Google
This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
-* Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individual
personal, non-commercial purposes.
and we request that you use these files for
* Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's system: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
-* Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
* Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can't offer guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web
a[nttp: //books . google. con/]
Google
Über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfiltig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun óffentlich zugünglich gemacht werden. Ein óffentlich zugüngliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch óffentlich zugánglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Óffentlich zugüngliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen cin geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermógen dar, das háufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei — eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu ciner Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit óffentlich zugüngliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugünglich zu machen. Óffentlich zugüngliche Bücher gehóren der Óffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. — Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu kónnen, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehóren technische Einschrünkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
* Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und móchten, dass Sie diese
Dateien nur für persónliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
* Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgend welcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in grohen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fórdern die Nutzung des óffentlich zugánglichen Materials für diese Zwecke und kónnen Ihnen
unter Umstünden helfen.
* Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
* Bewegen Sie sich innerhalb der Legalitüt Unabhángig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
óffentlich zugánglich ist, auch für Nutzer in anderen Lündem óffentlich zugánglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir kónnen keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulüssig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugünglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext kónnen Sie im Internet unter[ht t p : / /books . google. conjdurchsuchen.
ii — — cn f
318
P5
tll
V. 3
gitus Maccius Plautus
Luſtſpiele. 227
Deuiſch
' vo"
Dr. wilhelm Vinder.
——e— d
Dteüelsntes Rändchen.
Die beiden Baͤcchis.
(Bac chides.)
Siui tgurt.
. Goifmens'ide Ber jaga⸗Buchhandlung.
^ —. . 1868,
Die beiden Sacdjis.
(Baéchides.)
Giu alfenijdes Luſtſpiel in 6 Akten, angebíid) nad) bent
Griechiſchen bes Philemon.
' 6
bafer jeinem Freunde Piſtoclerus im Athen, bent Sohne
bes Philorenus, auf, Allem aufgubieten, um ifren Aufent⸗
halt zu erfahren unb ifr 3u jagen, er, ber bie Treue ftet8
gegen fie bewahrt, merbe balb wieder zurückkehren. Kurze eit
darauf ijt fie aud) toirffid) in Begleitung ihrer Schweſter ties
ber in Athen angefommen ; Piſtoclerus, um be8 Freundes Auf—
irag gewiſſenhaft auszurichten, ſucht fie auf, finbet fie, berfiebl
ſich aber bei biejer Gelegenbeit ſelbſt im bie jüngere Bacchis.
Endlich fommt aud) Mneſilochus toieber nad) Athen zurück unb
bringt bie Gelbjumme, welche er in Epheſus Datte einziehen
ſollen, bolfjtinbig mit. Noch ebe er ben Hafen verläßt, [didt
er ber Chryſalus au feinem Freunde Piſtoclerus, um ſich bei
bielem nad) ber Geliebten zu erfunbigen. Hier bernimmt nun
Chryſalus, bag bie Bacchis fid) wieder in Athen befinbe, allein
in eim 3Serbültnig mit einem Offizier aus Gamo8, Namens
'Gleomadjus, getreten fei, ber eben im Begriffe [tebe abau-
reiſen unb fie mit fid) zu nehmen, wenn man ihm nidjt 200
Goldſtücke al8 Stüdbergütung an ber bem Mädchen Deteit8 ge:
aebenen Miethſumme au8begable. Jetzt wird guter Rath tfeuer:
ba8 Geld muB um jeben Preis herbeigeſchafft werden, umb
Chryſalus ift auf ber Celle entſchloſſen, ohne erit ben 9Rne-
ſilochus vorher darüber au befragen, Diefür gu jorgen. Er
entwirft einem Plan, moie er ben 9ticobulus, ben 3Bater feines
jungen verliebten Herrn, um bie benbtfigte Summe prelfen will.
Schon fange fatte ber Alte mit Sehnſucht au[ bie Rück—
febr jeine8 Sohnes gewartet; er ijt deßhalb ſehr erfreut, al
er ben Chryſalus, ber ibn [ogleid) aufgeſucht Datte, wieder
erblickt. Dieſer fügt ifm nun eine Reihe bon Abenteuern bor,
bie fie in Epheſus erfebt Dütten, namentfid) baB inen, al8 fie
mit bem Gelbe, ba8 fle nur mit Mühe befommen, enblid) ab-
reijen wollten, Seeräuber aufgelauert, weßhalb e8 Mneſilochus
für beſſer gehalten habe, die Hauptſumme bei einem reichen
Manne im Epheſus zu deponiren unb mur einen Theil mitzu⸗
nehmen. Der fan war meiſterhaft angelegt: Mueſilochus
konnte nun dem Vater einhändigen, ſo viel ihm beliebte; der
Alte ſollte genöthigt werden, ſelbſt nach Epheſus zu reiſen, um
€inlcitung.
Das vorliegende Luſtſpiel, ein wirklich meiſterhaftes Intri⸗
enſtück, worin — wie ſo oft bei unſerem Dichter — ein
chlauer und ſeinem jüngern Herrn treu ergebener Sklave die
Dauptrolle ſpielt, ſchildert uns das Hetärenweſen des ſeinem
Verfalle bereits mit Rieſenſchritten zueilenden Griechenlands in
jeiner völligen Nadtheit. Die ſehr künſtlich angelegte Fabel
deſſelben läßt ſich kurz in Folgendem zuſammenfaſſen.
Ein gewiſſer Pyrgoteles ir Samos fatte bon ſeiner Gat-
fim Soſtrata zwei Töchter, welche, ba Vater unb Mutter in
bie Geheimniſſe des Bacchus eingeweiht waren, zu Ehren bie:
ſes Gottes beide den Namen Bacchis erhielten. Nach dem
Tode der Eltern begab ſich die ältere nach Athen, um hier ihr
Glück zu ſuchen, was ihr auch gar bald gelang, indem ſie an
Mneſilochus, bem Sohne des atheniſchen Bürgers Nico—
bulus, einen ihr blind ergebenen Liebhaber fand. Nun wurde
aber Mneſilochus von ſeinem Vater nach Epheſus geſchickt, um
dort bei einem Geſchäftsfreunde eine bedeutende Geldſumme zu
erheben; fein. Sklave Chryſalus begleitete ihn. Zwei Jahre
dauert ſeine Abweſenheit; während dieſer Zeit macht ſeine
Geliebte eine Reiſe nach Greta, um ihre jüngere Schweſter,
welche ein Kriegsmann, deſſen Name nicht genannt wird, dort⸗
hin gebracht hatte, abzuholen und mit ſich nach Athen zu
nehmen. Muneſilochus erhält Kenniniß bom ber Abreiſe ſeiner
Geliebten, weiß aber nicht, wohin fie gegangen, unb trägt
^U. P td
E. DORSCH, M. D. :
$ Monroe, Mich.
vf vor ew cw; £u
THE DORSCH LIBRARY.
1 ——3$9I9.— |
The private Library of Edward Dorsen, M. D.,of
Monroe, Michigan, presented to the University of Michi-
gan by his widow, May, 1888, in accordance with a wish
expressed by him.
Titus Maccius Plautus
Luſtſpiele. ——
Deutſch
Dr. wilhelm Vinder.
— —
Dreizehntes Xünbden.
Sit beiden Bacchis.
Gac hides.)
—
dere e ⸗—
Sisi igurt.
Hoffmann'ſche Ber Jaga⸗Buchhandlung.
^ —. .. 1868,
———-
Die beiben Bacchis.
GBadohides.)
Gin atheniſches Luſtſpiel in 6 Akten, angeblich nach bem
Griechiſchen des Philemon.
Perſonen.
Nicobulus, eim atheniſcher Bürger.
Sünrfilodjus, deſen €ojn.
Bbbilortmus, Stejécr unb Freund des Thicebulyt.
Biftoclerus, fein &ojn.
Cleomachus, ein Dffüier au Samos.
fybus, Greer bel, Piſtoelerus. d
fecdis Lh i Cáncer; Bebe Geiiren.
Qbryfalue, Stlave des Ricobulus und Mueftlochus.
Der Darafit des Gleomagus.
Atemo, ein axberer Suave beh Ricobulus
Qin Knabe im Dienſte des Cleomachus
Süerere. Sklaven.
fumme. Verſonen.
Sus 6th fpiett qu Athen pijden bem ohnungen beh Ricobulus umb ber
Bebes Scweſtern Bacdjil.
' 6
bafer feinem Freunde Piſtoclerus im Athen, bem Sohne
bes Philoxenus, auf, Allem aufgubieten, um ihren 9ufent-
halt zu erfahren unb ibr 3u jagen, er, ber bie Treue ſtets
gegen fie bewahrt, merbe balb wieder zurückkehren. Kurze Seit
barau[ ijt fie aud) toirffid) in 3Begleitung ihrer Schweſter wie⸗
ber in Athen angefommen; Piſtoclerus, um be8 Freundes Auf—
irag gewiſſenhaft auszurichten, ſucht fie auf, finbet fie, berfiebl
ſich aber bei biejer Gelegenbeit ſelbſt im bie jüngere Bacchis.
Endlich fommt aud) Mneſilochus wieder nad) Athen zurück unb
bringt die Geldſumme, welche er in Epheſus hatte einziehen
ſollen, vollſtändig mit. Noch ehe er den Hafen verläßt, ſchickt
er den Chryſalus zu ſeinem Freunde Piſtoclerus, um ſich bei
dieſem nach ber Geliebten zu erkundigen. Hier vernimmt nun
Chryſalus, daß die Bacchis ſich wieder in Athen befinde, allein
in ein Verhältniß mit einem Offizier aus Samos, Namens
Cleomachus, getreten ſei, der eben im Begriffe ſtehe abzu—
reiſen und ſie mit ſich zu nehmen, wenn man ihm nicht 200
Goldſtücke als Rückvergütung am ber bent Mädchen bereits ge-
gebenen Miethſumme ausbezahle. Jetzt wird guter Rath theuer:
das Geld muß um jeden Preis herbeigeſchafft werden, und
Chryſalus iff auf ber Stelle entſchloſſen, ohne erſt den Mne—⸗
ſilochus vorher darüber zu befragen, hiefür zu ſorgen. Er
entwirft einen Plan, wie er den Nicobulus, den Vater ſeines
jungen verliebten Herrn, um die benöthigte Summe prellen will.
Schon lange fatte ber Alte mit Sehnſucht auf bie Rück—
lebt ſeines Sohnes gewartet; er ijf deßhalb ſehr erfreut, als
er den Chryſalus, der ihn ſogleich aufgeſucht hatte, wieder
erblickt. Dieſer lügt ihm nun eine Reihe von Abenteuern vor,
bie fie in Epheſus erlebt hätten, namentlich daß ihnen, als fie
mit bem Gelde, ba8 fie nur mit Mühe befommen, endlich ab-
—reiſen wollten, &eeráuber aufgelauert, weßhalb es Mneſilochus
für beſſer gehalten habe, die Hauptſumme bei einem reichen
Manne in Epheſus zu deponiren unb nur einem Theil mitzu—⸗
nehmen. Ser Plan mar meiſterhaft angelegt: Muneſilochus
konnte nun dem Vater einhändigen, ſo viel ihm beliebte; der
Alte ſollte genöthigt werden, ſelbſt nach Epheſus au. reiſen, um
4 -
ben Reſt daſelbſt zu holen, unb im ber Zwiſchenzeit konnte
Nneſfilochus bie Geliebte bel dem Offizier ausloͤſen.
Doch plötzlich wird bem Chryſalus bon Mneſilochus ſelbſt
ganz unerwartet ein Strich durch ſeine Rechnung gemacht. Er
iſt nämlich, nachdem ihm Chryſalus bie frohe Nachricht bon
der Geliebten mitgetheilt und ihm geſagt hat, wie er den Vater
Nicobulus hinter bas Licht geführt, au ſeinem Freunde Piſto—
clerus geeilt, um dieſem für ſeine Bemühungen um die Wie—
derauffindung der Geliebten zu danken. Statt des Freundes
findet er aber deſſen Vater Philoxenus, bei welchem ein alter
treuer Sklave, Namens Lydus, ber ehemals Piſtoclerus' Er⸗
zieher geweſen, ſo eben bittere Klagen über bie ausſchweifende
Lebensweiſe ſeines vormaligen Zöglings führt. Bei dieſer
Veranlaſſung erwähnt Lydus aud) des Liebeshandels, ben Piſto—
clerus mit einer gewiſſen Bacchis aus Samos unterhalte.
Mneſilochus, ber dieß mit anhört unb nicht weiß, bap ſeine
Geliebte eine Schweſter deſſelben Namens bei ſich habe, geräth
in die heftigſte Aufwallung, da er ſich vom Freunde wie von
der Geliebten gleich ſchändlich betrogen glaubt. Er iſt raſch
entſchloſſen, Nichts für die Treuloſe zu thun, eilt ſogleich zum
Vater, händigt dieſem die ganze von Epheſus mitgebrachte
Geldſumme ein unb ſtellt damit ſeinen Sklaven Chryſalus als
groben Lügner hin. Allein nur zu bald muß er ſeine Eile
bereuen; denn kaum hat er ſeinen Vater verlaſſen, jo begegnet
er ſeinem Freunde Piſtoclerus, der ihn alsbald aus ſeinem
ne reißt, indem er ſich ihm unumwunden als Liebhaber
bet jüngern Bacchis darſtellt. Mneſilochus iſt ber Verzweif—
lung nahe; bod) aud) jebt -trojtet ihn ſein ergebener, im allen
Sätteln gerechter Sklave Chryſalus wieder. Er hat ſchnell
eine neue Liſt erſonnen, die eben ſo ſchnell zur Ausführung
lommen ſoll. Auf ſeinen Rath wird ſogleich ein ſchwelgeriſches
Mahl für die beiden verliebten Paare veranſtaltet, wobei es
recht ausgelaſſen unb tol zugehen muß; zugleich muß Mneſi—⸗
lochus ſeinem Vater einen Brief ſchreiben, den ihm Chryſalus
ſelbſt dictirt, und worin dieſer als der ärgſte Böſewicht dar—
geſtellt wird, der den Sohn zu allen Leichtfertigkeiten verführe,
9.
wiſſen bie grollenden Alten jo zu bethören, daß fie ihnen in
das Haus folgen, nicht, um ihre Söhne zu beſtrafen, ſondern
um — in deren Geſellſchaft ſelbft zu ſündigen. Mit dieſer
ſchneidenden Diſſonanz, welche der Epilog in den Schlußworten:
„Wenn dieſe Greiſe nicht bereits von Jugend auf
Nichts nutz geweſen wären, würden ſte ſich heut
Mit grauen Haaren nicht ſo ſchmählich noch vergehn,“
zu deuten ſucht, ſchließt das Stüuukl.
Der Prolog, ſowie bie erſten Scenen dieſes Luftſpiels ſind
verloren gegangen. An ihrer Stelle befindet ſich in der Baſe—
[er (1523) unb Cölner (1530) Ausgabe ein Prolog unb eine
erſte Scene, welche in ben Handſchriften unb ben früheren
Ausgaben fehlen, entſchieden unächt und darum auch ohne allen
Werth ſind. Laskaris, ein griechiſcher Grammatiker aus
Conſtantinopel (4. 1493), erzählt im einem Briefe an ben
Garbinal Bembus, bap er beibe zu Meſſina gefuuben babe.
Ginige geben jogat ben bertijmten Petrarca als Verfaſſer ber-
ſelben an.
Sem eben ermüfnten Pſeudo-Prolog zufolge wäre bas
Ctüd von Plautus au8 bem Griedijden be8 Philemon
übertragen" worden. SOiejer Philemon, nad) Ctrabo aus
Soli in Gilicien, nad) Anderen aus Syracus gebürtig, [ing
gegen ba8 Jahr 320 bor unjrer Seitredjnung am, aí8 brama-
tijder Dichter aufzutreten. Er ijt ber dítefte Dichter ber neuern
attijdjen Gomübie unb tar jo frudjfbar, bag nad) ber 9Ingabe
ber Alten bie Zahl feiner Suft[piele fid) auf nidjt weniger al8
97 belief. Einer ber competentejten. Kunſtrichter des ters
thums, £uinctilian, meist ibm (X, 1) unter ben Qujtipief-
bidjtern ben nádjien 33a& nad) JRenanber an. Stand Phile—
mon legterem in mandjer $infidt nad), |o übertraf er ihn
bagegen durch ba8 grüBere Intereſſe, welches ev ber Handlung
burd) ba8 mannigfaltige Spiel ber Intriken zu geben toute.
Wie bor allen Dichtern ber neuern attijdjen Comödie, Daben
fich auch von Philemon blos Bruchſtücke erhalten, welche mebr-
mals geſammelt unb herausgegeben worden ſind. Ihre Anzahl
iſt zwar nicht gering, allein zu unſerm Bedauern findet ^^
8.
ben Vater gu betrügen jud, unb ber gerabe jetzt mieber im
Sinne Dabe, biejem eine Summe abgujagen, weßhalb ibn 9tis
cobulus in Feſſeln fegen laſſen jolle. Dieſen Brief überbringt
Chryſalus ſelbſt; er wird gefeſſelt, geſteht dem Alten ein, daß
er wirklich im Sinne gehabt, bon ifm unter falſchem Vor—
wande Geld zu verlangen, fügt aber ſchlau hinzu, er, der
Vater Nicobulus, würde ihm gewiß gerne das Doppelte geben,
wenn er wüßte, aus welcher Gefahr ſein Sohn damit von
ihm, Chryſalus, habe gerettet werden ſollen. Der Alte wird
neugierig; da zeigt ihm der verſchmitzte Sklave durch die halb—
geöffnete Hausthüre der beiden Bacchis das vertrauliche Ban—
kett und ſagt dem Erſchrockenen: Das Weib, das ſein Sohn
eben im Arme halte, ſei die Frau eines Offiziers, des Cleo—
machus. Dieſe Lüge wird noch durch den glücklichen Zufall
unterſtützt, daß gerade jetzt Cleomachus ſelbſt auftritt, tobt und
Alles niederzumachen droht, wenn ihm nicht auf der Stelle
zweihundert Goldſtücke ausbezahlt werden. Der betäubte Alte
läßt ben Chryſalus losbinden, verſpricht ibm bie verlangte
Summe, um den beleidigten Offizier zu beſchwichtigen, und
weiß nicht Worte genug zu finden, um den Dienſt zu preiſen,
den ihm der kluge, treu ergebene Sklave ſo eben erwieſen habe.
Dieſer aber iſt mit dem einfachen Siege nicht zufrieden: er
prellt den Alten um weitere zweihundert Goldſtücke durch einen,
gleichfalls von ihm dictirten Brief des Mneſilochus, worin
dieſer, demüthig und Reue heuchelnd, die genannte Summe
verlangt, um ſie, einem eidlichen Verſprechen gemäß, der Frau
des Cleomachus zu bezahlen. Der einmal in die Angſt gejagte
ſchwache Alte läßt fid) nochmals bethören unb bezahlt.
Aber nur zu bald erfährt Nicobulus durch Cleomachus
ſelbſt, daß er von Chryſalus übertölpelt worden: die Bacchis
iſt ja nicht die Frau des Offiziers, ſondern blos eine Hetäre.
Während er über ſeine eigene Thorheit jammert, begegnet ihm
Philoxenus, der ebenfalls bekümmert iſt über die Ausſchweifungen
ſeines Sohnes. Beide gehen nach dem Hauſe, wo ihre Söhne
ſich eben dem Vergnügen überlaſſen. Doch ſchon vor demſelben
kommen ihnen die beiden ſchönen Sünderinnen entgegen und
Erſter Akt.
Erſter Auftritt.9
Die beiden Sacchis. Piſtoclerus.
Bacchis 1.
Wär's beſſer nicht, bu ſchwiegſt unb ließeſt mir das Wort?
Batcthis 2.
Von Herzen gern.
Bacchis 1.
Wenn mein Gedächtniß mich verläßt,
Kannſt du ihm ja zu Hilfe kommen, Schweſterchen.
Bacchis 2.
Ich fürchte nur, bei dieſer Hilfe bleibe mir
Die Red' im Halſe ſtecken.
Bactchis 1.
Nein, ba fürdt' id) eh'r,
Die Gtimme geb' bec Nachtigall beim Singen aus.
Komm' fer! |
fpiftocletus.
Wie gebt e8 bem galanten Schweſternpaar,
Das einen unb denſelben Namen führt? Was ijt
In eurem Rath beſchloſſen worden?
Batchis 1.
Gutes nur.
10
aud) nid eines barunter, au8 bem ſich im Geringſten auf. bie
Art unb Weiſe ſchließen liepe, tole Plautus bei ber Bearbei—
tung ſeines Originals gu Werke gegangen ijt. Denn eine
Bearbeitung, nidt eine Ue berſetzung, müſſen toit aud)
dieſes Luſtſpiel des Plautus, toie jeine übrigen, nennen, ba
ber Beziehungen und 9(njpielungen auf rümijde Gitten, Ge⸗
bräuche, Ginridtungen unb Localitäten allzu biefe finb, als
baB bor einer bloßen Ueberſetzung bie Rede ſein fónnte.
m Original zerfällt unjer Stück in [fünf Akte, bon
denen der vierte weit über das Doppelte des Umfangs von
jedem der andern hat. Wir haben daher, um bie Gleichmäßig—
keit in Etwas herzuſtellen, unb aud) mit Rückſicht auf bie Sce—
nerie, in unjerer Ueberſetzung bie Eintheilung in ſechs Akte
gewählt. Sieben Akte — naf Rapp's Vorgang — zu
ſiatuiren, ſchien uns doch etwas gu weit gegangen, aud) liegt
nirgends, weder im Inhalt, noch in den Geſehen des Drama,
eine Berechtigung hiezu vor.
13
Bactchis 1.
Wie fo?
Piſtotlerus.
Ich merke wohl, nach einem Täubchen zielt
Ihr Beide. Weh! der Pfeil ſchlägt an die Flügel ſchon.
Ich halt' es nicht für räthlich, meine Beſte, mich
In dieſen Handel einzulaſſen.
Baci 1.
Und warum?
Piſtoelexus.
Weil, ſchöne Bacchis, mir vor den Bacchantinnen
Und demem Bacchanale graut.
Bacchis 1.
Befurchteſt du
Vielleicht, mein Bette fuge bit eim Leides zu?
Spijtocletus.
Mehr, als bei Bette, ſetzt bein Bitten mich in. Furcht:
Du biſt ein ſchlimm Geſchöpf. Für meine Jahre, Kind,
Paßt ſolch ein Schlupfloch nicht.
Bacchis 1.
Wenn je du Luſt bekämſt
^ne Thorheit Det mir zu begehn, werd' ich bid) ſchon
Dran zu verhindern wiſſen; das mur hätt' ich germ,
Daß, wenn ſich der Soldat einſtellt, du bei mir wärſt;
Denn wenn du da biſt, wird kein Menſch mir oder dir
Ein Leides thun: du wirſt es hindern.
Bacchis 2. J
Einen Dienſt
Thuſt du zugleich auch deinem Freund.) Der Offizier
Meint, wenn er kommt, geni id fei bein Schätzchen jet.
9tun, nun, warum fo fti?
12
Piſtoelerus.
Das iſt ſonſt nicht Hetären⸗Art.
Bacchis.
Niemand iſt doch
So ſchlimm dran, als wir Frauenzimmer.
Piftoclerus.
Wer verdient's
Auch mehr?
fBacdji8 1.
Da bittet meine Schweſter mid), id) foll
Sfr ivgenb einem Stamm geminnen, ber ihr Bilft
Von dem Soldaten [o8 gu werden, bap, ſobald
Die Zeit vorbei, für die ſie ſich verdungen hat,
Sie wieder heim kann gehn. Da könnteſt du ihr wohl
Behilflich ſein.
Piſtotlerus.
Zu was ſoll ich behilflich ſein?
Bactchis 1.
Daß ſie, nach Ablauf ihres Dienſts, nach Hauſe derf,
Und Jener ſie als Sllavin nicht bei ſich behält.
Wenn fie das Geld nur hätte, ba8 er [beim Vertrag)]
Ihr draufgab, ließ' er gern ſie ziehn.?)
Piſtotleruo.
Wo iſt der Mann?
Bacchis 1.
Ich denk', er wird bald da ſein. — Doch weit beſſer läßt
Sich das bei uns drinn machen; und bis Jener kommt,
Nimm Platz und wart': es iſt auch was zum Trinken da,
Und beim Pokal geb' id) bir auch nod) einen. Kuß.
Piſtoctlerus.
wahrer Vogelleim ſind eure Schmeichelein,.
13
Bacchis 1.
Wie fo?
Piſtoclerus.
Ich merke wohl, nach einem Täubchen zielt
Ihr Beide. Weh! der Pfeil ſchlägt an die Flügel ſchon.
Ich halt' es nicht für räthlich, meine Beſte, mid)
9n dieſen Handel einzulaſſen.
Dachis 1.
Und warum?
Piſtoelexus.
Weil, qone Bacchis, mir vor ben Bacchantinnen
Und deinem Bacchanale graut.
Bacchis 1.
Befürchteſt bu
Vielleicht, mein Bette ftge bir eim Leides zu?
. Spiftocletus.
Mehr, als beim Bette, feBt bein Bitten mid) in Furcht:
Du bift ein. ſchlimm Geſchöpf. Fur meine Jahre, &inb,
Paßt ſolch ein Schlupfloch nicht.
Bacchis 1.
Wenn je du Luſt bekämſt
"me Thorheit bei mit qu begehn, werd' id) bid) ſchon
Dran zu verhindern wiſſen; das nur hätt' ich gern,
Daß, wenn ſich der Giolbat einjtelít, bu bel mir mürft;
Denn menn bu ba bit, wird fein. Menſch mir ober bir
Gin Leides thun: bu mirjt e$ Dinbern.
Bacchis 2.
Einen Dienſt
Thuſt du zugleich auch deinem Freund.) Der Offizier
Meint, wenn er kommt, 9o ij fei bein Schätzchen jet.
Nun, nun, worum fo fil?
14
Piſtoclernus.
Ganz artig läßt ſich das
Anhören; doch, läßt man ſich ein, verſucht man's nur,
Sieht man ben Stachel, ber das Herz zerſticht, ber. Hab'
Und Gut zerſtört, dem guten Namen Wunden bohrt.
Bacchis 2.
Befurchteſt du ſo Was von meiner Schweſter?.
Piſtoelerus.
Ob
Ich [o Was fürdjte, fragſt du? Ein ſo junges Blut
Sollt' einen Kampfplatz dieſer Art betreten, wo
Dem eignen Schaden man den Schweiß zum Opfer bringt,
Wo man, ſtatt nad) bem Discus, nad) bem Unheil greift,
Das Siegesziel des Wettlaufs nut ber Schandpfahl ijt?
Batchis 1.
Du ſprichſt recht artig.
Piſtoelerus.
| Statt des Schwertes Dietet man
Ein Turteltäubchen mir; dann wieder einen Krug
Anſtatt des Fechterriemens; eine Flaſche ſtatt
Des Helms; als Preis des ege? einen SSfumenfrang.
Als Speer bient fier ber Würfel; eim weich Mäntelchen
Als Harniſch; ſtatt auf's Roß ſteigt man in's Lotterbett,
Und ſtatt des Schildes liegt die Hure neben uns.
Hinweg von mir, hinweg!
Barccthis 1.
Du biſt auch gar zu wild.
Piſtoelerus.
Zu meinem Beſten bin ich's.
Bactqhis 1.
O, man wird dich ſchon
Geſchmeidig machen: das Geſchäft nehm' ich auf mich.
45
Piſtoclerus.
Du biſt nur eine gar zu theure Schaffnerin.
Bacchis 1.
Stell' dich einmal, als wäreſt du verliebt in mich.
Piſtoelerus.
Zum Spaß blos, oder ernſtlich?
Batchis 2.
Ct, das Letztere
fear" freilich beſſer. — Wenn ber Offizier erſcheint,
Soll er in deinem Arm mich ſehn.
Sitoclerus.
Was halfe das?
Batchis 1.
Nur ſehen ſoll er dich; ich weiß ſchon, wo hinaus.
G piftocletus.
Und id weiß, was ich furchte. — Willſt bu ſonſt noch Was7?
iBacdji8 1.
Was meinſt bu?
Piſtoelerus.
Wie? wenn's mut bei. Gud) mit eineut Mal
Gin ieiftüd, ein Geíag, ein S benbeffem. gibt,
Wie's oft in derlei Lochern vorzukommen pflegt,
Wo weist man mir den Platz an?
Bactchis 1.
Neben mir, mein Herz;
Dem feinen Mann gebührt eim feines Mädchen aud.
Su bid) ijt jebe Zeit eim Plätzchen frei Dei un$,
Du magít fo unbermutbet loutiien, als bu willit
Willſt bu bir gütlid) tun, mein Schatz, fo [age mur:
16
„Schaff' an, was gut ift!" nnb eim lieblich Oertchen foll
Dir werden, wo bu dir's Defaglid) machen fannft. —
Piſtoclerus.
Hier iſt ein wilder Strom, der nur mit Mühe ſich
Paſſiren läßt.
Batthis 1.
Nun freilich, Etwas wirſt du wohl
In dieſem Strom verlieren müſſen. — Reiche mir
Die Hand und komm' herein.
Piſtoelernus.
O nein, und nochmals nein!
Bacghis 1.
Warum nicht?
Piftoclerus.
Weil's für einen jungen Menſchen nichts
Gefährlichers kann geben, als: Nacht, Weib und Wein.
| Bacchis 1.
Gut denn. Sir fiegt Nichts bran, id) thu's ja nur für bid.
Der Offizier nimmt meine Schweſier mit ſich fort;
Wenn du nicht willſt, du brauchſt gar nicht dabei zu ſein.
Spiftoclerus (halb für ſich).
Ha, bin ich nicht der wahre Gar⸗Nichts, daß ich mich
So wenig zu beherrſchen weiß?
fBaci$is 1.
Was ſcheu'ſt bu nod?
Piſtotlerus.
Nichts mehr. Jetzt, Kind, nimm mich als deinen Sklaven hin:
Dein bin ich, diene dir allein nur.
4
Bacchis 1.
Allerliebſt!
ſtun eite Bitte noch. Der Schweſter möcht' id) germ
zum Abſchied heut ein Schmäuschen geben. Unverweilt
daß id das Gelb von drinn bir holen; bu beſorgſt
ls bann, was mon gu einer flotten Mahlzeit braucht.
Piſtotlerus.
das ſoll geſchehn. Doch eine Schande wär's für mich,
Wenn ich bir einen Dienſt erwieſ' unb ließe mb
Dafür aus beinem Beutel zahlen.
Bacchis 1.
Nein, es darf
dir keine Koſten machen.
Piſtoelerus.
Laß doch das!
Bacchis 1.
Naun denn,
Benn du's nicht anders haben willſt, ſo mag es ſein.
doch eil', ich bitte.
Piſtoclerus.
Schneller bin ich wieder da,
[(8 meine Liebesglut für bid) erkalten wird. (Ab.)
Zweiter Auftritt.
Die beiden facdjis.
Bacchis 2.
Ij bringe bir heut Glück in'8 Haus, mein Schweſterchen.
Bacchis 1.
"e fo?
Plautus. Die beibe Bacqis. 2
bh
18
Bacchis 2.
Weil, wie mid) biünit, bu einen guten Fiſch
In beinem Netz gefangen Daft.
Bactchis 1.
Den hab' id) feft.
Dir, Schweſter, will id) jeGt au bem Mueſilochus
Verhelfen, unb daß vorher noch du Geld bekommſt,
Eh' dich der Hauptmann mit ſich nimmt.
Bacchis 2.
Mein höchſter Wunſch!
Bacchis 1.
Das wird ſich machen laſſen. — Doch, das Waſſer iſt
Schon warm: laß uns hinein jetzt gehn und nimm ein Bad,
Mir ſcheint, daß dich die Seefahrt angegriffen hat.
Bactchis 2.
Ein Bischen, Schweſter. Auch kommt Jemand dort des dB eg:
Der könnt' un8 ftórem; gehn mit denn.
Bacchis 1.
Komm' mit hinein
Und fege bid) zu Bett, eim wenig auszuruhn. GBeide a5.)
Dritter Auftritt.
Piſtoclerus, von einem Sklaven begleitet, ber einen mit Speiſen unb Flaſa
reich beladenen orb trägt; hinter beiben Tydus.
Lydus.
Schon lange, Piſtocler, folg' ich im Stillen dir,
Zu ſehn, was du mit dieſen Vorbereitungen
Im Schilde füfrft; denn, wahrlich, eim Lycurgus ſelbſt)
Konnt' Bier verleitet werden zu "nem ſchlechten Streich.
19
Wohin ſchlägſt bu fo ſchnurſtracks eben jeGt ben 99eg
Mit dieſer reidjen .Sabung ein?
fpifloefetu (auf bie Wohnung ber beiben Bacchis beutenb).
Dorthin!
Lydus.
Wohin?
Wer wohnt denn dorten?
Piſtoclerus.
Amor, Venus, Liebesreiz,
Wolluſt und Freude, Scherz und Spiel und Plauderei
Und Honigmundes⸗Süßigkeit.
Lydus.
Was haſt du denn
Mit dieſen Göttern des Verderbens abzuthun?
Piſtoclerus.
Nur ſchlimme Menſchen reden von den Göttern ſchlimm.
Zu redeſt bon ben Göttern nicht, wie ſich's gebührt,
Und daran thuſt du Unrecht.
£9bu5.
Gibt'8 bemt einen Gott
Mit 9tamen „Honigmundes⸗Süßigkeit?“
Piſtotlerus.
Du glaubſt
Das nicht? Wie ungebildet, Lydus, biſt du doch,
Den ich um Vieles weiſer, als den Thales, hielt!
Geh', du biſt dummer nod, als eim Potitier 5);
Biſt ſchon ſo alt und kennſt der Götter Namen nicht.
Lydus.
Der Aufzug will mir nicht gefallen.
2*
20
- » iftocferus.
Iſt aud) nidt
Dir gu Gefallen arrangirt; ec ift für mid,
Gefällt mir.
Lydus.
Wie? auch gegen mich ergehſt du dich
In Stichelreden? Hätteſt du zehn Zungen ſelbſt,
Du müfte[t ſchweigen.
Piſtoclerus.
Nicht für jedes Alter ſchickt
Sich Luſt und Scherz, mein Lydus; nur das Eine liegt
Mir jetzt am Herzen: wo ſich ein geſchickter Koch,
Der würdig dieſes Mahl bereitet, finden läßt.
Lydus.
Verloren biſt bu ſelbſt, wie ich und meine Muh';
Umſonſt hab' ich den Weg zum Guten dir gezeigt.
Piſtoclerus.
Zu nicht' iſt meine Müh' aud, wie bie deinige,
Dein Unterricht bringt weder bir, noch mir Gewimn.
Lydus.
O du verſtocktes Herz!
Piſtoclerus.
Du biſt mir recht fatal!
Sei fü unb fofg! mit, Lydus.
Lydus.
Seh' mir Einer doch,
Nicht mehr Erzieher, ſondern Lydus nennt er mid). )
Piſtoclerus.
Es ſchickt ſich nicht und kommt mir gar nicht paſſend vor,
Wenn drinn der Herr bei ſeiner Freundin ſich vergnügt,
91
Cie fügt unb aud) nod) andre Güfte bei fij hat,
Daß neben biejem aud) nod) ber Erzieher ſteht.
Lydus.
Zu dem Zweck alſo ward dieß Alles eingekauft?
Piſtoclerus.
So hofft's mein Herz; wie's weiter ſich geſtalten wird,
Steht in der Götter Hand.
Lydus.
Du haſt ein Liebchen?
Spiftorlerus.
Das
Wirſt du erfahren, wenn du erſt ſie ſelber ſiehſt.
£518.
Allein bu ſollſt fein'8 haben, nimmer geb^ ich's au.
Geh' jegt nut miebet Beim.
Piſtoelerus.
Still, Lydus, hüte dich,
Es fónnte bit ſonſt ſchlimm ergehn.
eZAydus.
Mir ſchlimm? Wie ſo?
Piſtoelerus.
Entwachſen bin ich nunmehr deiner Führerſchaft.
eydus.
O Hollenſchlund, mo biſt bu mun? Wie ſtürzt' ich mich
So gern in dich hinab! Viel mehr, als ich gewollt,
Muß ich erblicken. Wie viel wünſchenswerther iſt's,
Gelebt zu haben, als am Leben noch zu ſein.
Der Schuler wagt e, feinem Lehrer zu bedrohn?
Nein, ſolche Bollblut⸗Schüler ſind nicht mehr für mich:
Leicht wirft ber Gtarfe mich, ben morſchen, ſchwachen Mann.
22
Piſtoelerus.
Zum Hercules werd' ich ſicher nod, gum Linus bu?)
eydus.
Ich fürdjte vielmehr, daß mich bein Benehmen nod)
Sum Phönix madjt5), ber deinem Vater Kunde bringt
Du ſei'ſt geſtorben.
Piſtoclerus.
Gnug von den Geſchichten jetzt!
Lydus.
Hier ift bie Scham dahin! Nicht wünſchenswerth, fürwahr,
Iſt für dein Alter die Errungenſchaft, die dir
Mit dieſer Unverſchämtheit zugefallen iſt.
Verloren iſt der Menſch! Denkſt du nicht auch daran,
Daß noch dein Vater lebt?
Piſtoelerus.
Bin ich dein Sklave? Biſt
Nicht du der meine?
Lydus.
Das hat dir ein ſchlimmerer
Lehrmeiſter beigebracht, nicht ich. Weit mehr Talent
Zeigſt bu für derlei Sachen, als für das, was id)
Dir beizubringen ſtets vergebens war beſtrebt.
Piſtoelerus.
Bis hierher, Lydus, gönnt' ich freie Rede dir.
Jetzt haſt du gnug geſchwatzt; ſei ſtill und folge mir.
Lydus.
O Himmel, welchen ſchlimmen Eingriff thateſt du
In deine Jugend, daß du ſolch verwerflich Thun
Vor deinem Vater, mie vor mir verhehlet haſt! Geide treten 5.)
29
Zweiter &&t.
Erſter Auftritt.
Chryſalus (m Reiſekleide).
Willkommen, Heimath meines Herrn — zwei Jahre ſind's,
Die fern von hier in Epheſus ich zugebracht —
Wie freu' ich mich, daß ich bid) wieder ſehen darf!
Auch dich, Nachbar Apollo9), ber bu unſerm aue
Zunächſt bie Wohnung haſt, grüß' id) verehrungsvoll.
Vaf doch ben Nicobulus, unſern alten Herrn,
Mir vorher nicht begegnen, eh' ich Piſtocler,
Muneſilochus' Freund, geſehn, an ben Mueſilochus
Der Bacchis wegen einen Brief geſendet hat.
Zweiter Auftritt.
Der Vorige. piſtoclerus.
Piſtoclerus ſpricht in das Haus ber Bacchis, aus bem er heraustritt.
Ich wundre mich, bag bu bir ſo viel Mühe gibſt,
An's Wiederkommen mich zu mahnen; nimmermehr
Vermöcht' id) von bir wegzubleiben, wollt! ich aud):
So feft haſt bu durch Qiebe midj an bid) geknüpft.
Chryſalus.
Ihr ew'gen Götter! Piſtocler iſt's, ben ich ſeh',
Willkommen, Piſtocler!
Piſtoclerus.
Willkommen Chryſalus!
Chryſalus.
Laß meine Worte kurz zuſammenfaſſen mich:
Zu freuft bid) meiner Wiederkunft, ich glaub' es bir;
24
Herberge gibſt bu mir unb lädſt zu Tiſche mid,
Wie's Brauch iſt gegen den, der aus der Fremde kommt.
Ich nehme Beides an, und einen feſten Gruß
Bring' ich zudem dir noch von deinem Freunde mit.
Du fragſt mich, wo er iſt?
Piſtoclerus.
Lebt er? Ergeht's ihm wohl?
Chryſalus.
Darüber wollt' ich mich bei dir erkundigen.
Spiftocferug.
Wie fanum id) 8 wiſſen?
Chryſalus.
Niemand beſſer.
Piſtoclerus.
Ei, wie ſo?
Chryſalus.
Weil, wenn das Mädchen, das er liebt, gefunden iſt,
Er ganz geſund und glücklich iſt; im andern Fall
Befindet er ſich ſchlimm und iſt dem Tode nah.
Die Geliebte iſt der Lebenshauch des Liebenden:
Fehlt die ihm, iſt er Nichts, und iſt ſie bei ihm, fehlt's
Sonſt überall, er iſt und bleibt bedauernswerth. —
Doch, ſprich, was haſt bu bon bent Auftrag ſchon beforgt!
Piſtoelerus.
Was denkſt bu wem mir? unverrichtet foll er das,
Weßhalb er einem Boten eigen8 mir gejanbt,
Bei ſeiner Ankunft treffen ? Lieber wollt' idj bod)
Das Feld bebaun im Schattenreich des Acheron.
Chryſalus.
Ei, fandeſt du die Bacchis ſchon?
2b
Piſtoclerus.
Die Samierinꝰ
Chryſalus.
Dann gib nur Acht, daß Keiner unſanft ſie berührt,
Du weißt, wie leicht all ſamiſches Geſchirr zerbricht ! 0).
Piſtotlerus.
Du machſt's doch jetzt, wie immer.
Chryſalus.
Sag', ich bitte dich,
Wo ift fie gegenmürtig ?
Piſtoclerus.
Hier, von wo du mich
So eben haſt herausgehn ſehn.
Chryſalus.
O, ganz erwünſcht!
Da wohnt ſie ja i unſrer nächſten Nachbarſchaft;
Denkt fie bisweilen wohl nod) am Mueſilochus?
Piſtoclerus.
Du magſt noch fragen? Ueber Alles geht ihr der.
Chryſalus.
Das wäre doch! |
Piſtoclerus.
Was glaubſt bu benn? Das arme Sing
Wird gar verzehrt von Qiebe.
Chryſalus.
Das vernehm' ich gern.
Piſtotlerus.
Nicht einen Augenblick läßt ſie vorübergehn,
Wo ſeinen Namen ſie nicht nennt.
26
Chryſalus.
Beim Hercules,
Um ſo viel mehr verdient ſie's, daß ſie Bacchis heißt.
Piſtoclerus.
Ja freilich.
Chryſalus.
Freilich; doch ich will jetzt lieber heim.
Piſtoclerus.
Iſt dir's zuwider, daß die Sache deines Herrn
So glücklich ſich geſtaltet hat?
Chryſalus.
O, nicht der Herr,
Der Spieler nur ſchlägt in das Herz die Wunde mir.
Selbſt den „Epidicus“!i) — id) liebe dieſes Stück
Nicht minder, als mich ſelbſt — ſeh' ich mit Ekel nur,
Wenn Pellio drinn bie [Titel⸗]Rolle ſpielt. — Doch ſprich,
Hältſt du die Bacchis nicht auch für ein herrlich Weib?
Piſtoelerus.
Das fragſt du noch? Wahrhaftig, wäre Venus nicht
Zu Theil mir worden, grüßet' ich als Juno ſie.
Chryſalus.
Nun ja, wie hier bie Sachen ſtehn, Mueſilochus,
Iſt zwar für das, was du zum Lieben brauchſt, geſorgt,
Doch zum Spendiren muß ſich erſt Was finden noch;
Dazu bedarf es Gold.
Piſtoclerus.
Und zwar Philippiker !?).
Chryſalus.
Vielleicht ſchon jetzt ?
9T
Piſtoclerus.
O, früfer mod); gleich wird ſich hier
Cin Offizier einſtellen.
Chryſalus.
Was? ein Offizier?
Ppiſtoclerus.
Der, um die Bacchis abzutreten, Geld verlangt.
Chryſalus.
Der mag erſcheinen, wann er will; nur laſſ' er mich
Zu fang nicht warten. 's liegt bereit; ich fürchte Nichts,
Ich bitte Niemand drum, ſo lang mein Kopf noch Kraft
Zu Cdjeluenftreidjen hat. — (Geb du hinein, ich mill
Hier außen ſorgen. Sage drinn der Bacchis auch,
Mueſilochus fei ba.
Piſtoclerus.
Wie du befiehlſt, geſchieht's. Ab in das Haus.)
Dritter Auftritt.
Ehryſalus aleein.
Dieß Geldgeſchäft iſt jetzt in meine Hand gelegt.
Aus Epheſus haben wir zwölfhundert Philippsd'or
Gebracht, bie unſerm eren ſein Gaſtfreund ſchuldete.
Da heißt es nun, ein feines Schwänkchen ausſtudirt,
Daß mein verliebter junger Herr zu Gelde kommt. —
Doch, horch, bie Thüre hat geknarrt: mer kommt heraus?
28
Vierter Auftritt.
Jer Vorige. Nicobulus.
Nicobulus (rc fij).
Ich milf mun zum Spirüeu$!9), nachzuſehen, ob
(it Handelsſchiff aus Epheſus eingelaufen ijt,
Denn ſehr bin ich in Sorgen, daß mein Sohn ſo lang
Daſelbſt verweilt und gar nicht an die Heimkehr denkt.
Chryſalus (ebenfalls für fich).
Den will ich weidlich rupfen, wenn die Götter mir
Geneigt (tnb. Friſch an'sWerk! Jetzt, Goldmann, braucht es Gofb 1^),
Heran an dieſen! Phrixus' Widder muß er mir
Heut werden!6); bis auf Mark unb Bein will ich das Gold
Heraus ihm ſcheren. (aut: Chryſalus, ber Sklav', entbeut
Dem Nicobulus ſeinen Gruß.
Nicobulus.
Ha, Chryſalus!
Wo ift mein Sohn?
Chryſalus.
Vor Allem gib den Gruß zurück,
Den ich dir bot.
Nicobulus.
Sei mir willkommen! Doch, wo iſt
Muneſilochus?
Chryſalus.
Er lebt, es geht ihm gut.
Nicobulus.
Er kommt?
Chryſalus.
Er kommt.
29
fticobulus.
9d) athme mieber; Lebenswaſſer (trümt
Von bir mir zu. Und mar er biójer (tet8 geſund?
Chryſalus.
Wie Einer, der mit allen Leibeskräften kämpft.
Nicobulus.
Und jenes Geld, weßhalb ich ihn nach Tpheſus
Geſandt, gab's ihm mein Gaſtfreund Archidemides?
Ehryſalus.
Weh', Nicobul, ein Stich iſt mir's in Herz und Hirn,
Wenn man eim Wörtchen nur bon jenem Menſchen ſpricht:
Den Namen Gaſtfreund gibſt du deinem ärgſten Feind?
Nitobulus.
Wie meinſt du das? Ich bitte dich, beim Hercules!
Chryſalus.
Bier Güter nicht, Vuleanus, Sonne, Mond unb Tag —
Deß bin ich ſicher — haben einen ärgern Sqhuft
Jemals beſchienen.
Nicobulus.
Als ben Archidemides?
Chryſalus. | |
3a, aí$ ben Archidemides. |
Nitobulus.
Was that er denn? |
Chryſalus.
„Was that er nicht?“ Das iſt es, was du fragen mußt.
Gf fütg et gegen deinen Sohn au läugnen ar,
Er fei bir feinen SDreier fdjufbig. — Als fofort '
Mueſilochus unſern often. Gaft[reunt pelago
30
Zum Anwalt nam unb im in beffen Gegentart
Die Handſchrift borfielt, bie bu ifm durch deinen Sohn
Zuſtellen ließeſt —
Nitobulus.
Nun, und als er bie geſehn?
Chryſalus.
Begann er ſo: ſie ſei gefälſcht, ſei nicht von ihm;
Schimpfreden ſtieß in Maſſe gegen ihn er aus:
Betrügriſch zeig' er auch in andern Sachen ſich.
Erlaſſe mit das ganze Bild des Ränkeſchmieds.
Nicobulus.
Habt ihr das Geld? Das theile mir vor Allem mit.
Chryſalus.
Nachdem der Prätor uns die Commiſſarien
Beſtellt 16), ward endlich er verurtheilt, und mit Zwang
Bezahlt' er tauſend und zweihundert Philippsd'or.
Nicobulus.
So viel betrug die Schuld.
Chryſalus.
Doch höre weiter nun,
In welchen Handel er uns noch verwickelt hat.
Nicobulus.
In noch Was weiter?
Chryſalus.
Gi, fo höre! Nummer drei
Kommt jetzt.
Nicobulus.
Betrogen bim ich! Ein Autolycus!7),
Kein Gaſtfreund war es, dem mein Geld ich anvertraut!
uM,
91
Chryſalus.
Nitobulus.
Nein, dieſe Geldgier war mir nie
Bekannt von meinem Freund.
Chryſalus.
Co hore bod)!
Wir, im Beſitz des Gelds,
Begaben uns zu Schiff; nach Haus verlangten wir.
Wie ich auf dem Verdecke ſitz' und um mich ſchau',
Erblick' ich einen Nachen.
Nitobulus.
Weh, ich bin des Aet
Der Nachen fährt mir im bem Leib.
Chryjalus.
Dein Gaſtfreund war's,
Der in Geſellſchaft drinnen ſaß mit Räubervolk.
Nitobulus.
Und ich war ſolch ein Pilz und ſchenkt' ihm mein Vertraun!
Im Namen Archidemides lag die Warnung ſchon,
Daß er zum Dämon wird an anvertrautem Gut.
Chryſalus.
Der Nachen machte heimlich Jagd auf unſer Schiff;
Ich gab genau auf Alles, was ſie thaten, Acht.
Vom Hafen lief indeſſen unfer Fahrzeug aus.
Kaum waren wir in See, ſo rudern die uns nach:
Kein Vogel fliegt, fein Wind [o ſchnell. Ich merke kaum,
Was fie um Schilde führen, faf ich unfer Schiff
Die Anker werfen. Wie ſie nun uns ſtehen ſehn,
Greift uns ijr Kahn mit Ungeſtüm vor'm Hafen am.
Nicobulus.
Die Böſewichter! aber nun, was thatet ihr?
92 ,
Ehryſalus.
Wir fuhren in den Hafen ein.
Nicobulus.
| Das war bon eud
Sehr fíug gethan. Allein was thaten Sene brau[?
CEhryſalus.
Sie zogen gegen Abend ſich an's Land zurück.
Nitobulus.
Das Geld zu rauben: darauf legten ſie es an.
CEhryſalus.
Das merkt' ich wohl, drum war ich auch ganz außer mir.
Wie wir nun ſahen, daß es unſerm Gelde galt,
Berathen wir uns ungeſäumt. Wir ſchaffen gleich
Am andern Tag die ganze Baarſchaft fort, und zwar
Ganz öffentlich, in ihrer Gegenwart geſchah's,
Sie ſollten wiſſen, daß wir's thaten.
Nicobulus.
Wirklich fein!
Und ſie?
Chryſalus.
Sobald ſie ſahn, daß wir mit unſerm Geld
Vom Hafen uns zurück begaben, zogen ſie
Gang traurig unb kopfſchuttelnd ihren Kahn an's Land.
Wir deponirten Alles bei Theotimus.
Nicobulus.
Theotimus? Wer iſt ber?
CEhryſalus.
Megabyzus' &»o fit,
Der Prieſter ber epheſiſchen Diana ijt,
Der weitaus theuer⸗werthſte Mann!s) in. Epheſus.
33
9ticobulug.
Fürwahr, er wird mir noch um Vieles theurer fein,
Wenn um mein ſchönes Geld von ihm geprellt ich bin.
Chryſalus.
Geborgen iſt's ja im Dianentempel ſelbſt!9);
Dort wird's gehütet unter Staates-Garantie.
Nitobulus.
Das iſt mein Todesſtreich! weit beſſer wär' e8 hier
Privatim aufgehoben. Aber habt ihr denn
Gar Nichts von dieſem Gelde mit nach Haus gebracht?
Chryſalus.
Doch ja; allein wie viel er mitbringt, weiß ich nicht.
Nicobulus.
Warum nicht? |
Chryſalus.
Weil Mueſilochus es in der Nacht
Ganz heimlich bei Theotimus hat abgeholt
Und weder mir, noch Einem ſonſt im Schiff vertraut.
Drum weiß ich nicht, wie viel er brachte; doch es muß
So gar viel nicht geweſen ſein.
Nitobulus.
Die Hälfte doch?
Chryſalus. |
Ich weiß e8 mirffidj nidjt, alleim id) zweifle dran.
Sticobulus.
Vielleicht ber dritte S: gei ?
Chryſalus.
Auch dieſes glaub' ich nicht;
'6 ift möglich, doch ich weiß nichts Sichres; überhaupt
Weiß ich nur ſo viel von dem Geld, daß ich Nichts weiß,
Plautus. Die beiden Bacchis. 3
. 94
Sept Bleibt bir Nichts mehr üórig, als: bu nimmſt eim Schiff,
Machſt ſelbſt bid) auf ben Weg unb holſt bei Theotim
Dein Geld ab, — alt! ein Wörtchen nod),
Nitobulus.
Was willſt du?
Chryſalus.
| Daß
Du ja fein deines Sohnes Ring auch mit dir nimmſt.
Nitobulus.
Wozu den Ring?
Chryſalus.
Weil nur, wer dieſen bringt, das Geld
Von Theotim erhält: ſo ward es ausgemacht.
Nitobulus.
Sehr wohl; dein Rath war gut. Doch, iſt Theotimus
Auch reich?
Chryſalus.
Wie magſt du fragen? Seine Schuhe ſind
Mit Gold geſohlt.
Nicobulus.
Was treibt er ſolchen Uebermuth?
Chryſalus.
Sein Reichthum iſt ſo groß, daß er nicht weiß, wohin
Mit ſeinem Geld er ſoll.
Nicobulus.
Ich wollt', er gäb' es mir. —
Wer war dabei, als Theotim das Gold empfing?
Chryſalus.
Das [gange] Volk; in Epheſus weißt's Jedermann.
^ 95
Nitobulus.
Das wenigſtens war klug von meinem Sohn, daß er
Das Gold ſolch reichem Mann zum Aufbewahren gab;
Da wird man's wieder haben können wann mam mill.
Chryſalus.
Gewiß; nicht einen Augenblick hält der zurück;
Zu jeder Stunde, wo du kommſt, kriegſt du dein Gold.
Nitobulus.
Schon glaubt' ich, frei vom Leben auf der See zu ſein
Und dürft' als alter Mann nicht mehr au Schiffe gehn;
Allein nun ſeh' ich wohl, ich habe keine Wahl:
Das hat mein ſaubrer Gaſtfreund Archidemides
Mir angethan. — Doch, wo iſt nun Mueſilochus,
Mein Sohn, zu treffen?
Chryſalus.
Auf den Markt iſt er hinab,
Die Freund' unb Götter zu begrüßen.
Nitobulus.
Nun, ſo will
Ich eiligſt zu ihm, bag id) mit ihm reden kann. (Ab.)
Fünfter Auftritt.
Chryſalus auci. |
Dem Bab id) wacker aufgepadt, mehr, aí8 er braucht.
Auf feinem Fall i(t meim Geweb ſchlecht angelegt,
lim meinem jungen Herrn mit allem Nöthigen
Für feine Liebſchaft zu verſehn. — 's ijt [o gemadit,
Daß [o viel Geld ec nefmen fant, als ifm beliebt,
Und feinem Vater was er will aufommen läßt.
Der Alte gebt, ſein Geld au folem, nad) Epheſus,
Da wollen wir indeſſen fiet uns gütlich thun,
3*
36
Wenn anders er uns fier läßt, mid) unb feinem Sohn
Nicht mitnintmt, Welche Ränke ſinn' id) ba mod) aus!
Allein was wird geſchehen, wenn's der Alte merkt,
Wenn er dahinter kommt, daß er umſonſt gereist
Und wir das Geld verputzt? Was wird dann mir geſchehn?
Kommt er zurück, dann ändert er mir ſicherlich
Den Namen, macht zum Galgenmann ben Goldmann gleich?
Sobald's nur thunlich iſt, mach' ich mich aus dem Staub;
Werd' ich jedoch erwiſcht, treff' ihn die ſchwere Noth.
Hat Ruthen draußen er, hab' ich daheim mein Fell.
Nun fort, und meinem jungen Herrn den Streich vom Geld
Entdeckt, und daß ich ſeine liebe Bacchis fand.
Dritter Akt.
Erſter Auftritt.
Lydus (el athemlos aus bem Hauſe ber Bacchis herausſtürzend).
Macht weit unb ſchnell dieß Höllenthor — id) bitt' euch — «
Was Andres iſt's ja doch nicht; denn an dieſen Ort
Kommt Niemand, als wen jede Hoffnung, brav zu ſein,
Verlaſſen hat. O dieſe Bacchis! Bacchis nicht
Sind ſie, ſie ſind die wildeſten Bacchantinnen.
Fort von dem Schweſternpaar, das ſich mit Menſchenblut
Vollſaugt! Nur zum Verderben iſt dieß Haus ſo ſchön
Und prächtig ausſtaffirt. Kaum nahm mein Aug' es wahr,
Co hab' id) plötzlich aus dem Staube mid) gemacht.
Das, Piſtocler, ſoll ich verſchließen in der Bruſt?
Verhehlen deinem Vater, was du Schlimmes treibſt,
Wie Schaden leideſt, wo du deine Zeit vergend'ſt?
Wodurch du deinen Vater nicht nur, nein, auch mich
Und dich und deine Freund' all' ins Verderben jagſt,
9
Sa, zu Genoſſen deiner eignen. Schmach uns machſt.
Nicht Scham vor mir, nicht vor bir ſelbſt erfaßte bid)
Bei allem dem, was du da drinnen haſt verübt.
Auf deinen Vater, auf Verwandtſchaft, Freund' und mich
Fällt deines Laſterlebens Miturheberſchaft.
Doch, eh' im Böſen du noch weiter ſchreiteſt, ſoll's
Dein Vater wiſſen; ab wälz' ich von mir die Schuld.
Ich will's bem alten Herrn eröffnen, bag er ihn
So ſchnell als möglich aus bem wüſten Schlamme zieht. (Aby
Zweiter Auftritt.
guefilofjus (mit einigen Dienern, bie im. Hintergrunde ſtehen bleiben).
Vielfältig hab' id) brüber nachgedacht unb bin
Der Ueberzeugung nun, daß es ſich ſo verhält:
Dem Freunde, dem ber Name „Freund“ mit Recht gebührt,
Iſt Nichts, die Götter ausgenommen, vorzuziehn.
Das fab id) durch bie That erfahren: denn als id
— Es mögen nunmehr ungefähr zwei Jahre ſein —
Von hier nach Epheſus mich begab, ſandt' ich von dort
Ein Schreiben ab an Piſtoclerus, meinen Freund,
Und bat ihn, mir mein Liebchen Bacchis auszuſpähn;
Und nun erfahr' ich, daß ev fie gefunden Dat,
Wie mir mein Sklave Chryſalus berichtete.
Dazu hat dieſer gegen meinen Vater noch
'nen ſchlauen Streich, mir Geld zu ſchaffen, ausgedacht,
Deß ich zu meiner Liebe ſo benöthigt bin.
Das muß ich ihm vergelten: denn ich fühle wohl,
Undank iſt an dem Menſchen das Verächtlichſte.
Gerathner iſt es, Einen, der uns Böſes that,
Entwiſchen laſſen, als für Gute8 uns des Danks
Entſchlagen: lieber laſſe man verſchwenderiſch,
Als undankbar ſich nennen: jeder Redliche
Lobt jenes, dieſes heißen ſelbſt die Schlechten ſchlecht.
Drum bin ich auch auf meine Sachen ſcharf bedacht.
38
Jetzt gilt's, Mneſilochus, nunmehr ent[djeibet. ſich's,
Ob, wie du ſein ſollſt, du auch wirklich biſt, ob nicht;
Ob gut, ob böſe, ob gerecht, ob ungerecht,
Freigebig oder karg, gefällig oder nicht.
Sei ja auf deiner Hut, daß dich dein Sklave nicht
Im Wohlthun übertreffe. Wie du immer biſt,
Gewiß, es bleibt nicht unbemerkt. — Doch fie, ba kommt
Der Vater und Erzieher meines Jugendfreunds:
Da muß ich doch wohl horchen, was verhandelt wird.
(Er tritt auf die S
Dritter Auftritt.
Philoxrenus. Cydus. Nachher Mneſilochus.
| £ybu$.
Nun werd' idj fe, ob bu mit Schärf' unb. Gnevgie
Weißt aufzutreten. Folge mir!
Philoxenus.
Wo ſoll ich hin?
Wohin willſt du mich führen?
Lydus.
Zu dem Weibe, die
Den einz'gen Sohn dir ganz zu Grund gerichtet hat.
Philorenns.
(i, Lydus, wer beſonnen bleibt, aud) menm er zurnt,
Thut immer klüger. Minder zu verwundern iſt's,
Wenn jenes Alter derlei Streiche macht, als nicht:
Ich war in meiner Jugend ganz der Nämliche.
Lydus.
Weh, weh mir! Daß du dich auf ſeine Seite ſchlägſt,
Das richtet ijr zu Grund; denn mür' er ohne bid),
Ich hätt' ihn längſt ſchon auf den rechten Weg gebracht.
39
Nun, wei er fid) auf bid) unb beinen Beiſtand ſtützt,
Ward Spiftocer eim. Taugenichts.
Muefilochus (füv fo.
Unſterbliche!
Er ſpricht von meinem Freund. Was gibt's, daß Lydus ſo
Den Piſtoclerus, feinen. Herrn, im Munde fuhrt?
Philorenus.
Kurz zugemeſſen iſt dem Menſchen ſeine Luſt;
Bald kommt die Zeit, wo ſie ihm ſelbſt zuwider wird:
Drum übe Nachſicht; ſorge nur, daß er das Maß
Nicht überſchreitet, außerdem (aj ihm ben Sauf.
Lydus.
Das thu' ich nicht; fo fang id) lebe, därf er nicht
Zu. Grund ſich richten. Aber du, der du ſo warm
Fuür deinen liederlichen Sohn das Wort ergreifſt,
Standſt bw als junges Burſchchen üt ber gleichen Zucht?
Schwerlich war in den erſten zwanzig Jahren dir
Geſtattet, ohne Lehrer auch nur Fingers breit
Von Haus dich zu entfernen; und wenn's je geſchah,
So kam zum erſten Uebel noch das weitere,
Daß, mie ber Schüler, auch ber Lehrer ward verſchrien.
Kamſt du vor Sonnenaufgang in die Rennbahn nicht,
Traf vom Eymnaſiarchen harte Strafe bid).
Dort übte man im Laufen, Ringen, Speerewurf,
Sm Discusſchleudern, Fauſtkampf, Ballſpiel, Springen, fid)
Weit mehr, als im Getändel mit beg Qurenvott:
Da war das Leben unſrer Jugend öffentlich,
Man trieb ſich da nicht in verrufnen Winkeln um.
Und kehrte man von Reit- unb Ringbahn dann nad) Haus,
Go ſetzte mam ganz züchtiglich gegürtet? ) f |
Auf feinen Stuhl aum Lehrer, nahm ba8 Leſebuch;
Und fehlte man nur eine Silbe, ward die Haut
Bunt, mie ber [(Götter-) Amme 9tante( ??), hergefärbt.
40
Siuefilodus8 (uc fo).
Daß meinetmegen fidj mein Freund bie Alles muß
Vorwerfen fajjen, ſchmerzt mid) bitter; unberbient
Ward er burd) meine Cdjulb im bem 3erbadjt gebradjt.
Philoxreuus.
Ganz anders, Lydus, ſind die Sitten heut zu Tag.
Lydus.
Das weiß ich nur zu gut; denn eh'dem hörete
Der Jüngling ſeinem Lehrer nicht zu folgen auf,
Bis ihn das Volk zu einem Ehrenamt berief.
Doch jetzt, wenn kaum er ſieben Jahre zählt, und man
Nur mit der Hand ihn anrührt, wirft der Junge gleich
Dem Pädagogen die Schreibetafel an den Kopf.
Bringt man nun ſeine Klage bei dem Vater vor,
Spricht dieſer zu dem Söhnchen: „Halt' an mich dich nur,
Bis du dich gegen Unrecht ſelber ſchützen kannſt.
Nun muß der Lehrer her: „Nichtsnutz'ger alter Kerl,
Daß du den Knaben ja nicht angreifſt, wenn er ſich
So wacker hält!“ Verhöhnt zieht nun der Lehrer ab
Mit einem in Oel getauchten Lappen um den Kopf,
Als wär' er ein Laternenſtock. Beſcheid iſt ihm
Geworden. Wie kann da der Lehrer irgend noch
Gehorſam finden, wenn zuerſt er Schläge kriegt?
Munefilochus (für ſich).
Die Klag' iſt wirklich ſchwer, wenn ich ihn recht verſtand.
Es wird doch Piſtoclerus ſeinen Lehrer nicht
In's Angeſicht geſchlagen haben?
Philoxenus.
Wer iſt das,
Den ich dort an der Thüre ſeh'?
Lydus.
Mueſilochus.
41
Muneſilochus (für fo).
9.
O, ſäh' id lieber alle Götter gnübig mir,
Als den.
Philoxenus.
Wer, ſagſt du, daß es ſei?
Lydus.
Muxeſilechus,
Des Philoclerus, deines Sohnes, Jugendfreund,
Doch völlig andrer Art als er, der im Bordell
Herum ſich treibt. Wie glucüüch Nicobulus iſt,
Der ſolchen Sohn hat!
Philoxenus.
Sei gegrüßt, Mneſilochus,
Wie freu' ich mich, dich wohlbehalten hier zu ſehn!
Mnefſilochus.
Der Götter Gabe fet mit dir, Philoxenus.
Lydus.
Ja, der iſt ſeines Vaters wohlgerathner Sohn:
Er geht zur See, beſorgt Geſchäfte, ſchützt das Haus,
Gehorſam ſeines Vaters Willen und Befehl.
Geſpielen waren er und Piſtoclerus ſchon
Von Kindheit an; drei Tage ſind im Alter ſie
Kaum auseinander, bod) um mehr als dreißig Jahr'
Iſt jener klüger, als dein Sohn.
Philoxenus.
Nimm dich in Acht,
Und rede mir nicht anaufhörlich ſchlecht von ihm.
Lydus.
Nur ſtill! Du biſt ein Thor, daß du es übel nimmſt,
Wenn Schlimmes man von Einem ſpricht, der Schlimmes thut.
Vergeudet' er doch lieber ſeine Schlechtigkeit,
Statt ſeines Erbguts.
42
— —
Philoxenus.
Wie ſo?
Lydus.
Weil in dieſem Fall
Sich jene dann von Tag zu Tag verminderte.
Mueſilochus.
Wie kommt es, Lydus, daß du meinen Jugendfreund
So ſchmäheſt, einen Aging?
Lydus.
Weil dein Jugendfreund
eu in's Verderben ſtürzt.
Mneſilochus.
Da ſei'n die Götter für!
Lydus.
So i e8, wie id) ſage. Seinen Untergang
Hab' id) mit eignen. Augen ja gelten, nicht
Auf's Hörenſagen ſtütz' id, mid.
Mneſilochus.
Was that er denn?
Lydus.
In ein verruf'nes Weibsbild hat er ſterblich ſich,
Zu ſeiner Schmach, verliebt.
Mnueſilochus.
So ſei doch ſtill!
Lydus.
Und zwar
In Eine, die mit Gier und Wuth Jedweden frißt,
Dem in die Näh' ſie kommt.
43
Muefilochuß.
Wo wohnt bie Dirne?
Lydus.
Hier.
Mnefilochus.
Woher ſoll ſie denn ſein?
Lydus.
Aus Samos.
Mnuefilochus.
Und ſie heißt?
Lydus.
Bacchis.
Mueſilochus.
Du biſt im Irrthum, Lydus, weiß ich doch,
Wie dieſe ganze Sache ſich verhält; du klagſt
Den Piſtoclerus ohne Grund, unſchuldig an;
Denn einen Auftrag nur beſorgt er für 'nen Freund,
Der ihm ganz nahe ſteht, er ſelbſt iſt nicht verliebt,
Das darfſt du glauben.
Lydus.
Muß er denn die Commiſſion
Des Freunds ſo gar genau befolgen, daß er ſelbſt
Das Weibsbild auf den Schooß nimmt und ſie herzt und küßt?
Als ob eim Auftrag fid) in feiner andern Weiſ'
Ausrichten lieg', af8 bag mam am bie Bruſte grei[t,
Die Lippen Deiberjeit8 nidjt von einanber bringt. |
Noch anbte Dinge nter, bie id) ifm treiben jab,
Schäm' idj mid) gu erzählen: mie et mit ber anb
In meiner Gegenwart ber Bacchis unterm Kleid
Ohn' alle Scham an ihrem Leib umherſondirt.
Was braucht's ber Worte mehr? Mir ging eur Zogling
44
Ein Jugendfreund unb biefent fier eim Con zu Grund,
Senn für verloren gilt mir, mer bie Scham verlor,
Was willſt bu meiter? Hätt' id nur unt Weniges
Noch lünger warten wollen, fidjer hätt' idj ba
Noch mancherlei zu ſehn befommen, Dütte mehr
Geſehn, als mit dem Anſtand ſich vertrug, als ſich
Für mich und ihn geziemte.
Mnefilochus (vot Schmerz ausrufend:)
Freund, du biſt mein Tod!
gerſchmettr' ich dieſem Weibsbild nicht den Schädel gleich?
Hätt' eher doch ber ſchlimmſte Tod mich hingerafft!
Weiß Einer noch, auf weſſen Treu man bauen darf?
Lydus Gu Philoxenus:)
Siehſt du, wie ſchmerzlich er es fühlet, daß dein Sohn,
Sein Freund, ſo aus der Art geſchlagen? wie er ſich
Darüber härmt?
Philoxrenus.
Mueſilochus, ich bitte bid),
Regiere du doch meines Sohnes Herz und Sinn;
Erhalte dir den Jugendfreund und mir den Sohn.
Mueſilochus.
Das will ich gern.
Philorenus.
Auf deine Schultern leg' ich denn
Die Bürde — Lydus, komm mit mir nach Hauſe.
Lydus.
Gut;
Doch beſſer wär's, du ließeſt mich bei dieſem hier.
Philoxrenus.
Genug. Nimm ihn brav im bie Zucht, Muneſilochus,
Der mir und dir, den Freunden und der ganzen Welt
Durch ſeine Bubenſtreiche ſolche Schande macht. (Geht mit Lydus ab.)
45
Vierter Auftritt.
Mnefilochus allin.
Wer von den Beiden ärger mich betrogen hat,
Ob Bacchis, ob mein Freund, entſcheid' ich wahrlich nicht.
Ihn hat ſie lieber? Nun, ſie ſoll ihn haben; 's iſt
Am Beſten jo. Jedoch fie thut's, beim Hercules,
Zu ihrem eignen Schaden. Nimmer ſetz' ein Menſch
Vertraun üt meine heiligſten Schwüre, menn ifr nicht
Auf all' und jede Weiſe — meine Liebe bleibt.
Sie ſoll nicht ſagen, daß ſie einen Narren hat.
Drum will ich gleich nach Hauſe, meinem Vater Was
Wegrapſen und ihr geben. Rächen will ich mich
So oder ſo; ich ſchlinge Feſſeln um ſie, daß
Mein Vater noch zum Bettelſtabe greifen muß.
Doch, bin ich bei geſunden Sinnen auch, daß ich
Von bem unb jenem fchwatze, was geſchehen ſoll?
Ich bin verliebt, das merk' ich, nein, weiß es gewiß;
Und democh ſoll um keine Federſpuhle (te
Von meinem Gelde ſchwerer werden, lieber will
Ich betteln gehn, wie nur der ärmſte Bettelmann.
In ihrem ganzen Leben bringt ſie's nicht dahin,
Daß ich den Narrn ihr mache, denn beſchloſſen iſt's,
Ich gebe meinem Vater all ſein Geld zurück.
Dann kann ſie mich, den Leeren, Ausgebeutelten,
Liebkoſen, ob ihr dieſes gleich ſo wenig nützt,
Als ſcherzt' am Grabe fie mit einem Todten mod.
Doch, eh' mein Ueberfluß um eine Flaume nur
Ihr an Gewicht zulegt, will idj vor Dürftigkeit
Den ſchmerzensvollſten Tod erleiden; ja gewiß,
Feſt ſteht's, mein Vater kriegt ſein Geld von mir heraus.
Zugleich will ich ihn bitten, daß er meinethalb
Dem Chryſalus kein Leids thut, noch ihm zürnet, weil
Er mir zu Lieb' ihn um das Geld beſchwindelt hat:
46
Senn feim midj angunefmen ift ja billig nur,
Da er für mid) gelogem. (gu bem Stlaven:) Ihr ba, folget mit!
(M5 mit ben Stlaven. )
Fünfter Auftritt.
Piſtotlerus Gommt aus bem Hauſe ber Bacchis unb ſpricht hinein).
Dein Auſtrag, Bacchis, geht mir allem Andern vor.
Gleich ſuch' ich den Mneſilochus auf und bring' ihn mit,
. Xd muß mich ſelber wundern, menn mein Bot' anf ihn
Geſtoßen iſt, daß er noch immer nicht erſcheint.
Ich gehe nun, zu ſehn, ob er zu Hauſe iſt.
Sechster Auftritt.
Der Vorige. Mneſilochus kommt.
Muefilochus.
Zurückgegeben hab' ich meinem Vater nun
Das ganze Geld. Jetzt, da ich ausgebeutelt bin,
Wünſcht' ich ijr zu begegnen, ber Verrätherin.
Wie hielt es bod) [o fart, bis id) [ür Chryſalus
—Bei meinem Vater bie Verzeihung ausgewirkt;
Doch endlich ſetzt' ich's durch, daß er ihm nimmer zürnt.
Piſtoclerus.
Iſt das mein Freund?
Muefilochus.
Iſt das mein Feind, den hier ich ie ?
Piſtoelerus.
Gewiß, er iſt's.
Mueſilotchus.
4T
Piſtoclerus.
Entgegen ihm! Gegrüßt
Sei mir, Mueſilochus!
Mneſfilochus.
Auch du ſei mir gegrüßt!
Piſtoelerus.
Geſund biſt du aus fremdem Land zurückgekehrt:
Heut Abend ſpeiſeſt du bei mir.
Nnefilochus.
Mich lüſtet nicht
Nach einem Eſſen, das die Galle mir erregt.
Siftoclerus.
Sam bir bei beiner Ankunft Etwas im ben Weg,
Das dich berbrieplid) madjt?
Mneſilochus.
Und zwar recht ſehr.
Piſtoclerus.
Woher?
Nneſfilochus.
Von Einem, den bisher für meinen Freund ich hielt.
Piſtoclerus.
Der Sorte gibt es Viel, die man für Freunde hält,
Dieweil Betrug und Falſchheit hinter ihnen ſteckt.
Dienſtfertig mit dem Maul, ſind ſie zum Handeln träg,
Und ihre Treue hält nicht Stich. Jedwedem, dem's
Nach Wunſch geht, ſind ſie neidig; doch ſie ſchützen ſich
Durch ihre Schlaffheit ſelber gegen fremden Neid.
Muefilochus.
Furwahr, bu haſt ben Menſchenſchlag recht gut ſtudirt.
Doch ziehn ſie auch aus ihrer Bosheit ſchlechten Lohn:
48
Cie haben feinen Freund, bie game Welt gum Feind;
linb müfrenb in bem Wahn ſie (teen, 9[nbere
Zu hintergehen, hintergehn fie nur fid) ſelbſt.
Von ſolcher Art iſt Der, von dem ich ſtets geglaubt
Er ſei mein Freund, ſo ächt, wie ich mein eigner bin:
Der war, ſo viel in ſeinen Kräften ſtand, bemüht,
Mir Böſes anzuthun und meine Truppen all
Mir auf den Hals zu hetzen.
Piſtoclerus.
Ei, das muß ein ganz
Verworfner Menſch ſein.
Mneſilochus.
Das iſt meine Meinung auch.
Piſtoclerus.
Ich bitte, ſprich, wer iſt es denn?
Mneſilochus.
Er lebt mit dir
Auf allerbeſtem Fuß; denn wäre dieſes nicht,
So bät' ich dich, ihm ſo viel Böoſes anzuthun,
Als dir nur möglich iſt.
Piſtoclerus.
So nenne mir ihn doch;
Und fe! id) ihm nicht irgend einen Schabernack,
So heiß' mich einen Schuft.
Mneſilochus.
Er iſt ein ſchlechter Kerl,
Allein dein warmer Freund.
Piſtotlerus.
Das eben iſt's, warum
Ichs um ſo mehr will wiſſen; eines ſchlechten Kerls
Freundſchaft iſt leicht Gewicht bei mir.
49
Mnefilochus.
Ich ſehe ſchon,
Es kann nicht anders fein, ber 9tame muß heraus:
Du, Piſtoelerus, bift'8, bu fait mid, beinemn Freund,
Total vernichtet.
Piſtoelerus.
Wie das?
Nnefilochus.
Wie das? hab' ich nicht
Ein Schreiben an dich abgeſandt aus Epheſus,
Du ſollſt mein Mädchen aufzufinden bid) bemitfu? .
Piſtoclerus.
Nun ja, das T geſchehn, fie ift gefunden.
Mneſilochus.
Wie?
Gab's im Athen fur dich kein andres Mädchen mehr,
Mit der du's halten konnteſt, als gerade die?
Die mußteſt du zur Liebſten dir erwählen, mir
So ſchlimm mitſpielen?
Piſtotlerus.
Biſt du bei geſundem Sinn?
Muefilochus.
Von deinem Lehrer weiß ich Alles, läugne nicht;
Vernichtet haſt du mich.
Piſtoelerus.
Machſt du noch immer fort,
Mit deinem Schmähn mich aufzubringen? |
Mueſilochus.
Biſt du nicht
Verliebt in Bacchis?
Plautus. Die beiden Bacchiszs. 4
50
Piſtoclerus.
Nun, es gibt da drinnen ja
Zwei Bacchis.
Mneſilochus.
Zwei? wie ſo?
Piſtoclerus.
Und Schweſtern noch dazu.
Muefilochus.
Was ſprichſt bu ba für tolles Seug?
Piſtoclerus.
Nun, wenn du mir
Durchaus nicht glaubſt, ſo nehm' ich auf die Schulter dich
Und trage dich hinein.
Mueſilochus.
Bleib' hier, ich will hinein.
Piſtoclerus.
Ich bleibe nicht; du ſollſt mit ungegründetem
SBerbdd)t mid) nicht belaſten.
Muefilochus.
Nun, fo folg' id) dir. Geide av»
51
Vierter A&t.
riter Xuftvttt.
Jer Qarafit 25) unb tin Anabe.
Parafit.
Ich bin der Paraſit des feigen, lumpigen
Soldaten, ber ein Mädchen bracht' aus Sawmos her,
Nach der ich mich jetzt umſehn und ſie fragen ſoll,
Ob ſie das Geld zurückerſtatten, oder mit
Ihm ziehen will. — Du, Burſche, warſt ja ſtets bei ihr.
Dort iſt ihr Haus; klopf' an: geh' gleich zur Thüre hin.
'— (Ser Knabe klopft heftig an.)
Zurück, du Galgenſtrick! Wie dieſer Schlingel klopft!
Ein Brod, drei Fuß lang, freſſen, das verſtehſt du wohl,
Doch wie man anklopft, weißt du nicht. — Iſt Wer im Haus?
He! iſt da drinnen Jemand, der die Thür' aufmacht?
Kommt endlich Jemand?
Zweiter Auftritt.
Jer Paraſit. Piſtoclerus tritt aus bem Hauſe.
giftocferus.
Was i(t fo8? 2Ber poltert jo?
98$ treibt bid).für ein bofer SDümon, bag bu fo
An frember Leute Thüre beine Kraft erprobſt?
Faſt haſt du ſie zerſchlagen. Nu, was willſt da denn?
Paraſit.
Willkommen, junger Mann!
Piftoelerus.
Gleichfalls. Wen ſuchſt bu ier?
4*
95
fPatafit.
Die Bacchis.
| Piſtoclerus.
Welche? |
Parafit.
Bacchis — weiter weiß ich Nichts.
Der Offizier Cleomachus ſchickt mich daher,
Ihr kurz zu melden, ob zweihundert Philippsd'or
Zurück fie geben, ober nach Elatia 29)
Noch heute mit ihm ziehen will.
Piſtoelerus.
Sie ziehet nicht;
Sag's ihm, ſie ziehe nicht. Geh' und bericht' ihm das.
Sie liebt ihn nicht, liebt einen Andern. Weg vom Haus!
Parafit.
Nur nicht ſo grimmig.
Piſtoelerus.
Kennſt du meinen Grimm denn ſchon?
Beim Hercules! Dein Geſicht iſt einem Unglück nah,
| / (Gr hebt ben Arm gegen. ihn auf.)
Co judt ber 3üfnebreder midj im Arme [djon.
Parafit (üc fi)
Verſteh' id feine Worte vedjt, muß id) in Acht
Mich nehmen, daß er ja mir bie Nußknacker nicht
Aus beiden Backen ſchlägt. Eaut: Nun, auf dein Riſico
Bring' ich die Nachricht meinem Herrn.
Piſtotlerus.
Was ſagſt du da?
Paraſit.
Daß ich's ihm melden will.
53
Piſtoclerus.
Wer biſt du eigentlich?
Paraſit.
Die Decke ſeines Leibes.
Piſtoclerus.
Der muß ſelber nicht
Viel werth ſein, der zur Decke ſolchen Schurken hat.
Paraſit.
Hoch aufgeblaſen wird er kommen.
Piſtoclerus.
Wollt' ich doch,
Es platzet' auseinander.
Paraſit.
Willſt bu ſonſt noch Was?
Piſtoclerus.
Daß du dich eiligſt fortmachſt; das wird nöthig ſein.
Parafit.
Leb' wohl denn, Zähnebrecher! m.)
Piſtoclerus.
Decke deines Herrn,
Leb' wohl! Jetzt ſtehn die Sachen auf dem Punkt, daß ich
Sür meinen Freund nicht Rath des Mädchens wegen weiß.
Im erſten Zorn hat er dem Vater alles Geld
Zurückgegeben; nicht ein Heller bleibt uns mehr
Für den Soldaten. Doch, ich will zur Seite gehn,
Co eben bat bie Thür geknarrt; Mneſilochus,
Sieh ba, gan, traurig unb betrübt tritt ev heraus.
|" B4
Dritter Auftritt.
Dec Vorige. Mneſilochus kommt it Gedanken unb ſpricht vor fid) pin.
Sinefilodjus.
Gin Narr, eim Brauſekopf bim id, eim Raſender,
(in Blinder, 3ügellojer, Unbeſonnener,
Rechtlos unb efrío8, feiner Treue werth, id) bin
Nicht mehr idj felber, ungeliebt unb unbeliebt
Qeb' id) bain, geboren unter. böſem Stern.
Was nid) an Andern ürgert, hab' id ſelbſt am mir;
Sft ba8 zu gíauben? Miſerabler ijt kein Menſch,
Unwerther feiner, bafj bie Götter Guts im tGun,
Daß Jemand fid) ijm nüfert, ober gar ibn liebt.
Nur Feinde fofi id) haben, feinen Freund; mit mir
Colíten'$ nur Schelme halten, fein. Rechtſchaffener.
Jedwede Schmach, womit man Schurken überhäuft,
Verdien' ich allererſt. Deut Vater alles Geld
Zurückzugeben, das ich ſchon in Händen hatt',
Ich Tollverliebter! ich bedauernswerth Geſchöpf!
Mich ſelber unb des Chryſalus Bemühungen
Hab' ich zu Grund gerichtet.
Piſtoclerus.
Der bedarf des Troſts.
Geh' ich denn hin zu ihm. Was gibt's, Mneſilochus?
Nueſfilochus.
'$ ift aus mit mir!
Piſtotlerus.
Das wollen ja die Götter nicht!
| gRuefifodjus.
«dii aus mit mir!
Piſtoelerus.
— — Wilillſt bu nicht ſchweigen ?
50
Mneſilochus.
Schweigen, ich?
Piſtotlerus.
Du biſt nicht recht bei Troſt.
Mneſilochus.
Weh mir, wie kocht es wild
Und heiß in meiner Bruſt! Mußt' ich dem Kläger gleich
Vertrauen ſchenken? Zürnt' id) bir nicht unverdient?
Piſtoclerus.
Ei, ſei nur gutes Muths!
Siuefilodus.
Wo nefm' idj dieſen Der?
Gin Todter ijt mehr wertb, als id.
Piſtoelerus.
So eben kam
Des Hauptmanns Paraſit, ſein Geld zu holen, Der,
Den hab' ich weidlich ausgeſchimpft, bis ſich der Kerl
Hier von der Thüre weggetrollt.
Mnefilochus.
Was nützt mir das?
Was fang' ich an? Ich habe Nichts, ich Aermeſter;
Er wird ſie mit ſich nehmen, das iſt ausgemacht.
Piſtoclerus.
gate idj Etwas, idj ließe bid) nidt warten brauf.
Mueſilochns.
Ich weiß, ich kenne dich, du gäbſt mir's; wäreſt du
Nicht ſelbſt verliebt, ich baute nicht ſo feſt auf dich.
Nun aber haſt du mit dir ſelbſt genug zu thun:
Wie fónnteft bu mir helfen, ber bu ſelbſt Nichts haſt?
56
Piſtoclerus.
Sei ſül, ein Gott erbarmt ſich unſer.
Nneſilochus.
Poſſen!
Piſtoclerus.
Halt!
Mucſilochus.
Was gibt's?
giftocletus.
Ich fef! ba betnen Helfer Chryſalus.
(Cie treten Beide zurück.)
Vierter Auftritt.
Die Vorigen. Chryſalus.
Chryſalus (riz ſich).
Cio, wie id) fier ſteh', ſollte man mit Golde mich
Aufwägen, eine Säule ſetzen mir von Gold,
Denn zwiefach iſt die Großthat, die ich heut gethan,
Zwiefach die Beute, die daraus zu Theil mir ward.
Wie hab' ich mit dem alten Herrn ſo allerliebſt
Mein Spiel getrieben, ihn zum Narren mir gemacht!
Dem ausgelernten Alten hab' ich dergeſtalt
Durch fein erdachte Kniff' und Pfiffe zugeſetzt,
Daß er mir Alles glaubte. Nun hab' ich dem Sohn
Des Alten, meinem verliebten jungen Herrn, mit dem
Ich ep! unb trink' umb liebe, ju "nem fürſtlichen
Goldſchatz verholfen, ben ev ſchon daheim befigt,
Nicht auswärts erſt zu ſuchen braucht. Die Parmeno's,
Die Syrus ?5), bie nur zwei, drei Minen 26) ihren erem
Wegrapſen, ſind mein Schlag nicht. Nichts Erbärmlicher's,
Als ſo ein Sklave, dem's an gutem Rath gebricht,
Deß Kopf, wenn's Noth thut, nicht was Großes ausſtudirt.
Nichts taugt der Menſch, dem gut zu handeln oder ſchlecht
J
51
Nicht gleich gefüufig ift: mit Schelmen fei er Schelm,
Mit Dieben Dieb, er raub' und ſtehle, was er kann.
Der Brave, der ben Kopf ant vedjten Fleck pot, mu
Sn allen Farben [pielen: unter Guten. gut,
Schlecht unter &djledjten; mie bie Cadjen, jo ber Sinn. —
Nun aber wüßt' id) gern, was bom bem (Gelb mein ert
Behalten, was bent Vater abgeliefert Bat.
Sft er ge[djeibt, fo fat er ijn gunt. ercnfes 27)
Gemadt, bet Zehnten ifm gegeben unb (id) fe[bjt
Neun geile vorbehalten. Dod) ba fommt gerab
Der, ben id fudje, gang ermün[dt mir im ben 28eg.
(Cr ruft bem NMneſilochus 3u:)
Oft bir ma$ von bem Gelb Dinabgefollen, Herr,
Daß bu fo auf ben Boden ſchauſt? Ihr feft ja. gan;
SBetrübt unb traurig aus. Gefällt mir nidjt; ba8 Dat
Gewiß aud) feinen. Grund. Antworteſt bu mir nidt?
Muefilochus.
O Chryſalus, mit mir iſt's aus!
Chryſalus.
Nahmſt du vielleicht
Zu wenig von dem Golde?
Mueſilochus.
Was? zu wenig? Sqhuft!
Viel weniger noch, als zu wenig, ſag' ich dir.
Chryſalus.
Seht doch, der Thor! Erſt ſchaff' ich dir durch mein Talent
Gelegenheit, ſo viel zu nehmen, als du willſt,
Und du greifſt mit zwei Fingerſpitzen nur darnach.
Weißt du denn nicht, wie ſelten die Gelegenheit
Zu fo Was ſich uns bietet?
Mneſilochus.
Du biſt irrig dran.
58
Chryſalus.
Nein, du biſt irrig dran, weil du nicht tief genug
Hineingetaucht haſt.
Nueſilochus.
Wahrlich, wie erſt wurdeſt bu
Mich ſchelten, wenn bu Alles wüßteſt, wie es ſieht.
Ich bin verloren!
Chryſalus.
Dieſe Rede läſſet noch
Weit Schlimmres ahnen.
NMunuefſilochus.
git mit i(t'8 vorbei.
Chryſalus.
Warum?
Mneſilochus.
Weil Alles ich dem Vater gab mit Stumpf und Stiel.
Chryſalus.
Das thateſt du?
Mnefilochus.
Das that ich. |
Chryſalus.
Alles?
Muefilochus.
Allerdings.
Chryſalus.
Nun iſt's um uns geſchehn. Wie kam der dumme Streich
Dir auch nur in den Sinn?
Mneſilochus.
Man hatte Bacchis mir
59
Und dieſen ba (auf Piſtocler zeigend) verdächtigt, bafj fle wider mich
Verſchworen ſei'n; empört darüber, liefert" id)
Das ganze Geld dem Vater aus.
Chryſalus.
Und als du es
Ihm gabſt, was ſagteſt du dazu? |
gtuefilodus.
(£8 abe mir'8
Der Gaſtfreund Archidemides gleich ausbezahlt.
Chryfalus.
Ein Wort, durch das du heute noch den Chryſalus
Dem Kreuze zuführſt; denn ſobald dem Alten ich
Vor Augen komme, ſchleppt er gleich zum Henker mich.
Mnefilochus.
Durch Bitten hab' ich ihn vermocht —
Chryſalus.
Daß nämlich er
Mir das, wovon ich rede, widerfahren läßt.
Nneſilochus.
Nein, daß er dir kein Leid thut, dir auch nimmer zürnt;
's hielt freilich ſcwwer. — Nun denk' auf Eines, Ehryfalus.
Chryſalus.
Was wäre bae?
Atnefilodns.
Du mut au[ einem andern Weg
Den Alten angen: (inne, ſchmiede, leime, füg'
Ihm nad) Belieben vor, ben ſchlauen Alten ſchlau
Zu hintergehn und um das Geld zu prellen.
Chryſalus.
Wird's möglich fein.
Kaum
60
Nueſilochus.
Nur friſch daran, dann geht es leicht.
Chryſalus.
Was leicht? zum Henker! da er doch ſo eben erſt
Auf einer offenbaren Luge mid ertappt?
Geſetzt, ich bät' ihn, mir im Mindſten nicht zu traun,
Gr hätte, glaub' id, nidjt einmal aw ben ben Muth.
Mneſilochus.
Und wenn du vollends wußteſt, was er über dich
Zu mir geſagt.
Chryſalas.
Was hat er denn geſagt?
Muefſilochus.
Wenn du
Die Sonne für bie Sonn' erklärteſt, hielt' er. fie
Juſt deßhalb für ben Mond, für Nacht das Tageslicht.
Chryſalus.
Den will ich heut noch ſauber ſchneuzen; nicht umſonſt
Soll er : fd [o geüufert haben.
* günefilodjus.
Haben mit
Qiebei audj Was zu tfun?
Chryſalus.
Ich wußte weiter Nichts,
Als daß ihr eurer Liebe pflegt. Im Uebrigen
Verlanget Geb von mir fo viel ifr wollt, ich ſchaff's:
Was fülfe mit ber Name Golbmann, menn id) ign
Nicht burd) bie That erprobte? — Doch nun [age mit,
Mueſilochus, wie viel bu Gelb benöthigt biſt.
61
- Mueſilochus.
Zweihundert Philippsd'or hab' ich dem Offizier
Fur Bacchis zu bezahlen.
Chryſalus.
Die verſchaff' ich dir.
Rneſilochus.
Dann brauchen wir für eignen Aufwand —
Chryſalus.
2 Nur gemach,
Eins nach dem Andern! Iſt erſt jenes abgethan,
Dann kommt's an das. Vorerſt ſetz' an den Alten ich
Den Mauerbrecher wegen der Zweihundert an,
Und hab' ich damit Thurm und Außenwerk geſprengt,
Geht's graden Wegs durch's Thor hinein zur alten Stadt:
Iſt die genommen, dann bringt euren Freundinnen
Das Gold in Körben! — Doch, wohin verſteig' id) mich?
Nneſilochus.
Auf dir allein ruht unſre Hoffnung, Chryſalus.
Chryſalus (zu Piſtoclerus).
Du, geh' geſchwind hinein zu Bacchis, hole mir —
Piſtoclerus.
Was?
Chryſalus.
Griffel, Wachs, Schreibtafeln, Schnur.
giftoclerus.
Gíeid) iſt's sur Qanb. (ws.
62
Fünfter Auftritt.
Mneſilochus unb. Chryſalus.
Mueſilochus.
Was haſt du jetzt im Sinn? Sag' mir's.
CEhryſalus.
Das Eſſen ſteht
Bereit; ihr Beide ſeid dabei, dein Mãdchen iſt
Die Drile.
Mneſilochus.
Gut geſprochen.
| Chryſalus.
Gibt's für Piſtocler
Nicht aud) ein Liebchen?
Mueſilochus.
Freilich, die iſt auch dabei:
Er fiebt bie eme Schweſter, id) bie anbete;
Zwei Bachchis ſind's.
Chryſalus.
Was ſagſt du?
Mneſilochus. |
Wie viel unfer fein.
| Chryſalus.
Wo ſteht denn euer Zweibett?
Mnefſilochus. |
Weßhalb fragít bu bae?
Chryſalns.
Die Sach' erfordert es, du mußt mir's ſagen. Kannſt
63
Du wiſſen, was id) (inne? welches Rieſenwerk
Ich unternehme?
Mneſiloihus.
Reiche mir die Hand und folg'
Ein wenig näher mir zur Thüre. Schau hinein!
Chryſalus.
Ein allerliebſtes Plätzchen; ſo eins wünſcht' ich mir!
Sechster Auftritt.
Die Vorigen. Piſtoclerus kommt zurück.
piſtoclerus.
Dein Auftrag iſt beſorgt auf's allerprompteſte,
Denn was man Guten aufträagt, it it guter anb.
CEhryſalus.
Was bringſt du?
Piſtoclerus.
Alles das, was du mich bringen hießſt.
Chryſalus Gu Muefilochus).
So nimm geſchwind den Griffel und die Täfelchen.
Muefilochus.
Was weiter?
Chryſalus.
Schreibe, was dir angegeben wird.
Du mußt es ſchreiben, daß der Vater deine Hand
Erkenne, menn er's liesſt. So ſchreib'!
Mueſilochus.
Was ſchreib' ich benn?
Chryſalus.
„Dem Vater Gruß unb Wohlergehn“ — das weißt du ſelbſt
64
gifteclerus.
Sollt' er nidjt eBer ſchreiben „Krankheit ober Tod?“
Das pafte beffer.
Siuefilodius.
lnterbrid) mid) nid)t. (Zu Ggryfatus:) Was bu
Verlangteſt, ftebt [don auf bem Wachs.
Chryſalus.
So lies es vor.
| Mueſilochnus.
„Muneſilochus wünſcht feinem Vater Glück unb Heil.“
Chryſalus.
Nun ſetze flugs hinzu: „Mein Vater, Chryſalus
Verfolgt mich fort und fort mit Schimpfen, weil ich dir
Das Gold zurückgab und dich nicht darum betrog.“
Piſtoclerus.
Halt' ein, er kommt dir fonſt nicht nach.
Chryſalus.
Ein Liebender
Muß hurtig bei der Hand ſein.
Piſtoclerus.
Richtig; beim Verthun
Da geht's gewöhnlich hurtig, nur beim Schreiben nicht.
Mueſilochus.
Hier ſteht es; weiter!
CEhryſalus.
„Darum, Vater, ſei vor ihm
Fein auf der Hut, er ſinnet auf ein Schelmenſtück,
Dich wieder um das Geld zu bringen, unb er fagt^ —
Das ſchreibe deutlich bei — „unfehlbar führ' er's aus.“
65
Stuefilodus.
Nur weiter!
Chryſalus.
„Und dieß Geld verſpricht er mir, damit
Ich's an die Dirnen häng', in den Bordellen es
Verpraſſe; drum, mein Vater, nimm dich ja in Acht,
Ich bitte bid), daß er bid) Beute nicht beſchwatzt.“
SRnefilodus. -
Nur weiter!
CEhryſalus.
Schreibe!
Mueſilochus.
Sprich nur, was ich ſchreiben ſoll.
Chryſalus.
„Doch denk' an das auch, was du mir verſprochen haſt,
Und ſchlag' ihn nicht, halt' ihn zu Hauſe lieber feſt.“
Jetzt gib geſchwind mir Wachs und Schnur: ſchnell eingerollt
Und zugeſiegelt.
Nnefilochus.
Nun, um's Himmels willen, ſprich,
Was will der Inhalt dieſes Briefes: daß er dir
Nicht glauben, dich zu Haus in Feſſeln halten ſoll?
CEhryſalus.
Weil mir's nun fo beliebt. Sei bu fitv bid) beſorgt,
lim mid) bemüfe dich nicht weiter. Im Vertraun
Auf mich hab' ich begonnen, auf mein Riſico
Führ' id) das Werk hinaus.
Nueſilochus.
Haſt Recht.
CEhryſalus.
Gib her ben Br
Plautus. Die beiden Bacchis. 5
66
günefilodjus. .
ier.
Ehryſalus.
Nun merkt auf, Mueſilochus unb Piſtocler:
Macht, daß ein Jeder auf dem Zweibett ſich zu Tiſch
Mit ſeinem Mädchen legt — der Plan erfordert's ſo —
Und wie bie Polſter. liegen, zechet raſch drauf los.
Piſtoelerus.
Noch ſonſt Was?
Chryſalus.
Das zunächſt; und wenn ihr erſt einmal
Ju Tiſche liegt, fo (teet ja nicht eher aaff,
Als bi8 von nir eim Zeichen eudj gegebem wirb.
Piſtoelerus.
O braver Feldherr!
Chryſalus.
Zweimal ſollte der Pokal
Geleert ſchon ſein.
Rneſilochus.
So laß uns eilen.
Chryſalus.
Thut denn ihr,
Was eure Pflicht iſt, laſſet mich die meine thun.
(Mneſilochus unb Piſtoclerus geben in das Haus.)
Siebenter Auftritt.
Chryſalus alein.
Da treib' id) wahrlich eim unſinmnig großes Werk;
Kaum hoff' ich, daß ich's heut zum Ziele führen kann.
67
Jetzt muß ber Alte toll unb vojenb auf mid) fein:
Co güt' ich's gerne, denn zu meinem Schelmenſtreich
Paßt's nicht, daß er bei meinem Anblick ruhig bleibt.
Den wil ich heut, [o wahr ich lebe, tüchtig brühn!
Ich hülſ' ihn aus, mie mam bie Kichererbſen hülst.
Nun mi ich auf und ab an feiner Thüre gehn,
Daß ich, ſobald er kommt, den Brief ihm geben kann.
(Ctr zieht fi nad bem Hintergrunde zurück.)
Achter Auftritt.
Nicobulus kommt aus feinem Hauſe. Darauf Chryſalus.
Ricobulus.
Das ärgert mich gewaltig, daß den Chryſalus
Ich heute fo entſchlüpfen ließ.
Chryfalus quc fid.
Nun get e8 gut,
Der Alte ijt erbost; ba8 ijt bie rechte 3eit
Mich ijm au nähern.
SRicobulus.
Wer fpridjt ba tit meiner Näh'?
3d) gfaube gar, 's ift Chryſalus. |
Chryſalus.
Hin denn zu ihm!
Nicobulus.
Willkommen, braver Knecht! Wie geht es? Werd' ich bald
Nach Epheſus abſegeln, von Theotimus
Mein Gold zu holen? Wie, du ſchweigſt? Ich ſchwöre dir
Bei allen Göttern: liebt' ich meinen Sohn nicht fo,
Und lebt' ich nicht ſo gerne ſeinen Wünſchen nach,
Dein Rücken wäre ſchon von Ruthen ganz zerpeitſcht,
Gefeſſelt bliebſt du in der Muhle lebenslang.
All deine Streiche ſagte mir Mueſilochus.
5*
68
Chryſalus.
Hat der mich angeklagt? Ganz recht, ich bin ein Schelm,
Ein ſchlechter, ein verruchter Kerl. Doch warte nur.
Ich werde reden. |
Sticobulus.
Wie, bu drohſt nod, Gafgenftrid?
.. Gbryfalus.
Sogleich wirſt bu erfafrem, weldr Art ec ift.
Sieh, dieſen Brief trug er mir bir gu bringen anf;
Gr läßt bid) bitten, auszuführen, was darin
Geſchrieben ſteht.
Nitobulus.
Gib her.
CEhryſalus.
Beſchau das Siegel.
Nicobulus.
'$ ift
Von ihm. Wo iſt er ſelbſt?
CEhryſalus.
Das weiß ich nicht; ich darf
Jetzt Nichts mehr wiſſen; Alles iſt mir aus dem Kopf.
Ich weiß nur, daß ich Sklave bin, ich weiß ſogar
Auch das nicht, was id) weiß. (icobulus tieat) Nun pickt bie Duc
ſel ſchon
Den Wurm vom Fangnetz weg; der bleibt mir heute noch
Hübſch hängen, hab' ich doch die Schling' ihm ſo gelegt.
Nicobulus.
Verweil' ein wenig, ſogleich bin ich wieder da.
(Gr gebt in fein. Haus.)
^ 779.
COM Nc
-
69
Neunter Auftritt.
Chryſalus auein.
Wie der den Schlauen ſpielen will, als wüßt' ich nicht,
Was er im Schilde führt. Er holt die Sklaven drinn,
In Bande mich zu werfen. Herrlich gleitet ja |
Mein Schiff dahin, der Bau iſt meiſterhaft gefügt.
Doch ſtill, es öffnet ſich die Thür', ich hör' es ſchon.
Zehnter Auftritt.
Der Vorige; Nicobulus kommt mit einigen Sklaven.
Nicobulus.
Bind' unverzüglich ihm die Hände, Artamo!
Chryſalus.
Was hab' ich denn gethan?
Nicobulus.
Schlag' mit den Fauſten drein,
Wenn er ſich mukst. Was ſagt der Brief?
Chryſalus.
Was fragſt du mich?
Ich bracht' ihn dir verſiegelt, wie ich ihn erhielt.
fticobulug.
Qe bu! haſt bu nidt meinen Sohn barob gefdjimpft,
SDaf er das Gold mir zugeſtellt? umb faft bu nidit
Geſagt, bu wollt es dennoch mir burdj €dje[merei
Abjagen?
Ehryſalus.
Das hatt' id) geſagt?
S&icobulus.
So iji'6.
10
Chryſalus.
Wo iſt
Der Menſch, der ſagen kann, ich hätte das geſagt?
Nicobulus.
Schweig! Niemand ſagt's. Der Brief, den du mir überbracht,
Der klagt dich an, er iſt es, der dich binden heißt.
Chryſalus.
Aha! [o Dat beim Sohn mich gum Bellerophon ?5)
Gemadt? Ich ſelbſt war' Ueberbringer eines Briefs,
Der mich in Bande wirft? O, laſſ' es!
Sticobulus.
Das gefdjiebt,
Daß bu [nod einmaf] meinen. Sohn verführen kanuſt,
Mit bir herumzuludern, aller Schufte Schuft!
Ehryſalus.
O Thor, o Thor! Du wirſt verkauft und merkſt es nicht;
Du ſelbſt ſtehſt auf dem Stein 29), wo der Ausrufer ſchreit.
Nitobulus.
Antworte: Wer verkauft mich?
Chryſalus.
Wer der Götter Huld
Genießt, ſtirbt jung, bei früftigem, geſundem Sinn.
Wär' ber (au Nicobulus deutend) ein Götterliebling, würd' ex längſt,
vor zehn,
Vor zwanzig Jahren ſchon in's Grab geſunken ſein.
Der Welt zur Laſt läuft er herum, denkt, fühlet nicht,
Gilt Jungefähr] fo viel, wie eiu verfaulier Pilz.
| ficobulus.
Der Welt aur Saft wär' ij? fo fagít bu? Fort mit igm
Und binbet ijr im Haus am eine Säule feſt!
Du ſtiehlſt mein Gold mir nicht.
14
Chryſalus.
Freiwillig gibſt bu mir's.
Nitobulus.
Ich dir?
Chryſalus.
Und bitteſt mich noch, daß ich's nehmen ſoll,
Wenn du erfährſt, in welcher äußerſten Gefahr
Sich der befindet, der bei dir mich angeklagt.
Gern wurdeſt bu bie Freiheit dann bem Chryſalus
Ertheilen, doch ich nehme ſie nicht an.
Sticobulus.
' '&»o iprid),
Du Erzhalunk, von welcher Art Gefahr ijt denn
Mueſilochus, mein Sohn, bedroht?
Chryſalus.
Komm mit mir und
Du ſollſt es ſelber ſehn.
Nictobulus.
Wohin?
Chryſalus.
| Drei Schritte mu.
Nicobulus.
Meintwegen zehn. |
: Chryſalus.
e, Artamo, mach' dieſe Thur'
Ein wenig auf, ganz ſanft, daß kein Geräuſch entſteht.
Gut! Fetzt komm' her: ſiehſt du die Schmauſerei?
Nicobulus.
nx 3d ſeh'
Da gegenüber Bacchis neben Piſtocler.
12
Chryſalus.
Und wer liegt auf dem andern Pfühl?
Nitobulus.
Ich bin des Tods,
Ich armer Mann!
Chryſalus.
Kennſt du den Menſchen?
Nitobulus.
Leider ja!
Chryſalus.
Ei, ſage mir doch, iſt das nicht ein hübſches Kind?
Nicobulus.
Recht hübſch.
Chryſalus.
Du hältſt ſie wohl für ein Buhlerin?
Nicobulus.
Ja freilich.
Chryſalus.
Du biſt irrig dran.
Nicobulus.
Wer ift fle denn?
Chryſalus.
Das findet ſich; von mir erfährſt du's heute nicht.
78
Zehnter Auftritt.
Die Vorigen. Cleomachus.
Cleomachus.
Muneſilochus, ber Sohn des Nicobulus, mill
Mir mit Gewalt mein Mädchen vorenthalten. Was
Iſt das für eine ftedfeit!
Nicobulus.
Wer ijt dieſer Menſch?
Chryſalus (quc go.
Gan, aur gelegnen Seit fommt mir ber Offizier.
Cleomachus.
Fuür feinen. Kriegsmann hält mid) ber, nein, für eim Weib,
Als wär' idj nicht im Stand, mid) uͤnd bie Meinigen
Zu ſchützen. Nimmer ſoll Bellona mir, noch Mars
Ein Wort mehr glauben, wenn ich ihm den Athem nicht
Ausblaſe, wo ich ihn erwiſche, wenn ich ihm
Des Lebens Erbſchaft nicht entreiße.
Nicobulus.
Chryſalus,
Wer iſt denn der, der meinem Sohn ſo droht?
Chryſalus.
Der Mann
Des Weibes, neben der er liegt.
Nicobulus.
Der Mann?
Chryſalus.
Ja wohl.
Nicobulus.
. 89e8? ift (le denn vperehlicht ?
-
| H
Läßſt bu mid) jetzt losbinden ?
" 14
Chryſalus.
Du erfährſt es gleich.
Nicobulus.
Ich bin verloren, ach, ich armer Mann!
Chryſalus.
Wie nun?
Erſcheinet Chryſalus dir noch als Böſewicht?
Auf, laß mich feſſeln, ſchenke deinem Sohn Gehör.
Sagt' id) bir nicht, bw ſollſt ijr kennen lernen heut?
Wicobulus.
Was fol[ id) jego thun?
Chryſalus.
Laß ſchnell die Bande mir
Abnehmen, denn, wenn ich nicht los bin, wird ihn der
Ohn' alle Gnade niederhaun.
Cleomachus (rc ſich).
Nichts könnte mir
Willkommner heute ſein, als wenn ich ihn und ſie
Beiſammen liegend träf' und dieſem ſaubern Paar
Den Garaus machen fünnte.
Chryſalus.
örſt du, was er ſagt?
Nicobulus Gu den Stklaven).
Macht ihn los! Ich bin
Verloren, zittr am ganzen Leibe.
Cleomachus quc na. -
Dieſes Menſch,
Die ſo der ganzen Welt ſich preis gibt, ſoll ſich nicht
Berühmen, baf an mir fie einen Narren fing.
— — — — — —
15
Chryſalus.
Es läßt vielleicht um ein beſcheidnes Sümmchen ſich
Ein Ausgleich mit ihm treffen.
Ritobulus.
O, biet' ihm dafür
So viel du willſt, damit er nur mir meinen Sohn
Nicht vor den Augen packt und ihn um's Leben bringt.
Cleomachus.
Zahlt man mir nicht zweihundert baare Philippod'or,
Saug' ich das Leben auf der Stelle Beiden aus.
Ricobulus.,
So (tel ihn bodj aufrieben ; tue was bn fannjt,
Ruh' nidi, vergleide bid) mit im um jeben Preis.
Chryſalus.
Nun, id) toil gehn und Alles thun. (zu Cleomachus:) Was lärmſt
du da?
. Gitsmadus.
Wo ift bein er?
G$ryfahig.
Nicht ba, nidt bort — ich meifj e$ nidjt.
Wenn man zweihundert Philippsd'or bir ausbezahlt,
Stellſt du dafür dein Lärmen und dein Schimpfen ein?
Cleomachus.
Recht gern.
Chryſalus.
Und Inimmſt e$ hin], daß mon bir obendrein
All Unheil auf ben 3tüden lädt?
. Gleomadus.
Wie dir's beliebt,
16
Chryſalus que ſich.)
Wie der Hallunk mit einem Mal ſo artig iſt.
($au£:) Komm mit, hier ift ber Vater des Muneſilochus;
Der ſagt dir's zu, verlange nur das Geld; es braucht
Kein weitres Wort.
Nicobulus.
Wie ſteht's?
Chryſalus.
Zweihundert Philippsd'or
Sind ausgemacht.
Nicobulus.
Ah, du mein Heil, mein Retter bul
Wie bald bat[ id) fie zahlen?
Chryſalus (zu Gleomadus).
Fordre Du. (gu Nicobulus.) Und bu
Erbiete dich.
Niecobulus (zu Cleomachus).
Ich bin erbötig, fordre nur.
Cleomachus.
Zweihundert Philippsd'or, gut Geld, bezahlſt du mir?
Chryſalus ou Nicobulut).
Sag' ihm, er ſoll fie haben.
- Nicobulus.
Die bekommt er auch.
Ehryſalus.
Was nun? ſind wir dir noch Was ſchuldig, Lumpenkerl?
Was quälſt du den? was drohſt du gar ihm mit dem Tod?
Wir Beide ſchlachten dich ganz jammerwürdig ab;
Führſt du das Schwert, ſo haben wir den Bratſpieß drin:
Mit dieſem ſtech' ich bir, menn bu mid) wüthend machſt,
CONS 0c
V YN CN —
77
Mehr dr im ben Leib, als eine Flöte Dat 39),
Schon [ange mer idj, was für ein Verdacht bid) brildt:
Mein err jei bei bent Mädchen drinn.
Cleomachus.
So iſt es auch.
Chryſalus.
Bei Jupiter, Juno, Gere8 unb Minerva, bei
Latona, Venus, Caſtor, Pollux, Herecules,
Bei Mars, Mercur, ber Tugend, Hoffnung, Göttin Ops ?5,
Beim Herrn ber Schatten 82), Sol, Saturn, ben. Göttern alf:
Gr liegt nicht bei ihr, geht nicht mit ifr, fügt fie nicht,
Thut fon[t aud) Nichts, e8 Babe Stamen tie e8 will.
| Nicobulus (ur fi).
Wie der da ſchwört! jedoch ſein Meineid rettet mich.
Cleomachus.
Wo iſt denn nun Mueſilochus?
Chryſalus.
| Sein Vater fat
Ihn über Land geſchickt. Sie ging zur Burg hinauf,
Zum Tempel der Minerva, der iſt offen jetzt.
Sieh ſelbſt nach, ob ſie dort nicht iſt.
Gleomadjus.
^ A €o till id) benn
Auf's tyorum gefn.
Chryſalus.
Ei, geh' zum Henker lieber doch!
Cleomachus.
Kann heut mein Geld ich holen?
Chryſalus.
Hol's und — hänge dich!
Glaub' ja nicht, daß man dir noch gute Worte gibt.
(Gv gibt bem Cleomachus einen Tritt; dieſer entfernt ſich).
18
Eilfter Auftritt.
Chryſalus unb Nicobulus.
Chryſalus.
Den wären wir nun los. Nun, Herr, laß mich hinein
Zu deinem Sohn, bei allen Göttern bitt' ich dich.
fRicobuluS.
Was willſt bu drinnen tun?
CEhryſalus.
Ich will ihn jämmerlich
Ausſchelten, daß auf ſolche Weiſ' er ſich benimmt.
Nicobulus.
Ja, thue das, ich bitte dich drum, Chryſalus,
Und nimm kein Blatt vor's Maul.
GEhryjſalus.
Das braucht der Mahnung nicht.
Iſt's gnug, menm er bor mir [o viel Schimpfreden hoͤrt,
Als Clinia fle vernommen von Demetrius 35)?
(Mb im das Haus ber Bacchis.)
Zvölfter Auftritt.
Nicobulus auein.
Ganz einem Triefaug' ähnlich iſt ein ſolcher Sklav:
Wenn man es nicht hat, wünſcht man's nicht, verlangt es nicht,
Iſt's aber da, ſo ſtreckt man ſtets die Hand darnach.
War Chryſalus jum Gíüde heut nicht eben ba,
Der Hauptmann hätte meinen Sohn ſammt ſeiner Frau
Gepackt unb wegen offenbaren Ehebruchs
Stückweis zerhaun. So hab' ich meinen Sohn mit bent
Fur bie zweihundert zugeſagten Philippsd'or
Gleichſam erkauft. Doch zahl' id) fie nicht unbebingt,
UNMVTONTIND
19
Eh' idj zuvor mit meinem Sohn gefprodem. — Nie
Gíaub! idj nur auf'8 Gerathwohl einem. Chryſalus.
Sept aber überfe idj nod) einmal ben. Brief:
'$ ift billig, bag man bent Geſchriebnen Glauben ſchenkt.
(Er get in feit. aua.)
jünfter Akt.
Grfter Auftritt.
. Chryſalus.
Als größte That ber Atreusſöhne 5*) rühmet mar,
Daß ſie die Vaterſtadt des Priamus, Pergamum, |
Von Götterhand empor gethürmt 95), mit. Waffenmacht,
Mit Kriegsheer, Roſſen, auserleſner Helden Kraft
Und tauſend Schiffen nach zehn Jahren unterjocht.
Doch Peleus' Sohn 39) ſelbſt brachte ſolchen Schaden nicht,
Wie ich, der ohne Flotte, Heer und ſolche Zahl
Von Kampfgenoſſen meinen Herrn eroberte,
Indem das Gold, das mein verliebter junger Herr
Benöthigt iſt, beim Vater ich gefangen nahm.
Bevor aus ſeinem Hauſe nun der Alte tritt,
Brech' ich in Klagen aus: o Troja, Vaterland,
O Pergamum! verlorner alter Priamus!
Vierhundert Philippsd'or hat man dir abgejagt.
Denmn dieſer wohlverſiegelte, petſchirte Brief,
Den hier ich hab', iſt kein Brief, nein, er iſt das Roß
Von Holz, das die Achiver ſchickten: Piſtocler,
Der ift Epeéus27), Alles ſchreibt von ifm fid) Ber.
Muneſilochus ijt ber zurückgebliebene
Cinon 95), nur auf Achilles' Grabmal liegt er niit,
Im Bette liegt ev, Bacchis fat er neben fid),
10
Chryſalus.
Wo iſt
Der Menſch, der ſagen kann, ich hätte das geſagt?
Nitobulus.
Schweig! Niemand ſagt's. Der Brief, bem du mir überbracht,
Der klagt dich an, er iſt es, der dich binden heißt.
Chryſalus.
Aha! fo fat bein Sohn mid) zum Bellerophon ?8)
Gemadt? Ich ſelbſt mar' Ueberbringer eines Briefs,
Der mich in Bande wirft? O, laſſ' es! |
ficobulus.
Das ge[djicbt,
Daß bu [nod einmal] meinen. Sohn verführen kanuſt,
Mit dir herumzuludern, aller Schufte Schuft!
Chryſalus.
O Thor, o Thor! Du wirſt verkauft und merkſt es nicht;
Du ſelbſt ſtehſt auf dem Stein 29), wo der Ausrufer ſchreit.
. fitobnius.
Antworte: 28er verfau[t midj?
Chryſalus.
| Wer ber Gitter. Huld
Genieft, ſtirbt jung, bei frü[tigeut, geſundem Ginn.
Wär' bet (auf sicebulus beutenb) ein. Götterliebling, würd' ex längſt,
pot zehn,
Vor zwanzig Jahren fdjou im'8 Grab gefunfen fein.
Der Welt zur aft füuft er herum, bent, fühlet nidt,
Gift [ungefüfr] fo viel, mie eim verfaulter Pilz.
Nicobulus.
Der Welt zur Laſt wär' ich? ſo ſagſt du? Fort mit ihm
Und bindet ihn iut Haus am eie Säule feft!
Du ſtiehlſt mein Gold mir nicht.
14
Géryfalus.
Freiwillig gibſt du mir's.
Nitobulus.
Ich dir?
Chryſalus.
Und bitteſt mid) noch, daß ich's nehmen foll,
Wenn du erfährſt, in welcher äußerſten Gefahr
Sich der befindet, der bei dir mich angeklagt.
Gern würdeſt du die Freiheit dann dem Chryſalus
Ertheilen, doch ich nehme ſie nicht an. |
Ricobulus.
So [prid,
Du Erzhalunk, von welcher Art Gefahr iſt denn
Muneſilochus, mein Sohn, bedroht?
Chryſalus.
Komm mit mir und
Du ſollſt es ſelber ſehn.
Nitobulus.
Wohin?
CEhryſalus.
Drei Schritte nur.
Nicobulus.
Meintwegen zehn.
Chryſalus.
He, Artamo, mach' dieſe Thür'
Ein wenig auf, ganz ſanft, daß kein Geräuſch entſteht.
Gut! Jetzt komm' fev: ſiehſt bu bie Schmauſerei?
Ricobulus.
Ich je
Da gegenüber Bacchis neben Piſtocler.
12
Chryſalus.
Und wer t ig auf bem anberm Pfühl?
fhicobulus.
Ich bin be8 Tods,
3d) acier. Mann!
Chryſalus.
Kennſt du den Menſchen?
Nitobulus.
Leider ja!
Chryſalus.
Ei, ſage mir doch, iſt das nicht ein hübſches Kind?
Nicobulus.
Recht hubſch.
Chryſalus.
Du hältſt fie wohl für eim Buhlerin?
Nicobulus.
Ja freilich.
Chryſalus.
Du biſt irrig dran.
Nicobulus.
Wer iſt ſie denn?
Chryſalus.
Das findet ſich; von mir erſährſt du's heute nicht.
73
Zehnter Auftritt.
Die Vorigen. Cleomachus.
Cleomachus.
Mueſilochus, ber Sohn des Nicobulus, mil
Mir mit Gewalt mein Mädchen vorenthalten. Was
Sft das für eine Keckheit!
Nicobulus.
Wer iſt dieſer Menſch?
Chryſalus (uv no.
Gang aut gefegnem. Zeit fommt mir ber Offizier.
Cleomachus.
Fur keinen Kriegsmann hält mid) ber, nein, für ein Weib,
Als wär' ich nicht im Stand, mich ünd die Meinigen
Zu ſchützen. Nimmer ſoll Bellona mir, noch Mars
Ein Wort mehr glauben, wenn ich ihm den Athem nicht
Ausblaſe, wo ich ihn erwiſche, wenn ich ihm
Des Lebens Erbſchaft nicht entreiße.
Nicobulus.
Chryſalus,
Wer iſt denn der, der meinem Sohn ſo droht?
Chryſalus.
Der Mann
Des Weibes, neben der er liegt.
Nicobulus.
Der Mann?
Chryſalus.
Ja wohl.
Sicobulug.
Was? ijt fle bem verehlicht ?
.84
Nicobulus.
Daß mein Befehl geſchieht.
Chryſalus.
Dein Sklave muß dir billig ſtets zu Dienſten ſein.
Ritobulus.
So höre bem!
CEhryſalus.
Lies, wie es bit gefüllig iſt,
Mein Ohr iſt offen.
| Sticebulus.,
Wachs unb Griffe fat er nidjt
Gefpatt; ba mill id) lefen, was e& immer ift.
„Mein lieber Vater, gib zweihundert Philippsd'or
Dem Chryſalus, ich bitte dich, wenn Etwas dir
An meiner Rettung und an meinem Leben liegt.“
Chryſalus.
Das ijt bod) zu erbärmlich, meiner Treu!
Nicobulus.
Warum?
Chryſalus.
Nicht einen Gruß ſchickt er voran?
Nicobulus.
Ich finde Nichts.
Chryſalus.
Sei klug und gib ihm Nichts; doch, wärſt du auch bereit
Zum Geben, ſuch' er einen andern Boten ſich.
Ich trag' es ihm nicht hin, gebötſt du's noch ſo ſtreng.
Mir traut man ohnedieß ja nicht, obgleich ich mir
Nie Was zu Schulden kommen ließ.
85
Nicobulus.
Co fre mir
Doch gu, bis id) gelefem, was ber Brief enthält.
Chryſalus.
Von vornherein ſchon war der Brief ganz unverſchämt.
Nitobulus.
„Dir vor's Geſicht zu treten, Vater, ſchäm' ich mich,
Seit ich vernahm, daß du von meiner Schandthat weißt,
Sie. id) mid) mit ber Frau des fremden Offiziers
Hab' eingelaſſen.“ — Lache mid) bod) ja nidjt au$,
Denn um bie Summe bon zweihundert Philippsd'or
Hab' id) bein Leben bón ber Schande losgekauft.
Chryſalus.
Das hab' ich Alles, Alles ſchon ihm vorgeſtellt.
Nicobulus.
„Ich habe wie ein Thor gehandelt, ich geſteh's,
Doch bitt' ich, Vater, wende dich nicht ab von mir,
Wenn ich aus Unverſtand gefehlt. Mein heißes Blut,
Mein kecker Blick — ich ſeh' es ein — iſt ſchuld daran,
Daß id) verübt, woran id) jetzt mid) ſchämen muß.“ —
Weit beſſer wär's geweſen, wenn du vorher dich
Gehutet haätteſt, als bag bu bid) nachher ſchämſt.
Chryſalus.
Daſſelbe hab' ich Alles ihm ſchon längſt geſagt.
Nicobulus.
„Ich bitte, Vater, laß es dir genügend ſein,
Daß Chryſalus mich tüchtig ſchon geſcholten und
Durch ſeine Lehren wirklich mich gebeſſert hat,
Wofuür bu ihm zu großem Dank verpflichtet biſt.“
6$tyfalus.
Steht's wirklich jo im Brief?
86
Sticobulus.
Schau Ber und ſieh' es ſelbſt.
Chryſalus.
Wer ſich verging, demüthigt fid) vot Jedermann.
Nicobulus.
„Iſt jebt noch, Vater, eine Bitte mir erlaubt,
So wär' es die: gib mir zweihundert Pᷣhiuippsd'or. "
Chryſalus.
Nicht einen einz'gen, wenn du klug biſt.
Nicobulus.
Laß zum Schluß
Mich leſen. „Förmlichſt hab' ich mich durch einen Gib
Verpflichtet, vor heut Abend noch der Frau das Geld
Zu geben, eh' ſie ginge. Laß doch, Vater, mich
Jetzt nicht meineidig werden, bringe mich ſo ſchnell
Als möglich weg von ihr, um derentwillen ich
Sn ſolche große Schmach unb Schande mich geſtürzt.
Laß die zweihundert Philippsd'or dich nicht gereun:
Sechshundert geb' ich, bleib' ich leben, dir dafür.
Leb' wohl unb nimm bid) meiner an.“ — Nun, Chryſalus,
Was meinſt du?
Chryſalus.
Heut erhältſt du keinen Rath von mir;
Ich bleibe fern, damit du, wenn ſich's ſchlimm verläuft,
Nicht ſagen kannſt, es ſei auf meinen Rath geſchehn.
Doch, unmaßgeblich, wenn an deiner Stell' ich wär',
Ich gab' ihm lieber doch das Geld, als daß ich ihn
Zu Grunde gehen ließ'. Hier finb ber Fälle amet,
Erwäge fefber, welchen bu erwählen willft:
Entweder Geld verlieren, obet beinem Sohn
Meineidig woijfem. Uebrigens befehl' ich Nichts,
Verbiete Nichts und rathe Nichts.
87
Nictobulus.
Er dauert mich.
Chryſalus.
Mich wundert's nicht; er iſt dein Kind. Und wenn noch mehr
Darauf geht, immer beſſer iſt's, es geht darauf,
Als daß hi Schandenleben affe Welt erfährt.
Nitobulus.
O, mür' im Epheſus lieber er geblieben bod,
Wenn er gejunb mur mar, als bafj et feimgelefrt!
Allein, warum nidjt gíeid) berfieren, was id) bodj
Verlieren mug? Ich mill. ameifunbert Philippsd'or
Fur ben Colbaten Bolen, neb[t bem weiterer
Zweihundert. Warte mur, gíeid) bim id) wieder ba. (Ab.)
Dritter Auftritt.
Chryſalus aulein.
Troja ſinkt hin, die Fürſten ſtürzen Pergamum!
Langſt wußt' ich, daß ich Pergamum den Untergang
Bereiten würde. Wahrlich, menm mid) Irgendwer
Des Galgens werth erklärt', ich hätte nicht das Herz
Zur Gegenwette: gar zu viel fab! id verwirrt. —
Die Thure fnatrt; man bringt bie Beut' aus Troja. Still!
Vierter Auftritt.
Ber Vorige. Nicobulus kommt mit bem Gelb zurück.
Nitobulus.
Nimm, Chryſalus, das Geld hier, bring' es meinem Sohn.
Ich will von hier auf's Forum und den Offizier
Bezahlen.
Chryſalus.
Ich nehm's nicht, ſuch' einen Andern; ich
Will nicht, daß man mir's anvertraut.
88
Nitobulus.
Uc €o nimm e8 bod,
[Sein Ctrüuben] ärgert mich.
Chryſalus.
Ich nehm's nun einmal nicht.
Nicobulus.
Ich bitte drum. |
Chryſalus.
Du weißt ja, wie die Sachen ſtehn.
Kicobulus.
Du hältſt mich auf.
Chryſalus.
Ich will durchaus von Geld⸗Vertraun
Nichts wiſſen; oder — gib mir einen Wächter mit.
Nicobulus.
Du ärgerſt mich erſchrecklich.
Chryſalus.
Nun, wenn's abſolut
Sein muß, gib her.
Nitobulus.
Beſorg's; gleich bin ich wieder da. a5.)
Fünfter Auftritt.
Chryſalus auein.
