyr/xavac g:i-
Xlav xal öid tovto
TOvg öJiovöaOTag
MCCQXOV TOV fiaO^T]-
TOV IltTQOV Iv
AXeBavöoela tjteoi
xexoöiiTjxevai.
ejteiJteQ jteQt Tf]g
jiQ CO T7]g Mdgxov
evayyeXiOTov ev lAXe-
^avdgela exxXrjOiag
ygdcpwv slg ejiaivov
TOJV ijfieTeQOJi> dva-
XO)Qel, ov [iovov av-
Tod^i avTOvg aXXd xal
ev jioXXalg ejiaQylaig
eivai (pdöxojv^ xal
Tag aöxijöeLg avTwv
xaXel fiovaöT7]Qia acf
wv ö?]Xovvrat TOiav-
TTjV TCOV T(X) XqLÖTCiJ
jtLOTevodvzcov exxX?^-
ölav yeveoü^at. ojtolot
OL vvv novayoi elvai
C^?]Xovöt xal ejti&v-
^UOVÖl, COÖTB fi?]öev
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Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 49
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Sophronios 11.
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ipaXfiotg jtaiöevöei
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^llmv 'lovöalog rey-
d^elg tv ^Xs^apÖQala,
ysvovg UQtmv
JieQL TOVTOV eÖTLV 7]
jiaQotftia rmv EXXrj-
Vixmv „7j nXarmv
g)iXmvlC^6i 7] <pLXmv
jtXaTmviCsc^' ....
eöTi öh 10 yevog
fg legimv xaiayo-
fisvog, ^AXs^avÖQSvg
Ö6 iTjv jtaiQida. 100-
0V10V ö aviov lolg
EXXrjViOialg jtüQa-
6X£tv ^avfia irjg ev
lolg Xoyotg övvd-
^emg, mg xal Xiyuv
aviovg J} nXarmv
cpiXmvl^si 7] ^IXmv
jtXaimviC^ei.
P hat auch diesmal eine Kleinigkeit aus Sophronios und
eine Notiz anderer Herkunft mehr als S, und statt des Schriften-
kataloges hat er nur die Gattungen angegeben, denen die Schriften
Philons angehören, wozu er nur die bei S aufgezeichneten Titel
zu lesen brauchte. Aber gerade aus dieser Vita ergiebt sich
schlagend, dass P die Hesychepitome benutzt. Denn, wie oben
(S. 29) dargelegt worden ist, steht das Sprichwort 7] ÜXdiojv
q)iXmpl^6c 7] ^IXmv jtXaimvlCei bei Sophronios am Schluss der
ganzen Biographie, bei S aber (also in der Epitome des H) ist
es an den Anfang gezogen^ und durch einige überleitende Phrasen
mit den Angaben über die Vaterstadt und das Geschlecht des
Philon verbunden. In derselben Verbindung mit dem Anfang
der Vita hat P das geflügelte Wort gelesen, sogar von der
Überleitung des Epitomators hat er wenigstens die Schluss-
wendung augenscheinlich gekannt.
Die von Pamphilos dem Märtyrer verfasste, von Eusebios
vollendete Apologie des Origenes (cod. 118) hat P gelesen. Er
beginnt mit der Bücherzahl und zitiert dann die beiden Autoren
92 b 8 mit cpaol (das nicht auf die vorhergehenden dXXoL 6h
jtXsiöiOL gehen kann) und 92 b 14 tpaol ... 6 i£ ndf/g)cXog ficcQivg
xal eiBQOL jtXelöiot: dies letzte Zitat betrifft die Zeit des Todes
Texte u. üntersuclaungen XIII, 3. 4
50 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des ffieronymus.
des Origenes. Wenn also P unmittelbar darauf eine abweichende
Angabe über denselben Gegenstand mit ol ös einführt, so ist
klar, dass er hierbei eine andere Quelle im Auge hat:
92 b 19 OL öt cpaoiv avzov tcog raXXov vmI BoXovöiavov öiag-
xtöavra xal lc,r/xoöTov evaxov ezog Tt]g ?]?uxlaq ayovxa
Iv TvQcn yMi zeAsvxTJoac xal xacpi] Jtagaöoü-ijvai.
Das ist der Schluss der Sophroniosvita, bei S 27S8 C 6 eC,f]a6
ÖS tcog FaXXov xal BoXovöiavov , xovxeoxip tcog ^' xal 5'
8XOJV xrjg r]Xixiag avxov, xal ixoifi/j&t] hv I'vqoo, Iv ?} xal
lxa(prj.
Den Widerstreit der Meinungen entscheidet P selbst, unter
Berufung auf die nach der decianischen Verfolgung geschriebenen
Briefe des Oripjenes:
92 b 22 löXL ÖE ^aXXov ovxog 0 Xbyog dX7]0-?]g, et ys al (ptQO-
(zsvac avxov f/exä xov Aexlov ölco'/^ov i-jtioxoXal ovx
eyovöi xo üiXaöxov.
Dann kehrt er zu der vorher benutzten Quelle mit einem cpaolv
zurück:
92 b 24 jiavxog öe .uaO^r/fiaxog löeav cpaolv avxov xal j^exeXd-etv
xal ÖLÖaöxeiv.
Das ist, nur in aller Kürze zusammengefasst, dasselbe, was der
Artikel der Epitome im Anfange, teils aus Eusebios, teils aus
Sophronios, in aller Breite auseinandersetzt: S 27S4 A4 — D 2.
Auch der Anfang des folgenden Satzes deckt sich mit dem Be-
ginn des Epitomeartikels :
P 92 b 25 xovxov xolvvv x6v'S2Qty£V)]v, ov xal\4öa^iavxiov
£jtovoffaC,£oO-al (pa<ja\
S (Sophr. 54) 'S2Qiyevf]g o xal 'Aöafiavxiog,
aber die von P gegebene Erklärung des Beinamens: oxl aöa-
{lavxlvoig öeoiiolg acoxsoav, ovg av örjöete Xoyovg, steht weder
bei S noch sonst bei einer irgend in Betracht kommenden Quelle,
sie ist ein Autoschediasma des P. Die daran gefügte Angabe :
axQoaxijv xal öiaöoyov Xtyovöt ysvtö&at KXfjfievxog xov oxqco-
fiaxewg xal xov xaxa xtjv 'AXs^avögeiav ExxXrjöiaoxixov öl-
öaöxaXeiov, wiederholt nur die Angaben der einen Quelle der
Epitome, des Sophronios 38. Daran knüpft P die Notiz:
KX/jfitvxa ds Uavxaivov yevtüO^ai Xtyovoi xal axgoaxtjv
xal xov öiöaOxaXetov ÖLaöoyoi',
die weder bei S noch bei Sophronios steht. Aber wir können
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 51
den Weg nachweisen, auf dem P zu ihr gekommen ist. Cod. 109
bespricht P die '^Fjcoxvjcojöetg des Klemens, und aus ihnen führt
er 88 a 38 an: liad-rjTTjq ös, cog xal avzog ^t]Oi, yeyovs Ilavrai-
vov, und aus derselben Quelle wird also wohl auch der eng-
verbundene folgende Satz entnommen sein: UavTatvov öh rcov rs
Tovg ajtoöToZovg swQaxorcov axQoaoaO\}-at, ov p]v alXa xal
Tivcov avTcöv axeivcov öiaxovöat. Von dem Reste des P- Artikels
gehört die unmittelbar folgende Partie 92 b 34 — 93 a 22 der
Apologie des Pamphilos an, der Schluss (von riv de IJafitptXov)
wird uns in anderem Zusammenhange beschäftigen. Um jedem
Einwände zu begegnen, bemerke ich noch, dass die Kirchenge-
schichte des Eusebios als unabhängig neben Sophronios von P be-
nutzte Quelle nicht an einem einzigen Punkte in Betracht kommen
kann: selbst wo verwandte Angaben bei Euseb stehen, hat er in
der Regel weniger als P oder er weicht von ihm materiell ab.
Ganz deutlich wird das Verhältnis von P zu Sophronios und
Eusebios bei Hippolytos. Eusebios giebt VI 20, 2 ein Verzeichnis
der Schriften des Hippolytos und VI 22 die kurze Bemerkung:
woavTwg ÖS xal '^IjtüioXvrog hregag Jtov xal avxog jtQosöTcog
IxxXriölag. Beides hat Hieronymus, und nach ihm Sophronios 61,
benutzt, aber zugleich auch erweitert. P aber giebt cod. 121
zunächst einen Auszug aus der Vorrede des antihäretischen
ovvrayua des Hippolytos, 94 a 24 — 32. Darauf behauptet er,
dass Hippolytos die Echtheit des paulinischen Hebräerbriefes
bestritten habe: das steht bei Sophronios, fehlt bei Eusebios. P
fährt fort: 94 a 34 ItjeraL Ö£ ovrog xal jiqoöoihXslv reo Xacp
xaxa [iiiiri^LV ^SlQiyevovg^ ov xal övvt]d-7jg (idltora xal tQaOxrjg
rmv loycov vjtrjQiev^ (Dg xal jtQozQtipaO^at avxov x?]v d^nav
vjiofxvTjfiaxlöac YQag)r]v, lyxaxaöxrjoag avxco xal vjtoyQa(p£ag,
bjixa xayvyQa(povg xal extgovg xoiovxovg yqa^povxag dg xaXlog^
mv r\v xal xrjg öajtav7]g avxog yßQr/yog. xal xavxa vjtrjQexov-
fisvog avxcp ajiaLxäv avxov ajtaQaLxrjxoog xö sgyov, tg ov xal
egyoÖKDxxrjv ev fita t65v ajiLöxoXmv ^SlQiyevovg xXrjO^TJvai.
jiXelöxa 08 xal ovxog Xtyexai ovryyayQafpivai. Die Angabe, Hip-
polytos habe in seinen Predigten den Origenes nachgeahmt,
stammt aus Sophronios, der am Schlüsse des Schriftenkatalogs
bemerkt: .... ti^qI xov JcciOxa, xaxa jcaöSv xcöv algtöecov,
jiQO0OfitXi(DV (lies jigoGoiiiXiav) jisqI xcov Ijialvojv xov Kvqlov
Tjfiojv ^Irjöov Xqcöxov, ev oig jtagovxog 'S^Qtyevovg tavxov atfit-
4*
52 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
XrjTCbvaL y.axa {ii[ii]Oiv avrov tv zTJ txxXTjola örjXol. Unmittel-
bar daran fügt Hieronymus- Sophronios: 'Af^ßQoöiog . . . JtQOETQt-
ipaxo ^^iQiyivu rag, &eiag vjioßvrjßarlöai, y^acpag Jtageoyrjxcog
avTcp ejird xal jiluovg voraQiovg xal rag tovtojv öajtavag
xal xaXXf/Qcccpovg rov löov agiü^fibv xal, ojieq sotI fietCov,
avvjioiöTcp öjtovöij exaöroTe eQyov jtaQ avrov ajtatzcov, 6i6
kv fiiä ejiiörolfi iQjoöicöxTriv avrov i^Qiyevfjg xaXsl.
Genau dasselbe hat P, der zum Teil dieselben Ausdrücke
braucht, in seiner Quelle hinter der Angabe, dass Hippolytos
den Origenes nachgeahmt habe, vorgefunden. Nur, was Sophro-
nios von Ambrosios berichtet, überträgt P auf Hippolytos selbst:
er hat ^^giyersi bei Sophronios für ^ilgiyivri gefasst oder das
letztere in seiner Handschrift vorgefunden. Allein gerade dieser
Irrtum zeigt, dass P beide Notizen, die über die Nachahmung
des Origenes und die über Ambrosios, in demselben Zusammen-
hange gelesen hat, wie sie bei Sophronios stehen : nur dann wird
die Entstehung des Versehens begreiflich. Eusebios nun weiss
davon, dass Hippolytos den Origenes in seinen Homilien nach-
gebildet habe, überhaupt nichts. Das Verhältnis des Origenes
zu Ambrosios kennt er (VI 23), er hat es auch hinter seinem
Kapitel (VI 22) über Hippolytos, aber ohne jeden Zusammenhang
mit diesem, ja ohne den Hippolytos in Verbindung mit dem
Ambrosios überhaupt zu erwähnen. Die Entwickelung des Irr-
tums von Stufe zu Stufe ist also klar ^), von Euseb zu Hiero-
nymus und Sophronios, von Sophronios zu P. Ebenso klar ist,
dass Eusebios nicht die Vorlage des P gewesen ist, sondern
Sophronios. Denn auch die Schlussbemerkung des P zeigt deut-
lich, dass dieser das reichhaltige Schriftenverzeichnis des Sophro-
nios gekannt hat. S hat nur zwei Titel des Hippolytos in seinem
Artikel, sonst keine Angabe. Beide Titel stehen bei Sophronios,
folglich ist dieser auch hier die Primärquelle der Vorlage des
S gewesen. Nur liegt wiederum das Verhältnis so, dass P die
gemeinsame Quelle reiner und reicher bewahrt hat.
cod. 125 berichtet P den Inhalt der beiden Apologien des
Märtyrers Justin, in aller Kürze. Daran knüpfen sich ausführ-
liche biographische Notizen'-^), die sich mit der aus Sophronios
XXIII entlehnten Vita bei S genau decken: P 94b 38 ricöagag
1) Vgl. Heinieben zu Euseb. b. eccl. VI, 23, not. 1.
2) A. Hcirnack, Gescb. d. altcbr. Litt. I 106.
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 53
ÖS jcgayfiarsiag — d^avarov dvsöe^azo = S 1782 C 2 ovrog
vjteQ T?]g d-QTjöxelaq — tjv covofiaöa ipaXxrjv^ 1783 A 5 ou p/i^
dXXa xal — £V reo ^AjtoXoyrjzixw, 1782 B 7 'lovörivog — IIqIö-
xov Tov BaKxeiov, 1783 A 8 ovrog — ötazQißdg, 1782 B 7
(pLÄoöOtpog — )(^Qc6{i£vog, 1783 B 1 evd^vvmv I{ql6x?]v — vjiIq
Xqlöxov ejtad-£v. P lässt einige Titel aus dem ScLriftenkatalog
weg, lehnt sich aber häufig wörtlich an H an, nur den Schluss,
das Martyrium des Justin, stilisiert er freier. Die bei Sophro-
nios sich findende Erwähnung des Eirenaios [cbv tivcov Elgr/-
valog av rm e loyop rcov xard xcov algarixcov fiafivrjrai) lassen
P S gemeinsam weg: beide geben also dieselbe Redaktion des
Sophronioskapitels wieder.
In der kurzen biographischen Notiz, mit der P die MsZerac
des Himerios begleitet:
S
'^IfieQiog, \4neLvlov Q7]TOQog, Ffgovöid-
öog zrjg Bid^wiag, 6og)iöTrjg xcov sjtl
lovXiavov TOV ßaöcXacog^dvTCJtacösv-
6ag IJQoaiQsolq? ev ^A^?]vaig, jifjQog
rag oxpeig ev y^QCi. lygaipa MeXazag
hat P eine Kleinigkeit mehr, die Nennung des Kaisers Constantius;
dass Himerios die Rhetorenschule in Athen geleitet hat, ergab
sich aus den Worten dvztJicuöavöag av Ad^i]vaig\ Julian wird
bei P und bei S erwähnt.
Den Theopomp von Chios (cod. 176) hat P selbst gelesen,
wie zahlreiche Zitate zeigen (120 b 30, 121a 7, a 11, a 14, a 22;
dazu Xayazai 120 b 20, 121 a 24). Zwei Stellen sondern sich
durch die Art der Anführung von dem aus Theopomp Heraus-
notierten ab, die eine durch ein folgendes <pvyalv öa layazat,
welches das theopompische Gut einleitet, die andere durch die
Wendung ctXXd Qaojto^Jtog f/av zavza, cpaol da, die den Ab-
schnitt aus Theopomp schliesst; beide Stellen sind aus H:
P 109 a 2
fjX^aöa 6a am Kmvözav-
ziov xal zov övöoaßaozd-
zov lovXiavov xal zov av
Adrjvrjöi xazd grjzoQalav
jtQovOZTj ötöaoxaXaiov
P
120 b 19 aözt öa Gaojtofijtog
Xlog fiav zo yavog, vlog Ja^ia-
oiözgdzov
121 a 23 g)aol 6a avzov za xal
'E<poQOv ^löoxgdzovg yavaoO^ai
^ad^rjzdg
S
0a6jüO(iJiog Xlog, Qi]zcoQ, vlog
AaiiaöLözgdzov
1867 B 7 ^laoxgdzovg dxovöz?]g
afia E^oQcp.
54 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
cod. 189 bespricht P einen Xoyoq 'Hqojö?] rm ^lovöaioDv
ßaöiXel jiQOöJtegxDVTjfitvog, Iv o) uiagaöo^mv td^wv sozc owaycoy?].
Xacli einigen wenigen Angaben über den Inhalt des Buches
folgen biographische Notizen, die sich wiederum mit S decken.
P I S
146 a 8 6 hx Jafiaöxov ö eöriv i Nix6?moc, Jafiaoxrjpog, yrojQi-
ovrog, olfiat, Ä'ixoXaog, o am fiog'^HQojöov rov rojv^lovöalow
Tcov AvyovöTOV xqovcdv ax- ßaoiXsoDg xal Avyoiorov Kai-
fiaöag yMt cplXog avrq ygrjfia- \ öagog, g)iXooog)og jtEQLjtaxrjxL-
TLöag. 6^ ov xal jiZaxovvrcov xbg rj jtXazcovLxog ov-
Ti slöog, a ÖL£jtsfiJC8 Kalöagt,
elg Ttfifjv Tov öe^tov\uevov vt-
xoXaovg o Kaloag exaXeoev.
Tcog ÖS TjöJiaöaxo avrov 6 Kai-
öaQ, ojg Tovgvji exdvov jisfi-
Jtofisvovg Jt?MxovvTag vlxo-
Xdovg avxov xalüv.
Diesmal hat P weniger als S. Wenn er dann fortfährt:
ovTog xal AööVQLax7)v loTorjlav tv jioXvot'ixg) ßtßXlo),
ooa üiaXaiav iivi]y.y]v arayvoDönarojv txofisv, xaxa-
XeXotJiev,
so stimmt das allerdings nicht ganz zu S, der die löxogia xaO-o-
Xtx)] in 80 Büchern erwähnt. Aber S geht für diesen Punkt auf
die konstantinische Encyklopädie zurück.
Bei Dion von Prusa (cod. 209) hat P die biographischen
Notizen dem Bericht über die Handschrift vorangeschickt. Ich
gebe in kleinerem Drucke, was von P selbst herrührt:
S
1027 A 7
Aicoi^ o IJaötxQaxovg
IlQovöasvg
dveyv(oad^i] /Jlwvog ßißklov iv ).6yoiQ n.
ovTog töxL fitv xi)v naxQLÖa IlQovöaavg,
<pvyag 6 lyayövu xavxr^g xvgavvlöog
IxxXivcov öovXelav xal jioXXijv tJtijXd-s
jiXavcoiitvog yyjv. ös^iog öh tceqI zovg Äo-
yovg eöo^ev elvai xal fiä/ucza tovq ogol qvQ-
(jLit,Eiv ovfjißovXtiovaL za 7]d-Tj. jjxfiaöe de 1027 B 2
xaxä rovg xgovovg xov ßaötXtcog Tga'C- 1 xal öisxgiipe x6 jtXet-
avov xal jcXelOxov ÖLaxgirps ygovov nag oxov JtagaTgaiavcp,cDg
avxcp xal xTjg oxi y.aXi6xa xL[itig xal xal ovyxa&a^töd-ai Iv
dt^iojö£a)g txv/sv, cog xal övyxa^tCso&aL xco ßaöiXixm oyj'jfiaxi.
avxov xw ßaciXelo) oyjjfiaxi. jialg fiev ! 1027 A 7 Aicop 6 Ua-
ijv ovxog üaöixgaxovg, 00(jpi0x))g öh oixgaxovg, Ugovoasvg,
Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 55
s
öO(piöX7)q xal (ptXoOo-
(poq.
1027 A 8
dvTSjtoislro Ö8 ösftvo-
T9jTog, cog y.di ZeovzTJi'
g)OQ(ßp jtQOitvai. rjv
öh IsjiTog ro ömiia.
1027 A 8
ov Xqvöoöto^ov l/ca-
Zeöav.
xal g)iX6oog)og ro sjttTfjöevfia. Ijil roöov-
Tov ö' avTOV rrjg xatä Tf Oy/jfia (paoc
öe(^v6T7]rog avriJtotHOOai-, cog xal Xtov-
rr/P JioXXaKig h>rjii^^vov Jioielödai t?]p
jtQooöov. (pmvi]v ös yQsiiaiav f]g)l£i xal
öTad-egäv. xal oxolalov fzsv aX7^ ovx ava-
ßsßXt]fcevoi^ ßddtöfia, xal xaXla tcdv xiv?]-
lidrcov ovx dövfi^ojva. iöyvog de ?)v xal
ovöh fisyag ro ö65fia. rovrov jtoXXovg
(paOL xal jioixlXovg ygatpac Xoyovg' ol
6 elg rjuETBQccv (pd^aoavisq yv(öaiv zov n tzrA?/-
^ovv (XQtO^/uov. Xqvöoöto^ov ö avTOV ol
XoyoL xfi xar avrov jEvm öaöcoxaatv
ejtovoffdCsii^.
Thatsächliches Material hat P nur wenig mehr als S, die
Erweiterungen sind bei ihm überwiegend stilistischer Natur. Den
Schriftenindex des H thut er mit einer allgemeinen Redewendung
von jioXXol xal jioixiXot X.6yoL ab, weil er selbst die 80 Reden
in seinem Kodex besitzt.
cod. 210 enthält die x£(pdXaia exxXrjöiaörixa des Caesarius.
Auch da steht am Schlüsse eine kurze biographische Notiz, die
sich mit der nur wenig ausführlicheren Vita des S deckt: P 168 b 19
BivaL — döeXcpov = S Kaiöagstog.
Endlich cod. 74 bezeichnet P kurz den luhalt der jtoXtrtxol
Xoyoi des Themistios, charakterisiert noch kürzer ihren Stil und
bestimmt die Lebenszeit und Stellung des Themistios (52 a 8 — 14),
dies aus Themistios selbst, den er zitiert. Daran schliesst sich
bei ihm (52 a 15 tovtov tov &£(iiOTLOi) — OJtovöaOTrjg (pcXo-
öo^iag) derselbe Katalog der Schriften des Themistios, zum teil
ausführlicher, zum teil gekürzt, dieselbe Einreihung des The-
mistios unter die Philosophen wie bei S s. v.
Ich glaube, nunmehr den Beweis erbracht zu haben, dass
die Epitome aus H die biographische Vorlage des P gewesen
ist. Vielleicht ist es nunmehr möglich, über eine Stelle zu
urteilen, die als Beweismaterial nicht verwendet werden durfte,
cod. 40 der Bibliothek des P enthält die Kirchengeschichte des
Philostorgios. P hat sie irgend einmal wirklich ganz gelesen,
56 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
seine Exzerpte sind von Valesius herausgegeben. Wenn uns
also in der Bibliothek ein Zitat aus Philostorgios begegnet, werden
wir zunächst geneigt sein, es der eigenen Lektüre des P zuzu-
schreiben. Aber in der Bibliothek zitiert er nur eine einzige
Stelle aus Philostorgios, nach der Besprechung des Buches. Er
hat von diesem nur eine dürftige Inhaltsangabe gegeben; ob er
es für die Bibliothek von neuem eingesehen hat, ist mindestens
zweifelhaft. Und jene einzige Stelle geht den Philostorgios
selbst obendrein gar nichts an, es ist dieselbe Stelle, die der
Epitomator in den Biographien des Gregor, Basileios und Apol-
linarius ausgezogen hat, nach jener Inhaltsangabe von P so ein-
geführt, wie vielfach die Mitteilungen aus der biographischen
Quelle, ovTog öe 6 ^iloöTOQytoq etc. Es ist vielleicht nicht zu
viel vermutet, wenn ich annehme, dass er diesmal das Philostor-
gioszitat nicht aus dem Buche selbst, sondern aus der Epitome
des H genommen hat.
Da P einzelne Viten vollständiger hat als S, ist zu fragen,
ob er nicht auch ganze Biographien enthält, die bei S unterge-
gangen sind. Es sind nur wenige Viten, die in Betracht kommen:
eine heidnische, Appian, cod. 59 (17 a 13 — 15), die bei S s. v. durch
ein Stück aus der konstantinischen Enzyklopädie ersetzt ist, und
einige christliche:
cod. 14 Apollinarius von Hierapolis = Sophron. 26.
cod. 48 Gaius (IIb 40 — 12 a 9 svörjlov aus den von P erwähnten
jtaQayQa(pcd\ der Rest aus Sophronios 59, kontami-
niert mit Euseb. II 25, und erweitert um ein paar
Titel: die Hand des Epitomators ist ganz deutlich),
cod. 112/113 (90 b 5— 17) Clemens Romanus = Sophron. 15 (nicht
aus Euseb. h. eccl. III 15. 16. 38)
cod. 118 (93 a 26—28) Pamphilos = Sophr. 75. >)
cod. 119 (93 b 19—30) Pierios = Sophr. 76.
cod. 120 (94 a 11—22) Eirenaios = Sophr. 35 (nicht aus Euseb.
V 4. 5. 24).
Die Verschiedenheit der Überlieferung der Epitome bei P
und S darf um so weniger auffallen, als zwischen der Abfassung
der Bibliothek des P und dem Lexikon des S ein Jahrhundert liegt.
1) Die von Ad. Harnack Gesch. d. altchr. Litt. 1 550 angezogenen
S-Artikel betreffen den Kirchenschriftsteller Pamphilos nicht.
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 57
Wir können nunmehr die H-Epitome ziemlich genau datieren.
Nach 829 muss sie verfasst sein, da sie s. v. ^lyvaxLoc, dessen
Biographie des in jenem Jahre verstorbenen Patriarchen Nike-
phoros erwähnt (s. 0.). Die Bibliothek des P ist kurz vor dessen
assyrischer Gesandtschaft im Jahre 857 geschrieben. Zwischen
829 und 857 n. Chr. ist also die Epitome aus dem Illva^ des
H entstanden. Das war jene Zeit, in der, zum grossen Teil unter
Einwirkung des P, in Byzanz eine Art von Renaissance klassi-
scher Studien heraufstieg. Sie konnten nur gefördert werden,
indem man sie in den Dienst der christlichen Kirche stellte. So
ist P verfahren, so hat er gedacht (quaest. Amph. XXI). Da-
mals lag es nahe, das alte biographische Handbuch des H neu
zu bearbeiten: es wird den Eindruck der Brauchbarkeit gemacht
haben. Natürlich musste es auf die Höhe der Zeit gebracht
werden: so ward es gekürzt, in alphabetische Ordnung gebracht
und um die christlichen Viten bereichert.
Der Ertrag unserer Untersuchungen erstreckt sich nach zwei
Richtungen hin. Nach unten hin ist für die Quellenanalyse des
S und des P, desgleichen für die Arbeitsweise des letzteren, ein
kleines, aber nicht unwichtiges Stück erledigt. Nach oben hin
ist für die recensio des Sophronios die Erkenntnis gewonnen,
dass P und S nicht zwei, sondern nur eine Handschrift der
Hieronymusübersetzung repräsentieren, und zwar eine Handschrift
des neunten Jahrhunderts. Sache des künftigen Herausgebers
der viri inlustres wird es sein, von dieser Erkenntnis Gebrauch
zu machen.
Nachtrag.
Die eine Seite der Arbeit des Epitomators an dem Original-
werke des H ist selbstverständlich das Epitomieren im eigentlichen
Sinne gewesen. Er hat den Uiva^ einer durchgreifenden, stark
kürzenden Redaktion unterworfen. Wenigstens zeigen die Reste
des vollständigen H in den (alten) Platonscholien i) eine von S
erheblich abweichende Fassung.
Sodann aber hat der Epitomator die Biographien, die er bei
H nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet vorfand, in alpha-
betische Reihenfolge gebracht.
1) Vgl. einstweilen Mettauer, de Plat. schol. fönt. 57.
58 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
Die Epitome, die dem S vorlag, hatte lexikalische Form:
ich halte die von A. Daub i) für die alphabetische Ordnung der
Quelle des S angeführten Gründe für durchschlagend, besonders
die Glosse "E^iJtJrog. Von dem Originalwerke des H gilt nicht
das Gleiche. Nach den verdienstlichen Beobachtungen C.Wachs-
muths^) und A. Daubs'^) steht fest, dass es die einzelnen Lebens-
beschreibungen nach litterarischen Kategorien gruppierte. Ins-
besondere hat Daub^) darauf hingewiesen, dass, wo mehrere
Leute desselben Kamens bei S Biographien erhalten, regelmässig
die Dichter vor den Prosaikern stehen. Die verschwindenden
Ausnahmen von der Regel sind zumeist noch von der Art, dass
Prosaiker und Dichter streng von einander geschieden sind. Aber
es lässt sich wenigstens für die Prosaiker die Reihenfolge der
einzelnen Kapitel bei H noch ermitteln. Auch innerhalb der
Prosaiker ist bei S eine bestimmte Reihenfolge der Homonymen
beobachtet. Als litterarische Gattungen erscheinen in den H-
artikeln die Philosophen, die Historiker, die q/itoqsc und ooq:i-
oral, die Grammatiker, die Arzte und endlich Schriftsteller-
spezialitäten, w^ie Verfasser von ovslqoxqltlxcc, oipaQTvrixa
u. dergl. Dabei ist zu bemerken, dass unter dem Ausdrucke
QTjTCOQ sowohl die Redner als auch die Lehrer der Beredsamkeit
zusammengefasst werden, und dass nach spät-antiker Anschauung
dann naturgemäss die als öocfLöral bezeichneten Männer derselben
Klasse zuzurechnen sind^). Die Reihenfolge der Homonymen bei
S veranschaulicht folgende Tabelle:
Dichter | Philosoph | s. v. 'ÄQQiavog, "EiiJteöoyJSjq^
EvcpoQLCDv. 'ijiJiaQyoq. KQaT7]g,
MvQco. Ilavvaööig. ^Jififtlag,
2coTaÖ7]g, ^TQaTCOV.
Dichter ! Philosoph Sophist s. v. 'AXe^avÖQog.^)
Dichter 1 Philosoph Grammatiker s. v. IlTOÄSiialog.
1) Fleckeisens Jbb., Suppl. XI 408.
2) Symb. Bonn. 139.
3) a. a. 0. 406.
4) a. a. 0. 407, 6.
5) Man vergleiche die Bloi oocfiazüjv des Philostratos.
6) Vgl. unten p. Gl f.
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 59
Philosoph
Philosoph
Grammatiker
Grammatiker
Dichter Philosoph | Grammatiker | Spezialität {lozoQtxbg xal
(XQxiSQSvg): s.v. ^AjioXIowloq.
Dichter | Philosoph | Arzt \ s. v. NLZOiiaxoq.
Philosoph I Historiker [ Sophist-Rhetor | s. v. Alojv,
Philosoph I Historiker | s. v. ^Ava^iftavÖQoq. ^Exaraloc.
^laöcov. Kqlxcdv. Mavat/fiog.
!Esvo(pö}v. Tlfiaiog.
Philosoph I Rhetor-Sophist j s. v. ^Ava^cf/bV7]c, Aloyl-
VJ]g, AgiöTOxlf/g, Aqjco-
xQazLcop, EQfiayoQag, Zco-
öLfiog, 'lovXiavog, Oacor,
Aecov, Nr/c6?Mog, Ävv-
fi?]vtog, Iloösidcoviog.
Spezialität | s. v. Alövfiog
s. V. ^Axvlag, ^Afifiojvtog,
z/?]firjTQcog, /iixaiaQxog, '^Ilga-
xlslörjg, nafig)iZog, UgoXicop
Dichter j Historiker | s. v. ^^rgdtrig.
Dichter | Historiker | Grammatiker | s. v. IJalalcparog.
Historiker | Rhetor-Sophist | s. v. Ilavöavlag, ^üujt-
jtog.
Dichter | Rhetor-Sophist | s. v. Oeojto^jzog. MivavÖQog.
Dichter | Rhetor-Sophist | Spezialität | s. v. AvTig)cov.
Rhetor-Sophist j Arzt j s. v. Js^tjijtog, ßlccQxs^.Xog,
2JaZovöTtog.
Rhetor-Sophist | Grammatiker | s. v. A7]fioo^tvrjg.
Rhetor-Sophist | Spezialität | s. v. nayxQCCTCog.
Dichter | Grammatiker | s.Y/AjioV.6öcDQog,'AQtöTog)dvr]g/EQ-
ficjijtog, Aqccxcov, 'Of.i?]Qog, TcfioO^sog,
<pLl6B,svog,
I Grammatiker | Spezialität | s. v. ^D.evxog.
Dazu kommt s. v. AvxovQyog die vereinzelte Bezeichnung
des einen Lykurgos als vofiod^szrjg, dem der Redner folgt: der
Gesetzgeber wird unter den Philosophen gestanden haben.
Es ergiebt sich nun, dass die Dichter allemal vor den Philo-
sophen, vor den Historikern, vor den Rednern und Sophisten,
vor den Grammatikern, vor den Ärzten, vor den Schriftstellern
über Spezialitäten stehen. Die Philosophen stehen nach den
ßQ Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
Dichtern, aber vor den Historikern, vor den Rednern und Sophi-
sten, vor den Grammatikern, vor den iirzten und vor den Spezial-
schriftstellern. Regelmässig stehen die Historiker nach den
Dichtern und nach den Philosophen, aber vor den Rednern und
Sophisten und vor den Grammatikern. Die Redner und Sophisten
erscheinen durchgehends nach den Dichtern, nach den Philo-
sophen, nach den Historikern, aber vor den Grammatikern, vor
den Ärzten, vor den Spezialschriftstellern. Die Grammatiker
treten stets auf nach den Dichtern, nach den Philosophen, nach
den Historikern, nach den Rhetoren und Sophisten und vor den
Schriftstellern über Spezialitäten. Die Regelmässigkeit dieser
Anordnung der Homonyme lehrt, dass sie nicht auf Zufall be-
ruhen kann, urasoweniger als vielfach von einer der Gattungen
mehrere Vertreter behandelt werden, ohne dass die Reihenfolge
eine Störung erlitte ^) und als daneben zahlreiche Homonymen bei
S existieren, die alle einer und derselben Kategorie angehören-).
Der Epitomator hat also, als er den Illva^ des H in ein alpha-
betisches Lexikon umwandelte, gethan, was das Natürliche war,
nämlich bei Leuten desselben Namens denjenigen zuerst gesetzt,
den er bei H zuerst fand, und so in der Anordnung der Homonymen
die Reihenfolge der Kapitel des H beibehalten. Das erste Kapitel
des H muss die Dichter — unbekannt, nach welcher Disposition
im einzelnen — , das zweite die Philosophen, das dritte die
Historiker, das vierte die Redner und Sophisten enthalten haben;
darauf folgten die Grammatiker und die Arzte, nur dass sich
nicht sagen lässt, welche von diesen beiden Kategorien vor der
andern stand; den Beschluss bildeten die Varia, also Schriftsteller
1) Z. B. s. V. l-ilti^avÖQog. 'AnoXXööwQoq. ^AnoXlcövioq. HqiotoxX^q.
AQ7ioxQaxio)v. /llövfiog. Alaxivr]?. Zijvcov. '^HQaxlelötjQ. ^lovkiavoQ. InnaQ-
'/OQ. 0۟)v. KgatriQ. KqItwv. NixoXaoq. ISLXOiiayoq. ^evocpdiv. '^'OfxtjQog,
no?Jf/.ü)v. IloosiöioviOQ. IlüjXiiov. IIxoXsixaLoq. ^BXsvxoq.
2) s. V. AXxaloq. \'i?,xifievr]q. ^AXxfxdv. i-ivTifza^oq. \Avxi(pävriq. 'Aqigxo-
ysvrjq. 'A^/ißioq. lAoTiccoioq. lioxvöäfiaq. \Aipiv7jq. BwXoq. JLoyeveiavöq,
EXXavixoq. EvQiniörjq. ZwQodaxQrjq. ^iTinoxQccxTjq. ^laoxQccxrjq. OaXi^xaq.
Oealxrjxoq. OeoSfxxTjq. 07]QafxivT]q. Ka.6j.ioq. KccQxivoq. KaQVfdötjq. KoQivva.
Mc'c^ifioq. MaQovaq. MelavinTilöiiq. MrjXQ0(pdv7]q. Movoaloq. Mvla/OXviiTioq.
^ÖQfftvq. OilTiiavoq. ^Si^iojv. Tlavaixioq. IlaQS^brioq. Ilsioavö^oq. IllvöaQoq.
UvQQojv. ^ccTKpco. Ssgxoq. ^iixioviöriq. I!o(poxX^q. ^ojTtaxQoq. 2^ü)Qav6q.
^ü)X7]^l6aq. Ti'/Lnov. 4»8Q£xv6fjq. *Pih)fxojv. <InlöaxQaxoq. Xd^mv. Xqlöxo-
öcDQoq. XoiQiloq.
Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. Q\
über Fscogyr/cd, ^OpstQoxQtrixa, OIcovooxojilxo., Astrologen, aQ-
XieQELQ und dergleiclien , Leute, die sonst nicht zu rubrizieren
waren. Die Stellen, die sich dieser Ordnung nicht fügen, sind
an Zahl verschwindend wenig und meist so geartet, dass ent-
weder die Entstehung der Abweichung erkenntlich ist oder die
ursprüngliche Ordnung noch deutlich durchschimmert. Unter
'ÄQioraQXoq steht der Grammatiker (559 C 6) vor dem Tragiker
(560 C 8 von ovzog ab): aber zwischen beiden steht (560 B 3 —
C 8) ein Fragment aus Aelian Jtsgl jtQovolag (Küster z. St.), das
den Tragiker angeht, und unmittelbar an dieses Fragment ist der
H-Artikel über denselben Mann angehängt, der sachlichen Zu-
sammengehörigkeit wegen. Die Abweichung von der ursprüng-
lichen Reihenfolge ist also durch denjenigen verursacht, der die
Aelianstelle hier eingesetzt hat, d. i. durch S selber. —
S.v. 'AXe^avÖQog beginnt die feststehende Abfolge der Homo-
nymen erst bei Alexander Atolus (181 C 3), der zwar als yga^-
fiarixog bezeichnet, aber als Tragiker behandelt wird; ihm folgen
zwei Philosophen und vier Sophisten des Namens (181 C 7 — 182
B 2). Vorher stehen lauter sichere Zusätze des Epitomators
(oder des S selbst): Alexander, Bischof von Hierapolis, Alexander
von Antiocheia (dies, 181 A 7, aus Theod. bist. eccl. V 35, also
vielleicht erst von S eingesetzt) und — an der Spitze — Alexander
Polyhistor: von diesem aber wird nur eine Schrift genannt: jisgl
'P(Dfir]g ßißXla jievxs. Iv xovxoig Xeysi cog yvpr/ yeyovsv 'Eßgaia
Mwöm, 7jg iöTi övyygafifia 6 Jtag '^Eßgalotg vofiog. Das Einzige
also, was von der litterarischen Thätigkeit des Alexander Poly-
histor näher angegeben wird, ist eine Notiz, die die fünf Bücher
Mosis angehen: das hebt entweder ein Jude hervor oder jemand,
der Interesse am alten Testamente hat als an der ältesten Ur-
kunde der in Christus vollendeten Religion. Nur die letzte
Möglichkeit kann in Frage kommen; die Hand des Epitomators
ist deutlich sichtbar, er hat diesen Alexandros in Verbindung
mit den beiden Bischöfen an die Spitze der Namensvettern ge-
stellt. — Bei den zahlreichen Schriftstellern des Namens Jlovv-
öiog steht an erster Stelle die Biographie des Dionysios ^Agem-
jcayirrjg (1011 C 3), also ein Zusatz des Epitomators ; dann folgt
eine Gruppe, die der regelmässigen Disposition entspricht: der
jüngere Dionysios von Halikarnass, als oog^iörrjg eingeführt,
Dionysios Thrax und Dionysios, der Sohn des Glaukos, beide
g2 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
YQafifiaTixol. Nur der folgende Artikel stört die Reihenfolge,
Dionys von Halikarnass der Altere (1016 C 4). Aber dieser
Dionys wird eingeführt als Q7]t(dq tcol jtavrolcog Zoyiog: er
hat also bei H unter verschiedenen Rubriken seine Stelle gehabt,
nicht nur unter den Rhetoren; so ist der Epitomator dazu ge-
kommen, ihn ausser der Reihe hierher zu setzen. Den Beschluss
bildet eine Gruppe, die der vorauszusetzenden Anordnung wieder-
um völlig Genüge leistet: erst drei Dichter {ALovvöioq o MvTLhj-
vaToc sjtojtoiog 1016 C 8, Aiovvöioq BvC^avriog ejtojioiog 1016
D 4, Aiovvötog Koglv&iog sjtojtoLog 1017 A 1), dann der ältere
Dionys von Syrakus (1017 A 6 — 7), als Tragiker und Historiker
eingeführt, also den Dichtern angeschlossen, der jüngere Dionys
von Syrakus (1017 B 3), als (pLlooocfog bezeichnet, endlich zwei
löTOQCxoi, Dionysios von Milet (1017 B 6) und Dionysios, der
Sohn des Musonios (1017 C 2). Nach einer kurzen Bemerkung
über den Periegeten, die Suidas selbst angefügt hat (oder ein
Interpolator 1018 A 2), steht nur noch ein kurzer Artikel über
Dionys von Alexandreia, den Verfasser eines Kommentars zum
Prediger Salomons, vom Epitomator verfertigt (1018 A4). Das
ursprüngliche Dispositionsprinzip leuchtet klar hervor.
s. V. 8s6öcoQog nimmt den ersten Platz der Byzantier ein,
als oog)iöT7]g bezeichnet. Er ist aber einer der alten Sophisten,
gehört also zu den Philosophen; es folgt ihm also mit Recht
Theodoros o "Ad-sog (1863 C 6), und diesem der Sophist Theo-
doros von Gadara (1864 A 1). Die Ordnung innerhalb der Pro-
saiker ist also auch hier gewahrt. Ihnen reiht sich aber ein
obskurer Dichter Theodoros an, aus unbekannter Zeit: da un-
mittelbar danach die vom Epitomator hinzugefügte Vita des
Theodoros Anagnostes (1864 B 5) steht, wird wohl auch der
Dichter Theodoros erst vom Epitomator hinzugefügt sein. —
Ahnlich folgt s. v. Geoöoöiog auf den Philosophen (1860 B 8)
ein ganz obskurer Poet, von dem nur ein Titel öc' sjtojv dg t6
laQ angeführt wird (1860 C 6): auch hier ist vielleicht eine Zu-
that des Epitomators anzunehmen. — Nur scheinbar widerstreiten
der angenommenen Disposition des Uiva^ des H die Homonymen
s. V. Ka?JJiiayog, nXovraijxog, TQvcpioöcoQog^ TvQavvlcov. Unter
KaXUncc/ug steht der grosse Kyrenäer an erster Stelle, als
yrtafjfiazLxog charakterisiert, während ihm sein Neffe, der ejto-
jroiog, folgt. Aber Kalli machos der Altere musste ebenso unter
Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 63
den Dichtern stehen, wie sein Neffe, s. v. UXovxaQXoq steht
zunächst ein arg zusarnmengestrichener Artikel über den Chae-
roneer, dann folgt die Vita des Atheners, der als g)U6GO(poq
bezeichnet ist. Der Historiker Plutarch ist indessen nicht nur
auch Philosoph, sondern er ist es auch in seinen historichen
Schriften. Von den beiden Trjphiodoros ist der erste, der Ver-
fasser der IX'iov aXcoöig, als yQafifiaTcxog bezeichnet, daneben
aber auch als jroir/Ttjg sjüojv, es ist also keine Störung der
Ordnung, wenn ihm ein zweiter ijiojioiog folgt, s. v. TvQavvlcov
aber finden wir zunächst die beiden Grammatiker und nach ihnen
einen (ptXoöocfog, von diesem aber nur einen Titel, Oloovoöxo-
jtLTca: Tyrannion gehört also vielmehr zu den Schriftstellern über
Spezialitäten und Kuriosa, die bei H erst nach den Grammatikern
behandelt sind. — s. v. UXaxcov folgt der Dichter (3001 B 1)
auf den Philosophen (2999 ß 5): aber an die Vita des Komikers
sind Notizen aus Athenaios (3001 C 2 — 5) angehängt; S selbst
ist also der Urheber der Umstellung, wie in dem ähnlichen Falle
s. V. 'AQiöTaQxog- — Unter Ilavlog werden zuerst ein Arzt und
ein Rhetor behandelt: der Rest der Homonymen aber bewahrt
die richtige Ordnung, er besteht aus einem (f)cl6oo(pog, dem zwei
Sophisten folgen. — Eine wirkliche Durchbrechung der Ordnung
findet nur bei verschwindend wenigen Lemmata statt: s. v. &£avc6
und ©soxQLTog steht der Dichter, bezw. die Dichterin hinter den
prosaischen Namensvettern, einmal, s. v. ^Qvvtxog, ist der Sophist
mitten unter die Dichter geraten, s.v. 'lafißhxog steht der Roman-
schriftsteller, also ein Sophist, vor dem Philosophen, s. v. Tifia-
yivi]g ein Q?]rojQ vor zwei lötoqixoL Das sind also nur fünf
Abweichungen von der Regel, und in zweien dieser Fälle (s. v.
Oeavco und Tiiiayevrjg) stehen wenigstens noch je zwei Vertreter
derselben Kategorie dicht bei einander.
Druck von August Pries in Leipzig.
f
Verlag der J. C. HlNRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.
' _.-,., /?';,
Band I— V, auf Seite II des Umschlages.
VI, 1. Die Textüberlieferung der Bücher des Origenes gegen Celsus in den Hand-
schriften dieses Werkes und der Philokalia. Prolegomena zu einer
kritischen Ausgabe von Paul Kötschau, VII, 157 S. u. 1 Tafel. 1889. M. 5.50
VI, 2. Der Paulinismus des Irenaeus. Eine kirchen- und dogmengeschichtliche Unter-
suchung über das Verhältnis des Irenaeus zu der Paulinischen Briefsammlung
und Theologie von Johs. Werner. V, 218 S. 1889. M. 7 —
VI, 3. Die gnostischen Quellen Hippolyts in seiner Hauptschrift gegen die Häretiker
von Hans Staehelin.
Sieben neue Bruchstücke der Syllogismen des Apelles. — Die Gwynn'schen
Cajus- und Hippolytus-Fragmente, Zwei Abhandlungen von Adolf Harnack.
III, 133 S. 1890. M. 4.50
VI, 4. Die ältesten Quellen des orientalischen Kirchenrechts. 1. Buch:
Die Canones Hippolyti von Hans Achelis. VIII, 295 S. 1891. M. 9.50
VII, 1. Die Johannes-Apokalypse. Textkritische Untersuchungen u. Textherstellung
von Bernh. Weiss. VI, 225 S. 1891. M. 7 —
VII, 2. UeberdasgnostischeBuchPistis-Sophia. — Brodu. Wasser: die eucharistischen
Elemente bei Justin. 2 Untersuchgn. von Adolf Harnack. IV, 144 S. 1890. M. 4.50
VII, 3/4. Apollinarios von Laodicea. Sein Leben u. seine Schriften. Nebst e. An-
hang: Apollinarii Laodiceni quae supersunt dogmatica. Von Johs. Dräseke.
XIV, 494 S. 1892. M. 16 —
VIII, 1/2. Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Codex Brucianus heraus-
gegeben, übersetzt u. bearbeitet von Carl Schmidt. XII, 692 S. 1893. M. 22 —
VIII, 3. Die katholischen Briefe. Textkritische Untersuchungen und Textherstellung
von Bernh. Weiss. VI, 230 S. 1892. M. 7.50
VIII, 4. Die griechische "Übersetzung des Äpologeticus Tertullians. — Medicinisches
aus der ältesten Kirchengeschichte. — Zwei Abhandlungen von Adolf
Harnack. III, 152 S, 1892. M. 5 —
IX, 1. Untersuchungen über die Edessenische Chronik. Mit dem syrischen Text
und einer Übersetzung herausgegeben von Ludwig Hallier. VI, 170 S.
Die Apologie des Aristides. Aus dem Syrischen übersetzt und mit Beiträgen
zur Textvergleichung und Anmerkungen herausgegeben von Richard Raabe.
IV, 97 S. 1892. M. 8.50
IX, 2. Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus von Adolf
Harnack. Zweite verbesserte u. erweiterte Aufl. VIII u. 98 S. 1893. M. 2 —
IX, 3/4. Die Apostelgeschichte. Textkritische Untersuchungen und Textherstellung
von Bernh. Weiss. 3i3 S. 1893. M. 10 —
X. Aussercanonische Paralleltexte zu den Evangelien gesammelt u. untersucht
von Alfred Rasch.
1. Textkritische u. quellenkritische Grundlegungen. VII, 160 S. 1893. M. 5 —
2. Paralleltexte zu Matthäus und Marcus. VIII, 456 S. 1894. X. M. 14.50
XI, 1. Das Kerygma Petri. Kritisch unters, v. E. v. Dobschütz. VII, 162 S. 1893. M. 5 —
XI, 2. Acta SS. Nerei et Achillei. Text u. Untersuchung von Hans Achelis. IV, 70 S.
1893. M. 3 —
XI, 3. Das Indulgenz-Edict des römischen Bischofs Kaliist kritisch untersucht und
reconstruiert von Ernst RolfFs. VIII, 139 S 1893. M. 4.50
XI, 4. Textkritische Studien zum Neuen Te^^tament von Wilhelm Bousset. VIII,
144 S 1894. M. 4.50
Xll, 1. Der Chronograph aus dem 10. Jahre Antonius. Von Adolf Schlatter. IV, 94 S.
ZurÜberliei'erungsgeschichte der altchristlichen Litteratur. Von Adolf Harnack.
32 S. 1894. M. 4 —
XII, 2. Tertullian's Gegen die Juden auf Einheit, Echtheit, Entstehung geprüft von
E. Noeldechen. IV, 92 S
Die Predigt und das Brieffragment des Aristides auf ihre Echtheit unter-
sucht von Paul Pape. 36 S. 1894. M. 4 —
XII, 3. Ignatius von Antiochien als Christ und Theologe. Eine dogmengeschicht-
liche Untersuchung von Eduard Freiherrn von der Goltz. X, 206 S.
Griechische Excerpte aus Homilien des Origenes von Erich Klostermann. 14 S.
1894. M. 7.50
XII, 4. Urkunden aus dem antimontanistischen Kampfe des Abendlandes. Eine
quellenkritische Ufatersucbung von Ernst RolfFs. VII, 167 S. 1895.
Zur Abercius-Inschrift von Adolf Harnack. 28 S. 1885. M. 6.50
XIII, 1. Eine bisher nicht erkannte Schrift des Papstes Sixtus II. vom Jahre 257, '8.
Zur Petrusapokalypse, Patristisches zu Luc. 16, 19. Von A. Harnack. 78 S.
Eine bisher unbekannte Version des ersten Teiles der Apostellehre (Didache).
Gefunden und besprochen von L. E. Iselin in Riehen. Übersetzt von A. Hausier
in Basel. 30 S. 1895. M. 3.50
XIII, 2. Die Psalmen Salomos, zum ersten Male mit Benutzung der Athoshand-
schriften und des Codex Gasanatensis herausgegeben von Oscar v. Gabhardt.
V, 150 S. 1895,. M. 5 —
XIII, 3. Die griechische Übersetzung er viri inlustres des Hieronymus von Georg
Wantzal. 63 S. 1895. M. 2 —
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUE GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAE VON ÖEBHAELT und ADOLF HARIfACK
Xin. BAND, HEFT 3 -
DIE GRIECHISCHE ÜBERSETZUNG
DER
A^RI INLUSTRES
DES HIERONYMUS
VON
GEORG WENTZEL
LEIPZIG
J. C. HINBICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1895
DAS EDICT DES
ANT0NINU8 PIU8
VON
ADOLF HARNACK
EINE BISHER xNICHT ERKAMTE SCHRIFT
NOVATIAN'8
VOM JAHRE 249/50
[„OyPRIAN", DE LAUDE MAETYRII]
VON
ADOLF HARNACK
LEIPZIG
J. C.HINRICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG
1895
Dieses Heft enthält Titel und Inhalt zu Band XIII der T. & U.
Verlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.
Texte und Untersuchiingen zur Gescliiclite der
Altchristlichen Literatur
herausgegeben von Oscar Ton Gebhardt und Adolf Harnack.
I— IX. X 1/3. XI— XIII M. 321 — .
Achelis, Hans, Die ältesten Quellen des orientalischen Kircheni'echts. 1. Bucli: Die
Canones Hippolyti. (VIII, 295 S.) 1891. [VI, 4.] M. 9.50
Acta SS. Nerei et Achillei. Text und Untersuchung. (IV, 70 S.) 1893. [XI. 2.]
M. 3-
Bert, Georg, Aphrahat's des persischen Weisen Homiljen, aus dem Syrischen über-
setzt und erläutert. (LH, 431 S.) 1888. [III 3f4.] M. 16 —
Boor, C. de, Neue Fragmente des Papias, Hegesippus und Pierius in bisher unbe-
kannten Excerpten aus der Kirchengeschichte des Philippus Sidetes. (18 S.)
1888. [in V, 2. M. 6 — ]
Bousset, Wilhelm, Textkritische Studien zum Neuen Testament. (VIII, 144 S.) 1894.
[XI, 4.] M. 4.50
Dobschütz, Ernst von, Das Kerygma Petri. Kritisch untersucht. (VIT, 162 S.) 1893.
[XI, 1.] M. 5 —
Dräseke, Johs., Apollinarios von Laodicea. Sein Leben und seine Schriften. Nebst
einem Anhang: Apollinai-ii Laodiceni quae supersunt dogmatica. (XIV, 494 S.)
1892. [VII, 3/4.] .. M. 16 —
Gebhardt, Oscar von, Zur handschriftlichen Überlieferung der griechischen Apolo-
geten. I. Der Arethascodex, Paris. Gr. 451. (42 S.) 1883. [in I, 3. M. 6 — ]
Die Evangelien des Matthäus und des Marcus aus dem Codex purpureus
Rossanensis. (LTV, 96 S.) 1883. [I, 4.) .. M. 7.50
Ein übersehenes Fragment der Jidu^rj in alter lateinischer Übersetzung. (12 S.)
1884. [in II 1/2. M. 10 — ]
Die Psalmen Salorao's, zum ersten Male mit Benutzung der Athoshandschriften
und des Codex Casanatensis herausgegeben. (VII, 151 S.) 1895. [XIII, 2.]
M. 5 —
Goltz, Eduard Frh. von der, Ignatius von Antiochien als Christ und Theologe. Eine
dogmengeschichtliche Untersuchung. (X, 206 S.) 1894. [XII, 3.] M. 7.50
Hallier, Ludwig, Untersuchungen über die Edessenische Chronik. Mit dem , syrischen
Text und einer Übersetzung. (VI, 170 S.) 1892. [IX, i.] M. 8.50
Handmann, Rud., Das Hebräerevangelium, ein Beitrag zur Geschichte und Kritik
des hebräischen Matthäus. (III, 142 S.) 1888. [V, 3.] M. 4.50
Harnack, Adolf, Die Überlieferung der griechischen Apologeten des zweiten Jahr-
hunderts in der alten Kirche und im Mittelalter. (VIII, 300 S.) 1882. [I, 1/2.]
31. 9 —
Die Altercatio Simonis ludaei et Theophili Christian! nebst Untersuchungen
über die antijüdische Polemik in der alten Kirche. (136 S.) — Die Acta
Archelai und das Diatessaron Tatians. (16 S.) [I, 3.] M. 6 —
Der angebliche Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien. (80 S.)
1883. [in I, 4. M. 7.50]
Lehre der zwölf Apostel, nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der
Kirchenverfassung und des Kirchenrechts. (70 u. 294 S.) 1884. [II, 1/2.] M. 10 —
(Einzeln nur in anastatischem Druck käuflich.)
Die Quellen der sogenannten apostolischen Kirchenordnung, nebst einer
Untersuchung über den Ursprung des Lectorats und der andern niederen
Weihen. (106 S.) 1886. [II, 5.J M. 4 —
(Nicht mehr einzeln.)
Die Akten des Karpus, des Papylus und der Agathonike. Eine Urkunde aus
der Zeit Marc Aureis. (32 S.) 1888. [in III, 3/4. M. 16 — ]
Der pseudocj'prianische Tractat de aleatoribus, die älteste lateinische christ-
liche Schrift, ein Werk des römischen Bischofs S'ictor I. (saec. II.). (V, 135 S.)
1888. [V, 1.] M. 4.50
Das Evangelienfragment von Fajjum. (38 S.) 1889. [in V, 4. M. 17—]
Sieben neue Bruchstücke der Syllogismen des Apelles. (10 S.) — Die
Gwyuu'schen Cajus- und Hippolytus-Fragmente. (13 S.) 1890. [in VI, 3. M. 4.50]
Über das gnostische Buch Pistis-Sophia. (IV, 144 S.) — Brod und Wasser:
die eucharistischen Elemente bei Justin. (28 S.) 1890. [VIT, 2.] M. 4.50
Die griechische Übersetzung des Apologeticus TertuUians. (III, 36 S) —
Medicinisches aus der ältesten Kirchengeschichte. (116 S.) 1892. [VIII, 4.] M. 5 —
Binichstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus. Zweite ver-
besserte u. erweiterte Aufl. (VIlI, 98 S.) 1893. [IX, 2.] M. 2 —
Fortsetzung auf Seite lU des Umschlags.
DAS EDICT DES
iNTONINÜS PIÜS
VON
ADOLF HARNACK
EINE BISHER NICHT ERKANNTE SCHRIFT
NOVATIAN'S
VOM JAHRE 249 50
[„CYPRIAN", DE LAUDE MARTYEII]
VON
ADOLF HARNACK
LEIPZIG
J. C. HINEICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG
1S95
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR V. GEBHARDT UND ADOLF HARNACK.
XIII. BAND. HEFT 4.
DAS EDICT
DES
VNTONINUS PIU8
VON
ADOLF HARNACK
Texte u. Untersuchungeu XIII, 4 a. Leipzig 1895.
Es mag vermessen erscheinen, die Frage nach dem Ursprung
bez. der Echtheit des Edicts, welches Eusebius seiner Kirchen-
geschichte IV, 13 einverleibt hat und welches sich in einer anderen
Recension im Cod. Paris. Gr. 450 (Justin) findet, noch einmal auf-
zuwerfen, da die ünechtheit seit 100 Jahren als eine ausgemachte
Sache behandelt wird ^). Allein da sich doch einige, wenn auch
wenig zahlreiche, Forscher durch die gegen die Echtheit vor-
gebrachten Gründe nicht für überzeugt erklärt haben und an
der Authentie des ganzen Edicts oder doch grosser Theile des-
selben festhalten 2) , da ferner eine genaue^ auf alles Einzelne
eingehende Untersuchung seit mehr als siebzig Jahren m. W.
nicht erschienen ist, und da sich endlich unsere Kenntnisse des
Verhältnisses von Staat und Kirche in den letzten Jahren vertieft
und verändert haben -^j, so ist es nicht nur erlaubt, sondern ge-
boten, die Probleme aufs neue aufzunehmen, welche das Edict
stellt 4).
1) Auch ich habe sie früher so angesehen.
2) Die zweite Hälfte des Edicts hat jüngst Victor Schnitze in einer
lehrreichen Abhandlung vertheidigt (Neue Jahrbb. f. deutsche Theol. II. Bd.
S. 131 ff.), die erste aber preisgegeben.
3) Hauptsächlich verdanken wir diese Vertiefung der Abhandlung von
Mommsen ,,Der Religionsfrevel nach römischem Recht" (Histor. Ztschr.
C4. [28.] Bd. 3. Heft S. 389 ff.).
4) Schnitze hat bereits die Mo m ms en'sche Abhandlung zur Kritik
des Edicts verwerthet und nicht wenige richtige Folgerungen gezogen ; aber
er hat die Untersuchung nicht zum Abschluss gebracht und ist auch nicht,
was die Urkunde selbst betrifft, von der richtigen Voraussetzung ausge-
gangen.
Texte u. Untersuchungen XIII, 4. 1
Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
Eusebius, h. e. IV, 13.
AvroxQarcoQ KaiöaQ MaQxog Av()7puog Avrmvlvoq 2e-
ßaöTog l^jQf/evtOQ, ^Aq^i^Q^vq M^ytörog, örjuaQyixi'iq l^ovoiag
t6 jrifiJiTOV xal ro ötxaroi^, vjtaroc ro t()/to2'] reo KoiV(o
Tijg ^Aölag yjuQsiv.
5 'Eyw fihv otöa ort xcä rotg d^eoig sjn/JüXeg lört fi?) Xavd^avsLv
Tovg roLOVTOvg' jtolv yciQ fiälXov exeli^OL xoZaöaisv av rovg
{o) ßovXof/h'ovg avzolg jtQoöxvvsiv ?} vfjslg, ovg slg TaQayj}v
tUßaHere ßsßaiovpreg t)}v yvconriv avrmv^ rjvneQ tyovöu\
(Dg rlO-tcoi^ xarrjyoQovvxhg. elrj d' av exslvotg acQsrov ro
10 öoxaiv xaT7]yoQOVfierocg red^i^avca [iaX)MV i} Cß]v vjtsg rov
olxsiov d^eov, od^ev xal vixcoöi jiQoa^uEvoi rag tccvrcov ipvyag,
/jjcsQ jt£L\9^6ft£VOi oig a^LovTS JcQaxTUV avTOvg.
IJsQi ÖS Tcov öeiöficüv Tcöv ysyovoTwv xal yivoiievcor
ovx (CTOJiov vptag vjtofjvijöat adv^ovvTag fih^, oravjteQ wCi.
\ö jcaQaßdXXovrag de xa vfitxsga jtQog xa exeivmi'. ol fthv ovv
{:VjiaQQrjöiaöx6x£Q0i yiyvovxai jtQog xov d^sov^ vfielg öh jiaQcc
Tiavxa xov X()o^'Oi^, xad- ov ayvoElv öoxslxs, xcov xe decjv
2 ^AgfÄSVLog usque tqitov Codd. Gr. omnes, Rufin.; om. Syr. (Ms. Mus.
Brit.; Ms. Petropol. lacunam hoc in loco habet; ex errore Lightfootius
dixit. Syrum verba illa continere) et Armen.; Chron. pasch, om. 'ÄQ/neviog A()/-
iSQtvQ Mlyioxoq — 3 ro sec. om. A — 7 amolq EaF^GHO, cdxovq ACFaRa —
8 sx^v^i nsQL Tjßwv Niceph. Ruf. — 9 ro] zcu CDFabRa — 10 xaxrjyoQOi-
/uivovg A — 14 ovx om. Chron. pasch, — 15 7jf.iiTf()a Codd. — 17 xrd zwr
(xXliov &ewv Codd. exceptis (iHORa Ruf. ; xal xöjv akkwv Uqlöv Chron. pasch.
Die Zeugen.
3
In Justini Opp. (Appendix).
t6 Kolvov rfjg ^Aoiaq.
AVTOXQCCTCQQ KcUÖdQ TiTOq
AlXiOQ ^AÖQiavog Avrwvlvog
IJsßaöTog Evosßrjg, ^AgxiSQ^vg
MeyiöTog, öriiiaQXLxrjg t^ovolag
To xa\ vjiarog to ö' , IlaTrJQ
UarQiöog^ reo KocvS TTJg'Aoiag
XcdQBiv.
^Eyco (X)iit]v, 6x1 xccl rovg
{)^60vg sjitftsXstg sosodac fit]
Xavd^aveiv rovg Toiovrovg'
jtoXv yccQ fiäXZov txdvovg
xoXaöoiev, stJtSQ övvaipzo^ rovg
fii] ßovXofiavovg avrolg jtQOO-
xvvslv^ oig raQax^Jv vfielg ky.
ßdlZexs xal Trjv yvc6(ii]v avzcov,
TjpjtSQ sxovöip, cog ad^smv xax-
rjyoQstTe, xm) aregd riva sfißdX-
XsTS, axtva ov övvdfisda
ajtoöü^aL. siTj ö av Ixdvoig
XQt'lÖLliOV TO ÖOXelV iiJtl TCp
xaTt]yoQOVfi8Vcp Ted-vdvca^ xal
VLxmöLV vfiäg jtQOUfievot tag
taVTOJV XpVXCCg, 7]JC£Q JCUd^OflEVOi
oig a^Lovre Jigdöoeiv avxovg.
IIsqI de rmv östOfimv tcov
ysyopoTCQP xal rcov yivofiEvcov
ovx alxog vjto/ivrjoai vftäg at)v-
[iovvrag, oxavüi^Q wötv^ jtaga-
ßdXXovxag xd vfiexega jcQog xd
6 örifÄCiQX' ^^ov. vTicaog Tid\ na-
rrjQ naxQ. xb xa Ms., corr. Momm-
sen (Theol. Jahrbb. XIV p. 431). —
25 ELTteQM^s,. — 30 naQaßdXXovTeq Ms,
Rufinus, hist. eccl. IV, 13 ed.
Cacciari.
Imp. Caesar. Marcus Aure-
lius Anton iuiis Aug. Armeniens
Pont. Max.Trib. Pot. XV. Cos.III.
universis simul plebibus Asiae S.
Ego quidem non ambigo 10
etiam diis ipsis curae esse, ne
quis noxius lateat; multo enim
magis illis convenit punire eos,
qui ipsis immolare nolunt, quam
vobis; sed vos confirmatis eorum. 15
quos persequimini, sententiam,
quam de vobis babent, dicentes
vos impios et sine deo esse,
unde et optabilius babent ani-
mam ponere pro deo suo et 20
mortem libenter amplecti, quam
vobis talibus acquiescere et in
vestrae religionis iura conce-
dere.
25
De motibus autem terrae,
qui vel facti sunt vel etiam
nunc fiunt, absurdum non erit
maerorem vestrum iusta com- 30
monitione solari, quoniam qui-
6 universae plebi: Duo Codcl.
Vatic.
1*
Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
rcoi^ aXXoDv ccfjsXstrs xal r/jg ^Q}jOX8Lag rr/c jisqI top dü^a-
vaxov, ov öij rovg XQioriavovg d^QrjOxsvovrag hXavvers xal
ÖLcoxazt tcog d^aväxov.
Yjieg de rwv toiovtcop ?i6r] ocal JtoZXol rmv jisqI rag
osjtaQXiccg r]y£fi6po)v xc/l rm ^sioraroo rj^icov tygatpai' jrargi,
otg xcä dvrsyQcixps fjrjöh' Ivox^-^iv Tolg roioiroig, si j^irj (^ai-
voLVTo xi jTtQl TTjv '^Pojficucov ?]yefiovLa7^ syx^iQovvTsg. xal
Ifwl 61 jteQi rwv toiovtcop jtoXXol loy'i^avap^ oig Ö7j xal dpz-
eygaTpa, xaTctxoXovd^Sp t^ tov JtaTQog ypco^i].
10 Ei da Tig ajiiftspoi tipu tSp toiovtcop elg jrQayfjaza
cft()cop cog ö?i TOiovTOP, Ixaipog o xaTacpagouapog ajroXaXtod^co
tov lyxh'inaTog^ xal aap cpaipr/Tac toiovtoq cüp, o 6h xccTa-
(ftijojp tpoxog töTai 6ixrjg.
IlQooaTaf}?] ap 'E(fjaöcp ap tw Kolpco Trjg 'Aoiag.
2 Ol' (Vj rovg {zovq om. CFaRa] XpiUTKcroig Codd. (ir., Ruf., 8yr., oin.
C'lnon. pascli. — (1 firjölv {(falvoivto) CFaKRa, foitasse recte — tfitfulvoivro
AKaFb, fortassse recte — n addidi cum Rufino (sed si /ntjötv legitur, delen-
dum est) — 7 T/}r tmi> CnilKRa.
Die Zeugen.
exuvcov^ ort tvjiaQ()?jOiaOT()T£-
QOL vfiSv yivovxai jiqoc, xov
d^Bov. Tcal vfislg fihv dyvoelv
öoxslTs JcaQ^ ETcelvov xov XQ(^-
vov xovg &£ovg xal xcov Isqqjv
dfisXeixe, d^QrjOxeiav öh xtjv jieqI
xov d-sov ovx ijilöxaoßs, öd^ev
xal xovg dQTjöxtvovxag hCjjXm-
xaxe xal öicoxsxs ea)g d^aväxov.
YjcIq xcov xoiovxcov xal
dXXoi xiveg xcov jieqI xdg sjiag-
Xlccg rjysfiovwv xw d^eioxaxcp
(lov jiaxQi sjQaipav, oig xal
avxeyQaipe firjösv svox^slv xolg
xoLOvxoig, ei ^t] (paivoivxo xi
am xt)v rjysfiovlav ^Pwfialcov
T(X>V XOIOVXCOV JlolXol £07]fia-
vav, oig ötj xal dvxeygaipa, x(]
xov JtaxQog fiov xaxccxoXov-
d^wv yvcofii;!.
El öe xig syst jiQog xiva
xcov XOIOVXCOV jiQccyfia xaxa-
(pBQELV mg xotovxov, ixElvog o
xaxa(psQ6fisvog djiolsXvöd^oo
xov kyxlriiiaxog^ xav (pa'ivrixai
xoiovxog cov, exelvog 6s 6 xaxcc-
(peQcov Ivoxog eöxai xrj öixrj.
dem comperi, quod in huiusce-
modi rebus ad illorum invidiam
communes casus transfertis. in
quo illi quidem maiorem fidu-
ciam accipiunt apud deum, vos 5
autem in omni tempore, quo de
talibus ignoratis, caeteros qui-
dem deos negligitis, cultum vero
immortalis dei, quem Christiani
colunt, expellitis et deturbatis 10
usque ad mortem cultores illius
observantiae persequentes.
Super quibus plurimi ex pro-
vinciis iudices etiam venerabili
patri uostro scripserant. quibus 15
rescriptum est ab eo, ut nihil
omnino molestiae huiuscemodi
bominibus generarent, nisi forte
arguerentur aliquid adversum
Romani regni statum moliri. 20
sed et mihi ipsi de bis quam
plurimi retulerunt, quibus ego
paternam secutus sententiam
pari moderatione rescripsi.
Quod si quis persistit huiusce- 25
modi bominibus absque ullo
crimine movere negotia, ille qui-
dem, qui delatus pro hoc no-
mine fuerit, absolvatur, etiamsi
probetur id esse, quod ei obici- 30
tur, Christianus. Is autem, qui
crimen obtendit, reus poenae
ipsius, quam obiecit, existat. —
Proposita Ephesi publice in
conventu Asiae. 35
17 fii]dev ox^stv Ms.
5 Harnack^ Das Edict des Antoninus Pius.
1. Die Übeiiiefernug.
Über die Zahl der selbständigen Zeugen für das Edict kann
man schnell ins Klare kommen. Zonaras (Annal. XII, 1), Nice-
phorus etc. scheiden aus; denn sie sind von Eusebius' Kirchen-
geschichte abhängig. Auch vom Chronicon paschale gilt das,
obgleich es das Edict, aus dem es eine Regeste giebt, zum 10. Jahr
M. Aurel's stellt und sich damit von Eusebius unterscheidet, der
es bei Antoninus Pius bringt. Allein die Übertragung war durch
Eusebius selbst (s. u.) nahegelegt, und wenn auch der Text der
Regeste einige beachtenswerthe Abweichungen von dem euse-
bianischen zeigt, so ist doch kein Grund zu der Annahme vor-
handen, dass der Verfasser des Chronicon das Edict anderswo
kennen gelernt habe, als bei Eusebius^). Der lateinische Text,
den Rulin bietet, kann einen Augenblick zu der Frage veran-
lassen, ob er nicht der Originaltext des Edicts ist^), allein der
nächste Augenblick genügt, um die Frage bestimmt zu verneinen:
Rufin bietet dieselbe fehlerhafte Titulatur für M. Aurel wie Eu-
sebius (s. u.); er lässt ihn von „vestrae religionis iura" sprechen,
und das soll die griechisch-römische Religion sein; er bringt
eine augenscheinlich falsche Übersetzung in dem Satze: „sen-
tentiam, quam de vobis habent, dicentes vos impios et sine deo
esse"; denn Subject zu dicentes können nur die Adressaten sein,
die die Christen als Atheisten verklagen. Diese Gründe genügen
wohl; aber es ist ausserdem noch zu bemerken, dass Rufin in
diesem Stück des Übersetzungs Werkes seiner paraphrasirenden
Willkür die Zügel in bedenklichster Weise hat schiessen lassen*^),
so dass man ihn zur Feststellung des Textes des Eusebius hier
1) Für die Feststellung des eusebianischen Textes kommt es mitbin
in Betracbt
2) Rufin bat in seiner Übersetzung der cuseb. KGescbiebte an einigen
Stellen die dort griecbiscb gegebenen Citate aus Tertullian nicht zurück-
übersetzt, sondern den Originaltext des Apologeticum substituirt (s. Texte
u. Unters. VIIT, 4); er hat ferner — das ist wenigstens höchst wahrschein-
lich — auch dem Briefe des Hadrian an Minucius Fundanus, den er bei
Eusebius griechisch las, den Originaltext substituirt und ihn nicht selbstän-
dig ins Lateinische zurückübersetzt. Doch sind nicht alle Bedenken gegen
diese Annahme bereits gehoben.
3) S. besonders die paraphrasirende Willkür in der Übersetzung des
letzten Viertels des Edicts.
1. Die Überlieferung. 7
nur mit grosser Vorsicht benutzen darf. Somit besitzen wir
höchstens zwei selbständige Zeugen, nämlich Eusebius und den
Justin -Codex Paris. Gr. 450, der unser Edict nach der sog.
Apologia maior zusammen mit dem ihm nachfolgenden Brief
des Marcus über das Regenwunder (fbl. 239 y- sq.) und vor der
Schrift De mouarchia enthält. Der Codex — bekanntlich die
einzige Handschrift für Justin's Apologie und Dialog — ist jung,
nämlich vom J. 1364 (= 6872 mundi, wie die Unterschrift lautet).
Mit Justin's Schriften haben die beiden Actenstücke keine Ver-
bindung; sie sind aus nicht bestimmter Überlieferung der Apo-
logie nachgestellt, weil diese mit einem Schreiben Hadrian's,
welches den Christen relativ günstig ist, schliesst. Diesem hat
der gelehrte Schreiber die beiden sachlich verwandten Stücke
zugesellt.
Die beiden Recensionen zeigen ausserordentlich viele und
schwer w^iegende DiflPerenzen. Die Differenzen beginnen schon
bei der Aufschrift: nach Eusebius' Recension hat M. Aurel das
Edict erlassen, und seine volle, auf ein bestimmtes Jahr gestellte
Titulatur (doch s. den Syrer und Armenier) eröffnet es; nach
dem Cod. Paris, steht der volle Name des Antoninus Pius am
Anfang, und es ist ebenfalls ein bestimmtes Jahr seiner Regierung
angegeben. Die Kritik hat sich demgemass gewöhnt — ich
weiss keine Ausnahme — , von zwei selbständigen, wesentlich
gleichwerthigen Recensionen des Edicts zu sprechen i), wenn sie
auch dabei einige offenkundige Vorzüge der eusebianischen Re-
cension anerkennt.')
Allein dieses Verhalten der Kritiker ist höchst verwunder-
lich; denn man hätte sich die Frage vorlegen sollen, ob es
glaublich ist, dass ein gelehrter Schreiber des 14. Jahrhunderts
das Edict mitgetheilt hat, ohne die Recension in Eusebius' Kirchen-
geschichte zu kennen. Die nächstliegende Annahme ist doch
die, dass ein Actenstück, welches in einem griechischen Codex
des 14. Jahrh. auftaucht und ausserdem nur noch in Eusebius'
Kirchengeschichte vorhanden ist — und zwar dort ebenfalls
unmittelbar nach Justin's Apologie — , eben dieser KGe-
1) So auch noch V. Schultze.
2) Am nächsten ist Light foot (Ignat. and Polyc. I p. 469) der rich-
tigen Schätzung der beiden Recensionen gekommen, aber den wahren Sach-
verhalt hat auch er nicht durchschaut.
3 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
schichte entstammt. Der hat den Gegenbeweis zu erbringen,
der das leugnet. Aber, wird man erwidern, die Differenzen
zwischen beiden Actenstücken sind so gross, dass die Annahme,
Eusebius' Recension sei die Vorlage für das Stück im Paris.,
einfach ausgeschlossen ist; dazu komme, dass die Zusammen-
stellung der justinischen Werke und die Einfügung des Edicts
in sie keinesw^egs auf das J. 1364 zu datiren sei; zeige doch
der offenkundige, sinnlose Schreibfehler in der Titulatur des
Antoninus Pius {ötjiiaQXt^fjg s^ovolag vjtaxoq ji^ jiaTrjQ jta-
rgiöog rb xa für ör]fi. i^ovo. ro xa , vjtarog xo d\ jtaxrjQ
jiazQiöog, wie Mommsen, Theol. Jahrbb. 1854 S. 431 sicher
corrigiren konnte), dass jedenfalls nicht erst der Schreiber des
Codex die Einfügung besorgt hat. Letzteres ist gew^iss richtig;
bei dem Schreiber des J. 1364 darf man nicht stehen bleiben,
sondern muss über ihn hinaufgehen — aber wie viele Jahrzehnte
oder Jahrhunderte, ist zweifelhaft. Die grosse Anzahl junger
Schriften, die hier dem Justin beigelegt ist, macht es nicht rath-
sam, über das 9. Jahrhundert weit hinaufzusteigen. Dazu kommt,
dass unser Edict zusammengestellt ist mit der famosen ^EjclötoXi]
MaQxov ßaöiXeojg JiQog rrjv ^vyxXrjxov, ev 7] fiagxvQsl Xgioxia-
voig alxlovg yeyevrjöd^at xrjg vlxrjg avxSv. Über diesen Brief
habe ich jüngst (Sitzungsber. d. K. Preuss. Akad. d. Wissensch.
1894 S. 857. 862 ff. 878 ff.) gehandelt; ich habe gezeigt, dass
er nicht gefälscht, sondern verfälscht ist, und dass diese Ver-
fälschung nicht in eine sehr frühe Zeit fällt, sondern höchst wahr-
scheinlich jüngeren Datums ist.
Indessen lässt sich andererseits von diesem Actenstück aus zu
Gunsten der Unabhängigkeit der Recension unseres Edicts von
Eusebius argumentireu. Den Brief über das Regenwunder hat
der Redactor der Sammlung justinischer Schriften, von der Paris.
450 eine Abschrift ist, jedenfalls nicht bei Eusebius gefunden;
also besass er noch andere Quellen, also kann auch unser Edict
von anderswoher genommen sein. Gewiss — die Möglichkeit
ist zuzugestehen; allein diese Möglichkeit wird sehr unwahr-
scheinlich, wenn man dagegen erwägt, 1) dass unser Edict
eben bei Eusebius steht, 2) dass der Redactor der Samm-
lung Paris. 450 in Justin's Apologie — unmittelbar be-
vor er unser Edict bringt — den dort, wie wir aus
Eusebius wissen, lateinisch mitgetheilten Brief des
i
1. Die Überlieferung. 9
Hadriaii au Minucius Fundanns gestrichen und durch
die aus Eusebius' KGeschichte stammende griechische
Übersetzung ersetzt hat. Unmittelbar also, bevor er unser
Edict mittheilt, beweist er sich als von Eusebius' KGeschichte
abhängig. Der Hadrianbrief steht dort Buch IV, 9, unser Edict
IV, 13; somit kann kaum bezweifelt werden, dass er das
Edict in der Fassung des Eusebius gekannt hat.^)
Allein es könnte ihm ausserdem noch aus einer zweiten
Quelle zugekommen sein und er sich nach einer Vergleichung
der beiden Recensionen für die zweite Fassung entschieden haben.
An und für sich ist diese Annahme nicht eben sehr wahrschein-
lich; sie wird aber hinfällig, wenn sich erweisen lässt, dass alle
Abweichungen zwischen der Recension des Paris. 450 und der
des Eusebius entweder tendenziöse Entstellungen oder
absichtliche, aus mangelndem Verstandniss des Textes
geflossene Correcturen oder solche Varianten sind, wie
sie sich in einem verwahrlosten Text im Laufe von c.
1000 Jahren einzustellen pflegen. Dass das Verhältniss
zwischen A (Euseb.) und B (Paris. 450) wirklich ein derartiges
ist, scheint mir aber offenkundig zu sein. Dass das bisher noch
nicht bemerkt worden ist, hat wohl hauptsächlich darin seinen
Grund, dass man die Adresse, welche die Rec. B bietet, für die
richtige Überlieferung hielt und sich deshalb die Frage gar nicht
stellte, ob B nicht letztlich aus A geflossen ist. Ich werde die
Frage nach der Adresse, die allerdings grosse Schwierigkeiten
macht, zunächst auf sich beruhen lassen und die beiden Recen-
sionen des Briefes selbst mit einander vergleichen.
1) An sechs durchschlagend wichtigen Stellen zeigt B ein-
schneidende und tendenziöse christliche Interpolationen.
a) A bietet: tyco fiev olöa otl rolq &6olg sjtifisXsg iözi iiij
Xav&avsiv roig roiovrovg, B setzt dafür: syw q^/i9]v\
b) A schreibt: jtoZv yccQ ^allov Ixelvoi (die Götter) xo?MöaiBV
av Tovg [irj ßovlofitvovg avrolg JtQoöxvvsiv t] vfietg, B setzt
dafür: jtoXv yag ^aXlov STceivovg (die Christen) xoXdöoiev
1) Noch Eusebius fand in seinem Justin-Exemplar das Hadrian-Edict
in lateinischer Sprache. — Dass der, welcher es durch' die griechische Über-
setzung Euseb's ersetzte, derselbe ist, der das Antoninus-Edict hinzufügte,
ist freilich nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich.
j^Q Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
(die Götter), sIjisq dvvaivro, rovg fiij ßovXoiiivovq avrolg
jtQoöxvvbiv {rj vfJeig fehlt natürlich nun).
c) A schreibt: wg ai^lcov xaTTjyoQOvvreg, B fügt hinzu: 'xal
tre(>a riva IfjßaZXers, axiva ov övvafieß^a ajtoöel^atl
(also der Kaiser schliesst sich mit ein! gemeint sind die
thyestischen Mahlzeiten etc.\
d) A schreibt: vlxcqOl (die Christen) jrQoufievoi rag bavxcöv
ipvxc^g, B setzt nach vixcooc ein „vfiäg"' ein und vergröbert
damit tendenziös den Sinn.
e) A schreibt, dass die Christen bei den Erdbeben svjraQQrjOiao-
TOTSQOt jTQog Tov d Eop Werden; auch hier schiebt B ,,v(.iwv^^
ein und vergröbert wiederum tendenziös den Siun.
f) A schreibt: tojv ts deojv rSv aXXcov dfteZslze xmI T?jg
d^Qfjöxtiag Tfjg jisqI top aO^avarov, B: tcop lsqcqv afisXelre,
&QrjOxeiav öh rr/v jcsql tov deov ovx ljciöTaöO^£\
Durch diese Zusätze charakterisirt sich B als eine freche
Fälschung des Edicts; irgendwie Ahnliches in A (dass umgekehrt
B vor jenem im Vorteil wäre, weil minder christlich) lässt sich
nicht nachweisen.
2) Ausserdem finden sich eine grosse Reihe von Varianten
zwischen dem Text von A und B, die aber nicht anders zu be-
urtheilen sind, wie die ebenso zahlreichen Varianten, die
sich in derselben Handschrift finden zwischen dem
Text von Justin's echten Schriften und deren Citaten
in Eusebius' KGeschichte, nur dass in unserem Fall ab-
sichtliche Änderungen, um den vermeintlich unverständlichen Text
lesbar zu machen, noch hinzukommen. Ich habe bereits in meiner
Abhandlung über die Überlieferung der griechischen Apologeten
(Texte u. Unters. I, 1 [1883J S. 79. 135 f.) nachgewiesen, wie
schlecht der Text der justinischen Apologie in dieser einzigen uns
erhaltenen Handschrift bewahrt ist, und wie zahlreich deshalb die
Variauten zwischen ihm und den Eusebius-Citaten aus der Apo-
logie sind. Dasselbe gilt hier. Ich stelle die Varianten zwischen
A und B zusammen und lasse dann eine Versjleichunsc der Va-
rianten in solchen Stücken der justinischen echten Werke folgen,
welche uns auch Eusebius in seiner KGeschichte aufbewahrt hat.
g) A bietet (s. Satz) als 2. Wort ein (lev^ welches in B fehlt,
h) A: OTL xai TOlg x^eoig hjn^eXtg tOTi, B: otl xal Tovg O^eovg
sjti/^tXiig eöeodai.
1. Die Überlieferung. {]
i) A: txtlvoL xoXaöaiEV av, B: txtirovg xoXdooiev (hängt mit
der tendenziösen Fälschung der Stelle, s. sub b, zusammen).
k) A: ovg slg raQairjV IfißalXeTS ßeßaiovvTtq ttjv yvcoiir/v
avTcov, 7jvjceQ h^ovöiv^ wg aOtmv xarrjyoQOvvrsg, B: oig
TüQaxtJv xj^elg h^ißaXXeT8 xal rrjv jVG)[it]v avrojv, rivjtsQ
ly^ovöLV, mg ddtmv xaTT/yoQSlTS (das vfielg steht hier; kurz
vorher war es ausgelassen, s. sub b. Das ßtßai.ovvT£g, welches
A bietet, ist unentbehrlich; B hat es nicht verstanden ').
oig raQailjv l^ißaHere ist eine stilistische Diorthose).
1) A: algerov, B: XQt)^L^iov.
m) A: xaTTjyoQov^ivoLg, B: hjti reo xartjyoQovfitvq?.
n) In B fehlt nach redvcwai: .^(iaXXov ?j C^i]p vjisq tov oIxhov
{^eov, oü^£v'\ Die fehlenden Worte (31 resp. 32 Buchstaben)
bilden eine Zeile, die durch Homöoteleuton in B ausgefallen
ist 2). Diese Annahme scheint mir die einfachste zu sein;
es kann aber auch darauf hingewiesen werden, dass die be-
treffenden Worte einem Verfälscher nicht gefallen konnten,
der den Kaiser kurz vorher die Machtlosigkeit der Staats-
götter und damit indirect das Bekenntniss zum Christengott
hat aussprechen lassen; denn hier ist der Christengott ab-
schätzig als o oixelog O^eog bezeichnet.
o) A: xal yivoiievcov, B: xal xcov yivoiitvojv.
1) Schultze a. a. 0. S. 144 schreibt: „Bei A ruht also der Schwer-
punkt auf ßißaiovvxeq, bei B auf xazTjyo^elxe. Die Entscheidung kann
nur zu Gunsten von B ausfallen, wo Inhalt und Construetion durchaus klar
sind, was bei A nicht der Fall ist. Das ßEßaiovvzeq glebt keinen Sinn".
Allein er muss die Sätze nicht hinreichend überlegt haben. Ungelenk ist
der Ausdruck in A wohl, aber durchaus sachgemäss: 8ußaX?,eTE ßeßaiovv-
xsq ist nach bekannter griechischer Ausdrucksweise hier = sfxßccllovzEg
ßeßaiovxe (so hat auch Rufin übersetzt); das Partizip xaxriyoQOvvzEq ist
dem Partizip ßeßaiovvztQ untergeordnet. Dagegen ist das von B gebotene:
xal X7]V yvo)(xriv . . . xazrjyoQSiXE „ihr verklagt die Gesinnung" unerträglich.
2) Schultze, a. a. 0. S. 144: „Die Worte in A sind ein schleppender
Nachtrag, der den Gegensatz gegen xe&vavaL nicht richtig versteht, da
derselbe doch nicht „leben", sondern „verleugnen" ist. Dagegen macht B
den Eindruck der Ursprünglichkeit". Allein Schultze hat nicht überlegt,
dass auch „o^fj^" in B fehlt, und dass dieser Verlust hier ein Homöo-
teleuton anzeigt. Dass die Worte „schleppend" sind, ist ein Geschmacks-
urtheil. Der Gegensatz, den Schultze zu xe&vdvai wünscht, ist durch
,,doxHv'' ausgeschlossen und wäre an sich im Munde des Kaisers viel
weniger passend als ,,^^v".
j2 Harnack, Das Eclict des Antoninus Pius.
p) Der ungelenke Satz in A, über den später noch zu reden
sein wird: ovz aroutov vf/äg vjiofivrjOaL ad^viiovvraq ^tv,
OTavjctQ wöL, naga^aXlovrac, de xa ruitTSQa (lies {\uhsQa)
jiQoq To. Ixelrcov, besagt jedenfalls, dass der Kaiser den
Asiaten, die bei den Erdbeben in verzagte Stimmung ge-
rathen, eine Ermahnung geben will, vfiäq ist also Object zu
vjtouvt'iöai. Allein der Stümper B hat das nicht verstanden,
was doch selbst Rufin verstanden hat; er hat v^aq als Sub-
iect zu vjio^vTjOaL genommen. Nun konnte er das ovx
axojtov nicht mehr stehen lassen; denn der Kaiser kann sich
doch nicht eine Erinnerung seitens seiner Unterthanen ge-
fallen lassen. Frischweg schreibt darum B: ovx sixbg
vjtOfivTJoai vfiac. Das filv ... ös lässt er weg.
q) A: OL fiev ovv -/lyvoinai . . . vfisig öe, B: ort yiyvovxai . . .
xal V 116 lg fier.
r) Der Satz in A: vfieig öh uiaga jiavxa xov xqovov^ y.ad-' ov
ayvoHV öoxelxe, xcov xs d^emv xcov alXow aiieXelxs xal xrjg
&QrjOX8iag xrjg Jitgl xov dO^avaxov , ist unverständlich und
fordert daher zu einer Correctur auf, wenn man nicht ver-
steht, dass ayvotlv hier intransitiv gebraucht ist = „insanire". ^)
ß hat es nicht verstanden^ demgemäss einen Fehler vermuthet
und deshalb xSv d-ecov in ,,xovg d^eovg" verwandelt, um zu
ayvoeip ein Object zu haben. Das folgende afieXslxs hat
nun aber kein Object mehr; B schiebt daher uqcov ein;
nun aber schien dem „xFg &Qf]6xeiag^^ das Verbum finit.
zu fehlen; unbesorgt schrieb B: dQTjOxdav öe xt)v jibqI xov
dsov ovx ejtlöxaö&e (s. sub f). So entstand der Satz: xal
v(/eig [ilv ayvoblv öoxelxe JiaQ^ exelvov xov yjQovov xovg
&eovg xal xmv leQwv afieXelxe, d^Qrjöxeiav 6e rijv jtegl xov
deov ovx ejTiOxaoO^el Das xcqv aXXwv musste nun natürlich
wegfallen und damit auch das xs — xal in A. Als kleinere
Varianten sind noch anzumerken jiavxa xov XQ^^^'O^ und
exelvov xov xqövov,, ferner neql xov a&avaxov und jteQi
xov &e6v.
s) A: ov d-Q)]öxevovxag eXavvexe^ B: od^ev xal xovg d-Q7]öxev-
ovxag 6^7]Xojxax6.
1) Dass dyvosiv so gebraucht werden kann, belegen die Lexica ledig-
lich aus Lucian. Der Beweis reicht vielleicht nicht aus. Jedenfalls lag
der Rec. B schon uyvotiv vor.
1. Die Überlieferung. 13
t) A: vjtsQ (^e, B: vjt^Q.
u) A: 7jöfj xal jiolXol, B: xal aXZoi rivtc.
v) A: xal rS O^siorazcp //fimv r/Qaipav jiarQi, B: to) O^siozccrq)
fiov jtaTQt s-ygaipav.
w) A: JtSQi T7\v P(x>fialcop Tjyefiopiav, B: im xr/v riysfiovlap
Pcofialcov.
x) A: xaraxolovd^cöv ri] rov JiaxQoq yvcofi?], B: rrj z. jtazQ.
fzov xarax. yvcofir],
y) A: si de rig £jtifi£vot nva tcöv roiovrcov slg jtQdyfiara
^SQcov (X)q öi) TOiovTOV, B: si 6t riq sx£t JtQog XLva tcop
roiovrcov JiQay^a xaracptQuv cog roiovrov.
z) A: exslvog o xaraipegonevog . . . 6 öe xaratpsQcov, B: hxelvog
o xaracpeQoiiEvog . . . exslvog de o xaracpsQOJV.
TL) A: Ivoyog sörai 6lx7]g, B: svo^og lorai rfi ölx?].
Das Verfahren des Verfassers der Rec. B ist nach dieser
Tabelle wohl offenbar. Ausser den (1.) sechs tendenziösen Ein-
schiebungen, um das Edict zu „verchristlichen", hat man (2.) die
Fälle zu unterscheiden, in denen er die Partikeln weglässt oder
verschiebt und so das Gefüge des Textes vergröbert (so g p q r
t u V y); hierzu gehören auch die Fälle s (wo in B d^QTjOxsvovrag
nun kein Object hat), z (mit dem plumpen doppelten sxslvog in
B) und i (wo der reine Gegensatz in A: sxslvol . . . vfisig in B
gestört ist). Nirgendwo sieht man sich hier in der Lage, die
Lesart in B der in A vorzuziehen. Eine (3.) Gruppe bilden die
gewöhnlichen Varianten der Wortstellung, Construction und der
Synonyma-Vertauschung, wie sie sich überall in den Handschriften
finden. Hierher gehören die Fälle h k (ovg sig und olg) 1 m
o r (jcavra rov iqovov = sxslvov rov XQ^^vov und a&^avarov
= \}^s6v) s {sXavvsrs = s^rjZwxars) u v w x y zz. In solchen
Fällen pflegt in der Regel eine Entscheidung aus inneren Grün-
den kaum möglich zu sein; allein bei 6 von diesen 14 Stellen
liegt es auf der Hand, dass A das Richtige hat. Das ort xal
rovg &sovg sjtifisZslg sösöd^ai (h) ist überhaupt kaum erträglich
(doch s. Otto zu Justin Dial. 45) und ist sicherlich aus ori
xal rolg dsolg sjtifislsg lori entstanden; XQjjöiiiov (1) ist eine
tendenziöse Vergröberung und Verfälschung von algsrov, die
gute Construction xarrjyoQOVfisvoig (m) ist durch sjcl rm xar-
rjyoQOVfisvo) unerfreulich aufgelöst; das dunkle „rov aß^avarov^^
[y), das auch Rufin durch „immortalis deus" glaubte präcisiren
14 Hamack, Das Edict des Antoninus Pins.
ZU müssen, ist durch ^^rov ^f02^" ersetzt; das feinere jieq'l (w)
ist durch das gröbere tjil ersetzt; der ungewöhnliche Ausdruck
d öe riq hjnfitvoi riva sie jTQdyftara <ptQcov war dem Verfasser
von B nicht verständlich; ausserdem Hess er das örj weg. Die
acht Stellen, die nachbleiben, sind ohne jeden Belangt) Eine
(4.) Gruppe endlich bilden die grossen, das ganze Satzgefüge
und Sinn ändernden Lesarten in B, wie sie sich — abgesehen
von den tendenziös christlichen Interpolationen — in k p r
finden. Es ist oben bereits nachgewiesen, dass sie willkürliche
Eingriffe sind, die den von Eusebius gebotenen Text voraussetzen,
ihn aber, weil er unverständlich erschien, umgestalten.
Aus diesen Nachweisungen folgt, dass kein Grund
vorliegt, die an sich (s. o.) wahrscheinliche Annahme ab-
zulehnen, dass der in B vorliegende Text letztlich aus A
(Eusebius) geflossen ist und lediglich eine theils dreist
und tendenziös, theils aus Unverstand verfälschte Re-
cension desselben darstellt, der, da wir den Eusebius-
text besitzen, schlechterdings gar kein Werth zu-
kommt. 2)
Dieses Ergebniss würde erhärtet werden, wenn sich gemein-
same Fehler in A und B fänden; es würde in Frage gestellt
sein, wenn B auch nur an einer einzigen Stelle gegen A nach-
weisbar den ursprünglicheren Text bewahrt hätte. Es würde aber
ferner bedroht, wenn auch nicht in Frage gestellt sein, wenn
die Zahl der „harmlosen" Varianten als eine übermässig grosse
bezeichnet werden müsste. Diese drei Punkte müssen zur Ver-
vollständigung des Beweises somit noch untersucht werden.
Was den ersten betrifft, so bin ich zwar weit von der
Meinung Eichstädt's entfernt, der über das Edict geäussert hat:
„oratio non modo horrida, verum etiam inepta est"; aber eine
gewisse Ungelenkigkeit des Ausdrucks (in der ersten Hälfte) ist
anzuerkennen. Wir werden auf die Sprache unten einzugehen
haben. Eben diese Ungelenkigkeit aber fordert zur Vorsicht in
der Annahme von Fehlern auf. Indessen scheint es doch — von
1) Über u {nolXoi — aXloi) s. u. Übrigens ist aXXoL im Coiitext gar
nicht am Tlatze und nur scheinbar vorzüglicher als nolXol.
2) Man beachte übrigens noch, dass die wesentlichen Varianten sich
lediglich in der ersten Hälfte des Kdicts linden. Auf Grund der zweiten
lliilfto hätte wohl Niemand daran gedacht, dass 13 von A unabhängig sei.
1. Die Überlieferung, 15
dem ayvouv abgesehen, das vielleicht erträglich ist — , dass an
einer Stelle ein gemeinsamer Fehler in A und B anzunehmen
ist. Beide haben ^.JtaQaßaXXovxaq'* in dem Satze gelesen, den
A so bietet: TleQi de tcqv ostOfiSv toqv yeyovoTwv xal yivo-
Hev(DV ovx, CiTOjtov vfiäg vjtofivTJoai dO^vfiovvtag fzsv, oravüieQ
moi, jiaQaßalXovraq de xa viiixeQa nQog xa hxsivcov. Dieses
^^jiaQaßdXXovxag*" ist aber unmöglich. Man kann zwar zur Noth
den Satz übersetzen: „es ist nicht unangemessen, euch eine Er-
mahnung zu geben, die ihr, wenn sich die Erdbeben ereignen,
muthlos werdet, aber euer Verhalten mit dem jener vergleicht
(zu vergleichen pflegt)" ^); allein diese Übersetzung streift doch
an das Sinnlose nahe heran, und — was noch schwerer wiegt —
sie verwirrt das Folgende; denn im Folgenden giebt der Kaiser
selbst ihnen eine Ermahnung in Form einer Vergleichung
ihres Verhaltens mit dem der „Atheisten". Hieraus folgt,
dass „jraQaßdZXoi>xag^^ aus seiner unerträglichen Verbindung
mit „ddvfjovpxag^^ zu befreien und als das Ziel, auf welches hin
sich die Ermahnung richtet, anzuerkennen ist. Es muss also
„jtaQaßdXksiv"' heissen.^) B aber hat nicht anders gelesen als
A, ist also von dem fehlerhaften Text A hier abhängig.
Den zweiten Punkt anlangend, so haben wir oben nicht
eine einzige Stelle gefunden, an welcher B vor A zu bevorzugen
ist^); doch haben wir drei Stellen bei Seite gelassen, die jetzt
zu erörtern sind. Erstlich bieten alle unsere Eusebius-Handschr.
jiaQaßdXXovxag de xd 7]fiaxsQa jigog xd sxelvcov, B dagegen
bietet vfiexega. Man kann nicht daran zweifeln, dass dieses das
Richtige ist; allein die Verwechselungen der beiden Worte sind
bekanntlich so zahlreich, dass sich aus ihnen weder auf Unab-
1) S. Heinichen, ad bist. eccl. Euseb. Melet. VI. Overbeck, Stu-
dien z. Gesch. d. alten Kirche S. 128.
2) Oder es ist ein Verb, nach zu exsivojv ausgefallen oder sonst eine
Störung anzunehmen. Sollte sich freilich herausstellen, dass das nccQcc-
ßdXXovxaq eine ungeschickte christliche Interpolation ist, die vor Eusebius
gemacht worden ist, so würde die gemeinsame falsche Lesart in A u. B
nichts beweisen (s. u.).
3) Beachtenswerth ist auch, dass nur Eusebius das „TlQoaETS&T] iv
^E(psöo) iv T(ö Koivcö xrjq 'Aolag" bietet, während es in B fehlt. Das spricht
auch nicht dafür, dass in B eine eigen thümliche Überlieferung anzuneh-
men ist. — Ephesus war die eigentliche Metropole Asiens, wenn auch die
Landtage abwechselnd in den Hauptstädten tagten.