Beſorgt iſt's ſchon, daß du der jammerwürdigſte
Von allen Alten biſt. Das heiß' ich doch einmal
Mein angefangnes Werk glorreich beendigen,
Wie mir's gelang, daß beuteſchwer mit Jauchzen ich
Kann aufmarſchiren. Bei ſelbſteignem Wohlgefühl
89
Führ' ich, nadjem bie Stadt durch Liſt erobert ift,
Die ganze Streitmacht unverletzt der Heimat zu.
Doch nehmt's, ihr Herrn Zuſchauer, nicht befremdend auf,
Daß ich nicht triumphire: das iſt zu gemein,
Ich halte Nichts darauf. Nichts deſto weniger
Muß der Soldat den Labetrunk bekommen. — Jetzt
Zum £juüftot $9) und bie ganze Beut' imt überbracht. (s.
ſSechſter AGt
Erſter Auftritt.
Philorxenus.
Je mehr ich's bei mir überdenke, wie mein Sohn
Von einem Taumel gu bem andern übergeht,
In welches Leben, welche Liebeshändel er
Sich blindlings ſtürzt, um ſo viel mehr bin ich beſorgt
Und ſchweb' in Angſt, er möchte ganz zu Grunde gehn.
Die Art und Weiſe, wie die Eltern heut zu Tag
Mit ihren Kindern ſind, gefällt mir keineswegs.
War ich doch ſelbſt auch jung, hab' Alles mitgemacht,
Allein mit Maß und Ziel: ich hielt ein Mädchen, aß,
Trank, gab Präſente, doch geſchah dieß ſelten nur.
Mein Sohn ſoll einmal freien Spielraum haben, foll
Sich dann unb mann vergnügen, billig ſcheint mir das,
Doch leid' ich nicht, daß er zu weit ſich gehen läßt. —
Nun will ich zu Mueſilochus unb ſehn, wie et,
Was ich ihm auftrug, ausgeführt, ob er ſich Müh'
Gegeben, ihm zur Tugend und zur Mäßigung
Den Weg zu weiſen. Wenn er ihn getroffen hat,
Go weiß id, bag er's tfot: er Bat eim edles Herz.
(Gv get nad bem Qaufe des Sticobulus.)
90
Zweiter Auftritt.
Slicobnlus. Bald nachher Philoxenus.
Nicobulus.
So viel' es in der Welt gibt, gab und geben wird,
Die Thoren, Narren, Tölpel, Schafs- unb Eſelsköpf'
Und Ginfaftépinje[ **) heißen, geh' id) Einziger
An Dummheit und Bornirtheit allen weit voran.
Ich ſchäme mich zu Tod'! In dieſem Alter noch
Zweimal ſo jammervoll geprellt zu ſein! Je mehr
Ich das bedenke, deſto mehr ſteigt meine Wuth,
Daß mir mein Sohn den Streich geſpielt. Mit mir qe aus,
Mit Stumpf und Stiel bin ich vernichtet, bin zerquält
Auf jede Weiſ', all' Unglück folgt mir auf dem Fuß,
Wo nur eim Abgrund offen ift, verſchlingt er mid).
Zerfleiſcht hat heut mid) Chryſalus, Beut Chryſalus
Geplündert, abgeſchoren fat ber Böſewicht
Durch Lug unb Trug nach Luſt mid) linbejormenen.
Da ſagt mir der Soldat, ein Freudenmädchen ſei
Das Weib, das er fur feine Gattin ausgab, nur.
Der Sache ganzen Hergang Dat er mit erzählt:
Er habe ſie gedungen auf ein Sfr; das Gold,
Das ich in meiner Dummheit ihm derſprochen, [et
Der Ruckſtand [von bem Miethbetrag]. Das ift es, das,
Was mir durch Mark und Bein frißt, was mich vofenb macht.
In meinen Jahren ſo geprellt! Der Welt zum Spott
Mein graues Haupt, mein weißer Bart! Ich armer Tropf
So um mein Geld geſchneuzt! Sogar mein Sklave, bet
Nicht Heller's werth, hat ſo zu handeln ſich erfrecht.
Qütt' anderswo ich mehr verloren, hätt' id) mid)
Nicht ſo geärgert, nicht ſo viel mir draus gemacht.
Philoxenus tommt.
Mir iſt, als ſpräche Jemand neben mir. Doch, wen
Erblick ijj? Ei, ber Vater des Mueſilochus.
| N77 0,772
i -
91
ficobulug.
Qa, bit Genoſſe meines Jammers, meines Leids,
Gegrußt fei mir Philoxenus!
Philorenus.
Auch bn! Woher?
Nicobulus.
Woher ein Menſch voll Elend und voll Kummer kommt.
Philoxenus.
Furwahr, ba bim aud) id) qu. Haus, wo' Mißgeſchick
Und Unglück hingehören.
Ricobulus.
SDenntad) ſind tir gleich
An Schickſal, wie an Alter.
Philorenus.
Alſo iſt's; doch du,
Was fehlt bir? |
Ricobulus.
Ganz das Nämliche, was dir.
Philoxenus.
Dein Kummer deinen Sohn?
Nitobulus.
Ach ja!
Philorenus.
Dann leiden wir
Betrifft
An einer Krankheit.
Ricobulus.
Chryſalus, ber ſaubre Burſch,
Hat meinen Sohn, mich ſelbſt und all mein Hab und Gut
Zu Grund gerichtet.
92
Philorenus. -
Sag' mit bod: worin beftebt
Ser Kummer, bem bein Sohn bir angetan?
Ritobnius. N
Du ſollſt's
Erfahren. Mit einander gehen ſie zu Grund,
Er und der deine: Mädchen halten beide ſich.
Philoxenns.
Wie haſt du das erfahren?
Nicobulus.
Weil ich's ſelber ſah.
Philoxenus.
Weh mir, ich bin des Tods!
Ricobulus.
Was ſtehen wir noch an
Und klopfen nicht unb rufen fie nicht Beid' heraus?
Philorenus.
Nicobulus.
$e, Bacchis! gleich laſſ' öffnen, menn bu nicht
Willſt haben, bag mit Aexten man bie Thüre ſprengt.
Nur zu!
Dritter Auftritt.
i Vorigen. rib Waedjis kommen aus bem. Qauje.
Bactchis 1. 7
Wer tuít fo faut unb fürmenb uteinen tamen Bier
Und poítert am bie Thür?
Nitobulus.
Ich bin's und dieſer da.
—— — 0 788 .
P A Aa 0
93
Satdil 1 qe Pali 9.
Was fof[ baS frin? wer trieb bod) dieſe Schafe 5er?
füicobulus. |
Der 9tidef neunt uns Schafe.
Bacchis 2.
Ei, der Schäfer ſchläft,
Da ſind ſie von der Heerd' indeß hinweggeſchweift.
Bacchis 1.
Sie ſchimmern wirklich; Beide ſehn nicht übel aus.
| Bacchis 2.
Auch kommen Beide mic mie friſih geſchoren vor.
| Philorenus.
Die treiben, ſcheint mir, gar noch ihren Spott mit uns.
Ricobulus.
Laß fic bod) madjen nad) Belieben.
Bacchis 1.
Meinſt bu nidt,
Man fónne (le be8 Jahres dreimal [djeren?
Batchis 2.
Eins
Ward Beute ſchon zweimal geſchoren. 2)
| Bacqhis 1.
Altes Vieh,
Das gerne Thymian frißt. 9)
Bacqhis 2.
Nicht übel mögen fte
Vordem geweſen ſein.
94
.Battqhis 1.
Sieh bod), id) bitte bid),
Wie fte Derüber ſchielen.
Bacchis 2.
! Die finb fider nidt
Bösartig.
Philoxenus.
Recdht geſchieht uns; marum famen wir
Hierher?
fBacdjis 1.
. Die mü[fen mit un8 in ba8 Haus Dinein.
Bacchis 9.
Warum? zu mefdem Zweck? Sie Daben weder Milch,
Noch Wolle; mögen ſtehen bleiben, wo ſie ſtehn.
vs ift aus mit ihnen, was ſie ſonſt geleiſtet auch;
Da iſt Nichts weiter zu gewinnen. Siehſt du nicht,
Wie einſam ſie herum ſich treiben? Ich glaube gar,
Das Alter Bat fie ſtumm gemacht, fie blöcken nicht,
Obgleich ſie von der andern Heerde ſich verirrt.
Bacchis 1.
Für etwas dumm, doch ſonſt nicht übel, halt' ich ſie.
Batchis 2.
Laß uns hineingehn, Schweſter.
Ricobulus.
Bleibt nur Beide da;
Die Schafe wollen zu euch.
Batchis 1.
Das bedeutet Was:
Die Schafe reden uns mit Menſchenſtimmen an.
MOM
. 95
Philorenus.
Die Schafe wollen Gud) für Etwas jüdtigen,
Das ihr um ſie verdient habt.
Bacchis 1.
Gerne ſchenk' ich dir's,
Wenn bu mir Etwas ſchuldig biſt; behalt's für bid,
Ich werd' es nie von dir begehren. Doch, was iſt's,
Weßwegen Ihr uns Schlimmes droht?
Philorenus.
Weil man geſagt,
Ihr hättet unſre Lammer bei euch eingeſperrt.
Nitobulus.
Und aufer dieſen Lämmern ift mein biß'ger Hund
Auch eben dort verſteckt; bringt ihr ſie nicht heraus
Und laßt ſie frei, ſo werden grimme Widder wir
Und rennen auf euch los.
Bacchis 1 (eiſe ju ihrer Sqhweſter:)
Ich muß dir heimlich Was
Vertrauen, Schweſter.
. BBacdjis 2.
Gut. (6ie treten. auf bie Seite.)
Nitobulus.
Wo ziehen die ſich hin?
Batchis 1 qur wweiten).
Den grauen Kopf dort druben überlaſſ' ich bir,
Mach' ihn hübſch zahm. Ich ſelbſt will auf den Poltrer da
Losgehn; wir locken ſie doch noch in's Haus herein.
Batchis 2.
Mein Penſum will ich ſchon beſorgen, wenn den Tod
Umarmen gleich entſetzlich iſt.
96
Bacchis 1.
So fei bod) fti!
HU Batchis 2.
Thu' bu das Deine, bel mir Díeibt/8, wie id) gejagt.
Sitobulus (zu Philoxenus).
Was machen die ſo heimlich mit einander aus?
Philoxenus.
Was ſagſt du da?
Nitobulus.
Was willſt bu. denn?
Philoxenus.
Ich ſchäme mid,
Es dir zu ſagen.
Nicobulus.
Was gibt's denn zu ſchämen da?
Philoxenus.
Ich will als Freund dir Was vertraun: mit mir iſt's Nichts.
Ricobnlus.
Das weiß ich längſt; doch ſage mir: warum iſt's Nichts?
Philoxrenus.
Ich kleb' am Leime feſt, es ſticht mir durch das Herz.
Sticobulus.
Beim Pollur! wie viel beffet wär's, man ſtäche dir
Die Hüfte durch.““) Doch ſprich: mas iſt's? Ich glaub' e$ et
Selbſt zu errathen, bod) id) möcht' e8 germ von bir
Vernehmen.
| Philoxenus.
Siehſt du die da?
9T
Sficobulus.
Wohl.
Philorenus.
Das Mädchen ift
Nicht übel.
Nieobalus.
Uebel gnug, firmar, unb bu — biſt Nichts.
Philorenus.
Kurzum, ich bin verliebt.
Nictobulus.
Verliebt?
Philorenus.
Du bringſt mich um.
Nicobulus.
Du alter Bock, in deinen Jahren noch verliebt?
Philsrenus.
Warum nicht?
Nicobulus. a
Weil es ſchmählich ift.
Philorenus.
Mit einem Wort:
Ich bin nicht 558 auf meinem Sohn; bu mußt es aud)
Auf deinen nimmer fein; fie finb verliebt unb tun
Gar redit baratt.
Bacchis 1 Gur zweiten).
Komm mit Derein!
Sticobulus.
Gie wollen fort.
Ihr Schmeichelkatzen, ihr Verführerinnen, Ba!
Plautus. Die beiden Bacchis.
^Y
98
Wollt ijr bie Söhn' heraus un$ geben jammt bem Knecht?
Wie? ober muf idj'8 mit Gemaft verjudjen?
S oilopenus.
Gef
Du bit fein Mann, daß du mit ſolchem art'gen Kind
So ungeſchliffen umgehſt.
Bacchis 1l (em Nicobulus liebtoſend).
Beſter alter Herr,
Bei Allem in der Welt laß dich erbitten doch,
Den ſkleinen] Fehltritt nicht fo fart gu ſtrafen.
Nicobulus.
| Cei.
Du nodj jo ſchön, wenn du micht gehſt, ergeht dir's ſchlecht.
Bacchis 1.
Ich nehm' es | fin unb fürdjte nidt, bu ſchlageſt mid),
Daß e8 mir mef tfut.
Nicobulus.
" . Wie bte ſchmeicheln kann! O web,
Ich fürchte!
Bacchis 2.
Der ift ſanfter. (gu Philoxenus:. Komm herein mit mic
Und ſtrafe drinnen deinen Sohn, wenn dir's beliebt.
Wieobulus Gu acia 1:)
Hinweg von mir, bu Laſter! T
fSacdjis 1.
Laß bid, befter Herr,
Erbitten.
Ricobulus.
Ich vot bir mid?
. 99
Bacchis 2 (gegen Philoxenus fid) menbenb:)
Der fügt fid gewiß
Von mir erbittem.
Philoxenus.
Nein, ich bitte dich ſogar:
Nimm mich hinein!
Bacchis 2,
Wie artig!
Philorenus.
Weißt du aber auch,
Was ich mir ausbedinge, wenn ich mit dir ad?
Batchis 2.
Bei mir au ſein. |
Philoxrenus.
All meine Wunfche nenneſt du.
Nitcobulus Gu. Philoxenus)
Viel ſchlechte Menſchen hab' ich ſchon geſehen, doch
So ſchlecht, wie du, noch keinen.
fppilogemus.
Bin mum einmal fo.
Bacchis 1 (Gu 9icobutus )
Komm, komm' ferein mit mir, mo bu mit Cpeije, 9Bein
Und Calben bir nadj Herzensluſt kannſt gütfid) thun.
Nicobulus.
Gnug hab' ich, übergnug an eurer Gaſterei;
Ob ifr dazu mich holt, id. frage Nichts darnach.
Es haben um vierhundert Philippsd'or mein Sohn
Und Chryſal mich beſchwindelt; dürft' ich dieſem Schuft
Nicht alle Qualen anthun, niqht das Doppelte
Nähm' id) dafür.
7*
^ 100
Bacchis 1.
Wie? wenn nam bir ba8 albe Gelb
Jurüderftattet, wirſt bu bann nid mit mit gehn
Und ijnen ifre Schuld verzeihn?
Philoxenus.
Er thut's gewiß.
.. icobulus.
Auf feinen Fall. Ich mill nidjt; Bebt eud) meg von mir!
Es bleibt babei, beftraft mug ber wie jener ſein.
. yileremes.
Du Mann von Nichts, verſcherze nidjt burd) eigne Schuld,
Was bir bie Götter Guts verleihn. Man bietet bir
Die Hälfte von bem Golde, nimm fie, aed) unb ruh'
In dieſes Mädchens Armen.
Nicobulus.
| Ich foll zechen ba,
Wo man ben Gobn zu Grunde mit geridjtet at?
Philoxenus.
Zech' immer zu! |
. Ricobulus,
Wohlan, e8 ijt nun einmal fo,
Sd) will e8 leiben, ob e8 gíeid) unziemlich ift;
Ich will mid) überminben. Aber ſoll id) benn
Zuſchaun, menn ber üt eine8 Mädchens Armen fiegt?
Batchis 1.
Vielmehr lieg' id) gu bir, liebkoſ', umarme bid.
ficobulus.
Mir brennt ber ftop[, id) bin caput, idj läugn' e8 nid.
Bacchis 1.
Willſt bu, dieweil bu lebeſt, bir nidjt gütlich tbrm?
——
101
Es wüfrt ja bod) nidjt fang; unb was bu Deut perfierft,
Kommt nadj bení Tode nimmermebr.
m fticobufus.
Was fang' idj an?
Philoxenus.
Das fragſt du noch?
fRicobulug.
Ich möchte germ unb ffütdjte bod.
: Bacchis 1.
Was fürdjteft bu?
fRicobulus.
Vor meinem Sohn unb meinem Knecht
Mich fen au fajfen.
fBacdji$ 1.
Honigherz, ba8 ijt num fo.
Er ift bein. Sohn: mo nähm' ec Etwas Ber, menn er's
Von bir nidjt friegt? Verzeihe Beiden, fag mid) das
Erbitten.
Nicobulus.
Wie die in mich bohrt! Was ich ſo feſt
Mir vorgenommen, bringt ſie durch ihr Bitten weg.
Durch dich und dir zulieb werd' ich zum Böſewicht.
Bacchis 1 (in liebkoſend).
Du kommſt nicht los. Kann ich mich feſt verlaſſen drauf?
Nicobulus.
Was einmal ich geſprochen, dabei bleibt es auch.
fBacdji$ 1.
Der Tag verftreidjt; hinein aut Tafel, eure. Söhn'
Erwarten euch.
" 109
Nicobulus.
Nein, unſern Tod erwarten ſie.
Bacchis 1.
Es iſt ſchon Abend; kommt!
Philorenus.
Führt uns, wohin ihr wollt,
Wir ſind ja doch die Euern ſchon mit Seel' und Leib.
Bacchis 1 qu ben. Zuſchauern:)
Recht artig finb bie jelbft gefangen, während fie
Gid) gegen ihre Söhn' auf Sauer ſtellten. (gu sen Wien) Kommt!
€pilsg5.
Von Chryſalus in Gegenmart der ganzen Schauſpielertruppe geſprochen.
Wenn dieſe Greiſe nicht bereits von Jugend auf
Nichts nutz geweſen wären, würden ſie ſich heut
Mit grauen Haaren nicht ſo ſchmählich noch vergehn.
Auch gäben wir dieß Stück nicht, hätten mir zuvor
Nicht ſchon geſehn, wie Väter bei der Kuppelei
Die Nebenbuhler ihrer eignen Söhne ſind. —
Lebt wohl, ihr Herrn Zuſchauer, klatſcht uns Beifall zu!
Anmerkungen.
1) Erſter Auftritt. — Zum richtigern Verſtändniß dieſer Anfangsſcene
bürfte bie Bemerkung dienen, daß mir unà dieſelbe ala ben Schluß eines voran⸗
gegangenen. Geſpräches zwiſchen bem beiden Schweſtern Bacchis zu denken haben,
worin dieſelben ſich über die Art und Weiſe, wie fie den jungen Piſtoclerus in ihr
Netz ziehen wollen, verſtändigt haben, und nun einig geworden ſind, daß die eine
von ihnen, unb amar bie ältere, das Wort führen fol.
2) Wenn fie das Gelb — gern fte ziehn. — es ſtand nämlich ben
Mädchen, bie f auf eine beſtimmte Seit zu einem Liebesperhältniffe verdungen
hatten, frei, ſich vor Ablauf dieſer Zeit von ihrer Verbindlichkeit loszumachen, ſo⸗
bald fie it ber gage waren, bag bei Abfchluß des Contractes erhaltene Singelb
gurüdauerftatten.
3) Ginen Dienſt — beinem Wreunb, — —Sümlid bem abmefenben
Mneſtlochus, defſen Geltebte die zweite Bacchis war, weßhalb bie SBorte von Bier
«n bis jum Schluſſe des Paſſus aud) nur von dieſer geſprochen werden können, obs
oleich alle Ausgaben fie unerklärlicher Weiſe ber erſten Bacchis zutheilen. Wie wollte
man fid benn ſonſt das „ich fei bein. Schätzchen jetzt“ erklären?
4) Cin 89curgu8 ſelbſt. — Lycurgus, ber beruͤhmte Geſetgzgeber ber
Spartavrer, ſteht bier überhaupt zur Bezeichnung eines fittenzeinen, enthaltſamen
Charakters.
5) Du biſt dummer nod, als ein Potitier. — Sie Potitier unb
Pinarier, zwei uralte, römiſche Familien, waren oon Evander zu Prieſtern bes
Hercules verorbnet worden, als derſelbe dieſem Gotte nach Erlegung beB Caeus bie
fogenannte ara maxima errichtete. Als bie Pinarier einmal zu ſpät zum DOpfer
famen, nachdem bie Gingemelbe bereits aufgezehrt waren, burften fie auf. Verord⸗
nung be8 Qercule8. nie. mer von benfelben effet unb waren vom nun ax nur mod)
QGebilfen Bei Servidjtung ber Deiligem Gebrüudje. Die Botitier bebielten nun bie
Wuffit über bie Dpfer be8 Hercules [ange Belt Dinburd) allein, bià fte auf Sus
vatem des Genforà Appius Glaubiua dieſen Dieuſt ben öffentlichen Sklaven über»
trugen, worüber ber Gott [o ergrimmt murbe, daß ijr ganzes, aus zwoölf amis
lien beſtehendes Gejdjledt it einem Sabre umfam, Bgl. 2ivpius 1, 7. 9, 29
104 |
6) Nicht mehr Erzieher — nennt ec [mid. — Alſo aud fdon bet
ben Alten herrſchte bie Gitelteit, bap man ftd Lieber mit bem Titel, als mit bem
tamen angerebet. hörte.
7) 8um $ercules — jum Linus bu. — Sinus, ber Lehrer des Qers
eules in. ber Muſik, mutbe von biefem, al8 er ijn cinmal in der Ungeduld beftig
ausſchalt, mit ber Gitber erídjlagen.
8) 8um Phoͤnir macht. — Phönix, ber Begleiter des Achilles im troja⸗
niſchen Kriege, exmahnte dieſen ſeinen Zögling wiederholt, das aufbrauſende Feuer
ſeines Zornes zu dämpfen, allein ſeine Ermahnungen fanden kein Gehör, und ſo
ward ihm denn die traurige Aufgabe, dem Peleus, dem Vater des Achilles, die
9tadjridt von bem Tode des Sohnes zu überbringen.
9) Nachbar Apollo. — Zu Athen, mo unfer Stück ſpielt, waren bie
Wohnungen im ben Schutz Apollo's gegeben, weßhalb aud) gewöhnlich fein Bild in
ben Vorhöfen ber Qüufer aufgeſtellt wurde unb ber Gott Ion ben Beinamen
z,900Ter5Qiog füjrte.
10) WBie Ieidjt all ſamiſches Geſchirr zerbricht. — Die auf der
Inſel Samos (im ägeiſchen Meere) verfertigten irdenen Gefäſſe waren in ihren
Formen äußerſt elegant unb ſchlank, aber eben deßhalb aud) leicht zerbrechlich.
11) Epidicus. — So heißt ein Luſtſpiel unſers Dichters nach bem Namen
des Sklaven, ber bie ganze Intrike deſſelben leitet. „Man könnte vielleicht aus
dieſer Stelle ſchließen, daß Plautus in unſerem Stücke bie Rolle des CEhryſalus
ſelbſt geſpielt habe. Denn daß der Acteur aus ſeiner übernommenen Rolle in
feine eigene fällt unb ben zu Spielenden mit fid) ſelbſt verwechſelt (vorſätzlich ober
unvorſätzlich) ift benfbar, nicht unwahrſcheinlich unb nicht ſelten von komiſchem
Effekt. Wie unb warum könnte aber Chryſalus, wenn ihn nicht Plautus ſelbſt
vorſtellte, vom Epidicus reben?$ — fon Pellio wiſſen tir weiter 9idtb, als
was hier von ihm ſteht.“ Danz.
12) Philippiker. — Gine zuerſt unter König Philipp II. von 3Racebonien
geprägte unb mit deſſen Bilbniß verſehene Golbmünze, ber ſogenannte Goldſtater;
mad unſerem Gelbe im ungefähren Werthe von D. Thlr. ober 8 fi. 45 fr. mer
einimübrung.
13) $firüens, ber Hafen von Athen.
14) Jetzt, Golbmann, braucht es Gotb. — Verſuchte 9tadbilbung des
Wortſpiels im Driginal: est opus chryso (XouoGG) Chrysalo.
15) Phryxus' Widder muß exc mir beut werden. — Nach der be⸗
fannten Gage entflohe Phryrus, Sohn des Königs Athamas von Sbotien, um ben
Nachſtellungen feiner Stiefmutter Ino au entgehen, mit feiner Schweſter Helle auf
einem Widder, ber eim goldenes Vließ hatte. Helle aber fiel an ber Meerenge, bie
nach ir ben Namen Hellespont (EAAgc 7zt0»tog) bekam, in bie Fluthen hinab,
unb Phryxus fam allein mit feinem Widder nach Kolchis, wo er ihn bem Mars
spferte, das Vließ aber in deſſen Tempel aufhängte, wo es ſo lange blieb, bis
Jaſon es mit den Argonauten holte.
16) Nachden — bie Commiſſarien beſtellt. — In Rom unb ben
Provinzen beſtellte der Prätor bei Klageſachen wegen Mein unb Dein bem Kläger
eigene Richter, recuperatores genannt, por denen berfelbe feine Anſpruchſsrechte gel»
105
fenb ju maden Datte. Dieſes Gericht hieß judicium reeuperatorium. — Alſo auch
fier wiebet — wie wir eB fo oft bei Plautus bemerten — Anſpielung auf römi⸗
fde Verfafſung unb Gebräuche.
17) Gin Autolycus — war et. — A. Goin beB Mereurius von ber
Chione, unb burd) feine Tochter Gurgciea, bte Gemahlin des Lasrtes, Großvater
des Ulyfſes, mat einer ber Argonauten unb durch feine Liſt unb Kunſt im Betrü⸗
gen berühmt. Man erzählte von ihm, daß er ſogar bie Farbe des von im ge:
ſtohlenen Viehes fo au perünbern gewußt habe, daß ſelbſt beffen eigene derren es
nicht mehr zu erkennen im Stande waren.
18) Ser weitaus t5euersmertbfite Mann. — Dieſes herrliche Vort
unſers Luther mußte ich adoptiren, um bie doppelte Bedeutung von carus (vgl.
gleich nachher: „er wird mir noch um Vieles theurer fein^) in ber UNeberſehung
mid verloren geben zu laſſen.
19) Geborgen ip/8 Ja im Dianentempel felbft. — G8 mar im Al⸗
tertbum faſt allgemeine Sitte, &oftbarfeiten, ober íülberbaupt Gegenftdnbe, denen
man aus irgenb einem Orunbe Werth beilegte, in ben Tempeln in Giderbeit au
bringen; vgl. hierüber aud ,Golbtopf" 9Xft IV. Auftr. 1 wu. ffg. — Beſon⸗
ders ſcheint ber berüfmte Dianentempel zu Epheſus, welcher zwiſchen biejer Gtabt
und dem Hafen lag, eine Menge von dergleichen Schätzen beherbergt zu haben.
20) Macht zum Galgenmann bet Golbmann gleich. — Stadt»
bung des Wortſpiels im Driginal: Crucisalum ex Chrysalo.
21) Ganz züchtiglich geglrtet. — G8 galt als Zeichen eines mede
fiden, fittenlofen Charakters, mit nachläßig ober gar nicht gegürteter Tunica gu
erſcheinen, ogl. Horaz Got. I, 2, 25. — Daher gegürtet bier ſ. v. a. ordent⸗
lich, den Regeln des Anſtandes gemäß.
22) Bunt, wie der Amme Mantel. — ünter ber Amme ift bier xot.
éFoyrr bie Gybele, bie SRutter (Summe) ber Otter zu verſtehen, beven SRantel
aus Zigers ober Pantherfellen verfertigt mar.
23) Ser Qarafit. — Ser 9tame P., mie urfprünglid bie Genoffert bec
gotteSbienftliden Feſtmahlzeiten (o£ zteQc Géítoy) hießen, ging mit bem Verfal⸗
len ber griedji[jen Staaten unb GCitten auf eine Clafje von Menſchen (über, ie
fie bel bem gleichzeitigen Umfichgreifen häuslicher Gelage it bem bamallgen Gries
denianb nur allzu häufig zu treffen waren. Um nümlid Tag für Tag fojtenfrei
ſchwelgen, oder wenigſtens ſich ſatt eſſen zu können, ſchmiegten ſich Leute, denen es
entweder an Geſchick, oder an Luſt zur Arbeit fehlte, an Wohlhabendere an, denen
fle dafür zur Zielſcheibe ihres oft unfeinen Witzes unb zum Gegenſtand roher Späſſe
dienen unb gleichwohl in Allem au Gefallen ſein und reden mußten, und dieß ledig⸗
lich ihres Bauches und ihrer Gurgel wegen. Als ſolche im Leben ganz alltägliche
Erſcheinungen finb denn aud bie Paraſiten in ber neuern attiſchen Komödie
faſt unentbehrliche und eben barum ftet8 wiederkehrende Perſonen, wie z. B. bei
unſerm Dichter in ben Zwillingsbrüdern, im Bramarbas, in ben Kriegs⸗
gefangenen und noch mehreren anderen ſeiner Stücke.
24) Nach Elatia. — Es gab im Alterthum mehrere Städte dieſes Na⸗
mens: eine war die Hauptſtadt ber Landſchaft Phocis, eine andere [ag in Thef⸗
ſalien.
106
25) Sie Parmenois, bie Syrus. — Zwei üt ber alten ftombbie Dilufig
vorfommenbe 9tamem von Sklaven, bie ipre Herren sum Beſten hatten unb fie
gelegenheitlich prellten. .
26) Smet, brei NRinen. — Die atti[fje SRine, beret 60 auf das Talent
gingen, betrug 25 Thlr. ober 48 f. 45 fr. unſers Geldes; alfo Bier 87 ff. 80 kr.,
beziehungsweiſe 181 ff. 15 fr. .
27) €o hat er in gum Hercules gemadjt. — Nach ber Mythe fot
$ercule8 vor feinem Tode Denjenigen, melde ibm den zehuten Theil ihres mets
mögens ober einer gemadten Beute opferm würden, grofen 9teidtbum unb immets
währende Glüdfeligfett verſprochen haben. Beſonders üt 9tom, wo bie ferebrung
des Hereules jdjon feit bem urälteſten Seiten ſehr grof war (vgl. Birgil Aen. VIIT,
186 ffg), wurden ihm ſolche Dpfer in Geftalt von Bebnten bargebradgt, welche
auf feinem 9([tar, ber ſogenannten ara maxima auf bem forum boarium im Folge
von [freiwilligen Gelübden niebergefegt mutben. Die Sefotgung biefer Opfer mat
ben beiden Prieſterfamilien der Potitier unb Pinarier (vgl. oben Anm. 6)
aufgetragen. — Mneſilochus würde alſo nach unſerer Stelle ſeinen Vater it bem
Falle zum Herenles madfn, menn er ihm von ben 1200 Tbilippsb'or nur ben
zehnten Theil abl[ieferte, bie übrigen neun geile aber für fid ſelbſt bebielte.
28) So Bat bein Sohn mid sum Bellerophon gemadt, — B.,
Sohn beà fünigà Glaucus von Gorintb, atte fld, weil er eineB an feinem. Bru⸗
ber begangenen Mordes regem flüchtig woerben mußte, an ben Hoſ beB argiviſchen
Konigs Prötus begeben, mo fid beffen Gemahlin Sthenobda in ihn verliebte. Allein
fBeüleropfon lehnte alle ire Sintrüge ab unb bradjte. fie baburd) [o wider fid auf,
daß das ſchändliche Weib in bei ibrem Gemabl anflagte, als hätte er fie zur Un⸗
treue verleiten unb ihr ſogar Gewalt anthun wollen. Prötus wollte an feinem
Gaſtfreund nicht perſönlich Rache nehmen und ſchickte ihn deßhalb an feinen Schwie⸗
gervater, ben lyciſchen König Jobates, mit einem Briefe, worin ev dieſen erſuchte,
den Ueberbringer bem Tode zu weihen. Jobates trug ihm baber auf, das Unge⸗
heuer Chimära ju tödten. Bellerophon vollführte bie That, worüber Jobates ſo
entzückt wurde, daß er ihm eine ſeiner Töchter zur Ehe gab.
29) Du ſelbſt ſtehſt auf dem Stein. — Die Sklaven, und namentlich
diejenigen, welche nicht viel werth waren, wurden beim Verkaufe auf einem Stein
ausgeſtellt. Die Redensart: „er ſteht auf dem Steine,“ „iſt vom Steine gekauft,“
will alſo ſo viel beſagen, als: er iſt nicht viel werth, und im Munde des Chry⸗
falus bebeutet es an unſerer Stelle: „du wirſt geprellt, ohne daß bu es merkſt.“
80) Mehr Löcher — als eine FIöote hat. — Im Driginal: confos-
Biorem soricina naonia. „Ueber biefe Stelle haben fid bie Ausleger allzumal bie
£üpfe nicht wenig zerbrochen, um einem ſchicklichen Sinn hineinzubringen. Allein
aus allem ihren Bemühungen ergibt fid) weiter Nichts, als daß Plautus entweber
einen ſchlechten Spaß gemacht, obev eine Bedentung des Wortes nonis verloren ge-
gangen iſt.“ Danz. — Qin älterer franzöſiſcher Commentator nimmt nenia ohne
Weiteres als gleichbebeutend mit fistula (Rohrpfeife), unb verſteht unter soricina
maenia ein ſolches Blaſsinſtrument von feinem Tone, ähnlich bem Pfeiſen der Spitz⸗
maus (sorex).
81) Bei ber Göt tin Dp8. -— D., ble Tochter des Colus (Himmel) unb
*
107.
ter Gtrra (Grtbe), war üt bert ülteften. Zeiten eite. eigene Gottbelt, wurde aber.
[piter mit be Rhea, Gobele, Großen SRutter (magna mater) identificirt, war bie
Qemaglin des Saturnus unb burdj biejen Sutter des Jupiter.
82) Seim Herrn bert Schatten. — Submanus, eit Seiname des Pluto.
83) Als Glinia fie vernommen von Demetrius. — Anſpielung
quf zwei (n einem. Luſtſpiel damaliger Seit vorkommende unb dem Publieum nas
türlid wohlbelannte Namen.
84) Der WtreusB[íó pne. — Agamemnon imb Menelaus, Söhne des Atreus,
welcher Myeene und ben Peloponnes beherrſchte, waren. belanntlich bie beiden Haupt⸗
anführer üt bent Kriegszuge gegen Troja.
85) Von Götterhandemporgethürmt. — tad bet Mythe ſollen Nep⸗
tun unb Apollo bie Mauern von Troja erbaut haben.
86) Peleus Sohn. — Achilles.
87) Piſtoeler, der ift Gpéus, Alles ſchreibt von ibm ftd) fer. —
Gpéus (Erztioc) war ber 9tame beB Kunſtlers, ber auf Gingebung ber Minerva
ba3 holzerne Roß, welches ben Trojanern ben Untergang bringen ſollte, verfertigt
hatte, weßhalb er auch bei Virgil Aen. II, 264 doli fabrioator (des Betrugs
Werkmeiſter) heißt. — mit Recht bezeichnet es übrigens Rapp als auffallend, daß
ber Dichter hier ben Piſtoclerus mit Gpóus vergleicht, ba bod) jener nichts weniger,
als ber Anſtifter ber Intrike unſers Stückes ift.
88) Sinon; nur auf Achilles Grabmal liegt ex nicht. — Sinon,
der nach dem Abzuge der Griechen im Lager zurückgeblieben war, um die Trojaner
zur Aufnahme des hölzernen Roſſes in ihre Mauern zu bereden (vgl. hierüber aus⸗
führlich Virgil Xen, II, 656—198), hatte ſich ſelbſt Naſe unb Ohren abgeſchnit⸗
ten und auf das Grabmal des Palamedes (nicht des Achilles) gelegt, und gab, als
er entdeckt und vor den König Priamus geführt wurde, vor, ſeine Landsleute hät⸗
ten ihn alfo zugerichtet und bei ihrem Abzuge in dieſem Zuſtande zurückgelaſſen.
Priamus ſchenkte ihm das Leben; allein zum Danke hiefür öffnete der Verräther,
während die Trojaner berauſcht ſchliefen, den Bauch des Roſſes, ließ die darin ver⸗
ſteckten Krieger heraus unb gab auch ber auf ber Inſel Tenedos verſteckten grie⸗
chiſchen Flotte mit einer Fackel das Zeichen, daß es jetzt Zeit ſei, in die Stadt
einzubrechen.
89) Minervars Götterbild — bte Oberſchwelle am Scäerthor
zerbärſte. — Das vom Himmel gefallene Bild der Minerva, das ſogenannte
Palladium, von deſſen ungefährdetem Beſitze das Heil und Beſtehen des troja⸗
niſchen Reiches abhing, war von Ulyſſes und Diomedes geraubt worden. — Troi⸗
lus, ber jüngſte Sohn des Priamus, wurde von Achilles getödtet. — Das Seäi⸗
ſche Thor, bei welchem fid das Grab des Laomedon befand, wurde pon ben
Trojanern ſelbſt Behufs ber Einbringung des hölzernen Roſſes niedergeriſſen.
40) Zum Quäſtor, unb bie ganze Beut' ihm überbradt. — Es
war bei ben Römern herkömmlich, bie bent Feinde abgenommene Beute bem Staats⸗
ſchatmeiſter (Quaestor urbanus) zu Uüberbringen unb jum allgemeinen Beſten ver⸗
kaufen zu laſſen, um den Ruhm der Tapferkeit durch das Lob der Freigebigkeit
gegen das Vaterland noch mehr zu erhöhen.
41) Thoren, Narren, Tölpel, Schafs- unb Eſelste
108
Ginfaltspin[el. — Im Driginol: stulti, stolidi, fatui, fungi, bardi, blenni,
buccones, Dieſen Reichthum ber lateiniſchen Sprache an SBürtern, melde allzumal,
etwa mur üt geringerem ober höherem Orabe, Mangel am Serftanb unb beſonnener
Ueberlegung bejeidjnen, muf bie deutſche [eiber entbehren. Die Worterbücher [afs
fet uns bier faft gänzlich im Ctide; fatuus ift: abgeſchmackt, albern, bumm;
fungus wörtlich ein ils, aljo ebenfall8 buntm; bardus, von [angfamem Verſtande,
bumm; blennus, voll Schleim unb Rotz, Benennung eines dummen 9Renjden;
bucco, Pausback, Tölpel, Dummkopf: fo mein grofe8 Lexicon.
42) Cin8 matb Beute fdon zweimal gefdoren. — Nämlich 9ticobus
Iu8, bet Chryſalus an biefem Tage zweimal betrogen batte, einmal um 200 pbi»
lippSb'or für ben Dffüler, unb bann um weitere 200 angeblid) für befje Frau,
in Wirklichkeit aber zum Verjubeln für ben Mneſilochus unb beffen Geliebte.
48) Altes Vieh, ba8 gerne Thymian frift. — Thymian foll in
Athen ein beliebtes Gemüſe, beſonders bei älteren Perſonen, geweſen ſein. Da
jedoch hier von den beiden Bacchis das Bild mit den Schafen conſequent durchge⸗
führt unb ſchließlich ſelbft von ben Alten, wenn gleich im entgegengeſetzten Sinne,
darauf eingegangen wird, ſo erklären wir den Thymian hier lieber vom Schaf⸗
futter; Schafe, welche Thymian freſſen, find alſo ſ. v. a. wohlgenaͤhrte, fette, zum
Schlachten (Bier — ausbeuteln) fid) eignende.
44) Man ſtäche bir bie Güfte durch. — Eine bet trügen ober wider⸗
ſpenſtigen Sklaven gewðhnlich angewendete Strafe.
Druck vot G. Hoffmann in Stuttgart.
Titus Marcius Plautus
Luſtſpiele. |
Deutſch
Dr. Wilhelm Vinder.
— —
Vierzehntes Rändchen.
Stichus.
(Stichus.)
Stuttgart.
Hoffmann'ſche Verlags⸗Buchhandlung.
1868.
5tidus
(Stichus.)
Cin
2
uodlib
et mi
imi]
ME
M afo
ngen ſo M
1 nin
a. nag
griech
iſchen
1*
Perſonen.
Antipho, ein Athener.
Panegyris,
—— ſeine Töchter.
Epignomus, Maun der Panegyris.
Pamphilippus, Mann: ber Pinacium.
Stichus, €tlave des Epignomus.
Sagarinus, Stlave des Pamryhilivpus.
Crocotium, Sklavin der Panegyris.
Stephanium, Sklavin der Pinacium.
Gelaſimus, Paraſit. "mE
Dinacium, ein finabe ipt Dienſte des ẽpignomine.
Sklaven unb Sktavinnen.
Das Stück ſpielt zu Athen, theils vor bem Qaufe des Antipho, theils oor unb üt
ber Wohnung beó Epignomus unb ber Panegyris.
Einleitung.
Diie Anlage dieſes Stückes, das wir ſchon im ber Ueber—
ſchrift als „Quodlibet“ bezeichnet haben, iſt höchſt einfach, faſt
ganz ohne dramatiſche Verwickelung; eine dialogiſirte Erzäh—
lung, deren einzelne Theile nur äußerſt locker mit einander
zuſammenhängen. |
Gpignomus8 unb Pamphilippus, zwei Brüder, beibe
Schwiegerſöhne des atheniſchen Bürgers Antiphd, haben iu
dem erſten Jahre ihres Eheſtandes ein ſolch ungeregeltes Leben
geführt, daß dabei faſt ihr ganzes Vermögen zu Grunde ging;
endlich aber ermannten ſie ſich, wurden wieder ſolid und be—
gaben ſich nun auf Reiſen, um durch Handelsgeſchäfte neues
Vermögen zu erwerben. Drei Jahre dauerte ihre Abweſenheit.
Während dieſer Zeit dringt Antipho ſtets in ſeine Töchter,
Panegyris und Pinacium, ſich von ihren Männern ſchei—
ben zu laſſen unb anderwärts wieder zu verehelichen. Die
beiden Frauen aber, ihren Männern treu ergeben, widerſtehen
allen Zumuthungen des Vaters, was wir aus den erſten Scenen
des Stückes des Nähern erfahren. Sie ſchicken den Paraſiten
Gelaſimus, ein Prachtexemplar dieſer Menſchenrace, nach
bem Hafen, un zu erfahren, ob feine Nachricht bon ihren
Männern eingelaufen ſei. Doch faum hat ber Paraſit den
Auftrag erhalten, ſo meldet ihnen ein im Hauſe des Epigno—
mus dienender Knabe, Namens Dinacium, bie Erſehnten
jo eben mit. reichen Waarenvorräthen im Hafen angela—
6
Erfreut über ſeine glückliche Heimkehr, gibt Epignomus,
ber ſich mittlerweile nad) ber Stadt begeben bat, feinem Skla⸗
bet Ctidjus, ber ihn auf ber fangen Reiſe begleitet batte,
gerne bie Gríaubnip, fid) heute bon ben Beſchwerden berjefben
auf jebe ihm beliebige Weiſe zu erfolen; ben Paraſiten aber,
ber fid) jogleid) mit jeinem unſterblichen Hunger bei ifm ein⸗
findet, weiſt er ab, teil biejer e8 toar, ber ifm einff au allen
Arten bon. Ausſchweifung berfeitet Datte. — Da bie Reiſe bet
beiden Brüder bom [o günjtigem Grfolge gemejen, [o iff nun
aud) 9(ntipfo höchlich ev[veut über ifre Surüdfun[t, begrüpt
fie herzlich, und affe Drei idjiden fid) am, eim fröhliches Mahl
wüt einanber eingunefmen, au welchem ber beradjtete Paraſit
vergeblich Dingubringem fudit. |
Waͤhrend bie Herren fid) auf dieſe Weiſe vergnügen, ma-
dn nun auch Stichus unb ſein 9Ritjffape Sagarinus bon
bet Erlaubniß, fid) gütlich zu tun, ben freieſten unb zügel⸗
(ojejten Gebrauch; ihre gemeinjdja[ttidje Gefiebte Stephanium,
bie Sklavin ber Pinacium, muB eim üppige8 Mahl gubereiten,
unb e8 beginnt mum ein Bacchanal, tote es eben ausfallen. mu,
wenn einmal Sklaven jid) ungeldjeut einer büffigen lingebun-
denheit hingeben bürfen.
Den Gegenſatz des frivolen, zügelloſen Taumels gemeiner
Seelen, nad) überſtandenen Mühen, zu ber gemeſſenen und wür—
digen Freude ehrenwerther Männer, die ſich des Beſitzes treuer
Weiber wieder werth gemacht haben, zu ſchildern: das ſcheint
die Roe Tendenz bieje8 etwas flüchtig ſtizzirten Sujt[piels
zu ſein.
Erſter Akt.
Erſter Auftritt.
Panegyris und Pinatium.
Panegyris.
Recht elend, Schweſter, Bat gewiß Penelope)
In ihrem Innern ſich gefühlt, ba fle fo fang,
Von ihrem Mann getrennt, im Wittwenſtande war.
Wie's ihr zu Muth ſein mochte, das erkennen wir
Jetzt an uns ſelbſt, da unſre Männer ebenfalls
Abweſend ſind, und während ihres Ferneſeins
Der Beiden Schickſal, wie e$ dem auch billig ift,
Uns Tag unb Nacht unausgeſetzt mit Sorg' erfüullt.
Pinactium.
Wir thun nur unfte Schuldigkeit, unb thun damit
Nichts weiter, als wozu uns treue Liebe mahnt.
Doch ſchenke jetzo mir Gehör, mein. Schweſterchen;
Ich hab' in Sachen unſrer Männer mancherlei
Mit dir zu reden.
Panegyris.
Sie ſind doch geſund unb wohl?
pinacium.
Ich hoff' unb wunſch' es; aber, was mir Kummer macht.
Iſt ba6, daß unfer Vater, bec in erſter Reih'
8 7
Als Biedermann im alfer Bürger Munde febt,
Nunmihr als ſchlechten Mann ſich zu erkennen gibt,
Indem er unſern Ehemännern, während ſie
Abweſend ſind, ganz ohne Grund ſolch argen Schimpf
Anthut und uns von ihnen abzuziehen ſucht.
Das, Schweſter, macht das Leben mir zum Ueberdruß,
Erfüllt mein Herz mit Grant, macht [vor ber Zeit] mich olt. .
Panegyris.
Noch ſpare deine Thränen, Schweſter, übe nicht
Das an dir ſelber aus, was dir der Vater droht.
Es iſt noch Hoffnung, daß er eines Beſſern ſich
Beſinnt, id) kenn' ihn; nur im Spafſe iprady ev. jo:
Ja, könnt' er dadurch ſelbſt die Berge Perſiens
Verdienen, die von purem Gold ſind, wie man rühmt,
Er würde niemals das, was du befürchteſt, thun;
Und thät' er's wirklich, dürfkeſt du ihm dennoch nicht
Sm Mindſten zürnen, thät' er's bod) nid) ohne Grund:
Bedenke nur, es ift bereits das dritte Safjr,-
Daß unſre Männer fort ſind.
Pinatium.
's iſt ſo, wie du ſagſt.
Panecgyris.
Ob fie nod leben, ob geſund ſind, wo (ie fif) — '
Aufhalten, was fie tr&ben, ob fie iüberfaupt —
.Nur Etwas treiben: über ol das fafje fie/ ——
Uns ofne Nachricht, kehren and) nicht heini git uns.
E
PHinacium.
Dich ſchmerzt's wohl, Schweſter, bof fie.igre Pflicht fo gan;
Bergeſſen, während bu bie deine doch erfüllſt?
| . Santgyris. .
Ja freifid). 00.
^9
Pinatium.
Still doch! laß mich das nicht noch einmal
Von dir vernehmen; nimm dich wohl in Acht.
NPanegyris.
Warum?
Pinacium.
Weil doch, nach meiner Meinung, jeder brave Menſch,
Was ſeine Pflicht erheiſchet, thun und üben muß.
Drum, Schweſter, geb' ich dir, obgleich du älter biſt,
Den Rath: gedenke deiner Pflicht. Sind jene ſchlecht
Und handeln nicht am uns, mie recht umb billig ijt,
Co bíeiben mit bod) unjrer Pflicht ftet8 eingebenf,
Auf daß voir frei von aller. Schuld am Böſen ſind.
Panegyris.
Wohl denn, ich ſage Nichts mehr.
Pinatium.
Handle nur auch ſo.
Panegyris.
Ich wollt' um Alles nicht dafür gehalten ſein,
Als büdt' id) nicht an meiuen Mann; niemal erſtirbt's
In meiner Bruſt, wie ſehr er mich in Ehren hielt,
Und ewig werth bleibt ſeine Güt' und Liebe mir.
Noch reut mid) meine Lage nicht, auch wüft' ich nicht,
Weßhalb ich mir ein ander Ehband wünſchete.
Doch das hängt ſchließlich von der Macht des Vaters ab;
Wir müſſen immer nach ber: Eltern Willen thun.
Pinatium.
Das weiß ich wol unb eben ber Gebanfe ips,
Der meinen Schmerz bevmefrt. Hat er body allbereits
Uns feine Meinung ziemlich beutfid) fnnb getfom. — —
.— Sanegyris.
vum laß uns ſinnen, was nun anzufangen ijt.
40
Zweiter Auftritt.
Die Worigen. Antipfo tritt mit einigen Sklaven au$ bem Qauje umb ſpricht
in daſſelbe zurück.
Antipho.
Ein Sklave, der nur immer wartet, bis man ihn
An ſeine Pflicht mahnt, der daran nicht ſelber denkt,
Mit dem iſt Nichts zu machen. Nie vergeßt ihr ja,
Am Erſten jedes Monats eure Ranzion
An Korn zu fordern: warum immer nur, zu thun,
Was nothig ift im Hauſe? Wenn nicht jedes Stück
Bei meiner Heimkunft am gehörigen Platze iſt,
So mad) id) euch bran denken mit bem Farrenſchwanz.
Iſt's bod, als ob idj unter Säuen wohnete,
Nicht unter Menſchen. Macht — ich ſag's euch mod) einmal —
Daß blank und rein das Haus ſei, bis zurück ich bin.
Gleich bin ich wieder da; ich mache nur Beſuch
Bei meiner ältſten Tochter. Fragt Jemand nach mir,
Go könnt ifr bort mich holen; doch id) komme bald.
Pinacium Qu. Panegyrith.
Was thun mir, Schweſter, menn bet Vater drauf beſteht ?
Panegyris.
Wir müſſen uns gefallen laſſen, was ec thut,
Denn feine Macht vermag mehr lals bie un[rige].
Autipho qur fi.)
jte ihnen lieber, fo gu bleiben, wie fie ſind,
Als anderweitig eine Heirath einzugehn,
Warum ſollt's nicht geſchehn? Was brauch' ich alter Mann
Mit ihnen Krieg au führen, ba in Wirklichkeit
Ja doch hiezu kein Grund fur mich vorhanden iſt?
Nein, id) will feine Händel. 's wird am Beſten fein,
Ich denk' auf einen ſaubern Eingang, ſpiele mur
44
€o gan perítedter Weiſ' auf das Verhältniß ar,
Als haätt' idj gar Nichts miber fie, als wüßt' id) nidjt,
Daß irgend Etwas fie verſchuldet. Ganz ſubtil,
Nur nicht gedroht; dabei — ich weiß ja — gibt's nur Zank;
Ich kenne meine Leutchen aus dem Fundament.
Pinacium Goie oben).
Mit Bitten, benP id, greifen mir e8 beſſer am,
Als wenn wir trogen; was vom feiner Güte wit
Erbitten, ba8 gemübrt er un8, idj zweifle nid)t;
Der Trotz gebt ofne Schmach unb ſchwere Schuld nidjt ab.
Sd) werd' e8 nie tiun, rato aud) nidjt,, bag bu e8 tfujt:
Mit Bitten fafj un$-an ign gen; auf biejent Weg
Erreichen wir's, id) fenne meine Leute mob.
| Antipho (wie oben).
Co greif' ich's am: id) jtelle midj, a(8 ob fie Was
Verſchuldet Dütten, ſetze mit verfänglichen
Ausdrücken (ie in Schrecken: das zuvörderſt; dann
Thu' erſt ich meines Herzens wahre Meinung kund.
Umſtände wird es freilich geben — weiß das wohl.
Hinein denn; doch, bie Thür iſt offen.
Pinacium.
Iſt mir doch,
Als tönte unſers Vaters Stimme mir in's Ohr.
Paneghris.
Er iſt's wahrhaftig, laß mit einem Kuß uns ihm
Entgegen eilen. ESie gehen ihm entgegen und umarmen ihn.)
Pinacium.
Lieber Vater, fei. gegrußt!
Autipho.
Ihr ebenfalls. Doch, 's iſt ſchon gut jetzt, laßt mich los.
49
Pinatium.
Nur einen Kuß noch!
Antipho.
Bin [don eures Küſſens ſatt.
Pinacium.
Warum doch, Vater?
Antipho.
Leichtlich könnte ſonſt mein Herz
Verſalzen werden.
fpinacium. e
Nimm doch Platz hier, Vater.
(Sie reicht ibm einen Git.)
Autipho.
Nein,
Nicht hierher will ich ſiten, ſetzet ihr euch nur;
Ich ſetze dort mich auf die Bank.
Pinaciuni.
Gleich bring' ich dir
Ein Polſter.
Antipho.
Du biſt wirklich gut für mich beſorgt;
Es iſt hier weich genug.
Pinatium.
Erlaube doch!
Antipho.
Wozu?
Pinacium.
's gehört ſich nun einmal.
Antipho.
Nun, dir zu Liebe, gut.
(Gr ſetzt ſich auf das untergelegte Polſter.)
13
Pinacium.
Fur ihren Vater können Töchter nie zu viel
Beſorgt ſein, unb mer ſollt' uns theurer ſein, als du?
Nach bir ſind's freilich unſre Männer, denen bu
Zu Hausfraun uns gegeben haſt.
Antipho.
Wie's braven Fraun
Geziemet, handelt ihr, bag ir euch ebenſo
Zu euren Männern, bie mum ferne weilen, ſtellt,
Als wären ſie bei euch. E
Pinatium.
Der feujdje . Gin gebeut,
Die fodj zu ſchätzen, melde zu Gefüfrtiunen.—.
Uns auserwählt.
Antipho.
Iſt nirgendwo ein fremdes Ohr,
Das uns belauſchen könnte?
Danegyris.
Niemand, außer dir
Und uns. |
| Antipho. |
So merft benn auf! Als Unerfahrener
In Weiberthun und Weſen komm' ich jet zu euch,
Der Schüler zu den Meiſterinnen. Welcher Art
Muß eine Frau ſein, daß man ſie den trefflichſten
Beizählen kann? Das hört' ich von euch Beiden gern.
Panegyris.
Wie kommt's, daß du der Frauen Sinn unb Art von un$,
Erfragſt?
Autipho.
Gt mum, id) fe mad einer Frau mid n um,
Da eure Mutter todt iſt.
14
Panegyris.
Ein ſchlechtere,
Von minder guter Art, als ſie geweſen iſt,
Magſt leicht du finden; aber eine beffere
vii toeit unb breit bu nidjt, mo mur bte Sonne ſcheint.
Antipho.
Ei nun, das eben iſt der Punkt, worüber ich
Von dir und deiner Schweſter Auskunft haben will.
ffanegyris.
Gar wohl, mein Vater, weiß ich, wie beſchaffen (le
Sein müſſen, menu (ie anders meiner Forderung
Entſprechen ſollen.
Antipho.
Dieſe deine Forderung,
Laß mich ſie hören.
Panegyris.
Daß, wenn durch die Stadt ſie gehn,
Jedweder Mund verſtummt, kein Grund zur Laſterung
Sich finden läßt.
Antipho Gu Vinacium).
Nun ſage bu aud) deiuen Theil.
Pinatium.
Was ſoll ich ſagen, Vater?
Antipho.
Wo erkennet man
Am leicht'ſten eine Frau, bie gut geartet ijt?
Vinatium.
[Daran:] wenn fie Gelegenheit sum Boſen fat,
Und doch es nicht thut unb fid) zu beherrſchen weiß.
15
Antipho. |
Nicht übel. (zu qenrggris:) Nun gib bu Beſcheid. Schickt's beſ⸗
er ſich,
Wenn wan ein Maͤdchen, ober eine Witwe freit?
Paneghris.
Nach meiner Einficht ift bao Píeinfte Uebel das,
Was unter vielem Ungemach das kleinſte iſt.
Wer ohne Weib fein kaun, bleib' ohne ſolches, daß
Er heut nicht Etwas thut, was ihn ſchon morgen reut.
Antipho Gu Pinacium).
Und melde Frau faltft bu für bie vernunftigſte ?
fginacium.
Die audj im Glüd fid) felber nod) erfennt, unb bie,
Wenn's ſchlimmer fommt, e$ mit gelaſſ'nem Muth ertrögt.
Antipho. |
Sein hab' idj eure. Herzensmeinung nun erforſcht;
Allein, weßhalb ich komm' unb mit eud) reden wil:
Es rathen meine Freunde mir, euch wiederum
Zu mir nach Haus zu nehmen.
VPaneghris.
Ci, ba ſind wir bod)
Gam andern Sinns. Gefielen unſre Männer bit
Bon Anfang nicht, fo hatteſt bu uns ihnen nicht
Antrauen ſollen; doch jetzt, da ſie ferne ſind,
Iſ's Unrecht, Vater, menn bu uns von ihnen nimmſt.
Antiphe.
Glaubt ihr, daß ich, ſo lang ich noch am Leben bin,
Zugeben werde, bef ifr Fraun von Bettlern (ib?
ginscium.
O, mir gefüllt mein BVettler, mie ber fünigin
16
Ihr König. Arm, bewahr' id noch den gleichen Sinn,
Wie einſt im Reichthum.
Antipho.
euet ul Diebs⸗ und Betelwolt
Denn gar ſo hoch?
——
Du aft mid). bod) bem . Gelde nicht
Zur Frau gegeben, mein! id, ſondern meinem Mann.
Antipho.
Wie, wartet ihr denn immer noch auf ſie, die ſchon
Drei Jahre weg ſind? Dächt' ich doch, ihr tauſchetet
Den beſten Zuſtand gerne für den ſchlecht'ſten ein.
Pinucium.
Dumm iſt's, menm man den fino zum Jagen tragen maf $,
4De8 Mannes Qyeinbim ift die aufgezwungne Frau.
Autipho.
So wollt ihr wirklich, Eine wie die Andre, vidt
Den Willen eures Vaters tun? ^
Voneghris.
Wir thun ihn jo,
Da keine von dem Mann will gehn, ben bu ihr gabſt.
Autipho. 4
Lebt wohl! 3d " m theile meinen Fremrdenn mit,
Was ihr beſchloſſen.
Pinaeiumi.
Wenn es brave Männer ſind,
Co ſchätzen fie gewiß aud) uns nur“deſto mehr.
Anltiphor
Beſorget eure Wirthſchaft ˖denn, fo gut ihr könnt.
T2
ffauegyris.
Nun, ba bit bid) [o wader zeigſt, gefülfft bu mir.
Go füren wit bid) germ. (Antipho entfernt ſich.) egt, Schweſter,
| fomm' hinein.
Pinatinm.
Ich will nur nachſehn, wie's bei mir zu Hauſe ſteht.
Wenn etwa Nachricht du von deinem Mann bekommſt,
So laf mich's wiſſen.
Panegyris.
Hab' ich kein Geheimniß doch
Vor bir, [o wenig, als b: eines vor mir haſt. (pimacium ab.)
(Sie ruft in's Haus hinein:)
Crocotium, heda! geh' doch hin und forſche nach
Dem Paraſit Gelaſimus 9); Bring! ihn daher.
Ich möcht' ihn gern zum Hafen ſchicken, ob etwa
Ein Schiff aus Aſien geſtern oder heute kam.
Zwar lauſcht ein Sklav' am Hafen tagelang; allein
Ich will doch nachſehn laſſen. Schnell! komm bald zurück!
(Sie geht nach innen ab.)
Zweiter Akt.
Erſter Auftritt.
Der Paraſit Gelaſimus. BVald darauf Crocqtium.
Gelaſtins.
Ich glaube, meine Mutter war die Hungersnoth,
Denn nie noch, feit ich auf ber Welt Dim, war ich ſatt.
Niemals fat meine Mutter fo viel Guts an mir,
Als id, obſchon idj'8 ungern fag, an ifr gethan.
Plautus. Stichus.
18
Zehn Sonben lange trug fie mid) im Mutterleib,
Ich aber trage fie ſchon mehr als zehen Jahr
In meinem Leib; mich trug ſie als ein kleines Kind,
Was ihr nicht große Müh' gekoſtet haben mag;
Ich aber ſchleppe keine kleine Hungersnoth
Mit mir ferum, adj nein, bie allergrößeſte
Und alferjdjmerfte, tüglid) fühl' ich Mutterwehn
Und kann mich ihrer dennoch nicht entledigen,
Auch wüßt' ich gar nicht wie. — Oft hab' ich ſchon gehört,
Zehn ganze Jahre trächtig geh' ber Elephant: *)
Vermuthlich ſtammt mein Hunger aus dem Samen her,
Denn ſchon ſeit vielen Jahren hängt er mir im Leib.
Wenn Jemand einen Burſchen jetzt zum Foppen braucht,
Ich ſtehe feil mit Allem, was dazu gehört:
Die Leerheit auszufüllen ſtreb' ich fort und fort.
Lachmännchen9) nannte ſchon als Kind mein Vater mid),
Weil ich von Kindheit an ein drollig Weſen war;
Den Namen kriegt' indeſſen ich aus Armuth nur,
Sie war's, die mich zum Luſtigmacher ſtempelte:
Wen die erwiſcht, dem bringt ſie alle Kunſte bei 6),
Bur theuern Seit fei id) geboren, fagte mit
Mein Vater, drum mobi ift meim Qunger aud) jo ſcharf.
Doch heimiſch iſt Leutſeligkeit bei unſern Stamm,
Nie ſchlag' ich's Einem ab, der mich zum Eſſen lädt.
Verſchwunden iſt der Goldjpruch aus der Menſchen Mund,
Der, ach! ſo wonnevoll zu meinem Herzen drang:
„Komm' doch zu Tiſche, ganz gewiß, verſprich es mir,
„Beſinn' dich nicht; es iſt dir doch nicht ungejdjidt ?
„Ich will e8 durchaus haben, du entkommſt mir nicht,
„Du mußt mit mir!“ Jetzt geht es aus ganz anderm Ton;
Da hört man Nichts, als die verdammte Redensart:
„Gern lüd' ich dich auf dieſen Abend zu mir ein,
Wenn ich nicht ſelber außer Hauſe ſpeiſete.“
Der Floskel, adj, wie gerne brach' id) ijr bem Hals!
Doch lieber noch Dem ſelber, der zu Hauſe ſpeist.
Das geingt mid, frembe Gitter nod) au. lernen. und
— uma
19
Ausruferdienſt zu thun. Drum die Verſteigerung
Gleich angekundigt, wo id) ſelbſt zu kaufen bim.
Crototium (tommt des Weges und bleibt bei Seite fteben).
Hier iſt der Paraſit ja, den ich holen ſoll;
Ich will doch erſt ein wenig horchen, was er ſpricht.
Gelaſimus.
Es gibt hier eine große Zahl Neugieriger,
Die Tag und Nacht um andrer Leute Sachen ſich
Bekummern, weil ſie ſelbſt Nichts haben, das bie Gorg'
In Anſpruch nimmt. Wenn dieſe von Verſteigerung
Qin Wort mut hören, ſind fie ba unb forſchen, was
Dahinter ſteckt: ob wohl der Mann verſchuldet iſt;
Ob eie Schmauſerei ec zu beſtreiten fat;
Ob er vielleicht von ſeiner Frau ſich ſcheiden will
Und ijt das Heirathoͤgut zurückerſtatten muß.
Nach allen dieſen — ob ich gleich jedwede Qual
Von ganzem Herzen ihnen gönne — frag' ich Nichts.
Indeſſen will ich doch, ſie zu beluſtigen,
Den Grund der Auction angeben (iſt ja doch
Niemand neugierig, der zugleich nicht boshaft iſt).
Der Grund iſt alſo der: gar großer Schaden hat
Mich armen Mann betroffen; ſchändlich mitgeſpielt
Hat mir mein Hausgeſind; geſtorben ſind zumeiſt
Die Trinkgelage; tie viel Abendſchmauſerein,
Frühſtüucke, Methpartien, bie mir geſtorben ſind,
Bewein' ich! Alles das verlor ich innerhalb
Drei Jahren, drum bin ich vor Gram und Kummer ſo
Elend geworden, ſo gealtert; nahezu
Hat mich der Hunger aufgerieben.
Utotoiium qur ſich:
Dieſem thut's,
Wenn er recht hungrig iſt, an Laune Keiner gleich.
2*
. 90
Gelafimus.
Nun ſteht es feſt, ich halte die Verſteigerung; |
Losſchlagen muß id) all mein Qab unb Gut. ferbri!
Wer Was erbeuten will, mug auf bem Platze fein.
Spaßhafte Reden fab' Ad feif: frifd, bietet drauf!
Wer will midj um eim 9[benbejjen haben? 99er
lim éinen Morgenimbiß? Gab bit Bercule8
Den Rath Ui für's Frühſtück, ober für das Abendmahl?
Du nidſt mir gu? Kein Menſch gibt Defl're Waare fer,
Kein Paraſit kann Concurrenz mit mir beſtehn:
Schweißbäder, griechiſche Salben, Tropfen für den Rauſch,
Spottreden, Schmeicheleien, Paraſitenſchwür',
Ein roſtig Striegeleiſen, eim roth Fläſchchen auch,
Und einem leeren Paraſiten nod) dazu,
In welchem man den Tiſchabtrag verſtecken kann:
Das Alles iſt nun feil, muß raſch verſchloſſen ſein,
Daß id) bem Hercules ſeinen Zehnten reichen lann.
Grocotium (fil fi$:)
Beim Gaftor, nift viel werth if bie SBerfteigerung ;
Der Qunger hängt bem Kerl au unterjt ſchon am Bauch.
Sd) mill jetzt hin zu ihm. (Scht auf ben. Parefiten qu)
Gelafimus.
Wer font da auf sib m?
Crocotium iſt's, be8 Epignomus Dienerin. |
Crototium.
Sei mit gegrußt, Gelaſimus!
Gela,
: io heiß id nicht.
Crocotium.
Du debe a abet (ont bod) (o?
91
Gelafimus. |
Sonſt, alferbing$;
Allein bie Praxis Dat ben Namen mir geraubt:
In Wahrheit heiß' idj Hungermann.
Arocatium.
Du gabſt mir heut
Schon viel zu lachen. | '
| Gelafimus.
Wann und wo?
Srecotinm.
Auf biejent Platz,
Als bu bie Auction ausriefft.
| Gelaſimus.
Spitzbübin bul
So haſt du's denn gehört?
Grototium.
Sie war ganz deiner werth.
Gelafimus.
Wo gehſt bu eben Bin? — u
Crocotium.
Zu dir.
Gelafimus.
Zu welchem Zweck?
Crototium.
Panegyris laßt bid) durch nid nurf& dringendſte
Erſuchen, unverweilt mit mir nach ihrem Haus
Dich zu begeben.
Gelaſimus.
Ganz qu Dienſt, ſo ſchnell id) kann.
22
Sft bas Gekröſe ſchon gefodit? Wie groß bie Zahl
Der SOpferfümmer?
Crocotium.
Keines iſt geopfert noch.
Gelaſimus.
Wie ſo? was will ſie denn von mir?
Crototium.
So viel ich weiß,
Will ſie, du ſollſt ihr zehen Scheffel Weizen leihn.
Gelaſimus.
Sie? leihen? mir?
Crototium.
Ach nein; bu ſolleſt uns (te leihn.
Gelafimus.
Sag' ihr, ich hätte weit und breit Nichts herzuleihn,
Es mite denn gerabe dieſer Mantel ſein;
Auch meine Zung' iſt zu vergeben.
Crototium.
Fehlt dir denn
Die Zunge, die da ſpricht „ich werde geben?“
Gelaſimus.
| Fort
Iſt bie [dou längſt; bie jetzige ſagt nur „her damit!“
Crocotium.
Daß bid) bie Götter fivajen! —
Gelafintuß.
Das emtbietet bir
Die meine gleichfalls. D.
Crototium.
Wie mun? Gehſt bu, ober nidjt?
03
Gelaſimus.
Geh' nur einſtweilen heim und meld', ich käme gleich.
Mach', bag bu fortkommſt!
(Crocotium geht ab in das Haus.)
^8 it mir doch auffallend, was
Die Frau will, daß ſie mich zu ſich beſcheiden ließ.
Sie hat bis dieſen Tag noch nie nach mir verlangt,
Seitdem ihr Mann verreist iſt; wirklich ſonderbar!
Ich kann es ja probiren, ſehen, was ſie will. —
Doch ſieh, da kommt ihr junger Sklav Dinacium!
Ei, ei, wie nett er daſteht, grade wie gemalt.
Das Burſchchen trinkt fürwahr aud) ſeinen Wein nicht germ...
Aus kleinen Bechern und mit Waſſer untermiſcht.
. Sweiter Auftritt.
Gelaſimus. Dinacium mit einem 9teg unb einer. Angelruthe.
Dinatium.
Mercur, der als der Bote gilt von Jupiter,
Hat ſolche frohe Botſchaft ſeinem Vater nie
Gebracht, als ich jetzt meiner Herrin melden kann.
Die Freud' und das Vergnügen laſten ordentlich
Auf meiner Bruſt; im hohen Ton ergeh' ich mich,
Den Liebreiz aller Liebesgötter bring' ich dar;
Die Freude meines Herzens iſt ſo übergroß,
Daß fle mod) überläuft. Drum auf bie Füße raſch,
Dinacium, ehre deine Worte durch die That.
Jetzt haſt du's in der Hand, Anſehen, Ruhm und Lob
Dir zu erwerben. Hilf der Herrin aus der Noth,
Erhöhe die Verdienſte deiner Ahnen noch.
Ganz elend hat die Sehnſucht ſie nach Epignoms,
Des Gatten, Wiederkunft gemacht; ſie liebet ja,
Wie recht und billig, ihren Mann herzinniglich.
Jetzt [pute bid, Dingcium, lauf' nad) Herzensluſt,
24
Bekümmre bidj um Keinen muc im Mindeſten,
Stoß' Jeden mit dem Ellenbogen aus dem Weg,
Mach' eben deine Bahn; unb wär's eim Konig auch,
Der bir im Weg ſteht, wirf ben Konig ſelber unt.
Gelafimus (fur na».
Was mag das wohl bedenten, daß Dinacium
So luſtig und ſo munter hergelaufen kommt?
Er trägt da Korb und Angelruth' und Fiſchernetz.
Dinacium.
Am End' iſts doch wohl beſſer, daß ſich meine Fran
Mir bittend naht, Geſandte mir entgegen ſchickt
Mit goldnen Gaben, und im Viergeſpanne mich
Abholen lügt. Ich kann doch nicht gu Fuße gehn?!
Ich mill nunmehr zurück. Es ſcheint mir ganz am Platz,
Daß man am mid) fld) wendet, meine Gunſt erheiſcht.
Du glaubſt vielleicht, id) ſpaſſe nur unb wiſſe Nichts?
Sd) bringe fo viel gute Mähr vom Hafen mit,
Gold) grofe Freude, bag bie Frau, erführ' ſie's nidjt,
Die Gütter kaum barum au bitten magete,
Colt idj (o ganz umjonft ijt das zutragen? Sein,
Das ſchickt fid) nicht, auch halt' ich's nicht für meint nad
Für meine Botſchaft [djeint mit'$ angemeſſ'ner, bag
Cie mir entgegengeft unb wm bie Mittheilung
Der Nachricht mid) erjudjt: bem Güide ziemet Stolz.
Doch menn idj'é überlege — fiet mon mir benn an,
Daß ich fold) Wicht'ges] weiß? — fo bleibt Sit übrig, als
3d) geb' zurück, erzähle, melde, was idj wei,
SBefreie meine Frau vom ihrer Traurigkeit,
Erhöhe die Verdienſte meiner Ahnen noch
Durch unverhoffte Freude ber Gebieterin.
Vernichten will id), was Talthybius vollbracht, 5)
Zu Schanden machen alle Boten und zugleich
Einüben mich zum Wettlauf in Olympia;
Allein der Raum iſt weg, bie Rennbahn iſt fo kurz.
25
Wie ürgeridj! — Was [ol( das fein? Die Thür' ijt pt;
Da muß ich ger unb. podjen.
(Er flopft an bie Thuͤre.)
SOeffnet! Eilt herbei!
Macht Thür' unb Thor auf; nur geſchwind! Wie Jorgenina
Man dieſe Sache treibt! Wie fang (don ſteh' ij ba —
linb klopfe! Liegt ir denn im Sqͤlaf? Ich will bodj fehn,
Wer ſtärker iſt: Thür', Ellenbogen, oder Fuß.
War' ihrem Herrn body dieſe Thüre durchgebrannt,
Daß man dafür fie ſtrafen könnte! Bin id) bod | .
Gang mib von Klopfen. Einen nodj, ben letzten Sqhlag!
(Cr ſchlägt mit aller Gewalt an die Thulre.)
Gelaſimus.
Ich will doch hin zu ihm und mit ihm ſprechen. Sei
Sfeilfonmen! — ^ "] ^^
Dinatium.
Ci auch bu willkommen!
Gelafimus.
Biſt du denn
Ein Fiſcher worden?
Dinatium. E
Faſteſt bu feit lange (dou? —
. . 6lofimns. .
Wo kommſt bu fer? Was Dringft bu? Was preſſirſt bu fo?
Dinatium.
Fur Dinge, bie bid Nichts angehen, ſorge nicht.
Gelafititu$ (cuf ben Korb beitent).
Was ift ba brinn?
Dinatium.
Was ſiehſt bu denn für Schlangen ba?
26
Gelafimus.
Sarum [o gornig ?
Dinatium.
Wärꝰ ein Funlen Scham in dis,
Du friügfít mid) nidt jo aus.
Gelaſimus.
| Willſt bit bte Wahrheit mir
Mittheilen?
Dinatium.
Ja: Heut Abend iſt kein Tiſch gedeckt.
Dritter Auftritt.
Die Vorigen. Panegyris erſcheint am Fenſter.
| Panegyhris.
Wer ſchlägt mir da die Thür' entzwei? Wo iſt er nur?
(Sie exblidt den Gelaſimus.)
Du biſt's, der ſolches Zeug macht? Kommſt du denn als Feind?
Gelaſimus.
Sei herzlich mir gegrüßt! Ich komm' auf dein Geheiß.
| | Vanegyris.
Und darum ſchlägſt du mir bie Thür ein?
Gelafimus.
Zanke nur
Mit deinen Leuten: dieſe ſind's, die Solches thun;
Ich wollte nachſehn, was du zu befehlen haſt.
Die Thur] hat mich erbarmt.
Dinatium.
Drum iſt die Hilfe auch
^"^ "Xgeff avcfammer,
2
Panegyris.
Wer ſpricht hier in unſrer Näh'?
Dinatium.
Dinacium. |
| Panegyris.
Wo iſt der?
Dinatium.
Auf mid, Panegyris,
Blick' her; laß ben Schmarozer ſtehn, ben Bettelkerl.
Panegyris.
Dinacium!
Dinacium.
Schon von Haus aus bin ich ſo genannt.
Paneghris.
Was treibſt du? |
Dinacium.
Was ich treibe, fragſt du?
Paneghris.
Sollt' ich denn
Nicht fragen dürfen?
Dinactium.
Was hab' ich mit dir zu tiun?
Panegyris.
Welch frecher Uebermuth! Schnell mit ber Sprach' heraus!
Dinatium.
So laß das von mir weichen, was zurück mich hält.
Paueghris.
Was hält dich denn grad ?
3
Sed.
20s. 2s. . o S8u fragi? Die 9Diübigteit,
Die alfe meine Glieder lühmt.
Vanegyris.
Das weiß ich wohl,
Die J3ung' if'8 nicht, bie Ye bir fmt.
Dinacium.
Geſtreckten Laufe
Bin ich vom Hafen hergerammt, blos dir zulieb.
Panegyhris.
Was bringſt du Gutes mit?
diuerium.
Viel Mehr unb Beſſeres,
Als du erwarteſt.
fPanegyri$.
Wohl mir!
Dinacium.
| Aber „wehe mir“
Sag' ich, denn die Ermattung ſaugt ba8 Mark mir aus.
Gelafitus (fur 5:
Was ſoll id) fagen, bem bey Qunger jämmerlich
Das Mark zerfrißt?
VPaneghris Gu. Dinacium).
Sit mem kamſt bu zu ſprechen ?
Dinacium.
Mit Vielen, aber unter dieſen Vielen bod)
Mit Keinem ut Gelofimus .beutexb),. der fo wenis taugt, als
dieſer ba,
O,
1
29
Gelafimus.
Wie? lang genug ſchon leib' ich deine Schmahungen;
Wo du mich weiter reizeſt —
Dinatinm.
Nun, dann plagt gewiß
Der böſe Hunger bid. " '
Gelafimus.
Da bild' ich mir denn ein,
Es ſei bie " Wahrheit, mas bu vorgebtadjt.
Dinaeinm.
Rein will ich jetzt hier haben: bringet Beſen her
Und Kehrwiſch; die verdammte Spinnenarbeit muß
Vernichtet ſein; ich will das ganze unſtgeweb
Herunterfegen. |
Gelafimus.
Aber dann erfrieren j ja
Die armen Thierchen.
Dinacium.
Meinſt du denn, ſie gleichen dir
Mit deinem einz'gen feleibe?
(Gin Sklave bringt SBden) )
Nimm ben Beſen bol.
D eustun,
Ich fab! ihn fon.
Biadem..
3d t! dieſer S ite, bu
[Rebrft] auf ber E ie m S Bi
Gelaſiaus.
Soll geſchehn.
90
Dinatium.
Iſt Niemand hier,
Der einen Sprenzkrug brächte?
Gelafimus.
Ohne Wahl des Volks
Beſorgt der das 9[ebifenamt. 9)
| Dinacium. |
Auf, [pute bid)! |
Den Boden angefeudjtet, vot bem Haus gejpremgt! —
Gelafinus.
Das fol geſchehn.
Dinatium.
Das ſollte ſchon geſchehen ſein.
Ich will die Spinngewebe von der Thür' und Wand
Herunterkehren.
Gelaſimus.
In der That, eim mühevoll
Geſchäft.
Paneghris.
. . Qd weiß gat nicht, was das bedeuten foll.
Es müſſen Gäſte kommen.
Dinatium.
Richtet Polſter Bec!
Gelafimus.
Den Anfang mit den Polſtern find' ich ganz ſcharmant.
| Dinacium. |
Ihr bort, ijr fpaltet Holzl Ihr pugt bie Fiſche, bie |
Der Fiſcher Bergebradjt; werft Speck unb Schinken aud)
Herab [vom Rauchfangj!
81
Meiner Treu, ber fat Ge[djmad.
Paneghris (qu Dinacium).
Mir ſcheint fürwahr, als ob du dich um deine Frau
Nicht eben viel bekümmerteſt.
d:inaciunt.
Ich faffe bod)
All Andres (ter und tue nur, was du befiehlſt.
Panegyris.
So gib mir denn Beſcheid, weßhalb zum bafen du
Hinabgeſchickt wardſt.
Sinscium,
Allſogleich. Ich kam bofelbjt
Mit Tagesanbruch an, als eben aus dem Meer
9n ihrer Strahlenpracht bie Sonn' empor fid) hob.
Ich fragte gleich die Zollbedienten, ob ein Schiff
Aus Aſien angekommen ſei? Sie ſagten: nein.
Indeſſen fiel ein Fahrzeug mir in's Aug, ſo groß,
Wie keins id) noch geſehen; günſtig war ber Wind,
Und alſo lief's mit vollen Segeln in den Port.
Man fragt ſich hin unb Der: bon wannen kommt das Schiff?
Was bringt's? Da ſah ich Epignomus, deinen Mann,
Und ſeinen Sklaven Stichus.
Panegyris.
Wie? was ſagſt du da?
Den Epignomus?
Gelaſimus.
Deinen Gatten? meinen. Gott?
Dinatium.
Er iſt gekommen.
39
Paneghris.
Haſt du ſelber ihn geſehn?
Dinatium.
Ja wohl, umb war ſdazu nod) recht] erfreut: ev Bat
ne reiche Ladung Gold und Silber mitgebracht.
Panegyris.
Vortrefflicht (Re zieht fid pom Fenſter gurüd.)
Gelafimus. |
Nun ergreif ich erſt den Beſen gern
Und fege ſauber db.
Dinacium.
Viel Woll' und Purpur auch.
Gelaſimus.
Da fällt doch wohl ein Röckchen ab für meinen Bauch
Dinartium.
Und Polſter, reich verziert mit Gold imb Glfenbeim.
Gelaſrenus.
Da ſtreck' ich wie ein Fürſt mich aus!
Dinatium. W
Fußteppiche
Aus Babylon, Kunſtwerke von Tapeten und
(Viel andre] fione Gadjen fat ec. mitgebradjt.
Gelafimus.
Das läßt ſich ja ganz trefflich an, beim Hereules!
Dinacium.
Um weiter zu erzaͤhlen: Harfeniſtinnen,
Gitarrenſpielerinnen, Flötenblüſ'rinnen,
Die allerſchönſten, bringt er mit.
33
Gefofiutis.
O Geligleit!
Wie will idj beim Pokal in Schäckereien mid)
(Srgefn: ba fefít'8 gemi an &toff aum Lachen nidjt.
Dinatium.
Dazu noch eine Menge Salben aller Art.
Gelafitttná Gu ben. Zuſchauern:)
Nun fab' idj meine Späſſe nimmer zum Verkauf;
Nun unterbleibt die Auction. Ein Erb' iſt mir
Zu Theil geworden. Geht zum Henker allzumal,
Ihr tückiſch Volk von Auctions⸗Auskuſterern!
Ich gratulire, daß dein Zehnter, Hercules,
C» reichlich ausfällt.!0)
Dinacium.
Ueber all das hat er auch
Noch Paraſiten mitgebracht.
Gelaſimus.
Ich bin des Tods!
Dinatium.
Höchſt ſpaſſige Subjecte.
Gelafimus.
Nun, beim Hercules,
Kehr' ich den Kehricht auf den alten Platz zurück.
Panegyhris (riot ſich wieder am. Fenfter).
Haſt du den Pamphilippus, meiner Schweſter Mann,
Nicht auch geſehen?
Dinatium.
Nein.
Paneghris.
(v ift bod) aud) babei?
Plautus. Stichus. 8
94
Dinatium.
Es hieß, er ſei mit angekommen; aber ich
Lief ſchnell voraus, die frohe Botſchaft eiligſt dir
Zu melden. |
Gelafimus.
Nunmehr ſind die Späſſe wieder feil,
Die vorhin zu verkaufen ich mich weigerte.
Wie wird die Mißgunſt jetzt ſich meines Schadens freun!
Wie wohl hättſt du daran gethan, Gott Hercules,
Wenn bu babongegangen wäreſt.
Panegyris.
Geh' hinein,
Dinacium, gef! unb gib ber Dienerſchaft Befehl,
(in Opfer zu bereiten. — (gu Gelafmus:) Du gefab' bid) wobl!
Gelafimus.
Soll id) babel nidjt aud) befif[fid) fein?
Panegyris.
Genug
Hab' ich Geſind' in meinem Haus.
(Sie geht vom Fenſter weg; Dinacium begibt ſich in das Haus.)
Gelaſimus.
Ja, ja, ſo ſcheint's:
Umſonſt haſt du dich eingeſtellt, Gelaſimus,
Da du ſo wenig Troſt bei dem zu holen haſt,
Der ſchon gekommen, als bei dem, der kommen wird.
Ich will nach Hauſe, hinter meine Bücher gehn
Und beſſ're €püjfe lernen; denn, vertreib' ich nicht
Das mitgebrachte Voll, bin id) tota caput. (s)
95
Dritter Akt.
Erſter Auftritt.
Epignomus unb Stichns kommen mit mehreren Sklavinnen.
Epignomus.
Nun ich nad) wohlverrichtetem Geſchäft geſund
Zur Heimat wiederkehre, ſag' ich dir, Neptun, |
linb euch, ijr Cturmgebieter, Dank; aud) biv, Mercur,
Der Biffreid) mir bei meiner Qanbefjdjoft genabt
Und vierfad) mein Vermögen burdj Gewinn gemebtt.
Cie, bie mein Abſchied eint jo tief. bekümmerte,
Wie wetben jegt fle meiner Wiederkunft ſich fveun!
Schon bin id meinem Schwiegervater Antipho
SBegegrtet unb. vollkommen mit ihm ausgeſöhnt.
- (Xi, feft bodj, was das Geld vermag! Dieweil er fiebt,
Daß wohlverrichter Cadjen id) zurückgekehrt |
linb Gefb unb Gut in Menge bring! im unfer aue,
Go Bat er, ofne fremdes Sutfun, nod) im Schiff,
Auf bem Verdeck, bie Freundſchaft wieder hergeſtellt.
Auch ſpeist er im Geſellſchaft meines Bruders heut
Bei mir zu Abend. Geſtern lagen Beide wir
In einem Hafen noch; doch heute ward mein Schiff
(in wenig früher flott. — Nun, Stichus, führe bu
Die Mädchen, die ich mitgebracht, in's Haus hinein.
Stichus.
Ich mag's verſchweigen, oder ſagen, Herr, du weißt
Ja doch, wie viele Mühſal ich mit dir ertrug;
Drum wunſcht' ich nach bem Allem dieſen einen Tag,
Nun wir zu Hauſe ſind, der Freiheit mich zu freun.
9*
96
Epignomus.
Du forderſt nur, was recht und billig: dieſer Tag
Gehöre dir; geh', Stichus, ungehindert hin,
Wo dir's gefüllt; auch ſchenk' ich zur Erquickung bit
Ein Fäßchen alten Weins.
Stichus.
Juchhe! Da hol' ich gleich
Mein Liebchen.
Epignomus.
Meinthalb zehen, wenn's vom Deinen geht.
Wo gehſt in dieſem Fall heut Abend du zu Tiſch?
Stichus.
Ganz in der Nähe wohnt mein Schatz Stephanium,
Die Sklavin deines Bruders; dorthin hab' ich mich
Auf einen Picknick zugeſagt bei Sagarin,
Dem Syrer, ber mit ifr im gleichen Haufe dient.
Sie iſt zugleich die Liebſte von uns Beiden, wir
Sind Nebenbuhler.
Epignomus.
Bring' in's Haus bie Mädchen erſt,
Dann laf id) bir ben ganzen Tag. (Gr get o.)
Stichus.
Wirf alle Schuld
Auf mich, wenn ich nicht weidlich ihn zermartere.
Hinüber durch den Garten jetzt zu meinem Schatz,
Die Nacht für mich zu reſerviren; meinen Theil
Trag' ich zur Mahlzeit bei und Sagarinus muß
Für's Kochen ſorgen. Oder geh' ich lieber ſelbſt
Und kaufe Mundvorrath.
(Zu bes Sufdauern :)
linb ifr, feib nidjt erſtaunt,
Daß Sklaven aedem, lieben, fid) zu Schmauſerein
Verſagen: im Athen iſt das fo eingeführt ! !),
91
Doch für bem Fall, daß ich Berdruß befüm', ijt ter
Im Haus ein Hinterthürchen noch — gewöhnlich iſt
Das unfer Weg —: durch dieſes gef? id) auf ben Markt
Und bringe durch den Garten, was ich eingekauft,
Denn beide Häuſer ſtoßen ja zuſammen dort.
(Zu be Sflavinnen:)
Folgt mir! — Der feut'ge Tag mufj ganj gevrijfem fein.
(Cr gebt mit ben Sklavinnen ab.)
Smetter JY uftritt.
Gelaſimus unb Epignomus fommen von ver[dicbenen Geiten.
Gelafimus.
Ich Bab in meinen Büchern nachgeſehn unb bin
Der feften Suberfidjt, mein. König bfeibe mir
Durch meine Späſſe rooffgeneigt. Nun till idj febr,
Ob er bereit8 vom Hafen angekoumen iſt,
Um unverweilt durch meine Reden ſeine Gunſt
Mir zu erwerben.
Epignomus.
Ei, da kommt Gelaſimus,
Der Paraſit.
Gelaßmus.
Bei beſtem Zeichen ging ich heut
Von Hauſe weg. Ein Wieſel fing ein Mäuschen grad
Vor meinen Füßen unb verzehrt' es mit Begier;
Ich ſah's mit eignen Augen. Wie das Wieſel nun
Heut ſeine Nahrung fand, ſo hoff' auch ich ſie noch
Zu finden: darauf weist die Vorbedeutung hin.
Das ift ja Epignomus, ber dort ſteht! Ich gel
Und red' ihn an. Wie freu' ich, Epignomus, mich,
Dich zu erblicken; Freudenthränen ſtürzen mir
Herab [pon meinen Wangen]! Warſt bu ſtets geſundꝰ
38
Epignomus.
Es ging mir ſtets recht ordentlich.
Gelaſimus.
| Das hör' id) gern;
Der Gütter Gegen. fei mit deinen 2Bün[djen. all:
Jn bollen Zugen trin id) auf bein Wohlergehn.
Du mußt, gut Feier glücklicher Nachhauſekunft,
Heut Abend bei mir ſpeiſen.
Epignomus.
Bin für heute ſchon
Verſagt; nimm meinen Dank dafür.
Gelafimus.
Verſprich es mir!
Epignomus.
Ich hab's bereits feſt zugeſagt.
Gelafimus.
O komme doch!
Epignomus.
Die Sach' iſt unabänderlich.
Gelafimus.
Es wütbe mid)
Unendlich freun.
Epignomus.
Ich weiß es. Wenn ſich's machen läßt,
Kann's wohl geſchehn. dec Tn
Gelafimus.
Jetzt läßt ſich's machen.
Epignomus. |
| Es ijt tein
Unmöglich.
39
Gelafimus.
Was beſinnſt du dich? Ich dächte doch,
Su fümft. Ich weiß zwar nicht, ob weit unb breit ich Was
[Dir aufzutiſchen] finden werde.
Epignomus.
Laß es ſein
Und ſieh für heut nach einem andern Gaſt dich um.
Gelafimus.
Verſprich mir's doch!
Epignomus.
Wenn's möglich wäre, thät' ich's gern.
Gelafſimus.
Beim Hercules! fo verſprech' ich bir denn meinerſeits:
Ich nehm' es willig an, wenn du im Ernſt mich lädſt.
Epignomus.
Leb' wohl!
Gelafimus.
Es bleibt ſomit dabei?
Epignomus.
Es bleibt dabei,
Daß ich zu Hauſe ſpeiſe.
| Gelafimus.
Da du nicht zu mir
Zu kommen Luſt haſt, wunſcheſt bu, bag id) bei bir
Als Gaſt erſcheine?
Epignomus.
Gerne, wenn es thunlich wär';
Allein es ſpeiſen dieſen Abend allbereits
Neun fremde Güte bei mir.
40
Gelafimus.
Ich verlange ja
Kein Polſter für mid); fennft ou bod) mich als den Mann,
Der mit der allerletzten Bank zufrieden iſt.
Epignomus.
Volksredner ſind es, Männer allerhöchſten Rangs,
Geſandt im Staatsaffären qus Ambracia !?).
Gelaſimus,
So mögen denn die Redner, Männer höchſten Rangs,
Ganz oben liegen; mir iſt's gut genug, wenn man
Zu allerunterſt mir ein Plätzchen übrig läßt.
Epignomus.
Es ſchickt ſich nicht, daß man zu Rednern dich placirt.
Gelafimus.
Ich bin ja ſelbſt auch Redner, nur gelingt es mir
Nicht recht damit.
Epignomus.
Ich lade dich auf morgen ein
Zu unſern Ueberbleibſeſn. Dod) num lebe wohl! (5.
Gelaſimus.
Total bin ich geſchlagen, ſonder alle Schuld,
Und weniger iſt, als vorher, ein Gelaſimus
Jetzt in der Welt. — Nun will ich auch mein Leben lang
Gewißlich keinem Wieſel mehr mich anvertraun.
Ich kenne keine ungewißre Beſtie;
Zehnmal des Tages wechſelt ſie den Aufeuthalt.
Sie nahm als Zeichen ich zu meinem größeſten
linglidf. — Zuſammen ruf' ich meine Freunde num,
lim Rath zu halten, mie ich — Hunger leiden ſoll. (uv.)
44
Dritter Auftritt.
Antipho und Pamphilippus treten auf.
Antipho.
So wahr der Götter Huld und meiner Töchter Glüd
Mir anliegt, ſo ſehr, Pamphilippus, freut es mich,
Euch beide, dich und deinen Bruder, wiederum
Nach wohlverrichtetem Geſchäft daheim zu ſehn.
Pamphilippus.
Du müßteſt hiefür erſt mir bürgen, Autipho,
Wäar' ich von deiner Freundſchaft nicht ſchon übergeugt;
So aber glaub' ich dir ohn' alles Weitere.
Antipho.
Ich bäte dich auf dieſen Abend gern zu Tiſch,
Hätt' id) von deinem Bruder nicht gebért, bag bu
Bei ifm eut fpeijen wirſt, wozu er mich zugleich
Geladen. Freilich hätt' es beſſer di geſchickt,
Daß ich zu eurer Ankunft euch bewirthete,
Als daß ich mich zu ihm verſprach. Ich wollte nur
Darin ihm nicht zuwider ſein. Doch, jetzt hinweg
Mit allen ſchönen Worten: Morgen werdet ihr
Bei mir ſein, du und er, nebſt euren Gattinnen.
Pamphilippus.
Und Tags darauf bei mir. Er hatte geſtern ſchon
Auf heute mich geladen. Aber, bin ich auch
Vollſtändig mit dir ausgeſöhnet, Antipho?
Antipho.
Da ihr euch ſo betragen habt, wie ich gewünſcht
Und wie es Freunden ziemet, findet zwiſchen mir
Und euch aud) Fried' unb gutes Ginvernefmen ſtatt.
Bedenke nur: ſo [ang ber Menſch Vermögen Dat,
42
Cinb aud) bie Qyreunbe feft; wo's mit bem Gelde wankt,
Wankt aud) bie Freundſchaft; Freunde ſchafft allein ba8 Gelb.
Vierter Auftritt.
Die Vorigen. Epignomus kommt aus feinem. Hauſe.
Epignomus (pricht i das Haus hinein:)
Gleich bim id) wieder da. — (gür po: Welch hohe Luſt gewährt's,
Wenn lange man von Hauſe weggeweſen iſt,
Und kommt zurück, unb nirgends Sorg' unb Kummer drückt:
Denn während meines Ferneſeins hat meine Frau
So trefflich Haus gehalten, daß id) [rei unb [rant
Von Allem bin, was Kummer heißt. Doch, ſiehe da,
Mein Bruder Pamphilippus kommt mit ſeinem Schwähr!
Pamphilippus.
Wie geht dir's, Epignomus?
Epignuomus.
Nun, wie geht 'e8 dir?
Seit wann biſt du vom Hafen da?
Pamphilippus.
Sehr lange ſchon.
Epignomus (auf Antipho deutend:)
fügt ber fid) wieder ſanft an?
Antipho.
Sanfter, als das Meer,
Auf dem ihr fuhrt.
Epignomus.
Du thuſt auch hier, wie überall. —
Soll heut das Schiff noch ausgeladen werben?
43
amphilippus.
Pamphilipp Dae
Eilt nicht ſo ſehr. Wir wollen lieber uns mit Freud'
Und Luſt beladen. Iſt das Eſſen ſchon parat?
Ich bim nod) nüchtern.
Epignomus.
Geh' zu mir und nimm ein Bad.
Pamphilippus.
Die Götter zu begrüßen umb mein Ehgemahl,
Muß ich zuvor nach Haus.
GpiguontuS (auf ſein Haus deutend:)
Da läuft ja deine Frau
Mit ihrer Schweſter eben unſerm Hauſe zu.
- Sampyilippus.
Gan, ſchön, fo ift be8 Aufenthaltes weniger.
Epignomus (mur ſich entfernen).
Gleich bin idj mieber ba.
Antipho.
Bevor du dich entfernſt,
Erzählt' ich dir und dem hier ein Geſchichtchen gern.
Epignomus.
Gut denn.
Autipho.
Es war einmal ein Alter, ungefähr
Wie ich, der hatte, juſt wie ich, zwei Töchter, die
Zu Eheherrn zwei Brüder hatten, juſt wie ifr.
fampbilippus.
3d bin begierig, wo hinaus das Mährchen ilf,
44
Antipho.
Der jüngre Bruder brachte eine. Harfnerin
Nebſt einer Flötnerin von einer Reiſe mit,
Gerade, wie jetzt bu; ber ate Mann jedoch'
War unverehlicht, wie jetzt ich.
€piguemus.
Nur weiter, bein
Geſchichtchen (üft fid) greifen.
Antipho.
Darauf maubte fid)
Der 'Alte su bem [Bruder], bem bie Flötnerin
Gehörte, grabe jo, mie id) wid) jept am bid.
Pamphilippus.
Ich horche, wende ganz mein Ohr dir zu.
Antipho.
» Jd) ab
„Als (iebe SBettgenoj[ut meine Tochter biv;
„Nun bünft e8 mid) nicht mehr a(8 Siffig, daß aud) bu
„Mir Etwas gebeft, neben bem id) liegen kann.“
Pamphilippus.
Wer ſagte das? Der, welcher gleichſam iſt wie du?
Antipho.
Ganz, wie ich ſage. „Zwei für Eine geb' ich dir,
„Wenn dieſe nicht genügt,“ vevjegt ber junge. Mann;
„Und wenn dir Zwei zu wenig ſind, noch weitre Zwei.“
Pamßhilippus.
Wer ſagte das? Der, welcher gleichſam ift mie ich?
Auntipho.
Er ſelbſt, der iſt wie du. Daranf erwiderte
Der Alte, der mir gleicht: „Willſt du, ſo gib mir vier,
4b
„Nur gib gugleid), was fie jum Eſſen brauchen, mit,
, Cie früBen mid) fonít au8.
Pamphilippus.
Das muß ein alter Filz
Geweſen ſein, ber dieß geſagt, ſonſt hätt' ev nicht
Zu ben verſprochnen [Madchen] med) bie Koſt verlangt.
Antipho.
Allein der Jungling macht ben Cdjalt unb weigert ſich
So ſchnell, wie Jener fordert, nur ein einziges
Getreidekörnlein ihm zu geben. — Qatte denn
Der Alte nicht ganz Recht, wenn für die Flötnerin
Er Etwas wollte, ba er ſeinen Töochtern aud)
Ein Heirathgut gegeben?
Pamphilippus.
Wahrlich, klug und fein
Benahm ber Juüngling ſich, daß er bem alten. Herrn
Mitgift für eine Kebſerin verweigerte.
Antipho.
Ser Alte hätte freilich gern ſie ſammt der Koſt
Gehabt, doch, da's nicht ging, verſtanb er ſich dazu,
Sie anzunehmen, wie ſie juſt zu haben war.
„Hier!“ ſagt der junge Menſch. „Du thuſt ein gutes Werk;
„Es bleibt ſomit dabei?“ verſetzt der alte Herr.
„Es bleibt dabei,“ antwortet Jener, „wie du willſt.“ —
Nun aber will ich gehn und meinen Töchtern drinn
Zu eurer Ankunft gratuliren, nach ber anb
In's Bad gehn, meinen aklten Gliedern wohlzuthun.
Hierauf erwart' ich euch auf meinem Ruhebett.
(Er geht in das Haus des Epignomus.)
46
Fünfter Auftritt.
Epignomus und Pamphilippus.
Pamphilippus.
Ein rechter Schalk, der Antipho, wie pfiffig er
Sein Mäahrchen angelegt: ber alte Sünder thut
Noch ganz wie jung; da muß man wohl ein Liebchen ihm
Anſchaffen, bie bem Graukopf Nachts das Bette wärmt,
Sonſt wüßt' ich nicht, wozu er ſie gebrauchete. —
Doch, was macht unſer Paraſit Gelaſimus?
Iſt er noch wohl auf?
Epignomus.
Eben vorhin ſah' ich ihn.
ilippus.
Wie geht's ihm? penphilipp
Epignomus.
Wie es einem Hungerleider geht.
Pamphilippus.
Ludſt bu ihn nicht au Tiſche?
Epignomus.
Nein; ich wollte Nichts
Verlieren gleich nachdem ich wieder heimgekehrt.
Doch ſieh, ba ijt er, wie der Wolf, menm man ihn neunt!?);
Recht hungrig ſteht er da.
Pamphilippus.
Laß uns ein Weniges
Ihn foppen.
Epignomus. |
Ganz mir aud ber Seele tebejt bir,
41
Sechsſster Auftritt.
Die Vorigen. Gelaſimus.
Gelafimus (ju be Zuſchauern:)
Ich habe, wie bereits gemeldet, während ich
Fort war, mit meinen Freunden und Verwandten mich
Berathen; die entſchieden denn, es bleibe mir
Kein weitrer Ausweg, als mich auszuhungern heut.
Doch wie? erblick' ich nicht den Pamphilippus dort
Mit ſeinem Bruder Epignomus? Ja, er iſt's;
Ich red' ihn an: Erſehnter Pamphilippus, o
Mein Leben, meine Hoffnung, meine Wonne du!
Sei mir gegrüßt! Wie freu' ich mich, dich wohl zu ſehn,
Und daß jur Heimath glücklich bu zurückgekehrt.
Pamphilippus.
Auch meinen Gruß, Gelaſimus!
Gelaſimus.
Warſt doch immer wohl?
Pamphilippus.
Ich that dafür mein Möglichſtes.
Gelafimus.
Das freut mich recht.
O, wär' ich Herr jetzt über tauſend Scheffel Geld!
Epignomus.
Wozu bedarfſt du die?
Gelafimus.
Ich lude ben au Tiſch,
Dich aber nicht.
Epignomus.
Zu deinem Schaden ſagſt du das.
48
Gelafimus.
Ich lüd' euch Beide
Cpignomus.
Gäb's eir Plätzchen nur, fürwahr
Ich würde dich recht gerne laden.
Gelafinus.
Thu' e8 wur,
Sud) ſtehend ftet ich im Verſchlingen meinen. Mann.
Epignomus.
Eins läßt indeſſen bod) fid) machen.
Gelaſimus.
Was?
Cyiguonus.
Die Güfte fort ſind, Yannft bu kommen.
Gtlaftmus.
Sobald
Mord und Tod!
Epignomus.
Zum Waſchen, mein' ich, nicht zum Eſſen.
Gelaſtmus.
Treffe dich
Der Götter Zorn! Was ſagſt du, Pamphilipp?
Pamphiltpyus.
Auf dieſen Abend anderwärts ſchon zugeſagt.
Gelaſimus.
Pamphitipaus.
Ja, außer Haus, im vollen Ernſt.
hab⸗
Was? außer Haus?
49
Gelafimus.
Wie magft, zum enfer! bu bei beiner Müdigkeit
Auswärts zu Zijde gehn?
Vamphilippus.
Was rietheſt du mir denn?
Gelafimus.
Laß dir zu Haus die Mahlzeit zubereiten und
Die Einladung abſagen.
Pamphilippus.
Soll ich denn allein
Zu Hauſe ſpeiſen?
Gelaſimus.
Das nun eben nicht; du brauchſt
Nur mich zu laden.
Pamphilippus.
Aber wenn's Der übel nimmt,
Der meinetwegen Koſten aufgewendet hat?
Gelaſimus.
Das läßt ſich leicht entſchuldigen. Nur mir gefolgt:
Laß dir daheim das Eſſen richten.
Epignomus.
. Nein, wenn id)
Ein Wort mitrede, thut er das ihm nicht zu Leid.
Gelaſimus.
Gleich mache dich hinweg! Glaubſt du, man ſchaue nicht,
Was du im Schild führſt, durch und ducch? (Qu Sawpbilippud :)
Nimm dich in (d,
Senn biejer Menſch ſchnappt wie eiu Wolf, der hungrig iſt,
Nach deiner Erbſchaft. Weißt du nicht, wie leicht man Nachts
Auf dieſem Weg die Menſchen auf die Seite Wat
Plautus. Stichus.
50
Pamphilippus.
So nehm' ich denn um ſo viel mehr Beſchützer mit.
Epignomus.
Er geht nicht, nein, er geht nicht, da ſo ernſtlich du
Ihm widerräthſt.
Gelaſimus.
Laß flugs zu Haus für mich und dich
Und deine Frau ein Eſſen richten. Thuſt du das,
So kannſt du, meiner Treu, gewiß nicht ſagen, daß
Betrug mitunterlaufe. |
Sampbilippus.
Bei bem Gjjen, Freund,
Kann's feit geſchehn, daß heut bu ungegeſſen bleibſt.
Gelaſimus.
So » gehſt bu wirklich aufer Haus zu Tiſch?
Pamphilippus.
Ich geh'
Zu meinem Bruder, der ganz in der Nähe wohnt.
Gelafimus.
Iſt das gewiß? |
Pamphilippus.
Gewiß.
Gelaſimus.
So wollt' ich, daß man dir
Mit einem Stein den Schädel heut zerſchmetterte.
Pamphilippus.
Ich fürdjte Nichts; mein Weg führt durch ben Garten hin,
Die Straße bleibt mir fern.
Cpignontus.
Was mut Gelaſimus?
51
. Gelafimus.
Du feft ja Otebner an ber Zofel; mügen fie
Dir wohl bekommen.
Epiguomus.
Nun ja, das berührt auch dich.
Gelafimus.
Wenn's mich berührt, ſo geh' an's Werk und lade mich.
Cpignomus.
Beim Pollur! eben fülft mir eim, e8 gübe bod)
Cin Plätzchen nod) für bid).
Pamphilippus.
'8 wird wohl zu machen ſein.
Gelafimns.
O Licht ber Gtabt!
Epignomus.
Wenn anders du dich ſchmiegen kannſt.
Gelafimus.
Wär's zwiſchen Eiſenpflöcken aud! Ein 9taum, ſo klein,
Als ihn ein junger Hund bedarf, iſt mir genug.
Epignomus.
So biſt bu denn geladen. Komm nur!
(Gr geht auf ben Qunbeftall. zu.)
Gelafimus.
Hier herein?
Epignomus.
Ja wohl, in's Hundeloch: fier amuſire bid),
So gut du kannſt. — Jetzt, Bruder, laß uns gehn.
4*
52
— M —
Pamphilippus.
Nur erſt die Götter grüßen, alsdann komm' ich gleich.
Gelaſraus.
Was nun?
Epignomus.
Ich wies ja doch den Hundeſtall dir an.
Gelafimus.
Auch dahin geh' ich, wenn du willſt.
Epignomus.
Unſterbliche,
Um eine Mahlzeit ober Frühftück Tünnte man
Den Kerl, jo f5dy man wollte, hängen.
Grisfimas, -
Das iſt fo
Mein Naturell: ich kämpfe mich mit jedem Feind
Ganz ohne Mühe durch, nur mit dem Hunger nicht.
Pamphilippus.
Packſt du dich nicht? Gar wohl iſt mir das Glück bekannt,
Das bu Dei uns gehabt. So fang bte. Parafit
Von mir unb meinem Bruder wareſt, ging'é hinab
Mit unſerm Hab und Gut. Drum hab ich keine Luſt
Zu ſehen, daß zum Fopper der Geſoppte wird.
(Sie beiden Beiſlder gehen a5.)
Siebenter Auftritt.
Gelafimus (aulein.)
So gehſt bu wirklich? Nun fief) au, Gelaſimus,
Was du beginnen willſt. Ich? — bu? — mit? — bit?
Du ſiehſt,
59
Wie grof bie Theurung ift. Du ſiehſt, wie aus ber Welt
Freigebigkeit und Freundlichkeit verſchwunden ſind.
Du ſiehſt, daß der Schmarotzer Nichts mehr profitirt,
Weil Jedermann ſein eigener Schmarotzer iſt.
Beim Pollux! morgen ſoll kein Menſch mich lebend mehr
Erblicken; denn jetzt will ich drinn mit einem Trank
Von Gtriden mit bie Kehle füllen: nimmermehr
Erzähle fid) bie Welt, bafj id) verhungert fei. — (Ab.
Vierter AR
Erſter Xuftritt.
Stichus trit auf.
Es ift gemeiner Brauch, gleichwohl bebünft e8 mid)
Thöricht, menn man auf Ginen martet, daß man ſtets
Sie SB(ide nad) ifm vidjtet, benn ev ftellt fid) bod)
Deßhalb nidj [rüber eim. Go mad aud) id) e8 jebt,
Indem idj auf den Gagarinu& fauere,
Der beflem ungeachtet nidjt geídjwinber fonunt.
Wenn er nicht bab erſcheint, geh' ich allein zu Tiſch.
Nun hol' ich erſt mein Fäßchen Wein von drinn heraus,
Dann heißt's gezecht. Dem Greiſen gleich perbleicht ber Tag.
(Gr rollt das Faß aus bem Hofe heraus.)
Zweiter Auftritt.
Der Vorige. Sagarinus.
Sagarinus.
Sei mir gegrußt, Athen, du Amme Griechenlands,
Du, meines Herren Heimatland! Wie freu' ich mich,
Daß ich bid) wiederſeh'! Doch liegt mir Nichts fo ſehr
Am Herzen, als zu wiſſen, was Stephanium,
Mein Liebchen, meine Mitgenoſſin, macht, ob ſie
Geſund iſt. Einen Gruß trug ich dem Stichus auf,
Und daß er ihr die Nachricht bring', ich komme heut,
54
Damit zu rechter Seit ein Schmäuschen fertig fei.
Doch, da iſt Stichus ſelbſt.
Stichus
«(immer mit ſeinem Fäßchen beſchäftigt, ohne den Sagarinus zu bemerken).
Ein feines Stückchen, Herr,
Haſt du geliefert, daß den Stichus, deinen Knecht,
Mit dieſem Fäßchen du beſchenkt. Unſterbliche!
Wie viele Freuden wurden damit mir beſchert,
Welch reicher Lachſtoff, welcher Scherz, wie mancher Kuß,
Tanz, Schmeichelei, Entgegenkommen!
Sagariuus.
Stichus!
Stichus.
He!
Sagarinus.
Was gibt's?
Stichnus.
Juchhe, mein allerliebſter Sagarin!
Den Bacchus bring! ich Bier als Gaſt für bid unb mich;
Beſtellt ift ſchon das Abendeſſen, freier Platz
Fuür mich unb bid üt eurem Hauſe, denn bei uns
Iſt Gaſterei: es ſpeist dein Herr nebſt ſeiner Frau
Und' Antipho da drinn, mein Herr iſt auch dabei.
Das (auf bas Süden zeigend) wurde mir geſchenkt.
Sagarinus.
Weor gab das Geld dazu?
Stichus.
Was geht das dich an? Mache ſchnell und waſche dich.
| Sagarinus.
Das bin ich ſchon.
Stichus.
Gut denn, ſo komm mit mir herein.
Sagariuns.
Ich komme ſchon.
55
Stichus.
Wir woll'n uns ſauber waſchen heut!
Laß alles Fremde liegen; heute gilt's, Athen
Die Ehre anzuthun. Komm mit mir.
Sagarinus.
Allſogleich.
Der Anfang unſrer Heimkunft iſt ſo übel nicht;
Gin glücklich Zeichen ſtellt' auf meinem Weg fid) ein.
(Cie geben gegen bas aus.)
Dritter Auftritt.
Stephauium (kommt aus bem Hauſe des Epignomus).
Verwundert euch, ihr Herrn Zuſchauer, keineswegs,
Daß ich, die dorten wohnt, aus dieſem Hauſe geh';
Ich will es euch erklären. Längſt ſchon hat man mich
Von Haus hierher geholt, dieweil gemeldet ward,
Daß beider Schweſtern Männer angekommen ſei'n.
Da gab's die Hände voll zu thun: wir eileten,
Die Polſter herzurichten, Alles rein und blank
Zu machen. Dieß Geſchäft jedoch verhinderte
Mich nicht, für meine Freunde auch bedacht zu ſein,
Ein Schmäuschen meinem Hausgenoſſen Sagarin,
Sowie dem Stichus zu bereiten. Stichus hat
Den Einkauf übernommen, alles Uebrige
Iſt mein Geſchäft. — Nun will ich gleich nach Haus, damit
Die Freunde, wann ſie kommen, ich bewirthen kann.
(Sie geht in das Haus des Pamphilippus.)
Vierter Auftritt.
Sagarinus und Stichus, mit Sklaven, welche Geſchirre tragen).
Sagarinus.
Friſch dran! heraus! hierher mit eurem Apparat!
Die Faßverwaltung übergeb' ich, Stichus, dir.
Heut muß der Schmaus allweg nach beſter Ordnung gehn.
Bei allen Göttern! Jeder ſieht gewiß mit Luſt,
56
Wie wit am dieſem Plätzchen fo beijantmen ſind.
Wer nut be8 Wegs geht, mug zu unſrer Gaſterei
Geladen ſein.
Stichus.
Ganz einverſtanden, wenn er nur
Den eignen Wein mitbringt. Von unſrer heutigen
Mahlzeit ſoll Niemand Was bekommen, aufer uns:
Wir woll'n einander ſelbſt bedienen. Dieſes Mahl
Iſt gut genug für unſre Mittel: fehlt es doch
An Nüſſen, Bohnen, Feigen, Oel im Napf und klein
Gebäck uns nicht. Stets thut der Sklave beſſer dran,
Wenn mäßig er ſich zeigt, als wenn verſchwenderiſch.
Ein Jeder thu' nach ſeinem Stand: wer Geld genug
Im Haus hat, trinkt aus Flaſchen, Krügen, Humpen; wir
Aus ſamiſchen Geſchirrchen nur und leben auch;
Wir bau'n, ſo hoch wir können unſre Mauern doch.
Sagarinus.
Allein wie legen wir zu der Geliebten uns?
Stichus.
Leg' immer du dich oben an; und, daß du's weißt,
Ich theile gern mit dir; nimm immerhin ein. Anit
Für dich, wie dir's beliebt.
' Gagatimus.
Was meint bu für eim Amt?
Stichus. |
Ob bu bem Waſſer- ober Weingott lieber willſt
Befehlen.
Sagarinus.
Nun, dem Weingott, das verfteht fid) doch.
So lang indeß ſich unſer Schätzchen kämmt und putzt,
Laß uns ein Spielchen machen. Ich ernenne dich
Zum König dieſes Mahls.
Stichus.
Ein hübſcher Einfall, das.
5d
Doch, laß un8 lieber au[ ber Bank, tie Cyniker,
Anſtatt auf Polſtern ſchmauſen.
Sagarinus.
Nein; das Polſter iſt
Viel weicher. 2d warum, fett ftónig, gebt e8 denn
So langſam mit bem Becher? Wie viel trinken wir?
Stichus.
So viel, als an der Hand du Finger haſt. Ein Lied
Der Griechen heißt: „Trink' fünf, tvinP drei, nie aber vier."
Sagarinus.
Ich trinke bir jegt [fauterm 9Bein] zu; Waſſer nimm
Dir fefber, nad) Erforderniß. Auf euer Wohl,
Auf unſres, deines, meines, auf Stephaniums!
Stichus. |
Trink' bodj nad) Herzensluſt!
Sagariuus.
Da bleib' ich nicht zurück.
Stichus.
Beim Pollur! flott beſtellt ift dieſe Schmauſerei,
Käm' unſer Liebchen nur; die fehlt, ſonſt weiter Nichts.
Sagarinus.
Fein angebracht. Ich trinke dir den Becher zu:
Wein haſt du ja. Hätt' ich was Leckres doch dazu!
Gtidns.
Wenn bu mit bem, ma8 ba ijt, nid)t zufrieden biſt,
So gibt e8 Nichts für bid: halt' am das Waffer dich.
Sagarinus.
Du haſt gang recht; was frag' ich viel nach Leckerein!
(Er geht mit bem Becher au bem Flötenſpieler im. Orcheſter.)
Du, Flötenſpieler, trink', friſch zu, beſinn' dich nicht!
Du mußt Beſcheid thun, da hilft keine Weigerung.
Was ſträubſt bu dich? Du ſiehſt, es muß ja bod geſchehn.
Qo trinfe doch! flugs zugelangt! Das macht bem Staat
58
Noch nidjt caput; laß deßhalb bir nidjt bange fetn.
Thu' bod bie Wiote meg von Maul! — (Sec Flötenſpieler trinkt.)
Stichus.
Wenn Der getrunken hat, ſo halt' entweder dich
An meine Regel, oder ſetze ſelbſt Was feſt.
Ich will nicht, daß jetzt Alles weggetrunken wird,
Sonſt fehlt es nachher überall. Bei der Manier
Käm' unſer Fäßchen ſchleunig auf den Kopf zu ſtehn.
Sagarinus (zum Ildtenſpieler:)
Wie nun? Du gingſt ſo ſchwer daran, und hat dir doch
Gar nicht geſchadet. Jetzt, da du getrunken haſt,
Nimm deine Site wieder bot, Herr Muſikant,
Und blaſe, wie ein Froſch, dir flugs die Backen auf.
He, Stichus, mer beim Trinlen] abſetzt, wird geſtraft
Um einen Becher!
Stichus.
Gut nimmt dieß Geſetz fid) aus:
Man muß gehorchen, weil es nur ganz Billiges
Verlangt. Sei auf ber Qut! Wofern du's übertrittſt,
Zieh' ich ben Strafbetrag bir unverzüglich ab.
Sagarinus.
Ganz recht und billig nur.
Stichns.
Vor Allem thu' Beſcheid!
Es iſt doch luſtig, wenn zwei Nebenbuhler ſo
Befreundet ſind, daß ſie aus einem Becher ſich
Betrinken und das gleiche Mädchen jeder braucht.
's iſt zum verwundern: ich bin du und du biſt ich,
Ein Herz und eine Seele; Beide lieben wir
Ein Mädchen: iſt ſie bei mit, it fie aud) bei bir,
Und ift fie Dei bir, ijt fie Dei mir ebenfalls;
Wir fennen feinen. 9teib.
e Gagarinis.
Ohe! jegt iſt's genug!
59
Nur nidjt fo breingefaun! Wir wollen tünbefn, wie
Die jungen Qunbe. Ruf' id) unfer Liebchen fec?
Die füfrt un$ bann ein Tänzchen auj.
Stichus.
Mir iſt's genehm.
Sagarinus (ruft in das Hans hinein).
Mein ſüßes, allerliebſtes Kind, Stephanium,
Komm bod) heraus zu deinem Liebſten! biſt ja wohl
Schön gnug für uns.
| Stichus.
O über alle Maßen ſchön!
Gagarinus.
Mach' un$, bie ſchon fo fro, burd) beine Gegenwart
Noch frofer. Werner fonunenb zieht e8 un$ gu bir.
$9 Stephaninchen, Qonigbergdjen, komm', wenn bit'e
Bei uns gefüllt, menn, un[re iebe bir befagt.
Fünfter Xuftritt.
Pie Vorigen. Stephanium.
Stephanium.
Da bim ich, [üfe Freunde; möge Venus mid)
So ſehr mit ihrer Gunſt erfreun, als längſt ich ſchon
Heraus zu euch gekommen wäre, hätt' ich nicht
Mich euch zulieb erſt hergeputzt. Der Weiber Art
Iſt einmal dieſe: wenn ſie auch gewaſchen ſind,
Gekammt, geſchmückt, herausſtaffirt, ſo ſind ſie doch
Noch lang nicht fertig, und ein Freudenmädchen wird
Durch Schmutz weit eh' zum Eckel, als durch Reinlichkeit
Sie dauernd feſſelt.
Sagarinus.
Wie ſo allerliebſt ſie ſpricht.
Stichus.
Gerade jo, als ſpräche Venus ſelbſt.
60
Sagarinus.
Was gibt's?
Stichus.
Mir thut's am ganzen Leibe weh.
Sagarinus.
Am ganzen? wie?
Nur um ſo ſchlimmer.
Stephanium.
Wo iſt denn mein Platz bei Tiſch?
| Sagarinus. |
Wo willſt bu bid) Dinlegen ?
Stephanium.
Zu euch Beiden; ifr
Seid Beide mir gleich lieb.
Stichus qür ſich.
Fort geht nun Alles, was
Als Eigenthum ich mir erſpart; die Freiheit flieht
Weit weg von meinem Haupt.
Stephanium. |
Weiſ't eine Platz mir an,
Wo id) mid) fegen fann, menn id) eud) anders nidjt
Zuwider bin; id) möchte mit eud) Beiden gern
Mich amüſiren.
Stichus.
Ich bin in Verzweifelung!
ESagarinus.
Was ſagſt du?
Stichus.
Ich?
Sagarinus.
So wahr mich Gott — wenn heute ſonſt
Gar Nichts geſchieht: getanzt muß werden jedenfalls.
61
Mein fifje8 Mädchen, meine Wonne, tange bodj!
3d) tange mit,
Stichus.
Niemal bekommſt du über mich
Die Oberhand: aud) mich ergreift bie gleiche Luſt.
Stephanium.
Wenn's denn getanzt muß ſein, ſo gebt dem n Ilsmer auch
Etwas zu trinken.
Stichus.
Und vor allen Dingen un.
Sagarinus.
Da, Flötner, trink' zuerſt, und wenn du fertig biſt,
Spiel' uns, wie vorher ſchon, ein luſtig Liedchen auf,
Das alle Sinne reizt und uns die Liebesglut
$i$ im tie Fingerſpitzen treibt. Gieß' Waſſer zu!
(Er hält bem Flötenſoleler ben Becher hin.)
Da nimm und zieh! Er hat ſo lang nicht ziehn gewollt;
Sept ſträubt er fid) jdn weniger. Nur feſt gepackt!
(8u Stephanium.)
Indeß ber tvinft, gib einen. Kuß mir, Herzenskind.
Stephanium.
Das tnn nur öffentliche Metzen!), bag fie fid)
Sm GCtefn von ihren Freunden küſſen faffeit.
Sagarinus (raubt igr einen. uf).
Qui!
Go kommt ber Dieb bag. — (Sum Flotenſpieler:)
Wie nun? Du haſt bid) lang
Genug geſträubt, unb Bat bid) bod) nidt umgebraqht.
Nun blaſ' bie Backen auf!
Stichns.
Was Sanftes hort' ich gern.
Spiel' uns für alten Wein eim neues Liedchen auf.
(Stuff unb Tanz.)
62
Cagatinus.
Wo ijt ein. Sonier'5), ober Tänzer vom Ballet,
Der fid mit mir fann meſſen? (gu Stichus:) Wenn bu biejen
Sprung
Mir nachmachſt, fordre mid) zu jedem andern auf.
Mach's einmal ſo!
Stichus.
Mach' bu es fo! GSie tanzen.)
Sagariuus.
Haha!
Stichus.
Hihi!
Sagarinus.
Hoho!
Qtidus.
Nun iſt's genug.
Sagarinus.
Jetzt Beid' in gleichem Schritt!
Zum Wettkampf fordr' ich alle Tänzer auf: ſie ſind
So wenig, als dem Schwamm der Regen, uns genug.
Nun kommt herein, für unſern Wein!s) ijt gnug getanzt;
Und ihr, Zuſchauer, klatſcht und geht zum Eſſen heim.
Anmerkungen.
1) Penelope — von ibrem Mann getreunt. — Penelope, bie Ges
mahlin bes "UIgffe8, wartete Defannt(id viele abre [ang vergeblid auf bie Rück⸗
fer ihres Gatten aua roja.
2) Dumm if'$, menn man ben Qunb jum jagen tragen muf.
— €» unſer allbekanntes deutſches Sprichwort; im lateiniſchen Texte heißt es:
venatum ducere invitas canes, bie Qunbe wider ihren Willen auf. bie Jagd führen.
8) Sem QSarafit Gelafintus. — Der Name qarafit, wie urſprünglich
bie Genofjen ber gottesdienſtlichen Feſtmahlzeiten (od zr«ge airov) hießen, ging
mit bem 3erfaüen ber griechiſchen Staaten unb Gitten auf eine 8lafje von Men⸗
íden über, wie fe bel bem gleichzeitigen Umfichgreifen häuslicher Gelage in bem
bamaligen Griedenfanb mur allzu Büufig zu treffet maren. — Um nümlid Zag für
Tag koſtenfrei ſchwelgen, ober wenigſtens ſich fatt eſſen zu können, ſchmiegten fid)
Zeute, denen es entweder an Geſchick oder an Luſt zur Arbeit fehlte, am Wohl⸗
habendere an, denen fie dafür zur Zielſcheibe ihres oft unfeinen Witzes unb gum
Gegenſtand roher Cpüffe dienen, unb gleichwohl in Allem zu Gefallen. ſein unb
reden mußten, unb dieß lediglich ihres Vauches unb ihrer Gurgel wegen. Als ſolche
im Leben ganz alltägliche Erſcheinungen ſind denn auch die Paraſiten in der
neuern attiſchen Sombbie faft unentbehrliche und eben barum ſtets wiederkehrende
Perfonen, bie uns in vielen Stücken unſers Dichters entgegentreten.
4) Zehn Jahre trächtig geh' der Elephant. — Daß dieß im Alter⸗
thum gemeiner Volksglaube mar, beweisſst u. a. bie Stelle bei Plinius m. G.
VIII, 10: decem annis gestare in utero vulgus existimat.
6) 2adjmünnden. — Dieß ift ble deutſche Ueberſetzung be3 aud bem Gries
difóeu (vou y£&Àco, laden) gebilbeten 9tamen8 Gelafimus.
6) Ben bie GArmuth) erwiſcht, bem bringt fte alle Rünfte Dei. —
Vem fommt pier nidjt unwillkürlich der Prolog zu ben Satiren be8 Perſius i8
Gebüdjtnif t
Wer fat bem Papagei fett. „Gruß bid Gott^ entlodti
Soer aud bie Elſtern unſre Gprade ſtottern gelebstt
Ser Süeifter aller funft, ber Spender des Genie3,
Der Bauch, geídidt, verſagten Toͤnen nachzugehn u. ſ. w.
64
7) Gab bir QerculeB ben Rath? — Man muß ſich bier vorſtellen, baf
ber Paraſfit einen. ber. fauffuftiget, bie er ſchon iu Oeifte vor fij ſtehen fiebt,
unb ber ijn feiner Miene nadj ober durch einem Wink zum Eſſen zu Iaben fdeint,
antebe, — Die Worte: ,gab bir Qercule8 ben Rath?“ jpielen auf ben alt-
rümijdjen Gebraud an, bei Feſten unb Dpfert bem Qercule8 ben zehnten Theil
aer Speiſen auf feinen 9X[tar zu Legen, welche ſodann ben armen Leuten, aljo
ſelbſtverſtändlich aud) bem Paraſiten, zu Gute famen.
8) Was Talthybius vollbracht. — Talthybius und mit ibm Eury⸗
bates, waren die gewandteſten Herolde Agamemnons im trojaniſchen Kriege; ihrer
geſchieht Jlias I, 320 (fg. Erwähnung. Noch in piel ſpäterer Zeit wurden er⸗
ſterem in Sparta Gedächtnißopfer dafchrqqht,
9) Ohne Wahl des volks beſorgt ber das Aedilenamt. — Sie
Aedilen hatten im alten Rom unter anderem auch über die Reinhaltung der Straßen
unb öffentlichen Plätze qu wachen. — Ohne Wahl des Volks, b. b. ohne daß
ihm durch Volkswahl dieſes Amt ibertragen imutbe, Der Sinn iſt: unberufen
miſcht er fid üt Dinge, ble ibn Nichts angeben.
10) Daß bein Zehnter, Qercules, fo veid Tid ausfällt. — 3t.
Qmm. 7.
11) In Athen iff ba8 fo eingeführt. — Sie Cflanen atten. in Athen
überjaupt, namentlich aber bei beſonderen Seranlaffungen, vie[e Freiheit, mefbalb
(don Demoſthenes rühmt: ber Suftanb eines atheniſchen Sklaven fei bem eines freien
Buͤrgers it manden anderen Gtübten weit vorzuziehen. In Rom mar ſolche Frei⸗
feit unerhört; es. war alſo ganz am Platz, bag Plautus gum Verſtändniß feines
Publikums dem Stichus dieſe Bemerkung in den Mund legt. |
12) Aus Ambracia. — 9L, Stabt in. Gpirus, ebemalige Hauptſtadt ber
Moloſſer, nachher Reſidenz be3 Königs Pyrrhus, mit jdónen Tempeln und viclen
andern Kunſtdenkmälern.
13) Wie ber Wolf, menm man ihn nennt. — Im Urtert: eccum
lupum in sermone, Noch bekannter ijt: lupus in fabula.
14) Das thun nur óffentlide Wegen, — Die Textesausgaben geben
bie gange 9tebe, von „Da, Flötner, trink' zuerſt“ bis „Nun blaſ' bie Baden auf,“
bem Sagarinus; allein offenbar geben bie Worte: „Das thun mur u. f, w.“ mur
bann einem vernünftigen Sinn, wenn ſie, wie von unà nad) bem Vorgange 9tapyp!s
geſchehen ift, ber Gteppanium im ben Mund gelegt werden.
15) 980 if ein Jonier! — Sie Tänze ber Jonier marem ihrer Ausge⸗
gelajjenbeit wegen De[onber8 berüdjtigt. oras geißelt biefe motus ionicos nad)
Qebilr Db. III, 6, 21—24:;
aum reif, erlernet jonifde Drehungen
Mit Suft bie Jungfrau, wird im ber Buhlerkunſt
Früh eingellbt, unb faft eit Kind nod),
GCinnet fie ſträfliche Liebeshändel.
16) $ür unſern Wein. — D. 5. in Betracht der ſchlechten Qualität
deſſelben.
-.
— —*
Druck von €, Hoffmann in Stuttgart.
itus 3Haccius Plautus
Luſtſpiele.
Deutſch
v on
Dr. Wilhelm 3Binbrr.
— tͤ—
Fünfzehntes Rändchen.
Die drei Sklavinnen.
(Epidicus.)
Stuttgart.
Hoffmann'ſche Verlags⸗Buchhandlung.
1868.
Bir brei Shlapninnen.
(Epidicus.)
Gin atheniſches Luſtſpiel in 5 Alten.
1*
Perſonen.
Periphanes, ein. atheniſcher SBürger.
Stratippocles, ſein Sohn.
Apõcides, des Periphanes
Chãribulus, des Stratippocles Freund.
Philippa, frilhere Geftebfe des Periphanes.
Teleſtis. ihre Tochter.
Acropoliſtis, eine Harfeniſtin.
Eine zweite Harſeniſtin.
Epidicus, Sklave im Hauſe des Periphanes.
— Waffenträger des Stratippocles.
(Fin Offizier aus Cubda.
Ein Wechsler.
Sklaven und Sklavinnen.
LJ
Das Ctüd [pielt zu Athen.
Einleitung.
Wenn man bie Intrike überhaupt, unb namenilich eine
mit ſcharfem Verſtande angelegte unb kunſtreich verſchlungene
Intrike ſtets als das Hauptelement der komiſchen Bühne wird
gelten laſſen müſſen, jo ijt das vorliegende plautiniſche Luſt⸗
ſpiel, welches wir dem deutſchen Leſer hier unter dem Titel
„Die drei Sklavinnen“ vorführen, unſtreitig eines der
ausgezeichneteſten unter allen uns aus dem Alterthum erhaltenen
Stücken dieſer Gattung. Der hohe Werth deſſelben ſcheint auch
ſchon von Plautus ſelbſt erkannt worden zu ſein, ba er in
einem. andern ſeiner Luſtſpiele (Die beiden Bacchis, Alt II.
Auftr. 2) dem Sklaven Chryſalus die Worte in den Mund legt:
„Ich liebe dieſes Stück nicht minder, als mich ſelbſt.“
Wir dürfen aber eben hieraus auch den Schluß ziehen, daß
der Dichter, wenn er ſich auch — wie dieß wiederholt von uns
angemerkt wurde — in der Behandlung des vorgefundenen
Stoffes mit großer Freiheit bewegte, ſeine Komödien doch von
bent Publikum nicht als eigene, ſondern nur als 9(boptipfinber
angeſehen wiſſen wollte, indem ihn ſonſt doch wohl ſchon die
natürliche Beſcheidenheit von einer ſolchen Aeußerung zurück⸗
gehalten hätte.
Was nun den Inhalt des Studes betrifft, ſo iſt derſelbe
folgender. Periphanes, ein atheniſcher Bürger, hat von ſei⸗
mer Frau, deren Jtame nicht genannt wird, ba fie ſelbſt in bem
Ctüde feine Rolle ſpielt, einen €ofn, Stratippocles, wel⸗
6
det in Kriegsdienſten fiet, außerdem aber nod) bon einer ger
ipen Philippa aus Gpibaurus eine unefelide Tochter,
Namens Acropoliſtis. Stratippocles liebt ein Harfenmäd⸗
chen, das denſelben Namen führt, wie dieſe — ihm übrigens
nicht bekannte — Halbſchweſter, als er genöthigt iſt, in das
Feld zu ziehen. Von hier aus ſchreibt er dem Epidicus,
einem Sklaven ſeines Vaters, er ſolle Allem aufbieten, um bis
ju ſeiner Rückkehr Geld zur Loskaufung ber Harfnerin Acro—⸗
poliſtis aufzutreiben. Dem Epidieus kommt es, während er
darüber nachdenkt, wie ſich der erhaltene Auftrag wohl am
Beſten ausführen laſſe, ganz gelegen, daß Periphanes gleich—
zeitig die Nachricht erhält, ſeine außereheliche Tochter ſei in
Kriegsgefangenſchaft gerathen, und daß er vom Vater den
Auftrag erhält, dieſelbe aufzuſuchen. Er gibt vor, ſie gefun—
den zu haben, und erhält von Periphanes vierzig Minen zur
Loskaufung des Mädchens. Epidicus nimmt das Geld und
kauft damit — die Geliebte ſeines jungen Herrn, die nun
der Alte als ſeine vermeintliche Tochter zu ſich in das Haus
nimmt, Die Täuſchung mar leicht auszuführen, denn Peri—
phanes *Datte dieſes ſein Kind feit deſſen früheſter Jugend nicht
mehr geſehen.
Epidicus frohlockt über den wohlgelungenen Streich; aber
ſchon nach zwei Tagen — hiemit beginnt das Stück — kommt
iei Mitſktlave Thesprio mit Stratippocles, den er als Waf⸗
fenträger in das Feld begleitet hatte, zurück. Stratippocles
hält fif nod) bor ſeinem Vater verſteckt; er hatte ſich nämlich
bon bem ifm zukommenden Beuteantheil aus ber Zahl bet
ftrieg8gefangenen ein jer. ſchönes Mädchen, ba8 er [tebgemon-
nem, gefauft, um e8 zu jener. Freigelaſſenen zu machen, unb
befürchtet eine Colliſion mit Acropoliſtis, die er nun gar zu
gerne bom Halfe hätte. Epidieus iff deßhalb in der peintidj-
ſten Verlegenheit. Was ſoll er mit der Verſchmähten anfangen?
Denn daß ſie ſeines alten Herrn Tochter nicht iſt, muß nur
align bafo an ben Zag fommen. Dod) er [abt fid) bafb mie-
ſeine Schlauheit mirb ihn nidt verlaſſen! Dieſe wird
ſogleich noch ſtärker in Anſpruch genommen.
1
Ctratippocíe8 eröffnet ihm nümlid, bag er ba8 Geb —
vierzig Minen — für bie erfaufte 8 rieg8gefangene bem
Wechsler, ber e8 ifm geliehen babe, nod) ſchuldig ſei. SDiejet
fel ſelbſt mit nach Athen gefommen, um e8 in. Gmpfang au
nehmen, unb wolle borjer das Mädchen nid herausgeben.
Auch hier ſoll nun Epidicus Rath ſchaffen, und zwar noch am
gleichen Tage, wenn er nicht in die Tretmühle wandern will.
Während er ſich hierüber noch den Kopf zerbricht, kommt ihm
der alte Periphanes gerade zur rechten Zeit in den Wurf.
Dieſer klagt eben ſeinem Freunde Apöcides, daß ſein Sohn
einen ihm ſehr mißfälligen Liebeshandel mit einer Harfenſpie—
lerin habe, und auf den Kummer des Alten baut nun Epidicus
ſogleich ſeinen Plan. Er ſchwatzt ihm vor, daß jene Geliebte
ſeines Sohnes bereits, auf's ſtattlichſte geputzt, ſich im Hafen
eingefunden habe, um ihren Liebhaber, der ihr verſprochen,
ſie loszukaufen, ſogleich in Beſchlag zu nehmen: dieſer aber
komme erſt morgen an. Der Alte geräth iu. Verzweifelung;
auf der Stelle aber iſt Epidicus voll erheuchelter Theilnahme
zur Hilfe bereit. Er ertheilt ihm den Rath, ohne Verzug
ſelbſt das Mädchen zu kaufen, ehe ſein Sohn es thue; für
fünfzig Minen könne er ſie wohl bekommen und es befinde ſich
dermalen eim im fie ſterblich verliebter Offizier aus Gubóàa hier,
der recht gerne ſechzig dafür geben werde. Periphanes geht
in die Falle, händigt dem verſchmitzten Sklaven die fünfzig
Minen eim, gibt aber ſeinem Freunde Apöcides, weil er jelbft
jeden Anſtoß vermeiden will, den Auftrag, das Mädchen von
dem Kuppler, deſſen Eigenthum ſie iſt, in Empfang zu neh—
men und ihm zuzuführen, damit er ſicher ſei, nicht betrogen
zu werden.
So hat denn der ſchlaue Epidicus ſeinen Herrn zum
zweiten Male um eine erkleckliche Summe geprellt: er bringt
dieſes Geld ſogleich dem Stratippocles, der nun nicht ſäumt,
fif im ben Beſitz ber geliebten Kriegsgefangenen au ſetzen.
Dem Sklaven aber bíeibt nod) eine meitere Liſt auszuführen
fibrig. Wo ſoll er nämlich eim Mädchen auffinben, das bett
Spicibe8 als bie für bie fünfzig Minen gekaufte Acropoliſtis,
8
bie er bem Periphanes bringen ſoll, überliefert merbe ? Er Bat
audj fiefür bafb Rath gefunben. Periphanes Bat ibm aujge-
tragen, ifm [für morgen eine Qarfenjpielerin zu bingen, Die
ein Sanfop[er, ba8 er ben Göttern für bie glüdlide Rückkehr
ſeines Sohnes barbringen mill, mit Spiel unb Geſang bes
aleiten ſoll. Epidicus judjt eine ſolche auf, unb nadbem er
ſie gefunben, injtruirt er fie über bie bom ifr au jpielenbe
Rolle: He muß fid nümlid für bie bon Periphanes gefaujte
Geliebte ſeines Sohnes au8geben. ie wird bem Apöcides bon
dem ebenfalls in das Betrugſpiel gezogenen Kuppler übergeben;
Apöcides bringt ſie dem Periphanes, welcher, nicht wenig erfreut,
daß Alles ſo wohl gelungen, ſie ſogleich in ſein Haus bringen
läßt. Der gutmüthige Alte frohlockt Akt ILI. Auftritt 3:
„Nichts auf der Welt iſt ſo willkommen, als ein Freund,
Der zur gelegnen Zeit erſcheint. Du brauchſt dich nicht
Selbſt abzumühn, und dennoch wird dein Wunſch erreicht.
Hätt' ich zu dem Geſchäft nun Einen angeſtellt,
Der minder klug geweſen wäre, minder ſchlau,
Wie wär' ich angeſchmiert! Mein Söhnchen lachte mich
So aus, daß ich die weißen Zähn' im Mund ihm ſäh',
Und das mit vollem Rechte.“
Aber ſogleich ſoll er bitter getäuſcht und tief beſchämt werden.
Der eubbiſche Offizier, von welchem ifm Epidicus geſagt Dat,
erſcheint wirklich, um ifm bie eben gekaufte Acropoliſtis abzu—
kaufen. Er iſt ſo vernarrt in ſie, daß Käufer und Verkäufer
alsbald über den hohen Preis von ſechzig Minen einig wer—
den. Periphanes läßt das Mädchen aus dem Hauſe kommen:
aber das iſt ja nicht die Acropoliſtis, ſondern eine dem Offizier
völlig unbefannte Harfenſpielerin. Der Kriegsmann geht un-
verrichteter Sache bon bannen, unb ber Alie merkt, daß et
abermal geprellt iſt. |
So ijf benn ber zweite Betrug be8 Epidicus entbedt;
aber aud) ber erſte kommt nun plóplid) an ben Gag. Philippa,
des Periphanes alte Geliebte, bie Mutter ber Acropoliſtis,
tritt au[: fie ij gefommen, ibm unter lautem Jammern gu
klagen, daß bieje ihre Tochter Kriegsgefangene ſei; wo fie abet
9
hingekommen, babon habe fie nidjt bie minbefte €pur. Doch
Periphanes mei fie jefbftgefállig au tröſten 9(£t IV. Auftritt 1:
— — — — — — „Sei gutes Muths
Und ohne Bang; ganz wohlbehalten und geſund
Iſt fie bei mir im Hauſe; denn ich hatte kaum
Von meinem Knecht gehört, daß ſie gefangen ſei,
So gab ich gleich, ſie loszukaufen, ihm das Geld.
Und der beſorgte klug und ehrlich dies Geſchäft,
Mag er anch ſonſt ein Spitzbub' erſter Sorte ſein.“
Und das ijf Epidicus auch, unb zwar ein größerer, als ſein
Herr entfernt nur vermuthen kann. Denn ſo wie Philippa die
aus bem Hauſe herbeigerufene Acropoliſtis — es ijt dieß das
Harfenmädchen, bie frühere Geliebte des Stratippocles — er-
blickt, überzeugt ſie ſich ſogleich, daß das ihre Tochter nicht iſt.
Der tobende Alte zankt nun zunächſt mit dem Mädchen und
ſtellt es zur Rede darüber, daß es ihn ja bod „Vater“ ge—
nannt habe. Dieſe aber verantwortet fid) mit boshafter &djalf-
haftigkeit 9(ft IV. Auftritt 2: 2
— — — — — — — „Das iſt deine Schuld,
Nicht meine. Sollt' ich bid) nicht Vater nennen, ba
Du ſelbſt mich Tochter nennſt? Auch dieſe da, wenn ſie
Mich Tochter nennet, nenn' ich Mutter. Will ſie mich
Als Tochter nicht, iſt ſie auch meine Mutter nicht:
Das Alles iſt nicht meine Schuld; ich ſage nur
Was id) gelernt, mein Lehrer war Epidieus.“
Der doppelt getäuſchte Alte verſpricht, gutmüthig genug, den⸗
noch, bie gefangene Tochter aufzuſuchen unb loszukaufen. Epi⸗
dicus aber, ber mittlerweile erfahren Bat, daß fein boppelter
Betrug entbedt iff, geräth nun in bie entſetzlichſte Angſt. Allein
auch dießmal verlaſſen den Schlauen ſeine Götter nicht; es
begegnet ihm Stratippocles, der immer noch mit der größten
Ungeduld auf ben Wechsler wartet, um mit bem Gelbe, das
er bereit8 in Händen Bat, fid) in ben längſterſehnten Beſitz
feiner Geliebten zu ſetzen. Endlich fommt ber Wechsler mit
der Gefangenen, und ſogleich erkennt Epidicus in ihr — die
verlorene Tochter des Periphanes: er erinnert ſie daran, daß
10
et ihr von Seit su Seit Babe Geſchenke Don ifrent Vater brine
gen müjjen. Da nun feine Gaunerſtreiche dem Vater bie Toch—
ler wieder geſchenkt faben, iff er mit einem Male au8 allen
Nöthen erlösſt; Stratippocles bagegen fann fid ber plóplidjen
Verwandlung ſeiner Geliebten in jeine Halbſchweſter nidt |on-
berfid) freuen. Sod) nimmt jept Alles für Alle ein gutes
Gnbe. Ser gutmütfige Alte Dat bie Tochter wieder gefunben,
verzeiht bem durchtriebenen Sklaven unb ſchenkt ihm jogar bie
Freiheit. Der Sohn bequemt ſich, wie es ſcheint — denn der
Schluß iſt aphoriſtiſch gehalten — zu ſeiner alten Geliebten
zurückzukehren, und Philippa, bie erſte Geliebte des Peripha—
nes, wird, wie ſich aus Akt IT. Auftritt 1 vermuthen läßt,
deſſen zweite Frau.
Die Grundidee dieſes, auch durch ſeine äußerſt gemeſſene
Haltung ſich auszeichnenden Luſtſpiels, nämlich der Sieg der
nie raſtenden Schlauheit über bornirte, träge Gutmüthigkeit,
iſt ganz meiſterhaft durchgeführt und die beiden Träger dieſer
Gegenſätze, Epidicus und Periphanes, gehören zu den gelun—
genſten Charakterſchilderungen, welche das Luſtſpiel alter und
neuer Zeit aufzuweiſen hat. Alle anderen Perſonen des Stückes
ſind blos untergeordnete Nebenperſonen. Nächſtdem mag es
nod zum nicht geringen Lobe deſſeiben gereichen, daß Molière
ihm in einem ſeiner früheſten Stücke, „L'étourdi“, ſeine be—
jonbere Aufmerkſamkeit zugewendet hat unb eines ſeiner treff⸗
lichſten Geiſtesproducte, Les fourberies de Scapin“, fid) faſt
ganz auf bie Erfindung unb ben Charakter des Epidicus grün—
det. Auch bie gelefrte unb berühmte Madame Dacier Dat
dasſelbe auf's ſorgfältigſte überſetzt und commentirt und ſeine
Vorzüge in ein helles Licht zu ſetzen ſich bemüht.
Erſter Akt.
Erſter Auftritt.
Epidicus lüuft bem Thesprio nach und faßt ihn beim Mantel.
Epidieus.
Halt, Burſche!
Thesprio.
Wer iſt's, ber. mid) Bier am Mantel faßt?
Ich bin preſſirt.
Epiditus.
Ein Freund.
Thesprio.
Gewiß, das muß er ſein,
Da er mit ſeiner Freundſchaft mir ſo läſtig wird.
Epiditus.
So blicke doch nur um dich.
| S fesprio.
Ao] wen ſeh' id) ba,
Epidicus!
Epidicus.
Du ſiehſt ja prächtig.
Thesprio.
Sei gegrußt!
12
€pibicus.
Auch deinen Wuünſchen offen fein bie Gótter hold;
Es freut mid, bag bu glüdíid) angefommen bit.
Thesprio.
Was weiter noch?
€pibicus.
Was bran p hängen pffegt: ein Schmaus
Soll bir gegeben werben,
Thesprio.
Haſt mein Wort.
Epidieus.
Wozu?
Thesprio.
Ihn auzunehmen, wenn du einen gibſt.
€pibicug.
| Wie ſteht's
Mit dir? Ergeht es dir nach Wunſch?
Thesprio.
Figura zeigt's.
Epidieus.
Ja, ja, man ſieht's. Weit dicker und behäbiger
Stellſt du dich dar.
Thespris (macht eine Pantomime mit. ber vand).
Dank der.
Epidieus.
Um dieſe ſollteſt du
Schon längſt gekommen ſein.
hesprie
Ich practicire jetzt
Das Diebeshandwert nicht ie häufig mehr, wie font.
13
Gpibicus.
Wie fommt'8?
Thesprio.
Ganz offen raub' ich jetzt.
Epidicus.
Zum Henker du!
Bei dir geht's ja im Nieſenſchritt; denn als ich dich
Beim Hafen ſah, lief ich in großter Daft bir mad),
Dennoch wat idj bid) eingufolen Taum. im Gtanb.
Thesperio.
Ja, fo eit. Herrlein aus der Gtabt!
| Man merkt e8 gleich,
Daß bu imt Feld geweſen biſt.
Thesprio.
Schwatz' immer zu!
Epiditus.
Wie ging dir's? Warſt du ſtets geſund?
Thesprio.
Bald ſo, bald fo.
Epidicus.
O, dieſe Menſchenraçe von „bald fo, bald fo",
Dieß Ziegenvolk, bie Panthervolke), gefällt mir nicht.
| Thesprio.
Soll ich denn anders reden, als es wirklich ift?
Gpibicus. -
Git Wort im Crnít: Wie geht es unſerm jungen Herrn?
Befindet er ſich wohl?
heeprio.
Athletenmaßig wohl.
14
Cpibieus.
Mit frofer Botſchaft ftelfft bu bid) ba Dei mir ein.
Wo aber ift er?
, Thesprio.
Mit mir kam zugleich er an.
Epidicus.
Nun denn, mo ift ec? ober haſt bu ifm vielleicht
Im Koffer ober 9tamen? — —
Thesprio.
Qol' ber Henker dich!
€pibicirs. |
Dich! — Laß mid) etma$ fragen; aber thu' nad) Pflicht,
Dann wird mam bir eim Gleiches tfum. .
| Thesprio.
Dru ſprichſt ja, wie
Ein Richter.
Epiditus.
Wie mir's zuſteht.
Thesprio.
P SDemmad) fifreft bu
Das fBrüteramt bei une? ?) |
Epidicus.
Iſt dir in ganz Athen
Gin Menſch bekannt, dem's mehr, als mir, gebührete?
Thesprio.
Eins aber fehlt dir zur Prätur, Epidicus.
Epyidbitus.
Das wäre?
Thesprio.
| Nun, bu weißt's: bie zwei Cictoren mit
Den Ruthenbündeln 9),
15
€pibicus.
Wehe bit! — Was bringſt bu vot?
Thesprio.
Frag' erſt.
Epidicus (im affectirten Amtstone:)
Wo ſind die Waffen des Stratippocles?
Thesprio.
Beim Pollur! bie finb gm bem Feinden deſertirt.
Epidiens.
Die Waffen?
Thespris.
Ja, unb zwar im größter Gil".
Epidiens.
Iſt das
Dein Ernſt?
Thesprio.
Mein voller Ernſt; die Feinde haben ſie.
Epidicus.
O Schandthat ohne Gleichen!
Thesprio.
Ei, dergleichen iſt
Auch Andern ſchon begegnet. Ihm gereicht's zum Ruhm.
Epiditus.
Wie ſo?
Thesprio.
Weil's Andern vorher auch ſchon Ruhm gebracht.
Epidicus.
Mir ſcheint, die Waffen, die Stratippocles geführt,
16
Hat Mulciber *) gefertigt, weil zum Feinde [ie
Hinüber ſind geflogen. Er, ein Thetis-Sohn 8),
Verliert ſie wohl: des Nereus Töchter werden ihm
Schon andre bringen. Darauf aber iſt zu ſehn,
Daß es den Waffenſchmieden nie am Zeuge fehlt,
Wenn er in jedem Feldzug von den Feinden ſich
Die Rüſtung nehmen läßt.
Thesprio.
Laß dieſe Sachen jetzt
Gut ſein.
Epidiens.
Es ſteht bei dir, ſie zu beſeitigen.
Thesprio.
So ſchließe dein Verhör.
€pibicus.
Das mod): to ijt et eR,
Gttatippocleà ?
jehyria,
Es gibt ein Darum, marum ec
Zugleich mit mir zu fommen fid) geideut.
Epidicus.
Und was
Iſt dieſes Warum?
Thesprio.
Weil vor ſeinem Vater er
Sich noch nicht ſehen laſſen will.
Epidicus.
Aus welchem Grund?
Thesprio.
Erfahr' es denn. Er hat ein hübſches junges Ding,
Eine Kriegsgefangne, aber Freigeborene,
Von [einer Beute ſich gefaujt,
17
Epidiens.
Was hör' id) ba?
Thesprio.
Was ich dir ſage.
Epidicus.
Weßhalb Dat er (le gekauft?
Thesprio.
Zu ſeiner Luſt.
Cpibicus.
Wie viele Qujten Bat denn Der?
Denn eh' von Hauſe zu der Legion er ging,
Gab er mir Auftrag, eine Harfenſpielerin,
In die er ſich verliebt, vom Mädchenhändler ihm
Zu kaufen, und ich that auch, wie er mir gebot.
| Thesprio.
Darnach der Wind auf offner See geht, richtet man
Die Segel.
Epidiens.
Weh, das macht mich Aermſten ganz caput!
Thesprio.
Was dem? Was gibt'87
"Gpibicus.
. Was foftet ibm ber. Gegenftanb,
Den er gelauft?
S jesprio.
Ganz wenig mut.
€pibicus.
Das frog! ich nidi.
PYlautus. Die bret Sklavinnen. 2
18
Thesprio.
Was denn? |
Cpibicus.
Wie viele Minen 9?
Thesprio (mit ben Fingern bie Zahl anbeutenb:)
So viel.
Epiditus.
Vierzig?
Thesprio.
Und dieſes Geld hat er bei einem Wucherer
In Theben aufgenommen und verzinsſt per Tag
Die Mine mit zwei Drachmen *).
Epidicus.
Alle Wetter auch!
Thesprio.
Und dieſe Wuchrerſeele kommt nun mit ihm her,
Ihr Geld zu fordern.
Ja.
| Gpibicus.
Große Gitter! dieſes bringt
Mich volfenb8 um!
Thesprio.
Wie Jo? Was iſt's, Epidicus?
Epiditus.
Er bringt mich um.
Thesprio.
Wer?
, Epidieus.
Er, der Schild und Schwert verlor.
19
Thesprio.
Wie ſo denn? vet
Cpibici,
Weil er au8 bem Lager jeden Tag
Mir Briefe ſchickte; — doch am Beſten iſt's, ich ſchweig':
Ein Sklave muß mehr wiſſen ſtets, als reden, das
Iſt ſeine Lebensweisheit.
Thesprio.
Ich begreife nicht,
Weßhalb bu ſo verſchrocken biſt; bu zitterſt ja.
Seh' ich bid) an, fo ſcheint mir faſt, als hätteſt bir,
So lang ich fern von hier war, Etwas angeſtellt.
Gpibicus.
Geminn' e8 über bid) unb faf im Ruhe mid.
Thesprio.
Ich gehe ſchon. mE
Epidicus (fagt ibn am Sante.
Nein, bfeib, idj fajfe bid) nicht fort.
Thesrio.
Was willſt du denn von mir, daß du zurück mich hältſt?
Epidvieus.
Liebt er das Madchen, das er bow ber Beute fid)
Gefauft? —
Sjebyrio. -
Du fragſt noch? Sterblich.
Epiditus.
Dann wird mir das Fell
Vom Rücken abgeſchunden,
Thesprio.
Und er liebt ſie mehr,
Als dich er je geliebt.
20
€pipicus.
Zeus ftrafe bidj bafür!
Thesprio. |
Qaf jept mid) fort; benm er berbot mir heimzugehn,
Jum Nachbar Chäribulus Bat er mid) bejtellt,
Dort foll id) jo fang marten, bi8 er jefbet fonunt,
Cpibicus.
Warum denn ba8?
Darum, weil ſeinen Vater er
Nicht eher ſehn und ſprechen will, bis er das Geld
Bezahlt hat, das er [ür das Mäödchen ſchuldig ijt.
Epidicus.
O weh! Das wird ein ſaubrer Wirrwarr werden!
Thesprio.
Mich los, ich muß ja fort.
Epidiens.
Wenn das ber Alte hört,
Dann iſt's bei mir um's Hintertheil total geſchehn 8).
Thesprio.
Was kunmert's mich, auf was für Art du untergehſt!
Epiditus.
Ich will allein nicht untergehn: als Kamerad
Sollſt du dabei ſein, guten Freundes guter Freund.
Thesprio.
Geh' mir mit der Zumuthung allen Teufeln zu!
Epiditus.
So geh doch, wenn dir's ſo preſſirt.
Laß
21
Thesprio.
Nie bin ich noch
Go gern bom Einem weggegangen, mie vom dir. (x5)
3meiter Auftritt.
Epidicus (auein).
Fort iſt er. Nun biſt du allein, Epidicus;
Du ſiehſt, wie hier die Sachen ſtehn. Wenn du dir nicht
Durch eigne Kraft kannſt helfen, iſt's um dich geſchehn.
Ein Rieſeneinſturz droht dir, wenn du dich nicht ſtark
Zu ſtützen weißt; bu hältſt's nicht aus: bergähnlich ſtürzt
Das Unglück über dich. — Und dennoch weiß ich nicht
Aus der Verwirrung mich herauszuwirren. Ach!
Mit Noth hab' ich den alten Herrn durch Lug und Trug
Dahin gebracht, bag er ſein eigen. Töchterlein
Zu kanfen glaubte. Ja, ein Harfenmädchen hat
Qr ſeinem Sdhn, der ſich darein verliebt, gekauft,
Und die mir dieſer, als er wegging, anempfahl.
Nun bringt er mir, weil ihn die Luſt anwandelte,
Eine Andre aus dem Lager mit: das koſtet mir
Mein Fell; denn, merkt der Alte, daß ich ihn genarrt,
Fegt er mit Ruthen mit ben Rüucken ſpiegelglatt.
Da muß man vorbaun.
(Rad einigem Nachdenken:)
So geht's nicht. Mein Kopf iſt ganz
Verſchroben. Gar Nichts biſt du nutz, Epidicus!
Was fommt dich an, daß bu jo auf bid) ſelber ſchimpfſt?
Weil bu bid) ſelbſt im Stiche läßſt. Was fang idj au?
Mich fragſt du das, du, der du ſonſt wohl Anderen
Mit gütem Rath aushalfſt? Ich muß was Anderes
Ausgrubeln. — Schnell entgegen jetzt bem jungen Herrn,
Daß ich erfahre, wie die Sachen ſtehn. Doch ſieh,
Dort iſt er ſelbſt; er ſieht recht traurig drein. Er kommt
Des Wegs mit Chäaribulus, feinem. Jugendfreund.
Ich geh' beiſeit und horche, was geſprochen wird.
(Tritt auf die Seite.)
| 299
Dritter Xufptritt.
Stratippocles. Chãribulus. Rachher Epidicus.
Stratippotles.
Den ganzen Hergang hab' ich, Chäribulus, dir
Nun anvertraut, mein Lieben und mein Leiden all.
Chäribulus.
Du biſt ein Narr, Stratippocles, wie's deinem Muth
Und deinem Alter nicht geziemt. Was ſchämſt du dich,
Daß du 'ne Kriegsgefangene aus gutem Haus
Dir von der Beute kaufteſt? Wer in aller Welt
Wird das dir zum Verbrechen rechnen?
Stratippotles.
Alle, die
Mich drum beneiden. Dab' id bodj burd) biefen. Kauf
Mir alfe Welt zum Feind gemadjt; unb hab' id) bod)
Des Mädchens Keuſchheit midjt verlegt, nidjt mit Gewalt,
Noch burdj SSerfüfruug.
Chãribulus.
Um ſo lobenswerther nur
Find' ich's, daß in der Liebe du dich zähmen kannſt.
Stratippocles.
Nichts hilft es, wenn man den, der in Verzweiflung iſt,
Mit leeren. Worten troͤſtet. Der ift wahrer Freund,
Der, wo es Noth thut, mit ber That zu Hilfe fomint.
Chäribulus.
Was willſt du, daß ich thun ſoll?
Stratippotles.
Vierzig fines, | bie
Der Wuchrer, ber fle mir gelieBem, haben till,
Qollit bu mir geben,
28
Churibulus.
Hätt' ich die doch ſelber nur,
Wie gern gäb' ich ſie dir.
Stratippoecles.
Du biſt von denen aud,
Die mit dem Maule Gutes thun; doch, kommt's zur That,
Dann biſt bu mauſetodt.
Chäribulus.
Die eignen Gläubiger
Schrein mir die Ohren voll, zerreißen mich beinah.
Gitvatippocles.
Die Freund' im Ofen ſind mir ftet8 willfommerer,
Als foíde, bie vom offnen Markt fid) weggemadit ?).
Doch jet will id) ben Beiſtand be8 Gpibicue
' Um jeben Preis mir faufen. — Wacker burdjgeblüut
Schick' id ibn in bie Stile 10), menn er Beute nidjt
Mir vierzig Minen anſchafft, unb zwar eher nod,
Als ich der Summe letzte Silbe nur genannt.
Cpibieus (te ſich:)
Das madt fid) hübſch. — Gin herrliches Verſprechen das!
Ich hoff', er hält es auch. Da kriegen, ohne daß
Mich's Etwas koſtet, meine Schultern ihren Theil.
Ich will doch hin zu ihm. (Laut, ohne fid) jedoch ſehen zu laſſen:)
Dem heimgekehrten Herrn
Stratippocles entbeut der Knecht Epidicus
Den allerſchönſten Gruß.
Gtratippocleg.
. . 8$o ijt ex?
Epiditus.
Hier. Ich bin
Erfreut, dich wieder hier zu ſehn.
94
Gitatippecies.
Das gíaub' id) bit
Co gern, als fagt' idj'8 felbjt.
€Cpibicus.
Du warſt bod) ſtets geſund?
Stratippotles.
Dem Körper nach, doch an der Seele war ich krank.
Epidicus.
So weit es mich berührt, iſt Alles wohl beſorgt.
Was du mir aufgetragen, iſt geſchehn; gekauft
Iſt jenes Mädchen, derentwegen du ſo oft
An mich geſchrieben.
Gitratippscles.
Deine Mühe mat umjonjt.
Gpibicus.
Warum umjonft?
Gttatippocles.
Weil ijr mein Herz nit mehr gehört,
Weil ſie mir fortan nicht gefällt.
Epiditus.
Warum denn nun
Lagſt bu mit dieſer Sache mir jo dringend am
Und übergáufteft mid) mit Briefen?
Stratippotles.
Ehedem
Liebt' ich ſie wohl, nun aber drückt ein' andere
Bekümmerniß mein Herz.
Epidicus.
Ein wahrer Jammer iſt's,
Wenn man beim beſten Willen keinen Dank erwirbt.
25
Was idj [o gut gemacht, ſchlug mit jum Böſen aus,
Blos, weil die Liebe ihren Platz gewechſelt hat.
Stratippocles.
Ich hatte ganz den Kopf verloren, als ich dir
Die Briefe ſchickte.
Epidicus.
Muß nun ich das Opfer ſein
Fur deine Thorheit? Soll mein Rücken zum Erſatz
Fur deine Narrheit dienen?
Stratippotles.
Was hilft Reden da?
Ich habe vierzig Minen nöthig, baares Geld,
Die ich bem Wechsler ſchuld', unb zwar imt Augenblick.
Epidiens.
So ſage nur, woher ich ſie beſchaffen ſoll,
Von welcher Bank ſie holen.
Gitatippocles.
Wo e8 bit befiebt;
Denn, ſchaffſt du ſie vor Sonnenuntergang mir nicht,
So brauchſt du keinen Schritt mehr in mein Haus zu thun,
Du wanderſt dann gerades Wegs ber Mühle ju.
Epidicus.
So ſprechen, wenn man weit und breit Nichts fürchten darf,
Sft feine Kunſt. Ich kenne meine Leute wohl:
Die Schläge, die ich kriege, ſchmerzen nur mich ſelbſt.
Stratippoeles.
Was willſt du nun? Laßſt du's geſchehen, daß ich mir
Das Leben nehme?
Epiditus.
Das laß bleiben; lieber feg'
Ich ſelber ber Gefahr mid) qus unb mag e8 brauf,
26
Stratippseles.
So hab' ich's gern, ſo lob' ich dich.
Epiditus.
Ich leide gern
Dir zu gefallen Alles.
Stratippotles.
Was ſoll aber mit
Dem Harfenmädchen werden?
Epidicus.
O, da findet ſich
Schon Rath, da will ich ſchon Was practiciren, will
Mich aus der Schlinge ziehn.
Stratippocles.
Da kenn' ich bid).
Gpibieus.
Es ift ,
Gin reidjer Kriegsmann ans Gubóa!!) bier, ber Dat
Die Fülle Gelds; wenn der erfübrt, bag bur bir bot
(in Mädchen haſt gefauft unb jegt eim anderes
Mitbringſt, erſucht er bid) aus freien Stücken gleich,
Ihm jenes abzulaſſen. — Aber wo iſt denn
Das Mädchen, das bu mitgebracht?
Stratippotles.
Gleich kommt ſie her.
Chüribulus.
Gibt's weiter Was zu thun?
Stratippocles.
Wir gehn git bir nad) Haus
Und bringen dieſen Tag im Luſt und Freude zu. Eeide ob.)
2
Gpibicu$.
Get nur finein, 34 ruf' inbe im meiner Bruſt
Der Gefbaffáre wegen. einen hohen Rath
Zuſammen, [mid gu inſtruiren] wem ber. Sieg
Vor Allem angelünbigt wird, bag er das Geb
Hergeben muf. Bedenke wehl, Epidicus,
Was du beginnſt; ſchnell kam das Ding dir über'n Hals:
Nicht ſchläfrig ſein, nicht lange zaudern darfſt du da.
Nach einigem Beſinnen )
Den Alten ſelbſt mit Krieg zu überziehen, ift
Des Rathes Ausſpruch. — Mach' dich flugs in's Haus hinein
Und warne deinen jungen Herrn, daß er ſich nicht
Hier ſehen [dft unb über'n Weg dem Alten läuft. — (uo.)
Zweiter Akt.
Erſter Auftritt.
Apécibes unb Periphanes kommen im Geſpräche.
S picibes.
Die Menſchen ihrer größten Zahl nach ſchämen ſich,
Wo's Nichts zu ſchämen gibt; dagegen, wo die Noth
Verlangt, daß man ſich ſaamen ſollte, weicht die Scham
Von ihnen ganz. Und ſo gerade biſt auch du:
Was brauchſt bu bid) zu ſchümen, menn bu eine Frau
Aus gutem Haus, obgleich fie arm iſt, ehlicheſt?
Beſonders, menn fie bir, mie btt ja felbſt geſtehſt,
Das Töchterlein gebar, das bu im Hauſe Daft.
Periphanes.
Ich ſcheue mid) vov meinem Sohn.
. 98
Apocides.
WMir ſchien's jedoch,
Su ſcheuteſt bid) oor deiner hingeſchiednen Fran;
Du bringſt ja jedesmal, erblickſt bu nur ijr Grab,
Der Unterwelt eit. SOpfer bar!?. Und ba$ ijt vedit,
Weil bir bergónnt ward, (ie zu überleben.
Periphaues.
O!
Ich mar ganz Hercules, ſo fang fie bei mit mar.
Die fedjéte Arbeit madjte Dem nidjt größre Müh' !5),
Als mir ba6, was mit ijr id) auszuſtehn gefabt.
Wpücibes. -
Indeß ift bodj das Geld eim ſchönes Heirathsgut.
Periphanes.
Allwege, menn mam nur fein Weib damit bekommt.
Zweiter Auftritt.
Die Vorigen. Epidicus kommt leiſe aus dem Hauſe.
Epiditus ſpricht in das Haus zurück:)
St! Seid nun ſtill! Habt guten Muth! Mit Gluckes⸗Flug
Tret' id) heraus, zur Linken zeigt mein Vogel fidj!*^).
Geſchliffen halt' ich ſchon das Meſſer in der Hand,
Des Alten Geldſack auszuweiden. — Doch, da ſtehn
Die beiden Männlein, die ich ſuch', in eigener
Perſon gerad vor'm Hauſe des Apðcides.
Nun will ich auf der Stell' in einen Egel mich
Umwandeln und den beiden Stutzen des Senats
Das Blut ausſaugen.
Apöcides (im Gefpriüdy mit Periphanes fortfahrend:)
Daß er baldigſt Hochzeit macht,
29
Periphaues.
Dein Rath gefällt mir.
Apõtides.
Denn id) hört', er habe fid)
In eine Harfnerin verliebt.
Periphanes.
Das eben iſt's,
Was mich ſo peinigt.
Epidicus (ur ſich)
Die Götter alle ſind, fo wahr id) lebe, mir
Mit Hilfe nah', ſtehn mir zur Seite, lieben mich;
Sie zeigen ſelber mir den Weg, wie ich das Geld
Von ihnen kriegen kann. Nun denn, Epidicus,
Mach' bid) zurecht, wirf um den Häls das Mäntelchen,
Gib dir den Schein, als hätteſt du die ganze Stadt
Nach dieſem Mann durchſucht. — Und nun, friſch an's Geſchäft.
(8aut, indem er vortritt unb an ben Beiden vorbeirennt.)
Laßt midj, ijr ew'gen Götter, ben Veriphanes
Zu Hauſe treffen; durch bit game Stadt bereits
der ich ihn aufgeſucht und bin nun müd' und matt.
Apotheken, Baderſtuben, auf dem Markt,
Dem Turnplatz, bei ben Salbenhändlern, Schlachtern und
Geldwechslern war ich ſchon. Ganz feijer hab' id) mid)
Gefragt, zu Boden ſink' ich faſt vor Mattigkeit.
Periphanes.
Epidicus!
Gpibitus.
Wer ruft fier nad) Gpibicus?
' Seripbanes.
Ich bin'e, Periphanes.
Wpácibe$.
Und id, Apseides.
90
Gpibicu$s.
Und idj, Epidicus. Wahrhaftig, err, ihr Zwei
Kommt wie gerufen mir daher.
Periphanes.
Was gibt es denn?
Epidicus (ſich erſchöpft Relent).
Gleich; laß mich erſt ausſchnaufen.
Periphanes.
Gónne bir mur. Ruh'.
Gpibicus, |
Mir iſt jo ſchlecht, ich muß evít Athem ſchöpfen.
Apotiðves. |
^ Stimm
SDiv Seit, erfole bid. — H
Epidicus (nup einer fugen. mauf9.
| Qirt denn: entfaffen. i(t
Das ganze Kriegsheer, fomunt von Theben wieber Beim.
Wpücibes. -
Wer weiß das?
Epidiens.
Ich; es iſt ſo.
Veriphanes.
Weißt du's wirklich?
GEpidicus.
Periphantz.
Epidirus.
Weil ich die Straßen voll Soldaten ſah,
Mit Waffen; auch Bagagewägen ſind dabei.
Ja.
Woher?
31
Periphaues.
Das iſt ja prächtig!
Epidicus. |
SDann bie $trieg8gefangnen, bie
Sie mit fid) füfren: Knaben, Mädchen, zwei unb brei,
Sa fünf ein Mancher; alle Straßen (inb gebrüngt,
(im Jeder eilt, ben Sohn au ſehn.
MNeriphanes.
Das nenn' ich brav.
Gpibicus.
Und was vor feifen Dirnen weit unb breit bie Stadt
Bewohnet, mar[^ ſich in bet Staat nnb jebe [fief
Entgegen ihrem Liebſten unb — fie fing ihn aud):
Die Meiſten hatten nämlich unterm Kleid ein Netz
Verſteckt, id) mexft' es wohl. — Als id) zum Hafen fant,
Caf id auch fie, bie auf den Ihren wartete,
Und bet ifr waren sod) viet. Qarfenijtinnen.
Periphanes.
Bei wem, Epidicus?
€pibitus.
Bei ifr, imt bie bein. Sohn
Crit vielen Safren [don aum Sterben iſt verliebt;
Bei ber er ſein SSevmbgen, feinen guten. Ouf,
Cid) fe[bjt unb bid) imt Nu zu Grunde vidjtet. Die
Erwartet ihn im Qofen.
Periphaues.
Seht bie ere doch!
Epidiens.
Geputzt, geſchmückt, mit Gold behängt auf's Qübjdefte,
Recht zierlich, ganz modern.
. 32
Periphanes.
Was hatte fie denn an?
Ein fuürſtlich Kleid? Ein 3Bett(errüddjen? ober gar
Eins à la Regendach!s), wie man die Sorte nennt?
Epidiens.
Wie kann man à la Regendach gekleidet ſein?
Periphanes.
Was iſt denn da ſo wunderbar? Als zögen nicht
Gar Viele durch bie Straßen, ganz Meierhöf
Yum Leib. Allein, ſobald man Steuer zahlen ſoll,
Heißt's, man vermög' es nicht, ba man doch Mittel hat
Für ſchwere Steuern, bie mon ſſelbſt) fid auferlegt.
Und vollends die, die neue Namen jedes Jahr
Erfinden für die Kleider: Florkleid, Dichtgeweb,
Schneelinnen, ſafrangelber und geblümter Stoff,
Chemiſette, Jacke, Robe, ſcandalsſen Schnitts,
Dachsfarbig, wachsgelb, waſſerblau, mit Stickerei,
Und was noch mehr ſo Poſſen ſind. Von Hunden ſelbſt
Nimmt man die Namen her.
Epidicus.
Wie?
Veriphaues.
Eines heißt fogat —
faconer!9), Solche Namen ſind's, bie manchen Mann
Hinbringen, daß er Hab' und Gut verkaufen muß. —
Indeſſen fahre nur in deiner Rede fort.
Epidiens.
Drauf fingen ein paar andre Weiber hinter mir
Zu plaudern an. Da tret' ich denn, nach meinem Brauch,
Ein wenig ſeitweits, ſtelle mich, als horcht' ich nicht
Auf ijr Geſpräch; id) hörte zwar nicht Alles, bod)
Genug, daß ich errieth, wovon die Rede war.
93
Periphanes.
Das wußt' ich gar zu gern.
Epiditus (etwas zogernd).
| Da fpradj bie Cine benn
Zur Andern neben ijr —
Periphanes.
Was denn?
Epidicus.
Nur ſtill; du ſollſt's
Gleich hören. Als ſie die erblickte, die dein Sohn
Go ſterblich liebt, begann die Eine: „Ach, wie ijt
Gin Mädchen bod; fo glücklich, menn ijr Liebſter ifr
Die Freiheit faufen will!“ — ,gBer ift ev denn?“ verſetzt
Die Andre. Jene nennt num den Stratippocles,
Sohn des Periphanes.
Periphanes.
O wehl id) bim des Tods!
Was hor' ich ba bon bir?
Gpibicus. |
Thatſachen. Als ich (ie
So reden hörte, rückt' id) mülig näher Bin,
[Indem ich that], als wurd' id) wider Willen vom
Gedrang herbeigeſchoben.
Periphaues.
Ich verſtehe ſchon.
Epidieus.
Da fragte drauf bie Andre: „Woher weißt bu bas?
Wer fat es bir geſagt?“ — „Weil heut ein Brief an fte
Gekommen von Stratippocles, worin ev ,ſchreibt,
Er hab' in Theben Geld von einem Wucherer
Berzinslich aufgenommen; dieſes hab' er nun
Verfügbar und er bring's zu dem Behufe mit.“
Plautus. Die drei Sklavinnen.
94
Periphanes.
Halt' ein, ich bin des Tods!
Epidicus.
Das wiſſe ſie von ihr
Und aus dem Brief.
Periphanes.
Was mach' ich nun? Ich bitte dich
Um deinen Rath, Apöcides.
Apötides.
Da müſſen wir
Gleich brüfrarm uns berathen, was ber Zweck erheiſcht;
Denn, Allem nach zu ſchließen, iſt dein Sohn bereits
Gekommen, oder kommt er nächſtens.
Epidicus.
Wär' es nicht
Unſchicklich, an Verſtand es euch zuvorzuthun,
Ich wollt' euch einen klugen Rath ertheilen, der
Ganz ſicher euern Beifall fände.
Periphanes.
Gib ihn her,
Epidicus!
Epidiens.
Und ganz gu dieſem Handel paßt.
Apötides.
Was ſtehſt du denn noch an, ihn uns zu ſagen?
Epiditus.
Eu
Die ihr geſcheidter ſeid, gebührt's zuerſt; hernach
Komm' ich zum Sprechen.
Wpücibes,
Nur heraus damit!
95
Epidiens.
Allein
Ihr werdet lachen.
Wpücibe8.
Wahrlich nein, ba8 tum tir nidt.
Epidicus.
Iſt euch mein Rath genehm, ſo macht Gebrauch davon,
Wo nicht, fo finnt was Beſſ'res aus!7). Fur mid) ijt ba
Nicht Saat, nicht Ernte: Deinem Willen leb' ich nur.
Periphaues.
Ich danke dir. So laß uns deiner Weisheit denn
Theilhaftig werden.
Epidicus.
Allerſt mußt du deinem Sohn
Gleich eine Frau ausſuchen: dadurch ſtrafeſt du
Die Harfnerin, der er die Freiheit kaufen will
Und die ihn ruinirt. So ſorgen wir dafür,
Daß ſie ihr Leben lang im Sklavenſtande bleibt.
Wpbribes.
Das muß geſchehn.
Periphanes.
Und wenn das my geſchieht, ſo aij
Ich Alles mir gefallen.
€pibicus.
Cm! jegt ift es Seit. —
Ju handeln, eh' er felber im ber Stadt ſich zeigt.
Qeut fommt er zwar nodj midjt, bod) morgen ſicherlich
Stellt er fid) ein.
Periphanes.
Wie weißt du das?
Gpibitus.
Ich bin'8 ge
36
(it Andrer, ber von eben bort kam, ſagte mir,
Cr füme morgen.
Periphanes.
Gib denn an: was iſt zu thun?
Epidicus.
Am Beſten, denk' ich, macht es ſich, wenn du dich ſtellſt,
Als möchteſt bu bie Harfeniſtin für bid) ſelbſt
Freikaufen, weil du heftig wärſt verliebt in ſie.
| Periphanues.
Was ſoll das nügen? |
€pibicus. '
Fragſt bu nod? Sof bu fte faufít,
Bevor beim Sohn Bierfer fommt, unb bu jagen fann[t,
Cie zu befreien ſei's geſchehn.
Periphanes. |
Verſtehe ſchon.
Epiditus.
Und daß du nach geſchehnem Kauf ſie außerhalb
Der Stadt wohin bringſt — falls du ſelbſt nicht anders meinſt.
Periphanes.
Recht ſchlau!
| Gpibicus.
Was meineſt bu dazu, Apbceides?
Apðcides.
Ich? Daß du da was Feines ausgeſonnen haſt.
Epidieus (ju. Periphanes:)
Auf dieſe Weiſe wird ihm alle Luſt vergehn
Zu jener Heirath, und er wird unweigerlich
Nach deinem Willen thun.
9i
-
Apoöcides.
| (8 Lebe od) bein. Witz!
Ich find' ijn gut.
: Epidieus.
Geh' nur bei Allem, was du thuſt,
Recht fein zu Werk.
Periphanes.
Ein wahres Wort!
Epiditus.
Auch weiß ich Rath,
Wie du von dem Verdachte dich befreien kannſt. |
Periphanes.
Den möcht' ich wiſſen. s
€pibicus,
Sollſt ihn wiſſen; höre nut.
Apõocides.
Der Burſch iſt durch und durch geſcheidt.
Epiditus.
Da müſſen mit
Jemanden haben, der das Geld abliefert für
Die Harfnerin; denn daß du dieſes ſelber thuſt,
Erſcheint nicht rathlich.
Periphanes.
Weßhalb?
Epidiens.
Daß er nicht auf die
Vermuthung kommt, du thu'ſt es deinem Sohn zulieb.
Periphaues.
Klug ausgedacht!
38
Gpibicus.
Auf biefem. Wege bringſt bu ihn
Am leichteſten von ihr hinweg. Schopft ev Verdacht,
So gibt's ſchon Schwierigkeit.
Periphanes.
Wo aber finden wir
Jemanden, der zu dem Geſchäft geeignet iſt?
Epidiens (auf Apbeides zeigend:)
Der wird der Beſte ſein, der tappt nicht blind hinein,
Er kennt Geſetz und Recht.
Apöcides. |
Schon Dank, Gpibicue!
| Epidicus.
Für alles Weitre will ich Sorge tragen, will
Den Mann herbringen, der das Harfenmädchen hat,
Und ihm das Geld zuſtellen mit Apöcides.
Periphanes.
Wie hoch wird fie wohl fommen?
Cpibicus.
Sie? gum wenigſten
Mußt du auf vierzig Minen rechnen; gibſt du mir
Mehr [al8 id) braudje], fte id) es bir wieder zu.
Hier ijt 9tidjt8 zu riskiren: nicht zehn Tage lang
Bleibt dir dein Geld unthätig.
Periphanes.
Wie ba8?
Epidicus.
Weil ſich ſchon
Ein Andrer ſterblich in das Mädchen Bat verliebt,
Ein reicher junger Mann aus Rhodus, großer Held
99
Sm Krieg unb Feindauszieher, — wie er fefber rühmt:
Der fauft fie bir gleid) ab unb zahlt ba8 Geld bir geri.
9Xad mut, bu profitirft ba was Erkleckliches.
Periphanes.
Die Götter geben's!
Epiditus.
Sicher.
Apötides Qu Periphanes:)
Geh' nach Hauſe jetzt
Und hol' das Geld. (zu Epidicus: d) will indeſſen auf bem Markt
Mich umſehn; finde dich dort ein, Epidicus.
Epidicus.
Nur geh' nicht eher fort, bis ich gekommen bin.
Apsöeides.
Ich warte ganz gewiß auf dich.
Periphanes (ju. Epibicus:)
Du folge mir
In's Haus.
Epidiens.
Geh' nur unb zähl', id) bin bir nicht im Weg.
(Periphanes unb Apöcides qb.)
Dritter Auftritt.
| Epidicus euim. —
fin Acker ijt gewiß im ganzen atti[djen
Gebiet fo frudjtbar, als fier ber Periphanes:
Aus feinem. wohlverſchloſſ'nen, ſiegelfeſten Schrank
Schuttl' ich mir ſo viel Geld heraus, als mir beliebt.
Nur fürcht' ich, daß der Alte, wenn er's inne wird,
Mir Ulmenruthen zu Schmarotzern gibt!8), bie mid)
Bis auf die Haut hinein zerſchinden. — Eins jedoch
—— B.
40
Cett mid) bei biefem Qanbel in. SSerfegenfeit :
Wie id) ein. Harfenmädchen mir ver[djaffen foll,
lim bent Apöcides (ie vorzuweiſen. Doch
(ud) dafür weiß ich Rath. Der Alte fat mir ja
Heut früh befohlen, eine. Harfenſpielerin
Zu dingen, die bei ſeinem Opfer ſingen ſoll.
Die wird geholt und unterrichtet, wie ſie ſich
Dem Alten gegenüber ſtellen muß. — Doch, jetzt
Hinein und von dem Schadenreich das Geld geholt.
(Ab in das Haus.)
Dritter Akt.
Erſter Auftritt.
Stralippocles unb Thãribulus.
Stratippotles.
Das lange Harren zehrt mich bis zum Schatten ab;
Ob wohl Epidicus auch die Verſprechungen
Erfüllt, bie mit ſo fügen Worten er mir that.
Zu lang (don quäl' idj mid) barüber; mue id) bod),
Ob's Etwas ift, ob Nichts.
Chäribulus.
Der Hilfe wegen ſieh
Dich kecklich noch nach weitrer um. Es kam mir gleich
Von Anbeginn ſo bot, als ob bel bem für bid)
So viel als feine. Dilfe fet.
Stratippoeles.
Beim Hercules,
Ich bin verloren!
Chäribulus.
Nein, ein Narr nur, weil du dich
So ängſtigſt. |
41
Stratippotles.
Wahrlich, hab' ich ihn nur erſt erwiſcht,
Dann ſoll bie Sklavenſeel' uns nimmer ungeſtraft)
Zum Beſten haben. Wo auch triebe der Was auf,
Da du, der zwdiſchen Haufen Gelds zu Hauſe ſitzt,
Nicht einem. Heller, deinem Freund zu helfen, haſt?
Chäribulus.
Wd, hätt' ich's nut, id güb' e8 bir ja herzlich gern!
Doch, bag bu Etwas, irgendwie, bom irgendwo,
Von irgend Wem vi⸗lleit einmal bekommſt, darauf
Kann ich dir Hoffnung machen.
Stratippoeles.
| ' Fluch unb Schande bir,
Du 9DRüufetübter !9)!
: Charibulus.
Wie lommſt bu dazu, mich [o
Zu ſchimpfen?
Stratippoeles.
Weil bu mir von „Elwas, irgendwie,
Von irgendwo, bon irgend Wem“, das nirgends ift,
Vorplapperſt. Derlei hör' ich gar nicht an. Du hilfſt
So viel, als Einer, der noch nicht geboren iſt.
Zweiter Auftritt.
Bie Vorigen. Epidicus.
Epidieus
(fonmt mit einem Gelbbeutel und ſpricht in das Haus des Periphanes:)
Du haſt nur deine Schuldigkeit gethan; jetzt iſt's
An mir, daß ich die meine thu'. Die Sorge läßt
Dich ruhn; das ijt gewiß verloren 20); Inge bit
Jedwede Hoffnung au8 bem Ginn.
(dr betrachtet bag. Gelb.)
42
Wie blank! Du darfſt
Mir glauben: [o mad) iS unb meine8 Gíeiden hat's
Von jeher ſo gemacht. O, ihr Unſterblichen!
Ihr habt mir einen köſtlich ſchönen Tag beſchert!
Wie geht [o leicht mir Alles aus ber Qanb! Allein,
Was ſäum' ich noch, mich auf den Weg zu machen, daß
Die Feſtung glücklich ihren Proviant bekommt?
Mit Zaudern ſchad' id) mut mit ſelbſt. Doch, was ift bae?
Da ſeh' ich ja den Chäribul und meinen Herrn
Vor'm Hauſe ſtehn. — (mele anredend:)
Was macht ifr ba?
(Bu Stratippocles, inbem er ijm ben Beutel gibt :)
MNinmm dieſes hin!
Stratippotles.
Wie viel iſt drinn?
Epiditus.
Genug, und mehr noch, als genug.
Du haſt noch übrig. Zehen Minen bring' ich mehr,
Als du dem Wuchrer ſchuldig biſt. Dein Will' allein
Hat mich geleitet; hab' ich deinen Beifall nur,
Dann acht' id meinem Rücken feiner Cpule ?!) werth.
Stratippotles.
Wie ſo? |
Cpibicu$.
Weil idj bem eignen Vater bir.bamit —
Jum Beutelſchneider made. :
Stratippocles.
Welch eim Wort iſt ba8! ..
€pibicnb. 2
Sd) fümmre mid) um alte, abgebro[djene
Ausdrücke wenig. Beutelweis betrügen [tft
Gemibníid], aber id) betrüge ſcheffelweis.
Der Kuppler Bat ba6 Kaufgeld für bie Harfnerin
43
Bereits erfalten; td) hab's ihm gebradjt, e8 ihm
Mit biejem meinen eignet. Händen dargezählt
Für die, von der dein Vater glaubt, ſie ſei ſein Kind.
Ich fand ein Mittel, deinen Alten abermals
Zu hintergehn und dir zu helfen. Demgemäß
Hab' id) ihn überredet unb ifm eingeſchwatzt,
[Man müffe ſorgen], bag biu mun und nimmermehr
Bei deiner Heimkunft ihrer habhaft werden kannſt.
Gitatippocles.
Schoön, ſchön! J
Epiditus.
Sie iſt auch ſtatt der andern ſchon im Haus.
Stratippocles.
Begreife. |
Gpibicus.
Nun gab er mir ben Apöcides
Ju biefem Qanbel bet, Der wartet auf bem Markt
Auf mid) al8 hätt' ec brau[ 3u fen, bap ber, für beu
Wir kaufen, nidt betrogen toirb.
Stratippotles.
Nicht übel das!
Epidiens.
Bereits iſt aber der Gewährsmann ſelbſt geprellt;
Dein Vater ſelbſt hing mir den Geldſack um den Hals
Und trifft nun Anſtalt, daß, wenn du nach Hauſe kommſt,
Du tegit Hochzeit maden kannſt.
Stratippotles.
. $Da$ Bringt er nur
Dann fertig, wenn die, die ich mit hierher gebracht,
Zuvor ber SOrcu$ mit entciffen haben wird.
Epidieus.
Nun hab' ich einen ſchlauen Plan mir ausgedacht.
44
Ich geb! allein jum Kuppler jin unb vidjt' ihn ab,
Daß et, menn Jemaub fommt unb an[ragt, fagen foli,
Gr habe fdjon bem Kaufpreis für bie Harfnerin,
Es jen ihm fünfjg Minen für fie ausbezahlt,
Auch hab' id) ja vorgeſtern ihm mit eigner. anb
Das Geíb für beine Liebſte dargezählt, von ber
Dein Vater glaubt, (ie jei ſein Kind. Der Cünbenbod
Von Kuppler ſetzt dann blindlings ſeinen Kopf zum Pfand,
Daß er das Geld für die erhielt, die mit dir kam.
Charibulus.
Du biſt gewandter, als eim Topferrad.
Epidicus.
Indeß
Richt' ich ein ſchlaues Harfenmãdchen, die ich um
Zwei Drachmen mit gedungen ??), ab, daß fic ſich ſtellt,
Als hätt' id) fie gekauft, und den zwei alten Herrn
Gejdjidt eim. Näschen bref. Die bringt Apöcides
Zugleich mit mir zu deinem Vater.
Stratippocles.
Klug erdacht!
Epiditus.
Wohl eingeweiht im meine 9iánP unb Schwänke, mu
Die Bingen. Doch id) ſchwatze gar zu viel; ifr abt
Mich au[gefaften. — Nunmehr wißt ijr, wie baó Ding
Auswachſen wird, brum ſchieb' ich mich. (u5)
Stratippocles.
Glück auf ben Weg.
Chäribulus.
Der iſt zur Schelmerei mehr, als geſcheidt genug.
Stratippoeles. |
Mir fommt fein Witz gar mob( au Statten.
—
45
Chäribulus.
Laß uns denn
Zu mir hineingehn.
Stratippocles.
Ungleich lieber thu' ich das,
Als vorhin ich herausging. Des Epidicus
Thatkraft unb Glück führt beutereich in'8 Lager mich. (meibe ab.)
Dritter Auftritt.
Periphanes. Nachher Apöcides mit einem. Harſenmädchen unb ein Sklave.
Periphaues.
Nicht einzig des Geſichtes wegen ſollten ſich
Die Menſchen Spiegel falten, brimm fid) zu beſchaun;
Weit beſſer, dächt' ich, wär' ein Spiegel für das Herz,
Die eigne Weisheit auszuforſchen. Wuürde das
Geſchehn, ſie dächten im ber Folge drüber mad, |
Wie ſie bereinft im ihrer Jugendzeit gelebt.
Wie ich zum Beiſpiel, der ich wegen meines Sohns
So ſehr mich abgehärmt, als hätt' er weiß nicht Was
An mir geſündigt, gleich als hätt' ich nicht aud) ſelbſt
Sn meiner Jugend derbe Sünden gnug veribt.
Wir Alte ſind bisweilen gar nicht bei Verſtand.
Gar nutzlich, dächt' ich, wär' eim Spiegel folder Art. —
Doch, ſieh, ba fommt ja mit ber Beut Apðcides,
Mein Freund.
(Zu Apdeibes, der mit einem vbarſenmaren kommt)
Wie freu' ich mich, von deinem Handelsgang
Dich wohlbehalten wieder Bier zu ſehn. Wie geht's?
Apõtides.
Die Götter ſind dir gnädig und die Göttinnen!
Periphanes.
Ein guter Wunſch!
46
Apðcides.
Und Alles geht dir auch nach Wunſch.
Nun aber gib Befehl, daß die in's Haus man bringt.
Periphanes (ruft in's Haus hinein:)
Heda! komm Wer heraus! — (Gin &ttave erſcheint.)
Nimm dieſes Mädchen da,
Führ' ſie in's Haus unb — hörſt bu?
Sklave. |
Was ſteht zu Befehl?
Periphaues.
Laß ja mit meiner Tochter ſie zuſammen nicht;
Nicht einmal ſehen durfen ſie ſich. Haſt du mich
Verſtanden? Dort im Hinterhäuschen ſchließe ſie
Ganz abgeſondert ein; denn himmelweit entfernt
Iſt Hurenart von unbeſcholtner Mädchen Art.
(Der Sklave entfernt ſich mit ber Qarfeniftin.)
€ pócibes.
Gin wahres Wort, eit ffuge8 Wort! Nicht ſtreng genug.
Kann man beſorgt ſein für ber Töchter Sittſamkeit.
Beim Pollux! ganz aur rechten Zeit noch haben wir
Das Mäadchen deinem Sohne vorgekauft.
Periphanes. |
Wie fo?
Avpöcides. |
Weil Giner mir gefagt, er Babe deinen Sohn
Vorlängſt ſchon bier geſehn.
Periphanes.
Da kam er ſicherlich
In dieſer Abſicht her.
Apöctides.
Nun ja, das liegt am Tag.
47
Dein Cfíao' ift in ber That eim ſuperfeiner Kerl
Und nidt mit Geb ju zahlen. Wie ſo pfiffig et'8
Der Harfeniſtin mufte zu verheimlichen,
Daß ſie für dich gekauft ſei; und ſo hat er denn
Sie ganz vergnügt und unter Lachen hergebracht.
Periphaues.
Da bin ich doch begierig, wie ihm das gelang.
Apötides.
Er macht' ijr weiß, bi wollſt daheim fite. deinen Sohn
Ein Opfer bringen, weil von Theben er geſund
Zurückgekehrt.
Periphanes. |
Das hat geſchickt er angeftelit.
Wpüribe$.
Gr fagt! ifr überbieg, daß fle gebungen fei,
Beim Opfer mitgumirfen, welches du daheim
Vorhätteſt. Ich dagegen ſtellte mich dabei
Gar dumm und that, als wär' ich völlig hohl im Kopf.
fperipfane$.
Haſt's redt gemacht. |
Apotides.
Jetzt eben wird ein wichtiger
Prozeß verhandelt, der 'nen Freund von mir betrifft,
Deß Beiſtand vor Gericht ich bin; drum will ich gehn.
Veripbanes.
Doch bitt' ich dich, ſobald bu frei biſt, ungeſaumt
Zurückzukehren.
Apöcides.
Alsbald bin ich wieder ba. (Ab.)
Periphaues.
Nichts auf der Welt iſt ſo willkommen, als ein Freund,
48
Der aut gelegnen Zeit erſcheint. Du brauchſt bid) nid)t
Selbſt abzumühn, und dennoch wird dein Wunſch erreicht.
Hätt' ich zu dem Geſchäft nun Einen angeſtellt,
Der minder klug geweſen wäre, minder ſchlau,
Wie wär' ich angeſchmiert! Mein Söhnchen lachte mid)
So aus, daß ich die weißen Zähn' im Mund ihm ſäh';
Und das mit vollem Recht. — Doch, wen erblick' ich da,
Der feinem. Kriegermantel wallend um ſich virt ?3)?
Vierter Auftritt.
Der Vorige. Cin fffüitr mit feinem Waffenträger. Später das
Harfenmãdchen.
Offizier (gt bem ihn begleitenden Waffenträger).
Gib Acht, daß du an keinem Haus vorübergehſt,
Ohn' anzufragen, mo ber alte Periphanes,
Vom Demos Plothia ?5), wohnt. Laß ohne ſichere
Nachricht bid) ja nicht wieder ſehn. (Saffenträger 05)
| Periphanes.
Mein junger Mann,
Wenn ich den Mann dir zeigen werde, den du ſuchſt,
Weißt du dafür mir Dank?
Offizier.
Ich hab' im Waffendienſt
Mir ſolchen Ruhm erworben, daß die ganze Welt
Mir Dank zu zollen ſchuldig iſt.
Periphanes.
Da haſt du nicht
Den rechten Ort gefunden, deinen Heldenmuth
Auszutrompeten, wenn du das im Schilde führſt.
Denn, menm ber minder Tapfere bent Muthigern
Von ſeinen Schlachten vorſchwatzt, wird in ſolchem Mund
Die Sache fad. — Doch der vom Demos Plothia,
Nach bem bu fraaft ^er bin id), bin Periphanes.
49
Offizier.
Derſelbe, der als junger Mann, wie man erzählt,
Durch Muth und Lriegegeſchic ſich bei ben Königen
Viel Geld erwarb?
Periphaues.
Ja, wenn du meine Schlachten horſt,
Dann füufft bu ganz kleinlaut vom meinem Hauſe weg.
Oifizier. t
94 ſuche Den, dem ich die meinen ruhmen kann,
Nicht Solchen, ber mit groß tut. mit ben ſeinigen.
Periphaues.
Hier ift kein Ord dazu; füch' einen Andern auf,
Dem deine Lumpen du zuſammenflicken kannſt.
Gur fj) Doch, Thorheit mür'é, wenn ich ihm das verargete,
Was ſelbſt in meiner Jugend ich ſo oft gethan.
Als ich Soldat mat und mit Shlachtberichten mid)
Vorthat, riß ich den Leuten bald die Ohren aus.
Oijftzier.
Merk' auf jetzt, bap, warum ich komme, bu erfüfritz.
Man fagte mir, bu habſt meüt Liebchen weggekauft.
Veriphanes (für ſich:)
Aha! nun weiß ich, wer der iſt: der Offizier.
Von bem Epidicus mir ſprach. Eant:) * junger Herr,
Ce ift ſo, wie btt ſagſt, ich habe fie gekauft.
Offizier,
Nur ein Paar Worte möcht' id) mit bir reden, wenn
Dir's nicht zuwider iſt.
Periphanes.
Ob mir's zuwider iſt,
Ob nicht, das weiß ich wahrlich nit, his bu mit ſagſt,
Was du begehreſt.
Plautus. Die drei Sklavinnen.
50
Oiſigier.
Ueberlaß das Madqhen mir;
Ich zahle ſie dir baar.
geripienes.
Du felft fle Daben.
Offizier. |
) Soll
Ich dir's verhehlen? Heut noch möcht' ich (ie als Frei⸗
gelaſſ'ne ſehn und als Genoſſin meines Betts.
Periphanes.
Kurz abgemacht: Um fünfzig Minen hab' ich ſie
Gekauft; wenn du mir ſechzig zahlſt, ſo magſt du dich
In beinet freien. Seit iit ihr erluſtigen.
Doch ift babei mod) bie SBebingung, beß du ſie
Aus dieſer Gegend wegſchaffſt.
ODiftzier.
Alſo iſt ſie min?
gecipianes.
Gie iſt's, mit obigem Beding.
Offizier (füc fis :)
Hubſch eingefauft!
. Periphaues (ruft in das Haus hinein:)
He! bringt einmal das Harfenmãdchen mir heraus,
Das drinnen ijt. «gum Difuie) Die Harfe, bie dazu gehört,
Bekommſt du als Geſchenk darein.
(Sklaven bringen das Harfenmädchen aus bem Hauſe.)
Da, nimm ſie hin!
Offset (nachdem ec fe betrachtet:)
Was madjft bu ba für tolles Seug? Welch Nachtgeſicht
Rückſt bu mir vor bie Augen? Laß bie Harſnerin |
m Augenblic herbringe
54
Periphanes.
| Dieſe ift e8 ja;
Hier gibt es fein andere. |
Offizier.
Mich kannſt du nicht
Zum Narren haben. Schaffſt du mir die Harfnerin
Äcropoliſtis gleich daher?
Periphaues.
Die iſt es ja.
! Offizier.
Nein, ſag' ich, die iſt's nicht. Du glaubſt am Ende gar,
Ich kenne ſelbſt mein Liebchen nicht? |
Periphanes.
Die, ſag' id, iſt's,
Sn bie mein Sohn verliebt mar.
Offizier.
Nein, die iſt es TM
Veriphanes.
Offizier.
Sie iſt es nicht.
| Periphanes.
Woher in aller Welt
Kommt alſo die? F habe bod), beim Hereules,
Wür bie mein Gelb bezahlt.
Oifizier.
Dann war's ein dummer Streich
Wie? nicht?
Und weit vom Ziel geſchoſſen.
4*
52
Periphaues.
Und ſie iſt es doch;
Ich habe ja den Sklaven, der um meinen Sohn
Fortwährend iſt, beauftragt; der hat feíber mit
Die Harfnerin gekauft.
£ffüier.
Ha, dieſer Menſch zerſtũdt
Dich Glied um Glied, dein Sklave, Alter!
Seripganes.
Was? zerſtückt?
Offizier. |
Go büudt mir; benm [tatt jener. arfeujpielerim ——
Schob er bir dieſes Mädchen nnter; Alter, du
Biſt im ber allerſchönſten Ordnung angeſchmiert. (gc entfernt fia.)
Periphanes (fur ſich:)
Ich muß die Rechte kriegen, ſei ſie, wo ſie will.
9bieu, Herr Kriegesmann! — Ei, ei, Epidicus;
Du biſt ein ſaubres Früchtchen, haſt bid) brav gezeigt!
Du haſt mich tüchtig ausgeſchneuzt, du Taugenichts.
(Bu beim. Qarferinübden:)
Quat bid) 9(pücibe8 bom Kuppler peut uft?
Steh' Rede!
boerfeniſia.
Nie noch kam der Name mir zu Ohr;
Auch konnte mich kein Menſch um alfe8 Ger ber Welt
Loskaufen: [don fünf Jahr' unb drüber bin ich frei.
Periphanes.
Was haſt bu alſo Bier. in meinem Qué zu dun?
GHGarfeniſtin.
Vernimm's: Ich bin gebunge, unm des alten Herrn:!
Dankopfer mit der Harfe zu begleiten.
53
jripjanes, 94
Geſteh', T bin der dummſte Menſch in ganz Athen. —
Kennſt bu bie Harfnerin Aeropoliſtis nidt?
epe $arfeniflut.
Go, wie mich ſelbſt.
Periphanes.
Wo wohnt ſie?
Gurfesui tiu.
z Geit fie fret. ift, weiß
Ich nidjt genau mehr, mo fle wohnt.
Periphanes.
Was ſagſt du da?
Wer hat ſie frei gemod Weißt bu mir das vlelbeicht
Zu ſagen?
^ $arfeuiflin. j
Nun, fo nie. idj mei, Stratippocles,
Periphanes Sohn, ſei, während er im Felde ſtand,
Beſorgt geweſen, daß die Freiheit ſie erhielt.
Periphanes.
O weh, ich bin des Todes! Wenn das Alles ſich
In Wahrheit ſo verhält, dann hat Epidicus mir
Den Geldſack ausgeweidet. 3
Harfeniſtin.
So vernahm ich es.
Willſt du noch ſonſt Was von mir?
feriphents.
Pack' zum Henker bid)!
Und zwar im Augenblick.
54
Qatfeniflin.
Krieg' ich bie Harfe nicht
Periphanues.
So wenig, als die Flöte. Tummle dich,
Mach' dich davon, wenn anders dir zu rathen iſt.
Harfeniſtin.
Das thu' ich auch. Mein Eigenthum bekomm' ich ſchon,
Und amar gu deiner großen Schmach. — (w5.)
Periphanes.
Was thu' ich jetzt?
Soll ich, ein Mann von ſolchem Anſehn, ungeſtraft
Die Schurkerein hingehen laſſen? Nein; unb müft'
Ich noch einmal ſo viel verlieren. Lieber ſei's
Verloren, als mid) ungeſtraft (o zum Geſpött
Hergeben und beſtehlen laſſen obendrein.
Am hellen, lichten Tage ſo geprellt zu ſein!
Indeſſen halt' ich mich doch für geringer noch,
Als [meinen Freund], ber ſich Begrunder und Patron
Jedweden Rechtes und Geſetzes nennen lußt.
Er ſagt's auch immer ſelbſt, wie klug und weiſ' er ſei;
Nun ja, der Stiel will klüger, als der Hammer ſein.
Zurück?
rj
Vierter &&t.
Erſter Xuftritt.
Dbilippa unb Periphanes treten von verſchiedenen Seiten auf.
Philippa.
Wenn irgend Wer elendiglich das Elend ibit,
Das am ifm nagt, fo bin gewiß ich's, bie es trifft;
55
Von da und dort ſtürmt's ein; von allen Seiten ſchlagt' 8
In meiner Bruſt zuſammen; tauſendfache Qual
Erſchüttert mich; Armuth unb Angſt erſchrecken mich
Im Innerſten der Seele; nirgends zeigt ſich mir
Ein ſichrer Ort für meine Hoffnung. So iſt nun
Mein Kind in Feindeshand und ich weiß ſelbſt nicht, wo.
Periphanes (für ſich:) |
Wer mag bie frembe Frau wohl fein, bie gang verzagt
Daherkommt und ihr Elend ſo bejammert?
Vhilippa.
In dieſer Gegend, hieß es, ſei Periphanes
Wohnung.
Hier
Periphanes (wie oben.)
Die nennt ja mich; fie braucht am Ende gat
Ein Unterlommen. Nun, ſie hat's gefunben.
whilippa.
Gern
Wollt' ich ein Triykgeld geben, wenn mir gen Wer
Ihn ober ſeine Wohnung zeigte.
Periphanes.
Dieſes Weib
Iſt mir bekannt; ich mein', ich habe ſonſt ſie ſchon
Geſehen. Iſt ſie's, bie mir vorſchwebt, ober nicht?
Philippa (ben Periphanes erblidend:)
Ihr guten Götter, dieſen ſah ich löfter] ſchon!
Veriphanes (immer nod) für fid :)
3e, ja, fie iſt's, das arme Weſen, meídje8 einjt
In Gpibaurué?5) meimec Quft zum Opfer fiel.
Philippa.
€t ift es wirklich, ber in. Epidaurus mir
Die Jungfrauſchaft geraubt,
56
Periphanes.
Die ſchwanger ward von mir
Und eine Tochter mir gebar, die nämliche,
Die ich zu Haus jetzt habe.
9sitipps.
' tw id) ihn mof an?
Periphanes.
Ich weiß nid, [oll ich zu ihr hingehn, wenn ſie's iſ.
Philippa.
'8 iff doch [don lange Bet, faſt zweifl' id, ob er's iſt.
Periphanea.
Die lange Zeit macht mid) verwirrt. Iſt fle es nich,
Was ich doch faſt nicht glauben kann, fo mug ich mich
Mit Vorſicht an ſie machen.
Philippa. | .
Jetzt gilt's, weibliche
Verſchlagenheit zu brauchen. |
Speripjanes.
Alſo hin gu. ifr.
Philippa. (|
Mit ſcharfer Sunge wird porirt.
Periphanes.
Sei mir gegrußt!
Philippa.
. Das nehm' id am für mid) umb für bie Meinigen.
Periphanesß.
Was weiter? J
51
Philippa.
Gruß auch dir; ſo viel du mir vertraut,
Geb' ich zurück.
Veriphaues.
Daos nenn' ich mir hewißenhaft.
Ich ſollte (of bid) fennen.
pitip.
Kenn' id einmal dich,
Dann richt' ich e; baf bald aud) bu mid) fennen lernſt.
'Seripjaues. . :
Wo ſah'n wir uns fjon? |. .. —
a? vpilippa.
Schmahlich! Ungerecht!
Periphanes.
Warum?
gyilippé.
Weil du ver(angit, ich folle die Dolmetſcherin EE
Fur beim Gebüdtnig fein. | .
Sevipianelt.
9tidjt übel angebradjt.
Philippa.
Du redeſt ſeltſam. " " à
Periphanes. |
Das war beſſer. Weißt du noch?
Philippa.
a geripjanet,
In Eyidaurus
Ich weiß.
58
Philippa.
Ha, du träufelſt mir
Gin [füffenb] Tröpfchen auf bie heiße Bruſt.
Periphanes.
Wie ich
Dir armem Ding und deiner Mutter Durftigkeit
Geholfen.
pyilippa.
Du bift'8 alfo, ber, um feiner Qut
Zu fröhnen, in fo, tiefes Glenb mid) geſtürzt?
Periphaues.
Der bin ich. Sei gegrüft. |
Philippa.
.' Qin recht willkommner Gruß,
Da ich dich wohlbehalten ſeh'.
Periphanes.
Reich' mir die Hand.
Aipilippa.
Nimm fie. (eie feutgt.). Du faſſeſt hier ein tief belummertes,
Dem Unglück wohl vertrautes Weib.
Veriphanes.
| 2 Was ift bit benn?
Was trübt fid) bein Gefit? —— —
Philippa.
Die Tochter, die i bit
Geboren. —
Periphanes.
Philippa.
Verloren ging ſie mir, ſie kam,
Erwachſen ſchon, in Feindegewalt,
Nun?
53
periplanet.
Sei gute8. Muths
Und ohne Bang; ganz wohlbehalten und geſund
Iſt ſie bei mir im Hauſe; denn ich hatte kaum
Von meinem Knecht gefórt, baf fie gefangen fei,
€o gab id) gleidj, fie loszukaufen, ihm das Gelb;
Und er bejorgte klug und ehrlich dieß Geſchäft,
Mag er auch ſonſt ein Spitzbub' erſter Sorte ſein.
Sgeiippe.
Laß mid fie ſehn, id) bitte bid).
Periphaues cft in das Haus:)
He, Canthara!
(Eine Sklavin erſcheint.)
Gleich ruf' Acropoliſtis, meine Tochter, mir
Vor's Haus heraus; ſie ſoll hier ihre Mutter ſehn. (Sſtlavin ab.)
Philippa.
Nun fühl' id endlich, daß mein Leben wiederkehrt.
Zweiter Auftritt
Die Vorigen. Acropoliſtis reramt aus dem Hauſe.
Aeropoliſtis.
Was gibt es denn, mein Vater, daß bu wid) heraus
Haſt rufen laſſen?
Periphanes.
Deine Mutter ſollſt du ſehn,
Cie grüßen unb fie küſſen.
| Wcropoliftis. |
Meine Sutter? — 280?
Periphaues.
Die hier, bie ſehnſuchtsvoll an deinem Anblick hängt.
60
Philippa (mibecwittig :)
Wer ift denn bie, ba idj fie füffen foll?
Weripbanes.
Dein fnb.
Philippa.
Periphanes.
Bhilippa.
Die ſoll ich küſſen?.
Periphanes.
Und warum nicht? Iſt
Die?
Die.
Sie doch dein leiblich inb.
vhyilippa.
Du biſt von Sinnen.
Periphaues.
Philippa.
Verihhanes.
98?
3a, bit. | "pog
Warum?
Wittiypm.
Weil ich von dieſer Weibsperſon
Nichts weiß, ſie gar nicht kenne, ſie bis dieſen Tag
Mit keinem Auge ſah.
Serpent,
Dein Irrthum iſt mir gang
Erklärlich, weil u ifren Anzug, ihren Pup
Geünbert Bat ?6
| Sjitippv.
Weit anders riethen junge Hund',
Als Schweine ?7). Kurz und gut, ich kenne dieſe nicht.
64:
Seripieuts.
Bei alfer. Götter, aller Menſchen Treue! 9909?
Bin id) eim. Kuppler worden, bag id) fremdes Volk
Einthu' unb haufenweiſe Geld vderſchſeudere?
Und bu, bie bu mich Vater nennſt unb küfſeſt mich,
Was ſtehſt bir ſo verblüfft und ſprichſt Tet einzzg Wort?
| texoyoliit,
Was foll ich ſprechen?
Periphanues. U )
Di Weib beſteht darauf,
Sie ſei nicht deine Mutter. |
.Serspeiftis, S
Söoll e& aud nicht fein
Wenn fie mit germ e8 ift.- dj, bist^unb bleibe bod),
Auch gegen ihren Willen, meiner Mutter Kind.
Sie zwingen wollen, daß ſie meine Mutter ſei,
Wenn ſie nicht will, das wate gat nicht recht.
veriphaues.
Nennſt du mich aber ater? eu
| Acropoliſtis. |
Das ift beine Schuld,
Nicht meine, Sollt' id) dich nicht⸗Vater nennen, ba
Du ſelbſt mich Tochter nennſt? Auch dieſe da, wenn ſie
Mich Tochter nennet, nenn' ich Mutter. Will ſie wid)
Als Tochter nicht, iſt ſie auch meine Mutter nicht:
Das Alles ijt nicht meine Schuld; ich ſage nur
Was ich gelernt; mein Lehrer war Epidieus.
Periphanes.
Weh' mir, ich bin verloren, mngnoedter iſt
Mein Wegen.
Warum
62
Aerspoliſtis.
Gab' ich etwa Was babel verfehlt?
Periphaues.
Hör' ich mut einmal noch, bag bn mich Vater nennſt,
Gleich is id; bit das Lebenslicht aus, Schandgeſchopf!
Acropoliſtis.
Dann laſſ' ich's bleiben. Wo bu Vater ſein wilſſt, fei'8;
Wo nicht, da ſei es nicht.
whilinye.
Wie? Darum haſt bu. (ib
Gekauft, weil du der Meinung warſt, ſie ſei dein Kind?
Was hatteſt bu füt Zeichen, dran bu fte erkannt?
Periphanes.
Gar keine. AE
vpilibpa.
Weßhalb aber hielteſt du ſie doch
Fur unſre Tochter ?
Periphanes.
Weil mein Sklav' Gyibicut
Mir's ſagte.
pyilippe.
Wenn fomit bein Sklave fi) getäuſcht,
Ctanb'$ widt bei bit, bid) ſelbſt zu überzeugen? Sprich!
Periphanes.
Ich? wie? Ich ſah ſie ja ſeit jenem erſten Mel
Nicht wieder. |
Siippe (meinen )
9(dj, id Wermefte!
63
jerippanes.
Frau, meine nidt!.
Geh' in mein Haus, ſei gutes Muſhs, ich werde ſie
Schon finden. I
wvöilippa.
Cin Athener, eines Burgers Sohn,
Ein junger Menſch, hat fie .gefauft, mie id) erfuhr.
Periphanes.
Ich finde fie gewiß; fei ſtill geli nut hinein
Und füte dieſe Cirne mir, dieß Sonnenkind 28).
Ich will vor allem Andern den Epidicus
Zu finden ſuchen, und ſobald ich ihn erwiſcht,
Soll dieſer Tag ber letzte ſeines Lebens ſein.
Geide gehen abd)d.
Fünfter A&t
Erſter Aufträtt.
Stratippocles und Epidicus kommen ˖von verſchiedenen Seiten.
Stratippotles.
Der Wuchred handelt gar nidi elitm. Sinn gemüf:
Cr fommt mit fer, beg Geíb zu fofen, bringt mir auch
Das Muadchen nicht, das von 34 Kriegsbeut' ijt. gefaujf,
Doch fief, ba fommt Gpibicu8. Was Bat er bod),
Daß er fo ernſthaft feine Stirn in Runzeln zieht?
Epidiens (fü ſich:)
Und brächte Zeus ſelbſt bie eff andern Götter mit ?9),
Sie alle könnten doch nicht den Epidicus
64
Aus biefer Drangſal retten, — Den Periphanes
Sah ſelbſt ich Riemen kaufen, dnb Apscides
War bei ihm. Setzt, bedintkt mich, ſuchen mid) bie Herrn,
Sie merken's, 'wüjfen'é, daß man ſie gu Narrn gehabt.
—
Stratippocles.
Wie geht es dir, mein M |
pin. Yo7
Dass memmeroolt,
Z Stratippocleb. D n noc |
mn ^ Wo fehlt's
Epidicus.
Gib mir doch Reiſegeld; damit ich flichen lann,
Eh' ich verloren bin. Zwei kahle Kopfe ſpähn
Mir durch die ganze Stadt nach, Peitſchen in der Hand,
Sechs Zoll dick.
Stratippotles.
Sei nur gutes Muths.
ophius qacqp.
Warum denn nicht?
Winkt doch die Freihtit "it der Welt mir überall.
Stratippoeles.
Ich will L ſchon MHBORRI
Eepuiess. 9
Sene werden es
Weit ies m, wenn fu ond eben, — —Doch, wer it. "
Das Frauenzimmer, das bort mit dem Graukspf kommt?
(05
65
Zweiter Auftritt.
Die Vorigen. Der Wechsler kommt mit. Teieſtis.
Stratippotles.
Das iſt der Wechsler, und die dort das Mädchen, das
Ich von der Beute kaufte.
Epidicus.
Die?
Etratippoeles.
Ja. Iſt ſie nicht,
Wie ich dir ſagte? Schau' ſie an.
Epidicus.
Die?
Etratippocles.
Schau' ſie doch
Nur an, Epidicus. Vom Kopfe bis zum Fuß
Ein wunderſchönes Kind; nicht wahr? Schau' ſie nur an;
Ein Zauberbild!
Epidicus.
Du zeigſt mit deinen Woͤrten mic
Cin ſandres] Bild, das bald auf meinem Leder fid)
Darſtellen wird, von Zeuxis' unb Apelles' Hand
Gemalt mit Ulmenpinſeln.
Stratippocles qum Weqeler:)
Große Götter, wie
Das langſam geht! Ich glaube, ſelbſt ein Podagriſt
Wäar' eh'r, als bu, gekommen.
Wethhbler.
Die da hielt mich auf.
Plautus, die drei Stlavinnen. b
66
Stratippocles.
Wenn du um ihretwillen aufgehalten warſt,
Dann biſt bu ſchnell genug gekommen.
Weqgeler.
Nur geſchwind
Mich abgefertigt und das Geld bezahlt, damit
Mein Reisgefolge nicht fang aufgehalten ift.
Stratippoeles.
Es iſt ſchon abgezählt.
à »
. fedjsler. .
Nimm dieſen Beutel 6a
Und thu's hinein.
Stratippotles.
Mir ganz erwünſcht. Gin menig nur
Gedulde dich; gleich bring' ich dir das Geld heraus.
Wechsler.
Mach! nur geſchwind.
Stratippacles.
Es liegt im Hauſe ſchon Bereit.
(Gc entfernt ſich, um das Geld zu holen.)
Epidicus (zu Teleſtis.)
Wie? darf id) meinen Augen trauen, ober nicht?
Seh' ich da nicht Teleſtis, des Periphanes
Und der Philippa Tochter, der Thebanerin,
Die ſie in Epidaurus einſt zur Welt gebracht?
Zeleſtis.
Wer biſt du, daß du meiner Eltern Namen nennſt
Und meinen eignen?
dyibicus.
Bin id) dir denn nicht befannt?
61
Teleſtis.
Jetzt eben bent ich drauf.
Epidicus.
Erinnerſt du dich nicht,
Was zum Geburtstag einſt ich dir verehrete?
Ein goldnes Mondchen und ein goldnes Ringelein
Fur deinen Finger.
Teleſtis.
Deß erinnr' id) mid) nod) wohl.
Der biſt du alſo? |
Gpibicas.
SDer bin i$, unb jener ift
Dein Bruder, zwar vom einer anbern Mutter, bodj
Vom ſelben Sater.
Zeleſtis.
Wie? mein Vater? lebt er noch?
Epibdicus.
Cei ruhig deßhalb; ber ijt froh und wohlgemuth 39).
Teleſtis.
Vom Rand des Abgrunds haben mich die Himmliſchen
Gerettet, wenn du Wahrheit ſprichſt.
Epiditus.
Ich habe doch
Sum Lügen feinen Grund.
Stratippotles (kommt mit ben. Gelb aus bem. Gau).
Qier, Wechsler, nimm. bein. Gelb,
'8 (inb vierjig Minen; ijt eim nidjt gewichtiges
[Munzſtuck] babei, fo tauſch' ich's um.
$8edsler.
Ganz gut. Leb' mob(! ^
p*
—898
Dritter Wuftritt.
Stratippocles, Geleflis, C pibicus.
Stratippocles (qu Teleſtis)
Nun endlich biſt du mein.
Teleſtis.
Und deine Schweſter zwar,
Damit du's nur auch weißt. Willkommen, Brüderchen!
Stratippotles (zu Epidicus:)
Iſt die bei Sinnen?
Epidicus.
Ganz vollkommen, wenn ſie dir
Den Namen „Bruder“ gibt.
Stratippotcles.
Was ſoll das? Während id)
Zwei Schritte nur in's Haus hinein thu' und heraus,
Wär' ich ihr Bruder worden?
Epidicus.
's fat ſich gut gemacht;
Sei ſtill und freu' im Stillen deines Glückes dich.
Stratippocles Gu Zeleſtis:)
Co biſt bu denn für mid) verloren, bod) bu fandſt
Zugleich mid) wieder, Schweſter.
Epidicus.
ESchweig', bu biſt ein. Narr:
Durch meine Mühewaltung triffſt bu drinn imt Haus
Das Harfenmädchen, das du liebſt, und ebenſo
Wird deine Gidimeitet frei. durch mid.
69
Stratippotles.
Ich muß geſtehn,
Epidieus —
Jetzt geh' hinein und laß für die
Ein warmes Bad bereiten. Was du weiter noch
Zu wiſſen brauchſt, erfährſt du bei Gelegenheit.
Stratippoeles.
Komm' mit mir, Schweſter!
Epidicus.
Gleich will ich den Theopri
Zu euch beordern. Doch vetgeffet Beide nidi, :
Hilfreich mir beiyuftebm, menn bie zwei alten Herrn
Die Wuth auslaſſen. |
Stratippocles.
Das wird leicht zu machen ſein.
(Gv geht mit Teleſtis it das Haus.)
Epidicus (ruft inter tha Haus.)
He, Thesprio, geh' durch den Garten in das Haus;
Ich brauche deinen Beiſtand; 's iſt was Wichtiges!
'(gür f: Nun fürdj' id) vor den Alten mid) weit weniger,
Als eben nod. Ich mill zurück in'8 Haus, bamit
Es unjern fremben Gäſten ja at Richts gebricht.
Zugleich aud) umterricht' idj ben. Stratippocles
Von Allem, was id weig. Ich faufe nidt davon;
Ich bleibe feft im aus. Der [fte] foll. mir nicht
SBormerfen, baf id) ijt aum Wettlauf fotberte.
Hinein in's Haus! Ich ſchwatze fier [don viel qu fang. (85)
10
Biertet Auftritt.
Periphanes unb. Apócibts. Nachher Epidicus.
Periphaues.
Hat dieſer Kerl uns altes, abgelebtes Paar
Nun gnug zu Narrn gehabt?
Wpücibe$.
iyürmabr, du ſelber Baft
Mich gang erbärmlich zugerichtet.
Periphanes.
Sei nur ſtill;
Laß mich ihn nur erſt haben.
Apotides.
Das ſei dir geſagt:
Sieh dich nach einem andern Helfershelfer um;
Dieß hinter bir. Herrennen fat. mid) dergeſtalt
Ermüdet, daß ber Knieſchwamm mich erbärmlich plagt.
Periphanes.
Wie vielfach hat er mich und dich heut angeführt!
Wie meinen Beutel ausgeweidet!
Axpöcides.
Geh' mir doch
Mit dieſem Kerl vom Hals! Der iſt des wüthenden
Vulcanus Sohn: was er berührt, verbrennt er auch;
Was ſich ihm nähert, wird von ſeiner Glut entfacht.
Epidicus (aus bem Hauſe kommend, für ſich
Das ganze Dutzend Himmelsgötter und noch mehr
Hab' ich au. Helfern umb zu Streitgenoſſen jetzt.
Für alle meine Schelmenſtreiche zieht Succurs
Von Haus mir ju; mit Fußen tret' id) jeden Feind.
11
Pexiphanes.
Wo ſuch' ich ihn in aller Welt?
Apðeides.
| à . WBenn ofne mid)
Du fudjt, banum ſuch' ifa meinethalb im Meeresgrund.
Epidicus (fió bem Periphanes nüfernb :)
Was ſuchſt bu mich? Was plagſt bit bid) unb ben bo;u?
Qier Bin id jo. Bin id) bir etwa butdjgebrannt?
Qab' idj das Haus beríajjen? — Meid' idj deinen Blick?
Ich bitte nicht einmal. Willſt bit mid) binben? — iet
Sind meine Qünbe; Riemen haſt bu ja: uf) ſah's,
Wie bu fie kaufteſt. Du bejiun[t bidj? Binde bodj!
Sperippanes.
Da hört bod) Alles auf! Freiwillig ſtellt er ftd
Mir vor Gericht.
Epidicus.
Nun, weßhalb bindeſt du mich nicht?
&pücibes.
Fürwahr, ein. Erzhallunke!
Epiditns.
Dich, Apöcides,
Bemuh' ich als Furbitter nicht.
Apõcides.
Das laß dich nicht
Anfechten.
Epidieus (Gu Periphanes:)
He, was thuſt du? J
Periphaues.
Was du haben willſt.
12
C pibicus.
Gon tedjt; wie ich's will haben, nidi, wie dir's beliebt,
Mußt bu mir feut bie Qünbe binben.
Periphauesß.
Aber mir
Beliebt es nicht.
Epidiens.
Nicht? Ob du gleich mich binden willſt!
Apðtides.
Das Alles thut er nur, ein Netz dir über'n Kopf
Zu werfen. (zür f$) Irgend eme Bosheit finnt er aus.
€pibicus.
Du fdjabeft bir mur fefbft, wenn ungebunden id)
SDafteb'; mod) einmal fag! id): binbe, bimbe mid!
Periphanes.
Mir aber iſt's gefällig, ungebunden dich
Zu fragen.
€pibicus.
Co erfährſt bu Nichts.
Periphanes (qu. Spbcibes )
Was mach' id mn?
Apðcides.
Was machen? Thu' ihm ſeinen Willen.
€pibicus.
| Du bift bod)
Gin fíuger Mann, 9(pücibe8.
Periphunes (ju epidicus:)
Die Qünbe her!
19
V — ————
Epidicus.
Da find ſie: binde feſt; ich bin ohn' alle Furcht.
Periphanes (während er bindet)
Daruber ſprecht das Urtheil, wenn's geſchehen ijt.
bpidieus. |
9tedjt fo. Nun magſt biu unterſuchen; frage mich
Was dir beliebt.
gripe.
Fürs Erſte: mie famft bu dazu,
Daß bu ba8 Mädchen, das votgefterm id) gelauft
Fur meine Tochter ausgabſt ?
Epidiens.
Weil mir's ſo gefiel:
Das war der Grund.
Periphanes.
Weil dir's gefiel, ſagſt du?
Epidieus.
Ja viti |
Und wette nod) dazu, bafj fie bie Tochter iſt.
Veriphaues.
Sie, sie 1 ber Mutter tmbefannt ijt?
"€pibicus.
Ware (ie
€omit ber Mutter. Tochter nichtꝰ Setz' ein Zafent 3!)
Als Wette gegen eit? 3toeibradjmenftüd 31) von mit, :
Periphanes.
Da ftedt was hinter. Wer ift aber jenes Weib?
Epibdiens.
Die Liebſte deines Sohns, daß du's — wit ein mal wei
"lá
Periphaues.
Gab id bir dreißig Minen für bie Tochter nijt?
€pibieug,,.
3d läugne nit, bafj bu mir dieſe gabft, foris,
Daß id) ftatt beiner Tochter jene Harfnerin,
Die Liebſte deines Sohns, für dieſes Geld gekauft.
Um dieſe dreißig Minen hab' ich bid) geſtreift.
Periphanes.
Sodann: tie haſt du mich mit jener Harfnerin,
Die du gedungen, angefügrt?
Epidieus.
Das iſt geſchehn,
Und wie's geſchehn ijt, halt' ich es für recht geſchehn.
Periphanes.
Zum Schluß: was thatſt du mit dem Geld, das ich dir gab?
Gpidicus.
Das ſollſt du wiſſen: Einem Menſchen gab ich es,
Der weder ſchlecht, noch deſſen unwerth iſt; ich gab's —
Det einem Worte] — beinem Sohn Stratippocles.
Periphanes.
Wie fonnteft bu ba8 magen? ——
Gpbirnp.
—.. . fef mir's fo gefief.
Periphanes.
Was das für eine Keckheit ift, du Schandenkerl
Gpinicys.,
Du ſchrei'ſt ja, mie au[ einem Gffanat, auf mid ein.
Peniobanes.
Es fell mid) freuen, wenn bu [tet biſt.
* . (0? .
"15
Gpibicti8.,
Wenigſtens
Hab' ich's verdient zu werden. |
Periphanes.
Du verdient?
Epidicus.
Sieh nur
Zu Hauſe nach, und du wirſt inne werden, daß
Dem wirklich ſo iſt. |
Periphanes.
Was gibt'8 beun?
€pibicus.
Die Cade [prit
Sich ſelber aus; mad nur, daß bu nad) Hauſe kommiſt.
Periphanes.
Ha, nicht umſonſt ſchwatzt der mir ſo. — Nimm ihn indeß
In gute Hut, Apöcides! (er geht in das Haus.)
Apötides.
Was gibt's denn drinn,
Epidicus ? |
€ypibicus.
Fürwahr, e8 tft höchſt ungerecht,
Daß ich gebunden hier ſteh', ich, durch deß Bemühn
Die Tochter jenes Mannes heut gefunden ward.
WpüócibeB. — ——
Was? eine Tochter hätteſt du gefunden?
Epldiens.
Gefunden; fie ift drinn. Doch bitter fühl' ich es,
Daß ich für Gutthak boſen Lohn einernten ſoll.
Ja,
^
Periphaues.
Gab ich bir dreißig Minen für bie Tochter nicht ?
Epiditus.
Ich [üugne nicht, daß bu mir dieſe gabſt, ſowie,
Daß ich ſtatt deiner Tochter jene Harfnerin,
Die Liebſte deines Sohns, Riv dieſes Geld gekauft.
Um dieſe dreißig Minen hab' id) dich geſtreift. 4
Periphanes.
Sodann: wie haſt du mich mit jener Harfnerin,
Die du gedungen, angefuhrt?
Epiditus.
Das iſt geſchehn,
Und wie's geſchehn ift, halt' ich es für redit geſchehn.
Periphanes.
Zum Schluß: was thatſt du mit dem Geld, ba id bir gab?
Gpidicus.
Das ſollſt du wiſſen: Einem Menſchen gab ich es,
Der weder ſchlecht, nod) deſſen unwerth ift; ich gab's —
Dit einemt Worte] — beinem Sohn Stratippocles.
Periphaues.
Wie konnteſt du das wagen?
Gyibiruf.
* , (07
Weil mir's fo gefief.
Periphaues.
Was das für aine Keckheit if, bu. Schandenkerl!
Gpidicus.
Du ſchrei'ſt ja, wie auf einen Sklaven, auf wid ein.
Peripbanes.
Es ſoll mich kreuen, mem b frei Bit.
75
Epidicus.
Wenigſteno
Hab' ich's verdient zu werden.
Periphaues.
Du verdient?
Epidicus.
Sieh nur
Zu Hauſe nach, und du wirſt inne werden, daß
Dem wirklich ſo iſt. |
Periphanes.
Was gibt's denn?
Epidieus.
Die Sache ſpricht
Sich ſelber aus; mach' mur, daß bu nach Hauſe kommſt.
fferipbaues.
$a, nidt umſonſt fdjvagt ber mir fo. — Nimm ihn indeß
In gute Qut, 9(pücibe8! (dc geht tn das Haus.)
Wpócibe£.
Was gibt's denn brin,
Epidicus ?
€plibicas.
Fürwahr, e8 ift höchſt ungeredit,
Daß id) gebunben hier (teb', ich, durch deß Bemühn
Die Tochter jenes Mannes heut gefunden ward.
Apõtides.
Was? feine Tochter hätteſt du gefunden?
Eplidieuns.
Gefunden; fle ift drinn. Ded) bitter fühl' id) es,
Daß ich für Gutthak boſen Lohn einernten foll.
Ja,
16
Apðtides.
Was ſwillſi du klagen], du, nach dem wir Beide heut
Die ganze Stadt hindurch gefahndet haben und
Von lauter Laufen müd' und matt geworden ſind?
Epidiens.
Euch hat das Suchen müd gemacht, das Finden mid.
Fünfter Auftritt.
Vie Vorigen Periphanes lomntt aus bem Hauſe zurück.
Periphanes (ruft in bas Haus hinein:)
Wozu das viele Bitten noch? Ich ſeh' es ein,
Er hat's verdient; um ihretwillen foll's geſchehn.
(Zu Epidicus.) Die Hände Der, bag ich bie Bande löſen kann.
| €pibicus.
e.
Nicht angerührt!
Periphanes.
Zeig' her!
| pibitus.
Ich mill nidt.
Periphanes.
Biſt ein Narr!“
Epiditus. |
Beim Hercules! ich laſſe mir die Bande nuft . -
Auflöſen, eh' du heut ein Löſegeld mir gibſt.
Periphanes.
Du forderſt nur, was recht und billig iſt. Ich will
Dir Schuhe geben, Rock und Mantel.
^ pibus.
: Was nod) fonft?
Periphanes. mE
Die Freiheit.
) T4 .
€pibitus.
Was nadjjer? Gin Freigelaſſ'ner mu
Auch was für jeinem Schnabel gaben. — -
Periphanes.
Dieſes ſoll
Dir werden: du bekommſt die Koſt in meinem Haus.
Epiditus.
Nur, wenn du um Verzeihung bitteſt, anders nicht,
Laß id) bie Bande löſen.
Periphanes.
Nun, ſo bitt' ich dich,
Epidicus, du wolleſt mir verzeihen, wenn
Ich ohne Wiſſen Etwas dir zu Leide that;
Du biſt dafür nun frei.
€pibicus.
Ungern geſtatt' idj'8, bod)
3d kann nidjt anber3: binde fo8, menm dir's beliebt.
Die Schauſpielertruppe titt auf.
Der hier erwarb die Freiheit ſich durch Schelmerei.
Erhebt euch von den Sitzen, klatſcht und lebet wohl!
Anmerkungen.
1) Dieß Ziegenvolk, dieß Panthervolk. — Dieſes von der bunten
(farbe ber beiden genannten Thiergattungen hergenommene Wortſpiel iſt [on an fid)
froſtig genug. Wenn mum aber Kuffner, mit Berufung auf eine Stelle bei Pli⸗
nius, „daß das Ziegengeſchlecht immerzu das Fieber habe“, gar cine Anſpielung
auf die ſchlechte Geſundheit dieſer Thiere entdecken will, ſo weiß ich vollends nicht,
was ij hiezu ſagen foll, Was hätten denn dann bie Panther hier zu fdaffeut
fos ber Kränklichtejt dieſer Veſtien iſt bod) nod) nirgends bie Rede geweſen.
18:
2) Demnach führſt bu bas. fpritocamt bet uns? — Q8 ift eine be»
kannte, (don in ber Qauptein[eitung be8 Nähern beſprochene Eigenthümlichkeit uns
ſeres Dichters, in feme, auf griedjifdjem Boden fpielenbe Stücke römiſche Ginridjs
tungen, Serpültniffe, ja felbft ODertlichkeiten hineinzutragen. €o iff bem aud das
pier erwähnte Amt be8 Prätors eine ſpecifiſch römiſche Inſtitution, bie er gleich
nachher mit den Worten: „Iſt dir in ganz Athen u. ſ. w.“ ganz harmlos nach
Griechenland verflanzt.
8) Mit ben Wutpenbünbeln, — Die Stutfenbünbet (fasces), beren ben
Prätoren ſechs vorgetragen murben, bedeuten an unſerer Stelle nicht ſowohl bie
„Machtgebunde“, als Symbol ber bem Prätor gebührenden Ehre, ſondern entfalten
eine für Epidicus nichts weniger als ſchmeichelhafte Anſpielung.
4) $at Mulciber gefertigt. — M. (muleifer, daͤs Eiſen mildernd, aes
ſchmeidig madjnb), ein Seiname beB Vulcanus.
5) Gr, ein Thetis⸗Sohn. — D. b. ein Achilles, welcher befanntitd) ein
Sohn ber Meeresgöttin Thetis mat, Ilias I, 8362 (fg. — Die Süjtung, melde
Achilles bem Patroclus lieh, unb bie biefer am Hector veríor, mar übrigen fein
Werk be8 Bulcanus. Daß ber Dichter ben Gpibicus dieſes fagem Iüft, bemeiBt nur,
mie viel man einem foldjen unwifſſenden Nenſchen in ben Mund legen burfte.
6) Wie viele Minen! — Sie attiſche 9tine. (ble bel Blautus vorkom⸗
menden Geldforten finb ſtets griechiſche), deren 60 ein Talent ausmiachten, betrug
nad unſerer SBübrung 25 Rthlr. ober 48 fi. 45 fr. rbeinifdj. ifo 40 Minen
— 1000 9tbir. ober 1750 $.
7) Mit zwei Drachmen. — Nommis. Unter nummus verſteht J. F.
Gronov bei Plautus immer bie Doppeldtachme, beren Werth (die einfache Drachme
ju 7!/, Sgr. ober 27 ft. gerechnet) 15 Sgr. ober 54 fr. unſeres Gelbes entſpricht.
8) Dann iſt's bel mir um's Sintertbeil total geſchehn. — Xm
Text fiet: puppis pereunda est probe. Puppis 5i eigentlich das Hintertheil eines
Schiffes; pier aber meint Epibicus natüriid) fein eigenes. Suf bie erftexe, eigents
[ide S:ebeutung [pielt übrigen8 Thesprio am mit ben QBorten: „was fümmert'à
mid, auf a8 für Art bu untergehſt!“
' 9) Sie WGreunb! int Dfet — vom offnen Markt fid weggemacht.
— Malim amicos furno mersos, quam foro. inter ben Freunden im Dfen pers
ſteht Stratippocle8 biejenigen, bie ipm mit frifdgebadenem Brode verfeben, b. D.
im feiner. Verlegenheit thatſächlich unterftüigen; bie foro mersi bagegem finb bies
jenigen, bie fid auf bem torum, mo bie Gelbs unb anderen Geſchäfte abgemacht
werben, nidt mebr ſehen laſſen, bje bankerotten, qm bie er fij nidt halten fann.
10) €$id! id ibn in bte Mühle. — Die ganz ungebilbetent, jeber an»
dern Geſchicklichkeit entbebrenben Sklaven, fomie biejerigen, bie fij eim Bergehen
hatten zu Schulden kommen [offen, wurden in bem Rüblen penwenbet. Es foaren
bie Hand⸗ ober Tretmühlen (pistrinse), mo Menſchenkräfte bic ben Alten nod) un⸗
befannte Wind⸗ und SBafferfroft erfetzen mußten.
11) Aus Enbsa. — E., tine Inſel tm äügäiſchen Meere, ganz nahe bei
Bbotien, jet Negroponte. — Weiter unten macht ber Dichter aus dieſem eubbifden
Kriegsmann einen rhodiſchen.
13) Du bringſt — ein Opfer bar, — Wer von einer Frau, mit ber
19
et in nidt otüditder €9e gelebt hatte, durch deren Sob befrelt worden war, vftegte
aus Grfenntlidfeit bem Gott ber Unterwelt Büufige Tobtenopfer bargubringen.
18) $ie fedBte Wrbeit madte bem nidjt größre mil. — Die
fedüte Arbeit be& Hercules beſtand darin, baf er auf Vefehl be& Euryſtheun ben
golbenet Gürtel. bev Amazonenkönigin Hippolyte holen ſollte. Weil ev benjelben
in ber Güte nicht bekommen fonnte, geriet) ev mit beu Amazonen it einen.&f,
im welchem ef bie Hippoiyte gefangen. nahm, ihr bem Gürtel abjog. und fte ſelbſt
feinem Begleiter Dheſeus ſchenikte, bet wadber durch fe ater des Hippolytus wurde.
14) Zur ginfen zeigt mein Sogel fid. — Die Andentungen au
bem Bogelfluge jur [inte Qanb gelten am glücklich, bie sut rechten dagegen als
unglucklich.
15) Eins à 1a Regenbach. — Impluvistam. $i Gonmmentatoren ers
kldren es insgemein als: geſprengt, getüpfelt, voie ett von Regentropfen benetter
Schirm fid darſtellt. Es kann aber* — bemerkt Danz gar nato — „auch wohl
anders geweſen fein."
16) Gin8 heißt ſogar Laconer. — Die laconiſchen Kleider beſtanden
aus einem ſehr feinen, durchſichtigen Stoffe. Allein auch bie vbeſten Jughhunde wur⸗
den in Laconten gezogen (Sirgil Landbau III, 345 fig.), bie mare ebenfalls kurz⸗
weg Sacomer nannte, usb hierauf fpleít denn bec Spaß beb Periphanes an in bei
Worken: ,von $unben [HR AAmmt mait bie Namen her.“
17) 3ft eud mein Rath genehm — fo flint was RBeff'reB aud, —
Gang ahnliqh fagt Horaz Epiſt. 1, 6, 67. ed:
Im dall bu ma Beſſeres kenneſt, als dieſes,
Theil' aufrichtig es mit; wo nicht, lag dieß uns genügen.
18) Rir Hlifentutben ju Schmarotzern gibt. — Die Ruthen,
womit bie Sklaͤven gehauen wurden, beſtunben gewöhnlich aus zuſctmmengebundenen
Amenranken.
19) $u müufetübter, — Murteide (fautes caedere), ein Schimpfwort,
bu$ ben Vorwurf bee Unentſchloſſenheit, bee. Rietiigleltserimterei- involvirt. Nach
bet andern QeBhrt miurcido ware zu Aberſehen: bu Träger“. In ber Qauptfadje
fommt e8 auf Eints hetuus. .
20) Das tf gewiß veríoret, — Nämlich baà Gelb, bal id bit, Peri⸗
ꝓhaues, abgeprellt Babe.
31) fetne Spule. — D. 5. keine Feberſpule, int das itubebeutenbfie jx
bezeichnen.
22) Die (6 ut zwei Drachmen nítr gedungen. — €. oben Anm. 7,
28) Ser feinen. Kriegermantel wallend um ſich wirft. — tie
chlamys, ein kurzer, über ble [ife Achſel gezogener und anf ber rechten Bruſt zu⸗
fammengebüngter Mantel war bie gewöhnliche Tracht ber griechiſchen Soldaten; bod)
trugen ihn auch die Diener der vornehmen Kriegsleute, die Kitharöden und die
Schauſpieler.
24) Bom Demos Plothia. — Plothenius. Plothia rar ber Name eines
attiſchen Demos ober Diſtricts. Eine andere Lesart ift Platenius (gewöhn*
Plataeopsis ober Plateoeusy, was dann hieße: aus "Bíatik, ber bekannter
RÜ
im Böotien, nabe bei Theben, wo bie Griechen ben berühmten Sieg über bie ers
fer. erfochten.
25) gn €pibaurus. — Es gab im Witertbum verſchiedene Städte biefes
Namens: eie, unb zwar bie berülmtefte, lag it Argolis, am ſaroniſchen Meer⸗
bufen. Hier fatte XeSculap einen. Zempel, 10 ec in Geftalt einer Schlange vet»
ebrt urbe. Von bier au8 brachten bie Römer ba8 Bild des Gottes nadj 9tom
unb erbauten ihm bafe[bft einem berühmten Sempel. — Gin zweites E. Iag in
Laconica, am argoliſchen Meerbuſen. — Gin drittes enblidj, bas Beutige Alt⸗Raguſa,
war in Salmatien.!
26) Weil fie — geändert hat. — Im Terte ſteht: ornatum i m muta-
bilem, was nadj ber gewöhnlichen Bedeutung des Wortes immutabilis bas gerade
Gegentheil pom bem bebeuten würde, was ber Sinn hier nothwendig erforbert.
Das Wort ſelbſt if alſo entweder falſch unb ſtatt deſſen mutabilem ju leſen, ober
muß angenommen werden, bie Vorſilbe in babe Bier verſtärkende Sebeutung ,. alfo
imm. — valde mutabilem.
27) Beit aubers rieden junge Qunt', als Schweine. — Rit bies
Jem Spridmorte will Philippa fagen: fie urtbeile nidjt nad) bem üufern, blos ober⸗
flächlichen Anſehen, ob biefe Perſon ire Tochter fei, ober nidjt, fonberr nad) bec
ganzen Geftalt unb Sübung ijre8. Sürperb, mie benn aud bie Thiere ber beiben
genannten Gattungen fid fo weſentlich von einander unter[djeiber , baf eine Ver⸗
wechſelung gar nicht benfbar fei. —
28) Güte biefe Girce mtr, bief Sonnenkind. — Radh Homer
Odyfſ. X, 139, Geftob Theog. 907 u. A. war Circe eite Tochter des Sonnen⸗
gotte8 unb ber Perſe ober Perſeis, fomit ibre 9ibfunft von Sater unb MRutter un⸗
zweifelhaft, unb bie& um fo mehr, als nadj ber allgemeinen Anſicht ber alten
Phyſiker ber SRenjd von ber Sonne unb bem Menſchen erjeugt mutbe. Rit einec
febr Banbgreiflidjen Sronie nennt bemnad unſer Dichter bie Acropoliſtis eine ,Girce",
ba hinſichtlich ber Qerfunft ber erſtern das gerabe Gegentbeil ftattfanb, inbem weder
Vater nod SRutter fie als ijr Rinb ecfennen wollten,
29) Srüdte Zeus felbft bie eIf andern Götter mit. — Sie 9ta«
men ber zwölf fogenamntet groBen Otter finb: Jupiter, Juno, Bega, Minerva,
Ceres, Diana, Venus, 9Rar8, 9teptunua, SRercurius, SSulcanus, Wpollo.
30) Ser ift froh unb wohlgemuth. — Sd [efe: animo liquido et tran-
quillo: est, was offenbar einen weit richtigern Sinn gibt, als die gewöhnliche Les⸗
art os, in welchem Falle ſich die Worte des Epidicus auf Teleſtis bezögen; auch
müßte bann bod) wohl eher sis ſtatt es ſtehen.
31) Get cin. Talent. — Das attiſche Talent betrug 1600 Thlr. oder
2625 ff. unſerer Wäͤhrung.
32) Ein Zweidrachmenſtück. — S. oben Smm, 7.
Druck von €, Qoffmann in Stuttgart.
Gitus Macrcius Dlautus
Luſtſpiele.
Deutſch
von
Dr. Wilhelm Vinder.
Sechzehntes Rändchen.
Der Perſer.
. (Persa)
Stuttgart,
Qofmamv(de Verlags⸗Buchhandlung.
1868,
Ber Perſer.
, (Persa.
Ein atheniſches Suftjpief im 5 Alten.
Einleitung.
Toxilus, ber Sklave des Trimarchides, eines atheniſchen
Offiziers, hat ſich, wahrend ſein Gebieter in Arabien im Felde
fet, in ein junges Mädchen, Lemniſelene, verliebt, wel⸗
ches Eigenthum eines Kupplers, Namens Dordalus, iſt. Er
wünſcht ſehnlichſt, den Gegenſtand ſeiner Flamme zu beſitzen,
ſoll aber hiefür bem Dordalus ſechshundert Doppeldrachmen
bezahlen: weit mehr, als er aufzutreiben im Stande iſt. Wie
gewoͤhnlich, muß nun gu Erreichung dieſes Zweckes ein kleiner
Gaunerſtreich aushelfen, und amar dießmal ein doppelter. 3u-
nüdjt weiß Toxilus ſeinen Freund Sagariſtio, ben Sklaven
eines reichen Atheners, welcher ſeine Wohnung neben der des
Trimarchides hat, für ſich zu gewinnen. Sagariſtio ſchwatzt
ſeinem Herrn unter bem Vorgeben, es ſei in Eretria ein Paar
ſehr ſchoöner, wohlabgerichteter Zugſtiere zu verkaufen, ſechshun⸗
bert Doppeldrachmen ab unb bebünbigt dieſes Geld ſeinem
etit Toxilus, ber bamit unverzüglich feine Geliebte [08-
aujt.
Allein innerhalb adt Sagen ſoll Sagariſtio feinem Herrn
entweder die Stiere, oder, falls der Kauf nicht zu Stande
käme, das hiezu erhaltene Gelb überliefern; es muß ſomit eine
neue Liſt exſonnen werden. Qu einer ſolchen läßt ſich, nad)
vieler Ueberredung, ber Parafit &aturio gebrauchen, welcher
eine ſchöne junge Tochter, Namens Lais, hat. Dieſe letztere
unb den Sagariſtio laßt Toxilus perſiſche Kleidung anleoen
VI
et ſchreibt einen S3rief im Namen ſeines Herrn, worin ihm
biejer meldet, er jdjide ifm Bier eiie gut Gefangenen gemadjte
perſiſche Jungfrau nebſt einem Begleiter, ber ben 9fuftrag
Babe, dieſelbe in Athen au verkaufen. Kaum Bat Xorilus bem
Dordalus Brief unb Mädchen gegeigt, ſo get dieſer, pon $ab-
ſucht getrieben, in bie Falle unb fau[t bie vermeintliche pet-
liie Gefangene für ſechzig Minen bom Sagariſtio, welcher in
ſeiner Verkleidung als Perſer ben Kuppler auf bas Tolleſte
zum Beſten hat. Der Handel iſt im Reinen, Sagariſtio hat
ſich mit dem Gelde auf und davon gemacht. Sogleich aber
kommt ber Paraſit Saturio herbeigerannt unb verlangt im Dej-
tigſten Ungeſtüm ſeine Tochter. Der Kuppler muß fie Deraus-
geben und noch froh ſein, wenn der Vater wegen des Ankaufes
einer Freigeborenen keine gerichtliche Klage anſtellt. Sagariſtio
bat nun ſeine ſechshundert Doppeldrachmen für bem vorgeb⸗
lichen Stierhandel wieder, unb Toxilus ſeine Geliebte umſonſt
bekommen.
| Mit Unrecht haben, mie uns bebiünfen will, mandje Kri⸗
tiker dieſem ſehr lebhaft fid) abſpielenden unb mit reichem
Witze ausgeſtatteten Luſtſpiele den Vorwurf gemacht: „es kom⸗
men als Hauptperſonen lauter Sklaven darin vor“, und ihm
deßhalb jeden höhern Werth geradezu abgeſprochen. Allerdings
haben wir es hier faſt ausſchließlich mit Sklaven zu thun;
aber — frage ich — darf denn nicht auch einmal ein Stück
eine Ausnahme machen von ſo vielen anderen, die uns in der
Hauptſache immer dieſelben Charaktere vorführen? In der
That iſt unſer „Perſer“ ein eigentliches Sklavenſtück, welches
uns das antike, in specie das griechiſche Sklavenweſen bon
einer neuen, höchſt merkwürdigen Seite kennen lehrt. Toxilus,
der Sklave, ſpielt während der Abweſenheit ſeines Herrn die
Rolle eines kleinen Tyrannen, ſelbſt zweien Freien, dem Kupp⸗
ler und dem Paraſiten, gegenüber; er kauft ſich ein Mädchen
frei, bie num ſein Eigenthum wird, gibt bor aller Welt ſei⸗
nen Freunden ein Gaſtmahl, bleibt aber, trotz allem dem, nach
wie vor der Sklave des Trimarchides. — Das Gehäſſige des
offenen Betruges, um welchen ſich die ganze Handlung von
VII
^—
^
9fnfang bi8 zu Ende brebt, wird baburd) gemifbert, bap bie
öffentliche Meinung gegen bie, wegen ihrer Niederträchtigkeit
und ſchaͤndlichen Habſucht allgemein verrufenen, Kuppler Alles
unb Jedes für erlaubt hielt.
Schließlich noch die Bemerkung, daß unſer Stück, von
dem auch ein griechiſches Vorbild nicht angegeben iſt, nicht voll⸗
ſtändig erhalten au ſein ſcheint; wahrſcheinlich ijt ein Prolog
verloren gegangen.
Perſonen.
Torilus, Sktlave des Trimarchides.
Sagariſtio, ſein Freund, ebenfalls Sklave.
Cemniſelene, Geliebte des Torilus.
Saturio, ein Paraſit.
fais !), beffen Tochter.
Jorbalus, eit. fuppler.
Sophoclidisca, Dienerin ber. gemnifefene.
Jàágnüum, eim fnabe, Mitſklave be8 Torilus.
Das Gtiüd fpielt zu Athen. Auf ber einen Geite ber Bühne bie Wohnung bea
Trimarchides, auf ber anbetr bie be8 Dordalus.
Erſter a&t.
Griter Auftritt.
Gorilus unb Sagariflio treten »on ver[jiebenen Seiten auf, obne einanber ju
bemerfen.
Toxilus.
Der Erſte, der mit leerer Hand den Liebesweg
Einſchlug, beſtand der Mühſal mehr, als Herecules'
Mühſal geweſen. Wahrlich, lieber wollt' ich mit
Dem Löwen?), mit ber Waſſerſchlange 9), mit bem Hirſch 5,
Dem erymanth'ſchen Gber 9), den ſtymphaliſchen
Raubvögeln 9), mit Antäus ſelbſt7) ben Kampf beſtehn,
Als mit der Liebe. So erbärmlich geht es mir
Sept, ba ich Gelb aufnehmen will. „'s ift keines ba,"
Co lautet ber 3Bejdjeib, bem Jeder mir ertBeilt.
Sagariſtio.
Wer teu unb vebíid) fetten. Herrn bebienem till,
Muß ſtets auf Alles benfen, ma8 ifm angenehm
Sein fünnte, mag ber Herr mun ba feum, ober nidjt.
Was mid) betrifft, jo bien" id) meber gern, nod) ijt
Mein Herr ſo redjt mit mir zufrieden; bod) vermag
Cr jeine anb jo menig pon mir abzuziehn,
Als von bem franfen Auge ber Triefäugige:
Stets fat er mir Was au[jutragen, macht mich ſtets
Jur Stüutze ſeiner Angelegenheiten. — Doch,
Wer iſt's, der dort mir gegenüber ſteht?
. 10
Toxrilus.
Wer iſt's,
Der dort mir gegenüber ſteht? Er ſieht gerad
Wie Sagariſtio aus.
Sagariſtio.
Das ift ja Toxilus,
Mein Freund.
Torilus.
Der iſt's auch in der That.
Sagariſtio.
So kommt mir's vor.
| Torilus.
Ich will doch hin zu ihm.
Sagariſtio.
Entgegen will ich ihm.
Torilus.
O Sagariſtio, ſei der Götter Huld mit dir!
Sagariſtio.
O Torilus, erfülle jeder Wunſch fid) bir!
Wie geht es dir?
Torilus.
So gut es eben gehen kann.
Sagariſtio.
Was treibſt du?
gogilus.
Nun, man lebt.
Sagariſtio.
Co recht nach Herzensluſt?
Torilus.
Recht febr. menn in Grfüllung meine Wunſche gehn.
11
Gagarijtio.
Du bift ber Mann nidjt, beine Freunde bir zu 9tug
Bu maden.
Toxrilus.
Wie das? |
Sagariſtio.
Weil du nur befehlen darfſt.
Torilus.
Fuür mid) warſt bu geſtorben, weil ich dich ſo lang
Nicht mehr zu ſehn bekam.
Sagariſtio.
Ich hatte viel zu thun.
Zoxilus.
Vielleicht mit Eiſen?
Sagariſtio.
Länger als eim Jahr iſt's her,
Daß ich, mit Eiſen wohl beſchlagen, in der Muhl'
Als Obriſt ber Geprugelten mat angeſtellt.
Toxilus.
In dieſem Kriegsdienſt ſtehſt bu ſchon feit Olims⸗Zeit.
Sagariſtio.
Iſt dir's bis daher wohl ergangen?
Toxilus.
Nicht ſo gar.
Sagariſtio.
Du biſt auch in der That ein wenig blaß.
Sogilus.
3d bin
12
Verwundet; Amors pfeil Bot mit im Liebeskrieg
Das Herz durchbohrt.
Sagariſtio.
Sind gar bie Sklaven jetzt verliebt?
Soifus.
Was fol idj machen? Soll id, ben Titanen gleich 8),
Den Göttern, benen id) bod) midjt gemadjfen bin,
Den Krieg erklären?
Sagariſtio.
Hüte dich nur fein, daß dir
Kein Ulmenſpieß den Leib durchbohrt.
Torilus.
Gang fünigfid)
Seit id) mei Feſt ber Freiheit 9).
Sagariſtio.
Wie ſo?
Toxrilus.
Weil mein Herr
Abweſend iſt. J
Sagariſtio.
Abweſend, ſagſt du?
Toxilus.
Wenn du es
Ertragen kannſt, daß dir's recht wohl iſt, komm' zu mir
Und bleibe bei mir: wie ein König ſollſt du da
Bei Tiſch bedient ſein. |
Sagariſtio.
Hu, ſchon juckt die Schulter mich,
Da Solches ich von bir geF"-*
43
Zoxilus.
Nur Eines macht
Mir Kummer.
Sagariſtio.
Und was wäre das?
Toxilus.
Heut iſt der Tag,
Der die Entſcheidung bringt, ob meine Freundin frei
Soll werden, oder ewig Sklavin bleiben muß.
Sagarifiio.
Was iſt ſomit dein Wunſch?
| Zorilus.