'[ ß Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
häiigigkeit zweier Handschriften von einander noch auf die Vor-
züghchkeit der Handschrift, welche das Richtige bietet, schliessen
lässt. Dasselbe gilt von dem „t^" in dem Satze: el fif) cpalvocvro
TL Ji£()l TTjv 'Pcof/aUov T/ys^ioviav hyx^cQovvTsg. Jenes „Tf" bietet
heute keine Eusebins-Handschrift, wohl aber Paris. 450. Allein
Rufin hat es noch in seiner Eusebius-Handschrift gefunden („nisi
forte arguerentur aliquid"), und einige Eusebias-Handschriften
lesen (iTjötv statt //?y, was vielleicht sogar das Ursprüngliche ist.
Für die Unabhängigkeit des Textes in B von A lässt sich hieraus
nichts folgern. Mehr Gewicht scheint die dritte Stelle zu haben.
Die Christen werden in der Recension B nie als solche genannt,
sondern stets durch ,^tolovtoi^ oder „txHPoi'^ bezeichnet (so
zehnmal). Auch in der Rec. A finden wir dasselbe (neunmal);
allein an einer Stelle bieten alle unsere Eusebiushandschriften
und Rufin: ov ö?) rovg XQLötiavovq &Qt/öxsvovTaq t^Mvrsre.
Nach der ganzen Haltung des Edicts ist es nicht eben wahr-
scheinlich, wenn auch keineswegs unmöglich (s. das Hadrian-
Edict), dass die Christen, die sonst nirgends genannt sind, an
dieser einen Stelle mit diesem ihrem Namen bezeichnet gewesen
sein sollen; also ist B hier gegen A vielleicht im Rechte. Allein
das „ö?) XiiLöTiavovq^^ in dem Eusebius-Text ist schleppend und
sieht ganz wie eine alte, früh (s. Rufin) in den Text des Eusebius
gekommene Glosse aus, die aber in dem Exemplare nicht ge-
standen hat, welches zur Anfertigung von B benutzt wurde.
Dies wird auch durch das Chronicon paschale nahe gelegt; in
der Regeste, welche dieses bietet, fehlt das j,6ri rovg X(^hoti-
avovg^' auch. Der Text dieser Regeste im Chronicon ist über-
haupt interessant; denn während er im Allgemeinen die Text-
fassuug von A bezeugt, nähert er sich, abgesehen von dem eben
besprochenen Falle, noch an zwei anderen Stellen dem Text in
B'). Erstlich nämlich bietet er statt ovx axojrov i\uäg vjio-
firfjOai vielmehr arojtov xtL und bereitet somit bereits die Les-
art und das falsche Verständniss von B: ovx elxog vjio/Ji'fjoai
vfiag vor. Zweitens bietet er das Jsqojp"', welches sich in B
findet, ninnnt aber insofern eine Mittelstellung zwischen A und B
ein, als er das „aXXwr' (A), das B nicht bietet, noch wieder-
giebt, indem er die J^'assung: xal tmv aXXcov hQcov dfJt).eiTe
1) iiber eino dritte Stelle in der Adresse s. u.
1. Die Überlieferung. 17
vorlegt. Wir dürfen hiernach vielleicht vermuthen , dass es
zwischen dem Text von A und B Zwischenstufen gegeben hat,
und dass nicht eine Hand alle die Entstellungen vorgenommen
hat, die wir jetzt in B lesen. Aber dass ein anderer Text als
der eusebianische zu Grunde liegt, der in B irgendwo besser
bewahrt sei als in A — diese Hypothese ist völlig grundlos.
Es erübrigt noch in Bezug auf die grosse Anzahl der „harm-
losen" Varianten zwischen A und B zu zeigen, dass ein ganz
ähnliches Verhältniss zwischen dem Text der Apologie des Justin
in unserer einzigen leider so schlechten Handschrift und den
Citaten aus ihr in Eusebius' K Gesch. obwaltet.
Zuerst sei bemerkt, dass der Redactor des Paris. 450 das
Hadrian-Edict, indem er es dem Eusebius entnahm, nicht ver-
fälscht hat; allein 1) hat er ihm die falsche Überschrift gegeben
„^AÖQiavov vjiIq XQLöxiavmv ajitOroX/], 2) finden sich folgende
Varianten zwischen Eusebius und Paris. 450. A: liot ovv, B:
ovv [iOL. A: ei övvapzat, B: av övrcovrat. A: kjtaQXi^Tai^
B: EjiaQxecÖTca. A: ajtoxQivao&cu, B: ajtoxQLVSöO^ai. A: OQcC^e,
B: ÖloqlC^s. Nun mögen einige Proben der Varianten im Text
der Apologie folgen:
Justin Ms. Paris. 450. Justin bei Eusebius, h. e.
Apol. I, 26 rrjv dveXsvöiv rov H, 13, 2 sq. rijv dvdXrjipcv rov
XqlOtov xvqlov
övvdfisig JtOLf]öag fiayixdg övv. fiay. jrot^Oag.
jtag vfiojv üiaQ vfztv
og dvÖQLag dveyriyeQTai Glosse, die bei Eusebius fehlt.
ütdvxeg (liv [isv Jtdvrsg
exslvov xal Glosse, die bei Eusebius fehlt.
orad^Eiöav araO^slöav ev Tvqco rrjg
^OlVLX7]g
vjt^ avxov ajt avrov
tvvoiav jTQcoTijV YSP0fiev7jv jtgwxrjv Ivvoiav
ev£Qy?jü^tvxa xal vjto xcov HI, 26, 3 oloxQfjd^svxa xal av-
daifiovlcQi^ xov vjio xwv öaifiovcov.
eioi xtveg xivsg suu.
vofii^etv IV, 11, 9 sivai vofii^siv
Texte u. Untersuchungen XIII, 4. ' 2
18
Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
og xaza Jiav ysvog
JC8Jl0i7/X£
ßXaOcpr/filag
cog ovra fiel^ova ra fiel^ova
üisjtotrjxtvaL
jcavreg
OQUcoiievoi
£<prjfl£V
OL xoivcQPOvvTeg xwv av-
Tcöv öoyfiarcDV
sjiixaxTjyoQOVfisvov
xotvov e^ovöLV
og xat X. ji. ytvog.
JltJCSLXE
ßXaö(p7]ixa
jiarsQa elvai rov Xqlötov
fehlt T« iiEiC,ova (Fehler).
xal Jtavreg
(DQlirjlltVOi
ovxoivwv ovTwvöoyfiarojv
sjnxaZovfievov
XOiVOV £6TC
Diese Varianten finden sich auf c. 30 Zeilen, Nehmen wir
noch eine zweite und dritte Stelle — Eusebius hat c. Vi 4- des
Textes der Apologieen citiert — hinzu:
Justin Ms.
Apol. I, 68 djtoörolrig
ovx ex rov xEXQloiyai rovro
vjto ^AÖQiavov
ölxaia a^iovv i:t]v jiqoö-
(p(X)V7]öLV xal t^r}y7](jiv
jiejtoL7jfi£{)a.
xarä TOVTO
xal Ion t6 avrlyQacfjOV
TOVTO
Diese Varianten stehen auf 7 Zeilen
Justin bei Eusebius, h. e.
IV, 8. 7 sq. sjctOTOArjg
TOVTO ovx ^S ''^^o AÖQta-
vov xeXsvo&h^
öixaiav a^iovv ti^v üiqoö-
(pmvriöLv.
TOVTO
xal iOTL Toöe
Justin Ms.
Apol. 11, 12 ÖE
aXla
av{)^Q(Dmvow
aya\)ov i]yov(ievog
Tcöv avTov ayadcQV öT/y-
ye
xaT)]yyBiXf:
Justin bei Eusebius, h. e.
IV, 8, 5 08 xal
om.
avf^QOJJidmv
1 y. aya^ov
TGJV tavTOv öTSQrjd^eh] sjti-
d^VfllSv
om.
om.
xaTfiyysXXe
1. Die Überlieferung. j[g
Diese Varianten stehen auf 8 Zeilen. Durchschnittlich kommt
überhaupt in den c. HO Zeilen füllenden Citaten aus Justin bei
Eusebius eine Variante auf die Zeile, und zwar so, dass fast in
allen Fällen sämmtliche Eusebius-Handschriften zusammenstehen
gegen den Justintext in Paris. 450 (B).
Hiernach dürfen wir den Beweis für abgeschlossen erklären:
wir besitzen das christenfreundliche Edict höchst wahrscheinlich
nur aus einer selbständigen Quelle, der KGeschichte des Eusebius;
die Fassung im Justin-Codex kann für die Untersuchung nicht
weiter in Betracht kommen. Nur bei der Feststellung der richtigen
Adresse werden wir auf jene Fassung zurückkommen müssen. ^)
Aber wir dürfen das Kapitel über die Überlieferung unseres
Edicts noch nicht schliessen. Es bleibt noch zu untersuchen,
wie und in welchem Zusammenhang es bei Eusebius überliefert
ist. Auch diese Frage ist bisher nicht scharf gestellt und daher
auch nicht ausreichend beantwortet worden.
Erstlich ist es bemerkenswerth, dass Eusebius in seiner
Chronik das Edict überhaupt nicht erwähnt, während er sonst
auch dort die Actenstücke über das Verhältniss von Kaiser und
Staat, welche er in der KGesch. mittheilt, verzeichnet. Sollte er
das Edict noch nicht gekannt haben, als er die Chronik ver-
fasste — aber zwischen beiden liegt ein kurzer Zwischenraum,
und sie sind auf Grund derselben Excerpte gearbeitet? Hat er
das Edict in der Chronik absichtlich ausgelassen, weil er es
chronologisch nicht unterbringen konnte, da es ihm als ein Edict
des Marcus überliefert war, er es aber für ein solches des Pius
hielt (s. u.)? Oder war ihm das Edict verdächtig? Das wird man
nicht annehmen dürfen; denn dann hätte er es auch in der KGe-
schichte nicht gebracht. So ist die Annahme die wahrschein-
lichste — Sicheres lässt sich nicht sagen — , dass er es in der
1) Die Einsicht, dass das antoninische Edict im Paris. 450 tendenziös
überarbeitet ist, kommt auch der Kritik des dritten Actenstücks in jenem
Codex, welches unserem Brief folgt, zu gut, dem Brief des Marc Aurel.
Die von mir schon früher geäusserte Annahme, dass ihm ein Actenstück
zu Grunde liegt, welches aber stark verfälscht ist, erhält nun eine Stütze.
Übrigens ist der Satz, der sich hier findet: xov ös z o lovrov avfißovXsvo),
6ia t6 t 0 lOvTOv eivai Xqlgtkxvov, (xrj syxaXsLod^ai , dem Antonin-Edict
nachgebildet. Die drei im Paris. 450 dargebotenen Christen freund liehen
Actenstücke der Kaiser Hadriau, Pius und Marcus stellen eine Klimax dar.
2*
2Q Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
Chronik fortliess, weil er über den Kaiser nicht ins Reine kom-
men konnte.
Zweitens ist zu beachten, dass Eusebius kein lateinisches
Original des Edicts zur Verfügung hatte, sondern es ihm grie-
chisch zugekommen war. Das Edict des Hadrian (IV, 9), das
des Gallienus (VII, 13) und das des Galerius (VIII, 17) hat er
lateinisch in Händen gehabt und sie, wie er bemerkt, selbst ins
Griechische übersetzt. Bei den anderen Erlassen hebt er aus-
drücklich hervor, dass er eine ihm vorliegende Übersetzung gebe
(s. IX, 1; IX, 9, 14 sq.; IX, 10, 7 sq.; X, 5, 2 sq. 15 sq. 18 sq. 21 sq.;
X, 6. 7). In Bezug auf das Apologeticum Tertullian's sagt er,
dass er eine griechische Version benutze. Dagegen hier bemerkt
er nichts über die ursprüngliche Sprache des Edicts. Er scheint
das Griechische also für das Original gehalten zu haben — eine
Annahme, die schwerhch richtig ist; denn das Edict ist höchst
wahrscheinlich aus dem Lateinischen übersetzt (s. u.). Unser Edict,
sofern es Eusebius nicht als aprlygacpov ßaOiXcxojv öiata^eojv 8X
'PojficäxTJg yXc6ao?]q fisraXrjcpd^stödjv bezeichnet, steht, soviel ich
sehe, in der KGeschichte ganz isolirt. Hieraus ist zu schliessen,
dass er es nicht aus der Originalquelle kannte, sondern
dass es ihm lediglich aus christlicher Überlieferung
zugekommen war.
Drittens lässt sich über diese Überlieferung noch etwas er-
mitteln, wenn man beachtet, in welchem Contexte das Edict in
der KGeschichte steht. Zwar aus dem, w^as Eusebius nach Mit-
theilung desselben geschrieben hat, lässt sich nichts Sicheres er-
kennen. Er fährt fort: „Dass dieses also geschehen '), bezeugt
Melito, Bischof der Gemeinde von Sardes, der zur damaligen
Zeit lebte; man kann dies deutlich aus dem ersehen, was er in
seiner an den Kaiser Verus zu Gunsten unseres Glaubens ge-
richteten Schutzschrift sagt''. Hier zieht Eusebius selbst eine
Verbindungslinie, die augenscheinlich nicht durch die Überliefe-
rung geboten war. Hätte er das Edict in extenso bei Melito
gefunden, so hätte er es gesagt (s. seine Mittheilung über das
Hadrian-Edict) und sich nicht mit dem allgemeinen Ausdruck
„Torro/c ovTCQ x^q) öaöi^'' begnügt. JVIelito bezeugt ihm nur,
entweder dass unter Pius die im Edict vorgeschriebene Praxis
1) H. e. \\\ 13, 8: Tovxoiq ovro) /<j)Q7jaaan' tmnaQXVQwr.
1. Die ÜL erlief er ung. 21
geherrscht habe oder dass von ihm Schutzedicte ausgegangen
sind, und beides versichert ja Melito wirklich mit klaren Worten.
Aber interessant ist die Einleitung, die er dem Edict vorgesetzt
hat. Nachdem er von Justin's Apologie an den Kaiser Pius ge-
sprochen und ihre Adresse wörtlich wiedergegeben hat, fährt
er (h. e. IV, 12) fort: Eprsv^^elg öa xal v(p^ IxtQcov o avtog
ßaötXevg sjcl TT/g Aöiag aÖBlcpmVj jtavTolcag vßQeoc ji:()6g zwv
IjilxcoqIojv örjficov xatajiovovfievcov, TOtavrr] rj^lwös xo Koivov
xiig ^Aoiag öiard^eatg. Eusebius will also sagen, dass Justin's
Apologie und andere christliche Petitionen das Edict veranlasst
haben. Woher hatte er aber das ^^evTtvx^dg v(p' Ixegcov hjtl
xijg 'Aöiag döa?.cpG)V^^? Aus dem Edict selbst war es nicht nur
nicht zu entnehmen, sondern dieses widerspricht vielmehr diesem
Pragmatismus; denn es zeigt, dass es eine Antwort ist auf die
Petition des Koivov xijg Aöiag, es möge gegen die Christen mit
Sacralprocessen vorgegangen werden (Anklage auf „Atheismus").
Also sind jene Worte entweder eine werthlose^ weil unrichtige
Combination des Eusebius selbst, oder aber sie deuten die Quelle
an, aus der er das Edict empfangen hat. In christlichen Kreisen
als eine Art von Toleranzedict wurde es aufbewahrt und ist so
an Eusebius, resp. in die Bibliothek von Caesarea gelangt. Diese
Tradition ist der Echtheit resp. Integrität des Edicts zwar keines-
wegs tödtlich, aber doch nicht eben günstig ^).
1) Auch die Frage muss aufgeworfen werden, ob Eusebius nicht etwa
das Edict bereits hinter der justinischen Apologie in seinem Exemplar der-
selben gelesen hat. Die Stellung, die er ihm in der KGeschichte gegeben,
unmittelbar hinter der Apologie, ist dieser Hypothese günstig, und unter
dieser Voraussetzung würde es sich auch erklären, wie er es in der Chronik
übergangen hat — er hatte es eben noch nicht bemerkt. Allein hätte es
Eusebius am Schluss der justinischen Apologie gefunden, so hätte er das,
seiner sonstigen Gewohnheit gemäss, gesagt. Ferner — im Paris. 450 steht
nicht nur unser Edict hinter Justin's Apologie (nach dem Hadrian-Edict),
sondern auch der Brief des Marcus über das Regenwunder. Es ist in sich
wahrscheinlich, dass beide Schriftstücke zusammen dorthin gestellt worden
sind. Jenen Brief kannte aber Eusebius noch nicht Endlich — der Re-
dactor der Sammlung Paris. 450 hat jedenfalls die eusebianische KGeschichte
gekannt; denn er hat das Hadrian-Edict in der Übersetzung Euseb's
der Apologie des Justin einverleibt. Kann man also der Annahme doch
nicht ausweichen, dass Paris. 450 von Eusebius abhängig ist, so ist die
Hypothese, Eusebius sei seinerseits von der Vorlage des Paris. 450 abhängig
gewesen, höchst unwahrscheinlich. Es bleibt also dabei, was oben S.SflF. con-
22 Harnack, Das Eclict des Antoninus Pius.
Schliesslich ist noch des Kaisernamens zu gedenken. Hier-
bei stossen wir auf eine capitale Schwierigkeit, die übrigens be-
reits aus der Überlieferungsgeschichte zur Exegese des Edicts
überleitet. Ich will gleich bemerken, dass ich eine befriedigende
Lösung der Schwierigkeit so wenig zu geben weiss, wie meine
Vorgänger. Thatsache ist, dass Eusebius mit klaren Worten
den Pius (o avxog ßaoiXevg, nämlich derselbe, dem Justin seine
Apologie eingereiht hat) als den bezeichnet, der das Edict er-
lassen hat, und dass er ihn IV, 13, 8 von dem Kaiser, dem Melito
seine Schutzschrift übergeben, unterschieden hat, endlich dass
er erst IV, 14, 10 zur Regierungszeit des Marcus übergeht und
sich also mit seiner Geschichte von IV, 10 an in der Zeit des Pius
befindet ^). Dennoch giebt er das Document als ein Edict des
Marcus und schweigt über den Widerspruch, in den er sich
damit verwickelt, vollkommen. Die Annahme, dass er ihn selbst
gar nicht gemerkt hat, weil er auch sonst in seiner KGeschichte
die Antonine verwechselt hat, ist höchst unwahrscheinlich; denn
im Context werden hier Pius und Marcus bestimmt unterschieden.
i\.lso steht man vor einem vollkommenen RäthseP). Die wahr-
t
statirt worden ist, dass die Verwandtschaft zwischen Euseb. u. Paris. 450
auf der Benutzung jenes durch diesen beruht.
1) Dagegen darf man sich nicht auf IV, 14, 1 [enl xwv 6r}Xov(xh(t)v)
berufen und behaupten, Eusebius zeige durch diesen Ausdruck, dass er die
Zeit der Antonine überhaupt im Auge hat; denn, wie ich an einem anderen
Orte zeigen werde, ist stiI T(3v dr]?.ovfAtv(ov nicht zu ergänzen KaioccQwv,
sondern x^ovcav = in der angegebenen Zeit, seil, in dem durch den Kaiser-
Tiamen bezeichneten Zeitraum.
2) Wahrscheinlich liegt den widersprechenden Angaben des Eusebius
über die „zwei" Apologien des Justin auch eine Confusion über die Anto-
nine zu Grunde; doch ist das nicht sicher. Jedenfalls aber bezeichnet
V, 4, 3 neben V, 5, 1 eine starke Confusion : Buch IV, 14, 10 hatte Eusebius
den Amtsantritt des „Marcus Aurelius Verus 6 xal ^AvzcDvlvoq^^ angegeben
avv xal Aovxiu>'\ Im Folgenden — abgesehen davon, dass er Justin's
zweite Apologie an einer Stelle an zwei Herrscher gerichtet sein lässt
(IV, 16, 1) — spricht er nur von M. Aurel, „in dessen Regierungszeit wir
uns befinden". Er nennt ihn Antoninus Verus und betont die Gleich-
namigkeit mit seinem Vater Antoninus Pius (IV, 18, 2; 2G, 1; 2(3, 2; 27; 30).
Dass dieser Antoninus Verus M. Aurel ist, geht aus Buch V Prooem. hervor,
wo vom 17. Jahr des Antoninus Verus gesprochen wird als dem Jahre der
gallischen Verfolgung. Der Abschnitt schliesst V, 4, 3 mit den Worten:
„Unter Antoninus geschah das". Nun folgt der grobe Fehler; denn Eusebius
1. Die Überlieferung. 23
scheinlichste Lösung ist, dass Eusebius die Aufschrift des Edicts
für unrichtig gehalten und — wohl in Hinblick auf die Mitthei-
lungen des Melito, s. u. — in Pius den Verfasser gesehen hat.
Er hielt sich aber nicht für berechtigt, die Aufschrift zu corri-
giren, sondern theilte das Actenstück mit, wie es ihm zugekommen
war. Hieraus folgt, dass er nicht etwa — wie auch angenommen
worden ist — das Edict in doppelter Form (als das des Marcus
und das des Pius) vor sich gehabt hat; denn hätte er auch eine
Pius-Recension gekannt, so hätte er diese unzweifelhaft bevor-
zugen müssen. Lediglich also historische Reflexion kann ihn
dazu bewogen haben, es trotz der Aufschrift dem Pius zuzu-
weisen.
Diese Reflexion kann richtig sein. Ist sie es, so ist das für
das Actenstück nicht günstig; denn es wäre damit bewiesen, dass
das Edict in der christlichen Überlieferung^ aus der es Eusebius
zugekommen war, nicht intact geblieben ist. Nun aber zeigt die
Aufschrift wirklich einen groben Fehler, der ihre Echtheit schwer
gefährdet ^). Alle griechischen Handschriften des Eusebius und
Rufin geben dem Marcus den Beinamen ,,^AQfi£viog^^^), trotzdem
sie einstimmig ^^örjuaQXixrjq e§ovöiag ro is', vjtarog rb y schreiben
und damit das Jahr 161 als das Ursprungsjahr des Edicts be-
zeichnen. Allein 1) 'AQfjeviog ist überhaupt nichts; es muss
\4Qii£VLax6g heissen, 2) im J. 161 führte Marcus den Namen
„Armeniacus" noch nicht, 3) im J. 161 hätte in einem kaiser-
lichen Edicte, namentlich in einem nach Asien gerichteten, Lu-
cius Verus mit genannt sein müssen. Somit ist die Aufschrift
auch in sich verdächtig und kann nicht für ursprünglich erachtet
werden. Dieses Urtheil besteht freilich nur dann zu Recht, wenn
fährt fort : „dem Bruder dieses Kaisers, dem Marcus Aurelius" (passirte das
Regenwunder). Augenscheinlich hatte Eusebius von Lucius Verus die
Glocken läuten hören, und so entstand die Confusion. Es ist aber doch
sehr fraglich, ob man deshalb auch in der Vertauschung von Pius und
Marcus an unserer Stelle nur eine Confusion sehen darf.
1) Dieser Fehler war es natürlich nicht, der den Eusebius veranlasst
hat, das Edict dem Marcus zu nehmen und dem Pius zuzuschreiben; Euse-
bius hat ihn gewiss gar nicht bemerkt.
2) Das Chronicon paschale bietet „'AQ/A,eviog^' nicht, aber es lässt auch
,^AQXieQtvq Meyioxoq"^ aus und zeigt damit, dass die Worte durch Homöo-
teleuton fehlen (voransteht Seßaazog). Übrigens hat das Chronicon Euse-
bius gegenüber überhaupt keine Selbständigkeit.
24 Harnack, Das Edict des Antöninus Pius.
vom Syrer, der die Worte ^Aqu^vloq xtL iiiclit enthält, abgesehen
wird; s. darüber unten.
Fassen wir zusammen: Das Edict an das Eoivov xrjg Aöiag
besitzen wir nur in einer einzigen selbständigen Überlieferung,
nämlich bei Eusebius, h. e. IV, 13; die Fassung im Paris. 450 ist
eine tendenziös verfälschte Tochterrecension der eusebianischen.
Eusebius hat das Stück nur in griechischer Übersetzung gekannt
und es aus christlicher Überlieferung als ein Schutzedict für die
Christen erhalten, entweder ohne jede begleitende Tradition oder
mit der falschen, es sei eine Antwort auf die Bitten christlicher
Brüder. Es ist in seiner Kirchengeschichte das einzige kaiser-
liche Actenstück, bei dem er nicht vermerkt, dass es eine Über-
setzung ist. Das Edict trug die Aufschrift „Marc Aurel etc."
Diese Aufschrift hat Eusebius nicht für richtig erachtet, vielmehr
das Schriftstück dem Pius zugewiesen, wahrscheinlich weil er es
zu den bei Melito verzeichneten Edicten dieses Kaisers gerechnet
hat. Nach der negativen Seite bestätigt sich seine Kritik durch
eine nähere Untersuchung der Aufschrift, wie sie in den grie-
chischen Codd. und bei Rufin erhalten ist; denn diese kann ur-
sprünglich nicht so gelautet haben, wie sie Eusebius überliefert
erhalten hat und mittheilt. Damit ist aber Marcus als der Ver-
fasser selbst gefährdet.
2. Conimeutar.
'EycQ fthp oLöa xrL] Der Charakter des Schreibens als eines
Rescripts tritt hier sofort klar hervor. Das ist der Echtheit
günstig. Ein Fälscher hätte wohl auch die Petition mitgefälscht,
auf welche das Schreiben eine Antwort sein sollte; er hätte es
auch deutlicher gemacht, dass es sich um Christen handelt. Über
die Form der Eingaben der Landtage in Sachen der Christen
und der kaiserlichen Antworten, s. Euseb. h. e. IX, 7 und die
Inschrift von Arykanda (M o mm s e n in den ArchäoL-epigraphischen
Mitth. aus Österreich 1893 S. 93—102. lOS).
oTi xal Tolg d^toh; tjcifisX^g tOrt fi?] Xav&dvaiv rovg roiov-
TOf>g] „diis curae esse". Der griechische Ausdruck befremdet etwas;
unwillkürlich denkt man an eine Übersetzung aus dem Lateinischen.
— Man beachte das „jcra'" und das später folgende „jtoXv yctQ
liaXXov. sie sind nicht rhetorisch zu verstehen. Mag auch den
Kaiser der Hintergedanke bestimmt haben, dass die Götter allein
f
2. Commentar. 25
den Religionsfrevel zu rächen haben, so hat er sich doch so nicht
ausgedrückt. Zur Sache s. Tacitus, Annal. I, 73: „deorum iniurias
dis curae" (Ausspruch des Tiberius); Tertull. ad Scapul. 2: „Hu-
mani iuris et naturalis potestatis est unicuique quod putaverit
colere, nee alii obest aut prodest alterius religio". Apolog. 28:
„Nolo mihi Jovem propitium; tu quis es? meconveniat Janusiratus
ox qua velit fronte; quid tibi mecum est?" Zu jtolv jag fiäXXov
xtX. Apol. 13: „Vos e contrario impii et sacrilegi et inreligiosi
ergo deos vestros deprehendimini, qui, quos praesumitis esse, neg-
ligitis". Mommsen (der Religionsfrevel nach römischem Recht
i. d. Histor. Ztschr. 64. Bd. (28.) 3. Heft S. 392 f.). — Zu roi-
ovTOvg ^), welches öfters im Edict vorkommt und den Charakter
des Rescripts vor Allem deutlich macht, s. die Parallele in Melito's
Apologie bei Euseb., h. e. IV, 26, 9 : ... NIqwv zal ziof^tericcvog,
afp cov xcd ro rrjg OvxotpavTiag dXoycp övvrjO^sla jtsqI rovg
Toiovrovg Qvrjimt övfzßißrjXE ^8vöog. Übrigens nimmt der Kaiser
die „Atheisten" d. h. die Christen hier keineswegs in Schutz;
er übergiebt vielmehr ihre Ermittelung und, wie das folgende
zeigt, ihre Bestrafung den Göttern. Der Fälscher der Recension
B hat das wohl gemerkt und deshalb den Text durch cpfi?]v
verfälscht.
IIoXv yccQ [laXXov xrZ.] deutlich ist, dass der Kaiser
keine Processe wegen Religionsfrevel wünscht, deutlich aber
auch, dass er Religionsfrevel für Frevel hält. — Das xolaöcusv
av hat Rufin richtig durch „convenit punire" wiedergegeben.
Im Lateinischen lautet der Satz weniger ungelenk als im Grie-
chischen, wenn man übersetzt: „multo enim magis illis convenit
punire eos, qui ipsos colere nolunt, quam vobis." Der Fälscher
der Rec. B hat durch „ajrf() Svvcuvto^^ den Text in sein Gegen-
theil verkehrt.
ovg dg ragccx^/v^) h^fßaXXezs ßeßcuovvxeg rrjv yvco[i7]v
avrmv, rjvjtsQ s^ovou^, cog d^ecov xarrjyoQovvTsg] Dieser
Satz ist ganz besonders ungeschickt stilisirt: 1) weil das Re-
lativum ovg unklar ist, da rj vftsig vorhergeht, 2) weil ßeßat-
ovpreg nicht im Particip stehen durfte, sondern im Verb, finit.,
1) Auch in dem langen Rescript des Maximinus Daza an die Tyrier
in Sachen der Christen (Euseb., h. e. IX, 7) kommt der Name „Christen"
nicht vor.
2) Cf. Mart. Polyc. 5: IIolvxaQTtoq ovx sraQcc/ßrj.
2(j Harnack, Das Edict des Antoninus Pias.
3) weil das Participium 7cart]yoQOvvrec, asyndetiscli neben dem
Participium ßeßawvvrsg steht, während es ihm untergeordnet
ist, 4) weil man sich erst besinnen muss, ob das xarrjyoQovvTtq
sein Subject in sxovöiv oder — was das Richtige ist — in sfi-
ßaXlsTS hat. Der Satz scheint ein missglückter Versuch zu sein,
einen vorliegenden lateinischen Text möglichst gedrungen wieder-
zugeben, und muss also aufgelöst werden: „Diese Leute beun-
ruhigt ihr schwer und bestärkt sie, indem ihr sie als Atheisten
verklagt, in der Meinung, welche sie haben — nämlich dass die
Götter, die sie nicht anerkennen, keine sind und deshalb auch
ihre Verachtung nicht zu rächen vermögen". So ist das yvojfir/v,
i'jvjtSQ r/ßvöLV, zu verstehen. Der Zusatz des Rufin „de vobis"
ist augenscheinlich unpassend und falsch. Den Inhalt der Pe-
tition des Koivov T7]q 'Aöiag an den Kaiser lernen wir hier
kennen. Sie hatten die Christen als .„Atheisten" verklagt und
beantragt, dass sie aufgesucht und der Sacralprocess gegen sie
angestrengt werde. Der Kaiser lehnt diesen Antrapf ab. Denn
„deorum iniurias dis curae"; ausserdem würden diese Processe
die Beschuldigten nur in ihrer Gesinnung bestärken. Eine
günstige Beurtheilung der Christen seitens des Kaisers hat
erst der Fälscher ß hinein getragen, indem er hinzufügt: xccl
ttSQü TLva £f^ßaX?.STS, axiva ov öwaftsO^a ajroösi^ai. Alle
Anklagen gegen die Christen werden damit als unbeweisbar be-
zeichnet. V^on dieser Auffassung ist der Text A weit entfernt.
£U] d' av sxslvoig alQexov rb öoxetp xaT?]yoQOVfi£Voig raOrd-
vai iiäXXov 7] C^ijv vjtsQ rov oixslov ^€ov] Sprachlich ist zunächst
das aiQerov ungelenk und anstössig. Der Fälscher B hat das
wohl l)emerkt und es durch xQ^^^!^ov ersetzt, wodurch der Ge-
danke eine „pastorale", ausgesprochen christliche Färbung erhält.
Auch dieser Satz sieht nicht wie ein ursprünglich griechisch
concipirter aus, sondern wie eine Übersetzung. Was die Sache
betrifft, so sagt der Kaiser nur das, was bereits Plinius cou-
statirt hat, was Epiktet, Galen, Marc Aurel und Lucian bezeugt
haben, und was als Urtheil der Heiden über die Christen aus
Justin's Apologie, Tertullian's Schriften (Apolog. und ad Sca-
pulam) und dem Octavius des Minucius Felix hervorgeht. •)
1) Die Stellen sind /u bekannt, als dass sie ausgeschrieben 7A\ werden
braucliten; doch sei besonders hingewiesen auf Justin, Apol. 11, -4, wo der
Apologet den Heiden sprechen lässt; ndvTfg ovv lavzoig (povevaavreg
2. Commentar. 27
Dazu bemerke man wohl, dass der Kaiser nicht schreibt ro
red^vavai, sondern ro öoxelv x^d-vccvca^ also: „es ist ihnen
erwünscht, sich den Anschein zu geben, als zogen sie den
Tod dem Leben für ihren Gott vor. Man darf hier wohl
M. Aurel, Confess. XI, 3 vergleichen, wo er von der Todesbereit-
schaft der Christen nicht nur sagt, sie geschehe ';caT« ipLlrjv
jtaQara^iv, sondern ihr auch das XeloyLöntvcoq xcä osfivwg, vor
allem aber das drQccyqjöcog entgegenhält. Galen dagegen sagt
rund: „quod Christiani mortem contemnunt, id quidem ante
oculos habemus", während Epiktet die Furchtlosigkeit der „Gali-
läer" vor dem Tode auf ein eigenthümliches sdog zurückführt,
was dem vjisq tov oixelov O^eov unserer Stelle nahekommt.
Dieser Ausdruck ist letztlich noch zu beachten. In B fehlt er, sei
es, weil er dem Fälscher anstössig war, sei es, was mir wahr-
scheinlicher ist (s. o.), durch Homöoteleuton. Der Kaiser, weit
entfernt sich für den Christengott günstig zu erklären, beurtheilt
ihn in diesem Ausdruck, wie zu erwarten, abschätzig (jeder „deus
proprius" ist als solcher anstössig: „privatim nemo habessit deos").
Ein Widerspruch aber besteht hier nicht. „Atheisten" sind die
Christen in Bezug auf die Staatsgötter und den Staatscultus; aber
das schliesst nicht aus, dass sie „ihren eigenen Gott" haben, der eben
durch diesen Ausdruck als ein verächtlicher gekennzeichnet wird.
Soweit ist Alles in Ordnung. Die Echtheit der bisher unter-
suchten Sätze, die in ihrer ungelenken Fassung einen schlechten
Übersetzer verratlien, erscheint nirgends gefährdet: so spricht
kein Christ, auch kein christlicher Fälscher — wie ein solcher
sich ausdrückt, zeigt die Rec. B — , so spricht über die Christen
ein Heide und zwar ein heidnischer Staatsmann, warum nicht
ein Kaiser wie Hadrian oder Antoninus Pius?
Anders dagegen steht es mit dem folgenden Satze:
o{)^8V Tcal vixcoöi jiQod[i£VOL rag tavtcov ipv^^g, fjjtsQ Jist-
ß^6fi£roi, oig a^iovxs JiQarxHV avTOvg\ Der Gedanke ist —
auch aus heidnischer Feder — als Ausdruck zahlreicher Beobach-
tungen an sich nicht anstössig, vgl. Plin. ad Trai.: „quoruni nihil
noQ8vt6^8 TJÖTj naga. xbv S^eov xccl rifXLv TtQccyfxaza fAtj TiccQe/eTe, sowie
Tertull. ad Scap. 5: „Arrius Antoninus in Asia(!j cum persequeietur in-
stanter, omnes ilHus civitatis Christiani ante tribunalia eius se manu facta
obtulerunt. tum ille, paucis duci iussis, reUquis ait: 'i2 6ti?.oi, et d-iXetf:
28 Harnack, Das Eclict des Antoniiius Pius.
posse cogi dicuutur, cjui sunt re vera Christiani". Allein an-
stössig ist 1) das vikwol in heidnischem Munde (dem Fälscher
B war es freilich noch nicht deutlich genug, und er setzte ifiaq
hinzu), 2) der Ausdruck jigoiejusvoc rag 'ipvyac^ 3) das Verhält-
niss, in welchem der ganze Satz zu dem vorhergehenden Satze
steht. Es ist ganz undenkbar, dass ein römischer Kaiser des
2. Jahrh. den Christen ein vLxav zugesprochen, noch undenk-
barer, dass er dieses vixäv in der Hingabe des Lebens anerkannt
hat. Mit vollem Recht hat Victor Schnitze (a. a. 0. S. 137)
Atheuagoras Supplic. 3 verglichen: vix/joofisv avrovg vjteg aX?]-
deiaq aoxvcoq rag tpvyäg sjiiöiöovTsg.^) Es ist möglich, dass
eben diese Stelle der unsrigen geradezu zu Grunde liegt. Nun
beachte man aber noch das Verhältniss unseres Satzes zu dem
vorhergehenden. Der Hauptgedanke dort und hier ist einfach
identisch: die Christen geben ihr Leben preis. Aber dort heisst
es: „bei gegebener Gelegenheit wünschen sie sich den An-
schein zu geben, lieber für ihren Privattgott zu sterben als
zu leben"; hier dagegen: „sie gehen als Sieger hervor,
indem sie ihr Leben opfern statt dem Ausinnen zu entsprechen,
das ihr an sie stellt". Dort spricht der Heide, hier spricht der
Christ (man beachte auch den halbironischen Optativ mit av
[elrj av (uq^tov] in dem einen, den bestimmten Indicativ [vlxwoiv]
in dem anderen Fall). Der Christ konnte aber den ersten Satz
doch stehen lassen; denn durch die Hinzufügung des zweiten
erhielt er uoth wendig einen anderen Sinn. Jetzt kann das ..to
öoxilv^^ nicht mehr als „sich den Anschein geben" verstanden
werden, sondern muss pleonastisch, resp. im Sinn von „erscheinen"
genommen werden, und auch der Ausdruck olxslog d^eog verliert
alles Verächtliche, wenn man dadurch zum Sieger Avird, dass
man an ihm festhält. Bemerkt man letztlich noch, dass der be-
treffende Satz griechisch vortrefflich stilisirt ist und nichts von
den Anstössen zeigt, die die früheren Sätze so zahlreich auf-
weisen, so darf man nicht anders urtheilen: dieser Satz ist die
christliche Interpolation eines Griechen in einem ungelenk über-
setzten fremden Text.-^) Man kann ihn auch aus dem Zu-
1) Athenagoras fährt fort: öri filr ovv ovx ia/xh' aS^eot xrX.l Ähn-
liche Stellen sind bei den Apologeten nicht selten.
2) Man mag die M()glichkeit offen lassen, dass im Lateinischen etwas
Ertriiglichereü gestanden hat, aber wie sollte das gelautet haben?
2. Commentar. 29
sammenhang herausnehmen, ohne den Fortgang der Rede zu
verletzen. ')
Die nun folgende Satzgruppe ist die schwierigste des ganzen
Schriftstücks 2). Nachdenkende Exegeten hat sie zur Verzweiflung
gebracht; einen erträglichen Sinn hat ihr weder der Fälscher B,
der an ihr herumcorrigirt hat, noch sonst irgend Jemand ab-
zugewinnen vermocht (s. Heinichen, Melet. z. d. St.). Die Ge-
schichte der Auslegung lässt bereits nur das Facit zu, dass die
Satzgruppe deshalb unverständlich ist, weil zwei Hände an ihr
gearbeitet haben und die zweite noch zu viel Rücksicht auf die
erste genommen hat. Die Worte lauten: ^FjtsQ 6h rcov osiOftojv
rSv ysyovoTcov xal yivofievcov ^) ovx arojtov ^) vfiäg vjrofirijoat
1) Bemerkenswert!! ist es, das Rufin beide Sätze, den echten und un-
echten, in einen zusammengezogen hat; er fühlte also richtig, dass sie
identisch sind und daher einer von ihnen überflüssig ist.
2) Über Erdbeben in Asien z. Z. des Pius s. Dio Cassius 70, 4, Capi-
tolin., Vita 9. Leider lässt sich das Jahr nicht bestimmen. Noch Maxi-
minus Daza hat in seinem Erlass an die Tyrier (Euseb., h. e. IX, 7) die
Christen für die Erdbeben verantwortlich gemacht.
3) Dass der Kaiser die Erdbeben erwähnt, kann nur dadurch ver-
anlasst gewesen sein, dass die Provincialen in ihrer Petition von ihnen ge-
sprochen hatten. Die Art, wie der Kaiser auf sie eingeht, zeigt, dass der
Landtag die Christen für diese Calamitäten verantwortlich gemacht hatte.
Wir vermögen demnach den Inhalt der Eingabe des Koivov aus der kaiser-
lichen Antwort zu reconstruiren. Er lautete etwa: „Wir ersuchen Dich, die
Christen aufsuchen und ihnen als Atheisten den Process machen zulassen;
denn sie haben den Zorn der Götter erregt, weil sie ihnen die schuldige
x\nbetung verweigern; deshalb sind die Calamitäten der Erdbeben über
uns gekommen". Vergleicht man die Petition des Landtags von Lycien
und Pamphylien (Mommsen, a, a 0.) an Maximinus Daza in Sachen der
Christen mit der unsrigen, wie man sie aus der Antwort des Pius zu divi-
niren vermag, so springt die formelle Ähnlichkeit in die Augen. In jener
bildet die Betonung der Vortheile und Segnungen, welche der pünktliche
und ungestörte Götterdienst gewährt, den Anfang und Schluss, das Mittel-
stück aber das Gesuch, gegen die „Atheisten" d. h. die Christen vorzugehen.
In der Petition an Pius muss umgekehrt, aber entsprechend, dieselbe Peti-
tion in Bezug auf die Atheisten umschlossen gewesen sein von der Dar-
legung, wie sich der Zorn der beleidigten Götter in den schrecklichen
Calamitäten der Erdbeben zeige. Die Petition der Pauiphylier war vom
Kaiser bestellt, und er antwortete daher in der liebenswürdigsten Weise;
die Petition der Asiaten traf auf den gerechten Sinn des Kaisers Pius, und
er antwortete mit einem Strahl kalten Wassers.
4) Vgl. Justin., Apol. I, 29: ovx azonov 87nfiv7io&r/vai.
30
Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
ad^vfiovpxag fiep, oravjteg coöi, jiaQaßaXXovraq 6e xa vfiereQa
jTQoq ra IxslvojV ol fisv ovv 8VJiaQQ7]öLaOT6TSQOL yiyrovTcu jtQog
TOP d^tov, vfiHc ÖS jcaga jravra xdi^ ygovov, xad^* ov ayvoeiv
öox8iT£, Tcov T£ ^twv Twv cdlcov afieXsiTS xcd rrjg ^QrjOxsiag
TTjg jihQl rov a{>avaTOV, ov [d// xovg XQionavovg] ^qtjöxsvov-
rag llavvete xal ölcoxsts tojg ^avarov. Allem zuvor ist fest-
zustellen, dass der Ausgang des Satzes, der doch als das Ziel
der ganzen Ausführung erscheint, nur von einem Christen ge-
schrieben sein kann; denn dass die Asiaten „den Cultus des
unsterblichen (Gottes) vernachlässigen, aber die Anhänger des-
selben bedrängen und bis zum Tode verfolgen"^ kann nur ein
Christ sagen. Allein andererseits kann kein Christ in einem
Athem „die anderen Götter und den Cultus des Unsterblichen"
geschrieben haben, auch nicht, wenn er die Maske des Heiden
vornahm. Endlich ist es mehr als störend, dass der augen-
scheinlich wichtigste Gedanke — siehe das Folgende — : ov
dQTiöxsvovrag xrX. in einem Relativsatz angeknüpft ist. Es er-
giebt sich hieraus, dass zwei Hände, eine heidnische und eine christ-
liche, an dem Satz gearbeitet haben. Eine ähnliche Beobachtung
kann man machen, wenn man mit dem Anfang des Satzes be-
ginnt. In Anlass der Erdbeben hält es der Schreibende für an-
gemessen, den Adressaten, welche in Angst gerathen, sobald sich
Erdbeben ereignen, eine Erinnerung zu geben. Soweit ist Alles
klar und gut; auch ist die erinnernde Ermahnung, die man er-
wartet, zwei Zeilen weiter deutlich ausgeführt: „ihr vernachlässigt
in der ganzen Zeit, in der ihr wie wahnsinnig seid, die übrigen
Götter usw." Allein was dazwischen steht und seinen Einfluss
syntactisch auf den eben genannten Satz ausübt, spottet aller
Erklärung. Die Adressaten werden nämlich, wenn sich Erd-
beben ereignen, nicht nur als muthlose (ängstliche, verzweifelnde),
sondern auch als solche bezeichnet, „die das Ihrige mit dem Jener
(der Christen) vergleichen" (beachte das ,w£i-' — 6t), und nun wird
in einer Antithese fortgefahren: „Jene steigern ihr A^ertrauen
auf Gott; ihr dagegen vernachlässigt usw."
Wie kann Jemand mit hellen Sinnen aO^xmovvzag [itv . . .
JiaQaßalXovTag öi geschrieben und damit zwei schlechterdings
nicht zusammengoliörige Begriffe verbunden haben? Wie kann
er die, welche er ermahnen will, als solche bezeichnen, die sich
mit Anderen vergleichen, und wie kann er dann das bringen,
2. Commentar. 31
was er ihnen zu sagen hat, wie wenn es Resultat ihrer eigenen
Vergleichung wäre? Oder wenn er sagen wollte: „ihr vergleicht
euch wohl, aber ihr vergleicht euch mit falschem Ergebnisse",
wie kann er diesen an sich höchst unpassenden Gedanken so
ungeschickt, ja unverständlich ausdrücken? Endlich, wie kann
der heidnische Kaiser von den Christen sagen, dass sie EVTiaQQT}-
öiaöTOTSQOL yiyvovTai jigog xbv d-eov und damit 1) den
Christen ein hohes Lob spenden, 2) ihren Gott, den er eben
verächtlich als olxslog deoq bezeichnet hat, mit der Gottheit,
mit dem Gott identificiren ? So ergiebt sich auch von hier aus,
dass zwei Hände hier thätig gewesen sind, eine heidnische und
eine monotheistische, christliche. Es ist aber auch nicht schwer,
die beiden Hände reinlich zu sondern. Vorgefunden hatte der
Christ folgenden Satz: IIsqI öl rwv ö£i6ftcov tcqv yeyovoTOJV
xcä yLvofitvcov ovx azojiov vfcäg vjiofivTJöcu a&vfiovpzag, otav-
jiBQ coöcv, (oTi) jiaga utavxa xov jqovov^ xad- ov ayvoüv öo-
x£ir£, TCQV T£ d^swv TCöi^ üXlcov afieXslxe xdl xrjg d^Qrjöxeiag xxX.
Da er in diesem Satz richtig einen Tadel der Heiden fand, so
fühlte er sich veranlasst, ihn durch ein Lob der Christen zu
ergänzen. Die Einfügung war nicht leicht, und sie missglückte
ihm syntactisch vollkommen; aber ganz deutlich tritt der Ge-
danke hervor, dass die Christen bei der Calamität muthiger und
gottvertrauender werden und sich auch hierin das „vlxcJqOl^'' bewährt.
Mit einem fisv nach d&v^ovvxag heftete er demgemäss folgende
Worte dem Satze an: ^,jraQaßaXZovxag öh^) xcc vfaxega jtQog
xa Ixdvmv ol [ilv ovv svjiaQQfjaiaöxoxsQoc ylyvovxai JiQog
xov üsop, vfjiBlg (5f". Löst man diese Worte wieder aus, so
kommt alles in Ordnung. Der lateinische Ursprung des übrig
bleibenden Satzes hat an dem auffallenden ^^xad^ ov dyvoelv 6o-
x£LX£^\ über welches schon oben gesprochen wurde, eine starke
Stütze. Es liegt ihm, wenn nicht Alles trügt, „insanire" zu Grunde. 2)
1) Diese Anknüpfung war die bequemste, wenn auch unsinnigste; der
Infinitiv naQaßaXk^LV wäre viel passender gewesen; allein vßäg vTioiivijaai
d&v/LiovvTag nuQaßäXleiv lautet auch nicht schön.
2) Die syrische Handschrift des Brit. Museums der K Gesch. des Elise-
bius bietet: „but ye in all the time wherein ye err, also other gods ye are
despising and against the service of Hirn who dieth not ye are sinning —
in that [ov] the Christians who serve him ye drive and pursue unto death".
Der Syrer hat also genau wie unsere griechischen Euseb-Mss. gelesen und
'^2 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
Aber wir sind mit dem Satze nocli nicht fertigt): „rcov rs
&imv Tcov aXlmv afieXelre xal rrjg dQ?jöxeiaq Tijg ji8qI tov
ad^uvaxov, ov \}QrjOxtvoPTag iXavpazs xal öicoxezs twg &ara-
rov^\ Wir sahen oben, dass auch dieser Satz von zwei Händen
stammt. Ist aber, wie evident, bis zum Wort dOavarov der
Satz nicht aus christlicher, sondern aus heidnischer Feder —
TCQV d^ecöv T(x>v aXXcov konnte nur ein Heide schreiben — , so
folgt, dass in dem „ddavarop xtI." die Interpolation stecken
muss. Was ursprünglich neben dem „addvarop^'' gestanden hat,
ist mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermuthen — der Juppiter
aeternus. Ein Satz, der da lautet: „Ihr vernachlässigt die
anderen Götter und den Cult des ewigen . . .", darf nur ergänzt
werden „den Cult des ewigen Juppiter". Neben ol Osol ol aXXoc,
die alle d&dpaxoi sind, ist ein 6 aß^dvarog nur als Juppiter er-
träglich. Umgekehrt, nimmt man an, dass 6 d^dvarog von
einem Christen herrührt, der den Kaiser so sprechen lässt, so ist das
„Tcwi^ d^Eojv TCOV dXXwv dfieXslre — als Vorwurf eines Christen
— unmöglich. So bleibt schlechthin nur die Annahme, dass hier
zwei Hände zu unterscheiden sind und ursprünglich vom Juppiter
die Hede gewesen ist.^) Diesen hat der Christ ausgemerzt und
nun den farblosen Ausdruck „o dü^dvaxog'' übrig behalten, den
er für seinen Gott in Anspruch nehmen konnte. Der ursprüng-
liche Text warf dem Landtag Asiens vor, dass die Provincialen
auch dyvoHv als „insanire" verstanden. Gütige Mittheilung von G. Mc
Leane in Cambridge durch Herrn Ropes.