Du kannſt auf ewig mich
Zu deinem Freunde machen. i
Sagariſtio.
Auf was Art?
Zoxilus.
Wenn du
Zwolfhundert Drachmen 10) mit verſchaffſt, wofür id) fte
Loskaufen kann. In drei, bier Tagen ſpäteſtens
Erhältſt du ſie zuruck. Wohlan denn, ſei ſo gut
Und hilf mir aus der Noth.
Sagariſtio.
Wie biſt du nur ſo keck,
Du Unverſchämter, daß du ſolche Summe Gelds
Von mir verlangſt? Wenn ich mich ſelbſt mit Haut und Haar
Verkaufte, löst' ich kaum, was bu von mit begehrſt:
Vom Bimoſtein willſt bu Waſſerin), ber ſelbſt lechzt vor Durſt.
| Zoxilus.
So gehſt du mit mir um?
14
Sagariſtio.
Was ſoll ich thun?
Toxilus.
Du fragſt?
Entlehn' es anderswo.
Sagariſtlo.
Das kannſt du ſelber thun.
Toxilus.
Iſt ſchon geſchehn, doch trieb ich nirgends Etwas auf.
Sagariſtio.
So will denn ich mich umthun, ob mir Jemand borgt.
Zorilus.
Du haſt es ſchon bereit.
Sagariſtio.
Hätt' ich's im Hauſe, gleich
Wurd' ich es dir verſprechen. Was ich thun kann, iſt,
Daß ich mich drum bemühe. |
Torilus.
Geh' es, wie es will,
Komm' wieder zu mir.
Sagariſtio.
Suche nur du auch; ich will
Das Gleiche thun, und find' ich Was, erfährſt du's gleich.
Zoxrilus.
Ich bitt' und bitte wiederholt: erweiſe mir
Den Freundesdienſt.
Sagariſtio.
Du bringſt mir noch den Tod durch dein
Verdrießlich Weſen.
15
Toxrilus.
Meine nicht, der Liebe Schuld
Iſt's, wenn dir mein Geſchwätz langweilig wird.
Sagariſtio.
Ich will
Nun meines Weges gehn.
Toxrilus.
Du gehſt ſchon? Geh' mit Glück
Und komm' ſo bald, als möglich, wieder! Daß ich nur
Nicht lange nach dir ſuchen muß! Ich bleib' indeß
Ju Haus, bis ich des Kupplers Unheil ausgekocht.
(Beibe geben ab.)
Zweiter Auftritt.
Saturio titt auf.
Auf meinem often, langgewohnten Nahrungsweg
Verbleib' ich, wandle feſt drauf, und mit größtem Fleiß
Bild' ich ihn aus. Denn meine Ahnherrn allzumal
Sind bid unb fett geworden durch Schmarotzerkunſt.
Mein Vater, Groß⸗, Urgroß⸗, Ururgroßvater, mein
Guck⸗ und Urguckahn zehrten, wie die Mäuſe, ſtets
Von frember Koſt; ſie wurden am Gefräßigkeit
Von Keinem übertroffen, drum auch führten ſie
Den Namen „Eiſenſtirn“!“). Bei dieſem Broderwerb
Bleib' ich und nehme meiner Ahnherrn Platz nun ein.
Angeberei iſt meine Sache nicht; es iſt
Verwerflich, Andrer Gut ohn' eignes Riſico
Sich anzueignen. Wer das thut — ich ſag' es frei —
Iſt nicht min Mann. Was Aundres iſt's, wenn Einer e$
Mehr dem gemeinen Beſten, als dem eigenen
Vortheil zu Liebe thut, da kann man immerhin
Zugeben, daß er als eim treuer Burger ſich
Und braver Mann benahm. Angeber mußten mit
16
Dem Staat bie Hälfte [Strafgeld] geben!9), unb id) fügt
Auch ben Artikel bem Geſetze nod) hinzu:
„Wenn ein Denunziant an Jemand ſich vergreift,
„So ſei dem Angegriffnen gleiches Recht gewährt.“
Geſchähe das, ſo zeigte bald ſich Keiner mehr,
Der durch ein Klaglibell nach fremdem Gute fiſcht.
Doch, iſt's nicht dumm von mir, um Staatsaffären mich
Zu füntmern, als gäb's nicht Behörden, bie dafür
Zu ſorgen haben? — Nunmehr will ich da hinein,
Mich nach dem Speiſereſt von geſtern umzuſehn,
Ob er ausruhen durft', ob nicht, ob er vielleicht
Am Fieber litt, ob Alles gut war zugedeckt,
Daß Niemand druber kommen fomnte. — Doch, die Thür
Geht auf, da halt' ich noch ein Weilchen mich zurück.
Dritter Auftritt.
Der Vorige. Toxilus.
Toxilus.
'8 ift Alles fo beſtellt, daß um ſein eignes Geld
Der Kuppler heut das Mädchen noch freikaufen muß.
Doch, ſiehe ba, ber Paraſit!), deß Hilfe mir
So nöthig iſt; ich ſtelle mich, als ob ich ihn
Nicht ſähe, fo Tod? id) ben Mann.
— (Gr ruft im ba8 Haus hinein:)
Beſorgt mir's feim
Und macht, ſo ſchnell ihr könnt, damit, komm' ich hinein,
Ich nicht lang warten muß. Du, mad ben Meth zurecht,
Und du die Quitten und die Frucht des Linſenbaums.
Laß Alles in den Schüſſeln wohl erwärmen ſich,
Und thu' auch Calmus dran! Mein Helfershelfer wird
Mit Nächſtem ſich einſtellen.
Saturio Goll greube:)
Schön; da meint er mich.
DDD)
| B —— —
*
11
Torilus.
Vermuthlich kommt er friſch gewaſchen aus dem Bad.
Saturio.
Wie der ſo haarklein Alles weiß!
Toxrilus Wieber in's Qaus hinein:)
Die Nudeln auch
Und die Paſteten macht recht ſaftig, bringt ſie nicht
Halbfertig auf den Tiſch.
Saturio.
Der hat die Sache los!
Roh ſind fie Nichts, im Saft verſchlingt mon fte [mit Luſt)];
Auch muß bie Nudelbrüh' bid ſein, mie Gerſtenſchleim:
Nichts taugt das Dünne, Magere, SDurdjfid)tige,
Gehaltreich muß bie Brüuhe ſein, ich will fie ja
Nicht für bie Blaſe, ſondern für ben Magen.
Sorilus.
Wer
Spricht hier in meiner. Nahe?
Saturio.
O, mein Jupiter
Auf Erden! Dein Tiſchfreund iſt's der den Gruß dir beut.
Zorilus.
Ganz wie gerufen kommſt du mit, Saturio.
Saturio.
Das iſt 'ne Luge, ſteht bir nicht gut am; bem als
Hungurio bim ich ba, nicht als Satturio 15),
Torilus.
Du kriegſt zu eſſen: drinnen raucht die Pfanne ſchon
Für deinen Magen; was von Speiſen übrig blieb,
Ließ ich an's Feuer thun.
Plautus. Der Perſer. 2
18
Saturio.
Jedoch den Schinkenreſt
Bringt man am andern Tage kalt.
gorilus.
So iſt's beſtellt.
Saturio.
Gibt's auch Was in der Lake?
ZToxrilus.
Ah! das fragſt du noch?
Saturio.
Ja, du verſtehſt vollkommen, was gut leben heißt.
Zoxilus.
Doch, weißt du auch, wovon ich geſtern mit dir ſprach?
Saturio.
Sa wohl: mam ſoll Muränen unb Meerale mie
Warm machen, denn viel beſſer klaubt man ſolche kalt.
Allein, weßhalb verſchieben wir bie Schmausſchlacht nod) ?
Fruühmorgens ſchon ſetzt fid) ber lrechte]j Mann au Tiſch.
Zoxilus.
Es ift nod) gar au früh. |
Saturio.
Die Arbeit, bie mom [rib
Begonnen, gebt ben ganzen Tag gut vom ber anb.
, . &orilus.
Ich bitte bid), merl' auf, denn geftert hab' id) bit
Das (don erzählt unb bid) gebeten, bafj bu mir
Zwölfhundert Drachmen lehnungsweiſe geben [olljt.
Saturio.
Gar wohl erinnr' ich mid, daß bu barum mid) batſt,
19
linb baf id) bit'$ nicht geben konnt'. Ein Paraſit,
Der Geíb tm Haus Bat, ift ein. Unding: im Moment
$£üm' ihn bie Luſt, ein. Gaſtmahl anguftellen, an...
linb bom bem Geinen, menm er Was im Beutel Dat,
Zu fdfemmen. Ein Gdjmaroger von ber üdjten Art
aft fid jum Volk ber Gynifer; ma8 er haben muf,
Das ijt: Oelfläſchchen, Badeſtriegel, Trinkgeſchirr,
Pantoffel, Mantel, Beutel, und in letzterem
Gin Bißchen Vorrath, daß er mit bem Nöthigſten
Der Seinen Daſein friſten kann.
Torilus.
Ich will kein Geld,
Nur deine Tochter überlaſſe mir.
Saturio.
Noch nie
Hab' ich fle Jemand Überlaſſen.
Torilus.
Nicht ju ben,
Was bu bir porftellft, will idj fie.
Saturio.
Wozu denn ſonſt?
Toxilus.
Erfahr' es denn: weil ſie ſo hübſch und artig iſt.
Saturio.
Das ift fle in ber That auch.
Zoxrilus.
Jener Kuppler kennt
So wenig dich, wie deine Tochter.
Saturio.
Niemand weiß
Etwas von mir, als Der, der mir zu eſſen gibt.
2 *
20
Zoxilus.
So iſt's, und darum kannſt du mir auf dieſem Weg
Zu Geld verhelfen.
Saturis.
Herzlich gern.
Torilus.
Laß bea fie mich
Saturio.
Cie verkaufen? Du?
Loxilus.
| Nicht bed; id ſchieb
Ginen Andern bor, bet fie verkauft, ber fid) für fremb
Ausgibt; ber $üuppler ift bor faum fedj$ Monden evjt
Aus 90tegata !9) hierher gekommen.
Saturio.
Verkaufen.
Bei dem Ding
Verdirbt der Speiſereſt; das kann ja ſpäter noch
Geſchehen.
Soriíus.
Weißt but was? Du biſt gang falſch baram:
Heut kriegſt du Nichts zu eſſen, eh' du mir verſprichſt
Zu thun, was ich verlange; wenn du nicht ſo ſchnell
Als möglich deine Tochter herholſt, ſtreich' ich dich,
Beim Hercules! aus unſrer Tiſchgenoſſenſchaft.
Was mun? Was iſt's? Was ſagſt bw? Was ift dein Entfchluß?
Saturis.
Verkaufe, wenn du magſt, mich ſelber noch dazu,
Nur thu's erſt, wenn ich ſatt bin.
Toxilus.
Was du Willens biſt,
Das ſetze friſch in's Werk.
21
Saturio.
Ich thue, was du willſt.
Zoxilus.
Schon gut. Verliere keine Zeit mehr, geh' nach Haus,
Belehr' und unterrichte deine Tochter ſchlau,
Was ſie zu ſagen hat: wo ſie geboren ſei,
Wer ihre Eltern waren, wo man ſie geraubt.
Doch muß ſie den Geburtsort weit weg von Athen
Angeben und dabei auch weinen.
Saturio.
Sei nur ſtill;
Die iſt dreimal verſchlagner, als du's nur verlangſt.
Toxrilus.
Das hör' ich gern. Doch, weißt du, was dir weiter noch
Obliegt? Schaff' einen Kaftan mir ſammt Gürtel an,
Auch Reiſekleid und Hut, was Jener haben muß,
Der an ben Kuppler ſie berfaujt.
Saturio.
Das macht ſich gut.
Zoxrilus.
Als ob's ein Fremder wäre.
Saturio.
Trefflich!
Toxilus.
Ebenſo
Muß deine Tochter als Ausländerin geputzt
Erſcheinen.
Saturio.
Aber vo nehm' ich bie. Kleider bec?
22
Toxrilus.
Som Gatberobbermalter!7): herleihn muß ſie ber,
Dazu ſind fie von bem Aedilen 19) angeſchafft.
Saturio.
Sie ſollen gleich zur Stelle ſein. Allein ich weiß
Von all dem Nichts.
Toxilus.
Durchaus Nichts; denn, ſobald das Geld
In meinen Händen iſt, ſprichſt du ſie unverweilt
Vom Kuppler fur dich an.
Saturio.
Sie ſei ſein Eigenthum,
Hol' id) fle nicht urplötzlich ab.
Serius.
Geh' mm an's Werk!
Indeſſen muß mein Burſch zu meinem Liebchen gehn:
„Sie ſolle gutes Muthes bleiben; heute noch
Werd⸗ Alles ausgeführt.“ — 38 fima vie au lang.
(ev gegen Beide ab.
Jueiter &&t
Erſter Auftritt.
Sophoclidisca unb femnifilenr.
Sophotlidisca.
‚Es wäre mehr als gnug, menn bu ber albernſten,
Vergeßlichſten, einfältigſten Perſon ſo oft
Vorpredigteſt; mid) darfſt bu nicht für fo bornirt
23
Und tüfpijd) halten. Wenn idj audj mein Cidj(üddjen Wein
Gern trinke, hab' ich dennoch mich nicht dran gewöhnt,
Mit zu verſchluden, was mir aufgetragen wird.
Du ſollteſt, denk' ich, mich und meine Weiſe nun
Hinreichend kennen: bin ich doch im fünften Jahr
Bereits üt deinem Dienſt. Der $ufuf ſelber, ging'
Gr [o lang im bie Schule, müfte, meiner Treu',
Schon fertig leſen fónnen, unb bu Daft bi8 jett
Mein Weſen nodj nidjt fennem fernen, Dültít mid) mod)
Für eut unmündig Kind. Bringſt du's nidjt über bid,
Zu ſchweigen, Lehren mir zu geben? Weiß ich es
Auswendig und handgreiflich doch: du biſt verliebt,
Elend verliebt, dein Herz iſt übervoll davon.
Nun ja, ich will ſchon machen, daß es ruhig wird.
Lemuiſelene.
Unglüucklich ift, mer liebt.
Sophoclidisca.
Und wer nicht liebt, der iſt
Wahrhaftig gar Nichts. Was gilt dem das Leben noch?
(Semnifelene geht ab im das Haus.)
Nun will ich gehn und meiner Frau Befehle thun,
Damit durch mein Bemühn ſie ſchnell in Freiheit kommt.
Ich will mid) nach dem Torilus umſehn, ſein Ohr
Mit dem belaſten, was mir aufgetragen ward.
Zweiter Auftritt.
Sophoclidisca (bei €ite). Toxilus unb Pãgnium.
Torilus (gt Pagnium:)
Sft bir mm Alles klar unb deutlich? Haſt bu dir's
Gemerkt und wohl behalten?
fpágnium.
Beſſer, als bu ſelbſt,
Der mich's gelehrt.
24
Toxilus.
Das ſagſt bu mir, Spitzbube?
Pugnium.
Ja,
Das ſag' ich.
ZTorilus.
Nun, was hab' ich denn geſagt?
Pügnium.
Es wird
Recht angebracht bei ihr.
gogilus.
Du weit e8 flder nidi.
Pägnium.
Was gilt die Wette, daß ich Alles gründlich weiß?
Toxrilus.
Ich wette, daß du nicht mit dir im Reinen biſt,
Wie viel an deiner Hand du heute Finger haſt.
Pägnium.
Herzhaft, wenn das Verſpielen dir Vergnügen macht.
gering.
Wir mollen lieber Frieden alten.
Pügnium.
Nun, ſo laß
Mich gehn.
Zoxilus.
Das thu' ich gern und heiß' es dich ſogar;
Nur richte dich ſo ein, daß du zu Hauſe biſt,
Wenn ich dich dort vermuthe.
Pügnium.
Soll geſchehn. (ec will gehen.)
25
Torilus.
Wohin?
Puägnium.
Nach Haus, damit, wenn du mich dort vermutheſt, ich
Auch wirklich dort bin.
Zoxrilus.
Galgenſtrick von einem Burſch!
Und barum friegít-bu auch ein Trinkgeld.
Pugnium.
O, ich weiß,
Daß mam bei Sklaven immer mur bon Freiheit ſpricht
Und der Gebieter niemals ſich dazu verſteht,
Daß treuem Dienſt der Richter ſeine Ehre gibt.
Lorilus.
Geh' nur!
fügnium.
Sw lobſt gemig mid nod.
Sorilns.
Dieß Schreiben Diet
(ib am emmijefene ſelbſt ab, Pagnium,
Und richte dabei aus, was ich dir anbefahl.
Sophoelidisca (für ſich)
Was ſäum' ich noch, zu gehn, wohin man mich geſchickt?
Pugnium.
, Raegins.
Geh' nur! Ich will nad Hauſe. Laß
Dir dieſe Sache beſtens anempfohlen ſein;
Mach' eifig bid) davon. (uAb.)
Pũugnium.
Das iſt ja, wie's der Strauß
Jetzt will ich fort.
26
Sm Cireus madt!9) Nun ift ec [don in's Haus finem.
Doch, wer ift bie Perſon, bie mir entgegentommt ?
Dritter Auftritt.
Pagnium. Sopboclibisca.
Sophotlidista.
Das iſt ja Pagnium.
vãgnium.
Sophoclidisca it'8,
Die Eigenmagd von der, zu der man mich geſchickt.
Sophoclidista.
Man ſagt, ein größrer Spitzbub'. als ber Burſche ba,
Ci heut zu Sag nicht auf ber Welt. Ich red' ifm am.
Sügnium.
An dieſem Riegel bleib' id) hangen.
Sophotlidisca.
Pãgnium,
Mein ſußer Junge, fei gegrüft! Wie geht es bir?
Was treibſt du?
vãgnium.
Mit mir iſt die Huld der Himmliſchen.
Sophotlidisca.
Nicht auch mit mir?
Wenn
Zum
2
Pugnium.
Wenn ich ſo ſpreche, wie du's werth biſt, ſprech' ich gut,
Nicht ſchlecht.
Sophoclidisea.
Was machſt du?
Pugnium.
Gegenüber ſteh' ich dir
Und ſchau' ein ſchlechtes Wennin an.
Qopboclibisca.
Gin fdjfimmrer Burſch,
Als bu, fam weit unb Dreit noch nie mir zu Geſicht.
ignium.
Was thu' id) Schlechtes, unb mem reb! ijj Schlechtes nad?
Copforlibisea.
Qinem Jeden, ber in Wurf bic kommt.
gügniu.
So Bat nod) nie
Qin Menſch bon mir geurtfeilt,
Cophoclibisca.
Aber alle Welt
Weiß es.
Heida!
Pägnium.
Sophotlidista.
Heida!
Pãgnium.
Du miſſeſt Andere
Nach deinem eignen Maß.
Sophoclidisea.
Ich gebe gerne zu,
28
Daß idj jo Din, wie mam in eine8 Kupplers Haus
Sein mu.
Pägnium.
Und damit hab' ich ſchon genug.
Sophoclidisea.
Doch du
Geſtehſt du, daß du, was ich von dir halte, biſt?
fpágnium.
3d) thät' e8, menn ich's wäre.
Sophotlidisea.
Geh', du haſt gefiegt.
Paãgnium.
Sophoclidisca.
Wo gehſt bu Bin? Darüber gib
Auch du kannſt gehn.
Mir Auskunft.
Pugnium.
Wohin bu?
Copboclibis$ca.
Steh' Red'; id) Babe bid)
Zuerſt gefragt.
Pãgnium.
Und doch erfährſt du's nachher erſt.
Copbeclibifce.
Nicht weit vom Bier fübrt mid) mein Weg.
Bügniwm.
Und ebenfo
Der meine midj midjt weit, |
Sophoelidisca.
denn, Taugenichts?
29
Pagnium.
Erfahr' ich's nicht zuerſt von dir, ſo wirſt du nie
Von mir erfahren, was bu miffen willſt.
Sophotlidista.
Furwahr,
Hor' ich's nicht erſt von dir, erfährſt du's heute nicht.
Viguium.
Sophoelidiea.
Im Ernſt? |
VPignium.
Spitzbübin du!
Sophoelidisea.
Du Galgenſtrick!
Im Ernſt?
gágniutt.
Das muß ich fein. |
Sophotlidisea.
Ich aber nicht.
Pugnium.
Was ſagſt du da?
So bleibt's denn ausgemacht, daß ich nicht wiſſen ſoll,
Wohin dein Weg geht?
Sophoelidisca.
Bleibſt du wirklich drauf beſtehn,
Mir zu verbergen, wo du dich hinwenden willſt?
Pũgnium.
Du gibſt auf Gleiches Gleiches heim. Geh' deines Wegs,
Wenn deiner Sache du ſo ſicher biſt. Es liegt
Mir Nichts daran, es zu erfahren. Lebe wohl!
30
Qopbeclibifca.
Bleib' ba!
Pägnium.
Ich bin preſſirt.
Sophotlidisca.
Ich wahrlich ebenſo.
Pũgnium.
Was haſt du vor?
Sophoclidisca.
Was du?
fpügniutt.
Gar Nichts.
Sophotlidisca.
So reiche mir
Die Hand.
gügnium.
Iſt das bie anb?
Sophotlidista.
Wo iſt die andere,
Die linke, mein' ich, die ſo ferm im Stehlen iſt?
Pugnium.
Die blieb zu Hauſe. Sieh, ich habe ſie nicht bei mir.
Sophoclidisſsta (mit Pagniums Hand betaſten).
Du haſt Was vor.
Pagnium.
Ruühr' mid) nicht an, du Allerwelts⸗
Ausgreiferin!
Sophoclidista.
Und war' id) mum verliebt in bid?
91
Pãgnium.
Verlorne Müh'!
Sophoelidisca,
Wie ſo?
Pugnium.
Die Liebe geht in Wind,
Liebſt Einen bu, ber keinen Dank dafür bir weiß.
Sophoclidista.
Bei Zeit muß ein fo hubſch Geſicht unb junges Blut
Vergnügen ſuchen, daß, menn einſt bein. aar ergraut,
Du nicht auf immer ein gemeiner Sklave bleibſt.
(Sie hebt Pägninm in bie Höthe:)
Du wiegſt ja noch nicht achtzig Pfund.
Pugnium.
In dieſem Dienſt
Gibt Dreiſtigkeit weit mehr den Ausſchlag, als Gewicht.
Doch, ich verliere dabei meine Muhe nur.
Sophoclidisca.
Warum?
Pũgnium.
Weil ich der Meiſterin Lehren geben will.
Doch, damit komm' id) nicht bom Platz. (eEr wit gehen.)
Sophoclſlidisca.
So bleibe doch!
Pügnium.
Du wirſt mir läſtig.
Sophoclidista.
Und will's bleiben, bis ich weiß,
Zu Wem du willſt.
Pugnium.
Zu Euch.
92
Sophoclidistca.
Und, wahrlich, ich zu Euch.
füguium.
Was twillft bu ba?
GCopfocfibisca.
Was geht c8 bid) an?
Pũugnium.
Umgekehrt
Kommſt du nicht weiter, bis ich's weiß.
Sophotlidises.
Du ärgerſt mich.
Sügnium.
Mag fei. Wahrhaftig, nie bringft bu'8 mit aller Müh'
Dahin, bag beime Bosheit über meine gebt.
Sophoclidisca.
Mit dir um Bosheit ſtreiten iſt ein jämmerlich
Geſchaft.
fpügnium.
Und du biſt foídje ſchlechte Waare bod.
Sophotlidisea.
Was iſt's denn, das bu fuürchteſt?
Pügnium.
Eben das, was du.
Sophoclidista.
So ſage, was es iſt.
Pägnium.
Nicht eine Seele ſoll's
Von mir erfahren; alle Stumme brächteſt du
Weit eher noch zum Reden.
33
-
Sophoelidisea.
Mir iſt ebenfalls
Streng aufgegeben, Niemand Etwas zu vertraun;
Eh'r ſollten alle Stumme reden. Weißt du was?
Wir geben uns das Wort und trauen uns ſodann.
fpügnium.
Weiß fdon: das Hurenvolk berbienet inSgemeln
Gar wenig Gíauben; ſelbſt eim Waſſernixchen miegt
Noch mehr, als Hurenwort.
| Sophoelidisca.
O ſag', ich bitte dich!
Pagnium.
O ſag', ich bitte dich!
Sophotlidista.
Laß doch dein Bitten ſein.
fpágnium.
Recht gern.
Sophoelidista.
Behalt's bei dir.
Pägnium.
Und du verſchweig' es auch.
Sophoclidista.
So bleibt's verſchwiegen.
Paãgnium.
Bleibt geheim.
Sophoelidista.
An deinen Herrn,
Den Torilus, ſoll ich dieſen Brief beſtellen.
Plautus. Der Perſer. 8
.84
Pugnium.
Geh';
Er iſt zu Haus. Ich aber bringe deiner Frau,
Lemniſelene, dieß verſiegelte Billet.
Sophoclidista.
Was ſteht darin?
Pägnium.
Wenmn du es nicht weißt, geht dir's juſt
Wie mir; verliebte Redensarten, denk' ich wohl.
Gopfeclibiéca.
Nun will id) gehn.
Pügnium.
Ich ebenfalls.
Sophotlidisca.
Glück auf ben Weg! (meibe ab.
Vierter Auftritt.
Sagariſtio.
Dem guterreichen, allgepriesnen Jupiter,
Dem Sohn ber $Op8?9), bem hocherhabnen, mächtigen,
Dem Maännerherrſcher, welcher Hoffnung, Geld unb Gut
Und Hilfe ſpendet, opfr' id) freudig meinen Dank
Nach Würden, weil er mir [o freundlich dieſes Geld
Gewährte, das ich meinem Freund nun leihen kann,
Der deß ſo ſehr bedarf. Was mir im Traume nicht
Beikam, was ich nicht ahnte, nie für möglich hielt,
Das fällt mir jetzt fo gleichſam aus ben Wolken zu.
Es Bat mein Herr mich nämlich nach Gretria ?!)
Geſchickt, ihm Ochſen für's Geſpann zu kaufen dort.
Cr gab mit ſauch gleich] Geld mit, denn am Siebenten,
Sagt' er, ſei Markt daſelbſt. Der Narr vertraut mir Geld
Und kennt bod) meine Sinnesart. Ich weiß das Geld
9o
Gang anders angubringen: Ochſen gab e8 nid
Ju faufen; mum Degli! id meinen Freund bamit
linb will tad) Herzensluſt mir fefoft aud) güt(id thun.
Auf fang hinaus joll mir's an dieſem einen Tag
Wohl ſein. Patſch! patſch! wird's zwar auf meinen Rücken gehn,
Doch, das macht Nichts. Ich will aus dieſem Beutel jetzt
Die jochgerechten Ochſen meinem Freund zulieb
Herausſpazieren laſſen; denn das eben iſt
Der Spaß, menn man die alten, dürren, ſchäbigen
Geizhälze, bie das Salzfaß jamumt bem Col bem Knecht
Verfiegeln, tuchtig zwidi. Es sierf ben Mann, wenn er
Die rechte Seit erſpüht. — Was kann er mir viel thun?
Mich peitſchen, feſſeln laſſen? Thu' er's immerhin;
Nur glaub' ec nicht, au ſeinen Füßen mid) zu ſehn.
Weh' im! Sur mich erſinnet ev. nichts Neues mehr,
Ich bin in allen Waſſern ſchon gewaſchen. — Doch,
Seh' ich nicht Pägnium da, den Burſch des Torilus?
Fünfter Auftritt.
Ber Vorige. Pagnium.
Vagnium.
Der Auftrag, ben mam mir gegeben, ift. vollbracht;
Ich eile nun nach Haus.
Gagatiftio.
Halt, Pagnium! Biſt bu and
Preſſirt, nur auf ein Wort.
Pãgnium.
Kauf' erſt dir Einen, der
Dir zu Befehl ſteht.
Sagariſtio.
Bleib'!
Pagnium.
Wie wurd' id) erſt gequält,
g*
36
Wenn idj bir Ctra. fdju(bete, ba bu. don jett
Cim folder Quälgeiſt bift.
Gagariftio.
So ſchau' bod um bid, Schuft!
Puügnium.
Ich kenne meine Jahre ??): dieſen dank's, bag bu
Mich ungeſtraft darfſt ſchimpfen.
Sagariſtio.
Wo iſt Torilus,
Dein Herr?
Pägnium.
Wo's ihm beliebt; er fragt doch dich nicht erſt ?
Sagariſtio.
Sagſt bu mir's nicht, Hallunk'?
Pugnium.
Ich ſag': ich weiß es nicht,
Sagariſtio.
Was? Du ſchimpfſt den Aelteren?
Pãgnium.
Du haſt's zuvor verdient, drum leid' es; meines Herrn
Inſtruction heißt: Sklav' im Dienſt, im Reden frei.
Sagariſtio.
Sagſt bu mir nicht, mo Toxrilus iſt?
Pägnium.
Ich fage: geh'
Sagariflio.
Heut noch wallt man dich mit Stricken durch.
Du Ulmenamboß.
Zum Henker!
9i
$ágnium.
Wohl beinetmegen, Hundsfott? wahrlich, hätt' id) bid)
Selbſt in's Geſicht geſchlagen, hätt' ich keine Furcht,
Du Luderbein!
Sagariſtio.
Man ſieht den Hurenbalg dir an!
ipágniuut,
Der bin id). Was gebt bid) ba8 an? Doch bin idj'6 nicht
Umſonſt, mie bit.
Sagariſtio.
Wie frech!
Pägnium.
Auch dieſes geb' ich zu,
Denn id) darf hoffen, [tel zu werden, aber bu
Niemals.
Sagariſtio.
Kannſt bu das Schimpfen gat nicht laſſen?
Pugnium.
Du
Bringſt ſelbſt ja das nicht über's Herz, was du verlangſt.
Sagariſtio.
Pack' bid) aum Henker!
Pägnium.
Und du dich nach Hauſe; dort
Iſt Was für bid) parat.
Sagariſtio.
Holt man mich vor Gericht?
fpügniun.
Das wunſch' idj nidjt; wür[t (ieber bu im Kerker [djon
38
Gagatiftio.
Wie ſo?
Pügnium.
Was gibt's?
Sagariſtio.
Du Lotterbube willſt mid) ſchmähn?
Paugnium.
Das wird doch wohl erlaubt ſein, daß dich, der du ſelbſt
Blos Sklave biſt, ein andrer Sklave ſchimpfen darſ.
Sagariſtio.
So? ſo? Gib Acht; dir geb' ich Was.
gügnium.
Dru haſt ja Nichts.
Sagariſtio.
Gleich ſollen alle Götter mich und Göttinnen
Verderben, wenn ich, wie ich dich erwiſche, dich
Nicht niedermaulſchellire.
Pügnium.
Bin ich doch dein Freund,
Drum wünſch' ich, daß bir werde, was bu mir gewollt.
Du mich zu Boden ſchlagen? nächſtens wird man dich
Am Kreuz aufpflanzen.
Sagariſtio.
Bei den Göttern all! Du weißt,
Was' ich nod) weiter ſagen wollte; doch, id) kann
Die Zung' im Zaume halten. Gehſt du endlich fort?
Pãgnium.
Du kannſt mich leicht fortbringen, denn zu Hauſe wird
Mein Schatten ſchon geprügelt. ca.)
Sagariſtio.
Möchten dieſen Kerl
39 .
Die Götter alf berberben unb bie Göttinnen!
(eid) einer Beſtie, bie am Boden kriecht, ift er
Zweizüngig umb ber Bosheit volf, Wie bin ich [rof,
Daß er davon iſt. Aufgemacht! Doch ſiehe, da
Kommt eben der, nach dem ich mich ſo ſehr geſehnt.
Sechster Auftritt.
Sagariſtio. Toxilus unb. Sophoclidisca.
Torilus (zu Sophoclidisca:)
Sag' ihr, ich hätte meinen Geldquell ſchon bereit;
Sie ſolle gutes Muthes ſein, ich liebe ſie
Von ganzem Herzen; wenn ſie heiter ſei, nur dann
Könn' id) aud) heiter ſein. Du weißt doch, was id) bit
Zu melden auftrug; haſt du's gut im Kopf?
Sophoctlidisca.
| Es fipt
So feft in mir, Schweinsleder kann nidjt fefter fein.
Toxilus.
Geh' ſchnell nach Haus! (Sophoclidisca ab.)
Sagariſtio.
Nun gibt's 'nen grandioſen Spaß:
Mit eingeſtemmten Armen und den Mantel ſtolz
Umwerfend, tret' ich bei ihm ein.
ZToxilus.
Wer ſteigt daher,
Gleich einem Henkelkrug?
Sagariſtio.
Großartig räuſpr' ich mich.
Sorilus.
Das ift ja Gagariftio! tyreunb, wie gebt'8, mie (te5t'8?
Was madt mein Auftrag? Iſt ein Hoffnungsſchimmer ba?
40
Sagariſtio.
Nur Ber! Es ſcheint, es kann wohl ſein; fo komm' bod) Der!
Erinnre mich nur erſt daran.
Zoxilns.
Was blaht fid) hier
lim deinen Hals29)7 |
Gagariftio.
's ift ein. Geſchwür; nut nidjt gebrüdt!
Senn, mie e8 ungejdjidt berührt wird, tDut e8 weh.
Toxilus.
Wann haſt du's denn bekommen?
Sagariſtio.
Heute.
Torilus.
Laß es doch
Aufſchneiden.
Sagariſtio.
Nein; ich fürcht', es ift zum Schneiden nod)
Nicht reif genug, dann ſchmerzt es nur noch heftiger.
S opilus.
Laß mid) ben Schaden bod beſehn.
Sagariſtio.
Geh' mir hinweg
Und nimm dich vor dem Horn in Acht.
Toxilus.
Was Horn?
Sagariſtio.
Es ſind
Zwei Ochſen hier in meinem Beutel.
44
gSorilus.
Laß fie bod)
Heraus; fie könnten Hungers ſterben, menn bu fie
Nicht weiden [üfft.
Sagariſtio.
Ich fürchte nur, ſie möchten ſich
Verlaufen und nicht wieder in den Stall zurück
Zu bringen ſein.
Torilus.
Ich. hole ſie, ſei gutes Muths.
Sagariſtio.
Ich will dir traun und ſie dir überlaſſen. Komm'
Hierher mit mir. Hier iſt das Geld, um das du mich
Unlängſt gebeten.
Torilus.
Hor' ich recht?
Sagariſtio.
Mein Herr hat mich,
lim Ochfen einzukaufen, nach Eretria
Geſchickt, und nun iſt dein Haus mir Eretria.
Torilus.
Du ſprichſt ganz allerliebſt. Ich will dir eheſtens
Das ganze Geld ohn' allen Schaden wiederum
Erſtatten, denn ich habe ſchon mein Trugſyſtem
So eingerichtet, daß der Kuppler um das Geld
Geprellt wird.
Sagariſtio.
Deſto beſſer.
Toxrilus.
Und mein Maädchen muß
Frei werden, und er ſelber muß das Geld hiezu
42
Freiwillig geben. — Komm' jegt: bein. Hilfe tut
Mir noth.
Sagariſtio.
fBerfüge nad) Belieben über mich. (mue ab.)
Dritter Akt.
Erſter Auftritt.
Saturio unb fais, letztere als Perſerin verkleidet.
Saturio.
Bekomm' es mir unb bir und meinem Magen wohl,
Daß nun und nimmer ihm die Nahrung mangele
Und über Allem Ueberfluß noch übrig fei: —
Go foíge denn, mein Kind, mit mit ber Götter Huld.
lim "a8 ſich s handelt, weißt du, haſt dir's wohl gemerkt,
Ich habe meinen ganzen Plan dir mitgetheilt;
Zu dieſem Zweck hab' ich dich ſo hercasgeputt;
Heut wirſt du, Kind, verkauft.
Lais.
Mein Vater, ob du gleich
So eifrig fremden Tafeln nachgehſt, wirſt du doch
Die Tochter nicht verkaufen deinem Bauch zulieb?
Saturio.
Was wäre das, wenn lieber ich um Attalus',
Um Konig philpps willen ?5) bid) verlaufen wollt',
Als meinetwillen, da du doch die Meine biſt?
Leais.
Hältſt du für deine Sklavin, ober Tochter mich?
43
Saturio.
Für das, was meinem Magen beſſer convenirt.
Ich habe dir, — ſo denk' ich — zu befehlen, nicht
Du mir.
fais.
— 9a, SSater, biefe Macht beſitzeſt bu;
Doch, ift aud) kärglich unſer Haushalt nur beſtellt,
Iſt ſtill und ehrbar leben immer vorzuziehn;
Denn wenn zur Armuth aud) noch Schande fich geſellt,
Wird jene ſchwerer, ſchwächer aber Glaub' und Treu.
Gaturio.
Du ärgerſt mid).
Lais.
Das thu' ich nicht, auch glaub' ich nicht,
Daß ich dich ärgern werde, wenn ich, ob auch jung,
Den Vater zur Rechtſchaffenheit ermahne. Denn
Die Feinde machen unſern Ruf woeit ſchlechter nod),
Als dieſer wirklich iſt.
Saturio.
Sie mogenis thun und ſich
Zum Qenfer packen. All' unb jede Feindſchaft ſteht
Nicht höher bei mir, als wenn einen leeren Tiſch
Man vor mich ſtellt.
Lais.
Der Menſchen Schande, Vater, iſt
Unſterblich, lebt auch dann noch fort, wenn man ſie langſt
Geſtorben glaubet.
Saturio.
Fürchteſt bu denn wirklich, daß
Ich dich verkaufe?
Lais.
Nein, mein Vater, aber ſchon
Das geht mir wider, wenn man nur dergleichen thut.
44
ESaturio.
Dein Sträuben iſt umſonſt: mein Wille muß geſchehn,
Der beine nicht. Was ſoll das ſein?
Lais.
Bedenke nur,
Mein Vater: Hat ein Herr mit Strafe ſeinem Knecht
Gedroht, und unterbleibt ſie auch: wie jener nur
Jur Peitſche greift unb dieſer fid) entkleiden muß,
Was iſt das für ein Jammerbild! So geht's auch mir:
Geſchieht mir auch in Wahrheit Nichts, ſo fürcht' ich's doch.
Saturio.
Es iſt ja doch kein Weib, kein Mädchen Etwas werth,
Die mehr verſtehn will, als den Eltern es gefällt.
Lais.
Ja freilich iſt kein Weib, kein Mädchen Etwas werth,
Die ſchweigt, wenn ſie verkehrte Dinge ſehen muß.
Saturio.
Nimm dich in Acht, das rath' ich als das Beſſ're dir.
Lais.
Doch, wenn ich mich in Acht nicht nehmen darf? Was dann?
Ich will, daß du in Acht dich nimmſt.
Saturio.
Bin ich denn ſchlecht?
Lais.
Das biſt bu nicht, auch dürft' ich es nicht ſagen; mut
Daran iſt mir gelegen, daß auch Andere,
Die's dürfen, es nicht ſagen ſollen.
Satu rio.
Meinethalb
Kann Jeder ſagen, was er will, ich gehe drum
Von meinem Gag nicht ab,
45.
ais.
Doch, dürft' id, voie idj will,
Dann ſollteſt bu mehr klug, als thoricht handeln.
Saturio.
Mir
Beliebt's nun ſo.
Lais.
Ich kann dir dein Belieben nicht
Verwehren, aber könnt' ich's, macht' ich, bag es bir
Nicht ſo beliebte.
Saturio.
Wirſt bu deinem Vater bid)
Geom zeigen, oder nidt?
Lais.
Ich werd' es, ja!
Saturio.
Du weißt doch noch, was ich dir aufgab?
Lais.
Alles noch.
Saturio.
Daß bu geſtohlen wurdeſt?
—— fuis.
Wuf das Haar.
Saturio. |
Und aud)
Wer beine Gítern waren? |
' Lais.
Ich vergaß es nicht.
Du zwingſt mich, wider Willen ſchlecht zu werden, doch
Sieh zu, wenn du mich einmal willſt verehlichen,
Daß dieſer Handel nicht die Heirath hintertreibt.
25 |
Saturio.
Schweig', Närrin! Siehſt du nicht, wie jetzt die Menſchen ſind?
Daß man bei jedem Ruf ſich leicht vermählen kann?
Iſt nur die Mitgift da, dann wird kein Laſter mehr
Als Laſter angeſehn.
Lais.
Das eben wolleſt du
Bedenken, daß bei mir die Mitgift fehlt.
Saturio.
Laß mich
Das nicht noch einmal hören, bu fei'ſt mitgiftlos;
Der Götter Huld unb meinem Ahnen ſei's gedankt,
Es liegt für dich eim hübſches Heirathsgut daheim.
Ich habe Bücher, einen ganzen Wagen voll;
Spielſt bu bei unſerm Planchen deine Rolle gut,
Kriegſt bu ſechshundert Späff' als Heirathsgut, unb amat
Nur attiſche, nicht einen ſicilianiſchen 26):
Mit dieſer Mitgift nimmt bid) ſelbſt ein Bettelmann.
Lais.
C führe mid) denn immer fin, wohin id) ſoll,
Verkaufe midj, thu' mit mir, Vater, was bu willjt.
Saturis.
Das iſt doch ein vernünftig Wort: ſo folge mir.
Lais.
Du haſt mur gu befehlen, ich gehorche dir. Geide ob.)
Zweiter Auftritt.
| Dordalus.
Was wird mein Nachbar jetzt wohl thun, der eidlich mir
Verſprochen, heut das Geld zu zahlen? Zahlt er nicht,
Bevor der Tag verſtrichen iſt, hab' ich mein Geld,
4t
Cr ſeinen Schwur verloren. — Doch, bie Thüre Dat
Geknarrt; wer kommt heraus?
Dritter Auftritt.
Der Vorige. Torilus.
Toxrilus (ruft in's Qaus hinein:)
Beſorgt mir drinnen das!
Bald komm' ich wieder heim.
Dordalus.
Wie lebt man, Torilus?
Toxilus.
Du Hurenhaus⸗Kloak, du vollgepißter Miſt,
Du Straßenkoth, Schweinkerl, Hundsfott, Meineidiger,
Auswurf des Volks, Geldhabicht, voll von Geiz und Neid,
Erzſchelm, Erzdieb, Erzſchuft! Dreihundert Verſe nicht
Genigten, herzuzühlen, was bu Schändliches
Verübt. Verlangſt du Geld? Hier, Schandkerl, haſt du Geld!
So halt' es doch recht feſt; hält'ſt du's auch wirklich feſt?
Bring' ich's dahin, Dreckſeele, daß du mir das Geld
Abnimmſt, bu, der du mir mur gegen (Gib unb Schwur
Zu borgen wagteſt?
Sordalus.
Laß mich Athem holen erſt,
Damit ich dir auf deine Reden dienen kann.
Erhabner Maun des Volks, ber Sklavenkniffe Stall,
Freikäufer aller Huren, Feſſelnfeiler, bu
Tanzboden für bie Peitſche, Mühlencoloniſt,
Du ew'ger Knecht, Landſtreicher, Vielfraß, Schlemmer, Dieb,
Gib mir das Geld, gib her das Geld, du Lumpenkerl!
Kann ich das. Geb nicht kriegen? (Gt, ſo gib mir's doch!
Warum gibſt bu mein Geld mir nicht? Schämſt bu dich nit?
Der Kuppler heiſcht von dir, du Knecht mit Haut und Haar,
48
Das (Geb, womit bu deinem Schatz bie Freiheit kaufſt;
Die ganze Welt ſoll's hören.
Torilus.
Schweig', ich bitte dich!
Beim Wetter, du beſitzſt ein tüchtig Mundorgan.
Dordalus.
O ja, zum Dank iſt meine Zunge wie gemacht:
Man gibt das Salz mir um den gleichen Preis, wie dir;
Schützt ſie mich nicht, kriegt ſie kein Salz zu lecken mehr.
| Torilus.
Nun legt mein Zorn ſich. Darum nur war ich dir bös,
Weil du mir Geld zu borgen dich geweigert haſt.
Dordalus.
Das wär' auch ſonderbar, wenn ich dir borgete,
Daß du mir's machteſt, wie die Wechsler um und um,
Die, wenn man ihnen borgt, vom Markte ſchneller noch
Wegrennen 26), als der Haſe, den im Circus man
Aus bem Behaltniß ſpringen läßt. |
Torilus.
Da nimm!
Dordalus.
Gib her!
(Gr nimmt ben Beutel.)
Toxrilus. i
Zwolfhundert Drachmen findeſt [it bent Beutel] du,
Vollwichtig, wohlgezählt. Gib nun das Mädchen frei
Und bring im Augenblick ſie her.
Dordalus.
Gleich iſt ſie da.
(Er beſteht das Gelb.)
F weiß nicht, mem ich's aum Probiren geben ſoll ?).
49
Toxilus. x
Du bift wohl gat in Sorge. ejfet Qünben bu
Das Geld vertrauen ſollſt?
Dordalus.
Es iſt ein eigen Ding,
Daß jetzt die Wechsler raſcher von dem Markte ſich
Wegmachen, als eim Rad im Lauf herum fid) brebt.i
Toxrilus.
EU burd) bie 9tebengüfidjen grab bem Markte zu,
46 aß deſſelben Weges durch den Garten mir
ädchen kommen.
me
Dordalus.
Allſogleich.
Torilus.
Doch, daß es nur
Kein Aufſehn macht.
Dordalus.
Natürlich, mit Behutſamkeit.
Torilus.
Und morgen ſoll (ie opfern gehn ?5).
Dordalus.
Iſt ganz am Platz.
Torilus.
Derweil du daſtehſt, könnteſt du zurück ſchon ſein. (Dordalus ab.)
Vierter Auftritt.
Toxilus (auein).
Wer eine Sache klug und mit Bedacht betreibt,
Dem pflegt ſie auch gehörig von der Hand zu gehn,
Plautus. Der Perſer. 4
50
Das Geldeiner Sven, mie Einer eim Geſchäft beginnt,
Die gauckt audj das begonnene bem Ziele gu.
2t ſchlechte Kerl führt Alles ſchlecht aus, was et thut,
Wogegen es dem Guten immer gut gelingt.
Mit kluger Ueberlegung hab' ich dieß Geſchäft
Begonnen, darum glückt es auch, ich bin's gewiß.
Nun ſpann' ich um den Kuppler heut ein Netz herum,
Woraus ſich loszuwinden er nicht wiſſen ſoll.
(Er ruft in das Haus hinein:)
He, Sagariſtio, komm' heraus und bringe mir
Das Mädchen, nebſt dem Brief, den ich dir zugeſtellt,
Den du von meinem Herrn aus Perſien mir gebracht.
Fünfter Auftritt.
Der Vorige. Sagariſtio mit £ais, beide perſiſch gekleidet.
Sagariſtio.
Bin id) nicht expebit?
Soriíus.
Potz Tauſend, füniglid)
Saft bu dich herſtaffirt! Wie bie Tiare bit
So allerliebſt zu deinem Anzug ſteht und wie
Famos bem fremden Fuüßchen bie Sandale paßt!
Doch, habt ihr eure Rollen auch gut einſtudirt?
Sagariſtio.
Kein Tragiker ift, kein Komiker beſſer einſtudirt.
Torilus.
Das heiß' ich einmal wacker helfen! Aber jetzt
Entferne dich und tritt beiſeit' und bleibe ſtill;
Wenn du ſodann mich mit dem Kuppler ſprechen ſiehſt,
Dann wird es Zeit zu kommen ſein. Nun ſchnell hinweg!
(Gehen nach verſchiebenen Seiten ab.)
61
Vierter Akt.
Erſter Auftritt.
Dordalus.
Der Menſch, dem huldvoll zugethan die Götter ſind,
Zieht ſtets Gewinn von ihnen. So erſpar' ich mir
Von heut' am Tag für Tag zwei Brode; denn bie Magd,
Die bisher mir gedient, iſt nun die Seinige:
Er hat ſie freigekauft; von heut' an ſpeiſet ſie
An fremdem Tiſch, kein Bißchen ſchmeckt ſie mehr bei mir.
Ein braver Kerl, ein wackrer Bürger bin ich doch!
Ich hab' Athen, bie größte Stadt, heut größer mod)
Gemacht unb fie gemehrt um eine Bürgerin.
Und, o! wie zeigt' ich heute ſo freigebig mich,
Wie Vielen lieh ich Geld ganz ohne Sicherheit,
Ich traute Jedem auf fein Wort unb fürchte nicht,
Daß Einer, dem ich lieh, es mir abſchwören wird.
Von heut will ich des Wohlthuns mich befleißigen,
Was nie geſchehn noch iſt und nie — geſchehen wird.
Zweiter Auftritt.
Der Vorige. Torilus kommt aus dem Hauſe.
Torilus.
Den lock' ich heute pfiffig in mein. Netz: bereits
Iſt's über ihm geſpannt. Friſch dran! Was machſt du, Freund?
Dordalus.
Ich borge.
Torilus.
Woher, Dordalus?
Vordalus.
Ich borge dir.
4*
52
Torilus.
Die Götter ſei'n mit deinen Wünſchen. Haſt bu ſchon
Mein Maoͤdchen freigegeben ?
Dordalus.
Nun, ich ſage ja:
Ich borge dir, ich borge dir.
Zoxilus.
So ſiehſt du denn
lim eine Freie reicher bid).
Dordalus.
Du bringſt mich um.
Ich ſage doch: ich borge dir.
Sorilus.
Sag's ehrlich: ijt
Sie ſchon in Freiheit?
Dordalus.
Qe! zum Prätor auf ben Markt
Und frage den, wofern du mir's nicht glauben willſt;
Cie ift in Freiheit, ſag' uj; hörſt du nimmermehr?
| Torxilus.
Der Himmel ſegne dich! Von nun an möge dir,
Sowie den Deinen, Alles ſtets nach Wunſch ergehn.
Dordalus.
Geh', ſchwöre nicht; ich glaube dir ſchon ſo.
Toxilus.
Doch, wo
Iſt deine Freigelaſſ'ne jetzt?
Sotbelus.
Bei bit,
53
Torilus. |
Wie? Was?
Bei mir?
Dordalus.
Ja, ja, ſie iſt bei dir, behaupt' ich feſt.
Torilus.
Sei ſo mit mir der Götter Huld, als dir dafür
Die Fülle Guts von mir zu Theil nod) werden ſoll.
Ich Babe bisher emen Umſtand mod) geheim
Vor dir gehalten, den du jetzt erfahren ſollſt:
Du wirſt daraus den allergrößten Nutzen ziehn
Und meiner dich mit Dank erinnern lebenslang.
Dordalus.
Laß deinen Segensworten Segensthaten nun
Zu Hilf' auch kommen: längſt verlangt mein Ohr darnach.
Toxilus.
Du haſt's um mich verdient, daß dir auch meinerſeits
Gefälligkeit erwieſen wird, und daß du weißt,
Ich fei dazu bereit, nimm dieſen Brief und lies.
Dordalus.
Was geht der mich an? .
Torilus.
Sehr viel, und er kann dir auch
Von Nutzen ſein. Aus Perſien hab' ich eben ihn
Von meinem Herrn erhalten.
Dordalus.
Wann?
Torilus.
Vor Kurzem erſt.
54
Dordalus.
Was ſteht darin?
Toxilus.
Das frag' ihn ſelbſt, er wird es dir
Erzaählen. |
Dordalus.
Nun, ſo gib ihn her.
Torilus.
Allein du mußt
Ihn laut vorleſen.
Dordalus.
Schweig, ſo lang ich leſe.
Torilus.
i Nicht
Ein Wort red' ich darein.
Dordaluß qies:)
„Es beut dem Toxilus
„Und ſeinem ganzen Haus Trimarchides ſeinen Gruß.
„Wenn ihr euch wohl befindet, freut es mich; ich bin
„Wohl auf, betreibe mein Geſchäft und mache mir
„Dabei eim hübſches Geld. Acht Monde wenigſtens
„Vergehn noch, eh' ich an die Heimkehr denken kam;
„Der Umſtand, ber zurück mich hält, ift folgender:
„Die Perſer haben lkuürzlich] Eleuſipolis,
„Eine alte, ſchätzereiche Stadt Arabiens,
„Erobert, und nun ſoll die Beute, die ſie dort
„Gemacht, verſteigert werden. Dieſes iſt der Grund,
„Der mich bis jetzt noch ferne von der Heimath hält.
„Den Ueberbringer dieſes Briefs nimm gaſtlich auf
„Und geh' auch ſonſt mit Rath und That ihm an die Hand;
„Verſchaff' ihm, was er braucht; er hat in ſeinem Haus
„Mir ſehr viel Ehr' erwieſen.“ — Was geht alles das
55
Mich, ober mein Gefdüft au, was bie 9Berjer unb
Sein Herr betreiben. mögen?
S orilus.
Schweig, bu. Narrenmaul,
Du weißt nicht, was dir Guts bevorſteht; ungeſucht
Steckt bir das Glück bie Fackel auf, bie zum Gewinn
Dir leuchten ſoll.
Dordalus.
Wo ift das Glück, das sum Gewinn
Mir leuchten ſoll?
Torilus (auf ben Brief deutend:)
Der weiß es, frage den; ich weiß
So viel, wie du, nur daß ich's früher las. Doch, nun
Lies weiter, du erfährſt's dann.
Dordalus.
Richtig, ſei nur ſtill.
gogilus.
Sept fommft bu an bie Celle, bie bid) int'vejftrt.
Dordalus (iest:)
„Der Ueberbringer dieſes Briefes bringt zugleich
„Ein wunderſchönes, freigebornes Mädchen mit:
„Sie ward geraubt und kommt tief aus Arabien.
Sei ihm behilflich, daß er ſie verkaufen kann;
» Allein der Käufer muß dabei das Riſico
Selbſt übernehmen, Niemand ſteht für ruhigen
„Beſitz und ungeſtörtes Eigenthum ihm gut.
„Sorg' auch, daß er das Kaufgeld blank und baar bekommt,
„Und halte deinen Gaſt in Allem gut. Leb' wohl!“
Torilus.
Nun, da du weißt, was auf dem Wachs geſchrieben ſteht,
Glaubſt du mir wohl?
56
Dordalus.
Wo iſt der Fremde, der den Brief
Gebracht hat?
Toxrilus.
Demnächſt, glaub' ich, ſtellt er hier ſich ein,
Er holt das Mädchen aus dem Schiff.
Dordalus.
Ich gebe mich
Nicht gern mit Streitigkeiten und verwickelten
Geſchäften ab. Was hab' ich denn davon, mein Geld
So wegzugeben? Was nützt eine Waare mir,
Wenn der Beſitz nicht ſicher iſt?
Toxilus.
So halte doch
Dein Maul! Nie hätt' ich dich für ſolch ein Nachtgeſchirr
Gehalten. Iſt dir etwa bang?
Dordalus.
Ja, mir iſt bang.
Schon oft hab' ich's erfahren, und es wäre nicht
Das erſte Mal, daß ich in ſolchem Dreck geſteckt.
Toxilus.
Ich ſehe da Nichts von Gefahr.
Dordalus.
Mag richtig ſein,
Allein mir iſt nun einmal bang.
Torilus.
Mir iſt ja Nichts
Daran gelegen; dir zu Liebe ſagt' ich's nur,
Um dir zuerſt Gelegenheit zu geben, ſie
Nutzbar zu kaufen.
51
Dordalus.
Danke ſchön; doch halt' ich es
Für hübſcher, daß durch Andre du, als Andere
Durch dich zur Einſicht kommen.
Torilus (ironifó :)
Daß nidjt Ciner gar
Tief au8 ber Barbarei fte zu verfolgen kommt!
Am End' entſchließeſt bu bid) bod.
Dordalus.
Ich muß zuerſt
Torilus.
Nicht mehr, als billig. — Doch, da kommt
Der Fremde, der den Brief gebracht, uns ganz erwünſcht.
Dordalus.
Die Waare ſehn.
Iſt der es?
Serius.
Sa, ber. ijt'8.
Dordalus.
Und jenes Mädchen dort
Iſt die Geraubte?
Torilus.
Davon weiß ich grad ſo viel,
Wie du; dem Anſchein nach. Doch, wer ſie immer ſei,
Sie ſieht recht ehrbar aus.
Dordalus.
Ja, ja, das Lärvchen ijt
So übel nicht.
Toxilus (fir ſich:)
Wie ſie der Hund herunterſetzt!
($«u:) Laß uns ſtillſchweigend fie betrachten.
58
Dordalus.
Bin dabei.
Dritter Auftritt.
Bt Vorigen. Sagariſtis unb fais (bie beiden legteren in perfiſcher Trachh.
Sagariſtis qu 2282
Was meinft bu? Iſt Athen nicht eine prüdjtige
7o 77 6t?
fais.
Ich Babe bío8 das Aeußere
t geſehn, bie Menſchen ſind mir unbekannt.
Zorilus (ju Dordalus:)
ſich nicht gleich Anfangs ganz vernunftig aus ?
Dordalus.
in ihren erſten Worten eben nicht
feit finben.
Torilus.
Sahſt du denn nicht ſelber, daß
t durch ihre Mauer ſtark befeſtigt ift?
Lais.
Bewohner gut geſittet ſind, iſt ſie
ter Meinung toob[ befeſtigt; menn aus ifr
Staatsbetrug, Habſucht permiejen finb,
vet Neid, bie Amtserſchleichung fünften, bie
ing fechstens und ber Meineid ſiebentens.
Torilus Gen Dordalus ftojenb:)
Lais.
len8 Faulheit, neuntens Ungerechtigkeit
oas am ſchwerſten auszurotten — zehentens
"mifernt mam bie nicht, ſind zu ihrem Schutz
adert Mauern nicht genug.
59
Toxrilus.
Was ſagſt bu mun?
Dordalus.
Was ſoll's damit?
Toxilus.
Zu dieſer Zehner⸗Compagnie
Gehörſt du ſelbſt, auch dir gebührt's, daß man von hier
Dich fortjagt.
Dordalus.
Weßhalb denn?
Toxilus.
Weil du meineidig biſt.
Dordalus.
Das Madchen ſprach nicht eben ſchlecht.
Toxrilus.
Ich ſage dir,
Das gibt 'nen profitabeln Handel. Kaufe ſie!
Dordalus.
Furwahr, je mehr ich fie betrachte, befto mehr
Gefällt (ie mir.
Zoxilus.
Wenn du — bei den Unſterblichen! —
Sie kaufſt, biſt du der reichſte Kuppler weit und breit;
Du kannſt, ganz wie es dir beliebt, von Haus und Hof
Die Leute treiben, mit den allererſten Herrn
Kriegſt du zu thun, nach deiner Gunſt begehren ſie
Und ſuchen deinen Tiſch.
Dardalus.
Ich aber laſſe fie
Nicht ein.
56
Dordalus.
Wo iſt der Fremde, der den Brief
Gebracht hat?
Toxilus.
Demnächſt, glaub' ich, ſtellt er hier ſich ein,
Er holt das Mädchen aus dem Schiff.
Dordalus.
Ich gebe mich
Nicht gern mit Streitigkeiten und verwickelten
Geſchäften ab. Was fab id) denn davon, mein Gelb
Go wegzugeben? Was nützt eine Waare mir,
Wenn der Beſitz nicht ſicher iſt?
Toxilus.
So halte doch
Dein Maul! Nie hätt' ich dich für ſolch ein Nachtgeſchirr
Gehalten. Iſt dir etwa bang?
Dordalus.
Ja, mir iſt bang.
Schon oft hab' ich's erfahren, und es wäre nicht
Das erſte Mal, daß ich in ſolchem Dreck geſteckt.
Toxilus.
Ich ſehe da Nichts von Gefahr.
Dordalus.
Mag richtig ſein,
Allein mir iſt nun einmal bang.
gorilus.
Mir iſt ja Nichts
Daran gelegen; dir zu Liebe ſagt' ich's nur,
Um dir zuerſt Gelegenheit zu geben, ſie
Nutzbar zu kaufen.
51
Dordalus.
Danke ſchön; doch halt' ich es
Für hübſcher, daß durch Andre bu, als Andere
Durch dich zur Einſicht kommen.
Toxilus (ionifó :)
Daß nidjt Giner gat
Tief au8 bert Barbarei fle zu verfolgen kommt!
Am End' entſchließeſt du dich doch.
Dordalus.
Ich muß zuerſt
Toxilus.
Nicht mehr, als billig. — Doch, da kommt
Der Fremde, ber ben Brief gebracht, uns gang erwünſcht.
Dordalus.
Die Waare ſehn.
Iſt der es?
Zoxrilus.
Ja, der iſt's.
Dordalus.
Und jenes Mädchen dort
Iſt die Geraubte?
Toxrilus.
Davon weiß ich grad ſo viel,
Wie du; dem Anſchein nach. Doch, wer ſie immer ſei,
Sie ſieht recht ehrbar aus.
Dordalus.
Ja, ja, das Lärvchen ijt
So übel nicht.
Toxilus (für f:
Wie fle ber Hund herunterſetzt!
(8eut:) Laß uns ſtillſchweigend (ie betrachten.
58
Dordalus.
Bin dabei.
Dritter Auftritt.
Bie Vorigen. Sagariſtio unb fais (bie beiden letzteren in perſiſcher Tracht).
Sagariſtio Qu Lais)
Was meinſt du? Iſt Athen nicht eine prächtige
Und reiche Gtabt?
Lais.
Ich habe blos das Aeußere
Der Stadt geſehn, bie Menſchen ſind mir unbekannt.
Toxilus (zu Dordalus:)
Spricht ſie ſich nicht gleich Anfangs ganz vernünftig aus?
Dordalus.
Ich kann in ihren erſten Worten eben nicht
Viel Weisheit finden.
ZTorilus.
Sahſt du denn nicht ſelber, daß
Die Stadt durch ihre Mauer ſtark befeſtigt ijt?
Lais.
Wenn die Bewohner gut geſittet ſind, iſt ſie
Nach meiner Meinung wohl befeſtigt; wenn aus ihr
Untreue, Staatsbetrug, Habſucht verwieſen ſind,
Viertens der Neid, die Amtserſchleichung fünftens, die
Verlaumdung ſechsſstens unb ber Meineid ſiebentens.
Horch! Toxilus (ben Dordalus ſtoßend:)
or
Lais.
Achtens Faulheit, neuntens Ungerechtigkeit
Und — was am ſchwerſten auszurotten — zehentens
Bosheit: entfernt man die nicht, ſind zu ihrem Schutz
Selbſt hundert Mauern nicht genug.
59
Toxrilus.
Was ſagſt du nun?
Dordalus.
Was ſoll's damit?
Toxrilus.
Zu dieſer Zehner⸗Compagnie
Gehörſt bu ſelbſt, aud) bit gebührt's, daß mam von hier
Dich fortjagt.
Dordalus.
Weßhalb denn?
Toxrilus.
Weil du meineidig biſt.
Dordalus.
Das Moͤdchen ſprach nicht eben ſchlecht.
Toxrilus.
Ich ſage dir,
Das gibt 'nen profitabeln Handel. Kaufe ſie!
Dordalus.
Fuürwahr, je mehr ich (le betrachte, deſto mehr
Gefällt fie mir.
Toxilus.
Wenn du — bei ben Unſterblichen! —
Sie kaufſt, biſt du der reichſte Kuppler weit und breit;
Du kannſt, ganz wie es dir beliebt, von Haus und Hof
Die Leute treiben, mit den allererſten Herrn
Kriegſt du zu thun, nach deiner Gunſt begehren ſie
Und ſuchen deinen Tiſch.
Dardalus.
Wt cin Ich aber laſſe fie
ibt ein.
60
Toxrilus.
Dann ſingen ſie bei Nacht dir vor der Thür,
Verbrennen dir die Schwelle. Laß daher dein Haus
Durch eiſerne Thorflügel ſchließen; ſchaffe dir
Ein Haus von lauter Eiſen an; von Eiſen laß
Thürſchwellen, Schloß unb Riegel machen, daß ma bir,
Wenn du zu ſehr das Eiſen ſparſt, nicht eiſerne,
Maſſive Ketten um bie eignen Fuße legt.
Dordalus.
Zum Henker du!
Toxilus.
Geh', folge mir und kaufe ſie.
Dordalus.
Wußt' id) nur erſt, was er für fte verlangt.
Toxilus.
Soll ich
Ihn rufen?
Dordalus.
Ich will ſelber hin.
Toxrilus Gu Gagarifito :)
Was machſt du, Freund?
Sagariſtio.
Da bin ich nun und bringe jenes Mädchen mit,
Von der ich neulich ſprach. Das Schiff iſt geſtern Nacht
Im Hafen angekommen; gerne möcht' id) ſie
Verkaufen, wenn es möglich ijt; wenn aber nid,
So will ich möglichſt eilig wieder fort von hier.
Dordalus.
Sei glücklich, junger Mann!
Sagariſtio.
Das bin ich, wenn ich ſie
Zum wahren Werth verkaufen kann.
601
Siorilus.
fBringít bu fie nidt
An dieſen füufer gut am, geht's bei einem. fonjt.
Sagariſtio.
Biſt du ein Freund von ihm?
Toxrilus.
Wie's alle Götter ſind,
Die in dem Himmel wohnen.
Dordalus.
Dann biſt du gewiß
Mein Feind; denn nie noch war ein Gott ſo gnädig, daß
Der Kupplerzunft er hold war.
Sagariſtio.
Nun zur Sache: willſt
Sm Ernſte bu fle kaufen?
Dordalus.
Wenn im Ernſt du ſie
Verkaufen willſt, iſt mir's auch mit dem Kaufen Ernſt;
Doch, wenn dir's nicht preſſirt, preſſirt auch mir es nicht.
Sagariſtio.
So biet' einmal, mach' einen Preis.
Dordalus.
Die Waar' iſt dein,
Das Bieten iſt an dir.
Toxilus.
Ganz richtig.
Sagariſtio.
Willſt du gut
Einkaufen?
62
Setbalus.
Willſt bu gut verlaufen ?
Sogilus.
Meiner tei,
Das wollen Beide!
Dordalus.
Herzhaft alſo: mach' den Preis.
Sagariſtio.
Vorerſt bemerl' ich, bag bir Niemand für den Kauf
Gut ſteht. Verſtehſt du?
Daordalus.
Wohl. So ſprich dich aus: was iſt
Das Aeußerſte, wofür ich fie bekommen fann?
Toxrilus. |
Schweig, [d)meig, bw bift wahrhaftig gar au kindiſch-dumm!
Dordalus.
Wie ſo?
Weil bu zuvörderſt bei bem Mädchen bid)
Befragen müfteft, was zur Gadje ſonſt geürt.
Dordalus.
Das war kein ſchlechter Rath von dir, beim Hercules!
Schau, ſchau, da hätt' ich, ſchlauer Kuppler, faſt im Netz
Mich fangen laſſen, wenn du nicht zugegen warſt.
Wie gut iſt's, bei Geſchäften immer einen Freund
Zu Rath zu ziehn.
Torilus.
[rag] nad Geſchlecht und Vaterland,
Und welchen Eltern ſie entſtamme, daß du ja
Nicht ſagen kannſt, du habſt unüberlegt, auf mein
63
Anrathen fie. gefauft.
(Zu &agariftto :)
Verſchlägt bit'8 Nichts, f laf
Den füuppler ett paar Worte mjt ijr eben.
Sagariſtio.
Gern;
Ganz wie es ihm beliebt.
Toxilus (ju Dordalus:)
Was ſtehſt du? Geh' doch hin
Und frag' ihn ſelbſt, ob er dir die Erlaubniß gibt,
Von ihr herauszuforſchen, was du wiſſen willſt.
Zwar hat er Vollmacht in der Sache mir ertheilt,
Allein id) ſah' es lieber doch, bu wendeteſt
Dich ſelbſt an ihn, daß er gering nicht von dir denkt.
Dordalus.
Du haſt gang Recht. (gu Sagariſtio) Fremdling, id) möchte dieſe ba
Gern Etwas fragen.
Sagariſtio.
Meinetwegen was du willſt,
Vom Boden, bis hinauf zum Himmel.
Torilus.
Heiß ſie denn
Zu mir hertreten.
Sagariſtio (u Lais:)
Geh', thu', was er haben will.
(Zu Dordalus) Sm frage, forſche nach Belieben.
Toxilus (yu Dordalus:)
Friſch voran!
Nur ſiehe, daß mit guter Vorbedeutung du
Beginnſt.
Dordalus.
Die Vorbedeutung iſt nicht zweifelhaft.
64
Toxrilus.
Still jetzt; geh' zu! Ich führe ſie zu dir.
Dordalus.
Wohlan;
Doch ſo, wie du's für unſre Zwecke dienlich altft.
Sorilus.
Komm' mit; fier ijt fle, toenn bu fie ausfragen willſt.
. Dordalus.
Doch hätt' ich gern, du bliebeſt da.
Sogilus.
Das kann id) nicht;
Ich muß, nach meines Herrn Befehl, dem Fremden hier
Zu Dienſten ſein. Wenn der nun meine Gegenwart
Nicht gerne ſähe?
Sagariſtio.
Bleibe nur!
Toxilus.
Ich helfe dir.
Dordalus.
Sw hilfſt bir ſelbſt, wenn du bem Freund zu Hilfe kommſt.
Toxilus.
Nun frag'. (8s Lais: Und bu paſſ' auf!
Lais.
Nun iſt's des Redens gnug.
Zwar bin ich Sklavin nur, doch kenn' ich meine Pflicht,
Auf alle Fragen wahrheitstreu, ſo gut ich's weiß,
Auskunft ihm zu ertheilen.
Toxilus.
Kind, der Mann iſt recht.
Jal
05
— — — j
Lais.
Ich glaub'6.
Torilus.
Bei dem wirſt du nicht lange Sklavin ſein.
Lais.
Das hoff' ich, thun nur meine Eltern ihre Pflicht.
Dordalus.
Laß dich's nicht wundern, wenn nach deiner Heimath wir
Und deinen Eltern uns bei dir erkundigen.
Lais.
Wie ſollte das mich Wunder nehmen, lieber Mann?
Verbot mir doch die Knechtſchaft, mich zu wundern, daß
Ich elend bin.
Toxilus Geiſeite:)
Daß dich das Wetter! Die iſt ſchlau
Und abgeſchlagen, hat das Herz am rechten Fleck;
Sie weiß auch, wie man ſprechen muß.
Dordalus.
Wie nennſt du dich?
Toxilus (beiſeite:)
Wenn ſie ſich nur jetzt nicht verſchnappt!
Lais.
Profitchen war
Daheim mein Name.
Sopilus.
Name, mie Bedeutung, ijt
Schon Etwas wert. Die faufít bu bod)? (megee) Mir mor
ſo bang,
Sie möchte ſchwedern, bod) fie Dat & gut gemadt.
Plautus. Der Perſer.
66
Dordalus.
Wenn ich dich kaufe, wirft bu jum „Profitchen“ auch
Mir werden, deß bin ich gewiß.
S ogilus.
Senn bu fie faujft,
So glaub id) nidjt, bag fle aud) nur ben laufenden
Monat in deinen SDien[ten. bleibt.
Dordalus.
Das wäre recht!
Toxilus.
So gib bir Mühe, bag bu deinen Wunſch erreichſt.
Geiſeite:) Bis jetzt Dat fle nod) nicht fallirt.
Dordalus Qu Lais:)
Wo wurdeſt du
Geboren?
Lais.
In ber Küch', im Winkel, linker Hand:
So ſagte meine Mutter mir.
Torilus.
Ein Dirnchen, wie
Man's braucht! Die kam an einem warmen Ort zur Welt,
Wo gar oft Ueberfluß an allem Guten iſt.
Geiſeite. Der Kuppler ift mit ſeiner Frag' um bie Geburt
Schön abgefafren: bie ſpielt ihre Rolle gut.
Dordalus.
"me weitre Frage nod): was ift dein Vaterland?
Lais.
Kein andres, als das, wo ich gegenwärtig bin.
Dordalus.
Nicht doch; nach deinem frühern frag' ich.
07
Lais.
Ohne Werth
Iſt Alles, was einſt wat, wenn's nimmer iſt, für mich.
Kannſt bu, nachdem eim Menſch feu geben ausgehaucht,
Noch fragen, wer er war?
Torilus.
So wahr der Götter Huld
Mir werde, das war klug! Fürwahr, fie dauert mid).
Dorvalus.
Nun, Mädchen, gib Beſcheid: was iſt dein Vaterland?
Geſchwind! Was ſchweigſt du immer noch?
Lais.
Mein Vaterland
Will ich dir nennen: Wenn ich hier als Sklavin bin,
Iſt hier mein Vaterland.
Toxrilus (qu Dordalus:)
Gib jetzt dein Fragen auf,
Du ſiehſt, ſie will Nichts ſagen, daß du nicht auf's Neu'
Sie an ihr Elend mahnſt.
Dordalus.
Nicht wahr, dein Vater iſt
Gefangen?
Lais.
Das nicht, aber all ſein Hab und Gut
Ging ihm zu Grund.
Toxrilus.
Die muß aus gutem Hauſe ſein,
Sie ſpricht die Wahrheit nur.
Dordalus.
Wer war ec? Neme mit
Den Namen.
Ü L
88
£ei$.
Wozu jagen, mer ber 9 feme mox?
Set nent man ign wit Fug den JJammermann“ unb mi
Das Jammerteib."
Dardeluß.
Galt ex bei ſeinem Volle Was?
guis.
Kein S9 (nbrer war fo wohl bauen, «e wor beliebt
Bei Sklaven, wie bei Freien.
Zegibus.
Elend magft du wohl
Den Menſchen nennen, wenn er nicht nur ſelbſt zu Grund
Gegangen, ſondern auch bie Freunde wed vexliert.
Dordalus.
Sd) denke wohl, id) famfe fie.
ZTorilus.
Das denk' ich qud.
Darnaluß.
Cie mug aus einem hochgeſtellten Hauſe fein.
Sogilus.
Du mirft burd) fie eim veid)er Mann.
Dordalus.
Der Himmel geb's
Zoxilus.
Lais.
Das ſag' ich bir: ſobald mein Vater hört,
Daß ich mid) hier befinde, wird er allſogleich
Da ſein, mich aus der Fremde loszukaufen.
Kauf' zu!
69
TZoriluo.
Wie?
Dordalus.
Was gibt's denn?
Torilus.
Hörſt bn, was fie ſagt?
Lais (weinend)
Wenn wir auch ſelbſt
Vermögenslos ſind, haben tir bod) Freunde nod.
Dordalus.
Hör' auf zu weinen! Frei wirſt but mit Eheſtem,
Wenn du dich fleißig legſt. — Willſt du die Meine ſein?
| ais.
Das will idj, menn idj'6 war nidt allzu (ange bin.
Zorilus.
Wie ſie ſo gut die Freiheit im Gedächtniß hat!
Das gibt 'nem fetten Biſſen für dich. Was bu thuſt,
Das thue recht. Guf Sagariſtio deutend:)
ch will zu dem nun wieder hin.
(gu sais:) Komm mit! (Bu Sagariſtio:) Hier iſt dein Mädchen wieder.
Dordalus (yu. Sagariſtio:)
Haſt bu fie zu verbaufen Luſt?
Sagariſtio.
Weit größre, als
Junger Mann,
Cie zu verlieren.
gorilus.
Dann mach's kurz und fage, ma
Sie koſten ſoll.
Sagariſtio.
Das will ich tbum, wie bu verlangſt.
Um hundert Minen haſt bu fie?9). |
10
Dordalus.
Das iſt zu viel.
Sagariſtio.
Um achtzig.
Dordalus.
Noch zu viel.
Sagariſtio.
Mein letztes Wort, wovon
Kein Heller abgeht.
Dordalus.
Nun, wie viel? Sag's rund herane
Sagariſtio.
Nimm ſie für ſechzig Minen auf beim Riſico.
Dordalus (zu Torilus)
Was thu' ich nun?
Toxilus.
Von Göttern und von Göttinnen
Mußt du, verruchter Burſche, ganz verlaſſen ſein,
Wenn du nicht eilig einſchlägſt.
Dordalus (zu Sagariſtio:)
Sollſt ſie haben!
ZTorilus (ric ſich:)
Wie ber [o ſchön gebeutelt ift! (emu Gef, Bo ba$ Gelb:
SDreifunbert mürem nidjt zu vie. Das heißt Gewinn!
Sagariſtio.
He bu, zehn Minen kommen [für bie Kleidnng mod
Hinzu!
Dordalus.
Gehn ab, verſteht ſich, kommen nicht hinzu.
14
Toxilus.
Sei ſtill. Siehſt du denn nicht, er ſucht Gelegenheit
Den Handel aufzuheben. Geh' und hol' das Geld.
Dordalus.
Nicht wahr, du gibſt mir Acht auf ihn?
Zoxrilus.
So mache doch,
Daß du hineinkommſt.
Dordalus.
Gleich hol' ich das Geld heraus.
Vierter Auftritt.
Die Vorigen ohne Dordalus.
Toxrilus.
Wahrhaftig, liebes Kind, du haſt dich lobenswerth,
Recht klug und wacker und beſonnen aufgeführt.
Lais.
Was Guten Gutes widerfährt, iſt immerhin
Bedeutungsvoll und angenehm.
Toxilus.
Du, Perſer, horch!
Wenn du das Geld erhalten haſt, ſo laß dich an,
Als gingſt du gleich zu Schiff.
Sagariſtio.
Belehre mich nicht erſt.
Toxilus.
Und durch das Nebengäßchen nimmſt du dann zu miu
Sen Rückheg burd) den Garten.
(315.)
12.
Sagariftio.
Du ſprichſt Dinge, die
Ohn'hin geſchehn.
Toxilus.
Doch, daß du in der Schnelligkeit
Sid) mit bem Gelb nicht in's unrechte Haus begibſi.
Ich warne dich!
Sagariſtio.
Meinſt bu, was bir paſſiren far,
Könn's ebenſo auch mic?
Toxrilus.
Still, ſtill! Die Beute kommt.
Fünfter Auftritt.
Die Vorigen. Dordalus kommt aus bem Qaufe zurück.
Dordalus.
Hier ſind die ſechszig Minen baar, gewichtig Geld;
Vier Drachmen 20) fehlen bran.
Sagariſtio.
Was iſt's mit dieſen vier?
Dordalus.
Die müſſen mir den Beutel zahlen; wenn du ihn
Zurückbringſt, kriegſt bu fie.
Sagariſtio.
Du fürdjteft wohl, bu ſei'ſt
Nicht Kuppler gnug, elender Kerl, infamer Filz,
Und könnt'ſt um deinen Beutel kommen?
Torilus.
Laß ihn doch!
Er iſt ein Kuppler, bei dem iſt Nichts wunderſam.
139
Dotbwlib.
Die Zeichen beuten'8, daß id) Deut. gewinnen mu:
Nichts ift [o ffein, ungerne mur verlör' id) e8.
Stimmt biefe$ Bin! — (dx gibt toit Sen Veutel.)
Sagariflio.
Häng's um ben Hals mic 9 ), menn bu magit.
Dordalub.
Das thu' ich gern.
Sagariftio.
Begehrt ihr ſonſt noch Was von mir?
Was eilſt du ſo?
Sagariſtio.
Ich habe noch Verſchiedenes
Zu thun: muß Briefe, bie mir anbefohlen ſind,
Beſtellen; dann ſoll auch mein Zwillingsbruder hier
Als Sklave ſein: den aufzuſuchen und ihn frei
Zu kaufen will ich Schritte thun.
Torilus.
Du mahnſt mich da
Gerad' an Was: idj habe, dünkt mich, Einen fier
Geſehn, ber bir an Wuchs unb Ausſehn völlig gleicht.
Sagariſtio.
Das wird mein Bruder ſein.
Dordalus.
Moch Eines wußt' id) gern:
Wie nennſt du dich?
Serius.
Ob tir ba8 wiſſen ober nidi,
Was madt e8 uns?
Sagariſtio.
Du ſollſt's erfahren; hör' einmal;
14
Windphrafierus, Jungfernfeilhabonides,
Blaudunſtmacherus, Geldherausklopfonides,
Einmalergreifides, Niewiederlaſſides.
Beim Hercules! da iſt dein Name mannigfach
Umſchrieben.
Sagariſtio.
Bei den Perſern iſt's ſo eingeführt;
Lang und verworren ſind bei uns die Namen. — Steht
Noch ſonſt Etwas zu Dienſt?
Dordalus.
Leb' wohl!
Sagariſtio.
Ihr ebenfalls!
Ich bin im Geiſte ſchon zu Schiff.
Dordalus.
Su hätteſt aud)
Erſt morgen au[ ben Weg bid) madjen unb bei mit
Heut ?(benb ſpeiſen können. — Nun, gefab' bid) wohl!
(Gagariftio geht ab.)
Sechster Auftritt.
Die Vorigen ohne Sagariſtio.
Toxilus.
Nun er hinweg iſt, ſprechen wir ganz ungenirt.
Ein wahrer Glücksſtern iſt dir aufgegangen heut:
Du haſt ſie nicht gekauft, geſchenkt bekamſt bu fte.
Dordalus.
Er weiß am beſten, wie's mit ſeinem Handel ſteht,
Er, der mir die Geraubte auf mein Riſico
15
Verkauft at. Er Bat num ſein (Gelb unb ijt mit fort.
Was weiß id) jegt, ob fie nicht Wer in Anſpruch nimmt?
Wohin ihm nachgehn? Zu den Perſern? Poſſenwerk!
S orilus.
Ich glaubte wirklich, deinen Dank durch dieſen Dienſt
Verdient zu haben.
Dordalus.
Den empfängſt bu, Toxilus;
Ich wußt' es gleich, du nimmſt dich Andrer eifrig an.
Toxilus.
Was ſollt' ich nicht? Geeiſeite) Den Dienſt hab' id) mit ſelbſt
gethan.
Dordalus.
Doch, über dem vergaß ich, drinn im Haus Befehl
Zu geben, was geſchehen ſoll. Indeſſen gib
Du auf das Mädchen Acht.
Zorilus.
Die iſt in guter Hand.
(Dordalus ab.)
fais.
Mein Vater bíeibt nod) immer au8.
Zorilus.
Wie wär's, menn id)
Mich nach ihm umſäh'?
Leais.
's wäre Zeit.
Torilus.
Saturio, he!
Komm doch heraus! Jetzt beut ſich dir Gelegenheit
Ju rächen dich an deinem Feind.
16
Giebenter Auftriti.
Korius. fais. Saturio kommt aus bem. Qaujt.
Gaturis.
Da bin idj ioni
9d fag nidt auf midj warten.
Zorilus.
Gut. Geh' asa beifeit
Und bíeibe vubig. Siehſt bu mit dem Kuppler bam
Mich im Geſpräch, fo ſchlägſt bm Cürm.
Saturio.
Verſtehe ſchon. (ue a5)
Fünfter Akt.
Erſter Auftritt.
Dorbalus. Torilus unb fais.
Dordalus.
Bei meiner Heimkunft hab' ich Alles durchgepeitſcht,
So ſtarrt ber Hausrath und das ganze Haus bon Schmutz.
Toxilus.
Biſt du nun endlich wieder da?
Dordalus.
Bin wieder da.
Zoxrilus.
Gin prächtig Leben hab' id) heute dir verſchafft.
77
[n]
Dordalus.
Go iſt's; nimm meinen Dank bafür.
Sorilus.
Haſt bu noch fonjt
Etwas auj deinem Herzen?
Dordalus.
Daß dir's wohl ergeh'.
Torilus.
SDafür wird ſchon geſorgt, menu ich qu Hauſe bin.
Nun will mit deiner Freigelaſſ'nen ich qu. Tiſch. (Ab.)
Zweiter Auftritt.
Dordalus. fais. Saturio lommt in aller Gile.
Gatuxio.
Dem Schuft blaſ' ich das Leben aus!
3d bis des Tads!
Gaturia.
Das trifft fid) hexrlich: ſieh', ba ſteht er vor bem Haus.
Lais.
Sei hoch willfonmen, Vater!
Satnxio.
Sei willkommen, Kind!
Dordalus.
SO wehe mit, ber Perſer hat mid) ruinirt!
mis.
Das ift mein Vater.
18
Dordalus.
Ih! dein Vater? Was? ich bin
Verloren! Säum' ich Aermſter noch, und heule nicht
lim meine ſechzig Minen?
Gatutio.
3e, br Sündenbock,
Ich bring'$ bafin, baf bu aud) um dich ſelber heulſt.
| Dordalus.
Mit mir iſt's aus!
Saturio.
Marſch, Kuppler, vor Gericht mit mir!
Dordalus.
Was ſoll ich vor Gericht?
Salurio.
Beim Prätor wirft but dort
Es ſchon erfahren. Jetzt nur vor Gericht mit mir!
Dordalus.
Holſt du dir nicht erſt Zeugen?
Gaturio.
Deinetwegen wohl,
Du Schindersknecht? Wo fünnt' id) einen. freien Mann
Beim Ohr erwiſchen 22), ba bu deinen Handel hier
Mit freien Leuten treibſt?
Dordalus.
Gin Wort nur goönne mit.
Saturio.
Ich will nicht.
Dordalus.
Höre mid) bod) an!
19
Saturio.
Fort! ich bin taub.
Vermaledeite Mädchenkatze, folge mir!
Du, folge mir zum Prätor, Kind!
Lais.
Ich bim bereit. (ue a5)
Sritter Auftritt.
(Sm Qintergrumbe bie offene Wohnung be8 opus. Pagnium unb onbere
Sklaven madent Anſtalt zu einem Gaftmable.)
Torilus. Sagariſtio. ſemniſelene. Diener.
Torilus.
Geſchlagen iſt der Feind, der Staat in Sicherheit,
Der Lärm vorbei, ber Friede wieder hergeſtellt;
Kein Krieg iſt mehr, die Sachen all' im beſten Stand,
Das Heer geborgen, unſre Stüutzen ſtehen feft:
Drum bring' ich dir, o Zeus, und euch, ihr Götter all,
Die ihr im Himmel thront und unſre Hilfe war't,
Den wärmſten Dank, weil ich an meinem Feinde mich
Gerächt, wie er's verdient. Nun will die Beut' ich auch
Mit meinen Helfershelfern theilen. Kommt heraus!
Hier vot ber Pfort' unb Thür' erwart' ich freundlich euch.
Bereitet Polſter und was ſonſt noch hergehört!
Vor allen Dingen ſchaffet etwas Waſſer bei,
Denn Alle will ich froh, vergnügt und luſtig ſehn,
Mit deren Beiſtand ich den Streich leicht ausgeführt.
Ein ſchlechter Mann iſt der, der, was man Gutes ihm
Erwies, nicht auch durch Gutes zu vergelten weiß.
Lemniſelene.
Sein Torxrilus, was ſteh' id) fo entfernt bon bit,
Du [o entjermt von mir?
80
Tarilus.
Nun denn, ſo komm' heran,
Komm' und umarme mich.
Lemniſelene.
Da bin ich. Ach, es kann
Nichts Süß'res geben. (ber, liebſtes Herz, matum
Benüutzen wir bie Polſter nicht?
Zoxilus.
| Was dich vergnigt,
Sft Alles auch mein Wunfch.
Lemniſelene.
Mir geht es ebenſo.
Torilus.
Wohlan denn! Nimm bu eben Platz, Sagariſtio!
Sagariſtio.
Das will ich thun; doch, laß den Antheil mir nun auch
Zukommen, den ich mir bedungen.
Zorilus.
Mit der Zeit.
Eagariſtio.
Dieß „mit ber Sei" ift mic zu [pdt.
| Zorilus.
Laß das; nimm Platz!
In Freuden geh' uns heute mein Geburtsteg hin.
Reicht Waſſer füv bie Hande, rückt bem Tiſch heran.
Die Bluthenkrone reich/ ich dir, der Plühenden,
Du biſt heut unſre Königin. Auf, Burſche, laß
Die Becher ſiebenmal umgehn 39). von obenher!
Die Hand gerührtt Flinl, Pagnium! Du reicheſt mix
Die Becher viel gu langſam. Her damit! Auf wein
|
81
Und euec Wohl unb unſrer theuern Freundin Wohl! (ac trinkt.)
Das iſt der langerſehnte Tag, der mir vergönnt,
Daß ich als freies Mädchen dich umarmen darf.
Lemniſelene.
Das dank' ich dir. Wohl Allen uns! Den Becher hier
Reicht meine Hand dir dar, wie's zwiſchen Liebenden
Sich ziemt.
Torilus.
. Gib Ber!
geutnifelene.
Da nimm!
S orilus.
Wohl bem, beg Neid mid) trifft,
linb wohl aud) bem, ber jid) am biejer Freude freut.
(Cie trinfen; aufwartende Sklaven ſchenken ein.)
Vierter Auftritt.
DVordalus erſcheint auf ber Sorberbüjne. Die Vorigen im Hauſe.
Dordalus.
Von allen Menſchen, die da waren, die da ſind
Und fünftig werden fein, bim ich allein beſtimmt,
Zu leben als ber allerunglückſeligſte.
Ich bin verloren, bin vernichtet; nie erſchien
Ein ſolcher Jammertag mir, wie der heutige.
Go gänzlich Bat mich ber Verderber Torilus
Zerſchunden, ſo mir mein Vermögen ruinirt.
Weh mir! einen ganzen Karren Silber warf ich weg
Und habe Nichts bofür. Daß dieſen Perſer bod)
Und alle Perſer und Perſonen insgeſammt
Die Götter mit verderbten! O ich Jammermann!
Das hat mir Toxrilus bereitet. Weil id) ihm
Kein Geld geborgt, hat er mir dieſes Netz geſtellt.
Plautus. Der Perfer.
9
Stagilnf.
Nun benn, fo komm' Beta,
Komm' unb umarme mid.
gemnifeleue,
Da bin id. Ach, es kann
Nichts Suüß'res geben. Aber, liebſtes Herz, warum
Benutzen tir bie Polſter nicht?
Zoxilus.
Was bid) vergrilgt,
Sft Wed auch mein Wunfſch.
gemnifelene.
Mir gebt e8 ebenjo.
LZorilus.
Wohlan denn! Nimm du oben Platz, Sagariſtio!
Sagariſtio.
Das will ich thun; doch, laß den Antheil mir nun auch
Zukommen, den ich mir bedungen.
Torilus.
Mit der Zeit.
Eagariſtio.
Dieß „mit ber Set" it mir zu ſpat.
Zorilus.
faf das; ninun ag!
In Freuden geh' una heute mein Geburtstag hin.
Reicht Waſſer Hv bie Hände, rückt bes Tiſch heran.
Die Bluthenkrone weich/ ich bir, ber Blühenden,
Du biſt heut unſre Königin. Auf, Burſche, laß
Die Becher ſiebenmal umgehn 39). von obenher!
Die Hand gerührt — dint, Pagnium! Du reicheſt mix
Die Becher viel au langſam. Her damit! Auf wein
81
linb ener Wohl unb un[rer tfeuern Freundin Wohl! (c teint.)
Das ijt ber fangerjebnte Tag, ber mir vergönnt,
Daß id a(8 freies Mädchen bid) umarmen darf.
Lemniſelene.
Das dank' ich dir. Wohl Allen uns! Den Becher hier
Reicht meine Hand dir bor, wie's zwiſchen Liebenden
Sich ziemt.
Torilus.
. Gib her!
Lemuiſelene.
Da nimm!
Torilus.
Wohl dem, deß Neid mich trifft,
Und wohl auch dem, der ſich an dieſer Freude freut.
(Sie trinken; aufwartende Sklaven ſchenken ein.)
Vierter Auftritt.
Dordalus erſcheint auf ber Vorderbuhne. Die Vorigen im Hauſe.
Dordalus.
Von allen Menſchen, die da waren, die da ſind
Und kunftig werden ſein, bin ich allein beſtimmt,
Zu leben als ber allerunglückſeligſte.
Ich bin verloren, bim vernichtet; nie erſchien
Ein ſolcher Jammertag mir, wie der heutige.
So gänzlich hat mich der Verderber Toxilus
Zerſchunden, ſo mir mein Vermögen ruinirt.
Weh mir! einen ganzen Karren Silber warf ich weg
Und habe Nichts bafi. Daß dieſen Perſer doch
Und alle Perſer und Perſonen insgeſammt
Die Gütter mir verderbten! O id) Jammermann!
Das hat mit Torilus bereitet. Weil id) ihm
Kein Geld geborgt, hat er mir biet Netz geſtellt.
Plautus. Der Perfer.
82
An's Qreu; laß ij iu ſchlagen unb, jo wahr id) feb",
In Feſſeln werfen, fommt fein Herr nur erſt zurück,
Wie ij e$ hoffe. — ber, was exblid? ich ba?
Sieh, welch Spectalel! Wie bie jeden! — uf bod) Bin.
(6x tritt exf bie Schwelle be& Hauſes ju ber Zechgeſellſchaft.)
Gei (dn qegrigt, mein beſter Rann! Du ebenfalls,
Liebwerthes
Freifrãulein!
Toxilus.
Das iſt ja Dordalus.
Sagariſtio.
Lad' ihn doch ein.
Toxilus.
Komm, wenn du magſt. Auf, laßt uns ihm
Entgegenklatſchen. Sei willkommen, Dordalus,
Du feiner Mann, hier iſt dein Platz, da leg' dich her.
Bring' Waſſer für bie Füße, Burſche, ſpute dich!
Dordalus.
Daß du, Schandkerk, mit keinem Finger mich berührſt,
Sonſt ſchmeiß' ich dich zu Boden.
Pãgninum.
Und ich ſchlage dir
Sogleich das Auge mit dem Becher aus dem Kopf.
Dordalus.
Du willſt noch maulen, Galgenholz, Karbartſchenfeld?
Wie haſt du mich gefoppt, wie mich verwirrt gemacht,
Wie mir mit dieſem Perſer Brei um's Maul geſchmiert!
Toxilus.
Laß dein Geſchimpfe, wenn du klug biſt.
Dordalus.
Aber du,
Freifräulein, wußteſt Alles und haſt mir's verhehlt.
R3
genuifelene.
(6$ wäre Thorheit, ba, mo mam ber Freude febt,
Sn Streit fid) eingulaffeu, — Später fann(t bur ba8
Seit beffer tun.
Dordalus.
Mir kocht's in meinem Innern.
Toxilus (Gu Pagnium:)
Reich'
Ihm ben SBofaf, löſch' ihm, wenn's ihm im Innern kocht,
Die Glut aus, daß der Brand nicht noch den Kopf ergreift.
Dordalus.
Ihr foppt mich nur, das merk' ich deutlich.
Toxilus Qu Pagnium:)
Moöochteſt bu
Wohl einem neuen Gecken haben, Pagnium?
Treib' in gewohnter Weiſe deinen Spaß mit ihm,
Der Ort iſt frei.
(Sügnium geht auf Dordalus los.)
Juchhei! wie bu fo füniglid),
€» [pajfig anrüd[t!
Pügnium.
Spaß, der iſt mein Element,
Den Kuppler ju veriren, wie es ihm gebüDrt,
Iſt meine Luſt.
&orilus. |
Mach' fort, mie bu begonnen haſt.
ipügniutt (oerfegt bem. Dordalus einige. Streiche). |
Das, Kuppler, bir!
Dordalus.
Weh! faſt zu Boden ſchlagt er mid). |
6 *
—
Pugnium (vie vorjer:)
Da feft bu nod Was!
Dordalus.
Treibe ganz nach Laune nur
Dein Spiel mit mir, ſo lang dein Herr abweſend iſt.
Pugnium.
Siehſt du, wie folgſam ich dir bin? Allein, warum
Gehorchſt "bu beineó Theiles mid auch mir umb ba
Was ich bir ratfe?
Dordalns.
Und worin beſtände das?
ipágnium.
Nimm einen biden Strick unb hänge bid) daran.
Dordalus.
Beileibe rühre mich nicht an, ſonſt richt' ich dich
Mit dieſem Stock erbärmlich her.
gágniunt.
Schlag' immer gu!
S orilus.
Halt' ein jetzt, Pägnium!
Dordalus.
Von Grund und Boden aus
Werd' ich euch noch vertilgen.
Pägnium.
Und dich ſicher Der,
Der über uns wohnt und dich haßt. Das ſagen dir
Nicht dieſe, ſondern ich.
Torilus (qu Pagnium:)
Auf, gib den Meth herum;
85
Laß uns aus vollen Bechern trinfen: flange fdjon
Iſt's, feit mir nicht mehr tranken, längſt ſchon durſten wir.
Dordalus.
Die Götter geben's, daß ihr nie aus eurem Leib
Hinaus bringt, was ihr trinkt.
Pugnium.
Ich muß dir wenigſtens
Das SLüngdjen noch aufführen, das Hegea einſt
Getanzt. Sieh einmal zu, ob dir's gefällt.
Sagariſtio.
Und ich
Will den Tanz produciren, den einſt Diodor
In Jonien losgab 35),
Dordalus.
Und ich ſchlag' euch lahm und krumm,
Wofern ihr euch nicht packt.
Sagariſtio.
Du Schandkerl muckſeſt nod?
Wenn du mich reizeſt, bring' ich dir gleich noch einmal
Den Perſer her.
Dordalus.
Dann halt' ich's Maul, beim Hercules!
Du biſt wohl ſelbſt der Perſer, der mich bis auf's Blut
Geſchunden?
Torilus.
Still, du Narr, ſein Zwillingsbruder iſt's.
Dordalus.
Der hier?
Torilus.
Und noch dazu der allerzwillingſte.
88
gügnüt.
Ganz in ber Ordnung; Bat er bod fo manden Cid)
Schon ausgehalten.
Dordatus.
Brauchſt auch du das Maul, du Stück
Von einem Buben?
Lemniſelene.
Komm', Patron, ich bitte dich,
Hinein zum Eſſen.
Dordalus.
Weil ich mich ſo ſchwach gezeigt,
Treibſt du jetzt Spott mit mir?
Lemniſelene.
Weil ich zu Luſtbarkeit
Dich lad'?
Dordalus.
Ich will von Luſtbarkeit Nichts wiſſen.
Lemniſelene.
Dann
Mag's unterbleiben.
Toxilus.
Die zwölfhundert Drachmen: wie
Verhält es ſich damit? Was machen bie für Lärm!
Dordalus.
Weh' mir! Von dieſen trägt der Feind den Dank davon.
Torilus.
Er iſt nun gnug beſtraft.
Dordalus.
| Gewiß. Ich gebe mid)
Beſiegt.
87
Lemniſelene.
Fuürwahr, was bu mir Guts erwieſen, mahnt mich ſtets,
Gehorſam dir zu leiſten.
Zoxilus.
Ich bin unbedingt
Dein Herr, nachdem ich bem ba Geld für bid) bezahlt;
Drum will ich, daß du ebenſo, wie wir, ihn narrſt.
Lemniſelene.
Ich, meines Orts, will leiſten, was mir möglich iſt.
Dordalus.
Die brüten ſicher über einem ſchlimmen Plan,
Den ſie mit mir vorhaben.
Sagariſtio.
Heda, ihr!
Torilus.
Was gibt's?
Sagariſtio.
Iſt das der Kuppler Dordalus, der Handel treibt
Mit freien Mädchen? Iſt es der, der ehedem
So wacker mat? Gie fallen über Dordalus Ber.)
Dordalus.
Was ijt das, he? Ohrfeigen mic?
Das ſoll euch ſchlecht bekommen.
Toxilus.
| Du haſt's ſchon gekriegt
Und kriegſt noch mehr.
Dordalus.
Ach, in den Hintern zwickt er mich!
88
Sésgsium.
Gax; m ber Ordaung; hat er bod) [e monden Stich
Echon anterbol:em.
Serbains.
S3raudít audj bu das Maul, bu Stück
Bon einem Suben?
emnijelene.
£omm', Patron, id) bitte bid),
Hinein zum Eſſen.
Dordalus.
Weil ich nid jo ſchwach gezeigt,
Treibſt du jetzt Spott mit mir?
Lenniſelene.
Weil ich zu Luſtbarkeit
Dich lad'?
Dordalus.
Ich will von Luſtbarkeit Nichts wiſſen.
Lemniſelene.
Dann
Mag's unterbleiben. |
Torilus.
Die zwölfhundert Drachmen: wie
Verhält e$ ſich damit? Was machen bie für Lärm!
Dordalus.
Weh' mir! Von dieſen trägt der Feind den Dank davon.
Torilus.
Er iſt nun gnug beſtraft.
Dordalus.
Gewiß. Ich gebe mi
Bit if. Ich gebe mid
89
Toxrilus.
Das wirſt du einſt noch unterm Galgen thun.
Pace tid! ſt ſt noch gen th
Sagariſtio.
Zum Henker!
Dordalus.
Bin ich hier noch immer nicht
Genug geplagt?
Zorilus.
Halt' im Gebüdjtnig ſtets, wie bir'6
Mit Toxilus ergangen ift. — Gehabt eud) mof
35r Herrn Zuſchauer. Aus iſt's mit bem Kuppler. Klatſcht!
Anmerkungen.
1) 2ai$. — ebiglid) zur Bequemlichkeit des Leſers habe aud) ij, nach bem
Vorgange von Rapp, ber Tochter des Paraſiten Saturio ben Namen Lais bei-
gelegt, während fie im Driginal einfach als Virgo bezeichnet wird.
2) Mit bem Löwen. — Ser in einem Walde bei 9temea, einer argoliſchen
Stabt zwiſchen Cleonä unb Phlius, hauſende Löwe, ben Qercule8 auf Befehl bes
Euryſtheus erlegen ſollte. Da derſelbe weder durch Eiſen, nod) mit Steinen vers»
wundbar mar, fo blieb bem Hercules Nichts übrig, als ihn zu erwürgen.
8) Mit ber Waſſerſchlange. — Eine ungeheure, mit neun Köpfen ver⸗
ſehene, in einem See bei Lerna, einer Stadt im Peloponnes, ſich aufhaltende
Schlange. Hercules ſchlug ihr mit ſeiner Keule die Köpfe ab; aber für jeden ab⸗
geſchlagenen Kopf wuchſen immer wieder zwei andere. Mit Hilfe ſeines Begleiters
Jolaus, des Sohnes ſeines Bruders Iphiclus, ber über bie abgehauenen Köpfe mit
Feuerbränden herfuhr, gelang es ipm aber am Ende bod, das Unthier zu erlegen.
4) Git bem Hirſch. — Ebenfalls auf Befehl des Curyſtheus ſollte Her⸗
cules den Hirſch der Diana mit ehernen Füßen und goldenem Geweihe lebendig
fangen. Nachdem er ihn ein ganzes Jahr lange vergeblich verfolgt hatte, erreichte
er zuletzt doch feinen. Zweck, indem er ihm, als er eben iiber einen Fluß fetzen
wollte, mit dem Pfeile eine Wunde beibrachte, die ihm das Entkommen unmöglich
machte.
6) Dem ergmantbp'[den Eber. — Auch dieſes auf bem waldigen Berge
Erymanthus in Arcadien hauſende und die ganze Landſchaft verwüſtende Thier
fing Hercules lebendig. Als er aber daſſelbe dem Euryſtheus auf der Schulter
Plautus. Der Perſer.
90
zutrug, entfegte biefer fid) über ben Anblick bermafen, bap er fid) im eim efernes
Faß verkroch.
6) Den ſtymphaliſchen Raubvögeln. — An dem See Stymphalus
hatten ungeheuer große Raubpögel mit eiſernen Schnäbeln, Klauen und Flügeln
ihren Aufenhalt. Hercules erlegte ſie mit ſeinen Pfeilen, nachdem er ſie zuvor
mit der Klapper der Pallas aus dem Geſträuche, worin ſie ihr Verſteck hatten,
herausgeſcheucht hatte.
7) Mit Antäus ſelbſt. — 9L, König in Libyen unb Bruder des Buſtris,
ein Rieſe von ungeheurer Größe, zwang alle Fremde, die in ſein Land kamen, mit
ibm zu ringen, mobei dieſe natürlich ihren Tod fanden. Als Hercules mit ibm
zu kämpfen kam, warf er ihn einige Male zu Boden, bemerkte aber bald, daß
Antäus, fo oft er niederfiel, immer wieder neue Kräfte bekam. Er bob ihn baber
empor und drückte ihn ſo lange, bis ihm der Athem ausging.
8) Den Titanen gleich. — Die Titanen, Söhne des Titan, des älteren
Bruders des Saturnus, welcher jenem das uüterlidje Reich gutwillig überlaſſen hatte,
fingen mit Jupiter, weil fie ein. groͤßeres Recht auf bie Herrſchaft zu haben glaub⸗
ten, als dieſer, Krieg an, wurden aber von Legterem beſiegt, ober, mie bie Fabel
fagt, durch Supiter8 Blitze getóbtet. Sactant. I, 14. Horaz Job. III, 4, 42 ffg.
— — — — — — — — Wiſſen wir doch, wie der
Titanen fluchbeladnen Schwarm Cr
Mit bem geſchleuderten Blit vernichtet.
9) Feir' id mein Feſt der Freiheit. — Agito Eleutheria. Eleutheria
war zunächſt der Name eines zu Platää in Böotien alljährlich zu Ehren des Zeus,
als des Retters ber Freiheit (ZeUc &AevO Quoc), von ben Abgeſandten aller. grie⸗
chiſchen Staaten gefeierten Feſtes. Allein aud) bie Sklaven pflegten, wenn fie ire
Freiheit erhielten, einen oder einige feſtliche Tage zu begehen, die ebenſo genannt
wurden.
10) Zwölfhundert Drachmen. — Nummos sexceontos. Unter nummus
verſteht J. F. Gronov bei Plautus insgemein eine Doppeldrachme, deren Werth,
bie einfache attiſche Drachme au 7!/4 Sgr. ober 27 fr. gerechnet, 04 fr. unſeres
Geldes betrügt.
11) 80m Bimsſtein mil(ft bu Waſſer. — Aquam a pumice postulas.
Bin der Thes. Adag. s. v. vergleidot mit biefem altrömiſchen Sprichworte unſer
beutídeB: Du fudft Sratmürfte im Qunbeftalle,
12) Drum aud fübfrten fie ben Namen Cifenftirrm. — 9tad ben
Driginal wirt: harte Köpfe, weil bie SBarafiten von ihren Patronen gar
oft mander[et 3RiBbanblungen hinnehmen muften, wozu eim harter fopf gehörte.
Wir Seutide faget von eimem Menſchen, ber fid) alles gefallen läßt, er Babe eine
eiſerne Gtirne.
13) Angeber — bie Hälfte Strafgelb geben, — Ser Ankläger bes
lam von bem Angeklagten bie Summe, meldje bie Gefege al8 Ctrafe filv das benuns
arte Verbrechen fetten, unb bie bei verfdjebenen Vergehungen ver[dieben mar, oft
ſogar bis gum vlerfaden Setrage be$ angerichteten ober Schuld gegebenen Schadens
ftieg, baber denn aud bie Angeber quadruplatores hießen.
91
14) Der Paraſit. — Ser 9tame P., mie ur[fprilnglid bie Genoffen ber
gottesblengliden Feſtmahlzeiten (oi zrapd oírov) hießen, ging mit bem SBerfallen
ber griechiſchen Staaten und Sitter auf eine Glaffe von. SRenfdjen über, wie fte
bel bem gleichzeitigen Umſichgreifen häuslicher Gelage i bem bamaligen Griedene
land nur allau 5üufig ju treffen waren. Um nümlidó xag fir Sag foftenfrei
ſchwelgen, ober wenigſtens fid) fatt eſſen zu fünnen, ſchmiegten fj Seute, benen es
entmeber an Ge[did, ober an Luſt aur Xrbeit feblte, an. Wohlhabendere an, benen
fie bafür sur Sieljdeibe ihres oft unfeinen Witzes nnb qum Gegenftanb rober Späſſe
bienem unb gleichwohl in Allem au Gefallen fein und reden mußten, und bief Lebigs
lid) ihres Bauches unb ijrer Gurgel wegen. Als ſolche im Leben ganz alitüglide
Erſcheinungen ſind denn auch die Paraſiten in der neuern attiſchen Comödie faſt
unentbehrliche unb eben barum ſtets mieberfebrenbe Perſonen.
16) Als Qungurio bin id ba, nidt als Gatturio. — Nachahmung
be8 Wortſpiels imt Driginal: Esurio venio, non advenio Saturio.
10) Aus 9Regara. — M., Stadt in ber Landſchaft Megaris in. 9ittica,
Geburtsort des Philoſophen (nicht SRatpematifers) Guclibe8, be8 Ctifter8 ber foges
nannten Megariſchen Schule. — Gin anbere8 9t, Lag in Gicilien, unweit Syracus.
17) Som Garberobpertmalter, — Abs chorsgo. Chorregent (yopa-
60) 9i in ber Blüthezeit ber attiſchen Schaubühne berjenige Vürger, ber aller⸗
bing8 zunächſt ben Chor anjufüfren, banm aber qud nad) einer beftimmten Reihen⸗
fofge bie &often für bie üufere Siusftattung unb Aufführung be8 Stückes als Bür⸗
gerpflicht zu ÜUbernehmen fatte. — An unſerer Stelle [egt nun Plautus den chora-
gus ftatt derjenigen Perſon, welcher bie unmittelbare Aufſicht über bie verſchiedenen
Theaterrequifiten, namentlich aud) über bie Garderobe, oblag.
18) Von ben Aedilen. — Auch hier wieder, mie mir das fo oft bei Plau⸗
tus bemerfen, Anſpielung auf xBmifde Verhältnifſe unb Einrichtungen.
19) 98ie'8 ber Strauß im Cireus madt. — Marinus passer. C$ ift
bei Erklärung ber alten Thiernamen wohl im das Auge ju faffen, baB dieſelben
anfänglich eine viel ausgedehntere Bedeutung gehabt haben, wobei man, oft nicht
ohne Mulhe, baSjenige errathen muß, was bie Thiere, melde unter einem. gemein
ſchaftlichen Namen begriffen wurden, nach der Vorſtellung der Alten mit einander
gemein hatten. Solche Collectivnamen waren beſonders bos, mus, formics, pas-
ser ote., Bei denen es oft febr ſchwer füllt, ben Grundbegriff ober das Tertium
comparationis für bie verſchiedenen Arten ausfindig zu machen. Was mögen bie
Alten ſich mur unter passer (Sperling) gedacht haben, wenn fie ben Stiejenvoget
Strauß ben libyſchen, bem arabiſchen, ober, mie fiev, den Seeſperling nannten!
Bgl. Beckmann, Veiträge zur Geſchichte ber Erfindungen Bd. V, €. 47 ffg. —
Wir erfahren übrigens aus unſerer Stelle, daß im römiſchen Circus, neben vier⸗
füßigen Thieren, auch Strauße verwendet wurden.
20) Dem Sohn ber Ops. — D., bie Tochter des Colus (Himmel) unb
der Terra (Erde), war in den älteſten Zeiten eine eigene Gottheit, wurde aber
ſpäter mit ber Rhea, Cybele, Großen Shutter (magna mater) identificirt, mat bie
Gemaflin be8 Caturnus unb burd) dieſen Shutter beB Syupiter.
21) 9ad Cretria. — Es gab zwei Ctübte dieſes Namens: bie eine in
ber Landſchaft Phthiotis in Sbeffalier, bie anbete auf ber Inſel Cubóa; wahr⸗
[deinlid) ift fier bie erftere gemeint,
92
22) yd femme meine abre, — D. 5. i$ nehme in Erwägung, baf
id noch um Vieles jünger bin, als bu, was mir einen gewiſſen respectus paren-
ielae gegen bidj einfíbBt, fonft miürbe i$ sir eine ſolche Gptade von bir nit
gefallen. faffen.
23) Was bläht fid) hier unt beinen Hals? — Cagariftlo trug ber Beutel
mit bem Gelde, wie dieß bel bem Alten gebründjid iat, um ben Hals, fo baf
berfelbe in Worm eines Zwerchſackes auf bie Bruſt herabhing.
24) m 9Witalus', um Rónig Philippis willen, — Attalus, £inig
von Pergamus, eit im Sitertbum wegen feiner ungeheuren Schäthe berühmter Fürſt
(daher Attalicae conditienes, Horaz Db. I, 1, 19), unb ebenſo König Philipp HH.
vor Macedonien fteben pier überbaupt als Repräſentanten großen Reichthums.
25) Nur attiſche, nicht einen ſieilianiſchen. — Attiſch unb ſicilia⸗
niſch ſtehen einander bier gegenüber, wie fein unb grob, Stadt und Dorf. In
Sicilien wurde ein eben ſo verdorbenes Griechiſch, wie Latein geſprochen.
26) Die vom Markt wegrennen. — Die Wechsler hatten ihre Buden
auf bem Forum. Sie rennen vom Markte weg, ijt ſ. o. als fie ſchließen das
Geſchäft, maden banferott.
27) Bem ich's sum Probiren geben foll. — Wie e8 im alten Rom
eigens angeftellte Leute, fogenammte spectatores ponderis gab, pie auf bie Stidjtig-
feit be8 Gewichtes Acht haben mußten, [o batte mam aud) eigene. Munzprobirer
(frobatores pecuniae), welche bel bem: Ge[be bie Richtigkeit vor Schrot unb &orn
ibrer Controle untermar[en.
28) Qtorgen ſoll fte opfern gehn. — - gitelgelaffene Sklaven unb Skla⸗
vinnen pflegten ben. Göttern ein Dankopfer für ihre Freilafſſung darzubringen.
29) Um hundert Minen haſt du ſie. — Die attiſche Mine, deren ſechzig
auf das Talent gingen, betrug 265 Thlr. ober 48 ff. 45 fr. unſeres Gelbed; folg⸗
li 100 Sine — 2500 Thlr. ober 4376 ft.
80) Stier Drachmen. — mgl obe Anm. 10).
81) $üng'8 unt ben $al8 mir. — Sgl. Anm. 23).
82) Wo fónnt! id einen [freien Mann beim Ohr erwiſchen? —
Wenn man fid Jemand al8 Beugen erbat, berührte man feiw Dbrlüppdjet unb
fragte ibn fobann, ob er Bengmni$ ablegew molle? Gab er [eine Ginmilligung, fo
ergriff man ben Schulbigen auf bet Gtelle unb fübrte ifr vor Geridt. G3 burfteu
jebod) mur [rele geute a[8 Zeugen aufgeforbert imerbem. — Plinius erflürt ben Ge⸗
brauch be8 Dbrlüppdjen »SSerilpren8 baber, daß — mad [einer Meinung — das
Qebüdjtnif in bem unterftem Zeile dieſes Gliedes ſeinen Si$ habe.
88) Laß bie SBeder ftebenmal umgebn. — Anſpielung auf das Wett⸗
rennen bel ben citcenfifdjen €pielen, wo berjenige Gieger war, ber zuerſt ftebenmal
ben 2auf um bie ganze Rennbahn vollenbet batte. Bei ben Griechen geſchah e8
zwolfmal.
84) Den Tanz — ben einſt Diobor in Zonien losgab. — Die
ioniſchen Tänze waren ihrer Ausgelaſſenheit wegen beſonders berüdjtigt. Qoraj
geißelt dieſe motus ionicos nach Gebühr Db. IH, 6, 21—24.
Druck von G, Hoffmann in. Stuttgart,
Tiltus Macrcius Plautus
euftipiclt.
Deutſch
Dr. Wilhelm Vinder.
Siebenzehntes Rändchen.
Caſina.
(Casina.)
Stuttgart.
Hoffmann'ſche Berlagſs⸗VBuchhandlung.
18686.
Caſina.
(Casina.)
Cine atheniſche Poſſe in 3 Alten nad) bem Griechiſchen bes
| Diphilus.
; Perſonen.
Stalino, cix atheniſcher Bürger.
Cleoſtrata, feine Frau.
Alceſimus, Stalino's Nachbar ub Zreunb·
Aurrhina, deſſen sien. €00 f . ,
Olympio, €talino's Butlnde:.
Cbalinus, SSoffenttüger vou Ctaolins'g Sohn.
Pardalisca, Etlavin ber Cleoſtrata.
Eine weitere Sklavin.
Gin Koch ſammt Gehifen.
Sklavinnen. ,
Das 6tüd [pit zu Athen, vom Morgen bis in bie Stadt, zwiſchen ben
Bohnungen des Stalino unb Alcefimus.
inlitum.
Die vorliegende Poſſe läßt una, mehr nodj, als itgenb ein
anderes Stück unſers Dichters, einen tiefen Blid in bie Sitten⸗
loſigkeit einer. Zeit thun, wo ſelbſt das Familienleben unb bie
häusliche Zucht bereits völlig untergraben waren; ſchon in der
ganzen Anlage derſelben iſt mehr zur Schau geſtellt, als da,
wo noch eim einigermaßen richtiges Gefühl für Schiclichkeit
waltet, zuläßig gefunden werden kann. Dieß mag auch ſchon
die früheſten Abſchreiber der Handſchriften abgehalten haben,
Alles wiederzugeben, was fie im dem urſprünglichen Texie bor»
fanden, und daher wohl die häufigen Lücken, auf die wir in
den tegten Cxenen be britten Altes ſtoßen. Wer ſich übri-
gen8 übet bie genannten Bedenklichkeiten wegſetzen fam, — ber
wird im ber ,Gajina^ immerfin eine oramatijdje Arbeit er»
kennen, bie fid) burd) feines. Intrikenſpiel, ddjt komiſche Situa⸗
tionen, überfirónenbe Saune unb bejonber8 burdj ben effect-
vollen Schluß, bent morali|dje Geredjtigfeit burdjaus nid ab»
zuſprechen iji, auszeichnet.
Su Grunde liegt ber plautiniſchen Bearbeitung eit Luſt⸗
ſpiel des fruchtbaren griechiſchen Komilers Diphilus aus Si⸗
nope, ber gleichzeitig mit Menander unb Philemon blühte,
wahrſcheinlich zu Athen lebte und nach einer Nachricht in
Smyrna ſtarb. Gr ſoll an. hundert Gilde geſchrieben haben,
von denen uns ben Titeln unb einzelnen Bruchſtücken nad)
nod) gegen fünfzig helannt ſind. Aus ben letzteren; aum Theil
6
ziemlich umfangreichen, erjefem tit, daß Diphilus fid) nad)
Inhalt unb Faſſung feiner Stücke nod) mefr ber mittlern, als
ber neuer attiſchen Komödie, unter deren Koryphäen et ge-
meiniglich gezählt wird, nübert, inbem et fid) vorzugsweiſe
mythiſche Stoffe aur 3Bebanbfung wählte unb bon ber Allegorie
häufigen Gebraudj madjte. Geine &pradje empfabI fid) burd)
Ginfadjpeit unb Natürlichkeit; ſein Ausdruck war — mit ein-
zelnen Ausnahmen, toie wir fie aud) bei anderen attiſchen Ko—
mödiendichtern finden — im Ganzen ſehr rein unb bem ältern
Atticismus angemeſſen. Außer. unſerem Stücke Dat ibm Plau⸗
tus auch noch ben „Schiffbruch“ (Rudens) nachgebildet.
fei — wir nun zu dem Stücke ſelbſt über, deſſen Inhalt
olgender iſt. ZEN
Stalino, eir SSürger an Alhen, atte von feiner Frau
Cleoſtrata einer Sohn, Namens Euthynicus, ber aber ſelbſt
nicht handelnd auftritt. In feinem Dienſte befand ſich ber.
Gutsmeier Ol ympio, ſowie zwei Sklaven, bon denen ber
eine, Chalinus, Waffenträger bes Euthynicus ijt; ber anbere
wird nicht genannt. Dieſer ungenannte Gffabe, bet, wie uns
ber Dichter ſagt, im Bette liegt, damit man im nicht auf ber
Buhne erwarte, geht einſt frühmorgens durch bie Stadt und
trifft eine Weibsperſon art, bie eit neugeborenes Midchen aus⸗
ſetzt; et bittet das Weib, ihm das Kind qu geben; erhült es
wnb bringt. es ſeiner Gebieterin, bie daſſelbe mit affer Sorgfalt
erzieht und ihm ben Namen Cafina gibt. Nachdem bos. Mäd⸗
den das ſechzehnte Jahr erreicht Dat, verlieben ſich Stalino
und Euthynicus, alſo Vater und Sohn, in daſſelbe, aber Cleo⸗
ſtrata und die Pflegerin der Cafina ſind immer auf der Hut,
damit ihre Unſchuld nicht in Gefahr gerathe. Ser Sohn ſucht
den Vater, dieſer den Sohn, beide bie Cleoſtrata und Caſina
zu überliſten unb letztere it ihr Netz zu bocken. Endlich, ba
bem Alten fein Plan gelingen will, fo Olympio ifm zu ſeinem
Zweck behilflich ſein. Dieſer nämlich ſoll ſich die Caſina von
Cleoſtrata zur Frau erbitien, unb es wird ihm bort feinem
germ no bie Freiheit verſprochen, wenn er bent Stalino ben
orgenuß bei &ofna geflattet. — Euthynicus merit inbeB bie
T
Abſicht ſeines Vaters unb arbeitet dieſem baburd) entgegen,
bap et jenem Waffenträger Chalinus bajjelbe, was Stalino
bem Olympio, auftrügt unb ifm aud) bas Nämliche unter ber
gleichen Bedingung berjprid)t; unb um aud) bie Sutter auf
ſeine Seite zu bringen, entbedi er ift des alters Mam.
Gleojtrata, bie zwar weiß, was ifr Mann, nidjt aber, was
ir Sohn vorhat, gibt dem Stalino zu verſtehen, daß ifr
Chalinus als Mann ber Caſina lieber ſei, mie Olympio.
Stalino merkt jedoch, woher das komme, und ſchickt ben neben
buhlenden Sohn auf eine weite Reiſe. Jetzt geben ber Cleo⸗
ſtrata vollends die Augen auf und fie nimmt fid ber Sache
des Chalinus nur um In eifriger an. $a beide Theile fid)
immer nidt bereinigen können, ſoll zuletzt ba8 Loos entſcheiden.
In einen mit Waſſer gefüllten Topf werden die auf Scherben
geſchriebenen Namen des Olympio und Chalinus geworfen,
unb Cleoſtrata ſelbſt zieht den Namen des Olympio, für ben
ſich ihr Mann erklärt hatte. Chalinus, den der Sieg ſeines
Nebenbuhlers nicht wenig ſchmerzt, brütet Rache, wozu ſich ihm
bald Gelegenheit bietet. Er hatte ben. Ort erfahren, ben Sta⸗
lino und Olympio ſich ausgeſucht, damit erſterer ſeiner böſen
Luſt fröhnen fünne: es ijf das Haus des Nachbars Alceſi—
mus. Sogleich ſetzt er Cleoſtrata davon in Kenntniß, und
dieſe, drgetlid) barüber, bag ifr Plan mit Chalinus geſcheitert,
30d) mehr erbo8t aber über bie Aufführung ifre8 Mannes,
ergteift bie Gelegenbeit, bem ganzen Handel ein ſchnelles Ende
zu machen, mit größter Freude. Stalino hatte mit Olympio
beſchloſſen, es dahin zu bringen, daß Cleoſtrata die Murrhina,
die Frau des Alceſimus, zu ſich einlade, letzterer aber ſich
irgendwohin begeben ſolle, damit das erwählte Haus für die
Schäferſtunden des Stalino unb ber Caſina [rei werde. Cleo—
ſtrata aber und Murrhina denken ihrer Seits darauf, wie ſie
den alten Sünder überliſten wollen. Zu dieſem Zwecke muß
Pardalisca, eine Sklavin der Cleoſtrata, dem Stalino die
Nachricht bringen, bag Caſina eim Schwert bei fid) führe, wo—
mit fie beide, den Stalino und den Olympio, umbringen wolle.
Stalino bittet bie Pardalisca auf das Dringendſte, bie Gofina -
P s
8
bod) zu beſünftigen, was jene ihm aud) berjpridjt. Indeſſen
ſtecken Cleoſtrata und Murrhina den Chalinus in die Braut⸗
kleidung der Caſina und laſſen ihn ſtatt dieſer am beſtimmten
Tage unb Orte bie Stelle ber Braut ſpielen. Wie nun Sta⸗—
lino und Olympio, beide in der Meinung, daß ſie Caſina vor
ſich haben, ſich nach einander dem Chalinus in der Dunkelheit
nähern, werden fie bom dieſem nut Fauſtſchlägen tüchtig aet-
arbeitet und überdieß noch von den Frauen wacker ausgelacht.
Schließlich entdeckt es ſich noch, daß Caſina die Tochter des
Alceſimus iſt; ſie wird die Frau des Euthynicus, und ſo nimmt
der unſaubere Handel doch noch ein ehrbares Ende.
Das Stück muß bei dem Publikum, für das es zunächſt
bearbeitet wurde, großen Beifall gefunden haben, welchen es
beſonders den vielen effectvollen Scenen verdanken mochte; denn
es wurde nach des Dichters Tode von einem Schauſpieler auf's
Neue auf die Bühne gebracht, worüber uns der Prolog belehrt.
— Die fün[.9[fte des Originals wurden, ber größern brama-
tiſchen Gleichmäßigkeit wegen, in ber lleberjebung im brei gue
jammengeaogen. |
Proſog.
Willkommen ſeid, vortreffliche Zuſchauer, mir,
Die viel auf Tren' ift haltet nnb bie Treu' auf euch:
Wenn Wahrheit ich geſprochen, klatſcht mir Beifall zu,
Damit ich euch gleich Anfangs mir gewogen weiß.
Wer alten Wein trinkt, dunkt mich ein geſcheidter Mann,
Und ebenſo, wer gern ein altes Luſtſpiel ſieht.
Gefallen alte Wort' und alte Sitten euch,
Co müſſen alte Stücke gleichfalls euch gefall'n;
Denn die Comödien, die man jetzt zum Beſten gibt,
Sind noch um Vieles ſchlechter, als das neue Geld.
Nachdem des Volkes Stimme wir vernommen nun,
Das fort unb fort plautiniſche Comödien wunſcht,
So ziehen mir eit altes Stück von ifm hervor,
Dem ihr, die ältern, ſonſt ſchon euern Beifall gabt,
Wogegen es den jungern unbekannt noch iſt.
Allein, aud) fie damit bekannt zu machen, foll
Uns keine Muh' verdrießen. — Als dieß Stück zuerſt
Gegeben ward, trug's über alle andere
Den Sieg davon. Das mar bie Dichter⸗Blüthezeit;
Nun aber ſind ſie hingegangen an den Ort,
Der Aller harrt. Indeß, auch die Geſchiedenen
Sind immer nod) oon Nutzen für bie Lebenden.
Nun bitt id) eud) zumal recht angelegentlich,
Daß ei geneigtes Ohr ihr unſrer Truppe ſchenkt.
10
Verbannet au8 bem Herzen Cors! umb Schuldenlaſt,
Und feiner fei üt Furcht oor einem Gläubiger.
Wir faber Gpieítag; aud) bie Wechsler ſind beim Spiel,
'8 ift Alles vubig; auf bem Forum überall
Iſt Halcyonenzeit )Y. Man rechnet amar, allein
So lang das Spiel währt, fordert man von Keinem Was,
Und nach dem Spiel wird auch an Keinen Was bezahlt.
Sind eure Ohren frei, ſo ſchenket mir Gehör;
Des Luſtſpiels Namen will id) euch verfitnbigen.
KAggoópevoi* wird es genannt im Griechiſchen,
Lateiniſch Sortientes ſdeutſch „die Looſenden“].
Der Urtert ſtammt von Diphilus; Plautus ſodann
Hat's nachgebildet umb Caſina zubenannt ?).
Es wohnt ein alter Eh'herr hier mit ſeinem Sohn
In einem und demſelben Haus zuſammen; der
Hat einen Sklaven, welcher krank darniederliegt;
Doch nein, ich will nicht lügen, nur im Bette liegt.
Der Sklave nun — ſchon ſechzehn Jahre ſind es her —
Sah eines Tages in der frühſten Dämmerung
Ein Kind ausſetzen. Gleich geht zu dem Weib er hin,
Die das gethan, erbittet ſich das Kind von ihr,
Erhält es, nimmt's unb trägt es graden Wegs mad) Haus.
Er gibt es ſeiner Herrin, mit der Bitte, für
Dasſelbige beſorgt zu ſein, e8 gu erziehn.