1) Da wir wahrscheinlich gemacht haben, dass nagaßdXXovzaq xzX.
eine Interpolation ist, die Eusebius vorfand, und kein Schreibfehler, so
darf man sich für die Abhängigkeit des Paris. 450 vom Text des Eusebius
nicht auf diese Stelle berufen. Die oben S. 15 hypothetisch vorgetragene
Erwägung trittt daher nicht zu. Aber jene Abhängigkeit steht auch sonst fest.
2) An den Kaisercult wird, obgleich der Landtag diesen besonders zu
pflegen hatte, nicht /u denken sein; denn neben den „cfeteri dii" erwartet
man .luppiter und nicht den Kaiser. Nur wenn man annehmen will, dass
au unserer Stelle mehr ausgefallen ist, mag der divus Augustus oder mögen
die divi neben Juppiter gestanden haben; s. den Treuschwur der Aritienser
vom J. 37, Corp. Inscr. Lat. 11, 172 (bei Hirschfeld. Sitzungsber. d. K.
l'reuss. Akad. d. Wissensch. 1888 S. 833 ff. 847 ff.): „Juppiter 0. M. ac divus
Augustus ceterique omnes dii immortales". In diesem Fall könnte man
sich an Tacit., Annal. IV, 30 erinnern: „Obiecta publice Cyzicenis incuria
caeremoniarum divi Augusti .... amisere libertatem".
2. Commentar, 33
in den Zeiten der Erdbeben die Götter überhaupt und den Cultus
des Juppiter aeternus vernachlässigen; der Christ Hess die Götter
stehen, verwandelte aber den ewigen Juppiter in den „Ewigen"
und Hess den Kaiser sagen, dass die Christen diesen verehren
und d esshalb von den Provincialen verfolgt würden. Statt tcov
TS d^ecöv rmv aXXmv a^eXslre xal rijg ■d^grjaxelag rrjg jisql rov
ad^avarov Aia, ixehovg öe^) eXavvere xal Öi(dx8ts, schrieb er:
Tcop re O^smv tcov aXXcov aneXelre xal T?jg ^Qrjöxeiag rijg Jtsgl
rbv ad^avaxov, ov d^Qi]OxevovTag eXavvsrs xal öicoxere.'^) Inhalt-
lich ist so Alles in Ordnung, und das Folgende schliesst sich gut an.
^Yjcsq öe Toiovra>v 7'jöt] xal jroXXol xrX.] Ist das Edict
von Pius, so haben wir eine Bestätigung dieser Mittheilung in
dem Brief des Hadrian an Minucius Fundanus („Accepi litteras
ad me scriptas a decessore tuo Sereno Graniano etc.'*j. Das
jioXXoL kann in Hinsicht auf die lange Regierungszeit Hadrian's
nicht befremden; das aXXoL xivig der Rec. B ist kaum erträg-
lich, da vorher keine Statthalter genannt sind. In Bezug auf das
d^siordro) hat V. Schnitze (a. a. 0. S. 136) daran erinnert, dass
Pius dieses Epitheton in Bezug auf seinen Vater auch in einem
Edict bei Hänel (Cod. Legum p. 106: 0 ^eiorarog jtavjjg fnov)
gebraucht hat.
oig xal dveyQa^)s f/rjdev IvoxXilv rolg roiovrocg, h fi?] (oder
fi?]68v) (pahoiVTO [tl] jisql Tt]v 'Pco^aicov rjyeiioviav lyx^LQOvvreg]
Zu /irjöhv Irox^^tv s. das Gallienus-Edict bei Euseb.^ h. e. VII, 13,
wo Eusebius übersetzt hat: xal vfietg rijg dvxijQacpyg rrjg ifirjg
TCO TVJtcp XQ^P^f^f^ övvaoü^s, coore ^iriötra vulv (vfioDv) tvoxXstr.
Die Bedingung: el firj xrX., ist die echt römische und gut kaiser-
liche. Der Ausdruck ?] ^Pcofiaicov r^ye^uovla ist, wie Schnitze
mit Recht bemerkt, nicht von der Strasse zu nehmen.^) Zu dem
1) Der Name „Christen" mag an dieser Stelle genannt gewesen sein;
sicher ist es nicht (s. 0. S. 16). Das iojq d^avaxov scheint ein christlicher
Zusatz zu sein. Es ist vielleicht auch mehr ausgefallen, als oben an-
genommen worden ist.
2) Zu elaivexs yMc btivxixi s. Melito bei Euseb., h. e. IV, 20, 5: vvv
öiwxExa.L x6 X(öv &eooeßwv yevog xcuvoTg eXavvo/Ltsvov öoyfxaoi xaxa
x?jv 'Aalav.
3) „Ich finde ihn", schreibt er a. a. 0. S. 136, z. B. im Monumentum
Ancyranum in der Form'Pw,M«/ojv rjye/Lcovia und riyefxovia ö^f^ov'^Paj/jialojv;
dafür der lateinische Text: ,, Imperium populi Romani'^ Eusebius selbst
schreibt (h. e. VI, 34): rj '^Pojualüjv rjyefiovia.
Texte u. Untersuchungen XIII, 4. 3
^^ Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
folgenden Satz: y.al Sfiol de jisqI tcqv tolovtcov jioXlol iorniarav
vgl. das Fragment aus Melito's Apologie, und zu dem ange-
schlossenen Relativsatz: olq Örj xal avrr/Qaxpa, xavaxoXovd^cov
rfi Tov jtatQoq yvojfir], erinnere man sich der besonderen Pietät,
die Antoninus seinem Vater bewahrt hat. Dieser ganze Ab-
schnitt erregt im Einzelnen nirgendwo Bedenken. Eine andere
Frage ist, ob er es im Ganzen thut; darüber s. das folgende
Capitel. Dort wird auch der Schlusssatz des Edicts genau er-
örtert werden müssen. Der Kaiser verbietet, den Christen als
Atheisten den Criminalprocess zu machen. Das eyxXrjfia be-
zieht sich ganz deutlich auf die im Anfang des Rescripts ge-
nannte Anklage: cog a&£cor, und auf nichts anderes; vorbehalten
bleibt: d //// (paLvoLvro xi jzsqI t)]v Pcofiaicov riyenoviav ijyßt-
QOvvTsg. Sprachlich bietet der Satz recht viel Ungewöhnliches.
Das zweimal (in Rec. B sogar dreimal) gesetzte xarafp^geiv ist
m. W. in dieser Bedeutung im Griechischen nicht gebräuchlich,
während das genau entsprechende „deferre" der hier noth-
wendige terminus technicus ist. Auch das ,^£jtifXtvoi (pegcov"
und der Ausdruck „elg jtQayfiarci (peQStv'' ist fremdartig. Beide
sind in der Rec. B ersetzt, aber nicht verbessert; denn dort wird
xaracpEQeiv dicht hinter einander in einem doppelten Sinn ge-
braucht. In der Phrase: jiQog riva jtQäyj/a xarafpegsiv ist es
= „gegen einen einen Process bringen", im Folgenden ist es
technisch = deferre (aliquem).
Ich stelle nun die Ergebnisse zusammen. In der ersten
Spalte erscheint das Edict in der Gestalt, die es in unserer Unter-
suchung gewonnen hat. In die zweite Spalte sind die Sätze
gestellt, die wir für christliche Interpolationen halten mussten,
die aber schon dem Eusebius vorlagen. In die dritte Spalte habe
ich, um eine Übersicht über die ganze Geschichte des Edicts zu
ermöglichen, die weiteren Fälschungen und Änderungen gestellt,
die der Fälscher B an dem bereits interpolirten Exemplar, das
er der KGeschichte des Eusebius entnahm, vorgenommen hat.
2. Commentar. 35
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36 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
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3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 37
Übersetzung.
„Ich weiss, dass auch die Götter (selbst) dafür sorgen, dass
solche Leute nicht verborgen bleiben; denn sie dürften wohl
viel mehr als ihr die bestrafen, welche ihnen die Verehrung ver-
weigern. Diese beunruhigt ihr schwer und bestärkt sie in der
(götterfeindlichen) Gesinnung, welche sie haben, indem ihr sie
als Atheisten anklagt. Es wäre ihnen aber (nur) erwünscht, sich,
wenn sie angeklagt werden, den Anschein zu geben, lieber für
ihren Privatgott zu sterben als zu leben.
Betreffs der Erdbeben aber, die sich ereignet haben und
noch ereignen, ist es angemessen, euch, die ihr verzagt werdet,
so oft sie eintreten, erinnernd vorzuhalten, dass ihr während der
ganzen Zeit, in der ihr wie wahnsinnig seid, die anderen Götter
und auch den Dienst des ewigen Juppiter vernachlässigt, jene
(die Christen) aber hetzt und verfolgt.
Betreffs dieser Leute haben bereits auch viele Provincial-
statthalter an unseren göttlichen Vater geschrieben, und er ant-
wortete ihnen, sie sollten sie in keiner Weise belästigen, sobald
offenbar sei, dass sie nichts gegen die römische Herrschaft unter-
nehmen. Auch mir haben Viele über sie Bericht erstattet, denen
ich ganz im Sinne meines Vaters geantwortet habe.
Sollten aber Etwelche fortfahren, einen jener Leute als
solchen (nämlich als Atheisten) vor Gericht zu bringen, so soll der
Angeklagte von der Anklage frei gesprochen werden, auch wenn er
offenbar ein solcher ist, der Ankläger aber soll bestraft werden."
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift
des Edicts.
Das vorstehende Ergebniss der Kritik empfiehlt sich zunächst
deshalb, weil es fast das gesammte Edict conservirt, nur an
zwei Stellen die Annahme einer Interpolation nöthig macht und
ausserdem nur eine Stelle retouchirt sein lässt. Dazu kommt,
dass die beiden Interpolationen unter sich aufs nächste verwandt
sind. Beide ziehen eine offenbar aus christlicher Feder
stammende Vergleichung zwischen den Christen und
Heiden zu Gunsten der Christen. Die erste sagt, dass die
Christen die Oberhand gewinnen, indem sie ihr Leben dahingehen;
die zweite behauptet, dass sie z. Z. öffentlicher Calamitäten durch
38
Harnack. Das Edict des Antoninus Pius.
Gottvertrauen gegen die feigen Heiden abstechen. So plump
tritt hier die Christlichkeit hervor. Was aber die retouchirte
Stelle betrifft, so vrar die Annahme einer Überarbeitung zwingend;
denn so wie das Edict bei Eusebius lautet, kann es weder ein
Heide noch ein Christ geschrieben haben.
Aber ist das von diesen Zuthaten gereinigte Schriftstück
wirklich ein echtes, kaiserliches Edict? Dass das Einzelne kein
Bedenken erregt, suchten wir bereits — eine genauere Unter-
suchung der Aufschrift und des Schlusssatzes vorbehaltend — im
Commentar zu zeigen. Auch haben wir auf ziemlich deutliche
Spuren hingewiesen, die ein lateinisches Original wahrscheinlich
machen. Allein damit ist der Aufgabe noch nicht genügt. Es
ist nothwendig, das Edict als Ganzes zu betrachten und sowohl
die gegen die Echtheit gerichteten Argumente zu entkräften, als
den Nachweis zu führen, dass es innerhalb der concreten Ver-
hältnisse aus denen es herrührt, wohl verständlich und unan-
stössig ist.
Was zunächst die Form betrifft, so wissen wir, dass der
Provinciallandtag das Recht hatte, direct — ohne Yermittelung
des Proconsuls — dem Kaiser Petitionen zu übersenden, und dass
der Kaiser in solchen Fällen auch direct geantwortet hat. Dem
entspricht unser Schriftstück, welches den Proconsul nicht er-
wähnt. Die Petition enthielt eine Klage gegen die Christen als
Atheisten mit dem Ersuchen, sie aufspüren und den Sacralj^rocess
gegen alle einleiten zu lassen. In dem Falle, der dem Schreiben
des Hadrian an Minucius Fundanus zu Grunde liegt, scheint sich
der Landtag mit derselben Petition an Serenus (Licinius?) Grania-
nus, den Proconsul, gewandt und dieser den Kaiser um Instruc-
tion ersucht zu haben. Die Antwort erginof daher an den Pro-
consul. In unserem Fall aber wird eine directe Petition direct
beantwortet. Bei der Beurtheilung des Schriftstücks hat man
sich daher gegenwärtig zu halten, dass sie keine richterliche
Instruction giebt wie das Schreiben an den Proconsul Minu-
cius, sondern den Bescheid auf die Petition einer Körper-
schaft, die von der Staatsverwaltung hauptsächlich zu dem Zwecke
conservirt wurde, den Staatscultus und mit ihm die Loyalität zu
pflegen, jedenfalls richterliche Befugnisse nicht besass.^) Die
1) Eine gewisse Controle über die römischen Beamten sollten die
Landtage allerdings ausüben, s. Mommsen, Rom. Gesch. V S. 243.
Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 39
Erregung dieses Landtags gegen die Christen und ihren von
keiner staatspolitischen Erwägung gezügelten Fanatismus gegen
die „Atheisten ^)" hatte schon Hadrian zurückweisen müssen: Er-
pressungsversuche durch „preces et adclamationes", Unter-
nehmungen, die Richter imd die Polizei hierdurch zu heein-
flussen, durften nicht geduldet werden. 2) Nun hatten sie sogar
eine directe Eingabe an den Kaiser gemacht, hatten offenbar
auf die durch die häufigen Erdbeben herbeigeführten Calamitäten
hingewiesen als auf eine Strafe der von den Christen beleidigten
Götter und stürmisch nach dem Staatsanwalt und Atheismus-
Processen geschrieen. Unser Edict ist die Antwort des Kaisers.
Es ist streng disponirt und zerfällt in drei Theile, die sich in
trefflicher Folge an einander reihen. In dem ersten Theile bereits
wird das Gesuch, alle Christen aufsuchen zu lassen und den
Sacralprocess gegen sie einzuleiten^), indirect abgewiesen, resp.
der Kaiser bereitet die ausdrückliche Ablehnung der Petition mit
drei Argumenten vor: 1) die Götter sorgen selbst dafür, dass ihre
Verächter ans Tageslicht gezogen und bestraft werden, 2) die
Beunruhigung und Anklage der Atheisten hat nur die Folge,
dass sie in ihrer Gesinnung bestärkt werden (pertinacia et obsti-
natio), 3) die Verfolgung würde der Ostentation der Christen,
ihrem Coquettiren mit dem Todesmuth nur Vorschub leisten.
Nach dieser Vorbereitung wendet sich der Kaiser im zweiten
1) Mit dem Rufe „aiQS xovg dd^sovg"' bricht in Smyrna die Christen-
hetze aus, der Polycarp zum Opfer gefallen ist (Mart. Polyc. 3), und ,,(xlqs
Tovg dd-iovg'' auszurufen, wurde dem Polycarp zugemuthet (1. c. c. 9). Nach
seiner Verurtheilung ruft der Pöbel aus: b twv rjfzatagwv &8ü)V xaS-aige-
Tr]g, 6 noXXovg öiödaxwv fxrj Q-vsiv fiyjds ttqogxvvhv. Die Datirung des
Todes dieses Bischofs auf 155/6, die bereits gesichert schien, ist übrigens
in letzter Zeit wieder stark erschüttert worden.
2) S. Paulus Sentent. V, SOa-: „petiturus magistratus vel provinciae
sacerdotium si turbam suffragiorum causa conduxerit, servos advocaverit
aliamve quam multitudinem conduxerit, convictus ut vis publicae reus in
insulam deportatur'^ An diese Stelle soll nur einer gewissen Analogie
wegen erinnert werden.
3) Die Petition hat das „conquirere" von den Magistraten verlangt,
wie aus dem ersten Satz der kaiserlichen Antwort hervorgeht, resp. sie hat
verlangt, dass eine generelle Anklage der Christen seitens der Provinz vom
Statthalter entgegengenommen und nach ihr verfahren werde. Über eine
Anklage „quasi ex consensu provinciae" s. d. Inschrift von Thorigny
(Hir Sehfeld, Sitzungsber. d. K. Pr. Akad. d. Wissensch. 1888 S. 853 n. 90).
40 HaiTiack, Das Edict des Antoninus Pius.
Theil zur Ermahnung: sie selbst haben sich in jenen Tagen der
Erdbeben (für die sie die Christen verantwortlich gemacht ^ )),
keineswegs musterhaft benommen; feige sind sie gewesen, haben
den Kopf verloren und in diesem Zustand sogar ihre höchste
Pflicht, für den Cult der Götter zu sorgen, vernachlässigt, da-
gegen Christenhetzen in Scene gesetzt. Nun folgt im dritten
Theil die positive, ausdrückliche Ablehnung der Petition. Sie
ist verhältnissmässig ausführlich eingeleitet durch den Hinweis
darauf, dass bereits der kaiserliche Vorgänger in vielen Fällen bei
gegebener Gelegenheit das ,.fi7jÖ8P Ivoy^Xtiv'' angeordnet habe in
Bezug auf die Christen, natürlich mit der bekannten (elastischen)
Restriction: et ,w/} (^aivoivro rc jteQl r^v 'Pwfialojv f/yefxoviav
syXiLQOvvTSc. Eben denselben Bescheid habe er selbst bereits
oftmals in ähnlichen Fällen ertheilt ganz im Sinne seines Vaters.
Hierin ist die positive Antwort gegeben — also in der Form
eines längst feststehenden, erprobten Grundsatzes.
Noch aber erübrigte eine Bestimmung in Bezug auf die Contra-
vention; sie scheint etw^as Neues zu sein; denn der Kaiser beruft
sich hier nicht auf seine Vorgänger. Sie ist nachdrücklich als
richterliche Instruction gefasst, hat aber hier die Bedeutung einer
Androhung: wenn trotz der erlassenen Verfügung die Versuche
nicht eingestellt werden, den Christen Sacralprocesse wegen
Atheismus an den Hals zu werfen, so soll der delatus frei aus-
gehen, auch wenn er Atheist ist, der delator aber soll bestraft
werden.
Was kann gegen diese Anordnung eingewendet werden?
Warum soll sie von einem Christen gefälscht sein?
Man erwidert: die beiden Bestimmungen, welche den eigent-
lichen Inhalt des Edicts bilden — das fir/öev eroylelv und das
Verbot der Anklage der Christen mit hinzugefügter Bedrohung
des Delators — sind unglaubwürdig, weil sie gegen feststehende
Thatsachen, d. h. gegen den bekannten Verlauf der Christen-
processe und gegen das Edict des Trajan an Plinius, Verstössen.
1) Es ist ein Zeichen der Echtheit der Urkunde, dass der Kaiser die
Christen gegenüber dem Vorwurf, sie seien schuld an den Erdbeben (an
der Strafe der Götter), nicht in Schutz nimmt. Dieser Vorwurf ist un-
zweifelhaft in der Petition erhoben worden; man begreift sonst nicht,
warum der Kaiser auf die Erdbeben eingeht. Seine Behandlung dieses
Punktes ist höchst bezeichnend.
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 41
Dem gegenüber könnte man sich einfach auf die Echtheit des
Schreibens Hadrian's an Minucius Fundanus berufen; aber da die
Echtheit dieses Schriftstückes noch keineswegs — trotz Momm-
sen's Nachweisungen — allgemein anerkannt ist, so ist es
nöthig, etwas weiter auszuholen. Die Abhandlung Mommsen's
wird dabei den Ausgangspunkt bilden.
1) Ein generelles Verbot des Christenthums oder ein Ge-
setz, welches das Christsein als todes würdiges Verbrechen be-
zeichnete, ist in der ganzen Zeit von Nero bis M. Aurel weder
vom Senat, noch viel weniger vom Kaiser jemals erlassen wor-
den — aus dem einfachen Grunde, weil die notorische Ableug-
nung der Staatsgötter ipso facto ein crimen maiestatis war und
deshalb selbstverständlich der entsprechenden Strafe unterlag.
Hatte sich also auf Grund einer Reihe wiederholter Fälle heraus-
gestellt, dass die Christen bei gegebener Gelegenheit die Staats-
götter regelmässig ableugnen und dabei mit pertinacia et in-
flexibilis obstinatio verharren — und das war beim Übergang
des 1. zum 2. Jahrhundert notorisch — , so war damit das nomen
Christianum als ein todeswürdiges Verbrechen offenbar geworden.
2) Das Schreiben des Trajan an Plinius hat weder seiner
Form noch seinem Inhalt nach die Bedeutung eines Gesetzes
und kann sie gar nicht haben. Es setzt, ebenso wie die An-
frage des Plinius, die Geltung dessen voraus, was sub 1) fest-
gestellt worden ist, und beantwortet auf diesem Boden folgende
Fragen des Plinius: a) ob dem reuigen Christen Verzeihung ge-
währt werden soll, oder ob auch der der Capitalstrafe unterliegt,
der je einmal Christ gewesen ist; b) ob das „nomen ipsum" be-
straft werden soll, auch wenn im Process dem Verklagten keine
flagitia nachgewiesen werden können, oder ob nur die „flagitia
cohaerentia nominr' der Bestrafung unterliegen.^) In gewissem
Sinne bilden beide Fragen nur eine einzige, nämlich die: soll in
allen Fällen der Majestätsprocess, also das Criminalverfahren,
gegen die Christen in Anwendung kommen, oder soll man sich
mit der polizeilichen Coercition begnügen und nur in Fällen
nachgewiesener „flagitia"' — das war selbstverständlich —
1) Die 3. (1.) Frage des Plinius; „sitne aliquod discrimen aetatum an
quamlibet teneri nihil a robustioribus diti'erant" hat der Kaiser zu beant-
worten unterlassen.
42
Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
criminell vorgehen. Im ersteren Falle war das ^conquirere*'
ebenso geboten wie der Nachweis besonderer „flagitia'- über-
flüssig und die, sei es auch glaubwürdige, Behauptung des An-
geklagten, er sei nicht mehr Christ, unerheblich; denn das crimen
maiestatis war ja an sich das höchste Vergehen und, einmal
begangen, war es nicht wieder gut zu machen. Im letzteren
Fall war von dem „conquirere" abzusehen; das Verfahren hatte
sich auf Repressivmassregeln in allen Abstufungen zu be-
schränken — unter Umständen hatte natürlich auch die Todes-
strafe einzutreten — , ein Criminalprocess war erst anzustrengen,
wenn die polizeiliche Untersuchung auf „flagitia" stiess, und
die venia ex paenitentia war, wo jene fehlten, selbstverständlich;
denn der Betreffende war kein gefährliches Subject mehr. Plinius,
der im Laufe der Untersuchungen sich davon überzeugt hatte,
dass der Criminalprocess nicht in allen Fällen am Platze sei,
fürchtete, wie sein Brief zeigt, der Kaiser werde sich doch für
ihn generell entscheiden und demgemäss anordnen, dass er in
allen Fällen rücksichtslos anzuwenden sei.
Die Entscheidung des Kaisers bezeichnet einen
Mittelweg. Auf einen solchen deuten auch die Worte : „neque
enim in Universum aliquid, quod quasi certam formam habeat,
constitui potest". Generelle Anstrengung von Criminalprocessen
wird abgelehnt in den Worten: „conquirendi non sunt," sowie
in der Bestimmung, dass „venia ex paenitentia" gewährt wer-
den solle — und zwar in allen Fällen, selbst in dem, dass der
Verklagte „quam vis suspectus" gewesen ist. Somit hat die
polizeiliche Coercition einzutreten; aber dieser giebt der
Kaiser eine Richtlinie, die sie von dem Majestätspro-
cess f actisch wenig unterscheidet; denn der Richter wird
instruirt, Klagen (die Denuntiation) anzunehmen, ferner im Falle
einer ordentlichen (nicht anonymen) Denuntiation nicht den Nach-
weis besonderer flagitia zu verlangen, sondern die beharrliche
Verweigerung der Verehrung der Staatsgötter (als Majestätsver-
brechen) zu bestrafen.
Ein complexer Zustand war damit geschaffen: im Obersatz
waren Bestimmungen getroffen , welche die Criminalität des
Christenthums aufzuheben schienen; im Untersatz war sie bei-
behalten! Recht eigentlich eineKautsclmkverordnungl Mit Recht
haben die Christen in dem „conquirendi non sunt" und der
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 43
„venia ex paenitentia" eine Art von Toleranz erblickt; aber eben-
falls mit Recht haben sie die Klage erhoben, dass über ihnen
eine lex sibi ipsi contraria schwebe; denn sobald ein Verfahren
gegen sie in Scene gesetzt werde, würde ihr „nomen", als in-
volvire es in sich schon das crimen laesae maiestatis, bestraft,
ohne dass ihnen die Möglichkeit gelassen sei, ihre Schuldlosig-
keit in concreto zu erweisen.
Der Widerspruch war nur in den Augen der passiv Be-
theiligten ein Widerspruch; die Magistrate empfanden ihn so
nicht. Für sie bezeichnete die Verfügung lediglich die An-
weisung zu relativer Milde. Waren die Christen als solche Ab-
leugner der Staatsgötter (Verächter des Kaisercultus!), so stand
ihre Criminalität fest; verfügte der Kaiser trotzdem das ,,con-
quirendi non sunt", so war offenbar, dass er Christenprocesse
nicht wünschte, und dass sich die Magistrate darnach zu richten
hatten. 1) Ausserdem gab ihnen der Hinweis auf die „venia ex
paenitentia" die Richtung, in der sie im Process selbst auf den
Angeklagten einzuwirken hatten: er war mit allen Mitteln in
seinem und in des Staates Interesse zum W^iderruf zu bewegen.
Der unsichere, ich möchte sagen der ungeklärte Punkt in
dieser Anordnung war die Klageerhebung. In ruhigen Zeiten,
wenn die Christen in den Provinzen nicht die Aufmerksamkeit
ihrer heidnischen Landsleute erregten und ihren Fanatismus nicht
wachriefen, waren keine Anklagen zu gewärtigen. Aber wie,
wenn der religiöse Fanatismus sich erhob oder der Provinciale
seinen christlichen Nachbar, dem er vielleicht auch aus privaten
Gründen übel wollte, als Christen verklagte? Offenbar konnte
von hier aus die kaiserliche Absicht, die Christenprocesse in die
Hände der Polizei zu beschliessen und zugleich zu erschweren,
durchkreuzt werden. Hier war eine Lücke, die um so empfind-
licher erscheinen musste, je energischer die trefflichen Kaiser
des 2. Jahrh. den Kampf gegen die calumnia und Denuntiation
aufnahmen; hier ist daher auch die Stelle, wo die Verfügungen,
die unter dem Namen des Hadrian und Antoninus auf uns ge-
1) Anders lag natürlich die Sache im Militär — obschon auch hier
häufig ein Auge zugedrückt worden sein muss — und in der Stadt Rom,
zumal wenn es sich um Personen handelte, die durch Amt und Stand zum
Patriotismus verpflichtet waren.
44
Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
kommen sind, einsetzen, von wo sie daher auch verstanden wer-
den müssen. Bevor wir aber auf sie eingehen, ist festzustellen,
3) dass die christlichen, völlig unverdächtigen Quellen, die
wir in den Apologien besitzen, darüber keinen Zweifel lassen,
dass in der ganzen Zeit von Trajan bis M. Aurel die Christen-
processe, so oft sie [selten genug] in Scene gesetzt wurden, regel-
mässig so verliefen, dass der Beklagte sich nur darüber zu äussern
hatte, ob er Christ sei und dabei verharre, oder ob er die Staats-
götter verehren wolle. Edicte, in denen ein anderes Verfahren
angeordnet wird, d.h. welche den Magistraten förmlich das Recht
nehmen, gegen die Christen als Christen einzuschreiten, könn-
ten daher schwerlich echt sein; Edicte, die es unverständlich
machen, wie die Christen noch immer behaupten, ihr „nomen"
sei das Verbrechen, unterlägen begründeten Bedenken.
In Bezug auf das Hadrian-Edict sagt Mommsen: „Aus-
gesprochen hat die Rechtsgleichheit der Christen einzig
derjenige Kaiser, der wie kein anderer modern und kühl gedacht
und von der Verehrung wie von dem Banne der Vergangenheit
sich gelöst hat, der Kaiser Hadrianus: indem er in seinem be-
rühmten Erlasse an den Statthalter von Asien anordnete, dass
der Christ nur wegen des ihm zur Last gelegten nicht
religiösen Verbrechens zur Rechenschaft gezogen werden
dürfe und den falschen Ankläger auch in diesem Falle unnach-
sichtlich die gesetzliche Strafe treffe^), gab er den Christen-
glauben geradezu frei."
Wäre dies wirklich der Inhalt des Hadrian-Edicts, resp. wäre
diese Fassung Mommsen's zu pressen, so dürfte man nicht an-
stehen, das Edict für unecht zu erklären; denn es würde gegen
das Verstössen, was sub 3) festgestellt ist. Allein weder ist von
einem Frei-Geben des Christenthums im Edict die Rede 2), noch
von der Rechtsgleichheit der Christen im Allgemeinen 3), noch
endlich ist der Satz, dass der Christ nur wegen des ihm zur
1) Hierzu die Anmerkung a. a. 0. S. 420: „Anders kann das Rescript
an Minucius Fundanus nicht gefasst werden, dessen grundlose Verdächtigung
der beste Beweis ist, wie wenig sich die Neuern in den Standpunkt der
römischen Regierung dem Christenthum gegenüber zu finden vermögen''.
2) Das einschränkende Wörtchen „geradezu" in Mommsen's Erklä-
rung ist wohl zu beachten.
3) Die polizeiliche Stellung der Christen wird durch sie nicht betroffen.
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 45
Last gelegten nicht religiösen Verbrechens zu bestrafen sei,
ganz genau. Die concrete Situation ist bestimmter ins Auge zu
fassen: die asiatischen Provincialen haben durch stürmische und
wiederholte Petitionen den Statthalter aufgefordert, gegen die
Christen einzuschreiten — wir dürfen bestimmt annehmen als
gegen Atheisten. Der Statthalter, unsicher gemacht durch
die Aufregung in der Provinz, berichtet an den Kaiser. Dieser
rescribirt, den Provincialen solle der Weg der Accusation so
wenig wie bisher verschränkt werden; aber — hier ist nun der
Unterschied — dass das nomen Christianum ipsum ein
Verbrechen bedeute, soll nicht als crimineller, sondern
als polizeilicher Grundsatz gehandhabt werden, d. h.
(die Magistrate können von sich aus und sollen, wo es ihnen
im Interesse des Staates nöthig erscheint, selbstverständlich wie
bisher die Christen als Christen bestrafen, aber) gegenüber den
Provincialen, falls dieselben den Accusationsprocess gegen
die Christen anstrengen, soll die Regel gelten, dass sie beweisen
müssen „adversum leges quidquam [man beachte den allgemeinen
Ausdruck, der das Religionsverbrechen keineswegs bestimmt aus-
schliesst] agere memoratos homines" und dass sie bei falscher An-
klage Strafe zu gewärtigen haben.
Durch diese Anordnung — und nur durch sie — behält der
Staat die Leitung der Christenprocesse wirklich in der Hand; im
anderen Fall nützt das „conquirendi non sunt" Trajan's nichts;
denn es kann jeden Augenblick durch gehäufte Anklagen der
Christen lediglich als Christen seitens einer fanatischen Menge
factisch umgangen werden, und der Richter wäre verpflichtet ge-
wesen, diesen Anklagen einfach Folge zu geben. Der wirkliche
Zustand muss dieser Anordnung entsprochen haben. Man be-
greift die Spärlich keit der Christenprocesse nicht, wenn man
nicht annimmt, dass die Anklage den Privatpersonen sehr häufig
— nicht regelmässig und überall — ausserordentlich erschwert
war. Andererseits war dabei die Stimmung der Christen, sie seien
vogelfrei, doch durchaus gerechtfertigt: beliebigen Privatpersonen
— ihren Nachbarn und den Leuten der Strasse — gegenüber
waren sie es gewiss nicht immer; aber den Magistraten gegen-
über waren sie es; diese konnten erstlich, so oft sie es vom po-
lizeilichen Standpunkt aus im Interesse der Provinz oder Stadt
für nöthig hielten, gegen sie als Christen einschreiten, und sie
46
Harnack, Das Eclict des Antoninus Pius.
konnten zweitens den Accusationsprocess erleichtern oder er-
schweren, sowohl indem sie die Anklagen selbst beförderten oder
zurückdrängten, als auch durch ihre Forderungen in Bezug auf
den Beweis. Das „adversum leges quidquam agere'' sollte vom
Kläger in Bezug auf den Beklagten bewiesen werden. Nun, der
Kläger wird sich dreimal besonnen haben, einen Christenprocess
in Scene zu setzen, w^enn er selbst die Anklage auf calumnia zu
gewärtigen hatte. Und wie drohend schwebte diese über ihm,
sobald z. B. der Richter das religiöse Verbrechen als solches
nicht gelten liess! Man wird gegen diese Darstellung einwenden,
erstens dass im Hadrian-Edict das fortbestehende, unumschränkte
Recht und die Pflicht der Richter zur Coercition der Christen
nicht zum Ausdruck gekommen sei, zweitens dass wir Christen-
processe nicht kennen, in denen der Beweis, dass die Christen
„adversum leges quidquam egerunt", vom Kläger verlangt worden
sei. Der erste Einwurf erledigt sich durch die Erwägung,
dass jenes Recht — kein Gesetz eines einzelnen Kaisers hatte
dieses Recht, d. h. diese Pflicht, geschaö'en, kein Gesetz konnte
sie aufheben — so selbstverständlich war, dass es nicht aus-
gesprochen zu werden brauchte, und dass in dem Edict nichts
steht, was ihm zuwider läuft. Die Anordnung des Kaisers, welche
den Accusationsprocess einschränkt, entspricht nur dem all-
gemeinen Zuge der Rechtspflege und Verwaltung, diesen Process
immer mehr durch das richterliche Inquisitions verfahren und die
magistratische Coercition zu verdrängen. Der zweite Einwurf
verliert sein Gewicht, wenn man bedenkt, 1) dass Hadrian's Er-
lass eine Verordnung für eine bestimmte Situation enthält, 2) dass
Niemand ein Interesse hatte, über eingestellte Christenprocesse
zu berichten — doch besitzen wir Beispiele in Lucian's .,Pere-
grinus Proteus" und in Tertullian's Schrift ad Scapulam ^) — .
1) Tertull. ad Scap. 4: ... Asper (praeses), qui modice vexatum ho-
minern et statim deiectum nee sacrificium compulit facere, ante professus
inter advocatos et assessores dolere se incidisse in hanc causam. Pudens
(praeses) etiam missum ad se Christianum in elogio concussione eins
intellecta dimisit, scisso eodem elogio, sine accusatore negans se audi-
turum hominem secundum naandatum. In dem Klagefall, den Justin,
Apol. II, 2 erzählt, hat die Matrone von Antoninus Pius einen Aufschub
ihres Processes erlangt und zugleich das Recht, sich ordentlich zu ver-
theidigen. Der Kläger, ihr eigener Mann, sah darin seine Absichten
bereits durchkreuzt.
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 47
3) dass die Processe, wenn der Richter ihre Hintertreibung
wünschte, gewöhnlich schon in der Vorverhandlung ge-
scheitert sein werden. Auch darf man nie vergessen, dass es
ganz dem Ermessen des Richters anheimgegeben war, ob er im
Accusationsprocess die Opferprobe vornehmen Hess, und ob er
nicht schon in der Verweigerung der Anbetung der Staatsgötter
an sich jenes „adversum leges agere" gegeben fand, dessen Nach-
weis Hadrian verlangt hatte. ^) Einem armen Schlucker in der
Provinz gegenüber mochte das noch nicht ausreichen und der
Richter liess ihn trotz seines „Atheismus" laufen; eine Standes-
person in Rom aber war gewiss damit bereits des stärksten Ver-
stosses gegen die Gesetze (maiestas) schuldig, und es musste der
Majestätsprocess eröffnet werden.
Dass die Anklage gegen die Christen erschwert war, dafür
sind aber das Hadrian-Edict und unser antoninisches Edict nicht
die einzigen Zeugen. Melito (bei Euseb., h. e. IV, 26, 5) setzt
voraus, dass die Gesetze gegen die Calumniatoren , wie sie seit
Nerva (speciell in Bezug auf die Gottesleugner) ergangen waren
(Dio Cassius 68, 1; M. Aurel, Vita 11, 1. 2), sich auch auf die
frivolen Ankläger der Christen bezogen haben, und beklagt es,
dass diese Anwendung jetzt nicht mehr gelten solle. Tertullian
legt (Apol. 5) dem Tiberius und M. Aurel solche Verfügungen
bei (der falsche Name des Tiberius thut nichts zur Sache); in
dem Apolloniusprocess wird der Ankläger bestraft (Euseb., h. e.
V, 21, 3). Diesen Berichten muss doch etwas Thatsächliches
entsprochen haben. 2)
1) Der Spielraum der Magistrate blieb nach wie vor ausserordentlich
gross; s. Tertull. an den Statthalter Scapula 4: „Potes et officio iurisdictionis
tuae fungi et humanitatis meminisse". Dabei sind solche Fälle noch nicht
berücksichtigt, wie (1. c): ,,Cincius Severus (praeses) Thysdri ipse dedit re-
medium, quomodo responderent Christiani, ut dimitti possent; Vespronius
Candidus (praeses) Christianum quasi tumultuosis civibus suis satis facere
dimisit''.
2) Prof. Mommsen, dem ich dies; Stellen vorlegte, schrieb mir am
2. Dec. 1894 Folgendes: ,,Die Delation, d. h. die Ahndung des gegen den
Staat begangenen Verbrechens oder Vergehens in Form der von einem
Privaten angestrengten Klage (vgl. meinen Abriss des Rom. Staatsrechts
S. 244) ist das rechtliche Fundament des Strafrechts der späteren Republik
und der Kaiserzeit und der Anlage nach nicht bloss Bürgerrecht, sondern
bis zu einem gewissen Grade Bürgerpflicht. Als dann im Lauf der Kaiser-
48 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
Nach dem Ausgeführten können die Bestimmungen im
Hadrian-Edict („ne et innoxii perturbentur et calumniatoribus
zeit allmähUch das Inquisitionsverfahren den republikanischen Accusations-
process zurück- und schliesslich verdrängte, verwandelte sich die Klage-
erhebung in die Denuntiat ion, wobei indess die für jene geltenden
Normen wesentlicb auch auf diese Anwendung finden.
Der Accusationsprocess gehört zu den Heilmitteln, die ungefähr ebenso
schlimm sind wie die Krankheit. Es wurde also noth wendig, dem Miss-
brauch der Accusation und später der Denuntiation nach iSIöglichkeit zu
steuern. Diese Einschränkungen sind dreierlei:
1. Bestrafung der wissentlich falschen Anklage, resp. Anzeige, der
calumnia. Diese ist so alt, wie der Accusationsprocess selbst.
2. Ausschliessung gewisser Personen von der Accusation, resp. der
Denuntiation. Die wichtigste Kategorie bilden die Sklaven. Diese waren
von dem Accusationsprocess von Rechtswegen ausgeschlossen, da der Sklave
kein Klagerecht hat. Bei dem Inquisitionsverfahren stellte sich früh die
Beschränkung ein, dass Anzeige der Sklaven gegen den Herrn nicht oder
doch nur in Ausnahmefällen statthaft ist. Regelmässig wird dies verschärft
durch Bestrafung des eine solche Anzeige machenden Sklaven.
3. Ausschliessung gewisser Vergehen und Verbrechen von der Dela-
tion, so dass deren Verfolgung nur dann stattfindet, wenn sie dem Ma-
gistrat im Lauf seiner Amtsführung zur Kenntniss kommen. Dahin gehören
vornehmlich die fiscalischen Contraventionen, z. B. die Zolldefraudatiou;
auf diese zunächst bezieht sich der juristische Begriff der unzulässigen de-
latio; der Administrativbeamte kann in diesem Fall entweder im Wege
der Administrationsjurisdiction oder auch bei dem Prätor klagen, aber
Anzeigen nimmt die Behörde nicht an.
Demnach lässt sich das Verfahren gegen die Christen wohl verstehen.
Ableugnung der Staatsgötter ist nach meiner und ich denke auch nach
Ihrer Auffassung crimen maiestatis und unterlag im Allgemeinen der ent-
sprechenden Denuntiation. Eine Ausnahme hiervon machte, wenn unsere
Überlieferung correct ist, Nerva, insofern er den Gottesleugner (denn dies
ist die doißtia und der Judenglaube des Nicht-Judeni zu denunciren unter-
sagte. Straffrei war er darum nicht; der Christ, dem von Amtswegen
der p]id auf die Staatsgötter abgefordert wurde und der ihn verweigerte,
verfiel damit dem Gesetz.
Die allgemeine Praxis der Herrscher, die die Christen nicht verfolgten,
ging nicht so weit, die Anzeigen zu verbieten [doch s. über Pius unten —
Anmerk. d. Verf.], aber sie begünstigten sie nicht und verfuhren also prak-
tisch ungefähr ebenso; dies wird der Zustand unter Hadrian und Pius ge-
wesen sein, wie Melito ihn schildert. Die Verschärfung, über die derselbe
klagt, dürfte wesentlich in Einschärfung der Anzeige- Annahmen bestanden
haben. Charakteristisch ist es. dass diese in der senatorischen Provinz
Asien durch Senatsbeschlüsse veranlasst waren; die öiaTäyunra werden
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 49
iatrqcinandi tribuatur occasio" . . . „si evidenter provinciales huic
petitioni suae adesse valent adversum Christianos, ut pro tribu-
nali eos in aliquo arguant, hoc eis exsequi non prohibeo" . . .
,,si quis accusat et probat adversum leges quidquam agere me-
ruoratos homines, pro merito peccatorum etiam snpplicia statues.
illud mehercule magnopere curabis, ut si quis calumniae gratia
quemquam horum postulaverit reum, in liunc pro sui nequitia
suppliciis severioribus vindices") und die Verordnung in unserem
Edict (firjöhv spoyj.slv Tolg roiovTOtg, ei ^rj (paivoivro tl jzsqI
rijv P(D{.ialmv ?]ysfi0JHav lyyeiQOvvTsg) niclit befremden. Dagegen
geht allerdings die letzte Bestimmung in unserem Edict noch
um einen Schritt über das Hadrian-Edict hinaus. Dieses lässt
die begründete Klage frei (ob der Religionsfrevel ausgeschlossen
ist von der Klage, wird nicht ganz deutlich; jedenfalls ging
Hadrian's- Tendenz in dieser Richtung) und bestraft nur die
calumnia; jenes scheint zwischen begründeter und calumniöser
Klage in Bezug auf die Christen keinen Unterschied zu machen
nicht kaiserliche sein, sondern proconsularische, die jene Beschlüsse publi-
<:;irten und specialisirten ; dagegen wird die Hülfe des Kaisers angerufen
{el fisv oov xsXsvaavToq zavxa Ti^dzTEzai, eaxco xa?.wg yivo/usvov). Hiervon
abgesehen ist durch positive Gesetzgebung den Christen wohl nur insofern
Hülfe zu Theil geworden, dass (nach 1) die Strafe der calumnia verschärft,
<^ie Gefahr für den Ankläger, resp. den Denuntianten gesteigert und dadurch
■die Menge der Anzeigen gemindert wurde. Man wende nicht ein, dass
dadurch der begründeten Anklage nicht gewehrt war; auch eine solche
vorzubringen scheute man sich um so mehr, je schwerer das erkennende
Gericht gegen den abgewiesenen Ankläger verfuhr. In diese Kategorie kann
man den Bericht über Tiberius bringen, der freilich anderweitig unglaub-
würdig erscheint, und gehört sicher der Erlass Hadrian's, der die supplicia
severiora dem Calumnianten in Aussicht stellt, sowie was wir über Marcus
erfahren. Der Biograph sagt es geradezu, dass er die falsi delatores be-
straft wissen wollte, und nichts Anderes sagt Tertullian. Dass die Christen
bestraft werden sollen, spricht er ebenso bestimmt aus, als dass die Strafe
auch die accusatores trifft, ja dass diese schwerer bestraft werden als die
Christen. Wenn unter den accusatores diejenigen verstanden werden, die
ihre Klage nicht durchführen, so tragen wir sicher in die Stelle nur hinein,
was sich von selbst versteht, obwohl zuzugeben ist, dass Tertullian in seiner
Advocatenmanier das abschwächende „falsi" absichtlich unterdrückt hat,
kräftigerer Antithese wegen. Soweit wäre Alles in Ordnung. Aber ich
muss dabei bleiben, dass Eusebius' Darstellung (in Bezug auf Apollonius)
nicht correct ist usw."
Texte u. Untersuchungen XIII, 4. 4
5Q Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
und beide zu verbieten. Allein zunächst ist das „et ^t] (paivoivro
TL JtSQL Trjv 'PcoiiaicDV riysfioviav kyxsiQOvvTeg'' zu beachten;
die Klage bleibt natürlich unbeschränkt, wenn das Imperium
bedroht ist. Ausserdem aber darf nicht übersehen werden, dass
nicht schlechthin jede Delation der Christen verboten wird,
sondern wie das emphatisch wiederholte „cog rotovrog^^ (roLovrog
cQv) deutlich macht, die Delation in Bezug auf Atheismus.
Nur das ,,a&£og^' kann gemeint sein. Dieses allein entspricht
dem „cog d&ecov yMrr/yoQOvvTeg^'' im Anfang des Schreibens und
ist unter dem .,8yxX7]fia^^ zu verstehen: Der Kaiser verbietet den
erregten Provincialen Asiens (nicht allen Unterthanen im
Reiche) generell, den Atheismus-Process gegen die
Christen anzustrengen.^) Nicht weniger, aber auch nicht
mehr besagt das Edict. 2) Augenscheinlich beurtheilte der Kaiser
die augenblickliche Situation in Asien so, dass er in den stür-
mischen Anklagen gegen die Christen auf Atheismus eine Gefahr
für die Ruhe der Provinzen erkannte. Eben deshalb unter-
drückte er sie gänzlich, indem er den Delatoren die Strafe der
Calumniatoren — nur diese kann gemeint sein — androhte. Er
hat damit nur wesentlich dasselbe angeordnet, was nach Dio
Cassius 68, 1 schon Nerva befohlen hatte: y.al o Nsgovag rovg
T£ XQLVOftsvovg Iji cüsßeicc c((pfjxe xal rovg g^svyovrag xar-
1) Antoninus Pius war selbst einmal Proconsul in Asien gewesen,
kannte also den Charakter der Provincialen aus eigener Anschauung; Ca-
pitol. Vita 3.
2) Es ist vielleicht nicht gleichgiltig, dass in dem Process gegen Po-
lykarp von Smyrna — einem der Christenprocesse des 2 Jahrh., die wir
am genauesten kennen — die Zumuthung, die Götterbilder zu verehren,
nicht gestellt wird, sondern nur der Kaisercult in Betracht kommt. [Das
„aiQS zovq dd-eovg'^ das er sprechen soll, ist eine Concession, die der Pro-
consul der Volkswuth macht). C. 8: „t/ yaQ xaxov iözi elnelv' Kvqioq
KaTauQ, xul tnid^voai. C. 9 (der Proconsul spricht): öi^iodov ztjv Kaloagog
TV'/jjv, ßezavörjGov, elnov aiQS zovg dd-eovg ofiooov, xal dnoXiaü)
oe. C. 10 (ders.): "Ojuogov zi]V Kalaagog zvy^riv''. Da Polykarp dies ver-
weigert, erklärt der Proconsul — die Form ist charakteristisch '^s. das
Trajan-Edict): UokvxaQitog a>jno?.6y)]a£v havxov XQioziavov slvai. L'bri-
gens ist Polykarp nicht das Opfer einer Accusation (Denuntiation) gewor-
den, sondern der Proconsul, allerdings gedrängt vom Fanatismus der Menge,
hat ihn aufsuchen lassen und zur Rechenschaft gezogen. Polykarp ist also
der Sicherheitspolizei zum Opfer gefallen. Diese Erkenntniss ist von
Wichtic'keit.
I
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 51
rjyays, rovg xs öovXovg xal rovg £^8X8x^{)8()ovg roic rolg ösojto-
raig 0(pa)V ejiißovXevöavrag jidvrag ajttxzstve' Tcal rolg fihv
TOtovTOig ovo aXXo n eyxXr/f/a sjiupeQSLv em rovg ösöjtozag
£g)7jxe, TOlg öh ö?) aXXoig ovx dasßelag ovre 'lovöa'Cxov
ßlov xaratTLaö^al xivag övvsxco Q^os.
Die bekannte gefährliche Neigung der Griechen — ein
Zeichen ihrer Schwäche — , Atheismusprocesse anzustrengen,
entsprach dem Zuge der römischen Criminalpolitik längst nicht
mehr. Wenn der Kaiser ihnen dies Handwerk legte und auch
die Christenfrage nicht ausnahm, hielt er die Richtlinie inne,
die seine Vorgänger vorgezeichnet hatten. Auf die polizeilichen
Massregeln, die die Magistrate gegen die Christen in Anwendung
zu bringen haben, bezieht sich das Schreiben schlechterdings
nicht; sie bleiben gänzlich unberührt, und deshalb ist auch nichts
an der allgemeinen Lage der Christen gegenüber der Staats-
polizei geändert. Somit ist von hier aus die Echtheit des Edicts
m. E. nicht zu beanstanden.^) Dieselbe empfängt aber noch
eine starke Stütze aus den Fragmenten der Melito-Apologie, die in
der zweiten Hälfte der Regierungszeit M. Aurel's verfasst worden
ist. Erstlich geht aus ihnen hervor, dass bis vor Kurzem die
Lage der Christen in der Provinz Asien längere Zeit hindurch
eine besonders befriedigende gewesen sein muss; Melito kann
sogar schreiben: xo yccQ ovös Jicojtoxs ysvofisvov^ vvv ölco-
xsxat xo xcov ß^eoosßcov yivog xaivolg eXavv6y.Bvov öoynaöt
xaxd xrjv jiolav. Der bisherige Zustand war also der gewesen,
dass keine oder so gut wie keine Accusationsprocesse vor-
gekommen waren, d. h. dass die Behörde Anzeigen nicht annahm,
die deshalb wohl auch unterblieben waren. Aber die „neuen
Verordnungen" — wie Mommsen (s. o.) annimmt, proconsula-
rische, auf senatorischen Verfügungen beruhende — hatten die
Accusation entfesselt. Das besagen die Worte: ol ydg dvaiöüg
övxocpdvxat xaLs:mv dXXoxQicov kgacxaV^) xf)v ex xcöv diaxay-
1) Man beachte, dass der Absatz von '^YnhQ 6h zolovzwv bis yviä^i^
das enthält, was der Kaiser den Statthaltern (Richtern) zu sagen
hatte und gesagt hat, der letzte Abschnitt sich dagegen an die klage-
lustigen Provincialen richtet.
2) Für die richtige Erklärung des dlXozQiBniGxonoq 1 Pet. 4, 15
(s. Crem er, Wörterbuch 8. Aufl. S. 890, Zell er, Sitzungsber. d. K. Pr.
4*
52
Harnack, Das Edict des Antoniniis Pius.
lUiTOJV lyovTEQ dg^oQfif/v (pavsQOjg hprtvovOL, vvy,T(DQ y.di ,w£^-
ijpttQav ÖiaQjtd^ovTsg rovg fiyöev ddixovvzag. Der Zustand vor
den „neuen Verordnungen" hat also der Situation entsprochen,
wie wir sie uns als Folge unseres Edictes zu denken haben.
Wodurch der Wechsel in der inneren Politik herbeigeführt worden
ist, wissen wir nicht; a.ber wir wissen aus anderen Quellen, dass
Marcus auch in anderen Provinzen gegen die Christen vorge-
schritten ist, d. h. die Anzeige-Annahme eingeschärft und die
Magistrate an ihre Pflicht erinnert hat. Zweitens behauptet Melito
in seiner Eingabe, dass frühere Kaiser, und zwar die ..jtQoyovot''
des Marcus, „unsere Philosophie" jiqoq ralg a/,Zaic ^QrjOXHaLq
geehrt hätten [£Tifi?]öav)', gemeint können nur Hadrian und Pius
sein, und mag man auch festhalten, dass Melito sich in dem
ganzen Abschnitt gewisser Übertreibungen schuldig macht, so
muss doch jene Behauptung irgendwie begründet sein. Welche
Begründung aber liegt näher als die, die aus unserem Edicte
zu ersehen ist, welches den Provincialen die Anklage der Christen
auf Atheismus untersagte? Das konnte wirklich als eine ,.Ehrung"'
von den Christen gedeutet werden, indem sie es positiv wandten:
unsere ,,d^QrjO'/,da^^ ist damit als eine ,,{)^QrjOxsia^^ anerkannt wor-
den I Drittens beruft sich Melito ausdrücklich nicht nur im All-
gemeinen auf viele Edicte Hadrian's und Pius' {jio/./M7cig jtoV/.olg.
s. die frappante Parallele in unserem Edict) in dieser Angelegen-
heit und speciell auf das Hadrian-Edict, sondern er zählt auch
einzeln einige Pius-Edicte auf: o de jcariiQ oov xal oov ra ovfi-
jtavxa ÖLOixovvTog avxoj. zalg jioIböl jteQi rov fi?]68V J'tro-
TtQL^eiv jregl rj^cor r/Qaii'tv, ev oig xcu jzqoq AaQLOOaiovg y.di
jTQog O^ooalovixeTg xal 'u4&7/valovg xal JzQog Jiävrag EXhp'ag.
W enn er als Inhalt dieser Edicte des Pius ,.to fi?/Ö8v i'ScoTSQiCeiv
jt8Ql ii^cov'^ angiebt, so darf man das nicht durch ..Neuerungen
machen", sondern muss es durch „tumultuiren" übersetzen; es ist
dasselbe, was Hadrian im Rescript „perturbare", Pius in unserem
Schreiben durch T(iQay))v sfißdXlHv ausdrückt. Die einzeln
genannten Edicte des Pius für christliche Fälschungen zu er-
klären, wäre ein thörichter Gewaltstreich. Hat Pius aber trotz
der Hadrian-Edicte noch solche Verfücrunoen erlassen, so erklärt
Akad. 1S03 S. 129 ff. i ist unsere Stelle (man beachte das ovxocfävzai) nicht
ohne Bedeutung.
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 53
keine Annahme ihr Motiv besser als die, welche sich aus einer
Vero-leichuno' unseres Edicts mit dem Hadrian-Schreiben an Minu-
cius von selbst ergiebt, nämlich dass Hadrian noch nicht den
Provincialen jede Klage auf Atheismus ausdrücklich untersagt
und die Übertretung dieser Anordnung ohne Weiteres unter
Strafe gestellt hatte, obgleich seine Tendenz bereits darauf ging,
den Religionsfrevel von den Christenprocessen auszuschliessen.
Allein die Mittheilung des Melito scheint doch eine nicht geringe
Schwierigkeit zu bieten. Er führt Edicte von Pius an die Land-
tage der Larissäer, Thessalonicher, Athener (warum das jcqoc, hier
fehlt, ist nicht ersichtlich) einzeln an und beschliesst die Auf-
zählung mit den Worten: Tcal jiQoq Jiavxaq Elh]vaQ,. Das Edict
an das Koivov ttjc, 'Aoiag^ unser Edict, ist nicht genannt! Ist
das nicht seiner Echtheit tödtlich? Oder steckt, unser Edict in
den Worten „Jtgdg jtavrag 'E?.lr]vag^^? Allein dieser Ausdruck
ist entweder gleich einem „et cetera" — so hat ihn Rufin ver-
standen — und geht dann w^ohl auf andere Landtage in Griechen-
land, schwerlich auf den Landtag der Provinz, in der Melito
schrieb, oder er bezeichnet das Kotvov der Achäer ^). In beiden
1) An und für sich kann der Ausdruck „n^ög 7idvTag^'E?.Xr]vag" vier-
fach verschieden verstanden ;sverden. Man kann 1) an die ,, Panhell enen"
zu Athen denken, die Hadrian gestiftet hat; aber diese waren keine poli-
tische Körperschaft — auch nicht in dein beschränkten Sinne, in dem es
die Landtage waren — , sondern bildeten eine Art „Schützenfest"; auch
wäre es sehr auffallend, dass sie neben Athen besonders genannt sind.
2) könnte man versuchen „zfjg liolag'' zu suppliren; allein das wäre ein
Gewaltstreich, da sich nicht nachweisen lässt, dass sich der Landtag Asiens
selbstbewusst ,,nävz£g"E).Xriveg"' je genannt hat. 3) Kann man die Worte
als ohne specielle Beziehung deuten. So hat sie Rufin verstanden, wenn
er übersetzt: „Omnibus quidem generaliter civitatibus, maxime tamen ad
Lariss. et Thessal. et Athen, pro his mittit edicta". Immerhin ist auch
dann an den Landtag von Asien — ein Asiate schreibt — nicht zu
denken. 4) Endlich hat man sich za erinnern , dass der Landtag der
Achäer auf einer Inschrift aus der Zeit des Caligula (s. Guiraud, Les
Assemblees Provinciales dans l'empire Romain. Paris 1887 p. 116) sich
Ilav£).Xr]veg, ndvrsg ol EXXrjvsg, avvoöog zdiv E?J.^v(vv nennt; s. Foucart,
Inscript. de Messenie 219: oVEV.rjvsg. Da der grosse Landtag der Achäer
(Böotier, Lokrer, Eaböer etc.) in der Aufzählung fehlt, so liegt es sehr
nahe, an ihn zu denken. Allein andererseits ist doch zu fragen, ob ein
Asiat diesem Landtag die Ehre hat anthun wollen, ihn als nävzsg '^'ElXipeg
zu bezeichnen.
54
Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
Fällen schweigt also Melito von dem Christen-Edict an den asia-
tischen Landtag! Wie lässt sich die Echtheit unseres Edicts unter
solchen Umständen halten ? Eine genaue Erwägung aller Theile
des Satzes bringt Hülfe. Melito schreibt: „Dein Vater — und zwar
in der Zeit, als du sämmtliche Reichsgeschäfte ihm verwaltetest —
schrieb den Städten, sie sollten in Bezug auf uns schlechterdings
keine Unruhen anfangen, darunter an die Laiissäer und an die
Thessalonicher und Athener und an alle Griechen." Melito be-
zieht sich hier also lediglich auf solche Edicte des
Pius, die zur Zeit der Mitregentschaft des Marcus (seit
1. Januar 147), ja noch mehr, die zu jener Zeit erlassen
worden sind, da Marcus factisch schon den grössten
Theil der Regierungsgeschäfte zu besorgen hatte. ^) Als
Pius ihn zum Mitregenten annahm, war Piusbereits 60 Jahre alt.
Gestorben ist er als hochbetagter Greis von 75 Jahren. Da ist es
kein Wunder — w^enn wir es auch von Niemandem anders als eben
von Melito hören — , dass in den letzten Jahren des Pius bereits
Marcus die Hauptlast der Regierungsgeschäfte getragen hat. Es
ist aber sehr Avohl verständlich, dass Melito eben an die Edicte
erinnert, die in dieser letzten Zeit ausgegangen sind, nämlich
die nach Griechenland; denn so nagelte er, indem er des Pius
gedachte, gleichzeitig den Marcus auf die früheren Entscheidungen
fest, für die er die Verantwortung getragen hatte. Dazu war das
Edict an das Commune Asiae, welches, wie unsere Urkunde zeigt,
von Pius allein erlassen ist^), durch die „neuen Dogmen"
factisch aufgehoben; eine Erinnerung an dieses Edict war an
dieser Stelle also nicht zweckmässig, vielleicht geradezu deplacirt.
1) Valesius hat zu .^y.al oov xa avfjLTcavxa dioixoivzog avzä) (Rufin
sehr frei: „Pater tuus tecum pariter Romani regni apicem gerens") die
elegante und bestechende Conjectur gemacht: .^xal oov xa nävxa avvöioi-
xovvxoq avxw"; sie trifft vielleicht wirklich das Richtige; allein sicher-
bin ich dessen nicht. Melito kann sehr wohl den stärkeren Ausdruck
gewählt haben, um dem Marcus die volle Verantwortung aufzubürden.
2) Wüssten wir, wann sich die Erdbeben in Asien ereignet haben, die
den Anstoss zum Edict des Pius gegeben haben und die auch Capitolinus
erwähnt (c. 9: „terrae motus, quo Rhodiorum et Asiae oppida conciderunt,
quae omnia mirifice instauravit"), so w^üssten wir auch, wann unser Edict
erlassen ist; aber es ist mir nicht bekannt, dass man sie zu datiren ver-
mag. Nichts spricht dagegen, dass sie sich schon vor der Zeit der Mit-
regentschaft des Marcus ereignet haben.
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 55
Eben die factische Aufhebung dieses Edicts wird den Ausgangs-
punkt der ganzen Apologie des Melito gebildet haben, ohne dass
Melito auf dasselbe einzugehen brauchte. Wir entscheiden uns
somit dafür, dass das Edict echt ist und dass es Pius erlassen
hat. Gekannt hat es Melito gewiss, wie die frappanten sprach-
lichen Übereinstimmungen in den letzten Absätzen der Melito-
Fragmente mit dem Edict beweisen.^) Dass Pius noch am Ende
seines Lebens Edicte erlassen hat, die mit dem Rescript des Ha-
drian an Minucius zusammengestellt werden konnten, dass unser
Edict ein Beweis für die auch sonst bezeugte Thatsache ist, wie
sehr er sich die Rechtspflege hat augelegen sein lassen ^j, dass
die Provinz Asien erst recht abkühlender Verordnunoren bedurfte,
endlich dass die auch sonst bezeugten Erdbeben hier erwähnt
sind, — das Alles fällt schwer ins Gewicht.
Mit einer jeden Zweifel ausschliessenden Sicherheit kann die
Echtheit des Edicts immerhin nicht behauptet werden; denn erst-
lich mussten wir Sätze ausscheiden, bevor wir an die Echtheit
denken konnten — solche Manipulationen, so evident ihr Ergeb-
niss auch scheinen mag, beeinträchtigen immer die Überzeugungs-
kraft — ; sodann ist an die singulare Stellung zu erinnern, die
das Edict unter den von Eusebius mitgetheilten Actenstücken
einnimmt (s. oben S. 19 ff.); ferner ist zu erwägen, dass die Echt-
heit nur gehalten werden kann, wenn das „roiovrog'^ streng auf
den Begriff des ad^eog eingeschränkt wird; endlich kommt die
Unsicherheit der Aufschrift in Betracht.^) Aber alle diese Gegen-
gründe treffen doch die Hauptsache und den Kern der Frage
1) Die scharfsinnige Hypothese, die Seeberg jüngst im Theol. Lit.-
Blatt aufgestellt hat, das Edict sei eine aus der Melito- Apologie heraus-
geschnittene Fälschung, bedarf complicirter Hülfsannahmen , um einiger-
massen glaublich zu werden. Seeberg geht einfach von der notorischen
Unechtheit des Schriftstücks aus,
2) Über des Pius Sorge für die Rechtspflege s. Schiller, Gesch. der
röm. Kaiserzeit I. S. 630.
3) Einen erheblichen Gegengrund gegen die Echtheit vermag ich
allerdings in dieser Unsicherheit nicht zu erkennen. Ein echtes Actenstück
kann ebenso leicht in der Tradition in Bezug auf die Aufschrift Fährlich-
keiten erlebt haben, wie ein unechtes.
56 Haniack, Das Eclict des Antoninus Pius.
nicht 1), und jedenfalls verwickelt die Annahme, es sei von An-
fang bis zu Ende gefälscht, in viel grössere Schwierigkeiten, als
die sind, die wir übrig behalten haben.-) Von der Aufschrift
ist noch ein Wort zu sagen. Wir gehen dabei von der Annahme
der Echtheit und der Abfassung durch Pius aus — die Möglich-
keit der Abfassung durch Marcus widerlegt Melito schlagend.
Hätte Marcus ein solches Edict für Asien je erlassen, so hätte
Melito nicht nöthig gehabt, sich auf Edicte an Landtage zu be-
rufen, die Pius öiotxovvzog Müqxov xa ovfiJiavTa erlassen hat.
Verwechselungen von Trajan und Hadrian, Hadrian und Pius,
Pius und Marcus in Bezug auf die Datirung von Schriftstücken
sind in der altchristlichen Literatur nicht selten. Dass Hadrian
auch den Namen Trajan, Pius den Namen Hadrian, Marcus den
Namen Antoninus führte, hat sie wohl hauptsächlich veranlasst.
Hier aber liegt der Fall insofern singulär, als in dem Actenstücke
selbst die Vertauschung vorgenommen worden ist. Indessen ist
Folgendes zu constatiren: Gemeinsame von allen Zeugen gebotene
Aufschrift ist: (AvxoxQaTcoQ Kalöag) Avrojvlvoq [^eßaOTog)
reo Koivo) TTjq \4oiaq ;^ß/()£ii^. In Bezug auf diese Worte besteht
kein Schwanken noch Zweifel. Man wird annehmen müssen,
dass der Christ, welcher das Edict in die christliche .,Litteratur"
gebracht hat, von der Aufschrift nur so viel übersetzte oder sie
in dieser kurzen Gestalt vorfand. Ein zweiter oder er selbst
glaubte — irrthümlich — den Namen jIvtcovciwc durch Vor-
setzung von Mc.QTCLoq AvQ7]Xiog ergänzen zu müssen.^) In dieser
1) Die eifrige Fürsorge des Pius für die Staatsreligion kann gegen
die Echtlieit des Edicts nicht ins Feld geführt werden; denn er wollte
diese Fürsorge selbst und vermittelst der ]\lagistrate ausüben, sie aber
nicht dem Fanatismus erregter und eigensüchtiger Provincialen überlassen.
Übrigens muss man sich hüten, die Berichte über die persönliche Stellung
der Kaiser zum Staatscult, aber auch die Folgen dieser Stellung in Bezug
auf die Religionspolitik zu überschätzen. Von Hadrian heisst es (Yita2'2):
„Sacra Romana diligentissime curavit, peregrina contempsit".
2) Diese Schwierigkeiten fallen nur dann fort, wenn man die Er-
klärung der Unechtheit eines Schriftstücks für einen Freibrief erachtete
der von jeder weiteren kritischen Rechenschaft dispensirt.
3) Vielleicht hat die Melito -Apologie ihn dazu — bei flüchtiger
Leetüre — verführt. Melito sagt dort von Marcus: oh öh xal fxä/J.ov Tiepl
Toixojv TTjv avTijV i/iSivoiQ (seil. Hadrian und Pius) S'/ovza yvc6fi7]v, und in
unserem Edict sagt der Kaiser, er entscheide xcaccxoXovS^wv xfj xov TiazQog
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 57
Gestalt kam das Schriftstück zu Eusebius. Es ist namlicli frag-
lich, ob er die oben S. 23 in sich als fehlerhaft nachgewiesenen
Worte „'AQfievtog, 'AgxtSQSvg Mtycöroc, ör]f.iaQxtxrjg k^ovölag rb
iE, vjcaTog To y " gelesen und geboten hat, da sie in dem Syrer
(s. 0.) fehlen. Doch da sie bei Rufin stehen und in sich ebenso
falsch sind, wie das MaQxog AvQ/]Xwg an sich, so ist die An-
nahme die einfachere, dass nicht zweimal, sondern einmal ein
Fehler gemacht worden ist, dass also derselbe, der „M. Aurel*'
hinzufügte, auch für die weiteren Zusätze verantwortlich ist, und
dass somit bereits Eusebius auch die Zusätze — zusammen mit
dem falsch ergänzten MaQxog AvQ7]hog — gelesen und ge-
boten, der Syrer sie aber absichtlich oder unabsichtlich aus-
gelassen hat.
Eusebius schrieb die Urkunde mit der falschen Aufschrift
ab') — er wagte nicht zu corrigiren; aber aus Melito, auf den
er ausdrücklich und mit Recht verweist, hatte er gelernt,
dass der betreffende Kaiser vielmehr Pius sein müsse, und hat
das mit dürren Worten gesagt. Wenn er demgemäss seinen
Lesern einen vollkommenen Widerspruch auftischte, ohne etwas
zu demselben zu bemerken, so ist er entweder momentan ver-
wirrt gewesen (wie bei h. e. V, 4, 3; V, 5, 1) und hat eine noth-
Avendige, den Widerspruch erklärende Bemerkung, die er machen
wollte, zu machen unterlassen, oder er hat darauf gerechnet,
dass seine Leser unter den Antoninen noch weniger Bescheid
wissen, als er selber, und daher den Widerspruch gar nicht be-
merken werden 2). Indessen ein Leser, nämlich der, auf den die
Fassung des Edicts im Paris. 450 zurückgeht, hat den Wider-
spruch bemerkt. Nach der Anw" eisung des Eusebius hat er den
yvcü/xy. Ferner erwartet Melito, der Kaiser werde seine Petitionen er-
füllen (n£7teiOfj.ed^a ndvza tiqccgoslv ah 00a oov öeofxed-a). Unser Edict
konnte bei flüchtiger Leetüre als diese Erfüllung betrachtet werden. Mit
dieser falschen Deutung, als ein von Christen erbetenes Edict, ist es zu
Eusebius gekommen.
1) Hiernach hat dann der Verf. des Chron. pasch, die Urkunde
zum 10. Jahr des Marcus gestellt. Diese Datirung ist natürlich werthlos.
Ebenso ist es unerheblich, dass er lAg^bVLoq lAg/jeQevg Meyiozog aus-
gelassen hat.
2) Bei Rufin und vielen Anderen hat er sich auch wirklich nicht
getäuscht.
5§ Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
„Marcus Aurelius Antoninus Augustus" in der Aufschrift in
„Titus Aelius Hadrianus Antoninus Pius" verwandelt. Damit
war — Eusebius gebührt in Wahrheit das Verdienst — das
Edict wieder zu seinem wirklichen Verfasser zurückgeführt.
Eine Schwierigkeit bleibt nur noch: woher nahm der Redactor,
der zugleich das Edict gründlich verfälscht hat, die nähere Be-
zeichnung ,,ö?]fia()yLxrjg e^ovolag xo za, vjcaxoc ro ö'. llazijQ
nccTQiöog? (So steht es allerdings nicht in unserer Handschrift; aber
den Unsinn, der dort zu lesen ist, kann nur ein schlechter Copist
verbrochen haben; die Correctur ist einfach). Steht es fest —
und ich glaube das oben S. 7 ff. bewiesen zu haben — , dass der
Redactor aus Eusebius' KGreschichte das Edict entnommen hat,
so darf man sich vor der Consequenz nicht scheuen, zu erklären,
dass jene nähere Bezeichnung, obgleich sie in sich correct ist,
keinen Werth hat, sondern erfunden ist. ^) Der nicht ungelehrte
Redactor B — man vgl. den Brief über das Regenwunder —
fand in seiner Vorlage bei Eusebius im Actenstück eine ge-
naue Angabe über die tribunicische Gewalt und das Consulat
M. AureVs vor. Da er entschlossen war, diesen Namen, nach
Anweisung des Eusebius, durch den des Pius zu ersetzen, stattete
er diesen analog mit einem vollen Titel aus. Es ist ihm ge-
lungen, dabei keinen historischen Verstoss zu begehen (dem,
der das Edict dem Marcus beigelegt hat, ist das nicht gelungen),
sondern das Actenstück richtig auf ein bestimmtes Jahr (158
p. Chr.) zu datiren. Allein die Fehlerlosigkeit besagt nichts für
die Urkundlichkeit der Angabe. Aus welchem Jahre der Re-
gierungszeit des Pius unser Edict stammt, wissen wir somit nicht
— die Annahme, dass B von irgendwoher eine richtige Kunde
erhalten hat, schwebt wenigstens völlig in der Luft — ; aber dass
es wirklich ein Edict des Pius ist, ist eine an Sicherheit grenzende
Wahrscheinlichkeit. Diese Erkenntniss bestätigt im W^esentlichen
nur die Auffassung, die im Aufsatze über ..den Religionsfrevel
nach römischem Recht" von Mommsen in Bezug auf das Ver-
hältniss von Staat und Kirche im 2. Jahrh. vorgetragen worden
ist, und widerspricht der Auffassung, die Overbeck vor zwanzig
1) Overbeck, Studien z. Gesch. d. alten Kirche (1S75) S. 132: „Ein
Abschreiber, welcher die ursprüngliche Überschrift des Edicts änderte,
kann dabei mit Sorgfalt und guter Quellen sich bedienend verfahren sein".
3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 59
Jahren in seiner Abhandlung über die Kaisergesetze (a. a. 0.)
so scharfsinnig und eindrucksvoll entwickelt hat, an einem
wichtigen Punkte. Zwar dass die Rechtsunsicherheit der Christen
— gegenüber den Statthaltern und Magistraten — im
ganzen 2. Jahrhundert unverändert dieselbe gewesen ist, ist ge-
wiss, und Overbeck betont das mit vollem Rechte; aber den
Provincialen gegenüber sind die Christen— mindestens in Griechen-
land und Asien, wahrscheinlich aber auch sonst — von Hadrian
und Pius geschützt worden, indem der erstere jede calumniöse
Klage, der letztere überhaupt jede Anklage auf Atheismus gegen
sie verboten hat, beide aber Privatleuten die Anstrengung des
Accusationsprocesses nur unter der Bedingung gestatteten, dass
sie den Beweis für Yergehungen der Christen zu erbringen ver-
möchten. Das geschah um den religiösen Fanatismus der Griechen
zu dämpfen und die Christenprocesse nicht dem Pöbel auszu-
liefern; es stand im Zusammenhang mit der allgemeinen Politik
jener Zeiten und jener Kaiser, die Denuntiation überall einzu-
schränken und allein den Staatsbeamten die Wahrung des Ge-
setzes und der Rechtspflege anzuvertrauen. Die entsprechenden
Rescripte des Hadrian und des Pius nach Griechenland und Asien
sind aber bereits von Justin und Melito als Toleranz-Edicte auf-
gefasst worden. Ihrem Wortlaut nach waren sie es nicht, aber
factisch muss ihre Wirkung derTolerirung ziemlich nahe gekommen
sein. Fasste man sie aber als Toleranz-Edicte^ so war die Ver-
suchung gross, sie zu retouchiren, um die Züge aus ihnen zu
entfernen, die der runden Anerkennung der christlichen Religion,
resp. der Tolerirung widersprachen. Das ist mit dem Rescript des
Pius an den Landtag von Asien geschehen, und zwar ist, wie
das Verhältniss der Rec. B zu A zeigt, fortgesetzt an demselben
corrigirt worden. Bereits Eusebius hat ein interpolirtes Exemplar
in Händen gehabt und für seine KGeschichte abgeschrieben.
Später^ in einer Zeit, in der die Sache keine actuelle Bedeutung
mehr hatte, ist noch viel energischer an dem Edict corrigirt
worden, wie die Recension B beweist. Auch in nachkonstanti-
nischer Zeit bestand noch das Interesse, die ,, guten Kaiser" als
Christenfreunde darzustellen.
Das, was die Apologeten des 2. Jahrhunderts über die voll-
kommene Rechtsunsicherheit der Christen klagend erzählen, macht
die Annahme noth wendig, dass die Magistrate während dieser
QO Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
ganzen Zeit das Richtbeil in jedem Augenblick auf die Christen
niederfallen lassen konnten; aber die notorische Spärlichkeit der
Christenprocesse macht die andere Annahme ebenso nothwendig,
dass — ausser der factischen Zurückhaltung der Magistrate in Bezug
auf Einleitung der Processe — den Provincialen das Klagerecht
erschwert, ja unter Umständen ganz verschränkt gewesen ist.
Andernfalls müssten die Christenprocesse bei dem Fanatismus
der Massen, namentlich -im Orient, viel zahlreicher gewesen
sein. Dass das Klagerecht aber wirklich erschwert, resp. sogar
in Bezug auf den „Atheismus" zeitweilig verschränkt gewesen
ist (trotz des Fortbestehens der Gleichung: nomen Christianum
= crimen maiestatis), das lehren uns die Rescripte des Hadrian
und des Pius, und darin besteht ihr hoher Werth für die Kirchen-
geschichte.
Epimetrum.
Ich bin bei der Untersuchung des Rescripts des Pius an das
Commune Asiae auf die Landtage im Allgemeinen und den Land-
tag von Asien im Besonderen nicht eingegangen, weil das Re-
script uns nichts lehrt, was nicht auch andere Quellen über die
Verfassung und Corapetenzen jener Landtage bezeugen, und was
uns nach dem Vorgang von Marquardt besonders Mommsen
im 5. Bande der Römischen Geschichte S. 317 ff. und in um-
fassender Darstellung Guiraud (Les Assemblees Provinciales
dans l'Empire Romain. Paris 18S7) gelehrt haben (vgL auch
Monceaux, De Communi Asiae Provinciae. Paris 1885). Dass
die Landtage überhaupt, vor allem der in mancher Beziehung
eine Sonderstellung einnehmende Landtag von Asien, die „fontes
persecutionum" für die Christen gewesen sind, lag in der Natur
der Sache; denn diese Landtage — sie waren nicht eigentlich
politische Körperschaften, sondern lassen sich richtiger als pro-
vinciale collegia im grossen Stil bezeichnen — hatten ihren Mittel-
punkt am Cultus der Koma und des xlugustus, und ihre Aufmerk-
samkeit lenkte sich demgemäss auf das Religionswesen überhaupt.
Mit Mommsen wird man es für wahrscheinlich halten dürfen,
dass der provinciale Hohepriester Asiens sogar die Oberaufsicht
über die Religionsangelegenheiten überhaupt besessen hat. „Als
dann der alte und der neue Glaube im Reiche um die Herrschaft
Epimetrum. Ql
zu ringen begannen, ist deren Gegensatz wohl zunächst durch
das provinciale Oberpriesterthum zum Conflict geworden. Diese
aus den vornehmen Provincialen von dem Landtag der Provinz
bestellten Priester waren durch ihre Traditionen wie durch ihre
Amtspflichten weit mehr als die Reichsbeamten berufen und ge-
neigt auf Vernachlässigung des anerkannten Gottesdienstes zu
achten und, wo Abmahnung nicht half, da sie selber eine Straf-
gewalt nicht hatten, die nach bürgerlichem Recht strafbare Hand-
lung bei den Orts- oder den Reichsbehörden zur Anzeige zu
bringen und den weltlichen Arm zu Hülfe zu rufen, vor allem
den Christen gegenüber die Forderungen des Kaisercultus geltend
zu machen. In der späteren Zeit schreiben die altgläubigen
Regenten (Mommsen denkt an Maximinus Daza und Julian)
diesen Oberpriestern sogar ausdrücklich vor, selbst und durch die
ihnen unterstellten städtischen Priester die Contraventionen durch
die bestehende Glaubensordnung zu ahnden, und weisen denselben
genau dieselbe Rolle zu, welche unter den Kaisern des neuen
Glaubens der Metropolit und seine städtischen Bischöfe einnehmen.
Wahrscheinlich hat hier nicht die heidnische Ordnung die christ-
lichen Institutionen copirt, sondern umgekehrt die siegende christ-
liche Kirche ihr hierarchisches Rüstzeug dem feindlichen Arsenal
entnommen (das Fundament, die allgemeine Oberaufsicht des
Oberpriesters der Provinz über das Cultwesen ist keineswegs eine
neue Einrichtung)."
Diese Ausführung ist kirchen geschichtlich sehr wichtig, ja man
wird noch einen Schritt weiter gehen dürfen: In Asien war die
Organisation des Landtags die ausgebildetste, die Stellung des Pro-
vincial-Oberpriesters die entwickeltste; aber in Bezug auf die Kirche
ist Asien ebenfalls dieProvinz, wo zuerst die Verfassung mit monar-
chischen Bischöfen und dem Metropoliten (inEphesus!) ausgebildet
worden ist, wo zuerst Synoden gehalten worden sind, wo der Con-
flict mit dem Kaisercult (s. die Apokalypse) zuerst hervorgebrochen
ist. Blickt man auf die Stellung des Polykarp von Sm5a'na in
der Mitte des 2. Jahrhunderts, dem der heidnische Pöbel zuruft
(Euseb. h. e. IV, 15, 26): „das ist der Lehrer Asiens, der Zer-
störer unserer Götter", oder auf die des Polykrates, Bischofs von
Ephesus am Ende des 2. Jahrh., wie sie uns aus seinem Briefe
entgegentritt (bei Euseb. h. e. V, 24) — wer erkennt hier nicht
die Parallele zum Oberpriester Asiens! Aber überhaupt — die
62 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
KoLva To3v XQiöTcavcov nicht nur in Asien, sondern auch überall
im Orient, wie die Geschichte der Passahstreitigkeiten beweist,
entwickelten sich immer mehr als Parallelen resp. als Antithesen
zu den Koiva von Asien, Macedonien, Thessalien etc. Beide sind
provinciell organisirt; beide sind keine politischen Körper-
schaften und doch innerhalb des Lebens in den Provinzen von
Bedeutung; beide sind religiöse Gemeinschaften u. s. w. Über-
griffen der Landtage konnte die kaiserliche Gewalt leicht wehren,
indem sie sie in dem Kreise der Competenzen festbannte, die
durch die Pflege der Loyalität im Zusammenhang mit dem Kaiser-
cultus bezeichnet waren — das Recht, durch direct an den
Kaiser gebrachte Beschwerden eine gewisse Controle über die
römischen Beamten auszuüben und so die Centralstelle zu orien-
tiren, hat, wie es scheint, selten oder nie Schwierigkeiten her-
vorgerufen. Aber von den Koiva der Christen prallte die Staats-
gewalt ab.
Seit dem Ausgang des 2. Jahrhunderts stehen sich die Koiva
der Christen, d. h. die provincialen Synoden — alle wichtigen
Angelegenheiten werden nicht mehr in der Einzelgemeinde ver-
handelt, sondern auf den Provincialsynoden — und die Landtage
gegenüber. Siebzig Jahre später haben bereits Gallienus und
wahrscheinlich auch Aurelian an die Synoden resp. an die vor-
stehenden Priester geschrieben (Euseb. h. e. VII, 13; VII, 30, 19),
wie sie an die Landtage schrieben! Die Organisation der Kirche
im Osten hat sich — zuerst und vorbildlich in Asien — an die
Organisation der Koiva angeschlossen; in Italien und in Aegypten
hat die Entwicklung einen anderen Lauf genommen, und das
ist nach der politischen Verfassung dieser Länder wohl ver-
ständlich. —
Den ersten Zusammenstoss des Kolvov von Asien mit den
Christen lernen wir aus dem Schreiben Hadrian's an Minucius
Fundaaus kennen, kurz nachdem uns die Ignatiusbriefe über die
ausgebildete Organisation der asiatischen Kirchen belehrt haben^
und nachdem uns die Apokalypse z. Z. Domitian's gezeigt hat,
dass bereits damals in Asien der Kaisercult, also das Heiligthum
des Kolvov, den Conflict heraufführte. Der asiatische Landtag
hatte an Serenus Granianus das Ansinnen gestellt, eine allgemeine
Christenverfolgung auf Grund genereller Anklagen in Scene zu
setzen. Auf seinen Bericht an den Kaiser in solch wichtiger
l
Epimetrum. ß3
Sache erhielt sein Nachfolger den ablehnenden Bescheid, der in
gleicher Weise von der Gerechtigkeit und der staatsmännischen
Weisheit Hadrian's Zeugniss ablegt: „precibus in hoc solis et
acclamationibns — andere Mittel standen ihnen aber als Landtag
überhaupt nicht zur Verfügung — uti provincialibus non per-
mitto." Einige, vielleicht wenige Jahre später, nachdem Erdbeben
die Volksstimmung erregt hatten, wählt der Landtag einen anderen
Weg: er wendet sich direct an den Kaiser, Das war sein Recht,
aber es enthielt ohne Zweifel eine versteckte Anklage gegen den
Statthalter und die Maximen seiner Rechtspflege. Die Eingabe
der Provincialen ist uns nicht erhalten, wohl aber die Antwort
des Kaisers. In formeller Hinsicht bestätigt eine genaue Ver-
gleichung dessen, was Guiraud und Monceaux über die Land-
tage und ihre Competenzen zusammengestellt haben, die Echtheit
unseres Edicts: 1) das Recht des Landtags, direct an den Kaiser
zu gehen, 2) die Religionsfrage als besonders zur Competenz der
Landtage gehörig, die Pflicht des Landtags, über die Staatsreligion
zu wachen, und sein Recht, den Kaiser über die Stimmung in der
Provinz zu orientiren, 3) den Aufschwung, den der asiatische
Landtag unter Hadrian und Pius genommen hat (ein Edict des
Pius an den Landtag Asiens in den Digesten XXVII, 1, 6), 4) die
Praxis, dass die Kaiser direct den Landtagen geantwortet haben,
5) — was die Sprache betrifft, in der sie antworteten — , so wird
man anzunehmen haben, dass sowohl lateinisch als griechisch
geantwortet worden ist. Die Inschrift von Arykanda beweist,
dass selbst noch Maximinus Daza dem Landtag von Lycien und
Pamphylien lateinisch geantwortet hat; denn auf dem Stein von
Arykanda ist die provinciale Eingabe griechisch, die Antwort
des Kaisers lateinisch eingemeisselt (s. auch Euseb., h. e. IX).
6) Aber die Geschichte lehrt auch, dass m Asien das Religions-
wesen und -Unwesen im 2. Jahrhundert neben dem Kaisercult in
höchster Blüthe stand (s. Mommsen, a. a. 0. V S. 322 f.), und
dass eine verständige Politik noth wendig die Regel befolgen
musste, jeden Ausbruch religiösen Fanatismus kräftig zu dämpfen,
selbst wenn er sich mit dem Deckmantel des Staatscultus zu
drapiren suchte. Das hat Pius in unserem Edicte gethan, und
zwar in wahrhaft erleuchteter Weise, indem er den Landtag —
gewiss auf Grund von Berichten des Statthalters — darauf auf-
merksam machte, dass er in der letzten Zeit, in der Zeit der
(34 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.
Erdbeben, seine nächste Pflicht, den religiösen Dienst, selbst
vernachlässigt habe. Indem er die Provincialen von der
Christenfrage ablenkt, weist er sie — so wenig nimmt er der
Sache nach das Christenthum in Schutz — auf die gewissen-
hafte und ruhige Pflege des Staatscults. Diese Lösun g der die
Ruhe der Provinz bedrohenden Krisis ist das Ei des Columbus.
Und doch soll hier eine Fälschung vorliegen!
Der Nachweis, dass die Einschränkung, resp, das Verbot der Anklage
der Christen nicht Straflosigkeit der Christen bedeutete, dass vielmehr die
Competenzen und Pflichten der Magistrate, gegen die Christen einzu-
schreiten, durch jenes nur den Privatpersonen geltende ^'erbot gar nicht
betroffen wurden — dieser Nachweis wird besonders überzeugend illustrirt
durch die Acta proconsularia Cyprian's (Hartel, Opp. Cypr. III p. CX sq.i.
Nachdem der Proconsul den Cyprian verhört und die Verbannung über
ihn verhängt hat, fährt er fort: ,,Non solum de episcopis, verum etiam de
presbyteris mihi scribere limperatores) dignati sunt, volo ergo scire ex te,
qui sint presbj^teri qui in hac civitate consistunt.'' Cj^prian erwidert:
„Legibus vestris bene atque utiliter censuistis delatores non
esse, itaque detegi et deferri a me non possunt. in civitatibus
autem suis invenientur." Darauf der Proconsul: ,.Ego hodie in hoc
loco exquiro'". Der Proconsul bestreitet also nicht, dass sich die Ge-
setze gegen die Delatoren auch auf die Christenprocesse beziehen; allein
er wendet — und zwar mit Recht — ein, dess es sich hier nicht um De-
lation handele, sondern um eine richterliche Inquisition (man beachte
die präcisen Bestimmungen: „ego" ,. hodie" ..in hoc loco"). Diese Scene
bestätigt es, dass Delationen gegen die Christen in der Regel nicht statt-
haft waren und nicht angenommen wurden. Annehmen konnte sie natür-
lich der oberste Richter, wenn es die Ruhe der Provinz zu verlangen
schien. Aber die Zahl der Christenprocesse, die auf Delationen von Privat-
personen hin angestrengt worden sind, ist gewiss niemals gross gewesen,
wie das empörte Geschrei der Christen zeigt, wenn sie doch hie und da
einmal erfolgten, und wie die echten Märtyreracten ausweisen. Doch ver-
dienen eben diese Acten in Bezug auf die Frage, wie es in jedem einzelnen
Fall zum Process gekommen ist, noch ein eingehendes Studium.
EINE BISHER NICHT ERKANNTE SCHRIFT
NOYATIAN'8
VOM JAHRE 249/50
[„CYPRIAN'-, DE LAUDE MARTYRII]
VON
ADOLF HARNACK.
Texte u. Untersuchungen XIII, 4 b.
Leipzig 1895.
1. Die Überlieferung der Schrift.
Das Mommsen'sclie Verzeichniss der Schriften Cyprian's
V. J. 359 ^) bietet nach den Traetaten (zuletzt die drei Bücher
ad Quirin.) folgende Briefe (Schriften):
(ep. 55) ad Antonianum (650 vers.)
(ep. 63) de calice dominico (450 vers.)
de laude martyrii (S30 vers.)
. (ep. 10) ad confessores martyrum (140 vers.)
(ep. 28) Moysi et Maximo (70 vers.)
(ep. 37) ad eosdem alia (120 vers.)
(ep. 11) de precando deum (190 vers.)
(ep. 38) ad clerum (54 vers.)
(ep. 39) Aurelio lectori pro ordinato (140 [Sangall. 111] vers.)
xA.ugenscheinlich schliessen sich epp. 55. 63 als grössere,
tractatartige Briefe an die Tractate an, so dass — wenn wir von
de laude martyrii absehen — die Briefe 10. 28. 37. 11. 38. 39
an der Spitze der Episteln stehen. Diese Gruppe nun steht auch
in den Handschriften zusammen. Bereits der verlorene Codex
Veronensis saec. VIL bot sie, ferner der Archetypus der Familien
MQT etc. und LNP, von denen der erstere dem 8. Jahrhundert
angehört, der letztere wohl noch älter ist. Beide bieten ausser-
dem noch vor jener Gruppe von Briefen die drei BB. ad Qui-
rinum und die epp. 63, 6. 55, stimmen also mit Ausnahme der
Vertauschung von ep. 6 für de laude mart. ganz mit dem
Mommsenianus überein (der Archetypus MQT etc. stellt die
ep. 55, wie der Mommsenianus vor 63. 6, schiebt aber dann noch
ep. 58 ein). Die Schrift de laude mart. lässt der Archetypus
von LNP erst nach einigen anderen Briefen folgen, während der
Archetypus von MQT etc. sie gleich nach ep. 39 aber als dritte
unter drei nicht cyprianischen Schriften (adv. Jud. , adv. aleat.,
]) In der Zeitschrift „Hermes'^ Bd. XXI S. 142 tf. XXV S. G36 ff.
4 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
de laude) anheftet. Wieder anders ist die Stellung der Schrift
im uralten Cod. Seguierianus (saec. VIVIL), wo sie nach ep.
63. 69. Sentent. episcoporum und ep. 13 steht. Dagegen stimmt
Lucifer von Cagliari in seiner Schrift „Moriendum esse" mit
dem Mommsenianus überein. Stillschweigend und fortlaufend
schreibt er nämlich (s. die Hartel'sche Ausgabe) aus:
p. 287, 24—26 de laude mart. p. 28, 6
p. 288, 1—20 Cjpr. ep. 6 p. 481, 4—482, 7
p. 288, 21-22 de laude p. 28, 8
p. 290, 23-291, 2 de laude p. 29, 9-21
p. 293, 24 — 25 de laude p. 31, 9 sq.
p. 293, 26—31 de laude p. 32, 15 sq.
p. 293, 31—294, 9 Cypr. ep. 10 p. 490, 9 sq.
p. 295, 21—25 Cypr. ep. 10 p. 492, 5 sq.
p. 295, 26—296, 4 Cypr. ep. 10 p. 491, 10 sq.
p. 298, 18—22 de laude p. 34, 13 sq.
p. 298, 28—31 Cypr. ep. 37 p. 578, 14 sq.
p. 299, 26—30 de laude p. 37, 8 sq.
p. 301, 3—7 de laude p. 37, 17
p. 302, 21-25 Cypr. ep. 55 p. 630, 16
p. 307, 1—2 de laude p. 46, 1 sq.
p. 307, 4 sq. vielleicht Cypr. ep. 58 p. 664, 16 sq.
p. 308, 7—9 de laude p. 46, 16.
Lucifer hat also ein Exemplar der Werke Cyprian's benutzt,
in welchem die Schrift de laude mart. mitten unter den Briefen
6. 10. 37. 55 (vielleicht auch 58) gestanden hat, d. h. er hat
ein Exemplar zu Händen gehabt, das mit dem dem
Mommsenianus zu Grunde liegenden wesentlich iden-
tisch war.
Hiermit ist erwiesen, dass die Gruppirung ep. 55. 63. de laude
mart. ep. 10. 28, 37. 11. 38. 39 im Mommsenianus nicht eine
Singularität ist, sondern eine alte verbreitete Ordnung, die min-
destens der Zeit um 350 angehört.
Aber wir können noch einen Schritt weiter gehen. Die
Archetyp! von MQT etc. und LNP stimmen sonst mit Lucifer
und dem Mommsenianus überein; aber die Schrift de laude
martyrii haben sie noch nicht in der Gruppe jener auf
das Martyrium sich beziehenden Briefe. Sie bieten sie
überhaupt nicht in jener Abtheilung, sondern bringen sie an
1. Die Überlieferung der Schrift. 5
ganz verschiedenen Stellen nach, MQT sogar neben offenbar
nicht - cyprianischen Schriften. Also ist die Einschiebung von
de laude martyrii in den Exemplaren des Lucifer (Luc.) und
Mommsenianus (Momms.) eine spätere Manipulation; die Arche-
typi von MQT und LNP führen uns somit noch über den Arche-
typus von Luc. und Momms. hinauf zu einer Sammlung von
Cyprian-Briefen — höchst wahrscheinlich der ITrsammlung — , in
welcher die Schrift de laude mart. noch keine Stelle gehabt hat.^)
Aber noch sind wir nicht am Ende. Bei Lucifer und in
den Archetypi von MQT und LNP gehört ep. 6 zur alten Samm-
lung, im Momms. scheint ep. 6 zu fehlen. Dass de laude mart.
an ihre Stelle getreten ist, ist nicht wahrscheinlich; denn bei
Lucifer steht sowohl de laude mart. als ep. 6. Die richtige
Lösung hat Goetz (Gesch. d. cypr. Litt. 1891 S. 55) gesehen.
Die Schrift de laude mart. soll nach dem Mommsenianus 830
Stichen umfassen. Das wären = c. 620 Hartel'sche Zeilen.
Allein bei Hartel umfasst die Schrift nur c. 530 Zeilen. Es
fehlen also c. 90 — 100 Zeilen. Der 6. Brief Cyprian's um-
fasst aber c. 95 Zeilen! Somit steckt in der Nummer des
Momms. „de laude martyrii 830 vers." die Schrift de laude mart.
und der 6. Brief. Anders ausgedrückt: nach der Zeit des
gemeinsamen Archetypus von MQT und LNP und vor d. J. 350
ist die Schrift de laude martyrii in die Sammlung der Cyprian-
Schriften dadurch gebracht worden, dass sie der ihr sach-
lich sehr verwandten ep. 6 angeheftet wurde. Dort lasen
sie Lucifer und der Mommsenianus. Aber diese Einschiebung
der Schrift de laude ist natürlich nicht in alle Handschriften
gelangt; indessen einmal in die Cyprian-Sammlung aufgenommen,
konnte es nicht ausbleiben, dass sie in der Folgezeit auch mit
abgeschrieben wurde, als man möglichst vollständige Cyprian-
Handschriften herzustellen suchte und nichts von der Über-
lieferung verloren gehen lassen wollte. So taucht sie in den
Handschriften ohne feste Stelle bald hier bald dort auf. Aber
ein uns noch erhaltener junger Codex giebt sie noch
eben an der Stelle, wo wir sie für den Momms. ver-
1) Die ün Wahrscheinlichkeit der umgekehrten Annahme, dass in dem
Archetypus MQT, LNP die Schrift de laude mart. aus kritischen Gründen
gestrichen und an eine andere Stelle gesetzt worden ist, braucht nicht erst
nachgewiesen zu werden.
ß Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
muthet haben, nämlich nach ep. 6, und bestätgt so unsere
Hypothese. Es ist das der Monac. 18203 (,w) saec. XV., der allein
die Reihenfolge bewahrt hat: ad Quirin., ep. 63. 55. 6. de laude
mart. 10. 28. 37. 11. 38. 39. Wie der Schreiber dieses Codex,
der für einen Sprössling von T gilt (s. Hartel, Prolegg. XL VI)
— T selbst aber hat die Schrift de laude an viel späterer Stelle — ,
im Stande gewesen ist, die uralte Ordnung des Lucifer und
Momms. herzustellen, entzieht sich leider z. Z. noch unserer
Kenntniss.^) V\^ahrscheinlich ist [i doch nicht direct aus T ge-
flossen, sondern aus dem Archet3^pus von T.
Diese Übersicht über die Geschichte der Schrift de laude mart.
in den Handschriften ist ihrer Echtheit in hohem Masse un-
günstig. Sie zeigt zwar, dass die Schrift spätestens bereits in
der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts dem Corpus Cypriani ein-
gefügt worden ist — und zwar an die Stelle, wohin sie sachlich
gehört — , aber sie zeigt auch, dass sie nicht ursprünglich an
dieser Stelle gestanden, ja ursprünglich überhaupt gefehlt hat.
Bereits diese Thatsache, dass eine Schrift von dem Umfang und
der Bedeutung der unsrigen, keine feste Stelle unter den Cyprian-
Briefen besessen hat und in die Zahl der Tractate, wohin sie
doch eigentlich gehört, nicht aufgenommeii worden ist, genügt,
um die stärksten Bedenken gegen ihre Echtheit hervorzurufen, ^j
1) S. über die Ordnung im Cod. ^i und sein Verhältniss zu T und
Momms. Turner in den Stud. Bibl. et Eccles. Oxon. III (1891) p. 310 ff.
Auch Turner (p. 319) zeigt, dass in den 880 Stichen, die im Momms. für
de laude mart. angesetzt sind, ep. 6 steckt.
2) Unter den Tractaten hätte allerdings anfangs unsere Schrift eine
feste Stelle besessen, wenn die Worte, in denen Pontius in der Tita Cy-
priani die Schriften Cyprian's charakterisirt , am Schluss auf sie zielten,
(xoetz (a. a. 0. S. 35 ff".) hat gemeint, die Worte: „quis denique tot con-
fessores frontium notatarum secunda inscriptione signatos et ad exemplum
martyrii superstites reservatos incentivo tubae caelestis animaret" bezeich-
neten die Schrift de laude mart. Es lässt sich nicht leugnen, dass diese
Beziehung etwas verlockendes hat, da sich eine andere passende Einzel-
schrift nicht findet. Aber 1) braucht hier keine Einzelschrift gemeint zu
sein, ja kann schwerlich gemeint sein, da Cyprian die Confessoren öfters
angefeuert hat, 2) müsste doch in irgend einer Handschrift die Schrift
de laude an die Tractate angeschlossen sein, wenn Pontius sie dort gelesen
hätte; es giebt aber keine einzige solche Handschrift, 3) müsste die Schrift
de laude wirklich von Cyprian herrühren, wenn sie hier genannt war —
denn Pontius müsste um die Schriftstellerei Cyprian's Bescheid wissen, und
1. Die Überlieferung der Schrift. 7
Ob die Schrift, iudem sie der Cypriaii-Sammlung eingefügt wurde,
geradezu als von Cyprian herrührend bezeichnet worden ist, ist
nicht ganz sicher auszuroachen. Jedenfalls verlor sie den
Namen ihres wahren Verfassers; in der ältesten Handschrift
(S) ist sie im Explicit ausdrücklich als von Cyprian stammend
bezeichnet. ^) Dagegen hat sie der Archetypus von MQT etc.
schwerlich als Cyprian-Schrift betrachtet, sondern nur als eine
Schrift, die neben den Cyprian-Schriften „gut und nützlich zu
lesen sei". Das beweist die Stellung, die er ihr gegeben hat.
Sichere Spuren der Leetüre unserer Schrift finden sich im
Alterthum nur bei Lucifer, der sie, wie bemerkt, iu seinem Tractat
„Moriendum esse" stillschweigend geradezu geplündert hat. Eine
Anspielung bei Augustin ist nicht sicher (c. Gaudent. I, 30 [34]);
ist sie anzuerkennen, so hat Augustin die Schrift unbedenklich
als cyprianisch citirt. Dass ein fränkischer Theologe des 9. Jahr-
hunderts sie für cyprianisch gehalten hat, fällt natürlich nicht
ins Gewicht.