Die Herrin thut das, zieht's mit aller Sorgfalt auf,
Als hätte fle es ſelbſt geboren, anders nicht.
Wie num das Mädchen in das Alter fant, wo e$
Der Männer Augen auf ſich zog, verliebte ſich
Der Alte ſterblich in ſie, gleichfalls auch der Sohn.
Nun macht ein Jeder ſeine Schaar zum Kampf bereit:
Nichts merkt der Sohn vom Vater, der vom Sohne Nichts.
Der Vater ſtiftet ſeinen Gutsverwalter auf,
Um ſie zu werben, denn er hofft, wenn der ſie kriegt,
Könn' hinterm Rücken feiner Frau ev außer Haus
Sich bei ihr gütlich thun. Dagegen hat der Sohn
Sich ſeinen Waffenträger auserſehn, zur Frau
11
Cie gu begehren: weiß er bod) bap, wenn's gelingt,
Sein liebes &djüfdjen ſelbſt ijm im bie Hürden läuft.
Des Alten Frau merkt ihres Mannes Liebelei
Und macht barum gemeine Sache mit-bem Sohn.
Der Vater aber, wie er wahrnimmt, daß ſein Sohn
Dasſelbe Madchen lieb' unb ihm im Wege ſteh',
Schickt flugs den jungen Menſchen in die Fremde fort;
Allein die Mutter weiß das wohl und läßt daher
Auch in der Fremd' ihm alle Sorgfalt angedeihn.
Erwartet drum nicht, daß er heut in unſerm Stück
Jur Stadt zurückkehrt: Plautus Dat es nicht gewollt,
Er brach die Brück' ab, die auf ſeinem Wege war.
Nun weiß ich ſchon, daß man zuſammenflüſtern wird:
„Beim Hercules! Was gibt's? 'ne Sklavenhochzeit gar?
„Heirathen Sklaven auch und gehn auf's Freien aus?
„Das iſt was Neu's, kommt in der ganzen Welt nicht vor.“
Ich aber ſage: das geſchieht in Griechenland
Und in Carthago, wie in unſerm Heimatland
Apulien. Mit mehr Sorgfalt werden dort die Eh'n
Der Sklaven, als die zwiſchen Freien, abgemacht.
So iſt's; mer Luſt fat, wett' ein. Kännchen Meth mit mir;
Nur muß ein Punier oder Grieche Richter ſein,
Meintwegen auch eim Appuler. Was nun? Ihr rührt
Euch nicht? Ich merke wohl, von euch hat keiner Durſt.
Nun komm' ich auf das ausgeſetzte Kind zurück,
Um das die beiden Sklaven ſich mit aller Macht
Bewarben. Keuſch und frei und als Athenerin
Von guter Herkunft werdet ihr fie finden; aud
Bleibt fle gang unverſehrt — im Stüucke wenigſtens.
Doch freilich nachher, mann das Spiel vorüber ijt
Und Jemand Geld ihr gibt, ſo glaub' ich ſelber faſt,
Daß ſie zu haben iſt, ohn' auf den Vogelflug
Erſt fang zu warten 3). Das für dießmal. Lebet wohl!
Führt eure Sache wacker unb erringt ben. Sieg
Durch wahren Heldenmuth, wie ſtets gewohnt ijr ſeid 9.
Erſter Akt.
Erſter Auftritt.
Olympio. Chalinus.
Olympio.
So darf ich denn nicht, wie ich will, für mich allein
Nachdenken, oder reden, ohne daß du dich
Dazwiſchen mengſt? Was ſchleichſt du, Taugenichts, mir nach?
Chalinus.
Weil's feſt bei mir beſchloſſen iſt, wohin du gehſt,
Dich wie beim Schatten zu verfolgen: gingeſt du,
Beim Pollur! ſelbſt sunt. Kreuz, ich bliebe nicht zurück.
Nun überleg', ob du im Stand biſt, oder nicht,
Durch deine Kniff' und Pfiffe die Caſina mir
Bu nehmen, mie du gern es thätſt.
Olympis. |
Was haſt bu bid)
lim mid gu füumern? ]
Chalinus.
Unverſchämter Bauernkerl,
Was ſagſt du da? Was ſchleichſt du in der Stadt herum
Und ſpielſt ben großen Herrn?
Olympis.
Weil mir's nun ſo beliebt.
/ N CN
13
Chalinus. vl !
Was bleibſt bu nicht au[ deinem Poſten auf bem Land?
Beſorgſt nicht lieber dein dir anvertraut Geſchäft
Und haltſt dich nicht bon ſtädtiſchem Getreibe fern?"
Biſt du hierher gekommen, mir die Braut hinweg
Zu rapſen? Pad' auf's Land dich, wo bu hingehörſt.
Chalinus, nicht vergeſſen hab ich meine Pflicht,
Hab' auf dem Land zur Aufſicht Jemand angeſtellt.
Sobald ich dann den Zweck erreicht, weßwegen ich
Zur Stadt fam; menn ich fie, bie fo verrückt dich macht,
Zur Frau bekommen, bie fo fdj)nue, zärtliche 0
Caſina, bie mit bir im gleichen gadfe bient;
Wenn bie bie Steine wird, dann bei? idj auf bem Land
Und walt' ununterbrochen meines Amtes dort.
Chalinus.
Du bie zur Frau bekommen? Eh mill id den Tod
Am Galgen leiden, eh du ihrer habhaft wirſt.
Olymnio. *
Sie iſt bereits die Meinige: du kannſt den Strick
Gleich um den Hals dir legen.
Chaliunus.
Was? Die Deinige,
Du Miſtfink? |
| Olympio.
Sollſt es gleich erfahren. Wehe dir!
So wahr ich leb', auf tauſend Arten will ich dich
Bei meiner Hochzeit quälen.
Chalinus.
Und wie machſt du das?
14
Olympio.
Wie das ich mach'? Allerſt mußt du der jungen Braut
Vorangehn mit ber Fackel 9). — Wenn bu bann auf's Gut
Hinauskommſt, mitb man bir — damit bu nad) wie bor
SDer Lumpenlerl bleibſt — einem frug unb einen Steig
Anweiſen, einen. Brunnen, einen. effe aud,
Dazu adt Faſſer: find bie mit beſtändig voll,
Mach' ich dich voll mit Prügeln. So krumm will ich dich
Mit Waſſerſchleppen madjen, daß man füglich bid)
Als Schwanzriem brauchen kann. Und nachher, wenn du nicht
Auf unſerm Gut vom Futterhaufen, oder, wie
Der Regenwurm, gar Erde freſſen willſt, und dich
Nach einem guten Bißchen lüſtet, will ich dir
Gin Faſten richten, wie mam ſonſt kein Faſten kennt.
Und menm bi bann aum Tode müb' unb hungrig biſt,
Beſorg' id) bir eim Nachtquartier, wie dir's gehört.
Chalinus.
Was ſoll dann weiter mod) geſchehnꝰ
Olympio.
Feſt ſchließ ich bid
In eine Fenſtertiefung, daß bu hören kannſt,
Wenn ich fle kuſſe. Wenn fie zu mir ſprechen wird:
„WMein Herzchen, mein Olympio, mein Honigmund,
„Mein Leben, meine Wonne, meiner Seele Luſt,
„Laß dich umarmen, fag bie Aenglein kuſſen bir,
„Mein Spätzchen, Täubchen, Häſchen.“ — Redet fie mit mir
Sold) allerliebſte Sachen, dann, du Galgenſtrich,
Verkriechſt du, wie 'ne Maus, dich mitten in die Wand.
Und dir die Antwort zu erſparen, geh' ich jetzt
In's Haus; dein Plappern ekelt mich.
Chalinus.
Ich folge dir;
Fürwahr, hier wenigſtens thuſt bu Nichts ohne mid).
Geide qb.)
15
Zweiter Auftritt.
Cleoſtrata und Pardalisca.
Cleoſtrata (nod unter ber Thüre)
Verſchließt bie Weinbehälter, bringt bem Schlüſſel mir!5)
3d) gebe mur zu meinet nächſten 9tadjbarin;
Holt mid) Berüber, wenn mein Maun nad) mir verfongt.
Pardalista.
Der alte Herr Bat nach bem Frühſtück ſchon gefragt.
Cleoſtrata.
Schweig', gebe deines Wegs! (ardalisca ab.)
Ich richt' ihm keines zu;
Heut kocht man nicht: hält er doch mir und ſeinem Sohn
Stets Widerpart mit ſeiner Luſt und Liebelei,
Der Schandenmenſch! Ich will mit Hunger, will mit Durſt,
Mit Schimpfen und Mißhandeln den verliebten Bock
Gehörig ſtrafen, ijr mit Reden ängſtigen,
Die ibm gang ungelegen ſind, ein Leben ihn
Bereiten, wie er's werth ift, dieſes Höllenaas,
Dieß Süundenmagazin, ber Pfuhl von Schlechtigkeit!
Nun fort, um meiner Nachbarin mein Jammerloos
Zu klagen. — Doch, die Thüre hat geknarrt: ſie ſelbſt
Tritt eben aus dem Haus. Fürwahr, ich habe ba
Zur ungelegnen Zeit mich auf den Weg gemacht.
Dritter Auftritt.
Cleoſtrata. Aurrhina, mit einigen Sklavinnen.
Murrhina (ju ben. Sklavinnen:)
He da, kommt mit mir hierher in die Nachbarſchaft!
Hört feine, was ich (age? Dort bim id, im Fall
Mein Mann, auch Jemand ſonſt, Was von mir haben will;
Denn wenn ich ſo allein zu Hauſe ſitze, fällt
. 16
Vor Schlaf mir Alles aus bem Händen. — Hab' id) nicht
Befohlen, ben Spinnrocken mitzunehmen ?
Cleoſtrata.
Sei
Willkommen, Murrhina!
Rurrhina.
Cei aud) bu gegrüft! Allein
Warum ſo traurig, meine Liebe?
Cleoſtrata.
Dieſes iſt
Das Loos jedweder ſchlechtvermählten Frau: zu Haus
Und auswärts gibt's zu jeder Zeit Verdruß genug.
Ich wollte dich beſuchen. J
Murrhina.
Und ich dich. Doch, ſprich:
Was iſt's, das dir Verdruß macht? Denn ma bid betrübt,
Bekummert gleichfalls mich.
Cleoſttata.
Fürwahr, ich glaub' m bit;
Denn feine meinec Nachbarinnen fieb" id) fo,
Wie bid, unb das mit Recht; zu feiner hab' id) aud)
Co viel Vertrauen, mie au bir.
Nurrhina.
Ich liebe dich,
Drum möcht' ich gerne wiſſen, was dir iſt.
Cleoſtrata.
Mein Mann
Behandelt mich id ſthlecht und auf's Verächtlichſte.
Murrhina.
Qa! was iſt das? Sag's nod) einmal! Fürwahr, id kann
Nicht recht verſtehn, was du zu klagen haſt.
11
Cleoſtrata.
Mein Mann
Behandelt mich ſehr ſchlecht und auf's Verächtlichſte,
Und nirgends find' ich einen Helfer für mein Recht.
Murrhina.
Ich muß mich wundern, wenn ſich's wirklich ſo verhält:
Sonſt können ja die Männer bei den Weibern nie
Zu ihrem Recht gelangen.
Cleoſtrata.
Denk' nur, er verlangt
Ein Mädchen, das mein eigen iſt und welches ich
Auf meine Koſten aufgezogen, mir zum Trotz
Aur Frau für ſeinen Meier; aber er iſt ſelbſt
Verliebt in fie.
Murrhina.
Sei ſtill! ich bitte dich.
Cleoſtrata.
Hier kann
Ich das ſchon ſagen, wir ſind unter uns.
Rurrhina.
So iſt's.
Woher haſt du das Mädchen? Eine brave Frau
Soll Nichts beſitzen ohne Wiſſen ihres Manns.
Wäs fle erwirbt, bleibt ſtets verdächtig: ſei's, bag ſie's
Dem Mann geſtohlen, oder durch Galanterien
Dazu gekommen iſt. Darum halt' ich dafür,
Daß Alles, was du haſt, auch deinem Mann gehört.
Cleoſtrata.
Du ſprichſt ja ganz als deiner Freundin Widerpart.
Murrhina.
So ſchweig' doch, Närrin; höre mich nur weiter an.
Plautus. Caſfina. 2
— — — — —
18
Tritt ihm nidjt fermer tm ben Weg; fag immerhin
Ihm feine Liebelei, lag, was er will, ihn thun,
Wenn er daheim dich nur nicht Mangel leiden läßt.
Cleoſtrata.
Biſt du bei Troſt? Du ſprichſt ja deinem eigenen
Vortheil zuwider.
Murrhina.
Thörin, nimm dich wohl in Acht
Vor einem Worte deines Manns.
Cleoſtrata.
Vor welchem denn?
Murrhins.
„Pack' aus dem Haus dich, Weib!“
Cleoſtrata.
Still doch!
Nurrhina. |
Was gibt e8?
$a!
Cleoſtrata.
Murrhina.
Was gibt's? Wen ſiehſt du denn?
Cleoſtrata.
Da kommt mein Mann heran.
Murrhina.
So geh' in aller Eil' hinein, ich bitte dich.
Cleoſtrata.
Haſt Recht; ich gehe ſchon.
Murrhina.
Sobald wir wiederum
—— Ey Muſe rt fpredjen P
ievom eim Wei 0d. n lebe mobi! (as.)
5 007N
19
&leofitate.
Leb' wohl!
Vierter Auftritt.
Cleoſtraia. Malins.
Stalins (ohne GSleoſtrata qu. bemerten :)
Die Liebe geht doch über Alles in der Welt,
Sie ijt ſelbſt unterm Glänzenden das Glänzendſte!
Ich wüfte Nichts au nennen, das mehr Reiz unb Luſt
Gewahrt. Ich mug mid) wundern, daß bie Koche, bie
So viel Gewurze brauchen, dieſes einzigen
Sich nicht bedienen, das vor allen anberen
Den Vorzug fet; bem was mit Keb' gewürzet ijt,
Muß Jedermann behagen: kann doch Nichts pikant,
Nichts lieblich ſchmecken, wenn daran die Liebe fehlt.
Jum Honig macht fie bittre Galle; froh unb fouft
Den Murriſchen: ba8 hab' u$ am mir fefbft bafeim
Crfafren, nit bom Horenſagen weiß ich's blos.
Denn feit ich bie Caſina liebe, tret" id) weit
Galanter auf, als ſelber Frau Galanterie.
Bei allen Salbenhändlern treib' ich mich herum,
Wo mur eim feines Salbchen aufzutreiben ift.
Ihr zu gefallen, ſalb' ich mich, und wie es ſcheint,
Gefall' ich ihr. Nur meine Fram ift. meine. Qual,
Go lang fie lebt. (Ge ecsnas ient) — Da fef id) fie ganz
| traurig ſtehn.
Mit ſanften Worten mill ich doch das böſe Ding
Begrußen. (Gr nipert fij ihr unb will fie küſſen.)
Frauchen, meine Luſt, was madjft bu ba?
Cleoſtrata.
Geh', thu' bie Hand hinweg!
Stalinso.
Ci, meine June, fet
2 *
20
Nicht fo verfi gegen deinen Jupiter. (Cleoſtrata will gehen.)
Wo willſt bu bin?
Cleoſtrata. J
Laß mich! |
"Gieliwe. —
3Dieib bod! :
€leoftste. 75
Gialino, 3d) bíeibe nidt.
-
Gleofirata.
Biſt bit. bei Simen?
Stalino.
| Sell!
Nun benn, fo folg' id) bir.
Lieb' idj bidj ntt? — |
. Gfeoftrata. |
Bleib' mir mit deiner Liebe [ort] .. .
Daraus wird Nichts. mE
Cleoſtrata.
Du bringſt mich um.
Stalino (dalblaut, od; fo, baß Cleoſtrata es hort:)
O, ſprächſt bit wahr!
Cleoſtrata.
Das glaub' ich dir.
Stalino.
Schau' mid. nur an, mein Herzenskind!
Cleoſtrata. |
Dein Herzenslind, mie bu baS meine. Doch, woher
Kommt denn bet r Salbenduft ? Sag' an!
21
Stalino que fi»
. Qd bin be8 Tods!
Weh' mir, idj bin auf friſcher That ertappt. — Warum
Reib' idj nidt fdjnell ben fopf mir mit bem Sante. ab?
Daß bid, bi Salbenkrümer, bec bu mir ba8 Zeug
Gegeben oft, Mercurius vernichte!
Cleoſtrata.
$o!
Verſchrumpfte, graue Mücke bu! Kaum halt' id) mid),
Gehbrig bit ben Text qu leſen. Lumpenkerl!
So alt ſchon und geſalbt noch durch die Straßen gehn.
Stalino.
Bei meiner Treu! Ich habe ja nur einem Freund
Beim Salbeneinkauf Dienſt geleiſtet.
Cleoſtrata.
Wie ſo ſchnell
Qr eine Luge bel ber Hand Dat. Haſt bu bem
Gar feine Scham im Leib?
Stalino. |
Go viel, als bir beliebt.
Clevoſtrata.
In welchem Hurenwinkel haſt bit benn. geftedt?
GStalins.
Ich? und in einem Hurenwinkel?
Cleoſtrata.
O, ich weiß
Biel mehr, als du vermutheſt.
Stalino.
Nun, was weißt du dem?
22
Cleoſtrata.
Daß bu bom allen alten Sundern weit unb breit
*SDer allerliederlichſte biſt. Wo kommſt du Bec?
Wo warſt du? Wo haſt du herumgeludert? Wo
Geſoffen? Ja, fo iſt's. Sieh' deinen Mantel an,
Wie der zerrunzelt iſt.
Citeline.
Gott ſtrafe mid) unb bid,
Wenn einem Tropfen Wein id) fent qum Mund gebradjt.
Cleoſtrata.
Nur fortgemacht nach Herzensluſt! Iß, trink', verthu'
Dein Hab unb Gut.
Stalino.
Haho! Nun, dächt' id, wär's genug.
Nimm dich zuſammen, Wejb, bu larmeſt gat. zu laut.
Behalte noch Etwas von deinem Redefluß,
Damit bu morgen wieder mut mir zanken Immg.
GEleoſtrata ſchweigt.)
Doch, ſprich! Biſt bu befünftigt? Willſt du deinem Mamn
Dich lieber fügen, als entgegen jein?
Cleoſtrata.
Worin?
Stalino.
Du fragſt noch? wegen deiner Magd Caſina: bie
Soll unſer Gutsaufſeher, ein ganz braver Burſch,
Aur Frau erhalten; dort befonnut ſie's gut: am Holz,
An warmem Woſſer, Eſſen, Kleidern, fehlt's ihr nicht,
Auch kann fie, menn fie Kinder kriegt, fie wohl erziehn;
Cie iſt bod) beſſer dran, als mit bem Lumpenkerl
Von Waffenträger, dieſem Schuft und Taugenichts,
Der keinen roſt'gen Pfennig Eigenthum beſitzt.
23
Cleoſtrata.
'$ ift wirklich zum Verwundern, daß bu alter Mann
Noch immer nicht begreifſt, was deines Amtes iſt.
Stalius.
Wie ſo?
Cleoſtruta.
Weil, men bu thätſt, was recht und ſchicklich ijt,
Du mir bie Gorge für bie Sklavinnen, bie mein
Geſchäft ift, überließeſt.
Stalino.
Wie, zum Henker, magſt
Du ſie dem Waffenſchlepper geben?
Cleoſtrata.
Muſſen mir
Hierin dem einz'gen Sohn doch zu Gefallen ſein.
Stalino.
Was einz'ger? Iſt er doch nicht mehr der einz'ge Sohn,
Als ich feit. einz'ger Vater. Beſſer ſchickt ſich's wohl,
Er thut nach meinem Kopf, als nach dem ſeinen ich.
Cleoſtrata.
Wahrhaftig, Mann, du gehſt auf etwas Schlimmes um.
Stalino (ur ſich:)
Es ſtinkt; ich mer es. (2a) Ich?
Cleoſtrata.
Ja, du, du ſtotterſt ja.
Was nimmſt du dich der Sache gar ſo eifrig an?
Stalino.
Weil ich ſie lieber einem Diener, der was taugt,
Als einem Schuft gegeben wiſſen will.
24
Cleoſtrata.
Doch wie?
Wenn von dem Gutsverwalter ich's erbitten kann,
Daß er ſie mir zulieb dem Andern überläßt?
Stalino.
Doch, wie? wenn ich's vom Waffenträger erbitten kann,
Daß er ſie Jenem überläßt? Und ſicherlich
Erlang' ich's.
Cleoſtrata.
Wollen ſehn. Soll den Chalinus ich
Dir aus dem Hauſe rufen? Bitte du ihn, ich
Will dann den Gutsverwalter bitten.
Stalino.
Bin dabei.
Cleoſtrata.
Gleich wird er da ſein. Nun zur Probe, wer von uns
Die ſchönſten Worte geben kann. (a5)
Stalino.
Wenn Hercules
Und alle Götter doch das Weib vernichteten! —
Es frei heraus zu ſagen. — Wie mich Aermeſten
Die Liebe faſt zu Tode quält! Sie aber tritt
Mit allem Fleiß mir im bem 29eg; ſie riecht es ſchon,
Was ich im Schilde führe, darum ſchafft ſie auch
So eifrig für den Waffenträger. Wollt' ich doch,
Die Götter all' und Göttinnen verderbten ihn!
Fünfter Auftritt.
Der Vorige. Chalinus.
Chalinus.
Ich ſolle zu dir kommen, ſagte deine Frau.
25
Ich ließ bid) rufen.
Chalinus.
Gib mir deinen Willen kund.
Gtalino.
Fuür's Erſte laf ein freundlicher Geſicht mid) ſehn.
Chalinus.
Es wäre Thorheit, trotzig gegen bem gu ſein,
Der bie Gewalt in. Händen Dot.
Stalino.
Ich habe dich
Von jeher für den Mann gehalten, der was taugt.
Chalinus.
Ganz richtig; aber wenn das deine Meinung iſt,
So laß mich frei.
Stalino.
Das will ich auch; doch iſt mein Wunſch
Umſonſt, wenn du nicht durch die That ihn unterſtütz'ſt.
Chalinus.
Laß mich nur wiſſen, was du willſt.
Stalino.
Co hore denn:
Caſina wurde dem Verwalter unſers Guts
Von mir zur Frau verſprochen.
Chalinus.
Doch von deiner Frau
Und deinem Sohne wurde ſie mir zugeſagt.
Stalino.
Ich weiß es. Doch nun fragt ſich's, was du lieber willſt:
Als ledig frei ſein, oder lebenslang mit Weib
26
Und Kindern Sklave bleiben; das iſt deine Wahl.
Erkläre bid) fiit Eins von Beiden.
Chalinus.
Bin ich frei,
Go leb' ich auf mein eignes Riſico; bod) fo
Qeb' idj auf deins. Caſina tret" id) wahrlich nie
An einen. Menſchen ab, ber auf ber Erde [ebt.
Stalino.
Geh' in das Haus, ruf' eilig meine Frau heraus,
Bring' auch ben Topf ſammt Waſſer unb bem Looſen mit5).
Chalinus.
Das laß ich mir gefallen.
Stalins.
Muß doch ſehen, wie
Den Streich ich irgendwie parire. Kann ich ſo
Zum Zwecke nicht gelangen, will ich wenigſtens
Drum looſen. Dann ſoll dir's mmb deiner Gönnerſchaft
Schlecht gnug ergehn.
Chalinus.
Das Loos fallt ganz gewiß für mid.
Stalins.
Verſteht ſich, daß bu jümmerfid am Galgen ſtirbſt.
Chalinus.
Caſina wird mein Weib; ſinn' aus, ſo viel du magſt
Und wie du magſt.
Stalino.
Gleich pad" au$ meinen Augen dich!
Chalinus.
Du ſiehſt mid) ungern, doch — ich lebe nad) wie vor. (ws)
2d
Sechster Auftritt.
Stalino ane.
Ich Jammermann! Geht mir nicht Alles vöollig ſchief?
Nun fürdjt' ij, meine Frau fat ben. Olympio
Dahingebracht, bag er Gafina fien läßt:
Wenn bas ijt, bim id) alter Kerl ba6 pure Nichts.
9ft ihr's dagegen nidjt gelimgen, bietet. fid
Beim Looſen mit nod) Ausſicht. Laßt mid aber aud)
Das 9008 im Stich, mad! idj zum Schwert das Kiſſen mit
Und falle drein. — Doch fie, ba kommt Olympio,
Gerad', als hätt' ich ihn geruſen, aus dem Haus.
Siebenter Auftritt.
E Vorige. Olympio.
Olympie (ſoricht ix das Haus zurud:)
Eh' ſteckſt du mich in einen heißen Ofen, Frau,
Und rbfteft mid) gleich einem. Zwieback, efe bu
Von mit erlangſt, was bu begehrſt.
Stalino.
'$ ſteht gut mit mir.
Nach bem, was idj vernehme, bluht mir Hoffnung nod.
Olympio (wie oben:)
Was jagft bu mir, bet Freiheit wegen, Schrecken ein?
Wenn gleich ir Beiden, bu unb beim Qert Sohn, nidjt tolit,
Co fann id bemmod, euch jum Trotz unb Qofne, mid
Fur einen Deut feet machen.
Stalino.
Was gibt's hier? Mit wem
Liegſt du im Zank, Olympio?
28
Olympio.
Mit der Nämlichen,
Mit der auch du dich immer zankſt.
Stalino.
Mit meiner Frau?
Olympio.
Was Frau?! Du kommſt mir wie etm. Jäger vor, bu bringſt
Dein Leben Tag unb Nacht mit einer Hündin zu.
Stalino.
Was thut fie? Was will fie bon bir?
Olympio.
Sie bittet mich,
Beſchwört mich, bie Caſina nicht zu ehlichen.
Qialins. - ]
linb beine Antwort? )
Olympio.
Wenn mich ſelber Jupiter
Drum bäte, trät' ich nun und nimmer ſie ihm ab.
Stalino.
Erhalten dich die Götter mir geſund!
Olympio.
Sie iſt
Sn voller Gährung, ſchwillt vor Wuth.
Stalins.
O, bärſte ſie
Doch einmal mitten auseinander!
Olympio.
Glaube gern,
Daß das dein Wunſch iſt, wenn du brav und wacker bi.
Indeſſen ijt mir beine Liebſchaft gang verhaßt:
29
Sd) habe beine Frau aut Feindin, deinen Sohn
Zum Feind, zu Feinden Alle, bie im Hauſe fnb.
Stalino.
Was kummerſt bu dich drum? Wemn einzig Jupiter
Dir gnädig iſt, die kleinen Götter achteſt du
Für Null und Nichts. |
Olympio.
Ach, das ſind arge Narrethein!
Du weißt ja doch wohl, daß die Erden⸗Jupiters
(ar plöotzlich ſterben. Und men nun bu Jupiter
Gejtorben bift unb beine Herrſchaft gehet auf
Die kleinen Götter über, mer erbarmet fidj
Dann meine8 Ruckens, meiner Beine, meines Kopfs?
Stalino.
Weit beſſer, als du glaubſt, wird deine Sache gehn,
Wenn's uns gelingt, daß mich Caſina zu ſich läßt.
Olympio.
Ich kann nicht glauben, daß es dahin kommen wird,
So ſtark ſchafft deine Frau daran, daß ich ſie nicht
fBefomme. '
Stalino.
Doch ich mach' es ſo: bie Looſe werf'
Ich in den Topf und ziehe ſie ſodann heraus
Fur dich unb für Chalinus; anders geht es nicht.
Mit blanker Klinge müfjen mir ben Kampf beſtehn.
Oiympio.
Was abet bann, menn anberó, als biu willſt, ba8 9006
Entſcheidet ?
Stalino.
£ünbe Glück! Ich trau' ben Göttern, dort
Ruht unſre Hoffnung.
Olympio.
Nicht um einen Pfifferling
90
Möcht' id) bie Sprüchlein faufen. Alle Sterblichen
Vertraun den Gottern; dennoch hab' id) viele ſchon,
Trotz ihrem Gottvertrauen, arg geprellt geſehn.
Stalino.
Schweig' jetzt ein wenig.
Olympio.
Weßhalbꝰ
Stalins.
Sieh, Chalinus kommt
Mit Topf und Looſen eben aus dem Haus heraus.
Wir ordnen unfte Streitmacht, nun beginnt bez. Kampf.
Achter Auftritt.
Die Vorigen. Cleoſtrata. Chalinus mit bem Loostopfe.
Gleofitata.
Go gib, Chalinus, mit bod Aufſchluß, was mein Mann
Von mir begehrt.
Chaliuns.
Dein Mann? Gi nun, er möchte dich
Vor'm Leichenthore ) brennen ſehn.
Cleoſtrata.
Das glaub' ich gern.
Chalinus.
Ich aber glaub' es nicht, ich weiß es ganz gewiß.
Stalino (qu Diympio:)
Su meinem Qoufe ſind ber ffugen ente mehr,
Als idj gebadjt, ift bod) fel6ft eim Wahrſager drinn.
Wie mür'8, menm mir bem Feinde náfer vüdten? fomm
Mit mir, — Was nadt ijt ba?
91
Chalinus.
Was du befohlen haſt,
Iſt Alles da: Frau, Looſe, Loostopf und ich ſelbſt.
Stalino.
Du eben biſt allein es, was ich nicht verlangt.
Chalinus.
Das meinft bi nur; id) bin dein Stachel jetgt, barum
Schwitzt aud) bein Herzchen ſchon vor Furcht.
Stalino.
Cleoſtrata.
Du Galgenſtrick!
Sei ſtill, Chalinus!
COigetpio (yi Staliuo:)
Nimm ihn —
Caliuns.
Lieber den, der weiß
Stalino.
Stell' den Topf her, gib die Looſe mir;
Habt Acht! (Zu Cleoſtrata:)
Ich glaubte bisher, Frau, dich noch dahin
Zu bringen, daß Caſina du zum Weib mir geb'ſt,
Und glaub' es noch.
Zu geben.
Ceoſtrata.
Sie dir zum Weib?
Stalino.
Wie? mir? Ach nein,
Go meint' id) nicht; mir ſagt' id), wollte ſagen bem;
(auf Diympio bextenb :)
linb menn idj fie für midj verlangte, tar e8 nur
Im Unſinn hergeſchwatzt.
Cleoſtrata.
Ja wohl, und iſt's auch jetzt.
92
Stalino.
Dem, nicht bod, mir, Qa, find' id) denn ben rechten Weg
Gar nimmer?
Cleoſtrata.
Wahrlich, du verirrſt dich oft genug.
Stalino.
So geht's, wenn man auf Etwas ſo verſeſſen iſt.
Allein wir Beide, ich und der da, bitten dich
Ein Jeder um ſein Recht.
Eleoſtrata.
Worin beſtünde das?
Stalino.
Ich will dir's ſagen, Schätzchen: bie Caſina ſollſt
Du dieſem unſerm Meier geben.
Cleoſtrata.
| Nimmermehr
Wird das geſchehn, nie geb' ich's zu.
Stalino.
Entſcheiden zwiſchen Beiden.
Cleoſtraia.
Das iſt unverwehrt.
Stalino.
Gewiß iſt dieß das Beſte, wie Gerechteſte; |
Denn, fällt's nach unferm Wuünſchen au8, fo freu'n mir unà,
Wo nicht, ertragen wir's geloffen. (8u Diymptos Zieh' bein $008;
Gieb, was barauf ftebt. |
Co mag ba$ $008
Olympio.
Eins.
Chalinus.
Es iſt nicht recht
Vor mir zieht. ſt nicht recht, daß der
m CN ^N
39
Stalino.
So nimm dieſes hier.
Chalinus.
Gib her. Doch,' halt!
Mir fällt Was ein. Sieh nach, ob in dem Waſſer nicht
Ein andres Loos noch iſt.
Stalino.
Du glaubſt wohl, Galgenſtrick,
Ich ſei, wie du? 's iſt keines drinn, ſei unbeſorgt.
Chalinus (qu Olympio:)
Aum Glüde mir, zum großen Unglück werd' es bir.
Olympio.
Nein, bir [zum Unheil] fall' es; deine Frömmigkeit
Iſt mir bekannt. Doch, halt' ein wenig: iſt dein Loos
Von Pappel⸗ oder Tannenholz?
Chalinus.
Was geht's dich an?
Olympio.
Ich fürchte, daß es oben auf dem Waſſer ſchwimmt.
Stalino.
Paßt auf! Werft eure Looſe fein bedächtig ein.
Hierher getreten! Fertig! Frau, vergleiche du.
Olynpio.
Ich traue deiner Frau nicht recht.
Stalino.
Sei unbeſorgt.
Olympio.
Ich glaube feſt: die Looſe werden, wenn ſie nur
Dran ritbrt, verhext.
Plautus. Caſina. 8
34
Chalinus.
Sei ſtill!
Olympi.
3d ſchweig' unb bitte nut
Die Gótter —
G alins.
Daß bu Deut nod) Hund unb Gabel trügjt !0).
Olympi.
Daß mir aum Glüd das Loos entſcheiden möge.
Chalinnus.
Nein,
Daß man bid) bei ben Füßen hänge.
Minn
et, baf
Die Augen bu bir burd) bie Naſ' —*5 mußt.
Chalinus.
Was furchteſt bu dich noch? Der Strick muß ja für bid.
Schon in Bereitſchaft ſein; du biſt ein Kind des Tods.
Stalino.
So paßt doch auf!
Olympio.
Ich ſchweige.
Stalino.
Nun, Cleoſtrata,
Damit du des Betrugs mich nicht beſchuldigeſt,
Mich auch nur im Verdacht haſt, aberlaſſ ich dir
Das Loosziehn.
Clyutpio.
Du verlierſt mid)
|
|
95
Chalinus.
Das iſt mein Profit.
Cleoſtrata.
Recht ſo!
Chalinus.
Gewähren mir's die Götter, daß bei Loos
Jetzt aus dem Topfe fliehe.
Olympio.
Meinſt bu, weil du ſelbſt
Steis auf der Flucht biſt, machen wir's bir Alle nad?
SO, möchte bod), wie's einſt ben. Heracliden ging ! 5,
SDein $008 beim Ziehn zerſchmelzen.
Chalinus.
| Daß bu bod gleich ſelbſt
Zerſchmölzeſt in der Ruthen Glut!
Stalino.
Mach' dich an's Werk,
Olympio!
Olympio.
Ja, ſobald der Letternträger mir's
Erlaubt 12).
Stalino.
Fall' Alles gut unb glücklich für mich aus!
Olympio.
Co ſei's; unb aud) [üt mich.
Chalinus.
Nein.
Olympio.
ZJa, beim Herculed!
8 *
36
Chalinus.
Dieß „Ja“ für mich.
Stalino.
Nein; er gewinnt den Sieg und du
Biſt ganz erba bran. Schlag ihm doch Eins auf's Maul.
Nun, wird's bald?
| Cleoſtraia.
Weg die Hand da!
Olympo.
Oder mit bev flachen ffonb zuſchlagen?
Stalino.
Soll ich mit der Fauſt
Wie du willſt.
Olympi.
Gléofitata.
Was ſchlagſt bu ben?
Olympio.
Da haſt du Eins!
Mein Jupiter
Befahl es mir.
Cleoſtrata (zu Chalinus:)
Verſetze du ihm ebenfalls
Eins au[ bie Backe. (Chalinus ſchlägt ben Olympio.). i
Olympio.
Wehe mir, mein Jupiter,
Er ſchlägt mit Fäuſten auf mich ein.
Stalino (ju éyotinus )
| Was ſchlägſt bu ben?
Chaliuus.
Weil's meine Zuno tiv befahl.
91
Gieline,
Sd muß e8 mir
Gefalfen laſſen, baf mein Weib, [o Tang id) nod)
Am eben bin, bie Herrſchaft führt.
Gleofttata.
SDer mug [o gut
Sein Recht zum Reden haben, tie ber. 9Wnbere.
Olympio.
Was ſtört er mit mein gutes Zeichen?
Stalino.
Hute bid,
Chalinus, nut tor einem. boſen.
G alins.
| Nun mür'$ Zeit,
Nachdem ich abgemaulſchellt bin.
Stalino.
So mach' doch, Frau,
Zieh' jetzt das Loos. Paßt auf ijr! (gu Diympion Halte bu
den Topf.
Oyuupio.
Ich weiß nicht, wo ich bin; 's iſt aus mit mir! Die Milz
Steigt mir in's Herz, (o ſpringt es auf und ſtoßt vor. Schmerz
Die Bruſt mir ein.
Cleoſtrata.
Ich hab' ein Loos.
Staliuos.
Heraus damit!
Chalinus (qu Olympio:)
Biſt du ſchon tobt?
40
Einmal auf'6 Qanb, id ſchickt' ign mit ber Gabel bir
[Go ſchwarz] wie einem Koöhler im bie Stadt zurück.
Stalino.
Geſchäh' ihm recht.
Olympis.
Laß das nur meine Sorge ſein.
Stalino.
Ich möchte den Chalinus, wär' er nur zu Haus,
Mit dir zum Eßmarkt ſchicken, daß ich unſerm Feind
Zu ſeinem Gram auch noch den Hohn bereitete.
Chalinus quc fich:)
Ich will mich rücklings an die Wand ziehn, wie ein Krebs,
Und in der Stille lauſchen, was ſie ſprechen; denn
Der Eine foltert und der Andre martert mich.
Da ſteigt er nun im Hochzeitkleid einher, der Schuft,
Das Stachelmagazin. Noch ſchieb' ich meinen Tod
Hinaus, bis ich zum Acheron iB m. vorausgeidjidt.
Olhympis (ui Stalino:)
Wie du mich ſo willfährig dir erfunden haſt!
Was du ſo ſehnlich wünſchteſt, hab' ich dir verſchafft:
Noch heute wirſt du, deiner Frau ganz unbewußt,
Dein Liebchen kriegen.
Stalino.
Schweig! So wahr ber Götter Huld
Mir werde, kaum halt' ich die Lippen noch zurück,
Für dieſen Dienſt dich nicht zu küſſen, Süßeſter! !3)
Chaliuus (für ſich:)
Was füffen? Welcher Dienſt? Was für ein Chfefter?
Olympio.
Haſt du mich nunmehr lieb?
- 4H
Stalino.
Fürwahr, mehr, als mich ſelbſt.
Laß dich umarmen!
Chalinus (mie oben:)
Was? umarmen?
Olympis.
Herzlich gern.
Stalino.
Dich zu berühren duünkt mich Honigleckerei.
Chalinus (wie oben:)
Das fiet ja faft fo au8, als ob bem Meier ex
Die Blaſ' ausbohren wollt'.
Olympio.
| O Lieber, mache bid)
Doch meg ton meinem Rucken!
Chalinus (wie o5em:)
Heut verſchränken bie
Gewiß bie Fuße nod; ber alte Sünder ſcheint's
Auf Bärt'ge abzuſehn. Das iſt es, ja, das iſt's,
Warum er bem aum Meier machte; wollt' er bod)
Mich gleichfalls, als id) unlängſt ijm Degegnete,
Zum Hausvogt machen.
Olmpio Gu Stalino)
Wie dienſtfertig, wie zur Luſt
Ich heut dir war!
Stalino.
So lang ich lebe, ſollſt du mir
Noch theurer ſein, als ich mir ſelbſt. Wie will ich heut
Caſina füffen, wie [o recht nach Herzensluſt
Mir hinter'm Rücken meines Weibes gütlich thun!
se
Olympio.
Zeig' her; es iſt das meinige.
Chalinus.
Beim Henker, ja, es iſt's!
Cleoſtrata.
Du biſt beſiegt, Chalin!
Stalino.
Nun erſt, Olympio, freu' ich meines Lebens mich
Von Neuem.
Olympio.
Das erwarb mir meine eigene
Und meiner Ahnherrn Frömmigkeit.
Stalino.
Frau, geh' hinein
Und triff Anſtalten für die Hochzeit.
Cleoſtrata.
Wie du willſt,
So ſoll's geſchehn.
Staliuo
Du weißt, es iſt ein weiter Weg
Auf's Gut, wohin die Braut er führen muß.
Cleoſtrata.
| 3d) wei.
Stalino.
Drum geh' hinein, mach' Alles fertig, wenn es dich
Auch ſauer ankommt.
Cleoſtrata.
Meinetwegen. (b.
39
Stalino (u Olympio:)
Gehn auch wir
Hinein, ſie anzutreiben, daß ſie vorwärts macht.
Olympio.
Ich hindre dich gewiß nicht dran.
Stalino (auf Chalinus deutend:)
Vor dieſem da
Hab' ich zum Weiterreden ohnedieß nicht Luſt.
(Stalino und Olympio gehen in das Haus.)
Neunter Auftritt.
Chalinus (allein:)
Wenn ich mich jetzt aufhängte, wär's vergebne Müh',
Und zu ber Müh' hätt' id) mod) Koſten für ben Strick,
Und meine Feinde hätten ihren Jur babet.
Was brauch' ich auch zu ſterben? Bin ich doch bereits
Im Loos beſiegt. Caſina wird des Meiers Frau,
Und erſt nicht ärgert mich's ſo ſehr, daß der geſiegt,
Als daß ber Alte ſich ſo viele Mühe gab,
Bis ich darum gebracht war und ſie der bekam.
Wie zittert' er, wie jammervoll rannt' er herum!
Wie ſprang er bei des Meiers Sieg vor Freuden auf!
Doch, id) mill auf bie Seite gehn; id) höre (dor,
Wie ſich die Pforten öffnen; meine Freunde nah'n
Sich mir bereits. Ich will aus meinem Hinterhalt
Cie im bie Enge treiben. (Gv tritt bei. Seite.)
Aebnter Auftritt.
Olympio. Stalino. Chalinus.
Olympio.
Käme nur ber. Kerl
40
Einmal auf's anb, id) fdjidt ijr mit ber Gabel bir
[Go ſchwarz] wie einem Köhler im bie Stadt zurück.
Stalino.
Geſchäh' ihm recht.
Olympio.
Laß das nur meine Sorge ſein.
Stalino.
Ich möchte den Chalinus, wär' er nur zu Haus,
Mit dir zum Eßmarkt ſchicken, daß ich unſerm Feind
Zu ſeinem Gram auch noch den Hohn bereitete.
Chalinus (üc f:
Sd) mill mid) rücklings an bie Wand ziehn, mie eit. Krebs,
Und tm ber Gtille lauſchen, wa8 ſie ſprechen; benn
Der Cine foftert unb ber Andre martert mid).
Da (teigt er mun imt Hochzeitkleid einfer, der Schuft,
Das Stachelmagazin. Noch ſchieb' idj meinen Tod
Hinaus, bis id) zum Acheron ifm vorausgeſchickt.
Olympio qu Gtatino:)
Wie du mich ſo willfährig dir erfunden haſt!
Was du ſo ſehnlich wünſchteſt, hab' ich dir verſchafft:
Noch heute wirſt du, deiner Frau ganz unbewußt,
Dein Liebchen kriegen.
Stalino.
Schweig! Go wahr ber Götter Huld
Mir werde, kaum halt' ich die Lippen noch zurück,
Für dieſen Dienſt bid) nicht qu. küſſen, Suüßeſter! !3)
Chalinus (ür ſich:)
Was küſſen? Welcher Dienſt? Was für eim Sußeſter?
Olympio.
Haſt bu mid) nunmehr lieb?
uu 4
Stalino.
Fürwahr, mehr, als mid) ſelbſt.
Laß dich umarmen!
Chalinus (wie oben:)
Was? umarmen?
Herzlich gern.
Stalino.
Dich zu berühren bünft mich Honigleckerei.
Chalinus (wie oben:)
Das fiet ja faíft fo aus, af8 ob bem Meier et
Die Blaſ' ausbohren mollit".
Olhmpio.
| O Lieber, made bid)
Dod) meg ton meinem Qiüden!
Chalinus (wie oben:)
Heut verſchränken bie
Gewiß bie Fuße noch; ber alte Sünder ſcheint's
Auf Bärt'ge abzuſehn. Das iſt es, ja, das iſt's,
Warum er bem gum Meier machte; wollt er bod)
Mich gleichfalls, als id) unlüngft ihm begegnete,
Zum Hausvogt machen.
Ofympio qu Stalino:) |
Wie bienftfertig, wie zur Quít
Ich heut dir war!
Stalino.
So lang ich lebe, ſollſt du mir
Noch theurer ſein, als ich mir ſelbſt. Wie will ich heut
Caſina küſſen, wie ſo recht nach Herzensluſt
Mir hinter'm Rücken meines Weibes gütlich thun!
42
Chalinuus (rie fi»)
9(9a! nun enblidj fontm' id) auf bie rechte Spur:
Er ſelbſt liebt bie Caſina ſterblich. Hab' id) euch?
Stalino.
Jetzt gleich möcht' ich fie kuſſen, ſie umarmen!
Olynpio.
Laß
Sie nur erſt meine Frau ſein. Iſt's denn ſo preſſant?
Stalino.
Ich liebe.
Olympio.
Doch kann's ſchwerlich heute ſchon geſchehn.
Stalins.
Es kann, wofern bu glaubſt, daß id) bid) morgen (don
Freilaſſen kann.
Chalinus (wie oben :)
Da muß ich meine Ohren ſchon
Noch beſſer ſpitzen; treff' ich doch in feinſter Art
Zwei Süden gleich mit einem Schlag 9.
Stalino.
Bei meinem Freund
Und Nachbar ift ein Spfügdjen ſchon Bereit fitr mich.
Ihm hab' ich meine ganze Liebſchaft anvertraut,
Und er verſprach mir einen Platz.
Olympio.
Doch, ſeine Frau?
Wo bleibt die unterdeß?
Stalins.
«Dafür ift gut geſorgt.
Mein Weib muß ſie zur Hochzeit bitten, daß ſie ihr
43
Im Haus behilflich ijt unb aud) bie Nacht daſelbſt
Zubringt. So hab' ich's angeordnet, und mein Weib
Hat mir verſprochen, daß es ſo geſchehen ſoll.
Cie ſchläft bei uns; ben Mann ſchaff' id) ſchon aus bem fous.
Su füfrft beim Weibchen auf das Gut;
(Cr btutet auf ba8 Haus be8 Nachbars:)
Dieß Gut ift bort,
So (ang, als meine Hochzeit mit Caſina müfrt,
Von bort aus fannft bu [ile dann morgen früh bor Tag
Abholen. Iſt das nidjt vedjt pfiffig?
Olympio.
Allerdings.
Chalinus (fur ſich:)
O, ſchmiedet eure Ränke nur! Fürwahr, ihr ſollt
Zum eignen Unglück pfiffig ſein!
Stalino (gu Dlympio:)
Weißt du, was nun
Olunpie.
Stalino.
Nimm dieſen Beutel; geh' und kauf'
In aller Eil' Eßwaaren; doch, ich möchte gern
Was Delicates, denn ſie ſelbſt iſt delicat.
Olympio.
Gtaliue,
Tintenfiſche, Muſcheln, Gerftenfif de kauf'.
Chalinus (vie 55m) -
Ich büdte, lieber Weizenfiſche !5).
Gtaline,
Sohlen aud.
Bu tun ifi?
prid).
Gut.
44
CGhalinus (mie oben:)
Schlappſchuhe lieber bod, bid in's Gefidt bamit
Zu ſchlagen, alte Beſtie.
Olympio.
Zungenfiſchlein auch?
Staliuo.
Wozu? So lange meine Frau im Hauſe iſt,
Macht die den Zungenfiſch; ſie ſchweigt ja nie.
Olympio.
Wie jetzt
Die Sachen ſtehn, muß ich mich mit dem Fiſchmarkt erſt
Berathen, was ich kaufen ſoll.
Stalino.
Da haſt du Recht.
Geh' nun; du brauchſt kein Geld zu ſparen, kaufe nur
Recht köſtlich ein. Jetzt muß ich meinen Nachbar noch
Beſuchen, daß er meinen Auftrag gut beſorgt.
Olympio.
Kann ich nun gehn?
Stalino.
Ja freilich. Geibe ab.)
Eilfter Auftritt.
Chalinus (allein).
Wenn man dreimal mir
Die Freiheit böte, könnt' ich mich doch nicht davon
Enthalten, dieſen Beiden heut' ein tüchtiges
Gewitter auf den Hals zu jagen. Ja, ich will
Den ganzen Handel meiner Frau entdecken; hab'
Ich meine Feinde doch auf offner That ertappt.
CN LN
45
Will meine Frau nun thun, was ire Pflicht erheiſcht,
Go haben wir gewomen Spiel. Ich will bie Zwei
Recht hübſch beluchſen. Unſer Gittdeftem leuchtet jetzt:
Wir, die Beſiegten, ſiegen. — Nun will ich hinein,
Um, was ein andrer Koch gewürzt hat, meines Theils
Auf andre Art yu würzen, bafi, was fertig mar,
Nicht fertig werd', und fertig, was nicht fertig war.
Zweiter Akt.
Erſter Auftritt.
Stalino aud · Alceſimus.
etatins.
Nun will idj fen, Alceſimus, ob idj einem. Freund,
Ob einen Feind im bir erblicken fol, Jetzt gilt's;
Jetzt laß im Kampf dich ſehn. Mit Allem ſonſt iſt's Nichts.
Vorwürfe mir qu machen ſpare jede Muh'.
„Mein graues Haupt, mein Aller,“ ſpare bir bie Müh'.
„Daß ich verehlicht,“ ſpare bir auch dieſe Müh'.
Alcefimus.
Nie ſah ich Einen ſo vor Liebe krank, wie dich.
Stalino.
Mach' mut dein Haus [bab]. leet,
Alteſimus.
8 ift ja beſchloſſen ſchon:
Ich ſchicke meine Sklaven all' unb Sklavinnen
Zu dir.
GStalino.
Heida! bu biſt ja fíüger nod, als klug.
50.
Stalino.
Ich will mid) ihr bod) nähern. — Nun, wie geht's, mein Schatz?
FCleoſtrata.
Ich warte nur auf dich.
3 B Staliuo.
Sk Alles ſchon bexeit?
Haſt bu bie Nachbarin ſchon geholt, bir beizuſtehn?
Cleoſtrata.
Ich habe fle gebeten, voie beim Wille ma,
Allein bei Kamergd, beim alferbefter Freund,
Blies feiner Frau, id weiß nidjg 28a, in's Ohr Dine;
Cie fünne, Bie e8, heut unmöglich aus dem Haus.
Stalino.
Das iſt dein größter Fehler: du kannſt nicht genug
Schön thun.
Eltoſtrata.
Nicht ehrbarn Fraun, nur Huren ſteht es zu,
Mein liebes Männchen, fremden Männern ſchön zu thun.
Geh' du und rufe ſie; ich will indeß zu Haus
Das Nöthige beſorgen.
Stalino.
Mache nur geſchwind.
Gleoftrata.
Schon gut. (zur (4: Dem jag' id) (djon bie Angſt nod) tüditig ein;
Erbärmlich ſoll's ihm gehn nit feiner Ciebelei. — (5)
Giebenter 9(uftritt.
Stalino. Alceſinuus.
Aleeſimus.
Ich mill bod) ſehn, ob ber verliehte Narr bom Markt
Schon ba ift, dieß Skelet, ba$ mic und meiner Frau
51
—
Go mitgeſpielt hat. Dod, be ſiicht ex ja vor'm Haus.
Beim Hercules! zu dir wollt' id eben.
Stalino.
Und zu dir,
Beim Hercules! ich. Was ſagſt bu mum, verworfner Menſchꝰ
Was war's, das wir beſprachen? Um was hab' ich dich
Erſucht ?
Aleeſimus.
Was haſt du ben?
Staltuo.
Wie haſt du mir dein Haus
Go leer gemacht, wie deine Frau qu uns éd 7)
Geh' jegt durch bid) nicht id) ſammt der Gelegenfeit
Verloren?
Alteſimus.
Hänge bid nur gfetd). Du ſagteſt ja,
Es werde beine Frau bie weine rufen.
Staliuno.
Nun,
Sie ſagt auch, daß ſie ſie gerufen, aber du
Hab'ſt fie nicht gehen laſſen.
Altefimus.
WVielmehr ſagte fie
Mir frei heraus, fie brauche ihre Hilfe nicht.
Stalino.
Sie trieb mich vielmehr ſelber an, ich folle fie
Herüberholen.
Aleefnus.
Vielmehr will id Nichtd davon.
Stalino.
Du bringſt mich um.
4*
52
Alteſimus.
Recht ſo; dabei verweil' ich gern.
Dir einen derben Streich zu ſpielen iſt mein Wunſch.
Nun will ich bran; bu ſollſt das „Vielmehr“ heut genug
Zu ſchlucken kriegen. Mögen bid) gu guter Letzt
Die Götter vielmehr ruiniren.
Stalius.
Aber nun?
Schicſt du dein Weib zu uns herüber?
Wicefiutus.
Nimm fle mur,
Und geb' mit ifr unb beinem Weib unb beinem Schatz
Zum Henker! Spad' bid, jorge für das Weitere.
Ich [dide meine Frau jet burd) ben Garten. gleid)
Ju beiner Frau hinüber. (ab)
Stalino.
Nun bewährſt du dich
Als ächten Freund! Ach, welcher Unglücksvogel ſchwirrt
Um dieſe Liebe! Womit hab' ich mich an dir
Verſundigt, Venus, daß ſich mir, bem Liebenden,
Co Vieles, was mir Aufſchub macht, entgegenſtellt?
Doch, horch, was iſt das für ein Lärm in unſerm Haus?
Achter Auftritt.
Stalino. Pardalisca kommt ſchreiend aus dem Hauſe gelaufen.
Pardalista.
SO weh' mir, wehl! id) bim verloren, bin des Tods!
Angſt lähmt den Herzſchlag, alle Glieder zittern mir;
Ich weiß nicht, wo ich Hilfe, Zuflucht, Rettung, Schutz
Hernehmen, oder ſuchen ſoll: Unglaubliches
Von Gräul und Frechheit hab' ich drinn im Haus geſehn.
Nimm dich in Acht, Cleoſtrata, geh' weg von ihr,
öVX
53
Damit ſie bir in ifrer Wuth fein Leides tfut;
Entreißet ijr ba8 Schwert bod), fie it aufer fid.
Stalino.
Was gibt's, daß die ſo zitternd und ſo athemlos
Zum Haus herausſpringt? Pardalisca!
Pardalista.
Wehe mir!
Woher klingt mir eim Ton in's Ohr? |
Gtalino.
. Sieh' midj bod) ar.
Pardalisca.
Stalino.
Was iſt dir? Warum bebſt du ſo?
Pardalista.
Mein Herr!
Ich bin
Des Tods.
Stalino.
Warum des Tods?
Pardalisea.
Ich bin's nnb bu mit mit.
Ctalino.
Go (af mich miffen, was bir ift.
iparbelisca.
Weh' bir!
Stalino.
Das Weh'
Behalte nur für bid.
Pardalista.
Ich bitte, halte mich,
Sonſt fall' ich.
54
€taliuo.
Schnell heraus bamit: was ift gefdjefn?
Pardalises.
Fuhl' am mein Herz, mach wit dem Kleid ein wenig Wind.
Gi«lins.
Ich mag nidjt. bran, weiß nidjt, was ba8 bebeutem foll,
Die fat wohl gat au viel vom Pantecm "*) eingeſchlaucht.
Pardalisen.
Halt' an den Ohren mich, ich bitte!
Stalino.
Packe dich
Jum Qenfer! Bruſt unb Kopf und Ohren und du ſelbſt
Mag Alles hin ſein. Sagſt du mir nicht augenblicks,
Was ſich begab, ſchlag' ich ble Hirnfchal' bir entzwei,
Du Schlangenbrut, die du mich ſo zum Beſten haſt.
PardalEcu.
Mein Herr!
Stalana.
Waag willſa bu, meine Magd?
Pandaliea.
| Druo biſt au fec
Ergrimmt.
Stalino.
Su redeſt unbedacht; bod) ſprich: was gab's?
Mach's kurz. Was mat das für ein Lärm im Hauſe brinn?
Pardalisca.
Vernimm es denn, das Schreckliche, was deiner Magd
So eben drinn ankam, was nach atheniſcher
Hausordnung gar nicht angeht —
55
Stalind.
Was denn iſt's?
Pardalista.
Vor Angſt
Iſt mir die Zunge ſtarr.
Statins.
Was iUe? kann tj e$ nicht
Von bir erfafren, was e8 iſt?
Pardalista.
Nun: deine Magd,
Die bu zur Frau bem Gutséverwalter geben willſt,
Thut drinn — —
Stulino.
Was denn? Was thut fie?
Pardalista.
Das Entſetzlichſte,
Was ſich erdenken läßt; droht ihrem Manun -—
Qtafiso.
Womit?
Pardalista.
Ach!
Stalino.
Nun?
Pardalista.
Um's Leben bringen will ſie ihn. Ein Schwert —
Stalind.
Nun, was?
Patdalisca.
Ein Schwert —
Stalind.
Was Schwert?
56.
Sjatbaliéca.
Stalino.
Hat ſie.
O, wehe mir!
Zu welchem Zweck?
Pardalisca.
Sie läuft damit durch's ganze Haus
Den Leuten nach, und läßt Niemand in ihre Näh',
Daß Alles unter Käſten, unter Betten kriecht |
Und fij voll Furcht zu mudjen nicht getraut.
€talino.
3d
SBerforem, bim be8 Tods! Wie kam jo Schreckliches
Urplötzlich über fie?
bit
ipatbalisca.
Gie ra&t.
Stalino.
Was bin ich doch
Für ein verworfner Menſch!
Pardalista.
Und müfteft bu mur erſt,
Was ſie ſo eben ſagte.
Stalino.
Laß mich's wiſſen, ſprich:
Was ſagte ſie?
Pardalisea.
Sie ſchwur bei allen Himmliſchen,
Den zu ermorden, welcher dieſe Nacht zu ihr
Sich lege.
Stalino.
Mich zu morden?
Pardalista.
Geht es dich denn an?
MY NTN
51
Stalino.
Ach!
Pardalisea.
Haſt denn du Was mit ihr?
Stalino.
Ich verſprach mich nur:
„Den Meier“ wollt' ich ſagen.
Pardalisca.
Pfiffig beugſt du da
Vom Fahrweg in ben Wufpfab.
Stalino.
Galt ihr Drohen mir?
Pardalisca.
Auf Keinen iſt ſie ſo erbittert, wie auf dich.
Stalino.
Warum? |
fPatbalista.
Weil du aur Frau fie bem Olympio gabft.
Dein eben. nidjt, nidjt ifre8, nidjt ba8 ihres Manns
Will (ie aud) nur bi$ morgen ſchonen. Dieſes bit
Ju melden, bin id) hergeſchickt, bamit bu bid)
3n Acht fannft neBmen.
Stalino.
Ach, ich Aermſter bin des Tods!
& elenb war nodj fein berfiebter alter. 3Dtann!
fjatbaliBta (gegen bie. Zuſchauer gemenbet:)
Den fopp' idj hübſch. An Allem, was ich fagt', ift nid)t
Ein wahres Wort. Die Frau unb unſre Nachbarin
Erdachten den Betrug. Mich hat man hergeſchickt,
Zum Narren ihn zu haben.
58
Stalino.
Pardalisca, he!
Sétbefilce.
Was gibt's?
Stalino.
Ich möchte —
Pardalisea.
Was?
Stalino.
Dich Etwas fragen me.
Pardulisea.
Su machſt mit Aufenthäli.
Stalius.
Und bu mir Heyzeleid.
Hat denn Caſina noch ein Schwert?
Pardalista.
Noch, unb zwar zwei.
Stalino.
Pardalista.
Durch's eine, ſagt ſie, findeſt du den Tod,
Der Meier durch das andere.
Stalino.
So bin ich denn
Von Allen, bie ba leben, ber Ermordetſte!
Ich will mit einem Panzer mich verſehen; das
Wird wohl bag. Beſte ſein. Was iſt's mit meiner Frau?
Ging (le nicht für und nahm ihr's?
Pardalisen.
| Niemand wagte (id)
Was? aei?
In ihre Näh'.
59
-—
Stalius.
Daun bitie fle.
Pardalisea.
Sie that es ſchon;
Doch jene will's nicht nmiebderlegen, bis fte weiß,
Daß ſie die Frau des Meiers nicht zu werden braucht.
Stalino.
Co ſoll fle denn, wenn fie nicht milf, gezwungen ihn
Heirathen. Sollt' id) tid zum Stefe fuhren heut,
Was ich begonnen, daß ich ſie bekomme? Nein,
Der Meier, wollt' ich ſagen.
Pardalista.
Du verſprichſt dich oft.
Stulino.
Die Furcht macht mich im Reden wirr. Du aber ſei
So gut und bitte meine Frau, ſie moͤchte bod)
Caſina bitten, daß das Schwert fie von fid) thu'
Und mich hineinlaſſ'.
Varbalistu.
Ich will's melden.
Stalino.
Vardalidea.
italie.
Und nur red zaͤrtlich, mie bu fonft
Gewohnt bijt. Qürft bu? Wean bu Was ju Stande bringt,
Schenk' id) bir eir paar Schuh' unb einem goldnen Oting
An beinem Finger, unb mehr [dne Sachen nod.
gurbalisce,
Ich will mir alle Muhe geben.
Bitt' aud) bu.
Das will ich tfjun.
60
Gialino.
Mache nut,
Daß bir'8 gelingt.
Pardalista.
Ich gehe gleich, wofern du mich
Nicht weiter aufhältſt.
Stalino.
Geh' nur und beſorg' es.
Pardalisca (im Abgehen:.)
Sieh,
Da kommt ſein Helfershelfer ja vom Markt zurück,
Und hinter ifm eim ganzes Kuchenperſonal. pardalisca ab.)
Neunter Auftritt.
Stalino. Olympio. Ein fkod) mit mehreren Gefilfen, melde
Küchegeräthſchaften tragen.
Olympio.
Haſt unter deinen Fahnen bir auch Kletten 19), Dieb?
Koch.
Warum denn Kletten?
Olympio.
Weil ſie Alles an ſich ziehn,
Was ſie berühren. Wenn man's wieder wegziehn will,
So reißt's entzwei. Wohin ſie kommen, wo ſie ſind,
Hat ſtets der Herr zweifachen Schaden.
Koſt.
Was du ſagſt!
Olympio.
Da ſchwatz' ich nun, ſtatt meinem Herrn mit Gravität,
Anſtand und Freundlichkeit zu nahen.
VN LL
61
Stalino.
Sei gegritfit,
Mein guter Mann!
Olympio.
Ich muß geſtehn —
Stalino.
Was gibt's?
Olympio.
Du liebſt,
Ich durſt' unb hungre.
Stalino (auf ben Rüdetapparat beutenb :)
Gut verſehen trittſt du auf.
Olympio.
Naturlich, Bbente. (s gehen.)
Stalino.
Bleibe, wenn du gleich nicht magſt.
Olympis.
Ei, ei, wie deine Rede mich anwidert!
Stalino.
Was?
Olympio.
Das.
Stalino.
Willſt du bleiben?
Olympio.
Freilich wohl, Vous m'étes à charge ?9).
Stalino. |
Dich trifft nod) grand malheur, wenn bu nidt bfeibft.
92.
Cmpis.
Mon Dieu,
Laß mid) in Ruh', menn id mid) nidjt erbredeu fell,
Gale,
Bleib'!
Olympio.
Was? Wer iſt der Mann?
Gtalino, '
Dein err.
COlympio.
Woas [für eut Derr?
Staliug.
Der, deſſen Knecht du biſt.
Olympio.
Ich Knecht?
Stulino.
Cympis,
Bin id nicht frei? Beſinne bidj, beſinne dich!
Stalino.
Und meiner zwar.
Bleib' hier, ſteh' ſtill!
Olympio.
Laß mich!
Stalino.
Ich bin dein Knecht.
Olympio.
| Go recht!
Stalino.
Mein Olympiscus bu, mein Bater, mein Patron,
Ich bitte! |
VX
68
Olympis.
Das ijt klug geſprochen.
Stalino.
Ich bin dein.
Olympio.
Was thu' ich mit 'nem Sklaven, der ſo gar Nichts taugt?
Sialinsb.
Was nun? Wirſt bu mid) bald erquicken?
Olympio.
Wenn nur erſt
Die Mahlzeit fertig iſt.
Staling «put hie Apeche beutenb:)
Co laf bie nur hinein.
Ciympis Gu ben. Köchen:)
Geſchwind Binein! Beſorget eure Sache ſchnell!
Stalino.
Ich komme ſogleich nach. Macht mir ein Mahl zurecht,
Das auf dem Weine ſchwimmt. Ich will honett und nett
Mein "E begehn. Die Suergfiit. unſrer nuchternen
Vorfahren iſt nicht meine Sache. Gehe nun!
Ich wohn' jetzt hier. Caſina hat — ſo fagte mit
Die Magd — ein Schwert bei fij, für mid) unb bid) beſtimmt.
Olywpio.
Ich mei es. af ſie's haben, das ſind oen nur;
Die ſchlechte Waare kenn' id) ſchon. Komm' mur mit mit
In's Haus.
Stalino.
Ich furcht' eim Unglück; geh' bod) bu voraus
Und ſieh erſt nach, was drinn geſchieht.
64 "
Olympio.
Mein Leben iſt
So lieb mir, wie das deine dir.
Stalino.
So geh' doch zu!
bd Olympio.
Wenn du befiehlſt, ſo geh' ich denn mit dir hinein.
GBeide ab.)
Dritter A&&t
Erſter Auftritt.
Pardalista.
Gewiß, nicht zu Nemea, noch Olympia,
Noch ſonſtwo mögen Spiele je mit ſolcher Pracht
Gehalten worden ſein, mie drinn in unſerm aus
Mit unſerm Alten und dem Mei'r Olympio
Geſpielt wird. Alles rennt im ganzen Haus herum:
In der Küche lärmt der Alte, treibt die Köche an:
„Was ſchafft ihr da? Gebt's bald, wenn ihr Was geben wollt;
„Macht ſchnell, die Mahlzeit ſollte ſchon bereitet ſein!“
Der Meier aber ſteigt mit einem Kranz einher
Im weißen Hochzeitkleid und prächtig ausſtaffirt.
Allein die Weiber putzen im Gemache drinn
Den Waffenträger Der, ben ſtatt Caſina ſie
Als Braut ihm unterſchieben. Dieſer Spaß geſchieht
Ganz insgeheim, daß Niemand merkt, was werden ſoll.
Die Köche helfen ihrerſeits charmant dazu,
Daß es für unſern Alten Nichts gu eſſen gibts
N
65
Cie werfen Siegel um, ba8 Feuer (Udjen fie
Mit Waſſer aus: fo orbneten'8 bie Frauen am.
Mit leerem Magen möoͤchten ie ten. Alten gern
Hinaus jum Hauſe werfen, um die Bäuche fid)
Allein zu ſtopfen: die zwei Freſſerinnen ſind
Mir längſt bekannt, fle wären wahl im Stand, ein Schiff
Voll Speiſen zu verzehren. — Doch, bie Thüre gebt.
| Zweiter Auftritt.
Die Vorige. Stalino.
Stalino (pricht in's Haus hinein:)
Wenn ihr geſcheit ſeid, Frau, dann gehet ihr zu Tiſch,
Sobald das Effen fertig ift. Ich meines Theils
Speiſ' auf dem Gut, da ich den neuen Ehemann
Sammt feiner jungen Frau dahin begleiten will.
Ich kenne dieſe böſe Welt: leicht könnte ſie
Ihm Einer rauben. Thut, was euer Herz erfreut,
Doch ſputet euch, ſchickt ihn unb [ie obn' Aufenthalt
Heraus, damit wir noch bei Tag ankommen. Frau,
Bis morgen komm' id) wieder, morgen ſchmauſ' ich dann
Mit dir.
Pardalißtca (c ſich)
Das trifft ſich ganz, wie ich vorhergeſagt:
Mit leerem Magen treiben im bie Weiber fort.
Stalino.
Was machſt du hier?
Pardalista.
Ich geh', wohin die Frau mich ſchickt.
Stalino.
Iſt's wahr?
Pardalisea.
In allem Ernſt.
Plautus. Cafina. 5
^
66
Stalino.
Was ſpionirſt bu hier?
Pardalisca.
Ich ſpionire nicht.
Stalino.
So geh'; du lungerſt hier,
Und drinn ſchafft Alles uber Hals unb Kopf.
Pardalista.
Ich gef. a5.)
Stalino.
Ja, pack' dich nur, du, aller Böſen Böſeſte!
So iſt ſie fort? Nun iſt ein freies Wort erlaubt.
Wer liebt, der hungert bei dem größten Hunger nicht.
Doch ſieh, da rückt mit Kranz und Fackel mein Kam'rad,
Mein Spießgeſell und Ehgenoß, der Meier, an.
Dritter Auftritt.
Stalino. Olympio, hocqhzeitlich geſchmiickt, kommt in Vegleitung von
Flötenſpielern unb Fackelträgern.
Olympio.
Auf, Flötenſpieler! Bis die Neuvermählte man
Herausführt, lag des Hochzeitliedes ſußen Ton
Die ganze Straß' hindurch erklingen.
Jo Hymen! Hymenäus!
Jo Hymen!
Stalino.
Was machſt bu, mein Beglücker?
Olympio.
ungrig bin ich ſehr,
—* [is otra Qüngrig dj ſeh
"O0 N
61
Gtalino,
Und ich bin verliebt.
Mods Furwahr,
Dir thu' ich Nichts, o Liebe; langſt ſchon knurren mir
Die Eingeweid' im Leibe.
Stalino. |
Was verweilt fle bern
So (ang imt Hauſe drinn, a[8 ob's mit Fleiß geſchäh'?
Je mehr ich eile, deſto mehr füft fie ſich Zeit.
Olhmpio.
Wie war' es, menm aud ich mich im ein Hochzeitlied
Ergöſſe?
Stalino.
Thu's; ich will bei der gemeinſamen
Hochzeit ſodann dein Helfer ſein.
folympio.
3o, Hymen! Hymenäus!
3o, Hymen!
Stalino.
Ich ſterbe noch,
Ich Aermſter, ich zerplatze bei dem Brautgeſang!
Die Krankheit aber, an der ich am gerneſten
Zerplatzte, fommt nicht.
Olympio.
Wahrlich, wäreſt du ein Roß,
Du wäareſt unbezähmbar.
Stalino.
Wie verſtehſt du das?
Olympio.
Weil du fo ſtetig biſt.
p*
Otatiws.
Haſt du uid) [don probi?
Ofympis.
Da fein bie (Güter vor! Daech, eben knarrt hie Zi;
Man fommt heraus.
Staline.
Die Gitter weinen's gut mit mir.
Ich wittegte (afia aus ber Ferne iron.
Bierter Wuptritt.
Die origen. Obalhms als Sraut verkleidet, von pwei Sklavinnen geritoct.
Sklavin (m Giolinus:)
Behutſam, SBraut, heb' uüber bie Schwelle deinen Fuß;
Beginne deinen Weg ohn' Anſtoß, daß du ſtets
Die Oberhand behalteſt über deinen Mann,
An Stärk' ihn überbieteſt und als Siegerin
Das Regiment behaupten femm(t. Er kleide bid),
Du ziehſt ihn dafür aus. Studire Tag und Nacht,
Wie du ihn hintergehſt. Schreib's ja dir hinter's Ohr.
Olympio.
Ihr größter Schaden würd wahrhaftig, wemn fle ſich
dm Kleinſten nur verginge
Stalino.
Schweig!
Olympio.
ympi⸗ Ou ſchweige nicht.
Stalino.
Weßhalb?
i Bu f j f
Di en fuhren fie auf ſchͤmmen Weg.
€« ".
"e"
68
SEtalind.
Mit mir iſt's aus! Sie werden meinen ganzen Plan
Vereiteln. Alles ungeſchehn zu machen, das
Iſt ihr Beſtreben.
Slavblu.
Nun, Olhmpio, nimm dein Weib,
Wenn dir's beliebt, aus unſern Häanden.
Olymꝑio.
Gebt ſie her,
Wenn überhaupt ihr heute ſie mir geben wollt.
Slhaliud.
Geht nun in's Haus hinein.
Sklavin.
iut (ines. bit ich euch:
Gebt mit ber Reinen, Unerfahrnen (djonenb smt.
Das wird zeſchehen. Lebet mobi?!
Stalino.
Geht nun.
Sklavin.
Lebt wohl! (bie Sklavinnen ab.)
Stalino.
Oiyeplp.
Die Frau iſt brinnen, fürchte Nichts.
Stalino.
Juchhei! Nun bin ich endlich frei!
(Er liebkoat bem wetilbeten Chalinus.)
Mein Herzensſchatz,
Mein Honigmäulchen, meine Fruhlingsſonne!
Iſt fie nun. fort?
"70
Olympio.
e!
Nimm dich in Acht, wenn du geſcheit biſt; ſie iſt mein.
Stalino.
Das weiß ich; aber mir gehört die erſte Frucht.
Olympio.
Da, nimm die Fackel, halte ſie.
Stalino.
Das will ich wohl.
Großmächt'ge Venus, prächtig Leben haſt du mir
Verliehn, ba bu mir bie verſchaffteſt. (Den Chalinus umarmenb :)
Sußer Qeib!
Olympio.
Stalins.
Nun, was gibt's ?
Olhmpio.
Sie hat mir auf den Fuß
Mein Weibchen!
Getreten.
Stalino (ri: f&:)
Nun geſcherzt. (aut) Kein Nebel ift fo weich,
Wie dieſer Leib.
Olympio.
Welch ſchöner Buſen! — Weh!
Stakino.
Was gibt'8?
Olympio.
Sie ſtieß mich mit dem Ellenbogen auf die Bruſt.
Stalino.
Je mum, warum gehſt bu fo plump auch mit ijr um?
Mir, ber id) artig fle behandle, tut fie Nichts.
71
COiymplo,
Stalino.
Was ift ſchon wieder [o8?
Olympio.
Ich bitte dich,
Wie die ſo ſtark iſt! Um ein Kleines hätte ſie
Zu Boden mich gelegt.
O weh!
Stalino.
Sie will ſomit zu Bett.
Olympio.
So gehn wir denu.
Stalino.
Mein ſußes, allerſchönſtes Kind!
(Sie gehen Alle in das Haus des Alcefimus.)
Fünfter Auftritt.
Cleoſtrata mit Stlavinnen. AEurrhina. Pardalisca.
Cleoſtrata.
Gut und nach Herzensluſt bewirthet, gehn wir nun
Heraus, die Hochzeitſpiele hier mit anzuſehn.
Murrhina.
In meinem Leben hab' ich nicht ſo viel gelacht,
Auch glaub' ich nicht, daß, was noch kommt, mir ebenſo
Zu lachen geben wird. Was macht Chalinus wohl,
Der Neuvermählte, mit ſeinem neuen Bräutigam?
Das möcht' ich wiſſen. Einen ſchlauern Streich, als wir
Erdacht und durchgeführt, erfand kein Dichter noch.
O, kame jetzt bec Alte mit zerdroſchnem Maul
Heraus! Es lebt ja doch kein ärgrer Schuft als er:
V2
So atg ift fefbft ber Seine wicht, ber. Unterſchlupf
$yür feine Schlechtigkeiten ihm im Hauſe gibt.
Hier warte, 3Patbali$ca, bag bu, wenn er fommt,
Ihn tüchtig foppen kannſt.
Pardalisca.
Das thu' ich immer gern.
Nurthinu.
Gib Acht auf Alles, was fie drinn im Haufe khun.
Sjatbulibta.
Verſteck' bid) hinter mid.
Nürthina.
Und ſag' ihm Alles nur
Keck in's Geſicht.
Vardealißea.
Still; eure Thüre hat geknarrt.
(Sie treten auf die Seite.)
Sechster Auftritt.
Die Vorigen. Olympio kommt im Nachtgewand herausgeſtürzt und ſpricht zu
be Zufchauern.
Olympio.
Wohin entflieh' ich? Wo verſteck' ich mich? Wo berg'
Ich meine Schand'? Ich weiß es nicht. Mein Herr und ich,
Wir haben uns mit biefee. Heirath wuſt blamirt.
Wie ſchäm' id) mid, mie zittt' ich jetzt ob dem Geſpött,
Das über uns wird losgehn. Doch, id) dummer Menſch
Verſuche da was Neues: ſchäme mich, und hab'
In meinem ganzen Leben mich noch nie geſchämt.
Merkt auf! id) theil' end) mit wie mir's erging; es ift
Der Muh' werth, mir das Ohr zu leihn; fo lacherlich
Ju hören, mie qu melden, ift der Wirrwarr, den
—
(C.N
13
9d bri gemadjt. Als idj bie Braut in'8 Haus gebracht,
Jg id ben Schlüſſel ab, ob's gleid) ſtockfinſter mar.
Sd) richte, ſchichte, ſchaffe weiche Polſter Dei,
Dem Alten vorzukommen — — — — — — —
Als Vorſpiel bat ich fie mm einen Kuß, bod) fie
Stieß mir die Hand zurück und ließ freiwillig ſich
Durchaus nicht füjjen. Nunmehr rück' id) näher zu;
Caſina zu beſturmen drangt mich's immer mehr.
Dem Alten will ich germ die Muh' erſparen, brum
Schließ' ich die Thüre, daß er mich nicht überfällt.
Murrhing (leiſe zu Cleoſtrata).
Mach' jetzt und red' ihn an.
Cleoſtrata (titt vor).
Qi, fage mit, mo ijt
Dein junge8 Weibchen?
Olympio.
Weh! 's ift Alles offenbar!
Ceoſtrata.
So bleibt Nichts weiter Bbrig, als ber Ordnung nad)
Auch Alles zu geſtehn. Was geht drinn vor? Was macht
Caſina? Fugt fie fid) nach Wunſch?
Olympio.
Ich ſchäme mich,
Es zu geſtehen.
Geoſtrata.
Gib Beſcheid der Ordnung nach,
Wie du begannſt.
Olympio.
Ich ſchäme mich, beim Hercules!
16
Senn fie mid) nur nicht gor 518 hierher nod) ver[olgt.
Siebenter Auftritt.
Die Vorigen. Stalino kommt, obenfalls im Unterkleid, aus bem Hauſe.
(bie Frauen haben fi nach bem Hintergrunde zurückgezogen.)
/
Stalino q« ben Zuſchauern):
Vor Schmach und Schande ſteh' ich wie auf Feuerglut,
Weiß nicht, was nun beginnen, habe nicht den Muth,
In's Auge meiner Frau zu blicken; ganz und gar
Bin ich verloren; meine ganze Schändlichkeit
Liegt offer ba, vor allen Seiben droht ber Tod
Mir Jammermann, man padt midj an ber feeble dou.
Wie foll idj mid) vor meiner Frau rechtfertigen,
Daß obne Mantel id) erſcheine? — — — — —
280 wollt ein Menſch im biejem Handel fid füv mid)
Aufopfern? Nirgends weiß id) Rath; id adt! es nar
Den ſchlechten Sklaven nachthun und von Haus entfliehn,
Denn, kehr' id) heim, geht's meinen Schultern jammerlich.
Ihr mögt darüber ſpaſſen; doch, beim Hercules!
Ich kriege meine Prügel, und ble umg ich nicht,
Obgleich ich ſie verdient. Dram flugs mid jortgemadyt!
| : Olympia teft Tom zu)
Qe, Stalino, Liebesabenteurer!
Stolino.
Wehe mir!
Man ruft mich heim; ich thu', als hört' ich's nicht, und geh'.
-—-
*i
Agter Auftritt.
Stalino. Chalinus kommt im in ſeiner gewöhnlichen Kleidung, ben Stock und
Mantel tragend, entgegen. Cleaſtrata, Murrhina, Oiympio unb Sklavinnen
treden hervor.
Chalinus.
Wo biſt bu, ber bie Sitte ber. Maſſilier 22)
Nachahmen will Wenn deine KRebesglut air mic
Zu kuhlen bid) gelüſtet, ift die ſchicklichſte
Gelegenheit jetzt da. Fürwahr, du biſt des Tods!
Komm nur einmal hierher — — — — — —
Stalino.
Ich mug ſchon hin. Wenn mir ein Quinb entgegenlüujt,
Kommt mir's noch immer beſſer vov.
Cleoſtrata.
Wie geht es dir,
Mein lieber Mann, mein Etgeſpons? Woher des Wegs
Sn dieſem Aufzug? Was ijt mit dem Stock geſchehn?
Wo blieb dein Mantel?
Eine Sklauin.
Als e mit Caſina wallt'
Ehbruch verüben, kam ihm, glaub' ich, Beides weg.
Stalino.
Ich bin verloren!
qialiuuA
Wollen wir 3a Pette gef?
Ich bin Caſina.
| Gitalino,
Gb zum Henker!
mre Haſt bu mid
te
18
Gleofitata.
Was ift mit beinem Mantel worden? Sri!
Stalins.
Bacchantinnen! Beim Hercules, Bacchantinnen!
Wahrhaftig, Frau, Bacchantinnen!
Sklavin.
Er ſpaßt nur, denn er weiß ja wohl, kein Bacchusfeſt
Wird jetzt begangen.
Stalino.
vergaß es; aber
Bacchantinnen! 33 vergaß e; er ied
Cleoſtrata.
Was ſoll's da mit Bacchantinnen?
Dabei kommt Nichts heraus.
Olympio.
Du haſt nur Angſt.
Stalino.
| 3d Angſt?
Olympio.
Co [üge bod) nur nicht, denn Alles liegt aut Tag.
— — ——— —— —— — —— a — —
Stalino.
Halt's Maul!
Olympio.
O nein! Du haſt mid ja aufs Dringendſte
Gebeten, daß ich um Caſina freien ſoll.
Stalino.
que e
tein, wahrlich, bir zulieb.
Erwiſcht' idj bid) tod ietber
Das that idj bir zulieb.
79
Gtafius.
Hab' id) wirklich das
Gethan, wovon ihr ſprecht?
Cleoſtrata.
Du fragſt no$j? — — —
Stalino.
That ich's, ſo wär's ein ſchlechter Streich.
Cleoſtrata.
Komm nur herein,
Ich will dich ſchon erinnern, falls du nimmer dich
Beſinnſt.
Stalins.
Ich will euch gerne glauben, was ihr ſagt.
Vergib nur, Weibchen, deinem Mann. Du, Murrhina,
Bitt' fitt mich bet Cleoſtrata. Wenn fernerhin
Ich je Caſina wieder liebe; wenn ich nur
Dran denke, ſie zu lieben; wenn ich dieſer Art
Se wieber Etwas auf mid) lade, laf id) mid)
lintoeigeríid) bon meiner Frau aufhängen unb
Mit Ruthen peitſchen.
Murrhina.
Dießmal, dächt' id, kannſt bu im
Verzeihn.
Staliuo.
Biſt du mir nimmer bös?
Gleofitatd.
Stein.
Gialino.
Darf ich mich
Auf dieß dein Wort verlaſſen?
80
Cenſtrata.
3e,
Stalino.
Wo hat ein Mann
Solch herzensgutes Weih, tie i$?
Chalinus.
Die günn' id) bir.
Cleoſtrata qu Chalinus:)
Qe bu, gib mum ben Stock nnb Mantel ihm zurück.
Chalinus.
Hier.
Stalino.
Danke ſchön.
Chalinus.
Fuürwahr, am allerſchmählichſten
Iſt mir's ergangen. Zweien war ich angetraut,
Und feiner that mir, was ber neuem Frau gebührt.
(Die ganze Schauſpielertruppe tritt auf.)
Epilog.
(Bon einem ber Schauſpieler geſprochen:)
Ihr Herrn, was drinnen weiter borgeft, wollen wit
(ud) hier erzählen. — Von Caſtna wird es fid)
Erweiſen, daß ſie dort des Nachbars Tochter iſt
Und unſers jungen Herrn, des Euthynicus, Frau.
Nun mög' aud) eure Hand ben wohlverdienten vehn
Uns reichen. Wer das thut, der ſall, ſo oft er will,
Gin Mädchen kriegen hinterm Raucken ſeiner Frau.
Wer aber nicht aus Leibeskräften klatſcht, bekomm'
Anſtatt des Mädchens einen thraubeſchmierten Bock.
— —
D c.
a1
Anmerkungen.
1) Iſt $alcgonenjeit. — Von bem Eisvogel ober Meerhuhn — (alcedo,
haleyon, &Axv(c») erzählten bie Alten, er lege feine Gier ſieben Tage vot bem
kürzeſten Sage unb brüte bis gunt fiebenten Tage mad biefem, alfo im Ganzen
vierjejn Sage. Dieſe vierge age ſeien durchaus ſturmlos, weßhalb man fte
audj bie halcyoniſchen Ziage nannte; hier alfo f. v. a. ruhige Belt, 1o wenig bet
feine Geſchäfte gemadjt mexbet. Plinius X. G. 10, 32, unb Varro del. 1. 6, 5.
Plautus hat's nadgebilbet unb Gafina zubenannt. — Im
(at, Texte lauten die Worte: Denuo Plautus cum latranti nomine, mit bellendem
Namen. „Dieſer Ausdruck,“ — ſagt Rapp — it ſchwer mehr ju verſtehen.
Einige ſagen (unter ihnen beſonders Feſtus), das Wort casina bedeute in der
umbriſchen Sprache einen Hund, und daher denn der „bellende Name.“
5 Ohn' auf ben Sogelf[ug erſt Lang au warten. — Es wurde
bei den alten Römern keine Hochzeit gefeiert, ohne zuvor die Auſpicien zu Rathe
zu ziehen; Cicero v. d. Weiſſag. 1, 16.
ij Führt eure Sache mader — gewohnt ir ſeid. — Auch dieſe
Worte werden, wie viele Stellen ähnlichen Inhalts bei unſerm Dichter, auf den
puniſchen Krieg bezogen.
5) Mußt bu ber jungen Braut vorangehn mit der Facel. —
Wenn am Abende des Hochzeittages bie Braut fid) in bie Wohnung bes Bräutigams
begab, ſo wurde ſie von drei Knaben, deren Eltern noch am Leben waren, be⸗
gleitet. Zwei derſelben führten ſie an den Armen und der dritte trug eine Fackel
von Fichtenholz oder Dornen. Außerdem wurden noch fünf weitere Fackeln, faces
nuptiales genannt, vor ihr hergetragen.
6 Bringt ben Schlüfſel mir. — Stad bem uUrterte wörtlich: bringt
mir ben Ring. Sie Alten pflegten ihre mBorratbafantmern, feller u. bal. nidjt, mie
wir, mit Schlöſſern au verſchließen, fonberm mtt Giegelringem zu verſiegeln.
7 Rommt mit mir hierher in bte Nachbarſchaft. — feine an»
ftánbige Frau ober Jungfrau ging über bie Straße, obne in früheren Zeiten von
Sklavinnen, üt ſpäteren von Eunuchen begleitet zu feit.
8) Bring' aud bet Topf ſammt Waſſer unb ben Looſen mit. —
Sum Behufe be& Looſeziehens, um mas ed fij, wie mit gleich nachher fepen met»
ben, Bier Banbelt, wurde ein Topf zuerſt bi8 oben mit Waſſer gefüllt umb ſodann
bie im Geſtalt von Würfeln aus Buchsbaumholz ober gebranntem Thon gefertigten
Looſe, worauf bie Namen ber Looſenden geſchrieben waren, in denſelben hinein⸗
geworfen. Weſſen Loos zuerſt herausgezogen wurde, ber hatte gewonnen.
9) Worm Leichenthore. — Extra portam Metiam. — Bot bem Metiſchen
fore im Rom (ſpäter dad Esquiliniſche genannt) wurden bie Leichen der Verſtor⸗
benen verbrannt unb bie Verbrecher hingerichtet; auch hatten baje[bft bie Scharf⸗
richter und Abdecker ihre Wohnungen.
10) Daß bu heut nod Hund unb Gabel trägſt. — Canis, gewöhn⸗
licher catuluso ber catellus (Hund), nannte manm eine Art vom Feſſeln.
Plautus. Caſina. 6
32
H) Wie's einft ben Qeracliben ging. — Kresphontes unb bie Söhne
des Ariſtodemus, eines Abkommlings von QerculeB, wollten Meſſenien unter fid
vertheilen, konnten aber auf bem Wege des Vergleichs zu keinem Ziele kommen.
Sie nahmen deßhalb ben Temmus zum Schiedsrichter, den Kresphontes für fid) au
gewinnen wußte. Temmus machte daher bie Loosſſteine ſelbſt, unb zwar für bie
Söhne des Ariſtobemus aus an ber Sonne getrocknetem, für ben Kresphontes aus
im Feuer gebranntem Thon. Das Loos der Heracliden zerſchmolz natürlich im
Waſſer unb ſomit bekam Kresphontes Refſſenien. Pauſanias 4, 3.
13) Sobald ber Letternträger mir'8 erlaubt. — Literatus, bet
Setlerntráger, bier f. v. a. ber Gebrandmarkte. Wenn Sklaven fid) wiederholt
bebeutenbe Vergehen hatten zu Gdjulben kommen [affen, wurden inen einzelne
Buchſtaben, aud) mebrere Wörter, manchmal ſogar mehrere Zeilen, welche dieſe
Vergehen verkündeten, auf bie Stirne eingebrannt.
13) Sid nicht su küſſen, Sußeſter u. f. w. — „Dieſe unb bie fol⸗
genden Reden finb für unfer Gefühl empörend obſeön, unb es hilft wenig, daß
ein Irrthum des Chalinus ſie veranlaßt; inzwiſchen haben ſie zur Kataſtrophe des
Stücks eine weſentliche Beziehung.“ Rapp.
1) Zgreff? ij bod — amet WR üden gleid mit einem
Schlag. — Das befannte beutjde Gpridjmort, wie das gleidjbebeutenbe: id
fattge zwei Mäuſe üt einem Butten. Vergl. Binder Thes. Adag. lat. 8. v.
Sie wörtliche Ueberſetzung wäre: id fange zwei Cber im einem Walde (auf
einer Wdprte).
1 Gerftenfifde — lieber Weizenfiſche. — Der 9Big, welcher
in dieſen Namen [iegen. foll, ift für unB nicht mebr verſtändlich. Daß Bier nidi
an beſtimmte Arten oon Fiſchen qu benfen ift, liegt auf fíader anb; e8 finb mur
bildliche Ausdrucke.
16 Welche Golax ſingt. — Colax mat ber Titel eines Luſtſpiels des
Nävius, nad) Anderen des Ennius, melde Beide einige Zeit vor Plautus lebten.
17 Wie haſt bu mir — geſchickt. — Natüurlich als Ironie aufzufaſſen.
18 Vom 2auterz. — Meraclo Libyco, vom unvermiſchtem libyſchem
Ausbruche, b. D. von Wein, ber um ben Gee Siareoti8 im Aegypten wächſt, eine
im Alterthum febr beliebte Corte.
19 $aft unter beinen Fahnen bu aud Rlettent — inier
bet „Kletten“ verſteht Olympio bier bie Gefilfen des $058. Die öffentlichen
Köche jener Zeit waren wegen ihrer Betrügerei und Dieberei allgemein berüchtigt.
?0 Yous m'étes à charge, u. ſ. w. — Was hier franzöfiſch ausgedrückt
ift, ſind im Driginal griedjijdje Brocken.
2) — — — —. — Sit biefen Strichen fnb bie pon nun an häufig vor⸗
fommenben Lücken bezeichnet, worüber man bie Ginleitumng febe.
33) Die Gitten ber Mafſſilier. — Massilia (Marſeille), urfprlng:
[idj eine griedjifdje Golonie, fdien wegen griechiſcher gafter berüchtigt gemefen zu
feim. Geſchichtlich läßt fid) bie Sache nicht belegen.
Druck von €. Hoffmann tn. Gtutigart.
CUNCN CN | —
Qitus Maccius Plautus
Luſtſpiele.
Deutſch
Dr. Wilhelm Sinbrr.
Achtzehntes Jünbdjen.
Amphitrnuo.
(Amphitruo.)
Siutigari.
Hoffmann'ſche Verlags⸗BVuchhandlung.
1869.
UN NCFKN
Einleitung.
Vorliegendes Stück des Plautus iſt das einzige uns noch
erhaltene, welches zur Gattung ber ſogenannten Tragico—
Comödie ober Hilaro⸗Tragödie gehört: ein Name, womit man
Parodieen tragiſcher Stoffe, kede Traveſtieen großartiger atti⸗
ſcher Tragödien bezeichnet, die freilich nicht ſelten bis zur
wahren Poſſenreißerei herabſinken mochten; auch mögen noch
andere Gegenſtände dem nur auf Beluſtigung berechneten dra⸗
matiſirenden Muthwillen gedient haben. Zum Vorbilde diente
unjerem Dichter der „Amphitrhon“ bes Rhinton, eines. talent-
vollen Dichters aus Tarent (etwa 290 v. Chr.), ber wahr⸗
ſcheinlich Traveſtie eines Stückes von Sophokles war.
Den Inhalt des plautiniſchen Amphitruo bildet die mit
dem keckeſten Witze behandelte Mythe von der Erzeugung und
Geburt des Hercules.
Amphitruo, ein Enkel des Perſeus, hatte wegen eines
unfreiwilligen Mordes ſeine Heimath Argos verlaſſen müſſen
und nebſt ſeiner Gemahlin Alcumena oder Alcmene in Theben
Schutz gefunden. Dieſe befand ſich in geſegneten Umſtänden,
als Amphitruo ſie auf längere Zeit verlaſſen mußte, um als
Feldherr die Thebaner in einem Kriege gegen die Teleboer
anzuführen. Während ihres Gemahls Abweſenheit erhielt
Alcumena häufige Beſuche von dem ſie liebenden Jupiter,
der aber die Gunſt des treuen Weibes nicht anders erlangen
konnte, als dadurch, daß er ganz die Geſtalt ihres Mannes
annahm. Sie trug daher, ohne es zu wiſſen, die Frucht
6
boppelter Qiebe unter ifrem Serge: bom Amphitruo ben
Iphiclus, bon Jupiter ben $ercules.
Schon tar bie Ctunbe ihrer Gntbinbung nid mer gar
ferme unb ijr Gemahl immer nod) abtpejenb, ba madfte ifr
Jupiter abermals einen Beſuch im ber Gejtalt be8 Amphitruo,
dießmal in 3Begleitung be8 Mercurius, ber bie Geftaft be$
Soſia, eines Sklaven des Amphitruo, welcher mit feinem
Herrn in den Krieg gezogen war, angenommen hatte. Jupiter
ließ, um deſto länger bei der Geliebten verweilen zu können, die
Sonne einen Tag lange nicht aufgehen, ſo daß aus einer
Nacht drei wurden. Hiemit beginnt das Stück.
Während Jupiter fich im Palaſte der Alcumena befindet,
muß Mercurius vor demſelben Wache halten und erzählt uns
nun in dem Prologe, in welchem der Dichter den Inhalt des
Stückes mit vortrefflichem Humor zu rechtfertigen ſucht, den
Stand ber Sache. Doch ſiehe, ba kommt ber ächte Soſia,
vorausgeſchickt von dem heimkehrenden Amphitruo, um der
Alcumena deſſen bevorſtehende Ankunft zu melden. Es iſt
dieſer Soſia eine gemeine Sklavenſeele, ein feiger Aufſchneider,
mit der köſtlichſten Laune gezeichnet. Er kann gar nicht be—
greifen, daß die Nacht heute gar kein Ende nehmen will:
Beim Pollux, ſicher glaub' ich, menn id) überhaupt
Was glauben oder wiſſen fanum, daß Dente Nacht
Der Abendſtern im Rauſche eingeſchlafen iſt;
Denn weder regt der große Bär am Himmel ſich,
Noch weicht der Mond, ſeitdem er ſich erhob, vom Fleck u. ſ. w.
.Wie er mun in bem Palaſt hineingehen will, tritt. ibm
Mercur, der falſche Soſia, entgegen; es entſpinnt ſich eine
äußerſt komiſche Unterredung, mit derben Sklavenſpäſſen ge—
würzt, in welcher Mercur dem ganz verblüfften Soſia endlich
mit ben Fäuſten beweist, daß er ber wahre Soſia, Soſia aber
eit Betrüger ſei. Dieſer, ber ſeine Doppelgängerei nicht be-
greifen kann und alle Verſuche, in das Haus einzudringen,
vereitelt ſieht, kehrt um, ſeinem Herrn bie erlebte Wunder⸗
begebenheit aa di Inzwiſchen beginnt bet Tag gu
-—w /
bs
Y
A
7
grauen; Jupiter tritt aus dem Palaſte, von Alcumena begleitet,
welche ben zärtlichſten Abſchied von ihm, bem vermeinten Gat⸗
ien, nimmt: bie beiden Göiter gehen hierauf ab.
Im zweiten Alte tritt Amphitruo mit Soſia auf und
hält dieſen, als er ihm ſein Abenteuer erzählt, für verrückt
oder betrunken; er will in den Palaſt, um ſich ſelbſt von der
Sache zu überzeugen, als ihm Alcumena, noch in tiefen Schmerz
über bie ſchnelle Abreiſe des (vermeintlichen) Gemahls verſun⸗
ken, entgegentritt. Wie erſtaunt ſie, ihn ſo ſchnell wiederzu⸗
ſehen! Sie erwidert indeſſen ſeinen Gruß ſehr kalt, weil ſie
ber Meinung ijt, er ſei blos um ihre Treue gu prüfen jo un⸗
erwartet wiedergekommen, und ihr Unwille ſteigt noch, da er
von bem nächtlichen Beſuche Nichts wiſſen will. In langem
Geſpräche, das Soſia mit feinem Späſſen würzt, hadern bie
beiden Ehegatten mit einander; das Unbegreifliche wird zum
wahren Wunder geſteigert, da Alcumena dem Amphitruo eine
Schale vorzeigt, die er ihr ſelber geſchenkt habe, und doch hat
dieſer fie eben erſt im einem wohl verſiegelten Küſtchen mitge-
bracht; er oͤffnet dieſes Käſtchen vor Alcumena's Augen, und
ſiehe! es iſt lerr. Als ihn dieſe nun gar daran erinnert, daß
ſie in der eben verfloſſenen Nacht das Lager mit ihm getheilt
habe, verwandelt ſein Erſtaunen ſich in Wuth: er eilt zu den
Schiffen zurück, um einen ſeiner Begleiter, den der Alcumena
verwandten Naucrates, zu holen, der ihm bezeugen ſoll, daß
er dort die Nacht zugebracht habe.
Während nun Amphitruo wieder abweſend ijt, kommt iut
dritten Akte Jupiter abermals in deſſen Geſtalt, kann aber
nut mit vieler Mühe bie liber bie unverdienten Vorwürfe immer
noch erbitterte Alcumena beſänftigen. Er befiehlt, Opfer und
Mahlzeit zu bereiten; Soſia (der ächte) wird abgeſchickt, um
bom Schiffe ben Steuermann zur Mahlzeit herbeizurufen. Al—
cumena geht in das Haus, und ſchnell iſt Mercur wieder als
Soſia ba; er ſchickt ſich an, ben Amphitruo bei deſſen erwar⸗
teter Heimkehr übel zu empfangen. |
Mit bem bierten Akte tritt Amphitruo in groBer. Ver⸗
fegengeit auf, weil er ben Naucrates, ber ifm wegen jein^?
8
Aufenthaltes im ber letztverfloſſenen Nacht zeugen ſollte, nirgenbs
gefunden hatte. Er will in ſeinen Palaſt gehen, findet dieſen
aber verſchloſſen, und num wächst ſein Zorn. Wie er anpocht,
wird er von dem auf der Zinne des Hauſes ſitzenden Mercur,
der ſich ihm als Soſia vorſtellt, verhöhnt; ſeine Wuth kennt
keine Gränzen mehr, wie ihn Mercur ſogar noch fortjagt, als
einen Betrüger, ber Alcumena, bie fid) bercits der Gegenwart
ihres Gemahls erfreue, nur zu tüujdm beabſichtige. Jetzt tritt
zu bem laut Zürnenden ber wirkliche Soſia nebſt bem Gteuer-
mann, den er auf Jupiters Befehl vom Schiffe herbeigerufen
hat. Amphitruo bemerkt die beiden nicht ſogleich, indem er zu
ſchelten fortfährt; ſowie er aber den Soſia erblickt, will er über
ihn herfallen, um ihn für das zu züchtigen, was ihm von
Mercur in deſſen Geſtalt widerfahren war; dann pocht er noch⸗
mals an die Thüre und — Jupiter tritt als zweiter Amphitruo
heraus. Sie gerathen bald hinter einander; die Verwirrung
wird allgemein: Soſia will den ächten Amphitruo als Betrüger
fortjagen, der Steuermann iſt in Zweifel, welcher von beiden
der rechte ſei; allein alle ſeine Proben helfen ihm Nichts, denn
was vom wirklichen Amphitruo im Kriege vollbracht worden
iſt, das alles weiß Jupiter als allwiſſender Gott ebenfalls.
Jupiter fert in's Haus zurück, ba Alcumena indeß bon Ge⸗
burtswehen überfallen worden war; Amphitruo bleibt zurück,
entſchloſſen, blutige Rache an dem „Zauberer“ zu nehmen.
ym fünften Akte kommt bie Sklavin Bromia aus bem
Hauſe. Alcumena hat unter ſeltſamen Wundererſcheinungen
zwei Knaben geboren; Bromia erzählt:
— — — — — — — — — — — Als ſie gebar,
Rief ſie die Götter an. Welch Raſſeln, Praſſeln, welch
Gekrach, Gedonner, wie ſo ſchnell, ſo nah', ſo ſtark!
Ein Jeder fiel zu Boden, wo er ſtand. Da rief's
Mit lauter Stimme: „Aleumena, bebe nicht,
Die Hilf' iſt da, dir und den Deinen naht mit Huld
Der Herr des Himmels. Stehet auf, die ihr aus Furcht
Vor mir zu Boden fielt.“ — Ich, wie ich lag, ſtand auf;
Das Haus ſchien mit gt brennen, ſo war Helle rings.
| y R —
9
Jetzt bemerkt Bromia ifren Herrn, Amphitruo, bet et»
ſchöpft am Boden liegt, berfünbet ihm bie Geburt ber Zwillinge,
und was ſich Wunderbares dabei zugetragen; ſie erzählt ihm
ferner, daß Jupiter ſich als den Vater des einen der beiden
Knaben zu erkennen gegeben habe. Endlich erſcheint Jupiter
ſelbſt, klärt Alles auf, verheißt bem Amphitruo Segen unb
Ruhm und ermahnt ihn, ſich mit ſeiner unſchuldigen Gattin
auszuſohnen.
Dieß der Inhalt eines Stückes, das wir nur dann unbe⸗
fangen zu würdigen vormögen, wenn wir uns erinnern, daß
nach den Begriffen der Alten nichts Anſtößiges darin lag, auch
bie erhabenſten Götter in bem Kreis komiſcher Darſtellung ge:
zogen zu ſehen. Daß aber bie Mythe bon Jupiter unb Alcu—⸗
mena wie von ſelbſt zu einer ſolchen einlud, iſt klar genug,
und daß die vorliegende mit Genialität und köſtlichem Humor
durchgeführt iſt, iſt längſt von allen Seiten anerkannt worden.
So hat es denn auch bei dieſem Stücke, ſo wenig wie bei den
„Menächmen“, an neueren Nachahmungen nicht gefehlt. Faſt
jede komiſche Literatur hat ihren Amphitruo, und berühmte
Namen reihen ſich hinter dieſe Mythe. Wir beſitzen einen
engliſchen von Dryden: The two Sosia's; einen franzöſi⸗
iden von Moliere; einem deutſchen von Kleiſt; einen italie—
niſchen von Boccaccio, unb einem portugieſiſchen von Ca⸗
moens.
Perſonen.
Jupiter.
Mercurius.
Amphitruo,. Felbherr ber Thebaner.
ſeine Gemahlin.
Sofia, Stlave
Blepharo, Eqiffoſteuermann
efTet, | Sklavinnen ber Sficumena.
des Amphitruo.
Das Stuck ſpielt zu Theben im Palaſte des Amphitruo.
Proſog.
Von Mercurins geſprochen.
So, wie ihr wollt, daß ich bei eurer Handelſchaft,
Beim Einkauf und Verkauf mich eud) durch reichlichen
Gewinn geneigt erzeig', in Allem hilfreich fei;
Und wie ihr wollt, daß euer Rechnungsweſen ſtets
In Richtigkeit ſei, in der Fremde wie daheim,
Und guten, reichen Nutzen ihr aus Allem zieht,
Was ihr begonnen, oder erſt beginnen wollt;
Und wie ihr wollt, daß euch ich und die Eurigen
Mit guter Botſchaft ſtets erfreu', euch immer nur
Das bring' und melde, was ifr ſelbſt am meiſten mün[dt ;
— Ihr wißt ja wohl, daß von ben andern Güttern mit
Das eingeräumt und zugeſtanden worden iſt,
Dem Botenweſen und Gewinne vorzuſtehn —
So, wie ihr alſo wollt, daß ich hierin mich euch
Huldreich erweiſ' und euch mit immerwährendem
Gewinn zu jeder Zeit beglücke: ebenſo
Hört heute auch ſtillſchweigend dieſes Stückchen an
Und richtet drüber, wie es recht und billig iſt.
Auf weß Befehl ich herkomm' und aus welchem Grund,
Theil' id euch jetzt zugleich mit meinem Namen mit.
Auf Jovis Machtwort komm' ich, bin Mercur genannt;
Mein VBater ſchickte mid, bag id euch bitten foll,
fobgleid) er wußte, bag ijr ſeinem Wort gehorcht,
Perſonen.
Abercurius.
Amphitruo, Felbherr ber Thebaner.
Alcumena, ſeine Gemahlin.
Sofia, Stlave
filepharo, Schiffaſteuermann des Amphitruo.
iind Sklavinnen der Alcumena.
Das Stud ſpielt zu Theben im Palaſte des Amphitruo.
Proſog.
Von Mercurins geſprochen.
So, wie ihr wollt, daß ich bei eurer Handelſchaft,
Beim Einkauf und Verkauf mich euch durch reichlichen
Gewinn geneigt erzeig', im Allem pilfreid) fei;
Und wie ihr wollt, daß euer Rechnungsweſen ſtets
In Richtigkeit ſei, in der Fremde wie daheim,
Und guten, reichen Nutzen ihr aus Allem zieht,
Was ihr begonnen, oder erſt beginnen wollt;
Und mie ifr wollt, bof eudj ich unb bie Eurigen
Mit guter 3Botjdjoft ftet8 er[reu', euch immer nur
Das bring! unb melde, ma8 ijr fefbjt am meiſten mün[dt ;
— Ihr wit ja wohl, daß bor ben andern Güttern mit
Das eimgerüumt und zugeſtanden worden ijt,
Dem Botenweſen und Gewinne vorzuſtehn —
So, wie ihr alſo wollt, daß ich hierin mich euch
Huldreich erweiſ' und euch mit immerwährendem
Gewinn au jeder Seit beglücke: ebenſo
Hört heute auch ſtillſchweigend dieſes Stückchen an
Und richtet drüber, wie es recht und billig iſt.
Auf weß Befehl ich herkomm' und aus welchem Grund,
Theil' ich euch jetzt zugleich mit meinem Namen mit.
Auf Jovis Machtwort komm' ich, bin Mercur genannt;
Mein Vater ſchickte mich, daß ich euch bitten ſoll,
Obgleich er wußte, daß ihr ſeinem Wort gehorcht,
12
Als wär's Befehl; im ift ja durch Grfafrung kund,
Daß Jupitern ihr ehrt und ſcheut, wie ſich's gebührt.
Deß ungeachtet gab er den ausdrücklichen
Befehl mit, bittweiſ' und mit gutem Worten nur
Um das euch anzugehn, was er verlangt. Er ſelbſt,
Zeus nämlich, deſſen Machtwort mich hierher geſandt,
Iſt minder nicht in Furcht vor Unglück, als von euch
Jedweder Andre; und da er von Eltern ſtammt,
Die beide Menſchen finb!), iſt's aud) nicht wunderſam,
Wenn er ſich fürchtet. Und ich, der ich Jupiters
Sohn bin, fürcht' ebenjo, vom Vater angeſteckt,
Vor Unglück mid. Drum komm' id aud) um Frieden her
Und bring' euch Frieden. Was leicht zu gewähren, was
Gerecht nur iſt, will ich von euch erbitten mir;
Denn nur um Recht bin von Gerechten ich geſandt:
Unrechtes von Gerechten fordern ziemt ſich nicht,
Gerechtes aber von den Ungerechten, iſt
Thorheit: ſie kennen nicht das Recht, noch halten ſie's.
Hört Alle nun aufmerkſam meiner Rede zu;
Ihr müßt euch unſerm Wunſche fügen. Wohl verdient
Hab' id) es, fat mein Vater es um euch, ſowie
Um euern Staat. Was ſchwatz' ich euch noch weiter vor,
Wie in Tragödien wohl ich dieß bei Andern ſah,
Neptun, Bellona, Virtus, Mars, Viectoria,
Die ſtets erzählen, was ſie Gutes euch gethan.
Mein Vater, ber bie Götterwelt regieret, ift
Urheber alles Guten auch; doch war es nie
Bei meinem Vater Sitte, was er Guts gethan
Den Guten vorzurücken. Er iſt überzeugt
Von eurer Dankbarkeit, und daß ihr wirklich auch
Des Guten, das er euch erzeiget, würdig ſeid.
Zuerſt will ich euch meiner Bitte Gegenſtand
Vortragen, daun den Inhalt der Tragödie
Euch auseinanderſetzen. Runzelt ihr die Stirn,
Weil id) ba von Tragödie ſprach? Ich bin eim Gott,
Der wandeln kann, ſobald es euch beliebt.
^00. N
13
9dj mad end) aus Xragübie Comödie,
Und affe Verſe bleiben unberünbert ftefn.
Soll's werden ober nidjt? Was wollt ijr? Doch, id) Thor,
Sd) ſtelle mid, als müft' ich euern Willen nicht,
Und bin eim Gott; ich weiß, wie ihr hierüber denkt.
Co miſch' ich's denn zur Tragico⸗Comddie;
Denn daß geradezu fid) zur Comödie
Ci Stück foll machen laſſen, wo fid Koönige
Und Gétter produciren, daucht mit ungereimt.
Was aber. nun? Weil auch ein Sklave brin agirt,
Werd's, wie geſagt, aut Tragico⸗Comddie.
Nunmehro hat mich Jupiter mit ber Bitt' an euch
Beauftragt, daß Aufſeher an den Bänken all'
Herumgehn ſollen durch das ganze Schauſpielhaus,
Um angeworbnen Klatſchern, wo ſie ſolche ſehn,
Als Pfand die Toga gleich am Platz vom Leib zu ziehn.
Auch wenn Wer für Schauſpieler ober Kunſtler ſonſt
Den Preisbewerber macht, es ſei durch eigenes
Herumgehn, oder ſchriftlich oder mittelbar;
Und wenn bie Schauſpieldirektoren unverdient
Jemand ben Preis ertheilen?), fordert Jupiter,
Daß fle bem nämlichen Geſetz verfallen fei,
Als ob fie für fid) ſelber oder Andere
Ein Amt erſchlichen hätten. Durch eim münnfid) Thun —
Sprach er — ſollt ihr als Sieger leben, nicht durch Schlich
Und Pfiffe. Weßhalb ſollte dem Schauſpieler nicht
Das gleiche Recht zuſtehen, wie dem höchſten Mann?
Durch Tuüchtigkeit erwerb' er Ounſt, durch Gonner nicht.
An Gönnern fehlt's bem nicht, ber ſtets das Rechte thut,
Wenn bie, bie ^8 Heft in Handen haben, redlich ſind.
Auch hat er mir den weitern Auftrag noch ertheilt,
Aufſeher au beſtellen für bie Spielenden,
Falls Einer ſich durch Angeworbne klatſchen läßt
Und es dahin bringt, daß der Ein' und Andere
Nur wenig Beifall erntet; einem ſolchen ſoll
Der Staatsrock durchgeprügelt werden ſammt ber. Haut.
14
Verwundert euch nicht, bag fi dermal Supiter
Des Schauſpielweſens amimmt; wundert deß euch nicht!
Gr ſelber ſpielt ix unſerer Comodie mit.
Was ſtaunt ihr drob, als wär' es etwas Neues gar,
Daß Jupiter eine Roll' im Schauſpiel übernimmt?
Erſchien er doch, als im verfloff'nen Jahre die
Comödianten ibm anriefen, auf ber Bühn'
limb zeigte ſich hilfreich; und bamm iſt's zweifellos,
Daß er in der Tragödie auftritt. Heute nun
Spielt — ſag' ich — Jupiter ſelbſt in unſerm Stücke mit,
Und ich mit ihm zugleich. Jetzt leiht mir euer Ohr,
Indem id) euch des Stücks Inhalt verkundige.
Die Stadt hier nennt ſich Theben. In dem Hauſe dort
Wohnt, vom Argiver⸗Vater zu Argos erzeugt,
Amphitruo; Alcumena, des Electrus Kind,
Iſt ſeine Gattin. Dermal iſt bemeldeter
Amphitruo Oberfeldherr bei dem Heere, denn
Das Theber⸗Volk führt mit ben Teleboern Krieg.
Derſelbe ließ, als er ſich zur Armee begab,
Die Gattin Alcumena ſchwanger hier zurück.
Ich weiß, ihr kennt die Art von meinem Vater wohl,
Wie frei er ſich bei ſeinen Streichen oft benimmt,
Wie ſo verliebt er iſt, wenn Etwas ihm gefällt.
Der liebt nun Alcumena hinter ihrem Mann,
Schafft ſich Genuß mit ihrem Leib und bringt's dahin,
Daß ſie durch feinen Umgang gleichfalls ſchwanger wird.
Um's recht zu faſſen, wie's mit Alcumena ſich
Verhält, ſo wiſſet, daß ſie doppelt ſchwanger iſt,
Son ihrem Mann erſt, dann vom höchſten Jupiter.
Jetzt aber liegt mein Vater drin im Haus bei ihr,
Und deßhalb wurde länger auch bie Nacht gemacht,
Um nach Behagen zu genießen ſeine Luſt;
Er nahm auch die Geſtalt ganz vom Amphitruo.
Nun aber, daß ob meinem Anzug ihr euch nicht
Verwundert, weil ich hier mich zeig' in Knechtsgeſtalt,
Trag' ich euch eine alte Sach' auf's Neue vor,
15
Und deßhalb ſteig' idj aud) in neuem Putz einher.
Da drin, ihr wißt's, iſt jetzt mein Vater Jupiter,
In die Geſtalt verwandelt des Amphitruo,
Auch glauben affe Sklaven, bie in ſehn, er ſei's:
So leicht ſchlüpft er in fremde Haut, wenn's ihm beliebt.
Ich ſelbſt nahm die Geſtalt vom Sklaven Soſia,
Der mit Amphitruo ſich von hier zum Heer begab,
Um bei dem Liebeshandel meinem Vater mich
Dienſtbar zu zeigen, und daß das Hausgeſinde, wenn
Es mich ſo oft im Haus herumſpazieren ſieht,
Nicht frage, wer ich ſei. Jetzt; da ſie glauben, ich
Get Sklav' und ijr Mitſtklave, fällt es einem ein,
Ar fragen, wer ich unb marum gefomuen fet.
Mein Vater tBut ſich dermal gütlich brit im Haus,
Hält die im Arm, in die ſo gar verliebt er iſt.
Auch was für Thaten bei bent Heer er ausgeführt,
Erzählt ec Alcumenen. Aber bie glaubt feft,
Cie fei bei ihrem Mann, unb ift beim Buhlen bod.
Da ſchwatzt ife mu mein Vater vov, mie er das Qeer
Des Feindes im bie Flucht gefdjíagen, wie nam ifm
Sur ſolch Serbienjt gar reiche Gaben hab' ertfeilt,
Wir haben bie Gejdjenle, bie Amphitruo
Daſelbſt erfielt, entroenbet: füfrt mein Vater bod)
Gan feidjt au8, was et mill, eut. kommt Amphitruo
Vom Heer zurück; mit ibm ber Knecht, deß Gbenbilb
Ich bi. Daß ijr nun leicht uns unterſcheiden fount,
Trag' id am Qut hier Flugelchen; dagegen Dat
Mein Vater eine goldne Kordel unterm Hut:
Amphitruo hat dieß Zeichen nicht. Kein Menſch im Haus
Kann dieſe Zeichen ſehn, ihr aber ſollt ſie ſehn.
Doch ſieh, da kommt Amphitruo's Sklave, Soſia,
Mit einer Leuchte eben von dem Hafen her.
Den jag' ich, wie er kommt, ſogleich vom Hauſe weg.
Da iſt er, pocht ſchon an. Nun lohnt's der Muh', zu ſehn,
Wie Jupiter ſeine Roll' und wie Mercur ſie ſpielt.
Erſter Akt.
Erſter Auftritt.
Sofia Mercurius (von jenem. unbemerkt).
Soſia.
Wer noch iſt ſo verwegen, ſo voll Selbſtvertraun,
Als ich es bin? Ich kenne unſrer Jugend Art
Und wandle doch jetzt in der Nacht allein herum.
Was nun? Wenn die Dreimänner in's Gefängniß mich
Spedirten ?), aus ber Vorrathskammer morgen früh
Zum Geißeln man mich holete, was fing' ich an?
Da kann nicht von Entſchuldigung die Rede ſein,
Noch iſt zu rechnen auf die Hilfe meines Herrn.
Die ganze Welt wird glauben, mir geſchehe Recht;
Wie einen Amboß werden acht handfeſte Kerls
Mich Jammermann zerklopfen. Würd' ich in der That
Bei meiner Wiederkunft aus weiter Ferne ſo
Von Staates wegen aufgenommen? Dahin hat's
Mein rückſichtsloſer Herr gebracht, der mid) bei Nacht,
Trotz allem Sträuben, aus dem Hafen hergejagt.
Konnt' ec nicht warten mit ber Sendung bis zum Tag?
Hart iſt der Dienſt bei einem hochgeſtellten Herrn,
Doch eines Reichen Sklav' iſt noch viel übler dran:
Bei Tag und Nacht hat übergnug er ſtets zu thun,
Botſchaft und Arbeit gibt's beſtändig, Ruhe nie.
Der reiche Herr, ber Nichts von Muh' unb Arbeit weiß,
11
Glaubt, Alles tun zu fünnen, ma$ in Sinn im kommt;
Gr hält's für redjt, erwägt nidjt, was arbeitet Deift,
Denkt nidj, ob redjt, ob unrecht ift, was er befiehlt;
Drum mitb vom Sklaven viel Unbilligs aud) per(angt :
'$ ift eine Saft, bie bufben man unb tragen mu.
Siereurins (fur nó).
3d bütte wohl weit mehr Recht, über Sklaverei
Mich zu beklagen; mich, der heute frei noch war,
Hat jetzt in's G'flapenjod) meim Vater eingezwängt;
Und der, ein Sklave von Geburt, ſchlägt Klagen ouf?
3d) aber bin eim Gdjalf vom einem Sklaven nur.
. Sofia.
So eben füllt mir bei, bag ich ben. Himmliſchen
Den Dank bei meiner Ruckkehr nod) nid)t bargebradt
Für alles ba, was Gutes fle an mit. getfan.
Wahrhaftig, wollten fie mit lohnen nach Verdienſt,
So ſchickten ſie mir Einen, welcher tüchtig mir
Das Maul zerſchlüge; denn, was Guts fie mir gethan,
Hab' id) verkehrt in Undank unb in Uebelthat.
Nercurius (wie oben).
Der thut, was ſonſt nicht leicht geſchieht: er weiß es ſelbſt,
Was er verdient hat.
Sofia.
Was mir ſelbſt unmöglich ſchien
Und jedem andern Burger, das iſt nun geſchehn:
Wir haben unſer Haus mit heiler Haut erreicht;
Siegreich ziehn unſre Legionen heim; ber Krieg,
So lang und blutig, iſt zu Ende nun, der Feind
Vernichtet, und die Stadt, die vom Thebaner⸗Volk
So manchen Mann ſchon im ben bittern Tod ge[üftt,
Durch unſrer Krieger Kraft erobert und beſiegt;
Hauptſächlich war es meines Herrn Amphitruo
Anſehen und Commando, daß es alſo kam.
Plautus. Amphitruo. 2
18
Mit Beute, Qünbereut unb orn, Bat er fein Heer
Beſchenkt, unb Greon, bem Thebaner⸗Könige,
Den Thron befejtigt. — Mich mum fat vom Hafen er
Vorausgeſchickt, bie Botſchaft feinem: Ehgemahl
Zu bringen, wie zum Heil des Staates er durch ſein
Anſehen unb Commando dieſen Krieg geführt.
Nun muß ich mich beſinnen, was ich ſagen will,
Wenn id) vot ihr erſcheine. Lüg' ich ihr Was vor,
So thu' ich nur, was längſt an mir gewohnt man iſt;
Denn, als ber Kampf am ſcharfſten mar, ba macht' id mid)
Co [dell als möglich au8 bem Staub. Indeß, id) thu',
Als wär' id ſelbſt babei geme[en, unb erzähl'
Ihr Dinge, bie id) mut aus Andrer Munde weiß.
Allein in welcher Art, mit welchen Worten ich
Die Meldung mache, will ich bei mir ſelber erſt
Noch überlegen. Etwa ſo bring' ich es vor:
Sogleich, nachdem wir angekommen und das Land
Betreten hatten, wählte ſich Amphitruo
Die be[tem Stünner aus bem Heer und ſchickt (ie ab,
Den Teleboern ſeine Meinung kund zu thun:
Wenn ſie in Gutem, ohne Krieg, auslieferten,
Was ſie geraubet, und die Räuber auch dazu,
Kurz, Alles, was fie weggeführt, erftatteter,
Dann ſei aud) er geſonnen, unverweilt ſein eet
Nach Haus zu führen, bie Argiver werden ihr
Gebiet verlaſſen, Fried' und Ruhe ſei gewährt.
Doch, wären andern Sinns fie, gäben nicht zurück
Was er verlange, wurde ſeine ganze Macht
Und Mannſchaft er aufbieten zu der Stadt Ruin.
Als dieß den Teleboern treu berichtet ward
Von denen, die Amphitruo hatte hingeſandt,
Benahmen dieſe ſtolzen Herren, voll Vertraun
Auf ihre Macht und Stärke, gegen unſere
Geſandten höchſt brutal ſich und entgegneten:
Sie wären mit Gewalt der Waffen ſchon im Stand,
^ub bie Ihren gu beſchützen, man möchte drum
19
Das Heer mur [djnell aus ihrem Land zurücke ziehn.
Als die Geſandten dieſe Antwort brachten, ließ
Amphitruo ſein geſammtes Heer urplóglid) aus
Dem Lager rücken. Die Teleboer gegentheils
Ziehn auch mit einer wunderſchön bewaffneten
Kriegsmacht aud ihrer Stadt. Wie jo nun beiderſeits
Ein mächtig großes Heer im offnen Felde ſtand,
Die Mannſchaft abgezaählt, tm Reihn geordnet mar,
Da arrangirten unfre Legionen wit
Nach unſrer Weiſ', und ebenſo that's auch der Feind.
Drauf treten beide Feldherrn in die Mitte vor
Aus ihrer Truppen Reihen und beſprechen ſich.
Sie kommen überein, daß, wer in dieſem Kampf
Den Kurzern ziehe, Stadt, Gebiet, Altar und Herd,
Sowie ſich ſelbſt dem Gegner überliefern ſoll. |
Als dieß ge[djegi war, ſchmettern bie Trompeten rings,
Der Grund erbebt, beidſeits erſchallet Kriegsgeſchrei.
Die Feldherrn beide wenden mit Gelüubden ſich
An Jupiter und muntern ihre Schaaren auf.
Ein Jeder thut für ſich, was er vermag und kann:
Das Eiſen klirrt, Geſchoße brechen ab, es hallt
Der Himmel von der Männer Schrein; zum Nebel wird
Des Athems Schnauben, Hieb unb Wunde fallen (ie.
Zuletzt behalten wir, nach Wunſch, die Oberhand;
Die Feinde fallen dicht, die Unſern dringen ein;
Errungen iſt der Sieg durch unſern Kriegesmuth.
Doch Keiner wendet ſich zur Flucht, auch keiner weicht
Vom Platz zurück, man kämpft ſtets auf demſelben Fleck;
Man laßt das Leben, eh' man von ber Stelle geht:
Wie Jeder ſtand, ſo liegt er auch in Reih' und Glied.
Als nun Amphitrno, mei Gebieter, dieſes ſah,
Hieß auf der Stelle rechtsher er die Reiterei
Vorrucken. Schnell gehorchte bie: mit lautem Schrei'n
Sturmt fie bom rechten Flugel ein mit heftigem
Angriff und maſſacrirt das ungerechte Heer
Des Feinds mit vollem Recht unb wirſt e in ben. Staub.
Q*
20
Mercturius (wie oben).
Bis jetzt hat er kein einzig Wort gelogen noch:
Ich ſelber und mein Vater waren bei dem Kampf.
Sofia.
Der Feind ergreift bie Flucht, ba wächst ber Unſern Muth,
Mit Pfeilen ſind ber Teleboer Rücken dicht
Geſpickt, und eigenhändig haut Amphitruo
Den Konig Pterelas zuſammen. Dieſer Kampf
Zog ſich vom frühen Morgen bis zum Abend hin:
Das denkt mir um ſo mehr noch, als an jenem Tag
Ich keinen Biſſen zu mir nahm; doch führte zuletzt
Der Nacht Eintritt das Treffen ſeinem Ende zu.
Mit naſſen Augen kamen aus der Stadt zu uns
In's Lager Tags darauf die Angeſehenſten;
Die Hände mit der Bind' umhüllt, erflehen ſie
Verzeihung ihrer Schuld, und geben Göttliches
Und Menſchliches, ſich, ihre Kinder, ſammt der Stadt
Der Macht unb Willkür des Thebanervolkes hin.
Für ſeinen Heldenmuth erhielt Amphitruo,
Mein Herr, die goldne Schale zum Geſchenk, woraus
Sonſt Pterelas, ihr König, trank. — So will ich es
Der Frau erzählen. Doch, um meines Herrn Befehl
Jetzt nachzukommen, will hinein in's Haus ich gehn.
Merturinß (wie oben).
Aha! Da kommt er eben Ber! 3d mufj ihm bod)
Entgegen gehn. Heut wenigſtens foll mir ber Burſch
Das Haus hier nicht betreten. Trag' ich doch ſein Bild
An mir, mach' ich mit ihm mir wohl auch einen Spaß.
Doch, da ich einmal Ausſehn und Geſtalt von ihm
Hab' angenommen, muß id) auch in Art und Thun
Ihm durchaus ähnlich mich erweiſen, muß ſomit
Boshaftig, voll. Heimtück“ unb abgeſchlagen ſein,
Um ihn mit Bosheit, ſeiner eignen Waff', hinweg
04
Vom Thor au treiber, — Doch, was iſt bem ba$? Er gudt
Den Himmel am. Muß Acht bod) geben, was er mill.
Cofía (na$ bem Qunmel hinaufſchauend).
Beim Pollur! ſicher glaub' idj, menm id) überhaupt
Was glauben oder wiſſen kann, daß heute Nacht
Der Abendſtern im Rauſche eingeſchlafen iſt;
Dem weder regt der große Bär am Himmel ſich,
Noch weicht der Mond, ſeitdem er ſich erhob, vom Fleck;
Die Gluckhenn' und Orion wollen ebenfalls
Nicht untergehn, ſo wenig, wie der Abendſtern:
Feſt ſtehn fie; nicht vergonnt die Nacht dem Tage Raum.
Nerturius (wie oben).
Fahr' fort, o Stadjt, wie bu begonnen, zeige bid)
Gefällig meinem Vater. Beſte Mühe gibjt
Am beſten bu bir für ben Beſten, ziehſt daraus
Für dich den ſchönſten Nutzen.
Sofia.
Solche lange Nacht
Hab' ich, bedunkt mich, ſeit ich lebe nicht geſehn;
Es müßte bie mur ſein, mo am ben Pfeiler ich
Ward angebunden und gepeitſcht ohn' Unterlaß;
Doch wird auch ſie an Länge von der heutigen
Noch übertroffen. Sicher ſchläft der Sonnengott
Ein wackres Räuſchchen aus. Es kann nicht anders ſein,
Er hat beim Mahl des Guten ſich zu viel gegönnt.
Mercurius (oie oben).
Was fagft bu, Schlingel? Meinſt, bie Götter fein wie bu?
Ich mill bid) für beim boöſes Maul nnb böſes Thun
Gehörig grüfen. Komm mut jer, du Galgenſtrick,
Du ſollſt dein Unheil finden!
Sofia.
Wo beſinden fid)
22
Wohl jene Buhler, bie mit Widerwillen mur
Alleinig ſchlafen? Dieſe Nacht paßt gar, dazu,
Ein Hürlein, ward es auch um fühlbar hohen Preis
Gedungen, zu bedienen.
Mercurius eie oben).
Wie der redet, thut
Mein Vater recht und klug, daß Alcumenen er
Nach voller Herzensluſt in Liebesarmen hält.
Sofia.
Nun muß ich gehn und Alcumenen Meldung thun
Von dem, was mir mein Herr befohlen. —
(Gr erblickt ber Nercurius).
Doch, wer iſt
Der Menſch, ben Bier bei Nacht ich vor bem Hauſe fef?
Das till mit nidjt gefallen.
Mercurius (mie oben).
Nicht leicht findet fid)
Noch ſonſt ein ſolcher Angſtmann.
Sofia.
Wer mag's fein? Mich dunkt,
Es luſtet ihn, mir meinen Mantel abzuziehn.
Nercurius (wie oben).
Gr fürchtet ſich; mit bem mach' ich mir einen Spaß.
Gofía.
O web, mit ffapperit ſchon bie Zähne! Sicherlich
Bewirthet er zur Ankunft mit ben Fäuſten mid).
Er ift barmherzig, glaub' id: weil zu wachen mid)
Mein Herr genbthigt, ſchlug' er im bem Schlaf mid) gern.
(€t geht naͤher auf ben Mercurius pu)
Nun iſt's vorbei mit mic! Welch großer, ſtarker Kerl!
Mercurius (wie oben).
v5 will id meine Stimm' erfeben gegen ihn.
22
Wenn er mid) reben Dirt, wird feine Furcht fid mod
Um Vieles fteigetm. (8aut) Auf, ifr Fäuſte, ang genug
Iſt's her ſchon, daß mein Magen keine Nahrung mehr
Durch euch erhielt; mid) duünkt's 'ne Ewigkeit, unb bod)
War's geſtern erf, bag ijr viet nadte Menſchen habt
$n Schlaf ver[ett.
Cofía.
Wie bang ift mir! Da muf id) mobi
Bald meinen Namen ändern unb aus Soſia
Cin Quintus merben*). Schon vier Männer, ſagt er, ſei'n
Durch ihn in Schlaf verſetzt; da kann es wohl geſchehn,
Daß ich die Zahl vermehre.
Mercurius (indem er bie Fäuſte erhebt unb. ſich jum Sqhlagen anſchickt).
Hm, ſo geht's nach Wunſch.
Cofía. '
Cr ſchürzt ſich auf; wahrhaftig, jetzt geht's (o8.
Nercurius.
Der kommt
Nicht ohne Schläge fort.
Sofia (ãngſtlich).
Wer denn?
Nereurius.
Wer's immer ſei,
Der mir ſich nähert, kann ſich drauf verlaſſen, daß
Er meine Fäuſte koſten wird.
Soſia.
Pfui! Mein Geſchmack
gIfrs nid, jo fpüt bei Nacht zu efft, Babe aud)
Vor fturgem etit gefpeiót; laß fieber Hungrigen
Dein Mahl aufommen, menm bu fíug bift.
Merturius (feine Fauſte wägend).
Dieſe Fauſt
Wiegt eben nicht ſo leicht.
24
Sofia.
Ich bin des Tods! Er wiegt
Die Fäuſte.
Nercurius.
Wie? wenn ich ſo Zug um Zug an ihn
Mich macht', ihn einzuſchläfern?
Soſia.
Das laß unterweg;
Drei Nächte nach einander hab' ich ſchon gewacht.
SRereurius.
Die größte Sunde wär's, menn man eim üftermaul
Nur fo berührte, bag e8 feine Wirkung fat
Wen bu, o Fauſt, erwählt Bat, ber muß ſein Gefidjt
Total verändern.
Soſia.
Der verfälſcht zuletzt mich noch
Und bildet das Geſicht mir um.
Merturins (Gu ſeinen Fäuſten).
Kein Knochen darf
In dem Geſicht mehr bleiben, das ihr richtig trefft.
Sofia.
Es ſoll mich wundern, wenn er nicht im Sinne hat
Mich auszugräten, wie 'nen Meeral. Weg von dem,
Der Menſchen will entknochen. Wenn er mich erblickt,
Iſt's aus mit mir.
| Stercurius.
Sd riede einem. Menſchen; 's ift
Sofia.
Weh! Riech' ich denn wirklich?
Merturius.
Sein Unglück.
Und er kam
Nicht weit ſein, aber vorher war er weit entfernt.
25
Soſfia.
Der Menſch ift mit ber Wahrſaglunſt vertraut.
Merturius.
Wie freun
Mich meine Fäuſte!
Sofia.
Willſt du ihre Kraft an mir
Verfuchen, mad an dieſer Wand, ich bitte, fie
Erſt weich.
Mercurius (als hatte er ben Sofia jett erſt reben gehört).
Da flog zu Ohren eine Stimme mir.
Soſia.
Furwahr, ich bin ein rechtes Unglückskind, daß id)
Sie Flugel meiner Stimme nicht hab' ausgerupft;
Nun muß ich eine haben, bie geflüugelt ift.
Nerturius.
Der holt ſein Unglück ſich mit eigenem Geſpann.
Soſia.
Ich habe kein Geſpann.
Nerenrius.
Dem muß man mit der Fauſt
Aufladen, daß es eine Art hat.
&ofía.
Wahrlich, nod)
Gang mud bim id von meiner Schifffahrt; nod) ift mit'ó
Gang 5b! im Magen, leer kaum ſchlepp' idj midj bafi,
Geſchweige bemn mit einer Laſt.
Rercurius.
Hier im ber Näh'
Muß Einer ſprechen.
26
Soſia.
Nun iſt's gut: er ſieht mich nicht.
Er glaubt, es ſprech' ein Irgendwer; nun aber iſt's
Gewiß, ich heiße Soſia.
Merturius.
Von rechtsher ſchlagt
Die Stimme, mein' i$, mig an's Ohr.
Sofia.
Ich furchte ſehr,
Ich kriege Schläge ſtatt der Stimme, die ihn ſchlägt.
Merturius.
Der kommt ganz wie gerufen auf mich zu.
Sofia.
Ich bin
Ganz ſtarr vor Angſt, weiß wahrlich nicht, mo im der Welt
Ich mich befinde, wenn mich Einer fragt. Vor Furcht
Kann ich mich gar nicht regen mehr, ich Jammermann!
Um meines Herrn Befehl iſt's, wie um mich, geſchehn!
Am beſten wär's indeß, id) ſpräche fed ihn an,
Dann ſchein' ich ihm beherzt und habe Ruh' vor ihm.
Mercurius (redet ihn laut an).
Wohin des Wegs mit deinem Feuergott, den du
In Horn verſchloſſen trägſt ? 5)
€ofie.
Was gebt e8 bid) an, ber
Den entem bu bie Knochen mit ber Fauſt zerſchlägſt ?
Nerturius.
Biſt du ein Sklave, oder frei?
Sofia.
Wie mir's beliebt.
2
Merturius.
Sofia.
Ja, ſo ſprech' ich.
Mercurius.
Galgenſtrick!
Du lügſt;
So ſprichſt du?
Sofia.
Noch iſt es nicht ſo weit.
Rerturius.
Ich aber bring's dahin,
Daß du mir's ſelbſt bekennen mußt.
Soſia.
Zu welchem Zweck?
Nercurius.
Kann ich erfahr'n, wohin du gehſt, in weſſen Dienſt
Du ſtehſt, woher du kommſt?
Soſia.
Ich gehe hierher, bin
Der Sklave meines Herrn. Biſt du geſcheidter jetzt?
Mercurius.
Ich will dir ſchon dein Schandmaul ſtopfen.
Sofia.
Schwerlich wohl,
Es iſt gat gut und jüngferlich verwahrt.
| Nercurius.
Du fährſt
Noch immer fort mit deinen ſpitz'gen Reden? Was
Haſt du bei dieſem Haus zu ſchaffen?
Sofia.
Nun, was du?
28
Nerturius.
Der fünig Creon ſtellt des Nachts hier Wächter auf.
Soſia.
Da thut er wohl daran: ſo ward das Haus beſchützt,
Dieweil wir ferne waren. Doch, nun gehe hin
Und thu' ihm kund, die Dienerſchaft ſei wieder da.
Stereuvius.
Du mogf ber rechte Diener ſein! Machſt bu bid) nidjt
Sogleich davon, [o ſorg' idj, bag bie Dienerſchaft
Nicht gar bienfifertig bid) empfüngt. (Gr ſtößt ign vom Haus pinmeg.)
Soſia.
Hier wohn' ich ja
Und ſtehe hier in Dienſten.
firreivius.
Weißt bu a8? Wenn bu
Nicht fortgebft, mad) idj Beute bid) gum großen Herrn.
Gofía.
Wie fo?
Nercurius.
Man trägt dich fort, du darfſt nicht ſelber gehn,
Wenn id) zum Knuppel greif'.
Gofía.
Allein idj bleibe drauf:
Ich bin ein Diener dieſes Haufes.
Rerturius.
Sieh dich vor!
Entfernſt du dich nicht flugs, ſo ſetzt es Prügel ab.
Soſia.
Du wollteſt, ba id) aus ber Fremde komme, mit
Das Haus verbieten?
29
Nercurius.
Iſt dieß Haus das deinige?
Soſia.
So iſt es, wie ich ſage.
Nercurius.
Wer iſt denn dein Herr?
C»ofía.
Amphitruo, bermol Feldherr be8 Thebaner⸗Heeres,
Vermählt mit Alcumenen.
Nerturius.
Was du ſagſt! Und du,
Sofia.
Soſia nennen die Thebaner mich,
Des Davus Sohn.
Wie heißt bu?
Nerturius.
Zu deinem Unſtern biſt du heut
Mit ſolchem Stück⸗ unb Flickwerk von Betrug unb Lug
Gekommen, Ebenbild der Frechheit!
€»ofis.
Nein, id) fam
Nur mit geffidtem Rock, mit Lugenflickwerk nidjt.
| Nerturius.
Da lugſt bu wieder: mit ben Füßen kamſt bu jo,
Und nicht mit Röocken.
Soſia.
Darin haſt du recht.
Nercurius.
| Nun bern,
Der Luge wegen kriegſt du Prugel.
30
Sofia.
Wahrlich nein,
Die will ich nicht.
Nerturius.
Und doch, wenn du nicht willſt, du mußt;
Das ſteht nun einmal feſt, hier gibt es keine Wahl.
(Gr verſett bem Soſia einige Liebe.)
Sofia.
SRercutins.
Wie, bu magít'$, fitr Soſia
Dich auszugeben, ber idj bin?
Sofia.
Mit mir iſt's aus!
Merturius (dort fort, ben. Soſia qu. rigen).
9tod) nidjt; bod) tarte, ma8 nun fonunt. Wer bi[t bu. mm?
Sofia.
Der Deine! Mit bem Fäuſten haſt bu bit ein Recht
An mid) erworben. Thebens Bürger, ſteht mir bei!
Mercurius.
Du ſchreiſt noch, Schindersknecht? Sprich, warum kamſt du her?
Soſia.
Daß deinen Fäuſten Einer, ben bu prügeln kannſt,
Zu Dienſten ſtünde.
Ach, hab' Erbarmen!
Nercurius.
Weſſen biſt du?
Sofia.
Wie geſagt,
Der Soſia von Amphitruo.
ffereutius.
Weil bu [ügft, fo fommt
91
Noch eine Tracht von Prügeln. Ich bin Gofia,
Nicht bu.
Sofia.
Die Götter wollen's, daß du's wärſt, und daß
Ich dir die Schläge gäbe.
Nereurius.
Was? Du mudfeft noch?
Sofia.
Ich ſchweige flugs.
Mercurius.
Wer iſt dein Herr nun?
Soſia. |
Wer bu willſt.
Mercurius.
Und nun dein Name?
Sofia.
Keiner, als den du befiehlſt.
Nercurius.
Du ſei'ſt der Soſia des Amphitruo, ſagteſt du.
| Sofia.
Da hab' id) mid) falſch ausgedrückt: ber socius
Amphitruo's, wollt' id) ſagen.
SReteiutins.
Nun, idj wußte wohl,
Daß außer mir kein Soſia hier im Hauſe dient.
Dich hat wohl der Verſtand verlaſſen.
Sofia.
| Qütten bod)
Das beine Fäuſte vorhin aud) gethan!
92
Mercurius.
Ich bin
Der Soſta, fitt ben Du bid) bei mir ausgabſt.
Sofia.
La
In Gutem, ohne Furcht vor Prügeln, nur ein *
Mich mit dir reden.
iRerentius.
Waffenſtillſtand fei gemadt
Sür fo lang, als bu mit mit [pridjit.
Sofia.
Ich ſpreche nicht,
So lang der Friede nicht geſchloſſen iſt; zu ſtark
Sind deine Fäuſte.
SRereurius.
Cage, ma8 bu fagen willſt,
Es ſoll bir Nichts geſchehn.
Sofia.
Kann ich mich auf dein Wort
Mercurius.
Soſfia.
Doch, wenn bu mich betrügſt?
Nerturius.
Verlaſſen?
Ja.
So ſoll
Der Zorn Mercurs ben Sofia treffen.
Sofia.
Gib denn Acht;
Frei darf ich nunmehr ſprechen über Was ich will:
Ich bin Amphitruo's Soſia.
Mercurins Gornig).
Alſo nod) einmal ?
99
Soſia.
Der Friedensſchluß, der Bund beſteht: ich rede wahr.
Mercturius (qhlägt von Neuem qu).
Das koſtet Prügel!
Sofia.
Wenn du willſt, thu' was du willſt;
Du haſt ja ſtärkre Fäuſte. Doch, was immer du
Mit mir beginnſt, ich ſchweige darum dennoch nicht.
Merecurius.
Und mich, wenn bir beim Leben lieb ift, machſt du heut
Zu keinem Andern, als zum Soſia.
Sofia
Und fürwahr,
Auch du wirſt mich dem Hauſe nicht entfremden; iſt
Kein andrer Soſia doch in Dienſten hier, als ich,
Der ich mit meinem Herrn von da zum Heere ging.
Merturius.
Der Menſch iſt nicht bei Troſte.
Sofia.
Was du mir als Schuld
Aufbürdeſt, trifft bid) ſelbſt. Wie, Schuft, id) wäre nicht
Amphitruo's Sklave Soſia? Kam nicht unſer Schiff
Heut Nacht vom Perſerhafen 5), bas mid) mitgebracht?
Hat nicht mein Herr mich hergeſchickt? Steh' ich nicht jetzt
Vor unſerm Hauſe? Halt' ich die Laterne nicht
In meiner Hand? Sprech' ich nicht? Wach' ich nicht? Hat nicht
Der Burſch mich eben mit den Fäuſten durchgebläut?
Fürwahr, ſo iſt's; noch ſchmerzen meine Backen mich.
Was ſteh' ich drum noch immer an? Was geh' ich nicht
In unſer Haus?
Rerenrius.
In euer Haus?
Plautus. Amphitruo. 3
934
Gofia.
Gi, gang gemif.
Mercurius.
Was bu ba eben hergeſchwatzt, iſt lauter Trug:
Ich bin Amphitruo's Knecht, bin Soſia. SDiefe Nacht
Kam unſer Schiff vom Perſerhafen an; und wir
Eroberten die Stadt, die König Pterelas
Beherrſchte, ſchlugen im Kampf das Teleboerheer,
Und eigenhändig hieb den König Pterelas
Amphitruo nieder.
Cofía (ri: ſich).
Qr id ben fo reber, glaut'
Ich felbft mic nimmer; weiß er Alles bod) au['8 aat,
Was bort fidj qugetragem. (aut) Doch jag! am: was Dat
Amphitruo von ben Teleboern gum Geſchenk
Bekommen?
Merturius.
Jene goldne Schal', aus welcher ſonſt
Ihr König trank.
Soſfia (für fich.
Auch dieſes weiß ev. aut.) Aber mo
Iſt jetzt bie Schal'?
Merturius.
In einer Kapſel, mit dem Ring
Amphitruo's wohl petſchirt.
Soſia.
Welch Zeichen hat der Ring?
Mercurius.
Sol mit dem Viergeſpann, im Aufgang. Wie, du willſt
Mich fangen, Galgenſtrick?
Soſfia (für ſich.
Der weiſ't mir Alles nach,
95
Ich but beſiegt, muß mad) "nem andern Namen mid)
Umſchaun. Wußt' ich doch nur, wie er das Alles ſah.
Doch jetzt ertapp' ich ihn; denn was ich ganz allein
Im Zelte that, wobei kein Menſch zugegen war,
Das kann er mir bod nun unb nimmer fagen. (Zaut.) Wenn
Du Cofia bijt, fo (prid): was thateſt bu im Zelt,
Als zwiſchen beiben Heeren fid) am hitzigſten
Der Kampf entſponnen hatte? Wenn du das mir ſagſt,
Bin ich beſiegt.
Merturius.
Es war ein Weinfaß da, daraus
Fullt' id ein Trinkgeſchirr.
Sofia (fir ſich).
Er hat die rechte Spur.
Mercurius.
Und trank den Wein, rein, wie er von der Mutter kam.
Soſia (far n4.
Ganz ſonderbar; er ſtak wohl im Geſchirr; es iſt
Thatſache, daß aus dem Geſchirr den Wein ich trank.
Merturius.
Wie nun? Hab' ich dich überwieſen, daß du nicht
Der Soſia biſt?
Gofía.
Du fagít, id) wär' e8 nid?
Steteurius.
Ich das nicht jagen, ba ich's bin?
Sofia.
Beim Jupiter
Schwör id, daß ich es bin, unb füge nicht.
Merturius.
Wie ſollt'
Doch ich,
8*
96
Ich ſchwöre beim Mercur, daß Supiter bir nicht glaubt;
Mehr glaubt er mir — ich weiß es ſicher — ohne Schwur,
Als bir mit ſolchem.
Soſia.
Wer nun aber, frag' ich dich,
Bin ich, wenn ich nicht Soſia bin?
Merturius.
Wo ich es nicht
Sein milf, magſt bu es immer ſein; nun aber, ba
Ich's bin, ſetzts Prügel ab, wenn bu dich nicht bon hier,
Auch ohne Namen, wegmachſt.
Gefis «ie n4).
Wahrlich, toem id) ibn
Co anſeh' unb im Allem meine eigene
Geſtalt erfenne, bie idj oft im Spiegel ſah,
Co ift er mir oudj gat zu ähnlich: Qut mb 9tod
Trägt er gama gleid) toie id); iyuf, Wade, Haltung, Haar,
Naſ', Augen, Qippen, Wangen, Kinn, Bart, Hals — gar gleich!
Was braucht's nod) mehr? Iſt mod) fein Rücken fo —8*
Wie meiner, gibt es keine größre Aehnlichkeit.
Und doch, wenn ich's bedenke, bin ich immer noch
Derſelbe, ber ich war. 3 kenne meinen Herrn,
Kenn' unſer Haus, bin völlig bei geſundem Sinn.
Drum kümmr' ich mid) um Nichts von Allem, was er ſchwatzt,
Und klopf' an's Thor.
Mereurius.
Wo willſt du hin?
Sofia.
In's Haus hinein.
Merturius.
Beſtiegſt du gleich im Augenblick Zeus' Viergeſpann
Und flöhſt vor dannen, fünnteft deinem Unglück bu
Doch kaum enifliehn.
91
€ofía.
Go darf id) aljo meiner Stau
9tidjt melden, was mein Herr mir anfgetrogen. fat?
Mereturius.
Der deinen was bu willſt, au unjrer darfſt bu nicht;
Und bringſt du mich in Zorn, ſo kommſt du nur davon
Mit einem Schenkelbruch.
Sofis.
Dann geh' ich lieber gleich.
Euch ruf' ich an zu Zeugen, ihr Unſterblichen,
Wo ward ich ſo zu Nichts? Wo jo verändert? Wo
So vollig wmgeformt, daß ich fo gam, vergaß
Mich mitzunehmen? Trägt doch dieſer ganz das Bild,
Das ſonſt das meine war. Im Leben noch geſchieht
Mit mir, was Keiner je nach meinem Tode mir
Zufügen wird 7). — Jetzt will ich nad) dem Hafen gehn,
Zu melden, was hier vorgefallen, meinem Herrn.
O, gäbe Jupiter, daß auch der mich nimmer kennt,
Und ich ben Qut nod) heute ſetz' auf's kahle Haupt! qs.)
Zweiter Auftritt.
Mereurius.
Die Arbeit wäre gut und glücklich abgethan.
Vom Thor hab' id) bie größte Laſt hinweggeſchafft,
Damit mein Vater ungeſtört drin herzen kann.
Wenn der da nun zu ſeinem Herrn Amphitruo kommt,
Erzählt er ihm, daß ihn ein Sklave Soſia
Vom Thor hinweggetriehen; Jener glaubt gewiß,
Gr [üg' ihn an unb fei — trot bem Befehle — gat
Nicht Bier gemejem. Beide, mebft Amphitruo's
Geſammter Qausgenoffen[dja[t, mill id mit Wahn
Erfüllen unb mit Jrrtfum. — linterbefjen mag
Mein Vater fid) bei feinem Sieb. erjüttigen ;
38
Dann aber ſollen's Alle wiſſen, was geſchehn:
Zuletzt ſtellt Jupiter zwiſchen Alcumenen und
Dem Ehherrn doch die alte Eintracht wieder her.
Denn gleich bei ſeiner Ankunft wird Amphitruo
Mit Alcumenen lärmen, fie des Ehbruchs zeihn;
Bald aber wird mein Vater dieſen Sturm in. Ruh'
Verwandeln. — Nun von Alcumenen noch ein Wort,
Woran ich bisher nicht gedacht. Noch heut gebiert
Sie Zwillinge: der ein' erſcheint im zehenten,
Im ſiebten Mond der andre; jener iſt der Sohn
Amphitruo's, dieſer Jupiters; bod) überragt
Des Jünger Vater am Gröoße ben des älteren.
Seid ihr im Klaren jetzt, voie ſich's verhält? Jedoch
Um Alcumenens Ehre willen ward es ſo
Von meinem Vater angeordnet, daß zugleich
Von Beiden (ile entbunden wird, mit einem Weh'
Zwiefacher Mühſal ſich entledigt, dem Verdacht
Des Ehbruchs nicht verfällt, und ſo ſein heimlicher
Umgang mit ihr verborgen bleibt. Und doch erfährt
Amphitruo, wie geſagt, den ganzen Handel. Nun,
Was iſt's auch? Niemand wird es Alcumenen gum
Verbrechen rechnen. Darf ja doch nach Billigkeit
Ein Gott niemal zulaſſen, daß, was er verbrach,
Was er verſchuldet, fall' auf einen Sterblichen.
Doch ſtille nun; die Thüre hat geknarrt: es tritt
Heraus der unterſchobene Amphitruo
Mit Alcumenen, ber geborgten Ehefrau. — (Gr tcitt beifette).
Dritter Auftritt.
Jupiter. Alcumena. Mercurius.
Inpiter.
Leb', Aleumena, wohl und ſorge, wie du ſtets
Gewohnt biſt, für das Haus; doch ſchone ja dich recht:
US deine Monde ſchon vollendet ſind.
99
Ich mufj notjrenbig fort bom fier; bod, was es [ei,
Das beinem Schooße fid) entminbet, heb' e8 auf 8).
Altumena.
Was haſt du vor, mein lieber Mann, daß du ſo ſchnell
Das Haus verlaſſeſt?
Jupiter.
Wahrlich, nicht, weil mir bei dir
Und hier im Haus der Aufenthalt entleidet wär';
Allein, wenn bei dem Heer der Oberfeldherr nicht
Zugegen ift, geſchieht, was nicht geſchehen foll,
Weit öfter, als was durchaus zu geſchehen Dat.
Merturius (gu ben. Zuſchauern).
Ein Erzbetrüger, ob er gleich mein Vater iſt!
Bemerket mur, wie füf er mit bem Weibchen koſ't.
Alenmena.
Furwahr, nun ſeh' ich in der That, wie hoch bei dir
Die Gattin ſteht.
Inpiter.
Iſt dir's genug? Es lebt kein Weib,
Das mir ſo theuer iſt, wie du.
Mercurius que fio).
3a, müfte mur
Sumo, was bu für Sachen treibſt, id) mette brauf,
Weit lieber wärſt Amphitruo bu, als Jupiter.
Alcumena.
Durch Thaten möcht' ich lieber, als durch Worte blos
Mich überzeugen. Du entfernſt dich, ehe noch
Der Ort, wo du gelegen, warm geworden iſt.
Schon tiefe Nacht war's, als du geſtern kamſt, und nun
Gehſt du ſchon wieder: iſt das hübſch?
Merturius (mie oben).
Ich will hinzu,
40
Sie grüßen unb im Schmeicheln meinem Herrn papa
Ju Hilfe fommen. (au) Schwerlich fat ein Sterblicher
Jemals ſo leidenſchaftlich feine Frau geliebt,
Als der in dich verliebt iſt.
Inpiter.
Wie, du Galgenſtrick,
Kenn' ich dich nidt? Gleich geh' aus bem Gefidte mit!
Was gebn bid meine Cadjn an? Was haſt bu Bier
Auch nur zu mud[en, Schlingel? Gleich foll dieſer Stab —
Wieumena (ipn. zurüchhaltend.)
Ach, lag e8 fein!
Jupiter.
Nur noch eim einzigmal gemuckst!
Merturius (ac fig.
Gar übel müre meine erſte Schmeichelei
Mir faft bekommen.
Jupiter (qu. Alcumena).
Was [von meiner Eile] bu
Geſprochen, barf bid) nicht entrüſten: Beimlid) ging
Vom eer idj fort, ſtahl bir au Siebe bieje Nacht,
Daß bu bon mit zuerſt vernähmſt, was für ben Staat
3d) ausgeführt. Das Alles hab' id) bir erzählt:
Liebt' ich dich nicht ſo ſehr, ich hätt' es nicht gethan.
Mercurius (rà fich).
Macht er's nicht ſo, wie ich geſagt? Mit Schmeichelein
Beſtreichelt er das arme Weib.
Jupiter.
Nun, daß das Deer
Nichts merke, muß ich inigejeim zurück; e$ foll
Nicht Beige, mehr jei mir eim Weib werth, als ber Staat.
Mercurius.
Dein Weggang macht, daß deine Gattin weinen muß.
41
Inpiter.
Co ſchweige doch! (gu Alcumena.) Verderbe bir bie Augen nicht;
Bald bin ich wieder da.
Altumena.
Dieß „Bald“ währt immer lang.
Jupiter.
Ungern verlaſſ' ich dich, ungern nur geh' ich fort.
Aleumenn (nicht ohne Ironie).
Sd) mer?! es, barum gehſt bu in derſelben Nacht,
Sn ber bu fomft, ſchon wieder.
Jupiter.
Warum hältſt du mich?
'8 ijt Zeit; id muß bie Stadt verlaſſen, eh' es tagt.
Sieh, dieſe Schale, die mir meine Tapferkeit
Erworben Bat, aus welcher König Pterelas,
Dem ich mit eigner Hand den Tod gegeben, trank,
Die ſchenk ich, Alcumena, bir.
Alcumena.
Da zeigſt bu bid) -
Wie immet (Betradtet ba3 Gegen). Ja, beim Caſtor, ein Ge[djent,
Dem Schenker vöollig aleid). an Werth
Merturius.
Sa, ein Geſchenk, an Werth
Vollkommen der Empfäng'rin gleich.
Jupiter.
Su machſt nod) fort ?
Kann idj bir nidjt ben Garaus maden, Galgenſtrick?
Aleumena.
O mein Amphitruo, zürne doch dem Soſia nicht
Um meinetwillen!
42
Jupiter.
Dir qu iebe mag e$ fem.
Mercturinus (gegen bie. Zuſchauer).
Die iebe fegt ihn gan; in Wuth.
Supiter.
Liegt bir mod) fonft was an?
Aleumena.
Schenkl' im ber Ferne and)
Mir beine Qiebe; denn aud) ferne bim id) beim.
Supiter.
Gef) nur vorau$; id) mill bir folgen, Soſia!
(8u Alcumena.) Noch ſonſt Etwas?
Aleumena.
Das Gleiche ſtets: komm bald zurück!
Jupiter.
Gewiß; weit früher, als du glaubſt, bin ich zurück,
Sei gutes Muths.
(3854frenb Alcumena in's Haus zurückgeht.)
Jetzt, Nacht, die du ſo lang für mich
Verweilt, entlaſſ' ich dich, daß du dem Tage weichſt,
Damit mit hellem, klarem Licht den Sterblichen
Er leucht'. Und ſo viel länger, als in letzter Nacht
Du warſt, o Nacht, um [o viel kürzer ſei ber Tag,
Daß zwiſchen Tag unb Nacht das [alte] Gleichgewicht
Werd' hergeſtellt. Nun folg' ich dem Merecurius.
43
Sueiter Akt.
Erſter Auftritt.
Amphitruo und Soſia.
Amphitruo.
Soſia.
Ich folge dir ja auf dem Fuß.
Amphitrus.
Du kommſt mir wie ein recht verruchter Schlingel vor.
Sofia.
Amphitruo.
Weil du wir erzählſt, was weder ijt,
Noch war, noch je geſchehn wird.
Soſfia.
Das iſt wieder ganz
Nach deiner Art, daß deinen Leuten du nicht glaubſt.
Amphitruo.
Wie? Was? Nach welcher Art? Faſt möcht' ich, Schandkerl, dir
Die Schandenzung' ausreißen.
Soſia.
Ich gehöre bir,
Kannſt alſo mit mir machen ganz wie dir beliebt!
Doch, zu berichten, was ſich hier ereignet hat,
Davon ſchreckſt du mich nun und nimmermehr zurück.
Amphitruo.
Verdammter Kerl, du biſt ſo keck und ſchwatzſt mir vor,
Du wäreſt jetzt zu Haus, unb ſtehſt bod) hier?
Auf, folge mir!
Warum denn?
44
Cofía.
€s ijt
Die volle Wahrheit.“
Amphitruo.
Galgenſtrick, wie werden dich
Die Götter ſtrafen, wie will ich's noch heute thun!
Sofia.
Das ſteht in deiner Hand, ich bin ja dein.
Amphitruo. Du Shuft,
Du wagſt's, mit deinem Herrn Geſpött zu treiben? Wagſt's,
So Was zu ſagen? Was noch nie ein Menſch geſehn,
Was nie geſchehn kann, daß ein Menſch zur ſelben Zeit
Zugleich an zweien Orten iſt?
Sofia.
Und doch iſt's ſo,
Wie ich dir ſage.
Amphitruo.
Strafe Jupiter dich dafür!
Sofio.
Was iſt's ſo Uebles denn, das ich um dich verdient?
Amphitruo.
Du fragſt noch, Schuft, der du mich ſo zum Narren haſt?
Soſia.
Du ſchmähteſt mich mit Recht, wenn dem ſo wär'; allein
Jd lüge nicht; wie id) geſagt, verhält es ſich.
Amphitruo.
Der Burſche muß betrunken ſein.
Sofia.
Ach, wär' ich's doch!
ANSA
45
Amphitruo.
Su wünſcheſt, was bod) [don geſchehn ijt.
Soſia.
Amphitruo.
Wo haſt du dich betrunken?
Sofia.
Nirgends trank ich Was.
Auiphittuo.
Was das doch füt eim Kerl it!
Gofia.
Zehnmal fagt! idj'8 ſchon
Und fag e8 nod: zu Hauſe bim id. Hörſt bu? Bin
Bei bit, id, €ojia, Iſt e8 bir mun klar genug?
Hab' idj e$, Herr, bir nun verſtändlich gnug gefagt?
34?
3a, du;
Amphitrus.
Marſch, fort aus meinen Anugen.
Soſfia.
Was bedeutet das?
Amphitruo.
Du haſt die Peſt. Gets.
Wie fomm[t bu dazu? Bin ja ganj
Geſund, mir ift vollkommen wohl, Amphitruo.
Amphitrus.
Ich aber mill bit heute noch, wie du's verdienſt,
Dein Wohlbefinden mindern, elend ſollſt du ſein,
Wenn anders ich geſund nach Hauſe komme. Nun
Komm' mit mir, deinem Herrn, den dein unſinniges
Geſchwätz zum Narren macht, mit dem du, weil du nicht
46
Gethan, was et bit aufgetragem, überdieß
Noch deinen Spott treibft. Was niemals geſchehen fan,
Was Niemand ſelbſt vom Hörenſagen nur vernahm,
Schwatzſt bu mir vor, bu Galgenſtrick! Noch heute fällt
Dir auf das Fell, was du mir vorgelogen haſt!
Sofia.
Das größte Elend für ben braven Sklaven iſt's,
Amphitruo, wenn der Herr die Wahrheit, die er ihm
Berichtet, nicht als ſolche gelten laſſen will.
Amphitruo.
Wie ift es möglich, Schuft — Beweiſe Taf id) zu —
Daß du zugleich hier und im Haus biſt? Sag' mir das.
Gofía.'
Ich bin wahrhaftig fter unb bort, Ein Jeder mag
Cidj brilber munbern. Kaum kann bir'$ fo wunderbar
Vorkommen, toie mir ſelbſt.
Amphitruo.
Wie ſo?
Sofia.
So wunderbar,
Behaupt' ich, wie mir ſelbſt. So wahr die Götter mir
Huldreich ſich zeigen mögen — anfangs glaubt' ich mir,
Dem Soſia, nicht, bis endlich Soſia, jenes Ich,
Mich es ihm glauben machte. Alles, was geſchah,
Als wir vor'm Feinde ſtanden, hat er mad ber Reih'
Mir hererzählt, Geftalt unb 9tamen mit geraubt.
Kein Gi gleidjt mehr bem ambern?) als mir jene8 Ich.
Denn als bu neulich mid) vor Tag vom Hafen aus
Voraus nach Hauſe ſchidteſt —
Amphitruo.
Nun, da —
—— "amma
AT
Sofia.
Stand ich ſchon
Vor'm Haus, noch eh' ich ankam.
Amphitruo.
Welcher Unſinn, Kerl!
Soſia.
So bin ich, wie du mich erblickſt.
Amphitruo.
Was iſt dem Menſchen Boſes wohl von böſer Hand
Geſchehn, ſeitdem er weg war?
Sofia.
Ja gewiß, ich bin
Von Fäuſten jammervoll zerbläut.
Amphitruo.
Wer ſchlug dich denn?
Sofia.
Ich ſelbſt mich ſelber, der ich jetzt im Hauſe bin.
Amphitruo.
Nimm dich in Acht: auf das nur, was ich frage, ſollſt
Beſcheid du geben. Sage mir vor Allem: wer
Iſt jener Soſia?
Biſt du bei Troſt?
Sofia.
Nun, dein Knecht.
Amphitruo.
An dir allein
Hab' ich ſchon mehr als gnug. Seit id) geboren bin,
Hatt', außer dir, ich keinen Sklaven Soſia.
Sofia.
Ich aber ſag', Amphitruo, daß, wenn du nach Haus
48
Sept kommſt, bu, aufer mir, nod einen. Soſia
Antreffen wirft, beg Vater gleidjfall8 Davus ift,
Von gleidjent Alter und Geſtalt, mie id. Was braucht's
Der Worte viel? Verdoppelt hat dein Soſia ſich.
Amphitruo.
Du ſchwatzſt da wunderliches Zeug. — Doch, ſaheſt du
Mein Ehgemahl?
Gofía.
3d burfte nidt in's Haus hinein.
Amphitruo.
Wer wehrte dir's?
Sofia.
Derſelbe Soſia, welcher mich,
Wie ich dir längſt erzählt, ſo zugerichtet hat.
Amphitrud.
Wer iſt denn dieſer Soſia?
Soſia.
Ich, ich bin's; wie oft
Muß ich's noch ſagen?
Amphitruo.
Aber ſprich, haſt du nicht erſt
Vor Kurzem noch geſchlafen?
Sofia.
Nirgends weit und breit.
Amphitruo.
Und jenen andern Soſia etwa nur Traum
Geſehn?
Sofia.
Ich pflege meines Herrn Befehle nie
Im Schlafe zu vollführen. Wachend ſah' ich ihn,
49
Wie wachend jegt aud) bid) id) fefe, wachend fpred),
Und jener wadjte, ba er mid mit Fäuſten ſchlug.
Amphitruo.
Wer war's denn?
Soſia.
Soſia, jenes Ich. Verſtehſt du mich
Denn gar nicht? |
Amphitruo.
Wer auch könnte dich verſtehn, Hallunk?
Du plapperſt lauter Unſinn her.
Sofia.
Ei nun, du wirſt
Ihn baldigſt kennen lernen.
Amphitruo.
Wen?
Sofia.
Wen anders, als
Den Sklaven Soſia.
Amphitruo.
Komm jetzt nur mit mir, ich muß
Das Ding vor Allem ſelber unterſuchen. — Nein,
Beſorge lieber, daß man Alles aus dem Schiff
Herſchaffe, wie ich angeordnet.
Soſia.
Jederzeit
Bewahr' ich im Gedächtniß und befolge ſtreng,
Was du befiehlſt. Ich habe deinen Auftrag nicht
Mit jenem Wein [ben bu mir gabít] hinabgeſchluckt.
Amphitruo.
Gott gebe, daß zur That nicht werde, was du ſprichſt.
Plautus. Amphitruo. 4
50
Zweiter 3X uftritt.
Die Vorigen. Alcumena tommt mit Theſſala aus bem faufe.
Aleumena.
Wie gar ſo unbedeutend ſind die Freuden doch
Im Menſchenleben, wenn man ſie mit dem vergleicht,
Was ſchmerzlich uns beruhrt! So ward es Jeglichem
Beſtimmt in ſeinem Leben, fo beſchloßen es
Die Götter, daß das Leid der Luſt Begleiter iſt,
Daß allſogleich des Uebels, der Beſchwerlichkeit
Mehr da iſt, wenn was Gutes uns beſcheret ward.
Das hab' ich an mir ſelbſt, in meinem eignen Haus
Nunmehr erfahren; kurz war meine Wonne nur:
Nur eine Nacht durft' ich bei meinem Gatten ſein,
Da ſchied er plötzlich, noch vor Tages Grau'n, von mir.
Nun dunk' ich mid) fo einſam hier, nachdem er mid)
Verlaſſen, er, der mir vor Allen theuer iſt.
Mehr Schmerz verurſacht mir ſein Scheiden, als ich Luſt
Aus ſeiner Ankunft ſchöpfte; doch gibt wenigſtens
Mir das ein Wohlgefühl noch, daß den Gegner er
Beſiegt hat und mit Ruhm bedeckt nach Hauſe kam.
Sei er auch fern: wenn ruhmvoll nur er wiederkehrt,
Duld' ich die Trennung ſtandhaft und mit feſtem Sinn.
Das einzig ſei mein Lohn, daß mein Gemahl als Held
Im Kampf geprieſen werde, das genüge mir!
Der ſchönſte Lohn iſt Heldentugend; Allem geht
Die Heldentugend vor, das iſt ein wahres Wort.
Freiheit, Gluck, Qeben, Eigenthum unb Vaterland,
Eltern und Kinder, Alles wird durch ſie beſchützt,
Durch fie erhalten. Alles faßt ber Heldenmuth
In ſich: mer bem beſitzt, Bat alle Güter aud.
Amphitruo (opne sIcumenen nod zu bemerken).
Gewiß komm' id ber Gattin gang erwunſcht nadj Haus,
Jor, bie mid) liebt, voie id) fle Liebe; namentlich,
51
Da Alles idj fo gut vollführt, ben Feind beflegt,
Den alfe Welt bi8 ba für unbezwingbar Dielt.
Der matb mun unter meiner Führung unb Befehl
fBeim erſten Gang gleld) überwunden. Ja, id) weif
Gewiß, mit Sehnſucht wartet meiner. Ankunft ſie.
Gofía.
Meinſt bu, id) füme meinem Gdjag nidt aud) erwünſcht?
Aleumena (voll Verwunderung).
Da iſt ja mein Gemahl!
Amphitruo (zu Soſia).
Geh' du mit mir hinein.
Aleumena (ur f».
Warum doch kehrt er ſchon zurück, da eben erſt
Gr (ife vorgab? Sollt' er mid) ju prüfen wohl
Die Abſicht haben? Nun, menn er erfahren will,
Wie mich nach ihm verlangt, wenn er abweſend iſt,
Fuürwahr, bann ſoll er ſehen, mie ich ihn jo gern
Zu Hauſe wieder habe.
Sofia.
's wird am beſten ſein,
Amphitruo, wenn wir wieder nach dem Schiffe gehn.
Amphitruo.
Sofia.
Weil hier im Hauſe Niemand uns Etwas
Zu eſſen geben wird.
Amphitruo.
Wie kommt dir das in Sinn?
Sofia.
Wir ſind zu ſpät gekommen.
Amphitruo.
Wie?
Warum?
4*
52
Gofia.
Jd ſehe ja,
Daß Alcumena bidíatt vor bem. Hauſe ftebt.
Wunpbittuo.
Bei meinem Weggang ließ id) ſchwanger fie zurück.
Soſia.
Weh mir Unglücklichen!
Amphitruo.
Was iſt dir denn?
Sofia.
Da komm'
Ich eben recht jum Waſſerſchleppen fet! 9); e8. ijt
Der zehnte Mond, wie bu mir vorgerechnet Daft,
Amphitruo.
Sei gutes Muths!
Sofia.
Wie könnt' ich gutes Muthes ſein,
Hab' ich den Eimer einmal in der Hand. Gewiß,
Nichts Heiliges ſollſt du von dieſem Tage mir
Hinfort noch glauben, bis — wenn am Geſchäft ich bin —
Dem Brunnen ich die ganze Seele hab' entſchöpft.
Amphitruo.
Komm nur mit mir; die Arbeit ſoll ein Anderer
Zu thun bekommen; fürchte Nichts.
Aleumena (ur ſich).
Ich halt' es doch
Fur pflichtgemäßer, daß id) ihm entgegengeh'.
Amphitruo (nähert f SIcumenen).
Voll Freude grüßt Amphitruo ſeine ſehnſuchtsvoll
Erwartete Gemahlin, bie vor [ümmtlidjen
^, f
93
Thebanerfraun et weitaus für bie beſte hält;
Die Thebens Bürger preiſen als das Muſterbild
Der Sittſamkeit. — Befandeſt du dich immer wohl?
Komm' ich erwünſcht? (alcumena gibt keine Antwort.)
Sofia (fi ſich.
Nie ſah ich was Erwünſchteres:
Ein Hund bekommt noch einen beſſern Gruß, als der.
Amphitruo.
Und daß ich dich in Hoffnung, ſo ſcharmant beleibt
Erblicke, freut mich.
Altumena.
Bitte, wie doch magſt du mich
Jum bloßen Spotte gruüßen? Redeſt ba heraus,
Als hätteſt mich ſeit lange nicht geſehen, kämſt
So eben erſt aus Feindes Land nach Haus und ſäh'ſt
Nach langer Zeit mich erſtmals wieder.
Amphitruo.
Sah ich dich
Doch nirgends, als ſo eben hier.
Alcumena.
Was läugneſt du's?
Amphitruo.
Weil ich die Wahrheit ſagen lernte.
Altumena.
Uebel thut,
Wer das Gelernte fo verlernt. Wollt ihr vielleicht
Mich auf die Probe ſtellen? Warum kehret ihr
So ſchnell hierher zurück? Hat [bofer] Vogelflug
Dir Aufenthalt verurſacht? Hielt dich Sturm gurüd,
Daß bu nod) nidt gum Qeer gegangen, mie bu mir
Vorhin geſagt?
Amphitruo.
Vorhin? wann war denn dieß „Vorhin?“
54
Altumena.
Du ſtellſt mich auf die Probe. Vorhin, eben erſt.
Amphitruo.
Wie kannſt du doch nur ſagen: vorhin, eben erſt?
Alcumena.
Was meinſt du? Daß ich Spott mit Spott vergelten ſoll,
Da du mir ſagſt, du kämeſt jetzt erſt an, und doch
Vor Kurzem fortgingſt?
Amphitruo (für fi)
Unſinn ſchwatzt das Weib heraus.
Sofia halblaut zu Amphitruo).
Wart' nur ein wenig, bis ſie aus dem Schlaf erwacht.
Amphitruo.
Träumt ſie mit offnen Augen denn?
Altumena.
Beim Caſtor, nein!
Ich wach', und wachend ſag' ich, was geſchehen iſt;
Denn längſt vor Tagesanbruch ſah' ich den und dich.
Amphitruo.
An welchem Orte?
Altumena.
Hier im Hauſe, wo du wohnſt.
Amphitruo.
Niemals geſchah dieß!
Sofia.
Sei doch ſtill. Wie, wenn das Schiff
Uns ſchlafend aus dem Hafen hertrug?
Amphitruo. eal á b
ägſt aud) bu
Auf ifte Geite bid? sagt
CNUNKCN
55
Sofia.
Was iſt zu thun? Du weißt,
Daß, menm nam ber Bacchantin fid) entgegenſtellt,
Man raſender bie Raſende nur madt: fie ſchlägt
Nur öfter 3u; gibt mam ifr nad, fo fommt mam wohl
Mit einem Schlag davon.
Amphitrus.
Nicht doch; zum Schelten bin
Ich mehr geneigt, da ſie bei meiner Ankunft mich
Nicht grüfen wollte.
Soſia.
Da ſtichſt du in ein Wespenneſt.
Amphitruo.
So ſchweige doch! — Um Eines, Aleumena, nur
Möcht' ich dich fragen.
Aleumena.
Was du willſt; frag' immer zu.
Amphitruo.
Hat Irrſinn bid) befallen, ober Stolz berückt ? .
Altumena.
Was kommt dich an, mein lieber Mann, ſo Etwas mich
Zu fragen?
Amphitruo.
Weil du ſonſt bei meinem Kommen mich
Zu grüßen und nach Sitte keuſcher Fraun mit mir
Zu reden pflegteſt. Den Gebrauch vermiſſ' ich heut
In meinem Hauſe ganz.
Altumena.
Hab' ich dich geſtern nicht
Gleich, als du kamſt, begrüßt, nach deinem Wohlſein mich
Erkundigt, Lieber, deine Hand ergriffen und
Dir einen Kuß gegeben?
, 00
Cof.
Geſtern hatteſt bu
Den ba gegrüft?
9 feumena.
linb bid zugleich aud, Soſia.
Gofía.
Amphitruo, bisher hofft' id) (tet, fie werde bir
Einen Sohn gebüren; bod), kein ftnübdjen ijt'8, womit
Cie ſchwanger gebt.
9(mpbittuo.
Was wär's denn ſonſt?
Sofia.
Wahnſinn.
Ich bin
Alceumena.
Bei ganz geſunden Sinnen, und ich flehe nur
Die Götter an, daß ſie mich ebenfalls geſund
Einen Sohn gebären laſſen mögen. (Zu Sofia.) [ber bir
Wird's ſchlimm genug ergehen, wenn mein Gatte thut,
Was ſeine Pflicht erheiſcht; für deine Deutung ſoll,
Unglücksprophet, bir werden ber verdiente Lohn.
Sofia.
Den Schwangern muß man Aepfel geben, nebenbei
Auch 9ferger!!), daß fie Was zu nagen haben, menn
Sich Uebelkeit einſtellt.
Amphitruo (zu Aleumena).
Du ſahſt mich geſtern hier?
Alcumena.
$a; ſoll id) dir's nod) zehnmal ſagen?
Amphitruo.
B—
Wohl im Traum?
51
Aleumena.
Nein, wachend dich, den Wachenden.
Amphitruo.
Weh' Armem mir!
Sofia.
Was iſt dir?
Amphitruo.
Meine Frau iſt toll.
Soſia.
Sie iſt erregt
Von ſchwarzer Gall'. Ich wußte Nichts, was ſonſt ſo ſchnell
Die Menſchen raſend macht.
Amphitruo (zu Aleumena).
Wann ſpuürteſt bu zuerſt
Den Anfall, Frau?
Alcumena.
Ich bin ja ganz geſund und wohl.
Amphitruo.
Was ſagſt du denn, du habeſt geſtern mich geſehn,
Da erſt heut Nacht im Hafen wir gelandet ſind?
Dort hielt ich meine Mahlzeit, hab' im Schiffe auch
Die Nacht durch ausgeruht. Noch hab' ich keinen Fuß
In's Haus geſetzt, ſeit mit dem Heer zu Feld ich zog
Und über die Teleboer meinen Sieg errang.
9ffeumena.
Nicht bod: bu haſt mit mir geſpeist, bei mir gerubt.
Amphitruo.
Was iſt das?
Altcumena.
Reine Wahrheit.
58
Amphitruo.
Nur in dem Punkt nicht;
Ob ſonſt, das weiß ich nicht.
Aleumena.
Beim erſten Tagesgraun
Gingſt du zum Heere.
Amphitruo.
Wie?
Sofia.
Cie ſpricht ganz richtig; wie's
Ihr eben einfällt, theilt ſie ihren Traum dir mit.
(8u alcumena.) Doch, haſt bu, Frau, nachdem bur aufgewacht, bem Zeus
Der böſe Träum' abwendet, aud) geſalznes Grot
.Geopfert, oder Weihrauch?
Alcumena.
Wehe deinem Kopf!
€ofía.
Das fann bid) treffen, wenn du's unterlaſſen haſt.
Aleumena.
Schon wieder braucht er ſchnöde Worte gegen mich,
Und Niemand ſtraft ihn.
Amphitruo (zu Soſia).
Halte du das Maul. (Zu Alcumena.) Du ſprich:
War ich's, der heut mit Tagesanbruch von dir ging?
Altumena.
Wer ſonſt denn hätte mir bon jener Schlacht erzählt?
Amphitruo.
Du weißt auch das?
Altumena.
Ich hab' es ja von dir gehört,
Dy
59
Wie bu bie grofe Stadt erobert, Pterelas
Den $nig mieber haſt gehaun mit eigner anb.
Amphitruo.
Das ſagt' ich dir?
Alcumena.
Ja wohl, und Soſia ſtand dabei.
Amphitruo (u Sofia).
Haſt bu gehört, daß ich ifr heute Das erzählt?
Sofia.
Wo ſollt' ich's hören?
Amphitruo.
Frage Die.
Sofia.
So viel ich weiß,
Geſchah es nicht in meiner Gegenwart.
Alenmena.
Es mür'
Auch wunderbar, wenn er dir widerſpräche.
Amphitrus.
ny He!
Komm' einmal hierher, Soſia, fie)! mid) am.
Sofia.
Ich ſeh'.
Amphitruo.
Ich will, daß du die Wahrheit ſagſt, will nicht, daß du
Mir zu Gefallen redeſt. Haſt du's angehort,
Daß ich dir heut, was ſie behauptet, hab' erzählt?
Sofia.
Nun ja, beim Pollux! Biſt auch du verrückt, daß du
Mich ſo Was fragſt? Seh' ich ſie jetzt doch, wie auch du,
Zum erſtenmal.
60
Amphitruo Qu. Alcumenq).
Wie nun, mein Weibchen, hörſt du ihn?
Alenmena.
Ja, daß er [itgt.
Amphitruo.
So willſt du alſo weder ihm,
Noch deinem Manne glauben?
Alcumena.
Nein, weil ich mir ſelbſt
Am meiſten glaub', und weiß, daß ſo es ſich verhält,
Wie ich dir ſage.
Amphitruo.
Geſtern, ſagſt du, ſei ich ſchon
Hier angekommen?
Altumena.
Und du leugneſt, daß du heut
Amphitrus.
Allerdings; ich thue ja
Gerade jetzt den erſten Schritt in's Haus herein.
Alenmena.
Am Ende läugneſt du auch gar noch, daß du mir
Heut eine goldne Schale zum Geſchenk gemacht,
Von der du mir erzählteſt, daß ſie dir daſelbſt
Verehrt ſei worden.
Dich wegbegeben?
Amphitruo.
Nein, beim Pollur, weder gab
Ich dir dieſelbe, noch hab' ich davon erzählt;
Allein ich Dott" im Sinn und habe nod im Cin,
Sie dir zu ſchenken. Doch, wer hat dir das geſagt?
Alcumena.
Von dir hab' ich's gehört, und auch aus deiner Hand
Hab' ich die Schal' empfangen.
A
61
Amphitruo.
Halt', ich bitte dich,
Halt' ein! (gu Sofia) Ein wahres Wunder, tie fie wiſſen kann,
Daß eine Schale dort ich zum Geſchenk bekam,
Wenn du nicht vorhin ſchon zu ihr gekommen biſt
lib all das ihr erzählt haſt.
Sofia.
Nie erzählt' id ihr's,
Noch ſah ich ſie, als eben jetzt zugleich mit dir.
Amphitruo.
Was das für eine Weibsperſon ijt!
Alcumena.
Soll ich dir
Die Schale holen laſſen?
Amphitruo.
Laß ſie holen.
Alcumena.
Gleich.
Du, Theſſala, bring' aus dem Haus die Schale her,
Die Beute mir mein Mann geſchenkt. (heſſala ab.)
Amphitruo.
Du, Soſia,
Komm' Ber. (deimlich) Gin Wunder über ale Wunder wär's,
Wenn ſie die Sale wirklich hätte.
Soſia.
Glaubſt bu das?
Sie liegt verſiegelt ja mit deinem eignen Ring
Hier in dem Käſtchen.
Amphitruo.
Iſt das Siegel unverletzt?
62
Gofis.
Sieh ſelber her.
Amphitruo.
Gan ſo, mie ich es aufgedrückt.
Sofia.
Su lüjfeft fie wohl ſuhnen als Beſeſſene?
Amphitruo.
Beim Pollur! faſt thut's Noth; fie ijt ja übervoll
Von böſen Geiſtern.
(Thefſala ift indeſſen wieder eingetreten. und bringt bie Schale.)
Aleumena.
Was braucht's da der Worte viel?
Hier iſt die Schale; ſieh!
Amphitruo.
Gib her!
Alcumena.
Betrachte ſie
Genau doch, da du läugneſt, was geſchehen iſt.
Ich will dich überführen vor den Beiden hier:
Iſt das die Schale, die du zum Geſchenk bekamſt?
Amphitruo.
Erhabner Zeus, was ſeh' ich! In der That, es iſt
Dieſelbe Schal'. Ich bin verloren, Soſia!
Soſia.
Entweder iſt dieß Weib die abgefeimteſte
Kickackrin, oder muß die Schal' im Käſtchen ſein.
Amphitruo.
Nun denn, ſo mach' es auf.
Soſia.
Wozu aufmachen? Iſt's
63
SDod) feft verftegeft; Alles ift im Richtigkeit.
Grft Baft du einen anderen Amphitruo
Geboren, und ich einen andern Soſia;
Gebiert jetzt auch die Schale eine andere,
So ſind wir Alle doppelt.
Amphitruo.
Nein, das Käſtchen muß
Gedffnet und beſichtigt werden. (ex will bffnen.)
Sofia.
Sieh zuerſt,
Wie's mit dem Siegel ſteht, damit du nicht hernach
Die Schuld auf mich wirfſt.
Amphitruo.
Oeffne doch, ſonſt bringt uns Die
Mit ihren Reden noch zum Wahnſinn.
Aleumena.
Von wem ſonſt,
Als bir, hätt' ich bie Schale?
Amphitruo.
Das gerade will
Ich unterſuchen.
Sofia (inbem ec das Kaſtchen bffneb.
Jupiter, o Jupiter!
Amphitruo.
Was haſt du?
Sofia.
Keine Schal' iſt in dem Käſtchen hier.
Amphitruo.
Was hor' i?
Soſia.
Reine Wahrheit.
64
9[mpbitruo.
An ba8 Kreuz mit bir,
Wenn Nichts ſich findet!
Alcumena (ihm bie Sqale vorhaltend).
Iſt ſie doch gefunden ſchon.
Amphitruo.
Wer gab ſie dir?
9(feumena.
Derſelbe, ber mid) eben fragt.
Gofia- (ju. Amphitrud).
Du willſt mid) fangen, ba bu insgeheim vom Schiff
Auf einem andern Weg vorausgelaufen biſt,
Die Schal' herausgenommen, ihr geſchenkt und dann
Das Käſtchen heimlich wiederum verſiegelt haſt.
Amphitruo.
Weh mir! Auch du beſtärkſt in ihrem Wahnſinn ſie.
(Qu Alcumena.) Du ſagſt, ich wäre geſtern angekommen?
Altumena.
Ja,
Und habeſt gleich bei deiner Ankunft mich begrüßt,
Sowie ich dich, wobei id) einen Kuß bir gab.
Amphitruo.
Der Anfang mit dem Kuß gefällt mir nicht. Indeß
Laß weiter hören.
Alcumena.
Drauf nahmſt du ein Bad.
Amphitruo.
Und dann?
Aleumena.
Nahmſt bit bei Zifdje Platz.
65
Sofia.
Schön, herrlich! Weiter nur
Amphitruo.
Unterbrich mich nicht. (gu alcumena.) Nur fortgemacht
In dem Bericht.
Geforſchet!
Aleumena.
Das Abendeſſen ward gebracht;
Du nahmſt mit mir das Mahl ein, ich fag neben bir.
Amphitruo.
Auf einem Polſter? "s
Aleumena.
Ja.
Sofia (üc f. —
Das Mahl behagt mir nid.
Amphitruo.
So laß fle bod) ausreden. (gu alcumena.) Nach bem Mahl, was
bann ?
Aleumena.
Kam, wie du ſagteſt, dich der Schlummer an; der Tiſch
Ward weggetragen, wir begaben uns zur Ruh'.
Amphitruo.
Alcumena.
Im Gemach, in einem Bett mit dir.
Amphitruo.
Sofia.
Was iſt dir?
Amphitruo.
Eben hat ſie mir
Wo ſchliefſt du?
Du bringſt mich um!
Den Todesſtreich verſetzt.
Plautus. Amphitruo. 5
66
Altumena.
Was ſoll das?
Amphitruo.
mpiiives (rage mid)
Nichts
e mee Sofia.
Was haſt du denn?
Amphitruo.
Ich Aermſter bin des Tods!
Verletzt ward meines Weibes Leuſchheit, während id)
Von Hauſe weg war.
Altumena.
Was, beim Caſtor, muß ich da
Von dir vernehmen, mein Gemahl?
Amphitruo.
Ich beim Gemab( ?
Nicht Yege, Falſche, mir ben falſchen Namen bei.
Sofia.
Da hängt's; aus einem Mann ging hier das Weib hervor.
Aleumena.
Was hab' ich denn gethan, daß ſo man mit mir ſpricht?
| Amphitruo.
Du ſelbſt kramſt deine Thaten aus und fragſt mich noch
Was du verbrochen?
Alcumena.
| Iſt's Serbredjen, menm id) bei
Dir tar, deß Ehgemahl id) bin?
Amphitruo.
E Geweſen bu
Bei mir? Gibt's etwas Unverſchämtres, Frecheres,
—
^Y NEN
61
Als bu bift? Wenn bie Scham bir abgebt, borge fte
SDod) wenigſtens.
(fcumeua.
Die Schandthat, beret bu mid) bier
Beſchuldigſt, ift im unjerem Geſchlechte fremb.
Du müdjteft mid) ber Unkeuſchheit bezüchtigen,
Allein du kannſt e8 nicht.
Amphitruo.
O ihr Unſterblichen!
Du, Soſia, kennſt mich wenigſtens doch noch?
Sofia.
Amphitruo.
Hab' ich im Perſerhafen geſtern nicht im Schiff
Zu Nacht geſpeist? -
ofa.
Auch ich kann Zeugen ftellen, bie
Bekräftigen, was ich ſage.
Amphitruo.
Zeugen?
Sofia.
Zeugen, ja.
Amphitrus.
Um welches Zeugniß abzulegen?
Alenmena.
Einer iſt
Hinreichend, denn als wir beiſammen waren, war
Niemand zugegen, als der Sklave Soſia.
Gofía.
Ich weiß nidjt, was idj zu bem Handel fagen folf,
(8 wäre benn eim anberer Amphitruo
Beinah'.
68
Noch um bem Weg, ber, menm bu nidjt ju Qauje biſt,
(tma beſorgt, was beine8 Amts unb Waltens iſt.
Demn was den unterſchobnen Soſia anbelangt,
So iſt das eben nicht ſo wunderbar; weit mehr
Iſt's das mit jenem doppelten Amphitruo.
Amphitruo.
Ich weiß nicht, welcher Hexenmeiſter dieſes Weib
So ganz verblendet!
Altumena.
Bei des höchſten Königs Reich
Schwör' ich, und bei der Hausfrau Juno, die ich jetzt
Weit mehr, als jemals, fürchten unb verehren muf!?),
Daß, außer dir, kein Sterblicher mit ſeinem Leib
Mir nah' gekommen und die Keuſchheit mir verletzt.
Amphitruo.
O, wüt' es wahr!
Altumena.
Ich ſpreche Wahrheit, doch umſonſt,
Da du mir ja nicht glauben willſt.
Amphitruo.
Du biſt ein Weib
Und ſchwöreſt kühn. |
. Altumena.
Wer keiner Schuld ſich iſt bewußt,
Darf kühn ſein, darf mit Selbſtvertraun unb. Zuverſicht
Sein Recht verwahren.
Amphitruo.
Gebr kuühn.
Alcumena.
Wie's der Keuſchen ziemt.
Amphitruo.
Du fuſt e$ blos mit Worten bar,
69
Aleumena.
Ich brachte dir
Als Mitgift nicht, was man gewöhnlich Mitgift nennt;
Nein, Keuſchheit, Scham, Begierdenzähmung, Gottesfurcht,
Dann Elternlieb' unb Eintracht imt Verwandtenkreis;
Gehorſam dir, freigebig gegen Wurdige
Und Guten nitglidj ſein [ba8 ift mein Heirathsgut].
Sofia.
Beim Pollur! wenn das Alles wahr iſt, was ſie ſagt,
So iſt ſie nachgerad' die Allertrefflichſte.
Amphitruo.
Ich bin ſo außer mir, daß ich mich ſelber kaum
Noch kenne.
Sofia.
Ganz gewiß biſt du Amphitruo,
Allein gib Acht auf dich, daß du dich nicht verlierſt;
Seitdem wir aus der Fremde da ſind, iſt's der Brauch,
Daß ſich die Menſchen wandeln.
Amphitruo (qu Alcumena).
Sei verſichert, Frau,
Daß nicht ununterſucht die Sache bleiben wird.
Aleumena.
Nur lieb kann das mir ſein.
Amphitruo.
Wie ſo? Antworte mir:
Wenn ich vom Schiffe deinen Vetter Naucrates
Herhole, der mit mir auf einem Schiffe fuhr;
Und wenn nun der das Gegentheil von dem bezeugt,
Was du behaupteſt: was dann ſoll mit dir geſchehn?
Wirſt bu Etwas dagegen haben, menn bie Eh'
Mit dir ich trenne?
Aleumena.
Niemals, wenn ich ſchuldig bin.
10
Amphitruo.
Recht ſo. Du, Soſia, führe ſie in's Haus hinein;
Ich hol' indeß bem Naucrates bom Schiff herbei. (s)
Sofia (vertraulich qu. Aleumena).
Jetzt ſind wir ganz allein. Nun ſage mir im Ernſt
Die Wahrheit: iſt ein andrer Soſia noch im Haus,
Der mir gleicht?
Alenmena.
Fort, du Sklave, würdig deines Herrn!
Sofia.
Ich geh', wenn du befiehlſt.
Alcumena.
Mir iſt es in der That
Ganz unbegreiflich, was wohl meinen Mann dahin
. Gebradjt mag haben, einer ſolchen Frevelthat
Mich zu beſchuld'gen, und zwar ohne allen Grund.
Sei's, mie es fei, Gewißheit gibt mit Naucrates. (Gept in bas
Haus ab.)
Dritter Akt.
Erſter Auftritt.
Jupiter.
Ich bin Amphitruo, deſſen Sklave Soſia iſt,
Der zum Mercur, ſobald man's dienlich findet, wird.
Ich wohn' im höchſtgelegnen Stübchen unter Dach
Und werde manchmal, wenn mir's einfällt, Jupiter.
Hier aber werd' ich, wenn ich angekommen bin,
Sogleich Amphitruo und verändre mein Gewand.
"A
egt komm' idj Gud) zu Ehren fer, bamit ba8 Stück
Nicht gleid), nachdem's begonnen fat, in'8 Gtoden fommt;
Zugleich, um Aleumenen, bie von irent Mann
Unſchuldig einer Schandthat ward bezüchtiget,
Zu helfen: ſchmählich wär's ja, wenn, was ich beging,
Auf Alcumenen fiele, die unſchuldig iſt.
Doch nunmehr ſtell' ich wieder den Amphitruo,
Wie vorhin ſchon geſchehen, vor und werfe heut
Unſägliche Berwirrung in dies Haus hinein.
Doch endlich klär' ich Alles auf und ſtelle mich
Zur rechten Zeit als Alcumenens Helfer ein;
Auch mach' ich, daß von ihres Manns und meiner Frucht
Auf einmal ſie und ohne Schmerz entbunden wird.
Mercur hat den Befehl, mir gleich zu folgen, falls
Es Etwas auszurichten gibt. (Alcumena tritt aus bem Laus.) Jetzt
| hin au ihr.
Zweiter Auftritt.
Suptter, — Alcumena.
Altumena.
Nicht länger halt' ich's aus im dieſem Haus; mid) fo
Des Ehebruchs, der Schand' und Schmach von meinem Mann
Beſchuld'gen laſſen müſſen! Schreit er doch und lärmt,
Es ſei, was doch geſchehn iſt, nicht geſchehn, und zeiht
Mich deß, was nie geſchehn iſt, was ich nie beging,
Und glaubt, ich nehme all' das ſo geduldig hin.
Nein, wahrlich nig: nie laſſ' id) einer Schandthat mich
Grundlos beſchuld'gen; trennen will ich mich von ihm,
Rechtfertigt er ſich nicht und ſchwört, es reu' ihn, was
Er gegen mich Schuldloſe Böſes vorgebracht.
Jupiter (ur f4).
Ich muß mich ſchon zu dem verſtehn, was ſie verlangt,
Wenn liebevoll ich will von ihr empfangen ſein.
12
Was id) getfan, wat für Amphitruo jedenfalls
Beleidigend, und ſo hat meine Liebſchaft ihr,
Bei aller Unſchuld, Kummer und Verdruß gemacht:
Drum muß auch ich dem Ausbruch ihres ganzen Zorns
Mich unterziehn, obwohl ich dießmal ſchuldlos bin.
Aleumena (ur fij.
Ei ſieh, da iſt er wieder, der mich Armeſte
Des Ehbruchs und der Schande zeiht.
Jupiter (et auf fie au).
Ein 9Bort mit bit
Ju reben wünſcht' ich, Frau. Was menbejt bu bid) ab?
Aleumena.
Es iſt ſo meine Art. Von jeher war es mir
Zuwider, meinen Feinden in's Geſicht zu ſehn.
Jupiter.
Ei ja, den Feinden.
Alenmena.
Alſo iſt's, ich rede wahr,
Wenn du nicht etwa hier auch eine Lüge ſiehſt.
Jupiter (will ſie umarmen).
Du biſt die Tugend ſelbſt.
Alcumena.
Gleich thu' die Hand hinweg!
Denn wenn du klug und bei geſunden Sinnen biſt,
Darfſt du mit einem Weib, das du der Unkeuſchheit
Bezuchtigt, weder ernſtlich, noch auch nur im Scherz
Verkehren; ſonſt biſt du der Narren größeſter.
Jupiter.
Was ich geſagt, du biſt es nicht, noch glaub' ich es;
Drum kehrt' ich um, bei dir mich zu rechtfertigen,
Denn nichts bat [o mit Kummer mein Gemüth erfüllt,
19
Als ba idj hörte, daß bu böſe feit auf. mid).
Sw wirſt mid) fragen: weßhalb benm haſt bu'8 gejagt?
SDarübet will id) mid) erklären. Wahrlich nidt,
Weil Zweifel gegen beine Keuſchheit id) gebegt;
Dein erg mur wollt' idj prüfen, mie bu bid) babet
fBenüfmejt, ob bu bir'$ gefallen ließeſt. Scherz
War Alles, was idj vorhin fagte, bafj bu Was
Zu lachen hätteſt. Frage nur den Soſia hier.
Aleumena.
Bringſt bu denn deinen Vetter nicht, ben Naucrates,
Den bu als Zeugen mir verſprachſt, daß bu [bie Nacht]
Nicht da geweſen?
Inpiter.
Was im Spaß geſprochen ward,
Muß man ſo ernſtlich nicht aufnehmen.
S icumenuaz
Ach, id) weiß
Nur das, welch großen Schmerz mein Herz dabei empfand.
Jupiter (ergreift ihre anb).
Bei dieſer deiner Hand bitt' und beſchwör' ich dich:
Vergib mir, Aleumena, zürne länger nicht.
Aleumena.
Durch meine Tugend ward den Worten ihre Kraft
Genommen, und weil ich von jeder Schlechtigkeit
Mich frei hielt, ſoll davon auch jede Rede ruhn.
Leb' wohl, behalt' das Deine, gib das Meine mit!?)
Zurück. Gewährſt du mir Begleitung?
Inpiter.
Biſt bu tol?
S iecumena.
Wofern bu feine mir gemüfr(t, geb' idj allein
Und nehme meine. &eujdjbeit als Begleit'rin mit.
14
Jupiter.
Bleib', und mit einem Schwur, wie du ihn nur verlangſt,
Verſichr' ich dich, daß an der Keuſchheit meiner Frau
Ich nie gezweifelt; ſchwör' id) falſch, dann zürne bu,
Erhabner Zeus, auf ewig dem Amphitruo!
WIcumena.
O, fage lieber: gnübig [ei ihm.
Jupiter.
Ganz gewiß
Wird er es ſein, denn wahrhaft iſt der Eid, den ich
Geſchworen. Biſt du jetzt noch immer böſe?
Aleumena.
Nein.
Jupiter.
Da thuſt du wohl. Dergleichen Dinge kommen ja
Im Menſchenleben viele vor: man ſchmeckt die Luſt,
Doch bald kommt Jammer hinten nach. Das eine Mal
Drängt Zorn ſich ein, dann folgt Verſöhnung wiederum.
Und wenn ein Zorn der Art ſich bei den Menſchen zeigt,
So werden ſie, nachdem ſie mit einander ſich
Verſöhnt, noch zweimal beſſ're Freunde, denn zuvor.
Alenumena.
Du hätteſt freilich beſſer dich zuvor bedacht,
Eh' fo bu mit mir ſprachſt; bod), ba bu widerrufſt,
Will id) darein mid) fügen.
Jupiter.
Laß das Weihgeſchirr
Mir rüſten, des Gelübds mid) qu entledigen, |
Das für ben Fall beglüdter Rückkehr id im Feld
Gethan.
Altumena.
Ich will's beſorgen.
15
Jupiter (pricht in's Qaus pinein).
Ruft den Soſia
Heraus, er ſoll den Blepharo, den Steuermann
Von meinem Schiff herholen, daß er mit uns ſpeist.
(gür ſich) Noch eh' er Etwas zu ſich nimmt, ſoll der uns Was
Zu lachen geben, wenn ich den Amphitruo
Am Kragen pack' und aus dem Hauſe jage,
Aleumena (fur ſich).
Was
Er heimlich wohl mit ſich allein zu reden hat?
(aut.) Es öffnet fid) bie Thure; Soſia tritt heraus.
Dritter Auftritt.
Die Vorigen. Soſia.
Gofía.
Hier bi ich. Brauchſt bu Was, befiehl, Amphitruo,
Ich ſteh' zu Dienſt.
Inpiter.
Du kommſt mir wie gerufen.
Sofia.
Iſt
Schon Friede zwiſchen euch? Von Herzen freu' ich mich,
Daß ich euch wieder ruhig ſeh'. Ein braver Knecht
Muß dahin ſtets ſein Streben richten, ſo zu ſein,
Wie ſeine Herrſchaft: ihr Geſicht ſei ſein Geſicht;
Oft fie betrübt, fo fei er's auch; er fei vergnügt,
Wenn ſie ſich freut, — Doch prid): jeib mirffid) ifr verſöhnt?
Jupiter.
Du [potteft, weil bu weißt, baf, was ich vorhin ſprach,
Im Spaß geſagt war.
16
Sofia.
Nur im Spaß? Mir kam es ganz
Wie Ernſt und Wahrheit vor.
Jupiter.
Ich habe mich [bei ihr]
Entſchuldigt, und nun iſt der Friede hergeſtellt.
Sofia.
Nunmehr will ich drinnen mein Gelübd'
Vortrefflich.
Erfüllen.
Soſia.
Iſt auch mein Rath.
Jupiter.
Hole mir vom Schiff
Den Steuermann indeß herbei, den Blepharo,
Er ſolle mit mir ſpeiſen, wann geopfert iſt.
Soſia.
Ich bin ſchon wieder da, wenn du mich dort noch glaubſt.
Jupiter.
Komm nur gleich wieder. (Sofia ab.)
Aleumena.
Soll auch ich in's Haus hinein,
lim zuzurichten, was [jum Opfer] nöthig ijt?
Jupiter.
Geh' immerhin und mach', daß Alles ſo geſchwind
Als möglich in Bereitſchaft iſt.
Aleumena.
Komm', wann du willſt,
Ich werde nichts verzögern.
1i
Jupiter.
Recht geſprochen das,
Wie's einer braven Hausfrau ziemt. (Alcumena get in das Haus.)
Die Beiden, die
Mich für Amphitruo halten, Knecht unb Herrin, (inb
Nun angeführt. Jetzt ſtelle bu, Gott-⸗Soſia,
Dich eim. Du hörſt, obgleich nicht gegenwärtig, bod)
Mein Wort. Sinn' Etwas aus, wie den Amphitruo
Bei ſeiner Ankunft du hinweg vom Hauſe treibſt;
Mach' irgend ihm ein Blendwerk vor, indeß ich mich
Mit der geborgten Frau vergnüge. Sorge, daß
Ich Alles finde, wie du meinen Willen kennſt,
lib diene mir, wenn id) mr ſelber opfere. — (S5 im bas $aus.)
mBierter Auftritt.
Merturius.
Hinweg! entfernt euch! Alles geh' mir aus dem Weg!
So keck wird Keiner ſein, mir in den Weg zu ſtehn!
Beim Hercules! ijt denn mir, dem Gotte, weniger
Erlaubt, dem Volk zu drohen, wenn's nicht weichen will,
Als dem geringſten Knecht in der Komödie?
Der bringt die Nachricht von des Schiffes glücklicher
Ankunft, daß ſich der zornige Alte eingeſtellt:
Ich richte Zeus' Befehl aus, komm' auf ſein Gebot,
Drum muß man mir noch weit mehr qus dem Wege gehn.
Mein Vater ruft; gehorſam folg' ich dem Befehl;
Als guten Sohn erweiſ' ich meinem Vater mich;
Als Liebesdiener bin ich ſtets dienſtfertig, bin
Ermuntrer, Beiſtand, freue mich. Was ifm vergnügt,
Iſt ebenfalls auch meine größte Luſt. Er liebt?
Das macht er klug und recht, wenn er ſich gütlich thut;
So ſollten's Alle machen, freilich mit Geſchick.
Nun will mein Vater, daß ich den Amphitruo
Zum Narren habe; ſoll geſchehn: er wird gefoppt;
8
Ihr Herrn Zuſchauer folít ſelbſt Augenzeugen ſein.
Ich ſetze mir 'nen Kranz auf's Haupt und ſtelle mich,
Als wär' ich trunken, ſteige dann dort auf die Höh',
Von wo ich meinen Mann am Beſten vertreiben kann.
Sobald er kommt, durchnäff' ich ijr pon oben fo,
Daß et bafb nüchtern wird; dafür mirb unverweilt
Sein Sklave Soſia büßen müſſen, weil er glaubt,
Der habe das verſchuldet, was doch ich gethan.
Was geht das mich an? Meines Vaters Willen thun,
Nach ihm mich richten: das iſt meine Schuldigkeit. —
Doch ſieh, dort kommt Amphitruo eben her; der wird
Nach Herzensluſt gefoppt. Wenn's euch Vergnügen macht,
Hört immer zu. Nun mill id) in das Haus, ben. Schmuck
Zu holen, der für Zecher paßt; dann wird auf's Dach
Geſtiegen unb ber Feind vom dort aus weggejagt. (Ab in bas Qaus)
Vierter Akt.
Erſter Auftritt.
Amphitruo.
Der Naucrates, den ich ſprechen wollt', iſt nicht im Schiff,
Auch treff' im Haus unb im ber Stadt ich Niemand or,
Der ihn geſehn. Die Straßen alle hab' ich ſchon
Durchſucht, die Uebungsplätze, Salbenbuden; war
Im Kaufhaus, auf dem Fleiſchmarkt, Ringplan, großen Markt,
In allen Apotheken, Badeſtuben und
Geweihten Orten. Abgemattet bin ich ganz
Vom Suchen; nirgends find' ich einen Naucrates.
Nun will ich heim und weiter noch von meiner Frau
Erforſchen, wer es war, der ſich an ihrem Leib
So frech vergriff. Eh' ich der Unterſuchung mich
19
Entſchlage, ſterb' id) fieber. (sur in dad Qaus.) Doch, fte. haben ja
Das Haus verſchloſſen. Das iſt hubſch; das papt genau
Zum Uebrigen. Ich will anklopfen. Machet auf!
Heda! iſt Niemand, der mir öffnet, um den Weg?
Zweiter Auftritt.
Amphitruo. Mercurius erſcheint oben auf. bem Dache.
Mercurius.
Wer iſt Diet an ber Thür'?
Amphitruo.
Ich bin's.
Mercurius.
Wer iſt ber „Bin's“7
Amphitruo.
Ich, der da ſpricht.
Mercurius.
Daß Zeus' und aller Götter Zorn
Dich treffe, der du ſo das Thor zerſchlägſt.
Amphitruo.
Wie ſo?
Mercurius.
Daß lebenslang bu elend wäreſt!
Amphitruo.
Soſia!
Mercurius.
Der bin A Soſia meinſt, ich hab's vergeſſen ſchon?
Was willſt du? eren 15
Amphittus.
Schuft, bu fragſt mich aud) noch, was id) will?
80 .
Mercurius.
Das frag' ich. Haſt du, Tollkopf, nicht die Angeln faſt
Zerriſſen? Glaubſt du, daß man hier die Thüren uns
Auf öffentliche Koſten liefert? Summer. Menſch,
Was ſchauſt du mich ſo an? Was willſt, wer biſt du denn?
Amphitruo.
Auch wer ich ſei, fragſt du mich noch, du Galgenſtrick?
Du Ruthengrab! Beim Pollux, für bie Reden [oll
Dein Rucken heute noch von Schlägen glühn.
Merturius.
Du warſt
Gewiß in deiner Jugend ſehr verſchwenderiſch.
Amphitruso.
Warum?
Rerturinus.
Weil du im Alter Schläge bettelſt noch.
Amphitruo.
Ju deinem groͤßten Unglück, Schlingel, ſtößeſt bu
Die Reden aus.
Nereurius.
Ich opfre dir.
Amphitruo.
Wie?
Merturius.
Weil ich dich
Dem Unglück ſchlachte.
Amphitruo.
Du mich ſchlachten, Schindersknecht?
Wenn nicht noch heut die Götter die Geſtalt mir ganz
Verwandeln, hau' ich Schwielen, hart wie Ochſenhaut,
Dir allenthalben auf, Saturnus' Opferthier!
DD.
81
Am Marterpfahl laſſ' idj bid) martern! — Komme nur
Heraus, du Strick!
Nerturius.
Du willſt mich ſchrecken, Schattenbild?
Wenn du nicht gleich die Flucht ergreifſt, noch einmal klopfſt,
Nur mit bem kleinen Finger am ber Thüre rührſt,
Werf' ich den Ziegel dergeſtalt dir an den Kopf,
Daß Zung' und Zähne du zumal ausſpucken ſollſt.
Amphit ruo.
Cpigbube! Du verbieteſt mir mein eignes aus?
[Verbieteſt mir, am meiner Thür' ju pochen? Gleich
Reiß' ich ſie gänzlich aus den Angeln.
Stereurius.
Machſt bur. fort?
Wmpbitumno.
$a wohl. v
Merturinßs (nbem er einen. ieget nach ihm wirft.)
Nimm das!
Amphitruo.
Verfluchter Kerl, auf deinen Herrn?
Wenmm ich dich Deut erwiſche, richt' id) fo dich au,
Daß du dein Leben lang ein Bild des Jammers bleibſt.
Nerturius.
Du, Alter, biſt gewiß bei einem Bacchanal
Geweſen. Andhi
truo.
Wie?
Nerenrius.
Weil du für deinen Sklaven mich
Anſiehſt.
Amphitruo.
Anſehe nur? Wie ſo?
Plautus. Amphitruo. 6
" || 8
Merturius.
Aum Henker geh'!
Ich weiß von keinem Herrn, als von Amphitruo.
Amphitrus (fur ſich.
Bin ich verwandelt? Seltſam daß mich Soſia
Nicht kennt. Das muß in's Klare kommen. (eaut) Heda! ſprich:
Wofür denn hältſt du mich? Doch für Amphitruo?
Nerceurius.
Amphitruo? biſt du toll? Hab' ich's dir, Alter, nicht
Vorhin geſagt, du ſeiſt bei einem Bacchanal
Geweſen, daß du Andre frageſt, wer du biſt?
Geh' deines Wegs, das rath' ich dir, und mache dich
Nicht läſtig, da Amphitruo, der ſo eben heim
Vom Felde kam, mit ſeiner Frau der Liebe pflegt.
Amphitruo.
Mit welcher jou?
Mereurius.
Mit Aleumena.
Awphitruo.
Welcher Mann?
Mereurius.
Wie oft mod) willſt bu, daß ich's ſag' Amphitruo,
Mein Herr. Sei mir nicht läſtig.
Amphitruo.
Bei wen ruhet er?
Merturius.
Sieh zu, daß du mit deinem Spott nicht übel fährſt.
Amphitruo.
Ich bitte, Soſia, ſage mir's.
ND
33
Mercurius.
Du ſchmeichelſt; nun,
Bei Alcumenen.
Amphitruo.
In demſelben Schlafgemach?
Nercurius.
Ja, wie ich glaube, Leib an Leib dicht angeſchmiegt.
Amphitruo.
Weh' mit, Unglucklichem!
| ^ Siereurius qae $9).
Für Unglück hält ev, was
Gewinn doch iſt; denn ſeine Frau ausleihen und
Unfruchtbar Feld verdingen zur Beackerung,
Iſt gleichviel.
Amphitruo.
Mereurius.
Was, zum Henker, Soßaꝰ
Amphitruo.
Kennſt du mich nicht, du Schuft?
Rercurius.
Als einen Quälgeiſt, ja,
Soſia!
Der nur auf Streit ausgeht.
Amphitrus.
Noch weiter: bin ich nicht
Dein Herr Amphitruo? |
Nerturius.
Bacchus, nicht Amphitruo
Biſt du. Wie oft willſt du es wiſſen? Noch einmal:
In einer Kammer mit Alemenen, Arm in Arm
6 *
84
Liegt met Amphitruo. Wenn bu fortmachſt, bring! id ihn
Zu deinem großen Unheil her.
Amphitruo.
O, ruf' ihn doch!
Wenn nur ich nicht für meine ſchönen Thaten noch
Heimath, Haus, Frau, Geſind und meine eigene
Geſtalt verlieren muß.
Mercurius.
Sd: milf ihn rufen. Geh'
Indeſſen von ber Thür' hinweg. Gibſt bu nicht Ruh',
Wirſt ſicher du bem Opfertode nicht entgehn. — (Gr verläßt bas Dach.)
Dritter Auftritt.
Blepharo unb Soſta treten auf. Amphitruo, ohne Selbe zu bemerken.
Amphitruo.
Ihr guten Götter, welcher Sturm verwirrt mein Haus!
Welch wunderbare Dinge muß ich ſehen, ſeit
Aus fernen Landen ich zurückgekommen bin.
Nun glaub' id) germ, was ſonſt mam mur für Fabel hielt,
Daß Attica's Bewohner in Arcadien
In wild Gethier verwandelt wurden, und ſogar
Den eignen Eltern nimmer kenntlich waren.
Blepharo Gu Soſia).
as
Iſt das bod, Soſia? Wunder über Wunder legſt
Du los, du habeſt einen zweiten Soſia,
Dein Ebenbild, zu Haus getroffen?
Sofia.
Alſo iſt's.
Jetzt hör' einmal: Nachdem ich einem Soſia,
Amphitruo ebenfalls einen Amphitruo
Hervorgebracht, kannſt bu wohl aud) 'nen Blepharo
D)x
55
Gebären. (gie i4.) Geb's ber Himmel, bafj du wohlgebläut,
Mit eingeſchlagnen Zähnen, ohne Morgenbrod
Dieß glauben mögſt. Denn mich hat jener Soſia,
Der dort iſt, jammervoll zerprügelt.
Blepharo.
Wunderbar
Fuürwahr! Doch laſſ' uns größre Schritte machen, denn,
Wie ich bemerk', erwartet uns Amphitruo,
Auch knurrt der leere Magen mir.
Amphitruo (ue pay.
Was ſchwatz' ich ba
Von fremden Dingen? Hat in unſerm Theben doch
Sich viel ereignet, das noch mehr als Wunder iſt:
Wie einſt der große Sucher der Europa die
Von Mars erzeugte SBeflie!4) packte; Feinde bann
Urplötzlich ſich erhoben aus der Schlangenſaat;
Wie Bruder auf den Bruder im entfachten Kampf
Mit Speer unb Helm eindrang; bem Grünber unſers Volks
Epirus mit ber Venus Tochter auf ber Erd'
Als Schlange kriechen ſah: ſo ward's vom höchſten Zeus
Beſtimmt, fo will's das Schickſal. Unſre Beſten all'
Erduldeten für ihre Heldenthaten nur
Graunvolle Qualen. Dieſes Schickſſal druckt aud) mich;
Gern trüg' ich ſolche Laſt unb unterzoge mich
Dem ſchmerzlichſten Verluſte.
ceſ.
Blepharo!
Blepharo.
" Was iſt's?
Sofia.
Ich ahne Schlimmes.
Blepharo.
Was?
86
€ofia.
Sieh mur, bort fteigt der Herr,
Gleich einem Gratulanten, vor ber eigenen
Verſchloſſ'nen Thur' perum !5).
Slepharo.
's iſt Nichts; er wartet nur,
Spazieren gehend, auf den Hunger.
Sofia.
Schlau gemacht!
Gt ſchloß das Thor, damit ev ja ihm nicht entwiſcht.
| Blepharo.
Du belferſt.
Soſia.
Nein, ich belfre nicht, auch bell' ich nicht.
Horch! Merkſt du wohl, wie er da mit fich ſelbſt allein
Zu Rathe geht? Ich mill bod) lanſchen, was er ſpricht.
Preſſire nicht!
| Amphitruo (füc f).
Wie fütdjt' id, bafj bie Gütter mir
SDen wohlerworbnen Siegesruhm entreißen! Seh'
Ich nicht mein ganzes Haus zerrüttet unb. verwirrt?
Und meine Frau mit ihrer Schand' und Hürerei
Bringt mid) noch vollends um. Allein das mit ber Schal'
Iſt doch ein wahres Wunder, denn das Siegel war
Ganz unverſehrt; und dann erzählte ſie mir ja
Die fümpfe, bie id) durchgemacht, wie Pterelas
Mir unterlag, den ich mit eigner Hand erſchlug.
Doch, dieſes Spiel durchſchau' ich, das hat Soſia
So eingefädelt, der mich heut ſo unverſchämt
Von meiner eignen Thüre wies.
Sofia.
Er ſpricht von mir,
Doch nicht ſo, wie mir lieb ijt. Lafſ', id) bitte bid,
UY N7TN
8T
Fern von bem Mann uns bleiben, bis er feinem Zorn
Hinabgeſchluckt hat.
Blepharo.
Ganz, wie dir's gefällig iſt.
Amphitruo (wie oben).
Gelingt mir's jetzt, die Beſtie zu erwiſchen, ſoll
Gr ſehen, was es heißt, den Deren. betruügen, ihn
Bedrohen, hinter's Licht ihn führen.
Sofia.
Hörſt du?
Blepharo.
Ja.
Sofia.
Mein Rüucken iſt's, auf ben dieß Wetter ſich entlädt.
Wir wollen ihn anreden. Weißt du, wie das Volk
Zu ſagen pflegt?
Blepharo.
Sd) weiß nicht, was bu ſagen willſt,
Doch, wie es dir ergehen wird, errath' ich faſt.
Sofia.
Es iſt ein altes Sprichwort: Hunger und Verzug
Erregen leicht die Galle.
Blepharo.
Richtig. Laſſ' uns ihm
Herzhaft und friſch entgegengehn. Amphitruo!
Amphitruo (für fich).
Ich höre da den Blepharo. Was will doch der
Bei mir? Indeſſen ſtellt er ganz erwünſcht ſich ein
Als Zeuge für das Schandenleben meiner Frau.
(Saut zu Vlepharo.) Was iſt es, das bid) gu mir herführt, Blepharo?
Blepharo.
Haſt du ſo ſchnell vergeſſen, daß du heute früh
88
Den Gofia zu mic in ba8 Schiff geſchickt, zum Mahl
Bei bir mid) einzuladen?
Amphitruo.
Niemals that ich das.
Doch, wo iſt der verruchte Kerl?
Blepharo.
Wer?
Amphitruo.
Blepharo.
Amphitruo.
Hier ſteht er.
Wo?
Blepharo.
Vor deinen Augen; ſiehſt du nicht?
Amphitruo.
Ich kann vor Zorn kaum ſehn, ſo hat er heute mir
Den Kopf verwirrt. (Gest auf Soſia los.) Dießmal entrinneſt du bent Tod
Nicht mehr! (Glepharo hält ihn zurück.) of mid!
iBlepfato.
Co höre bod), id) bitte bid)
Amphitruo.
Sprich denn, ich höre. (Sqhlägt ben Sofia.) Hier eut Tractament fur
dich!
Sofia.
Warum? War ich nicht ſchnell genug? Ich konnte bod)
Nicht raſcher ſein, und wenn mich Dädals Ruder auch 16)
Getragen hätten.
Blepharo (ba Amphitruo ben Soſia abermals ſchlagen will.)
Laß doch ab; unmöglich war's,
Schritthaftern Schritts zu ſchreiten.
89
Amphitruo.
Mag auf Stelzen er
Dahergeſtiegen, oder im Schildkrötenſchritt
Gekrochen ſein; todt mach' ich ihn auf jeden Fall,
Den Schurken! (Sqhlagt auf Soſia tos.) Das für's Dach; das fur die
Ziegel; das
Fur bte verſchloſſ'ne Thür'; das, weil bu deinen Herrn
Zum Narren hatteſt; das für bein meſchantes Maul!
Blepharo.
Was hat er dir denn Schlimmes angethan?
Amphitruo.
Du fragſt?
Von jenem Dache ſchloß er mit bie Thüre gu
Und jagte mid) oom Haus Dinmeg.
Sofia.
Was? ich?
Amphitruo.
Ja, du
Was drohteſt du mir, wenn ich nochmals klopfete?
Du läugneſt, Böſewicht?
ofía.
Weßwegen ſollt' idj nidt?
Hier ſteht ein weitrer Seuge nod, nit bem id) fam;
Ihn [díeunig herzuholen ward id) abgeſchickt.
Amphitruo.
Wer, Galgenſtrick, hat dich geſchickt?
Sofia.
Du, der mich fragt.
Amphitruo.
Wann denn in aller Welt?
Sofia.
Vorhin, ſo eben erſt,
Als du mit deiner Frau daheim dich ausgeſöhnt.
90
Amphitruo.
. Geofiís.
Weder Vacchus hab i Deut,
Noch Gere8 ſchon begrüßet. Du befahlſt mir ja,
Zum Opfer die Gefäße dir zu reinigen,
Und hießeſt den zum Mahl mich laden.
Amphitruo.
In dir ſpuckt Bacchus.
Blepharo,
Ich will des Todes fein, wenn ich zu Hauſe war,
Geſchweige, daß dieſen [djifte. «gu Sofia.) Sage, wo
Verließeſt du mich? -
ofia.
In dem Haus, bei deiner Frau
Alemene. Von dort weg flieg' ich dem Hafen zu
Und rufe den, wie du befahlſt. Nun ſind wir da.
Seitdem hab' ich dich nicht geſehn.
| Wmpjitruo. —
Verfluchter Kerl!
Bei meiner Frau? Das geht nicht ohne Prüugel ab.
Soſia.
Blepharo.
Amphitruo, thu' es mir zulieb,
Laſſ ihn und höre mich!
Ach, Blepharo!
Amphitruo.
So mag er gehen. Sprich,
Was ſoll's?
Blepharo.
Vorhin ſchon hat er mir gar Seltſames
Erzählt. Ein Hexenmeiſter oder Zauberer
Hat dir dein Haus verzaubert. Forſche ſonſt noch nach,
Sieh, was es ift, unb quüfe dieſen armen Wicht
Nicht eher, bis du weißt, wie Alles ſich verhält.
CN D CN
- 91
Amphitrus.
Dein Rath iſt gut. Wir wollen ſehn; du aber ſei
Mein Rechtsvertreter gegenüber meiner Frau. (Gr klopft an bie Thulre.)
i]
Vierter Auftritt.
Die Vorigen. — Jupiter, tt Amphitruo's Geſtalt, tritt aus bem. Hauſe.
Jupiter (ür fu, bod fo, bap Amphitruo e8 fort).
Wer reißt bie Thüre mit [o wildem Ungeſtüm
Aus ihren Angeln? Macht vorm Hauſe ſolchen Lärm?
Erwiſch' ich den, bring' ich zum Todtenopfer ihn
Den Teleboer⸗Manen. Heute will mir auch,
Wie man zu ſagen pflegt, gar Nichts von Statten gehn.
Von Blepharo und Soſia macht' ich mich hinweg,
Um meinen Vetter Naucrates zu ſuchen: den
Konnt' ich nicht finden, unb bie andern Zwei (inb fort.
Doch ſieh', da ſind ſie ja. Ich will zu ihnen hin
Und mich erkund'gen, was ſie wiſſen.
Sofia.
Blepharo,
Der, welcher aus dem Haus tritt, iſt der Herr. Der hier
Der Hexenmeiſter.
Blepharo.
Großer Zeus, was ſeh' ich da?
Nicht dieſer, ſondern jener iſt Amphitruo;
Iſt's aber dieſer, kann es jener nicht wohl ſein,
Wenn er ſich nicht verdoppelt.
Inpiter (wie oben).
Sieh da, Blepharo
Und Soſial Muß ſie doch anreden. Soſia,
Biſt du nun endlich da? Mich hungert.
Soſfia (cuf Amphitruo deutend). |
Sagt' ich's nidi, -
Der fet bet. Derenmeijtec?
92
Amphitruo.
Nicht doch; dieſer iſt's,
Der mir die Frau daheim zur Unkeuſchheit verführt,
Der einen Schatz von Ehbruch mit geſammelt hat.
Sofia.
O Herr, wenn du jetzt hungrig biſt, ſo komm' ich, ſatt
Von Prugeln, zu dir hergeflogen.
Amphitruo.
Beſtie,
Machſt du noch immer fort?
Soſia.
Zur Hölle, Zauberer!
Amphitruo.
Cin Zauberer ijj? (Sqhlagt ben Soſia. Nimm dieß dafür!
Jupiter.
Fremdling, mir meinen Knecht zu ſchlagen?
Amphitruo.
Inpiter.
Biſt bu verrückt,
Deinen?
Ja.
Amphitruo.
Inpiter.
Soſia, geh' hinein, laſſſ uns das Mahl
Zurüſten, während id) den ſchlachte.
Sofia.
Wohl. (gür ſich.) Ich bent",
Amphitruo wird ſo freundlich ihn empfangen, wie
Soſia mich. Indeß die ſtreiten, ſchleich'
Kuche, mache alle Schüſſeln vein,
cher trocken. ab.
VX
Das lüugſt bu.
93
Supiter Gu Amphitrud).
Lugner nennſt du mich?
Amphitruo. |
Ja, Lugner nenn' id, Schänder meines Hauſes, bid).
Jupiter.
Fur dieſen Schimpf ſchnür' ich bem Hals bir zu.
Amphitruo. «
Inpiter.
Das hätteſt bu vermeiden Tonnen.
Amphitruo.
M Blepharo,
Weh mir!
Komm' mir zu Hilfe!
Blepharo.
Beide ſehn ſo ähnlich ſich,
Daß ich im Zweifel ſchwebe, wem ich helfen ſoll;
Indeß ſchlicht' ich den Streit zuvor erſt, wenn es geht.
(Tritt zwiſchen Jupiter unb Amphitruo.)
Laſſ' ab, Amphitruo, würge nicht ben anderen
Amphitruo ſo, laß ſeinen Hals, ich bitte, los.
Jupiter.
Amphitruo nennſt du dieſen hier?
Blepharo.
Warum denn nicht?
Sonſt gab's nur Einen, jetzt ſind Zwei geworden draus:
Wenn du es ſein willſt, hat doch die Geſtalt auch er.
Indeß laß ſeinen Hals doch los.
Jupiter.
Es ſei; doch ſprich:
Hältſt du im Wahrheit ihn für bem Amphitruo?
Blepharo.
Den Einen wie den Andern.
94
Amphitruo.
Höchſter Jupiter,
Was nahmſt du heut mir die Geſtalt? Nur immer zu!
Biſt du Amphitruo?
Jnpiter.
Qüugneft. du's?
Amphitruo.
Gewiß. Es iſt
In Theben, aufer mir, ſonſt fein Amphitruo.
Inpiter.
Nein, außer mir; du, Blepharo, ſollſt Richter ſein.
Blepharo.
Ich mil Aufklärung ſchaffen, wenn es möglich ift.
(Su Amphitruo.) Antworte du zuerſt.
Amphitruo.
Recht gern.
Blepharo.
Bevor der Kampf
Entbrannte mit ben Taphiern, was befahlſt du mit?
Amphitruo.
Das Schiff mit Allem zu verſehn, vom Steuer nicht
Zu weichen, daß, wenn unſre Leute flöhn, ich mich
Mit Sicherheit dahin zurückziehn könnt'.
Blepharo.
Noch Etwas.
Amphitruo.
Meinen wohlgefüllten Geldſack gut
Und bom
Bu hüten.
| 3upitet.
Was für Geld?
y
95
Blepharo.
Schweig' du, das Fragen iſt
An mir. Weißt du die Summe?
Jupiter
Fünfzig attiſche
Blepharo.
Alles weiß er auf das Haar. Und du —
Talente ! ^),
Jupiter.
Wie viele Philippsd'or!8)7
Amphitruo.
Zweitauſend.
Jupiter.
Noch zweimal (o viel SjObolen!9),
Blepharo.
Der Eine weiß
Die Sache ſo genau, als wie der Andere;
Gewiß iſt Einer in dem Sacke drinn geſteckt.
Jupiter.
Merk' auf! Mit dieſer Rechten hab' ich, wie du weißt,
Den Köonig Pterelas geſchlachtet, ihm bie Wehr
Herabgezogen, und die Schal', aus welcher er
Ju trinken pflegt', tt einem. Kaſtchen mitgebracht.
Die hab' ich meiner Gattin zum Geſchenk gemacht,
Mit der ich heut zu Hauſe mich gebadet, dann
Geopfert hab' und neben ihr gelegen bin.
Amphitruo.
Weh' mir! Was hör' i? Kaum noch bin ich bei mir ſelbſt;
Ich ſchlafe wachend, träume wachend, bin geſund
Und lebend, und doch todt! Ich bin der nämliche
Amphitruo, Enkel Gorgophons, Feldoberſter
Und dazu
96
Der Theber, Creons unb ber Teleboer Feind,
Der über die Acarner und die Taphier
Und ihren Konig obgeſiegt durch Heldenmuth.
Den Cephalus, des großen Deioneus Sohn,
Gab ich den Teleboern dann als Oberhaupt.
Jupiter.
Dasſelbe Raubgeſindel Bat mein Heldenmuth
Im Kampf vernichtet, weil es den Elektryo
Gemordet unb bie leiblichen Brüder meiner Frau.
Aetolien, Achaia, Phocis, jedes Meer,
Das joniſche, ägäiſche unb cretiſche
Hatt' e durchſchweift, verwüſtet mit ſeeräubriſcher
Gewalt.
Amphitruo.
O, ihr Unſterblichen, ich glaube mir
Faſt ſelbſt vidt mer, [o weiß ev 9(((e8 auf ba8 Haar,
Was dort fid) gugetragen! — Sieh mur, Blepharo!
Blepharo.
Eins iſt noch übrig; trifft auch das, dann ſeid ihr zwei
Amphitruo's.
Jupiter.
Ich weiß ſchon, was du ſagen willſt:
Die Narbe von der Wund' an meinem rechten Arm,
Die, Pterelas mir beigebracht.
Blepharo.
Die mein' id, ja.
Amphitruo.
Iupiter.
Willſt du ſie ſehen? Schau' daher!
Blepharo.
Entblößet euch, bag ich fte ſeh'.
[05 7ONC€XN
Fein angebracht.
91
Jupiter.
Es iſt geſchehn;
Blepharo.
Was muß ich ſehn, erhabner Jupiter!
Am rechten Armesmuskel, an demſelben Platz,
Ganz gleich von Ausſehn, kaum geſchloſſen, röthlich und
Mitunter gelb, bei Beiden. Da iſt jeglicher
Beweis umſonſt, das Urtheil ſchweigt, ich weiß mir nicht
Zu rathen. Macht die Sache ſelber aus; ich geh',
Ich habe noch zu thun. Ein Wunder dieſer Art
Sah' ich in meinem Leben nie.
Amphitruo.
Ach, Blepharo,
Geh' nicht hinweg, ſei meines Rechts Vertheidiger!
Blephars.
Leb' wohl. Dein Rechtsvertheidiger? Ich weiß ja nicht,
Wem von euch Beiden id) als ſolcher dienen ſoll. (a.
Jupiter.
Ich muß hinein gehn. Aleumena ift daran,
Daß ſie gebiert. (Geht ab, ohne daß Amphitruo es bemerkt.)
Amphitruo.
Ich Aermſter bin verloren! Was
Beginn' ich? Freund' und Rechtsbeiſtand verlaſſen mich.
Fürwahr, nicht ungeſtraft hält er zum Narren mid,
Sei's, wer es ſei. Zum Konig will ich grades Wegẽ
Hineilen Alles ihm erzaͤhlen, wie's verlief.
Noch heute will an dem theſſaliſchen Zauberer 20)
Ich Rache nehmen, an ihm, der meinem ganzen Haus
Den Sinn verwirrt hat. Doch, wo iſt er? Fort, fürwahr!
Ich glaube gar, zu meiner Frau. Lebt noch ein Mann
In Theben, der ſo ungludſelig ift, vie id?
Was mad id jet? Die gane Welt verfüugnet nid,
Plautus. Amphitruo.
Blick' her!
98
Treibt nadj Belieben Gypott mit mir. Ja, ja, idj milf
In's Haus einbringen; mer mit bort bor Augen fonunt,
Sei's Sklavin, Sklave, Gattin, Eheſchänder, jei'8
Der Vater oder Ahn: wen ich erblick', ich will
Ihn drinn erwürgen. Wollte mich auch Jupiter,
Und wollten alle Götter mich dran hindern: doch
Geſchieht, wie ich beſchloſſen. Nun in's Haus hinein!
(Gv mi in das Haus; in bem Augenblicke erfolgt eit ungeheurer Bligſtrabl unb
heftiger Donnerſchlag, bag er zu Boden ftürjgt unb betiubt [iegem bleibt.)
jünfter Akt.
Erſter Auftritt.
Bromia kommt aus bem Hauſe, ohne ben. Amphitruo ju bemerken.
Bromia.
All meine Hoffnung, meines Lebens ganzer Schatz
Liegt in dem Buſen mir begraben; Muth und Troſt
Sind aus dem Herzen mir geſchwunden. Meer und Land
Und Himmel, Alles, mein' id, ſturm' auf mich herein,
Mich zu verderben, zu vernichten. Wehe mir!
Ich weiß nicht, was beginnen: ſolche Wunder ſind
In unſerm Haus geſchehen. Ach, ich Jammerweib!
Mir iſt ſo bange; hätt' ich Waſſer! alle Kraft
Entſchwindet mir, mich ſchmerzt der Kopf, ich höre nicht,
Mein Auge ſieht nicht mehr. So elend iſt kein Weib,
So wurde keines noch geſehn. Auch meine Frau
Traf heut das nämliche Geſchick. Als ſie gebar,
Rief ſie die Götter an. Welch' Raſſeln, Praſſeln, welch
Gekrach, Gedonner, wie ſo ſchnell, ſo nah', ſo ſtark!
Qin Jeder fiel zu Boden, too er ſtand. Da rief's
DD,
99
Mit fauter Stimme: „Alcumena, bebe nidot,
Die Oif ift ba, bir unb ben Deinen nabt mit Huld
SDet Herr des Dimme(8. Stehet auf, bie iBr au8 Furcht
Vor mir zu Boden fiet!" — Ich, wie id) lag, jtanb auf;
Das Qau$ [dien mir gu brennen, [o mat Qelle rings.
Da ruft mid Alcumena. Wie der Schreck mid aud)
Ergriffen hatte, war doch größer noch die Angſt
Um meine Frau; ich eile zu ihr, forſche nach,
Was ſie verlangt; da ſeh' ich, daß zwei Knäbchen ſie
Geboren. fatte: Keines oon uns Allen wußt'
Etwas davon, nicht eine Ahnung hatten wir.
(Sie bemerkt den Amphitruo.)
Doch, was iſt das? Wer iſt der Alte, der vor'm Haus
Hier liegt? Erſchlug ihn Jupiter? Wirklich glaub' ich es,
Er liegt ja da, als wär' er eine Leiche längſt.
Ich muß doch ſehen, wer es iſt. Amphitruo iſt's,
Mein Herr, Amphitruo!
Amphitruo.
Weh' mir!
Bromia.
Stehe auf!
Amphitruo.
| Sd bin
Des Tods!
Bromia.
Gib mir die Hand!
Amphitruo.
Wem?
Bromia.
Bromia, deiner Magd.
Amphitruo.
Ich beb' am ganzen Leibe, ſo hat Jupiter
Mich angedonnert. Iſt mir's doch, als ſtieg' ich aus
Dem Acheron empor. Warum kamſt du heraus?
7 *
100
Bromia.
Dieſelbe Furcht hat uns erfüllt. Drinn, in dem Haus,
Das du bewohneſt, hab' ich Wunderding' erblickt.
Weh' mir, Amphitruo, noch bin ich ganz außer mir.
Amphitruo.
Erzähle nur. Weißt bu, bag ich Amphitruo bin,
Dein Herr?
Ich weiß es.
Amphitruo.
Siehſt du's auch?
Bromia.
Bromia.
J 8.
Amphitrus. $ fee e
Die ijt bom meinen Leuten nod bie Einzige,
Die bei gejunbem Sinn ijt.
iBromia.
Nicht bod); Alle ſind's.
Amphitruo.
Doch mich hat meine Frau um den Verſtand gebracht
Mit ihrem Schandenleben.
Bromia.
Anders will ich dich
Von ihr noch ſprechen machen, daß du deine Frau
Für fromm und keuſch erkennſt. Den ſprechendſten Beweis
Geb' ich mit wenig Worten dir. Fuür's Erſte Bat
Alemena Zwillingsknäbchen auf die Welt gebracht.
Amphitruo.
Wie? Zwillingsknäbchen?
Bromia.
: 3a.
101
Wmpbittuo.
Stehn miv bie Góttev bei!
Bromia.
Vaß mich nur reden, daß bu weißt, mie gnübig bir
Und deiner Frau die Götter ſind.
Amphitruo.
So ſprich.
Bromia.
Nachdem
Heut deine Frau in erſten Kindesnöthen war,
Bekam fie Wehn im Leib, mie bie Gebärenden;
Da flehte ſie um Beiſtanb zu den Himmliſchen
Mit reinen Händen und verhülltem Haupt? ). Da bricht
Mit mächtigem Gekrach ein Donner plötzlich los.
Wir fürchteten zuerſt des Hauſes Einſturz; rings
Erglänzt' es durch dasſelbe, wie von purem Gold.
Amphitruo.
Laß mich, ich bitte, ſchleunig los; du haſt mich ſchon
Genug genarrt. Was gab es nachher?
Bromia.
Wäahrend dieß
Vorgeht, vernahmen wir von deiner Gattin nicht
Einen Seufzer, eine Klage: ſo ganz ohne Schmerz
Hat ſie geboren.
Amphitruo (535nijd).
Nun, das freut mich, hat ſie's doch
Um mich verdient.
Bromia.
Laß das, unb hore weiter zu.
Nachdem die Knaben ſie geboren, hieß ſie uns
Dieſelben waſchen; dieß geſchah. Allein, wie groß,
Von welcher Stärke war der Knabe, den ich wuſch!
Es konnt' ihn Niemand in der Wiege halten.
402
Amphitruo.
Das
Iſt doch höchſt wunderſam; iſt's wahr, fo zweifl' id) nicht,
Daß Götterhilfe meiner Stau au Theile marb.
Bromia.
Du ſollſt nod) mehr bid) wundern, wenn bu hörſt, was ich
Dir ſage. Wie er eingewiegt war, kamen zwei
Bemähnte Schlangen, rieſengroß, vom Dach zum Hof
Herabgeflogen und ſtreckten hoch die Köpf' empor.
Amphitruo.
Weh' mir!
Bromia.
Sei ohne Furcht! Die Schlangen ſchauten ſich
Nach Allem um; wie nun die Knaben ſie erblickt,
Da ſtürzen ſie ſich pfeilſchnell auf die Wiegen los.
Ich ſchieb' und zieh' die Wiegen hin und her, in Angſt
Für's Knabenpaar und zitternd für mich ſelbſt; doch nur
Um ſo viel hitziger folgten uns die Schlangen nach.
Sobald der eine Knabe ſie erblickte, ſprang
Er flugs aus ſeiner Wiege, ſtürzt mit Haſt auf ſie
Und packt mit jeder Hand der Ungeheuer eins.
Amphitruo.
Erſtaunenswerthe Dinge, die du mir erzählſt,
(ine grauenvolle That! Bei deinen Worten fchon
Fährt mir der Schreck durch alle Glieder. Was geſchah
Dann weiter? Fahre fort.
Bromia.
Der Knabe tödtete
Die beiden Schlangen. Während dieſes vor ſich geht,
Ruft mit erhobner Stimme deiner Frau — —
Amphitruo.
Wer denn?
—
*-
103
Bromia.
Der Götter und der Menſchen Obherr, Jupiter.
7 Der fagte, daß er mit Alemenen insgeheim
. In Liebe fid) verbunden; jener Knabe, bet
Die Schlangen würgte, ſei ſein Sohn, der andere
"Dein füinb.
Amphitruo.
Fürwahr, es reut mich nicht, mit Jupiter
* S9Wein Gat getheilt zu haben! — Geh' nadj Qauje jegt
Und [ag bie Weihgefäſſe ſchleunig reinigen,
Daß idj mit reiden Opfern mir ben höchſten Zeus
Verſöhne. (Sromia ab.) Rath will ich mir bei Tireſias,
Dem Zeichendeuter, holen, was hier dienlich ſei;
Den ganzen Hergang mill ich ihm erzählen. — Doch,
Was ijt das? Wie gewaltig hat's gedonnert! Euch,
Ihr Götter, fleh' ich an, ſeid uns mit Gnade nah!
Zweiter Auftritt.
Unter Blitg unb Donner erſcheint aupiter in. feiner. wahren Geſtalt, als Qott;
Amphitruo wirft fid demuthsvoll zur Grbe nieber.
Supiter.
Cei gutes Muths, S(mpbitruo, Dilfreid) zeig' id) mid)
Dir unb ben Deinen. Nichts haſt bu gu fürchten; faf
Die SBogelbeuter, Eingeweideſchauer weg.
Was nod) ge[djefm wird, ſchon geſchehn ijt, fag" id) bir
Weit beffer nod), als fie, bent idj bin. Supiter.
Für's Gríte war ich's, welcher Alcumenen's Leib
Genoß, durch den mit einem Sohn ſie ſchwanger ward.
Sie war es auch von dir, als du zum Heere gingſt.
Zwei Kinder hat mit einmal ſie zur Welt gebracht,
Wovon das eine, das von meinem Samen ſtammt,
Durch ſeine Thaten ew'gen Ruhm dir bringen wird.
Doch du verbinde mit Alemenen wiederum
104
In after Eintracht bid. Cie fat e8 nidjt verbient,
Daß bu (ie eines Frevels zeiheſt; fie etfag
Nur meiner Macht. — 9n fer! id) zum Olymp zurück.
(€t verſchwindet.)
Amphitruo (iym nadcufenb).
Wie bit geboten, will idj tum; mur bitt' idj bid),
Geben aud) beffem, was bu mir verheißen haſt.
Jd) mill zu meiner Frau gefm, ben Tireſias,
Den Alten, weiter nicht bemühn. — Und mum, ijr Herrn
Zuſchauer, klatſcht dem höchſten Zeus ju Ehren laut 22).
Anmerkungen.
1) $a er von Eltern ſtammt, bie beide Nenſchen ſind. — Dieſe
Worte beziehen fid natürlich nicht auf ben eigentlichen Jupiter, ſondern auf ben
in deſſen Rolle auftretenden Schauſpieler.
2) Wenn bie Schauſpieldirektoren — ben Preis ertheilen. —
Im lateiniſchen Texte,Aediles.“ Den Aedilen mat in Rom, nebſt anderen
Polizeigeſchäften, auch bie Aufſicht über bie Theater unb das Schauſpielerperſonal
übertragen. Demjenigen Schauſpieler, ber fid im feiner Rolle am meiſten aus⸗
zeichnete, wurde ein Ehrenpreis zuerkannt.
5) Wenn bie Dreimänner — ſpedirten. — Sie Dreimänner, melde
Bier gemeint finb (bie ſogenannten Triumviri ober Tresviri nocturni), hatten bie
Aufſicht über bie 9tadtmaden, um Unglücksfälle und Serbreden aller Wrt, als:
Feuersbrünſte, Diebſtähle, S(mgriffe auf bie Sicherheit ber Perſonen u. berg. gu
verbüten. ju biejem Bwede madten fie, von adjt Lictoren (Amtsdienern) beglei⸗
tet, bei ben ver[djiebenen 9Sadjtpoften bie Stunbe, ium nachjuſehen, ob biefelben
ihre Schuldigkeit thun. Dieſe Ginridtung beſtand bis zur Belit des Kaiſers Au⸗
guſtus, von mo an bann bie Praefecti vigilum am ihre Stelle traten.
5) Aus Sofía ein Quintus werben. — Den. Soppelfinn, ber Bier in
ben lateiniſchen Worten [iegt, aud im Deutſchen auSjubrüden, iff unmöglich.
Nachdem Mercur unmittelbar vorber geſagt batte: quatuor in soporem collocastis
(gr habt Sier in Schlaf verjegt), bemerft Soſta Bierauf: quintus flam (ba mug
ij wohl ber Fünfte werben. Nun heißt aber. Quintus midt blos ber Fuünfte,
fotbern eB ift aud eit römiſcher Gigenname, unb mit Beziehung auf blefe Bedeu⸗
fung fagt been Gofia: id merbe aus bem Soſia ein Quintus werben.
5) Feuergott, ben bu in Qorn ver[fdIoffen trügft. — D. 5. mit
beiner Hornlaterne. Die gaternen marem bei ben Alten theils au8 Horn, theils
aus Thierblaſen, unb ijr Gebraud) ſchon [o alt, bag ire Einführung bereit bem
Prometheus, ber mad ber Mythe ben Menſchen ba8 bem Himmel entführte Feuer
gebradit batte, zugeſchrieben wurde.
6 Vom Perſerhafen. — Portus persicus, ba8 SReex bel Eubba, wo einſt
bie grofe perfifde Flotte vor Anker gelegen. fatte.
Plautus. Amphitruo.
106 '
7) In 2eben uod gefdiegt — Tode mir zufügen mirb — 65
war im Alterthum Cite, baB Dei Seidenbegüngnijen vom vornehmen Perſonen
ba$ Bilbniß beb Berftorbenen vorangetragem sourbe. Soſia wil bamit ſagen: mit
wübrjágrt bie Gre, mein Bilb (b. b. be Mercur in meiner Geftalt) vor mir
tragem zu ſehen, nodj bei Lebzeiten; denn bel meinem bereinftigen 2eidenbegángnije
barf id mir freilid) feine Hoffnung Bierauf machen.
8) QeP e8 auf. — Bei beu alten Röomern wurde das neugeborene finb,
nachdem es gebabet unb eingemidelt mar, vom ber Gebamme bem Vater zu Wien
gelegt. Hob biefer e3 auf unb najm es in bie Arme, fo war bie& eim Seide,
baB er es a[8 feit. Rinb anerfennen unb erziehen ole; im andern Falle wurde
es ausgefegt. — In Abweſenheit be8 "ater mufte ein von bemjelben hiezu Bevoll⸗
müdtigter biefe Qanb[ung verrichten.
9) fein Gi gleidjt mehr bem andern. — Nach bem latein. Sexte:
neque lac lacti magis est simile, würde es woürt[idj Deipen: Kein Tropfen Milch
fiebt bem andern ähnlicher. Da jebod) bie beutfde €pradje dieſes Sprichwort nicht
fat, fo glaubte ich unbebenflid unfer bem Sinne nad genau entſprechendes Kein
Qi 3c." fubftituirem zu bürfen.
10) Sa komm' id eben redt zum Vaſſerſchleppen hein. — 92. p.
pum Behufe ber Reinigungsgeſchäfte bei 9Ucumena'8 ieberfunft. — Die Sklaven
hatten bel ber Gntbinbung ihrer Gebieterin vielerlei Funktionen zu verſehen. Cofia
fürchtet daher, daß er gerade ju bem beſchwerlichſten Geſchäfte, nämlich gum Waffer⸗
holen, noch recht nach Hauſe gekommen ſei, nachdem er von Amphitruo erfahren
patte, daß dieſer feine Frau im Zuſtande ber Schwangerſchaft zurückgelaſſen babe.
1) Muß man Aepfel geben, nebenbei aud Aerger. — Verſuchte,
aber freilich nur höchſt unvollkommen gelungene Nachbilbung des Wortſpiels im
Driginal: oportet et malum et malum dari. Die „Aepfel“ beziehen ſich auf bem
Qebraudj, baf mam bie romiſchen Wöchnerinnen mit Granatäpfeln zu beſchenken
pflegte.
12) Juno — verehren muß. — Nämlich bie Juno Lucina (Geburts⸗
helferin), wegen ihrer bevorſtehenden Entbindung (Vgl. Qotas, Säculargeſ. 18 — 16:
Du, bie forgfam reife Geburt zu Tage bringt,
Ilithya, ſanfte, ble Mütter ſchütz' uns,
Db bu aud) Lucina bid Lieber nenneſt,
Db Genitalis.)
13) Behalt' ba8 Deine, glb das Meine mir, — Dieſe Formel bet
Eheſcheidung finbet fij ſchon in bem Gejfege ber „Zwöolf Safein": Bi vir sb uxore
diveriit, uxorem suas res habere jubeto, eique claves adimito,
1) Die von Sacs erzeugte Beſtie. — Der von Gabius etlegte tbes
baniſche Drache, beffen Zähne jener nachher füete, toorauf gang gerüftete SRánner
aus ber Orbe Detoormudfen, welche einander allſogleich feindlich anflelen 11b nte»
bermadjtet, — Gabmus unb feine Gemahlin Hermione wurden ſpäter in Epirus in
Schlangen verwandelt.
15 Gratulanten — vor ber Thür herum. Gratulanten (saluta-
tores) hießen im altem. Rom folche Perſonen (Glienten, Paraſiten), bie ben Sors
nejmen unb SRüdtiget ben Qof madten unb, um ihren Gifer unb ihre Ergebenheit
107
recht in's Licht qu ſtellen, oft ſchon oor Zagesanbrud) fij vor ben Thüren ibrer
Patrone einfanben, bort auf unb niebergingen unb warteten, bis dieſelben geb[fnet
wurden, unt bann iren Morgenbeſuch abzuſtatten.
16 Dädals 9tuber. — D. b, Flügel, nad) ber befannten Mythe.
17 Fünfzig attifde Talente. — Das atti[je Talent betrug 1500
Thaler ober 20625 f(. unſeres heutigen Gelbe; folglich 60 Talente — 75,000 Thlr.
oder 131,250 ft,
18) gie vtele Philippsd'or! — Der Philipped'or ober Golbftater,
nummus Philippeus, eine zuerſt von Philipp II. oon SRacebomien, bent Vater
Alexanders b. G. geprügte umb daher nadj ijm benannte Golbmürnge, batte einen
Werth vorn circa 6 Thlr. ober 8 ff. 465 fv. ſuübdeutſcher Währung.
13 Zweimal [fo piel Dbolen. — Ser Pbolus mar eine ſehr feine
griechiſche Silbermünze, vom ungefähren Werthe eines guter Groſchen (41/9. fx.). |
20 An bem theſſaliſchen Zauberer. — Die Theſſalier waren beſon⸗
ders wegen Giftmiſcherei und Zauberei berüchtigt; daher denn auch die Giftmiſcher
unb Zauberer vorzugsweiſe Thefſalier genannt wurden. Horaz, £5. I, 27, 21. 22.
Welch Zauberweib mag, welches thefſaliſchen
Giftmiſchers Trank bi löſen? u. f. w.
?1) mit reinen Händen unb verhülltem Haupt. — Die Betenden
traten mit verhulltem Haupte qu ben Bildniſſen der Götter, drehten ſich von ber
Nechten in. einem. Kreiſe, knieten ober legten ſich auf bie Grbe nieder, hielten bann
die rechte Hand auf die Lippen, küßten den Mund der Statue (weßhalb die An⸗
betung aud) adoratio hieß) unb ſetzten ſich alsdann.
2) alatſcht bem höchſten Zeus qu Ehren laut. — Man alaubte,
daß Jupiter an dieſem Stücke großes Vergnügen finde, weßhalb man es auch an
den Feſten, die ihm zu Ehren gefeiert wurden, oder auch, wenn ſein Zorn beſänf⸗
tigt werden ſollte, aufführte. Das Letztere fand wenigſtens, nach Arnob. adr.
Gent, L. VIII, unter ber Regierung be Kaiſers Diocletian ſtatt.
Druck vot C. $offmann in Stuttgart,
Titus Marcius Plautus
Luſtſpiele.
Deutſch
Dr. Wilhelm Vinder.
— — —
Neunzehntes Rändchen.
Set Grobian.
(Truculentus.)
Stuttgurt.
Hoffmann'ſche Verlags⸗Buchhaudlung.
1869.
Ber Grobian.
(Truculentus.)
Cine atheniſche Poſſe im 5 Alten.
Perſonen.
Phroneſion, eim. öffentliches Mädchen.
Dinarchus, ein junger Athener,
Stratophanes, ein Oiffizier, Phroneſions Liebhaber.
Strabar, ein junger Menſch vom Lande,
Callicles, ein alter Athener.
Geta, Sklave des Dinarchus.
Stratilax, Stlave des Strabax.
Aſtaphion, Sklavin ber Phroneſion.
Eine Kaderin.
Eine Sklavin. Mehrere Sklaven.
Das Stück ſpielt zu Athen auf ber Straße, vor bern Wohnungen ber Phroneſiton
und des Callieles.
Cinlcitung.
In feinem plautiniſchen Stücke iit ba8 Gewebe raffinirter
Kunſtgriffe, womit abgefeimte Buhlerinnen junge Leute zu
umſtricken pflegen, ſo offen zur Schau geſtellt, als in dem vor—
liegenden; in keinem der Leichtſinn und die innere Haltloſigkeit
der Jünglinge, die ſich freiwillig in die Grube, deren Abgruͤnde
ihnen wohl bekannt ſind, hinabſtürzen, ſo vortrefflich gezeich—
net; in keinem wird beiden Theilen mit gleicher Komik und
Derbheit vom Dichter der Text geleſen. Man könnte dieſes Stück
eine komiſche Philippica nennen, hinter deren muthwilligen Späſſen
der Zorn des Verfaſſers ſich nur halb verbirgt, und wodurch
ohne Zweifel bei allen nicht völlig abgeſtumpften Zuſchauern
noch etwas mehr, als bloßes Lachen, erregt werden mußte.
Eine heilloſe Buhldirne in Athen, Namens Phrone—
ſion, von welcher der Prolog ſagt:
„Sie iſt das Muſterbild der Sitten unſrer Zeit:
„Nie fordert vom Liebhaber ſie, was ſchon er gab;
„Im Uebrigen jedoch geht ihr Bemühn dahin,
„Durch Fordern unb durch Nehmen, daß Nichts übrig bleibt —“
hat drei Thoren auf einmal in ihr Netz gezogen. Der eine, Di⸗
narchus, ein junger Menſch aus der Stadt, tritt zuerſt mit
Schimpfreden über ſie auf. Er glaubt, nachdem er Alles an
bie Dirne verſchwendet Bat unb nun völlig ausgebeutelt ijt, bon
ijr aufgegeben zu ſein unb einem fremden Offfzier, 9ta-
men8 Stratophanes, ben Platz rüumen au müſſen. Wäh⸗
tenb er num aber fiber bieje8 jein Mißgeſchick laut jammert,
6
tommt Aſtaphion, bie Sklavin ber Phroneſion, und weiß ibn
ſo zu beſchwatzen, daß er nach einigem Widerſtreben doch wieder
zu ihr in das Haus geht. In der erſten Scene des zweiten
Aktes kramt ſodann eben jene Aſtaphion im einem vortrefflichen
Monologe die Weisheit der gewerbsmäßigen Buhlerinnen mit
wirklich ſchamloſer Offenheit folgendermaßen aus:
„Mit guten Zähnen muß die rechte Kupplerin
„Verſehn ſein, muß zulächeln können jedem Gaſt,
„Muß jedem freundlich thun, im Herzen bitterbös,
„Doch Artigkeit im Mund. Die Buhlrin ſelber gleicht
„Am ſchicklichſten dem Dornbuſch: Jeder, der ſie nur
„Berührt, muß Schmerz empfinden oder Schaden. Nie
„Darf, wenn er ſich entſchuldigt, ſie Gehör ihm leihn;
„Hört er zu geben auf, erhält, als flau im Dienſt,
„Alsbald den Abſchied er und wird nach Haus geſchickt.
„Wer nicht ſein eigen Hab und Gut haßt, taugt für ſie
„Nicht als Geliebter. Auch mit dem erreicht man Nichts,
„Der, wenn er kaum gegeben hat, nicht allſogleich
„Zu geben wieder Luſt zeigt. Der iſt lieb und werth
„Bei uns, der gleich vergißt, was er gegeben hat.