Obgleich der Tractat uns in zahlreichen und alten Hand-
schriften vorliegt, im Seguierianus (S) saec. VI/ VII. (aber die
erste Hälfte fehlt), Lauresham. (L) saec. IX., im Paris. 1647 (P)
saec. IX., im Cassinas 204 (N) saec.X, im Monac. 208 (M) saec. IX.,
im Trecensis 581 (Q) saec. VIII/IX., im Reginensis 118 (T) saec. X.,
dazu in mehreren englischen Handschriften, die Hartel nicht
benutzt hat (s. die Editio Oxoniensis), und in sehr vielen jüngeren
Handschriften, so ist doch der Text in höchst verwahrlostem Zu-
stande auf uns gekommen. Der Grund liegt in der Schwierigkeit
des Textes, den die Abschreiber nicht verstanden haben und des-
halb theils unabsichtlich entstellten, theils falsch emendirteu.
Die Schrift ist nämlich eine der schwierigsten lateinischen
Kirchenschriften, die wir kennen, weil sie z. Th. ein poetischer
Erguss in Prosa ist: dem waren die mittelalterlichen Ab-
schreiber nicht gewachsen. Hartel hat sich ein ausgezeichnetes
Verdienst um die Reinigung der Überlieferung und die Klärung
an eine Interpolation ist nicht zu denken — ; aber die Schrift ist nicht
von Cyprian. Turner hat daher Recht (Classical Rev. VI 1892 S. 205),
dass Pontius nicht die Schrift de laude meint, und ihm hat sich Weyman
(Histor. Jahrb. 1892 S. 738 n. 3) angeschlossen.
1) Auch in der Aufschrift von P, sonst aber fehlt der Name Cyprian's,
wenig-stens in den alten Handschriften.
3 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schvift Novatian's.
des Textes erworben, um den vor ihm kaum Einer sicli bemüht
hat; aber er selbst bemerkt (Praefat. p. LX), nachdem er von
seinem Apparat Rechenschaft gegeben: ..his praesidiis in hac
demum recensione permulta quae antea intelligi non poterant
rectius constituta sunt, pkira restant adhuc obscura et restabunt.
nam utrum ea contorto genere dicendi quo scriptor utitur ex-
plicanda sint an librariorum erroribus debeantur vix potest decerni.''
So ungenügend der Text vor Hartel bearbeitet worden ist,
so wenig ist der Inhalt der Schrift bisher untersucht und sind
die Abfassunc^sverhältnisse klarojestellt worden. Da man frühe
eingesehen hat, dass die Schrift ihres Stils wegen nicht von
Cyprian herrühren könne ^ und die Zeugnisse (Lucifer, Momms.)
nicht kannte, die ihr ein hohes Alter sichern, so schob man sie
als „apokryph" einfach bei Seite. Selbst dort ist das geschehen,
wo man richtig erkannte, dass die Schrift von einem Zeitgenossen
Cyprian's herrühren müsse! Wie viel mehr dort, wo man be-
hauptete (Du Pin), die Schrift sei eine blosse declamatorische
Stilübung (so auch die Edit. Oxon.). Dieses Urtheil wird freilich
durch nicht wenige breite poetische Ausführungen in der Schrift
nahe gelegt, die in einer Ermahnungsschrift für solche, die in
den Tod gehen, sehr befremden müssen. Allein wenn die Schrift
trotzdem actuell ist, so ist sie doppelt interessant, da sie dann
ein litterarisches Genre repräsentirt, welches sich sonst nirgends
findet. Alles, was bisher in der Litteratur über die Schrift ge-
äussert worden ist, lässt sich bequem auf ein Quartblatt schreiben
und findet sich bereits bei Tillemont, Mem. IV p. 84. 607.
Kur ein Punkt sei noch kurz besprochen. In den Drucken vor
Hartel und demgemass auch bei allen älteren Gelehrten, die sich
mit ihm beschäftigt haben, trägt der Tractat die Überschrift: „De
laude martyrii ad Moysen et Maximum". Hartel hat die letzten
Worte weggelassen, ja nicht einmal im Apparat erwähnt. Also
hat er sie in seinen Handschriften nicht gefunden. Sind sie
überhaupt handschriftlich bezeugt? Die Edit. Oxon. setzt zu
den Worten „ad iMoysen et Maximum" vorsichtig ,,vulgo adscripta"
hinzu und bemerkt: „Exercendi styli gratia haec videntur scripta
. . . Inepte ergo librarius ut pretium operi adderet, Moysi et
Maximi et Confessorum in Deciana persecutione nomina apposuit,
quae quidem in codicibus vetustis Lambethano, Eboracensi et
Novi Collegii omittuntur." Der Editor Oxoniensis sagt nicht.
2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift. 9
dass er die Worte in anderen Handschriften Avirklicli gefunden
habe. In der That — nur im Cod. B (saec. XL) sind sie bisher
nachgewiesen, sofern dort De laude nach ep. 37 (ad Moysen et
Maximum) folgt mit der Aufschrift: „item ad eosdem". Dennoch
wird sich zeigen, dass diese Adresse sachlich richtig ist. Die
Schrift ist wirklich an die ersten Opfer der decianischen Ver-
folgung in Rom, also unter Anderen auch an Moses und Maxi-
mus, die bekannten römischen Confessoren, gerichtet. —
Wer hat die Schrift verfasst? Die Überlieferung schweigt.
Nur indirect giebt sie einen Fingerzeig. Dem Cyprian sind der
Tractat Adv. aleatores, der Tractat des Sixtus IL Ad Novatianum, ^)
die novatianischen Schriften De spectaculis, De bono pudicitiae^)
und Quod idola dii non sint, ^) ferner die Schrift Novatian's De
trinitate [das berichten Rufin, ^) der sie selbst irrthümlich für ein
Werk Tertullian's hält, und Hieronymus ^)] beigelegt worden. Das
Alles sind römische Schriften. Ist nicht auch unser Tractat
eine römische Schrift? Stammt nicht auch sie von Novatian?
2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift.
Unsere Schrift ist eine Predigt über das Martyrium, resp.
eine kunstmässige Rede. So bezeichnet sie der Verfasser selber
(c. 24: „Quid igitur, fratres carissimi, potissimum referam quidve
dicam? sie in unum convenientibus titulis dignitatis turbatur
animus, deducitur sensus et in ipso conatu nitentis eloquii
impar sermo vanescit"^ cf. c. 30 init.); er gesteht, die schimmernde
Kunst der Beredsamkeit angewendet zu haben, wenn er auch
1) S. meine Abhandlung über diese Schrift in den „Texten u. Unter-
such." Bd. XIII, 1.
2) S. Weyman, Histor. Jahrbuch Bd. XIII S. 737 ff., und Demmler,
Theol. Quartalschr. Bd. LXXVI S. 223 ff., haben den Ursprung dieser beiden
Schriften von Novatian bewiesen.
3) Haussleiter, Theol. Lit. Bl. 1894 Nr. -11 hat den novatianischen
Ursprung dieser Schrift höchst wahrscheinlich gemacht. Derselbe hat auch
a. a. 0. Col. 483 einige gate Bemerkungen über die Schrift de laude mart.
mitgetheilt und beschliesst sie mit den Worten: „Da cyprianischer Ursprung
ausgeschlossen erscheint, sind die etwaigen Beziehungen zu Novatian zu
prüfen"'.
4) S. Origen. Opp. ed. Lommatzsch Bd. XXV p. 3ü5.
5) Hieron. de vir. inl. 70: „de trinitate . . . quod plurimi nescientes
Cypriani aestimant"'.
10 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Noratian's.
immer wieder liinzufügt, dass alle Beredsamkeit der Grösse der
Sache nicht gewachsen sei. Nach einer Einleitmig (c. 1 — 3)
kündigt er formgerecht drei Theile an (c. 4): „Igitur quoniam
res summa martyrium, tria sunt quae ex eo nobis proposuimus
esse dicenda, quid sit, quantum sit, cui rei prosit?", und
führt diese Theile c. 4-12, 13— IS, 19—29 wirklich durch;')
c, 30 bildet den Schluss. Es lag aber in der Natur der Ein-
theilung, dass er die Theile nicht scharf von einander zu scheiden
vermochte. Wiederholungen fehlen in den Ausführungen nicht.
Diese zeichnen sich nicht durch Reichthum der Gedanken aus,
vielmehr sind sie fast dürftig zu nennen. Die Dürftigkeit in der
Sache steht in einem gewissen Contrast zu dem Reichthum im
Ausdruck. Nicht wenige Sätze sind so überladen, dass man sich
nur schwer durch sie hindurch findet. Auch verräth der Ver-
fasser an mehreren Stellen keinen ganz sicheren Geschmack: er
wendet dort profane und breit gezeichnete Bilder an, wo der
Ernst der Sache überhaupt keine Bilder verträgt oder wo nur
ein Prophet Bilder verwerthen durfte; er wird dort weitschweifig,
wo Kürze im Ausdruck geboten ist, und verletzt sogar einige
Male durch frostige Ausführungen an Stellen, wo nur Schlicht-
heit, Einfalt und Wärme erträglich sind. Kein Wunder, dass man
an eine blosse Stilübung gedacht hat: in der That giebt es in
der ganzen vornicaenischen lateinischen Litteratur kein Schrift-
stück, das diesem ähnlich ist, das so sehr Kunstleistung ist wie
unsere Predigt. Selbst der Octavius des Minucius Felix kann
hier nicht verglichen werden; denn Niemand wird bei der Leetüre
dieses Büchleins an eine blosse Stilübung denken.
Indessen wäre es doch sehr ungerecht zu sagen, dass die
Predigt in allen Ausführungen den Charakter einer blüthenreichen
Stilübung trägt. Man kann vielmehr nicht verkennen, dass der
Verfasser auch mit wirklichem Ernst und mit Wärme seinen
Gegenstand, das Martyrium, umfasst, und dass ihm die schweren
Forderungen des Evangeliums wirklich am Herzen liegen; ja er
lebt in ihnen. Das ist das Paradoxe in dieser Prediget, dass sie
das Widersprechende verbindet, die Eloquenz des Kunst- und
1) Die Anfänge der einzelnen Theile sind markirt; c. 4: „quid est
ergo martyrium"; c. 13: „nunc iam ad eam rem, f. c, veniam ex qua
ostendere satis possim quanta martyrii virtus habeatur"; c. 10: ,,iam
superest, c. f., ut debeamus ostendere cui rei martyrium prosit".
2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift, l\
Schönredners mit dem Ausdruck einer Stimmung, die wirklich
in ihrem Gegenstande lebt. Diese Paradoxie verlangt eine Er-
klärung. Vielleicht genügt schon die Erwägung, dass der Ver-
fasser das Beste, was er besitzt, in den Dienst der heiligen Sache
— Anfeuerung zum Martyrium, Lob des Martyriums — stellen
wollte, und die Beredsamkeit, die er schulmässig gelernt hatte,
für sein bestes Theil hielt. Er wollte „Gold, Weihrauch und
Myrrhen" dem Martyrium darbringen; daher der „conatus nitentis
eloquii". Er ist nicht der Einzige, der das gethan hat. Wer
kann verkennen, dass auch Gregor v. Nazianz und Augustin nicht
selten heilige und wahrhaftige Stimmungen in einem Strom kunst-
mässiger Beredsamkeit zum Ausdruck bringen, der uns heute
keineswegs entzückt, sondern vielmehr abstösst! Aber vielleicht
werden wir den Verfasser noch mehr entschuldigen können, wenn
wir ermittelt haben, woher seine kunstmässige Beredsamkeit
stammt. Davon wird im nächsten Capitel zu handeln sein.
Übrigens ist seine Beredsamkeit nicht überall eine schwülstige;
es gelingt ihm vielmehr an einigen Stellen wirklich einen er-
habenen Ton zu treffen und seine innere Wärme in der Kraft
seiner Sprache zu zeigen. Diese ist — einige wenige Vulgarismen
abgerechnet — grammatisch rein und sehr gut. Gerichtet ist
die Predigt an die „fratres carissimi" ; allein der Inhalt der Predigt
in jedem Capitel und speciell c. 22 lehrt, dass unter ihnen nicht
alle Gemeindeglieder zu verstehen sind, sondern die Christen, die
in dem Gefängnisse schmachten und in nächster Zeit den Richter-
spruch erwarten. ^) „0 boni martyres" werden sie c. 22 angeredet.
Ihnen allein gilt die Predigt, sei es, dass sie geradezu im Ge-
fängniss gehalten, sei es — was wahrscheinlicher — , dass sie
ihnen schriftlich in das Gefängniss geschickt worden ist. 2) Sehr
beachtenswerth ist, dass die Predigt aus dem Anfang einer
Verfolgungszeit stammt. Noch scheinen erst wenige Christen
aus der Gemeinde hingerichtet worden zu sein. Wo der Ver-
fasser von bereits vollendeten Märtyrern vspricht, spricht er (c. 26)
von ,.iam pridem acciti e saeculo martyres", ohne es hervor-
1) Ganz deuthch sind die Gefangenen einer bestimmten Gemeinde
vorausgesetzt. Die Predigt richtet sich nicht an ein gedachtes Publicum.
2) Man hat nicht den Eindruck, dass der Verfasser seinen Zuhörern
Angesicht gegen Angesicht gegenüber steht.
\2 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
zuheben, dass ihnen jüngst eine Schaar beigesellt worden istJ)
Er selbst befindet sieb nicbt im Gefangniss. Das zeigt die ganze
Haltung der Predigt, vor allem aber der Schluss (c. 30): „et
iitinam perabiecto aliquando istud (der himmlische Triumph
der Märtyrer) mihi videre contingat". Der Ausdruck ist so stark,
dass man noch etwas anderes hinter ihm vermuthet, als nur die
Aussage, dass er selbst nicht das Glück habe, den Confessoren
zugesellt zu sein (s. darüber unten cap. 4).
Den Inhalt der Schrift Capitel für Capitel anzugeben lohnt
nicht, dazu ist er zu einförmig. Doch seien folgende Punkte
hervorgehoben: Ganz besonders weitschweifig und abschreckend
ist die erste Hälfte der Einleitung (c. 1)-); der Verfasser hüllt
den einfachen Gedanken, dass man das Martyrium preisen soll,
dass aber keine Beredsamkeit im Stande ist, seiner Grösse ge-
recht zu werden, in einen Schwall von Worten. Aus der zweiten
Hälfte der Einleitung (c. 2. 3), in der vorläufig die Glorie des
Martyriums geschildert wird, hebe ich den Ausdruck „conscientiae
robur" hervor. Beide Worte liebt der Verfasser. C. 4 p. 29, 5
spricht er von „fidei robur", c. 8 p. 31, 11 von „devotio robusta",
c. 15 p. 37, 6 von „fides firma, devotio robusta [auch „devotio*'
ist ein Lieblingsausdruck von ihm], c. 17 p. 40, 12 von „durati
roboris pectus". ^) C. 18 p. 41, 7 braucht er den Ausdruck
1) C. 2(5: „Ecce in passione cuiushbet vocati gaudent iam pridem
acciti e saeculo martyres, gaudent bonorum omnium nuntii (die Engel),
gaudent pariter electi". In c. 23 heisst es freihch: „sed et ahos frequenter
aspeximus interritos stetisse, ut admissi peccati redimentes cruore suo loti
haberentur in sanguine et reviviscerent interempti, qui viventes computa-
bantur occisi". Aber unter der Voraussetzung, dass unsere Schrift aus Rom
stammt, kann diese Mittheilung nicht gegen das im Texte Angeführte ver-
werthet werden. In Rom gab es zu allen Zeiten christliche Martyrien;
auch lag die Verfolgung unter Maximinus Thrax, an die der Verfasser viel-
leicht besonders denkt, kaum 15 Jahre zurücK,
2) Bemerkt sei, dass in der ersten Zeile „in hoc favore dicendi-' fest-
zuhalten und nicht etwa durch „fervore'' zu ersetzen ist (so schlägt
Hartel in der Note vor). Der Verfasser bezeichnet die Gelegenheit, die
ihm geworden ist, sich durch eine „adlocutio" an die Märtyrer zu richten,
als einen „favor dicendi". — Aöectirt ist das ,,nisi fallor", welches der
Verfasser öfters einstreut, s. c. 2 p. 27, 11; c. 1 p. 20, 15; c. 10 p. 33, 9;
c. 17 p. 39, 19.
3) Ebenso oft, wie in unserer Schrift der Ausdruck „robur", kommt
in dem Brief Novatians (= Cypr. ep. 30) der synonyme Ausdruck „vigor''
2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift. 1^3
„conscientiae ratio";') c. 29 p. 50, 12 schreibt er: „vincitur con-
scientia humilitatis exemplo". „Couscientia" ist bekanntlich ein
stoischer terminus, den der stoisch beeinflusste Novatian gern
gebraucht hat, s. de bono pudic. 3 p. 16, 5 „incendium conscientiae
bonae"; Novat. epist. inter epp. Cypr. 30, 1 p. 549, 8: „conscientiam
deo soli debere"; ibid. c. 7 p. 555, 5: „conscientiae letalis plaga";
c. 1 p. 549, 4: „bene sibi conscins animus". Novat. de pudic. 3:
„bene sibi conscia de pulchritudine". Am Schluss der Einleitung
wird bereits ein Gedanke angeschlagen, der sich durch die ganze
Predigt zieht, dass Christus in dem Märtyrer leidet, dass darum
der Confessor, indem nur er Christum wahrhaft nachahmt^ der
Christ ist, und dass in dem Bekennen Christi der ganze Christen-
stand beschlossen ist; vgl. c. 3: „hoc sokim secum ipse con-
volvens, quod in illa crudelitate carnificum plus pro quo patitur
Christus ipse patiatur"; c. 4: „quicquid sub persona tua in in-
iuriam Christi profanus sermo iactaverit"; c. 6: „totum hoc in
laudem martjrii spectat, totum gloria passionis inluminat, in qua
spes futuri temporis cernitur, in qua Christus ipse operatur . . .
quid enim nobis amplius potuisset larga pietate largiri quam ut
in se primus ostenderet quid in aliis coronaret? mortalis factus
est ut inmortales esse possemus et humanae sortis exitum per-
tulit per quem reguntur humana: ut nobis videatur prae-
stitisse quod passus est, confessionem tribuit, martyria
subiecit. Mit diesem Satze vgl. man Novat. ep. inter epp.
Cypr. 30, 3 p. 551, 8: „cum totum fidei sacramentum in
confessione Christi nominis intellegatur esse digestum".
In c. 9 unserer Schrift heisst es: „licet non sim nescius etiam vos
plenissime nosse statum omnium nostrum iudiciis contineri neque
ignorare hanc esse nobis traditam disciplinam, ut sine ullo terrore
militiae vim tanti nominis tueamur". C. 11: „hoc nos utique
magis debet hortari quod confessio vocis unius , Christi' perpetua
confessione servetur", cf. c. 24: „confessione vocis unius adversa
succumbunt, laeta proveniunt etc." C. 14; „consortem 2) passionis
vor; aber auch „robustus" fehlt nicht, s. c. 5 p. 552, 18: „animi robusti";
ferner „nervi severitatis" c. 3 p. 551, 17.
1) Vgl. den Ausdruck Novatian's in epp. Cypr. nr. .30, 2 p. 550, 4:
„disciplinae ratio".
2) C f. Novat. de bono pudic. 2 p. 14, 15: „consortes spiritus sancti".
14 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
(Christi) existere". C. 18: „quid enim carius eo (seil. Christo),
)quam< qui ne quid invitus hodie sustineres, prius passus est
quod doceret? quid eo dulcius, qui cum ipse sit deus noster ac
dominus tarnen patientem pro se hominera regni caelestis efficit
coheredem?" . . . si iniuriis ageris, prior actus est ille. si con-
tumeliis premeris, dei niunus imitaris. unde et parum est, quid-
quid pertuleris pro eo, qui nihil amplius potes facere, nisi quod
in hoc Salus universa consistit, quia martyrio totum
ille promisit." C. 26: „praeferatur licet bono fidei custodita
iustitia melioremque se inter omnium laudes virginitas immacu-
lata cognoscat, cedant tamen necesse est martyrio universa ac
sanguini submittanturque cruori. illi elegerunt bonum, hi
imitati sunt Christum." C. 29: „nunc vero, ne quis nie arbi-
tretur omnem salutem non alio statu quam martyrio coUocasse,
hoc primo profecto respicite neque me tantum esse qui loqui
videor neque ita se habere ordinem rerum, ut inmortalitatis spes
repromissa unius partis latere nitatur". Ebendort heisst es am
Schluss: „(martyr) velut socio Christi cruore decoratur". Die
ganze Schrift legt Zeugniss dafür ab, dass sie von einem Manne
geschrieben ist, der in besonders ausgeprägter Weise jenes Christen-
thum vertritt, welches der Valentin-Schüler Herakleon als unrich-
tio-es bezeichnet hat — nämlich dass die Imitatio Christi in dem
Martyrium beschlossen liegt und dass deshalb das Bekennen des
Namens Christi vor der Obrigkeit die wichtigste Function des
Christenstandes sei. „Per martyrium et testimonium nomini reddi-
tur et maiestas nominis ampliatur" (c. 4), „martyrium dominicae
promissionis et muneris totum est" (c. 30), und noch stärker c. 2:
„omnis consummatio et status vitae in martyrio est collo-
catus. hoc fundamentum vitae et fidei, hoc praesidium
salutis, hoc vinculum libertatis et honoris".')
Am Schluss der Einleitung fällt noch die Dialektik des
Satzes auf: „Nam quando, si negaverit dominum, pro eo crimen
subeat pro quo vicisse debebat, necesse est eum cuncta tolerare cui
victoria debetur ex [?] -) poena.'' Solche dialektisch gebildete Sätze
Im Brief der römischen Confessoren an Cyprian (ep. 31, 3 p. 559, 10) wird
der Ausdruck „coUega passionis cum Christo" gebraucht.
1) So hat sich weder Tertullian noch Cyprian ausgedrückt. „Martyrio
totum necesse est cedat", ruft unser Verfasser aus.
2) Vielleicht ist doch mit LNQTv „et" zu lesen; es ist acuminös gesagt,
2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift. 15
sind nicht selten, ebenso Antithesen wie c. 7: „qui morte vitam
contemnat ut vitam morte custodiat". ')
Der erste Theil der Predigt (c. 4—12) beantwortet die Frage
„quid est martyrium?'* zunächst mit einem Erguss: „delictorum
finis, periculi terminum, ^) dux salutis, patientiae magister, domus
vitae". Es zeigt den geschulten Rhetor, dass er seine ausführ-
liche Analyse mit solchen asyndetisch aneinander gereihten Aus-
sagen schmückt. Dergleichen findet sich bei ihm noch öfters
s. c. 2 (den oben ausgeschriebenen Satz); c. 24: „confessione vocis
unius adversa succumbunt, laetaproveniunt, patent regna, parantur
imperia, deviciuntur poenae, mors subigitur, vita profertur et in-
festantis inimici repugnantia arma solvuntur", oder c. 29: ,,mar-
tyrii inaestimabilis gloria, infinita mensura, immaculata victoria,
nobilis virtus, inaestimabilis titulus, triumphus inmensus", oder
c. 23: „sanctis hoc dei aptum, miseris necessarium, omnibus
gratum, quo laetantur boni, relevantur abiecti, curantur electi".
Ganz ebenso aber schreibt auch Novatian, de bono pudic. 3:
„pudicitia est honor corporum, ornamentum morum, sanctitas
sexuum, vinculum matrimoniorum, fides generis, propugnaculum
pudoris, fons castitatis, pax domus, concordiae caput". Die asyn-
detische Verbindung braucht er häufig, s. z. B. ep. 30, 6 p. 554, 5:
„nos invicem foveamus, custodiamus, armemus, oremus etc." In
c. 4 findet sich der Ausdruck „gloriae cumulus" (zum zweiten
Mal c. 11 p. 34, 9), den ich sonst noch in dem Briefe der ge-
fangenen römischen Confessoren an Cyprian ep. 31, 1 p. 558, 5
finde; Novatian braucht den Ausdruck „criminum cumulus"
ep. 30, 6. ^) Zum Erguss im 8. Cap. "*): „Quid enim tam eximium etc."
ist die frappante Parallele in dem eben genannten Schreiben der
römischen Confessoren (ep. 31, 3): „Quid enim gloriosius etc." zu
vergleichen. Der Ausdruck „inter ruinas orbis iam iamque per-
ituri" (c. 8) findet sich ähnlich in Novatian's Schreiben (ep. 30, 5
„poena'' steht für „martyrium" = „er, dem der Sieg gebührt und das
Leiden" (s. den Gebrauch von „poena" c. 2 Schluss).
1) Man vgl. dazu den Stil Novatian's.
2) So schreibt der Verfasser, wie er auch „paradisum" im Nomin.
c. 11 p. 34, 4 schreibt; s. Rönsch, Itala und Vulg. p. 269.
3) Derselbe Ausdruck bei Cyprian de lapsis 9 p. 243, 9: „criminis
cumulus".
4) In c. 6 findet sich die Construction „caruerunt labern".
1(3 Hainack, Eine bisher niclit erkannte Schrift Novatian's.
p. 553, 18 sq.): „aspice totum orbem paeiie yastatum et ubique
iacere deiectorum reliquias et ruinas'", und in dem der römischen
Confessoren (ep. 31, 1 p. 557, 6): ..per totum paene orbem ruinas".
Der Verfasser deutet in demselben Capitel darauf hin, dass zu
der Zeit, in der er schreibt und die Verfolgung im Gange ist,
auch eine schwere Seuche wüthet: „tibi iam et mundus ipse
succumbit et terra cedit qui morientibus cunctis ad hoc reservatus
es ut martyr esse potuisses. aut non cotidiana cernimus funera,
cernimus novos exitus diuturnos factos, sed et saevientibus morbis
inexperta cuiusdam cladis exitia et stragem populatarum urbium
intuemur, unde possimus agnoscere quanta martyrii habenda sit
dignitas, ad cuius gloriam nos cogere etiam lues coepit." ^)
Die Bedeutung, die der Verfasser dem Tode Christi zollt,
tritt in c. 11 und noch einmal in c. J8 hervor: ,.porro autem
contemnenda tibi mors est, cui Christus occisus est", heisst es an
der ersten Stelle. An der zweiten aber wird in Bezug auf die
Bereitschaft Abraham's, seinen Sohn zu opfern, ausgerufen: ,.et
adhuc pro eo Christus non fuerat occisus!" Christus selbst heisst
für gewöhnlich „dominus", jedoch c. 18 p. 41, 5 ,.deus noster ac
dominus", c. 18 p. 41, 14 rund „deus' und ebenso c. 29 p. 50, 7 sq.
(„Paulus apost. passus est ut imitaretur deum; utique et nos ad
hoc voluit pati, ut per ipsum imitaremur Christum, si iustus es
et deo credis, quid pro eo fundere sanguinem metuis, quem pro
te totiens passum esse cognoscis?") Merkwürdig und fast be-
denklich, weil an die pseudoclementinische Christologie heran-
streifend, erscheint der weitere Satz (c. 29): „(Christum) pro te
totiens passum esse cognoscis: in Esaia sectus, in Abel occisus,
in Isaac immolatus, in Joseph venundatus, in homine crucifixus
1) Auch noch an anderen Stellen seiner Predigt kommt clor Verf. auf
das grosse Sterben zu sprechen; s. c. 13: ,,igitur cum sit sublime excel-
sumque martyrium, nonne magis est necessarium; cum mundus ipse sub-
vertitur partimque orbe concusso natura deficiens ultimi ex-
itus monumenta testatur?" c. 14: „quanta sit gloria . . . carere exitiis
imminentis saeculi nee inter cruentas morborum populantium
strages communi cum ceteris sorte misceri*'; c. 27: ..non enim movere
nos debent caduca quae semper et quae iam eversione sua non modo lege
proposita sed etiam ipso fine temporis urguentur . . . ultimam esse rerum
omnium senectutem". Ähnliche Ausführungen Cyprian's in ver-
schiedenen Schriften sind bekannt.
2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift. 17
est". Allein es lässt sich dieser Aussage doch ein orthodoxer
Sinn abgewinnen.
Bereits in dem 1. Theil, in welchem sich schon alle Ge-
danken der folgenden finden, werden die Verleugner hart bedräut;
c. 1 1 : „non poteris confiteri nisi scias C[uantum noceas, si negaris.
caelo martyres gaudent, veritatis inimicos ignis adsumet. para-
disum dei testibus floret, negatores gehenna complexa [?] aeternus
ignis inardescit. et ut de ceteris taceam, hoc nos utique magis
debet hortari c^uod confessio vocis unius Christi perpetua con-
fessione servetur, sicut scriptum est: ..ctui me confessus fuerit etc."
Dieses Wort, das der Verfasser bereits c. 3 p. 28, 12 im Sinne
gehabt hat, ist ihm das durchschlagende Wort Jesu, welches
weitere Zeugnisse überflüssig macht. Bekanntlich (s. ep. 30, 7
u. sonst) ist das auch die Meinung Xovatian's. Der mehr
stoische als christliche Gedanke, was es für eine grosse Sache
sei, Gott ein Schauspiel zu geben durch das Martyrium (vgl.
Minucius, Cyprian), fehlt auch nicht: ..Magna est claritas,
vitam salutis aeternae honestate passionis ornare, magna sub-
limitas ante ora domini aspectumque Christi potestate summa
tormenta contemnere nee horrere".
Der 2. Theil (c. 13 — 15) bedeutet keinen Fortschritt in der
Ausführung. In c. 14 befremdet der nüchterne, ja schlimme
Satz: „consider(a) quanta sit poena negare eo tempore quo frui
saeculo nequeas (weil es bereits durch die Seuche zusammen-
bricht), cuius causa negaras". Werthvoll aber ist es, dass uns
der Verfasser ic. 15) eine Episode aus der Verfolgung erzählt.
Er selbst hat Stimmen von Heiden jüngst gehört, die sich, als
sie die Standhaftigkeit sahen, mit der Christen die schwersten
Foltern ertrugen, auf dem Richtplatz also äusserten: „Magnum
istud est profecto nescio quid, non doloribus subigi, non poenis
augentibus frangi", so sagten die Einen; Andere aber sprachen:
..Et puto liberos habet; nam est illi societas in peuatibus coniux,
et tamen nee vinculo pignerum cedit nee obsequio pietatis ab-
ductus a proposito suo deficit. ') noscenda res est, virtus penitus
scrutanda visceribus; nee enim levis est ista quaecumque confessio,
1 Bis hierher lässt Hartel in seiner Ausgabe das Citat reichen;
aber ort'enbar gehört auch noch der folgende Satz hinzu, wie zum Uber-
fluss der Anfang des 16. Cap. beweist.
Texte u. Untersuchungen XIII, 4. 6
1§ Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
propter quam homo patitur, et mori posse". \) ..Fürwahr'", fährt
der Verfasser (c. 16) fort, „so gross ist die Kraft des Martyriums,
dass durch dasselbe auch der zum Glauben gezwungen wird, der
dicli tödten wollte." Nun ermahnt er auf Grund von Sirach 2, 4. 5
(„per ignem probatur aurum et argentum"), dass die Christen sich
wie das Gold durch die Prüfungen läutern lassen sollen. Der
Satz, den er dabei ausspricht (p. 38, 11): „auro, ut ipse dixit,
similes esse debemus", wird uns für die Bestimmung des Ver-
fassers wichtig werden. In c. 17 werden die Fälle ins Auge
gefasst, dass sich Christen durch die „dignitas ambitiosa" oder
die „congregata in thesauris pecuniae magnitudo", ^j also durch
Ehre oder Besitz, vom Bekenntniss könnten abhalten lassen. 3)
In c. 18 macht der Verfasser eine dogmatisch wichtige Unter-
scheidung zwischen „salus aeterna" (sie sei an sich schon ein
hohes Gut; er identificirt sie mit der „perpetuitas vivendi") und
dem „caelum [regnum caelestej ac iudicii de ceteris facultas
perenni saeculo". Diese Unterscheidung*) wird sonst in der
Dogmengeschichte nur bei Pelagius verzeichnet. Jenes ..regnum
caeleste" bezeichnet der Verfasser als ein so hohes Gut, dass es
ein „nefas" gewesen wäre, es auch nur zu wünschen. ^)
Der 3. Theil (c. 19 — 29) beginnt mit einer ausgeführten
Schilderung der Gehenna und des Paradieses. Ich habe anderswo ^)
nachgewiesen, dass hier die Petrus-Apokalypse benutzt ist; aber die
Hauptquelle wird sich uns im nächsten Capitel eröffnen. Zur
ganzen Ausführung s. die kurze, gedrungene Aussage im Brief
Novatian's (ep. 30, 7): „paravit caelum, sed paravit et tartarum.
1) Das „et mori posse" ist nicht leicht erträglich; doch bieten es alle
Handschriften (das „possit" in Q ist aus dem folgenden ,,et" entstanden).
Ist der Text in Ordnung, so ist zu übersetzen: ,,denn nicht verächtlich ist
jenes Bekenntniss, wie es auch immer lauten mag, um dessen willen
Einer Leiden auf sich nimmt; (nicht leicht ist) die Todesbereitschaft."
2) „Quae semper", setzt der Verf. hinzu, „propositum bonae mentis
avertit et devotam pro domino suo animam furiali egit honore".
3) Zu dem Satz „licet pretiosarum vestium more purpura in imagines
currat", vgl. die Sachparallele in Tertull. de pudic. 8 init., die zugleich
als Erklärung dienen kann.
4) Er drückt sie auch so aus: „ut ei cui sufficeret morte carere non
tantum salutis daret praemium, sed et conscendere caelum''.
5) In c. 17 p. 40, G findet sich die metaplastische Form ,,intirmis".
6) Texte u. Unters. XIII, 1 S. 72 f.
»
2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift. 19
paravit refrigeria, sed paravit etiam aeterna supplicia. paravit
inaccessibilem lucem, sed paravit etiam perpetuae noctis vastam
aeternamque caliginem." — Bemerkenswerth ist, dass in c. 23
jedes Martyrium zwar als eine göttliche Grabe bezeichnet, aber
also unterschieden wird: „aliis illud pro merito eorum tribuit,
aliis pro misericordia sua tradidit". Es kommen einerseits die
„fide nobiles" zu demselben („ut devotionis obsequium mors
honestaret"), andererseits „alios frequenter aspeximus interritos
stetisse, ut admissi peccati redimentes cmore suo loti haberentur
in sanguine ^) et reviviscerent interempti qui viventes conputa-
bantur occisi". Bereits in c. 24 kehrt der Verfasser zum Ge-
danken der Einleitung c. 1 zurück, ^j fahrt aber doch noch fort
zu reden in sechs weiteren Capiteln. In c. 25 sq. führt er den
Gefangenen die Herrlichkeit des Tages vor Augen, der ihnen den
Sieg im Martyrium bringen wird, „cum spectante populo atque
intuentibus cunctis contra terrenas cruces et minas saeculi incon-
€ussa devotio reluctetur"; die Richter werden dabei „illa pestilens
ac furibunda consessio" genannt. „Ibi laetatur milite suo dominus,
laetatur teste nominis (f/aQTvg) sui Christus!" Doch halt es der
Verf. für nöthig (c. 27) eine Einschränkung anzubringen, um nicht
den Schein zu erregen „omnem salutem non (in) alio statu quam
in martyrio collocasse". Die Unsterblichkeit wird auch Anderen
zu Theil werden; aber die Plätze sind verschieden; denn „bei dem
Vater sind viele Wohnungen". ^) Noch einen anderen Spruch
aus dem Johannesevangelium reiht er daran: „Ambulate, dum
lumen habetis, ne vos tenebrae conprehendant". Er deutet das
„ambulate" als „excedere e saeculo". Nun folgen noch Sprüche
aus Paulus"^) (c. 28) zum Lob des Martyriums •') mit den harten
1) Der Text ist allerdings kaum erträglich, der Sinn deutlich.
2) Auch c. 26 kommt er wieder auf ihn: dass die Beredsamkeit zu
schwach sei, die Herrlichkeit des Martyriums auszusagen (s. auch c 29—30).
3) Der eigenthümliche Ausdruck „incentivo quodam mercis [= mer-
cedis, s, Ron seh, Itala u. Vulg. S. 265] agitati" hat eine Parallele an
Pontius, Cypr. Vita 7: „incentivo tubae caelestis animare''.
4) Auf sein Martyrium wird c. 29 angespielt.
5) Der Verf. hat in Bezug auf Paulus c. 29 init. die Formel gebildet,
€r habe gelitten, um Gott (nämlich Christus) nachzuahmen ,,et nos ad hoc
voluit [seil. Paulus] pati, ut per ipsum [seil. Paulum] imitaremur Christum".
Er denkt an I Cor. 7, 7!
6*
20 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
Antithesen: ,,nec poteris optare martyrium. nisi ante oderis sae-
culum nee pervenire ad dei praeminm, nisi amaveris Christum,
qui autem amat Christum, non amat saeculum; Christus enim
ahiectus est saeculo, sicut et saeculum Christo." In c. 29 wird
Christus als .,exemplum humilitatis*' vorgeführt und Averden rhe-
torisch die Vorgänge bei seinem Tode geschildert. Dabei findet
sich die antike Ausdrucks weise „turbati manes" für die, welche
aus den Grräbern hervorgingen. ^) Erhaben ist die Schlussfolge-
rung: ..unde magnum est imitari eum qui moriendo arguit sae-
culum". In dem Schlusscapitel (30) bittet der Verfasser die Con-
fessoren um ihre Fürbitte: ,,Erit hoc benivolentiae vestrae, erit
caritatis et amoris, si volueritis nostri memores esse, cum in vobis
dominus martyrium coeperit honorare. vos intra se sanctum illud
altare, vos intra se magna illa venerandi nominis sedes veluti
sinu quodam gremii amplectentis includit. vos imperia perennis
temporis sustinent et illud quod regnaturi semper estis et victuri.
o beati et quibus vere sunt dimissa peccata, si tarnen qui
Christi conpares estis aliquando peccastisl-) o beati quos
a primordio mundi domini sanguis infecit ^) et quos merito splen-
dor iste nivei amictus induerit et candor stolae ambientis ornarit."
Mit einer Art Vision schliesst der Verfasser: er sieht im Geiste,
wie .,ille verus nobilis numerus Christi sui gloriam iterque co-
mitetur; ibit ante ora eins felix caterva victorum et se densantibus
turmis velut solis exortu totum inluminatum agmen inferet
potestatem". „0 möge mir", fügt er hinzu, „dem einmal (bei
gegebener Gelegenheit) gänzlich verworfenen, jener AnbUck ge-
währt werden — doch der Herr wird das bewirken können, was
er, so glauben wir, nicht versagt, wenn ihr bittend eintretet."
3. Die Quellen der Schrift.
Als erste Quelle kommt die h. Schrift in Betracht; doch
sind die directen Citate und die Anspielungen nicht sehr zahl-
reich; folgende sind zu verzeichnen:
1) Für „resurgere'' braucht der Verf. den vulgären Ausdruck „resistere*'.
2) Das ist der stärkste Ausdruck, den der Verfasser braucht; man
sieht noch einmal, wie er das Martyrium beurtheilt.
3) Diese Ausdrucksweise stammt augenscheinlich aus Apoc. 13, 8
TO CCQVIOV t6 iocfCCyfXBVOV CCTIO XarußolriQ XOGflOV.
I
3. Die Quellen der Schrift.
21
Anspielungen finden sich auf Isaak's Opferung (c. 18 p.
40, 17 f.), auf Daniel in der Löwengrube und die drei Männer
im Ofen (c. 12 p. 34, 16 f), auf Ps. 32, 1 (c. 30 p. 51, 17), auf
Matth. 27, 51 ff. (c. 29 p. 50, 13 f.), auf Luc. 12, 9 (c. 3 p. 28, 12),
auf Luc. 18, 29. 30 (c. 17 p. 40, 14 f.) und auf vier Stellen der
Apoc. Job. (20, 4 = c. 28 p. 49, 14 und sonst; 6, 9. 13, 8. 7,
13. 14 == c. 30 p. 51, 14—19).
Citate finden sich aus dem A. T. nur 5 (6) und aus dem
N. T. 16, nämlich:
1) Ps. 115, 5b 6a corabinirt mit Jesaj. 6, 10 = c. 5 p. 29, 15 f.
2) Sap. Sah 3, 4. 5 = c. 16 p. 39, 4.
3) Sap. Sal. 3, 7. 8 = c. 11 p. 34, 10.
4) Sirach 2, 1. 2 = c. 14 p. 37, 2.
5) Sirach 2, 4. 5 = c. 16 p. 38, 6.
6) Matth. 3, 10a = c. 27 p. 48, 18.
7) „ 5, 26 = c. 13 p. 36, 2.
8) „ 10, 39 = c. 28 p. 49, 22.
9) „ 16, 26 = c. 17 p. 40, 3.
10) „ 19, 29 = c. 17 p. 39, 13.
11) Luc. 12, 8 (Mtth. 10, 32) = c. 11 p. 34, 7.
12) Job. 12, 35 = c. 27 p. 49, 2.
13) Job. 14, 2 = c. 27 p. 48, 11.
14) Rom. 8, 17 = c. 28 p. 49, 10.
15) Rom. 8, 18 = c. 18 p. 41, 18.
16) I Cor. 7, 7 = c. 28 p. 50, 4.
17) „ 9, 24 = c. 28 p. 49, 7.
18) „ 11, 1 = c. 28 p. 50, 3.
19) GaL 6, 14 = c. 28 p. 49, 19.
20) Philipp. 1, 21 = c. 14 p. 37, 5.
21) Coloss. 2, 20 = c. 28 p. 49, 11.
Mit „Scriptum est" wird citirt Nr. 1. 5. 7. 11. 19. „Sanctus
Spiritus ait": Nr. 9. „Dens dixit (ait) (inquit) (per prophetam)"
Nr. 2. 3. 4. „Christus (dominus) dicit": Nr. 8. 10. 12. „Ex-
clamat Johannes (baptista) et dicit": Nr. 6. „(Beatissimus aposto-
lus) Paulus dicit": Nr. 14. 15. 16. 17. 18. 20. 21. Wichtig ist,
dass somit ein Spruch Jesu mit „Sanctus Spiritus ait" eingeführt
ist, und ein Spruch des Paulus einfach mit „scriptum est*' (zwei-
mal sind Sprüche Jesu so citirt). Das A. T., die Evangelien, die
Paulusbriefe stehen also durchaus auf einer Fläche. Bemerkens-
22 Harnack, Eine "bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
werth ist, dass der Verfasser der Sap. Sal. „propheta" genannt
wird, und dass einmal ein Spruch (Mt. 19, 29) durch „verba
caelestia" eingeführt wird. Diesen Ausdruck liebt Novatian (resp.
scripturae caelestes), s. Weyman, im histor. Jahrbuch 1892
S. 740 und 743.
Was den Text der Citate anlangt, so interessirt natürlich
vor Allem das Verhältniss zu Cyprian's Bibel. Es ist sehr zu
bedauern, dass das Material nicht reichhaltiger ist.
Nr. 1: Jesaj. 6,10 (nachCypr., Jesaj. 6, 10 (nach de laude)
Testim. I, 3)
ingrassavit enim cor populi eins gravatum est cor (insipiens) eo-
. . . . ne forte . . . revertantur et rum, ne quando convertantur et
eurem illos. salvem illos.
Hier liegt ein anderer Text vor.
Nr. 2. 3: Sapient. Sal. 3, 4— 8 Sapient. Sal. 3, 4—8 (nach
(nach Cypr., Testim. III, 15; de laude)
ad Fortun. 12: ep. 6, 2) i)
et si coram hominibus tormenta et si coram hominibus tormenta
passi sunt, spes eorum immorta- passi sunt, tamen spes illorum
litate plena est: et in paucis immortalitate plena est, et vexati
vexati in multis bene disponen- in paucis in multis bene dispo-
tur, quoniam deus [dominus] nentur, quoniam deus [dominus];
temptavit illos et invenit illos temptavit eos [illos], et invenit
dignos se .... et quasi holo- illos dignos sui [se] et quasi ho-
caustam hostiam accepit illos locaustam hostiam accepit illos.
iudicabunt nationes et fulgebunt etiam tamquam scin-
dominabuntur populis tillae in arundinetum discurren-
tes, iudicabunt nationes et do-
miuabuntur populis.
Hier liegt augenscheinlich dieselbe Übersetzung vor; aber
weder hat unser Verfasser das Citat von Cyprian, noch um-
gekehrt; denn Jeder bringt etwas, was der Andere nicht hat->
1) Die Stelle steht an den drei Orten absolut gleichlautend.
2) Cod. W hat in Fortun. 12 den Zusatz: „fulgebunt tanquam scin-
tillae in arundineto discurrunt".
3. Die Quellen der Schrift.
23
Nr. 4. 5. 6. 8. 9. 10. 12. 13. 20 fehlen bei Cyprian.
Nr. 7: Matth. 5, 26 (Testim. Matth. 5, 26 (nach de laude)
III, 57)
donec solvas ^) novissimum qua- quadrantem ultimum reddere.
drantem.
Hier liegt eine andere Über-
setzung vor.
Nr. ll:Luc. 12,8. Matth.10,32. Luc.12,8. Matth. 10,32 (nach
(de laps. 20) de laude)
qui confessus me fuerit coram qui me confessus fuerit in terris
hominibus , et ego confitebor coram hominibus, et ego confi-
eum coram patre meo qui est tebor eum coram patre meo et
in caelis.
Der Text ist verschieden.
Nr. 14. 15: Rom. 8, 17. 18
(Cypr. vv. 11. darunter ep. 6)
coheredes Christi — non sunt coheredes Christi — aestimo non
condignae passiones huius tem- esse condignas passiones huius
poris ad superventuram clari- temporis ad superventuram cla-
tatem quae revelabitur in nobis. ritatem quae revelabitur in nobis.
Der Text ist identisch.
Nr. 16: I Cor. 7, 7 (Testim.
III, 32)
volo omnes homines sie esse
ut me.
coram angelis eins.
Rom. 8, 17. 18 (nach de laude)
I Cor. 7, 7 (nach de laude)
volo vos omnes si fieri potest,
imitatores meos esse.
Diese Stelle darf nicht in Betracht gezogen werden. Unser
Verfasser hat augenscheinlich (s. das „si fieri potest") absichtlich
frei citirt, obgleich er so thut, als citire er genau.
Nr. 17: ICor.9,24 (Test.111,26; I Cor. 9, 24 (nach de laude)
Fortun. 8; ep. 10, 3)
nescitis quia qui in stadio cur- nescitis quoniam qui in agone
runt omnes quidem currunt, currunt multi certantur et unus
unus tamen accipit palmam? sie accipit palmam? vos autem sie
currite ut oceupetis. currite ut omnes coronemini.
Der Text ist verschieden. ,,Agon" kommt auch im römischen
Schreiben (Cypr. ep. 8, 1) vor. Wichtiger aber noch ist, dass
1) So LMB, reddas AW.
24 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
Novatian in der Schrift de bono pudic. c. 2 unsere Stelle frei
umschreibt durch: „coronae collocat praemia". Da haben wir
das „coronemini", welches wir in de laude mart. lesen.
Nr. 18: I Cor. 11, 1 (ep. 55, 15) I Cor. 11, 1 (nach de laude)
imitatores mei estote, sicut et imitatore mei estote, sicut et ego
ego Christi. Christi.
Der Text ist identisch.
Nr. 19: Gal. 6, 14 (Testim. Gal. 6, 14 (nach de laude)
III, 11. de hab. virg. 6)
mundus mihi crucifixus est et mihi mundus crucifixus est et
ego mundo. ego mundo.
Der Text ist identisch.
Nr.21: Coloss. 2,20 (Testim. Coloss.2,20 (nach de laude)
III, 11)
si mortui estis cum Christo ab si cum Christo commortui [mor-
elementis [huius] mundi, quid tui S' estis, quid tamquam vi-
tamquam viventes in mundo ventes in hoc saeculo (so S,
vana sectamini? mundo cett.) decernitis [cernitis
Der Text ist verschieden. S^]?
Cyprian und unser Verfasser haben also 12 — oder wenn
man, wie oben geschehen ist, zweimal zwei Citate zusammenfasst,
10 — Citate gemeinsam. Dass der Eine von den Citaten des
Anderen abhängig ist, tritt nirgends hervor. Nur viermal er-
scheinen die Texte identisch, fünfmal dagegen sind sie verschie-
den, i) nämlich bei Nr. 1 (Jesaj. 6, 10), Nr. 7 (Matth. 5, 26),
Nr. 11 (Luc. 12, 8), Nr. 17 (I Cor. 9, 24) und Nr. 20 (Coloss. 2, 20).
Hier fällt am meisten ins Gewicht, dass die so viel gebrauchten
evangelischen Stellen Matth. 5, 26 und Luc. 12, 8 nach einem
anderen Text citirt sind. Es wird dadurch wahrscheinlich, dass
Cjprian und der Verfasser unserer Schrift nicht in derselben
Kirchenprovinz geschrieben haben oder, anders ausgedrückt, dass
unsere Schrift nicht afrikanisch, sondern römisch ist. Diese
Wahrscheinlichkeit wird aber zur Gewissheit durch folgende
frappante Beobachtung. Unser Verfasser citirt (Luc. 12, 8);
„. . . et ego confitebor eum coram patre meo et coram angelis
eius". Dieser Text ist in keiner Bibelhandschrift bisher
1) Von Nr. 16 sehe ich ab.
3. Die Quellen der Schrift. 25
naclige wiesen; er ist eine Combination aus Matth. 10, 32 und
Luc. 12, 8 {liiJiQOOd^ev rov jtaxQoq fiov xov Iv zolg ovQavoig
und £fiJtQOö&sv Tcov ayyilcov rov ^eov). Cyprian hat sie nicht,
und auch im folgenden Verse Matth. 10, 33 = Luc. 12, 9, den er
öfters citirt, bietet er sie nicht; ebensowenig bietet sie Sixtus in
seiner Schrift adv. Novat. c. 7 (s. Texte u. Unters. XIII, 1 S. 62),
ebensowenig der Verfasser der pseudocyprianischen Schrift de
rebaptism. 12. Dagegen bietet Novatian, dessen Haupt-
spruch bekanntlich jener Spruch gewesen ist, ep. 30, 7:
„Qui me negaverit coram hominibus, negabo et ego eum
coram patre meo et coram angelis eins." Also stimmt
unser Verfasser in einer merkwürdigen Singularität
des Bibeltextes mit Novatian überein! ^) Leider sind wei-
tere Vergleichungen nicht möglich; denn weder in den uns er-
haltenen Tractaten Novatian's (de trinit., de cibis lud., de spect.
de bono pudic, quod idola dii) noch in den Briefen kommen
Citate vor, die sich auch in unserer Schrift finden (auch mit
Sixtus sind keine Citate gemeinsam).