„So lang er hat, mag er uns lieben; hat er Nichts,
„Seh' er nach einem ſonſtigen Gewerb ſich um:
„Wer ſelbſt Nichts Bat, mach' Andern gern, bie haben, Platz.“
Hierauf begibt ſie ſich nach der Wohnung eines andern
Liebhabers ihrer Herrin, des Strabaxr, eines tölpelhaften,
aber vermöglichen Menſchen vom Lande, um dieſen zu holen,
wird abet übel empfangen bom deſſen Sklaven Ctratilar.
Dieſer, ein üdjter Grobiat — bon bem aud) ba8 Stück ben
Namen trägt — ber e8 aber mit jeinem Herrn herzlich gut
meint, ijt empürt über bie Schamloſigkeit, mit melder bie Dir—
nen ben Bethörten au8pfünbern; er füllt mit feinem. gangen
ehrlichen bäueriſchen Grimme über bie Sklavin Der unb läßt
ſie gar nicht in das Haus hinein: eine köſtliche Scene! Aſta—
phion entfernt fid) und trifft vor ihrem Hauſe ben Dinarchus,
der auf Phroneſion, die inzwiſchen ein Bad genommen hat,
1
wartet. Dieſe erjdjeint, unb [ogleid) ijt er bom, ihren Reizen
unb Schmeichelreden toieber gefangen. Sie geltebt ihm, bap
fie aus Liſt ſich angeltelft, als ob fie eit Kind geboren Sabe:
nidt um ihn, toie ec fälſchlich gemeint Babe, bon fid au alten,
ſondern um jenem Stratophanes feſter am fid) gu feſſeln, ber
ifr für bem tall, daß fie Mutter toerben würde, ſein ganzes
Vermoͤgen verſprochen atte, lim bie Täuſchung gu bollenbert,
fat ibre Sutter bereits alle Mägde ausgejenbet, um irgentoo
ein. Kind aufgutrelben ; fie haben ifr aud) wirklich ein Knäblein
gebradjt. Dinarchus wird fo bethört, bap er ibr neue Geſchenke
per|pridjt, ihre Ge[tünbnij]e haben ber Verblendeten wahrhaft
entzückt. Er geht; Phroneſion erwartet ihren Offizier. Dieſer
kommt, ein wahrer Bramarbas, der es wohl verdient, betrogen
zu werden. Er hat die reichſten Geſchenke mitgebracht; allein
nun treffen auch Sklaven des Dinarchus mit Präſenten von
dieſem ein; Stratophanes wird wüthend über dieſen unwider⸗
legbaren Beweis, bap er einen Nebenbuhler hat, jagt bte Skla⸗
ven fort, hat einen wüthenden Auftritt mit Phroneſion; dieſe
aber, einmal im Beſitze der glänzenden Geſchenke des Tollkopfes,
ſchließt ihm die Thüre vor der Naſe zu, worauf er ſich entfernt.
Nun ſehen toit ber Strabax, ben Dritten in bem bet-
liebten Kleeblatt, auftreten. Er bringt ber Unerſättlichen zwan⸗
zig Minen, die er ſoeben für ſeinen Vater eingenommen hat.
Kaum iſt er in das Haus der Phroneſion eingetreten, ſo iſt
auch ſein getreuer Sklave da, der ihn überall aufgeſucht hat;
auch er geht im das Haus, nachdem er gehört Bat, daß ſein
Herr ſich darin befindet. Voll Freude darüber, daß ſeine Ges
ſchenke huldreich angenommen wurden, kommt der geckenhafte
Dinarchus wieder, um ebenfalls in das Haus zu treten, doch
Aſtaphion weist ihn ſchnöde ab; es iſt ja bereits ein Liebhaber,
ber ſich im Schenken nod) mehr angeſtrengt hatte, als et, ange⸗
nommen worden. In ſeinem heftigen Schelten unterbricht ihn
ſein alter Nachbar Callicles, ber zwei Sklavinnen ber Phro⸗
neſion mit ſich ſchleppt, die ſeiner Tochter ihr neugeborenes
Kind geraubt unb es ihrer Herrin gebracht haben. Er ver⸗
hört die Weibsperſonen; dieſe geſtehen Alles, Dinarchus aber
8
muB au8 biejem Verhöre entnehmen, baB ba8 geraubte unb
untergeſchobene Knäblein fein Kind jei, denn er Datte in einer
unbemadjtet Stunde bie Tochter be8 Gallicfe8 qur Sutter ge-
gemad)t. Ergriffen bon biejemt Spiele be8 rächenden Zufalls,
fleht et be8 beleidigten Vaters Verzeihung am unb erhält bon
bielem ba8 Verſprechen, bap er bie Tochter aur Frau haben
ſolle, wenn er ba8 Kind wieder beiſchaffe. Phroneſion tritt, er-
ſchrocken über die Entdeckung des Kinderraubes, aus dem Hauſe
und verſpricht dem Dinarchus auf ſein Verlangen, den Knaben
nach Verfluß von drei Tagen auszuliefern, denn ſo lange brauche
ſie ihn noch, um den Stratophanes weiter zu täuſchen. Dieſer
findet ſich auch, nachdem Dinarchus gegangen, wirklich wieder
ein; ſein Zorn iſt vorüber, er bringt Geſchenke für die Ge—
liebte unb bs Kind ſeiner Liebe. Phroneſion weiß ihn weid—
lich qu firren; bod) ba fommt Strabax aus dem Hauſe: ſogleich
hängt ſie ſich dieſem wieder an den Hals und der Offizier tobt
auf's Neue. Er fängt Händel mit dem jungen Bauern an;
bald aber vertragen ſich die Elenden darüber, daß ſie die feile
Dirne gemeinſchaftlich beſitzen wollen, und dieſe frohlockt über
den guten Fang, den ſie gethan.
Ein griechiſcher Dichter, dem das Stück etwa nachgebildet
wäre, wird nirgends genannt. |
. . Mm bie jcenijdje Gleichmäßigkeit beſſer herzuſtellen, ijt bei
ber Gintfeilung ber 9(fte II, III. IV. in ber lleberjegung bom
Original etma8 abgemidjem toorber.
CN UN N
Proſog.
Nur um ein kleines Plätzchen ſpricht euch Plautus an
Von eurem großen, angenehmen Stadtbezirk,
Wo er Athen ohn' Architecten bauen kann.
(Kurze Pauſe.)
Wie nun? Wollt ihr's ihm zugeſtehen, oder nicht?
Cie nicken „Ja!“ — Zwar dacht' ich gleich, das ließe ſich
$ofn' Umſchweif kriegen. Aber wie? wenn ich mir Was
Erbät' aus eurem Beutel? Da will Keiner dran.
Fürwahr, ihr haltet ſteif und feſt am alten Brauch:
Flink ſeid ihr mit der Zunge, wo's zu weigern gilt. —
Doch nun zur Sache, bie bafer geführt uns Dat.
Dieß ſoll Athen ſein, wie es ſchon der Schauplatz zeigt,
Für [o lang, heißt das, als man die Comödie ſpielt.
Hier wohnt ein Frauenzimmer, das Phroneſion heißt,
Sie iſt das Muſterbild der Sitten unſrer Zeit:
Nie fordert vom Liebhaber ſie, was ſchon er gab;
Im Uebrigen jedoch geht ihr Bemühn bafi,
Durch Fordern und durch Nehmen, daß Nichts übrig bleibt.
Das iſt nun einmal bei den Weibern ſo der Brauch;
Die eine macht es wie die andre, wenn ſie merkt,
Man ſei verliebt in ſie. Die Unſre ſtellt ſich an,
Sie hätte von dem Offizier ein Kind gehabt,
Und plundert ſchnell ihn, daß fett Stäubchen übrig bleibt.
Was weiter? Lebte dieſes Weib noch fang, fie fegt'
Ihm, neben Hab' und Gut, auch noch das Leben weg.
Erſter Akt.
Erſter Auftritt.
Dinarchus.
Lernt' ein Verliebter auch ſein ganzes Leben durch,
Nie kriegt' er doch heraus, auf wie viel Arten ihm
Der Untergang bereitet wird. Ja, Venus ſelbſt,
Die doch in allen Liebesſachen pberfte
Gebietrin ijt, mür' aufer Standes, Auskunft ihm
Zu geben, wie ſo oft man den Verliebten foppt,
Auf wie viel Wegen er zu Grund gerichtet wird,
Wie viel Erbittungsformeln man verſchwendet, bis
Der Zweck erreicht iſt. Wie viel Schmeicheleien gibt's,
Wie viel Gezänk, wie viel Gefahr bei Liebenden!
Wie manchen Meineid — große Götter, ſteht mir bei! —
Muß man nicht ſchwören neben den Gefchenten all!
Zuerſt der Jahrgehalt: der erſte Angelwurf;
Hiefür gewährt man mir drei Nächte. Neben dem
Verſucht ſie's noch mit Geld, mit Wein, mit Oel, mit Korn,
Ob du freigebig, überhaupt anſtellig biſt.
Es geht hier wie beim Fiſchfang, wenn das Netz man wirft:
Sinkt es hinab, ſo zieht man ſchnell die Schlinge zu
Und gibt wohl Acht, daß Einem ja kein Fiſch entſchlupft;
Man hält die Fiſch' im Netz von allen Seiten feſt,
Bis an das Land man endlich ſie gefördert hat.
So geht's auch dem Verliebten. Gibt er Alles her,
77^ c" ihn gebeten; ift ev. generös
11
Mehr, als bernün[tig, gönnt mam eim paat Nächt' imt wohl,
Und mitt[ermeile beigt er im bie Angel eim.
Cat einmal au$ bem Liebesbecher er geſchlürft,
Und ijt ber Trank ihm eingebrungen bis in'8 Qers,
Geht flugs der Mann ſammt Hab' unb gutem Ruf zu Grunb.
Trifft's gat ſich, bag das Liebchen dem Verliebten zürnt,
Iſt doppelt der Verluſt: an Geld und Seelenruh';
Und rettet er auch eines, geht er doch zu Grund.
Gewährt fte ſeltne Nächte nup, reibt Gram ihn auf;
Iſt ſie nicht karg damit, ſo macht's ihm Freude zwar,
Doch Hab' und Gut geht hin. — So ging's von jeher auch
In den Bordellen. Eh' du ein Geſchenk nur gibſt,
Sind hundert andre Sachen in Bereitſchaft ſchon,
Die man begehrt: bald fehlt's an Geld, bald iſt das Kleid
Zerriſſen, bald hat eine Sklavin ſie gekauft,
Bald irgend ein Geſchenk von Silber oder Bronze,
Bald auch ein prächtig Ruhebett, ein griechiſches
Schmuckkäſtchen; immer gibt's Was, das den Liebenden
Um's Geld bringt, und das er dem Liebchen ſchaffen muß.
Und den Verluſt verbergen wir gefliſſentlich,
Derweil wir ſelbſt zu Grunde gehn ſammt Gut und Ruf,
Daß Vater, Mutter und Verwandtſchaft Nichts erfährt.
Doch, ließen wir's, anſtatt es zu verheimlichen,
Die wiſſen, und ſie dämpften unſrer Jugend Glut,
Daß von dem Anererbten wir den Späteren
Auch Etwas hinterließen: o, da gäb' es bald
Der Kuppler und der Freudenmädchen, und wie ſonſt
Die Schelmenbrut noch heißen mag, die heut zu Tag
Co zahlreich iſt, weit weniger; es gibt fürwahr
Der Kuppler und der Huren jetzt beinahe mehr,
Als Fliegen man am ſchwülſten Sommertage ſieht.
Und trifft man ſie auch nirgends ſonſt, ſo findet man
Dieß Volk bod) bei bem Wechslerbuden Tag für Tag
Herumgelagert. Das iſt auch leicht einzuſehn:
Ich weiß ja ganz gewiß, es gibt jetzt dreimal mehr
Luſtdirnen, als es Sorten bon Gewichten gibt !).
12
Sonſt müff id) nidjt, was an ben Wechslerbuden fie
Ju ſchaffen Dütten, menm ber Wechsler nidjt etwa
Anſtatt ber Tafeln fie gebraudjt, morau[ er fid)
Die Sinjen des Geſchäftsbetriebes aufnotirt:
Doch nur die Baareinnahme, Nichts geht auf Credit.
Und doch, bei einem großen Volke, wo ſo viel
Gedräng von Menſchen ijt, ber Feind beſiegt, und Ruh'
Und Friede walten, muß ein Jeder, der Etwas
Zu geben hat, ſein Liebchen haben. Was mich ſelbſt
Betrifft, ſo hat das Mädchen, das da drinneu wohnt,
Phroneſion, ihren Namen ganz aus meiner Bruſt
Hinausgeworfen: Phroneſis bedeutet ja
Klugheit. Ich darf's geſtehn, ich war ihr Einziges,
Ihr Höchſtes; doch für des Geliebten Beutel iſt
Gerade dieß das Allerſchlimmſte. Aber jetzt,
Nachdem ſie einen Andern aufgefunden hat,
Der mehr ſpendirt, bei welchem mehr zu plündern iſt,
Ward id) geradzu abgedankt. (Sin Offizier
Aus Babylon iſt's, ber ifr, mie bie Schlimme ſelbſt
Erklärte, ganz zuwider war; der ſoll, ſo heißt's,
Demnächſt eintreffen. Deßhalb hat ſie eine Liſt
Erſonnen: ſie gibt vor, ſie hätt' ein Kind gehabt,
Um mich hinauszutreiben und die Nacht hindurch
Ganz ungeſtört zu ſchwelgen mit dem Offizier:
Sie macht ihm weiß, daß er des Kindes Vater ſei.
Was braucht bie Schelmin denn eim unterſchobnes Kind?
Glaubt fie, mich hinter's Licht zu fuhren? Meint fie wohl,
Ich hätt's nicht wahrgenommen, wenn ſie ſchwanger war?
Zwei Tage ſind's nun, daß ich in Athen zurück
Aus Lemnos ?) bin, wohin im Staatsgeſchäften ich
Geſendet wurde. — Doch, wer iſt das Weib, das hier
Herauskommt? Ihr Dienſtmädchen iſt's, Aſtaphion;
Mit dieſer hab' id) gleichfalls ſchon au thun gehabt ?).
18
Zweiter Auftritt.
Dinarchus und Aſtaphion.
Aſtaphion
(ſpricht in das Haus hinein jum Thürhüter, ohne ben Dinarchus
zu bemerken:)
Horch' an der Thüre, laß kein Aug' hinweg vom Haus,
Daß kein Beſucher ſchwerer fortgeht, als er kam,
Und Niemand, der mit leerer Hand hinein ſich wagt,
Mit voller abzieht. Kenn' ich doch ber Menſchen Art!
So ſind die jungen Herrchen jetzt: Stellt ſo ein Schwarm
Von Rapſern ſich bei Liebesdirnen ein, iſt auch
Ihr Plan ſchon ſertig, gleich beim erſten Tritt in's Haus
iDedt Einer bie Geliebte gan, mit Kuſſen au,
Und wüfrenb dieß unb ba8 gejdjieft, finb Andre ba,
Die ſtehlen, was fid) ſtehlen läßt. Bemerken fie,
Daß Jemand auf ſie Achtung gibt, ſo ſchäckern ſie
Und lullen ſo durch Spaß und Scherz den Wächter ein;
Sie zehren oft vom Unſern, wie die Köche thun.
Beim Pollux, ſo geht's her! Ihr Herrn Zuſchauer wißt
Theilweiſe ſelbſt, daß id) nicht lüge, nein fürmafr!
Sie rechnen ſich's zur Tugend, daß den Räubern ſie
Den Raub abjagen; aber mit vergelten es
Auch unſern Dieben wieder auf ganz feine Art:
Vor ihren Angen ſchleppen wir ihr Hab und Gut
Hinweg; ja, ſelbſt freiwillig bringen ſie's uns oft.
Dinarchus (ur ſich:)
Die trifft mit ihrer Rede mich; gar manch Geſchenk
Hab' ich ihr zugetragen.
Aſtaphion (ohne ihn zu bemerken in's Haus hinein:)
Ich weiß wohl, daß ich ihn, wenn er zu Hauſe iſt,
Mitbringen ſoll 5),
14
Dinarihns (ruft ihr nach).
Aſtaphion, he! ein Wörtchen nur,
Bevor du gehſt.
Aſtaphion.
Wer ruft?
Dinarchus.
Wirſt's gleich erfahren, ſchau'
Aſtaphion.
Nur um.
Wer i6?
Dinarthus.
Jemand, der euch viel Gutes wünſcht.
Aſtaphion.
Gib her, wenn du es ernſtlich meinſt.
Dinarchus.
Gleich; fdjau mur um.
Aſtaphion.
Du quäleſt mich zu Tode, ſei'ſt du, wer du willſt.
Dinarihus.
Bleib', Schelmin!
Aſtaphioen.
Geh', mein Beſter, du biſt mir zur Laſt.
(Gur ſich Wär's wohl Dinarchus? Ja, er iſt's, er geht au uns.
Dinarchus.
Und du, kehr' um, tritt her zu mir.
Aſtaphion.
Ich ſteh' zu Dienſt,
€" des Befehls gewärtig. 9 fy i a
15
Dinarchus.
Nun, wie geht es dir?
Aſtaphion.
Ganz gut und, wie ich ſeh', auch dir. Du biſt zurück
Von deiner Reiſe nun, das gibt ein Schmäuschen ab.
Dinarchus.
Sehr glitig.
Aſtaphion.
Doch nun laß mich gehn, wohin ich muß.
Dinarchus.
So geh'. Nur noch ein Wort.
Aſtaphion.
Was denn?
Dinarchus.
Wo füfrt ber Weg
Dich hin? Wen haſt du herzuholen?
AWüspbion.
Unſere
Hebamm' Archiva.
Dinarchus.
Schlimmes Weibsbild, das du biſt!
Aſtaphion.
Das bin ich heut und morgen, bin ſo hergeſchult.
Dinarthus.
Auf offenbarer Luge hab' ich bid) ertappt.
Anaphior.
Wie fo denn?
16
Dinarchus.
Haſt du nicht geſagt, du wolleſt ihn
Herbringen, nicht ſie? Nun iſt aus dem Mann ein Weib
Geworden, Schelmending!
Aſtaphion.
Betrüger!
Dinarihus.
Sag's heraus:
Wer iſt der Menſch? Ein neuer Hausgaſt?
Aſtaphion.
Wie mid) dunkt,
Haſt du viel Zeit zum Nichtsthun übrig.
Dinarchus.
Und warum
Dunkt das dich?
Aſtaphion.
Weil du ſelbſt um Kleid und Eſſen dich
Nicht kümmerſt, nur um Das, was andre Leute thun.
Dinarchus.
Ihr habt zum Nichtsthun mich gebracht.
Aſtaphion.
Wie ſo? Sag' an!
Dinarchus.
Sollſt's gleich erfahren. Hab' und Gut hab' ich bei euch
Verloren, und damit auch meine Thätigkeit.
Hätt' ich das Meine noch, dürft' ich nicht müßig gehn.
Aſtaphion.
Meinſt du, die Staatsgeſchäfte gehn nach anderen
Geſetzen, als bie Qiebe? — Nur mit Stufe ſind
Sie beibe gu bejorgem.
17
Dinarchus.
Sie beſitzt, nicht ich,
Den Pacht vont Staat 5); bu willſt bie Sache mur verdrehn.
Cie fat ja, bent Geſetz zu Trotz unb gegem das,
Was ſchriftlich abgemacht war, frembe8 Vieh qu fid)
Gelaſſen und noch Geld genommen.
Aſtaphion.
| Co, tie bu,
Macht's Jeder, dem ſein Handel fehlſchlug; kaum die Schrift
Er nicht bezahlen, klagt er gleich den Schreiber an.
Dinarchus.
Schlecht T mit meinem Weidvertrag bei euch beſſellt;
So laßt nach meinem wenigen Vermögen mich
Ein Ackerplätzchen von euch pachten.
Aſtaphion.
Hier iſt Nichts
Zu ackern, nur zu weiden; wenn du ackern willſt,
Geh' dahin, wo man ſich beackern läßt; bei uns
Iſt öffentlicher Pacht, bel Andern anderer 9).
Dinarchus.
Ich bin mit beiden Theilen wohl bekannt.
Aſtaphion.
as iſt
Der Grund von deinem Nichtsthun, daß du da und dort
Verkehrt haſt. Aber ſprich, wo ſagt dir's beſſer zu?
Dinarthus.
Ihr ſeid habſüchtiger, doch ſie meineidiger.
Verloren iſt dort, was man gibt, es hilft zu Nichts;
Ihr wenigſtens ihut euch von dem, was ihr verlangt,
Mit Eſſen unb mit Zrinfen gittid. Kurz unb gut:
Die 9[nberm taugen Nichts, unb ihr feib aud) Nichts wertf,
Dabei großmaulig, ſchlimm geartet.
Plautus. Der Grobian. 2
18
Aſtaphion.
Alles, was
Du über uns und jene ſagſt, Dinarchus, nimm
In unſerm, wie in ihrem Namen fur dich ſelbſt.
Dinarchus.
Wie ſo?
Aſtaphion.
Ich liefre den Beweis. Wer Andere
Was Böſes zeiht, muß allerſt auf fij ſelber ſchaun.
Du, weiſer Herr, haſt Nichts von uns, dagegen wir
Spitzbübinnen bom bit. |
Dinarchus.
So pflegteſt du mit mir
Sonſt nicht zu reden, ſondern ſanft, Aſtaphion;
Ich meine, damals, als das, was bei euch nun iſt,
In meiner Hand noch war.
| Aſtaphion.
Man kennt den Menſchen nur
So lang er lebt, den Todten läßt man ruhn. So lang
Du lebteſt, kannt' ich dich.
Dinarchus.
Hältſt bu mid) denn für tobt?
Aſtaphion. |
Kann man denn tobter fein? Wer ſonſt der herrlichſte
Liebhaber war, der weiß jetzt der Geliebten Nichts
Als Klagen vorzubringen.
Aſtaphion.
Wahrlich, eure Schuld
Iſt das, die ihr ſo ſchnell mich ausgeplündert habt.
Das hättet ihr mit aller Muße können thun,
Dann blieb ich länger brauchbar.
19
Aſtaphion.
Ich vergleiche den
Liebhaber einer Feindes⸗Stadt.
Dinarchus.
Wie zeigſt bit das?
Aſtaphion.
Je raſcher die Erobrung geht, um ſo viel mehr
Vortheil zieht die Geliebte draus.
Dinarcthus.
Das geb' ich zu;
Freund aber und Liebhaber ſind ſehr zweierlei:
Der ältſte Freund iſt ſicher auch der beſte. — Noch
Iſt Haus unb Landbeſitz bei mir nicht ganz caput,
Aſtaphion.
Nun denn — ich Bitte dich — was ſtehſt bu vor ber Zi",
Als wärſt bu fremd iub unbekannt? Geh' bod) hinein;
Du biſt nicht fremd hier. Wahrlich, Keiner lebt, den ſie
Von ganzem Herzen mehr liebt bis auf dieſen Tag:
Verſteht ſich, wenn du Haus und Landbeſitz noch haſt.
Dinarchus.
Wie Milch und Honig fließt die Red' euch von dem Mund,
Indeß das Herz in Gall' und ſcharfem Eſſig ſchwimmt.
Nur Sußes geht euch von ber Zunge, bod das Herz
Zeigt bitter ſich dem Liebenden, der nicht ſpendirt.
Aſtaphion.
Blos Worte machen hab' ich nicht gelernt.
Dinarchus.
Nicht fat
Das Worte Machen meine Gute dich gelehrt;
Nein, jene Hungerleider, die mit ihrer Luſt
20
Sn fteter Fehde leben. — Du warſt immer ſchlimm
Und wiederholſt ftet8 beine alter odungen.
9ftapbion.
Du kommſt uns gang ermün|djt zurück.
Dinarchus.
Weßwegen? ſprich!
Aſtaphion.
Längſt hat ſich meine Frau nach dir geſehnt.
Dinarchus.
Warum?
Aſtaphion.
Sie liebt nur einzig dich.
Dinarchus (ur ſich:)
Ei, zur gelegnen Zeit
Kam't ihr, mein Haus und Landbeſitz, zu Hilfe mir.
(raut:) Was haſt, Aſtaphion, ſonſt bu noch?
Aſtaphion.
Was willſt du?
Dinarchus.
| Iſt
Phroneſion jetzt zu Hauſe?
| Aſtaphion.
Für dich jederzeit.
Dinarchus.
Befindet ſie ſich wohl?
Aſtaphion.
Weit beſſer, glaub' ich, noch,
Wenn ſie dich ſehn wird.
Dinarchus.
Das iſt unſre größeſte
21
Schwachheit: finb mir verliebt, ſo iſt's gleid) aus mit uns,
Wenn man uns ſagt, was uns gefällt; die Lüge mag
So offenbar ſein, als ſie will, wir nehmen ſie,
Weil wir verblendet ſind, für baare Wahrheit hin;
Wie Giſcht lim Meer], fo wogen mir im Lieb' unb Zorn.
Aſtaphion.
Ei, ſo verhält ſich's eben nicht.
Dinarchus.
Sie liebe mich,
Sagſt du?
Aſtaphion.
Ja, dich allein und einzig,
Dinarchus.
Ich vernahm,
Sie ſei entbunden worden.
Aſtaphion.
Ach, ich bitte dich,
Sei davon ſtill, Dinarchus.
Dinarchus.
Und warum?
Aſtaphion.
Mich kommt
Ein Schauder an, ſo oft man von Entbindung ſpricht;
Phroneſion ging beinahe drauf. Geh' doch hinein,
Sie zu beſuchen, hab' ein Weilchen nur Geduld,
Sie wird ſogleich erſcheinen, denn ſie war im Bad.
Dinarchus.
Was ſagſt du? Sie, die niemals in der Hoffnung war,
Wie fonnte fte gebüren? Kann ich bod) mid) nicht
Entſinnen, bag id) ifrem Leib geſchwollen faf.
/
20
Om fteter iyefbe leben. — Du warſt immer ſchlimm
Und wiederholſt ftet8 beine alter godungen.
Aſtaphion.
Du kommſt uns ganz erwünſcht zurück.
Dinarchus.
Weßwegen? ſprich!
Aſtaphion.
Längſt hat ſich meine Frau nach dir geſehnt.
Dinarchus.
Warum?
Aſtaphion.
Sie liebt nur einzig dich.
Dinarchus (für ſich:)
Ei, zur gelegnen Zeit
Kam't ihr, mein Haus und Landbeſitz, zu Hilfe mir.
(raut.) Was Daft, Aſtaphion, ſonſt but noch?
Aſtaphion.
Was willſt du?
Dinarchus.
Iſt
Phroneſion jetzt zu Hauſe?
Aſtaphion.
Für dich jederzeit.
Dinarchus.
Befindet ſie ſich wohl?
Aſtaphion.
Weit beſſer, glaub' ich, noch,
Wenn ſie dich ſehn wird.
Dinarchus.
Das ijt unſre größeſte
V
21
Schwachheit: (inb wit verfiebt, fo iſt's gleich au8 mit uns,
Wenn mam un$ fagt, was un$ gefilt; bie Qige mag
€o offenbar fein, als fie mill, wir nefmen ſie,
Weil wir verb[enbet finb, für baare Wahrheit Bin;
Wie Gifdt [im Meer], fo wogen mit im Lieb' unb Zorn.
Aſtaphion.
Ei, ſo verhält ſich's eben nicht.
Dinarchus.
Sie liebe mich,
Sagſt du?
Aſtaphion.
Ja, dich allein und einzig,
Dinarchus.
Ich vernahm,
Sie ſei entbunden worden.
Aſtaphion.
Ach, ich bitte dich,
Sei davon ſtill, Dinarchus.
Dinarchus.
Und warum?
Aſtaphion.
Mich kommt
Ein Schauder an, ſo oft man von Entbindung ſpricht;
Phroneſion ging beinahe drauf. Geh' doch hinein,
Sie zu beſuchen, hab' ein Weilchen nur Geduld,
Sie wird ſogleich erſcheinen, denn ſie war im Bad.
Dinarchus.
Was ſagſt du? Sie, die niemals in der Hoffnung war,
Wie konnte ſie gebären? Kann ich doch mich nicht
Entſinnen, daß ich ihren Leib geſchwollen ſah.
22
9 [ftepbion.
Aus Furcht bor bir verfebíte ſie's: bu fónntejt fte
Jur Abtreibung be8 Kinds, ja gar zu bejjen Mord
Bereden.
Dinarchus.
Nun, wer iſt der Vater zu dem ftinb 2
Aſtaphion.
Ein Offtzier aus Babylon, deß Anlunft fie
Gerade jetzt erwartet. Ja, wie wir gehört,
Soll er bereits hier ſein; mich wundert, daß er na
Noch nidjt geyeigt fat.
Dinarchus.
Soll ich wirklich denn hinein
Aſtaphion.
Warum nicht? So getroſt, als gingſt du in dein Haus;
Denn du gehörſt ja auch zu uns.
Dinarchus.
Wie bald wirſt du
Zurück ſein?
Aſtaphion.
Auf der Stell'; es iſt ganz in der Näh',
Wohin ich gehn muß.
Dinarchus.
Komm' doch ja recht bald zurück,
Ich wart' indeſſen drin in eurem Haus auf dich.
(Geht ab in das Haus.)
23
Sweiter Bt.
Erſter Auftritt.
Aſtaphion (allein).
Ha, ha! nun hab' ich endlich Ruh', nachdem er ſich
Getrollt, der ekelhafte Burſch; jetzt, da allein
Ich wieder bin, darf ich nach Herzensluſt mich frei
Ausſprechen, wie ich will und wie mir's wohlgefällt.
Dem Liebesnarren war von meiner Herrin längſt
Das Grablied über ſein Vermögen angeſtimmt.
Sein Haus und Landbeſitz ſind an der Liebe Tiſch
Verſchmaust. Jetzt öffnet ſie ihm, wenn ſie Raths bedarf,
Ihr Herz: er iſt Berather mehr, als Helfer ihr.
So lang er hatte, gab er; jetzt iſt Nichts mehr da,
Denn was er fatte, haben wir; dafuür hat er
Was wir gehabt: wie's unter Menſchen eben geht.
Das Glück pflegt raſch zu wechſeln, gar veränderlich
Iſt dieſes Leben: er war uns als reich bekannt,
Wir ihm als arm; num haben bie Erinn'rungen
Sich umgekehrt: ein Thor, den dieſes wunderte.
Iſt er in Noth, ſeh' er geduldig zu, wie wir
Uns weidlich füttern: das iſt ſo die rechte Art.
Verbrechen wär' es, wenn man Mitleid fühlete
Mit einem Menſchen, der ſein Hab und Gut verthan.
Mit guten Zähnen muß die rechte Kupplerin
Verſehn ſein, muß zulächeln können jedem Gaſt,
Muß jedem freundlich thun, im Herzen bitterbös,
Doch Artigkeit im Mund. Die Buhlrin ſelber gleicht
Am ſchicklichſten dem Dornbuſch: Jeder, der ſie nur
Berührt, muB Schmerz empfinden ober Schaden. Nie
Darf, wenn er ſich entſchuldigt, ſie Gehör ihm leihn;
Hört er zu geben anf, erhält, als flau im Dienſt,
Alsbald den Abſchied er und wird nach Haus geſchickt.
94
8er nidjt feut eigen ab und Gut haßt, taugt für fie
Nicht als Geliebter. Auch mit bem erveidjt man Nichts,
Der, wenn er kaum gegeben hat, nicht allſogleich
Zu geben wieder Luſt zeigt. Der iſt lieb und werth
Bei uns, der gleich vergißt, was er gegeben hat.
So lang er hat, mag er uns lieben; hat er Nichts,
Seh' er nach einem ſonſtigen Gewerb ſich um:
Wer ſelbſt Nichts hat, mach' Andern gern, bie haben, Platz.
Wer Alles hingibt unb [Tür un] fid) ruinirt,
Der iſt ein braver Mann. Die Männer ſagen wohl,
Wir gehen ſchlecht mit ihnen um und plündern ſie;
Allein ich wüßte gat gu germ: worin beſteht
Dieß „ſchlecht mit ihnen Umgehn?“ Wahrlich, nie noch hat
Ein Liebender dem Liebchen gnug gegeben, nie
Wirr gnug bekommen, Keine gnug geforbert je.
Iſt ein Verliebter karg im Geben, taugt er Nichts;
Sagt er, er habe Nichts, lieg' er allein im Bett.
Wir kriegen deßhalb nie genug, weil Keiner gnug
Zu geben hat; nach neuen Gebern muß man ſtets
Sich umſehn: nur, wer aus noch vollem Beutel nimmt,
Gibt wirklich, wie der junge Landmann, der hier wohnt:
Ein allerliebſter Menſch, der wahrhaft flott ſpendirt.
Er ſchlich ſich heute Nachts, dem Vater unbewußt,
Durch's Gatterthor zu uns. Den träf' ich germ; allein
Er hat 'nen Sklaven, einen argen Grobian.
Trifft dieſer unſer Eins in ſeines Hauſes Näh',
Scheucht er's gleich, wie die Gänſ' aus dem Getreidefeld,
Mit Schrei'n hinweg; 's ift eben auch ein. Bauernkerl.
Geſcheh' indeß, was woll', ich klopfe dennoch an.
Wer ift hier Thüraufſeher? Kommt Niemand heraus?
Zweiter Auftritt.
Aſtaphion. Stratilax (tritt aus ber zgüve.)
Stratilax.
Wer iſt's, ber mie ein. Sturmbock an bie Thür' uns ſtößt?
25
9tflapfion.
3d bin c8; fle nur her.
Stratilar.
Was, ich? Bin ich denn blind?
Weh dir! Was haſt du hier an unſerm Haus zu thun?
Was ſoll das Pochen?
Aſtaphion.
Glück und Heil verkund' ich bir.
Stratilax.
An deinem Glücke hab' ich längſt genug, id) will
Davon Nichts wiſſen; auch dein Heil bedarf ich nicht;
Will lieber krank ſein, als geheilt von deinem Heil.
Nur will ich wiſſen, was in unſerm Haus du ſuchſt.
Aſtaphion.
So drücke doch —
Stratilax (ic in bie Rede fallenb :)
Mein Mädchen? Dafüur forg" id) ſelbſt.
Dich drücke, wer da will, du biſt's ja ſchon gewöhnt.
Das dumme Menſch glaubt gar, durch Spaß zur Hurerei
Den Bauern zu verfuhren.
Aſtaphion.
— Deinen Zorn hinab.
Gitatilag.
Du bijt ein. böſes Gtüd, wie'8 faum eim 3meite8. gibt.
Aſtaphion (für fi, bod fo, ba Ctratilag e3 hört:)
Gin Muſter bon "nem Grobian.
Gttati[ag.
Hörſt bu. nidt auf
Mich auszuſchimpfen, Weibsbild?
26
Aſtaphion.
Schimpf' id dich denn au8?
Gitatilag.
Su nenn(t mid) „grob.“ Poackſt bu bid) auf ber Stelle nidjt,
linb gibft mir Auskunft, was bu fudjt, (o (top! id) bid,
Gleichwie ba8 Schwein das Ferkel, mit ben Füßen [ort.
Aſtaphion.
Der Bauer, wie er leibt und lebt.
Stratilar.
Hab' ich mich deß
Zu ſchämen? Aber du Stadtvieh, du biſt hierher
Gekommen, mit deinen aufgeputzten Knochen bid)
Zu präſentiren. Glaubſt du, weil dein Mäntelchen
Anſtändig ausſieht, Schandbalg, ſei'ſt du ſelber ſchön?
Doch, weil bu einmal ba bit, jo komm' Der gu mit.
Aſtaphion.
Nunmehr gefällſt du mir.
Gitat'lag.
Das möcht' id) felber gern.
Aſtaphian.
Du lügſt!
Stratilax.
Beim Text geblieben! Nimm — du biſt ja bod)
Leibeigen — hier die ehr'nen Ringe, trage ſie
Aum Schmucke 7).
Aſtaphion.
Gib ſie dahin, wo man ſie verdient.
Stratilax (an ijr herum muſternd.)
Das ſind wohl Bad-Trophäen? 8)
^N COY^N
2d
Aſtaphion.
Rühre mich nicht an!
Stratilar.
Anrühren bid? Beim Karſte ſchwör' ich's, lieber wollt
Als Stier mit weit ausſtehnden Hörnern auf dem Feld
Vorm Pflug ich trotten und unausgeſpannt die Nacht
Zubringen auf der Streu, als hundert Nächte, die
Du durchgezecht, von dir mir ſchenken laſſen. Du
Wirfſt mir den Bauern vor? Du kommſt mir eben recht;
Das iſt mir keine Schande. — Doch, was treibt denn dich
Vor unſer Haus? Was läufſt bu immer Ber, [o oft
Wir in der Stadt uns blicken laſſen?
Aſtaphion.
Will ja nur
Mit euren Weibern reden.
Stratilar.
Was ſckwatzſt du mir da
Von Weibern vor? In unſerm Haus iſt nicht einmal
'me Fliege weiblichen Geſchlechts.
Aſtaphion.
Es wohnt ſomit
Kein Weib hier?
Stratilar.
Nein; ſie ſind aufs Land. Jetzt packe dich!
Aſtaphion.
Was ſchrei'ſt bu, wie ein Narr?
Stratilarx.
Wenn du nicht gleich marſchirſt,
Reiß' ich dir deine falſchen, krauſen, wulſtigen,
Geſchniegelten, geſalbten Haare bis auf's Hirn
Vom Kopf herunter.
28
Aſtaphion.
Und warum das?
Gitatilag.
Weil du's wagſt,
Und trittſt, ſo durchpomadiſirt, vor unſre Thür,
Und teil jo dickroth deine 3Daden ſind geſchminkt.
Aſtaphion.
Ich Aermſte! Dieſe Röthe kommt von deinem Schrei'n.
Stratilar.
Du roth geworden? Als ob noch ſo viele Kraft
In deinem Körper wär', um eine Farbe dir
Zu geben, Luderbein! Mit Röthel haſt du dir
Die Backen roth, mit Wachs den ganzen Körper dir
Beſchmiert.
Aſtaphion.
Warum erſcheinen wir euch gar ſo ſchlecht?
Stratilar.
Marſch! Ich weiß mehr, als ihr mich gerne wiſſen laßt.
| Aſtaphion.
Was weißt bu denn? Laß Düren.
Stratilar.
Daß mein junger Herr,
Strabar, bei euch zu Grund geht, daß ihr zum Betrug
Und Laſter ihn verlockt.
Aſtaphion.
Wärſt du geſunden Sinns,
So ſagt' ich: du verläumdeſt. Niemand pflegt bei uns
Zu Grund zu gehn, nur Hab und Gut verlieren ſie;
Iſt dieſes fort, darf jeder nackt von dannen ziehn.
Eu'r junger Herr iſt mir ganz unbekannt.
TY YN
29
Gittatilag.
3n Ernſt?
Aſtaphion.
In allem Ernſt.
Stratilar.
Was ſagt dazu die Gartenmau'r,
Die jede Nacht um einen Ziegel kleiner wird,
Weil ſie als Unheilsweg zu euch ihm dienen muß?
Aſtaphion.
Kein Wunder, wenn ein Ziegel um den andern fällt:
Die Mauer iſt ſchon alt.
Gitatifar.
Ihr Alter, fagft bu, ſei's,
Spitzbübin, was die Ziegel fallen macht? Fürwahr,
Kein Menſch auf Erden ſoll in Zukunft mir auch nur
Zwei Wörtchen glauben, menn ich meinem alten Herrn
Nicht haarklein euer Treiben hinterbringe.
Aſtaphion.
Kommt
Er leicht in Hitze?
Stratilax.
Nicht zum Huren⸗Unterhalt
Hat er Vermögen ſich erworben; nein, zum Preis
Der Sparſamkeit und Thätigkeit. Und das wird jetzt
Gud) zugeſchleppt, Schandvolk! Ha, du Sechsklauige,
Ihr führt ein heillos Leben! (Büc ſich) Und id) ſollte das
Verſchweigen? Auf der Stelle will ich auf den Markt
Und meinem alten Herrn erzählen, was geſchehn;
Er könnte gar leicht dieſem meinem Rücken ſonſt
Abfragen, was man gegen ibn gejünbigt Dat, (ab.)
90
€ ftapbion.
Fürwahr, menn Der bon Nichts, al8 Senf fid) nüfrete,
Gr fónnte fanum jo mürriſch fein. — Wie qut er'8 bod)
Mit feinem Qerrn meint. Sei indeß er nod) jo wilb,
Ich boff ifm bod burdj Schmeichelein und anbere
Sunjtgriffe nod) herumzukriegen. Sah id) ja
Schon manchen Gtier zahm machen unb mand) anber Wild.
Und nun zu meiner Frau zurück. Doch ſieh, da kommt
Mein Abſcheu aus bem Haus: er blickt ganz traurig drein;
Gewiß hat er Phroneſion noch nicht geſehn.
Dritter Auftritt.
Aſtaphion. Dinarchus fommt aus bem Hauſe.
Dinarchus (für fi$:)
Die Fiſche, glaub' ich, bie ifr gange8 Leben bud)
Sich baden, bringen nicht [o fang im Wuſſer gu,
Als bie Phroneſion ſchon imt 3Bab figt. Liebte man
Die Weiber fo fang, als fie baben, ſammiliche
Liebhaber müßten Bader ſein.
Aſtaphion.
Kannſt du dich nicht
Ein wenig noch gedulden, warten?
Dinarchus.
Ganz erſchoͤpft,
Beim Polut, bin ich ſchon vom Warten.
Aſtaphion.
Ich auch bin
So müde, daß nach einem Bade mich verlangt.
Dinarchus.
Geh DAN hinein, idj bitte dich,
—A—
91
Und mefb ijr meine Gegenwart. Geh' eilends, fprid)
Ihr au, daß fie nun fang genug gebabet. Bat.
Aſtaphion.
Das ſoll geſchehn.
Dinarchus.
Hörſt bu?
Aſtaphion.
Was willſt du noch?
Dinarchus.
Der Zorn
Der Götter treffe mich, daß ich zurück dich rief;
Ich ſagte Nichts. Geh' nur!
Aſtaphion.
Was alſo riefſt du mir,
Nichtswürd'ger, ſchlechter Menſch? Daß dieſer Aufenthalt,
lm lmindeſtens] tauſend Schritte bid) verſpätete!
(Sie geht in das Haus.)
Dinarchus.
Was blieb doch die ſo lange vor dem Hauſe ſtehn?
Ich möchte wiſſen, wem ſie aufgelauert hat;
Gewiß dem Offizier. So iſt's. Sieh' doch, wie die,
Den Geiern gleich, drei Tage vorher wittern 9), wo
Sich Etwas zeigt für ihren Schnabel. Nur nach ihm
Wird jetzt geſchnappt, nach ihm ſteht Allen jetzt der Sinn,
Iſt er erſt da, denkt keine Seele mehr an mich,
Als läg' ich ſchon zweihundert Jahr' im Grab. Wie ſuß
Iſt's doch, wenn ſein Vermögen man im Stand erhält!
Weh' über mich! Zu [püt beklag' ich Aermſter jetzt,
Daß ich mein Erbgut durchgebracht! O, ſiele doch
Mir irgendher ein Erbe zu, recht groß und fett,
Da mum id) weiß, was Sußes unb was Bitteres
Im Gelde ſteckt! Wie wollt' ich's hüten, mie bar"
32
Haushalten, bag — (achend) im wenig Sagen Nichts bavon
Mehr übrig wär'. Ich ſtopfte meinen Tadlern all
Das Maul. Doch gnug der Worte; denn die Thür geht auf,
Die Alles einſchlingt, was ihr zwiſchen die Riegel kommt.
Vierter Auftritt.
Dinarchus und Phroneſion.
Phronefion.
Beißt etta meine Thure bid), B bu bid) ſcheuſt
Hereinzukommen, lieber Schatz?
Dinarchus (ür ſich)
Der Frühling, ſieh!
Wie Alles an ihr blühet, duftet, herrlich glänzt!
Phroneſion.
Kommſt du ſo ungeſchlacht von Lemnos wieder heim,
Dinarch, daß deiner Freundin keinen Kuß du gibſt?
Dinarchus (fur i$:
O weh', mun kommt bie Zuchtigung unb — ſchwer genug!
| Phroneſion.
Was wendeſt du dich ab?
Dinarchus.
Gruß dir, Phroneſion!
Phronefion.
Auch dir! Bleibſt du heut Abend nicht bei mir zu Tiſch,
Da du ſo glücklich angekommen?
Dinarchus.
Ich bin ſchon
Phroneſion.
Wo wirſt du ſpeiſen?
N
Verſagt.
33
Dinarchus.
Wo du's haben willſt:
Bei dir.
Phroneſion.
Das freut mich recht.
Dinarchus.
Beim Pollux, mich noch mehr,
Weil du, mein liebes Kind, dann heute bei mir biſt.
Phronefion.
Recht gerne, wenn es ſein kann.
Dinarchus.
⸗ Die Sandalen her!
Geſchwind! Den Tiſch entfernt!
Phronefion.
Sprich, biſt du bei Verſtand?
Dinarthus.
Ich m wahrhaftig jet nidjt trinfen; mic ift ſchlimm
Ju Muthe.
Phronefion.
Bleib', es ſoll Etwas geſchehn, geh' nicht!
Dinarchus.
Du ſtrömſt mir Waſſer zu; ich athme wieder auf.
Die Sohlen weg! Gib her; jetzt trink' ich.
Phroneſion.
Wahrlich, du
Biſt immer der noch, der du warſt. Doch, ſage mir,
War deine Reiſe glücklich?
Dinarchus.
Hierher wenigſtens
Plautus. Der Grobian. 3
94
Ganz gut; fle ſchaffte mir ja bie Gelegenbeit,
Bei bir gu fein.
Phronefion.
Umarme mich!
Dinarihus.
Mit Freuden. O,
So ſuß, wie dieſer Honig, iſt fein. Honig mehr!
Hier, Jupiter, geht mein Glück ſogar dem deinen vor!
Phroneſion.
Bekomm' id) einen Kuß?
Dinarchus.
O zehn!
Phroneſion.
Du biſt nicht arm
In dem Punkt: du verſprichſt mehr, als ich fordere.
Dinarchus.
Ach, wär' ich doch gleich Anfangs auch mit meinem Geld
So ſparſam umgegangen, wie du jetzt es machſt
Mit deinen Küſſen.
Phronefion.
Wenn ich dir wo dienen kann,
Soll's herzlich gern geſchehn.
Dinarchus.
Haſt du gebadet jetzt?
Phroneſion.
Mir wenigſtens und meinen Augen ſcheint es ſo.
Komm' ich dir etwa ſchmutzig vor?
Dinarithus.
Nein, wahrlich, nicht;
35
Allein id) benfe mod) am jene Seit zurück,
Wo bom uns Beiden Eins bem Andern fdjmugig war.
Doch, was hab' ich bei meiner Ankunft über dich
Gehört! Du hätteſt, während ich abweſend war,
Mit neuen [Liebes⸗ Händeln bid) befaßt. Ich bin
Erfreut, daß du ſo glücklich durchgekommen biſt.
Phronefion.
Ich habe ſtets mein Heiligſtes dir anvertraut:
Nie kam ich in das Kindbett, war auch ſchwanger nie;
Ich ſtellte mich nur ſchwanger, doch ich war es nicht.
Dinarchus.
Weßhalb, mein Leben?
Phronefion.
Wegen jenes Offiziers
Aus Babhlon, ber während ſeines hieſigen
Verweilens mit mir wie mit ſeiner Frau gelebt.
Dinarihus.
Ich merkt' es wohl. Allein woazu? Was konnte bic
Der Humbug nützen?
Phroneſion.
Weil ich einen Strick, ein Band
Wollt' haben, ihn auf's Neue zu mir hergiziehn.
Nun hat er mir vor Kurzem ſchriftlich mitgetheilt,
Er wolle ſelbſt ſich überzeugen, welchen Werth
Ich auf ihn lege: wenn ich des gebornen Kinds
Mich annehm' und es aufzieh', ſoll' ich Hab und Gut
Von ihm bekommen.
Dinarchus.
Nun, das fügt fid) hören. Was
Geſchah ſofort?
Phrouneſion.
Die Mutter trug den Mägden auf,
* 93 *
96
Weil fdjor ber zehnte Monat vot ber ire flaub,
9tadj einem $náóleim ober Mägdlein ba unb bort
Cid) umzuſehn, mm mir's ju unterſchieben. — Was
Braucht's viele Worte noch? Du kennſt bie Baderin,
Die Sura, die dem Haus hier gegenüber wohnt?
Dinarchus.
Ich kenne ſie.
Phroneſion.
Die ging bei den Familien
Herum und ſpäht' ein Knäblein ganz im Stillen aus;
Cie bracht' es mir; „man hab' es“ — ſetzte fie hinzu —
„lIFreiwillig] ihr gegeben."
Dinarchus.
O, verruchtes Pack!
So hat denn jene, die zuvor das Kind gebar,
Es jetzt nicht mehr geboren; du kamſt hintendrein.
Phroneſion.
Du weißt nun Alles nach der Ordnung. Wie ich von
Dem Boten, den der Offizier vorausgeſchickt,
Vernahm, ſtellt Letztrer ſich mit Nächſtem bei mir ein.
Dinarchus.
Und unterdeſſen pflegſt but bid) als Wöchnerin?
Phronefion.
Warum denn nicht? Wenn ohne Müh' bie Sache ſich
Abmachen läßt, ziemts Jedem, ſeinen Nutzen ſtets
Im Aug' zu haben.
Dinarchus.
Was wird aber dann aus mir,
Wann der Soldat erſcheint?
Phroneſion.
Hab' erſt ich, was ich will,
D
^ ]
—— ———
37
Von ihm in Händen, find' ich leicht auch Etwas aus,
Uneins zu werden und von ihm mich loszuthun.
Dann ſitz' id, füfes Männchen, als bie. Deinige
Für's ganze Leben bei dir.
Dinarchus.
Lieber hätt' ich's doch,
Da lägſt bei mir.
Phroneſion.
Ich will nun für den Knaben heut,
Am funften Sag, ben Göttern opfern !0): das ift Brauch.
Dinarchus.
Ganz einverſtanden.
Phroneſion.
Haſt du nicht den Muth, ein klein
Präſentchen mir zu machen?
Dinarchus.
Als Gewinn, fiürmabr,
Betracht' ich's faſt, mein ſüßes Kind, ſo oft du Was
Von mir begehrſt.
Phronefion.
Ich aber, wenn ich's ſchon gekriegt.
Dinarithus.
Gleich ſoll es da ſein; mein Bedienter wird es dir
Herbringen.
Phronefion.
Thu' das.
Dinarchus.
Doch, es ſei was immer, nimm
Vorlieb.
38
Phroneſion.
Ich weiß, du biſt für ein Geſchenk beſorgt,
Deß ich mich nicht zu ſchämen brauche. Schick' es nur!
Dinarchus.
Willſt du noch ſonſt Was von mir?
Phronefion.
Wenn du Muße haſt,
Laß dich bald wieder ſehen.
Dinarchus.
Lebe wohl!
Phroneſion.
Leb' wohl! (s5.)
Dinarchus.
Ihr Götter! das iſt keines Liebesdirnchens Art;
Nur eine Freundin gleichen Sinns und Herzens iſt
So pflichterfüllt, wie die ſo eben fich gezeigt,
Daß ſie des Knaben Unterſchiebung mir vertraut,
Was eine Schweſter kaum der andern offenbart.
Cie, bie bis auf des Herzens Grund ſich mir enthullt,
Will nie die Treue brechen mir ihr Leben lang;
Und ich, ich ſollte ſie nicht lieben, ſollte nicht
Ihr alles Gute wünſchen? Eh' will id) mich ſelbſt
Nicht lieben, als daß ich die Liebe laß zu ihr.
Ihr ſollt' id fein. Geſchenk verehren? Allſſogleich
Werd' id) Befehl ertheilen, daß funf Minen mam
Ihr überbringt !D, unb außerdem Eßwaaren nod)
Für eine Mine. Geh' ihr's, die ſo wohl mir will,
Weit wohler, als mir, bec id) Uebles mur mit thu'. (Ab.)
—
99
dritter Akt.
Erſter Auftritt.
Phronefion (ruft in's Haus hinein:)
Reicht fein dem Kind die Bruſt!
(güt $$: Was haben Mutter bod)
Stets Noth und Jammer, kommen gar nie aus der Qual!
Der Streich war ſchlimm erſonnen. Wenn ich mir das Ding
So recht erwäge, werden wir weit weniger
Für boshaft noch gehalten, als wir wirklich ſind.
Ich rede, was ich eben erſt zu Haus gelernt.
Wie groß iſt meine Herzensangſt, wie groß mein Schmerz,
Daß mit des Kindes Tod auch der Betrug erliegt!
Weil ich die Mutter heiße, liegt ſein Leben mir
Um ſo viel mehr am Herzen, mir, die ich's gewagt,
Zu ſolcher Hinterliſt mich herzugeben. Geld⸗
Gewinn trieb mich Habſüchtige zur Schlechtigkeit;
Ich machte fremde Schmerzen zu den meinigen.
Nie greife mam heimtückiſch Etwas an, wofern
Man's nicht aud) ſchlau und accurat ausführen kann.
Ihr ſeht nun ſelbſt, in welchem Aufzug ich erſchein':
Ich muß mich krank jetzt ſtellen als Entbundene.
Wenn eine Fdau was Böſes unternimmt unb fuhrt's
Nicht durch, iſt's mehr als Krankheit, mehr als Altersqual
Fur ſie, das Elend alles Elends. Hat einmal
Was Gutes ſie begonnen, wird ihr dieſes nur
Zu bald entleidet. O, wie wunderſelten wird
Ein Frauenzimmer müd, wenn's Schelmenſtreiche gilt;
Wie wunderſelten führt das Gute fie zum Ziel!
Das Weib trägt ſtets am Unrecht leichter, als am Recht.
Daß ich jetzt krank bin, kommt von meiner Mutterſchaft
Und meiner Bosheit, weil ich mid) bem Offizier
40
Aus Babylon als ſchwanger ausgegeben. — Doch,
Weil's nun einmal ſo iſt, ſoll er die Schelmerei
Berechtigt finden. Nächſtens, glaub' ich, kommt er an:
Drum traf ich auch Vorſorge ſchon und kleidete
Mich ſo, wie's üblich iſt, wenn man im Kindbett liegt.
(Sie ruft ihren Dienerinnen in's Haus hinein.)
Schafft Myrrhenöl mir her unb Weihrauch auf ben. Herd,
Lucina zu verehren, meine Qelferin! 1?)
Legt's her und dann mir aus dem Aug! Pitherion,
Hilf mir in's Bett! Go muß man einer Wöchnerin
Beiſtehn. Zieh' mir bie Sohlen ab! Du, Archilis, .
Wirf mir den Mantel um! Aſtaphion, wo biſt du?
Bring' heil'ge Kräuter, Weihrauch mir unb Backerk fer!
Reicht Waſſer für die Hände!
(Jede der Dienerinnen thut das ihr aufgetragene Geſchäft; dann
entfernen fie ſich.)
Nun, beim Caſtor, kann
Der Offizier erſcheinen, wann es ihm beliebt.
(Cie bringt ijr Opfer unb geht dann qu Bette.)
Zweiter Auftritt.
Stratophanes. Nachher Phroneſion unb. Aflapbion.
Stratophanes.
Erwartet nicht, ihr Herrn Zuſchauer, daß ich euch
Von meinen Schlachten vorerzähle; Kampf und Streit
Behandl' ich mit den Fäuſten nur, mit Worten nicht.
Mir iſt gar wohl bekannt, wie viele Krieger ſchon
Von ihren Heldenthaten Lügen auspoſaunt:
Schon Qomeriben !3) ließen ſich qu. Tauſenden
Erwähnen, die ob ſolchen hergelogenen
Kriegsthaten ſchmach- und ſchandvoll wurden heimgeſchickt.
Kein Lob verdient, wer mehr dem glaubt, der blos gehört,
Als dem, der ſelbſt geſehn; auch der gefällt mir nicht,
Den mehr man um Gehortes, als Geſehnes lobt.
Gin einz'ger Augenzeug' fat ungleich höhern Werth,
41
Als zehen Ohrenzeugen. 98er Etwas gefürt,
Sagt blos Gehörtes nach; wer aber ſelbſt geſehn,
Der weiß es ſicher. So gefällt auch der mir nicht,
Dem Pflaſtertreter Beifall zollen, während die
Kamraden von ihm ſchweigen; noch die, deren Maul
Daheim noch ſchärfer breinhaut, ais ba8 ſchärfſte Schwert.
Der tapfre Mann iſt ſeinem Volk weit nützlicher,
Als all die Wohlberedten und Fürſichtigen:
Der Tapferkeit macht's keine Muh', das rechte Wort
Zu finden; aber wo die mangelt, halt' ich ſelbſt
Den beſtberedten Mann nur für eim Klageweib !5),
Die Andre lobt, doch von ſich ſelbſt Nichts ſagen kann. —
Nun komm' ich nach zehn Monden in das attiſche
Athen zurück; muß doch nach meiner Liebſten ſehn,
Die, als ich wegging, ſchwanger war. Was macht ſie wohl?
Phroneſion (un Innern zu Aſtaphion:)
Sieh einmal nach, wer hier in meiner Nähe ſpricht.
Aſtaphion (reife)
Stratophanes, dein Offizier, ijt wieder ba,
Jetzt mußt du thun, als wäreſt du recht ernſtlich krank.
Phroneſion.
So ſchweige doch! Als ob mir eine Ratherin
Noth thäte. Willſt du's in der Schelmerei mir gar
Zuvorthun?
Stratophanes (ic 152
Hier gab'8, (djeint mir, eine 3tieberfunft.
Aſtaphion Qu Phroneſion:)
Sol ich hingehn zu jm?
Phroneſion.
Ja.
42
Stratophanues.
Sieh, Aſtaphion,
Die kommt mir da entgegen!
Aſtaphion.
Herzlich grüß' id) bid),
Stratophanes! Es freut mich, dich geſund zu ſehn.
Stratophanes.
Bin überzeugt. Doch allerſt: hat Phroneſion
Geboren? Sprich!
Aſtaphion.
Sie hat geboren, und dazu
Einen allerliebſten Knaben. |
Stratophanes.
Sieht er mir auch gleich?
Aſtaphion.
Du magſt noch fragen? Kaum geboren, hat er ſchon
Nach Schwert und Schild verlangt.
Stratophanes.
Der iſt von mir; das iſt
Der zuverläßigſte Beweis.
Aſtaphion.
Dein Ebenbild!
Stratophanes.
Iſt er ſchon groß? Sucht er ſich ſchon ein Feindesheer,
Bei dem er Beute machen kann?
Aſtaphion.
Er iſt ja erſt
Fuünf Taa' oft. n
P d
43
Stratophanes.
Was dann weiter noch? Beim Hercules!
In fo viel Tagen muß Etwos geſchehen fein.
Warum verweilt' er nicht ſo lang in Mutterleib,
Bis er in's Treffen konnte gehn?
Aſtaphion.
Jetzt folge mir,
Sie zu begrüßen unb ifr Glück yu wünſchen.
Stratophanes.
Gleich.
Phronefion (innen; ſich umſehend:)
Wo iſt ſie, die mich hier im Stich gelaſſen hat
Und fortgelaufen ift?
Aſtaphion.
Hier bin ich, bringe den
Stratophanes mit, nach dem du dich ſo ſehr geſehnt.
Phroneſion.
Wo iſt er? Sprich.
Stratophanes.
Mars, der aus fernen Landen kommt,
Grußt Neriene, ſeine Frau 18). Ich mimnfde Glück,
Daß du ſo gut durchkamſt, mit Frucht geſegnet biſt,
Mit ſolcher Zierde mich und dich verherrlicht haſt.
Phroneſion.
Sei mir gegrüßt, bu, ber bu mich bet einem. aat
lim idjt und Qeben brachteſt. Deine Liebesbrunſt
Hat meinem Leib viel Schmerz verurſacht, daß ich noch
In dieſem Augenblick ganz krank und elend bin.
Stratophanes.
Qi, Schatz, bie Muhſal iff gewiß dein Schaden nicht;
A4
Du aft eut Kind geboren, das mit Feindesgut
Das Haus von unten bit bis oben füllen wird.
7 Phronefion.
Weit lieber wollt' ich, daß es voll von Weizen wär',
Auf daß uns nicht, bevor's an's Beuteholen geht,
Der Hunger aufreibt.
Stratophanes.
Bleibe gutes Muthes!
Phroneſion.
Komm,
Laß bit eim Süden geben. Noch kann ich den Kopf
Nicht heben: ſo viel mußt' ich leiden, muß es noch.
Auch kann ich ohne Hilf' auf keinem Fuße ſtehn.
Stratophanes.
Und hießeſt du von offner See her einen Kuß
Mich von bir holen, freudig thät' ich's, Süßeſte.
Das weißt du ja ſchon längſt, mein liebes Kind, und ſollſt's
Auch jetzt erfahren, wie du mir ſo theuer biſt.
Sieh nur, zwei Sklavinnen hab' ich aus Syrien
Fur bid) gebracht; bie ſchenk' id) bir. (3u einem der Diener:) Du, führe ſie
Herbei! — Zu Hauſe waren beide Fürſtinnen,
Allein ich hab' ihr Reich erobert: dieſe nun
Mach' ich dir zum Geſchenk.
Phronefion.
O Jammer! Hab' ich denn
Der Mägde nod) nicht gnug, daß bu mir weitere
Zuführſt, die mir das Brod wegfreſſen?
Stratophanes.
Wenn dir dieß
Geſchenk nicht anſteht —: Burſche, bringe mir einmal
Den Reiſeſack! Sieh, Cog, Dier ift eim. Mäntelchen,
Das idj bir au$ Klein⸗Griechenland gebradjt: ba nimm!
45
Phroneſion.
Nach fo vie Muhſal ſolche Bagatelle mic?
Stratophaneß qüe ſich:)
Beim Hereules, das bringt mich noch um. Hab' ich das Kind
Ihr nicht mit Gold ſchon aufgewogen, und ſie hat
Noch immer nicht genug? (Zu Ahronefion: Zudem hab' ich bir aud)
Ein Purpurkleid aus Gara !9), feines Linnen dann
Aus Pontus mitgebracht. Nimm's hin, du meine Luſt,
Behalt' es als dein Eigenthum. (Zum Sienee) Du, führe mir
Die Syrerinnen aus den Augen! (Zu Phroneſion:) Ciebft bu mid?
Phroneſion (fij abmenbenb :)
Beim Caſtor, neut; bu biſt's aud) gar midjt werth.
Stratophanes (üv 14:
| Gat bie
An gar Nichts gnug? Kein gutes Wörtchen gab fie mir.
Bei zwanzig Minen 17) koſten bie Präſente ſchon,
Die fle ton mir erhielt. Jetzt ift fle bitterbös
Auf mich; ich fühl's und merk's: doch will ich hin zu ihr.
(Er nähert ſich Phroneſions Bette.)
Was meinſt du mun? Erlaubſt bu, meine Sußeſte,
Daß ich dahin, wo man mich eingeladen hat,
Zum Abendeſſen geh'? Bald bin ich wieder da,
Um hier zu ſchlafen. Was? du ſchweigſt? So bin ich denn
Total verloren!
(Er bemerkt den Geta mit einem Zuge von Sklaven.)
(Zi, was gibt's bent Gutes Bier?
Wer iſt der Menſch, der vor dem langen Zuge geht?
Ich muß doch ſehn, wohin das Zeug getragen wird.
Ich glaube hierher. Nun, das ſtellt ſich bald heraus.
(€x tritt aus bem Hauſe unb felt ſich ſeitwärts.)
46
Sritter S(uftritt.
(beta mit einem. Zuge von Sklaven, bie allerlei Gegenftünbe tragen.
Nachher Phronefion unb Stratopbanes.
Geta qu feinen. Mitſtlaven:)
Vorwärts, ibr Cdjabenlüufer, ihr Ausräumerpack,
Ihr Beutelfeger meines Herrn! — Ja, wer ſo recht
Verliebt iſt, gilt nicht mehr als eine Null und bringt
Muthwillig ſich um Hab und Gut. Fragt nicht, woher
Ich dieſes weiß: wir haben ihn im eignen Haus,
Den Liebesnarren, der ſo ſchlimme Streiche macht,
Der, was er hat, als Miſt betrachtet und daher
Fortſchaffen läßt. Gr fürchtet wohl bie Polizei,
Die Reinlichkeit verordnet; darum will er auch
Sein Haus ganz ſauber haben; Alles, was er drinn
Vorfindet, wird hinausgekehrt. — Nun, da er ſelbſt
Drauf hinarbeitet ſich zu ruiniren, will
Auch ich ihm insgeheim dazu behilflich ſein.
Denn, legt' auch ich nicht Hand mit an, er würde drum
Nicht minder ſchnell zu Grunde gehn. Schon hab' ich mir
Bei dieſem Markteinkauf von einer Mine Werth
Sün[ Nummen 18) zuerkannt, bet Theil des Hercules 19).
Es iſt faſt ebenſo, wie wenn man Waſſer fid)
Von einem Fluß ableitet: thäte man's auch nicht,
Es flöſſe doch bie ganze Waſſermaſſ' in's Meer.
Auf bie Geſchenke deutend:)
So fließt auch das in's Meer und geht elendiglich
Zu Grund, und Niemand hat ein Wort des Danks dafür.
Wenn ich das ſehe, ſtehl' id, rapſ' id, raube mit
Vom Raub. — Die Huren ſind gerade, wie das Meer:
Was man ihm gibt, verſchlingt's und läuft nie über. Doch
Sft immer eit gewiſſer Unterſchied: das Meer
Behält und zeigt auch wieder, was man ihm vertraut;
Der Hure gib, ſo viel du willſt, nie zeigt ſich Was,
Nicht für den Geber, nod für bie Empfängerin.
41
Co fat aud) biefe Qure meinen armen Herrn
Mit ihren Schmeicheleien völlig vuinitt,
Um's Geld gebracht, um Anſehn, Freunde, guten Ruf.
Doch halt! ſie iſt hier in der Näh'. Ich glaube gar,
Sie Bat mid) plaudern hören. Von bem Wochenbett
Iſt ſie noch bleich. Ich rede ſie nun an und thu',
Als wär' mir nichts bekannt. (Gr tritt in bae aue) Seid ſchönſtens
mir gegrüßt!
Phrouneſion.
Sieh, unſer Geta! Nun, wie ſteht's? Geht's immer gut?
Geta.
Mir geht es gut; doch, wie ich ſeh', dir weniger.
Indeſſen bring' ich Was, das dir aufhelfen kann:
Mein Herr, dein Angenſtern gab mir Befehl, dir die
Geſchenke, die du jene Leute tragen ſiehſt,
Ju bringen, unb fünf Silberminen nod) dazu.
Phroneſion.
Beim Pollur! das iſt nicht verloren; hab' ich ihn
Doch gar ſo lieb.
Geta.
Auch bittet er dich ſchön, damit
Vorlieb zu nehmen.
Phroneſion.
Dankbar nehm' ich Alles an.
Man trag' es gleich in's Haus hinein! Geh', Cyamus!
Hört ihr, was ich befohlen?
Geta.
Die Geſchirre nicht,
Die ſollten erſt gereinigt werden.
Phronefion.
Ha, du biſt
Sehr umverſchämt!
48
Geta.
Sm Ernſt? Du nennſt mich unverſchämt,
Du, die du ſelbſt die Herberg' aller Schande biſt?
Phroneſion.
Sag' an, wo iſt Dinarch?
Geta.
Daheim.
Phroneſion.
Meld' ihm, daß ich
Um der Geſchenke willen, die er mir geſchickt,
Vor allen Männern ihn weitaus am liebſten Bab,
Auch ihn vor allen hoch in Ehren halten will.
Ich laſſ' ifm bitten herzukommen.
Geta.
Soll geſchehn.
(Ct bemerkt ben Stratophanes, ber fid am Fenſter ſehen läßt.)
Doch, wer ijt Der dort, ber [beinah] fid) ſelbſt zermalmt ?
Er iſt ſo grämlich, blickt ſo ſauer drein. Man ſieht,
Es drückt ihn Was im Herzen, ſei er wer er will.
Phronefion.
Er iſt's nicht anders werth.
Geta.
Warum?
RPhronefion.
. Kennſt bu ihn nidjt?
Gt war [dom ſonſt bei mir: ber Vater dieſes Kinds.
Bis morgen frif folí idj für feinem Unterhalt
SBejorgt ſein. Auf ifm hab' idj mum gewartet, ifm
Gehor gejdenft unb jebe Art Aufmerkſamkeit.
49
Geta.
Wem wäre biejer Schlingel, dieſer Taugenichts
Nicht wohlbekannt? Der iſt's?
Phronefion.
Der iſt's.
Geta.
Wie jämmerlich
Er mich betrachtet. Tief herauf ſteigt aus dem Bauch
Ein Seufzer ihm. Sieh, wie er mit den Zähnen fletſcht,
Sich an die Hüfte ſchlägt. Er treibt am Ende gar
Wahrſagerkünſte, daß er ſelbſt fij Schläge gibt ?9).
Stratophanes,
(ber bie ganze Unterredung gehört hat, zuerſt für ſich:)
Nun will ich meinem innern Sturme, meinem Zorn
Luft machen. — (Gc ſpringt durch bas Fenſter in das Zimmer.)
Sprich, woher du biſt, wem du gehörſt!
Was unterſtehſt bu bid, jo rückſichtslos von mir
Ju [preden ?
Geta.
Co beliebt mir's.
Gttatopbanes.
Das antworteſt bu
Mir in's Geſicht? | .
Geta.
Was ſonſt? Nicht eines Pfifferlings
Acht' ich dich werth. :
Stratophanes (qu Phroneſion:)
Und du? Wie unterſtehſt du dich,
Frei zu geſtehn, du liebeſt einen andern Mann?
Phroneſion.
Weil mir's beliebte.
Plautus. Der Grobian. 4
50
Cttratopfanes.
Sag' eimmal — das müdjt' id) bod)
Zuerſt erfahren — : Liebſt bu um fold) lumpiger
Geſchenke willen, für ben Kohl ba, ſolch Gefräß
Und ſolche Leier, dieſen ausgemergelten,
Friſirten Burſchen, der in allen Winkeln ſteckt,
Den Trommelraßler ?!), Taugenichts?
Geta.
Was ſagſt du da?
Du unterſtehſt dich, meinen Herrn zu ſchimpfen? Schuft,
Abgrund jedweden Laſters!
Stratophanes.
Noch ein einzig Wort,
So hau' ich dich in Stücke.
Geta.
Nur mich angerührt,
Und, tie eim Lämmchen, reiß' id) mitten bid) entzwei.
Wenn du beim Heer für einen Krieger giltſt, bin ich
Mars im ber Küuche.
Phroneſion (ju Stratophanes:)
Bleib' in Ordnung; zanke dich
Mit meinem Gäſten nicht, bie mir verehren, was
Mir Freude macht; was du gibſt, ſchlag' ich nicht hoch am.
Stratophanes.
So ſind denn meine Gaben hin, und ich dazu
Verloren!
Geta.
So iſt's. Doch, warum noch immer hier,
Verhaßter, ber ſelbſt feine Schmach geſtehen muß?
Stratophanes.
Beim Hercules! heut iſt's aus mit mir, wenn ich den Kerl
Vom Bag nicht treibe,
51
Geta (brobenb :) -
Komm' nut fer, tritt mur. heran!
Stratophanes.
Du drohſt nod, Schandenkerl? In Stücke hau' ich dich
Gleich jetzt! Wie kamſt du her? Was haſt du hier zu thun?
Wie kommt's, daß du bekannt mit meiner Liebſten biſt?
Noch eh' die Hand du wendeſt, biſt du ſchon des Tods.
Geta.
Die Hand ich wende? Was?
Stratophanes.
Thu', was ich ſage. Doch
Bleib' nur; ich will dich augenblicks in Stücke hau'n.
Get (Geht auf iit [03.)
e d.
Am Beſten iſt's, id) gebe nad. bier ift. Verrath.
Dein Schwert iſt länger, als das meine. Laſſ' indeß
Mich einen Bratſpieß holen, wenn du Luſt zum Kampf
Verſpurſt. Dann, griegehen will ich einen billigen
Schiedsrichter wählen — Gur f$) Doch, warum ſchleich' id)
mich nicht
Pine, fo fang ich's nod) mit feiler aut vermag?
(Gr macht fij ſchnell davon.)
Vierter Auftritt.
Phroneſion. Stratophanes.
Phroneſion Qu ihren Sflapiunen :)
Gebt mir bie Sohlen, füfrt mid) ſchnell in'8 Haus Dinein,
Denn von bem Luftzug tfut ber Kopf mir [djred(id) weh.
Stratophanes.
Und was wird dann aus mir, dem die zwei Sklavinnen,
Die ich dir ſchenkte, weh thun? Bleibt's dabei? Du gehſi?
4*
52
Phroneſion.
Hm, wie du's werth biſt. (Sie wird weggeführt.)
Stratophanes.
Was? du ſetzſt mich vor die Thür?
Ja, ja, 's iſt ſonnenklar, ich bin hinausgeſperrt.
Mir ſpielt man ſchön mit. Gut. Jetzt foftet8 mur ein Wort,
So ſchlag' ich dieſem ganzen Haus die Knochen ein.
. Gibt'8 Etwas in ber Welt, das von bem Weibervolk
Die Qabjudt nimmt? Seit fie ba8 Kind geboren. fat,
Wirft fie bie Jta" empor, — (S8 ijt, als fagte fie:
3d heiß' bid) nicht bineingefi, nod) verwehr' idj'8 bir.
Ich aber mill nidjt, gefe nidjt. Ich bring'8 dahin,
Daß fte nad) menig Sagem mid) „hartherzig“ nennt.
(Zu feinem Burſchen.) Du, folge mir, Es ift genug ber S'Borte jet.
Vierter Akt.
Erſter Auftritt.
Strabax. Nachher Aſtaphion. |
9
Cttabar.
Mein Vater trug mir auf, heut mit bem Früheſten
Auf's Land au gehn, ben Ochſen Gide[n auszuthun
Zum Morgenfutter. Kaum war dort ich angelangt,
So ſtellte, wie durch Götterwink, der Mann ſich ein,
Der uns das (Gelb für Tarentiner-Schafe ?2), bie
Er meinem Vater abgekauft, noch ſchuldig war.
Er fragte nach dem Vater. „Der ſei in der Stadt“
Erwidert' ich. Nun frag' ich ihn, was ſein Begehr
Bei dieſem ſei? Da nimmt den Beutel er vom Hals 28)
Und zahlt mir zwanzig Minen. Freudig nehm' ich die
53
Und fede fie gu mir. Er geft. Nun fab idj bie
Verirrten Schaͤflein in bem Beutel nach ber Stadt
Getragen. Wahrlich, Mars muß hoch ergrimmet ſein
Auf meinem Vater, weil bie Wölfe gar [o nah
Bei feinen Schafen ſind. Jetzt will ich all bie ſchön—
gepuBtemn Herrchen in der Stadt mit einem Wurf
Vom Sattel heben, alle jag' ich aus dem Haus.
Zuerſt will ich ben Vater über'n Daumen drehn,
Sodann die Mutter. Dieſes Geld hier bring' ich heut
Ihr, die mir theurer ſelbſt, als meine Mutter iſt.
(Gv klopft gn Phroneſions Thüre.)
$e! Iſt hier Jemand ober Niemand? Wer macht auf?
Aſtaphion (tritt aus bem. Hauſe).
Warum jo fremd, mein fieber Strabar? Sprich, matum
Trittſt bu nidjt fogíeid) ein? Iſt ba8 am lag bei bir,
Der fier bod) wie zu Qau8 ii?
Girabar.
Nun, idj fomme jdjon.
Glaub' nid, baf id) mid) [ang beſinne. — (uo im das Haus.)
Aſflaphion.
Das iſt hübſch.
Zweiter Auftritt.
Aſtaphion. Stratilar (tritt auf).
Stratilar.
Ich wundre mich, daß Strabar, unſer junger Herr,
Noch nicht vom Land zurück iſt; wenn er nur nicht gar
Hier dem Verderben insgeheim verfallen iſt.
Aſtaphion (für f, bod fo, daß Stratilax es hört:)
Der wird mich ſchön anplärren, wenn er mich erblickt.
Stratilax.
Ich bin jetzt weit nicht mehr ſo wild, Aſtaphion,
54
Wie früer, bim nidjt mefr fo grob: befürchte Nichts.
Was willſt bu?
Aftaphion.
Was? Auf deine Grobheit wart' ich hier.
Gtretilar.
Cprid) mur, befieb( mur, was bu willſt unb wie du willſt;
Ich bin gang new geartet, nidjt ber Alte mefr,
Kann lieben, kann eim Hürchen unterhalten aud.
Aſtaphion.
Das lautet ja ganz hübſch. Doch, (pg! mit, Daft but auch —
Cttatilag.
Ginen Paraſiten, nteinft bu?
Aſtaphion.
Haſt es auf das Haar
Getroffen, was ich ſagen wollt'.
Gttatifag.
(i, feit ich mid)
Co vielfach im ber Stadt bemege, bim id) gan
Ge|prüdjig, bim fogar eim redjter Schwadroneur.
Aſtaphion.
Was ſoll das heißen? Gibſt bu deinen Späſſen gar
Den Namen „Schwadronagen?“
Stratilax.
Richtig; Beides ſticht
Nur wenig von einander ab.
Aſtaphion.
Komm', lieber Schatz,
Mit mir in's Haus herein.
Stratilax (gibt ir Geb).
Nimm dieſes fier; behalt's
Als Ufgeld: dafur bleibſt du Beute Nacht bei mix.
55
⸗
Aſtaphion.
Ich bin des Tods! „Ufgeld“? Was ift das füt ein Thier?
Du willſt gewiß „Daraufgeld“ ſagen.
Stratilax.
Das „Dara —"
Erſpar' ich mir; ſagt doch der Präneſtiner auch
„Spital“ ſtatt „Hoſpital.“29)
Aſtaphion.
Komm' mit mir, ſei ſo gut.
Stratilax.
Ich muß den Strabar erſt erwarten, der vom Land
Hereinkommt.
Aftaphion.
Strabar iſt bei uns; den Augenblick
Kam er vom Land zurück.
Stratilar..
Und iſt bei euch, noch eh'
Er ſeine Mutter grußte? Ha, ber Taugenichts!
Aſtaphion.
Schon wieder das gewohnte Lied? e
Gitatilar.
3d) fage 9tidte.
Aſtaphion.
Komm' doch herein, gib mir die Hand.
Stratilax.
Da haſt du ſie.
In eine Herberg werd' id) nunmehr eingeführt,
Wo man mich für mein Gelb ſchlecht gnug bewirthen wird.
(Beide ab in das Haus.)
56
Sritter Auftritt.
dinatrdus.
Noch iſt Der nidjt geboven, wird's aud) nimmermehr,
Dem ich nach Wort und That ſo ſehr verpflichtet bin,
Wie dir, o Venus! Große Götter, wie vergnügt
Bin ich; vor Freude komm' ich noch ganz außer mir!
Welch frohe Botſchaft hat mir heute Cyamus
Gebracht: mit Wohlgefallen hat Phroneſion
Was ich ihr ſchenkte hingenommen. Welche Luſt
Gewäahrt [dom das! Doch honigſüßer ift mir noch,
Daß ſie des Offiziers Geſchenke mit Proteſt
Zurückgewieſen. Jetzt hab' ich gewonnen Spiel.
Wenn der Soldat den Abſchied kriegt, geht ſie mit mir
Zu Grunde. Mir iſt wohl, weil ich zu Grunde geh';
Ging' ich zu Grunde nicht, ich wäre mauſetodt.
Nun will ich lauern, was geſchieht, wer in das Haus
Hinein und wer herausgeht; will von fern erſpähn,
Wie ſich mein Glück geſtaltet. Eines quält mich nur:
Ich habe Nichts; (o greif' ich's denn mit Bitten ai.
(Gr tritt beiſeite.)
Vierter Auftritt.
Dinarchus. Aſtaphion.
Aſtaphion (prit ins Haus hinein mit Phronefion:)
Ich will das Meine ſchon beſorgen, Herrin; ſieh
Nur zu, wie drinn du ebenſo das Deine thuſt.
Dein Liebſter ſei, wie ſich's gehört, ſtets der Profit;
Den Andern beutel' aus, bis lotterleer er iſt.
So lang er Luſt und Geld hat, nutze deine Zeit;
Kram' alle deine Reize dem Verliebten aus,
Laſſ' ibm fid dran erfreun. Ich ſtell' indeß hierher
Als Wache mid); fo fang, als er feit Vatergut
51
In's Qau8 bir ſchleppt, faf id) Niemand hinein, Bec euch
Jut Laſt fein fónnte, Gef, zieh' alle Saiten auf!
Sinatdjus (itt vor:
Wer ift ber „Andre?“ — Gi, fag" an, Aſtaphion,
Wer fol zu Grund geridjtet. werben?
Aſtaphion.
| Du mart Bier?
Dinarchus.
Bin ich etwa beſchwerlich hier?
Aſtaphion.
Jetzt mehr, als ſonſt.
Wer uns nicht Nutzen bringt, iſt uns zur Laſt. Doch, hör',
Ich muß bir Was erzählen.
Dinarchus.
Was? Betrifft es mich?
Aſtaphion.
Nicht im Geringſten. Aber der im Hauſe drinn,
Was ber für Biſſen hergibt!
Dinarchus.
Was? Ein neuer Schatz?
Aſtaphion.
Einen vollen, noch ganz unberührten Schatz hat ſie
Erwiſcht.
Wer iſt's?“
Dinarchus.
Aſtaphion.
Du ſollſt's erfahren; ſchweig' jedoch.
Kennſt bu den Strabar?
Dinarchus.
Freilich.
58
Aſtaphion.
Der nimmt jetzt bei uns
Den erſten Platz ein, iſt jetzt unſer Erntefeld;
Mit beſtem Willen treibt er ſeine Sache ſchlecht.
Dinarchus.
Und ich, fürwahr, bin auch caput!
Aſtaphion.
Du biſt ein Narr,
Der, was geſchehn iſt, ungeſchehen machen will.
Auch Thetis hat um ihren Sohn geklagt 28), allein
Es blieb beim Klagen.
Dinarchus.
Darf id) denn jetzt nicht hinein?
Aſtaphion.
Wie kannſt du mehr verlangen, als der Offizier?
Dinarchus.
Ich gab ja mehr.
Aſtaphion.
Drum wareſt du auch öfter drinn;
Nun gönn' auch Andern, welche geben, daß ſie Was
Dafür genießen. Du haſt ausſtudirt, daher
Laß, was du weißt, auch Andre lernen.
Dinarchus.
Immerhin!
Indeß ſei mir zu überdenken doch erlaubt
Was ich gegeben, daß mir's im Gedächtniß bleibt.
Aſtaphion.
Derweil Du, Meiſter, nachſinnſt, will ſie ebenfalls
Nachſinnen.
Dinarchus.
Und worüber?
59
Aſtaphion.
fie mar nunnit unb. nintmt,
Dinarchus.
Funf Silberminen hab' id) ihr erſt heut geſchickt,
Und Naſchwerk noch im Werth von einer weiteren.
Aſtaphion.
Sd weiß es; mir erhielten's. Deine Gite Tam
Uns recht au. ftatten.
Dinarchus.
Sollen meine Feinde nun
Mein Gut verzehren? Lieber ſterben, als mir das
Gefallen laſſen.
Aſtaphion.
Beſſer iſt's doch jedenfalls,
Der Feind beneidet uns, als wir den Feind. Es iſt
Ein elend Ding, wenn's Andern gut, uns ſchlimm ergeht,
Nichts Beſſres wiſſen; als den Neid. Der Neider darbt,
Der, dem man neidig iſt, beſitzt. Du biſt ein Narr.
Dinarchus.
Warum?
Aſtaphion.
Bleib' da.
Dinarchus.
Was denn?
Aſtaphion.
Weil ich's ſo haben will.
Dinarchus.
So ſoll ich denn an den von mir gelieferten
Eßwaaren nicht auch Antheil haben?
60
9(ffappio.,
Wollteſt bu
Den haben, muftejt bu bie Hälfte gleid) gu bir
Hinſchaffen laſſen; benm bei un8 geht's eben[o,
Als voie imt Acheron: wir laſſen gu un8 eim;
Was aber einmal drinn ijt, kann nidjt mehr heraus.
Gehab' bid) wohl. (Sie will geben.) -
Dinarchus.
Bleib!
Aſtaphion.
Laß mich fort!
Dinarchus.
e
Aſtaphion.
Du darfſt hinein.
In dein Haus.
Dinarchus.
Nein, in eures.
Aſtaphion.
Geht nicht.
Dinarchus.
Geht recht gut.
Ich will's verſuchen.
Aſtaphion.
Warte noch. Verſuchen iſt
Gewalt. Wenn kein Geſchäft ſie abhält, meld' ich dich.
(Sie ſucht ſich loszumachen.)
Dinarchus.
Nein, bleibe da!
Aſtaphion (indem fie wegeilt:)
Es iſt vergeblich.
61
Dinarchus (ruft ihr nach)
Wirſt du bald
Zurückekommen, ober nidjt?
Aſtaphion.
Ich komme. Jetzt
Ruft die mich, die mehr Macht hat über mich, als du.
Dinarchus.
Ein Wörtchen nod: fag nid hinein.
Aſtaphion.
Geh' Lugenmaul;
Du ſprachſt von einem Woͤrtchen, unb jetzt ſagſt bit. drei,
Und Lügen noch dazu. — (a5 in das Haus.)
Dinarchus.
Fort iſt ſie, iſt hinein!
Das ſoll ich mir gefallen laſſen? Nein, bei Gott,
Auf offner Straße will ich's, Hexe, dir zuſchrein,
Daß gegen alles Recht du Geld von aller Welt
Genommen haſt. Bei allen Richterſtühlen ſoll
Dein Name figuriren. Vierfach ſollſt bu mir's
Entgelten, Kindesräuberin, Giftmiſcherin!
Sd) will, beim Pollux, deine ganze Schändlichkeit
Aufdecken. Nichts mehr hab' ich, Alles iſt dahin,
Was ich beſaß: das macht mich keck. Ich habe nicht
Co viel mehr, daß ich Schuhe dafür kaufen kann.
Doch, weßhalb ſchrei' ich ſo? Wenn ſie mich jetzt zu ſich
Einlüde, ſchwört' ich hoch und theuer, nicht zu gehn.
Welch diumm Geſchwätz! Wer mit der Fauſt auf Stacheln ſchlägt,
Dem thut die Hand nur weher noch. Es iſt umſonſt,
Anf Jemand zornig feu, dem wir gleichgiltig ſind.
Doch wer ift das? Ihr Himmliſchen! Callicles iſt's,
Der alte Herr, einſt mein Verwandter: ſieh, er führt
Gebunden zwei Weibsbilder her; das eine iſt
62
Die SBaberim, das anbre jeime eigne Magd.
Wie fürcht' ich, von der einen Sorge ſchon gequält,
Man decke meine frühern Sünden auch noch auf.
Fünfter Auftritt.
Dinarchus. Callicles mit ber Gaderin unb einer andern Sklavin; Beide gc
bunden; er ſchlägt mit dem Stocke auf ſie.
Callieles (ju feiner Tochter in's Haus Bineim:)
Dich ſollt' ich ſchmähen, oder dich verwünſchen gar?
Ihr kennt ja, dächt' ich, mein Gemüth ſo ziemlich ſchon,
Was für ein ſanfter, mildgeſinnter Mann id) bim.
(Bu ben beiden Weibsperſonen:)
Euch ließ ich knebeln, habe mit dem Prügel euch
Verhört; noch weiß ich, was ihr eingeſtanden habt;
Jetzt will ich aber, daß ihr ohne Hinterhalt
Mir gleichfalls ein Geſtändniß ablegt. Zwar ich weiß,
Ihr beide gleicht an Liſt den Schlangen, darum ſag'
Ich aud) im Voraus: zeigt euch doppelzüngig nidjt ,
Sonſt fändet leicht auch mit zwei Zungen ihr den Tod;
Auch könnt' e8 ſein, daß zu ben Schellenmännern ?5) ihr
Die Reiſe machen dürftet.
Sklavin.
Die Gewalt zwang uns
Wahrheit zu reden: ſo ſind von den Riemen uns
Die Arme wund.
Callicles.
| Wenn ifr bie Wahrheit mit befennt,
Sollt ijr ber Bande lebig werden.
Dinarchus (üc n5»
- Noch bin id)
Nicht recht im Klaren, was hier vorgeht; dennoch iſt
Mir bang.
63
Sklabin.
Ich möchte wiſſen, was ich Schlechtes that.
| Callicles.
Vor Allem ſtellt euch auseinander.
Er ſtellt die beiden Weibsperſonen, die eine auf die rechte, die andere auf die
linke Seite.)
Sehet, ſo.
So will ich's haben. Winkt einander ja nicht zu;
Ich bin bie Scheidwand zwiſchen euch. (Zu der Stlavin.; Nun
rede du.
Sklavin.
Was ſoll ich reden?
Callicles.
Was iſt mit dem Kind geſchehn,
Dem Kinde meiner Tochter, meinem Enkelkind?
Den Hauptpunkt klärt mir auf.
Sklavin.
Ich gab es dieſer hier.
Callicles.
Jetzt ſtill! (gur mabein:) Haſt bu das Kind von ber befommen?
Baderin.
| 3o.
Callieles.
Jetzt ſtill! Mehr brauch' ich nicht; ſie hat genug bekannt.
Baderin.
Ich läugn' es nicht.
Callieles.
Das färbt bir deinen Rücken blau.
Bis jetzt ſtimmt Beider Ausſag' überein.
64
Dinarchus.
Weh mir!
Jetzt kommen meine Sunden am ben Tag, die ich
Verborgen glaubte.
Gallicle8 (ur. Stlavin:)
Sprich bi: wer befahl bir; ber
Das Kind gu geben?
Sklavbin.
Meine ältre Herrin.
Callieles Gur Baderin:)
Du,
Warum nahmſt du das Kind?
Baderin.
Weil mich die junge Frau
Ein Kind ihr bringen hieß, und zwar ganz insgeheim.
Callicles.
Sprich: was iſt weiter mit dem Kind geſchehn?
Baderin.
Ich trug's
Zu meiner Frau.
Callicles.
Was Bat bie mit bem Kind gemadt?
Baderin.
Sie gab's gleich meiner Frau.
Callieles.
Zum Henker! welcher Frau?
Baderin.
Wir haben zwei.
65
Callieles.
Nimm dich in Acht, ſprich eher nicht,
Als du gefragt wirſt, und nur das, um was man fragt.
Baderin.
Die Mutter, ſag' ich, gab's der Tochter zum Geſchenk.
Gallicles.
Su fpridjt jetzt mehr als fonjt, fag idj'.
Baderin.
Du fragſt auch mehr.
Callicles.
Antworte ſchnell: Was that die, die's geſchenkt erhielt?
Baderin.
Sie ſchob es unter.
Gallicle8.
Wem?
Baderin.
Sich ſelbſt, als eignes Kind.
Callieles.
Als eignes Kind? Gerechte Götter! zeuget mir:
Um wie viel leichter hat doch die ein fremdes Kind
Geboren, als die rechte Mutter! Ohne Schmerz
Hat ſie ein Kind geboren. Glücklich iſt der Knab':
(Sr hat zwei Mutter, zwei Großmütter auch; mut das
Fürcht ^ wie biel er 3Büter fat. $O Weiberpack!
Sklavin.
Mehr Bodheit iſt hiebei doch auf ber Männer Seit',
Als auf ber Weiber. Gin Mann war'gs, der fte ſchwängerte,
Kein Weib.
Plautus. er Grobian. b
66
Gallicles.
Das weiß ich audj, bu haſt fie gut bemadjt.
Sklavin.
Mehr kann, wer ſtärker iſt. Es war ein Mann, der mehr
Vermocht' als ich; was er begehrte, trug er weg.
Callicles.
Dir aber trug er ſicher großes Unheil zu.
Sklavin.
Das wif id) aus Erfahrung, ohne daß du's ſagſt.
Callicles.
Noch konnt' ich nicht von dir ermitteln, wer er war.
Sklavin.
Ich ſchwieg bis jetzt, nun aber ſchweig' ich länger nicht;
Da er zugegen iſt, bin ich genöthiget
Ihn anzugeben.
Dinarchus (uv ſich:)
Wie verſteinert ſteh' ich da,
Ich wag's nicht, mich auch nur zu rühren. Wehe mir!
'8 ijt Alles ruchbar. Jetzt wird über meinen Kopf
Gericht gehalten. Was hab' ich gethan, ich Thor!
Mir banget, daß ſie demnächſt meinen Namen nennt.
Callitles (jur Sklavin)
Wer hat die Unſchuld meines Kinds gemordet? Sprich!
Sklabin (lickt verſtohlen gu. Dinarchus hinüber:)
Ich ſeh' dich wohl, wenn gleich ob deiner Schlechtigkeit
Du an die Wand dich drückſt.
Dinarchus (ür f$)
Ich bin nicht todt und nicht
Lebendig, weiß mir nicht zu helfen: ſoll ich weg,
Soll ich hinzu? Die Furcht hat mich ganz ſtarr gemacht.
61
Gallicle8 (qur Gttavin:)
Nun, fagft du's, ober nidt?
Sklavin.
Dinarchus, dem du ſie
Zuerſt verſprochen haſt.
Callitles.
Wo iſt er, den du nennſt?
Dinarchus (aus ſeinem Verſteck hervortretend:)
Hier ſiehſt du mich vor dir, Callieles! Auf den Knien
Beſchwör' ich dich, ertrag' es als ein kluger Mann,
Was meine Thorheit that. Vergib mir! Es geſchah,
Als die Beſinnung mir vom Wein geraubet war.
Callicles.
Das iſt kein ſchöner Zug von dir. Du ſchiebſt die Schuld
Auf einen Stummen, einen der nicht reden kann.
Der Wein, könnt' er nur reden, witrbe fid) gewiß
Vertheidigen. Der Wein ſoll nie dem Mann das Maß
Beſtimmen, nein, der Mann dem Wein, iſt anders er
Gin braver Mann. Wer freilich überhaupt Nichts taugt,
Der bleibt, er mag getrunken haben, oder nicht,
Ein Taugenichts.
Dinarchus.
Ich weiß es wohl, man gibt mic viel
Zu hören, was mir nicht gefällt, allein ich muß
Es horen, denn id) hab's verſchuldet. Ich geſteh',
Daß ich mich ſchwer an dir verfehlt.
Sklavin.
Callicles, thu'
Doch keinem Menſchen Unrecht: Der Beſchuldigte
Spricht frei, indeß die Zeugen du gefeſſelt hältſt.
5*
68
Callicles (gu ſeinen &ttaven 2)
Sie Zwei ba bindet (08! (gu ben meibern:) Nun padt euch: bu
nach Haus,
Du auch! Und melde deiner Frau, daß ſie das Kind
Jurüdgibt, menn man's holt. (gu dDinarchus) Du folgſt mir vor
ericht.
Dinarthus.
Ich vor Gericht? Warum? Mein Prätor biſt ja du.
Allein um Eines nur, Callicles, bitt' ich dich:
Gib Deine Tochter mir zur Frau.
Callicles.
Ich merke wohl,
Du haſt den Richter in der Sache ſelbſt gemacht,
Nicht lang gewariet, bis ich ſie dir gab, haſt ſelbſt
Sie dir genommen: habe ſie nun, wie ſie iſt.
Allein zur Strafe für den Streich zieh' ich dir ſechs
Gewichtige Talente ?") von ber Mitgift ab.
Dinarchus.
Nicht mehr, als billig.
Callicles.
| Jetzo wird's art SSeftem. fein,
Du füfft ba8 Kind bort Bofem, mo e8 ijt; umb dann
Führ' auch baldmöglichſt deine Frau mir aus bem Haus.
Ich aber ſchicke ſogleich meinem Gegenſchwähr
Die Botſchaft zu: er mög' um eine andere
Partie für ſeinen Sohn fid) umſehn. (Ab.)
Dinarchus.
| Unverweilt
Fordr' ich das Kind zurück, daß ſie mir nachher nicht
Mit Lügen kommt. Indeß, es nützt [te Nichts, fle Dat
Freiwillig ja den ganzen Hergang aufgedeckt.
Doch, ſieh', da kommt ſie, wie gerufen, ſelbſt heraus.
69
Was bie für einem langen Stachel bei fid füftt,
Womit fie mir von Ferne ſchon ba8 Herz zerſticht.
Sechster Auftritt.
Dinarchus. Phroneſion. In ber gerne Aflaphion.
Phroneſion
Stockdumm und tölpiſch iſt das Freudenmädchen, die
Beim Wein nicht ihren Nutzen ſtets vor Augen hat.
Mag jedes Glied an ihr vom Wein befeuchtet ſein,
Wenn nur der Kopf noch nüchtern iſt. — Es ärgert mich,
Daß meiner Badrin man ſo ſchlimm hat mitgeſpielt.
Sie ſagt, es habe ſich gezeigt, Dinarchus ſei
Der Vater des [untev[djobnen] Kinds.
Dinarchus.
Ich will doch hin
Zu ihr, im deren Händen meine Sachen all'
Und meine Kinder ſind.
Phronefion.
Da iſt er ja, der mich
Zum Vormund über feine Güter einge[ett.
Dinarchus.
Weib, eben bin ich zu dir auf dem Weg.
Phroneſion.
Was ſoll's,
Mein Süßer?
Dinarchus.
Nichts ba, „Sußer“! of bie Narrethein;
Für dießmal handelt ſich's um ganz was Anderes.
Phronefion.
Ich weiß wohl, was du willſt, verlangſi und fordereſt:
10
Du willſt mid) fen, verlangſt, bag id) bid) lieben foll,
Und forberft mir ben Knaben ab.
Dinarthus.
Ihr Himmliſchen,
Wie die doch ſo verſtändlich ſpricht! Mit Wenigem
Hat ſie die Sache ſelbſt berührt.
Phronefion.
Ich weiß bereits,
Daß eine Braut du haſt und von der Braut ein Kind,
Und daß du eben im Begriffe biſt, als Frau
Sie heimzuführen; bag beim Herz mo anders iſt,
Und daß du mich wirſt ſitzen laſſen. Denk' indeß
Des Spruchs: das kleine Mäuslein iſt ein kluges Thier,
Das nie ſein Leben einem Loche nur vertraut,
Damit, wenn ein Ausgang verſtopft iſt, ſie zur Flucht
Sich immer eines andern noch bedienen kann.
Dinarchus.
Wenn mir's einmal bie Zeit geſtattet, ſprechen wir
Ausfuhrlicher noch über dieſen Gegenſtand.
Jetzt gib den Knaben her!
Phronefion.
Nur ein Paar Tage noch
Sof ibn bei mir.
Dinarchus.
Nein! nein!
Phroneſion.
Doch ja, ich bitte dich!
Dinarchus.
Wozu kann das bir dienen?
Phroneſion.
Nutzen zieh' ich draus,
ACC (7r
———A 2d
11
Nur nod) brei Tage [fafj/ e8 mir], um irgendwie
Den Offizier qu prellem. Trägt mir's Gtma8 ein,
So fommt'8 audj bir gu gut. Nimmſt bu ba8 Kind mir meg,
Dann (titbi mir alle Hoffnung bei bem Kriegesmann.
Dinarchus.
Co mag's geſchehn. (Fur ſich:) d) könnt' es, wollt' id) aud), ihr bod)
Nicht weigern. (Eaut.) Nütze denn das Kind für deinen Plan
Und ſorg' dafür, die Mittel haſt du ja dazu.
Phronefion.
Beim Caſtor, nun biſt du mir noch einmal ſo lieb!
Wenn dir's daheim nicht wohl iſt, flüchte dich zu mir;
Du wirſt mir ſtets ein Freund ſein, den ich brauchen kann.
Dinarchus.
Leb' wohl, Phroneſion.
Phroueſion.
Nennſt bu deinen „Augenſtern“
Mich jetzt nicht mehr?
Dinarchus.
Die Zeit wird kommen, wo ſich auch
Der Name wieder einſtellt.
Phroneſion.
Sonſt noch was?
Dinarchus.
Leb' wohl!
Sobald ich's möglich machen kann, beſuch' id) bid). m.)
Phroneſion.
Da geht er hin; fort iſt er! Nun kann ich mich frei
Ausſprechen. Wahr iſt doch, wie es im Sprichwort heißt:
Wo Freunde ſind, da ſind auch Schätze. So gewährt
Auch der mir Hoffnung, heute noch den Offizier
Daran zu kriegen, den ich mehr lieb', als mich ſelbſt,
Wenn ich von ihm erhalte, was mein Herz begehrt.
So viel wir auch hinwegſchleppt ſchon haben, zeigt
Cid) bod) nidjt biel bon bem, was uns gegeben warb:
Das ift ber Freudenmädchen Glanz!
Aſtaphion (läuft ſchnell herbei).
Still, ſtill!
Phronefion.
Was gibt's?
Aſtaphion.
Der Vater deines Kinds iſt da!
Phroneſion.
Laſſ' ihn nur ſelbſt
Herkommen, wenn er's nur auch iſt. Gerades Wegs
Mag er, wie's ihm um's Herz iſt, kommen. Nur heran,
Dem ſetz' id) Deut mit meinen Räanken tüchtig zu.
Fünfter Akt.
Erſter Auftritt.
Stratophanes. Phroneſion. Aſtaphion.
Stratophanes.
Da geh' ich nun zum Liebchen, ihr den Minneſold
Zu bringen und — bereite mir den Untergang.
Weil ſie, was ich bereits an ſie verſchwendet, nicht
Gar freundlich aufnahm, leg' ich auch noch das hinzu.
Doch was? da ſteht die Herrin ſammt der Magd vorm Haus;
Ich will doch hin. Was macht ihr da?
Phronefion.
Laß mich in Ruh'!
13
Stratophanes.
Du biſt recht grauſam.
Phronefion.
Laß mich; mußt du mir denn ſtets
Beſchwerlich ſein?
Stratophanes.
Was ijt denn das, Aſtaphelchen?
Aſtaphion.
Sie iſt dir bös, und zwar mit Recht.
Phronefion.
Ich? Immer noch
Zu wenig bös.
Stratophanes.
Hab' ich, mein Schatz, zuvor eren,
Co bring' id bit als Buße dieſe Mine Gotb
Willſt du mir keinen Glauben ſchenken, ſchau' daher!
Phroneſion.
Die Hand verbeut, Etwas zu glauben, eh' ſie's hat.
Das Kind braucht Nahrung, dieſe braucht die Mutter auch,
Die für des Kindes Wäſche ſorgt; die Amme braucht
Ein volles Fäßchen alten Wein, um Tag und Nacht
Zu trinken. Da muß Feuer, müſſen Kohlen ſein;
Da braucht man Windeln, Kiſſen, Wiegen, Bettgewand,
Braucht Oel, braucht Mehl für's Kind; den ganzen Tag hindurch
Braucht man: Soldatenkinder laſſen ſich doch nicht
Mit Zwiebeln aufziehn.
Stratophanes.
Sieh mich doch nur an und nimm
Dieß hier; beſchaffe dafür, was du brauchſt.
14
Phroneſion.
Gib her,
Es iſt zwar wenig gnug.
Stratophanes.
Ich will dir überdieß
Noch eine weitre Mine geben.
Phroneſion.
Bagatell!
Stratophanes.
Was dir beliebt, was du verlangſt, ich ſchaff' es an.
Nun gib mir einen Kuß.
Phronefion.
So laß mich doch in Ruh',
Verhaßter Menſch!
Stratoͤphanes.
Da kommt's zu Nichts; ſie liebt mich nicht.
Der Tag verſtreicht. Ich hab' an Liebe nach und nach
Mehr als zehn Pfund verloren.
Phroneſion (zu Aſtaphion:)
Nimm das, trag's hinein.
(Aſtaphion ab.)
Zweiter Auftritt.
Stratophanes. Phroneſion. Strabax (fommt betrunken aus Phroneſions Qaufe.)
Strabax.
Wo iſt doch nur mein Liebchen? Weder auf dem Land,
Noch hier gibt's jetzt zu thun. Der Roſt frißt mich nod) am.
Vor lauter Warten auf dem Bett bin ich ſo hart
Wie Eiſen] worden, bin ganz elend dran. Doch, ſieh,
iDa iii [ie jo. Mein Gdügden, fe, was treibeſt bu?
D
(ON 4 Mw
19
Stratophanes.
Wer iſt der Burſche dort?
Phroneſion.
Beim Caſtor, Einer, der
Mir lieber iſt, als du.
Stratophanes.
Als ich? In welcher Art?
Phroneſion.
In ber Art, ba bu mir nicht ſollſt beſchwerlich ſein. (git gegen)
Stratophanes.
Nun gehſt du fort, da du das Geld haſt?
Phronefion.
Drinn im Haus
Hab' ich verwahrt, was du mir gabſt.
Strabarx.
Da biſt du ja,
Mein Liebchen! Laß eim Wörtchen mit bir reden doch.
Phroneſion.
So eben wollt' ich zu bit.
Gttabar.
Zu mir, Süßeſte?
Phronefion.
Ja freilich; alles Ernſts.
Strabarx.
Erſchein' ich auch vor dir
Als Narr, ſo will ich doch 'mal mich erluſtigen.
Cei deine Schönheit nod) |o groß, gum Henker mit,
Senn id) am ifr nidjt meine Freude Baben ba.
16
Phroneſion.
Willſt bu umarmt ſein? Lüſtet bid) nach einem Kuß?
Strabar.
Thu', was du willſt, es wird mich freun.
Stratophanes.
Ertrag' ich das,
Daß ſie vor meinen Augen ſich von Anderen
Umarmen läßt? Ha, lieber ſterben! Thu' die Hand
Hinweg, Weib, wenn du nicht willſt, daß ich dich und ihn
Mit meinem ſieggewohnten Schwert dem Tode weih'.
Phroueſion.
Mit derlei Poſſen zwingſt du mich zur Liebe nicht,
Herr Kriegesheld; mit Eiſen nicht, mit Gold allein
Treibſt du die Liebesglut ihm aus, Stratophanes.
Stratophanes.
Beim Henker! Du, ſo ſchön und fein gebildet, hängſt
Mit Liebe dich an einen Kerl von dieſer Art?
Soronefion.
Erinnerſt bu bid) nidjt des Spruches, welden wir
Jüngſt im Theater hörten: wie's ber Nutzen heiſcht,
Zeigt Jeder ſich bald ſchlau, bald widerwärtig.
Stratophaues.
Magſt ſolchen Kerl umarmen, der von Schmutze fart?
Phronefion.
Starr' immerhin von Schmutz er, mir erſcheint er hübſch.
Stratophanes.
Gab ich nicht Geld her?
| Phronefion.
Mir? Ja, Koſtgeld für das Kind.
VD
Ti
-
Aſtaphion.
Wofern du hoffſt ſie zu beſitzen, koſtet dich's
Noch eine weitre Mine.
Stratophanes.
Hol' euch allzumal
Der Henker!
Strabax.
Spare das für dich als Reiſegeld.
Was iſt ſie dir denn ſchuldig ſonſt, als Dreierlei?
Stratophanes.
Dieß Dreierlei?
Ctrabag.
Salböl, 9tadjtlager unb eim Kuß.
Phroneſion.
Der zahlt mit gleicher Münze. Liebſt du mich jedoch,
So laß mir auch von dem, was dir am liebſten iſt,
Ein Weniges zukommen.
Stratophanes.
Und worin, ſag' an,
Soll das beſtehn? Recht gerne, weun's vorhanden ift.
Phroneſion.
Du faſelſt. Geh' nur, geh', ich hab' es überlegt.
Stratophanes (ju Strabax)
Mein Buürſchchen, bringe ja dir keine Wunde bel,
Du, mit den Eiſenzähnen. Die läßt alle Welt
Zu ſich. Die Hand hinweg von ihr!
€trabar.
Beim Herecules!
Du kriegſt gewiß noch wacker Schläge, tapfrer Held!
18
Stratophanes.
Ich gab ihr Gold.
Gtrabar.
3d Ciber.
Stratophanes.
Ich ein Purpurkleid.
Strabax.
Ich Schaf' und Wolle, und was ſonſt ſie noch verlangt,
Soll ſie bekommen. Beſſer iſt's, du kämpfſt mit mir
Mit Minen, als daß du mir mit der Miene drohſt 28).
Phronefion (rir ſich)
Ein feines Kerlchen, meiner Treu! (out) Fahr' immer fort,
Mein Strabar! Gur ſich) Narr unb Tölpel liegen fier imt Streit
Um ihren Schaden; mein Kopf iſt in Sicherheit.
Stratophanes.
Wohlan, Rekrut, gib du zuerſt.
Strabax.
Mach' lieber du
Den Anfang mit Verlieren und zu Grunde gehn,
Stratophanes (yu. Phroneſion:)
Hier ein Talent von Silber, ein philippiſches 29;
Nimm's hin!
Phroneſion.
Das machſt bu brav; fo biſt bu unſer Mann,
Doch leben mußt du von dem Deinen.
Stratophanes (zu Strabar:)
Was gibſt nun du? Den Beutel auf!
Phronefion.
Das heißt gemahnt.
19
Stratophanes.
Was furchteſt bu?
Strabarx.
Du biſt ein Fremder, aber ich
Bin hier zu Haus; ich fürchte vor den Meinen mich:
Ich zieh nicht hin und her. Hier in dem Beutel, der
Am Hals mir hängt, ſind Schafe: dieſe bring' ich ihr.
Stratophanes.
Und was gab ich! Wie hab' ich den Kerl abgeſtreift.
Strabar.
O nein, ich dich, weil ich gegeben.
Phroneſion (zu Strabar)
Komm' herein,
Sd) bitte bid). (Zu Ctratopganes:) (ud) bu ſollſt bei mir ſein.
Stratophanes.
Du willſt
Demnach mit mir es halten?
Strabarx.
^ Was, mit biejem ba? —
€ttatopbanes.
Ich gab zuletzt.
Phroneſion.
Du gabſt, der wird noch geben. Eins
Hab! ich, auf's Andre mart" ich. Aber euer Wunſch
Soll Einem mie bem Andern in Erfüllung gehn.
Gttabar.
Gut. Wie bie Sachen ſtehen, wird's am Beſten ſein,
Man nimmt, was man bekommt. — (s.
80
Stratophanes (igm nadrufenb:)
Das aber feib! id) nidit,
Daß bu bei Zijd auf einem Polſter mit mir liegft 39).
Phronefion (an bie Zuſchauer:)
Fürwahr, Deut fab idj einem guten Fang gethan;
Mein Plan gelang mir herrlich. Und weil id) [o qut
Für mid) ge[otgt, ſorg' idj auf gleidje Art für euch.
(8u einem ber Zuſchauer, ben fie beſonders in's Auge gefaBt. hat:)
Haſt bu vielleidjt auf Etwas bid) gefapt gemadit,
Co tfu' mir'$ baldigſt kund. (GWieder qum Publikum.)
Um Venus' Willen klatſcht
Uns Beifall zu: in ihrem Schutz ſteht unſer Stück.
Lebt wohl, ihr Herrn Zuſchauer, klatſcht und geht nach Haus.
— — — — —
Anmerkungen.
1) Als es Sorten von Gewichten gibt. — Satiriſche Anſpielung auf
die damalige ſchlechte Polizei, welche die verſchiedenartigſten Gewichte und Maße im
Handel und Wandel zuließ.
2) Aus Lemnos. — ., eine Inſel tim ägäiſchen Meere, nad) bem Helles⸗
pont unb Thracien zu gelegen, zwiſchen den Inſeln Tenedos und Thaſos. Es Des
fanden fij auf ifr zwei Städte, Hephäſtia unb Myrinag, daher fie bel bert Griechen
aud dínoàAig heißßt.
8) 9 tit biefer — zu tbun gebabt. — Hier oue alle unb jebe ob[certe
Stebenbebeutung. Dinarchus ftanb zu Aſtaphion in feiner andern Beziehung, al3
in ber, baf fie bie vertraute Dienerin feiner Ge[lebten, ber Phroneſion, mar.
4) Daß (dj in — mitbringen foll. — Nämlich bem Gtrabar.
5) Sie befigt — ben Pacht vom Staat. — Das Bild des Driginals
iff von ben Staatspächtern (publicani) bergenommen , welche bie Viehweiden des
Ctaate8 in Pacht hatten unb folde gegen weitern Sertrag im Kleinen miebet an
Andere vermertbeten. 98 app.
6) Hier if Nichts — bet X nbern anderer. — Sie Dbfcenitüt, melde
im BDriginalterte in biefer Ctelle Liegt, ift fo berb unb unferent Begriffe (ſelbſt von
Ausſchweifung) in fo hohem Grabe anwidernd, baB eine wörtliche Ucberfegung nach⸗
gerabe unmöglich if. G8 geſchah inbeB vom Ueberſetzer das Mögliche, um menig-
ſtens angubeuten, ma3 ber Dichter bem Publikum feiner Bett ganz un verblümt
zu geniefen gibt.
7) Vimm Bier bie ehrnen 98inge, trage fte yum Gdmude, —
Dffenbar eine 33o85eit, bie fid Gtratilag gegen Aſtaphion erlaubt. — Crft tbut er,
als wolle er ihr ein Präſent madjen; mun aber beutet. er. mit einem 9Rale auf
bie eBernen fettenvinge, welche entmeber zu wirthſchaftlichen Zwecken, ober zur Züch⸗
tigung der Sklaven vor dem Hauſe in Bereitſchaft lagen. Dieſe Ringe — das
Abzeichen des Sklavenſtandes — folle fie als beſtändigen Schmuck tragen; „denn“
— ſetzt er hinzu — „vbu biſt ja bod) leibeigen“.
8) Das ſind wohl Sab-Zropbüen? — Dieſe, jedenfalls corrupte Stelle
(ble Leſsarten ſchwanken zwiſchen Laviniao, Lavernae, Lavarii etc.) bat bet Gom:
wmentatoren früberer unb neuerer Seiten. viel. Kopfzerbrechens verurſacht, ojne baf
fie fid zu einem entfdiebenen Reſultat zu vereinigen vermodjten. Zo bie Ledart
Plautus. Der Grobian, 6
82
Lavinise feinen Sinn gebe will, fo theilten fid ble Erklärer zwiſchen Lavernae
unb Lasvari. — Lavernae hic sunt, quas habes victorias? wilrde heißen: finb
das Trophäen ber Lavernaf b, b. ber Göttin ber Diebe, alfo: ift das geftoblene
Guti effer gefüllt mir jebod) bie Erklärung Kuffners: Lavarii hie eunt, q. h. v.
fub das Badtrophäen ? Die 2üftllinge unb Weichlinge jener Seit pflegten nämlich
oft einen großen Theil ihres Vermögens in den mit äußerſtem Luxus eingerichteten
Bädern an Luſtdirnen zu verſchwenden.
9) Sen Geiern gleich drei Tage vorher wittern. — Der ältere
Plinius berichtet uns in ſeiner Naturgeſchichte, daß Umbricius, der berühmteſte
Haruſper feiner Seit (defſen Name aud) bel Tacitus Hist. I, 27 vorkommt), be
Bauptete, bie Geiler fliegen ſchon zwei bis brel Tage vorber um bem frt, mobin
Leichname zu [ieget kommen werden.
10) Heut am fünften Tag ben Göttern opfern. — Bei ben alten
Griechen liefen am fünften Tage nach der Geburt eines Kindes die Hebammen,
nachdem fie ſich zuvor durch Waſchen bie Hände gereinigt hatten, mit bem Kinde,
das ſie auf den Armen trugen, um den Feuerherd. Sie führten es dadurch gleich⸗
ſam in die Familie ein und empfahlen es dem Schutze der Hausgötter, denen der
Herd anſtatt des Altars diente. Man beging dieſe ſymboliſche Handlung als ein
Familienfeſt unb unter vielen Freudenbezeugungen unb Geſchenken. War das 9teu-
geborene eim Knabe, fo wurde bie Thüre mit einem Olivenkranze geſchmückt; mor
e8 abet ein. SRübdjen, mit Bolle, aum Beiden ber Arbeit, womit ſich das weibliche
Geſchlecht zu bejdüjtigen atte, — Bei ben 9tómern geſchah dieß hinfichtlich ber
fnaben am neunten. Sage.
11) $af fünf Minen man ihr überbringt. — Sie attijde Silber⸗
mine (bie bei Plautus vortommenben Gelbforten finb ſtets griedjifde) betrug 25 Thlr.
ober 43 f(. 4b fr. unſerer Währung, alſo 5 Minen — 1205 Thlr. ober 218 ff.
45 fr. Nach bemjelben Verhältniß finb aud) bie anberen in. unſerem Stücke vor:
kommenden Beträge vom Minen ausSjuredjnen. — Sechzig atti[de SRinen machten
ein attiſches Talent zu 1500 Thlr. ober 2626 fl. aus.
12) 2ucina zu verehren, meine Helferin. — Juno, welche von
ben Gebärenden angerufen wurde, führte als Geburtshelferin den Beinamen Lucina
(wörtlich: bie an's Licht Fördernde; baber Horaz, Säculargeſang 18. 165.
Du, die ſorgſam reife Geburt zu Tag bringt — —
Ob du auch Lucina dich lieber nenneſt u. ſ. w.
18) Schon Homeriden. — D. B. Nachahmer des Homer.
14) Für ein Rlagemeib, — Sei ben meiſten Völkern des Alterthums,
namentlich den Juden, Griechen und Römern, gab es beſondere Klageweiber, deren
ian bei Leichenbegängnifſen eine Anzahl um Lohn miethete, bie dann ein Klagelied
um den Verſtorbenen anſtimmen mußten; ein beſonderer Theil ihrer Aufgabe war,
das Lob desſelben zu verkündigen.
15) Mars grüßt Neriene, feine Frau. — Außer an unſerer Stelle
kommt Neriene auch nod bei Aul. Gellius XIII, 22 als Gemahlin des Mars
vor. Sie foll ſabiniſchen Urſprunges ſein unb bey Name in dieſer Sprache Stärke
unb Tapferkeit“ bedeuten,
CNONTN
83
160) Aus Cara, — Gata ober Sarra mar. ber frílbere Name ber Stadt
Tyrus in Phönizien. Der tyriſche Purpur mar im Witertbum weltberühmt.
17) Bei zwanzig Rinen. — 20 Minen — 500 Thlr. ober 876 ft.
vgl. Anm. 11.
18) Fünf Nummen. — Unter Nummus verſteht S. X. Gronov bel
Plautus insgemein ble Doppeldrachme, welche, bie einfache Drachme zu 7!/a Sgr.
oder 27 kr. gerechnet, 54 fr. unſeres Geldes beträgt; fünf Nummen alfo
— 4 ff. 80 f.
19) Sen Theil beg Hereules. — Sem Qerculed. wurden in Rom, wo
feine Verehrung ſchon felt ben. urülteften Reiter befonber8 groß mar, üufetft reiche
Opfer bargebradjt, unb zwar in Geftalt vor Zehnten, melde auf feinem Altare
(ara maxima) auf bem Forum boarium in $yolge von freimilligen Gelubben niebers
gelegt murbem, — Wenn Geta pier von ber 9Rine fünf 9tummen für fid) a(8 Theil
be8 Hercules (Bebnte) nimmt, fo fat er (nergl. 9mm, 11 unb 18) gamnj ridtig
gerechnet.
20) Wahrſagerkünſte, daß er ſelbſt fid Schläge gibt. — Die
Wahrſager brachen bei ihren Prophezeiungen oft in bie wüthendſten Gebärden aus.
Kuffner.
21) Der Trommelraßler. — Hier f. v. a. ein entnervter, weibiſcher
Kerl. Das Bild iſt hergenommen von den Prieſtern der Cybele und den Eunuchen
der Göttermutter, welche bei öffentlichen Feſtaufzügen die Pauken ſchlugen.
22) Für Tarentiner⸗Schafe. — Nach Columella VII, 2, 8 waren
bie tarentiniſchen Schafe beſonders Bod) gefdjigt. Ihre Wolle war fo fein, daß man,
um dieſelbe vor jeder Beſchädigung zu bewahren, die Thiere mit Fellen (Pelzen)
bedeckte, daher fie aud bei Varro R. R. II, 2, 18 pellitae heißen.
28) $a nimmt ben Seutel er vom Hals. — G8 mar bei ben. X[ten
gebräuchlich, ben Gelbbeutel (ober richtiger Gelbjad) um ben Hals gu tragen, [fo
baf berfelbe im Worm eine3 Zwerchſackes auf bie Sruft herabhing.
24) Ser Präneſtiner — Hoſpital. — Die Mundart ber Präneſtiner ftanb
im alten Rom in Üüblem Rufe. Nach unſerer Stelle (rabonem ſtatt arrabonem)
ſcheinen ſie nicht blos einzelne Buchſtaben, ſondern auch ganze Silben verſchluckt zu
haben. — Wenn ich bem ,conia est oiconia,“ wie es im lat. Texte heißt, nad)
Danz' Vorgang „Spital ftatt Hoſpital“ ſubſtituirte, fo geſchah dieß lediglich, weil
mir fein anderes pafſſendes deutſches Wort beifiel, dem, ohne bie Bedeutung zu ändern,
bie Vorfilbe genommen werden konnte, um was es ſich ja bier allein. handelt.
25) Auch Thetis — um ihren Sohn geklagt. — Thetis, bie Mutter
des Achilles, bei deſſen frühzeitigem Tode.
26) Bu ben Schellenmännern. — Es waren dieß Schergen, melde den
ber Beſtrafung verfallenen Sklaven Schellen an Hände unb Füße ſchmieden mußten,
um deren Entweichung unmöglich zu machen.
27) Sechs gewichtige Talente. — Sex talenta magna. Unter bem
ſchweren oder großen Talent ift. (zum Unterſchied von bem neapolitaniſchen,
rheginiſchen, ſicilianiſchen, macedoniſchen oder philippiſchen, welche alle geringern Werth
hatten) das attiſche Talent, qu. ſechzig ſchweren Minen, qu. verſtehen. Dieſe p
6 *
84
qu 26 Sv. ober 48 R. 45 fr. unjerer BWaährung geredjnet (vgl. 9m. 11), be
irug [omit ber Werth be8 atti[den Talentes 1500 Thlr. ober 206223 ff.
28) Mit Minen — SRiene drohſt. — Sadbilbung des Wortſpiels im
Urtexte: melius, te minis certare mecum, quam minaciis.
29) Giu valent, cin ppilippi[deà. — gl. 9mm. 27.
30) Xuf einem Qolfter mit mir liegft. — Die SPolfter, auf deuen bi:
Alten bei Tiſche qu liegen pflegten, marem gewöhnlich für je drei Perſonen einge:
ridtet, Bothe erinnert an unſerer Stelle an bie wahrſcheinliche Gorpulenj ber
&olbatemnabfe. Rapp.
apu, t, — ———
Druck von €. goffmann ip Ctuttgart,
Titus Maccius Plautus
Luſtſpiele.
Deutſch
von
Dr. Wilhelm Sinbtr.
— —
Zwanzigſtes Pändchen.
Paraſit Kornwurm.
(Ourculio.)
Nebſt Anhang:
Aeberſicht ber vorzũglichſten plautiniſchen Sprichwörter.
Stuttgart.
Hoffmann' ſche Verlags⸗Buchhandlung.
1869.
Paraſit Kornwurm.
(Curculio.)
Cine atfenijdje Poſſe in 5 Akten.
Cinlritung.
Das unerjdjopffidje, in ber antifen Comödie im alfen 3Ba-
riationen wiederkehrende Thema, bap ein im früheſten Kindes—
alter geraubtes Mädchen af8 Sklavin berfauft, aum Dienſte
bet Liebe Derangegogen, j]püter burd) irgenb einem Zufall als
Freigeborene anetfannt unb mit ifrem Geliebten ehelich ber-
bunben mitb, iff in bem vorliegenden Stücke mit groBer Ge-
wandtheit auf fofgenbe Weiſe durchgeführt.
In Epidaurus, einer Stadt im Peloponnes, lebt ein
Offizier, Namens Therapontigonus, ber fid bon bem
Kuppler Gappabor ein Mädchen, Planeſion, gefaujt 5at,
efe er mad) Carien zur Armee abging. Das Mädchen läßt
er unterdeſſen bei dem Kuppler, das Geld dafür aber hinter⸗
legt er bei bem Wechsler Lyco, mit ber ausdrücklichen Wei—
jung, e8 nur Sem eingufünbigen, ber ifm einen mit jeinem
Ringe geliegeftem Brief überbringen würde. Während bes
Offiziers Abweſenheit verliebt ſich Phädromus, ein junger
Epidaurier, in Planeſion, und wünſcht Nichts ſehnlicher, als
das Mädchen loskaufen und zu ſeiner Gattin machen zu können.
Allein hiezu fehlt es ihm an Geld, unb um dieſes fid) au ber-
ſchaffen, ſchickkt er ſeinen Paraſiten Kornwurm (Curculio)
nach Carien. Hier lernt derſelbe, nach vielen vergeblichen
Verſuchen, zu ſeinem Zweck zu gelangen, den Therapontigonus
kennen und findet in ihm bald einen ſchwelgenden Bramarbas,
6
bet ifm während be8 Zechens ba8 ganze Verhältniß mit Pla—
neſion unb jeine 3Berabrebung mit Lyco mittheilt. Nichts⸗
fonte bem Kornwurm willkommener ſein: er madjt ben CF
fizier betrunken, entwendet ifm ſeinen Ciegelring und ſucht
eilig das Weite.
Inzwiſchen hat im Epidaurus — hier beginnt das Stüc
— Phädromus Gelegenheit bekommen, ſeine Geliebte zu ſpre—
dn; er beſticht ihre Wärterin, ein in Laſter verſunkenes,
altes Weibsbild. Bald -barauf kommt aud) Kornwurm mit
ſeinem Fange aus Carien zurück, und aus einem Geſpräche
zwiſchen ihm unb Phädromus erfährt ber Zuſchauer Alles,
was wir oben erzählt haben. Beide haben nun ſchnell einen
falſchen Brief im Namen des Offiziers fabricirt und mit
deſſen Siegel verſehen; Kornwurm übergibt ihn dem Wechsler,
erhält von Lyco das Geld und nach deſſen Auszahlung von
bem Kuppler bas Mädchen, das er ſogleich bem ſehnſüchtig
harrenden Phädromus zuführt.
Doch, da langt plötzlich der betrogene und beſtohlene
Offizier wieder an unb fordert bon Lyco das ibm anver—
traute Geld zurück, worüber fid) zwiſchen Beiden ein — bor.
trefflich gehaltener — heftiger Zank entſpinnt. Das Geld
iſt und bleibt nun aber einmal verloren; Therapontigonus
begibt ſich daher eiligſt zu dem Kuppler, um wenigſtens Pla—
neſion noch für ſich zu retten; allein auch hier muß er mit
leeren Händen wieder abziehen.
Im letzten Akte erzählt nun Kornwurm, wie Planefion
ibm ben Ring, ber er bem Offizier entwendet hatte, ſogleich
habe wegnehmen wollen, ſobald ſie ihn mur geſehen abe; |
er kann dieſe Habgier nicht begreifen und ſchimpft auf die
Weiber im Allgemeinen. Doch bald klärt ſich die Sache
auf: bas Mädchen Datte in bem Ringe bem erkannt, bern
ihr Vater einſt getragen hatte; Therapontigonus hatte ihn
von ſeinem Vater erhalten; Beide ſind alſo Geſchwiſter,
was noch durch einen zweiten Ring beſtätigt wird, den Pla—
neſion ſtets aufbewahrt Dat unb im welchem ber Offizier ein
^i-^ent erkennt, das er einſt feiner noch kleinen Schweſter
d
qemadjt batte. Dieſe war nümfid) als mod) kleines Mädchen
bei einem Feſte geraubt worden und Niemand wußte ſeit—
dem, wo ſie hingekommen war. Nach dieſer Entdeckung iſt
denn der allgemeine Friede bald geſchloſſen: Phädromus hei—
rathet Planeſion und der Kuppler muß, weil er eine Frei—
geborene verkauft hat, noch überdieß das Kaufgeld, dreißig
Minen, wieder herausgeben.
— — —— — —
Perſonen.
Phãdromus, eim junger. Epidaurier.
Planeſion, Geliebte i
Palinurus, Slave unb Hausverwalter * be8 Phäbromus.
Kornwurm, garafit!) $
Qberapontigonus, ein. Dffüier.
Cappador, ein. fuppler.
(fine. Alte (9ena) in deſſen Dienſten.
fco, ein Weqsler.
Ein Koch.
Der Chorfũhrer.
Mehrere Sklaven.
Der Schauplatz iſt zu Epidaurus, einer argoliſchen Hafenſtadt, Athen gegenüber.
Im Hintergrunde ein Tempel des Aesculap; auf deſſen einer Seite die
Wohnung des Cappadorx, auf ber andern bie des Phädromus.
4
Erſter Akt.
Erſter Auftritt.
Dbábromus fommt in bacchantiſchem Aufzuge, mit einer Wachsfackel im ber
Hand; inter ihm Malinurus unb einige Sklaven.
Palinurus.
Wo willſt du jetzt noch bei ſo ſpäter Nacht hinaus,
So hergeputzt, mit ſolchem Aufzug, Phädromus?
Phaͤdromus.
Wohin mich Venus und Cupido ruft, wohin
Mich Amor lädt. Sei's Mitternacht, ſei's Dämmrung erſt,
Sei ein Termin auch mit dem Gegner ſchon beſtimmt,
Ich muß, und wenn ich gleich nicht wollte, gehn, wohin
Mich ihr Befehl führt.
Palinurnus.
Aber jetzt, um dieſe Zeit!
Phadromus.
Jetzt — wie du mir zuwider biſt!
Palinurus.
Zum Mindeſten
Iſt das nicht ſchön, iſt unerhört: du machſt dir ſelbſt
Den Diener, leuchteſt ſelbſt dir mit dem Wachslicht vor.
10
Phãdromus.
Sollt' ich der Bienen Werk, aus Süßigkeit entſtammt,
Nicht meiner Honigſüßen bringen?
Palinurus.
Doch, was ſoll
Ich denken, wo du hingehſt?
Phaãdromus.
Fragſt du das, du ſollſt's
Erfahren.
Palinurus.
Frag' ich alſo, was erwiderſt du?
Phädromus.
Sieh' da den Tempel Aesculaps.
Palinurus.
Den kenn' ich ſchon
Seit Jahr und Tag.
Phädromus.
Gong nah' bran ift ein. Pförtchen, feft,
(an; feft verſchloſſen. ed gegrüßt! Ging's immer gut,
Su feſtverſchloſſ'nes Pförtchen?
Palinurus.
Blieb ſeit geſtern, blieb
Seit ehegeſtern erſt bei dir das Fieber aus?
.Und fat das Abendeſſen geſtern bir geſchmeckt?
Phãͤdromus.
Willſt du mich ſpotten?
Palinurus.
Stünd's in deinem Kopfe recht,
quis tanwteſt e cnp fragen, wie's bem Pförtchen gef ?
11
Phädromus.
Es iſt ein gar ſo ſchönes, tiefverſchwiegnes Ding;
Kein Laut entfährt ihm: öffnet man's, ſo ſchweigt es ſtill;
Und geht mein Liebchen Nachts ganz insgeheim zu mir
Heraus, ſo ſchweigt es auch.
Palinurus.
Begehſt du, Phädromus,
Nicht Etwas, was dich ſelbſt und dein Geſchlecht entehrt?
Du haſt wohl einen Bubenſtreich im Sinne? Lockſt
Ein Mädchen in dein Netz, das keuſch iſt, oder doch
Es ſollte ſein?
Phädromus.
Gewiß nicht. Wollte Jupiter
Vor dieſem mich bewahren!
Palinurus.
Eben das iſt auch
Mein Wunſch. Wenn du vernünftig biſt, ſo richteſt du's
Stets ſo mit deinen Liebesabenteuern ein,
Daß, wenn davon den Leuten Was zu Ohren kommt,
Dir's keine Schande bringt. Sei ſtets darauf bedacht,
Daß nie ein Mackel kleb' an deinem guten Ruf,
Und wenn du liebſt, ſo liebe vor der ganzen Welt.
Phädromus.
Was willſt du damit ſagen?
Palinurus.
Daß du Vorſicht ſtets
Gebrauchen ſollſt.
Phädromus.
Hier wohnt ein Kuppler.
Palinurus.
Miemand wird
12
Dir's mefren, nod) verbieten, wenn, was öffentlich
Ju Kauf geboten wird, bu für bein Geld bir kaufſt.
Niemand verwehrt das Gehn auf offner Straße dir.
Wenn nur durch ein umzäuntes Grundſtück du den Weg
Nicht ſuchſt, von Ehfraun, Wittwen, unbeſcholtenen
Jungfraun und freigebornen Knaben fern dich hältſt,
So magſt du lieben, was du willſt.
Phädromus.
Das iſt das Haus
Des Kupplers.
Palinurus.
Mag's der Henker holen!
Phädromus.
Und warum?
Palinurns.
Es dient ja nur dem ſchlechten Volk zur Schlechtigkeit.
Phädromus.
Schimpf' immer zu!
Palinurus.
Von Herzen gern.
Phädromus. |
Biſt bu nid (tiff? |
Palinurus. . |
Du hießeſt mid) ja ſchimpfen. |
. Phädromus.
Jetzt verbiet' ich dir's.
Nun, wie geſagt, er hat ein Mädchen drinn.
Palinurus.
Du meinſt
^ot "lec wohnt?
13
Phädromus.
Das haſt du gut gefaßt.
Palinurus.
Ich fürchte kaum, daß mir's entwiſcht.
Phädromus.
Laß mich in Ruh'!
Die will um Lohn er ausleihn. Sterblich liebt ſie mich.
Ich aber bin kein Freund von derlei Leihgeſchäft.
Palinurns.
Warum denn?
Phädromus.
Weil ich ſie zu eigen haben will.
Ich liebe ſie nicht minder, als ſie mich.
Palinnrus.
Verdammt
Sei alle Lieb' in Heimlichkeit; ſie richtet Nichts
Als Unheil an.
Phädromus.
Es iſt in Wahrheit, wie du ſagſt.
Palinurus.
Läuft fie [don im Geſchirr )?
Phadromus.
Von mir iſt ſie ſo rein,
Als ob fie meine Schweſter wär'! im Küſſen nur
Mag's ſein, daß ſie ſich etwas allzufrei benimmt.
Palinurus.
Denk' an den Spruch ſtets: Wo es raucht, da brennt's auch bald.
Der Rauch verbrennt zwar Nichts, allein die Flamme thut's.
Wer aus der Nuß den Kern will, bricht die Nuß entzwei;
Wer nach dem Bett ſtrebt, bahnt mit Kuſſen fid) ben. Weg.
14
Phãdromus.
Doch, ſie iſt rein, noch niemals lag ein Mann bei ihr.
Palinurus.
Gern wollt' ich's glauben, wären nur die Kuppler nicht
So ausgeſchämt.
Phädromus.
Nun denn, wofür ſiehſt bu (ie an?
Zeigt einmal ſich Gelegenheit, daß ſie zu mir
Herausſchlüpft, brüdt fle mir ein Küßchen auf unb — flieht.
Das gebt jet, weil ber fuppler front im. Heiligthum
Des Aesculap [iegt 2): ber ift meine Qual unb Dein!
Palinurus.
Wie ſo denn?
Phädromus.
Einmal fordert dreißig Minen er
Für fie, dann wieder ein Talent 5); es läßt fid) nie
Ein billiger Vergleich erlangen von dem Kerl.
Palinurus.
Du biſt im Unrecht, wenn von einem Kuppler du
Verlangſt, was niemals fid) bei einem Kuppler fand.
Phädromus.
Nun fab' idj meinen. Paraſiten abgeſandt,
Bei eimem meiner Freund' in Garien 9) Gelb au leihn.
Bringt er mic fein8, fo weiß ich nicht, wohin ich mich
Soll wenden.
Palinurus.
Rechts hin wohl, wenn du die Götter ehrſt.
Phadromus.
Da ſteht ja gleich bor ihrer Thüre der Altar
Der Venus, unb eim Fruhmahl hab' ich aud) beveits
Der Gotlin zugelobt.
15
Palinurus.
Wie? Willſt du dich etwa
Der Göttin ſelbſt zum Frühmahl bringen?
Phaädromus.
ww
Mich unb bid)
Und alfe Die 6).
Palinurus.
Willſt du, daß ſie ſich dran erbricht?
Phädromus (zu einem der Sklaven).
Gib mir den Krug her, Burſch!
Palinurus.
Was foll damit geſchehn?
Phadromus.
Du ſollſt es gleich erfahren. Hier am Thore liegt
Ein altes Weib als Wächt'rin, Lena zubenannt.
Sie trinkt gern viel und lautern nur.
Palinurus.
Da ſollte ſie
Lagena heißen7), weil man im eim ſolch Gefaß
Den Chierwein zu füllen pflegt.
Phädromus.
Mit einem Wort,
Sie ift ber größte Saufaus. Wenn id) mur das Gor
Mit Wein beſprenge, merkt ſie ſogleich am Geruch,
Daß ich's bin, der ſich eingeſtellt, und öffnet flugs.
Palinurus.
Ihr alſo bringſt du dieſen Weinkrug?
Phädromnus.
Wenn du Nichts
Dagegen haſt.
16
Palinurus.
Ei freilich hab' ich; wollt' ich doch,
Der Träger bräche ſich den Hals; ich glaubte ſchon,
Er ſei für uns beſtimmt.
Phaädromus.
So halte doch das Maul!
Was fie noch übrig läßt, ift für uns Alle gnug.
Palinurus.
Iſt irgendwo ein Fluß, den nicht das Meer verſchlingt?
Phädromus.
Komm' mit mir an die Thüre, Palinurus, ſei
Gehorſam.
Gern.
Palinurus.
Phädromus.
Wohlan, ihr Schwellen, trinkt, genießt,
Seid mir jedoch dafür auch günſtig und geneigt.
Palinurus (ihm naqhſpöttelnd).
Wollt ihr nicht auch Oliven, Kappern, ober Fleiſch?
Phüdromus.
Weckt mir doch eure Wächt'rin!
Palinurus.
Strömſt den Wein du aus?
Was fällt dir ein? | |
Phãdromus.
Laß mich. Siehſt du denn nicht, wie ſich
Die allerliebſte Thüre öffnet? Knarrt' auch nur
Die Angel? Wie die artig iſt!
Palinurus.
Co kuſſ' fie doch!
11
ipoübrouus.
Cil! Laſſ' uns Qidt unb Laut verbergen.
Palinurus.
Soll geſchehn.
Zweiter Auftritt.
Die Vorigen. Die Alte tritt aus dem Hauſe.
Alte.
Des alten Weines Blume dringt zur Naſe mir;
Die Luſt nach ihm lockt durch das Dunkel mich daher.
Wo iſt er, wo? Ganz nah'. Juchhei, ich hab' ihn ſchon.
Willkommen du, mein Leben, Libers Stolz und Luſt!
Wie lieb' ich doch den Alten! Aller Salben Duft
Oft Unflath gegen bid): bu biſt mir Myrrhenöl,
Su Zimmet, 9tofe, Safran, Caſſia, SBbellium.
Wo du vergoſſen bift, ließ' id) mit Freuden mid)
Begraben. Aber, da der Duft noch immer mir
Zur Naſe dringt, bereit' auch meinem Gaumen Luſt:
Mit bir allein 8) ift Nichts gethan; wo ijt er ſelbſt?
Ihn ſelbſt verlang' id) au berühren, feinen. Soft
$n fanget Zügen aus bem Krug ju ſchlürfen. Doch,
Gr ijt dorthin gezogen; bortfin mill aud) id.
Phädromus.
Die Alte hier hat Durſt.
Palinurus.
Und was für einen Durſt!
Phädromus.
9 ift nicht fo arg: ein Viertelseimer 9?) ift ihr Maß.
Palinurus.
Beim Pollux! wenn bu wahr ſprichſt, iſt ber Weinertg
Plautus. Parafit Kornwurm.
18
9n dieſem Jahr für fie alfeim nicht gvoB genug.
Die hätte redt gut fid) au einen: Hund geſchickt,
Die Spuürnaſ' ijt vortrefflich.
Alte.
Ei doch, weſſen Stimm'
Ertönt von fern?
Phädromus.
Ich benfe wohl, wir machen uns
Zur Alten hin. Ich will ſie grüßen. Lena, koͤmm'
Hierher und ſieh' mich an.
Alte.
Wer commandirt denn ſo?
Phädromus.
Ein reich mit Wein Verſehener, an Artigkeit
Der wahre Bacchus, der dir Ausgetrockneter,
Keuchhuſtiger, Schlafloſer Was zu trinken bringt
Und Ruhe ſchafft.
Alte.
Wie weit iſt er entfernt von mir?
Phädromus Geutet auf ben. Krug).
Sieh' hier das Licht.
Alte.
| €o komm' im Sturmſchritt denn zu mir;
Ich bitte dich!
| | Phãdromus.
Sei mir gegrüft!
Alte.
Was ſoll bet Oni
Da id) vor Durſt gan; auegetrodnet bin?
19
Phadromus.
| Du kriegſt
Sogleich zu trinken.
ite.
Das währt lang.
Phudromus.
Wir ſind ſchon da,
Du altes, luſt'ges Haus.
Alte.
Schön Dank, mein Augenſtern.
Palinurus.
Nur hurtig in den Schlund gegoſſen und geſchwind
Das Miſtloch ausgeſpült.
Phädromus.
Halt's Maul! du darfſt ſie mir
Nicht ſchimpfen.
Palinurus.
Lieber ſchlüg' ich zu.
Alte.
Dieß Wenige
Sei, Venus, dir geſpendet von dem Wenigen.
Und das nur ungern. Die Verliebten allzumal,
Sie bringen ja, ſo oft ſie zechen, Wein dir dar,
Mir aber fällt nur ſelten ſolches (Erbe gu.
Palinurus Gu Phabromud).
Sieh' nur, mit welcher Gier der Schmutzlapp' in den Schlund
Den Wein mit vollen Zugen ſchlaucht.
Phadromus.
Das bringt mid) um.
Was ich zuerſt ihr ſagen ſoll — ich weiß es nicht.
2*
20
Paliunrus.
Daſſelbe, was du mir geſagt.
Phãdromus.
Was wäre bie?
Palinurus.
Es bringe das dich um.
Phãdromus.
Der Henker hole dich!
Palinurus.
Gag! ihr's. |
Alte.
Ah!
Paliuurus.
Nun, was iſt's? Beliebt dir?
Alte.
Mir beliebt —
Palinurus.
Mir gleichfalls, mit dem Stachel dir zu Leib zu gehn.
Phadromus.
Schweig, laſſ' es ſein!
VPalinurus.
Nun ja, ich ſchweige. Siehe, wie
Der Regenbogen Waſſer zieht 10; id) glaube feft,
Es reget Deut nod.
pbübronu.
Coll idj ihr's jegt fagen?
Palinurus.
Was?
21
géibronus.
Daß e8 um mich geſchehn iſt.
Palinurus.
Sag' ihr's immerhin.
Phädromus.
Sr, Alte, lag dir mur gu wiſſen thun: ich bin
Des Tods, ich Aermſter.
Alte.
Aber mir iſt pudelwohl.
Was iſt's denn, das bid) ſagen läßt, bu ſeiſt des Tods?
Phabdromus.
Weil ich entbehre, was ich liebe.
Alte.
Weine nicht,
Mein Phädromus, ich bitte dich; ſei nur beſorgt,
Daß id nicht Durſt mug leiden, auf ber Stelle bring!
Ich bir bann, was bu liebſt. (m5 in bos Haus.)
$9oábronus.
Wahrhaftig, wenn bu bein
Verſprechen hältſt, richt' id, ftatt einer. gofbenen
Bildſäule, bir "nem Weinberg Ger als Monument
Fur deine Gurgel. Sage, Palinurus, iſt
Ein Menſch ſo glücklich auf der ganzen Welt, als ich,
Wenn Jene zu mir kommt?
Palinurus.
Fürwahr, ein Liebender,
Der Nichts im Beutel hat, iſt miſerabel dran.
Phãdrounius.
Iſt nicht ſo arg. Ich hoffe feſt, mein Paraſit
Stell' heute noch mit Geld ſich ein
»
Palinurus.
Pompös gedacht,
Daß du auf Etwas warteſt, das doch nirgends iſt.
Phädromus. |
Wie? went id) am bie Zire gung! unb ſäng' ijr. Was?
Palinurus.
Ganz, wie bu willſt; ich heiß' dich's nicht, noch wehr' id dir's;
Ich ſehe wohl, daß bu total verändert biſt.
Phädromus (fingt vor ber Zfüre des Kupplers).
„Du Riegel, liebſter Riegel, freudig grüß' ich dich!
„Dich lieb' ich, will ich, ſuch' ich auf, dich fleh' ich an,
„Entſprich doch meiner Liebesſehnſucht, Holdeſter!
„Sei mir zulieb einmal eim luft'ger Lydier 1 5:
„Spring' auf, ich bitte, laß mir Die heraus, die mir
„Verliebtem Tropf das Blut aus allen Adern ſaugt.“
O, ſieh' nur, wie ſo feſt der böſe Riegel ſchläft,
Um Nichts geſchwinder mir zu Liebe ſich bewegt.
Ich ſeh', daß du mir gar Nichts zu Gefallen thuſt.
Doch, ſtille, ſtille!
Palinurus.
Nun, ich bin ja ſtill. Was gibt's?
Phädromus.
Es iſt mir, als ob ein Geräuſch ſich hören ließ':
Ach, endlich fügt ber Riegel meinen. Wünſchen fid).
Dritter Auftritt.
Phãdromus. Palinurus. Planeſion kommt mit der Alten aub bem. Hauſe.
Alte (gu Planeſton im. Herausgehen.)
Tritt leiſ' heraus, Planeſion, daß die Thüre kein
Geräuſch macht, noch die Angeln knarren, und der Herr
CN CUN —
29
Nicht inne wird, was wir fier tveibem. Halt, idj gie
Gin wenig Waſſer brauf.
Palinurus.
Sieh, wie das alte Reff
Sich auf die Medizin verſteht: ſie ſelber ſauft
Den Wein, ber Thüre gibt fie Waſſer nur zum Trank.
Planefion.
Wo biſt du, der vor Venus' Tribunal mich rief?
Wo biſt but, ber mid) durch bie Göttin hercitirt?
Hier bin ich, ſieh! Ich habe mich vor dir geſtellt;
Nun iſt mein Rath, daß gleichfalls du vor mir dich ſtellſt.
Phädromus.
Hier bin ich; blieb' id) veg, dann müßt' id) ſelbſt geſtehn,
Daß ich ſtrafwürdig wäre, du mein Honigkind.
Planeſion.
Mein Leben, der Geliebte ſollte nie ſo weit
Entfernt ſein.
Phädromus.
Palinurus! Palinurus!
Palinurus.
Was gibt's, daß du mich rufſt?
Phädromus.
Iſt ſie nicht allerliebſt?
Palinurus.
Ganz allerliebſt.
Phädromus.
Ich bin ein Gott.
Palinurus (ur ſich).
O, nur ein Menſch,
Und eben nicht viel werth.
24
Phãdromus.
Wo ſahſt du jemals Was,
Wo wirſt bu je Was ſehn, das mehr den Göttern gleicht?
Palinurus.
Du biſt nicht recht bei Troſt, und das bekümmert mich.
Phadromus.
Du willſt dich gar nicht in mich ſchicken, darum ſchweig!
Palinurus.
Der quält ſich ſelbſt, wer was er liebt vor Augen hat
Und, wenn er darf, es nicht genießt.
Phädromus.
Da hat er recht.
Ich muß geſtehn, das war ſeit lang mein höchſter Wunſch.
Planeſion.
Umfaſſe doch recht innig mit den Armen mich!
Phädromus.
Das iſt es noch, was mir das Leben theuer macht.
Dein Herr verbietet's, drum iſt's heimlich ſüßer nod.
Planefion.
Verbietet es? Er kann es nicht verbieten, wird's
Auch nicht, es ſei denn, daß der Tod mich von dir reißt.
Palinurus (ur ſich).
Nein, länger iſt's nicht auszuhalten mit dem Herrn;
Es muß heraus! SBernünftig lieben: das iſt recht;
Doch närriſch: das taugt nicht; umb bis jur vülligen
Tollheit ſogar: das iſt es, wie mein Herr es macht.
Phädromus.
Laßt Konigen bie feünigreidje; Geld umb Gut
qon Oen Gore, Tapferkeit unb Schlachtenruhm
2D
Behalte, wer's beſitzt, wofern er one Neid
Mein Glück mit gönnt.
Palinurus.
Wie, Phädromus, haſt du vielleicht
Der Liebesgöttin zugelobt, die Nacht hindurch
Ju wachen? Denn fürmabr, es währt nicht lange mehr,
So ſtellt der helle Tag ſich ein.
Phãdromus.
Sei ſtill!
Palinurus.
Legſt du dich noch nicht ſchlafen?
Phädromus.
Freilich; ſchrei' nur nicht.
Palinurus.
Warum?
Du wachſt ja noch. |
gübrontus.
Ich ſchlafe fo nad) meiner Art.
Hier iſt mein Schlaf.
Palinurus.
Qa, Mädchen, bu thuſt übel dran,
So umzugehn mit Einem, der es nicht verdient.
Planefion.
Wirſt du nicht zornig, wenn man, wann du hungrig biſt,
Vom Tiſch dich jagt?
Palinurus.
Thut, was ihr wollt. Ich ſehe ſchon,
Die lieben ſich zu Tode noch, ſind Beide Narrn.
Seht nur, wie kläglich ſie ſich abmühn, wie ſie ſich
Nicht gnug umarmen fómnen '?) Ei, fo trennet eud)
Doch enblid) einmal.
26
Plaueſion.
Daß doch nie ein dauernd Glück
Der Menſch genießen darf! (uf Palinurus deutend. So hängt an
Der Abſcheu ſich. [unfre Luſt
Palinurus. |
Was ſagſt bi ba? Du nemneft mich
Abſcheu? Schandbalg mit deinen Eulenaugen, du
Verſoffne, naſenweiſe Fratze!
Phädromus.
Schimpfeſt du
Mir meine Venus? Solche Reden wagt ein Knecht,
Der reichlichſt ſchon tractirt mit. Ruthenſtreichen ift?
Fuürwahr, au deinem größten Unheil haſt but fo
Geſprochen! (& ſchlägt ihn) Stimmt das für beim Läſtermaul unb ſei
Ein andermal beſcheidener.
Palinurnus.
Hilf, Venus, hilf,
Nachtwächtrin!
Phaãdromus.
Hörſt bu nod nicht auf, du Galgenſtrick?
(Schlägt von Neuem auf ihn los.)
Planuefion.
Laſſ' ab, mein Lieber, ſchlage nicht den Stein, du thuſt's
Nur deiner Hand zu Leid.
Palinurus.
Abſcheulich handelſt du:
Mit Fäuſten ſchlägſt du den, der dir zum Guten räth,
Und die da liebſt du: eitel Poſſen! Kannſt du dich
In deinem wilden Weſen gar nicht mäßigen?
Phädromus.
Treibſt du mir einen nüchternen Verliebten auf,
Ich zahl' ihn dir mit Gold.
2T
Palinurus.
Gern nähm' ich Meſſing an,
Dient' einem Herrn ich, der geſunden Sinnes iſt.
Planeſion.
Leb' wohl, mein Augenſtern. Schon rauſcht und knarrt das Schloß;
Ich hör's: der Pförtner öffnet ſchon das Heiligthum.
Doch, ſage mir, muß unſre Liebe lange noch
Auf ſolch verſtohlne Weiſe ſich bethätigen?
Phädromus.
Nicht lang mehr. Vor vier Tagen iſt mein Paraſit
Nach Carien abgereiót, um Geld au holen; bet
Kommt heut zurück.
Planeſion.
Du ziehſt es gar zu weit hinaus.
Phädromus.
So wahr mir Venus gnädig ſei, du bleibſt mir nicht
Drei Tage mehr in dieſem Haus; dann wirſt du frei!
Planeſion.
Vergiß es ja nicht; halte Wort. Nimm, eh' ich geh',
Noch einen Kuß.
Phädromus.
Fürwahr, wenn man ein Königreich
Mir böte, nie doch ließ' ich auf den Tauſch mich ein!
Wann ſehen wir uns wieder?
Planefion.
Horch, ein einzig Wort
Halt' immer feft: [e8 eigt:] Freilaſſung !3), Liebſt bu mid,
So faufe mid. — Kein Wort mer — ſei's, um welchen Preis.
Leb' wohl! — (m5 mit ber Alten.)
Phädromus.
So hat ſie mich denn ſchon verlaſſen ? Ach,
Ich bin des Todes, Palinur!
28
Palinurus.
Ich ebenfalls,
Vor lauter Schlaf unb Prügeln.
Phadromus.
Komm' mit mir hinein. (mene a5)
Zweiter &&t.
riter Xuftritt.
Gappabog (tritt aus bem Tempel des Aesculap.)
Hinaus zum Tempel iſt wohl das Gerathenſte,
Denn wie mir Aesculap geſinnt iſt, weiß ich jetzt:
Er macht ſich Nichts aus mir, drum werd' ich nicht geſund
Durch ihn; die Kräfte nehmen ab, das Leiden wächst.
Ich geb umher, als wär' ich ringsum bor ber Milz
Umſchwollen, mir iſt grad', als hätt' ich Zwillinge
Im Bauch; ich berſte gar noch in der Mitt' entzwei.
Zweiter Auftritt.
Jer Vorige. Palinurus kommt «us ber Wohnung des Phädromus unb ſpricht
zu dieſem zurück.
Palinurus.
Wenn du geſcheidt biſt, Phädromus, ſo höre mich:
Schlag' Alles aus dem Kopfe, was dir Kummer macht.
Du biſt in Aengſten, weil dein Paraſit noch nicht
Aus Carien da iſt. Sicher bringt er Geld dir mit.
Wär's nicht der Fall, kein Martereiſen hielt' ihn ab,
Zum Fraß an ſeine Krippe ſich zurückzuziehn.
29
Cappador.
Wer iſt es, ber Bier. ſpricht ?
Palinurus.
Weß Stimme Dor" ich ba?
Cappador.
Iſt's Palinurus nicht, [ber Knecht) des Phädromus?
Palinurus.
Wer iſt der Burſche mit dem aufgetriebnen Bauch,
Mit Augen, grün wie Gras? Ich kenn' ihn nad Geſtalt;
Nur aus der Farbe komm' ich nicht. Jetzt werd' ich klar:
Es ift bec Kuppler Cappadox. Qj red' ifm an.
Gappabor.
Willkommen, Palinurus!
Salinutus.
Gleichfalls, Sundenfurſt!
Was treibſt du?
Gappatog. :
Nun, id) lebe.
Palinurus.
So, wie du's verdienſt;
Allein, was iſt dir? |
Gappabor.
Milz unb Nieren tum mir web;
Die Lunge reißt entzwei, bie Leber peinigt mid);
Das Herz ſtirbt au der Wurzel; jeder Darm im Leib
Schmerzt mich. |
Spalinutus.
Du feibejt demnach an ber Waſſerſucht.
Gappabor.
Leicht i[U8, be8 amen. Kranken ſpotten.
30
Palinurus.
Warte nur
Noch ein Paar Tage, bis dein Eingeweide gährt:
Jetzt ſteht bie aU it gutem Preiſe; thuſt du das,
Bekommſt bt für bein Darmwerk mehr, als für bid) ſelbſt.
Gappabor.
Die Milz ift fdjon des Henkers.
VPalinurus.
eade bir Motion,
Das ijt bas Beſte [ir bie Milz.
| Gappabor.
Laß dieſes ruhn,
Und gib auf das, was ich dich frage, mir Beſcheid.
Vermagſt du mir's zu deuten, wenn ich dir den Traum
Erzähle, den ich heute Nacht gehabt?
Palinurns.
Apah!
Ich einzig bit es, ber auf Träume fid) verſteht;
Bei mir erfolen bie Propheten ſelbſt fit Ratte,
Und was ich egt helien alle für probat.
Dritter Auftritt.
Die Vorigen. Gin Koch tritt auf.
Koch.
Was ſtehſt du, Palinur, und gibſt mir nicht heraus,
Was ich bedarf, damit der Paraſit, wenn er
Ankommt, ſein Eſſen fertig findet?
Palinurus.
Warte nur,
Bis dem ich ſeinen Traum gedeutet.
91
Koch (jw Gappabop).-
Wende bid)
An mid, maur du geträumt haſt.
Palinurus.
Dazu fag' ich „ja.“
ſtoch.
Geh', gib ſdas Zeug] heraus!
Palinurus (gu. Gappabor.)
Indeß ergüble bu
SDem beinet Traum. Sd fiel bir einem Beſſern, als
Ich ſelbſt bin: Alles, was idj meig, hab' idj von ifm.
Gappabor.
Wenn er mit nur Gehdr ſchenkt.
Palinurus.
Sicher thut er er das. (ws.)
Cappador.
Der macht es wie die Wenigſten: er räumt den Platz
Dem Lehrer. (Sum $$:) Höre mich denn am.
Koch.
Es ſei darum,
Obgleich ich dich nicht kenne.
Cappador.
In verwichner Nacht
Kam mir im Traume vor, ich ſäh' den Aesculap
Fern von mir ſitzen; aber weder wollt' er ſich
Mir nähern, noch auch macht' er fonſt ſich viel aus mir.
ſKoch.
So machen es gewiß bie andern Götter aud,
Sie ſtimmen innigſt mit einander überein.
92
Sein Wunder alſo, wenn e8 dir nicht bejjer wird.
Da hätteſt bu weit richtiger dich Jupitern
Vertraut, der ſtets bei jedem falſchen Eid dir half.
Cappador.
Wenn Jeder, der falſch ſchwört, ſich ihm vertrauete,
Gäb's auf bem Capitol feit leeres Plätzchen mehr ! 4).
Koch.
Merk' auf: erbitte bir ble Huld des Aesculap,
Daß nicht ſo ſchweres Unheil bu befahreſt, wie
Dein Traum es dir verkündet hat.
Cappador.
Da haſt du recht.
Ich geh' und bete.
Koch (ric ſich.
Mag es beim Verderben ſein. — (meibe a5.)
Vierter Auftritt.
Palinurus. Nachher Phãdromus und Kornwurm.
Palinurus ommt aus bem Hauſe gelaufen.)
Ihr ew'gen Götter, men erblick' ich? Wer ift dort?
Iſt's unſer Paraſit nicht, der in Carien war?
He, Phädromus, heraus, heraus, heraus geſchwind!
Phädromus (perausfonmenb),
Was machſt bu für Geſchrei?
Palinurnus.
Dort kommt dein Paraſit
Gerennt, ganz unten in der Straße ſeh' ich ihn.
Laſſ' uns doch lauſchen, was er macht.
Phudromus.
1
Das wollen wir.
33
Kornwurm (ommt in raſchem Laufe).
Macht Platz, Bekannt wie Nichtbekannt, bis ich gethan,
Was meines Amts iſt. Weichet Alle, packet euch!
Geht aus dem Weg, daß Keiner, ſei's mit Kopf, mit Bruſt,
Knie oder Ellenbogen, von mir Stöße kriegt:
Schnell, eilig, raſch muß mein Geſchäft vollzogen ſein.
Sei Einer noch ſo reich, Feldmarſchall, König ſelbſt,
Marktmeiſter, Schultheiß, Obmann, noch ſo angeſehn:
Kommt in den Weg er mir, renn' ich ihn um, daß er
Kopfüber auf dem Pflaſter ſteht. Und jene Herrn
Aus Griechenland, im Mänteln, mit verhülltem Haupt 5),
Die, vollgepfropft mit Büchern und mit Leckerein,
Herſteigen, bei einander ſtehen, allerlei
Geſchwätz verführen, fortgelaufnes Sklavenvolk,
Die Jedermann im Weg ſind, Bummelmeier, die
Stets ihre Sprüch' auskramen, die man jederzeit
In Schenken zechend 16) treffen kann, bie, wenn fie mo
Etwas ſtipitzt, verhüllten Haupts beim warmen Wein
Sich gütlich thun, im Rauſch dann erſt einherſtolzirn:
Kommt deren Einer mir in Wurf, den ſtoß' ich ſo,
Daß ihm der Wind laut aus dem Bauche fährt. Und dann
Die ſüßen Herrchen, bie auf offner Straße fid)
Den Ball zuſchlagen, Werfende wie Fangende,
Die ſchleudr' ich alle nieder: bleiben ſie darum
Zu Haus, damit por Unheil ſie geſichert ſei'n.
Phädromus.
Der zeigt es deutlich, daß, wo's zu befehlen gilt,
Er Meiſter iſt. Das iſt die Tagesmode jetzt;
So iſt das Knechtsvolk; 's iſt nicht länger auszuſtehn.
ſtornwurm.
Iſt Niemand da, der meinen Schutzgeiſt Phädromus
Mir zeigt? Die Sach' hat Eil'; ohn' allen Aufenthalt
Muß ich zu ihm.
Plautus. Paraſit Kornwurm. 8
34
fjalinurus (zu Phäbromus).
Dich ſucht er.
Phãdromus.
Gehn wir alſo hin.
£x, Sormpurm, bid) geht's am.
Koruwurm.
Wer ruft? Wer nennet mich
Keim Namen?
Fhãdromus.
Einer, der mit dir zu ſprechen wünſcht.
Kornwurm.
Dun fannü es mehr nicht wünſchen, als ich's wünſch'.
Phũdremus.
O bu,
Wein GiBdéiern, mem erſehnter Kornwurm, ſei gegrüßt!
Serum.
Du cnialif.
Phadromus.
Wie jrem' ich mid), dich wohl au ſehn.
Gib mir bic Hand. Wie ſteht's um meine Hoffnungen?
Sprich's ext, id) bitte dich.
Kornwurm.
Sprich's aus, ich bitte dich,
Wie ſteht es um bie meinigen?
Fhodromus.
Wo fehlt es bir?
gern wurm.
Stadjt witb'8 bor meinem Blick, bie Kniee ſchlottern mit
Sar fumaer.
35
Phädromus.
Vielmehr glaub' ich, nur vor Müdigkeit.
Kornwurm.
Halt', halte mich, ich bitte!
Phädromus.
Sieh, wie blaß er wird!
Schafft einen Stuhl her, daß er ſitzen kann, geſchwind!
Und eim Gefaß mit Waſſer; ſputet, ſputet euch!
ſtornwurm (fij ſetzend).
Mir wird ſo übel.
Phädromus.
Willſt du Waſſer?
Kornwurm.
Ja, wenn drinn
Auch Broden ſind. Gib Ber, bann ſchluch' ich's gleich hinab.
Phädromus.
Ha, Galgenſtrick!
Kornwurm.
Ich bitte, macht doch, daß ich mich
Des gutem Winds [mit bem ich fam] 17) aud) freuen kann.
Phädromus.
Recht gern. (eie fächeln ihm friſche Luft zu.)
Kornwurm.
Was macht ihr?
Phädromus.
Wind.
Kornwurm.
Bleibt mit bem Wind mir meg'
3*
36
Phadromus.
Was willſt du denn?
gotnwurm.
Gin Cien, meiner Ankunft mid)
Zu freun.
Phãdromus.
Dich ſtrafe, wie du's werth biſt, Jupiter!
Kornwurm.
Ich bin des Todes, ſehe nicht mehr, bitter ſchmeckt's
Im Munde mir, der Zahnſtein hat ſich angeſetzt,
Voll Schleim ift mir ber Schlund vor Hunger, mein Gedäürm
Vor lauter Speiſemangel ſchlaff.
Phãdromus.
Man bringt dir gleich
Etwas zu eſſen. |
gornmurn.
Nicht fo Etwas mur; idj will
Weit fieber eine woflgemef[ne Pöoͤrtion.
Phädromus.
Ei, wüßteſt du, was wir für Ueberbleibſel noch
Vorräthig haben.
Kornwurm.
Wußt' ich lieber, wo fie ſind;
Denn meine Zähne haben was Nothwendiges
Mit ihnen abzuthun. |
Phädromus.
Speck, Schinken, Euterſtück
Und Schwartenmagen.
ſKornwurm.
| Alles ba8? (8 ift vielleidjt
Noch in ber Fleiſchbank?
CN ONCۃN
91
Phädromus.
Nicht doch; in den Schüſſeln ſchon.
Es ward für dich gerichtet, als uns Kunde fam
Von deiner Ankunft.
Kornwurm.
Sieh dich vor und ſpaſſe nicht.
Phädromus.
Ich fpreche Wahrheit, [o gewiß, als id) von Der,
Die mir ſo lieb iſt, gleiche Liebe wünſche. Doch,
Ich weiß noch immer Nichts von dem, weßhalb ich dich
Geſchickt.
Kornwurm.
Ich bringe Nichts.
Phädromus.
Berloren bin ich dann!
Kornwurm.
Das läßt ſich Alles wieder finden; höret nur!
Nachdem ich, wie du mir befohlen, abgereist,
Kam ich nach Carien, treffe deinen Freund daſelbſt
Und bitt' ihn, daß er dir mit Geld behilflich ſei.
Er möchte, hieß es, gerne dir gefällig ſein —
Du mögſt dich ja nicht in ihm täuſchen — wie es Pflicht
Des Freundes ſei, dem Freund in Nöthen beizuſtehn.
Drum gab ec fury unb unberbíümt mir ben Beſcheid:
Es gef' ifm juft moie bir, e8 fehl' ihm ſelbſt an Geld.
Phãdromus.
Du gibſt mit deinen Worten mir den Todesſtoß.
ſternwurm.
Im Gegentheil, ich rette dich und will dein Glück.
Auf den Beſcheid hin ging ich auf den Markt hinab,
Ganz traurig, daß ich meiner Reiſe Zweck verfehlt.
38
fier ſeh' ich einen Offizier, geb! auf ihn zu
limb grüß' ign freundlich. Cr erwidert meinen Gruß
Faßt bei ber Hand mid, führt mid) auf bie Seit ur$ v
Weßwegen id) nadj Garien. gefommen ſei?
Blos mm mid) ju vergnügem, fag" id), ſei's geſchehn.
Drauf fragt er midj, ob id im Epidaurus nidjt
Den Wechsler Lyco fenne? „Ja,“ ermibert id).
„Und auch den Kuppler Gappaboz ?" — „Den faf uj ar
Schon öfter; bodj was foll'8 mit dieſem?“ — „Weil id -:—
Gin Mädchen fab um breigig Minen abgefan[t,
Dazu nodj Kleider unb Gefdymeib um weitre zehn.“
Haſt bu'$ bezahlt ſchon? frag! idj toeiter. „Nein, das Gc
9iegt nodj beum Wechsler pco, ben id) bir genannt;
«Dem gab id) 9fuftrag, menn ifm Einer einen Brief,
Mit meinem Ring gefſiegelt, brüdjte, ſoll' er im
Behilflich ſein, daß Mädchen, Kleider und Geſchmeid
Vom Kuppler ausgeliefert werden.“ — Als ich das
Gehört, entfernt' ich mich. Doch ſogleich ruft er mich
Zurück und ladet mich zum Abendeſſen ein.
Das hielt ich für Gewiſſensſache, konnt' es nicht
Abſchlagen. „Wie? wenn wir uns ſogleich“ — fuhr er fort —
„Zu Tiſch begäben?“ Gern nahm ich den Vorſchlag an,
Denn weder will dem Tag ich, noch der Nacht das Recht
Verkuümmern. Alles war bereitet ſchon, und mit,
Für bie mam es bereitet hatte, fehlen nicht.
Nachdem wir gnug geſchmauſet hatten und gezecht,
Verlangt er Würfel, fordert mich zum Spielen auf.
Ich ſetze meinen Mantel ein, er ſeinen Ring.
Er ruft Planeſion an !8).
Phädromus.
Was? meine Liebſte?
Aornwurm.
Nur
Ein wenig noch Geduld! (Gr wirft vier Geier 19). Ich
Ergreif' die Wurfel, rufe meinen Tafelgott,
nds
1
— — d
39
Den Hercules 29, ang unb merfe num ben. Königspaſch.
Ich bring' ifm einem großen Qumpen au; er trinft,
Nickt mit bem Kopf, ſchläft ein. — dj zieh' bem Ring im ab
Und fdieidje Deimfid) mid) vom Polſter meg, fo daß
Der Offizier 9tidjt8 merft. Die Sklaven fragen zwar,
Wohin ich geh'? „Dorthin, wohin es Einen treibt,
Wenn man von voller Tafel kommt.“ Als ich bie Thür'
Erſt fatte, gig id) uber Hals unb Kopf davon.
Phädromus.
Das lob' ich.
Kornwurm.
Lobe dann erſt, wann geſchehen iſt,
Was du begehrſt. Laß jetzt in's Haus hinein uns gehn,
Den Brief aufſetzen und verſiegeln.
Phädromus.
Bin bereit.
Kornwurm.
Doch müſſen wir Etwas hinunterſchlucken erſt.
Schweinseuter, Schinken, Schwartenmagen: dieſe ſind
Des Magens Stützen; Brod, gebratnes Ochſenfleiſch,
Ein weiter Humpen, eine volle Schüſſel: das
Sind treffliche Rathſpender. Mache du den Brief
Zurecht; der wartet auf, ich eſſe; zwiſchenein
Geb' ich bit am, mie bu ben Aufſatz machen ſollſi.
Jetzt komm' mit mir in's Haus hinein.
Phädromus.
Ich komme ſchon.
(Alle drei ab.)
40
dritter. AR.
riter Auftritt.
£yco.
3d gelte für vermöglich. Gegenrechnung ift
Gezogen zwiſchen bem, was id) befig, unb was |
Sd Andern ſchuldig bin. Bezahl' idj dieſe nidjt, |
So bin id reich; bezahl' id) fie madj Pflicht, jo finb |
Wehr Cdjufben, als Vermögen ba, — Beim Hercules,
Wenn id mir's überlege: leid' ich's, menn im Ernſt
vie mir zuſetzen, daß man mid) aum Prätor ſchleppt ?
Qu dt jetzt bei ber meiſten Wechslern eingeſührt,
Daß Einer von dem Andern borgt und Keiner zahlt.
Sie machens mit den Fäuſten ab, wenn man zu laut
Mit einer Fordrung auftritt. Wer bei guter Zeit
Sich Geld erworben, halt' es auch bei guter Zeit
Zu Rath,. wenn ec nicht hungern will bet guter Seit. —
Gern mbdt ich einen. Knaben kaufen, wie id) ihn
Vángit für mid) brauchte; doch — vor Allem braucht mam Geld.
(Gr tritt beiſeite zur Silbjáule des Aesculap.)
Zweiter Auftritt.
Der Vorige. Kornwurm (tommt aus Phadromus⸗ Haus und ſpricht unter
ber Thũre jurid).
Kornwurm.
Ich brauche, da ich ſatt bin, deines Rathes nicht;
Da tei id Alles, denk' am Alles; gana nach Wunſch
Führ' ich dir Alles aus. Sei ruhig. — Ha, da drinn
Hab ich mich weidlich ausgeſtopft, und doch im Bauch
Gut einzig Kellerplätzchen leer gelaſſen noch,
Wo id) bie Reſte bon ben Reften bergen kann.
41
Doch, mer ift ener bort, ber mit verhülltem Qaupt
Den Aesculap begrifjt?')? (joa, ber, bem id) jujt
Aufſuche. (Kuft bem Lyco zu) Komm' mit mic! (gac ſich) 3d) thu',
als ob ich ihn
Nicht kennte. (205 He, nach dir verlang' ich!
Lyco.
Sei gegrüfit,
Einäugiger!
Kornwurm.
Wie? Treibſt du deinen Spott mit mir?
Lyco.
Sw biſt wohl vom Geſchlechte ber Cocliten?); denn
Die haben nur ein Aug'.
Kornwurm.
Ein Catapultenwurf
Bei Sicyon ſchlug mir's aus.
LZyco.
Was liegt denn mir daran,
Ob eim zerbrochner Aſchentopf dir's ausgequetſcht ?
Kornwurm (qc fi.
Ser Kerl ift fider ein Prophet: ev [pridjt [o wahr,
Denn häufig treffen derlei Gatapuften mid).
(Zu $gco: 9tein, junger Qerr, das Wohl be8 Ctaate8 mar'8, ba8 mir
Dieß Zeichen eintrug. — Geh' mit mic nidjt in'8 Geridt.
. . 89co.
Wenn audj nidt in'8 Geridjt, bod) auf ben Markt vielleicht?
Kornuwurm.
Eins grad ſo wenig, wie das Andre; mir gefällt
Dein Markt [o wenig, als mit beim Gericht gefüllt.
Doch, wenn du den mir, den ich ſuche, zeigen kannſt,
423
fBerbieneft du bit meinen allerwärmſten Dant.
Den Wechsler Lyco ſuch' id).
eEyto.
Sage mir, warum
Du dieſen ſuchſt, woher du kommſt.
Kornwurui.
So höre denn:
Von Therapontigonus, Platagidorus,
Dem Kriegeshelden.
£yce.
Gi, ber Nam' ift mir befannt;
Wenn idj ben Namen ſchreibe, füllt er affemal
Vier Ceiten auf ber Xafel. Doch, was judeft bn
Bei dieſem Lyco?
Kornwurm.
Mir iſt aufgetragen, ihm
Den Brief zu überbringen.
Lyto.
Und wer biſt du denn?
Kornuwurmi.
Sein Freigelaſſ'ner, „Rapſer“ insgemein genannt.
Lyto.
Willkommen, Rapſer! Weßhalb aber Rapſer? Gib
Mir Aufſchluß.
g8ornwutm.
Weil idj ihm bie. Kleider rapje, mem
Sm Rauſch er einſchläft: barum nennt man Rapſer mich.
Lyto.
Da ſuche bir nur anderswo 'ne Unterkunft,
Bei mir gibt'8 feinem Platz für Rapfer; übrigen
Der, bet bu fudft, bin id.
43
Kornwurm.
Du wäreſt in der That
Der Wechsler Lyco?
Lyco.
Ja.
Kornwurm.
Therapontigonus
Läßt dich recht vielmal grüßen, unb befahl mir, bit
Den Brief zu bringen.
Lyco.
Mir?
Kornwurm.
Ja. Nimm ihn, ſieh dir nur
Das Siegel an. Du kennſt es doch?
. $9co.
Was fol id) nidjt?
Gin Mann im Harniſch, ber "nen Glepfanten mit
Dem Schwert entzwei faut.
ſtornwurm.
Dem fügt er bie Bitte bei:
Du möchteſt, was im Brief ſteht, ihm beſorgen doch;
Du dürfeſt dafür ſeines Danks verſichert ſein.
Lyco.
Zeig' her; ich will doch ſehn, was er geſchrieben hat.
ſKornwurm.
Von Herzen gern; thu' ganz, mie bir beliebt; (zur ſich.) wofern
Ich nur erhaſche, was ich will.
Lyco (tiet).
„Der Offizier
Therapontigonus Platagidorus ſchickt
44
fie ídonitm Grüge ſeinem Epidauriſchen
Gafifreunde Lyco.
Kornwurm (ſür fio).
Der iſt mein, er beißt ſchon an.
£yco.
„Ich Pute bid) redjt freundlich, fei bejorgt bafür,
Daß man bem Mann, ber biejem Brief bir überbringt,
Das 3Rabden, das id bort in deiner Gegenwart,
lub wo bu ſelbſt beim Qanbel mitgetoitft, gelauft,
Cammt Schnumck unb Kleidern überliefre. Wie fid) ba8
Am Beſten tun [àpt, metpt bu felbjt. Dem Mäkler gib
Das Geld, das Mädchen biefem Bier." — Wo iſt er ſelbſt?
Warum kommt er nicht ſelbſt?
Kornwurui.
Will dir's zu wiſſen thun.
Bier Tage find es erſt, ſeit wir aus Indien
Zurück nadj Gariem famen. Hier nun mill er ſich
(Sim gofbne$ Standbild, ganz maſſiv aus SBfilippeb'ot ?3)
Grridten fafjen, vierthalb Gllen in ber Df,
Als Denkmal feiner. Thaten.
fyc.
Und marum benn das?
Kornwurm.
Auch das ſollſt du erfahren: Weil die Perſer er,
Die Paphlagoner, Synopeer, Araber,
Die Carer, Creter, Syrer, Rhodier, Lycier,
Das Freßland, Saufland, das Centaurenſchlachtenland,
Die Flotte ber Ginbritftigen ^9), ganz Libyen,
Das Kaſtenland ber Traubenſaft⸗-Austretenden,
Kurz, alle Völkerſchaften weit unb breit zur Hälft'
In zwanzig Tagen ganz allein bezwungen hat.
gp ju! £9co.
ON TUN
| 4. à
45
ſtornwurm.
Du wunderſt dich?
Lyco.
Ja wohl; denn, wären auch
Die all' in einem einz'gen Käfig eingeſperrt,
Gleich jungen Hühnern, macht' in einem Jahre man
Die Runde nicht bei ihnen. Jetzt, beim Hercules,
Glaub' ich, daß du von ihm kommſt, denn du ſchwadronirſt
Gewaltig.
ſtornwurm.
O, ich weiß noch mehr, wenn du's verlangſt.
Lyco.
Ich will Nichts weiter wiſſen. Komm' jetzt nur mit mir;
Gleich iſt die Sache, die dich herführt, abgethan.
Doch ſieh, da kommt der Kuppler eben ſelbſt des Wegs.
Dritter Auftritt.
Die Vorigen. Cappador.
Lyto.
Willkommen, Kuppler!
Gappabor.
Cei ber Gótter Huld mit bir!
Lyto.
Was, mein(t bu, daß mid) au bic führt?
Cappador.
Was willſt du? Sprich.
Lyto.
Nimm fier das Geld unb gib bafür das Mädchen bem.
Gappabor.
Doch, Bütt id fle ſchon Jemand eidlich zugeſagt?
46
£yco.
Was kümmerſt bu bid) barum, menn du Geld befommit?
Gappabor.
Der 9tatfer ift (o qut oft, a8 ber Delfer. — Kommt
Mit mir.
Kornwurm.
Nur, daß id) nicht lang aufgehalten bim! (xme brei os)
Vierter Akt.
Erſter Auftritt.
Chorführer (tritt auf.)
Ein feines Exemplar von Schelm hat Phädromus
Fürwahr in dieſem Kerl erwiſcht; da weiß ich nicht,
Ob der mehr Taſchendieb, mehr offner Räuber iſt.
Ich fürcht', ich kriege meine Garderobe, die
Ich ihm geliehn, nicht mehr zurück. Wiewohl, mit ihm
Hab' ich's ja nicht zu thun, ich lieh's dem Phädromus;
Doch will ich immer auf der Hut ſein. Bis er nun
Herauskommt, zeig' ich euch, an welchem Ort der Stadt
Jedweder Menſch am leichteſten zu finden iſt,
Damit ihr nicht lang laufen dürft, wenn Einen ihr
Bedürfet, fei er. Hallunk' ober Biedermann.
Wer Einen haben will, der falſch geſchworen hat,
Den ſchick' ich auf's Comitium 28). Wer "nen Lügner ſucht
Und Prahlhans, geh' üt Cloacina's Heiligthum *5).
Verſchwenderiſche, reiche Ehemänner ſind
Am Börſenplatz?7) zu finden; dorten trifft man auch
Die uU Y und das Kupplervolk,
ON
1
i
L
4l
Sowie bie Picknicks-Arrangeurs am Fiſchmarkt am.
Gang unter auf bem Forum i[t ber Redlichen,
Wohlhabenden Spaziergang; mitten, beim Canal,
Stehn lauter Renommiſten; Gecken, Schwätzer und
Verläumder hinter'm Teich 28). Um Nichts verläſtern ſie
Den Nebenmenſchen ohne Scheu; doch, fragt man nach,
Sind ſie's, von denen ſich am meiſten ſagen läßt.
Die Wucherer ſammt ihren Kunden findet man
Bei bem altem Buden 29); dort bei Caſtors Deiligtfum ?")
Die, denen mam zum eignen größten Schaden traut,
Im Tuscerviertel hauſen Leute 21), bie fid) ſelbſt
Verkaufen; im Velabrum 3?) Becker, Fleiſcher, aud)
Wahrſager aus den Eingeweiden, Solche, die
Den Andern Naſen drehn, ſich ſelbſt auch laſſen drehn. —
Doch horch, bie Thüre knarrt. Jetzt heißt es: reinen Mund!
(Ab.)
Zweiter Auftritt.
Kornwurm, Cappador, fyco unb Planeſion treten. auf.
Kornwurm (zu Planeſion:)
Geh' nur voraus, mein Kind, ich kann, was hinter mir,
Nicht hüten. (Zu Gappabor:) Auch was fie vor Schmuck unb
Kleidern hat,
Sagt' er, gehör' ihr Alles.
Cappador.
Niemand ſtreitet es.
Kornwurm.
Doch beſſer iſt's, man mahnt daran.
Lyeo (qu Cappador.)
Erinnre dich
An dein Verſprechen, daß, wenn ſich von irgendher
Anſpruch erhöb' auf ſie als Freigeborene,
43
Du mir bie dreißig Minen, rund und wohlgezählt,
Zurückerſtatten wolleſt.
Gappabor.
Ich vergeß' e8 nit;
Ci deßhalb ruhig; mieberfoft verſprech' idj bir'6.
Kornwurm.
Und wiederholt ruf' ich es in's Gedächtniß dir.
Cappador.
Schon gut. Und zudem leiſt' ich dir noch Garantie.
ſtornwurm.
Das wär's, was mir allein noch fehlte, Garantie
Von einem Kuppler anzunehmen, der ja Nichts
Sein eigen nennt, als höchſtens ſeine Zunge nur,
Womit er anvertrautes Gut abſchwören kann.
Fremd Eigenthum iſt's, was ihr kauft; fremd Eigenthum,
Dem ihr die Freiheit gebt; fremd Eigenthum, was ihr |
Beherrſcht; eudj garantirt kein Menſch, jo wenig ifr
Jemanden garantirem funt. Das Kupplervolk
Iſt unter'n Menſchen, wie mich dünkt, nichts Anderes,
Als was die Fliegen, Bremſen, Flöh' und Läuſe ſind:
Nur da zur Laſt, zur Qual, zum Ekel, gut zu Nichts.
Kein rechter Mann getraut ſich, auf dem Markt bei ench
Zu ſtehen: wer ihn ſieht, verdammt ihn, ſpuckt ihn an,
Verfolgt mit ſchlechten Reden ihn. „Sein guter Ruf
Iſt hin,“ ſagt Jedermann, auch wenn er Nichts gethan.
Lyco.
Beim Pollux! Du mit deinem einen Auge kennſt
Die Kuppler trefflich.
Kornwurm.
Euch gebührt derſelbe Platz;
Ihr gleichet ihnen auf das Haar. Die munkeln doch
Nur im Verborgnen, ihr ſteht auf dem offnen Markt.
X
49
Durch Wucher vuinirt bie Qeut? ift ebenfo,
SBie jene durch Verlockungen zur Liedrigkeit.
Wie manche Bill ward wegen euch an's Volk gebracht;
Doch ihr zerreißt ſie alle, findet ſtets ein Loch.
Wie mit dem heißen Waſſer, wenn's erkaltet iſt,
Geht ijr mit den Geſetzen um ??).
f'yco.
O, hätt' id bod)
Mein Maul gehalten!
Cappador.
Nicht ſo übel ausgedacht,
Doch unverſchämt geſprochen.
Koruwurm.
Wenn man Schlechtes ſpricht
Von Solchen, die es nicht verdienen, das iſt ſchlecht;
Doch, ſagt man's Denen, die's verſchuldet haben, nach,
Iſt's, vie mid) dunkt, ein gutes Werk. (gu Gappator:) Ich kümmre mid)
Um deine Garantie ſo wenig, als ich mich
Bei irgend einem Kuppler darum kümmere. —
Steht ſonſt noch Was zu Dienſten, Lyco?
Lyco.
Lebe wohl!
Kornwurm.
Leb' wohl! mur gegen.)
Cappador.
He du, noch auf ein Wort!
Kornwurm.
Was willſt du? Sprich!
Cappadox.
Sei doch beſorgt, daß mit dem Mädchen ordentlich
Verfahren wird; ich hab' in meinem Haus ſie gut
Und keuſch erzogen. |
Plautus, Sarefit Kornwurm, 4
50
Sornuurm.
Wenn fie bir fo nahe gebt:
Was gibft bu bofür aus, bap man fie ordentlich
Behandelt?
€appsber.
Schlage.
ſKornuwurm.
Dieſe brauchſt du für dich ſelbſt.
Gappaber (ju Planeſion, welche weint).
Was weinſt bu, Närrchen? Fürchte Nichts! 3d) Babe bid)
An einem guten Herrn verkauft. Bleib' immer brav,
Und folge dem getroſt.
Lytso.
Nun, Rapſer, kann ich fonft
Mit Etwas dienen?
Kornwurm.
Lebe wohl und bleib' geſund!
GFar ſich) Du haſt mit deiner Müh' imb deinem Gelbe mir
Gefallen gnug erwieſen.
Lyco.
Gruße deinen Herrn
Recht ſchön von mir.
Kornwurm.
Ich werd' es melden. (95.
Lyco (u cappadoy).
Willſt du ſonſt
Noch Etwas, Kuppler?
Cappador.
Ja, die zehen Minen, die
Ich brauche, mich dafür zu pflegen.
Lhyto.
Sind bereit;
Laß fie mur morgen holen. (Ab.)
LU ^N 2 — —
u LN
ERN
51
Gappabor.
Mein Ge[djüft war gut ;
Drum will id) aud) ben Göttern bafür banfbar fein.
Zehn Minen Bat das Mädchen mich als kleines inb
Gekoſtet; aber den, dem ich ſie abgekauft,
Sah ich ſeit damals nimmer: ſicher iſt er todt.
Was fümmert'$ mich? Ich hab' das Geld. Wer i ber Huld
Der Götter ſteht, dem werfen den Gewinn ſie zu.
Nun will ich meinen Gottesdienſt verrichten erſt,
Und nachher — wohl gemerkt — mir ſelber gütlich thun. (ab.
Dritter Auftritt.
Therapontigonus und Cyco kommen im Geſpräche.
Therapontigonus.
Von nicht geringem Zorn entflammt tret' ich einher,
Von jenem Zorn, ber mid) zu Sturm unb Pluündrung treibt,
Wenn du mir jetzt nicht flugs bie dreißig Minen zahlſt,
Die ich dir hinterlegt, ſo mache ſchleunigſt dich
Zum Tod gefaßt.
f'yco.
Nicht leichtes Unheil wünſch' id) bir,
Nein, jenes, das ich Allen wünſche, denen ich
Nichts ſchuldig bin.
Therapontigonus.
Thu' nicht ſo trotzig gegen mich;
Glaubſt du, daß ich dich bitte?
Lyto.
Dazu wirſt du mich
Niemals vermögen, bag id) nochmals zahle, was
Bereits bezahlt iſt: nie geſchieht das.
Therapontigonus.
War ich doch
4
52
Schon damals, als id) mein. Vertraun bir zugewandt,
Feſt überzeugt, ich krieg' es niemals wieder heim.
Lyto.
Warum nun jetzt es fordern?
Therapontigonus.
Weil ich wiſſen will,
Wem Du's gegeben.
Lyco.
Deinem Freigelaſſenen,
Dem Einaug: Rapſer ſei ſein Name, ſagt' er mir;
Dem gab ich es, demſelben, der mir einen Brief
Mit deinem Siegel brachte.
Therapontigonus.
Was für einen Brief?
Was träumſt du da von einem Freigelaſſenen
Mit einem Auge, Namens Rapſer? Hab' ich bod)
Gar keinen Freigelaſſenen.
Lyro.
Da thuſt du wohl,
Weit beſſer, als ſo mancher andre Kriegesmann,
Der Freigelaſſ'ne hat und ohne Hilfe läßt.
Therapontigonus.
Was thatſt du nun?
Lyto.
Was du mir auftrugſt. Aus Reſpekt
Für dich geſchah's. Konnt' ich den Boten, welcher mir
Dein Siegel bracht', abweiſen?
Therapontigonus.
Dummer noch, als dumm,
Biſt du geweſen, daß du jenem Brief getraut.
CI. — ,
53
$yco.
Sem 55), beffen fid) ber Staat, wie jeber Einzelne
$Bei jeglichem Geſchäft bebient, follt' idj allein
Nicht traum ? Jd) gef) mum meine Wegs; du biſt bezahlt.
Qeb' wohl, Herr Kriegsheld.
Thera pontigonus.
Su mir Lebewohl?
Lyco.
Co leb'
Unwohl, menm dir's beliebt, meinthalb beim Leben lang. (Ab.)
Therapontigonus.
Was mach' ich nun? Was hilft mir's, daß ich Könige
Zur Unterwerfung zwang, wenn ſolch obſcurer Kerl,
Wie dieſer, ſeinen Spott jetzt mit mir treiben darf?
Vierter Auftritt.
Therapontigonus unb Cappador, ber aus bem Tempel zurückkommt.
Cappadox.
Wer in der Götter Gnade ſteht, dem zeigen ſie
Sich niemals abhold. Als mein Opfer ich gebracht,
Fiel mir noch eben bei, der Wechsler könnte mir
Entwiſchen, und da hol' ich lieber gleich mein Geld:
's ift beſſer doch, wenn ich zu eſſen hab', als er.
Therapontigonus.
Längſt war's mein Wille, dich zu grüßen.
Cappadox.
Gruß und Heil,
Therapontigonus Platagidorus, dir,
Daß glücklich du in Epidaurus angelangt;
Bei mir indeſſen ſollſt du heut und ferner auch
Kein Körnchen Salz zu lecken kriegen.
54
Therapontigonus.
Gut geſagt;
Doch gibt's noch eine Sprache, die dir ſchlecht genug
Bekommen wird. Was macht bei dir mein Eigenthum?
Gappabor.
Bei mit gar 9tidjt8. Spar' alle. Seugen, denn id) bin
Niemanden Etwas ſchuldig.
Therapontigonus.
Wie verſteh' ich bae?
Gappabor.
98a8 id) au leiſten ſchwur, hab' idj geleijtet aud).
Therapontigonnus.
He, Schlingel, gibſt du mir das Mädchen, oder nicht,
Eh' dieſes Schlachtſchwert gegen dich ich ſchleudere?
— Gappabor.
Dich laſſ' idj weidlich prügeln; mid) erſchreckſt bu nidi.
Man hat ſie weggeholt. Dich aber trägt man weg,
Wenn du nicht bald aufhörſt mit deinen Schmähungen,
Du, dem ich Nichts, als höchſtens Prügel, ſchuldig bin.
Therapontigonus.
Mit Prügeln drohſt bu mir?
Gappabog.
Ich brobe nidt; bei Gott,
Du friegít fle, wenn bu. ferner mid) belüftigeft.
S berapontigonus.
(in Kuppler broft mir? Siegen meine Fäuſte beri,
In mandem Kampf bewährt, fo ganz zertreten ba?
So wahr, als dieſes Schwert und dieſer Schild mir ſtets
Im Schlachtgetümmel helfen mögen: wenn du mir
Das Mädchen nicht herausgibſt, richt' ich ſo dich zu,
55
Daß bie Ameiſen ſtuckweis von ber Stelle bid)
Wegſchleppen folem,
Gappabor.
linb mit ſoll Haarzang' unb Kamm,
Soll Spiegel, Kräuſeleiſen nun nnb nimmermebr
Erwünſchte Dienſte leiſten, Scheer' und Sacktuch nicht,
Wenn deine Prahlereien, deine Drohungen
Mir mehr ſind, als die Dienſtmagd, die den Abtritt putzt. —
Ich gab ſie dem, der mir das Geld von dir gebracht.
Therapontigonus.
Wer ift bae?
Gappabor.
Deinen. tyreigelaj nen nannt! et. (id);
Sein Nam' iſt 9tapfer.
Tbherapountigonus.
Meinen — Ha, nun komm' ich drauf:
Kornwurm hat mir den Streich geſpielt, hat mir den Ring
Gerapst.
Gappabor.
Du famít um beinem 9ting? (Fur ſich) Herr SOffüier,
Man theilt ber abgedankten Gompagnie bid) au.
goerapontigonus.
Wo finb! idj mum ben Kornwurm?
Gappabor.
Ohne 9b im Korn:
Fünfhundert ftatt be8 Ginem, menm bu will, — Ich mug
Nun fort, Leb' wohl unb bleib' geſund! (mv)
Therapontigonus.
Leb' ſchlecht und bleibe krank! Was mach' ich nun? Soll ich
Dableiben, oder gehn? Mir ſo 'ne Naſe drehn?
Gern wollt' ich bem Was ſchenken, ber ben Kerl mit zeigt. (29)
56
| dünftet Akt.
Erſter Auftritt.
Rorumurm.
Gin alter Dichter hab' in einem Trauerſpiel
— So hört' idj — fid) vernehmen faffen: ſchlimmer ſei'n
Zwei Frauenzimmer ftet8, a[8 eins — unb das ijt mar,
Allein eim. ſchlimmres Weibsſtück, als des Phädromus
Geliebte, ſah' ich, hört' ich nie; ein ſchlimmres läßt
Sich nicht einmal erdenken. Kaum erblickte ſie
Den Ring an mir, gleich fragte ſie: „wo iſt er her?“
„Weßwegen fragſt du?“ — „Weil ich's durchaus wiſſen muß.“
Ich weigr' es ihr. Ihn zu erhaſchen, packt ſie mich
Flugs bei der Hand und beißt. Kaum kriegt' ich noch die Thür'
Und lief davon. Zum Henker mit der Beſtie!
Zweiter Auftritt.
Der Vorige. Planeſton, Phädromus unb Therapontigonus (Geiſeite).
Planeſion.
Schnell, Phädromus!
Phädromus.
Warum denn?
Planeſion.
Daß der Paraſit
Uns nicht entwiſchen kann; es iſt von hohem Werth.
Phädromus.
Mir eben nicht; ich bin mit dem, was ich gehabt,
Schnell fertig worden.
57
Planefion.
Halt' ihn doch!
Phädromus.
Was haſt du denn
Mit ihm zu thun?
Planeſion.
Frag' ihn, woher den Ring er hat.
Mein Vater trug ihn einſt.
ſtornwurm.
Nein, er war Eigenthum
Der Schweſter meiner Mutter.
Planeſion.
Zum Gebrauche gab
Ihn ihm die Mutter.
Kornwurnmi.
Und dein Vater wieder mir.
Planefion.
Du machſt nur Poſſen.
Kornwurui.
Das iſt meine Weiſe ſo;
Gerade deßhalb leb' id ſo bequem. Was mun?
Planeſion.
Willſt du mir meine Eltern vorenthalten gar?
ſtornwurm.
Was? Iſt dein Vater, deine Mutter in dem Ring
Etwa verſteckt?
Planeſion.
Frei bin ich von Geburt.
58
Kornwurm.
Wie noch
Viel Andre, die jetzt Sklaven ſind.
Planeſion.
Du machſt mich bös.
Kornwurm.
Ich habe dir ja ſchon geſagt, auf welchem Weg
Der Ring an mich gekommen iſt. Wie oft noch muß
Ich's ſagen? Einem Offizier hab' ich im Spiel
Ihn weggenommen.
Therapontigonus (tritt vor unb faßt ipu).
Das gefang. Da ijt er jo,
Nach bem id) fahnde. Wackrer Mann, mie gebt'8?
Kornwurm. def
e L
Zu Dienſten. Gilt's ben Mantel auf brei. Würfe?
Therapontigonus.
Geb
Bunt enfer mit ben Wurfeln, mit ben Zwiebeln 25)! Gib
Sein Gefb mir ober ba8 Mädchen mieber!
ſtornwurm. |
Was für Geld?
Was ſchwatzeſt du mir da für Narretheien vor?
Was für eim Mädchen forderſt bu bom mit zurück?
S ferapontigonus.
Die bu bom Kuppler weggeholt aft, Galgenftvid !
Kornwurm.
Ich habe keine weggeholt.
Therapontigonus.
Da ſteht ſie ja.
Kornwurm.
Dieß Mädchen hier iſt eine Freie.
a IN
59
Therapontigonus.
Frei? Wie ſo?
Die, meine Sklavin, der ich nie die Freiheit gab?
Phädromus.
Wer gab ſie dir zum Eigenthum? Wo haſt du ſie
Gekauft? Das ſag' mir doch.
Therapontigonus.
Durch meinen Wechsler ward
Der Kaufpreis ausbezahlt. Vierfach will ich das Geld
Bei bir unb bei bem Kuppler wieder holen 39).
Phädromus.
Du,
Der du ſo gut geſtohlne, freigeborene
Jungfrauen einzuhandeln weißt, gleich vor Gericht
Mit mir!
Therapontigonus.
Ich mag nicht.
Phädromus.
Willſt du Zeugen haben?
Therapontigonus.
Nein!
Phädromus.
So geh' zum Henker und — verzicht' auf Zeugbarkeit.
ſtornwurm.
Ich könnte gar wohl Zeugniß geben.
Phädromus.
Tritt daher!
Therapontigonus.
Ein Sklave zeugen? Seht mir doch!
90
Botwsatm (9i dps cmen Odian.
Sur bog bu weißt,
Ad Pur cn gẽrcigeboraer.
d $erapsutigouns.
aiio por Geri ! (Gdiügt brn Rormostm gicitiz-:
Seramarm.
$^ Pürgc, Bärger!
X ierapsatigonus.
Welch Geſchrei!
Fhodromus.
Wescalb vergreifft tu tid au dem?
Thereportigenus.
Weil mir'8 beliebt.
fjesrsmuü (Gu Sorumura).
Komm fer au mir! (3a Therapontigonus?) tu meinft wohl gar, ió
foll ign bir
Ausliefern? Das lap S^ir bergebn.
Sormeutu.
Ach, Phädromus,
Ich fleh' dich an, nimm mich in deinen Schutz!
Phãdromus.
Wie mich
Und meinen Schutzgeiſt ?*). — Nun, Herr Kriegsmann, ſprich, woher
Haſt du den Ring, um den mein Paraſit ſo ſchlau
Dich brachte?
Planefion (fält bem Dffizier zu Füßen).
Gib uns, auf den Knien beſchwör' ich dich,
Aufſchluß! — |
A 7x 4 0 m .
f |
^
— 1 " — — — — —
61
Therapontigonus.
Was geht das euch an? Fragt doch lieber noch,
Wie ich zu meinem Schwert unb meinem Mantel fam.
ſtornwurm (halblaut).
Wie ſich ber Prahlhans brüjtet!
Therapontigonus.
Schicke den da fort,
Dann ſag' ich Alles.
ſtornwurm.
Eitel Wind ijt, ma8 er ſagt.
Planefion (immer noch auf ben Knieen).
Laß dich erbitten, gib mir Aufſchluß!
Theraponutigonus.
Steh doch auf;
Du ſollſt's erfahren. Merket auf: Periphanes,
Mein Vater, hat ihn einſt gehabt.
Planeſion.
Periphanes?!
Therapontigonus.
Der gab ihn auf dem Todtenbett, wie billig, mir,
Als ſeinem Sohn.
Planeſton.
Hilf, Jupiter!
Therapontigonus.
Und ſetzte mich
Planeſion.
O Kindesliebe, die ich ſtets
Gewiſſenhaft und treu bewahrt, ſei du mein Hort!
Willkommen, Bruder!
Zum Erben ein.
62
Therapontigonus.
Darf ich's glauben? Sprichſt bt wahr,
So ſage mir: wie nannte deine Mutter ſich?
Planeſion.
Cleobula.
Therapontigonus.
Deine Wärterin?
Planeſion.
Archeſtrata.
Cie wat es, bie mich mitnahm, um das Bacchusfeſt 28)
Mit anzuſehn. Kaum waren wir dort angelangt,
Kaum hatte fie mid) hingeſetzt, als plötzlich fid)
Ein Wirbelwind erhob: einſtürzt die Scenerie;
Ich bin voll Angſt, da faßte mich, die Zitternde,
Ich weiß nicht Wer, ich war nicht lebend, war nicht todt.
Auch weiß ich nimmer, wie er mich hinweggebracht.
Therapontigonus.
Wohl denk' ich noch an jenen Sturm; doch, ſage mir,
Wo iſt der Menſch, der dich geraubt?
Planeſion.
Ich weiß es nicht;
Doch hab' ich immer dieſen Ring bei mir bewahrt
Seit jenem Unglückstag.
Therapontigonus.
Ei, laß mich doch ihn ſehn!
Kornwurm (ipre Hand zurückhaltend).
Biſt bu bei Troſt, bag bu ifm biejem anvertrauſt?
Plaueſion.
Laß nur!
Therapontigonus.
o3 das ift ja ber nümlidje,
—
^
)
63
Den id) gu deinem Wiegenfeſt bir eint. gefambt :
Sd fenn' ifm, wie mich ſelbſt. Gegrüßt fei, Schweſter, mir!
Planeſion.
Gegrußt mir, Bruder!
Phädromus.
Wenden das bie Götter euch
Zum Segen!
Kornwurm (ju. Therapontigonus).
Wie uns Allen. Heute gibſt du doch
Der neugefundnen Schweſter einen Freudenſchmaus;
(Auf Phadromus beutenb:) Und morgen Ser den Hochzeitſchmaus.
Phädromus.
Das ſei ein Wort.
Therapontigonus Gu Kornwurm).
Du ſchweige jetzt!
ſtornwurm.
Das thu' ich nicht, da Alles ſich
So gut geſtaltet. Du, Kriegsmann, verlobe ſie
Mit dieſem hier; das Heirathsgut geb' ich dazu.
Was ware das? vphidromut.
ſtoruwurm.
Daß ſie, ſo lang ich lebe, mich
Verhalten darf. Ich ſage das im vollen Ernſt.
Therapontigonus.
Von Herzen ſtimm' ich bei. Dann muß der Kuppler uns
Noch dreißig Minen zahlen.
Phädromus.
Wofür?
Therapontigonus.
Weil er mir
Verſprach, wenn Jemand ſie als Freigeborene
€o meg $ geſcheba.
Brawiifimo!
Berſprichſt bn fic zur Gattin mix?
Theropontigonus.
Mein Wort.
ſoruwurm.
und A bag id) babei bim,
(C 47N
7 UN
65
Therapontigonus.
Vi Allerliebſt.
Doch ſieh, da kommt mein Schatz, der Kuppler, hergetrollt.
Dritter Auftritt.
Die Vorigen. Cappador.
Cappador.
Sein Gelb ben Wechslern anvertraun ſei fehlerhaft:
Wer das ſagt, ſchwatzt in's Blaue. Manchmal thut man wohl,
Manchmal auch übel; das erfuhr ich heute ſelbſt.
Es iſt nicht ſchlecht placirt bei dem, der nie bezahlt,
Nein, völlig weggeworfen. So hat dieſer Burſch,
Um mir die zehen Minen aufzutreiben, ſich
An allen Tiſchen umthun müſſen. Wie es fo
Nichts werden will, fordr' ich mit Qürm mein Gelb von ihm.
Er ruft mich vor Gericht. Ich ſchweb' in Angſt und Furcht,
Er ſchlage, mich zu zahlen, den Prozeßweg ein;
Doch Freunde legten's gütlich bei: jo wird er denn
Zu Haus mich zahlen, barum ei id) jetzt nad) Haus.
Therapontigonus.
He, Kuppler, dich verlang' ich!
Phudromus.
Ich dich ebenfalls.
Gappabor.
Dagegen id) eudj Beide nidjt.
Therapontigonus.
Bleib' auf dem Platz!
Gleich jetzt, hier auf der Stelle, mußt das Geld du ſpei'n!
Cappadorx.
Was haſt denn du mit mir zu ſchaffen, oder ich
Mit dir?
Plautus. Paraſit Kornwurm. b
66
S erapontigsuu?.
Weil bir mir einen. Gatapultenpfeif
Noch Bent abgeben joífjt, unb idj am eife bid)
S) bjdnellen mill, mie man mit Catapulten ſchießt.
Phãdromus.
Und ich bereite bir gafantem ferm das Bett
Bei einem Qünbden, nämlich einem eiſernen.
Cappadox.
Sd aber faff euch Beid' im einem Kerkerloch
Zu Grunde gehn.
Therapontigonus (x einem ſeiner Leute).
Packt ihn beim Kragen, und dann fort
Zum Galgen!
Phadromus.
Weßhalb? Den Weg findet er von ſelbſt.
(Cappadox wird von ben Leuten des D[fügier8 gefaßt)
Gappabor.
Bei Góttertveu! unb. Menſchentreue! [djleppt man denn
Unüberführt, ohn' affe8 Urtheil fo mid) fort?
Planeſion, Phädromus, id) bit? euch, helfet mir!
Planeſion.
Ich bitte, Bruder, gib ihn der Verurtheilung
Nicht preis, verderb' ihn nicht; er hat mich gut und keuſch
In ſeinem Haus bewahrt.
Therapontigonus.
Doch war's ſein Wille nicht.
Dem Aesculap hier danke, daß du keuſch noch biſt:
Wär' er geſund, längſt hätt' er dich dahin gebracht,
Wohin er konnte.
Phädromus.
Höret mid) jetzt an; vielleicht
67
Kann ich ben Streit beilegen. (3u Therapontigonus:) Laſſ' ihn los!
(gum fupple:) Und bu
Tritt fec! Vernehmt mein lirtfeif, wenn freimillig ifr
Dem GCprudj eud) fügem wollt,
Cappador.
Wir unterwerfen uns;
Fällt nur der Spruch ſo aus, daß Niemand Geld von mir
Will haben.
Therapontigonus.
Auch nicht, wenn du es verſprochen haſt?
Gappabor.
Vie benn ber[prodjen?
Phädromus.
Mit der Zunge.
Cappador.
| Mit eben ber
Läugn' idj e8 ab; zum Reden ward fle mir verliehn,
Nicht, mich um Hab' und Gut zu bringen.
Therapontigonus.
's ift umſonſt;
Packt ihn beim Kragen!
Gappabor.
Augenblicklich will id) thun,
Was du befiehlſt.
Therapontigonus.
Wenn du ein Mann von Ehre biſt,
Gibſt bu ouf das, was ich bid) frage, mir Beſcheid.
Gappabor.
Co frage denn, was bir beficbt.
Therapontigonus.
Verſprachſt du nicht,
5 *
68
Wenn Jemand Dieſe hier als Freigeborene
Erweiſen würde, wollſt du ohne Widerſpruch
Den vollen Kaufpreis wieder zahlen?
Cappabox.
Kann mich nicht
Erinnern.
Therapontigonus.
Wie? Du läugneſt's?
Gappabor.
Sa, beim Hercules!
Wer mar zugegen? Wo geſchah's?
Therapontigonus.
Ich ſelber war
Dabei; beim Wechsler Lyco.
Gappabor.
Willſt bit ſchweigen?
Therapontigonus.
Cappadox.
Dich acht' ich keines Pfifferlings; du ſchreckſt mich nicht.
Therapontigonus.
In meiner und des Lyco Gegenwart geſchah's.
Phädromus.
Ich glaube bir allein ſchon. (Sum Kuppler:.) So vernimm denn num
Mein Urtheil, Kuppler: Frei iſt dieſe von Geburt.
Der iſt ihr Bruder, wie ſie ſeine Schweſter iſt.
Demnächſt vermählt ſie ſich mit mir. Gib ihm ſomit
Sein Geld zuruück: dieß ift mein Spruch.
Cappador.
Nein!
O Phädromus,
Das ift ein treulss Urtheil; niemals frommt es bir!
Bam
69
SDid) aber, Kriegsmann, foll ber Zorn ber Himmliſchen
Vernichten.
Theropontigonus.
Gibſt du mir mein Geld nicht wieder, gleich
Wirſt du in Ketten liegen.
Gappabor.
Komm' mit mir.
Therapontigonus.
Wohin?
Cappador.
Ju meinem Weqhsler, zum Gerichtsherrn 29); dort bezahl'
Ich alle meine Schulden.
Therapontigonus.
Nein, in's Kerkerloch,
Nicht zum Gerichtsherrn, ſchlepp' ich bid, menn bu das Gelb
Nicht gleich erlegſt.
Cappadox.
Komm' alles Unheil über dich!
Haſt du verſtanden?
Therapontigonus.
Iſt's dein Ernſt?
Cappador.
Mein voller Ernſt.
Therapontigonus.
Ich weiß, was meine Fäuſte leiſten.
Cappador.
Nun, und dann?
Therapontigonus.
Und dann? Das fragſt du noch? Mit dieſen mach' ich dich,
Wenn du mich reizeſt, heute noch ganz zahm,
10
Gappabor.
Du jollft e8 fogfeid) Baben.
Therapontigonus.
Schön.
Phädromus.
Du ſpeiſeſt heut
Bei mir, Kriegsmann; wir feiern das Vermählungsfeſt.
ſtornwurm.
Bekomm's uns Allen wohl! — Zuſchauer, klatſchet uns!
Wohlan,
Alphabetiſche Ueberſicht
der
vorzüglichſten plautiniſchen Sprichwörter)
mit
durchgãngiger Seifügung der gleichbedeutenden oder ſinn-
verwandten deutſchen.
A.
Ab asinis ad boves transcendere. Aul. 2, 2, 58.
«Bom (fef auf ben (Gau fommen.
Àb transenna turdus lumbricum quaerit. Bacch. 4, 6, 22.
Gr pfeift ſchon auf bem legten Loch,
linb will ben Mann bod) madjen nod.
Acetum habet in pectore. Pseud. 2, 4, 49.
Er fat Flöhe Dinter ben Ohren fipen. —
9tadj 9(nbern: Cr fot Witz int Qeibe.
Acheruntis pabulum. Cas. 2, 1, 12.
Gin. Teufelsbraten.
Ad incitas redactus. Trin. 2, 4, 136.
Gr pfeift auf bem letzten Loche. —
Er figt im Peche.
Ad suum questum callidus est. Asin. 1, 8, 306.
Gr (fügt im feinen. eignen Beutel.
Age, si quid agis. Mil. 2, 2, 60. Pers, 4, 4, 101.
Was bu tbuft, das tfue redit.
12
Aho reti aliena oppugnare bona. Pers. 1, 2, 22.
Den Seutem ba8 Ihrige abfdjminbefn.
Alcedonia sunt circa forum ?), Cas. Prol. 26.
Der Markt ijt berfaufen.
Aliquid mali est propter vicinum malum. Merc. 4, 4, 32.
Es ijt ein. boöſes Ding um einen bójen 9tadbar. —
(in Unheil it be8 andern Geſchwiſterkind.
Aliter catuli longe olent, aliter sues. Epid. 4, 2, 9.
„Aeneas rod) Lavendelduft
„Und kannte feine SDtuttev," 3) (Blumaner trap. Aeneis, 99.L.)
Allgare canem agninis lactibus. Pseud. 1, 3, 85.
Den unb on eine Bratwurſt binben. —
Den Bock gum Gürtner madjen. —
Die $age zum Schmerlaib ſetzen.
Altera manu fert lapidem, panem oſtentat altera. Aul. 2, 2, 18.
Das thun alle böſen Katzen,
Vornen lecken, hinten kratzen.
Apud novercam queri. Pseud, 1, 3, 80.
Dem Teufel beichten.
Aquam a pumice postulare. Pers. 1, 1, 42.
Bratwürſte im Hundeſtalle fudjen.
Aquam frigidam suffundere. Cist. 1, 1, 37.
Lärmen gu Etwas blaſen.
Aquam plorat, quum lavat, profundere. Aul. 2, 4, 29.
Das Waſſer gum Waſchen dauert ijn. —
Es ijt ihm um das Licht leid, das er anzunden muß.
Aurum multa multis saepe suasit perperam. Capt. 2, 2, 78.
Die ba reich werben wollen, fallen im Anfechtung unb
Stricke.
Austrum perculi*). Epid. 4, 2, 22,
3d bin in's Blaue hineingefahren.
B.
Bellerophontem facero). Bacch. 4, 7, 12.
Uriasbriefe (gum Beſtellen) geben,
E EEOSEEESEMGEEXMEEVULLLIULIKLLTI"LAAI net RE
13
Bojus est, Bojam terit. Capt. 4, 2, 108.
Sebent 9tatren. gefüllt. feine. Kappe.
Bona sua pro stercore habet. Truc. 2, 7, B.
Er geht mit feinem Gelb im, a(8 müre e8 nur Dreck.
Bonis quod bene fit, haud perit. Rud. 4, 3, 2.
Was Gutes man erweist ben Frommen,
Das pflegt nicht leichtlich umzukommen.
Bonus animus in mala re dimidium est mali. Pseud. 1, 5, 37.
Gin gut Gemuüth in böſen Sachen
Kann's um bie Hälfte leichter machen.
C.
Calidum est optumum mendacium, Most. 3, 1, 185.
Gine gute Ausrede ift drei SBatgen werth.
Capiundi crines. Most. 1, 8, 69,
Man muf bie Gelegenfeit beim. Schopfe nefmen.
Centones farcire. Epid. 3, 4, 19.
Einen Bettelmannsmantel zuſammenflicken.
Chorda tibi tenditur. Most. 3, 2, 55.
Es geht bir um ben Kragen.
Cieccum non interduim. Rud. 2, 7, 22.
Sd fere bie anb nidt barum um.
Collatis signis depugnare. Cas. 2, 5, 44.
Mit aller Macht brein[dfagen. —
Mit Kolben laufen.
Confregisti tesseram. Cist. 2, 1, 27.
Dein Spiel ijt aus. —
Du haſt hier Nichts mehr zu ſuchen.
Continuo adveniens pilum injicis mihi, Most. 3, 1, 43.
Du wirfſt mir gíeidj bem $tübel an ben Kopf. —
Sou fül[t gíeidj mit ber Thüre in'8 aug.
Contumeliam si dices, audies. Pseud. 4, 7, 77.
Schimpf wieder Schimpf. —
Wie man in bem Wald ſchreit, [o hallt es heraus.
14
Cum pulvisculo. Rad. 3, 6, 7. Truc. Prol. 19.
Mit €tumpf unb Gtief.
Curiosus nemo est, quin sit malevolus. Stich. 1, 3, 54.
Der Neugierigen Gilde
Fuührt Böſes im Schilde.
D.
Daedalea remigia. Suppos. in Amph.
Geſchwind, wie der Wind.
Delingere salem. Curc. 4, 4, 6.
Gin Qunbefeben füfren.
Delirant interdum senes. Epid. 3, 3, 11.
Alter ſchützt vor Thorheit nicht.
Depugnato proelio venit. Men. 5, 6, 31.
Gr fommt finten nadj, wie ber Baſeler 3Bote.
Dorsus prurit. Mil. 2, 4, 44.
Der S8udel judt ihm.
E.
Ebur atramento candefacere. Most. 1, 3, 102.
Cid) iit Koth waſchen. —
Sich mit ftoblen weiß machen.
Eccum lupum in sermone. Stich. 4, 1, 71.
Wenn man ben Wolf nennt,
€o fommt er gerennt.
Efficimus pro opibus nostra moenia. Stich. 5, 4, 13.
Seine Vögelein, feine Neſtlein.
Elephanti corio circumtentus est. Mil. 2, 2, 80.
Er fat ein wahres Eſelsfell.
Emere oportet, quem tibi obedire velis. Pers. 2, 4, 2.
Stufe bir einen. 9tarren, td) bin aber nidjt feil.
Eodem bibere poculo. Cas. 5, 2, 52.
An bem gleidjen Uebel feiben, —
In bem[elben Spital franf fein.
15
Eximere e manu manubium. ul. 3, 4, 12.
Das Heft aus ber anb nehmen.
F.
Facile est imperium in bonis. Mil. 3, 1, 17.
Auf ebenem Weg iſt leicht kutſchiren.
Factum fieri infectum non potest. Aul. 4, 10, 11.
Zu geídjefenen Dingen mug man das Beſte reden. —
Hin iſt hin, es leiht kein Jude mehr darauf.
Fames et mora bilom in nasum conciunt. Suppos. in Amph.
Einem Hungrigen iſt nicht gut lange predigen.
Feliciter sapit, qui alieno periculo sapit. Merc. 4, 4, 40.
Wohl bem, ber burdj fremden Schaden fíug titb.
Flamma fumo est proxima. Curc. 1, 1, 53.
Feuer unb Rauch finb nafe beijammen. —
Frißt ber Herr ben Nutzen,
So freſſ' er auch den Butzen.
Floccum non interduim. Trin. 4, 2, 152.
Ich fere bie Hand nidt barum um.
Folia nunc cadunt, tum arbores. Men. 2, 3, 24.
Wenn man Ginem bem Finger bietet, will ev gleid) bie
gange Hand. —
Läßt man ben Zeufel im bie firdje, gíeid) mill er aud
predigen.
6.
Gladium ei dedisti, qui se occideret. Trin. 1, 2, 92.
Du haſt ijt auf'$ (i8 gefübrt.
Graeca mercamur fide. Asin. 1, 8, 47.
Wir faufen auf griedjijdjen Grebit. —
Nur gegen baat befommen wir.
Graeco more bibere, Most. 1, 1, 21 it. B.
Caufen wie eim Burſtenbinder.
—1
H.
Habeas, quod Di dant boni. Rud. 5, 3, 3.
Halte feít, ma8 (Gott beſchert.
Haeret haec res, Pseud, 4, 2, 28 it. b.
Das Ding Det einen Haken.
Hanc ego de me conjecturam domi facio. Cist. 2, 1, 2.
Sd nefme e8 an mir ſelber ab. —
Ich zupfe midj bei ber eigenem Naſe.
Homo nullius coloris. Pseud. 4, 7, 99.
Gr ift meber marm, nod) fat. — |
Weder Fleiſch, nod Fiſch. —
Weder Muh, nod Mäh!
Homo trioboli. Poen. 1, 2, 168.
(in Kerl, ber feinen. Qeller werth iſt.
I.
I modo, venare leporem, nunc cirim tenes. Capt. 1, 2, 81.
Beſſer, eine Laus im Kraut, als gar fein Fleiſch.
Illud, quorsum asinus caedit calcibus. Poen. 3, 3, 71.
Gr trügt ben Spieß inter fid, mie bie Bauern.
Imbrem in cribrum gerere. Pseud. 1, 1, 100.
Waſſer in eit Sieb ſchöpfen.
In fermento jacet. Merc. 5, 5, 3.
Gr ijt eim wenig Dei gebabet, —
Gr ift leijt in ben Harniſch gejagt.
In luto haeret. Pers. 4, 3, 66.
Er fat ber. Karren in ben Dreck geſchoben.
In malam crucem abi! Pseud. 1, 3, 101 u. 8.
Geb! sum. enfer!
In occipitio quoque habet oculos. Ául. 1, 1, 25.
Gr fat aud) hinten Augen.
In pertusum ingerere dicta dolium. Pseud. 1, 3, 185.
Waſſer in eim löcheriges Faß ſchöpfen. —
In's Blaue hinein ſchwatzen.
T1
Ín re mala animo si bono utere, adjuvat. Capt, 2, 1, 18.
Glucklich ijt,
Wer vergißt,
Was nicht mehr zu ändern iſt.
Indigna digna habenda sunt, herus quae facit. Capt. 2, 1, 6.
Bei großen Herren muß mam Fünfe grade ſein laſſen.
Insperata accidunt magis saepe, quam quae speres. Most. 1, 8, 40.
Unverhofft kommt ojt.
Inter bonos facile convenit, Cas. 2, 3, 21.
Es geben viefe gebulbige Schafe im einem Stall.
Inter sacrum s&xumque stare. Capt. 3, 4, 84.
Jwifden Thür' unb Angel fteben. —
Awifden Hammer unb Amboß liegen.
Irritare crabrones. Amph. 2, 2, 75.
9n dn Weſpenneſt ſtechen.
It quasi lucerna uncto expretus linteo, Bacch. 3, 3, 42.
Er zieht davon, wie eine Lampe ofne Docht.
L.
Lapides loqueris. Aul. 2, 1, 30.
Du gibít farte Brocken vor bir.
Lolio victitat, Mil. 2, 8, 50.
Wenn ev im bem Stall fiet, werden bie Kälber blinb.
Lucri quidquid est, id domum trahere oportet, Most. 3, 2,114.
Was größer ift als eine Laus,
Das muß man tragen in das Haus.
Lupo agnum eripere postulat. Poen. 3, 5, 31.
Gr füfrt mit ber Gtange int 9tebel. herum.
Lupos apud oves custedes relinquere. Pseud. 1, 2, 8.
Den Bock gunt Gürtuer machen. —
Die tage zum Schmerlaib jeter.
Lupus est homo homini. sin. 2, 4, 88,
Cim Menſch ijt be8 andern Plage.
T8
M.
Male patium mele disperit. Poen. 4, 2, 22.
Unrecht Gut gebeigt nidjt. —
Uebel gewonnen,
Uebel zerronnen.
Me mese latrant canes. Poen. 5, 4, 64.
Mich bellen fogar meine eigenen Hunde am.
Meo me ludo lamberas. Pseud. 2, 4, 58.
Du zahlſt mid) mit gleidjer Muünze.
Mihi istic nec seritur nec metitur. Epid. 2, 2, 80.
Was gebt mich Nürnberg an, idj habe fein. Haus brum.
Multa praeter spem multis bona eveniunt. Rud. 2, 3, 69.
Unverhofft fommt ojt.
Muris in modum vivit. Pers. 1, 2, 6. Capt. 1, 1, 9.
Gr igt germ am anderer Leute Tiſch.
Mus sapiens aetatem uni cubili nunquam commitüt,
Truc. 4, 4, 15.
Cine ſchlechte Maus, bie nur eim od) wei.
Musice agitis aetatem. Most. 3, 2, 41.
Ihr febet wie bie Pfeifer it ber Gartüde; —
Wie bie Vögel im Hanfſamen.
N.
Nec dependis, nec propendis, quin malus nequamque sis.
Asin, 2, 2, 39.
Wer einem Schalk in's Kloſter trügt, bringt einen Buben
heraus.
Necesse est facere sumptum, qui quàerit lucrum, Asin. 1, 3, 65.
98er nidjt fe&t, geminnt aud) nidjt. —
Wer kegeln mill, mug auffegen.
Nemo solus satis sapit. Mil, 3, 3, 12.
Vier Augen ſehen mehr, als aei.
Nepam imitari. Cas. 2, 8, 7.
Den Krebsgang gefen.
— UN Em
—————————— —————— — —
19
Nihili cocio est, si coecus. Asin. 1, 3, 51.
Augen auf, ober bem Beutel! —
Beſſer bemaftt, als befíagt.
Nodum in scirpo quaeris, Men. 2, 1, 22.
Du machſt umjonft bir Corg' wnb Muh'.
Nomen et omen. Pers. 4, 4, 73.
Gute tamen
Gerne anen (ähnlichen).
Non decet superbum esse hominem servum, Asin. 2, 4, 64.
An armer Leute Hochmuth mijdt fid ber Teufel das Ge-
ſäß ab.
Non tam aqua similis aquae. Men. 5, 9, 30.
Non lac lacti magis est simile. Amph. 2, 1, 54.
Es fiet fid) jo gleidj, mie eim (Ei bent anberm.
Nota mala res optuma est. Trin. 1, 2, 25.
Ein böſes Weib ift nimmer bös, fobafb man fle fennt.
Nudo detrahere vestimenta. Asin. 1l, 1, 79.
Wo Nichts ijt, Dat ber Kaiſer ba8 Recht verloren.
Nulli est homini perpetuum bonum. Curc. 1, 3, 33.
Das Gíüd wohnt bei bem Sten[den mur zur Miethe.
Nunc specimen specitur, nunc certamen cernitur, Cas. 3, 1, 2.
Jetzt gilt's! —
Jetzt wird's Ernſt!
Nunquam ex ista nassa ego escam petam. Mil. 2, 6, 98.
Aus bielem Feuer hole id) miv feme Nüſſe.
0.
Obtrudere palpum. Pseud. 4, 1, 35.
Den Fuchsſchwanz (treidjen.
Occisa sapit plus multo sus. Mil. 2, 6, 104.
(Zr ijt dummer, als ein. Stück Dreck.
Oculata die vendere. Pseud. 1, 3, 67.
Auf kurze Sicht verfaufen.
Odisse aeque atque angues. Merc. 4, 4, 21.
Einander [pinnenfeinb feür.
80
Oleo tranquilior. Poen. 5, 4, 66.
Fromm mie eit Lamm.
Oleum et operam perdidi. Poen. 1, 2, 119,
Es ift Hopfen und Malz veríoren.
Opera pro pecunia. Asin. 1, 3, 20.
Wie Lohn, [o Arbeit.
Operam ludere. Cas. 2, 7, 1.
Leeres Stroh dreſchen. —
Sand in'$ Meer fuͤhren.
Os sublinire. Epid. Árg. 6.
Das Hälmlein burdj'8 Maul [treidjen. —
Die Ohren melken.
Ossa atque pellis totus est. Aul. 3, 4, 17.
Cr ift nur Qaut unb 33ein.
P.
Par pari respondere. Mere. 3, 4, 44.
Gleiches mit Gleichem Dergelten.
Paupertas omnes artes perdocet. Stich. 1, 8, 24.
Die Armuth, wo (ie eingefefrt,
Den Menſchen alle feün[te lefrt.
Per nebulam scit atque audit. Pseud. 1, D, 8.
Er fiet'8 durch eine angefanfene Brille.
Piscari in aére. Asin. 1l, 1, 86.
Den Gant beim Schwanz aufzäumen.
Piscis nequam est, nisi recens. Asin. 1, 8, 26.
SDreitügiger Fiſch
Taugt auf feinem Tiſch.
Plaustrum perculi?). Epid. 4, 4, 22.
Ich Babe ben Karren in den Dreck gejdjoben.
Pluris est oculatus testis unus, quam auriti decem, Truc. 2, 6,8.
Ein Augenzeuge gift mebr, als zehn Ohrenzeugen. —
Zeuge vom Hörenſagen gilt im Rechte nicht.
Plus oportet scire servum, quam loqui. Mil. 2, 5, 67.
Diener Vieles wiſſen,
Wenig reden müſſen.
au — FO
^^
81 "
Plus potest, qui plus valet. Truc. 4, 8, 88. -
Der Giürfere ſchiebt den Schwächern in ben Gad.
Postquam comedit rem, post rationem putat, Trin. 2, 4, 165.
Er vedjnet, menn ber Beutel [eer ift, —
Er (part, menn er 9tidjt8 mebr fat.
Potissimus domi est. Men. 2, 8, 9.
Gr ift Hahn un Korbe.
Proba merx facile emtorem reperit, Poen. 1, 2, 129.
Gute 98aare verfauft fid) von ſelbſt.
. Procreare liberos lepidum est onus. Mil. 3, 1, 88.
Kinder zeugen ift feim Frohndienſt, ſonſt tfüten'8 bie Edel—
leute und Pfaffen nicht ſelbſt.
Purus putus. Pseud. 4, 2, 33 u. öð.
Gan, unb gar. —
Durch unb burd.
Q.
Quasi umbra persequi, Cas. 1, 1, 4.
(inem wie ber Schatten an ber Wand folgen.
Quem Dii diligunt, adolescens moritur. Bacch. 4, 7, 18.
Große Qerren fonumen am fidjrítet in ben. Himmel, menn
fle in ber Wiege fterben.
Qui monet, quasi adjuvat. Curc. 8, 89.
Guter Rath ift oft [o vie[ wert, mie baar Geb.
Qui nucleum esse vult, frangat nucem. Curc. 1, 1, 55.
Wer ben Kern eſſen milf, muf bie Nuß knacken.
Qui quaerit alta, is malum videtur quaerere. Pseud, Prol. 22.
Hohe Giteiger fallen leicht. —
Gute Schwimmer ertrinken am. efeften.
Qui utuntur vino vetere, sapientes puto. Cas. Prol. 5.
Alter Freunde und offen Weins ſoll man fij tröſten. —
Junger Wein iſt ſüß, hat aber viele Hefe.
Quidvis egestas imperat. Asin, 8, 8, 81,
Noth fennt trit Gebot. —.— — ^ —
Noth bridjt Gifen.
Plautus. Paraſit Kornwurm. 0
82
Quo die Orcus ab Ácheronte mortuos amiserit. Poen. 1,2, 131.
Am Nimmerleinstag, wenn bie Eulen boden.
Quoi homini Dii sunt propitii, lucrum ei objiciunt.
Curc. 4, 2, 45,
Gott gibt'8 ben Ceinigen im Schlafe.
R. 7
Rem actam agere. Pseud. 1, 3, 238.
Leeres Stoh bvejdjen. —
Canb in's Meer fübrven.
Rem acu tetigisti. Rud, 5, 6, 19.
Du haſt ben Nagel auf ben Kopf getroffen.
Reperire rimam, Curc. 4, 2,
Sich ein. Dintertfüvden offen beholten.
S.
Salinum obsignare cum sale. Pers. 2, 3, 15.
Die Laus um ben Balg ſchinden.
Sapiens ipse fingit fortunam sibi. Trin. 2, 2, 84.
Der Kluge ift feine8 eigenen Glückes Schmied.
Sapienti sat est. Pers. 4, 4, 19,
Ser fíug ijt, ber merft'8.
Sareinam imponere. Most. 2, 1, 83.
Einem eine Naſe bvefen.
Scit, quod Juno fabulata est cum Jove. Trin. 1, 2, 171.
Er hört ba8 Gras madjen. —
Gr wei, mo Bartle ben Soft bolt.
Si res lassa labat, itidem amici collabescunt. Stich. 4, 1, 16.
Qreunbe im ber Noth
Hundert auf eim otf.
Si tbi est machaera, et nobis veruina'est, Bacch. 4, 8, 406.
Hauſt bu meinen Juden, fo hau' id) deinen Juden.
Sibi quisque ruri metit. Most. 3, 2, 112.
Was Jeder füet, das erntet er aud. —
Jeder ficet in feinen Scheffel,
» CN CONA
83
Simul flare sorbereque haud facile. Most. 8, 2, 104,
Mit vollem Maul iſt nicht gut blaſen.
Sinapi victitare. Truc. 2, 2, 60.
Griesgrämig ſein. —
Trübſal blaſen.
Sine sacris haereditas 9). Capt. 4, 1, 8. Trin. 2, 4, 83.
(8 fommt ifm im Schlafe herein. —
Der Holzſchlegel füfbert ifm auf bent Cpeidjer.
Sine pennis vola. Asin. 1, 1, 80.
Waſch' mir ben Pelz und mad ihn nidjt nof.
Sine suffragio populi aedilitatem gerit. Stich. 2, 2, 28.
Er Bat vie zu ſchaffen unb ijt ibm wenig befohlen. —
(Sr regiert im anberer Leute Häuſern.
Stimulus sum tibi. Cas. 2, 6, 8.
Sd) bin bit eim Dorn int 9[uge.
Subolet mihi. Trin. 3, 1, 14.
Ich viedje ben Braten.
Summa summarum. Truc. 1, 1, 4.
Kurz unb gut.
Suo jumento sibi malam rem arcessit. Amph. 1, 1, 171.
Gr ift fefb(t am feinem Unglück ſchuldig. —
(Sr Bat fidj bie Suppe ſelbſt eingebrodt.
Susque deque habere. Amph. 3, 2, 5.
Etwas gfeidjgiftig hinnehmen. —
Keine Hand darum umdrehen.
T.
Tam facile, quam vulpes pyrum comest. Most. 3, 1, 22.
(8 ift ijur nur eine Morgenſuppe.
Tam maculosum, quam est nutricis pallium. Bacch. 8, 3, 30.
(Zr fat alle Schäden, wie eim. Judengaul. —
(Xin Gewiffen, mie eim Rohrſtuhl.
Tardior, quam corbitae in tranquilo mari, Poen. 3, 1, 4.
Schläferiger, als ein Murmelthier. —
Langſamer, als eine Schnecke.
6*
—
Temere haud tollas fabulam.. Mil, 2, 3, 22.
Laß das Geſchwätz ruhen.
Tribus bolis. Curc. 5, 2, 13.
Mit drei Worten.
Trium literarum homo ). Aul. 2, 4, 46.
(in Dieb.
Tu abi tuam viam. Rud. 4, 3, 88.
Geh' bu beiner Wege!
Tu ad legionem bellator, at ego in culina Áres. "Truc. 2, 7,53.
Ich but Meiſter fo gut, wie bi.
Tua quod nihil refert, ne cures. Stich. 2, 2, 48.
Was dich nicht brennt, ba8 blaſe nidjt.
Tunica pallio propior est. Trin. 5, 2, 30.
Das Qemb ift nüfer al8 ber Rock.
U.
Ubi &mici, ibidem opes. Truc. 4, 4, 32.
(in guter Freund ift beffer, als Geld int Beutel.
Uno in saltu apros capere duos. Cas. 2, 8, 40.
Zwei Süden mit einem Schlage treffen. —
Zwei Mäuſe im einem Butten fangen.
Ut fama est homini, exin solet pecuniam invenire. Most. l, 3, 70.
(im guter 9tame ift ba8 befte Gapitat.
Ut homines sunt, ità morem geras. Most. 3, 2, 86.
Was (iner mertf ijt, bavnad) [düge ibn.
V.
Vacuus venter ei crepitat. Suppos, in Ámph. vgl. Cas. 4, 3. 5.
Es lüu[t eine Spule bei ifm eer.
Valet pancratice. Bacch. 2, 3, 14.
Er ijt fo gejunb, mte ber Fiſch im Waſſer.
Venari rete jaculo in medio mari. Asin. 1, 1, 87.
Den Gaul beim Schwanze aufzäumen.
—Ó—ÓÁÓ çe — — ec —— —ñ— —ñ— —
85
Venatum ducere invitas canes, Stich. 1, 2, 82.
Den Hund jum Sagem trage.
Verba facere emortuo. Poen. 4, 2, 18.
Tauben SOfvem prebigen. —
An einen. Ctod. Binreben.
Verba sine penu et pecunia. Capt. 3, 1, 12.
Viel Lärmen um 9tidta, —
Viel Geſchrei und wenig Wolle.
Verberare lapidem. Curc. 1, 3, 41.
Dem Dreck eine Ohrfeige geben.
Vili tritico lolium victitat. Mil. 2, 3, 50.
(Gr gónnt fid) fefbft nidjt8 Gutes.
Vitiosa nuce non emam. Mil. 2, 3, 45.
Ich gebe feine taube Nuß darum.
Z.
Zonam non habet. Poen. 5, 2, 48.
Er Bat 9tidjt8, als wie er geht unb ſteht.
Zonarius sector. Trin. 4, 2, 20.
Gin Beutelſchneider.
Anmerkungen.
— ——
J.
Zum Kornwurm.
Paraſit. — Ser Name Parafit, wie urſprünglich bie Genoſſen der
gottesdienſtlichen Feſtmahlzeiten (o£ ztaod Gcíto») hießen, ging mit bem Verfallen
ber griechiſchen Staaten unb Sitten auf eine Klaſſe von SRenjden "über, mie f
bei bem gleichzeitigen Umſichgreiſen häuslicher Gelage in dem bamaligen Gcieden-
land mur allzuhänfig zu treffen waren. lim nämlich Tag für Tag toſtenfrei
ſchwelgen, oder wenigſtens ſich ſatt eſſen zu können, ſchmiegten ſich Leute, denen
es entmeber amt Geſchick ober an Luſt zur Arbeit fehlte, an Wohlhabendere an,
denen fie bafür zur Zielſcheibe ihres oft unfeinen Wigzes unb zum Gegenſtande
roher Späſſe dienen, und gleichwohl in Allem zu Gefallen ſein und reden mußten,
und dieß lediglich ihres Bauches und ihrer Gurgel wegen. Als ſolche im Leben
ganz alltägliche Erſcheinungen ſind denn auch die Paraſiten in der neueren
attiſchen Komödie faſt unentbehrliche und eben darum ſtets wiederkehrende Perſonen,
die uns in vielen Stücken unſeres Dichters entgegentreten.
3) Läuft fie ſchon im Geſchirr? — Cin ſchwäbiſcher Provinzialismus,
ber euphemiſtiſch daſſelbe ausbrückt, wie das jamne ea fert jugum des Driginals,
und [don barum, weil er das ín jugum liegende Bild unverwiſcht läßt, andern
Ueberſezungen, wie: „War fie ſchon Wem zu eigen?“ — „Hat ſie [don mitge⸗
madt?" vorzuziehen ſein bürfte.
3) Weil ber Kuppler krank im Heiligthum des Aesculap liegt.
— Es war häufiger Brauch im Alterthum, daß Perſonen, die in irgend einer
Angelegenheit göttlichen Beiſtand erflehten, fij in bie Tempel derjenigen Götter
legten, deren Hilfe ſie bedurften, und daſelbſt wachend oder im Traume die Er⸗
hörung ihrer Bitte erwarteten. So legten ſich die Kranken in den Tempel des
Aesculap, um von dem Gott die ihnen erſprießlichen Heilmittel zu erfahren.
4) Dreißig Minen — dann wieder eim Talent. — Die attiſche
Wwine (bie bei Plautus vorfommenben Geldſorten ſind ſtets griechiſche) betrug mad
unſerer Währung 35 Thaler ober 48 ff. 45 fr. rheiniſch; folglich 80 SRinen *
81
750 Sr. ober 1812 f. 30 fr. ry. — Sechzig Minen ginger auf ein Talent
zu 1500 bit. ober 2625 ff. t.
5) Gartien, — Eine bem Peloponnes gegenübet(iegenbe Landſchaft Kleinaſiens,
mit ber Stabt milet.
6) unb alle bte, — Nämlich den ganzen umſtehenden Sklaventroß.
7) $a ſollte fie Lagena heißen. — Lagena fie bei ben Römern cin
Gefäß mit Hals unb Henkel, gum Aufbewahren des Weines. Der ler. genannte,
auf ber Inſel Chios im. ägäiſchen Meere wachſende, namentlich von Horaz (Db. III,
19, 5. Epod. 9, 34. Sat. T, 10, 24. II, 8, 115. 8, 165.) vielgepriefene
GBier war ein füfer, lieblich ſchmeckender Wein unb biente, ſtärkeren Corten, na:
mentlid bem Falerner, Deigemi[djt, baju, ba8 Feuer beB [egtern gu mildern.
8) Sit bir allein. — 2. f. mit bem bloßen Gerud.
9 gin Sierte[8eimer. — Quadrantal. Ein Flüſſigkeitsmaß vom bem
Gebalte eine8. rómifden Cubikfußes, baec aud) der Name. Wenn mic e8 mit
Vierteldeimer überfegen, fo ift ber 9tame Eimer natürlid nur allgemein ju. fajfen;
beim dſterreichiſchen Gimer à 40 Maß trifft es indeß ziemlich genau au.
19) Wie ber Regenbogen Waſſer zieht. — G8 ift bod faft gat qu
ſpeziell, ich möchte ſagen etwas weit hergeholt, wenn einige Ausleger Bier in. bent
„Regenbogen“ eine Anſpielung auf bie gekrümmte Geſtalt der Alten finden molten.
Das Einſchluͤrfen des Weines in langen, gierigen Zügen auf ber einen, unb das
Anziehen ded Waſſers durch ble gebrochenen Sonnenſtrahlen auf ber andern Geite
enthält eit Tertium comparationis, welches das oon bem Dichter gebrauchte Bild
zur Genüge rechtfertigt unb jede weitere Erklärung ilberflüſſtz macht. — Daß bet
Regenbogen das Waſſer anziehe, mar übrigens im Alterthum allgemeiner Glaube;
vgl. z. B. Virgil Landbau 880:
„Es ſchlürfet ber mächtige Bogen Waſſer hinauf.“
Dem entgegengeſetzt betrachtet ber Vollsglaube unſerer Zeit bem Regenbogen als
das Zeichen des geendigten Regens.
M) Gin luft'ger Lydier. — Unter ben Völkern des Alterthums waren bie
Lydbdier wegen ihrer Tanz⸗ unb Trinkſucht berüchtigt.
13) Wie kläglich — umarmen können. — Mit dieſer unſerer Stelle
iff zu vergleichen 8ucreg IV, 1071— 1079:
Sicher genieBt ber Gefunbe ja weit mehr reines Bergnügen,
WIS wer fleet: es fdjmanft, menn jdon jum Beſitz fe gelangt ift,
Auf unfideren Pfaben nod immer bie Glut be8 SBerliebten,
Weiß nidjt, was fie zuerſt mit ber Wugen, ben. Qünben. erfajfe.
Was eim folder erſehnt, brüdt feft an bie Bruſt ev, verurſacht
Schmerzen bem Körper fogar, ſein Zahn beißt fter bie Lippen,
Küſſ' aud heftet er drauf, denn es ift nicht rein das Sergnügen:
Reizt bod) heimlich ber Stachel ihn noch, ſelbſt das qu verlegen,
Was es auch ſei, das die Wuth von ſolchen Begierden emportreibt.
15 Freilafſung. — Sm Driginal: vindictam. Gà gab bel ben Römern
breiettel Arten, bie €flaoen in Freiheit zu fege: per censum, per testamentum
unb per vindictam. ge$tereB, wovon bier bie 9tebé ift, geſchah, inbem ber Prätor
fuf ben Wunſch des bisherigen SefigerB ben Sklaven mit einer Ruthe ober einem
se
€tabe (vindicta, festuca, rude, Qoraj Gpif. I, 1, 2) Berübrte unb babe bà
Worte ſprach: aio te liberum more Quiritium, Hierauf brebte ber frügere Herr cte
ber Sictot ben Freigeſprochenen herunt und jener verſetzte ihm einen Gálag ix
Gefidt, gleichſam bie Iegte anblung ber num ju Ende gegangenen Willkür. |
1^ Gäb's auf bem Gapitol fein leeres QSIátgdem mer. — 7c.
Ventpel des Jupiter befand fid auf bem Gapito[. Auch bier oieber, rie fo o5
ſpringt unfer Dichter vot bem griedijden Cdauplage nad) Rom herüber. |
15) 3n Nänteln, mit verhülltem Qaupt. — Sie Grieden legten cin.-
beſondern Werth barauf, bem Mantel in zierlichem Faltenwurfe zu tragen; fie patto
jut Bezeichnung dieſes Theiles ihrer Tracht fogat baó eigene 9Bort £vG ynuoctr,
Die 9tómer trugen einem joldjen Faltenmantel nicht. Sodann feben mir au ter
vom Dichter mieberbolt gemachten Sufage: ,mit verhülltem Haupt“, mit ar—
ſtößig aud biefe Citte ben S9tümern mar, bie gembfnlid ba& Haupt nicht bedecten
16 3n Schenken zechend. — In thermopolio. Nach Becker Gallus 1
234 marem bie Zipermopolien zwar zunächſt, aber nidt ausfdlieBlidy, Verkaufsplat:
für warme Getrünfe, fonbern aud ba8, was man bel unà etma unter Gartü,
ober, höher hinauf, unter Café restaurant ver[tebt.
V) $e8 guten Winds [mit bem id fam). Sie Worte des Originals
facite, ventum ut gaudeam, entfalten einen Doppelſinn, je nadjbem mam ventur
vor ventus ober von venio ableitet, auf beffen [ogleid) iut Texte ſelbſt folgente
Gntiidelung id ben Leſer burd) ben Beiſatz ,mit bent idj fam", vorbereitet habe.
So wird benn Alles fogleid) flar, ma8 Phäbromus mit feinem (abfidtlid) ober un⸗
abfidtlid) mifpoerftanbenen ,9Binb^, unb ber Paraſit mit feiner Erwiderung
„meiner Ankunft nid) qu freun^ fagen mil.
18 Gr ruft Planeſion am. — Man pflegte beim SBürfeljpiel imm:
eine Gottbeit angurufen, um burd beren Dazwiſchenkunft einem. glüdTiden Wurj zr
erzielen: Krieger riefert ben 9Rar8 an; Verliebte bie Venus ober irem geliebt.
Gegenftanb felbft; Schmarozer ben Hercules. Ueber Seóiere8 vgl. Anm. 90.
19) Gr mirft vier Geier. — Im Würfelſpiele ber WIten sar ber Geicr.
gemóbn[ider nod Hund (canis) genannt, went nümlid bie Oberſeite jedes der
fedj8 Würfel Gin8 zeigte, ber ſchlechteſte Wurf. Glüdlid bageget war ber Sechſer
(senio) ober Rónig8pa[d: Gedfe auf ber Dberfeite jedes SBülrfelB; ber vor
nehmſte aber mar ber Venuswurf, menn oon ben obere Geiten ber Würjel
jebe eine andere Zahl seigte, 10a8 mir Sequens nennen.
?0) Meinen Zafelgott, bet Hercules. — nter ber mannigfachen
Erklärungen biefer Gtelle ift wohl bie nüdjftliegenbe unb annefbmbarfte bie v2:
J. Lipſius, elder Bier eine Anſpielung auf bem uralten rómifden Gebrauc
erfennt, bei WWeften unb Dpjert bem Hercules ber zehnten Theil aller. Speifen a:
[einen Altar (bíe fogenannte ara maxuma) zu Legen, melde ſodann ärmeren geuten, und
felbjtuerftünb[id) aud) bem Paraſiten, zu Gute famen. So fonnte denn ftornmurr:
bet Hereules recht pajffenb feinem Zafelgott nennen unb deſſen Dazwiſchenkunft für
eit. glückliches Spiel erffeben.
7l Der mit bebedtem Qaupt bem We8culap begrüßt. — Wenn
man ber Giottheit feine fBerejrung bezeigen wollte, fo geſchah bie& bei bem Ain
ag
inuner mi bebedtem Qaupte, mie n eute D
beren renati — — och b ci ben Juden, bem Tuͤrlen unb an⸗
, 5) Bom Gejdledte ber Coeliten. — Wahrſcheinli
ariedifden Driginal „der Gyclopen^, unb Plautus fubtus am. vem qrlediiien
xvxAonp bem befannten rümifden Beinamen Cocles (Horatius Cocles), ber eben⸗
falls einüugig bebeuten fol, — Was einige Ausleger (aud Gdeller in ſeinem
großen Wörterbuche) pier von einem Volke ber Arimaſper, melde einäugig (coclitos)
gewefen fein. follen, vorbringen, verbient feine weitere Beachtung.
*) Gan maſſiv aus Philippsb'or. — Sec Philippad'or ober Golb⸗
ſtater, nummus Philippeus, eine zuerſt von Philipp II. von Macedonien, dem Vater
Alexanders d. Gr. geprägte und daher nach ihm benannte Goldmünze, hatte einen
Werth on circa B Xr. ober 8 fl. 45 fr. Vereinswährung.
25 Die Blotte ber Cinbrüftigen. — 9tüm[id) ber Amazonen, bie ber
—* bs it f hatien. Sie ſollen ben neugeborenen Mäbchen bie rechte
usgebrannt haben, um ſie dadur
bes Bogen befto qeididter qu —8 d jur Handhabung ber Waffen, namentlich
5 Sen ſchich id auf's Comitium. — Go hieß in i
Platz am iorum, wo bie Volksverſammlungen oBgéjalten wutben.. af "emfelben
befanb fij das puteal Libonis (bie Brunneneinfaſſung b i
weldem bie Wucherer — jene megen 9ieincibo cotpigsne Berüdjtigté Stenjdenttafje
— zuſammenzukommen pflegten.
76) Geh' in Cloacina's Heiligthum. — Cloacina mar eine. römiſche
Gottheit, unter deren Schutze die öffentlichen Cloaken ſtanden und die auf dem
Comitium einen beſondern Tempel hatte.
?7) Am Börſenplatz. — Sub basilica, Vaſiliken (Königshallen) hießen
im alten Rom gewiſſe Prachtgebäude, die um das Forum erbaut waren und theils
zum Gerichthalten, theils den Kaufleuten und Wechslern zu ihren Geſchäften, na⸗
mentlich aber auch, weil fie mit ſchattigen Säulengängen geziert waren, zu Spazier⸗
gängen bei großer Hitze dienten. Der erſte guxusbau dieſer Art wurde pom
M. P. Gato im J. R. 569 erbaut unb nad) ibm basilica Porcia genannt.
28) Ginter'm Zeid. — Vielleicht ift bier ber lacus Curtius genteint, ber
am Forum geweſen ſein ſoll.
39) Sei ben alten Buden. — Sub veteribus (sc. tabernis). Nach
Livius 44, 16 be[fanb fid bier ba8 Gtanbbilb bes Vertumnus, mo Bülcher unb
Gartenfrüdjte aller Art verfaujt, aber aud) Gelbge[d)üfte abgemacht wurden.
50) Bei Gaftor'8 Qeiligtbum. — Auf ber Ceite be8 Forum, wo ber
Tempel be8 Gaftor ftanb, Batten bie öffentlichen Geldmäkler ire Buden.
95 dm Tusecerviertel. — Go fagt aud Horaz Gat. II, 8, 228 fg:
— — — — — — — alles Gefinbel der tuseiſchen Gaffe,
Wurſtler unb. Gauf(er zumal unb ber fünmtlide Seife unb Gemilamartt ac.
92 Sm Velabrum. — Go hieß ber Platz zwiſchen bem Forum unb ber
Tiber, über melden aud) bie tu&cijdje Gaffe führte unb wo Sebenemittel aller Art
feilgeboten murber.
53) Wie mit bem heißen Waſſer — mit ben Gefegen um. — Ich
folge bier ber Grllárung Lambins, bie mir als ble einfadfte und natürlichſte
4JJEEEALL 00 LÁ ERE ——
90
unter allen erſcheint: „Wie Niemand das heiße Waſſer, fo lange e8 heiß iſt, zu
berühren den Muth hat, ſobald es aber kalt geworden, Jeder es unbedenklich be⸗
rübfrt, fo ift es bel euch auch mit ben Gefegen: bie wenigen Tage, wo fie nod)
neu fnb, werben fie gefürchtet unb befolgt; finb fie aber einmal veraltet, adtet
ihrer 9tiemanb mebr."
393 dem — b. 9. bem Siegel, ba bie Siegel Befanntlid) zur Bekräſtigung
aller óffent(iden unb Privaturkunden gebraudjt werben.
35) Mit ben S8ürfeln, mit ben Zwiebeln. — Ich bleibe Det ber ger
wöhnlichen Lesart: cum boletis, cum bulbis. Der Difizier nennt bie Würfel, bie
ijm fo fdedt befommen, verächtlich Siebel". — Warum nicht eben fo gut, mie
wir heut zu Tage eie plumpe Zafdjenubr einen. „Zwiebel“ nennen?
$6 Vierfach will id ba8 Gelb — wieder bolen. — Wenn Syemanb
eines offenbaren Diebſtahls (furtum manifestum) überwieſen wurde, [fo mußte er,
"aufer ber geſtohlenen Sache ſelbſt, ben Werth derſelben nod) vierfach erſetzen. Danz.
$7) Meinen Schutzgeiſt. — Es iſt dieß bie ſchützende Gottheit, bie nad
Glauben ber Alten jeder Menſch bei ſeiner Geburt empfing (genius natalis,
Ó t&gott), unb von ber er bió jum Qrabe Degleitet wurde. Man bilbete ifm
. tinem reizenden Jungling a5, beffen Haupt mit Blumen bekränzt mar. Sim
fuhuvtafef erridtete man bem Genius einen Altar von grünenbem Raſen, ben
wan mit Blumen fómütte. gt. wtoutc IJ, 2, 1. Perſius II, 8. Horaz
bb. II*', 17, 14, befonberà aber Gpift. II, 2, 187—189:
d — et Genius, ber als Begleiter regiert ben Geburtóftern,
unſrer Natur Schutzgott, der zugleich abſtirbet mit jedem
ss Einzelnen Qaupt, in ber Miene verünberlid, freunblid) unb duſter.
) 8m Bacdusfeft. — Dionysia. G8 gab zweierlei Bacchusfeſte; bie
größeren, vorzugsweiſe Dionyſien (von Albyvcocç, bem griech. Namen des Bacchus)
genannt, finb bier gemeint ; ibre Feier fanb zu Anfang des Fruͤhlings, im April, ftatt.
59) Zu meinem 3ed8ler, gum Gerichtsherrn. — Wo er feiner
Schulden obne Bezahlung [o8 wird, inbem er fte abſchwört.
II.
3u ben Sprichwörtern.
1) G3 liegt im ber 9tatur ber Gadje, daß bei folden Spridjmürtern , bie int
plautiniſchen Certe im irgenb einer Satzverbindung erſcheinen, Bier aber als ſelbſt⸗
ſtändige Sentenzen aufgeführt fnb, kleine Veränderungen in der Wortſtellung, bert
Rede⸗ und Zeitformen ac, unpermeib[id) waren. Wo biep jebod) geſchehen, ift bem
AM mad) nidt das SRinbefte geünbert worden, unb bin id Bierin ungleld) vore
ſist iger n wert die älteren Sprichwörterſammler, wie Erasmus,
fo rum, — Son bem Eisvogel ober Meer⸗
rzählten ble WIten, er [ege ſeine Eier fieben
n———— ÁN
SP 94
$ be
: mod) .
adtet v firgefen Zage unb brüte bis zum fiebenten gage mad) blefem, alfo
vierzehn age. Dieſe vierzehn Sage ſeien durchaus ſturmlos, weßhalb
igung $5 bie „ alecedoniſchen Tage“ nannte unb dieſen Ausdruck bildlich auf bie
„ruhige Seit" übertrug, mo wenig ober feine Geſchäfte gemacht wurden.
t gt | überfegt Eiſelein in feinem befannten Werke „die Sprichwörter unb
, bit be8 deutſchen Volkes, Donaueſch. 1888^ bieje8 Gpridgmort; mir midt
vt (id), ba gerabe bie Qauptfade, nümlid) bie Bezeichnung zweier gang pets
Dinge ober Segriffe, darin nidt ausgebrüdt iit.
vanb ustrum perculi. — Ich zog dieſe Leſsart ber amnbern: plaustrum
et, V wir aus Epid. 4, 4, 22 ebenfallà aufgenommen haben, [don deßhalb
uj. dadurch eine meitere Sentenz gemonnen | (jt.
aj 3ellerophontem facere. — Bellerophon, Sohn be8 fünig8 Glaucus
nib, 5atte fid am ben Hof be8 argivi[fden Königs Prötus begeben, mo fid
His,
ib mahlin Sthenobda in in verliebte. B. lehnte ire Anträge ab unb bradjte
Xw« — cd) fo wider fid) auf, daß fie ibrt bei igrem Gemahl anf[agte, als hätte er
wr iltſam zur Untreue verleiten mollen, — Prötus wollte an feinem Gaftfreunb
aj tíóniid) 9tade nehmen unb [didte ihn deßhalb au feinem Schwiegervater,
riſchen Könige Jobates, mit einem Briefe, morim er biefen erſuchte, ben
ringer bem obe gu weihen. Jobates trug ihm auf, ba8 Ungeheuer Chimära
oten, allein $8. vollführte ba8 Wageſtück glücklich, worüber Jobates fo entzückt
, va er ibm eine feiner Töchter zur Ehe gab.
4) Daedalea remigia. — mittis: bübali[dje 9tuber, b, h. Flügel, nad
befannten Mythe.
7) Plaustrum perculi. — Bgl. 9mm. 4.
8) Sine sacris haereditas. — Erbſchaft ohne Dpfer; Gewinn obne
(age. Es mar nümlidj bei ben alten Römern Vorſchrift, baf, mer eine Grbs
jaft oon eimer anbern Familie antrat, bem Manen ber Abgeſchiedenen theils im
auſe, tBeilà an ipren Grübern Todtenopfer au bringen batte, bie nadj Umſtänden
XX febr foftfptelig maren.
9) Trium literarum homo. — Das lateiniſche Wort fur.
— P PER — — —