Zweitens hat der Verf. unserer Schrift den Tertullian (ad
mart.) und den Irenäus gelesen. Jenes folgt aus c 22 („cui [dem
gefangenen Christen] semper hie mundus loco carceris"), cf. Tertull.
ad mart. 2: „recogitemus ipsum mundum carcerem esse". 2) Dieses
ergiebt sich aus dem Satze c. 6: „mortalis factus est ut immor-
tales esse possemus"; denn das ist der Hauptsatz der Theologie
des Irenäus. Wiederum frappirt es, dass wir auch bei Novatian
Kenntniss des Iren, finden, und zwar nicht nur in der Schrift de
1) Ausser jener Singularität findet sich in dem Citat des Spruchs noch
die andere: „qui me confessus fuerit in terris coram hominibus^'. Das
blosse ,, coram hominibus" war unserem Verf. augenscheinlich noch nicht
bestimmt genug; er setzte „in terris" hinzu — ganz die Tendenz Novatians!
Ebenso präcisirte er den Spruch Matth. 10, 39 also (wider alle Über-
lieferung): „Qui in hoc saeculo amaverit animam suam, in futuro
perdet illam: qui autem in saeculo oderit illam, in futuro inveniet
eam". Man sieht leicht, dass unser Verf. die Tendenz gehabt hat, jeden
Zweifel, dass das Bekenntniss auf Erden gemeint ist, auszuschliessen.
Das ist aber die Tendenz Novatian's, und Sixtus hat adv. Novat. 2 p. 54, 22
den Novatianer Interpolationen in der h. Schrift vorgeworfen!
2) Aber abgesehen von dieser Spur einer Leetüre Tertullian's finde
ich in der ganzen Schrift nichts, was auf Abhängigkeit von Tertullian
deutet.
26 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
trinit., sondern auch in der Schrift „quod idola", s. c. 11: ,.hic
deus noster, hie Christus est, qui mediator duorum hominem in-
duit, quem perducat ad patrem. quod homo est, esse Christus vo-
luit, ut et homo possit esse quod Christus est", und c. 15: „quod est
Christus, erimus, si Christum fuerimus secuti". Werke Cyprian's
sind in unserer Predigt nirgends benutzt; nur sachliche
Übereinstimmungen finden sich, die nicht auffallen können, da
Cyprian über ähnliche Themata öfters geschrieben hat.
Drittens hat unser Verfasser, wie ich Texte u. Unters,
XIII, 1 S. 72 f. gezeigt habe, die Apokalypse des Petrus in c. 20. 21
benutzt (s. auch c. 30 ..splendor iste nivei amictus" mit A.poc.
Petr. V. 8); er hat sie aber nicht als kanonische Schrift citirt oder
gebraucht.
Mit dem allen ist aber die Hauptquelle des Verfassers noch
immer nicht bezeichnet — woher hat er seine Eloquenz, den
Schwung und die Poesie der Rede, sowie die zahlreichen über-
ladenen Bilder und die schwülstige Sprache? Merkwürdig, dass
das noch nicht nachgewiesen ist: sie stammen, soviel ich sehe,
fast alle aus der Aeneis und dem Georgicon Vergips.
In wenigen von den 30 Capiteln finden sich keine Spuren des
Einflusses Vergil's; in sehr vielen zeigt sich nicht nur ein
Einfluss, sondern Plagiat folgt auf Plagiat. Hier sind
zum ersten Mal in der Geschichte der christlich-latei-
nischen Litteratur die Werke VergiPs, die ja das poe-
tische Hauptbuch der Römer waren, umfassend ver-
werthet. ^) Die „Laienbibel" ist in den Gebrauch der Kirche
genommen.
Es ist nicht meine Aufgabe, sämmtliche Parallelen, die sich
zu Vergil in unserer Predigt finden , nachzuweisen -) ; aber ich
werde im Folgenden soviel Material beibringen, als zum Beweise
der oben aufgestellten Behauptung nöthig ist. Im Allgemeinen
gilt als sichere Regel: wo unser Autor poetisch wird, wo er
1) Cyprian ist als Schriftsteller kaum älter als Novatian, und er macht
von Vergil nur einen spärlichen Gebrauch.
2) Abhängigkeit auch von Ovid ist a priori wahrscheinlich; aber sie
kann nur ganz secunclär sein. Dass Vergil aufs stärkste benutzt ist, ist
einem Sachkenner wie Weyman nicht entgangen (s. Histor. Jahrbuch
1892 S. 741).
3. Die Quellen der Schrift. 27
schwülstig wird, wo er Bilder anwendet, da sucht man fast nie-
mals umsonst nach der Quelle = Vergil.^)
C. 1: gloriam infringere (c. 4 magnitadinem infringere), s.
Aen. VII, 332: infracta faraa.
C. 1: laudem exsequi, s. Georg. IV, 1: caelestia dona exsequar
(durch Worte).
C. 1 : exsequendae laudis cupiditate succenditur, s! Aen. VII, 496 :
eximiae laudis succensus amore.
C. l: facultas ingenii . . . debilitata ac fracta, s. Aen. IX, 611:
debilitat vires; VII, 594: frangimur fatis.
C. 1: Der poetische Gebrauch von fundere im Satze: „fides
ipsius operis ratione (oratione?) munita vage fundit (= weithin
ausströmen lassen, aussprechen), quod a dicendo inpar ingenii
conscientia summovet", ist vergilisch, s. Aen. IV, 621; VI, 55;
V, 842; III, 344; VIII, 584: dicta fundebat.
C. 1: inpar: das Wort wird von unserem Verfasser und von
Vergil gern gebraucht.
C. 1: summoveat, s. Aen. VI, 316; VII, 226.
C. 1: non vereor ne quo ignaviae metu territus vel revocer
vel extinguar, s. diesen Gebrauch von extingui bei Vergil, Aen.
IV, 606; VI, 457; VII, 662; XII, 599; Georg. I, 466; Eclog. V, 20.
C. 1: expendere im Sinne von ponderare, considerare (so auch
c. 14. 16), s. Aen. XII, 21: expendere casus.
C. 2: concreta contagia, s. zu contagia Eclog. I, 50; Georg.
III, 469 und zu dem Gebrauch von concretus Aen. VI, 746: con-
cretam exemit labem. Letzteres Wort hat auch unser Verf. c. 6:
„caruerunt omnem hanc mundi deterrimam labem".
C. 2: unius ictus remediis; ictus ist ein bei Vergil besonders
beliebtes Wort.
C. 3: praedurantibus costis, s. Georg. II, 531: corpora praedura.
C. 4: minis frendentis invidiae, s. Georg. IV, 452: graviter
frendens.
C. 4: mens crescit in pugna, s. Aen. XII, 799: vis crescit.
C. 4: ut cum adverso mari moles opposita reluctatur, feriant
licet fluctus et revolutum aequor identidem pulset, tamen haeret
1) Ich benutze Vergil nach der Ribb eck 'sehen Ausgabe (Leipzig
1889) und zugleich das Koch- George s' sehe Wörterbuch zu Vergil
(Hannover 1885).
28 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
inmobilis virtus nee undis circumspumantibus adoperta succumbit,
donec per scopulos vis digesta se supprimat et superiacens in
aperto litoris spatia ictum[?] aequor evadat; hier ist das Meiste
vergilisch, s. Georg. IV, 301: reluctanti obstruitur. Aen. X, 660:
revoluta per aequora, Aen. III, 55: pulsata saxa, Aen. II, 654:
sedibus baeret in isdem, Aen. III, 405: adopertus amictu, Aen.
IV, 19: succumbere culpae, Georg. II, 267: seges digesta, Aen.
XII, 333: aequore aperto; evadere (s. auch c. 12 unserer Schrift)
ist bei Vergil häufig.
C. 5: pectoris feritas; unser Verfasser braucht pectus häufig
für Charakter, Sinn, Gemüth, wie Vergil. Feritas von Menschen
Aen. XI, 568.
C. 5: instigantur pariter ac feruntur, s. Aen. XI, 730: (fertur
equo) variisque instigat vocibus alas.
C. 7: ... lactentibus stipulis distenta imbribus frumenta
turgescunt, fecundae messes coguntur aestate, sie quotiens ferro
vitis abscinditur, erumpentibus pampinis melius uva vestitur; s.
Georg. I, 313 fi*.: vel cum ruit imbriferum ver, spicea iam campis
cum messis inhorruit et cum frumenta in viridi stipula lactentia
turgent; zu distenta = strotzend Eclog. IV, 21: ubera lacte
distenta; Georg. IV, 164: distendunt neetare cellas; Eclog. VII, 3;
IX, 31; messes Georg. I, 49. 103. 161; cogere = einheimsen öfters
bei Vergil, z. B. Georg. IV, 231: bis gravidos eogunt fetus;
Georg. I, 448: tum mitis defendet pampinus uvas; Aen. VI, 640:
campos lumine vestit purpureo. Das „erumpentibus pampinis"
ist eine Übertreibung, die sich Vergil schwerlich hätte zu Schulden
kommen lassen; er braucht erumpere öfters, aber von Bienen,
Soldaten, Flüssen u. s. w.
C. 7: flammas quippe plerumque agris iuvit inmittere quo
calor evagantis incendii caeea terrae spiramenta laxaret: iuvit leves
stipulas crepitanti igne torrere, ut sie se altius gravida seges
toUeret, parturientibus culmis densior arista floreret. Das ist eine
leichte Umbildung von Georg. I, S4 fi".
saepe etiam steriles ineendere profuit agros,
atque levem stipulam crepitantibus urere flammis:
sive inde occultas vires et pabula terrae
pinguia coneipiunt
89 seu plures calor ille vias et caeea relaxat
spiramenta
3. Die Quellen der Schrift. 29
gravida seges, s. Georg. I, 319: gravidam late segetem; zu partur.
culmis dens. arista floreret s. Georg. I, 111: ne gravidis procumbat
ciilmus aristis, Georg. II, 330 : parturit almus ager, Eclog. III, 56 :
ager parturit, arbor parturit; Aen. VII, 720: densae aristae.
C. 10: spoliis onustus miles ingreditur, s. Aen. I, 289: spoliis
orientis onustus, Aen. VI, 156: Aeneas ingreditur, Aen. VIII, 85 5 f.:
insignis spoliis Marcellus opimis ingreditur.
C. 10: litora tuta, s. Aen. I, 164: aequora tuta.
C. 10: tempestatibus fatigatus, s. Aen. X, 304: fiuctus fatigat.
C. 11: negatores gehenna complexa, s. Aen. II, 514: urabra
complexa penates.
C. 11: ignis inardescit, s. Aen. VIII, 623: caerula nubes solis
inardescit.
C. 13: nam et cum caelo imber incumbit (s. Georg. III, 196:
aquilo incubuit, Aen. XII, 367: venti incubuere, Aen. I, 84: venti
incubuere mari), pluvias aer triste praetendit (das Wort ist auch
vergilisch), et quotiens atra tempestas (Aen. II, 516: atra tem-
pestate) horrenti imminet pelago (Aen. I, 246: pelago sonanti;
Georg. III, 161: campus horrens), per interaperta nubium ante
coruscantium fulmina relucescunt (Georg. IV, 98: fulgore corus-
cant; Georg. IV, 385, Aen. II, 312, XII, 300: relucere, s. in
unserer Scbrift auch c. 16: relucentibus terris): sed et cum magnis
mare fluctibus volvitur (Aen. I, 86: volvont fluctus, III, 196: con-
tinuo venti volvont mare magnaque surgunt aequora), paulatim
unda se tollit paulatimque aequor albescit (Aen. VII, 528 f.: fluctus
uti primo coepit cum albescere vento, paulatim sese tollit mare
et altius undas erigit; Georg. III, 237: medio coepit cum albescere
ponto), donec cernas ita postmodum ruere, ut in illis quibus re-
tunditur saxis spuma altius iaceat Cjuam unda tumidura pelagus
exspuebat (Aen. I, 142; V, 820: tumida aequora; V, 125: tumidis
fluctibus; VIII, 671: tumidum mare).
C. 14: sublimis ac fortis, s. Aen. XII, 788.
C. 15: insequentium fremitus, s. Aen. V, 152, wo es ebenso
wie hier von Menschen und verbunden mit turba steht.
C. 16: iacentibus campis, s. Georg. III, 343: tantum campi iacet.
C. 16: obliqui colles, s. Georg. IV, 298: obliqua lux.
C. 16: in colles se erigunt, s. Aen. IIL 575: scopulos avolsa-
que viscera montis erigit.
^0 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
C. 16: tremulo videris splendore sub lumine, s. Aen. VII, 9:
splendet tremulo sub lumine pontus.
C. 16: ros in liquidum flammis torrentibus resolvi, s. Aen.
VI, 550: flammis ambit torrentibus; Georg. 1,44: zephyro putris
se glaeba resolvit.
C. 16: caminis quotiens anbelantibus aestuans ignis evomitur,
s. Aen. VIII, 418 f.: caminis ... et fornacibus ignis anhelat;
Georg. IV, 263: aestuat ut clausis rapidus fornacibus ignis; Aen.
VIII, 253: fumum evomit.
C. 16: flammis elicitur et refluentibus glaebis arena retinetur,
s. Georg. IV, 262: refluentibus undis, s. ausserdem den Gebrauch
von glaeba bei Vergil.
C. 18: devotio armavit manus, s. Aen. IX, 115: armata
manus.
C. 18: caelum quod nee fugata lux cogit in noctem nee
alternis vicibus dies aperit in lucem, sed aeris liquidi serena
temperies per sudum igneo fulgore rutilantem puram explicat
claritatem, s. Aen. III, 521: rubescebat stellis Aurora fugatis;
V, 42: Stellas fugarat clara dies; X, 257: dies noctemque fugarat;
V, 20: in nubem cogitur aer; Aen. VIII, 528: arma inter nubem
caeli regione serena per suidum rutilare vident; Georg. I, 404:
liquido in aere; igneus sehr oft bei Vergil (sol igneus Georg.
IV, 426); Aen. VI, 707: aestate serena.
C. 19: agricola non ante felici terram suscitat vomere quam
in pulverem imbre concepto putris glaeba solvatur, s. Georg. I, 97:
proscisso quae suscitat aequore terga, rursus in obliquom verso
perrumpit aratro; Aen. VII, 635: bonos vomeris; Georg. I, 44:
zepliyro putris se glaeba resolvit (s. o. c. 16).
Die nun (c. 20) folgende Schilderung der Gehenna
und des Paradieses ist ganz wesentlich nach Vergil,
besonders nach seiner Schilderung des Ausbruchs des
Aetna, Aen. III, 570 ff"., und seiner Beschreibung der
Strafen in der Unterwelt gegeben — eine auch dogmen-
geschichtlich wichtige Thatsache; ich setze die Vergil'schen
Parallelen hier in die Noten: Saeviens ^) locus, gehenna cui nomen
1) Aen. V, 257: saevit canurn latratus in auras.
3. Die Quellen der Schrift. 31
^st, magno plangentium i) murmurat-) gemitu, ^) et eructantibus
flammis per horrendam ^) spissae caliginis noctem ^) nova semper
incendia camini fumantes expirant, ^) globus ignium artatus ob-
struitur ^) et in varios poenae exitus relaxatur. ^) tiinc saeviendi
plurima genera, cum in se ipse convolvit ^) quicquid ardoris ^^)
emissi ^ i) edax flamma ^ -) cruciarit.
C. 20: coercet exitiis, s. Aen. VI, 439: Styx coercet.
C. 20: clivosi tramitis, s. Georg. I, 108: clivosi tramitis unda.
C. 20: praecipitat, s. Aen. II, 37.
C. 20: catenae stridentes, s. Aen. VIII, 420; VI, 558: Stridor
ferri tractaeque catenae.
C. 20: nexus, s. Georg. III, 423.
C. 20: inclinat, s. Aen. XII, 59: domus inclinata. S. über-
haupt die Schilderung der Unterwelt Aen. VI, 557 ff., z. B. v. 616:
„saxum ingens volvont alii, radiisque rotarum districti pendent."
Dazu in unserem Cap.: „alios moles intolerabilis curvat . . . sunt
et quos agens strictim rota etc." Zu indefessus vertigo s. Aen.
XI, 651. Ferrum ist auch in cap. 20 = catena, wie Aen. VI, 558.
C. 21: virentibus campis, s. Aen. VI, 679: convalle virenti,
C. 21: se induit gramine, s. Georg. IV, 143.
C. 21: terra luxurians, s. Georg. III, 81: luxuriat.
C. 21: redolenti, s. Georg. IV, 169.
C. 21: altum tolluntur in verticem, s. Aen. VII^ 674: vertice
montis ab alto; XII, 702 f.: nivali vertice se attollens.
1) Aen. XI, 145: plangentium agmina.
2) A^om Aetna III, 581: intremere omnem murmure Trinacriam.
3) X, 674: gemitus cadentum, XI, 633: gemitus morientum, VI, 557:
hinc exaudivi gemitus (Unterwelt).
4) Ist vergilisch.
5) Aen. II, 621: et spissis noctis se condidit umbris.
6) Aen. II, 259: incendia vomere.
7) Aus III, 570 ff. sei hervorgehoben: attolit globos flammarum . . . .
avolsaque viscera montis erigit eructans . . . cum gemitu glomerat ....
Aetnam impositam ruptis flammam expirare caminis . . . caelum subtexere fumo.
8) Georg. I, 89. 419.
9) Aen. II, 474; Georg. III, 426.
10) ardor ist poetisch, resp. vergilisch.
11) Aen. I, 125: hiems emissa.
12) Aen. II, 758: ignis edax.
32
Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
C. 21: arborum conia, s. Aen. II, 629: comam concusso ver-
tice nutat.
C. 2 1 : quicquid curvantibus ramis scena (Landschaft) deiacens
inumbrarit, s. Aen. I, 164: tum silvis scena coruscis desuper
horrentique atrum nemus imminet umbra. Zu inumbrare s. Georg.
IV, 20, Aen. XI, 66 (oleaster inumbret — toros inumbrant).
C. 21: autumno arva requiescant, s. Georg. I, S2: mutatis
requiescunt fetibus arva.
C. 21: tellus vere novo fecunda parturiat, s. Georg. I, 43:
vere novo, Georg. II, 330: parturit almus ager.
C. 21: in noctem lux fugata concedat (cf. c. 29 in tenebris
lux cuncta concessit), s. Aen. X, 215: iamque dies caelo con-
cesserat, X, 257: rubebat dies noctemque fugarat.
C. 21: sinu alvei prorumpentis emergit, s. Georg. I, 203; Aen.
VII, 33; IX, 32; VII, 32: . . . prorumpit . . . fluminis alveo . . .
C. 21: rauco per intervalla circuitu, s. Aen. V, 320; raucus
vom Wasser Georg. I, 109 und Aen. VI, 327.
C. 21: sinuosis flexibus, s. Aen. XI, 753: sinuosa volumina^
Georg. I, 244: flexu sinuoso.
C. 21: ora nascentium fluminum^ s. ora von Flüssen Aen.
III, 696; I, 245. Im Hinblick auf die cc. 20. 21 hat Weyman
(a. a 0. S. 738 n. 3) von der „derb heidnischen Eschatologie"
unserer Schrift gesprochen — sehr begreiflich; denn hier redet
im Grunde Vergil!
C. 23: cum arantibus sementa defecerint et herbis terra
morientibus aestuarit, s. Georg. I, 107: exustus ager morientibus
aestuat herbis.
C. 23: supinis e collibus fluvium iuvit elicere, s. Georg.
II, 276: collesque supinos, III, 555: collesque supini; Georg.
I^ 106: deinde satis fluvium inducit; Georg. I, 109: uudam elicit.
C. 23: scaturientibus rivis arva sitientia temperare, s. rivus
= Canal Georg. I, 106. 269, Eclog. III, 111; Georg. I, 110: scate-
brisque arentia temperat arva,
C. 23: quo se in uberes culmos victa agri ieiunitas funderet,
s. Georg. I, 111: ne gravidis procumbat culraus aristis; II, 212:
ieiuna clivosi glarea ruris.
C. 23: et pluviali imbre mentito seges densior inhorreret, s.
zu pluvialis Georg. III, 429, Aen. IX, 668; aber ..pluvialis imber"
ist das unerfreuliche Eigenthum unseres Verfassers. Zu imbre
4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 33
mentito s. Eclog. IV, 42: nee varios discet mentiri lana colores.
Seges densior ist ein vergilscber Ausdruck. Auch inhorrere,
von Ähren gebraucht, ist ein solcher, s. Georg. I, 314: spicea
iam campis cum messis inhorruit.
C. 24: nitentis (eloquii) ist ein vergilscher Ausdruck.
C. 26: ita magna mihi ratio in hoc genere dicendi ac moles
admiranda suscepta est. „Moles" ist vergilisch
C. 29 die Schilderung der Vorgänge bei dem Tode Christi
ist in der Sprache Vergil's gegeben: tellus dissiluit, s. Aen. III, 414:
haec loca . . . dissiluisse ferunt, cum protinus utraque tellus
una foret.
C. 29: turbati manes: „turbare" ist vergilisch, ebenso ,,mo-
numenta nudata sunt".
C. 29: sepulchris in hiatum dehiscentibus terrae: hiatus ist
vergilisch; vgl. auch Greorg. I, 479: terrae dehiscunt, u. sonst.
C. 29: mundus intremuit, s. Aen. III, 581.
C. 29: templum omne mugiit, s. Aen. III, 92: mugire adytis
cortina reclusis, Aen. IV, 490: mugire terram, VI, 256: solum
mug-ire.
C. 30: densantibus turmis . . . agmen, s. Aen. VII, 794: ag-
mina densentur.
4:. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift.
Unsere „Ansprache" ist im ersten Anfang einer Verfolgungs-
zeit ^) — nach einem längeren relativen Friedenszustand -) — im
Abendland, aber ausserhalb Afrikas, -^j von einem Manne ge-
schrieben, der zwar ein kirchliches Amt bekleidet haben kann,
aber nicht Bischof gewesen ist. 4) Als er schrieb, wüthete in
der Stadt und auch im Reiche eine schwere Seuche.^) Er be-
trachtete das Öffentliche Bekenntniss Christi als den eigentlichen
Christenstand ^ die Märtyrer als compares et consortes Christi,
1) Es ist oben S. 11 f. bemerkt worden , dass die Schrift noch nicht
das volle Wüthen der Verfolgung voraussetzt.
21 Das geht aus der ganzen Predigt hervor; im Einzelnen kann es
nicht leicht belegt werden.
3) Das zeigt der vom afrikanischen abweichende Bibeltext.
4) Wäre der Verfasser der „Hirte" der Gemeinde, so müsste das
hervortreten.
, 5) S. oben S. 15 f.
Texte u. Untersuchungen XIII, 4. • 7
34
Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
das Blutzeugniss als die reclite, ja einzige imitatio Christi, i) Er
bevorzugte Luc. 12, 8 f. (Mtth. 10,32 f.) — in einer ganz eigenthüm-
lichen Textfassung — resp. ähnlich lautende evangelische Stellen"^);
ausserdem erklärte er es als göttlichen Befehl, dass die Christen
dem (geläuterten) Golde ähnlich seien. '^) Christum selbst nannte
er einfach „deus"."^) Mit einer entschieden evangelischen Haltung
verband er eine nicht geringe Bildung — namentlich in Vergil
war er sehr belesen^) — und machte in seiner „Ansprache" den
Versuch, das Martyrium mit allen Mitteln classischer Beredsamkeit
zu feiern und so die Confessoren zu stärken.^) Der Stil seiner
schulmässig disponirten Schrift ist correcter und „classischer"
als der irgend einer anderen lateinischen Schrift des 3. Jahrh.
mit Ausnahme des „Octavius" des Minucius und der Schriften
Novatian's.'') Den Tertullian und Irenäus hat er gelesen; dagegen
lassen sich sichere Spuren einer Leetüre des Cvprian nicht nach-
weisen.^) Er selbst befand sich nicht unter den Gefangenen^
sondern war frei, als er seine „Ansprache'* niederschrieb; mit
1) S. oben S. 13 f.
2) S. oben S. 21 f. Was die Auswahl der Stellen aus den synoptischen
Ew. betrifft, so beachte man, dass der Verf. nur folgende Verse citirt:
„Es ist schon die Axt dem Baum an die Wurzel gelegt."
„Wir müssen den letzten Heller bezahlen."
„Wer in dieser Welt seine Seele liebt, wird sie in jener verlieren; wer
sie aber in der Welt hasst, wird sie in der zukünftigen finden."
„Wenn du den ganzen Weltkreis gewinnst und deine Seele verlierst,
was wird's dir nützen, oder was kann der Mensch als Ersatz für
seine Seele geben?"
„Wer seine Seele verliert für meinen Namen, wird in dieser Welt das
Hundertfache empfangen und in der zukünftigen wird er das ewige
Leben haben."
„Wer mich bekennt auf Erden vor den Menschen, den werde auch ich
bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln usw."
3) S. c. 16: ,,auro, ut ipse dixit, similes esse debemus.
4) S. oben S. 19 n. 5.
5) S. oben S. 26 ff".
6) Er selbst sagt es ausdrücklich, und mehr als einmal, dass seine
Arbeit ein „conatus nitentis eloquii" ist.
7) So hat auch Miodoiiski (Anonymus, adv. aleatores. Erlangen
1889 S. 24) geurtheilt: ,. Weitaus am besten lateinisch sind die Schriften:
„De laude martyrii" „De duplici martyrio" (die letztere ist von ErasmusI).
8) S. oben S. 26.
4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 35
Schmerz gedenkt er selber dessen am Schluss seiner Rede.^)
Auf Grund dieses Thatbestandes darf das Urtheil mit Sicherheit
gefällt werden: Diese Ansprache stammt von Novatian,
und ist beim Beginn der decianischen Verfolgung,
wahrscheinlich bevor noch der Bischof Fabian den
Märtyrertod erlitten hatte, also kurz vor dem 20. Ja-
nuar 250,2) in Rom für die dort gefangenen Christen
niedergeschriebenen worden. Die Überlieferung, wie alt
oder jung sie auch immer sein mag, die Schrift sei an Moses,
Maximus und ihre Genossen in der decianischen Verfolgung
gerichtet, ist demnach zutreffend .
Die Beweise für die Behauptung sind bereits in den vor-
stehenden Anmerkungen angedeutet; die wichtigsten seien hier
1) S. c. 30: ,,utinam perabiecto aUquando istud mihi videre contingat!"
2) Wäre der Bischof bereits hingerichtet gewesen, so müsste das un-
mittelbar vorher geschehen sein. Davon müsste doch etwas gesagt sein.
Aber es scheint (s. o.), als seien überhaupt noch keine Executionen erfolgt.
Auch das entscheidende Decret des Decius, welches generell die Christen
betraf, scheint noch nicht erlassen worden zu sein; denn von ihm hören
wir noch nichts. Aber bevor dieses Edict erschien, müssen bereits Sisti-
rungen, Foltern, Quälereien aller Art vorangegangen sein. Dass jenes Decret
die Verfolgung, die bereits im Gange war, nur gekrönt hat, ersehen wir
für Aegypten aus Dionysius Alex, bei Euseb., h. e. VI, 41, 1 tf., für Afrika
aus den ersten Briefen Cyprian's. Der stärkste Beweis dafür aber, dass
wir uns mit unserer Predigt im ersten Anfang der Verfolgung und noch
vor der Zeit des Erlasses des verhängnissvollen Edicts befinden, liegt
darin, dass unser Prediger noch keine Verleugner ins Auge
fasst. Da wir wissen, dass das Edict überall sofort Schaaren von Ver-
leugnern zur Folge hatte und eine furchtbare Katastrophe über die Kirche
brachte, so kann es damals noch nicht erlassen gewesen sein. Nur vor-
beugend, aber doch noch völlig ahnungslos in Bezug auf das, was
kommen sollte, schreibt der Verfasser (c. 17): „Quod si te dignitas am-
bitiosa deterret et congregata in thensauris pecuniae admonet magni-
tudo, quae semper propositum bonae mentis avertit et devotam
pro domino tuo animam furiali egit honore, quaeso repetas verba cae-
lestia etc." Zum Beginn der decianischen Verfolgungszeit fügt es sich end-
lich auch, dass Novatian noch nicht mit dem amtlichen Selbstbewusstsein
(ep. 30. 36) spricht, welches er zum Ausdruck bringt, nachdem der römische
Klerus an Stelle des hingerichteten Bischofs die Zügel der Regierung der
römischen Gemeinde ergriffen und er selbst in dem Klerus die führende
Rolle übernommen hatte. In unserer Predigt spricht Novatian so zu sagen
als Privatmann und als freier Seelsorger, um die Gefangenen zu stärken.
7*
36 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's,
ausgeführt. Die Zahl der Beobachtungen^ die für die These
sprechen^ ja sie fordern^ ist gross; dagegen habe ich nicht eine
einzige Gegeninstanz gefunden. Ich ordne die Beweise, indem
ich vom Allgemeinen zum Bestimmteren fortschreite:
I) Die Überlieferungsgeschichte der Schrift ist der Annahme^
sie gehöre dem Novatian, lediglich günstig; denn sie macht es
sehr unwahrscheinlich, dass sie von Cyprian stammt, sie zeigt
aber, dass die Schrift bereits vor der Mitte des 4. Jahrhunderts
den Cyprian-Schriften beigesellt worden ist und somit bei ihrer
Einstellung (2. Hälfte des 3. oder 1. Hälfte des 4. Jahrh.) hohes
Ansehen genossen haben muss. Ferner lehrt die Überliefe rungs-
geschichte der pseudocyprianischen Schriften überhaupt, dass die
grosse Mehrzahl der älteren aus Rom stammt (De spectac, De
bono pud., Quod idola, Ad Novatianum^, Adv. aleat.) und zwar
De Spectac, De bono pud., Quod idola von Novatian. Endlich
sagen uns Rufin und Hieronymus, dass Novatian's Schrift
De trinitate — Rufin hielt sie für tertullianisch — in das Corpus
Opp. Cypr. gekommen sei, resp. für ein Werk Cyprian's ge-
halten werde.
H) Aus der Schrift selbst ergiebt sich, dass sie am Anfang
einer Verfolgungszeit, während zugleich eine Pest wüthete, ent-
standen ist. Jene Pest wüthete im Decennium 250 — 260 (s.
Cyprian, de mortalit., Dionys. Alex, bei Eusebius). Somit könnte
sowohl die decianische, wie die valerianische Verfolgung gemeint
sein (auch die des Gallus kommt in Betracht). Allein weder
z. Z. der Verfolgung des Gallus noch zu der des Valerian konnte
irgend Jemand im Reiche 30 Capitel über das Martyrium schreiben,
ohne der „Lapsi" zu gedenken. Diese kommen aber in unserer
Predigt schlechterdings nicht vor. Also ist es sicher, dass sie
in die decianische Verfolgung gehört, und zwar in die Vor-
geschichte derselben, als die grosse Katastrophe der „Lapsi*'
noch nicht eingetreten w^ar. Diese Datirung wird durch die
Beobachtung verstärkt, dass Cyprianschriften nicht benutzt sind.
Dass Cyprian (in Afrika) die Pest erst c. 2 Jahre später er-
wähnt, ist keine Instanz gegen die Datirung; denn
III) Unsere Schrift stammt nicht aus Afrika: a) der Bibel-
text weist aus Afrika hinaus, b) hätte die afrikanische — also
doch wohl karthaginiensische — Kirche am Anfang des J. 250
einen Mann besessen, der fähig war, eine solche Schrift wie die
4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 37
iinsrige zu schreiben, so wäre dieser Mann in den Schriften und
Briefen Cyprian's nicht verschwiegen worden, und seine d h.
unsere Schrift hätte in den zahlreichen ähnhchen Ansprachen
Cyprian's gewiss einen Widerhall gefunden.
IV) Dass unsere Schrift aus Rom stammt, lässt sich nicht
erweisen, wenn man von der Verfasserfrage absieht (nur
die römische Christologie, das runde Christus-deus fällt ins Ge-
wicht) ; aber dass sie von Novatian herrührt, lässt sich erweisen,
und damit ist auch die Frage des Orts erledigt. Hieronymus
(de vir. inl. 70) zählt allerdings unter den neun Titeln von Werken
Novatian's unsere Predigt nicht mit auf; allein er nennt auch
nicht De bono pudic, De spectac, Quod idola und andererseits
bemerkt er, dass „plurimi" de trinitate für ein Werk Cyprian's
halten. Von der Schrift „Quod idola" wissen wir, dass Hiero-
nymus sie bereits als eine Cyprian-Schrift gelesen hat (ep. 70, 5
der Hieron.-epp., s. meine Lit.-Gesch. I S. 705); es ist daher und
nach dem Catal. Mommsen. und Lucifer sehr wahrscheinlich, dass
Hieron. auch andere Novatian-Schriften — speciell die Schrift
de laude, den Ursprung von Novatian einmal vorausgesetzt —
bereits nicht mehr als solche Novatian's, sondern unter den
Cyprian-Schriften gelesen hat. Ausserdem sagt aber Hieron.,
Novatian habe auch noch „multa alia" geschrieben, was er nicht
aufzählt. Jedenfalls kann also des Hieronymus negatives Zeug-
niss nicht ins Gewicht fallen. Für Novatian spricht:
l)Dass sowohl seine ungewöhnliche Bildung, als speciell seine
Beredsamkeit ausdrücklich bezeugt ist. Hierher gehören a) die
höhnischen Ausdrücke des Cornelius in seinen Briefe an Fabius
(Euseb., h. e. VI, 43, 5: o &ca\uaötog, 7 6 ^MfUtgoTcixog, 17 o
lafijiQog ovTog) und an Cyprian (ep. 49, 2: loquacitas captiosa)^),
b) Cyprian's Zeugniss (ep. 51, 2: verba loquacia; 55, 24: iactet
se Novatianus licet et philosophiam vel eloquentiam suam su-
perbis vocibus praedicet; 60, 3: in perniciem fratrum lingua sua
perstrepens et facundiae venenatae iacula contorquens, magis
durus saecularis philosophiae pravitate quam sophiae dorainicae
lenitate pacificus), c) Hieronymus ep. 36, 1: eloquentissimus vir
Novatianus, d) Ambrosiaster zu I Cor. 13, 2: Novatianus non
parvae scientiae. Am wichtigsten aber ist, dass Sixtus IL in der
1) Eine nicht ganz unzutreffende Charakteristik unserer Schrift 1
38 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
Schrift ad Novatiannm nicht nur zugesteht, Xovatian wäre ein
„vas pretiosum" gewesen, wenn er in der Kirche geblieben wäre
(c. 1), sondern c. 13 auch von der früheren Zeit Novatian's
schreibt: „qui semper in domo una id est Christi ecclesia proxi-
morum delicta ut propria flevit, ouera fratrum, sicut apostolus
hortatur, sustinuit, lubricos in fide caelesti adlocutione
corroboravit''. Sixtus sagt nicht: ..caelestibus adlocutionibus",
sondern er braucht den Singular; zugleich setzt er zu „adlocutio"
das höchste Prädicat „caelestis" hinzu und hat damit eine Predigt
im Auge von ungewöhnlichem geistlichem Schwung und evan-
gelischem Ernst. Damit ist doch wohl eben unsere Schrift
bezeichnet, die somit noch bei Lebzeiten Novatian's
als sein Eigenthum bezeugt ist.^) Sehr gut passt die kurze
Inhaltsangabe zu unserer Schrift; denn „robur'' (s. o. S. 12) ist
geradezu ein Hauptbegriff in ihr, und das hohe Lied des Mar-
tyriums, welches sie enthält, ist noch nicht ein Lobpreis vollendeter
Märtyrer, sondern soll den Glaubensmuth der Gefangenen stärken
und sie vor Abfall bewahren. Die ganze Anlage der Predigt
Hess es nicht zu, in Details zu gehen, auch hatte die Ent-
scheidungsstunde noch nicht geschlagen, sondern stand noch
bevor; aber es fehlen doch nicht Ausführungen gegen die latenten
„lubrici in fide", s. c. 17: „quod si te dignitas ambitiosa deterret
et congregata in thensauris pecuniae admonet magnitudo etc."
2) Unsere Schrift ist von einem Manne geschrieben, der in
Vergil's Schriften lebte und sie in den Dienst der christlichen
Schriftstellerei stellte. Nun — alle unzweifelhaft von No-
vatian herrührenden Briefe und Tractate zeigen reich-
liche Spuren der Leetüre Vergil's, und zwar in einem
Masse, das weit über die Verwerthung VergiFs bei Tertullian
und Cyprian hinausführt. Selbst das Werk de triuitate, das
durch seinen Gegenstand von Vergil so weit abliegt, beginnt
mit einem Hymnus, der grösstentheils aus Phrasen dieses Dichters
zusammengesetzt ist, ja selbst der ernste, kurze Brief, den No-
vatian nach Carthago gerichtet hat (ep. 30), zeigt den Vergil-
scliüler. Dazu kommt eine ITbereinstimmung in der Ausdrucks-
weise, im Stil, im Wortschatz zwischen De spectac, De bono
1) Das „semper" hindert diese Annahme nicht; denn die „adlocutio"
(Novatian selbst nennt seine Schrift De pudic. so) ist fort und fort gelesen
worden.
I
4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 39
pudic, De trinitate, De cibis Jud., den epp. 30. 36 einerseits
lind unserer Schrift andererseits, die an und für sich schon die
Abfassung aller dieser Werke durch einen Autor sicher stellt.
Wenn einmal alle Schriften, die dem Novatian gehören, zusammen-
gedruckt und mit einem Index versehen sein werden, wird man
von jener Übereinstimmung ebenso frappirt sein, wie ich es war,
als ich erst Demmler's Nachweise des sprachlichen Verhält-
nisses von De bouo pud. und De spect. einerseits und De trinit.
und De cibis andererseits studirte und dann als fünftes Stück
die Schrift de laude hin zunahm. Novatian hat einen ganz charak-
teristischen Stil, der sich bestimmt von dem Cyprian's unter-
scheidet. Dass dies in Bezug auf De laude noch nicht erkannt
worden ist, liegt wohl daran, dass hier der Stil in den Blüthen
vergilscher Poesie gleichsam versteckt ist und die Schrift desshalb
einen einzigartigen Eindruck macht. Es wäre nicht angebracht,
hier das gesammte Material vorzuführen — Einiges ist oben
S. 12 fP. schon hervorgehoben worden — ; aber einige Nachweise in
Bezug auf die Vergilismen in Novatian's Schriften seien gegeben:
De spect. 5: dum cruor etiam de iugulo calidus exceptus
spumanti patera; s. Aen. III, 66: inferimus tepido spumantia cym-
bia lacte sanguinis et sacri pateras, Aen. I, 738: ille inpiger
hausit spumantem pateram.
De spect. 7: clangores tubae bellicos alter imitatur raucos.
Dazu vgl. man 1) desselben Novatian ep. 30, 6: „resumant precum
suarum tubam, sed qua non bellicum clangant, 2) Virg. Georg.
IV, 71: aeris rauci canor increpat; Aen. II, 545: rauco aere; Aen.
II, 313: clangor tubarum; VIII, 526: tubae clangor; XI, 192:
clangor tubarum.
De spect. 9: Die folgende Schilderung ist z. Th. ein Cento
Vergilianus; ich verzichte darauf, die einzelnen Parallelen zu
markiren: „solis ortum aspiciat, rursum occasum mutuis viclbus
dies noctemque revocantem, globum lunae temporum cursus in-
crementis suis detrimentisque sonantem, astrorum micantes choros
et assidue de summa mobilitate fulgentes, anni totius per vices
membra divisa et dies ipsos cum noctibus per horarum spatia
digestos et terrae molem libratam cum montibus et profusa flu-
mina cum suis fontibus, extensa maria cum suis fluctibus atque
litoribus, interim constantem pariter summa conspiratione nexibus-
que concordiae extensum aerem medium tenuitate sua cuncta
40 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
vegetantem, nunc imbres contractis nubibus profundentem, nunc
serenitatem refecta raritate revocantem et in omnibus istis incolas
proprios, in aere avem, in aquis piscem etc." Es mag hier gleich
der Eingang der Schrift de trinitat-e angeschlossen stehen, sowohl
um die Einheit der Verfasser als um die Abhängigkeit von
Vergil zu beweisen (p. 2): „(deus) coelum alta sublimitate suspen-
derit, terram deiecta (Aen. VI, 862) mole solidaverit (Georg. 1, 179),
maria soluto (Georg. IV, 302) liquore (Georg. III, 484) diffuderit
(Verg.) . . . nam et in solidamento coeli luciferos (Verg.) solis
ortus (Verg.) excitavit, lunae candentem globum (Aen. VI, 725)
ad solafcium (Verg.) noctis mensurnis incrementis (Eclog. IV, 49)
orbis implevit, astrorum etiam radios variis falgoribus micantis
(Aen. IX, 189. I, 90) lucis accendit, et haec omnia legitimis meati-
bus (Aen. VI, 849 f.) circumire totum mundi ambitum voluit . . .
In terris quoque altissimos montes in verticem sustulit (Verg.),
valles in ima deiecit, campos aequaliter stravit, animalium greges
ad varias hominum Servitutes utiliter instituit (Verg.). silvarum
quoque robora (Verg.) humanis usibus profutura solidavit, fruges
in cibum elicuit (Georg. I, 109), fontium ora (Verg.) reseravit
(Verg.) et lapsuris fluminibus (Georg. IV, 366) infudit (Verg.).
post quae ne non etiam ipsis quoque deliciis procurasset oculorum,
variis florum coloribus (Ovid) ad voluptatem spectantium cuncta
vestivit (Verg.) .... Quibus non contentus ne forte fremitus et
cursus aquarum (Georg. IV, 136) cum dispendio (Verg.) posses-
soris humani alienum occuparet elementum, fines litoribus inclusit
(Verg.), quo cum fremens fluctus (Aen. XI, 299) et ex alto sinu
spumans unda (Aen. III, 268; XI, 625) venisset, rursum in se
rediret nee terminos concessos excederet."
De spectac. 10: Novatian giebt Regesten der Geschichte des
Manna-Regens, des Durchgangs durch das rotlie Meer, der drei
Männer im Feuerofen, Daniels in der Löwengrube und zwar in
der Sprache Vergils: „spectabit de caelo descendentes messes (zum
Plur. s. Georg. I, 49. 103. 161; IV, 330; Eclog. VIII, 99), non
ex areis aratro impressas (Aen. V, 536: crater impressns signis);
inspiciet flumina transitus siccos refrenatis aquarum (Ovid. her.
VI, 87: aquas refrenat) agminibus (Georg. I, 322: agmen aquarum)
exhibentia; videbit in quibusdam fidem cum igne luctantem (Aen.
\ll, 28: luctantur tonsae, I, 53: luctantes venti), religione superatas
feras („fera" ist vergilisch) et in mansuetudiuem conversas etc."
k
4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 41
De Dono pud. 10: flos aetatis (Aen. VII, 162: flos iuventutis).
De bono pud. 10: naturae flammas accendat et in raedullis
versata caeca incendia (Aen. IV, 209: caeci ignes; IV, 66: est
mollis flamma medullas iuterea).
De bono pud. 10: concordia mariti dotata (Aen. VII, 318).
De bono pud. 12: mens attonita (Aen. VII, 580 : attonita nemora).
De bono pud. 12: ruinae conlapsi generis resarcinuntur (Georg.
IV, 249: generis lapsi sarcire ruinas).
De bono pud. 12: deformis atque deiectus peccati pudor
(Georg. IV, 478; Aen. III. 320; VI, 862; XI, 480).
Ausser dem oben ausgeschriebenen Eingang der Schrift de
trinitate s. noch p. 7: soluta (ausgelassene) libertas = Georg.
II, 386: risus solutus; p. 18: tantae molis = Aen. I, 33: tantae
molis erat; p. 23: oculorum acies hebescit = Aen. II, 605: mor-
talis hebetat visus, Aen. VI, 200: acie oculi; p. 25: causas nexas
= Aen. IX, 219: causas nectis; etc. etc.
De cibis ludaicis p. 257: evaugelium excretum ab omni labe,
cf. Aen. VI, 746: concretam labem; p. 260: mollior cibus, cf.
Eclog. I, 81: castaneae molles; p. 263: iustitia, ignium more, . . .
sopita, cf. Aen. V, 743: ignis sopitus, VIII, 542: sopitae ignibus
arae; p. 270: lucifugas veritatis, cf. Georg. IV, 243: lucifugis
blattis; p. 272: effusis habenis, cf. Aen. V, 818: manibusque
omnis effundit habenas; p. 272: luxuria exedens Patrimonium, cf.
Aen. V, 725: urbem exedisse.
Aus der Schrift Quod idola hebe ich die vergilsche Stelle
c. 8 hervor: „vex unus est apibus, et dux unus in gregibus et in
armentis rector unus".
Ep. 30, 1: geminata laus, cf. Georg. II, 509: plausus geminatus.
Ep. 30, 2: tempestates negotiorum, cf. Aen. VII, 223 (tem-
pestas vom Kriegssturm).
Ep. 30, 2: navem inlidat in scopulos, cf. Georg. III, 261:
scopulis inlisa.
Ep. 30, 2: laudum et gloriae degenerem, cf. Aen. II, 549; IV, 13.
Ep. 30, 3 (5) (6): fratrum ruinae, auch Vergil braucht „ruina"
von Kämpfenden (Aen. XI, 613. 888).
Ep. 30, 5: caeca temeritate . . . incauti, cf. Aen. XI, 781:
caeca sequebatiir totumque incauta per agmen.
Ep. 30, 6: resumant precum suarum tubam, sed qua non
bellicum clangant, cf. was oben zu de spect. 7 bemerkt ist.
42 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
Ep. 30, 7: pectoris . . . letalem plagam et sinuosi vulneris
altos recessus: das ist ganz vergilisch, sowohl „pectus"' als „letalis'^
als „plaga" als der letzte xlusdruck, s. Georg. I, 244: flexu sinuoso^
Aen. XI^ 753: sinuosa volumina, YIII, 193: vasto recessu.
Ep. 30, 7: paravit caelum, sed paravit et tartarum, cf. Vergil
siib „tartarus".
Ep. 30, 7: noctis vasta caligo, cf. Aen. II, 7S0; VI, 237;
VIII, 193; V, S21: vasto aethere.
Ep. 30, 8: ardor persecutionis, cf. Aen. IV, 581.
Ep. 36, 1: gemino dolore et duplici maerore, cf. Aen. IV, 470:
videt solem geminum et duplices se ostendere Thebas.
Ep. 36, 1: inmatnro atque acerbo tempore (unzeitig), cf. Aen.
VI, 429: XI, 28: acerbum funus (unzeitiges Grab), Aen. XI, 166:
inmatura mors.
Ep. 36, 2: fracta iam et iacens maiestas, cf. Georg. IV, 240:
res (Macht) fractae, Aen. VII, 297: numina fessa iacent.
3) Dem Novatian wird auch eine philosophische Schulung
theils nachgerühmt, theils vorgeworfen (Cornelius, Cyprian); von
dieser legen die strenge Disposition und die dialektischen Aus-
führungen in seinen Schriften Zeugniss ab. Auch die Schrift
de laude martyrii ist streng disponirt, wenn auch mehr formell
als stofflich.
4) Der hervorstechendste Zug an Novatian's Christenthum ist
der „vigor evangelicus"', die ..fides robusta", der Ernst, mit dem
er auf die evangelische Vollkommenheit und die imitatio Christi
hält, und die unerschütterliche Überzeugung, dass sich in dem
„Bekennen Christi auf Erden vor den Menschen" das Gesetz
Christi zusammenfasst und dass an dieses Bekennen die „salus
legitima" gebunden ist. Höhnend hat ihn deshalb Cornelius im
Brief an Fabius (Euseb. h. e. VI, 43, 8) öoyfiaTLOT9]c, rija kxy.h}-
OiaOTcySjg £jtiöT7j/^?]g vjtEQaöJiLOrj'iq, £xöi7C7]Trig vov evayysXtov
genannt, ähnlich hat Cyprian geschrieben („durus saecularis
philosophiae pravitate"; ep. 44, 3: „se adsertores evangelii et
Christi esse confitentur", cf. ep. 46, 2), und Sixtus (ad Novat.
9 — 12) hat ihm Härte u. s. w. vorgeworfen. Das Alles" ist in
der Schrift de laude mart. vorbereitet. Hier spricht ein
Mann, der Alles im Christenthum auf die Karte des oifenen Be-
kenntnisses vor der Welt setzt, so dass man es vollkommen ver-
4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 43
steht, wie er die Entwicklung nehmen musste, wie wir sie bei
Novatian finden. Aber noch mehr:
5) Sixtus sagt uns ausdrücklich^ dass Matth. 10, 32 f. (Luc.
12, 8 f.) der Hauptspruch Novatian's gewesen sei, als gebe es in
der ganzen h. Schrift keinen anderen — c. 12: „desine unius
capituli praescriptione terrere" — , Novatian selbst hat im 30. Brief
c. 7 diesen Spruch angeführt. In der Schrift de laude aber
ist er c. 11 auch citirt und zwar genau in derselben
singulären Form, wie sie nur Novatian bietet („corani
patre meo et coram angelis eins"). Dies ist ein schlagender Be-
weis der Identität der Verfasser. Aber auch die anderen evan-
gelischen Citate in unserer Schrift sind der Stelle Matth. 10, 32 f.
innerlich verwandt. Dem Novatian ist von Sixtus (ad Novat. 2)
vorgeworfen worden, dass sein Schriftgebrauch an Interpolation
streife. Bereits in unserer Schrift finden wir merkwürdige Zu-
sätze zu einzelnen SchriftsteUen, um sie eindringlicher zu machen.
So das „in terris" Matth. 10, 32 (Luc. 12, 8), so die eigenthüm-
liche Ausprägung von I. Cor. 9, 24 (s. o. S. 23).
6) Novatian ist, weil er selbst etwas zu sagen hatte, kein
Schriftsteller gewesen, der mit Bibelstellen um sich geworfen hat.
Das zeigen seine Briete und die Tractate de spectac, de bonopud.
Auch in de trinit. und de cibis ludaicis führt er nur solche an,
die er wirklich nöthig hat (wie anders Sixtus!). Der Verf. der
Predigt de laude macht ebenfalls von der h. Schrift einen sehr
knappen Gebrauch. In Bezug auf den Umfang der Bibel dort
und hier lassen sich Unterschiede nicht bemerken.
7) Nach Sixtus (ad Novat. 1) hat Novatian „von sich und
den Seinen, die er sammelt, gesagt, sie seien (geläutertes) Gold"; der
Verf von de laude schreibt: „auro, ut deus dixit, similes esse
debemus".
8) Kenntniss des Irenaus ist ebenso bei Novatian (in den
Schriften De trinitate und Quod idola) nachzuweisen wie in der
Schrift De laude.
9) In dem berüchtigten Brief des Cornelius über Novatian
an Fabius (Euseb., h. e. VI, 43) steht Folgendes: „Aus Feigheit
und Liebe zum Leben hat Novatian zur Zeit der Verfolgung ge-
leugnet, dass er ein Priester sei. Er wurde nämlich damals von
den Diaconen dringend gebeten und aufgefordert, er möge doch
das Gemach, worin er sich eingeschlossen hatte, verlassen und
44 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
den Brüdern beistehen, soweit es für einen Priester Pfliclit und
möglich sei, den in Gefahr befindlichen Brüdern zu Hilfe zu
kommen. Allein statt der Aufforderung der Diaconen zu folgen,
ging er vielmehr unwillig fort und machte sich davon mit den
Worten, er wolle nicht weiter Priester sein; denn er sei Anhänger
■einer anderen Philosophie.'' Eusebius lässt einige Sätze aus und
fährt dann in den Worten des Cornelius also fort: „Dieser herr-
liche Mann verliess {ycaTahjccov) die Kirche Gottes, in welcher
er, gläubig geworden, durch die Güte des Bischofs des Presbyter-
amts gewürdigt worden war, da ihm dieser zur Ertheilung der
Priesterweihe die Hand auflegte. Zwar suchten der ganze Klerus
und auch viele Laien den Bischof davon abzuhalten; denn es war
nicht gestattet, dass einer, 'der, wie eben dieser, im Bette wegen
Krankheit durch Besprengung getauft worden war, in den Klerus
eintrete. Allein der Bischof bat, nur diesem allein die Priester-
weihe ertheilen zu dürfen."
Unbedenklich dürfen wir aus diesen Mittheilungen als sicher
annehmen: 1) Novatian stand sich gut mit dem römischen
Bischof Fabian — dieser ist doch wohl gemeint — und ist von
ihm zum Presbyter geweiht worden.^) 2) Mit dieser Weihe war
bereits ein grosser Theil des römischen Klerus unzufrieden (warum,
wissen wir nicht; der Grund, den Cornelius angiebt, ist schwer-
lich der einzige und der durchschlagende gewesen); Fabius setzte
sie aber um der hervorragenden Eigenschaften Novatian's willen
durch. 3) Beim Beginn der decianischen Verfolgung ist in Bezug
auf Kovatian etwas vorgefallen, was von der Verleumdung so
ausgebeutet werden konnte, als habe sich Novatian feige zurück-
gezogen. Dass es sich um eine Verleumdung handelt, folgt
a) aus der Unklarheit des Berichts des Cornelius (was heisst:
er sei iVnhänger einer anderen Philosophie? was hat es mit dem
„Gemach" für eine Bewandtniss? wie kann in einem Athem er-
zählt werden, er habe sich eingeschlossen und er sei fort-
gegangen?), b) aus der Stellung, die Novatian wenige Monate
später als Leitender im Presbytercolleginm in Rom erhalten hat,
c) aus seinem Brief (ep. 30), dessen Haltung schlechthin uner-
klärbar wäre, wenn nur ein Schatten von Feigheit und Mar-
1) Dass er sich gut mit ihm gestanden hat. folgt auch aus seinem
eigenen Brief, ep. 30, 5: ,,post excessum nobilissimae uiemoriae viri Fabiani"'.
4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 45
tyriumsscheu Novatian's Haltung je getrübt hätte, d) aus der That-
sache, dass ausser Cornelius keiner seiner erbitterten Gegner,
weder Cyprian^ noch Sixtus, noch spätere Bestreiter ihm je Feig-
heit vorgeworfen haben. Ja Cornelius selbst kann Cyprian gegen-
über niemals diesen Vorwurf gegen Novatian erhoben haben;
nur in das ferne Antiochien hat er ihn getragen, wo Niemand
ihn so leicht zu controliren vermochte. Ist es demnach gewiss,
dass Novatian von jeder Feigheit und Martyriumsscheu freizu-
sprechen ist, so niuss doch wohl etwas Peinliches vorgefallen
sein. Andere Mitglieder des römischen Presbytercollegiums, wie
Moses und Maximus, sind gefänglich eingezogen worden, der
Bischof ist hingerichtet worden — wie ist es gekommen, dass No-
vatian frei blieb? Hatte er, wie unzweifelhaft, wirklich ein gutes
Gewissen, so bleibt nichts übrig als anzunehmen, dass er gegen
seinen Willen übergangen worden ist, und ist eine Ver-
muthung auf Grund des verleumderischen Berichts des Cornelius
gestattet, so ist er als „Philosoph" übergangen worden.
Nicht er hat „die andere Philosophie" vorgeschützt, sondern die
Obrigkeit hat den Philosophen geschützt. Diese Auslegung em-
pfängt eine überraschende Stütze durch den Schluss der Predigt
de laude martyrii. In einem schmerzlichen Satze klingt sie aus:
„utinam perabiecto aliquando istud [der Zug der trium-
phirenden Märtyrer im Himmel] mihi videre contingat; sed hoc
dominus poterit efficere quod vobis petentibus creditur non ne-
gare". Schmerzlich lautet der Satz, aber er ist gewiss kein Aus-
fluss eines befleckten Gewissens; wie hätte er auch sonst so über
das Martyrium schreiben können, wie er geschrieben hat! Ein-
mal, als die Gelegenheit da war^) (nämlich jüngst), da ist er
verworfen worden: man hat ihn nicht genommen. Wie ein
ganz und gar Verworfener empfindet er sich; aber er hofft, dass
ihm das noch zu Theil werden werde, was er ohne seine Schuld
jetzt entbehren muss. Das ist der Commentar zu der Verleum-
dung des Cornelius, die sich freilich im Einzelnen schlechter-
dings nicht mehr aufhellen lässt. Dass die Obrigkeit den No-
vatian nicht ergriffen hat, folgt auch aus seinem Bericht. Mit
einem Theil des Klerus war Novatian schon von seiner Wahl
1) Der Gebrauch von aliquando in diesem Sinn ist klassisch. Viel-
leicht aber bezieht man es doch richtiger auf „videre contingat".
46 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
her zerfallen. Dass dieses Zerwürfniss ihn vorübers^eliend den
veranlasst hat, sein Presbyteramt niederzulegen oder auf die Aus-
übung desselben zu verzichten, ist wohl möglich. Jedenfalls hat
er es bald wieder aufgenommen und, gestützt auf einige hervor-
ragende Confessoren, die er angeblich vernachlässigt haben soll,
sofort die führende Stellung im römischen Klerus in der Zeit
der Sedisvacanz erlangt. In der Zwischenzeit ist er den Ge-
fangenen nahe gekommen so wie er es vermochte, nämlich occulta
via tacitarum litterarum — durch die Predigt de laude martyrii.
Von hier aus begreift man es leicht, wie der sonst so strenge
Mann die Situation, in der sich Cyprian während der Verfolgung
seiner Gemeinde gegenüber befand, freundlich beurtheilt hat.
„Maximas tibi", schreibt er ihm, „adque uberes gratias referre
debemus et reddimus quod illorum carceris tenebras litteris tuis
inluminasti, quod ad illos venisti quomodo introire po-
tuisti, quod illorum animos sua fide et confessione robustos
tuis adlocutionibus litterisque recreasti, quod felicitates eorum
condignis laudibus prosecutus accendisti ad multo ardentiorem
caelestis gloriae cupiditatem, quod pronos inpulisti, quod ut cre-
dimus et optamus victores futuros viribus tui sermonis ani-
masti: ut quanquam hoc totum de fide confidentium et de divina
indulgentia venire videatur, tamen in martyrio suo tibi ex aliquo
debitores facti esse videantur" (ep. 30, 5). Es war sein eigener
Fall; sie beide hatten nur durch Schriften wirken können — nur
lag die Sache für ihn günstiger wie für Cyprian: Cyprian hatte
sich absichtlich vor der Verfolgung zurückgezogen und damit
die Grenze des kirchlich Zulässigen gestreift, Novatian war wahr-
scheinlich vom Richter übergangen worden.
5. Ergebnisse.
Sind unsere Nachweise, dass Novatian der Verfasser der
Predigt de laude martyrii ist, überzeugend — und ich sehe nicht,
dass es ihnen an Stringenz gebricht — , so ergeben sich aus ihnen
wichtige geschichtliche Erkenntnisse. Bisher kannten wir No-
vatian nur aus seinen Briefen in der Zeit der Sedisvacanz und
aus den beiden Tractaten de trinitate und de eibis ludaicis, von
denen der letztere bestimmt der Zeit nach dem Ausbruch des
Schismas angehört. Nun ist nicht nur die Gegenschrift des
Papstes Sixtus II. gegen ihn hinzugekommen und die beiden
5. Ergebnisse. 47
Tractate de bono pudic. und de spectac. (die auch nach dem
Schisma geschrieben sind), sondern auch ausser der kleinen
Schrift „Quod idola'' die umfangreiche Predigt de laude martyrii,
aus der wir nicht nur seine Haltung am Anfang der decia-
nischen Verfolgung (noch vor den epp. 30 u, 36) kennen lernen,
sondern die uns überhaupt in den Stand setzt, seine religiöse
und schriftstellerische Eigenart zu beurtheilen. Ausserdem haben
wir die überraschende und für die lateinisch-christliche Litteratur-
geschichte wichtige Thatsache zu verzeichnen, dass einer der
ältesten christlichen Schriftsteller in Rom in Yergil's Werken
lebte und die Beredsamkeit und Poesie Vergil's in den Dienst
der Kirche gestellt hat. Mit Novatian beginnt, wie wir nun
wissen, der Einfluss Vergil's auf die kirchliche Litteratur, nicht
erst mit den Versen, die Constantin in seiner Rede ad s. coetum
aus Eclog. IV angeführt hat (s. meine Lit.-Gesch. 1 S. 879 £). ^)
Weiter aber erklärt die Schrift Novatian's de laude martyrii auch,
wie ein Theil der Presbyter- Confessoren so lange fest an ihm
hielt, ja vielleicht hat er es eben dieser „Ansprache" zu ver-
danken gehabt, dass er wenige Wochen darauf der Führer im
Presbytercollegium in der Zeit der Sedisvacanz geworden ist.
Die neidischen und höhnischen Bemerkungen seiner Gegner über
seine anmassliche Eloquenz, seine „harte Philosophie", seine
„evangelische Ritterschaft" finden an der Schrift de laude ihre
volle Erklärung. Evangelischer Ernst und Vergil's Aeneis und
Georgica — wie verträgt sich das? Nun Vergil's Bücher gal-
ten nicht als ünterhaltungsbücher im gewöhnlichen Sinn; er
war der lateinische Homer; erhabene Gedanken, lebendige An-
schauung und stolze Sprache lernte man von ihm, aber auch
Himmel und Hölle lernte man durch ihn kennen. Wie ernst-
haft muss schon Novatian den Vergil beurtheilt haben, wenn er,
der Christ, seine Schilderung der Gehenna und des Himmels zum
grössten Theil ihm, dem Heiden, entnahm! Novatian steht am
Anfang der kirchlichen lateinischen Litteratur in Italien, Dante
beschliesst sie: beide sind Schüler Vergil's, und beide lassen
1) Auf die Abhängigkeit der Schriften Novatian's von Ovid habe ich
meine Untersuchung nicht gerichtet; einige Stellen haben mir aber gezeigt
(s. auch Demmler's Nachweise), dass auch Ovid benutzt ist — mir scheint
aber nur secundär. Dass Seneca in De cibis benutzt ist, hat Weyman
(Philologus 1893 S. 728 f.) gezeigt.
4S Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
sich von ihm über Himmel und Hülle belehren, beide verbinden
die heilige Schrift und die Schilderungen des Poeten I Wahrlich,
wenig zahlreich sind die Hände gewesen, aus denen die Mensch-
heit dauernde Güter empfangen hat! Mehr als ein Jahrtausend
liegt zwischen Novatian und Dante, und noch immer ist es die
h. Schrift und Vergil! Doch dazwischen ist der christliche Kaiser,
ist Augustin, ist Franciskus eingetreten; ohne sie w^äre Dante
nicht Dante.
Jetzt ist es angezeigt, Novatian in einer Monographie dar-
zustellen, seine Schriften neu herauszugeben, ihre Eigenthümlich-
keiten zusammenzustellen und aus ihnen und den ältesten Gegen-
schriften des Cyprian, Cornelius, Sixtus, Dionysius Alex. usw.
den persönlichen und schriftstellerischen Charakter des bedeuten-
den Mannes, sowie seine Kirchenpolitik zu entwickeln. Bisher
kannten wir ihn nur zur Hälfte und unsicher; jetzt kann wirk-
lich ein Charakterbild und eine Geschichte entworfen werden.
Allein bevor das geschieht, ist noch eine versteckte Schrift zu
untersuchen, die, wenn nicht Alles trügt, ebenfalls der Mitte des
3. Jahrhunderts angehört und noch einige neue Aufschlüsse über
Novatian verspricht.
Excurs I.
Citate aus der römischen Bibel in der Zeit 250 bis c. 260
p. Chr. nach Novatian, Römischen Briefen, Cornelius,
Stephanus Sixtus H. und Dionysius Rom.\)
Anspielungen auf verschiedene Erzählungen in I — V Mos.
Spect. 10.
Gen. 1, 3 etc. Trin. 127. Gen. 1, 26. 28 Trin. 6. 128. 197.
„ 1, 6 Trin. 55. „ 1, 27 Trin. 5. 128. 175. 197.
„ 1, 14 Trin. 2. „ 1, 29 Cib. 259. 260.
1) Für diese Sammlung sind benutzt: 1) Novatian de trinitate, 2) der-
selbe, de cibis ludaicis (beides nach den Seiten der Ausgabe von Jack-
son, London 1728), 3) ders., de laude mart., 4) ders., de bono pudic,
5) ders., de spectaculis, G) ders., quod idola, 7) ders., ep. 30 in Cypr. epp.,
8) ders., ep. 86 in Cypr., epp., 9—14) die römischen Briefe in Cypr., epp. 8.
21. 81. 49. 50. 53 (die Stücke 3—14 sind nach HartePs Ausgabe citirt und
nach Capiteln), 15) der Brief des Cornelius an Fabius bei Euseb., h. e.
VI; 48, 16) ein Stück aus einem verlornen Brief des Stephanus bei Cyprian
Excurs 1.
49
Gen. 1, 31 Trin. 32 Gib. 262.
„ 2, 7 Trin. 6.
„ 2, 9 Trin. 52.
„ 2, 16. 17 Trin. 7.
„ 3, 4. 5 Trin. 11.
„ 3, 17 Trin. 12.
„ 5, 24 Trin. 52.
„ 6. 8 Sixt. 54.
„ 6, 5—7 Sixt. 56.
„ 7, 2 Gib. 262.
„ 8, 21 Trin. 43.
„ 9, 3 Gib. 260.
11. 7 Trin. 132 f.
7 Trin. 135.
7 etc. Trin. 139 etc.
8 Trin. 59.
I Trin. 143.
24 Trin. 145. 197.
17 Trin. 147.
18. 19 Trin. 147.
Land. 18.
12 Trin. 52.
11.12.13 Trin. 149. 150.
24 Trin. 59. 152.
26—31 Trin. 152.
156.
25 Trin. 152.
7 Pud. 8.
14—16 Trin. 157.
10 Trin. 59.
II Trin. 171.
9. 10 Trin. 52.
12
16
17
18
19
21
21
22
22
31
32
32
32
39
48
49
49
Exod. 3
153.
Exod. 3, 14 Trin. 35.
„ 4, 13 Trin. 61.
„ 7, 1 Trin. 163.
„ 9, 28 Sixt. 62.
„ 11, 2 Sixt. 53.
„ 12, 35 Sixt. 53.
„ 31, 18 Trin. 43.
„ 32 Sixt. 53.
„ 33, 20 Trin. 135.
Levit. 11,3. 4.9.10.13 Gib. 261.
„ 11, 4. 7 Gib. 268.
„ 11,6. 15.16.18.19.29.30.
Gib. 269 f.
„ 20, 10 Pud. 6.
Num. 5, 2 Sixt. 55.
„ 11, 5. 6 Gib. 272.
Deut. 1, 17 Sixt. 67.
„ 4, 24 Trin. 49.
„ 4, 39 Trin. 26.
„ 5, 15 Trin. 43.
„ 6, 4 Trin. 233.
„ 8, 3 Gib. 275.
„ 16, 19 Sixt. 67.
„ 18, 5 Trin. 61.
„ 28, 66 Trin. 62.
„ 29, 5 Trin. 54.
„ 32, 6 Dion. p. 376.
„ 32, 8 Trin. 133.
„ 32, 35 Sixt. 58.
I Sam. 2, 3. 8 Sixt. 62.
„ 18 Sixt. 64.
I Reg. 8, 39 Trin. 97.
(ep. 75 Firmiliani c. 25), 17) die Schrift Sixtus IL ad Novatianum (eben-
falls nach Hartel's Ausgabe und zwar nach den Seiten, 18) Reliquiae
Dionysii Romani bei Routh, Rel. Sacr. 2. Aufl.* III p. 373 sq. Trin. = de
trinitate; Gib. = de cibis lud.; Land. = de laude mart.; Pud. = de bono
pudic; Spect. -= de spectaculis; Idol. = Quod idola dii non sint; die 8
Briefe nach den Nrr. ^ ep. 8. 21 etc.; Steph. = Stephanus; Sixt. = Sixtus
ad Novat. ; Corn. = Cornelius; Dion. =^ Dionysius Romanus.
Texte u. üntersucliungen XIII, 4. 8
50 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
II Reg. 2 Spect. 2. Jesaj. 3, 27 Irin. 46.
„ 19, 16 Trin. 43. „ 6, 10 Land. 5.
I Paral. 15, 28. 29 Spect. 2. ,, 7, 14 Trin. 63. 86. 87.
Ps. 2, 7 TriD. 197. 198. „ 8, 3 Trin. 211.
„ 2, 8 Trin. 66. 198. „ 9, 6 Trin. 142. 148 etc.
„ 9, 7. 11 Sixt. 63. „ 11, 1 Trin. 63.
„ 19, 5. 6 Trin. 96. „ 11, 2. 3 Trin. 221.
„ 20, 5 ep. 21, 3. „ 11, 10 Trin. 65. 66.
„ 22, 17. 18 Trin. 212. „ 30, 1 Sixt. 54.
„ 32, 1 Land. 30. „ 35, 3. 4 Trin. 87. 88.
„ 34, 16 Trin. 43. „ 35, 5. 6 Trin; 63. 88.
„ 34, 22 Sixt. 66. „ 37, 20 Trin. 229.
„ 45, 1 Trin. 93. 94. 111. 126. „ 40. 12 Trin. 27. 229.
128. „ 40, 22 Trin. 27
„ 45, 8 Trin. 222. „ 42, 2. 3 Trin. 64.
„ 51, 6 Sixt. 66. „ 42, 8 Trin. 28.
„ 68, 18 Trin. 57. „ 42, 19 Sixt. 54.
„ 69, 22 Trin. 212. „ 43, 25. 26 Sixt. 68.
„ 72, 1 Trin. 66. „ 44, 6. 7 Trin. 229.
„ 82, 1. 2 Trin. 162. „ 45. 1 Trin. 198.
„ 82, 7 Trin. 163. „ 45, 7 Trin. 30.
„ 89, 31—34 Sixt 59. „ 45, 21 Trin. 28. 229.
„ 91, 13 Sixt. 57. „ 48, 11 Trin. 28.
„ 99, 1 Trin. 55. „ 53. 2. 3. 5. Trin. 65.
„ 104, 24 Trin. 26. „ 53, 7 Trin. 64. 212.
„ 104, 32 Trin. 27. „ 55, 3—5 Trin. 64.
„ 110, 1 Trin. 66. 198. 201. „ 57, 16—19 Sixt. 60.
„ 110, 3 Dion. p. 376. „ 61, 1 Trin. 222.
„ 115, 5. 6 Land. 5. „ 65, 2 Trin. 65. 212.
„ 119, 176 Sixt. 65. .. 66. 1. 2 Trin. 29. 43.
„ 139, 8—10 Trin. 43. 44. Jerem. Kl. 24 Sixt. 60.
Prov. 8, 22 Dion. p. 376. „ 17, 5 Trin. 104. 118.
„ 8, 26 Dion. p. 376. Ezech. 1, 18. 22 Trin. 56. 55.
Sap. Sal. 3, 4. 5 Land. 16. „ 10, 12 Trin. 56.
„ ,. 3, 7. 8 Land. 11. „ 18, 4 Sixt. 67.
Sirach 2, 1. 2 Land. 14. „ 18, 21 Sixt. 64.
„ 2, 4. 5 Land. 16. „ 18, 30 Sixt. 59.
„ 2, 10—12 Sixt 69. ., 18, 30—31 Sixt. 68.
Jesaj. 1, 20 Trin. 43. „ 33, 10. 11 Sixt. 60.
Excurs I.
51
Ezech. 33, 11 Sixt. 68.
„ 33, 12 Sixt. 63.
„ 34,3.4.10.11.16 Sixt. 65.
„ 34, 3. 4 ep. 8, 1.
„ 36, 18—23 Sixt. 59.
„ 44, 10. 13 Sixt. 54
Daniel 3, 27 Trin. 54.
„ 6 Spect. 10 Laud. 12.
„ 7, 9. 10 Sixt. 67.
Zusätze Z.Daniel Spect. 10 Pud.
9 Laud. 12.
Hosea 1, 7 Trin. 85.
„ 6, 3 Trin. 66.
Joel 2, 12. 13 Sixt. 59.
„ 2, 28 Trin. 218.
Arnos 4, 11 Trin. 145.
Jona 3 Sixt. 62.
Micha 8, 8. 10 Sixt. 62.
Habac. 3, 3 Trin. 89. 90.
Zephan. 3, 1. 2 Sixt. 57.
Sachar. 7, 6 Gib. 275.
„ 9, 16 Sixt. 64.
Malach. 3, 6 Trin. 34.
(Henoch Sixt. 67, s. unter
Judasbrief).
Matth. 1, 23 Trin. 186.
„ 3, 10 Laud. 27.
„ 3, 12 Sixt. 54.
„ 3, 16 Trin. 221.
„ 5, 3. 6 Gib. 277.
„ 5, 8 Trin. 215 Cornel. ep.
49, 2.
„ 5, 10—12 ep. 31, 4.
„ 5, 26 Laud. 13.
„ 5, 32 Pud. 6.
„ 7, 2 Sixt. 63.
„ 7, 3 Sixt. 52.
„ 7, 13 Sixt. 55.
„ 7, 15 Sixt. 64.
Matth. 7, 22. 23 Sixt. 58.
„ 7, 26. 27 Sixt. 56.
„ 9, 4 Trin. 97.
„ 10, 18. 21. 22 ep. 31, 4.
„ 10,28 Sixt.67 Trin. 194.
„ 10, 29. 30 Trin. 53. 54.
„ 10, 32 Laud. 11.
„ 10, 33 Trin. 104 f. Sixt.
58. 61 ep. 30, 7.
„ 10, 37. 38 ep. 31,4.
„ 10, 39 Laud. 28.
„ 11, 21 Sixt. 63.
„ 12, 32 Trin. 225
„ 13, 14 Sixt. 54.
„ 16, 16. 17 Trin. 200 f.
„ 16, 26 Laud. 17.
„ 18, 32 ep. 30, 7.
„ 19, 5 Pud. 5.
„ 19, 16 Trin. 234.
„ 19, 17 Trin. 230. 233.
„ 19, 29 Laud. 17.
„ 22, 43. 44 Trin. 83.
„ 23, 8. 10 Trin. 233.
„ 23, 12 [Lc. 18, 14] Sixt.
62. 68.
„ 24, 19 Sixt. 68.
„ 24, 24 Steph.
„ 26, 14 c. parall. Sixt. 64.
„ 26, 75 Sixt. 59.
„ 27,51f. Laud.29 Spect.lO
„ 28, 19 Sixt. 56.
„ 28, 20 Trin. 87.
Marc. 2, 5 Trin. 98.
„ 7, 19 Gib. 275.
„ 16, 15 Sixt. 56 Trin. 53
Luc. 1, 35 Trin. 186 f.
„ 2, 7 Trin. 92.
„ 6, 5 Trin. 83.
„ 6, 24 Gib. 277.
8*
52
Luc.
V
Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
Joh.
7, 36—47 Sixt. 61.
10, 19 Sixt. 57.
10, 22 Trin. 201.
10, 31 f. Sixt. 52.
11, 10 Sixt. 66.
12, 8 Laud. 11.
12, 9 Laud. 3 ep. 30, 7.
13, 1—5 Sixt. 66.
15, 4 f. Sixt. 65.
15, 6—10 Sixt. 65.
16, 19 etc. Gib. 278.
18, 19 Trin. 32.
18, 29. 30 Laud. 17.
19, 7 ep. 8, 3.
20, 38 Trin. 195.
1, 1 Trin. 94 f. 231.
1, 3 Trin. 94. 107. 112 et
passim.
1, 10 Trin. 84. 94.
1, 11 Trin. 94.
1, 14 Trin. 74 et passim.
1, 15 Trin. 105.
1, 18 Trin. 148. 136.
2, 19 Trin. 166.
3, 13 Trin. 96.
3, 32 Trin. 166.
3, 34. 35 Trin. 165.
4, 21 Trin. 44.
4, 24 Trin. 42. 48.
4, 34 Gib. 275.
5, 19. 26 Trin. 105.
5, 21. 22 Trin. 83.
6, 26. 27 Gib. 275.
6, 38 Trin. 166. 198.
6, 46. 51. 62 Trin. 106.
6, 68 Sixt. 59.
8, 14. 15 Trin. 107 f.
8, 17. 18 Trin. 200.
8, 23 Trin. 109.
Joh. 8, 42 Trin. 110.
8, 44 Sixt. 58.
8, 51 Trin. 112.
8, 58 Trin. 83. 114.
10, 1 Sixt. 54.
10, 8 Sixt. 54.
10, 11 Trin. 234.
10, 12 Sixt. 58. ep. 8, 1.
10, 18 Trin. 166.
10,27. 28 Trin. 115.
10, 30 Trin. 98. 116. 202,
Dion. p. 377.
10, 32 Trin. 117.
10, 33. 36 Trin. 206. 208.
10, 35. 36 Trin. 117.
11, 26 Trin. 118.
11, 42 Trin. 201.
12, 28 Trin. 200.
12, 35 Laud. 27.
13, 5 Trin. 145.
14, 2 Laud. 27.
14, 6—8 Trin. 210.
14, 9 Trin. 209.
14, 10 Dion. p. 377.
14, 11 Dion. p. 375.
14, 12. 15. 16. 23. 26. 28
Trin. 213 f.
14, 16. 17 Trin. 218f.
14, 28 Trin. 199.
15, 1. 2. 9. 10. 15. 21 Trin.
214.
15, 26 Trin. 220.
16, 7. 13 Trin. 220.
16, 14 Trin. 119.
17, 3 Trin. 120f. 201.
17, 4 Trin. 201.
17, 5 Trin. 83. 96. 122.201.
20, 17 Trin. 199 f.
20, 22. 23 Trin. 218.
II
Excurs I.
53
Job. 20, 28 Trin. 99. 231.
„ 21, 15f. Sixt. 59. ep. 8, 1.
Rom. 1, 3 Trin. 83.
„ 1, 8 ep. 30, 2.
„ 1, 20 Trin. 31.
„ 2, 11 Sixt. 67.
„ 2, 16 Sixt. 58.
„ 7, 14 Trin. 43 Gib. 258.
„ 8, 9. 26 Trin. 222.
„ 8, 9 Pud. 2.
„ 8, 17 Land. 28.
„ 8, 18 Land. 18.
„ 8, 21 Trin. 31.
„ 8, 35—37 ep. 31, 4.
„ 9, 5 Trin. 99. 231.
„ 11, 33 Trin. 57.
,, 11, 36 Trin. 31.
„ 12, 19 Sixt. 58.
„ 14, 4 Sixt. 62.
„ 14, 17 Gib. 274.
I Gor. 2, 9 Trin. 49.
„ 2, 12 Trin. 224.
„ 3, 3 Sixt. 64.
„ 3, 6—8 Trin. 204.
„ 3, 12 Sixt. 53. 58.
„ 3, 16 Trin. 222.
„ 6, 9. 10 Pud. 6.
„ 6, 13 Gib. 274.
„ 6, 15 Pud. 6.
„ 6, 18 Pud. 6.
„ 6, 19. 15 Pud. 2.
„ 7, 7 Land. 28.
„ 7, 40 Trin. 224.
„ 9, 24 Land. 28. Spect. 2.
„ 10, 12 Sixt. 62.
„ 10, 20. 21 Gib. 280.
„ 10, 25 Gib. 274.
„ 11, 1 Laud. 28.
„ 11,3 Pud. 5.
I Gor. 11, 17. 22 Sixt. 64.
„ 12, 3 Trin. 225.
„ 14, 32 Trin. 224.
„ 15, 50 Trin. 75.
II Gor. 3, 17 Trin. 222.
„ 4, 13 Trin. 219.
„ 5, 10 Sixt. 58.
„ 11, 13 Stepb.
Gal, 1, 1. 12 Trin. 100.
„ 3, 20 Trin. 230.
„ 4, 4 Trin. 83.
„ 5, 17 Trin. 223.
„ 6, 2 Sixt. 63.
,, 6, 14 Laud. 28.
Epb. 4, 10 Trin. 134. 135.
„ 5, 6. 7 Sixt. 68.
„ 5, 23. 28. 29 Pud. 5.
„ 5, 24 Pud. 2.
„ 6, 12 Gib. 257 Spect. 2 ep.
30,6.
„ 6, 14 ep. 31, 5.
Pbilipp. 1, 21 Laud. 14.
„ 2, 9 Trin. 178.
„ 2, 6—12 Trin. 174. 175.
„ 3, 2 Sixt. 53 Stepb.
„ 3, 14 Gib. 257.
Goloss. 1, 15 Trin. 137. 166. Dion.
p. 376.
„ 1, 16 Trin. 94. 103.
„ 1,24 ep. 31, 3.
„ 2, 15 Trin. 168,
„ 2, 20 Laud. 28.
„ 2, 18. 19. 21. 23 Gib. 276.
I Thess. 4, 3 Pud. 6.
I Tim. 1, 17 Trin. 31.
„ 2,5 Trin. 168f. Idol. 11.
„ 4, 1.2 Trin. 224 f.
„ 4, 1—5 Gib. 274.
„ 6, 8. 10 Gib. 278.
54 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
I Tim. 6, 12. 13 Corn. ad Fab. Apoc. 2, Iff. Sixt. 63.
„ 6, 16 Trin. 136. 230 ep. „ 2, 5 Sixt. 63.
30, 7. „ 3, 17 Sixt. 53.
II Tim. 1, 11 Trin. 233. „ 3, 21 ep, 31, 4.
„ 2, 20 Sixt. 53. . „ 6, 9 Laud. 51.
Tit. 1, 15 Gib. 273. „ 6, 12—17 Sixt. 67.
„ 2, 11. 3, 4 Corn. ad Fab. „ 7, 13. 14 Laud. 51.
I Pet. 1, 19 Sixt. 63. „ 12, 15 Sixt. 64.
„ 3, 20 Sixt. 55. „ 13, 8 Laud. 51.
„ 5, 5 Sixt. 62. „ 17, 15 Sixt. 56.
I Job. 1, 5 Trin. 48. „ 20, 4 Laud. 28.
„ 2, 11 Sixt. 63. „ 20, 11 — 13 Sixt. 68.
„ 2, 18 Sixt. 54. „ 22, 15 Sixt. 53.
„ 4, 8 Trin. 48. „ 22, 18. 19 Trin. 123.
Jud. 14, 15 Sixt. 67.
Es ist docb ein ziemlicb bedeutender, c. 390 — 400 Stellen
umfassender Bestand von Citaten aus der römiscben Bibel, der
sich für das 6. Jahrzehnt des 3. Jahrhunderts ermitteln lasst, und
für die Itala-Forschung ist es wichtig, diesen Bestand zusammen-
hängend übersehen zu können. Aber auch für die Geschichte des
Kanons ist die Übersicht von Belang. Erstlich ist es be-
merkenswerth, dass schlechterdings keine „apokryphen" Citate
vorhanden sind. Weder jüdische Apokalypsen (über die Stelle
aus Henoch s. Texte u. Unters. XIII, 1 S. 57) noch NTliche
Apokrypha kommen hier vor (auch nicht der Hirte des Hermas,
auch nicht die Apokalypse des Petrus, obgleich sie Novatian ge-
kannt hat); die ATliche Sammlung umschliesst zwar auch Sap.
Sal. und Sirach, aber sie sind Bestandtheile der Septuaginta.
Diese Reinheit des Kanons macht z. B. die Hypothese, die
Schrift adv. aleatores sei römisch und zugleich nach d. J. 250
geschrieben, unmöglich; denn sie wimmelt von apokr3^phen Citaten.
Zweitens bestätigt die Übersicht die Erkenntniss. dass der
Hebräer-, Jakobus- und 2. Petrusbrief damals in dem römischen
Kanon gefehlt haben; über 2. und 3. Johannesbrief lässt sich
nicht urtheilen. II Thess., Philemon und Acta fehlen nur zu-
fällig unter den Citaten; immerhin aber ist es auffallend, dass
sich unter c. 227 Citaten aus dem N. T. kein solches aus den
Acten findet. Allein wie vorsichtig man in Schlüssen aus diesem
negativen Thatbestand sein muss, geht daraus hervor, dass nach
1
Excurs IL 55
Hieron. ep. 36, 1 (ad Damasum) mit einer gewissen Wahrschein-
lichkeit gefolgert werden kann, dass sich Novatian in einem seiner
Briefe über Act. 10, 15 f. geäussert hat. Drittens geht aus den
Citationsformeln hervor, dass das A. T., die Evangelien und die
Briefe sich im Ansehen wesentlich gleich gestanden haben, und
aus der Zahl der Citate folgt, dass das N. T. bereits häufiger citirt
wird als das A. T.; die Citate verhalten sich wie 9 : kaum 7.
Doch soll darauf kein besonderes Gewicht gelegt werden, da hier
Zufälligkeiten mitspielen.
Excurs IL
Zur Überlieferungsgeschichte pseudocyprianischer
Schriften.
Wie das „Indiculum Cecili Cipriani" beweist, waren im J. 359
(in Afrika) in das Corpus Opp. Cypriani bereits aufgenommen
(s. Mommsen, a. a. 0. S. 347f.)
1) Novatian's Schrift de laude martyrii,
2) Novatian's Brief (Cypr. ep. 30 ed. Hartel) unter dem Titel
„Romani resc."
3) Die Schrift ,,adversus ludaeos" (s. Hartel, Cypr. Opp. T.
HI p. 133 ff.),
4) die Vita Cypriani per Pontium.
Die übrigen Schriften gehören sämmtlich wirklich Cyprian
an. Dass in der Mitte des 4. Jahrh.'s Novatian's Schrift de laude
martyrii unter den Cyprianschriften gestanden hat, bezeugt auch
Lucifer (s. o. S. 4). Da die „Vita" als Appendix angehängt ist
und Niemand bei ihr an cyprianischen Ursprung denken konnte,
und da der 30. Brief ausdrücklich als ein römisches Antwort-
schreiben, nicht aber als Cyprian-Brief bezeichnet und dem 20. Brief
Cyprian's angehängt ist, so ergiebt sich, dass nur die beiden Stücke
„de laude martyrii" und „adv. ludaeos" Contrebande sind. Die
letztere Schrift stammt aber, wie ich wahrscheinlich zu machen
mir getraue, von Hippolyt (sie ist eine Übersetzung), ist also
auch römisch.
In den nächsten Decennien hat sich der Process, der mit der
Ein Schiebung von Novatian's Schrift de laude mart. begonnen hat,
fortgesetzt. 1) Hieronymus citirt die novatianische Schrift „Quod
idola dii non sint" bereits als cyprianisch, 2) er zählt deshalb sie
56 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
(und de laude) nicht in seinem Verzeichniss der Novatian-Schrifteu
auf (de vir. inl. 70), aber er übergeht dort auch die novatianischen
Tractate de bono pudic. und de spectaculis. Nun hat er freilich
1. c. nicht alle ihm bekannten Novatian- Schriften aufzählen wollen
(von einer Briefsammlung Novatian's, die er einsehen möchte,
spricht er ep. 10, 3); aber es besteht doch eine gevt^isse Wahr-
scheinlichkeit, dass schon damals de bono pudic. und de spectac.
nicht mehr unter Novatian's Namen standen, sondern unter dem
Cyprian's, vreil man sie gerne lesen wollte, aber unter Novatian's
Namen nicht lesen durfte^); bei Quod idola ist das gewiss.
3) Hieron. sagt 1. c. ausdrücklich, Viele hielten das Buch de trinitate
für ein Werk Cyprian's, Rufin hat es in Cyprian-Handschriften
gefunden und hat es selbst für ein Werk TertuUian's gehalten.
So war auch diese Schrift um 400 nahe daran, ihren wahren
Autor zu verlieren. Hätten Hieronymus und Rufin nicht so be-
stimmt protestirt, so würden wir sie heute vielleicht als Cyprian-
oder Tertullian-Schrift lesen. 4) Hieronymus kennt einen
Schriftsteller Sixtus II. Bischof von Rom nicht mehr:
er hätte ihn sich für seinen „Katalog" gewiss nicht entgehen
lassen, wenn er von ihm gewusst hätte. Also war die Schrift
ad Novatianum des Sixtus um 400 schon unter den Cyprian-
Schriften untergebracht, und es ist nur ein dankenswerther Zu-
fall, dass Prädestinatus noch ihren wahren Verfasser gekannt hat
(s. Texte u. Unters. XIII, H. 1 S. 44 K). Da daran nicht gedacht
werden kann, dass man absichtlich den Verfasser dieser Schrift
umgestempelt hat — wer hätte einen Tractat des hochverehrten
Märtyrerbischofs missen wollen! — , so erkennt man, dass die
Unterbringung von kleinen gern gelesenen Schriften in das viel
gekaufte Corpus Opp. Cypriani auch aus harmlosen buchhänd-
lerischen Absichten erfolgt ist (sie waren zu klein, um einzeln
1) De spectac. ist bis jetzt nur in jungen Handschriften nachgewiesen
und hat kein altes Testimonium (die älteste Handschrift ist Z = saec.
XIV., freilich trotz ihrer Jugend eine vortreffliche Handschrift). De bono
pudic. ist im Vossianus lat. 40 saec. X. überliefert, der auch den Sixtus.
also eine gleich alte, ebenfalls römische Schrift enthält (s. Texte u. Unters.
Xni, 1 S. 1 ff"). Ausserdem hat de bono pudic. ein altes Zeugniss im 2.
der von Caspari edirten pelagianischen Briefe (Briefe, Abhandl. u, Pre-
digten usw. 1890 S. 21), aber leider ist unsere Schrift ohne Citationsformel
stillschweigend benutzt.
Excurs II. 57
weiter zu leben), dass diese Schriften aber bald ihren Verfasser-
namen an den des Cjprian abtreten mussten — Gedankenlosig-
keit der Abschreiber ist hier wohl die Hauptursache gewesen.
Das Ausgeführte hat sich bereits in der Zeit bis zum An-
fang des 5. Jahrhunderts abgespielt, und zwar in Rom; denn
Quod idola, De spectac, De bono pudic, De laude mart.. Ad No-
vatianum. De trinitate sind sämmtlich römische Schriften. Aber
unter Cyprian's Namen stehen noch folgende vier alte d. h.
mindestens vorkonstantinische Schriften: Adv. aleatores, De re-
baptismate, De montibus Sina et Sion, De pascha computus.^)
Wie steht es mit ihnen? In Bezug auf Ad\^. aleatores habe ich
(Texte u. Unters. V H. 1) wahrscheinlich gemacht, dass der
Tractat römischen Ursprungs ist (die Gegenbemerkungen haben
mich nicht überzeugt), und nachgewiesen, dass er um d. J. 700
in einer übervollständigen, wahrscheinlich römischen Recension
der Werke Cyprian's als Cyprian- Schrift eine Stelle hatte (a. a. 0.
S. 5). Damit ist nicht gesagt, dass er erst damals in das Corpus
Cypr. eingestellt worden ist; aber Näheres ist z. Z. nicht zu er-
mitteln. Über die Überlieferung des Tractats de rebajDtismate
— er soll handschriftlich nicht mehr existiren [?] ; im verbrannten
Cod. Remensis stand er sachgemäss bei Cypr. ep. 74 — enthalte
ich mich z. Z. jeden ürtheils; aber wichtig ist, dass die Schrift
den römischen Standpunkt in der Tauffrage vertritt und bei
Lebzeiten Cj^prian's geschrieben zu sein scheint. Der Tractat
de duobus montibus ist ebenso im Vulgärdialect geschrieben wie
adv. aleat. und hat genau dieselbe Überlieferungsgeschichte wie
dieser,-) d. h. er taucht für uns im Archetypus MQT, der eher
älter als jünger wie das Jahr 700 ist, als Cyprian- Schrift auf
und seine Geschichte verzweigt sich nun ebenso wie die der
Schrift adv. aleat. Er scheint bereits in der Schrift de pascha com-
putus benutzt zu sein; diese ist selbst schon i.J. 242/3 geschrieben,
1) Mit den jüngeren Schriften unter Cyprian^s Namen, Ad Vigilium
episcopum, De singularitate clericorum, De XII abusivis saeculi, hat es eine
besondere Bewandtniss. Ich gehe auf sie daher nicht ein. Die Schrift
de duplici martyrio ist, wie jüngst Lezius abschliessend bewiesen hat,
unter Cyprian's Namen von Erasmus gefälscht worden.
2) Er hat auch sonst noch Manches mit ihm gemein, z. B. die Frei-
heit in den Schriftcitaten.
58 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.
ruht auf den chronologisclien Arbeiten Hippolyt's und weist schon
deshalb nicht nach Afrika, sondern nach Rom. Die schmale
Überlieferungsgeschichte dieser Schrift muss noch geprüft, resp.
ermittelt werden. Aber nach dem bisher Festgestellten ist bereits
sehr wahrscheinlich, dass alle fremden Schriften, die im Alter-
thum zum Corpus Cypriani hinzugetreten sind, römische Schrif-
ten waren, und dass sich der Process der Einstellung dieser
Schriften in die Cyprian-Sammlung in Rom und nirgendwo
anders abgespielt hat.
Achtzehn Handschriften von De Laude sind bisher bekannt geworden,
nämlich, chronologisch geordnet (s.Hartel'sProlegg.: SQLPMNTO2BO3O4O5-
ßgfjLv (über O2— 5, die englischen Codd. s. Sanday, Old biblical Texts
Vol. 2), dazu der Augustanus (Kreisbibliothek 05) und der Cod. Gembla-
censis, nach welchem Erasmus die editio princeps herstellte (er hat den
Tractat mit der Überschrift „Ad Moysen et Maximum et ceteros confessores"
bereits den unechten [vor De bono pudic] zugesellt). Wahrscheinlich steht
die Schrift auch im Matrit. Nat. Bibl. Q. 138 und in einem Bologneser
Codex (ob auch im Vatic. 199?); dagegen fehlt sie in WGCOjRHZi usw.
sowie in den drei Admonter Codd., die ich eingesehen habe. Was ihren
Ort in der Überlieferung betriÖt, so stand sie [\) in der Sammlung, die
Lucifer und der Mommsenianus benutzten, bei ep. 6, resp. in der uralten,
ihr sachlich verwandten Briefgruppe 6. 10. 28. 37. 11. 38. 39; hier findet
sie sich auch noch in (.iv und in B (aber in letzterem zwischen ep. 37 u. 10,
also angeschlossen an den Brief an Moses und Maximus und ausdrücklich
als ebenfalls an sie gerichtet bezeichnet). (11) In dem ältesten Cod. S und
in dem ausgezeichneten Archetypus LNP steht sie nicht in dieser Gruppe,
wohl aber auch bei einem an die Confessoren gerichteten, sachlich ver-
wandten Brief, dem 13. (III) In dem Archetypus QM steht sie tief unten
neben unechten Schriften Adv. Jud. u. Adv. aleat., aber es folgen dann
noch echte Briefe; in O3 steht sie eben dort, aber ep. C. 58 gehen vorher.
(IV) In TO2 steht sie mitten unter den Briefen ohne jede Beziehung zwischen
ep. 12 u. 40. (V)In den jungen Codd. ßg ist sie an den Schluss der
Tractate gerathen. (VI) In O4. 5 folgt sie auf Adv. aleatores.
Druck von August Pries iu Leipzig.
Verlag der J. C. HINRICHS'sclaen Buchhandlung in Leipzig.
Harnack, Adolf, Zur Überlieferungsgesehichte der altchristlichen Literatur. (32 S.)
1894. [in XII, 1. M. 4— ]
Zur Abercius-Inschrift. (28 S.) 1895. [in XII, 4. M. 6.50]
Eine bisher nicht erkannte Schrift des Papstes Sixtus II. vom Jahre 2.57/8.
Zur Petrusapokalypse, Patristisches zu Luc. 16. 19. (VI, 78 S.) 1895. [XIII l.]
M. 3.50
Das Edict des Antoninus" Pius. (64 S.) — Eine bisher unbekannte Schrift
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Hennecke, Edgar, Die Apologie des Aristides. ßecension und Reconstruction des
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Origines betr. die Auffassung der Wahrsagerin l. Könige [Sam.] 28 und die
diesbezügliche Homilie des Origenes, aus der Münchener Hds. 331 ergänzt
und verbessert, mit kritischen und exegetischen Anmerkungen. (XXVII, 75 S.)
1886. [II, 4.] M. 3.50
(Einzelpreis M. 4.50.)
Jselin, L. E., Eine bisher unbekannte Version des ersten Teiles der „Apostellehre".
Getunden und besprochen von J. Übersetzt von A. Heusler. (30 S.) 1895.
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Klostermann, Erich, Griechische Excerpte aus Homilien des Origenes. (14 S.) 1894.
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Kötschau, Paul, Die Textüberlieferung der Bücher des Origenes gegen Oelsus in de^
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Loofs, Friedr., Leontius v. Byzanz und die gleichnamigen Schriftsteller der
griechischen Kirche, l. Buch: Das Leben und die polem. Werke des Leontius
V. Byzanz. (VIII, 317 S.) 1887. [III, 1/2.] M. 10 —
Noeldechen, Ernst, Die Abfassungszeit der Schriften TertuUians. (164 S.) 1888.
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Tertullian's Gegen die Juden auf Einheit, Echtheit, Entstehung geprüft.
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Pape, Paul, Die Predigt und das Brieffragment des Aristides auf ihre Echtheit
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Raabe, Richard, Die Apologie des Aristides. Aus dem Syrischen übersetzt und mit
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Resch, Alfred, Agrapha. Aussercanonische Evangelienfragmente, gesammelt und
untersucht. (XII, 480 S.) 1889. [V, 4.] M. 17 —
(Einzelpreis M. 25—)
Aussercanonische Paralleltexte zu den Evangelien gesammelt u. untersucht. [X.]
1. Textkritische u. quellenkritische Grundlegungen. (VII, 160S.) 1893. M.5 —
2. Paralleltexte zu Matthäus und Marcus. (VIII, 456 S.) 1894. M. 14.50
3. Paralleltexte zu Lucas. (XII, 847 S.) 1895. M, 27 —
RolfPs, Ernst, Das Indulgenz-Edict des römischen Bischofs Kallist kritisch unter-
sucht und reconstruiert. (VIII, 139 S.) 1893. [XI, 3.] M. 4.50
Urkunden aus dem antimontanistischen Kampfe des Abendlandes, Eine quellen-
kritische Untersuchung. (VII. 167 S.) 1895. [XII, 4.] M. 6.50
Schlatter, Adolf, Der Chronograph aus dem zehnten Jahre Antonins. (IV, 94 S.)
1894. [XII, 1.] M. 4 —
Schmidt, Carl, Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Codex Brucianus
herausgegeben, übersetzt u. bearbeitet. (XII, 692 S.) 1893. [VIII 1/2.] M. 22 —
Schwartz, Ed., Tatiani oratio ad Graecos. (X, 105 S.) 1888. [IV, 1.] M. 2.40
Athenagorae libellus pro Christianis. Oratio de resurrectione cadaverum.
(XXX, 143 S.) 1891. [IV, 2.] M. 3.60
Staehelin, Hans, Die gnostischen Quellen Hippolyts in seiner Hauptsehrift gegen
die Häretiker. (III, 108 S.) 1890. [VI, 3.] M. 4.50
Vischer, Eberh., Die Offenbarung Johannis. eine jüdische Apokalypse in christlicher
Bearbeituug. Mit Nachwort von Adolf Harnack. (137 S.) 1886. [II, 3.] M. 5 —
(Einzeln nur in anastatischem Druck käuflich.)
Weiss, Bernh,, Die Johannes-Apokalypse. Textkritische Untersuchungen u. Text-
herstellung. (VI, 225 S.) 1891. [VII, 1.] M. 7 —
Die katholischen Briefe. Textkritische Untersuchungen u. Textherstellung.
(VI, 230 S.) 1892. [VIII, 3.] M. 7.50
Die Apostelgeschichte. Textkritische Untersuchungen u. Textherstellung.
(313 S.) 1893. [IX, 3/4.] M. 10 —
(Die 3 Arbeiten von Bernh. Weiss zus . auch u. d. T. : Das Neue Testament. Bd. I. M. 20 — .)
Wentzel, Georg, Die griechische Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.
(63 S.) 1865. [XIII, 3.] M. 2 —
Werner, Johs., Der Paulinismus des Irenaeus. Eine kirchen- und dogmengeschicht-
liche Untersuchung über das Verhältnis des Irenaeus zu der Paulinischen Brief-
sammlung und Theologie. (V, 218 S.) 1889. [VI, 2.] M. 7 —
TEXTE UND üNTEßSUCHüNGEN
ZUR GESCHICHTE DER
ÄLTCHRISTLICHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR VON &EBHARDT und ADOIP HARMCK
Xm. BXm, HEFT 4
DAS EDICT DES
ANTOXIjSTUS pius
VON
ADOLF HARNACK
EINE BISHER NICHT ERKANNTE SCHRIFT
?s^OYATIAN'S
VOM JAHRE 249/50
[„CYPRIAN", DE LAUDE MARTYRII]
VON
ADOLF HARNACK
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG
1895
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